Repertorium der griechischen und lateinischen Inschriften aus Mysien: Teil 1 und Teil 2 9783700187202

Das Repertorium der Inschriften von Mysien ist eine leicht nutzbare Quellensammlung. Die 2170 Inschriften (6. Jh. v. - 6

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Repertorium der griechischen und lateinischen Inschriften aus Mysien: Teil 1 und Teil 2
 9783700187202

Table of contents :
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Titelei
INHALT
Vorwort des Herausgebers
Einleitung
Übersicht der Orte
R e p e r t o r i u m d e r I n s c h r i f t e n
(1.) ADRAMYTTENE
(2.) KAIKOS
(3.) GRANIKOS und PARIANE
(4.) AISEPOS
(5.) Kadıköy Dere / Koca Çay
(6.) KYZIKOS und UMGEBUNG (6.1.) Prokonnesos, Inseln der südlichen Propontis
(6.2.) Halbinsel von Kyzikos [KuzikhnØ XersÒnnhsow] (Kapu Dag) (6.2.) Ruinenstätte Kyzikos (Belkıs) und nächste Umgebung
(6.3.) Weitere Fundorte auf der Halbinsel von Kyzikos (Kapu Dag)
(6.4.) Festlandküste zwischen Aisepos und Rhyndakos
(6.5.) Lacus Dascylites mit naher Umgebung
(7.) LACUS APOLLONIATES (7.1.) Beckenlandschaft zwischen Lacus Apolloniates und Lacus Dascylites(Miletupolitis)
(7.2.) Bergland südlich vom lacus Apolloniates, mit Rhyndakosund Aliova Çay um Çaltilibük und Deveçikona i
(7.3.) Nördlicher lacus Apolloniates bis Nilüfer Çay (Apollonia am Rhyndakos)
(8.) MAKESTOS (u. a. Hadrianuthera)
(9.) ABRETTENE und OLYMPENE (9.1.) Abrettene: Hadrianeia
(9.2.) Olympene: Hadrianoi
(10) Unbestimmte Fundorte
(11.) Byzantinische Bleisiegel
(12.) Bibliographie der abgekürzt zitierten Literatur
ABBILDUNGSNACHWEISE
Karte der Fundorte (1:500000)

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ISBN: 978-3-7001-8720-2

Made in Europe

REPERTORIUM DER GRIECHISCHEN UND LATEINISCHEN INSCHRIFTEN AUS MYSIEN Josef Stauber

Dr. Josef Stauber hat am Leopold-Wenger-Institut (Univ. München) und in Köln am Institut für Klass. Philologie gearbeitet.

TEIL 1

Dph 538

Das Repertorium der Inschriften von Mysien ist eine leicht nutzbare Quellensammlung. Die 2170 Inschriften (6. Jh. v. - 6. Jh. n. Chr.) aus dem nordwestlichen Kleinasien beschreiben Alltag und Feste, private Götterverehrung und staatlichen Kult, die kommunale Organisation und zwischenstaatliche Politik. Die Texte sind aus zum Teil schwer zugänglichen Publikationen zusammengestellt; nicht wenige der Steine sind heute verloren. Die Sammlung umfasst zwei Bände und enthält die griechischen und lateinischen Inschriften mit Übersetzung, Kommentar und Literaturangaben sowie 1550 Abbildungen. Die Texte sind geographisch geordnet und alle Fundorte auf Karten verzeichnet. Die Indices werden in einem dritten Band erscheinen. Das Buch richtet sich an ein breites Fachpublikum, z. B. Althistoriker, Archäologen, Philologen und Religionswissenschaftler.

Josef Stauber

REPERTORIUM DER GRIECHISCHEN UND LATEINISCHEN INSCHRIFTEN AUS MYSIEN TEIL 1

Josef Stauber REPERTORIUM DER GRIECHISCHEN UND LATEINISCHEN INSCHRIFTEN AUS MYSIEN TEIL 1

ÖSTERREICHISCHE AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE KLASSE DENKSCHRIFTEN, 538. BAND

ERGÄNZUNGSBÄNDE ZU DEN TITULI ASIAE MINORIS Band 30

JOSEF STAUBER

REPERTORIUM DER GRIECHISCHEN UND LATEINISCHEN INSCHRIFTEN AUS MYSIEN TEIL 1

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INHALT Teil 1 Vorwort des Herausgebers

6

Einleitung

7

Übersicht der Orte

9

Repertorium der Inschriften

21

1. ADRAMYTTENE (u.a. Adramytteion, Nasos / Poroselene, Atarneus)

23

2. KAIKOS (u.a. Elaia, Pitane, Savastepe) ohne Pergamon Burgberg / Asklepieion

82

3. GRANIKOS und PARIANE (Parion, Priapos, Hinterland)

172

4. AISEPOS (u.a. Zeleia, Gönen)

238

5. Kadıköy Dere (u.a. Pericharaxis)

286

6. KYZIKOS und UMGEBUNG 6.1. Prokonnesos und weitere Inseln der südlichen Propontis

310

6.2. Halbinsel von Kyzikos (Kapu Dag): Ruinen von Kyzikos und nächste Umgebung

355

Teil 2

529

6.2. Fortsetzung (beginnt mit Grabepigrammen)

534

6.3. Weitere Fundorte auf der Halbinsel von Kyzikos (Kapu Dag)

596

6.4. Festlandküste zwischen Aisepos und Rhyndakos

626

6.5. Lacus Dascylites mit naher Umgebung (Daskyleion, Poimanenon)

680

7. LACUS APOLLONIATES 7.1. Beckenlandschaft zwischen Lacus Apolloniates und Lacus Dascylites (u.a. Miletupolis)

740

7.2. Bergland südlich vom Lacus Apolloniates, mit Rhyndakos und Aliova Çay um Çaltilibük und Deveçikonagı

818

7.3. Nördlicher Lacus Apolloniates bis Nilüfer Çay (Apollonia am Rhyndakos)

835

8. MAKESTOS (u.a. Hadrianotherai)

868

9. ABRETTENE und OLYMPENE 9.1. Abrettene (u.a. Hadrianeia)

920

9.2. Olympene (u.a. Hadrianoi)

946

10. Unbestimmte Fundorte

1009

11. Byzantinische Bleisiegel

1011

12. Bibliographie der abgekürzt zitierten Literatur

1023

13. Abbildungsnachweise

1043

Karte der Fundorte (1 : 500.000)

Kartentasche im Buchdeckel

Teil 3 (in Vorbereitung) Nachträge - Geschichte und Topographie der Stadt Kyzikos - Konkordanzen und Indices

6

Vorwort des Herausgebers Die Landschaft Mysien im nordwestlichen Kleinasien verfügt über eine ihrer interessanten und ereignisreichen Siedlungsgeschichte entsprechende epigraphische Überlieferung. Beherbergt sie doch neben einigen alten griechischen Kolonien, deren größte und wichtigste die Stadt Kyzikos ist, auch Gebiete, die noch sehr lange von ländlichen Siedlungen geprägt waren; erst Hadrian hat dort, tief im Binnenland, Städte gegründet, was man an ihren sprechenden Namen Hadrianeia, Hadrianoi und Hadrianopolis ablesen kann. Das vorliegende Repertorium vereinigt alle griechischen und lateinischen Inschriften Mysiens (außer denjenigen aus Pergamon), die bisher in zahlreichen, teilweise nur schwer zugänglichen Publikationen vorgelegt wurden. Die beiden Bände mit ihren über 2.000 Texten bieten also einen bequemen Überblick über die Epigraphik Mysiens, der durch einen in Kürze erscheinenden dritten Band mit Indices, Konkordanzen, Plänen und den literarischen Quellen zu Kyzikos vervollständigt werden wird. Der Druck des Repertoriums wurde mit namhaften Beträgen aus dem Holzhausen-Legat und der DDr. Franz-Josef Mayer-Gunthof Wissenschafts-und Forschungsstiftung finanziell untersützt.

Thomas Corsten

7

Einleitung Das Repertorium der griechischen und lateinischen Inschriften aus Mysien stellt möglichst alle publizierten Inschriften1 zusammen, auch einige neue vor Ort gesehene; aufgenommen sind Textzeugnisse bis etwa Mitte des 6. Jhs. n. Chr.2 (auch wenige spätere) und zusätzlich die byzantinischen Bleisiegelaufschriften (Kap. 11). Unsere Grenzen des Gebietes Mysien folgen der antiken Überlieferung, die freilich in den Grenzgebieten ungenau oder differierend ist; wir haben deshalb nicht aufgenommen: Synaos, Ankyra Sidera, Tiberioupolis, Kadoi (Phrygien), Lampsakos (Troas), Nakrason/Stratonikeia (Lydien). Die Pergamene ist aufgenommen, aber nicht Pergamon-Stadt / Asklepieion (dafür gibt es eigene Corpora), das Vorgebiet (Ketiostal, Wasserleitungen) ist in Auswahl notiert. Arbeitsziel: Die vorliegende Inschriftensammlung ist als Repertorium angelegt, nicht als Corpus: Ein Repertorium vermittelt epigraphische Dokumente zur Nutzung für Wissenschaftler und Studierende vieler Fächer (z.B. Alte Geschichte, Archäologie, Klassische Philologie, Rechtsgeschichte, Kulturgeschichte, Theologie u.a.), ist in einer modernen Sprache verfasst, gibt zu allen Texten auch Übersetzungen und hilft dem Benutzer mit knappen Kommentaren.3 Ein Corpus, traditionell in Latein verfasst (IG, CIL), verzichtet zumeist auf Kommentierung und hat zum Ziel, eine bestmögliche Textherstellung zu bieten, wenn möglich mit Textrevision am Stein oder Abklatsch. Das vorliegende Repertorium gibt Lemmata zum Fundort, zu den Editionen und weiterer Literatur, zum Inschriftträger und zur Datierung, sodann den Inschrifttext 4 mit kleinem Apparat, eigene Übersetzungen (nicht zu bloßen Namenlisten) und kurze Kommentare. Die Angaben zu den Fundorten, die besonders in älteren Publikationen oft unklar sind, wurden recherchiert und wenn irgendmöglich den heutigen Ortsnamen zugewiesen. So konnten fast alle 435 Fundorte in den Regionskarten (1:5.000) verzeichnet werden, außerdem in der Gesamtkarte Mysien (1:8.000), die in einer Kartentasche beigelegt ist. Gliederung: Die Inschriften sind geographisch geordnet: Wir haben Mysien in 9 Regionen eingeteilt5 und innerhalb der Regionen die Inschriften zum Fundort gestellt oder zum antiken Herkunftsort (vorrangig), wenn dieser gesichert ist. Innerhalb eines Ortes folgen die Inschriften einer Sachgruppen-Einteilung.6 Alle Orte (Fundorte, antike Orte) tragen in der Orts-Überschrift eine 4-stellige Ortsnummer, die in den Landkarten eingetragen ist und bei Ortsverweisungen benutzt wird (→Ort 0000). Eine Gesamtkarte aller Fundorte ist zur einfacheren Nutzung beiden Bänden beigelegt. 1

Publikationen ab 2016 sind nicht alle vollständig erfasst; Fehlendes wird in Teil 3 (Indices) nachgetragen. Am 6. Sept. 543 legte ein Erdbeben, das in der ganzen Welt registriert wird, halb Kyzikos in Ruinen, gefolgt von Seuchen. Danach hat Kyzikos seine wirtschaftliche Bedeutung nie mehr wieder erlangt. Parallel dazu sind die anderen Städte Mysiens und besonders die Landgebiete verarmt. 3 Die Aufgabe und Notwendigkeit von Repertorien hat R. Merkelbach wegweisend dargelegt (IK 12,2, V-VIII). 4 Wenn mehrere Publikationen existieren, ist die verlässlichste zugrundegelegt, aber wichtige Abweichungen sind eingearbeitet (im Text oder, jedenfalls, im Apparat). 5 Eine historische Gliederung wäre willkürlich, denn die antiken Stadtgebietsgrenzen veränderten sich oft und wir kennen sie auch nicht genau. Unsere Aufteilung in 9 Regionen, z.T. mit Untergliederung, ist pragmatisch: wir haben deren Grenzen entlang von Wasserscheiden und Gebirgskämmen oder Flüssen angesetzt. 6 Unsere Reihenfolge (verkürzt): Dekret, Liste, Vertrag, Meilenstein, private Ehrung, Weihung, Grabschrift, Grabgedicht, Orakel, Signatur, Gewicht, Spruch, Christliches, Fragment (unbestimmbar). 2

8 Textdarstellung (Siglen) Die Siglen folgen dem Leidener Klammersystem, mit einer Abweichung, s. unten D d : [ ] Der ursprüngliche Text ist unlesbar; ein stattdessen ergänzter Text kommt in die eckige Klammer. [ - - - ] Spiegelstriche (mit oder ohne eckige Klammern) stehen für eine unbestimmbare Zahl von Buchstaben, deuten aber grob die ungefähre Länge des nicht mehr lesbaren Textes an. . . . Punkte auf der Zeile stehen für unlesbare Buchstaben, deren Anzahl erkennbar ist. D d Punkt unter dem Buchstaben, der nicht eindeutig lesbar ist. ( ) Runde Klammern lösen eine Abkürzung auf, z.B. trib(unicia potestate). < > Spitze Klammern stehen für zwei Möglichkeiten: (a) Der Bearbeiter ergänzt einen oder mehrere vom Steinmetz ausgelassene Buchstaben. (b) Der Bearbeiter korrigiert einen oder mehrere fehlerhafte Buchstaben (z.B. Verschreibung durch den Steinmetz). { } Geschweifte Klammern: Tilgung durch den Bearbeiter (z.B. etwas steht doppelt am Stein). D d Stern unter dem Buchstaben zeigt, dass der Bearbeiter korrigiert hat - der Stern ersetzt also die "spitze Klammer (b)". Der Stern wird nicht verwendet (sondern spitze Klammer), wenn eine Publikation zitiert wird, die < > benutzt, oder wenn die Textüberlieferung nicht zeigt, ob Ergänzung oder Korrektur vorliegt. _ ´ Doppelte eckige Klammern = rasura, d.h. schon in der Antike absichtlich entfernter Text (z.B. Name eines Kaisers, für den 'damnatio memoriae' galt). | Senkrechter Strich markiert (in einem Fließtext) den Zeilenumbruch einer Inschrift. v vac. vacat Bezeichnet eine Textlücke am Stein, die auch ursprünglich keine Schrift getragen hat. Ohne Regelung: Text, der am Stein nicht mehr vorhanden ist, aber aus einer textgleichen anderen Inschrift oder einer literarischen Überlieferung ergänzbar ist - wir markieren dies mit einfacher Unterstreichung 7 (wird zur Stelle erklärt).

Dank Ein Repertorium arbeitet überwiegend mit bereits Publiziertem, sein Zweck legitimiert die Wiederholung. So konnte ich vor allem die Arbeiten von Elmar Schwertheim nutzen, und wir tauschten Materialien und Manuskripte8. Er ist der beste Kenner Mysiens, ich danke für sein Entgegenkommen und seine Hilfen. In den 1980er Jahren initiierte Gerhard Thür am Leopold-Wenger-Institut (LMU München) eine Sammlung der Inschriften aus Mysien und Troas für ein digitales Projekt9. Damals hat Matthias Barth Vorarbeiten geleistet, die mir jetzt erneut wichtig waren. Mit meinem Freund Frank-Michael Kaufmann durfte ich Jahr für Jahr (1992-2016) die Türkei bereisen - das waren oft aufregend schöne Fahrten. Ohne Franks Spürsinn wäre mir manche antike Ortslage verborgen geblieben. Meinem Lehrer Reinhold Merkelbach (†) danke ich für Jahre der Verbundenheit und seine unbeirrbare §pim°leia für die Philologie und für den Schüler. Gerhard Dobesch (†) hat als Obmann der Kleinasiatischen Kommission dieses Repertorium für ETAM Mysien auf den Weg gebracht und Thomas Corsten hat die Betreuung fortgeführt. Helmut Halfmann und Jürgen Hammerstaedt möchte ich für viele Hinweise danken. 7

Anders als in Editionen der literarischen Überlieferung, die dazu meist untere kleine Haken benutzen, kommt dies bei Inschriften selten vor (hier nur wenige Male). 8 Elmar Schwertheim publiziert demnächst Inschriften von Kyzikos und Umgebung, Teil III, darin (A) Dekrete und (B) Listen, deren Nummern wir zitieren. Wir hatten zunächst beide nicht um die sich teilweise überschneidenden Arbeiten gewusst. Danach war es nicht mehr möglich, die beiden ganz unterschiedlich organisierten Arbeiten zusammenzuführen. 9 The Packard Humanities Institute, Greek Documentary Texts, CD ROM 7 (Compilation 1991-96) und dann im Internet unter 'https://inscriptions.packhum.org', stets ohne Übersetzung/Kommentar. Der Verf. zitiert hier nicht die Nrr. der Datenbank, deren alleiniger Bearbeiter er war, da er die Texte jetzt in verbesserter Form vorlegt.

9 Die Regionen Mysiens - mit den ersten 2 Ziffern unserer 4-stelligen Ortsnummern

10

Übersicht der Orte Inschriftnummern (links) und Ortsziffern (fett) Teil 2 ab Seite 529

1. ADRAMYTTENE ab Nr.

FUNDORTE:

Ortsnr. (Karte)

Seite

"Thebes pedion" (innere Bucht von Adramytteion) 701 702 a 702 b 703 Verweis

704 710 711 713 716 721 722 724 725 726

Kaplıcalar bei Güre / antik: Astyra (?) Magara Tepe Güre Anhöhe bei Zeytinli Zeytinli Edremit / antik: Thebe?; (das spätere) Adramytteion Dereli Havran / antik: Aureliane Küçük Çal-Tepe / antik: Andeira? Ören / antik: (das frühere) Adramytteion Koca Çiftlik ? Burhaniye GgioÊrkioÛ katå tÚ YÆbhw pedίon = Sarköy? Taylıeli Unklare Fundorte in der Gegend Edremit - Ören

1205 1207 1208 1210 1211 1215 1220 1225 1230 1260 1263 1265 1266 1270 12xx

26 27 27 28 28 31 31 32 34 46 46 47 48 48

1511 1513 1530

49 51 51

1540-1579 1540 1550-1559 1550 1552 1554 155x 1560-1564 1561

52 52 56 57 63 63 70 70 70

1595 1625 1630 1636 1640 1656

71 72 72 72 73 77

1830 1831 1833

79 81 81

28

Südlicher Küstenabschnitt mit Hekatonnesoi (äußere Bucht von Adramytteion) 728 Verweis Verweis

bei Gömeç / antik: Passanda? Kisthene? Hacı Osman Ayvalık / antik: Kisthene

Inseln

Inselgruppe Yund Adalar / antik: Hekatonnesoi 730 Insel Yumurtaada Adası 733 Insel Alibey Ada / antik: Poroselene / Nasos 734 Dulapi / antik: (Ort) Poroselene / Nasos Verweis Hagiasma Evangelistrias/ antik: Asklapiakon? 735 Alibey (Ort) Verweis unbekannte Fundorte auf Alibey Ada Insel Maden Ada / antik: Poroselene? 740 Kapelle des Hl. Georgios Fortsetzung Festland 741 742 743 744 745 747

Mal Tepe bei Altınova ÜAgiow ÉIlίaw-Tepe bei Gökçeagıl / antik: Karene? Kabakum Felsiger Hügelgrat nö. von Dikili Kale Tepe / antik: Atarneus Bademli / antik: Kane, Autokane

Hinterland (Kozak) --748 749

bei Asagıbey / antik: Perperene Felskuppe bei Okçular / antik: Theodosiupolis? bei Demircidere

Übersicht der Orte

11

2. KAIKOS Kaikos innerhalb von Mysien, d.h. ohne "Myso-Lydien" am oberen Kaikos. Ausgenommen sind auch die Funde aus der Stadt Pergamon / Bergama und dem Asklepieion sowie Inschriften, die eindeutig dorthin zuzuweisen sind - enthalten dagegen die nächste und die weitere Umgebung von Pergamon. 801 802 817 818 828 830 844 847 -848 849 850 867a 870a 871 872 873 874 876 -877 878a 878b 879 880a 880b 881 882 884 886 886 888

891 894 896 -897 900 903 --

Südlich von Resadiye Iskele Kör Bakal Skala und Mezarlık bei Kör Bakal Skala Kazıkbagları - / antik: Elaia Bei Elaia Zeytindag Kuça-Bunar Nahe dem Haus des Dimitrios Asmatsis Kapatzedes Friedhof bei Çandarlı 1/2 h von Çandarlı Çandarlı / antik: Pitane Tekkedere Kurfallı Kurfallı-Çiftlik Arabli-Çesme Pestimalci-Çiftlik Asagı Kırıklar Kalerga bei Kalerga / antik: Teuthrania (mythol. u. histor.) an der Straße zwischen Dikili und Bergama Egrigöl Tepe Mal-Tas Sindel Dede Tepe Bergamabaglari Am Weg von Bergama zum Kaikos Bei Ilıca Dikili-Bayır Friedhof bei Bergama Friedhof bei Bergama "Umgebung von Pergamon"

2201 2202 2203 2205 2207 2208 2209 220x 2210 2213 2214 2215 2221 2223 2224 2226 2227 2228 2229 2230 2233 2235 2237 2238 2240 2242 2243 2244 2246 2247 2248 224x

Wasserleitungsanlagen in der pergamenischen Landschaft:

22W1 - 22W8

Selinous-(Osthang-)Leitungen Madradag-Leitung Wasserkammer am Sogucak Tepe Geyiklidag-Leitungen Selinous-(Westhang-)Leitungen Madradag-Kanalleitung Kaikos-Kanalleitung Aksu-Kanalleitung

22W1 22W2 22WK 22W3 22W4 22W5 22W6 22W7

86 86 92 93 101 102 109 110 110 110 111 111 117 118 119 119 119 120 121 121 122 123 123 123 124 124 124 125 127 128 129 130

130 131 131 132 132 133 133 134

Übersicht der Orte

12 --

904 a 904 c 905 906 910 911 912 913a 913b 914 919a 919b 920 922 924 926 931a 932 934 942 945a 947 948 949 950 951a 952a 953 954 956 957 961a 964

mehrere byzant./ osmanische Kanäle bzw. Leitungen

22W8

134

Pergamon: entfällt Asklepieion bei Pergamon: entfällt

2250

Töpferviertel im Ketios-Tal Im Selinous-Tal Römischer Grabbau am Bergama Dere (Selinous) Kapıkaya Avundurlik Çiklar Am Furla-Bayır Haus von A. Cucuvaia (4-6 km östl.? von Pergamon) Pasa Ilıcası / antik: (Ort und Bad) Allianoi "Umgebung von Pergamon", "am Kaikos" u.ä. Balaban Sucaklı Dündarlı Assarlik bei Poyracik / antik: Gambreion Poiracık Nemrud Kale / antik: Heiligtum der Meter Aspondene Yaylakale (Yaylaköy) Akçaavlu Soma Tarhala, Dar-kale bei Yirca / antik: Sandaina? Çavdir Musahoca Brücke "Boghaz" über den Kaikos Bayat Karacagaç Denis Saribeyler Asırlık bei Mugdan Köy Çinarlı Savastepe / antik: Germe ? Halkapınar Tabanlar

2251 2252 2254 2255 2258 2261 2263 226x 2280 22xx 2301 2302 2303 2305 2307 2312 2313 2321 2325 2326 2330 2331 2332 2333 2334 2335 2336 2340 2345 2346 2350 2352 2355

134 135 135 136 137 137 137 137 138 139 141 142 142 143 146 147 150 151 152 156 157 159 159 160 160 161 161 162 163 163 164 166 171

3201 3204 3205 3207 3208 3210 3225 3227

174 174 176 209 210 210 211 214

3. GRANIKOS und PARIANE Güreci 1003 Bekirli 1008 Kemer / antik: Parion 1078 Emir Çesme 1079 Degirmencik 1081 Aksaz / antik: Pitya? 1082 Karabiga / antik: Priapos 1086a Sarımeselık 1001

Übersicht der Orte

1087 Verweis

1089 1090a 1090b 1091 1092a 1092c 1093a 1093b 1096 1097 1102 1104 1105

Ruine am alten Bett des Granikos Gerlengeç Ländereien der Laodike um Zeleia Çavustepe / Çifteler Kocagör Çakirli Balıklıçesme Stengelköy Çesmealtı Gümüsçay Çavusköy Biga / byzantin. Pegai ? (antik: Sidene?) Çançavus Etili Sögütalan

13 3228 3235 324x 3247 3250 3257 3261 3265 3305 3310 3315 3320 3342 3345 3349

215 216 216 224 224 226 226 227 227 228 229 230 233 237 237

4203 4212 4215 4218 4219 4220 4225 4230 4235 4240 4275 4276 4277 4279 4284 4285 4325 4355 4358 4365 4370

240 241 241 241 246 246 246 256 257 258 259 276 277 277 279 280 280 281 282 282 283

5205 5210 5212 5213 5215 5218 5220

288 289 290 292 292 293 294

4. AISEPOS -Verweis

1120 1121 1133 1134 1135 1152a 1152b 1152c 1153a 1181 1182 1184 1185 1186 1188 1189 1191 1192 1193

Aisepos-Brücke Havutça Ayvalıdere Bugdaylı Monamak (Acker Karabunar) Büyük Soguklar Sarıköy / antik: Zeleia Hafizhüseyin[bey] Antike Ortslage bei Dereköy "Porta" am Armutçuk Dag Gönen / antik: Artemis Thermaia / Thermai Granikaiai Südlich von Gönen Pomak Köy Westlich (2 h ) von Gönen Çınarpınar Kale Alacaoluk Yenice Pazarköy / antik: Argiza Südwestlich von Kogancı Kayatepe Köy Hamdibey / antik: Palaiskepsis

5. Kadıköy Dere / Koca Çay Çavus bei Manyas 1205 Dereköy 1211a Sevketiye 1213 Zwischen Çakırca und Hacı Paon 1214 Çakırca 1216 Darıca 1217 Yeniköy 1201

Übersicht der Orte

14

Kocapınar 1220b Danisment / Danismentöreni 1221a Ilıca / antik: Germe ? 1226 Hisaralan 1230 Bogazköy 1231 Balya / antik: Pericharaxis 1235 Kale und Ortslage bei Gömeniç / antik: Pionia 1218

5225 5240 5250 5260 5265 5300 5345

294 295 297 303 305 305 309

6. KYZIKOS und UMGEBUNG 6.1. Prokonnesos, Inseln der südlichen Propontis Insel Marmara Ada / antik: Prokonnesos 1301 1306 1307 Verweis

1312 1313 1315 1316 1318 1319 1332 1360

Marmara (Ort) / antik: Prokonnesos Gündogdu Topagaç Asmalı Tetragonon Papas Steinbruch Harmantas Kefali Steinbrüche von Prokonnesos (weiteres Material) Saraylar Antike Nekropole bei Saraylar Köyüstü Ocakları Tepesi mit Ahlatbayırı Petali Liman

6210-29

313

6210 6213 6215 6216 6217 6219 6220 6221 622x 6222 6223 6224 6226

314 317 317 318 319 321 322 322 324 329 334 345 345

Verweis

Insel Ekinlik Ada / antik: Phoibe ?

6235

346

1365 1367

Insel Avsa[r] Ada / antik: Ophiussa Türkeli ÜAgiow ÉIvãnnhw - tÚ tsiflίki

6240-41 6240 6241

346 346 347

1370

Insel Gerå / antik: Phoibe ?

6253

347

Insel Koyun Ada / antik: Physia ?

6255

348

Insel Pasalimanı Ada / antik: Halone

6260-65

348

6260 6265

348 349

6290-93

351

6290 6291 6292 6293

351 351 352 354

1375 1378

Pasalimanı (Ort) Tuzla Insel Imralı Ada / antik: Besbikos

1385 1386 1387 1394

Imralı Y°siw namens "MpontoÊra" Kloster des Theophanes Kloster Ag. Panteleimonos

6.2. Ruinenstätte Kyzikos (Belkıs) und nächste Umgebung 1401a 1429 1771

Erdek mit Zeytinli Ada / antik: Artake Ruinenstätte Belkıs / antik: Kyzikos Asagıyapıcı

6300 6325 6330

356 369 581

Übersicht der Orte

1791 1795 1811

Hamamlı Tatlısu Yukarıyapıcı

15 6335 6340 6345

588 588 594

6.3. Weitere Fundorte auf der K uzikhnØ XersÒnnhsow (Kapu Dag) Kloster Agios Georgios am Kum-Liman 1816 Kloster Agios Theodoros 1817 Karsıyaka 1820 Kapelle des Heiligen Ioannis 1821 Çakıl 1823 Eski Köy am Sizak Deresi 1824 Çayagzi 1826 Kloster der Panagia Galatiane 1830 Heiligtum der Kybele auf dem Dindymon 1831 Ballıpınar 1841 Kloster Agios Georgios am Egrı-Dere 1842 Ormanlı 1847 Turan 1850 Oberhalb Ûlhan (am Berg Klapsi) 1851 Ûlhan 1852 Bei der Ruine des Klosters Eleusini 1854a Zwölf Apostel-Kirche bei Muklia 1854 c Profitis Ilias 1856 Museum Bandırma 1860 Sammlung Yavuz Tatıs (İzmir) 1815

6352 6353 6355 635x 6360 6363 6370 6372 6373 6375 6378 6380 6385 6389 6390 6395 6396 6397 ---

597 597 597 598 599 600 600 601 603 604 606 607 609 610 610 611 612 612 613 624

6.4. Festlandküste zwischen Aisepos und Rhyndakos 1861a 1861b 1862 1864 1865 1866 1905 1906 1908 1910 1911 1912 1913 1978 1979 1980 1986 1994 2003 2004

zwischen Pasaçiftlik und Misakça Misakça Sirinçavus Sazlı Dere Köy Hıdır Köy Edincik Lagerhaus des Aga von Edincik An der Straße von Kyzikos nach Edincik Çalıskan Azmak Ada ? Gegenüber Azmak Ada (auf dem Festland) An der Straße zwischen Bandırma und Erdek-Kyzikos Bandırma Dutliman(i) Yeniceköy / antik: Plakia ? Manastır bei Yeniceköy (Kloster Agia Anna) Kursunlu, Manastır Kursunlu [Ort] / antik: Plakia ? Skylake ? Yeniköy ? / antik: Skylake ? Unbekannte Fundorte an der kyzikenischen Propontis

6503 6504 6505 6515 6520 6530 6533 6535 6540 6545 6546 6547 6550 6566 6570 6572 6578 6580 6594 65xx

628 628 629 629 630 630 643 643 644 645 645 646 646 666 666 666 669 672 676 677

16

Übersicht der Orte

6.5. Lacus Dascylites mit naher Umgebung Verweis

2011 2013 2015 2016 2017 2018 2024a 2025a 2029 2030 2032 2037 2039a 2069i 2070a 2072 2073 2088 2089 2090 2092 Verweis

2101

Çarık Beyköy (bei Edincik) Chepni Bereketli Doganpınar Ömerli Dogruca Guzel-Kupru Yesilçomlu und Doga Kirazlı Köseresul Aksakal Zwischen Aksakal und Daskyleion Ergili / antik: Daskyleion Kepekler Yeniköy (nö. von Manyas) Eskiçatal Eski Manyas / antik: Poimanenon Manyas Kızık Salurköy Hamamlı Kocagöl Unbekannte Fundorte im Hinterland von Kyzikos

6810 6815 6820 6825 6830 6840 6845 6848 6865 6870 6875 6885 6887 6890 6895 6915 6920 6930 6940 6942 6955 6960 6990 68xx

682 682 682 683 683 685 686 689 690 695 696 697 701 702 719 720 721 721 733 734 734 735 737 738

7. LACUS APOLLONIATES 7.1. Beckenlandschaft zwischen Lacus Apolloniates und Lacus Dascylites (Miletupolitis) Danisment 2151 Tophisar 2155 Yeniziraatlı 2161 Emreköy 2162 Yenice (zwischen Karacabey und Bandirma) 2163 Dagkadı Köy 2164 Arizköy 2166 Keslik 2168a Karasu 2169 Kıranlı 2171 Camandıra Çiftlik 2173 Kücükkaraagac 2174a Sultaniye Köy 2175 Tepecik Çiftlik 2176 Göbel 2177 Söve 2191 Günaydin 2150

7210 7212 7225 7230 7235 7240 7245 7250 7255 7260 7275 7280 7285 7288 7293 7295 7297

742 742 743 747 747 747 748 748 749 750 750 752 752 753 753 754 759

Übersicht der Orte

2192 2241 2242 2243 2244 2255 2256 2257 2288 2289 2291 2316

Karacabey Unbekannter Fundort in der Umgebung von Karacabey(?) Gönüköy Kosubogazıköy Uluabat (byzant. Loupadion) Bakırköy Tepecik Melde / antik: Miletupolis Güllüce Kavaklı Mustafa Kemalpasa Dorf südlich Mustafakemalpasa

17 7300 730x 7310 7315 7325 7330 7335 7350 7360 7365 7375 737x

759 778 779 779 780 786 787 788 801 802 803 814

7.2. Bergland südlich vom lacus Apolloniates, mit Rhyndakos und Aliova Çay um Çaltilibük und Deveçikonagg ı bei Akçapınar / antik: Daphnous, Apollon Daphnousios 2319i Die Quelle Sekerçesme 2320 Çördük 2321 Kabulbaba Köy 2322a Orhaniye 2322b Derekadı Köy 2323 Devecikonagı 2326 Eskibalcık 2327 Bükköy 2330 Gündogdu 2332 Yenice (bei Devecikonagı) 2333 Alpagut 2342 Kestelek 2344 Çamlıca 2346 Kocakoru 2347 Beim Brunnen Gürgencik Çesmesi 2319a

7510 7515 7525 7530 7534 7535 7560 7565 7570 7575 7580 7590 7610 7615 7640 7646

820 822 823 824 824 824 825 826 827 828 828 829 832 833 834 834

7.3. Nördlicher lacus Apolloniates bis Nilüfer Çay Die Region nördlich des Nilüfer Çay (=Odryses) gehört zu Bithynien (Daskyleion am Meer, Triglia, Kaisareia Germanike)

2350 2351 2352a 2352b 2352c 2353 2403 2404 2405 2407b 2408 2414 2415

Kayırlar Issızhan Karaagac Esence (Bithynien) Zeytinbagı (Tiriliye/Triglia) (Bithynien) Gölyazı / antik: Apollonia pros Rhyndacum Kuz Ada Mutlu Ada (im lacus Apolloniates) / antik: Thasos? Çatalagıl Karacaoba Büyükbalıklı Zırafta Akçalar

7810 7835 7840 7845 FO-Karte

7850 7851 7852 7860 7861 7870 7871 7875

836 836 836 837 838 839 859 859 860 861 861 863 863

Übersicht der Orte

18 Hasanaga 2417d Kayapa 2417e Tahtalı (Bithynien) 2418 Ayva

7880 7881 7882 7885

864 865 867 867

Susurluk Pasaköy Alibey Köy Kapakli Kale Ömerköy Assar Kale (bei Gökçedere) Demirkapı Yıldız Isaalan Tekkeısıklar (bei Kepsut) Recep Karacaören / Örenharman Kepsut Beyköy (bei Kepsut) / antik: Achyraus? Karaçaltı Sarnıc Nusrat Kalburcu Sagırlar Kastell bei Ovabayındır / antik: Attaia Ovabayındır Aslıhan Akarsu Balıklı Ovaköy Aysebacı Balıkesir / antik: Hadrianuthera

8200 8205 8208 8210 8211 8212 8213 8215 8220 8225 8228 8230 8231 8235 8240 8242 8248 8250 8251 8253 8255 8256 8258 8260 8265 8268 8270 8275

871 874 875 875 876 876 877 878 879 880 881 882 883 884 888 891 891 892 892 893 893 895 896 896 896 896 897 899

Mühle bei Konakpınar Konakpınar Kirazpınar Bozen Çagis südöstlich (1 km) von Çagis Dedeburnu Bigadiç Ûskele Hisarköy Adalı

8305 8309 8310 8312 8315 8323 8325 8340 8350 8355 8360 8361

905 908 908 908 909 910 910 911 911 913 914 918

2417a

8. MAKESTOS Mittlerer Makestos 2500a Museum Balıkesir 2501 -2504 2505 2506 2509 2512a 2513 2515a 2515b 2518 2519a 2519d 2530 2536 2537 2538 2539a 2540 2541 2542a 2543 2544 2545a 2545b 2546a

(Herkunft unbekannt)

2548a Oberer Makestos Pamukçu 2559 2560a Verweis

2560b 2562b 2563 2564 2565b 2566 2570b 2571 2577a

Übersicht der Orte

-2578 Verweis

2579 ---Verweis

Okcular Ilyaslar Yagçılar Sındırgı Ankyra Sidera (Phrygien, nicht aufgenommen) Synaos (Phrygien, nicht aufgenommen) Tiberioupolis (Phrygien, nicht aufgenommen) Makestos-Tal (ohne genaue Fundort-Angabe)

19 8362 8363 8365 8375 8390 8395 8399 8xxx

918 918 918 919 919 919 919 919

9217 9220 9240 9250 9255 9260 9264 9280 9285 9288 9295 9312 9315 9323 9328 9330 9335 9337 9338 9340 9343 9345 9346 9347 9350 9372 9385 9390 9392 9393 9394

922 922 923 923 927 927 928 928 929 929 930 931 931 931 932 932 935 936 936 936 938 938 939 939 940 942 943 943 944 945 945

9. ABRETTENE und OLYMPENE 9.1. Abrettene: Hadrianeia Oda Köy 2602 Durabeyler 2603 Beyel 2604 Dursunbey / antik: Hadrianeia 2612 Selimaga 2613 Kurtlar 2615 Karaköy Ören Harabesi 2616 Turnacık 2617 Tafak 2618 Boyalıca 2621 bei Emeksiz 2623 Asagı Acaalan / antik: Kybele-Heiligtum 2624 Kuzköy 2625 Dogancılar Verweis Sarısipahiler 2626 Die Flur Ören Mevkii Verweis Karagöz 2638 Isıklar 2639 Resuller 2640 Demirciler 2643 Kızılöz 2644 Kayabası 2647 Eski Köy yeri 2648 Arıklar 2651 Tasköy 2662 Kadı Köy 2663 Altınova 2664a Harmancık 2665 Nalbant 2666 Bekdemir 2667 Karaca Köy 2601

9.2. Olympene: Hadrianoi In dieser Region ist der antike Grenzverlauf zwischen den Provinzen Asia und Bithynia anzunehmen. 2680 2681

Nalınlar Yenidanısment

9508 9514

948 948

Übersicht der Orte

20 2682 2683 2684 2695 2697 2732a 2732b Verweis

2734a 2734b 2734e 2734f 2735 2736 2739e 2739f 2740 2745 2759 2764a 2765 2767 2769a 2769b 2769c 2770 2778 2779a 2779c 2780 2781a 2782 2783 2784 2793 2799

Gümüspınarı Kusumlar Serceler Feld von Halıl Genç / antik: Friedhof von Hadrianoi Orhaneli / antik: Hadrianoi pros Olympon Adranos Çiftlik Karabag Çiftlik Sükriye Akalan Derecik Ûsmetiye Köy Karaagız Bıyıklı Alanı Keles Harmanalanı Dedeler Belenören Akçapınar Haydar Mentese Uzunöz Kıranısıklar Kemaliye Durak Köyü Kayadibi / Davutlar Fadıl Sırıl Cakmak Gelemiç Köyü Hopandanısment Basak Düvenli Dagdibi Köy Assartepe (Baraklı) / antik: Asklepios- u. Hygieia-Heiligtum? Gököz Ort Rhyndakos (nicht lokalisiert)

9517 9521 9525 9526 9530 9531 9532 9534 9537 9540 9542 9544 9553 9555 9556 9557 9558 9560 9562 9564 9566 9568 9570 9572 9573 9575 9577 9579 9580 9583 9586 9590 9637 9640 9644 --

948 949 949 955 956 973 973 974 974 974 975 976 976 977 979 979 980 985 991 993 994 995 995 996 996 996 999 1000 1001 1001 1001 1002 1002 1003 1008 1008

--

1009

div. FO

1011

10. Unbestimmte Fundorte 2801

Unbestimmter Fundort

11. Byzantinische Bleisiegel div.Nr.

Byzantinische Bleisiegel

Adramytteion, Pitane, Parion, Pegai (Karabiga), Prokonnesos, Kyzikos, Panormos, Kloster Megalos Agros, Poimanenon, Loupadion, Hadrianoutherai, Adraneia, Adranos (Hadrianoi?), Rhyndakos. 12. Bibliographie der abgekürzt zitierten Literatur 13. Abbildungsnachweise Karte der Fundorte (1 : 500.000)

1023 1043 Kartentasche im Buchdeckel

Repertorium der Inschriften

Abkürzungen: Im Lemma Fundort werden manchmal Siglen benutzt: FO: Fundort F1 / F2 : Früherer / späterer Fundort (z.B wenn der Auffinder am Ort F2 einen früheren Fundort F1 bei den Einheimischen in Erfahrung gebracht hat) A: Antiker Ort, der an der Stelle des Fundortes lag Ab: Vermuteter antiker Herkunftsort M: Verwahrort (Museum, priv. Sammlung etc.)

Abkürzungen bei Publikationen sind selbsterklärend, z.B. 'Abkl.' (Abklatsch), 'Abz.' (Abzeichnung), 'Anm.' (Anmerkung/Fußnote), 'Facs.' (Facsimile), 'm.dt.Ü.' (mit deutscher Übersetzung) usw.

(1.) ADRAMYTTENE mit Nasos / Poroselene (Ortsziffern 12 . . / 15 . . / 16 . . / 18 . . ) (Inschrift-Nrr. 701-749) ab Nr.

FUNDORTE:

Ortsnr. (Karte)

Seite

"Thebes pedion" (innere Bucht von Adramytteion) 701 702 a 702 b 703 Verweis

704 710 711 713 716 721 722 724 725 726

Kaplıcalar bei Güre / antik: Astyra (?) Magara Tepe Güre Anhöhe bei Zeytinli Zeytinli Edremit / antik: Thebe?; (das spätere) Adramytteion Dereli Havran / antik: Aureliane Küçük Çal-Tepe / antik: Andeira? Ören / antik: (das frühere) Adramytteion Koca Çiftlik ? Burhaniye GgioÊrkioÛ katå tÚ YÆbhw pedίon = Sarköy? Taylıeli unklare Fundorte in der Gegend Edremit - Ören

1205 1207 1208 1210 1211 1215 1220 1225 1230 1260 1263 1265 1266 1270 12xx

26 27 27 28 28 31 31 32 34 46 46 47 48 48

1511 1513 1530

49 51 51

1540-1579 1540 1550-1559 1550 1552 1554 155x 1560-1564 1561

52 52 56 57 63 63 70 70 70

1595 1625 1630 1636 1640 1656

71 72 72 72 73 77

1830 1831 1833

79 81 81

28

Südlicher Küstenabschnitt mit Hekatonnesoi (äußere Bucht von Adramytteion) 728 Verweis Verweis

bei Gömeç / antik: Passanda? Kisthene? Hacı Osman Ayvalık / antik: Kisthene

Inseln

Inselgruppe Yund Adalar / antik: Hekatonnesoi 730 Insel Yumurtaada Adası 733 Insel Alibey Ada / antik: Poroselene / Nasos 734 Dulapi / antik: (Ort) Poroselene / Nasos Verweis Hagiasma Evangelistrias/ antik: Asklapiakon? 735 Alibey (Ort) Verweis unbekannte Fundorte auf Alibey Ada Insel Maden Ada / antik: Poroselene? 740 Kapelle des Hl. Georgios Fortsetzung Festland 741 742 743 744 745 747

Mal Tepe bei Altınova bei Gökçeagıl / antik: Karene? Kabakum Felsiger Hügelgrat nö. von Dikili Kale Tepe / antik: Atarneus Bademli / antik: Kane, Autokane

ÜAgiow ÉIlίaw-Tepe

Hinterland (Kozak) --748 749

bei Asagıbey / antik: Perperene Felskuppe bei Okçular / antik: Theodosiupolis? bei Demircidere

24

(1.) ADRAMYTTENE

Bei dieser Region (1) Adramyttene verweisen wir öfters auf die topographischen Angaben in IK 50 = J. Stauber, Die Bucht von Adramytteion, Teil I: Topographie (Inschriften griech. Städte aus Kleinasien, Bd. 50, 1996).

Adramyttene: Fundorte der Inschriften

(1.) Adramytteion, Nasos / Poroselene, Atarneus u.a.

Fundorte Region 1 (12.. / 15.. / 16.. / 18..)

25

(1.) ADRAMYTTENE

26

Kaplıcalar bei Güre / antik: Astyra ? (1205) Ilıca, Lidja 1

Thermalquelle Güre, 4 km westl. von Akçay, direkt an der Hauptstrasse Edremit - Küçükkuyu. Die Kaplıca (Therme) wurde mit der von Pausanias berichteten heißen Quelle von Astyra in Verbindung gebracht (zu Unrecht, siehe unten). Strabon überliefert in dieser Gegend ein Heiligtum der Artemis Astyrene, deren Kultbild wir von den Münzen kennen (siehe unten); vielleicht ist auch die Aufschrift A%T einer (heute verschollenen) Gemme auf (diese?) Artemis Astyrene zu beziehen; vgl. Fleischer, Artemis 296. Astyra (tå ÖAstura, auch Sg. ÖAsturon, etwa "Städtchen") ist ein häufiger Ortsname. Im troisch-mysischen Küstenbereich (Hellespont bis Pergamon) sind drei oder vier Orte namens Astyra überliefert: (1) Astyra in der Troas nahe Abydos, eine Gold- und Silberbergbaustadt. (2) Astyra nahe Adramytteion und Antandros, mit Heiligtum der Astyrenischen Artemis (Strabon 13,1,65). (3) Astyra gegenüber Lesbos im Gebiet von Atarneus mit heißer Quelle (Pausanias 4,35,10). (4) Astyra, das in den Tributlisten des Attischen Seebundes genannt wird. In der Literatur wurde Astyra (3) mit (2) gleichgesetzt, weil sich östlich von Antandros die Thermalquelle bei Güre/Akçay für eine Lokalisierung anbot, die auch zu (2) passt. Das ist sicher falsch (auch bei Atarneus gibt es heiße Quellen, z.B. die Kaplıca bei Nebiler mit antiken Spolien). Mithin ist auch die Lokalisierung von Astyra (2) bei Güre grundlos. Historisch bedeutende Orte waren nur Astyra (2) und (4). Zu Strabons Astyra (2) gehören offenbar die Astyra-Münzen (Schatzfund aus dieser Gegend!), Prägungen von ca. 400-395 v. (Tissaphernes mit Kultbild der Artemis Astyrene). Astyra (4) in den Athenischen Tributlisten betreffen die Jahre 453/52 und 444-437. Vermutlich gehörte Astyra von Anfang an (477 v.) zum 1. Attischen Seebund; auf der ersten Tributliste in Athen (454/53 nach Verlegung der Bundeskasse), welche die Quoten festsetzte, fehlte Astyra; vermutlich hat es den Beitrag damals noch zusammen mit Gargara geleistet (ATL III 21. 269 Anm. 17). Mit großer Wahrscheinlichkeit darf man das Astyra (4) der Tributlisten mit Strabons Astyra (2) gleichsetzen, denn die unbedeutenden Astyra (1) und (3) können wir ausschließen. Astyra war im 5. und 4. Jh. v. Chr. eine Stadt, ist im Periplus des Ps.-Skylax (spätestens 360 v.) als pÒliw erwähnt, 394 v. verlegt Agesilaos sein Winterquartier nach Übereinkunft mit Pharnabazos von Daskyleion in die Ebene von Thebe um das Heiligtum der Artemis Astyrene herum (Xenophon, Hell. 4,1,41). Das Zollgesetz der Provinz Asia (Engelmann / Knibbe, EA 14, 1989) nennt 75 v. Chr. neben Antandros und Adramytteion auch Astyria (Z. 24) als römisches portorium; diese Hafenzollstation war wohl eingerichtet wegen der Verschiffung des Holzes aus dem Ida-Gebirge. Schließlich nennt Strabon (13,1,65) zur Zeit des Augustus Astyra als Dorf (k≈mh), das einst ein Städtchen (polίxnh) war. Offen bleibt die Frage der Lokalisierung. Aus den Quellen ergibt sich eindeutig eine Situierung östlich von Antandros (das zur Zeit Strabons das Heiligtum der Artemis Astyrene verwaltet), in oder am Rand der Ebene von Thebe und unweit von Adramytteion. Ausführlich Stauber, IK 50, S. 16-26 (§ 3 Astyra) und S. 71-74 (§ 16 Andeira), S. 74-80 (Küçük/Büyük Çal Tepe) mit dem Lokalisierungsvorschlag Küçük Çal-Tepe (Funde aus prähistorischer und klassischer bis mittelalterlicher Zeit), der zu Strabons geographischen Angaben für Andeira passt, das vielleicht zu Astyra zu konjizieren ist. Vgl. →Ort 1230 (Küçük Çal-Tepe / Andeira). Die Münzen von Astyra (ASTU / ASTUR / ASTURA / ASTURH) ca. 400 - 395 v. zeigen den Kopf des Satrapen Tissaphernes, auf der Rs. das Kultbild der Artemis Astyrene (auch Münzen unbekannter Herkunft mit Tissaphernes und Athena könnten hierher gehören). Gesicherte weitere Prägungen kennen wir zwar nicht, aber ASTU-Münzen des 5. und 4. Jh. v., die Head (BMC Caria p. XXXVIII) einem nur aus Steph. Byz. bekannten Astyra in Karien zugewiesen hat und die dann, als man an der Existenz dieses Astyra zweifelte (G.E. Bean, H. v.Aulock, P.R. Franke), nach Astypalaia in Karien gelegt wurden, könnten zum mysischen Astyra gehören; im British Museum sind etliche Stücke von Karien nach Mysien umgesetzt worden. Zu den Münzen von Astyra siehe M. Barth in IK 51 S. 252-260 (Katalog und Fragen der Ortszuweisung).

Nr. 7012

Weihung oder Widmung durch den Asiarchen Eunous

Fundort: Kaplıcalar bei Güre (Lidja)

1

Antiker Ort: Astyra.

Unter den Ortsüberschriften nennen wir (mittig, in kleiner Schrift) ältere Orts-Schreibweisen. Nrr. 1-700 wurden für die Troas vergeben (Datenbank PHI [Packard Humanities Institute]), 701ff. für Mysien. Unsere Troas-Sammlung bleibt zwar ungedruckt, aber die Änderung der Nrr. für Mysien schien uns nicht nötig. 2

(1.) Adramytteion, Nasos / Poroselene, Atarneus u.a.

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Publikationen3: E. Pottier - A. Hauvette-Besnault, BCH 4, 1880, 375 Nr. 1; Lafaye, IGR IV 263; L. Robert, Hellenica III 125 Nr. 313; Stauber, IK 51 Nr. 1. vgl: H. Roehl, Bursian Jber 36, 1883, 93 (Z.2-4); J.u.L. Robert, Bull. ép. 1948, 201 (Z.3/4); M.N. Tod, JHS 72, 1952, 51 (Z.3/4, Robert) = Progress 191; M. Rossner, Studii clasice 16, 1974, 127 Nr. 308; M.D. Campanile, I sacerdoti del Koinon d‘Asia [Pisa 1994], 149 Nr. 181; St.J. Friesen, Twice Neokoros (Leiden / New York / Köln 1993), 208. Inschriftträger: Platte aus weißem Marmor (H 9, B 30, T 6 cm). - Datierung: 2./3. Jh. n. Chr. (?). 1 2 3 4

é[ga]yª tÊx˙: EÎnouw ésiãrxhw Íp¢r ÍoË [E]ÈfrosÊnou tåw y°aw fil[o][timhsãme]now én°yhken

Glück und Segen! Der Asiarch Eunous hat ehrliebend die Schauspiele für seinen Sohn Euphrosynos gestiftet.

Robert erkannte in der Wortwahl (y°aw filotime›syai) einen klaren Hinweis auf Gladiatorenspiele; diese Lesart haben schon Roehl und Lafaye (y°aw filopone›syai) bevorzugt. Wohl falsch ist die Lesart der ed.pr., aus der sich die Weihung eines Standbilds der Göttinnen (yeãw) ergäbe und Z.3/4 Filo[- - -] Low der ausführende Künstler anzunehmen wäre. Über den Asiarchen Eunous ist weiter nichts bekannt (vgl. Rossner; Campanile; Friesen).

Magg ara Tepe (1207) = Mandra Tepe ?

1 km nw. von Akçay, nahe dem Ortsteil Kamplar, ein langgestreckter flacher Hügel (ca. 100 m NN); unsere Begehung ergab, dass hier offenbar eine prähistorische Siedlung bestanden hat. Außerdem finden sich geringe hellenistische oder kaiserzeitliche Reste. - Nach antiken Entfernungsangaben könnte man hier die Lage des homerischen Chrysa (und eines Nachfolgeortes) erwägen.

Nr. 702 a

Felseinritzung

Fundort: Magara Tepe ("zwischen Kyzylketchili und der Küste" gelegener Hügel, Fabricius). Publikationen: H. Kiepert - E. Fabricius, Sber Berlin 1894, 911 (2. Inschr.); Stauber, IK 51 Nr. 2. Inschriftträger: Fels, geglättet, Buchstaben (Bh 9 cm) "in dünnen Linien" (Fabricius). 1 2 3

TI MV[ ]N[

Die stark verblasste Einritzung auf einem vereinzelt stehenden Felsblock am westlichen Ende des Gipfelplateaus konnten wir wieder auffinden; zu erkennen waren noch TI, darunter M; weitere Buchstaben (mehr als Fabricius gibt) sind vorhanden, aber unleserlich. Wir sind uns nicht sicher, ob die Felsaufschrift antik ist (Fabricius scheint daran nicht gezweifelt zu haben).

Güre (1208) Dorf nördlich der Straße Edremit - Küçükkuyu, nördl. von Akçay. Reste aus antiker Zeit: Schlackenhalde, Keramik- und Dachziegelfragmente (hellenistisch bis kaiserzeitlich), Grabschacht auf dem Yarındede Tepe.

Nr. 702 b

Widmung für Kaiser Claudius und Familie

Fundort: bei Güre, in einer Kirche des 8./9. Jh. auf einem alten Friedhof nahe dem Ort. Publikationen: B. Puech, AE 2011, 1297 (Text nach Foto in AST); SEG 62, 2012, 928 bis. vgl: A. Yaras, AST 29,1 (2011) [2012] 316 Abb. 12 (Foto), vgl. S. 308 (ohne Inschrifttext). Inschriftträger: Marmorplatte (außer rechts rundum gebrochen). Datierung: Da Claudius nicht als Divus erscheint, sollte die Inschrift vor seinem Tode 54 n. Chr. gesetzt worden sein, vielleicht 53/54, nachdem seine Tochter Octavia Nero geheiratet hatte (?).

3

Komplette Textabdrucke nennen wir bei Publikationen, Textauszüge bei vgl.

(1.) ADRAMYTTENE

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- - - - - - - - - - - - - - - - - [ - - - ]...... M ............ [Tiberί]ƒ Klaudίƒ Kaίsari Germa[nik“ ka‹ K]laudί& ÉOktaou˝& [ÑRvma›oi o]fl katoikoËntew vac. [ka‹ ofl ÜEl]lhnew én°yhkan vac. [ - - - - ] ÉAntvnίou ÉAntvnίaw [ - - - - ÉI]oukoÊndou vacat

0 1 2 3 4 5 6 7

- - - - Für Tiberius Claudius Caesar Germanicus und für Claudia Octavia. Die römischen Siedler und die Griechen haben das Denkmal errichtet. - - - (des) Antonius der Antonia (!?) - - - (des) Iucundus (Epimeleten?) Z.3 Claudia Octavia, Tochter des Claudius, heiratet Nero i.J. 53 n. Chr.

Anhöhe bei Zeytinli (1210) Nach dem Bericht von Fabricius (i.J. 1894) sollen laut Auskunft Einheimischer diverse Antiken (auch die Inschrift →Nr. 703) von einer Anhöhe bei Zeytinli stammen. Wir konnten darüber an Ort und Stelle nichts erfahren und unsere Begehungen blieben ohne solche Funde.

Nr. 703

Weihung an alle Götter für Attalos Philometor Euergetes

Fundort: ursprünglicher Fundort: Anhöhe bei Zeytinli, aufgefunden: Zeytinli, unter der Tür eines Hauses. Publikationen: H. Kiepert - E. Fabricius, Sber Berlin 1894, 911 (1.Inschr.); Stauber, IK 51 Nr. 3. vgl: Ernst Meyer, Grenzen 152 (Z.2-3); Jacobi, Pãntew Yeoί 36 Nr. 8 (Z.2-3). Inschriftträger: Kleine Marmorsäule (∅ 60, Bh 2 cm). - Datierung: Attalos III.: 138-133 v. Chr. 1 2 3

ORIO[]TER yeo›w pçsi ka‹ pãsaiw Íp[¢r basil°vw] ÉAttãlou FilomÆtorow ka[‹ EÈerg°tou]

Allen Göttern und Göttinnen für [König] Attalos Philometor Euergetes

Jacobi führt die Weihung unter "Antandros" an (dieses lag aber 15 km entfernt). Die Region dieses Fundes (Zeytinli: Ida nördlich von Adramytteion) gehörte jedenfalls seit Eumenes I. zum Attalidischen Königreich.

Zeytinli (1211) Zeitınlü, Zeitünlü

→Nr. 703

(ursprünglicher Fundort: Anhöhe bei Zeytinli, aufgefunden: Zeytinli)

Edremit / antik: Thebe?; (das spätere) Adramytteion (1215) Adramit, Adramyti

Das antike Adramytteion hat seinen Namen der heutigen Stadt Edremit tradiert. Jedoch lag die antike Stadt ursprünglich 12 km weiter ssw. an der Küste beim heutigen Ören (→Ort 1260) und erst später bei Edremit, entweder als Neugründung (Umsiedlung) oder als Eingemeindung eines bestehenden Ortes (Thebe); unklar ist der Zeitpunkt dieser Veränderung, siehe unten →Ort 1260 (Adramytteion) und bei Stauber, IK 50 S. 48-53. Das bis in hellenistische Zeit als unabhängige Polis bestehende historische Thebe gehört nach den antiken geographischen Angaben in die Gegend von Edremit (Strabon: 60 Stadien von Adramyttion). Auch die späteren Notizen (Joh. Lydus 6. Jhdt., Not. episcopatuum), dass Y∞bai der frühere Name von ÉAdramÊtteion war, passen dazu, weil Adramytteion schon unter Trajan oder spätestens im 6. Jhdt. n. Chr. dort (Edremit) einen neuen Standort erhielt. Freilich fehlen bisher in Edremit archäologische Beweise für eine antike Stadtanlage. Das homerische Thebe (Homer: Ípoplakίh YÆbh, am Fuß des bewaldeten Berges Plãkow) ist, auch aus siedlungsgeschichtlichen Gründen, im Berggebiet oberhalb Edremit anzunehmen. Lit. zu Thebe: Stauber, IK 50 S. 42-47; Münzkatalog Barth/Stauber in IK 51 S. 242-246. Inschriften von Edremit können aus Ören-Adramytteion stammen. Inschriften, die wir Adramytteion (bis zum 2. Jh. n. Chr.) zuweisen, stellen wir zu Adramytteion bei Ören (→Ort 1260), so auch das in Edremit gefundene Senatus consultum de agro Pergameno (→Nr. 718), das gewiss zur Aufstellung in Adramytteion bestimmt war.

(1.) Adramytteion, Nasos / Poroselene, Atarneus u.a.

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Geschichtliches: Herakles soll als Gründer der Stadt diese nach seiner Gattin Thebe benannt haben. Laut Homer bewohnten die Kiliker die Gegend von Thebe; vielleicht ist das unhistorisch, jedenfalls bleibt der Zusammenhang mit den Kilikern im südwestlichen Kleinasien unklar. Eetion, König in Thebe, ist der Vater von Andromache, der Gemahlin des Hektor, die hier in Thebe aufwuchs. Achilleus hat dann ihre Stadt zerstört, ihren Vater und ihre sieben Brüder erschlagen. Über das historische Thebe als selbständige Polis haben wir keine schriftlichen Quellen. Die kleinen Bronzemünzen (YHB) des 4. Jhdt. v. Chr. sind das einzige Zeugnis; die autonome Prägung bleibt aber auf dieses Jhdt. beschränkt. Vermutlich hat die Stadt schon in hellenistischer Zeit ihre Bedeutung verloren. Strabon nennt den Ort ¶rhmow (verlassen); Strabons Quelle war der Lokalhistoriker Demetrios von Skepsis (2. Jh. v. Chr.). Deshalb dürften die kaiserzeitlichen Münzen (2./3. Jhdt.), die YHBH (Stadtgöttin?) zeigen, Prägungen von Adramytteion sein, das vermutlich schon lange zuvor Thebe vereinnahmt hat. In trajanischer Zeit oder später hat Adramytteion am Ort des ehemaligen Thebe sein Zentrum gehabt, siehe hierzu bei Adramytteion (→Ort 1260). →Nr. 718

Nr. 704

(Fundort: Edremit

Antiker Adressat: Adramytteion)

Fragment eines Ehrendekretes (für Richter?) ?

Fundort: Edremit(?), verwahrt: Kütüphane (Bibliothek) von Edremit. Publikationen: E. Schwertheim, EA 19, 1992, 131 Nr. 5, Foto Taf. 20; SEG 42, 1091; Stauber, IK 51 Nr. 4. vgl: RepGRI Nr. 136a. Inschriftträger: Bruchstück einer Marmorstele (H 23, B 15, T 7, Bh 1-1,5 cm): rechter Teil der Inschrift, die auch oben und unten gebrochen ist. Datierung: "dem Schrifttyp nach ... noch in das 2./1. Jh. v." (Schwertheim). 1 2 3 4 5 6

[ - - - - - - - - - - - - ]w gramma[teÊontow - ? §p°grace t]Òde tÚ cÆ[fisma efiw tØn stÆlhn le]ukoË lίyou [ - - - - - - - - - - - - ]tou ÉApol[lvnίou - - - - - - - - -]ew §pίkri[ma ? ]

5/6 §pίkri|[ma ?] Schwertheim; wir erwarten e.g. §pikri|[y°nta] oder §pikri|[tÆrion] "Beginn eines Volksbeschlusses der Stadt Adramyttion" (Schwertheim). - Das Fragment könnte auch aus dem Schlussteil stammen (Anordnungen zur Publikation der Inschrift: Stele aus weißem Marmor, Verantwortung hat - - Apol- -). Z.5/6: §pίkri[ma] ergänzt vorschlagsweise Schwertheim und denkt an "Entscheidung"; diese muss "noch im Folgenden genannt gewesen sein". - Denkbar ist auch §pikri[y°nta] oder §pikri[tÆrion], d.h. richterliche Entscheidung(en), deren Urheber hier geehrt wird/werden, oder "Richterversammlung", vor der die Ehrung des/der Richterkollegen bekanntzugeben war.

Nr. 705

Ehrung für Hermagoras, vom demos (im Kranz)

Fundort: Edremit(?), verwahrt: Kütüphane (Bibliothek) von Edremit. Publikationen: E. Schwertheim, EA 19, 1992, 130-31 Nr. 4; Stauber, IK 51 Nr. 5. Inschriftträger: Marmorne Giebelstele (H 27, B 18, T 8, Bh 1-1,5 cm); erhalten ist nur der rechte Giebelabschnitt mit Eckakroter. - Datierung: "wohl noch hellenistisch" (Schwertheim). 1 2

ÑErmagÒran Bίvnow

Den Hermagoras, Sohn des Bion,

im Kranz: 3 4

Nr. 706

ı d∞mow

(ehrt) der demos

Fragment einer Bauinschrift (Flavus)

(1.) ADRAMYTTENE

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Fundort: Edremit, umgekehrt über dem Baderaum der Quelle Akpunar liegend. Publikationen: G. Earinos, Mouse›on I (1873-75), 111 Nr. 3 (nur Z.2 entziffert); Christ, Sber München 1875/I, 92 Nr. 24 (Kopie F. Weickum); Th. Wiegand, AM 29, 1904, 267 Nr. 2; Stauber, IK 51 Nr. 6. Inschriftträger: Marmorarchitrav (ionisch; H 42, B 185 cm), Inschrift (Bh 12 cm) auf beiden oberen Fascien. Datierung: Römische Zeit (Wiegand). Text nach Wiegand (Ergänzungen vom Verf.): 1 2

[- - tØn toË ] §dãfouw str«sin ka‹ tØn ÙrofØn ka‹ t[oÁw - - ] [ - - -]ilίou uflÚw Flãbow §k t«n fidίvn én°yhk[en]

1 str«sin: Christ las nur -]hn 1 ka‹ t[oÁw - ] : ka‹ toÁw (KAIOUS: "T ausgefallen .. wenn nicht IT mit Ligatur geschrieben war") Christ 2 Flãbow: Christ las -]biow; én°yhken bei Earinos ... die Bodenpflasterung und die Decke (das Dach?) und ... hat Flavus, Sohn des - -ilius, aus eigenen Mitteln errichtet

Nr. 707

Grabschrift

Fundort: Edremit. Publikationen: G. Earinos, Mouse›on I (1873-75), 137 Nr. 61; Stauber, IK 51 Nr. 7. vgl: Stemler, Grabinschriften 65 (Z.12-17); J.u.L. Robert, Bull. ép. 1979, 561 (Z.9-10); RepGRI Nr. 138. Inschriftträger: Sarkophag, Inschrift in drei Kolumnen. - Datierung: 3. Jh. n. Chr. 1 2 3 4 5 6 7 8

]thw t°knoiw: efi d° tiw ßteron tolmÆsei §nbale›n, d≈sei efiw tÚ fler≈taton tame›on

9 10 11

xrusoË l(ίtraw) eÄ: k¢ ¶jvyen

12 13 14 15 16 17

¶ste ÍpeÊyunow t“ t∞w toinbvroixίaw §nklÆmati

1 Rechts oberhalb TEKN ist OIS nachträglich(?) hinzugefügt. - ]thw t°knoiw: e.g. [•autª ka‹ to›w aÈ]t∞w t°knoiw - 12 ¶ste lies ¶stai - 15/16 toin|bvroixίaw lies tum|bvruxίaw ... (und für) ihre Kinder; wer es wagt einen anderen zu bestatten, soll an die heiligste Kasse (=kaiserlicher Fiscus) 5 Litren Gold zahlen und außerdem muss er sich einer Anklage wegen Grabfrevel (tumbvruxίa) stellen. Eine lίtra entspricht in der Kaiserzeit der römischen libra (ca. 327 g), früher war der Wert geringer. Die Bemessung der Strafsumme in Gold-Litren weist in die Zeit der Geldentwertung im 3. Jh. n. Chr. Nr. 708 vacat

Nr. 709

Fragment

Fundort: Edremit(?), verwahrt: Kütüphane (Bibliothek) von Edremit. Publikationen: E. Schwertheim, EA 19, 1992, 132 Nr. 6, Foto Taf. 20; Stauber, IK 51 Nr. 9. Inschriftträger: Marmor, ringsum gebrochen (H 17, B 23, T 6, Bh 1,5-2 cm). 1 2 3

[ - - - - ÉA]dramutÆou [ - - - ÉArtemi]d≈rou TOPO[ - - ] [ - - - - - - -] Z.1 ÉAdramutÆou für ÉAdramuteίou oder ein Ethnikon ÉAdramutÆou. - Rest einer Grabinschrift ?

(1.) Adramytteion, Nasos / Poroselene, Atarneus u.a.

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Dereli (1220) Derelü ; S°breli

"S°breli, etwa eine Stunde vom heutigen Adramytteion (=Edremit) entfernt" nennt Earinos als Fundort eines Sarkophages. Damit muss das heutige Dereli gemeint, auf das die Beschreibung genau zutrifft. Südwestlich über dem Dorf liegen hoch auf einer steilen Felsenrippe die Reste eines byzantinischen Kastells: wohl Thebasa, das Spruners Atlas in etwa hier (hypothetisch) eingezeichnet hat; aber nicht nur namentlich kann hier eine Nachfolge des antiken Thebe bestanden haben, sondern auch geographisch: eine mögliche Ortslage für Thebe fanden wir ssw. von Dereli, auf einem nach SO vorspringenden Hügel des Pasa Dag-Massivs (IK 50 § 9). Vielleicht ist sogar im modernen Ortsnamen S°breli das antike YÆbh bewahrt. Die nachstehend (→Nr. 710) mitgeteilte Sarkophagaufschrift soll man nicht auf Thebe beziehen, da dieses in römischer Zeit wahrscheinlich nicht mehr existiert hat.

Nr. 710

Grabschrift für Lucius Asbacus

Fundort: Dereli(?) (S°breli, Earinos). Publikationen: G. Earinos, Mouse›on I (1873-75), 115 Nr. 11; Stauber, IK 51 Nr. 10. - vgl: RepGRI Nr. 139. Inschriftträger: Sarkophag. - Datierung: Römische Zeit. 1 2 3 4 5 6

Loukίou ÉAsbãkou ≤ sorÚw [ka‹] to›w klhronÒ[m]oiw o[Âw] pros[Ækei]

(Grab) des Lucius Asbacus. Der Sarkophag ist (auch) für die Erben, denen es zusteht.

Havran / antik: Aureliane (1225) Fr°neli, Chabran-i-Kebir

Am östlichen Ortsrand von Fr°neli (heute: Havran) sah Earinos an der Längsseite eines Zypressenhains, parallel zum Fluß, eine ca. 100 m lange und z.T. einige Meter hohe, z.T. bis auf den Boden abgetragene Mauerruine "byzantinischer Bauweise" mit Inschriften aus eingebauten Ziegelsteinen. Einige Reste der langen Mauer sind heute noch vorhanden. Die Inschrift →Nr. 711, die zur Zeit von Earinos in situ vorhanden war, bezeugt für hier die Lage eines byzantinischen (und auch spätantiken?) Ortes Aureliane, der sonst nicht überliefert ist. AÈrhlianÆ könnte (wie Aureliane in Gallien) von Kaiser Aurelianus (270-275) begründet sein. (IK 50 § 13).

Nr. 711

Errichtung einer Kirche (oder eines öffentlichen Gebäudes) durch die Stadt Aureliane

Fundort: bei Havran, Fr°neli - Antiker Ort: Aureliane. Publikationen: G. Earinos, Mouse›on II,1 (1875-76), 106; Grégoire I Nr. 47bis; Stauber, IK 51 Nr. 11. vgl: H. Kiepert, ZErdkBerlin 24, 1889, 296; Th. Wiegand, AM 29, 1904, 262 (nur der Anfang); E. Hanton, Byzantion 4, 1927-28, 103/104. Inschriftträger: Auf einem Mauerabschnitt, der einen Schutzwall gegen den Fluß bildet, eine einzeilige Inschrift in 10 m (!) Höhe, Länge der Inschrift ca.10 m, Buchstabenhöhe ca 20 cm. Datierung: "Spätrömisch"(Kiepert) bis byzantinisch. 5./6. Jh. n. Chr. (s.u.); term.post 312 (Beginn der indictioDatierung im Osten). (einzeilige Inschrift - nicht vier Zeilen wie bei Grégoire)

¶ktisen ≤ megaloprepestãth AÈrhlianØ §pistίkontow EÈse[bίo]u [ - - ]E[ - - - - - - - - - - - - di]å [P]aÊlo[u k(¢) ÉI]vãnou findiktίono[w p]°m

th k¢ dekãthw ~ ~

§pistίkontow lies §pistÆkontow; EÈse[bίo]u Grégoire; findiktiÒno[w p]°m

th k¢: INDIKTIONOEMTHKE am Stein. Die hochherrliche Stadt Aureliane hat gegründet unter dem Vorsteher Eusebios, ...... durch Paulus und Iohannes, im 15. Jahr der Indictio.

(1.) ADRAMYTTENE

32

EPISTIKONTOS versteht Grégoire sicher richtig als §pistÆkontow: "§pistÆkv = §fίstamai, §pistat«. Cf. stÆkv dans Herwerden." Hanton zeigt, dass die Titulatur megaloprepestãth am häufigsten im 5./6.Jh. begegnet, aber auch schon 364 n. Chr. belegt ist.

Nr. 712

Grabschrift (fragm.)

Fundort: Havran Antiker Ort: (später?) Aureliane Antike Herkunft: ? Publikationen: G. Earinos, Mouse›on II,1 (1875-76), 109-10; Stauber, IK 51 Nr. 12. - vgl: RepGRI Nr. 140. Inschriftträger: Marmorplatte. - Datierung: Römische Zeit. 1 2 3 4 5 6 7

[ı de›na] z«n §[maut“ ka‹] [t“ gluku]tãtƒ mou éd[elf“] [Po]ublίƒ kateskeÊ[asa tØn] [kam]ãran to›w yr°mma[sί mou:] ín d° tiw ßterow tolm[Æs˙ éno›jai] [a]ÈtØn ka‹ nekrÚn bãlei [d≈sei tª pÒlei - ]

5/6 tolm[Æs˙ éno›jai | a]ÈtØn e.g. Verf. - 6 bãlei am Stein, lies bãl˙ oder bale›[n] ... zu Lebzeiten habe ich (für mich und) meinen Bruder Publius die Grabkammer (kamãra) errichtet, (sowie) für die Ziehkinder (yr°mmta); wenn ein anderer es wagt, diese (zu öffnen?) und einen Leichnam hineinlegt (soll er zahlen an ....)

Küçük Çal-Tepe / antik: Andeira? Astyra? (1230) 6 km östlich von Havran fällt am Rand der Ebene (80 m NN) der markante Küçük Çal-Tepe (250 m NN) auf: Nach N stürzt er senkrecht in die Schlucht eines der beiden Hauptquellarme des Havran Çay; jenseits der Schlucht sieht man von Weitem am felsigen Hang des Büyük Çal-Dag den großen Eingang zu einer Höhle. Auf dem Gipfelplateau des Küçük Çal und an den südlichen Abhängen deutliche Reste einer antiken Stadt; die Lage passt zu Strabons Andeira (60 Stadien von Thebe), bei dem ein Tempel der Meter Theon Andeirene stand; in Mysien gefundene Weihinschriften für diese Gottheit führen wir deshalb hier auf. Wir erwägen aber auch, ob Strabons Andeira an dieser Stelle eine Verschreibung für Astyra sein kann. Zu Astyra s. →Ort 1205. Ob der Küçük Çal-Tepe als Siedlungsplatz mykenischer Zeit infrage kommt, ist derzeit nicht entscheidbar. Für diesen Fall hat Wiegand Lyrnessos vorgeschlagen, dessen Situierung aber u.E. auf dem 11 km weiter sw. gelegenen Ala Tepe anzunehmen ist (IK 50 § 14). Ohne Zweifel sind die Höhlen am gegenüber liegenden Hang des Büyük Çal-Dag prähistorische Kultplätze gewesen (Scherben Troia I/II), siehe Stauber, IK 50 S. 80 ff. mit Tafeln 1b bis 10.

Nr. 713

Weihung eines Reliefs der Göttin Andeirene

Fundort: ?; Troas? (als Provenienz dieses und anderer Fundstücke der Coll. Choiseul vermutet, so Froehner, Louvre sculpture, u.a.) / Kyzikos oder Umgebung ? (Schwertheim) - Antike Herkunft: Andeira (?). Sammlung: Slg. Choiseul-Gouffier, dann Museum: Paris, Louvre (Inv.Nr. MA 2871). Publikationen: Dubois, Collection Choiseul 52 Nr. 143 (m.frz.Ü.); Clarac, Louvre sculpture II 2, Taf. 46 Nr. 23; Boeckh, CIG 6836 (aus den Scheden des K.O. Müller sowie nach Dubois u. Clarac); Froehner, Louvre inscriptions 25 Nr. 9 (m.frz.Ü.); C. Smith - R. de Rustafjaell, JHS 22, 1902, 191-92 mit Foto Nr. 2 (Text Dubois); E. Schwertheim, in: FS Dörner II 814-15 Nr. 6, Foto Taf. 193 Nr. 25; Vermaseren, CCCA I 107 Nr. 339, Foto Taf. 72; Stauber, IK 51 Nr. 13. vgl: Clarac, Description 237 Nr. 637 (frz.Ü.); Froehner, Louvre sculpture4 479 Nr. 544 (frz.Ü.); Héron de Villefosse, Louvre marbres1 168 Nr. 2871; Graillot, Cybèle 373; Héron de Villefosse, Louvre marbres2 159 Nr. 2871. Inschriftträger: Giebelstele (Naiskos) aus weißem Marmor (H 33, B 24, T 7 cm) mit Relief (Büste einer Muttergöttin, auf dem Haupt Mauerkrone, in den Händen Granatapfel? und Vogel), darüber die Legende (Z.1), darunter die Zeilen 2-3 (Bh 1 cm).

(1.) Adramytteion, Nasos / Poroselene, Atarneus u.a.

1 2 3

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ÉAndirhnÆ GlÊkinna Mhnof«ntow ye“ ègnª eÈxÆn

2 (≤) yeÒw wird gerade für Muttergottheiten öfters benutzt. Andeirene. - Glykinna, Tochter des Menophon, (weiht) der ehrwürdigen Göttin (dies) als Votivgabe. Der Fundort dieser Inschrift ist unbekannt, Kyzikos oder Umgebung (Schwertheim) ist nur eine Vermutung - aufgrund der in Kyzikos gefundenen Weihung an die Göttin ÉAndeirίw ( →Nr. 714); eine weitere Weihung (→Nr. 715) an Andirene (? nicht ganz sicher) wurde in Bogazköy (60 km südlich von Kyzikos) gefunden. Da die aus der Sammlung Choiseul-Gouffier stammende Inschrift (→Nr. 713) in den Louvre-Katalogen zusammen mit anderen Inschriften aus der Troas angeführt wird, halten wir es für wahrscheinlich, dass auch die Weihung an die Göttin Andeirene aus dieser Region stammt. Als antiken Herkunftsort der Inschriften schlagen wir den Ort Andira vor, wo nach Strabon (13,1,67) ein Tempel der MÆthr ye«n ÉAndeirhnÆ gestanden hat - ob für dieses And(e)ira die Ortslage auf dem KüçükçalTepe (s.o.) infrage kommt, ist vorerst nicht zu entscheiden (dazu ausführlich IK 50 § 16).

Nr. 714

Weihung an die Göttin Andeiris (die Göttermutter Andeirene?)

Fundort: Belkız (Kyzikos) Antike Herkunft: Andeira ? Publikationen: C. Smith - R. de Rustafjaell, JHS 22, 1902, 190-93 Nr. 1, Foto Nr. 1; E. Schwertheim, in: FS Dörner II 812-13 Nr. 4; Vermaseren, CCCA I 93 Nr. 286, Foto Taf. 62; Stauber, IK 51 Nr. 14. vgl: Hasluck, Cyzicus 219, Foto S. 218 Nr. 20; Hasluck, List IV 5 mit Anm. 1 (Erg. Z. 1,2). Inschriftträger: Marmorplatte (ca. 27 x 25 cm) mit Relief (l. Hermes mit Heroldstab und Flügelhut, r. weibliche Gottheit mit Mauerkrone), darüber Inschrift und Rest eines flachen Profils. Der untere Teil des Reliefs fehlt, der Bruch reicht von der l. Schulter zum r. Unterarm der sich erhebenden(?) Göttin, so dass mögliche Attribute in ihren Händen nicht mehr zu sehen sind. Die Gesichter sind stark bestoßen.

- - - ]lon ye“ ÉAndeireίdi P°rgamou

für die Göttin Andeiris

Die Göttin (yeÒw) ÉAndeirίw dürfte wohl mit der Göttin ÉAndirhnÆ (→Nr. 713) bzw. der MÆthr ye«n ÉAndeirhnÆ, deren Heiligtum beim Ort Andeira von Strabon erwähnt wird, gleichzusetzen sein. Auch das folgende Fragment einer Weihung (→Nr. 715) dürfte derselben Gottheit dediziert sein. - Ein weiteres Heiligtum dieser Göttin kann in Kyzikos bestanden haben (vielleicht wurde auch →Nr. 713 dort gefunden). P°rgamou = §k P°rgamou (Smith/Rustafjaell) oder Personenname ?

Nr. 715

Fragment einer Weihung an die Meter Andeirene?

Fundort: Bogazköy Antike Herkunft: Andeira ? Publikationen: F.W. Hasluck, JHS 25, 1905, 60 Nr. 20; E. Schwertheim, in: FS Dörner II 817-18 Nr. 12; Vermaseren, CCCA I 94 oben; Stauber, IK 51 Nr. 15. - vgl: Hasluck, List IV 6. Inschriftträger: Bruchstück einer kleinen Stele mit Relief (Büste) und Inschrift (Bh 1,5 cm). 1 2 3 4

[Mhtr‹ ÉAndei?]rhnª MhtrÒdv[row] [é]n°y[h]kan [xa]ris[tÆrion]

Für Meter Andeirene haben Metrodoros [und ..... ?] (dies) als Weihgeschenk aufgestellt.

Z. 1: Die Ergänzung [Mhtr‹ ÉAndei]rhnª bietet sich an aufgrund der Weihungen an Andirene (→Nr. 713) und Andeiris (→Nr. 714), die auch im Relief ähnlich zu sein scheinen (weibliche Gottheiten mit Mauerkrone).

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(1.) ADRAMYTTENE

Ören / antik: (das frühere) Adramytteion (1260) Karatas, Karatash

Adramytteion (Adramytion) lag 5 km westlich von Burhaniye an der Stelle des heutigen Badeortes Ören, auf dem Plateau des Hügels Karatas und direkt an der Küste, an der noch die antike Mole und weitere Hafenanlagen erkennbar sind. Später existierte die Stadt durch Eingemeindung oder als Neugründung beim heutigen Edremit (s. unten). Vgl. zu Edremit [→Ort 1215] und ausführlich zu Adramytteion bei Stauber, IK 50 S. 48-50, 127-147. Außer den hier unter Adramytteion (Ören) aufgeführten Inschriften (→Nr. 716-719) stammen wohl auch etliche andere Inschriften ursprünglich von Adramytteion, die wir - mangels sicherer Zuweisung - unter ihren jeweiligen Fundorten anführen (unter Edremit [→Ort 1215], Koca Çiftlik [→Ort 1263], Burhaniye [→Ort 1265], Taylıeli [→Ort 1270]). Adramys, Bruder des Lyderkönigs Kroisos, soll der Stadtgründer gewesen sein. Gesichert ist, dass die Lyder in die ursprünglich von Mysern besiedelten Küstengebiete zwischen dem Ida-Gebirge und der Teuthranis (am Kaikos) zuwanderten und die Region dann dominierten. - Die Quellen berichten daneben auch eine koloniale Gründung durch Athen (ÉAyhnaίvn êpoikow pÒliw). Adramytteion war wohl seit dem 6. Jhdt. v. Chr. dank seines Hafens das Handelszentrum für das fruchtbare Hinterland, die große "Ebene von Thebe", und behielt diese Funktion bis weit in die Kaiserzeit hinein. Als wichtigste Stadt zwischen Pergamon und Ilion kontrollierte es den dortigen Landweg entlang der Westküste sowie den Holzhandel aus den Wäldern des Idagebirges. Den Römern diente es als Sitz eines conventus iuridicus und einer wichtigen Zollbehörde. Über VHLQH Geschichte in spätantiker Zeit wissen wir wenig, aber in byzantinischer Zeit war HV jedenfalls als Bischofsstadt noch bedeutend. Historische Ereignisse (Auswahl): 422 v. Chr. erlaubte der persische Satrap von Daskyleion den Adramyttenern, die von den Athenern aus Delos vertriebenen Flüchtlinge - ein Großteil der Bewohnerschaft von Delos - aufzunehmen; dadurch ist eine Hellenisierung der Stadt beschleunigt worden. Vielleicht hat die Stadt damals eine demokratische Verfassung ähnlich wie andere Seebundstaaten erhalten. Aristoteles hat die Verfassung der Adramyttener in seine Sammlung aufgenommen. Aus späteren Inschriften erfahren wir, dass es nach dem Vorbild Athens einen demos Phaleron gab. 411 v. Chr. hat Arsakes, der Statthalter des Satrapen Tissaphernes, die griechische Oberschicht der Stadt dezimiert, die aber dennoch eine hellenisch orientierte Stadt blieb. An den Aufständen (um 368 v. bis ca. 362 v.) kleinasiatischer Städte und der lokalen Satrapen gegen den Perserkönig Artaxerxes II. beteiligte sich auch Adramytteion (deshalb Belagerung durch Autophradates, da die Stadt Ariobarzanes Zuflucht bot); 357-352 v. Chr. prägte die Stadt Münzen mit dem Bild des aufständischen Orontas, Satrap in Mysien, der in Adramytteion und Kisthene seinen Amtssitz hatte und sich zuletzt doch dem König unterwarf. Seleukidische Ära: Im Bund mit Seleukos I. (gegen Antigonos I.) fiel Lysimachos 302 v. Chr. in der Troas ein; der ihm zu Hilfe gesandte Prepelaos setzte den Eroberungszug nach Süden fort (Ephesos) und nahm quasi im Vorbeigehen Adramytteion ein. - 201 v. Chr. unternahm Philipp V. einen Plünderungszug durch die Pergamene, machte kehrt und fiel in die Ebene von Thebe ein, im Glauben, dass bei den dortigen Orten überreiche Beute zu finden sei (Polybios 16,1,7). Damit ist vor allem Adramytteion gemeint. 191/190 v. Chr. im Krieg gegen Rom zog Antiochos (III.) in feindseliger Haltung nach Adramytteion und suchte dann den reichen Landstrich heim, den man die Ebene von Thebe nennt und der durch das Epos Homers bekannt ist. Und an keinem anderen Platz Kleinasiens machten die Soldaten des Königs mehr Beute. Dorthin nach Adramytteion kamen dann, um die Stadt zu schützen, Aemilius und Eumenes und postierten ringsum ihre Schiffe (Livius 37,19,7-8). Dieses gesegnete und an Gütern aller Art überreiche Land erlaubte es ihm, die Beutelust seines Heeres zu befriedigen (Polybios 21,10,13-14). Der Schutz durch die römische Flotte rettete Adramytteion selbst vor der Zerstörung, aber das offene Land wurde bis hinab nach Elaia verwüstet. 190 v. Chr. - nach dem Sieg von P. Cornelius Scipio über Antiochos bei Magnesia am Sipylos - wurde die Stadt von den Römern den Attaliden von Pergamon unterstellt. Adramytteion wurde Verwaltungszentrum eines großen Hinterlandes (einer dioikesis) und besaß damals eine Flottenstation (limØn ka‹ naÊstaymow), wohl zum Schutz der pergamenischen Nordgrenze. 129 v. Chr. wurde das pergamenische Reich, mithin Adramytteion, in die neue römische Provinz Asia eingegliedert. Bereits aus diesem Jahr ist uns inschriftlich ein Senatus consultum überliefert, das einen Grenzstreit mit Pergamon regelt. Rom hat gleich nach Errichtung der Provinz Asia Gerichtsbezirke instituiert und wohl schon damals Adramytteion als Sitz eines solchen conventus iuridicus bestimmt, der offenbar weit in das Landesinnere reichte, vielleicht auch an den Hellespont und bis Lesbos.

(1.) Adramytteion, Nasos / Poroselene, Atarneus u.a.

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In den MithrDdatischen Kriegen (88-64 v.Chr.) unterstützte die Stadt zunächst den pontischen König und beteiligte sich an der Ermordung römischer Bürger, aber ab 84 v. Chr. paktierte sie mit Rom und wurde bei der Neuordnung Kleinasiens (wieder?) zum Hauptort eines conventus ernannt, der auch einen selbstverwalteten Landtag repräsentierte. 75 v. Chr. bezeugt eine Inschrift ein portorium Asiae (Zollbehörde). Auch der Verband der römischen Kaufleute (ofl pragmateuÒmenoi ÑRvma›oi) ist wie in vielen Provinzstädten epigraphisch belegt. In den relativ friedlichen Zeiten der Provinz Asia hat die Stadt durch Land- und Seehandel wohl verstärkt profitiert. Über Ereignisse in der Kaiserzeit ist aber wenig bekannt. Kulturelles: Der berühmte Rhetor Xenokles von Adramytteion hat vor dem Senat in Rom seine Heimatstadt wegen der Unterstützung des Mithradates verteidigt. Er leitete eine Rhetorikschule (in Adramytteion oder Pergamon?) und unterrichtete dort auch Cicero (Studienaufenthalte in Kleinasien i.J. 78/77), der ihn einen der tum in Asia rhetorum principes nennt. Eine Notiz bei Cicero weist auf eine wohlhabende jüdische Gemeinde in Adramytteion hin. Die Kulte der Stadt sind nur durch die Münzen erschließbar: Hauptgottheit war Zeus (auf den meisten Münzen), außerdem zeigen die Münzen Asklepios mit Hygieia und Telesphoros, Apollon, Dionysos, Athena, Demeter (Persephone) und Antinoos-Iakchos. Umsiedelung zum heutigen Edremit: Wichtig ist die Notiz (6. Jhdt.) bei Joh. Lydos, de mens. IV 15: tÚ ÉAdramÊtteion, pÒlin ÉAsίaw, ı TraÛanÚw ¶ktisen legom°nhn épÚ ÉAdramÊttou toË édelfoË Kroίsou: ˆnoma d¢ aÈtª tÚ pãlai ÑUpoplakίoi Y∞bai. Trajan hat demnach Adramytteion (neu) gegründet, und früher hieß es Thebe. Die Lage von Thebe ist durch antike geographische Angaben beim heutigen Edremit anzunehmen; die trajanische Gründung kann deshalb nicht eine Erneuerung, z.B. nach Brand oder Erdbeben, an der alten Stelle bei Ören meinen (passt auch nicht zu ¶ktisen). Die Bewohnerschaft wurde entweder umgesiedelt oder teilte sich fortan auf zwei Orte auf. Edremit hat den Ortsnamen Adramyti(on) bewahrt. Der Zeitpunkt der Verlegung ist umstritten: Ruge und Tomaschek folgen Lydos (trajanische Zeit), H. Kiepert und Kirsten nehmen Anfang des 12. Jhdt. an. Man muss aber auch einen Zeitpunkt zwischen Trajan und Mitte 6. Jhdt. erwägen, vor Lydos, der dann von der neuen Stadtlage schon wusste und die Gründung irrtümlich Trajan zuwies. Münzen von Adramytteion zeigen im 2. Jhdt. n. Chr. (2. Hälfte) und unter Severus Alexander (222-235) als Stadtgöttin Thebe (Beischrift). Das passt zwar zu einer Ortsverlegung in trajanischer Zeit, aber Adramytteion kann ebensogut Thebe als Stadtgöttin vereinnahmt haben, da die Stadt Thebe wohl schon seit langer Zeit nicht mehr als selbständige Polis existiert hat. Von Edremit sind uns keine Ausgrabungen bekannt, die zur Frage der Ortsverlegung Aufschluss geben könnten. In Adramytteion bei Ören wurden außer antiken Zeugnissen4 (Gräber, Baufundamente, Hafenanlage) auch viele byzantinische gefunden, insbesondere die Fundamente einer großen Kirche, die vom 10./11. bis ins 14. Jhdt. bestanden hat, errichtet über einer antiken Nekropole. Vielleicht gehören diese Reste zu dem Bischofssitz, der für Adramytteion in byzantinischer Zeit überliefert ist. Vielleicht war es so: Adramytteion bestand fortwährend, auch in byzantinischer Zeit, an seiner alten Stelle (Ören), hat aber sein Zentrum irgendwann (vorübergehend?) verlegt, nämlich 12 km weiter (Edremit), dorthin wo die Stadt Thebe dem Namen nach noch existierte, jedoch schon seit langer Zeit von Adramytteion abhängig war. Neugründung meint nur die Umbenennung von Thebe und den offiziellen Zusammenschluss beider Städte. Byzantinische Zeit: Die Verarmung der Städte ab dem 7. Jhdt. hat Adramytteion eher weniger als andere getroffen. - Der Usurpator Theodosius III. (715-717) fungierte vor seiner Revolte gegen Anastasios III. als Steuerbeamter in Adramytteion. - Für das 7. bis 12. Jhdt. ist Adramyt(t)ion in den Notitiae episcopatuum als Suffragan-Bistum von Ephesos bezeugt. Elf Bischofsnamen kennen wir aus den Konzilsakten für die Zeit des Konzils von Ephesos (431 n.) bis zum 12. Jhdt.; die Bleisiegel einiger dieser Bischöfe sind erhalten. Die Ausgrabung einer Kirche vom 10./11. Jhdt. ist oben erwähnt. Münzprägung: Den geringen archäologischen und epigraphischen Zeugnissen steht eine besonders reiche autonome Münzprägung gegenüber, die Mitte des 4. Jhdt. v. Chr. beginnt und mit Gallienus (253-268) endet. Die erste Prägeperiode ist die Zeit des Orontas (Satrap in Mysia [nicht Daskyleion oder Ionia] 357-352 mit Amtssitz in Adramytteion); eine zweite vom 2. Jhdt. (2. Viertel) bis etwa Mitte 1. Jhdt.; Kistophoren (Gemeinschafts4

Das Projekt "Adramytteion Archaeological Excavations" (zuvor "Adramytteion Excavation & Conservation Projects") der Sakarya Üniversitesi führt seit 2001 Ausgrabungen und Bestandsaufnahmen durch. Ali Öztürk und Hüseyin Murat Özgen publizieren seit 2014 die Ergebnisse im Internet: 'https://www.adramytteion.org'.

(1.) ADRAMYTTENE

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währung mit Pergamon) wurden ab ca. 170 (oder 188 ?) bis 67 v. geprägt. Münzen mit Kaiserkopf von Augustus bis Gallienus (im 2./3. Jhdt. auch einige ohne Kaiserkopf). Ethnikon ADRA, ADRAMUTHNVN, abgekürzte und andere Schreibweisen. - Beschreibungen siehe den Münzkatalog von M. Barth / J. Stauber in IK 51, S. 183-241.

Nr. 716 a

Drei Dekrete (auf Andros) aus Adramytteion betr. die Ehrung fremder Richter; Ehren für Timokritos und Iphikrates aus Andros

Fundort: Lamyra (auf Andros), in Bauernhaus verbaut als Türschwelle. Antiker Dekretierungsort: Adramytteion Antiker Adressat: Palaeopolis, Andros. Museum: Andros, Arch. Museum. Publikationen: Le Bas, Inscriptions Morée V 58-67 Nr. 175 (Kopie eines Griechen; m.frz.Ü.); Le Bas III 1802; Boeckh, CIG 2349b; Hiller von Gaertringen, IG XII 5, 722; I.K. Bogiatzidis, ÉAyhnç 22, 1910, Beilage nach S. 112, vgl. S. 97-112; Paschales, Andros 477-79 Nr. 9; Hiller von Gaertringen, IG XII Suppl S. 127-8; G. Reger, EA 15, 1990, 2-5 (Z.23-44 nach Autopsie sowie Abklatsch, 1988) ; Stauber, IK 51 Nr. 16. vgl: R. Bergmann, Philologus 1847, 649-50 Anm. 83 (Z.1-10); Waddington, Fastes 34-5 (Z.1-7); R. Weil, AM 1, 1876, 243 Anm. 2; Mommsen, Staatsrecht3 III 1215 Anm. 3 (Z.6-7), vgl. 1199 Anm. 4; Sonne, De arbitris 77-78 Nr. 136, S. 119-21 (Z. 5-6,7); Swoboda, Volksbeschlüsse 225 (Z. 3-4,8/9,53); DeRuggiero, Arbitrato 303-4 Nr. 22 (Z.1-8, m.lat.Ü.); E. Klebs, in: RE 2,2 (1896) Sp. 2289 (Z. 5/6-7); Chapot, Province 251; A. Wilhelm, WS 29, 1907, 9 (Z. 3/4,24/25,45/46); S. Basis, ÉAyhnç 22, 1910, 345-47 (Z. 4/5-7), Foto nach S. 490; Leonardos, bei: I.K. Bogiatzidis, EphArch 1911, 69 Anm. 1 (Z. 12,32); Sauciuc, Andros 107, 147-52 (Z. 4,5-7,8-9,11-12,14,26/27,39,42-3,52,53,58-59,60); L. Robert, REG 38, 1925, 35 Anm. 4 (Z. 10,18-19,2728,30) = OpMin II 727; L. Robert, BCH 50, 1926, 474 (Z.30-31) = Op Min I 38; M.Holleaux, BCH 57, 1933, 49 (Z.37-39) = Études III 237 (Z.37-39); Broughton, MRR I 551, 552 Anm. 2, 553, II 93, 96 Anm. 4; A.J. Marshall, in: ANRW II 13 (1980) 654-56 Nr. 3 (Z.5-7); SEG 30, 1980, 1824 (ref. Marshall, mit Anm. zu Z.6, Pleket); I. Savalli, ASNP (Ser. 3) 11, 1981, 634-35 (Z. 9-12,39-40,41/42); Gschnitzer, Normenhierarchie 154, 159, 162 Nr. 31 (Z.21/22); Ph. Gauthier, Bull. ép. 1988, 432 (Z. 8/9,41/42,44,52); Étienne, Ténos II 130 Nr. 3 (Z. 4/5-7), 255-56 Nr. 6 (Datierung); RepGRI Nr.136; Curty, Parentés 54-55 Nr. 26 (Z.23-29, m.frz.Ü.; Z. 4-6,10-12,41/42). Inschriftträger: Marmorstele, H 114, B 47-50, T 10-13, Bh 0,7-0,8 cm, 1,5-1,8 (Z. 1. 2. 23. 45) cm. Datierung: 106 v. Chr. (in Amtszeit des Cn. Aufidius Cn.f., praet.As. 107/106 v. Chr.; Broughton, Reger); 106 oder 105 v. Chr. (Curty). Zur Text-Darstellung: Wir geben für Teil I + III den nach Revision erstellten Text von Hiller, für Teil II den nach neuer Revision von Reger. Hiller hat bei der Revision viele Buchstaben gelesen, für die in der Kopie bei Le Bas nur Lücken stehen.

I. (Dekret von Adramyttion für den Richter Timokritos und den Schreiber Iphikrates) 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16

Timokrίtou toË Svkl°ouw dikastoË ka‹ ÉIfikrãtou toË ÉIsoxrÊsou grammat°vw érxÒntvn gn≈mh per‹ œn proegrãcanto ka‹ ≤ boulØ proeboÊleusen: §pe‹ t«n paragegonÒtvn dikast«n épÚ t∞w j°nhw dedikakÒtvn tãw te katå toÁw nÒmouw sunesthkeίaw dίkaw ka‹ tå énapemfy°nta kritÆria ÍpÚ Gnaίou AÈfidίou Gnaίou ÍoË toË éntistratÆgou, kal«w ¶xon énestramm°nvn t«n éndr«n §m pçsi[n] ‡svw ka‹ dikaίv[w, épo]dox∞w éjivy∞nai tØn éretØn aÈt«n: dedÒxyai t∞i bou[l∞i ka‹ t«]i d[Æmvi: §p]h[in∞sy]aί te aÈtoÁw §p‹ to›w pro[g]egramm°no[i]w, ka‹ p[er‹ t«n doyhs]o[m°nv]n timίvn ta›w te patrίsin aÈ[t«]n ka‹ to›w §[j]apes[talm°noiw énd]rãsin pronoihy∞nai (sic) toÁw [êrx]ontaw §n to[›]w §nn[Òmoiw xr]Òn[oiw]: klhy∞nai d¢ aÈtoÁw ka‹ [§p]‹ jenismÚn efiw tÚ p[rutan]e›on §p‹ tØn boulaίan ÑEstίan, me[rίs]antow ÉArx°o[u] toË tamίou efiw tØn §gdoxØn aÈt«n ˜son ín t«i dÆmvi dÒjhi: p°mcai d¢ tÚn ÉArx°an ka‹ •kãstvi t«n dikast«n ka‹ t«n grammat°vn j°nia tå §k toË nÒmou: pronohy∞-

(1.) Adramytteion, Nasos / Poroselene, Atarneus u.a.

17 18 19 20 21 22

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nai d¢ toÁw êrxontaw ka‹ per‹ t∞w éfÒdou aÈt«n, ˜pvw diakomisy[«sin ésf]al«w: ·na d¢ ka‹ ofl §japestalkÒtew d∞moi [para]kol[ouy«si] to›w §chfism°noiw, §pim°leian poiÆsasya[i toÁw êr]xo[ntaw], ˜pvw énapemfyª prÚw •kãstouw tÚ éntίgra[fon toËde] toË chfίsmatow: [e‰na]i d¢ tÚ cÆfisma efiw pÒlevw svthr[ί]an: ¶dojen ka‹ §d[Òy]hsan draxma‹ xίliai •ptakÒsiai II. (Ehrendes Dekret der Adramyttener für die Andrier, welches in Andros aufgestellt werden soll)

23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44

épÒkrima ÉAdramuthn«n vacat érxÒntvn gn≈[m]h vac per‹ œn proegrãcanto ka‹ ≤ boulØ proeboÊleusen vac [§p]e‹ TimÒkritow Svkl°ouw ı §japostale‹[w] [d]ikastØw Í[p]Ú t[o]Ë dÆmou toË ÉAndrίvn ˆntow suggenoËw ka[‹] fίlou kat[å cÆfisma] efiw tØn pÒlin ≤m«n tÆn te §pidhmίan §poiÆsa[to kalØn ka‹] eÈsxÆmona ka‹ éjίan •kat°rvn t«n p[Ò][l]evn vac ka‹ [di]e[dίkas]e[n t]åw efisaxyeίsaw dίkaw ‡svw ka‹ dik[aί]vw thr«n toÊw t[e nÒm]o[u]w k[a]‹ t[å] chfίsmata vac proairoÊmeno[w] [d¢ toÁ]w dia[ferom°nouw efi]w ımÒno[ian êg]ein §p°lus°n t[e] [ - - - - - - - - - 30-35 - - - - - - - ê]jia t«n te éna[ ] [ - - - - - - - - - 30-35 - - - - - énti]strathg - - - - [ - - - - - - - - - 30-35 - - - - - - - pr]oshn°gkato [2-3] [ - - - - - - - - - 30-35 - - - - - - - ÉI]f[i]k[r]ãthw vac ÉIso[xrÊ][sou ı grammateÁw filotί]mvw [k]a[‹] vac? dika[ίvw t]Øn kay' •autÚn x[reί][a]n én°[gklhton par°s]xeto [vac] k[a]l[«]w [¶xo]ntow t«i dÆmvi toÁ[w] [k]aloÁw [ka‹] é[g]ayo[Áw t«n] éndr«n épodox∞w éjio[Ë]syai [e]fiw t[oÁw] êllou[w, d]e[dÒ]x[ya]i [te› te] boule› (sic) ka‹ t«i dÆmvi §phin∞syai te [aÈ][t]oÁw §p‹ to›w p[ro]g[e]gr[amm°noi]w ka‹ per[‹ t«]n [doy]hs[o]m°nvn timίv[n] [a]Èto›w te ka‹ t«i [§japestalkÒti ?] d[Æmvi] pr[on]oihy∞n[ai] vac toÁw êrxon[ta]w §n [t]o[›]w §n[n]Òmoi[w xrÒnoiw ka‹ ˜pvw diakomίzv]nt[a]i efiw t[Øn] [pÒlin, ka‹ t]oÁw êrxontaw [diap°mcasyai tÚ éntίgraf]on toËde vac to[Ë] [chfίsmat]ow [prÚw t]Ún [d∞mon tÚn ÉAndrίvn: vac ¶]doj[en] vacat

III. (Ehrendekret der Adramyttener für Timokritos und Iphikrates, welches in Andros aufgestellt werden soll) 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58

[tim]a‹ parå ÉAdramuthn[«n] [érxÒnt]vn gn≈mh per‹ œn proegrãcanto [ka‹] ≤ b[oulØ proeboÊleu][se]n: §peidØ TimÒkritow Svkl°ouw épostale‹w dikastØw [ÍpÚ toË dÆ][m]ou toË ÉAndrίvn tÆn te diadikasίan §poiÆsato ‡shn ka‹ dikaίa[n ka‹] [t]Øn parepidhmίan pr°pousan t∞i te ≤met°rai pÒlei ka‹ t∞i •auto[Ë] patrίdi, ımoίvw d¢ ka‹ ÉIfikrãthw ÉIsoxrÊsou ı grammateÁw aÈto[Ë] par°sxeto tØn kay' •autÚn xreίan kayãper §p°ballen éndr‹ s[≈]froni, kal«w d¢ ¶xontow t«i dÆmvi timçn toÁw kaloÁw ka‹ ég[a]yoÊw, dedÒxyai t∞i flerçi §kklhsίai, §phin∞syaί te aÈtoÁw ka‹ st[e]fan«sai tÚm m¢n dikastØn xrus«i stefãnvi ka‹ efikÒni xalk∞i, tÚn d¢ grammat°a xrus«i stefãnvi ka‹ efikÒni grapt∞i §p‹ t«i énastr[a]f°ntaw §m pçsin énegklÆtvw eÈergethk°nai tÚn d∞mon: toÁw d¢ êrxontaw diap°mcasyai tÚ éntίgrafon toËde toË chfίsmatow efiw tØn patrίda aÈt«n, ˜pvw toÊtvn oÏtvw suntelesy°ntvn ka-

(1.) ADRAMYTTENE

38 59 60

61 62

l«w ka‹ prepÒntvw ¶xhi t«i dÆmvi tåw éjίaw épon°mvn (!) xãritaw t«n efiw •autÚn eÈergesi«n: ¶dojen im Kranz

im Kranz

ı d∞mow ı ÉAdramuthn«n TimÒkriton Svkl°ouw

ı d∞mow ı ÉAdramuthn«n ÉIfikrãthn ÉIsoxrÊsou

5 sunesthkeίaw (Le Bas, Boeckh sunesthkίaw): s. Meisterhans - Schwyzer, Gramm. der att. Inschriften (1900, repr. 1971) S. 168/9 (§ 63,13). 6/7 éntistrãthgow: Broughton und Reger datieren in die Amtszeit des Cn. Aufidius Cn.f., praet.As. 107/106 v.Chr. (zuvor schon DeRuggiero, Sauciuc: ca. 108 v. Chr.); alle anderen Datierungen sind überholt. 11+41 pronoihy∞nai: (Le Bas, Boeckh pronohy∞nai) s. Meisterhans - Schwyzer, a.a.O. S. 58 (§ 16,7). 21/22 cÆfisma efiw pÒlevw svthr[ί]an: das ist gleichsam ein Beschluß "erster Klasse" (z.B. das Geld muss bereitgestellt werden, eine Kürzung ist nicht erlaubt). Grundlegend zum Verständnis der svthrίa- bzw. fulakÆ-Klausel ist Gschnitzer (Normenhierarchie), der den Begriff "Rangordnungsklausel" geprägt hat. 39 te› boule›: s. Meisterhans - Schwyzer, a.a.O. S. 38/9 (§ 15,8-11). 53 flerå: ein seltenes Epitheton der dekretierenden §kklhsίa. Die flerå §kklhsίa von Adramytteion dekretiert ebenfalls in Nr. 17 (Z.20). 59 épon°mvn: ein Anakoluthon. (1) (Ehrung) des Richters Timokritos, Sohn des Sokles, und des Schreibers Iphikrates, Sohn des Isochrysos. I. (3) Antrag der Archonten über den vorangehenden schriftlichen Antrag nach Vorschlag der boule: Weil, nachdem die Richter, die aus der Fremde hier zugegen waren, die Prozesse sowohl nach den bestehenden Gesetzen als auch nach den vom éntistrãthgow Gnaeus Aufidius, Sohn des Gnaeus, gesandten Beurteilungen entschieden haben, es sich nun, nachdem die Männer sich in allem gleich und gerecht bemüht haben, ziemt, ihre Leistung mit einer Gegengabe zu würdigen, mögen boule und demos beschließen: (9) Sie sollen für das oben Gesagte belobigt werden, und die Archonten sollen sich innerhalb der gesetzlichen Frist um die Ehrungen kümmern, die an die Heimatstädte und an die abgesandten Männer verliehen werden sollen. Sie sollen auch zur Bewirtung ins Prytaneion an den Herd des Rates gerufen werden, wobei der tamias Archeas für deren Einladung die Mittel zuteilen soll soweit der demos dies beschließt; auch soll Archeas einem jeden der Richter und Schreiber die Gastgeschenke, die aus dem Gesetz sich ergeben, schicken. Die Archonten sollen sich auch um deren Rückreise kümmern, damit sie sicher übersetzen. Damit die demoi, die Richter geschickt haben, auch den Beschlüssen folge leisten, sollen die Archonten dafür Sorge

(1.) Adramytteion, Nasos / Poroselene, Atarneus u.a.

39

tragen, dass die Abschrift von diesem Beschluß einem jeden (demos) zugesandt wird. Der Beschluß fällt in die Kategorie der "Beschlüsse zum Wohlergehen der Stadt". Es wurde beschlossen; und bereitgestellt wurden 1700 Drachmen. II. (23) Antwort der Adramyttener. Antrag der Archonten über den vorangehenden schriftlichen Antrag nach Vorschlag der boule: Weil Timokritos, Sohn des Sokles, der vom Volk der Andrier, das verwandt und befreundet ist, in unsere Stadt per Dekret entsandte Richter, sowohl den Aufenthalt in schöner und guter Manier und verdienstvoll für beide Städte gestaltet hat als auch die Prozesse, die angestrengt wurden, gleich und gerecht entschieden hat, unter Beachtung der Gesetze und Beschlüsse, und er in dem Bemühen, die streitenden Parteien zur Einigung zu bringen, gelöst hat ... (32-35) ... . Der Schreiber Iphikrates, Sohn des Isochrysos, hat seine Aufgabe ehrgeizig und gesetzesgemäß erledigt und sich untadelig erwiesen. (37) Weil es dem demos richtig scheint, dass die guten und tüchtigen Männer mit einer Gegengabe bei den anderen gewürdigt werden, mögen boule und demos beschließen: Diese sollen für das oben Gesagte belobigt werden, und die Archonten sollen sich innerhalb der gesetzlichen Frist kümmern um die Ehrungen, die diesen und dem demos, der sie gesandt hat, verliehen werden sollen, und dafür, dass sie in die Stadt gebracht werden; und es sollen die Archonten die Abschrift von diesem Beschluß zu dem demos von Andros senden. (Der Antrag wurde) genehmigt. III. (45) Ehrung durch die Adramyttener. Antrag der Archonten über den vorangehenden schriftlichen Antrag nach Vorschlag der boule: Da der vom Volk der Andrier entsandte Richter Timokritos, Sohn des Sokles, die Prozessführung gleich und gerecht und seinen Aufenthalt würdig für unsere und die eigene Stadt gestaltet hat, ebenso auch sein Schreiber Iphikrates, Sohn des Isochrysos, der seine Aufgabe erledigt hat wie es einem verständigen Menschen obliegt. Weil es dem demos richtig scheint, die Guten und Tüchtigen zu ehren, möge die hiera ekklesia beschließen: (53) Man soll sie loben und bekränzen, den Richter mit einem goldenen Kranz und einer Bronzestatue, den Sekretär mit einem goldenen Kranz und einem gemalten Bild, dafür dass sie dem demos Wohltaten erwiesen haben mit ihrer in allem untadeligen Bemühung. Die Archonten sollen die Abschrift von diesem Beschluß in deren Heimatstadt bringen, da es, nachdem dieses alles erledigt ist, zweckmäßig und ziemend für den demos ist, wenn er für die Wohltaten ihm gegenüber angemessene Gunstbezeugungen austeilt. (Der Antrag wurde) genehmigt. Der demos der Adramyttener ehrt den Timokritos, Sohn des Socles. Der demos der Adramyttener ehrt den Iphikrates, Sohn des Isochrysos.

Nr. 716 b

Schluß eines pergamenischen(?) Dekretes und Beginn eines Ehrendekretes der Adramyttener für den Rhetor Potamon aus Mytilene

Fundort: Mytilene/Lesbos, in einem Haus des oberen Kastells. Antiker Dekretierungsort: Pergamon? und Adramytteion - Antiker Adressat: Mytilene. Publikationen: Mommsen, Sber Berlin 1895, 899 (Abschrift Paton); Paton, IG XII 2, 42; Stauber, IK 51 Nr. 16 a. Inschriftträger: Fragment, rundum gebrochen (T 25, Bh 1,6 u. [Z.6] 2 cm, Höhe von vier Zeilen 11 cm). Datierung: Wohl für den Rhetor Potamon von Mytilene (75 v. - 15 n. Chr.), Sohn des Philosophen Lesbonax. 1 2 3 4 5 6 7 8

Mutilhn]a›oi §n œ[i t]Øn éntίgraf]on énad≈sonta toËde to[Ë chfίsmatow to›w êrx]ousin ka‹ dialeghsÒmenon dprog°graptai. Presbeut[Øw ≤r°yh ÉEp‹ prutãnevw toË - - épÚ basil°vw ÉAt]tãlou , ÑHghsίppou, fler[°vw d¢ - CÆfisma ÉAd]ramuthn«n. ÉArxÒntvn gn≈mh: §peidØ Potãmvn Lesb≈na]ktow Mutilhna›o[w MATO KA TO

(6 f.) Dekret der Adramyttener. Antrag der Archonten: Da Potamon, Sohn des Lesbonax, aus Mytilene ...

(1.) ADRAMYTTENE

40

1-5: Ende eines Ehrendekretes. Wegen Prytane und Priester (Z.5) als eponyme(r) Beamte(r) ist wohl Pergamon der Herkunftsort: ebenso nämlich in den Inschriften aus Pergamon AvP VIII 2, Nr.323 und Nr.258 (zu den eponymen Beamten vgl. Fränkel, AvP VIII 2, S.207 zu Nr.269 Z.7). Offen bleibt aber, ob Prytane und Priester in einer Person vereinigt waren. 6-8: Beginn eines Dekretes der Adramyttener für einen Mytilener. Die Ergänzung des Namens des Geehrten zu [Potãmvn Lesb≈na]ktow meint den bei Lukian (Makrobioi 23) als oÈk êdojow =Ætvr und bei Seneca d.Ä. (suasoriae 2.15) als magnus declamator genannten Rhetor Potamon (ca. 75 v. - 15 n. Chr.), Sohn des Lesbonax, der in seiner Heimat Mytilene und in Rom gewirkt hat (vgl. Suda s.v. Potãmvn und Lesb≈naj, weitere Quellen s. PIR III1 s.v. Potamo [675]). Die Ergänzung und Zuweisung ist möglich, da in zahlreichen Inschriften aus Mytilene (die meisten wohl aus einem Grabbezirk) der Redner Potamon, Sohn des Pertinax, geehrt wird (gesammelt bei Mommsen, s.o.); daher wissen wir auch von drei Gesandtschaften zu Caesar resp. Augustus, die Potamon in den Jahren 47 und 45 und 25 v. Chr. für Mytilene unternommen hat (vgl. W. Stegemann, RE XXII 1, Sp.1023-27 s.v. Potamon[3]).

Nr. 717

Dekret der hiera ekklesia für Pamphilos

Fundort: Taylıeli [→Ort 1270] im Fundament der alten Moschee; jetzt im Antikenpark Ören (Foto 2015). Antike Herkunft: Adramytteion. Publikationen: E. Schwertheim, EA 9, 1987, 37-39 (m.dt.Ü.), Foto Taf. 5; SEG 37, 1987, 1006; Stauber, IK 51 Nr. 17. vgl: S. Sahin, EA 9, 1987, 45-46; Ph. Gauthier, Bull. ép. 1988, 432 (Z. 1/2,3,6-14,15,18,20/21,27,35). Inschriftträger: Rechteckiger Marmorblock (H 152, B 49 [oben], 59 cm [unten], T 16 cm); der Stein wurde wiederverwendet: viele Spuren der zweiten Bearbeitung (schon in der Antike?), u.a. gingen dabei alle Zeilenanfänge der Inschrift (Bh 2 cm) verloren. Datierung: 168-160/59 v. Chr. (Schwertheim) / 172 v. Chr. (Sahin; zurückgewiesen von Schwertheim, S.43 Anm. 11, Gauthier sowie Pleket, SEG). Text Schwertheim (Größe der Lücken am Zeilenanfang ist nach Z.10 und Z.12 rekonstruiert, da dort der ergänzte Text sicher richtig ist). 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19

[ - - - - - - - - - - - - - - - - - ] [§pe‹ Pãmfilow ÉArtemid≈]rou pol[ί][thw Ípãrx]vn ≤m°terow prÒteron [m¢n susta]ye‹w t«i basile› EÈm°nei [ka‹ t∞w pί]stevw oÈ mikråw épodeί[jeiw poihs]ãmenow t∞w kayhkoÊshw [±ji≈yh p]ar' aÈt«i proagvg∞w ka‹ [ti][m∞w: nËn d¢ k]riye‹w §pitÆdeiow e‰nai [diå tØn per]‹ aÈtÚn Ípãrxousan eÎ[noian ka‹ su]staye‹w t∞i basilίsshi Stra[tonίkhi k]al«w ka‹ sumferÒntvw éna[str°fe]tai to›w te toË basil°vw prãgma[si ka‹ to›]w t∞w basilίssh[w ka‹ ÉA]ttãlou, d[ei][knÊmenow] §m pçsin tØm per‹ aÈtÚn Ípã[r][xousan] metriÒthta: prÒw te tÚn d∞mon [§kte]n∞ [ka‹] filÒtimon •autÚn parexÒme[now diatel]e› ka‹ to›w §ntugxãnousin t«[n] [poli]t«n ka‹ koin∞i ka‹ kat' fidίan éeί tinow ég[a][yoË boÊle]tai paraίtiow gίnesyai: ·na oÔg ka‹ [ı d∞m]ow faίnhtai tim«n toÁw éjίouw

(1.) Adramytteion, Nasos / Poroselene, Atarneus u.a.

41 Foto von 2015: Der Stein wurde als Feuer-Unterlage genutzt.

20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36

[t«n éndr]«n: dedÒxyai t∞i flerçi §kklh[sίai: §]pain°sai Pãmfilon ÉArtemid≈rou [ka‹ st]efan«sai xrus«i stefãnvi ka‹ efi[kÒni x]alk∞i §pί te t∞i prÚw tÚn basil°a ka‹ [tØn b]asilίssan ka‹ ÖAttalon ka‹ tÚn ≤m°[teron] d∞mon eÈnoίai, ∂n st∞sai §n t∞i é[go][rçi ka]‹ énaggelίan toÊtvn poiÆsasyai [tÚn égvno]y°thn §n t∞i panhgÊrei: ·na d¢ [ka‹ ≤ toË d]Æmou proaίresiw fanerå pçsin Í[p][ãrxhi, én]agrãcai tÒde tÚ cÆfisma tÚg gram[mat°a toË] dÆmou efiw tØn stÆlhn leukoË lίyou [ka‹ st∞sa]i parå tØn efikÒna: efiw d¢ tØn éna[grafØn ka]‹ stãsin aÈt∞w merίsai tÚn tam[ί][an tÚ §sÒme]non énãlvma §k t«n toË dÆm[ou] [prosÒdvn, ˜]pvw toÊtvn oÏtvw suntel[es][y°ntvn ∑i §p]ίshmow ≤ parå toË dÆmou xã[riw] [pçsi to›w aÈt]Ún eÈergetoËsin: ¶doj[en]

6 [±ji≈yh ] oder [¶tuxen ] Gauthier. - 12/13 d[ei|knÊmenow] oder d[i|adeiknÊmenow] Schwertheim; d[ia|fulãttvn oder d[ia|thr«n?] Gauthier. - 15 [§kte]nª (Ergz. Merkelbach bei Schwerth., Gauthier), [eÈme]n∞ Schwertheim. - 18 boÊle]tai: peirç]tai Gauthier. (1) Da Pamphilos, Sohn des Artemidoros, unser ... Bürger, der schon früher mit dem König Eumenes in Verbindung stand und nicht geringe Beweise der gebührenden Treue erbracht hat, von diesem einer Förderung und Ehrung für wert erachtet wurde und jetzt - zum Vertrauten gewählt (vom König) aufgrund des Wohlverhaltens gegen diesen, und schon lange in guter Verbindung mit der Königin Stratonike stehend - auf gute und vorteilhafte Weise sich bemüht um die Geschäfte des Königs, der Königin und des Attalos und dabei in allem Bescheidenheit vor diesem zeigt; und da er auch gegenüber dem demos fortwährend sich als wohlgesonnen und freigebig erweist und gegenüber den Bürgern, mit denen er gerade zu tun hat - sei es eine Gruppe, sei es ein einzelner - bei jeder Gelegenheit Urheber von etwas Gutem werden will : (18) Damit auch offenkundig wird, dass der demos die Verdienstvollen der Menschen ehrt, soll die heilige Volksversammlung beschließen: Man soll Pamphilos, (den Sohn) des Artemidoros, loben und mit dem goldenen Kranz bekränzen und mit einer Bronzestatue (ehren) aufgrund seines Wohlverhaltens gegen den König, die Königin und Attalos und gegen unseren demos; man soll es auf der agora aufstellen und die Verkündung dieser (Ehren) soll der Agonothet bei der Panegyris vornehmen. (27) Damit der Entschluß des demos auch allen deutlich wird, soll der Schreiber des demos diesen Beschluß auf der Stele aus weißem (Marmor)stein aufschreiben und neben dem Bildnis aufstellen. Für die Inschrift und dessen Aufstellung soll der tamias die entstehenden Aufwendungen aus den Einkünften des demos anweisen, so dass - wenn dies so erledigt ist - die Dankbarkeit von dem demos gegen alle, die ihm Wohltaten erweisen, erkennbar ist. Es wurde beschlossen. Es liegt also ein Beschluß zu Ehren des Mitbürgers Pamphilos vor; dekretiert hat die flerå §kklhsίa, wahrscheinlich die von Adramytteion, das nur 4 km vom modernen Fundort der Inschrift entfernt lag. Die flerå §kklhsίa von Adramytteion dekretiert auch in →Nr. 716 (Z.53). Die Ehrenbezeugungen sind die üblichen: Lob, Kranz, Bildnis, Verkündung an der Panegyris, Inschrift auf Staatskosten. Für die Ehrung des uns sonst nicht bekannten Pamphilos, des Sohnes des Artemidoros, war vermutlich dessen gute Beziehung zum Königshaus ausschlaggebend, denn die Verdienste um die Stadt sind in der relativ langen Begründung eher kurz und nur ganz allgemein formuliert. Man wollte so den Mitbürger noch geneigter machen, seinen Einfluß am Königshaus auch zugunsten seiner Heimatstadt anzuwenden.

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Nr. 718

(1.) ADRAMYTTENE

Fragment: Entscheidung des Prätors aufgrund eines Senatus consultum betr. die Grenzen pergamenischer Territorien

Fundort: Edremit (i.J. 1872 im Wasserbecken des Gartens von Ali Kawasi verbaut). Antiker Dekretierungsort: Roma (SC), . Antiker Adressat: Adramytteion (1.Exempl.), Smyrna (2.), Ephesos (3.); Pergamon ?. Publikationen: G. Earinos, Mouse›on I (1873-75), 137-38 Nr. 62; G. Earinos, ÉIvnίa 1877 Nr. 111 (n.v.); G. Earinos, ÜOmhrow 5, 1877, 395-96 (weitere Kopie von Earinos); Th. Homolle, BCH 2, 1878, 128-30 Nr. 2; Th. Mommsen, EphEp 4, 1881, 213-15 Nr. 23 (nach Kopie von Papadopoulos-Kerameus von einem im Museum der Ev. Schule Smyrna aufbewahrten Abklatsch); P. Willems, RevBelgPubl 27, 1884, 384-86 (m.lat.Ü.); Willems, Sénat2 I 693-96 Nr. 4 (m.lat.Ü.); Viereck, Sermo Graecus 22-23 Nr. 15; Mommsen, Ges. Schr. VIII 344-46 Nr. 23; Lafaye, IGR IV 262; Stauber, IK 51 Nr. 18. vgl: E. Pottier - A. Hauvette-Besnault, BCH 4, 1880, 376 Nr. 2 (eig. Abklatsch; zu Z. 6,8,10,11,13,20, 28/29); V. Latyschev, BCH 6, 1882, 373 Anm. 2 (Z.4-5); H. Roehl, Bursian Jber 36, 1883, 93 (Z.5-7); P. Foucart, BCH 9, 1885, 401-402 Nr. 4 (Z.1-9); Th.Mommsen, Hermes 20, 1885, 281 Anm. 1 (Z.40); Mommsen, Staatsrecht III 968 Anm. (Z. 0-1,3-7); W. Larfeld, Bursian Jber 66, 1890, 106 (Z. 0-1,6/7); DeRuggiero, Arbitrato 300 Nr. 20 (Z.0-9, m.lat.Ü.); P. Foucart, MAI 37, 1903, 338 (Z.1-9); Th. Wiegand, AM 29, 1904, 267 Nr. 1 (zu Z. 8,15,21,22,23,26,31); Cichorius, Lucilius 2-7 (Z. 24-25 u. zur Datierung); Abbott - Johnson, Mun Admin 268 Nr. 12 (Z.1-8); Luzzatto, Epigrafia giuridica 135-37; Magie, Roman Rule II 1055 Nr. 25; G. Tibiletti, JRS 47, 1957, 136 (Z.5-7); H.B. Mattingly, AJPh 93, 1972, 413-14 Anm. 7 (Z.1-7); F. DeMartino, PP 38, 1983, 161-90; DeMartino, Wirtschaftsgeschichte 228, 606-607 Anm. 1; DeMartino, Nuovi studi ec 117-42; G. Petzl, EA 6, 1985, 70-71; RepGRI Nr. 137. Inschriftträger: Steinplatte (H 70, B ca. 30, Bh 1 cm), gebrochen.

(1.) Adramytteion, Nasos / Poroselene, Atarneus u.a.

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Parallele Texte: 1. gefunden bei Smyrna (hier abgebildet: Sherk pl. 10 (Foto), pl. 11 (Abklatsch): Publikationen: Sherk, GRBS 7,1966,361-9, Fotos pl. 10+11; Sherk, RDGE Nr. 12; G.Petzl, IK 24 [Smyrna], 589. - vgl.: Sherk, TDGR IV Nr. 45 (nur engl. Ü.); Mason, Greek terms 64 s.v. kr›ma i. 2. gefunden bei Ephesos: Publikationen: Engelmann - Knibbe - Merkelbach, IK 13 [Ephesos], 975 A/B; G. Petzl, EA 6, 1985, 70-71. Datierung: 129 v. Chr. (Tibiletti) / ca. 130 (Roehl) / term.post 123/122 (Lex Sempronia de provincia Asia); 122120 (Mommsen, DeRuggiero) / 120-110 (Foucart, MAI) / ca. 110 (Cichorius) / 98-94 (Willems [Senat], Viereck). Die unterstrichenen Ergänzungen sind im Paralleltext von Smyrna am Stein erhalten. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37

[ - - - - - - - - str]at[hg]Ún [prÚ ≤mer«n tri]«n kaland«n [Febroarίvn §n] kometίƒ metå [sumboulίou §]pegnvkÒta dÒ[gmati sugklÆ]tou per‹ x≈raw ¥[tiw §n énti]logί& §st‹n dhmosi≈[naiw prÚw] PergamhnoÊw: §n t“ [sumboul]ίƒ par∞san Ko˝ntow Kai[kίliow K]o˝ntou uflÚw ÉAniÆnshw, Gãi[ow FlaoÊ]iow Gaίou uflÚw Menhnίa, Mã[arkow] PoÊpiow Mãarkou Skapίa, Gã[iow Ko]rnÆliow Maãrkou Sthlateί[na, Le]Êkiow M°miow Gaίou Menh[nίa, K]o˝ntow OÈãlgiow Maãrkou [4-6l] a, LeÊkiow ÉIoÊliow S°jto[u] [Fal°r]na, Gãiow Koίliow Gaίou Afimu[lίa, P]Òpliow ÖAlbiow Poplίou Kure[ί][na, Mã]arkow Kosk≈niow Maãrkou [Thr]hteίna, PÒpliow G°ssiow [Po]plίou ÉArnÆnshw, LeÊkiow ÉAe[ίn]iow Leukίou fenteίna, Gãiow ÑRoÊbriow Gaίou Popillίa, Gãiow Likίniow Gaίo Thrhteίna, Mãarkow Fal°riow Maãrkou Klaudίa, Mãniow Leuk°liow Maãrkou Pvmenteίna, LeÊkiow Fίliow Leukί[ou] ÑVratί{n}a, Gãio[w] Dίdiow Gaίou Kur[eίna], Ko˝ntow KlaÊ[d]iow ÉAppίou Pollίa, LeÊkiow ÉAnÒtiow Gaίou Meneinίa, Sp[Òr]iow Karou˝liow Leukίou Sa[ba]teίna, PÒpl[i]ow Seίliow Leukίou Galerίa, Gãiow ÖAnniow Gaίou ÉArnÆnshw, Gãiow Sempr[≈][n]iow Gaίou Fal°rna, Gna›ow ÉOktãuio[w] [L]eukίou Afimulίa, Mãarkow ÉAppolÆiow Maãrkou Kamillίa, LeÊkiow ÉAfeίniow Leukίou Lemvnίa, Gãiow NaÊtiow Koίntou OÈeturίa, Gãiow Nemet≈-

(1.) ADRAMYTTENE

44 38 39 40 41 42

riow Gaίou Lemvnίa, LeÊkiow KornÆl[i]ow Maãrkou ÑRvmulίa, Gna›ow PompÆ[i]ow Gnaίou Krostomeίna, PÒpliow Po[pί]lliow Poplίou Thrhteίna, LeÊki[ow - - - - - - - - - - - - - - - - - - ] E I S

21 fenteίna: Fenteίna Earinos 26 ÑVratί{n}a: VRAEINA Earinos; nach Paralleltext VRATEINA am Stein 32/33: Sempr[≈|n]iow: Sempl[ί|k]iow Earinos (Mous., Ivnίa), Sempr[≈|n]iow rev. Earinos (ÜOm.) Wir lassen Euch wissen, dass der Prätor am 30. Dezember(? Januar?) zusammen mit dem Rat im Comitium entschieden hat, nachdem er aus einem Senatus consultum die Streitigkeiten, welche die Publicani mit den Pergamenern über das Land haben, erfahren hatte. In der Versammlung waren anwesend: .... (es folgen die Namen der Unterzeichner) Schiedsspruch eines römischen Magistrats (eines Prätors?) aufgrund eines Senatus consultum, mit einer Liste von Namen (des Consiliums des Magistrats, zugleich der Urkundszeugen), denen jeweils die Tribus beigesetzt sind, entsprechend damaligem usus: lateinische Formen, 1. Dekl. im Abl., 3. Dekl. im Gen. (Z.9 ÉAniÆnshw, Z.20 ÉArnÆnshw). Gegenstand der Entscheidung scheinen die Grenzen des pergamenischen Territoriums zu sein, nachdem es darüber zwischen den Publicani und den Pergamenern zum Streit gekommen war (unklar ist, ob der Streit das ganze pergamenische Land betraf oder nur einzelne Territorien, vielleicht auch außerhalb gelegene, durch Attalos III. vermachte Besitzungen). Zu vermuten ist (wegen des Fundorts dieser Inschrift), dass auch ein bei Adramytteion gelegenes Territorium betroffen war. Ein zweites Exemplar dieses Schiedsspruches ist in Smyrna (das keine gemeinsame Grenze mit Pergamon hat) aufgestellt worden (Sherk, GRBS 7,361-9; G.Petzl, IK 24,589), vermutlich weil "Smyrna - wie auch Adramyttion - eine Tagungsstadt für den Gerichtshof des Provinzstatthalters war", womöglich auch, weil "die in der Urkunde getroffene Regelung exemplarischen Charakter hatte und auch für Smyrna rechtsverbindlich war" (Petzl nach Tibiletti 136-38). Eine weitere inschriftliche Ausfertigung der Urkunde ist für Ephesos erstellt worden (Engelmann/Knibbe/Merkelbach, IK 13,975 A/B; G.Petzl, EA 6,70-71). Zu Einzelheiten siehe die o.g. neueren Publikationen zur Kopie von Smyrna (Sherk; Petzl, IK 24) und Ephesos (Petzl, EA); außerdem A. Passerini, Athenaeum 15, 1937, 252-72 (Textrekonstruktion und Kommentar).

Nr. 719 a

Der demos und die römischen Kaufleute ehren den verstorbenen Alkippides aus dem demos Phaleron

Fundort: Ören, verwahrt: vor der Burc Pension - Antiker Ort: Adramytteion. Publikationen: E. Schwertheim, EA 19, 1992, 126-28 Nr. 1, Foto Taf. 20; Stauber, IK 51 Nr. 19. vgl: RepGRI Nr.136 b. Inschriftträger: Runde Marmorbasis (H 118, ∅ 60, Bh 3-3,5 cm). Datierung: Vielleicht letztes Viertel 1. Jh. v. (falls Xenokles mit dem Redner gleichzusetzen ist, den Cicero, Brut. 316 nennt). 1 2 3 4 5 6 7 8

ı d∞mow ka‹ ofl pragmateuÒmenoi ÑRvma›oi §teίmhsan ÉAlkippίdhn Jenokl°ouw Falhr°a filÒpatrin, ¥rva, eÈerg°thn: §pimelhy°ntow Dhmhtrίou Stίlbvnow

Der demos und die römischen Kaufleute ehren Alkippides, Sohn des Xenokles, aus dem demos Phaleron, der seine Heimatstadt liebte, den verstorbenen Wohltäter; besorgt hat (die Aufstellung) Demetrios Stilbon.

(1.) Adramytteion, Nasos / Poroselene, Atarneus u.a.

45

Z.4 Xenokles ist auch der Name eines berühmten Redners aus Adramytteion (1.Jh.v.), den Cicero zu seinen Lehrern zählte (IK 50 § 22). Schwertheim schlägt vor, den hier in der Inschrift genannten Xenokles, den Vater des Geehrten, mit jenem Rhetor gleichzusetzen. Z.5 Falhr°a: aus dem (attischen) demos Phaleron. Damit wird Strabon (13,1,51) bestätigt, der Adramytteion eine Apoikie Athens nennt (die anderen Quellen berichten die Gründung durch den Lydier Adramys; denkbar wäre auch, dass die Stadt erst ab 423 v.Chr. hellenisiert wurde, nachdem die von den Athenern vertriebenen Delier durch den Satrapen Pharnakes Adramytteion erhalten hatten). Vgl. den FalhreÊw in →Nr. 722. Zur Gründung von Adramytteion s. IK 50 § 22.

Nr. 719 b

(lat.) Fragment: Geldzahlungen, an einen Eranistenverein ?

Fundort: in einem Garten bei Ören, nahe dem Altın Camp verwahrt: Altın Camp bei Ören, im Privatgarten des Besitzers (i.J. 1995) Antike Herkunft: Adramytteion. Publikationen: E. Schwertheim, EA 19, 1992, 132-33 Nr. 7, Foto Taf. 20; Stauber, IK 51 Nr. 19a. Inschriftträger: Fünf aneinanderpassende Bruchstücke eines Marmorplatten-Fragments, dem alle Ränder fehlen; H bis 76, B bis 88, T 14,5 cm; Bh links 3,5, rechts 3,5 (Z.1), 7,5 (Z.2-4), 5 (Z.5) cm. Datierung: Kaiserzeit. 1 2

] SI ˚

3

]S

Caesaris A[ugusti] eranus et famili[a

4

curam agente Pap[

5 6

pecunia conla[ta

] anae

1/2 pecunia conla[ta C. Iulii] Caesaris A[ugusti] Schwertheim Die Buchstaben am linken Rand gehören nicht zum rechten Teil des Fragments, jedenfalls nicht zu Z.2-4 (deren Buchstaben weit größer sind [s.o.], außerdem ist dazwischen keine Schrift erkennbar); Z.1 und Z.5 könnten auch einer dritten Inschrift angehören. Z.3 eranus (< gr. ¶ranow): Verein, dessen Mitgliedsbeiträge ursprünglich für gemeinsame Mahle bestimmt waren, daneben (immer häufiger) auch für politische Interessenvertretungen und zur kommerziellen Geldanlage sowie zur Unterstützung in Not geratener Mitglieder (eine Art Versicherung) und anderer Personen (Darlehen). Hier könnte es sich (wegen Z.2) um Freigelassene des Kaisers oder einen Freikauf handeln.

Nr. 719 c

Gewicht (halbe mna) aus dem Pera Museum Istanbul

Herkunft Adramytteion oder Lampsakos: Das Hippalectryon (Mischwesen aus Pferd und Hahn) kommt auf Münzen beider Städte vor. Publikationen: Tekin, Coll. Pera Museum, pl. 9 Nr. 29 mit Foto; SEG 63, 2013, 1881. Datierung: Hellenistisch. Links Hippalectryon - unten H:

Nr. 719 d

≤(mi-)

Gewicht (achtel mna) aus dem Pera Museum Istanbul

Herkunft Adramytteion oder Lampsakos: Das Hippalectryon (Mischwesen aus Pferd und Hahn) kommt auf Münzen beider Städte vor. Publikationen: Tekin, Coll. Pera Museum, pl. 9 Nr. 30 mit Foto; SEG 63, 2013, 1881. Datierung: Hellenistisch. Links Hippalectryon - in den Ecken 4 Buchstaben: Nr. 720 a - j

ˆ[g]d[oon] ?

→ Kap. 11: Byzantinische Bleisiegel (Adramytion)

(1.) ADRAMYTTENE

46

Koca Çiftlik (?) (1263) "Landgut von [Demosthenes] Baltazzi gegenüber TsouroËki, ca. 1/2 h von Karatas" (Earinos). Diese Angaben führen an den Havran Çay, und zwar etwas südöstlich vom heutigen Dorf Çoruk, etwa dorthin, wo auf älteren Karten ein Koca Çiftlik verzeichnet ist. - Das von Hepding (AM 35,493) ohne Ortsangabe genannte Landgut "Çiftlik Grandoglu" der Familie Baltazzi ist ein anderes, das zwischen Çandarlı und Klisseköy lag (vgl. Karte von O. Berlet, AvP I.). Zur verzweigten Baltazzi-Familie s. A.L. Benaki, Mikrasiatika Chronika 4, 1948, 325 ff. ("Ofl Mpaltãtzhdew").

Nr. 721

Grabschrift (A. Gessius Encolpius ?)

Fundort: Landgut von Baltazzi. Publikationen: G. Earinos, Mouse›on I (1873-75), 141 Nr. 67; Stauber, IK 51 Nr. 20. vgl: Kubiñska, Monuments fun. 69 (Z. 1,2,4,5-7), 129 (Z.6-7); RepGRI Nr. 141. Inschriftträger: Stele? (H 82, B 41 cm). - Datierung: Römische Zeit. 1 2 3 4 5 6 7

A(ÈrÆliow) G°ssiow ÉEnkÒlpiow z«n •aut[“ k]a‹ Ges(sί&) Kouãrt˙ ka‹ AÈr(hlί&) Menestrãt˙ gunaij‹n ka‹ ÉIoÊl& ÉAlfei“ fίlƒ ka‹ to›w épeleuy°roiw mou tÒpon tÚn perikeίmenon t“ bvm“

Earinos schrieb: 1 At°ssoiw ÉEkkÒlpiow z«n;

3 ka‹ EÈrhlenestrãthw

Aurelius Gessius Encolpius (hat) zu Lebzeiten, für sich und die Frauen Gessia Quarta und Aurelia Menestrate und für den lieben Iulas Alpheios und meine Freigelassenen, das Grundstück um den Altar herum erworben (oder: zur Verfügung gestellt ?).

Burhaniye (1265) Kemer

Kleinstadt (>60.000 Einwohner). Die Inschriften können aus dem nahen Adramytteion (4 km) stammen. Ein gut erhaltenes langes Dekret steht noch unaufgenommen in einem Keller in Burhaniye (Schwertheim).

Nr. 722

Ehrung (fragm.) für einen Bürger aus dem demos Phaleron

Fundort: ursprünglicher Fundort: Feld Ayaklı Yeri bei Burhaniye, aufgefunden: Burhaniye. verwahrt: Altın Camp bei Ören (1992 und 1995, von dort unser eigenes Foto); inzwischen wurden diese Inschrift und diverse Spolien dort vom Museum Balıkesir abgeholt. - Antike Herkunft: Adramytteion (?). Publikationen: E. Schwertheim, EA 19, 1993, 128-29 Nr. 2, Foto Taf. 20; Stauber, IK 51 Nr. 21. vgl: RepGRI Nr. 136c. Inschriftträger: Runde Basis (H 77, ∅ 50, Bh 3-3,5 cm). Datierung: Vielleicht letztes Viertel 1. Jh. v. (vgl. Inschrift →Nr. 719).

(1.) Adramytteion, Nasos / Poroselene, Atarneus u.a.

1 2 3 4 5 6 7 8 9

47

[ı d∞mow ka‹ ofl pragmateu][Òmenoi ÑRvma›oi] [§teίmhsan] [tÚn de›na toË de›now] Falhr°a filÒpatrin, eÈerg°thn: §pimelhy°ntow Mãrkou Satrίou Mãrkou ufloË Pvllίvnow

(Der demos ... ehrte den ...) aus dem demos Phaleron, der seine Heimatstadt liebte, den Wohltäter; besorgt hat (die Aufstellung der Ehrung) Marcus Satrius Pollio, Sohn des Marcus. Z.1-4 e.g., auch eine andere Gruppe kann Urheber der Ehrung sein. - Z.5 Falhr°a s. Inschrift →Nr. 719. Z.7/8: Ein M. Satrius, der 44/43 v. Chr. in Asia als Legat des C. Trebonius genannt ist (Cic. Brut. 21,3), kann, so die Vermutung Schwertheims, mit dem Geehrten in Beziehung stehen; vielleicht gehörten die namentlich Genannten zu den römischen Kaufleuten in Adramytteion.

Nr. 723 a

Widmung für Kaiser Trajan

Fundort: Burhaniye - Antike Herkunft: Adramytteion? (älteres [→Ort 1260] oder jüngeres [→Ort 1215] ?). Publikationen: Leaf, Strabo Troad 320; SEG 2, 1925, 659; Stauber, IK 51 Nr. 22. Inschriftträger: Bruchstück eines langen Architravs. - Datierung: 98-117 n. Chr..

[Pol?]lίvn én°yhken AÈtokrãtori N°r[ou& TraÛan“ Kaίsari Sebast“ Pollion? hat errichtet (geweiht) dem Imperator Nerva (Traianus Caesar Augustus ... ). Es dürfte sich um eine Bauinschrift handeln, wohl aus Adramytteion. Dass diese Widmung Trajan (und nicht Nerva) gilt, ist vermutet wegen Laurentius Lydus (de Mens. IV 15): "tÚ ÉAdramÊtteion ... ı TraianÚw ¶ktisen". Trajan gründete demnach ÉAdramÊtteion neu, entweder beim heutigen Edremit [→Ort 1215] oder noch einmal an der alten Stelle [→Ort 1260]. Vgl. IK 50 § 11 und § 22.

Nr. 723 b

Altaraufschrift: Weihung an Herakles

Fundort: Burhaniye (i.J. 1902 i.d.Schule vermauert). Publikationen: Th. Wiegand, AM 29, 1904, 267 unten; Stauber, IK 51 Nr. 23. vgl: H. Kasten, Bursian Jber 279, 1942, 117 (Z.1-2). Inschriftträger: Kleiner Altar. - Datierung: Römische Zeit. 1 2 3 4

t“ ÉAlejikãkƒ tÚn édãmanta tÚn perikeίmenon ka‹ tÚ jίfow Ti. Kl. GãÛow ı diå bίou flereÁw én°yhka

Für Alexikakos: das harte Eisen, das umschließende, und das Schwert; Ti(berius) Cl(audius) Gaius, Priester auf Lebenszeit - ich habe es geweiht.

Ti. Cl. Gaius war wohl Priester des Alexikakos, d.h. des Herakles. Auffällig ist Gaius als Cognomen. Es scheint sich um die Weihung einer Rüstung und eines Schwertes zu handeln. Offen bleibt, ob dies gleichsam als Segnung der Waffen geschah, oder ob es ein Denkmal für einen, der sich im Kampf hervorgetan hat, darstellt (und dessen Waffen nun ausgestellt werden). Dass man auch einen Altar mit Inschrift errichtet hat, scheint für letzteres zu sprechen.

= Sarköy ? (1266?) Sharkiöi, Scharkjöi

Den Fundort GgioÊrkioÛ (also: Giaur Köy) "in der YÆbhw pedίon" konnten wir auf keiner Karte finden; vermutungsweise setzen wir ihn mit Sarköy gleich, einem jetzt unbedeutenden Dorf südlich von Burhaniye (das aber bereits auf der Karte von Hamilton verzeichnet ist, während das heute große Burhaniye dort noch fehlt).

(1.) ADRAMYTTENE

48 Nr. 724

Verschlepptes (?) Fragment einer pergamenischen Inschrift

Fundort: GgioÊrkioÛ katå tÚ YÆbhw pedίon, in der christlichen Kirche (in: ÜOmhrow S.199). verwahrt: Bergama, griech. Knabenschule (i.J. 1874, 1895). Publikationen: ÜOmhrow 2, 1874, 199 (links 3. Inschr.), 200 (links 4. Inschr.); G. Earinos(?), Mouse›on II,1 (1876) 46 Nr. 165 (rje); M. Fränkel, AvP VIII Nr. 273 F (rechtes Fragment, Z.8-10); Stauber, IK 51 Nr. 24. Inschriftträger: Marmorplatte.

[§pi]melhy°[ntvn] Yeod≈rou TelesfÒrou Terpãn[drou] t«n grammat°vn

1 2 3

unter der Aufsicht der Sekretäre Theodoros, Telesphoros, Terpandros

Das Bruchstück ist identisch mit dem rechten Teil des Bruchstückes AvP VIII Nr.273 F, das zusammen mit weiteren Fragmenten (aufgrund der gleichen Schrift) zu einer größeren Platte (offenbar eines kaiserlichen Erlasses) aus Pergamon zu gehören scheint. Sämtliche Teile waren in Bergama in der griech. Knabenschule gesammelt (im Jahr 1874 bzw. 1895). Die Fundorte sind bei Fränkel (AvP) für zwei der Fragmente angegeben, nämlich auf dem Burgberg bei Pergamon. Wir führen dieses Bruchstück hier an, weil in ÜOmhrow (S. 199) als Fundort "GgioÊrkioÛ katå tÚ YÆbhw pedίon" genannt ist (S. 200 wird wiederum o.g. Schule als Verwahrort genannt, womit gesichert ist, dass es sich um dasselbe Bruchstück handelt); wenn diese Fundort-Angabe zutrifft, müsste das Bruchstück zeitweise in die Ebene von Edremit (YÆbhw pedίon) verschleppt gewesen und von hier wieder nach Bergama zurückgebracht worden sein. Wir haben Zweifel, ob das zutrifft und nicht vielmehr eine irrtümliche Angabe vorliegt.

Taylıeli (1270) Daili-ili, Dailieli, Daili Eli

Die hier gefundene Inschrift →Nr. 717 gehört ziemlich sicher nach Adramytteion. Ob dies auch für →Nr. 725 zutrifft, ist nicht zu entscheiden (auch südlich gelegene Orte, z.B. Kisthene, kommen infrage). →Nr. 717 (Fundort: Taylıeli

Nr. 725

Antike Herkunft: Adramytteion)

Ehrung für Artemidoros, vom demos (im Kranz).

Fundort: Taylıeli (verbaut im Haus von S. Kaptan i.J. 1984) - Antike Herkunft: Adramytteion (?). Publikationen: E. Schwertheim, EA 19, 1992, 130 Nr. 3; Stauber, IK 51 Nr. 25. Inschriftträger: Marmorblock (H 32, B 52, T 15, Bh 2 cm); man kann nicht erkennen, ob der verbaute Stein ursprünglich größer war. Datierung: "nach dem Schrifttyp noch hellenistisch" (Schwertheim). (im Kranz)

ı d∞mow

1

ÉArtemίdvron ÑErmokrãtouw

2

Der demos (ehrt) Artemidoros, den Sohn des Hermokrates

Unklare Fundorte in der Gegend Edremit - Ören (12xx) Fundorte in der Umgebung von Edremit / Ören, die wir nicht genau identifizieren können.

Nr. 726

Grabschrift (fragm.)

Fundort: genaue Lage unbekannt: "1898 auf einem türkischen Landgute ausgegraben" (unter der Überschrift "von Adramytion", Papageorgiu), also aus der Gegend von Edremit [→Ort 1215] oder Ören [→Ort 1260]. Publikationen: Papageorgiu, Mytilene 25 Nr. 100 (übermittelt von E.K. Eleutheriou); Stauber, IK 51 Nr. 26. Inschriftträger: Giebelstele mit Relief (Totenmahlszene: vier Personen bei Tisch). 1 2

] Mhnofãnou xa›re EÈm°nh x[a›re]

... des Menophanes, lebe wohl ! Eumenes, lebe wohl !

Nr. 727

Grabschrift (fragm.)

(1.) Adramytteion, Nasos / Poroselene, Atarneus u.a.

49

Fundort: genaue Lage unbekannt: "1898 auf einem türkischen Landgute ausgegraben" (unter der Überschrift "von Adramytion", Papageorgiu), also wohl Gegend von Edremit [→Ort 1215] oder Ören [→Ort 1260]. Publikationen: Papageorgiu, Mytilene 25 Nr. 101 (übermittelt von E.K. Eleutheriou); Stauber, IK 51 Nr. 27. Inschriftträger: Stele mit Totenmahlrelief (drei Personen). 1 2

]a Mhnofãnou ] z∞: xa›re

... (Tochter) des Menophanes ... lebt ? (41 Jahre alt ?). Lebe wohl !

2 -] z∞: MLZH Papageorgiu nach fremder Kopie Z.2 schreibt Papageorgiu "...zh" für "MLZH" auf der Kopie, d.h. er vermutet wohl einen Namen, der mit -zh endet. Nahe liegt aber, "z∞" ("sie lebt") zu verstehen, das dann allerdings etwas irritierend von xa›re gefolgt ist. Besser: es handelt sich um die Altersangabe der Verstorbenen: ma zÆ(sasa) = 41 Jahre alt. Möglicherweise mit der voranstehenden Inschrift identisch.

bei Gömeç / antik: Passanda? Kisthene? (1511) Armutova, Emrutabat

Als Fundort zweier Inschriften (Meilensteine?) teilt Franz nach den Angaben von H. Kiepert (Reise 1841/42) mit: "Prope vicum Gömetsch, duarum horarum spatio ab urbe Kydonia s. Aivali, ubi Kieperto iudice antiqua Coryphantis fuit; in columna inter rudera templi". H. Kiepert hat also an der Fundstelle Koryphantis vermutet. Nun hat 60 Jahre später Wiegand i.J. 1902 (AM 29, 1904, 261) etwa 7 km südwestlich von Gömeç eine Trümmerstätte namens Karamanoglu Tsakir, auch Eski Meserlık (Alter Friedhof) genannt, mit zahlreichen Resten erwähnt, für die er das antike Koryphantis (Tab.Peut.: Coryphas) vorschlägt; dort hat dann auch R. Kiepert in seiner Karte "Das antike Kleinasien" (21914) Koryphantis verzeichnet (vgl. IK 50 § 29). Jedoch hat uns die Begehung des Gebietes gezeigt, dass die von H. Kiepert und von Wiegand mitgeteilten antiken Stätten nicht dieselben sind. Als Fundstelle von H. Kieperts Inschriften kommt einer der beiden alten Friedhöfe (IK 50 S. 161) neben der Schnellstraße bei Gömeç infrage: dort stehen und liegen bis heute Dutzende Säulen, z.T. aus Marmor. Jedoch sollte man diese Stätte(n) nicht auf Koryphantis beziehen, eher auf Passanda (so R. Kiepert) oder auf Kisthene, das wir aber eher bei Ayvalık vermuten. Ausführlicher zu Kisthene (und Passanda) bei →Ort 1530 Ayvalık. Die von Wiegand berichtete Trümmerstätte Karamanoglu Tsakir haben wir vielleicht wiedergefunden (s. dazu die Zeichnungen) - außer sie war an anderer Stelle und ist heute zur Gänze abgeräumt (IK 50 S. 170 ff.).

Nr. 728

Konstantin I. und Licinius (Meilenstein? Straße Pergamon-Lampsakos)

Fundort: bei Gömeç (an der Stelle von Koryphantis in einer Tempelruine; H.Kiepert, i.J. 1842) (s.o.). Publikationen: J. Franz, AIC Roma 14, 1842, 149 Nr. 40 (2. Inschr., Kopie H. Kiepert); LBW 1726; Mommsen, CIL III 469; Grünewald, Constantinus Nr. 454; Stauber, IK 51 Nr. 28; French, RRMAM 3,5 (2014) Nr. 023 B mit Abb. 6.1.16 (Facs.). - vgl: French, RRMAM 2,1 Nr. 210. Inschriftträger: Säule; Kiepert: "in alia columna" (als →Nr. 729). Datierung: Aug./Sept. 313 - 28.2.317 (Konstantin I. und Licinius I. als Augusti). French 2014 1 2 3

[FL VAL] CONSTANTIN{II}O [ET FL VAL LICI]NIANO LI]CINIO INVICTIS *

2: ]NILIM die Abschrift (H.Kiepert) 3: invictis: INVICTIL die Abschrift (H.Kiepert) Für (Flavius Valerius) Constantinus (und Valerius) Licinianus Licinius, die unbesiegten Augusti. Mommsen und Grünewald haben die Widmung an Konstantin I. und Licinius unter die "Meilensteine" aufgenommen sowie French in seine Meilenstein-Kataloge. Allerdings läßt uns die Fundortangabe "inter rudera templi" (Kiepert bei Franz) auch an eine Tempelsäule mit Widmung an die Herrscher denken.

Nr. 729

Für Diokletian und Maximian (Meilenstein? Straße Pergamon-Lampsakos)

Fundort: bei Gömeç (an der Stelle von Koryphantis in einer Tempelruine; H. Kiepert, i.J. 1842) (s.o.).

50

(1.) ADRAMYTTENE

Bei Keremköy (7 km sw. von Gömeç/Armutova). Zwei Zeichnungen von Frederik Foert: Ein Brunnenhaus und die Stützmauer einer Steinbogenbrücke, spätrömisch? Vielleicht Wiegands Trümmerstätte Karamanoglu Tsakir (→Ort 1511). Koryphantis? Passanda?

(1.) Adramytteion, Nasos / Poroselene, Atarneus u.a.

51

Antiker Ort: Passanda? Kisthene??. Publikationen: J. Franz, AIC Roma 14, 1842, 149 Nr. 40 (1. Inschr., Kopie H. Kiepert); LBW 1725; Lafaye, IGR IV 265; Stauber, IK 51 Nr. 29; French, RRMAM 3,5 (2014) Nr. 023 A mit Abb. 6.1.15 (Facs.). Inschriftträger: Säule ("in columna", Kiepert). Datierung: 293-305 (Diokletian u. Maximian als Augusti mit Constantius I und Galerius als Caesares). French 2014 1 2 3 4 5 6 7

[Íp¢r svthrίaw ka‹ Ígieίaw] [t«]n éneikÆtvn [Seb]b. DioklhtianoË ka‹ MajimianoË ka‹ t«n §pifanestãtvn Kaisãrvn Kvnstantίou ka‹ MajimianoË

1/2: [Íp¢r t«]n éneikÆtvn [AÈtokra|tÒrvn] DioklhtianoË Franz. 5/6 Kvns|tantίou: KOUS | TANUIOU Kopie H.Kiepert. 6/7 ka‹ Maji|mianoË: KAMLAVI | MIANOU Kopie H.Kiepert bei Franz, KAILAVI | MIANOU Kopie H. Kiepert bei LBW. (Für das Heil und die Gesundheit der) unbesiegten Augusti Diocletianus und Maximianus und der hochberühmten Caesares Constantius und Maximianus. Die Widmung für die Kaiser Diokletian und Maximian und für Constantius und Maximianus, die späteren Kaiser Constantius I. und Galerius, hat offenbar auf der Säule eines Tempels gestanden (nach Kieperts Angabe zum Fundort; ebenso Inschrift →Nr. 728, s. dort). Es kann auch ein Meilenstein sein (wie →Nr. 728).

Hacı Osman (1513) Hadji Osman

Hacı Osman ist ein Dorf, das ganz nahe an Gömeç anschließt (anders als in den Karten von H. u. R. Kiepert und von Philippson). Die vielen antiken Spolien in Hacı Osman sind gewiss auf eine in der Nähe liegende Stätte zurückzuführen (Passanda, Kisthene? vgl. zu →Ort 1530 Ayvalık) und legen nahe, dass die hier gefundene Inschrift →Nr. 749 nicht von ganz anderswo herangeschleppt ist. Trotzdem führen wir zweifelnd diese Inschrift aufgrund der von Cook berichteten Auskunft eines Einheimischen bei Demircidere [→Ort 1833] im Kozak an, gleichsam als "lectio difficilior", und weil in der Nähe von Demircidere antike Ruinenstätten liegen. →Nr. 749 ursprünglicher Fundort: (angeblich) Demirci, aufgefunden: Hacı Osman.

Ayvalık / antik: Kisthene (1530) (neugr.) Kudvnίa, Aiwalyk

Kisthene in Mysien (auch Stadt in Libya oder Aithiopia, Berg in Thrakien, Insel und Stadt in Lykien) können wir ungefähr lokalisieren, weil Strabon (13,1,51) den Ort in seiner Kurzbeschreibung der Küste von Gargara bis Kane (und Elaia) nennt, und zwar hinter (südlich) Adramytteion: Außerhalb des Meerbusens [von Adramytteion] und der Landspitze Pyrrha folgt die verödete Stadt (pÒliw ¶rhmow) Kisthene mit einem Hafen. Über dieser im Landesinneren ein Kupferbergwerk und Perperene, Trarion und andere solche Siedlungen. An der anschließenden Küste die Mitylener-Orte Koryphantis und Herakleia, nach diesen Attea, dann Atarneus und Pitane und die Mündung des Kaikos; diese (letzten Orte) sind schon in der Bucht von Elaia. - Der Ort Passanda lag in der Nähe der pÒliw Kisthene (Ephoros, FGrH 70 F 235; Herodian, prosod. 3,1 p. 380; Steph. Byz. s.v. Passanda). Lokalisierung: Eine gesicherte Lokalisierung gibt es nicht. Vorgeschlagen wurde Ayvalık (J.Th. Clarke und R. Kiepert) oder das 12 km nö. gelegene Gömeç (H. Kiepert, Th. Wiegand, E. Meyer - nach R. Kiepert eher Passanda), Schuchhardt resümiert, dass es keinen Anhalt gebe, um Heraclea, Koryphas, Kisthene zu platzieren. Zu dieser Diskussion vgl. Stauber, IK 50 § 25 (Kisthene), wo für Kisthene eher Gömeç und bei Ayvalık eher Herakleia vermutet wird (§ 30 Herakleia und S. 180-82 Ayvalık). Aber jetzt halte ich aufgrund glaubwürdiger

(1.) ADRAMYTTENE

52

Fundberichte von Einheimischen den markanten Hügelkegel östl. von Ayvalık (der von der Autobahn aus im Osten auffällt) für die wahrscheinliche Ortslage von Kisthene. Die Umgebung von Gömeç kommt dann für Passanda infrage, Herakleia bleibt ohne Lokalisierung. Historisches: Der älteste Beleg, Isokrates (Panegyrikos 153,5), überliefert, dass Kisthene von den Spartanern unter Agesilaos erobert und für 100 Talente wieder losgekauft wurde (397 v. Chr.). Die Münzen (357-352) zeigen, dass der aufständische Satrap Orontas hier einen Amtssitz hatte. Die Stadt war wohl zeitweise relativ bedeutend: Pomponius Mela (1. Jh. n.) nennt sie die clarissima (bekannteste) der Städte dieser Küste (Chorographia 1 [18], 91). Aber am Zeugnis von Strabon (Beginn der Kaiserzeit), dass Kisthene verödet war, ist nicht zu zweifeln; auch Plinius (n.h. 5,122) schreibt intercidere Cisthene. Epigraphische Zeugnisse fehlen. - Der Ortsname könnte von der Zistrose (kίsyow) abgeleitet sein. Münzen: Prägungen Mitte bis spätes 4. Jh. v. Chr., Vs. Demeter, Rs. Reiter und Delphin, Aufschriften KIS / KISYH. Münzen mit Vs. Bärtiger Kopf, Rs. Reiter oder geflügelte Eberprotome, Aufschriften KIS / KISYA werden Orontas (der bärtige Kopf) zugewiesen: Prägungen des Satrapen Orontas (Vs. knieender Krieger, Rs. geflügelte Eberprotome und Aufschrift ORONTA) werden nach Vergleich mit den autonomen Münzen aus Kisthene diesem Ort zugewiesen (seit Troxell 1981, frühere Zuweisungen u.a. an Klazomenai). Der gegen König Artaxerxes II. aufständische Satrap hatte demnach hier einen Amtssitz und in Adramytteion, wo er ebenfalls Münzen schlagen ließ, ca. 357-352 oder 362/61; er war also Ïparxow in Mysia, nicht von Ionia, auch nicht in Daskyleion. Münzkatalog von Barth / Stauber, IK 51 S. 261-265. Ayvalık (Quitte) ist die Übertragung des früheren (neu-)griechischen Ortsnamens Kydonia; dieser könnte (zumal die Gegend heute keineswegs quittenreich ist) in Zusammenhang stehen mit Cydonea, das Plinius erwähnt als "Insel vor Lesbos, bekannt durch seine warme Quelle" (vgl. IK 50 § 31). Vielleicht sind dessen Bewohner irgendwann auf das Festland umgesiedelt und haben ein neues Kydonia gegründet ? Denkbar wäre auch, dass die ursprüngliche Insel der Kydoneer (vor Lesbos = gegenüber Lesbos) zu den Hekatonnesoi gehörte und von dort der Name auf das nahe Festland übertragen wurde. Die in Ayvalık im 19. und Anfang 20. Jh. vorgefundenen Inschriften waren hier lediglich gesammelt, nachdem man sie (laut damaliger Auskunft Einheimischer) von den Inseln hierher transportiert hat (auch die Inschrift →Nr. 739, die bereits Didot in Ayvalık vorgefunden hat, weist Paton der Insel zu); heute sind die Stücke nicht mehr vorhanden. Antike Reste aus Ayvalık selbst sind nicht bekannt geworden (außer Spolien).

→Nr. 730 →Nr. 732 →Nr. 738 →Nr. 739

(ursprünglicher Fundort: Yumurtaada Ad., aufgefunden (verwahrt): Ayvalık) (ursprünglicher Fundort: Yumurtaada Ad., aufgefunden (verwahrt): Ayvalık) (ursprünglicher Fundort: Alibey Ad. oder Maden Ad., aufgefunden (verwahrt): Ayvalık) (ursprünglicher Fundort: Alibey Ad.?, aufgefunden (verwahrt): Ayvalık)

Inselgruppe Yund Adalar / antik: Hekatonnesoi (1540-1579) Große Inselgruppe vor Ayvalık an der Wasserstraße zwischen Lesbos und dem Festland

Hekatonnesoi, der überlieferte Name der Inselgruppe, ist nach antiker Etymologie nicht als "hundert Inseln" (es sind tatsächlich 23) zu deuten, sondern als "ÑEkãtou n∞soi", Inseln des Apollon Hekatos (Ferntreffender). Der Gott, dessen Epiklesis der ganzen Inselgruppe den Namen gab, hatte sein Heiligtum (nach Strabon 13,2,5) auf einer der unbewohnten Inseln (auf welcher, ist nicht mit Sicherheit zu sagen). IK 50 § 32.

Insel Yumurtaada (1540) (neugr.) DaskaliÒ

Winzige Insel nördlich von Ayvalık mit den Resten einer mittelalterlichen Befestigung und, vermutlich, eines Klosters der Heiligen Kosmas und Damian. Die u.g. Inschriften wurden von dort i.J. 1900 nach Ayvalık verbracht; ob sie ursprünglich alle von Yumurtaada stammen, wissen wir nicht. Architekturteile mit weiteren Inschriften gingen durch Zerstörung verloren (E. David).

Nr. 730

Grabschrift des Euphrosynos und der Elpido

Fundort: ursprünglicher Fundort: Yumurtaada Ad., DaskaliÒ, bei den Ruinen eines byzant. Klosters (David, danach Wolters; lt. Wiegand wurde in Ayvalık "als Herkunftsort die Hauptinsel angegeben", d.h. Alibey Ad. - Davids authentischer Bericht ist hier sicher vorzuziehen). Verwahrung: Ayvalık, Gymnasium/ Gefängnis (1900/1902) (David/Wiegand).

(1.) Adramytteion, Nasos / Poroselene, Atarneus u.a.

53

Publikationen: E. David, N°a ÉEfhmerίw, Konstantinopel, 21. März 1900 (n.v.); P. Wolters, AM 25, 1900, 120 oben (nach David); Th. Wiegand, AM 29, 1904, 256; Hiller von Gaertringen, IG XII Suppl 149; Stauber, IK 51 Nr. 30. - vgl: E. Bourguet, REG 19, 1906, 43 (Z.2-3); E. Kirsten, in: RE 22 (1953) Sp. 242 Z.30-34. Inschriftträger: Runde Marmorsäule, H 53, Umkreis 90 cm (David) / H 55, B 32 cm (Wiegand), oben und unten profiliert. Datierung: Älter als Inschrift →Nr. 732 aus dem 6. Jh. n. (David aufgrund der Schrift), römisch (Wiegand). Zeilentrennungen nach Wolters (Wiegand trennt in nur 3 Zeilen): 1 2 3 4 5

toËto tÚ mnhme›on EÈfrosÊnou ka‹ ÉElpidoËw t«n ÉOryokl°ouw toË Dhmog°nou

Dies (ist) das Grabmal des Euphrosynos und der Elpido, (Kinder des) Orthokles, des (Sohnes) des Demogenes

4 ÉOryokl°ouw Wolters (ÉOrokl°ouw Wiegand) 5 Dhmog°nou Wiegand, danach Hiller (ÉApinog°nou David - das ist unwahrscheinlich) Der Name Demogenes ist mehrfach belegt: literarisch bei Diodor (19,2), inschriftlich auf Ios (IG XII 5,10 Z.20, p.305) sowie Dhmogenίdai in Kataloginschrift von Chios (Michel 1144 Z.4 = SEG 19,583); auch deshalb ist Wiegands Lesung anzunehmen.

Nr. 731

Ziffern einer Sonnenuhr

Fundort: ursprünglicher Fundort: Yumurtaada Ad., DaskaliÒ, bei den Ruinen eines byzant. Klosters. aufgefunden: am Festland ? (bei Windmühle des K.Alibali ?,1902; Wiegand [Angabe nicht ganz eindeutig]). Museum: Bursa, Arch. Museum (Inv.Nr. 89). Publikationen: Th. Wiegand, AM 29, 1904, 259 Abb. 4; Mendel, Mus Brousse Nr. 98 = BCH 33, 1909, 340-41; Stauber, IK 51 Nr. 31. vgl: P. Wolters, AM 25, 1900, 119 (nach David). - S.L. Gibbs, Greek and Roman Sundials (Yale Univ. 1976), hat diese Sonnenuhr übersehen. Inschriftträger: Rechtwinklige Platte aus weißem Marmor, H 52 (li.), 56 (re.), B 54,5 (oben), 56 (unten) cm, mit eingraviertem Zifferblatt (Höhe der Schriftzeichen 3 cm) einer Sonnenuhr. Zahlzeichen (auf halbkreisförmigem Zifferblatt von rechts nach links):

ABGDEwZHYIAB Die Stunden dieser Sonnenuhr sind mit dem milesischen Zahlenalphabet bezeichnet. Bei der 10. Stunde soll nach Mendel die Radius-Linie länger und mit zwei nebenstehenden Punkten hervorgehoben sein (in der Skizze von Wiegand nicht erkennbar). Die Griechen hatten seit alters die Einteilung von Tag und Nacht in 12 h, d.h. die Länge der Stunden schwankte mit den Jahreszeiten (œrai kairikaί). Daneben gab es eine Stunden-Einteilung mit gleich langen Stunden (œrai fishmerinaί), denen die Stundenlänge an den Tag- und Nacht-Gleichen (fishmerίai) zugrundelag; eine einfache Sonnenuhr wie die abgebildete zeigt nur die œrai fishmerinaί an (es gab freilich kompliziertere Sonnenuhren).

Nr. 732

Einweihung eines Klosters der Hl. Kosmas und Damian ?

Fundort: ursprünglicher Fundort: Yumurtaada Ad., DaskaliÒ, bei den Ruinen eines byzantinischen Klosters. aufgefunden (verwahrt): Ayvalık, Hof des Gefängnisses (ab 1900-1904?). Museum: Bursa, Arch. Museum (Inv.Nr. 90-94). Publikationen: E. David, N°a ÉEfhmerίw, Konstantinopel, 21. März 1900 (n.v.); P. Wolters, AM 25, 1900, 119 (nach David); Th. Wiegand, AM 29, 1904, 259 (eigene Kopie sowie Revision / Abklatsch von Moschidis); Mendel, Mus Brousse Nr. 115-18 mit Zeichnungen fig. 60-65 = BCH 33, 1909, 357-60; Grégoire I Nr. 47 (Rekonstruktion); H. Leclercq, in: DACL XIV 1943 Nr. 7 (Z. 2-5,8) ; Stauber, IK 51 Nr. 32. vgl: Pohl, De medicis 60 Anm. 51 (Z.8); E. Hanton, Byzantion 4, 1927/28, 91 (Z.6-7), 106 (Z.5), 107 (Z.6), 115 (Z.2), 118 u. 128 (Z.6); F. Halkin, AB 71, 1953, 76 = Études V (Z. 2,8).

(1.) ADRAMYTTENE

54

Inschriftträger: Vier zum Teil fragmentierte Architrav-Blöcke aus Marmor mit Ornamenten und Inschriften an verschiedenen Flächen (auf Leisten, an oberer und unterer Seitenfläche; Maßangaben bei Mendel, Zeilenangabe nach Rekonstruktion von Grégoire): a. Block aus bläulichem Marmor; H 19,5, B 138, T 24,5 (unten) - 37,5 (oben) cm; unten rechteckige Kartusche mit Inschriften und Kreuz (Z.5). b. Zwei aneinanderpassende Bruchstücke aus bläulichem Marmor; B 136 cm (gesamt), sonstige Maße wie (a); auf geglätteter Leiste Inschrift Z.2-3 (li. Hälfte); unten rechteckige Kartusche mit Inschrift (Z.6), auf beide Wörter folgt ein Monogramm. c. Block aus bläulichem Marmor; B 90 cm, sonstige Maße wie (a); auf oberer Leiste Inschrift Z.3 (re. Hälfte) und 4; unten rechteckige Kartusche mit Buchstaben und Kreuz (Z.7). d. Kleinerer Block aus weißem Marmor; H 17, B 81, T 19,5 (unten) - 33 (oben) cm, an oberer Seitenfläche Inschrift Z.8. Datierung: 6. Jh. n. Chr. (Grégoire). Vielleicht handelt es sich bei dem in Z.2 genannten Solomon um den Consul (vor 535 n.), magister militum und praefectus praetorio Africae 534, gest. 544 (Grégoire und Halkin). / 8. Jh. n. Chr. (fragend Mendel Nr.115) scheint überholt. Texte (a - c): jeweils Mendel. Die Zeilenzahlen beziehen sich auf Grégoires Rekonstruktion (s.u.). Zeichnungen hier von Mendel (b oben: fig. 61+62; c: fig. 64; d: fig. 65).

a.

(5)

~ ÉEpifanίou

izot°rou

(5) ~ Mendel, Grégoire; ohne ~ Wolters, Wiegand

b. oben

AREIKIOU Svlom«now S fanίdow S pLnton ton genamen

(2) (3) (2/3): [

?]areikίou S lom«now (

(3): É

)|[

]fanίdow (

) p nton ton genam°n[

fanίdow S p nt n t n genam°n- - Wolters; - - fanidow - S p nt

vel -

] Mendel

enam°n- - Wiegand

unten (6) tapinoË:

A

Sun[°to?]u

tapinoË

Monogramme

Sun[°to?]u: EUN[omί?]ou Wiegand

NOU Wolters;

c. oben

(3/4)

[ıs]ίon pat°ron §g°nontv ~ XMG qY ~ S

(3/4) [ıs]ίon pat°ron: ısί n pat°r n Wolters, Wiegand Y ~ Wolters; ~ XMG qY 0

(3/4) ~ XMG qY ~ S : XM

Wiegand

unten (7)

[fi]nd. e

~

(8)

I X(risto)Ë [fia]tro‹ tØn pay«n, presbeÊsate [Íp¢r ≤m«n]

(7): fehlt bei Wolters; [

?]nde ~ Wiegand

d.

(8) I X(risto)Ë [fia]tro‹ tØn: I X

tro‹ t n Wolters; X(r sto)Ë

tro‹ t n Wiegand

(1.) Adramytteion, Nasos / Poroselene, Atarneus u.a.

55

Rekonstruktion Grégoire: Grégoire nimmt an, dass alle Bruchstücke zu einem Architraven gehören und rekonstruiert 3 Inschriften, die dann auf den oberen Leisten (Z.1-4), auf der Unterseite (Z.5-7) und auf der Oberseite (Z.8-9) gestanden haben. 1 2 3 4 5 6 7 8 9

[tå §gkaίnia toË naoË t«n ÉAnargÊrvn spoudª ka‹] [pronoί& toË p]areikίou Svlom«now (ka‹) ÉEpifanίdow (ka‹) pãnton tØn genam°n[on §nyaËta] ısίon pat°ron §g°nontv XMG qy ~ S [§p‹] ~ ÉEpifanίou mizot°rou [ka‹ §p‹ toË de›na] tapinoË [monaxoË prvtopresbut°rou] sun[k(°llou)] k(a‹) [≤goum°nou? fi]nd(iktiÒni) eÄ ~ [éylhta]‹ X(risto)Ë fiatro‹ tØn pay«n presbeÊsate [Íp¢r] [aÈt«n]

(Die Einweihung des Klosters der Hl. Kosmas und Damian ist durch die Bemühung und Umsicht) des Schirmherrn Solomon und (seiner Gattin?) Epiphanis und aller hier gewesenen heiligen Väter zustandegekommen. Christus, Mariens Spross, Amen ~ Unter Epiphanios dem Größeren (und unter ...) - - -, dem demütigen (Mönch, Erz-Presbyter und) synkellos und dem (Vorsteher) ..., im 5. Jahr der indictio. Kämpfer für Christus, Ärzte für die Leiden, legt Fürsprache ein (für sie). Jede Rekonstruktion der Fragmente zu einem Inschrift-Komplex muss unsicher bleiben. Die Wiederherstellung bei Grégoire ist aber sehr ansprechend; sie betrifft die Errichtung oder Erneuerung einer Kirche oder eines Klosters. Z.1/2 Grégoire ergänzt ein Formular für eine Einweihung (tå §gkaίnia). Ofl ëgioi ÉAnãrguroi heißen die Hl. Kosmas und Damian (sie waren Ärzte, die keine Bezahlung verlangten = énãrguroi); dass sie hier als Patrone infrage kommen, ist aus Z.8 geschlossen. Z.4 XMG = X(ristÚw) M(arίaw) g(°nna); qy = 99 = émÆn. Z.6 sÊnkellow etwa Generalvikar; der Titel auch in Kap. 11 Byzantinische Bleisiegel →Nr. 1855 k+m+n. Z.7 Die 5. indictio passt nicht zur oben vorgeschlagenen Datierung ins Jahr 534 (dieses fällt in die 12./13. indictio). Z.8 fiatro‹ tØn pay«n meint wohl die Hl. Kosmas und Damian. Ein Kloster dieser Heiligen wird meist auch ein Krankenhaus unterhalten haben; in der Pflege der Wohlfahrt waren die Klöster sehr engagiert. Eine berühmte Heilstätte der beiden Heiligen befand sich in Konstantinopel.

(1.) ADRAMYTTENE

56

Insel Alibey Adası / antik: Pordoselene / Nasos (1550-1559) tå MosxonnÆsia, Moschonisi, Çunda

Alibey Ada, Hauptinsel der Yund Adalar (Hekatonnesoi), wird im Volksmund meist Çunda genannt. Antike Ortslage auf dem sö. Sporn ("Dulapi"-Ebene) [→Ort 1550] und verbaute Spolien im Ort Alibey [→Ort 1554]. Die antiken Zeugnisse scheinen zu belegen, dass die Insel nur eine Stadt trug und diese mit der Insel gleichnamig war. Die bei der antiken Ortslage gefundene Inschrift →Nr. 734 ist ein Dekret der Nasiotai; man hat daher als Name der Insel und des Ortes einfach Nasos (das sonst nur durch Münzen bekannt ist, siehe den Katalog IK 51 S. 283-296) vermutet. Jedoch nennen die literarischen Quellen in der Region der Hekatonnesoi einzig die Insel und Stadt Por[d]oselene, welche ebenfalls durch Münzen bekannt ist. Deshalb hat man (vor allem früher, aber auch noch Wiegand) Por[d]oselene auf der nw. vorgelagerten kleineren Insel Maden Ada [→Ort 1560-1564] angenommen - was wir nach unserer Begehung für nahezu ausgeschlossen halten. Für wahrscheinlich erachten wir, dass es sich um verschiedene Namen (zu verschiedener Zeit?) für dieselbe Stadt bzw. Insel handelt. Ausführlich IK 50 § 36.

Nr. 733

Zahlung an die Kasse (Grabschrift?) - Nennung von Poroselene

Fundort (ursprünglich): Alibey Ad. (Moschonesi, Paton) oder Maden Ad. (PoroselÆnhw, Drakos, Kontoleon) ? Verwahrung: Ayvalık, Gymnasium (bis 1821) - Antike Herkunft: Poroselene (s.u.). Publikationen: Saltelis, ÑO Kudvniãthw 19 Nr. 2 (2. Inschr., namentlich nicht genannter Kopist); Drakos, Mikr Prag 48 Nr. 4; A. Kontoleon, AM 14, 1889, 90 Nr. 8 (Kopie Eu. Drakos); Paton, IG XII 2, 647; Stauber, IK 51 Nr. 33. Inschriftträger: Platte (Kontoleon). - Datierung: "Lange vor der Kaiserzeit" (Buchstabenform, Saltelis). - Wir nehmen römische Zeit an (wegen lίtra), vermutlich spätere Kaiserzeit (wegen der Maßangabe, s.u.).

§n t“ tamίƒ êrguron lίtrai p°nte

.. (zahlt) bei der Kasse (=fiscus) fünf Litren Silber

êrguron: érgÊro Kontoleon, êrguron (érgÊrou?) Paton Geldstrafe (Grabinschrift?, Strafliste?), Beitrag, Abrechnung o.ä. ? Lίtra entspricht in der Kaiserzeit der römischen libra (ca. 327 Gramm), vorher war der Wert geringer; dass Zahlungen statt in Münzen in Litren Silber geleistet werden, kommt häufig in der Spätantike vor. Das für uns Wichtigste ist das, was in den Bemerkungen von Oikonomos (bei Saltelis) vorausgesetzt wird: Dort heißt es (s.u.), dass die Inschrift deshalb bedeutsam sei, 1. weil sie bezeuge, dass ihr moderner Fundort (tå MosxonnÆsia) dem antiken PoroselÆnh entspreche, und 2. wegen der Schreibweise des Namens mit V, nämlich PvrvselÆnh, während Strabon (13,2,5) sagt, dass die Insel eigentlich PordoselÆnh heiße, aber wegen der Anstößigkeit von pordÆ in PoroselÆnh umbenannt worden sei. Das Zitat des Oikonomos bei Saltelis lautet: "ÑH pr≈th, l°gei pou ı sofÚw OfikonÒmow, e‰nai mnhmeίou §pigrafØ: ≤ deut°ra faίnetai chfίsmatow leίcanon, éjiÒlogon mãlista diå trίa tinã: 1on, diÒti marture› ˜ti ı tÒpow, efiw tÚn ıpo›on eÍr°yh, tå MosxonnÆsia, e‰nai ≤ palaiå PoroselÆnh, …w tØn diagrãfei ı Strãbvn: 2on, diå tØn grafØn toË ÙnÒmatow: Ùnomãzei tØn pÒlin PvrvselÆnhn diå toË v, §n« ı Strãbvn tØn Ùmikrografe› PoroselÆnhn, parå toË, kayΔw tØn parãgei, PordoselÆnhn: 3on, diå tØn fivtagrafίan toË tamίou, §k toË ıpoίou, kayΔw ka‹ épÚ êlla toiaËta, faίnetai kayarå ˜ti d¢n di°feren ≤ proforå toË i épÚ toË ei parå to›w palaio›w. Tå grãmmata t«n §pigraf«n tØn épodeiknÊousi polÁ prÚ t«n Kaisarik«n xrÒnvn érxaiot°ran." Demnach scheint also die Inschrift nicht vollständig mitgeteilt zu sein, sondern zumindest noch den Ortsnamen PvrvselÆnh enthalten zu haben! Allerdings: Zwar ist wohl der Kommentator verlässlich ("ı sofÚw OfikonÒmow" von Saltelis genannt), aber für die Abschrift des namentlich nicht genannten Kopisten bürgt Saltelis ausdrücklich nicht. Leider ist nicht zu klären, ob Oikonomos die Inschrift selbst gesehen hat; dessen Schriften hat Paton nach dieser Inschrift ergebnislos durchgesehen und ist dabei auf eine Notiz zu dieser Inschrift in einem Brief von Adamantius Koraesius (Tom.III, p.649) gestoßen, durch die aber nur "novae in re obscura tenebrae oriuntur". Auch Paton schließlich hält es für sicher, "dass in dieser Inschrift der Name der Stadt PvroselÆnhw so geschrieben vorkam". Wir dürfen hier also den einzigen epigraphischen Beleg des Insel-/Ortsnamens Poroselene annehmen.

(1.) Adramytteion, Nasos / Poroselene, Atarneus u.a.

57

Dulapi / antik: (Ort) Poroselene / Nasos (1550) Dulapi-Bucht, Dulapi-Ebene

Antike Ortslage auf der sö. Landzunge von Alibey Ada (zahlreiche antike Architekturteile und Scherben). Wir lokalisieren hier die Stadt Por[d]oselene bzw. Nasos. Die hier gefundene Inschrift →Nr. 734 ist dekretiert von den "Nasiotai". Zum toponomastischen Problem vgl. oben →Ort 1550-1559 und unten →Ort 1560-1564. Ausführlich IK 50 § 36. Zu den Münzen von Poroselene siehe den Katalog in IK 51 S. 297-307.

Nr. 734

Ehrendekret der Nasiotai für Thersippos

Fundort: ursprünglicher Fundort: Ölwald von Dulapi, aufgefunden: Alibey, Kirche Hag.Triada, Hierateion. Antiker Dekretierungsort: Nasos. Publikationen: G. Earinos, Mouse›on II 1 (1875-76), 128-34 (A,B; eig. Kopie sowie Kopie und Abklatsch D. Markopoulos), vgl. S. 148; Cauer, Delectus1 148-50 Nr. 121 (A,B); Droysen, Gesch Hell2 II 2, 374-76 Nr. 3 (A); F. Bechtel, BeitrIndogSpr 5, 1880, 152-56 Nr. 56 (A,B); Hicks, Manual1 235-37 Nr. 138 (A; B Z.2065); Cauer, Delectus2 267-69 Nr. 429 (A,B); Bechtel, SGDI 304 (A; B Z.22-65); Drakos, Mikr Prag 46-48 Nr. 1 (A; B Z.23-65); Hoffmann, Dialekte II 92-95 Nr. 129 (A,B); Michel 363 (A; B Z.22-65); Paton, IG XII 2, 645 (A,B); Dittenberger, OGIS 4 (A,B); Solmsen1 Nr. 7 (A,B); Solmsen2 Nr. 7 (A,B); Buck, Introd 18687 Nr. 23 (A); Solmsen3 Nr. 8 (A,B); Schwyzer, DGE Nr. 634 (A,B); Solmsen - Fränkel Nr. 10 (A,B); Buck, Greek Dialects 216-17 Nr. 27 (A) ; Stauber, IK 51 Nr. 34. vgl: Ionian Anthology (ÉIÒniow ÉAnyologίa / Anthologia Ionia, Corfu 1834) I 234 Nr. 1 (2. Inschr., A Z.1-16); Boeckh, CIG 2166c (A Z.1-16); R. Weil, Bursian Jber 7, 1876, 461; F. Blass, RhM 36, 1881, 609 mit Anm. 1 (A Z.17-19; B Z. 34,38-39,43-44); C. Curtius, Bursian Jber 15, 1878, 70; Stumpf, Nesiotarum Republica 79 (A Z.40), 20-31 (A Z. 3-4,6-9,12,14-19,21,23-26,30,32-35,37,39,45,47-48,50-52; B Z. 31-33,35-39,4244,54-58,60-61); Meister, Gr Dialekte I 14 Nr. 56; H. Roehl, Bursian Jber 36, 1883, 12; Swoboda, Volksbeschlüsse 120 (B Z.33-35); Th. Wiegand, AM 29, 1904, 256 (A Z.27/28); Larfeld, Epigraphik 507 (A Z.39-41), 509, 511 (A Z.36-37); Bechtel, Aeolica 38-39 Nr. 42 (A Z. 3-4,41/42,51/52; B Z.18); Partsch, Bürgschaftsrecht 235-36 Anm. 7 (B Z.50-54); A. Wilhelm, ZÖG 64, 1913, 3 Nr. 8 (A Z. 25-26,27/28; B Z.17-23); E. Ziebarth, Bursian Jber 213, 1927, 21; Austin, Stoichedon 87 (A Z. 5/6,15/16,26/27); Hiller von Gaertringen, IG XII Suppl. p. 51 (A 28, Wiegand; B 18. 21, Wilhelm); RepGRI Nr. 142. Inschriftträger: Stele aus weißem Marmor (H 113, B 48, T 14 cm), beschrieben auf Vorder- (A) und linker Schmalseite (B), stoichedon (A: 32 Zeichen mit Abweichungen u.a. Z. 35. 37 [33 Zeichen], Z. 27. 43-45. 51 [31 Zeichen]; Bh 13 cm. Datierung: Ca. 318 v. Chr. (Michel, Hicks), 319-317 v. Chr. (Solmsen, Hoffmann, Buck u.a.). Wir geben Patons Minuskel-Text, aber mit Korrekturen und zusätzlichen Zeichen nach Patons MajuskelAbzeichnung (nebenstehend abgedruckt): - Punkte unter den unvollständigen Buchstaben (mit sicherer Lesung); - Einzelne Buchstaben, die Paton nur in der Abzeichnung hat; - i-adscripta, wenn sie Paton im Minu.Text wegelassen hat (A 2,19); - Eine Reihe von Buchstaben (A 7,9-16,41,48) gehört in die eckigen Klammern davor (insbes. A 9-16 hat Paton die Klammern vergessen).

58

(1.) ADRAMYTTENE

(1.) Adramytteion, Nasos / Poroselene, Atarneus u.a.

59

(A) Stoichedon 31-33 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52

[20 fehlen ka]‹ ÉAl°jandro[w] [17 fehlen x]≈raw tçi pÒli ka‹ [12 fehlen ˆta d¢] ÉAl°jandrow diãl[la][jen tÚm pår ényr≈]pvn bίon, Fίlippow d¢ [Ù] [Filίppv ka‹] ÉAl°jandrow Ù ÉAlejãndrv t[å][m basileί]an par°labon, Y°rsippow ¶vn [to›w basi]lÆessi fίlow ka‹ to›w strot[ã][goisi] ka‹ to›w êlloisi MakedÒnnesi m[e][gãlvn égã]yvn a‡tiow g°gone tçi pÒli: ÉA[n][tipãtrv] går §pitãjantow xrÆmata efiw [tÚm pÒle]mon efisf°rhn pãntvn t«n êllvn [efisfer]Òntvn Y°rsippow pargenÒmenow [prÚw to]‹w basίlhaw ka‹ ÉAntίpatron §ko[Ê][fisse t]åm pÒlin, ¶praje d¢ ka‹ prÚw Kle[›][ton per]‹ tçw efiw KÊpron strateίaw ka‹ §[k megãl]aw dapãnaw efiw mίkron sunãgage: [§g°net]o d¢ ka‹ per‹ tån sitodeίan ênh[r] [êgayow] ka‹ pår t«n sadrãpan efisag≈ga[n] [sίtv ka]teskeÊasse, ¶dvke d¢ ka‹ tçi pÒli [xrÆmat]a efiw svthrίan ka‹ tÒkoiw §lãs[so][naw a‡t]hse t«g katestakÒntvn, §bayÒh [d¢ xrh]mãtessi ka‹ to›w polίtaisi efiw [si][tvnίa]n: ka‹ Polup°rxontow efiw tån ÉAsί[an] [stal°]ntow di≈ikhse fίlon aÔton tçi pÒ[li Èpã]rxhn, pareskeÊasse d¢ ka‹ ÉAr=ãbai[on ka‹] to‹w êlloiw to‹w §pί tinvn teta[gm°no]iw ÈpÚ t«n basilÆvn fίloiw tçi pÒ[li, ka]‹ tîlla prãssei met' eÈnoίaw prÚw [tÚn d]çmon pãnta: d°dosyai aÎtv ét°lei[an] [pãntv]n tÚm pãnta xrÒnon ka‹ aÎtv ka‹ [§k][gÒn]oisi, stçsai d¢ aÎtv ka‹ e‡kona xal[kί][an], d°dosyai d¢ ka‹ sίthsin §m protanh[˝][v, k]a‹ ˆta ke é pÒliw firopÒhtai m°riw d[i][d≈]syv Yersίppv ka‹ t«n §kgÒnvn êÛ t« g[e][rai]tãtv, kãlhsyai d¢ ka‹ efiw proedrίan: [ste]fan≈tv d¢ aÔton Ù xorostãtaw êÛ Ù §n[°][vn] §n t« êgvni ka‹ Ùgkaruss°tv éndrag[a][yί]aw ¶neka ka‹ eÈnoίaw tçw prÚw tÚn dç[mon], ·na gin≈skvisi pãntew ˆti Ù dçmow Ù [Na]si≈tan to‹w égãyoiw êndraw ka‹ eÈe[r][g°]taiw tί[mai] ka‹ s≈yentow aÎtv §stefa[no]fÒrhsen ém°raiw tr‹w ka‹ eÈagg°lia ka‹ svtÆria ¶[y]use ka‹ pan[ãgur]in sunãgage damot°lhn ka‹ nËn tίmai dikãvw: énãgracai d¢ to‹w tamίaiw to‹w met' ÉHrakleίtv tÚ [c]ãfisma efiw stãllan liyίnan t« §k Y°rmaw lίyv ka‹ stçsai ˆppa ke Ye[r]sίppv suna[r]°skh m°xri Pornopίaw: §j°[s]tv d¢ Yersί[p]pv ka‹ êlla ˆppa ke y°lh t«[n] ‡rvn stçsa[i] tÚ cãfisma, kaί k° ti y°lh [pr]osgrãfhn ¶mmenai aÎtv t«g ken eÈerg°th tåm pÒlin

(n b ist eradiert)

(1.) ADRAMYTTENE

60 (B) Stoichedon 10-11 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44

[ ]P/[ ] [ t]o‹[w §][jet]ãstaiw [§p][im°]lesya[i: pa][r°x]hn d¢ a[Îtv] [tå] firÆÛa [ka‹ o][‰n]on ka‹ t[îll][a] tå per‹ t[ån y][u]sί[an], ‡na [ ] - - - - - - - - - - - - [ ]OI[ ] [ ]VESI oder VJSI [ ] [ ]K\[ ]G[ ] [ k]a‹ §n tç [bÒ]ll[a:] vacat vacat p[er‹] [Œ]n Kr°vn P[ ] [ ]arxeio[w e‰][pe, dç]mow ¶[gnv] [ ]LLatrio[ ] [§]g ku[r]ίa §k[l][hsί]a: ta‹w dv[r][°ai]w paίsai[w] [ta]‹w dedom°[n][a]iw Yersίpp[v] [È]pÚ t« dãmv ka[‹] §kgÒnoisi d[ia]m°nhn efiw t[Ún p]ãnta xrÒn[on] kay[ã]per Ù d[çm]o[w] ¶dvke ka[‹ mØ ¶]mmenai [p][år t]aËta mÆte [ê]rxonti proy[°]menai mÆte =[Æ]tori e‰pai m[Æ]te §pimhnί[v] [§]s°nikai: afi d[°] k° tiw μ =Ætv[r] e‡ph μ êrxvn [§s]agãgh rasura [μ] [§p]imÆniow §s[en]ίkh, êkurã t-

(1.) Adramytteion, Nasos / Poroselene, Atarneus u.a.

45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66

61

[e] ¶stv ka‹ Ùfe[l]l°tv ¶kasto[w] stãthraw tr[ia]kosίoiw ‡r[oi]w t« ÉAsklap[ίv] ka‹ §pãrat[ow] ¶stv ka‹ êti[mow] ka‹ g°now [e]fiw tÚn pãnta [xr]Ònon ka‹ §n[ ] ¶stv t« nÒm[v p]er‹ t« kall[Êo]ntow tÚn dç[mon]: tÚ d¢ cãfi[sm]a toËto énã[gr]acai to‹w [§][j]etãstaiw efi[w] ta‹w stãlla[iw] ta‹w Èp¢r t[«n d]vrÆtan, ka[‹ tÚ] énãlvma [ ] - - - - - - -

Apparat zu A+B: Autopsie hatten nur Earinos und Paton; beide stimmen in ihren Lesungen und den Ergänzungen weitgehend überein. Earinos Majuskel nennen wir, wenn mehr gelesen ist, aber nicht die kleinen Abweichungen, da die Abzeichnung von Paton zuverlässiger ist. (A) 1 basileÁw] ÉAl°jandro[w] Earinos. - 4 §j' ényr≈]pvn Earinos, Bechtel, Droysen; met' ényr≈]pvn Dittenberger. - 19 [sugka]teskeÊasse Earinos. - 20/21 §lãs|[souw Earinos, Droysen, Cauer; §lãs|[svw Bechtel; §lãs|[soiw Hoffmann, Michel. - 21 æt]hse Earinos, Droysen; õt]hse Cauer. 24 [§lyÒ]ntow Earinos, Cauer, Michel, Hoffmann; [p°mca]ntow Droysen. - 28 t]ã t' êlla Wiegand. 31/32 x[rusί|an] Hoffmann. - 34/35 t«g[g|u]tãtv Droysen. (B) 2 [isi t]o‹[w Dittenberger. - 18 XEVN Earinos; [Œ]n ÖErvn Wilhelm, Dittenberger. 18/19 P[lei|st]ãrxeio[w Wilhelm, Dittenberger; P[|ARXAEO Earinos. 21 DATEIO Earinos; [Da]matrίo[isi] Wilhelm. - 31 kayãper Earinos. - 31/32 d|[çmo]w Earinos. 33/34 é˛] ¶mmenai p|[ant']aÈtã Earinos. - 38 §pimhnί[o|i]w Earinos. - 43/44 efis|[en°nk]h Earinos. 54/55 §n|[ex]°stv Dittenberger. - 58/60 tå d'] §cafi|[sm°na pros]anã|[gr]acai Earinos. 65/66 énãlvma [dÒt|v ı tamίaw] Earinos. (A) (Anfang fehlt) ... Alexander ... an Land für die Stadt und ... als Alexander das Leben zwischen den Menschen veränderte, Philipp, Sohn des Philipp, und Alexander, Sohn des Alexander, die Königsherrschaft übernahmen, da wurde Thersippos als Freund der Könige und der Feldherren und anderer Makedonen Urheber bedeutender Wohltaten für die Stadt. (10) Als Antipater Gelder für den Krieg forderte und alle anderen (Städte) einen Beitrag leisten mussten, da erschien Thersippos bei den Königen und bei Antipater und erleichterte die (Last der) Stadt; er verhandelte auch mit Kleitos wegen des Kriegszuges nach Zypern und reduzierte die großen Aufwendungen der Stadt auf eine kleine Summe. (17) Er war auch für die Getreideversorgung ein tüchtiger Mann und von den Satrapen erwirkte er die Einfuhr von Getreide; der Stadt stellte er Geldmittel für die Rettung zur Verfügung und verlangte an Zins weniger als das Festgesetzte; er verhalf mit Geld auch den Bürgern zu Lebensmitteln.

62

(1.) ADRAMYTTENE

(23) Und als Polyperchon nach Asien kam, verwaltete dieser als ein Freund für die Stadt den Bezirk; er machte auch den Arrhabaios und alle anderen, die auf Befehl der Könige Macht ausübten, zu Freunden für die Stadt; und auch in allem anderen handelt er mit Wohlwollen gegen den demos. (29) Es soll ihm die Befreiung von allen Abgaben und zu jeder Zeit gewährt werden, ihm selbst und den Nachkommen; man soll ihm auch eine Bronzestatue aufstellen, auch soll ihm Speisung im Prytaneion gewährt werden, und immer wenn die Stadt Opfer abhält, soll man ein Teil dem Thersippos geben und immer dem Ältesten seiner Nachkommen; er soll auch zur Würde des Vorsitzes berufen werden. (36) Der jeweils amtierende Chorführer soll ihn wärend des Agons bekränzen und ausrufen für seine Tüchtigkeit und sein Wohlwollen gegen den demos, damit alle erkennen, dass der demos der Nasiotai die guten Männer und Wohltäter ehrt und nach seiner Rettung an drei Tagen den Kranz getragen hat und die euangelia und soteria (Dankopfer für die gute Nachricht und die Rettung) darbrachte und die Panegyris auf Staatskosten zusammenstellte und nun nach dem Recht ehrt. (45) Die tamiai der Gruppe des Herakleitos sollen den Beschluß schreiben lassen auf eine steinerne Stele aus Stein von Therma und aufstellen, wo immer es dem Thersippos (von hier) bis Pornopia gefällt; erlaubt soll dem Thersippos sein, auch anderswo in Heiligtümern, wo er will, den Beschluß aufzustellen, auch die zusätzliche Erwähnung von Wohltaten gegen die Stadt, von welchen er will, dass sie sich darauf befinden. (B) (2) ... sollen sich die exetastai (Finanzprüfer) kümmern; sie sollen die Opfertiere und den Wein und das Weitere für das Opfer zur Verfügung stellen, damit ... (15) ... und in der boule ... Dazu brachte Kreon, Sohn des Pleistarchos, (Folgendes) vor, der demos beschloss (es) ... aufgrund der Kraft (des Gesetzes) die Volksversammlung: (23) Alle Ehrungen, die vom demos dem Thersippos und den Nachkommen verliehen wurden, sollen Bestand haben für alle Zeit, wie der demos sie verliehen hat; dass sie - entgegen diesem - nicht mehr bestehen bleiben sollten, das darf kein Archon auf die Tagesordnung bringen, kein Redner sagen und kein Vorsitzender vorbringen; wenn aber ein Redner es sagt oder ein Archon den Antrag stellt oder ein Vorsitzender vorbringt, soll das ungültig sein und ein jeder soll dreihundert Statere den Heiligtümern des Asklepios schulden, und er soll verflucht und ehrlos sein, er und sein Geschlecht für immer, und er soll verfallen sein dem Gesetz über den, der den demos zerstört. Diesen Beschluß sollen die exetastai (Finanzprüfer) auf die Stelen über die Schenker schreiben lassen, und die Aufwendung ... Dekret der Nasiotai für (ihren Mitbürger?) Thersippos, der vor allem durch seine Beziehungen zum makedonischen Königshof viele Vorteile für die Stadt erreichte (A 6-10). Seine Verdienste im Einzelnen (A 1029); Privilegien und Ehrenbezeugungen (A 29-44); Publikation; der Geehrte bestimmt den Ort und darf weitere Stelen in anderen Heiligtümern errichten (A 45-52); Unaufhebbarkeit des Dekretes und Sanktionen gegen jeden Versuch der Außer-Kraft-Setzung (B 22-65). Die Inschrift stellt wegen der Erwähnung historischer Details ein überaus interessantes Dokument dar - wir verweisen auf die Kommentierung bei Dittenberger. Zu den sprachlichen (dialektalen) Eigenheiten der Inschrift siehe Bechtel (BeitrIndogSpr; Aeolica). Die (A 17-23) erwähnten Leistungen für die Getreideversorgung stehen vermutlich in Zusammenhang damit, dass es in den 20er Jahren des 4. Jh. v. zu existenzbedrohenden Knappheiten auf dem Getreidemarkt gekommen ist (daher Z.20 svthrίa); die Versorgung aus dem Schwarzmeer-Raum war teilweise unterbunden, und den Handel im Westen kontrollierten die Etrusker, vgl. dazu IG II2 1629, wo Athen 325 v. Chr. die Errichtung einer époikίa mit Handelshafen an der Adria beschließt, offensichtlich um einer dramatischen Lage der Getreideversorgung zu begegnen. Auch topographisch ist die Inschrift von Interesse: Die Lage der Stadt der Nasi«tai und das Verhältnis zu der im gleichen geographischen Bereich überlieferten Stadt PoroselÆnh sowie die Lage von Pornopίa (A 48) und von den Heiligtümern des ÉAsklãpiow (B 50) können mit Hilfe dieser Inschrift leichter geklärt werden. Y°rma (A 47) liegt auf Lesbos.

(1.) Adramytteion, Nasos / Poroselene, Atarneus u.a.

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Hagiasma Evangelistria / antik: Pornopia? / Asklapiakon? (1552) Punta

Auf dem Hügelgrat des sö. Sporns der Insel Alibey steht auf dem äußersten (östlichen) Gratabschwung die Ruine der ehemaligen Kapelle Hagiasma Evangelistrias (vormals ein Pilgerziel mit heilbringender Quelle); hier fanden sich i.J. 1893 bei der Renovierung der Kapelle unter dem Fundament antike Reste, womöglich eines Heiligtums. Dabei ist an eine der inschriftlich (→Nr. 734 und →Nr. 736) bezeugten Stätten zu denken, nämlich an Pornopia (Heiligtum des Apollon Parnopios ?) oder an das Asklapiakon (dazu IK 50 § 34 und § 35): →Nr. 734 (ursprüngl. Fundort: Dulapi, dann Alibey, dekretiert Nasos) A Z.48 Pornopia, B Z.49 Asklapion →Nr. 736 (Fundort: Alibey[?], Antike Herkunft: Nasos/Pordoselene?) Z.38 Asklapiakon

(Ort) Alibey (1554) Moschonisi, Cunda

Heute der einzige Ort der Insel; viele antike und byzantinische Steine sind im alten Teil des Ortes verbaut. Die gefundenen Spolien und Inschriften dürften aus Nasos bzw. Poroselene stammen.

Nr. 735

Ehrung für Myramna(s?)

Fundort: Alibey (?), in einem Privathaus (Eu.Ch.Apostolos). Publikationen: (D. Markopoulos), Mouse›on II 2-3 (1876-78), 16 Nr. 218 (eig. Kopie); Drakos, Mikr Prag 48 Nr. 2; Paton, IG XII 2, 648; Stauber, IK 51 Nr. 35. - vgl: H. Roehl, Bursian Jber 36, 1883, 12. Inschriftträger: Platte aus blaugrauem Lasurstein. 1 2 3

ı d∞mow Murãmnan Pra[j- - -

Der demos (ehrt) den/die Myramna/s, (Tochter/Sohn) des Pra...

Der sonst nicht bekannte Name Muramna- ist wohl ein Personenname (Murãmna oder Murãmnaw). Wenig wahrscheinlich ist ein Ortsname (Murãmnai?): "Der demos von Myramnai (ehrt) den Pra...".

Nr. 736

Von Beamten der Stadt(?) verhängte Geldbußen

Fundort: Alibey (?) Antike Herkunft: Poroselene (Nasos) ? Publikationen: Paton, IG XII 2, 646; Stauber, IK 51 Nr. 36. vgl: B. Haussoullier, RPh 23, 1899, 168 Anm. 3 (B Z. 17-18,19-21); A. Wilhelm, ÖJh 4, 1901, 74 = Inschriftenkunde I 128 (zur Datierung); Beasley, Cautionnement 58 (A Z.37-39); Bechtel, Aeolica 39-43 Nr. 43 (A Z. 1,4-5,9,13,19,16,19,30,31,37-39; B Z. 5-6,16-17,18/19,49-51; C Z. 13-15,38,41,51-54,59-61); Partsch, Bürgschaftsrecht I 413 Anm. 1 (A Z.37-39), 377 Anm. 1 (A Z.37); M.N. Tod, JHS 23, 1913, 29-31 (zu den Zahlzeichen der Inschrift); Latte, Heiliges Recht 50-51 mit Anm. 6 (A Z.37-39); Hiller von Gaertringen, IG XII Suppl. p. 51 (A 1,13,16,19,30,31; B 5,16,18; C 38,41); Wilhelm, Königsbriefe 3 (A Z. 15,23,37-39 und zur Datierung); RepGRI Nr. 143. Inschriftträger: Stele aus bräunlichem Marmor (H 100, B 48, T 12 cm), auf drei Seiten beschrieben [A.B.C], auf Vorderseite verschiedene Schriftgrößen: Bh 1 cm (Z. 1-15,18-19,23-50), 1,5 cm (Z.16-17,20-22), wechselnd (Z.51-58). Der Text ist stark fragmentiert. Datierung: 4. Jh. v. Chr. (Wilhelm [Königsbriefe]: Korrektur seiner früheren Datierung ins 3. Jh. [ÖJh], nun 4. Jh. wegen Z.76 ff.; älter als IG XII 2, 645 [hier →Nr. 734], obwohl nicht mehr stoichedon [nach Angaben Patons zur Schrift]); Ende 4. Jh. v. (Beasley); nach 324 (Latte); 3. Jh. v. (Bechtel, Wilhelm [ÖJh] s.o.). Wir geben (A,B,C) Patons Minuskel-Text, aber mit leichten Änderungen und Zusätzen nach Patons MajuskelAbzeichnung: - Punkte unter den unvollständigen Buchstaben (mit sicherer Lesung). - Einzelne Buchstaben, die Paton nur in der Abzeichnung hat. - Änderungen der Länge von Lücken und Positionierung von Klammern nach der Abzeichnung Patons. Offenbar sind am Stein zahlreiche Rasuren (eben derjenigen Schuldner, die ihre Strafen bezahlt haben).

64

(1.) ADRAMYTTENE

(1.) Adramytteion, Nasos / Poroselene, Atarneus u.a.

65

Text (A) 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 (--) 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 (--) 40 41 (--) 42 43 44

[ ]sίv ÉArtemidv[reίv ] [s]trÒtagoi IOSP_[ ] [ m°]donti ÉAristeί[v ] strãtagoi vacat M°nhti Posideίv xrÊ(sv) st(ãthra), Numίa ÉApollo(dvreίv) xrÊsv stã(thra), ÉErmaίv ÉApollvnidãv xrÊsv stã(thra) (0,5Ä), ÑRÒd[v]ni mageίrv xrÊ(sv stãthra) (0,5Ä): ofi [li]p[Òn]au[t]ai §p[‹ pru]tãni[ow] Paisi[kr°ontow:] vacat Parm°nvn Matro(d≈reiow) xr(Êsv) stã(thraw) dÄ, ÖAndrvn pãroi[k]ow stã(thraw) [dÄ], Fί[l]ippow Ka˝kv s[tã](thraw) dÄ, SÊmmaxow ÉAntifãneiow sta(thraw) dÄ, erasa MatrÒdvrow Parm°nontow stã(thraw) [dÄ?], [ ÉApo]llvnίda[o]w stã(thraw) dÄ, Pathsίvn gnãfeuw stã(thraw) [dÄ?], erasa DÒkimow Yeug°neiow stã(thraw) [dÄ], ÉAfaistίvn Nikãndriow stã(thraw) dÄ, IL[ ]S Fil[ ]w stã(thraw) (2Ä): Rasur vacat

§p‹ prutãniow Paisikr°ontow §pίtima érxÒntvn §k bÒllaw: §p‹ p[r]utãniow Xair°a ] [ ]IN[ ]EA[ ]DENNIII Ù égorãnomow ˘w [ ]LEIV[ ] erasa ZÆnvni Matrifa(neίv) xr(Êsv) s[t](ãthr - -): [ ]R/ D[ ] ˆti §n tç é[gÒ]ra kãkv[w] aÔto[n ]EG[ ]T[ ]O[ ] MatrÒdo[t]ow Mãtraow §g dίkaw stã(thraw) EK (50Ä) S §p‹ pru[tãn]iow ÉApollvnίda §pίtima §k tçn dίkan: [ÉA]ghsίstratow ÉAghsistrãteiow tçw Îbriow §pίtimon §g dίkaw xrÊ(sv) [st]ã(thraw) ddpÄ, [ÉA]ghsίstratow ÉAghsistrãteio[w t]çw f≈raw §pίtimon xr(Êsv) [st]ã(thraw) piÄ Rasur Rasur Rasur

[ ] tç pÒlei: ÉA[rt]emίdvrow Dionusίv OV paίde[w] S[e]ioi - - - Rasur ÉArtemίdvr[ow ]v[ ]ste[i]o[w] Pãrioi LEL O TIS[ ] Rasur Rasur

§p‹ prutãniow Paisikr°ontow: vacat [s]trÒtagoi M°gvni Megvneίv zamίan xrÊ(sv) ofÄ vacat T I Rasur [ZÆ]nvn Frasisy°neiow prÚw tån §ggÊan tån ÉIroίta t« érgurίv t« ÉAsklapiãkv kat' tån katadίkan ka‹ tån §pistÒlan t« ÉAlejãndrv prÚw stãthraw p°nte: vacat vacat

strãtagoi Strãtvni élίhÛ zamίan fiÄ ÉAghsagÒra gnãfhÛ f[iÄ] vacat AI

vacat Rasur Rasur Rasur

vacat

(1.) ADRAMYTTENE

66

Text (B) 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 (--) 30 31

NGL TA NEPI A xru(sv) - [Xa]rίa Ma eiv §rgo[ti]mon tÚ [§k] dίkaw tç[w] [§]mpara ὤnaw, í[n] [≥n]egke kat [tÚ]n nÒmo[n] prÚw stãt(hraw) [ [b]asίleiew [ofi] [tr]›w ka‹ Ùrest[ nai Zv˝tt[a] ]aseίv diÒti [tÚ]n êrxonta E ]tãdan §n t[ç] [ne]omhnίa kãk[vw] [e‰]pe zamίan - lip]on[aÊ][t]aisi paroίkv[n] §p‹ ÑRa[ \TA Rasur NI Rasur Matro[kl]eίv? P AR Rasur I AN Rasur vacat

]isvn YeodÒ[teiow] Rasur

(1.) Adramytteion, Nasos / Poroselene, Atarneus u.a.

45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58

basίleiew Xarίjn[on karujãntvn [ [é]gÒran ‡na eÈ[f]am[

67

]EISEI tealon oti ]h efiw tån épe]ί[y]hse ka‹ a[ ] vacat

PIEPIETLG OII L[ \MEI [ [ [ A P[ APER[ [ IL[

I[ ] fixyue›o[n] ] ÉApÒllvni ] ka‹ ˆti tÚn ] .[ NIII ] §pe[n]≈pio[w]? ]maeίvn Ù ]taixeon ] efiw t[Úm] pίyvn[a]? ]EIO stãthri

Fortsetzung Text (B) 32 Rasur 33 Rasur 34 Rasur 35 Rasur 36 Rasur [bas]ίleiew to[›w] 37 38 [lip]onaÊtaisi 39 [za]mίan - 40 Rasur 41 Rasur ]aw Kalli. (2Ä) 42 43 ]krãthw Mhn44 Rasur 45 Rasur 46 Rasur 47 unlesbar 48 unlesbar 49 unlesbar 50 ]eiow 51 [prÚ]w stã(thraw) dÄ 52 - - - - - - - - vacat ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Apparat zu (A): 1 [Dionu]sίv Bechtel. - 5 Numίa: NUMIA Majuskel Paton. - 9 LILippow Majuskel Paton; [A]‡[d]ippow Minu. Paton; F‡[l]ippow Merkelbach (mdl.); KAIKO Majuskel Paton. - 13 Nikãndr(e)iow Bechtel; Id[aio]w Fil[eio]w Bechtel. - 16 Kratiãnak(ti) Afisxrnei Bechtel. - 19 Matrifa(neίv) Bechtel (patr. adj. zu Matrifãnhw); Matrίfa Paton (von Matrifçw). - 22 Matra[ ]ow Majuskel Paton. 22 (undeutliches Zahlzeichen) = 50Ä oder 500Ä oder 5000Ä. S: Sigle für s(tãthraw) oder ein Schlußzeichen? 30 pa›dew [ÉE]x°[t]eioi Bechtel. - 31 ÉArtemίdvr[ow L]≈[i]ste[i]o[w] Bechtel. - 47 eÈ[f]am[ : EUILM[ Majuskel Paton. Apparat zu (B): 5/6 Ma[tr]|[i]eίv Bechtel. - 7 [§k]: G Majuskel Paton. - 17 [L]aseίv Bechtel. - 18/19 E[È|ai]tãdan Bechtel. Apparat zu (C): 30 Did≈reion: DiGdvreion Majuskel Paton. - 33 ÉAntai[- wohl eine Form (patr. adj.?) von ÉAnta›ow. 38 URRI: ÉUbrί[aow] Bechtel. - 41 ÉIãkxion Bechtel, ÉIãgxion Paton.

(1.) ADRAMYTTENE

68

Text (C) 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47

\ - - - - - - TNL MIO [strÒ]tago[i unlesbar

] efiw t[ån fulãkan \ AN unlesbar unlesbar unlesbar

T ÉArίgnvton ÉAntipãtreon [s]tã(thraw) oÄ ÉAristeίdhn [K]leotίmeon [st]ã(thraw) oÄ [ÉAri]stÒfvnta [ÉAri]steίdeion [st]ã(thraw) oÄ f]anton Nikίa [s]tã(thraw) oÄ Rasur

[ÉAris]tofãn[hn] L AION stã(thraw) oÄ Rasur

T/ Diod≈reion [stã(thraw)] oÄ, ÉAmfίa[n pãr]oik(on) stã(thraw) oÄ: A‡simon ÉAntai[- - [stã(thraw) oÄ], ÉAm[ [Ma]trod[≈r]eion [s]tã(thraw) oÄ, [ÉE]x°di[kon] Matrod≈reion [stã(thraw)] oÄ E HSURRI [s]tã(thraw) oÄ, ÉHr[ã]kle[i][t]on PaktÊaon [s]tã(thraw) oÄ, ÉIãkxion k≈nei[on] s[tã(thraw) oÄ] Rasur

Rasur Rasur

]ίdan stã(thraw) [oÄ], [ÉArί]stan Stra[tÒ][k]leion st[ã(thraw) oÄ]:

(1.) Adramytteion, Nasos / Poroselene, Atarneus u.a.

69

Fortsetzung Text (C) 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62

[§]p‹ prutã[niow] Laokr°ontow liponaÊtaisi: Lãokow Nikίa prÚw stã(thraw) dÄ, Nίkvn pãroi(kow) prÚw stã(thraw) dÄ Rasur Rasur Rasur Rasur

[ÉE]p[i]krãth[w] [S]trãtvnow [p]rÚw stã(thraw) dÄ ON Rasur der restlichen Inschrift

Es handelt sich offenbar (A,B,C) um Listen von Strafgeldern, die von Beamten abgerechnet werden; das Strafregister in (C) enthält nur die Namen der Schuldner und die Strafsummen. Zahlreiche eradierte Passagen: diese Strafsummen sind schon beglichen worden. Obgleich der Text über weite Partien hinweg einen hohen Grad an Vollständigkeit aufweist, bleiben diese wie überhaupt das Ganze ziemlich dunkel. Bechtel schreibt: "Auf keinen Stein der Sammlung Patons habe ich so viel Mühe verwendet wie auf diesen, und doch vermag ich am Texte nur wenig zu bessern. Auch die Zeilen 5-15 der 2. Columne, zu denen ich mehrmals zurückgekehrt bin, weil so wenig fehlt, dass die Herstellung nicht zu verfehlen scheint, haben allen Versuchen widerstanden." Paton hat wegen der in A 37-39 genannten Schuld an Asklepios die ganze Inschrift für "rationes curatorum templi Aesculapii" gehalten, also für ein Register ausstehender Tempelschulden. Dagegen nimmt Latte u.E. zu Recht eine Liste profaner Strafgelder verschiedenster Art an. Tatsächlich ist A 37-39 die einzige Erwähnung eines Heiligtums, und deshalb ist eher anzunehmen, dass staatliche Beamte hier neben anderen Schulden auch eine Tempelschuld eintreiben. Für profane Strafgelder spricht auch, dass (Z.25) Bußen für Ïbriw und fvrã genannt sind (dass solche an die Tempelkasse gingen, dafür gibt es, laut Latte, keine Parallelen). Die Formulierung der Strafen ist verschieden, der Schuldner erscheint im Nominativ, Dativ oder Akkusativ; eine Besonderheit stellt die Formulierung mit prÚw stãthraw dar (A 39; B 51; C 54.61; erklärt von Bechtel S.42-43). Das Strafgeld heißt §pίtimon (statt §pitίmion; für att. prÒstimon). A 37-39 (Übers. Partsch): "Zeno zahlt auf die Bürgschaft für Iroitas, die er für die Summenforderung des Aesculapheiligtums übernommen hat, nach Maßgabe der Verurteilung und des Reskripts König Alexanders, in Höhe von fünf Stateren." Partsch sieht in dem Brief des Königs eine Strafverfügung, die dann durch ein Urteil bestätigt wurde. Latte meint, der Brief "wird sich auf die Rückkehr der Verbannten i.J. 324 beziehen ...; einen anderen Anlaß hatte der König schwerlich, in die Rechtsverhältnisse der kleinen lesbischen Gemeinde einzugreifen." Jedenfalls ist durch die Erwähnung des Briefes in die Zeit Alexanders zu datieren - auch wenn Bechtel nach der Schrift (lunares % und nicht mehr stoichedon wie in Inschrift →Nr. 734) ins 3. Jh. v. datiert hat.

Nr. 737

Grabschrift für Nikandros

Fundort: ursprünglicher Fundort: Maden Ad. ?, aufgefunden: Alibey (Panagiakirche?). Publikationen: (Eu. Drakos), AM 20, 1895, 236 Mitte; Paton, IG XII 2, 649; Stauber, IK 51 Nr. 37. Inschriftträger: Platte aus weißem Marmor, H 66, B 33, Bh 2 cm (O kleiner). 1 2

Nr. 738

Nίkandrow Moirag°nou xa›re

Nikandros, Sohn des Moiragenes, lebe wohl !

Grabschrift für Iason und Philaiteros

Fundort (ursprünglich): Alibey Ad. (Moschonesi, Paton) oder Maden Ad. (PoroselÆnhw, Drakos, Kontoleon). Verwahrung: Ayvalık, Gymnasium (vor 1899). - Verschollen. - Antiker Ort: Insel Nasos / Poroselene.

(1.) ADRAMYTTENE

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Publikationen: Saltelis, ÑO Kudvniãthw 19 Nr. 2 (1. Inschr., namentlich nicht genannter Kopist); Drakos, Mikr Prag 48 Nr. 3; A. Kontoleon, AM 14, 1889, 90 Nr. 7 (Kopie Eu. Drakos); Paton, IG XII 2, 652; Stauber, IK 51 Nr. 38. Inschriftträger: Platte (Kontoleon). - Datierung: Kaiserzeitlich (Fraser - Matthews, A Lexicon of Greek Personal Names, vol. 1, s.v. ÖAmmion und s.v. Filaίterow). Die Inschrift kann u.E. auch älter sein. 1 2 3 4

ÉIãsvn Filait°rou xrhst¢ xa›re: Filaίterow ÉIãsonow xrhst¢ xa›re: ÖAmmion ÉIãsonow gunÆ: zª

Edler Iason, Sohn des Philaiteros, lebe wohl ! Edler Philaiteros, Sohn des Iason, lebe wohl ! Ammion, Frau des Jason; sie lebt.

1 ÉIãsvn Filait°rou: ILEVNFILAITERON Saltelis (nach fremder Kopie), danach Drakos; ÉIãsvn Filetaίrou Kontoleon. - 2 Filaίterow: Fil°tairow Kontoleon. Z.1 Die Konjektur von ILEVN (Saltelis sowie Drakos) in ÉIãsvn (Kontoleon u. Paton) scheint uns richtig, da Z.3 vermutlich dieselbe Person (als Vater genannt) ÉIãsvn heißt; und schließlich kann L ein A sein und E ein verlesenes S . Z.4 ÖAmmion: ein häufiger Frauenname, etwa "Mütterchen".

Nr. 739

Grabschrift für Artemisia

Fundort: ursprünglicher Fundort: Alibey Ad. ?, aufgefunden: Ayvalık (i.J. 1817). Antiker Ort: Insel Nasos = Poroselene? Publikationen: Didot, Voyage 375; Boeckh, CIG 2213b; Paton, IG XII 2, 650; Stauber, IK 51 Nr. 39. Inschriftträger: Grabstein (pierre sépulcrale, Didot).

ÉArtemisίa ÉArtemidÒrou xa›re

Artemisia (Tochter) des Artemidoros lebe wohl !

ÉArtemidÒrou (Didot ex lapide): ÉArtemidrou Boeckh; ÉArtemid≈rou Paton (aber wohl ohne Autopsie) Didot schrieb aber: "ARTEMISIA ARTEMIDOROU XAIRE, etc." - entweder hatte die Inschrift noch weiteren Text (der uns nicht bekannt ist), oder das etc. bezieht sich auf die im Satz zuvor genannte, dort von Didot gesehene "Menge von Grabsteinen", aus der er eben nur diesen einen Grabgruß mitteilt (wir vermuten letzteres).

unbekannte Fundorte auf Alibey Adası (155x) →Nr. 733 (ursprünglicher Fundort: Alibey Ad. oder Maden Ad., aufgefunden (verwahrt): Ayvalık) →Nr. 738 (ursprünglicher Fundort: Alibey Ad. oder Maden Ad., aufgefunden (verwahrt): Ayvalık) →Nr. 739 (ursprünglicher Fundort: Alibey Ad., aufgefunden (verwahrt): Ayvalık)

Insel Maden Ada / antik: Pordoselene ? (1560-1564) Perema, Madenada, PÊrgow, Pyrgonisi

Kleine Insel westlich vor der Halbinsel Patrica (dem nordwestlichen Sporn von Alibey Ada); zwischen den Inseln gibt es an einer Stelle eine Furt (nur gut 1 m tief: vielleicht einst durch einen Damm überbrückt?). Etwa dort, also an der Ostküste von Maden Ada, sollen laut Wiegand Reste einer antiken Siedlung sein. Wiegand hat die Insel mit dem antiken Por[d]oselene gleichgesetzt, das danach nicht, wie später Kirsten annahm, mit Alibey Ada [1550-1559] identisch wäre; hat Kirsten recht, dann bleibt Maden Ada ohne antikem Namen. Der geringe Umfang der antiken Reste (wir haben dort weder Wiegands Altertümer noch andere Oberflächenfunde gesehen) lässt uns vermuten, dass hier Pordoselene nicht bestanden hat. (IK 50 § 36). →Nr. 737 (ursprünglicher Fundort: Maden Ad. ?, aufgefunden: Alibey [Panagiakirche?])

Kapelle des Hl. Georgios (1561) Kapelle des Hl. Georgios beim Gehöft des P. Bugniosou (i.J. 1902): Kleine, zu Wiegands Zeit neuere Kapelle (wir kennen die genaue Lage nicht; vielleicht bei den Stallungen nahe der nw. Bucht).

(1.) Adramytteion, Nasos / Poroselene, Atarneus u.a.

Nr. 740

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Zwei Grabehrungen des demos für die Söhne des Mogetasios

Fundort: Über dem Eingang der Kapelle des Hl. Georgios (i.J. 1902 Wiegand, schon 1887 Kontoleon). Publikationen: Eu. Drakos, ÉAmãlyeia, 25. Sept. 1877 Nr. 4050 (n.v.); A. Kontoleon, AM 12, 1887, 251-52 Nr. 15; Drakos, Mikr Prag 48 Nr. 5; Paton, IG XII 2, 651 (nach Abklatsch); Stauber, IK 51 Nr. 40. vgl: Th. Wiegand, AM 29, 1904, 258; E. Kirsten, RE 22,1 (1953) Sp. 242 Z.54-56. Inschriftträger: Giebelstele aus weißem Marmor (H 40, B 33 cm) mit Ornaten. Datierung: Römische Zeit (Wiegand). Das Zeilenarrangement ist in den Publikationen abweichend; wir folgen Paton, der nach einem Abklatsch ediert hat. 1 2 3 4 5 6

ÖAbba Mvgetasίou xa›re ı d∞mow Mãnhw Mvgetasίou xa›re

(ı d∞mow steht im Lorbeerkranz)

1: ABAMMV ex lapide Kontoleon; ABBAMV Paton nach einem Abklatsch. 1/2 ÖAbba Mv|getasίou: ÉAbammΔ | Getasίou Kontoleon. 3 xa›re: XAIRS Paton nach Abklatsch. 5 Mãnhw Mvgetasίou: ManhsmΔ Getasίou Kontoleon. Abba(s?), Sohn/Tochter des Mogetasios, lebe wohl ! Der demos (ehrt). Manes, Sohn des Mogetasios, lebe wohl ! ÖAbba (voc.) von ÖAb(b)a (fem., ein 'Lallname') oder ÖAb(b)aw (masc., Name verschiedener Gestalten der griechischen Mythologie). - Eine andere Abtrennung der Namen führt bei Kontoleon zu ÉAbãmmvn (ein Name, den Iamblichos belegt); das führt dann in Z. 2+5 jeweils zu einem Getãsiow statt zu einem Mvgetãsiow - beide Namen sind sonst unbekannt, Getãsiow wäre "einer der Leute des Geta (= gr. G°taw)", also wohl ein Sklavenname. Da aber Drakos und Paton in Z.1 nicht ABAMMV sondern ABBAMV schreiben, sind Kontoleons Abtrennungen zurückzuweisen und ein Mvgetãsiow anzunehmen (immerhin ist auf Rhodos ein Mvg°taw belegt, SGDI 4343), ein Name wohl phrygischer Herkunft. Kirsten glaubt, dass die Grabinschrift eine zweite Verwendung des Steines ist, da er "ı dçmow" (publ. ist ı d∞mow) für den Beginn einer (früheren) Ehreninschrift hält. Diese Annahme ist aber u.E. nicht nötig, weil die Hrsg. keine zweite Hand notierten und weil zum einfachen Grabformular eine Ehrung durch den demos hinzutreten kann.

(Fortsetzung Festland)

Maltepe bei Altınova (1595) Maltepe bei Ayazmant, Ayazmand, Ajazmand, Ajasmand, Ajasmat

Auf dem zwischen Altınova und der Küste gelegenen niedrigen flachen Hügel Maltepe hat C. Schuchhardt eine antike Ortslage angenommen. Es existieren aber nur Scherbenfunde, keine Baureste; einige antike Stücke im nahen Dorf Altınova sollen von hier kommen, darunter die bronzene Strigilis mit der Aufschrift →Nr. 741. Zu den verschiedenen (sehr unsicheren) Vorschlägen einer Lokalisierung s. IK 50 bei →Ort 1595.

Nr. 741

Signatur des Herstellers

Fundort: ursprünglicher Fundort: Maltepe aufgefunden (verwahrt): Altınova, Slg. Hassan Bey (i.J. 1886). Publikationen: C. Schuchhardt, AM 24, 1899, 201 Nr. 1 und AvP I 1, 122 Nr. 35; Stauber, IK 51 Nr. 41. Inschriftträger: Bronzene Strigilis (Schabeisen), auf dem Griff (L 10 cm) die Inschrift (Bh 0,2-0,4 cm).

YeÒdvrow TarseÁw §po[ίhsen]

Theodoros aus Tarsos hat es gefertigt

Ein Schabeisen (gr. stleggίw, lat. strigilis) diente ursprünglich den Ringern, um nach dem Kampf, noch vor Betreten des Bades, Schmutz, Öl, Schweiß vom Körper zu entfernen; später wurde die stleggίw ein allgemein benutztes Utensil für die Körperpflege.

(1.) ADRAMYTTENE

72

Ü Agiow ÉIlίaw-Tepe bei Gökçeagıl / antik: Karene ? (1625) Der früher ÜAgiow ÉIlίaw genannte Hügel (204 m NN; in modernen Karten ohne Namen) liegt unmittelbar südlich von Gökçeagıl (früher: Kementedamları). Der in der älteren Literatur mitgeteilte Name Kusaklı Tepe ist nicht zutreffend, da er nach den neueren Karten auf den südlich davon gelegenen, viel weiter ausladenden und höheren Hügelrücken zu beziehen ist. Der ÜAgiow ÉIlίaw-Tepe fällt durch sein Ebenmaß auf (Pyramide mit kreisförmiger Grundfläche, schmales Gipfeldach). Das Gipfelplateau hat eine vermutlich hellenistische Akropole getragen. Von den überlieferten antiken Ortsnamen ist die Stätte am ehesten mit Malene oder Karene gleichzusetzen (IK 50 § 40).

Nr. 742

Ziegelstempel

Fundort: Hügel (i.J. 1899 ÜAgiow ÉIlίaw-Tepe genannt) bei Gökçeagıl: auf der höchsten Stelle der Akropole in einem neuen "Grabungsloch" (i.J. 1993 gesehen). Publikationen: Stauber, IK 51 Nr. 42. Inschriftträger: Flacher Dachziegel.

PE

(E : spitzes E)

Vor dem PE weitere, jedoch ganz verwaschene Zeichen.

Kabakum (1630) Im näheren Umkreis (3-6 km) des Dorfes Kabakum könnten folgende überlieferte antike Orte bestanden haben: Atarneus, Attea, Attalia, Karene, Lysichache, Malene. Gesichert ist nur die Lokalisierung von Atarneus (→Ort 1640).

Nr. 743

Säule mit einigen Buchstaben

Fundort: Kabakum - Museum: Bergama, Marktmuseum (i.J. 1900). Publikationen: H. von Prott - W. Kolbe, AM 27, 1902, 143 Nr. 187 (Kopie A. Conze); Stauber, IK 51 Nr. 43. Inschriftträger: Säulen-Bruchstück aus Trachyt (H 90, ∅ 35 cm). 1 2

FDOR B T M

T unklar: verkürzte Haste, 'Häubchen' über der Querhaste

Felsiger Hügelgrat nö. von Dikili (1636) 1 km außerhalb Dikili beginnt (an der ersten Rechtsbiegung der Straße, die zur Schnellstraße führt) in W-ORichtung ein langgestreckter flacher Hügelgrat (40-60 m NN) mit vielen getürmten Granitfelsen. Etwa in der Mitte des Gratrückens findet man die Felsaufschrift →Nr. 744, die wohl zu einer altertümlichen (archaischen?) Grabanlage gehört.

Nr. 744

Reste einer Felsaufschrift

Fundort: Felsplatte in einer Felsengrabanlage(?) auf dem Hügelkamm nö. von Dikili. Publikationen: C. Schuchhardt, AM 24, 1899, 201 Nr. 2; Stauber, IK 51 Nr. 44. Inschriftträger: Geglätteter Fels; Bh (Z.1) 13, (Z.2) 6 cm. Darstellung bei Schuchhardt: 1 2

VIVINILL+

HRA oder: VIVINIM

+

?

Wir konnten die Felsschrift wiederfinden. P. Christodoulou hat dann nach unseren Fotos die hier abgebildete Zeichnung gefertigt: darauf die verschieden großen Aufschriften (Z.1+2), die vielleicht nicht zusammengehören; man sieht, dass in Z.2 (anders als bei Schuchhardt) die erste senkrechte Haste zu einem L (?) zu gehören scheint, dass statt LL doch eher M zu lesen ist und dahinter vermutlich kein Zeichen mehr gestanden hat.

(1.) Adramytteion, Nasos / Poroselene, Atarneus u.a.

73

Schuchhardt vermutete nach der Fundumgebung (mehrere in den Felsboden geschnittene Gräber; der Fels mit der Aufschrift kann zu "einem alten Grab" gehört haben), dass es sich um eine Grabinschrift handeln kann. Dies bestätigen wir nach eigener Revision: die Inschrift findet sich auf der Innenseite eines monumentalen altertümlichen Grabes aus Felsblöcken und Steinplatten.

Kale Tepe / antik: Atarneus (1640) Kale[h]-Agil[i], Agilkale, Dikeli Kale

Atarneus (ÉAtarneÊw) lag auf dem heute Kale Tepe genannten Hügel, der als markanter 180 m hoher Kegel nö. von Dikili (an der Küste gegenüber von Lesbos) gleich neben der Schnellstraße unübersehbar ist. Ein bestens erhaltener Mauerabschnitt (wohl 4. Jh. v.) ist von Weitem erkennbar; auf der Gipfelfläche (Akropole) und im Umfeld Zisternen und Gebäudereste (4. Jh. v. Chr., auch Älteres?) und viele mittelalterliche Ruinen. Grosse Mengen von Keramikscherben. Die Archäologen erkennen drei Befestigungslinien der Stadt. Die Quellen überliefern nur disparate historische Fakten. Es soll einen mythischen König der Myser namens Atarneus gegeben haben (Himerius or. 40.42). Ein hieron des Atarneus ist inschriftlich bezeugt (→Nr. 745 Z. 33). Um 542 v.: Die Chier liefern den aufständischen Lyder Paktyes, der im Athenatempel Asyl suchte, an den Perserkönig Kyros aus (um 542 v.); als Lohn für den Frevel erhalten sie das getreidereiche Atarneus, verwenden aber das Getreide nicht bei ihren Opfern (Herodot 1,160; Pausanias 4,35,10). Die Stadt blieb bis 398 v. im Besitz der Chier. 493 v.: Histiaios, Tyrann von Milet (unter persischer Duldung), sucht nach dem ionischen Aufstand (den er unterstützte) im Gebiet von Atarneus Getreide zu requirieren, fällt aber bei Malene dem persischen Feldherrn Harpagos in die Hände und wird gekreuzigt. 481 v.: Das Heer des Xerxes zieht von Sardeis über Atarneus zum Hellespont. 398 v.: Der Spartaner Derkylidas befreit nach 8-monatiger Belagerung Atarneus von den Chiern, lässt aber als Befehlshaber einen Drakon aus Pellene zurück, der dann von dort aus Plünderungszüge in Mysien organisiert. 4. Jh. v.: Besondere Bedeutung erlangt Atarneus als Residenzstadt des Lokalfürsten Hermias, der ab ca. 351 v. für 10 Jahre von der persischen Oberhoheit unabhängig herrscht (341 v. ließ ihn der Großkönig kreuzigen). Das zeigt der Militärhilfe-Vertrag (→Nr. 745), den Erythrai mit Hermias schloss; zu den Vertragspartnern gehören auch Hermias' •ta›roi, die nicht namentlich genannt sind (vermutlich die ihm ergebenen Vasallen anderer Orte). Assos - vielleicht auch Skepsis - ist Hermias direkt untertan (das lag auch an verwandtschaftlichen Beziehungen), und das ganze Gebiet der Adramyttene regiert er zusammen mit Vasallen (als Städtebund?). Dass sich Hermias behaupten konnte, lag wohl auch an der starken Befestigung der Akropole von Atarneus - und daran, dass er den Persern ein Verbündeter gegen eine makedonische Expansion schien, aber eben auch an der

74

(1.) ADRAMYTTENE

maßvollen Herrschaft; vermutlich waren Hermias und auch sein Vorgänger Euboulos (ab 360 v., er hat den früheren Sklaven und Eunuchen Hermias als Nachfolger bestimmt) beim Volk beliebte Herrscher. Hermias hat den Philosophen Aristoteles (seinen Lehrer und Freund) für einen mehrjährigen Aufenthalt gewonnen (348/7 bis 345 v., meist in Assos, wo er Pythias, eine Verwandte des Hermias, ehelichte). Aristoteles hat Hermias in einem Hymnos verewigt (frg. 842 ed. Page) und wurde dafür herb kritisiert, auch mit dem Vorwurf angeblicher Liebschaft verleumdet (dazu A. Boeckh, Hermias von Atarneus und Bündnis desselben mit den Erythräern, Abh. Berlin 1853, 133-157). Pausanias 7,2,11 berichtet, dass Atarneus wegen der Mückenplage, ähnlich wie Myus, dessen Bewohner nach Milet umsiedelten, verlassen wurde. Die Zeit dieses Niedergangs ist nicht überliefert. Plinius (n.h. 5,122) nennt Atarneus als untergegangene Stadt, an anderer Stelle (n.h. 37.156) sagt er, dass sie von einem oppidum zu einem pagus (Dorf, lose Ansiedlung?) heruntergekommen ist. Münzen: Die Prägungen beginnen Mitte des 4. Jh. v., die Mehrzahl ist um 400 v. geprägt, wenige Stücke gehören dem 3. oder 2. Jh. v. an. Spätere Münzen gibt es nicht (nur Fehlzuweisungen). - Die Münzbilder zeigen, dass Apollon die Hauptgottheit der Stadt war; außerdem weibl. Kopf, Pferd, gerollte Schlange, Heroldsstab. Auch nach dem Zeugnis der Münzen war das 4. Jh. v. die Blütezeit. Der Niedergang könnte schon mit dem Sturz des Hermias begonnen haben (ab da fehlen Quellen), sicher aber hat Atarneus durch das Aufkommen der großen Ordnungsmacht Pergamon an Bedeutung verloren. Literatur: Übersicht bei J. Stauber, IK 50 S. 263-272 (§ 43-44). - H.G. Lolling, Atarneus, in: AM 4, 1879, 1-10. - F. Pirson / M. Zimmermann: Das Umland von Pergamon. Wirtschaftliche Ressourcen, ländliche Siedlungen und politische Repräsentation, in: R. Grüßinger, V. Kästner, A. Scholl (Hrsg.), Pergamon. Panorama der antiken Metropole, Ausstellungskatalog Berlin 2011/2012, S. 58-65.

Nr. 745

Vertrag zwischen Erythrai und Hermias von Atarneus: Hilfen für den Kriegsfall

Fundort: Lythri (antik: Erythrai) - Antike Urheber: Erythrai; Hermias (vertritt das Territorium von Atarneus - umfasst auch Assos und Skepsis ?). Aufstellungsorte: (1.) Erythrai, (2.) Atarneus Museum: London, British Museum. Publikationen: A. Boeckh, Abh Berlin 1853, 150-51 (nach von Birch an Gerhard mitgeteilter Kopie sowie nach erneuter Autopsie durch Birch); W.H. Waddington, BAAF 2, 1856, 29 (eig. Kopie u. Abklatsch); LBW 1536a (Kopie und Abklatsch Waddington); Lamprecht, De rebus Erythraeorum 76-77 Nr. 5; Boeckh, Ges Schr VI 203, Taf. 10; Hicks, Manual1 175-76 Nr. 100 (nach Abklatsch); Dittenberger, Syll1 97; Bechtel, Ion Dial 119 Nr. 204; Dittenberger, Syll.2 122; Michel 12; Hicks - Hill, Manual2 265-66 Nr. 138 (Revision am Original); Bechtel, SGDI 5689; Nachmanson, Hist gr Inschr 40-41 Nr. 47; Hiller von Gaertringen, Syll.3 229; Marshall, GIBM 1017 mit Foto; Tod, GHI II Nr. 165; Bengtson, StV II Nr. 322; Engelmann - Merkelbach, IK 1 [Erythrai und Klazomenai], 9 (m.dt.Ü.), Foto Taf. 2 (Abklatsch); Stauber, IK 51 Nr. 45. vgl: W. Dittenberger, Hermes 16, 1881, 197 (Z.1923); Gaebler, Erythrä 14; Judeich, Kleinas. Studien 219; Körte, RhM 60, 1905, 391; F. Stähelin, Klio 5, 1905, 143; Larfeld, Epigraphik 446 (Z. 12-13,14-18,18-30); Wilamowitz, Nordionische Steine 28-29; J. Keil, ÖJh 13, 1910, Beiblatt 26-27; Phillipson, Internat Law II 72-73; BM Guide Ant 1912, 113 Nr. 81; BM Guide Inscr 1917, 22-23 Nr. 1017 (Z.12-18); Leaf, Strabo Troad 299; Calhoun, Business Life 125; D.E.W. Wormell, YaleClSt 5, 1935,71 Anm. 25; Austin, Stoichedon 95; J. Bidez, BAB (5.sér.) 29, 1943, 137; M.Sordi, K≈kalow 5, 1959, 107-18; Gschnitzer, Gemeinde 30-32; Berve, Tyrannis I 333; Wickersham - Verbrugghe, GHD fourth century 88 Nr. 63 (engl.Ü.); H. Müller, Chiron 5, 1975, 137-38

(1.) Adramytteion, Nasos / Poroselene, Atarneus u.a.

75

Nr. 26 (Z.1-12 m.dt.Ü. Engelmann - Merkelbach; Z.14-18); Ph. Harding, TDGR II Nr. 79 (engl.Ü.); Bertrand, Inscriptions historiques Nr. 63 (frz.Ü.); RepGRI Nr. 144. Inschriftträger: Stele aus weißem Marmor (H 60, B 37, T 11 cm), stoichedon (27 Zeichen); oben, unten links und am rechten Rand unvollständig. Datierung: Zwischen 350 und 344 oder 342 v. Chr.: zwischen 350 und 342/341 (Bengtson) bzw. 344 v. Chr. (Sordi), nicht viel vor 345/344 (Dittenberger), 350-345 (Hicks - Hill; Phillipson), ca. 350 (Tod), vor 341 (Boeckh), vor 342/341 (Nachmanson; Hiller) / 352 (Judeich) / 357 (?) (Hicks1). Zeilenzählung: Manche Autoren zählen die ergänzte Zeile am Anfang mit. / Text nach Tod (= Bengtson) Stoichedon 27 [: §ån d¢ ÉEruyra›oi §ktiy«nta]1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33

[i §w] tØn x≈ran tØn [ÑE]rm[ί]ou k[a‹ t«n •][t]aίrvn pol°mou ßneken, e‰[nai éte]l°a pãnta ka‹ tå §k toÊtvn [genÒme][n]a, plØn ˜s' ên tiw épod«tai: [t«n d¢ p][r]hy°ntvn teleίtv penthk[ostÆn: §]peidån d¢ efirÆnh g°nhtai, [épãges]yai §n triÆkonta ≤m°raiw: [§ån d¢ m]Ø épãghtai, teleίtv tå t°l[h: §ktίy]esyai d¢ §paggeίlantaw d[ikaίvw]: e‰nai d¢ ka‹ ÑErmίai ka‹ to[›w •taί]roiw, §ãn ti boÊlvntai §kt[ίyesya]i, katå taÈtã: ÙmÒsai d¢ ÉEru[yraίou]w ÑErmίai ka‹ to›w •taίroi[w: ı d¢ ˜r]kow ¶stv ˜de: bohyÆsv ÑErmί[ai ka‹ t]o›w •taίroiw ka‹ katå g∞n [ka‹ kat]å yãlassan pant‹ sy°nei k[atå tÚ d]unatÚn ka‹ tå êlla §pitel[°v katå] [t]å …mologhm°na: §pim°les[yai d¢ t][oÁ]w strathgoÊw: ırk«sai d[¢ égg°l][ouw §]lyÒntaw par' ÑE[r]mίou k[a‹ t«n •][taίr]vn metå t«n strathg«[n] [ ]ia›w flero›w teleίoi[w, tå d¢ fl][erå p]ar°xein tØn pÒlin: ım[oίvw d¢] [ka‹ ÑE]rmίan ka‹ toÁw •taίr[ouw ÙmÒ][sai d]i' égg°lvn bohyÆsein [ÉEruyra][ίoiw k]a‹ katå gØn ka‹ katå [yãlass][an pan]t‹ sy°nei katå tÚ du[natÚn k][a‹ tå ê]lla §pitele›n katå [tå …mol][ogh]m°na, ÙmnÊnai d¢ yeoÁw [toÁw ır][kίo]uw: grãcai d¢ taËta §st[Ælhn li][yίnh]n ka‹ st∞sai ÉEruyraί[ouw m¢n] [§w tÚ] flerÚn t∞w ÉAyhnaίhw, ÑE[rmίan d][¢ §w t]Ú flerÚn toË ÉAtarn°vw

0 [§ån d¢ ÉEruyra›oi]: [§|ån d¢ ofl ÉEruyra›oi] Marshall; [- - - ì d¢ ÉEruyra›oi] Engelmann/Merkelbach 3 toÊtvn Boeckh; TOUTON am Stein 21/22 [....]iaiw Engelmann/Merkelbach: auf dem Stein IAIS (vgl. Foto vom Berliner Abklatsch bei Engelmann/ Merkelbach); [t«n §n | ÉEruy]ra›w (Dittenberger, Tod); [§n oÈl|oyus]ίaiw Boeckh, LBW, Lamprecht, Hicks1, Marshall.

(1.) ADRAMYTTENE

76

(0) (Wenn die Erythräer [Vieh] in Sicherheit bringen) ins Land des Hermias und seiner Vasallen, wegen eines Krieges, dann soll alles abgabenfrei sein, auch was daraus geboren wurde, außer dem was einer verkauft; von dem Verkauften soll er das Fünfzigstel bezahlen. Wenn dann wieder Friede ist, soll es binnen 30 Tagen weggeschafft werden; wenn es nicht weggeschafft wird, soll man die Abgaben zahlen. In Sicherheit bringen kann wer es ordungsgemäß anzeigt. Für Hermias und die Vasallen gelte, wenn sie etwas in Sicherheit bringen wollen, das Entsprechende. (12) Schwören lassen (= den Eid abnehmen) sollen die Erythräer dem Hermias und die Vasallen; der Eid soll folgender sein: "Ich werde dem Hermias und den Vasallen helfen, zu Land und zu Wasser, mit aller Kraft nach meinem Vermögen, und das andere werde ich erfüllen entsprechend den Übereinkünften." Die Strategen sollen (den Eid) in die Wege leiten; schwören sollen Gesandte, die von Hermias und den Vasallen kommen, zusammen mit den Strategen - - - unter gültigen (teleίoiw) Opfern; die Opfertiere soll die Stadt zur Verfügung stellen. In gleicher Weise sollen Hermias und die Vasallen durch Gesandte schwören, dass sie den Erythräern zu Land und zu Wasser helfen, mit aller Kraft nach ihrem Vermögen, und dass sie das andere erfüllen entsprechend den Übereinkünften. Schwören soll man bei den Eidesgöttern. (30) Dies soll auf einer Stele aus Stein aufgeschrieben werden und die Erythräer sollen (diese) im Heiligtum der Athena aufstellen, Hermias im Heiligtum des Atarneus. Militärhilfe-Vertrag zwischen Erythrai und Hermias, dem Lokalfürsten von Atarneus. Beginn fehlt. Z.1-12: Die Verwahrung von Vieh (und Vermögen?) zu Kriegszeiten im Gebiet des Vertragspartners wird geregelt. Z.12-30: Beeidung der Hilfe zu Wasser und zu Land und der Erfüllung aller Vertragspflichten. Z.30-33: Publikation. Im Passus über die Verwahrung (Z.1-12) kann man wegen der auffallend neutralen Formulierungen (pãnta, tå genÒmena, ˜sa), und weil Vieh nicht wörtlich erwähnt ist, auch annehmen, dass außer Vieh auch die Verwahrung von Vermögen gemeint ist. Vertragspartner ist nicht Hermias allein, sondern er und seine •ta›roi (dazu Gschnitzer, Gemeinde 30-32). Wer damit im einzelnen gemeint ist, wissen wir nicht; die Zentren seiner Macht waren (wie schon zur Zeit seines Vorgängers) die Städte Atarneus und Assos; wir dürfen annehmen, dass ein Großteil des dazwischen liegenden Gebietes (wenn nicht das ganze, also einschließlich Adramytteion) ebenfalls unter der Herrschaft der Tyrannen stand; doch ist zu vermuten, dass die Städte in diesem ca. 150 km langen Küsten-Abschnitt durch ergebene Vasallen verwaltet wurden; eben diese könnten die •ta›roi der Inschrift sein. Vielleicht gehörte auch Skepsis in den Verband dieser Städte, da der VI. "platonische" Brief an Hermias, Erastos und Koriskos gerichtet ist; die letzteren stammen aus Skepsis. Vgl. IK 50 § 43. Die "Tyrannen" Euboulos und Hermias (vormals Sklave des Euboulos, den dieser freiließ und selbst zum Nachfolger bestimmte) waren gebildete Männer, die aufgrund persönlicher Fähigkeiten und Ehrgeiz (und dem Reichtum des Bankiers Euboulos, der den Grundstein der Macht bildete) zu dieser Machtstellung gelangten (zur Zufriedenheit der Bürger, deren Lasten gegenüber der persischen Oberhoheit entfielen?). Ausführlich dazu A. Boeckh, Hermias von Atarneus und Bündnis desselben mit den Erythräern, Abh Berlin 1853, 133-157 = Kleine Schriften VI 185-210. Bekannt ist Hermias vor allem durch seinen Umgang mit dem Philosophen Aristoteles, dessen Schüler er in Athen war und den er später in sein Land holte. So hat Aristoteles vier Jahre dort verbracht, meist in Assos, wo er eine Verwandte des Hermias ehelichte. Die vielen antiken Erwähnungen, die Aristoteles' Verbindung zu Hermias als Liebschaft (paidikã) darstellen, rühren sicher von Verleumdungen her (wie sie Aristoteles oft widerfuhren). IK 50 § 43.

Nr. 746 a

Werkzeichen

Fundort: Kale Agili, von der oberen (nördlichen) hellenistischen Befestigungsmauer herabgefallen. Antiker Ort: Atarneus. Publikationen: C. Schuchhardt, AvP I 1, 120; Stauber, IK 51 Nr. 46. Inschriftträger: Quader (B 80 cm) von der oberen (nördlichen) hellenistischen Befestigungsmauer. Datierung: Hellenistisch.

HF

(1.) Adramytteion, Nasos / Poroselene, Atarneus u.a.

Nr. 746 b

77

Auf einem Ziegelstein

Fundort: Kale Agili. - Antiker Ort: Atarneus. Publikationen: M. Zimmermann / F. Pirson, AST 26,2 (2008) [2009] 287, Foto 296 Abb. 4; SEG 59, 2009, 1432.

bas(ilikÆ) BasilikÆ auch auf dem Dachziegel →Nr. 878 a (Egrigöl Tepe sw. von Pergamon). Der Stempel eines königlichen Betriebs bezeichnet die Herkunft des Ziegels oder den Verwendungsort.

Bademli / antik: Kane, Autokane (1656) Acano[s]

In der Bucht nw. von Bademli, besonders auf der dortigen kleinen Landzunge Killik Burun (antike Reste, sog. Yahudi Kale), ist nach den Angaben der antiken Geographen eindeutig Kane anzunehmen, das vermutlich identisch ist mit der von Homer erwähnten und sonst nur durch Münzfunde bekannten Stadt Autokane. Durch die überschaubare Münzprägung ab Mitte/Ende 4. Jh. v. (bis ca. 2. Jh. v.) wissen wir, dass (Auto)kane eine Zeit lang autonome Polis war. In der Kaiserzeit hat es aber nicht mehr existiert (Plinius n.h. 5,122). - Obgleich die Arginusen-Inseln nur wenige Kilometer entfernt sind, erwähnen die antiken Berichte zur berühmten Seeschlacht 406 v. Chr. Kane nicht. Lit.: Stauber IK 50 § 44 und zu den Münzen (alle 4. Jh. v. Chr.) von Kane/Autokane der Katalog von Barth / Stauber IK 51 S. 266-269. Zur Kane-Halbinsel zuletzt Heinle, Aiolis S. 26-29. Ein Ort Kame, bekannt nur durch Bronzemünzen (Hadrian bis Septimius Severus), Aufschrift KAMHNVN, wurde früher gleichgesetzt mit Kane / Autokane. Aber es gibt gute Gründe für eine Lokalisierung von Kame im maionischen Lydien, s. L. Robert, Villes S. 17-28; vgl. Stauber, IK 50 S. 278-80 (§ 45 Kame), der (Anm. 144) auch die von Robert besprochenen möglichen Ortslagen in Lydien referiert.

Nr. 747

Grenzstein oder Altar (Artemis Orthosia)

Fundort: ursprünglicher Fundort: Weinberge 1/4 südl. vom Killik Burun (=Kane), aufgefunden: Bademli, neben der griechischen Kirche - Antiker Ort: Kane. Publikationen: C. Schuchhardt, AM 24, 1899, 202 Nr. 3; H. Kasten, Bursian Jber 279, 1942, 117; Stauber, IK 51 Nr. 47. - vgl: C. Schuchhardt, Sber Berlin 1887, 1209. Inschriftträger: Viereckiger Block, weißer Marmor, H 34, B 38, T 34 cm, auf Oberseite Einarbeitung (T 7 cm). Datierung: Ende 4., Anfang 3. Jh. v. Chr. (Schuchhardt aufgrund der Schrift).

ÉArt°mid{i}ow ÉOryvsίaw

(Altar?) der Artemis Orthosia

Altar(?)aufschrift für ÖArtemiw ÉOryvsίa oder vielleicht Grenzmarkierung für ein Heiligtum der Artemis Orthosia (die mitgeteilten Maße des Steines sprechen für letzteres). Orthosia: Epiklesis der Artemis. Aus der nach ihr benannten karischen Stadt ÉOryvsίa (ssö. von Nysa) sind keine Belege für Artemis Orthosia bekannt. Bezeugt ist sie als ÉOryίa oder ÉOryvsίa auch in Arkadien, Argos, Epidauros, Elis, Megara und Byzanz (L. Preller, Griechische Mythologie I [Theogonie und Goetter] 41894 [bearb. C. Robert] S. 309 mit Beispielen S. 306 Anm. 3, 308 Anm. 3, 309 Anm. 2, 313 Anm. 1).

78

(1.) ADRAMYTTENE

Perperene (→Ort 1830). Zwei Zeichnungen von Frederik Foert:

Zwei Orthostaten bilden den Eingang zum Ruinengelände.

"Quadratischer Bau", vielleicht ein Grabbau.

(1.) Adramytteion, Nasos / Poroselene, Atarneus u.a.

79

Hinterland (Kozak)

bei Asagıbey / antik: Perperene (1830) Perperene ist lokalisiert an der Ruinenstätte Bergas, 1 km nö. vom Dorf Asagıbey in einem fruchtbaren Becken der Berglandschaft Kozak (zwischen Ayvalık und Bergama). Die Stätte mit relativ gut erhaltenen Resten eines Theaters, Stadtmauer, Sarkophagen und frühbyzantinischen Kirchenbauten wurde 1885 von E. Fabricius entdeckt. Die Auswertung durch R. Bohn und die Bereisungen durch C. Schuchhardt sprechen für die Gleichsetzung mit Perperene, obwohl keine Inschriften am Ort gefunden wurden. Epigraphisch ist das Ethnikon PerperÆniow dreimal in Smyrna belegt, im 2./1. Jh. v. und kaiserzeitlich (IK 24,1 Nr. 689; IK 23 Nr. 447+469). Die voranstehenden Zeichnungen entstanden nach unseren Fotos. Ausgrabungen sind uns nicht bekannt. Wir kopieren die Planskizze der Stadtruinen bei Aschaga-Beyköi (Perperene) von R. Bohn in AM 11, 1886, Taf. 1 (die einzige publizierte Skizze) und fügen aufgrund eigener Bereisung im Jahr 1994 Ziffern mit folgenden Legenden ein: 1: Theater (447-462 m NN) - 2: Gebäuderuine - 3: Tempel? - 4: zwei Orthostaten in situ? (441 m NN) 5: quadratischer Bau mit Tonnengewölbe (425 m NN) - 6: Grube mit Architekturteilen - 7: Heilige? Straße 8: Turm am N-Tor (434 m NN) - 9: Tempel? (465 m NN) - 10-16: Sarkophage (11: 455 m NN; 13: 480 m NN; 14: 475 m NN; 15: 400 m NN) - 17 Nekropole - 18 Gebäuderuine und Gewölbebauten.

Geschichte: Perperene ist ab 400 v. bis Mitte 3. Jh. n. (Münzen der Kaiserzeit) bezeugt. Aber die literarischen Quellen bieten fast nichts zur Geschichte des Ortes:

80

(1.) ADRAMYTTENE

Strabon (13,1,51): Außerhalb der Bucht [von Adramytteion] und der Landspitze Pyrrha folgt die verödete Stadt Kisthene mit einem Hafen. Über dieser im Landesinneren ein Kupferbergwerk und Perperene, Trarion und andere solche Siedlungen. Plinius: Perperene gehörte in röm. Zeit zum conventus (Gerichtsbezirk) von Adramytteion (n.h. 5,126). Nach der Aufzählung untergegangener Orte im aiolischen Mysien nennt Plinius die noch existierenden, darunter Perperene (n.h. 5,122). Im Gebiet von Perperene ist eine Quelle, welche die Erde, die sie befeuchtet, versteinert (n.h. 31,29). Steph. Byz. nach Apollodor (FGrH 244 F 7): Parparon, ein aiolischer Ort in Asia, von dem es heißt, dass dort Thukydides gestorben sei, wie Apollodor im 2. Buch der Chronik schreibt. Einige nennen es Perperene. Man nennt den Bürger Parparonios nach dem Stammnamen Parparon: die weibliche Form ist Parparonia. Thukydides ist hier wohl eine Verwechslung mit dem Historiker und Logographen Hellanikos von Mytilene, der um 400 v. Chr. in Perperene gestorben ist (Suda s.v. 'Hellanikos' nach Hesychios II, 238). Dass die Stadt um 400 v. Chr. existierte, zeigen auch die kleinen Kupfermünzen dieser Zeit. Die Münzen spiegeln die Bedeutung des Weinbaus (auch Galen preist den Wein von Aigai und Perperene): Im 4. Jh. v. ist stets die Weintraube abgebildet, in der Kaiserzeit steht der Gott des Weines, Dionysos, im Mittelpunkt. Die Münzen verraten einiges über das kultische Leben: auf ihren Bildern erscheinen die Fruchtbarkeitsgöttinnen Aphrodite (mit Traube), oft Demeter, auch Hekate und Sarapis, einmal eine Mondsichel mit Stern. Vielleicht sind ebenso die Heilgötter Asklepios und Telesphoros (mit Traube) mit dem Rebensaft, der vielleicht auch zu Heilzwecken Verwendung fand, in Verbindung zu bringen; die Nähe zum (Mode-)Kurort Pergamon und seinem Asklepios-Heiligtum ist spürbar. Münzen (ausführlich die Kataloge von M. Barth, s.u.): Kleine Bronzemünzen aus dem frühen 4. Jh. v. (mit Bild des Apollon); dann erst wieder Prägungen in der Kaiserzeit. Aufschrift meist PERPERHNIVN, vereinzelt PERPERHNVN; auf den kleinen Chalkoi des 4. Jh. v. PE, PER, PERP, PERPE. Kaiserzeit: Pseudoautonome Münzen (späte julisch-claudische Zeit, Zeit Domitians, Trajans, Hadrians) und Münzen mit Kaiserporträts: Caligula, Nero, Vespasian, Domitian, Trajan, Hadrian, Antoninus Pius, Marc Aurel, Faustina II., Commodus, Septimius Severus, Caracalla, Geta, Caracalla und (eradiert) Geta, Elagabal, Severus Alexander, Iulia Mamaea, Maximus (sehr zweifelhaft), Gordian III., Philippus Arabs, Otacilia Severa. Neben den bereits oben genannten Motiven gibt es die konventionellen Typen mit Zeus, Apollon, Athena. Den Adler (Münze des Geta) kennen wir auch auf Prägungen von Adramytteion. Pseudo-autonome Münzen zeigen Personifikationen des Senats und der Hegemonia sowie die Thea Roma. Aus dem 3. Jh. stammen der von der Stadtgöttin Tyche bekränzte (Caracalla), ein reitender Kaiser (Severus Alexander), der zu Pferd über den besiegten Feind springt (Philipp I.); solche Darstellungen sind in Kleinasien zu häufig, um daraus Hinweise auf einen Kaiserbesuch in Perperene oder eine militärische Auseinandersetzung in jenem Gebiet ableiten zu können. Nach Stempelvergleichen nutzte Perperene wohl keine eigene, sondern eine (fahrende?) Münzwerkstatt aus Pergamon, die für etliche Städte im Raum Mysien, südl. Troas, Aiolis, Lydien, Ionien, Lesbos geprägt hat. Perperene-Theodosiupolis: Bei Hierokles (661,9 Honigmann) wird YeodosioÊpoliw unter den Städten der Eparchie Asia nach Pergamon, Elaia, Tiarai und vor Adramyttion, Antandros genannt; in den Konzilsakten vielleicht schon zu Nikaia (325), sicher zu Ephesos (431 und 449), zu Chalkedon (451); mehrfach erscheint in den Bistumslisten (Notitiae episcopatuum) zum 7.-12. Jh. ı YeodosioupÒlevw ≥toi Perperίnhw sowie ı Perperίnhw als Suffraganbistum von Mytilene. Diese Bischofsstadt lokalisieren wir bei der spätantik-mittelalterlichen Anlage, deren geringe Reste ca. 1 km nw. von Perperene (Luftlinie) auf einem Bergkamm oberhalb vom Dorf Okçular versteckt und schwer zu finden sind (Stauber/Kaufmann, EA 23, 1994, 51-57). Ob die Gründung von Theodosiupolis mit einer Umsetzung der Bewohnerschaft des Talortes Perperene einherging, wissen wir nicht. Literatur (Auswahl): E. Fabricius, AM 11, 1886, 1-14, dazu 444/5 mit Taf. 1+12 (R. Bohn); C. Schuchhardt, Sber Berlin 1887, 1207/8 und (2. Besuch) AM 24, 1899, 147. - Ausführlich (zu Perperene und Theodosiupolis): F.-M. Kaufmann / J. Stauber, EA 23, 1994, 41-58 und M. Barth 59-82 mit Taf. 5-7 (Münzen von Perperene); Stauber, IK 50, 291-319 und IK 51, 308-325 (Münzkatalog Barth/Stauber).

(1.) Adramytteion, Nasos / Poroselene, Atarneus u.a.

81

Felsenkuppe bei Okçular / antik: Theodosiupolis (?) (1831) Nördl. von Perperene und südl. vom Dorf Okçular erstreckt sich ein isolierter Hügelbergzug, der mit großen, oft riesigen Granitblöcken übersät ist. Auf einer entlegenen Kuppe im Westen des langen Grates liegt gut versteckt eine durch natürliche und künstliche Mauern geschützte spätantik-byzantinische Siedlung, vermutlich Theodosiupolis, das aus Hierokles und vor allem aus den Notitiae episc. und Konzilsakten bekannt ist und die Nachfolgestadt von Perperene war. Siehe bei →Ort 1830 (Perperene) zu Perperene-Theodosiupolis (mit Lit.).

Nr. 748

Ziegelstempel

Fundort: Spätantike Burganlage südwestl. Okçular (an der sw. Ecke der Anlage in einer von zwei Apsiden einer Kirche, die jüngst durch (Raub)grabungen freigelegt wurden; i.J. 1993 gesehen). Publikationen: F.-M. Kaufmann - J. Stauber, EA 23, 1994, 55 Abb. 6; Stauber, IK 51 Nr. 48. Inschriftträger: Dachziegel (2 Exemplare).

bei Demircidere(?) (1833) Demirci

Die Inschrift →Nr. 749 hat Cook in Hacı Osman (→Ort 1513) gesehen; die Reliefstele sei aber nach Auskunft Einheimischer "gebracht worden von einem unbedeutenden Platz, offenbar aus römischer Zeit, beim etwas weiter südlich gelegenen Demirci". Das auf den Landkarten nicht verzeichnete Demirci ist u.E. mit dem weiter sö. gelegenen Demircidere identisch. Cooks Notiz "offenbar aus römischer Zeit" ist wohl nur aus der Inschrift gefolgert (Cook scheint die Stätte nicht zu kennen). Wir haben auf einem Hügel [IK 50 →Ort 1832] 2 km osö. von Demircidere u.a. Gräber und zahlreiche Säulen unklarer Zeitstellung (spätrömisch?) gefunden. Das Relief →Nr. 749 könnte auch von der Ruinenstätte Perperene (→Ort 1830) stammen, die nur 4 km östlich von Demircidere liegt (und die vielleicht mit dem genannten Hügel in Zusammenhang steht).

Nr. 749

Grabschrift für Diogenes

Fundort: Hacı Osman (bei Armutova), ursprünglicher FO: bei Demirci (=Demircidere?). - Antiker Ort: Perperene?. Publikationen: J.M. Cook - D.J. Blackman, JHS 85, 1965, ArchRep 35-36 mit Foto Nr. 4; Pfuhl - Möbius Nr. 1309, Foto Taf. 192; Kaufmann - Stauber, EA 23, 1994, 43; Stauber, IK 51 Nr. 49. Inschriftträger: Breite, rechteckige Stele aus weißem Marmor (H 60 cm), links unten ein großes Stück weggebrochen; unter dem sehr flachen Relief (Reiter auf Pferd, li. davon eine Frau u. zwei Männer, re. eine Frau, alle stehend, sowie re. neben dieser ein Baum) die Inschrift (Bh 1,6 cm). Datierung: 1. Jh. v. Chr. (Pfuhl - Möbius). 1 2

Diog°nhw [? Di]og°nou

Diogenes, Sohn des (Di)ogenes

82 Fundorte Region 2 (22.. / 23..)

(2.) KAIKOS Kaikos innerhalb von Mysien, d.h. ohne "Myso-Lydien" am oberen Kaikos. Ausgenommen sind auch die Funde aus der Stadt Pergamon / Bergama und dem Asklepieion sowie Inschriften, die eindeutig dorthin zuzuweisen sind - enthalten dagegen die nächste und die weitere Umgebung von Pergamon.

Elaia, Pitane, Heiligtum am Kapukaya, Heiligtum der Meter Aspondene, Gambreion, Sandaina, Soma bis Savastepe (Ortsziffern 22 . . / 23 . . ) (Inschrift-Nrr. 801-965) ab Nr.

FUNDORTE:

801

Südlich von Resadiye Iskele Kör Bakal Skala und Mezarlık bei Kör Bakal Skala Kazıkbagları - / antik: Elaia Bei Elaia Zeytindag Kuça-Bunar Nahe dem Haus des Dimitrios Asmatsis Kapatzedes Friedhof bei Çandarlı 1/2 h von Çandarlı Çandarlı / antik: Pitane Tekkedere Kurfallı Kurfallı-Çiftlik Arabli-Çesme Pestimalci-Çiftlik Asagı Kırıklar Kalerga bei Kalerga / antik: Teuthrania (mythol. u. histor.) an der Straße zwischen Dikili und Bergama Egrigöl Tepe Mal-Tas Sindel Dede Tepe Bergamabaglari Am Weg von Bergama zum Kaikos Bei Ilıca Dikili-Bayır Friedhof bei Bergama Friedhof bei Bergama "Umgebung von Pergamon"

2201 2202 2203 2205 2207 2208 2209 220x 2210 2213 2214 2215 2221 2223 2224 2226 2227 2228 2229 2230 2233 2235 2237 2238 2240 2242 2243 2244 2246 2247 2248 224x

Wasserleitungsanlagen in der pergamenischen Landschaft:

22W1 - 22W8

802 817 818 828 830 844 847 -848 849 850 867a 870a 871 872 873 874 876 -877 878a 878b 879 880a 880b 881 882 884 886 886 888

891 894

Selinous-(Osthang-)Leitungen Madradag-Leitung

Ortsnr. (Karte)

22W1 22W2

Seite

86 86 92 93 101 102 109 110 110 110 111 111 117 118 119 119 119 120 121 121 122 123 123 123 124 124 124 125 127 128 129 130

130 131

84 896 -897 900 903 ---

--904 a 904 c 905 906 910 911 912 913a 913b 914 919a 919b 920 922 924 926 931a 932 934 942 945a 947 948 949 950 951a 952a 953 954 956 957 961a 964

(2.) KAIKOS

Wasserkammer am Sogucak Tepe Geyiklidag-Leitungen Selinous-(Westhang-)Leitungen Madradag-Kanalleitung Kaikos-Kanalleitung Aksu-Kanalleitung mehrere byzant./ osmanische Kanäle bzw. Leitungen

22WK 22W3 22W4 22W5 22W6 22W7 22W8

Pergamon: entfällt Asklepieion bei Pergamon: entfällt

2250

Töpferviertel im Ketios-Tal Im Selinous-Tal Römischer Grabbau am Bergama Dere (Selinous) Kapıkaya Avundurlik Çiklar Am Furla-Bayır Haus von A. Cucuvaia (4-6 km östl.? von Pergamon) Pasa Ilıcası / antik: (Ort und Bad) Allianoi "Umgebung von Pergamon", "am Kaikos" u.ä. Balaban Sucaklı Dündarlı Assarlik bei Poyracik / antik: Gambreion Poiracık Nemrud Kale / antik: Heiligtum der Meter Aspondene Yaylakale (Yaylaköy) Akçaavlu Soma Tarhala, Dar-kale bei Yirca / antik: Sandaina? Çavdir Musahoca Brücke "Boghaz" über den Kaikos Bayat Karacagaç Denis Saribeyler Asırlık bei Mugdan Köy Çinarlı Savastepe / antik: Germe ? Halkapınar Tabanlar

2251 2252 2254 2255 2258 2261 2263 226x 2280 22xx 2301 2302 2303 2305 2307 2312 2313 2321 2325 2326 2330 2331 2332 2333 2334 2335 2336 2340 2345 2346 2350 2352 2355

131 132 132 133 133 134 134

134 135 135 136 137 137 137 137 138 139 141 142 142 143 146 147 150 151 152 156 157 159 159 160 160 161 161 162 163 163 164 166 171

(2.) Elaia, Pitane, Wasserleitungen nach Pergamon, Kapukaya, Meter Aspondene, Gambreion, Sandaina, Soma bis Savastepe

Westlicher Teil der Karte 'Die Pergamenische Landschaft' von Otto Berlet in: AvP I (1912)

85

(2.) KAIKOS

86

Südlich von Ress adiye Iskele (2201) Nicht genau lokalisiert, nur: "ein Feld, 40 min südlich von Skala Kör Bakal"

Nr. 801

Meilenstein (Consul Manius Aquillius), Straße Pergamon-Ephesos

Fundort: 40 min südl. von Resadiye Iskele. Publikationen: Pottier - Hauvette-Besnault, BCH 4, 1880, 378-79 Nr. 6; Th. Mommsen, EphEp 5, 1884, 64 Nr. 172; B. Haussoullier, RPh 23, 1899, 294 (4. Inschr.); Mommsen, CIL III 7184; Foucart, MAI 37, 1903, 331; Lommatzsch, CIL I2 648; Lafaye, IGR IV 270. vgl: Hirschfeld, Sber Berlin 1907, 171; Hirschfeld, Kleine Schriften 710; French, RRMAM 2,1 Nr. 485. Datierung: 129 v. Chr. 1 2 3 4 5 6 7

M : Aquil(lius) cos III Mãniow ÉAkÊlliow Manίou Ïpatow ÑRvmaί[vn] gÄ

Manius Aquillius Consul (Meilen) 3 Manius Aquillius Sohn des Manius Consul der Römer (Meilen) 3

4 Mãniow ÉAkÊl[li]ow French. "3 Meilen" passt zur Entfernung des Fundorts des Steines von Elaia. Der Consul M. Aquillius auch auf dem Meilenstein →Nr. 877.

Kör Bakal Skala und Mezarlık bei Kör Bakal Skala (2202) Resadiye Iskele (GenK), Klis[s]eköy-Skala, Skala Kör Bakal, Kiörbakal Scala, Kior Bakale Skala, Hafen von Zeytindag

Eine schmale, flache Landzunge in der Çandarlı Körfezi [=Bucht], die heute versandet und deren Anlegestellen [=Skala] verfallen sind; ohne Ortschaft [nur einige Privathäuser], aber mit kleinen Fabriken [die z.Zt. verlassen sind]; etliche Ruinen kirchlicher Bauten. Gegenüber der einzigen noch stehenden Kirche das erhöhte Plateau eines ehemaligen Friedhofs: die für viele Inschriften mitgeteilte Fundstelle Mezarlık [=Friedhof] ist aber nicht mit diesem identisch, sondern hat 1/4 h entfernt gelegen, vermutlich 1 km südöstlich auf dem kleinen Hügel, der heute die nächste Ansiedlung trägt. Die hier gefundenen Inschriften dürften überwiegend vom nahen Elaia stammen, können aber auch aus der Aiolis dorthin verbracht sein.

Nr. 802

Fragment eines Ehrendekretes (?)

Fundort: Friedhof bei Resadiye Iskele. Antike Herkunft: Myrine [Aiolis] ?, Gryneion [Aiolis] ?, Elaia ?. Publikationen: D. Baltazzi, BCH 12, 1888, 371-72 Nr. 22 (Kopie Reinach) - vgl: RepGRI Nr. 156. Datierung: Römische Zeit. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11

[ - - - - - - - - ]enime[ - - - - - ] [ - - - - - t]«n xrhmãtvn [ - - - - ] [ - - ] dÊo[k]lvneίsthn fidίan pίsti[n] trvn [ - - - - ]egonow efiw aÈtoÁw fi[lίaw] [ - - - - - - - - - - - ]taw tåw fidίaw [ - - ] [ - - - - - - - - - - to]Ë §m Mureί[n˙] [k]a‹ §n t«i [na«i toË ÉApÒllvnow t]«[i §n] GrunÆ[ƒ] [ - - - - - - - - - - - - ] §p‹ to›w Gen[eylίoiw] [ - - - - - - - - - - - - - - ]yhiina §p‹ [ - - ] [ - - - - - - - - - - - - - - ]a GrÊneuon [ - - ] [ - - - - - - - - - - - - - - ] to›w geneylί[oiw]

(2.) Elaia, Pitane, Wasserleitungen nach Pergamon, Kapukaya, Meter Aspondene, Gambreion, Sandaina, Soma bis Savastepe

12 13 14 15 16 17 18 19 20 21

87

[ - - - - - - - - - - - ] t«i bvm«i ka‹ §n Gru[nÆvi] [ - - - - - - - - Gr]unÆvi flerå yÊmasin tele[ίoiw] [ - - - - - - - - ka]tå tÚ sÊnsthma ka‹ §n i[- - - ] [ - - -]u §m [Mureί]nhi ka‹ §g Grun[Æ]vi Gen[e]y[lίoiw] [ - - - - - t]«n ye«n ·na Ga˝vi M[ - - - - ] [ - - - - aÈ]t«i to›w te §ggÒnoiw [aÈt]o[Ë] [ - - - - - ] ka‹ efiw tåw prosdokίaw ka‹ [é]gayå [ - - - - eÈ]tux«sίn te [ - - ] 0[ - - ]atisme[ - - ] t«i xaristhr[ίvi] aÈt∞i [ - - - - ] êsulon

3 duovlvneisthnidianpisti[n] am Stein (Baltazzi);

10 -]anenneuon[- am Stein (Baltazzi)

Fragment einer Ehrung? oder eines Ehrendekretes (für Gaius M., Z.16); Erwähnung von Leistungen und Geschenken für Myrine und (die Genethlioi des Heiligtums von) Gryneion.

Nr. 803

Ehrung für den Trierarchen Moschos

Fundort: Resadiye Iskele - Nächster antiker Ort: Elaia. Publikationen: E. Pottier - A. Hauvette-Besnault, BCH 4, 1880, 380 Nr. 7. 1 2 3

Nr. 804

ı d∞mow ka‹ ofl flero‹ §tίmhsan MÒsxon MÒsxou trihrarxÆsanta

Der demos und (das Gremium der) hieroi ehrten Moschos (Sohn des) Moschos, den ehemaligen Trierarchen

Ehrung für Kaiser Gordianus III. (Meilenstein? Straße Pergamon-Ephesos)

Fundort: Kior Bakali, unterhalb Kiliseköy, nahe der Schiffsanlegestelle. Publikationen: Fontrier, MousBiblSmur II,1 (1875-76), 14-15 Nr. 100; Homolle, BCH 1, 1877, 107 Nr. 4; Baltazzi, BCH 12, 1888, 375 Nr. 31; Lafaye, IGR IV 269, IV 1175; French, RRMAM 3,5 (2014) Nr. 017 B mit Abb. 6.1.10 (Facs.). - vgl: French, RRMAM 2,1 Nr. 484. Inschriftträger: Säulenfragment. - Datierung: 238 n. Chr. (nach dem Titularformular). French 2014 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14

AÈtokrãtori Kaίsari Mãr(kƒ) ÉAntvnίƒ Gordian“ EÈsebe› EÈtuxe› Sebast“ érxiere› megίstƒ, dhmarxik∞w §jousίaw, patr‹ patrίdow, Ípãtƒ, ényupãtƒ, §p‹ ényup[ã]tou L[- - - ] [- - - - - - -]

13 ényupãtou Fontrier. - 14-17 (?) §p‹ ényup[ã]tou ÉA[sinnίou] | [SabeinianoË] [mi -] French. Für den Imperator Caesar Marcus Antonius Gordianus Pius Felix Augustus, Pontifex Maximus, Volkstribun (tribunicia potestate), Pater Patriae, Consul, Proconsul. - (Aufgestellt) unter dem Proconsul - - - -

(2.) KAIKOS

88

Ehrung für Kaiser Gordianus (III), vermutlich zugleich ein Meilenstein wie in dem ähnlichen Formular von →Nr. 805 für Kaiser Vespasian; die Angabe der Meilen stand am Ende der Inschrift, ist aber nicht erhalten. Auch French hat den Stein in seinen Katalog der Meilensteine aufgenommen. Die hier bei Elaia gefundenen Meilensteine dokumentieren den Knotenpunkt der Straße Smyrna - Pergamon mit Abzweig nach Kyzikos.

Nr. 805

Römischer Meilenstein (Kaiser Vespasian), Straße Pergamon-Ephesos

Fundort: Kior Bakali, unterhalb Kiliseköy, nahe der Schiffsanlegestelle. - Museum: Bergama, Museum. Publikationen: Fontrier, MousBiblSmur II,1 (1875-76), 14 Nr. 99; Baltazzi, BCH 12, 1888, 374 Nr. 30; Lafaye, IGR IV 267; French, RRMAM 3,5 (2014) Nr. 017 A mit Abb. 6.1.9 (Facs.). - vgl: Ramsay, JHS 2, 1881, 47 (Korrekturen zu Z.10. 12); Ramsay, Geogr. As. Min. 166; French, RRMAM 2,1 Nr. 483 (Z.12 m.Korr.). Inschriftträger: French: A simple shaft. Complete but the surface is now very worn and damaged. Datierung (French): März-Juni 75 n. Chr.; Vespasianus trib. pot VI “1. Juli 74-30. Juni 75” and cos VI desig VII “seit Mitte März 75” (Kienast 1996, 109). Ältere Publ.

French 2014:

Lateinischer Teil fehlt

6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17

AÈ[tokrãtvr Ka›]sar OÈesp[asia]nÚw Seb[astÚw] érxiereÁw [m°gis]tow dhma[rxik∞w] §jousίaw [tÚ wÄ, aÈ]tokrãtvr tÚ [ieÄ], patØr patrίdow, Ï[pa]tow tÚ wÄ, épodede[i]gm°now tÚ zÄ, teimhtÆw, tåw ıdoÁw §poίh[sen]: épÚ ÉEf(°sou) [m(ίlia)] phÄ

12 tÚ [igÄ] Baltazzi; 15 tÚ eÄ Fontrier. 17 épÚ ÉEf(Æsou) [m(ίlia)] 98 Ramsay; ép' ÉEf(°sou) [m(ίlia)] phÄ French (also 88 Meilen). Ramsay hatte von Reinach erfahren, dass der Stein so groß sei, dass man ihn nicht verschleppen konnte ! (Griech. Text): Imperator Caesar Vespasianus Augustus, Pontifex Maximus, tribunicia potestate VI, Imperator XV, Vater des Vaterlandes, sechsmal (gewesener) Consul, ein siebtes Mal designiert, censor (teimhtÆw) - er hat die Straßen errichten lassen. 88 Meilen von Ephesos.

Nr. 806

Meilenstein (Konstantin d.Gr.), Straße Pergamon-Ephesos

Fundort: Friedhof bei Resadiye Iskele, an der röm. Straße Elaia - Pergamon ("Dans un cimetière turc près de l’échelle d’Elaea”, Baltazzi); auf dem letzten Friedhof vor Elaia (Schuchhardt). Publikationen: Mommsen, CIL III 7185 (Kopie und Abklatsch Schuchhardt); Grünewald, Constantinus Nr. 455; French, RRMAM 3,5 (2014) Nr. 17 D mit Abb. 6.1.11 (Facs.). - vgl: Baltazzi, BCH 12, 1888, 373 Nr. 24 (nur Z.1); Conze - Schuchhardt, AM 24, 1899, 204 Nr. 10; French, RRMAM 2,1 Nr. 486. Inschriftträger: Marmorstele, H 31, L 58 cm (Baltazzi), cippus quadratus (CIL); Block, H 70, B 45 cm (Schuchhardt). - Auf der linken und auf der Rückseite stehen die griechischen Grabschriften →Nr. 810. Datierung: Konstantin I. Caesar (25.12.333 - 22.5.337). Welche weiteren kaiserlichen Personen genannt sind, ist unklar; Z.10 Fl. Val. Constantius ist Constantius I, der Vater von Konstantin d.Gr. Keine Datierung bei French, der Text ist zu lückenhaft. Der Abklatsch ermöglicht keine Rekonstruktion; Mommsen und Grünewald bieten deshalb ein exemplum an.

(2.) Elaia, Pitane, Wasserleitungen nach Pergamon, Kapukaya, Meter Aspondene, Gambreion, Sandaina, Soma bis Savastepe

French nach Mommsens "exemplum" 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11

89

French 2014

Imperatoribus Caesaribus Consta[ntino ] Constantino m[a]x[i]m][o ]A[ ] victo[ri]bus felicibus ] [ ] invictis Augg(ustis) [ ] [ Con]stantino m ] [ ] et Fl(avio) al(erio) [C]onstantio [no]bb(ilissimis) CSIS[ ]RLM[ ]

Den Imperatores Caesares - - - Constantinus Maximus - - - den glücklichen Siegern - - - den unbesiegten Augusti - - - und Flavius Valerius Constantius - - -

Nr. 807 a

Meilenstein (Konstantin d.Gr.), Straße Pergamon-Ephesos

Fundort: Près de l’échelle d’Elaea, presque á côté de l’inscription précédente (Baltazzi); ab Elaeae ruderibus et scalis Kilisse-Köi 15 min. ad meridiem” (CIL). Publikationen: Baltazzi, BCH 12, 1888, 376 Nr. 32; [trotz erheblicher Textdifferenzen dürfte der von Baltazzi kopierte Stein identisch sein mit:] Mommsen, CIL III 7186; Grünewald, Constantinus Nr. 456; French, RRMAM 3,5 (2014) Nr. 17 E m.Abb. 6.1.12+13 (Facs.), 7.2.4 (Abkl.). - vgl: French, RRMAM 2,1 Nr. 487. Inschriftträger: Säule. - Datierung (French): 25.12.333 - 18.9.335, Constantinus I victor Augustus mit Constantinus II, Constantius II und Constans I als Caesares. Baltazzi

Grünewald nach Mommsen 1

domin n[- - - ] Constantino Maximi[a]n[o] N.I. N. [ - - - - ] [- - - - - - -] et coni.t.o. n.i. t con[ - - - ] nob[b - - - ]

2 3 4 5 6 7 8 9

French 2014

Imperato[ris] domini n[ostr]i Cons[ta]ntin{tin}i maximi victo{o}ris semp[er Augusti] et Cons[tantini] e[t] Constant[i] et Con[stantis] nobb(ilissimorum) [Caesarum]

(Durch die Fürsorge) des Imperators, unseres Herrschers Constantinus Maximus (Konstantin d.Gr.), Sieger, unsterblicher Augustus, und der ehrwürdigsten Caesares Constantinus (II), Constantius (II) und Constans (I).

(2.) KAIKOS

90 Nr. 807 b

Meilenstein, Straße Pergamon-Ephesos

Fundort: Kazıkbağları, am südlichen Ende des Dorfes (Hauptstraße Bergama-İzmir) im Garten der Tankstelle "Akpetgaz-kayhan". Publikationen: French, RRMAM 3,5 (2014) Nr. 017 F. - vgl: SEG 64, 2014, 2168. Inschriftträger: French: Road-building inscription, in the form of a re-used column. Broken above and below. Datierung (French): "indictio 7" in folgenden Jahren: 408; 423 (Theodosius II); 438, 453, 468, 483; 498 u. 513 (Anastasius I); 528, 543, 558, 578, 588, 618, 633, 648, 663, 678, 693 usw. - Kaiser auf Meilensteinen im 5./6. Jh.: Theodosius II in Phrygien, Anastasius I und Iustinus in Karien; ein Flavius Ioannes ist als comes unter Anastasius (491-518) bekannt; vielleicht ist derselbe Ioannes in der vorliegenden Inschrift gemeint. French (2014): Die Pflasterung entstand unter Joannes, dem ehrwürdigen comes, im 5. Monat des 7. Jahres der indictio. 4 lam(protãtou) kÒm(htow) 5 MH (ligiert) = mh(nÒw)

Nr. 808

Ehrung für Kaiser Hadrian

Fundort: Friedhof bei Resadiye Iskele - Nächster antiker Ort: Elaia. Publikationen: Baltazzi, BCH 12, 1888, 373 Nr. 26; Lafaye, IGR IV 268. Datierung: 117-138. 1 2 3 4 5 6

Nr. 809

AÈtokrãtori ÑAdrian«i Kaίsari ÉOlumpίvi Svt∞ri ka‹ ktίsth[i]

Dem Imperator Kaiser Hadrian Olympios, Soter (Retter) und Gründer

Grabschrift für Sextus Claudius Saturninus mit Angehörigen

Fundort: Friedhof bei Resadiye Iskele - Nächster antiker Ort: Elaia. Publikationen: Conze - Schuchhardt, AM 24, 1899, 204 Nr. 9. - vgl: RepGRI Nr. 159. Datierung: Römische Zeit. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

Nr. 810

z«n S°jstow Kl. Satorne›now •aut“ ka‹ Satorneίn˙ tª yugatr‹ ka‹ PoÊ[l]xrƒ t“ Í“ ka[‹] [épeleuy°roiw?] ka‹ to›w fidίoiw [pçsin] vacat

Zu Lebzeiten, Sextus Claudius Saturninus für sich und die Tochter Saturnina und den Sohn Pulcher und (für die Freigelassenen?) und für (alle) Angehörigen

Zwei Grabschriften für Flavius Trophimos

Fundort: Friedhof bei Resadiye Iskele - Nächster antiker Ort: Elaia. Publikationen: Conze - Schuchhardt, AM 24, 1899, 204 Nr. 10. - vgl: RepGRI Nr. 160. Inschriftträger: Durchgespaltener quadratischer Cippus (H 70, B 45 cm) mit je einer Inschrift auf den drei Seiten A+B+C. - A+B: Grabschriften (für dieselbe Person?), C: spätere Verwendung als Meilenstein (→Nr. 806). Datierung: Römische Zeit.

(2.) Elaia, Pitane, Wasserleitungen nach Pergamon, Kapukaya, Meter Aspondene, Gambreion, Sandaina, Soma bis Savastepe

SEITE A 1 2 3 4 5 6

[Fl]ãbio[w] TrÒfimow §rgvnikÚw •aut“: [§ån] d° tiw metãr˙ [tÚn bvmÚ]n d≈se[i]

91

Flavius Trophimos, Unternehmer, für sich selbst; wenn aber jemand (den Altar) versetzt, soll er ... zahlen

6 ILVCC Majuskel Conze - Schuchhardt §rgvnikÒw kann man gleichsetzen mit §rg≈nhw, also etwa Auftragsnehmer oder Werkvertragsnehmer. SEITE B 7 8 9

Flãbie TrÒfime xa›re

Flavius Trophimos, lebe wohl !

SEITE C wurde als Inschrift für den Meilenstein →Nr. 806 genutzt.

Nr. 811

Grabschrift für Q. Afarius Matro

Fundort: Friedhof bei Resadiye Iskele - Nächster antiker Ort: Elaia. Publikationen: Baltazzi, BCH 12, 1888, 373 Nr. 27 (Kopie Foucart); Mommsen, CIL III 7094; Lafaye, IGR IV 273; R. A. Kearsley, IK 59, 3. Inschriftträger: Marmorstele. - Datierung: Spätes 1. Jh. v. (Kearsley nach Hatzfeld, Trafiquants italiens 119). 1 2 3 4 5

vivos Q. Afarius Matro Tertiai filiae Ko˝ntow ÉApfãriow Mãtrvn T[er]tί& yugatrί

Zu Lebzeit (hat errichtet) Quintus Afarius Matro für seine Tochter Tertia. Quintus Afarius Matro für seine Tochter Tertia.

1 vivos = vivus; 2 Afrarius IGR.

Nr. 812

Grabschrift für eine heroisierte Frau (?)

Fundort: Friedhof bei Resadiye Iskele - Nächster antiker Ort: Elaia. Publikationen: Baltazzi, BCH 12, 1888, 373 Nr. 25. Inschriftträger: Marmorblock, H 50, B 84, T 30 cm. 1 2 3

Nr. 813

Dvrίvnow ≤rvίd[ow Dionusod≈ro[u]

[Grab der ....., der Tochter ?] des Dorion, der Heroin, (der Frau?) des Dionysodoros

Grabschrift für Tryphon

Fundort: Friedhof bei Resadiye Iskele - Nächster antiker Ort: Elaia. Publikationen: Baltazzi, BCH 12, 1888, 372 Nr. 23. 1 2

Nr. 814

TrÊfon ÉApollvnίou xa›[re]

Tryphon (TrÊfvn ?), (Sohn) des Apollonios, lebe wohl !

Grabschrift für Publius Titas und den gleichnamigen Sohn

Fundort: Friedhof bei Resadiye Iskele - Nächster antiker Ort: Elaia. Publikationen: Baltazzi, BCH 12, 1888, 373-74 Nr. 28. Datierung: Römische Zeit. 1 2 2 fidίou = aÈtoË

PÒpliow Tίtaw ‡diow PÒpliow Tίtaw fidίou uflÒw

Publius Titas selbst Publius Titas, der Sohn von ihm

(2.) KAIKOS

92 Nr. 815

Grabschrift für Publius

Fundort: Friedhof bei Resadiye Iskele - Nächster antiker Ort: Elaia. Publikationen: Conze - Schuchhardt, AM 24, 1899, 205 Nr. 11. Inschriftträger: Marmorquader (H 54, B 91, T 42, Bh 1,5-2,5 cm). - Datierung: Römische Zeit.

Poplίou toË Lhnaίou

(Grab des) Publius, des Sohnes des Lenaios

Die Grabinschrift stammt wohl vom gleichen Gebäude wie →Nr. 826.

Nr. 816

Grabepigramm (Tierwettkämpfe?)

Fundort: Friedhof südöstlich von Klisseköi-Skala (= Resadiye Iskele) Nächster antiker Ort: Elaia. Publikationen: Conze - Schuchhardt, AM 24, 1899, 203-204 Nr. 8 (mit Abb.); Merkelbach - Stauber, Steinepigramme (SGO) I 573 Nr. 06/01/02. vgl: Zingerle, ÖJh 23, 1926, Beiblatt 409-10 Nr. 10 (Z.1-2); SEG 4, 1930, 705 (Z.1); Heinle, Aiolis 163/4. Inschriftträger: Marmorbasis (H 19, B 50,5, T 55, Bh 2 cm). 1-2

Vers 1

2-3

Vers 2

3-4

Vers 3

4-5

Vers 4

oÈ m¢n yhrhtØr genÒmhn Libu[h]|ίdow êgrhw poË gãr moi yhr«n | éntίon §ly°menai; éll' ˜ti ka‹ z«[men] | [m]°leon bίon afi¢n ëpantew, st|∞san toËde xãrin . [ ]a poye[n]

1 Libu[h]˝dow Merkelbach; Libu[at]ίdow M.N. Tod, JEA 27, 1941, 159; Libu[st]ίdow Zingerle, Ö.Jh. 23, 1926, Beiblatt 409-10 Nr. 10, aber die erste Silbe ist kurz. 2 poË gãr mit Infinitiv ist unverständlich, die Übersetzung unten ein Versuch. Ich bin kein Jäger afrikanischer Beute gewesen; wie konnte es dazu kommen, dass ich auf wilde Tiere traf ? Aber weil wir alle stets ein erbärmliches Leben führen, stellten sie wegen diesem (?) - - Der Tote ist anscheinend durch einen Löwen umgekommen, der aus der Gefangenschaft entkommen war. Vielleicht waren die wilden Tiere für Wettkämpfe und zur Schaustellung in der Arena bestimmt (Heinle).

Kazıkbagg ları (2203) Das Landgut Kazl‹k-mpaglãr

Fundort Kazıkbagları auch →Nr. 823, →Nr. 825, →Nr. 830.

Nr. 817

Grabschrift (oder nur Widmung?) für den Komponisten M. Cassius Homerianus

Fundort: F1 Kazıkbagları F2 Zeytindag - Nächster antiker Ort: Elaia. Publikationen: Mauduit, Découvertes 147, 241 unten (frz.Ü.), Taf. 4 Nr. 2; Boeckh, CIG 3532b, Add. p.1127; Fontrier, MousBiblSmur II,1 (1875-76), 15 Nr. 101; Lafaye, IGR IV 1448 (unter: Smyrna). 1691 (unter: Elaia); L. Robert, BCH 108, 1984, 488 Anm. 110 (Z. 1,3-4) = Documents 476; Stephanes, Dionysiakoi technitai 344 Nr. 1943. Datierung: Römische Zeit. 1 2 3 4

M. Kassίvi ÑOmhrian«i melopoi«i L. ÜIrriow Kapίtvn ı fίlow

Für M. Cassius Homerianus, den Komponisten. L. Hirrius Capito, sein Freund.

3 ÉA. ÖIrriow Fontrier / IGR IV 1448; ÖIrriow: ÜIrriow korr. Habicht (brieflich) Sicher ist für IRRIOS die Lesart von Habicht richtig, nämlich ÜIrriow = der römische Gentilname Hirrius.

(2.) Elaia, Pitane, Wasserleitungen nach Pergamon, Kapukaya, Meter Aspondene, Gambreion, Sandaina, Soma bis Savastepe

93

- - / antik: Elaia (2205) Ca. 3 km südwestlich von Zeytindag, im Nordost-Eck der nordöstlichen Ausbuchtung des Golfes von Çandarlı: dort lag der Hafen des antiken Elaia. Die Uferbefestigung des (heute verschlammten) Lande-Beckens ist noch teilweise zu sehen, und eine breite Mole ist bis hin zur schmalen Hafeneinfahrt ziemlich gut erhalten. Die Akropolis von Elaia lag auf dem kleinen Maltepe nahe am Hafen. Die Entfernung zur Mündung des Kaikos betrug 12 Stadien (Strabon 13,1,67), vgl. hier zu Pitane (→Ort 2215). Die Stadt war Knotenpunkt (auch Tab. Peut.) an der Straße von Smyrna nach Pergamon, hier zweigte die Fernstraße Adramytteion - Kyzikos ab. Diese Straßen existierten wohl schon in pergamenischer Königszeit und wurden dann als Hauptverbindungen in der Provinz Asia ausgebaut und unterhalten; Zeugnisse dafür sind z.B. die kaiserzeitlichen Meilensteine →Nr. 804 - 807b, auch die Tab. Peut. (2. Hälfte 4. Jh. n.). Elaia gehörte ab 454/3 (oder spätestens 446/5) dem Attischen Seebund an und zahlte bis 425 als jährlichen Beitrag (nur) 1000 Drachmen (ATL I, 268-269); die Stadt war also eine autonome Polis. In hellenistischer Zeit diente Elaia als ziviler und militärischer Hafen für Pergamon (25 km), blieb aber eine eigenständige Stadt, deren Territorium an das von Pergamon grenzte, wo genau ist nicht bekannt. - Vgl. Melanie Heinle, Aiolis S. 33-35 mit Plan von Elaia (Plan 2). Aus Elaia dürften auch viele Inschriften der hier zuvor (Resadiye Iskele, Kör Bakal Skala, Kazıkbagları) und nachstehenden (Zeytindag, Kuça-Bunar) Fundorte stammen, insbesondere die unter Zeytindag eingeordneten Ehrungen (→Nr. 831-835) und vielleicht das Dekret →Nr. 830.

Nr. 818

Dekret (aus Elaia): Publikation eines Senatus consultum zur Freundschaft mit Rom

Fundort: Kapatzedes - Antike Herkunft: Elaia / Pergamon?? / Pitane?? Museum: (1960) Pergamon, Magazin der unteren Agora. Publikationen: Fabricius, AM 38, 1913, 3740 m. Abb.; AE 1913, 185; Hiller, Syll.3 694; Lafaye, IGR IV 1692; Sokolowski, LSA Nr. 15 (Z. 31-61); L. Robert, BCH 108, 1984, 489-96 Nr. 2 (Z. 11-31, 39-58; Zuweisung zu Elaia); ders., Documents 477-84. vgl: Hepding, AM 38, 1913, 96; A.Wilhelm, ÖJh 17, 1914, 18; Jacobi, Pantew Yeoί 61 Nr. 4 (Z. 39-53); Robert, Études Anat. 49 Anm. 3 (Pergamon); Lewis/Reinhold, Roman Civilization I 322-33 Nr. 129 (engl.Ü.); Austin, Hell. World 11981 Nr. 213, 22006 Nr. 250 (engl.Ü.); Sherk, TDGR IV Nr. 44 (engl.Ü.); Ph. Gauthier, Bull. ép. 1987, 283; Bertrand, Inscriptions historiques Nr. 135 (frz.Ü. von Z.4-61); RepGRI Nr. 147. Inschriftträger: Marmorstele (H 175, B oben 70 - unten 75, T 13 cm). Der Länge nach ist ein ca. 10 cm breiter Streifen herausgemeisselt, ebenso alle X (XristÒw-Zeichen) und einige U. Datierung: 129 v. Chr. 1 2 3

[pr]Úw ye«[n] [t]oÊtou d¢ th ou

4 [¶dojen t∞i boul∞i k]a‹ [t]«i dÆ[mvi]

94 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57

(2.) KAIKOS

[Nik]ãnorow [Dio]n[u]sίou [ÉAr]xίo[u] [Me]nãndro[u] [P]olÊstr[atow M]°nvnow strath[go‹ e‰]pan: [§pe‹ ı d∞]mow ≤m«n [fulãss]vn ép' ér[x∞w tØn] [prÚw ÑR]vmaίouw eÎn[oian ka]‹ filίan p[ollåw] [ka‹ ê]llaw §n to›w [énagka]io[tã]toiw k[airo›w] [t∞w] proair°sevw [épode]ίjeiw pepÒ[htai], [ım]oίvw d¢ ka‹ §n t[«i pol°]mvi t«i p[rÚw] [ÉAr]istÒnikon tØ[n pçsa]n efisferÒ[menow] [s]poudØn megãlo[uw Íp°]sth kindÊ[nouw] [k]a‹ katå g∞n ka‹ k[atå y]ãlassan, [§j œn] [§]pignoÁw ı d∞mow [ı ÑRvm]aίvn tØn p[roaίre][s]in toË ≤met°rou [dÆmou] ka‹ épodej[ãmenow] tØn eÎnoian pros[d°dek]tai tÚn d∞[mon] ≤m«n prÒw te tØn f[ilίan k]a‹ summa[xίan], énakeim°no[u] d¢ §[n ÑR≈mh]i §n t«i fler«[i toË] DiÚw toË Kapetvl[ίou pίn[akow [x]alko[Ë ka‹] [§]n aÈt«i katateta[gm°nvn] toË [te ge]gonÒtow [d]Ògmatow [Í]pÚ t∞w [sugklÆt]ou per‹ t∞w summa[x]ίaw, ımoίvw d¢ ka‹ t[∞w sunyÆk]hw, kayÆkei ka‹ [pa]r' ≤m[›n] énagraf∞n[ai aÈtå e]fiw pίnakaw [x]alkoËw dÊo ka‹ te[y∞nai ¶]n te t«i fler«i [t]∞w DÆmhtrow ka‹ §[n t«i b]ouleuthrίvi [par]å tÚ êgalma t∞w [Dhmok]ratίaw: ded[Òx]yai [t∞i] boul∞i ka‹ t«i d[Æmvi] toÁw §jetas[t]åw [di'] œn kayÆkei ¶gdo[sin po]Æsasyai t∞w te [t«n pi]nãkvn kataske[u∞w k]a‹ t∞w §n aÈto›w [énag]raf∞w, ımoίvw [d¢ ka‹] sthl«n marmarί[nvn d]Êo, efiw êw, ˜tan [ofl pίn]akew suntelesy«[sin, §]narmosy∞nai [aÈtoÊ]w, énagraf∞nai d¢ [§n ta›]w stÆlaiw die[jodik]«w tÚ éntίgrafon [toËde] toË chfίsma[tow ˜ta]n te ≤ énãyesiw [aÈt«]n §pitel∞tai, [tÚn st]efanhfÒron ka‹ [toÁw fl]ere›w ka‹ tåw fl[ereίaw k]a‹ toÁw êr[x]ontaw [Íp¢r] t«n polit«n [énoίja]ntaw toÁw naoÁw [t«n y]e«n §piyumiç[n tÚn lib]anvtÒn, e[Èx]om°[nouw]: "§p' égay∞i tÊx[hi ka‹ sv]thrίai toË te [≤me]t°rou dÆmou k[a‹ t«n ÑRvm]aίvn ka‹ toË koi[noË t]«n per‹ tÚn K[ayhgemÒn]a DiÒnuson te[x]ni[t«n] me›nai ≤m›n efiw ëp[anta tÚ]n [x]rÒnon tØn prÚw [ÑRvm]aίouw filίan ka[‹ summa]xίan": parasta[y∞]nai d¢ ka‹ yusίan …[w kall]ίsthn t∞i te [DÆ]mhtri ka‹ t∞i KÒr[hi ta›w p]rokayhm°naiw [ye]a›w t∞w pÒlevw ≤[m«n, ımo]ίvw d¢ ka‹ t∞i [ÑR≈m]hi ka‹ to›w êlloi[w yeo›]w pçsi ka‹ pãsaiw: [e‰n]ai d¢ ka‹ tØn ≤m°r[an fler]ån ka‹ éney∞nai [toÁ]w te pa›daw t«n m[ayhmãt]vn ka‹ tØn ofike[te]ίan t«n ¶rgvn: §pi[telesy]∞nai d¢ épÚ t∞w [yu]sίaw diadromØn to[›w te pa]is‹n ka‹ to›w n°oiw, [tØ]n §pim°leian pohs[am°nv]n toË te paidonÒmou

(2.) Elaia, Pitane, Wasserleitungen nach Pergamon, Kapukaya, Meter Aspondene, Gambreion, Sandaina, Soma bis Savastepe

58 59 60 61

95

[ka]‹ toË gumnasiãr[x]o[u: tÚ d¢ §]sÒmenon énã[l]vma [e‡]w te tØn kataskeuØ[n t«n p]inãkvn ka‹ têlla [pr]o°syai EÈkl∞n ka‹ D[ionÊsi]on toÁw tamίaw [éf'] œn [x]eirίzousin pro[sÒdvn]

- - - (4) Beschluss von boule und demos. - - Sohn von Nikanor, - - Sohn von Dionysios, - - - Sohn von Archias, - Sohn von Menandros und Polystratos Sohn von Menon, die strategoi, haben folgenden Antrag gestellt: (11) Weil unser Volk, das von Beginn an Wohlverhalten und Freundschaft gegenüber den Römern bewahrte und viele und andere Beweise seiner politischen Einstellung in den drängendsten Umständen gezeigt hat, (15) so wie es ebenso auch im Krieg gegen Aristonikos seine ganze Bereitschaft dafür einsetzte und große Gefahren zu Wasser und zu Land auf sich genommen hat - aus diesen Gründen hat auch das römische Volk die Gesinnung (20) unseres Volkes wahrgenommen und dessen Wohlverhalten anerkannt und deshalb unser Volk in seine Freundschaft und sein Bündnis aufgenommen - und weil in Rom im Tempel des Kapitolinischen Juppiter eine eherne Tafel geweiht und (25) darauf das vom Senat beschlossene Dekret betreffend das Bündnis und ebenso auch (das Dekret) über den Vertrag publiziert wurden, gebührt es sich, dass auch bei uns dieses auf zwei ehernen Tafeln aufgeschrieben und im Heiligtum (30) der Demeter und im bouleuterion (Rathaus) neben der Statue der Demokratia aufgestellt wird. Beschluss von boule und demos: Die exetastai (Finanzprüfer), die zuständig sind, sollen die Bewilligung erteilen für die Anfertigung der Tafeln und für die Inschrift auf diesen, (35) ebenso aber auch für die zwei marmornen Stelen, in die, wenn die Tafeln fertiggestellt sind, diese (Tafeln) eingepasst werden. Auf den Stelen soll vollständig die Abschrift dieses Beschlusses aufgeschrieben werden, und dann wenn die Aufstellung (40) von diesen abgeschlossen wird, sollen der Kranzträger und die Priester und die Priesterinnen und die Archonten die Tempel der Götter für die Bürger öffnen und dann den Weihrauch aufsteigen lassen, betend: "Zum guten Glück und zum Heil (45) unseres Volkes und des römischen Volkes und der Gemeinde (koinÒn) der (Theater-)Künstler der 'Partei des Wegweisers Dionysos', bestehen bleiben soll uns für alle Zeit die Freundschaft und das Bündnis zu dem römischen Volk." Daneben soll ein möglichst schönes Opfer dargeboten werden (50) für Demeter und Kore, die Schutzgottheiten unserer Stadt, ebenso aber auch für die (Göttin) Roma und alle anderen Götter und Göttinnen. Der Tag soll auch heilig sein und die Kinder sollen von ihren Schulaufgaben und das Hausgesinde (55) von seinen Arbeiten entbunden sein. Nach dem Opfer soll von den Kindern und Jugendlichen eine diadrome (Parade, Schaulauf) durchgeführt werden, wobei der Erzieher und der Gymnasiarch die Aufsicht übernehmen. Die Kosten, die entstehen werden für die Herstellung der Tafeln und für (alles) andere, (60) sollen Eukles und Dionysios, die Stadtkämmerer, zur Verfügung stellen aus den Einkünften, die sie (bereits) verwalten. L. Robert hat gezeigt, dass die Urkunde aus Elaia (und nicht aus Pergamon) stammt. Z.5-9 Praescript. Z.10-31 Begründung: u.a. Aufnahme unter die socii et amici populi Romani. Z.31-58 Beschluss: Publikation des Senatus consultum auf Bronzetafeln und Stelen; Vergabe dieser Arbeiten durch die exetastai (Z.32-39). Anordnung eines Festes (Z.39-53); der Tag ist schul- und arbeitsfrei für Kinder und Sklaven (Z.53-55). Z.58-61 Finanzierung 16 Die Parteinahme für Rom während des Aristonikos-Aufstandes (133-130 v.) ist in →Nr. 2244 vielleicht auch für Kyzikos bezeugt. - 46 koinÒn (hier etwa Verein, Gilde) von Theaterleuten, da Dionysos ihr Patron ist; der Beiname Kayhgem≈n kommt öfters vor.

Nr. 819

Dekret (von Pergamon?): Ehrungen für Attalos III.

Fundort: Zeytindag - Antike Herkunft: Asklepieion von Pergamon, Antiker Adressat: Elaia(?). Museum (ehemals): Smyrna, Evang. Schule. Publikationen: Curtius - Gelzer, Abh Berlin 1872, 68-69 Nr. 3 und Taf. 7 (nur Z. 2-27, Teil von 28-36. 60); Fontrier, MousBiblSmur III (1878-80), 140-43 Nr. 186 (Çakıroglu); Fränkel, AvP VIII 246; Michel 515; Dittenberger, OGIS 332; Janell, Inschriften Nr. 27 (Z.6-62, m.dt.Ü.). vgl: Fränkel, AvP VIII 2, S. 510 (Korrekturen und Ergänzungen); Usener, RhM 47, 1892, 155-57 (Z.26-50); Domaszewski, Philologus 21, 1908, 57 Anm. 2; Chapot, Province 153, 422 (Z.8/9); Hepding, AM 32, 1907, 251 (Z. 8/9,10-11); Wilhelm, ÖJh 17, 1914, 40 (Z.34-35) = Inschriftenkunde I 506; Jacobi, Pantew Yeoί 106 Anm. 1 (Z.26-28); Ohlemutz, Heiligtümer 89, 126 Anm. 7; Charitonidis, ÉEpigrafa‹ t∞w L°sbou 7 (Z.910); L. Robert, BCH 108, 1984, 472-89 Nr. 1 (Z. 2-5,9-18,26-9,33-40,47-51,57; Zuweisung zu Pergamon) = Documents 460-77; L. Robert, BCH 109, 1985, 468-81 Nr. 1 (bes. zu Z.13/14 u. 26; Z. 6-7,13-21,21-23) = Documents 522-35; Gauthier, Bull. ép. 1987, 281+282; Jones, Publ. Organization 335 (engl.Ü. Z. 38-41/42); Long, Twelve Gods 54-55 Nr. 9 (m.engl.Ü.); F. Piejko, APF 37, 1991, 38 (Z.28-32/33, mit Ergänzungen); F. Piejko, ClassMed 42, 1991, 119 (Z. 13-15,38-40); RepGRI Nr. 145. Datierung: Zeit von Attalos III. (138-133).

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(2.) KAIKOS

Abschrift Curtius/Gelzer (Z. 1-35 = unten Z. 2-36):

Attalos III. soll durch Kranz, Standbild, Opfer, Festtage, feierlichen Empfang, öffentliche Verkündung und Speisung im Prytaneion geehrt werden. Die Finanzierung bestreitet der Tamias für Grundstückseinkünfte aus einem Fond. Der Ehrenbeschluß ist als nomos hieros für immer gültig. Robert hat gezeigt, dass es sich um ein Dekret aus dem Asklepieion von Pergamon handeln muss. - Offen bleibt, ob das Dekret ebenso für Elaia galt und (auch) dort publiziert wurde. Text bei Dittenberger nach AvP VIII 246 mit den Verbesserungen von Fränkel in AvP VIII,2 S. 510: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

[ - - - - - - - - - - - x≈ran p]o[l]emί[a]n [∂]n [p]r«[tow - - - - - - - ] [ - - - - - - - , oÈdenÚ]w tÚm basil°a eÈnoίai Íper[tiy]e[m°nou efiw] •[aut]Òn, chfίzes[yai t]åw prepoÊsaw aÈt«i timãw, ˜pvw §p‹ to›w gegenhm°noiw égayo›w t«i basile› §ktene›w ofl pol›tai faίnontai ka‹ épodidÒntew aÈt«i tåw katajίaw xãritaw t«n eÈhmerhmãtvn ka‹ t«n efiw •autoÁw eÈerges[i«]n: égay∞i tÊxhi, dedÒxyai t∞i boul∞i ka‹ t«i dÆmvi: stefan«sai tÚm basil°a xrus«i stefãnvi éristeίvi, kayier«sai d¢ aÈtoË ka‹ êgalma pentãphxu teyvrakism°non ka‹ bebhkÚw §p‹ skÊlvn §n t«i na«i toË Svt∞row ÉAsklhpioË, ·na ∑[i] sÊnnaow t«i ye«i, st∞sai d¢ aÈtoË ka‹ efikÒna xrusØn ¶fippon §p‹ stulίdow marmarίnhw parå tÚn toË DiÚw [t]oË Svt∞row bvmÒn, ˜pvw Ípãrxhi ≤

(2.) Elaia, Pitane, Wasserleitungen nach Pergamon, Kapukaya, Meter Aspondene, Gambreion, Sandaina, Soma bis Savastepe

11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59

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efikΔn §n t«i §pifanestãtvi tÒpvi t∞w égorçw, •kãsthw te ≤m°raw ı stefanhfÒrow ka‹ ı flereÁw toË basil°vw ka‹ [é]gvnoy°thw §piyu°tvsan libanvtÚn §p‹ toË bvmoË t[oË] DiÚw toË Svt∞row t«i basile›: tØn d¢ ÙgdÒhn, §n ∏i pareg°neto efiw P°rgamon, flerãn te e‰nai [efi]w ëpanta tÚn xrÒnon ka‹ §n aÈt∞i §pitele›syai kat' §niautÚn ÍpÚ toË fler°vw toË ÉAsklhpioË pompØn …w kallίsthn §k toË prutane[ί]ou efiw tÚ t°menow toË ÉAsklhpioË ka‹ toË basil°vw sumpompeuÒntvn t«n efiyism°nvn: ka‹ parastayeίshw yusίaw ka‹ kallierhyeίshw sunag°syvsan §n t«i fler«i ofl êrxontew: dίdosyai d¢ e‡w te tØn yusίan ka‹ tØn sÊnodon aÈt«n ÍpÚ toË tamίou t«n émetoίstvn prosÒdvn épÚ toË pÒrou toË ÉAsklhpieίou érgurίou draxmåw pentÆkonta, tØn d¢ yusίa[n ka]‹ t∞w Ípodox∞w §pimeleίsyvsan ofl fleronÒmoi: gen°syai d¢ ka‹ §pigrafãw, §p‹ m¢n toË égãlmatow "ı d∞mow basil°a ÖAttalon FilomÆtora ka‹ EÈerg°thn yeoË basil°vw EÈm°nou Svt∞row éret∞[w] ßneken ka‹ éndragayίaw t∞w katå pÒlemon, kratÆsanta t«n Ípenantίvn", [§p‹] d¢ t∞w efikÒnow "ı d∞mow basil°a ÖAttalon FilomÆtora ka‹ EÈerg°thn yeoË bas[il°]vw EÈm°nou Svt∞row éret∞w ßneken ka‹ fronÆsevw t∞w sunaujoÊshw tå prã[gma]ta ka‹ megalomereίaw t∞w efiw •autÒn": ˜tan d¢ paragίnhtai efiw tØn pÒlin ≤m«n, [ste]fanhfor∞sai pãnta ßkaston stefanhfÒron t«n D≈deka ye«n ka‹ yeoË basil°vw EÈm°nou, ka‹ toÁw flere›w ka‹ tåw flere[ί]aw énoίjantaw toÁw naoÁw t«n ye«n ka‹ §piyÊontaw tÚn libanvtÚn eÎxe[s]yai nËn te ka‹ efiw tÚn ée‹ xrÒnon didÒnai basile› ÉAttãlvi FilomÆtori ka‹ EÈerg°thi Ígίeian svthrίan nίkhn krãtow ka‹ [§p‹ g∞]w ka[‹ katå] yã[lattan] k[a]‹ êrxonti ka‹ émunom°nvi, ka‹ tØn basileίan aÈtoË diam°n[e]in [katå] tÚn ëpanta afi«na éblab∞ metå pãshw ésfaleίaw: épant∞sai d¢ [a]Èt[«i t]oÊ[w] te progegramm°nouw flere›w ka‹ taw flereίaw ka‹ toÁw strathgoÁw ka‹ toÁw êrxontaw ka‹ toÁw fleronίkaw ¶xontaw toÁw épÚ [t«]n é[g≈nv]n [stefãn]ouw ka‹ [t]Úg [gu]mnasίarxon metå t«n §fÆbvn ka‹ t«n n[°vn ka‹ t]Ún [p]ai[d]o[n]Ò[m]on met[å t«]m paίdvn ka‹ toÁw polίtaw ka‹ tåw [guna›kaw ka‹ pary°nouw pãn]taw ka‹ toÁw §noikoËntaw §n §sy[∞]sin l[ampra›w §stefanvm°nouw: e‰]nai [d]¢ ka‹ tØn ≤m°ran flerãn, §n [∏i í]m parag[°]n[h]tai [efiw tØm p]Òl[in, ka‹ y]Ës[a]i toÁw polίtaw pandhme‹ katå fulåw, paras[xom°]n[v]n t«n fulãrxvn yÊmata: doy∞nai d¢ efiw •kãsthn fulØn [e]fiw [aÈtå §j fler«n ka]‹ politik«n prosÒdvn draxmåw e‡kosin: parasta[yeίs]h[w] d¢ k[a‹ y]u[s]ί[a]w …w kallίsthw ÍpÚ toË dÆmou §p‹ toË [bv]moË toË DiÚw toË S[v]t∞r[ow t«]i basile[›, poiÆs]as[y]ai tÚn [flero]kÆruka tØn éna[gge]lίan tÆnde: "ı [d∞m]o[w §tίmhse ba]s[il°a] ÖAt[t]alon FilomÆtora ka‹ EÈerg°thn [y]eoË basil°[vw EÈm°n]ou S[vt]∞r[ow] xrus«[i s]tefãn[v]i é[riste]ίvi ka‹ égãlm[ati pentapÆxei ka‹ efikÒni] ére[t]∞[w ßne]ken [k]a‹ m[e]galom[e]reίaw t∞w efiw •autÒ[n]", pã[nt]aw én[eufhm∞sai ke]l[eÊo]n[ta: yË]sai d¢ aÈt«i ka‹ êllaw yusίaw [§p‹] stviç[i t∞i basilik∞i ka‹ §p‹ t«i bvm«]i t∞w Boulaί[a]w ÑEstίaw [k]a[‹ t]oË [D]iÚ[w toË B]ou[laίou: ofl d¢ strathgo‹] k[ale]ίtvsan aÈtÚn efiw tÚ prutane›o[n §p‹] t[Øn koinØn •stίan ka‹ nem°tvsan aÈt«i] me[rίdaw §]n to›w t«n xaristhrίvn [flero›w to›w yuom°noiw ÍfÉ ≤m«n Íp¢r] toË b[as]il°vw: [·na d¢ ka‹ ı bas]ileÁw efid∞[i tå §chfism°na t«i dÆmvi, pemcãtvsan aÈt«i ofl êrxont]ew tÚ cÆfisma k[a]‹ parakal[eί]tv[s]an eÎnoun [ˆnta] ka‹ e[Èer]g°thn toË dÆmou sunthroËnta tØn Ípãrxousan diå progÒn[vn filanyrvpί]an prÚw tØn pÒlin [é]eί tinow [é]ga[y]oË paraίt[i]on gίnesyai aÈtÚn [di]å tÚn [d∞]mon, ˜pvw efiw beltίona ka‹ eÈdaimonest°ran p[a]ragίnhtai kat[ã]stasin tå koinå toË po[li]teÊmatow: ·n[a] d¢ tå gegenhm[°]n[a §pit]eÊgma[ta t«i basile›] §n to›w katå pÒ[le]mon ég«sin §kfan∞ di' [afi«]n[ow pçsin] Ípãrx[h]i ka‹ [≤ par' aÈt]oË [mega]lo[m°]r[e]ia pro[fan«w] ÍpÚ pãntvn yev[r∞tai], énagr[ãcai t]Ú cÆfisma efiw stÆlhn marmarίnhn ka‹ st∞sai

98 60 61 62

(2.) KAIKOS

§n t«i to[Ë] ÉAsk[l]hpioË fler«i prÚ toË n[a]oË, tØn §pim°leian pohsam°nvn t«n st[ra]thg«n: tÚ d¢ cÆfisma tÒde [k]Êrion e‰nai efiw ëpanta tÚn xrÒnon ka‹ kat[a]te[y∞n]ai aÈtÚ §n nÒmo[iw fl]e[ro›w]

32 DIAMUN . IN am Stein. - 52 êrxont]LS am Stein? - 60 PORISAMENVN am Stein. (1) - - - - - feindliches Land, das als erster - - - - - - - da niemand den König an Wohlwollen gegen es (das Volk) übertrifft, soll man die ihm gebührenden Ehrungen beschließen, auf welche Weise die Bürger (von Pergamon) für das entstandene Gute sich dem König dienstbar (§ktene›w) zeigen, indem sie ihm ganz würdigen Dank abstatten sowohl für seine Siege (eÈhmerÆmata) als auch für seine Verdienste für sie (die Bürger). (5) Zum guten Gelingen. Boule und demos sollen (Folgendes) beschließen: Man soll den König mit einem goldenen Kranz als Ehrenpreis bekränzen, weihen soll man auch im Tempel des Asklepios Soter ein Standbild von ihm, fünf Ellen hoch, mit Panzer und über Trophäen gespreizten Beinen, sodass er (mit) dem Gott in einem Tempel ist. (9) Man soll auch eine goldene Reiterstatue von ihm aufstellen auf einer Marmorbasis neben dem Altar des Zeus Soter, sodass die Statue an dem sichtbarsten Platz der agora sich befindet. Und an jedem Tag sollen der stephanephoros (ein eponymes Priesteramt hier wie in einigen anderen Städten, Dittenberger) und der Priester des Königs und der Agonothet (Festspielleiter) bei dem Altar des Zeus Soter dem König Weihrauch opfern. (13) Der 8. Tag des Monats, an dem er nach Pergamon kam, soll für alle Zeit geheiligt (Festtag) sein, und an diesem Tag soll jährlich vom Priester des Asklepios eine Prozession durchgeführt werden, so prächtig wie möglich, vom Prytaneion zum Tempel des Asklepios und des Königs, wobei den Festzug die begleiten, die auch sonst (bei Prozessionen) dabei sind. (17) Wenn das Opfer aufgestellt und unter günstigen Vorzeichen dargebracht ist, sollen die Archonten im Tempel zusammenkommen. Für das Opfer und deren Zusammenkunft (Festmahl) sollen von dem Schatzmeister, (der zuständig ist für) die nicht übertragbaren Einkünfte aus den Fonds des Asklepiostempels, 50 Silberdrachmen ausbezahlt werden. (20) Um das Opfer und die Bewirtung sollen sich die hieronomoi (Tempelvorsteher) kümmern. (21) Es sollen aber auch Aufschriften gemacht werden, und zwar auf dem Standbild die folgende: "Das Volk (ehrt) König Attalos Philometor Euergetes (Attalos III.), Sohn des Königs Theos Eumenes Soter (Eumenes II.), für seine Tüchtigkeit und Tapferkeit während des Krieges; er siegte über seine Gegner", auf der Statue aber: "Das Volk (ehrt) König Attalos Philometor Euergetes, Sohn des Königs Theos Eumenes Soter, wegen seiner Tüchtigkeit und Klugheit, die seine Machtfülle mehrte, und wegen seiner großen Freigebigkeit (megalom°reia) ihm (dem Volk) gegenüber". (26) Wenn er [der König] aber in unsere Stadt kommt, soll jeder einzelne stephanephoros der Zwölf Götter und des Königs Theos Eumenes den Kranz tragen, und die Priester und die Priesterinnen, sollen, nachdem sie die Tempel der Götter geöffnet und den Weihrauch geopfert haben, darum beten, dass jetzt und für alle Zeit (die Götter) geben mögen dem König Attalos Philometor Euergetes Gesundheit, Wohlergehen, Sieg und Macht sowohl zu Land als auch zu Wasser, in der Staatsführung (êrxonti) und bei der Verteidigung (des Reiches); sein Reich möge bis in alle Ewigkeit ohne Verletzung in gänzlicher Sicherheit fortbestehen. (33) Ihm (dem König) aber sollen entgegenziehen die zuvor genannten Priester und Priesterinnen und die Strategen und die Archonten und die Sieger an heiligen Spielen samt ihren bei den Wettkämpfen (gewonnenen) Kränzen und der Gymnasiarch zusammen mit den Epheben und Jungmännern (n°oi), und der Knabenaufseher (paidonÒmow) zusammen mit den Knaben, und alle Bürger und die Frauen und Mädchen und die Hausbewohner in prächtigen Gewändern und mit Kränzen geschmückt. (38) Und der Tag, an dem er zu unserer Stadt hinauf kommt, soll geheiligt (ein Festtag) sein, und die Bürger sollen opfern, mit dem ganzen Volk zusammen und nach Phylen (geordnet), wobei die Phylarchen die Opfertiere bereitstellen; an jede Phyle sollen für diese (Ofertiere) aus Tempel- und Staatseinkünften 20 Drachmen gezahlt werden. (42) Wenn nun die Opferhandlung so schön wie möglich vom Volke am Altar des Zeus Soter für den König zelebriert worden ist (parastayeίshw), dann soll der Opferherold (flerok∞ruj) folgende Nachricht verkünden: "Das Volk ehrte König Attalos Philometor Euergetes, Sohn des Königs Theos Eumenes Soter, mit dem goldenen Kranz als Ehrenpreis und einem fünf Ellen hohen Standbild und einer Statue wegen seiner Tüchtigkeit und großen Freigebigkeit ihm (dem Volk) gegenüber", und er soll alle auffordern, laut Beifall zu spenden. (47) Man soll ihm (dem König) aber noch andere Opfer darbringen, an der Königshalle (stoå basilikÆ) und an dem Altar der Hestia Boulaia ('des guten Rates') und des Zeus Boulaios. (49) Die Strategen aber sollen ihn in das Prytaneion zum gemeinsamen Mahl laden und ihm seine Anteile an den Opfertieren zuweisen, die aus Dankbarkeit von uns für den König geopfert wurden. (51) Damit nun auch der König das vom Volk Beschlossene erfahre, sollen ihm die Archonten den Beschluss zusenden und darum ersuchen, dass er zugeneigt und als Wohltäter (eÈerg°thw) gegenüber dem Volk die schon immer durch die Vorfahren bestehende freundschaftliche Gesinnung gegen die Stadt bewahre und so selbst Urheber werde von etwas Gutem mittels des Volkes, so dass das Gemeinsame des Staatswesens in einen besseren und glücklicheren Zustand gelangt. (56) Damit aber die vom König verwirklichten Erfolge bei seinen Kämpfen im Krieg jedem für alle Zeit deutlich sind und die große Freigebigkeit von ihm öffentlich von allen gesehen wird, soll man den Beschluss auf einer

(2.) Elaia, Pitane, Wasserleitungen nach Pergamon, Kapukaya, Meter Aspondene, Gambreion, Sandaina, Soma bis Savastepe

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marmornen Stele aufschreiben und vor dem Tempel aufstellen im heiligen Bezirk des Asklepios, unter der Aufsicht des Strategen. Dieser Beschluss soll für alle Zeit gültig sein und er selbst soll niedergelegt (archiviert) werden bei den 'Heiligen Gesetzen'.

Nr. 820

Dekret des demos von Elaia für Demostratos

Fundort / antiker Ort: Ruinen von Elaia (angeblich auf der Akropolis). - Dekretierender Ort: Elaia. Publikationen: Bean, TTK Belleten 29, 1965, 585-86 Nr. 1 (m.türk.Ü.; Kopie Gürcan); J.u.L. Robert, Bull. ép. 1968, 441. Inschriftträger: Höhe (oder Tiefe?) 26, B 52, Bh 1 cm. - Datierung: Hellenistisch.

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[ - - - - - - - - - - - - - - - - - - - énagrãcai d¢ tÚ] cÆfisma tÒde efiw stÆlhn liyίnhn toÁ[w §je]taståw [ka]‹ énaye›nai efiw tÚ flerÚn t∞w ÉAyhnçw, vw ín ∑i fanerÚn ˜ti ı d∞mow ı ÉElaÛt«n to›w eÈerg°taiw épodίdvsin xãritaw œn ín eÔ pãyhi: tÚ d¢ énãlvma tÚ [g]enÒmenon e‡w te tØn énagrafØ[n] toË chfίsmatow ka‹ tØn énãyesin t∞w stÆlhw doËna[i] tÚn tamίan épÚ t«n prosÒdvn: •l°syai d¢ ka‹ [p]rezbeutåw prÚw DhmÒstraton o·tinew tÒ te chfίsma énoίsousin ka‹ énaggeloËsi tØn eÎnoian ∂n [¶]xvn ı d∞mow diatele› prÚw aÈtÒn: pr[ezbe]u[ta‹ ≤ir°]yhsan ofl strathgoί

Kopie Gürcan: 4 XARITASDEVN; 7/8

; 10/11

- - - Die exetastai [Finanzpüfer] sollen diesen Beschluss auf einer steinernen Stele aufschreiben und im Heiligtum der Athena errichten, damit es offenkundig ist, dass der demos von Elaia den Wohltätern Dank abstattet für all das, wodurch (der demos) Gutes erfährt. (5) Den für die Publikation [Inschrift] des Beschlusses und die Errichtung der Stele entstandenen Aufwand soll der Kassenwart aus den Einkünften begleichen. Man soll auch Gesandte zu Demostratos wählen, die den Beschluss überbringen und berichten werden von dem Wohlwollen, das (10) der demos ihm gegenüber immer hat. Als Gesandte wurden gewählt - - Erhalten sind nur einige Bestimmungen: Publikation, Finanzierung, Nachricht an Demostratos, der wohl der Geehrte ist. Dessen Stadt ist hier nicht mitgeteilt; vielleicht hat er als fremder Richter oder proxenos gewirkt.

Nr. 821

Nike-Statue für die Neoi

Fundort: Ruinen von Elaia(?) - Antike Herkunft: Elaia(?) - Museum: Bergama, Museum. Publikationen: Hepding, AM 32, 1907, 386. - vgl: RepGRI Nr. 148. Inschriftträger: Marmor, H 30, B 43, T 34, Bh 2,5 cm. 1 2 3 4

Svkrãthw ÉOlumpίxou gumnasiarxÆsaw tÚ deÊteron tØn Nίkhn to›w n°oiw

Sokrates, Sohn des Olympichos, der vormals zum zweiten Mal Gymnasiarch war, (widmet) die Nike den Neoi

Neoi: Schulabgänger, ein Verein (s. vor →Nr. 1505 d) ? In den Gymnasien waren oft Nikestatuen aufgestellt.

Nr. 822

Grabschrift für C. Silius Mellitus (lat.-gr.)

Fundort / antiker Ort: bei den Ruinen von Elaia. Publikationen: Boeckh, CIG 3534 (Scheden Prokesch); Mommsen, CIL III 401; Mommsen, CIL III 7095; Lafaye, IGR IV 274; R. A. Kearsley, IK 59, 4. Inschriftträger: Rechteckige Marmorplatte, oben gebrochen (H 17, B 30, Bh 2 cm). Datierung: Spätes 1. Jh. v. bis 1. Jh. n. Chr. (Kearsley). 1 2

Ha[ve] : C. : Silius Mellitus : an(nos) : XII

Lebe wohl ! Gaius Silius Mellitus, 12 Jahre alt.

(2.) KAIKOS

100 3 4 5

Nr. 823

Xa›re : G. : Sίliow Melle›tow §t«n vacat ibÄ vacat

Lebe wohl ! Gaius Silius Mellitus, 12 Jahre alt.

Grabschrift für Eunike

Fundort: F1 nahe der Straße nördlich der Akropolis von Elaia F2 Kazıkbagları. Antike Herkunft: Nekropole(?) von Elaia. Publikationen: Bean, TTK Belleten 29, 1965, 594 Nr. 5 (m.türk.Ü.), Foto nach S. 594 Nr. 5; J.u.L. Robert, Bull. ép. 1968, 443 Nr. 5. Datierung: Hellenistisch (griech. Namen) oder römische Zeit ? 1 2 3

Nr. 824

EÈnίkh Nikomãxou Parmenίontow d¢ gunØ xa›re

Eunike, Tochter des Nikomachos, Frau des Parmenion, lebe wohl !

Grabschrift für Gaius Iulius? Perigenes, vom demos

Fundort / antiker Ort: bei den Ruinen von Elaia. Publikationen: Boeckh, CIG 3533 (Scheden Prokesch). Datierung: Römische Zeit. 1 2 3

GãÛow [ÉI]oÊ[li]ow Ga˝ou Perig°nhw xa›re: ı d∞mow

Gaius Iulius Perigenes, Sohn des Gaius, lebe wohl ! Der demos.

Vermutlich ist die Inschrift identisch mit →Nr. 838 (Zeytindag): in Z.1 FoÊriow statt [ÉI]oÊ[li]ow.

Nr. 825

Grabschrift des Apollodoros

Fundort: F1 nahe der Straße nördlich der Akropolis von Elaia F2 Kazıkbagları. Antike Herkunft: Nekropole(?) von Elaia. Publikationen: Bean, TTK Belleten 29, 1965, 594 Nr. 4 (m.türk.Ü.), Foto nach S. 594 Nr. 4; J.u.L. Robert, Bull. ép. 1968, 443 Nr. 4. Datierung: Späthellenistisch. 1 2

ÉApollÒd[vrow] Baixίou

(Grab des) Apollodoros, Sohn des Bakchios(?) Bakxίou? Ba›xiow in LGPN 5a zu dieser Inschrift.

(Grab des) Apollodoros, Sohn des Bakchios(?).

Nr. 826

Werkzeichen und (Fabrik-)Name?

Fundort: Ruinen von Elaia ? - Antike Herkunft: Elaia (?). Publikationen: Conze - Schuchhardt, AM 24, 1899, 202-203 Nr. 6. Inschriftträger: Vier Marmorquader: (a) H 52, B 96, Bh 2 cm; (b) H 52, B 75 cm; (c) H 52, B 76 cm; (d) H 52, B 72 cm; jeweils mit zwei Werkzeichen (Buchstaben). Auf Quader (a) auch eine Namens-Inschrift. Datierung: Römische Zeit.

(a) in den Ecken die Werkzeichen G und D über dem D (im rechten Eck): 1 Gna[›ow] 2 SpÒri[ow] (b) die Werkzeichen B und G (c) die Werkzeichen G und kleines B auf liegendem D (d) die Werkzeichen H und I (Haste mit Unter- und Oberstrich: E? Z?) Auf Block (a) also offenbar ein Name; wohl der Name der Fabrik oder von deren Besitzer.

(2.) Elaia, Pitane, Wasserleitungen nach Pergamon, Kapukaya, Meter Aspondene, Gambreion, Sandaina, Soma bis Savastepe

Nr. 827

101

Ziegelstempel: Fabrikmarke?

Fundort / antiker Ort: "Torberg", Mauer zw. Maltepe und Turm am Meer ("i.J. 1886 hundert Schritt vor dem Kaffeehause neben der Chaussée an der Stelle, wo diese und die Stadtmauer sich schneiden." (Conze/Sch.) Antike Herkunft: Stadtmauer von Elaia (?) Publikationen: Conze - Schuchhardt, AM 24, 1899, 203 Nr. 7; Schuchhardt, AvP I 1, S. 113, vgl. AvP VIII 2, S. 396; L. Robert, BCH 108, 1984, 473 Anm. 7 = Documents 461; Schalles, Kulturpolitik 105 Anm. 634. vgl: Magie, Roman Rule II 734 Anm. 18; AvP IX S. 77f. Inschriftträger: Sandsteinquader aus der Stadtmauer von Elaia, H 51, B 93, T 40, Bh 1-1,3 cm (Conze/Sch.). Datierung: 240 v. Chr. (?) [AvP I: Zeit Attalos I., hÄ = 8. Regierungsjahr = 240 v.].

BA H

vielleicht: b(asileÊontow) ÉA(ttãlou) (¶touw) hÄ

Werkzeichen, Fabrikmarke (Schalles) ?, abgekürzte Datierung wie auf pergamenischen Ziegelstempeln (Schuchhardt) ?

Bei Elaia (2207) Unklare Angabe: "zwischen dem alten Elaia und Klisseköy 500 Meter vom Meer entfernt"; vermutlich müsste es statt Klisseköy [=Zeytindag] Skala Klisseköy (=2202) heißen; auch Inschriften mit der unklaren Angabe "in der Ebene von Elaia" werden hier eingereiht.

Nr. 828

Grabschrift für Agatha

Fundort: zwischen dem Hafen des antiken Elaia und Zeytindag, 500 m vom Meer (Cumont lt. Gindorff) / Zeytindag (Conze) - Nächster antiker Ort: Elaia - Museum: Brüssel, Musée du Cinquantenaire. Publikationen: Conze - Schuchhardt, AM 24, 1899, 206 Nr. 17; Cumont, Mus. Bruxelles2 86-87 Nr. 67 (m.frz.Ü.); A. Reinach, RevEpigr 2, 1914, 78 Nr. 67; Pfuhl - Möbius Nr. 956, Foto Taf. 143. Inschriftträger: Marmorne Giebelstele, im Relief sitzende Frau mit Kind. Datierung: Wohl noch 2. Jh. v. (Cumont), späthellenistisch (Pfuhl - M.).

ÉAgãyan Kl(audίou) Mhtrod≈ou ÉAyanίsa Mhtrod≈[r]ou Cumont / Reinach; Mhtrodvou Majuskel Schuchhardt; [ı d∞m]ow ÉAgãyan Kl(audίou) Mhtrod≈rou Pfuhl-M. (vielleicht). (Der demos ?) (ehrt) Agatha, die Tochter des Claudius Metrodoros In dem freien Platz links von der Inschrift sind lt. Pfuhl - Möbius "vielleicht Spuren von [ı d∞m]ow" zu erkennen. Dann läge also auch eine Ehrung durch den demos vor (um eine Grabschrift handelt es sich in jedem Fall - wegen des Reliefs). ı d∞mow würde gut zu dem Akkusativ ÉAgãyan passen, der uns gesichert scheint: zwar liest Cumont einen Nominativ (ÉAyanίsa) und die Wiedergabe von Schuchhardt (ÉAgãyan) basiert auf einer von Conze "in Eile bei Lampenlicht im Halbdunkel" genommenen Abschrift, aber diese Lesung ist von Pfuhl - Möbius bestätigt worden. Wegen der Frau im Relief ist der seltene Name ÉAgãya (IG II2 9123 vom 2. Jh. v.) dem viel öfter belegten ÉAgayçw (CIG 268. 282) vorzuziehen.

Nr. 829

Sotas, im Kampf gegen die Kelten gefallen (Grabgedicht)

Fundort: F1 in der Ebene von Elaia F2 Zeytindag - Antike Herkunft: Elaia? Publikationen: Fontrier, MousBiblSmur II,1 (1875-76), 17 Nr. 104; Perrot, RA n.s. 31, 1876, 283-84 Nr. 15; Kaibel, Epigrammata Nr. 242a (S. 522); Lafaye, IGR IV 272; A. Wilhelm, Neue Beiträge V 26-30 = AkSchr I 268-72; Peek, GV 754; Merkelbach - Stauber, Steinepigramme (SGO) I 572 Nr. 06/01/01. Datierung: 3. Jh. v. Chr.

(2.) KAIKOS

102 Vers 1 Vers 2 Vers 3 Vers 4 Vers 5 Vers 6 Vers 7 Vers 8 Vers 9 Vers 10 11

[

]hn »keano›o dedou[pÒta ] Svtçn dusmen°vn mar[nãmenon promãxoiw] ufl°a tÚn Filίou, ˘w êgonta [ ] »kÊmoron kruÒeiw ém[fekãluc' ÉAίdhw] Kelt«n §n xeίressin op[ ] ≥luye sÁn Kίntvi krã[ntori ] ¶nya ofl eÈrum°nhw ga[ίh tãfow ] §kt°risan jeίnhi f«[tew :] thloË m¢n tok°vn, t[hloË d' élÒxoio poyein∞w] ὤleto ka‹ pãtrhw ê[mmorow ]w S≈taw Filίou [xa›re]

l dedou[pÒta Kaibel, vgl. Ilias C 679 dedoupÒtow OfidipÒdao. 2 und 4 Kaibel, auch 7-10. - 3 Wilhelm versuchte ˘n êgonta [ - 5 ıp[hn ka Peek. 6 krã[ntori Wilhelm. - 7 o EÈrum°nhw Ga[- - Fontrier. - - - des Okeanos - - - Sotas, der im Kampf gegen die Vorkämpfer der Feinde gefallen ist, den Sohn Philios, der - - - der grausig kalte Hades in raschem Tod bedeckt hat, als er in den Händen der Kelten er kam mit dem Offizier Kintos - - - dort ist ihm eine breit aufgehäufte Erde das Grab - - - haben tapfere Männer bestattet. Fern der Heimat, fern der lieben Gattin ist er umgekommen, nicht teilhabend heimatlichen Erde (?).

des - ihn der

Kenotaph des Sotas, der im Kampf gefallen ist. Die Inschrift fällt in die Zeit der pergamenischen Kriege gegen die Kelten. Kaibel, Wilhelm und Peek haben umfangreiche Ergänzungen vorgenommen, in der Annahme, dass Kintos (in Vers 6) eine Schreibung des römischen Namens Quintus sei. Aber L. Robert hat nachgewiesen, dass Kintos ein ionischer Name ist (Études épigraphiques et philologiques 206-9 und OpMin VII 146-8). Die Ergänzungsversuche, in welchen von den Römern die Rede ist (Krieg zwischen Römern und Kelten), sind wenig plausibel. Wir nennen einige der Ergänzungen: 5 Ù[l°ssaw: éll' épÚ ÑR≈mhw] - 6 kra[ - - - efiw ÉAsίhn] - 7 ga[ίh tãfow §stί: fίloi d¢] 8 f«[tew épofyίmenon:] - 10 ê[mmorow AÈsonίh]w

Zeytindagg (2208) Kiliseköy, Klis[s]eköy, Resadiye

Ein großer Teil der Inschriften dürfte vom nahe gelegenen Elaia stammen. Fundort Zeytindag auch →Nr. 819 (Antike Herkunft: Asklepieion von Pergamon, Antiker Adressat: Elaia).

Nr. 830

Das 'Weltgremium' der hieronikai und stephanitai ehrt den in Neapel verstorbenen Athleten Marcus Alfidius

Fundort: (F1 östlich der Straße bei Kazıkbagları ?), F2 Zeytindag - Antike Herkunft: Elaia? / Pergamon? Publikationen: G.E. Bean, TTK Belleten 29, 1965, 588-91 Nr. 2 (m.türk.Ü.), Foto nach S. 594 Nr. 2 (Teil des Abklatsches); R. Merkelbach, ZPE 18, 1975, 146-48. vgl: Cook - Blackman, JHS 85, 1965, ArchRep 36; L. Robert, AC 37, 1968, 406-17 Nr. 1 (Z. 32-50, korr. Z.39, sowie weitere Textteile und frz.Ü. Z.33-46) = OpMin VI 82-93; J.u.L. Robert, Bull. ép. 1968, 442 (Z.46-48); J.u.L. Robert, Bull. ép. 1969, 489; Merkelbach, IK 4, S. 33 (Z. 22/23-24,25-26,32-34,41-49,51-56); RepGRI Nr. 146. Inschriftträger: Marmorstele, H 200, B 56, T 7, Bh 2 cm. Datierung: 1. Jh. n. Chr. / Mitte 1 Jh. v. bis Mitte 1 Jh. n. Chr.

(2.) Elaia, Pitane, Wasserleitungen nach Pergamon, Kapukaya, Meter Aspondene, Gambreion, Sandaina, Soma bis Savastepe

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¶dojen to›w [épÚ t∞w ofikoum°nhw fleronίkaiw] ka‹ sunstefa[neίtaiw ka‹ to›w toÊtvn §pi]stãtaiw §p‹ to[Ë §n NeapÒlei ég«now:] §pe‹ Mçrkow ÉAl[fίdiow ÉEla˝thw - - - - ] DVNHOMIMV [ - - - - - - - - - - - - - ] ka‹ §pieik°statow §g°net[o p]r[Úw] eÈfÊeian ka‹ filoponίan §p‹ tÚ teleiÒtaton t∞w §n éylÆsei prãjevw ≥lasen …w pleίstouw ég«naw ka‹ fleroÁw ka‹ fisaktίouw §pidÒjvw katory«sai ka‹ katå prçjin mhd°pote xeίrvn mhdenÚw §legxy∞nai §nagvnizÒmenow t∞i periÒdvi, ka‹ toÁw m¢n ≥dh neneikhkΔw aÈt∞w, ég«naw, oÓw d¢ tå mãlista §lpizÒmenow ÍpÚ toË baskãnou daίmonow mesolabhye‹w §n t∞i kallίsthi ékm∞i §teleÊta §p‹ toË §n NeapÒlei ég«now, ¥ te §p‹ t“ éndr‹ sumforå oÈ mÒnon éneiarå pçsin diå tØn prÚw aÈtÚn eÎnoian §g°neto, éllå ka‹ tå m°gista ¶blacen toÁw sunaylhtåw §kkÒcasa tÚ krãtiston ÍpÒdeigma ka‹ katå svfrosÊnhn ka‹ katå prçjin: dedÒxyai to›w épÚ t∞w ofikoum°nhw fleronίkaiw ka‹ stefaneίtaiw ka‹ to›w toÊtvn §pistãtaiw martur∞sai prÚw tØn patrίda diå chfίsmatow, pãntvn §pishmhnam°nvn, t«i m¢n énajίvi prÚ Àraw teleutçn Mrkωi ÉAlfidίvi éndr‹ yaumasivtãtvi tÆn te émeίmhton aÈtoË svfrosÊnhn ka‹ ≤merÒthta ∂n §pedeίjato parå pãnta tÚn t∞w éylÆsevw xrÒnon, ˘n ¶fyh prolab≈n, ka‹ tØn énup°rblhton aÈtoË prçjin, dhl«sai d¢ ka‹ tØn t«n sunieronik«n efiw aÈtÚn sumpayίan, ˜ti efiw m¢n tÚ k∞dow aÈtok°leustoi ka‹ ımoyumadÚn ±yroίsyhsan, ka‹ koinª ka‹ fidί& tå nomizÒmena efiw tØn toiaÊthn teimØn §pif°rontew ka‹ katodurãmenoi …w ofike›on ëpantew pro°pemcan tØn teleutaίan, ÍpodeduÒtvn ka‹ §kkomizÒntvn aÈtÚn t«n tÒte §pishmotãtvn fleronik«n énÆggeilãn te stefαnoËntew aÈtÚn §n t«i koin«i ofl épÚ t∞w ofikoum°nhw fleron›kai xruso›w stefãnoiw ka‹ efikÒsi grapta›w §n ˜ploiw §pixrÊ[s]oiw ka‹ éndriçsin, oÓw ka‹ énastay∞[nai §]pigrafØn ¶xontaw ˜ti: ofl épÚ t∞w ofi[koum°]nhw fleron›kai ka‹ stefane›tai ka‹ ofl

103

104 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58

(2.) KAIKOS

[toÊtv]n §pistãtai §teίmhsan Mçrkon ÉAlf[ίdion] tÚn sunieronίkhn mesolabhy°nta [§n t∞i] kratίsthi ékm∞i t∞w éylÆsevw, ênd[ra] proshn°staton pçsin ka‹ dienhnox[Ò]ta t«n kay' aÍtÚn ka‹ prãjevw ßneken [ka‹ t]∞w per‹ têlla svfrosÊnhw ka‹ ko[smi]Òthtow: martur∞sai d¢ ka‹ Mhn[. . . .] ÑHrakleίdou t«i §k paidÚw aÈtoË f[ίlvi . . . .]BE[. . . . .] ka‹ Íperbãllousan §pidedeigm°nvi §n pant‹ kair«i tØn efiw tÚn [fίlon ? eÎn]oian vacat

Beschluss der hieronikai [Sieger in 'heiligen Spielen'] vom ganzen Erdkreis und aller 'Kranzsieger' und deren epistatai [Kampfrichter oder Organisatoren] bei den Wettspielen in Neapolis (Neapel): Weil Marcus Alphidios aus Elaia - - - - - (6) und er hat ganz nach Vorschrift (§pieik°statow) seine körperliche Verfassung (eÈfÊeia) und seinen Leistungswillen (filoponίa) gesteigert bis zur Perfektion der Praxis beim athletischen Üben, um möglichst viele Wettkämpfe, die 'heiligen' und die 'an der Küste' [bei Actium, s.u.], erwartungsgemäß (10) zu absolvieren und um bei der Kampfhandlung niemals einem anderen unterlegen zu sein bei seiner Teilnahme an den zyklischen Agonen [z.B. Olympia, Delphi, Nemea, Isthmia]. Und als er diese im Zyklus schon gewonnen hatte, die Kämpfe, die er ganz besonders sich wünschte, da wurde er von dem (15) neidischen Daimon mittendrin getroffen und starb in seiner schönsten Lebensblütezeit während der Wettspiele in Neapolis. Das Unglück für den Mann war nicht nur für alle schrecklich wegen ihres Wohlwollens ihm gegenüber, sondern brachte auch (20) größten Schaden für die Athleten, denn es zerschlug das stärkste (Vor)bild hinsichtlich Selbstbeherrschung als auch der Ausführung. Die 'hieronikai vom ganzen Erdkreis' und alle 'Kranzsieger' und deren epistatai sollen beschließen, (25) ein Zeugnis zu geben an seine Heimat(stadt) mit einem Dekret - von (uns) allen bekundet - für Marcus Alfidius, unverdient vor der Zeit gestorben, den erstaunlichsten Mann, (nämlich zu bezeugen) die unnachahmliche Selbstbeherrschung von ihm und (30) sanfte Wesensart, die er zu jeder athletischen Übungszeit, die er sich für die Vorbereitung nahm, an den Tag legte, und seine unübertreffliche Ausführung (im Kampf). (Es wurde beschlossen) auch das Mitgefühl der anderen Sieger für ihn aufzuzeigen, dass sie sich zur Trauer (35) von sich aus und einmütig versammelten und dass sie gemeinsam und privat das, was für eine solche Feierlichkeit der Brauch ist, aufwendeten und ihm dann alle unter Klagerufen wie einem Verwandten (39) das letzte Geleit gaben. Und nachdem die damals angesehensten hieronikai ihn auf die Schulter genommen und fortgetragen hatten, verkündeten und bekränzten ihn in ihrem koinon die 'hieronikai vom ganzen Erdkreis' mit goldenen Kränzen und (ehrten ihn) mit auf vergoldete Schilde gemalten Bildern (45) und mit Statuen, die auch mit folgender Inschrift aufgestellt werden sollen: "Die 'hieronikai vom ganzen Erdkreis' und alle 'Kranzsieger' und deren epistatai ehrten den Marcus Alphidios, den Mit-hieronikes, der mittendrin getroffen wurde (50) in der besten Blüte des Athletentums, den zu allen überaus freundlichen und unter seinen Zeitgenossen herausragenden Mann, sowohl wegen seiner (athletischen) Praxis als auch wegen seines gesunden Verstandes für anderes und seiner Anständigkeit." Man soll aber auch Zeugnis geben (55) für Men...., den Sohn des Herakleides, seinem Freund von Kindheit an, der - - - - und bei jeder Gelegenheit sein überschäumendes Wohlwollen zum Freund (?) an den Tag gelegt hat. Hieronikai, Sieger in den 'heiligen' Spielen in Olympia und (ab frühem 6. Jh. v.) in Delphi, Nemea, Isthmia; später erhielten weitere Spiele den Rang 'heiliger Kranzagone' (z.B. Epheseia, Artemiseia, Koina Asias, Balbilleia, verschiedene 'Olympia', Hadrianeia und Epinikia); der Sieger erhält einen Kranz (stefanhfÒrow: der Agon ist kranzbringend, der Sieger kranztragend) - andere, die yematikoί ég«new, verleihen einen ausgesetzten Preis. Die 'aktischen' Spiele, zuerst in Nikopolis propagiert, gab es an mehreren Orten (zu Ehren des Augustus). - Die griechischen Städte förderten das Prestige ihrer Agone durch panhellenische Ausrichtung; in römischer Zeit werden sie deshalb auch oikoumenikoi (Weltagone) genannt. Marcus Alphidios ist während der Sebasta-Spiele in Neapel gestorben und erhält dort vom 'Weltgremium' der hieronikai und Kranzträger einen Ehrenbeschluss. Dieses Gremium, ein Athletenverband, ist epigraphisch öfters bezeugt (Mitte 1. Jh. v. - Mitte 1. Jh. n., ohne die hier mitgenannten epistatai). Marcus Alphidios ist sonst nicht bekannt, seine Herkunft (ÉEla˝thw Z.4) unsicher ergänzt: Elaia lag ganz nah beim Fundort, Pergamon (20 km) ist auch denkbar. Jedenfalls wurde das Dekret in seiner Vaterstadt publiziert - natürlich auch in Neapolis (Z.45/46). Z. 25-32 die unpassende Syntax martur∞sai - m¢n teleutçn - dhl«sai d¢ ist in der Übersetzung geändert.

(2.) Elaia, Pitane, Wasserleitungen nach Pergamon, Kapukaya, Meter Aspondene, Gambreion, Sandaina, Soma bis Savastepe

105

Z. 31 ˘n ¶fyh prolab≈n bezieht Bean auf den frühen Tod (which he cut short to soon). Wir haben, freilich unsicher, wegen der nachfolgenden prçjiw angenommen, dass mit êylhsiw das Training gemeint ist; auch die Sanftheit (≤merÒthw) scheint uns dazu besser zu passen; ebenso beziehen wir Z.6-8 eÈfÊeian ka‹ filoponίan §p‹ tÚ teleiÒtaton t∞w §n éylÆsei prãjevw ≥lasen …w (!) eher auf die Übung als auf den Wettkampf. Z. 34 efiw tÚ k∞dow (zur Trauer): Marcus Alphidios wurde in Neapolis bestattet. Es wird nicht gesagt, ob er im Wettkampf gestorben ist; §p‹ (!) toË ég«now (Z. 16/17) meint eher während der Zeit der Spiele. Z. 39 ÍpÚ d¢ dÊo t«n Bean, ÍpodeduÒtvn hergestellt von Robert, entsprechend antiken Quellen zum Leichenzug: Die kräftigen und die jungen Leute nehmen abwechselnd den Leichnam und das Totenbett auf ihre Schultern (ÍpodÊnv) und tragen fort (para/§k-komίzv); die älteren Leute bilden das Gefolge (sunakolouy°v, prop°mpv). Z. 54-58 wird ein Freund des Alphidios für sein stets treues Verhalten in die Ehrung miteinbezogen.

Nr. 831

Fragment: Ehrung durch den demos, die Erzieher und die Epheben

Fundort: Zeytindag - Antike Herkunft: Gymnasion von Pergamon (?), Elaia?? Publikationen: Fontrier, MousBiblSmur II,1 (1875-76), 18 Nr. 105; Robert, Études Anat. 59 Anm. 2 (Z.1-7; Zuweisung zum Gymnasion von Pergamon; danach Bean, TTK Belleten 29, 1965, 587d). vgl: L. Robert, BCH 108, 1984, 473-75 = Documents 461-63. 1 2 3

ı d∞mow

ofl paideuta‹

4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19

ofl §nkriy°ntew efiw toÁw §fÆbouw

§p‹ ér[xie]r°vw Bãssou [ste]fanhfÒrou [ - - ] lίou [ - - - - - - ] Filierv[ - - - - ] [- - - - - - - - -] [ - - ]ay[ - - ] lisa[ - - - - ] pos[ - - - - - - ] e[ - - - - - ] [ - - - - - - - - ] ek[ - - - - - ] ÉApollvnίou [ka‹] MhnÒfilow ÉApollvnίou

Fragment einer Ehrung (oder eines Ehrendekrets?) durch den demos, die paideutai und die (neu) unter die Epheben Aufgenommenen (evtl. für einen Gymnasiarchen?)

Nr. 832

Boule und demos ehren den Consul Aulus Iulius Quadratus

Fundort: Zeytindag. - Garteneingang in Klisseköy bei Kior Bakali (Fontrier), an einem Thorweg (Dallaway). Antike Herkunft: Elaia (?, zum Fundort s. Notiz zu →Ort 2205). - Museum: Bergama, Museum (1990). Publikationen: Dallaway, Constantinople 291 Nr. 2 (Z.1-11); Dallaway, Konstantinopel 334 Nr. 2 (Z.1-11); Boeckh, CIG 3532 (Z.1-11); Texier, Description II 214, 309; Borghesi, Oeuvres II 15 (Kopie Marini); ÜOmhrow 2, 1874, 199 linke Sp. (1. Inschr.); Fontrier, MousBiblSmur II,1 (1875-76), 18-19 Nr. 106; Th. Homolle, BCH 1, 1877, 104-105 Nr. 2; Lafaye, IGR IV 275. vgl: Perrot, RA n.s. 31, 1876, 284 (Z.14-16, Borghesi nach Kopie Marini), 285 (Z.14-16, Kopie Choisy); Waddington, Fastes 173; Mason, Greek terms 49 s.v. §poul≈noum (Z.13); Thomasson, Laterculi III 59 Nr. 34. Inschriftträger: Marmor, H 92, B 57, T 28 cm. - Datierung: Vor 100 n. Chr., s. unten im Kommentar.

(2.) KAIKOS

106 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16

≤ boulØ ka‹ ı d∞m[ow] §teίmhsen [AÔ]lon ÉIoÊlion Kouadrçton [Ïp]aton, ényÊpaton KrÆ[t]hw ka‹ KurÆnhw, presbeutØn toË SebastoË §parxeίaw Kappadokik∞w, presbeutØn toË SebastoË ka‹ éntistrãthgon Lukίaw ka‹ Panfulίaw, presbeutØn ÉAsίaw bÄ, presbeutØn PÒntou ka‹ Beiyun[ί][aw], frçtrem érouçlem, [se]pt[°]mou[ira §]poul≈noum, [t]Ún eÈerg°thn [k]a‹ ktίsth[n] t∞w pÒlevw, t∞w bou[l∞w] [§]k t«n fidίvn énay[eίshw]

14 [n]°on Fontrier; [ ]eon am Stein? (Thomasson Autopsie 1990 in Bergama). Boule und demos ehrten Aulus Iulius Quadratus, Consul, Proconsul von Kreta und Kyrene, Legat des Kaisers für Cappadocia, propraetor für Lycia et Pamphylia, zweimal Legat für Asia, Legat für Pontus et Bithynia, Mitglied der fratres arvales ['Flurbrüder' in Rom], septemviri epulonum [Priesterschaft in Rom], den Wohltäter und Gründer [Wiederhersteller] der Stadt, und die boule hat auf eigene Kosten (das Denkmal) hergerichtet. "C. Antius A. Iulius Quadratus aus Pergamon, Freund von Kaiser Trajan, war ab 73/77 n. Chr. Mitglied der fratres Arvales. Er bekleidete wichtige Ämter; die Inschrift nennt (in nicht konsequenter Reihenfolge) die prätorische Legatur unter den Proconsules in Pontus und Bithynia, ferner in Asia für zwei Jahre, die Legatur (iuridicus) für Cappadocia (ca. 82-84), das Prokonsulat von Kreta und Kyrene (um 85/86) und die Statthalterschaft von Lycia et Pamphylia (90-93), schließlich das erste (Suffekt-)Konsulat im Jahre 94. Die Inschrift wurde gesetzt, bevor er später unter Trajan zur Statthalterschaft von Syria (100-104), zu einem zweiten (ordentlichen) Konsulat (105) und zum Proconsul von Asia (109-110) aufstieg." H. Halfmann (brieflich).

Nr. 833

Der demos ehrt Lucius Agrius Publeïanus Bassus

Fundort: Zeytindag - Antike Herkunft: Elaia? (Nächster antiker Ort: Elaia). Publikationen: Dallaway, Constantinople 291 Nr. 1; Dallaway, Konstantinopel 334 Nr. 1; Boeckh, CIG 3531; ÜOmhrow 2, 1874, 200 rechte Sp. (2. Inschr.); Fontrier, MousBiblSmur II,1 (1875-76), 15-16 Nr. 102; Conze - Schuchhardt, AM 24, 1899, 205 Nr. 12; Lafaye, IGR IV 271. Inschriftträger: Marmor, H 35, B 57, T 40 cm. - Datierung: Römische Zeit. 1 2 3 4 5

ı d∞mow LeÊkion ÖAgrion Leukίou uflÚn PoublhianÚn Bãsson tÚn pãtrvna svt∞ra ka‹ eÈerg°thn genÒmenon t∞w pÒlevw

Der demos (ehrt) Lucius Agrius, Sohn des Lucius, Publeïanus Bassus, der Patron (patronus), Schützer und Wohltäter der Stadt war.

6 3 PoublÆÛon Dallaway / CIG

Nr. 834

Weihung an Kaiser Augustus für die pax Augusta

Fundort: Zeytindag - Antike Herkunft / dekretierender Ort: Myrina [Aiolis]. Publikationen: ÜOmhrow 2, 1874, 120 rechte Sp. (3. Inschr.); Fontrier, MousBiblSmur II,1 (1875-76), 16 Nr. 103; Lafaye, IGR IV 1173; L. Robert, BCH 108, 1984, 488 Anm. 111 = Documents 476. vgl: L. Robert, Hellenica II 77 Anm. 1 (Z.4/5). Datierung: Term. post 9 v. Chr.

(2.) Elaia, Pitane, Wasserleitungen nach Pergamon, Kapukaya, Meter Aspondene, Gambreion, Sandaina, Soma bis Savastepe

1 2 3 4 5 6

Nr. 835

ı d∞mow ı Kaisar°vn Mureinaίvn AÈtokrãtori Kaίsari ye“, ufl“ yeoË, Sebast“, Íp¢r EfirÆnhw Sebast∞w kayi°rvsen

107

Der demos des kaiserlichen Myrina (hat) dem Imperator Caesar, dem Göttlichen, Sohn des Gottes, Augustus, für die Pax Augusta (den Altar?) geweiht.

Boule und demos ehren den Kaiser (Augustus) und Livia Augusta

Fundort: Zeytindag. Publikationen: G.E. Bean, TTK Belleten 29, 1965, 593 Nr. 3 (m.türk.Ü.); J.u.L. Robert, Bull. ép. 1968, 443 Nr. 3. - vgl: J.M. Cook - D.J. Blackman, JHS 91 (1971) ArchRep (1970/71) 37. Inschriftträger: Zwei Widmungen auf einem Sockel für ursprünglich 2 oder 3 (?) Statuen. Datierung: Zeit des Augustus oder Tiberius, vor dem Tod der Iulia i.J. 29 n. Chr. (s.u.). 1 2 3 4

≤ boulØ ka‹ ı d∞mow de›bon Kaίsara

Boule und demos (ehren)

≤ boulØ ka[‹ ı d∞mow] Leibίan Se[bastÆn]

Boule und (demos ehren)

den göttlichen Caesar

Livia Augusta

Livia wurde zwar erst nach dem Tod des Augustus durch dessen Testament zur Augusta erhoben, aber es mag ihr dieser Titel im Osten bereits früher dediziert worden sein; die Vergöttlichung des Augustus wurde im Osten bekanntlich schon zu seinen Lebzeiten gepflogen. So können wir also nicht sagen, ob diese Ehrungen noch in die Zeit des Augustus oder schon des Tiberius fallen.

Nr. 836

Grabschrift: Dokumentierung der Hinterlassenschaft des Menandros

Fundort: Zeytindag - Nächster antiker Ort: Elaia - Museum: Pergamon. Publikationen: Conze - Schuchhardt, AM 24, 1899, 206 Nr. 16 mit Abb. vgl: RepGRI Nr. 161. Inschriftträger: Stele (H 50 cm). 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

M°nandrow Menãndrou nomikÚw ofikodespÒthw filoy[r]°mmatow éf«n tª kurί& sebasmίƒ boulª tÚ periÚn aÈt«i pandoxe›on ka‹ ofikίan

Menandros, Sohn des Menandros, Rechtsgelehrter, Hausherr, gern Pflegekinder erziehend, hinterläßt der amtierenden, ehrwürdigen boule das ihm übriggebliebene Gasthaus und das Wohnhaus

4 filoC emmatow Abb. Conze-Sch.

Nr. 837

Grabschrift für Ammia

Fundort: Zeytindag, Kirche Hl. Konstantin u. Helena, Marmorboden vor der Altarstufe (Papadopoulos-K.). Nächster antiker Ort: Elaia. Publikationen: Papadopoulos-Kerameus, AM 6, 1881, 268 Nr. 7; Conze - Schuchhardt, AM 24, 1899, 205 Nr. 14. 1 2 3 4

z«sa ÖApfion ÉAyhnãdou ÉAmmίai ÑI°rvnow t∞i yugatr‹ ka‹ •aut∞i

Zu Lebzeiten (hat) Apphion, (Tochter) des Athenades, (das Grab errichtet) für ihre Tochter Ammia, (Tochter) des Hieron, und für sich selbst

(2.) KAIKOS

108 Nr. 838

Grabschrift für Gaius Furius Perigenes, vom demos

Fundort: Zeytindag - Nächster antiker Ort: Elaia. Publikationen: Conze - Schuchhardt, AM 24, 1899, 206-207 Nr. 18. Inschriftträger: Marmor, H 44, B 34 cm. - Datierung: Römische Zeit. 1

GãÛow FoÊriow Gaίou xa›re

2 Perig°nhw In einem von zwei Kränzen: 3 ı d∞mow

Gaius Furius Perigenes, Sohn des Gaius, lebe wohl ! Der demos.

Z.1 FoÊriow: Wir wissen nicht nicht, ob es sich hier um ein Mitglied des römischen Patrizier-Geschlechtes der Furier handelt. Vermutlich ist die Inschrift identisch mit →Nr. 824: in Z.1 [ÉI]oÊ[li]ow statt richtig FoÊriow.

Nr. 839

Grabschrift (?) für Demetria

Fundort: Zeytindag - Nächster antiker Ort: Elaia. Publikationen: Conze - Schuchhardt, AM 24, 1899, 207 Nr. 19. Inschriftträger: Marmor, H 30, B 20 cm. 1 2

Dhmhtrίa ÉA]ntίkleitow

Demetria, (Tochter) des Antikleitos (?Antikleites?)

2: passend wäre ÉAntikleίtou (ÉAntίkleitow [nom.] übernimmt LGPN 5a).

Nr. 840

Grabschrift für Athenaios

Fundort: Zeytindag. - Nächster antiker Ort: Elaia. - Museum: Bergama, Museum. Publikationen: Kontoleon, ÉAn°kdotoi 12 Nr. 22; Conze Schuchhardt, AM 24, 1899, 181 Nr. 33 (Kopie? Tscholakidis); Prott - Kolbe, AM 27, 1902, 133-34 Nr. 161 mit Zeichnung (Giebelfeld) und Foto (Stein); Pfuhl - Möbius II 565-66 Nr. 14, Fotos Taf. 329. - vgl: Fränkel, AvP VII 2, S. 271. Inschriftträger: Marmorstele, B 23 (Schaft), 27 (Giebelleiste) cm. Im Giebelfeld die Einzeichnung von zwei schlanken Löwen(?), die einander entgegenstehend ein gestürztes Rind(?) anfallen (Nachzeichnung von H. Thiersch). Auf dem Schaft die Inschrift und ein Bildfeld (unten abgebrochen) für eine Malerei, die jetzt verschwunden ist. Datierung: 2. Hälfte 4. Jh. v. (Pf.-M.). 1 2

ÉAyÆnaiow Dionusod≈ro

Nr. 841

Athenaios, Sohn des Dionysodoros alter Genetiv auf -O

Grabschrift für Aur. Publius Glykon

Fundort: Zeytindag - Nächster antiker Ort: Elaia. Publikationen: Pottier - Hauvette-Besnault, BCH 4, 1880, 381 Nr. 8. - vgl: RepGRI Nr. 162. Inschriftträger: Marmorplatte, wohl von einem Sarkophag. - Datierung: Römische Zeit (nach 212 n. Chr. ?). 1 2

kateskeÊas]en tØn §kbãsmvsin •autª ka‹ AÈr. Poplίƒ GlÊkvn[i oÈk ¶jestin êll]on tinå tey∞nai efiw tØn sÒron taÊthn

... (sie hat erbaut) die §kbãsmvsiw für sich und Aurelius Publius Glykon; (es ist nicht gestattet), einen anderen in diesem Sarkophag zu bestatten. Z.1 §kbãsmvsiw: gemeint ist der Sarkophag (BCH) - vielleicht mit einem getreppten Aufgang ?

(2.) Elaia, Pitane, Wasserleitungen nach Pergamon, Kapukaya, Meter Aspondene, Gambreion, Sandaina, Soma bis Savastepe

Nr. 842

109

Fragment: Grabschrift (?) eines Diakons

Fundort: Zeytindag - Nächster antiker Ort: Elaia. Publikationen: Baltazzi, BCH 12, 1888, 374 Nr. 29; Conze - Schuchhardt, AM 24, 1899, 205 Nr. 13; Grégoire I Nr. 61ter. - vgl: Schultze, Kleinasien II 49. Inschriftträger: Marmor (in einem Brunnen verbaut), H 27, B 55 cm. - Datierung: Christlich.

[ - - - - ] diakÒnou Vermutlich eine Grabinschrift (oder Eigentümer-Angabe? oder eine Kirchenbau-Inschrift?).

Nr. 843

Name auf Gefäß: Oikumene

Fundort: Zeytindag - Nächster antiker Ort: Elaia. Publikationen: Conze - Schuchhardt, AM 24, 1899, 205 Nr. 15. Inschriftträger: "Aschengefäß aus Phokäastein", Inschrift am oberen Rand zwischen Linien.

Ofikoum°nhw

Bloßer Name (im Genitiv): Besitzerinschrift ?

Kuça-Bunar (2209) Kutscha Bunar

Der türkische Friedhof Kutscha Bunar ist nach den Angaben "erste Anhöhe nordwestlich von Elaia" und "eine Stunde nördl. von Skala Klisseköy" etwa in der Umgebung von Halimaga Çiftlik zu suchen; etwas genauer scheint die Angabe AvP I (S.113): "In der Hügelbarre, die nördlich von Elaea gegen den Kaikos sich erstreckt". Den nicht genau zu ermittelnden Fundort "3/4 h nördlich von Skala Klisseköy an einem Brunnen" haben wir hier mit eingereiht - er müsste zumindest in der Nähe gelegen haben.

Nr. 844

Boule und demos ehren Claudius Aisimos, Agonothet des Soter Asklepios

Fundort: Kuça Bunar - Antike Herkunft: Vermutlich Asklepieion von Pergamon. Museum: Bergama, Depot der Kizil-Avli. Publikationen: Pottier - Hauvette-Besnault, BCH 4, 1880, 377-78 Nr. 5; Conze - Schuchhardt, AM 24, 1899, 202 Nr. 5 (1. Inschr.); Robert, Études Anat. 66; Habicht, AvP VIII 3,40, Foto Taf. 14. vgl: H. Hepding, Philologus 88, 1933, 342; Ohlemutz, Heiligtümer 171 Anm. 146; L. Robert, BCH 108, 1984, 473 = Documents 461. Inschriftträger: Marmorbasis (H über 1 m, B ca. 40 cm). Auf der rechten Seite die Inschrift →Nr. 845. 1 2 3 4 5 6 7

≤ boulØ ka‹ ı d∞mow §teίmhsen S(°jton) KlaÊdion A‡simon L(oukίou) SilianoË uflÚn égvnoyetÆsanta toË Svt∞row ÉAsklhpioË [k]al«w §k t«n fidίvn

Die boule und der demos ehrten Sextus Claudius Aisimos, den Sohn des Lucius Silianus, der die Spiele des Soter Asklepios gut und aus eigenen Mitteln ausgerichtet hat.

Der Agon des Soter Asklepios fand im Asklepieion von Pergamon statt; von dort dürfte auch die Inschrift verschleppt sein.

Nr. 845

Grenzmarkierung

Fundort: Kuça Bunar - Nächster antiker Ort: Elaia. Publikationen: Conze - Schuchhardt, AM 24, 1899, 202 Nr. 5 (2.Inschr.); Grégoire I Nr. 60; Robert, Études Anat. 67; Habicht, AvP VIII 3, zu Nr. 40. - vgl: Schultze, Kleinasien II 49 Anm. 7; RepGRI Nr. 152. Inschriftträger: Auf der rechten Seite der Basis →Nr. 844. - Datierung: Byzantinische Zeit. 1 2

~ ˜roi ÉAxil k(a‹) Per(gãmou)

(2.) KAIKOS

110

1 ÉAxil(leίou) Grégoire; 2 KPERS am Stein Schuchhardt; 2 Per(gamhn«n) Grégoire (alternativ). Grenzmarkierung aus christlicher Zeit. Zwischen Pergamon und Achilleion? Ein Ort Achilleion ist in dieser Gegend nicht bekannt (er kann aber existiert haben). Möglich ist auch, dass ein Eigentümer namens Achilleos mit dem Stein sein Grundstück abgrenzte.

Nr. 846

Grabschrift für Metrobia

Fundort: 3/4 h nördl. von Resadiye Iskele - Nächster antiker Ort: Elaia. Publikationen: Pottier - Hauvette-Besnault, BCH 4, 1880, 381 Nr. 9.

Mhtrobίa Mhnofί[lou] xa›re

Metrobia (Tochter) des Menophilos, lebe wohl !

Mhtroria am Stein.

Nahe dem Haus des Dimitrios Asmatsis (220x) Nicht identifiziert: "An der Straße von Aliaga nach Çandarlı, in einiger Entfernung nördlich von Gryneion"; diese Fundstelle dürfte bei 2201 bis 2203 liegen.

Nr. 847

Die Hieronikai ehren (postum) Gnaius Tetreinios

Fundort: Zwischen Gryneion und Çandarlı. Publikationen: Plassart - Picard, BCH 37, 1913, 182 Nr. 15; L. Robert, AC 37, 1968, 406 Anm. 7 = OpMin VI 82. - vgl: RepGRI Nr. 157. Datierung: Römische Zeit. 1 2 3

ofl fleron›kai [G]na›on Tetre›nion AÎlo[u] vsklon ¥rva §pifa[n∞]

Die Sieger der heiligen Festspiele (ehren) Gnaeus Tetreinios, Sohn des Aulos, den - - - berühmten Heros

Postume Ehrung: 'Heros' bedeutet in Grabinschriften 'Verstorbener' (in der Volksreligion werden die Geister der Toten ¥rvw genannt). - Der Geehrte gehörte wohl selbst zum Kreis der Hieronikai (Sieger bei den heiligen Festspielen) oder war ein Förderer dieses Festes. Vielleicht hat die Ehrung auch als Grabinschrift gedient ?

Kapatzedes (2210) Zwischen Zeytindag und Çandarlı. Fundort der Inschrift →Nr. 818.

Friedhof bei Çandarlı (2213) Türkischer Friedhof 1 h nö. von Çandarlı auf einem Hügel: Der 'Çiledede' oder Punkt '59 m' in der GenK ?

Nr. 848

Grabschrift für Flavius Herculanus, Proviantmeister der Legio VI Ferrata, von der Frau und den Kindern

Fundort: bei Çandarlı, Friedhof Ag. Georgios - Verwahrung (ehemals): Çiftlik Grandoglu der Familie Baltazzi. Publikationen: Pottier - Hauvette-Besnault, BCH 4, 1880, 376-77 Nr. 3; Lafaye, IGR IV 266. vgl: Hepding, AM 35, 1910, 493 (Z.5-6/7); Mason, Greek terms 41 s.v. §j (Z.2). Inschriftträger: Säule. - Datierung: Kaiserzeit. 1 2 3 4 5 6 7 8 9

Fl(ãbion) ÑHrkoulanÚn preimopeilãrion §j §pãrxvn legi«now ßkthw Sidhrçw Fl(abίa) Majίmilla tÚn glukÊtaton êndra ka‹ Flãbioi ♠ ÑHrkoulanÚw ka‹ ÉAl°jandrow ka‹ ÑHrãkleia tå t°kna t∞w efiw aÈtÚn ékoloÊyou éjίaw

Für Flavius Herculanus, Hauptmann der Offiziere der Legio VI Ferrata. Flavia Maximilla für ihren liebsten Mann und die Flavii Herculanus und Alexandros und Herakleia, die Kinder, angemessen der Wertschätzung für ihn.

(2.) Elaia, Pitane, Wasserleitungen nach Pergamon, Kapukaya, Meter Aspondene, Gambreion, Sandaina, Soma bis Savastepe

111

1/2 primipilaris ex praefecto legionis (IGR). 5 Hepding revidit; zuvor (BCH) Flãbio[w] F[l(abίou)]. 8 Richtig wäre ékoloÊyvw (angemessen). Z.3: Die Legio VI Ferrata existierte seit Caesar bis mindestens Mitte 3. Jahrhundert. Die kaiserliche Legion wurde an allen Grenzen des Reichs eingesetzt; wenn wir den primopilarius Flavius Herculanus in der Zeit der Flavischen Kaiser vermuten wollen, dann könnte er im Bürgerkrieg 69 n. Vespasian geholfen oder in Moesia gegen die Daker gekämpft oder bei der Besetzung der Kommagene (72/73 n.) mitgemacht oder in der neuen Provinz Samosata am Euphrat die Grenzen gesichert oder bei Kanal- und Brückenbauten (75 n.) in Antiochien geholfen haben.

1/2 h von Çandarlı (2214) Nach Reiseverlauf und Anordnung der Inschriften wird es sich um eine Stelle nordöstlich von Çandarlı handeln, nämlich am Weg zur Hauptstraße (nach Aliaga); dort soll auch eine antike Ortslage sein; die Stelle dürfte in der Nähe, also südlich des Çiledede zu suchen sein; die antiken Reste auf o.g. Friedhof (→Ort 2213) könnten von diesem Ort stammen.

Nr. 849

Christliche Grabschrift

Fundort: 1/2 h von Çandarlı. Publikationen: Plassart - Picard, BCH 37, 1913, 183 Nr. 16. Inschriftträger: Zwei Fragmente, jeweils links und rechts gebrochen. - Datierung: Christlich. 1 2

[kÊr]ie boÆyhson - - - - - -mnoiv t« énory≈sante[i] vacat

Herr, hilf - - - zur Auferstehung

Çandarlı / antik: Pitane (2215) Çandarly, Çandarlık

Pitane, an der Landzunge (Halbinsel) von Çandarlı, westlich der Kaikos-Mündung, 30 km sw. von Pergamon, an der N-Küste des großen Elaïtes Kolpos (Çandarlı Körfezi); die südlicheren Städte an dieser Bucht (Gryneion, Myrina) gehören zur Landschaft Aiolis, Pitane und Elaia sind auch aiolisch, werden aber manchmal als Orte im aiolischen Mysien bezeichnet. Bei Herodot unter den elf aiolischen Städten (Elaia fehlt dort). Die Lokalisierung ergibt sich zwingend aus den geographischen Angaben der antiken Autoren. Strabon 13,1,67: Pitane, aiolische Stadt mit zwei Häfen (passt einzig zu Çandarlı), und 30 Stadien nach Pitane mündet der Kaikos in die Elaïtes genannte Bucht, dann folgt 12 Stadien vom Fluss Kaikos entfernt die aiolische Stadt Elaia, Hafenplatz der Pergamener, 120 Stadien von Pergamon entfernt. Entsprechend auch Plinius (n.h. 5,121) oppidum Elaea et ex Mysia veniens Caicus amnis, oppidum Pitane, Canaius amnis und Ptolemaios (5,2,6), der die Aufzählung der Städte der Aiolis mit Kap Kane, Pitane, Elaia, Myrina beginnt; die Mündung des Kaikos hat er zuvor (noch bei Mysien) genannt. Die antike Stadt ist überbaut. Erkennbar sind Reste der Stadtmauer (die Halbinsel war ringsum befestigt) und (unter Wasser) einer Mole mit (Leucht?)turm, die Mulde des Theaters und eine künstliche Terrasse für ein Stadion (?). Viele hellenistische Tonscherbenfunde und terra sigillata. Der hier 1958 gefundene archaische Kouros (Mus. Bergama) veranlasste E. Akurgal zu Grabungen (19591965). Ans Licht kam eine Nekropole mit Keramik vom 8. bis 4. Jh. v. (darunter außergewöhnliche Gefäße) und zeitgleichen (Anfang 6. Jh. v.) Körper- und Brandgräbern (Aschenurnen): Nach der Verbrennung sammelte man die Knochen in Keramikgefäße. Nicht verbrannte Körper wurden in Sarkophagen, Pithoi oder in bloßer Erde bestattet. Die Grabstellen wurden mit Steinkreisen, ∅ 3-4 m, markiert (wie in Neandria). Im 13./14. Jh. bauen die Genuesen auf dem antiken Mauerwerk der Halbinsel ein Kastell mit fünf Türmen. Prokesch (Denkwürdigkeiten 3, 330/1) hält 1826 die Stätte für Larissa oder Eläa; nur magere Beschreibung. Geschichte: Diodor sagt im Bericht über Amazonen und Atlanter (3,54-56), dass auch Kyme, Pitana, Priene (3,55,6) Namen von Anführerinnen der Amazonen sind, die diese Städte gegründet haben könnten. Die Pitana›oi gehörten zum Attisch-Delischen Seebund; jährlicher Beitrag von 1000 bis 2000 Drachmen. 336 v. traf der Makedone Parmenion in Kleinasien Vorbereitungen für einen von Philipp II. geplanten Krieg gegen die Perser. Nach Einnahme von Gryneion belagerte er Pitane, wurde dort aber von dem Griechen Memnon, der den Persern diente, zurückgedrängt (Diodor 17,7,9).

112

(2.) KAIKOS

281 v. kaufte Pitane für 380 Talente vom Seleukiden Antiochos I. ein Landgebiet; Philetairos von Pergamon gab dazu eine Anleihe (OGIS I 335, 133ff.) und Eumenes I. bestätigte das Besitzrecht. Pitane gehörte fortan (also bis 133 v.) zum pergamenischen Reich, aber offenbar als eine freie Stadt, denn in einem Grenzstreit mit Mytilene ist Pergamon nur der Schiedsrichter (Inschrift →Nr. 850). Im 1. Mithridatischen Krieg floh Mithradates VI. nach Pitane und wurde dort von Flavius Fimbria eingeschlossen; aber der Flottenkommandant Lucullus ließ ihn auf Anweisung Sullas zur See entkommen (Plutarch, Lucullus 3; Appian, Mithridatica 52). Die Inschriften aus Çandarlı sind unbedeutend; das wichtige Dekret →Nr. 850 (s. o.) kommt aus Pergamon. Die Münzen zeigen, dass der Kult des Ammon in das 4. Jh. v. zurückreicht. - Berühmt waren Weine der Umgebung (Athenaios 1,31c) und Ziegel aus Bimssteinerde (terra pumicosa), die so leicht sind, dass sie auf Wasser schwimmen (Strabon 13,1,67; Plinius n.h. 35,171). - Der Philosoph Arkesilaos (315-240 v.), der lange die Platonische Akademie in Athen leitete, stammte aus Pitane, ebenso der Dichter Matron (4. Jh. v.). In christlicher Zeit war Pitane Suffraganbistum von Ephesos. Als Bischöfe sind Hesperios (451), Apollon (459), Epiphanios (536) bezeugt. Münzen: Die Münzprägung ist nicht sehr reichlich. Älteste Münze Ende 5. Jh. v. (Bronze, Vs. Kopf, Rs. PITANA und Pentagramm), Bronzemünzen 4. Jh. v. bis 1. Jh. (Vs. oft Kopf des Zeus Ammon, Rs. oft Bacchantin oder Omphalos mit Schlange; PI, PITA, PITAN, PITANAIVN, PITANEVN). - Kaiserzeitliche Münzen von Augustus bis Otacilia Severa (248 n.): als Emblem u.a. Ammon, Telesphoros, Athena, Zeus, Schiffsbug, Amazone; Aufschrift PIT, PITA, PITANAI, PITANAIVN. Eine Bronzemünze mit Porträt des Proconsuls P. Cornelius Scipio (ca. 8/7 v.). Literatur (Auswahl): C. Schuchhardt, AvP 1,1 (1885) S. 99-100; K. Lehmann-Hartleben, Die antiken Hafenanlagen des Mittelmeeres (1923), 276 Nr. 218; J. Keil, RE 20, 2 (1950) Sp. 1841-43; E. Akurgal, Die Kunst Anatoliens (1961) S. 231-233, Abb. 195-197; ders. (Grabungsnotizen), in: Machteld J. Mellink, Archaeology in Asia Minor, AJA 65, 1961, S. 51; AJA 69, 1965, S. 148; AJA 70, 1966, S. 157 f.; J.M. Cook / D.J. Blackman, Arch. Rep. 1964-65 (JHS 85, 1965) S. 35/6 zur Grabung von Akurgal; Y. Tuna-Nörling, Die attisch-schwarzfigurige Keramik und der attische Keramikexport nach Kleinasien. Die Ausgrabungen von AltSmyrna und Pitane (1995); Melanie Heinle, Aiolis S. 29-33, besonders zum Landgebiet (x≈ra) und zum Grenzstreit mit Mytilene.

Nr. 850

Ehrendekret von Pitane für pergamenische Richter (eines von 3 Dekreten nach dem Schiedsspruch zum Grenzstreit zwischen Pitane und Mytilene)

Fundort / antiker Ort: Bergama (Burgberg) / Pergamon - Dekretierender Ort: Pitane. Publikationen: Fränkel, AvP VIII 1, 245 (Z.1-45); Bérard, De arbitrio 45-47 Nr. 35; Dittenberger, OGIS 335 (Z.1-45); Hiller von Gaertringen, IG XII Suppl. 142 (Z. 1-12, 24, 26-29, 45); Ager, Arbitrations Nr. 146. vgl: Fränkel, AvP VIII 2, Add. S. 510 (Erg.zu Z.6); Wilhelm, AEM 20, 1897, 57 (Z. 2,3-4,10-11); Raeder, L'arbitrage 86-9 Nr. 46 (Z.31-32); Larfeld, Epigraphik 478 (Z.2); Tod, Arbitration 39-40 Nr. 59A; Meyer, Grenzen 107; L. Robert, BCH 49, 1925, 219-20 Nr. 5 (Z. 2-3,11-12) = OpMin I 13-14; L. Robert, BCH 50, 1926, 469-70 Anm. 1 (Z. 6,8-9,24) = OpMin I 33-34; SEG 4, 1930, 680 (Z. 6-9,11-12,24,45); Robert, Études Anat. 114 Anm. 1 (neues Frgm. zum Ende Z.45); Ohlemutz, Heiligtümer 31, 56, 199; Orth, Machtanspruch 111-14; L. Robert, BCH 101, 1977, 128 Anm. 207 (Z.21) = Documents 86; SEG 27, 1977, 807 (Z.21); Schalles, Kulturpolitik 39 (mit weiterer Lit.); Savalli, ASNP (Ser.3) 11, 1981, 635 (Z.45); Curty, Parentés 82-85 Nr. 40 (Z.1-12, m.frz.Ü.; Z.21-23); I. Savalli-Lestrade, REG 105, 1992, 221-30; Ph. Gauthier, Bull. ép. 1993, 437. Inschriftträger: Vier Fragmente (A/B/C/D) einer großen Dekrettafel mit drei Dekreten (I/II/III); II (A Z.46-62, B Z.1-26, D ?) stammt aus Mytilene, III (B Z.27-9, C Z.1-65, D ?) aus Pergamon. Datierung: Term. ante quem 133 v. Chr. (am Ende der pergamenischen Königszeit), vor 138 v. Chr. (Savalli), kurz nach 150 v. Chr. (Larfeld). Drei auf einer pergamenischen Stele publizierte Dekrete nach dem Grenzstreit von Pitane mit Mytilene. In Dekret (I) ehren die Pitanäer, in (II) die Mytilener das Schiedsgericht in Pergamon, aus (III) erfahren wir die (vorangegangene) Entscheidung zugunsten der Pitanäer: diese haben ihren Anspruch nachgewiesen, dass sie das strittige Grenzgebiet einst für 380 Talente vom Seleukidenkönig Antiochos I. erworben haben; dazu hat ihnen Philetairos I. eine Anleihe gegeben und Eumenes, als Rechtsnachfolger von Seleukos II., die Wirksamkeit des Kaufs bestätigt. Schon Antiochos I. habe in einem ähnlichen Streit für den Besitz der Pitanäer entschieden. Die Richter legen die Grenzen fest, die mit Stelen zu markieren sind, entlang der Grenze der Chora von Pitane: am Weg entlang der Grenze mit der Astyrene und vorbei am Grab des Epikratos bis zur Grenze von Atarneus.

(2.) Elaia, Pitane, Wasserleitungen nach Pergamon, Kapukaya, Meter Aspondene, Gambreion, Sandaina, Soma bis Savastepe

113

Wir drucken nur das Dekret (I) der Stadt Pitane ab (A Zeile 1-45), nach dem Text der editio princeps (Fränkel). Andere Ergänzungen (Dittenberger, Hiller, Ager) siehe unten. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45

[Pi]tanaίvn strathgo‹ e‰pan: §peidØ [Perg]amhnoί, suggene›w ˆnt[ew ka‹] fίloi ka‹ eÈnÒv[w] diakeίmenoi prÚw tØ[n pÒlin ≤]m«n ép' érx∞w, chfίsm[ata ka‹] presbeutåw épe[s]tãlkasin prow ≤mç[w, neik«n §]nesthkÒtvn prÚw Mu[tilhnaίou]w: Bãkxion EÈdÆmou, ÉApollÒdvron ÉAy[hnod≈rou, Diog]°nhn ÉAsklhpiãdou, Me[gίstermon] ÉAttãlou, Skãmvn[a] ÉAsklãpvnow, toÁw [diakrinoËn]taw §n •auto›w Ípej[akoÊsantaw t«n é]ntilegom[°]nvn, ka‹ mØ porrvt[°rv spoud∞i ka]‹ filonikίai §mfa[n . . . . . . . .18. . . . . . . . . .] ≤goËnta[i] Pergamhno‹ t[. . . . . . . .16. . . . . . . . ég]ayã, o· te presbe[uta‹ toÊtvi t«i §pagg°l]mati polloÁw ka‹ sumf[Òrouw émfot°rai]w ta›w pÒlesin [éned°janto p]Òn[ouw, ka‹ s]poud∞i ka‹ [p]royum[ίai êjioi t∞w épestal]kuίaw patrίdow e . . .7. . . . plh[. .4. . dhla]dØ ka‹ dedÒx[yai t«i dÆmvi: chfίsas]yai Pergamhno›w [to›w oÔ]si ka‹ fίloiw [ka‹ s]un[g][°nesi t∞i pÒlei ≤m«n, xãrin], ˜ti oÈ[k §]n t«i parÒn[ti ka]ir«i mÒnon oÈd[e . . . . .10. . . . .] [ - - - - - - - - ] aÈt«n . .4. . §k palai«[n xr]Ònvn p[a]r∞ko[n . . . . . .13. . . . . . .] [ - - efiw tÚn ≤m°teron d]∞mon ¶x[o]usi proyumίai [ka]‹ [ - - - - - ] [ - - - - - - - - pas«n pe]ristãs[e]vn koinvnoËntew t«n [ - - - - - - - ] [ - - - - - - - tekmÆr]io[n] él[h]yin∞w §stin eÈnoίaw d[- - - - - - - - -] [ - - - - - - - - - - - pr]Ú[w] éllÆlaw filãnyr[v]p[a pollã]kiw [- - -] [ - - - - - - - - - - - - - - - - - - -]to går mØ parap°mp[ein . . .]vn[- - -] [ - - - - - - - - - - - - - - - - - él]l' ‡dion égayÚn ≤g[oum°n]hn y[- - -] [ - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - ] ka‹ filoίkeion s . . . . thw [- - -] [ - - - - - - - - - - - - - - ]th[ - - - - - - - ] tã te t∞w su[g]geneί[aw - - - ] [ - - - - - - - - - - - - - - t]Øn t«n [. . . . koin]vnίan m°ga ti ka[ - - - - ] [ - - - - - - - - - - - énÆ]kein prÚ[w toÁw sug]genestãtouw [ - - - - - ] [ - - - - - - - - - - dioik]oum°noiw ÍpÚ Pe[rg]amhn«n •[t]oί[mvw - - - ] [ - - - - - - - - - - - sunt]Òmvw ka‹ mØ fil°xyrvw Ípe[jakou - - - - - ] [ - - - - - - - - - - - - - - ]a aflroÊmeya kritåw aÈtoÁw toÁw [ - - - - - - ] [ - - - - - - - - - - - - -]i t«n éntilegom°nvn, §pe‹ ka‹ Mutilhna›o[i …molÒgh][san kritåw aÈtoÁw •l°sya]i, o·tinew §p‹ tØn x≈ran paragenÒmenoi toË §[n ≤m›n mh][nÚw - - - - , - - - - d¢], …w Pergamhno‹ êgousin, êrjontai diakoÊein k[a‹ kay' ß][kaston skopoËntew poÆ]sontai tØn krίsin mey' ˜rkou ka‹ t«n gnvsy°nt[vn épÒfasin] [¶ggrafon •kat°rai t]«n pÒlevn épod≈sousin: tå d¢ kriy°nta e‰[nai kÊria ka‹] [émetãyeta: …saÊtv]w d¢ ka‹ tå sunluy°nta, §ån émfÒteroi éna[d°jvntai, grã][cousin §n stÆlhi: sthl]≈sousin d¢ ka‹ toÁw prosdeom°nou[w §ke› Ípograf∞w êl][louw ˜rouw, mhd¢n é]di°jakton époleίpontew, oÈd' §ån mh[ - - - - ] [ - - - - - - - - ]ow •autoÁw ≤goÊmenoi, é[llå] krίn[ontew - - - - - - - ] [ - - - - - - - di]ejaxy∞nai tå neίkh ka‹ m[hd¢n ¶ti mÆte ¶gklhma mÆte ne›kow] [diaforçw §xÒmen]on époleify∞nai to[u - - - - - - - - - - - - - - - - ] [ - - - - - - - - - - - d]iå pr[ogÒnvn - - - - - - - - - - - - - - - - - ] [ - - - - - - - - - - - - - - ]o[ - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - ] [ - - - - - - - - - t]å sustay[°nta - - - - - - - - - - - - - - - - - - - ] [ - - - - - §phi]n∞syai d¢ k[a‹ tÚn d∞mon Pergamhn«n [ - - - - - - - - ] [ - - - - - - - - - -]n aÍto›w, ¶ti d¢ [ - - - - - - - - - - - - - - - - - - - ] [ - - - - - - - th]w sunlÊsevw ≤ e[ - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - pã][shi ¶spe]usan §pimeleίai: [§phin∞syai d¢ ka‹ toÁw presbeutåw ka‹ kal°sai §p‹] [tØn koin]Øn •stίan, fro[ntίsai d¢ per‹ aÈt«n toÁw strathgoÊw]

(2.) KAIKOS

114

Andere Ergänzungen bei Dittenberger, OGIS; diese übernimmt Hiller, IG (abweichende sind unten notiert). Ager folgt meist Dittenberger (die Abweichungen gegenüber Fränkel sind unten notiert). 3 cÆfism[ã te ka‹] Dittenb., Ager. // 4 ≤mç[w per‹ t«n §]nesthkÒtvn Dittenb., Ager. 6 toÁw [§kponÆson]taw Dittenb., Ager. - 6 Ípej[aίresin t«n é]ntilegom[°]- Kaibel (AvP Add.), Dittenb., (t«n nËn Fränkel, AvP Add., t«n te Ager); Ípej[ίstasyai t«n é]ntilegom[°]- Hiller. 7 PVRRVT am Stein. - porrvt[°rv e‰nai (?) §n t∞]‹ filonikίai, §mfan[ίzontaw - - ˜sa] ≤goËnta[i] Hiller. 8 Pergamhno‹ t[a›w pÒlesin ¶sesyai ég]ayã, o· te presbe[uta‹ ékoloÊyvw t«i chfίs]mati Hiller. 9 ka‹ sumf[°rontaw •kat°rai]w ta›w pÒlesin [§poiÆsant]o l[Ògouw, ka‹ s]poud∞i Hiller. 10 plh[. . . . d‹É ì] dØ Dittenb., Ager // 11 Pergamhno›w [gegonÒ]si ka‹ Dittenb., Ager // 11/12 épokrίnas]yai Pergamhno›w, [suggen°]si ka‹ fίloiw [ka‹ e]În[oiw ⏐oÔsin t∞w pÒlevw ≤m«n], ˜ti Hiller. 13 aÈt«n, [éllå] §k palai«[n xr]Ònvn p[a]r∞ko[loÊyhsan ∏i] Dittenb., Ager. 24 to›w parakal]oum°noiw ÍpÚ Pe[rg]amhn«n •[t]oί[mvw §pakolouye›n] Hiller. // 25 Ípe[j- - Ager. 27 per]‹ t«n Hiller, Ager. // 28/29 toË §[n Pitãnhi ⏐ mhnÚw - - ] Dittenb., Ager. 35 - - , oÈd¢n pr]Úw •autoÁw Dittenb., Ager. - krίn[ontew ımoίvw pãnta - - Dittenb., Ager. 36 [Àste pantel«w di]ejaxy∞nai Dittenb., Ager. // 44 [§pain°sai d¢ ka‹ Ager. 45 fro[ntίsai d¢ toÁw strathgoÁw ˜pvw §n to›w §nnÒmoiw x]rÒnoiw timhyÆsontai Hiller (Klammer korrigiert Savalli: xrÒnoiw timhyÆsontai]. Übers. nur Z.1-13 (e.g., teilweise nach Ergz. von Dittenberger, Hiller, Ager): Beschluss von Pitane. Die strategoi stellten den Antrag: Nachdem die Pergamener, die stammverwandt und von Anfang an freundschaftlich und wohlwollend unserer Stadt gesonnen sind, Beschlüsse und Gesandte [4] zu uns geschickt haben wegen der Auseinandersetzungen mit den Mytilenern, nämlich Bakchios (Sohn) des Eudemos und Apollodoros (Sohn) des Athenodoros und Diogenes (Sohn) des Asklepiades und Megistermos (Sohn) des Attalos und Skamon (Sohn) des Asklapon; diese trafen unter sich die Entscheidung nach Anhörung derer, die gegensätzliche Standpunkte vertreten - - - - - - [7] und, damit sich (diese) nicht weiterhin im Streit befinden, legten sie dar - - - was die Pergamener für richtig erachten. Die Gesandten nahmen also, dem Beschluss (ihrer Stadt) folgend, für beide Städte viele und vorteilhafte Anstrengungen auf sich und mit Fleiß und gutem Willen erwiesen sie sich würdig ihrer Vaterstadt - - Und deshalb [11] hat der Demos folgenden Beschluss gefasst: Antworten (?) soll man den Pergamenern, die stammverwandt und befreundet und wohlwollend zu unserer Stadt sind, dass sie nicht nur zum gegenwärtigen Zeitpunkt, sondern weil sie von alters her aufmerksam waren - - - - -

Nr. 851

Fragment aus einer größeren (Bau?)-Inschrift

Fundort / antiker Ort: Çandarlı / Pitane. Publikationen: J. Franz, AIC Roma 1842, 150 Nr. 41 (Kopie H. Kiepert); LBW 1724. 1 2

[ - - - - - - - - - Ka]›sar Sebas[tÚw] [ - - - - - - - - - kate]skeÊasen

Nr. 852

- - - Caesar Augustus - - - hat errichtet §pe]skeÊasen Franz

Grabschrift (?)

Fundort: Çandarlı (im Garten Ypsilanti). - Antiker Ort: Pitane. Publikationen: Pottier - Hauvette-Besnault, BCH 4, 1880, 377 Nr. 4; Conze - Schuchhardt, AM 24, 1899, 202 Nr. 4. Inschriftträger: Marmorsockel (H 18, B 100, T 70 cm). 1 2

KritÒlaon ı patØr ÉAristÒkritow

Nr. 853

Den Kritolaos (bestattet / ehrt) sein Vater Aristokritos Aristokritou am Stein (Pottier-H.)

Hermes Kleee donios: Aufschrift auf Herme mit Phallos

Fundort: Çandarlı - Verwahrung: (1870) im Besitz von Baltazzi. Publikationen: LBW 1724a (Kopie Dugit). Inschriftträger: Sur un Hermès, orné d'un phallus. 1 2 3

ÑErm∞w KlehdÒniow

Hermes Kleedonios

(2.) Elaia, Pitane, Wasserleitungen nach Pergamon, Kapukaya, Meter Aspondene, Gambreion, Sandaina, Soma bis Savastepe

115

Hermes Kledonios: Der Beiname leitet sich her von klehd≈n (klhd≈n), glückverheißender Zuruf: Hermes als Verkünder guter Götterbotschaften. Kledonios ist auch ein Epitheton des Zeus als Orakelverkünder.

Nr. 854

Grabschrift für Dionysios: Ehrung durch die demoi zweier Städte

Fundort: Güzelhisar [Aiolis]. Antike Herkunft: wahrscheinlich Pitane (Diest) / wohl Kyme (Engelmann) / [erwähnt einen] Ort Pitane verschieden von der [hier betreffenden] Stadt am elaitischen Meerbusen (Curtius). Publikationen: LBW 1724b (Kopie Dugit); Hirschfeld, Bull Inst Arch 1873, 226 (1. Inschr.); PapadopoulosKerameus, MousBiblSmur I (1873-75), 125 Nr. 35; Bechtel, BeitrIndogSpr 6, 1881, 118 Nr. 2; Bechtel, SGDI 309; Diest, PetMitt, Erg.-Heft 94, 1889, 33; Kontoleon, REG 14, 1901, 295-96 Nr. 1; Engelmann, IK 5, 64. vgl: Curtius, Bursian Jber 1,2 (1873), 1243. Inschriftträger: Stele (H 80, B 54, T 23 cm); unter dem Grabspruch zwei Kränze (darin jeweils "ı dçmow"). Datierung: Hellenistisch ? (Engelmann). 1 2 3

DionÊsiow ÉAsklãpvnow xa›re rechter Kranz

linker Kranz

ı dçmow

ı dçmow

Dionysios, (Sohn) des Asklapon, lebe wohl ! Der demos von (Aigai?); der demos von Pitane

darunter 4

[ - - - - ]

ı Pitanaίvn

1 DionÊiow Xilapvnoe am Stein Hirschfeld; DionÊsiow ÉAstlaaigvnow am Stein Diest. 4 [ı AfigaiÆvn] ı Pitanaίvn SGDI. - Unter dem linken Kranz fehlt der Stadtname; vielleicht Aigai ?

Nr. 855

Grabschrift (Fragment)

Fundort: Çandarlı (Pitané. Maison de Ismyrli Achmet) - Antike Herkunft: Pitane. - IK vermutet Kyme (übernimmt den FO Güzelhisar aus der bei Kontoleon voranstehenden Nr.1 statt aus der Überschrift Pitané). Publikationen: Kontoleon, REG 14, 1901, 296 oben Nr. 2; Engelmann, IK 5, 92. 1 2 3 4

Nr. 856

[éga]yª tÊx˙ . . . . . . GNH pary°nƒ . . . . DI . . . . PND : S .

Heil und Segen! ..... dem jungfräulichen Mädchen

Namensstempel (auf Geschirr)

Fundort / antiker Ort: Çandarlı / Pitane. Publikationen: Loeschcke, AM 37, 1912, 374-75 Nr. 1 mit Abb. 6 Nr. 5. Inschriftträger: Auf Geschirr, in einer tabula ansata. - Datierung: Zeit des Tiberius. 1 2

Nr. 857

ÉAgayÒpodow Losmarke

Fundort: Çandarlı(?) - Antike Herkunft: Pitane(?), Kyme [Aiolis] (?). Publikationen: Joubin, Mus. Const. Bronzes 58 Nr. 422; Perdrizet, REA 4, 1902, 86 Nr. 1 mit Zeichnung; Engelmann, IK 5, 84. Inschriftträger: Bronzemarke. - Datierung: Ca. 200 v. Chr. (Kroll: 1. Jh. v. - 1. Jh. n. Chr.). 1 2

ÉAntig°nhw Lhnaίv

(2.) KAIKOS

116 Nr. 858

Losmarke

Fundort: Çandarlı(?) - Antike Herkunft: Pitane(?), Kyme [Aiolis] (?). Publikationen: Joubin, Mus. Const. Bronzes 58 Nr. 423; Perdrizet, REA 4, 1902, 86 Nr. 2 mit Zeichnung. Inschriftträger: Bronzemarke. - Datierung: Ca. 200 v. Chr. 1 2

Nr. 859

Mosxίvn ÉAgeãnaktow Losmarke

Fundort: Çandarlı(?) - Antike Herkunft: Pitane(?), Kyme [Aiolis] (?). Publikationen: Joubin, Mus. Const. Bronzes Nr. 424; Perdrizet, REA 4, 1902, 86 Nr. 3 mit Zeichnung; Engelmann, IK 5, 86. Inschriftträger: Bronzemarke. - Datierung: Ca. 200 v. Chr. 1 2

Nr. 860

[ÉA]sklhpiÚw Kleitvnίda Losmarke

Fundort: Çandarlı(?) - Antike Herkunft: Pitane(?), Kyme [Aiolis] (?). Publikationen: Joubin, Mus. Const. Bronzes Nr. 425; Perdrizet, REA 4, 1902, 87 Nr. 4 mit Zeichnung; Engelmann, IK 5, 85. Inschriftträger: Bronzemarke. - Datierung: Ca. 200 v. Chr. 1 2

Nr. 861

ÉAl°jandrow Kleofãno Losmarke

Fundort: Çandarlı(?) - Antike Herkunft: Pitane(?), Kyme [Aiolis] (?). Publikationen: Joubin, Mus. Const. Bronzes Nr. 427; Perdrizet, REA 4, 1902, 87 Nr. 5 mit Zeichnung; Engelmann, IK 5, 87. Inschriftträger: Bronzemarke. - Datierung: Ca. 200 v. Chr. 1 2

Nr. 862

ÑHraklίdaw ÉAyanãv Losmarke

Fundort: Çandarlı(?) - Antike Herkunft: Pitane(?), Kyme [Aiolis] (?). Publikationen: Joubin, Mus. Const. Bronzes 60 Nr. 428; Perdrizet, REA 4, 1902, 87 Nr. 6 mit Zeichnung; Engelmann, IK 5, 88. Inschriftträger: Bronzemarke. - Datierung: Ca. 200 v. Chr. 1 2

Nr. 863

Mnhsίmaxow Damofίl[v] Namensstempel (auf Geschirr)

Fundort / antiker Ort: Çandarlı / Pitane. Publikationen: Loeschcke, AM 37, 1912, 375 Nr. 2a mit Abb. 6 Nr. 4. Inschriftträger: Auf Geschirr: ein Stempel in einer Sandale. - Datierung: Zeit des Tiberius (14-37).

Efisid≈rou Cognomen eines signierenden Sklaven ?

(2.) Elaia, Pitane, Wasserleitungen nach Pergamon, Kapukaya, Meter Aspondene, Gambreion, Sandaina, Soma bis Savastepe

Nr. 864

117

Stempel (auf Geschirr)

Fundort / antiker Ort: Çandarlı / Pitane. Publikationen: Loeschcke, AM 37, 1912, 375 Nr. 2a mit Abb. 6 Nr. 6. Inschriftträger: Auf Geschirr, Stempel in einer Sandale.. - Datierung: Zeit des Tiberius (14-37).

ÉAndr°ou Cognomen eines signierenden Sklaven ?

Nr. 865

Monogramm

Fundort / antiker Ort: Çandarlı / Pitane. Publikationen: Loeschcke, AM 37, 1912, 386 Abb. 9. Inschriftträger: Monogramm auf der Rückseite eines Ton-Modells für Hohlformen. Nr. 866

Kap. 11: Byzantinische Bleisiegel (Pitane)

Tekkedere (2221) Dereici; Tekeköy, Tekkeköy, Tekedere

Etwa 5 km nnö. von Elaia.

Nr. 867 a

Fragmente einer Gladiatoreninschrift ?

Fundort: Tekkedere, in der Vorhalle der Moschee überkopf eingemauert (Conze/Sch.). Publikationen: Conze - Schuchhardt, AM 24, 1899, 207 Nr. 21; Robert, Gladiateurs 216-17 Nr. 261. Inschriftträger: Marmor (H 28, B 70), darauf fünf Kränze, rechts und links je zwei übereinander, in der Mitte ein größerer (Conze/Sch.). - Datierung: Römische Zeit. Unter dem mittleren Kranz Im oberen rechten Kranz

Have PA | LV

Sei gegrüßt! (Lebe wohl !) Im unteren rechten Kranz

AI

Ehrung (Grabmal?) für einen Gladiator (Robert) ?

Nr. 867 b

Meilenstein (Kaiser Galerius), Straße Pergamon-Ephesos

Fundort: Tekkedere (außen am türkischen Friedhofe, Conze/Schuchhardt). Publikationen: Conze - Schuchhardt, AM 24, 1899, 207 Nr. 20; Lafaye, IGR IV 1172; French, RRMAM 3,5 (2014) Nr. 018 mit Abb. 6.1.14 (Facs.). - vgl: French, RRMAM 2,1 Nr. 473 (Z.5). Inschriftträger: Runde Marmorsäule, H 55, ∅ ca. 35 cm (Conze/Sch.). Datierung (French): 293-305: Diokletian und Maximian als Augusti, Constantius I und Galerius als Caesares.

1 2 3 4 5 6

[égayª tÊx˙: AÈtokrãtorsin Kaίsarsin] [G. AÈr. OÈal. Dioklhtian“] [ka‹ Mar. AÈr. OÈal. Majimian“] [ka‹ Fl.] OÈal. Kv[nstantίƒ] ka‹ G(alerίƒ) OÈal. Majima[n“] to›w §pifanesstã[toiw] to›w Kaίsarsi[n] M(ilia) p(assuum) gÄ

French 2014

2 v[nstantίƒ] : /II/V [Heil und Segen! Für die Imperatores Caesares C. Aurelius Valerius Diocletianus und Marcus Aurelius Valerius Maximianus und für Flavius] Valerius Constantius und Galerius Valerius Maximianus, die hochberühmten Caesares. - 3 Meilen. Falls der ursprüngliche Standort des Meilensteins beim Fundort Tekkedere war, dann passt "3 Meilen" zur Entfernung nach Elaia - oder bis zur Grenze des pergamenischen Stadtgebiets, die wir aber nicht kennen.

(2.) KAIKOS

118 Nr. 868

Grenzstein eines Kirchengutes(?)

Fundort: Bei Tekkedere (Grégoire: Tépé Kjöi - wohl fälschlich für Tekeköy). Publikationen: Fontrier, MousBiblSmur II,1 (1875-76), 19 Nr. 107; Grégoire I Nr. 61bis = Nr. 346bis; Halkin, AB 71, 1953, 77 = Études V; L. Robert, Hellenica X 230-31 Anm.2. - vgl: RepGRI Nr. 154. Datierung: Christliche Zeit. 1 2

ofl ˜ru toË ÑAgίou épostÒlou ÉIvãnnou [ - - - - - - - - - - ]

Grenzen des Heiligen Apostel Johannes

---

Also wohl ein Grenzstein einer Kirche bzw. eines Klosters oder Klostergutes.

Nr. 869

Fragment

Fundort: Tekkedere, bei der neuen Moschee (Conze/Sch.). Publikationen: Conze - Schuchhardt, AM 24, 1899, 207 Nr. 22. Inschriftträger: Stele, etwa 32 cm breit, auf der linken Nebenseite die Inschrift:

TLNGIN weitere verwitterte unlesbare Zeilen

Kurfallı (2223) Dorf 5 km nnö. von Zeytindag.

Nr. 870 a

Meilenstein (Kaiser Licinius), Straße Pergamon-Ephesos

Fundort: Kurfallı, neben dem Aufgang zur Moschee. Publikationen: Conze, AM 24, 1899, 208 Nr. 23; Mommsen, CIL III 142015; French, RRMAM 3,5 (2014) Nr. 019 A mit Abb. 7.2.5 (Abkl.). - vgl: French, RRMAM 2,1 Nr. 488 (Z.6). Inschriftträger: French: A re-used column. Complete. Hard, grey limestone. Simple shaft. The top is flat, with a dowel-hole in the centre. Surface and letters slightly worn. Datierung (French): 1.3.317 - 19.9.324: Licinius I als Augustus und Licinius iun. als Caesar. French 2014 1 2 3 4 5

Imperator Caesar VAL:LICINIANVS:P:F:INV:AVG ET VAL:LICINIANVS:LICINIUS NOBILISS AC: PIISS: CAESAR MP VI

6 6: MP Monogramm: P steht im M

Imperator Caesar Valerius Licinianus Pius Felix Invictus (Unbesiegter) Augustus und Valerius Licinianus Licinius, hochberühmter und höchst frommer (piissimus) Caesar. 6 Meilen.

Nr. 870 b

Meilenstein (Kaiser Licinius), Straße Pergamon-Ephesos

Fundort: Kurfallı, am Dorfeingang; früher an der Moschee im alten Dorf (3 km östlich). Publikationen: French, RRMAM 3,5 (2014) Nr. 019 B. Inschriftträger: French: A re-used, fluted column. Complete(?). Hard, grey stone (basalt ?). Top and bottom surfaces flat. A square(?) dowel hole in top and bottom surfaces. The flutes (still visible) were shaved in order to produce a flat surface for the inscription. Surface and letters: worn. Datierung (French): 1.3.317 - 19.9.324: Licinius I als Augustus und Licinius iun. als Caesar. Vermutlich gleiches Formular wie →Nr. 870 a; danach ergänzt.

(2.) Elaia, Pitane, Wasserleitungen nach Pergamon, Kapukaya, Meter Aspondene, Gambreion, Sandaina, Soma bis Savastepe

119

French (2014): Imperator Caesar Valerius Licinianus, frommer, glücklicher, unbesiegter Augustus und Valerius Licinianus Licinius hochberühmter und höchst frommer Caesar. Meile 6 (?)

MP ligiert

Kurfallı-Çiftlik (2224) Kurfaly-Çiftlik, Dombei-Agyly

Identisch mit Kurfallı oder nahe bei Kurfallı ?

Nr. 871

Grabschrift für Eothinos und Eirenion

Fundort: Kurfallı-Çiftlik. Fußbodenplatte eines Grabes bei Elaia, das sonst aus Ziegelplatten bestand (Conze). Publikationen: Conze - Schuchhardt, AM 24, 1899, 208 Nr. 24. Inschriftträger: Grabstein mit Giebel, aus phokäischem Stein, H 77, B 48 cm (Conze). 1 2 3 4

ÉEv[y]ine xa›re Efirhnίv[n] [x]a›re

Eothinos lebe wohl ! Eirenion lebe wohl !

Der Name ÉEvyinow ist nur hier belegt (LGPN 5a), Efirhnίvn öfters, z.B. in Rhodos und Delos.

Arabli-Çesme (2226) Arabli-Çesme wurde von uns noch nicht identifiziert.

Nr. 872

Grabschrift für Nonia Modeste

Fundort: Arabli-Çesme (am Wege nach Apano-Kyrklar, nördl. unterhalb des Tschiftliks des Kostis Mesandria). Publikationen: Conze - Schuchhardt, AM 24, 1899, 208 Nr. 25. Inschriftträger: Marmor (eingemauert, nur rechte Seite ist frei), Bh 3 cm. - Datierung: Römische Zeit. 1 2 3

Nvnίai Mod°sthi mhtr‹ Mod°stou ÉIoÊliow PolÊkleitow

Für Nonia Modesta, die Mutter des Modestus. Iulius Polykleitos (hat das Grab errichtet).

Pestimalci-Çiftlik (2227) Pestamalci-Çiftlik

Nördl. von Elaia, am westl. Ufer des Bakır Çay (Kaikos).

Nr. 873

Fragment einer Ehrung

Fundort: Pestimalci-Çiftlik, "neben dem Gut auf einem alten türkischen Friedhof". Publikationen: Curtius - Hirschfeld, Sber Berlin 1888, 885 Nr. 52 (Kopie v.Diest); Conze - Schuchhardt, AM 24, 1899, 209 Nr. 27. Inschriftträger: Bruchstück, Marmor, oben und rechts gebrochen (B 45, T 24 cm). In einem Kranz die Inschrift: 1 2 3

EROU IENAYLIASST ofl parå yãlass[an]

2 OLMLOlIASX Hirschfeld; 3 OIPAROOALAXS Hirschfeld. 3 parå yãlass[an] ist wohl einem Ethnikon oder Ortsnamen zugesetzt zur Unterscheidung von einem gleichnamigen Ort. - Der Kranz, der die Inschrift umgibt, zeigt, dass es sich um eine Ehrung handelt.

(2.) KAIKOS

120

A a ı Kırıklar (2228) Kato-Kyrklar = Kyrklar, Kirklar

2,5 km nnw. von Zeytindag, westl. vom Bakır Çay (Kaikos).

Nr. 874

Meilenstein (Philippus Arabs / Maximian), Straße Pergamon-Ephesos

Fundort: Asagı Kırıklar, auf dem Dorffriedhof. - Verwahrung: Arch. Museum Bergama (10.10.1997) m. Abkl. Publikationen: French, RRMAM 3.5 (2014) Nr. 021 (nach Abklatsch) mit Abb. 7.2.6+7+8 (Abkl.). vgl: SEG 64, 2014, 2168. Inschriftträger: French: A simple cylinder. The top is broken; the base is flat. Damaged on the surface, especially in the middle section. Hard, grey/white marble. All inscriptions are worn (especially texts [4] and [5]) and damaged; the letters of text [4] are very faint. Datierung (French): (1) Anfang 244 - Sept./Okt. 249 (Philippus Augustus u. Severa Augusta). (2) 254-260 ([Valerianus u. Gallienus als Augusti] und Salonina Augusta). (3) 293-305 (Diocletianus u. Maximianus als Augusti, Constantius I u. Galerius als Caesares. (4) ? (5) ? Text u. Anm. von French: (1) At the bottom of the shaft; upside down to text (2); on the r. of text (3):

(2) At the top of the shaft; now broken:

(3) At the bottom of the shaft; upside down to text (2); on the r. of text (1):

(4) At the top of the shaft; on the immediate l. of text (5), and on the r. of text (2):

(5) At the top of the shaft; on the immediate l. of text (2), and on the r. of text (4) Anm. French: (1) Z.5/6 [épÚ ÉElaίaw] efi[w P°rg|am[on mί gÄ] (2) Z.5-7 _[G Iu]li[o Flavio] | Proclo Q[ui|ntilliano]´ ? - Z.8 MP Ligatur. (4) Z.4 MP Ligatur.

(1) Den Imperator Caesar Marcus Iulius Philippus und Otacilia Severa, Mutter der Heereslager (mater castrorum) ..... - (3) ..... (Diokletian), für Caesar M. Aur. Maximianus Augustus (Maximian) und für die hochberühmten Caesares Flavius Valerius Constantius (Constantius I) und C. Valerius Maximianus (Galerius). (1) Mater castrorum: Der Titel geht auf die Anwesenheit der Kaiserin Faustina d.J. (Frau von Marc Aurel) im Heereslager der Germanenkriege zurück; auch Kaiserin Iulia Domna (Frau von Septimius Severus) erhielt ihn, weil sie sich im Heereslager aufhielt. Der Titel, später erweitert zu mater castrorum et senatus et patriae, demonstriert die Verbundenheit von Kaiserhaus und Soldaten; nicht jede Kaiserin trug ihn (kinderlose nicht ?).

(2.) Elaia, Pitane, Wasserleitungen nach Pergamon, Kapukaya, Meter Aspondene, Gambreion, Sandaina, Soma bis Savastepe

Nr. 875 a

121

Grabschrift für den Philosophen Claudius Aisimos

Fundort: Friedhof bei Asagı Kırıklar. Publikationen: Fränkel, AvP VIII 2, 605; Lafaye, IGR IV 457.

Kl(audίvi) Afisίmvi filosÒfvi SilianÚw ı uflÒw

1 2 3 4

Nr. 875 b

Für Claudius Aisimos, den Philosophen. (Errichtet hat das Grab) Silianos, der Sohn.

Grabschrift des Quintus Kerdonios (christlich)

F1

Fundort: Asagı Kırıklar, F2 Bergama, Sammlung im Konak. Publikationen: Conze - Schuchhardt, AM 24, 1899, 208-209 Nr. 26; Grégoire I Nr. 50; Schultze, Kleinasien II 49 Anm. 5. Inschriftträger: Kastenförmiger Trachytsarkophag (Conze). - Datierung: Christlich. 1 2

~ Ko˝ntou Kerdonίou

(Grab) des Quintus Kerdonios

Kalerga (2229) Kalarga

Auf dem 'Prophet Elias'-Hügel bei Kalerga wird das mythisch-berühmte Teuthrania vermutet, das in prähistorischer Zeit existierte und jedenfalls im 5./4. Jh. v. Chr. noch bestand. Siehe unten zu →Ort 2230.

Nr. 876

Meilenstein, Straße Pergamon-Ephesos

Fundort: Kalarga (Kalerga, vor dem Haus der Mastor Janis, Conze/Schuchhardt). Publikationen: Conze - Schuchhardt, AM 24, 1899, 209 Nr. 28; French, RRMAM 2,1 Nr. 490; French, RRMAM 3,5 (2014) Nr. 20. Inschriftträger: Marmorner Säulenstumpf (Conze/Schuchhardt). - Datierung nicht möglich. 1 2

MP XVI

Milia passuum XVI: der 16. Meilenstein von woher? Der marmorne Stein, der laut Conze "an dieser Stelle gefunden" ist, wird wohl einmal einige Meilen verschleppt worden sein, denn im Umkreis von 16 Meilen kommt keine Stadt infrage außer das nur 10 Meilen entfernte Pergamon.

bei Kalerga / antik: Teuthrania (2230) Teuthrania wird auf dem 175 m hohen Hügel 'Prophet Elias' vermutet, der 15 km sw. von Bergama beim Dorf Kalerga, 1,5 km nördl. von Asagı Kırıklar (Kirklar), weithin sichtbar aus der flachen Kaikosebene aufragt. Auf dem westlichen Gipfel Reste einer kleinen Herrenburg, polygonale und isodome Mauern auf der Spitze und am Abhang des Berges. - Auf dem 3 km wsw. benachbarten niedrigen Hügel 'Baglar Tepe' (nicht der bei Ruge genannte 'Beiram-Tepe', 7 km nw., 116 m hoch) fand man Mauern aus kleinen Steinen und viele prähistorische Vasenscherben. Dörpfeld hielt deshalb diesen Hügel für das alte, vorgeschichtliche Teuthrania, das die untere Kaikos-Ebene beherrscht hat; als später Überschwemmungen und Mückenplagen das Leben unerträglich machten, wechselte man auf den höheren Berg - durchaus vorstellbar (das nahe Atarneus wurde wegen der Mücken gänzlich verlassen). Der alte Name der Stadt des Teuthras blieb dabei erhalten. Dörpfelds Ansicht berücksichtigt nicht, dass die Prähistorie auf dem großen Hügel noch im Verborgenen schlummern kann. Überhaupt ist die Lokalisierung bei Kalerga nicht gesichert: Die Funde sind gering (vielleicht nur ein unbedeutender Herrensitz) und manche Autoren bezweifeln die Existenz von Teuthrania (s. unten).

(2.) KAIKOS

122

Geschichte: Der legendäre König Teuthras herrschte von seiner Stadt Teuthrania aus über die gleichnamige Landschaft Teuthrania im südl. Mysien. Wie weit seine Herrschaft reichte, wissen wir nicht; er wird auch als 'König von Mysien' oder von 'Mysern und Kilikern' bezeichnet. Vielfach überliefert (in abweichenden Versionen) und von den Tragikern auf der Bühne genutzt ist der Mythos der Auge und ihres Sohnes Telephos, Sohn des Herakles, die in einem Kasten im Meer ausgesetzt überlebten und so zu Teuthras gelangten, der Telephos als Sohn annahm, an Priamos zur Erziehung übergab und dann in Telephos seinen Nachfolger fand. - Später sehen die Pergamener in den Teuthraniern ihre Vorfahren und somit den historischen Auftrag, über die Kaikos-Ebene zu herrschen. - Die vielen literarischen Zeugnisse (auch epigraphische Testimonia) verbieten es, die Existenz einer einstigen Königsstadt Teuthrania als nur mythologisch anzusehen (vgl. E. Thraemer, Pergamos 207 ff.); die o.g. Funde prähistorischer Zeit stützen auch die Annahme eines historischen Kerns der Überlieferung. Um 400 v. herrschten die Brüder Eurysthenes und Prokles als lokale Dynasten in Halisarna und Teuthrania, einem erblichen Territorium, das der Perserkönig Xerxes dem Ex-Spartanerkönig Demaratos geschenkt hatte, außerdem auch Pergamon und Gambreion (Xenophon, Hell. 3,1,6). Dieser war nach seiner Absetzung in Sparta zu Dareios I. geflohen und hat 480 v. Xerxes auf dem Zug gegen Hellas begleitet. Herodot, der an diversen Stellen über Demaratos berichtet, nutzt eine auf diesen selbst zurückgehende mündliche Überlieferung. Später ist Teuthrania neben Pergamon bedeutungslos geworden. Jedenfalls sind keine historischen Fakten bekannt. Münzen: Nur eine Prägeserie um 400 v. Chr. in Silber und in Bronze: (Vs.) Kopf des Prokles, Dynast von Teuthrania und Halisarna, mit persischer Haartracht; (Rs.) Kopf des Apollon, Aufschrift TEU. Literatur: A. Conze, AM 12, 1887, S. 149-160, Taf. IV-V u. AvP I, 1 S. 115; E. Thraemer, Pergamos (1888) S. 165-219; W. Dörpfeld, AM 1910, S. 394/5; W. Ruge, in RE 5 A 1 (1934) Sp. 1159-61. Abb. des Hügels: A. Conze, AM 12, Taf. IV Abb. hier links: O. Berlet, AvP I (1912) Abb. hier rechts: Thraemer, Pergamos, Beilage

An der Straße zwischen Dikili und Bergama (2233) ".. gefunden beim Bau der neuen Straße, welche Dikeli koei mit dem Innern verbindet. Er liegt ungefähr 100 Schritt von dem kleinen Stationshäuschen entfernt, welches sich gerade halbwegs zwischen Bergama und Dikeli koei befindet." (Gelzer); etwas klarer (CIL): 12 km von Dikili, 16 km von Bergama, 15 km von Çandarlı.

Nr. 877

Meilenstein (Consul Manius Aquillius), Straße Ephesos - Pergamon

Fundort: 12 km von Dikili, zwischen Dikeli und Bergama. Publikationen: Curtius - Gelzer, Abh Berlin 1872, 73 Nr. 5; Mommsen, CIL III 6093; Dessau, ILS 27; Haussoullier, RPh 23, 1899, 294 (3.Inschr.); Mommsen, CIL III 7183; Foucart, MAI 37, 1903, 331; Lommatzsch, CIL I2 647; Lafaye, IGR IV 264; Degrassi, ILLRP Nr. 455; Warmington, Old Latin IV 152-53 Nr. 12 (m.engl.Ü.). - vgl: Ramsay, JHS 2, 1881, 47 unten (Z. 3,6); Ramsay, Geogr. As. Min. 166 (Z. 3,6); Hirschfeld, Sber Berlin 1907, 171; Hirschfeld, Kleine Schriften 711; Sherk, TDGR IV Nr. 42 A (nur engl. Ü.); French, RRMAM 2,1 Nr. 474 (Z. 3,6). Datierung: 129 v. Chr. 1 2

M. Aquillius M. f. cos

Manius Aquillius Sohn des Manius Consul

(2.) Elaia, Pitane, Wasserleitungen nach Pergamon, Kapukaya, Meter Aspondene, Gambreion, Sandaina, Soma bis Savastepe

3 4 5 6

CXXXI [Mãni]ow [ÉA]kÊll[i]ow Manίou Ïpatow ÑRvmaίvn rlaÄ

123

(Meilen) 131 Manius Aquillius Sohn des Manius Consul der Römer (Meilen) 131

Die Ergänzung des Namens ergibt sich aus dem Meilenstein für den Consul Manius Aquillius in →Nr. 801. Die 131 Meilen sind von Ephesos aus gerechnet. Ephesos ist das 'caput viae'.

E rigöl Tepe (2235) 9 km sw. von Pergamon, knapp 2 km nnw. vom Dorf Egrigöl. Der Hügel (114 m üNN) steilt kegelartig aus der flachen Kaikos-Ebene empor, ähnlich wie weitere Hügel flussabwärts: Molla Mustafa Tepe, Sultan Tepe, Prophet Elias (Teuthrania), Reïs Tepe.

Nr. 878 a

Auf einem Dachziegel

Fundort: Am Abhang des Egrigöl Tepe i.J. 2011 gefunden. Publikationen: M. Zimmermann, AA 2012 (2), 216; SEG 62, 2012, 957. Datierung: Hellenistisch.

basilikÆ Der Stempel eines königlichen Betriebs nennt den Ort der Herstellung des Ziegels oder seiner Verwendung. BAS-Stempel sind aus Pergamon gut bekannt. Vgl. auch bas(ilikÆ) auf dem Ziegel →Nr. 746 b (Atarneus).

Mal-Ta

(2237)

Mal-Tas = "Schatzsteine", Felsen oberhalb von Sindel, "südlich", das wäre an den Vorhöhen des Gün Dag; aber wir vermuten (nach eigener Besichtigung des Gebiets) "südwestlich", da sich dort, 4 km sw. von Sindel, die einzigen nennenswerten Felsen der Umgebung befinden, nämlich am nach Norden streichenden Gratrücken des Eran Tepe (300 mNN, auch Jumrud Tasch genannt), neben dem Fahrweg von Armaganlar nach Karahıdırlı, mit einem großen plateauartigen Platz davor; die ca. 15 m hohe und 50 m lange Felspartie konnten wir nicht näher in Augenschein nehmen, da sie stark umwachsen ist.

Nr. 878 b

Felsaufschrift

Fundort: Mal-Tas. Publikationen: H. v.Prott - W. Kolbe, AM 27, 1902, 142 Nr. 186 (Kopie Conze). - vgl: RepGRI Nr. 153.

2

X VROF

3

K

1

M%

Felsinschrift unbekannter Bedeutung, vielleicht eine Grenzmarkierung oder für einen kultischen Zweck.

Sindel (2238) Sendel

5 km südl. von Bergama, am Rand des Höhenzugs jenseits des Kaikos.

Nr. 879

Eine Herme für die Nymphen

Fundort: Beim Dorf Sindel in einer noch erkennbaren Nische in den Ruinen eines antiken Baus; in der Nähe eine Quelle und ein Bach. Publikationen: Schröder - Schrader - Kolbe, AM 29, 1904, 165-67 Nr. 6, Foto Abb. 15; AvP I 1, S. 130; Lafaye, IGR IV 413. vgl: Hepding, AM 32, 1907, 365 Anm. 1; Fränkel, AvP VII 2, S. 219. Inschriftträger: Herme, Kopf fehlt (H 80, B 30, T 25, Bh 1,2 cm), Marmor, das Genital ist völlig verstossen. Datierung: Schrift der späteren Königszeit (AM 32) / 1. Hälfte 2. Jh. n. Chr. (Hepding).

(2.) KAIKOS

124 1 2 3 4

ÖAttalow efikÒna ∂n y∞ken NÊmfaisin êgalma é˝dion loutr«n ˆfr' épÒlausin ¶xoi

Attalos (stiftet) die Bildsäule, die er als dauernde Zierde der Bäder Bäder den Nymphen gewidmet hat, damit er (das Baden) genießen kann

Dede Tepe (2240) Dede Tepe (5 km osö. vom Kale Tepe / Atarneus) mit Resten einer kleinen Burg und im Nordwesten Spuren einer hellenistischen Befestigung. Kistengräber auf einem nordwestlich anschließenden Hügelgrat. Die wichtige Grenzmarkierung →Nr. 880 a steht auf einem Felsen rund 500 m nordwestlich des Dede Tepe.

Nr. 880 a

Grenzmarkierung Pergamon - Atarneus

Publikationen: M. Zimmermann, AA 2012 (2), 215; SEG 62, 2012, 950. Fundort: s.o. - Inschriftträger / Datierung: Mit der Grenzmarkierung wurde eine ältere, jetzt verblasste Inschrift erneuert, wir wissen nicht wann. "Zu zwei unterschiedlichen Zeitpunkten bestand demnach die Notwendigkeit, die Grenzen der Polis festzulegen und schließlich diese älteren Bestimmungen, die man in der Landschaft auf anstehenden, unverrückbaren Felsen markiert hatte, abermals zu erneuern." (Zimmermann)

OPE

=

˜(row) Pe(rgamhn«n)

Bergamabagg lari (2242) Baglar

Fundstelle in den Weingärten der Kaikosebene; dieses Gebiet hieß Bergamabaglari.

Nr. 880 b

Zwei Attali (metrisches Fragment)

Fundort: Weingärten der Kaikosebene bei Pergamon - Museum: Bergama, Sammlung beim Konak (1898). Publikationen: Conze - Schuchhardt, AM 24, 1899, 184 Nr. 42; Merkelbach - Stauber, Steinepigramme (SGO) I 604 Nr. 06/02/26. Inschriftträger: Marmor (in zwei Teile gebrochen, zusammen H 18, B 33, T 20 cm). Datierung: Schrift etwa 2. Jh. n. Chr. (Schuchhardt). 1 2

paidÚw ımvnumί˙ ge[ ÉAttãlou §st‹ patÆr [

Wahrscheinlich werden Personen aus der Familie des C. Claudius Attalus Paterclianus bezeichnet; vgl. die Inschrift aus Tralleis IK 36,1 Nr. 54, 9-17; dort wird eine Frau geehrt, sungen∞n Menullίou ÉAttãlou ÍpatikoË, ényupãtou ÉAsίaw, éneciad∞n Klaudίou ÉAttãlou PaterklianoË ÍpatikoË, ≤gemÒnow Beiyunίaw. Für diese beiden Personen s. die P.I.R.2 unter C 800/1; aber es wird in dieser Familie noch mehrere Attali gegeben haben. Vgl. die Epigramme bei Merkelbach - Stauber, Steinepigramme (SGO) I Nr. 06/02/21-25.

Am Weg von Bergama zum Kaikos (2243) 1/4 h außerhalb von Bergama, am Weg zum Kaikos vorbei am Mal Tepe.

Nr. 881

Fragment einer Grabschrift

Fundort: Im Pflaster des Weges ('Güldschück-Sokaki in den Weingärten') von Pergamon zum Kaikos. Publikationen: Fränkel, AvP VIII 2, 592; Conze - Schuchhardt, AM 24, 1899, 185 Nr. 43. vgl: RepGRI Nr. 163. Inschriftträger: Marmorplatte.

1 2 3

[ - - - - - - - - •t°][rƒ d]¢ oÈden‹ §j[°][stv] §pembale›n [tina] ≤me›n μ meta-

... keinem (anderen soll erlaubt sein, jemanden) zu uns hinzuzubestatten oder

(2.) Elaia, Pitane, Wasserleitungen nach Pergamon, Kapukaya, Meter Aspondene, Gambreion, Sandaina, Soma bis Savastepe

4 5

[kin∞s]ai tÚ ≤r“on μ me[tag]rãcai ˜s[a §n] t[“] [mnÆmati g°graptai]

125

das Grabmal zu versetzen oder das umzuschreiben was (auf dem Grabmal geschrieben steht)

Am rechten Rand, senkrecht zur Inschrift, stehen noch die folgenden Zeichen:

PDXIIII

Die Bedeutung dieser Randschrift ist unklar.

bei Ilıca (2244) Debbag Ilıca, Debbag lüca, Tab[b]ak luca

Ungenaue Fundortangabe "südwestlich Bergama, zwischen Ilıca und der Straße nach Dikili".

Nr. 882

Für Kaiser Iulianus Apostata, vom Proconsul Aelius Claudius Dulcitius

Fundort: Friedhof zwischen Ilıca und der Straße nach Dikili (Mommsen: prope viam qua Bergama itur ad Dikeli a meridie vici Tabaklutscha in coemeterio Turcico). Publikationen: Th. Mommsen, EphEp 5, 1884, 589 Nr. 1388 (Abschrift Conze/Bohn i.J. 1883); Dessau, ILS 751; Fränkel, AvP VIII 2, 633; Mommsen, CIL III 7088; Conti, Die Inschriften Kaiser Julians 28. Inschriftträger: Hohe Basis, H 138, Bh 2,7-3,5 cm (Conze / Bohn). Datierung: 361-363 n. Chr. (Iulianus alleiniger Augustus). 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11

d(omino) n(ostro) Fl(avio) C[l. Iulian]o, domino [tot]ius orbis, filosofi[ae] magistro, venera[nd]o principi, piissimo [imp]eratori, victorios[iss]imo Augusto, propagatori libertatis et rei publ[i]cae, Ae(lius) Cl(audius) Dulc[it]ius v(ir) c(larissimus) procon[s.] vic(e) s(acra) aud(iens), d(evotus) n(umini) m(aiestati)q(ue) su(ae)

Unserem Herrscher Flavius Claudius Iulianus, Beherrscher des ganzen Erdkreises, Magister der Philosophie, dem ehrwürdigen Princeps und überaus gottesfürchtigen Kaiser und stets siegreichen Augustus, dem Erhalter der Freiheit und des Staates. - Aelius Claudius Dulcitius, der hochberühmte Proconsul, stellvertretender Richter in Berufungsverfahren, in Ergebenheit für dessen göttliche Hoheit und Würde. Fast der gleiche Wortlaut der Z. 1-6 findet sich in einer Inschrift aus Smyrna (Petzl, IK 24, 1, 816).

Nr. 883

Der Arzt Glykon errichtet ein Grabmal für seinen Lehrer Philadelphos und seine Frau Pantheia, die auch Ärztin war (zwei Grabgedichte)

Fundort: Der obere Teil (a) auf einem Feld bei "AÛbazal∞-Mpaj°", danach Verwahrung im Haus des K.G.Georgios in der synoikia "Tampåk-maxale". Der untere Teil (b) auf einem Feld westlich von Bergama, nahe den Pfeilern der antiken Feststrasse von der Agora zum Asklepieion. Antike Herkunft von (a)+(b): Pergamon ?. Publikationen: Earinos, MousBiblSmur II,1 (1875-76), 52 (A Z.1-11; B); Kaibel, Epigrammata Nr. 243 mit Addenda S. 522; Fränkel, AvP VIII 2, 576 mit Zeichnung der Vorderseite (ganze Stele) und der Nebenseite (Inschrift); IGR IV 507; Peek, GV 2040; Pleket, Epigraphica II Nr. 20; Merkelbach - Stauber, Steinepigramme (SGO) I 610-611 Nr. 06/02/32. vgl: Lithographisches Facsimile bei C. Curtius, Mber Berlin 1876 S. 341; A. Wilhelm, BCH 29, 1905, 414-15 Nr. VIII. Inschriftträger: Altarförmige hohe Basis, in zwei Teile (a + b) gebrochen. - Datierung: Kaiserzeit.

(2.) KAIKOS

126

Teil a 1-2

Vers 1

3-4

Vers 2

5-6

Vers 3

7-8

Vers 4

8-10

Vers 5

10-12

Vers 6

12-14

Vers 7

14-15

Vers 8

16-17

Vers 9

17-18

Vers 10

19-20

Vers 11

20-22

Vers 12

22-23

Vers 13

24-25

Vers 14

25-27

Vers 15

27-28

Vers 16

29-30

Vers 17

30-31

Vers 18

32-33

Vers 19

33-34

Vers 20

35-37

tÊmbon m°n, F[ilãdelfe, GlÊkvn] | soi deίmay' •ta[›row], | ˜n te lίpew t∞w [s∞w êjion] | uÂa t°xnhw: | ˜sson går sÁ krãtistow fih|tr«n ¶pleo pãntvn, | tÒsson t«n êllvn ¶jo|xÒw §sti GlÊkvn: cuxØ | d' §k =ey°vn ptam°nh m[e]|tå daίmonaw êllouw ≥l[u]|ye sÆ, naίeiw d' §n makãrv[n] | dap°dƒ: ·layi kaί moi ˆ|paze nÒsvn êkow …w tÚ pã|roiyen: nËn går yeiot°|rhn mo›ran ¶xeiw bίoto[u]: | êjion Œ Filãdelf', êr' •[∞w pÒ]|tmon ¶llaxew a‡shw, [¶jox'] | fihtorίhw, ¶joxe ka‹ s[ofίhw:] | [o]È går dØ no[Ë]sÒw se b[iãssa|to, ghral°]vn d° gÒm[fvn] | èrm[onί]hn [dhr]Úw ¶lu[se xrÒ]|now: oÂon d¢ Ípn≈v[n §n]|ereÊ[y]etai ênyea mÆl[vn], | to›ow ka‹ n[°]kuw Ãn k[e›so] | katå l[l]ex°vn: nËn s' [≥dh] | dÊnamai yarr«n eÈdaίm[o]|na klπzein, ˆlbie ka‹ zv|∞w, ˆlbie ka‹ yanãtou: ♠ | eÔ yãnen ÑIppokrãthw: éll' [o]È yã[nen]: | oÈd' êr' ¶gvge, toË pãlai ÑIppo[krã]|touw oÈd¢n éshmÒterow: | éll' ¶tumon cuxØ m°nei o[Èranί]|h Filad°lfou, s«ma d¢ [ynhtÚn §]|Ún xyΔn flerØ kat°xei: | (Die zwei Schlussverse sind zerstört)

(1-8) Dieses Grab, Philadelphos, hat dir dein Gefährte Glykon erbaut, den du auch hinterlassen hast als einen Sohn, der deiner Kunst würdig ist; denn so wie du der beste aller Ärzte bist, ebenso ist Glykon hervorragend vor den anderen. Aber deine Seele flog aus den Gliedern heraus und kam zu den anderen Dämonen, und du wohnst in der Ebene der Seligen. Sei mir gnädig und verleihe mir wie früher die Fähigkeit die Krankheiten zu heilen; denn jetzt hast du ein Lebensgeschick, das den Göttern näher ist. (9-16) Du hast, Philadelphos, einen Tod erlangt, der deines Schicksals würdig ist, Vortrefflicher in der Heilkunst, Vortrefflicher in der Weisheit; denn keine Krankheit hat dich bezwungen, sondern die lange Zeit hat

(2.) Elaia, Pitane, Wasserleitungen nach Pergamon, Kapukaya, Meter Aspondene, Gambreion, Sandaina, Soma bis Savastepe

127

die Fügung der alten Gelenke gelöst; wie ein Schlafender sich rötet an den Blüten der Apfelbacken, so lagst du auch als Toter auf dem Bett; jetzt kann ich dich getrost glückselig nennen, du Seliger im Leben, Seliger im Tod. (17-20) (Der Tote spricht:) Gut gestorben ist Hippokrates; und ist auch nicht gestorben; und das gilt auch von mir, der ich nicht weniger berühmt bin als der alte Hippokrates; sondern in Wahrheit bleibt die Seele des Philadelphos im Himmel, während die heilige Erde den sterblichen Leib birgt - - Verse 1-2: Glykon war Schüler des Philadelphos; der Schüler galt den griechischen Ärzten als Sohn. 3-4: C. Curtius erinnerte an das Epigramm des Antipatros von Sidon oder Thessalonike, in dem Sappho spricht: tÒsson d' Íper°sxon éoidãn | yhlei«n, éndr«n ˜sson ı Maionίdaw (Anth. Gr. 7,15). 5: Homerische Wendungen: P 856 cuxØ d' §k =ey°vn ptam°nh, A 222 metå daίmonaw êllouw. Die Seelen der guten Menschen werden nach dem Tod zu Dämonen. - 8: yeiot°rhn : Kontrastierender Komparativ. 9: •[∞w Merk., als Pronomen der zweiten Person gebraucht; man ergänzte ére[t∞w. - 11: suppl. Peek. 13: §n]ereÊyetai Fränkel. - 14: katå llex°vn: Doppelkonsonantische Schreibung um das Metrum zu bezeichnen. - 17: Hippokrates soll in hohem Alter schmerzlos gestorben sein. Vgl. Soran, Vita Hippocratis 11, p. 177 Ilberg (Corp. Med. Gr. IV). Teil b 1-2

Vers 23

3-4

Vers 24

4-5

Vers 25

6-7

Vers 26

7-8

Vers 27

8-9

Vers 28

10-11

Vers 29

11-12

Vers 30

12-13

Vers 31

14-15

Vers 32

15-16

Vers 33

17-18

Vers 34

18-19

Vers 35

20-21

Vers 36

xa›re, gÊnai Pãnyeia, | par' én°row, ˘w metå mo›ran | sØn ÙlooË yanãtou p°nyow | êlaston ¶xv: oÈ gãr pv toί|hn êloxon zugίhn ‡den ÜHrh | e‰dow ka‹ pinutØn ±d¢ saofro|sÊnhn: aÈtÆ moi ka‹ pa›daw §geί|nao pãntaw ımoίouw, aÈtØ ka‹ | gam°tou kÆdeo ka‹ tek°vn | ka‹ biot∞w o‡aka kayeuyÊneskew | §n o‡kƒ ka‹ kl°ow Ïcvsaw ju|nÚn fihtorίhw, oÈd¢ gunÆ per | §oËsa §m∞w époleίpeo t°xnhw: | toÊnekã soi tÊmbon teËje GlÊ|kvn gam°thw, ˜w ge ka‹ éy[anã]|toio d°maw keÊyei Filad°l[fou], | [¶]n[ya] k[a]‹ aÈtÚw §gΔ keίso[mai], | a‡ ke yã[nv], …w [eÈn]∞w moÊ[n˙] | soi §koin≈nhsa ka[t'] a[‰sa]n, | œde d¢ ka junØn {hn} ga›an §fe[s]|sãmenow: |

Sei gegrüsst, Pantheia, meine Frau, von mir, deinem Mann, der ich unauslöschlichen Kummer habe nach dem Schicksal deines traurigen Todes ! Niemals sah Hera eine solche eheliche Gattin, von solcher Schönheit und kluger Beherrschtheit; du hast mir Kinder geboren, die alle gleicher Art waren, du hast gesorgt für den Ehemann und die Kinder, du hast das Ruder des täglichen Lebens im Haus geführt und den Ruhm unserer gemeinsamen ärztlichen Kunst erhöht; obwohl du eine Frau warst, hast du mir an ärztlicher Kunst in nichts nachgestanden. Darum hat dir Glykon, der Ehemann, das Grab bereitet, welches auch die Gestalt des unsterblichen Philadelphos birgt und wo auch ich selbst liegen werde, wenn ich gestorben bin; so wie ich in gebührender Weise das Bett mit dir allein geteilt habe, so werde ich auch gemeinsam mit dir das Kleid aus Erde anziehen. Vers 25: zugίh{n} Curtius, vielleicht richtig; aber es würde ein Hiat entstehen. 27: pa›daw . . . ımoίouw : Der Vers klingt an Hesiod an, Erga 182 patØr paίdessin ımoίiow, s. auch 235 §oikÒta t°kna goneËsi. - 35: So las und ergänzte Peek; andere: …[w égla]ÛsmÚ[n z«n] |

Dikili-Bayır (2246) Dikeli-Baba

Die "südwestlich am nächsten an die Stadt herantretende Höhe" - gemeint ist der zwischen Bergama und dem Asklepieion gelegene Hügel (140 m NN, östl. vom Asklepieion); Gipfelplateau mit antiken Fundamenten, vermutlich von einer Vogelflugwarte (vgl. Wiegand).

Nr. 884

Eine Warte für den Vogelflug (metrisch)

Fundort: Dikili-Bayır, beim islamischen Heiligengrab. - Verwahrung: Asklepieion (Inv.Nr. 1930, 26).

(2.) KAIKOS

128

Publikationen: Wiegand, Abh.Berlin 1932, 38 Nr. 21 (nach Kopie von Hahland); Habicht, AvP VIII 3, 115, Foto Taf. 44; Merkelbach - Stauber, Steinepigramme (SGO) I 600 Nr. 06/02/20. Inschriftträger: Marmorblock (Altar). - Datierung: Trajanisch-hadrianische Zeit (Habicht). 1-2

Vers 1

3-4

Vers 2

bvmÚn skopÆn te | Puyίvi Foίbvi y°to | ÍÚw TrÊfvnow Mçrkow | ♠ ofivn«n ‡d[riw] ♠

3 uÚw Wiegand Den Altar und die Warte hat für Apollon Pythios aufgestellt Marcus, der Sohn des Tryphon, kundig der (Zeichen der) Vögel. Zwei iambische Trimeter auf einem Altar. Habicht bemängelt "metrische Ungenauigkeiten", aber es ist alles korrekt, auch die kurze erste Silbe von TrÊfvn, s. Anth. Gr. 9,544 (Adaios; Hinweis von R. Kassel). Bei der Fundstelle der Inschrift sind noch heute Fundamente eines Aufbaus auf dem Gipfelplateau vorhanden. Die skopÆ (Z.1) bezeichnet eine Vogelflugwarte, zu der eben auch der Altar (Z.1 bvmÒw) gehörte. Die Fundstätte gewährt einen weiten Überblick über die pergamenische Landschaft.

Nr. 885

Fragment einer Grabschrift ?

Fundort: Am Dikili-Bayır (i.J. 1899). - Nächster antiker Ort: Pergamon. Verwahrung: Sammlung am Konak (i.J. 1900). Publikationen: Prott - Kolbe, AM 27, 1902, 135-36 Nr. 165 mit Foto; Fränkel, AvP VII 2, 229 Nr. 276 mit Foto. Inschriftträger: Grabplatte mit Inschrift (Bh 8 / 5 [Z.2] cm) und darauf zwei Brustbilder als Halbfiguren (Relief). Fast vollständig (Kopf fehlt) ist die linke Figur (Frau); von der zweiten (Mann?) sind nur Spuren vorhanden. Datierung: Erste Kaiserzeit (Winter, AvP). 1 2

[ - - - - ]minΔi S[ - - - - ] [ - - - - yu]gãthr [ - - - - ]

Friedhof bei Bergama (2247) "Letzter türkischer Friedhof auf der linken Seite des Weges nach Dikili" - also am Ortsende (?) von Bergama.

Nr. 886

Grabschrift für Stephanos

Fundort: "Türkenfriedhof links der Dikeli-Chaussee", 1/2 h von Pergamon. Museum: ab 1907 Bergama, Museum im Konak. Publikationen: Jacobsthal, AM 33, 1908, 415 Nr. 56. - vgl: RepGRI Nr. 164. Inschriftträger: In zwei Hälften gebrochener marmorner Grabaltar (H 118, B 59, T 43, Bh 2,7 cm). Datierung: 2. Jh. n. Chr. 1 2 3 4 5

ÉAriãdnh Stefãnƒ éndr‹ fidίƒ §k t«n fidίvn aÈto[Ë] mneίaw xãrin pugm«n dekaokt≈: xaίrete parode›t[ai]

Ariadne für Stephanos, ihren eigenen Mann, aus den eigenen Mitteln (von ihm ?) zur Erinnerung: achtzehn pugmaί. Seid gegrüßt, Vorbeikommende!

Z.2: aÈto[Ë] kann man auf mneίaw xãrin (Z.3) oder auf §k t«n fidίvn (Z.2) beziehen. Beides ist ungewöhnlich; letzteres würde wohl "aus dessen eigenen (nachgelassenen) Mitteln" bedeuten. Oder sollte man einfach auf aÈtõ resp. aÈt erkennen (statt aÈto[Ë]) ? Z.4: pugmÆ ist Längenmaß (ca. eine Elle); die Angabe könnte sich auf die Größe des Grabareales beziehen.

(2.) Elaia, Pitane, Wasserleitungen nach Pergamon, Kapukaya, Meter Aspondene, Gambreion, Sandaina, Soma bis Savastepe

Nr. 887

129

Ein Enkel des Kaisers Augustus ?

Fundort: Bei Bergama letzter Friedhof links von der Straße nach Dikeli, i.d. Mauer. - Antiker Ort: Pergamon. Publikationen: Fränkel, AvP VIII 2, 611; Prott - Kolbe, AM 27, 1902, 96 Nr. 88. Inschriftträger: Marmorbasis (linker Randteil, H 48, B 18, T 50, Bh 3 cm). - Datierung: 1. Jh. n. Chr. 1 2 3

Gãow [Ka›sar ?] Seb[astoË uflÒw ?] §p‹ t[- - - - - ]

C. [Caesar] Ser[- AvP

Aug[usti] filius

ÉEpi[t- AvP

Vielleicht C. Caesar Augusti f.: In Pergamon gab es einen Agon zu Ehren der beiden Enkel des Augustus.

Friedhof bei Bergama (2248) "Türkischer Friedhof rechts der Straße von Bergama nach Dikili" - also nach(?) dem Ortsende von Bergama.

Nr. 888

Ein Gladiator (Grabgedicht)

Fundort: Friedhof bei Bergama - Verwahrung: Pergamon (Inv.Nr. P 64) - Nächster antiker Ort: Pergamon. Publikationen: Earinos, MousBiblSmur II,1 (1875-76), 41 (Z. 9-18); Kaibel, Epigrammata S. 526 Nr. 333 a (Z. 9-18); Fränkel, AvP VIII 2, 577 mit Zeichnung; Lafaye, IGR IV 511; Robert, Gladiateurs 216 Nr. 260 (Z. 719); Merkelbach - Stauber, Steinepigramme (SGO) I 607 Nr. 06/02/28. Datierung: 2./3. Jh. n. Chr.

p«[w

1-2

Vers 1

3-4

Vers 2 zerstört

5-6

Vers 3

7-8

Vers 4

9-10

Vers 5

11-12

Vers 6

13-14

Vers 7

15-16

Vers 8

17 18 19

]vw | ustera th[ - - - - ]lu

tumbo[ ] | autar.u.y. . o. . . mon[ ¶rga . o[.]e[ | . .] fãow: oÈ går êdojow | ≥mhn §n zvo›si, fãow d' é[p°]|leipon égenn«w: | oÎnomã moi Xrhste›now | tÚ prίn, én°yrecen d¢ ga›a | Beiyun«n pr≈th NikomÆ|deia: kte›ne d' ÉAxilleÊw: | taËta d¢ pãnta mίtoiw Moi|r«n pãyon …w ênyrvpow:| ÉAntvnίa ÉOreίnƒ éndr‹ fidίƒ mneίaw xãrin: MoÊrdvn

Hund Vers 4 ¶rga po[t'] e[fiworÒvn lampr|Ún] fãow Fränkel Vers 5 fãow [lam|prÚn] le›pon Earinos; fãow [≤dÁ d¢] le›pon Kaibel. Zeile 17 ÖOreinow und ÉOreinÒw in LGPN 2+4+5a (diese Inschrift) +5b. - - - Taten - - - Licht; denn unter den Lebenden war ich nicht ihnen Ruhm; aber ich verliess das Licht in unwürdiger Weise. Mein Name war ursprünglich Chrestinos; erzogen hat mich die Erde Bithyniens, Nikomedeia, die erste (Stadt der Provinz). Getötet hat mich Achilleus. Aber dies habe ich nach dem Schicksalsfaden der Moirai erlitten, wie es Schicksal des Menschen ist. Antonia (hat dieses Denkmal) ihrem Mann Oreinos (gesetzt), zum Andenken. (Name des Hundes:) Murdon. Grabinschrift für einen Gladiator (Z.1-16 acht Hexameter). Vers 6 Chrestinos war anscheinend der "bürgerliche" Name des Gladiators gewesen; sein Gladiatorenname dürfte in den ersten Versen gestanden haben. Vers 7 Achilleus, einer der bei den Gladiatoren üblichen heroischen Namen. Zeile 19 Den Namen des Hundes, Murdon, leitet M. Fränkel wohl zu Recht ab von mordeo.

(2.) KAIKOS

130

"Umgebung von Pergamon" (224x) Fundstellen in der näheren "Umgebung von Pergamon", zu denen keine genaueren Angaben existieren.

Nr. 889

Aufschrift einer Terrakotta-Figur Fundort: Umgebung von Pergamon. Publikationen: Töpperwein, PergForsch III, Zeichn. und Foto Taf. 90 Nr. 230, vgl. S. 167 Nr. 3, S. 217. Inschriftträger: Signatur (fragmentiert?) auf der Seite einer Terrakotta-Figur (Form einer weibl. Sitzpuppe). Datierung: "Spätzeit?" (Töpperwein). unklar:

ó V ó (retrograd)

%vs(ίbiow) vel %≈d(amow) vel %≈f(rvn) Buchstabenreste einer Signatur(?). "Am ähnlichsten erscheint eine von Sosibios signierte Form aus Delos ... Doch es könnte sich auch um Sodamos oder Sophron handeln" (Töpperwein).

Nr. 890

Künstler(?)-Inschrift auf Gemme

Fundort: Umgebung von Pergamon. Publikationen: Letronne, AIC Roma 17, 1845, 271; E. Curtius - Kirchhoff, CIG 7161; Brunn, Künstler1 II 605; Furtwängler, JDAI 3, 1888, 194-95, Foto Taf. 8 Nr. 2; Brunn, Künstler2 II 411; Pernice, in: Thieme - Becker II 108; Boardman, Archaic Gems 132 Nr. 427, Foto Taf. 31. Inschriftträger: Gemme (Skarabäus, aus Smaragd-Pras ?): auf Grundlinie Löwin nach rechts, darüber Inschrift. Datierung: 6./ frühes 5. Jh. v. Chr. (Furtwängler).

ÉAristoteίxhw Die Inschrift als die des Künstlers aufzufassen bezweifelt Brunn, ihre Echtheit schlechthin Letronne.

Wasserleitungsanlagen in der pergamenischen Landschaft (22W1 - 22W8) Da oftmals mehrere identische Stempelinschriften an verschiedenen Stellen einer Leitung gefunden wurden, weichen wir hier vom Fundortsystem ab und vergeben eine Ordnungsnummer für jeweils eine Leitungsanlage: 22W1 - 22W8, zusammengestellt von Matthias Barth.

Selinous-(Osthang-)Leitungen (22W1) (A) einsträngige sowie (B) doppelsträngige Tonrohrleitung aus dem oberen Selinoustal (nördlichster Nachweis an der Einmündung des Findikli-Tales) zum Osthang des Burgberges, den Sattel nördlich des Burgberges mit Druckrohrleitungen (Stein- und/oder Tonrohre) durchquerend.

Nr. 891

Rohrstempel (mehrere Exemplare)

Fundort: Selinous-(Osthang-)Leitung (A). Publikationen: G. Garbrecht, Mitt TU Braunschweig Jg. 17 Heft 2 (1982), 9; Garbrecht, Wasserversorgung Pergamon 23; Radt, Pergamon 170. vgl: Fahlbusch, Mitt LIW 73, 1982, 169. Datierung: Regierungszeit Attalos I: 241-197 v. Chr. (Garbrecht, Mitt) / Datierung unsicher, aber wohl später, vielleicht Regierungszeit Attalos II: 160-139 v. Chr. (Radt).

AB

vielleicht 'A(ttãlou) b(asileÊontow)

(2.) Elaia, Pitane, Wasserleitungen nach Pergamon, Kapukaya, Meter Aspondene, Gambreion, Sandaina, Soma bis Savastepe

Nr. 892

131

Rohrstempel

Fundort: Selinous-(Osthang-)Leitung (B). Publikationen: Garbrecht, Mitt TU Braunschweig Jg. 17 Heft 2 (1982), 10 mit Foto Abb. 7; Garbrecht, Wasserversorgung Pergamon 24, Foto S. 25 Abb. 8; SEG 37, 1987, 1017. vgl: H. v.Prott - W. Kolbe, AM 27, 1902, 146 Nr. 213 (gleicher Stempel von vier Tonrohren von der Burgstraße zwischen dem Südtor und dem unteren Markt); Fahlbusch, Mitt LIW 73, 1982, 170. Datierung: Anfang 2. Jh. v. Chr.

DHMOFVN Nr. 893

Rohrstempel

Fundort: Selinous-(Osthang-)Leitung (B). Publikationen: G. Garbrecht, Mitt TU Braunschweig Jg. 17 Heft 2 (1982), 10; Garbrecht, Wasserversorgung Pergamon 24; SEG 37, 1987, 1017. vgl: H. v.Prott - W. Kolbe, AM 27, 1902, 146 Nr. 214 (Stempel DIONUSIOU von vier Tonrohren vom unteren Markt sowie von Westabhang). Datierung: Anfang 2. Jh. v. Chr.

DIONUSOU

DIONISOY Garbrecht, TU (nur Darstellung in lat. Schrift)

Madrada -Leitung (22W2) Tonrohrleitung aus den südl. Hängen des Madradag-Gebirges (ab Açöldüren Suyu Einzelrohrleitung, ab Koca Su zwei-, ab Kemerdere dreisträngig) zur hellenistischen Wasserkammer am Sogucak Tepe (Hagios Georgios Berg), anschließend Hochdruckleitung (Bleirohre) auf den Burgberg.

Nr. 894

Rohrstempel (Monogramm)

Fundort: Madradag-Leitung, an Ostseite des Jaghdjibedir-Dagh (= Baka-cak ?). Publikationen: Conze -Schuchhardt, AM 24, 1899, 140 (1. Monogr.); Garbrecht, Wasserversorgung Pergamon 25, Foto Abb. 10; SEG 37, 1987, 1017. Datierung: Anfang 2. Jh. v., Regierungszeit Eumenes II: 197-159 (Garbrecht).

THAB "Beispiel eines der vier unterschiedlichen Stempel auf den Rohren der hellenistischen Madradag-Leitung" (Garbrecht).

Nr. 895

Rohrstempel (Monogramm)

Fundort: Madradag-Leitung, an der Ostseite des "Jaghdjibedir-Dagh" (= Baka-cak ?). Publikationen: Conze - Schuchhardt, AM 24, 1899, 140 (2. Monogr.); Garbrecht, Mitt TU Braunschweig Jg. 17 Heft 2 (1982), 11 mit Foto Abb. 9. Datierung: Anfang 2. Jh. v. Chr. , Regierungszeit Eumenes II: 197-159 (Garbrecht). Monogramm aus:

MANEOU

Insgesamt wird von (mindestens) vier unterschiedlichen Stempeln berichtet (Garbrecht, Mitt TU Braunschweig Jg. 17 Heft 2, 1982, 11).

Wasserkammer am So ucak Tepe (22WK) Am Hagios Georgios Berg, 3 km nördl. vom Burgberg; Endpunkt der Madrada -Leitung und Ausgangspunkt der Hochdruckleitung auf den Burgberg.

Nr. 896

Rohrstempel

(2.) KAIKOS

132

Fundort: Wasserkammer. Die knappen Angaben "Fragment eines Tonrohres von der Wasserkammer" deuten auf den Endpunkt der Madradag-Tonrohrleitung; freilich könnte das Fragment auch von in röm. Zeit vorgenommenen Umbaumaßnahmen stammen oder gar ein anderes Wasserbassin gemeint sein, etwa ein Klärbecken vor dem Aquädukt der röm. Madradag-Kanalleitung, wo nach Erdbebenschäden (178 n. Chr.) mehrere Tonrohrstränge installiert worden waren. Publikationen: Jacobsthal, AM 33, 1908, 420 Nr. 69.

MAKE

Mãke[r Jacobsthal

Geyiklidagg -Leitungen (22W3) Rohrleitungen aus dem Norden des Geyiklidag-Massivs in das Gebiet des Asklepieion südwestlich von Pergamon; evtl. Reste einer Wasserkammer beim Dorf Teyeltiköy

Selinous-(Westhang-)Leitungen (22W4) Tonrohrleitungen aus dem oberen Selinoustal (nördlichster bekannter Punkt: nahe Einmündung des Findikli Tales) zur Westseite von Pergamon (möglicherweise [C] zum Nikephorion?): (C) Zwillings-Tonrohrleitung (Nachweise: am SW-Hang des Kapukaya Tepe, bei Çavusali und bei der Mühle Alan Degirmen); (D) einsträngige Tonrohrleitung (Nachweise: bei der Einmündung des Findikli Dere, bei Kapukaya und Çavusali); (E) Zwillingstonrohrleitung (Fundstelle: am Nordrand von Çavusali).

Nr. 897

Rohrstempel

Fundort: Selinous-(Westhang-)Leitung (C). Publikationen: Garbrecht, Mitt TU Braunschweig Jg. 17 Heft 2 (1982), 13 (1. Stempel); Hecht, Mitt LIW 78, 1983, 48; Kekeç, ArkSanat 22/23, 1986, 10; Garbrecht, Wasserversorgung Pergamon 30; SEG 37, 1987, 1017. - vgl: Fahlbusch, Mitt LIW 73, 1982, 171. Datierung: Anfang 2. Jh. v. Chr., Regierungszeit Eumenes II: 197-159 (Garbrecht).

APOLLVNIOU APOLLONIOY Garbrecht TU (nur in lat. Schrift); Kekeç transkribiert ATTOMWNIOY. Nach Feldbuch-Aufzeichnungen von K. Hecht postum durch seine Frau, ohne weitere Angaben, in einem Kapitel über die Madradag-Kanalleitung veröffentlicht, sprechen jedoch die Rohrmaße sowie die ungefähre Fundort-Beschreibung ("Straße nach Kozak", "auf der linken Seite") zweifellos für die Identität dieser Stempel mit jenen von Garbrecht und Kekeç publizierten.

Nr. 898

Rohrstempel

Fundort: Selinous-(Westhang-)Leitung (C). Publikationen: Garbrecht, Mitt TU Braunschweig Jg. 17 Heft 2 (1982), 13 (2. Stempel, m.dt.Ü.); Hecht, Mitt LIW 78, 1983, 48; Kekeç, ArkSanat 22/23, 1986, 10 mit Foto Nr. 4; Garbrecht, Wasserversorgung Pergamon 30 (m.dt.Ü.); SEG 37, 1987, 1017 (m.dt.Ü.). Datierung: Anfang 2. Jh. v. Chr., Regierungszeit Eumenes II: 197-159 (Garbrecht).

NAOU Dieser Rohrstempel deutet womöglich auf eine Leitungsführung zum noch nicht identifizierten, auf dem Hügel Musala Mezarlık vermuteten Nikephorion hin (vgl. oben →Ort 22W4).

Nr. 899

Rohrstempel

Fundort: Selinous-(Westhang-)Leitung (E), am Nordrand von Çavusali. Publikationen: Garbrecht, Mitt TU Braunschweig Jg. 17 Heft 2 (1982), 13 unten; Kekeç, ArkSanat 22/23, 1986, 10, Foto S. 11 Nr. 7; Garbrecht, Wasserversorgung Pergamon 31; Ch.P. Jones, AA 1991, 114. Datierung: Römische Zeit (Garbrecht).

CAES

Caesar oder Caesaris

(2.) Elaia, Pitane, Wasserleitungen nach Pergamon, Kapukaya, Meter Aspondene, Gambreion, Sandaina, Soma bis Savastepe

133

Madrada -Kanalleitung (22W5) Überwölbter Steinkanal von den SW-Hängen des Madradag-Massivs zur Wasserkammer am Sogucak Tepe (wohl teilweise eingeleitet), in einem steil abfallenden Kanal, dann auf zwei Aquädukten über den Sattel nördl. des Burgberges zur Akropolis geführt, die nach Erdbebenschäden (178 n. Chr.) durch einen Doppelkanal (auf dem abgetragenen nördl. Aquädukt) sowie zwischenzeitlich wohl durch eine Stein-/Ton- Druck-und eine Doppeltonrohrleitung ersetzt wurden.

Nr. 900

Steinbruchmarke ? (Monogramm)

Fundort: Madradag-Kanalleitung, großer Aquädukt nördl. des Burgberges, Bogen 2/3, im Haupt eines Bogensteins. Publikationen: Hecht, Mitt LIW 78, 1983, 12 mit Abb. Datierung: Römisch, wohl unter Marcus Aurelius, so C.P. Jones (AA 1991, 111-17), der den panhgurikÚw §p‹ t“ §n Pergãmƒ (Ael. Aristides Frg. 53) auf die Einweihungsfeier der Leitung bezieht: 161-178 (Erdbeben).

AM Die beiden folgenden Funde vom "Aquädukt", deren Zuordnung nach den knappen Angaben nicht eindeutig geklärt ist, seien hier angeführt:

Nr. 901

Rohrstempel

Fundort: "Bei dem römischen Aquädukt hinter der Burg, 'gehört zu einer Nebenleitung an dessen Nordende' (Gräber)" (AvP). Dies deutet auf ein Tonrohr von einer Ersatzleitung nach Zerstörung des Aquädukts hin. Publikationen: Schuchhardt, AvP VIII 2, 758. - vgl: v.Prott - Kolbe, AM 27, 1902, 147 Nr. 220 (derselbe Stempel von zwei Tonrohren wurde in situ auf einer der Terrassen gefunden). Datierung: Römische Zeit, wohl unter Marcus Aurelius: 161-178 (Erdbeben).

MARKOUTI Mãrkou Ti(berίou) Schuchhardt; Mãrkou Ti(berίou TÊllou) Prott-Kolbe Prott - Kolbe schreiben diesen Stempel dem Fabrikanten M. Tiberius Tullus zu, von dem ein weiterer, in der Nähe des Südosttores von Pergamon gefundener Stempel (AM 27,147 Nr. 219) MTITULLOU bekannt ist.

Nr. 902

Rohrstempel (Monogramme; zwei Exemplare)

Fundort: "Am südl. Ende der größeren (nördlichen) Partie des römischen Aquädukts, gehörig zu einer Leitung, welche von Osten her in den Aquädukt mündete" (Gräber) und "beim römischen Aquädukt" (AvP) - Die Angaben beziehen sich evtl. auf die als Zwischenlösung nach der Zerstörung der Aquädukte eingerichtete Doppeltonrohrleitung an der Ostseite der großen Aquädukts, jedenfalls auf eine der Ersatzleitungen. Publikationen: Schuchhardt, AvP VIII 2, 759. Datierung: Wohl nach dem Erdbeben von 178.

BHM

Kaikos-Kanalleitung (22W6) Überwölbter Steinkanal von den Quellen in der Kaikos-Ebene (Quellhaus in Turgutalp bei Soma) zum SWHang des Burgberges, vielleicht zum Trajansgymnasium.

Nr. 903

Steinbruchmarken

Fundort: Kaikos-Kanalleitung, Ketios-Aquädukt (Übergang über den Kestel Çayi).

(2.) KAIKOS

134

Publikationen: Hecht, Mitt LIW 45, 1975, 25-26 mit Abb. Datierung: 2. Jh. n. Chr. (Hecht) / Zeit Trajans: 98-117 n. Chr. ? (Garbrecht, Mitt TU Braunschweig Jg. 17 Heft 2, 1982, 16). (als Monogramm) in

Vier Steinbruchmarken mit unterschiedlicher Gestalt:

Aksu-Kanalleitung (22W7) Teilweise neue Trassenführung des durch ein Erdbeben (178 n. ?) beschädigten Kaikos-Kanals (Anschluss der Aksu-Quellen, Verlegung der Übergänge über den Yagcili Çayi, Mentese Deresi Ilyas Çayi).

mehrere byzant./ osmanische Kanäle bzw. Leitungen (22W8) Aus dem Selinoustal sowie vom Geyiklidag nach Bergama.

Pergamon (2250) Pergamon (Stadt und Asklepieion) ist nicht in diesen Katalog aufgenommen.

Töpferviertel im Ketios-Tal (2251) Der Ketios fließt von NNO nach Pergamon.

Nr. 904 a

Liste von Töpferwaren (Graffito)

Fundort: Ketios-Tal nahe Pergamon, gefunden 1978 bei Grabungen im 'Töpferviertel' (Werkstätten hellenistischer und römischer Zeit). Publikationen: O. Bounegru / S. Erdemgil, Ist Mitt 50, 2000, 285-95, Foto und Zeichnung Abb. 1 (S. 286); SEG 50, 1218; J. Poblome / O. Bounegru / P. Degryse, JRA 14, 2001, 164-65 mit Zeichnung fig. 19; SEG 51, 2001, 1706. Inschriftträger: Graffito auf einer Scherbe (L 83, B 72 mm), Bruchstück eines Teller- (oder Schüssel-)Bodens. Die Inschrift ist auf der Innenseite des Gefäßes eingeritzt. Datierung: Sehr frühe terra sigillata (1. Hälfte 2. Jh. v. Chr. oder noch älter). 1 2 3 4 5 6 7

§pike[fãlaion ?] kotÊ[lai] duk[ ] lekã[nai] trÊblia trÊblio[n] po[tÆrion]

Z.1 §pikefãlion (Liste, Übersicht) war vermutlich auch der tatsächliche Anfang des Graffitos. Die Liste verzeichnet die in den Ofen geladene Keramik vor dem Brennen (JRA) und bezeugt den Beginn einer Industrie exportorientierter Fabrikation Ende 3. / Anfang 2. Jh. v. Chr. in den pergamenischen Töpfereien des Ketios-Tals (Ist Mitt). Dazu gehören neue Typen wie die Kotyle, die Lekane, das Poterion, das Tryblion: Z.2 kotÊ[lai] oder kÒtu[loi]: Trinkgefäße; Z.3 Eine Gefäßbezeichnung beginnend mit duk- ist nicht bekannt; Z.4 Schalen/Schüsseln mit waagrechten Griffen; Z.5+6 Trinkgefäße (Form unbekannt); Z.7 Weinbecher/-kelch (Bounegru / Erdemgil).

Nr. 904 b

Stempel (Personennamen) auf Terra-sigillata Ware

Fundort: 'Töpferviertel' im Ketios-Tal. Publikationen: O.M. Bounegru / S. Erdemgil, Ist Mitt 48, 1998, 263-77 mit Zeichn. (Auswahl von terra-sigillata Ware aus den Produktionsstätten im Ketios-Tal nahe Pergamon). - vgl: SEG 48, 1998, 1495. Inschriftträger: Verschiedene Terra-sigillata-Waren mit Stempeln (meist rechteckig auf der Boden-Innenseite); Datierung: Mitte 2. Jh. v. bis spätes 1. Jh. v. Chr.

(2.) Elaia, Pitane, Wasserleitungen nach Pergamon, Kapukaya, Meter Aspondene, Gambreion, Sandaina, Soma bis Savastepe

135

Bounegru/Erdemgil zeigen eine Auswahl der Töpfer-Fabrikation im Ketios-Tal (Gesamt-Publikation in Arbeit). 267, 1+2; 268, 4 268, 5+6 268/9, 7 269, 9+16 274, 21 270, 10 270, 11 270-72, 13

ÉAyhn°ou NÒstou Menemã|xou Mene|mãxou Menem|ãxou Xãr|iw MÒsxou

272, 14 272, 15 274, 17 274, 18 274, 19 276, 22 274, 20 276, 24+25

tabula ansata tabula ansata tabula ansata

Monogramm tabula ansata

Ga˝ou SatÊ|rou PÒ|you LeÊ|kou ÑHr≈dou ÑHr≈|dou ÑHr≈dO Meyei(- -)

tabula ansata

Im Selinous-Tal (2252) 20 min oberhalb Bergama in einem Garten im Tal des Selinous (Bergama Dere), der von NNW her zufließt.

Nr. 904 c

Grabschrift für Otacilia Polla

Fundort: 20 min oberhalb Pergamon. Publikationen: Fränkel, AvP VIII 2, 604. Datierung: Die Inschrift datiert etwa aus hadrianischer Zeit, da der hier genannte lulius Bassus sehr wahrscheinlich mit einem gleichnamigen Strategen des Jahres 129 identisch ist (Fränkel). 1 2 3 4 5 6 7 8

ÉIoÊliow Bãssow ÉOtakilί& P≈ll˙ tª glukutãt˙ [g]unaikί, filãndr[ƒ] ka‹ filot°knƒ, [s]unbivsãs˙ ém°mptvw, ¶th lÄ

Iulius Bassus für Otacilia Polla, seine herzliebste Frau, die ihren Mann und die Kinder liebte und untadelig mit ihm lebte. Im Alter von 30 Jahren (ist sie gestorben).

Römischer Grabbau am Bergama Dere (Selinous) (2254) Am rechten Ufer, direkt an der Straße von Bergama ins Kozak-Gebirge, ein kubischer römischer Grabbau in der Art eines Columbarium.

Nr. 905

Grabbau mit gemauerter Ziegel-Schrift

Fundort: Römischer Grabbau ("Columbarium") im Tal des Bergama Deresi/Selinous. Publikationen: W. Radt, Pergamon 303 Abb. 153 a (Zeichnung P. Schazman, ca. 1908). Inschriftträger: Die Inschrift ist aus Ziegeln gebildet; es sind nur Reste übrig. Außenseite eines römischen Grabbaus (fächerartig übereinandergebaute Nischen in der Art eines Columbarium). Datierung: Römische Zeit. Wir bilden den Text nach der Zeichnung von Schazman bei Radt:

|Öffnung| GAIOS | | HIOS SIO

(2.) KAIKOS

136

Kapıkaya (2255) Kleines Heiligtum auf felsiger Bergrippe 5 km nw. von Pergamon; es bestand ca. 3. Jh. v. - 1. Jh. n. Chr. Gegen den Vorschlag, darin ein Mithras-Heiligtum zu sehen (W. Radt), hat sich doch die Deutung als KybeleTempel (L. Robert u.a.) durchgesetzt. Lit.: Klaus Nohlen / Wolfgang Radt, Kapıkaya: ein Felsheiligtum bei Pergamon (1978) = AvP XII. Zuvor W. Radt in Antike Welt 4, 1973, 31-39 und in AA 88, 1973, 260-69.

Nr. 906

Gefäßaufschrift

Fundort: Kapıkaya. Publikationen: Nohlen - Radt, AvP XII 21 Nr. 35 mit Skizze 13 (Lesung Wörrle), Foto Taf. 15e; J.u.L. Robert, Bull. ép. 1980, 433; Vermaseren, CCCA I 125 Nr. 425. vgl: Radt, in: Proc. Xth Int. Congress Archaeology 593603 (über das ganze Heiligtum). 1 2

Mhtr[‹] ye«n

Weihung an die Meter theon; die Gefäßaufschrift und die in Kapıkaya gefundenen Statuettenfragmente zeigen, dass auch dieses Felsheiligtum wie das von Mamurt Kale (→Ort 2312) als Kultstätte für die in Pergamon bedeutende Göttin diente.

Nr. 907

Fragment einer Architravinschrift

Fundort: Kapıkaya. Publikationen: Nohlen - Radt, AvP XII 17 Nr. 9 mit Skizze 5 (mit Mitteilung von M. Wörrle), Foto Taf. 13d. Datierung: Nicht später als 1. Jh. v. (Wörrle: Buchstabenform). 1 2

- - - -ou ka‹ Mãrkou - - - - -ou G - - -

Nr. 908

Fragment

Fundort: Kapıkaya. Publikationen: Nohlen - Radt, AvP XII 20 Nr. 31 mit Skizze

R

T U

Nr. 909

Fragment

Fundort: Kapıkaya. Publikationen: Nohlen - Radt, AvP XII 20 Nr. 32 mit Skizze 11, Foto Taf. 15b.

- - - -vrou - -G v

10.

(2.) Elaia, Pitane, Wasserleitungen nach Pergamon, Kapukaya, Meter Aspondene, Gambreion, Sandaina, Soma bis Savastepe

137

Avundurlik (2258) Avundyrlyk, Awrundyklar

Im Ketios-Tal, 10 km nördlich von Bergama, 1,5 km südwestlich von Mahmudiye.

Nr. 910

Eine Stiftung für Hermes

Fundort: Brunnen bei Avundurlik, dort eingemauert. - Antike Herkunft: Pergamon? Publikationen: Conze - Schuchhardt, AM 24, 1899, 168 Nr. 6. Inschriftträger: Marmorquader (H 24, B 43 cm). 1 2 3 4

[ÉAp]oll≈nio[w ÉApol]lv[nίou] [égo]ranomÆsaw ÑErm[∞i] [tÒ] te ßrko[w k]a‹ tå §n a[È]t[«i] ka‹ tØn ¶jv str«s[in]

Apollonios (Sohn) des Apollonios, vormals Agoranom, hat für Hermes die Umfriedung und alles darin und außerhalb die Pflasterung (gestiftet).

3 tå §n aÈt«i deutet auf eine größere Einfriedung. Die Basis oder das Denkmal wird nicht gemeint sein.

Çiklar (2261) "Westlich von Pergamon gelegenes Dorf". Vielleicht Alacalar (7 km westlich von Bergama), in dessen Nähe beim kleinen Kastell Karaca Kaja Tiarai vermutet wurde. - Oder Çakırlar (6 km nw. von Bergama) ?

Nr. 911

Frau des Menyllos (Fragment)

Fundort: Çiklar. Publikationen: Fränkel, AvP VIII 2, 295c (S. 505). Inschriftträger: Auf einem Epistylion.

[ - - - -ou y]ugãthr, MenÊll[ou gunØ - - - - ]

Am Furla-Bayır (2263) Der Furla-Bayır liegt in den äußersten, südlichen Ausläufern des Agios Ilias-Berges östlich von Bergama.

Nr. 912

Grabschrift für Athenaios

Fundort: Furla-Bayıri, danach Verwahrung: Privathaus (Kirlatzis, 1900) am linken Ufer des Bergama-Çay (südöstlich von Bergama), verbaut als Fußbodenplatte - Antike Herkunft: Pergamon (?). Publikationen: H. v.Prott - W. Kolbe, AM 27, 1902, 135 Nr. 162 (Kopie Conze). Inschriftträger: Stele aus Trachyt (H 83, B 38-39 cm), Reliefgiebel mit Akroterien. Datierung: Vor 133 v. Chr. (Königszeit). 1 2

ÉAyÆnaiow ÑHraίou xa›re

Athenaios, Sohn des Heraios, lebe wohl !

Haus von A. Cucuvaja (4-6 km östl.? von Pergamon) (226x) Das Bauernhaus von A. Cucuvaja lag (1902) 3/4 h von Bergama "an der Straße nach Constantinopolis"(?) es ist wohl die Straße Richtung Soma gemeint. French (2014) notiert: At the çiftlik, “casa rustica”, on the N side of the Bergama-Akhisar road, immediately N of the bridge, Koyunköprüsü; built into the corner of a fuel depot located in front of the main entrance. From the local men I heard the name Baykus Çiftlik for the Pasaoğlu Çiftlik [Turkish Baykus = English owl = Greek Koukouvaya = (CIL) “Cucuvaja”].

Nr. 913 a

Drei Meilensteine, Straße Pergamon - Hadrianuthera/Thyateira

Fundort: 45 Min. östl. von Pergamon, als Türschwelle der casa rustica von A. Cucuvaja, i.J. 1882 (CIL). Publikationen: Mommsen, CIL III 7187-7189; Grünewald, Constantinus Nr. 457 (A II); French, RRMAM 3,5 (2014) Nr. 049 mit Abb. 7.1.11 (Stein), 7.2.9 (Abkl.). - vgl: French, RRMAM 2,1 Nr. 469.

(2.) KAIKOS

138

Inschriftträger: French: A re-used column. A large section or chip (lines 1-4 of text [2]) is now missing at the top; broken below. Grey-blue marble. The top is flat; a square dowel hole at the centre. The surface of the column was finely smoothed. Surface and letters: worn. Text (2) begins c. 0.04 below the top. An earlier inscription or version is visible both underneath text (2) and underneath text (3). Datierung: 25.12.333 - 22.5.337 (Grünewald für A II). - Datierung (French): (1) ? - (2) 25.12.333 - 18.9.335 (Constantinus I victor Augustus; Constantinus II, Constantius II und Constans als Caesares). - (3) 9.9.337 Anfang April 340 (Constantinus II, Constantius II und Constans als Augusti). - (4) ? A (Vorderseite) I:

A (Vorderseite) II:

B (Rückseite):

d.d. n.n. i.m . p. C.o.n.s.t.a.n.t.I./. ` n.o.b.b. C. LE.S.S.

d n imp Caes Val Licinn Licinnio Aug

5

dd nn Constantini Maximi victoris ac triumfatoris senper Aug et Constantini et Constantii et Constantis nobb AUGGG

French 2014: (4) CIL 7187

(2)-(3) CIL 7188

1 2 3 4

2 Constantii (CIL)

(1) CIL 7189 inversa posita not visible

4 Constantis (CIL) 5 nobbb [C]AESSS mutatum in nobb AUGGG (CIL)

(A II) (Durch die Fürsorge) unserer Herrscher Constantinus Maximus, Victor (Sieger) und Triumphator, unsterblicher Augustus (Konstantin d.Gr.) und der berühmten Augusti Constantinus (Constantinus II) und Constantius (Constantius II) und Constans.

Pasa Ilıcası / antik: (Ort und Bad) Allianoi (2280) 18 km nordöstlich von Pergamon, beim Pasa-Ilıcası-Thermalbad: Antike Stadt und Kurort. Die ausgedehnte und trotz byzantinischer Überbauung sehr gut erhaltene Anlage aus hadrianischer Zeit wurde 2008 durch den Yortanlı-Staudamm unter Wasser gesetzt. Im dortigen Asklepieion ließ sich Aelius Aristides behandeln und berichtete in Hieroi Logoi Wunderheilungen in Allianoi. Das ausgedehnte Stadtgebiet wurde nur zum kleinen Teil ausgegraben. Sehr bemerkenswert sind die vollständig erhaltenen römischen Mosaiken in den Stadthäusern und im Krankenhaus und seinen Behandlungsräumen, in denen man auch medizinische Geräte fand.

Nr. 913 b

Grab des Reiters Billas

Fundort: Allianoi. - Museum: Pergamon. Publikationen: A. Yaras / F. Baz, Mediterranean Journal of Humanities II 2 (2012) 264/65 Nr. 1 mit Foto (n.v.); SEG 62, 2012, 954. Inschriftträger: Marmorbruchstück. Relief mit Pferd und Altar; darunter die Inschrift.

2

Bίllantow

Nr. 913 c

Grabschrift (gesetzt von Glykon)

1

(Grab) des Billas

Fundort: Allianoi. - Museum: Pergamon. Publikationen: A. Yaras / F. Baz, Mediterranean Journal of Humanities II 2 (2012) 265/66 Nr. 2 mit Foto (n.v.); SEG 62, 2012, 955. Inschriftträger: Marmorstele, unten und rechts gebrochen. Relief: Reiter mit Schild und Lanze; über dem Reiter die Inschrift: [G]lÊkvn Baa[- -] 1

(2.) Elaia, Pitane, Wasserleitungen nach Pergamon, Kapukaya, Meter Aspondene, Gambreion, Sandaina, Soma bis Savastepe

139

mrvi Yermh[- -]

2

1 Vielleicht Baa[kou] oder Baa[nou] (Yaras / Baz). - 1/2 [ga]|mr«i = [ga]|mbr«i ? (Yaras / Baz). 3 Ein Ethnikon YermhnÒw ? (Yaras / Baz); ¥rvi Yermh[n“] erwägt Chaniotis (SEG).

Nr. 913 d

Grabschrift für die Frau des Hymnos

Fundort: Allianoi. - Museum: Pergamon. Publikationen: A. Yaras / F. Baz, Mediterranean Journal of Humanities II 2 (2012) 266 Nr. 3 mit Foto (n.v.); SEG 62, 2012, 956. Inschriftträger: Marmorblock, unten und rechts gebrochen.

3

ÜUmnow Fi[- - - ] tª glukut[ãt˙ gunaik‹ ka]l«w bivsã[s˙ - - ]

Nr. 913 e

Fragment

1 2

Hymnos (Sohn des) Phi.... für seine liebste (Frau), die anständig gelebt hat - - -

Fundort: Allianoi. - Museum: Pergamon. Publikationen: A. Yaras / F. Baz, Mediterranean Journal of Humanities II 2 (2012) 266/67 Nr. 4 mit Foto (n.v.); SEG 62, 2012, 960. Inschriftträger: Marmorfragment, ringsum gebrochen. - Datierung: Nachkonstantinisch (Sigle Z.2, Chaniotis).

[ - - ]E%%TA[- -] [- -] tª Fl. [- -] [- -] AIVN[ - - ]

1 2 3

Nach FL ein Abkürzungszeichen w

"Umgebung von Pergamon", "am Kaikos" u.ä. (22xx) Antike Herkunft und Fundort sind unbekannt, lediglich: (weitere) "Umgebung von Pergamon", "am Kaikos", "pergamenische Landschaft", "Fundort unbekannt, nach Bergama verschleppt", u.ä.

Nr. 914

Fragment einer Weihung

Fundort: ? ("Pergamenische Landschaft", gef. von Prinz Carolath). Publikationen: Curtius - Hirschfeld, Sber Berlin 1888, 886 Nr. 57 (Abklatsch Prinz Carolath). 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11

[ - - - - - - - - ]ume[- - - - - - ] [ - - - - - - - ]eou bv[- - - - ] [ - - - - - -]amenhw ka‹ [ - - ] [ - - - - - -]oxlou ka‹ mh[- - - ] [ - - - - ]ejemanenkm[ - - - - - ] [ - - -]atrikaentoshm[- - - - ] [ - - -]e ka‹ toË yeoË er[- - - ] [ - - ]kay°thsen tØ[n - - - ] [ - - - -]hjin Íp¢r V[- - - - ] [ - - - - - - -]jontoo[- - - - ] [- - - - - - - - -]iafia[ - - - - ]

6 p]atrikå §ntÚw ≤m[er«n Ziffer] Habicht (brieflich)

Nr. 915

Ein Geheilter dankt Telesphoros Soter

Fundort: F1 ?, F2 Bergama (F1 "unbekannt, da nach B. verschleppt", Wiegand). Verwahrung: Bergama, Haus des Advokaten Mustafa Fehmi Bey (1929); in Bergama verblieben (?). Publikationen: Wiegand, Abh Berlin 1932, 37 Nr. 18; Habicht, AvP VIII 3, 126. vgl: Ohlemutz, Heiligtümer 158-63. Inschriftträger: Marmoraltar.

(2.) KAIKOS

140 1 2 3 4

Nr. 916

TelesfÒrvi Svt∞ri SÊmforow yerapeuyeίw

Für Telesphoros Soter ("Heiler"). Symphoros, der geheilt wurde.

Fragment einer Grabschrift

Fundort: In einem türk. Friedhof herausgeschlagen zur Verbreiterung der Straße Pergamon-Kınık (Kontoleon); Umfassungsmauer eines türk. Friedhofes (Baltazzi). - Verwahrung: Bergama, Konak. Publikationen: Kontoleon, AM 14, 1889, 88-89 Nr. 2; Fränkel, AvP VIII 2, 593. - vgl: N°a SmÊrnh 1889, Nr. 3773 (n.v.); Wilhelm, AEM 20, 1897, 60 (Z.7); RepGRI Nr. 158. Inschriftträger: Gebrochene poröse Steinplatte (L 42, B 27-36, Bh 2-3 cm). Text AvP: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11

]ow ÉAsia[t]iko[ [tÆnde tØn ka]mãran §peskeÊa[sa §maut“ ka‹ tª gu][naikί mou, m]hdenÚw ¶xontow §j[ousίan êllon] [tinå §nyãca]i plØn §moË ka‹ t∞[w gunaikÒw mou mh][d¢ metakin∞]sai aÈtØn katå mh[d°na trÒpon, mhd°] [tina §kbãllei]n t∞w kamãraw[ o]Îshw ka‹ §lpίd[ow ]n ≤m«n o·tinew k[ t]oË perifrãgmat[ow ]ofl toÊtvn ¶kgo[noi t]oËto kateleίf[yh

1 ]ow ASIATIKY Majuskel Kontoleon. 7 Sumfero]Êshw ka‹ ÉElpίd[ow oder Yallo]Êshw ka‹ ÉElpίd[ow oder ähnlich e.g. Wilhelm. 11 ]outo kateleiO Majuskel Kontoleon. ... Asiaticus ..., (ich habe diese) Grabkammer errichtet (für mich und meine Frau ?) - - Z.3-6 Strafklausel: Keiner hat (die Erlaubnis, einen anderen zu bestatten ?) außer ich und (meine Frau ?), noch diese (zu versetzen auf irgendeine Weise noch zu entfernen ?) aus der Kammer ... Z.7-8: -o]Îshw ka‹ ÉElpίd[ow sind vermutlich weitere Namen (von Berechtigten?), Z.10-11 eine Bestimmung zugunsten von (deren?) Nachkommen. Fränkel, AvP, sah in §lpίd[ow] Z.7 die Hoffnung des bisher kinderlosen Grabherrn auf Nachkommenschaft ausgesprochen und danach Regelungen der Erbschaft für diesen Fall; anders Wilhelm, der in Z.7 Namen vermutet. Es könnte Z.7-11 auch von Freigelassenen (wie →Nr. 919a+b) und deren Nachkommen die Rede sein. Z.9 nennt ein perίfragma (Umzäunung od. Abgrenzung eines Grabareals): vielleicht sind hier gesonderte Bestattungs-Bereiche für Verwandte und für Freigelassene ausgewiesen.

Nr. 917

Bischof Amantios (christlich)

Fundort: zwischen Bergama und Soma. Publikationen: Wulff, Bildwerke Berlin 64-65 Nr. 188-190 mit Fotos (Inschrift Nr. 188); L. Robert, Hellenica X 232-33 Anm. 1; Wessel, Kultur von Byzanz 144-45; Mus Berlin Byz. Kunst Nr. 58 Foto (m.dt.Ü.). Inschriftträger: Auf einem reich verzierten Ambon, in drei Teile gebrochen; auf dem Geländer die Inschrift. Datierung: 6. Jh. n. Chr.

[§p‹] toË …sivtãtou ka‹ patrÚw ≤m«n ÉAmantίou §piskÒpou ka‹ §p‹ Filίp[pou] Unter dem ganz heiligmäßigen Bischof Amantios, unserem Vater, und unter Philippos.

(2.) Elaia, Pitane, Wasserleitungen nach Pergamon, Kapukaya, Meter Aspondene, Gambreion, Sandaina, Soma bis Savastepe

Nr. 918 a

141

Datierung (Fragment)

Fundort: In einem türk. Friedhof, herausgeschlagen bei der Verbreiterung der Straße Pergamon-Kınık; danach verwahrt bei der Präfektur in Bergama (Kontoleon). Publikationen: A.E. Kontoleon, AM 14, 1889, 88 Nr. 1. - vgl: N°a SmÊrnh 1889, Nr. 3773 (n.v.). Inschriftträger: Marmorbruchstück, allseits gebrochen (L 42, B 10, T 20, Bh 2,5 cm).

[ tÚn de›na §fhbarxÆsanta? tÚn §p‹] toË de›now pru]tãnevw §niautÒn gumnas[iarxoËntow o]u Poplίou ufloË Bãssou, Ípogum[nasiarxoËntow toË de›now] toË Pol°mvno[w]

0 1 2 3

1 nach §niautÒn Lücke. 3 POLEMONO am Stein (Kontoleon). - - - im Jahr des Prytanen ....., Gymnasiarch war ..... Publius, Sohn des Bassus, zweiter Gymnasiarch war ..... (Sohn) des Polemon.

Nr. 918 b (Lesbos, Testimonium) Kaikos

Privatleute aus Mytilene besitzen Weinberge am

Fundort: In Mytilene in einem Brunnen vermauert. Publikationen: E. Fabricius, AM 9 (1884) 88-94 Nr. 4 mit Beilage (Abzeichnung). Datierung: Hellenistisch.

ÉAristίa Timarx[eίv] émp°lvn mÒroi p°nte ka‹ §p‹ Ka˝kƒ mÒroi tre›w ka‹ Krinίa Timarxeίv §p‹ Ka˝kƒ mÒrow.

Z. 3-4:

Aristia (Tochter) des Timarches besitzt fünf Weinberge und drei am Kaikos und Krinia (Tochter) des Timarches (einen) am Kaikos. Fabricius S. 93: "Denn daran wird festgehalten werden müssen ... dass §p‹ Ka˝kƒ in Zeile 3 und 4 Ortsangabe ist. Die betreffenden Weinberge lagen am Fluss KãÛkow, wobei man sowohl an ein uns unbekanntes Flüsschen dieses Namens auf der Insel Lesbos, wie auch an den in den Busen von Elaia mündenden Kaikos denken kann. Dass Privatpersonen aus Mytilene Besitzungen auf dem ihrer Insel gegenüberliegenden Festland hatten, ist wahrscheinlich."

Balaban (2301) Dorf 11 km südöstlich von Bergama, 1,5 km wsw. von Sucaklı (→Ort 2302).

Nr. 919 a

Latinus, ein kaiserlicher Freigelassener

Fundort: Balaban (gefunden i.J. 1931 zusammen mit einem korinthischen Kapitell). Verwahrung: Bergama, im Magazin der Roten Halle. Publikationen: L. Meier, Chiron 39, 2009, 399 Nr. 4 (m.dt.Ü.), Foto 406 Abb. 4; AE 2009 [2012] Nr. 1386; SEG 59, 2009, 1427. Inschriftträger: Marmorbasis; H 61, B 45, T 41, Bh 3 (2 in Z.4) cm. - Datierung: 1. Jh. n. Chr. (s. unten). 1 2 3 4

Late›now Kaίsarow SebastoË épeleÊyerow

Latinus, Freigelassener des Caesar Augustus

Das Formular "des Caesar Augustus" muss sich nicht auf den ersten römischen Princeps beziehen; es ist im 1. Jh. bei der Nomenklatur kaiserlicher Sklaven üblich und wird auch von Freigelassenen übernommen (Meier). Der Freigelassene Latinus gehörte vielleicht zum Personal des Kaiserkultes in Pergamon.

(2.) KAIKOS

142

Sucaklı (2302) Suçakli, Sadjakly, Sudjakly

Dorf 12 km südöstlich von Bergama, 1,5 km onö. von Sucaklı (→Ort 2301).

Nr. 919 b

Grabschrift für Lucius Culcius Opimus und Freigelassene (lat.-gr.)

Fundort: Sucaklı - bei der alten Moschee, dann im Garten des Georgios Dalibaris (Jakobsthal). Publikationen: P. Jacobsthal, AM 33, 1908, 414-15 Nr. 54 (Kopie Conze); R. A. Kearsley, IK 59, 9. vgl: RepGRI Nr. 165. Inschriftträger: Tabula ansata, Marmor, H 40, B 65 cm. - Datierung: Spätes 1. Jh. v. - frühes 1. Jh. n. (Kearsley) 1 2 3 4 5 6 7 8 9

vivo L. : Culcius : Opimus : sibi : aedificavit : et : libertis : suis [et] horum [progn]atis : et : nulli : ex[tr]anio z«n L. KoÊlkiow ÉOpe›mow •aut«i kateskeÊasen ka‹ to›w •autoË épeleuy°[roi]w ka‹ to›w toÊtvn §kgÒnoiw ka‹ o[È]den‹ §jvtik«i

Zu Lebzeiten hat (das Grab) Lucius Culcius Opimus für sich errichtet und für seine Freigelassenen und deren Nachkommen und für keinen Außenstehenden. Zu Lebzeiten hat Lucius Culcius Opimus (das Grab) errichtet für sich und seine Freigelassenen und deren Nachkommen und für keinen Außenstehenden.

3/4 suis [et] h. orum ⏐[progn]a. tis (statt des üblichen et eorum posteris) Jacobsthal nach Spuren in Conzes Kopie.

Dündarlı (2303) Dundarly, Dondarly

9 km osö. von Bergama, 6 km vor Poyracık an der Landstraße nach Kınık.

Nr. 920

Grabschrift für Aurelius Epaphrodeitos mit Familie

Fundort: türk. Friedhof bei Dündarlı - Nächster antiker Ort: Gambreion. Publikationen: Fränkel, AvP VIII 2, 591; Lafaye, IGR IV 512. vgl: A. Wilhelm, AEM 20, 1897, 59-60 (Z. 10-12 mit Korr.); RepGRI Nr. 166. Inschriftträger: Altar. - Datierung: Römische Zeit (nach 212 n. Chr. ?). 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12

AÈr(Æliow) ÉEpafrÒdeitow Per[gamh]nÚw kateskeÊasen •aut“ [ka‹ tª] gunaik‹ ka‹ to›w t°knoiw [ka‹] gunaij‹n aÈt«n ka‹ t°[knoiw]: •t°rƒ d¢ oÈden‹ §jÚn [¶stai §]pembale›n tina μ met[akin∞]sai tÚn bvmÒn: ˘w d¢ [ka‹ drã]sei, d≈sei t“ flervtãtƒ [tamieίƒ] érgurίou X xeίlia p[entakÒsi][a]: toÊtou éntίgraf[on épet°yh] [dis]sÚn efiw tÚ §n Per[gãmƒ érxe›]on

11 [§t]eÚn efiw AvP; [dis]sÚn efiw Wilhelm. Aur. Epaphrodeitos aus Pergamon hat (den Altar) errichtet für sich (und die) Gattin und die Kinder (und) deren Frauen und (Kinder); keinem anderen ist es erlaubt, jemand dazuzulegen oder den Altar zu versetzen; wer es aber tut, soll an die heiligste Kasse (=kaiserlicher Fiscus) 1500 Denare in Silber zahlen; hiervon ist eine Abschrift (hinterlegt) in zweifacher(?) Ausfertigung im Archiv zu Pergamon. Z.11 dissÒn (= in zweifacher Ausfertigung) ist von Wilhelm vermutet; nach Wihelm ist dissÒw "geradezu ein terminus technicus für Urkunden, die in zwei Exemplaren ausgestellt sind."

(2.) Elaia, Pitane, Wasserleitungen nach Pergamon, Kapukaya, Meter Aspondene, Gambreion, Sandaina, Soma bis Savastepe

Nr. 921

143

Christliche Inschrift

Fundort: Dündarlı, Friedhof. - Nächster antiker Ort: Gambreion. Publikationen: Conze - Schuchhardt, AM 24, 1899, 209 Nr. 29 (Kopie Conze u. Tscholakidis); Grégoire I Nr. 61. Inschriftträger: "Auf dem Rand eines byzantinisch verzierten Steines, links und rechts gebrochen." Datierung: Byzantinisch.

f«w pefukÒtew toË kÒsmou fts[t]kw [ - - ] Dieser Vers wird auch als ein troparion im byzantinischen Kirchengesang tradiert.

Assarlık bei Poyracık / antik: Gambreion (2305) Gambreion lag bei Poyracık (15 km osö. von Bergama an der Landstraße zwischen Dündarlı und Kınık), westl. oberhalb des Dorfes auf dem Hügel, der durch einen Sattel mit den dahinter liegenden Bergen verbunden ist. Terrassierungen (darunter antike Mauern), Scherben, Rohrstücke, Dachziegel (roter Farbüberzug der pergamenischen Königszeit). Die sichere Lokalisierung ergibt sich aus den zahlreichen Münzfunden und den dort oder in der Nähe gefundenen Inschriften (→Nr. 920-924); besonders wichtig das Gesetz über Trauerbräuche →Nr. 922 mit dem Ethnikon Gambrei≈thw und der Pachtvertrag für Ackerland →Nr. 923; zu beiden Inschriften K.J. Rigsby, Hermes 117, 1989, 246-250. Aus der Geschichte von Gambreion ist nicht viel bekannt. Xenophon (Hell. 3,1,6) erwähnt Gambreion und Palaigambreion (ältere Siedlung, nicht lokalisiert); beide Orte standen um 400 v. unter persischer Oberhoheit. Dann gewann (399 v.) der Spartaner Thibron im Kampf gegen Tissaphernes in der Kaikos-Ebene die Städte Pergamon, das freiwillig übertrat, und Teuthrania und Halisarna, die von Nachkommen des Lakedaimoniers Demaratos regiert wurden, dem einst der Großkönig dieses Land geschenkt hatte, für die Teilnahme am Feldzug gegen Griechenland (vgl. Herodot 6,65-67). Es traten nun auch Gorgion und Gongylos zu Thibron über, zwei Brüder, von denen der eine über Gambreion und Palaigambreion, der andere über Myrina und Gryneion herrschte (Xenophon, Hell. 3.1.6). Die Inschrift →Nr. 923 (4. Jh. v.) nennt einen Alexandros als König (basileÊvn), Menandros als Satrapen, die Inschrift →Nr. 922 (3. Jh. v.) einen Tempel der Artemis Lochia (Z. 32/33). - Die reiche Münzprägung zeugt vom Wohlstand des Ortes, der auch dem bis heute sehr fruchtbaren Boden zu verdanken ist. - Bei Steph. Byz. wird Gambreion irrtümlich zu Ionien gerechnet. Münzen: Selbständige Prägung von Silber- und Bronzemünzen im 4./3. Jh. v., Ethnikon GAM, Vs. meist Apollonkopf, Rs. z.B. Stier, Dreifuß, Haupt der Medusa, zwölfstrahliger Stern. Die ältesten Münzen mit dem Namen des Dynasten Gorgion (ca. 399 v., s. oben). - Literatur: Carmer-Hirsch S. 13-15. Fellows fand die Inschriften →Nr. 922 und →Nr. 923 auf dem Ritt von Soma nach Bergama, etwa 8 Meilen vor Bergama in einem Brunnen eingemauert. Diese ungenaue Angabe trifft nicht auf den Siedlungshügel bei Poyracık zu (den hätte Fellows anders beschrieben), aber jedenfalls auf einen nicht weit davon entfernten Platz.

Nr. 922

Gesetzliche Vorschriften über Trauerbräuche

Fundort: An einem Brunnen am Weg von Soma nach Bergama, ca. 8 Meilen vor Bergama (Fellows, 1837). Nächster antiker Ort: Gambreion. - Museum: Berlin. Publikationen: Fellows, Asia Minor 31-32 (m.engl.Ü.); Franz, Fünf Inschriften 14-17 Nr. 4; Fellows - Zenker, Kleinasien 20-21 mit Anm. (m.dt.Ü.); Boeckh, CIG 3562; Dittenberger, Syll.1 470; Reinach, Traité 156 Anm. 1; Berlin Skulpturen Nr. 1176 mit Abzeichnung; Dareste - Haussoullier - Reinach, RecIJ I 18-21 Nr. 3 (m.frz.Ü.); Michel 520; Dittenberger, Syll.2 879; Hiller v. Gaertringen, Syll.3 1219; Sokolowski, LSA Nr. 16. vgl: Larfeld, Epigraphik 454-55 (Z. 1-13,17-36), 470 (Z.1-2); K.J. Rigsby, Hermes 117, 1989, 246-50 (Z. 14,27/28); SEG 39, 1989, 1324; Loraux, Les mères en deuil 37-41; Ph. Gauthier, Bull. ép. 1990, 264; LeGuen-Pollet, La vie religieuse 230-33 Nr. 85 (frz.Ü.); RepGRI Nr. 149; E. Stavrianopoulou in: Welt der Rituale 24-37 (dt.Ü., Kommentar); SEG 55, 2005, 1323. Datierung: Ende 3. Jh. v. Chr. (Larfeld). 1 2 3 4

égay∞i tÊxhi, fleronomoËntow Dhmhtrίou, mhnÚw Yarghli«now deut°rai, ÉAl°jvn Dãmvnow e‰pen: nÒmon e‰nai Gambrei≈taiw:

144 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36

(2.) KAIKOS

tåw penyoÊsaw ¶xein faiån §sy∞ta mØ katerrupvm°nhn: xr∞syai d¢ ka‹ toÁw êndraw ka‹ toÁw pa›daw toÁw penyoËntaw §sy∞ti faiçi, §åm mØ boÊlvntai leuk∞i: §pitele›n d¢ tå nÒmima to›w époixom°noiw ¶sxaton §n tris‹ mhsίn, t«i d¢ tetãrtvi lÊein tå p°nyh toÁw êndraw, tåw d¢ guna›kaw t«i p°mptvi, ka‹ §janίstasyai §k t∞w khdeίaw ka‹ §kporeÊesyai tåw guna›kaw tåw §jÒdouw tåw §n t«i nÒmvi gegramm°naw §pãnagkon: tÚn d¢ gunaikonÒmon tÚn ÍpÚ toË dÆmou aflroÊmenon to›w ègnismo›w to›w prÚ t«n Yesmoforίvn §peÊxesyai to›w §mm°nousin ka‹ ta›w peiyom°naiw t«ide t«i nÒmvi eÔ e‰nai ka‹ t«n ÍparxÒntvn égay«n ˆnhsin, to›w d¢ mØ peiyom°noiw mhd¢ ta›w §mmenoÊsaiw ténantίa: ka‹ mØ ˜sion aÈta›w e‰nai, …w éseboÊsaiw, yÊein mhyen‹ ye«n §p‹ d°ka ¶th: tÚn d¢ metå DhmÆtrion stefanhfÒron tamίan aflrey°nta énagrãcai tÒnde tÚn nÒmon efiw dÊo stÆlaw ka‹ énaye›nai tØm m¢n mίan prÚ t«n yur«n toË Yesmoforίou, tØn d¢ prÚ toË neΔ t∞w ÉArt°midow t∞w Loxίaw: énenegkãtv d¢ ı tamίaw tÚ énãlvma tÚ genÒmenon efiw tåstÆlaw t«i pr≈tvi logisthrίvi

Heil und Segen ! Als Demetrios der Hieronomos war, am 2. Tag des Monats Thargelion. Alexon (Sohn) des Damon stellte den Antrag: Es soll für die Bürger von Gambreion (folgendes) Gesetz gelten: [5] Die trauernden Frauen sollen graue Kleidung tragen, die nicht zerrissen ist. Aber auch die trauernden Männer und die Kinder sollen graue Kleidung benutzen, wenn sie (dies) nicht wollen, (dann) weiße. [10] Die herkömmlichen Bräuche für die Verstorbenen soll man spätestens in drei Monaten zu Ende bringen, im vierten Monat sollen die Männer mit ihrer Trauer aufhören, die Frauen im fünften Monat. Die Frauen sollen sich von der Begräbnisfeier entfernen [15] und nur zu den Trauerzügen herausgehen, die nach dem Gesetz als notwendig gelten. Der Gynaikonomos, der vom Volk für die Reinigungsriten vor [20] dem Thesmophorienfest gewählt wird, soll beten für die Männer, die (an diesem Gesetz) festhalten, und für die Frauen, die diesem Gesetz gehorchen, dass es ihnen gut gehe und sie einen Nutzen aus den vorhandenen Gütern (haben mögen), dass aber für die nicht gehorchenden (Männer) und die nicht (am Gesetz) festhaltenden (Frauen) das Gegenteil (geschehe). [25] Und sie (fem.: die Frauen) sollen, wenn sie Frevlerinnen sind, für zehn Jahre nicht das heilige Recht haben, irgendeinem der Götter zu opfern. Der Schatzmeister aber, der nach Demetrios, dem stephanephoros, gewählt wurde, soll dieses Gesetz auf zwei [30] Stelen aufschreiben und aufstellen lassen, die eine (Stele) vor den Toren des Thesmophorion, die andere

(2.) Elaia, Pitane, Wasserleitungen nach Pergamon, Kapukaya, Meter Aspondene, Gambreion, Sandaina, Soma bis Savastepe

145

vor dem Tempel der Artemis Lochia. Der Schatzmeister aber soll den für die Stelen erbrachten Aufwand bei dem ersten logisterion [erste Sitzung der Rechnungsprüfer] zur Rechenschaft vorlegen. Gesetz für Gambreion: Praescript (Z.1-4). Kleidungsordnung für Trauernde, Männer beenden die Trauerzeit im 4., Frauen im 5. Monat (Z.5-17). Der Gynaikonom betet für die Einhaltung des Gesetzes; ungehorsame Frauen werden für 10 Jahre von den Opfern ausgeschlossen (Z.17-27). Der Tamias sorgt für die Publizierung und die Prüfung der Ausgaben (Z.27-33).

Nr. 923

Pachtvertrag für Ackerland

Fundort: An einem Brunnen am Weg von Soma nach Bergama, ca. 8 Meilen vor Bergama (Fellows, 1837). Nächster antiker Ort: Gambreion - Antike Herkunft / Vertragspartner: Pergamon? (Rigsby). Museum: (1960) Pergamon, Magazin der unteren Agora. Publikationen: Fellows, Asia Minor 30; J. Yates, in: Fellows, Asia Minor 312-13 Nr. 5 (m.engl.Ü.); Boeckh, CIG 3561, Add. p. 1127; Fellows - Zenker, Kleinasien 20; J. Yates, in: Fellows - Zenker, Kleinasien 154-55 Nr. 5 (m.dt.Ü.); A. Papadopoulos-Kerameus, BCH 1, 1877, 53-55 Nr. 1 (Kopie M. Georgiu); Matthaios Georgiu, MousBiblSmur II 2-3 (1876-78), 1 Nr. 173; Dittenberger, Syll.1 114; Michel 1360; Dareste Haussoullier - Reinach, RecIJ I 257 (m.frz.Ü.); Dittenberger, Syll.2 155; Hiller von Gaertringen, Syll.3 302; Guarducci, EG III 310-11 (m.ital.Ü.); G. Casanova, in: FS Montevecchi 96 Nr. 2; K.J. Rigsby, Hermes 117, 1989, 247-50 (Z.2-19). vgl: Mitteis, Erbpacht 6 Anm. 2; Curtius, Bursian Jber 15, 1878, 86 (Z.2-4); Guiraud, Propriété foncière 427-28; Rostovtzeff, Kolonat 267-68 (Z.1-12); SEG 31, 1981, 1650; SEG 39, 1989, 1324 u. 1329; Ph. Gauthier, Bull. ép. 1990, 264 (Datierung); RepGRI Nr. 150. Datierung: 326/325 v. Chr. (das 11. Jahr der Herrschaft Alexanders). 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19

yeÒw: tÊx˙ égayª: basileÊontow ÉAlejãndrou, ¶tei •ndekãtvi, Menãndrou satrapeÊontow, §p‹ prutãniow ÉIsagÒrou, K[r]ateÊaw ¶dvken ÉAristom°nei g∞n cilØn égrÚn §poikίsai prÚw t«i fut«i t«i §p‹ KrateÊa futeuy°nti: ı d¢ perίbolÒw §stin t∞w g∞w spÒrou kÊprvn •katÚn •bdomÆkonta ka‹ ofikÒpeda ka‹ k∞pow: fÒrow d¢ toË kÆpou xrusoËw •kastoË §niautoË

Gott (sei Zeuge)! Zum guten Gelingen! Zur Zeit des Königs Alexander im elften Jahr, unter dem Satrapen Menandros, während der Prytanie des Isagoras. Krateuas gab dem Aristomenes ein unbestelltes Grundstück als Acker zum Besiedeln (Urbarmachen) bei dem Pflanzland, das durch Krateuas bepflanzt worden war. Der Umfang aber des Grundstücks beträgt 170 kyproi Aussaat, und (dazu gehören) bebaubare Flächen und ein Garten. Der Pachtzins für den Garten beträgt einen Chrysous für jedes Jahr.

4/5 Menãnd⎢rou Habicht (brieflich) nach unpubl. Foto; Menãnd⎢[r]ou alii; 7 Kateuaw am Stein Matthaios 9 ei TIISTI aHWron Fellows; éÚn Syll.2 / Guarducci; g∞i UiAhn égrÚn am Stein Georgiu 10 epoikiKai am Stein Matthaios; 11 t«i Habicht (brieflich) nach Foto; alii 11/12 futoi toi SGi KrateÊ⎢a futeuO°nti Fellows; fut«i §p‹ KrateÊ⎢a futeuTO°nti Matthaios 13 esPin am Stein Matthaios; 14/15 ek⎢atvn am Stein Matthaios 16/17 kL‹ ofikÒGedL ka‹ kIL⎢fÒrow d¢ toË kWGo Fellows 18/19 •kãsto⎢Ë] §niautoË Fellows; ßka[s]to⎢n §niautÒn alii 18 xrousoËw am Stein Fellows, Georgiu; 19 §niautoi Matthaios

(2.) KAIKOS

146

Vertrag (Auszug aus der Vertragsurkunde?, ein Pachthoros?): Krateuas gibt Ackerland zur Urbarmachung an Aristomenes (Z.7-12). Größe des Grundstücks mit Bauplatz und Garten (Z.12-17). Jährlich ein Chrysous Pachtzins für den Garten (Z.17-19). Z.4/5 Menandros ist als Satrap Lydiens bekannt. - Z.18 xrusoËw (statÆr), ein Goldstater, wiegt 8,1-8,6 g.

Poiracık (2307) Poirazcik, Poiracık, Poiraçık, Piracik

15 km osö. von Bergama, an der Landstraße nach Kınık, 5 km vor Kınık.

Nr. 924

Aufschrift einer Terrakotta-Figur

Fundort: auf einem Acker bei Poiracık, in einem Grab aus einfachen Steinplatten (gef. i.J. 1936 von Bauern). - Nächster antiker Ort: Gambreion. Antike Werkstatt: Pergamon (Deubner)?, oder evtl. Myrina? (Töpperwein, S. 154). Publikationen: O. Deubner, TürkTAED 4, 1940, 36 (türkisch), 45 (dt.), Foto Taf. 2 Nr. 1; AA 52, 1937, 267-68; Töpperwein, PergForsch III Taf. 91 Nr. 404 (Foto der Terrakotta und Zeichnung der Inschrift), vgl. S. 153-54, 167 Nr. 7, 228 Nr. 404. Inschriftträger: Signatur auf Rs. einer Terrakotta-Figur (stehender Knabe mit Gewandbündel). Datierung: Mitte 2. Jh. v. Chr.: Dat. des Grabes, in dem sich neben dieser und anderen Statuetten auch eine Bronzemünze von ca. 150 v. Chr. befand (Deubner). Diese Terrakotta-Figur ist späthellenistisch, Deubners Datierung des Grabes aber zu früh (Töpperwein).

DIHó Name eines Terrakottafabrikanten (Deubner); der Name DIHC ist aus mehreren athenischen Bildhauerinschriften bekannt (Syll.3 IV Namensindex).

Nr. 925

Drei Fragmente einer Chronik (ab 4. Jh. v. Chr.) von Pergamon

Fundort: Poiracık - Antike Herkunft: Pergamon - Museum: Istanbul (Çinili Kiosk). Publikationen: Th. Reinach - (Baltazzi), RH 32, 1886, 76 Nr. 1 (Berichtigungen Add. S. 471); S. Reinach, RA 9, 1887, 89 (a); Fränkel, JbPreussKS 9, 1888, 86 unten (a), 87 oben (c), Mitte (b), vgl. S. 56f.; Kontoleon, N°a SmÊrnh 20 (29.12.1889 - 4.1.1890), Nr. 4020-23 (n.v.); Fränkel, AvP VIII 2, 613 (a-c); A. Wilhelm, AEM 20, 1897, 59 (a Z.1-4); Dittenberger, OGIS 264 (a-c); Janell, Inschriften Nr. 54 (m.dt.Ü.); Jacoby, FGrH 506, 1 (a-c). vgl: A. Wilhelm, AM 39, 1914, 156-60 (Z.4-9, Korr. Z.7/8); H. Kasten, Bursian Jber 279, 1942, 126 (Korr. Z.78); Hansen, Attalids2 10-11; M. J. Osborne, Historia 22, 1973, 547-51 (Z.4-9); Allen, Attalid Kingdom 16163; Burstein, TDGR III Nr. 83 a (engl.Ü.). Inschriftträger: Block aus weißem Marmor. - Datierung: Zeit Hadrians? / erheblich früher ? Von den drei offenbar zusammengehörenden Fragmenten wurden zwei (b,c) in Bergama gefunden, (a) in Poiraçik (wohl dorthin verschleppt). Wir geben hier nur den Text von (a) - und hilfsweise die dt. Übs. auch von (b) und (c). TEXT in AvP: 1 2 3 4 5 6 7

[sun°tajen? ÉA]rxίaw [prutãn]e[i]w a[flre›syai t∞w] [pÒlevw kat'] ¶tow ßkas[t]on ka‹ pr«tow §prut[ã][neuen ÉArxί]aw ka‹ §j §keίnou m°xri nËn prutã[neiw e‰nai] diateloËsin: ÉOrÒnthw d¢ ÉArtasÊ[rou, tÚ g°n]ow Bãktriow, époståw épÚ ÉArtaj°r[jou toË Pers]«n basil°vw, §krãthsen t«n Perga[mhn«n ka‹ m]et≈ikisen aÈtoÁw pãlin §p‹ tÚn ko-

(2.) Elaia, Pitane, Wasserleitungen nach Pergamon, Kapukaya, Meter Aspondene, Gambreion, Sandaina, Soma bis Savastepe

147

[lvnÚn efiw] tØn pa[lai]ån pÒlin: e‰ta ÉOrÒnthw [tØn pÒlin §]pitr[°caw ÉArtaj°]rjhi ép°yanen

8 9

1 [- ¶peisen ÉA]rxίaw Janell; 3/4 nËn pruta|[neuÒmenoi] Wilhelm, AEM 7/8 §p‹ tÚn ko|[rufÚn efiw] tØn Wilhelm, AM; §p‹ tÚn kÒ|[rumbon efiw] tØn Kasten (a) Archias (ordnete an ?), in jedem Jahr die Prytanen der Stadt zu wählen, und erster Prytan war Archias selbst, und seit jener Zeit bleiben sie bis heute dabei, dass es Prytanen gibt (als Leiter der Stadt). Orontes aber, (Sohn) des Artasyras, nach seiner Herkunft ein Baktrier, der vom Perserkönig Artaxerxes abgefallen war, errang die Herrschaft über die Pergamener und siedelte sie wieder auf dem Hügel in der alten Stadt an. Dann starb Orontes, nachdem er die Stadt Artaxerxes überlassen hatte. (b) - - - der die Anaxippe heiratete - - - er zeugte (mit ihr) Euhippos, Euhippos aber (zeugte) - - - und Daskylos; eine Schwester von diesen war Thersippe, diese aber lebte zusammen mit - - -, einem Paphlagonier der Herkunft nach, und gebar - - (c) Eumenes [II.] aber, der schon sein Leben lang die Herrschaft mit seinem Bruder Attalos [II.] teilte, hinterließ bei seinem Tod das Königreich seinem Sohn Attalos [III.], die vormundschaftliche Regierung (katÉ §pitropÆn) aber jenem Bruder [Attalos II.]. Dieser aber übergab bei seinem Tod das Königreich dem [Brudersohn] Attalos, (Sohn) des Eumenes. Die Zusammengehörigkeit der Fragmente scheint aus inhaltlichen Gründen ziemlich sicher. Z.8 ÉOrÒnthw, Satrap Armeniens (vgl. Xenophon, Anab. 3,5,17) gehörte zur persischen Königsfamilie; auf diese führten die Attaliden ihr Geschlecht zurück.

Nemrud Kale / antik: Heiligtum der Meter Aspondene (2312) Mamurt Kale, Namurtkale

17,5 km Luftlinie südl. von Kınık. Auf dem entlegenen Gipfel des Sultan Dag (1084m) in den Yunt Dagları fand Schuchhardt 1887 Reste eines Tempels; man hat ihn ab 1907 zum Teil freigelegt. Er war unter Attalos I. ausgestaltet worden. - Strabon 13,2,6 nennt in dieser Gegend ein Heiligtum der Meter Asporene ('die ohne Saat', 'unfruchtbare'). Plausibler ist der Name Aspondene ('die keiner Spende bedarf' ?). - Ausführlicher Bericht in JDAI, Erg.Heft 9 (1911), 4-42 und Tafeln: Mamurt-Kaleh, Ein Tempel der Göttermutter unweit Pergamon. Nach den Untersuchungen von Alexander Conze und Paul Schazmann.

Nr. 926

Widmung an König Attalos I.

Fundort / antiker Ort: Nemrud Kale / Heiligtum der Meter Aspondene. Publikationen: P. Jacobsthal, AM 33, 1908, 403-404 Nr. 32; Conze, JDAI ErgH 9, 1911, 6-7 mit Foto des Postaments und Facsimile der Inschrift (nach Abklatsch); Ohlemutz, Heiligtümer 178; Vermaseren, CCCA I 119 Nr. 389. Inschriftträger: Stark verwitterte altarförmige Basis aus Trachyt. H 83, B 60, T 48,5, Bh 2,8 cm. 1 2 3

basile› ÉAttãlƒ Svt∞ri Mhtre˛w ≤ fl°reia

Für König Attalos Soter. Die Priesterin Metreïs

Nr. 927

Widmung von Attalos an Antiochis (mit Rest der Künstlersignatur)

Fundort / antiker Ort: Nemrud Kale / Heiligtum der Meter Aspondene. Publikationen: Conze, JDAI ErgH 9, 1911, 10. 38; Vermaseren, CCCA I 119 Nr. 390. vgl: Ohlemutz, Heiligtümer 178; Schober, Kunst 52-53; Hansen, Attalids2 27 Anm. 2, 285; Schalles, Kulturpolitik 44 Anm. 290. Inschriftträger: Trachytbasis H 26, B 67, T 60 cm); auf der Basis noch die Spuren zweier Füße einer großen Bronzestatue. - Datierung: Einige Zeit vor 263 v. Chr. (Schalles). 1 2 Reste von 3

ÖAttalow Filetaίrou ÉAntioxίda tØn guna›ka §poίhsen

Attalos, Sohn des Philetairos, (hat die Statue) seiner Frau Antiochis (aufgestellt). (Die Statue) hat gefertigt - - -

148

(2.) KAIKOS

Der hier dedizierende Attalos ist der Neffe und Adoptivsohn von Philetairos. 270 v. wurde er mit Antiochis vermählt; vermutlich ist er noch vor seinem Adoptivvater verstorben. Sein Sohn erlangte nach Eumenes I. 241 v. als Attalos I. (Soter) die Herrschaft. Z.3 §poίhsen: vom Namen des Künstlers ist nichts mehr zu lesen.

Nr. 928

Weihung von Philetairos an die Meter theon

Fundort / antiker Ort: Nemrud Kale / Heiligtum der Meter Aspondene. Publikationen: Conze - Schazmann, JDAI ErgH 9, 1911, 10. 13. 20-21 mit Zeichnungen (S. 21), Rekonstruktionszeichnung des Tempels Taf. 5 (Vorderansicht mit Inschrift) und Taf. 6, Fotos der Architrave mit Inschrift Taf. 7; Meyer, Grenzen 95; Schalles, Kulturpolitik 22 Anm. 138; Vermaseren, CCCA I 119 Nr. 388, Abb. Taf. 87 (Ndr. Zeichnung Schazmann). - vgl: Ohlemutz, Heiligtümer 175. Inschriftträger: Vom Architrav der Tempelfassade: drei zusammengehörige Epistylblöcke, auf einem 4. Block ist in anderer Schrift der Teil des 3. Blocks wiederholt. Datierung: Regierungszeit des Philetairos (281-263).

Fi|leta›row ÉAttãlou Mht[r]|‹ ye«n Philetairos, Sohn des Attalos, für die Meter theon (Göttermutter). Der Dedikant ist sicher Philetairos, der Begründer des pergamenischen Königtums.

(2.) Elaia, Pitane, Wasserleitungen nach Pergamon, Kapukaya, Meter Aspondene, Gambreion, Sandaina, Soma bis Savastepe

Nr. 929

149

Diverse Werkzeichen, Versatzmarken

Fundort / antiker Ort: Nemrud Kale / Heiligtum der Meter Aspondene. Publikationen: Schazmann, JDAI ErgH 9, 1911, 16-17 mit Zeichn. nach Abklatsch. Inschriftträger: Werkzeichen auf dem stufenförmigen Unterbau der Cella (Trachyt-Blöcke).

B E K P

D C H Y J R

sowie

A .... (alphabetische Ordnung) Von unterster zu oberster Stufe jeweils ein Buchstabe für die Schicht der Blöcke: A B G D sowie zusätzlich ein den Platz des Blockes in der jeweiligen Schicht bezeichnender Buchstabe: (erhalten nur) EG, ZG, HG, YG, IG . Von der obersten Stufe ist mehrfach das D erhalten.

Nr. 930 a

Ziegel-Stempel

Fundort / antiker Ort: Nemrud Kale / Heiligtum der Meter Aspondene. Publikationen: Conze - Schazmann, JDAI ErgH 9, 1911, 30. 38. Inschriftträger: Ziegel.

BAS

bas(ilikÆ)

Wohl ein 'basilike'-Stempel; vgl. AvP IX S. 81 m.Anm.2 (allgemein zum basilikÆ-Stempel).

(2.) KAIKOS

150 Nr. 930 b

Terrakottagefäß mit Aufschrift

Fundort / antiker Ort: Nemrud Kale / Heiligtum der Meter Aspondene. Publikationen: Conze, JDAI ErgH 9, 1911, 41, Zeichnung Taf. 13 Nr. 4; Ohlemutz, Heiligtümer 179; Vermaseren, CCCA I 120 Nr. 393. Inschriftträger: Auf der Scherbe eines großen Tongefäßes.

ATTIN

Yaylakale (Yaylaköy) (2313) Das Dorf Yaylaköy (30 km osö. Pergamon, 14 km sö. von Kınık) liegt 625 m hoch unterhalb des 7-gipfligen Bergstocks Yayladagı im kahlen Yunt Dagı-Gebirge. Aber der Yayladagı bietet Wald und Quellen, und auf der Hochebene (ca. 4 km nö. vom Dorf) wurde auf dem Feld der Yayla (Alm) die Inschrift →Nr. 931a gefunden. Dahinter auf einem der Gipfel sind die Ruinen der Burg Yaylakale, ein froÊrion, das als Schutzburg der Attaliden gegen Überfälle aus dem angrenzenden Lydien und nach dem Frieden von Apamea (188 v.) zur Kontrolle eines Handelsweges diente (H. Müller, ausführlich in Chiron 40, 2010, 447-457 mit Fotos Abb. 6-12).

Nr. 931 a

Die Gründungsmitglieder der Asklepiasten im Asklepieion des Phrourarchen Demetrios

Fundort: Yaylaköy, von einer Yayla (s.o) unterhalb der Burg Yaylakale. - Antik: Hellenistisches froÊrion. Verwahrung: Privatsammlung in Bergama. Publikationen: H. Müller, Chiron 40, 2010, 427-38 (m.dt.Ü. zu Z.1-5), Foto 429 Abb. 1; SEG 60, 2010, 1332. Inschriftträger: Stele aus Andesit; H 118, B 41 (oben) - 46 (unten), T 14-15, Bh 2-2,5 cm. Material, Größe, Schrift ähnlich wie →Nr. 931b. - Datierung: Ca. 200-150 v. Chr. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19

§p‹ Dhmhtrίou frourãrxou, toË ktίsantow tÚ flerÚn: égayª tÊx˙: sun∞lyon ofl pr«toi ÉAssklhpiastaί: DhmÆtriow SeÊyou, Mikadίvn ÉAristagÒrou, MhtrÒdvrow ÉAf(?)ãrou, ÉAsklhpiãdhw Glaukίou, Mhtrofãnhw ÉArtemid≈rou, MakedΔn ÉAndr°stou, Nikãnvr Mikadίvnow, ÉArt°mvn ÉAyhnaίou, ÑHrakleίdhw Bakxίou, Kãlaw Glaukίou, ou ÉApoll≈niow DhmhtrίS(?)≈nikow ÉAristokrãtou, ÉAristog°nhw Dionusod≈rou, ÉAgÆnvr Bakxίou, Purrίaw Dhm°ou

20 7 Mikadίvn ist bisher nicht belegt (nur Mikalίvn), wohl abgeleitet von Mikãdhw. 8 Nur eine ÉAfãrh ist belegt (LGPN 3a). Unter dem Phrourarchen Demetrios, der den Tempel gegründet hat. Heil und Segen! Hier versammelten sich die ersten Asklepiasten: Demetrios (Sohn) des Seuthes, Mikadion (Sohn) des Aristagoras, Metrodoros (Sohn)

(2.) Elaia, Pitane, Wasserleitungen nach Pergamon, Kapukaya, Meter Aspondene, Gambreion, Sandaina, Soma bis Savastepe

151

des Aphares(?), Asklepiades (Sohn) des Glaukias, Metrophanes (Sohn) des Artemidoros, Makedon (Sohn) des Andrestes, Nikanor (Sohn) des Mikadion, Artemon (Sohn) des Athenaios, Herakleides (Sohn) des Bakchios, Kalas (Sohn) des Glaukias, Apollonios (Sohn) des Demetrios, Sonikos (Sohn) des Aristokrates, Aristogenes (Sohn) des Dionysodoros, Agenor (Sohn) des Bakchios, Pyrrhias (Sohn) des Demeas. Der froÊrarxow Demetrios (Z.1/2, auch Z.6 ?) befehligte ein Kastell (Yaylakale im Yunt Dagı, s.o. →Ort 2313); er hat (Z.2/3) einen Tempel, wohl ein Asklepieion (→Nr. 931b) gegründet. Die Asklepiasten können seine Soldaten und deren Angehörige sein. Zu den Namen siehe den detaillierten Kommentar bei H. Müller.

Nr. 931 b

Regeln für das Asklepieion (des Phrourarchen Demetrios)

Fundort: Eine Yayla (Alm), knapp 4 km von Yaylaköy entfernt, 2007/2009 verfallen. Antike Werkstücke bei einer Karstquelle (Asklepieion?). - Museum: Seit 2009 im Museum Bergama. Publikationen: H. Müller, Chiron 40, 2010, 438-447 (m.dt.Ü.), Fotos 441 Abb. 3+4 (Fundort), 442 Abb. 5 (Abklatsch); SEG 60, 2010, 1333. Inschriftträger: Stele aus Andesit (H 97, B 46, T 9, Bh 2,5 cm), lange Zeit als Waschbrett genutzt. Material, Größe, Schrift ähnlich wie →Nr. 931a. - Datierung: Ca. 200-150 v. Chr.

- - - - - - - - [ - - - ég]n[eÊes]yai tÚ[n efi]sporeuÒmenon Ígίaw ßne[k]en efiw tÚ flerÒn: épÚ m¢n t«n éfrodisiak«n katå kefal∞w lousãmenon, épÚ nekroË d¢ ka‹ épÚ §kforçw (?) deutera›on ka‹ épÚ diafyorçw tÚ aÈtÒ: §ån d° tiw §p°ly˙ §p‹ tÚ parå tÚ flerÚn §nkoimhtÆrion [. . .]A[.]OU - - - - - - - - - -

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16

- - es soll rein sein der der Gesundheit wegen in das Heiligtum Eintretende: vom Geschlechtsverkehr nach einer Waschung von Kopf bis Fuß, von (der Nähe zu) einem Leichnam und von einer Beerdigung nach Zweitagesfrist und von einer Abtreibung (soll) das Gleiche (gelten); wenn aber einer zu dem Inkubationsraum beim Heiligtum geht - - - (Übers. H. Müller) Die Regelungen betreffen ein Asklepieion, wohl das flerÒn des Phrourarchen Demetrios (→Nr. 931a Z.3). 5/6 éfrodisiakã: sexuelle Kontakte. 6/7 katå kefal∞w: rituelle Reinigung von Kopf bis Fuß. 11 diafyorã: Fehlgeburt, abortus. 12 ff.: Regeln für den Zutritt zum Heilschlafraum (§nkoimhtÆrion Z.14/15).

Akçaavlu (2321) Aktshavlar, Aktschavla, Aktschavly, Akçehavli, Akçavli

Bergdorf über dem Tal des Yagcılı Dere (nördl. Zulauf des Kaikos), 10 km nw. von Soma.

Nr. 932

Weihung: Votiv- u. Beichtinschrift

Fundort: Akçaavlu. - Museum: Manisa, Arch. Museum (seit 23.12.1963; Inv.Nr. 395, alt 1649). Publikationen: P. Herrmann - K.Z. Polatkan, Sber Wien 265/I, 1969, 58-63 Nr. 15, Foto Taf. 5 Nr. 11; J.u.L. Robert, Bull. ép. 1970, 511; F.T. van Straten, Bulletin Antieke Beschaving 51, 1976, 9-10 mit Foto Abb. 19; G. Petzl, EA 22, 1994, 1-2 Nr. 1 mit Foto (m.dt.Ü.).

(2.) KAIKOS

152

Inschriftträger: Stele aus weißgrauem Marmor (H 77, B 25, T 7 cm) mit reliefiertem Giebel mit Rosette, darunter ein Relief: auf einem Altar sitzt ein Adler, dem eine menschliche Hand etwas darreicht (wohl ein Stück Opferfleisch); unter dem Relief die Inschrift (Bh 1,2 cm, Zeilenabstand 0,6 cm; eingeritzte Linien, wohl zur Begrenzung der Zeilenhöhe). - Datierung: 1.-2. Jh. n. Chr. (?) (Petzl). 1 2 3 4 5 6 7 8 9

Meίdvn Menãndrou krat∞ra §pÒei §p‹ toË DiÚw toË Trvsou ka‹ ofl diãkonoi êyuta §fãgosan ka‹ épemãkkvsen aÈtÚn §p‹ m∞naw tre›w ka‹ parestãyh aÈt“ efiw toÁw Ïpnouw, ·na stÆlhn stÆsaw §pigrãc˙ ì p°posxen ka‹ ≥rjato tÒte lale›n

Meidon, Sohn des Menandros, veranstaltete im Heiligtum des Zeus Trosu ein Trinkgelage, und (seine) Diener aßen Fleisch, das (noch) nicht geopfert war. Und er [d.h. der Gott] ließ ihn auf drei Monate verstummen und trat zu ihm in seinen Träumen, damit er eine Stele aufstelle und darauf schreibe, was ihm widerfuhr; und danach fing er (wieder) an zu reden. (Übers. G. Petzl) Eine sog. "Beichtinschrift": Meidon wird für ein Opfer-Vergehen der diãkonoi (für die er offenbar verantwortlich war) mit einer Sprach-(oder Geistes?-)Störung bestraft; ein Traum hat den so Getroffenen veranlasst, die Stele zu errichten und die Schuld öffentlich (durch die Inschrift) darzulegen. Das Vergehen bestand anscheinend im Essen von Opferfleisch, ohne zuvor der Gottheit das Opfer (bzw. den betreffenden Anteil) dargebracht zu haben. diãkonoi : Kultpersonal, für das Meidon offenbar verantwortlich war. Zeus Trosu ist aus Weihungen am Oberlauf des Mäander (Phryg.) bekannt; der seltsame Brauch der Beichtoder Sühninschriften findet sich in der Katakekaumene (nordöstl. Lydien) und wiederum am Oberlauf des Mäander. Beide Regionen könnten in einem ethnischen Zusammenhang stehen (vgl. Herrmann S. 60). In der Kaikos-Region kennen wir neben dieser Inschrift kein Zeugnis für Zeus Trosu oder für eine Beichtinschrift; P. Herrmann hält aber eine Übertragung vom Oberlauf des Mäander nach hier bzw. an den Kaikos für durchaus denkbar.

Soma (2325) Stadt am Kaikos (ca. 80.000 EW), in der Provinz Manisa, ca. 40 km ö. von Bergama. 'Germe' in Itineraria Antonini (335,4 Cuntz p.50), 'Gerame' in Tabula Peutingeriana (IX 4 Miller), in beiden Quellen an der Straße von Pergamo (25 Meilen) nach Thyateira (33 Meilen). Diese Angaben führen zu einer Situierung bei Soma. Daher wurde hier das durch seine kaiserzeitliche Münzprägung bekannte Germe (zugleich Hiera Germe) vermutet: Imhoof-Blumer wies die Münzen [GERMHNVN] diesem Germe am Kaikos zu, da die kleinen und großen Kupfernominale mit dem Bild des Senates und Großbronzen mit dem Bild des Demos den Stadtmünzen der nahen lydischen Städte entsprechen. Aber man hat keine Stadtlage aus dieser Zeit bei Soma gefunden. Danach nahm man an, dass die Itinerare nur eine Straßenstation bezeichnen oder, so L. Robert, sich irrten. Jedenfalls ist eine Lokalisierung der Stadt Germe bei Soma auszuschließen (fehlende Ortslage, widersprechende Quellen, z.B. Steph. Byz. "bei Kyzikos") und für andere Lokalisierungen von Germe gibt es bessere Gründe - siehe unsere Übersicht bei →Ort 5250 (Ilıca). Aber das in den Itineraren überlieferte Germe/Gerame passt (anders als die Vorschläge für die Stadt Germe) zur Beschreibung bei Pachymeres und ist wahrscheinlich mit der Festung Germe zu identifizieren ist, die i.J. 1304 von dem Katalanenführer Roger de Flor erstürmt wurde. Die Inschriften, die in Soma gefundenen wurden, können aus Pergamon oder aus der fruchtbaren Region des oberen Kaikos (östlich von Soma) verschleppt sein. Nr. 933 vacat

Nr. 934

Fragment eines Briefes Attalos' II. und eines Verwaltungsbescheides(?)

(2.) Elaia, Pitane, Wasserleitungen nach Pergamon, Kapukaya, Meter Aspondene, Gambreion, Sandaina, Soma bis Savastepe

153

Fundort: Soma, an der Hauptquelle im Basar eingemauert (Conze/Schuchhardt i.J. 1886, Revision 1887). Antike Herkunft: Pergamon (Attalos II für Eumenes II) - Antiker Adressat: Pergamon (?), Tempel des Apollon Tarsenos ?. Publikationen: Conze - Schuchhardt, AM 24, 1899, 212-14 Nr. 36; Schroeter, De regum epistulis, Frg. 17; Welles, RC Nr. 47 (m.engl.Ü. Z.1-15); F. Piejko, Historia 38, 1989, 395-409; SEG 39, 1989, 1337 (Piejko; mit Anm. von H.W. Pleket u. P. Hermann). vgl: M. Rostovtzeff, in: FS Ramsay 384; L. Robert, BCH 53, 1929, 151-52 Nr. 34 (Korr. Z. 12,22,24,25) = OpMin I 126-27; Boehringer - Krauss, AvP IX S. 92 (Z. 1,14-15; Bezug auf Attalos I.); Feyel, REA 42, 1940, 137-41 (Z. 1-7,16-17, mit Korr. Z.4); Wilhelm, Königsbriefe 35-40 Nr. 6 (Z.1-15), 61; C.B. Welles, AJA 52, 1948, 391 (zu Feyels Ergz. Z.4); F. Piejko, Chiron 18, 1988, 58 Anm. 9 (Korr. Z. 19/20); F. Piejko, Opuscula Atheniensia 18, 1990, 142 (Korr. Z.19-23); RepGRI Nr. 151. Inschriftträger: H 98, B 72,5 cm; unten rechts ist ein Stück abgebrochen (16-36 cm). - Datierung: 185 v. Chr.

I

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15

II

16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26

ÖAttalow [ . . . .9. . . . . ] xaίrein: én°dvkan ≤m›n [éjίvma . . .7. . . . érx]iereÁw toË TarshnoË [ÉApÒllvnow] ka‹ ofl sumporeuÒmenoi t∞w ginom°[nhw . . . . .10. . . . . kã]toiko[i] d[ίk]ai' éjioËntew, [ka‹ ≤me›w ded≈kam]en aÈto›w ét°leian probã[tvn Àste mhk°ti tel]e›n [t]Øn épÚ toÊtvn pros[deom°nhn dekãthn:] boÊlvntai d¢ tå sugxvrh[y°nta . . . . .10. . . . . éna]graf∞nai efiw stÆlhn [liyίnhn: sÊntajon oÔn énat]ey∞nai aÈtØn ÍpÚ [ . . . . .11. . . . . . efiw tÚ fler]Ún ka‹ énagraf°ntvn [ . . . . . . . .17. . . . . . . . . ] Íp¢r toÊtvn pemfy∞nai [ . . . . . . 12. . . . . . ] panÆgurin §n t«i fler«i gen°[syai - - - ] ¶rrvso: ibÄ, DÊstrou iwÄ M°nandrow §k Pergãm[ou] [ . . . . . . . . . . . . . .29. . . . . . . . . . . . . . . ] ı érxiereÁw ka‹ ofl m[e][t' aÈtoË sumporeuÒmenoi kãtoikoi t]oË TarshnoË [ÉApÒl]lvn[ow] [ . . . . . . . . . . . . . . .30. . . . . . . . . . . . . . . ] IPOUEKLLFIO [éjίvma ép°dvkan éjioËntew ét°lei]an ka‹ probãtv[n] [ka‹ . . . . . . 12. . . . . . ÖAttal]ow ¶dvken [ . . . . . . . . . . . . . .28. . . . . . . . . . . . . . ] taËta §n stÆlhi sug[anagraf°nta . . . . . . .14. . . . . . . énat°]yeiken fiãl[hn] [ . . . . .10. . . . . kal«w oÔn poiÆsete] prosemfanίzonte[w] [§n ta›w Íp¢r t∞w . . . . . . svt]hrίa[w] §piteloum°naiw yu[sίaiw ∂n ¶xete eÎnoian to›w s]unaÊjein t[åw pros]Òdouw [ka‹ tå tίmia toË yeoË filotimoum°noiw - - - - - - - - - ]

12 ] SANITRONI §n t«i fler«i gen°- alle (außer Robert); 22 énat°]yeiken OFAL alle (außer Robert) 24 ]PPA §piteloum°naiw YI am Stein; §]n ta[›w] §piteloum°naiw yu- Robert 25 ] UPaujein t[ ]OLONS am Stein; [... eÎnoian to›w sune]paÊjein t[åw pros]Òdouw Robert (I): Brief von Attalos II. (ohne offiziöses Formular, Attalos als Regent für Eumenes, daher ohne Königstitel) betreffend eine Petition der kãtoikoi des Apollon Tarsenos zur Erlangung von Steuerbefreiungen. Mit Publikationsanordnung. Übersetzung von C.B. Welles: Attalus to [ . . . . . . . . . ], greeting. [ . . . . . . . the chief]-priest of [Apollo] Tarsenus and the accompanying inhabitants of the [ . . . . . . . . ] delivered to us [a petition], making a just request, [and we have granted] them tax-exemption on their sheep [so that they are no longer to pay] the [tithe due] from them. They wish that the grant be inscribed on a [stone] stele. [Give orders therefore] that it be erected by [ . . . . . . . . ] in the temple

(2.) KAIKOS

154

and when this has been inscribed (?) [ . . . . . . . . . . ] to be sent concerning this [ . . . . . . . . . . . . ] . . . . to be in the temple [ . . . . . . ]. Farewell. Year 12, Dystrus 16. Menander (brought the letter) from Pergamum. (II): Der dem Brief anhängende fragmentarische Text ist sehr unklaren Charakters; vielleicht ist es der offizielle Text des betreffenden Verwaltungsbescheides ? Oder ein Dankdekret der kãtoikoi ?

Nr. 935

Der demos von Stratonikeia-Hadrianopolis ehrt Kaiser Hadrian

Fundort: Soma, in einem Privathaus verbaut. - Antiker Ort: ? Antike Herkunft / dekretierender Ort: Stratonikeia-Hadrianopolis [Lydien]. Publikationen: Gawantka / Zahrnt, Chiron 7, 1977, 306-307, Foto Taf. 6; SEG 27, 1977, 809. vgl: L. Robert, BCH 102, 1978, 437-52 (bes. 438 ff., Z. 1-8). Datierung: 130-138 n. Chr. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12

vac. Dίa Kunhg°sion vac. [AÈ]tokrãtora Kaίsara [Tr]aianÚn ÑAdrianÚn ÉO[l]Êmpion ı d∞mow ı St[ra][t]oneik°vn ÑAdrianop[o][le]it«n tÚn ‡dion ktίsth[n] [ka‹] ofikistØn §k t«n fidίv[n] [§pi]melhy[°]nt[o]w ÉApollo[d≈]rou toË bÄ K°lsou [ 3-4 ] [ka]‹ (?) Íp¢r Fourίou u[fl?]vno[Ë] [§p]‹ strathgoË tÚ bÄ Ti. [Kl.] [vac. vel 1-2] Kandίdou vac. vacat

Den Zeus der Jagd (Kynegesios), den Imperator Caesar Traianus Hadrianus Olympios, (ehrt) der demos von Stratonikeia Hadrianopolis, ihn, der persönlich (die Stadt) gegründet und aus eigenen Mitteln besiedelt hat. Gekümmert hat sich (um dieses Ehrenmal) Apollodoros der Jüngere Celsus, auch für seinen Enkel Furius, als Tiberius Claudius Candidus zum zweiten Mal Stratege war. Z. 1: diå kunhg°sion Gawantka / Zahrnt (Bezug auf die Jagden Hadrians). Aber schon P. Herrmann, zitiert von L. Robert und in SEG, zeigt, dass die Auflösung Dίa Kunhg°sion plausibel ist; demnach wird Hadrian als Zeus Kynegesios angesprochen. Robert bespricht ausführlich die Inschrift und die hadrianischen Gründungen hier und am Makestos.

Nr. 936

Grabschrift für den Gatten Glykon und den Sohn Menodoros

Fundort: Soma, an einer Quelle im Türkenviertel (Conze/Sch.). - Antiker Ort: ? Publikationen: Conze - Schuchhardt, AM 24, 1899, 214 Nr. 37. Inschriftträger: Bruchstück, H 54, B 44, T 56 cm. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11

Z«s[a] MÒsxi[on] ÉArt°mvn[ow] GlÊkvni t[“] éndr‹ k[a‹] Mhnod≈r[ƒ] t“ glukut[ã]tƒ t°knƒ t[Ú] mnhme›on §poίhsen mneίaw x[ãrin]

Zosa Moschion, Tochter des Artemon, hat für ihren Mann Glykon und für Menodoros, ihr allerliebstes Kind, das Grabmal errichtet, zum Gedenken.

Moschion ist ein oft belegter Frauenname, so auch auf der Grabschrift →Nr. 943, die nicht weit von hier gefunden wurde.

(2.) Elaia, Pitane, Wasserleitungen nach Pergamon, Kapukaya, Meter Aspondene, Gambreion, Sandaina, Soma bis Savastepe

Nr. 937

155

Christliche Grabschrift für Onesimos und Chrysaieis und ihr Kind Polychronios

Fundort: Soma, verbaut, noch sichtbar (Gawantka/Zahrnt 1977). Publikationen: Fellows, Asia Minor, Tafel vor S. 27 (m.engl.Ü. S. 27 Anm. 1); Yates, in: Fellows, Asia Minor 311-12 Nr. 1; Boeckh, CIG 3565; Fellows - Zenker, Kleinasien 18 Anm. 2 (dt.Ü.) und Kupfertafel; Yates, in: Fellows - Zenker, Kleinasien 153 Nr. 1; Curtius - Kirchhoff, CIG 9285; Schuchhardt, AvP I 1, S. 136f; Grégoire I Nr. 48; SEG 27, 1977, 810. - vgl: Gawantka/Zahrnt, Chiron 7, 1977, 305 Anm. 2. Inschriftträger: Grabaltar (H 108, B 55-60 cm), der zusammen mit fünf weiteren "ganz gleichartigen Grabaltären aus römischer Zeit" als Unterlage für die Gurtbögen eines Gewölbes (aus dem 14. Jh. n. ?) diente. Vgl. die nachstehenden Inschriften (→Nr. 938 und →Nr. 939). Datierung: Etwa 2. Jh. n. Chr. - Christlich: Grégoire wegen ~ vor Z.1, aber dieses ~ hat dort offenbar nicht gestanden (Gawantka/Zahrnt). 1 2 3 4 5 6

ÉOnÆsimow ı patØr ka‹ Xrusaie‹w ≤ mÆthr Poluxronίƒ t“ glukutãtƒ t°knƒ mneίaw xãrin §poίhsan ka‹ •auto›w

LGPN 5a+b Xrusa˝w

Onesimos, der Vater, und Chrysaïs, die Mutter, haben für ihr allerliebstes Kind Polychronios (das Grabmal) zum Gedenken errichtet, und für sich selbst.

Nr. 938

Auf einem Grabaltar

Fundort: Soma - Antiker Ort: ? Publikationen: Gardner, JHS 6, 1885, 347 Nr. 86b (Kopie MS Cockerell); Schuchhardt, AvP I 1, S. 136. Inschriftträger: Grabaltar (H 108, B 55-60 cm), der mit fünf weiteren "ganz gleichartigen Grabaltären aus römischer Zeit" als Unterlage für die Gurtbögen eines Gewölbes (aus dem 14. Jh. n. ?) dient. Vgl. →Nr. 937 und →Nr. 939. - Datierung: Etwa 2. Jh. n. Chr. 1 2 3 4

[ - - - - ]eίdhw ♠ [ - - - ]ίppƒ t“ [éde]lf“ én°[yhk]en

Gardner: 1 ]dh

Nr. 939

2 ]p“

- - -eides hat (den Altar) aufgestellt für seinen Bruder - - -ippos

3/4 ]“ én°|[yhken]

Grabschrift ? (Theudas und Menandros)

Fundort: Soma - Antiker Ort: ? Publikationen: Fellows, Asia Minor 27 (1. Inschr.); Yates, in: Fellows, Asia Minor 312 Nr. 2 (m.engl.Ü.); Boeckh, CIG 3563; Fellows - Zenker, Kleinasien 18 (1.Inschr.); Yates, in: Fellows - Zenker, Kleinasien 154 Nr. 2 (m.dt.Ü.). - vgl: Schuchhardt, AvP I 1, S. 136. Inschriftträger: Grabaltar (H 108, B 55-60 cm), der zusammen mit fünf weiteren "ganz gleichartigen Grabaltären aus römischer Zeit" als Unterlage für die Gurtbögen eines Gewölbes (aus dem 14. Jh. n. ?) diente. Vgl. die voranstehenden Inschriften (→Nr. 937 und →Nr. 938).

YeÊdaw ka‹ M°na[ndrow]

Theudas und Menandros

YeÊdaE Fellows; YeÊda ka‹ Menã[lkaw] Yates; YeÊdaw AvP

Nr. 940

Grabschrift für Apollinarios

Fundort: Soma - Antiker Ort: ? Publikationen: Schuchhardt, AvP I 1, S. 137 Anm. 1.

(2.) KAIKOS

156 1 2 3 4

Nr. 941

ÉAndrÒneikow ı pa[t]Ør ÉApolleinarίƒ [t“] fidίƒ t°knƒ §po[ίei m]neίaw x[ãr]in

Andronikos, der Vater, errichtete (das Grab) für Apollinarios, sein eigenes Kind, zum Gedenken.

Grabschrift für Eunoikos

Fundort: Soma - Antiker Ort: ? Publikationen: Fellows, Asia Minor 27 (2. Inschr.); Boeckh, CIG 3564; Fellows - Zenker, Kleinasien 18 (2. Inschr.). - vgl: Yates, in: Fellows, Asia Minor 312 Nr. 3 (Z.2, m.engl.Ü.); Yates, in: Fellows - Zenker, Kleinasien 154 Nr. 3 (Z.2, m.dt.Ü.); RepGRI Nr. 167. Inschriftträger: "altarähnlicher Stein". TEXT bei Boeckh: 1 2

EÈnoÛk“ t“ yr“ mneί xã{m}r[in]

Für Eunoikos, den Ziehsohn, zum Gedenken.

Fellows: 1 ORO%BEV, 2 XAMR - 1 yreptÒw: Konjektur von Boeckh (zweifelhaft).

Tarhala, Dar-kale (2326) Trachala

Der Ort trug mehrmals wechselnd die Namen Tarhal(l)a (bzw. Trachala) und Dar-Kale. Er liegt 3 km südlich von Soma auf einem Bergkamm steil über einer Schlucht. Das Dorf mit etlichen byzantinischen Spolien (Reliefplatten, Kapitell) war wohl kein antiker Ort, sondern ein Zufluchtsort in byzantinisch-türkischer Zeit. Südwärts davon sieht man auf steiler Felskuppe die Ruinen einer Festung (Dar-Kale) oder auch eines Klosters, das zum Bischofssitz Trakoula gehört haben könnte, dessen Vertreter auf dem Konzil von Nikaia anwesend war; vgl. Schuchhardt, AvP I,1 S. 137. Die Inschrift →Nr. 944 aus einem Dorf mit byzantinischen Ruinen, 3 Meilen (Fellows) von Soma auf dem Gipfel eines Felsens, gehört wohl nach Tarhala. Unklar bleibt, ob der Felsgipfel die Dar-Kale meint. Man hat auch Apollonia am Kaikos bei Tarhalla vermutet, aber nicht zu Recht, da dieser Ort anderswo besser zu lokalisieren ist.

Nr. 942

Zwei Grabschriften: für Diogenes und Iulianus

Fundort: Tarhalla, an einem Brunnen im Dorf. Publikationen: Conze - Schuchhardt, AM 24, 1899, 214-15 Nr. 38. Inschriftträger: Basis (H 71, B 37, T 26, Bh 2,5 [Z.1-5] u. 2,0 [Z.5-10] cm). - Datierung: Römische Zeit. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

ÉAl°jandrow Mhtrod≈rou Diog°nei t“ tknƒ mnÆmhw xãrin: ÉAl°jandrow bÄ ¶yhka ÉIoulianÚn tÚn uflÚn prÚw D[i]og°nhn tÚn édelfÒn mou su[st]org∞w {hw} ßneken

Alexandros, Sohn des Metrodoros, für sein Kind Diogenes, zum Gedenken. Alexandros iunior, ich habe Iulianus, meinen Sohn, aufgestellt (Grab oder Statue) bei Diogenes, meinem Bruder, aus Liebe.

Z.6-10 bestattet also der Vater seinen Sohn im oder neben dem Grab seines Bruders (dessen Grabschrift Z.15 darstellt); Z.6-10 sind in anderer Schrift, d.h. jünger.

Nr. 943

Grabschrift für die Mutter Moschion

Fundort: Tarhalla, im Dorf als Brunnenstele verbaut (in ÑArmonίa 22.10.1894).

(2.) Elaia, Pitane, Wasserleitungen nach Pergamon, Kapukaya, Meter Aspondene, Gambreion, Sandaina, Soma bis Savastepe

157

Publikationen: Radet - Lechat, BCH 11, 1887, 398; ÑArmonίa 22.10.1894; AM 19, 1894, 535 (Abdruck aus ÑArmonίa). - vgl: Larfeld, Bursian Jber 66, 1892, 106 (Z.6-8); Conze - Schuchhardt, AM 24, 1899, 215 Nr. 39 (Z.7); Chapot, Province 247; Robert, RN 1962, 13 Anm. 5 = OpMin II 1040; J.u.L. Robert, Bull. ép. 1964, 432; RepGRI Nr. 168. Inschriftträger: Altar (Z.2), verbaut als Brunnenpfosten. - Datierung: Römische Zeit (nach 212 n. Chr. ?). 1 2 3 4 5 6 7 8

AÈr. GlÊkvn Mãmv[now] §p°yhken bvmÚn tª [mh]tr‹ Mosxίƒ blÆyh DC[ san §k t∞w sungen[eί]aw: efi d° tiw yelÆs[ei] énËjai, yÆsei fiw tÚ [ta]me›on ÉAttikåw x[i]lίaw pentakosί[aw]

1 MAMVI Radet-L. (Majuskel); AÈr. Ilukvn Mamvn Radet-L., AM 19. Radet-L., AM 19: 2 t∞w 3 blÆyh DE 4 EAN §k t∞w sungeneίaw. Z.1-3: Aur. Glykon, Sohn des Mamon, hat den Altar errichtet für die Mutter Moschion. Z.3-4 ist wegen des sprachlich hier nicht korrekten blÆyh unklar, meint aber vermutlich, dass "bestattet werden soll, wer aus der Verwandtschaft stammt". Oder vielleicht doch Aorist blhyª (statt blÆyh in BCH). Z.5-8 Strafklausel: Wenn aber einer darangeht (das Grab) zu öffnen, soll er an die Kasse (fiscus?) 1500 attische (Drachmen?) zahlen. Der Frauenname Moschion auch auf der Grabinschrift →Nr. 936, die nicht weit von hier gefunden wurde.

Nr. 944

Grabschrift (fragm.): Pompeius

Fundort: Bergdorf 3 Meilen von Soma. Publikationen: Fellows, Asia Minor 28 mit Anm. (m.engl.Ü.); Yates, in: Fellows, Asia Minor 312 Nr. 4; Boeckh, CIG 3566; Fellows - Zenker, Kleinasien 19 mit Anm. (m.dt.Ü.); Yates, in: Fellows - Zenker, Kleinasien 154 Nr. 4. Datierung: Römische Zeit. 1 2 3 4

PompÆÛow

o[mphÛƒ] t“ fidίƒ [t°knƒ §poίhsen] §k t«n fidίvn aÍtoË [mn]eίaw xãrin

Pompeius (hat das Grab errichtet) für den eigenen (Sohn? Pompeius?), aus eigenen Mitteln, zum Gedenken

bei Yirca / antik: Sandaina? (2330) Yirce, Yerce, Gertze, Gerdache

Ruinen auf dem Assarlik ca. 1,5 km westlich unterhalb von Yirca. Eine mögliche Identifizierung mit dem antiken Sandaina ergibt sich durch eine im nahen Çavdir (→Ort 2331) gefundene Inschrift (→Nr. 947), während nach der antiken Literatur dort auch (das jüngere, pergamenische) Gergis (an den Quellen des Kaikos, Strabon 13,1,70) vermutet wurde - die in der Nähe gelegenen starken Quellen bilden aber nicht die eigentlichen Kaikos-Quellen, welche noch ca. 30 km entfernt sind.

Nr. 945 a

Ehrung (?) für einen makedonischen Siedler (?)

Fundort: Yirce - Antike Herkunft: Sandaina(?), Gergis? - Museum: Manisa. Publikationen: H. Taeuber, Arkeoloji Dergisi 3, 1995, 157-58 Nr. 9, Foto pl. 37 Abb. 14; SEG 45, 1995, 1683. vgl: (Ohne Text) H. Taeuber, in: Arastırma Sonuçları Toplantısı (AST) VII, Foto S. 223 Abb. 3, vgl. S. 219; SEG 39, 1989, 1338 Anm.; C. Brixhe A. Panayotou, Bull. ép. 1991, 464. Inschriftträger: Marmorblock; auf der Vorderseite spätere Inschrift (→Nr. 945 b). - Datierung: Hellenistisch (Taeuber).

(2.) KAIKOS

158 Im Lorbeerkranz: 1 2 3

[ - - - ÉAnti]gÒno[u ? - - ] Makedon[- -]

2 MakedÒn[a] Brixhe-P. - Auch MakedÒn[iow] oder Makedon[ikÒw] ist möglich. - Viele makedonischen Söldner konnten sich in der lydisch-mysischen Grenzregion ansiedeln.

Nr. 945 b

Grabschrift für die Eltern Quintus Rasinius und Ammia

Fundort wie →Nr. 945 a (derselbe Stein). Publikationen: SEG 39, 1989, 1338 (nach dem Foto in AST); C. Brixhe - A. Panayotou, Bull. ép. 1991, 464; H. Taeuber, Arkeoloji Dergisi 3, 1995, 158 Nr. 10, Foto pl. 37 Abb. 15. vgl: (Ohne Text) H. Taeuber, in: Arastırma Sonuçları Toplantısı (AST) VII, Foto S. 222 Abb. 2, vgl. S. 219; SEG 45, 1995, 1684. Inschriftträger: Marmorblock in zweiter Verwendung: auf der Rückseite Reste einer älteren Inschrift (→Nr. 945 a). Datierung: 1. Jh. v. oder Anfang 1. Jh. n. Chr. (Schrift, Taeuber). 1 2 3 4

GãÛow ka‹ Mçrkow ka‹ Ko˝ntow Ko˝ntƒ ÑRasinίƒ ka‹ ÉAmmί& to›w gone›si

lies goneËsi

Gaius und Marcus und Quintus für ihre Eltern Quintus Rasinius und Ammia. Aufgrund des in Kleinasien ganz seltenen Gentiles Rasinius und des Fehlens eines griechischen Cognomens darf man auf römische Bürger (Italiker?) schließen, die vielleicht als Händler hierher gekommen sind. (Taeuber)

Nr. 946 a

Ehrung für Kaiser Julian

Fundort: Yirca, neben dem Eingang zur Moschee (i.J. 1988). Publikationen: H. Taeuber, Arkeoloji Dergisi 3, 1995, 156-57 Nr. 8, Foto pl. 36 Abb. 13; SEG 45, 1995, 1682. Inschriftträger: Marmorsäule, Bruchstück (H 73, ∅ 35-37, Bh 3-3,5 cm). - Datierung: Kaiser Julian (360-363). 1 2 3 4

t“ despÒt˙ ≤m«n Fl(aouίƒ) Kl(audίƒ) ÉIoulian“ éhttÆtƒ Seb(ast“) am Stein HTTTV

Unserem Herrscher Flavius Claudius Iulianus, dem invictus Augustus. Kaiser Julian reiste 362 von Konstantinopel über Nikomedeia nach Ankyra (Amm. Marc. 22, 9, 3-5); diese Reise kann der Anlass zu Ehrungen für Julian in Kleinasien gewesen sein - ein Dutzend solcher Inschriften sind bekannt. Kein Meilenstein (ohne Meilenzahl).

Nr. 946 b

Grabaltar für die Ziehmutter Ammion

Fundort: Yirca, im Hof der Moschee (i.J. 1988). Publikationen: H. Taeuber, Arkeoloji Dergisi 3, 1995, 159 Nr. 11, Foto pl. 38 Abb. 16; SEG 45, 1995, 1685. Inschriftträger: Quaderförmiger Marmoraltar, Sockel weggebrochen (H 37, B 35, T 25, Bh 2-2,5 cm). - Datierung: 2. Jh. n. Chr. (Taeuber). 1 2 3 4 5

Mãgna Bakxίdou yreptØ §poίhsen ÉAmmίƒ tª yrecãs˙ §k toË fidίou tÚn bvmÒn

Magna, Ziehtochter des Bakchides, hat ihrer Ziehmutter Ammion auf eigene Kosten den Altar (errichtet)

(2.) Elaia, Pitane, Wasserleitungen nach Pergamon, Kapukaya, Meter Aspondene, Gambreion, Sandaina, Soma bis Savastepe

Nr. 946 c

159

Grabgedicht für die Frau des Moschianos

Fundort: Yirca, ca. 1 km südl. vom Dorf, 200 m westl. der Straße nach Soma (i.J. 1988). Publikationen: H. Taeuber, Arkeoloji Dergisi 3, 1995, 159-61 Nr. 12, Fotos pl. 39 fig.17 (Stein), pl. 40 fig.18 (Abkl.); SEG 45, 1995, 1686; Merkelbach - Stauber, Steinepigramme (SGO) IV 466 Nr. 23/10. Inschriftträger: Marmoraltar, oben abgebrochen, H 37, B 47 (Schaft) - 58, T 39 (Schaft) - 48, Bh 2,5 cm. Datierung: 2. Jh. n. oder Anfang 3. Jh. n. Chr. (Taeuber). Zwei (nicht korrekte) Distichen: 1-3

Vers 1

3-4

Vers 2

5-7

Vers 3

7-8

Vers 4

leίpv da‹ Mosxian[“ fί]|lƒ én°ri pa›daw ımo[ί]|ouw, ka‹ diå toËto dok« | z∞n parå pçsi broto›w. | p›ne ka‹ eÈfraίnou, pa|rodhpÒrai, toËto noÆ|saw: oÈd‹w éyãnatow, pç|si nÒmow yanãtou ♠

Vers 1 da‹ = d¢ - 2 brvto›w Taeuber; das Foto zeigt broto›w (Pleket, SEG) - 3 pa|rodhpÒrai = parodoίpore Dem Moschianos, meinem lieben Mann, hinterlasse ich gleichartige Kinder, und deshalb scheine ich bei allen Menschen noch zu leben. Trink und sei frohen Sinnes, Wanderer, indem du dieses bedenkst: Keiner ist unsterblich, allen ist das Los des Todes zugeteilt. Der Name der Verstorbenen stand am Anfang. Das erste Distichon bezieht sich darauf, dass die Verstorbene in den Kindern weiterlebt, das zweite fordert zum Genießen der Lebenstage auf, ein bekanntes Motiv.

Çavdir (2331) Tchavdyr

In der Kaikos-Ebene zwischen Soma (8 km) und Stratonikeia (7 km), das schon zu Lydien gehört.

Nr. 947

Der demos von Sandaina ehrt den Priester Menophilos

Fundort: Çavdir, im Laufbrunnen am Dorfausgang Richtung Soma verbaut; 1887 von G. Radet gefunden, der deshalb Sandaina beim Dorf Çavdir annahm. - Antike Herkunft (dekretierender Ort): Sandaina. Publikationen: Radet - Lechat, BCH 11, 1887, 403 Nr. 3. - vgl: Larfeld, Bursian Jber 66, 1892, 106; Conze Schuchhardt, AM 24, 1899, 153 (Z.1-2); AvP I 1, S. 138 (Z.1-2). Inschriftträger: Marmor. - Datierung: Kaiserzeitlich / spätrömisch (Conze - Schuchhardt). 1 2 3 4 5 6 7 8

ı d∞mow ı Sandaineit«n Mh[nÒ]filon Kleom°nou[w] §t[eί]mhsen flerateÊsanta tã te prÚw tÚn yeÚn Kaίsara eÈseb«w ka‹ [tå] prÚw tØn katoikί[an] PROSTHNIATOI I I . I (Radet/Lechat) filodÒjvw

Der demos von Sandaina hat den Menophilos, Sohn des Kleomenes, geehrt, der sein Priesteramt im Dienste des göttlichen Caesar fromm und gegenüber seiner Gemeinde mit Ehrgeiz ausgeübt hat. Das nur aus dieser Inschrift bekannte Sandaina ist vielleicht mit den Ruinen auf dem Assarlik bei Yirca (→Ort 2330) gleichzusetzen.

Musahoca (2332) Musachocali, Musa Hoca[ly], Mouça Khoça, Musakhocaly

In der Kaikos-Ebene zwischen Soma (8 km) und Stratonikeia (6 km), das schon zu Lydien gehört.

(2.) KAIKOS

160 Nr. 948

Grabschrift für Eutychia und Nikephoros

Fundort: Musahoca. Publikationen: Kontoleon - (Gianopoulos), REG 14, 1901, 295 (2. Inschr.); Prott - Kolbe, AM 27, 1902, 140 Nr. 178. Datierung: Römische Zeit. 1 2 3 4 5

ÉAkrίkolow EÈtuxί& tª filãndrƒ ka‹ t“ patr‹ NeikhfÒrƒ m[n]eίaw xãrin

Agricola (hat das Grab errichtet) für die gattenliebende Eutychia und für den Vater Nikephoros, zum Gedenken

REG/AM: "ÉAkrίkolow (sic?) = Agricola ?" - Der lat. Name überrascht, viell. der Beiname eines Griechen? Ein ÉAgreikÒlaw bei Merkelbach - Stauber, Steinepigramme (SGO) II 383 Nr. 11/08/99 (Amaseia).

Brücke "Boghaz" über den Kaikos (2333) Auf halbem Weg zwischen Soma und Siledik (Stratonikeia). Im Brückenbogen ist →Nr. 949 verbaut.

Nr. 949

Grabschrift für den Heros Pompeius Paulus (und die Familie ?)

Fundort: Brücke "Boghaz" über den Kaikos, vermauert im Bogen der Brücke. Publikationen: Radet, BCH 11, 1887, 484 Nr. 73 (Kopie Lechat - Radet). Datierung: Römische Zeit. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12

PompÆÛow ÉApollinãriow dekourίvn betranÚw ka‹ Klaudίa Sabe›na ofl gone›w ka‹ Klaudίa Pomph˝a ≤ édelfØ Pomphίƒ PaÊlƒ ¥rvi én°yhkan z«ntew mnÆmhw xãrin: §pimelhy°ntow [ ]Loukίou Domitίou ÉAskanίou

Der decurio und Veteran Pompeius Apollinarios und Claudia Sabina, die Eltern, und Claudia Pompeia, die Schwester, haben für Pompeius Paulus, den Heros, (das Grab) zu ihren Lebzeiten errichtet, zum Gedenken. Die Fürsorge oblag Lucius Domitius Ascanius.

3 Lies oÈeteranÚw Radet

Bayat (2334) Bajat

Der Ort Bayat und der benachbarte →Ort 2335 liegen an einem der nordöstlichen Zuflüsse des Kaikos; den Lauf dieses Baches bzw. die Bergrippe zwischen dessen Ursprungstälern haben wir für diesen Teil des mysolydischen Grenzgebietes als Grenze zwischen Mysien und Lydien angenommen, und zwar deshalb, weil nahe der Mündung dieses Baches in den Kaikos (ca. 1 km nördl. davon) starke Quellen existieren, die vermutlich den bei Strabon genannten "Quellen des Kaikos" entsprechen, und dort verläuft laut Strabon die Grenze. Stratonikeia/Hadrianopolis (am Kaikos) und Nakrason rechnen wir zu Lydien.

Nr. 950

Der Thiasos ehrt seinen Vorsteher Alexandros (Grabschrift)

Fundort: Bayat. - Nächster antiker Ort: Stratonikeia-Hadrianopolis? [Lydien], Sandaina? [Mysien] Museum: Manisa, Arch. Museum. Publikationen: G. Radet, BCH 11, 1887, 483 Nr. 70 (Kopie Radet mit H. Lechat); J.u.L. Robert, Hellenica VI 86 Nr. 30, Foto Taf. 23 Nr. 2, vgl. S. 125. - vgl: RepGRI Nr. 169. Inschriftträger: Stele; unter dem Text eine Schlange.

(2.) Elaia, Pitane, Wasserleitungen nach Pergamon, Kapukaya, Meter Aspondene, Gambreion, Sandaina, Soma bis Savastepe

161

Text Radet und Robert: 1 2 3 4 5

ÉAlejãndrƒ érximÊst˙: ı yίasow §teίmhsen mneίaw xãrin

Dem Archemysten Alexandros. Der Thiasos hat geehrt, zum Gedenken.

Postume (wegen mneίaw xãrin) Ehrung durch einen thiasos, zugleich wohl Grabschrift. Der Geehrte war also ein Vorsteher der Mysten, der thiasos seine Kultgemeinde.

Karacagaç (2335) Karidj-Agatsch, Karadschagatsch (BerletK, nicht i.d. GenK)

Am Rand der mysolydischen Kaikos-Ebene, 9 km onö. von Soma, 7 km wnw. von Stratonikeia (7 km).

Nr. 951 a

Grabschrift für Kleandros und Paula

Fundort: Karacagaç. Publikationen: Radet, BCH 11, 1887, 483-84 Nr. 71. Inschriftträger: "piédestal supportant un poteau". Z.6-8 stehen abgesetzt weiter unten. 1 2 3 4 5 6 7 8

Nr. 951 b

Kleãndrƒ ka‹ PaÊl˙ to›w glukutãto›w goneoËsin mneίaw xãrin

Für Kleandros und Paula, die liebsten Eltern, lies gone{o}Ësin zum Gedenken.

Grabschrift für Moschianos

Fundort: Karacagaç. Publikationen: Radet, BCH 11, 1887, 484 Nr. 72. Inschriftträger: "piédestal à moitié enfoui". 1 2 3 4 5 6

Mhtrod≈ra Mosxian“ t“ sunbίƒ §poίhsen mneίaw xãrin

Metrodora hat (das Grab) für ihren Mann Moschianos errichtet, zum Gedenken.

Deni

(2336)

Dorf Denis, im Bergland 6 km nö. von Yirca und 12 km nö. von Soma.

Nr. 952 a

Grabgedicht (weitgehend eradiert)

Fundort: Denis, eingemauert re. neben dem Moscheeeingang, links ein ähnlicher Stein ohne Inschrift (i.J. 1988). Publikationen: H. Taeuber, Arkeoloji Dergisi 3, 1995, 161-62 Nr. 13, Foto pl. 42 Abb. 21; SEG 45, 1995, 1666. Inschriftträger: Pfeilerförmiger Altar, H 94, B 37 (Schaft) - 53, T 33 (Schaft) - 49, Bh 2-2,5 cm. Datierung: Etwa 2. Jh. n. Chr. (Taeuber).

(2.) KAIKOS

162 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16

Nr. 952 b

. . HNH . EVN . . . . ka‹ §v[n]ί[a] eÈnØ P . . . . . UG . . EN . . . . GULI . O%EIIERGO . . . . . . . . . . . LIPV . . . . . O . . OI . . . . . . . . . . . %O . . . . . EFAIDI . . . . T . . . . . . . . . NI . - - - - - - - - ♠ Text ? . . . . . LORO . . . . . . - - - - - - - - L . E . ATVN . . . . . . . LI . OEK . I . . . . . . . . NILTVN . . . . . . . TONL . . . . . . . . . . ♠ Doppelspirale Grabschrift ? (eradiert)

Fundort: Denis, vermauert an der Einfahrt zum Hof von Ûdris Kurt (i.J. 1988). Publikationen: H. Taeuber, Arkeoloji Dergisi 3, 1995, 162-63 Nr. 14, Foto pl. 42 Abb. 22. Inschriftträger: Pfeilerförmiger Marmoraltar, Maße soweit sichtbar: H 67, B 45, T 45, Bh ca. 2 cm. Dreizeilige Inschrift, eradiert (nur einzelne Buchstaben sind erkennbar).

Saribeyler (2340) Saribeyler

24 km nördl. von Soma, 7 km wnw. von Savastepe. → Nr. 961 b Fundort Sarıbeyler, angeblich vom nahen Hügel Madaltepe. - Hier →Nr. 961 a (gleiche Familie).

Nr. 953

Totenehren für das Kind Menodoros

Fundort: Sarıbeyler, in der Hausmauer von Ali Beydemir verbaut. Publikationen: S. Hübner / D. Rohde, Asia Minor Studien Bd. 44 [2002] (= Studien zum antiken Kleinasien V), 107 (Nr. 4) mit Taf. 26, 2. Inschriftträger: Fragment aus weißem Marmor, oben links gebrochen. H 39, B 33, Bh 2,5-3 cm. Datierung: Frühe Kaiserzeit, falls derselbe Menodoros wie in →Nr. 961a. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

[- - - - - - - - - - -] [ . . . . . ]AISAK[ - - - ] [ - - - ]ANESTEK [ - - -o]È går ¶dei se [toËt]o paye›n _D´ [.]RE sou PROY [. . .]SIN MhnÒdv[row] Mhnod≈rƒ t“ [•]autoË t°knƒ [m]neίaw xãrin

Denn es musste nicht sein, dass du dieses erleidest. Menodoros für sein eigenes Kind Menodoros, zur Erinnerung.

Falls der Vater Menodoros (Z. 7/8) mit dem Arzt in →Nr. 961a und →Nr. 961b identisch ist, dann hat er neben dem Sohn Menodorianos noch einen Sohn Menodoros gehabt.

(2.) Elaia, Pitane, Wasserleitungen nach Pergamon, Kapukaya, Meter Aspondene, Gambreion, Sandaina, Soma bis Savastepe

163

Asırlık bei Mugg dan Köy (2345) Muchtan Köy, Muhtan Köy

"Asırlık bei Mughdan-Köy, zwei Stunden nordöstlich von Kiresen [=Savastepe] auf der Wasserscheide" Conze / Schuchhardt. Die Angabe 'Wasserscheide' ist für den direkt nördl. an Muhtan grenzenden Dede Tepe nicht so passend wie für die genau 7,5 km östlich von Muhtan auf der GenK verzeichnete 'Kale', deren Bergzug die Wasserscheide zwischen Kaikos und Makestos bildet. Mugdan Köy liegt N 25° O von Savastepe (6,5 km), die Kale N 60° O.

Nr. 954

Grabschrift für Timotheos

Fundort: Nahe Muhtan auf dem Hügel Asırlık. Publikationen: Conze - Schuchhardt, AM 24, 1899, 212 Nr. 35; Robert, Villes2 402-403 Anm.4; S. Hübner / D. Rohde, Asia Minor Studien Bd. 44 [2002] (= Studien zum antiken Kleinasien V), 112 (Nr. 12). Inschriftträger: Viereckiger Marmorblock, B 34 cm. 1 2 3 4

Nr. 955

ÉAsklçw ka‹ [Zv]sίmh Teimoy[°ƒ] t“ patr‹ mne[ίaw] xãrin

Asklas und Zosime (haben das Grab errichtet) dem Vater Timotheos, zum Gedenken. 2 am Stein  óKLAGKAI

Grabschrift für Markianos

Fundort: Ausgegraben nahe Muhtan (nö. von Savastepe) auf dem Hügel Asırlık (Robert: "fond d'un trou" ?). Publikationen: Robert, Villes2 402; S. Hübner / D. Rohde, Asia Minor Studien Bd. 44 [2002] (= Studien zum antiken Kleinasien V), 111 (Nr. 11). Inschriftträger: Sehr schöne Basis (Robert). - Datierung: Römische Zeit. Den Zeilenumbruch hat L. Robert nicht mitgeteilt.

TatianÚw Markian“ t“ édelf“ mneίaw xãrin

Tatianos für den Bruder Markianos zum Gedenken

Çınarlı (2346) Dorf 2 km nördlich von Mugdan Köy (s. →Ort 2345).

Nr. 956

Weihung an ländliche Göttinnen (Nymphen?)

Fundort: Verbaut in einem Haus in Cınarlı Köy - Schwertheim konnte den Stein nicht wiederfinden (Hübner/Rohde). - Andere Fundortangabe Halkapınar (→Ort 2352) ? Publikationen: Schuchhardt, AvP I 1, S. 126 mit Zeichnung; Robert, Villes2 402-403 Anm. 4; S. Hübner / D. Rohde, Asia Minor Studien Bd. 44 [2002] (= Studien zum antiken Kleinasien V), 110 (Nr. 8). Inschriftträger: Kleiner Votivstein aus weißem Marmor (H 34, B 35 cm), unten abgebrochen. Unter der Inschrift in einem Umrissrelief ein Ziegenbock. - Datierung: Römische Zeit. 1 2 3 4 5

- - - ow yea›w - - - yaiw eÈxar[ist]Ærion Íp¢r a[Èt]oË ka‹ t∞w sum[bίo]u ka‹ t«n t°kn[vn]

... (weiht) den Göttinnen .... das Weihegeschenk, für sich und seine Gattin und die Kinder Das eÈxaristÆrion ist der Reliefstein, zu dem diese Inschrift gehört. Schuchhardt weist darauf hin, dass der dargestellte Ziegenbock "gleichsam die Signatur der Gegend", nämlich der Hirten- und Bauernlandschaft (einstmals wie heute), darstellt. Die Göttinnen, deren Namen nicht erhalten sind, werden lokale, ländliche gewesen sein (Schuchhardt); vielleicht aber sind einfach die Nymphen gemeint.

(2.) KAIKOS

164

Savass tepe (2350) Giresun, Kiresün, Kerasin, Kiresen

Giresun / Kerasin tragen einen Namensanklang zu Kerassai oder Germe. L. Robert nahm Germe im Gebiet Savastepe - Halkapınar (4 km östl.) - Çınarlı (9 km nördl.) an, das spolienreich ist und dessen Inschriften Heiligtümer für Asklepios und für die Nymphen und wohl auch ein Theater bezeugen, allerdings nicht den Namen Germe, und es fehlt auch eine klare antike Stadtlage. Die Notierung von Germe bei Ptolemaios (5,2,14), in den Itineraria Antonini (335,4) und bei Hierokles (663,2) ist zwar vage, aber Robert hat sie hierher bezogen. Wichtig schien Robert die Ähnlichkeit der Münzen von Germe mit denen von Hadrianeia, Hadrianouthera und besonders Attea, die quasi den Großraum vorgeben. Ein Zeugnis für Germe sieht Robert in der Inschrift aus Halkapınar (→Nr. 963a): P. Aelius Artemidoros, der den Nymphen und Hadrian und der Vaterstadt eine Eros-Statuette aufstellt, sei identisch mit dem strathgÒw Artemidoros, den Münzen aus Germe in trajanischer Zeit belegen; unter Hadrian habe dieser dann das röm. Bürgerrecht und den Aeliernamen erhalten. Freilich ist zu erwidern, dass der Name Artemidoros ebenso häufig ist wie Einbürgerungen von Publii Aelii unter Hadrian. In der von S. Hübner/D. Rohde neu gefundenen Inschrift →Nr. 961a aus Halkapınar ist erstmals in dieser Gegend ein Ethnikon bezeugt, nämlich ≤ boulØ ka‹ ı d∞mow ı ÉAr[. .]it«n. Das widerlegt nicht die Annahme Roberts, verstärkt aber die Zweifel. Allerdings sind in der Nähe, im Makestos-Gebiet, Bürger aus Germe bezeugt: →Nr. 2560a (Konakpınar, 17 km onö.) und →Nr. 2571 (Hisarköy nahe Bigadiç). Zur Lokalisierung von Germe siehe die Übersicht beim →Ort 5250 (Ilıca). Eine byz. Kirche stand 2 km nördl. von Savastepe ('Klissa' in der Karte von Philippson). Der dortige Hügel und die Felder sind voller Keramik und antiker Steine. Die Ehrung →Nr. 957 aus dem 5. Jh. n. Chr. legt nahe, dass der Ort (Stadt?) in der Kaiserzeit und später als Wegstation zwischen Hadrianutherai und Pergamon Bedeutung hatte. Die meisten der in Savastepe gesehenen Inschriften stammen nach Auskunft Einheimischer aus Halkapınar (→Ort 2352), wir reihen sie dort ein. Auch →Nr. 958 und →Nr. 960a können aus Halkapınar stammen.

Nr. 957

Kaisernamen: Theodosius I., Arcadius, Honorius, Theodosius II.

Fundort: Auf einem alten Friedhof (Kiresen) nö. von Savastepe (Conze/Schuchhardt). Publikationen: Conze - Schuchhardt, AM 24, 1899, 210 Nr. 33; Robert, Villes2 405 Anm. 2; S. Hübner / D. Rohde, Asia Minor Studien Bd. 44 [2002] (= Studien zum antiken Kleinasien V), 114 (Nr. 16). Inschriftträger: Rechteckiger Block. B 54, T 47 cm. - Datierung: 5. Jh. n. Chr. 1 2 3 4 5

F(labίou) Yeodosίo[u] F(labίou) ÉArkadίou F(labίou) ÑOnvrίou F(labίou) Yeodosίou afivnίvn AÈggg =AÈg(oÊstvn)

des Flavius Theodosius des Flavius Arcadius des Flavius Honorius des Flavius Theodosius der ewigen Augusti

Die Bestimmung der Liste mit den Augusti Theodosius I. (379-395), seiner Söhne Arcadius (395-400) und Honorius (395-423) und seines Enkels Theodosius II. (408-450) ist nicht ersichtlich. Schuchhardt erwägt einen Meilenstein - unwahrscheinlich (ohne Meilen, keine Rundform), nicht in Roman Roads (French) aufgenommen.

Nr. 958

Ehrung oder Grabschrift für Valerius Ulpius Severus

Fundort: Verbaut in Savastepe (in einer Mauer gegenüber der Zıraat Bankası), angeblich aus Halkapınar. Schuchhardt sah den Stein in Savastepe noch “vor der Moschee neben dem Chan vermauert". Publikationen: Conze - Schuchhardt, AM 24, 1899, 210 Nr. 31; L. Robert, Villes2 405 Anm. 2; S. Hübner / D. Rohde, Asia Minor Studien Bd. 44 [2002] (= Studien zum antiken Kleinasien V), 108 (Nr. 6). Inschriftträger: Block aus weißem Marmor, H 105 (oder 78?), B 49, T 49, Bh 4-5 cm; vielleicht eine Statuenbasis? Hübner/Rohde haben den Stein derart vermauert gesehen, dass keine Bestimmung möglich war. Datierung: Kaiserzeit. 1 2 3

[éga]yª tÊx˙ [Ou]al(°rion) OÎlp(ion) Seou∞ron

Heil und Segen ! Den Valerius Ulpius Severus

(2.) Elaia, Pitane, Wasserleitungen nach Pergamon, Kapukaya, Meter Aspondene, Gambreion, Sandaina, Soma bis Savastepe

165

Z. 2/3 Severus könnte durch M. Ulpius Traianus (als Kaiser oder schon 79/80 als Proconsul Asiae) das römische Bürgerrecht erhalten haben. - Z.3 steht auf einer Rasur.

Nr. 959

Grabschrift für Telesphorion

Fundort: Gesehen in Savastepe (Conze/Schuchhardt). Publikationen: Conze - Schuchhardt, AM 24, 1899, 210 Nr. 32; Robert, Villes2 402 Anm. 3; S. Hübner / D. Rohde, Asia Minor Studien Bd. 44 [2002] (= Studien zum antiken Kleinasien V), 112 (Nr. 13) mit Abb. 3 (Zeichnung von Conze in den Scheden der Akad. Wien). Inschriftträger: Viereckiger Block, oben gebrochen. H 44, B 42 cm. Zeichnung Conze Scheden Akad. Wien.

1 2 3 4 5

[mn]eίa[w] xãrin ♠ YeÒfil[ow M]osxianÚw [Tele]sforίvni t“ Í“

Zum Gedenken. Theophilos Moschianos für den Sohn Telesphorion.

Der Personenname Telesphorion ist abgeleitet von Telesphoros, dem Helfer des Asklepios, dessen Kult sich von Pergamon aus seit dem 1. Jh. n. Chr. ausbreitete.

Nr. 960 a

Grabgedicht für Papos (Fragment)

Fundort: Gesehen (Hübner/Rohde) in Savastepe (vor der Moschee beim Chan als Basis eines Holzpfostens). Angeblich aus Halkapınar (wie die anderen in Savastepe vorgefundenen Steine, Schuchhardt). Publikationen: Conze - Schuchhardt (nach Conzes Abschrift), AM 24, 1899, 210 Nr. 30; S. Hübner / D. Rohde, Asia Minor Studien Bd. 44 [2002] (= Studien zum antiken Kleinasien V), 110-111 (Nr. 10) mit Abb. 1 (Facsimile nach Conze) und Abb. 2 (Zeichnung von Conze in den Scheden der Akad. Wien). Vgl. Robert, Villes2 402 Anm. 3 "peutêtre le n. 30 (Kiresen), confus". Inschriftträger: Stele aus Marmor, rechts gebrochen. H 70, B 42, Bh 2,5-3 cm. Fragment eines Grabgedichtes für Papos, der im Alter von 27 Jahren verstorben ist. Schuchhardt nach Conze: 1 2 3 4

Pãpo[w] efim‹ Nein[ίou? ka‹] Lao[g]Ònhw KODI [ - - - ] kzÄ ¶to[u]w [ - - - - - - - ] [ - - - - - - ]O[ - - - - - - ] Ein Name Neίniow ist nicht belegt.

Hübner/Rohde nach Conze:. 1 2 3 4 5 6 7 8

Facsimile bei Conze - Schuchhardt:

Pãpo[w] efim‹ NEIN[.] alo[u] ynπskv dØ [. . . . . . . . . . .]U[. .] [. . . . . . . . . . .]O[. .] [. . . . . . . . . .]HK[. .] [. . . . . . . . . .]IN[. .] [. . . . . . . . . .]BOL[.] [. . . . . . . . . .]N[. . .]

Conze Scheden Akad. Wien:

(2.) KAIKOS

166 Nr. 960 b

Votivgabe im temenos der Hekate für die Unbesiegbaren Göttinnen

Fundort: Savastepe. - Museum: Balıkesir (Inv.Nr. 618). Publikationen: Tanrıver, Mysia Nr. 35 (m.türk.Ü.) mit Foto; SEG 63, 2013, 1114. - vgl: Chaniotis, EBGR 2013 [2016], Nr. 114. Inschriftträger: Marmorstele (H 56, B 46, T 13, Bh 2 cm). - Datierung: Kaiserzeit (Schrift, Orthographie). 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12

égayª tÊx˙: TatianÚw S°leukow flereÁw ta›w éneikÆtoiw ye•w eÈxaristÆsaw én°sthsa eÈxÆn: ˘n k¢ • y¢ énegÒreusan ëpan: ˘w ¶ktise pãnta keleuÒmenow ÍpÚ t«n ye«n. x°roiw, ÑEkãthw flrÚn t°menow, megãlew éret•w ka‹ teleίew yarapeίaiw: so‹ dik°vw pãnyeion sunba[s]ileÊsei. ˜tiw ín loidorÆ[s˙ - - - -

3 ye•w = yea›w. - 5 • = afl (• auch Akk. Pron. ihn/sich); y° = yeaί. - 7 x°roiw = xaίroiw. 8/9 megãlew éret•w ka‹ teleίew = Dat. Pl. (-ew für -aiw). - 10 dik°vw für dikaίvw. - 11 ˜tiw für ˜stiw. Zum guten Glück. Der Priester Tatianos Seleukos hat den unbesiegbaren Göttinnen zum Dank das gelobte Geschenk errichtet. Diesen (Bau?) haben auch die Göttinnen zur Gänze (?) angekündigt. Der (T. Seleukos) hat alles aufgebaut auf Befehl der Göttinnen. Du sollst dich erfreuen, heilige Stätte der Hekate, an großen ehrbaren Taten und fehlerlosen Gottesdiensten. Mit dir zusammen wird das Allgöttliche gerecht herrschen. Wer immer (dich?) beleidigt - - Die dedizierten Göttinnen sind nicht namentlich genannt. Das Epitheton éneίkhtow passt zu Nemesis; Pausanias 7,5,3 berichtet, dass in Smyrna zwei Nemesis (dÊo Nem°seiw) anstelle einer verehrt wurden. Auch die Mo›rai würden zur Inschrift passen. Unklar bleibt auch, was der Stifter errichtet hat; vielleicht einen Gebetsschrein oder kleinen Tempel ?

Nr. 960 c

Ein Altar des Zeus

Fundort: Savastepe. - Museum: Balıkesir. Publikationen: Tanrıver, Mysia Nr. 38 (m.türk.Ü.) mit Foto; SEG 63, 2013, 1113. Inschriftträger: Marmoraltar (H 27, B 19, T 13, Bh 3-3,4 cm). Datierung: Hellenistisch (Schrift).

DiÒw

Halkapınar (2352) Chalka Bunar, Chalkübunar

Dorf 4 km östl. von Savastepe, mit der Quelle Chalka Bunar (großes Quellbassin auch mit antiken Steinen). Die meisten der hier aufgeführten Inschriften wurden in Savastepe (→Ort 2350) verbaut aufgefunden, sollen aber aus Halkapınar stammen.

Nr. 961 a

Ehrendekret für Menodorianos, Sohn des Arztes Menodoros

Fundort: Halkapınar (im Haus von Aziz Çırak, 1983 Schwertheim). Publikationen: S. Hübner / D. Rohde, Asia Minor Studien Bd. 44 [2002] (= Studien zum antiken Kleinasien V), 99-102 (Nr. 1) mit Taf. 25, 1-2.

(2.) Elaia, Pitane, Wasserleitungen nach Pergamon, Kapukaya, Meter Aspondene, Gambreion, Sandaina, Soma bis Savastepe

167

Inschriftträger: Stele aus Marmor, oben profiliert, unten weggebrochen. H 65, B 47, T 14, Bh 1-1,5 cm. Datierung: Frühe Kaiserzeit (vgl. zu Z. 8); lunares Sigma und v wie 1.-2. Jh. Auf den Fotos (Hübner/Rohde) die Zeilen 1-13 (oben) und 4-18 (unten). 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19

≤ boulØ ka‹ ı d∞mow ı ÉAr[. .]it«n §tίmhsan MhnodvrianÚn Mhnod≈rou fiatroË ÍÚn [. . . . . . . .]NEN [. .]H tå paidίa §[p‹ tª aÈtoË] éretª ka‹ ofikodes[p]osÊn˙. vacat cÆfisma vacat §pe‹ Mhnod≈ro[u ÉA]pollvnίdou toË ka‹ ÉO[ta]ki[lίou . . . .]i[.] ÍoË PL[. . .]RET[. . .] proyumί& eÈergetoËntow ka‹ kosmoËntow tØn patrίda ¶n te §pimeleί& tª per‹ tÚ •kãstou t«n poleit«n s«ma ATO[.]IATOU[. .]ka[‹?] tØn proaίresin toË éndrÚw KL[. .] [.]st∞nai katå tØn SEBASTE[. . . .] [.]AJIA[. .]VTON efiw ARIY[. . . . . .] [ ]THS[ ] [.]ROI[ ] - - - - -

Rat und Volk der Ar- - - ehrten Menodorianos, den Sohn des Arztes Menodoros - - - die Kinder - - - - wegen seiner Tugend und seiner Qualität als Hausherr. Beschluss: Weil Menodoros, der Sohn des Apollonides, der auch Otacilius genannt wird, - - - - der mit - - - - - (und) Bereitwilligkeit (der Vaterstadt) Wohltaten erwiesen und sie ausgeschmückt hat und der in seiner Fürsorge für den Körper eines jeden Bürgers - - - und die Gesinnung des Mannes - - - - - - - gegenüber der kaiserlichen - - - - - - - - - - (Übersetzung von Hübner/Rohde). 1 AR[ . . ]ITVN ist der einzige epigraphische Beleg für einen Ortsnamen in dieser Gegend. Der zweite Buchstabe könnte auch ein B sein; vom dritten und vierten sind Reste vorhanden; Hübner/Rohde machen Vorschläge: Arlait«n, Aralit«n, Armit«n, Arxait«n. 5 ofikodesposÊnh Haushaltsvorstand; öfters in Inschriften, vgl. L. Robert, Coll. Froehner 110 f.; Hellenica XIII 34 f.; TAM V 1, 688 zu Z. 13; Malay, Manisa Museum, ETAM 19 Nr. 51, 7 (S. 43). 7/8 Geehrt wird Menodorianos, aber im erhaltenen Teil der Inschrift erfahren wir nur etwas über die Verdienste seines Vaters, des Arztes Menodoros, und seines Großvaters Apollonides, dessen Beiname ÉOtakίliow ergänzt ist aus der Bauinschrift →Nr. 961b, welche dieselben drei Personen nennt; daraus wissen wir auch, dass Menodorianos Agonothet und Prytane war. - Hübner/Rohde (S. 102) überlegen, ob der Arzt Menodoros mit dem aus Athenaios (2,59a) bekannten Arzt Menodoros von Smyrna identisch sein könnte. 8 Otacilius: Apollonides und seine Familie haben das römische Bürgerrecht vielleicht durch Marcus Otacilius [Crassus?] erhalten, der wohl in augusteischer Zeit Proconsul von Pontus-Bithynia war (vgl. W. Eck, in: Der Neue Pauly Bd. 9, 106 s.v. Otacilius). Otacilii, die wichtige Ämter hatten und deshalb das Bürgerrecht erhielten, sind besonders in Pergamon belegt, s. Hübner/Rohde S. 102. Otacilii in Grabschriften des kyzikenischen Gebiets: →Nr. 1341 (Prokonnesos), →Nr. 2343 (Kestelek). 15 katå tØn sebast- bleibt unklar (Angabe des Aufstellungsortes?). Die kaiserzeitliche Datierung ist durch sebast- gesichert.

Nr. 961 b

Bauinschrift des Arztes und Priesters Menodoros und seiner Kinder

(2.) KAIKOS

168

Fundort: Sarıbeyler, auf dem Hauptplatz. Gefunden angeblich am nahen Hügel Madaltepe. - Hier zu Halkapınar gestellt, da gleiche Familie wie die voranstehende →Nr. 961 a. Publikationen: Fontrier, BCH 18, 1894, 160 Nr. 4; Conze - Schuchhardt, AM 24, 1899, 211-12 Nr. 34; Lafaye, IGR IV 520; Robert, Villes2 403 (bes. Anm. 1 u. 2); S. Hübner / D. Rohde, Asia Minor Studien Bd. 44 [2002] (= Studien zum antiken Kleinasien V), 102-105 (Nr. 2) mit Taf. 26, 1. Inschriftträger: Hohe schmale Stele aus weißem Marmor, offenbar ein Pfeiler (Pilaster), Vorderseite profiliert. H 213, B 41, T 41, Bh 2 cm. - Datierung: Frühe Kaiserzeit (aufgrund Inschrift →Nr. 961a). 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37

O[ - - - - - - ] M[ - - - - - - ] O[ - - - - - - ] I[ - - - - - - ] TN[ - - - M]hnÒdvrow ÉApollvnίdou toË ka‹ ÉOtakilίou fiatrÚw ka‹ flereÁw toË ÉAsklhpioË tÚ deÊteron sÁn Mhn[odvrian]“ t“ ufl“ peprutaneukÒti ka‹ ±gvnoyethkÒti ka‹ flerateukÒti ka‹ Glu[k]vnίdi [tª] yugatr‹ fler[ateukuί&] [- - - - - - -] [ - - - - - - ]A [ - - - - - - ]VS [.]A[ - - ] ka‹ tØn katÉ a[Èt]«n [c]alίda, [ka‹] toÁw parÉ •kãteron aÈt«n keίonaw dÊo ka‹ tØn §pÉ aÈto›w ÙrofØn §k t«n fidίvn kataskeuãsantew én°sthsan

TN Ligatur

........ Menodoros - Sohn des Apollonides, der auch Otacilius heißt - Arzt und Priester des Asklepios in zweiter Amtszeit zusammen mit seinem Sohn Menodorianos, der Prytane und Agonothet und Priester gewesen ist, und mit seiner Tochter Glykonis, die Priesterin gewesen ist ............. Sie haben, nachdem sie ........ und von diesen(?)

(2.) Elaia, Pitane, Wasserleitungen nach Pergamon, Kapukaya, Meter Aspondene, Gambreion, Sandaina, Soma bis Savastepe

169

herab das Gewölbe (calίw) und die zwei Säulen auf beiden Seiten von diesen und das Dach auf ihnen aus eigenen Mitteln gestiftet hatten, (diesen Pilaster) aufgestellt. Kommentar nach Hübner/Rohde: 1-5 Namen der verstorbenen Familienmitglieder? - Rasura eines Kaisernamens, dem das Gebäude geweiht war? 12/13 tÚ deÊteron: das Priesteramt war nicht auf Lebenszeit; anders in Pergamon (erblich für die Nachkommen des Kultstifters). 13/14 Mhn[odvrian]“ ergänzt aus →Nr. 961a. 27/28 calίw Archivolte eines Theaterzugangs (4 Säulen, Bogen, Dach), siehe Hübner/Rohde. Stiftung zum Bau eines Theaters? - Die Familie des Menodoros ebenso in →Nr. 961a. Es muss hier eine Stadt existiert haben mit einem Asklepiosheiligtum (Priesteramt des Menodoros) und Agonen (Menodorianos war Prytane und Agonothet). Zur Beziehung dieser Stadt und der Arztfamilie des Menodoros zum Asklepieion in Pergamon siehe ausführlich bei Hübner/Rohde.

Nr. 961 c

Ehrungen für [Apollonides] Otacilius

F 1:

Fundort: Halkapınar (Kadrı Balkan; "sur un chapiteau brisé" Robert); F2: Savastepe (Kadrı Balkan). Publikationen: A. Kadrı Balkan, Kaynak 1, 1939, 220 (Majuskel; n.v.); Robert, Villes2 407 oben, 408 (aus der Lokalzeitschrift Kaynak); S. Hübner / D. Rohde, Asia Minor Studien Bd. 44 [2002] (= Studien zum antiken Kleinasien V), 106 (Nr. 3). Inschriftträger: Gebrochenes Kapitell (Robert). Datierung: Frühe Kaiserzeit (aufgrund Inschrift →Nr. 961a). Apollonides Otacilius und seine Familie auch in →Nr. 961a und →Nr. 961b. - Text bei Hübner/Rohde: 1 2 3 4 5

tÚ m°[g]a ÑHrak[l°ouw koinÚn oder sÊsthma] §teίmhsen t[Ún sumbivtØn ÉApollvnίdhn tÚn ka‹] ÉOt[a]kίlion TILPT[ - - - - - - - - ] [t]Ún fler∞ diå bίo[u - - - - - - - - ] §pimelhy°[ntow toË de›now - - - - - ]

Die große Gemeinschaft des Herakles ehrte ...... Otacilius ...... den Priester auf Lebenszeit ...... Die Fürsorge oblag .......

Z. 1 L. Robert, Z. 2 Hübner/Rohde. - Vielleicht ÑHrak[le›syai wie bei Poland, Vereinswesen 59. Heraklesvereine in Thyateira und Pergamon siehe Hübner/Rohde. - sÊsthma laut Poland 158 fast nur für die Gerusia benutzt. Z. 4 Priester auf Lebenszeit: wohl nicht für Asklepios, dessen Priestertum in →Nr. 961b (Z. 12/13) auf Zeit war.

Nr. 962

Fragment einer Bauinschrift

Fundort: F1: Halkapınar (Kopie Kadrı Balkan), F2: Savastepe (Kadrı Balkan). Publikationen: A. Kadrı Balkan, Kaynak 1, 1939, 220 (Balıkesir; n.v.); Robert, Villes2 407 oben im laufenden Text (aus der Lokalzeitschrift Kaynak); S. Hübner / D. Rohde, Asia Minor Studien Bd. 44 [2002] (= Studien zum antiken Kleinasien V), 114 (Nr. 17). Inschriftträger: Gebrochenes Kapitell (Kadrı Balkan).

]ye épÚ yeme[lίvn]

... von den Grundmauern auf ...

Das Kapitell-Bruchstück läßt immerhin erkennen, dass die Inschrift vermutlich über die Ausführenden des Baues (oder einer Renovierung) berichtet hat.

Nr. 963 a

Weihung an die Nymphen, an Hadrian und die p atrίw

Fundort: Halkapınar. - Gesehen in Savastepe (im Haus von Necati Dikmeoglu, Hübner/Rohde). Publikationen: Robert, Villes2 404-405, Foto Taf. 24 Nr. 1; S. Hübner / D. Rohde, Asia Minor Studien Bd. 44 [2002] (= Studien zum antiken Kleinasien V), 108-109 (Nr. 7) mit Taf. 26, 3. Inschriftträger: Kleine Basis aus Marmor. H 47, B 39, T 37, Bh 2,2-2,8 cm. Datierung: Zeit Hadrians (117-138). Publius Aelius Artemidoros hat Prae- und Gentilnomen durch Kaiser P. Aelius Hadrianus (wohl nach dessen Asienreisen 123/4 und 129) erhalten; i.J. 123/4 hat Hadrian die Straße Pergamon-Hadrianutherai benutzt. - Fast alle in Kleinasien eingebürgerten Publii Aelii haben ihr Praenomen von Hadrian her (Habicht, AvP VIII 3, 124).

(2.) KAIKOS

170 1 2 3 4 5 6

yea›w Numfa›w ka‹ aÈtokrãtori ÑAdrian“ ka‹ tª patrίdi P. A‡liow ÉArtemίdvrow tÚn ÖErvta §k t«n fidίvn kataske[Ê]asaw én°yhken

Publius Aelius Artemidoros hat den Eros aus eigenen Mitteln fertigen lassen und den Göttinnen, den Nymphen, und dem Herrscher Hadrian und der Heimatstadt geweiht. Inschrift zu einer Eros-Statuette. Die Nymphen passen zur quellreichen Gegend, zur Quelle von Halkapınar und dem Asklepieion, für dessen Lokalisierung der Fundort der Weihung ein Hinweis sein kann; vgl. Hübner/Rohde. - Z. 3 tª patrίdi zeigt laut Robert (Villes2 406), dass es sich um eine Stadt handelt. L. Robert bringt P. Aelius Artemidoros in Verbindung mit dem strathgÒw Artemidoros, den Münzen aus Germe in trajanischer Zeit belegen; unter Hadrian habe dieser dann das röm. Bürgerrecht und den Aeliernamen erhalten. Freilich ist zu erwidern, dass der Name Artemidoros ebenso häufig ist wie Einbürgerungen von Publii Aelii unter Hadrian. - Zu Robert's Lokalisierung von Germe bei Savastepe-Halkapınar siehe oben (→Ort 2350).

Nr. 963 b

Grabschrift

Fundort: Savastepe, im Haus des Oglu Ali im Jahr 1907 von Conze kopiert. Angeblich aus Halkapınar. Publikationen: S. Hübner / D. Rohde, Asia Minor Studien Bd. 44 [2002] (= Studien zum antiken Kleinasien V), 113 (Nr. 15) mit Abb. 4 (Zeichnung von Conze in den Scheden der Akad. Wien). Inschriftträger: Bruchstück (rechts komplett?). H 52, B 40, Bh 4 cm. - Datierung: Kaiserzeit (Name Aurelia). Hübner/Rohde nach den Scheden von Conze: 1 2 3 4 5 6 7 8 9

Conze Scheden Akad. Wien:

[ - - - - - - ]IAS [ - - - pçs]an érx[Øn §pite]l°santa [ - - - ]LIAPRVK [ - - - - su]nbi≈sa[sa - - ]E AÈr(hlίa) Neikί[aw - - - - - - - ] [- - - - - - - - -] [- - - - - - - - -]

5/6 sunbi≈sa|sa oder sunbi≈sa|nta ? Die Silbentrennung legt Ersteres nahe. Dann meint AÈr. eine Frau.

Nr. 963 c

Grabschrift für Ammion

Fundort: Halkapınar. - Verbaut in Savastepe (in einer Mauer des Hauses von Necdet Kalpaklar). Publikationen: S. Hübner / D. Rohde, Asia Minor Studien Bd. 44 [2002] (= Studien zum antiken Kleinasien V), 107-108 (Nr. 5). Inschriftträger: Altar aus weißem Marmor, oben und unten profiliert. H ca. 130, B ca. 70, Bh ca. 3 cm. 1 2 3 4

[B]outçw Mhnod≈[r]ou ÉAmmeίƒ tª [g]unaik‹ mneίaw xãrin

Butas, Sohn des Menodoros, für seine Frau Ammion, zum Gedenken

(2.) Elaia, Pitane, Wasserleitungen nach Pergamon, Kapukaya, Meter Aspondene, Gambreion, Sandaina, Soma bis Savastepe

Nr. 963 d

171

Grabschrift für die Tochter des Dionysios

Fundort: Gesehen in Halkapınar (auf dem Zafer Meydan). Publikationen: S. Hübner / D. Rohde, Asia Minor Studien Bd. 44 [2002] (= Studien zum antiken Kleinasien V), 110 (Nr. 9). Inschriftträger: Unterteil eines Altars aus weißem Marmor. H 50, B 81, T 80, Bh 2-2,5 cm.

[- - - - - - - - - - -] [ - - ]dvra Dionusίo[u] toË MÒsxou

1 2 3

Nr. 963 e

- - -dora, Tochter des Dionysios, (des Sohnes) des Moschos

Grabaltar (?)

Fundort: In Halkapınar vor der Istiklal Camii. Publikationen: S. Hübner / D. Rohde, Asia Minor Studien Bd. 44 [2002] (= Studien zum antiken Kleinasien V), 114 (Nr. 18). Inschriftträger: Oberteil eines Altars aus weißem Marmor. H 35, B 66, Bh 5 cm.

[ - - ] égayª [tÊx˙ - [- - - - - - - - - - -]

1 2

Nr. 963 f

Heil und Segen!

Metrische Grabschrift

Fundort: Savastepe, im Haus von Ali Karaoglu (Schuchhardt), jetzt im Haus von Abdullah Candemir (Hübner/Rohde), nach Auskunft des Besitzers sicher aus Halkapınar. Publikationen: S. Hübner / D. Rohde, Asia Minor Studien Bd. 44 [2002] (= Studien zum antiken Kleinasien V), 112-113 (Nr. 14) mit Foto Taf. 26,4. - Schuchhardt hatte den Stein gesehen und eine Kopie nach Wien geschickt. Inschriftträger: Marmorplatte. H 31, B 42, T 4, Bh 2-3 cm. - Linke Hälfte fehlt (Metrum!). 1 2 3 4 5

-

-

-

-

-

- - - - ] moi diå mίton - - - ]n ényr≈pvn ˜ron - tØn] §mØn lup« fr°na grãm]mat' §ngrãcaw tãde - filo]teknίaw

Efeublatt

- - - - mir durch den Faden des Schicksals - - - - die Bestimmung der Menschen - - - - ich quäle meinen Sinn - - - - diese Worte (auf die Stele) schreibend - - - - der Kinderliebe Vermutlich Enden von iambischen Trimetern: dann sind links eineinhalb bis zwei Metren weggebrochen.

Tabanlar (2355) Dobanlar

Dorf 7 km sö. von Savastepe.

Nr. 964

Grabschrift (fragm.)

Fundort: Tabanlar. Publikationen: Curtius - Hirschfeld, Sber Berlin 1888, 885 Nr. 53 (Kopie v.Diest). 1 2 3 1 lies [ÉAr]t°mn

Nr. 965

[ÉAr]t°mon Mo[- - - ] otª mhtr‹ [m]neίaw xãrin

Artemon (?) für Mo- - , seine ..... Mutter, zum Gedenken

Sigle ?

Fundort: Tabanlar. Publikationen: Curtius - Hirschfeld, Sber Berlin 1888, 885 Nr. 54 (Kopie v.Diest).

IGOU

Eine Abkürzung? (kein Fragment, sondern laut Editor "vollständig")

172 Fundorte Region 3 (32.. / 33..)

(3.) GRANIKOS und PARIANE Parion, Priapos, Hinterland (Ortsziffern 32 . . / 33 . . ) (Inschrift-Nrr. 1001-1105) ab Nr. 1001 1003 1008 1078 1079 1081 1082 1086a 1087 Verweis

1089 1090a 1090b 1091 1092a 1092c 1093a 1093b 1096 1097 1102 1104 1105

FUNDORTE:

Güreci Bekirli Kemer / antik: Parion Emir Çesme Degirmencik Aksaz / antik: Pitya? Karabiga / antik: Priapos Sarımeselık Ruine am alten Bett des Granikos Gerlengeç Ländereien der Laodike um Zeleia Çavustepe / Çifteler Kocagör Çakirli Balıklıçesme Stengelköy Çesmealtı Gümüsçay Çavusköy Biga / byzantin. Pegai ? (antik: Sidene?) Çançavus Etili Sögütalan

Ortsnr. (in der Karte)

3201 3204 3205 3207 3208 3210 3225 3227 3228 3235 324x 3247 3250 3257 3261 3265 3305 3310 3315 3320 3342 3345 3349

Seite

174 174 176 209 210 210 211 214 215 216 216 224 224 226 226 227 227 228 229 230 233 237 237

Der Verwahrort Museum Çanakkale wird aufgelöst, die Exponate werden in das neue Troja-Museum gebracht. Betrifft hier Kap. 3 und in Kap. 6 Nr. 1601, 1603, 1610, 1673, 1692c, 1765d, 1936, in Kap. 10 Nr. 2804.

(3.) GRANIKOS und PARIANE

174

Güreci (3201) Gurence, Gürece, Jouragee

13 km sw. von Parion, an der Landstraße (entlang der Küste) nach Çanakkale.

Nr. 1001

Grabschrift für Mutter und Tochter Eleutherion

Fundort: Güreci (?), in einem Garten. Publikationen: Legrand, BCH 17, 1893, 552-53 Nr. 53; Frisch, IK 25, 37. vgl: Hunt, in: Walpole, Mem Turkey2 90 (engl. Paraphrase); J.u.L. Robert, Hellenica IX 92-93 Anm. 8. Inschriftträger: Kleiner Steinaltar - Datierung: Römische Zeit. 1 2 3 4 5 6

ÉA. Bal°riow EÎtuxo[w] fidί& mhtr‹ ka‹ yugatr‹ ÉEleuyerίƒ mnÆmhw xãrin

A. Valerius Eutychos (hat das Grab errichtet) für die eigene Mutter und die Tochter Eleutherion, zum Gedenken

Die Mutter hatte vielleicht denselben Namen wie die Tochter. Den Frauennamen Eleutherion (13 Belege in LGPN) findet man z.B. kaiserzeitlich auf Naxos (IG 12,5 Nr.83) und Paros (BCH 98,1974,406). Hunt hat den Namen des Errichters mit "Lucius Valerius Eutychus" notiert.

Nr. 1002

Grabschrift für Kleophon

Fundort: Güreci, am Brunnen. Publikationen: Legrand, BCH 17, 1893, 553 Nr. 54; Frisch, IK 25, 23. 1 2

Kleof«n ÉAristod[Æ]mou

Kleophon (Sohn) des Aristodemos

Hunt sah in Gürece ein Fragment ("In one of the cottages we saw the fragment of a Greek inscription", in: Walpole, Mem Turkey2 90); dieses könnte 85 Jahre später Legrand an einem Brunnens gesehen haben.

Bekirli (3204) 4 km südlich von Parion.

Nr. 1003 a

Ehrung für Kaiser Hadrian

Fundort: Bekirli - Museum: Çanakkale, Museum. Publikationen: Taslıklıoglu, Trakya II 201 Nr. 2 (m.türk.Ü.), Foto Nr. 143; Frisch, IK 25, 7 (m.dt.Ü.). Inschriftträger: Stele aus weißem Marmor (H 87, B 29, T 27, Bh 4 cm). Datierung: Nach 129 n. Chr. (Beiname Olympios im Osten). 1 2 3 4 5 6 7 8 9

Nr. 1003 b

imp(eratori) Traiano Hadriano Caesari Aug(usto) Iovi Olympio [c]onditori col(oniae) n(ostrae)

Dem Imperator Traianus Hadrianus Caesar Augustus, Iuppiter Olympios, Gründer unserer colonia

T. Flavius Marcus, Nauarch und Agonothet

Fundort: Bekirli - Museum: Çanakkale (Inv.Nr. 4623). Publikationen: C. Tanrıver, EA 18, 1991, 80 Nr. 2, Foto Taf. 2; SEG 41, 1991 [1994], 1046. Inschriftträger: Rechteckige Marmorbasis, oben und unten beschädigt (H 66, B 35, T 33, Bh 4 cm).

(3.) Parion, Priapos, Hinterland

175

Datierung: 1./2. Jh. n. Chr. (SEG). 1 2 3 4 5 6

T. Flãbion Mçrkon naÊarxon ka‹ égvnoy°thn toË megãlou [

den Titus Flavius Marcus Admiral und Festspielleiter des großen (Agons?)

2 Marcus hier als cognomen? - 6 [ég«now] oder Name einer Gottheit ?

Nr. 1004

Weihgeschenk für den Heros Melanthas (Grabrelief)

Fundort: Bekirli. - Museum: Çanakkale, Museum (Inv.Nr. 1797). Publikationen: Taslıklıoglu, Trakya II 199-200 Nr. 1 (m.türk.Ü.), Foto Nr. 142; J.u.L. Robert, Bull. ép. 1972, 363; Pfuhl - Möbius Nr. 1841, Foto Taf. 264; SEG 29, 1979, 1224; Frisch, IK 25, 27. Inschriftträger: Stele (Naiskos) aus gelblichem Marmor (H 68, B 85, T 24 cm) mit Relief (Totenmahlszene), darunter Inschrift (Bh 2-4 cm); linke obere Ecke abgeschlagen. Datierung: 2. Jh. v. (Taslıklıoglu), erste Hälfte 2. Jh. v. (Pfuhl - Möbius: Relief). 1 2 3

[Ye]Òfilow Diog°nouw ka‹ Xoirίnh ÑErmoxãridow ¥rvi Melanyò xaristÆrion

Theophilos, Sohn des Diogenes, und Choirine, Tochter des Hermocharis, (stiften) für den Heros Melanthas (dies) als Weihgeschenk. Weihgeschenk war die Reliefstele, die zusammen mit der Inschrift ein Andenken an den Verstorbenen ist.

Nr. 1005

Grabschrift für Caesius Rufus, Caesia Maxima und weitere "Caesier"

Fundort: Bekirli. Publikationen: Frisch, IK 25, 45 (m.dt.Ü.), Foto Taf. 3. vgl: RepGRI Nr. 190; C. Basaran, Arastırma Sonuçları Toplantısı (AST) 16,1 (1998) 355 Nr. 6, 364 Abb. 23 (Foto, hier rechts). Inschriftträger: Marmorplatte (H 84, B 200, T 13, Bh 3,5 cm), rechts gebrochen. Datierung: Spätere Kaiserzeit. 1 2 3 4 5 6 7 8

G. Kaίsiow ÑRoËfow kateskeÊase tØn sorÚn ka‹ tÚ pod[ •aut“ ka‹ Kaisί& Majίm& gunaik‹ ka‹ Kaisίoiw ÑRoÊf[ƒ] ka‹ Majίmƒ t°knoiw ka‹ ÑElbί& Majίm& [Majίmou? gu]naik[ί] ka‹ AÈfidί& Afimilί& mnÆmhw xãrin: §ån d° tiw ßteron s«ma μ Ùst°a efisen°gk˙, d≈sei tª Parian«n kolvneί& X ÄafÄ ka‹ t“ prosangeίlanti X ÄaÄ

1 pÒd[vma] Frisch; pÒd[ion] (Petzl bei Frisch) (1) C. Caesius Rufus hat errichtet den Sarkophag und den (Vorplatz?) für sich und Caesia Maxima, die Gattin, und für die "Caesier" Rufus und Maximus, (seine) Kinder, und für Helvia Maxima, Frau (des ...), und für Aufidia Aemilia, zum Gedenken.

(3.) GRANIKOS und PARIANE

176

(5) Strafklausel: Wenn jemand einen anderen Leichnam oder Gebeine bestattet, soll er an die Kolonie Parion 1500 Denare und an den Anzeigenden 1000 Denare zahlen.

Nr. 1006

Grabschrift für Theophanes

Fundort: Bekirli. Publikationen: Frisch, IK 25, 22, Foto Taf. 2; J.u.L. Robert, Bull. ép. 1983, 314; SEG 33, 1983, 1048. Inschriftträger: Marmorstele (H 41, B 31 T 23 Bh 1,5-2 cm). Datierung: Frühhellenistisch (?). 1 2

Nr. 1007

Yeofãnhw ÉOciãdou

Theophanes, Sohn des Opsiades

Fragment: Ehrung für den verstorbenen Atilius ?

Fundort: Bekirli. Publikationen: Frisch, IK 25, 61. Inschriftträger: Marmorfragment (H 41, B 59, T 14, Bh 8 cm) mit Resten zweier Kränze; verbaut als Stufe eines Hauses - Datierung: Römische Zeit.

Atilius : I Wohl eine Ehrung (Kränze), vielleicht als Grabstein.

Kemer / antik: Parion (3205) Kamaräs, Camaris, Camara

Dorf mit zwei kleinen Häfen am Marmarameer nahe beim Hellespont. Hier lag das antike Parion, Ethnikon ParianÒw (nicht Pãriow55.000 EW). - Hier wird das spätantik-byzantinische Pegae (Bischofsstadt, Handelsniederlassung der 'Lateiner', Kreuzfahrerstation 'Spigast') angenommen, von Wiegand (AM 29, 279 Abb.14) und Judeich (Klio 8, 384) und so auf fast allen Karten. Grund dafür ist der heutige Ortsname. Wir haben bei Biga noch keine Ruinenstätte gesehen, aber nach Bean (bei Jeffery, LSAG 367 Anm.1) scheint eine solche zu existieren. A.D. Mordtmann (Anat. 336-38) hat Pegae mit den Ruinen am Meer bei Karabiga gleichgesetzt. - Pegae kann auch an beiden Orten existiert haben (gleichzeitig oder Umsiedelung); vgl. →Ort 3225 (Karabiga). Die Kreuzzugsstation Spigast erreichte Friedrich I. am 1.4.1190; im 4. Kreuzzug wurde Pegai 1204 durch Heinrich von Flandern eingenommen. In der Kreuzzugsliteratur scheint Spigast/Pegai doch Karabiga zu meinen. Bei Biga wird auch das antike Sidene (Strabon 13.1.11 und 13,1,42) vermutet: Ruge (RE 7 A 563) und Weissbach (RE Suppl. 5, 459 Sp.53-57) sowie Bean (bei Jeffery, LSAG 367 Anm.1).

Nr. 1097 Archaische Bauinschrift (boustrophedon): Fundort / Antiker Ort: Umgebung von Biga / Sidene (vgl. Bean bei Jeffery) ? Pegai ? Verwahrung (ehemals): Istanbul, Antiquitätenhändler (1947). - Museum: Istanbul, Arch. Mus. (ab 1948; Inv.Nr. 4934). Publikationen: J.u.L. Robert, Hellenica IX 78 Nr. 1, Fotos Taf. 10 (Abklatsche); Jeffery, LSAG Nr. 50 S. 416, vgl. S. 367 u. 372, Foto Taf. 71; W. Koenigs, IstMitt 39, 1989, 292 (m.dt.Ü.), Abb. S. 293, Foto Taf. 32 Nr. 3; SEG 39, 1989, 1323 (Koenigs). vgl: J.u.L. Robert, Bull. ép. 1951, 187 (Z.1/2, 3). Inschriftträger: Ionische Säule aus weißem, teils braun verwittertem, teils grau verstaubtem Marmor (max. H 1,595; D 0,297 [Ablauf], 0,312 [Rundstab], 0,265 [Grate] bzw. 0,255 [Kanneluren in 0,15 Höhe], 0,220 [in 1,60 Höhe]) mit 16 Kanneluren (R 0,06-0,08), in drei Kannel. Inschrift (Bh ca. 0,03), boustrophedon; oberer Teil weggebrochen; das offenbar zugehörige Kapitell ebenfalls im Arch. Museum Istanbul (Inv.Nr. 4932). Datierung: 525-500 v. (Jeffery). Das zugehörige Kapitell wird von Koenigs aufgrund der Proportionen vorsichtig der Mitte der 2. Hälfte des 6. Jh. v. Chr. zugewiesen, die Palmetten datiert er auf etwa 520-510. Archaische Boustrophedon-Inschrift in ionischem Dialekt: - Aus Einkünften wird ein Dach gebaut oder repariert. - Fertiggestellt wird ein ne≈w, das ist ein naos in der Bedeutung "Schrein", vgl. Herodot 2,63, etwa ein portabler Schrein für eine Kultstatue (Koenigs, IstMitt 39). - Verkauf der Häute der geschlachteten Opfertiere. 1 2 3

- - - ]hno tØ st°ghn §poίhsen kofi june«new épÚ t«n temen°vg ka‹ t«n dermãtvn: - - - ] ı Leukίppo tÚn neΔn §jepoίhsen aÈtoxerίhi

...., Sohn des ....]enos und die Genossen machten (finanzierten) das Dach aus (Einkünften von) den Grundstücken und den Häuten. ...] der Sohn des Leukippos machte den Naos mit eigener Hand.

(3.) Parion, Priapos, Hinterland

231

Übersetzung oben von Koenigs (brieflich an P.-R. Franke); er korrigiert seine frühere Interpretation (IstMitt 39): 1 june«new sind nicht Mitglieder eines Tempelausschusses, sondern nur "Zusammenlinge", also Freunde, Genossen o.ä. 1/2 TEMENEVGam Stein: temen°vg Robert (Assimilation des Nasals vor dem Guttural) statt temen°vn. Es sind nicht Einkünfte aus dem temenos gemeint, sondern aus (mehreren) Grundstücken (t°menow muss nicht immer sakral gemeint sein). 3 Zu ne≈w verweist Liddell-Scott auf naÒw mit Beispielen für diese Schreibweise. Die june«new haben aber nichts mit naos zu tun und sind nicht zu verwechseln mit sÊnnaoi. 4 §jepoίhsen: hat zur Gänze fertiggestellt. - aÈtoxerίhi steht für aÈtoxeirί (Robert, Hellenica IX; LSJ Suppl. s.v. aÈtoxeirίa).

Nr. 1098

Fragment (Weihung an Apollon ?)

Fundort: Biga, in einem Geschäftshaus. Publikationen: Legrand, BCH 17, 1893, 548 Nr. 42; - vgl: Hasluck, List IV 56+. Inschriftträger: Stele mit Relief des Apollon. Eine Weihung an Apollon ? 1 2

Nr. 1099

[Ti]mÒxariw ÑErmog°nou VXININNITHKVI

Timocharis, Sohn des Hermogenes

Grabaltar für Daphnis

Fundort: Biga. Publikationen: Boeckh, CIG 3654h (Kopie H. Kiepert); Ruge, BerlPhWo 12, 1892, 707 Nr. 4; Schwertheim, IK 18, 145. - vgl: Hasluck, List V 94. Inschriftträger: Altar. 1 2 3 4 5 6 7 8

ÑRÒdiow Dafnίdi sunbίƒ kateskeÊasen tÚn bvmÚn mnÆmhw xãrin

Rhodios hat für seine Gattin Daphnis den Altar errichtet, zum Gedenken. DESKEUA Maju. Boeckh

Z.2 Daphnis ist Männer- oder Frauenname (z.B. Pausanias 10,5,5 die Bergnymphe und delphische Priesterin Daphnis). Dafnίw fem., Dãfniw masc., hier liegt der Frauenname vor (wegen masc. ÑRÒdiow).

Nr. 1100

Grabaltar für Saevia Theophila

Fundort: Biga, vor der Ulu Cami. Publikationen: Hasluck, JHS 25, 1905, 62 Nr. 27; Lafaye, IGR IV 184; Schwertheim, IK 18, 238. vgl: Hasluck, List V 283; RepGRI Nr. 192. Inschriftträger: Grabaltar (H 72, B 40 cm); Inschrift (Bh 4 cm) mit vielen Ligaturen. Datierung: Römische Zeit. 1 2 3 4 5 6 7

S°biw Yeofίlo[u] kateskeÊasen tÚ[n] bvmÚn Sebί& Yeofίl& yugatr‹ fidί& m(nÆmh)w xãrin: efi d° ti[w] [met]akeinÆs˙, d[≈][s]ei t“ tameίƒ X bÄ

Saevius, (Sohn des) Theophilos, hat den den Altar errichtet für Saevia Theophila, seine eigene Tochter, zum Gedenken; wer aber (den Altar) versetzt, soll an die Kasse (=fiscus) 2000 Denare zahlen.

(3.) GRANIKOS und PARIANE

232 Nr. 1101

Sarkophag: Aelius

Fundort: Biga. - Museum: Çanakkale, Museum (Inv.Nr. 266). Publikationen: Taslıklıoglu, Trakya II 175 Nr. 3, Foto Nr. 116. Inschriftträger: Marmor, ringsum gebrochen (H 77, B 67, T 11, Bh 5 cm), von einem Sarkophag oder Altar, mit reichem Girlandenschmuck und (re.) Boukranion. Inschrift unter dem Bukranion und oben an der Bruchkante. - Datierung: Römische Zeit. oben: unter dem Boukranion:

Aeliu[s] : H. A[ INIRT. ED[

Tasl. (ungenau): Ailius : TAHF.T. [ Größe und Ornamentierung der Platte weisen auf einen Sarkophag (oder einen Altar?); wir glauben, dass rechts oben (Z.1) have zu lesen ist (Abschiedsgruß).

(3.) Parion, Priapos, Hinterland

Çançavu

233

(3342)

Cavusköy

30 km sw. von Biga am oberen Granikos, nahe der Landstadt Çan(pazar). Die inschriftlich bezeugten Dörfer Ageanoi, Baisteanoi, Ilbeitenoi, Mottianoi, Trinoixeitoi, Hychantenoi lagen in der Umgebung. In der Gegend von Çan hat man auch Gergis vermutet, das aber in die mittlere Troas gehört (Lokalisierung von Cook bei Karıncalı) und zu unterscheiden ist von der pÒliw G°rgiya und dem tÒpow Gergίyion in der LamcakhnÆ; auch diese lagen eher in der Troas (also weiter nö., im Gebiet von Lampsakos). - Nicht plausibel ist die auch vorgeschlagene Ansetzung von Baris hier am oberen Granikos. Die Inschrift →Nr. 1102, die L. Robert dem oberen Granikos-Tal in der Umgebung von Çanpazar zuwies, stellen wir zu Çançavus, weil hier H. Kiepert die ähnliche Ehrung →Nr. 1103 fand.

Nr. 1102

Grabschrift für Zosimos mit Ehrung durch Phratrien

Fundort: Umgebung von Çanpazar (?) (L. Robert) / Umgebung von Hisarlik (Museumskatalog Leiden nach der Auskunft von van Lennep, die dieser wohl vom Antikenhändler Savas Nicolaidis erhalten hatte, welcher mancherlei kleinere Fundstücke und Münzen aus der Troas an europäische Museen verkauft hat; Pleket gab daraufhin an: "Ilium". Die Verengung auf Ilion von Robert zurückgewiesen) / Eceabat (Pfuhl - Möbius nach Vergleichung des Reliefs mit jenem von Wiegand, AM 29, 1904, 313, in Maydos vorgefundenem). Die Herkunftsangaben von beiden Seiten des Hellespont müssen sich nicht ausschließen (so J.u.L. Robert, 1979). Antike Herkunft: oberes Tal des Granikos ? (Robert, s.o.) / antike Werkstatt in Madytos (Pfuhl - Möbius) ?. Verwahrung (ehemals): Smyrna, Slg. van Lennep (1890?-1896), durch Savas Nicolaidis erworben. Museum: Leiden, Rijksmuseum van Oudheden (Inv.Nr. I.1896/I.I). Publikationen: Pleket, Rijksmus Leyden 4 Nr. 4, Foto Taf. 1; SEG 18, 1962, 556; L. Robert, Hellenica XI-XII 220, vgl. 221-26; Brunsting - Braat, Leiden Gids 139; Pfuhl - Möbius Nr. 2175, Foto Taf. 311. vgl: Raubitschek, AJA 63, 1959, 99 (Z.4-5,5-7); J.u.L. Robert, Bull. ép. 1961, 78 (Z.4-8), 502; J.u.L. Robert, Bull. ép. 1979, 18; RepGRI Nr. 193. Inschriftträger: Fast rechteckige Platte aus hellgrauem Marmor (H 83, B 48, T 15 cm [Pf.-M.] / H 82, B 46, T 11 cm [Pleket]) mit niedrigem Giebel, darin Rosette; in der Nische in hohem Relief Brustbild eines Knaben, darunter die Inschrift; Bh 2 [Z.1-3], 1,5 cm [Z.4-7], sehr geringer Zeilenabstand; unter bzw. zwischen den Z.4-7 zwei Olivenkränze. Datierung: 1. Hälfte 1. Jh. n. (Pleket) / 1. Jh. n. Chr. (Pfuhl - Möbius). 1 2 3 4 5 6 7

EÎkarpow ka‹ Sunf°rousa Zvsίmƒ t°knƒ mnÆmhw xãrin: frãtra Phgãs- frãtra LORvn LORFilokeBEERBEER- sar°vKRANZ KRANZ n

Eukarpos und Sympherusa für das Kind Zosimos, zum Gedenken; die Phratrie der Pegasoi (ehrt mit einem Kranz), die Phratrie der Philokesareoi (ehrt mit einem Kranz). Phratrien sind in Kleinasien Bruderschaften (clubs, sodalitates). Die Filokesãreoi sind also ein privater Verein und haben nichts zu tun mit den Kaisarianoί (Caesariani, Freigelassene im kaiserlichen Dienst), die uns in der Inschrift →Nr. 1150 begegnen. Eukarpos und Sympherusa dürften die Eltern des Kindes sein (wegen t°knƒ in Z.2) und zugleich den ehrenden Phratrien angehören. Falls diese Inschrift tatsächlich zum Fundort Çançavus gehört (s.o.), der sich durch die Inschrift →Nr. 1103 als Ort mit Wettspielen auszeichnet, dann ist es naheliegend, dass hier verschiedene Vereine (zumindest zur Zeit der Spiele) aktiv waren.

(3.) GRANIKOS und PARIANE

234 Nr. 1103

Ehrentafel für den Sohn des Grossgrundbesitzers Le[on?], der bei einem Reiter-Agon verunglückt ist.

Fundort: Çançavus, an der Quelle. Publikationen: Franz, AIC Roma 14, 1842, 144-46 Nr. 26 (Kopie H.Kiepert); LBW 1745; Kaibel, Epigrammata 130 Nr. 335 (mit Ergz. Z.18-19 von Wilamowitz-Moellendorff); Peek, GV 1160 (Z. 1,11-28); Merkelbach Stauber, Steinepigramme (SGO) I 646/7 Nr. 07/09/01. vgl: Gomperz, ZÖG 29, 1878, 435 (Z.27-28) = Hellenika II 188; L.Robert, Hellenica X 280-81 (Z.13,15-16,1718); SEG 15, 1958, 764; Wilhelm, Epigramme 56-57 Nr. 74 (Z.11-28); Pfuhl - Möbius II S. 557 Anm. 86; SEG 30, 1980, 1402 (Z.21-26 nach Wilhelm und Peek). Inschriftträger: Platte mit elf Kränzen in zwei Reihen (in der oberen sechs) - davon sieben mit erhaltenen Inschriften, bei den anderen vier sind diese eradiert - über einem ausgeschlagenen Relief, darunter ein Grabepigramm. Datierung: 1. Jh. n. Chr. ? (Peek). - Die Grabsteine mit vielen Kondolationskränzen gehören meist dem 1. vorund dem 1. nachchristlichen Jahrhundert an. Über dem Relief elf Kränze, in zwei Reihen angeordnet; in jedem Kranz der Name des Dorfes (x«row), das den Toten bekränzt hat. Man wird nicht fehlgehen, wenn man in dem Toten den Sohn eines Grossgrundbesitzers vermutet, der die elf Dörfer beherrschte. Später muss ein Umschwung eingetreten sein, wohl eine Katastrophe im Geschick des Vaters; jedenfalls sind die Namen von vier Dörfern eradiert, diese Dörfer haben also ihre Bekränzung zurückgezogen. Unter den Kränzen befand sich ein Relief; auch dieses ist ausgeschlagen.

Zeichnung von H. Kiepert bei Franz

ı x«row ı Mottian«n

ı x«row ı Trinoijeit«n

ı x«row ı Baistean«n

ı x«row [ı ]d[a]n«n

ı x«row ı ÉAgean«n

ı [x«row ı c. 7-12] ı [x«row ı c. 7-12]

ı x«row ı ÉIlbeithn«n

ı x«row ı ÑUxanthn«n ı [x«row ı c. 7-12] ı [x«row ı c. 7-12]

Ausgemeisseltes Relief Das Epigramm, hergestellt von Merkelbach (18 Verse in 9 Zeilen): 1 1-2

Vers 1-2 zerstört [d‹w] Vers 3

2

Vers 4

2-3

Vers 5

3

Vers 6

3-4

Vers 7

4

Vers 8

4-5

Vers 9

5

Vers 10

5-6

Vers 11

6

Vers 12

| d°ka ka‹ dÊo1§t«n gegenhm°non: §n d¢ lίyƒ mou toÎnoma [du]stÆn[ou grã]ce L°[vn ı patÆr]: [ynÆskv] | d' oÈx‹ nÒsƒ bebarhm°now, éllå di≈jaw ·ppon [ÍpÚ] spoud∞w afifnidίvw ¶peson: oÈ[d° g' §yãlfyhn] | xers‹ patrÚw ka‹ mhtrÚw ı tlÆmvn keίmenow ≤miyanØw [ ]: [ ]|mou d°ja[i] lÒgon ént‹ trofÆvn, œn ¶kamew, sfalerå Mo[›r]a d' E[ ]ASE: AIGO d' oÈ [. . . . . .] | teimçw xãriw, oÎte ge pãppvi baiÚn EPPUTHREI b«lon §piskedãsai

(3.) Parion, Priapos, Hinterland

6-7

Vers 13

7

Vers 14

7-8

Vers 15

8

Vers 16

8-9

Vers 17

9

Vers 18

235

HDONH går ¶dei m' épÚ S[ ] | stefanoËsyai, sÊnpan pl∞yow §mÚn tÊmbon ¶xeue tÒte: ka‹ TOUSSE . SAEI . NETE[ ]|PON di°yonto toÈmoË panklaÊstou daίmonow, …w édiko›: ény' ufloË går nËn, ˘w [ | ]ASEBAS efikΔ IANJIIPUJVN oÈ t°knon, éll' OYOI

- - - 22 Jahre alt; meinen, des Unglücklichen, Namen hat der Vater Leon (?) auf dem Stein eingetragen. Ich sterbe nicht durch eine schwere Krankheit, sondern trieb mein Pferd an und stürzte aus Eifer plötzlich; ich Armer wurde nicht von den Händen des Vaters und der Mutter wärmend gestreichelt, als ich halbtot dalag - - (Lieber Vater,) empfange dieses mein Dankeswort anstelle des Lohns für das Aufziehen, welches du vollbrachtest; die zum Sturz bringende Moira - - - Es gab weder die Gunst der Ehre seitens der Eltern, und auch dem Grossvater war es nicht vergönnt, Erde über meiner Asche auszustreuen; statt dass ich wegen des Sieges (oder: meiner Reiterkunst) bekränzt wurde, hat die ganze Menge mir das Grab aufgehäuft. (Alle klagten an) meinen sehr beklagenswerten Dämon, er tue Unrecht. Denn an Stelle des Sohnes (besitzen die Eltern nun) ein Ebenbild, nicht den Sohn, nein, einen Stein. 1-2 [. . .]EKTHS[.]VNI[ ]V[ ] .NOS[ ]DLI I I [ die Kopie. 3 DUV die Kopie. - 4 Ende e.g. suppl. Wilhelm. - 6 IPPONISPOUDHS 8 HMIYANHS[ ]O[ ]IE[ ]IVSEN[ - 9 [tÒnd' êra, m∞ter §]moË Wilamowitz bei Kaibel. Es wird wohl der Vater angeredet worden sein. trofÆvn = trofeίvn. 10 EIKAMES die Kopie, corr. Peek. Am Ende dãm]asen Franz, §phntί]asen Peek. 11 Wilhelm versuchte oÎ[t' épÒ moi tok°vn], Peek ¶pleto d' oÈ [gon°vn]. 12 baiÚn §mª t°fr˙ Kaibel; EPISXEDASSAS die Kopie, corr. Franz. Danach ist oben übersetzt. 13 Sinn: Er hätte wegen seiner Reiterkunst (oder wegen des Sieges) bekränzt werden sollen. 15 ¶yonto von Wilhelm verteidigt. - 17 ka]tå g∞raw Peek. 18 efikΔ ¶xousi tÒpvn Peek; éllå lίyon Kaibel, wahrscheinlich richtig. Das Epigramm in der Herstellung von Peek (mit problematischen Ergänzungen): 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18

[§kl]ekt∞w [p]Òle[vw AA - - - AA - - - me polίthn] [ - - - AA - - - AA - - - - - - AA - - - AA - - - ] [d‹w] | d°ka ka‹ dÊo §t«n gegenhm°nvn: §n d¢ lίyƒ mou toÎnoma [du]stÆn[ou] gra[ce patØr AA - - - ]: [ynÆskv] | d' oÈx‹ nÒsƒ bebarhm°now, éllå di≈jaw ·ppon [ÍpÚ] spoud∞w é[fn]idίvw ¶peson: o[Èd° g §yãlfyhn] | xers‹ patrÚw ka‹ mhtrÚw ı tlÆmvn keίmenow ≤miyanØw [k]o[Èy]enÚw §n[tetux≈w]: [tÒnd' êra, m∞ter, §]|moË d°ja[i] lÒgon ént‹ trofÆvn, œn ¶kamew, sfalerå Mo[›r]a d' §[phntί]ase: ¶pleto d' oÈ [gon°vn] | teimçw xãriw, oÎte ge pãppvi baiÚn §mª t°frhi b«lon §piskedãs[ai] a[‡]simon: [œ]n går ¶dei m' épÚ s[«n ge xer«n] | stefanoËsyai, sÊnpan pl∞yow §mÚn tÊmbon ¶xeue tÒte: ka‹ tok°ew dei[lo‹ AA - - - AA] | po[iw §]go«nto toÈmoË panklaÊstou daίmonow, …w édiko›: ény' ufloË går nËn, ˘w [A - - - A | A - - - kat]å g∞raw, efikΔ ¶x[ous]i tÊpvn, oÈ t°knon, éll[å lί]yon:

Vorschläge von Wilhelm:. 11 oÎ[t' épÒ moi tok°vn] teimçw - 13 ∞: ˘n {h} [g]år ¶de épÚ s[uggen°vn] 15 tok°ew AEPNETE - - AA m«mon ? ¶yonto - 16 poluklaÊstou daίmonow …w édiko

236

(3.) GRANIKOS und PARIANE

Hauptflüsse (Troas und Mysien) Granikos - Aisepos: Grenze zur Troas ?

Die wasserreichsten Flüsse sind der Makestos und der Rhyndakos, deren lange Läufe von den hohen Gebirgen Phrygiens gespeist werden (nicht mehr auf dem Kartenausschnitt). Der Zufluss des Sees von Daskyleion ist bei den antiken Autoren nicht erwähnt - ein häufiger aber falscher Karteneintrag ist "Tarsios", richtig vielleicht "Enbeilos" (s. →Ort 4225 Zeleia; Kap. 5 Einleitung; Inschrift →Nr. 1206). Außer größeren Orten haben wir hier auch die Fundorte der voranstehenden und der nachfolgenden Inschrift eingezeichnet: Çançavus und Etili. Diese und andere Orte westlich vom Granikos könnte man auch der Troas zuweisen. Strabon rechnet sogar das ganze Land westlich vom Aisepos zur Troas. Geographische Namen rekurrieren nicht auf festgelegte Grenzen; die Landschaft "Troas" wird von den antiken Schriftstellern (und den modernen Autoren) mal weiter mal enger umgrenzt.

(3.) Parion, Priapos, Hinterland

237

Etili (3345) Gölcük, Böjük (Boyuk) Tepe Köy

Dorf 40 km ssw. von Biga, 10 km wsw. von Çançavus (→Ort 3342). Die Inschrift →Nr. 1104 bezeugt einen Tempel der Artemis Baiïanee und ein antikes Bad(?). Ein Ortsname Ba›ai wäre denkbar. Auch heute noch gibt es in Etili warme Quellen. Nahe der Grenze zur Troas (Wasserscheide Granikos - Skamander).

Nr. 1104

Stiftung und Weihung eines Heiligtums und eines Bades(?) an Artemis Augusta Baiïane

Fundort: Bei Etili, im Boden einer antiken Badeanlage. - Museum: Çanakkale, Museum. Publikationen: Boeckh, CIG 3695e (Kopie H. Kiepert); Lafaye, IGR IV 228. vgl: Hasluck, List IV 60; Bean, New Inscr 395-96 nach Nr. 2 (Z.4), Foto Taf. 72 (Ausschnitt); RepGRI Nr. 189. Inschriftträger: Rechteckige weiße Marmorplatte, oben Leiste; rechts gebrochen, etwa in der Mitte von Z.4 ein größeres Loch (bei Beans Autopsie i.J. 1959; bei Kieperts Auffindung i.J. 1842 offenbar nicht vorhanden). Datierung: Zeit des Vespasian (69-79) oder Titus (79-81) ? 1 2 3 4 5 6

Íp¢r t∞w t«n Sebast«n svthrίaw ka[‹ afivnίou diamon∞w] Ti. KlaÊdiow, SebastoË épeleÊyerow, ÜAluw, k[a‹ ≤ gunØ aÈtoË - - - ] ka‹ tå t°kna aÈt«n [Ti. K]laÊdiow, Kurίna, ÉIoËs[t - - - ka‹ - - - ] ÉArtemίdi Sebastª Baiianª tÚn naÚn ka‹ tå [balane›a? - - - ] §k yemelίvn kataskeuãsantew §[k t«n fidίvn:] §pimeleί& Tίtou Flaouίou SebastoË épel[euy°rou - - - ]

Für das Heil der Augusti und [für ewige Dauer]! Ti. Claudius Halys, Freigelassener des Augustus, (und seine Frau) und ihre Kinder (Ti.) Claudius, Quirina, Iust..., die für Artemis Augusta Baiïane den Tempel und das (Bad?) von Grund auf errichtet haben, aus (eigenen Mitteln); verantwortlich für die Durchführung war Titus Flavius, Freigelassener des Augustus. Die Freilassung des Titus Flavius (Z.6), der wohl als Architekt fungierte, fand wahrscheinlich durch Kaiser Vespasian oder Titus statt (beide heißen Titus Flavius Vespasianus). Die Freilassung des Stifters Ti. Claudius (Z. 2+3) dürfte auf Kaiser Claudius (41-54, Tiberius Claudius) zurückgehen. Mit dem Empfänger der Weihung, Artemis Augusta Baiïane (Z.4), muss eine Frau aus der kaiserlichen Familie gemeint sein, vielleicht Iulia, die Tochter des Kaisers Titus. Die Ergänzung (Z.4) zu Bad (balane›a) bietet sich an, da die Inschrift offenbar in einer auf römische Zeit zurückgehenden Badeanlage gefunden wurde.

Sögütalan (3349) In den südlichen Quellbergen des Granikos. Taslıklıoglu nimmt in dieser Gegend Gergis an, das aber in die mittlere Troas gehört, vgl. zu →Nr. 3342.

Nr. 1105

Grabschrift (fragm.)

Fundort: Sögütalan. - Museum: Çanakkale, Museum. Publikationen: Taslıklıoglu, Trakya II 210-11 Nr. 1, Foto Nr. 149. Inschriftträger: Giebelnaiskos (H 81, B 46, T 10, Bh 2,5 cm), Marmor, im Bildfeld stehendes Paar mit Fackel(?), darunter die abgebrochene Inschrift. Datierung: 3./2. Jh. n. Chr. (Taslıklıoglu S. 211 bzw. Text zum Foto Nr. 149). 1 2

[M. AÈr]Æliow MhtrÒfilow to›w [•autoË t°kn]oiw IIY

Aurelius? Metrophilos für (seine Kinder) ...

238 Fundorte Region 4 (42.. / 43..)

(4.) AISEPOS u.a. Zeleia, Gönen, Argiza, Palaiskepsis (Ortsziffern 42 . . / 43 . . ) (Inschrift-Nrr. 1120-1195) ab Nr.

FUNDORTE:

--

Aisepos-Brücke Havutça Ayvalıdere

4203 4212 4215

240 241 241

Bugdaylı Monamak (Acker Karabunar)

4218 4219

241 246

Büyük Soguklar Sarıköy / antik: Zeleia

4220 4225

246 246

Hafizhüseyin[bey] 1152b Antike Ortslage bei Dereköy 1152c "Porta" am Armutçuk Dag

4230 4235 4240

256 257 258

1153a

Gönen / antik: Artemis Thermaia / Thermai Granikaiai Südlich von Gönen

4275 4276

259 276

Pomak Köy Westlich (2 h ) von Gönen

4277 4279

277 277

Çınarpınar Kale Alacaoluk Yenice

4284 4285 4325

279 280 280

Pazarköy / antik: Argiza Südwestlich von Kogancı

4355 4358

281 282

Kayatepe Köy Hamdibey / antik: Palaiskepsis

4365 4370

282 283

Verweis

1120 1121 1133 1134 1135 1152a

1181 1182 1184 1185 1186 1188 1189 1191 1192 1193

Ortsnr. (Karte)

Seite

240

(4.) AISEPOS

Aisepos-Brücke (4203) Guvertchin Kupru

An der Römerstrasse von Kyzikos über Parion nach Lampsakos, 4 km östlich von Çifteçesme, 5,5 km westl. von Havutça, ca. 2 km südlich der heutigen Schnellstraße. Es stehen noch die Pfeiler der römischen Brücke.

Zur Straße und zur Brücke s. Hasluck (Cyzicus 127-31 mit fig.15+16), dessen Rekonstruktionsskizze wir hier abdrucken:

Die Inschrift →Nr. 1090a von Çifteçesme bezeugt einen Brückenbau durch Konstantin und Licinius i.J. 314; zu diesem gehören vermutlich die erhaltenen Pfeiler. Die Bögen und andere Aufbauten werden in die 1.Hälfte des 13. Jahrh. datiert (Ch.B. Rose / R. Körpe, Arastırma Sonuçları Toplantısı 25,2, 2007 [2008] 108 mit fig.11). Der Meilenstein XIII (von Kyzikos her) fand sich ca. 10 km nö. der Brücke (→Nr. 1862), weitere Meilensteine zwischen Kyzikos und dem Aisepos siehe →Nr. 1861a und →Nr. 1861b, ein Meilenstein XI bei Gümüsçay (elf Meilen von Priapos) →Nr. 1093b. Hier eine Skizze der Straßen in NW-Mysien und Troas (Rose / Tekkök / Körpe, Studia Troica 17, 2007, 66):

(4.) Zeleia, Gönen, Aulon des Aisepos

241

Havutça (4212) Chavoutzi, Haucha, Hoca

10 km nnö. von Sarıköy (Zeleia). Hier wurde die Magistratenliste →Nr. 1473 gefunden.

Ayvalıdere (4215) Aivalu Dere

5 km nö. von Sarıköy (Zeleia).

Nr. 1120

Grabschrift für Aur. Asklepiades, seine Kinder und deren Nachkommen

Fundort: F1: Ayvalıdere. F2: vor der Moschee. Publikationen: Legrand, BCH 17, 1893, 547 Nr. 37; Schwertheim, IK 18, 113, Foto Taf. 10. vgl: Hasluck, List V 58; Abmeier, in: Asia Minor Studien 1, 4; RepGRI Nr. 204. Inschriftträger: Grabplatte (H 83, B 214, T 14, Bh 3-4,5 cm). Datierung: (Ende) 3. Jh. n. Chr. ? (wegen Höhe der Strafsumme). 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 10

ÍpÒmnhma AÈr. ÉAsklhpiãdhw ˘ kateskeÊasen •aut“ ka‹ to›w t°knoiw •autoË AÈr. ÉAsklhpiãd˙ ka‹ tª yugatrί mou AÈr. ÉAsklhpί& ka‹ t“ •t°rƒ mou Í“ AÈr. ÉAsklhpίƒ ka‹ tª ne“ mou AÈr. ÉErpidhforί& ka‹ to›w §kgÒnoiw: to›w d¢ loipo›w épagoreÊv: e‡ tiw d¢ ßteron katayÆse, d≈sei E tª pÒlei X M

(E über dem M)

6/7 ne“ für nu“ (Schwiegertochter) - 7 ÉErpidhforί& für ÉElpidhforί& (vgl. Meisterhans-Schwyzer 83,9) 9 katayTIE oder katayTHE (HE ligiert) am Stein - 10 X meÄ [45000] oder m(Êria) eÄ [50000] ? Ä Grabmal, das Aur. Asklepiades errichtet hat für sich und seine Kinder Aur. Asklepiades, meine Tochter Aurelia Asklepia, meinen anderen Sohn Aurelius Asklepios und meine Schwiegertochter Aurelia Erpidephoria und für die Nachkommen; für weitere Personen untersage ich es; wer einen anderen bestattet, soll an die Polis 50000 (oder 45000 ?) Denare zahlen. Z.10: Bei der hohen Geldsumme dürfte es sich nicht um Silber-, sondern um die in der späteren Kaiserzeit gebräuchlichen Kupferdenare handeln (ebenfalls 50.000 Denare Strafsumme in →Nr. 2514 am Makestos).

Bu daylı (4218) Kavak, Kawak

Kavak Köy, 15 km nö. von Gönen, 14 km. östl. von Sarıköy (Zeleia), 9 km westl. vom Manyas-See (Kus Gölü). Sieben kleine Weihinschriften, die in Bandırma auftauchten, sollen von einem "Dorf nahe Gönen" gekommen sein (Hasluck, JHS 25, 1905, 56-57). Später (1910) bemerkt dazu Hasluck (ohne Begründung): "near Gönen: i.e. Kavak ?" (List IV 17 Anm.1). Diese Vermutung gründet wohl darauf, dass inzwischen von Edhem Bey (BCH 32, 1908, 521-28) eine große Stele mit drei Reliefs und Weihinschrift an Olbios (→Nr. 1128) publiziert wurde, die aus Kavak (Bugdaylı) stammen soll; für dessen ursprüngliche Herkunft von dort spricht, dass der schwere Stein eher nicht verschleppt ist. Heiligtum des Zeus Olbios Ein Heiligtum des Zeus Olbios wird hier oder in der Nähe vermutet: Fundort Kavak (→Nr. 1128, Priester des Zeus Olbios), vier der o.g. Inschriften aus Bandırma sind Weihungen an Zeus Olbios (→Nr. 1122, →Nr. 1123, →Nr. 1124, →Nr.1125), vier weitere Weihungen an Zeus Olbios, gefunden in der Dardanellen-Region, waren vielleicht für hier bestimmt (→Nr. 1126, →Nr. 1127, →Nr. 1129, →Nr.1130). - Weihungen an Zeus Olbios wurden auch im Gebiet des oberen Aisepos gefunden (→Nr. 1188 bei Yenice) und nördl. von Balya (→Nr. 1220 b+c bei Danisment) und am Makestos (→Nr. 2563 nahe Attaia).

(4.) AISEPOS

242

H.-W. Drexhage (Der Kult des Zeus Olbios, in: Asia Minor Studien Bd. 45 [2003] 159-178) hat die Belege aus Olbia am Schwarzen Meer, Olbia in Kilikien und für Mysien (S. 166-173) zusammengestellt und nimmt in Mysien drei Kultplätze an: Kavak, Yenice und Danisment. Der Name der Gottheit variiert: yeÚw ZeÁw ÖOlbiow, yeÚw ÖOlbiow, ZeÁw ÖOlbiow EfisÆkoow.

Nr. 1121

Weihung an Dionysos (?)

Fundort: F1 Dorf nahe Gönen (= Bugdaylı ?), F2 Bandırma. Antike Herkunft: Ein Heiligtum des Zeus Olbios bei Bugdaylı ? Publikationen: Hasluck, JHS 25, 1905, 57 Nr. 7. - vgl: Hasluck, List IV 66. Inschriftträger: Platte (Bh 3-4 cm), wiederverwendet als Basis zweier Säulen - Datierung: Römische Zeit. 1 2 3 4 5 6

[é]gay∞i tÊxhi: [AÈ]rhlίa Bai[bi][a]nØ IGAI HIMON it«n t“ [Dio]nÊs“

Heil und Segen! Aurelia Baibiane (?)

..... (weiht?) dem Dionysos (?)

2/3 Nai[bi|a]nØ Hasluck - eher Bai[bi|a]nØ (ein BaibianÒw in LGPN 5a).

Nr. 1122

Weihung eines Altars an Zeus Olbios ?

Fundort: F1 Dorf nahe Gönen (= Bugdaylı ?), F2 Bandırma. Antike Herkunft: Ein Heiligtum des Zeus Olbios bei Bugdaylı ? Publikationen: Hasluck, JHS 25, 1905, 57 Nr. 6; Robert, Coll. Froehner I 59 Nr. 7 (Z.1-5); Cook, Zeus1 III 62830 Anm. 4 Nr.1; H.-W. Drexhage, Asia Minor Studien Bd. 45 (2003) 170 Nr. 12. vgl: Edhem Bey, BCH 32, 1908, 523 Anm.1 (Z.1-2); Hasluck, List IV 20. Inschriftträger: Zu einem Kapitell umgearbeiteter Block (H 35, B 23, Bh 3 cm). 1 2 3 4 5 6

[D]i[‹ ÉO]l[bίƒ] [Efi]shkoʃ b[v]mÚn Íp¢r (•)a[u]toË ka‹ bίou [k]a‹ t°knv[n] [k]a‹ t[«n kvmht«n]

(... weiht dem Zeus Olbios) dem Erhörer einen Altar für sich und seine Frau (?) und die Kinder und die Dorfbewohner (?)

1 Zeus Olbios ist ergänzt nach drei Weihungen vom gleichen Fundort (→Nr. 1123, →Nr. 1124, →Nr.1125). 2 EfisÆko(u)ow für EpÆkoow (Hasluck). - 4 bίou vielleicht ein Schreibfehler (statt sumbίou) ? 6 t[«n kvmht«n] ist e.g. ergänzt: kvm∞tai auch in der Weihung →Nr. 1154 (Gönen) und in zwei Weihungen an Zeus →Nr. 1216, →Nr. 1218 (Darıca und Kocapınar am Koça Çay).

Nr. 1123

Weihung an Gott Olbios

Fundort: F1 Dorf nahe Gönen (= Bugdaylı ?), F2 Bandırma. Antike Herkunft: Ein Heiligtum des Zeus Olbios bei Bugdaylı ? Publikationen: Hasluck, JHS 25, 1905, 56 Nr. 1; Robert, Coll. Froehner I 59 Nr. 2; Cook, Zeus1 III 628-30 Anm. 4 Nr. 4; H.-W. Drexhage, Asia Minor Studien Bd. 45 (2003) 168 Nr. 6. - vgl: Hasluck, List IV 19. Inschriftträger: Kleine Basis, Fragment (H 8, Bh 1 cm). - Datierung: Vielleicht noch hellenistisch (Drexhage). 1 2 3 4 5

ÑHrakleίdhw ÑHrakleίdou Ye“ ÉOlbίƒ Íp[¢r]

Herakleides, Sohn des Herakleides, (weiht) an Gott Olbios für ....

(4.) Zeleia, Gönen, Aulon des Aisepos

Nr. 1124

243

Weihung (fragm.) an Gott Olbios

Fundort: F1 Dorf nahe Gönen (= Bugdaylı ?), F2 Bandırma. Antike Herkunft: Ein Heiligtum des Zeus Olbios bei Bugdaylı ? Publikationen: Hasluck, JHS 25, 1905, 56 Nr.2; Robert, Coll. Froehner I 59 Nr. 3, vgl. 61 oben (zu Z.2-4); Cook, Zeus1 III 628-30 Anm. 4 Nr. 3; H.-W. Drexhage, Asia Minor Studien Bd. 45 (2003) 169 Nr. 9. vgl: Hasluck, List IV 18; Kasten, Bursian Jber 279, 1942, 104 (Z. 2-4); RepGRI Nr. 203. Inschriftträger: Runder Marmorcippus, Bruchstück (Ø 11, Bh 2 cm). - Datierung: Kaiserzeit. 1 2 3 4

[Ye“] ÉOlbίƒ [Ko˝n?]tow Longe›[now] [ - - -]ίou pragmateu[t]Æw

Für (Gott) Olbios. Quintus(?) Longinus, Geschäftsmann, (Sohn des ....)

2: [KÒi]ntow Longeί[nou] Hasluck

Nr. 1125

Weihung (fragm.) an Zeus Olbios

Fundort: F1 Dorf nahe Gönen (= Bugdaylı ?), F2 Bandırma. Antike Herkunft: Ein Heiligtum des Zeus Olbios bei Bugdaylı ? Publikationen: Hasluck, JHS 25, 1905, 56 Nr. 4. vgl: Hasluck, List IV 17; Robert, Coll. Froehner I 59 Nr. 5 (Z. 1-2); Cook, Zeus1 III 628-30 Anm. 4 Nr. 2 (Z. 12) ; H.-W. Drexhage, Asia Minor Studien Bd. 45 (2003) 170 Nr. 11. Inschriftträger: Altar mit Relief (Bukranion) und Inschrift (Bh 1,5 cm). 1 2 3 4

Nr. 1126

Ye“ [D]i‹ ÉOlbίƒ [ - - - ]DISD [ - - - ]LPIR

An Gott Zeus Olbios ...

Weihung an Gott Olbios

Fundort: F1 Sestos [Thrakien] (?), F2 Dardanellen, Slg. des Antiquitätenhändlers D. Xanthopoulos, von dort an W. Froehner gesandt. - Museum: Bibliothèque Nationale, Cabinet des Médailles (Coll. Froehner). Antike Herkunft: Heiligtum des Zeus Olbios bei Bugdaylı (Robert). Publikationen: Markopoulos, MousBiblSmur II 2-3 (1876-78), 12-13 Nr. 204; J.H. Mordtmann, AM 7, 1882, 257; Dumont Homolle, Mélanges 456 Nr. 111c42; Robert, Coll. Froehner I 58 Nr. 47, Foto Taf. 21; Cook, Zeus1 III 656 Anm. 2; H.-W. Drexhage, Asia Minor Studien Bd. 45 (2003) 168 Nr. 4. Inschriftträger: Marmorstele, unterer Teil (H 41, B 35, T 4, Bh 1 cm). Im Bildfeld (der obere Teil fehlt) erkennt man rechts Zeus mit Szepter, der über der Altarflamme die Libation vollzieht, und links den Adoranten. Darunter die Inschrift: 1 2 3

Ye“ ÉOlbίƒ EÎtuxow Íp¢r fidίaw s[v]thrίaw ka‹ t«n bou«n eÈxaris[tÆri]on

An Gott Olbios (weiht) Eutychos für sein eigenes Heil und das der Rinder dies als Votivgabe.

2 bou«n: Kontraktion in boF «n nach Schwund des Digammas (vgl. lat. bovis).

Nr. 1127

Weihung an Zeus Olbios

Fundort: Thrakische Chersonnes [Thrakien] / Laut Museumskatalog Corcyra. Zum unklaren Erwerbsort und zur Erwerbsgeschichte siehe Crowther.

(4.) AISEPOS

244

Museum: Canterbury City Museums (Inv.Nr. CANCM 4218). Antike Herkunft: Heiligtum des Zeus Olbios bei Bugdaylı (Robert). Publikationen: Köhler, Bull. St. Petersburg 10, 1842, 115; Boeckh, CIG 2017; Dumont, Thrace 52 Nr. 100 g = ArchMiss (3.sér.) 3, 1876, 164; J.H. Mordtmann, AM 6, 1881, 264; Dumont - Homolle, Mélanges 431 Nr. 100g; Robert, Coll. Froehner I 59 Nr. 9; Cook, Zeus1 III 656 Anm. 2; H.-W. Drexhage, Asia Minor Studien Bd. 45 (2003) 169 Nr. 7; Ch.V. Crowther, in: Onomatologos 464-69 (m.engl.Ü.) mit Foto S. 467; SEG 60, 2010, 1327. - vgl: J.H. Mordtmann, AM 7, 1882, 257; Höfer, in: Roscher, ML II 829. Inschriftträger: Kleines tragbares Marmorrelief (Votivgabe), jetzt in zwei Teilen vorhanden: Eine rechteckige Basis (H 5, B 17, T 13) mit zweizeiliger Inschrift (Bh 1 cm), und als Reliefträger das zweite Bruchstück mit einzeiliger Inschrift und tiefer Aussparung (spätere Umarbeitung?), das auf der Basis stand (oder lag?). 1 2 3

Kãllistow Íp¢r toË ÍoË ÉAlejãndrou Di‹ ÉOlbίvi eÈxaristÆrion

Kallistos (weiht) für den Sohn Alexandros an Zeus Olbios dies als Votivgabe

1 Kã(ll)is(t)ow Boeckh; Kamίsaow (unbelegter thrakischer Name) Coll Froehner, Drexhage. Sicher richtig ist Kãllistow Crowther (mit Autopsie und dem hier abgedruckten Foto).

Nr. 1128

Weihung durch einen Priester des Zeus Olbios

Fundort: Bugdaylı, auf einem Feld (des Bekir Peihlivan). Antike Herkunft: Ein Heiligtum des Zeus Olbios bei Bugdaylı ? Museum: Istanbul, Arch. Museum (Inv.Nr. 1909). Publikationen: Edhem Bey, BCH 32, 1908, 521-28, Fotos Taf. 5-6; Reinach, Rép. Reliefs II 175 Nr. 1 (Zeichnung des unteren Feldes mit Inschr.), 108 Nr. 1 (kl. Zeichnung der ganzen Stele); Mendel, Mus. Const. III Nr. 836 mit Abb.; Harrison, Themis2 149 Anm. 1, Foto S. 148; Cook, Zeus1 III 628-30 mit Abb. 427; Robert, Coll. Froehner I 59 oben; H.-W. Drexhage, Asia Minor Studien Bd. 45 (2003) 167 Nr. 3. vgl: Hasluck, List IV 16+; W. Ruge, in: RE 17,2 [1937] Sp. 2405 Nr. 3 (Z.1). Inschriftträger: Marmorstele (H 114, B 55-64, T 10, Bh 1,5-2 cm). Bukranion im Giebel, darunter das zweigeteilte Relief: Oben Zeus mit Szepter und Patera, der Adler und links ein kleiner Altar. Unten eine Opferszene: In der Mitte der Altar mit Flammenzunge, davor ein angebundener Stier, über dem (in der Mitte) ein kleiner Knabe das Schlachtbeil schwingt; rechts ein Mann und ein Knabe mit erhobenem Arm, links eine Frau mit gleicher Geste und eine Dienerin. Beide Diener und die Frau halten Opfergaben in der linken Hand. Datierung: 1. Jh. v. oder später (Edhem Bey), nachchristliche Zeit (Mendel), 1. Jh. n. (Drexhage).

EÈodίvn flereÁw DiÚw ÉOlbίou Íp¢r t«n fidίvn pãntvn kayΔw §k°leusen én°yhka eÈxaristÆrion Euodion, Priester des Zeus Olbios; ich habe für alle Angehörigen, so wie es mir der Gott befohlen hat, dies als Votivgabe geweiht.

(4.) Zeleia, Gönen, Aulon des Aisepos

Nr. 1129

245

Weihung an Gott Olbios

Fundort: F1 Sestos [Thrakien] (?), F2 Dardanellen, Slg. des Antiquitätenhändlers D. Xanthopoulos, von dort an W. Froehner gesandt. - Museum: Bibliothèque Nationale, Cabinet des Médailles (Coll. Froehner). Antike Herkunft: Ein Heiligtum des Zeus Olbios bei Bugdaylı ? Publikationen: Markopoulos, MousBiblSmur II 2-3 (187678), 13 Nr. 206; J.H. Mordtmann, AM 7, 1882, 257; Dumont - Homolle, Mélanges 456 Nr. 111c41; Robert, Coll. Froehner I 58 Nr. 48, Foto Taf. 21; Cook, Zeus1 III 656 Anm. 2; H.-W. Drexhage, Asia Minor Studien Bd. 45 (2003) 168 Nr. 5. Inschriftträger: Unterer Teil einer Marmorstele (H 33, B 35, T 9, Bh 1,5 cm). Das Relief ist oben gebrochen; erkennbar sind rechts Zeus, der über der Altarflamme die Libation vollzieht, rechts der Adler, links ein Adorant. Datierung: Kaiserzeit.

Ye“ ÉOlbίƒ Flãbiw Tur[ eÈxaristÆrion

1 2

Nr. 1130

Flãbiw = Flãbiow An Gott Olbios (weiht) Flavius? Tyr.. dies als Votivgabe

Weihung an Gott Olbios

Fundort: Aus der Sammlung von Calvert (in Lampsakos erworben?). Antike Herkunft: Heiligtum des Zeus Olbios bei Bugdaylı (Robert). Publikationen: A. Reinach, RevEpigr 1, 1913, 172 (H. Thiersch, Ms. Katalog der Slg. F. Calvert, Nr. 461); Robert, Coll. Froehner I 59 Nr. 8; Taslıklıoglu, Trakya II 218-19 Nr. 5 (m.türk.Ü.), Foto Nr. 156; J.u.L. Robert, Bull. ép. 1972, 368; H.W. Drexhage, Asia Minor Studien Bd. 45 (2003) 169 Nr. 8. Inschriftträger: Stele mit Helios-Büste im Giebel. Darunter Zeus Olbios, er hält in der Rechten das Szepter und in der Linken über dem Altar die Patera. Vor dem Altar ein Opfertier, im Hintergrund ein Baum und der Adler des Zeus. Datierung: 2. Jh. n. Chr. ? 1 2

Kãrpow Pvllίvno[w] Y“ ÉOlbίƒ eÈxn

Karpos, Sohn des Pollion, an Gott Olbios, zur Erfüllung des Gelübdes.

Nr. 1131

Weihung an Zeus ? (Fragment)

Fundort: F1 Dorf nahe Gönen (= Bugdaylı ?), F2 Bandırma. Antike Herkunft: Ein Heiligtum des Zeus Olbios bei Bugdaylı ? Publikationen: Hasluck, JHS 25, 1905, 56 Nr. 5; Robert, Coll. Froehner I 59 Nr. 6. vgl: Hasluck, List IV 21; Cook, Zeus1 III 628-30 Anm. 4 Nr. 5. Inschriftträger: Fragment einer Stele (B 15 cm) mit Relief (stehender Zeus mit Adler rechts unten) und Inschrift (Bh 1,5 cm). 1 2

Nr. 1132

[ - - - ÉA]ttãlou AM[- - - ] [ - - -] ol[- - - ]

Weihung (Zeus-Relief) oder Grabschrift ?

Weihung an Helios ? (Fragment)

Fundort: F1 Dorf nahe Gönen (= Bugdaylı ?), F2 Bandırma. Antike Herkunft: Ein Heiligtum des Zeus Olbios bei Bugdaylı ? Publikationen: Hasluck, JHS 25, 1905, 56 Nr. 3; Robert, Coll. Froehner I 59 Nr. 4. - vgl: Hasluck, List IV 56. Inschriftträger: Giebel (B 24 cm) "with radiated bust of long-haired god" (Hasluck, JHS), Relief des Helios (Hasluck, List). Darunter die Schrift (Bh 1,5 cm).

[égayª] tÊx˙:

Heil und Segen!

(4.) AISEPOS

246

Beginn einer Weihung (an Helios?) oder Grabschrift ?

Monamak (Acker Karabunar) (4219) Munamak, Monumak

14 km. östl. von Sarıköy (Zeleia), 8 km westl. vom Manyas-See (Kus Gölü). Antike Steine, die in Monamak gefunden wurden, stammen vom 1/2 h entfernten Acker "Karabunar", darin eine große Zisterne; der nahegelegene Friedhof soll ebenfalls antike Reste enthalten.

Nr. 1133

Fragment

Fundort: F1 Karabunar, F2 Monamak, vermauert in einem Laufbrunnen. Publikationen: Wiegand, AM 29, 1904, 288 Nr. 5. Inschriftträger: Mitgeteilt ist lediglich: "Laufbrunnen aus großen antiken Steinen (Marmortürpfosten u.a.)". Datierung: Römische Zeit.

Klaudίou

Büyük Soguklar (4220) 19 km. östl. von Sarıköy (Zeleia), 3,5 km westl. vom Manyas-See (Kus Gölü).

Nr. 1134

Grabschrift

Fundort: Büyüksoguklar, östl. von Gönen? (Ertüzün, Kapıdagı yarımadası1 160 Nr.43, = diese Inschrift ?) / Erdek (vermutlich aus Kyzikos, Pfuhl-M.)? Verwahrung: von 1949? bis 1988 im (ehemaligen) Museum Erdek (Nr. 43, 7.3.1949). Publikationen: Pfuhl - Möbius Nr. 1244, Foto Taf. 186; SEG 29, 1979, 1258; Schwertheim, IK 18, 22, Foto Taf. 1. vgl: Ertüzün, Kapıdagı yarımadası1 160. 2175 Nr.43 (= diese Inschrift ?). Inschriftträger: Stele mit Relief, siehe unten. Datierung: 2. Jh. n. Chr. (Pfuhl-M.). Ertüzün teilt den Text der Inschrift nicht mit. Die Stele scheint identisch mit →Nr. 1414, die bis 1988 vor dem Museum in Erdek stand und (mit Inschrift) bei Pfuhl-Möbius Nr.1244 (= SEG 29, 1979, 1258 = Schwertheim IK 18, 22) publiziert ist: Stele (H 36, B 24, T 9 cm), in der Nische ein Gladiator mit Bauchschurz und kurzen Stiefeln, rechts ein ovaler Schild, darauf ein Helm und der rechte Unterarm des Gladiators. Darunter drei Zeilen (Bh 1 cm): 1 2 3

Z∞yow ÉAnfeί[oni] t“ fidίƒ édelf“ §k t«n fi[dίvn]

Zethos (hat) für Amphion, den eigenen Bruder, aus eigenen Mitteln (das Grab errichtet)

Amphion war vermutlich ein Gladiator (Relief).

Sarıköy / antik: Zeleia (4225) Bei Sarıköy, 13 km nördlich von Gönen, wird das antike Zeleia vermutet. Auf Sarıköy trifft die Angabe Strabons zu, nach der das in Homers Ilias (B 824) erwähnte Zeleia 80 Stadien vom Meer und 190 Stadien von Kyzikos entfernt lag. Leider bezeugen die dortigen Inschriften keinen Ortsnamen, und eine antike Stadtlage ist auch nicht gefunden - vielleicht lag Zeleia auf dem kegelförmigen Hügel nö. des Dorfes. Nach Strabons Angaben dürfen wir hier vorläufig Zeleia vermuten. Zeleia gehörte zum Gebiet von Kyzikos, jedenfalls zur Zeit Strabons (12,8,11): "Die Kyzikener besitzen von der Troas auf dem anderen Ufer des Aisepos das Gebiet um Zeleia und die Ebene Adrasteia." Hier bildet der Aisepos die Grenze zur Troas (zu der dann auch der Granikos gehört); aber in geographischer wie historischer Hinsicht lassen wir diese Regionen bei Mysien - wie das andernorts auch Strabon getan hat.

(4.) Zeleia, Gönen, Aulon des Aisepos

247

Vor der Schlacht am Granikos (334 v.) sammelte sich das persische Heer bei Zeleia (Arrian, Anab. 1,12,8). Artemis und Apollon scheinen die Hauptgötter zu sein. Diese vornehmsten der Götter treten in den Stadtkulten besonders hervor. Hier nennt das Dekret →Nr. 1136 als Aufstellungsort das Heiligtum des Pythischen Apollon, und der für Mandate obligatorische Schwur wird bei der Artemis geleistet. Offenbar bestand auch ein Orakel des Apollon und der Artemis, das dann aber wie dasjenige in Parion aufgehört hat (§jeleίfyh, Strabon 13,1,13). Die Münzprägung (ca. 350 - 300 v.) umfasst nur wenige Typen an Bronzemünzen. Die Vorderseiten zeigen den Kopf der Artemis, die Rückseite einen Hirsch und ein in der Forschung ungeklärtes Symbol. Eine Namenliste aus Kyzikos oder Zeleia bildet die Inschrift →Nr. 1473, gefunden in Havutça. Das von Diogenes Cyzicenus bei Steph. Byz. zu Zeleia erwähnte Kastell f roÊrion Kuzίkou könnte bei Kyzikos gelegen haben oder Zeleia meinen, das demnach unter die Herrschaft von Kyzikos gekommen ist und als Militärposten an der südlichen Grenze des kyzikenischen Gebietes fungierte (das nimmt Teichmann an, s.u.). Die Inschrift →Nr. 1148 (aus İzmir) nennt ofl xvr›te ofl Zeleit«n und ofl kvm∞te ofl Sukhn«n als Ehrende für einen Heros; falls nicht ein anderes unbekanntes Zeleia gemeint ist, wäre in der Gegend von Zeleia ein Ort Suka› (oder ähnlich) anzunehmen. - Ein Ort namens Kãbasa (oder ähnlich) wird in der Inschrift (→Nr. 1146) als Heimatort eines Geschäftsmannes genannt; er kann bei Zeleia (oder anderswo) liegen. Der bei Zeleia von Strabon erwähnte Threίhw ˆrow ist in den westl. oder sw. gelegenen Bergen zu suchen. Nach Strabon fließt bei Zeleia der Tãrsiow. Wiegand hält das für falsch und in den meisten historischen Karten wird der Tarsios mit dem Fluss Koça Çay (er bildet den Manyas Gölü) gleichgesetzt, zu Unrecht (vgl. Stauber, IK 50, 94 Anm. 58). Gut zu Strabons Angabe e‡kosin ¶xvn diabãseiw tª aÈtª ıd“ (20mal quert der Weg den Tarsios) passen der Çakıroba Dere oder der Keçit Dere, die dem Aisepos bei Zeleia von Südwesten her aus den Armutçuk-Bergen zufließen, über die ein antiker Passweg zum Granikos und in die Troas führte. Literatur zu Zeleia: Wiegand, AM 29, 274-77, Skizze 279; Leaf 64-67; Hasluck, JHS 23, 88 und Cyzicus 101-103; Wilhelm, Klio 5, 298; Teichmann, Asia Minor Studien 3, 144. Zur Gründungssage Marquardt, Cyzicus und sein Gebiet 22.

Nr. 1135

Dekret: Bezahlung oder Rückgabe usurpierter öffentlicher Grundstücke

Fundort: Sarıköy / Zeleia (Lolling 1881: vor nicht langer Zeit von einem Antikenhändler in Sarıköy ausgegraben, jetzt nach Konstantinopel in eine Privatsammlung gebracht). - Nicht im Archäol. Museum Istanbul zu finden (Schwertheim), auch nicht im Mendel-Katalog; Abklatsch (Mordtmann?) in der Akademie Wien. Publikationen: H.G. Lolling, AM 6, 1881, 229-32 mit Beilage (von Limnios gesandte Kopie eines Griechen); Dittenberger, Syll.1 113; Bechtel, Ion. Dialekt 75-76 Nr. 113; Hoffmann, Dialekte III 63-65 Nr. 139; Dittenberger, Syll.2 154 (Kop. Mordtmann); Michel 530; Collitz - Bechtel, SGDI 5532; Hiller v. Gaertringen, Syll.3 279; Schwyzer, DGE 733; M. Corsaro, ASNP 3. s. 14, 1984, 442-43 (m.ital.Ü.), vgl. 441-93; Schwertheim, Kyzikos III A33. vgl: Kersten, De Cyzico 31-33 (Z. 1,8-13,22-23,27-29,30-31,33-38); Leist, Eigentumsstreit 19-20 Nr. 3 (Z. 1821/22); Weber, Att. Prozeßrecht 40 (Z. 18-21/22); Larfeld, Epigraphik 473 (Z.1), 538 (Z.33-37); Hasluck, List I 16; Rostovtzeff, Kolonat 260 (Z.3-5); M. Kaser, ZSSRom 64, 1944, 180 (Z. 18-21/22, zu Diadikasie); Schönbauer, Rechtseinrichtungen 16-17 mit Anm. 5 (Z. 18-21/22); G. Thür, in: Symposion 1977, 64-65 (Z. 18-21/22, zu Diadikasie); Ph. Gauthier, Bull. ép. 1987, 279 (Z. 3,6,18/19); M. Corsaro, in: Symposion 1988, 220-21 (zu Z. 27-31); D. Behrend, in: Symposion 1988, 247 m.Anm. 47 (zu Z.27-31); RepGRI Nr. 194; Thür - Taeuber, IPArk 145 Anm. 42 (Z. 18-21/22,29/30-33). - Zur Datierung: T. Boulay, Arès dans la cité: Les poleis et la guerre dans l'Asie mineure hellénistique (Pisa 2014), 436-38 (m.frz.Ü.); S. Schorn, Hermes 142, 2014, 78-93; P. Hamon, Bull. ép. 2015, 594; SEG 64, 2014, 1229. Inschriftträger: Grössere Stele auf Vorder- und Rückseite beschrieben (Z. 1-23 / 24-42), laut Lolling (nach Kopie s.o.). Aber Schwertheim hat einen Abklatsch (von Mordtmann?) in der Akademie Wien überprüft: er "zeigt eindeutig, dass der Text insgesamt nur auf einer Seite gestanden hat. Da aber Lolling dezidiert davon spricht, dass die Stele auf der Front und auf der Rückseite beschrieben war, ist die folgende Inschrift [unsere →Nr. 1136] vermutlich die Rückseiteninschrift". Datierung: Letztes Drittel 4. Jh. v. Chr. / ca. 330 v. Chr. (Larfeld) / Sommer oder Herbst 334 v. Chr. (Corsaro), Vertreibung einer perserfreundlichen Oligarchie in Zeleia / auch frühere oder spätere Datierung als 334 ist möglich (Boulay, Schorn, Hamon), in frühhellenist. Zeit gab es viele Tyrannen und oligarchische Parteien. Der Text ist in den Publ. nahezu gleich; Schwertheim (nach Wiener Abklatsch) bestätigt die früheren Lesungen. 1 2

[¶]dojen t«i dhm«i: Kl°vn §pestã[tei, Ti]mokl∞w e‰pen: aflrey∞nai êndraw §nn[°a]

(4.) AISEPOS

248 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42

t«n polit«n §k toË dÆmou éneuretåw t«n xvrίvn t«n dhmosίvn, ˜sa mØ ofl FrÊgew ¶xontew fÒron §t°leon, e‡ tίw ti kat°kthtai fidi≈thw §j o() ≤ ékrÒpol[i]w katelãfyh ÍpÚ t«n polit«n: •l°sya[i] d¢ §k toÊtvn toÁw éneuretãw, ˜soi mØ t«n dhmosίvn ti xvrίvn ¶xousi: toÁw d¢ aflrey[°]ntaw ÙmÒsai tØn ÖArtemin éneur∞sein, e‡ tίw [ti] t«n dhmosίvn xvrίvn ¶xei katå tÚ cÆfisma, ka‹ timÆsein t∞w éjίhw Ùry«w ka‹ dikaίvw k[a]tå gn≈mhn tØn •autoË: …w d' ín timÆsvs[i] ofl aflrey°ntew ÍpÚ toË dÆmo, §ktίnen tØn timØn tÚn fidi≈thn t∞ pÒlei, μ toË xvrίou §jίstasyai: éneure›n d¢ ka‹ tim∞sai diå mhnÚw ÑHraίo, tØn d¢ ¶kteisin e[‰]nai diå tÚ Kekupvs[ί]o: μn d° tiw émfisbat∞i fåw prίasyai μ lab[e]›n kurίvw parå t∞w pÒleiw, diadikasίhn aÈt«i e‰nai, ka‹ efiån fan∞i mØ Ùry«w kekthm°now, tØn timØn aÈtÚn §ktίnein ≤miolίhn: toÁw d¢ êrxontaw épodÒsyai tå xvrίa, œn ín §jst«si ofl fidi«tai, diå mhnÚw ÉAkatãllo: toÁw d¢ épodÆmouw, §peidån ¶lyvsi §w tØm pÒlin, épodoËnai tØn timØn diå mhnÚw μ §nex°syvn §n t«i chfί[s]mati katå tå aÈtã: dikaståw d¢ ¶nai ßndeka t«n polit«n mØ §xÒntvn ti t«n dh[m]osίvn xvrίvn, oÓw ín ı d∞mow ßlhtai: s[u]nhgÒrouw d¢ ¶nai §k t«n §nneίa tre›w, [o]„ ên lãxvsi: ÙmÒsai d¢ ka‹ toÁw dikaståw ka‹ toÁw sunhgÒrouw tØn ÖArtemin katå tÚn nÒmon: §gkÒcai d¢ toÁw êrxontaw tÚ cÆfisma §w stÆlhn ka‹ tØn timÆn, …w ín ßkastoi §kteίsvsi, t«n xvrίvn ka‹ ye›nai §w toË ÉApÒllvnow tØ Puyίo [t][Ú] flerÚn: tå d¢ xrÆmata énalίskei[n] [to]Áw êrxontaw §w tå flerå tå dhmÒsia [ka‹ e]fiãn pou êllhi t∞i pÒlei d°hi: afl d¢ [peprhm°]nai dhmÒsiai g°ai prÚw ta›[w êllaiw prosÒd]oiw m°xri t«n posvy[eis°vn draxm°vn - - - ]

Beschluss des demos, Kleon hatte den Vorsitz, Timokles stellte den Antrag: Es sollen aus den Bürgern neun Männer vom demos gewählt werden als aneuretai ('Auffinder') für die öffentlichen Grundstücke, nicht für die welche die (5) Phryger innehaben und dafür Pacht gezahlt haben, (und zwar) ob ein Privatmann sich etwas angeeignet hat seitdem die Akropole von den Bürgern eingenommen worden ist. Man soll die aneuretai aus denen erwählen, die nicht eines der öffentlichen Grundstücke in Besitz haben. Die Gewählten (10) sollen bei Artemis schwören, dass sie herausfinden wollen, ob jemand gemäß (der Vorgabe des) Beschlusses irgendeines der öffentlichen Grundstücke besitzt, und sie sollen den Wert richtig und gerecht nach eigener Beurteilung schätzen. Sobald die vom demos gewählten (aneuretai) den Wert geschätzt haben, soll den (15) Wert der

(4.) Zeleia, Gönen, Aulon des Aisepos

249

Privatmann an die Stadt zahlen oder von dem Grundstück weichen. (Die aneuretai) sollen finden und schätzen während des Monats Heraios, die Bezahlung soll im (Monat) Kekyposios erfolgen. Wenn aber jemand widerspricht indem er sagt, dass er (das Grundstück) rechtmäßig von der Stadt gekauft oder erhalten hat, soll ihm (das Recht auf) eine diadikasia (Urteil) (20) zustehen; und wenn es sich erweist, dass er nicht rechtmäßig erworben hat, dann soll er den anderthalbfachen Preis (≤miÒlion) zahlen. Die Archonten sollen die Grundstücke, die von den Privatleuten zurückgegeben worden sind, während des Monats Akatallos verkaufen. Die Abwesenden sollen, sobald sie (25) in die Stadt (zurück)kommen, den Preis während des Monats bezahlen oder der im Beschluss (festgelegten) diesbezüglichen Regelung unterworfen sein. [Für die Diadikasie] soll es aus der Bürgerschaft elf Richter geben, die keines der öffentlichen Grundstücke besitzen; diese wählt der demos aus. (30) Synegoroi [Verteidiger] sollen drei von den neun (aneuretai) sein, welche (die drei) durch Los bestimmen. Sowohl die Richter als auch die Synegoroi sollen bei Artemis schwören entsprechend dem Gesetz. Die Archonten sollen den Beschluss auf eine Stele meisseln und auch den Preis (35) der Grundstücke, so wie ihn die jeweils Betroffenen zahlen müssen, und (die Stele) im Heiligtum des Pythischen Apollon aufstellen. Die Archonten sollen die (eingenommenen) Gelder für die öffentlichen Heiligtümer verwenden und wenn der Stadt irgendwie ein anderer Bedarf entsteht. Die verkauften öffentlichen Ländereien sollen neben den anderen Erwerbsquellen bis - - - Die Urkunde regelt die neue Besitzaufteilung zwischen privatem und öffentlichem Eigentum, nachdem die Stadtburg wieder von den Bürgern eingenommen war (Z. 6/7). Offenbar sind eine Tyrannis beseitigt und demokratische Institutionen eingerichtet worden. Dazu passt die Situation kurz nach der Schlacht am Granikos (Mai 334 v.): Laut Arrian (Anab. 1,17,1-2) hat Alexander für die Satrapie Daskyleion die Tributpflicht und die Rückkehr der in den Bergen versteckten Barbaren geregelt und es namentlich den Zeleiten nicht als Schuld angerechnet, dass sie dem Heere des Großkönigs gezwungen gefolgt waren und ihr Gebiet vor der Schlacht als Sammelplatz der Perser gedient hatte. Freilich kann eine perserfreundliche Oligarchie auch früher schon oder erst etwas später in Zeleia vertrieben worden sein. Funktionsträger (Richter, Verteidiger), Eid, Urteil (diadikasίa), Ermessenentscheid (gn≈mh), Schätzwert (timÆ), Fristen, Widerspruch etc. sind allgemeine griechische Rechtsinstitute, aber éneuretaί ('Auffinder') sind nur hier belegt - sie entsprechen den zhthtaί in Athen. Uneinheitliche Schreibweisen, z.B. §ktίnein (14) aber ¶kteisiw (17), Aiolismen (Zeleia hatte einen aiolisch sprechenden Bevölkerungsteil) wie pÒleivw (19), §nneίa (30), Wechsel o/ou, e/ei neben Attizismen: Eine Übergangszeit zu den gemeingriechischen Formen der hellenistischen Zeit. Z. 17 Der Monatsname Kekyposios (auch →Nr. 1136) ist nur für Zeleia bezeugt, ebenso Akatallos (Z.24, Lolling ändert zu ÉA[p]at[oÊri?]o), Heraios (Z.17) ist auch aus Bithynien, Delphi und Olous (Kreta) bekannt. Z. 24 toÁw épodÆmouw: Gemeint sind wohl Verbannte; deren Umstände sind für uns nicht fassbar. Z. 40ff. dhmÒsiai g°ai usw. beschreibt offenbar prÚw ... m°xri ... die Grenzen dieser Ländereien, aber die Grenzbestimmungen sind nicht mehr lesbar.

Nr. 1136

Dekret des demos über den Verkauf der Grundstücke von Verbannten

Fundort / Antiker Ort: Sarıköy / Zeleia. Publikationen: Lolling, AM 9, 1884, 59. 60 Nr. 6 (Kopie Limnios); Bechtel, Ion. Dial. 114 f (Z.1-5); Hoffmann, Dialekte III 65 Nr. 140d; Michel 531 VI; Collitz - Bechtel, SGDI 5533 f (Kopie Mordtmann); Schwertheim, Kyzikos III A34, 6. - vgl: Hasluck, List I 17; RepGRI Nr. 195. Inschriftträger: Vielleicht auf der Rückseite von →Nr. 1135 (s. dort zu 'Inschriftträger'). Datierung: Letztes Drittel 4. Jh. v. Chr. Text →Nr. 1136 - 1141: Die Kopie Mordtmanns ist wiedergegeben bei Bechtel, Michel und Schwertheim, der auch den Abklatsch der Ak. Wien prüfte - der Abklatsch bot aber weniger als das durch die Kopie Bekannte. 1 2 3 4 5 6 7 8 9

¶dojen t«i dÆmvi: tåw g°aw t«m fugãdvn époperãsai, tÚn [d¢ pri]ãmenon tØn timØn épodoËnai tessãrvn §t°vn, t°tartom m[°]row ¶teow •kã[s]to[u] diå mhnÚw Kekup[vsίou]: o·de §prίanto tØm PLLLHS[ - - - ] d≈deka statÆrvn [ - - - - ] [ÉE]rÊlevw Diod≈rou [- - statÆ][r]vn: tØm Pindã[rou . . . .] [s]tatÆrvn §kt[. . . . . .]

(4.) AISEPOS

250

Beschluss des Demos: Man soll die Grundstücke der Verbannten verkaufen, der Käufer soll den Kaufreis innerhalb von vier Jahren abzahlen, jedes Jahr den vierten Teil davon bis zum Monat Kekyposios. Wer gekauft hat das (Land) des - - - zwölf Statere, das des Eryleus(?) Diodoros - - - , das des Pindaros - - - Statere - - Bestimmt werden Tilgungsraten, Zahlungsfrist, Kaufpreis und die Grundstücke (Namen früherer Besitzer).

Nr. 1137

Ehrendekret des demos für Kleandros

Fundort / Antiker Ort: Sarıköy / Zeleia. Publikationen: Lolling, AM 9, 1884, 59. 60 Nr. 5 (Kopie Limnios); Bechtel, Ion. Dial. 114 e; Hoffmann, Dialekte III 65 Nr. 140 c; Michel 531 V; Collitz - Bechtel, SGDI 5533 e (Kopie Mordtmann); A. Wilhelm in: Wiener Eranos 1909, 132 (Z. 2-8); Rostovtzeff, Kolonat 261 (Z.2-8); Schwertheim, Kyzikos III A34, 5. vgl: Szanto, Bürgerrecht 25 (Z.4-5); Larfeld, Epigraphik 470. 473 (Z.1), 526 (Z.3-8); Hasluck, List I 18 e; RepGRI Nr. 195. Datierung: Letztes Drittel 4. Jh. v. Chr. 1 2 3 4 5 6 7 8

¶dojen t«i dÆmvi, Peisίyeow §[pestãtei], DrÒmvn e‰pen: Kleãndrvi Par[m°no]nt[ow] [e]Èerg°thi genom°nvi t∞w pÒlevw [doËnai] ≤miklÆrion daseίhw, kl[∞ron] §n t«i pedίvi, ofikίhn, k∞pon, k°ramon émfor°vn •katÒn, leΔn aÎtoikon, ét°leian égoraίvn tel°v ka‹ proedrίhn, aÈt«i ka‹ §kgÒnoiw, ka‹ st°[f]anon xrÊseon

Beschluss des Demos, den Vorsitz hatte Peisitheos, den Antrag stellte Dromon: Man soll Kleandros, Sohn des Parmenon, der zum Wohltäter der Stadt wurde, einen halben kleros (Landparzelle) Wald und einen kleros in der Ebene geben und Haus und Garten, Ton für 100 Amphoren und den Leibeigenen samt dessen Haus, Befreiung von Marktsteuern und einen Ehrensitz, ihm und seinen Nachkommen, und einen goldenen Ehrenkranz. Z.6 leΔw aÎtoikow ist der Leibeigene samt dem Hause, vermutlich auf dem kl∞row §n t«i pedίvi ansässig so nennt Hekataios von Milet (FGrH 1 F 23) Herakles einen le≈w des Eurystheus. Kleandros erhält diverse und auch seltene Privilegien und Ehrungen: Ein halbes Landlos Wald, ein Landlos in der Ebene (d.h. in dieser Gegend: fruchtbares Ackerland), Haus und Garten, Ton für 100 Amphoren, Befreiung von Marktsteuern, einen Ehrensitz (d.h. in der ersten Reihe im Theater und bei Festveranstaltungen). Die Ehrungen →Nr. 1137 bis →Nr. 1141 liegen zeitlich nahe beieinander: Gleiches Formular, Vorsitzende Mnesistratos (→Nr. 1138, →Nr. 1140) und Peisitheos (→Nr. 1137, →Nr. 1139), Antragsteller Dromon (→Nr. 1137, →Nr. 1140).

Nr. 1138

Ehrendekret des demos für Euenor

Fundort / Antiker Ort: Sarıköy / Zeleia. Publikationen: Lolling, AM 9, 1884, 59. 60 Nr. 4 (Kopie Limnios); Bechtel, Ion. Dial. 114 d; Hoffmann, Dialekte III 65 Nr. 140 b; Michel 531 IV; Collitz - Bechtel, SGDI 5533 d (Kopie Mordtmann); Schwertheim, Kyzikos III A34, 4. vgl: Szanto, Bürgerrecht 25 (Z.4-5); Larfeld, Epigraphik 470. 473 (Z.1/2); Hasluck, List I 18 d; RepGRI Nr. 195. Datierung: Letztes Drittel 4. Jh. v. Chr. 1 2 3 4 5 6 7

¶dojen t«i dÆmvi, [M]nhsίstr[atow §pestã]tei, DvrÒyeow e‰pen: [E]ÈÆnori [eÈerg°]thi [ge]nom°nvi t∞w pÒlevw doËna[i politeί]a[n], kl∞ron §n t«i pedίvi, ofikίhn, k∞p[on, k°ra]mon dihkosίvn émfor°vn, ét°leian ég[o]raίvn tel°vn, proed[rίhn, a]Èt«i ka‹ §kgÒnoiw

(4.) Zeleia, Gönen, Aulon des Aisepos

251

Beschluss des Demos, die Leitung hatte Mnesistratos, den Antrag stellte Dorotheos: Man soll dem Euenor, dem Wohltäter der Stadt, das Bürgerrecht geben und einen kleros (Landparzelle) in der Ebene, Haus und Garten, Ton für 200 Amphoren, Befreiung von Marktsteuern und einen Ehrensitz, ihm und seinen Nachkommen. Euenor und seine Nachkommen erhalten das Bürgerrecht und weitere Privilegien, wie sie auch Kleandros (→Nr. 1137) erhält: ein Landlos in der Ebene, Haus und Garten, Ton für 200 Amphoren, Befreiung von Marktsteuern, einen Ehrensitz.

Nr. 1139

Ehrendekret des demos für Nikon aus Thurioi

Fundort / Antiker Ort: Sarıköy / Zeleia. Publikationen: Lolling, AM 9, 1884, 58. 59 Nr. 2 (Kopie Limnios); Bechtel, Ion. Dial. 114 b; Michel 531 II; Collitz - Bechtel, SGDI 5533 b (Kopie Mordtmann); Wilhelm, Beiträge 280; Schwertheim, Kyzikos III A34, 2. - vgl: Larfeld, Epigraphik 470. 473 (Z.1); Hasluck, List I 18 b; RepGRI Nr. 195. Datierung: Letztes Drittel 4. Jh. v. Chr. 1 2 3 4 5

¶dojen t«i dÆmvi, Peisίyeow §pestãtei, DvrÒyeow e‰pen: Nίkvni Yourίvi [eÈ]erg°thi genom°nvi t∞w pÒlevw doË[nai] politeίan ka‹ ét°leian ka‹ proedrίhn, aÈt«i ka‹ §kgÒnoiw

Beschluss des Demos, die Leitung hatte Peisitheos, den Antrag stellte Dorotheos: Man soll Nikon aus Thourioi, Wohltäter der Stadt, das Bürgerrecht, Steuerfreiheit und einen Ehrensitz geben, ihm und seinen Nachkommen. Nikon aus Thourioi (Unteritalien) hat sich für Zeleia verdient gemacht. Er und seine Nachkommen erhalten Bürgerrecht, Steuerfreiheit und einen Ehrensitz.

Nr. 1140

Ehrendekret des demos für Demophon aus Eresos

Fundort / Antiker Ort: Sarıköy / Zeleia. Publikationen: Lolling, AM 9, 1884, 58. 59-60 Nr.3 (Kopie Limnios); Bechtel, Ion. Dial. 114 c; Hoffmann, Dialekte III 65 Nr. 140 a; Michel, 531 III; Collitz - Bechtel, SGDI 5533 c (Kopie Mordtmann); Schwertheim, Kyzikos III A34, 3. - vgl: Larfeld, Epigraphik 470. 473 (Z.1/2); Hasluck, List I 18 c; RepGRI Nr. 195. - Datierung: Letztes Drittel 4. Jh. v. Chr. 1 2 3 4 5

¶dojen t«i dÆ, Mnhsίstratow §pestãtei, DrÒmvn e‰pen: Dhmof«nti ÉEresίvi proj°nvi §Ònti ka‹ eÈerg°t[hi] doËn[ai] politeίan ka‹ ét°leian ka‹ proedrίhn, aÈt«i ka‹ §kgÒnoiw

Beschluss des Demos, die Leitung hatte Mnesistratos, den Antrag stellte Dromon: Man soll Demophon aus Eresos, der Proxenos und Wohltäter ist, das Bürgerrecht und Steuerfreiheit und einen Ehrensitz geben, ihm und seinen Nachkommen. Demophon vertrat in Zeleia (Ephesos? ÉEfesίvi Lolling) die Rechte der Fremden (prÒjenow, 'Honorarkonsul') und erwies sich als Wohltäter. Er erhält in Zeleia Bürgerrecht, Steuerfreiheit und einen Ehrensitz (proedrίa) im Theater und bei Festen.

Nr. 1141

Ehrendekret (Anfang fehlt)

Fundort / Antiker Ort: Sarıköy / Zeleia. Publikationen: Lolling, AM 9, 1884, 58. 59 Nr. 1 (Kopie Limnios); Bechtel, Ion. Dial. 114 a; Michel 531 I; Collitz - Bechtel, SGDI 5533 a (Kopie Mordtmann); Schwertheim, Kyzikos III A34, 1. vgl: Hasluck, List I 18 a; RepGRI Nr. 195. Datierung: Letztes Drittel 4. Jh. v. Chr. 1

[¶dojen t«i dÆmvi, - - - - §pestãtei,]

(4.) AISEPOS

252 2 3 4 5

[ - - - - e‰pen: t]«i [ - - - ] eÈerg°thi genom°nvi t∞w pÒlevw [doËnai] politeίan ka‹ ét°leian ka‹ proedrίhn aÈt«i ka‹ §kgÒnoiw

[Beschluss des Demos - - - - - stellte den Antrag: Man soll - - - - ] dem Wohltäter der Stadt das Bürgerrecht und Steuerfreiheit und einen Ehrensitz geben, ihm und seinen Nachkommen. Am Anfang stand wohl ein gleiches Formular wie in den Ehrungen →Nr. 1137 bis →Nr. 1140.

Nr. 1142

Namenliste: Mitglieder eines Kultvereins oder Eponymenliste ?

Fundort / Antiker Ort: Sarıköy / Zeleia (gehörte damals schon zum Territorium von Kyzikos). - Verschollen. Publikationen: Lechat - Radet, BCH 17, 1893, 530-31 Nr. 30; Schwertheim, Kyzikos III B31. vgl: Hasluck, List II 21. Inschriftträger: Marmorplatte. - Datierung: Hellenistisch, vor 31 v. Chr. (Habicht). 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11

[§p‹ - - - - - ] Potãmvn ÑHrakleίtou §p‹ ÑHrakleίdou, Menίskow Mhnik°tou §p‹ ÉApollvnίou ÉAsklhpiÒdvrow Dhmhtrίou §p‹ NikomÆdou Afisxrίvn ÉApollod≈ro[u] §p‹ Bakxίou ÑErmÒdvrow ÑErmod≈rou §p‹ ÉApollod≈rou . EU . . . ASN . . .

Es könnte sich um Beamte handeln, jeweils unter Hinzusetzung (§pί) des eponymen Beamten. Wahrscheinlicher scheint uns eine Liste von Mitgliedern eines Kultvereins; der mit §pί hinzugesetzte Name (der Archon des Vereins?) kann dann die Aufnahme in den Verein (Datierung) bezeichnen, oder es handelt sich um persönliche Obmänner, die nach der inneren Struktur des Vereins geboten sind.

Nr. 1143

Beiträge für ein Kultfest (Votvivrelief ?)

Fundort / Antiker Ort: Sarıköy / Zeleia. Publikationen: Lolling, AM 9, 1884, 61 Mitte (Kopie Limnios). vgl: Hasluck, List IV 30; Hasluck, Cyzicus 207 [5]; RepGRI Nr. 196. Datierung: Römische Zeit (?, in Z.2 ein Publius?). Die einzige Kopie (Limnios) ist wohl fehlerhaft; Ligaturen sind unterstrichen: 1 2 3 4 5 6 7 8

POTOMANTEIONANADUO POUNPLINTRUHMERONYEION ERMOKNPTHTHMIKIEUOIS NEKENDROSMENIVSEK EUHMEROPOSROINLSERAUAN KOMKELgoonnow pur EMOMKMENmanteuyhn merophs

Wir versuchen Vorschläge zur Lesung: 1 potomante›on dra(xmåw) dÊo - 2 Pounplίou truÆmeron ye›on - 3 ÑErmokrãthw Midίou 4/5 Nekandrow Menί{v}s{e}k|ou ≤meropÒsion (Meniskos auch in → Nr. 1144).

(4.) Zeleia, Gönen, Aulon des Aisepos

253

Z.1-5 Ganz ähnlich ist →Nr. 1144: Potamãntou dhnãria dÊo:| Potamãntou ≤meropÒsion:| ÑErmokrãth Midίou dra(xmåw) o | Neίkandrow Menίssk|ou ≤meropÒsion: Es handelt sich wohl um eine Liste von Beiträgen (mit den Namen der Beitragleistenden), vermutlich für einen yίasow. Zwar sieht Lolling darin eine Orakelinschrift, aber u.E. liegt ein ähnlicher Inhalt vor wie in →Nr. 1144 (Votivrelief mit Liste der Spender und ihrer Gaben für ein Fest), da die Z.1-5 starke Übereinstimmungen aufweisen; falls man unterstellt, dass die Kopie von Limnios sehr fehlerhaft ist, dann könnte man die Identität der Inschriften postulieren, wenn nur nicht die Folgezeilen so abweichend wären. Z.1 POTOMANTEION: in →Nr. 1144 steht (2mal) POTAMANTOU, das als Eigenname aufgefasst wird; es scheint uns auch denkbar, dass es eine spezielle Bedeutung hat, die mit einem Orakel in Zusammenhang zu bringen ist (evtl. ein Funktionsträger des Orakels); entsprechend wäre dann in unserer Inschrift potomante›on zu lesen, das ein Orakel oder einen bestimmten Vorgang bei der Orakelbefragung bezeichnen könnte. Es liegt nahe, dass diese Inschrift und →Nr. 1144 sich auf dasselbe Kultfest bzw. Orakel beziehen.

Nr. 1144

Liste von Beiträgen für ein Kultfest

Fundort: Belkıs (Angabe des BM, danach Murray, Smith, Marshall u.a.)? / Sarıköy? (Hasluck, er hält offensichtlich diese und die Inschrift →Nr. 1143 für identisch). - Museum: London, British Museum. Publikationen: Murray, RA (3.sér.) 17, 1891, 11-12 Nr. 2; Perdrizet, BCH 23, 1899, 594-97 Nr. 5 (nach Murray sowie eigener Kopie), Foto Taf. 5 Nr. 2; Smith, BM Sculpture III Nr. 2151; Marshall, GIBM 1006 mit Abb.; Schwertheim, in: Asia Minor Studien 1, 97 Anm. 12, vgl. 98. vgl: Amelung, RM 16, 1901, 262; Poland, Vereinswesen 572 Nr. B412A; Hasluck, Cyzicus 207 Nr. 5, List IV 30; RepGRI Nr. 265. Inschriftträger: Marmorstele mit Votivrelief (Zeus), darunter die Inschrift. Datierung: Perdrizet glaubt, dass die Stele zur Gruppe von drei anderen Reliefs eines Thiasos gehört (unklare Herkunft, eines aus Triglia, Bithynien), die datiert sind: Jahr 174, 178, 176 (Triglia), die Ära ist nicht klar. Jahr 176 wäre 121 v. Chr. (Bithyn. Ära) oder 91 n. Chr. (Sullan. Ära) oder 140 v. Chr. (Hinweis W. Leschhorn). / Smith favorisiert die frühere Datierung (Stil des Reliefs), Marshall schreibt 1. Jh. n. Chr. 1 2 3 4 5 6 7 8-10

Potamãntou dhnãria dÊo: Potamãntou ≤meropÒsion: ÑErmokrãth Midίou dra(xmåw) oÄ Neίkandrow Menίsskou ≤meropÒsion: [ÉA]mfίdikow Diod≈rou ¶rifon [ - - - - - - - - - - - - - ]

Offensichtlich eine Liste von Beiträgen verschiedener Personen, die für ein Fest (des Zeus?) gespendet haben, nämlich Geld (Z. 1+3), ein ≤meropÒsion (= Getränk für einen Tag, Z .2+5), einen Widder (Z. 7). Schwertheim (S. 98) erwägt, ob das ≤meropÒsion nicht einfach bereitgestellt, sondern "dass hier die Tagesportion eines Getränkes hergestellt wurde, also ein 'Selbstgebrauter' für die Festteilnehmer erstellt wurde". Es scheint uns auch denkbar, dass Potamãntou (Z.1+2) nicht ein Eigenname ist, sondern im Zusammenhang mit einem Orakel steht; diese Deutung wird durch die Inschrift →Nr. 1143 nahegelegt, falls dort (allerdings in schlechter Kopie) in Z.1 POTOMANTEIONANADUO ein potomante›on zu erkennen ist (von dem wir freilich nicht mehr sagen können als dass es wohl mit einem Orakel zu tun hat); ein Zusammenhang beider Inschriften liegt nahe, da Z.1-5 erhebliche Übereinstimmungen aufweisen; sie könnten sich auf dasselbe Fest bzw. Orakel beziehen. Dann aber ist es auch wahrscheinlich, dass diese Inschrift nicht aus Kyzikos, sondern wie →Nr. 1143 aus Sarıköy (Zeleia) stammt - die Herkunftangabe Kyzikos schließt oft die weitere Umgebung mit ein.

→ Nr. 1469 aus Kyzikos(?): Liste von hieromnemones und idiotai (Privatleute), vielleicht für Zeleia bestimmt und dort aufgestellt (Aiolismen wie in →Nr. 1135: Zeleia hatte vermutlich eine aiolische Sprachtradition).

Nr. 1145

Grabschrift oder Weihung an Hekate?

Fundort / Antiker Ort: Sarıköy / Zeleia.

(4.) AISEPOS

254

Publikationen: Hasluck, JHS 23, 1903, 86 Nr. 38. - vgl: Hasluck, List IV 62. Inschriftträger: Kleine Stele (36 x 22 cm) mit Relief der Hekate, die mit der Rechten die Patera den Adoranten hinhält, die zum Altar schreiten. Opfertier, Baum (Hintergrund), zur Linken der Göttin sitzt ein Hund. 1 2 3 4

Nr. 1146

ÉAsklhpçw [Potãm]vnow Íp¢[r •autoË] ka‹ t∞w [gunaikÚw] Filo[- - - - ]

Asklepas, Sohn des Potamon, für sich und seine Frau Philo- - (z.B. Philothemis, Philothea, Philokleia)

Grabschrift für den Geschäftsmann und Curator Myrinos

Fundort / Antiker Ort: Sarıköy / Zeleia. Publikationen: Lechat - Radet, BCH 17, 1893, 530 Nr. 29; Hiller, Syll.3 1229 Anm. 1 (S.373); Rostovtzeff, Soc. ec. history1 563 Anm. 4; Lafaye, IGR IV 186; Rostovtzeff, Wirtschaft II 278-79 Anm. 4; Rostovzev, Storia economica 303 Anm. 4; Rostovtzeff, Soc. ec. history2 II 655 Anm. 5; Schwertheim, IK 18, 369. vgl: Hasluck, List V 219+3; T.R.S. Broughton, TAPhA 65, 1934, 226; Robert, Études Anat. 242 Anm. 4; J.u.L. Robert, Bull. ép. 1980, 412 (Text teilweise in frz.Ü.); RepGRI Nr. 197. Inschriftträger: Runder Cippus. Datierung: Ca. 2. Jh. n. Chr. (Rostovtzeff: Bezug auf Claudia Bassa aus einer Senatorenfamilie des 2. Jh. n.). 1 2 3 4 5 6 7 8

Murίnou pragmatv[ Kabãsshw §pided[ ÉItalίan ÑR≈mhn iwÄ Ge[rmanίan] bÄ §p‹ tØn ˆxyhn dÄ Dalma[tίa]n ÉIstrίan Liburnίan bÄ ÉAlejãndreian tØn kat' A‡gupton bÄ ka‹ tå toÊtvn énå m°son forikå xrÆmata prãjaw ¶th leÄ aÍt“ §poίhsen z«n z«nti ♠

1 pragmat[toË Rostovtzeff / Schwertheim. - 2 §pided[egm°now plÒaw efiw] Hiller. - 2 K Bãsshw Rostovtzeff. - 3 Ge[rmanίan?] oder Ge[toulίan] =Gaitoulίan Hiller. - 5 kat': KAY Maju. Lechat/Radet. ... des Myrinos, Geschäftsmann ... aus Kabasa, (der bereist hat) 16 mal Italien und Rom, 2 mal Germanien?, 4 mal das Ufer(? von?), 2 mal Dalmatien, Istrien und Libournien, 2 mal Alexandreia in Ägypten; er hat die Steuerangelegenheiten dieser mittleren (Länder) 35 Jahre lang besorgt und jetzt für sich (das Denkmal) errichtet, zu Lebzeiten für den noch Lebenden. Grabschrift für einen Geschäftsmann mit Nennung von Reisen, die er als Steuerkontrolleur (oder -einzieher?, curator pecuniae publicae ?) ausgeführt hat. Wenn man (wie Schwertheim) Z.7 aÈt“ statt aÍt“ annimmt, dann ist das Denkmal von einer dritten Person errichtet - vielleicht als eine Widmung? Aber die Formel z«n z«nti (Z.8) passt zu einer Grabschrift; dann ist in Z.7 aÍt“ vorzuziehen. Z.6/7 ka‹ tå toÊtvn énå m°son forikå xrÆmata prãjaw ist die Gliederung des Textes unsicher; man hat auch wie folgt getrennt: .. m°son , forikå .. (Rostovtzeff), also "(hat bereist) die inmitten dieser (Länder gelegenen Orte) und die Steuerangelegnheiten besorgt" oder tå .. forikå , xrÆmata .. (Syll.3), was uns unklar bleibt. Rostovtzeff's Lesart der Z.2, nämlich Kl. Bãsshw statt Kabãsshw, führt zu einer ganz anderen Deutung: danach war Myrinus nicht ein Kaufmann oder ein Finanzbeamter, sondern privater actor der Claudia Bassa, d.h. Kassierer der Pachtsummen von ihren Gütern auf der ganzen Welt (u.E. eine sehr plausible Deutung - leider gibt es kein Foto des Steines, damit man das von Lechat - Radet gelesene A in kAbasshs prüfen könnte). Beispiele für actores in Kleinasien hat Broughton 226 Anm. 98 zusammengestellt. OXYH (Z.4) ist unklar: ˆxyh heißt ein steiler und hoher Uferrand; "§p‹ tØn ˆxyhn = ad ripam Tiberis(?)" (so Schwertheim) trifft eher nicht zu (wg. der Wortbedeutung und dem Widerspruch zu Z.3); als geogr. Eigenname ist einzig ÖOxyh ÍchlÆ (Ptolem. II 3,4), nämlich eine Küstenstrecke im nordöstlichen Schottland, überliefert: u.E. ist diese Deutung nicht auszuschliessen, zumal wenn ÖOxyh auf Germanίa gefolgt ist.

(4.) Zeleia, Gönen, Aulon des Aisepos

Nr. 1147

255

Grabschrift für Kallisthenes

Fundort / Antiker Ort: Sarıköy / Zeleia. Verwahrung: im Stadtpark aufgestellt. Publikationen: Hasluck, JHS 24, 1904, 28 Nr. 29; Schwertheim, IK 18, 252, Foto Taf. 19. - vgl: Hasluck, List V 70. Inschriftträger: Runder Cippus (H 75, ∅ 58, Bh 4 cm). 1 2 3 4 5

Nr. 1148

ÍpÒmnhma Kallisy°nouw toË Kallisy°nouw ˘ k[a]teskeÊasen •aut“

Grab des Kallisthenes, (Sohn) des Kallisthenes, das er für sich selbst errichtet hat

Grab: Land- und Dorfbewohner ehren den Heros Apollonides

Fundort: F1 ?, F2 İzmir(?). - Antike Herkunft: Zeleia(?). Verwahrung (ehemals): İzmir, Slg. v. Spiegelthal. Museum: Berlin, Pergamon-Museum (Sk 835). Publikationen: LBW 1534; Mus. Berlin Skulpturen Nr. 835; Pfuhl - Möbius 1305, Foto Taf. 192; Schwertheim, IK 18, 47; Schwertheim, in: Asia Minor Studien 1, 99 mit Anm. 17. 18; Cremer, Grabstelen 1, 140-41 KN 19, vgl. S. 61. vgl: Wilhelm, AEM 20, 1897, 73 (Z.3-5); Hasluck, List V 26A; Kasten, Bursian Jber 279, 1942, 107 (Z. 3-5); L. Robert, Hellenica XI-XII 226 Anm. 3 (Z.3,4); J.u.L. Robert, JS 1976, 232 Anm. 321. Inschriftträger: Stele (H 78,5, B 53, T 10 cm) mit zwei Reliefs: Oben Totenmahlszene (drei Personen auf der Kline, links sitzt eine Frau auf der Bank, in den Ecken links Dienerin mit Korb, re. Diener, Dreifußtisch mit Speisen). Darunter die Inschrift. Unten reitender Heros, ein Knabe hält die Zügel. Neben dem Relief zwei Kränze. Datierung: Erste Kaiserzeit (Pfuhl-M., Cremer). 1 2 3 4 5

ÉApollvnίdhw ÉAsklhpiodÒ[tou] ¥rvw filÒpatriw: ofl xvr›te ofl Zeleit«n stefanoËsin [ée]idίƒ stefãnƒ: ofl kvm∞te ofl Sukhn« stefan[oËsin] [ée]idίƒ stefãnƒ

Apollonides, Sohn des Asklepiodotos, Heros, Heimatliebender: Die Bewohner des Gebietes der Zeleitoi ehren (ihn) mit einem ewigen Kranz. Die Bewohner des Gebietes der Sykenoi ehren (ihn) mit einem ewigen Kranz. Den heroisierten Apollonides ehren Z.3 die xvr›te (xvr›tai) und Z.4 kvm∞te (kvm∞tai). Man kann diese Begriffe nicht sicher unterscheiden. Sind Land- und Dorfbewohner gemeint? Oder bezeichnen beide einfach die Bewohner von Landgebieten? Oder Bewohner eines Ortes (x«row) und einer Siedlung (k≈mh)? Die Zeleitoi gehören zu Zeleia, die Sykenoi zu einem anderen Ort, den wir nicht kennen. Da der Fundort der Inschrift nicht bekannt ist, ist es nicht auszuschließen, dass Orte einer ganz anderen Gegend gemeint sind.

Nr. 1149

Grabschrift für Mikke

Fundort / Antiker Ort: Sarıköy / Zeleia. Verwahrung: 2009 im Dorfzentrum aufgestellt (Foto rechts).

(4.) AISEPOS

256

Publikationen: Lechat - Radet, BCH 17, 1893, 531 Nr. 31; Schwertheim, IK 18, 352, Foto Taf. 27; Ch.B. Rose / B. Tekkök / R. Körpe et alii, Studia Troica 17, 2007, 112 Nr. 10. - vgl: Hasluck, List V 211. Inschriftträger: Runder Cippus (H 93,5, ∅ 70, Bh 2-3 cm). Datierung: 3. Jh. n.Chr. (nach der Schrift). 1 2 3 4

ÍpÒmnhma Mίkkhw Menãndrou ˘ kateskeÊasen aÈtª ı énØr ka‹ aÍt“ ÖAlupow ÉApollvnίou

Grabmal der Mikke, Tochter des Menandros; errichtet hat es ihr der Gatte und Alypos, Sohn des Apollonios, für sich(?). Der Name Mίkkh = Mίkka bedeutet die "Kleine".

Nr. 1150

Kaisarianoi (Freigelassene)

Fundort / Antiker Ort: Sarıköy, nahe einer Moschee, an einem Brunnen / Zeleia. Publikationen: Lechat - Radet, BCH 17, 1893, 531 Nr. 32; Schwertheim, IK 18, 210. vgl: Hasluck, List V 139 m.Anm.4 (Z.1-2); Kasten, Bursian Jber 279, 1942, 107 (Z.1-2); RepGRI Nr. 198. Inschriftträger: Marmorbruchstück, mit "großen Buchstaben" (Lechat - Radet). - Datierung: Kaiserzeit. 1 2 3 4

NH GUTUXV [ - - - - - - - - - - - - - -] [t]«[n] Kaisarian«n [ - - - - - - - - - - - - - -]

(Grab?) .. des? Eutychon? (welches errichtet hat die Gruppe ?) der Kaisarianoi

1 [ÍpÒm]nh[ma] Hasluck; - 2 EutÊx[uw] Hasluck; oder EutÊxv[now] ? Die Ergänzung der Z.1 zu ÍpÒmnhma setzt eine Grabschrift voraus (ganz ungewiss). Nur die Kaisarianoί (Freigelassene im kaiserlichen Dienst) können sicher gelesen werden. Lit. zu den Kaisarianoi (Caesariani): Hirschfeld, Verwaltungsbeamte 472-5 Anm.3; Seeck, RE III 1 Sp.1295-96 "Caesariani"; Mason, Gr Terms S.59.

Nr. 1151

Grabschrift (fragm.) für Nikaia und Athenodoros aus Amphipolis

Fundort / Antiker Ort: Sarıköy, Vorhalle der Moschee / Zeleia. Publikationen: Kouppas, ÑEllSull Parãrthma 19, 1891, 38-39 Nr. 7. Inschriftträger: Marmorsockel, 4-eckig (L 0,70; H 1,00). 1 2 3 4

ÍpÒmnh[ma] Nikaίaw EÈmenίdou [ 3-4 ] sun ÉAyenod≈rou [ 3-5 ] §j [A]mfipÒlevw [ 3-5 ]OA

Grabmal der Nikaia, Tochter des Eumenides, (Gattin?/Milchschwester?) des Athenodoros aus Amphipolis ...

2 EÈmenίdou [k(¢) toË] sun[bίou oder sun[trÒfou - 3 ÉAyenod≈rou [toË?] §j

Hafizhüseyin[bey] (4230) Elbislik, Elbizlik, Çahir-Oglu

Dorf 6 km sw. von Sarıköy (Zeleia). Große Ruine (ca. 20 x 13 m) einer Kirche, die etwa um 1900 erbaut wurde.

Nr. 1152 a

Grabschrift für Akkis

Fundort: Hafizhüseyinbey. Publikationen: Legrand, BCH 17, 1893, 546 Nr. 36; Robert, Monnaies grecques 121; J.u.L. Robert, Bull. ép. 1968, 435; Pfuhl - Möbius 1049; Schwertheim, IK 18,15; - vgl: Hasluck, List V 2. Inschriftträger: Grabrelief (sitzende Frau, davor zwei Jünglinge) - Datierung: Hellenistisch. 1 2

ÉAkkίdow t∞w Kleof«ntow

(Grab) der Akkis, Tochter des Kleophon.

(4.) Zeleia, Gönen, Aulon des Aisepos

257

Antike Ortslage bei Dereköy (4235) 10 min flußaufwärts vom Dorf Dereköy (4,5 km südl. von Sarıköy, 5 km osö. von Hafizhüseyinbey) erhebt sich unmittelbar westlich der Forellenfarm (Alabalık Çıftlıgı) an einer Biegung des Keçidere (Ziegenbach) ein Hügel (Foto: Bildmitte), an dessen Fuß wir auf einem gepflügten Feld (auf dem Foto rechts unten) neben Eisenschlacke und Glas antike Scherben wie gesät gesehen haben (auf dem Foto: eine Tülle, Gefäßscherben und ein Attis-Köpfchen), das meiste wohl 5. bis 3./2. Jh. v. Chr. - Auf dem Hügel selbst nur geringe antike Spuren. Südlich vom Dorf (1 km), steil über dem Keçidere, ist Asar Kale, eine vor- oder frühbyzantinische Siedlung, in der laut Auskunft Einheimischer auch viele Terrakottastatuen einer Fruchtbarkeitsgöttin und von Adlern gefunden wurden (von einem Heiligtum?). Belke, TIB 13, s.v. Asar Kale (3). "Am Fuß des Berges ein Grab (Felssarkophag auf Sockel), jenseits des Flusses drei in den Fels geschlagene Gräber mit Auflager und Felsstufenaufgang." (Belke). - Der Keçidere kann der von Strabon genannte TARSIOS sein (→Ort 4225 Zeleia). Im Gebiet östl. von Dereköy lagen die Ländereien, die Antiochos II. an Laodike verkauft hat (→Nr. 1089, →Ort 324x), darin ein Ort namens Pannukome mit einer bçriw (Residenz, Gutshaus oder Festung), aus der sich vielleicht der Ort Baris entwickelt hat (später Bischofsstadt). Denkbar ist, dass Dereköy noch im Bereich dieser Ländereien liegt. Siehe →Ort 324x; vgl. Stauber, in: Akten Kolloquium Wien 2010, S. 346 und 350 (Abb.).

Fotos Frank-Michael Kaufmann

(4.) AISEPOS

258 Nr. 1152 b

Horos (Grenzmarke) Fundort: Nahe Dereköy, am Ufer eines der Bachläufe (des Kecit Dere); in situ ! Publikationen: Ch.B. Rose / R. Körpe, Arastırma Sonuçları Toplantısı (AST) 25,2 (2007) [2008] 105, Foto 111 Abb. 2; SEG 58, 2008, 1410.

˜row

"Porta" am Armutçuk Dag (4240) Wiegand: "Der Fundort wird 'Porta' genannt und scheint ... die Erinnerung an einen alten Paßweg zu bewahren". Wiegands Kartenskizze verzeichnet "Porta" auf einem Weg von Tschimbischköi (heute Cıgmısköy, erreichbar über Dereköy →Ort 4235) über Tscharolukköi (heute Saroluk, erreichbar über Hafızhüseyinbey →Ort 4230) hinaus noch ca. 4 km weiter in den Bergen zwischen Aisepos und Granikos. - Dort haben wir den Horos-Fels (→Nr. 1152c) vergeblich gesucht, den Rose / Körte in the vicinity of Dereköy wiedergefunden haben (leider keine genaue Fundortangabe).

Nr. 1152 c

Felszeichen: Horos (Kyzikos?, Landgut der Laodike?)

Fundort: "Porta" (Wiegand). Wiedergefunden (2007) von Rose / Körpe "in the vicinity of Dereköy". Publikationen: Wiegand, AM 29, 1904, 277 Abb. 13; WilamowitzMoellendorf zu Wiegand, AM 30, 1905, 328. vgl: Hasluck, List VI 6+; RepGRI Nr.200; Ch.B. Rose / R. Körpe, Arastırma Sonuçları Toplantısı (AST) 26,2, 2008 [2009] 352 Abb. 6 (Foto), vgl. 346 (ohne Inschrifttext); SEG 59, 2009, 1421. Inschriftträger: Auf einem Granitfelsen im Bergwald. Datierung: Hellenistisch. Sieben Siglen, hier mit der Auflösung von Wilamowitz: ÜOr(ow) Ku(zikhn«n) Do Dh pr(Úw) Io Pi Die beiden ersten Zeichen könnten ˜r(ow) Ku(zikhn«n), Grenze von Kyzikos, bedeuten (so schon Wiegand). Wilamowitz' Lesart der weiteren Zeichen hilft zur Deutung nicht weiter. Jedenfalls ist ein ˜row Kuzikhn«n für die Grenz-Topographie interessant. Außerdem kann es ein Grenzstein des Gebietes sein, das Antiochos II. an Laodike verkauft hat (→Nr. 1089, →Ort 324x), darin ein Ort namens Pannukome mit einer bçriw (Residenz, Gutshaus oder Festung).

(4.) Zeleia, Gönen, Aulon des Aisepos

259

Gönen / antik: Thermai Granikaiai und Artemis Thermaia (4275) Giunen, Gunen, Gonen, Geunen, Juneni

Die Landstadt Gönen (75.000 EW) am Gönen Çay (Aisepos), Fundort vieler Inschriften und antiker Spolien, besitzt eine bedeutende Thermalquelle, die schon Aelius Aristides nutzte, der sie Artemis Thermaia nennt (or. 50,4 p. 427,3 Keil); das Bad stand also unter dem Schutz der Artemis. Der Bericht des Aristides über seinen Reiseweg (152 n. Chr.) zur Kur im Bad der Artemis Thermaia sichert die Lokalisierung in Gönen, vgl. Kaufmann / Stauber, Asia Minor Studien 8, 1992, 43-85). Hasluck und auch Wiegand haben noch Reste der antiken Badeanlage gesehen (marmorverkleidetes Bassin, Grundmauern, Rohre, Fußbodenmosaiken). F.W. Hasluck setzt Gönen mit Germe oder Baris gleich (er präferiert Baris). - E. Honigmann nimmt Hiera Germe in der Gegend von Gönen an. - Argumente sind, dass Gönen zu den Koordinaten bei Ptolemaios 5,2,14 passt (56 ½ Längen-, 41 ¼ Breitengrad und die Relation gegenüber Skepsis: Germe ½ Grad östlich, ¼ Grad nördl. von Skepsis) sowie das vorhandene röm. Bau- und Inschriftmaterial (Blütezeit von Germe war nach Ausweis der Münzen das 3. Jh. n. Chr.). - Zuletzt hat K. Ehling die Gleichsetzung von Gönen mit Germe vertreten (Die Münzprägung der mysischen Stadt Germe in der römischen Kaiserzeit =Asia Minor Studien 42, 2001). Aber Germe kommt in den in Gönen gefundenen Inschriften nicht vor und auch nicht im Bericht des Aristides, obgleich die Stadt spätestens seit Titus (79-81) Münzrecht hatte. und für den Ort (xvrίon) Das Dekret →Nr. 1153a (1. Jhdt. n.) betreffend die Versorgung für das genannt wird (→Nr. 1153d), schließt die Lokalisierung von Germe der Kurgäste, der bei Gönen (Belke: zwingend) aus. EmpÒrion bezeichnet einen Marktort mit besonderer Rechtsstellung und gewisser Selbständigkeit, der aber stets einer pÒliw untergeordnet ist, in diesem Fall zweifelsfrei Kyzikos (ergibt sich aus den Inschriften); das §mpÒrion von Kyzikos kann nicht zu einer anderen Stadt gehören. Aus gleichem Grund ist eine Gleichsetzung von Gönen mit Baris nicht möglich. Auch ist in dem großen Dekret →Nr. 1153a Germe, das damals schon Münzrecht hatte, nicht genannt. Den hier am Aisepos überraschenden Namen Graneik∞ai (für Granika›ai) erklärt Schwertheim damit, dass eine am Granikos wohnende Bevölkerungsgruppe für den Bau oder die Nutzung der Thermen verantwortlich war. Zur Lokalisierung von Germe (wohl nicht bei Gönen) siehe →Ort 5250 (Ilıca). Zu §mpÒrion ausführlich K. Ruffing (Asia Minor Studien Bd. 66, 122-131). - Die frühere Gleichsetzung von Gönen mit Poimanenon ist überholt (vgl. Kaufmann / Stauber, Asia Minor Studien 8, 1992, 81/82). Foto rechts: Boden der frühchristlichen Basilika des 5. Jh. im Thermenpark von Gönen; vorne die halbrunde Apsis, unter Grünwuchs das Mosaikband →Nr. 1177 für den Bischof Dalmatios, unter der Betondecke das Mosaikmedaillon →Nr. 1176. Weitere Mosaikinschriften wurden nach Freilegung lesbar (→Nr. 1178 a-e). Ein Bischof Dalmatios ist ab ca. 426/7 als "episcopus Cyzici" und Teilnehmer am Konzil von Ephesos i.J. 431 bezeugt. Belke (TIB 13 s.v. Artemea) legt dar, dass in Gönen kein eigenes Bistum anzunehmen ist und keinesfalls Germe, dessen Bischöfe für diese Zeit namentlich bekannt sind.

Nr. 1153 a

Ehrendekret für den Ökonomen Amerimnos, der für die Lebensmittelversorgung der Thermen und des viele Spender organsiert hat

Fundort: Gönen (1999 bei Bauarbeiten zum neuen Thermenpark). - Verwahrung: Gönen, Yıldız-Thermalhotel. Publikationen: E. Schwertheim - Kai Ruffing, Thermai Granikaiai. Ein Thermalbad und Emporion am Aisepos, in: Asia Minor Studien Bd. 66 [Bonn 2011] (= Studien zum antiken Kleinasien VII), 107-122 mit Foto Taf. 16 und Farbtafel 1; AE 2011 [2014] Nr. 1280 (m.frz.Ü.); SEG 61, 2011, 1024; Schwertheim, Kyzikos III A28. - vgl: P. Hamond, Bull. ép. 2012, 350 (textkritischer Kommentar). Inschriftträger: Marmorstele (H 102, B 85, T 17 cm), oben gebrochen: unklar, wieviele Inschriftzeilen fehlen.

260

(4.) AISEPOS

Datierung und Einteilung: Verschiedene Buchstabenformen (drei oder vier Schreiber). Schwertheim hat den Text gegliedert (Abb. Aufbau und Abfolge der Inschrift, hier abgedruckt): Text 1: Beschlussvorlage und Zuwendungen des Geehrten. 1. Jh. n.Chr., wie Text 2 (griechische Namen). Text 2: zweite Zuwendungsliste. 1. Jh. n.Chr.; Claudii Z. 24+31 Bürgerrecht unter Claudius oder Nero. Text 3: dritte Zuwendungsliste. Anfang 2. Jh. n.Chr. (Z. 34/35 trajanisches Gentilnomen). Text 4: vierte Zuwendungsliste. 2. Hälfte 2. Jh. n.Chr. oder 3. Jh. (Aureliernamen). Text 5: fünfte Zuwendungsliste. - Datierung wie Text 4. Amerimnos war im 1. Jh. n. Chr. ofikonÒmow t∞w pÒlevw (sicher Kyzikos); ob das ein eigenes Amt war und ob er dann die Pflicht hatte, am Ort des heutigen Gönen einzugreifen, wissen wir nicht. Jedenfalls hat er die Aufgaben der Agoranomen übernommen und für die Versorgung der Kurgäste in den Thermai Granikaiai und für das Emporion große Verdienste erworben. Er hat Spender eingeworben, welche die Lebensmittelversorgung offenbar wie eine dauerhafte Liturgie finanzierten (anders Puech, s.u. zu Text 2); das könnte mit "Neuerung" (Z. 16 eÏresiw, Z. 20 eÏrhma) gemeint sein. Vgl. ausführlich Schwertheim/Ruffing (auch zu →Nr. 1153 b,c,d). Text 1 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23

[ ]eian peponhkÒtv[n ] [ ]le›syai diÑ éxrhstίan [ ] [ ]ria t«n ÍpomenoÊntvn tØn égorå[n ] [ ]h filopÒnvw te ëma ka‹ Ígi«w ka‹ éjίvw m¢n t∞w [ ] [. . . . . ]dow énalÒgvw te toË meg°youw t∞w §nxeirisyeίshw pίstevw [ÍpÚ toË dÆmou ?] loÊtrvn peponhkÒtvn émelί& ka‹ xrÒnƒ metaskeuãsai tÚn kÒs[mo]n e‡w te eÈxrhstίa ka‹ trufÆn, éllå ka‹ tØn égorån t«n §pithdeίvn efiw d°on katestÆsato: t«n går xeirotonoum°nvn égoranÒmvn ˜sa ¶th toË §mporίou μ mhd¢ ˜lvw Ífistam°nvn μ m°xri ÙnÒmatow parexÒntvn •autoÊw, tÚ d¢ ¶rgon t∞w érx∞w §nleipÒntvn, ofikeί& sun°sei tÚ le›pon éneplÆrvsen sunt°leian eÍrΔn parå t«n perioikoÊntvn tÚ §mpÒrion ka‹ tØn x≈ran §keίnhn eÈpÒrvn éndr«n ka‹ peiyo› prosagagΔn aÈtoÁw suneisen°gkein efiw tØn diå pantÚw éfyonίan t«n trof«n, …w lambãnein mçllon μ didÒnai toÁw efisf°rontaw nomίzein, ka‹ tå épÉ aÈt«n èyroisy°nta pÒron épodeίjaw éyãnaton seitvnik«n xrhmãtvn: §fÉ oÂw dedÒxyai tª boulª tÚn m¢n pistÚn ofikonÒmon ÉAm°rimnon §pain°sai toË te sumf°rontow t«n katoίkvn xãrin ka‹ t«n xrvm°nvn to›w Ïdasin ka‹ §p‹ tª t∞w eÍr°sevw kainÒthti, énagrãcai d¢ efiw stÆllhn tå t«n pefiloteimhm°nvn ÙnÒmata ka‹ §fÉ ˜sƒ tØn filoteimίan ßkastow aÈt«n §plÆrvsen, ka‹ éji«sai tØn stÆllhn t∞w parå _ Rasur der ganzen Zeile ´ mÆte t“ t∞w pÒlevw ofikonÒmƒ tÚ eÏrhma: énãyhma t∞w stÆllhw metå t«n êllvn nomisyhsom°nhw t∞w yeoË √ tÚ xvrίon ka‹ éfyon≈teron to›w §pithdeίoiw ka‹ terpnÒteron prÚw ÍpodokØn épergãzetai. ka‹ taËtÉ e‰nai kÊria ka‹ sunepaine›n ëpantaw §p‹ t“ koin“ te ka‹ fidίƒ t«n oÏtv fronoÊntvn égay“.

3 Hamond: égora[nomίan] und am Ende ein Verb wie §boulÆyh, proeίlato, §filotimÆyh. 5 Puech (AE): am Zeilenende oÈ mÒnon (wegen éllå ka‹ in Z.7) oder in 3/4 [oÈ mÒnon Íp°st]h filopÒnvw. Am Zeilenanfang [patrί]dow - passt zur Ergänzung [ÍpÚ toË dÆmou ?] (am Ende). 8 Die Agoranomen waren gewählte kyzikenische Magistrate, vielleicht die Z. 24-33 genannten Personen. 21 t∞w yeoË, gemeint ist ÖArtemiw Yermaίa (Ael. Aristides, Hieroi Logoi 4,4). Z. 1-7 « qui ont souffert [---] faute d’être utilisé(s) ceux qui assumeront (ou pour assumer) l’agoranomie [---] de façon laborieuse, saine et digne de [---], et en proportion de l’ampleur de la confiance placée en lui [par le peuple ?], de réaménager l’équipement des bains, qui avaient souffert des effets de la négligence et du temps, pour la commodité et le confort, » [Übers. in AE]

(4.) Zeleia, Gönen, Aulon des Aisepos

261

Z. 7 ff: ... sondern er brachte auch den Markt der Lebensmittel in einen bedarfsgerechten Zustand; denn als die gewählten Agoranomen des Emporions einige Jahre lang entweder ihr Amt überhaupt nicht einmal übernahmen oder sich (nur) zur Annahme des Namens [d.h. des Titels 'Agoranomos'] bereit fanden, hinsichtlich der tatsächlichen Ausübung ihres Amtsgeschäftes aber versagten, ersetzte er durch eigene Einsicht das Fehlende, indem er einen gemeinsamen Betrag von den wohlhabendsten Männern auftrieb, die in der Nähe des Emporions und jenes Territoriums wohnen, und indem er sie durch Überredungskunst dazu veranlasste, die Bereitstellung der Nahrungsmittel auf Dauer gemeinschaftlich zu übernehmen, sodass die Spender eher glaubten etwas zu erhalten als zu geben, und indem er das von ihnen Zusammengebrachte zur 'unsterblichen' Quelle von Mitteln zur Getreidebeschaffung erklärte; daher möge der Rat beschließen, den getreuen Verwalter Amerimnos zu ehren wegen seiner Verdienste um die Einwohner (des Emporions) und um die, welche die Bäder nutzen und wegen der Neuheit seiner Erfindung; es sollen auch aufgeschrieben werden auf die Stele die Namen derer, die die Wohltaten erbracht haben und insofern ein jeder von ihnen seine Wohltaten erwiesen (erfüllt) hat und es soll auch gewürdigt werden [ Rasur ] noch dem Verwalter der Stadt die Erfindung; die Aufstellung der Stele, die mit den anderen (Dingen) zusammen als der Göttin gehörig betrachtet werden wird, für welche der Ort (tÚ xvrίon) sowohl reichlicher mit Lebensmitteln ausgestattet als auch erfreulicher für die Aufnahme (von Kurgästen?) gestaltet wird. Dies soll rechtskräftig sein und man soll alle in das Lob einschließen, wegen des allgemeinen als auch des individuellen Wohles, (das man) von den so Gesonnenen (erfahren hat). [Übers. Schwertheim] Text 2 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33

Kl. Neίkandrow X fÄ PolÊkarpow DiomÆdouw EÈkrãthw bÄ ÉApellçw bÄ X fÄ Kãllistow Lãnyou MhnÒdvrow bÄ Mendçw Fίlippow ÉAttikoË Kl. MÊrvn Menekrãthw bÄ ÉAsklhpiãdhw ÉApelloË

Z. 24-33: Cl(audius) Nikandros 500 Denare, Polykarpos, Sohn des Diomedes, Eukrates, Sohn des Eukrates, Apellas, Sohn des Apellas, 500 Denare, Kallistos, Sohn des Lanthes, Menodoros, Sohn des Menodoros, Mendas, Philippos, Sohn des Attikos, CI(audius) Myron, Menekrates, Sohn des Menekrates, Asklepiades, Sohn des Apellas. [Übersetzung Schwertheim] Die zehn Personen sind wohl die xeirotonoÊmenoi égoranÒmoi von Z.8, zumal es in Kyzikos üblich war, dass jährlich zehn Agoranomen gewählt wurden (Schwerth./Ruffing). Oder sie sind nicht die Agoranomen, aber Männer die Geld gaben (suneisen°gkein Z.12), das dann als Grundstock einer Stiftung verwendet wurde (diå pantÚw Z.12, pÒron éyãnaton Z.14), also nicht eine lebenszeitiche Liturgie-Verpflichtung (Puech, AE). Text 3 34 35 36 37 38 39 40

L. OÎlpiow ÉAnna›ow MÊrvn katå tå dÒjanta t“ §nporίƒ ka‹ t“ §pimelhtª t«n Yerm«n _. . fÄ´ _ Rasur ´

Lucius Ulpius Annaius Myron hat gemäß den Beschlüssen dem Emporion und dem Epimeleten von Thermai [

]

(4.) AISEPOS

262 41 42 43

Íp¢r t∞w égoranomίaw ¶dvken X fÄ

für die Marktaufsicht 500 Denare gegeben

[Übers. Schwertheim]

Schwertheim versteht die Dative §nporίƒ ka‹ §pimelhtª als Objekt zu ¶dvken. Die Wortstellung spricht für dativi commodi zu dÒjanta, also Beschlüsse der boulÆ von Kyzikos für das Emporion und den Epimeleten. Text 4 44 45 46 47 48 49 50 51

§p‹ §pimelhtoË ÉIoul(ίou) Yei( ) Klaudίou Ípatik«n §gÒnou, ÍoË ésiãrxou Yerm«n Graneikaίvn AÈr(Æliow) ÉIsÒxrusow §pίklhn KÒrdow KATE Aίliow EÎtuxow §pίklhn ÉAnateίnvn ±goranÒmhsan dÒgmati boul∞w ka‹ toË §pimelhtoË

44 Yei( ) oder Beί(biow ?) - 45 Y°rmai Granika›ai (Granikos statt Aisepos): s.o. zu Gönen (→Ort 4275) 46 KATE : kaί te ? - 48 HRORA am Stein. Z. 44-51: Unter dem Epimeleten von Thermai Graneikaiai Iul(ius) Thei( ) Claudius, dem Enkel von Konsuln, dem Sohn des Asiarchen waren Aur(elius) Isochrysus mit dem Beinamen Cordus und auch Aelius Eutychus mit dem Beinamen Anateinon Agoranomen durch Beschluss des Rates und des Epimeleten. [Übersetzung Schwertheim] Text 4 könnte jünger sein als Text 5; jedenfalls sind beide die zeitlich letzten, mehr als 100 Jahre jünger als Text 1. Das §npÒrion wird nicht mehr genannt, die boule und der Epimelet wählen jetzt die Agoranomen. Text 5 52 53 54 55 56

Yeodçw bÄ toË Menãndrou X fÄ AÈr(Æliow) Fίlhtow ı k¢ Meidίou ¶dvka Íp¢r t∞w égoranomίaw X fÄ ì §dÒyhsan AÈr(hlίƒ) ÉAdrãstƒ §pimelhtª.

Z. 52-56: Theodas, der Sohn des Theodas und Enkel des Menandros gab 500 Denare. Aur(elius) Philetos, der auch Meidias (genannt wird), gab für die Agoranomie 500 Denare, was sie dem Epimeleten Aur(elíus) Adrastus gaben. Der röm. Bürger Aur. Philetos nennt auch sein griechisches Patronymikon. - Das Geld wird jetzt allein dem Epimeleten übergeben, der in Text 3 noch gemeinsam mit dem Emporion wirkte.

Nr. 1153 b

Der Stadt-Ökonom Amerimnos

Fundort: Gönen, beim Thermalbad (1999 bei Bauarbeiten für den Thermenpark). Verwahrung: Museum Balıkesir. Publikationen: Schwertheim, in: Asia Minor Studien Bd. 66, 117 mit Fotos Taf. 17, 1-2; AE 2011 [2014] Nr. 1281; SEG 61, 2011, 1023. Inschriftträger: Profilierte Marmorbasis. 1 2

ÉAm°rimnow ofikonÒmow t∞w pÒlevw én°yhken.

Amerimnos, der Oikonomos der Stadt, hat errichtet. Auch die Fundsituation legt nahe, dass es derselbe oikonomos Amerimnos ist wie →Nr. 1153 a (Z. 15).

(4.) Zeleia, Gönen, Aulon des Aisepos

Nr. 1153 c

263

Grabschrift für den Heros Amerimnos

Fundort: Unbekannt, wahrscheinlich Kyzikos oder Umgebung (Schwertheim) - Verwahrung: Museum İzmir. Publikationen: Schwertheim, in: Asia Minor Studien Bd. 66, 117 mit Foto Taf. 18, 2; AE 2011 [2014] Nr. 1282; SEG 61, 2011, 1027. Inschriftträger: Heroenrelief. 1 2 3 4

ÉAmerίmnƒ ¥rvi zÆsanti ¶th ihÄ ÉAm°rimnow ı patÆr.

Für den Heros Amerimnos, der 18 Jahre lebte - sein Vater Amerimnos. Der Vater Amerimnos könnte der in →Nr. 1153 a+b genannte oikonomos Amerimnos sein (aber Amerimnos ist kein seltener Name). Die Amerimnoi waren bis in das 3. Jh. n. Chr. gewiss eine bedeutende Familie. 'Heros' bedeutet 'Verstorbener' und wurde wohl auch als althergebrachte ehrenhafte Bezeichnung gewählt. Ein Ephebarch M. Aurelius Amerimnos auch →Nr. 1458 (Z. 7/8, Ephebenliste 3. Jh. n.Chr.), wohl derselbe Amerimnos, der sich als seitofÊlaj um die Aufstellung einer Statue in Kyzikos für M. Ulpius Senecio Saturninus kümmert (→Nr. 1449 = IGR I 797). - Die Amerimnoi waren römische Bürger, da sie römische Namensteile tragen außer dem oikonomos Amerimnos, der noch ein Freigelassener gewesen sein kann mit dem dafür typischen Epitheton pistÒw (Schwertheim S. 118).

Nr. 1153 d

Aulus Claudius Quadratus Eteoneus

Fundort: Gönen (1999 bei Bauarbeiten zum neuen Thermenpark). - Verwahrung: Gönen, Yıldız-Thermalhotel. Publikationen: Schwertheim, in: Asia Minor Studien Bd. 66, 119-120 mit Foto Taf. 18, 1; AE 2011 [2014] Nr. 1283 (m.frz.Ü.); SEG 61, 2011, 1025; Schwertheim, Kyzikos III A29. Inschriftträger: Marmorstele (H 139, B 51-53, T 14,5-18,5 cm; Bh 1,5 [Z. 1-7], 1 cm [ab Z. 8]). Datierung: Zweite Neokorie nur 214-217 u. 233-235 (Puech, AE), hadrian. Zeit (Schwerth. nach Hipparch Cl. Eteoneus →Nr. 1445 a) ist nicht möglich / 2. Jh. n. (Schw. Kyz. III). Nur das Praescript ist lesbar:

5

AÔlow Kl(aÊdiow) Kouadrçtow ÉEtevneÁw érxiereÁw ÉAsίaw ka‹ §pimelhtØw toË xvrίou [G]raneikÆvn Yerm«n _ 9-10 Buchst. ´ di°taja [g]n≈m˙ ka‹ prostãjei t∞w ÑAdrian∞w ka‹ nevkÒ[r]ou d‹w Kuzikhn«n .

6 ff.

nur einzelne Buchstaben lesbar

1 2 3 4

Aulus Claudius Quadratus Eteoneus, archiereus von Asia und Epimelet des Ortes Granikaiai Thermai - - ich habe angeordnet nach Beschluss und Auftrag der Hadrianischen Stadt Kyzikos, die auch eine zweifache Neokorie besitzt - - - Aulus Cl. Quadratus Eteoneus kann identisch sein mit dem heroisierten Hipparchen Cl. Eteoneus in →Nr. 1445 a (Z.1). Schwertheim erinnert außerdem an den Eteoneus, der beim Erdbeben 161 n. noch jung umkam; er war Schüler des Redners Aelius Aristides, der für das Begräbnis eine Rede verfasste (or. 31). Dieser Eteoneus war vielleicht ein Sohn des hier genannten archiereus. Die Eteoneis zählten nach dem Zeugnis des Aristides zu den hervorragenden Persönlichkeiten in Kyzikos und in Asia. - Gegen diese Annahmen spricht, dass Kyzikos nur zeitweise unter Caracalla und Severus Alexander eine zweite Neokorie innehatte. Eine Verwandtschaft mit dem Statthalter Cl. Eteoneus (I. Kibyra 19, Ende 2. Jh. oder 3. Jh.) ist denkbar (Puech in AE). Dem Namen nach ist Eteoneus mit den Quadrati verwandt, der berühmten Familie, die i.J. 109/110 (Gaius Antius Aulus Iulius Quadratus) und 154/155 (L. Statius Quadratus) die Proconsules von Asia gestellt hat. Der zuerst Genannte trägt das gleiche Praenomen AÔlow; er stammte aus Pergamon, und in der Inschrift →Nr. 832 sind seine hohen Ämter (vor dem Konsulatsjahr 105) notiert. - Ein Marcus Apicius Quadratus in →Nr. 1028 (Parion); ein Quadratus in der Fußinschrift →Nr. 1505 d (Kyzikos). Zu Granikaiai Thermai s. oben →Ort 4275 (Gönen).

(4.) AISEPOS

264 Nr. 1153 e

Fragment: Ehrung durch die Stadt Kyzikos

Fundort: F1 bei Gönen, in einem Acker, F2 Gönen, verwahrt im Haus (1902, Wiegand) bzw. verbaut im 'Hotel' des Arztes Sp. Bonsignori (1904, Hasluck). - Dekretierender Ort: Kyzikos ?. Publikationen: Wiegand, AM 29, 1904, 275 unten; Hasluck, JHS 25, 1905, 61 Nr. 25. - vgl: Hasluck, List III 47. Inschriftträger: Bruchstück (H 33, B 35, Bh 3,5 cm) - Datierung: Römische Zeit. 1 2 3

[chfίsmat]i boul∞w k[a‹] [dÆmou] t∞w [lam]pro[tãthw] [K]uzikhn«n [pÒlevw]

(Entsprechend dem Beschluss) von boule (und demos) der glanzvollen (Stadt) Kyzikos ...

Beginn einer Ehreninschrift: chfίsmati boul∞w öfters auch in Widmungen durch Privatleute, z.B. einer Statue für Verwandte oder Freunde; die Stifter haben dann nicht nur das Denkmal bezahlt, sondern auch einen offiziellen Ehrenbeschluß initiiert, der neben der Ehrung auch die Erlaubnis zur Aufstellung beinhaltete.

Nr. 1154

Weihung

Fundort: Gönen. Publikationen: Boeckh, CIG 3695b (Kopie Kiepert); J.H. Mordtmann, AM 10, 1885, 202 Nr. 5 (Z.1 mit Ergänzung); Wilhelm, Klio 5, 1905, 301; Kasten, Bursian Jber 279, 1942, 99 (Z.1/2: Ergänzung nach Wilhelm und Mordtmann). - vgl: Hasluck, List IV 82; RepGRI Nr. 202. Inschriftträger: Stele mit zwei Reliefs. Oben: Mann, Schale über Altar gießend, re. davon Frau?, li. fünf kleine Figuren; unten [gebrochen]: zwölf Figuren, deren jede die nächste mit der Rechten berührt, dazwischen die Inschrift. - Datierung: Zeit des Augustus (?). 1 2 3

[§p]‹ EÈm[°nouw toË ÉAr]istãndrou flppãrxevi [Kl°a]n[d]r[o]w Kleofãmou Íp¢r •atoË ka‹ t∞w gunaikÚw ka‹ t«n t°knvn ka‹ geokteίtvn ka[‹ k]vmht«n eÈxÆ[n]

Unter dem Hipparchen Eumenes, Sohn des Aristandros, (hat die Weihung aufgestellt) Kleandros, Sohn des Kleophamos, für sich und die Gattin und die Kinder und für die Landbesitzer(?) und die Dorfbewohner, zur Erfüllung eines Gelübdes. 1 flppãrxevi mit abundierendem Iota. - 3 geokte›tai (Z.3) sind Landbesitzer oder Landpächter. - kvm∞tai (Dorfbewohner?) auch in →Nr. 1148 (Zeleia?) und in zwei Weihungen an Zeus (→Nr. 1216 und →Nr. 1218, Darıca und Kocapınar am Koça Çay).

Nr. 1155

Weihung an Apollon

Fundort: Gönen(?) - Verwahrung: Privatsammlung (Bayern). Publikationen: nicht bekannt. Inschriftträger: Giebelstele mit Relief. - Datierung: 1. Jh. v. - 1. Jh. n. Ein Reiter mit Doppelaxt über der linken Schulter zügelt sein Pferd vor dem Altar mit züngelnder Flamme. Der rechts stehende Mann ist Priester oder der Dedikant, je nach Deutung des Reiters: als Reitergott der thrakische Apollon oder als Reiterheros der Dedikant selbst, der vielleicht in einer römischen Legion gedient hat (wie viele Thraker) ? Im Hintergrund ein Ölbaum; im linken Astbündel ist eine Eule versteckt ! Unter dem Giebel die von Weinblättern umrahmte Inschrift: 1 2

KÒtuw ÉApÒllvni Yrakίv eÈxÆn

Kotys (weiht) dem Thrakischen Apollon dies als Votivgabe

Kotys: Thrakischer Name (vgl. →Nr. 1477), auch von Königen, die im 1. Jh. n. Chr. enge Beziehungen zu Kyzikos hatten (→Nr. 1439, →Nr. 1446, →Nr. 1540).

Nr. 1156

Nikephoros und Glykonis, mit Grabepigramm

Fundort: Gönen. - Antike Werkstatt: Werkstatt in Miletupolis (Cremer). Museum: Istanbul, Arch. Museum (Inv.Nr. 1225 T).

(4.) Zeleia, Gönen, Aulon des Aisepos

265

Publikationen: Hasluck, JHS 25, 1905, 61 Nr. 24 (Kopie Bonsignor); Mendel, Mus. Const. III Nr. 954 mit Abb.; Peek, AM 56, 1931, 129-30 Nr. 15 (Z. 1-5,8-13); Peek, GV 1439 (Z.8-13); Schwertheim, IK 18, 525, Foto Taf. 38; Cremer, Grabstelen 1, 188-89 MiKSt 10, vgl. S. 104. 110; Merkelbach - Stauber, Steinepigramme (SGO) Bd. II S. 74-75 Nr. 08/03/01. vgl: Hasluck, JHS 24, 1904, 29 vor Nr. 30 (Z.1-2); Hasluck, List V 219+7; Pfuhl - Möbius Nr. 2153 (Z.1/2); RepGRI Nr. 205. Inschriftträger: Stele (H 126, B 65, T 15, Bh 1,4-2 cm) mit den Büsten des Nikephoros und der Glykonis. Datierung: Ende 2./Anfang 3. Jh. n. Chr. (Mendel), wohl um 200 n. Chr. (Pfuhl-M.), 3. Jh. n. (Schwertheim), Anfang 3. Jh. n. (Cremer); 3. Jh. n. Chr. wegen der Strafsumme. Das Praescript mit Strafklausel (Z. 4-7) lässt sich herstellen, das Epigramm (Z.8-13) nicht. Text nach Mendel: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13

ÍpÒmnhma [N]ikhfÒrou toË Mosxίou ˘ [kateskeÊ][a]sen •aut“ z«n ka‹ tª gunaik[‹ aÍtoË] Glukvnίdi: §ån d° tiw §pem[bãl˙ pt«]mã ti xvr‹w t∞w §m∞w sunxvrÆ[sevw, d≈]sei tª pÒlei X bfÄ ka‹ ÍpeÊyu[now ¶stai] Ä t“ t∞w tunbvruxίaw §nklÆ[mati]: ÙktaetoËw eÈn∞w EÈkarpίa H%EI[ Mo›ra tÒd' é˝dion mn∞ma soi . . . . IAN oÈ lÆy˙ paradoÁw tåw AMOIFIL . . . . [ kãllow, ékmÆ, pίstiw, svfros[Ênh 1 1 2 ] œn ¶sxon p°ran NeikhfÒrow %U . . . . . [ daίmvn gãr se x°rvn ¥rpasen [efiw ÉA˝dou]. Übersetzen lässt sich nur das Praescript:

Denkmal für Nikephoros den Sohn des Moschios, das er sich zu Lebzeiten erbaut hat, und für seine Gattin Glykonis. Wenn aber jemand eine andere Leiche hineinlegt ohne meine Erlaubnis, muss er der Stadt 2500 Denare bezahlen und hat einen Prozess wegen Grabschändung zu erwarten. Auf Mendels Abb. und Schwertheims Foto sind die Zeilenenden nicht lesbar. Peek hat weitere Buchstaben gelesen: hier seine Zeilenenden in GV, denen wir seine früheren Ergänzungen voranstellen: Peek im Jahr 1931 (AM s. unten) Peek i.J. 1955 (Versinschriften 1439)

ÙktaetoËw eÈn∞w, eÈkarpίa ∏w §gen[Æyh], mo›ra tÒd' é˝dion mn∞ma soi §rgã[sato]. oÈ lÆy˙ paradoÁw tå gãmoi, fίle, d[«kan, ép°sbhw]: kãllow, ékmÆ, pίstiw, svfros[Ênh profane›w], œn ¶sxon peran, NeikhfÒrow, …w e‰ §[p]oi[ktÒw], daίmvn gãr se xer«n ¥rpasen [ècãmenow].

eÈkarpίa √t' §p°nhse §rgas[ãm]hn tå sã: mo‹ fil°onti [p]ã[re]isi svfrosÊnh, so[fί]a …w Ùneίro[iw] ¥rpasen éerίhn

Verse für Nikephoros von seiner Frau, nach 8 Jahren Ehe, damit seine schöne Gestalt, Reife, Besonnenheit, Klugheit, Treue nicht vergessen werden. - So bei Peek (anders Mendel oder v.Gaertringen AM 56, 130 Anm.1).

Nr. 1157 a

Grabschrift

Fundort: Gönen o. Umgebung. - Museum: Gönen, Freilichtmuseum (1991). Publikationen: nicht bekannt. Inschriftträger: Stele mit stark eingetieftem Totenmahlrelief: Zwei Personen auf der Kline, eine weitere links davon auf dem Schemel. Darunter die Inschrift, die so verwaschen ist, dass so gut wie nichts mehr lesbar ist; auch die Zeilenzahl ist nicht sicher zu bestimmen. Zeilen 1 - ca. 10 (kaum lesbar)

(4.) AISEPOS

266 Nr. 1157 b

Fluch gegen Grabschänder

Fundort: Gönen oder Umgebung. - Museum: Gönen, Freilichtmuseum, Inv.Nr. 30. Publikationen: nicht bekannt; Abklatsch und Foto (hier abgedruckt) von E. Schwertheim. Inschriftträger: Stele, oben gebrochen. Unregelmäßige Schrift. 1 2 3 4 5 6 7 8

oisin en [ kaw tå ye[m°l]ia a‡rei mhd¢ N[ bv-] mÚn blãcai mhd¢ ste›fow dialËsai: ˘w d' ín tÊmbon [b]lãc˙ μ ste›fow dialÊs˙ mØ t°k[n]vn [ ¶stv] junΔn ka‹ lup«n M[ ]nhw: efi går tÚ proy[uron? êmenfoi XERON

2 a‡rei ganz unsicher. - 3+4 ste›fow=st›fow das Dichtgedrängte (von Männern in der Schlacht gesagt); hier das enge Karree des Grabes oder die Enge der Toten (Zerstörung durch Beseitigung) ? 7 êmenfoi = êmemptoi. - 8 Vielleicht xe(ί)ron[i. Am Stein könnte auch XERHOi/n oder XERIOi/n stehen.

Nr. 1158

Grabschrift

Fundort: Gönen o. Umgebung. - Museum: Gönen, Freilichtmuseum (1991). Publikationen: nicht bekannt. Inschriftträger: Stark verwitterte Stele mit ursprünglich zwei Reliefs; jetzt ist nur noch das kleine untere (kaum erkennbar) vorhanden, das obere ist fast zur Gänze weggebrochen (der kleine Rest sieht nach Totenmahl aus). Zwischen den Reliefs die nur teilweise erkennbare Inschrift; der Rest der Inschrift hatte zwischen den Reliefs nicht mehr Platz und steht deshalb in drei kurzen Zeilen links von dem kleinen Relief (ob auch rechts davon etwas gestanden hat, ist nicht erkennbar). Evtl. Spuren einer weiteren (späteren?) Inschrift unter dem kleinen Relief. 1 2 3 4

Nr. 1159

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5 6 7 8

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- exomen ?

Grabschriften für Menandros und für Apollodotos

Fundort: Gönen oder Umgebung. - Antike Werkstatt: Kyzikenische Werkstatt (Cremer). - Museum: Gönen, Freilichtmuseum, Inv.Nr. 11. Publikationen: Schwertheim, IK 18, 303, Foto Taf. 24; Cremer, Grabstelen 1, 153 KSt 27, Foto Taf. 12, vgl. S. 79. 83-84. Inschriftträger: Stele (H 71, B 63, T 10,5, Bh 1,7-2 cm), Totenmahlrelief: Auf der Kline die Söhne des Dionysios, beidseits sitzt auf der Bank eine Frau, Dreifußtisch mit Speisen. Darunter die Inschrift in zwei Kolumnen. Datierung: Frühe Kaiserzeit (Cremer). 1 2 3

M°nandre Dionusίou xa›re

4 5

ÉApollÒdote Dionusίou xa›re

Menandros, Sohn des Dionysios, lebe wohl ! - Apollodotos, Sohn des Dionysios, lebe wohl !

Nr. 1160

Grabschrift für Aurelius Perigenes und Nachkommen und den Ziehsohn

Fundort: F1: Gönen (nach Auskunft Einheimischer). F2: Kocagöl (Rustafjaell). Publikationen: C. Smith - DeRustafjaell, JHS 22, 1902, 204 Nr. 10 (Kopie Rustafjaell); Schwertheim, IK 18, 118. - vgl: Hasluck, List V 234; RepGRI Nr. 387.

(4.) Zeleia, Gönen, Aulon des Aisepos

267

Inschriftträger: Marmorstele (Smith/De R.); die langen Zeilen lassen freilich an einen Sarkophag denken. Datierung: Römische Zeit (nach 212 n.Chr.?). 1 2 3 4

ÍpÒmnhma AÈr. Perig°nouw toË Menestrãtou ˘ kateskeÊasen •aut“ z«n ka‹ t“ Í“ Perig°nei ka‹ to›w §kgÒnoiw to›w §k toË ÍoË Perig°nouw ka‹ t“ yrept“

Grabmal des Aurelius Perigenes, Sohn des Menestratos, welches er zu Lebzeiten errichtet hat für sich und den Sohn Perigenes und seine Nachkommen vom Sohn Perigenes, und für den Ziehsohn.

Nr. 1161

Grabschriften: Stratonike und (fragm.) ihr Bruder?

Fundort: Gönen - Antike Werkstatt: Kyziken. Werkst. (Cremer) - Museum: Mus. Bursa (Inv.Nr. 3186, alt 209). Publikationen: Lechat - Radet, BCH 17, 1893, 526 Nr. 18; Mendel, Mus. Brousse Nr. 66 mit Foto Nr. 29 = BCH 33, 1909, 310-11; Pfuhl - Möbius Nr. 1420, Foto Taf. 206; Schwertheim, IK 18, 149; Cremer, Grabstelen 1, 134 KN 25, vgl. S. 25. 53 mit Abb. 7. vgl: Hasluck, List V 95; Fabricius, Totenmahlreliefs 312/3 m.Anm. 185, Foto Taf. 47b. Inschriftträger: Stele (H 84, B 71, T 12, Bh 1,2 cm), zwei Reliefs. Oben: Totenmahlszene (zwei Personen auf der Kline, beidseits je eine sitzende Frau auf der Bank, Dreifußtisch mit Speisen, ein Diener vor den Füßen der linken Frau, eine Dienerin im re. Eck). - Unten: Reiterin im Damensitz, seitlich links Dienerin, rechts ein Diener, der die Zügel hält. - Unter jedem Relief eine Inschrift. - Datierung: 1. Jh. v. Chr. Inschrift unter dem oberen Relief: 1 2

[ - - - - ]Dhmhtrίou [ - - ]ST[ - - ] [ - - - Men]ekleίouw ETE[ - - - - ]

.. des Demetrios, .. (Sohn?) des Menekles Inschrift unter dem unteren Relief: 3 4

Stratonίkh Menek[leί]ouw

Nr. 1162

Stratonike, (Tochter) des Menekles

(Grab?)altar

Fundort: Gönen, beim heutigen Thermalbad (1991). Publikationen: nicht bekannt. - Inschriftträger: Kleiner Altar mit Relief. 2

t“ ısίƒ ÉApollon[?

3

ILITHN

4

bvmÒn

1

Nr. 1163

Wohl fehlerhafte Abschrift (vom Verf. - das Foto ist verloren)

Grabschrift (fragm.)

Fundort: Gönen oder Umgebung. Museum: Gönen, Freilichtmuseum (1991). Publikationen: nicht bekannt. Inschriftträger: Stark verwitterte Stele mit reliefartig eingetiefter Inschrift; links (teilweise) und oben (zur Gänze) weggebrochen; nicht erkennbar, ob ein Relief vorhanden war. Unklar ist, ob über Z. 1 weiterer Text stand. 1 2 3

] . POIHS . . . . . . moirίdion ÍpÒmnhm[a Meidίaw Matron[

schicksalbestimmtes Grab Meidias? der Maidia?, (Sohn/Tochter) des Matr- -

(4.) AISEPOS

268

Z.1 ist besonders stark abgerieben, vielleicht §poίhsa und ein Name im Dativ (endet -oni oder -vi) wie PÒtvi. Auch eine vermurkste Korrektur des Steinmetzen ist denkbar: §poίhs' ÉArίstoni.

Nr. 1164

Grabschrift (fragm.)

Fundort: Gönen, nahe der alten Moschee, vermauert in einem Brunnen. Publikationen: Hasluck, JHS 25, 1905, 62 Nr. 26; Schwertheim, IK 18, 419. vgl: Hasluck, List V 250; RepGRI Nr. 206. Inschriftträger: Bruchstück einer Platte (H 115, B 72, Bh 1,5-2 cm), Sarkophag? - Datierung: Römische Zeit. 1 2 3

[Íp]Òmnhma ]ou Poplίou ˘ §kthsãmhn Lo[ukίo]u Kornhlίou [ ]GN[ - - - - - ]OONEUORHA[

2 §kIhsãmhn, KoInhlίou Maju. Hasluck Grabmal (des .., Sohn) des Publius, das ich erworben habe von Lucius(?) Cornelius ...

Nr. 1165

Grabschrift (fragm.) für Demetrios

Fundort: Gönen, in der Außenmauer der Moschee (Kiepert). Publikationen: Boeckh, CIG 3695d (Kopie Kiepert); Schwertheim, IK 18, 154. - vgl: Hasluck, List V 99. 1 2 3

Nr. 1166

[Dh]mÆtrie [ - - ]maniou xa›re

Demetrios, (Sohn) des (Manios?), lebe wohl !

Fragment von Grabschrift(en)

Fundort: Gönen oder Umgebung. Museum: Gönen, Freilichtmuseum (1991). Publikationen: nicht bekannt. Inschriftträger: Kleines stark eingetieftes Relief: typische Totenmahlszene, mit drei Personen auf der Kline und eine Person links davon auf dem Schemel; darunter eine 3-zeilige Inschrift (rechts von der Mitte fehlt ein Teil der Schrift ?), oder zwei kurze nebeneinanderstehende Grabinschriften. Einzelne Buchstaben sind lesbar (stark verwittert):

[ [ [

] ]U ]

Nr. 1167

KI[ NNEFAUV xa›re

Grabschrift für Asklas und Apollonios

Fundort: Gönen, in einem Privathaus (Tevfik). Publikationen: Lechat - Radet, BCH 17, 1893, 525 Nr. 17; Schwertheim, IK 18, 89. vgl: Hasluck, List V 51 mit Anm. 4 (Z.2). Inschriftträger: Stele mit Totenmahlrelief, gebrochen. 1 2

ÉAsklç ka‹ ÉApoll≈nie [ÑHr]≈d{h}ou xaίrete

VDHOUXAIRETE (V: nur rechte Hälfte) Kopie Lechat/Radet

Asklas und Apollonios, (Söhne) des Herodes(?), lebt wohl !

- [ÑHr]vdÆou geht sprachlich nicht.

(4.) Zeleia, Gönen, Aulon des Aisepos

Nr. 1168

269

Grabschrift für Apolla

Fundort: Gönen oder Umgebung. Museum: Gönen, Freilichtmuseum (1991). Publikationen: Schwertheim, IK 18, 39, Foto Taf. 2. Inschriftträger: Stele (H 68, B 46, T 9, Bh 1,5 cm) mit Totenmahlrelief: Eine Person auf der Kline, links sitzt eine verschleierte Frau auf der Bank, im Eck neben ihr eine sehr kleine Dienerin; Dreifußtisch mit Speisen. - Darunter die Inschrift: 1 2

ÍpÒmnhma ÉApÒllhw, ˘ §po[ίhsan] aÈtª ofl uflo‹ mnÆmhw xãrin

Grabmal der Apolla, das ihr die Söhne errichtet haben, zum Gedenken. 1 ÉApÒllh ist in LGPN nicht belegt, anders ÉApÒlla (LGPN 1+2+4).

Nr. 1169

Grabschrift für Theodote

Fundort: Gönen oder Umgebung. - Museum: Gönen, Museum (Inv.Nr. 27). Publikationen: Schwertheim, IK 18, 235, Foto Taf. 17. Inschriftträger: Stele (H 41, B 62, T 12, Bh 1,5 cm); oben gebrochenes Relief: In der Mitte sitzende Frau auf Schemel, rechts eine Dienerin (links eine zweite ?). Darunter die stark abgeriebene Inschrift. 1 2

YeodÒth MegaklÆouw xa›re Nr. 1170 a

Theodote, (Tochter) des Megakles, lebe wohl !

Grabschrift für Mikke

Fundort: Gönen oder Umgebung. - Antike Werkstatt: Werkstatt in Miletupolis (Cremer). - Museum: Gönen, Freilichtmuseum, Inv.Nr. 25 (Schwertheim). Vom Verf. i.J. 1991 nicht gefunden. Publikationen: Schwertheim, IK 18, 354, Foto Taf. 28; Cremer, Grabstelen 1, 177 MiSt 23, Foto Taf. 22, vgl. S. 103. Inschriftträger: Stele (H 57, B 36, T 10, Bh 1,4-1,9 cm) mit Totenmahlrelief: Ein Mann auf der Kline; links sitzt eine Frau auf der Bank mit Lehne, die Füße auf einem Schemel; in den Ecken (li.) eine Dienerin mit Korb und (re.) ein Diener. Dreifußtisch mit Obst. - Datierung: Kaiserzeit (Cremer). 1 2

Mίkkh Zvsίmou xa›re

Mikke, Tochter des Zosimos, lebe wohl !

Mikke ist in der Kyzikos-Region und in Mysien ein häufiger Frauenname.

Nr. 1170 b

Grabschrift für Lysimachos und Papia

Fundort: Unklar: Karacabey (Schwertheim, Mitt. Dörner aus dem alten Museums-Inventarbuch) / Gönen (Schwerth., neues Inventarbuch). Antike Werkstatt: Kyzikenische Werkstatt (Cremer), mysisch oder bithynisch (Pfuhl-M.). Museum: Bursa, Arch. Museum (Inv.Nr. 3138, alt 209). Publikationen: Pfuhl - Möbius Nr. 1931; Schwertheim, IK 18, 282, Foto Taf. 21; SEG 29, 1979, 1701; Schwertheim, IK 26, 85; Cremer, Grabstelen 1, 158 KSt 40, vgl. S. 79. 87. - vgl: SEG 29, 1979, 1238. Inschriftträger: Stele (H 51, B 35, T 17, Bh 1-2 cm) mit Totenmahlrelief: Zwei Personen auf der Kline, sitzende Frau auf der Bank, Tisch mit Speisen, in den Ecken (li.) Dienerin mit Korb, (re.) Diener an einem Mischgefäß. Datierung: Späthellenistisch oder erste Kaiserzeit (Pfuhl-M.).

270

(4.) AISEPOS

Lusίmaxe ka‹ Papίa Menãndrou xaίrete

am Stein LusimaMe Lysimachos und Papia, Tochter des Menandros, lebt wohl !

Die Namen sind von verschiedener Hand: Lysimachos (größere Schrift) ist nachträglich hinzugefügt.

Nr. 1171

Fragment einer Grabschrift: Mikke

Fundort: Gönen oder Umgebung. Museum: Gönen, Freilichtmuseum (1991, Foto rechts). Publikationen: nicht bekannt. Inschriftträger: Kleines Totenmahlrelief: Zwei Personen auf der Kline, eine weitere rechts auf der Bank; im Eck links ein Diener neben einem Gefäß. Darunter die 2-zeilige Inschrift, von der nur wenig zu entziffern ist: 1 2

Nr. 1172

ÍpÒmnhma [ - - - 20-25 - - - ] [ - - 10-15 - - ] Mίkkh [ 5-8 ] Grabschrift für Meidias

Fundort: Gönen oder Umgebung. - Museum: Gönen, Freilichtmuseum, Inv.Nr. 24 (Schwertheim). - Vom Verf. i.J. 1991 nicht gefunden. Publikationen: Schwertheim, IK 18, 293, Foto Taf. 22. Inschriftträger: Stele (H 66, B 41, T 7, Bh 1,8 cm) mit Totenmahlrelief: Eine Person auf der Kline, sitzende Frau auf der Bank mit Lehne, Dreifußtisch mit Obst, rechts davon ein Diener.

Meidίaw ÉAristeίdou xa›re Nr. 1173 a

Meidias, Sohn des Aristides, lebe wohl !

Grabschrift

Fundort: Gönen. - Antike Werkstatt: Werkstatt in Miletupolis (Cremer). Museum: Bursa, Museum (verschollen?). Publikationen: Mendel, Mus. Brousse Nr. 61 = BCH 33, 1909, 306; Pfuhl Möbius Nr. 1996, Foto Taf. 289; Cremer, Grabstelen 1, 176 MiSt 20, vgl. S. 103. Inschriftträger: Stele (H 60, B 53, T 9 cm) mit Totenmahlrelief: Drei Personen auf der Kline; sitzende Frau auf der Bank, die Füße auf einem Schemel; Tisch mit Speisen, auf die der rechts stehende Diener zugreift. Datierung: Späthellenistisch o. erste Kaiserzeit (Pf.-M.), Kaiserzeit (Cremer). Ein Grabstein (Totenmahlszene). Nur Spuren der Inschrift sind erhalten; sie ist offenbar eradiert worden, ohne dass eine neue angebracht wurde (vielleicht sollte nur noch das Relief verwendet werden).

Nr. 1173 b

Grabgedicht für Zotion

Fundort: Gönen oder Umgebung. - Museum: Gönen, Freilichtmuseum, Inv.Nr. 28. Publikationen: Merkelbach - Stauber, Steinepigramme (SGO) Bd. II S. 75 Nr. 08/03/02, nach einer Abschrift von Schwertheim (mit Ergänzungen von W. Peek, unveröffentlicht). - vgl: SEG 51, 2001 [2005], 1696. Inschriftträger: Stele, unter einem weggebrochenen Relief die Inschrift. Mittig zwischen Z. 6-8 (links) und Z. 914 (rechts) ein schlecht erhaltenes kleines Relief: Sitzende Frau mit Kind auf dem Schoss, rechts davon eine kleine Dienerin vor einem Tisch. - Datierung: Kaiserzeit.

(4.) Zeleia, Gönen, Aulon des Aisepos

271

Mit Ergänzungen von W. Peek (unveröffentlicht, Text von E. Schwertheim mitgeteilt): Verlorenes Relief [Í]pÒmnhma Zvtίou ˘ §poίhsen | Ko˝ntow ÉAteίliow Bãlhw |

1-2 3

Vers 1

4

Vers 2

5

Vers 3

6-8

Vers 4

9-11

Vers 5

12-14

Vers 6

tØn pumãthn ÍpÚ b«lon ımeun°tin ¶nya Ko˝n[tow] | Z≈tion ofixom°nhw §kt°risen gamet∞w: | klaÊsaw suzugίhw [ê]dikon t°low, ∏w perίpuston | stÆllhn mnh|mosÊnhn y∞ke | [p]arerxom°noi[w]. | fikÒni d' ¶m[p]ali | xa›re, gÊnai, [tί d¢] | l≈Ûon μ pa[ | §kfËna[ - - - ] | OLI .EEN - - - | MLL - - - | vacat ?

Grab der Zotion, welches Quintus Atilius Valens errichtet hat. Die Bettgefährtin hat hier Quintus in der letzten Erde bestattet, da sie, seine Ehefrau, gestorben war; voller Gram über das ungerechte Ende der Gemeinsamkeit stellte er für sie einen ringsum beachteten Gedenkstein auf, zur Erinnerung für die Vorbeikommenden. Du wiederum, Frau, freue dich über das Bild: was ist schon erwünschter als ein Kind - - Vers 5-6 fikÒni . . . §kfËnai: Das Kind der Verstorbenen ist auf dem erhaltenen kleinen Bild zu sehen. Peek versuchte pa[›d'] | §kfËna[i].

Nr. 1173 c Fragment eines Grabgedichtes Fundort: Gönen oder Umgebung. Museum: Gönen, Freilichtmuseum, Inv.Nr. 26. Publikationen: nicht bekannt; Abklatsch und Fotos von E. Schwertheim. Inschriftträger: Marmorstele (H 50, B 51, T 12 cm, Bh 9-10 mm) mit Totenmahlrelief: Auf der Kline liegt der Verstorbene, in seiner Rechten ein Becher (?); links eine sitzende Person, rechts unten ein Diener; unter der Kline der Dreifußtisch mit Speisen. Eine Säule trägt die ganze Szene; diese unterbricht die Zeilen der Inschrift. Viele Buchstaben sind abgerieben. Fotos: (oben) Stele - (unten) Inschriftsockel - (darunter) Abklatsch

1 2 3 4

] eÈseb«n makãrvn te POIMHXOS ka‹ §xyrÒmenow ] ionow §k goneίvn se ka‹ yanÒnta kateleÊs˙ §p[‹] ] . IOKFIL épausto›w dãkrusin TIMHNTEENIM êndra . . ]AEKOS G . L I . . fisobίotoi poimatçrew eÈtux[

(4.) AISEPOS

272 1 4

oder POIMIAXOS ? Die Lesung des Steins bleibt unsicher. §xyrÒmenow für §xyÒmenow verhasst. fisobίotow (nicht belegt) analog zu fisÒbiow (wie bίotow zu bίow). poimatçrew = poimant∞rew / poimãntorew = poim°new Hirten.

Nr. 1174

Fragment eines Grabgedichtes (?)

Fundort: Gönen. Publikationen: Boeckh, CIG 3695c. - vgl: Hasluck, List V 137. Datierung: Römische Zeit (nach 212 n. Chr. ?). Rest einer vielzeiligen (mindestens 24 Zeilen) Inschrift, vielleicht ein Grabgedicht. 1 2 3 4

Nr. 1175

AÈrhlίou EÈtÊxouw FAINULNIG gunÆ GESAIL[ - - ] TUREADANLI lusί[p]onw [ - - ] IDOKAEUONIOT[ - - ] Beischrift auf einer Sonnenuhr

Fundort: Gönen. Publikationen: Legrand, BCH 17, 1893, 547 Nr. 39. - vgl: Hasluck, List VI 39. Inschriftträger: Sonnenuhr. 1 2

[fi]shmerίa EIYERI

Tag- und Nacht-Gleiche .... (Die Zeit wird nach den Äquinoctialstunden bemessen)

(4.) Zeleia, Gönen, Aulon des Aisepos

273

Mosaikboden der frühchristlichen Basilika in Gönen Inschr. →Nr. 1176, →Nr. 1177, →Nr. 1178 a,b,c,d,e Der Mosaikboden liegt in situ im Freilichtmuseum Gönen (Mozaik Müzesi), durch neuere Überbauung geschützt, in den Anlagen des Thermalbades Gönen, etwa 1,5 m unter dem heutigen Straßenniveau. Im nächsten Umkreis, nahe den heutigen Thermalquellen, befanden sich wohl auch die antiken Badeanlagen. Der Mosaikboden gehörte zu einer frühchristlichen Basilika (1. Hälfte 5. Jh. n. Chr., vgl. →Nr. 1177). Das Bodenmosaik des Hauptschiffes (8 x 18m) hat zwei Abteilungen: (I) vor dem Narthex, 7,52 x 7,52 m, strukturiert durch quadratische u. oktogonale Bilder (Kreuz, Kantharos, andere Decors, drei Inschriften); davor beim Eintritt in das Hauptschiff eine weitere Inschrift und eine auf der östlichen Randeinfassung. (II) vor dem Presbyterium, 8,09 x 7,44m, BandkreuzGeflecht, darin ein Feld mit Kantharos, darunter die Inschrift →Nr. 1178a; bereits im Presbyterium die Stifter(?)-Inschrift →Nr. 1177. Lit.: Werner Jobst, Das Mosaikpaviment der frühchristlichen Basilika von Gönen/Germe in Mysien (Hellespont), in: 11th International Colloquium on Ancient Mosaics, Oct. 16th-20th 2009 Bursa [ed. M. Sahin, 2012], 483-504; ders. in: Marmoribus vestita [2011] 737-761. Skizze von W. Jobst

Nr. 1176

Gebet für Anysios, ein agens in rebus (?)

Fundort: Gönen, Basilika bei den Thermen, Bodenmosaik (Abt. I, 3. Reihe Mitte). Publikationen: Zuerst nur als Foto publiziert von Duygu in: Balıkesir il Yilligi 1967, Foto S. 126. - Mit Inschrifttext: W. Jobst, in: Marmoribus vestita II 749/750 Nr. 4 (m.engl.Ü.), Foto fig. 7; W. Jobst in: 11th International Colloquium on Ancient Mosaics, Oct. 16th -20th 2009 Bursa [2012], 491/2 Inschr. 4 (m.dt.Ü.), Foto 493 Abb. 20; AE (2011) [2014] Nr. 1287 (m.frz.Ü.); Feissel, Bull. ép. 2014, 564; SEG 61, 2011, 1031. vgl: Feissel, Bull. ép. 2014, 564. Inschriftträger: Mosaik-Medaillon in einem oktogonalen Kranz (∅ 115, Medaillon ∅ 76, Bh 8-10 cm). Datierung: 5. Jh. n. Chr. 1 2 3 4 5 6 7

k(Êri)e % mnÆsyhti toË doÊlou sou ÉAnusίou toË ⎨tou⎬ magstran«

Herr, gedenke deines Dieners Anysios, des magistrianus (?)

1 Nach KE steht ein kleines %; vielleicht K(Êrie) §(l°Û)s(on) ? 5/6 ÉAnusίou toÊ|tou Jobst; ⎨toË⎬ magetr|an« Perrin (AE). Z. 6/7 Die Lesart magistrianus (= agens in rebus: Staatskurier, Geheimpolizist) muss nicht richtig sein. Wenn wir ÉAnusίou toÊ|tou lesen, dann folgte ein weiterer Name (Mag°tv ?) und in Z.7 ein ênv, das man

(4.) AISEPOS

274

sinnhaft verstehen kann nach Lukas 23,42: ÉIhsoË mnÆsyhtί mou ˜tan ¶ly˙w efiw tØn basileίan sou (wie in →Nr. 2289 bei Miletupolis). Vgl. Kolb - Zimmermann, EA 16, 1990, 136. Vergleichbar ist auch die Mosaikinschrift ... k(a‹) mnίsyhti KÊrie o tÚ ˆnoma gin≈skiw ÉInd(ikti«now) aus Anemurium, ed. Russell TAM Erg.Bd. 13, 1987 Nr. 10. - Die ähnlichen Mosaiken in Anemurium aus dem 5. Jh. n. Chr. bestätigen die Datierung des Mittelschiffes in Gönen. Jobst sieht in dem Formular (Z.1-3) einen Hinweis darauf, dass Anysios der Kirchenstifter sein kann.

Nr. 1177

Bischof Dalmatios (Stifter?)

Fundort: Gönen, Basilika bei den Thermen, Mosaik beim Eintritt in das Presbyterium. Publikationen: W. Jobst, in: Marmoribus vestita II 755 Nr. 7 (m.engl.Ü.); W. Jobst in: 11th International Colloquium on Ancient Mosaics, Oct. 16th-20th 2009 Bursa [2012], 499 Inschr. 7 (m.dt.Ü.); AE (2011) [2014] Nr. 1290 (m.frz.Ü.); SEG 61, 2011, 1034. Inschriftträger: Tabella ansata (Mosaik), oben ausgebrochenes Schriftband (L 155, H 33, Bh 12,5-13 cm). Datierung: 1. Hälfte 5. Jh. n. Chr. In Z.1 sind nur die Buchstabenfüße vorhanden.

1

- - §p‹ toË ègiotãtou §piskÒpou Dalmatίou

2 (errichtet) unter dem ehrwürdigsten Bischof Dalmatios. Die Titulatur (ègiotãtou Jobst) ist nur in Resten vorhanden. Auch §blabestãtou kann passen (wie in TAM Erg.Bd. 13, 1987, Nr. 23 Foto Taf. 16). Der hier genannte Bischof war für diese Kirche zuständig, vielleicht auch ihr Stifter. Ein Bischof Dalmatius, "episcopus Cyzici" ab ca. 426/7, war Teilnehmer am Konzil von Ephesos i.J. 431 (vgl. LeQuien, Oriens Christiana I 752f. Nr. XII und Schultze, Kleinasien I 360f. mit Lit.). Wenn die Mosaikinschrift diesen episcopus Cyzici meint, dann gehörte die Kirche im heutigen Gönen zum Bistum Kyzikos und hatte kein eigenes Bistum. Eine Bischofskirche von Germe scheidet aus, denn die Bischöfe dort sind für die fragliche Zeit namentlich bekannt (kein Dalmatius). Und Germe wie auch Baris sind wegen der Inschriften →Nr. 1153 a+d, die hier ein emporion (von Kyzikos) und Thermai Granikaiai bezeugen, auszuschließen.

Nr. 1178 a

Gebet für Polygerios (Bischof ?)

Fundort: Gönen, Basilika bei den Thermen, Bodenmosaik (Abt. II, unter dem Kantharos). Publikationen: Janin, Églises 199 Anm. 5 (Darrouzès nach einer Kopie aufgrund eines Fotos von BeldiceanuSteinherr); W. Jobst, in: Marmoribus vestita II 755 Nr. 6 (m.engl.Ü.); W. Jobst in: 11th International Colloquium on Ancient Mosaics, Oct. 16th-20th 2009 Bursa [2012], 498 Inschr. 6 (m.dt.Ü.), Foto 496 Abb. 40; AE (2011) [2014] Nr. 1289 (m.frz.Ü.); SEG 61, 2011, 1033. - vgl: Feissel, Bull. ép. 2014, 564. Inschriftträger: Mosaikschrift (L 155, H 26, Bh 8,5-9 cm) unter dem Kantharos-Mosaik (173 x 173 cm). Datierung: Hypothetische Zuweisung an Polygerios, Bischof ab 426/7 n. Chr. 1 2 3

ye(°) boÆyi t“ doÊlƒ sou ~ Polughrίou ~

Gott, hilf deinem Diener Polygerios.

[ unleserlich ]

Der Genetiv Polughrίou verlangt ein gedachtes Bezugswort, z.B. eÈxÆ.

Nr. 1178 b

Gebet um Schutz des Hauses (nach Psalm 121, 8)

Fundort: Gönen, Basilika bei den Thermen, auf dem Boden am Eingang zum Hauptschiff. Publikationen: W. Jobst, in: Marmoribus vestita II 742/743 Nr. 1 (m.engl.Ü.); W. Jobst in: 11th International Colloquium on Ancient Mosaics, Oct. 16th-20th 2009 Bursa [2012], 487 Inschr. 1 (m.dt.Ü.); AE (2011) [2014] Nr. 1284; SEG 61, 2011, 1028. - vgl: Feissel, Bull. ép. 2014, 564. Inschriftträger: Tabula ansata, L 174, H 25, Bh 9,5-10 cm.

(4.) Zeleia, Gönen, Aulon des Aisepos

K(Êri)e, fÊlaje tÚn e‡sodÒn sou ka‹ tÚn ¶jodÒn sou [épÚ toË nËn ka‹ ßvw toË afi«now]

1 2 3

275

Herr, wache über den Eingang und Ausgang deines Hauses (von jetzt an bis in Ewigkeit)

1 fÊlaje statt fÊlajon ? Oder fulãje ? - 1+2 tÚn: grammatisch richtig tØn - 3 ergänzt nach Psalm 121,8 "Der Herr behütet dein Gehen und dein Kommen von nun an bis in Ewigkeit".

Nr. 1178 c

Gebet für den tribunus Daniel

Fundort: Gönen, Basilika bei den Thermen, Bodenmosaik (Abt. I, 1. Reihe rechts). Publikationen: W. Jobst, in: Marmoribus vestita II 746/747 Nr. 3 (m.engl.Ü.); W. Jobst in: 11th International Colloquium on Ancient Mosaics, Oct. 16th-20th 2009 Bursa [2012], 489/90 Inschr. 3 (m.dt.Ü.); AE (2011) [2014] Nr. 1286 (m.frz.Ü.); Feissel, Bull. ép. 2014, 564; SEG 61, 2011, 1030. Inschriftträger: Oktogonales Mosaik-Medaillon (∅ 110, Bh 9-10 cm).

K(Êri)e, boÆyhson toË doÊlou sou DaniÆlhn t“ triboÊnou ka‹ pçsin to›w diaf°rousin aÈt“ t“ dikaivkrίt˙

1 2 3 4 5 6 7 8 9

Herr, hilf deinem Diener Daniel, dem tribunus, und allen die sich vor ihm, dem gerechten Richter, auszeichnen.

3-5 hat der Steinmetz die Kasus heillos verwechselt (er konnte offenbar kaum Griechisch). 4 DaniÆlhw übersetzt Feissel 'Danièlis', in AE 'Danièlios'. - 5 "probably a military tribune" SEG.

Nr. 1178 d

Gebet für Hippasios

Fundort: Gönen, Basilika bei den Thermen (Abt. I, Randeinfassung: auf der 12,5 cm breiten Bordüre). Publikationen: W. Jobst, in: Marmoribus vestita II 743/744 Nr. 2 (m.engl.Ü.); W. Jobst in: 11th International Colloquium on Ancient Mosaics, Oct. 16th-20th 2009 Bursa [2012], 487/488 Inschr. 2 (m.dt.Ü.); AE (2011) [2014] Nr. 1285 (m.frz.Ü.); Feissel, Bull. ép. 2014, 564; SEG 61, 2011, 1029. Inschriftträger: Mosaik-Bordüre, Textlänge 255, Bh 8,5-9 cm.

KÊrie, s«son tØn cuxØn toË doÊlou sou ÑIp(p)asίou

Herr, rette die Seele deines Dieners Hippasios

Jobst weist auf Fl. Valentinus Georgius Hippasias hin, praefectus praetorio in Illyrien (I. Eph. 44) ab ca. 440 n. Chr.; Feissel zeigt (Bull. ép. 2014, 564), dass der praefectus Hippasios hieß (nicht Hippasias).

Nr. 1178 e

Gebet für alle die am Bau des Gotteshauses wirkten

Fundort: Gönen, Basilika bei den Thermen, Bodenmosaik (Abt. I, 3. Reihe rechts). Publikationen: W. Jobst, in: Marmoribus vestita II 750/751 Nr. 5 (m.engl.Ü.); W. Jobst in: 11th International Colloquium on Ancient Mosaics, Oct. 16th-20th 2009 Bursa [2012], 492 Inschr. 5 (m.dt.Ü.); AE (2011) [2014] Nr. 1288 (m.frz.Ü.); Feissel, Bull. ép. 2014, 564; SEG 61, 2011, 1032. Inschriftträger: Oktogonales Mosaik-Medaillon (∅ 110, Bh 7-10 cm). 1 2 3 4 5 6 7

K(Êri)e mnÆsyhti pãntvn t«n karpoforhsãntvn ka‹ timhsãntvn toÁw texnίtaw efiw tÚn o‰kon toË y(eo)Ë ka‹

(4.) AISEPOS

276 spoudasãntvn efiw tÚ ¶rgon toËto

8 9 10

Herr, gedenke aller, die Früchte gebracht (Erträge / Spenden beigesteuert) und die Kunsthandwerker geehrt (entlohnt) haben für das Gotteshaus und sich um das Werk (den Bau) bemüht haben. Vgl. →Nr. 2289 kaliergonton k(a‹) karpoforon[tvn t]aÊt[hn] ... §klhsίan. Z. 6 texn›tai meint die Mosaikhandwerker.

Nr. 1179 Fundort: Gönen? - Museum: Gönen, Freilichtmuseum (1991). Publikationen: nicht bekannt. Inschriftträger: Marmorbruchstück (von einem Kapitell oder Balken ?).

G OU ~ Nr. 1180

Fragment (Ehrung?)

Fundort: Gönen? - Museum: Gönen, Freilichtmuseum (1991). Publikationen: nicht bekannt. Inschriftträger: Bruchstück (Band eines Gesimses ?).

PAIITO%TO Die Lesung des 3. Buchstabens ist unklar: eine überlange, nach links oben leicht gebogene Haste; für die Verbindung mit der folgenden Haste zu einem N ist eine schräge Haste noch ganz schwach zu sehen. Falls N richtig ist, könnte es Teil einer Ehrung sein, z.B. diå] pantÚw to[Ë bίou oder §niautoË.

Südlich von Gönen (4276) Vage Fundortangabe, nicht lokalisierbar (sicher in der Nähe von Gönen).

Nr. 1181

Grabschrift für Menekrates, von den Mysten

Fundort: südlich von Gönen "in einem Gebüsch" (Nikodemus). Publikationen: Lolling, AM 9, 1884, 35 (Kopie des Metropoliten Nikodemos); Nilsson, Dionysiac mysteries 65 Anm. 111; Schwertheim, IK 18, 312. vgl: Ziebarth, Vereinswesen (Z.7-8); Poland, Vereinswesen 39. 84. 200 Anm.**, 572 Nr. B 411 (Z.7-8); Hasluck, List V 192 (Z.5-8); SEG 17, 1960, 539; RepGRI Nr. 207. Datierung: 3.-2. Jh. v. Chr. (Ziebarth); römische Zeit (SEG). 1 2 3 4 5 6 7 8

ÍpÒmnhma Menekrãtou toË ÉAndroneίkou ˘ kateskeÊasan aÈt“ ofl summÊstai M[ ]HNV

Grabmal des Menekrates, Sohn des Androneikos, welches ihm errichteten die Mit-Mysten (von - - - ) [Po]m[an]hn«[n] ergänzt Lolling

Lolling vermutet, dass der Kultverein der Mysten "seine Mitglieder auf gemeinsame Kosten begrub". Zum Vergleich weist er auf AyÆnaion 2, 1873, 402f. hin (= Syll.3 1119). Lolling's Ergänzung von Z.8 zu [Po]m[an]hn«[n] (von ofl Poimanhnoί) füllt mit [an] die Lücke in der Mitte (3 Buchstaben) nicht gut aus, außerdem wird das H am Anfang der Zeile in geändert. Lolling entsprach mit seiner Ergänzung der damals üblichen Gleichsetzung von Poimanenon mit Gönen (die gerade aufgrund von Lolling weiterhin akzeptiert wurde). Aber nicht nur die Fraglichkeit der Ergänzung spricht dagegen, sondern inzwischen auch die topographische Forschung: Poimanenon lag bei Eski Manyas, →Ort 6930 (40 km osö. von Gönen), vgl. Kaufmann / Stauber, Asia Minor Studien 8, 1992, 43-85.

(4.) Zeleia, Gönen, Aulon des Aisepos

277

Pomak Köy (bei Gönen) (4277) "Pomak Köy, left bank of Aisepos, 1/2 h below Gönen, opposite the hot springs of Gunen" (Hasluck). Pomak Köy ist auf keiner Karte verzeichnet; die Angaben führen nach Karalar Çiftlik (heute im westlichen Stadtgebiet von Gönen).

Nr. 1182

Verfügung für den Baumschnitt

Fundort: Pomak Köy. Publikationen: Hasluck, JHS 27, 1907, 66 Nr. 13; Robert, Études Anat. 202. vgl: Hasluck, List VI 54+; Flacelière, J.u.L.Robert, Bull. ép. 1938, 328 (Z.2); RepGRI Nr. 199. Inschriftträger: Marmorblock (H 98, B 49, T 5, Bh 4,5 cm). - Datierung: Römische Zeit. 1 2 3 4 5 6 7

[ÉIo]Êliow Pre›mow parang°lli pçsi [t]o›w tØn leuk°an kÒptousin [doËnai] [d]hnãrin ka‹ G ATINAAPG PII IGI III IIOIITOUT AIOU E. LPOII TVT [ - - ] N ITI

Iulius Primus verfügt allen [für alle], welche die Silberpappel schneiden, einen Denar zu geben [zu zahlen] und - - -

Verordnung eines römischen Beamten über das Schneiden der leuk°a (Silberpappel? Hanf?). Ein Denar als Arbeitstarif oder als Strafgeld ?

Nr. 1183

Grabschrift für Artemis

Fundort: Pomak Köy, in einem Garten. Publikationen: Hasluck, JHS 27, 1907, 67 Nr. 14; Schwertheim, IK 18, 74. - vgl: Hasluck, List V 44+. Inschriftträger: Stele (H 64, B 33, Bh 1,5 cm) mit Totenmahlrelief: Ein Mann auf der Kline, sitzende Frau, Tisch, zwei Diener an den Seiten der Gruppe (Hasluck). 1 2 3

ÉArteme‹[w] ÉAntipãtrou xa›re

Artemis,

ÉArtemeίw für ÖArtemiw, auch →Nr. 1184

Tochter des Antipatros, lebe wohl !

Westlich von Gönen (4279) Die Fundstelle "2 Stunden westl. von Gönen" ist unklar, vielleicht beim Ort Çınarpınar Köy, 7 km westlich (in der Nähe die Çınarpınar Kale, siehe →Ort 4284).

Nr. 1184

Grabschrift für Ariston, Artemis und Erben

Fundort: F1: 2 h westl. von Gönen, F2: Gönen, bei A. Narbantis. Publikationen: Mordtmann, AM 16, 1891, 144 (2. Inschr., Kopie Limnios); Legrand, BCH 17, 1893, 547 Nr. 38; Schwertheim, IK 18, 73. - vgl: Hasluck, List V 42; RepGRI Nr. 208. Inschriftträger: Stele mit Relief (zwei stehende Personen). 1 2 3 4 5 6 7 8

[ÍpÒ]mnhma ÉArίstvnow ÉAr[ ]ou ˘ kateskeÊasen [•aut“] ka‹ tª gunaik‹ ÉArt°mei [ka‹ ÉArί]stvni klhronÒmƒ mou ]Ou diay°nti ÉArίstvn[i] [ka‹ to›w t°kn]oiw: ka‹ sÊ [ge] xa›re: [tÚ semnÚn xaίrein én]teίpaw e·neken [eÈsebίhw: efi d° tiw] ßterow [tolmÆsei

278

(4.) AISEPOS

Grabmal des Ariston, (Sohn des ?), welches er errichtet hat (für sich) und die Gattin Artemis (und) für Ariston?, meinen Erben, dem? Ariston der ... (an?)geordnet? hat (diay°nti), (und für die) Kinder? ; auch Du lebe wohl, (der Du das würdige Lebewohl) erwiderst nach (frommer Sitte)! (Wenn aber irgendein) anderer (es wagt) ... Grabinschrift mit Gruß an den Passanten (Z.6/7) und Strafklausel (nur Anfang erhalten, Z.9). Der Sinn der unvollständigen Z.5 und des "diay°nti" bleibt unklar.

(4.) Zeleia, Gönen, Aulon des Aisepos

Çınarpınar Kale (4284) Çinarbunar (Chinar Bunar) Kale = Kale bei Alacaoluk

"Kale" (Burg) 2 km osö. von Alacaoluk (→Ort 4285) und 4 km wnw. von Çınarpınar. Wiegand (AM 29, 337): Spätbyzantinisches Wegekastell, "drei Stunden von Gönen südwestlich im Walde" am (antiken) Weg von Skepsis nach Kyzikos, Umriss-Skizze (338 Abb. 47, hier abgedruckt); in der Kale verbaut ein Totenmahlrelief und die Inschrift →Nr. 1185. Vgl. Ruge RE 7 A, 566 Nr. 14. Wir haben mehrere Türme vorgefunden (darunter ein gut erhaltener Rundturm, Foto unten rechts), in dem großen Mauerring (Foto unten links die byzantinische Verkleidung) auch eine innere Mauer und viele ältere Spolien (leider nicht Wiegands Relief und Inschrift). Von wo stammen die Antiken? Ist das Kastell an einer älteren Ortslage errichtet?

279

(4.) AISEPOS

280 Nr. 1185

Grabschrift für Apsyrtos

Fundort: Çınarpınar Kale, in der Burgmauer verbaut. Publikationen: Wiegand, AM 29, 1904, 337 Anm. 1; Schwertheim, IK 18, 124. vgl: Hasluck, List V 36; P. Herrmann, EA 20, 1992, 72 (zum Namen Z.3 LÒgismow). Inschriftträger: Grabplatte, H 45, B 60 cm (Wiegand). Datierung: Späthellenistisch (hellenistische Schrift, röm. Namen); römische Zeit (Wiegand). 1 2 3 4 5 6 7

ÍpÒmnhma ÉAcÊrtou toË Logίsmou ˘ §poίhsen aÈt“ ≤ gunØ Tertίa Bãssou §k t«n fidίvn

Grabmal des Apsyrtos, Sohn des Logismos, das ihm errichtet hat die Gattin Tertia, Tochter des Bassus, aus eigenen Mitteln.

Alacaoluk (4285) Alcaoluk, Çaroluk

12 km westlich von Gönen; zum Kastell (2 km osö.) siehe →Ort 4284.

Nr. 1186

Grabschrift für Menophilos

Fundort: Alacaoluk, verbaut im Moscheeturm (Schwertheim). - Der Turm ist eingestürzt und wurde durch einen neuen ersetzt; die Inschrift ist verloren (Auskunft i.J. 2010). Der Imam erzählte uns, die Bausteine des alten Turms seien aus einem antiken Theater hergebracht worden. Publikationen: Schwertheim, IK 18, 342. Inschriftträger: Stele (H 30, B 47, Bh 1,5 cm) mit ursprünglich zwei Reliefs, dazwischen die Inschrift. Das obere Relief ist gänzlich weggebrochen, das untere zeigt einen Reiter mit Diener. 1 2

MhnÒfile Nikostrãtou xa›re

Menophilos, Sohn des Nikostratos, lebe wohl !

Nr. 1187 vacat

Yenice (4325) Jenice, Yenije

Hauptort ( zeigt, dass Hasluck nicht Auslassungen am Stein, sondern ein Ignorieren der Ränder (evtl. auch schlecht zu lesender Buchstaben?) durch den Kopisten annimmt. Abschrift Chatzakis: (10/11)

HLIOS NIGER IERHSATO KAI KAI EA KAI EPETE

(12/13)

LESE TOUSAGVNAS ARXOUNTOS KL ARXOUNTOS

(13/14)

AUTOKRATOROS KAI TITOUAILIADRIANOU SVSI

(15/16)

GENOU TOU MENEFROS IERHSAMENOU THS TROS

(16/17)

RIOS KODRATOU ATO KAISAR KAI EA KAI EPETE

(18/20)

LESE TOUSAGVNAS AN TVN OIKOUS YEOKRI

(6.1.) Prokonnesos, Inseln der südlichen Propontis

(20/22)

TOU YEOK POU IERHSATO KAI EA KAI EPETE

(22)

LESE TOUSAGVNAS

Abschrift Gedeon (dort in fortlaufender Schreibweise):

(a)

Fragmente

(c)

( 1)

HLIOS NIGER IE

ATOKAISA

( 2)

KAI EPETELESE

OUS AGVNAS

( 3)

ARXOUNTOS

L DEKIANO

( 4)

EV EUTUXIDH

S EUTUXIDOU

( 5)

IS THLLHN ANE

STHSEN

( 6)

IKOUNTOS ERM DVROU TOU

( 7)

OLLVNIOU IERHS

ENOUTHS

( 8)

TROS SVSIGENOU

OU MEN EUFRO

( 9)

S LABONTOS AID

LIOU IOULIOU - - - - - -

(10)

(b)

O KORNHLIOS IERHS

(11) (12) (13)

ARXOUNTOS

--

UGIGAROER

(15)

RGOU IERHS

(16)

RIOS KODR

(17)

ATOKAISAR

UTOKRATO

- - - - - Rekonstruktion bei Hasluck (=Lafaye); hier fettgedruckt die Abweichungen von beiden Abschriften: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22

- - K orn]Æliow Nίger fle[rr Æs]ato Kaίsa[rr ow] ka‹ §pet°lese [tt ]oÁw ég«naw: [flpp]arxoËntow [K K ]l. Dekiano[Ë] [EÈn]°v, EÈtuxίdhw EÈtuxίdou [tØ]n stÆllhn én°sthsen: [flppa]oËntow ÑErm[oo ]d≈rou toË [ÉA A p]ollvnίou, flerhs[a a m]°nou t∞w [Mh]trÚw Svsig°nou[ww t ]oË Men°{u}fro[now] [pro]slabÒntow Afi{d}lίou ÉIoulίou [ [ ] KornÆliow Nίger [ flerÆ[sato Kaίsarow ka‹ §pe][t°lese toÁw ég«naw:] [flpp]arxoËntow AÈtokrãtorow Kaί(sarow) Tίtou Afil. ÉAdrianoË [ÉA A n][tvneίnou?], flerhs[am°nou [t∞w M ht]r{i}Úw Kodrãtou, [ - - - - [flerÆs]ato Kaίsarow ka‹ §pet°lese toÁw ég«naw: [flpparxoËntow] ÉAntvnou? S[ee ][bastoË??], YeÒkrito Yeok[r]ou flerÆsato Kaίa[row] ka‹ §pet°lese toÁw ég«naw

315

(6.) KYZIKOS und Umgebung

316

Das Heiligtum ist außer dem Kaiserkult offenbar der MÆthr geweiht; deren Verehrung hat auf Prokonnesos sowie in der ganzen Region eine lange Tradition. Das goldene Kultbild der MÆthr DindumÆnh wurde von den Kyzikenern aus Prokonnesos gestohlen, und zwar zu der Zeit, als diese auch den sunoikismÒw von Prokonnesos mit Kyzikos erzwangen (Pausanias 8, 46). Die genannten Priester haben Festspiele ausgerichtet. Der Name der Spiele taucht leider nicht auf, ebensowenig der Ort des Heiligtums. Aus der Datierung nach dem (kyzikenischen) Hipparchen darf nicht automatisch auf eine Verschleppung aus Kyzikos geschlossen werden; Heiligtum und Agone können hier die von Prokonnesos sein. Die Rekonstruktion durch Hasluck, auf die wir uns beziehen, ist aber fragwürdig, besonders Z. 10 ff.

Nr. 1302

Namenliste

Fundort: Marmara (Ort) A: Prokonnesos. - Verschollen. Publikationen: Gedeon, ProikÒnnhsow S. 90-91 (Text nach briefl. Mitteilung von Chatzakis); Hasluck, List II 25 mit Anm. 1; Schwertheim, Kyzikos III B28. Inschriftträger: Bruchstücke (i.J. 1892) einer sehr großen Inschrift (Gedeon). - Datierung: Römische Zeit. Chatzakis soll den Text vor der Zerstörung der Inschrift abgeschrieben haben. Zeilen-Trennung bzw. -Zahl ist nicht bekannt. - Die Kommata hat Gedeon gesetzt; die richtige Gliederung der Namen ist aber nicht möglich, weil die Abschrift fehlerhaft ist (Nom./Gen. und t∞w EÈtÊxou).

KornÆliow GãÛow, KornÆliow ZvpÊrou, Z≈purow ZvpÊrou, LÆnaiow Lhnaίou Poplίou, DionÊsiow LoÊkiow, Tanãrou ZoËlow ka‹ uflo‹ aÈtoË Diog°nouw t∞w EÈtÊxou . . . . uflÒw ZoËlow oder Z≈Ûlow ? Gedeon bedauert, dass es sich um "nichtssagende Reste" handelt und vermutet, dass Prokonnesier verewigt sind, die sich in Agonen ausgezeichnet haben. Tatsächlich gibt es keine Hinweise auf den Zweck der Inschrift. In den Namenlisten aus Kyzikos kommen Lhnaiow, Tanarow, Zoulow nicht vor (Lhna›ow nur als Monatsname).

Nr. 1303

Fragment einer Grabschrift

Fundort: Marmara, in der Taxiarchenkirche vermauert (Gedeon) A: Prokonnesos. Publikationen: Gedeon, ProikÒnnhsow Taf. 1 Nr. 8, vgl. S. 89; Hasluck, List V 64 mit Anm. 1; Schwertheim, IK 18, 108. Inschriftträger: Bruchstück. Abzeichnung Gedeon

]AUAS:Murίnhw ]ATTH ı énØr ]S ÉEpãgayow

[? ÍpÒmnhma AÈrh]aw Murίnhw (Schwertheim) [aÈt∞]w ÉEpãgayow (Schwertheim)

1 ] AÎaw: Murίnhw Hasluck; 2/3 ı énØr at∞w ÉEpãgayow Hasluck (verschiebt atth nach unten oder rechts). (Grab der) ...aua? Myrine, (das errichtet hat ?) ihr Mann Epagathos.

Nr. 1304

Bleigewicht

Fundort: ? Ab: Prokonnesos M: Berlin, ehem. Antiquarium (Inv.Nr. 8557). Publikationen: E. Pernice, AA 1904, 45 Nr. 9; Robert, Monnaies grecques 15; P. Weiss, in: Asia Minor Studien 1, 137 Nr. 1. Inschriftträger: Ovales Gewicht (Blei; 427,60 g; ohne weitere Maßangaben), "Amphora" (Pernice), eher "Krug" (Weiss) als Emblem. - Datierung: Vor 362 v. Chr. (vor der Eingliederung in das Gebiet von Kyzikos).

Prok(onnhsίvn) Nr. 1305

Nach dem Gewicht handelt es sich um eine Mine solonischer Norm.

Fragment mit Datierung, lat.

Fundort: Marmara, in der Taxiarchenkirche vermauert (Gedeon) A: Prokonnesos. Publikationen: Gedeon, ProikÒnnhsow Taf. 2 Nr. 10, vgl. S. 89; Hasluck, List VI 56 mit Anm. 6. Inschriftträger: Bruchstück. - Datierung: 198 n. Chr. (s.u.) ?

(6.1.) Prokonnesos, Inseln der südlichen Propontis

Abschrift Gedeon: Hasluck (Ergänzung von uns):

317

Kal(endas) Ianuar(ias) Sergio Saturnino et Aurel[io Gallo

Erhalten ist nur eine Datierung. Wir vermuten, dass nach den Consules des Jahres 198 n. Chr. datiert wird, nämlich P. Martius Sergius Saturninus (PIR2 M 346) und L. Aurelius Gallus (PIR2 A 1517).

Gündogdu (6213) Praste›o (von Proaste›o ?), Prastos

Nr. 1306

Weihung für Antoninus Pius, Dionysos und die Mysten

Fundort: Gündogdu; PrasteiÒ, Kirche Johannes Theol., im Fußboden (Gedeon). Publikationen: Gedeon, ProikÒnnhsow Taf. 2 Nr. 11, vgl. S. 101; Hasluck, List III 13 mit Anm. 2. vgl: RepGRI Nr. 218. Inschriftträger: Platte (Marmor), eine fast nicht mehr erkennbare Sonnenuhr darstellend. Datierung: Zeit des Antoninus Pius (138-161 n. Chr.) Gedeon: 1 2 3 4 5 6

AÈtokrãtori Kaίsari Afilίƒ ÑAdrian“ ÉAntvneίnƒ Sebast“ EÈsebe› ka‹ ye“ DionÊsƒ k(a‹) mÊstai[w] Ti. KlaÊdiow ÑRoËfow én°yhke

Dem Imperator Caesar Aelius Hadrianus Antoninus Augustus Pius und dem Gott Dionysos und den Mysten; Ti(berius) Claudius Rufus hat (es) geweiht.

Topagaç (6215) Klazãki, Kilazakkoyu

Gedeon vermutet, dass hier oder oberhalb des Küsten-Ortes ein relativ großer antiker Ort existiert hat.

Nr. 1307

Grabschrift (Blastos für Matrodoros und Auge)

Fundort: Topagaç; Klazãki (Gedeon) / Prasteio (unzutreffend, s. unten). Publikationen: Gedeon, ProikÒnnhsow Taf. 2 Nr. 13 (hier abgedruckt), vgl. S. 103; Hasluck, List V 181 mit Anm. 3; Schwertheim, IK 18, 290. Inschriftträger: Stele (H 31, B 25 cm) mit Kranz (?), unten gebrochen. 1 2 3 4 5 6 7

BlastÚw ÉEr°siow Matrod≈rƒ k¢ AÎg˙ to›w sunapoyanoËsi mnÆmhw [xãrin]

Vlastos aus Eresos für Matrodoros und Auge, die gemeinsam gestorben sind, zum Gedenken.

Grabstifter ist ein Eresier; die Namensform Matrodoros weist ebenfalls nach Aiolien. Die Inschrift kann über das Meer aus Lesbos verschleppt sein, aber sie kann auch von hier stammen: dann war der Eresier eben zugezogen oder er hat ein Denkmal gesetzt für auswärts Verstorbene, die vielleicht unterwegs durch ein Unglück ums Leben kamen (wegen sunapoyanoËsi). Oder der Stein war auf Prokonnesos für Eresos bestellt (und wurde nicht ausgeliefert). Die Fundortangabe "Prasteio" (Hasl., Schwerth.) trifft nicht zu: Gedeon berichtet bei der Beschreibung von Klazãkion (S.102-105) die gute Verwahrung der Inschrift beim dortigen Pfarrer ÉAyanãsiow Sakellãriow.

Nr. 1308

Grabschrift, christlich

Fundort: Topagaç; Klazãki (Gedeon).

(6.) KYZIKOS und Umgebung

318

Publikationen: Gedeon, ProikÒnnhsow Taf. 2 Nr. 12 (hier abgedruckt), vgl. S. 103; Hasluck, List V b 13+ mit Anm. 5. Inschriftträger: Rechts und unten (?) gebrochen. - Datierung: Christlich.

1 2 3

Nr. 1309

~ y°siw EÈ[n]oίkh[w] ASM

Grab der Eunike? ...

Grabschrift für Apollonis

Fundort: F1 Topagaç; Klazãki F2 Koutalis [6235-39] - falsche Angabe "Prasteio" bei Hasl./Schwerth., s.u. Publikationen: Gedeon, ProikÒnnhsow Taf. 3 Nr. 17 (hier abgedruckt), vgl. S. 103 u. 104 mit Anm. 1 (nach briefl. Mitteilung durch G. Vlastos und Zacharov); Hasluck, List V 31 mit Anm. 3; Schwertheim, IK 18, 55. Inschriftträger: Stele mit Relief (zwei Männer, zwei Kinder, eine Frau).

ÉAp[Ò]llvni Efidomen°vw xa›re

Apollonis, (Tochter) des Idomeneus, lebe wohl !

Apollonis - möglich ist auch Apolloni(o)s: ÉAp[o]ll≈ni für ÉAp[o]ll≈ni[e] | Efidomen°vw oder ÉAp[o]ll≈ni|e ÉIdomen°vw Die Fundortangabe "Prasteio" (Hasl., Schwerth.) trifft nicht zu: Gedeon berichtet bei der Beschreibung von Klazãki (S.102-105) über die Verschleppung der Inschrift von dort nach KoÊtaliw, wo sie im Haus von G. Vlastos auftauchte, sowie über das Relief (s.o.).

Nr. 1310

Grabschrift (Strafklausel und Bestimmung für Grabkult ?)

Fundort: Topagaç; Klazãki (Gedeon). Publikationen: Gedeon, ProikÒnnhsow Taf. 2 Nr. 14 (hier abgedruckt), vgl. S. 103; Hasluck, List V 331 mit Anm. 2; Schwertheim, IK 18, 566; J.u.L. Robert, Bull. ép. 1980, 421. vgl: Robert, Études Anat. 244 Anm. 3 (Z.2); RepGRI Nr. 222. Datierung: ab 1. Jh. n. Chr. (s.u.). 1 2

TLEIAS d≈sei PROST odizousin tout[

1 TLEIASH Hasluck; prÒst[imon Hasluck, prost[ίmou Schwertheim; 2 toË g[ Hasluck, toËt[o Schwertheim; [to›w =]odίzousin toËt[o tÚ mnhme›on] Robert. ... soll zahlen an Strafsumme(?) .. (für die, welche) das Rosenfest für dieses (Grab feiern). Rest einer Strafklausel. - =]odizousin ist wohl Partizip und bezeichnet die Empfänger der Strafsumme, nämlich diejenigen, die das Rosenfest begehen; das alljährliche Rosenfest ("rosalia", "dies rosae"), Bestandteil des Totenkults, ist erst seit dem 1. Jh. n. Chr. bezeugt.

Nr. 1311

Grabschrift

Fundort: ? - kein Fundort bekannt, aber nach der Reihenfolge der Inschriften bei Gedeon scheint Klazãki wahrscheinlich. Publikationen: Gedeon, ProikÒnnhsow Taf. 2 Nr. 15 (hier abgedruckt); Hasluck, List V 122 mit Anm. 1; Schwertheim, IK 18, 195.

ÖErvw zÆsaw ¶th oe xa›re

Eros; er lebte 75 Jahre. Lebe wohl !

(6.1.) Prokonnesos, Inseln der südlichen Propontis

319

Asmalı (6216) Apht(h)oni(os), Aphthonia, ÉAfyÒnhw, ÉAfÒnnh(w), = Astogni(?)

siehe →Nr. 1312 (=F1)

Tetragonon (6217) Tetrãgvnon, Tetragoton?

Kleines Dorf ca. 1 h oberhalb Asmalı (=ÉAfÒnnh →Ort 6216), das mindestens bis zum Jahr 1760 bestanden hat (Gedeon S. 219, nach Vermerk der türk. Verwaltung), dessen Bewohner in andere Dörfer umsiedelten bzw. Klazãki (=Topagaç →Ort 6215) gründeten (Gedeon S. 157). Tetragonon scheint heute restlos verschwunden. Fundort der Inschrift →Nr. 1312: Dies teilt einzig Latyschew mit (er wusste das von Mordtmann, dem es Limnios berichtet hat), während sonst stets ÉAfÒnnh angegeben ist - wurde die Inschrift dorthin verschleppt ? Wir halten am Fundort Tetrãgvnon als lectio difficilior fest.

Nr. 1312

Eintragung der Pachten von Priestertümern und der Einkünfte der Priester

Fundort: F1 Tetragonon (J.H. Mordtmann bei Latyschew), F2 Asmalı (ÉAfÒnnh, Kirche Kimisis Theotokou, außen vermauert; Gedeon). Ab: Kyzikos oder Prokonnesos. Publikationen: Gedeon, ProikÒnnhsow Taf. 3 Nr. 16, vgl. S. 110; H. Lechat - G. Radet, BCH 17, 1893, 526-27 Nr. 20 (Kopie N. K. Limnios); L. Robert, BCH 52, 1928, 434-36 Nr. 31 (Kopie N. K. Limnios) = OpMin I 116-18; SEG 4, 1930, 706; Sokolowski, LSA Nr. 7; Schwertheim, Kyzikos III A13. vgl: V. Latyschev, JurnMinist 239, 1885, 305 (Z. 4-8,16,26; nach einer Kopie von N.K. Limnios, die über die Literaturgesellschaft zu Konstantinopel durch Vermittlung von J.H. Mordtmann zu Latyschev gelangte); Hasluck, List IV 91; Robert, BCH 57, 1933, 481-82 Nr. 1 (Z. 0,2,4,5,10,13,14,16,21,24,25,26) = OpMin I 469-70; A. Wilhelm, WS 52, 1934, 34; H. Kasten, Bursian Jber 279, 1942, 98 (Z. 0,4,10,14,15/16,21,25/26); SEG 15, 1958, 770; Robert, Monnaies grecques 18 Anm. 7 (Z.15/16); Le Guen-Pollet, La vie religieuse 155 Nr. 47 (frz.Ü. von Z.5-8); RepGRI Nr. 216; Pirenne-Delforge, Aphrodite 407. Inschriftträger: Bruchstück (H 64, Bh 1,7 cm), rechte Hälfte und oben und unten abgebrochen. Datierung: Hellenistisch (SEG 15). Die Zeilen-Zählung entspricht der bei Robert (Sokolowskis Zählung ist jeweils 2 Ziffern weiter). Die Zeilen-Trennungen folgen einheitlich Sokolowski (basierend auf der Abschrift Gedeon); deshalb sind gegenüber Robert (BCH 52) die Trennungen der Z. 1|2, 4|5, 12|13, 19|20 geändert.

320

(6.) KYZIKOS und Umgebung

Text mit den Ergänzungen von L. Robert BCH 52 (auch in SEG) bzw. den Verbesserungen in BCH 57 nach der Abschrift von Gedeon (ebenso Sokolowski und Kasten): Abschrift Gedeon 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28

[tØn fler]evsÊn[hn tå m¢n êlla e‰nai] [pãn]ta kayÒti [ka‹ to›w êlloiw flereËsin,][lam]bãnein d¢ aÈ[tÚn parå toË tamίou Ùb]olÚn t∞w ≤m°r[aw •kãsthw ßvw ín z∞i: t«i d¢] priam°nvi TA[ [tØn fl]erevsÊnhn, [tå m¢n êlla e‰nai pã]nta kayÒti ka‹ [to›w êlloiw flereËsin, la]mbãnein d¢ aÈ[tÚn parå toË tamίou] ÙbolÚn t∞w ≤m°r[aw •kãsthw ßvw ín z∞i: t«i d] priam°nvi toË [ - - - ka‹ t∞w - - - - ] irian∞w tØn fler[evsÊnhn, tå m¢n ê]lla e‰nai pãnt[a kayÒti ka‹ to›w ê]lloiw flereËsin, la[mbãnein d¢ aÈtÚn] [p]arå toË tamίou t°[sseraw ÙboloÁw t∞w ≤m°raw •k]ãsthw ßvw z∞n: [ - - - - - - - t«i d]¢ priam°nvi [toË ÑErmoË toË ÉAgoraίou ka‹ t∞w ÉAfrodί]thw t∞w ÉAgor[aίaw tØn flerevsÊnhn tå m]¢n êlla e‰na[i pãnta kayÒti ka‹ to›w êll]oiw flereËsin, l[ambãnein d¢ aÈtÚn parå t«n pr][uta]n°vn t«n [ée‹ §n érxª ˆntvn? t∞w ≤m°raw •kãs][t]hw t°ssera[w ÙboloÁw - - - - - - - - - OUTONDENA [ - - - - - - - - - t«i d¢ pr]iam°nvi toË [ - - - - - - - - - - - tØn fl]ervsÊnhn tå m[¢n êlla e‰nai pãnta kayÒti ka‹ to›w] êlloiw flereËsin, la[mbãnein d¢ aÈtÚn parå toË tamί]ou t°sseraw Ùbo[loÁw t∞w ≤m°raw •kãsthw ßvw] z∞n: Poseidv[ HMOUS LGLIAP

0 [t«i d¢ priam°nvi - - - - - ] Sokolowski. - 1 TAKAYON Gedeon; IA kayÒti Limnios. 3+8 ≤m°r[aw •kãsthw ßvw z∞n: t«i d¢] Sokol. - 9 N priam°nvi Gedeon; H priam°nvi Limnios. 15 I priam°nvi Gedeon/Limnios. - Zwischen Z. 23 und Z. 24 eine weitere nicht lesbare Zeile (Gedeon). 26 JHIPOSEDV Limnios. (1) .... soll das andere alles so sein wie bei den anderen Priestern; er soll aber vom tamias für jeden Tag eine Obole erhalten ... . (3) Für den, der das Priestertum ... pachtet, soll das andere alles so sein wie bei den anderen Priestern; er soll aber vom tamias für jeden Tag eine Obole erhalten ... . (8) Für den, der das Priestertum des ... pachtet, soll das andere alles so sein wie bei den anderen Priestern; er soll aber vom tamias für jeden Tag vier Obolen erhalten, solange er lebt. (14) Für den, der das Priestertum des (Hermes Agoraios ?? und der Aphrodite Agoraia ??) pachtet, soll das andere alles so sein wie bei den anderen Priestern; er soll aber von den Prytanen der ... für jeden Tag vier Obolen erhalten ....... . (21) Für den, der das Priestertum des ... pachtet, soll das andere alles so sein wie bei den anderen Priestern; er soll aber vom tamias für jeden Tag vier Obolen erhalten, solange er lebt. Fragment einer diagrafÆ (Eintragung), deren Anfang und Schluß fehlen.

(6.1.) Prokonnesos, Inseln der südlichen Propontis

321

Bei Gedeon irrig als égoranomikØ §pigrafÆ bezeichnet. Vielmehr handelt es sich um eine Eintragung (diagrafÆ) der von der Stadt verpachteten Priestertümer; es werden formularartig jeweils die Ämter benannt, Bezüge geregelt (für Verpflegung täglich eine bzw. vier Obolen) und für die weiteren Vertragsinhalte wird lediglich auf die (Gepflogenheiten der) anderen Priester verwiesen: tå m¢n êlla e‰nai pãnta kayÒti ka‹ to›w êlloiw flereËsin - die Darstellung dieser "tå m¢n êlla" in den nicht erhaltenen Teilen der Inschrift ist denkbar, aber wohl eher nicht zu erwarten. Robert (BCH 52, 436) spricht von einer "diagrafÆ générale des sacerdoces de Cyzique mis en vente". Verantwortlich für diese Pachtliste war vermutlich Kyzikos oder vielleicht Prokonnesos. Die von Robert Z.15/16 ergänzten kyzikenischen Heiligtümer (toË ÑErmoË toË ÉAgoraίou ka‹ t∞w ÉAfrodίthw t∞w ÉAgoraίaw) sind bloß hypothetisch; in BCH 57 schreibt Robert "von Prokonnesos oder Kyzikos".

Papas (6219) Papçw (in nächster Nähe: ZaloËto)

Eine Örtlichkeit (Gedeon) oder ein Dorf (Janin). "Spuren eines ganz alten Weges, der in die Felsen gemeisselt ist und bis zum Strand führt" (Gedeon). Es haben dort wohl antike Steinbrüche existiert; dafür sind auch die u.g. Felsinschriften ein Indiz. Außerdem hat Gedeon in Erfahrung gebracht, dass weitere Inschriften an den umliegenden Felsen zu finden sind (die aufzusuchen er keine Zeit hatte). Laut Gedeons Reiseroute lag Papas ca. 1 h vom Kloster Nikolaos (gut erhaltene Kreuzkuppelkirche 4 km ö. vom Ortsausgang Saraylar) auf dessen Weg zum Kloster Timotheos (im Landesinneren). Gedeon muss zunächst den Weg der heutigen Straße Saraylar - Topagaç gegangen sein. Schon 1 km hinter Ag. Nikolaos erreicht man das Bachtal, das unweit der mermer fabrikası die Mermercik-Bucht erreicht. Auf der Westseite des Tales sind steile Felsbänder: Über diese hinweg führt ein nach West abzweigender Weg in das innere Bergland; dort lag wohl Papas, aber nicht weit vom genannten Tal.

Nr. 1313

Felsaufschrift für Verstorbene?, christlich?

Fundort: Bei Papçw auf den Felsen (ein Steinbruch aus antiker und byzantinischer Zeit ?). Publikationen: Gedeon, ProikÒnnhsow Taf. 3 Nr. 18, vgl. S. 114; Hasluck, List VI 54 mit Anm. 5. Datierung: Spätantik (?, s.u.) / "vor der Zeit Christi" (Gedeon, s.u.). Gedeon: 1 2 3

égayª ª tÊx˙ ˙ TOI A L ASIN

2/3 to›w épa|[r]çsin (Hasluck)

Heil und Segen für die Verstorbenen! (? s. unten) Wenn Z.2/3 Hasluck's Lesart der Abz. Gedeons zutrifft, dann spricht épaίrein 'fortgehen' in der Bedeutung 'sterben' für eine späte Datierung der Felsinschrift; ob sie christlich oder heidnisch ist, läßt sich auch so nicht entscheiden. Gedeon hat "prÚ XristoË xrÒnvn" vermerkt, vermutlich wegen AGAYH TUXH, aber diese Floskel kann auch auf christlichen Inschriften vorkommen. - Haslucks Lesart erscheint uns (zu) phantasievoll.

Nr. 1314

Felsaufschrift: Eigentümerangabe

Fundort: Bei Papçw auf den Felsen (ein Steinbruch aus ant. u. byz. Zeit?) Ab: T°lor /ÑEstilãrion ? Publikationen: Gedeon, ProikÒnnhsow S. 145 u. Taf. 3 Nr. 19, vgl. S. 114-15; Hasluck, List VI 10 mit Anm. 2; Janin, Églises 210. - vgl: RepGRI Nr. 217. Inschriftträger: Inschrift auf Felswand. - Datierung: Nach 8. Jh. n. Chr. (Gedeon). 1 2

~ latÒmo t∞w YeotÒkou t∞w §n TelÒri ~

1 ~ LATOMOTHEYEVTOKOU (M evtl. Lig. MI) am Stein Gedeon; ~ latÒmi t∞w YeotÒkou Gedeon (S.145); ~ latomo Janin. 2 t∞w §n TelÒri : vermutlich t∞w §n t“ ˆri (s. unten im Kommentar). Steinbruch (des Klosters) der Theotokos in Telori.

322

(6.) KYZIKOS und Umgebung

Der Steinbruch war also Eigentum "t∞w YeotÒkou (Gottesgebärerin) t∞w §n TelÒri". Damit ist wohl (Janin S. 210) das noch 1760 bezeugte, in der Nähe von Marmara gelegene Kloster Theotokos von "Stelari" gemeint; der Ortsname könnte damals "Efiw tØn Liãrhn" oder "ÉEstilãrion" gelautet haben und wird auf das in der Inschrift genannte T°lor zurückzuführen sein. - Aber wir vermuten dass die Felsaufschrift identisch ist mit der Felsaufschrift →Nr. 1318 g (publ. Asgari / Drew-Bear), deren Foto eindeutig §n t“ ˆri zeigt.

Steinbruch Harmanta

(6220)

Steinbruch in einer Höhe von ca. 200 m, 3 km sö. von Saraylar (Luftlinie), 1,1 km vom Mermercik-Hafen. Die Funde aus dem Harmantas-Steinbruch (im Bezirk Silinte) lassen an eine Ausbeutung vor allem zum Ende des 4. Jh. n. Chr. (etwa Zeit Theodosius I.) denken.

Nr. 1315

Zwei Arbeitsplätze im Steinbruch

Publikationen: Arbeitsplatz III: N. Asgari, in: Arastırma Sonuçları Toplantısı VI 240 Foto Nr. 4, vgl. S. 233. Arbeitsplatz III und V: N. Asgari, IstMitt 39, 1989, 57 Platz III, 58 Platz V, Abb. 4, Abb. 3 (S. 55 Fundortschema); Asgari / Drew-Bear, ASMOSIA 5, 3 Nr. 3+4 mit Zeichnungen und Fotos fig. 4+5. vgl: SEG 39, 1989, 1336; M. Mellink, AJA 94, 1990, 150. Inschriftträger: Große Felsblöcke (Platz III: H 280-335, B 355, Bh 12-14 cm, Höhe des Kreuzes 12 cm. - Platz V: H 190-200, B 300, Bh 19-21 cm); Einritzungen jeweils in der linken oberen Ecke der Vorderseite. Datierung: 4.-6. Jh. n.; vielleicht 385 n. Chr. (im selben Bruch Säulenfragmente, die für die Theodosiussäule in Konstantinopel gefertigt wurden).

~BA Platz III Initialen des Namens eines christlichen Steinbrucharbeiters oder Steinmetzen - oder Markierung? Platz V MB Das "M" kann auch ein Monogramm darstellen, das "B" steht retrograd (oder auf dem Kopf).

Kefali (6221) identisch mit Koutsok°fali ?

Der auch heute 'Kefali' genannte Bereich der Marmorbrüche, der südöstlich an Saraylar angrenzt.

Nr. 1316

Votivgabe an Helios (oder christlich?)

Fundort: Kefali(?) (Koutsok°fali, Gedeon). Publikationen: Gedeon, ProikÒnnhsow Taf. 3 Nr. 20, vgl. S. 126 (nach brieflicher Mitteilung eines "gebildeten" Freundes); Hasluck, List IV 55 mit Anm. 1; Schultze, Kleinasien I 396 Anm. 1. Datierung: Spätantik (?).

ÑHlίƒ TeimÒyeow Íper‹{} svthrίaw •autoË eÈxØn én°yhka

Dem Helios (?) (dankt) Timotheos für seine Rettung (oder: für sein Seelenheil ?). Ich habe (dies) als Votivgabe aufgestellt.

Z.1: oder Personenname - -]hlίƒ ? - Z.2: Íp¢r{} Hasluck. Wir lesen Íper‹ (spricht für späte Datierung). Schultze zählt den Stein zu den christlichen Inschriften und übersetzt svthrίa mit "Seelenheil"; für das deutliche HLIV schreibt er nur "...". Freilich ist auch - -]hlίƒ möglich als Votivgabe für einen anderen (•autoË statt aÈtoË), doch der christliche Charakter folgt daraus nicht notwendig. Subjektwechsel bei der Verbform (oft in Inschriften), aber deutsch: Ich Timotheos habe für meine ...

(6.1.) Prokonnesos, Inseln der südlichen Propontis

Nr. 1317

323

Grabepigramm für Urbica Eikonion

Fundort: F1 Kefali (Ertüzün); "§n prokonÆsv" (Lampros nach Cod. Ambrosius). Das erhaltene Bruchstück hat Ertüzün in Erdek fotografiert, nennt aber als Fundort Kefali - wohl Kefali bei Saraylar auf Marmara Adası. Verwahrung: Freilichtmuseum Erdek, Inv.Nr. 77/21.06.1949 (Foto 1987), Museum Bandırma (Foto 2015). Aus der N e k r o p o l e bei Saraylar stammen die im Ms. Ambros. später [f. 9] folgenden Inschriften →Nr. 1332 und →Nr. 1335. Das Epigramm für Urbica Eikonion könnte zur Weiterbearbeitung oder wegen Beschädigung in dem "Kefali" genannten Bezirk des Marmorbruchs verblieben sein (Skizzen in: Proc. Xth Int. Congress Archaeology I S. 471 u. 473; Arastırma Sonuçları Toplantısı VI 238). Publikationen: S.P. Lampros, N°ow ÑEllhnomnÆmvn 1, 1904, 275-76 Nr. 8 (Ms. Ambros., Mailand, n. 234 f. 5v); G. Zolotas, bei: S.P. Lampros, N°ow ÑEllhnomnÆmvn 2, 1905, 241-42 Nr. 1; Ertüzün, Kapıdagı yarımadası1 255 Foto Nr. 83 (Z.1-5), vgl. S. 161 Nr. 77 u. S. 252; Ertüzün, Kapıdagı yarımadası2 278 Foto Nr. 83, vgl. S. 177 Nr. 77 u. S. 275; Merkelbach - Stauber, Steinepigramme (SGO) Bd. II S. 73 Nr. 08/02/02. Foto des Bruchstücks bei Ertüzün (Kapıdagı1+2), eigenes Foto (Stauber 2015) hier abgedruckt. Inschriftträger: Sarkophag? - Die literarisch überlieferte Inschrift ist nicht am Stein erhalten außer ein Fragment (Marmor; H 47, B 83, T 37 cm). - Datierung: Kaiserzeit (Name Urbica). Das Epigramm ist in einem Manuscript (16. Jh.) der Bibliotheca Ambrosiana (Nr. 234) mitgeteilt; daraus hat es Lampros publiziert (1904), danach Georgios Zolotas (1905) mit Verbesserungen. Das Bruchstück hat Ertüzün in Erdek fotografiert (publ. 1953, "aus Saraylar") ohne dessen Zugehörigkeit zu erkennen. Wir führen hier den Text der Handschrift mit dem des Bruchstücks (Unterstreichung) zusammen, in der Textgestaltung von R. Merkelbach. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

ka‹ tίna se›o dãmar muyÆsomai êjion Ïmnon: tίpte d° seu pr«ton mnÆsomai μ pÊmaton; pίstin émemf°' μ ∂n éretÆn, l°xow, êrma fίlandron eÈyÊnoon sofίhn, st°mma saofrosÊnhw: toÎneka so‹ ka‹ §mo‹ poluerg°a tÊmbon ¶teuja, ˆfra tiw émfot°rvn mnÆset' §n ÙcigÒnoiw, êlluton, aÈtÒstulon, §Êjoon, aÈtÒrofÒn te nhÒn, êgalma, tãfon, s∞ma polufradίhw: ín d' ¶rgon doio›w ÍpÚ lãesi tÒssa texnÆsaw ¶sthsen BasileÁw OÈrbikª Efikonίƒ

Lampros (wohl falsch): 9 ênergon doίoi sÁ poll' §s‹ tÒssa texnÆsaw 10 ¶sthw ˜ti basileÁw yurbίk˙ efikonίƒ Welchen Lobpreis soll ich sprechen, Gattin, der deiner würdig wäre, und wessen soll ich an dir zuerst, wessen zuletzt gedenken, dein Vertrauen, das nie tadelnswert war, deine Tugend, das Ehebett, deine gattenliebende Umarmung, die rasche Klugheit, den Kranz der Keuschheit ? Darum habe ich für dich und mich dieses mühevolle Grab errichtet, damit auch unter den Spätergeborenen sich der eine oder andere an uns erinnere, (das Grab,) das man nicht auflösen kann, das aus ganzen Säulen besteht, wohlgefügt, mit festem Dach, ein Tempel, ein Standbild, ein Grab, ein Zeichen vielen Nachdenkens; aufgestellt hat dieses Bauwerk für Urbica Eikonion (ihr Gatte) Basileus, der so große Kunst bei den beiden Steinen aufgewendet hat. Der Ehemann Basileus beklagt den Tod seiner Frau Urbica Eikonion; er führt dazu ein Zwiegespräch mit sich: Den Schmerz der klagenden Fragen (Z.1-4) beantwortet er (Z.5-10) mit der Errichtung eines möglichst unzerstörbaren Grabmals, damit auch noch die Künftigen ihrer gedenken. - Der Topos der Tröstung über den Tod durch das Weiterleben in der Erinnerung, die mit diesem s∞ma gesichert wird. Stil und Wortwahl sind archaisierend. Aus der Kaiserzeit (Name Urbica und Basileus als Eigenname). 2 Vgl. Odyssee 9, 14 tί pr«ton, tί d' ¶peita, tί d' Ístãtion katal°jv; 3 Im Codex Ambrosianus steht AIMA. Die Schleife des R ist oft klein, und êrma "Liebesvereinigung" bietet den zu erwartenden Sinn. Das Wort ist stammverwandt mit érarίskv "zusammenfügen". Plutarch berichtet (Amatorius 23): (ofl Delfo‹) tØn ÉAfrodίthn "êrma" kaloËsin, so wie Homer die sunousίa mit dem Wort filÒthw bezeichne (p. 769A, in der Editio Teubneriana IV 389,4).

(6.) KYZIKOS und Umgebung

324

4 Der zweite der erhaltenen Buchstaben ist undeutlich. - st°mma saofrosÊnhw: priesterliche Binde für die gelobte Enthaltsamkeit ? 6 Lampros las im Codex mnhset, Zolotas mnhsait. 10 BasileÁw OÈrbίk˙ Efikonίƒ hat Zolotas als Eigennamen verstanden (gegen Lampros' basileÁw yurbίk˙ efikonίƒ), sicher zu Recht. Eikonion bedeutet etwa "bildschön".

Steinbrüche von Prokonnesos (weiteres Material) (622x) Nr. 1318 a-s: Asgari / Drew-Bear publizierten in ASMOSIA 5 (S.1-19) 46 antike Inschriften und Marken aus den Steinbrüchen, darunter 18 lateinische (Präsenz der römischen Verwaltung). Wir wiederholen die in SEG 53, 1389-1407 ausgewählten 19 lesbaren neuen Inschriften.

Im Plan von Asgari / Drew-Bear (S.2 pl.1) markieren wir die Fundplätze mit unseren Nummern (rot); die anderen Nummern (schwarz) verweisen auf Asgari / Drew-Bear.

Nr. 1318 a

Votivgabe für Herakles Kallinikos

Publ.: Asgari / Drew-Bear, ASMOSIA 5, 16 Nr. 46 (m.engl.Ü.), Fotos fig 35+36; SEG 53, 2003, 1389. Inschriftträger: Eine Herme, der Kopf fehlt, unten gebrochen (H 88 cm). Inschrift am Hals der geglätteten Oberfläche des Pfeilerschaftes. - Datierung: Kaiserzeit. 1 2 3 4 5 6

égayª tÊx˙ : KosmianÚw ÑHrakle› Kalleineίkƒ eÈxÆn

Zum guten Glück! Kosmianos (weiht) dem Herakles Kallinikos (dies) als Dankgeschenk. Kosmianos kann ein Steinbruch-Chef sein. Herakles Kallinikos schützt die Arbeiter vor Gefahren (edd. pr.).

(6.1.) Prokonnesos, Inseln der südlichen Propontis

Nr. 1318 b

325

-Inschrift (?)

Publ.: Asgari / Drew-Bear, ASMOSIA 5, 5 Nr. 9 mit Zeichnung; SEG 53, 2003, 1390. Inschriftträger: Weit oben auf einem vertikalen Steinbruchband. - Datierung: Frühe byzantinische Zeit. 1 2 3

? ]H[- - HHZA tÊxh [- - -] . HE[ - - ] ~ ~ D[- - - -

Asgari / Drew-Bear erwägen nikò ≤ tÊxh t«n Prasίnvn, da Sitze für ein Stadion oder Hippodrom (für Konstantinopel?) in der Nähe gefunden wurden.

Nr. 1318 c

Bitte um Schutz (der Arbeiter), christlich, metrisch

Publ.: Asgari / Drew-Bear, ASMOSIA 5, 2/3 Nr. 2 (m.engl.Ü.), Foto fig. 3; SEG 53, 2003, 1391. Inschriftträger: Oben auf einem Felsen. - Datierung: Christliche Zeit. 1 2 3 4 5 6

~ stauroË prokeim°nou d¢n fisxÊh fyÒnow ~

Wo das Kreuz voransteht, hat Missgunst keine Kraft

4 d¢n: Haplographie von ou aus metrischem Grund (iambischer Trimeter). - 5 fisxÊh = fisxÊei.

Nr. 1318 d

Akklamationen (christlich)

Publ.: Asgari / Drew-Bear, ASMOSIA 5, 3/4 Nr. 5 (m.engl.Ü.) mit Zeichnung und Fotos fig. 6,7,8,9; SEG 53, 2003, 1392. Inschriftträger: Vier Kreuze (A-D) auf Basen, neben den Kreuzarmen die Buchstaben. Datierung: Christliche Zeit. A B

[ÉI(hsoË)w - X(ristÚ)w] ni - kò

Y - [- ? -] Y - FE

C

[F(«w) - X(ristoË)] f(aίnei) - p(çsin)

(Jesus Christus) siegt! - - - (Das Licht Christi) scheint für alle.

Nr. 1318 e

Apollodoros (Eigentümer)

Publ.: Asgari / Drew-Bear, ASMOSIA 5, 5/6 Nr. 10 (m.engl.Ü.), Fotos fig. 14+15; SEG 53, 2003, 1393. Inschriftträger: Ein Fels. - Datierung: Kaiserzeit.

ÉApollod≈rou Nr. 1318 f

Der Steinbruch gehört Apollodoros

Der Priester Antonios (Eigentümer) - gemalt (rot)

Publ.: Asgari / Drew-Bear, ASMOSIA 5, 14 Nr. 39 (m.engl.Ü.) mit Zeichnung und Fotos fig. 32 und fig. C; SEG 53, 2003, 1394. Inschriftträger: Auf einer Säulenbasis, von oben nach unten geschrieben. Datierung: Frühe christliche Zeit.

ÉAntvnίƒ pr(esbut°rƒ)

Für den Priester Antonios

D

A-V

(6.) KYZIKOS und Umgebung

326 Nr. 1318 g

Ein Steinbruch der Gottesmutter (theotokos)

Publ.: Asgari / Drew-Bear, ASMOSIA 5, 4/5 Nr. 7 (m.engl.Ü.), Fotos fig. 10+11; SEG 53, 2003, 1395. Vermutlich identisch mit →Nr. 1314. Inschriftträger: "Cut in the face of a quarry". Datierung: Frühe christliche Zeit. 1 2

~ latom(e›on) t∞w YevtÒkou t∞w §n t“ ˆri ~

Der Steinbruch gehört der Gottesmutter auf dem Berg - das heißt der Theotokos-Kirche auf dem Berg.

Nr. 1318 h

Kapitell für die Gottesmutter (theotokos) - gemalt (rot)

Publ.: Asgari / Drew-Bear, ASMOSIA 5, 14 Nr. 40 (m.engl.Ü.) mit Zeichnung und Foto fig. D; B. Puech, AE 2002, 1378; SEG 53, 2003, 1396. Inschriftträger: Auf einem ionischen Kapitell - die Säule war für eine Kirche der Gottesmutter bestimmt. Datierung: Frühe christliche Zeit / Zeit der Theodosii (379-450 n.), Puech (stilistische Gründe).

Y(eo)t(Òk)ƒ toË [- - -] Nr. 1318 i

Für die Gottesmutter(kirche) von ...

Kapitell für den Erretter (Agios Soter ?) - gemalt (rot)

Publ.: Asgari / Drew-Bear, ASMOSIA 5, 15 Nr. 43+44 mit Zeichnungen und Fotos fig. 33+34 u. fig. E; SEG 53, 2003, 1397. Inschriftträger: Zwei ionische Kapitelle (A+B) - für eine Kirche oder ein Kloster des Hl. Soter ? Datierung: Frühe christliche Zeit. frg. A:

AG . MU SVT

frg. B:

AGIO SV

Beide Fragmente enthalten ÑAgίou Svt(∞row), edd. pr.

Nr. 1318 j

Kapitell für Eugenios (Eigentümer) - gemalt (rot)

Publ.: Asgari / Drew-Bear, ASMOSIA 5, 15/16 Nr. 45 mit Zeichnung und Foto fig. F; SEG 53, 2003, 1398. Inschriftträger: Auf einem ionischen Kapitell. - Datierung: Frühe christliche Zeit.

EÈgen(ίou) Nr. 1318 k

Der Diakon Nikephoros

Publ.: Asgari / Drew-Bear, ASMOSIA 5, 4 Nr. 6 (m.engl.Ü.) mit Zeichnung; SEG 53, 2003, 1399. Inschriftträger: Raue Oberfläche eines Marmorblocks: Kreuz auf einer gestuften Basis, verteilte Buchstaben. Datierung: Frühe christliche Zeit. 1 2

dh - ãkvn Nikhf≈row

Nr. 1318 l

Der Diakon Nikephoros

Auphidios

Publ.: Asgari / Drew-Bear, ASMOSIA 5, 5 Nr. 8, Fotos fig. 12+13; AE 2002, 1373; SEG 53, 2003, 1400; Bull. ép. 2004, 53. Datierung: Mittlere Kaiserzeit.

AÈf(idίou)

(6.1.) Prokonnesos, Inseln der südlichen Propontis

Nr. 1318 m

327

Anton(i[n]us) - gemalt (rot)

Publ.: Asgari / Drew-Bear, ASMOSIA 5, 9 Nr. 19, Foto fig. 25; SEG 53, 2003, 1401. Inschriftträger: Korinthisches Kapitell. - Datierung: Späte Kaiserzeit.

. ANTVN Auf der anderen Seite ein 'R', eine Steinbruchmarke, die vor Fertigstellung des Kapitells angebracht wurde.

Nr. 1318 n

Anton(i[n]us) - gemalt (rot)

Publ.: Asgari / Drew-Bear, ASMOSIA 5, 10 Nr. 23 mit Zeichnung; SEG 53, 2003, 1402. Inschriftträger: Säulenbasis. - Datierung: Späte Kaiserzeit.

— ANTVN R Nr. 1318 o

Anton(i[n]us) - gemalt (rot)

Publ.: Asgari / Drew-Bear, ASMOSIA 5, 10 Nr. 24 mit Zeichnung; SEG 53, 2003, 1403. Inschriftträger: Zwei Inschriften auf gegenüberliegenden Seiten eines korinthischen Kapitells. Datierung: Späte Kaiserzeit.

. ANTVN - IMRIITO Nr. 1318 p

Theo... und Ioannes (?) - gemalt (rot)

Publ.: N. Asgari, AST 12, 1995, 107/8, Foto; Asgari / Drew-Bear, ASMOSIA 5, 12/13 Nr. 35 mit Zeichnung und Fotos fig. 28 u. fig. B; SEG 53, 2003, 1404; Bull. ép. 2004, 53. Inschriftträger: Säulenbasis. - Datierung: Späte Kaiserzeit. 1 2

yeoi(- -) S ÉIv(ãnnhw) |

1 Yeod(-) Sève (Bull. ép.). - Zwei Personen sind genannt: Beide Zeilen enden mit Abkürzungszeichen, Z.1 mit 'S', Z.2 mit senkrechtem Strich (verbunden mit V).

Nr. 1318 q

Mart... - gemalt (rot)

Publ.: Asgari / Drew-Bear, ASMOSIA 5, 13 Nr. 37, Foto fig. 30; SEG 53, 2003, 1405. Inschriftträger: Säulenbasis. - Datierung: Späte Kaiserzeit.

Mart(- -) Dafür gibt es viele lateinische Namen, z.B. Martinos, Martianos, Martinianos, Martialis (edd. pr.).

Nr. 1318 r

Nymphon - gemalt (rot)

Publ.: Asgari / Drew-Bear, ASMOSIA 5, 13 Nr. 38 mit Zeichnung und Foto fig. 31; SEG 53, 2003, 1406. Inschriftträger: Säulenbasis. - Datierung: Späte Kaiserzeit. 1 2

Nr. 1318 s

NÊmfvn Steinbruchmarken, einzelne Buchstaben und Ziffern - oft gemalt

Publ.: Asgari / Drew-Bear, ASMOSIA 5, div. Nrr., s. die Zusammenstellung bei SEG 53, 2003, 1407. Datierung: Kaiserzeit bis frühe christliche Zeit.

328

(6.) KYZIKOS und Umgebung

Prokonnesos (Marmara Adası) / Saraylar

Das Zentrum der antiken Marmorbrüche lag im nordöstl. Teil der Insel, beim heutigen Saraylar. Jetzt wird Marmor auf fast der ganzen Nordseite abgebaut und in Saraylar verschifft.

Prokonnesos war über Jahrhunderte hinweg vor allem von Mönchen besiedelt. Die Kleinklöster und Kirchen, die der Priester Manuel Gedeon i.J. 1892 besucht und beschrieben hat (ProikÒnnhsow, 1895), sind nur noch Ruinen oder ganz verschwunden. Hier die Kirche Agios Nikolaos, ca. 2 km. östlich von Saraylar.

(6.1.) Prokonnesos, Inseln der südlichen Propontis

329

Saraylar (6222) Palatia / tå Palãtia (schon ein byzantinischer oder noch älterer Name ?)

Ort und Hafen an der gleichnamigen Bucht im Norden der Insel. Dort und südsüdwestlich im hohen Gebirgsstock befand sich das Zentrum der berühmten antiken Brüche des Prokonnesischen Marmors. Eine ausgedehnte Nekropole (→Ort 6223) liegt im Tal westlich vom Ort.

Nr. 1319

Fragment einer Grabschrift oder Ehrung ?

Fundort: Saraylar; Palãtia, in einer Mauer verbaut (Gedeon). Publikationen: Gedeon, ProikÒnnhsow Taf. 4 Nr. 23 (hier abgedruckt), vgl. S. 126; Hasluck, List III 46 mit Anm. 6. - vgl: Pashley, Crete 189 Anm. 7 (sah er 1833 diese Inschrift ?); RepGRI Nr. 220.

KUZIKI ONKEFAL TG

Kuzik[hn]|Ún Kefal[l∞nã?] | te Hasluck ... den Kyzikener und Kephalonier ... ?

Falls die phantasievolle Ergänzung Haslucks richtig ist, kann es sich um eine Athleten-Inschrift handeln.

Nr. 1320

Votivgabe für Apollon

Fundort: Saraylar M: Istanbul, Arch. Museum (Inv.Nr. 5508). Publikationen: Kleemann, IstanbAMüzYil 15-16, 1969, 52 Foto Nr. 4. vgl: J.u.L. Robert, Bull. ép. 1977, 377 (Z.4/5 nach Foto bei Kleemann). Inschriftträger: Statuette (Marmor, "teils gelblich braun, teils cremeweiss ... ursprünglich wässrig-weiss"; H 20, B 32, T 12-14 cm) eines seitlich Liegenden mit aufgestützten Armen und erhobener Brust, darauf eingraviert eine Boustrophedon-Schrift. Nach Kleemann stellt es eine Votivgabe dar (und ist vielleicht Teil eines größeren Weihgeschenks), oder es handelt sich um ein reines Kunstwerk. Datierung: Am ehesten 3. Jh. n. Chr. (Kleemann, s.u.). Die Inschrift ist nur durch ein Foto der Statuette bekannt; leider können wir darauf kaum etwas entziffern: 1 - - - - 4 t“ 2 - - - - 5 ÉApÒllvni 3 - - - - 6 - - - - - Boustrophedon (hier nicht dargestellt) ist bei dieser Inschrift ein archaisierendes Element; die Statuette hat archaische und klassische Merkmale, ist aber am ehesten dem 3. Jh. n. Chr. zuzuordnen (Kleemann).

Nr. 1321

Weihung an Zeus Orneos

Fundort: F1 bei Saraylar; bei Palãtia F2/M Palãtia (1892: N. Basiliadis) - falsche Angabe "Halone" bei Hasluck. Publikationen: Gedeon, ProikÒnnhsow Taf. 4 Nr. 30, vgl. S. 126 sowie S. 139; Hasluck List IV 24 mit Anm. 2; Robert, Études Anat. 253 Anm. 2; L. Robert, Hellenica X 57 Anm. 8; L. Robert, StClas 16, 1974, 80 Nr. 8 = OpMin VI 302; J.u.L. Robert, Bull. ép. 1976, 559; SEG 26, 1976/77, 1344; H. Schwabl, in: RE Suppl. 15 (1978) 1129 u. 1469, vgl. Sp. 1145 u. 1147. vgl: Fehrle, in: Roscher, ML VI 649 (Z.2/3-4); H. Schwabl, in: RE 10 A (1972) Sp. 345. Datierung: Kaiserzeit. 1 2 3 4

Di(‹) ÉOrn°ƒ eÈxaristoËmen naËtai ÑHrakl[e]«ta[i]

An Zeus Orneos, zum Dank, die Seeleute von Herakleia.

DIORNEV (Z.1) versteht Gedeon (S. 139) als Namen eines Prokonnesiers, dem die Seeleute aus Herakleia einen Dank abstatten. Aber viel eher kommt eine Weihung an Zeus Orneos infrage, dessen Kultstätte in der Gegend von Perinthos/Herakleia gelegen hat, wozu die Seeleute aus Herakleia (Z.3/4) genau passen. Diese Lokalisierung von Ornoi ("zwischen Panion und Ganos") findet sich bei Schwabl (in: RE Suppl. 15, 1978, 1129: "Zeus, Kultbelege"). Dann ergibt sich eine typische Votivinschrift von Seeleuten, die in Not geraten sind und im rettenden Hafen ihrem (heimischen? s.u.) "Zeus von Ornoi", dem Beschützer in Fährnissen, danken.

(6.) KYZIKOS und Umgebung

330

Allerdings sieht Robert (StClas) das Problem, dass Perinthos erst Ende 3. Jh. n. Chr. in Herakleia umbenannt wurde und vermutet deshalb die Herkunft der Seeleute eher aus dem pontischen Herakleia.

Nr. 1322

christl. Grabschrift für Patrikios

Fundort: Saraylar; Palãtia, vermauert (Gedeon). Publikationen: Gedeon, ProikÒnnhsow Taf. 3 Nr. 21 (hier abgedruckt), vgl. S. 126; Hasluck, List V b 22+ mit Anm. 2. - vgl: Schultze, Kleinasien I 396 mit Anm. 2 (Z.7,8); J.u.L. Robert, Bull. ép. 1972, 461; L. Robert, StClas 16, 1974, 85 Anm. 43 (Z.1-8) = OpMin VI 307; Robert, A travers 267 Anm. 52 (Z.1-8). Datierung: Christlich / etwa 5.-6. Jh. n. (Robert, wg. Formel "ırm≈menow épÚ").

~ §nyãde katak›te Patrίkiow ı t∞w makarίaw mnÆmhw ırm≈menow épÚ xorίou Nenou §norίaw MiroupÒle[vw]: §teli≈y[h §n] kurίo[u] ¶[tei] kisÄ

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11

N°{n}ou Schultze Mίrou pÒle[vw] Robert oder kurίƒ

Hier ruht Patrikios, seligen Angedenkens ! Er stammt vom Dorf Nenon(?) im Territorium der Stadt M(e)iros; er starb im Herrn, im Jahr ... Z.7/8 Nenou §norίaw MiroupÒle[vw] : Schultze vermutet Neon Teichos (für Nenou) und Metropolis (für Miroupoliw), u.E. unplausible Abänderungen der Ortsnamen (auch wenn Neon Teichos insofern passen würde, als - neben dem aiolischen Neonteichos - ein Kastell dieses Namens nur 30 km vom Fundort entfernt an der thrakischen Propontisküste lag). Dagegen scheint die Vermutung von Robert (StClas u. A travers), nämlich Mίrou pÒliw = Me›row in Phrygien (das heutiges Malatça), gut möglich. Z.11: die Zahl(?) kisÄ ist uns unverständlich (hier ist die Jahreszahl zu erwarten).

Nr. 1323

Grabschrift für Aur. Domitia

Fundort: Venedig, aus Palatia ? (J.u.L. Robert, Bull. ép. 1979; zuvor von L. Robert [Hell. II], Wilhelm, Eichler, Noll u.a. vermutungsweise dem Raum Herakleia-Perinthos zugewiesen). - Museum: M1: Venedig, Palazzo Grimani, M2: Wien, Slg. C.v.Reininghaus, M3: Wien, Kunsthistor. Museum (Inv.Nr. I 1554, Saal A XI). Publikationen: Gruter, Inscriptiones antiquae 494 Nr. 6 (Kopie Welser); Muratori, Novus Thesaurus II 1137 Nr. 6 (m.lat.Ü.); W.F. Rinck, Kunst-Blatt 9, 1828, 162-63 Nr. 3 (m.dt.Ü.); Curtius - Kirchhoff, CIG 7019 (nach J. Gruter u. L. Muratori sowie nach Kopie W.F. Rinck); Dütschke, Bildwerke V 148 Nr. 378; F. Eichler, JbKS Wien 13, 1944, 27-34 mit Foto Nr. 19 (m.dt.Ü.); L. Robert, Hellenica II 136; SEG 13, 1956, 481. vgl: Corsini, Notae 54 (Z.5); A. Heydemann, WPr. Halle 3, 1879, 18 Nr. 2 (Z.1 u. Anf. Z.2); A. Wilhelm, BIAB 16, 1950, 46 (Z.2-4) = Inschriftenkunde II 64; J.u.L. Robert, Bull. ép. 1951, 147; Noll, Mus. Wien1 22 Nr. 13 (Z.1 Name); C. Mango - E.J.W. Hawkins, DOP 18, 1964, 314 nach Nr. 7; J.u.L. Robert, Bull. ép. 1966, 254 (zu Z.4); L. Robert, StClas 16, 1974, 65 Anm. 26 = OpMin VI 287; J.u.L. Robert, Bull. ép. 1979, 372 (Z.2-4); SEG 28, 1978, 976; Noll, Mus. Wien2 21 Nr. 13 (Z.1 Name); RepGRI Nr. 223. Inschriftträger: Fast quadratische Platte aus weißem Marmor (H 124, B 127, T 8 cm, an den Seiten 14-17 cm) mit Relief: Hadespforte zwischen zwei Säulen; die unvollständige Inschrift zeigt, dass die Platte nur Teil eines größeren Ganzen war, z.B. der Verkleidung eines Grabmals (und nicht bloß eines Sarkophages, wie Dütschke annahm). Datierung: Wohl bald nach 212 n. Chr. (Eichler), 3. Jh. n. Chr. (Noll). Z.1-2 befindet sich am Epistyl, Z.3-4 über der Pforte, Z.5 links und rechts außen neben den Säulen. Z. 1,2,5 sind ursprünglich länger gewesen; zu Z.2/3 ist noch eine Strafsumme zu erwarten.

(6.1.) Prokonnesos, Inseln der südlichen Propontis

Text bei Eichler: 1 2 3 4 5

331

]i •autoË AÈr. vac omitί& ka‹ t°knoiw •auto[Ë ]saw ßteron katay∞tai, d≈sei tª lanprotãt˙ [ ...pÒlei prosteίmou ka‹ t“ §nporίƒ tÚ ‡son eÈtu]xe›te

paro[de›tai SÄULE

TÜRE

SÄULE

Ergänzungen (Eichler, auch in CIG außer Z. 2): 1 [ı de›na tÚ mnhme›on kateskeÊasen •aut“ ka‹ gunaik]‹ •autoË AÈr(hlί&) omitί& ka‹ t°knoiw ca. 40 •autoË [ ] ca.15 2 [efi d° tiw §pixeirÆ]saw ßteron katay∞tai, d≈sei tª lanprotãt˙ [ ] 3 [Perinyίvn?] vac. pÒlei prosteίmou vac. [dhnãria ] {vel} [X und ausgeschriebene Zahl] 5 [eÈcu]xe›te {vel} [eÈtu]xe›te paro[de›tai] Varianten: 1 ]H •autoË CIG Majuskeln; AÈrl Domitί& Rinck; Domitί& Gruter / Muratori; Lomitί& Foto Eichler. 2 [˘w ín §nyãde •zoί]saw Rinck; [§ån d° tiw énoίj]aw CIG / Dütschke / Robert (Hellenica); ]Eaw etervn Gruter; dÒsei Muratori. - 3 pollh I prosyeίmou Muratori; prÒsteimo Rinck. - 5 [eÈcu]xe›te Rinck. ... (für) seine (Frau) Aur. Domitia und seine Kinder; (wer) ... einen anderen beisetzt, soll der prächtigsten (..?) Polis an Strafsumme ... und dem §npÒrion die gleiche Summe zahlen. Habt es gut, Vorbeikommende ! lamprotãth [pÒliw] (Z.3) gehört zur offiziellen Titulatur der Stadt Kyzikos; die Mult geht also an die Stadt Kyzikos, woraus nicht automatisch geschlossen werden darf, dass der Stein nach Kyzikos gehört. Denn meistens wird in solchen Strafklauseln der Name der Stadt nicht eigens genannt; die Nennung von Kyzikos kann gerade auch bedeuten, dass der Aufstellungsort entfernt von der die Zahlung empfangenden Stadt war. Als Aufstellungsort kommt das §npÒrion (Z.4) infrage: wir vermuten, dass nicht das Emporion in Kyzikos gemeint ist, sondern der Hafen des Marmorbruchs von Prokonnesos. Z.3 gibt Rinck (s. App.) die Strafsumme uÄ, also 400 Denare; das ist ganz unwahrscheinlich. Das U muss zu prosteίmou gezogen werden. §npÒrion (Z.4): Allgemein Handelsplatz, meistens ein abgegrenzter Teil eines Hafens, vermutlich ein Freihafen: Zollfreiheit für den Umschlag der Waren, Zulassung fremder Währungen und Gewichte, besondere Rechte für fremde Händler (nach Lehmann-Haupt S. 28-45; anders Robert, Hellenica II 135 f., der §npÒrion als "Markt-Zentrum eines Bezirks" versteht). Die Strafe ist wohl an die Verwaltung des Emporions zu zahlen. Rincks Übersetzung von §npÒrion mit "Handelskammer" ist sehr modernistisch. §npÒrion als Empfänger von Strafsummen auch in →Nr. 1333 und →Nr. 1335, ein fortÆgion (Vereinigung der Träger?) toË §mporίou in einer Inschrift aus Alexandreia Troas (CIG 3592; Petzl, Talanta 8/9, 1977, 94).

Nr. 1324

Grabschrift Amma für Gaius Culcius Rufus

Fundort: Saraylar; Palãtia vor der Schule, "leider auf der Straße" (Gedeon). Publikationen: Gedeon, ProikÒnnhsow Taf. 4 Nr. 26 (hier abgedruckt), vgl. S. 126; Hasluck, List V 255 mit Anm. 5; L. Robert, RA 6. s. 7, 1936, 236 = OpMin III 1609; Schwertheim, IK 18, 270. vgl: Robert, Études épigr. 187 Anm. 4 (Z.1-3); RepGRI Nr. 224. Inschriftträger: Stele mit Abbildung von Werkzeugen (?) unter der Inschrift. Rosette im Giebel. - Datierung: Römische Zeit. 1 2 3 4

ÖAmma ÉArt°midow(?) t“ fidίƒ kurίƒ k¢ éndr‹ Ga˝ƒ Koulxίƒ ÑRoÊfƒ mnÆmhw xãrin

oder ÉArtem›dow

Amma, (Tochter der) Artemeis (?), für ihren eigenen Herrn und Gatten Gaius Culcius Rufus, zum Gedenken.

(6.) KYZIKOS und Umgebung

332

Z.2 ARTEMIDOS (so die Abz. bei Gedeon) macht Schwierigkeiten; Robert scheint ein Patronymikon anzunehmen (mithin einen Fehler Gedeons). Schwertheim gibt ÉArtem›dow. Vermutlich ist die Mutter der Amma genannt, mit Namen Artemeis.

Nr. 1325

Grabschrift für Chrestos Nikomedeia

Fundort: Saraylar; Palãtia, in einer Mauer verbaut (Gedeon). Publikationen: Gedeon, ProikÒnnhsow Taf. 4 Nr. 24 (hier abgedruckt), vgl. S. 126; Hasluck, List V 76 mit Anm. 3; Schwertheim, IK 18, 487.

[X]rhstÚw Noumis[ί]ou Neikomhd[eÁw] §t«n maÄ ♠ Nr. 1326

Chrestos, Sohn des Noumisios aus Nikomedeia, 41 Jahre alt.

Fragment einer Grabschrift für Naevia (?)

Fundort: Saraylar; Palãtia, in einer Mauer verbaut (Gedeon). Publikationen: Gedeon, ProikÒnnhsow Taf. 4 Nr. 27 (hier abgedruckt), vgl. S. 126; Hasluck, List V 219+4 mit Anm. 2; Schwertheim, IK 18, 371. vgl: A. Abmeier, in: Asia Minor Studien 1, 3 Anm. 11 (Z.3 mit Erg.); RepGRI Nr. 225. 1 2 3

NAIKINLIBI [ti]w tolmÆsei EIST VSEITIL {vel} VSEITV

1-2 [˘ kateskeÊasen •aut“ ka‹ tª] | [gu]naik‹ Naibί[&: efi d°] | [ti]w tolmÆsei efist[iy°nai] | Haluck / Schwerth. - 3 [d]≈sei t“ [tameίƒ oder fίskƒ Schwertheim / Abmeier. 4? X bfÄ Hasluck "last line" (unklar, ob Hasluck den Stein gesehen hat oder X bfÄ in Zeile 3 bei Gedeon zu erkennen glaubte). ... für die Gattin Naevia(?) ..., (Wenn) einer es wagt hinein(zulegen) ..., soll er zahlen an ....

Nr. 1327

Grabschrift

Fundort: Saraylar; Palãtia, in einer Mauer verbaut (Gedeon). Publikationen: Gedeon, ProikÒnnhsow Taf. 4 Nr. 25 (hier abgedruckt), vgl. S. 126; Hasluck, List V 246 mit Anm. 2; Schwertheim, IK 18, 412. Ergänzungen von Schwertheim:

[ÍpÒmnhma] Poseidvnίou [˘ kateske]Êasen aÈt“ ≤ gunØ Kr[- - - mnÆm]hw xãrin [•]aut“ ª gunk [mnÆm]hw xãrin Hasluck

(Grab) des Poseidonios, das für ihn (errichtet) hat seine Gattin Kr.. , zum Gedenken.

Nr. 1328

christl. Grabschrift

Fundort: Bei Saraylar; "Palamarod°thw, außerhalb des Dorfes" (Gedeon) - Palamarod°thw bedeutet etwa "Schiffstaubefestigung", also wohl eine (ehemalige?) Anlegestelle (direkt am Hafen von Saraylar ?). Publikationen: Gedeon, ProikÒnnhsow Taf. 4 Nr. 29 (hier abgedruckt), vgl. S. 126. vgl: Hasluck, List V b 9+; Schultze, Kleinasien I 396. Datierung: Christlich.

~ AUSAN•VK

• begonnenes V (misslungen)

Das K scheint zu einem kleinen (!) n verbessert. Das führt zu folgender Lesart (Hasluck / Schultze):

~ AÈ< >ãn{•}v

Auxanon ?

(6.1.) Prokonnesos, Inseln der südlichen Propontis

Nr. 1329

333

Fragment einer Tempelaufschrift ?

Fundort: Saraylar; Palãtia, in einer Mauer verbaut (Gedeon). Publikationen: Gedeon, ProikÒnnhsow Taf.4 Nr. 22 (hier abgedruckt), vgl. S. 126; Hasluck, List VI 25 m. Anm. 3.

ARLISTONNAONSUNPANTI (NP evtl. Ligatur MP) ARLIS tÚn naÚn sÁm pant‹ [t“ kÒsmƒ] Hasluck; êr_L´iston naÚn sÁn pant‹ [ Die Abz. Gedeon hat das L geschwärzt: vielleicht vom Steinmetz getilgt ? Bau oder Weihung eines Tempels (oder Ehrung eines Stifters).

Nr. 1330

Felsaufschrift: Der Schreiber Iulianos

Fundort: Bei Saraylar? Cyriacus' Reisetagebuch: Insel Prokonnesos über einer Höhle ("ingens spelunca"); da im gleichen Satz Marmorbrüche an der Küste genannt sind, vermuten wir die Höhle an der Bucht bei Saraylar. Publikationen: Ziebarth, Inschr. Hamburg 14 unten (aus Ms. Cyriac. Anconit., in: Vatikan, Biblioteca Vaticana, Vat. lat. nr. 5250 f. 10v, und Neapel, Biblioteca Nazionale, V. E. 64 f. 4 [3?]); Bodnar - Mitchell, Cyriacus Propontis 34 Nr. [1] (aus Ms. Cyriac., Bibl. Vat., textgleich in: Rom, Biblioteca Casanatense n. 3636, und Neapel, Bibl. Naz., V. E. 64 f. 3); SEG 26, 1976/77, 1345; J.u.L. Robert, Bull. ép. 1977, 8. Datierung: Römische Zeit.

ÉIoulianÚw grammateÊw

Der Schreiber Iulianus

Nähere Angaben zu dieser interessanten Inschrift fehlen. Name und Beruf über dem Eingang einer großen Höhle könnten z.B. zu einem Felsgrab gehören oder den Besitzer einer (bevorrateten) Höhle nennen, oder auch den Pächter eines Marmorbruchs (ein Schreiber kann auch ein vermögender hochgestellter Beamter sein).

Nr. 1331

Christliches Relief

Fundort: ? Antike Werkstatt: Prokonnesos ? Konstantinopel ? (Rice weist das aus prokonnesischem Marmor gefertigte Stück aufgrund der Ausführung des Reliefs einer Werkstatt von Prokonnesos oder Konstantinopel zu). M1 Antalya, Ital. Konsulat, M2 Antalya, Arch. Museum (Inv.Nr. Byz.156). Publikationen: Pace, ASAA 6/7, 1926, 414-15 mit Foto 51 (Vs.) und Abb. 52 (Rs.) (m.ital.Ü.); Riefstahl, Dedalo 10, 1929-1930, 267 (m.ital.Ü.), Fotos S. 269 (Vs.) und 271 (Rs.); Pierce - Tyler, Art byz. II 74, Foto Taf. 32; Rice, Art Byz. Era 60 Foto Nr. 48, vgl. S. 271; Atasoy Parman, in: Anatolian Civilisations II 156 Foto Nr. C 14; Özgen, Mus. Antalya S. 219 Nr. 156 m. SW-Foto, Farbfoto S. 133. vgl: Wulff, Nachtrag 21-22; Th. Klauser, in: RAC V 274-75 Nr. 75. Inschriftträger: Rechteckige Marmorplatte (H 103, B 93 cm), wohl Teil eines Ambons, mit Relief auf der Vs. (nimbierte Halbfigur des Erzengels Gabriel, in der Rechten ein Medaillon [?] mit arabischer Inschrift, links und rechts über dem Haupt eine griechische Inschrift) und großes Kreuz auf der Rs.; unten abgebrochen. Datierung: 6. Jh. n. (Pierce/Tyler, Klauser, Rice) / Rs. 6. Jh. n., Vs. wahrscheinlich später (Atasoy/Parman); wiederverwendet in islamischer Zeit. Vorderseite

Rückseite

~

OAR GA BRI

HL

= GabriÆl Gabriel

(6.) KYZIKOS und Umgebung

334

Antike Nekropole bei Saraylar (6223) Im Tal, das nur wenig westlich von Saraylar beginnt. Ein Friedhof für die Arbeiter des Marmorbruchs und des zugehörigen Ortes. Einfache Leute gelangten in den Besitz der sonst teuren Sarkophage, z.B. Mängelexemplare aus der eigenen Produktion. Die meisten der folgenden Inschriften sind in der Fenari Isa Camii in Istanbul verbaut gefunden worden; deren Herkunft aus der Nekropole bei Sarylar ist vermutbar, z.B. wegen der in einer Inschrift erwähnten "weißen Arbeiter" und der für den Transport nach Istanbul günstigen Lage. Schon im 16. Jh. oder noch früher wurden zur Verschiffung nach Venedig Teile der Nekropole freigelegt (Ms. Ambros.; vgl. Bull. ép. 1979, 372).

Nr. 1332

Akklamation für Prokonnesos, die Gilde, den Procurator

Fundort: F/A antike Nekropole bei Saraylar (?). Publikationen: S.P. Lampros, N°ow ÑEllhnomnÆmvn 1, 1904, 277 Nr. 12 (Ms. Ambros., Mailand, n. 234 f. 9v); G. Zolotas, bei: S.P. Lampros, N°ow ÑEllhnomnÆmvn 2, 1905, 245 Nr. 4; L. Robert, Hellenica XI-XII 25 Mitte; J.u.L. Robert, Bull. ép. 1979, 372. vgl: Hasluck, List VI 57+ (Z.1); J.u.L. Robert, Bull. ép. 1961, 506 (Textteile); L. Robert, Dacia n. s. 22, 1978, 327 Anm. 15 (Z.1) = OpMin VI 313; RepGRI Nr. 219. Datierung: Späte Kaiserzeit ("tardive [Bas-Empire]", Robert, Dacia; Vergleich mit Inschriften des 3. und 5. Jh. n. Chr., Robert, Hellenica XI-XII 25-27). Text Robert (Hellenica): 1 2 3

aÎjei ProkÒnnhsow t“ afi«ni aÎjei flerå t°xnh t“ afi«ni, aÎjei Yãlassow §pίtropow ı énanai≈thw

Es gedeihe Prokonnesos für immer ! Es gedeihe die ehrwürdige Gilde für immer ! Es gedeihe Thalassos, Beschützer, der Erneuerer !

1 prokÒnhsow Lampros; 3 §pitrvp≈sv Lampros; ÉAnakai≈thw Zolotas. Z.2 flerå t°xnh entspricht der in →Nr. 1342 und →Nr. 1346 genannten Vereinigung der Marmorarbeiter: flerå t°xnh t«n leukourg«n. Zum kultischen und weltlichen Charakter solcher "Gilden" vgl. zu →Nr. 1602. Z.3 §pίtropow meint den Procurator des kaiserlichen Marmorbruchs, denn er wird als "Erneuerer" gepriesen. Nach einer für die Arbeiter schlechten Zeit sind bessere Arbeitsbedingungen oder überhaupt der Betrieb im Steinbruch wieder hergestellt worden.

Nr. 1333

Fragment einer Grabschrift

Fundort: Istanbul, Fenari Isa Camii Ab: antike Nekropole bei Saraylar (?) / Kyzikos oder Umgebung ? Publikationen: C. Mango - E. J. W. Hawkins, DOP 18, 1964, 314 Nr. 7, Foto Nr. 63; Schwertheim, IK 18, 581. vgl: J.u.L. Robert, Bull. ép. 1966, 254 (Z.4-6); J.u.L. Robert, Bull. ép. 1979, 372 (Z.4/5); J.u.L. Robert, Bull. ép. 1980, 402; A. Abmeier, in: Asia Minor Studien 1, 4 mit Anm. 20 (Z.4,56); RepGRI Nr. 233. Inschriftträger: Marmorplatte, allseitig gebrochen (H 41, B 58, Bh 4 cm), von einem Sarkophag (?, große Buchstaben). Text Mango / Hawkins, außer Z.5 Ergänzung von Robert (1966): 1 2 3 4 5 6 7 8

]san [ mhd]en‹ •t°rƒ [ [efiw to]Ëto tÚ mnhme›on [ d≈sei fiw tÚ kuriak[Ún tame›on X ka‹ efiw tÚ] §npÒrion _ 3-4 ´ toÊ[tou tÚ éntίgrafon épet°]yh §n t“ grammato[fulakίƒ ♠ KONH xa›r[e] {vel} xaίr[ete]

5 §npÒrion _•3-4´ toË [de›now X : toÊtou tÚ éntίgrafon épet°]|yh Mango - Hawkins

(6.1.) Prokonnesos, Inseln der südlichen Propontis

335

... keinem anderen ... (wer) (in?) dieses Grabdenkmal ..., soll an die kaiserliche (Kasse .... Denare und an das) enporion (.... Denare) zahlen; davon wurde (die Abschrift hinterlegt) im Archiv; ... lebe(t) wohl ! Nur die Reste der Strafklausel sind erhalten. - Z.5: §npÒrion siehe →Nr. 1323 (und →Nr. 1335).

Nr. 1334

Grabschrift

Fundort: Istanbul, Fenari Isa Camii Ab: antike Nekropole bei Saraylar (?) / Kyzikos oder Umgebung ? Publikationen: C. Mango - E.J.W. Hawkins, DOP 18, 1964, 312 Nr. 2, Foto Nr. 60; Schwertheim, IK 18, 176. vgl: J.u.L. Robert, Bull. ép. 1966, 254 (Z.1,4); L. Robert, BCH 102, 1978, 453 (Z.1,4) = Documents 149; J.u.L. Robert, Bull. ép. 1980, 402; RepGRI Nr. 228. Inschriftträger: Marmorblock (H 42, B 92, Bh 4 cm). - Datierung: Römische Zeit. 1 2 3 4 5 6 7

[Íp]Òmnh[ma] [ - - - - - D]omitίou: kateske[Êa][sa tÚ m]n[hm]e›on •aut“ ka‹ tª gun[ai]k‹, to›w d¢ loipo›w épagoreÊv: e[fi d]° tiw tolmÆsei êllon bãlai, d≈s[ei efi]w tÚn fίskon X ÄaÄ ka‹ tª pÒlei X ÄaÄ

Grab (des ..) Domitius; .. das Grabmal errichtet für sich und die Gattin, den übrigen verbiete ich es. Wenn aber jemand es wagt einen anderen zu bestatten, soll er an den Fiscus 1000 und an die Polis 1000 Denare zahlen. Z.5 bãlai statt bale›n: öfters vorkommende spätgriechische Form des Infinitiv Aorist, vgl. A. Wilhelm (ZPE 29, 1978, 85) mit epigraphischen Belegen; weitere Belege bei Gignac II 342/3).

Nr. 1335

Sarkophag für Aur. Hermogenes und seine Familie

Fundort: Nekropole westlich von Saraylar. Gefunden 1971 bei Rettungsgrabung des Museums Istanbul. - In situ (Foto 2015). Publikationen: N. Asgari, in: Proc. Xth Int. Congress Archaeology vol. III Foto Taf. 140 Nr. 12, vgl. vol. I 470 Anm. 16 (Z.7); Asgari, AA 1977, 372, 2.Sarkophag; J.u.L. Robert, Bull. ép. 1979, 372 (Z.5/6,6/7, nach Foto bei Asgari); SEG 28, 1978, 976 (Z.5/6,6/7); Asgari, ArkSanat 11, 1981, S. 24 und Foto S. 27 Nr. 14; RepGRI Nr. 237. Inschriftträger: Sarkophag aus weißem Marmor (H 90, B 207, T 104 cm) mit Deckel; bossierte Girlanden auf allen vier Seiten. Datierung: Römische Zeit, 2.-3. Jh. n. Chr. (Asgari, Proc.). Der Sarkophag hat auf den Fotos bei Asgari verschiedene Deckel: in Proceedings (1973 [1978]) passt er zur Länge des Sarkophages, in ArkSanat (1981) ist es derselbe wie auf unserem Foto (2015). Asgari gibt keinen Inschrifttext, J.u.L. Robert geben nach der Abb. von N. Asgari nur die Strafklausel ab d≈sei (Z.8).

(6.) KYZIKOS und Umgebung

336

Wir lesen den Text nach eigenem Foto: Z. 2-6 nennt die Grabberechtigten, in Z. 6-10 die Strafklausel (Z. 8-10 Empfänger der Mult). Z. 1-2 auf den Leisten, Z. 2 hat rechts eine Reihe weiterer nicht mehr lesbarer Buchstaben. Z. 3-10 fortlaufend über die Girlanden und eine tabula ansata (mittlerer Teil der Z. 3-8). Zeilen 1, 9, 10 in größerer Schrift. - Viele Ligaturen und kleine in die Schriftzeichen gesetzte Buchstaben; Sigma als S und lunar.

♠ ÍpÒmnhma Traube AÈr. ÑErmog°nou Fillίppou skut°vw ♠ - - - - - - - (unlesbar) tou ka‹ patrÚw Payίou ˘ kateskeÊasen •aut“ ka‹ tª sunbίƒ •autoË AÈr. ÉApollod≈r& FilÆtou ka‹ to›w t°knoiw •autoË ka‹ t“ penyer“ FilÆtƒ ka‹ tª penyerò Sebhreίn˙ • toÁw d¢ lo[i]poÁw pãntaw épagoreÊv. efi d° tiw tolmÆsei ßteron katay°syai d≈sei prÒsteimon t“ §nporίƒ X ÄaÄ ° k¢ filokuzίkoiw filomoÊsoiw X fÄ ♠

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

1 Fillίppou sic! - 3 patrÚw: am Stein CATROS. - 3 Pãyiow ist in der Region nicht belegt. 7 lo[i]poÁw: das Iota ist im Omikron-Kreis noch spurenhaft vorhanden. Grab des Aurelius Hermogenes, Sohn des Schusters Philippos - - - - - - und des Vaters Pathios, welches er errichtet hat für sich und seine Gattin Aurelia Apollodora, Tochter des Philetos, und für seine Kinder und für den Schwiegervater Philetos und die Schwiegermutter Severeina. Für alle weiteren aber verbiete ich (die Bestattung). Wenn es aber einer wagt einen anderen beizusetzen, soll er als Strafsumme an das enporion 1000 Denare und an die filokÊzikoi filÒmousoi 500 Denare zahlen. Z.6 §npÒrion auch →Nr. 1323 und →Nr. 1333. Z.6/7 filokÊzikoi filÒmousoi: ein Verein, etwa "Freundeskreis Kyzikos und Kunst" (sonst nicht bekannt). Vielleicht ein "Export-Sarkophag", der wegen Fehler von den Arbeitern selbst verwendet wurde.

Nr. 1336

Grabschrift des Aurelius Hermes und seiner Frau Aurelia

Fundort: FO/A antike Nekropole bei Saraylar (?). Publikationen: S.P. Lampros, N°ow ÑEllhnomnÆmvn 1, 1904, 277 Nr. 11 (Ms. Ambros., Mailand, n. 234 f. 9r). vgl: G. Zolotas, bei: S.P. Lampros, N°ow ÑEllhnomnÆmvn 2, 1905, 245 Nr. 3 (Z.1,2/3,6,7); Hasluck, List V 159~; L. Robert, Hellenica XI-XII 25 Anm. 3 (Z.7); J.u.L. Robert, Bull. ép. 1979, 372 (Z.7); RepGRI Nr. 236. Datierung: Kaiserzeit, nach 212 n. (Aureliernamen). Text nach Lampros, Zeilen 1,2,3,7 nach Zolotas: 1 2 3 4 5 6 7

AÈr(Æliow) ÑErm∞w Teimoy°ou kateskeÊasen •aut“ ka‹ tª glukutãt˙ mou gunaik‹ AÈrhlίai ÑHliod≈rou ka‹ to›w t°knoiw ≤m«n to›w ér=eniko›w: toÁw d¢ loipoÁw épagoreÊv: efi d° tiw tolmÆsei ßterÒn tina katay°syai efiw toËto mn∞ma, d≈sei prosteίmou tª lamprotãt˙ Kuzikhn«n pÒlei [X - -]

2/3 AÈr|hlίan bei Zolotas, am Stein ? - 3 ga›an ±diod≈rou Ms. Ambros.; - 6 efiw toËto mn∞ma Zolotas. Aurelius Hermes, Sohn des Timotheos, hat (das Grab) errichtet für sich und meine Frau Aurelia, Tochter des Heliodoros, und für unsere männlichen Kinder; den übrigen verbiete ich es. Wenn es aber einer wagt irgendeinen anderen beizusetzen in diesem Grab, soll er der prächtigsten Polis Kyzikos ... Strafsumme zahlen. (Z.3/4) t°kna ér=enikã sind wohl nur ein blumiger Ausdruck für Söhne und dürfen nicht als Ausschluss von Töchtern an der Grabnutzung verstanden werden.

(6.1.) Prokonnesos, Inseln der südlichen Propontis

Nr. 1337

337

Grabschrift (Gerontios, Antonia)

Fundort: Istanbul, Fenari Isa Camii. - Herkunft: Nekropole bei Saraylar (?) / Kyzikos oder Umgebung ? Publikationen: C. Mango - E.J.W. Hawkins, DOP 22, 1968, 182 Nr. I, Foto Nr. 37. vgl: J.u.L. Robert, Bull. ép. 1971, 419 (Z.6), 532; L. Robert, BCH 102, 1978, 455 (Z.6) = Documents 151; RepGRI Nr. 234. Datierung: Kaiserzeit. 1

]ou toË ka‹ Gerontiou ˘ [kateskeÊasa] [•aut“] z«n ka‹ tª glukutãt˙ mou [gunaik‹] [ ]& ÉAntvnί&: to›w d¢ loip[o›w épagoreÊv:] [efi d° ti]w tolmÆsei tinå ßteron kata[y°syai] ] d≈sei prosteίmou t“ flerv[tãtƒ tameίƒ] [X •• ka‹] tª t∞w ÉAsίaw Kuzikhn«n mht[ropÒlei X ••]

[ÍpÒmnhma

2 3 4 5 6

(Grab des ...), der auch Gerontios (heißt), welches zu Lebzeiten (ich errichtet habe für mich) und meine (Frau) .... Antonia; für die übrigen (verbiete ich es. Wenn es aber einer) wagt irgendeinen anderen beizusetzen, soll er an Strafsumme der heiligsten Kasse (=kaiserlicher Fiscus) (.... Denare) und der Metropolis von Asia, Kyzikos, (.... Denare) zahlen.

Nr. 1338

Grabschrift (Faustina, Aristion)

Fundort: Istanbul, Fenari Isa Camii. - Herkunft: Nekropole bei Saraylar (?) / Kyzikos oder Umgebung ? Publikationen: C. Mango - E.J.W. Hawkins, DOP 22, 1968, 182 Nr. II, Foto Nr. 38. vgl: J.u.L. Robert, Bull. ép. 1971, 419 (Z.3-4,5-6), 532; L. Robert, BCH 102, 1978, 455 (Z.3-4) = Documents 151; RepGRI Nr. 235. Inschriftträger: Marmorbruchstück. - Datierung: Kaiserzeit. Text Mango / Hawkins: 1 2 3 4 5 6

[ÍpÒmnhma toË de›now ˘ kateskeÊ][as]a •aut“ ka‹ [tª sunbίƒ] mou Faustei[n&] [Z]o˝lou ka‹ t“ Í“ m[ou ÉA]ristίvni: efi d° t[iw] [to]lmÆsei ßteron katay°syai d≈si tª l[an][p]rotãt˙ Kuzikhn«n pÒl[ei] [p]rosteίmou ♠ X ÄbfÄ ♠ ka‹ to›w t[Ún] [tÒpo]n katoi ♠ ♠ koËsi I[. . . . . .]

lies d≈sei

... für sich und meine (Gattin) Faustina, (Tochter) des Zoilos, und meinen Sohn Aristion. Wenn es aber einer wagt einen anderen beizusetzen, soll er an die prächtigste Polis Kyzikos an Strafsumme 2500 Denare zahlen und denen, welche (die Gegend) bewohnen ...

Nr. 1339

Fragment einer Grabschrift

Fundort: Istanbul, Fenari Isa Camii - Herkunft: Nekropole bei Saraylar (?) / Kyzikos oder Umgebung ? Publikationen: Th. Macridy - C. Mango, DOP 18, 1964, 265 zu Fotos von Macridy Nr. 45, vgl. C. Mango - E.J.W. Hawkins S. 311. - vgl: RepGRI Nr. 226. Inschriftträger: Rest einer Marmorplatte mit Teil einer tabula ansata, darauf Inschrift. - Datierung: Kaiserzeit. Die Inschrift ist nur als Foto publiziert. Unsere Lesung ist unsicher, die Ergänzungen sind nur Beispiel:

(6.) KYZIKOS und Umgebung

338 1 2 3 4 5 6

ODOT DETIS VNTIIN STEINO oder STEP TH IKV oder X

odÒt[ƒ/-˙ ka‹ - - - - - - : efi] d° tiw [tolmÆsei ßter]Òn tin[a katay°syai, d≈sei pro]steίmo[u t“ flervtãtƒ tameίƒ ka‹] tª [lanprotãt˙ pÒlei Kuz]ίkƒ [X bfÄ]

Die probeweise eingesetzte Klausel: Wenn es aber einer wagt irgendeinen anderen beizusetzen, soll er als Strafsumme an die heiligste Kasse (=kaiserlicher Fiscus) und an die hochberühmte Stadt Kyzikos (... Denare) zahlen.

Nr. 1340

Grabschrift (Aur. Dometia, Telesphoros)

Fundort: Istanbul, Fenari Isa Camii. - Herkunft: Nekropole bei Saraylar (?) / Kyzikos oder Umgebung? (Robert). Publikationen: C. Mango / E.J.W. Hawkins, DOP 18, 1964, 312 Nr. 1, Foto Nr. 59; Schwertheim, IK 18, 454. vgl: J.u.L. Robert, Bull. ép. 1966, 254 (Z.1); L. Robert, BCH 102, 1978, 149 (Z.1) = Documents 149; J.u.L. Robert, Bull. ép. 1980, 402; RepGRI Nr. 227. Inschriftträger: Marmorblock (H 35, B 123, T 17, Bh 4 cm), Teil eines Sarkophages (?). 1 2 3 4 5

ÍpÒmnhma ]ou TelesfÒrou ˘ kateskeÊas[e]n •aut[“ k¢ tª glu]kutãt˙ gunaikί mou AÈr. Dometί& k¢ t“ I[ ]ƒ TelesfÒrƒ: mhden‹ d¢ êllƒ §jÚn e‰nai I[ ]TAY[

3/4 t“ fi[dίƒ] | [t°kn]ƒ Schwertheim; 4 μ kei[n∞sai?] Schwertheim. (Grab des ..) Telesphoros, welches er errichtet hat für sich und meine Frau Aur. Dometia und den (Sohn?) Telesphoros; keinem anderen soll es erlaubt sein (zu versetzen oder .. ?) ...

Nr. 1341

Grabschrift für Aulus Octacilius Crispus und Octacilia Onesime (lat.-gr.)

Fundort: Saraylar (Palãtia) oder Nekropole bei Saraylar ? (Holbach: "ca. 200 m außerhalb", Gedeon: "nordwestl. vom Dorf" : die 1. Angabe trifft auf die Nekropole zu, die 2. weniger, da die Nekropole westl. vom Dorf liegt). - Museum: Istanbul, Arch. Museum (Inv.Nr. 4305). Publikationen: Makris, SÊllogow Par. 20-22, 1892, 14 Nr. 2 (bÄ) (Kopie A. Mordtmann); H. Lechat - G. Radet, BCH 17, 1893, 526 Nr. 19 (Kopie Georgiadis); CIL III Suppl. 13685; v. Holbach, AM 34, 1909, 401; Lafaye, IGR IV 118; Müfit, AA 1931, 176; Schwertheim, IK 18, 380; R. A. Kearsley, IK 59, 10. vgl: Gedeon, ProikÒnnhsow 127 (nur: Grab des "Takίliow Krίspow"); Hasluck, List V 89; L. Robert, Dacia n. s. 22, 1978, 327 Anm. 15 = OpMin VI 313. Inschriftträger: Sarkophag aus Marmor (H 112, B 255, T 127 cm), auf polierter Frontseite bilingue Inschrift (Bh 5 cm), der Deckel mit Girlanden und Flügelgreifen ornamentiert (Müfit 1931: ohne Deckel). Datierung: 1. bis 2. Jh. n. Chr. (Kearsley). Die 1891 gefundene Inschrift ist in vier leicht differierenden Abschriften (Mordtmann, Georgiadis, Holbach, Müfit) mitgeteilt; Mordtmann und Müfit scheinen uns nach Vergleichung der Texte am zuverlässigsten. Eine abweichende Zeilentrennung haben Lechat / Radet (unten nicht dargestellt): A (Anf. Z.2+4) in separater Zeile, ebenso coniugi und ÉOnhsίm˙ (Z.3+5).Wir vermuten aber einen Fehler beim Druck. 1 2 3 4 5

d(is) M(anibus) A. Octacilius Crispus sibi et Octaciliae Onesime coniugi

(Geweiht) den Totengeistern! Aulus Octacilius Crispus für sich und seine Gattin Octacilia Onesime

ÉA. ÉOtakίliow Krίspow •aut«i ka‹ tª gunaik‹ ÉOtakilί& ÉOnhsίmhi

Aulus Octacilius Crispus für sich und seine Gattin Octacilia Onesime

(6.1.) Prokonnesos, Inseln der südlichen Propontis

339

2 Octacilius Holbach / Schwertheim; 3 Octaciliae OnesimI Holbach; Octaciliae Onesim(a)e Schwertheim; 4 saut«i Lechat / Radet; 5 k(¢) Lechat / Radet, Holbach, Müfit; k¢ Schwerth., Kearsley; ÉOnhsίm˙ Schwerth., Kearsley. Gedeon (S.127) erwähnt den Sarkophag als tãfow Takilίou Krίspou. - Eine Grabstele für Otacilii →Nr. 2343.

Nr. 1342

Grabschrift (... und Asklepiodotos)

Fundort: Istanbul, Fenari Isa Camii. - Herkunft: Nekropole bei Saraylar (?) / Kyzikos oder Umgebung ? Publikationen: C. Mango - E.J.W. Hawkins, DOP 18, 1964, 313 Nr. 4 mit Abb. A (Kopie A.H.S. Megaw); Schwertheim, IK 18, 97. vgl: J.u.L. Robert, Bull. ép. 1966, 254 (Z.1,3,4); L. Robert, BCH 102, 1978, 453 (Z.1,3) = Documents 149; J.u.L. Robert, Bull. ép. 1979, 372 (Z.4); J.u.L. Robert, Bull. ép. 1980, 402; A. Abmeier, in: Asia Minor Studien 1, 4 (Z.4); RepGRI Nr. 230. Inschriftträger: Bruchstück einer Marmorplatte (H 50, B 92, Bh 3 cm), vielleicht von einem Sarkophag. 1 2 3 4

ÍpÒ[mnhma] k]atesseÊasen •aut“ ka‹ t“ glukutãt[ƒ ]mムka‹ ÉAsklhpiodÒtƒ: to›w d¢ l[oipo›w etc. e]fiw toËto tÚ mhme›on, d≈sei tª flerò t°xn˙ t«n l[eukourg«n] oder l[iyojÒvn]

Lies 2 k]ateskeÊasen, 4 mnhme›on. (Grab von ...), welches errichtet hat für sich und den ... und für Asklepiodotos; für die (übrigen verbiete ich es; wer einen anderen hineinlegt) in das Grabmal, soll der ehrwürdigen Gilde der (Marmorarbeiter) ... zahlen. flerå t°xnh bezeichnet dieselbe Gilde der Marmorarbeiter wie in →Nr. 1332 und →Nr. 1346.

Nr. 1343

Fragment einer Grabschrift

Fundort: Istanbul, Fenari Isa Camii. - Herkunft: Nekropole bei Saraylar (?) / Kyzikos oder Umgebung ? Publikationen: C. Mango - E.J.W. Hawkins, DOP 18, 1964, 313-14 Nr. 5 mit Abb. B (Kopie A. H. S. Megaw); Schwertheim, IK 18, 579. vgl: J.u.L. Robert, Bull. ép. 1966, 254 (Z.2,4); L. Robert, BCH 102, 1978, 453 (Z.2) = Documents 149; J.u.L. Robert, Bull. ép. 1979, 372 (Z.2 Erg.); J.u.L. Robert, Bull. ép. 1980, 402; A. Abmeier, in: Asia Minor Studien 1, 4 (Z.2 Erg.); RepGRI Nr. 231. Inschriftträger: Bruchstück einer Marmorplatte (H ca. 50, B 98, Bh 4 cm), wohl von einem Sarkophag. Text nach Abzeichnung und Minuskeln in DOP: TA 1 2 3 4

OTO[ 8-10 ] proseίmou tª LLN[ ? d≈s]ei proseίmou X afÄ k¢ TGNP[ Ä ]ow ¶stai t∞w tu[

2 tª lan[protãt˙ Kuzikhn«n pÒlei] Robert (BCH, Bull. ép. 1966 u. 1979), Schwertheim; 4 [¶nox]ow ¶stai t∞w tu[nbvruxίaw] Robert (Bull. ép. 1966); 4 [ka‹ ÍpeÊyun]ow ¶stai t∞w tu[mbvruxίaw §gklÆmati] Schwertheim; 2+3 proseimou Abzeichnung (DOP), danach pros[t]eίmou. Oder das T stand in hochgezogener Ligatur zu E (das E ist oben jeweils weggebrochen). - - - - soll an die (prächtigste Polis Kyzikos) ... Strafsumme zahlen und an ..... 1500 Denare Strafsumme. Außerdem muss er sich stellen einer Anklage wegen Grabfrevel.

Nr. 1344

Fragment einer Grabschrift

Fundort: Istanbul, Fenari Isa Camii. Herkunft: Nekropole bei Saraylar (?) / Kyzikos oder Umgebung ? Publikationen: C. Mango - E.J.W. Hawkins, DOP 18, 1964, 314 Nr. 6, Foto Nr. 62; Schwertheim, IK 18, 580.

(6.) KYZIKOS und Umgebung

340

vgl: J.u.L. Robert, Bull. ép. 1966, 254 (Z. 1,2-4); L. Robert, BCH 102, 1978, 453-54 (Z. 1,2/3) = Documents 149-51; J.u.L. Robert, Bull. ép. 1979, 372 (Z.2/3); J.u.L. Robert, Bull. ép. 1980, 402; A. Abmeier, in: Asia Minor Studien 1, 4 (Z.2/3); RepGRI Nr. 232. Inschriftträger: Bruchstück einer Marmorplatte (H 41, B 58, Bh 4 cm), wohl von einem Sarkophag. 1 2 3 4

toÁw d]¢ loipoÁw épagore[Êv: efi d°] [tiw tolmÆs]ei ßteron katay°syai, d≈sei [tª] Kuzikhn«n pÒli X ♠ ÄbfÄ k[a‹] ] X ÄafÄ ♠

1 to›w d]¢ loipo›w Robert (1966); 2 d≈sei [tª lanprotã|t˙] Robert, Schwertheim. ... (den) übrigen verbiete ich es. (Wenn es aber einer wagt) einen anderen beizusetzen, soll er an (die ..?) Polis Kyzikos 2500 Denare (und an ...) 1500 Denare zahlen.

Nr. 1345

Fragment eines Sarkophages?

Fundort: Istanbul, Fenari Isa Camii. - Herkunft: Nekropole bei Saraylar (?) / Kyzikos oder Umgebung ? Publikationen: C. Mango - E.J.W. Hawkins, DOP 18, 1964, 315 Nr. 10. Inschriftträger: Bruchstück einer Marmorplatte (H 33, B 43, Bh 5,5 cm), wohl von einem Sarkophag. 1 ]enon bίon [ B I O I am Stein (DOP nach Foto) 2 3 4

Nr. 1346

E vacat T vacat ]aw kata[ IT

vacat

Grabschrift (Polychronia)

Fundort: Istanbul, Fenari Isa Camii. - Herkunft: Nekropole bei Saraylar (?) / Kyzikos oder Umgebung ? Publikationen: C. Mango - E.J.W. Hawkins, DOP 18, 1964, 312 Nr. 3, Foto Nr. 61; Schwertheim, IK 18, 409. vgl: J.u.L. Robert, Bull. ép. 1966, 254 (Z.3); L. Robert, BCH 102, 1978, 453, 455 Anm. 11 (Z.3) = Documents 149; J.u.L. Robert, Bull. ép. 1979, 372 (Z.3); J.u.L. Robert, Bull. ép. 1980, 402; A. Abmeier, in: Asia Minor Studien 1, 4 (Z.3); RepGRI Nr. 229. Inschriftträger: Marmorblock (H 66, B 78, Bh 2,6 cm).

]gunaik‹ aÈtoË Poluxronί& ka‹ [ 2 ]n: efi d° tiw tolmÆsei ßterÒn tin[a kata]3 [y°syai d≈sei tª pÒlei prosteί]mou X afÄ ka‹ tª flerò t°xn˙ t«n leukourg«n [tÚ ‡so]n Ä

1

... für seine Frau Polychronia und ... Wenn es aber einer wagt irgendeinen anderen (beizusetzen, soll er an die Polis) 1500 Denare Strafsumme und an die ehrwürdige Gilde der Marmorarbeiter den gleichen Betrag (zahlen). Wahrscheinlich dieselbe flerå t°xnh der Marmorarbeiter ist →Nr. 1332 und →Nr. 1342 genannt.

Nr. 1347

Fragment einer Strafklausel

Fundort: Istanbul, Fenari Isa Camii. - Herkunft: Nekropole bei Saraylar (?) / Kyzikos oder Umgebung ? Publikationen: C. Mango - E.J.W. Hawkins, DOP 18, 1964, 314-15 Nr. 9, Foto Nr. 65. Inschriftträger: Marmorplatte (H 20, B 45, Bh 4,5 cm), vielleicht von einem Sarkophag. Rest eines Verbots der Bestattung Unberechtigter: 1 2 3

I ]v mØ bouloίm[hn vacat je›non [

(6.1.) Prokonnesos, Inseln der südlichen Propontis

Nr. 1348

341

Fragment einer Grabschrift? (Faust- -)

Fundort: Istanbul, Fenari Isa Camii. - Herkunft: Nekropole bei Saraylar (?) / Kyzikos oder Umgebung ? Publikationen: C. Mango - E.J.W. Hawkins, DOP 22, 1968, 182 Nr. III, Foto Nr. 36. Inschriftträger: Kleines Marmorbruchstück (H 14, B 19, Bh 4-5 cm).

OSIS ] Faust[

FLUST nach Foto

In der ed. pr. zu den Grabinschriften gerechnet.

Nr. 1349

Fragment einer Grabschrift?

Fundort: Istanbul, Fenari Isa Camii. - Herkunft: Nekropole bei Saraylar (?) / Kyzikos oder Umgebung ? Publikationen: C. Mango - E.J.W. Hawkins, DOP 18, 1964, 314 Nr. 8, Foto Nr. 64. Inschriftträger: Bruchstück einer Marmorplatte (Bh 3 cm).

]ion skut°a

... den Schuster

In der ed. pr. zu den Grabinschriften gerechnet.

Nr. 1350

Grabgedicht für Alexandros

Fundort: Bei Saraylar, "in einer Nekropole am nördlichen Abhang des Hafens an der Nordküste der Insel Prokonnesos". Publikationen: M.H. Sayar, EA 32, 2000, 209-212 mit Foto (N.Asgari); Merkelbach - Stauber, Steinepigramme (SGO) Bd. II S. 72 Nr. 08/02/01. 1-2

Vers 1

3-5

Vers 2

5-7

Vers 3

8-10

Vers 4

10-12

Vers 5

13-15

Vers 6

16-17

nÆpio! oÈk ædein Moίr|[a]! dÊnami! ti! Ípãrxei | ˘! kat°leic' élutrÚ! gaί|hn k¢ mht°ra tÆn me t|ekoË!an ka‹ pleÊsei|n §y°lh!a, pollå! d|¢ pÒlei! fi!ayr∞sai: | §n nÆ!!ƒ d¢ t°ynhka: | ÉAl°jandrÒ! pote k|lhyeί! ka‹ patrίd|[a] oÈk §!or« oÈd' §mÚn | gen°thn, barudŒmvn, | [él]lå pikrÚw daίmvn | [z]v∞w fvtÚw m¢ p°|pauken | Y

♠ | ♠

Noch unerfahren wusste ich nicht, welche Macht die Schicksalsgöttin hat, als ich frevelhafterweise das Land verließ und die Mutter, die mich geboren hat, und zu Schiff viele Städte kennenlernen wollte. Aber auf der Insel (Prokonnesos) bin ich gestorben. Alexandros hiess ich einst und sehe nicht mehr meine Heimat, auch nicht mehr meinen Vater, (ich) Unglücklicher, sondern ein gehässiger Daimon hat mir das Lebens-Licht gelöscht. Y (gestorben). Vers 2 Lies élitrÒ!. Vers 3 pollå! d¢ pÒlei! fi!ayr∞sai: vgl. Odyssee 1,3 poll«n d' ényr≈pvn ‡den êstea. Vers 4 n∞!!ow mit !!: vgl. die Belege bei Smith, ZPE 130, 2000, 127-30. Vers 5 Lies barudaίmvn. Zeile 16 "Y mortuorum" (yan≈n gestorben).

(6.) KYZIKOS und Umgebung

342 Nr. 1351

Grab für Publius Arruntius und seine Frau Ammion

Fundort: Nekropole westlich Saraylar. publ.: - (eigenes Foto). Inschriftträger: Sarkophag. - Datierung: Späte Kaiserzeit. Ligaturen, in die Schriftzeichen gesetzte kleine Buchstaben. 1 2 3 4 5 6

ÍpÒmnhma P. ÉArountίou Pvlίvnow ˘ kateskeÊasen •aut“ ka‹ tª gunaik‹ ÉAmmίƒ: oÈden‹ d¢ ¶jestai katay°staί tina ßteron efiw tØn sorÚn taÊthn: §ån d° tiw katay∞tai d≈sei t“ fίskƒ X aÄ ka‹ tª pÒlei X aÄ Ä Ä

2 Arruntius: die griech. Schreibung ÉAroÊntiow ist belegt (LGPN 5a). 3 Am Stein ALMIV - Frauenname ÖAmmion Grab des P(ublius) Arruntius, (Sohn des) Polion, das er errichtet hat für sich und seine Frau Ammion. Niemandem aber ist es erlaubt irgendeinen anderen zu bestatten in diesem Sarkophag. Wenn aber einer bestattet, soll er an die Steuerbehörde 1000 Denare und an die Stadtkasse 1000 Denare zahlen.

Nr. 1352

Für Attalos und Matrone und ihre Kinder

Fundort: Nekropole westlich von Saraylar. publ.: - (eigenes Foto). Inschriftträger: Sarkophag (Deckel fehlt) in situ, der untere Teil ist nicht ausgegraben. Datierung: Kaiserzeit. Auf der sichtbaren tabula 6 Zeilen: 1 2 3 4 5 6

ÍpÒmnhma M[. .]R ÉAttãlou ˘ kateskeÊase •aut“ ka‹ tª gunaik‹ Matr≈n˙ ka‹ to›w t°knoiw ÉAttaliãn˙ ka‹ Basile›: e‡ tiw d¢ y°l˙w ßteron [ka]tabalai d≈sei t“ tameίƒ [ im Erdboden ]

2 M[. .]R : es fehlen (unleserlich) zwei oder ein Buchstabe(n); vielleicht Mãr(kou) ? 5 BasileÊw als Eigenname in der Kaiserzeit auch →Nr. 1317 (und viele Beispiele in LGPN). 5/6 Der Steinmetz ist unsicher bei den Verbformen: y°l˙w statt y°l˙, danach katabal oder katabãl. Grab des Markus(?) Attalos, das er errichtet hat für sich und seine Frau Matrone und für die Kinder Attaliane und Basileus. Wenn aber jemand beabsichtigt einen anderen zu bestatten, soll er an die Kasse ... zahlen.

(6.1.) Prokonnesos, Inseln der südlichen Propontis

Nr. 1353

343

Grab einer Frau

Fundort: Nekropole westlich von Saraylar. publ.: - (eigenes Foto). Inschriftträger: Sarkophag. - Datierung: Späte Kaiserzeit. Die Inschrift ist links weggebrochen:

ÍpÒm]nhma ] . iphw ˘ kateskeÊasen ] tª yreptª •aut∞w ]NV

1 2 3 4

2 Vielleicht Frauenname Sίph (belegt in LGPN 2). Grab der - - - welches sie errichtet hat für - - - ihre Ziehtochter - - -

Nr. 1354

Grab für Aurelia Timokrate Piste, ihren Mann Naevius und Sophronios

Fundort: Nekropole westlich von Saraylar. publ.: - (eigenes Foto). Datierung: Kaiserzeit, nach 212 n. (Aureliername, späte Schrift). Zwei aneinander passenede Bruchstücke:

[Íp]Òmn|hma AÈr. Teimokrã[thw?] Pίsthw k|a‹ Svfronίou ˘ kateskeÊasen •autª ka‹ t“ glukut|ãtƒ sumbίƒ Naibίƒ Leon[ - -

1 2 3

2: Wir nehmen wegen •autª (Z.3) den Frauennamen Teimokrãth an - obwohl die Lücke sehr knapp ist für das ergänzte -th≠ (ein Genetiv ist nötig). - 3: Mit Leon- beginnen sehr viele Namen. Grab der Aurelia Timokrate Piste und des Sophronios, welches sie errichtet hat für sich und den liebsten Gatten Naevius Leon- Sophronios könnte z.B. Bruder der Timokrate sein. Der Gatte Naevius ist wohl noch am Leben.

Nr. 1355

Grabschrift für Brutia (?)

Fundort: Nekropole westlich von Saraylar. publ.: - (eigenes Foto). Altar oder Basis, Inschrift in tabula ansata; gehört zu einem Grab (wegen z«sa). 1 2 3 4

BROUTTI . . . a ÖElpiw z«sa kateskeÊasen

(Grab der) Broutia ? Elpis hat zu Lebzeiten errichtet

1/2 Hat sich der Steinmetz verschrieben und die drei ersten Buchstaben in Z. 2 eradiert (ELP könnte dort stehen) und so zum Namen Broutt|a berichtigt ? 3 z«sa homerische Form (att. z≈sasa) wie in →Nr. 1725.

(6.) KYZIKOS und Umgebung

344 Nr. 1356

Basis mit Reliefs für Herakles

Fundort: Nekropole westlich von Saraylar. publ.: - (eigenes Foto). Publikationen: Relief-Basis mit Szenen aus dem Heraklesmythos. Datierung: 161-169 (Marc Aurel und L. Verus). Über dem in der Abb. rechten Relief 7 Zeilen (die Klammer verdeckt die erste), unter dem Relief 5 Zeilen: oben: 1 2 3 4 5 6 7 unten: 8 9 10 11 12

- - - - - - - - - - - - - HTO KATOIIR[- - -]ANHMFIE[ N k[a]‹ komÆtaiw ofl §pergazÒmenoi tÚ §np[pÒri]on Íp¢r t∞w t«n Ka[i]sãrvn [tÊx]hw M. AÈrhlίou ÉAntvneίnou ka‹ L. AÈrhlίou OÈÆrou ka‹ Íp¢r •aut«n ka‹ Íp¢r t∞w Kuzikhn«n pÒlevw ka‹ Íp¢r flerçw nÆssou Prokonnhssou ka‹ toË §nporίou ye“ ÑHrakle› katå §n°rgeian eÈxaristÆrion

1/2 bleibt unklar. Am Ende von Z. 2 würde ±mfίe[s-]|n (Aor. émfi°nnumi bekleiden, umfangen) zu den Buchstaben passen. 3 N k[a]‹ : NK in Ligatur (Rest vom K lesbar). 3 komÆtaiw (langhaarig - als Legende zum Mythos auf den Reliefs) oder Verschreibung für kvmÆtaiw (Dorfbewohner) ? 5 [tÊx]hw oder [≤don]∞w füllt die Lücke. - - - - - - - - - - - - - die Arbeiter, die das emporion fertiggestellt haben. Für das Wohl der Kaiser M. Aurelius Antoninus und L. Aurelius Verus und für ihr eigenes Wohl und für die Stadt der Kyzikener und für die ehrwürdige Insel Prokonnesos und das enporion, als Dankesgabe (gewidmet) dem Gott Herakles für seine Tatkraft. M. Aurelius Antoninus (Marc Aurel, 161-180) und L. Aurelius Verus (L. Verus, 161-169): daraus ergibt sich die Datierung. Zu §npÒrion (Markt oder Freihafen) siehe →Nr. 1323 (auch →Nr. 1333 und →Nr. 1335). Herakles ist bekanntlich mit der Urgeschichte von Kyzikos verknüpft. Nr. 1357-1359

vacat

(6.1.) Prokonnesos, Inseln der südlichen Propontis

345

Köyüstü Ocakları Tepesi mit Ahlatbayırı (Ort: 6224) Dieses Fundgebiet liegt ca 1 km wsw. von Saraylar und sw. von der Nekropole (→Ort 6223). Den Fundhügel Köyüstü Ocakları Tepesi haben wir mit dem südlicher gelegenen Abhang Ahlatbayırı zusammengestellt.

Nr. 1360

Zeichen auf Kapitell: Steinbruchmarke?

Fundort: Köyüstü/Ahlatbayırı. Publikationen: N. Asgari, in: Arastırma Sonuçları Toplantısı V 1, 148, Foto S. 152 Nr. 6; N. Asgari, in: Classical Marble 125 Abb. 14 Nr. 204, Fotos S. 124 Abb. 8 u. 13, vgl. S. 118-19. Inschriftträger: Großer korinthischer Kapitellblock (H 86, ∅ 82 cm unten); die Zeichen (Länge des Schriftzuges ca. 20, Bh 7-8 cm) wurden in das zur Bearbeitung auf dem Kopf stehende Kapitell eingeschnitten und sollten vermutlich mit der Ornamentierung entfernt werden. Datierung: Kaiserzeit.

_ INRA ⎛

Nach dem A eine senkrechte Haste mit Querhaste (oben), die über das A reicht, wohl als Monogramm zu sehen. Die offensichtlich lateinischen Buchstaben (eindeutig das R) weisen in die römische Zeit, mithin in die Kaiserzeit, als die Steinbrüche auf Prokonnesos wieder voll in Betrieb waren. Zeichen des Besitzers oder Arbeiters ? Eher eine Steinbruchmarke zur Kontrolle der Produktion (Asgari).

Nr. 1361

Zeichen auf Kapitell: Steinbruchmarke?

Fundort: Ahlatbayırı. Publikationen: N. Asgari, in: Classical Marble 125 Abb. 14 Nr. 244, vgl. S. 118-19. Inschriftträger: Block eines korinthischen Kapitells (H 65-69, ∅ unten 63 cm); die Zeichen (Länge des Schriftzuges ca. 20, Bh 7 cm) wurden in das zur Bearbeitung auf dem Kopf stehende Kapitell eingeschnitten und sollten vermutlich mit der Ornamentierung entfernt werden. Datierung: Kaiserzeit. _

INRA ⎛

Nr. 1362

Gleicher Schriftzug wie in voranstehender Inschrift.

Zeichen in Monogrammform auf Kapitell: Steinbruchmarke?

Fundort: Ahlatbayırı. Publikationen: N. Asgari, in: Classical Marble 125 Abb. 14 Nr. 249, vgl. S. 118-19. Inschriftträger: Block eines großen korinthischen Kapitells (H 76, ∅ unten 79 cm); das erhaltene Monogramm (ca. 10 x 12 cm) wurde in das zur Bearbeitung auf dem Kopf stehende Kapitell eingeschnitten und sollte vermutlich mit der Ornamentierung entfernt werden. Datierung: Kaiserzeit. _

A⎛

die rechte Haste setzt sich in einem R oder B fort

Dieses Mongramm gleicht weitgehend den beiden voranstehenden Kapitell-Aufschriften. Es ist ebenfalls eine Steinbruchmarkierung aus der Kaiserzeit, vgl. oben zu →Nr. 1360. Nr. 1363 vacat

Petali Liman (6226) Petalçw LimÆn in der Badalankörfezi-Bucht

Große Bucht im Nordosten der Insel. Nr. 1364 a-c

→ Kap. 11: Byzantinische Bleisiegel (Prokonnesos)

(6.) KYZIKOS und Umgebung

346

Insel Ekinlik Ada / antik: Phoibe? (6235) Koutalis Ada

Vielleicht Insel Phoibe; oder auch (?) Physia oder Elaphonnesos oder Palaia Prokonnesos. Siehe →Nr. 1309 (F2 Ekinlik Ada, F1 Topagaç)

Insel Avss a[r] Ada / antik: Ophioussa (6240-41) Aphousia, Aphysia, Aphisia

Türkeli (Ort: 6240) (Ort) Avsar, Aphousia, Aphysia, Aphisia

Nr. 1365

Weihinschrift (Fragment)

Fundort: Türkeli (ÉAfousίa, Kimisis-Kirche) (?) - bei Gedeon ist die Inschrift Taf. 2 Nr. 9 zwar ohne Fundortangabe angeführt, aber wir glauben, dass sie mit der von Gedeon auf S. 61 erwähnten Weihinschrift aus der Kimisis-Kirche von ÉAfousίa identisch ist. Publikationen: Gedeon, ProikÒnnhsow Taf. 2 Nr. 9 (vgl. S. 61 ?, s.o.). - vgl: Hasluck, List IV 90. Datierung: Eventuell 27/26 v. Chr. (s. unten). Abzeichnung Gedeon: 1 [ ] 2 TVXVRVPOIH%LNFLUPERTH[ ] 3 4 5 6 2 3 5 6

NI[ ]EUXHNILEKAIEUK[ ]PILE [ ]ED%%P•IIII%ELU T[ ] TVNTEKNVNAUTHEUX[ ] YN Nur als Versuch: t“ x≈rƒ poiÆsanti Íp¢r t∞[w] nίk[hw] eÈxØn ILE ka‹ eÈk[ar]pίaw oder NI [ ] EÈ_´hnίaw ka‹ EÈk[ar]pίaw t«n t°knvn aÈt∞w eÈx[Øn] [¶tei] ynÄ

Unsere Vorschläge führen zu keiner klaren Deutung; Íp¢r und eÈxØn verweisen auf eine Votivgabe; t“ x≈rƒ (Dorf, oder xvrίƒ falls Z.2 Ligatur XVRIV) wäre dann dativus auctoris oder die Weihung ist einer Gottheit (fehlende Z.1) und dem x«row dediziert, vgl. "dem Zeus und den kvm∞tai" in →Nr. 1218. Z.3: das X sieht in der Abzeichnung bei Gedeon so aus, als könnte es vom Steinmetzen getilgt sein; falls hier tatsächlich der Name EÈhnίa gestanden hat, wäre die Verschreibung des Steinmetzen damit erklärbar, dass er irrtümlich zu früh zu dem erst später (Z.5) folgenden eÈxÆn angesetzt hat. Z.5 t«n t°knvn aÈt∞w: Die Mutter muss in der verstümmelten Z.4 stehen - wenn nicht, dann ist es Eucarpia oder Euenia (Z.3). Z.6: YN könnte zwar eine Datierung sein (ynÄ = 59 = nach Sullan. Ära 23.9.27 - 22.9.26 v. Chr.), aber auf keiner kyzikenischen Inschrift wird mit einer Ära datiert, sondern nur nach dem eponymos.

Nr. 1366

Grabschrift für Tryphon

Fundort: Türkeli; ÉAfousίa, Kimisis-Kirche (Gedeon). Publikationen: Gedeon, ProikÒnnhsow S. 61; Hasluck, List V b 31+ mit Anm. 6; Schultze, Kleinasien I 396 Anm. 4. - Datierung: Spätantik oder byzantinisch. 1 2 3 4

¶nya katak∞te tÚ pedί[on] TrÊfvn

Hier ruht der Knabe(?) Tryphon.

1/2 lies ka⏐take›tai - 3 pedί[on] Schultze, lies paidί[on] - 3/4 [Ba]topedi[an][Úw] TrÊfvn Hasluck.

(6.1.) Prokonnesos, Inseln der südlichen Propontis

347

Z.3/4 Haslucks Ergänzung [Ba]topedi[anÒw] "aus Batopédi" ist ein in byzantinischer Zeit häufiger geogr. Name (die flache Bucht einer Steilküste, passt also zur Insel Prokonnesos). Aber tÚ paidίon TrÊfvn ist naheliegender; die Schreibweise pedίon für paidίon und katak∞te weist dann in die Spätantike.

Ü

É

- tÚ tsiflίki (Ort: 6241)

Eine Gegend namens ÜAgiow ÉIvãnnhw - tÚ tsiflίki (Gedeon), also wohl das ehemalige Landgut der Kirche des Hl. Johannes, die (lt. Janin 201) am Westufer nahe dem Ort Avsar lag. Das Landgut selbst lag 1 h nördlich vom Ort (Gedeon), kann also nicht mit dem "Manastır Mevkii" (tsiflίki entspr. türk. Mevkii), das die Karte in Arastırma V 2, S. 164 im Süden der Insel verzeichnet, identisch sein.

Nr. 1367

Grabschrift

Fundort: Nördlich von Türkeli; "ÜAgiow ÉIvãnnhw - tÚ tsiflίki" (Gedeon). Publikationen: Gedeon, ProikÒnnhsow S. 64; Hasluck, List V 224 mit Anm. 1; Schwertheim, IK 18, 387. Inschriftträger: Sarkophag mit einer siebenzeiligen Aufschrift, die Gedeon nur teilweise entziffern konnte. 1 2 3 4

ÍpÒmnhma KATIONH MOROU ı kateskeÊasen •a[u]t“ ka‹ tª gunaik‹ [

5-7

ÉOnh[si]Òrou ? Hasluck (Beispiel) Grab des ...., welches er errichtet hat für sich und seine Frau ...

Reste

Nr. 1368-1369

vacat

Insel

/ antik: Phoibe? (6253) Yer Ada (?)

Gerã (ngr.), auch ÑIerã N∞sow, vermutlich gleichzusetzen mit der kleinen Insel (ca. 700 x 300 m) Yer Ada südlich von Koyun Ada, vor der Südwestküste von Pasalimanı Ada (die Angaben bei Gedeon sind zwar nicht hinreichend, aber lt. Makris, Mikrasiatikã Xronikã 6, 1955, 164 Anm. 2, liegt Gerã ca. 1 Meile westlich von ÑAl≈nh). - Gerã ist vielleicht mit der antiken Insel Phoibe identisch (Gedeon).

Nr. 1370

Bestattungsverbot (Grabschrift)

Fundort: F1 Yer Ada; Gerã, F2 Pasalimanı (Ort); ÑAl≈nh [6260]. Publikationen: Gedeon, ProikÒnnhsow Taf. 1 Nr. 1 (hier abgedruckt), vgl. S. 16; Hasluck, List V 332 mit Anm. 3a; Schwertheim, IK 18, 567. - vgl: RepGRI Nr. 239.

loip]o›w épagoeÊv F%

... den übrigen verbiete ich es ...

OI EAPAGOEUV Abzeichnung Gedeon; ]ye épagoeÊv [ Schwertheim. - Aber das I steht in dem O (ein Y ist also nicht möglich).

Nr. 1371

Fragment (Strafklausel?)

Fundort: F1 Yer Ada; Gerã, F2 Pasalimanı (Ort); ÑAl≈nh [6260]. Publikationen: Gedeon, ProikÒnnhsow Taf. 1 Nr. 2, vgl. S. 16; Hasluck, List V 332 mit Anm. 3b. vgl: RepGRI Nr. 238.

HSU

] μ su[lÆs˙ (Hasluck)

... oder raubt ...

Falls die Ergänzung zutrifft, liegt eine Grabschrift vor (Rest einer Strafklausel).

Nr. 1372

Fragment

Fundort: Yer Ada; Gerã, Kapelle (Gedeon). Publikationen: Gedeon, ProikÒnnhsow S. 38. - vgl: Hasluck, List VI 66. Inschriftträger: Marmorbruchstück.

(6.) KYZIKOS und Umgebung

348 METRO[ Nr. 1373-1374

]

Beginn eines Eigennamens ?

vacat

Insel Koyun Ada / antik: Physia? (6255) Koyun Ada, "Schafsinsel", könnte mit Physia identisch sein. - Ohne Inschrift.

Insel Pa alimanı Ada / antik: Halone (6260-65) AÈlvnίa, AÎlvnow n∞sow, ÑAl≈nh

Der antike Name ÑAl≈nh wurde auch noch in neuerer Zeit verwendet.

(Ort) Pa alimanı (Ort: 6260) Pasa Liman, ÑAl≈nh

Nr. 1375

Weihung an Hermes

Fundort: Pasalimanı (Ort). - Verwahrung: "bewahrt vom Altertumsfreund Ev. Manuelidis" (1892, Gedeon). Publikationen: Gedeon, ProikÒnnhsow Taf. 1 Nr. 6 (hier abgedruckt), vgl. S. 36; Hasluck, List IV 73 m. Anm. 1. 1 2 3

Persikrãthw ÑHghsagÒrev ÑErm∞i

Persikrates, (Sohn) des Hegesagóres, dem Hermes.

1: I I ERSIKRATHS 2: HGHSAGOREV (H li.Haste oben: kl.Ring = Lig. RH ?) Abzeichnung Gedeon. Z.1: In der offenbar alten Inschrift hat statt Persikrates eher Xersikrãthw gestanden (Hinweis Merkelbach). Z.2: Haslucks Patronymikon ÑHghsagÒrev (Att. Dekl.) muss man bezweifeln.

Nr. 1376

Grabschrift für die Mutter Iulia Ma

Fundort: Pasalimanı (Ort?). - Verwahrung: Freilichtmuseum Erdek (Inv.Nr. 31, im Jahr 1987), dann Museum Bandırma, im Garten (2009/2015). Publikationen: Ertüzün, Kapıdagı yarımadası1 265 nur Foto Nr. 88 (schwer lesbar), vgl. S. 159 Nr. 31; Ertüzün, Kapıdagı yarımadası2 287 Foto Nr. 88, vgl. S. 174 Nr. 31 u. S. 289; Schwertheim, IK 18, 244, Foto Taf. 19; J.u.L. Robert, Bull. ép. 1980, 410. Inschriftträger: Marmorstele (H 86, B 55, T 9, Bh 2 cm) mit Totenmahlrelief: Ein Gelagerter auf der Kline mit Trinkschale in der Linken; links sitzt auf der Bank die trauernde Frau; ein Dreifußtisch mit Früchten; in den Ecken (li.) Dienerin, (re.) Diener. Darunter die Inschrift (Bh 2 cm). - Datierung: Römische Zeit. 1 2 3

ÉIoÊliow PolÊeuktow ka‹ ÉIoÊliow NeikÆforow ÉIoulί& Matª mhtr‹ mnÆmhw xãrin oder Mò tª mhtr‹

Iulius Polyeuktos und Iulius Neikephoros für die Mutter Iulia Ma (?), zum Gedenken. Z.3: Robert tritt entschieden für Mò (statt Matª) ein. - Bezeugt ist der Frauenname Mãta (nicht Mate). mnhm-hw hat der Steinmetz mnÆmnhw geschrieben und das falsche 'n' nachträglich eradiert.

(6.1.) Prokonnesos, Inseln der südlichen Propontis

Nr. 1377

349

Grabschrift

Fundort: Pasalimanı (Ort). - Verwahrung: Bewahrt vom Altertumsfreund Ev. Manuelidis (i.J. 1892, Gedeon). Publikationen: Gedeon, ProikÒnnhsow Taf. 1 Nr. 7 (hier abgedruckt), vgl. S. 36; Hasluck, List V 248 mit Anm. 3; Schwertheim, IK 18, 417. - Datierung: Römische Zeit.

Preimίlla xa›re

Primilla, lebe wohl !

Tuzla (Ort: 6265) Kuklia, Khouklia, Cochlia, Houklia, Huchlia

Umfängliche Reste eines Kastells. Gedeon hält sie für das von Plinius auf der Insel Aulonia erwähnte oppidum.

Nr. 1378

Fragment

Fundort: Tuzla; Xouxliã (Gedeon), Kirche Ag.Trias im Fußboden (Janin) ? Publikationen: Gedeon, ProikÒnnhsow Taf. 1 Nr. 5 (hier abgedruckt), vgl. S. 29; Hasluck, List I 26 mit Anm. 3. vgl: Janin, Églises 199; Jones, Publ. Organization 290 (Z.1); RepGRI Nr. 215. 1 2 3

]OIAIGIKORAIOFEILOUSIN ]HNAGURIOUOEYELONT ]VXORO

die AfigikÒrai schulden (U oder T)

1-2 ] ofl AfigikÒrai Ùfeίlousin [ - - - - ⏐ - - - ]hn érgurίo tÚ §yelont[ Hasluck. 2-3 ]hn érgurίou ˘ ¶yelon T[ - - - | - - t]“ xoro[stãt˙] exempli gratia. Z.1 AfigikÒrai: alt-ionische Phyle in etlichen von Samos oder Milet gegründeten Orten, z.B. in Kyzikos. Vielleicht aus einer Regelung (Dekret?) zur Finanzierung öffentlicher Aufgaben, z.B. Veranstaltung eines Festes oder Bau/Ausstattung eines Tempels ?

Nr. 1379

Archaische Grabschrift des Mandron (Boustrophedon)

Fundort: Tuzla; Xouxliã, Kirche Ag.Trias im Fußboden (Hasluck, Janin). Publikationen: Gedeon, ProikÒnnhsow Taf. 1 Nr. 3, vgl. S. 29; Wilamowitz, Nordionische Steine 63-64 Nr. 22 mit Abb. 6 (Zeichnung Lübke nach Abklatsch Hasluck; mit Beitrag von Hiller von Gaertringen); H. Kasten, Bursian Jber 279, 1942, 98; Jeffery, LSAG1 S.372 u. 416 Nr. 52, Abb. Taf. 72 (Nachdruck der Zeichnung von Lübke); Schwertheim, IK 18, 286. vgl: F.W. Hasluck, JHS 29, 1909, 16-17; Hasluck, List VI 52 mit Anm. 4; Janin, Églises 199. Inschriftträger: An den Seiten (oder ringsum) gebrochene Steinplatte/Stele (?), H 34, B 27 cm. Datierung: Ca. 550 v. ? (Jeffery) / 6. Jh. v., wohl vor der Perserzeit, ante 546 v. (Wilam.) / 6. Jh. v. (Schwerth.). Boustrophedon (siehe Gedeons Abzeichnung) beginnt Z.1 von rechts. Wilamowitz: Gedeons Abzeichnung: 1 2 3 4 5

Mãndrvn[ow] [tÚ s]∞ma tØ Mnhsiptol°[mo]: [maxÒ]menow d¢ ép°yan[en]

1-2 Mãndrvn[ow tÒ|de s]∞ma Jeffery Des Mandron Grabmal, des (Sohnes) des Mnesiptolemos; kämpfend starb er.

(6.) KYZIKOS und Umgebung

350

Eine der ganz wenigen inschriftlichen Zeugnisse Mysiens aus archaischer Zeit. Wilamowitz datiert ins 6. Jh. v. Chr., in dem die Ionier schon Prosa für Inschriften bevorzugten. Der Name Mandron ist (Wilamowitz) ein Zeugnis für die ionische Besiedlung der Kyzikene: "Mçndrow ist sicherlich der Mäander". Schwertheim führt an, dass der Name an den Gott Mandros (IKyme 37) erinnert, also ebenfalls an die milesische Besiedelung.

Nr. 1380

Grabschrift (Aur. Severus, M. Ulpius Dionysios)

Fundort: Tuzla; Xouxliã, Kirche Ag.Trias im Fußboden (Hasluck). Publikationen: Gedeon, ProikÒnnhsow Taf. 1 Nr. 4, vgl. S. 29; Hasluck, List V 265 mit Anm. 2; Schwertheim, IK 18, 121 (mit Nachdruck der Abz. bei Gedeon). vgl: F.W. Hasluck, JHS 29, 1909, 16-17; Janin, Églises 199. Inschriftträger: Bruchstück von einem Sarkophag. - Datierung: Römische Zeit (nach 212 n. Chr. ?). Text bei Hasluck:

kate]k[eÊasen] •aut[“]

1

3

[k]a‹ t t°knƒ AÈr. SeuÆ[rƒ ka‹ tª] [gunaik‹] Boul ka‹ t“ prosfi[le›]

4

[yrept“?] M. OÈl[pίƒ] Dionusίƒ

2

Abzeichnung Gedeon:

2/3 SeuÆr[ƒ ka‹ tª aÈtoË | gunaik‹] Boulonί& (?) ka‹ t“ prosfi[lestãtƒ] Schwertheim. .. (welches er errichtet hat) für sich und sein Kind Aurelius Severus (und dessen?) Gattin Boulonia? und den lieben (Ziehsohn) Marcus Ulpius Dionysios Z.3 ist der Name sehr unsicher: BOULOMNIA (Hasluck) passt schlecht, eher Schwertheims BOULONIA. Hasluck hat einen Abklatsch erstellt, den er den Hrsg. der IG sandte (das erwähnt er in JHS, wo er keinen Text gibt); oben stehender Text von Hasluck (List V) ist aber vermutlich nicht nach diesem Abklatsch, sondern nach der Abzeichnung von Gedeon. Die Abz. Gedeons ist nicht verlässlich, Konjekturen sind berechtigt.

Nr. 1381

Fragment (Ehrung?)

Fundort: Tuzla; Cochlia in insula Alovi (Muratori). Publikationen: Muratori, Novus Thesaurus III 1774 Nr. 9 (von Bimard gesandte Kopie); Boeckh, CIG 3696. vgl: Hasluck, List VI 59. Inschriftträger: Rechteckige Platte (Abb. bei Muratori) ? 1 2 3 4 5 6

ADOBOLHS KAI DH GERNAN AITA GAR ]FEVN KAI GOLII[ ERE[ ]GARAGR[ NEIK MIKRO ULI ONIE ROG XARI

]ado bol∞w ka‹ dÆ[m m ou] ]fevn ka‹ poll[

t ]Ún flerÚgg xari[

Muratori: "Mag deuten, wer will und kann"; Hasluck: "unentzifferbar". - Immerhin erkennt man boule und demos. Vielleicht von einem Ehrendekret. Nr. 1382-1384

vacat

(6.1.) Prokonnesos, Inseln der südlichen Propontis

351

Insel Imralı Ada / antik: Besbikos (6290-6293) Emir Ali Ada, Kalolimno, Kalolimenos, "Kal≈numow t∞w Propontίdow"

Die Identität mit der antiken Insel Besbikos ist gesichert (Skylax 94, Strabon 12,8,11 gegenüber der Mündung des Rhyndakos). In späterer Zeit gab es mehrere Klöster und der Hauptort hieß wie die Insel Kalolimno. Jetzt leben dort nur noch wenige Leute.

Imralı Ada - blau = unsere Ortsziffern

Imralı (Ort: 6290) Kalolimno, Kalolimenos

Nr. 1385

Weihung an den Gott Heron

Fundort: F1 ? F2/M bei ÉHlίaw PaniÒw "BesbukinÒw" (in Kalolimno?) (1892). Publikationen: T. Evangelidis, Jenofãnhw 1, 1896, 326-27 Nr. 2; G. Mendel, BCH 24, 1900, 374 Nr. 14; G. Seure, REA 14, 1912, 139 Anm. 1; L. Robert, RA (2.sér.) 6, 1933, 124 = OpMin III 1579. vgl: Hasluck, List IV 79; L. Robert, Hellenica X 162 Anm. 1. Inschriftträger: Relief: Jüngling mit Pferd, Baum.

ÖOlumpow ÜHrvni eÈxÆn

Olympos (weiht dem Gott) Heron (dies) als Votivgabe.

Heron ist ein thrakischer Reitergott.

Y°siw namens "

" (Ort: 6291)

Die Lage dieser "y°siw" ist nicht bekannt; nach dem Kontext bei Evangelidis ist sie vielleicht im Süden der Insel (bei ÉArban›tai / Arvanites ?) zu suchen. Evangelidis berichtet, dass ein Demetrios Kanellis hier mehrere Inschriften gefunden, sie aber alle - außer der unten aufgeführten - verbaut hat.

Nr. 1386

Grabschrift (christlich? Fragment)

Fundort: F1 (y°siw) MpontoÊra, F2/M bei D.Kanellis (in Kalolimno?). Publikationen: T. Evangelidis, Jenofãnhw 1, 1896, 329 Nr. 10. vgl: Hasluck, List IV 93; RepGRI Nr. 221. Inschriftträger: Marmorplatte. - Datierung: Christlich ? 1 2 3 4 5 6 7

[ÉAriste]ίdou [Lhm]nίou IO êsulon bãdison fÒbow - - - - -

[Í]pÒ[mnhma] ?

(6.) KYZIKOS und Umgebung

352

Z.1/2 : Die Ergänzungen (von Evangelidis) sind natürlich unsicher. Z.4-6 sind unklar. Falls Z.3 ÍpÒmnhma gestanden hat, könnte man êsulon (Z.4) darauf beziehen, also: "unverletzliche Grabstätte". Z.5/6 bãdison (schreite!), fÒbow sind vielleicht eine christliche Wendung. Wir wissen nicht, ob 'Grabschrift' zutrifft und auch nicht, wie lückenhaft der erhaltene Text ist.

Kloster des Theophanes (Ort: 6292) auch MÒnh MetamÒrfvsiw Svt∞row oder nur Svteίraw genannt

Das Kloster, i.J. 781/782 von Theophanes begründet, lag in einem Tal nahe der Westküste (südlicher Inselteil).

Nr. 1387

Fragment einer Grabschrift (?)

Fundort: Kloster Theophanou, an der Ostseite vermauert. Publikationen: T. Evangelidis, Jenofãnhw 1, 1896, 328 Nr. 8. - vgl: Hasluck, List V 333++ ; RepGRI Nr. 242. Inschriftträger: Marmorplatte (H 25, B 44 cm). 1 2 3 4 5 6

ONIA VI%KL FILE APA MNHM TAME

[ßteron k]ata[y°syai efiw] [toËto tÚ] mnhm[e›on] [d≈sei t“] tame[ίƒ (dhnãria) ..]

Unsere Ergänzungen nehmen den Rest einer Strafklausel an, z.B. "- - - einen anderen zu bestatten in diesem Grabdenkmal, soll an die Kasse ... Denare zahlen."

Nr. 1388

Grabschrift (Fragment)

Fundort: Kloster Theophanou, im Fußboden der Kirche. Publikationen: T. Evangelidis, Jenofãnhw 1, 1896, 327 Nr. 4; G. Mendel, BCH 24, 1900, 375 Nr. 15; Lafaye, IGR IV 119; Schwertheim, IK 18, 553. - vgl: Hasluck, List V 319; RepGRI Nr. 240. Inschriftträger: Leiste aus weißem Marmor (H 18, B 230 cm), "offenbar ... von einem Sarkophag" (Evangelidis). 1 2 3 4 5

] t°knoiw [ ]toiw: efi d° tiw [ßteron] [§pembãl˙ s«ma] d≈sh [prostίmou] [t“] fίskƒ (dhnãria) fÄ UO KVN

... (für die) Kinder ... ...; wer einen (anderen Leichnam) (hineinlegt), soll (an Strafsumme) dem Fiscus 500 Denare zahlen. ----

3 d≈sh lies d≈sei. - Zum fehlenden ersten Teil dieser Inschrift gehört vielleicht →Nr. 1389.

Nr. 1389

Grabschrift (Aurelius Sapricius)

Fundort: Kloster Theophanou, im Fußboden der Kirche. Publikationen: T. Evangelidis, Jenofãnhw 1, 1896, 327 Nr. 5; G. Mendel, BCH 24, 1900, 375 Nr. 16; Schwertheim, IK 18, 120. - vgl: Hasluck, List V 260 mit Anm. 1 (Z.2/3). Inschriftträger: Marmorplatte (H 18, B 140 cm), laut Evangelidis "von gleicher Art" wie →Nr. 1388; die Inschriften könnten also zu einem Sarkophag gehören. Datierung: Römische Zeit (nach 212 n. Chr. ?). 1 2 3 4

mnÆmhw xãrin AÈrhlίou Saprikίou ı ka[‹ [ ] aÈt«n zÆsanta ka‹ tª glukutãt˙ [sumbίƒ]

2/3 ı ka[te|skeÊasan] Hasluck.

Zum Gedenken. (Grab des) Aurelius Sapricius ... ... zu Lebzeiten und für seine allerliebste (Gattin) ...

(6.1.) Prokonnesos, Inseln der südlichen Propontis

353

Z.2 ı ka[‹ ...] (Mendel, Schwertheim), d.h. "der auch ... hieß"; für Haslucks Ergänzung ı ka[teskeÊasan] spricht, dass so der Graberrichter im Genetiv und die Gattin im Dativ verbunden werden können. Z.3 aÈt«n zÆsanta: die Kasus passen nicht (ein Fehler des Steinmetzen?).

Nr. 1390

Grabschrift (Fragment)

Fundort: Am Hang westlich vom Kloster Theophanou, Votivschrein des heiligen Demetrios. Publikationen: T. Evangelidis, Jenofãnhw 1, 1896, 328 Nr. 7. - vgl: Hasluck, List V 333+ ; RepGRI Nr. 241. Inschriftträger: "Marmor" (H 25, B 50 cm). Evangelidis:

Vielleicht: Buchstabenreste

1

] kateskeÊa[se] t“ sunbίƒ [ ]LOPO% APAGO[

2 3 4

[aut“ ka‹] t“ sunbίƒ [mou - - - - :] [to›w d¢] lopow épago[reÊv (Ligatur IP in loipo›w ?)

... hat errichtet (für sich und) die Gattin ... , für die übrigen verbiete ich es.

Nr. 1391

Grabschrift (Hippokrates und Iulia Grapte)

Fundort: Kloster Theophanou. Publikationen: T. Evangelidis, Jenofãnhw 1, 1896, 326 Nr. 1; G. Mendel, BCH 24, 1900, 374 Nr. 13; Schwertheim, IK 18, 250. - vgl: Hasluck, List V 164. Inschriftträger: Marmorplatte (H 100, B 250 cm) von einem Sarkophag (aufgrund der Größe) ? Datierung: Römische Zeit. 1 2

ÑIp

okrãthw ka‹ ÉIoulίa Grãpth •auto›w ka‹ to›w t°knoiw

Hippokrates und Iulia Grapte, für sich und die Kinder

1 ÑIpokrãthw am Stein (Evangelidis); ÉIounίa (wohl irrtümlich) Mendel, Schwertheim. Grãpth : die Eltern wünschten sich also ihre Tochter "wie gemalt", "bildschön".

Nr. 1392

Grabschrift für Moschion

Fundort: Kloster Theophanou. Publikationen: Fauvel, Magasin encyclopédique 1808, VI, 162; Marquardt, Cyzicus 20 Anm. 2; Boeckh, CIG 3701; T. Evangelidis, Plãtvn 10, 1888, 249 (2. Inschr.); T. Evangelidis, Jenofãnhw 1, 1896, 328 Nr. 9; G. Mendel, BCH 24, 1900, 375 Nr. 18; Schwertheim, IK 18, 361; W. Drexler, NZ Wien 21, 1889, 53 Nr. 4 d. vgl: Hasluck, List V 214. Inschriftträger: Stele mit Relief: Büste eines Paares (Schwerth.) - früher hielt man die Büste für Isis und Sarapis (Fauvel); Drexler vermutete den Typus "Todtenmahl".

Mosxίvn ÉAyhnaίou xa›re

Moschion, (Sohn) des Athenaios, lebe wohl !

Hasluck erwähnt die Inschrift mit "Moschion Athenodorou" (wohl irrtümlich).

Nr. 1393

Fragment

Fundort: Kloster Theophanou, vor dem rechten Kirchenportal. Publikationen: T. Evangelidis, Jenofãnhw 1, 1896, 328 Nr. 6; G. Mendel, BCH 24, 1900, 375 Nr. 17; Hasluck, List VI 67 mit Anm. 1.

ofl édelf[oί Grabinschrift ? - In Inschriften aus Kyzikos gehören "édelfoί" oft zum Verein der N°oi, die aber meist im Genetiv stehen: [m°mnhsye] t«n n°vn / édelf«n, siehe →Nr. 1508-1511 u. → Nr. 1513.

(6.) KYZIKOS und Umgebung

354

Kloster Ag. Panteleimonos (Ort: 6293) Im NW der Insel (die genaue Lage ist uns nicht bekannt; identisch mit dem Kloster ÜAg. Kvnstantίnou ?).

Nr. 1394

Grabschrift (Cornelia)

Fundort: Kloster Panteleimonos, Kapelle vor der Trapeza. Publikationen: T. Evangelidis, Jenofãnhw 1, 1896, 329 Nr. 11; G. Mendel, BCH 24, 1900, 375 Nr. 19; Schwertheim, IK 18, 268. - vgl: Hasluck, List V 83 mit Anm. 5 (Z.1+7); RepGRI Nr. 243. Inschriftträger: Platte. 1 2 3 4 5 6 7

- - - - - - - - - NIKA MI==ANTAT •aut“ ka‹ glukutãt˙ moË sumbίƒ Kornhlί& ka‹ to›w glukutãtoiw moË t°knoiw - - - - - - STUNIORXOS

Nίka[n]antag[ãyou] ? Hasluck (Beispiel)

[ti]w tunbÒrxow ? Hasluck (Beispiel)

....für sich und meine liebe Gattin Cornelia und meine lieben Kinder .... (wenn aber ein ?) Grabschänder? ...

(6.) KYZIKOS und UMGEBUNG (6.2. + 6.3.) Halbinsel von Kyzikos [KuzikhnØ XersÒnnhsow] (Kapu Dag):

(6.2.) Ruinenstätte Kyzikos (Belkıs) und nächste Umgebung (Ortsziffern 6300-6349) (Inschrift-Nrr. 1401a-1814) ab Nr.

FUNDORTE:

1401a

Erdek mit Zeytinli Ada / antik: Artake Ruinenstätte Belkıs / antik: Kyzikos Asagıyapıcı Hamamlı Tatlısu Yukarıyapıcı

1429 1771 1791 1795 1811

Ortsnr. (Karte)

6300 6325 6330 6335 6340 6345

Seite

356 369 581 588 588 594

Unsere geographische Gliederung beginnt mit →Ort 6300 im heutigen Erdek und umrundet dann - entgegen dem Uhrzeiger - die ca. 500 km2 große Halbinsel Kapu Dag (Kapıdag; antik KuzikhnØ XersÒnnhsow, auch ÉArktÒnnhsow); im gebirgigen und tief bewaldeten Landesinneren gibt es nur wenige Funde. Ab →Ort 6352 wird der nördliche Teil der Halbinsel im Abschnitt (6.3.) dargestellt. Der größte Teil der Inschriften wurde an der bis heute nicht ausgegrabenen Ruinenstätte von Kyzikos, früher Belkıs (=Palaiã+KÊzikow) genannt, gefunden; diese sind unter →Ort 6325 angeordnet. Viele der Inschriften, die an anderen Stellen der Halbinsel gefunden wurden, stammen wohl ebenfalls aus Kyzikos; wir haben trotzdem auch hier das Fundort-Prinzip beibehalten (außer wenn die Herkunft aus Kyzikos sicher ist) und diese Inschriften zum Fundort gestellt (sie könnten auch über das Meer herangeschleppt sein). Steine mit FundortAngabe "Kyzikos oder Umgebung" sind bei →Ort 6325 eingereiht; freilich ist damit zu rechnen, dass manche Inschrift, die bei →Ort 6325 steht, weil der Editor als Fundort "Kyzikos" vermerkt hat, an einem Ort der Umgebung gefunden worden ist.

Fundorte Region 6, Kapu Dag (63..)

356

(6.) KYZIKOS und Umgebung

Karte der Kyzikenischen Chersonnes von K.S. Makris (ca. 1905, publ. bei I.K. Makris Mikrasiatika Chronika 8,1959 und 9, 1961, zu S. 224)

Erdek mit Zeytinli Ada / antik: Artake (6300) Artaki

Artake, beim heutigen Erdek im SW der Halbinsel Kapu Dag (Kapıdag), 9 km wnw. von Kyzikos, laut Strabon 14,1,6 Z. 15 eine milesische Gründung; ein in Erdek gefundener Kuros, der stilistische Parallelen in Milet hat, scheint zu dieser Nachricht zu passen. Bei Strabon 13,1,4, Z. 8 wird Artake als Ort (xvrίon) gegenüber Priapos auf der Insel der Kyzikener genannt. Die Argonauten (Apoll. Rhod. I 954-960) sollen hier gelandet sein, am KalÚw limÆn (Schöner Hafen), und an der nahen krÆnh ÉArtakίh (Artake-Quelle) ihren ausgetauschten Ankerstein zurückgelassen haben, den dann später die Kyzikener in ihrem Athenatempel zur Schau stellten. - Eine krÆnh ÉArtakίh erwähnt auch Homer (Od. 10, 107/8). - Über Reste von Molen berichten Hamilton und Prokesch von Osten, siehe Lehmann, Hafenanlagen S. 245 f. Nr. 41, und S. 63/64 Anm. 5 zu den Angaben des Apollonios Rhod. Artake war in klassischer Zeit eine selbständige Stadt (Mitglied des Attisch-Delischen Seebundes). Sie wurde später von Kyzikos absorbiert (wann und in welchem Rechtsstatus wissen wir nicht), denn Kyzikos erweiterte kontinuierlich sein Herrschaftsgebiet: Prokonnesos war ab ca. 362 v. Chr. eingemeindet (Sympolitie), zur Zeit Strabons gehörten Zeleia, Poimanenon, Daskyleion, Miletupolis, Apollonia dazu. In frühbyzantinischer Zeit wird Artake als Vorstadt (proasteion) von Kyzikos genannt. Nach dem verheerenden Erdbeben 1063 n. Chr. wurden offenbar viele kyzikenische Institutionen nach Artake ausgelagert, auch der Bischofssitz (schon im 11. Jh. ?). Zur byzantinischen Zeit gibt Klaus Belke (TIB 13, s.v. Artake) einen ausführlichen Überblick. Die meisten Inschriften sind aus dem nahen Kyzikos verschleppt - viele wohl in byzantinischer Zeit, als das durch Erdbeben schwer betroffene Kyzikos hier neue Ausweichquartiere schuf.

Nr. 1401 a

Praescript einer Liste? (Aufnahmeprotokoll einer Kultgemeinschaft?)

Fundort: Erdek (bey Cyzicum, Lucas; Artacui, Pococke). - Verschollen. - Antike Herkunft: Kyzikos? Publikationen: Lucas, Allerneueste Reise 345 Nr. 5; Pococke, Inscriptiones I 27 oben Nr. 2; Marquardt, Cyzicus 127-28; Boeckh, CIG 3666; Schwertheim, Kyzikos III B35. - vgl: Hasluck, List II 23; RepGRI Nr. 263. Datierung: Kaiserzeit (Aurelier Z.10: vielleicht 3. Jh. n. Chr.).

(6.2.) Kyzikos (Ruinengebiet) und Erdek

Text CIG:

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11

357

- - - kal]liasã[nt]vn ? t - OÎlpiow Fa›now êrxvn [t«n musth]ri]arx«n? éjivsãntvn mus[t - - - - n §jÆtasa ka‹ §p°graca - - - - deίjantaw tå dίkaia t∞w efiw - - - rvnaw ka‹ musthriãrxaw - - - - - efisÒdou - - - - - - - rou X sÄ - - - - - - ou OÎlpiow Fa›now f[ilot.] - - - Fl. AÈrÆ. Prvtçw - - - - - - - - - - - - -

1 . . NLIASLI . . . VNT Lucas; . . . . INASAII . . VNI Pococke. - 5 t∞w efiw[Òdou ?] Schwertheim. Vielleicht Protokoll des Gremiums eines Mysterienkultes betreffend Maßnahmen im Zusammenhang mit der Aufnahme neuer Personen in die Kultgemeinschaft: Erwähnung einer Untersuchung (§jÆtasa), Niederschrift (§p°graca), Rechtsbelehrung (deίjantaw tå dίkaia), Aufnahmebedingung?, Gebühr? Z. 9-10 Beginn einer Liste der neu aufgenommenen Mitglieder oder der unterzeichnenden Funktionäre ?

Nr. 1401 b

Namenliste: Mitglieder eines Kultvereins des Dionysos

Fundort: Zeytinli Ada (vor dem Hafen von Erdek), Grabungsfund. Publikationen: SEG 62, 2012, 934 (Text nach Foto). vgl: N. Öztürk / B. Kavaz, KST 32,1 (2011), 45 Abb. 12 (Foto), vgl. S. 39 (ohne Inschrifttext). Inschriftträger: Block (H 155, B 77, T 11 cm), oben und unten gebrochen. - Datierung: 2. Jh. n. Chr. 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20

- - - - - - - - - - - [- - - - ÉA]ndr°aw B[ 2-3 ] [ 3-5 ]mow Neίkandrow GãÛ. Li. GaÛanÒw vacat G. IoÊl. ÑRoËfow vacat MhnÒfilow ÉAttίn[a] L. ÉOktãbi. Dhmosy°nhw P. ÉAroÊnt. KornÆliow P. A‡l. Yãllow vacat T. A‡l. ÑErm∞w vacat Ti. Kl. ÉErÊkiow . . kimow AR . SKAITOS Neik°ritow ANDRPANDRH. ADOS vacat ÉAsklhpiÒdvrow ÉAlejãndro[u] vacat OI . EUKAR . . vacat mÊstai vacat ÉAttίnaw Mhnofίlou vacat Kl. NevkÒrow vacat Fl. ÉOktãbi. Dhmosy°nhw [ 2-3 ] AÈr. TrÒfimow vacat - - - - - - ? - - - - -

7 ÉAttίn[a] (Gen.) ist gesichert durch ÉAttίnaw (Z.16). - 10 vielleicht [ÖAl]kimow (Corsten, SEG). Liste der Mitglieder eines Kultvereins des Dionysos (Öztürk / Kavaz).

(6.) KYZIKOS und Umgebung

358 Nr. 1402

Prytanenliste (Fragment)

Fundort: Erdek (Artaki, im Haus des Nikolaos Krimmiamis, Lolling). Verschollen. - Antike Herkunft: Kyzikos. Publikationen: H.G. Lolling, AM 9, 1884, 16-17 (Abschrift Limnios); Schwertheim, Kyzikos III B15. vgl: Hasluck, List II 16; RepGRI Nr. 262. Inschriftträger: Große Marmorplatte, die zu einem Wasserbecken verarbeitet wurde, wobei die Ränder und ein großes Stück aus der Mitte der Inschrift verloren gingen (Lolling). Datierung: Kaiserzeit (Hasluck) / Wohl 3. Jh. n. Chr. (Aurelii), Schwertheim. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30

filoseb[ast]oË ÉIo[ulίou oder -ulianoË [Pe]rig°nouw hsan / [ ]nata[ ]asaiw ]ouw S[ ]maiw k[ ]asi[ ][ ] ]yrhsa[ ]anon[ ]row Ne(ow) ]miw Ne(ow) ]row bÄ fu(lãrxhw) ]nidhw [ ]arpow [ ]hforow [ ]hskhw [ ]anow Ail. EÈretow ]nomaxow [ ]lo[w] Afil. ÑErmeίaw Leo[ ]oreiw [ ]podiow N°(ow) ]prow fu(lãrxhw) ]ow fu(lãrxhw) ]oneuw fu(lãrxhw) ]ukrathw fu(lãrxhw) ]neikhw [ ] Kl. Neikίaw ]orow aurou L. ÉAgrίpaw ]anow AÈr. Xarίdhmow AÈr. Dionusis ]ow G. Domia [ÉA]rtemίdvrow ]hw AÈr. Gn. Strãtow bale KÒintow ]baro [ÉO]nÆsimow Mouk. Maternow

9+10+20 n°(ow) oder ne(≈terow). 26 vielleicht [ÉIs]aÊrou. 27 wohl DionÊsio[w] 30 Vorschlag: [Bãr]baro[w ÉO]nÆsimow, MoÊk(iow oder -ianÚw) Maternow Reste einer stark fragmentierten Namenliste. In den ersten Zeilen stand wohl eine Datierung. Phylarchen und Neoi (?) werden erwähnt: NE(OS) in Z. 9+10+20 kann ein Mitglied des in Kyzikos wichtigen Vereins der n°oi (siehe zu Neoi und Fußinschriften vor →Nr. 1505 d) aber auch schlicht n°(ow)/ne(≈terow) = der junge/jüngere meinen; auch gibt es N°ow als Eigennamen.

Nr. 1403

Widmung an Kaiser Hadrian Olympios

Fundort: Erdek (Artaki, im Hause von N. Limnios, Lolling). - Antike Herkunft: Kyzikos? Publikationen: H.G. Lolling, AM 9, 1884, 20 2. Inschr.; Lafaye, IGR IV 139. - vgl: Hasluck, List III 5. Inschriftträger: Marmorsäule. - Datierung: Hadrian: 117-38 n. Chr.

(6.2.) Kyzikos (Ruinengebiet) und Erdek

AÈtokr(ã)tori TraÛan“ ÉAdrian“ Kaίsari Sebast“ (ÉO)lum[pίƒ]

1 2 3 4

359

Für den Herrscher Traianus Hadrianus Caesar Augustus Olympios

Vergleiche das erweiterte Formular (Svt∞ri ka‹ ktίst˙) in →Nr. 1494, →Nr. 1796 und →Nr. 1858 b.

Nr. 1404

Weihung einer Stele an Zeus und Meter Dindymene

Fundort / antiker Ort: Erdek (Artaki, 1885 im Haus von Dr. N. Limnios) / Artake. - Antike Herkunft: Kyzikos. Publikationen: H. Lechat - G. Radet, BCH 12, 1888, 187-88 Nr. 1 (nach Abklatsch); E. Schwertheim, in: FS Dörner II 815 Nr. 7; Vermaseren, CCCA I 96 Nr. 290. vgl: J.H. Mordtmann, AM 10, 1885, 202 Nr. 3 (Z.3-4); Hasluck, List IV 1; Chr. Habicht, EA 38, 2005, 93 Nr. 1. Inschriftträger: Giebelstele.

Di‹ ka‹ Mhtr‹ Dundum°[n˙] [§]p‹ ÑEstiaίou toË Poseidv[nίou] flppãrx[e]v

1 2 3 4

Für Zeus und Meter Dindymene. Unter dem Hipparchen Hestiaios, dem Sohn des Poseidonios.

2 Meter/Rhea/Kybele hat ihre Heiligtümer oft in Gebirgen und Höhlen, so auch ein Heiligtum auf dem Berg Dindymon bei Kyzikos, laut Strabon (12,8,11) ein Bauwerk der Argonauten. Dazu bei →Nr. 1830. Eine Weihung an Meter Dindymene →Nr. 1549 (vielleicht auch →Nr. 1557). 3: ÑEstia›ow Poseidvnou korreliert mit Poseid≈niow ÑEstiaou →Nr. 1462 a (Z.28), vgl. Habicht.

Nr. 1405

Sextus Fulvius weiht

Fundort: Erdek (in Artaki, Limnios). - - Antike Herkunft: Kyzikos. Publikationen: Lolling, AM 9, 1884, 18-19 (Kopie Limnios). - vgl: Hasluck, List IV 86.

S°jtow FoÊlbiow ÉAttikÚw LEUIS eÈxØn §pÆkoon yeo›w di' ˆneiron én°yhken

1 2 3 4

Sextus Fulvius Atticus ... hat (dies) als Votivgabe den Göttern zum Gehör nach einem Traumgeheiß aufgestellt.

1 FOULLIOS Kopie Limnios. - 2 LEUIS : eÊw ? Lolling.

Nr. 1406 a

Grabschrift für Cocceia Eucarpia, mit Strafklausel

Fundort: Erdek? - Verwahrung: An der Strandpromenade von Erdek (1990), danach im Antikenpark beim Hafen (Foto 2010/2015). - Reg.Nr. 107 KYZ 88-123. Publikationen: Nicht bekannt. Inschriftträger: Basis (H 112, B 52, T 46,5 cm). - Datierung: Zeit der Flavischen Kaiser, 69-96 n. Chr. (?). 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12

ÍpÒmnhma Kokkhίaw EÈkarpίaw ♠ ı kateskeÊasen aÈtª ı énØr FlaouianÚw SebastoË épeleÊyerow: ˘w d' ín §kÒcei tØn §pigrafØn μ efi êrh efiw ßteron tÒpon, Ípokeίsete tumbvruxί&: ≥mhn S vacat

13

eÈcÊxei kurίa

UPOMNHMA KOKKHIASEUKAR PIAS ♠ OKATES KEUASEN AUTH OANHR FLAOUI ANOS SEBASTOU APELEUYEROS OSDANE KOCEITHN EPIGRAFHNHEIARH EISETERONTOPONUPO KEISETETUMBVRUXIA

HMHN S vacat

EUCUXEIKURIA

(6.) KYZIKOS und Umgebung

360

Ligaturen: 8 THN 9 HNH RH 10 TE 11 TE 8 lies §kkÒcei oder e[fi] kÒcei - 9 vielleicht §pãrh - 11 lies keίsetai Grabmal der Cocceia Eucarpia, welches für sie errichtet hat ihr Mann Flavianus, Freigelassener des Kaisers; wer die Inschrift zerstört oder verschleppt an einen anderen Platz, unterliegt der (Anklage wegen) Grabfrevel (tumbvruxίa). Ich lebe nicht mehr. Sei guten Mutes, Herrin ! Z.12 ≥mhn = ∑n (auch →Nr. 1590) "ich war" (ich lebe nicht mehr). - S als Schlusszeichen; als Abkürzung für ka‹ wie in →Nr. 1841 wäre es hier unpassend. Z.12-13 stehen in größeren Buchstaben (4 cm) als die Z.1-11 (3,2 cm). Die in Z.13 genannte kurίa ist wohl identisch mit Cocceia Eucarpia in Z.2; kurίa bedeutet hier nicht eine rechtliche Stellung, sondern ist eine ehrende Anrede (Vocativ). In Z.12 scheint die Bestattete selbst zu sprechen; analog zu den auf Grabschriften häufigen Wechselgesprächen zwischen dem Toten und dem Vorbeikommenden darf man auch hier Z.12 und Z.13 als Gruß und Gegengruß verstehen. Der Name des Freigelassenen weist auf Flavische Kaiser; auch Schrift und Formular passen zum 1. Jh. n.

Nr. 1406 b

Sarkophag der Marcia Plotina und ihre Söhne Rufus und Makedon

Fundort: Nekropole von Kyzikos (laut N. Koçhan). - Verwahrung: Erdek, Antikenpark am Hafen (Foto 2015). Publikationen: Hier nach eigenem Foto (m. Vorschlägen von Schwertheim). - vgl: C. Basaran, KST 16,2 (1994) 115; N. Koçhan, Kyzikos 141 (korrupte lückenhafte Abschrift); Th. Corsten, SEG 62, 2012, 946 (korr. anhand der fehlerhaften Abschrift). Inschriftträger: Grosser Akroteren-Sarkophag. - Datierung: Späte Kaiserzeit. Viele Ligaturen und kleine in die Schriftzeichen gesetzte Buchstaben. Wechselnde Schreibformen: Omega als V und v, Sigma als S und %. Die Zeilen 7-10, in größerer Schrift, sind zwei Generationen später zugesetzt: Der Enkel Makedon stellt sicher, dass auch seine Gattin Aurelia Eutychiane hier bestattet werden darf. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

ÍpÒmnhma Markίaw Plvteίnhw ˘ kateskeÊasen •autª z«sa k¢ to›w uflo›w ÑRoÊfƒ ÉAsklhpiãdou k¢ MakedÒni bÄ: to›w d¢ loipo›w épagoreÊv: §ån d° tiw me t«n t°knvn mØ bãl˙ fiw tÚ égge›on d≈sei t“ fίskƒ X ÄaÄ ka‹ Ípokeίsetai t“ t∞w tumbvruxίaw §nklÆmati. boÊlomai dÄ §maut“ ı Maked≈n ı ¶kgonow Markίaw Plvteίnhw blhy∞nai tØn sÊnbiÒn mou fiw tÚ énge›on AÈr. EÈtuxianÆn.

7 §maut“ hat Schwertheim erkannt: m klein und hochgestellt, u klein und waagrecht, t und v ligiert. Grab der Marcia Plotina, das sie errichtet hat für sich zu Lebzeiten und für die Söhne Rufus, Sohn des Asklepiades, und für Makedon den Jüngeren. Für alle anderen aber verbiete ich es. Wenn aber einer von den Kindern mich nicht in dem Sarkophag bestattet, soll er an den Fiscus 1000 Denare zahlen und der Anklage wegen Grabfevel unterliegen. Ich will aber für mich, (ich) Makedon, der Enkel der Marcia Plotina, dass meine Gattin Aurelia Eutychiane in dem Sarkophag bestattet wird.

(6.2.) Kyzikos (Ruinengebiet) und Erdek

Nr. 1406 c

361

Kleiner Sarkophag

Fundort: Erdek, an der West-Promenade, nahe dem Yachthafen (2010), 2015 nicht mehr dort. Publikationen: - (eigenes Foto). Inschriftträger: Kleiner Sarkophag (Bestattung der Gebeine? oder Kindersarkophag?).

Mãrke PvllianoË

Noumίkie Mark°lle [ Mikia Mark°llou A[ xa›re

Marcus (Sohn) des Pollianos - Numikios (Sohn) des Mikias - Marcellus (Sohn) des Marcellus, lebe wohl !

Nr. 1406 d

Hestiaios

Fundort: Erdek, Antikenpark bei der Hafenzufahrt. publ.: - (eigenes Foto). Inschriftträger: Sarkophagwand. links:

rechts:

- - - - ]S - sum]bίou

ÑEstiaίou toË ÑHrakleίd[ou

- - der Gattin / des Gatten

(Grab) des Hestiaios, des (Sohnes) des Herakleides

Nr. 1407

Grabschrift für Philokalos und seine Frau Menothea

Fundort / antiker Ort: Erdek (Artaki, im Allerheiligsten der Kirche Ag. Nikolaou, Limnios; aus Kyzikos in Erdek, Perrot), Tatlısu (Ermeniköi, Sperling) ? - Antike Herkunft: Kyzikos? Publikationen: Kirchhoff, Mber Berlin 1860, 496 Nr. 5 (Kopie Sperling); Perrot, Exploration I 89 Nr. 54 (m.frz.Ü.); H. Lechat - G. Radet, BCH 17, 1893, 529 Nr. 27 (Kopie N.Limnios); Schwertheim, IK 18, 477. vgl: Hasluck, List V 237. Inschriftträger: Runder Cippus (H 200, ∅ 100, Bh 3 cm). 1 2 3 4 5 6 7 8

ÍpÒmnhma Filokãlou toË Lollίou ka‹ t∞w gunaikÚw aÈtoË Mhnoy°aw ˘ kateskeÊasen ı uflÚw aÈt∞w EÎfhmow z«n aÍt“: xa›re

Grab des Philokalos, Sohn des Lollios, und seiner Frau Menothea, das errichtet hat ihr Sohn Euphemos, zu Lebzeiten (auch) für sich. Lebe wohl !

(6.) KYZIKOS und Umgebung

362 Nr. 1408

Grabschrift des Pollion für sich und seine Frau Varia T- -

Fundort / antiker Ort: Erdek / Artake (Artaki, im Hause des Dr.N.Limnios; Lechat-Radet i.J. 1887). Antike Herkunft: Kyzikos? Publikationen: H. Lechat - G. Radet, BCH 17, 1893, 528 Nr. 25; Hasluck, List V 295 m.Anm. 2; H. Kasten, Bursian Jber 279, 1942, 102; Schwertheim, IK 18, 391. 1 2 3 4 5 6 7

Nr. 1409

ÍpÒmn[hma] OÈarίaw T[ ˘ §poίhs[en aÈ]tª ı én[Ør] K kh Pvll[ίvn] ka‹ •aut“

Grab der Varia T- - - , das für sie errichtet hat ihr Mann K.... Pollion, und (auch) für sich selbst.

Grabschriften für Demetria, Priepis, Diogenes(?)

Fundort / antiker Ort: Erdek / Artake (Museumsangabe, Schwertheim) / Ausgrabung von Akurgal in Kyzikos (Pfuhl-M.). - Antike Herkunft: Kyzikos? - Antike Werkstatt: Kyzikenische Werkstatt (Cremer). Museum: Istanbul, Arch. Museum (Inv.Nr. 5368 T). Publikationen: Pfuhl - Möbius Nr. 1991, Foto Taf. 287; Schwertheim, IK 18, 146, Foto Taf. 42; Cremer, Grabstelen 1, 144 KM 4, vgl. S.77. vgl: IstanbAMüzYil 8, 1958, 55 e; Fabricius, Totenmahlreliefs 303 m.Anm. 136. 138, 305 m.Anm. 147, Foto Taf. 36b. Inschriftträger: Naiskos (H 80, B 108, T 26-28, Bh 1,21,8 cm) mit Totenmahlrelief: Drei Männer auf der Kline, beidseits sitzen Frauen, in der Mitte ein Tisch mit Speisen, rechts ein Diener neben dem Mischkrug, darüber ein Gefäß auf einem Altar (?), im Hintergrund ein Baum mit einer Schlange. Darunter die Inschriften. Datierung: Mitte 2. Jh. v. Chr. (Cremer), wohl 2. Hälfte 2. Jh. v. Chr. (Pfuhl-M.: von vier ganz verwischten Inschriften nur Z.3 in der Kaiserzeit erneuert). 1 2

Dhmhtrίaw t∞w [ÉA]risto[dÆ]mou

3 4

Prihpίdow t[∞w] ÉOlumpiod≈rou

5 6

[Diog]°nou toË Dhmhtrίou

(Grab der) Demetria, der Tochter des Aristodemos. (Grab der) Priepis, der Tochter des Olympiodoros. (Grab des) Diogenes (?), des Sohnes des Demetrios.

Nr. 1410

Christliche Grabschrift für Kyrikos

Fundort / antiker Ort: Erdek / Artake (Artaki, im Hause des Dr.N.Limnios; Lechat-Radet i.J. 1887). Antike Herkunft: Kyzikos? Publikationen: H. Lechat - G. Radet, BCH 17, 1893, 528-29 Nr. 26; Grégoire I Nr. 29; Schultze, Kleinasien I 368 m.Anm. 9 (m.dt.Ü.). - vgl: Hasluck, List V b 11. Datierung: Christliche Zeit. 1 2 3 4

[¶n]ya katã[kei]te KÊrikow §ngίyen t›w mãmiw aÈtoË

Hier ruht Kyrikos neben seinem Mütterchen 3 t›w lies t∞w - 4 mãmiw lies mãmmhw

(6.2.) Kyzikos (Ruinengebiet) und Erdek

Nr. 1411

363

Zwei Fragmente einer Grabschrift mit Strafklauseln

Fundort: Palata Çesmesi nördl. Erdek (Ertüzün); "Auf der Pagathosquelle, vielleicht der alten Artakiē bei Artaki" (Lolling); beide jeweils re. Teil. - Artacui, Pococke; bey Cyzicum, Lucas; beide jeweils linker Teil). Verwahrung: Frgm. (b) Freilichtmuseum Erdek, Foto 1988), Museum Bandırma (Foto 2010/2015). Publikationen: Lucas, Voyage I 294 Nr. 1 (li. Teil). Nr. 2 (re. Teil); Lucas, Allerneueste Reise 345 Nr. 1 (li. Teil). Nr. 2 (re. Teil); Pococke, Inscriptiones 26 unten Nr. 1 (li. Teil); Boeckh, CIG 3691 (beide Teile zusammengefügt); Keil, Philologus 16, 1860, 25 d (beide Teile); H.G. Lolling, AM 9, 1884, 26, 4. Inschr. (re. Teil); H. Lechat - G. Radet, BCH 17, 1893, 528 Nr. 22 (li. Teil); Lafaye, IGR IV 174 (li. Teil); L. Robert, RPh 65, 1939, 189-90 Nr. 7 (beide Teile) = OpMin II 1342-43; Ertüzün, Kapıdagı yarımadası1 214, Foto 211 Nr. 60, vgl. 158 Nr. 16; Ertüzün, Kapıdagı yarımadası2 233, Foto 230 Nr. 60, vgl. 173 Nr. 16 (jeweils re. Teil); Schwertheim, IK 18, 136 (beideTeile), Foto Taf. 11 (rechter Teil). vgl: Hasluck, List V 12; Flacelière - J.u.L. Robert, Bull. ép. 1939, 320; RepGRI Nr. 304. Inschriftträger: Zwei Bruchstücke vermutlich einer Marmorplatte; Bh 3 cm. Die beiden Bruchstücke wurden erstmals in CIG zusammengestellt; spätere Publikationen einzelner Hälften (Lolling; Lechat/Radet) waren ohne Kenntnis des jeweils anderen Teils. Ob die Kanten anpassen ist nicht bekannt (Fragment a ist verschollen). Fragment (a)

Fragment (b)

[ÍpÒmnhma] 1 2 3

[toË de›now z«n ka‹ tª glukutãt[˙ Í“ Seilίƒ ÉAmbrvsίƒ: [efi d° ti]w ßterow

4

˘ kateskeÊasen •aut“] gu]naik‹ gametª ka‹ t[“] t[o›w] d¢ loipo›w épago[reÊv]: [t]olmÆs˙ katay°sy[ai tinã - - - -

Lolling hat (Autopsie) nur Fragment b) gesehen: 1 2 3 4

[ı de›na §poίhsen aÍt“ ka‹] [tª gu]naik‹ gametª ka‹ t[o›w t°knoiw] [to›w] d¢ loipo›w épago[reÊv: ín d°] [tiw t]olmÆs˙ katay°sy[ai - - - -

(0) [Seilίou - - - ˘ kateskeÊasen •aut“] Schwertheim. 1 z«n : TVN Lucas, JVN Pococke / CIG (Majuskel), IVN Lechat - Radet / IGR. 1 glukutãt[˙ : ELUKHTAT Lucas; gametª : Gametª Robert / Schwertheim. 2 Seilίƒ : FILIV = filio Lechat -Radet / IGR. - 2 (frg. a) ÉAmbrvsίƒ : AMBRSIVT Lucas; ÉAmbrvsίƒ:T Pococke / CIG Majuskel; ÉAmbrsίƒ CIG / Robert; ÉAmbrosίƒ:t Lechat -Radet / IGR - - - zu Lebzeiten, und für die Gattin Gamete (?) [oder: 'die eheliche'] und den Sohn Silius Ambrosius; (den) übrigen verbiete ich es. (Wenn aber einer) es wagt (einen anderen) zu bestatten - - -

Nr. 1412

Grabschrift (Fluch auf den Grabfrevler)

Fundort: Erdek (aus Kyzikos in Artaki, im Magazin des Nikolaos Kelaiditis, Lolling). Publikationen: H.G. Lolling, AM 9, 1884, 24, 1. Inschr.; L. Robert, CRAI 1978, 264 Anm. 128 = OpMin V 720; Schwertheim, IK 18, 560; Strubbe, ARAI Nr. 11. - vgl: Hasluck, List V 325; RepGRI Nr. 303. Inschriftträger: Marmorplatte von einem Sarkophag? 1 2 3 4

˘w ín toËto tÚ mnhme›on perikroÊs˙ μ metalleÊs˙ ˆlh pan≈lh aÈtÒw te ka‹ tå ¶kgona aÈtoË §parãtƒ mÒrƒ

(6.) KYZIKOS und Umgebung

364

2 Fluchformel lhw pan≈lhw (hier als Akk.), etwa "Verruchter, ganz und gar Verfluchter", als Variante zum häufigeren §j≈lhw (g°noito). Flüche mit pan≈lhw oder §j≈lhw auch bei →Nr. 1412, →Nr. 2016, →Nr. 2203, →Nr. 2250, →Nr. 2297, →Nr. 2298, →Nr. 2562 b. - Eine Übersicht bei Strubbe, ARAI S. 294-295. ... wer dieses Grabmal beschädigt (eigtl.: ringsum kaputtschlägt) oder aufgräbt (eigtl.: nach Metallen sucht), (soll) vernichtet, ganz und gar vernichtet (werden), er selbst und seine Nachkommen, durch ein fluchbeladenes Schicksal.

Nr. 1413

Grabschrift für Trieteris

Fundort / antiker Ort: Erdek / Artake (Artaki, im Hause des Panayotis Véziris; Lechat-Radet i.J. 1887). Antike Herkunft: Kyzikos? Publikationen: H. Lechat - G. Radet, BCH 17, 1893, 528 Nr. 24; Schwertheim, IK 18, 459. vgl: Hasluck, List V 286. Inschriftträger: Stele. Kurzer Gruß eines Vorbeikommenden und Erwiderung der Toten: 1 2 3

Nr. 1414 (

"Triethr‹w xa›re" "ka‹ sÊ ge Œ parode›ta" Nr. 1134)

"Trieteris, lebe wohl !" "Auch du leb wohl, Wanderer!"

Grabschrift für Amphion (Gladiator?)

Fundort: Erdek (vermutlich aus Kyzikos, Pfuhl-M.) ? - Verwahrung: bis 1988 im ehemaligen Museum Erdek. Publikationen: Pfuhl/Möbius Nr. 1244, Foto Taf. 186; SEG 29, 1979, 1258; Schwertheim, IK 18, 22, Foto Taf. 1. 1 2 3

Z∞yow ÉAnfeί[oni] t“ fidίƒ édelf«i §k t«n fi[dίvn]

Zethos für Amphion den eigenen Bruder, (errichtet) aus eigenen Mitteln.

Vermutlich identisch mit dem Gladiatorenrelief →Nr. 1134 (mit Foto) und mit dem bei Ertüzün erwähnten Relief aus Büyüksoguklar (→Ort 4220), siehe auch →Nr. 1134.

1415

Grabschrift für Aulus Mucius Hermodoros

Fundort / antiker Ort: Erdek / Artake - Antike Herkunft: Kyzikos? Museum: Istanbul, Arch. Museum (Inv.Nr. 255). Publikationen: S. Reinach, Mus. Const. Nr. 200bis (n.v); Joubin, Mus Const Mon fun, Nr. 133; JDAI 20, 1905, 124 Nr. 7; Mendel, Mus. Const. Nr. 946; Pfuhl - Möbius, Nr. 2110, Foto Taf. 304; Schwertheim, IK 18, 194. vgl: Hasluck, List V 160. Inschriftträger: Stele mit Reliefbüste des Verstorbenen(?). H 82, B 50, T 13, Bh 1,8-2,7 cm. - Datierung: 1. Jh. n. Chr. 1 2 3

AÔle MoÊkie Moukίou ufl¢ ÑErmÒdvre xa›re

Aulus Mucius Hermodoros, Sohn des Mucius, lebe wohl !

Nr. 1416

Grabschrift für Moschion

Fundort / antiker Ort: Erdek / Artake (Museumsangabe, Schwertheim). Antike Werkstatt: Kyzikenische Werkstatt (Cremer). Museum: Istanbul, Arch Museum (Inv.Nr. 5356). Publikationen: Schwertheim, IK 18, 365, Foto Taf. 29; Cremer, Grabstelen 1, 152 KSt 24, vgl. S. 79. 83-84. Inschriftträger: Stele (H 82,5, B 51, T 9,5, Bh 2-2,5 cm) mit Totenmahlszene: Zwei Personen auf der Kline, zwei sitzende Frauen, Tisch mit Speisen. Datierung: Frühe Kaiserzeit (Cremer).

(6.2.) Kyzikos (Ruinengebiet) und Erdek

1 2 3

Nr. 1417

MÒsxion Lukeίnou xa›re

365

Moschion, Tochter des Lykinos, lebe wohl !

Grabschrift für Menias

Fundort / antiker Ort: Erdek / Artake (Artaki, im Hause des Panayotis Véziris; Lechat-Radet i.J. 1887). Antike Herkunft: Kyzikos? Publikationen: H. Lechat - G. Radet, BCH 17, 1893, 528 Nr. 23 Schwertheim, IK 18, 323. vgl: Hasluck, List V 196. 1 2

Nr. 1418

Mhniaw xa›re

Menias

Mhnίaw (masc.) oder Mhniãw (fem.)

lebe wohl !

Der provocator Euprepes (Grabstele?)

Fundort / antiker Ort: Erdek / Artake, in einem Privathaus (Perrot i.J. 1861) - Antike Herkunft: Kyzikos? Museum: Istanbul, Arch. Museum (Inv.Nr. 2209 T). Publikationen: Goold, Cat. Const. Nr. 105 (n.v.); Perrot, Exploration I 89 Nr. 56, S. 388 (Korr.); J.H. Mordtmann, AM 6, 1881, 124 Nr. 7; Mendel, Mus. Const. III Nr. 1062 m.Abb.; Lafaye, IGR IV 166; Robert, Gladiateurs 226-27 Nr. 291, Foto Taf. 19; Pfuhl - Möbius Nr. 1232, Foto Taf. 185; Schwertheim, IK 18, 206, Foto Taf. 16. vgl: Reinach, Mus. Const. 40 Nr. 278; Hasluck, List V 133; L.Robert, Hellenica V 99 Nr. 291; Ertüzün, Kapıdagı yarımadası 1150. 2164 Nr. 2209. Inschriftträger: Stele (H 44, B 34, T 8-10, Bh 1,7-2,3 cm), im Relief ein Gladiator mit Palmzweig. Rechts Helm(?) und Schild(?). Datierung: 2. Jh. n. (Schwertheim), spätere Kaiserzeit (Pfuhl-M.). 1 2

Nr. 1419

EÈpr°phw pro[bo]kãtvr

Euprepes provocator (Gladiator mit einer speziellen Kampfweise)

Grabschrift für Gaius Sepullius Rufus und Caecinia Prima (lat.-gr.)

Fundort / antiker Ort: Erdek / Artake (Erdek, im Eingang der griechischen Kirche; Hamilton i.J. 1837 und Mordtmann) - Antike Herkunft: Kyzikos? Publikationen: Hamilton, Researches II Nr. 315; LBW 1759; Mommsen, CIL III 373 (Kopie Mordtmann); Lafaye, IGR IV 173; Schwertheim, IK 18, 433; R. A. Kearsley, IK 59, 6. vgl: Hamilton, Researches II 99; Hasluck, List V 254. Datierung: 1. Jh. n. Chr. (Kearsley). 1 2

v(ivus) C. Sepullius C. f. Vel(ina) Rufus. Caecinia L. f. Prima uxor ann(orum) XLVIIII z(«n) G(ãÛow) SepoÊlliow G(a˝ou) u(flÒw) ÑRoËfow: Kaikίnia [L.] yugãthr Pre›ma: ¶t(vn) myÄ

Zu Lebzeiten Gaius Sepullius Rufus, Sohn des Gaius, aus der tribus Velina. Die Gattin (fehlt im gr. Text) Caecinia Prima, Tochter des Lucius, (gestorben) im Alter von 49 Jahren.

Nr. 1420

Grabschrift für Trypheros

Fundort / antiker Ort: Erdek (Museumsangabe, Schwertheim) / Kizikos (Ertüzün). Antike Herkunft: Kyzikos? - Antike Werkstatt: Kyzikenische Werkstatt (Cremer). - Museum: Istanbul, Arch Museum (Inv.Nr. 3859). Publikationen: Schwertheim, IK 18, 464, Foto Taf. 33; Cremer, Grabstelen 1, 157 KSt 38, vgl. S. 87. - vgl: Ertüzün, Kapıdagı yarımadası 1152. 2166 Nr. 3859. Inschriftträger: Stele, Marmor (H 54, B 40,5, T 12,5, Bh 1,3-1,7 cm), Totenmahlrelief: Ein Gelagerter auf der Kline, davor dreibeiniger Tisch mit Kuchen (oder Brotlaib), links sitzende Frau, in den Ecken stehen links eine Dienerin mit Trankspendegefäß(?), rechts ein Diener mit verschränkten Beinen. Darunter die Inschrift.

(6.) KYZIKOS und Umgebung

366 Datierung: 1. Jh. v. Chr. (Cremer). 1 2

Nr. 1421

TrÊferow Trofί[mou] xa›re

Trypheros, (Sohn) des Trophimos, lebe wohl !

Grabschrift für Herakleides

Fundort: Erdek (aus Kyzikos in Artaki, im Hause von N.Limnios, Lolling). - Antike Herkunft: Kyzikos? Publikationen: H.G. Lolling, AM 9, 1884, 25, 1. Inschr.; Schwertheim, IK 18, 229. - vgl: Hasluck, List V 157. Inschriftträger: Skulptierte Marmorplatte (Eckakrotere, Giebel). 1 2

Nr. 1422

ÑHrakleίdhw Polunίkou

Herakleides, (Sohn) des Polynikos Polynikos oder Polynikes (selten) - oft ein Gladiatorenname

Grabschrift für Alexandros(?) und die Tochter Hermione

Fundort / antiker Ort: Erdek / Artake (Artaki, in einem Haus gegenüber der Kirche Ag. Ioannis, Hasluck, i.J. 1902). - Antike Herkunft: Kyzikos? Publikationen: Hasluck, JHS 23, 1903, 87 vor Nr. 39 (nach flüchtiger Abschrift); Schwertheim, IK 18, 19. vgl: Hasluck, List V 8. Inschriftträger: Bruchstück, Bh ca. 3 cm. 1 2

[Í]pÒmn[hma ÉAlejãn]drou toË [ - - - - ˘] kateskeÊasen •aut“ ka‹ tª yugatr‹ aÈtoË ÑErmiÒ[n˙]

Grab des (Alexandros? Sohn) des - - - , das er errichtet hat für sich und seine Tochter Hermione.

Nr. 1423

Grabschrift für Menodoros

Fundort / antiker Ort: Erdek / Artake (Museumsanagabe, Schwertheim) / aus Kyzikos (Museumsangabe Mansel, Pfuhl-M.; Kizikos, Ertüzün). - Museum: Istanbul, Arch. Museum (Inv.Nr. 3858). - Antike Herkunft: Kyzikos? Antike Werkstatt: Werkstatt in der Umgebung von Miletupolis (Cremer). Publikationen: Pfuhl - Möbius Nr. 871, Add. II S. 569, Foto Taf. 128; SEG 27, 1977, 800; Schwertheim, IK 18, 330, Foto Taf. 26; Cremer, Grabstelen 1, 196 UMiM 5, vgl. S. 112. 114. - vgl: A.M. Mansel, AA 48, 1933, 123 Nr. 21; Ertüzün, Kapıdagı yarımadası 1152. 2166 Nr. 3858. Inschriftträger: Giebelstele (H 58, B 29, T 7, Bh 1-1,5 cm) mit Relief: Ein Knabe oder junger Mann reicht einer sitzenden Frau die Hand oder überrreicht etwas. Datierung: Ende 2. Jh. v. Chr. (Cremer).

Mhnod≈rou toË Meidίou Nr. 1424

(Grab) des Menodoros, des (Sohnes) des Meidias

Grabgedicht für Lucius Licinius

Fundort: Mourad-Baîr (Limnios i.J. 1887) = Seyitgazi Tepesi, die Landzunge sö. vor Erdek. Antike Herkunft: Erdek: der Ort (und die Insel davor) erhielt den Namen A r t a k e (Odyssee 10, 108 krÆnh ÉArtakίh), eine Vorstadt im Westen von K y z i k o s . Publikationen: H. Lechat - G. Radet, BCH 17, 1893, 529 Nr. 28 (Kopie N. Limnios); Peek, GV 1855; Schwertheim, IK 18, 278; Merkelbach - Stauber, Steinepigramme (SGO) Bd. 2 S. 57 Nr. 08/01/44. vgl: Hasluck, List V 171; L. Robert, Gnomon 1959, 11 m.Anm. 1 = OpMin III 1650; J.u.L. Robert, Bull. ép. 1959, 361. Datierung: 2. Jh. n. Chr. (Peek). LeÊkie Likίnie | xa›re: |

1-2 3-4

Vers 1

4-5

Vers 2

[k]¢ sÊ [g]e, [Œ] parode›ta, xãroiw ˜ti | toËto tÚ semnÒn e‰paw §mo‹ xar(e)in | [e·]neken eÈsebίhw |

Zeile 3 xãro ˜ti Kopie Limnios XARORXOP - Zeile 4 xãrin oder xar(e)in ?

(6.2.) Kyzikos (Ruinengebiet) und Erdek

367

(Wanderer:) Lucius Licinius, sei gegrüsst. (Der Stein antwortet:) Möge auch für dich, Wanderer, das XAIREIN gelten, weil du aus Frömmigkeit das ehrwürdige XAIREIN zu mir gesagt hast. Die Grußformel (Verse 1-2) auch →Nr. 1217, →Nr. 1788, →Nr. 1859 e, →Nr. 2036 a, →Nr. 2068. Die Familie des Toten hat das römische Bürgerrecht mit dem nomen gentile Licinius gewiss vom berühmten L. Licinius Lucullus erhalten, dem Sieger über Mithradates in der entscheidenden Schlacht vor Kyzikos.

Nr. 1425

Verse zu einer Homerstatue

Fundort / antiker Ort: Erdek (Artake, Mordtmann). Antike Herkunft: Kyzikos oder Erdek, das den Namen A r t a k e trug und der Ort der krÆnh ÉArtakίh (Odyssee 10, 108) gewesen sein soll. Publikationen: J.H. Mordtmann, AM 6, 1881, 129-30 Nr. 14; Merkelbach - Stauber, Steinepigramme (SGO) Bd. 2 S. 13 Nr. 08/01/04. - vgl: Hasluck, List VI 18. Datierung: Wohl Kaiserzeit. 1-2

Vers 1

3-4

Vers 2

≤r≈vn kl°a pollå ka‹ ÉIli|akoË pol°moio | kosmÆsaw ı yeo›w ‰sow | ÜOmhrow ˜de |

Dieser hier ist der göttergleiche Homer, der den vielen Ruhm der Helden und des trojanischen Krieges in geschmückte Verse gebracht hat. ˜de (Z.4) nimmt Bezug auf die Statue (Homers). "Sicherlich inspiriert vom Schluss des Certamen Homeri et Hesiodi éndr«n ≤r≈vn kosmÆtora, ye›on ÜOmhron. Vgl. A. D. Skiadas, Homer im griechischen Epigramm (Athen 1965) 91 ff., der S. 93 auch das Epigramm aus Kyzikos erwähnt." (R. Kassel)

Nr. 1426

Ölhändler Hermes (vor einem Geschäft?)

Fundort: Erdek (Artaki, im Konak, Lechat-R.). - Antike Herkunft: Kyzikos (Lechat - Radet). Publikationen: Lechat - Radet, BCH 17, 1893, 527 Nr. 21 (fälschlich 26); Usener, Götternamen 246-47; Robert, Études Anat. 204-205. vgl: Hasluck, Cyzicus 236; Hasluck, List IV 75; Flacelière - J.u.L. Robert, Bull. ép. 1938, 328. Inschriftträger: Stele mit Hermes-Relief.

[ÑEr]moË §leop≈l[ou]

Des Hermes, des Ölhändlers oder Geschäft von - -mos, Ölhändler

§leop≈l[ou] = §laiop≈l[ou]; oder ÉEleop≈l[ou] ? (s.u.) Eine Besitzer-Inschrift bzw. Geschäfts-Aufschrift. Der Ölhändler (namens Hermes oder ..mos) hatte über sein Geschäft seinen Namen, Beruf sowie ein kleines Bild von Hermes, dem Gott der Händler und der Kampfplätze, wo das Öl "floss", angebracht (Robert). Weniger wahrscheinlich scheint die Auffassung als Anrufung (tutela-Inschrift): Ein Ölhändler stellt sein Geschäft unter den Schutz von "Hermes, den Ölhändler" (ÉEleop≈lhw als Epiklesis des Hermes).

Nr. 1427

Quintus Flavius (Ehrung?)

Fundort: ? - Verwahrung: Freilichtmuseum Erdek (1987), Museum Bandırma (Foto 2009/2015). Publikationen: nicht bekannt. Inschriftträger: Zwei Bruchstücke. - Datierung: Römische Zeit. Ob die Bruchstücke zusammengehören, ist nicht auszumachen. Fragment (a) tÚn Ko˝nton Flã[ouion den Quintus Flavius

. . ROU Fragment (b)

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O

(6.) KYZIKOS und Umgebung

368 Nr. 1428 a

Monogramm und Buchstaben

Fundort: Zeytinli Ada (vor dem Hafen von Erdek). Publikationen: Ertüzün, Kapıdagı yarımadası1 210, 211 Foto Nr. 60 (re. Inschr.), vgl. S. 158 Nr. 15; Ertüzün, Kapıdagı yarımadası2 229, 230 Foto Nr. 60 (rechts), vgl. S.173 Nr. 15. Datierung: 6. Jh. n. Chr. (?). 1 2

XHO

Sehr große Buchstaben

Monogramm

Die Buchstaben könnten Zahlzeichen sein (Ertüzün). Das Monogramm ähnelt denen von kaiserlichen Beamten-Stempeln auf Silberware des 6. Jh. n. Chr., z.B. für "Ivãnnou".

Nr. 1428 b

Fragment

Fundort: Erdek, Antikenpark bei der Hafenzufahrt. publ.: - (eigenes Foto). Inschriftträger: Bruchstück. - Datierung: Byzantinisch.

toÊtou nËn KA . [ Nr. 1428 c

Akklamation

Fundort: Zeytinli Ada (vor dem Hafen von Erdek), in einem Bootshaus wiederverwendet. Publikationen: N. Öztürk / B. Kavaz, Kazı Sonuçları Toplantısı (KST) 31,1 (2010) 495, Foto 504 Abb. 6; SEG 60, 2010, 1323. Auf einer Säule: nίka siege!

(6.2.) Kyzikos (Ruinengebiet) und Erdek

369

Ruinenstätte Belkıs / antik: Kyzikos (6325) Ortsteil Dorf Düzler

Der Name Belkıs (Balkiz) ist Kurzform für . Das Dorf auf dem südwestlichen Gelände der antiken Stadt heißt heute Düzler, das Dorf 3 km nördlich davon Belkıs. Die Reste der Stadtmauer lassen uns einen Umfang von ca. 9,5 km (Fläche ca. 5,3 qkm) vermuten. Sicher stammen aus Kyzikos nicht nur die hier eingeordneten Inschriften, sondern viele Steine der weiteren Fundorte auf der Halbinsel Kapu Dag (→Orte 6300-6399) und auf der gegenüberliegenden Festlandsküste (→Orte 6500-6599), sowie die meisten Steine der nächstgelegenen Dörfer (→Orte 6330-6340). Zahlreiche Inschriften von Kyzikos sind auch nach außerhalb Mysiens verbracht worden, vor allem auf dem Seeweg. Diejenigen Steine, von denen bekannt ist, dass sie von Kyzikos stammen (z.B. durch das Inventarbuch eines Museums oder aufgrund einer Zuweisung, die aus dem Inschrifttext folgt) haben wir hier (→Ort 6325) eingeordnet, ebenfalls diejenigen Inschriften, deren Fundort unklar ist, die aber aufgrund des Reliefs dem Gebiet von Kyzikos zugewiesen werden können. Materialien zur Geschichte und Topographie von Kyzikos stellen wir separat in ETAM Mysien Teil 3 dar. Lit. (Auswahl): J. Marquardt, Cyzicus und sein Gebiet (1836). - F.W. Hasluck, Cyzicus (1910). - N. Koçhan, Kyzikos tarihi ve mimari kalıntıları (2011). - Cyzique, cité majeure et méconnue de la Propontide antique, [rencontre internationale, 3-4 mars 2011, Metz] / [organisée par le] Centre de Recherche Universitaire Lorrain d'Histoire; textes réunis par Michel Sève et Patrice Schlosser, Metz 2014.

Nr. 1429 (Milet, Testimonium)

Isopolitievertrag zwischen Milet und Kyzikos

Fundort / antiker Ort: Balat / Milet [Ionien], Delphinion. - Antiker Adressat: Milet; Kyzikos. Museum: Berlin, Pergamon Museum. Publikationen: Rehm, IMilet I 3 Nr. 137 m.Foto Nr. 77, Nachtrag Herrmann, IMilet VI 1 S. 171; Schmitt, StV III Nr. 409; McCabe - Plunkett, Miletos Nr. 32. vgl: Roussel, REG 27, 1914, 469 (Datierung); Bilabel, Kolonisation 140-1; Habicht, AM 72, 1957, 259-61 (Datierung); Graham, Colony 107-108; Seibert, Metropolis 191-5 (Z.16); Charneux, BCH 90, 1966, 201 Anm. 7 (Datierung); Gawantka, Isopolitie 210 Nr. 19; RepGRI Nr. 244. Datierung: Um 330 v. Chr. oder früher (Schmitt), 334/323 v. Chr. (McCabe-Plunkett), vor 323 v. Chr. (Rehm), vor Alexander möglich (Charneux) / Anf. 3. Jh. v. Chr. (Roussel). 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16

¶doje t«i dÆmvi: gn≈mh sun°drvn: Filίskow e‰pen: tãde …molÒghsan MilÆsioi ka‹ Kuzikhnoί, Milhsίvm m¢n Filίskow ÉAnajίlev, YeÒgnhtow Dhmosy°neow, DÆmarxow ÉAyhnaίo, Mίkkow ÉAntif«ntow, Fίlippow Filίno, Kuzikhn«n d¢ ÉArίstvn ÉAyhnaίo, PrÒjenow ÉAyhnaίo, ÉAk∞w ÉEfesίo: tåw m¢n pÒleiw fίlaw e‰nai §w tÚn ëpanta xrÒnon katå tå pãtria: e‰nai d¢ tÚn KuzikhnÚn §m MilÆtvi MilÆsion ka‹ tÚn MilÆsion §n Kuzίkvi KuzikhnÒn, kayÒt[i]

Beschluß des Volkes; Antrag der Kommissionsmitglieder, den Philiskos vortrug: Folgendes haben die Milesier und Kyzikener vereinbart, und zwar von den Milesiern Philiskos, der Sohn des Anaxileos, Theognetos, der Sohn des Demosthenes, Demarchos, der Sohn des Athenaios, Mikkos, der Sohn des Antiphon, Philippos, der Sohn des Philinos, von den Kyzikenern Ariston, der Sohn des Athenaios, Prosenos, der Sohn des Athenaios, Akes, der Sohn des Ephesios: Die Städte sollen Freunde sein für alle Zeit gemäß den von den Vätern überkommenen Beziehungen. Der Kyzikener soll in Milet Milesier sein, und der Milesier in Kyzikos Kyzikener, so wie [- - - - - -] (Übers. P. Herrmann)

(6.) KYZIKOS und Umgebung

370 Nr. 1430

Dekret: Festpreise auf der Agora, Vergünstigungen, Sanktionen

Fundort: Belkıs (gefunden i.J. 1889 und nach Artaki überführt, Mordtmann). - Museum: Istanbul (Inv.Nr. 3015). Antike Herkunft: Kyzikos, am gleichen Ort aufgestellt wie →Nr. 1431 und →Nr. 1439 (Schwertheim). Publikationen: J.H. Mordtmann (Kop. Limnios), AM 16, 1891, 141-44; Long, ÉEllSull Parãrthma 19, 1891, 29-31 (Kop. Limnios); Joubin, REG 6, 1893, 8-11 (m.frz.Ü.); Dittenberger, Syll.2 366; Dittenberger / Hiller, Syll.3 799; Wilhelm, in: FS Ramsay 427-31 (Z.4-14); Lafaye, IGR IV 146; Schwertheim, Kyzikos III A26. vgl: W. Ruge, PetMitt. 1892, 226-28; Liebenam, Städteverwaltung 365; Chapot, Province 115 (Z.7), 151 Anm. 1 (Z.24-25); Hasluck, ABSA 12, 1905/06, 183 (Z.25-29 nach einer Kopie vor Abbrechen des rechten Randes); Hasluck, List I 14; Wilamowitz-Moellendorff, Litteris 1, 1924, 9 (Z.10-14) (m.Korr.); Macurdy, Vassal-Queens 46 (Z.3/4); Jones, Publ. Organization 288 (Z.2-3); Chaniotis, Historiker 358 Anm. 775 (Z.67); RepGRI Nr. 251. Inschriftträger: Marmortafel (H 90, B 125, T 20, Bh 1,3 cm), oben links und unten rechts beschädigt. Datierung: theos Gaius Caesar (Z.9) = Caligula (37-41); 38 n. Chr. (Syll.3: ein Jahr nach →Nr.1439). 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29

[§p]‹ ÑEstiaίou toË Yemist≈naktow flppãrxev, Lhnai«now iÄ, ¶dojen tª boulª ka‹ t“ dÆmƒ: strathgÚw katå pÒlin ÉApoll≈niow Dhmhtrίou ÉArgadeÁw m°shw §p‹ Yemist≈naktow e‰pen: §peidØ ≤ kratίsth ka‹ filos°bastow ÉAntvnίa TrÊfaina pçsan ée‹ ısίan t∞w efiw tÚn SebastÚn eÈsebeίaw §feurίskousa §pίnoian ka‹ tØn t∞w pÒlevw ≤m«n §piskeuØn xarist∞rion toË SebastoË kayvsίvken oÈx flstorÆsasa ≤mçw …w palaiÚn Kuzίkou ktίsma, [é]llå §pignoËsa n°an ÉAgrίppa xãrin, tã te sunxvsy°nta t«n eÈreίpvn prÒteron fÒboiw pol°mou tª toË SebastoË sunanoίgnous[a] efirÆn˙ megίstƒ ka‹ pifanes(tã)tƒ ye“ [Ga˝ƒ] Kaίsari érxaίan ka‹ progonikØn toË g°nouw aÈtoË nevkÒron §panaktvm°nh pÒlin: ı d¢ d∞mow aÈt∞w tØn prÚw tÚn SebastÚn o‰kon yaumãsaw eÈs°beian ka‹ t∞w édiaceÊstou §p‹ t“ paid‹ t«n §ntol«n mnÆmh ÑRoimhtãlk& basile› KÒtuow ufl“ épodejãmenow éeίptoiw §keίnou t∞w §piyumίaw boulÆmasin ka‹ teyn«tow §n°zhken: ≤ t«n spoudasy°ntvn mnÆmh pollØn efishn°nkato spoudÆn, ˜pvw mØ tÚ poludãpanon aÈt∞w t«n kataskeuazom°nvn ¶rgvn per‹ tØn égorån §npodίsvsi dusfhmίai, §k pantÚw aÈt∞w boulom°nhw tª t«n fidίvn énalvmãtvn daceilί& énepibãrhton per‹ tØn égorån me›nai tØn eÈethrίan: ka‹ taËta pareskeuasm°nhw §k t«n fidίvn to›w ÍphretoËsin énenlip∞ parasxe›n tØn égorãn: di' ì dØ dedÒxyai tª boulª ka‹ t“ dÆmƒ, toÊw te êrxontaw ka‹ stefanhfÒrouw pãntaw sunepisxÊein to›w égoranÒmoiw, ˜pvw §n ta›w aÈta›w pçsa ≤ égorå pãntvn m°n˙ teima›w, ka‹ mhd¢ eÂw t«n pipraskÒntvn ti katå mhd°na trÒpon pleίonow §pibãllhtai piprãskein t∞w §nest≈shw teim∞w: tÚn d¢ kakourgoËnt[a] ti tØn koinØn t∞w pÒlevw eÈethrίan ka‹ parafyίrantã ti tØn égorån t«n »[noum°n]vn efiw koinÚn t∞w pÒlevw lume«na §pãraton e‰nai zhmioËsyaί te ÍpÚ t«n [érxÒn]tvn, ka‹ énaxy°nta efiw tÚn d∞mon §ån m¢n poleίthw ¬ épojenoËsyai, §[ån d¢ j°]now μ m°toikow, ka‹ t∞w pÒlevw e‡rgesyai, tÒ te §rgastÆrion aÈtoË sanidίoi[w] proshloËsyai, êxri o suntelesyª tÚ ¶rgon ¶xon ka‹ tØn t∞w zhmίaw §pigrafÆ[n]: toÁw d¢ §k spoud∞w te ka‹ eÈnoίaw ta›w t«n ¶rgvn •autoÁw §nparasxÒntaw Íphresίa[iw te]xneίtaw te ka‹ §pistaw ka‹ érxit°ktonaw marturhy°ntaw ÍpÚ t∞w semnotãthw Trufaίn[hw me]tå tØn teleί[v]sin toË ¶rgou ka‹ t∞w parå t“ dÆmƒ tuxe›n épox∞w: proskatast∞sai d¢ ka[‹ - -

8 sunanoίgnous[a] Hiller, sunanoίgnousi Wilh. - Am Stein 9 KAIPIFANESTV, 11 MNHMH, mnÆmh Wilh., 12 AEIPTOIS, 13 TEYNVTOS. - 21/22 kakourgoËnt[a pe]| rØn Hiller; oben nach Schwerth. - 22/23 t«n »[nί]|vn […]w koinÚn Hiller. - 25 san[idίoiw] Hiller, ELINDIOII Haslucks Kopist, heute nur noch EAN[ (Schw.). - 15 TH am Stein (Limnios), t Mordtmann, Dittenb. - 28 EPISTAS am Stein. - 29 APOXHS am Stein.

(6.2.) Kyzikos (Ruinengebiet) und Erdek

371

Unter dem Hipparchen Hestiaios, dem Sohn des Themistonax, am 10. des Monats Lenaion. Beschluss von boule und demos: Der Stadt-Stratege Apollonios, Sohn des Demetrios, aus der Phyle Argadeis, stellte unter Themistonax, der zwischenzeitlich(? die Prytanie leitete), den Antrag: Weil die allertrefflichste und kaisertreue [4] Antonia Tryphaina, die stets jeglichen den heiligen Vorschriften folgenden Plan zur Erehrbietung gegenüber dem Augustus (=Caligula) erdachte, auch die Wiederherstellung unserer Stadt als Dank an den Augustus (=Caligula) einweihte, wobei sie uns (unsere Stadt) nicht als alte Gründung durch Kyzikos darstellte sondern als eine neue Wohltat des Agrippa erkennen ließ; und weil sie die aus Furcht vor einem Krieg vormals erfolgten Zuschüttungen der [8] Kanäle im Frieden des Augustus wieder befahrbar machte und für den höchsten und strahlendsten Gott Gaius Caesar (=Caligula) die alte und von dessen Ahnen her mit dem Neokorat versehene Stadt wieder zurückgewann. Das Volk aber bewunderte sie [Antonia] für die Ergebenheit gegenüber dem Kaiserhaus und ihre getreuliche Erinnerung an die Aufträge zu Lebzeiten ihres Kindes Rhoimetalkes, [12] des Königs, Sohn des Kotys, (und) akzeptierte die siegverheißenden(?) Pläne, nach denen jener strebte, und hielt dann (diese) lebendig auch als er gestorben war. Die Erinnerung an all das, worum er [Rhoimetalkes] sich bemüht hat, erzeugte einen großen Eifer, damit nicht die schlechten Nachreden bezüglich des Marktes ihren vielen Aufwand der gerade durchgeführten Arbeiten behindern, weil es ja vor allem ihr Wunsch ist, [16] dass durch die Freigebigkeit ihrer eigenen Aufwendungen die Prosperität für den Markt unbelastet bleibt. Und als sie dies aus eigenen Mitteln geschafft hat, hat sie den Helfern den Markt voll Fülle übergeben. Aus diesen Gründen mögen nun boule und demos beschließen: Die Archonten und alle Stephanephoren sollen den Agoranomen dabei helfen, dass jeder Markt(preis) [20] für alle Waren bei den selben (gleichen) Preisen bleibt, und dass nicht einer der Verkäufer danach trachtet, etwas auf irgendeine Weise teurer zu verkaufen als zu dem gegenwärtigen Marktpreis. Wer den gemeinsamen Wohlstand der Stadt schädigt und irgendwie den Handel für die Käufer verschlechtert, der soll als Schadenstifter gegen die Gemeinschaft der Stadt verflucht sein und von den Archonten bestraft [24] und dem demos vorgeführt werden und dann, wenn er ein Bürger ist, seine Bürgerrechte verlieren, wenn er aber Fremder oder Metöke ist, soll er auch aus der Stadt vertrieben werden. Und der Laden von ihm soll mit Brettern vernagelt werden, bis zur Abbüßung der (Straf)tat auch mit der Tafel, die seine Bestrafung nennt. Aber alle die aus Eifer und Sympathie sich für die Beteiligung an den Arbeiten zur Verfügung gestellt haben, [28] Handwerker, Aufseher und Baumeister, bezeugt von der hoch angesehenen Tryphaina nach Abschluß der Arbeit, erhalten auch den Beifall (époxÆ) vor dem Volk. Aufstellen soll man auch ..... 3: m°shw 'zwischenzeitlich', vielleicht "bis zur Halbzeit" der Prytanie, zu der die zwei Phylen, die gemeinsam die Prytanen stellten, den Vorsitz tauschten. Schon eingebrachte Anträge wurden dann unter dem Vorsitz der anderen Phyle behandelt. - m°shw in →Nr. 1430 (hier), →Nr. 1431, →Nr. 1432, →Nr. 1439. 6-7: Die Kyzikener zeigen Ergebenheit gegenüber dem Kaiserhaus, indem sie ihre Stadt eine Gründung von Agrippa (Schwiegersohn des Augustus) nennen. 7-8: Die Leistung der Tryphaina zur Erneuerung der Kanäle (Hafeneinfahrten und/oder Binnenkanäle) wird auch in →Nr. 1540 gerühmt, mit Erwähnung der Wiederherstellung der lίmnh (Innerer Hafen und/oder der anschließende versumpfte Binnensee) und der Umgebung. Bauarbeiten an Kanälen, Häfen, Dämmen auch in →Nr. 1544. Die Zuschüttung der Kanäle aus Kriegsangst (fÒboi pol°mou) geschah vielleicht während der Bürgerkriegssituation im gegenüberliegenden Thrakien nach der Ermordung des Königs Kotys (VIII.) i.J. 19 n. und der Flucht seiner Witwe Tryphaina nach Kyzikos. Ein früheres Ereignis kommt freilich auch infrage, z.B. die Belagerung durch Mithradates (73 v.). Jedenfalls sollte der Angreifer die Hafeneinfahrten und Kanäle nicht nutzen können. Die Reparatur wurde offenbar in der (ersten) Zeit von Caligula abgeschlossen. Ehrerbietung für Caligula (wie in →Nr. 1439): Unter Tiberius gab es (Tacitus, ann. 3,38 und 4,46-51) im Vasallen-Königreich Thrakien i.J. 21 u. 26 Aufstände verschiedener Volksstämme gegen die römische Dominanz und die römerfreundliche thrakische Oberschicht, besonders König Rhoimetalkes (II.). Der Prätor T. Trebellenus Rufus im nördl. Thrakien, auch Vormund der Erbprinzen in Südthrakien (Söhne von Kotys und Tryphaina), verwaltete das Land wie eine Provinz, in der sogar Aushebungen für das römische Heer organisiert wurden. Nach dem Scheitern der Aufstände war der vollständige Anschluss an das röm. Reich zu erwarten, aber nach dem Tod des Tiberius im März 37 restituiert (Dio 59,12,2) Caligula die Familie der mit ihm entfernt verwandten Tryphaina durch autonome Regentschaften (die freilich nicht lange bestanden): er setzt Tryphainas Söhne Polemon und Kotys (sie wurden gemeinsam mit ihm am Kaiserhof erzogen) in Bosporus und Kleinarmenien ein sowie in Thrakien Tryphainas Sohn Rhoimetalkes (II.) kurz vor dessen Tod i.J. 38 - oder (unklar) Rhoimetalkes (III.), auch verwandt, der dann i.J. 44 als letzter König Thrakiens einer Verschwörung zum Opfer fällt. Tryphaina, die schon seit 19/20 n. zeitweilig in Kyzikos lebte, bleibt noch kurz Königin von Pontos (bis ihr Sohn Polemon nachfolgt) und übernimmt dann Priesterämter in Kyzikos. - (Lit.: C.M. Danov, ANRW II.7.1 S.139-47).

(6.) KYZIKOS und Umgebung

372

11-13: Rhoimetalkes (II.), Tryphainas Sohn, musste sich wohl in vielen und langwierigen Kämpfen, über die wir wenig wissen, behaupten; anzunehmen ist, dass er Unterstützung von Kyzikos suchte und bekam; seine hier angedeuteten Pläne betreffen wohl diese Konflikte und vielleicht eine Kooperation mit Kyzikos.

Nr. 1431

Ehrendekret für Antonia Tryphaina

Fundort: Çarık Köy (15 km südl. von Kyzikos, →Ort 6810). - Museum: Istanbul (Inv.Nr. 3091). Antike Herkunft: Kyzikos wie →Nr. 1430 (dort gefunden), sicher am gleichen Ort aufgestellt (Schwerth). Publikationen: J. Millingen, ÑEllSull 7, 1872/73, 23 m.Text am Ende des Bandes (1. Facs.); Curtius, Mber Berlin 1874, 16 Nr. 3 m.Taf. (Kopie Millingen und Facs. und Abdruck Schröder); Lafaye, IGR IV 144; Ehrenberg - Jones, Documents2 Nr. 352; Schwertheim, Kyzikos III A24. vgl: J.H. Mordtmann, AM 6, 1881, 55 (Z.1-10); Reinach, Mus. Const. 84-85 Nr. 659; Reinach, BCH 6, 1882, 613 (Z.1-9); Dumont - Homolle, Mélanges 472 Nr. 1141 (Z.5, 6); Wilhelm, Beiträge 96-97; Hasluck, List I 12; Chapot, Province 237 Anm. 2 (Z.1); Wilhelm, in: FS Ramsay 418-31 Nr. 2; Wilhelm, ÖJh 24, 1929, 18891; SEG 4, 1930, 707 (Z.1-12); Nilsson, Feste 93 Anm. 3; Broughton, in: Frank, Ec Survey IV 800 (Z.1314); Macurdy, Vassal-Queens 44; Nollé, Nundinas 128 Anm. 21 (Z.13-14); Jones, Publ. Organization 288; Braund, Augustus to Nero 245-46 Nr. 672 (engl.Ü.); RepGRI Nr. 250; C. Habicht, in: Cyzique, cité majeure et méconnue de la Propontide antique 175; SEG 64, 2014, 1218. Inschriftträger: Marmorplatte, H 86, B 124, T 18, Bh 1-1,4 cm (gleiche Maße wie →Nr. 1430). Oben diese Inschrift, darunter das Dekret →Nr. 1439. In der Mitte wurde später ein Loch (Wasserfluss) eingeschlagen. Datierung: 1. Jh. v. (Mordtmann) / 1. Hälfte 1. Jh. n. (Curtius, Hasluck) / Kaiser Claudius (41-54, Broughton), Tiberius (14-37, Schwertheim). 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17

§p‹ Pausanίou toË EÈm°nouw tÚ [bÄ flpp]ãrxev, mhnÚw Kalamai«now, ¶dojen t∞i boul∞i ka‹ t«i dÆmvi: Pausanίaw EÈm[°nouw] AfigikoreÁw m°shw §p‹ Dhmhtrίou e‰pen: §pe‹ ÉAntvnίa TrÊfaina basil°vw Pol°mvnow ka‹ ba[silίss]hw Puyodvrίdow yugãthr tÚn afi≈nion toË megίsto[u] ye«n Tiberίou SebastoË Kaίsarow o‰kon ka‹ tØn éyã[naton ≤]gemonίan aÈtoË diå pantÚw eÈseboËsa sugkayi°rvse t∞i Poliãdi ÉAyhnò êgalma t∞w mhtrÚw aÈtoË Sebast[∞w Ne]ikhfÒrou ka‹ laboËsa parå t∞w pÒlevw flerhteίan aÈt∞w §n t∞i p°rsu (sic) égom°n˙ ételeί& t«n Panayhnaίvn t[o›w Se]basto›w pãnta m¢n tå prÚw eÈs°beian t«n ye«n ka[tå] tÚ ¶yow aÈt∞w §kprep«w n poll«n flerourg[oum°nv]n §jeplÆrvsen, t∞i d¢ §nfÊtvi filanyrvpί& prÒw te toÁw §nxvrίouw ka‹ toÁw j°nouw §xrÆsato …w ÍpÚ t[«n §pidh]moÊtvn j°nvn metå pãshw épodox∞w §pί te eÈsebeίai ka‹ ısiÒthti ka‹ filodojί&, §n d¢ t«i kat' ¶tow [§niaut«]i époÊshw m¢n aÈt∞w, pãntvn d¢ suntetelesm°nvn §kpl°vw katå tØn §keίnhw eÈs°beian ka‹ t«n épÚ t∞w ofi[koum°n]hw §npÒrvn ka‹ j°nvn t«n §lhluyÒtvn efiw tØn panÆgurin boulom°nvn énaye›nai aÈt∞w ˜plon efikonikÚn §p[ίxrus]on ka‹ diå toËto §pelhluyÒtvn §pί te tØn boulØn ka‹ tÚn d∞mon ka‹ éjioÊntvn sunxvrhy∞nai aÈto›w poiÆsasyai tØn énãyesin: dedÒxyai t∞i boul∞i ka‹ t«i dÆmvi: sugkexvr∞syai aÈto›w énaye›nai tÚ ˜plon §n t“ t∞w Poliãdow na“, §f' ⁄ ka‹ §pigrãcai: ofl épÚ t∞w ÉAsίaw §rgasta‹ éfeigm°noi efiw tØn panÆgurin ka‹ ét°leian tØn égom°nhn §n Kuzίkƒ to›w Sebasto›w ka‹ tª Poliãdi ÉAyhnò ÉAntonίan TrÊfainan, basil°vw Pol°mvnow ka‹ basilίsshw Puyodvrίdow FilomÆtorow yugat°ra, flerÆan Sebast∞w NeikhfÒrou, diã te tØn per‹ tÚn toË megίstou ye«n Tiberίou SebastoË Kaίsarow o‰kon eÈs°beian ka‹ diå tØn §n pçsi semnÒthta ka‹ efiw •autoÁw eÈergesίan

(6.2.) Kyzikos (Ruinengebiet) und Erdek

373

1 zum zweiten Mal Hipparch: bÄ ist e.g. - toË [bÄ = Sohn des Eumenes (Buckler, SEG) ist nicht plausibel. 2 m°shw siehe zu →Nr. 1430 (Z.3); m°shw auch in →Nr. 1432 und →Nr. 1439. - 7 OTON emendiert Wilhelm zu yusi«n. - flerourg[oum°nv]n oder flerourg[hyeis«]n ? Wilhelm. - 8 Ergänzung Wilhelm. Im [zweiten?] Hipparchat des Pausanias, Sohn des Eumenes, im Monat Kalamaion, Beschluss von boule und demos. Pausanias, Sohn des Eumenes, Aigikoreus (Phyle), stellte unter Demetrios, der zwischenzeitlich(? die Prytanie leitete), den Antrag: Da Antonia Tryphaina, Tochter des Königs Polemon und der Königin Pythodoris, dem ewigen Haus des größten [4] der Götter, des Tiberius Augustus Caesar, und dessen unsterblicher Herrschaft zu jeder Zeit mit frommer Pflichterfüllung begegnete und deshalb der Athena Polias eine Statue seiner Mutter Augusta Nikephoros geweiht hat, und weil sie, nachdem sie am letztjährigen Ateliefest der Panathenäen von der Stadt ihr Priestertum erhalten hatte, zum einen (m¢n) für die Augusti alles in frommer Pflichterfüllung gegen die Götter ihrer Gesittung folgend nach vielen zelebrierten Opfern geziemend erfüllt hat, zum anderen (d¢) weil sie sich mit der ihr [8] innewohnenden Menschenliebe an die Einheimischen und an die Fremden wendet, sodass sie von den Fremden, die sich in der Stadt aufhalten, [gepriesen wird] mit jeglichem Lob für ihre Frömmigkeit, ihr Pflichtbewusstsein und ihre Ehrliebe - und weil alles, obwohl sie in diesem Jahr abwesend ist, vollständig nach dem frommen Sinn von jener Frau zu Ende gebracht worden ist, und weil die Kaufleute und die Fremden, die aus der ganzen Welt (ofikoum°nh) zu unserer Panegyris (Festversammlung) herbeigekommen sind, einen vergoldeten Schild mit ihrem Bildnis aufstellen wollen und aus diesem Grund vor den Rat und das [12] Volk hingetreten sind und darum bitten, dass ihnen die Weihung erlaubt wird, (deshalb) mögen boule und demos beschließen: Es sei ihnen erlaubt im Heiligtum der Polias den Schild aufzustellen, auf den man auch schreiben soll: Die Händler aus Asien, die zur Panegyris angekommen sind und zu dem Ateliefest, das in Kyzikos zu Ehren der Augusti und der Athena Polias begangen wird, (ehren) Antonia Tryphaina, die Tochter von König Polemon und Königin Pythodoris Philometor, die Priesterin der [16] Augusta Nikephoros, wegen ihrer frommen Pflichterfüllung für das Haus des größten der Götter, des Tiberius Augustus Caesar, und wegen ihres Ansehens in allen Dingen und ihrer Wohltätigkeit gegen sie (die Kaufleute und Fremden). Ehrendekret für Antonia Tryphaina, Königin von Pontos, Witwe des Thrakerkönigs Kotys (VIII., †19 n.); sie lebte ab 19/20 n. Chr. zeitweise in Kyzikos. Angeblich war sie eine Urenkelin von Marcus Antonius (aus der Verbindung mit einer uns nicht bekannten kleinasiatischen Prinzessin); dadurch war sie entfernt auch mit Tiberius und Livia verwandt. Weitere Inschriften für sie: →Nr. 1430, →Nr. 1439, →Nr. 1540. Im Rahmen der üblichen Belobigungen sticht hier die Atelie (Abgabenfreiheit) zum Panathenaia-Fest hervor (Z.6+14) und Tryphainas Verdienste als Priesterin, besonders durch Ehrbezeugungen für das Kaiserhaus. Die Atelie bot den Händlern und dadurch allen Besuchern der Panathenäen große Vorteile. Natürlich hat Tryphaina nicht selbst die Atelie gewähren können, wohl aber eine (Vor)finanzierung der Mindereinnahmen der Stadt. Offenbar ist mit dieser Gemeinnützigkeit auch die Verleihung des Priesteramtes an sie "im letzten Jahr während des steuerfreien Festes" verknüpft (Z.5/6). Das Dekret bietet große Schmeichelei für das Kaiserhaus, sei es dass Tryphaina als Priesterin wirklich so agierte oder dass die Formulierungen einem von boule und demos gewollten politischen Kalkül folgen. Welcher Kaiser ? Tiberius Augustus Caesar (Z.4+16) = Tiberius. Broughton nimmt aber Claudius an (Tiberius [Claudius] Augustus Caesar), denn Tiberius hat gegen Kyzikos mit Anschuldigungen agiert und ihm die Freiheit entzogen. Schwertheim zeigt, dass nur Tiberius (†37) infrage kommt, mit einem unbestreitbaren Argument: Das Dekret →Nr. 1439 (Tryphaina und ihre Prinzen-Söhne) schließt auf der Tafel des vorliegenden Dekrets unten an und ist in das Jahr 37 n. Chr. zu datieren. Die Mutter Augusta Nikephoros (Z.5+15/6) meint dann Livia (Iulia Augusta). Erfrischend echt (gegenüber dem restlichen Text) ist zum Schluss der Antrag der Händler, Tryphaina durch einen kunstvollen Porträt-Schild im Tempel der Athena Polias ehren zu dürfen. Sie hatten ja wirklich profitiert.

Nr. 1432

Dekret: Erlaubnis zur Aufstellung einer Ehrenstatue für Kleidike, Priesterin der Meter Plakiane

Fundort: F1: Belkıs, F2: Erdek, A: Kyzikos - Museum: Paris, Bibliothèque Nationale, Cabinet des Médailles (Inv.Nr. Ma4235). Publikationen: Bouhier, Herodote 116-17 (m.lat.Ü.); Caylus, Recueil II Taf. 59, S. 193-94 (frz.Ü.); Marquardt, Cyzicus 99-100 Nr. 2 (Z.1, 2-6, 8-14); Boeckh, CIG 3657; Swoboda, Volksbeschlüsse 112 (Z.1-5, 8); Michel 537; Schwertheim, in: FS Dörner II 809-10 Nr. 1; Schwertheim, Kyzikos III A20. vgl: J.H. Mordtmann, AM 7, 1882, 251-52; J.H. Mordtmann, AM 10, 1885, 203 (Z.1); Hasluck, JHS 23, 1903, 91 (Z.6-7); Hasluck, List I 8 (Z.1-2); Jones, Publ. Organization 288; Hellmann, in: Comptes et inventaires 257 (Z.6/7); Dubois, Bull. ép. 1989, 321 (Z.6/7); RepGRI Nr. 247; Habicht, EA 38, 2005, 94 Nr. 3 und 99 Nr. 9; SEG 55, 2005, 1325A.

374

(6.) KYZIKOS und Umgebung

Inschriftträger: Marmorplatte, die Inschrift in einem Rahmen. Datierung: Ende 1. Jh. v. / Ende 2. oder Anfang 1. Jh. v. (s. →Nr. 1433) / 1. Hälfte 1. Jh. v. (Schwertheim). 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15

§p‹ ÑHghsίou: ÉArtemisi«now tetrãdi fyίnontow: ¶dojen tª boulª ka‹ t“ dÆmƒ: ÉAsklhpiãdhw Diod≈rou AfigikoreÁw m°shw §p‹ Menesy°vw e‰pen: §pe‹ ÉArίstandrow ı ÉApollofãnou fhs‹n tåw sunteloÊsaw toÁw kÒsmouw parå tª Mhtr‹ tª Plakianª ka‹ tåw fleropoioÁw tåw prosagoreuom°naw yalassίaw ka‹ tåw sunoÊsaw met' aÈt«n flereίaw boulom°naw énaye›nai efikÒna xalk∞n Kleidίkhw t∞w ÉAsklhpiãdou éjioËn sunxvrhy∞nai •auta›w tÒpon §n tª éndrÆ& égorò §p‹ toË progonikoË aÈt∞w sunedrίou tÚn épÚ dÊsevw toË éndriãntow toË édelfoË aÈt∞w Dionusίou toË ÉAsklhpiãdou: dedÒxyai t“ dÆmƒ: dedokimãsyai te tØn efikÒna ka‹ §je›nai aÈta›w énaye›nai kayãper éjioËsin, §je›nai d¢ aÈta›w ka‹ §pigrãcai §p‹ tØn bãsin: afl sunteloËsai toÁw kÒsmouw parå tª Mhtr‹ tª Plakianª ka‹ fleropoio‹ afl prosagoreuÒmenai yalãssiai ka‹ sunoËsai met' aÈt«n fl°reiai Kleidίkhn ÉAsklhpiãdou flervm°nhn MhtrÚw t∞w §k Plakίaw ka‹ proiervm°nhn ÉArt°midow Mounuxίaw §paggeilam°nhn ka‹ §pidoËsan •auta›w dvreån efiw tå sunteloÊmena Íp' aÈt«n flerå §n tª sunÒdƒ toË Taure«now tª p°mpt˙ stat∞raw •ptakosίouw, eÈsebeίaw ßneken t∞w prÚw toÁw yeoÁw ka‹ filostorgίaw ka‹ eÈnoίaw t∞w efiw •autåw yeo›w pçsi ka‹ pãsaiw

(1) Unter Hegesias (eponymos), am 24. des Monats Artemision. Beschluss von boule und demos, Asklepiades, der Sohn des Diodoros, Aigikoreus (Phyle) stellte unter Menestheus, der zwischenzeitlich(? die Prytanie leitete), den Antrag: Da Aristandros, Sohn des Apollophanes, die Bitte vorträgt, dass die Frauen, die bei der Meter Plakiane den ganzen Schmuck beisteuern, und die Opfervorsteherinnen, die sogenannten Thalassiai, und die Priesterinnen, die mit ihnen zusammen sind, (5) (also alle) die ein bronzenes Standbild der Kleidike, der Tochter des Asklepiades, aufstellen wollen, dass ihnen ein Platz auf der Männeragora zugewiesen wird, (nämlich) bei dem von den Vorfahren errichteten synedrion (Statuenplatz?), westlich des Standbildes ihres Bruders Dionysios, des Sohnes des Asklepiades, (8) (deshalb) möge nun der demos beschließen: "Das Standbild wird für gut befunden und es ist ihnen (den Frauen) erlaubt, (dort) aufzustellen wie sie es erbitten. Es ist ihnen aber auch erlaubt, auf die Basis (folgende Inschrift) zu schreiben: 'Die Frauen, die bei der Meter Plakiane den ganzen Schmuck beisteuern, und die Opfervorsteherinnen, die sogenannten Thalassiai, (11) und die Priesterinnen, die mit ihnen zusammen sind, - (sie alle dürfen aufstellen) Kleidike, Tochter des Asklepiades, Priesterin der Meter von Plakia und frühere (?) Priesterin der Artemis Munychia mit Gelöbnis, und sie hat ihnen (den Aufstellerinnen) obendrein als Geschenk für die von ihnen gemeinsam ausgeführten Opfer bei der Versammlung am 5. des Monats Taureon 700 Statere gegeben. - (Beschlossen) wegen ihrer Frömmigkeit gegen die Götter und der Liebe und dem Wohlwollen zu ihnen (den genannten Frauen), für alle Götter und Göttinnen'." Z.1 §p‹ ÑHghsίou: Hegesias ist der Eponym, der das Dekret datiert. Z.2 folgt der Antragsteller Asklepiades Diodorou Aigikoreus, dann Menestheus als ein anderer Eponym (§p‹ Menesy°vw), zuvor m°shw (§n m°sƒ ? zwischenzeitlich?). Menestheus war wohl einer der Amtsvorgänger von Hegesias und jetzt wird eine früher unter ihm behandelte Sache zum Abschluss gebracht. Habicht (S. 99 Nr. 9) nimmt an, dass in →Nr. 1539 (flpparxoËntow Menesy°vw toË Polu˝dou) derselbe Eponym genannt ist. m°shw (Z.2) siehe auch zu →Nr. 1430 (Z.3); m°shw auch in →Nr. 1431 und →Nr. 1439. Den eponymos Hegesias (ohne Vatersname) verbindet Schwertheim mit Hegesias Sohn des Astydamas, der auf der Choreiten-Stele (aus Daskyleion?, 2./1. Jh. v.) als erster genannt wird (→Nr. 2039 b Z.5). Der Kult der Meter Plakiane wurde aus der weiter östlich gelegenen, ursprünglich pelasgischen Stadt Plakia nach Kyzikos übertragen. Siehe dazu und zu Plakia bei →Ort 6580 (Kursunlu). Kleidike, Priesterin der Meter Plakiane wird auch in →Nr. 1433 geehrt; dort ist Apollonios, Sohn des Apollophanes, der Initiator, hier Aristandros, Sohn des Apollophanes; die beiden sind wohl Brüder. Aristandros Apollophanou auch in →Nr. 1471 und →Nr. 1462 f. Ein Stemma der Familie des Apollophanes (hier Z.3) gibt Schwertheim (Kyz. III), betreffend die Inschriften →Nr. 1216, →Nr. 1432, →Nr. 1433, →Nr. 1462 f, →Nr. 1471. Z. 4+10/11 Yalãssiai: Epiklese der Meergottheiten, manchmal auch von Hauptgöttern; hier als Beiname der Kybele-Priesterinnen: (afl) fleropoioί - Frauen als Opfervorsteher auch in →Nr. 1435 Z.62, Männer in →Nr. 1570, →Nr. 1571, →Nr. 1572, →Nr. 1717a II,16. - Z. 6/7 sun°drion: "base collective pour statues" Hellmann. Z. 11+12 flervm°nh übersetzt Bouhier als flaminica (Ehefrau eines Flamenpriesters).

(6.2.) Kyzikos (Ruinengebiet) und Erdek

Nr. 1433

375

Dekret: Erlaubnis zur Aufstellung eines Reliefbildes für Kleidike, Priesterin der Meter Plakiane

Fundort: F1: im östl.Teil des antiken Stadtgebiets von Kyzikos, also in der Nähe von Asagiapici, F2: Tatlısu (von dort stammt Sperlings Kopie). - Antike Herkunft: Kyzikos. Museum: Istanbul, Arch. Museum (Inv.Nr. 3049). Publikationen: Kirchhoff, Mber Berlin 1860, 493-95 Nr. 1 (Kopie Sperling) (größerer, linker Teil); Perrot, RA n.s. 32, 1876, 269-70 (Kopie Carabella - Schliemann) (kleinerer, rechter Teil); Lolling, AM 7, 1882, 155-56 (beide Teile zusammengesetzt); Michel 538; Schwertheim, in: FS Dörner II 810 Nr. 2; Schwertheim, Kyzikos III A19. vgl: J.H. Mordtmann, AM 7, 1882, 251-52 Nr. 17 (Z.11, 12, 14); Hasluck, List I 9 (Z.1-2), III 4; Jacobi, Pantew Yeoί 35 Nr. 7a (Z.4, 5-6, 8, 9, 13-15); RepGRI Nr. 249; Habicht, EA 38, 2005, 94/95 Nr. 3/4 und 99 Nr. 9. Inschriftträger: Marmorblock (H 50, B 163, T 38, Bh 2 cm) in zwei Teilen. Datierung: Wohl 1. Hälfte 1. Jh. v. (Schwertheim), Ende 2. oder Anfang 1. Jh. v. Chr. (Jacobi), 1. Jh. v. (Mordtmann), Kaiserzeit (Kirchhoff). Zur Datierung siehe unten (Kommentar). 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15

§p‹ Peisi[dÆmou: tet]rãdi f[y]ίnontow: ¶d[oje]n t[ª boulª ka‹ t“ dÆmƒ: ÉApoll≈niow Ye]ofίlou e‰pen: §pe‹ [ÉApoll≈niow ÉApollofãnou fhs‹n ka]teskeuasm°nou pίnakow [efikonikoË Kleidίkhw t∞w ÉAsklhp]iãdou éjioËn doy∞na[i t]Òpon efiw é[nãstasin aÈtoË] §n t“ fler“ [t]∞w MhtrÚw t∞w Plakian∞w §n t“ paryen«ni: dedÒxyai t“ d[Æ]mƒ: dedokimãsyai te tÚn pίnaka ka‹ sunkexvr∞syai aÈt“ tÚn tÒpo[n] kayãper éjio›, §je›nai d¢ aÈt“ ka‹ §pigrãcai t«n énatiy°ntvn tå Ùn[Ò]mata patrÒyen ka‹ ˜ti kosmofulakÆsantew én°yhkan ÉApol[l]≈niow ÉApollofãnou, Prajίaw EÈyukrãtou, ÉArtemίdvrow ÑHr≈dou, [ÉA]pollofãnhw ÉApollofãnou toË Menekleίo[uw], Men°laow ÉApollvnίou, Nikãnv[r] ÉAristolÒxou, MÒnimow ÉAgayãrxou, Gergont[ί]dhw ÉAntiÒxou, NoumÆniow Menί[sk]o[u], ÉAl°jandrow ÉAskl[hp]iãdou toË Stratίppou Kleidίkhn ÉAsklhpiãdou flervm°nhn MhtrÚw Plakian∞w ka‹ KÒrhw ka‹ MhtrÚw ka‹ ÉArt°midow Mounuxίaw [é]ret∞w ßneken ka‹ eÈsebeίaw yeo›w pçsi ka‹ yea›w

1 Peisi[dÆmou oder anderer Name, e.g. Peisi[strãtou Schwerth. - 5 efiw é[nãstasin o. efiw é[nãyesin Schw. 11 Moί[r]ixow Lolling; M≈[r]uxow Michel; MÒnimow Schwertheim. (1) Unter Peisidemos(?), am 24. des Monats - - -. Beschluss von boule und demos, den Antrag stellte Apollonios, Sohn des Theophilos. Da Apollonios, Sohn des Apollophanes, die Bitte vorträgt, dass nach Fertigstellung des Reliefbildes der Kleidike, der Tochter des Asklepiades, für dieses ein Aufstellungsplatz im Heiligtum der Meter Plakiane (6) im Parthenon zur Verfügung gestellt wird, möge der demos beschließen: "Das Bild wird für gut befunden und ihm der Platz zugestanden so wie er es erbittet; es ist ihm auch erlaubt, die Namen der Errichter samt Vatersnamen darauf aufzuschreiben und dass als kosmophylakes (das Bild) aufstellen ließen Apollonios Sohn des Apollophanes, (10) Praxias Sohn des Euthykrates, Artemidoros Sohn des Herodes, Apollophanes Sohn des Apollophanes des Sohnes des Menekles, Menelaos Sohn des Apollonios, Nikanor Sohn des Aristolochos, Monimos(?) Sohn des Agatharchos, Gergontides Sohn des Antiochos, Noumenios Sohn des Meniskos, Alexandros Sohn des Asklepiades (13) des Stratippos Sohn; (sie haben aufgestellt) die Kleidike, Tochter des Asklepiades, Priesterin der Meter Plakiane und Kore und Meter und Artemis Mounichia, wegen ihrer Vorbildlichkeit und Frömmigkeit, für alle Götter und Göttinnen." Kleidike, Priesterin der Meter Plakiane wird auch in →Nr. 1432 geehrt, auf Veranlassung von Aristandros Apollophanou, der wohl ein Bruder des hier genannten Apollonios Apollophanou (Z.3+9) ist. Die zwei Dekrete gehören also in die gleiche Zeit (nicht in dasselbe Jahr: verschiedene Eponyme, Hegesias und Peisi[demos?]). Zur Familie gehören auch der hier (Z.10/11) genannte Apollophanes Apollophanou tou Menekleious und in →Nr. 1471 Apollophanes Ar[istandrou] (eponymos) und Aristandros Apoll[ophanou], vgl. Habicht (95 Nr. 4). Ein Stemma der Asklepiades-Familie gibt Schwertheim (Kyz. III), betr. →Nr. 1432, →Nr. 1433, →Nr. 2073.

(6.) KYZIKOS und Umgebung

376

Zum Antragsteller Apollonios Theophilou weist Chr. Habicht auf den Antragsteller [The]ophilos Apolloniou im Dekret →Nr. 1434, ein Vorfahre, vielleicht der Vater von Apollonios Theophilou. Wenn für →Nr. 1434 das 2. Jh. v. zutrifft, ist für die zwei Ehrungen der Kleidike Ende 2. Jh. oder Anfang 1. Jh. v. anzunehmen; Habicht (S. 99 Nr. 9) scheint das 1. Jh. v. zu favorisieren. Z. 9 ff.: Anders als in der Ehrung →Nr. 1432 sollen hier die Namen von 10 Kosmophylakes genannt werden, die sich um die Aufstellung des pίnaj der Kleidike gekümmert haben. Das Amt kosmofÊlaj ist nur aus Kyzikos bekannt, nämlich durch diese Inschrift und durch →Nr. 1435 (Z.68/69), aus der sich klar ergibt, dass nur ein Kosmophylax amtiert; in →Nr. 1435 vollzieht er die Eintragung von Eheschließungen. Sicher hatte er weitere Aufgaben, die wir nicht kennen, aber eben nicht nur den Tempel betreffende, sondern (vor allem?) zivile. Dass es eine "jährlich wechselnde Tempelbehörde" (Kirchhoff) war, ist nicht ersichtlich. Hier aber 10 namentlich genannte kosmofulakÆsantew én°yhkan, die entweder in einem längeren Zeitraum diese Aufstellung vorbereiteten oder das Bild der Kleidike in einer (jährlich?) wiederholten Zeremonie mit neuem Schmuck und Kranz aufstellten - dann wäre diese Inschrift etwa zehn Jahre nach dem Dekret →Nr. 1432, das die Einzelheiten der Aufstellung verfügte, verfasst. Z. 14 Mounixίa: Beiname der Artemis, die in Mounichia (Halbinsel bei Athen) einen Tempel hatte.

Nr. 1434

Dekret der Politai über einen Vergleich

Fundort: Belkıs, A: Kyzikos. - Museum: Upsala, Kgl. Schwed. Museum (Inv.Nr. 222). Publikationen: Marquardt, Cyzicus 91; Boeckh, CIG 3658 (Kopie Schröder); K. Thunell, in: Eranos 13, 1913, 87 f.;Michel 536; Schwertheim, Kyzikos III A17. vgl: H.G. Lolling, AM 7, 1882, 157 Anm. 1 (Z.3/4); J.H. Mordtmann, AM 10, 1885, 202 Nr. 2 (Z.2); Kersten, De Cyzico 7; Hasluck, List I 11 (Z.1-4); RepGRI Nr. 248; Chr. Habicht, EA 38, 2005, 94 Nr. 3. Inschriftträger: Marmortafel, oben und unten weggebrochen (H 29, B 24, T 9, Bh 1,3 cm). Datierung: 2. Jh. v. Chr. (Michel) / Ende 2. - Anfang 1. Jh. v. (Habicht, s.u. und zu →Nr. 1433) / Mitte? 1. Jh. v. (Schwertheim) / Zeit von Julius Caesar (Boeckh, Hasluck). 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11

mhnÚw Taure«now trίthi épiÒntow, §p‹ flppãrxev BÒspvnow ¶dojen to›w polίtaiw: Dίfilow ÉAp[o]llvnίou e‰pen: §peidØ ÑEtarrίaw ±j[ί]vsen YeÒgnhton ka‹ toÁw polίtaw dialuy∞nai Íp¢r èpãntvn t«n prÚw éllÆlouw, dialelËsyai aÈtoÊw: doËnai d¢ toÁw polίtaw YeognÆtƒ stat∞raw •katÒn: éllãjasyai d¢ aÈt“ ka‹ tå t[e]m°nh kayãper §j érx∞w ±llãjan[to ofl] pat°rew: •l°syai [d]¢ ên[draw - - - - ]

Am 23. des Monats Taureon, unter dem Hipparchen Bospon, Beschluss der Bürger, den Antrag stellte Diphilos, Sohn des Apollonios: Nachdem Hetarrias verlangt hat, dass Theognetos und die Bürger sich einigen sollen über alle untereinander bestehenden Streitpunkte, sollen sie nun ausgesöhnt sein. Die Bürger sollen dem Theognetos 100 Statere zahlen; man soll aber mit ihm auch den Grundbesitz (Ackerland) tauschen so wie von Anfang an die Väter (diesen) tauschten. Und es sollen Männer gewählt werden - - - - Z.3 Beschluss der Bürger statt von boule und demos: zahlen die Bürger statt der Staatskasse (Boeckh) ? Laut Thunell ist die Lesung Dίfilow sicher. Lolling (auch Michel) nimmt aber [Ye]Òfilow an, mit Verweis auf Apollonios Theophilou (Antragsteller in →Nr. 1433), und Chr. Habicht folgert weiter, dass [Ye]Òfilow ÉAp[o]llvnίou der Vater von Apollonios Theophilou in →Nr. 1433 sein kann. Theognetos (Z.5+8) wird auch mit dem Hipparch Theognetos [Apollo]nios in →Nr. 1541 Z.5 (46/45 v. Chr.) gleichgesetzt; falls das stimmt, gehört obiges Dekret in das mittlere 1. Jh. v. Chr. (Schwertheim). Z.4 Hetarrias ist wohl der Schiedsmann. Ob es für die Verhandlung ein Reglement gab, wissen wir nicht. In →Nr. 1135 (Zeleia) wird ein 9-Männer-Kollegium zur Neuregelung der Besitzverhältnisse eingesetzt. Z.11 pat°rew sind die 'Stadtväter' (wie 'patres conscripti' in Rom).

(6.2.) Kyzikos (Ruinengebiet) und Erdek

Nr. 1435

377

Der demos und die römischen Kaufleute ehren die verstorbene Apollonis

Fundort: Hamamlı / Kyzikos (1970 Sève u. 1976 Schwerth.). - Verwahrung: Im Gymnasium von Erdek (1990 ganz mit Zement verschmiert), dann Museum Bandırma (Foto 2009/2015). Publikationen: Schwertheim, ZPE 29, 1978, 213-28 (m.dt.Ü. von Z. 1-6, 36-71), Fotos Taf. 11. 12; Sève, BCH 103, 1979, 327-33 (m.frz.Ü. von Z.1-6, 35-72, 80-88) m.Fotos Nr. 1-3; SEG 28, 1978, 953; Schwertheim, Kyzikos III A27. vgl: L. Robert, CRAI 1978, 553-56; J.u.L. Robert, Bull. ép. 1978, 393 (Z.1-6); J.u.L. Robert, Bull. ép. 1980, 424 (Z.59-63); Hellmann, in: Comptes et inventaires 242; Dubois, Bull. ép. 1989, 280 (Z.57); RepGRI Nr. 254. Inschriftträger: Marmorblock, gebrochen: H 68, B 148 m, T 25, Bh 2,5 (Praescript) sonst 1 cm. Das Praescript steht mittig, li. davon Kolumne 1 (Z.7-47), in der Mitte Kol. 2 (Z.48-70), rechts oben Kol. 3 (Z.71-88). Datierung: 1. Hälfte 1. Jh. n. Chr. (Schwertheim), 2. Viertel 1. Jh. n. Chr. (Sève).

Kol. 1: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19

ı d∞mow ka‹ ofl pragmateuÒmenoi §n tª pÒlei ÑRvma›oi ÉApollvnίda Prokl°ouw diã te tØn t«n gon°vn ka‹ tØn toË éndrÚw éretØn ka‹ tØn ‡dion aÈt∞w svfrosÊnhn: [ - - - - - - - - - - - - - - - - - - ] Stratίou [ - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - ] [ - - - - - - - - - - - - - - - - - - ]TOS [ - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - ] [ - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - ] [ - - - - - - - - - - - - - - - - - ]OTOS [ - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - ] [ - - - - - - - - - - - - - - - - - ]OUMEN [ - - - - - - - - - - - - - - - ]OTOS [ - - - - - - - - - - - - - - - ] pollãkiw [ - - - - - presbeÊsantow prÚw to]Áw ≤[gemÒnaw [ - - - - - - - - - - - - - - - ] ka‹ aÈtoË [ - - - - - - - - - - - - - s]tefanhforίaiw

378 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 Kol. 2: 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65

(6.) KYZIKOS und Umgebung

[ - - - - - - - - - - - épod]edeigm°nou, bίon te [ - - - - - - - - - - - ] dhmokratik≈taton [ - - - - - - - - - - - m]htr‹ svfronestãt˙ [ - - - - - - - - - - - - -]di tª Kabhrίdou [yugatrί - - - - - - - - - diå] pantÚw xrÒnou [ - - - - - - - - - - guna›k]a oÈ mÒnon filandrotãthn [éllå ka‹ - - - - - - - - - t«]n pote gunaik«n [ - - - - - - - - - - - - ]ONOIS ka‹ §n oÂw [ - - - - - - - - - - - - ] énankaiotãtoiw [kairo›w - - - - - - - - -]sa ka‹ §pidoËsa [ - - - - - - - - - - - - -]nouw ka‹ paramÊyion [ - - - - - - - - - - - - - ] koinØn §lpίda tίyetai [ - - - - - - - - - - - - - ] taÊthw êxyetai m¢n [ - - - - - - - - - - - - - p]°nyow, o‰tai d¢ de›n [ - - - - - - - - - - - - - t]oË éndrÚw ka‹ t«n t°knvn [ - - - - - - - ka‹ efiw émoi]bØn t∞w per‹ §keίnhn éret∞w [ - - - - - - - - ]LA: v §f' oÂw sundramÚn [efiw - - - - tÚ t∞w] pÒlevw [p]l∞yow pros°taje [to›w êrxousi pçsi tå]w proshkoÊsaw aÈtª, teimåw efishgÆsasyai: [di' ì dØ dedÒxyai t“ dÆmƒ:] peny∞sai m¢n pandhme‹ pãntaw [toÁw katoikoËntaw tØn] pÒlin êndraw te ka‹ guna›kaw, [kleisy∞naί te tå fler]å ka‹ tå tem°nh ka‹ pãntaw toÁw [naoÁw - - - - - - m°xri] t∞w §kkomid∞w, ékolouy∞saί te [tª khdÆ& toËw prutaneÊ]ontaw ka‹ toÁw §pvnÊmouw [êrxontaw ka‹ toÊw te] pa›daw ka‹ §fÆbouw ka‹ toÁw poleίtaw [ka‹ toÁw §leuy°rouw êndra]w t∞w pÒlevw pãntaw, ımoίvw d¢ [ka‹ tåw pary°nouw] ka‹ tåw poleίtidaw ka‹ tåw loipåw [tØn pÒlin katoikoÊsaw §leu]y°raw guna›kaw: ka‹ §peidØ tØn §n to›w kãllesin §kkomidØn ¶xei sunkexvrhm°nhn, dedÒsyai aÈtª ka‹ §ntafØn §n to›w progoniko›w toË éndrÚw aÈt∞w mnÆmasin to›w oÔsin §p‹ toË megãlou lim°n[o]w: toÁw d¢ prutãneiw toÁw prutaneÊontaw tÚn m∞na tÚn ÉAnyesthri«na stefanoËn aÈtØn énå pçn ¶[to]w §n to›w ÉAnyesthrίoiw tª dvdekãt˙ ka‹ tª triska[id]ekãt˙ xrus“ ste[fã]nƒ, énang°llontow toË flerokÆrukow metå toÁ[w pro]te[t]eimhm°nouw: v "ı d∞mow stefano› ÉApollvnίda Prokl°ouw diã te tØn t«n gon°vn ka‹ tØn toË éndrÚw éretØn ka‹ tØn fidίan aÈt∞w svfrosÊnhn éÛdίƒ t“de t“ stefãnƒ:" kataskeuãsai d¢ aÈt∞w ka‹ égalmatoyÆkhn §n t“ Xarithsίƒ, efiserxom°nvn §k t∞w flerçw égorçw §n dejiò, §n √ ka‹ énast∞sai aÈt∞w êgalma: v §pe‹ d¢ ka‹ tØn flervsÊnhn e‰xen t∞w ÉArt°midow t«n PuyaÛstrίdvn, efiw marturίan t∞w per‹ tå flerå aÈt∞w eÈsebÆaw tª •bdÒm˙ toË ÉArtemeisi«now énå pçn ¶tow, ˜tan sunely«sin efiw tÚ XaritÆsion a· te fl°rhai ka‹ afl PuyaÛstrίdew k(a)‹ afl fleropoioί, stefanoËn aÈt∞w tÚ êgalma: v ·na d¢ ka‹ t∞w svfrosÊnhw aÈt∞w ÍpÒmnhma §nfan¢w ¬ pãs˙ tª pÒlei, énatey∞nai aÈt∞w êgalma §n §n‹ t«n ofikhmãtvn t∞w tetrag≈nou égorçw §n tª stoò

(6.2.) Kyzikos (Ruinengebiet) und Erdek

66 67 68 69 70 Kol. 3: 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88

379

tª épÚ t∞w énatol∞w, t“ ˆnti metajÁ toË te t«n teimht«n érxÆou ka‹ toË égoranomίou, kosmhy°nti d¢ aÈt“ xr∞syai efiw tÚn ée‹ xrÒnon érxƃ tÒn te kosmofÊlaka ka‹ toÁw ée‹ kosmofulakÆsontaw: toÁw d¢ épografom°nouw prÚw tÚn kosmofÊlaka tåw t«n gãmvn suntelÆaw stefanoËn §pãnankew tÚ §n t“ érxƃ kayiervm°non ÉApollvnίdow [êgalma: vac énast∞sai d¢ aÈt∞w] ka‹ êlla égãlm[ata, - - - - - - - - - - - - ] ÉAfrodeίthw t∞w [ - - - - - - - - - - - - - ] §n t“ na“ t∞w ÉArt[°midow - - - - - - - - - ] ka‹ éndriãnta §n t[- - - - - - - - - - - - - ] tÒpƒ ta›w neneikhkuίaiw [ - - - - - - - - ] aÈtØn Ístere›n TE[- - - - - - - - - - - - ] ka‹ sungenίsin ded[Òsyai - - - - - - - - ] §n t“ tem°nei t∞w ÉA[ - - - - - - - - - - ] éndriãnta §pίxrus[on énast∞sai §n ⁄ ín] ofl prosÆkontew aÈt[∞w proair«ntai tÒpƒ:] ÍpÒ te tå égãlmat[a §pigrafØn énagrãcai tÆnde:] "ı d∞mow ka‹ ofl pragm[ateuÒmenoi §n tª pÒlei] ÑRvma›oi ÉApollvnί[da Prokl°ouw diã te tØn t«n] gon°vn ka‹ tØn toË é[ndrÚw éretØn ka‹ tØn ‡dion] aÈt∞w svfosÊnhn:" [énagrãcai d¢ ka‹ tÚn tamίan] §p‹ tÚ mnhm∞on tÒde [tÚ cÆfisma vac tÚ d¢ cÆfisma] e‰nai per‹ fulak∞w [t∞w pÒlevw]

am Stein SVFOSUNH

(1-6) Das Volk und die römischen Kaufleute der Stadt (ehren) Apollonis die Tochter des Prokles wegen der arete der Eltern und der ihres Mannes und aufgrund ihrer eigenen sophrosyne. (36-47) - - -, deshalb versammelte sich die Menge auf der Agora (?) und trug den Archonten auf, folgende Ehren für sie zu beantragen, dass nämlich alle Männer und Frauen der Stadt in aller Öffentlichkeit um sie trauern sollten, dass die Heiligen Plätze und Tempel (?) geschlossen würden anläßlich ihrer Trauerfeier und dass alle Archonten, alle eponymen Beamten, die Neoi, die Kinder und Epheben und alle Bürger und Priester der Stadt, ebenso wie die Priesterinnen, Bürgerinnen und freigelassenen Frauen (dem Trauerzug) folgen sollen. (48-56) Und da sie eine Begräbnisfeier in aller Pracht zugestanden bekam, möge ihr auch eine Bestattung in dem (Familien)grab der Vorfahren ihres Mannes gewährt werden, das am Grossen Hafen liegt. Die Prytanen, die ihr Amt im Monat Anthesterion ausüben, sollen sie jedes Jahr bekränzen und zwar am 12. und 13. Tag des Anthesterion mit einem goldenen Kranz; dabei soll der Hierokeryx nach denjenigen, die (früher) die Ehrung erhalten hatten, ausrufen: "Das Volk bekränzt Apollonis, die Tochter des Prokles, wegen der Verdienste ihrer Vorfahren und ihres Mannes ebenso wegen ihrer eigenen sophrosyne mit diesem ewigen Kranz". (57-59) Man soll ihr aber auch eine égalmatoyÆkh im Heiligtum der Chariten errichten, (dort nämlich wo) man von der Heiligen Agora hereinkommt an der rechten Seite; in ihr (wohl der égalmatoyÆkh) soll man auch ihr êgalma aufstellen. (59-63) Da sie aber auch als eine der Pythaïstriden das Priesteramt der Artemis innehatte, sollen diese zum Zeugnis ihrer frommen Gesinnung gegenüber den Heiligtümern jedes Jahr am 7. des Monats Artemision, wenn die Priesterinnen, die Pythaïstriden und die Opfervorsteherinnen sich im Charitesion versammeln, ihr êgalma bekränzen. (63-71) Damit aber auch die Erinnerung an ihre sophrosyne sichtbar sei für die ganze Stadt, soll ihr êgalma aufgestellt werden in einem Gebäude der Viereckigen Agora, in der Stoa im Osten, und zwar in dem Gebäude, welches zwischen dem Amtsgebäude der Zensoren und dem des Marktaufsehers liegt; diesen so geschmückten Bau soll auf ewige Zeiten der Ordnungshüter (kosmofÊlaj) als Amtsgebäude benutzen und die, welche jeweils das Ordnungshüteramt innehaben; alle aber, die sich beim Ordnungshüter ihren gemeinsamen Eheschluss

(6.) KYZIKOS und Umgebung

380

eintragen lassen, sollen verpflichtet sein, das in dem Amtsgebäude geweihte êgalma der Apollonis, der Tochter des Prokles, zu bekränzen. (71-88) Aufstellen soll man von ihr aber auch weitere égãlmata (im Tempel) der Aphrodite - - - und im Tempel der Artemis - - - - und auch ein Standbild auf dem (hervorragendsten? z.B. §pifanestãtƒ) (76) Platz für die siegreichen (??) - - - - - (77) hintanstehen (??) - - - - - - - (78) und den Verwandten soll gegeben werden - - - - - (79) im heiligen Bezirk der A.... [Artemis?, Athena Polias?]. (80) Ein vergoldetes Standbild soll man aufstellen an dem Platz, den ihre Angehörigen auswählen. Und unter die égãlmata soll man folgende Inschrift schreiben: (83) "Das Volk und die römischen Geschäftsleute in der Stadt ehren Apollonis, (die Tochter) des Prokles, wegen der ρετ ihrer Eltern und ihres Mannes und auch wegen ihrer eigenen sophrosyne." (86) (Auch der Schatzmeister soll die Aufschrift des Beschlusses auf diesem Denkmal genehmigen). Der Beschluss soll dem Schutz der Stadt dienen. Diese Apollonis ist nur aus dieser Inschrift bekannt. - Gliederung bei Hübner (RepGRI): 1-6 Praescript. 7-37 Begründung. 37-56 Ehrungen: öffentliche Trauer - Staatsbegräbnis - jährliche Bekränzung mit goldenem Kranz. 57-87 Aufstellung verschiedener Bildwerke, u.a. eines Agalma am Amtsgebäude der Kosmophylakes, das alle bekränzen sollen, die dort ihre Eheschließung registrieren lassen (Z.63-71). 87-88 Phylake-Klausel. Z. 42-47: in →Nr. 2077a eine ähnliche Regelung für einen Trauerzug in Poimanenon: alle Bürgerinnen (poleίtidaw pãsaw) werden verpflichtet. Z. 65-69: Die 'Viereckige Agora' (tetrãgvnow égorã) war umgeben von einer Säulenhalle (stoã) mit den Amtsgebäuden der Zensoren (teimhtaί), des Marktaufsehers (égoranÒmow) und des Kosmophylax, der hier das Standesamt leitet, aber gewiss auch andere Funktionen hatte. Zum kosmophylax siehe bei →Nr. 1433. - Die genannten Gebäude sind bisher nicht ausgegraben bzw. schon lange abgeräumt, auch die 'Viereckige Agora' ist wie die (vielleicht identische) 'Männeragora' und die 'Heilige Agora' nicht sicher zu lokalisieren.

Nr. 1436 (Delphi, Testimonium) Antwortdekret?)

Dekret der Kyzikener für die Delphier (mit

Fundort: Delphi [Phokis]. - Dekretierender Ort: Kyzikos, Adressat: Delphi (FDelph. Nr. 359-360). Dekretierender Ort: Delphi, Adressat: Kyzikos(?) (FDelph. Nr. 361). Publikationen: Daux, FDelphes III 3, 359-61. FDelphes Nr. 359 könnte der Anfang von Nr. 360 sein; aber die Beschädigung beider Texte läßt es nicht zu, dies am Stein zu überprüfen. Eventuell gehört auch die Nr. 361 dazu (ein Brief der Delphier?). (a) (FDelph. 359) 1 2 3 4 5 6 7 8

tª boulª ka‹ poy' èm¢ presb[eutåw] I ka‹ AGAYV [toÁ]w yeoÁw eÈsebeίaw MEN NOL ANYRVP AISEISONI OS SVTE[i]RAIKORHI

(b) (FDelph. 360) [ 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11

- - - - ] Buchst.Reste [ - - - - ] [ ]AIS[ c.8 ]UIEROU[ c.5 ] [ - - - - ] Buchst.Reste [ - - - - ] [ - - - - ] Buchst.Reste [ - - - - ] [ - - - - ] Buchst.Reste [ - - - - ] [ ]ON toÁw loipoÁw ˜soi fίloi ka‹ [t]oË Kuzikhn«n ka‹ toË dÆmou [ ]A[ - - - - - - - - - - - - - - ] [ 9-10 ]NKAIA[ c.7 ]H[ ] [ra]kale›n aÈto[ - - - - - - - ]YAI [ ]AS[ ]OI IDRON[ ]KAI[ ]O[ ]SAN

(6.2.) Kyzikos (Ruinengebiet) und Erdek

12 13 14 15 16 17 18 19

381

[ ]OTIENPROSAUTOUSKAIIDIO[ 3-4 ] [t]oÁw ég«naw, •l°syai ka‹ presbautåw [ ]SAPO[ ]S[ ]TA[ ] prÚw [ ]DHMO[ ] parakale›n aÈtoÁw pollØn [ - - - - ] Buchst.Reste [ - - - - ] [ - - - - - - - - - - - - - - - - - ]N c.12 [ ] BE[ ]O[ ]MOU[ 4-5 ] [ - - - - ] Buchst.Reste [ - - - - ]

(c) (FDelph. 361) DEL[ 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14

Nr. 1437

- - - - - ] OUF[ - - - - - ] STRA[ - - - - ] [- - - - - - -] KAIEP[ - - - - ] XOU[ - - - - - ] AUTAS[ - - - - ] [ ]EJ / [- - - ] YUM[ - - - - - ] YEM[ - - - - - ] FILI[ - - - - ] JE[ - - - - - ] KAI[ - - - - - ] RAI[ - - - - - ] Ehrendekret für Paros und den nesiarchos Apollodoros (aus Kyzikos)

Fundort: F1 unbekannt, F2/ Museum1: Venedig, Museo Grimano, Museum2: Paris Louvre (seit 1864). Antike Herkunft: Kyzikos. Publikationen: Spon, Miscellanea 336-37 Nr. 45 (m.lat.Ü.); Montfaucon, Diarium Italicum 38-39 (m.lat.Ü.); Spon in: Poleni, Thesauri Supplementa IV 1319-22 Nr. 45 (m.lat.Ü.); Boeckh, CIG 3655; Froehner, Louvre inscriptions Nr. 97 (m.frz.Ü.); Michel 534; Schwertheim, Kyzikos III A10. vgl: Caylus, Recueil II 244 (Z.23-24, m.frz.Ü.); Marquardt, Cyzicus 147 Anm. 3 (Z.22-24); Schaefer, RhM 33, 1878, 606 (Z.29-30); Homolle, Archives Delos 45 Anm. 2 (Z.7-9); Louvre Marbres1 167 Nr. 2859; Wilhelm, GGA 162, 1900, 95 (Z.29-30); Chapot, Province 263; Wilhelm, Beiträge 218-19 Nr. 212 (Z.29-30); Hasluck, List I 5 (Z.1); Louvre Marbres2 156 Nr. 2859; RepGRI Nr. 253. Inschriftträger: Marmorstele, H 134, B 34 cm (Froehner, á fronton triangulaire). Datierung: Anfang 3. Jh. v. Chr. (Michel, Schwertheim). Nesiarch Apollodor: vor 286 v. Chr. oder 279-268 v. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12

¶dojen t∞i boul∞i ka‹ t«i dÆmvi: GorgÒnikow Diokl°ouw e‰pen: §pe‹ ≤ pÒliw ≤ Parίvn ¶n te to›w ¶nprosye xrÒnoiw eÎnouw ka‹ fίl[h] oÔsa diatele› t«i dÆmvi t«i Kuzikhn«n, ka‹ nË[n] éposteίlasa pr°sbeiw Kudίan ÉAmiãntou ka‹ ÉArx°fulon LeÒntiow éjio› tÚn d∞mon, ÉApollod≈rou toË ÉApollvnίou nhsiarxoËntow ka‹ pollå ka‹ megãla xrhsίmou gegenhm°nou t«i dÆmvi t«i Parίvn, tåw timåw tåw dedom°naw aÈt«i ÍpÚ toË dÆmou toË Parίvn ¶[n] te t∞i boul∞i ka‹ t«i dÆmvi énagn«nai, ka‹ to›w Dionusίoiw §n t«i yeãtrvi stefan«sai ka‹ tåw

(6.) KYZIKOS und Umgebung

382 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28

timåw énagge›lai, ka‹ tÒpon afitoËntai §n t∞i égorçi, §n œi stÆsousi tØn efikÒna: dedÒxyai t∞i boul∞i ka‹ t«i dÆmvi: §pain°sai m¢n tÚn d∞mon tÚn Parίvn, ˜ti eÎnouw Ãn ka‹ fίlow diatele› t«i dÆmvi t«i Kuzikhn«n, §pain°sai d¢ ka‹ ÉApollÒdvron ÉApollvnίou filotimίaw ßneke ka‹ eÈnoίaw t∞w efiw tÚn d∞mon tÚn Parίvn: toÁw d¢ prutãneiw stefan«sai ÉApollÒdvron to›w ÉAnyesthrίoiw §n t«i yeãtrvi ka‹ énagge›lai tåw timåw tåw dedom°naw aÈt«i ÍpÚ Parίvn: dedÒsyai d¢ aÈt«i ka‹ tÒpon §n œi stÆsousi tØn efikÒna, parå tåw trap°zaw prÚ t∞w stoçw t∞w Dvrik∞w: énagrãcai d¢ ka‹ tå chfίsmata, kay' ì tetίmhtai ÉApollÒdvrow ÍpÚ Parίvn efiw tå dhmÒsia grãmmata: p°mcai d¢ ka‹ j°nia to›w presbeuta›w toÁw prutãneiw ka‹ tÚn tamίan, kayÒti ín doke› aÈto›w: [ - - [- - Lücke von 5 bis 6 Zeilen

29 30

t∞w énagraf∞w §pemelÆyh Svg°nhw Fίlvnow tamίaw

29 Svg°nhw Wilhelm (Autopsie), S[orÊ]nhw ältere Lesungen. Beschluss von boule und demos. Gorgonikos, Sohn des Diokles, stellte den Antrag: Da die Stadt der Parier in der Vergangenheit sich stets wohlwollend und freundschaftlich zum Volk der Kyzikener verhalten hat und kürzlich als Gesandte Kydias, den Sohn des Amiantes, und Archephylos, den Sohn des Leontis, abgeordnet hat mit (folgender) Bitte an unser Volk: (7) "Da der nesiarchos ('Inselfürst' s.u.) Apollodoros, Sohn des Apollonios, in vielen und wichtigen Angelegenheiten nutzbringend für das Volk der Parier war, soll man die ihm vom demos der Parier verliehenen Ehrungen auch im Rat und Volk (von Kyzikos) bekannt machen und an den (12) Dionysien im Theater einen Kranz verleihen und die Ehrungen verkünden." Und sie erbitten sich einen Platz auf der agora, auf dem sie das Standbild aufstellen können. Beschluss der boule (15) und des demos: "Man soll loben das Volk der Parier, weil es sich stets wohlwollend und freundschaftlich zum Volk der Kyzikener verhält; man soll auch den Apollodoros, Sohn des Apollonios loben, wegen seiner Liebe und dem Wohlwollen zum Volk der Parier; die Prytanen sollen den Apollodoros an den Anthesterien im Theater bekränzen und die Ehrungen verkünden, die (22) ihm von den Pariern verliehen worden sind; ihm soll auch ein Platz zugewiesen werden, auf dem sie das Standbild aufstellen können, (nämlich) neben den (Händler)tischen vor der Dorischen Säulenhalle; man soll aber auch die Beschlüsse aufschreiben, durch die Apollodoros von den Pariern geehrt worden ist, (und zwar) in den öffentlichen Verzeichnissen (im Stadtarchiv); den Gesandten sollen die Prytanen und der Schatzmeister auch Gastgeschenke zukommen lassen, soweit es ihr Ermessen zulässt." - - - - (29) Um die Aufzeichnung hat sich der Schatzmeister Sogenes, Sohn des Philon, gekümmert. Z.7: Der nhsίarxow, erstmals eingesetzt von Antigonos I. (später von den Ptolemäern), führte die Geschäfte des Nesiotenbundes. Außer Apollodoros kennen wir namentlich die wenig später diese Funktion innehabenden Bakchon aus Böotien und Hermeias von Halikarnass. - Apollodoros stammt aus Kyzikos (und nicht aus Paros), andernfalls wäre das Ersuchen der Parier kaum zumutbar. Wohl derselbe Nesiarch Apollodoros in I. Delos 338; dessen Amtszeit wird verschieden berechnet: vor 286 v. oder zwischen 279 und 268 v. Chr. Der Antragsteller wünscht einen Platz auf der agora (Z.13/14), im Beschluss wird ein Platz vor der Dorischen Säulenhalle (Z. 24) festgelegt. Diese Stoa stand also bei der agora.

Nr. 1438

Drei Fragmente eines Dekrets: Der Geehrte hat sich (a) als Gesandter und (b,c) in Kämpfen gegen Mithradates verdient gemacht

Fundort: Bursa, verbaut an einem Brunnen ("An einem Brunnen in der Nähe des Tscharschi im Türkenquartier"; A.D. Mordtmann, i.J. 1871). - Verwahrung: Bursa, Slg. Konsul Scholer. - Verschollen. Antike Herkunft: Kyzikos (?) (Th. Reinach, Hasluck, Habicht, Robert: nicht unwahrscheinlich) / Prusa ?

(6.2.) Kyzikos (Ruinengebiet) und Erdek

383

Publikationen: J.H. Mordtmann, RhM 27, 1872, 322-25 Nr. 15 (Kopie A.D.Mordtmann); A. v. Domaszewski, AEM 7, 1883, 169-71 Nr. 4; Kandes, ÑH ProËsa 11-13; A.E. Kontoleon, AM 12, 1887, 259-61 Nr. 36; Cagnat, IGR III 34; Th. Corsten, IK 39, 2 m.Fotos (Abklatsche Wien) ; Schwertheim, Kyzikos III A18. vgl: Reinach, Mithradates Eupator 467-68 Nr. 16; Hasluck, Cyzicus 302 m.Anm. 4; Robert, Études Anat. 314 (b Z. 2-7); Robert, La Carie II 106/7; McGing, Mithradates VI Eupator 148 Anm. 56; Chr. Habicht, in: Cyzique, cité majeure et méconnue de la Propontide antique 167. Inschriftträger: Drei zusammengehörende Bruchstücke eines Blockes (Frg. a: H 18, B 38 cm. Fragm. b: H 11, B 37 cm. Frg. c: H 10, B 43 cm) mit einer Inschrift aus einfachen, schmucklosen Buchstaben (Bh 1 cm). Datierung: Zeit des Mithradates (VI. Eupator? 111-63 v. Chr.), vielleicht 72 v. Chr. (Corsten, s.u.). Fragmente (a,b,c) eines Dekretes (die Anordnung der Frg. ist unklar). Der Geehrte hat sich um die Vaterstadt (Kyzikos? Prusa?) verdient gemacht: (a) als Mitglied einer Gesandtschaft nach Italien, (b,c) in Kämpfen gegen Mithradates (VI. Eupator, Corsten). - Unsere bruchstückhaften Übersetzungen sind nur exempli gratia. Fragment (a) 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11

]tvn fler«n m[ ] \ihn t“ loip“ bίvi prÚw ëpantaw §pieik[ tª patr]ίdi parexÒmenow ètÚn eÎxrhston §n proei[ tÚ]n d∞mon oÈk Ùlίga diå t«n fidίvn énalvmãt[vn metå pãsh]w proyumίaw §pididoÁw •atÚn oÈd°na tv[ tØn] pÒlin prÚw toÁw j°nouw eÈsxhmosun[ ]lh pãnta taËta t∞w kallίsthw ka‹ §[p]is[ ]a [t]«n §ntugxanÒntvn e‰xen eÈnoίai a[ metå t«]n sunpresbeut«n efiw tØn ÉItalίan ırmh[ye‹w katå] toËton [t]Ún [k]airÚn s[u]ntelesy°nt[vn T + E

3 ètÒn = 5 •atÒn = •autÒn. - 7 Ende KAIEUSEB Kontoleon. (2) er war im ganzen Leben zu allen anständig - - (3) - hat sich für sein Vaterstadt als nützlich erwiesen - - (4) - das Volk in nicht geringem Umfang durch eigene Aufwendungen (unterstützt) - - (5) - - mit ganzem Eifer hat er sich hingegeben und keinen - - (6) - - die Stadt hat er gegenüber den Fremden durch anständiges Verhalten - - (7) - - alles dieses mit schönster - - (9) - - zusammen mit weiteren Gesandten brach er nach Italien (Rom) auf - - (10) - - zu dieser Zeit (gemeinsamer Taten?) - Fragment (b) 1 2 3 4 5 6 7 8

]on ka‹ m°gisto[n s]ãmenow metå t«n strativt«n én[ ]n toËton Àste toÁw loipoÁw efiw fu[gØn ]n t«n layraίvw tØn efiw tØn pÒlin e‡s[odon ? ]vn ka‹ polloÁw ép°kteinen ka‹ toÁw loi[poÁw ] to›w te katå tØn bãrin ka‹ tÚn mÒlpon te[tagm°noiw st]r[a]tivt«n oÈdemiçw é[ ]vi sunkatelab[

2 AMU[ Kontoleon; én[dreίvn] o. én[dragayÆsaw] e.g. 6 Bãriw Ortsname oder bãriw (Festung)? Zum Ort Baris siehe →Ort 324x (Ländereien der Laodike), aber der bestimmte Artikel ist nur bei bekannten Orten üblich. Corsten erinnert an das froÊrion, das Lucullus belagerte als Mithradates sich von Kyzikos zurückzog (Plutarch, Luc. 11,3). - Molpos (Ort) oder mÒlpow kennen wir nicht.

(6.) KYZIKOS und Umgebung

384

- - (2/3) - - mit den Soldaten - - (tötete?) - - er diesen, sodass alle übrigen die Flucht ergriffen - - (4) - - als (die Feinde) heimlich in die Stadt (eindrangen) - - (5) - - tötete er viele und die übrigen (verfolgte er - - (6) - (zusammen) mit den gegen Baris und Molpos beorderten - - Fragment (c) 1 2 3 4 5 6 7 8

ÑH]rakl°a ? [ ] d¢ tÚn basil°a tØn Íperbãllousan éndreίan to[ t]«n ≤goum°nvn éndr«n eÈboulί& te ka‹ éretª e[ ] fulaxy∞nai: metå d¢ taËta t∞w poliorkίaw lu[yeίshw ]to t“ dÆmvi e‡w te tåw sunexe›w prebeίaw didoÁw •[autÚn ] §ndojotãtoiw épokrίmasin tØn patrίda §kÒsmhse [ to]Ë AÈtokrãtorow prosfãtvw toÁw prÚw basil°a Miy[radãthn ] metå megãlhw proyumίaw [Í]p[Ú t]«n polit«n pr[

1 ÑH]rakl°a: die Ergänzung ist nicht sicher (bei Kontoleon fehlt die Zeile). - 3 ]INHGOUMENVN Kontoleon. 5 PREBEIAS am Stein. - 8 §dejãmeya bei Kandes und Reinach (statt der ganzen Zeile). Heraklea? - - (2) - - den König, (der?) die überschäumende Tapferkeit - - (3) - - der führenden Männer durch klugen Rat und Tüchtigkeit - - (4) - - sind beschützt worden. Danach, nach Auflösung der Belagerung - - (5) - - (Beschluss) des demos: Da er sich für andauernde Gesandtschaften [nach Rom] zur Verfügung gestellt hat - - (6) - - (und) mit hochgeachteten Antworten seine Vaterstadt in Ehren hielt - - (7) - - des Imperators (des röm. Befehlshabers) kürzlich die (Gesandten?) zum König Mithradates - - (8) - - mittels großer Bereitschaft seitens der Bürger - - Mithradates hat offenbar eine Stadt belagert und Verluste erlitten. Der AÈtokrãtvr (Z.8) kann Lucullus bzw. Barba sein - falls die Eroberung von Prusa (72 v. Chr.) der Hintergrund ist (Reinach, Corsten).

Nr. 1439

Dekret für Tryphaina und die Könige Rhoimetalkes, Polemon und Kotys

Fundort: Çarık Köy (15 km südl. von Kyzikos, →Ort 6810). - Museum: Istanbul (Inv.Nr. 3091). Antike Herkunft: Kyzikos wie →Nr. 1430 (dort gefunden), sicher am gleichen Ort aufgestellt (Schwerth). Publikationen: J. Millingen, ÑEllSull 7, 1872/73, 23 mit Text am Ende des Bandes (2. Facs.); E. Curtius, Mber Berlin 1874, 16 Nr. 4 m.Taf. (Kopie Millingen und Facs. und Abdruck Schröder); Dittenberger, Syll1 279; Dittenberger, Syll.2 365; Dittenberger / Hiller, Syll.3 798; Janell, Inschriften Nr. 85 (m.dt.Ü.); Lafaye, IGR IV 145; Ehrenberg - Jones, Documents2 Nr. 352; Smallwood, Documents Gaius 120-21 Nr. 401; Schwertheim, Kyzikos III A25. vgl: J.H. Mordtmann, AM 10, 1885, 202 Nr. 10 (Z.1); Kersten, De Cyzico 17; Dumont - Homolle, Mélanges 472 Nr. 1141; Hasluck, List I 13; Magie, Roman Rule I 512-4; L. Robert, JS 1982, 143; Freis, Inschriften Kaiserzeit 103-4 Nr. 45 (dt.Ü.); Price, Rituals and power 244; Braund, Augustus to Nero 246-47 Nr. 673 (engl.Ü.); Sherk, TDGR VI 79-80 Nr. 42 B (nur engl.Ü. von Z. 1-19); Jones, Publ. Organization 288, 294; P. Herz, Tyche 7, 1992, 111 Anm. 84; RepGRI Nr. 255; Chr. Habicht, in: Cyzique, cité majeure et méconnue de la Propontide antique 176; SEG 64, 2014, 1218. Inschriftträger: Marmorplatte, H 86, B 124, T 18, Bh 1-1,4 cm (gleiche Maße wie →Nr. 1430). Unten steht diese Inschrift, oben →Nr. 1431. In der Mitte wurde später ein Loch (Wasserfluss) eingeschlagen. Datierung: 37 n. Chr., gleich zu Beginn der Regierung des Caligula (Hiller, Sherk, Schwertheim). 1 2 3 4 5

§p‹ Ga˝ou Kaίsarow flppãrxevi, Yarghli«now yÄ: ¶dojen t«i dÆmvi, efishghsam°nvn t«n érxÒntvn pãntvn, grammateÁw boul∞w A‡olow AfiÒlou O‡noc m°shw §p‹ Mhnof«ntow e‰pen: §pe‹ ı n°ow ÜHliow GãÛow Ka›sar SebastÚw GermanikÚw sunanalãmcai ta›w fidίaiw aÈga›w ka‹ tåw dorufÒrouw t∞w ≤gemonίaw ±y°lesen basilÆaw, ·na aÈtoË tÚ megale›on t∞w éyanasίaw ka‹ §n toÊtvi semnÒteron ¬, basil°vn, kín pãnu §pino«sin, efiw eÈxaristίan thlikoÊtou yeoË eÍre›n ‡saw émoibåw oÂw eÈerg°thntai mØ du-

(6.2.) Kyzikos (Ruinengebiet) und Erdek

6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25

385

nam°vn, toÁw KÒtuow d¢ pa›daw ÑRoimhtãlkhn ka‹ Pol°mona ka‹ KÒtun suntrÒfouw ka‹ •taίrouw •aut«i gegonÒtaw efiw tåw §k pavn ka‹ progÒnvn aÈto›w Ùfeilom°naw épokay°staken basileίaw: ofl t∞w éyanãtou xãritow tØn éfyonίan karpoÊmenoi taÊthi t«n pãlai meίzonew, ˜ti ofl m¢n parå pat°rvn diadox∞w ¶sxon, otoi d' § t∞w Ga˝ou Kaίsarow xãritow efiw sunarxίan thlikoÊtvn ye«n gegÒnasi basile›w, ye«n d¢ xãritew toÊtƒ diaf°rousin ényrvpίnvn diadox«n, ⁄ μ nuktÚw ¥liow ka‹ tÚ êfyarton ynht∞w fÊsevw: megãlvn oÔn gegonÒtew meίzonew ka‹ lampr«n yaumasi≈teroi efiw tØn ≤met°ran parageίnontai pÒlin ÑRoimhtãlkhw ka‹ Pol°mvn, sunierourgÆsontew ka‹ suneortãsontew t∞i mhtrί, §piteloÊs˙ toÁw t∞w yeçw n°aw ÉAfrodeίthw Drousίllhw ég«naw, oÈx …w efiw fίlhn mÒnon, éllå ka‹ …w efiw gnhsίan patrίda, ˜ti ka‹ ≤ basil°vn m¢n yugãthr, basil°vn d¢ mÆthr, ≤ mÆthr aÈt«n TrÊfaina, taÊthn ≤ghm°nh patrίda, o‡kou te tÚ §f°stion ka‹ bίou tÚ eÈtux¢w énemesÆtoiw §neudaimonÆsousa t°knvn basileίaiw §ntaËya ·drutai: ı d¢ d∞mow, ≤dίsthn ≤goÊmenow tØn §ndhmίan aÈt«n, metå pãshw proyumίaw pros°taje to›w êrxousi cÆfisma ÍpantÆsevw efishgÆsasyai aÈto›w, di' o eÈxaristÆsousi m¢n §p' aÈt«n t∞i mhtr‹ aÈt«n Trufaίnhi, Íp¢r œn eÈergete›n beboÊlhtai tØn pÒlin, faner[å]n d¢ ka‹ tØn toË dÆmou efiw aÈtoÁw poiÆsontai diãyesin: dedÒxyai t«i dÆmvi §p˙n∞syai m¢n toÁw basile›w ÑRoimhtãlkhn ka‹ Pol°mvna ka‹ KÒtun ka‹ tØn mht°ra aÈt«n TrÊfaina, ÍpÚ d¢ tØn e‡sodon aÈt«n toÁw m¢n flere›w ka‹ tåw flereίaw, énoίjantaw tå tem°nh ka‹ proskosmÆsantaw tå jÒana t«n ye«n, eÎjasyai m¢n Íp¢r t∞w Ga˝ou Kaίsarow afivnίou diamon∞w ka‹ t∞w toÊtvn svthrίaw: KuzikhnoÁw d¢ pãntaw §ndiknum°nouw tØn efiw aÈtoÁw eÎnoian, ÍpantÆsantaw metå t«n érxÒntvn ka‹ t«n stefanhfÒrvn, éspãsasyaί te ka‹ sunhsy∞nai ka‹ parakale›n aÈtoÁw fidίan ≤ge›syai patrίda tØn pÒlin ka‹ pantÚw afitίouw geίnesyai aÈtª égayoË: égage›n d¢ §p‹ tØn Ípãnthsin ka‹ tÚn §fÆbarxon toÁw §fÆbouw ka‹ tÚn paidonÒmon toÁw §leuy°rouw pa›daw: tÚ d¢ cÆfisma e‰nai per‹ t' eÈsebeίaw t∞w efiw tÚn SebastÚn ka‹ t∞w efiw toÁw basil°aw teim∞w

1 flppãrxevi mit abundierendem Iota. - 7 PANTVN und OIAS am Stein, korr. Dittenb. - 9 DETHS am Stein, d' § t∞w Curtius. - 17 FANER . N Facsimile Schröder, faner[å]n Curtius. Unter dem Hipparchen Gaius Caesar (=Caligula), am 9. des Monats Thargelion. Beschluss des demos nach Antrag aller Archonten; der Sekretär der boule, Aiolos, Sohn des Aiolos, Oinops (Phyle), hat unter Menophon, der zwischenzeitlich(? die Prytanie leitete), vorgetragen: "Da die Neue Sonne Gaius Caesar Augustus Germanicus mit ihrem eigenen Lichtglanz auch die [4] wehrhaften Königreiche unter seiner Herrschaft zugleich zum Aufleuchten bringen wollte, damit die Herrlichkeit seiner Unsterblichkeit auch darin noch erhabener glänzt, setzte er - obwohl die Könige, auch wenn sie das genau im Sinn haben, nicht in der Lage sind zum Dank an einen solchen Gott gleichwertige Gegengaben für die Wohltaten an ihnen zu finden - die Kinder des Kotys, Rhoimetalkes und Polemon und Kotys, die mit ihm [am Kaiserhof] aufgewachsen sind, in die ihnen von Vätern und Vorfahren zukommenden Königreiche wieder ein. Sie aber [8] ernten jetzt die Fülle meiner ewigen Gunst durch diese sind sie mächtiger als ihre Vorgänger, weil die einen die (Herrschaft) aus der Ablösung ihrer Väter erhielten, diese aber wurden Könige zur Mitherrschaft mit solchen Göttern durch die Gunst des Gaius Caesar. Gunsterweise der Götter unterscheiden sich von menschengemachten Erbfolgen in derselben Weise, in der sonst

(6.) KYZIKOS und Umgebung

386

(μ) die Sonne von der Nacht und das Unvergängliche von der sterblichen Natur (sich unterscheiden). Obgleich sie also bedeutender und bewundernswerter geworden sind als die mächtigen und prächtigen (Vorgänger), sind Rhoimetalkes und Polemon in unserer Stadt zugegen um [12] zu opfern und zu feiern gemeinsam mit ihrer Mutter, welche die Agone für die neue Göttin Aphrodite Drusilla veranstaltet; (sie kommen hierher) nicht nur wie in eine befreundete Stadt, sondern gleichsam auch in ihre wirkliche Heimatstadt, weil auch die Tochter von Königen, die Mutter von Königen, ihre Mutter [14] (Antonia) Tryphaina, die diese (Stadt) als ihre Heimat ansieht, den Altar eines Hauses und das Gelingen eines Lebens hier für sich gegründet hat, um die Freude an den tadelfreien Herrschaften ihrer Kinder zu kosten. Weil aber das Volk den Aufenthalt von ihnen für höchst willkommen hält, hat es mit völliger [16] Entschlossenheit den Archonten aufgetragen, einen Beschluss zu deren Empfang einzubringen, durch den sie sich bei ihnen für ihre Mutter Tryphaina bedanken werden, für das was sie der Stadt Gutes tun wollte, und durch den sie aber auch die Gesinnung des Volkes ihnen [den Königen] gegenüber deutlich machen werden. Beschluss des demos: Loben soll man die Könige Rhoimetalkes, Polemon und Kotys und ihre Mutter Tryphaina; bei ihrem Einzug sollen die Priester und die Priesterinnen, [20] welche die Tempel öffneten und die geschnitzten Götterbilder besonders schmückten, Gebete darbringen für Gaius Caesars ewige Dauer und für das Heil von diesen (Königen). Alle Bürger von Kyzikos sollen ihre freundliche Gesinnung ihnen gegenüber zeigen (und) zusammen mit den Archonten und den Stephanophoren (diesen) begegnen und sie dann freundlich empfangen und aufmerksam sein und sie einladen, die Stadt als ihre eigene Heimatstadt anzusehen und Urheber von allem Guten für sie [die Stadt] zu werden. Beim (offiziellen) Empfang aber soll der Ephebenführer die Epheben und der [24] Schulleiter die freigeborenen Kinder geleiten. Der Beschluss aber bestehe zur frommen Verehrung für den Augustus und zur Ehrung der Könige. Ein gegenüber Kaiser Caligula besonders devot formulierter Text. Dies ist der Empfindlichkeit Caligulas geschuldet, vor allem aber den mit dem neuen Kaiser Caligula verbundenen Hoffnungen der Stadt nach den politischen Verlusten unter Tiberius (Entzug der Autonomie). Unter Caligula hat Kyzikos dann ein gutes Verhältnis zum Kaiser, aber Tiberius’ Eingliederung der Stadt in die Provinz Asia bleibt endgültig bestehen. Antonia Tryphaina (auch →Nr. 1430, →Nr. 1431, →Nr. 1446) lebte ab ca. 19/20 n. zeitweise in Kyzikos. Sie war Urenkelin des Marcus Antonius und Tochter des Königs Polemon von Bosporos, Witwe des Königs Kotys von Thrakien und Mutter der Prinzen Rhoimetalkes, Polemon und Kotys, die unter Tiberius auch in ihrem Erbgebiet (südl. Thrakien) nach inneren Kämpfen nicht mehr anerkannt waren; diese betraute Kaiser Caligula gleich zu Beginn seiner Herrschaft mit Königtümern (Thrakien, Bosporus, Kleinarmenien). Auch deshalb bezeugt dieses Dekret mithin die Ergebenheit gegenüber Caligula (ähnlich im Marktdekret →Nr. 1430). Z.1 Kaiser als Hipparch: Manchmal nimmt ein Kaiser - oder ein Gott - honoris causa die Stelle des eponymen Beamten ein. - Caligula wurde "Neue Sonne" (N°ow ÜHliow) wohl nur am Anfang seiner Regierung genannt (i.J. 37), ähnlich in Assos (Syll3 797, auch 37 n. Chr.); dazu genauer Schwertheim. Z.2 m°shw siehe zu →Nr. 1430 (Z.3); m°shw auch in →Nr. 1431 und →Nr. 1432. Z.12 yeçw n°aw ÉAfrodeίthw Drousίllhw ég«naw: Als Neue Göttin Aphrodite wurde Iulia Drusilla (†38 n.), die Schwester des Caligula, verehrt. Tryphaina richtet ihre Festspiele aus, d.h. sie ist jetzt auch deren Priesterin wie zuvor schon Priesterin der Augusta Nikephoros (→Nr. 1431 Z.5+15/6) = Iulia Augusta (Livia). Nr. 1440 vacat

Nr. 1441

Proxeniedekret für Eudemos aus Seleukeia

Fundort / antiker Ort: Silifke am Göksu, Akropole / Seleukeia am Kalykadnos [Kilikien]. Antike Herkunft: Dekret aus Kyzikos auf einer großen Stele mit den Beschlüssen verschiedener griechischer Städte für Eudemos aus Seleukeia. Publikationen: Heberdey - Wilhelm, Reisen Kilikien 115-17 mit Facsimile S. 111 Nr. 187; Michel 535 (VII); Hiller v.Gaertringen, Syll.3 645 (VII). - vgl: RepGRI Nr. 252. Datierung: Ca. 172 v. Chr. 1

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[K]uzikhn«n: ¶doje t∞i boul∞i ka‹ t«i dÆmvi: ÑHrog°nhw Puyomn[Æ]stou e‰pen: §{i}peidØ EÎ[d]hm[o]w Nίkvnow SeleukeÁw eÎnouw ka‹ prÒyumÒw §sti per‹ tÚn d∞mon ka‹ t«n polit«n prÚw t[o]Áw §ntugxãnontaw, dedÒx[y]ai t«i dÆmvi, §pain°sai aÈtÚn eÈnoίaw ßneka ka‹ proyumίaw t∞w efiw tÚn d∞mon: e‰nai d¢ aÈtÚn ka‹ prÒjenon Kuzikhn«n ka‹ dedÒsyai aÈ-

(6.2.) Kyzikos (Ruinengebiet) und Erdek

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t«i efisãfijin efiw KÊzikon ka‹ kat[å] g∞n ka‹ katå yalass[a]n ésule‹ ka‹ ésponde‹ ka‹ §m pol°mvi ka‹ §n efi[r]Ænhi ka‹ dίkaw prodίkouw ka‹ ét°leian œn ín efisãghta[i] μ §jãghtai katå tÚn nÒmon ka‹ proedrίan §n ëpasin to›w ég«sin: tÚn d¢ éstunÒmon §pimelhy∞nai, ˜pvw ín énagraf∞i efiw tØn stÆlhn t«n p[ro]j°[nv]n

Die Bürger von Kyzikos. Beschluss der boule und des demos, den Antrag stellte Herogenes, Sohn des Pythomnestos: Da Eudemos, Sohn des Nikon, aus Seleukeia wohlwollend und voll Bereitschaft handelt betreffend den demos und die Bürger, die sich an ihn wenden, möge der demos beschließen: "Man soll ihn loben wegen seines Wohlwollens und der Handlungsbereitschaft zugunsten des demos. Er soll auch der proxenos (konsularischer Vertreter) der Kyzikener [in Seleukeia] sein und er soll freien Zugang nach Kyzikos erhalten, zu Land und zu Wasser, unverletzlich [geschützt durch die Gesetze] und vertragsfrei [ohne vorherige Vereinbarung], sowohl in Kriegs- als auch in Friedenszeiten, und Prodikie (Schiedsrichterfunktion) und Atelie (Abgabenfreiheit) für alles, das gesetzmäßig ein- oder ausgeführt wird, und einen Ehrensitz bei allen Festspielen. Der astynomos (Ordnungshüter) aber soll sich darum kümmern, dass (der Beschluss) aufgeschrieben wird auf der Tafel, welche die proxenoi verzeichnet." In den anderen Beschlüssen für Eudemos (aus Argos, Rhodos, Böotien, Byzanz, Kalchedon) wird zweimal nur 'König', zweimal Antiochus genannt. Heberdey/Wilhelm zeigen, dass Antiochus IV Epiphanes (175-164) gemeint ist und dass politische Rücksichten auf den griechenfreundlichen Seleukiden eine Rolle spielen. Für Kyzikos und Rhodos sind Schenkungen des Königs bezeugt (Livius 41,20,7: Cyzici in prytaneo ... vasa aurea mensae unius posuit). Eudemos diente am Hof des Königs und war wohl ein einflussreicher Vermittler. Zuletzt kam er in seine Vaterstadt Seleukeia zurück; dort wurden seine Ehrungen auf einer großen Stele verzeichnet. Z. 9 ésuleί (sulãv rauben, schädigen) meint den Rechtsschutz im Fall von Übergriffen (z.B. Selbstjustiz durch einen Gläubiger), der dem Fremden nicht zusteht (außer es ist staatsvertraglich geregelt). Die für dieses Fremdenprivileg oft genutzte Formel ésule‹ ka‹ éspondeί (unverletzlich und ohne vorherige Vereinbarung) hier auch in →Nr. 1009, 25 und →Nr. 1011, II, 1.

Nr. 1442 a

Proxeniedekret für einen Bürger von Antandros

Fundort: Hasköy (XãskioÛ, Stadtteil von Istanbul am rechten Ufer des Goldenen Horns, verbaut in einem Aquädukt, aus Kyzikos verschleppt; Curtis/Aristarchis). - Antike Herkunft: Kyzikos. Museum: Arch. Mus. Istanbul (Ritti), aber L. Robert fand dort den Stein nicht, ebenso Schwertheim i.J. 1977. Publikationen: C.G. Curtis - S. Aristarchis, ÑEllSull Parãrthma 16, 1885, 4-5 Nr. 2 mit Zeichnung; P. Perdrizet, NC (3.sér.) 19, 1899, 1-4; Ritti, Sigli 315-16 Nr. 75; Schwertheim, Kyzikos III A4. vgl: Swoboda, Volksbeschlüsse 42 (Z.1-4), 110; Michel 533 (Z.1-4); Hasluck, List I 4 (Z.1-4); L. Robert, BCH 102, 1978, 455 = Documents 151; Jones, Publ. Organization 288 (Z.1-2). 292; RepGRI Nr. 246. Inschriftträger: Marmorner Stein mit dem Relief einer Ziege, dem Wappentier von Antandros. Datierung: 4. Jh. v. (Jones) / 5. Jh. v. (Curtis/Aristarchis: Buchstabenform, ca. 433-403, Praescriptformular). 1 2 3 4

[¶doje]n t«i dÆmvi: ÉArgade›w (§)pru[t]ãne[uon:] [DhmÆt]riow Dionuso §pestãtei: Yemίst[iow] [Krat]Êlo §grammãteuen: Diaf[ãnhw] M[°mno-] [now] e‰pen: [- - - ÉA]ntãndrion [ - - ]

2/3 Dionusίo, KratÊlo: alte Genetiv-Endungen auf -O. 4 e‰pen: é[gãlmati tim∞sai P]çn' ê[g]rion (A.D. Mordtmann). Die Verbindung zu Pan ist nicht haltbar; die erhaltenen Buchstaben weisen auf ein Dekret für einen Antandrier hin (Hasluck, Perdrizet, L. Robert). Zeichnung ÑEllSull Parãrthma 16 (1885) S.4.

Beschluss des demos. Die (Phyle) Argadeis hatte die Prytanie inne, Demetrios (Sohn) des Dionysios führte den Vorsitz, Themistios (Sohn) des Kratylos das Protokoll. Diaphanes (Sohn) des Memnon formulierte (den Antrag). 1 demos: In Kyzikos fungieren sonst demos und boule als Beschlussorgan. Argadeis: Der älteste Beleg aus Kyzikos für Phylen und zugleich deren wechselnde Prytanie, wohl nach athenischem Vorbild.

(6.) KYZIKOS und Umgebung

388

Für die weiteren Zeilen 5-12 gibt A.D. Mordtmann allzu phantasievolle Ergänzungen: 5 6 7 8 9 10 11 12

[κυνηγοῖς] αἰ[εὶ θῆραν εὔστοχο]ν καὶ [ἄφθο-] [ν]ο[ν ἁλιείαν διδόντα περὶ τὴν πόλ]ιν Κύ[ζι-] [κον, καὶ στῆσαι τὸ ἄγαλμα] ἐ[ν] μ[έσῳ τοῦ λιμέ-] [νος, ὅπως ἂν ᾖ εὔαγρος ἀνὰ γῆ]ν καὶ ἐ[ν πόντῳ·] [λαβεῖν δὲ τὸς ἄρχοντας ἐπιμέλ]ειαν [τῆς]  [τ]ε πο[ιήσεως καὶ ἀναθέσεως τοῦ ἀ]γ[άλμ]α[τος.] [ἀπ]αγορε[ύ]ω παντί, ὃ[ς ἂν] [ἐς Π]ᾶν᾿ [ἄγ]ριο[ν ἀσεβῇ].

Nr. 1442 b

Beschluss der boule (Regelung für ein Fest? Opferkalender?)

Fundort: Kyzikos (von Schwertheim 1977 in Belkıs gesehen, im Camp des Ramazan Aldirmaz). Publikationen: Maria Theotikou, EA 44, 2011, 133-41 mit Foto S. 133; SEG 61, 2011, 1026; J.-M. Carbon, EA 47, 2014, 149-55; SEG 64, 2014, 1220; Schwertheim, Kyzikos III A14. vgl: P. Hamon, Bull. ép. 2012, 348 und Bull. ép. 2015, 597. Inschriftträger: Marmorplatte, ringsum gebrochen, H 25, B 19, T 7, Bh 1,5 (Z.1-6) und 0,6 (Z.7-11) cm. Datierung: Hellenistisch (Theotikou). Schrift 2. Hälfte 4. Jh. v., allenfalls 3. Jh. v. Chr. (Blümel bei Theotikou). / Ca. 300 v. Chr. (Carbon). / 4./3. Jh. v. (Hamon). - Inhaltliche Parallelen gibt es besonders in Inschriften hellenistischer Zeit. Text bei Theotikou: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12

[¶dojen t]∞i boul∞i: Yem[ [ ]dhw ı ÑHghm[ [ sp]onda‹ ka‹ afl yu[sίai [ ]siou toË prut[ [ §]k t∞w prostãj[evw [ ] énagraf∞i ka[‹ [ ]ayhn suntele[ [ ]a to›w yeo›w [ ]ri«now [ ] ≤ pÒliw kayaire[ [ ]TANEIAIXV[ [ Buchstabenreste ]N[

] ] ] ] ] ] ]

] ] ]

Ergänzungen von Theotikou: 1 Yem[- Name des Antragstellers oder Grammateus. 2 [ÉAsklhpiã]dhw ı ÑHgÆm[onow] oder ÑHghm[mãndrou] [˜pvw a· te sp]onda‹ ka‹ afl yu[sίai §pitel«ntai] 4 prut[ãnevw? zuständig für die heiligen Zeremonien und hier auch als eponymer Magistrat (atatt hipparchos - dagegen Hamon). 6 [˜pvw] énagraf∞i ka[‹ énatey∞i] 7/8 [- - k]ayÉ ∂n suntele[- - - -]a to›w yeo›w 10 kayair°t[v? Hamon. 11 [t∞i pru]taneίai xv[- - ? Theotikou, gegen den Dativ Hamon. M. Theotikou behandelt die sprachlichen Besonderheiten im Vergleich mit vielen epigraphischen Parallelen und schlägt verschiedene Möglichkeiten zur Ergänzung vor. Dass hier spondaί erstmals in einer kyzikenischen Inschrift erscheint, sei wichtig (der Begriff hat in literarischer Überlieferung auch die Bedeutung Festfriede). Die Autorin vermutet auch, dass ab Z. 7 (Trennlinie und kleinere Schrift) ein zweiter, später hinzugefügter Beschluss vorliegt (dagegen Hamon). Text bei Carbon: 1 2 3 4 5

[¶dojen t]∞i boul∞i: Yem[ίstiow? - - - - - - - - - - - - ] [- - ca. 8 - -]dhw ı ÑHghm[ - - - - - - - - - - - - - - - - - - ] [˜pvw afl sp]onda‹ ka‹ afl yu[sίai - - suntel«ntai katå? -] [- ca. 6 -] . iou toË prut[aneίou - - - - - - - - - - - - - - - ] [- ca. 6 -] . THS prostaj[ - - - - - - - - - - - - - - - - - - ]

(6.2.) Kyzikos (Ruinengebiet) und Erdek

6 7 8 9 10 11 12

389

[- ca. 6 -] énagraf∞i ka[‹ - - - - - - - - - - - - - - - - - ] [- ca. 6 -] . AYHN suntele[- - tãde tå - - - - - - - - - - ] [- ca. 6 -]a to›w yeo›w vacat [- - - - - - - - - - - - - - - - - ] [ÉAnyesth]ri«now vacat [ - - - - - - - - - - - - - - - - - -] [- - ca. 8 - -] . I: pÒliw kayaίret[ai - - - - - - - - - - - - - ] [ÑEstίai Pru]taneίai xo[›row - - - - - - - - - - - - - - -] [ - - - ca. 12 - - - ]IN S[ - - - - - - - - - - - - - - - - - - - ]

Notizen bei Carbon und Hamon: 2 -]dhw ı ÑHghm[- kann ein zweiter Antragsteller (neben Themistios?) sein. 5 §]k t∞w prostãj[evw toË dÆmou? Hamon (2012), bezweifelt von Carbon. 7/8 Überschrift des Kalenders (Carbon) gegen Hamon (2015), der Z. 6-8 ein Ende des Dekrets annimmt, z.B. -] anagraf∞i ka[‹ énatey∞i | ≤ (flerå) grafØ? k]ayÉ ∂n suntele[›tai tå flerå tå | dhmÒsi]a to›w yeo›w. Carbon erwägt Z.7 [tÊxhn ég]ayÆn: suntele[›tai tãde tã]. 10 [noumhnίa]i e.g. Carbon, pÒliw kayair°s[yv?] Hamon (2015). Z.1: Ein Themistios ist grammateus in →Nr. 1442 a. Z.3 Trankspenden und Opfer(handlungen): Der Beschluss regelt kultische Zeremonien. - Z.4 Prytaneion oder der Prytane/Prytanarch; es könnte sich z.B. um die Bewirtung der Festgäste handeln. - Z.6 Anagraphe betrifft wohl die Publikationsanordnung (diese gilt dann generell z.B. für ein bestimmtes Fest). - Z.9 steht der Monatsname Anthesterion oder Apatourion; Beginn des monatlichen Opferplans (Hamon). - Z.10 Die Polis erhält eine rituelle Reinigung (kayaire›n) - Z.11 Am Platz des Prytaneions (prutaneί& x≈r&) ? Ein Zusammenhang mit dem Opferkalender aus Miletupolis (→Nr. 2260) wird diskutiert (Carbon); diesen Kalender hat Chr. Habicht als aus Athen verschleppt zu erweisen versucht. Einen Zusammenhang mit dem Miletupolis-Kalender, dessen Formular die Monatsrubriken sind, weist Hamon (2015) zurück und zweifelt auch an Habichts Zuweisung nach Athen.

Nr. 1443

Ehrendekret für Diokles

Fundort: Galata, im Keller eines alten, steinernen Hauses im unteren Teil der Straße Perschembe-Bazar (Gottwald, vor 1906). - Verwahrung: am Bosporus, im Garten der Villa eines Kaufmanns (dort von J.u.L. Robert i.J. 1950 vorgefunden). - Antike Herkunft: Kyzikos (Mordtmann u.a., gesichert durch L. Robert). Publikationen: F. Hiller v.Gaertringen, AM 31, 1906, 430-31 (nach Mitteilung u. Abklatschen von J.Gottwald; mit einem Vorschlag zur Ergz. in Z. 1-2 von U.v.Wilamowitz); L. Robert, BCH 102, 1978, 453. 458-60 (m.frz.Ü.; nach eig. Abklatsch u. Kopie), Foto S. 454 Nr. 17 (Abklatsch) = Documents 149-50. 154-60; SEG 28, 1978, 952 (Robert); Schwertheim, Kyzikos III A12. vgl: F. Hiller v.Gaertringen, AM 33, 1908, 161 Nr. 2 (Mordtmann zur Herkunft); J.u.L. Robert, Bull. ép. 1961, 154; McDonald, Meeting places 149-50; J.u.L. Robert, Bull. ép. 1971, 621 (Z.4-5); J.u.L. Robert, Bull. ép. 1979, 366; E. Schwertheim, in: Asia Minor Studien 1, 100 (Z.6-7); P.Herrmann, EA 20, 1992, 71. (Wilhelm, Anz. Wien 1922, 75 und P. Herrmann EA 20, 71 zu éÛdίvw stefãnow).

Inschriftträger: Marmorblock (H 25, B 70, T 70 cm), auf der Oberseite fünf Einlassungen: L. Robert nimmt ein Architekturteil an (keine Statuenbasis); der oben fehlende Text hat viell. auf einem Block darüber gestanden. Datierung: 2. Hälfte 2. Jh.v. Chr. (Hiller), laut L. Robert (p.458) ist das zu früh angesetzt.

(6.) KYZIKOS und Umgebung

390 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12

- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - oiaiw ékÒlouyon EN.E[ - [§n to›w prãgm]asin oÈ peri°klinen diå tÚ g∞raw, éllå poll“ mçllon filÒ[ti][mow ὤn di]e[t]°lei ka‹ l°gvn ka‹ prãssvn tå sumf°ronta t«i dÆmvi: vac ·na oÔn ka[‹] [ı d∞mo]w faίnhtai t«n kal«n ka‹ égay«n polit«n mnhmoneÊvn ka‹ polloÁw vac [prot]r°phtai prÚw tÚn ˜moion z∞lon t∞w éret∞w sunektroxãzein: vacat dedÒxyai [tª b]oulª ka‹ t«i dÆmvi: vac stefanoËsyaί te tÚn v Diokl∞n xrus“ stefãnƒ vacat [éÛ]dίƒ §n to›w kat' §niautÚn égom°noiw gumniko›w ég«sin, t∞w énagoreÊsevw [toË] stefãnou ginom°nhw ÍpÚ t«n érxÒntvn: énast∞sai d¢ aÈtoË ka‹ xalk∞n [efik]Òna §n t“ mesostÊlƒ toË bouleuthrίou parå tØn keim°nhn stÆlhn, [t]∞w §pigraf∞w genom°nhw §p‹ t∞w bãsevw toË éndriãntow: vacat ı d∞mow vacat [D]iokl∞n YeopÒmpou êndra égayÚn genÒmenon éret∞w ß[ne]ken vac [k]a‹ dikaiosÊnhw t∞w efiw tØn patrίda

- - - - in Übereinstimmung - - - hat sich nicht wegen des Alters verbogen, sondern noch viel mehr setzte er ehrgeizig mit Wort und Tat durch, was dem Volk zum Vorteil ist. Damit also auch sichtbar wird, dass das Volk an die guten und tüchtigen Bürger denkt, und damit (das Volk) viele [5] dazu bewegt, dass sie um das gleiche Streben nach Tugend wetteifern. Beschluss von boule und demos: Diokles soll mit einem goldenen ewigen Kranz bei den jährlich stattfindenden gymnischen Agonen bekränzt werden, wobei die Verkündung des Kranzes durch die Archonten geschieht. Auch soll man ein ehernes Standbild von ihm zwischen den Säulen des Bouleuterions (Ratsgebäude) neben der dort befindlichen Stele aufstellen, [10] wobei auf dem Podest des Standbildes folgende Aufschrift angebracht wird: "Das Volk ehrt Diokles, Sohn des Diopompos, den tüchtigen Mann, wegen seiner Tugend und Gerechtigkeit gegenüber der Vaterstadt." Z.1/2 [- - tÆn te §n ta›w §k paidÚw §pin]oίaiw ékÒlouyon §n . e[- eine Tugend - | §n to›w prãgm]asin oÈ peri°klinen e.g. Hiller (Vorschlag Wilam.), der periklίnein als §kklίnein 'vermeiden' versteht, noch direkter 'sich um etwas drücken' (Wilamowitz). Z.5 sunektroxãzein (in Konkurrenz treten) vgl. §pitroxãzein in →Nr. 2244 (Z.24). Z.7/8 énagÒreusiw toË stefãnou Verkündung des Kranzes, vgl. énagoreÊontow toË kÆrukow ˜ti ... (→Nr. 2073 Z.9). - Z.9: mesÒstulon toË bouleuthrίou ein dem Sitzungsgebäude vorgelagerter Säulenhof (Hiller). Aber der Kontext "neben der Stele" spricht für Schwertheims Lösung "zwischen den Säulen des Bouleuterions".

Nr. 1444

Anfang eines Dekretes

Fundort: Aus Kyzikos (Museumsangabe; Reinach, Joubin, Mendel). - Antike Herkunft: Kyzikos. Museum: Istanbul, Arch. Museum (Inv.Nr. 35). Publikationen: Goold, Cat. Const. Nr. 17 m.Abb. (n.v.); J.H. Mordtmann, AM 6, 1881, 121 Nr. 3 1.Inschr.; Kersten, De Cyzico 17; J. Euting, Sber Berlin 1887, 418 Nr. 122, Abz. Taf. 10; H. Lechat, BCH 13, 1889, 515, Foto Taf. 9 rechts; Swoboda, Volksbeschlüsse 110; Joubin, Mus. Const. Sculptures 42-43 Nr. 114; Mendel, Mus. Const. II Nr. 571, 1. Inschr. m.Abb.; Schede, Meisterwerke I Foto Taf. 11 links, vgl. S. 7; Schwertheim, Kyzikos III A2a. vgl: Reinach, Mus. Const. 24-25 Nr. 163; S. Reinach, RA 13, 1889, 320; Hasluck, List I 2a (Z.1-3). Inschriftträger: Marmorstele (H 49, B 48, T 13, Bh 1,5 cm) mit Medaillon (∅ 23 cm) eines Pan-Kopfes. Datierung: 4. Jh. v. Chr. (Lechat, Joubin) / 3. Jh. v. Chr. (Reinach). 1 2 3 4

[¶d]ojen t∞i boul∞i ka‹ t«i dÆmvi, [ÉAy]Ænaio[w §pes]tãtei, gn≈mh t«[n] [prutan°vn ka‹ t«n] érxÒntvn: [ - - - - - - - - - ] énagrã[cai - - ]

Beschluss von boule und demos, den Vorsitz hatte Athenaios, (die Prytanen und) Archonten stellten den Antrag: - - - Die Niederschrift obliegt ... oder: man soll aufschreiben ... H. Lechat nimmt ein Ehrendekret für den demos oder einen Bürger aus

(6.2.) Kyzikos (Ruinengebiet) und Erdek

391

Pantikapaion (auf der Krim) an, da der Satyrkopf dort ein Stadtsymbol ist. Die Rückseite des Blocks wurde viel später (1. Jh. n. Chr.) für die Inschrift →Nr. 1714 verwendet, die sich auf ein Orakel aus Didyma für Kyzikos bezieht. Deshalb nahm J.H. Mordtmann an, dass auch die Vs. dasselbe Orakel betrifft und ergänzte Z.4 zu énagrã[cai tÚn xrhsmÒn]. Freilich haben wir den Orakeltext weder auf der Vs. noch auf der Rs. - er könnte auf einem anderen Stein gestanden haben. 3 prutan°vn oder strathg«n oder stefanhfÒrvn: dazu Schwertheim mit Parallelen.

Nr. 1445 a

Kranz des Ammon für Claudius Eumenes, Stratege, Kore-Priester und Exeget der Mysterien

Fundort: Kyzikos, beim Hadrianstempel(?) (apud Cyzicum delubrum, Cyriacus von Ancona, i.J. 1444). Publikationen: Th. Reinach, BCH 14, 1890, 537-38 Nr. 2 (aus Ms. Cyriacus, Biblioteca Vaticana, Vat.lat. 5250, f. 10). - vgl: A.Wilhelm, Klio 5, 1905, 299 (Z.7-10 m.Korr.); Habicht, EA 38, 2005, 99-100 Nr. 10-11; SEG 55, 2005, 1327. Datierung: Frühe Kaiserzeit (Schwertheim, hypothetisch). 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13

flpparxoËntow Kl. ÉEt[e]vn°vw ¥rvow strathgoÊntvn d¢ t∞w pÒlevw Larkίou Noumikίou, Kaikίna Pausanίou, MÒs(xou) (S)tratίou, Prajiãnaktow Zvίlou, Gãmou toË Yãllou, §peilhxÒtow ÑIstou Stratίou, énedeίxyh EUTUXEI ı toË ÖAmmvnow st°fanow ÍpÚ K(l.) EÈm°nouw [t]o[Ë] ka‹ MÒsxou toË Stratίou toË strathgoË t∞w pÒlevw ka‹ fler°vw t∞w SvtÆraw KÒrhw bÄ ka‹ §jhghtoË t«n megãlvn musthrίvn t∞w SvtÆraw KÒrhw

7 éned°xyh Wilhelm. EUTUXEI: §[p‹] tÊxhi oder sÁn tÊxhi oder eÈtux«w Wilhelm. - 9 {ı} Reinach, [t]o[Ë] Wilhelm. - In der Abschrift von Cyriacus: 6 Isttou; 8 Eimenouw; 9 Moskou; 12 mhsthrivn. Zur Zeit des ehrwürdigen Hipparchen Claudius Eteoneus (und) vor den Strategen der Stadt, (nämlich) Larcius (Sohn) des Numicius, Caecina (Sohn) des Pausanias, Moschos (Sohn) des Stratios, Praxianax (Sohn) des Zoïlos, Gamos (Sohn) des Thallos und der hinzugewählte Histios (Sohn) des Stratios, wurde glückbringend der Kranz des Ammon in die Höhe genommen (=vorgezeigt, angenommen) von Claudius Eumenes, auch Moschos genannt, Sohn des Stratios, des Strategen der Stadt, und Priester der Kore Soteira zum zweiten Mal (im zweiten Jahr?) und Erklärer bei den Großen Mysterien der Kore Soteira. 1/2: ¥rvw kommt in kyzikenischen Inschriften auch für lebende Personen vor. Der Hipparch Claudius Eteoneus ist ehrwürdig (¥rvw), denn die Eteoneis gehörten zu den bekannten Familien in Kyzikos. Vermutlich ist er identisch mit dem érxiereÁw ÉAsίaw Aulus Cl. Quadratus Eteoneus in →Nr. 1153 d (aus Gönen). Ein Eteoneus war Schüler des Redners Aelius Aristides und starb jung beim Erdbeben 161 n. Chr.; Aristides hat zum Begräbnis die Trauerrede verfasst (or. 31). Dieser Eteoneus könnte ein Sohn des in Z.1 genannten Hipparchen Cl. Eteoneus sein (Schwertheim, der den Hipparchen auch mit dem archiereus Cl. Quadratus Eteoneus in →Nr. 1153 d in Verbindung bringt - der allerdings im 3. Jh. n. amtierte). Nach Aristides zählten die Eteoneis zu den hervorragenden Persönlichkeiten in Kyzikos und in Asia. Z. 4 Caecina Pausaniou bringt Habicht in Verbindung mit Aulus Claudius Caecina in →Nr. 1501 und mit Aulus Claudius Caecina - -aiow KuzikhnÒw, logistÆw (curator) von Ilion (IK 3, 106), beide 2. Jh. n. Chr., und (vielleicht) mit Tiberius Claudius Pausanias, Proconsul von Lycia et Pamphylia (IGR III 471). Z. 6 §peilhxÒtow: Histios ist als sechster Stratege "hinzugewählt" (normal sind fünf Strategen). Der Stratege Moschos Stratiou (Z.4) ist Z. 8/9 wieder genannt, mit vollem Namen Claudius Eumenes, auch Moschos genannt, Sohn des Stratios. Er bekleidete hohe Ämter: Stratege, Priester der Hauptgöttin der Stadt und Erklärer (Exeget) bei den Großen Mysterien der Kore. Er war ein direkter Nachfahre von Eumenes Stratiou KuzikhnÒw, der 142/1 v. Chr. (also ca. 200 Jahre zuvor) beim Theseia-Fest in Athen siegreich war (so Wilhelm).

(6.) KYZIKOS und Umgebung

392

Nr. 1445 b (Ilion, Testimonium) Ehrung durch boule und demos für den Curator Aulus Claudius Caecina aus Kyzikos Fundort / Antiker Ort: Hisarlik-Tepe (Akropolis) / Ilion. - Museum: Berlin (früher?). Dekretierender Ort: Ilion. Publikationen: E. Curtius, ArchZtg 30, 1873, 57-58 (Abklatsch H. Schliemann); Schliemann, Trojanische Altertümer 163; Schliemann, Ilios 709-10; Schliemann, Ilios ville 828 Nr. 12; Schmidt, Schliemann's Sammlung 314-15 Nr. 9654; Lafaye, IGR IV 218; Frisch, IK 3, 106 (m.dt.Ü.); Schliemann, Bericht2 129-30 m. Anm. 41 (m.dt.Ü. von F.W. Hamdorf). vgl.: Haubold, De rebus Iliensium 55 (Z.4-9); Brückner, Liste 84; Chapot, Province 256; Mason, Greek terms 66 s.v. logisteίa (Z.9-13), logistÆw (Z.4-6); Troja Ausstellung 90 (dt.Ü.); RepGRI Nr. 49. Datierung: 138-161 n. Chr. (Antoninus Pius, Z. 6-9). 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16

≤ boulØ ka‹ ı d∞mo[w ÉI]li°vn §tίmhsan AÔ[lon] KlaÊdion Kaikίnan [ - - ] aion KuzikhnÚn do[y°n]ta logistØn ÍpÚ toË [yei]otãtou AÈtokrãtor[ow Kaί]sarow Tίtou Afilίou ÑAd[ria]noË ÉAntvneίnou Sebas[toË] EÈseboËw, ka‹ pollå [ka‹] megãla t∞i pÒlei kato[ry≈]santa ka‹ parasxÒnt[a ¶n] te tª logist[e]ί& ka‹ su[nh]gorίaiw, ênd[ra] pãshw t[im∞w] êjion, éret∞w ßneken k[a‹] eÈnoίaw t∞w prÚw tØ[n] pÒlin

Rat und Volk von Ilion ehrten Aulus Claudius Caecina ...aeus, den Kyzikener, der als Curator von dem überaus göttlichen Imperator Caesar Titus Aelius Hadrianus Antoninus Augustus Pius eingesetzt wurde und vieles und Bedeutendes für die Stadt eingerichtet und gewährt hat, sowohl im Amt des logistes (curator) als auch als Anwalt bei Gericht, einen Mann wert jeder Ehre. (Sie ehren ihn) für seine Tugend und sein Wohlwollen gegen die Stadt.

Nr. 1446

Kyzikos und die römischen Kaufleute ehren Sextus Iulius

Fundort: ? (von einem Ungenannten an J.H. Mordtmann mehrere Jahre vor 1881 ohne Angabe des Fundortes mitgeteilt). - Dekretierender Ort: Kyzikos. Publikationen: J.H. Mordtmann, AM 6, 1881, 40-41 (nach Mitteilung eines Ungenannten); Lafaye, IGR IV 148. vgl: Haubold, De rebus Iliensium 38 (Z.1-2); Dumont - Homolle, Mélanges 472 Nr. 1142 (Teile von Z. 3-8); Schulten, De conventibus 35 Nr. 2 (Z.1-5); Hasluck, JHS 22, 1902, 131 Anm. 8 (Z.8-9); Hasluck, JHS 23, 1903, 91 (Z.3-6); Chapot, Province 189; Hasluck, ABSA 12, 1905/06, 177 (Z.4-6); Hasluck, List III 23; RepGRI Nr. 258. Datierung: Kaiserzeit. Text nach IGR und den Majuskeln in AM: 1 2 3 4 5 6

[ı d∞mow] ı Kuzikhn«n [ka‹ ofl pragmat][e]uÒmenoi §n tª p[Òlei ÑRvma›oi] S°jton ÉIoÊlion [ KÒtu]ow dunastoË Yr&[k«n ufl]vnÚn [ ] ka‹ yugat[ ] vn dun[ ]mht[ bas]-

(6.2.) Kyzikos (Ruinengebiet) und Erdek

393

ilίssh[w ÉAnt]vn[ίaw Trufaί]nhw basi[l ]OU[ ] mhtrÒw, efiw tØn p[Òlin e]Èergesίaw [ßneken, gr]ammateËntow t∞w b[oul∞w] Mhnίou toË Khf[ - toË Fvkίvnow

7 8 9 10 11 12 13

3-7 S°jton ÉIoÊlion [KÒtun KÒtu]|ow dunastoË Yr&[k«n ufl|Ú]n ˆn[ta] ka‹ yugat[ridoËn toË Yr&k]|«n dun[astoË ÑRoi]mht[ãlka, bas|i]lίsshw Hasluck. Majuskel AM: 6 VNDII . . . . NHT . . . - 7 ILISSE . . . . . VN . . . . - 11 LMATEUNEOSTHSB - 12 KHFET (1) Der demos der Kyzikener und die römischen Geschäftsleute in der Stadt (ehren) Sextus Iulius ..... des Herrschers von Thrakien - - - - - - (9) wegen der Wohltätigkeit. Das Protokoll der Ratssitzung führte Menios, Sohn des Keph- - aus Phokaia(?). Fragment eines Ehrendekrets von Kyzikos und der römischen Kolonie für Sextus Iulius, für seine Euergesie (Z.10), Schriftführer ist Menios (Z.12), Sohn eines Mannes aus Phokaia (oder Phokis?). Der geehrte Sextus Iulius stand dem thrakischen Königshaus nahe, vielleicht als ein Enkel (uflvnÒw Z.5) des Dynasten. Das Fragment lässt aber keine sicheren Ergänzungen der Personennamen zu, und deren Beziehung untereinander (Tochter Z.5, Mutter Z.6, Z.9) bleibt unklar. Die Königin Antonia Tryphaina (Z.7) ist wohl richtig ergänzt: Die Witwe des Thrakerkönigs Kotys lebte zeitweise (ca. 20-40 n. Chr.) in Kyzikos und leistete spendable Dienste (vgl. →Nr. 1430, 4+28; →Nr. 1431, 3+15; →Nr. 1439, 14+17+19).

Nr. 1447

Dekret für Manes, Sohn des Medikes, und die Kinder des Aisepos. Freistellung von Abgaben (A: archaisch, B: spätere Erneuerung)

Fundort: Belkıs (Ruinenstätte Kyzikos, gefunden i.J. 1874; J.H. Mordtmann erhielt Abklatsch und Abschrift). Museum1: Konstantinopel, Museum des ÑEllhnikÚw FilologikÚw SÊllogow (vor 1879). Museum2: Istanbul, Arch. Museum. Publikationen: J.H. Mordtmann, Hermes 15, 1880, 92-98 Nr. 2 (Abklatsche u. Autopsie Schroeder, Mitteilungen N. Limnios) m.Abz.; Roehl, IGA Nr. 491; Cauer, Delectus2 Nr. 488; Dittenberger, Syll.1 312; Roehl, Imagines1 41 Nr. 6; Bechtel, Ion. Dial. Nr. 108; Roberts, Epigraphy I Nr. 147; Swoboda, Volksbeschlüsse 48 (B); Roehl, Imagines2 49 Nr. 6; Hoffmann, Dialekte III 61-62 Nr. 134; Michel 532; Dittenberger, Syll.2 464; Collitz - Bechtel, SGDI 5522; Roehl, Imagines3 20 Nr. 6; Solmsen3 Nr. 51; Bleckmann, Inschriften Nr. 28; Dittenberger, Syll.3 4; Vollgraff, Mnemosyne 50, 1922, 37 (B); Schwyzer, DGE 732; Solmsen - Fränkel Nr. 61; Jeffery, LSAG 367. 372. 416 Nr. 51 (B), Foto Taf. 72 (A); Pleket, Epigraphica I 21 (B); Hainsworth, Tituli II Nr. 72; Schwertheim, Kyzikos III A1. vgl: Kersten, De Cyzico 11 (B Z.2-4); Toepffer, AM 16, 1891, 418 (B Z.4-6); Toepffer, Beiträge 211 (B Z.4-6); Wackernagel, RhM 48, 1893, 299-300; Wackernagel, Gr. Perfectum 9 Anm. 2 (B Z.2-4, 9-10); Bannier, BerlPhWo 36, 1916, 646-47 (B Z.4-6); Andreades, Geschichte griech. Staatswirtschaft I 161-62; Austin Vidal-Naquet, Economies 333-34 Nr. 90 (B: frz.Ü.); Austin - Vidal-Naquet, Economic History 307 Nr. 92 (B: engl.Ü.); C.G. Starr, CJ 83, 1987, 174-75 (zu Steuern); L. Nixon - S. Price, in: Murray- Price, Greek city 145 (zu nautos Z.7); Brodersen - Günther - Schmitt, HGIÜ Nr. 18 (dt.Ü.); RepGRI Nr. 256; Dillon Garland, Ancient Greece Nr. 10.25 (engl.Ü. von B). Inschriftträger: Marmorstele (Block), unterer Teil, H ca. 50, B 65 cm, Bh 2,5-3,5 (A), 1,5 (B) cm. Datierung: (A) Ionische Schrift des 6. Jh. v. Chr.; 525-500 v. (Jeffery). - (B) Wiederaufzeichnung im 1. Jh. v. Die älteste erhaltene kyzikenische Inschrift (Teil A). Teil A (boustrophedon) [ - 0 1 2

- - - - - - - - tØn] [d¢ st]Ælhn tÆnde pÒliw Man∞(i) ¶dvke t«i Medίk[ev]

Teil B 1 2 3

§p‹ Maiandrίou: pÒliw Mhdίkev ka‹ to›sin AfisÆpou pais‹n ka‹ to›sin §kgÒnoisin ételeίhn ka‹ pru-

(6.) KYZIKOS und Umgebung

394 4 5 6 7 8 9 10

tane›on: d°dotai par¢j naÊssou ka‹ toË talãntou ka‹ fipponίhw ka‹ t∞w tetãrthw ka‹ éndrapodvnίhw: t«n d¢ êllvn pãntvn étel•w: ka‹ §p‹ toÊtoisin d∞mow ˆrkion ¶tamon: tØn d¢ stÆlhn tÆnde pÒliw M[a]nª ¶d[v]k[e] t«i Mhdίkev

B3 éteDeίhn ein Schreibfehler. (A) Diese Stele hat die Stadt dem Manes, (dem Sohn) des Medikes gegeben. (B) Zur (Amtszeit) des Maiandrios. Die Stadt (hat dem Manes, Sohn) des Medikes und den Kindern des Aisepos und ihren Nachkommen die Atelie [Steuerfreiheit] und das Prytaneion (staatliche Speisung) verliehen; (Atelie) wird gewährt mit Ausnahme des Nausson [eine Seehandelsteuer] und der (Benutzungsgebühr für die) Waage und der Pferdehandelsteuer und der Viertelabgabe und der Sklavenkaufsteuer; von allen anderen Steuern aber sollen sie befreit sein. Und für dieses (Vereinbarte) hat das Volk Opfereide geschworen. Diese Stele hat die Stadt dem Manes, (dem Sohn) des Medikes gegeben. A: Die letzten Zeilen des Beschlusses der polis (noch nicht von boule und demos) aus dem 6. Jh. v. Chr. Man∞(i): durchgängig fehlt das iota adscriptum; zumindest im 'echten' alten Teil wäre es zu erwarten. B: Die polis verleiht Privilegien (Atelie, Befreiung von Steuern, Ehrenplatz im Prytaneion), nennt dann aber fünf Steuerbereiche, für welche die Befreiung nicht gilt. - Der Anlass der Ehrung ist nicht mitgeteilt; außer Manes werden die - namentlich nicht genannten - Kinder und spätere Nachkommen eines Aisepos geehrt; dessen Verdienste kennen wir nicht. B 1: Ein Maiandrios auch →Nr. 1462 a (Z.9+17) und →Nr. 1543, Maiandrίh in →Nr. 1902 (alle hellenistisch). B 4: nausson oder nauton war eine Steuer für die Beförderung von Waren auf Schiffen (Nixon/Price 145); zur Zeit der Wiederaufzeichnung hat man diesen Begriff wohl gar nicht mehr gekannt. B 5/6: tãlanton ist die Gebühr für die kontrollierte geeichte öffentliche Waage, fipponίh die Steuer für den Kauf oder das Halten von Pferden, éndrapodvnίh die Sklavenkaufsteuer, tetãrth betrifft wahrscheinlich den Fischfang; ein Viertel davon war (nach A. Wilhelm) eine selbstverständliche Abgabe. Der Sinn der Wiederaufzeichnung kann nach fast 500 Jahren nicht eine noch bestehende Rechtsfolge sein. Aber Nachfahren der Genannten können aus Traditionsbewußtsein die alte Inschrift erneut bekannt gemacht haben. Ein ähnliches Motiv kann auch der Anlass für eine polis sein. So hat man die alte Inschrift, die kaum mehr lesbar oder ganz zerstört war, aus einer privaten oder im Archiv befindlichen Abschrift wiederholt. Schwertheim überlegt in Kyzikos III A1 (in Vorbereitung), ob Manes identisch sein kann mit dem Manes in →Nr. 2039a auf der wichtigen graecopersischen Stele aus Daskyleion (5. Jh. v., phrygische Schrift). Auch stellt er die Frage, ob die Kinder des Aisepos vielleicht die am Fluss Aisepos Wohnenden sind.

Nr. 1448

Stadtgründer Kyzikos

Fundort: aus Kyzikos (bey Cyzicum, Lucas). - A: Kyzikos. Publikationen: Lucas, Voyage 294 Nr. 4; Lucas, Allerneueste Reise 347 Nr. 4; Muratori, Thesaurus II 1042 Nr. 5; Marquardt, Cyzicus 136; Boeckh, CIG 3667; Texier, Description II 174 (m.frz.Ü.); M. Sève, BCH 103, 1979, 352 Anm. 141; J. Nollé, JNG 63, 2013, 29-57; B. Salway, AE 2013, 1512 (m.frz.Ü.); SEG 63, 2013, 1099. - vgl: Texier, Asie Mineure 170 (frz.Ü.); Kersten, De Cyzico 16 unten (Z.2-3); Hasluck, List VI 17; H. Halfmann, in: Asia Minor Studien 1, 23. Datierung: Ende 2. bis Anfang 3. Jh. n. Chr. (Sève) / Kurz nach 160/161 n. Chr. (Nollé, s. unten). 1 2 3 4 5 6 7 8

KÊzikon ktίsthn ≤ pÒliw §p‹ érxÒntvn t«n per‹ G(ãÛon) ÉIoÊlion S°leukon, ÍÚn érxier°vw, pronohsãntvn t∞w énastãsevw ka‹ toË dia[tetagm°nou] t«n éndriãntvn kÒsmou toË yeãtro[u] §n tª •aut«n

(6.2.) Kyzikos (Ruinengebiet) und Erdek

9 10 11

395

érxª G(a˝ou) ÉIoulίou SeleÊkou ka‹ [.] AÈrhlίou PakidianoË ÉAgayhm°rou

6 CIG: ka‹ toË LIA[ (Majuskel), [a]ia[ (Minuskel), vielleicht ë[p]a[ntow prÚ] (Komm.). Nollé: dia[tetagm°nou] angeordnet durch ein Dekret (diãtajiw) der Polis. Die Stadt (ehrt) den Gründer Kyzikos, unter den Archonten um Gaius Iulius Seleukos, Sohn des Oberpriesters, die für die Errichtung (Reparatur?) und den Auftrag (des Stadtbeschlusses) sorgten, für die Standbilder (und) den Schmuck des Theaters, in ihrer Amtszeit unter den (Archonten) Gaius Iulius Seleukos und Aurelius Pacidianus (Sohn) des Agathemeros. J. Nollé führt aus, dass Arbeiten im Theater wegen des Erdbebens 160/161 (Cassius Dio 70,4) nötig waren.

Nr. 1449

Die Polis ehrt den Statthalter Marcus Ulpius Senecio Saturninus

Fundort / antiker Ort: Eregli / Perinthos [Thrakien], Perinthus, a Teucris ad mare traductus marmoreus e Vespasianis atriis lapis (Cyriacus von Ancona, i.J. 1444). - Dekretierender Ort: Kyzikos. Publikationen: Dumont, Thrace 145 Nr. 64a (aus Ms. Cyriacus, Biblioteca Vaticana, Cod.Vat.lat. 5250, sowie nach einer von L. Renier übermittelten Kopie) = ArchMiss (3.sér.) 3, 1876, 145; Dumont - Homolle, Mélanges 378 Nr. 64a; Lafaye, IGR I 797; L. Robert, StClas 16, 1974, 69 = OpMin VI 291; Bodnar Mitchell, Cyriacus Propontis 26 Nr. 14 (alle nach Ms.Cyriacus) ; M.H. Sayar, Perinthos - Herakleia 204-206 Nr. 21. - vgl: Hasluck, Cyzicus 301; J.u.L. Robert, Bull. ép. 1976, 469. 558; RepGRI Nr. 260. Datierung: M. Ulpius Senecio Saturninus war ca. 227 n. Chr. unter Severus Alexander Statthalter in Thrakien. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

tÚn lamprÒtaton ka‹ ègnÒtaton ≤gemÒna M. OÎlpion [Se]nekίvna Satourn›non, tÚn t∞w ımonoίaw t«n pÒlevn prostãthn, ≤ lamprotãth mhtrÒpoliw t∞w ÉAsίaw nevkÒrow Kuzikhn«n pÒliw, diå t∞w per‹ aÍtØn eÈergesίaw, §pimelhy°ntow t∞w énastãsevw toË éndriãntow M. AÈr. ÉAmerίmnou seitofÊlakow t∞w pÒlevw

Den hochberühmten und ehrwürdigsten Statthalter Marcus Ulpius Senecio Saturninus, den Beschützer der Eintracht (concordia) der Städte, (ehrt) die hochberühmte Metropolis von Asia, Neokorie-Stadt, die polis der Kyzikener, wegen dessen Wohltätigkeit für die Stadt. Um die Aufstellung der Statue kümmert sich Marcus Aurelius Amerimnos, sitophylax (curator frumenti, zuständig für die Getreideversorgung) der Stadt. M. Ulpius Senecio Saturninus (PIR2 V 852) hat wohl zwischen mehreren Städten vermittelt (Z.3 ımÒnoia); er war Statthalter in Lusitanien, dann in Thrakien, danach als legatus Augusti pro praetore in Syria Phoenice. Z.4/5 Titulatur von Kyzikos in →Nr. 1458: lamprotãth mhtrÒpoliw t∞w ÉAsίaw ÑAdrianØ nevkÒrow filos°bastow. - Z.9 M. Aur. Amerimnos (auch →Nr. 1458) gehört zu einer bekannten Familie, s. →Nr. 1153 c.

Nr. 1450

Ein Panegyriarch ehrt einen Agonotheten (Fragment)

Fundort: Belkıs (nahe der westlichen Küste; Henderson, i.J. 1902). - A: Kyzikos. Publikationen: Hasluck, JHS 23, 1903, 77 Nr. 8 (nach Abklatsch Henderson); AE 1903, 305; Lafaye, IGR IV 143. - vgl: Hasluck, List III 40. Inschriftträger: ? H 65, B 40, Bh 4 cm. - Datierung: Römisch (Aurelier: ab 212 n. ?). 1 2 3 4 5

égay[ª] tÊx[˙] [tª dok]ίm˙ [b]oulª [ - - [Trof]ίmou AÈr. Jãny[ow ? ] [Kuzi]khnÚw panhg[uriãr][xh]w tÚn •autoË e[Èer]-

(6.) KYZIKOS und Umgebung

396 6 7 8 9

[g°thn TrÒ]fimon [neikÆ][sa]nta pugmØn [éndr«n ? tå] [m]egãla ÉAs[klhpie›a] [ka‹ égv]noy[etÆsanta ?]

9 [§p‹ égv]noy[etoËntow toË de›now] Hasluck. Die Ergänzungen sind sehr unsicher: Heil und Segen! - - - Aur. .... aus Kyzikos, Panegyriarch?, (ehrt) seinen (Wohltäter? Trophimos? Sieger?) im Faustkampf bei den Großen (Asklepiosspielen?) und (Kampfrichter?).

Nr. 1451

Gedicht zu Ehren des epischen Dichters L. Septimius Nestor

Fundort: Belkıs (Cizici, Peysonnel, i.J. 1741 [Welcker]). - Verschollen. Publikationen: F. Welcker, RhM 3, 1845, 273 Nr. 52; Marquardt, Cyzicus 162; Boeckh, CIG 3671 (aus Scheden Peysonnel); Kaibel, Epigrammata Nr. 880; Lafaye, IGR IV 164; Merkelbach - Stauber, Steinepigramme (SGO) Bd. 2 S. 15 Nr. 08/01/07. vgl: Waddington, Fastes 123; Hasluck, ABSA 13, 1906/07, 299 Anm. 12; Hasluck, List III 35. Datierung: Um 200 n. Chr. Nestor, der aus Laranda in Lykaonien stammte, war in der Zeit des Septimius Severus eine literarische Zelebrität. Inschriften zu seinem Ruhm sind in Ostia, Rom, Paphos, Ephesos und Kyzikos gefunden worden. Er ist durch das römische Reich gereist und hat Dichterlesungen gegeben, und ist auch in Kyzikos geehrt worden: 1-2

Vers 1

3-4

Vers 2

5-6

Vers 3

7-8

Vers 4

9-10

Vers 5

11-12

Vers 6

≤ boulØ{i} teίmessen égassam°nh | tÚn éoidÒn | N°stora ka‹ molp∞w e·neka | ka‹ biotoË: | fikÒna zugesetzt zur Hiatvermeidung. Voller Bewunderung hat der Rat den Dichter Nestor wegen seines Gesangs und seiner Lebensführung geehrt; das Standbild hat anfertigen lassen Cornutus, der oberste Beamte der Vaterstadt, und hat es aufgestellt im Tempelbezirk des blühenden "Mädchens" Kore, damit auch die spätergeborenen Kinder in ihrer Stadt ein Zeichen unserer Gastlichkeit und einen Leckerbissen der Dichtkunst haben sollten. Über Nestor gibt es umfangreiche Sekundärliteratur; Zusammenfassungen bei M. Guarducci, EG IV 113-117 (mit Abbildung einer in Ostia gefundenen Statue); P. Weiss, Chiron 20, 1990, 221-237 (mit Zuschreibung des bei Eustathios, zu Dionysios Periegetes 857, überlieferten anonymen Fragments an Nestor). Epigramme des Nestor in der Anth. Gr. 9,128/129, 364, 536/537. Vgl. R. Keydell im Kleinen Pauly IV 82 (Nr. 3) und L. Robert, OpMin II 1141/2 und VII 588 Anm. 71. Die Inschriften für Nestor: Ephesos, IK 17 Nr. 3067; Paphos: IGR III 958; Ostia: bei M. Guarducci, s. oben; Rom: M. Guarducci, Epigraphica 39, 1977, 21-26. Vers 4 Kore war eine Hauptgöttin von Kyzikos; im Bezirk ihres Heiligtums hat Cornutus die Statue des Dichters aufgestellt. Unsere Kenntnis des Textes beruht auf einer im Jahr 1741 angefertigten Abschrift. Sie bietet in Vers 4 tamenesse, 5 ocigonvi. In Vers 1 schrieb Boeckh teίmhsen, vielleicht zu Recht. - Vers 5 pa›daw (Kaibel) ändert den Sinn (ohne Not).

Nr. 1452

Der demos ehrt Lysagoras

Fundort: Belkıs (Cyzicus, nahe den Resten eines Tempels? am inneren Hafen, de Rustafjaell i.J. 1901). Publikationen: C. Smith - R. de Rustafjaell, JHS 22, 1902, 201-202 Nr. 5. vgl: Hasluck, List III 29; RepGRI Nr. 259. Inschriftträger: Lange schmale Marmorplatte (ca. 122 x 20 cm), mehrfach gebrochen. 1 2

ı d∞mow LusagÒran Seίmou, fÊsei ÉApollod≈rou,

Se›mow = S›mow

(6.2.) Kyzikos (Ruinengebiet) und Erdek

3 4

397

êndra filÒpatrin ka‹ égayÚn §n pant‹ kair“ gegonÒta pãshw éret∞w ßneka

Der demos (ehrt) den Lysagoras (Adoptivsohn) des Simos, leiblicher Sohn des Apollodoros. Er war ein heimatliebender Mann und hat sich bei jeder Gelegenheit bewährt. Für seine ganze arete (wird er geehrt).

Nr. 1453

Renovierung eines Tempels (Fragment einer Ehrung?)

Fundort: Belkıs (Cyzicus, auf der westl. Mauer gefunden von Gatheral, i.J. 1902? [Hasluck]). Publikationen: Hasluck, JHS 23, 1903, 78 Nr. 11 mit Foto (Henderson). Inschriftträger: Bruchstück (85x50 cm) von Architrav, Kyma und Bukranion-Fries eines kleinen Tempels. 1 2 3

[égay∞i] tÊxhi: na]Ún diafyar°nta d[iå me]gίstou ka‹ dioryv[y°nta

Zum Segen! Den beschädigten - - und reparierten Tempel - - -

Nr. 1454

Senatus consultum: Die Kyzikenischen Neoi werden entsprechend ihrem Antrag als Körperschaft bestätigt

Fundort / antiker Ort: Belkıs / Kyzikos (Fouilles de Cyzique, Carabella i.J. 1874). Museum: London, British Museum. Dekretierender Ort: Rom. - Antiker Adressat: Kyzikos. Publikationen: G. Perrot, RA n. s. 31, 1876, 350-51 Nr. 1 (Abklatsch T. Carabella); Th. Mommsen, EphEp 3, 1877, 156 (Abklatsch Ch. T. Newton); Bruns, Fontes4 163-64 Nr. 11; Bruns, Fontes6 197-98 Nr. 59; Waltzing, Corporations III 44-45 Nr. 134; Mommsen, CIL III Suppl. 7060; Dessau, ILS 7190; FIRA1 I 237-38 Nr. 44; Bruns, Fontes7 206-207 Nr. 62; Gradenwitz, Fontes Add. Simulacra Foto Taf. 23 Nr. 26; Abbott - Johnson, Municipal Administration 426 Nr. 106; FIRA2 I 293-94 Nr. 48; Ginestet, Jeunesse 268-69 Nr. 254, vgl. S. 109-10; Schwertheim, Kyzikos III A30. vgl: Collignon, Ann. Bordeaux 2, 1880, 136, 139 (Z.14-16); J.H. Mordtmann, AM 6, 1881, 122 (Z.2-3); Mommsen, Staatsrecht3 II 898 Anm. 4 (Z.11-14); Mommsen, Droit public V 177 Anm. 3 (Z.11-14); Ziebarth, Vereinswesen 114; Radin, Corporations 124 (Z.2-4), 136 Nr. 5 (Z.1-6/7); Hasluck, List I 20; Chapot, Province 153, 215; Forbes, Neoi 40-41 (Z.2/3, engl.Ü. von Z. 1-4); C. Nicolet, MEFRA 100, 1988, 842-43 m. Anm. 40 (zu Z. 12-15); AE 1991, 1499; RepGRI Nr. 261. Datierung: Antoninus Pius (138-161), genau datiert Ende 138 bis 1. Hälfte 139 n. durch G. Alföldy, Konsulat und Senatorenstand (1977), 139 mit Verweis auf H.-G. Pflaum, Historia-Augusta-Colloquium 1963, 110 ff. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13

[s.c. de p]ostulatione : Kyzicenor : ex Asia qui dicunt ut : corpus : quod appellatur Neon et : habent in civitate sua auctoritate [amplissimi o]rdinis confirmetur : scri[bendo adfue]runt : M : Aelius : Imp : Titi Aeli(i) [Hadriani An]tonini : F : Pap : Aurelius : Ve[rus ]S : M : F : Gal : Verus M. Hosidius MI?A[ Get]a :M : Annius : M : F : Gal : Libo Q : Pomp[ ]Q : F : Hor : Bassianus : L : Fl : L : Quir : Iulianus : L : Gellius : L : F : Ter : Se Q : sententia : dicta : ab : Appio Gallo cos : desig : relatione : IIII : concedente Imp : Caes[are Tito A]elio Hadriano An-

(6.) KYZIKOS und Umgebung

398 14 15 16

to[nino Aug. Pio [ [

] IIII : relatione sua Kyzicen]os : ex : Asia quos Neos a]ppellant

Text mit Auflösungen bei Waltzing: 1 [S(enatus) c(onsultum) de p]ostulatione Kyzicenor(um) ex Asia, 2 qui dicunt ut corpus, quod appellatur ne3 on et habent in civitate sua, auctoritate 4 [amplissimi o]rdinis confirmetur. Scri5 [bendo adfue]runt M(arcus) Aelius Imp(eratoris) Titi Aeli 6 [Hadriani An]tonini f(ilius) Pap(iria), Aurelius Ve7 [rus, - - - -]s M(arci) f(ilius) Ga(leria) Verus, M(arcus) Hosidius 8 M(arci) f(ilius) A[ Get]a, M(arcus) Annius M(arci) f(ilius) Gal(eria) Libo, Q(uintus) 9 Pompe[ius] Q(uinti) f(ilius) Hor(atia) Bassianus, L(ucius) Fl(avius) L(ucii) f(ilius) 10 Quir(ina) Iulianus, L(ucius) Gellius L(ucii) f(ilius) Ter(etina) Severus 11 q(uaestores). Sententia dicta ab Appio Gallo, 12 co(n)s(ule) desig(nato), relatione IIII, concedente 13 imp(eratore) Caes[are] T[ito A]elio Hadriano An14 to[nino Aug(usto) Pio ei de] IIII relatione sua, 15 [ Kyzicen]os ex Asia 16 [ quos Neos a]ppellant Beginn eines Senatus consultum, das auf den Antrag einer kyzikenischen Gesandtschaft hin die in Kyzikos bestehende Körperschaft der "neoi" sanktionierte (confirmatio): (1-5) Beschluss des Senates betreffend das Ersuchen der Kyzikener aus Asia, welche sagen, dass die in ihrer Stadt ansässige sogenannte Körperschaft (corpus) der neoi durch die Autorität des höchsten Gremiums anerkannt werden möge. Zur Niederschrift waren anwesend: (5-16) Zuerst werden die fünf Zeugen der Unterzeichnung genannt: M. Aelius Papiria, Aur. Verus Galeria, M. Hosidius Geta, M. Annius Galeria Libo, Q. Pompeius Horatia Bassianus. - Und die Quaestoren L. Fl. L. f. Quir. Iulianus und L. Gellius L. f. Ter. Severus. - (11) Das Urteil (zum Antrag) wurde verkündet von dem designierten Consul Appius Gallus, im Antragspunkt IV, mit Erlaubnis (13) des Kaisers Antoninus Pius: Zum Antragspunkt IV beschließt der Senat, dass die Kyzikener aus Asia (eine Körperschaft haben können), die sie 'Neoi' nennen. Z.5-6: Der spätere Kaiser Marc Aurel (Marcus Aelius), der 138 n. Chr. von Antoninus Pius adoptiert wurde (Imperatoris Titi Aeli Hadriani Antonini filius). Z.11 sententia dicta zeigt, dass wohl nicht die Niederschrift des SC vorliegt sondern ein Auszug aus den acta senatus, für die damals die Quaestoren zuständig waren (Abott/Johnson). In Z.9-10 die testierenden Quaestoren. Schwertheim: "Der Beschluß geht wohl auf die lex Iulia de collegiis des Augustus zurück (vgl. CIL VI 2193), in der festgelegt ist, dass nur solche Vereine, Verbindungen und Korporationen zugelassen sind bzw. erlaubt werden, die keine Gefahr irgendwelcher Art für den römischen Staat bilden. Gerade im beginnenden 2. Jh. n. scheinen solche Vereine eine große Rolle in Kleinasien gespielt und damit einen Gefahrenherd für Rom dargestellt zu haben, wie sehr deutlich die Korrespondenz des Plinius mit Kaiser Trajan zeigt. Häufig wurden aus diesen Klubs nämlich politische Vereinigungen, die gegen Rom arbeiteten, vgl. etwa Plinius ep. 33,34." Zur Rolle der n°oi in Kyzikos s. auch vor →Nr. 1505 d Allgemeine Bemerkungen zu "Fußinschriften".

→Nr. 1455 bis 1484 (außer 1462): Namenlisten (Prytanen, Bürger, Epheben u.a.) aus Kyzikos. E. Schwertheim hat neue Namenlisten aufgenommen, die er in Kyzikos III B11. B12. B13. B19 publizieren wird (und B23 aus Darica).

Nr. 1455

Prytanen im Monat Apatourion, Kalliazonten im Poseideon, im 11. Hipparchat des Chaireas

Fundort: Aus Kyzikos (Wiegand) / Yeni Köy (Hasluck). - Der Stein soll inzwischen zertrümmert sein (Wiegand). - Abklatsche in der Akad. Wien. Publikationen: Wiegand, AM 26, 1901, 121-25 (nach Abkl. von A. Mordtmann); Lafaye, IGR IV 153 (Z.1-8); Schwertheim, Kyzikos III B4. vgl: Hasluck, List II 8; L. Robert, StudClas 16, 1974, 70 Anm. 5 (Z.1) = OpMin VI 292 Anm. 5; Jones, Publ. Organization 294; P. Herz, Tyche 7, 1992, 111 Anm. 81; RepGRI Nr. 264, 5.

(6.2.) Kyzikos (Ruinengebiet) und Erdek

399

Inschriftträger: "Der Stein war mindestens 120 cm hoch und 50 cm breit. Zweifelhaft ist, ob die Inschrift auf der Rückseite die direkte Fortsetzung der Vorderseite bildet, da wir nicht wissen, ob der Stein zu mehreren Platten gehörte oder einzeln stand." (Wiegand) Datierung: Zeit Hadrians. - 11. Amtsjahr des Hipparchen Chaireas, zu dessen 7. und 8. Amtsjahr zwei Listen aus hadrianischer Zeit gehören (→Nr. 1470 [tÚ zÄ], →Nr. 1460 [tÚ hÄ]). Das kãllion (Z.5 und 5mal in →Nr. 1457) ist das Gebäude oder der Platz, an dem die kalliãzontew tagen. Nach Ende ihres Prytaniemonats führten die beiden Phylen für einen weiteren Monat dieses Gremium, das wohl ähnliche richterliche Aufgaben wie das kãllion in Athen hatte. Dazu Wiegand (AM 26 S. 125). VORDERSEITE (A) flpparxoËntow 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39

Kl. Xair°ou ¥rvow tÚ iaÄ, grammateÊontow d¢ t∞w boul∞w M. OÈlpίou Pamfίlou, érxier°vw d¢ t∞w ÉAsίaw naoË t[oË] §n Kuzίkƒ Afiboutίou Flãkkou, êrxont[ow] toË kallίou G. Beibίou ÉApolaÊstou a·de §prutãneusan m∞na ÉApatouri«n[a] k§kallίasan m∞na Poseide«na: Sebaste›w ÉIoule›w: Kl. EÈm°nhw gram. D°kmow KuintianÚw gram. Kastrίkiow ÉIoËstow gram. ÉIoÊliow EÎplouw fler. Kl. NeikhfÒrow éfhg. Kl. ÑRoËfow prutanar. Fl. ÉAgãyvn prosodar. G. KainÚw Pvllίvn mustar. LokkÆiow Dãmvn mustar. [D]°kmiow Bãrbarow §p‹ t«n yu. [ÖA]ttiow ÉAttikÚw ofinofu. ÜIlarow TrÒfimow basi. Telesforίvn Preίmou basi. ÉIoulianÚw XrÆstou basi. St°fanow Dhmhtrίou basi. ÑErm∞w ÉArtemid≈rou basi. Kl. ÉEp°rastow fularx. OÎlpiow ÉAl°jandrow filot. OÎlpiow ÉAndrÒmaxow filot. EÎtuxow Neikomãxou fler. L. Drãkiow EÈ°lpistow fler. T. Fl. ÖOlumpow fler. P. A‡liow Afiyãlhw fler. Ti. Likίnniow Mãjimow fler. ÉErÊkiow Krãterow fler. ÉApoll≈niow PrepoÊshw fler. MhnÒdvrow Thl°fou fler. ÉAkίn[d]unow bÄ fler. Sunf°rvn StrathgikoË filo. G. ÉErÊkiow LoÊkiow filo. T. ÉIoÊliow Posid∞w filo.

(6.) KYZIKOS und Umgebung

400 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56

Teimoy∞w bÄ filo. L. KainÚw Pvllίvn EÈtuxianÚw Sossίou Ti. Kl. DorufÒrow Ti. Kl. GlaËkow mÊstai: Kl. EÈm°nhw ne≈(terow) OÎlpiow MÆdeiow M. Kl. Fo›nij fil. L. ÉAnt≈niow R∞glow filo. T. Fl. AfilianÚw ÉAgãyvn filo. T. Fl. Afili. ÉAntvne›now T. Fl. AfilianÚw ÉAyhnίvn ÑErmagÒraw EÈtuxίvnow filo. AÈrÆliow Kameίnaw EÈtuxίvn bÄ MamoÊghw [M]enίskow ÉApollvnίou FanerÒw Kl.ÑErm∞w, Tib°riow ÖAttiow, ÉIoulianÚw ÉAttikÒw, G. ÉIoÊliow LollianÒw, Posid∞w N°ow

57 RÜCKSEITE (B) Lίbanow 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28

ÉOnhsίmou Ilίou, L. ÉAntvnianÚw Pvl{i}lίvn, [Z]≈purow Noumhnίou k¢ Fίlhtow Xrus°rvtow, [G.D]ekni. Z≈simow, G. Dekni. Z≈simow ne., P. Kl. ÉAntidvrίdhw, ]g°nhw ÉAsklhpiãdou, Seb∞row Perig°nou, [ÉApoll]Òdvrow ÉAsklhpiãdou, ÉApollÒdvrow bÄ, ]pi. Z≈simow, P. ÉIou. Plv. Seb∞row, ]w bÄ Filistίvn, AÈl. Kl. ÉAlkibiãdhw, ]w Pollίvn Posid∞w, ÉOnhsίforow ÉAsklhpiãdou, ÉAp°llhw, N≈niow DiÒdotow, ]eimow, AÈl. Kl. ÉAl°jandrow, ÑRoËfow Menek[ P]vllίvn, Z≈zimow Filoj°nou, ]tow ÉOnhsίmou, MhtrÒdvrow EÈtuxίaw, ]ow ÉArtemeisίou, G. ÉIou. ÉOnÆsimow, M. OÈ. TrÒfimo[w], ÉAk]uli. Dίkaiow, ÉIou. SÊnforow, L. TitÊriow ÑErma[ ] EÈm°nhw, M. Teren. Paule›now, Zvίlow bÄ, ]w TrÒfimow, M. OÈl. Kekίna XrusofÒrow, ]nianÚw TrÒfimow, M. OÈl. Fo›nij, ]ÉEru. Lou. EÈtuxÆw, ÉAristofãnhw Zvsίmo[u], ]neίkhw, M. ÉAnt. Perigeni. Perig°nhw bÄ, ]w Loukίou, ÉAl°jandrow Kassίou, Kl. Zvsίmou, ]mow ÉAntiÒxou, L°androw GlÊkvnow, Am Stein Glukonow M]ãjimow Pvllίvn Mίkou, AÈl. ÉIou. KalÒtuxow, Me]str. ÉIoulianÒw, Gãi. T. PontikÒw, ÉAgãyvn bÄ, ]ervn Loukίou, Ti. Kl. EÈãngelow, G. Mer. Damçw, ]karpow, Lou. ÉAni. ÉAl°jandrow, G. Ter. DiadoÊmenow, ]Lik. Mãjimow, ÉApollvnίdhw Mãrkou, ]Òdvrow bÄ, Nai. ÉAtaki. PolÊkthtow, DionÊsiw ÖAndrvn, ]uow ÉApollvnίdou, SÊnforow ÉArtemid≈rou,

(6.2.) Kyzikos (Ruinengebiet) und Erdek

29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73

] AÈjãnvn, ÉOnhsίforow Loukίou, ]rseÁw ÉI. Sunf. M. ÉAnt. Fvkçw, ]row, T. Kl. PÒpli. K°rdvn, Ti. Fl. Perig°nhw, ]ianÚw ÉOnhsifÒrou, G. Kunt. ÖAttalow, ]hw bÄ Longe›now, ÉOnÆsimow GlaËkow, ] Sekoundίllow Kãlliw, P. Afi. MarkianÚw Kurίllow, ]ÉAl°jandrow, Ko˝ntow Fabrίkiow TrallianÒw, ]ÉAnt. EÎtuxow, Foin. ÉAkindÊnou, Lol. Kor. Z≈simow, ]u. Mark. MarkianÒw, ÉAntίoxow Xrus°rvtow, Ga]bei. ÉEruk. BalerianÒw, Yãllow Menãndrou ı ka‹ ÉEpίneikow, ]u. Z≈simow Kre. P. ÉOkt. ÉOnÆsimow, Zvsimίvn bÄ, ] YhseÊw, ÉAsklhpiakÚw Trofeίmou, ÉIou. Neikan. [ ] PonphianÚw Krãterow, G. ÉIou. Fl. Paule›now, ]riow Kouãrtow, Ti. Fl. Bãyullow, M. OÈr. YhseÊ[w], ÑRo]ufow KoÊstomow, ÉAl°jandrow Kallίou, ]ow Krίspow ÉOnhsίforow, ÑErmadίvn ÉArvgoË, ] EÈtuxίvn, ProklianÚw Prokl∞w, T. Kl. NeikÒmaxow, ]mow Pvllίvnow, ÉIoÊliow Pvllίvn, ]l EÎtuxow Ofin°nporow, Gabei. KarpofÒrow, ]Æsimow ÉAneikÆtou, M. OÈl. Bίktvr, Lol. Beru. EÎporow, P. Afil. EÈtuxianÒw, ÑErm∞w Diod≈rou, Fίlippow bÄ, EÈtuxØw Prajiãnaktow ı ka‹ Y°vnow, Lou. Pakei. Nίger, PolÊyallow Stefãnou, G. Senpr≈niow LÒngow, G. Me. Kãllistow, Z≈simow Mhnofίlou, ÉApollÒdvrow bÄ, Foibίvn Mhnof«ntow, T. Kl. Gen°s[iow], Kl. OÈal°riow ÉApelloËw, M. ÉI. EÈtuxÆw, EÈm°nhw bÄ, ÑRoËfow Zvίlou, ÉErastίvn ÉAlejãndrou, Xr∞[st]ow bÄ, P. Afi. EÈtuxØw ne., ÉAsklhpiãdhw Xrhstίvnow, T. Afi. Nai. ÉArtemίdvrow, M. ÉOkta. KrÒkow, G. I. XrusÒgon[ow], Kl. Fabi. TrallianÒw, Z. M. ÉAntv. Kaikί. Posid∞w, [PÒ]pl. Fl. Faίdimow, M. Fl. ÉOnhsίforow, ÉArtemçw bÄ, [ÑR]oËfow ÉOfellίou, Dek. Klv. ÉAsiatikÒw, Ti. Kl. ÉAntv. ÉAl°jandrow, Jes. Ped. ÉIoulianÒw, OÈr. MarkianÒw, G. Pak. ÉArtemίdvrow, Lol. Pvll[ίvn], Po. Kas. Mark°llow, Yãllow ÑIer∞w, EÎfhmow ÑIer∞[w], Neίkandrow ÉApellç, Je. ÉIoulianÒw, M. OÈni. Ploutian[Òw], G. ÉAm. Gabei. Bãssow ı ka‹ ÉElpidhfÒrow, EÎprhw Louk[ίou], EÈtuxianÚw ÉElpίdow t∞w Mhtrod≈rou, Ti. Kl. Fl. Kouart›now, Ti. Kl. Fl. ÉOnÆsimow, ÉAnίniow EÈm[ Ti. Kl. Mou. ÉEleÊyerow, Ti. Kl. Mou. TrÒfimow, Lou. Plv. Trofimçw, Teίmvn Svm°nou, ÉAristÒmaxow ÖErvtow, ÉAl°jandrow bÄ ÉErtemçw, SÊnforow ÉEpafrodeίtou, Ti. Pl. Tel°sforow, G. Kl. ÉAbãskantow ne., Ti. Kl. PolÊkarpow, StrathgikÚw ÉApollvnίou, Ti. Fl. Perig°nhw

401

(6.) KYZIKOS und Umgebung

402 Nr. 1456

Bürgerliste

Fundort: Konstantinopel, Statdviertel Altı Mermer in der Armenischen Kirche (Lehmann). Die Inschrift stammt von Kyzikos (s.u.) und trug auch eine armenische Grabinschrift aus dem 18. Jh. (L. Robert weist auf die mögliche Verbindung mit der armenischen Volksgruppe zu Bandırma und in Ermeniköy hin). Museum: Istanbul ? - Abklatsch vielleicht in der Akad. Wien. Publikationen: Karl Lehmann, AM 42, 1917, 185-89 Nr. 1 mit Foto (Mitarbeit von Maas beim Lesen und Abklatschen; Hinweis von Mordtmann zur Herkunft aus Kyzikos); Schwertheim, Kyzikos III B21. - vgl: L. Robert, BCH 102, 1978, 456 = Documents 152; Chr. Habicht, EA 38, 2005, 93/94 Nr. 2; SEG 55, 2005, 1324B. Inschriftträger: Marmorstele (H 150, B 55, T 19 cm), Inschrift (Vs.) in 2 Kolumnen, Anfang fehlt. - Auf Rs. armenische Schrift, s.o. Die Abb. (AM) zeigt Z.1-44 linke Kol.

Datierung: Späthellenistisch (Lehmann, nach Buchstabenform); Ende 2. bis Anfang 1. Jh. v. (keine röm. Namen, Schwerth.). Lehmann weist die in Konstantinopel gesehene Inschrift Kyzikos zu, nach Hinweis von Konsul Mordtmann, dass der Block (wie viele andere) aus Kyzikos gebracht sei, und wegen des Namenmaterials: keine dorischen Namen, viele aus Kyzikos bekannte, z.B. der äußerst seltene Name Posittes (Z.52+57, belegt →Nr. 1466 Z. 26) und die geographisch verankerten Namen Aisepos (Z.27, 60, 72, 75, 123, 125) und Aisepodoros (Z.60, 73). Zu diesen Indizien fügt C. Habicht die Korrelationen zu →Nr. 2247 (kyzikenische Datierung) hinzu: hier: (14) Dionysios Menodorou (51) Menophanes Demetriou (22) Menandros Demetriou 2247: (10) Menodoros Dionysiou (12) Demetrios Menophanou (16) Demetrios Menandrou Ephebenliste? - daran zweifelt L. Robert (wie auch Habicht), da die Liste hierfür zu lang sei. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23

[Mhnofã]nhw M[ar]kianoË [DionÊ]siow Dionusίou [Mh]nofãnhw ÉAlk°tou [Ka]llίaw Meidίou [M]hnÒyemiw ÉArtemid≈rou [M]eidίaw ÉArtemid≈rou [M]hnÒdvrow Kerkίvnow [M]hnofãhw Mhnofãnou [ÉA]sklãpvn ÉAsklãpvnow [M]hnÒdotow Svsãndrou [M]idίaw ÉAristãndrou [M]°nullow MenÊllou [ÉA]poll≈niow ÉApollod≈rou [M]hnÒdvrow Mhtrobίou [P]otãmvn Mhnod≈[rou] [M]hnÒfilow Mhno[fίlou] [D]hmÆtriow Afisxrίvn[ow] [ÉA]rtemίdvrow Menίskou [M]enίskow Kosmίou [S]≈taw S≈tou [ÉA]sklhpçw Prvt°ou [M]°nandrow Dhmhtrίou [D]ionÊsiow Mhnofίlou

ÉApollÒdv[row] Menekrã[tou] T°rfhow ÉApollod≈rou ÉAsklhpiÒdvrow Timostrã[tou] Telesίaw ÉAndronίkou MhnÒyemiw Dionusίou MhnÒfilow Mhnofίlou NikÒmaxow Menekrãtou Mhnofãnhw ÉApollvnίou EÈkleίdhw ÉAndronίkou AndrÒnikow [ÉA]ntifãnou EÎmhlow MhnÒmlou DionÊsiow Dionusod≈rou ÉApoll≈niow Mhnofίlou DionÊsiow Mhnod≈rou [M]hnÒfantow ÉApollvnίou [D]hmÆtriow Dhmhtrίou [Y]eÒpompow ÑAgίou [M]enίskow Timaίou DionÊsiow Mhnofίlou Menoίtaw Afisίmou ÉArtemίdvrow M°ntoro[w] MhnÒfantow Kallig°no[u] ÉAjίoxow Nikolãou

(6.2.) Kyzikos (Ruinengebiet) und Erdek

24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70

[D]hmof«n Dionusίou [Fi]lokrãthw Mhnofίlou [ÑEr]mÒdikow Menãndrou [M]hnÒfantow Dionusίou [T]imokrãthw ÉAsklhpiod≈rou [D]hmof«n MÒsxou [M]enίskow Dionusίou [M]en°laow ÉAttãlou [ÑI]ppokrãthw ÑIppokrãtou [M]hnÒdvrow Menoίtou [D]hmÆtriow Prvtomãxou [M]hnÒdvrow Mhnod≈rou [ÉA]sklhpiÒdvrow ÉApollvnίou [Lus]agÒraw Khfisod≈rou KhfisÒdvrow Khfisod≈rou MhnÒfilow ÉApollvnίou [D]hmÆtriow Menekrãtou [M°]nandrow Polemaίou [Dio]nÊsiow Dionusίou [ÉApo]ll≈niow ÉApollvnίou [Nou]mÆniow Noumhnίou [Tim]Òyeow Midίou [Dh]mÆtriow Dhmhtrίou [Lus]agÒraw Prvt°ou [Dhm]oxãrhw Noumhnίou [Mh]nÒdvrow Dionusod≈rou [ÉAr]temίdvrow Svstrãtou [M]hnofãnhw Dhmhtrίou [M]hnÒfilow Mnas°ou [M]hnÒyemiw ÉAsklhpiãdou [Pl]eίstarxow Nίkvnow [Mh]trÒdvrow Meidίou [Me]nesyeÁw Menίskou [Me]nίskow MÒsxou [Me]nesyeÁw Dhmhtrίou [ÉAp]oll≈niow ÑHrakleίdou [ÉA]rtemίdvrow AfisÆpou [ÉA]sklhpçw Neumç [M]hnoίtaw M°dontow DiÒdvrow Diod≈rou ÉAl°jandrow Dhmhtrίou LÊsandrow Mhnofίlou Men°maxow Dhmhtrίou ÉArtemίdvrow Meidίou Afisxrίvn ÉApollvnίou MhnÒfilow Diog°nou [Z]≈purow Nikãdou

ÉAsklhpiÒdvrow Dhmof«nto[w] ÉApoll≈niow Neãnyou Glaukίaw Mhnofãnou A‡shpow Menίskou Peukίaw ÉApollod≈rou M°na[ ]androw Potãmvnow ÉAndrÒnikow Mikkãlou EÈboulίdhw Mhtrod≈rou ÉOr°sthw Dhmof«ntow ÉAyhnÒdvrow ÉApollvnίou Bãkxiow Dhmhtrίou Kl°vn Kl°vnow ÉAristÒdhmow Menekrãt[ou] Levnίdhw Timokrίtou Meidίaw Prvtomãxou DhmÆtriow Menίskou Sofokl∞w Filίppou ÉArtemίdvrow ÑHrodÒtou DhmÆtriow ÉAsklhpiãdou MhnÒdotow ÉAsklhpiãd[ou] YeodÒsiow Meidίou Dίvn Dhmof«ntow ÉApoll≈niow ÉAristãndrou MhnÒdvrow Dhmhtrίou YeÒdotow Dionusίou Menoίtaw Prajίou MhnÒfilow ÉAntipãtrou ÉArt°mvn Fίlvnow KÒnaw PosittÆouw Faίnippow Mhnofίlou Lusanίaw Mhnofίlou ÉAsklhpiãdhw Mhtrobίou Menίskow Menίskou Meidίaw Positteίouw Menίskow Lusimãxou ÉAsklhpiÒdvrow Mhnofãn[ou] Menίskow Afishpod≈rou ÉOlumpçw Meidίou Diog°nhw Diog°nou MhnÒdvrow ÉApollvnίou ÉArx°laow ÉApolvnίou ÉAnyeÁw Kratίnou ÉAsklhpiãdhw Mãtrvno[w] LÊsippow Nikolãou Timag°nhw Dhmhtrίou MhnÒfilow Menίskou GlaËkow Diog°nou

403

404 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 117

(6.) KYZIKOS und Umgebung

DhmÆtriow ÉAndromãxou DhmÆtriow ÉApollod≈rou AÈtÒlukow Afishpod≈rou [ÑE]stia›ow Nikãdou TimÒyeow Meidίou MhnÒfilow SatÊrou ÉAristίvn Pisaίou DhmÆtriow Menesy°vw Meidίaw Mhtrobίou [ÑE]rmÒdikow Neãnyou ÉAristίvn ÉAsklhpiãdou MhnÒdvrow Mhnod≈rou NikÒlaow Mhnod≈rou ÉAndrÒnikow SatÊrou Men°laow Mhnofίlou Yeog°nhw Nίkvnow ÉArtemίdvrow Meidί[ou] ÉArtemίdvrow Mhnofίlo[u] Dãmvn ÉAlejίppou Pol°mvn Dhmhtrίou Svkrãthw L°ontow ÉApollofãnhw Dhmofίlou ÉArx°laow NikomÆdou Meidίaw Dhmofίlou [L]eoxãrhw Mhnofãnou [ÉAna]kr°vn Dhmofίlou [Mhnofã]nhw Mhnofίlou Lusίstratow Puyod≈rou [D]ãmvn ÉAlejίppou [ÉA]sklhpiãdhw Mhnofãnou MhnÒfilow ÉApollod≈rou [ÉA]rtemίdvrow ÉApollvnίou [Lus]agÒraw Mhnod≈rou [D]hmÆtriow ÉArtemid≈rou [ÉA]rx°laow ÉAlejίppou [ÖA]ttalow Menekrãtou [Gl]aËkow Mhnofίlou [ÉAn]drÒmaxow Mhnod≈rou [N]ikhsίaw Mhnoy°midow Mhnofãnhw Mhnofãnou Diokl∞w Mhnofãnou MhnÒfilow Glaukίou Proãgorow Kassãndrou Menίskow Diod≈rou Menίskow Glaukίou Meidίaw MÒsxou Mhnofãnhw Potãmvnow

Svsig°nhw Diog°nou Menίskow AfisÆpou ÉApollÒdvrow Mhnofίlo[u] ÖAttalow Menesy°vw ÉApell∞w AfisÆpou Pol°mvn ÉApollvnίou ÉApollofãnhw Pamfίlou [Mh]nofãnhw ÑErmokrãtou Yeog°nhw Menίskou EÈkleίdhw Dhmokrãtou MhnÒdotow Glaukίou ÑHliÒdvrow Mhnod≈rou NikÒlaow Nikolãou MhnÒdotow Svtãdou [D]ionÊsiow ÉArtemid≈r[ou] [N]ίkandrow ÉOlumpίxou [D]hmãratow ÉOlumpίxou [M]°nandrow Daim°nou [D]hmÆtriow Mhnofίlou Pίnda{a}row Yeod≈rou Bãkxiow ÑHrakleίdou Bãkxiow ÉAndronίkou Glaukίaw Lusimãxou Mhnofãnhw Menekrã[tou] MhnÒfilow ÉAristãrxo[u] DionÊsiow Noumhnίou FilÒjenow ÉAsklhpiãd[ou] ÉAgayokl∞w Dionusίou Poseid≈niow ÑErmokrã[tou] Pãmfilow Dhmokrãt[ou] ÉAsklãpvn Kleίnou Menekl∞w Pamfίlou Dhmof«n MÒsxou Me[n]°dhmow ÉAsklhpiã[dou] ÉAt[t]ίnaw [Zi]boίtou Pary°niow ÉAyhnagÒrou ÉAsklhpiãdhw ÉAsklh[piãdou] YeÒdotow Nikãrxou ÉArtemίdvrow Timãrx[ou] ÉArtemίdvrow ÉApollv[nίou] MhtrÒdvrow Mhtrod≈rou ÉArtemίdvrow Dionusί[ou] MhnÒdvrow Menίsko[u] MhnÒyemiw ÉArtemid≈[rou] ÉAsklhpiÒdvro[w] Kefãl[ou] ÉAsklhpiãdhw Menίsk[ou] ÉApollÒdvrow Dionus[ίou]

(6.2.) Kyzikos (Ruinengebiet) und Erdek

405

129

MhnÒdvrow Menίskou Dhmof«n Nikolãou MhnÒdvrow Menίskou Meidίaw Meidίou ÉArtemίdvrow Menίskou A‡shpow Dhmhtrίou ÉAsklhpiãdhw ÉAristomãxou [M°]nandrow SeleÊkou [Mh]nÒfilow Bostç [Dãm]vn ÉArtemid≈rou [Men]ίskow Mhnofίlou [Meidί]aw [Mhnof]ãnou

Nr. 1457

Prytanenliste für die Monate Poseideon, Lenaion, Anthesterion

118 119 120 121 122 123 124 125 126 127 128

YeÒtimow Meidίou M°dvn Mhnofãnou DhmÆtriow Polemaίou DiÒdvrow Dhmhtrίou M°ntvr [ÑH]ragÒrou ÉApatoÊriow Filίou Poseid≈niow Dionu[sίou] ÑHrakleίdhw AfisÆp[ou] Meidίaw Timãrxou Kallίstratow Ye[od≈rou] ÉApoll[≈]niow ÉApol[lvnίou] [ ]

Fundort: Kyzikos (genauer FO nicht bekannt). - Museum: Paris, Bibliothèque Nationale (Inv.Nr. MA4238). Publikationen: Caylus, Recueil II Taf. 68-70, S. 257-60 (frz.Ü., Kopie Peyssonel); Boeckh, CIG 3664; Schwertheim, Kyzikos III B7. vgl: J.H. Mordtmann, AM 6, 1881, 47-53; Hasluck, List II 9; Mommsen, Droit public VI 340; Chapot, Province 116, 250 (zu Z. 27/28, 59/60); Jones, Publ. Organization 294 (Praescript Z.3); RepGRI Nr. 264, 10. Inschriftträger: "Ce marbre, décrit sur les trois planches, a quatre pieds, sept pouces de hauteur, un pied, sept pouces de largeur, sept pouces d´épaisseur" (Caylus). Datierung: 1. Hälfte 2. Jh. n. Chr. (Iulii, Tiberii, Claudii, Aelii - kein Aurelier), Schwertheim. kãllion (5mal in den Praescripten u. →Nr. 1455 Z.5) ist das Haus oder der Platz, an dem die kalliãzontew tagen. Nach Ende ihres Prytaniemonats führten die beiden Phylen für einen weiteren Monat dieses Gremium, das wohl ähnliche richterliche Aufgaben wie das kãllion in Athen hatte. Dazu Wiegand (AM 26 S. 125).

[§prutãneusan m∞na ÉApatoure«na ka‹ §kallίasan] [m∞na Poseide«na êrxontow toË kallί(ou)] [ÜOplhtew ka‹ Ofin«pew] linke Kolumne 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14

[ - - - - - - - - - - - p]roso(d.), [ - - - - - - - - - - - -]moi [ - - - - ÑRoÊ]bri(ow) Bãssow, [ - - - - - - - ]simow, [ - - - ] ÉAkί(liow) Perg°nhw, [ - - - ] ÑRoÊfou, [ - - - - ]plÆtou ı ka‹ EÈfÆmou, [ - - - Tel]esforίvn, [ - - - - ]vn, [ - - - - - ÉE]piyÊmhtow, [ - - - - - -]now EÈtÊxou, [ - - - - ]lhl TÊrannow, [ - - - ] Pedãn[i](ow) EÈtuxianÒw, [ - - - ] vw ÉAmfiyãlouw,

15

vacat

16

vacat

17 18

[ - - - ] Kl(aÊdiow) ÉAndrÒneikow, [ - - - ] G. BalbillianÒw,

rechte Kolumne s.u.

(6.) KYZIKOS und Umgebung

406 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65

[ - - - ] AÈ[r](Æliow) Pvllίvn, [ - - - - ÉAp]oll≈niow, [ - - - - D]hmosy°nou[w], [- - - - -]pow [ÉIo]ulianoË [ - - - ] Mãjimow, [ - - - - E]Îkarpow, [ - - - - ]w Sossίou, [ - - - ] ÉEpafrodeίtou [§]prutãneusan m∞na Poseide«na k(a‹) [§kal][lί]asan m∞na Lhnai«na êrxontow toË kall[ί](ou) tÚ bÄ ÉArgade›w k(a‹) Gel°ontew [ - - - - ]aw gra(mmateÊw), [ - - - - ]dvrow Xrus°rvtow, [ - - - - ]of«n, [ - - - - OÎl]p(iow) Pre›skow, [ - - - - ]dhw bÄ, [ - - - - ]ow XrÆstou mÊs(thw), [ - - - - ]row Kãrpou, [ - - - - ÉA]gayÒpou, [ - - - - ]Ænaiow, [ - - - - Ti(b.) KlaÊ]d(iow) ÉIoÊ(liow) ÉAl°jandrow, [ - - - - - -]w Mhnofãnou, [ - - - - P]ãryeniw, [ - - - ] ÉAmfiyãlhw, [ - - - - - - - ] bÄ, [ - - - - ]ow bÄ, [ - - - - Lo]ukianÚw dog. mÊstai: [ - - - ] Dίvn ÑErm∞w, [ - - - - - - - - - ] bÄ, [ - - - ] TrÊfvnow, [ - - - - ]vow EÈtÊxouw fi(lot.) [ - - - - ]Æsimow, [ - - - - ÉO]nhsifÒrou, vacat

[- - - - -]ίplouw, [- - - - -]vrίvn, [ - - - - Te]l°sforow, [ - - - ] Z≈simow, [- - - - -]tίriow SkaurianoË: §prutãneusan m∞na Lhnai«na k(a‹) §kallί[asan] m∞na ÉAnyesthri«na êrxontow toË kallί(ou) Par[- - -] Bvre›w ka‹ Afigikore›w [- - - - -]tow bÄ ÜUcimow fu(lãrxhw), [ - - - - Z]≈purow fu(lãrxhw), [- - - - -]zanow Kall(ίou), [ - - - ] SvzomenÒw,

(6.2.) Kyzikos (Ruinengebiet) und Erdek

66 67 68 69 70 71

[ - - - ] ÉIoulianÒw, [- - - - -]enow bÄ, [ - - - ] Karmί(niow) F›rmow mÊs(thw), [- - - - -]fhmow, [ - - - ] Filãrgurow, [ - - - - - - - ]

rechte Kolumne 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39

ÉIoÊ(liow) Kãrpow mÊst(hw), Mãrkow ÑRoÊfou mÊst(hw), Perg°nhw YemistagÒrou, S[≈]simow Fil≈tou, Prvtofãnhw Mhnod≈rou, A‡l. ÉAl°jandrow, Polukrãthw StrÆnou, Kl(aÊdiow) Svkrãthw, EÈtuxίvn ÑRoÊfou, ÉEpafrÒdeitow Nostίmou, ÉIoÊ(liow) ÉAfrodeίsiow, M. Senpr≈(niow) EÈtÊxhw, Ti(b°riow) Kl(aÊdiow) ÉIoÊ(liow) Svkrãthw, S°j(tow) FoÊlb(iow) ÉIoulianÒw, A‡l(iow) Mãjimow, EÈxãristow KarikoË fi(lot.), DionÊsiow FilÆtou fi(lot.), Senekçw Neikίou fi(lot.), KondianÚw bÄ, EÈtuxίvn Foinίppou, ÑHr∞w bÄ, M. OÎl(piow) PolÊkthtow, Tib(°riow) KlaÊdi(ow) Beibia(nÚw) Svkrãthw fi(lot.), ÜElbi(ow) ÑErm∞w Mãrkow bÄ fi(lot.), Kl(aÊdiow) Levnίdhw, Yeag°nhw bÄ, [§]prutãneusan m∞na Poseide«na k(a‹) [§kal][lί]asan m∞na Lhnai«na êrxontow toË kall[ί](ou) tÚ bÄ ÉArgade›w k(a‹) Gel°ontew Afimί(liow) ÜEsperow flerom(nÆ)mv[n], Ti(b°riow) Kl(aÊdiow) Mãrki(ow) ÑErmeίaw, P. Kaίkiow ÉEpίkthtow proso(dãrxhw), ÉAsklhpiãdhw bÄ mÊst(hw), Svkrãthw Stefãnou, AÈ(rÆliow) Kaί(kiow) ÉIoÊ(liow) ÉAsklhpiãdhw, PÒpliow FaÊstou, T(ίtow) Ter(°ntiow) Kãssi(ow) Margareίthw, ÉAsklhpiãdhw ÉOnhsίmou, EÈtuxianÚw EÈelpίstou,

407

408 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53

(6.) KYZIKOS und Umgebung

Efisίdvrow bÄ, P. A‡l(iow) OÎlp(iow) ÑUge›now, KÊzikow bÄ, ÑRoËfow Svkrãtou, Ne≈korow SebÆrou, Kl(aÊdiow) Efisίdvrow fi(lot.), mÊstai SÊnforow bÄ ÉAsklhpίaw, LoÊk(iow) Fãbiow Menίskow fi(lot.), MÒsxow Salloustίou, Svkrãthw bÄ, SÊnforow ÉAte[imÆ]tou Kallisy°nhw, Efisίdvrow bÄ

54

vacat

55

vacat

56

vacat

57

vacat

58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71

vacat

§prutãneusan m∞na Lhnai«na k(a‹) §kallί[asan] m∞na ÉAnyesthri«na êrxontow toË kallί(ou) Par[- - - ] Bvre›w ka‹ Afigikore›w P. OÈãr(iow) KlaÊdi(ow) ÑIlarίvn fu(lãrxhw), Kallipãryenow ÉArtemid≈rou, Kl(aÊdiow) Lab°ri(ow) A‡li(ow) Pvllίvn, EÎkarpow Trofίmou, ÉAntίoxow ÉAyhnίvnow, A‡li(ow) F. ÑI°rvn mÊst(hw), ÖAlupow Faustίvnow, Ti(b°riow) Kl(aÊdiow) PrÒklow, M. A‡l(iow) ÉAl°jandrow, Ti(b°riow) Kl(aÊdiow) ÉArd[ - - - ]

Kopie Caylus: linke Kolumne Z. 33 PREISXOS, rechte Kol. Z. 30 IERAMMW, 42 KUSIKOS, 65 EUKARNOS, 67 AIDIFIERWN MUST

(6.2.) Kyzikos (Ruinengebiet) und Erdek

Nr. 1458

409

Ephebenliste, nach Phylen geordnet; Hipparch Aurelia Iulia Menelaïs

Fundort: Belkıs / Kyzikos (Peyssonel, ca. 1749). - Antike Herkunft: Kyzikos (flpparxoÊshw). Museum1: Paris, Bibliothèque Nationale, Cabinet des Médailles (Méd. 33). Museum2: Paris, Louvre (Inv.Nr. MA 4236 / MND 1787). Publikationen: Caylus, Recueil II Taf. 60-62, S. 204 ff. (frz.Ü., Kopie Peyssonel); Boeckh, CIG 3665; Lafaye, IGR IV 154 (Z.1-10); Schwertheim, Kyzikos III B30. vgl: Ch. Babington, NC n. s. 6, 1866, 116 (Z.2-3); J. H. Mordtmann, AM 10, 1885, 203 Nr. 17 (Z.2-3); Kersten, De Cyzico 16 (Z.2-3), 21 (Z.11-12); Hasluck, List II 17; Chapot, Province 450, 483; L. Robert, StudClas 16, 1974, 70 Anm. 5 (Z.2-10) = OpMin VI 292 Anm. 5; Jones, CPh 75, 1980, 197-215, bes. 199-200; Jones, Publ. Organization 289; O. Masson, BCH 111, 1987, 271 Foto Abb. 1, 272 Nr. 1787; SEG 37, 1987, 1013; P. Herz, Tyche 7, 1992, 111 Anm. 80 (Z.2-3). Inschriftträger: Marmorplatte mit Eckakroteren u. Giebeltympanon, darunter in einem Rahmen die Inschrift. Datierung: 3. Jh. n., die Aurelier und die noch gemischte griech.-röm. Namengebung können auf ein frühes Datum im 3. Jh. n. Chr. hindeuten (Schw.). Dieselbe Stadt-Titulatur wie in Z.5-7 (lamprotãth mhtrÒpoliw t∞w ÉAsίaw ÑAdrianØ nevkÒrow filos°bastow) wurde auch auf einem Papyrus gelesen, siehe M. Zahrnt, Zwei Zeugnisse für die Titel von Nikomedeia und Kyzikos, in: ZPE 36 (1979) 215-218. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25

égay∞i tÊxhi flpparxoÊshw AÈrhlίaw ÉIoulίaw Menela˝dow ≤rv˝dow, yugatrÚw AÈr. Menelãou, ésiãrxou, égom°nou ég«now ÉAdrian«n ÉOlumpίvn, §fhbarxoËntow t∞w lanprotãthw mhtropÒlevw t∞w ÉAsίaw ÉAdrian∞w nevkÒrou filosebãstou Kuzikhn«n pÒlevw Mãrkou AÈr. ÉAmerίmnou, ÍpefhbarxoËntow toË édelfoË aÈtoË Mãrkou AÈr. Fausteίnou, o·de §fÆbeusan: ÉIoÊliow LÒlliow ÉIgnãtiow EÈ°lpistow AfigikoreÊw, bÄ ¶fhbow M. AÈr. EÈtÊxhw, dioikhtÆw, BvreÊw Gel°ontew M. AÈr. Sun°kdhmow Naίbiow Pl≈. Ped. AÈr. Satorne›now AÈr. SvtÆrixow AÈjãnontow AÈr. Tίtow AÈr. ÉArt°mvn Ko˝ntou AÈr. Sarapίvn AÈr. ZvsimianÚw bÄ P. LÒlliow AÈr. PaËlow M.Kl.FoÊl(biow) AÈr.EÈtuxianÒw M.Kl(aÊdiow) FoÊl(biow) EÈtÊxhw Bal°riow Mãjimow Bal°riow Biktvre›now

Ofin«pew G. ÉIoÊl. Sãlb(iow) ÉIoulianÒw AÈr.ÉAnt.OÈlpianÚw ÉAmeikianÒw AÈr.ÉAnt. OÈlpianÚw ÉIoËstow AÈr. ÉArίstvn AÈr. PvllianÒw AÈr. Noumίsiow Tel°sforow AÈr. ÉAgayίaw ÉAristain°tou AÈr. ÉAlejandrίvn AÈr. Ka∞now ÉAsklhpiãdhw AÈr. ÉItalÚw EÈtuxίvnow AÈr. ÉIoulianÚw EÈtuxίvnow AÈr. ÉAlupianÒw

26

ÉArgade›w

AÈ[r. - - - - - - - ]

27

AÈr. Filod°spotow AÈr. OÎl(piow) MhtrÒdvrow AÈr. Z≈simow Fίlvnow

[ - - - - - - - - - - ] [ - - - - - - - - - - ] [ - - - - - - - - - - ]

28 29

(6.) KYZIKOS und Umgebung

410

31

AÈr. DiogenianÚw trίw AÈr. Kl(aÊdiow) Dίvn

32

AÈr. FaËstow NeikhfÒrou

33

ÉIoÊl. AÈr. ÉEpafrÒdeitow [ - - - - - - - - - - ] AÈr. TuxikÚw Zvsç [ - - - - - - - - - - ] AÈr. EÈtuxίvn [ - - - - - - - - - - ] AÈr. ÉAyhnÒdvrow ÉApolod≈rou A‡l. EÈtÊxhw AÈr. ÉAsklhpçw Mãrkou [ - - - - - - - - - - ] AÈr. SarapiakÒw [ - - - - - - - - - - ] AÈr. OÎl(piow) Kaik›na ÜElenow [ - - - - - - - - - - ] Fl. AÈr. ÉOnÆsimow [ - - - - - - - - - - ] AÈr.ÉIoÊl.ÉAtteίliow EÈtuxianÒw TrixonÆsthw LoukkÆÛow ÉAnt(≈niow) EÈtÊxhw AÈr. ÑHrakleίdhw EÈtuxia(nÒw) Louk(kÆÛow)ÉAnt(≈niow)ÉAl°jandrow [ - - - - - - - - - - ] Naίbiow FoÊl(biow) ÉArtemίdvrow [ - - - - - - - - - - ] AÈr. ÖAlupow b [ - - - - - - - - - - ] OÈal. Pomp(≈niow) AÎjimow [ - - - - - - - - - - ]

30

34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55

Afigikore›w AÈr. ÉOktãbiow FilÒjenow Kl. Tib. EÈlίmenow M. OÎl. Kl. Bellίkiow EÔktow SeleÊkou AÈr. Xr∞stow KarpÒnniow Z≈tixow AÈr. [ - - - - - - - ] AÈr. Neikίaw ÉOnhsίmou

[ - - - - - - - - - - ] [ - - - - - - - - - - ] ÜOplhtew

[ - - - - - - - - - - ] AÈr. MarkianÚw b AÈr. DvrÒyeow AÈr. Sa[- - AÈr. DioklÆthw AÈr. St°fanow MenÒdvrow eÈtãktvw §fhbeÊsanta L. A‡lion Boulkãkion EÈtÊxhn

Am Stein in Zeile 36 ÉApolod≈rou - 52 Kr∞stow ; MhnÒdvrow? Boeckh. Auflösung von Namenskürzungen (wie bei Boeckh): 15 Naίbiow Pl≈(tiow) Ped(ãniow) AÈr. Satorne›now AÈr.ÉAnt(≈niow) OÈlpianÚw ÉAmeikianÒw 22 M. Kl(aÊdiow) FoÊl(biow) AÈr. EÈtuxianÒw AÈr. Ka∞now (Kle›now?) ÉAsklhpiãdhw 50 M. OÎl(piow) Kl(aÊdiow) Bellίkiow EÔktow Zum guten Gelingen ! Im Hipparchat der Heroïn Aurelia Iulia Menelaïs, Tochter des Asiarchen Aurelius Menelaos, zur Zeit des Festspiels der Hadrianischen Olympien, als Marcus Aurelius Amerimnos der Ephebarch der hochberühmten Metropole von Asia, der ehrwürdigen hadrianischen Neokorie, der Stadt der Kyzikener war, als dessen Bruder Marcus Aurelius Faustinus Hypephebarch war, da erreichen folgende (jungen Männer) die Ephebie [den Militärdienst]: 2: Die genannte 'Hipparchin' Aurelia Iulia Menelaïs ist die Tochter des Asiarchen Menelaus, der unter Alexander Severus als Stratege bekannt ist. 3 ≤rv˝dow: Aur. Iulia Menelaïs ist entweder bereits verstorben und ein Angehöriger hat die Tafel später entsprechend einem im Stadtarchiv hinterlegten Text gestiftet, oder es ist ein Ehrentitel (etwa "ehrwürdig") für eine Person aus angesehener Familie, denn ¥rvw ist in Kyzikos öfters den Namen von Hipparchen zugesetzt (→Nr. 1445 a, →Nr. 1455, →Nr. 1470, →Nr. 1714). 7/8: M. Aur. Amerimnos auch →Nr. 1449; er gehört zu einer bedeutenden Familie, siehe →Nr. 1153 c.

(6.2.) Kyzikos (Ruinengebiet) und Erdek

Nr. 1459 a

411

Prytanenliste (für mehrere Monate)

Fundort: Istanbul, Galata, dort i.J. 1886 abgeschrieben von einem Prof. Michaelis. - Abklatsch (Mordtmann?) in der Akademie Wien. - Antike Herkunft: Kyzikos. Publikationen: Lolling, AM 13, 1888, Beilagen I u.II zu S.304 (Kopie Michaelis); J.H. Mordtmann, AM 16, 1891, 438-39; Schwertheim, Kyzikos III B9. vgl: Hasluck, List II 6; Jones, Publ. Organization 294 (A Z.15, B Z.15, Phylennamen); RepGRI Nr. 264, 4. Inschriftträger: Marmorplatte (H 50, B 60 cm). Die Inschrift ist auf die Vorder- und Rückseite verteilt, mit jeweils vier Kolumnen. Die Ränder sind an allen Seiten weggebrochen, sodass beträchtliche Textteile fehlen. Datierung:Mitte 2. Jh. n. (griechische Namengebung herrscht vor, nur wenige Aurelier), Schwertheim.

VORDERSEITE (A) 1. Kolumne 1 2 3 4 5 6 7

a Nik]hfÒrow fi. o]u

8 9

nίvn

10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22

≈rou G. SÒs(siow) v]n [o·de §prutãneusa]n m∞na [ίasan m∞na] Lhnai«na [ÜOplhtew ka‹] ]ow gram. m]u[st.] m]ust. fu. o]u basi. basi. basi.

23 24

ow

25 26 27

tow

28 29 30 3. Kolumne 1 2 3 4

[- - - - - - - - - - - -] M. Te[r]°nt(iow) Pvllίvn ÉAsklhpiãdhw MÊriw mu. EÈãrestow ÉOnhsίmou

2. Kolumne

ÉA[po]llvnίdh[w ÉOnÆsimow Gamhlίou Filãdelfow Kthsç Ti. Kl. KÒsmow AÈrÆ(liow) Mçrkow M. AÈr. Kaikί(liow) Pvllίvn fi. L. Tib. Klaud. PrÒklow Parã(monow) fi. Louk. Papeί(riow) ÜErmippow fi. M. OÈlkã(kiow) EÎiow ÑErmadίvn Greίfou KornoËtow ÉArtemίdvrow ÑIpponeίkou Poseide«na ka‹ §kallO‡nopew: Ti. Kl(aÊdiow) ÉAl°jandrow Ífãnt(hw) T. Flã(biow) Gãiow must(ãrxhw) FoÊlbiow ÉAristeίdou §p‹ yu(mãtvn) G. ÉIoÊl(iow) Nίger fler(ofãnthw) P. KoÊlki(ow) ÉIoulianÚw fu. L. Kaikί(liow) Krίspow Sunf°rvn basi. G. ÉIoÊliow Mãjimow basi(leÊw) ÉAntίoxow Diod≈rou basi(leÊw) G. ÉIoÊl(iow) ÉEpafrÒdeitow L. ÉOktãbi(ow) Pvllίvn T. A‡l(iow) KlaÊdi(ow) ÉItalÚw M. Kl(aÊdiow) ÉErÊki(ow) DiadoÊmen(ow) [AÈj]ãnvn Diod≈rou [ - - - - - - - ]s[ ]h[ - - - - ] [ - - - - - - - - - - - - - - ] 4. Kolumne

E[ ÉAsk[lhpi ÉAp[

(6.) KYZIKOS und Umgebung

412 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30

P. A‡(liow) DoukÆn(iow) Svs›now ı ka‹ Bhrίssimow Kl. AÈjãnvn Majίmou ÉAy[ A‡(liow) ÉAr°skvn Zh[n Z≈simow ÜUla M[ Kl(aÊdiow) FiloÊmenow D[ XrÊsanyow ÉAsiatikoË Mh[ EÈ°lpistow Kallίou Gã[iow G. Loukίl(iow) Bίtlow Di[ G. ÉIoÊ(liow) Perig°nhw M[ o·de §prutãneusan m∞na [Lhnai«na ka‹ §kallίasan] m∞na ÉAnyesthri«na ÉArgade›w ka‹ Gel°ontew LÒlli(ow) ÉErukianÚw proso(dãrxvn) ÉAk[ Afimίli(ow) TeimÒyeow pruta(nãrxhw) Ti. M. Beίbi(ow) ÉOnÆsimow S[ AÔl(ow) MoËk(iow) Polum°dh[w] A[ M. Afifίkiow K°ler G[ P. Boulkã(kiow) Pvllίvn P. A‡l(iow) FilÒjenow ÖAnniow ÉAl°jandrow L. M°ssiow Nίger L. Beίbi(ow) ÉAnyestianÚw Bãlbow ÖOrfiow MarkianÒw Bãlbow bÄ amajo Z≈purow bÄ G. OÎl(piow) ÉOnÆsimow [ÉAsklhp]çw Diod≈rou RÜCKSEITE (B) 1. Kolumne

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18

2. Kolumne

mÊstai: ollo ı] ka‹ KlaËdiw fi. mÊstai: - - - - ]now fi. Bãlbow bÄ fi. - - - ] fi. ÑErmÒfilow Gem°llou fi. - - - ] fi. Poluneίkhw bÄ fi. - - - ] fi. OÈ[ã]r(iow) KlaÊdiow PaËlow - - - - ] . ou fi. ÑI°rvn Dhmhtrίou - - - - ]w fi. A. Pop≈(niow) KlaudianÚw fi. - - - - ]ίvn fi. - - - ] fi. - - Tux]ikoË fi. - - - - ]now fi. [o·de §prutã]neusan m∞na Poseide«na [ka‹ §kallίasan m∞na Lh]ne«na: ka‹] ÉIoule›w Mounã(tiow) Pvllίvn gra. u M. OÎl(piow) KlaÊd(iow) Pãnfilow fu. Domίti(ow) ÉAgam°mnvn éfh(goÊmenow)

(6.2.) Kyzikos (Ruinengebiet) und Erdek

413

T]i. Kl(aÊdiow) Zãkorow pruta. Òhtow bÄ prohg. poli[

19 20 21

vor Z.1 zu ergänzen (Lolling): [o·de §prutãneusan m∞na ÉApatoure«na | ka‹ §kallίasan m∞na Poseide«na | - - - ka‹ - - - ] Z.8, 2. Kol. APOPW (Kopie Caylus). 3. Kolumne 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21

4. Kolumne ist vollständig weggebrochen

NeikomÆdhw ÉAfrodeίsiow vacat

Gãiow bÄ fi. ÉEpίgonow Gãmou L. BenoulÆi(ow) Tel(°sforow) AÈr(Æliow) ÉAntίoxow MhnÒfantow ÉOf°lliow bÄ fi. vacat

XrusÒgonow bÄ ı ka‹ P[ ZvtikÚw bÄ fi. ÉAl°jandrow EÈã(grou) fi. o·de §prutãne[usan m∞na - - - ]«na ka‹ §kallίasan [m∞na - - - - ] ÉArgade›w ka‹ G[el°ontew] Ti. Kl(aÊdiow) ÉAkÊlaw gra. AÈr. Efisίdvrow fu. Sak°rdvn EÈtrÒpou Afil. GlÊkvn P[erig°nou] MoÊkiow ÑErm∞w pr. [ - - - - - - - - - - ]

vor Z.1 zu ergänzen (Lolling): [o·de §prutãneusan m∞na Poseide«na | ka‹ §kallίasan m∞na Lhnai«na | - - - ka‹ - - - ]

Nr. 1459 b

Prytanenliste (für mehrere Monate)

Fundort: ? - Museum Bandırma, zuvor Open-Air-Museum Erdek: Schwertheim hat i.J. 1976 beide Seiten aufgenommen, als die Stele in Erdek stehend verwahrt wurde. Unsere eigenen Fotos (2010/2015) zeigen die auf dem Boden im Museumsgarten (Bandırma) liegende Inschrift, Vs.+Rs. Publikationen: Schwertheim, Kyzikos III B14. Inschriftträger: Marmorstele; im Museum Erdek betrugen die sichtbaren Maße H 130, B 48, T 12, Bh 1-3 cm. Oben gebrochen; die linke Seite ist zur Zweitverwendung bearbeitet (auch hier fehlt Text). Datierung: 3. Jh. n. Chr. (Schwertheim). Vorderseite, Text des Praescripts nach unserem Foto:

[o·de §]prutãneusan m∞na An[yesthri]«na k¢ §kallίasan m∞na ÉArte[misi«na]. ÉArgade›w k(a‹) Gel°ontew

Die (Phylen) Argadeis und Geleontes stellten im Monat Anthesterion die Prytanen und im Monat Artemision die Kalliazonten

(6.) KYZIKOS und Umgebung

414

Den weiteren Text konnte Schwertheim vor Ort aufnehmen (s. unten).

Die Rückseite lag lange auf dem Erdboden und ist heute kaum noch lesbar.

Zu den vier alten ionischen Tribusnamen Gel°ontew, ÉArgade›w, Afigiokore›w treten noch die Phylen Bvre›w und Ofin«pew hinzu. Jeweils zwei Phylen hatten gemeinsam das Prytanenamt inne und im Folgemonat das der kalliãzontew. Dem Monat Lenaion folgt der Anthesterion. ÉArgade›w ka‹ Gel°ontew auch →Nr. 1457, 29 und →Nr. 1459 a (A Kol. 3,15; B Kol. 3,15): →Nr. 1457 Z. 27-29: [§]prutãneusan m∞na Poseide«na k(a‹) [§kal|lί]asan m∞na Lhnai«na êrxontow toË Kall[ί](ou) | tÚ bÄ ÉArgade›w k(a‹) Gel°ontew. →Nr. 1459a Vorderseite (A) 3. Kolumne Z. 14-15: o·de §prutãneusan m∞na [Lhnai«na ka‹ §kallίasan] | m∞na ÉAnyesthri«na ÉArgade›w ka‹ Gel°ontew. →Nr. 1459a Rückseite (B) 3. Kolumne Z. 13-15: o·de §prutãne[usan m∞na - - - ] |«na ka‹ §kallίasan [m∞na - - - ] | ÉArgade›w ka‹ G[el°ontew]. Hier drucken wir den weiteren Text ab, den Schwertheim am Stein gelesen hat und in Kyzikos III publiziert: Vorderseite 4     #5! 5    $%$1 &! 6     3'!%$1 &! 7    ! ,"3' !%$1 &! 8    ! 5! 9  #2 %!- 5!6 10    - 5!6 11    $"#1 &! 12    !"5!

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(6.2.) Kyzikos (Ruinengebiet) und Erdek 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52

53 54 55 56

 !"%S-/2"!3)+%P2 ;3* +'0)H$/5"!3)+%P2  1/5=0L(5,H49-  ),'2A%1%P2   4'2A%1%P2   A%1%P2    ,M9-/2    H1*/5    ,534H17'2   0/-/26)+O4%),/2  "U6)+O4%),/2   6)+O4%),/2   6)+O4%),/2       5    /5      

   

                

G10!61O$%)4/2"U6)+O4%),/2 150.000 Einwohner), Fähr- u. Industriehafen, hat den antiken Namen Panormos tradiert; dieser bezeichnete ursprünglich einen Hafen in Kyzikos und erst in byz. Zeit einen Hafenort, der hier anzunehmen ist. Der byz. Ort ist in den Quellen selten genannt, manchmal 'Panormon kastron' (eine burgartige Befestigung ?). In späteren Hafenkarten ist ein Panormi (Palormi, Palormo) westl. der Rhyndakosmündung verzeichnet. Wegen Überbauung durch das heutige Balıkesir sind ältere Ortslagen kaum feststellbar. - Die Inschriften aus Bandırma und Umgebung stammen sicher großenteils von Kyzikos. - Am westl. Ortsrand von Bandırma befindet sich das Museum, in das jetzt die Fundstücke der Kyzikos-Region verbracht werden (statt wie zuvor in das Museum Balıkesir); Gewichte und Inschriften ohne Fundortangabe im Museum Bandırma siehe hier →Nr. 1856 - 1859 h.

Nr. 1913

Namenliste (Fragment)

Fundort: F1: Bandırma ?, F2: Istanbul (vom Mönch Volkard "von Palermo" nach Konstantinopel "mit sich gebracht", Gerlach; "Panderma", Hasluck). - Verschollen. Publikationen: Gerlach, Türk. Tagebuch 45; Hasluck, List II 15 m.Anm. 2; Schwertheim, Kyzikos III B25. Datierung: Vorrömisch ? 1 2 3 4 5 6

DionusÒdvrow [ Diokl∞w Mene[ Xivn‹w XiÒno[w] ÉA[p]ollofãnh[w] DhmÆtriow Di[ ÉA(ga)[y]ãrxow [

(6.4.) Festlandküste zwischen den Mündungen von Aisepos und Rhyndakos

647

Da das Praescript fehlt, kennen wir den Zweck der Liste nicht. Sie könnte zu den kyzikenischen Beamtenlisten gehören, aber auch die Weihung eines Kultvereines sein.

Nr. 1914

Grenze zwischen Mokedonios und Andreas, christlich

Fundort: Bei Bandırma (türk. Friedhof auf der Höhe südl. von Bandırma, Lolling). Verwahrung: Museum Bandırma (Foto 2015). Publikationen: Lolling, AM 9, 1884, 26 Mitte; Larfeld, Bursian Jber 66, 1892, 210; Grégoire I Nr. 27 (m.Add. vor S. 1); Schultze, Kleinasien I 364 Anm. 2. - vgl: Hasluck, List VI 14; RepGRI Nr. 350. Datierung: Spätchristlich (Schultze), 5. oder 6. Jh. n. Chr. (Grégoire). Säule mit ringsum laufender Inschrift:

~ ˜roi diorίzontew tå dikå metajÁ Mokedonίou toË §ndoj(otãtou) k(¢) ÉAndr°ou toË eÈlab(oË)w ~ ~ Grenzen, die das Eigentum zwischen dem hoch angesehenen Mokedonios und dem frommen Andreas trennen ~

Nr. 1915

Eine Bildsäule beim Hafenbüro

Fundort: Bandırma (aus Kyzikos, in Panderma, bei der Kirche Ag.Trias, Lolling). Antike Herkunft: Kyzikos (?). Publikationen: Lolling, AM 9, 1884, 18 (3. Inschrift). vgl: Kersten, De Cyzico 23 (Z.2-5); Hasluck, List III 36; RepGRI Nr. 351. Inschriftträger: Lolling: "Viereckiges Marmorpostament, von der der untere Ansatz erhalten ist. Das Postament besteht aus einem höheren und breiteren unteren und einem kleineren oberen Theil. Auf der Frontseite steht auf der oberen Abtheilung der Basis die erste, auf der unteren die übrigen Zeilen der Inschrift." Datierung: Römische Zeit. 1 2 3 4 5

égay∞i tÊxhi Loukeίliow Paule›now tπ nevkÒrƒ patrίdi tÚn éndriãnta Íp¢r limenarxίaw én°yhken

Heil und Segen! Lucilius Paulinus hat seiner Neokorie-Heimatstadt die Bildsäule oberhalb der Hafenbehörde errichtet.

Z.4 limenarxίa: Der Hafenbehörde oblag die Aufsicht und das Kassieren der Zölle.

Nr. 1916

Votivgabe an Apollon und Artemis

Fundort: Panorma, an einem Brunnen (Richter), im Brunnen Sapuntzi Tschesme vermauert (Lolling). Publikationen: Richter, Wallfahrten 570 Nr. 31; Francke, Inschriften Richter 209-10 Nr. 30; Boeckh, CIG 3699; Millingen, ÑEllSull 8, 1873/74, 172 Nr. 5 m.Text am Ende des Bandes (Kopie Limnios); Lolling, AM 9, 1884, 25 (2. Inschrift). vgl: Morgenstern, in: Richter, Wallfahrten 627. 630 (Z.7, 9, 11); Hasluck, List IV 57; Philippidis, Mikrasiatikã Xronikã 3, 1940, 369 (Z.1, 13-14). Inschriftträger: Über der Inschrift sind zwei Reliefs. Francke nach den Papieren Richters: "In dem oberen, so verstümmelt es auch ist, läßt sich doch noch eine Opferhandlung erkennen; das untere ist wohl erhalten, und stellt noch deutlicher ein Stieropfer vor. Dass und von welchen Personen diese Bildwerke dem Apoll und der Artemis .... geweiht wurden, besagt die Unterschrift:" 1 2 3 4 5

MÆniow Mhnίou ÉApollÒdvrow ÉApollod≈rou MhtrÒbiow Menãndrou ÉIãsvn ÉIãsonow [M]ίnnow Nikokl°ouw

Menios (Sohn) des Menios Apollodoros (Sohn) des Apollodoros Metrobios (Sohn) des Menandros Iason (Sohn) des Iason Minnos (Sohn) des Nikokles

(6.) KYZIKOS und Umgebung

648 6 7 8 9 10 11 12 13 14

ÉApoll≈niow PLEIIOU MhnÒdvrow ZvpÊrou Poseid≈niow ÑHgίou SvtØr Mhnod≈rou GÒrgippow Yeofίlou Menίskow ÉAlupÆtou DiÒfantow Mnhsimãxou ÉApÒllvni ka‹ ÉArt°mi[di] xaristÆrion

Apollonios (Sohn) des ..... Menodoros (Sohn) des Zopyros Poseidonios (Sohn) des Hegias Soter (Sohn) des Menodoros Gorgippos (Sohn) des Theophilos Meniskos (Sohn) des Alypetos Diophantos (Sohn) des Mnesimachos (weihen) an Apollon und Artemis (dies) als Weihgeschenk.

3 MhtrÒbiow: MHTROKLHS Abschrift Limnios. 5 UInnow Nikokl°ouw am Stein Lolling; nnow Mhkok am Stein Richter, Mhok[ Francke, Boeckh. 6 ÉApoll≈niow PA am Stein Richter. - 7 MhnÒdvtow am Stein Richter. - 11 ÉAlupntou am Stein Richter. 12 Mnhsy[°vw] Boeckh nach Abschrift Richter. - 13 ÉArte[ am Stein Richter, ÉArt°midi Abschrift Limnios. Es ist nicht ersichtlich, welche Personengemeinschaft die zwölf Dedikanten repräsentieren.

Nr. 1917

Votivgabe an Theos Hypsistos

Fundort: Bandırma (?) im armenischen Friedhof. Spons Angabe "Placiae" ist nicht mit Kursunlu gleichzusetzen (wo meist "Plakia" angenommen wird), sondern der armenische Friedhof weist wie bei Inschrift →Nr. 1933, die auch Vaillant kopiert hat, klar auf Bandırma hin. Publikationen: Spon, Miscellanea 345 Nr. 71 (Kopie Vaillant; m.lat.Ü.); Fleetwood, Sylloge 37 Nr. 3; Spon, in: Polenus, Thesauri Supplementa IV 1337-38 Nr. 71 (m.lat.Ü.); Boeckh, CIG 3669; Cook, Zeus2 II 2, 882. vgl: Schürer, Sber Berlin 1897, 212 (Z.1-5); Hasluck, List IV 14. 1 2 3 4 5 6 7

égay∞i tÊxhi: G. Pesk°nniow ÉOnÆsimow Ye“ ÑUcίstƒ svye‹w én°yhka §k megãlou kindÊnou metå t«n fidίvn: neίkhw eÈxaristÆrion énaye›nai

Heil und Segen! Gaius Pescennius Onesimos für Theos Hypsistos. Ich habe nach Rettung aus großer Gefahr zusammen mit meinen Angehörigen (die Stele?) errichtet. Man soll zum Dank für den Sieg die Gabe weihen.

Theos Hypsistos oder Zeus Hypsistos auch in den Inschriften →Nr. 1552, →Nr. 1918, →Nr. 1919, →Nr. 1921, →Nr. 2197, →Nr. 2368, →Nr. 2370. "Im Zeuskultus sammelten sich hellenische und einheimische Elemente. Die Bezeichnung yeÚw Ïcistow verrät diese Unbestimmtheit." (Schultze, Kleinasien I 350). 6/7 meint den Auftrag des Gottes; etwa §p°tajen ist (gedanklich) zu ergänzen.

Nr. 1918

Weihung einer Bildsäule an Zeus Hypsistos

Fundort: Bandırma (Lechat - Radet), in einem Han (Gasthaus), "from Panormos" (Cook). - Antike Herkunft: Kyzikos (Murray, Smith). - Museum: London, British Museum. Publikationen: Murray, RA (3.sér.) 17, 1891, 10 Nr. 1; Th. Reinach, REG 5, 1892, 363; Smith, BM Sculpture I Nr. 817; Lechat - Radet, BCH 17, 1893, 520 Nr. 1; S.Reinach, RA (3.sér.) 25, 1894, 98; Ziebarth, Vereinswesen 66 Nr. 33; Cumont, RevBelgPubl 40, 1897, Suppl, 12, Foto Nr. 3 (n.v.); Schürer, Sber Berlin 1897, 210; Perdrizet, BCH 23, 1899, 592 (m.frz.Ü.), Foto Taf. 4; Ziebarth, AM 30, 1905, 145-6; Marshall, GIBM 1007 m.Foto; Leipoldt, in: Haas, Bilderatlas 9-11, 19, Foto Nr. 155; Morel, Hermes 65, 1930, 227; Robert, Coll Froehner I 137; Kasten, Bursian Jber 279, 1942, 102; Nilsson, GGR II2 Foto Taf. 14 Nr. 3, vgl. S. 666; Cook, Zeus2 II 2, 881-2 (m.engl. u. frz.Ü. v. Marshall[?] bzw. Perdrizet), Foto Taf. 39; Nilsson, GGR II3 Foto Taf. 14 Nr. 3, vgl. S. 666; Baslez, L'étranger, Foto vor S. 289; Schwertheim, in: Asia Minor Studien Bd. 1, 98 Anm. 15. vgl: Th. Reinach, REG 7, 1894, 391 (Z.2/3); Amelung, RM 16, 1901, 262; Hasluck, JHS 24, 1904, 23 vor Nr. 5 (Z.1-3); Girard, REG 18, 1905, 19; Poland, Vereinswesen 85 Anm. ++ (Z.1-3), 370 ?; Hasluck, Cyzicus 207 Nr. 3; Hasluck, List IV 13; Cumont, in: RE 9, 1, 1914, 447-8; Robert, REG 49, 1936, 243 Anm. 3 = OpMin I 679; L. Robert, Hellenica VII 43 Anm. 3; RepGRI Nr. 354.

(6.4.) Festlandküste zwischen den Mündungen von Aisepos und Rhyndakos

649

Inschriftträger: Marmorstele. Im Relieffeld drei Gottheiten: Links Zeus, rechts Apollon, die mittlere ist unklar (Artemis / Persephone / Hekate oder Dionysos). Unterhalb - an der Oberfläche reliefiert - ein Bankett mit sechs Personen, darunter Szenen eines Festes: (1) Musiker mit zwei Flöten (gerade und gebogene), schlägt mit Holzschuhen den Takt. (2) Nacktes tanzendes Mädchen; um sie herum tänzelt (3) ein Pantomime mit Klapperinstrumenten (krÒtala) in beiden Händen. (4) Ein Mundschenk schöpft den Wein mit der Oinochoë aus dem großen Mischkessel. Datierung: 2. Jh. v. (Cumont RE), Ende 2. Jh. v. (Perdrizet, Amelung) / 2. Jh. n. Chr. (Marshall, Cook). 1 2 3 4 5

Di‹ Ícίstvi k(a‹) TVXV Yãllow §p≈numow tÚn telam«na ép°dvka

Für Zeus Hypsistos und für (das Dorf?). Thallos, der Eponymos (des Vereins?), ich habe die Bildsäule geweiht.

3 t“ x≈[rvi] Yãllow Murray, Perdrizet; t“ x“ Yãllow Reinach, Ziebarth Z.3 TVXV: Die Ergänzung t“ x≈[rvi] bei Murray und Perdrizet wurde von den Autoren übernommen außer von Reinach und Ziebarth, welche t“ x“ (Dat. von xoËw = Verein) annehmen. Ziebarths Argumente: Die Weihung eines Reliefs an den Kultgott und den Kultverein (im Vereinsheiligtum) ist üblich; Thallos hat offenbar das Amt eines §p≈numow bekleidet, aber nur die Lesart t“ x“ macht deutlich, wovon er leitendes Mitglied ist; einen solchen Leiter eines Vereins (êrjanta xoË) ehrt auch die Inschrift →Nr. 2538; xoËw / pl. xÒew kann auch das Vereinsfest zur Initiation der Dionysosmysten meinen. Nach Lechat/Radet ist zwischen TVXV u. Yãllow keine Lücke. Poland tritt dagegen für xv[rίƒ] ein, außerdem gibt es in Mysien weitere Weihungen an eine Gottheit und an die k≈mh oder kvm∞tai oder an den x«row.

Nr. 1919

Weihung an Theos Hypsistos nach Traumweisung

Fundort: "Von der kleinasiatischen Küste, genauere Provenienz unbekannt" (Mitteilung des Besitzers an J.H. Mordtmann). - Verwahrung: Konstantinopel, Privatsammlung (ca. i.J. 1884). Die Weihung reihen wir hier bei Bandırma ein (wegen yeÚw ÜUcistow auch in →Nr. 1917, →Nr. 1918, evtl. →Nr. 1921). Der Herkunftsort kann natürlich Kyzikos sein. Publikationen: J.H. Mordtmann, AEM 8, 1884, 198 Nr. 18; Cook, Zeus2 II 2, 883. 1 2 3 4 5 6

Nr. 1920

égayª tÊxhi Ye“ ÑUcίstƒ ÉAsklhpiÒdotow Svsipãtrou katå ˆnar

Heil und Segen! Für Theos Hypsistos. Asklepiodotos (Sohn) des Sosipatros aufgrund einer Traumweisung

Weihung an Poseidon und Dionysos

Fundort: Bandırma (aus Kyzikos, in Panderma, Limnios). - Antike Herkunft: Kyzikos (?). Publikationen: Lolling, AM 9, 1884, 17 unten (Kopie N. Limnios). - vgl: Hasluck, List IV 65. Ergänzungen von Lolling: 1 2 3

- - - - ÉAke]storίdou fler≈menow] KÒrhw t∞w Svteίraw Poseid«ni k]a‹ DionÊsƒ

..... (Sohn) des Akestorides, Priester der Kore Soteira, für (Poseidon) und Dionysos

1 Akestorides ist ein gut bezeugter Name (18mal in LGPN).

Nr. 1921

Weihung, an Zeus Hypsistos ?

Fundort: Bandırma. Publikationen: Lechat - Radet, BCH 17, 1893, 523 Nr. 7; Hasluck, List IV 15 m.Anm. 2. Inschriftträger: Kleine Stele (H 30 cm) mit Relief eines Pferdes oder Rindes.

(6.) KYZIKOS und Umgebung

650 1+2 3 4

Nr. 1922

Spuren von zwei Zeilen

H[

]EIV eÈxÆn

Hasluck: [y][“ Ícί]tƒ eÈ|xÆn oder [D][Ícί]tƒ eÈ|xÆn

Weihung, auf Geheiß des Gottes

Fundort: Bandırma - die Stele ist vielleicht aus Alexa, so Hasluck, da er zu der beigefügten kleinen viereckigen Basis mit Relief ein Gegenstück in Alexa gesehen hat. Publikationen: Hasluck, JHS 26, 1906, 28 Nr. 6. - vgl: Hasluck, List IV 29. Inschriftträger: Stele mit zwei Reliefs; das obere gebrochen (Reste von Altar, Zeus, Adler), das untere zeigt einen Mann, der einen Stier zum Opfer führt. Zwischen den Reliefs die Inschrift (Bh 1,5 cm): 1 2

OÈãriw FRIVO% Pvllίvn kat' §pitagØn toË yeoË én°yhka eflketeÊvn

OUARI% lies flketeÊvn am Stein

Varius .... Pollion, ich habe auf Geheiß des Gottes (die Stele) aufgestellt mit der Bitte um Hilfe.

Nr. 1923

Weihung an Apollon

Fundort: Bandırma. Publikationen: Hasluck, JHS 27, 1907, 61 Nr. 1. - vgl: Hasluck, List IV 53. Inschriftträger: Stele (40 x 25 cm), oben gebrochen, mit Relief: Adoranten mit Schaf, rechts stehender Apollon mit Kithara und Patera. Darunter die Inschrift: 1 2

Nr. 1924

ÑHliÒdvrow ÉApÒllvni

Heliodoros für Apollon

Weihung an Asklepios

Fundort: Bandırma (in wall at Hagia Trias). Publikationen: Hasluck, JHS 23, 1903, 79 Nr. 14. - vgl: Hasluck, List IV 32. Inschriftträger: Stelenfragment (25 x 17 cm), Reste eines stehenden Asklepios. - Datierung: "spät" (Hasluck).

1 2

Nr. 1925

- - - - - Íp¢r ufloË eÈxØn ÉAsklhpi“

..... (Name) (weiht) für den (eigenen) Sohn (dies) als Votivgabe an Asklepios

Weihung an den Fluß(gott) Enbeilos

Fundort: Bandırma (im Friedhof der Armenier, Pococke, publ. 1752). Publikationen: Pococke, Inscriptiones 27 Mitte Nr. 1; Boeckh, CIG 3700. vgl: Hasluck, List IV 77; RepGRI Nr. 353. 1 2

ÉAsklapçw §rgostÒlow potam“ ÉEnbeίlƒ eÈxÆn

Asklap(i)as, Aufseher öffentlicher Arbeiten, (weiht) dem Fluss(gott) Enbeilos (dies) als Votivgabe.

ÉAsklapçw für ÉAsklapiãw. Der Name Enbeilos auch in →Nr. 1206 aus Alexa (wohl auch eine Weihung an den Flussgott Enbeilos) und in Grabschriften: ÖEmbile (→Nr. 1821 aus Çakıl nahe Kyzikos) und ÉEnbilçw (→Nr. 2062 aus Daskyleion).

Nr. 1926

Weihung an Zeus ?

Fundort: Bandırma, in einem Privathaus. Publikationen: Hasluck, JHS 23, 1903, 80 Nr. 19 mit Zeichnung der Inschrift. - vgl: Hasluck, List IV 27. Inschriftträger: Stele mit Relief einer Opferszene (links: Sklave tötet einen Ochsen, in der Mitte Altar und Baum, darauf ein Adler, rechts stehender Zeus mit Patera und Szepter). Nur Reste einer Inschrift:

Hasluck:

[ÉOnÆ]simow Íp¢r EÈsebe[ίaw]

Onesimos für Eusebeia

(6.4.) Festlandküste zwischen den Mündungen von Aisepos und Rhyndakos

Nr. 1927

651

Weihung?

Fundort: Bandırma. - Museum: İzmir, Museum. Publikationen: Vermaseren, CCCA I 95 Nr. 288, Foto Taf. 63. Inschriftträger: Kybele, rechts unten abgebrochen (evtl. fehlt ein Teil der Inschrift).

Mousίpph Nr. 1928

Mousippe ? (kein bekannter Name)

Grabschrift für Gaius Clodius Artemidoros Gallicianus

Fundort: Bandırma. Publikationen: Millingen, ÑEllSull 8, 1873/74, 171 Nr. 3 m.Text am Ende des Bandes (Kopie Limnios); Schwertheim, IK 18, 265. - vgl: Hasluck, List V 46; RepGRI Nr. 370. Datierung: Römische Zeit. 1 2 3 4 5 6 7 8 9

ÍpÒmnhma G. Klvdίou ÉArtemid≈rou GallikianoË ˘ kateskeuãsyh aÈt“ §k t«n fidίvn ÍpÚ toË yreptoË aÈtoË ÉAlejãndrou

Grab des Gaius Clodius Artemidoros Gallicianus, welches ihm errichtet wurde aus den eigenen Mitteln von seinem Ziehsohn Alexandros

5/6 kateskeÊas[en]{y} ≤aut“ Schwertheim

Nr. 1929

Grabschriften für Patron (Sohn), Patron (Vater) und Aristonike

Fundort: ?, im Territorium von Kyzikos. - Verwahrung: Slg. Tolunay (Bandırma). Jetzt Museum Bandırma (Foto 2015). - Antike Werkstatt: Kyzikenische Werkstatt (Cremer; Schmidt: Kyzikenische Werkstatt unter Einfluß der Pyxis-Werkstatt). Publikationen: Schwertheim, EA 1, 1983, 115-16 Nr. 12, Foto Taf. 14; SEG 33, 1983, 1066; Cremer, Grabstelen 155 KSt 32, Foto Taf. 13, vgl.S. 79. 87. - vgl: J.u.L. Robert, Bull. ép. 1984, 341; Schmidt, Grabreliefs 112, Tab. IV. Inschriftträger: Naiskosstele mit Relief, Typ "Pudicitia Philista", gleiche Werkstatt →Nr. 1621 (ähnlicher Aufbau) (Cremer). Totenmahl, beidseits Frauen in Trauerhaltung mit Dienern unter den Schemeln, ein weiterer re. vom dreibeinigen Tisch, darauf Kuchen oder Brote. Datierung: Ende 1. Jh. v. (Cremer), 2./1. Jh. v. (Schwertheim), 6030 v. Chr. (Schmidt).

ka‹ Pãtrvnow toË Pãtrvnow

Pãtrvnow toË Diog°nou ka‹ ÉAristoneίkhw t∞w ÉApollvnίou

..... und (Grab) des Patron, des (Sohnes) des Patron. (Grab) des Patron, des (Sohnes) des Diogenes. Und der Aristonike, der (Tochter) des Apollonios.

(6.) KYZIKOS und Umgebung

652 Nr. 1930

Grabschriften (Bakchios und Familie)

Fundort: Im Bad von Bandırma, dann im Haus von Runge i.J. 1890 (Pf.-M.). - Antike Werkstatt: Kyzikenische Werkstatt (Cremer). Museum: Istanbul, Archäol. Museum (Inv.Nr. 2224). Publikationen: E. Pfuhl, JDAI 20, 1905, 52 Nr. 6, Abb.4; Mendel, Mus. Const. Nr. 1021 m.Abb.; G. Krahmer, JDAI 40, 1925, 195; E. Pfuhl, JDAI 50, 1935, 40; Pfuhl - Möbius, Nr. 1990, Foto Taf. 287; Schwertheim, IK 18, 128, Foto Taf. 10; Cremer, Grabstelen 1, 143 KM 1, Foto Taf. 9, vgl. S. 76. vgl: P. Devambez, BCH 70, 1946, 166 Anm. 4; Fabricius, Totenmahlreliefs 303 ff. m.Anm. 138. 140. 145. 147, Foto Taf. 46a. Inschriftträger: Totenmahlrelief (H 107, B 113, T 19), beschädigt (die Köpfe und das Röhrenloch). - Datierung: 1. Hälfte 2. Jh. v. Chr. (Pfuhl-M., Cremer). 1 2

Parmon[ - - - ] t∞w ÉAgaya[ - - - ]

3 4

[ - - - ]uw [Ba]kxίou

5 6

Bakxίou GlaÊkou

(Grab) der Parmonis(?), der (Tochter) des Agatha... / - - - des Bakchios / (Grab) des Bakchios, (des Sohnes) des Glaukos.

Nr. 1931

Grabschrift für Septimia Aurelia Ophelime

Fundort: Bandırma. - Antike Werkstatt: Kyzikenische Werkstatt (Cremer). Museum: Istanbul, Arch. Museum (Inv.Nr. 3854). Publikationen: J.A.R. Munro, JHS 17, 1897, 274 Nr. 20; Schwertheim, IK 18, 432, Foto Taf. 31; Cremer, Grabstelen 1, 170 KB 18, vgl. S. 101. - vgl: Hasluck, List V 225; SEG 32, 1982, 1248. Inschriftträger: Stelenfragment (H 36, B 38, T 8, Bh 1,8-2 cm) mit Relief-Büste (der Verstorbenen?). Datierung: 2. Jh. n.? (Schwerth.), nach 212 n. Chr. (Aureliername). 1 2 3 4 5 6

ÍpÒmnhma [S]eptimίa AÈrhlίa ÉV[f]elίmh Mçrkow OÈlpia[nÒw] TrÒfimow tª glukutã[t˙ s]unbίƒ zhsãs˙ ¶th meÄ [m]neίaw [xã]rin

3 Am Stein deutlich OUAPI oder OULPI (danach A oder kein Buchstabe), deshalb sicher OÈlpia|[nÒw] oder OÎlpi|[ow] - nicht, wie andere vorschlagen, OÈã{r}i|[ow] oder OÈa{l°}[ri|ow]. Grab: Septimia Aurelia Ophelime. Marcus Ulpianus Trophimos für die allerliebste Gattin. Sie hat 45 Jahre gelebt. Zum Gedenken.

Nr. 1932

Grabschrift für Timolaos und Dionysios

Fundort: Bandırma. - Antike Werkstatt: Kyzikenische Werkstatt (Cremer). Museum: Istanbul, Archäol. Museum (Inv.Nr. 3856). Publikationen: Hasluck, JHS 23, 1903, 79 Nr. 15; Mansel, AA 1933, 130 Nr. 34; L. Robert, RevPhil 65, 1939, 189; Pfuhl - Möbius, Nr. 1827, Foto Taf. 263; Schwertheim, IK 18, 456; Cremer, Grabstelen 1, 149 KSt 12, vgl. S. 79. 83-84. vgl: Hasluck, List V 285; Ertüzün, Kapıdagı yarımadası1 151 Nr. 3856. Inschriftträger: Stele (H 63, B 52, T 8) mit Totenmahlrelief: Sitzende trauernde Frau (li.), ein Mann auf der Kline, ein stehender Mann (re.), vielleicht Dionysios, der zweite Verstorbene. Unten die Inschrift: 1 2 3

TimÒlae SeleÊkou xa›re

4 5 6

DionÊsie Timolãou xa›re

Timolaos (Sohn) des Seleukos, lebe wohl ! Dionysios (Sohn) des Timolaos, lebe wohl !

(6.4.) Festlandküste zwischen den Mündungen von Aisepos und Rhyndakos

Nr. 1933

653

Grabschrift für Aurelius Chrestos und Aurelia Euposia

Fundort: Bandırma. - Spon [nach Vaillant] gibt als Fundort einen armenischen Friedhof in "Placia" an; es dürfte sich indes kaum um das hypothetisch bei Kursunlu [→Ort 6580], fast 40 km östl. von Kyzikos lokalisierte Plakia handeln - vielmehr ist anzunehmen, dass Vaillant den Stein [in den 60er od. 70er Jahren des 17. Jh.] in Panormos/Bandırma vorfand und dieses mit Plakia gleichsetzte, wie nach ihm noch manche Geographen [z.B. Mannert, Geographie VI 3, 1802, 533-4]; für diese Vermutung spricht, neben der Unwegsamkeit des von den zeitgenössischen Reisenden meist gemiedenen Küstengeländes am Karadag-Gebirge, Perrots Auffinden derselben Inschrift in Bandırma i.J. 1861 (vermauert beim Brunnen Tsabu Tschesmé), vor allem aber die armenische Ansiedlung zu Bandırma [im Gegensatz zu Kursunlu], die schon in früher Zeit bezeugt wird: s. Stochove, Het bereysde Oosten2, Brügge 1681, 179; Turner, Tour Levant III 194; Hasluck, Cyzicus 51; u.v.a. - Sestinis Fundortangabe kommt aus den u.g. Gründen nicht in Betracht. Publikationen: Spon, Miscellanea 346 Nr. 72 (m.lat.Ü.; Kopie Vaillant); Fleetwood, Sylloge 295 Nr. 1; Spon, in: Polenus, Thesauri Supplementa IV 1339-40 Nr. 72 (m.lat.Ü.; Kop. Vaillant); Perrot, Exploration I 90 Nr. 58 (m.frz.Ü.); Grégoire I Nr. 7. vgl: Lolling, AM 9, 1884, 26, 3. Inschr. (Vgl. mit Perrots Kopie und zu Z.6 Mitte); Cumont, MEFR 15, 1895, 270 Nr. 8; Hasluck, List V b 10 m. Anm. 4 (Teile von Z.5-6); RepGRI Nr. 372. Inschriftträger: Sarkophag. - Datierung: Ende 3. Jh. n. Chr. (Grégoire). Wir trennen diese von Vaillant und Perrot kopierte Inschrift von der von Sestini kopierten (Lettere Odeporiche I 29 Mitte = →Nr. 1853), die Boeckh zusammen mit dieser zu einer Inschrift vereinigt hat (CIG 3690). Die Texte weisen uns zu deutliche Unterschiede auf (AUR./AILIOU [Z.2]; Verfluchung/Geldmult; 4-/6Zeilen-Umfang) und, vor allem, sind die abweichenden Fundortangaben nicht zu vereinbaren. 1 2 3 4 5 6

[Í]pÒ[mnhma] AÈr(hlίou) XrÆstou ˘ kateskeÊasen •aut“ z«n ka‹ tª glukutãt˙ mou gunaik‹ AÈr(hlί&) EÈposίa: to›w d¢ loipo›w épagor°v: efi d° tiw tormÆs' ßteron katay°syai, ¶s[t' aÈ]t“ prÚw tÚn yeÒn

4 gunaikH Spon (Misc.), Fleetwood. - 5 tolmÆsei Spon, Fleetwood; tolmÆs Hasluck. 6 katay°stai ¶ste aÈt“ Spon, Gregoire; katay°stai, GS[ ]TV Majuskel Perrot 6 katay°sai, ¶s[tv aÈ]t“ alternativ Perrot, Wilhelm; katay°sai, ¶stai aÈt“ Lolling Grab (ÍpÒmnhma) des Aurelius Chrestos, welches er errichtet hat für sich zu Lebzeiten und für meine liebste Gattin Aurelia Euposia; den übrigen verbiete ich es. Wenn aber einer es wagt einen anderen zu bestatten, soll er gegenüber Gott (verantwortlich sein). Z.6 hatte Perrot bei der Ergänzung das Problem, dass auch ¶s[t' aÈ]t“ gerade noch in der Lücke Platz hat. Aber Lolling hat am Stein festgestellt, dass die Lücke doch größer ist und ¶s[tv aÈ]t“ ergänzt werden kann. Dann aber (und erst recht bei kleinerer Lücke) halten wir es für besser, ¶ste anzunehmen, weil dies schon Spon nach der Kopie von Vaillant als gelesen (?) gegeben hat, und zwar als Schreibweise für ¶stai.

Nr. 1934

Grabschrift (Menophanes und Familie)

Fundort: Bandırma (aus Kyzikos, in Panderma, bei der Kirche Ag.Trias, Lolling / Kizikos?, Ertüzün / Erdek ?, Museumsangabe lt. Schwertheim). - Antike Herkunft: Kyzikos (?) Antike Werkstatt: Kyzikenische Werkstatt (Cremer). Museum: Istanbul, Arch. Museum im Garten (Inv.Nr. 3852). Publikationen: H.G. Lolling, AM 9, 1884, 21 Mitte; Pfuhl - Möbius, Nr. 2004; Schwertheim, IK 18, 334, Foto Taf. 27; Cremer, Grabstelen 1, 161-62 KSt 52, vgl. S. 79. - vgl: Hasluck, List V 199; Ertüzün, Kapıdagı yarımadası1 151 (Nr. 3852). Inschriftträger: Totenmahlrelief (li. weggebrochen, H 56, B 71, T 18, Bh 1,5 cm): Auf der Kline drei Personen (die linke kaum sichtbar), rechts Frau auf einer Bank. Datierung: Hellenistisch (Pfuhl-M., Cremer) / 1. Jh. n. Chr. (Lolling).

(6.) KYZIKOS und Umgebung

654 1 2

[ - - - - ] o]u

Mhnofãnhw ÉAristofãnou

3 4

5 6

ÉArte[m- - - ] Mhno[fãnou]

- - - - Menophanes (Sohn) des Aristophanes. Artem- - des Menophanes.

Nr. 1935

Grabschrift (Nikopolis und Herakleides)

Fundort: ?, im Territorium von Kyzikos. - Verwahrung: Slg. Tolunay (Bandırma). Jetzt Museum Bandırma (Foto 2015). Antike Werkstatt: Kyzikenische Werkstatt (Cremer). Publikationen: Schwertheim, EA 1, 1983, 115 Nr. 11, Foto Taf. 13; SEG 33, 1983, 1065; Cremer, Grabstelen 1, 157 KSt 37, Foto Taf. 14, vgl. S. 79. 87. Inschriftträger: Totenmahlrelief (H 57, B 43-46, T 9 Bh 1,5-1,7 cm). Auf der Kline ein Mann und eine sitzende Frau (Füße auf einem Hocker), links eine weitere Frau auf einem Schemel. Der dreifüßige Tisch steht auf einem Podest, r. davon schöpft ein Diener aus einem Gefäß. Datierung: 1. Jh. v. Chr. (Cremer); 2./1. Jh. v. Chr. (Schwertheim). 1 2

NeikÒpoli ÑHrakleίdou

3 4

ÑHrakleίdh Prajidãmantow

xaίrete

5

Nikopolis, Tochter des Herakleides. Herakleides, Sohn des Praxidamas. Lebt wohl ! Nr. 1936 →Nr. 1603

Grabschrift für Paresia und (den Vater?) Parthenios

Fundort: Bandırma - Fundort unbekannt bei Pfuhl - Möbius und bei Schmidt, der das Relief einer kyzikenischen Werkstatt zuweist (deshalb hier mit Foto als →Nr. 1603 eingeordnet). - Museum: Çanakkale, Museum. 1 2 5

Parhsίa Paryenίou xaίrete

Nr. 1937

3 4

Pary°niow SeÊyou

Name SeÊyhw häufig, seltener SeÊyaw / Seuyçw

Paresia, Tochter des Parthenios. Parthenios, Sohn des Seuthes. Lebt wohl !

Grabschrift (Matrone und Kinder) mit Strafklausel

Fundort: Bandırma. - Antike Herkunft: Kyzikos (?). Publikationen: Millingen, ÑEll Sull 8, 1873/74, 171 Nr. 4 m.Text am Ende des Bandes (Kopie Limnios); Schwertheim, IK 18, 291. vgl: J. Oehler, in: Eranos Vindobonensis 1893, 278 Nr. 24 (Z.4-5); Waltzing, Corporations II 155, III 46 Nr. 137 (Z.4-5); Chapot, Province 169 (zu Z.4/5); Poland, Vereinswesen 120, 169 (Z.4-5); Hasluck, List V 182; Broughton, AJA 42, 1938, 57 (Z.4-5); Broughton, in: Frank, Ec Survey IV 841 (Z.4-5); Abmeier, in: Asia Minor Studien 1, 4 (Z.4-5); RepGRI Nr. 371; P. Schlosser, in: Cyzique, cité majeure et méconnue de la Propontide antique 273 (m.frz.Ü.).

1 2 3 4 5

[ÍpÒmnhma] [toË de›now ˘ kate]skeÊasen •aut“ ka‹ tª glu[kutãt˙] [gunaik‹] Matr≈n˙ ka‹ to›w koino›w ≤m«n t°[knoiw]: [to›w d¢] loipo›w épagoreÊv: efi d° tiw tolmÆs˙ ßte[ron] [katay°syai], d≈sei t“ flervtãtƒ sunedrίƒ t«n sakkofÒrvn limeneίtvn X ÄaÄ

4 d«sai Waltzing.

5 limenit«n Waltzing.

(Grab des ..., welches) er errichtet hat für sich und die liebste (Frau) Matrone und unsere gemeinsamen Kinder; für die übrigen aber verbiete ich es. Wenn aber jemand es wagt einen anderen (zu bestatten), soll er an das fler≈taton sun°drion der sakkofÒroi (Sackträger / Lastenträger) vom Hafen 1000 (?) Denare zahlen.

(6.4.) Festlandküste zwischen den Mündungen von Aisepos und Rhyndakos

655

Z.4 fler≈taton sun°drion bezeichnet eine Gilde und kommt als Empfänger einer Strafsumme in Kyzikos und Umgebung öfters vor (→Nr. 1584, →Nr. 1801, →Nr. 1826, vielleicht →Nr. 1602); auf der nahen Insel Prokonnesos scheint flerå t°xnh (→Nr. 1332, →Nr. 1342, →Nr. 1346) oder auch §npÒrion (→Nr. 1323) eine ähnliche Organisation zu bezeichnen; weitere Gilden von Trägern (fortÆgion, z.B. CIG 3592 = G. Petzl, Talanta 8-9, 1977, 94) kennen wir aus Alexandreia Troas und Smyrna. Lit. dazu siehe oben (bei vgl.). Z.4/5 Hier die Gilde der sakkofÒroi am Hafen, in →Nr. 1584 die Gilde der Träger am Eichamt.

Nr. 1938

Grabschriften für Asklas

Fundort: Dedepinarköy bei Bandırma. Antike Werkstatt: Kyzikenische Werkstatt (Cremer). Museum: Bursa, Arch. Museum (Inv.Nr. 2207, alt 1967). Publikationen: Pfuhl - Möbius Nr. 1042 m.Abb. 69, Add. II S. 570; SEG 27, 1977, 803; Schwertheim, IK 18, 88, Foto Taf. 8; Cremer, Grabstelen 1, 135 KH 3, vgl. S. 57. Inschriftträger: Stele, oben abgebrochen (H 86, B 56, T 15, Bh 1,5-2 cm) mit zwei Reliefs. Oben: Sitzende Frau und zwei stehende Männer. Unten: Junger Reiter (der verstorbene Heros Asklas ?), Baum mit Schlange, links ein Diener. Datierung: 2. Jh. n. Chr. (Schwertheim, Cremer). RELIEF 1 2 3

[Di]agÒraw DiagÒrou ka‹ YeodÒth Yeofίlou ka‹ Y°vn DiagÒrou z«ntew tØn stÆllhn kateskeÊasan RELIEF

4 5

ÉAsklçw DiagÒrou ¥row xa›re

Diagoras, (Sohn) des Diagoras, und Theodote, (Tochter) des Theophilos, und Theon, (Sohn) des Diagoras, haben zu Lebzeiten den Grabstein (stÆlh) aufgestellt. Asklas (Sohn) des Diagoras, Heros, lebe wohl ! Der bestattete Asklas war also ein Bruder des Theon oder sein Onkel.

Nr. 1939

Grabschrift (Fragment mit Grußformel an den Wanderer)

Fundort: ?, im Territorium von Kyzikos. - Verwahrung: Slg. Tolunay (Bandırma). Jetzt Museum Bandırma? Antike Werkstatt: Kyzikenische Werkstatt (Cremer). Publikationen: E. Schwertheim, EA 1, 1983, 117 Nr. 15, Foto Taf. 14; SEG 33, 1983, 1069; Cremer, Grabstelen 1, 130-31 KN 16, vgl. S. 48. Inschriftträger: Marmorstele (H 35, B 26, T 11, Bh 1-1,8 cm) mit zwei Reliefs: das gebrochene obere zeigt noch einen Schemel (und Beine) und einen Diener; das untere eine sitzende Frau auf kleinem Hocker. Datierung: 1. Jh. v. Chr. (Cremer). 1 2 3 4

MH[ MAN[ xa›re: [ka‹ sÊ ge, Œ] parod[e›ta]

Lebe wohl ! (Auch du) Wanderer (lebe wohl !)

(6.) KYZIKOS und Umgebung

656 Nr. 1940 a

Grabschrift (Moschion, Diokles, Menandros)

Fundort: Bandırma? vgl. →Nr. 1940 b. Verwahrung: Museum Bandırma (Foto 2009/2015). Publikationen: Nach eigenem Foto. - Vielleicht identisch mit →Nr. 1940 b. Inschriftträger: Totenmahlrelief. Vier Personen auf der Kline, jeweils Brot (Kuchen?) in der Linken. Am linken Rand sitzt eine Trauernde, vor ihrem Schemel ein Diener. Dreifüßiger Tisch mit Gaben, rechts ein Diener. 1 2 3

[M]Òsxion Diokl∞ Me[ Mosxίou M°nandre Di[ xa›re xaίrete

Moschion, Tochter der Moschion, lebe wohl ! - Diokles, Sohn des Me[nandros] (und) Menandros, Sohn des Di[okles], lebt wohl !

Nr. 1940 b (= 1940 a ?)

Grabschrift für Moschion und Menandros

Fundort: Bandırma. Publikationen: Hasluck, JHS 23, 1903, 80 Nr. 18; Pfuhl - Möbius, Nr. 2017; Schwertheim, IK 18, 368. vgl: Hasluck, List V 219. Inschriftträger: Totenmahlrelief: Vier Männer auf der Kline. Nur Hasluck hat die Inschrift gesehen. Vermutlich ist es derselbe Stein wie →Nr. 1940 a.

[ - - - - -] [M]osxou xa›re Nr. 1941

[ - - - - -] Menãndr[ou] xarete

Grabschrift für Apollonios

Fundort: Bandırma. - Museum: Bursa (inv. 2627). Publikationen (ohne Text): Cremer, Grabstelen 156 KSt 34, Foto Taf. 14. Inschriftträger: Giebelstele mit Relief. - Datierung: Ende 1. Jh. v. Chr. In Z.2-4 wurden Inschriftteile in neuerer Zeit nachgemalt, kein anderer Text ist sichtbar (abgerieben? nie vorhanden?) außer in Z.1 (unsicher). 1 2 3 4

[upÒmnh]ma ? ÉApollvnou HRV[ ca.3 ] ÉApollv[ ] uflo[Ë]

--des Apollonios --Sohn des Apollonios

5

Buchstabenreste?

Nr. 1942

Grabschrift für Athenodoros

Fundort: ?, im Territorium von Kyzikos. - Verwahrung: Slg. Tolunay (Bandırma). Jetzt Museum Bandırma (Foto 2015). Antike Werkstatt: Kyzikenische Werkstatt (Cremer), Werkstatt in der Gegend von Miletupolis (Schmidt). Publikationen: Schwertheim, EA 1, 1983, 112 Nr. 4, Foto Taf. 12; SEG 33, 1983, 1058; Cremer, Grabstelen 1, 155 KSt 33, Foto Taf. 13, vgl. S. 79. 87. vgl: J.u.L. Robert, Bull. ép. 1984, 341; Schmidt, Grabreliefs 25. Inschriftträger: Marmorstele (H 37, B 27, T 5, Bh 0,8-1 cm), Totenmahlrelief: Zwei Personen auf der Kline, links sitzt die trauernde Frau und ein Diener hantiert zum Tisch hin; rechts vom Tisch ein Diener neben einem Krug. Datierung: Ende 1. Jh. v. Chr. (Cremer). 1 2 3

ÉAyhnÒdvre Mousaίou k¢ Mhnofãnhw, xa›re: k¢ sÊ ge, Œ parode›ta

Athenodoros, (Sohn) des Mousaios und der Menophane, lebe wohl ! Und auch du, Wanderer, lebe wohl !

(6.4.) Festlandküste zwischen den Mündungen von Aisepos und Rhyndakos

Nr. 1943

657

Grabschrift für Aulus Vettianus

Fundort: ?, im Territorium von Kyzikos. - Verwahrung: Slg. Tolunay (Bandırma). Jetzt Museum Bandırma (Foto 2011/2015). Antike Werkstatt: Kyzikenische Werkstatt (Cremer). Publikationen: Schwertheim, EA 1, 1983, 112-13 Nr. 5, Foto Taf. 12; SEG 33, 1983, 1059; Cremer, Grabstelen 1, 153 KSt 28, Foto Taf. 12, vgl. S. 79. 83 ff. Inschriftträger: Marmorstele (H 85, B 54, T 9, Bh 2 cm), Totenmahlrelief: Ein Mann auf der Kline mit einem Trinkgefäß (?) in seiner Linken; links sitzt eine Trauernde, vor ihrem Schemel steht ein Diener. Dreifüßiger Tisch mit Trauben (?), rechts davon ein Diener. Datierung: Frühe Kaiserzeit (Schwertheim). 1 2 3

ÍpÒmnhma AÎlou BetiÆnou ˘ ka[t][e]skeÊasan aÈt“ ofl uflo‹ LÒngow ka‹ Pollίvn mnÆmhw xãrin

Grab des Aulus Vettianus, das für ihn die Söhne Longos und Pollion errichtet haben, zum Gedenken.

Nr. 1944

Grabschrift (Protis und Angehörige)

Fundort: ?, im Territorium von Kyzikos. - Verwahrung: Slg. Tolunay (Bandırma). Jetzt Museum Bandırma (Foto 2009/2015). Antike Werkstatt: Kyzikenische Werkstatt (Cremer); gleiche Werkstatt wie →Nr. 1655, →Nr. 1656, →Nr. 1678, →Nr. 1689, →Nr. 2152. Publikationen: Schwertheim, EA 1, 1983, 116 Nr. 13, Foto Taf. 14; SEG 33, 1983, 1067; Cremer, Grabstelen 1, 163 KF Dem 1, Foto Taf. 16, vgl. S. 92-93. vgl: J.u.L. Robert, Bull. ép. 1984, 341; Schmidt, Grabreliefs 26. Inschriftträger: Marmorrelief (H 58, B 68-70, T 15, Bh 0,9-1,7 cm). Links eine sitzende Frau, die sich entschleiert; an der Säule ein Mann und ein Diener mit gekreuzten Beinen; zwei Personen (Junge und Mädchen ?) reichen sich die Hände; ganz rechts ein Diener. Datierung: 2. Jh. v. Chr. (Cremer), 3./ 2.Jh. v. Chr. (Schwertheim). 1 2

Prvtίdo[w] [ - - - - - ] MhnodÒtou toË Dhmhtrίou t∞w Dhmhtrί[aw] [ - - ] ÉApollod≈rou toË Menekrãtou

(Grab) der Protis, der (Tochter) der Demetria. (Grab des) ......, (des Sohnes) des Menodotos, des (Sohnes) des Demetrios. (Grab des) ....., (des Sohnes) des Apollodoros, des (Sohnes) des Menekrates. 2/3? ÉApollod≈rou [ - - Mene?]krãto[u toË] | Menekrãtou (Schw., Cremer). Da ist etwas verrutscht und eine 3. Zeile sehen wir nicht (eigene Fotos 2009/2015). - Die Schrift wird von links nach rechts immer kleiner.

Nr. 1945

Grabschrift (Bischof Nikandros?), christlich

Fundort: ?, im Territorium von Kyzikos. - Verwahrung: Slg. Tolunay (Bandırma). Jetzt Museum Bandırma? Publikationen: Schwertheim, EA 1, 1983, 117 Nr. 17, Foto Taf. 14; SEG 33, 1983, 1071; J.u.L. Robert, Bull. ép. 1984, 341. Inschriftträger: Marmorplatte (vier Bruchstücke); H 35, B 61, T 5, Bh 3-4 cm. - Datierung: Christliche Zeit. 1 2 3

[Íp]Òmnhma vac. [Neik]ãndrou §piskÒpo[u] [èg]ίou pneumat[ikoË]

Grab des Bischofs Nikandros (?) des gottgeweihten, vom Heiligen Geist erfüllten.

(6.) KYZIKOS und Umgebung

658 Nr. 1946

Grabschrift für Anastasios und Euphemia (Freigelassene), christlich

Fundort: Bandırma. Publikationen: Lechat - Radet, BCH 17, 1893, 523 Nr. 10; Grégoire I Nr. 12. vgl: Hasluck, List V b 3; Schultze, Kleinasien I 369. Datierung: 5. Jh. n. Chr. (Grégoire), spätantik (y°siw + Genetiv ist eine christliche Formel). 1 2 3

Nr. 1947

y°shw ÉAnastasίou k¢ t∞w §leuy°raw aÈtoË EÈfimίaw

Grab des Anastasios und seiner Freigelassenen Euphemia.

Grabschrift (Rufina und Ehemann)

Fundort: Bandırma. Publikationen: Lechat - Radet, BCH 17, 1893, 523 Nr. 11; Hasluck, List V b 31 mit Anm. 5; Grégoire I Nr. 11. vgl: RepGRI Nr. 369. Inschriftträger: "plaque du dallage": Feld aus Quadersteinen ? - Datierung: Christliche Zeit. 1 2 3

[ÍpÒmn]hma diaf°rvn T[ [lam]potãtou ka‹ t›w a[ÈtoË] gam[e]t∞w [ÑRo]ufÆnhw

Das Grab gehört dem höchst ehrwürdigen T... und seiner Gattin Rufina

2 POTATOU Lechat - Radet - 3 [Tr]ufÆnhw(?) Lechat - Radet 1-3 diaf°rn t|[o›w é]pÚ Tãtou ka‹ t∞w a[ÈtoË] | gam[e]t∞w [Tr]ufaίnhw Hasluck aÈtoË gamet∞w Trufaίnhw Hasluck hat das Unterstrichene nicht in Klammern gesetzt (hatte er Autopsie ?). Z.1/2 : statt T[ | lam]potãtou gibt Hasluck t[o›w é]pÚ Tãtou, also 'das Grab gehört den Nachkommen des Tatos und seiner Gattin Rufina'; aber wahrscheinlicher ist, dass die Eheleute selbst das Grab besitzen, denn andernfalls wären wohl die Nachkommen namentlich genannt.

Nr. 1948

Grabschrift für Trophime

Fundort: Bandırma. - Museum: Istanbul, Arch. Museum (Inv.Nr. 3862). Publikationen: Munro, JHS 17, 1897, 274 Nr. 21 (Kopie Anderson); Schwertheim, IK 18, 460, Foto Taf. 12. - vgl: Hasluck, List V 287. Inschriftträger: Stele (H 39, B 31, T 6, Bh 1,5 cm) mit Totenmahlrelief: Mann auf der Kline, Dreifußtisch mit Speisen. 1 2 3

[ - - ]NEVN Trofίmh Svs[y°n]ou toË GlÊkvnow gunØ [ - - ] xa›re

2 Svs[ibίou yugãthr - - - ]ou Munro Trophime (Tochter) des Sosthenes, Frau des Glykon, lebe wohl !

Nr. 1949

Grabschrift für Iulius Gen- - und seine Frau

Fundort: Bandırma. Publikationen: Hasluck, JHS 23, 1903, 79 Nr. 16. - vgl: Hasluck, List V b 16 m.Anm. 7. Inschriftträger: Bruchstück. - Datierung: Christliche Zeit ? (Hasluck zweifelnd). 1 2 3

[Íp]Òmn[hma] [ÉIou]lίou Gen[tianoË ?] [ka‹] sunbίou

Nr. 1950

viele andere Ergänzungen sind möglich, z.B. Gen°yliow. Grab des Iulius Gentianus (?) und seiner Gattin

Grabschrift für Nike

Fundort: Bandırma. Publikationen: Perrot, Exploration I 89 Nr. 57; Pfuhl - Möbius, Nr. 988; Schwertheim, IK 18, 375.

(6.4.) Festlandküste zwischen den Mündungen von Aisepos und Rhyndakos

659

vgl: Hasluck, List V 219 +6. Inschriftträger: Grabrelief (H 40, Bh 1,5 cm): Frau mit Dienerin. Darunter die Inschrift.. 1

Neίkh m(nÆmhw)

2 3

Nr. 1951

Nike, oder

m(nhme›on)

xa›re

zur Erinnerung. Lebe wohl !

Grabschrift für Apollonios

Fundort: Bandırma. - Antike Werkstatt: Kyzikenische Werkstatt (Cremer). - Museum: Istanbul, Archäol. Museum (Inv.Nr. 4497). Publikationen: Pfuhl - Möbius, Nr. 1765; SEG 29, 1979, 1261; Schwertheim, IK 18, 59, Foto Taf. 5; Cremer, Grabstelen 1, 161 KSt 50, vgl. S. 79. Inschriftträger: Stele (H 36, B 47, T 9,5, Bh 1,4-1,8 cm) m. Totenmahlrelief: (links) Diener und sitzende Frau, Dreifußtisch mit Speisen. Datierung: 2./1. Jh. v. Chr. (Cremer). 1 2 3

ÍpÒmnhma ÉApollvnίou toË Mhnofίlou ˘ §poίhsen aÈt“ ı ÍiÚw MhnÒfilow

Grab des Apollonios, des (Sohnes) des Menophilos, das für ihn sein Sohn Menophilos gemacht hat.

Nr. 1952

Grabschrift für Menestheus

Fundort: Mesembria (Nessebar/Bulgarien). - Antike Werkstatt: Derselbe Handwerker wie →Nr. 1951 (Schmidt). - Museum: Sofia, Nationalmuseum (Inv.Nr. 4745). Publikationen: Mihailov, IGB I2 Nr. 338 Taf. 181; Pfuhl - Möbius, Nr. 1660, Foto Taf. 243. vgl: Schmidt, Grabreliefs 32 Anm. 188, 115, Tab. V. Datierung: Vielleicht noch Ende 1. Jh. n. (Pf-M.), flavisch (Schmidt). Vor Beginn der Z.1 erkennt man die Rasur einer älteren Inschrift. 1 2

MenesyeÁw Xair°ou xa›re

Menestheus (Sohn) des Chaireas, lebe wohl !

Wir haben die Reliefstele aus dem Schwarzmeer-Gebiet hierher gestellt, da sie (nach Schmidt) vom selben Handwerker stammt wie das voranstehende Werk. Ob deshalb wandernde Handwerker oder ein Export anzunehmen ist, bleibt unbekannt.

Nr. 1953

Grabschrift für Euboulides

Fundort: ?, im Territorium von Kyzikos. - Verwahrung: Slg. Tolunay (Bandırma). Jetzt Museum Bandırma (Foto 2011/2015). Antike Werkstatt: Kyzikenische Werkstatt (Cremer). Publikationen: Schwertheim, EA 1, 1983, 113-14 Nr. 7, Foto Taf. 12; SEG 33, 1983, 1061; Cremer, Grabstelen 1, 152 KSt 23, Foto Taf. 11, vgl. S. 79. 8384. vgl: J.u.L. Robert, Bull. ép. 1984, 341; Schmidt, Grabreliefs 27, Tab. IV. Inschriftträger: Marmorstele (H 53, B 27-30, T 7, Bh 1,4 cm), Totenmahl: ein Mann auf der Kline, links sitzt die Trauernde, dreifüßiger Tisch mit Gebäck (Brote?), rechts daneben ein Diener. - Datierung: (noch) 1. Jh. v. Chr. (Schwertheim, Cremer), ausgehendes 1. Jh. v. Chr. (Schmidt). 1 2

EÈboulίdh ÉAgίou xa›re

Euboulides (Sohn) des Agias, lebe wohl !

(6.) KYZIKOS und Umgebung

660 Nr. 1954

Grabschrift Metrodoros

Fundort: ?, im Territorium von Kyzikos. - Verwahrung: Slg. Tolunay (Bandırma). Jetzt Museum Bandırma? Antike Werkstatt: Kyzikenische Werkstatt (Cremer). Publikationen: Schwertheim, EA 1, 1983, 114-15 Nr. 10, Foto Taf. 13; SEG 33, 1983, 1064; Cremer, Grabstelen 1, 154 KSt 30, Foto Taf. 13, vgl. S. 79. 87. - vgl: J.u.L. Robert, Bull. ép. 1984, 341; Schmidt, Grabreliefs Tab. IV. Inschriftträger: Marmorstele (H 54, B 40, T 15, Bh 1-1,9 cm), Totenmahl: Mann(?) auf der Kline, links sitzt die Trauernde, ein(e) Diener(in) vor dem Schemel, dreifüßiger Tisch voll mit Gaben, rechts ein Diener. Datierung: 2. Jh. v. Chr. (Cremer), 1. Jh. v. (Schwerth.), 110-90 v. (Schmidt). 1 2

[Mh]trÒdvrow Mhnod≈rou xa›[re]

Nr. 1955

Metrodoros (Sohn) des Menodoros, lebe wohl !

Grabschrift Sosthenes?

Fundort: ?, im Territorium von Kyzikos. - Verwahrung: Slg. Tolunay (Bandırma). Jetzt Museum Bandırma (Foto 2009/2015). Antike Werkstatt: Kyzikenische Werkstatt (Cremer). Publikationen: Schwertheim, EA 1, 1983, 116 Nr. 14, Foto Taf. 14; SEG 33, 1983, 1068; Cremer, Grabstelen 1, 150 KSt 16, Foto Taf. 11, vgl. S. 79-80. 83-84. - vgl: Schmidt, Grabreliefs 26, Tab. V. Inschriftträger: Marmorstele (H 58, B 44, T 9, Bh 1,9-2,2 cm), Totenmahl: Zwei Personen auf der Kline, beide mit Trinkgefäß (?) in der Linken; die Trauernde sitzt links auf dem Schemel (davor ein kaum noch erkennbarer Diener ?), der dreifüßige Tisch voll mit Gaben, rechts davon ein Diener. Datierung: 1. Jh. v. (Cremer), 2./1. Jh. v. (Schwertheim), flavisch (Schmidt). 1 2

[Svs]y°nh TimoyÆou xa›re

Sosthenes (?) (Sohn) des Timotheos, lebe wohl !

1 [Svs]y°nh Schwertheim. Am Stein ist jetzt nur YEN erhalten. - TimoyÆou (sic) lies Timoy°ou.

Nr. 1956

Grabschrift

Fundort: ?, im Territorium von Kyzikos. - Verwahrung: Slg. Tolunay (Bandırma). Jetzt Museum Bandırma? Antike Werkstatt: Kyzikenische Werkstatt (Cremer). Publikationen: Schwertheim, EA 1, 1983, 117 Nr. 16, Foto Taf. 14; SEG 33, 1983, 1070; Cremer, Grabstelen 1, 162 KSt 53, vgl. S. 79. Inschriftträger: Marmorrelief, Bruchstück: Mann auf der Kline, in der Linken etwas haltend. Inschriftrest oben, darüber war ursprünglich ein weiteres Relief. Datierung: Kaiserzeitlich (Cremer). 1 2

Nr. 1957

- - - ]ou[ - - ka‹ tå t]°kna aÈt∞[w

und die Kinder von ihr

Grabschrift für Apollonios

Fundort: Bandırma, in einem Privathaus (Hasluck). Publikationen: Hasluck, JHS 24, 1904, 20 Nr. 2; Philippidis, Mikrasiatikã Xronikã 3, 1940, 369 unten Nr. 1; Schwertheim, IK 18, 52. - vgl: Hasluck, List V 30. Inschriftträger: Stele mit Totenmahlrelief; Bh 3 cm. 1 2

ÉApoll≈nie Diog°nouw xa›re

Apollonios (Sohn) des Diogenes, lebe wohl !

(6.4.) Festlandküste zwischen den Mündungen von Aisepos und Rhyndakos

Nr. 1958

661

Grabschrift für Baebius

Fundort: Bandırma. Publikationen: Hasluck, JHS 24, 1904, 20 Nr. 3; Philippidis, Mikrasiatikã Xronikã 3, 1940, 369 Nr. 2; Schwertheim, IK 18, 125. - vgl: Hasluck, List V 135. Inschriftträger: Totenmahlrelief (später kunstloser Stil), die Inschrift kam in späterer Verwendung dazu (Hasl.). 1 2

ÍpÒmnhm Baibίou EÈtuxç ˘ §[poί]hsen aÈt“ ı uflÚw Baίbiow Galãthw

Am Stein upomnhmbaibiou

Grab des Baebius, (des Sohnes) des Eutychas, das für ihn sein Sohn Baebius, (Sohn) der Galate, gemacht hat.

Nr. 1959

Grabschrift (Arios?)

Fundort: Bandırma. Publikationen: Lechat - Radet, BCH 17, 1893, 522 Nr. 4; Schwertheim, IK 18, 68. vgl: Hasluck, List V 43; Pfuhl - Möbius Nr. 870. Inschriftträger: Relief mit Totenmahlszene, darunter die Inschrift. Datierung: Mitte 2. Jh. v. Chr. ? (nach Vergleich mit Pfuhl - Möbius Nr. 869). 1 2

[ÉA]r[ί]ou toË ÉArt°mvnow [ ]tesίou toË Menãndrou

(Grab) des Arios (?), des (Sohnes) des Artemon (Grab) des ....., des (Sohnes) des Menandros

1 Arios: so ergänzt, da der Name in →Nr. 1889 (FO Edincik nahe Bandırma) bezeugt ist. 2 [ÑIk]esίou Lechat - Radet. - Zu ]tesίou findet sich kein passender Name.

Nr. 1960

Grabschrift Menandros

Fundort: Bandırma. Publikationen: Lechat - Radet, BCH 17, 1893, 522-23 Nr. 6; Schwertheim, IK 18, 305. vgl: Hasluck, List V 186. Inschriftträger: Zwei Reliefs (oben Totenmahl, unten reitender Heros), dazwischen die Inschrift. 1 2

Nr. 1961

M°nandre MelÆto[u] xa›re

Menandros (Sohn) des Meletos, lebe wohl !

Grabschrift (Zopyros? und Hermaïs), mit Strafklausel

Fundort: Bandırma (Brunnentrog, 1893). Publikationen: Lechat - Radet, BCH 17, 1893, 523 Nr. 8; Schwertheim, IK 18, 219. vgl: Hasluck, List V 300 mit Anm. 3 (Z.1); RepGRI Nr. 368. Inschriftträger: Sarkophag (Fragment). 1 2

sunex[≈rhs]a d¢ efiw tÚn EGEIRE[ ]N mou blhy[∞]nai tÒ[n te puron k(a‹) tØn guna›kan aÈtoË ÑErma˝da: to›w d¢ loipo›w épagoreÊv

1 EGEIRE[ ]N: eir°[tiÒ]n mou Hasluck. - 1/2 tÒ[n te uflÚn Z≈]|puron Hasluck. Ich erlaube dass in ... bestattet werden Zopyros(?) und seine Frau Hermaïs; den übrigen verbiete ich es. Z.1 EGEIREN hat Hasluck in eir°[tio]n konjiziert bzw. ergänzt; damit meint er wohl etwas wie den Unterbau der Grabanlage. Derartige Regelungen, dass bestimmte Personen im unteren Bauteil des Grabes zu bestatten sind, finden sich öfters. Hasluck hat zwar für speir°tion keinen Beleg, verweist aber auf →Nr. 1584 (dort kommt ein Ípospeirίthw oder Ípospirίtion o.ä. als Unterbau eines Grabes vor).

Nr. 1962

Grabschrift für P. Aelius Aglaos

Fundort: Bandırma, in der Außenmauer der armenischen Kirche verbaut. Publikationen: Lechat - Radet, BCH 17, 1893, 523 Nr. 9; Schwertheim, IK 18, 11. - vgl: Hasluck, List V 5. 1 2

ÍpÒmnhma P. A‡l. ÉAglãou ka‹ t«n t°kn[vn]

Grab des Publius Aelius Aglaos und der Kinder

(6.) KYZIKOS und Umgebung

662 Nr. 1963

Grabschrift für Zotiche

Fundort: Bandırma. Publikationen: Hasluck, JHS 25, 1905, 57 Nr. 8; Schwertheim, IK 18, 225. - vgl: Hasluck, List V 303. Inschriftträger: Stele (H 30, B 24, Bh 1 cm) mit Relief (Hasluck: Abschiedsszene). 1 2

Nr. 1964

Zvtίxh ÉOnhsί[mou] xa›r[e]

Zotiche (Tochter) des Onesimos, lebe wohl !

Grabschrift (Paterion)

Fundort: Bandırma, in der Kirche Ag.Trias vermauert. Antike Werkstatt: Kyzikenische Werkstatt (Cremer). Museum: Istanbul, Arch Museum (Inv.Nr. 3861). Publikationen: J.A.R. Munro, JHS 17, 1897, 274-75 Nr. 22; A.M. Mansel, AA 1933, 136-37 Nr. 50; Pfuhl - Möbius Nr. 1300, Foto Taf. 191; Schwertheim, IK 18, 402; Cremer, Grabstelen 1, 140 KH 17, vgl. S. 59. - vgl: Hasluck, List V 228; Ertüzün, Kapıdagı yarımadası1 152 Nr. 3861. Inschriftträger: Zwei Reliefs (Totenmahl, unten reitender Heros mit Diener), dazwischen die Inschrift (Bh 1 inch [2,54 cm]). Datierung: Späthellenistisch oder erste Kaiserzeit (Cremer).

[ - - - Dionu]sίou ı ka‹ Paterίvn [ - - - ] xa›re ... des Dionysios?, der auch Paterion genannt wird, lebe wohl ! Nr. 1965

Grabschrift für Tryphosa

Fundort: Bandırma, hoch oben in der Mauer der griechischen Schule (Hasluck). Publikationen: Hasluck, JHS 23, 1903, 80 Nr. 17; Pfuhl - Möbius II S. 566 Nr. XVI; Schwertheim, IK 18, 465. vgl: Hasluck, List V 291. Inschriftträger: Stele mit Relief einer sitzenden Frau. Darunter die Inschrift. 1 2

Nr. 1966

Truf«sa Kle[ãndrou] xa›re

Tryphosa (Tochter) des Kleandros (?), lebe wohl !

Grabschrift für Mikke

Fundort: Bandırma. - Museum: Istanbul, Arch. Mus. (Inv.Nr. 4496). Publikationen: Pfuhl - Möbius, Nr. 2128, Foto Taf. 305; SEG 29, 1979, 1262 (m.briefl. Mitt. von Mason); Schwertheim, IK 18, 353. Inschriftträger: Stele (H 49, B 48, T 9, Bh 2 cm) mit Relief-Büste der Verstorbenen. - Datierung: Späthellenist. o. frührömisch (Pf.-M.). 1 2

Mίkkh Yias°ou, gunØ d¢ Diog°nou: xa›re

1 Yias°ou gut zu lesen, also im Nom. Yiãseow oder Yias∞w - belegt sind die Namen nicht, wohl aber Yίasow. - Pfuhl-M.: Mίkh Yras°ou, also der gut bezeugte Name Yras∞w - steht aber nicht so am Stein. Mikke (Tochter) des Thias(e)os (?), Frau des Diogenes, lebe wohl !

Nr. 1967

Grabschrift (Archippos? und Archestratos?)

Fundort: Bandırma (aus Kyzikos, in Panderma, bei der Kirche Ag.Trias, Lolling). Antike Herkunft: Kyzikos (?) - Museum: Istanbul, Arch. Museum, im Garten. Publikationen: Lolling, AM 9, 1884, 20-21 oben; Pfuhl - Möbius, Nr. 827; Schwertheim, IK 18, 86. vgl: Hasluck, List V 38. Inschriftträger: Stele (H 59, B 37, T 9 cm) mit zwei Reliefs: (rechts) Totenmahlszene mit zwei Personen auf der Kline, (links) Mann auf einem Fels sitzend. Darunter die Inschrift. - Datierung: 2. oder 1. Jh. v. Chr.

(6.4.) Festlandküste zwischen den Mündungen von Aisepos und Rhyndakos

663

Nach Hasluck eine sich durchziehende (zweizeilige) Inschrift. Schwertheim nimmt zwei kleine Inschriften an (jeweils nur Name und Patronymikon):

ÖArxi[pp]o[w [ÉAr]xestrã[tou] Nr. 1968

]ep[ ÉApollvnίou[

Archippos (Sohn)

- - -

des Archestratos

des Apollonios

Grabschrift für Soteris

Fundort: Bandırma (Panderma, Kirche der Panagia, Lolling). Publikationen: Lolling, AM 9, 1884, 26, 2. Inschr.; Pfuhl - Möbius, Nr. 952; Schwertheim, IK 18, 439. vgl: Hasluck, List V 268. Inschriftträger: Relief (sitzende Frau mit Kind auf dem Schoß), darunter die Inschrift. Datierung: Frühestens späthellenistisch (Pfuhl-M.). 1 2

Nr. 1969

ÍpÒm[nhm]a Svthrίdow: xaίrete

Grab der Soteris. Lebt wohl !

Grabschrift für Helene

Fundort: Bandırma. Publikationen: J.H. Mordtmann, AM 10, 1885, 211 Nr. 41; Schwertheim, IK 18, 181. vgl: Hasluck, List V 155; Pfuhl - Möbius, Nr. 492. Inschriftträger: Relief (stehende Frau und Dienerin), darüber die Inschrift.

ÑEl°nh Bospç Nr. 1970

Helene (Tochter) des Bospas

Grabschrift für Eirene

Fundort: Bandırma. Publikationen: Lechat - Radet, BCH 17, 1893, 522 Nr. 3; Pfuhl - Möbius, Nr. 975; Schwertheim, IK 18, 178. vgl: Hasluck, List V 165. Inschriftträger: Relief (Dienerin reicht eine Schatulle, in die eine Frau greift).

EfirÆnhw t∞w ÉAntigÒnou Nr. 1971

(Grab) der Eirene, (Tochter) des Antigonos

Grabschrift für Helene

Fundort: Baghtchéli [?] près Panderma (Mendel). - Antike Werkstatt: Kyzikenische Werkstatt (Cremer). - Museum: Istanbul, Arch.Museum (Inv.Nr. 1100). Publikationen: Mendel, Mus. Const. Nr. 1044 m.Abb.; Pfuhl - Möbius Nr. 1604, Foto Taf. 306; Schwertheim, IK 18, 180; Cremer, Grabstelen 1, 167 KB 9, vgl. S. 99. Inschriftträger: Stele (H 78, B 41, T 9 cm) mit skulptierter Büste der Verstorbenen, darunter die Inschrift (Bh 2 cm) und unten Totenmahlrelief (ein Mann auf der Kline). Datierung: Anfang 2. Jh. n. Chr. (Cremer, S. 99. 165).

ÑEl°nh xa›re Nr. 1972

Helene, lebe wohl !

Grabschrift für Eumenes

Fundort: Bandırma (aus Kyzikos in Panderma, Kloster Ag.Triados, Lolling; in die Umfassungsmauer des Hofes eingelassen, Wiegand i.J. 1902). Antike Werkstatt: Kyzikenische Werkstatt (Cremer). - Museum: Istanbul, Arch.Museum (Inv.Nr. 3860 T). Publikationen: H.G. Lolling, AM 9, 1884, 22 oben; Th. Wiegand, AM 29, 1904, 288-89 Abb.20; A.M. Mansel, AA 1933, 122-23 Nr. 20; Pfuhl - Möbius, Nr. 832, Foto Taf. 176; Schwertheim, IK 18, 203, Foto Taf. 16; Cremer, Grabstelen 1, 128 KN 9, vgl. S. 44. vgl: Hasluck, List V 129; Ertüzün, Kapıdagı yarımadası1 152, Nr. 3860. Inschriftträger: Stele (H 70, B 49, T 22, Bh 1,3-2 cm) mit Relief: Rechts sitzender

(6.) KYZIKOS und Umgebung

664

Mann, links ein korinthisches Kapitell (der Verstorbene könnte ein Steinmetz gewesen sein). Darunter die Inschrift. - Datierung: 2. Jh. v. Chr.

EÈm°nouw toË ÉOlÊmpou Nr. 1973

(Grab) des Eumenes, des (Sohnes) des Olympos

Grabschrift für Menophanes

Fundort: Bandırma (Panderma, Kirche der Panagia, Lolling). Publikationen: Lolling, AM 9, 1884, 26, 1. Inschr.; Pfuhl - Möbius, Nr. 1960; Schwertheim, IK 18, 336. vgl: Hasluck, List V 200. Inschriftträger: Totenmahlrelief (zwei Männer auf der Kline), darunter die Inschrift.

Mhnofãno[uw t]oË Poseid[ίppou] Nr. 1974

(Grab) des Menophanes, des (Sohnes) des Poseidippos oder Poseidonios

Grabgedicht für den ermordeten Menandros

Fundort: Kyzikos oder Bandırma oder Erdek (laut MuseumsKatalogen; erworben vom Händler Takvor, der 17 Inschriften aus Kyzikos und Umgebung nach Istanbul gebracht hat). Antike Werkstatt: Kyzikenische Werkstatt (Cremer). Museum: Istanbul, Archäol. Museum (Inv.Nr. 3307). Publikationen: W. Peek, AM 56, 1931, 129 Nr. 14; A. Müfid Mansel, AA 1933, Sp. 127/8 Nr. 29, Foto Abb.11; Peek, GV 1552; Peek, GG 204; Pfuhl-Möbius, Nr. 1939, Foto Taf. 280; Schwertheim, IK 18, 519, Foto Taf. 38; Cremer, Grabstelen 1, 145 KM 10, vgl. S. 79; Merkelbach - Stauber, Steinepigramme (SGO) Bd. 2 S. 59 Nr. 08/01/46. vgl: Ertüzün, Kapıdagı yarımadası1 151 Nr. 3307. Inschriftträger: Stele (H 64, B 47, T 13-14, Bh 1-2 cm) mit Totenmahlrelief: Auf der Kline ruhen zwei Männer mit Trinkschalen in der Hand, wohl Menandros und sein Vater Meidias, links eine Frau, wohl Moschion, auf einem Stuhl mit Kissen, darunter eine kleine Dienerin. In der Mitte ein Tisch mit Speisen, darunter Traube und Granatapfel. Rechts ein Knabe, der beim "Totenmahl" (der jährlich wiederholten Gedenkfeier) als Mundschenk ministriert. Über dem Kopf der Frau eine große, bärtige Schlange. Datierung: Ende 2. Jh. v. Chr. (Pfuhl-M., Cremer). M°nandre Meidίou xa›re:

1 2 3

Vers 1

4

Vers 2

5

Vers 3

6

Vers 4

7

Vers 5

8

Vers 6

Meidίou ufl¢ M°nandre, tί tån panÒdurton étarp[Òn] steίxeiw, §kprolipΔn lugrå t°knƒ dãkrua; MÒsxion afiãzei se gunÆ, yrhne› d° se1édelfÆ ktany°nta1afifnidίvw layrίou éndrÚw êr˙: [ÖE]rre, TÊxh panÒdurte, tί tÚn yãllota pr‹n Àraw [¶]sbesaw, éndrol°tan ÖArea dejãmenon;

Vers 4 êr˙ = ÖArei, vgl. Vers 6. - Vers 5 yãllota : YANOTA auf dem Stein. Menandros, Sohn des Meidias, sei gegrüsst. Menandros, Sohn des Meidias, warum schreitest du auf dem ganz beklagenswerten Pfad und hinterlässt deinem Kind jammernde Tränen ? Deine Frau Moschion beklagt dich, deine Schwester beweint dich, der du plötzlich getötet wurdest durch den Ares (den Mord) eines Mannes aus dem Hinterhalt. Sei verwünscht, ganz beklagenswerte Fortuna, warum hast du den Blühenden vor der Zeit ausgelöscht, indem er den männermordenden Ares empfing ?

(6.4.) Festlandküste zwischen den Mündungen von Aisepos und Rhyndakos

Nr. 1975

665

Grab des Demetrios, mit Versen

Fundort: Bandırma. - Antike Werkstatt: Kyzikenische Werkstatt (Cremer). Museum: München, Glyptothek (W 522). Publikationen: P. Wolters, in: FS Amelung 269-70, Foto Abb.1; SEG 4, 1929, 713; A. v. Salis, Sber Heidelberg 1935/36/4, 22.3; Lippold, Plastik 319 Anm. 12; Ch.W. Clairmont, AA 1974, 232-33 Nr. 3, Foto Abb. 4; J.u.L. Robert, Bull. ép. 1976, 557; Pfuhl - Möbius Nr. 1275, Foto Taf. 189; Stupperich, Staatsbegräbnis 17980. 194; Schwertheim, IK 18, 148; Hansen, CEG II Nr. 730; Vierneisel-Schlörb, Klassische Grabdenkmäler und Votivreliefs (Glyptothek München, Kat. Skulpt. III, 1988) 59-64 Nr. 11, Foto Taf. 24; Cremer, Grabstelen 1, 122 K 6, vgl. S. 13-14; Merkelbach - Stauber, Steinepigramme (SGO) Bd. 2 S. 50 Nr. 08/01/38. - vgl: Wolters, Glyptothek München 39 Nr. 522; Ohly, Glyptothek München1, 30, 34 Nr. 8. Inschriftträger: Stele (H 42, B 25, T 9 cm), s. unten. Datierung: 4. Jh. v. (Orthographie, Gen. Sing. -o); 3. oder frühes letztes Viertel 4. Jh. v. Chr. (Vierneisel - Schlörb); Ende 4. bis Mitte 3. Jh. v. Chr. (Hansen).

Dhmhtrίo toË ÉAl°jev

< ÉAl°jhw

(Grab) des Demetrios, des (Sohnes) des Alexes Auf dem Bug eines Kriegsschiffs kniet ein sprungbereiter Hoplit. Er deckt sich mit dem Schild und hält in der Rechten eine Waffe, wohl ein Schwert. Unter dem Relief:

tÒnde [ [p]rom[ax Vielleicht zwei Zeilen mit einem einzigen Vers (Hansen).

Nr. 1976 a

Grabspruch für Synetos mit Gruß an den Fremden

Fundort: Bandırma. Publikationen: Lechat - Radet, BCH 17, 1893, 522 Nr. 5; Pfuhl - Möbius, Nr. 1958; Schwertheim, IK 18, 447. vgl: Hasluck, List V 278. Inschriftträger: Totenmahlrelief (zwei Personen auf der Kline), darunter die Inschrift. 1 2

"SÊnete xa›re" "ka‹ sÁ xãr˙w, je›ne, ka‹ o· soi pãntew ¶noikoi aÈjÒmenoi biÒtƒ"

Am Stein aujomenos

"Synetos sei gegrüßt." - "Auch du sei gegrüßt, Fremder, und alle mit dir zuhause sollen den Wohlstand mehren."

Nr. 1976 b

Christlicher Spruch

Fundort: Bandırma. Publikationen: Hasluck, List VI 44+; Schultze, Kleinasien I 369 m.Anm. (m.dt.Ü.). Datierung: 5./6. Jh. n. Chr. Aufschrift auf einer Lampe:

f«w XristoË faίnei pçsin Nr. 1976 c

Das Licht Christi scheint für alle.

Grabschrift für Thrysakia, christlich

Fundort: Bandırma. Publikationen: C. Tanrıver, in: Anatolian Studies in honour of Zafer Taslıklıoglu, vol. 1 (edd. N. Basgelen / G. Çelgin / A. Vedat Çelgin, Istanbul 1999) 158 Nr. 3 mit Foto; SEG 49, 1999, 1767. Inschriftträger: Marmorplatte. Datierung: Spätantik/byzantinisch, term. post 312 n. Chr. (Beginn der indictio-Datierung im Osten).

(6.) KYZIKOS und Umgebung

666 1 2 3 4 5

~ ÍpÒmnhma Yrusakίaw: §kumίyi minØ ÉOktobrίou kyÄ, §n fi(n)diktiÒni p°nte k¢ dekãti, eÄ ≤m°r& ~

Grab der Thrysakia. Sie ist eingeschlafen im Monat Oktober am 29., im 15. Jahr der indictio, am Tag 5

Lies Z. 2 §koimÆyh, Z. 3 mhn‹. - Der Name Yrusakίa ist sonst nicht bekannt. Nr. 1977 a-e

→ Kap. 11: Byzantinische Bleisiegel (Panormos)

Dutliman(i) (6566) Sykamia, Skamniais

Etwa 7 km östlich von Bandırma an der Küste gelegenes kleines Dorf.

Nr. 1978

Grabschrift

Fundort: Dutlimani. Publikationen: Mango - Ševčenko, DOP 27, 1973, 277. Datierung: Ca. 3. Jh. n. Chr.

[kateske]Êasen •autª

... (sie) hat für sich (das Grab) errichtet.

Yeniceköy / antik: Plakia ? (6570) Kleiner Küstenort an der Propontis, 14 km onö. von Bandırma. Hier wird das byzantinische Hiereia vermutet, ein Landgut des Klosters Megas Agros (hier →Ort 6578); die Ansetzung folgt der in der Vita des Hl. Theophanes genannten Entfernung (ca. 12 km) vom Kloster Megas Agros (hier →Ort 6578), das 1,5 km westl. von Kursunlu lag. Yeniceköy ist vielleicht auch die Stelle des antiken Plakia (erwähnt bei Herodot; Münzen des 4. Jh. v. Chr.). Die Lokalisierung von Plakia ist verknüpft mit der Lage von Skylake; dazu bei →Ort 6580 (Kursunlu).

Nr. 1979

Grabschrift für Ktesias aus Athen

Fundort: Yenije Kurshunlu, in der Kirche (Hasluck, i.J. 1903). Publikationen: Hasluck, JHS 24, 1904, 36 Nr. 57; Schwertheim, IK 18, 271. - vgl: Hasluck, List V 90. Inschriftträger: Quader, Statuenbasis? (H 52, B 50, T 50, Bh 2,5 cm). - Datierung: 4. Jh. v. Chr. (Gen. Sing. -o). 1 2 3

Kthsίaw Bianorίdo ÉAyhna›ow

Ktesias (Sohn) des Bianorid-os/-es (unbelegter Name) aus Athen

Manastır bei Yeniceköy (Kloster Agia Anna) (6572) 2,5 km ö. von Yenice am Hang des nächsten Bachtals bei der heute Manastır genannten Flur (Steintafel am dortigen Brunnen) sind inmitten eines Platanenhains, 15 min vor der Küste, die Ruinen des Klosters Agia Anna mit antiken Säulen- und Architekturfragmenten, darunter Kapitelle aus dem 5. Jh. n. Chr.; die älteren der hier gefundenen Inschriften können aus Kyzikos stammen, so Mango/Ševčenko (vgl. →Ort 6580 Kursunlu).

Nr. 1980

Namenliste (Mitglieder eines thiasos?)

Fundort: Manastır (Kloster Ag. Anna, in der Kirche [a], i.d. Mauer rechts des Eingangs verbaut [b], Hasluck). Antike Herkunft: Kyzikos (?) (Mango - Ševčenko, DOP, allg. betr. Fragmente in Manastır). Publikationen: Hasluck, JHS 24, 1904, 36-37 Nr. 58 (a+b). - vgl: Hasluck, List IV 89. Inschriftträger: Frg. a: 56x65 cm; oben Totenmahlrelief, zwischen Z. 2-3 "three pipers seated" (Hasluck, JHS). Frg. b: 37x25 cm.

(6.4.) Festlandküste zwischen den Mündungen von Aisepos und Rhyndakos

Fragment a: 1 2 3 4 5 6 7

667

[yiase›t]ai ofl metå ÉAs[klhpiãdou] [toË] Mhtrod≈r[ou] Parmenίskow Par[menίskou] M°nandrow Dhmh[trίou] Potãmvn ÉAskh[piãdou] ÉAsklhpiãdhw M[- - - - - ] ENEKL

5 ASKH[ am Stein - 7 [ÑHgίaw? M]enek[r]ã[touw] Hasluck Fragment b: 8 9 10 11 12 13 14 15

HII Mene[krãthw - - - - - ] MhtrÒ[dvrow - - - - - ] Mhnofãnh[w ]ith[ Mel°ag[r]ow ÉAskl[hpç] MhnÒfilow DaÛkleί[ouw] Mhnofãnhw ÉAsklhp[ç] EÎboulow Mhnofãno[u] MhnÒfilow Parm[enίskou]

16 8 ÑHgί[aw? Hasluck

Namenliste eines Kultvereins, vielleicht für Beiträge, vgl. aus Zeleia (oder Kyzikos) →Nr. 1142 (Namen), →Nr. 1143-1144 (Namen und Beiträge).

Nr. 1981

Christliche Grabschrift, byzantinische Zwölfsilbler

Fundort: Manastır (Ruine des Klosters Agia Anna). Antike Herkunft: Kyzikos (?) (Mango - Ševčenko, DOP, allgemein zu den Fragmenten im Manastır). Publikationen: Hasluck, JHS 24, 1904, 37 Nr. 59 (a+b) mit Abzeichnung; Hasluck, List V b 33 (Auflösung der Kreuzaufschrift); Pančenko, IRAIK 15, 1911, 266 (a: Kreuz, Z.1-2; b); Schultze, Kleinasien I 369 Anm. 4 (Auflösung der Kreuzaufschrift); Grégoire I Nr. 25; C. Mango - I. Ševčenko, DOP 27, 1973, 272; Leclercq, in: DACL III 3258 (a: Kreuz, Z.1-3); Merkelbach - Stauber, Steinepigramme (SGO) Bd. 2 S. 71 Nr. 08/01/99. Inschriftträger: Zwei Bruchstücke (Bh 2,3 cm); Hasluck teilt nicht mit, ob diese aneinander passen (nach der Erwähnung in Haslucks "list" vermuten wir es). Datierung: 992-1092 n. Chr. (zwischen den Jahren 6500 und 6600 der byzantinischen Ära; Mango - Ševčenko nach der Abzeichnung von Hasluck), wahrscheinlich 2. Hälfte des 11. Jh. n. Chr. (Mango - Ševčenko). Für die Zusammengehörigkeit der Fragmente spricht die Schrift (und das Versmaß: byzant. Zwölfsilbler). Fragment a: Über der Inschrift ein Kreuz mit den 4 Buchstaben F X F P (Zeile 1) 1 2 3 4

f(«w) X(ristoË) f(aίnei) p(çsi) §ntaËya tÚn xoËn ka‹ tÚ yn[∞]skon sarkίon

f(e›son) X(rist°) f(e›son) P(anagίa?) Hasluck §ntaËya TEN am Stein

Zeile 2-4 byzantinischer Zwölfsilbler: §ntaËya tÚn | xoËn ka‹ tÚ yn[∞]|skon sarkίon Fragment b: 1 NEI 2 3

êgousa p°mp[thn] •bdomåw tn

•bdomåw TN am Stein

(6.) KYZIKOS und Umgebung

668 4 5 6 7

≤m°ran | ßkth xiliåw •katontåw ≤ p°mpth

Byzantinische Zwölfsilbler: Zeile 2-4 êgousa p°mp[thn] | •bdomåw tn | ≤m°ran | Zeile 5-7 ßkth xiliåw | •katontåw | ≤ p°mpth

Nr. 1982

Grabschrift für Alexandria, christlich

Fundort: Manastır (Kloster Agia Anna). Antike Herkunft: Kyzikos (?) (Mango - Ševčenko, DOP, allg. betr. Fragmente in Manastır). Publikationen: Hasluck, JHS 24, 1904, 37 Nr. 60, 1. Inschr.; Grégoire I Nr. 26. - vgl: Hasluck, List V b 2. Inschriftträger: Bruchstück, Bh 3 cm. - Datierung: Christliche Zeit. 1 2 3 4 5 6 7 8

TOS ton y[ §g°net[o] §g°nto y[ ¶nya k[atak›te ÉAle]jandrίa pi[stØ gunØ ÉIv]ãnnou §pi[stolar][ίo]u

Hier liegt Alexandria, treue Frau des Ioannes, des (Vorstehers oder Bischofs ?)

4 EGENTOY am Stein. - 7/8 §pi[stãtou]? oder §pi[skÒpou] ? Grégoire.

Nr. 1983

Grabschriften (Damianus, Alypia, Ziehtochter Ro.., Kinder)

Fundort: Manastır (Kloster Agia Anna, in der Kapelle). - Antike Herkunft: Kyzikos (?) (Mango - Ševčenko). Publikationen: J.H. Mordtmann, AM 10, 1885, 211 Nr. 40 (Kopie Carabella); Pančenko, IRAIK 15, 1911, 266 (Z.2-4); Schwertheim, IK 18, 143. vgl: Hasluck, List V 92; Mango - Ševčenko, DOP 27, 1973, 272 Anm. 191 (Teile von Z.2-5); RepGRI Nr. 373. Inschriftträger: Drei Bruchstücke eines(?) Sarkophages. - Datierung: (Pančenko: "heidnisch"). Die ed. pr. stellt die 3 Fragmente (a, b, c) nebeneinander, Schwertheim hat diese dann durch Ergänzungen zu einer Inschrift verbunden. Auch andere Kombinationen der Fragmente sind denkbar, z.B. könnten diese und die drei Fragmente in →Nr. 1984, also alle sechs zusammen, eine Sarkophaginschrift gebildet haben (alle haben die ungewöhnliche Buchstabengröße 9,5 bzw. 10 cm und auch die ed.pr. notiert eine Ähnlichkeit mit den o.g. Fragmenten). Pançenko ergänzt a + b zu einer Inschrift; Z.5 und von b Z.2 hat er weggelassen (weil keine Lesart zu finden war - aus demselben Grund fehlt Fragment c), aber ein anderes Fragment (unten: a) dazugestellt: "AMMI", es scheint uns mit Fragment a der voranstehenden Inschrift (→Nr. 1984) identisch sein: "AMMA". Text gebildet nach den Majuskeln bei Mordtmann: Fragment a Fragment b 1 2 3 4 5

upo DamianoË asen eaut to›w tekI HKTOS

ALUPIAK yreptª ÑRv IOLMHSH ET

Fragment c

ERONK _ VTA

Text nach Pançenco. Bei Pançenco in nur 2 Zeilen dargestellt [Zeilentrenner vor tolmÆs˙], hier von uns der ed.pr., die wohl die richtige Anordnung gibt, angeglichen:

(6.4.) Festlandküste zwischen den Mündungen von Aisepos und Rhyndakos

669

Fragment (a)

AMMI

(0) Fragment a 1 2 3 4

Fragment b

Íii Ú[w - - - ? DamianoË [kat][eskeÊ]asen •aut[“] yreptª ÑRv[ - - [ka‹] to›w t°k[noiw - - - ], t olmÆs˙ E[ - - -

Text von Schwertheim (die Ergänzungen hier fett gedruckt): Fragment a 1 2 3 4 5

|

Fragment b

| Fragment c

ÍpÒ[m m nhma] [- - - ] DamianoË [k k a‹] ÉAlupίaw [ - - - - - - ˘ k ate][s s keÊ]asen •aut[“ “ k a‹] yreptª ÑRv[ - - - - - - - - - - ] [k k a‹] to›w t°kn[oo iw: e fi d ° t iw] tolmÆs˙ ßteron k[a a ta][y y °syai] §ktÚw [tt «n p rogegramm°nvn, d ≈sei t “ fl ervtã]tƒ ta[meίƒ Schwertheim's Kombination und Ergänzung von a+b+c ergibt Folgendes:

Grabinschrift; drei Bruchstücke eines (?) Sarkophages: ÍpÒmnhma (=Grab) des .. Damianus (und) der Alypia ... (welches er?/sie? errichtet) hat für sich (und) die Ziehtochter Ro... (und) die Kinder. (Wenn aber jemand) es wagt einen anderen (zu bestatten) außer (einen der Vorgenannten, soll er an die heiligste Kasse (=kaiserlicher Fiscus) ... (zahlen).

Nr. 1984

Grabschriften (Apollinarios und andere)

Fundort: Manastır (Kloster Agia Anna). Antike Herkunft: Kyzikos (?) (Mango - Ševčenko, DOP, allg. betr. Fragmente in Manastır). Publikationen: Hasluck, JHS 24, 1904, 38 oben nach Nr. 60 (a.b.c); Schwertheim, IK 18, 40. vgl: Hasluck, List V 23. Inschriftträger: Drei Bruchstücke eines(?) Sarkophages; Bh 10 cm. Fragment a: Fragment b: Fragment c:

]AMMA[ ]MA[ ]LINARI[

[ÉApol]linãri[ow?] Schwertheim

Ungewöhnlich auch für eine Sarkophaginschrift ist in diesen Fragmenten die Buchstabenhöhe von 10 cm. Eine ähnliche Buchstabengröße weisen auch die drei Fragmente von →Nr. 1983 auf; es ist möglich, dass a l l e sechs Fragmente von e i n e m Sarkophag stammen.

Nr. 1985

Grabschrift für Caspia Moschion

Fundort: Manastır (Kloster Agia Anna). Antike Herkunft: Kyzikos (?) (Mango - Ševčenko, DOP, allg. betr. die Fragmente in Manastır). Publikationen: Hasluck, JHS 24, 1904, 38 Nr. 61; Schwertheim, IK 18, 362. - vgl: Hasluck, List V 215. Inschriftträger: "Slab with fillet in relief." (Hasluck) 1 2

[Ka]spίa MÒsxion xa›r[e]

Kaspia (Caspia) Moschion (fem.) lebe wohl !

[Ka]spίa Hasluck, ]SIIIA in der Abschrift. [- -]shia Schwertheim.

Kursunlu, Manastır (6578) Kloster der Panagίa, Kloster Megas Agros

1,5 km westl. vom Küstendorf Kursunlu stand das Kloster der Panagίa (so nennt es Hasluck), das ziemlich sicher identisch ist mit dem in der byz. Literatur oft erwähnten Kloster Megas Agros (und eher nicht mit dem

(6.) KYZIKOS und Umgebung

670

Kloster Polichnion). Megas Agros wurde ca. 787 vom Hl. Theophanes gegründet; von der Kirche und der frühund mittelbyzantinischen Klosteranlage sind viele Reste vorhanden (s. Belke, TIB 13 s.v. Megas Agros). Die Ruinen gehörten i.J. 1972 zu dem Gelände von Mehmet Köses Farm. Viele der im Rathausgarten zu Karacabey gesammelten Steine sollen von Mehmet Köses Farm gekommen sein, darunter byzantinische und römische Grabschriften; letztere könnten ursprünglich aus Kyzikos stammen (→Nr. 1989 wegen ÍpÒmnhma). Zur möglichen Lokalisierung von Plakia oder Skylake siehe bei →Ort 6580 (Kursunlu Ort). →Nr. 2196 (Kursunlu oder Karacabey)

Ehrung für Kaiser Trajan

Fundort: F1: Mehmet Köses Farm ? (s. oben) - F2/Museum: Karacabey (Rathausgarten). (ad F1: Viele der im Rathausgarten zu Karacabey gesammelten Stücke kommen von Mehmet Köses Farm).

Nr. 1986

Grabschrift?

Fundort: Kursunlu, Manastır (Kloster Megas Agros) (in das Haus von Mehmet Köse verbaut). Publikationen: Mango - Ševčenko, DOP 27, 1973, 259 Nr. 3; J.u.L. Robert, Bull. ép. 1974, 452; Schwertheim, IK 18, 585. Inschriftträger: Marmorplatte, Bruchstück (H 30, B 57, Bh 2,5-3,5), vielleicht Teil eines Sarkophages. Inschrift in den Resten einer Tabula ansata: die erhaltenen Buchstaben sind die Anfänge der sonst verlorenen Zeilen. Datierung: 6. Jh. n. Chr. ? (Mango - Ševčenko). 1 2 3 4 5 6

Nr. 1987

P[ U[ J[ O[ Y[ AR[ -

-

-

Grabschrift für Aurelius Asklepiades, Strafklausel

Fundort: Bei Kursunlu (Ruinen des Klosters Megas Agros). Publikationen: Hasluck, JHS 24, 1904, 35 Nr. 54; Schwertheim, IK 18, 112. vgl: Hasluck, List V 57; Abmeier, in: Mys Studien 3 Anm. 9 (Z.3); RepGRI Nr. 374. Inschriftträger: Sarkophagteil (H 37, B 66, Bh 4,5 cm). Datierung: Römische Zeit (Aurelier: nach 212 n.Chr. ?). ME sind jeweils ligiert 1 2 3 4

AÈr. ÉAsklhp[iãdou] [efi d° tiw] tolmÆs˙ ßtero[n katay°syai], [d≈sei efiw tÚ tame›on?] X ÄbfÄ, tÚn d¢ [toÊtou] [klhronÒmon?] Bal. Sebhre[›non - - - - - ]

am Stein BALSEBHI

(Grab des) Aurelius Asklepiades ... (Wenn aber jemand) es wagt einen anderen (zu bestatten, soll er an ....) 2500 Denare (zahlen). Der Erbe? aber von ihm?, Valerius Severinus?, soll? - - -

Nr. 1988

Grabschrift

Fundort: Kursunlu, Manastır (Kloster Megas Agros) (nahe dem Eingang des Hauses von Mehmet Köse). Publikationen: Mango - Ševčenko, DOP 27, 1973, 258-59 Nr. 1, Foto Nr. 86; Schwertheim, IK 18, 584. vgl: J.u.L. Robert, Bull. ép. 1974, 452. Inschriftträger: Bruchstück (H 18,5, B 23, Bh 2,5 cm). 1 2 3 4

ÍpÒ]mnhma [§gkex]aragm°[n- - ]KAUSHN[ ]NOS TO[

eingegraben (von §gxarãttv)

(6.4.) Festlandküste zwischen den Mündungen von Aisepos und Rhyndakos

Nr. 1989

671

Grabschrift für Melas und die Erben

Fundort: Kursunlu, Manastır (Kloster Megas Agros) ("bei Kursunlu, vor der neueren, in die Ruinen eines Klosters hineingebauten Kapelle, an der Heilquelle", Judeich). Antike Herkunft: Die (bereits oder noch nicht) umgearbeitete Marmorplatte könnte aus Kyzikos stammen (wegen hypomnema). - Museum: Linker Teil des Fragments neuerdings aufgetaucht in: Bursa, Archäol. Museum, Depot (Inv.Nr. 3324, alt 1174). Publikationen: Judeich, Sber Berlin 1898, 554; Schwertheim, IK 18, 479. Linker Teil der Inschrift ist identisch mit einem Fragment, das Th. Corsten (IK 39, 209) aus dem Archäol. Museum Bursa (Depot; Inv.Nr. 3324, alt 1174) publiziert hat. vgl: Hasluck, List V 239; RepGRI Nr. 375. Inschriftträger: Marmorplatte (H 39, B 87, Bh 3-4,5 cm), rechts gebrochen, "aus einem spätantiken zu einem byzantinischen Grabstein umgearbeitet" (Judeich). Sarkophagfragment (Schwertheim). Datierung: Späte Kaiserzeit.

[Í]pÒmnhma [ ]L[ ˘] kate{u}skeÊasen •aut“ [ ]M°ladi ka‹ to›w klhronÒm[oiw

1 2 3

kateuskeuasen eautõ Abz. Judeich Filo]m°ladi Schwertheim

Grab (des ...), welches er errichtet hat für sich (und) .. Melas und die Erben. Judeich: es "scheinen noch zwei weitere Zeilen zu folgen".

Nr. 1990

Grabschrift für Paulus

Fundort: Kursunlu, Manastır (Kloster Megas Agros). Publikationen: Hasluck, JHS 24, 1904, 36 Nr. 55; Grégoire I Nr. 24; Mango Ševčenko, DOP 27, 1973, 259 Nr. 2, Foto Nr. 87 (nur noch drei Buchst. erhalten). - vgl: Hasluck, List V b 23; J.u.L. Robert, Bull. ép. 1974, 452. Datierung: Frühbyzantinisch (Mango - Ševčenko). Inschriftträger: Sarkophagplatte (H 175, B 83, Bh ca. 7 cm). 1 2

Nr. 1991 a

ÍpÒmnhma PaÊlou RAXw (Pax?)

Grab des Paulus

Grab des Aurelius Maior (?)

Fundort: Kursunlu, Manastır (Kloster Megas Agros). Publikationen: Hasluck, JHS 24, 1904, 36 Nr. 56; Schwertheim, IK 18, 115. - vgl: Hasluck, List V 177. Inschriftträger: Fragment, Bh 3 cm. - Datierung: Römische Zeit (Aurelier: nach 212 n.Chr.?).

AÈr. Maίo[row - - - - ] Nr. 1991 b

(Grab) des Aurelius Maior oder Maïos (Ma˝ou ?)

Grabschrift

Fundort: Kursunlu, Manastır (Kloster Megas Agros), an der Nordmauer vor Beginn der Apsis. Publikationen: M.-F. Auzépy, Anatolia antiqua 15, 2007, 364. Inschriftträger: Stele, gebrochen (H 68, B 27, T 11 cm), mit zwei Reliefs: Man erkennt auf dem oberen eine Hand an der Toga, auf dem unteren eine Frau auf der Liege vor dem Dreifußtisch. 1 2

[. . .] ˘ §poίhsen AÈt[[. . .]ow mnÆmhw xãrin

..... das errichtet hat Aut.... ....., zum Gedenken

2/3 vielleicht AÈtÒnoow / AÈtÒbiow / AÎtarxow ?

Nr. 1991 c

Türschwelle? (Fragment)

Fundort: Kursunlu, Manastır, an einem östlich der Kirche gelegenen Haus (beim Hofeingang). Publikationen: M.-F. Auzépy, Anatolia antiqua 15, 2007, 368. Inschriftträger: Platte (H 76, B 42, T 4, Bh 6 cm); bei der Wiederverwendung wurde durch eine kreisförmige Rasur die Inschrift großenteils ausgeschlagen.

(6.) KYZIKOS und Umgebung

672 1 2 3

[....]A[ ] [ . . . . ] EU [ausgeschlagen]N aÈt“ [ÉEp]ikarpίa . . TOUVL[

Nr. 1992 a

[Pol]ikarpίa oder -]h Karpίa ? - toË ÉVlenίou ?

Christliche Aufschrift

Fundort: Kursunlu, Manastır (Kloster Megas Agros). Publikationen: Mango - Ševčenko, DOP 27, 1973, 258 (im Text), Foto Nr. 88. Inschriftträger: Reliefiertes Marmorbruchstück, A und V darauf. Datierung: Mittelbyzantinisch, etwa 8. bis 10. Jh. n. Chr.

A Nr. 1992 b

V

Zitat aus Hesekiel 44, 2 (byzantinisch)

Fundort: Kursunlu, Manastır (Kloster Megas Agros). Publikationen: Mango - Ševčenko, DOP 27, 1973, 258 (im Text), Foto Nr. 131. Inschriftträger: Fresko-Inschrift, schwarz auf weiß, Zitat aus Hesekiel. Datierung: 13. oder 14. Jh. n. Chr. Neubemalung (desselben älteren Freskos ?). 1 2 3

[≤ pÊlh aÏth kekleism°nh ¶stai, oÈk énoixyÆsetai] [ka‹ o]Ède›w (sic) oÈ mØ di°lyh di' aÈt∞w

Dieses Tor wird geschlossen bleiben und nicht geöffnet werden und niemand darf es jemals durchschreiten. Nr. 1993 a-c

→ Kap. 11: Byzantinische Bleisiegel (Kloster Megalos Agros)

Kursunlu [Ort] / antik: Plakia ? Skylake ? (6580) Kursunlu an der Propontisküste (s.u.), zu dem wir die antiken Orte Plakίa und Skulãkh erörtern: Plakia war wie das benachbarte Skylake ein ursprünglich pelasgischer Ort, dessen Bewohner ihre alte nichtgriechische Sprache bewahrten (Herodot 1,57; Dionysios von Halikarnassos, Ant. 1,29) so wie auch andere bãrbaroi dίglvssoi (Thukydides 4,109), die sich neben ihrer alten Muttersprache auch des Griechischen bedienten. - Nach Herodot hat es eine Verbindung mit Athen gegeben: Pelasger, die Plakia und Skylake bewohnten und sich mit den Athenern zusammengeschlossen hatten. Im 4. Jh. v. Chr. hat die Stadt Münzen mit der Aufschrift PLA, PLAK, PLAKI, PLAKIA geprägt; sie zeigen auf der Vs. den Kopf der Göttermutter (Kybele) mit Turmkrone als Stadtgöttin (Rs. Löwenkopf). In Kyzikos bestand ein Kult der MÆthr PlakianÆ (Inschrift →Nr. 1432, 3+10; →Nr. 1433, 5+13), MÆthr §k Plakίaw (→Nr. 1432, 12), der dorthin übertragen worden war (vgl. H. G. Lolling, AM 7, 1882, 151 ff. zum Kult der Meter Plakiane). Die späteren Geographen erwähnen Plakia nicht mehr (nur Steph. Byz. s.v. Πλάκη· πόλις Ἑλλησποντία. ὁ πολίτης Πλάκιος. τὸ ἐθνικὸν Πλακιανός und s.v. Σκυλάκη· πόλις περὶ Κύζικον). Die Stadt war wohl schon früh bedeutungslos geworden, was bei der dort unwirtlichen Küste nicht wundert. Lokalisierung: Plakia lag an der Südküste des Marmarameeres zwischen Kyzikos und der Mündung des Rhyndakos (Skylax 94; Pomponius Mela 1,98). Mela und Plinius nennen nach Kyzikos Plakia und dann (also östlich) Skylake: post Placia et Scylace parvae Pelasgorum coloniae, quibus a tergo imminet mons Olympus (Mela), mox oppida Placia, Ariace, Scylace, quorum a tergo mons Olympus (Plinius n.h. 5,142). Diese Küste unter den steilen Nordhängen des Sigriane-Gebirges (heute Kara-Dag) bietet keine geschützten Buchten und eindeutige antike Ortslagen fehlen. Die beim Dorf Yenice und beim Dorf Kursunlu gefundenen Inschriften bezeugen keinen Ortsnamen und können leicht per Boot z.B. aus Kyzikos herangeschleppt sein. An der Küste und im Hinterland des Kara-Dag existierten mehrere Klöster. Nur hypothetisch kann man Plakia bei Yenice und Skylake bei Kursunlu annehmen (oder Plakia bei Kursunlu und Skylake bleibt unlokalisiert). Die geringen antiken Reste geben keine Gewissheit über eine Ortslage:

(6.4.) Festlandküste zwischen den Mündungen von Aisepos und Rhyndakos

673

Yenice (14 km onö. Bandırma): eine Grabinschrift aus dem frühen 4. Jh. v. Chr., Gräber und Sarkophagteile (röm. Zeit), frühbyzantinische Fragmente aus einer Kirche. In den Ruinen des Klosters Agia Anna (2,5 km östl.) antike Säulen- und Architekturfragmente und Inschriften (Namenliste eines Kultvereins, heidnische und christliche Grabschriften); Mango/Ševčenko vermuten, dass die Inschriften aus Kyzikos stammen. - Yenice wird mit dem byzantinischen Hiereia gleichgesetzt, das als Landgut des Klosters Megas Agros überliefert ist. Kurss unlu (30 km onö. Bandırma): sechs Inschriften römischer (und hellenistischer?) Zeit (Fundort teilweise unsicher, Verschleppung aus Kyzikos denkbar); Kapitelle eines antiken Gebäudes; frühbyzant. Architekturteile (von Kirchen / Kloster in der Nähe). 1,5 km westl. das Kloster der Panagίa (so nennt es Hasluck), identisch mit dem in der byz. Literatur oft erwähnten Kloster Megas Agros (gegründet 787 vom Hl. Theophanes). Dort fand man acht Grabschriften aus römischer und byzantinischer Zeit. Von der früh- und mittelbyzantinischen Anlage und der Klosterkirche sind viele und gut erhaltene Reste vorhanden, siehe Belke, TIB 13 s.v. Megas Agros. Auch die kleine Bucht Timanyo 5 km östl. von Yenice (und 10 km w. von Kursunlu), in der vielleicht das Kloster Polichnion war, wurde als denkbare antike Ortslage erwogen, wie auch die Strandsiedlung Yeniköy (→Ort 6594, Plajı, nördlich von Bayramtepe), 9 km östlich von Kursunlu, 11 km westlich von der Mündung des Rhyndakos; dort verzeichnen historische Karten Skylake - vielleicht auch deshalb, damit Kursunlu für eine Lokalisierung von Plakia frei bleibt. Aber beide Plätze, Timanyo und Yeniköy, sind ohne Funde.

Literatur: C. Mango / I. Ševčenko, DOP 27, 1973, 248-277 mit Karte (hier abgedruckt). - Belke, TIB 13 s.v. 'H. Anna', 'Hiereia (2)', 'Kursunlu', 'Megas Agros', 'Sigriane (Gebirge)'. Wir vereinigen hier die in Kursunlu gefundenen und die in der Sammlung des Bay Lokman Kasar am Westrand des Ortes im Jahr 1972 notierten Inschriften (DOP 27, 1973) sowie die Kursunlu zugewiesenen (in IK 18, wohl nach Auskunft des Museums Bursa). Die bei Kursunlu gefundenen Inschriften können aus Kyzikos herangeschleppt sein. Kursunlu wurde in der Literatur bisweilen verwechselt mit dem bithynischen Kursunlu, das weiter östlich in der Bucht von Gemlik liegt.

Nr. 1994

Namenliste (Kolakreten?)

Fundort: F1: Kursunlu oder Umgebung; F2/Verwahrung: Kursunlu, Slg. Lokman Kasar; dann in das Museum Bursa gebracht (ohne Inv.Nr., FO-Angabe 'Manastır Çınar Dere'). - Antike Herkunft: Wohl Kyzikos. Publikationen: Mango - Ševčenko - Drew-Bear, DOP 27, 1973, 252 Nr. 4, Foto Nr. 66; Schwertheim, Kyzikos III B24. Inschriftträger: Marmorplatte, oben und links gebrochen (H 36, B 26,5, T 12, Bh 0,9-1,2 cm). Datierung: Späthellenistisch, vielleicht 1. Jh. v. (röm. Namen nur Z.2). 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

DhmÆtriow Dhm[htr]ίou LoÊkiow OÈal°riow Krίspow ÉApollÒdvrow Bakxίou ÉApollÒdvrow Dhmhtrίou ÉApoll≈niow Mhnof«ntow ]ou TeimÒyeow ÑIpponeίkou o]u MÒsxow ÉAxaioË o]u Bãkxiow ÉApollvnίdou DhmÆtriow Perig°nou ÉAxaiÚw Menãndrou

(6.) KYZIKOS und Umgebung

674

1 Demetrios Demetriou auch in den Listen →Nr. 1456 u. →Nr. 1462 a. Bei dieser Namenliste könnte es sich vielleicht um eine Liste von Kolakreten (Finanzbeamte) handeln (DOP aufgrund Vergleichung mit der Kolakretenliste →Nr. 1471).

Nr. 1995

Siege bei verschiedenen Wettspielen

Fundort: F1: ? (Kursunlu oder Umgebung); F2/Verwahrung: Kursunlu, Slg. Lokman Kasar. Publikationen: Mango - Ševčenko, DOP 27, 1973, 250 Nr. 1, Foto Nr. 63; J.u.L. Robert, Bull. ép. 1974, 452. Inschriftträger: Marmorplatte, rechts gebrochen (H 46, B 37, T 12, Bh 2,5-3 cm). - Datierung: 2. bis 3. Jh. n. Chr. ? 1 2 3 4 5 6 7 8

ÑIerÚn KÒrhw [ ÉOlÊmpia ~ §n B[ aw ~ §n Neiko[mhdeί& §n Perίnyƒ ~ [ - - - - ÑIe]rÚn KÒrhw ~ §[n Beiyunίaw ~ §[n - - - - - talantiaί]ouw k(a‹) eflmitala[ntiaίouw nikÆsaw mÄ

Aufzählung von Wettkampfsiegen (Name des Athleten fehlt). Die Textzeilen waren viel länger: Die Namen der Agone sind unvollständig; auch die Zahl der Siege fehlt (Z.8 mÄ = 40 betrifft nur die letztgenannten). Z. 1 ÑIerÚn KÒrhw: Die SvtÆria zu Ehren der Kore in Kyzikos ? (→Nr. 1462 b-e). Z. 2 ÉOlÊmpia: Die ÑAdriãneia ÉOlÊmpia in Kyzikos ? Ab 135 (139?) n. Chr. (→Nr. 1497. 1499. 1869). Z. 3 §n B[ : Vielleicht §n B[uzantίƒ ? (Buzãnti[on] S[ebastå] in →Nr. 1495 Z. 14). Z. 2/3 erwägen Mango/Ševčenko [- - koinÚn ÉAsί]|aw, die Spiele des koinon, die im Wechsel der Orte auch in Kyzikos stattfanden, z.B. →Nr. 1496 neikÆsaw koinÚn ÉAsίaw §n Kuzίkƒ. Dieser Agon wurde in Kyzikos offenbar mit den ÉOlÊmpia (Z.2 ) zusammengelegt: ÑAdriãneia ÉOlÊmpia koinÚn ÉAsίaw (→Nr. 1499). Z. 3 §n Neiko[mhdeί& (Spiele in Nikomedia auch →Nr. 1495 Z.10). Z. 4 §n Perίnyƒ (P°rinyon PÊyi[a in →Nr. 1495 Z.11). Z. 4/5 ÑIe]|rÚn KÒrhw wie in Z.1, vielleicht in anderer Altersklasse. Z. 6 Beiyunίaw: vielleicht die Spiele des bithynischen koinon, die in Nikaia und in Nikomedia stattfanden. Z. 6-7 talantiaί]|ouw ka‹ eflmitala[ntiaίouw: Wettkämpfe für ein und die für ein halbes Talent Preisgeld. Diese Kategorien werden auch in →Nr. 1495 (Pentathlet Aur. Metrodoros aus Kyzikos) nach Aufzählung der Siege in verschiedenen Städten an letzter Stelle genannt: ka‹ talan[tiaίouw ka‹ ≤]mitalantiaίouw nei[kÆsaw das ka‹ zeigt, dass die Siege um das genannte Preisgeld andernorts oder in Kämpfen errungen wurden, die bei den berühmten Agonen (bei denen es oft kein Preisgeld gab) zusätzlich arrangiert wurden. Z.8 mÄ = 40 bezieht sich gewiss auf die Siege in den beiden letztgenannten Preisgeldkategorien.

Nr. 1996

Grabschrift

Fundort: Kurshunlu-Ort (Mango - Ševčenko - Drew-Bear). Publikationen: Mango/Ševčenko/Drew-Bear, DOP 27, 1973, 251/2 Nr. 3, Foto Nr. 65; Schwertheim, IK 18, 583. Inschriftträger: Sarkophagteil (H 73, B 67,5, T 8, Bh 6,5-7,5 cm). - Datierung: 2./3. Jh. n. (Mango/Š./D.). Die Zeilen 4-8 sind eradiert (wenige Buchstaben sind lesbar); Z.1 (auch eradiert?) ist ganz weggebrochen. 1 2 3 4 5 6 7 8

] [ [kateskeÊa]sen •[aut“] [k(a‹) to›]w t°knoiw [ - - - - - - - - - - ] [ - - - - - - - - - - ] [ - - ]OUS [ - - - - ] [ - - - ]N[ - - - - - ] [ - - - - - - - - - - ]

hat für sich errichtet und für die Kinder

(6.4.) Festlandküste zwischen den Mündungen von Aisepos und Rhyndakos

Nr. 1997

675

Grabschrift (ein gerusiast und seine Frau), mit Strafklausel

Fundort: F1: ?, F2: Kursunlu, ca. 50 m westlich vom Haus von Bay Lokman Kasar, vermutlich in einer Kirche wieder verwendet; F3/Museum: Kursunlu, Slg. Bay Lokman Kasar, im Hof seines Hauses. Antike Herkunft: Kyzikos ?. Publikationen: Mango - Ševčenko - Drew-Bear, DOP 27, 1973, 251 Nr. 2, Foto Nr. 64; Schwertheim, IK 18, 582, Foto Taf. 42. vgl: J.u.L. Robert, Bull. ép. 1974, 452 (Z.2-4); Abmeier, in: Mys Studien 3 Anm. 7 (Z.5/6); RepGRI Nr. 376. Inschriftträger: Marmorplatte (Sarkophag?), rechts und links gebrochen (H 86, B 86, T 14, Bh 4-9 cm). Datierung: 2./3.Jh. n. Chr. ? (Drew-Bear u.a., Schwertheim). 1 2 3 4 5 6

A ]xou gerousiast[Æw •a]ut“ k¢ tª ésunkr[ίtƒ gunaikί to›]w d¢ loipo›w épa[goreÊv: efi d° tiw tolmÆsei ßte]ron katay°syai, d[≈sei t“ tameίƒ ]osia X ÄbfÄ

..... , Gerousiast, für sich und die unvergleichliche (Gattin ...; den) übrigen verbiete ich es. (Wenn aber jemand es wagt einen) anderen zu bestatten, soll er an .... 2500 Denare zahlen. Z.6 gerousί&? Mango u.a. zweifeln an der Ergänzung, denn es fehlt im vorhandenen O das U. Aber u.E. ist gerousί& anzunehmen: Das U kann verblasst sein, die linke Hälfte des O ist ohnehin abgebrochen und der Verstorbene war ein Gerousiast (Z.2).

Nr. 1998

Grabschrift für Diodoros

Fundort: Kursunlu (Ort?). - Museum: Bursa, Arch. Museum (Inv.Nr. 3262, alt 1743). Publikationen: Schwertheim, IK 18, 166, Foto Taf. 14. Inschriftträger: Tafel (H 38, B 49, T 6,5, Bh 2,5 cm), vertieftes Inschriftfeld. Datierung: 3. Jh. n. Chr. 1 2 3 4 5 6

Yeod≈ra Diod≈rƒ t“ fidίƒ éndr‹ §pÊesen §k t«n fidίvn aÈtoË mneίaw xãrin

Theodora hat (das Grab) für Diodoros, ihren eigenen Mann, gemacht aus dessen eigenen Mitteln, zum Gedenken

3/4 §pÊesen = §poίhsen

Nr. 1999

Grabschrift für Patas

Fundort: F1 Kursunlu (?). F2/ Verwahrung: Kursunlu, Slg. Lokman Kasar, im Hof seines Hauses im Westen der Stadt. Antike Werkstatt: Werkstatt von Miletupolis (Cremer). Publikationen: Mango - Ševčenko - Drew-Bear, DOP 27, 1973, 252 Nr. V; J.u.L. Robert, Bull. ép. 1974, 452; Schwertheim, IK 18, 401, Foto Taf. 30; Cremer, Grabstelen 1, 171 MiSt 2, vgl. S. 103. Inschriftträger: Stele (H 55, B 37,5-41, T 17, Bh 1,5 cm) mit Totenmahlrelief: Mann auf Kline, sitzende Frau, Dreifußtisch mit Speisen. Datierung: 1. Jh. v. Chr. (Cremer), hellenistisch (Schwertheim).

Patç Prvtom[ãxou] xa›re

(Grab) des Patas, des Sohnes des Protom... Lebe wohl !

Prvtom[ãxou / -[°nouw / -[Ædouw Schwertheim.

(6.) KYZIKOS und Umgebung

676 Nr. 2000 a (Bithynien?)

Grabschrift für Agapete

Fundort: "Kourschounlou = ÉElegmoί. Fontaine Melki" (Mendel). - Gemeint ist wohl das bithynische Kursunlu südwestlich von Gemlik. Publikationen: Mendel (nach Kopie Evangelidis), BCH 24, 1900, 376 Nr. 21; Schwertheim, IK 18, 5. 1 2 3 4 5

ÑErmçw ka‹ Klaudίa ÉAgaphtª t∞i yugatr‹ zhsãshi ¶th yÄ xa›re

Hermas und Claudia für die Tochter Agapete, die neun Jahre gelebt hat. Lebe wohl !

Nr. 2000 b (Kyzikos?) → Nr. 1682 Fundort: Kursunlu (Schwertheim, Museumsangabe). - Antike Werkstatt: Kyzikenische Werkstatt.

ÉApollvnίdh Bakxίou x[a›re] Nr. 2001

Apollonides (Sohn) des Bakchios, lebe wohl !

Grabschrift (metrisch?) Fundort: F1: ? (Kursunlu oder Umgebung); F2/Museum: Kursunlu, Slg. Lokman Kasar. Publikationen: Mango / Ševčenko / DrewBear, DOP 27, 1973, 252 Nr. 6, Fotos Nr. 67-68. Inschriftträger: Zwei Bruchstücke einer Platte. - Datierung: Byzantinisch.

DOP (s.o.) gibt von der mehrzeiligen Inschrift nur Fotos, aber keinen Text, da die Schrift ganz schlecht erhalten ist und außer mn∞ma nichts entzifferbar scheint.

mn∞ma Nr. 2002

Wegen "mn∞ma" ist eine metrische Inschrift zu erwägen.

Gewicht

Fundort: F1: ? (Kursunlu oder Umgebung); F2/Museum: Kursunlu, Slg. Lokman Kasar. Antike Herkunft: Kyzikos? (Schwertheim, Mitt. an P.Weiss) / Nikomedia? (P. Weiss). Publikationen: Mango - Ševčenko - Drew-Bear, DOP 27, 1973, 250 (oben im Text), Foto Nr. 70; P. Weiss, in: Asia Minor Studien 1, 127. Inschriftträger: Bleigewicht (achteckig). 1 2 3

XaridÆmou

Charidemos: Stempel des Hipparchen oder des Agoranomen ?

Yeniköy ? / antik: Skylake ? (6594) An der Propontisküste nahe dem Rhyndakos Der Fundort der folgenden Inschrift ist nur vage angegeben: An der Propontisküste östlich [von Bandırma] im Kara Dag, nahe der Mündung des Rhyndakos, in der Landschaft Sygriane (Robert, Ruge erläuternd). Damit ist nur die Umgebung bestimmt. Diese Angabe führt in die Gegend der Strandsiedlung Yeniköy (Plajı, nördl. von Bayramtepe), 9 km östl. von Kursunlu, 11 km westl. von der Mündung des Rhyndakos. Dort verzeichnen historische Karten oft Skylake, freilich nur hypothetisch. Siehe hier zu →Ort 6580.

(6.4.) Festlandküste zwischen den Mündungen von Aisepos und Rhyndakos

Nr. 2003

677

Grabschrift für Moschion

Fundort: F1 im Kara Dag, an der Propontisküste östlich von Bandırma (bis 1889, Ruge nach Auskunft eines Ungenannten); F2 Bandırma (Ruge, 1890). Antike Werkstatt: Kyzikenische Werkstatt (Cremer). Museum: Istanbul, Archäol. Museum (Inv.Nr. 2217). Publikationen: W. Ruge, BerlPhWo 12, 1892, 707 Nr. 1; Mendel, Mus. Const. Nr. 1014 m.Abb.; Pfuhl - Möbius Nr. 1926; Schwertheim, IK 18, 366, Foto Taf. 29; Cremer, Grabstelen 1, 151 KSt 21, vgl. S. 79. 83-84. vgl: Hasluck, List V 217; Ertüzün, Kapıdagı yarımadası1 149, Nr. 2217 (unter: Kîzikos); J.u.L. Robert, Bull. ép. 1980, 411; Schmidt, Grabreliefs 26 Anm. 159, Tab. V. Inschriftträger: Stele (H 58, B 45, T 8, Bh 1,5-2 cm) mit Totenmahlrelief: Zwei Personen auf der Kline, Dreifußtisch mit Speisen, sitzende Frau, davor ein kleiner Diener. Datierung: Späthellenistisch oder frühe Kaiserzeit (Pf-M.). 1 2

MÒsxion Mhnod≈rou xa›re

Moschion, (Tochter) des Menodoros, lebe wohl !

Unbekannte Fundorte an der kyzikenischen Propontis (65xx) Nr. 2004

Ehrung für Hadrianus, ein Sohn des Kaisers Marc Aurel

Fundort: Propontis (Propontide inventa, Boeckh nach ed.pr.). Publikationen: Florentin. Ephemeris litt. XVIII 827 (n.v.); Donatus, Muratorii Suppl. 139 Nr. 6; Boeckh, CIG 3709; Lafaye, IGR IV 141. 1 2 3 4

ÑAdrianÚn %D%CY uflÚn M. AÈrilίou ÉAntvneίnou Kaίsarow SebastoË

den Hadrianus (lies AÈrhlίou)

- - - Sohn des M. Aurelius Antoninus Caesar Augustus

Imp. Caesar M. Aurelius Antoninus Augustus ist der Kaisername von Marc Aurel. Ein Sohn Hadrianus ist überliefert, siehe D. Kienast, Röm. Kaisertabelle: geb. 152?, gest. vor 166 (PIR2 H 3). Den Kaisernamen kann man nicht auf Commodus (Caes. M. Aurelius Commodus Antoninus Aug.) beziehen: der Name Commodus fehlt in der Kopie, und Kinder des Kaisers sind nicht bekannt. - Lafaye zweifelt an der Richtigkeit der Lesung.

Nr. 2005

Weihung an Meter

Fundort: Mudanya (Museumsangabe i.J. 1962). - Museum: Bursa, Arch. Museum (seit 1962; Inv.Nr. 3244 alt 3712). Antike Werkstatt: Mysische Propontisküste ? (Schwertheim). Publikationen: Schwertheim, in: FS Dörner II 800-801 Nr. 12, Foto Taf. 189 Nr. 10, vgl. S. 836-37; SEG 28, 1978, 979; Vermaseren, CCCA I 80-81 Nr. 250. vgl: L. Robert, RPh 1943, 189-94 (n.v.); J.u.L. Robert, Bull. ép. 1979, 360. Inschriftträger: Marmorstele (H 21, B 14, T 4,5 cm), Relief: Diener, Altar, Baum, sitzende Kybele mit Tympanon, unter ihrer Rechten ein Löwe. Datierung: Kaiserzeit (vorchristlich). 1 2

NoumÆ[niow] Mhtr‹ eÈxÆn

Numenius (weiht) der Meter (dies) als Votivgabe.

Die Herkunft der Inschrift von der Mysischen Propontisküste hat Schwertheim vermutet; er vergleicht das Relief mit dem von →Nr. 2006.

(6.) KYZIKOS und Umgebung

678 Nr. 2006

Ein Bildwerk für Kybele

Fundort: Tahtali Köy (mysisch-bithynisches Grenzgebiet, Museumsangabe i.J. 1975). Museum: Bursa, Arch. Museum (seit 1975; Inv.Nr. 6811). Antike Werkstatt: Mysische Propontisküste (?). Publikationen: Schwertheim, in: FS Dörner II 799-800 Nr. 11 Foto Taf. 188 Nr. 9, vgl. S. 836-37; J.u.L. Robert, Bull. ép. 1979, 360; Vermaseren, CCCA I 82 Nr. 253, Foto Taf. 52. Inschriftträger: Marmorstele (84 x 30 x 16 cm), Relief: Thronende Kybele (Reste vom Polos und Schleier), daneben Löwe auf einem Altar mit dem Relief eines Tieres. Datierung: Kaiserzeit (vorchristlich). 1 2 3

ÉEpikrãthw ÉAssklhpidoË tØn §pangelίan tª geitosÊn˙

Epikrates (Sohn) des Asklepiades (stellt auf) sein Versprechen für den Nachbarschaftsverein

Z.1/2 Am Stein ASKLH|PIDOU - Z.3 geitosÊnh: ein Verein, vgl. Poland S. 85. Nach Schwertheim stammen Denkmäler dieses Typs (Darstellung im Rahmen einer Opferszene) aus Mysien oder sie lassen zumindest dessen Einfluss genau spüren.

Nr. 2007

Weihung an Meter Agdistis

Fundort: Genauer Fundort unbekannt (Kleinasiatische Küste, Mitteilung des Besitzers an J.H. Mordtmann). Verwahrung: Bursa, Privatsammlung (i.J. 1884). Antike Herkunft: Mysische Propontisküste ? (Schwertheim). Publikationen: J.H. Mordtmann, AEM 8, 1884, 198 Nr. 19 oben; Schwertheim, in: FS Dörner II 829 Nr. 4 a. Inschriftträger: Relief. Mordtmann beschreibt links beginnend: "(a) Zwei Figuren, Altar. (b) Männliche Gestalt en face aufrecht, den r. Arm erhoben, den l. an die Brust gelegt. (c) Kybele nit Tympanon und Opferschale. (d) Männliche Gestalt aufrecht wie b. (e) Sitzende weibliche Figur."

Mhtr‹ ÉAggdίstei Mht[rÒdvrow]

An Meter Agdistis. Metrodoros (weiht).

Für die Herkunft aus Mysien spricht "Meter" als Name der Göttin: Nach dem von Schwertheim untersuchten Material wurde "Meter" im mysischen Raum weithin verwendet, dagegen im bithynischen meist nicht mehr Meter, sondern Thea, mit oder ohne Beinamen (Schwertheim, a.a.O. 835-36). Agdistis, Beiname der Rhea oder Kybele, nach einem Mythos von Pessinus. Der Samen des Himmelsgottes (ZeÁw FrÊgiow) regnete am Berg Agdos (auch Dindymon) auf die Erde, die darauf das seltsame Zwitterwesen Agdistis hervorbrachte. Die beunruhigten Götter (oder Dionysos) schnitten ihm das männliche Genital ab; das kastrierte Wesen wuchs zur Göttin Agdistis (oder Kybele) heran. Aus dem abgetrennten Genital entspross ein Mandelbaum. Als eine Tochter des Flussgottes Sangarios davon eine Mandel an ihrer Brust barg, wurde sie schwanger und gebar den Attis, den sie aussetzte; er wuchs bei Hirten zu außergewöhnlicher Schönheit heran. Um seine Liebe buhlte Agdistis (und/oder? Kybele). Als der naive Attis sich mit der Königstochter von Pessinus vermählen wollte, hetzte Agdistis ihn und den König in den Wahnsinn. Attis entmannte sich und starb. Der Mythos wird bei Pausanias (7,17,9-12) und Arnobius (adv. nat. 5,5) erzählt. Er ist dabei auch mit Meter Dindymene und dem Berg Dindymon in Phrygien verknüpft. Eine Übertragung des Kultes zum Dindymon bei Kyzikos ist denkbar; ein ÙrgastÆrion ÖAttev, das Nicander (alexipharmaka 8) "nahe am stürmischen Meer unter dem nabligen Arkton" nennt, legt die Lokalisierung auf der Kyzikos-Insel nahe.

Nr. 2008

Weihung an die Dioskuren

Fundort: Unbekannt. - Verschollen. - Mordtmanns Notiz "Kleinasiatische Küste" (Auskunft des Besitzers der Steine zu AEM 8, 197-98 Nr. 18-20) betrifft nicht diese Inschrift (nach Nr. 19), die sich im Çinlı Kiösk von Konstantinopel befand. Wegen der Ähnlichkeit mit Relief →Nr. 2007 stellen auch wir den Stein hierher. Publikationen: J.H. Mordtmann, AEM 8, 1884, 198 nach Nr. 19; Schwertheim, in: FS Dörner II 829 Nr. 4 b. Inschriftträger: Relief der Agdistis mit Kureten, gleichend der Mittelgruppe (b,c,d) des Reliefs von →Nr. 2007.

ÉAgã[y]vn Dionusίou DioskÒroiw kat' eÈxÆn Agathon (Sohn) des Dionysios (weiht) den Dioskuren, in Erfüllung eines Gelübdes.

(6.4.) Festlandküste zwischen den Mündungen von Aisepos und Rhyndakos

Nr. 2009

679

Grabschrift für Aphe

Fundort: Genauer Fundort unbekannt (Kleinasiatische Küste, Mitteilung des Besitzers an J.H. Mordtmann). Antike Herkunft: Mysische Propontisküste ? - Gleiche Fundortangabe wie bei →Nr. 2007 und →Nr. 1919. Verwahrung: Konstantinopel, Privatsammlung (ca. i.J. 1884). Publikationen: J.H. Mordtmann, AEM 8, 1884, 198 Nr. 20.

ÖAfhw t∞w Dhmhtrίou

Aphe (Aphphe/Apphe), Tochter des Demetrios

Zum Namen ÖAffh, ÖApfh s. Robert, Index bei Fıratlı, Steles fun. →Nr. 1919 (Bandırma)

Weihung an Theos Hypsistos

Fundort: Genauer Fundort unbekannt (Kleinasiatische Küste, Mitteilung des Besitzers an J.H. Mordtmann). Antike Herkunft: Mysische Propontisküste ? - Gleiche Fundortangabe wie bei →Nr. 2007 und →Nr. 2009. Publikationen: J.H. Mordtmann, AEM 8, 1884, 198 Nr. 18; Cook, Zeus2 II 2, 883. Diese Weihung reihen wir bei Bandırma (→Ort 6550) ein, da von dort weitere Weihungen an yeÚw ÜUcistow bekannt sind. Der Herkunftsort kann freilich auch Kyzikos sein.

Nr. 2010

Geeichtes Maß

Fundort: Genauer Fundort unbekannt ("Hellespontküste unweit Kyzikos", Wiegand, i.J. 1902 - es ist wohl die Propontisküste gemeint). Museum: Berlin, Kaiser-Friedrich-Museum (heute Bode-Museum). Publikationen: Wiegand, AM 29, 1904, 293, Foto Nr. 27, Abb. Nr. 28 (Abzeichn.); Grégoire I Nr. 32. - vgl: Wiegand, AM 30, 1905, 328 (Korr. nach Mitteilung von Wünsch); Hasluck, List VI 45. Inschriftträger: "Frühbyzantinisches, dünnwandiges Marmorgefäß". Datierung: Frühbyzantinisch (Wiegand).

§l°ou j°st(ai) nd' lies §laίou Von heißem Öl 54 (Maßeinheiten)

680

Fundorte Region 6 (62.. / 63.. / 65.. / 68.. / 69..)

(6.) KYZIKOS und UMGEBUNG

(6.5.) Lacus Dascylites mit naher Umgebung (Ortsziffern 68 . . / 69 . .) (Inschrift-Nrr. 2011-2104) ab Nr.

FUNDORTE:

Verweis

Çarık Beyköy (bei Edincik) Chepni Bereketli Doganpınar Ömerli Dogruca Guzel-Kupru Yesilçomlu und Doga Kirazlı Köseresul Aksakal Zwischen Aksakal und Daskyleion Ergili / antik: Daskyleion Kepekler Yeniköy (nö. von Manyas) Eskiçatal Eski Manyas / antik: Poimanenon Manyas Kızık Salurköy Hamamlı Kocagöl Unbekannte Fundorte im Hinterland von Kyzikos

2011 2013 2015 2016 2017 2018 2024a 2025a 2029 2030 2032 2037 2039a 2069i 2070a 2072 2073 2088 2089 2090 2092 Verweis

2101

Ortsnr. (Karte)

6810 6815 6820 6825 6830 6840 6845 6848 6865 6870 6875 6885 6887 6890 6895 6915 6920 6930 6940 6942 6955 6960 6990 68xx

Seite

682 682 682 683 683 685 686 689 690 695 696 697 701 702 719 720 721 721 733 734 734 735 737 738

(6.) KYZIKOS und Umgebung

682

Zur schmalen Karte (vorige Seite, unten): In hellenistischer Zeit gehörte die Region südlich des Manyas-Sees (Daskylitis-See) vermutlich zum Landgebiet von Poimanenon und ab einem uns nicht bekannten Zeitpunkt zu Kyzikos (bezeugt von Strabon, s. →Ort 6930 Poimanenon). - Die Entfernung von Daskyleion nach Poimanenon beträgt 16 km (Luftlinie); über eine denkbare Abhängigkeit (Daskyleion von Poimanenon) wissen wir nicht Bescheid (vgl. →Ort 6890 Daskyleion).

Çarık (6810) Çaryk, Charik, Tcharik

9 km südl. von Edincik und 15 km von Kyzikos. - Çarık ist wohl der Fundort der großen Marmortafel mit zwei Ehreninschriften (→Nr. 1431, →Nr. 1439) für Antonia Tryphaina. Hasluck (List I 12+13) schreibt zwar "Tcharik Keui, said to be near Artaki" (Anm. 1), aber das scheint ungenau von Ernst Curtius (Mber Berlin 1874, 7ff Nr. III+IV) übernommen: dort heißt es "Tscharik-köi, 5 Stunden von Artaki". Vermutlich ist Çarık (auf dem Festland südl. von Edincik) gemeint, obgleich dafür die Entfernung zu Edincik oder Bandırma verständlicher wäre als die zu Artaki (Erdek, ca. 25 km) auf der Halbinsel - die Angabe ist vielleicht dem Reiseweg geschuldet. →Nr. 1431 und →Nr. 1439 Publikationen: J. Millingen, ÑEllSull 7, 1872/73, Beilagen am Bd.-Ende (1.+2. Facs.).

Beyköy (bei Edincik) (6815) Nr. 2011

Meilenstein (Iulianus), von der Straße Kyzikos-Lampsakos?

Fundort: Über Beyköy (Schwertheim). Publikationen: - vgl (ohne Text): Schwertheim, IK 26 S. 40; French, RRMAM 2,1 Nr. 212; French, RRMAM 3,5 (2014) Nr. 031. Datierung: Kaiser Iulianus (3.11.361 - 26./27.6.363). Schwertheim notiert, dass er hier 1978 einen Meilenstein mit dem Namen des Kaisers Iulianus gefunden hat.

Nr. 2012

Grabschrift, mit Strafklausel

Fundort: Beyköy, im Haus von Çemal Güler. Publikationen: Schwertheim, IK 18, 586, Foto Taf. 42. vgl: J.u.L. Robert, Bull. ép. 1980, 423 (Z.4); RepGRI Nr. 381. Inschriftträger: Zwei anpassende Sarkophagfragmente (H 35,5, B 80, T 13, Bh 6 cm). Das linke Fragment ist aufgrund einer Wiederverwendung unleserlich. 1 2 3 4 5

]vnow z«n ka‹ fr[on«n •aut“ ka‹ t]ª glukutãt˙ guna[ik‹ ka‹ klhr]onÒmoiw to›w •a[ut«n ]v ka‹ t“ katayum[ίƒ t]oÁw d¢ loipoÁw épago[reÊv: efi d° tiw tolmÆsei

..., zu Lebzeiten und bei Verstand, (für sich und) seine Gattin (und) die eigenen Erben ... und für den lieben ...; den übrigen verbiete (ich es. Wenn aber einer es wagt) - - -

Chepni (6820) 12 km südl. von Edincik und 18 km von Kyzikos. An der Landstraße nach Gönen.

Nr. 2013

Grenzmarkierung; christliche Zeit

Fundort: Chepni. Publikationen: Munro, JHS 17, 1897, 276 Nr. 26 mit Abzeichnung; Hasluck, List VI 12 m.Anm. 4; Gregoire I Nr. 28. - vgl: RepGRI Nr. 379. Inschriftträger: Marmorkegel, Inschr. (Bh 3cm) auf diskusartiger oberer Fläche. - Datierung: Christliche Zeit.

(6.5.) Lacus Dascylites mit naher Umgebung

1 2 3 4 5

683

~ …royesίa ÑUdr°vn EI DIVSTITA[ ] I% YEV[ ]OSOV AR[ ]ASI%

1 lies ıroyesίa - Grégoire nach Abzeichnung Munro: 3 AICS TITL[ ]% 4 YEVJOS OV 5 ARJAI% (Z.3+4+5) kann Schlusszeichen (Worttrenner) sein. Hasluck's Rekonstruktionversuch "the sense seems to be" für die Z.2-5 ist sehr phantasievoll: ÑUdre«n éÛ|dίa: ¶stai aÈt“ prÚw tÚn | yeÚn ˘w ín aÈtØn | éfanίs˙.

Nr. 2014

Grabschrift für Aurelia und Claudius Sophron

Fundort: Chepni. Jetzt am Brunnen der Moschee (Schw.) Publikationen: Schwertheim, IK 18, 103, Foto Taf. 10. vgl: RepGRI Nr. 382. Inschriftträger: Bruchstück (H 23, B 43, T 39, Bh 2,53,5 cm). - Datierung: Römisch (nach 212 n.Chr. ?). 1 2 3 4 5 6

ÍpÒmnh[ma] AÈrhlίaw Menãnd[rou ˘ kat]askeÊasen •autª ka[‹ t“] ufl“ Klaudίƒ S≈frv[ni: to›w d¢ loi]po›w épagoreÊv: efi [d° tiw] [tolmÆsei] Buchstabenreste

ÍpÒmnhma (Grab) der Aurelia, Tochter des Menandros, welches sie errichtet hat für sich und (den) Sohn Claudius Sophron; (den) übrigen verbiete ich es. Wenn (aber einer es wagt) - - -

Bereketli (6825) Am Nordufer des Manyas-See (Kus Gölü).

Nr. 2015

Grabschriften für Boulides und Stratonike

Fundort: Bereketli. - Antike Werkstatt: Werkstatt von Miletupolis (Cremer). Museum: Bursa, Arch. Museum (ohne Inv.Nr.). Publikationen: Schwertheim, IK 18, 132, Foto Taf. 11; Cremer, Grabstelen 1, 177 MiSt 22, Foto Taf. 20, vgl. S. 103. Inschriftträger: Stele (H 70, B 51, T 13, Bh 0,9-1,8 cm) mit Totenmahlrelief: Zwei Personen auf der Kline, (links) Frau auf Hocker, dann zwei Diener, dann dreifüßiger Tisch und (rechts) weitere Frau auf einem Hocker. Datierung: Kaiserzeit (Cremer). 1 2 3

Boulίdh Mhnofίlou xa›re

4 5 6

Stratoneίkh ÉAristagÒrou xa›re

Boulides (Sohn) des Menophilos, lebe wohl ! Stratonike (Tochter) des Aristagoras, lebe wohl !

Do anpınar (6830) Dorf 7 km ssö. von Edincik.

Nr. 2016

Asklepiakos, ein "pythagoreischer Mathematiker"; Grabgedicht

Fundort: Dorf Doganpınar; aus Kyzikos verschleppt ? - Museum: Mus. Bursa, Depot (i.J. 1978, Inv.Nr. 6536).

684

(6.) KYZIKOS und Umgebung

Publikationen: S. Sahin, in: FS Vermaseren III 998-1000 Nr. 2 (m.dt.Ü.), Foto Taf. 217; SEG 28, 1978, 943; Schwertheim, IK 18, 500, Foto Taf. 36; Merkelbach - Stauber, Steinepigramme (SGO) Bd. 2 S. 47-48 Nr. 08/01/35. vgl: J.u.L. Robert, Bull. ép. 1979, 368 (Z.3-4, 7-8, 11-14); Strubbe, ARAI Nr. 13 (Z.11-14); RepGRI Nr. 383. Inschriftträger: Stele (H 87, B 48, T 13, Bh 1,6 cm). Beschreibung s. unten. - Datierung: Kaiserzeit. Auf einem Stuhl sitzt der Philosoph Asklepiakos, ein Buch in der Hand, auf dem sich nur wenige Buchstaben entziffern lassen: A[ X[ P/[ GE[ O%[ TA[ Rechts ein Schrank, auf welchem ein Kuchen liegt, vor dem Schrank ein Hahn, mit dem Kopf zu dem Philosophen gewendet. Für den Hahn bei den Pythagoreern s. F. Cumont, Le coque blanc des Mazdéens et les Pythagoriciens, Comptes-Rendus de l’Académie des Inscriptions et Belles-Lettres 1943, 112-126 und "Lux perpetua" (1949) 230 und 409-411. Das Gedicht stellte Asklepiakos als Kenner der pythagoreischen mayÆmata vor, der im voraus gewusst habe, dass er jung sterben müsse. Anschliessend wird zunächst in Versen und dann in Prosa bestimmt, dass nur die Eltern und der Bruder des Verstorbenen in dieser Grabstätte bestattet werden dürfen. Was soll man unter den pythagoreischen mayÆmata verstehen ? Doch wohl "Mathematik". Man verstand aber in der Kaiserzeit unter Mathematik auch Astronomie und Astrologie, und mathematicus bezeichnet oft den Astrologen. Diese Bedeutung von mayÆmata ist wohl auch hier anzunehmen. 1 2 3 4 5 6 7 8

ÉAsklhpiakÒn me tÚ s∞ma kãl[u]cen §t«n énÊsanta tre›w dekãdaw, du' §t«n to›sd' §pileipÒmenon: Mosxarίou pa›w efimί, Tel°sforÒw §sti patÆr moi, MoËsa d' §mØ gametØ paryenik«n lex°vn: oÂw k¢ p°nyow êpauston §gΔ lίpon, oÈd° tiw aÈtoÊw s∞ma lipe›n peίyei pausam°nouw dakrÊvn: kégΔ d' oÈk ésÒfoisi mayÆmasi Puyagoreίoiw mãntiw §Δn ædein toËde t°low yanãtou.

10

¶sset' ÉAneikÆtoio yanÒntow §moË sunomaίmou k¢ gluker«n gon°vn moËnow ı tÊmbow ˜de.

11-14

˘w d¢ ín tolmÆsei ßteron parå toÁw | progegram°nouw katay°syai μ diorÊ|j˙ μ

9

kataskãc˙, ὤlhw §j≈lhw épÒ|loito k¢ g°now tÚ §j aÈtoË Mich, Asklepiakos, birgt dieses Grabmal, der ich 28 Jahre alt geworden bin. Ich bin Sohn der Moscharion, mein Vater ist Telesphoros, meine Frau in jungfräulichem Bett war Musa. Ihnen habe ich unstillbares Leiden hinterlassen; niemand kann sie dazu überreden, mein Grabmal zu verlassen und nicht mehr zu weinen. Ich aber, Zukunftskundiger durch die weise Rechenkunst der Pythagoreer, wusste das tödliche Ende im voraus. Nach meinem Tod soll dieses Grab allein für meinen Bruder Aniketos und meine lieben Eltern bestimmt sein. Wer es aber wagt, jemanden anderen als die Vorbezeichneten hier zu begraben oder wer (das Grab) aufgräbt oder niederreißt, der möge verflucht vernichtet sein mit seinem ganzen Geschlecht. 1 7 12

Der Name Asklepiakos ging nicht in den Hexameter. Andere pythagoreische Epigramme SGO 04/24/02 (Philadelphia in Lydien) und 03/02/41 (Ephesos). Lies progegramm°nouw - 12/13 diorÊ|jai μ kataskãcai unnötige Konjektur.

(6.5.) Lacus Dascylites mit naher Umgebung

685

Ömerli (6840) Ömerköy; Omar Köy

7 km sö. von Bandırma.

Nr. 2017

Meilenstein (Constantinus/Valentinianus) m.p. VIII von der Straße Kyzikos Prusa/Pergamon

Fundort: Omarköy, im Friedhof über dem Dorf (Munro); im Dorffriedhof von Ömerli zur NO-Ecke hin (French). Verschleppt von der nahen röm. Straße von Kyzikos nach Süden (8. Meilenstein), die sich wenige Meilen weiter verzweigte: Prusa (nach O) bzw. Hadrianutherai (nach S). Publikationen: Munro, JHS 17, 1897, 273 Nr. 18; Mommsen, CIL III 14201 (Kopie Weickum); French, RRMAM 3,5 (2014) Nr. 053 mit Abb. 6.1.32 (Facs.), 7.1.13+14 (Stein). vgl: French, RRMAM 2,1 Nr. 218 (Z.11); Hasluck, List VI 4. Inschriftträger: Wiederverwendete Säule. Text in 2 Kolumnen: Links 8, rechts 11(?) Zeilen. Munro hielt den abgesetzten unteren Teil der rechten Kolumne für einen späteren Zusatz zur linken Kolumne. Datierung (French): (1) ? - (2) 21.5.(?) 293 - 1.5.305 [Diocletianus] und Maximianus Augusti mit Constantius I und Galerius Caesares. - (3) 8.11.324 - März? 326 Constantinus I mit Crispus and Constantinus II Caesares. - (4) 25.12.333 - 18.9.335 Constantinus I victor Augustus mit Constantinus II, Constantius II und Constans Caesares. - (5) 28.3.364 - 24.8.367 Valentinianus I und Valens Augusti. linke Kolumne:

Auflösung bei Munro:

1 2 3 4 5 6 7 8

d(ominis) n(ostris) [Fl.] Constant[ino] victori [ac] victores et Fl. Cons[tantino et] [Fl.] Constantio et [Fl.] Constanti n[o]b[b. ac] [fl]on[tiss. Caes(aribus)]

DDNN CONSTANT VICTORI VICTORES ETFLCONS CONSTANTIOET CONSTANTINB OBIN

rechte Kolumne: 1 2 3 4 5

DDNN LVALENTINANUS ETFLVALENS SIMPEIAUGG M H

French (2014) 053 (5) d(ominis) n(ostris) [F]l. Valentinanus et Fl. Valens smpe Augg. m(ilia) hÄ

rechte Kolumne:

3 4 5 6

ETNOBILL COSTAN M H VIII

French (2014 nach Munro) 053 (1)

French (2014) 053 (4)

French (2014) 053 (2)

et nobil. [Caes.] Costan[tio] mi(lia) hÄ VIII French (2014) 053 (3)

(4) Für unsere Herrscher Flavius Constantinus [Pius Felix], Victor (Sieger) und Triumphator, unsterblicher Augustus (Konstantin d.Gr.) und für die noch sehr jungen Caesares Flavius Constantinus (Constantinus II) und Flavius Constantius (Constantius II) und Flavius Constans. (5) Unsere unsterblichen Augusti Flavius Valentinianus (Valentinian I) und Flavius Valens (Valens). 8 Meilen. (2) Für (... die Augusti Diokletian und) Maximianus (Maximian) und die hochberühmten Caesares Constantius (Constantius I) und Maximianus (Galerius). 8 Meilen.

(6.) KYZIKOS und Umgebung

686

(3) Für ... Constantinus (Konstantin d.Gr.) und die hochberühmten Caesares ... Crispus (Sohn von Konst. d.Gr.) und ... Constantinus (Constantinus II).

Do ruca (6845) Debleke, Debleköy, Debleki, Debleke, Depleke - Dogruca ist wohl der heutige Name (so bei French und in IK 26 S. 40).

9 km ssö. von Bandırma.

Nr. 2018

Meilenstein (drei Bruchstücke), Straße Kyzikos - Prusa/Pergamon

Fundort: Dogruca (Débléki, ein Brunnen am Rand des Dorfes, Lechat - Radet, i.J. 1887). Publikationen: Lechat - Radet, BCH 12, 1888, 66-67 (I). 68 Nr. 1 (III). 69 Nr. 2 (II); AE 1888, 61 (I. III); Lafaye, IGR IV 132 (I); Mommsen, CIL III 7179 (III). 7180 (II); French, RRMAM 3,5 (2014) Nr. 052 A mit Abb. 6.1.27+28+29 (Facs.). - vgl: Hasluck, List VI 2; Schwertheim, IK 26 S. 40; Thomasson, Opuscula Romana 15, 1985, 120 Nr. 5; French, RRMAM 2,1 Nr. 213. Inschriftträger: Die Inschriften befanden sich auf einer Marmorsäule, die der Länge nach durchgeschnitten wurde und beim Brunnenbau Verwendung fand (Lechat/Radet). Datierung: (I) Q. Hedius Rufus Lollianus Gentianus, procos. Bithyniae 208/9. - (II) _Geta´ (AE). Datierung (French): (I) 198-209 L. Septimius Severus and M. Aurelius Antoninus (Caracalla) Augusti with P. Septimius Geta (names erased) Caesar and Iulia Domna Mater castrorum. - (II) ? - (III) 25.12.333 - 18.9.335 Constantinus I [victor Augustus] with Constantinus II, Constantius II and Constans Caesares.

I. Zwei anpassende Bruchstücke: Sept. Severus, Caracalla, _Geta´ und Iulia Domna Rechts die Texte bei French 2014: 1 AÈtokrãtvr Ka›sar L. Septί2 miow Seu∞row EÈsebØw P[e]rtίnaj 3 SebastÒw, ÉArabikÒw, ÉAdiab[h]nikÒw, 4 ParyikÚw M°gistow, dhmar[x]ik∞w §5 jousίaw t[Ú izÄ], AÈtokrãtvr t[Ú iÄ], Ïpatow t[Ú] 6 gÄ, patØr patrίdow, ényÊpatow, k(a‹) A7 Ètokãtvr Ka›sar M. AÈr. ÉAntvne›8 {ei}now Sebas(tÒw), dhmarxik∞w §jousίaw 9 [i]bÄ ényÊtow [

]

10 Ka›sar, k(a‹) ÉIoulίa SebastØ mhtr‹ st[r]atod[vn] 11 §p‹ ényupãtou Lolli(ãnou) Gentian[oË] 12 [ evanida?

]

13 [ evanida?

]

6/7 Autokatvr am Stein. - 9 BANOUTOS am Stein. 9 [i]bÄ ényÊtow _ka‹ L. Septίmiow G°taw´ Lafaye. - 10 STATOD am Stein, st[r]atod[vn] Lechat / R. Statthalter Lollianus Gentianus = Q. Hedius Rufus Lollianus Gentianus. Imperator Caesar L. Septimius Severus Pius Pertinax Augustus (Sept. Severus), Arabicus, Adiabenicus, Parthicus Maximus, tribunicia potestate XVII ?, Imperator XIII ?, Consul III, Pater Patriae, Proconsul. Und Imperator Caesar M. Aur. Antoninus Augustus (Caracalla), tribunicia potestate XII (?), Proconsul. _Sept. Geta´ Caesar und Iulia Augusta (Iulia Domna, Frau des Sept. Severus), Mutter der Heereslager (mater castrorum). Unter dem Proconsul Lollianus Gentianus. _Rasuren´ Zu mater castrorum (Z.10 mhtr‹ stratop°dvn) siehe bei →Nr. 874.

II. Bruchstück ([Geta und Iulia Domna] ?) 1 2

III

CAES RORUML

1 _Geta´ Caes(ar) Cagnat, AE. - 2 Wohl [Iulia Augusta mater cast]rorum, wie oben (I.).

(6.5.) Lacus Dascylites mit naher Umgebung

687

III. Bruchstück (Constantinus, Constantius und Constans) 1

NN

2 3 4 5 6 7 8 9

ILNIINO IIOIP/PI PI TO STANTINO STANTIO NSTANTEI L TIORE SS

vacat?

CIL:

1 dd. nn. 3 [Cons]t?a?nt?ino 4 IIOI p[a]t?r?i 5 [patria]e? i[nvic]to 6 [Con]stantino 7 [Con]stantio 8 [Co]nstant{e}i L 10 [nobb. Caes.]ss

Für unsere Herrscher Flavius Valerius Constantinus Pius Felix, Victor (Sieger), unsterblicher Augustus (Konstantin d.Gr.) und für die vornehmen und ganz jungen Caesares Flavius Constantinus (Constantinus II) und Flavius Constantius (Constantius II) und Flavius Constans.

Nr. 2019

Votivgabe an Meter Tolypiane

Fundort: Dogruca (bei Debleki, Panorios). - Museum: Istanbul, Arch. Museum (Inv.Nr. 676). Publikationen: J.H. Mordtmann, AM 10, 1885, 203-4 Nr. 29, vgl. S. 402 (Kopie I.G.Panorios); Joubin, Mus. Const. Sculptures 44-45 Nr. 117; Michel 1226; E. Kalinka, ÖJh 28, 1933, Beiblatt 103 f.; Schwertheim, in: FS Dörner II 817 Nr. 11, Foto Taf. 194 Nr. 27; Vermaseren, CCCA I 95-96 Nr. 289, Foto Taf. 63. vgl: Hasluck, Cyzicus 217 Abb.19, List IV 4; Poland, Vereinswesen 215. 238. 392. 571 Nr. B 406; J.u.L. Robert, Bull. ép. 1979, 360; Anatolian Civilisations II 126 Nr. B 349 mit Foto; F. Naumann, Kybele 254, 363 Anm. 581, Foto Taf. 44 Nr. 1; Chr. Habicht, EA 38, 2005, 98/9 Nr. 8; SEG 55, 2005, 1331. Inschriftträger: Marmorstele (H 141, B 59 cm) mit zwei Reliefs: (1) Kybele mit Tympanon in der Linken und Patera in der Rechten, beidseits sitzt ein Löwe. (2) Acht betende Männer schreiten zum Altar, darauf ein Feuer; ein Diener führt zwei Widder als Opfertiere heran (Schwertheim). Datierung: 1. Jh. v. Chr. (Mendel, Vermaseren u.a.). 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14

flpparxoËntow ÉArista{go}gÒrou toË ÉArign≈tou dioikhtØw M°nippow ÉAsklhpiãdou grammateÁw ÉAsklhpiãdhw ÉArtemid≈rou diãkonoi ÉApollofãnhw YaÊmvnow ÉArtemίdvrow Filonίkou M°nippow Meidίou Meidίaw ÉAyhnίvnow Menekrãthw MÆnidow ofinofÊlaj GÒrdvn M°mnonow Mhtr‹ Tolupianª xaristÆrion

2 am Stein dioikoithw Unter dem Hipparchen Aristagoras, dem (Sohn) des Arignotos. Verwalter (Rentmeister) ist Menippos, (Sohn) des Asklepiades. Sekretär ist Asklepiades, (Sohn) des Artemidoros. Diener (Mitglieder) sind Apollophanes, (Sohn) des Thaumo n, (und) Artemidoros, (Sohn) des Philonikos, (und) Menippos, (Sohn) des Meidias, (und) Meidias, (Sohn) des Athenion, (und) Menekrates, (Sohn) des Menis. Weinverwalter ist Gordon, (Sohn) des Memnon. Sie (alle) weihen der Meter Tolypiane (dies) als Dankgeschenk.

(6.) KYZIKOS und Umgebung

688

diãkonoi (Z.6): Diener (Kultpersonal), zuständig für die Organisation eines Festes. Z.12 ofinofÊlaj lässt zwar an Mitglieder eines symposiastischen Vereins denken, aber ein "Weinverwalter" war vermutlich in allen (Mysten-)Vereinen unentbehrlich, z.B. →Nr. 1455 Z.19, →Nr. 1463 Z.3, →Nr. 1467 Z.14. Habicht vermutet, dass Aristagoras Arignotou (Z.1) derselbe Aristagoras ist, der i.J. 73 v. während der Belagerung durch Mithradates' die Stadt rettete, als er durch Persephone (Kore Soteira) die Traumweisung erhielt, nicht aufzugeben (yarre›n to›w polίtaiw), und am nächsten Morgen zerstörten Sturm und Wellen die Belagerungsmaschinen und -türme (Plutarch, Lucullus 10.2-3). Dieser Aristagoras hatte 73 v. eine wichtige Funktion. Plutarch nennt ihn grammateÊw; es ist gut möglich, dass er auch eponymer hipparchos der Stadt war (Habicht).

Nr. 2020

Fragment

Fundort: Dogruca (bei Debleki, auf einem Feld, Panorios). Publikationen: J.H. Mordtmann, AM 10, 1885, 204 Mitte im Text (Kopie I.G.Panorios).

DU Nr. 2021

Grabschrift für Quintia Tertulla

Fundort: Dogruca (Débléki, ein Brunnen am Rand des Dorfes, Lechat - Radet, i.J. 1887). Publikationen: Lechat - Radet, BCH 12, 1888, 69 Nr. 3; Schwertheim, IK 18, 455. - vgl: Hasluck, List V 281. Inschriftträger: Sarkophagplatte. 1 2 3 4

Nr. 2022

ÉApollod≈rou ka‹ ÑRodίaw yugãthr Kuintίa TertÊlla xa›re

Tochter des Apollodoros und der Rhodia, Quintia Tertulla, lebe wohl !

Grabschrift für Mikke

Fundort: Rasthaus an der Straße nahe Debleki (Hasluck, 1904); verschollen. Antike Werkstatt: Kyzikenische Werkstatt (Cremer). Publikationen: F.W. Hasluck, JHS 25, 1905, 58 Nr. 10; Pfuhl - Möbius, Nr. 1989, Abb. 102 (Tuschzeichnung aus Black and White); Schwertheim, IK 18, 351; Cremer, Grabstelen 1, 147 KSt 7, vgl. S. 79. 89. vgl: Black and White 13.2.1897, 207 Abb. (n.v.); Hasluck, List V 210. Inschriftträger: Stele (H 75, B 50, Bh 2,5 cm) mit Totenmahlrelief (drei Personen auf der Kline). - Datierung: Späthellenistisch (Pfuhl-M.). 1 2

Nr. 2023

Mίkkh ÉApollofãnou xa›re

Mikke (Tochter) des Apollophanes, lebe wohl !

Fürbitte für den Presbyter Pegasios, christlich

Fundort: Dogruca (Débléki, im Hof eines Hauses, Lechat - Radet, i.J. 1887). Publikationen: Lechat - Radet, BCH 17, 1893, 524 Nr. 13; Grégoire I Nr. 15. vgl: Hasluck, List V b 24 m.Anm. 3 (Z.1-2); Schultze, Kleinasien I 383 Anm. 2. Datierung: Ca. Ende 4. Jh. n. Chr. ? (Schultze). 1 2 3

Íper‹ e[Èx∞w] Pigasίou presbut°ro[u]

Zum Gebet für den Presbyter Pegasios

Die christliche Fürbitte für Pigãsiow (= Phgãsiow) könnte zugleich eine Grabinschrift darstellen. Vielleicht handelt es sich um den Bischof Pegasios, der 360 der Inthronisation des Metropoliten Eudoxios in Konstantinopel assistierte, oder um den Bischof Pegasios, von welchem ein Brief Kaiser Julians, der mit jenem i.J. 355 in Ilion zusammentraf, erzählt.

(6.5.) Lacus Dascylites mit naher Umgebung

689

Guzel-Kupru (6848) Güselçeköprü, Güzelce-Köprü, Guzelci- Keupru

Eine auf antiker Grundlage ruhende Brücke über den Debleke Çay = Sigirci Dere; 2,5 km sö. von Debleke. Etwa dort war der Abzweig der von Kyzikos (19 km) kommenden Römerstraße: hier wählte man die Straße östlich nach Prusa oder südlich nach Hadrianuthera/Pergamon.

Nr. 2024 a

Meilenstein, Straße Kyzikos - Pergamon/Prusa (m.p. IX/III ?)

Fundort: Brücke Guzel-Kupru (Güzelce-Köprü) am nördl. Ende der Ostseite. Publikationen: Lechat - Radet, BCH 17, 1893, 523-24 Nr. 12 m.Anm. 1 (restit. Homolle); Mommsen, CIL III 13686; Grünewald, Constantinus Nr. 451; French, RRMAM 3,5 (2014) Nr. 052 B mit Abb. 6.1.30+31 (Facs.), 7.1.12 (Stein). - vgl: Wiegand, AM 29, 1904, 296-97; Hasluck, List VI 3; Schwertheim, IK 26 S. 40; French, RRMAM 2,1 Nr. 214. Inschriftträger: French: A simple cylinder, at some stage re-used as a roof-roller. Broken at the top. Hard, white limestone. Surface and letters: worn and difficult to read. Datierung: 25.12.333 - 22.5.337 (Grünewald ab Z.5; darüber Valentinian und Valens [364-375]). Datierung (French): (1) ? - (2) ? - (3) 25.12.333 - 18.9.335 Constantinus I victor Augustus mit Constantinus II, Constantius II und Constans Caesares. - (4) 9.9.337 - Anfang April 340 Constantinus II, Constantius II und Constans Augusti. - (5) 28.2.364 - 24.8.367 Valentinianus I und Valens Augusti. - (6) 23.10.425 - Juli 450 Theodosius II und Valentinianus III Augusti. French nimmt, anders als die älteren Editionen, nach Abkl. und Zeichnungen fünf oder sechs Widmungen an; die Dedikantengruppen s. oben bei →Datierung. Wir drucken den Text French (2014) rechts in einer Spalte (entspricht nicht der Anordnung auf dem Stein, s.u.). (1) 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

) : MNG ALENTINVS ETGLVALENS SEMPEPAVGG VIACO : TANTINOGGPI AVICTOPSEMPEPAUGT CLNO . . .TANTINO\IC ETC. . O . . . TANTIOETEC CLCONSTANNBB. ACEIOPEN TISSCAPI

(2) (3)

(4)

Auflösung nach Homolle: 1 2 3 4

[Dd(ominis)] n[n(ostris)] [Fl(avius)] [V]alentin(ian)us et l. Valens [victores] (?) Semper Augg(usti)

(5)

Rekonstruktion Grünewald: 5 6 7 8 9 10

[Dd(ominis) nn(ostris)] [Fl(avio) Val(erio)] Co[ns]tantino [max(imo)] [p(io) f(elici)] victor(i) semper Aug(usto) [e]t [Fl(avio) Cl(audio) Cons]tantino [et] [Fl(avio) Iul(io) Cons]tantio et [Fl(avio)] Cl(audio) Consta(nti) nn(o)bb(ilissimis) ac [fl]oren tiss(imis) Ca(essa)ri(bus)

(6)

Übers. nach den Textteilen bei French: (3) Für unsere Herrscher Flavius Valerius Constantinus Pius Felix, Victor (Sieger), unsterblicher Augustus (Konstantin d.Gr.) und für die vornehmen und sehr jungen Caesares Flavius Constantinus (Constantinus II) und Flavius Constantius (Constantius II) und Flavius Iulius Constans. (4) Für Fl. - - und Flavius Valerius Constantinus - - und Flavius Claudius Constans (French: Augusti

(6.) KYZIKOS und Umgebung

690

Constantinus II, Constantius II, Constans). 8 (?) Meilen. (5) Unsere Herrscher, Flavius Valentinianus (Valentinian I) und Flavius Valens, die unsterblichen Augusti. .. Meilen. (6) Dem Theodosius (Theodosius II) und Valentinianus (Valentinian III), den ewigen Augusti. 8 Meilen. Die Platzierung am Stein beschreibt French so: (1) partly underneath, partly on r. of, text [3]; on the l. of text [5]. - (2) underneath text [5]. - (3) immediately below text [5]. - (4) c. 0.090 below text 3 line 7. - (5) immediately above text [3]. - (6) on the l. of text 3; partly obscuring the beginning of lines 2-4 of text [3].

Nr. 2024 b

Grabverse für die junge Aphroditepriesterin Bous

Fundort: Brücke Guzel-Kupru, Westseite, in einem der Brückenpfeiler verbaut (sichtbar). Publikationen: Th. Wiegand, AM 29, 1904, 297 (mit Beitrag von Wilamowitz nach Abklatsch von Wiegand); Wilamowitz, Verskunst 128 Anm. 3; Peek, GV 1177; Peek, GG Nr. 230; Schwertheim, IK 18, 503; G. Pfohl, in: Festschrift für R. Muth (Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft 22, 1983) 353; Merkelbach Stauber, Steinepigramme (SGO) Bd. 2 S. 77 Nr. 08/04/02. - vgl: Hasluck, List V 69. Inschriftträger: Großer Marmorblock (H 205, B 125, T 58,5, Bh 0,9-1,5 cm). Datierung: Hellenistisch (wegen des Metrums), um 200 v.Chr. ? Phalaeceen: 1 2

Œ j°ne, MÊshw pa›da tØn êvron BoËn fulãs(s)v, p«lon ÉAfrodίthw

Fremder, ich berge die zur Unzeit gestorbene Bous, die Tochter der Myse, das Füllen (die junge Priesterin) der Aphrodite. Vers 1 ist ein Hendecasyllabus (Phalaeceus) mit vorgezogener Doppelkürze, 2 ein bis auf die Doppelkürze gleichlaufender Vers. Vers 2 p«low: In Messene gab es ein Füllen der Demeter und Persephone (IG V 1, 1444), in Alexandria ein heiliges Füllen (flerÚw p«low) der Isis (OGIS 739,8 = A. Bernand, La prose sur pierre Nr. 26).

Yess ilçomlu und Doga (6865) Yesilçomlu: 19 km sö. Bandırma, östl. der Hauptstraße nach Susurluk. Etwa 11 km nnö. von Daskyleion. Doga (zu →Nr. 2026 a-o mitgenannter Fundort): 8 km südl. von Yesilçomlu und 5 km nö. von Daskyleion.

Nr. 2025 a

Meilenstein (Diokletian), Straße Kyzikos-Pergamon

Fundort: Yesilçomlu (Schwertheim). Publikationen: - vgl (ohne Text): Schwertheim, IK 26, S. 40; French, RRMAM 2,1 Nr. 221; French, RRMAM 3,5 (2014) Nr. 051. Datierung: Früheste Inschrift aus der Zeit der Tetrarchie (Schwertheim) / 293-305 Diocletianus and colleagues (French). - Schwertheim hat den Stein gefunden, aber nicht publiziert, auch bei French nur Notiz ohne Text.

Nr. 2025 b

Votivgabe (Diogenes)

Fundort: Yesil Çomlu (nö. von Daskyleion), gefunden zugleich mit einem Stelenfragment (stehender Mann und Frauenkopf); an der Dorf-Hauptstraße auch ein Meilenstein und ein marmorner Phallos (Tanrıver). Publikationen: C. Tanrıver, Arkeoloji Dergisi 3, 1995, 107/8 Nr. 4, Foto pl. 12 fig. 4 a; SEG 45, 1995, 1665. Inschriftträger: Marmorstele, nur der untere Teil ist erhalten: H 16, B 18, T 7, Bh 1-1,4 cm. 1 2 3 4

[ - -]od≈rou ka‹ T[- - - ] [ - - -] ka‹ Íp¢r •aut[ - ] [ - - -]N Diog°nhw [ - - - ] [eÈxaris]tÆ vac. rion vacat

•aut[oË oder -«n] [eÈxaris]tÆrion

(6.5.) Lacus Dascylites mit naher Umgebung

691

Nr. 2026 a-p Weihungen an die theos Peismatene Eine Serie von zwölf Weihinschriften (→Nr. 2026 a-l) an theos Peismatene hat Cumhur Tanrıver in EA 45, 2012, 93-99 bekannt gemacht. Sie befinden sich in İzmir in der Sammlung von Yavuz Tatıs, deren Reliefs und Inschriften jetzt insgesamt publiziert sind (E. und N.G. Schwertheim, Epigraphica Lydien, Mysien, Türkei der Sammlung Yavuz Tatıs, İzmir 2018). Nach Auskunft der Sammlung wurden die Peismatene-Stelen bei den Dörfern Yesilçomlu und Doga ausgegraben. Die beiden Dörfer liegen 8 km auseinander, nahe der Hauptstraße Bandırma-Susurluk, östlich vom Manyas-See, nö. von Daskyleion. Aber genauere Fundortangaben fehlen; deshalb ist es auch müßig, nach Resten eines Heiligtums der Peismatene - das es wohl gegeben hat - zu suchen. Ein weiteres Exemplar (→Nr. 2026 o) dieser Serie soll in das Museum von Bandırma gebracht worden sein, auch mit Fundortangabe Yesilçomlu / Doga ! Eine Weihung an theos Peismatene mit Herkunftsvermerk "Asia Minor" ist bereits i.J. 2006 in einer Auktion aufgetaucht (→Nr. 2026 p). Der Name der Göttin leitet sich vermutlich von einem Ortsnamen her, der aber nicht belegt ist. Reliefs: Die Göttin Peismatene trägt einen Polos, sitzt auf einem Thron, spendet mit der Rechten aus der Opferschale über dem Altar und hält in der Linken einen kaum identifizierbaren Gegenstand. Ihr sind ein oder zwei Hunde zugesellt. Ein Altar (meist) in der Mitte und (meist) ein Baum im Hintergrund. Zeit: Späthellenistisch, vielleicht 2./1. Jh. v. Chr. (Tanrıver nach der Schrift und Ikonographie).

Nr. 2026 a

Theos Peismatene (Votivgabe)

Verwahrung: Slg. Tatıs Inv.Nr. 2066. Publikationen: C. Tanrıver, EA 45, 2012, 94 Nr. 1 mit Foto; Schwertheim, Epigr. Yavuz Tatıs Nr. 77 (m.dt.Ü.) mit Foto; SEG 62, 2012, 935. Zu Relief und Datierung oben (→Nr. 2026 a-o). - H 37, B 23, T 9, Bh 0,7-1 cm. 1 2 3

Potãmvn Potãmvnow ye“ Peismathnª eÈxÆn

Nr. 2026 b

Potamon (Sohn) des Potamon, an Theos Peismatene zur Erfüllung des Gelübdes

Theos Peismatene (Votivgabe)

Verwahrung: Slg. Tatıs Inv.Nr. 2078. Publikationen: C. Tanrıver, EA 45, 2012, 94/95 Nr. 2 mit Foto; Schwertheim, Epigr. Yavuz Tatıs Nr. 80 (m.dt.Ü.) mit Foto; SEG 62, 2012, 936. Zu Relief und Datierung oben (→Nr. 2026 a-o). - H 64, B 32, T 7,5, Bh 1,2-1,5 cm. 1 2 3 4

DiomÆdhw Potãmvnow Íp¢r •autoË ka‹ t∞w édelf∞w ye“ Pismathnª eÈxÆn

Nr. 2026 c

Diomedes (Sohn) des Potamon, für sich und seine Schwester, an Theos Peismatene zur Erfüllung des Gelübdes

Theos Peismatene (Votivgabe)

Verwahrung: Slg. Tatıs Inv.Nr. 2064. Publikationen: C. Tanrıver, EA 45, 2012, 95 Nr. 3 mit Foto; Schwertheim, Epigr. Yavuz Tatıs Nr. 75 (m.dt.Ü.) mit Foto; SEG 62, 2012, 937. Zu Relief und Datierung oben (→Nr. 2026 a-o). - H 52, B 26, T 8, Bh 0,9-1,2 cm. 1 2 3 4 5

ÉArtemΔ ÉArtemid≈rou Íp¢r •aut∞w ka‹ toË [é]ndrÚw ka‹ t«n t°knvn [ye“] Peismathnª eÈxÆn

Nr. 2026 d

Artemo (Tochter) des Artemidoros, für sich und ihren Mann und die Kinder, an Theos Peismatene zur Erfüllung des Gelübdes

Theos Peismatene (Votivgabe)

Verwahrung: Slg. Tatıs Inv.Nr. 2063.

(6.) KYZIKOS und Umgebung

692

Publikationen: C. Tanrıver, EA 45, 2012, 95 Nr. 4 mit Foto; Schwertheim, Epigr. Yavuz Tatıs Nr. 74 (m.dt.Ü.) mit Foto; SEG 62, 2012, 938. Zu Relief und Datierung oben (→Nr. 2026 a-o). - H 20, B 16, T 5, Bh 0,8 cm. 1 2

Menίskow ye“ [Peis]mathnª eÈxÆn

Nr. 2026 e

Meniskos an Theos Peismatene zur Erfüllung des Gelübdes

Theos Peismatene (Votivgabe)

Verwahrung: Slg. Tatıs Inv.Nr. 2068. Publikationen: C. Tanrıver, EA 45, 2012, 95/96 Nr. 5 mit Foto; Schwertheim, Epigr. Yavuz Tatıs Nr. 79 (m.dt.Ü.) mit Foto; SEG 62, 2012, 939. Zu Relief und Datierung oben (→Nr. 2026 a-o). - H 52, B 29, T 6,5, Bh 0,8-1,1 cm. 1 2 3 4

[Mh]trÒdvrow ÉArtemid≈rou Í[p¢r] •au[toË] ka‹ [M]enedÆmou toË [édelf]oË ye“ Peismathnª eÈxÆn

Metrodoros (Sohn) des Artemidoros, für sich und seinen Bruder Menedemos, an Theos Peismatene zur Erfüllung des Gelübdes.

Nr. 2026 f

Theos Peismatene (Votivgabe)

Verwahrung: Slg. Tatıs Inv.Nr. 2061. Publikationen: C. Tanrıver, EA 45, 2012, 96 Nr. 6 mit Foto; Schwertheim, Epigr. Yavuz Tatıs Nr. 72 (m.dt.Ü.) mit Foto; SEG 62, 2012, 940. Zu Relief und Datierung oben (→Nr. 2026 a-o). - H 30, B 22, T 7,5 cm. 1 2 3

L[o]ukçw ye“ [Pei]smathnª eÈxÆn

Loukas an Theos Peismatene zur Erfüllung des Gelübdes

Nr. 2026 g

Theos Peismatene (Votivgabe)

Verwahrung: Slg. Tatıs Inv.Nr. 1979. Publikationen: C. Tanrıver, EA 45, 2012, 96/97 Nr. 7 mit Foto; Schwertheim, Epigr. Yavuz Tatıs Nr. 70 (m.dt.Ü.) mit Foto; SEG 62, 2012, 941. Zu Relief und Datierung oben (→Nr. 2026 a-o). - H 22, B 16, T 5, Bh 0,8 cm. 1 2 3

Nr. 2026 h

[Pol]udÒth Dionus[ίou] [ye]“ Pismathnª (sic) eÈxÆn

Polydote (Tochter) des Dionysios, an Theos Peismatene zur Erfüllung des Gelübdes

Theos Peismatene (Votivgabe)

Verwahrung: Slg. Tatıs Inv.Nr. 2065. Publikationen: C. Tanrıver, EA 45, 2012, 97 Nr. 8 mit Foto; Schwertheim, Epigr. Yavuz Tatıs Nr. 76 (m.dt.Ü.) mit Foto; SEG 62, 2012, 942. Zu Relief und Datierung oben (→Nr. 2026 a-o). - H 54, B 24, T 9, Bh 0,8-1,1 cm. 1 2

[D]ionÊsiow FilomÆlou y[e“] [Peis]mathnª eÈx[Æn]

Dionysios (Sohn) des Philomelos, an Theos Peismatene zur Erfüllung des Gelübdes.

(6.5.) Lacus Dascylites mit naher Umgebung

Nr. 2026 i

693

Theos Peismatene (Votivgabe)

Verwahrung: Slg. Tatıs Inv.Nr. 2067. Publikationen: C. Tanrıver, EA 45, 2012, 97 Nr. 9 mit Foto; Schwertheim, Epigr. Yavuz Tatıs Nr. 78 (m.dt.Ü.) mit Foto; SEG 62, 2012, 943. Zu Relief und Datierung oben (→Nr. 2026 a-o). - H 38, B 28, T 8, Bh 0,8-1,3 cm. 1 2

MÒsxion ye“ [Peismathnª] svye›sa xari[st]Ærion

Moschion (weiht) an Theos Peismatene nach ihrer Rettung (dies) als Weihgeschenk.

Nr. 2026 j

Theos Peismatene (Votivgabe)

Verwahrung: Slg. Tatıs Inv.Nr. 1978. Publikationen: C. Tanrıver, EA 45, 2012, 98 Nr. 10 mit Foto; Schwertheim, Epigr. Yavuz Tatıs Nr. 69 (m.dt.Ü.) mit Foto; SEG 62, 2012, 944. Zu Relief und Datierung oben (→Nr. 2026 a-o). - H 20,5, B 14,5, T 4,5, Bh 0,9 cm. 1 2 3

Tίmvn ye“ Peismath[nª] e[È]xÆ[n]

Nr. 2026 k

Timon an Theos Peismatene zur Erfüllung des Gelübdes

Theos Peismatene (Votivgabe)

Verwahrung: Slg. Tatıs Inv.Nr. 2062. Publikationen: C. Tanrıver, EA 45, 2012, 98 Nr. 11 mit Foto; Schwertheim, Epigr. Yavuz Tatıs Nr. 73 (m.dt.Ü.) mit Foto; SEG 62, 2012, 945. Zu Relief und Datierung oben (→Nr. 2026 a-o). - H 22, B 14,5, T 8, Bh 0,6-0,8 cm. 1 2 3

MhnodÒth ye«i Peismathnª eÈxÆn Nr. 2026 l

Menodote an Theos Peismatene zur Erfüllung des Gelübdes

Votivstele (theos Peismatene)

Verwahrung: Slg. Tatıs Inv.Nr. 1823. Publikationen: C. Tanrıver, EA 45, 2012, 98 Nr. 12 mit Foto; Schwertheim, Epigr. Yavuz Tatıs Nr. 81 (m.dt.Ü.) mit Foto. Zu Relief und Datierung oben (→Nr. 2026 a-o). - H 17, B 11, T 4 cm. It is not clear whether the stele is unepigraphic or whether it bore a painted text. (Tanrıver)

Nr. 2026 m

Theos Peismatene (Votivgabe nach einem Gerichtsprozess)

Verwahrung: Slg. Tatıs Inv.Nr. 2150. Publikationen: Schwertheim, Epigr. Yavuz Tatıs Nr. 84 (m.dt.Ü.) mit Foto. Zu Relief und Datierung oben (→Nr. 2026 a-o). - H 45, B 34, T 6, Bh 1,5-2 cm. 1 2 3

Mhnof«n ÉArt°mvnow ye“ Peismathnª sunagvnisam°n˙ §p‹ toË dikasthrί[ou] ka‹ nikhsãshw aÈt∞w d«ron ¶yhk[e]

Menophon (Sohn) des Artemon hat der Theos Peismatene, die bei seinem Gerichtsprozess Beistand geleistet hat, nach ihrem Sieg als Geschenk (die Stele) gegeben.

(6.) KYZIKOS und Umgebung

694 Nr. 2026 n

Theos Peismatene (Votivgabe)

Verwahrung: Slg. Tatıs Inv.Nr. 2151. Publikationen: Schwertheim, Epigr. Yavuz Tatıs Nr. 85 (m.dt.Ü.) mit Foto. Zu Relief und Datierung oben (→Nr. 2026 a-o). - H 32, B 20, T 7, Bh 2 cm. Inschrift: Nur wenige Buchstaben sind erhalten. Keine Lesung möglich. Weitere Peismatene-Inschriften der Sammlung Yavuz Tatıs (Inv.Nr. 2152+2153) ohne erkennbare Inschrift bei Schwertheim, Epigr. Yavuz Tatıs Nr. 86+87 mit Fotos.

Nr. 2026 o

Votivstele (theos Peismatene)

Fundort: Yesilçomlu / Doga. - Dadurch wird die FO-Angabe der Sammlung Yavuz Tatıs für die PeismateneInschriften bestätigt. - Museum: Bandırma. Publikationen: Nur erwähnt bei C. Tanrıver, EA 45, 2012, 93 (it will be published elsewhere).

Nr. 2026 p

Theos Peismatene (Votivgabe)

Fundort: Unbekannt. - Aus Asia Minor (Katalog der Auktion). Publikationen: C. Tanrıver, EA 45, 2012, 93. vgl: Gorny & Mosch, Giessener Münzhandlung: Katalog 150 (Auktion Kunst der Antike, 11.07.2006), 115 Nr. 306 mit Foto; Chaniotis ref. W. Günther, EBGR 2003 Nr. 53 (in: Kernos 19, 2006); SEG 56 (2006), 2042. Inschriftträger: Marmorstele (H 47, B 28, T 7 cm). Relief (Auktionskatalog): "Im Zentrum des Bildes ein Altar und ein Baum, r. davon eine thronende Göttin mit Polos, die mit einer Schale an dem Altar opfert. Zu ihren Füßen ein sitzender Hund(?). Links eine Gruppe bestehend aus zwei stehenden Adoranten und einem knieenden Opferdiener, der einen Widder(?) am Hals hält. Unter dem Bildfeld Stifterinschrift. Darunter ein von einem Jagdgehilfen begleiteter Reiter, der eine Lanze auf einen Stier richtet." Datierung: 2./1. Jh. v. Chr. (Kat. Gorny & Mosch). 1 2 3

Megakl∞w ka‹ ÉEpitunxãnvn ofl [. .]m°nou ye“ Peismathnª eÈxÆn

Megakles und Epitynchanon, die Söhne des [..]menos, an Theos Peismatene zur Erfüllung des Gelübdes

(6.5.) Lacus Dascylites mit naher Umgebung

Nr. 2027

695

Grabschrift für Asklepides

Fundort: Yesilçomlu, bei Hasan Bardak. Publikationen: Schwertheim, IK 18, 96, Foto Taf. 10. vgl: A.G.Woodhead, JHS 102, 1982, 296 (Korr. Z.2); SEG 32, 1982, 1248 (Woodhead). Inschriftträger: Stele (H 33, B 37, T 6, Bh 1,5-2 cm) mit Relief: (links) sitzende Frau, (Mitte) Mann mit Toga, (rechts) Diener. 1 2 3

ÍpÒmnhma ÉAs{i}klhpeίdou ˘ §poίhsen aÈt“ ≤ mÆthr Mosxeίn mnÆmhw xãrin

EIN Lig.

2 Mosxeίn = Mosxί(o)n Grab des Asklepides, das ihm die Mutter Moschion gemacht hat, zum Gedenken.

Nr. 2028

Grabschrift für Menandros

Fundort: Yesilçomlu. Verbaut im Wasserabflussbecken von Mehmet Kurdes. Publikationen: Schwertheim, IK 18, 307, Foto Taf. 23. Inschriftträger: Stele, ringsum gebrochen (H 40, B 33, Bh 1,8 cm), Totenmahlrelief.

[M°n]andre Mhnod≈ro[u]

Menandros (Sohn) des Menodoros

Kirazlı (6870) Dorf, ca. 5 km nördlich von Aksakal.

Nr. 2029

Grabschrift für Bassus

Fundort: Kirazlı. - Verwahrung: Slg. Tolunay (Bandırma). Jetzt Museum Bandırma (Foto 2015). Antike Herkunft / Werkstatt: Kyzikos oder Umgebung (Stupperich) / Raum Daskyleion (J.u.L. Robert) / Kyzikenische Werkstatt (Cremer). Publikationen: Schwertheim, EA 1, 1983, 113 Nr. 6, Foto Taf. 12; SEG 33, 1983, 1060; Cremer, Grabstelen 1, 165 KB 5, Foto Taf. 17, vgl. S. 98-99. vgl: R.Stupperich, EA 2, 1983, 155-8; J.u.L. Robert, Bull. ép. 1984, 341; G. Laminger-Pascher, EA 5, 1985, 30; R. Stupperich, EA 6, 1985, 103. 108; RepGRI Nr. 384; Schmidt, Grabreliefs 114, Tab. V. Inschriftträger: Giebelstele mit zwei Reliefs. Oben Büste des Verstorbenen, an der Schnur um den Hals hängt ein Tintenfass. Unten das Totenmahl: Die Trauernde links auf dem Schemel, der Verstorbene auf der Kline, rechts zwei Kinder (Stratonike und Asklepiades ?). - Inschrift zwischen den Reliefs. Datierung: ca. 100 n. (Stupperich); ausgehendes 1. Jh. n., trajanisch (Schmidt); Beginn 2. Jh. n. Chr. (Cremer) / 2./1. Jh. v. Chr. (Schwertheim). 1 2 3

ÍpÒmnhma Bãsou ˘ kateskeÊasan aÈt“ ofl yr°cantew Stratonίkh ka‹ ÉAsklhpiãdhw mnÆmhw xãrin

ÍpÒmnhma (Grab) des Bassus, welches ihm die Ziehkinder Stratonike und Asklepiades errichtet haben, zum Gedenken.

(6.) KYZIKOS und Umgebung

696

Köseresul (6875) Kösehoroz Köy

28 km sö. von Kyzikos, 4 km nördl. Daskyleion.

Nr. 2030

Meilenstein mit drei Inschriften: 1. Marc Aurel / 2. Konstantin d.Gr. und Söhne Constantinus (II), Constantius (II), Constans / 3. Julian - An der Straße Kyzikos-Pergamon

Fundort: Köseresul, im Dorf. - Museum: Istanbul, Arch. Museum (seit 1956, Inv.Nr. 5364). Publikationen (Text 1): French, ZPE 21, 1976, 77-78; French, TürkAD 22, 1976, 53-54; AE 1976, 652; SEG 26, 1976-77, 1335; S. Conti, Die Inschriften des Kaisers Julian, 88 Nr. 42, pl. II 42a-b (Altertumswiss. Koll. 10, Stuttgart 2004). - (Text 1-3): French, RRMAM 3,5 (2014) Nr. 050. vgl: French, RRMAM 2,1 Nr. 216; J.u.L. Robert, Bull. ép. 1977, 380 (Z.16-18). Inschriftträger: Säule (wiederverwendet, Kalkstein). - French: (1) on the front face, at the top of the shaft, (2) on the rear face, at the top of the shaft, (3) on the rear face, on top of lines 4-9 of text (2). Datierung: (1) 2. Hälfte 169 (French, ZPE) / Sex. Quint. Valerius Maximus, cos.ord. 151 (PIR Q 24). Datierung (French 2014): (1) 10.12.168 - 9.12.169 M. Aurelius Antoninus Augustus. (2) 25.12.333 - 18.9.335 Constantinus I victor Augustus mit [Constantinus II, Constantius II, Constans als Caesares]. (3) 3.11.361 - 26/27.6.363 Fl(avius) Cl(audius) Iulianus Augustus. (1) Marc Aurel 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18

French 2014

imp(erator) Caesar M(arcus) Aurelius Antoninus Aug(ustus) Armeniacus Parthicus Medicus pontifici maximi XXIII (trib pot nur im gr. Text) imp(erator) V co(n)s(ul) III p(ater) p(atriae) proco(n)s(ulis) Sexti Quintili Maximi XVIII AÈtokrãtvr ka›sar M(çrkow) AÈrÆliow ÉAntvn›now sebastÚw ÉArmeniakÚw ParyikÚw MhdikÚw érxiereÁw m°gistow dhmarxik∞w §jousίaw tÚ kgÄ AÈtokrãtvr tÚ eÄ Ïpatow tÚ gÄ patØr patrίdow §p‹ ényupãtou S°jtou Kuintilίou Majίmou ihÄ

French 2014 (2) Constantinus (und Söhne)

(3) Kaiser Julian

m XV (S.Conti) 18 Meilen (auch oben): nach Kyzikos

(6.5.) Lacus Dascylites mit naher Umgebung

Nr. 2031

697

Grabschrift für Asklepiades, (Vater) Hermogenes mit Frau Ba(b)ba, (Großvater) Kissophanes mit Frau Morkis

Fundort: Kösehoroz Köy. - Antike Werkstatt: Werkstatt von Miletupolis (Cremer). - Museum: Bursa, Arch. Museum (ohne Inv.Nr.). Publikationen: Schwertheim, IK 18, 94, Foto Taf. 9; Schwertheim, IK 26, 63; Cremer, Grabstelen 1, 182 MiSt 37, Foto Taf. 23, vgl. S. 103. Inschriftträger: Stele (H 105, B 44-53, T 15, Bh 1,2-1,5 cm) mit zwei Reliefs: Oben Totenmahlszene: Auf der Kline drei gelagerte Männer und (rechts) eine sitzende Frau. Unten: Sitzende Frau in Trauerhaltung. Datierung: 2./1. Jh. v. Chr. (Schwertheim, Cremer). 1 2 3

ÉAsklhpiãdhw ÑErmog°nou, ÑErmog°nhw Kissofãnou, gunØ Baba, Kissofãnhw Mãnou, gunØ MÒrkiw: RELIEF

4 5 6

ofl d¢ §pistÆsantew Babb&, t“ ufli“ ka‹ éndr‹ ka‹ gone›sin uflo‹ DiomÆdhw ka‹ ÉApoll≈niow, yugãthr Nίa, ganbrÚw ÉApoll≈niow Xarmίdou

Asklepiades (Sohn) des Hermogenes, Hermogenes (Sohn) des Kissophanes, seine Frau Baba, Kissophanes (Sohn) des Manes, seine Frau Morkis. (Die Stele) für Babba, für ihren Sohn und ihren Mann und ihre Eltern haben errichtet die Söhne Diomedes und Apollonios (und) die Tochter Nia (und) der Schwiegersohn Apollonios, der (Sohn) des Charmides. Vorausgesetzt BABBA (Z.4) ist Dativ und feminin (nicht von Babbaw masc.) ergibt sich ein klares Stemma: Babba und ihr Mann Hermogenes (beide verstorben) haben 4 Kinder, nämlich Diomedes, Apollonios, Nia (ihr Mann heißt auch Apollonios) und Asklepiades (verstorben). Die Eltern [des Hermogenes] hießen Morkis und Kissophanes (beide verstorben), dessen Vater Manes. Z.3: §pistÆsantew wird manchmal als "die (am Grab) Stehenden" verstanden - das wären aber §pistãntew !

Aksakal (6885) 25 km ssö. von Bandırma, im SO des Manyas Gölü (Lacus Dascylites).

Nr. 2032

Ehrenstele (5 Kränze erhalten)

Fundort: Bei Aksakal (Farmer aus Gölbasi Musku Çesmesi, beim Pflügen seines Feldes, einige 100 m von der Ostküste des Manyas Gölü). - Museum: Istanbul, Archäol. Museum (Inv.Nr. 5765). Publikationen: N. Dolunay, Istanbul Arkeoloji Yilligi 13-14, 1967, 30 (türk.). 108 (engl.), Foto Taf. 7 Nr. 14. Inschriftträger: Stele mit Reliefs und Inschriften in 5 Kränzen (in 2 Reihen), jeweils mit dem Namen eines Geehrten. Vermutlich waren ursprünglich noch eine oder mehrere Reihen mit weiteren Kränzen vorhanden, sicher auch eine Inschrift im oberen Teil der Stele. - Datierung: Römische Zeit. 1. Reihe, mittlerer Kranz 1 2 3 4 5

[- - - - -] OSXIO l°fsu uflÚw GãÛow

1. Reihe, rechter Kranz 6 7

D Deukίou

(6.) KYZIKOS und Umgebung

698 2. Reihe, linker Kranz 8 9 10 11 12

ÉAyhnίvn Z≈tion Men°frvnow

2. Reihe, mittlerer Kranz 13 14 15 16

ÉArt°mei w Salloudow

2. Reihe, rechter Kranz 17 18 19 20 21 22 23

Nr. 2033

M. Afirãriow Krίspow ÉAsklhpiãdhw Men°frvnow Architrav: (Augustus) Imperator Caesar

Fundort: Aksakal. Publikationen: G. Iacopi, Bullettino della Commissione Archeologica, Beilage: Bullettino del Museo del Impero 9, 1938, 39-41, Fotos fig. 1 und fig. 2 (Detail), Facsimile fig. 3; AE 1940, 18 Nr. 43. vgl: L. Robert, RA (6.sér.) 3, 1934, 88 (nur Anf. Z.1); J.u.L. Robert, Bull. ép. 1941, 122. Inschriftträger: Architrav; Länge 345 cm, Höhe 23 cm, Höhe der Inschrift (Z.1+2) 10 cm. Datierung: 40-27 v. Chr. (Augustus als Imperator Caesar).

1 2

]›tai AÈtokrãtori Kaίsari tØn §j°dran ka‹ tØn stoån kayi°rvsan, §pimelhy°ntvn dioikhtoË m¢n Ga˝ou ÉIoulίou Ga˝ou ufloË Longίnou ]tou d¢ Poplίou Skandeilίou Poplίou ufloË Preίskou

1 Daskul]›tai L. Wenger (hdschr. Mitt. i.J. 1934) / Jacopi / Gagé (AE); Milhtopol]›tai Jacopi / Gagé (AE). 2 §pimelh]toË oder dikaiodÒ]tou Jacopi / Gagé (AE). ..... haben für den Imperator Caesar die Exedra und die Säulenhalle geweiht. Verantwortlich waren der dioiketes (procurator?) Gaius Iulius, der Sohn des Gaius Longinus, und der ..... Publius Scandalius, Sohn des Publius Priscus. Das Ethnikon zu -›tai bleibt unklar (Daskyl- oder Miletopol-), ebenso die Funktion der wohl römischen Magistrate (dioikÆthw = procurator? und ein [dikaiodÒ]tou?). Exedra und Stoa sind neu erbaut oder ausgestattet worden (Nennung der dafür Verantwortlichen). Gaius Iulius Longinus kann ein Sohn oder Enkel des gleichnamigen cos. suff. 107 v. Chr. sein. Publius Scandilius Priscus ist sonst nicht bekannt (der Name Scandalius auch in CIL VI 25970).

(6.5.) Lacus Dascylites mit naher Umgebung

Nr. 2034

699

Grabschrift für Dionysia

Fundort: Aksakal (Museumsangabe). - Museum: Bursa, Arch. Museum (Inv.Nr. 3178, alt 5476). Publikationen: Schwertheim, IK 18, 169, Foto Taf. 13. Inschriftträger: Stele (H 85, B 59, T 12, Bh 1,5-2,5 cm) mit Relief: Ein Paar, stehend in Vorderansicht; die Frau legt den Arm um die Taille des Mannes. 1 2 3 4

ÍpÒmnhma Dionusίaw Dionusίou ˘ katesk°basen aÈtª MhnÒdotow ÉAsklhpiãdou mnÆmhw xãrin

lies ka|teskeÊasen

Grab der Dionysia, (der Tochter) des Dionysios, das ihr Menodotos, (Sohn) des Asklepiades, errichtet hat, zum Gedenken.

Nr. 2035

Grabgedicht für Apollodoros

Fundort: Aksakal (Hasluck, nach Mitteilung von Th.Makris) / Erdek-Kyzikos (Schwertheim, MuseumsInventarbuch), Kyzikos (Ertüzün, Museumsangabe). - Museum: Istanbul, Arch. Museum (Inv.Nr. 3306). Antike Werkstatt: Kyzikenische Werkstatt (Cremer). Publikationen: W. Peek, AM 56, 1931, 130-31 Nr. 16; Peek, GV 847; Pfuhl - Möbius Nr. 1021, Foto Taf. 153; Schwertheim, IK 18, 493, Foto Taf. 34; Cremer, Grabstelen 1, 125 KS 7, vgl. S. 30; Merkelbach - Stauber, Steinepigramme (SGO) Bd. 2 S. 76-77 Nr. 08/04/01. vgl: Hasluck, List V 25; A.M. Mansel, AA 1933, 128 Nr. 30 (Z.1-2) mit Foto Abb. 12; L. Robert, RPh 8, 1934, 270-1 Nr. 16 = OpMin II 1169-70; Ertüzün, Kapıdagı yarımadası1 151 Nr. 3306; Schmidt, Grabreliefs 25; Fabricius, Totenmahlreliefs 302 m.Anm. 126, 305 m.Anm. 145, 311 Anm. 179, Foto Taf. 42b. Inschriftträger: Stele (H 82, B 55, T 9, Bh 1-1,5 cm) mit zwei Reliefs - Beschreibungen s. unten. Datierung: 1. Jh. v. Chr. (Peek, Pfuhl-M., Schwertheim, Cremer). Oberes Bild: "Totenmahl", die Totengedenkfeier. Auf der Kline liegen zwei Männer, Köpfe nach rechts, die Beine nach links gelagert. An den Seiten sitzen zwei Frauen, unter ihnen (vor den Stühlen) zwei Dienerinnen. In der Mitte der Tisch mit den Speisen: rechts Granatapfel zwischen zwei Trauben, links wohl ein Kuchen. Rechts neben dem Tisch ein aufwartender Knabe.

ÉApollÒdvre YÊrsou xa›re:

Apollodoros (Sohn) des Thyrsos, lebe wohl !

Unteres Bild: Der stehende Apollodoros reicht seiner sitzenden Mutter die Hand zum Abschied. 1 2 3 4 5 6

ı pçsi ynhto›w êkritow bίou brabeÊw, ı pikrÚw ÜAdhw, ˘w tå semnå baskaίnei, ÉApollÒdvron §g dÒmvn énarpãsaw ¶krucen §n tãfoisi ka‹ goneËsi m°n yrÆnouw ¶leipen, §g d¢ ımhlίkvn xoroË dakrutÚn ÜAdhn efiw ép°steilen bί&

Der bittere Hades, der für alle Sterblichen unanfechtbarer Richter über das Leben ist, der auf das Feine neidisch ist, hat Apollodoros aus dem Haus hinweggerafft und im Grab verborgen, den Eltern Wehklagen hinterlassen und ihn aus dem Reigen der Gleichaltrigen mit Übergewalt in den tränenreichen Hades geschickt. Vers 2 ist ein Choliambus. - Hades ist ein Neider: Erinna hatte gedichtet bãskanow ¶ss' ÉAίda (Anth. Pal. VII 712), und Leonidas hat die Worte in seinem Grabgedicht auf Erinna wiederholt (Anth. Pal. VII 13). Der bittere Vorwurf "Neider" wird oft wiederholt, s. SGO 02/06/18 (Stratonikeia), 14/11/01 (Lystra), 16/23/04 (Aizanoi), 16/43/04 (Amorion), Peek, GV 855 (Salonae) und trifft auch den "Daimon" und die Moira, s. SGO 09/02/01 (Apameia) und 18/01/16 (Termessos, T.A.M. III 810 = Peek, GV 962).

(6.) KYZIKOS und Umgebung

700 Nr. 2036 a

Grabschrift mit Distychon: Der Tote dankt für den Gruß

Fundort: Aksakal (in einem Brunnen). - Verwahrung: Museum Bandırma (Foto 2011/2015). Publikationen: Munro, JHS 17, 1897, 274 Nr. 19; Peek, GV 1854; Schwertheim, IK 18, 548; Merkelbach Stauber, Steinepigramme (SGO) Bd. 2 S. 80-81 Nr. 08/04/06. vgl: Hasluck, JHS 25, 1905, 58 nach Nr. 10 (Z.1); Hasluck, List V 307. Inschriftträger: Stele (H 55, B 65, Bh 2 cm): Relief s. unten Datierung: 1./2. Jh. n. Chr. (Peek). Das Relief zeigt einen Reiter mit Gefolgsmann und einen Baum, um den sich eine Schlange windet. Daneben die Beischrift:

ÜHrvw Oben vier Zeilen: Z.1 meist nur Buchstabenfüße, Z.4 nur ein Wort (ganz links): [ - - - ]LHL . . HOIS xa›re |

1 2-3

Vers 1

3-4

Vers 2

ka‹ sÊ ge, Œ parode›ta, xãroiw, ˜ti toËto | tÚ koinÒn e‰paw §mo‹ "xaίrein", oÏneken | eÈsebίhw

3 oÏneken = oÏneka = ßneken. (Der Wanderer liest den Namen des Toten:) - - - (N.N.), sei gegrüsst. (Der Tote antwortet aus dem Grab:) Auch du, Wanderer, sei gegrüsst, der du aus Frömmigkeit das übliche "Sei gegrüsst" zu mir gesprochen hast. Die Grußformel (Verse) auch →Nr. 1217, →Nr. 1424, →Nr. 1788, →Nr. 1859 e, →Nr. 2068.

Nr. 2036 b

Fragment (Grabschrift oder Weihung für eine Göttin)

Fundort: Nahe bei Aksakal, nö. von Ergili. Publikationen: Tanrıver, Mysia Nr. 29 (m.türk.Ü.) mit Foto; SEG 63, 2013, 1020. Inschriftträger: Marmorstele, gebrochen (H 36, B 14, T 10, Bh 1,3-1,7 cm), Rest eines Reliefs (Altar?), darunter die Inschrift. Datierung: Kaiserzeit (Schrift).

]autª kayhk[ Nr. 2036 c

Grabschrift (Fragment)

Fundort: Aksakal. Publikationen: C. Tanrıver, Arkeoloji Dergisi 3, 1995, 107 Nr. 3, Foto pl. 12 fig. 3; SEG 45, 1995, 1664. Inschriftträger: Marmorstele, nur der untere Teil ist erhalten: H 26, B 14, T 9, Bh 1,5-1,8 cm. Im Relief (oben gebrochen) die Füße eines Pferdes, darunter die Inschrift: 1 2 3

- - - -]FIA vacat - - - -]omãxou vac.? x]a›re vac.

1: Tanrıver erwägt [ÉAf]fίa oder [ÉAp]fίa

(6.5.) Lacus Dascylites mit naher Umgebung

Nr. 2036 d

701

Grabschrift für Artemous

Fundort: Aksakal. Publikationen: Tanrıver, Atalay Memorial (Arkeoloji Dergisi 1, 1991) 19495 Nr. 7, Foto pl. 49 res. 7; SEG 41, 1991, 1062. Inschriftträger: Marmorstele (nur der untere Teil: H 35, B 38, T 20, Bh 11,5 cm) mit Totenmahlrelief: Sitzende Frau, zwei Diener, dreifüßiger Tisch. - Datierung: Hellenistisch. 1 2

ÉArtemoËw ÉArãtou

Artemous (Tochter) des Aratos.

ÉArtemoËw (Nom.) kann auch Gen. zu ÉArtem≈ sein (dann wäre hier toË ÉArãtou zu erwarten, vgl. Pleket, SEG).

Zwischen Aksakal und Ergili (6887) Nr. 2037

Grabschrift für die Gattin Zotion

Fundort: Zwischen Aksakal und Ergili. - Verwahrung: Slg. Tolunay (Bandırma). Jetzt Museum Bandırma (Foto 2011/2015). Antike Werkstatt: Kyzikenische Werkstatt (Cremer). Publikationen: Schwertheim, EA 1, 1983, 114 Nr. 8, Foto Taf. 13; SEG 33, 1983, 1062; Cremer, Grabstelen 1, 158 KSt 41, Foto Taf. 14, vgl. S. 79. 87. Inschriftträger: Marmorstele (H 74, B 50, T 10, Bh 1,3-1,6 cm), Totenmahl: Mann auf der Kline, er hält ein Trinkgefäß (?) in der Linken. Die Trauernde sitzt links auf dem Schemel, der dreifüßige Tisch ist mit Gaben gedeckt, rechts davon ein Diener. Die Gesichter wurden absichtlich ausgeschlagen. Datierung: Frühe Kaiserzeit (Cremer) / 2./1. Jh. v. Chr. (Schwertheim). 1 2 3

ÍpÒmnhma Zvtίou t∞w Menίskou, gunaikÚw d¢ ÉAndroneίkou ˘ §pÒhsen aÈtª ı uflÚw Menίskow

Grab der Zotion, der (Tochter) des Meniskos, der Frau des Andronikos, welches ihr der Sohn Meniskos errichtet hat. Der Frauenname Zotion auch in →Nr. 2038.

Nr. 2038

Grabschrift für Zotion

Fundort: ?, im Territorium von Kyzikos. - Verwahrung: Slg. Tolunay (Bandırma). Jetzt Museum Bandırma (Foto 2011/2015). Antike Werkstatt: Kyzikenische Werkstatt, aus Massenproduktion. Publikationen: Schwertheim, EA 1, 1983, 114 Nr. 9, Foto Taf. 13; SEG 33, 1983, 1063; Cremer, Grabstelen 1, 154-55 KSt 31, Foto Taf. 13, vgl. S. 79. 87. - vgl: Schmidt, Grabreliefs Tab. V. Inschriftträger: Marmorstele (H 69, B 43, T 17, Bh 1,2-1,5 cm), Totenmahl: Auf der Kline ein Mann (? Zotion ist eine Frau), links die Trauernde auf dem Schemel, davor eine Dienerin. Dreifüßiger Tisch mit Früchten (und Gebäck?), rechts daneben steht ein Diener mit gekreuzten Beinen. Datierung: (noch) 1. Jh. v. (Schwertheim, Cremer), flavisch (Schmidt), frühe Kaiserzeit wie →Nr. 2037. 1 2

Z≈tion Mhnofãnou, xa›re

Zotion (Tochter) des Menophanes, lebe wohl !

Derselbe Frauenname Zotion und ein entsprechendes Relief in →Nr. 2037.

(6.) KYZIKOS und Umgebung

702

Daskyleion / Ergili (6890) Ergileh

Daskyleion wurde i.J. 1952 von K. Bittel direkt am SO-Zipfel des Manyas-Sees (Lacus Dascylites, Kus Gölü) nahe dem Dorf Ergili lokalisiert. Die Grabungen (begonnen 1952 von E. Akurgal) dauern bis heute an; sie legen den persischen Satrapensitz (bis 334 v.) frei und den Ort aus archaischer (Kybele-Tempel), klassischer (Zoroaster-Tempel) und hellenistisch-römischer Epoche, mit reicher Ausschmückung in graeco-persischem Stil. Für die röm. Kaiserzeit fehlen literarische Quellen. - Man hat sich daran gewöhnt, alle in der Umgebung (Ergili, Aksakal u.a.) gefundenen Inschriften dem Ort Daskyleion zuzuweisen. Das wird aber nicht für alle richtig sein: Die Region südlich des Manyas-Sees gehörte in hellenistischer Zeit wahrscheinlich zum Landgebiet von Poimanenon (16 km südl. von Daskyleion). Und natürlich haben viele Inschriften ihre Herkunft aus Kyzikos.

Nr. 2039 a

Grabstele für Manes mit phrygischer Inschrift

Fundort: Ergili / Daskyleion. - Verwahrung: Grabungsdepot Daskyleion, dann Museum Bandırma (Foto 2015). Publikationen: R. Gusmani / G. Polat, Kadmos 38, 1999, 137-162 (Zeichn. Polat S. 138 hier abgedruckt). - vgl: M. Cremer / R. Altheim-Stiehl, EA 6, 1985, 1-16 u. Taf. 1; Tomris Bakır / Abasoglu, Anatolia 25, 2003, 1-26, Plan, Zeichn., Fotos 20-26 res. 1-15; Margaret C. Miller, in: Cultural Identity in the Ancient Mediterranean (Hrsg. Erich S. Gruen, Getty Research Institute, Los Angeles 2011), S. 97-134, Zeichn. Polat S. 111. Inschriftträger: Marmorstele (H 195, B ca. 60, T 17 cm) mit Relief (H 20,5 cm) einer Bankettszene. Datierung: Anfang 5. Jh. v. Chr. / 5./4. Jh. v. Chr.

Gusmani: (S. 151) Transkription der Inschrift: 1 2 3

[.Jtat: smanes iyungidas manitos apelev porniyoy est[.?] [,.]xes va[?]knais manuka odeketoy meroske manes isyos tiv[?] [?]nke devu[x]skv umnotan ordoineten mekos aniyatpeti smanin[?]

(S. 154) Manes dürfte der Stifter der Stele sein oder auch derjenige, dem die Stele gewidmet wurde. (S. 155) Es liegt nahe, die einzige namentlich erwähnte Person mit der männlichen auf der Kline liegenden Hauptgestalt zu identifizieren: Aus dem Umstand, dass die Bankettszene als Teil eines Bestattungsrituals zu verstehen ist, ergibt sich mit Wahrscheinlichkeit, dass es sich um den Grabstein des Manes handelt.

(6.5.) Lacus Dascylites mit naher Umgebung

703

(S. 160) Vorläufiges Fazit: Nur der Anfang der Inschrift kann einigermaßen erfasst werden, der Kontext von Z. 2 und 3 bleibt dagegen wegen des komplizierten syntaktischen Aufbaus und der fraglichen Semantik der meisten Wörter recht dunkel. Auch was die Typologie des Textes betrifft, wird man sich auf die Vermutung beschränken müssen, dass es sich anscheinend um eine komplexe Widmung handelt, in der der Urheber Manes nicht nur als Auftraggeber erschien. Aber während der allgemeine Inhalt noch nicht im Detail erschlossen werden kann, wird man Überlegungen über das hier verwendete Schriftsystem anstellen dürfen, das .... von dem der anderen in dieser Ortschaft aufgetauchten phrygischen Schriftzeugnisse abweicht ....

Nr. 2039 b

Errichtung einer Stele mit den Namen der Choreiten

Fundort: Ergili (lt. Museum). - Museum: Istanbul (Inv.Nr. 5428, Einlieferung durch Akurgal i.J. 1953/54). Antike Herkunft: Daskyleion ? - Akurgal hat ab 1952 Grabungen in Ergili begonnen und in der Umgebung Surveys durchgeführt (z.B. die Inschriften von Soğuksu gesammelt), auch zusammen mit L. Robert, der zur Herkunft der Inschrift, die er "1957 zusammen mit anderen Funden aus Daskyleion im Museum Istanbul studierte" (Schwertheim) vage Angaben machte ("de la bourgade du temps qu´elle faisait partie du territoire de Cyzique" OpMin IV 185); hiermit kann auch Soğuksu gemeint sein (das dortige Kastell ist jetzt mit Poimanenon identifiziert). Mit diesen Überlegungen erwägt Schwertheim Poimanenon als Herkunftsort. Publikationen: Th. Corsten, Inscription de Daskyleion dans les carnets de L.Robert, in CRAI 2016, 1185-1201; Schwertheim, Kyzikos III B20. - Nur das Praescript: J.u.L. Robert, JS 1976, 231 Anm. 321 = OpMin VII 375. - vgl: L. Robert, BCH 102, 1978, 457 und OpMin IV 185; Bull. ép. 1960, 239. Inschriftträger: Halbrunde Marmorbasis, H 71, ∅ 38, B (Vs.) 57, Bh 1-1,4 cm, im Museum aus zwei Teilen zusammengefügt (weitere Bruchstücke im Depot). - Datierung: Hellenistisch (Vs. 2./1. Jh. v., Rs. 1. Jh. v.). Vorderseite 1 2 3 4

[ÉE]p‹ Mhtrod≈rou toË Yeodosίou, fÊsi d¢ ÉAyhnaίou toË EÈfίou flppãrxev MhnÒfilow Menãndrou, genÒmenow §pimelhtÆw, [é]n°yhke tØn stÆlhn épÚ t«n prosÒdvn ka‹ én°gracen toÁw [xv]reίtaw katå tÚ dÒgma tÚ efisenhnegm°non:

Zur Zeit des Hipparchen Metrodoros, des (Sohnes) des Theodosios, aus dem Geschlecht (fÊsi) des Athenaios, des (Sohnes) des Euphios. Menophilos, (Sohn) des Menandros, der als Epimelet (Fürsorger) zuständig war, hat die Stele errichten lassen aus den Einkünften (Beiträge der Dorfbewohner?) und hat die (Namen der) Dorfbewohner (xvre›tai) aufschreiben lassen gemäß dem beantragten Beschluss. Hipparch ist der eponyme Beamte in Kyzikos; entweder wurde die Inschrift aus Kyzikos gebracht oder zur Zeit ihrer Abfassung war Daskyleion von Kyzikos abhängig - wie die meisten Orte der näheren und weiteren Umgebung von Kyzikos, die dem Territorium angegliedert wurden (beginnend ab 2. Hälfte 4. Jh. v. Chr.). xvre›tai heißen in der Region des Hellespont die Bewohner eines Dorfes (x«row). Die prÒsodoi können Pflichtabgaben (Steuern) oder freiwillige Beiträge der Dorfbewohner sein, entweder speziell zur Errichtung der Stele oder zu nicht zweckgebundener Verwendung. Die Namen der Bewohner (oder nur der Beitragleistenden) wurden in einem Archiv hinterlegt und/oder auf der Stele genannt. Th. Corsten hat jetzt nach den Abklatschen von J.u.L. Robert die ganze Inschrift publiziert (CRAI 2016). Wir haben diese Publikation nicht mehr eingearbeitet, möchten aber trotzdem - ohne weitere Notizen - den Text abdrucken (hier übernommen aus der Publikation von Schwertheim, s.o.): Spalte 1 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15

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Spalte 3 0&%""/ $ %$0)!"& %/'%+ &5$ &5%+ 0#7$* $+) #2-%+ $6 .'%$+) #2-%+ 0&%""6 %*%$0)!"& %/'%+ $!" 8$$2$'%+ *'6 .'%$*'%/'%+ 0)!"& 6.'%$"" )*'2*%+

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(6.) KYZIKOS und Umgebung

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Rechte Rückseite: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30

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