Briefe, die neueste Litteratur betreffend: Teil 5/7 [Reprint 2022 ed.]
 9783112694763, 9783112694756

Table of contents :
Inhalt der Briefe des fünften Theils
Sieben und siebenzigster Brief
Beschluß des sieben und siebenzigste» Briefes
Acht und siebenzigfter Brief
Beschluß des acht und ssebenzigsten Briefes
Neun und siebenzigster Brief
Ein und achtzigster Brief
Zwey und achtzigster Brief
Drey und achtzigster Brief
Vier und achtzigster Brief
Fünf und achtzigster Brief
Sechs und achtzigster Brief
Beschluß des sechs und achtzigsten Briefes
Sieben und achtzigster Brief
Acht und achtzigster Brief
Neun und achtzigster Brief
Neunzigster Brief
Beschluß des neunzigsten Briefes
Ein und neunzigster Brief
N.G.
Zwey und neunzigster Brief
Innhalt der Briefe des sechsten Theils
Briefe, die neueste Litteratur betreffend. Sechster Theil
Zwey und neunzigster Brief
Drey und neunzigster Brief
Vier und neunzigster Brief
Fünf und neunzigster Brief
Sechs und neunzigster Brief
Sieben und neunzigster Brief
Acht und neunzigster Brief
Neun und neunzigster Brief
Der hundertste Brief
Hundert und erster Brief
Hundert und zweyter Brief
Hundert und dritter Brief
Hundert und vierter Brief
Hundert und fünfter Brief
Hundert und sechster Brief
Beschluß des iosten Briefes
Hundert und siebender Brief
Hundert und achter Brief
Hundert und neunter Brief
Hundert und zehnter Brief
Hundert und eilster Brief
Hundert und zwölfter Brief
Hundert und dreyzebnter Brief
Hundert und vierzehnter Brief
Front matter 2
Inhalt der Briefe des siebenten Theils
Briefe, die neueste Litteratur betreffend. Siebenter Theil
Hundert und funfzehenter Brief
Hundert und sechözehnter Brief
Beschluß des hundert und sechzehenten Briefes
Hundert und siebenzehnter Brief
Beschluß des hundert und siebenzchnten Briefes
Hundert und achtzehnter Brief
Hundert und neunzehnter Brief
Beschluß des hundert und neunzehnten Briefes
Hundert und zwanzigster Brief
Hundert und ein und zwanzigster Brief
Der Hirsch im Ochsenstall
Der Jager und der alte Hund
Kate vom Dorfe
Hundert und zwey und zwanzigster Brief
Hundert und drey und zwanzigstet Brief
Beschluß des hundert und drey unzwanzigsten Briefes
Hundert und vier und zwanzigster Brief
Beschluß des hundert und vier und zwanzigsten Briefes
Hundert und fünf und zwanzigster Brief
Beschluß des hundert und fünf und zwanzigsten Briefes
Hundert und sechs unb zwanzigster Brief
Hundert und sieben und zwanzigster Brief
Beschluß des hundert und sieben und zwanzigsten Briefes
Front matter 3
Inhalt der Briefe des achten Theils
Briefe, die neueste Litteratur betreffend. Achter Theil
Hundert und acht und zwanzigster Brief
Hundert und acht und zwanzigster Brief
Hundert und neun und zwanzigster Brief
Hundert und dreyßigster Brief
Beschluß des Hundert und dreyßtzsten Briefes
Hundert und ein und dreyßigster Brief
Beschluß des Hundert und ein und dreyßigsten Briefes
Hllndert und zwey und dreißigster Brief
Hundert und zwey und drepßigster Brief
Hundert und drey und dreyßigster Brieff
Beschluß des hundert und drey und dreyßigsten Briefes.
Hundert und vier und dreyfiigster Brief
Huudett und fünfund dreyßigster Brie
Hundert und sechs und dreyßjgster Brief
Hundert und sieben und dreißigster Brief
Beschluß des hundert und sieben und dreyßigsten Briefes
Hundert und acht und dreyßigster Brief
Beschluß des hundert und acht und dreyßigsten Briefes
Hllndert und neun und dreyßigster Brief
Hundert und viertzigster Brief
Hundert und ein und vierzigster Brief
Sachen so zu verkaufen, so bewegals unbeweglich
Sachen so gestohlen worden

Citation preview

Briefe/ die

Neueste Litteratur h e t r e ff e n d.

Berlin, 1762. Vey Friedrich Nicolai.

Inhalt der Briefe des fünften Theils. Sieben und siebenzigster Brief. Von des Herrn Dusch Übersetzung der Georgicomm deSVrrgilS nach Martins engländischerAusgabe. S- z Acht und siebenzigster Brief. Herr Pros. Sulzers Schrerbeu von dem Unterschiede seines Wörter­ buchs der schönen Wissenschaften und des Gott? schedischen Handlexikons. 3$ Neun und fieberigster Brief. Ob Brutus kurz vor seinem Tode die Tugend verwünschet habe. 65 Achtzigster Brief. Beurtheilung der satyrischen Ver­ suche des Hrn. Löwen, wie auch der Götter- und Heldengespräche eben dieses Schriftstellers. 69 Ein und achtzigster Brief. Von deS Herrn Weisse Beytrag zum deutschen Theater Anmerkungen über desselben Trauerspiel Eduard der drltte. 81 Zwey und achtzigster Brief. Weitere Ausführung einer Anmerkung des Herrn Schlegels, in seiner neuen Ausgabe der Elnschränkung der schönen Künste rc des Batteux. Untersuchung der Nwtur des Ekels, und ob derselbe gleich andern un­ angenehmen Empfindungen in der Nachahmung gefallen könne. 97

Dreyund achtzigster Brief Unterschied zwischen dem Ekel und dem höchsten Grade des Ernsetzlichen. Dieser mißfällt in der äusserlichen Vorstel­ lung oder dem pantomimischen Theile des TrauerspielS. 104 Vier und achtzigster Brief. Die Pantomime Muß sich beym Trauerspiele in den Schranken einer Hütsskunst hatten. Anmerkung über denSchakespeare. 109 Fünf

Fünf unb achtzigster Brief. Von dem eigentlichen Gegenstände der Schäferpoesie. Beurtheilung der Schlegelschen Erklärung des Schäferge­ dichts. uz Seche und achtzigster Brief. Fernere Beurtheilung derselben. Versuch einer neuen Erklärung deSchäftrgedrchts: nebst einer vierfachen Eintbeilung desselben. Fehler einiger Kunstrichier, bey der Lehre von der Schäferpoesie. Wie man die niedrigen Züge in dem Schäfergedichte veredelrr kann. i2o Sieben unb achtzigster Brief. Ueber deS Herrn Schlegels Äbuaudlunq von dem höchsten Grund­ sätze der Poesie. Vergleichung der Erklärung des Herrn Schlegels von der Dichtkunst mir der Baumqartenscken Erklärung. Anzeige einiger Unzulänglichkeit in der erstem. 1^7 Acht und achtzigster Brief. Ueber des Herrn vor Moser Schrift der Herr und der Diener. 145 Heun und achtzigster und neunzrgster Brief An­ zeige der Ungereimtheiten in des Herrn Schade Einleitung in die höhere Philosophie Beweiß, daß Herr Professor Gottsched der Verfasser des Candrde sey i6r ftin unb neunzigster Brief Modear opprobriis fak ür, mutemvc colorem ? Borats 139

Briefe/ die neueste Litteratur betreffend.

die neueste Litteratur betreffend.

1. Den z. Januar. 1760.

Sieben und siebenZlgster Brief. Ecce iterum Crifpinus!

Ich werde abermals das Dergnügen haben, Sie mit einem Werke zu un­ terhalten, das durch die Feder des berühmten Herrn Dusch geflossen ist. — — — Ad pattes.

Ec est mihi faepe vocandus

Und wie oft werde ich dieses abermals, aber­ mals brauchen müssen! Herr Dusch hat ge« schrieben, schreibt und wird schreiben, so lan­ ge er noch aus Hamburg Kiele bekommen kann: Schosshunde und Gedichte; Liebes­ tempel und Derläumdungen: bald nordische und bald allgemeine Magazine; bald satprifche, bald hämische Schriften, bald verliebte,

-ald freymüthige bald moralische Briefe; bald Schilderungen, bald Uebersetzungen; und Uebersetzungen bald aus dem Englischen, bald aus dem Lateinischen. — — Monstrum nulla virtute redemptum!

O der Polygraph! Bey ihm ist alle Critik umsonst. Ja man sollte sich fast ein Gewissen machen, ihn zu critisireu: denn die kleinste Critik, die man sich gegen ihn entfahren läßt, giebt ihm Anlass und (Stoff zu einem Buche. Und so macht sich ja der Criticus seiner Sün­ den thejlhast? — Zwar von diesen seinen Streitbüchern, sage ich Ihnen diesesmal nichts. Sie sind noch schlechter als seine Uebersetzun­ gen ; und das Beste muß ich Ihnen doch zu­ erst bekannt machen. EineDuschische Uebersetznng also abermals? Und der Abwechselungen wegen, nicht sowohl aus dem Euglischen als aus dem Lateinischen ! Eine Zwitterübersetznng aus beyden; wenn man sie recht benennen soll. — Lesen Sie denTitel davon am Rande.* — „Aber wo »steht * Virgilii Maronis Georgicorum libri IV.

Mit

critischerr und iconomischen Erklärungen Hrn. v.

s „steht denn ba etwas von Herr Duschen? „Sie werden sich irren." — Nicht doch; ich irre mich nicht. Das Buch ist ja so dicke; und scheinet mit einer so liebenswürdigen Ger

schwindigkeit translarirer zu seyn! Wer kann aber dickere Bücher geschwinder translatiren, als Hr. Dusch? Doch wenn Ihnen allenfalls dieser Beweis, weil er in Deutschland geführet wird, nicht

bündig genug scheinet ; — Hier ist ein ander rer! „Der Jugend besser fortzuhelfen, sagt Herr Dusch i» der Vorrede, „und in eben? „der Absicht, worin Herr Martin seinem lar „teinischen Texte eine engländische Ueberseze

habe ich eine eige;,nc deutsche Uebersetzung unternommen. — Aus dieser eigenen deutschen Uebersetzung

„zung beygesetzt hat,

A 3

nun,

d. Johann Martins, Lehrers der Bütanic jtt Cambridge, und anderer der berühmtesten Aus« leger. Nebst einer deutschen Uebersetzung und An merkungen. Zum Gebrauch der Schulen, um die Jugend zu einer frühen Erlernung der Haushalrungskunst zu ermuntern. Hamburg und Leipzig, bey Grunds Wittwe und Holle. v?S9, in groß Octav, a Alph. « Bogen.

«un,

führe ich meinen andern bündigem

Beweis. Er lautet so: — Sie erinnern sich doch,

daß ich einem meiner vorigen Briefe *, eine Stelle ans den Schilderungen des Hrn. Dusch getadelt habe, welche eine Beschreibung der herbstlichen Nachtgleiche seyn sollte?

„Jtzo

„wieget die Waage Tag und Nacht kn gleichen

„Schalen, und der Stand der Sonne theilet „den Erdkreis in Licht «nd Finsterniß.,, trinnern sich doch,

Sie

daß diese Beschreibung

nach zwey Zeilen des Virgils sollte gemacht seyn, die Herr Dusch nicht verstanden hatte? Libra die somnique pares ubi fecerit horas, Et medium luci atque, umbris jam dividit orbym.

Run sind diese Zeilen aus dem ersten Buche

Cleorglcorum; und ich weiß selbst nicht aus welcher heimlichen Ahndung ich nach der U«

hersetzung derselben zu allererst sahe.

Und

was meinen Sie, daß ich da fand? Ich fand: j,Wenn die Waage die Tage und dieStnnden

„des Schlafs gleich gemacht,

und den Erde

„kreis in Licht und Finsterniß getheilet hat.,,

OHerr * S. -en ei« und vierzigsten Brief im zweyten Theil.

S Herr Dusch ! rief ich aus.

Willkommen

Hr. Dusch! — Urtheilen Sie selbst, ob es wohl

wahrscheinlich ist, daß zwey verschiedene Scribenten eben denselben lächerlichen Fehler soll«

len gemacht haben? Gewiß nicht! Der Der» fasser der Schilderungen und unser Uebersetzcr müssen eins seyn; und müssen eins seyn in Herr Duschen!

glber wenn es Herr Dusch wäre, werden

Sie vielleicht einwenden, warum sollte Herr Dusch eben denselben Fehler mit Vorsatze noch einmal wiederholt haben? — Ich antwerte: weil er ihn für keinen Fehler hielt; weil er, ohne Aweifel, als er ihn zum andern«

male begieng, meine Critik noch nicht gelesen hatte. Und als er sie endlich zu lesen bekam, ivar der Bogen Rr in seiner Uebersttzung lei­ der schon abgedrnckt. Einen Larron aber machen zu lassen, das würde ihn zu sehr ver­ rathen haben; und er wollte mit diesem klei­ nen Triumphe feinen Kunstlichter durchaus nicht beglücken. Gnug, daß er sich mei­ ne Erinnerung da stillschweigend zu Nutze machte, wo es noch möglich war. In der

A 4

Pa-

Parallelstelle nämlich, führte :

die ich damals an­

Jam raprdus torrens fitientes Sirius Indes Ardebat coelo & medium fol igneus orbem

Hauferat

hat er das medium orbem. richtig übersetzt; öb es gleich auch hier RuauS falsch verstehet, indem er medium orbem dauierat durch üccaverat medium orbem giebt- aus welchem ficcaverat es unwidersprechlich erhellet, daß er unter orbem den Erdkreis verstanden hat. Ich will zwar nicht verhehlen, daß den Herrn Dusch hier sein Markin eben sowohl kann zurechte gewiesen haben, als ich. Denn Martin merket bey pieser Stelle sehr wohl an, daß von der Zeit des Nachmittags die Siebe sey, weil Virgil sagt, die Sonne habe die Mitte oder die Helste ihres Laufes vollen­ det. Aber doch will ich noch wetten, daß Herr Dusch bey der Uebersetzung seiyen Mar­ rin würde vergessen haben, wenn er nicht auf einer andern Seite einen kleinen Denkzettel bekommen hätte. — Sie sollen gleich mei­ ster Meinung seyn. —

Denn

Denn, was giebt mir Herr Dusch, wenn

ich ihm in eben denselben Worten: „Wenn „die Waage, die Tage und die Stunden des „Schlafes gleich gemachet, und den Erdkreis in licht und Finsterniß getheilet hat,, noch eit

nen recht häßlichen, abscheulichen Fehler zei­ ge? — Im lateinischen heißt die erste Zeile: Libra die fomnique pares ubi fecerit horas &c.

Man findet sie aber auch so: Libra dies fomnique pares &c.

Und was ist hier dies und dort die ? Bey r es, wie Sie wissen, ist der alte Genitivns für diei? Aber wußte das Herr Dusch? Hat er Nicht offenbar dies für den Accusativus in der mehreren Zahl genommen, da er übersetzt:

„wenn die Waage, die Tage und die Stun„drn des Schlafes gleich macht?,, Die Waa, ge macht die Lage gleich? Welcher Unsinn! Wenn ist denn bey Herr Duschen in Einem Herbste ein Tag dem andern gleich? Was kann der Mann doch gedacht haben? Virgil

sagt: Wenn die Waage die Stunden des Tages und des Schlafes gleich gemacht rc. Ist denn das nicht ganz etwas anders? —

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Dieser

Dieser Fehler des Herrn Dusch ist also irtiwkdersprechlich. Und ich fetze dazu: nnverzeihlich, denn wenn er sich der Anmerkung seines Marrin noch erinnert hätte, wenn er sich

Zeit genommen hatte, sie wieder nachzulesen? so hatte er ihn unmöglich begehen können. „Bey den. alten Römern, sagt Martin, em

„digte sich der Genitiv der fünften Deklina„tion itt cs: also war Dies eben das, was „wir itzt Diei schreiben. Oft wurde es Die

„geschrieben, welches an dieser Stelle alle „Herausgeber annehmen. Ich aber habe, „auf Glauben des Aulus Gellius, Dies da„für gesetzt; er sagt nämlich, diejenigen, die „Virgils eigenes Mannscript gesehen, hätten

„versichert, daß es Dies geschrieben wäre.

„Q. Ennius in, fexto deirno- annali Dwfcrip„fit pro- die'v in hoc vetfu: Poftrema longinqua dies consecerit atas,

„Ciceronem quoque affirmat Caefellius in ora„tione, quam pro P. Seftio fecit, dies fcrip-

„sisse pro diei, qtiod ego impenfa Opera con-

„quifitis veteribus libris phisculis ita, ut „Caefellius ai(, scriptum rnveni* Verba sunt haec

ir „tac Marei Tullii: Equites vero daturos iU tJwtdies poenas. Quo circa factum hercle *est, ut facile iis credam, qui feripferunt „idiographum librum Virgilii fe infpexiffe, „in quo ita scriptum est: Libra dies somnique parcs ubi secerit horas;

„id est: Libra diel somnique. —

Denken

Sie doch mir! Diese lange Anmerkung schreibt Herr Dusch auf dem Bogen E. von Wort zu Wort hin; und auf dem Bogen Rr Hat er sie schon wieder vergessen, Was soll man von ihm sagen? Ist es nicht offenbar,

daß er ohne zu denken schreibt? daß er weder Hey der Anmerkung, noch bey der Uebersezr jung muß gedacht haben? — Und nun wier der auf mein voriges zu kommen: So gut tr hier seinen Martin vergessen hatte; eben so gut hätte er ihn ja auch bey dem hauferat medium ordern vergessen können, wenn er

Nicht, bey meinem Ausdrucke zu bleiben, von einer andern Seite einen kleinen Denkzettel bekommen hätte. Als Herr 0. unsere Briefe heranszngeben ansieng, sagte er davon: „Ich theile sie dem

„Publü

■■ ■■

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„Publico mit, weil ich glaube, daß sie matt»

,;chem, sowohl von dem schreibenden, als (et ,senden Theile der sogenannten Gelehrten, „nützlich seyn können. *

nicht,



Sie glauben

wie sehr des Herrn -DuschS anderes

Ich, oder sein crittscher Freund, sich über die­ se gute Meinung unseres ehrlichen G- formar

fifiret ()at.

Und hier ist doch gleich ein Exem­

pel an seinem eigenen Freunde,

daß unsere

Briefe wirklich einem sogenannten Gelehrten

von dem schreibenden Theile, nützlich gewe­

sen find, und noch nützlicher hätten seyn kön­ nen, wenn es sein Antorstolz nicht verhindert hätte!

Unterdessen muß bey Fehlern von dieser Art

noch etwas mehr als die bloße Nachläßigkeit

des Herrn Dusch Schuld haben.

Dieser

Schilderer der Natur, dieser phantasiereiche

Dichter muß sich von dem Weltgebäude nicht

die geringste Vorstellung, nicht das allerkleinr sie Bild, weder nach den alten, noch nach den neuern Hypothesen, zu machen wissen.

Hier ist

* S. die Einleitung zu de« ersten Theile dieser Briefe.

ist ein neues recht lustiges Exempel: Virgil

redet (lib. I. v. 242. 43.). pon den beydey Polen, und sagt: Hic vertex semper nobis fublimis; at illum

Sub pedibus Styx atra vidct, manesque profund!.

Der eine Pol, sagt er, ist uns fublimis; der andere ist uns fub pedibus, und diesen, der

de« sehen Styx atra; Was kann deutlicher seyn? Und doch war es Herrn Duschen nicht deutlich genug, denn er übersetzt: „Ein Pol uns fub pedibus ist, manesque profnndn

„ist uns allezeit erhaben, den andern aber se„hen der Styx und die Mannes, unter ihren „Füssen.,, — Die Mannes, unter ihren Füssen? Warum nicht gar unter ihrem Kopfe.

Denn Herr Dusch wird wohl einmal gehört haben, daß die Antipoden auf den Köpfen ge­ hen. Und unter den Köpfen läßt sich immer

noch eher etwas sehen, als unter den Füssen. — Der Uebersetzer hat sich ohne Zweifel abermals durch die Interpretation des Ruäus verfüh reu lassen, welcher den Vers: Sub pedibus Styx atra videt, Manesque profund!« f

in seiner Prose s» versetzt und erläutert: sed illum

14-

=====

illum Styx .nigra, & umbrse infern» vident fub pedibus. Nur daß man es dem Ruaur nicht so nnwiderfprechlich beweisen kann, daß er fub pedibus auf die Manes gezogen hat, als dem Herrn Dusch! Wie finden Sie diese Proben? Was glau­ ben Sie auf die ganze Uebersetzung daraus schliessen zu können? „ daß sie elend ist!,, — Uebereilen Sie sich nicht. Herr Dusch hat es für eine Bosheit erkläret, aus zwey oder drey Fehlern das Ganze zu verdammen. — Nac^ dem die Fehler sind, mein Herr Dusch! — Aber diese Ausflucht soll ihm inskünftige nicht mehr zu statten kommen. Und Sie müssen sich gefallen lassen, darunter zu leiden. — Werfen Sie allenfalls den Brief hier weg, wenn Sie sich ihrer Schuljahre nicht gern erinnern wollen. „Ich habe mich genauer an meinen Text ge­ schunden, sagt Herr Dusch, um jungen Leuten „die Mühe zu erleichtern, als ich ohne diese „Absicht würde gethan haben. — Gut! Aber mußte sich diese Sklaverey gegen den Text auch so weit erstrecken, daß die Worte der deutschen Ueber«

--------------

Is

Uebersttzungdem Schüler kaum so viel helfe«, als ob er sie nach und nach aus dem Wörter« buche zusammen gestoppelt und so hingeschrier ten hätte? Daß er nunmehr für: —



— tenuisque Lageos

Tentatura pedes olim > vincturaque linguam*

«eiter nichts zu lesen bekömmt, als: dm leichten Lageos, der einst deine Füsse versu­ chen, und deine Zunge binden wird? Muß­ te sie gar so weit gehen, dass Herr Dusch im Deutschen lieber zu einem ganz andern Ver­ staube Anlaß geben, als von der wörtliche» Bedeutung abgehen wollte? Z. E. Cui tu laste favos Sc miti dihie Baccho * ♦

übersetzt Herr Dusch: Du aber opfere ihr mit Milch und reifem weine vermischte« Honigseim. Miti Baccho, mit reifem Wei­ ne? Es ist wahr, mitis hat die Bedeutung reif, als wo Virgil sagt: Heu male tum mites defendit pampinus trvas.

Wenn wir aber im Deutschen-, reif zu Weine fetzen, so bedeutet Wein uvas, nicht aber vinum. Gleichwohl will Virgil nicht sagen, daß man der Ceres Honigseim mit Milch und rei­ fen

fett Trauben, sondern mit Milch und lieblichem Weine vermischt, opfern solle. — Mit dem nehm­ lichen Worte reif, begehet Herr Dusch kurz zuvor einen Lbnlichen Fehler, der aber noch weit lächerli­ cher ausfällt, Virgil sagt: — — — annua magnjfe Sacra refer Cereri, laetis operatus in herbis: Extreme fub cafum hiemis, jam vere fereno« Tune agni pingucs, & tune moUiffima vina, * * *

Und Herr D. übersetzt: Feyre der großen Ceres ihr jährliches Fest, nnd bringe ihr auf den grü­ nenden Rasen ihr Opfer; wenn der Winter zu Ende gehet, und der Frühling schon heiter wird. Denn sind die Lämmer fett z denn ist deb Wein erm reifsten. — Wenn ist der Wein am reifsten? DaS ist: wenn giebt eS die reifsten Trauben ? Wenn der Winter zu Ende geht? Wenn derFrühling nun heiter wird? O mein Herr Dusch, wie leben Sie in der Zeit? — Es kann wohl seyn, daß moiiis hier und da auch soviel als reif heißt, ob ich mich gleich auf keine Stelle zu besinnen wüßte. Aber es heißt doch nicht immer reif, und wenn eS auch immer reif hiesse: so hätten Sie eS doch hier nicht durch reif

geben sollen. —

(Die Fortsetzung folgt.)

Briefe,

dte neueste Litteratur betreffend. II. Den io. Januar. 1760.

Beschluß des sieben und siebenzigste» Briefes. vergesse ich es, an wen ich schreibe. Ich wende mich wieder zu Ihnen. Eine wörtliche Uebersetzung von dieser Art muß nothwendig auch da, wo sie richtig unendlichen Zweydeutigkeiten unterworfen seyn, und hat, wenn noch so wenig an ihr zu tadeln ist, doch weiter keinen Nutzen, als daß der junge Mensch, dem Herr Dusch die Mühe zu erleichtern sucht, sein Wörterbuch seltener nachschlagen darf.

Aber wehe dir, junger Mensch, „dem „Herr Dusch, die Mühe zu erleichtern sucht," wenn du darum dein Wörterbuch seltener nachschlägst! Höre im Vertrauen: Herr fünfter Theil. 3$ Dusch

i8

Dusch selbst hat es zu wenig nachgeschlagen. Er har dich keiner Mühe überhoben; weil er sich selbst die Mühe nicht geben wollen, das

was er nicht wußte, dir zum Besten zu lernen! Nimm dein Wörterbuch, und schlage nach, was Heist Myrtus? du findest ein Myrten­ baum. Und Herr Dusch glaubt, es heisse ein Lorbeerbaum. Denn er übersetzt: —

cingens materna tempora myrto *

durch: Daß er die Schläfe mit dem müt­

terlichen Lorbeer umgürte. Nimm dein Wörterbuch, und schlage nach, was heißt

caper? Du findest, ein Ziegenbock. Und Herr Dusch sagt, es heisse eine Ziege. Denn er übersetzt: „ Non ctliam üb culpam Baccho caper Omnibus aris Caeditur. **

durch:

Nur dieses verbrechens wegen

wird dem Bacchus auf allen Altaren eine Ziege geschlachtet. Willst du unterdessen deinen guten Freund hier entschuldigen, so

sage: Ey, die Ziege ist hier ein Bock! Und das ist wahr! — Nimm nochmals dein Wör« * Lib. I. c. 38.

** Lfb. II. 3so.

Wörterbuch,

pernox?

und schlage nach, was heißt

Du findest übernächtig.

Und der

Herr D. sagt es heisse hartnäckig.

Den«,

wenn Virgil von dem Ochsen sagt,

der in

dem blutigen Kampfe mit seinen Nebrnbuh»

lern den Kürzern gezogen: Victus abit, longeque ignotis exulat oris: Malta gemeqs ignominiam, plagasque fupcrbl Victoria» tum quos amisit inultus amorest Et stabala afpectans regnis exceflit avitis. Ergo omni cura vires exercet, et inter Dura Jacet pernox instraro faxa cubili:

so übersetzt Herr Dusch:

Der Ueberwune

bene gehet davon, u»b scheidet weit weg in

eine

entfernte unbekannte

Gegend,

und beseufzer kläglich seine Schmach, die

wunde, die er von dem stolzen Sieger em» pfieng, und die Geliebten, die et ungerachet

verlor: schauet den Stall an, und scheidet

aus dem Reiche seiner Vater.

Dann giebt

er sich alle Mühe, seine Rräfre zu üben,

und liegt hartnäckig auf harren Steinen, ohne Streue — Pernox, hartnäckig! Sie­ hest du, Herr Dusch wußte nur von einem

einzigen Adjectivo inx. und dasroarpertinax!

L -

Liede

Rede ich nicht schon wiederum mit jemand andern? — Als wenn ich es nicht wüßte, daß Sie ohnedem nicht so weit lesen würr

den. — Wenn ich daher dennoch einen neuen Bogen anlege, so geschieht es nicht, Sie zu unterhalten;

es geschieht Herr Duschen zu

belehren.

Hier sind noch einige Stellen, mein Herr Dusch, die ich unter dem Durchblättern ihrer

Uebersetzung, mit der Bleyfeder angestrichen habe. Wir wollen sie naher betrachten. Virgil sagt, Lib. I. v. III. daß auch derr

fettige Landmann seinem Acker einen grossen

Dienst erzeige, — qui ne gravidis procumbat culmus ariftis Luxuriem segetum tenera depafut in herba. Cum primum fulcos aequant iuta.

dieses übersetzen Sie: Der die geile Saat,

sobald sie mit der Furche eine gleiche Höhe erreichet, von seinem Viehe, wenn sie

noch im zarten Dräute stehet, abfressen läßt rc. — Mit der Furche eine gleiche Höhe erreichet: ist sehr schlecht gesagt. Die Furchen sind die liefen Einschnitte, die der Pflug gezo» gen

gen hat, und sind also ans dem gepflügten Felde, gegen die Striche Erde, ivelche der

Pflug anfwirft das niedrigste. Wie kan also die Saat zur Höhe dieses niedrigsten Theiles des Ackers wachsen? Die Furchen stehen hier für den Acker überhaupt; und- xquare heißt hier eben mache«. Der Dichter will also sagen: Wenn die Saat die Furchen eben macht; sie gleichsam mit MM ausgespannte« grünen Teppiche überziehet, unter welchem die unebne Fläche des Ackers versteckt liegt. Daß xquare aber eben machen heisse, hätten Sie aus dem 175. Verse eben desselben Buchs lernen können: Area cum primis ingenti aequanda cytindro.

Es hilft Ihnen nichts, wenn Sie zu ihrer Ent-

schuldignng auch schon das ventos xquante fagitta aus der Aeneis anführen wollten. Ein Uebersetzer muß sehen, was einen Sinn macht.

Lib. I. ii 3.

Virgil fahrt fort: auch der erzeige seinem Acker eine ersprießliche Wohlthat: ---------Quique paludis Collefhim humorem bibula deducit arena,

B z

Prse-

22

----------- ----- ==g

prafertim incertis fi menfibus amnis abundans Exit, & obducto late tenet omnia limo» Unde cavac tepido fudant bumore lacunae.

Der Dichter will sagen: Wenn nach starke« Regengüssen, oder nach ausgetretenen Flüs­ sen, auf den Vertiefungen des Ackers Wasser stehen bleibt, und Pfützen macht, so soll der Landman» diese Pfützen bibula deducere arena. Das ist, wie ich es verstehe, mit Sande, als welcher die Eigenschaft hat, daß er das Wasser leicht in sich schluckt, austrocknen. Bibula arena ist mir also das Mittel, wodurch er das Wasser wegschaffen soll. Sie hingegen verstehen den Ort dar­ unter, von welchem er es wegschaffen soll, und übersetzen: der von dem schwammigten Lande das gesammelte Wasser einer Sumpfes ableitet. Sie machen dem Land­ manne eine unendliche Mühe! Das Wasser durch Kanäle von dem Acker abzuleiten, ist «ichts geringes; und oft wird es für ihn schlechterdings unmöglich seyn. Aber die Pfützen mit Sand anstrocknen; das kann ihm sehr leicht seyn. Ich weiß wohl, Sie haben

2Z haben diesen Fehler mit den gemeinen Aus? legern gemein. Denn auch Ruäus erklärt die gegenwärtige Stelle durch: qui derivat ex terra bibüla aquam illic collectam, instar paludis. Aber entschuldigen blinde Führer?

Lib. I. V. LZZ. Virgil will die Ursache angeben, warum Jupiter die sreywlllige Fruchtbarkeit des goldnen Weltalters aufgehoben habe, und

sagt, es sey geschehen: Ut varias ufus meditando excuteret artes Paulatim et fulcis fr um ent i quaereret herbam«

So wie in der ersten Zeile meditando das Mit­

tel und den Weg anzeigt, wie die verschiede? ne» Künste hervorgebracht werden sollten: fb

zeigt es auch fulcis in der zweyten an. Die Menschen sollten durch ackern, fich Getraide verschaffen lernen. Sie übersetzen daher ganz links: Damit Erfahrung und Nachsin» uen nach und nach verschiedene Dünste mit Mühe erfinden, und in den Lurche» das Braut des Getraides suchen möchte.

Hier ist alles nur halb recht! B 4

Lib.

Lih. I. v. gog. — — ttim figere damas, Stupea torquentem Balearis verbera fund«: Cum nix alta jacet> glaciem cum, flumina trudunt.

Der Dichter redet von den Beschäftigungen Im Winter, und rechnet darunter auch, Genu

feit mit der Balearischen Schleuder zu erle­ gen.

Sie aber, mein Herr, machen aus der

Balearischen Schleuder,

einen Balearischen

Schleuderet: und sagen dadurch eine Absurdi­

tät, denn ich glaube eben nicht, daß auf den Balkarischen Inseln tiefer Schnee liegt, und die Flüsse Eisschollen treiben. Dann ist es Zeit für den Balkarischen Schleuderet? amiflis unius ob iram. Prodimur,

Doch Sie werden sagen: Es fehlet meiner Uebersetzung weiter nichts als die Inter­

punktion nach redeten.

Ich will Ihnen

glauben. Sie sehen, ich bin noch immer in dem er#

sten Buche. Und mehr als das erste Buch habe ich von ihrer Uebersetzung auch nicht ge­ lesen; und auch dieses nur obenhin gelesen. Alles andere ans den übrigen Büchern ist mir dlos bey dem Aufschlagen in die Augen ge­ fallen. Ich fand z. E.

Jährlich muß man drey

bis viermal den Boden pfiügen, und mit der umgekehrten Hacke die Rlösie be, ständig zerschlagen, und dem ganzen Weingarten die Last der Blätter leichcer

machen. Was kann man unter diesen letztem

Worten anders verstehen, als daß der Dichter die abgefallenen Blätter aus dem Weingartm wegzuschaffen, oder sie unterzuhacken besteh# B 5

let?

Und doch will Virgil ganz etwas an

fet?

Vers sagen;

denn

— Fronde nemus *

——

omiie kvandum

ist von dem sogenannten Blatten zu verstehe«, da man die obersten Blätter abreißt, tjm der Sonne mehr Kraft zu geben. Nemus ist hier eben das, was der Dichter in beraten Zeile arbusla nennet. Und ihre zwepdentkge Ueber.' setzung würde nur alsvenu zu entschuldigen seyn, wenn anstatt nemus, vinea stünde. Ferner fand ich in eben demselben Buche: Und den Hyläus, der dem Lapichara

mit einem schweren Becher drohet. pithära? Was ist das für ein Ding?

LaIch

würde es unmöglich haben errathen können, wenn ich nicht den Text zu Hülfe genommen

hätte. ---------Hytaeum Lapithis cratere minantem. **

Ein ganzes Volk so zu einer einzelnen Person zu verstümmeln!

Desgleichen: Auf büfchichten Feldern, wo Gruß liegt. Gruß? Was heißt Gruß? * Lib. II, v« 400,

** Lib. II, v» 457»

===aa

»7

@ntgT Ich muß wirklich den Text wiedet zu Hülfe nehmen: et dumofis cakulus arvis *

Ah, Sie haben Gries wollen schreibe«! Es ist doch vortreflich, daß Sie Virgil manch» mal besser verstehet, als ich. Daß dumofu »och etwas mehr als büschiche heisse, will ich so hingehen lassen. Auch las ich von ohngefähr die ersten funft zig Zeilen des dritten Buchs. Und wie man» cherlep war mir da anstößig. Ich will Ihnen nicht aufmutzen, wie kindisch Sie diese Zeilen: — — Tentanda via est, qua me quoque pofllm Tollere humo, victorque virum volitare per ora **

übersetzt haben: Auch ich muß es versus chen, mich auf einer neue Bahn von der Erde ;u erheben, und als ein Sieger durch den Mund der Welt zu fliegen. Volitare per ora virum: durch den Mund der Welt fliegen. Ich will nicht erwähnen, daß es einen ganz schielenden Verstand macht, wenn Sie Prunus Idumaas referam tibi, Mantua, palmas.***

übm * Lib. II. v. igo» *** Lib. III. v. 12.

** Lib. III. v. 8»

LS

--------------------

übersetzen: Ich will der erste seyn, der dir, Mantua, die idumäischen Palmen bringt. Was für idumaische? Denn so heißt mich der vorgesetzte Artickel die fragend Es ist kein blosses poetisches Beywort mehr, sobald dieser vorgesetzt wird. — Es möcht« alles gut seyn, wenn Sie nur nicht aus dem feinen Hofmanne, der Virgil war, einen plumpen Prahler machten. Wie haben Sie immer und ewig die Zeilen: Cuncti mihi, Alpheum linquens lücosque Molordii Curfibus et crudo decernet Graccia ceftu. *

übersetzen können: Dar ganze Griechenland wird mir zu Ehren im Wettlaufe streiten. Das vorhergehende illi, nehmlich dem Caser, Centum quadrijugos agitabo ad flumiha currus

zeiget deutlich, daß midi hier blos als ein Füll» wort stehet, so wie in unzähligen Stellen: als Depreflb incipiat jam tum mibi taurus aratro Ingemere etc,

oder — —

ah nimium ne fit mibi fertilis Illa.

Wenn ein Uebersetzer bey dergleichen Gelegen« beiten * Lib, III. v. 19. 20.

heilen das mihi also ja ausdrücken will, so

muß es gleichfalls durch das blosse deutsche Füllwort mir geschehen: „Das ganze Griechenland soll inir im Wettlaufe streiten." Oder hatten Sie ihm durchaus eine bestimmte Set

dentnng geben wollen, so hätten Sie anstatt mir ;u Ehren, auf mein Geheiß sagen müs­ sen. Denn nur dieses kann höchstens der Zu­

sammenhang leiden.

Ruäus selbst erkläret

diese Stelle richtiger, als es sonst seine Gewohn­ heit ist, durch: meo jiiflu certabit curfu &c.— Doch itzt erst werde ich gewahr, daß ihr Mars rin selbst, dem Dr. Trapp zu Folge, dieses mihi, durch in meum honorem giebt.

Er

irret sich ganz gewiß, und Sie, der Sie an mehrer» Stellen von ihm abgehen, ihm hier am wenigsten folgen sollen.

hätten Eben

so wenig hätten Sie sich, bey dem ;8sten Verse, durch seine angeführte Stelle aus dem Lolu» melkt, sollen verführen lassen.

will lehren,

Der Dichter

wie eine gute Zuchtkuh gestaltet

seyn müsse, und setzt endlich hinzu

queque ardua tota» *

Sie * Lib. III. c. xg.



SO

Sie übersetzen dieses: imgleichen, wenn sie hoch ist. Arduus heißt nicht was vergleir chungsweise hoch ist, sonder» was sie hoch trägt. So sagt der Dichter anderswo: Hine bellator equus campo fese arduus infert*

Desgleichen sagt er von einer überfahrenen Schlange: Parte ferox, ärdensque oeulis & fibila colla Arduus attollens &c.

Und noch von einem andern Pferde: ---- Frontemque ostentans arduus albarm

Kurz, der Dichter redet von einer Kuh, die den Hals noch trägt, und nicht von einer, die ihrer ganzen Gestalt nach hoch ist. Eben dasselbe Merkmal verlangt er auch an einer Zuchtstntte, wo er sich weniger zweifelhaft ausdrücket: —

—- Illi ardua cervix &c.

Und mm sollte ich Ihnen auch etwas aus dem vierten Buche anführen. Doch dieses will ich nicht eher thun, als bis Sie mir Trotz bieten werden, Ihnen in dem vierten Buche einen Fehler zu zeigen. Ich weiß, mit diesem Trotz bieten sind Sie sehr -er schwind. Auch

ST Auch sollte ich von ihren Anmerkungen noch etwas sagen. Wo Sie gute Leute ans? geschrieben haben, da sind sie so ziemlich gut. Wo Sie aber etwas aus Ihren eign nen Kräften versuchen wollen, da glauben Sie gar nicht wie klein Sie erscheinen ! Ich nehme die Anmerkung so) Seite 625 zum Beweise: wo die Worte: nec grätia terra nulla est quam inaratae terra, ein sauberes Pröbchen einer ganz vortreflichen Latinitat sind.

Und warum prahlen Sie mit der Richr tigkeit ihres Textes? Er ist höchst fehler­ haft, und ohne eine bessere Ausgabe nicht wohl zu brauchen. So stehet injusta für injufla; fperantia für fpitantia &c.— Doch das sind alles Kleinigkeiten! Sie haben «ins wieder ein dickes Buch geliefert; und dafür müssen wir Ihnen freylich verbunden seyn. — Genug mit dem Herrn Dusch gesprochen! Was unsere galanten Briefsteller die courtoisie nennen, das ist nunmehr wieder an Sie gerichtet. Ich bin rc. A.

Bep

Bey dem Verleger ist zu haben; Patzke I. S . Sammlung einiger Predigten über verschiedene der gewöhnlichen sonntäglichen Texte gr. rvo. Berlin, 1760» 12 Gr. Reinhardts A. F. Abhandlung von der besten Welt, aus dem Französischen übersetzt, von I.A.F.v.G. 4to- Greifswald, 1757. Klefeckeri, Jö. fargi) J7$8.

Curae

geographicx,

fcvo.

Ham-

Briefe, die neueste Litteratur betreffend.

III. Den 17. Januar. 1760.

Acht und siebenzigfter Brief, ^hre Vvrmtithnng, mein wertester Frermd, «0 ist richtig eingetroffen. Als ich Ihnen von der Ankündigung des Gortschedischen Wörterbuchs der schönen Wissenschaften Nachr richt gab, vermahnten Sie mich, meine Arbeit keinen Augenblick liegen zu lassen, weil Sie vermutheten, daß dieses Werk das meinige In keinem Stücke würde entbehrlich machen. Ieyo habe ich dieses Handlexikon gesehen, nnd * Da wir diesen uns von unserm Freunde, dem Herrn vonN**abschrifklich mitgetheilten Vries drucken lassen, so scheinet eS wegen gewisser Leute nikhig zu seyn, zu crklLren, daß der be­ rühmte Netsasser desselben an den übrigen Brie­ fen gar keinen Antheil habe.

10s

----------- --

„kämpft; eine Stimme, welche Mar unter; „hrochen wird, aber nicht röchelt. Kurz, „man wird selber eine Art des Todes schaf; „fen müssen, die sich jedermann wünsche«

„möchte, und niemand erhalt." Diese Anmerkung ist eben so bekannt, als richtig: allein man bemerke folgende» Unter­ schied Zwischen dem Ekel und dem höchsten Grad des Entsetzlichen. Jener mißfällt nicht nur auf der Schaubühne, sondern auch in

Beschreibungen und poetischen Schilderungen, und kann niemals eine Quelle des Erhabenen abgeben. Das Entsetzliche aber kann der Dichter in seinen Schilderungen so weit treiden als er immer will, und er wird unser Lob verdienen, denn er wird desto erhabener, je heftiger er uns erschüttert. Nur die körper; liche Vorstellung auf der Schaubühne,

die

Pantomime des Trauerspiels, muß das Ent; setzen mäßigen, wenn sie die Zuschauer nicht mehr beleidigen als vergnügen will. Die Göt­

tin der Traurigkeit beym Hesiodus, T£c

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p/VttiV /zvJäj

pgov.

wird vom Longin * auch in der Beschreibung

G 5

* Vom Erhabenen. Neunte Abtheilung.

ge-

10 6

getadelt, denn sie ist nicht fürchterlich, som dern ekelhaft. Aber die abscheulichen Furien mit ihren blutigen Augen und Schlangenhaaren, die auf keiner Bühne in einem Trauerspiele erscheinen könnten, ohne dem Zuschauer lächerlich, oder unerträglich zu werden, die werden dennoch durch die sacundiam präsentem, wie sie Horaz nennet, eine fruchtbare Quelle des Erhabenen. Was für vyco ;

„Der Dichter, sagt abermals Longin, siehet ».die Plagegeister selbst, und nöthiget den Zur „Hörer dessen Einbildungen gleichfalls mit „Augen zu sehen. *„ Der höchste Grad des Entsetzlichen miß­ fällt also blos in der äuffern Vorstellung, in dem pantomimischen Theile des Trauerr spiels. — Wenn wir dem Horaz glauben, so * Dom Erhabenen, i;te Abtheilung.

so ist die Ursache hiervon, die Unmöglichkeit, die theatralische Illusion so weit zu treiben, daß man dergleichen Handlungen sollte wirf; lich vor Augen zu sehen glauben. Quodcunque ottendis mihi sie, spricht er, incrc-

'dulus oili.

Wein diese Erklärung hat ihre Schwierigkeit. Die Pantomime der Alten har ihre Zauberkraft wirklich so weit getrie­ ben, daß sie dem Zuschauer das äusserstwunderbare hat glaublich machen können. Der Tau; der Eumenideu hat unter den ernsthaf­ testen Atheniensern keinen solchen incredu-

lum gefunden. „Der Areopaguö war für „Entsetzen ausser sich. Männer, die in den

„Waffen alt geworden waren, zitterten. Die „Menge floh davon. Schwangere Frauen „kamen nieder. Man glaubte diese g raufn; „men Gottheiten, denen die Rache des Him; „mels aufgetragen war, zu sehen, wie sie die „Laster der Erde verfolgten, und bestraften; „man sahe sie wirklich.' *„ Der höchste Grad des Entsetzlichen, war hier zugleich der höchste

Grad des Erhabenen, und gleichwohl würde der Eumeniden in einem

die Etscheinung

Trauer-

* Cahusae, von der Tanzkunst,

io8 Trauerspiele, das nicht blos Pantomime ist, das Erhabene vielmehr hernntersetzen. — Es muß also der Horazischen Erklärung noch ein wesentlicher Umstand fehlen.

Nec

pueros coram populo Medea trucidet, be­ fiehlt der römische Kunstrichter. Warum sollte diese Handlung auf der Schaubühne nicht glaubwürdig, nicht täuschend genug vorge­ stelltwerden können? Die Pantomime würde es schon möglich machen!

D. Vier und achtzigster Brief. 3hr Gedanke ist gegründet, und giebt der Horazischen Erklärung einen Zusatz, den sie nicht entbehren kann. Es ist vollkommen richr

tig: die Pantomime mnß sich ans der tra­ gischen Schaubühne, sowohl als die Musik in den Schranken einer Hülfskunst halten, und sich hüten zum Nachtheil der Hauptkunst, der dramatischen Poesie, ihre Zauberkünste zu ver­ schwenden. Die äusserliche Handlung auf der

Schaubühne ist bestimmt, der poetischen Illu­ sion hülfficheHand zu leisten, und dem Vorge­

ben

lo­ be« des Dichters einen Grad der Wirklichkeit

mehr zu geben.

Sobald sie aber der Poesie,

die Aufmerksamkeit des Zuschauers entziehet.

Und sich derselben zu ihrem eigenen Besten be-

meistert; so handelt sie ihrer Bestimmung zu­ wider, und stohret den angenehmen Betrug

mehr, als sie ihn befördern hilft. Die äusserli­ che Handlung eines Sterben z. B. muß nur

der Vorstellung, die wir vom Sterben haben, nicht widersprechen. Durch ein gelindesHauptneigen, durch eine matte unterbrochene Stim­

me, kann sie der Einbildungskraft zu Hülfe kommen, die itzr in der größten Bereitwilligkeit

ist, sich betrügen zu lassen.

Das Hauptwerk

aber, den grössten Antheil an dem Betrüge, mnß sie der Poesie überlassen, die in dem Trauerspiele

die herrschende Kunst ist. Sobald der Sterben­ de röchelt, schäumt, die Augen verdrehet, und

die Glieder verzückt; so verdunkeln diese ge­ waltsame sinnliche Handlungen durch ihre Ge­

genwart alle Täuschungen der Dichtkunst. Die

Aufmerksamkeit des Zuschauers wird einzig und allein auf die Pantomime geheftet, und je erschrecklicher sie ist, destomehr Zerstreuung

wird sie verursachen.

Es

IIO Es ist nunmehr sehr leicht zn bestimmen,

welches die intus digna.geri sind, davon Horaz spricht, denen inan den Weg zur Seele lieber durch die Ohren, als durch die Angen anwei­ ft n muß: da es doch in andern Fällen heißt. Sechins irrhsnt animos demifla per aürcTh, Qjam qiia sunt oculis fubjecb fidelibus, Le quae lple fibi tradic speftator.

Solche äußerliche Handlungen nämlich, di« durch das Schreckliche, das Wunderbare, das Ungeheuere, oder das Niedrige, das ihnen, nicht als Zeichen der Gedanken, sondern blos als Pantomime anhängt, die Aufmerksamkeit der Zuschauer von der poetischen Illusion ab­ locken können, die müssen von derBühne ent­ fernt, und durch eine facundiam präsentem, oder wie Hr. Rammler diese Worte übersetzt,

durch einen lebhaft gerührten Augenzeugen, erzehlt werden. Die Beyspiele des Horaz passen vollkommen; Nee ptferoS coram populo Medea truddet; Aut Humana palam coquat 6xta nefarius Atreus* Aut in avem i'rogne vertatur, Cadmus in anguem» Quodcunque ostendis mihi iic> incredulus odi.

Da
id mag genug seyn. Wir haben es für nöthig er­ dachtet, diesen plumpen Anqnf, den zween der grös,»sesten Schriftsteller unsrer Natron erfahren müssen, „ins Licht zu setzen, nicht um des eigentlichen Pubü„ci willen, welches urtheilen kann, sondern um der „Leser willen, bey welchen die Regel, caiummari au» „datier, allemal gut angebracht ist, und die schwach „genug sind, daS Urtheil dieser Leute für die Stim„me derRation zu halten. Zumal, da die Erwartung „unsers auswärtigen Freundes erfüllet ist, daß weder ».Cramer noch Rlopstock, sich so wert herabqelasserr „haben, darüber zu zürnen, oder auch nur die ae„ringste Empfindlichkeit zu zeigen * Wrr hoffn,, sie ,»werden sich ferner nach der Regel richten, die sie rm »»Nordischen Aufseher B.i. No 49. in dem vortrestr„chen Stücke vom Publiko allen guten Gchriftstel„lern geben, und welche besonders Rlopstock mit „einer bewundernswürdigen Großmueh bisher beob„achtet hat **: ^at ern Scribent das Glück, zu „ferner * Wie wäre es möglich, daß Leute von der Ein­ sicht eines Cramers oder KlopstockS zürnen oder empfindlich werden könnten, weil man an ihren Schriften etwas auszusetzen findet. Leute von kriechender Denkungsart pflegen dieses sehr laicht zu t$un, aber kein vernünftiger Mann. ** Diese Stelle schickt sich, ohnerachtet der Ein­ schiebsel des V. ganz im geringsten nicht hieher. Denn der Geschmack unserer Nation und selbst des

20 6 „ferner Zeit zu schreiben, da der Geschmack seiner „Natron (wir setzen hinzu, oder cineS Theils seiner „Nation) schon völlig ausgebildet ist; so har er „blos zu einigen niederträchtigen Angriffen still „zu schweigen, die nur deswegen auf rhn gesche„hen, weil er noch nicht todt rst. Denn wenn er „auch menschlich genug wäre, sogar diejenigen „nicht zu verachten, die so stolz sind, daß sie ihre „Aussprüche über Sachen, dre sie gar nicht beur„theilen können, für nöthig halten, (oder dis so „hämisch sind, ihn wider ihre eigene Absichten zu „Verläumden) welchen Nutzen würde es haben, „wenn er seift Stillschwergen bräche! " des größten Theils unserer Nation ist nichts we­ niger als völlig ausgebildet. Wir haben zwar offenherzig und ohneSchmeicheley, aber niemals niederträchtig angegriffen; wir haben auch nie­ mand angegriffen weil er noch nicht todt ist; wir sind nickt stolz genug unsere Aussprüche für nö­ thig zu halten; aber wir sind uns auch bewußt, daß wir blos von Sachen urtheilen, die wir zu beurtheilen im Stande sind Erne Probe davon, im kleinen, mag fern, daß wir das Einschiebsel, oder die so hämrsch sind ihn wider ihre eigene,Ab­ sichten zu verläumden, unbeurtheilet lassen, weil wir wirklich nicht verstehen, was der V. mit die­ sem Non Senfe sagen will.

Briefe, die

Neueste Litteratur betreffend.

VI“' Theil.

Berlin, 1762. bey Friedrich Nicolai.

Jnnhalt der Briefe des sechsten Theils.

Zweyund neunzigster Brief. VondeSHrn. Sui* zers Abhandlung vomGenie in der demie dessciences Öbeiles Lettres Annie 1757. S. 2H Dreyu. neunzigsterBrief. Von einemungenannten. Avhandl. vom Genie in des zweyten Bandes erstem Stücke der Sammlung vermischter Schriften zur Beförderung verschonen Wissenschaften. S. 225 Vier». neunzigsterBrief. Don Hrn.MeriansDer«ung zweyer psychologischer Grundsätze. Von en.v.premontvalTheologievomWesen oder Kette vonIdeeN/vonWesen bis zuGott.Beyspiel der sonderbarenSchreibartdiesesSchriststellerS.S.22Fünf und neunzigster Brief. Von dem seltsamen universtlätshafugen Ton, in der Jenaischen phi­ losophischen Bibliothek. S- 241 Sechs und neunzigster Brief. Nachricht, daß der Vers, der poetischen Gemälde und Empfindun­ gen aus der heiligen Schrift, in der Ienaischen Bibliothek zu einem Dichter der ersten Grösse erho­ ben worden. Imgleichen, daß ein Jenaischer Ma­ gister den Candide sehr gründlich nach den Re­ geln der Schule widerlegt habe. S. 246 Sieben u. neunzigsterBrief VonHn.Prof.Meyers Versuch einerErklärung desNachtwandelns. S.25S Acht und neunzigsterBrief. Nachricht von der äch­ ten Ausgabe der Po dies diverses. S. 257 Neun und neunzigster Brief. Von der Imitation

de Lucr^ce für les vaines terreuts de la mort & les fijangeurs d’une autre vie. S. 26; Hunderter Brief. Ueber das Gedicht an Maupertuisf daß die Vorsehung sich nur um die Art, und nicht um die ernzelneDinge bekümmere. S. 27z hundert». ersterBrref. Vertheidigung einigerAuSdrücke eben diesesGedichts gegen einige falscheAuslegungen, die davon gemacht werden tönten. S.276 hundert ».zweyter Brief. Von des Hrn. Basedow Vergleichung der Lehren und Schreibart des Nor­ dischen

dischen Aufsehers mit den Beschuldigungen gegen dieselben. S. 2*9 hundert und dritter Brief. Daß es keine Schmä­ hung sey, wenn man Hrn. Cramer den vonreflichsten Bersifikateur genenner hat. S. 297 Kund. u. vierterBrief. VonHn.Lasedow geforderteBeyspirle, daß es dem Aufseher gewöhnlich sey, viel Worte zu machen und einen klemen Gedanken durch weitschw^fige Reden aufzuschwellen. S 305 -Kundert und fünfter Brief. Daß es also kein Ver­ brechen sey, zu sagen, der Styl des fleißigsten Mit­ arbeiters am Aufseher, sey der schlechte Kanzel­ stiel eines seichten Homileten rc. ®.?i? Kundert und fechsterBrref. Beleuchtung des SazzeS im Aufseher/ daß em Mann ohne Religion kein rechtschaffener Mann seyn könne, undderBasedowtschen Vertheidigung. S. 321 Kundertu. siebender Brief. Wie derAufseher wohl aus diesen Satz möge gekommen seyn. S. 343 Kundert u. achterBrref. Vertheidigung deSUrtheilS über die v. Aufseher vorgeschlageneMethode, junge Leute den Erlöser der Welt kennen zu lernen. S. 347 Kundert u. neunter Brief. Daß dieseMeth ode weder durch dreRede, die Paulus vor den Atheniensern, noch durch die, welche er vor dem Felip und Agrrppa hielt, könne gerechtfertigt werden S. 3SS Kunderr und zehnter Brief. Von der Miene der neumodischen Rechtgläubigst, die sich der Auf­ seher zu geben sucht. S 369 Kundert und erlfterBrref. Von Hrn.Rlopstocks Eintheilung der Arten über Gott zu denken, und von dessen Liedern, von welchen beyden der Ver­ fasser wenig hält. S. 373 Kundert u. zwölfter Brief. Don einem imAufseher befindlichen, unter dem Namen des Kupferstechers Rauke erdichteten anzüglichen Briefe. S. 379 Kundert und dreyzehmer Brief. Anpreisung der Sokratischen Denkwürdigkeiten für die lange Wei­ le des Publikums. S 385 Kundert und vierzehnter Brief. VonHn. Rnorrs allgemeiner Künstlerhistorie. S. 401

Briefe/ die neueste Litteratur betreffend. Sechster Theil.

Briefe, die neueste Litteratur betreffend.

XIV. Den z. April 1760.

Zwey und neunzigster Brief. glaube nicht, daß die Alten ein Wort gehabt Haden, das anszndrücken, was

wir itzt Genie nennen.

Ihre Schriftsteller

schweigen gänzlich von dieser Eigenschaft des

Geistes, die unsere Kunstrichter beständig im

Munde fuhren, und unsere Weltweisen nun

auch endlich zu untersuchen anfangen.

Es

muß jenen also blos an dem Worte gefehlt haben,

dadurch ein abstrakter Begriff, ein

Gegenstand der Untcrsuchnng werden kann; denn von der Eigenschaft selbst haben sie, wo

nicht mehr besessen, doch gewiß mehr gezeigt als wir.

Der Schluß ist seltsam, den einige

Schriftsteller von dem Mangel gewiffcrWorte bey einer Nation, auf die Abwesenheit, der

dadurch ausgedrückten Begriffe machen wolO 2

len.

len.

Mich dünkt, man finde precieux,

Ennupeur, und Cocquekten geling in Deutschland, ob wir gleich kein Wort haben, diese Charaktere auszudrücken. dt uralt *, der uns Glück wünscht, daß uns diese Laster

nnbekannt zu seyn scheinen, müßte uns von der andern Seite bedauern, weil wir auch zn Genie kein deutsches Wert haben. Und dieses ist wirklich Schade; denn wenn

daö Wort Genie, vor einiger Zeit in Deutsch­ land besannt gewesen wäre, zu welchen schö­

nen Untersnchmigen hätte es nicht unserm grossen Wolf, in der Seelenlehre Anlaß geben ! Baumgarten handelt zwar in ner Metaphysik vom Genie, allein mit ihm gewöhnlichen Kürze. — Ausser ihm

ge­ sei­ der hat

meines Wissens, niemand als Duhos und Trublet, von dieser Materie geschrieben.

Jener krilischer, und dieser mit mehr Witz, aber keiner von beyden philosophisch genug. Ich habe mich gefreuet, letzthin zwo Abhand­ lungen, über das Genie von deutschen Schrift­ steller» * Lettres lur les Anglois dc für les Frangoir«

■ stellexn zn finden.

.

-- --------- !

2IZ

Eine von dein Herrn Pr.

Sulzer*, nnd die zwote von einem «nger nannten Verfasser **, der uns noch eineFord setznng verspricht. Erlauben Sie, daß ich Sie mit den wichtigsten Anmerkungen aus diesen Aufsätzen unterhalte;

Herr Sulzer fegt die Namenerklärung des

Abts Dubos zu in Grunde.

„Genie, spricht

„dieser, nennet man das Geschicke (Paptitude) „das ein Mensch von der Natur empfange, grr „wiffe Dinge gut und leicht zu verrichten, die „von andern Menschen, wenn sie sich auch „noch so viel Mühe geben, nicht anders, als „schlecht verrichtet werde» können." Maw

kann mit dieser Erklärung so ziemlich znfriederr seyn, dünkt mich. Jedoch wäre zu wünsche«,

daß man die gewisse Dinge näher bestimme» könnte, die das Genie soll leicht und gut ver< richten können, denn es giebt Verrichtungen O 3

des

* yifttyre de l’Acadcrme Roy le des Sciences & des Beiles Lettres. Annee 1757.

*♦ Sammlung vermlschti'rSckr'kften tur Beförde­ rung der schönen Wissenschaften, 2 „regiert wird. „Da ist kein Uebel, das diese den einzel« „neu Dingen, woraus sie bestehet, nicht zuwege „bringet,- wenn sich nicht eine Weisheit ins „Mittel schlägt, die tüchtig ist, Friede und „Ordnung einzuführen; ni melier liiern „Natura dirimat. „Die Materie ist also das äusserst böseDing, „oder die äusserste Bosheit. „Da aber dieses Wesen zusammengesetzt ist, „und ans vielen bestehet; so hat es keinen „Verstand, und keinen Willen. „Besonders keinen so wirksamen Willen, „den man Macht (puifiance) nennet. „Es hat blos eine blinde und vernunftlose „Kraft, die ans allen übereinstimmenden und „mißstimmenden Kräften derWesen entspringt, „ans welchen es zusammengesetzt ist." Zn diesem Tone fährt Herr von p. fort, und Sie können sich leichtlich vorstellen, daß zur Ausführung dieses Systems noch manches Paradoxon gehört. Daß der Hazard seinen Platz darinnen findet, ist ihnen von diesem Wektweisen wohl nichts unerwartetes. Ich begnüge

begnüge mich also, nur eine kleine Stelle noch ansznschreiben, um Ihnen die Kette der We» fen nach dem Sinne des Herrn von p- etwas deutlicher zu machen. „Die höchste Stufe hat nur ein einziges Wer „sen, dieses ist Gott. Die zwote kann zwey, >,drey. oder mehr haben, was weiß ichs? die „sich alle einander gleich, und dennochZU „unterscheiden sind. „Einander gleich, sonst würden sie nicht „zu eben der Stufe, sondern zu verschiede„neu gehören. „Dennoch ZU unterscheiden, sonst wären „es nicht viele, sondern ein einiges Wesen. Herr von p. behauptet nämlich, es könnten zwey, und mehrere Dinge von einander zu unterscheiden, und dennoch par compensation einander gleich seyn. „Die dritte Stufe bekleiden noch mehrere „einzelne Wesen; und die letzten unendlich„mal unendliche, bis ins unendliche " So­ gar den Unterschied zwischen den Stufen, und die Proportion derselben, bemühet sich Herr von p. zu bestimmen, wobey ihm die mathe­ matische Begriffe vom unendlichen,,gute Dien­ ste thun. Ich bitt aber heute nicht aufgelegt, ihm weiter zu folgen. D.

die neueste Litteratur betreffend

XVI. Den i6. April

1760.

Fünf und neunzigster Brief. ■*vV

dem guten Tone in den Schriften, xs auf unsern hohen Schulen

noch nicht so recht fort. Man schreibt unter der Menge, die allda geschrieben wird, ost sehr gute, und zuweilen vcrtrefliche Sachen. Und gleichwohl wette ich, daß ihre besten Schriften, weder von Ausländern, noch von der großen Welt in Deutschland, jemals wükr

den gelesen werden. — Desto schlimmer für die Ausländer, und für die deutsche grosse

Welt, sagen Sie vielleicht, daß sie dieser schönen Sachen entbehren müssen? Schon

recht! Wenn aber ein Gelehrter einmal schreibt; so braucht er ja seine Absichten nicht blos auf seine Zuhörer einzuschränken, und allenfalls, wenn er auch dieses thun muß; so bilde er Sechster Theil. Q sich

=============

242

sich ein, es befinde sich ein Plato, Aristo­ oder Locke unter seinen Zuhörern,

teles/

denen er zu gefallen hat.

Er wird alsdenn

weniger an die Universitatsverhältniffe den­ ken, weniger von der Professorhöheherabre­

den,

und einen edlen und freyen Ton .an­

nehmen; so wie er den Wissenschaften anstän­

dig ist.

Verstehen Sie mich nicht unrecht! Ich Lin st unsinnig nicht,

die strenge Methode

und die Gründlichkeit an unfern deutschen

Schriftstellern zu tadeln, oder zu verlangen,

daß sie von dieser Strenge, der Welt zu ge­

fallen, nur das mindeste vergeben sollten. Der Schriftsteller muß erst an die Forderung der

Wissenschaft, und hernach an dieBequemlichr feit seiner Leser gedenken.

Jene gehen vor,

weil der Leser selbst verpflichtet ist, ihnen sei»

«e Bequemlichkeit aufzuopfern.

Ich tadele auch keinesweges das, was man in derWeltPedanterie nennet, so anstößig es

auch manchem seyn mag.

Oesters nennet die

Welt Pedanterie, was ein wahres Kennzei­ chen

=====

243

chen vom Genie ist; Newton war in diesem

Verstände ein Erzpedant. Auf unser« hohen Schulen giebt es sogar,

nicht viel Pedanten mehr. Die mehresten haben den Schulstaub abgeschüttelt, haben sich mit den schönen Wissenschaften bekannt ger

macht, haben deutsche Gesellschaften die Men­ ge errichtet, geben einen Land voll Gedichte

über den andern heraus; mehr fordern? —

Was kann man

Nichts! Nur möchte man

wünschen, daß sie es lieber beym Alten ge­ lassen hätten.

Ihre jetzige Affektation, ihr

gern weltliches Wesen ist zehnmal unertraglft

cher.

Es ist der Pedant im Stutzerkleide.

Mein Buchhändler schickte mir vor einigen

Tagen die jenaische philosophische Biblio-

thek, die unter der Aufsicht des Herrn Hof­ rath Daries heraus kömmt.

Verfassern derselben,

Ich will den

ihre Einsichten in den

Wissenschaften nicht streitig machen.

sonders scheinet ein gewisser

Be­

Adj. Behn, in

philosophischen Sachen, richtig zu urtheilen.

Aber der Ton, der durchgehends in dieser per

Q 2

riodir

riodischen Schrift herrscht, ist so seltsam als möglich. Allenthalben die Universität! Al­ lenthalben die Verhältnisse zwischen Professor und Student, und den übrigen Ehrenstufen,

die dazwischen liegen! Ein Professor ist ihnen Recrnsiren sie gleichsam ein kleiner König.

eine von seinen Schriften: so heißt esc „Der „berühmte Herr Verfasser, haben sich durch „diese neue Bemühung, aufs neue um die „Welt ausnehmend verdient gemacht. — „Der Herr Professor beweisen. — Der Herr „Professor fahren fort, u. f. w." Schreibet ei» Prof, pol; an den Hofrath Daries, so heißt es unter andern: „Ueberdies bin ich, „würdiger Herr Aufseher dieser neuen

„philosophischen Bibliothek! von Ihrer „Art zu denken und zu handeln, schon, über«zeugt, daß Sie nicht leicht zugebey worden, „etwas in dieser Monatsschrift abdmckev z« „lqssen, welches entweder den Ruhm unser „rrr hohen Schule, oder der Ehre eines „öffentlichen ordentlichen Lehrers insbe-

„sondere zuwider wäre, u. s. w. “ Antwor­ tet ein I« St. Müller dem Herrn Prof. Pol;, so sollte man glauben, er stehe vor ihm,

ihm, und mache zwischen jedem Perioden ei' nen tiefen Reverenz. „ Es hat unsere Mo» „natsschrift das Glück genossen, hebt er att,

„von Ew. Hochedelgebohrnm ein Schrei» „den zu erhalten, das ihr seines gründlichen

„und wichtigen Inhalts wegen, zu keiner ge» „ringen Ehre gereicht. Wir erkennen dieses „geneigte Bezeügen Ew. Hochedelgebohrs „nen mit schuldigstem Danke, und erbieten „Ihnen dafür alle mögliche Gegendienste." In diesem Tone komplimentirt Herr I. St. Mülier, vier oder fünf Seiten weg. Was

muß ein Ausländer von uns denken, wenn ihm eine solche Schrift in die Hände fällt?

Ich will nicht hoffen, dnrch diese Gedan­ ken jemand zu beleidigen. Ich bin keines» weges Willens, dem Rahme dieser hohen Schule, oder der Ehre irgend eines öffentli­ chen Lehrers derselben, im geringsten zu nahe zu treten. In der That, ist es um die Ein­ kleidung der Wahrheiten überhaupt nur eine

Kleinigkeit.

Der ist zu bedauern, der sich

durch den schlechten Anstand eines Menschen Q 3

abhal»

abhalten läßt, seine innere Verdienste zu schä­

tzen. Allein ich habe nur die Ursache anzei­ gen wollen, warum wir unsern Nachbaren so unbekannt bleiben, warum sie auf den Fort­ schritt unserer Weltweisheit so wenig aufmerk­

sam find,

daß sie Entdeckungen zu machen

glauben, wenn sie auf eine Wahrheit kom­ men, die in allen unsern Compendiis zu fin­ den ist. Ihrer Abneigung für die Gründlich­ keit unserer Schriften, kann man unmöglich

LieSchuld geben, denn fie lesen ja den Aristo­ teles, Newton und Locke; fie lesen sogar

unsern Euler fleißiger, als wir. Es muß der Philosophie also etwas ganz anders im Wege stehen. Mich dünkt immer, wenn un­

sere Weltweisen die Schuletiquette vergessen, und sich einen freyern und ungezierten Ton angewvhnen sollten; so würde der allgemeine Beyfall/ den sie verdienen, nicht ansbleiben.

D.

Sechs

Sechs und neunzigster Brief. Die Jenaische philosophische Bibliothek giebt sich auch mit den schönen Wissenschaften ab. Vor der Hand sind zwar der Recensionen, die dahin eingeschlagen, nur sehr wenig, sie werden aber ins künftige, wie in der Vorre­ de versprochen wird, häufiger vorkommen. Hier ist gleich eine, die ich von ohngefähr auf, schlage! Die poetische Gemälde und Em»

pfindungen aus der heiligen Geschichte, sind von Kennern, so viel ich weis, mit ei­ nem sehr mittelmäßigen Beyfall ausgenom­ men worden. Man hat höchstens einige Ti­

raden hier und da leidlich gefunden, und im übrigen das Urtheil der Göttingischen gelehr­ ten Anzeigen über diese Poesien, recht sehr

gebilliget. Der Recensent in der Bibliothek aber, der sich Adj. Münrer nennet, urthei­ let ganz anders davon. " Ich kündige mei-

"nen Lesern, 'schreibt er, hier einen Dichter "von der ersten Größe an, dem weiter "nichts fehlet, diesen Ranz öffentlich zu be"Häupten, als daß seine vorcreflichen Se»

"dichte den wahren Kennern allgemein be-

Q 4

"kanttt

448

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"kannt werden. Der Herr M. Schmidt hat "sich seit vielen Jahren als ein Genie gezeigt, "das die Welt zu großen Hofnungen berech"tiget; Hier aber hat er seine Flügel mit uns

"gleich grösserer Stärke ausgebreitcr, und "die Erwartungen, die man von ihm haben "konnte, ich will nicht sagen, blos erfüllt, "sondern sogar übertroffen. Schon die "Wahl seiner Gegenstände, ist ein nnverwerf"liches Zeugniß von dem reinen Geschmack "des Dichters."--------- O ja! die Wahl der biblischen Geschichte, ist ein vortrefliches

Zeugniß! das den reinen Geschmack so mancher elender Hexametristen rechtftrkigen könnte! Derselbe Munter liefert einen kurzen Anszug, und eine sehr gründliche Widerlegung des Landide; alle Spöttereyen und drolligten Einfälle des Doctor Ralphs, verwan­

delt er in ordentliche Schlüsse, und zeigt, wie fehlerhaft sie sind, und wie wenig sie vermö­ gen, das System der Religion, der besten Welt, der Vorsehung, des Zusammenhangs, u. s. w. umzustoffen. Lachen Sie nicht; Die Sache

Sache wird ernsthaft.

Er hat in der Philo­

sophie des Marrins (ein Weltweiser, der ein Reisegefährte des Landide ist), einen so

handgreiflichen Widerspruch gesunden, daß der Doctor Ralph nothwendig die Ehre sei­ nes Weltweiftn wird rette» müssen. Kann der Widerspruch deutlicher sepn? "Marrin "fallt bey der Gelegenheit, da der hölländi"sche Capitain, der den Landide nm seine "beyden Hammel betrogen hatte, mit seinem "ganzen Schiffe nntergieng, ein Urtheil, das "der Gerechtigkeit der Vorsehung sehr nach"theilig zu seyn scheinet. Landide will ihn "durch dieses Beyspiel überzeugen, daß dir "Bosheit doch zuweilen bestraft werde Ja,

"sagt Marrin, aber war es denn auch nö"thig, daß die Reisenden, die fich zugleich auf "dem Schiffe befanden, mit untergiengen? "Gott hat den Betrüger bestraft, und der "Teufel hat die übrigen ersäuft. — Man

"stehethierleicht, spricht Herr Ns., denwi« "derspruch, den Marrin begehet. Vorhin "sagte eben dieser, Gott hätte die Erde ganz

"verlasset», und der Teufel regiere sie allein. "Nun aber übt Gott doch noch Strafen auf Q 5

"der

"der Weir aus."

Wie nun? Herr Marti«.!

Ihr scheinet sehr wenig von der Disputirknnst zu verstehen, Sich so häßlich zn wider­ sprechen !

D.

Sieben und neunzigster Brief. Unter den philosophischen Schriften, die in

der Bibliothek angezeigt werden, hat mir der Meierische "versuch eine Erklärung des Nachtwandelns merkwürdig geschienen. Ich lief diese kleine Schrift, die schon leit einigen Jahren heraus ist,'bey der Gelegenheit noch einmal durch. Sie ist sehr lesenswürdig. Mich

dünkt, wenn Herr Meier nicht so entsetzlich viel schriebe; so könnte er einer von den guten Schriftstellern seyn. Das Nachtwandeln ist ei­

ne so bekannte als seltsame Erscheinung.inder menschlichen Natur, und dennoch haben die Aeltwtisen noch wenig davon gesprochen.

Ich stltde bey dem einzigen Baumgarten eine Destnitivn: Quorum fomnia commitari la­ tent observabiliores mcjtus corporis extcrei fenfationum similium in vigilantibus comites,

2s r mites, sunt Notfambuli.* Herr tTtcicV I'C» weiset, daß sich die Bewegungen der Nacht» Wandler nicht blos nach ihren Phantasmaten; sondern auch nach ihren gegenwärtigen sinnli­ chen Empfindlingen richten. Sie träumen zwar, allein ihre Träume sind mit merklich leb­

haften sinnlichen Empfindungen untermengt. Die Nachtwandler sehen, fühlen, und hören lebhaft genug, um ihre äussere Gliedmaßen

nach Veranlassung dieser Empfindungen frey» willig bewegen zu können, aber nicht lebhaft genug, um ihre Einbildungen und Erdichtun­ gen von den sinnlichen Empfindungen zu un­

terscheiden. Daher sind sie sich ihrer nicht völlig bewußt, und folglich unordentlich in ihren Denken und in ihren Handlungen —

Alles dieses hat Herr Meier durch die Erfah­ rung festgesetzt, und durch psychologische

Gründe erläutert. —



"Das Wachen eines Menschen, sagt Herr "M. (S. 39), ist der Zustand desselben, iw

"welchem es ihm, so viel die Beschaffenheit "seiner * Metaph. §. 594.

"seiner eigenen Seele nnd seines eigenen Kör"pers befrist, natürlich möglich ist, sich nach

"Maßqebung seiner klaren äusserlichen Em"psindnngen, oder derjenigen Vorstellungen, "die er dafür hält, willkührlich zu bewegen; —

Indem ich sage: daß ein Wachender im "Stande seyn muß, sich nach Maßgebung "derjenigen Vorstellungen zu bewegen, die er "für äusserliche Empfindungen hält; so ziele "ich damit ans einen Verrückten. Ein Ver"tu(stet wacht, und'-hält Einbildungen für "Empfindungen lmd bewegt sich diesen Cinbilr "düngen gemäß. Allein da er siefürSMpfin-

"dungen hält, so ist eben dieses ein Beweis, "tzaß er würklich wacht." Dieser Winkelzug Ist zu sehr gekünstelt. Und unnöthig, wo ich

nicht irre. Der Mensch wacht, wenn seine äussere Empfindungen so lebhaft sind, als er­ fordert wird, wenn willkührlicheBewegungen darauf sollen erfolgen können. Die Empfin­ dungen eines Verrückten haben in der"That diesen Grad bet Lebhaftigkeit, und er wacht

auch wirklich. Mein feine Einbildungen sind stärker und lebhafter als gewöhnlich, daher vermischt er sie mit den Empfindungen, und

seine

2sZ seine willkührlichen Handlungen richten sich

znm Theil nach den Einbildungen, znm Theil aber nach seinen Empfindungen. Mit eine« Träumenden verhält es sich gerade umgekehrt Seine Einbildungen sind nicht lebhafter, als die Einbildungen eines Wachenden, und daher selten wirksam genug willkührliche Bewegun­ gen hervorzubringen; allein seine Empfinduirgen sind vergleichungsweist schwächer. Da­ her halt der Träumende seine Einbildungen

sowohl als der Verrückte, für äusserliche Em­

pfindungen, und ist dennoch fast aller willkührlichen Bewegung unfähig. — Wenn die­ se Eintheilung richtig ist: so kann man das Nachtwandeln vielleicht als einen Zustand be­ schreiben, der in Ansehung der Empfindung,

zwischen den Traumen und Wachen, in Anse­

hung der Einbildungen aber fast zwischen Wa-chen, und Verrücktseyn das Mittel halt. Denn daß die Empfindungen eines Nacht­ wandlers, den Empfindlingen eines Wachen­ den fast gleich kommen, hat Herr Meier hin­ länglich-dargethan. Daß aber seine Einbil«

dllngen stärker sind, als die Einbildungen ei­ nes Wachenden, ist daraus zu ersehen, weil sie

sie bey ihm anhaltender willkührliche Bewe-

Zungen hervor bringen. Nichts ist hierinne» mit denselben;u vergleichen als dieEinbildnngen eines Verrückten, deren unterscheidendes Kennzeichen es ist, daß sie stark genug sind, anhaltende willkührliche Bewegungen zu ver-

Ursachen.

Die Einbildungen der Nachtwand­

ler kommen also beynahe mit den Einbildun» gen der Verrückten überein, nur daß ihre Em» pfindungen unterschieden sind. Hieraus wür»

de erhellen, daß das Nachtwandeln wirklich

eine Krankheit sey , indem es einen kleinern Grad der Verrückung voraus setzt. Die Aerz­

te halten es auch in der That für eine Krank­ heit, und nach Herrn Meiers Erklärung läßt es sich nicht begreiffen, warum das

Nachtwandeln mehr eine Krankheit ftp, als das Traumen. —

Woher es komme, daß ein Nachtwandler gefährliche Handlungen verrichte, die weder er selbst, noch viele andere im Wachen verrich­ ten können, wie er z. B. auf einem Dache ge­ hen könne, ohne schwindlich zu werden und z» ftrllen; an steilen Mauern in die Höhe klet­ tern,

2ss lern, und was dergleichen mefy ist, ohne Scha­ den zu nehmen, erklärt Herr M. zwar, wie gewöhnlich, durch die Abwesenheit der Furcht, er führt aber den Gedanken etwas philosophir

scher ans. "Ein Nachtwandler, sagt er, stehet "nach meiner Meynung, nicht alles, sondern "nur einiges. Er stehet also nur einen schma­

len Strich, undsozu reden, nur einen schma­ len Fpßstetz auf dem Dache, nicht aber die "Abschüßigkeit desselben, und eben so wenig 9bie Tiefen von beyden Seiten. Indem er "also die Gefahr nicht siehet; so fürchtet er "sich anch nicht. Er gehet also mit Zuversicht

"seinem Gesichte nach, und da er dem zufolge "durch keinen andern Anblick bestimmt wird, "seinen Körper nach einer andern Richtung zu

"bewegen; so gehet er gerade und hält das "Gleichgewicht. Folglich ists unmöglich, daß "er fallen sollte. Man kann sich diese Erklä­ rung durch das Beyspiel derjenigen erläutern, "welche im Stande sind, ohne Wanken über "einen schmalen Weg zu gehen, der etwa nur "eines Fusses breit ist, und der über einen "breiten und tiefen Graben gemacht ist. Sol-

"che Personen geben nnr vornehmlich auf den "Weg

2s6

===========

"Weg achtung, und da sie also den Anblick "desselben stärker und klarer in ihrer Seele er"halten, als den Anblick der Gefahr, so wird "ihr Körper auch vornehmlich nach Maßge"bung des ersten Anblicks bewegt." Die Er« klärung scheinet sehr richtig, und die Erfahr rnng bestätigt sie in tausend andern Fällen. Man muß so zu sagen halb träumen, wenn man sicher durch kommen will. Wer allzuviel um sich siehet, wird allezeit mehr fürchten, und wirklich mehr in Gefahr^ seyn, als wer seine Blicke auf den schmalen Steig heftet, den er zu wandeln hat.

D.

Briefs, Sie neueste gttteratur betreffend. XVII. Den 24. April 1760.

Acht und neunzigster Brief. yAtCV sind endlich die Poefies diverses, die *88 Qitoi

le Dien

qpe

jadore eft * cc uy cruel ?

tiran

Serais - je apres ma mort Pinnocente victime De Pauteur, dont je ticns ce fouffle qut m’anime, Et ce* tendre* defi'rs des fenS voluptueux.

n—

Quoll

— cet

L’ame

qu’on nous die fupreme»

ttiW immortet»

presqi?

de

nature

egal

des

Dicux» Qulttenit - H Kovr nau» Phenrtux feiour des

Ciepx? Daigaecait - il s’iinir i ce corps peu durable», A la Materie ingrate, abjecte L perissable ?

11 (PeTprit) n’est qn'vtt flom pompeux, un fink töme. ideal. Petit-il fe fouvenir de notre jour natal? Sait - il comnjent le Ctelfunit i la Mattere?

Comme avant que

je

fuffe

il

n’avoit poipt

penfd>

De

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269

De interne. apj& ipa mort, quand tonte» parties Par la corruption feront aneanties Par up mZme destin d ne penfera plus; itoh» rien n’est plus cettain, foyons-erf tö»

vamcus, Dfes que nous dniflbns» hotte äme est edipse'e«

Stein J Solche Philosophie hat unmöglich in dem Haupte des Wersen erzeugt werden körst nen, dem wir diese Gedichte zu verdanken h-ben^ und in der Thar erkennet die authen­ tische Ausgabe diese Gedanken, für eine blosse

Nachahmung des Lucrez.

Als ein Nachah­

mer har der Dichter die Freyheit, die Denküngsart seines Originals anznnehmen, ohne für ihre Richtigkeit stehen zu dürfen. Wir können schon zum voraus über «qch

chen wichtigen Professor lache«., der sich wider dieses heterodoxe Gedicht wird zum Helden schreiben wollen. Wie viel Logikewerden sie plündern, um dem durchlauf tigsten Verfasser

dialektische Schlinge» z»

legen, um Scheingründe zu widerlegen, die der Verfasser selbst für nichts anders äuL-

giebt!

giebt! Wie viel heilige Eiferer werden ihm Meynungen anfbürden, die er nicht hat, um ihre fromme Rache an einem Werke auszuüben, das ihnen in vieler Absicht nicht sehr günstig zu seyn scheinet! Noch grössere Thor

reu als diese, werden vielleicht ihrem Könige

treu zu seyn glauben, wenn sie Gesinnungen annehmen, die ihm die Unwissenheit und die Verleumdung zuschreiben; Uexemple

d’un

im pofe fuivre*

Monarque

&> fait

Diesen Leuten dürfte es nützlich seyn, wenn

man ihnen begreiflich macht, daß dieses keinesweges die wahre Denkungsart des gekrönten Wcltweisen sey, daß die Trug­ schlüsse eines EpikurS, für die Seele eines Marcus Aurelius viel zu seichte sind, und Laß die Freyheit zu denken, wenn sie ein

grosses Genie, und ein reines Herz vor sich findet, unmöglich der Wahrheit nachtheikig

seyn könne. —

Mit einem Worte,

mich

dünkt, ein Friedrich, der an der Unsterb­ lichkeit zweifelt, ist, mit dem Herrn von Präs

moncs

27 r montval zu reden, eine blosse Chimäre, ein viereckigter Zirkel, oder ein rundes Viereck!

Noch eine kleine Lection für den Hernr Pr. G- die vielleicht seinen Hochmuth in et­ was niederschlagen wird. Doch er wird sie schon selbst finden. Sein Name wird ver­ muthlich das erste seyn, das er in diese» Gedichten suchen wird. D.

Ley

Gey dem Verleger ist zu haben: Sammlung der neoesten Schriften, welche die Je* suiten in Portugal betreffen, rte Sammlung, Frkfe. 760. s Gr. Polidor oder die Ullgkiklichen Geschwister, efn Trauer­

spiel in $ Auszügen, g. Stralsund, 760.

3 Gr.

Gemlers Ioh Saloino eigene historische chevlvgisch« Abhandlungen, nebst einer Vorrede vomiFamrü»

cismo, i ste Sammlung, gov Halle, 760. TrinioS, I.A. Abhandlung von der Eeelenwande» rung nach dem Lehrbegrif der Christen, 4tv. Leipzig, 7«o. 2 Gr. Beurtheilung de« Zeitpunkt« darinnen wir nach der Offenbarung de« Herrn gegenwärtig leben, zter Theil, 8vo. Frbst. 766. 10 Gr. Burk, p. D. Evangelischer Fingerzeig über die Sonn-

und Festtagsevangelien, g. Leip;. 760. 10 Gr. Scherze der Lyrischen Muse, g Lerpz./Lo 4 Gr. Oe-feld«, Gotth.Fried. Gedanken von Einwirkung guter und böser Geister in die Menschen, gvo. Wittenberg, 760. ; Gr. Der Arzt, eine medicinische Wochenschrift, 2 Theile, gvo. Hamburg, 760. 1 Rthkr. 12 ®r. Gedanken über die Originalwerke in einem Schreiben de« D. Young« an den Verfasser des Grandison, gvo. Leip;. 760. ; Gr.

Briefe, die neueste Litteratur betreffend. XVIII. Den i.May 1760.

Der hundertste Brief. fragen, ob ich auch das Gedichte an Mauperruis gelesen, und was ich von dem Gedanken halte, daß Vie Vorsehung sich nur um die Arc, und nicht um das einzelne Ding bekümmere? * — Was ich davon halte? Das, was ich überhaupt von der Philosophie in Gedichten zu halten pflege. Wenn sich die Dichter eine philosophische Larve vorziehen wollen: so nehmen sie mehr rentheils die erste die beste. Eine cpnische, stoische, epikurische, oder peripatetische, was liegt daran? Genug, daß die Muse das 23er# -nügen hat, sich durch den Bart ein nachden# * La Providence ne s’intcreffe point ä Vindividu mais ä Vefpece.

Sechster Theil.

S

274

=====

denkendes Ansehen zu geben. — Schreiben Sie also immer über dieses Gedickt, Imita­ tion de Lucrece, oder sonst eines noch altern Schwätzers, damit Sie sich niemals irren, und die flachen Gedanke» t>e« Dichters ans die Rechnung des Welrweiftn setzen. Hatte ich bey einem unbekannten Dichter die Stelle gefunden, Non ne presumes point, Que Dien regle un detail trop au - deJTous de lui \ De nos freies deftins, de notre petltejset Le Ciel n’occupe point so fupreme fageffe; Q^ioi notre indlvidu, quoi nos nombreux besoins Meritent - ils für eux de distraire fcs foins ?

so hatte ich sie vielleicht einem Schmeichler, etwa aus den Zeiten Ludwigs des "viers zehnten zugeschrieben. Der Franzose,' würde ich geglaubt haben, wußte den Fehler seines grossen Königs, der sich ums Detail seines Reichs gar zu wenig bekümmerte, nia)t bes­ ser zu beschönigen, als wenn er die Regie­ rung Gottes selbst, nur aufs Allgemeine ein-

einschränkte. Die Schmeichler haben nur gar zu ost Gott von seiner Höhe herunter­ gesetzt, um ihren irdischen Götzen, (wenn

man also reden kann) auf seine Unkosten zu erheben. Aber uns muß dieser Ge­ danke beynahe lächerlich scheinen. Wir haben das Glück gehabt, von Regenten be­

herrscht zu werden, denen das kleinste De­ tail - ihres weitläufigen Reichs nicht zn klein geschienen hat, ihre väterliche Vor­ sorge bis dahin zu erstrecken. Unsere Peti­ tessen mochten noch so tief unter ihrer Majestät seyn, so bald sie uns nur wichtig waren: so sahen wir mit Bewunderung den Thron sich bis zn ihnen herablassen, und wie ein liebreicher Hausvater, sogar an

dem Spiele seiner Kinder mit Theil nehmen. Können wir uns nun wohl überwinden, dem Höchsten eine Vollkommenheit abzuspre­ chen, die wir an unsern Regenten bewun­ dern? Oder kann der Regent selbst, seinem

Muster, der Gottheit, eine Eigenschaft ver­ sagen, die ihn derselben so ähnlich machet? — Nein! lassen Sie uns immer den Dichter

von dem Regenten, von dem Weltweisen, S 3 sogar

sogar von dem Menschen trennen. ist es erlaubt,

Jenem

zum Zeitvertreibe Gedanken

in Reime zu bringen, die der Regent durch Thaten verläugnet, der Weltweise durch Gründe verspottet, und der Mensch selbst, der sich seines angebohryen Adels bewußt ist, anzuuehmen sich weigern muß. D.

HuMrt und erster Brief. ^ie glauben etwa,

daß ich nur die He«

sinnnngen des hohen Verfassers rechtfertigen, das Gedicht aber Ihrer Kritik völlig auf­ opfern werde? — O Sie irren sich! Bis auf einige Ausdrücke, getraue ich mix die

kehren in diesem Gedichte, die Ihnen noch so bedenklich scheinen, zu vertheidigen. Wenn ich sie ja für unwürdig gehalten, die auf

Rechnung eines Friederichs geschrieben zu werden: so geschahe »nd aufrichtig vergleichen; er redet ja nur von »nerkwürdrgen Beschuldigungen. — O Sie vergessen, daß das Titelblatt w nes Orkans die Mcersiille ist.

Erlauben Sie »nie immer, mich eilt wenig possierlich auszudrückeu. Denn wenn ich einen ernsthaften Ton annehmen wollte: so könnte ich leicht empfindlich werden. Und das wäre ein Sieg, den ich nicht gern

einem Gegner über mich verstatten wollte. — Was Herr Basedow auf de«» Titel merkwürs

* Soröe, 1760, in groß Oetav, fünf Bogen.

=======

29 f

würdige Beschuldigungen nennt, heissen ei­

nige Seiten weiter, offenbar falsche, grayr same, bis zu einer seltnen Grausamkeit

getriebene Beschuldigungen. Meine Critik ist hart, bitter, lieblos, unbesonnen; und zwar so lieblos und so unbesonnen, daß man ohne Traurigkeit an ihre Exi­ stenz zu unfern Zeiten nicht denken kann. Sie ist ein phanomenon, dessen Wirklich­ keit man ohne einigen Beweis auf ein blosses Wort fast nicht glauben würde. Ich besttze eine schamlose Dreistigkeit Ich verleumde. Ich habe abscheuliche Absich­ ten. Ich habe das schwärzeste Laster be­ gangen. Ich habe einen unglücklichen Charakter. Ich verdiene den Abscheu der Welt. Er wünschet aus Menschenlie­

be,

daß ich mich dm Augen der Welt

verbergen könne.

Nun da! So einen Freund haben Sie! — Wie beredt ist die Menschenliebe des Herrn Basedow! Welch ein Spiegel hält Ce mir vor! Er stehet hinter mir, und zaget mir ein Ungeheuer darinn. Ich erschrecke,

T 2

und

292

=========

und sehe mich nm, welcher von nns beyden das Ungeheuer ist. Diese Bewegung ist natürlich.

Könnte man härtereDinge von mir sagen,

wenn ich mich auch des Hochverraths schuldig gemacht hatte? gelästert hätte?

Wenn ich auch den Himmel Ich habe das schwärzeste

Laster begangen. Ich habe einen Unglücks iichen Charakter. Ich verdiene den Abscheu der Welt. Wer ist denn die Majestät, die ich beleidiget habe? „Alle Kenner, stößt Herr Basedow in die Trommete, ,Me Ken„ner der itzigen GelehrsaMkeit'der Teutsche^

„wissen die Verdienste des Herrn Hofpredkger „Cramers. Der Verfasser der nach dem „Bossuerschen Muster fortgesetzten Wcltge„schichte; der neueste und sorgfältigste Aas-

„leger des Briefes an die Hebräer; der geist„liche Redner, der in unsern Tagen kaum „so viel Predigten schreiben sanft; als die „Welt von ihm j» lesen verlangt; der lieber; „scher des Chrysostomus, welcher seinem „Originale gleicht, das et durch viele An-

„me-kungen nnd

Abhandlungen bereichert „hat;

29Z „hat;

den wir die beste Ueber,

derjenige,

„setznng der Davidischen Psalmen in. gebund-

„ner Schreibart zu danken haben;

der -Mr»

„fasser des Schutzgeistes; derjenige, der an

„dem Jünglinge, den Bremischen Beyeräa

und

„gen,

darauf erfolgten vermischten

einen ansehnlichen Antheil ge-

„Schriften,

„nommen hat,

endlich der Verfasser der

„meisten Stücke des Nordischen Aufsehers,

vfind- nur---------ein einziger Mann, welr

„cher in

der

ersten Hälfte der gewöhnli,

„chen Lebenszeit ein solcher einziger Mann

„istl — Sie sehen,

Herr Basedow nimmt das

Maul voll, er mag schmähen, oder er mag

loben.

Die Hyperbel ist seine kieblingsstgnr

in Heyden Fallen.

Dieser einzige Mann!

Nicht zu vergessen;

er war auch einer von

den hallischen Bemühern, Mamz! —

mand seyn,

dieser einzige

Aber soll ich ungerecht gegen je­

weil ihn ein Schmeichler auf

eine unverschämte Art lobt? Nein.— Herr Cramer ist allerdings ein verdienter Gottes­

gelehrter; einer von unsern treflichsten Schrift» T 3

stellern.

stellern.

Aber Herr Cramer ist ein Mensch;

könnte er in einer Wochenschrift nicht etwas gemacht haben, was ihm nicht ähnlich wäre?

Und wenn ich das und das e sie einen ehrliche»

Mann, der es zu begreifen gesucht hat, und sich diesem Begriffe gemäß ausdrückt, darr über chicaniren.

Wä''e das nicht billig?

Oder suchen sie es erst aus unsern Briesen zu

lernen? inxi> E^oi

Jeder von mirs wird ihnen sagen: tcx»
8) Jan de Hoey. 19) Bernhard von Grlay. 20. 21) Dirk und wourer Lraber. 22) Cornelius Ans ronisse, dies ist eben der oben unter Nr. 17. angeführte Cornelius Antonius. Hieraus können Sie sehen, mit wie wenigem Nach­ denken Herr Rnorr zusammen schreibt. 23) Adrian van der Spelt. 24) Johann Dach; so nennt HerrRnorr, der überhaupt die Namen öfters verstümmelt, den bekann­ ten Schüler Sprangers, Johann von Aa­ chen. 25) JohannSnellinks. 26) Isaac Nicolai. 27) Adam van Gort. 28)Mrro vaes

======

409

vaenlus. 29) Ian de Waal. 30) JoHann Nieulandr. 31) Adrian Nieuiandt. 32) Wilhelm Nieulandr 33 ■»3.9 Abra­ ham , Cornelius, Heinrich, Adrian Blömarr. 37) Tobias verhängt. 38) Mi­ chael Mirevelr. 39) Paul Morels. 40) Sebastian Lrank. 41) Adam Elsheimer. 42) Heinrich Gaudt. .43) Lucia Fran­ cois. 44) Roland Savery. 45) Johann Savery. 46) Adam willaerrs. 47) Aart Janffe Druvestein- 48) Iakob Wilhelm Delf. 49) pctev Paul Rubens. Don al­ len diesen Künstlern ist etwas gesagt, aber bey den meisten werden die kurzen Nachrich­ ten denjenigen, die diese Künstler sonst nicht kennen, wenig nutzen, und jedem muß überdem in die AiMN fallen, daß viel grosseKünstr ler, anstatt vieler ziemlich unberühmten, vor­ züglich beschrieben zu werden, verdienet hät­ ten. Das einzige, was in diesem Bändgen nützlich ist, ist ein von S. 33 bis 92 gehendes Derzeichniß aller Kupferstiche und Holzschnitte des berühmten Albrecht Dürers, welche Hr. Rnorr nach der ansehnlichen Sammlung des Herrü

Henn D. *3- E Silberrads beschrieben hat. Hiefür wird dem Herrn ZKnovr gewiß jeder kiebhaher der Malerey danken; aber das

Uebrige ist auch um desto entbehrlicher, und

ich rechne meinen obigen Wunsch, der kürzlich in Absicht auf die Theorie der Malercy, durch

die Uebersetzung des Roger de Piles Cours de Peinture einigermassen ist erfüllet worden,

in Absicht auf die Geschichte der Malerey, noch für gänzlich unerfüllet. Durch dieses Werk, bin ich überhaupt auf alle Recensio­ nen, die mitLobsprüchen angefüllet sind, noch mißtrauischer geworden, als ich vorher war.

Re.

Ende des sechsten Theils.

Sey dem Verleger ist zu haben: Cuno, g. C. Geistliche Lieder, rter Theil, gr. rvo. Hamburg, 75?

7 Gr«

— Creutztriumph, oder besungener Sieg des gekreutzigtcn UeberwinderS und Erlösers Jesu Chri­ sti, rvo. Hamb. 760.

4 Gr

Laertii Diog. de vitis dögmatibus & apophthegmatibus clarorum philofophorupi. Libr. decem, graece & latine. tzvo. 'Lipsiae. 759. LardnerS Nath. von den Besessenen, derer im neuen

Testament gedacht wirb; in vier Reden, über Marc. 5, 19- 8vo. Bremen 760. 5 Gr.

Beyträge zu den Denkwürdigkeiten Friedrichs deS Grossen, letzt regierenden Königs von Preussen. 8vo. Frkf.und Leipzig. 760 6 GrMehner, M. G. A. der unermüdete und gesegnete Nachfolger Jesu, 4to. Friedrichöstadt, 760. 2 Gr. Raschigs, C. E. Sammlung besonderer Canzelreden über einige Sonntagsevangelien und Epi­ steln, 2ter Theil, 8vo. Dresden, 760 $ Gr»

Du Culte des Dieux fe'tiches, gr. umo. 760. 12 Gr»

Examen des Critiques du Livre intituld > de Vefprit. gr, iSmo, Londres 760, 12 Gr* Cordon,

413

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Cordon. Difcours hifloriq. & politiq. für Satteste, II. Tom. gr. 12mo. 759. i Rthl. 13 Gr. Hume le Caffd ou fecoffaise comedic, gr. ismo , Lon-

dres.

760.

20 Gr.

Relation de la maladie de la Confeffion de la mort & de Faparation du Jefuitte Bertier, gr. ismo. 760.

2 Gr.

Briefe, die

Neueste Litteratur betreffend.

VW"

Theil.

Berlin, 1763. bey Friedrich Nicolai.

Inhalt der Briefe des siebenten Theils.

«Kundert und funtzehnrer Brief. Der Verfasser der

letzten Gespräche de- Sokrare», hat desselben Charakter gänzlich verfehlt. G.; Hundertund fechszchnterDrief. Daher redet auch der deutsche Tokrate« ganz ander- al-derGricche. Da« -er Unterred««- mit dem Aristsphanes. ®. i, «Kunderr an» stedenzehnrer Brief. Don diese« Verfasser- elender Art zu dialogiren. Beyspiele teeott. ®. 33 Hundert und achtzehnter Brief

Von der Schutz­ rede, die Hr- W- seinen Sokrare» halten läßt. Die Schntzrede de- Sokrare» beym plaro ist von weit anderer Beschaffenheit. E- ,« hundert und neunzehnter Brief. Don dem Plan den Diderot zu einem Trauerspiele über den Lod des Sokrates gegeben hat- Kurze« Urtheil über Thomson» Sokrare». «Kundert und zwanzigster Brief. Beurtheilung der Beyträge zur Lestaceotheologie von Herrn

Chemnitz. S. 6f «Kundert und ein und zwanzigster Brief. Don schlechte« nnd mittelmässigen Schriftsteller«. Be,

urtheil««- her Fabel« au» dem Alterthum«. S. «jun,

Hundert und zwey und zwanzigster Brief.

De«

urtheiln«- der Aadenschen Uebersctzung de- Milch« na. S. 97.

Hundert drey und zwanzig und hundert vier

und zwanzigster Brief.

Beurtheilung d.« £rau
That sind hier ;wo ? dippen, denen fast nicht ausjuweichcn ist llrbayiigt Soerateq seine Schüler durch Philosoph.fthe Gründe; so gähnet dcr größte Theil der Zuschauer. Rübrt er die Zuschauer durch seine Beredsamkeit; so bleiben die Philosophen unbefriediget. Ich sage auch, wie, Diderot: Mer will, versiehe diese Scene. Ich .eile zu meinem Zwecke. „So wie ei« Vater «Mn unter seinen Kim „dern stirbt, so war das Ende des So,raren „mitten unter de» Wcltwesscn seinen Schülern. „Ws er aushörct ;u reden, bleibt cs eines „Augenblick still, und Teils sagt jii chm:

Lrito. „Mas fehlen?

hast

du

uns

noch zu

de-

Socrs«

l

—=y

-

57

So.rates.

„Daß ihr euch bifrrebet, „ möglich, „den,

so viel als

den Göttern gleich zu wer-

und alles andere ihrer Vorsorge

„ überlasset.

Warum hat Diderot hier fein Musser verlas­ sen? Lrito spricht beym Plato: was hast du uns sonst wegen deiner Linder oder hauß-

lichen 2tngelegenheittn zu hinterlassen? XVoi mrt können wir dir zu Dank leben? und

wenn iHv so lebet,

Sokrates antwortet:

wie id) euch langst empfohlen habe. habe n:cl;:s neues hinzu zu thun,

Ich wenn

ihr für euch selbst Dichtung habet; so wer­ det ihr zugleich mir,

den Meinigen, und

euch zug fallen leben, und wenn, ihr es auch nicht versprechet.

Vernachlaßrget ihr

aber euch selbst; so werden die heiligsten Ver­

sprechungen nichts helfen.

So weit p!Äo»

Lrito. „wie soll man nach deinem Tode mit

r,dir verfahren?

D 5

S-cra-

58

======

Sokrates.

„ faluum te cupimus quidem, Sed ille qui oquIqs centum habet si venent, Magno in periclo vita vertetuv tua. Haec intev, ipfe Dominus a coena redit, Et, qu a corruptos viderat nuper boues, Accedit adpraeiepe: Curfrondis parum est? Stramenta defunt ? tollere haec aranea Quantum est labons? Dum fcrutatur stngula, Cervi quoque alta eft confpicutus cornua, Quem convocata mbet occidi familia, Praedamque tollit Haec significat tabula. Dominum vidtre plurimum in rebus suis.

Der Hirsch im Ochsenstall. ,»Em Hit-sch ward aus feinem buschigten Auf„ enthalt verscheucht, und flöhe aus blinder „ Furcht in den nächsten Dauerhos, um dem „ Vogen der verfolgenden Jäger ju entkommen. „Hier versteckte er .sich in einem Ochsenstall, „den er noch ju rechter Zeit fand.

„Armseeliger, rief ihm ein Ochse jii, wio „schlecht hast du dich vorgesehen! Du läufst ja

—-—-----

$,

„von freyen Stücken in den Tod! Du Willi „dein Leben unter einem Dache in Sicherheit „setzen, das dem Menschen gehöret!

»>O, bat der Hirsch flehentlich, verrathet ihr „Mich nur nicht, ich will schon meine Gelegen« „hcit finden — Es wird Abend — Der Hirte

„bringt frisches Heu und ficht nichts. ES gehen „verschiedene Bauern vom Hofe hin und wieder, ^keiner merkt das geringste. Der Pachter „kommt auch herein! Auch der wird nichts „gewahr! „Wie dankte nicht der Hirsch bcm Ochsen, „ daß fie ihn in so betrübten Umstanden beher„bergt hätten! Wie froh war er nun! —

„ Aber, sagte einer von den Ochsen: Wir wün„ scheu dir alles Gutes, aber wenn nur der erst „kommt, der hundert Augen hat, so wird „gefährlich genug um dein Leben aussehen.

es

„Kaum hatte er es gesagt, als der Herr „selbst vom Abendessen zurück kam, und weil er

„vor kurzem gesunden hatte, daß seine Ochsen „abnähmen, trat er an die Krippe. „Warum „ist so wenig Heu da? Die Streu fehlt auch F 5

„Kann

„Kami ich wohl die Spinnewebe« los wer„der? —Kurz, er bestehet ejnes nach dem „ andern, und erblickt auch das hohe Geweih des „Hirsches! Er ruft feine Leute tusammen, laßt ihn „todt schlagen, und freut sich über seine Beutel Des Besitzers Klugen sehn das Ihrige am

testen.

Hier hat wohl der V. dem Phädrns keine gute Wendung abgcborgt, phädrus hat viel­ mehr von dem V. ein Paar schlechte Wendirn» gen annchwen müsse«. Die letzte Fabel des phadrus ist bey dem X>. die 24(0 im dritten Buche.

Venator . Ijat diese Fabel nach stiyer Art folgendermassen erzählet r

Der Jager und der alte Hund ..Ein Jäger war sehr mit seinem wüthigen „Hunde zufrieden, weil er ihm so leicht fein „Wild entkommen ließ." „Aber das Mer kam epblich heran und der Hund fing an schwächer zu cherden. Noch ergrif er einstens auf der Jagd das Ohr eines „Hauers, mnste aber der stumpfen Zähne wegen, „auch gleich wieder die Beute fahren lasse». Da „fing der Jager an zu schmählcn, und sich zu „beklagen. O, sprach der Alte: Der Muth seh, „let mir noch lange nicht aber die Kräfte. „Was

0

7------ --

1

„WaS ich gewesen bin, war dir lieb, und titln

„bist du böse daß ich cs nicht mchr bin." Der Y>. war sich vermuthlich bewußt, daß er

twar j« seinem Leser sagen könnte: jam damnas quod non sumus, * aber kciucsweges quod fui-

Daher hat er den letzten Vers

müs laudas.

worin Phadrus die Fabel auf sich anwendct,

aus Unparthcilichkcit ganz weggelasicn.

Unser V. unterschreibt sich unter der Vorrede p>. 8. R.

Ich wußte nicht waS diese Buch«

stgben bedeuteten,. Wil ich mich, ohne dem we­ nig um die Namen der Schriftsteller und am wenigsten der schlechten Schriftsteller bekümmere. Aber unser bepderscitiger Freund der Herr v.

G. " * hat cs mir neulich entdecket.

„Der Y>.

„sagt er, heißt Johann Friedrich Reupfch.

„und ist eben derselbe der neulich vermischte

Piobflwttfe in gebundener und ungebundener

„Schreibart

• Auch die De'bcfferung des Barrhius und Dur­

manns : jam damnas quod sumus wäre hjkk |lt -edrauchen.

»,Schreibart, worinn auch eine Menge Fabeln „sind- heraus gegeben hat. Nichts ist unstreitiger „fuhr er fort, dann nicht allein die Anfangsbuch» „staben verrathen es, sondern die Schreibart „ist sich so ähnlich, als ein Ey dein andern. Eben „das Geschwatze in der Vorrede! eben das „elende Heug m dem Buche selbst! bloß in der „ einen Schrift hat der Verfasser in seinem rige» ,,ntm Namen ein Original seyn wollen, und in „der andern hat er feinen Namen nicht nennen „wollen, weil er darinn ein blosser Abschreiber „ist. Dey der einen fallt mir Aesops Esel ein, „der seinen Herrn liebkosen wollte, und bey der „andern Leßings wilder Apfelbaum." Ich weiß nicht, ob der Herr v. G' * * recht hat, aber damit Sie doch urtheilen können-, ob seine Anspielung auf die Fabel des Aesop» ich Ihnen, eine Fabel auS richtig ist, deS Herrn Reupstb Werke herfeßen, so viel werden sie auch daraus sehen, daß es nicht unter die mittelmäßigen Schriften gehöret, sondern unter die schlechten, aber wirklich nicht unter

diejrni»

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=====

diejenige Art, von der ich oben gesagt habe, daß ich sie juwcilen gern lese. Kate vom Dorfe. Kauft Käß und Butter em, rief Michel Grolnu

ferne Kare, Doch solch' im Nebeifluß vom Dorfe in die Städte, Ium Wocheumarkt« trug. Sie tief den ganM Tag Men Leute» die sie sah, mit heisrer Stimme nach, viel sie Oer kies, (weit reift die nicht zum Eifer,) Ho wenig fanden sich der Käß und utterkäufer Dey ihrem Korbe em. Die meiste«, wann im Nahn Sie der Gefässe Schmutz, des Weibes Anzug sahn, Entferiilen'fichi sogleich- Sogar des Korbes Decke Ein alt zerlumptes Tuch war voller FlohenfleckeNein, sprach man, laßt das Weib vom billgen Preis« schrey». Wen» ich was kaufen soll, so muß es reinlich seyn. ES ist schon ausgemacht: Ob ich auch sorglos schreibe. Daß Butter Bukker bleibt, und Wahrheit Wahrheit bleibe,

Ries

—=----------- 9s Rief Rauchbart schäumend aus, alö ntjiit sein geistlich Buch Dem es an Käufern seht, ;a einem Krämer trug. Ich widersprech ihm nicht- Ich fürchte seine Krallen; Doch würd uns nicht sein Werk so gut als ihm gefallen? Trüg (unter uns gesagt) der «igensmnge Thor Die reine Wahrheit auch im saubern Korbe vor.

Briefe,

die neueste Litteratur Betreffend

VII. Den 14. Augustus 1760. Hundert und zwey und zwanzigster Brief.

9 bald -er erste Theil epn der Rabefchen Ueberfttzung der Mifchme'zu bekommen war, schickte ich meiarn Rabbi, mit welchem ich zu L... Bekanntschaft gemacht habe, * * ein Exemplar davon, und bat mir bey Gelegenheit feine * Mtschna, oder der Text des Talmuds, d. i. Sammlung der Aussätze-er Nettesten, und mündlichere Ueberlieferungen -er Traditionen, als -er ©tun» des heutigen Pharisäischen Zudentbum«. Erster Theil, Seraim. Von den Rechtest, nadSatzmigea dessen, was gefäet unv gepssanst wird. Ans dem Hebräischen übersetzt, umschrieben und mit An, merkungen erläutert von Johann Jacob Rabe, Stadt-Caplan ju «vnolzbach. Onvljbach -,p Jacob Lhristoph Posch. 1760. • • ®. den rrsten Dries.

tziebent« Theil.

K

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—1 "

——

feine Meynung darüber aus. Gestern besucht id) ihn, um mich mit ihm darüber ju besprechen. Er schien mit der Arbeit des Herrn Caplans sehr zu sriedey zu seyn. Ich habe vor der Hand, sprach rk, nicht mehr als einige Maßichthoch mit «rttischep Augen betrachten können. Ich finde hier und da zwar Unrichtigkeiten; allein die Anzahl derselben ist in Betrachtung der zu übersteigende», Schwierigkeiten, immer noch sehr geringe, Ich bewundere dm Fleiß des Herr» Agba, und muß gestehen, daß er die Erwar­ tung übertroffen, die man von ihren Gelehrten, ln Ansehung einer Wissenschaft, die fie so wenig angehet, habe»,konnte. Sie wissest, daß ich bey unserer ersten Unterredung |« 3- • an der Mög­ lichkeit einer guten Uebersetzung der Misch»» zweifelte. In der That schien es fast unglaublich, daß jemand ans blosser Neubegierde, dasjenige für eine Wissenschaft thun werde, was wir aus Religion zu thun gewohnt find. Ich sehe aber, daß die Wißbegierde chrer Gelehrten weiter gehet, als ich geglaubt habe, und ich freue mich , daß die Uebersetzung dieses uns so schätzbaren Werks, in

in gute Hände gerathen ist — Sie waren damals begierig, setzte er hinzu, von unserm Talmud einigen Begrif zu haben, und ich war nicht im Stande, Ihnen in einer mündlichen Unterredung genug zu thun. Herr Rabe scheinet in seiner Vorrede, den Juden insgemein, die Gabe der Deutlichkeit abzujprechen. Verstehet er dieses von den Juden, welche die Marktplätze besuche« Und vermuthlich in einer ganz andern Absicht zu chm fomtnen, als sich über Stellen aus dem Tal­ mud befragen zu lassen; so habe ich nichts dawi­ der. Daß er aber von diesen, nicht aufs All­ gemeine schliesse! Wer deutliche Einsichten hat, wird sich auch verständlich erklären können. Nur daß der Ort, d«e Zeit und ine Gelegenheit sol­ ches nicht immer Massen, wie zum Theil der Fall ist, worinn wir uns zu F. befände«. Nunmehr werden Sie selbst lesen, und sich unserer Art zu stndiren, so viel sich solche aus der Mischna abnehmen läßt, bekannt machen können. Ich gestand ihm, -aß ich schon verschiedene male« zu lesen angesangen, aber niemals sehr weit habe sottrücken können. Ich setzte hinzu, G i man

ICO

man sehe zwar, daß dieses Studium so sntil nicht sey, als man insgemein;u glauben pflegt; allein sehr unangenehm liesse sich daS Werk dvch immer lesen. So geduldigen Sie Sich denn, versetzte s. Sie wird wild, rasend, »nd durch bic Strenge, mit welcher chr die grau­ same fi.au.ana mitspielet, wird ihre Raserey ganz natürlich in die hartnäckigste Melaneolie verwandelt. Nm» »st ihre Vernunft völlig dahin, und

128

-



und die Familie verzweifelt an ihrer Genesung.

Indessen entziehet matt sie der Unmensch ichctt Aussicht der Lattrana, begegnet ihr gelinder/ läßt den (Btartbtfön nach Bologna komme«, gebraucht ÄrjenryMittel, und ihr Gemüth hei-

tert sich allmälig wieder aufSie wikd wieder Meister von ihrer Vernunft, und, welches das »vnnverbare der Erdichtung ist, zugleich auch Meister von ihrer Leidenschaft. Die Religion siegt, zum größten Erstaunen Grandisons und ihrer Anverwandten, und ihre Liebe verwandelt stch in eine zärtliche Freundschaft — Dieses ist der ÄNSzUg von der Geschichte der LkttwNtina, Vie uns iü dm» MKstchrn Roma« ganze Ströme hott Thränen änSprrßt.

Der Charakter ist neu,

die Glücksveränderüng schrecklich, und der Aus» druck des Herrn Richardson so pathetisch, so voller Natur, daß er das Innerste unseres Ge­

müths durchwühlt,

und die geheimsten Sah»

tcn der Empfindung sich sicher ju treffen weiß« Li» Beschluß künftig.

Briefe, die neueste Litteratur betreffend» IX. Den 28* Augustus 1760»

Beschluß des hundert und drey unzwanzigsten Briefes» §W"ber wie soll der dramatische Dichter, dessen Zeit und Raum, wenn er sich auch noch viel Freyheiten erlaubt, in Vergleichung gegen deS Romanenschreibers, so sehr eingeschränkt sind, wie soll dieser Die Lleuientina aus die Schau­ bühne bringen, ohne den Zuschauer bedauern tu lassen, daß er nicht lieber ju Hause dem Ri­ chardson liest? Soll er die Begebenheiten häusfen, zusammenpressen, und also den ganzen Zir­ kel von Veränderungen vorstellen, die das Ge­ müth der jungen Gräfin erlitten hat? Soll et fit in der Blüthe des Wohlstandes aufführen, und vor den Augen des Zuschauers verwirrt, sinnlos Und zuletzt wieder heiter werden lasse»? — Ich Siebenter Theil, Z wußte.

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wußte, daß dieses nicht unmöglich sey, und «itu nette mich des grossen Meisters, der einen ähnli­ chen Plan vortreflich ausgeführt. Schakespeae laßt den König Lear im Anfänge des Trauer­

spiels, das diesen Namen führt, sein Reich sei­ nen beyden ältesten Töchtern abtreten, und die Jüngste verstossen; in der Folge ihr selbst von den beyden ältesten Töchtern verstossen werden! des Nachts in Sturm und Wetter, von niemanden als von seinem Hofnarren begleitet, in einer Einöde herumirren, und ans Verzweifelung sei­ nen Verstand verlieren. Der vcrsiosseneh Tochter die einen französischen Prinzen geheyrachet, kömmt

das Unglück ihres Vaters zu Ohren, sie sticht ihn in dieser Einöde aus, sic findet ihn, vunt ihn in

ihrem Schutz, und bringet ihn durch gute Pflege und erquickende Tröstungen wieder zu sich selbst.— Die Einheit der Zeit hat unter der Menge von Begebenheiten etwas gelitteg, aber wer achtet dieser, wenn das Gemüth ernühafter beschäf­ tiget und in beständigen Leidenschaften Herum­

getrieben wird? Ich ging also zum Schakespear um mich Raths in erholen; allein aller Much sank

. ....... —-

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stink mir, als ich dieses oorkrefliche Trauerspiel noch'einmal las. Was Hilst mir der Böge» des Ulysses, wenn ich ihn nicht spannen kann?—' Schakespear ist der einzige dramatische Dichter, der es wagen kann; in dem Othello die Eifer, sucht/ und in dem Lear die Raserey, in deut Angesichte des Zuschauers entstehen, wachsen, «nd dis auf de» Gipfel gedeihen zu lassen, ohne fich sogar der Zwischenseenrn zu bedienen, um

dem Fortgänge des Affccts einen Ruck zu geben, dem der Znschaurr nicht mit den Augen folgen kann. Wer ist aber kühn genug einem Her,

kules seine Keule, oder einem Schakespear seine dramatische Kunstgriffe zu entwenden?

Um sich also nach den gemeinen Regeln des Theaters ju bequemen, müßte der Dichter da anfangea, wo die Melaneolie der Llementjn« dm hartnäckigsten ist, und die Familie den Gram dison wieder nach Bologna kommen laßt. & hat immer noch Materie genug fünf Auszüge damit anjufüllen, das gestehe ich; allein von

der.Llementina wird er uns in diesem Falle kaum den Schalten zeigen können. Wie viel vor-

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trestiche

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■ —

trefliche Züge wird er ungebraucht lassen müsse«,

die den grossen Charakter der Gräfin in ihrem Gesundheitszustände, und ihre reiner, und durch feine Gedanken befleckte Unschuld in der verlieb» ten Raserey selbst, so unvergleichlich bejcichncn? Und wie stehet es um die liebenswürdigen Phan­

tasien der Llementina,

um die unschätzbare

Grillen ihrer alzulebhaften Einbildungskraft, um deren Willen allein man das Stück auf dem Theater zu sehen wünscht? Der Dichter wird einen grossen Theil derselben schlechterdinges weg­

lassen müssen, da der Zustand, in welchem er die Llementina nimmt, nicht, mehp schwatzhafte: Raserey, sondern tieft Schwermuth seyn soll. — Das Heist, er wird uns von der schönen Bildsenle

-es Herrn Richardsons,

auf dem Theater,

nur einen verstümmelten Dorfs zeigen können: und dieser soll Leidenschaften erregen?

Sagen sie mir doch, ob rS möglich ist, daß man sich für eine rasende Person intereßire, die man nie in ihrem heitern Gemüthszustande ge­

kannt, und geliebt, oder hochgeachtet hat? Ich folge

folge dem Hemlet

der 'lear auf allen ihren

phantastischen Abwegen, weil mich der Dichter sie hat kennen, hochachtcn, und ihre unerhörte Bcgegnisse mit empfind m lassen Derselbe na­ gende Gedanke, der sich so tief in ihrer Seele eingegrabcn, daß er die Empfindungen selbst in seine eigene Bilder verwandelt, der hat auch uu
„kommen, aber es werden wohl Stoppische seyn. „Um Vergebung, versetzte er, nicht Stopprsche, „sondern Leßmgische; Zn diesen letzten Tage« „ist Lvßing de« Menschen geschenkt worden,

Stoppens unverdaute Fabeltheorie zu verdauen, „zu verbessern, und unter die scientifische Demon„firation zu bringen. Wir können ihm die Ver„antwortung überlassen. Er kann sich mit Witz „aushelsen, wenn es ihm an Natur fehlt, und „er hat Unverschämtheit übrig den Mangel an

„ Gründlichkeit zu ersetze«. „Lasset uns, sagte ich, das Werk ohne Verzug „angreiseu. Hilf mir, muntrer Capriccio zu „Rrimm oder Hexametern, zu Gemählden, zrr

„Zeichnungen der Otrttr, der Personen, der

„Stellungen, zu Gedanken die hervorstcchen, z« „Anspielungen.

Fort mit dem Plunder, ver, ®4. „fttztr

384

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„setzte er, den können wir gäurlich entbehre». „Wozu braucht hie Fabel Anmuth? Willst btt „das Gewürze würzen? Kurz und trucken; mehr „verlangt unser Lehrer nicht: gute Pros« — „Entschuldige dich dann mit deinem Unver« „mögen, gieb deine Grille» für Orakel, dn „wirst weder der Erste noch der Letzte seyn, der „das thut — — „Alles, was er mir sagte, dünkte mich seiner „satyrischen Gestalt und seinen bocksmäßigen „Namen t« entsprechen. Indessen folgte ich „ihm, und verfertigte aus einem Stein folgende „Fabeln» Wie grfD Ihne» das? Die Schnacke ist schnurrig genug: aber lassen Sie unS doch se­ hen, auf wie viel Wahrheit fie sich gründet. Erst eine kleine Anmerkung über den Capriccio.. Der arme Capriccio! Hat der eL nun auch mit den Schweitzern verdorben? Noch im Jahr i749_, als sie uns die Gedichte des Pater Leva bekannt machen wollten, stand Capriccio bey ihnen in sehr grossem Ansehen. Da war er der poetische

■Ä==?

187

Poetische Taumel; da war er der muntere Spür­ hund, der in einer schallenden Jagd, die das Hüsthorn bis in abgelegensten dnnkelnstcn Win­ kel der menschlichen Kenntnisse ertönen laßt, dar seltsamste Wild aufjagt; da war er Muds gratiflinus hofpes; da hatte er dem Pater, sein Gedicht ans den Rnaben Jesus machen Hel. sein da hatte er auch deutschen Dichtern die trcslichsten Dienste gethan; den einen hatte er in einer zärtlichen Elegie seine Liebe derjenigen er­ klären lassen, «die ihm das Schichal zu lieben ,, auferlegt und ihm ihre Gegenliebe geordnet, „die er aber noch nicht kannte, noch niemals „gesehen hatte;" der andre war durch ihn in einer choriambischen Ode „bis in die Tiefen jener „ PhilosoPhic gelangt, in welchen er Ach mit „seinen Freunden' noch als Atomos, die allererst „aus der Hand der Natur kamen, erblickte, „bevor sie noch gebohren waren, doch sich nicht „ganz unbewußt." Klein wie Lheilchen de« Licht« ungesehen schwärmten-»■ wie sie — auf einem Orangeblatt

M 5

Eich

..................... i

Sich turn Scherzen versammelten, Zm wvllüstigen Schooß junger Aurikelchen Oft die zaudernde Zeit schwatzend beflügelten.

Das alle- war und-that Capriccio bey de» Schweitzern 1749. Und was lassen sie ihm 1760. thun? Schlecht? Leßingische Fabeln machen.

Welche Veränderung ist mit ihm vorgegangen? Mit ihm keine, aber desto grössere mit de» Schweitzern. Capriccio ist die Gefährte der Lrölichkeitr Lfctitia in tqrras steflato ex- xthere venit,

Cui comes ille eiens animos & pectora verfang Spiritus a eapceis montanis ndmen adeptus;

und seit 1749 fanden die Schweitzer für gut, mit der Fröhlichkeit, und jugleich mit ihrem ganzen Gefolge, zu brechen. Sie waren front» ine Dichter geworden, und ihr poetisches Inter» esse schien ein ernstes, schwermüthiges System jn fordern. Sie hatten sich andächtige Patriar­ chen zu ihren Helden gewählt; sie glaubten sich in den Charakter ihrer Helden setzen zu müssen; Ke wollten es die Welt wenigstens gern überreden, daß sie selbst in einer patriarchalischen Unschuldlebtcn;

lebten; sie sagten also zu der Frölichkeit: war machst du? und jU dem Kapriccio: du bist toilk Vielleicht zwar lies auch ein kleiner Groll gegen diesen mit unter. Er war ihnen m dem iloafr nicht munter genug gewesen, er'hatte ihnen da nicht genug settsames poetisches Wild anfgejagt.

Denn wer weiß, ob nicht Capriccio einer von -en Spürhunden ist, die nicht gern ins Wasser gehen; und besonders nicht gern in so av fährliches Wasser, als die Sündfluth. Da dachte» die Schweitzer: willst du uns nicht, f» wollen wir dich auch nicht: Lauf! Man höret es zum Theil ans ihrem eigenen Geständnisse. Einer von ihren Poeten singt itzt den Tod Saul» und Jonathans: ist Capriccio bey Ihm? Nein. Die Muse nur ist bey ihm?, und Capriccio schwärmt indessen, ich weiß nicht ws

herum, ob rS gleich von chm weiter heißt: —- —— pictjoribus ille

Interdum afllftens operi, nee fegnius instana Vatibus ante alios, Musis gratiflimus hofpts.

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Ich sorge, ich sorge, die Muse folgt ihrem Ca* pti.do nach. Noch eine Meße Geduld, imd wir werden es sehen. Wenn sie sich doch ja mit ihm wieder aussähntcn! Da war es mit den Schwei­ tzern noch auHchalten, als Capriccio ihr Freund war. Da durste Lemene ungescheut vor ihnen singen: Vorrei elfer ne llnferna Ma con Tantalo nel rio , Ma ehe *1 rio fbsse Falerno

Ma. non fuggifle inai dal labro nuo.

G .war ein alleüiehster Einfall! Dem der Ein» fall kam vom Coptlttio. Seit dem kam der Einfall ES donnert! Trink und fleh auf mich! Zevs ist gerecht; er straft das Mer,: Sollt er in seinen Nektar schlage» ?

allem Ansehen nach, jwar auch tont Capriccio: allein Capriccio steht nicht mehr hey ihnen in Gnaden, und Leßrng ist em profaner Bösewicht.

Aber

Aber tur Sache. „Laßuns, muß Lapriceü» „sagen, im Aclian und Smdas und AntonM „Liberalis'jagen." Was will Hermann Äxel damit t« verstehen geben? Offenbar, daß Lestfing*feint Fabeln nicht erfunden, sondern aus diesen alten Schriftstellern jusamme» gestoppelt habe. Es ist wahr, er führet -fie in seinem Der;eichnlffe anr allein wer ütft Anführungen unwrsnche» will, wird finden, baß nichts weni­ ger als -seine Fadeln darin« enthalten sind. Kaurn daß sie einen kleinen Umstand enthalten, auf welchen sich dieser oder jener Zug in der Fa> Bei begehet, und den er dadurch nicht ohne Autorität angenommen zu haben erweijen will. Die Wahrheit zu sagen, hätte ich es selbst' lieber gesehen, wenn uns Leßing diese kleine gelehrte Brocken erspart hätte. Wem ist daran gelegt», ob er cs aus dem Aeliafi oder aus der Acerra Philologie» hat, daß j. E. das Pferd sich vor dem Kamecle scheuet? Wir wollen nicht die Genealogie seiner Kenntniß von dergleichen be­ kannten Umstande», sondern seine Geschicklichkeit fie zu brauchen, sehen: Zudem sollte er gewußt haben,

Ipo

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haben, daß der, welcher von seinen Ersindiujgen, sie mögen so groß oder so klein seyn als fit wollen, einige Ehre haben will, die Wege sorg» fällig verbergen muß, auf welchen er dazu ge» langt ist. Nicht den geringsten Anlaß wird er verrathen, wen« er seinen Vortheil verstehet: denn sehr ost ist die Bereitschaft diesen Anlaß ergriffen zu haben, das ganze Verdienst des Er« finders; und es würben tausend andere, wenn sie den nehmliche« Anlaß gehabt hätten, wenn sie in der nehmlichen Disposition ihn zu bemerken, gewesen wären, das nemliche erfunden haben. Unterdessen kömmt es freylich poch,.darauf an/ ob die Stellen, mich« L. anführt, dergleichen Anlasse sind. Z. E. Sie rrinnera sich seiner Fabel.

Die Sutiert. „Meine Furien, sagte Pluto zu dem Bo» „chen der Götter, werden alt und stumpf. Ich „brauche frische. Geh also, Merkur, und suche „mir auf der Oberwelt drey tüchtige Weibes« „personm dazu aus. Merkur ging. — Kur; »daran!

=====

191

».darauf sagte Juno zu ihrer Dienerinn: „Glaubtest du wühl, Iris, unter den Sterbli„chcn zwey oder drey vollkommen strenge, züch» ».tige Mädchen zu finden? Aber vollkommen „strenge! Verstehst du mich? Um Cytheren ».Hohn zu sprechen, die fich das ganze weiblich« m Geschlecht unterworfen zu haben rühmet. Geh „immer, Md sieh, wo du sie auf treibst. Iris ,,gM •— in welchem Winkel der Erbe suchte „nicht die gute Iris! Und dennoch umsonst! „Sie kam ganz allein wieder, und Juno rief ihr „entgegen; Ist es möglich? O Keuschheit! O „Tugend! — Göttin, sagte Iris, ich hätte „dir wohl 9tei) Mädchen bringen können, die „alle drey vollkommen streng und züchtig gewv„scn; die alle drey nie einer Mannsperson gelä« „chelt; die alle drey den geringst« Funk« der „Liebe in ihren Herzen erstickt: aber ich kam „leider — Zu spät? sagte Juno. Wie so? — Eben hatte sie Merkur für den Pluto abgeholt. — „Für den Pluto? Und wozu will Pluto diese „Tugendhaften? — Zu Furien." Diese

Diese Fabel ist die einzige, bey weicher £r den Saidas ansühret. Und was stehet im Sui» das davon? Diester das (immrrjungfee) eit, Beynahme der Furien gewesen sch. Weiter Nichts? Und doch soll dem Guida» »nchr als Leßingeu diese Fabel gehören? So jagte er in dem Suidas um diese Fabel zu fthiele, und jur Acsthetick hat uns der berühmte Baumgar« len einen vortrestichen Anfang geliefert, der von der Hand seines Erfinders die Ve»llkom«

ßnenhrit erwartet, Die Lrfindungskunst, als ein besonderer Theil der allgemeinen Logick, liegt noch völlig unangebanct-

In dieser Gegend sehen wir

noch

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333

koch immer/ wie durch einen Nebel. Wit erblicken schimmernde Gegenstände, aber wir Untn'scheidcn nichts, und wissen auch noch keinen Weg zu finden, der uns zu ihnen hinführet. Es scheinst, als wenn die Theorie dieser Kunst, ohne tirtr vollständige Dialectick nicht sortkommen könne, indem die Erfinder

mehrenthetls

durch

wahrscheinliche Schlüsse

zuerst auf ihre Erfindung zu kommen pflegen.

Desto rühmlicher hingegen ist der Eyser des Wcltweisen, der sich ohne die erforderlichen Hülfsmittel, an eine Theorie der Erfindung-kunst waget, und wenigstens so weit, als esich vor der Hand thun läßt, zu kommen suchet. Neulich hat Herr L. F. Flöget zu Breßlau eine

Einleitung in Vie Erfindungskunst'

herausgegebt«

die

sehr

lesevswürdig

ist.

Hier ist sie. Wiek sagen Sie; einen solchen Band haben wir von der Erfindungskunst, der noch dazu sehr lesenswerth ist, und gleichwohl wüßten

wir noch so wenig davon? —

Lassen Sie Sich das

* Dreßlaii und Leipzig, bey Jrhann Ernst Meptt i?6o-

334

======

das nicht irren! daS Buch ist lcsenswerth, allein kaum die Hälfte davon gehört eigenklich

zur Elfindungsknnst. Die Kunst grenzet so nahe an die gemeine Logick, daß der Vers, wo er von der Erfindmgskunst nichts zu sagen hatte, eine kleine Wendung machen, und sich ins Gebieth der Logick hinüber stehlen konnte.

Da amusirt er seine Leser eine Weile, und sucht ihnen weiß zu machen, er habe die Grem M der Erfindmigskunsi bis dahin erwei­ tert. — Der ganze Band hält E. 478 Seiten, und davon sind 220 mit einer cncy-

clopadischen Einthcilung, und mit den Dcfinitivne» aller Wiffrnschasten und Künste angchillt. Was thut diese Menge von Defini­ tionen zur Erfindungskniist? — Ja, sagt der Verfasser; die Wissenschaften und Künste sind dre Objccre der Erfindungen, und müßte ich nicht von der objectiven Erfindnngskunst, so gut als von der subjectiven handeln? — Schon recht! Allein in dieser Absicht hätten die Künste und Wissenschaften nicht nach ihrem Stammregister beschrieben; sondern in allge­

meine Classen eingctheilet werden sollen,

und

zwar

======

53f

zwar in solche, deren jede andere Erfindungs­ mittel zu ihrer Entdeckung erfordert, denn nur in so weit gehört die Betrachtung der Künste «nd Wissenschaften zur Theorie der Erfindungs­ kunst, der Verfasser hätte seine Einsichten in verschiedenen Wissenschaften weniger zeigen können, allein seiner Absicht wäre er unstrei­ tig naher gekommen, und dieses ist alles, waS seine Leser erwarten. S. 302. kömmt der Verfasser endlich zur Theorie der lEcfmtwigemitteL Hier

werden Sie eine Menge überaus wichtiger Anmerkungen finden. Sliletti, da der Vers, eigentlich sogenannte Erfindrmgomiuel und Erfindungskunstgriffe nicht unterscheidet» so hat er sich auch hier nicht selten in die gemeine Logick verlieren müssen. Er nimmt nähmlich das Wort Erfindungsmittcl in seinem allgemeinesten Verstände, in welchem man alles darunter begreift, was zur Erfindung nur etwas beyträgt. Er ziehet hierauf alle unser« Seelcnkräste zu den Erfindnngsmitteln, und

gehet sie nach der Reihe durch, um zu zeigen, wat jede derselben zur Erfindung Helsen kann. Die

Die Methode wäre vortrestich, wenn der Verfasser mehr Erfindungskunstgriffe aus allen Künste» und Wissenschaften abstrahiert, und hernach a priori gezeugt hätte, wie sich unsere SeelenkWe dabey verhalten. Da er aber aus der Erfahrung wenig Kunstgriffe gesammelt, und blos a priori, aus der Er­ klärung der Seelenkräste zeigen will, was sie zur Erfindung beytragen; so hat er zum Theil auf unfruchtbare Distinctioncs fallen, zum Theil aber die Lücken mit gerneiuen logikalischen Betrachtungen ansüllen müssen. — Wie gesagt! Das Buch ist sehr lesenswerch, aber was es seyn soll, ist es nur sehr wenig

Briefe,

die neueste Litteratur betreffend.

XXII. Den i$. December. 1760.

Hundert und sechs und dreyßjgster Brief. .ctt Siegel bearbeitet eine unergiebige

Itch zugleich, und blos durch willkührliche

Mittel, in so weit sie zu einem Endzwecke äbereinstimmen, entstanden ist.

Der Mensch kann in einer Konst oder Wif> ftnschast eine natürliche oder auch eine künst­ liche Fertigkeit haben. Er hat eine natürliche Fertigkeit, in so weit die Mittel, durch welche er sie erhalten, in seinm Fähigkeiten und

ihrer Vermischung, zureichenden Grund haben. Hat er aber nach Vorschrift der Kunst gewisse Handlungen wiükührlich vorgenommen, nm sich dich Fertigkeit zu erwerben; so besitzt er

eine künstliche Fertigkeit. Dieses folgt ganz ungezwungen aus der vorigen Betrachtung, und

---------------J— ■

Zs)

und man begreift nunmehr,

worauf Horqz

gesehen, wenn er sagt: Natura fieret laudabile earmen, an nrte, Qucfitum est.

und den Ausspruch thut, • alterius sie Altera pofoit opem res, & conjurat amice. -

Mit dem Unterichiede jwischcn dem Natür­ lichen und Gekäiisiclten, hat es eine ähn­

liche Bewandnis. Die schönen Künste und Wissenschaften haben die Absicht zu gefallen. Der

Virtuose

muß also

alle

Mittel

an­

wenden, die ihn zu diesem Ziele leiten. Wenn wir nun die Bemühung zu ge­ fallen gar ;u deutlich merken, und al­ so mehr die Uebereinstimmung der Mit­ tel ;um Endzwecke, als ihre natürliche Verbindung unter einander wahrnehmen; so sagen wir, es sey zu sehr gekünstelt. Hat aber der Künstler seine Mittel, ausser ihrer

Uebereinstimmung zur Absicht, auch unter sich dergestalt verbunden, daß sie ungezwungen auseinander fliessen, und sich gleichsam ein­ ander nochwendig machen; so sagen wir mit

Z 4

Recht;

Z6S



— ■

Recht,' er hat dir Kunst ju verbergen gewußt, er ist alles Natur in seinen Arbeiten^ Ich glaube nunmehr den Sprachgebrauch des Worts Kunst vollkommen gerechtfertiget $u ha­ ben — Und deswegen, fragen Sir, müßte ich einen so langweiligen Bries dnrchlcsen? Kann denn der so willkührliche Sprachgebrauch nicht auch seinen Eigensinn haben? —' Selten l dir Redensarten, die bey einer Nation durchgängig eingcsührt sind, pflegen etwas mehr als einen bloß seu Eigensinn zum Grunde zu haben.

D.

Hundert

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Hundert und acht und dreyßigster Brief. Mm mnß einigen schwcherische» Schrifksickern die Gerechtigkeit wiedcrfahrcn las­ sen, daß sie die ersten unter den Deut­ schen gewesen sind, welche die Mensche» in der grossen politischen Gesellschaft mit wahren philosophischen Augen zu betrach­ ten angcsangen. Die Weltwcisheit ist in Deutschland zu Hause; dieses fangen nach und nach die Ausländer an einjuschen. Es fehlt uns auch nicht an Systemen der Staatskunst, die auf philosophische Grün­ de gcbaurt sind. Allein unserer politi­ schen Weltwrisheit klebt noch einige Schüchtrrnhcit an, die sie natürlicherweise nirgend, als m einem freyen Staate ablegen konnte. Da ist ihr wahres Vaterland, wo sie sich nicht scheuen darf, weder der eigenmächtige» Gewalt, «och der Heucheley mit osner Stirne unter die Augen j» treten. Unter einer einge­ schränkten Regierung aber muß sich die Miner­ va selbst, nicht selten den Helm in die Auge» 3 5 rücken,

3 ,le desselben Bemühungen, und beleuchten „alle seine Wege. Vrrttüglich, liebreich und „menschenftcundlich, verabscheuet er alle Ge„walthätigkeit, Er hütet sich ans alle Weise, -.das

,, das Reich der Wahrheit durch derselben unwür„digr Mittel ausznbrciten. Er ist ju erleuchtet „nm nicht einzuschcn, daß er dieselbe dadurch auf „die unwürdigste Weise entehren würde. Er weiß, „allzuwohl, daß chm nichts anders ein Recht über „die Gemüther geben kann, als die göttliche

„Kraft der Wahrheit, und der tugendhafte Wan„del, der von derselben die rührendste Probe ist.

„Wehe demjenigen, der von diesen Grundsätzen „abweicht! Er wird dadurch ein abscheulicher „Verbrecher an Gott und an den Menschen.,, In den letzten Abschnitte untersucht der D. die Möglichkeit oder Unmöglichkeit der Verbesserung eines Staats. Er widerlegt hier das allgemeine Vorurtheil, nach welchem man alle Hosnung zur Verbesserung gar zu leicht auszugchcn pflegt.

Seine Gedanken hierüber sind bündig, und so angenehm vorgettagen, daß ich Bedenken ttage, sie in einem Auszüge zu zerrütten,

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Hundert

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Hllndert und neun und dreyßigster Brief. ©te werden in eben demselben Bändchen noch einige

Aussätze

von

verschiedenem

Inhalte

finden, die mich zum Theil nicht von dem­ selben Verfasser herzurühren scheinen. Der zweyte Aussatz bestehet in einigen Briefen über Dr. Drowns berühmtes Werk rcti den Englischen Steren. Der Vkffasscr

giebt sich für einen Reichsstädten, wie cs das

Ansehen hat, für einen Hutnbirgee aus, der sich zi» Regensburg aufhält, und alt einen seiner Mitbürger schreibet. Wie die« sc Briese mit den Schriften des schweitzcrischeir Patrioten in einen Band gekommen, wird uns nicht gemeldet; nnd aus der Schreib­ art sollte man dichtet halten, Umstande seine wiesen. —

den Rcichsstadter fast für er­ wenn nicht gewisse zutreffende Existenz gar zu deutlich be­ Browns Estimate können

Sic doch,

wenigstens aus dcm erstaunlichen

Aufsehen,

daß cs in England gemacht, und ans

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ans der Menge von Auszügen, Widcrleguügen nnd Vertheidigungen, mit deren Beurtheilung sich alle englische Blätter von 1757 nnd 1758. beschäftigen. Don

diesem Werke nun, daß freylich unsere besten Köpfe kaum mehr als den Namen nach, kennen, liefert der Verfasser eine Art von Auszug. — Muß man sich nicht wundern über den elenden Geschmack

des lesenden Theils in Deutschland? -Naß von der Presse hätten wir jeden Bogen aus England kommen lassen, und über­

setzt, wenn Dr. Brown einen Roman oder ein Leben der Pompadour geschrieben hätte; aber mit seinem philosophischen Wer­ ke hat es Weile. Sind doch die Schriften deS Schastesbnry noch üicht einmal al­ le übersetzt! — Die tiefsinnigen Gedanken des Engländers, und die freye Art, mit wel­ cher er seinem Vaterlaude die bittersten Wahrheiten sagt, die vielleicht jemals einem Staate gesagt worden sind, würden auch ge­ genwärtigen Auszug schätzbar mache», wenn der Verfasser nicht den seltsamen Einfall gehabt

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hätte,

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hätte, seine Vaterstadt beständig mit England tu vergleichen, und jeden Ge­ danken des Dr», den er anfnhrt sogleich durch eine so falsche Anwendung gleich­ sam zu entkräften. Der kescr weiß nicht, wie ihm geschiehet, wenn er aus dem grossen und mächtigen Em land aus ein­ mal in das enge Gebiet einer Kreisstadt versetzet wird. Er ist noch betäubt von dem Ungestüme dcS grossen Weltmeers, wih soll den Uebellaut eines mmmelden Vachs bemerken, der nicht weit von seiner Quell fei« Gewässer und seinen Namm in den Strom ergießt. Am lustigsten schien mir diese Paralelle da, wo der Verfasser Dr. Brown» Betrachtungen über den Zustand der englischen Kriegesmacht anführet. Ihnen muß dieser Eontrast noch deutlicher in die Augen fallen, denn sie haben Gelegenheit gehabt daS englische Kriegesvolk kennen zu lernen, das die bittern Dorwürfe des Doctors auf die allernachdrücklichsie Weise, durch Thaten > widerlegt; und dir mit diesen vergliche-

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verglichene Krcistruppcn? wenigstens haben Sie solche näher betrachten können, als ich, „Der englische Soldat, sagt der Verfasser der »Briese im Namen des Brittischen Schrift« „stcllers, obgleich sehr verdorben, führet sich „zwar in den meisten Anlässen mit besonderer „Herzhaftigkeit auf; und die Ehre seiner Rotte, »seiner Compagnie und seines Regiments ist „ihm noch sehr angelegen, Der Verfasser „will den Leuten vom Stande und den Ofsi„cicrs das gleiche Lob nicht zugestchen. Ihre „wcilchchc Weichlichkeit beraubet sie aller phy„sicalischcn und moralischen Eigenschaften, „welche nöthig sind, dasselbe zu erwerben. „Ihr Unglaube und ihre Ruchlosigkeit tauget „zu nichts, als ihre Gemüther mit Feigheit „zu erfüllen, und ihre falsche Ehre bringet „keine weitere Früchte, als etwa die prahlende „Verwegenheit, die zu einem Zweyk.unpfe „erfordert wird. Eine überzeugende Probe „des Mangels der Tapferkeit hat sich bey dem „letzten Aufruhre gezeigt. Alles zitterte, alles „floh damals vor einer Handvoll armseliger Aa z Berg-

„Bergleute.

Jedermann

wollte

für

die

„ gemeine Sache Geld hergeben, so viel „man verlangen konnte; aber dem Feinde „die Spitze bieten, wollten wenige. Der „Selbstmord, dm man zu einem so kräf„tigen Beweise der englischen Herzhastigfeit machen will, ist im Grunde nichts „anders, als eine Feigheit, die Schande „zu ertragen, die man aus dem Verlust „der Reichthümer, des Ueberflnsses, der „ Maitreffm und andrer solchen Armseelig„ Feiten befürchtet, welche die Eitelkeit und „Weichlichkett für die höchste« Güter ansehen.

„Der Vekfaffer tadele hier fei« Vaterland „insbesondere wegen Mangel der Stiftungen, „vermittelst derer jungen Leuten der wahre „kriegerische Geist und die dazu erforderliche „ Geschicklichkett beygebracht werden könnten. „Die brittische Jugend wird denselben weder „bey ihrer elenden Auferziehung, noch bey der „verderblichen Lebensart der Offieiers im Frie„den, und ihrer eigennützigen Anfführung im „Kriege ergreiffen.

So

So kühn, so srcymüthig tadelte der Dritte, als die Umstande seinen Tadel noch zu recht­ fertigen schienen, und die großmüthige Nation nahm seine Züchtignug mit Danke an. Viel­ leicht laßt er ihr nunmehr die Gcgengcrcchtigr keit wicdcrsahrc», seine Vorwürfe in einer Palinodie ju widerrufen.------- Der Vers, der Briefe, der wohl sahe, was hier seine Vergleichung für eine Figur machen werde, setzet ziemlich klein laut hin;»: „Was soll ich „hier von nns sagen, mein Freund! Wir „haben schon lange fast alle Gedanken von „ Vcrthridlgnng fahren l.iffen; und wie schön „die Verfassung unsers ganzen Kreises sey, „erhellet ans den Begriffe, den man sich macht, „so bald man nur das Wort Kreistruppen rr„schallen höret.»

Der fünfte Versuch enthält Ernrahnun« gen eines Eidgenossen an feinen Sohn, die der Denkungsart ihres Verfassers Ehre machen, doch ich eile zu den Gedanken über die Rechtmässigkeit des fremden Rrieges» dienstes, die den Beschluß des Bändchens ans-

3 SO ======= ausmachen, — Die Mode erlaubt den Ein, tritt in fremde Kriegesdicnste ohne die geringste Bedenklichkeit. Der vernünftige Man» der t«m Kriege Neigung hat, nimmt keinen Am stand, wenn fein Vaterland im Frieden begrif­ fen ist, sein Glück, wie man es zu nennen pflegt, in fremden Diensten zu suchen. Oh die Sache des Fürsten, den ich diene, gerecht

fei), spricht man, mag er verantworten. Ich thue meine Pfl cht, indem ich seinem Be­ fehle gehorche. —-

Allein man bedenkt Nicht,

paß dieses einzig und allein für die Untertha­ nen der kriegführenden Mächte, ein« gültige Entschuldigung sey. Dirsm kömmt es fteylich nicht zu, von der Rechtmäßigkeit des von ihrem Oberhaupte unternommene» Krieges zu urtheilen, und nach diesem Urtheile zu handeln. Ein Fremder aber, der freywillig in eines an­

dern Fürste« Kriegesdienst tritt, was für Be­ denklichkeiten legt diesen die Vernunft, und sein

eigen Gewissen nicht auf, ehe er diesen Schritt thut? — Der Verfasser untersucht diese Frage kurz und gründlich.

Der

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„Der Eintritt eincs Partikularen in fremde „Kriegesdienste, spricht er, ist nichts anders „dtt eine Verkommniß, vermittelst weichet „dieser einem fremden Fürsten verspricht, ihm „mit allen seinen Leibeskräften und aller seiner „Geschicklichkeit und Einsicht in das Kricgs„ wesen, wider seine Feinde behülflich ;u „seyn." — Zur Rechtmäßigkeit dieses Vertrages, gehören nach dem Uttheile des Vers, so viel und so selten vereinigte Bedingungen, daß er es fast für eine Unmöglichkeit hält, dasselbe beysammen anzutrcffen. Erstlich muß derjenige, der in solche Äricgesdienste tritt, sein eigner Herr, oder durch die Erlaub, nis seines Oberherrn ju einer solchen Hand­ lung befugt seyn. „ Zweyten-, spricht der „Vers, weis ein solcher, daß der Herr, dem „er dienen soll, eine rechtmäßige Sache; oder „er weis, daß sie unrechtmäßig ist, oder er „zweifelt noch daran. Ja den zween letztem „Fällm verbinden ihn seine Pflichten gegen „Gott, gegen die Gesellschaft, und gegen sich „selbst, sich eincs solchen Dienstes ;u enthül­ lten. Die Ehrlichkeit verbietet ihm, sich zu „ einem

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» einem Werckzcuge der Laster zu verkaufen.

»Eine solche Niederträchtigkeit ist allen Grunde „salzen der Tugend und der Religion zuwi„der und eine unbedingte Knechtschaft, die „so sehr die Würde und Hoheit des Menschen „entehrt, als sic die Gesetze der Gottheit vcr„letzet. Sie machet eitle jede schändliche „Handlung, die man darmnc begehet, zu eben „so hassenswürdigcn Ucbelthatcn, als die Der„brechen eines Mörders und Strassenraubers

„sind. In dein ersten Falle hingegen kann >, (in Atensch ohne die heiligen Gesetze im gt