Briefe: Ausgewählter wissenschaftlicher Briefwechsel 9783787312641, 9783787343065

Ernst Cassirer (1874 - 1945) ist einer der wenigen Universalgelehrten des 20. Jahrhunderts. Sein umfangreiches Werk, das

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Briefe: Ausgewählter wissenschaftlicher Briefwechsel
 9783787312641, 9783787343065

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Ernst Cassirer Nachgelassene Manuskripte und Texte Band 18

Meiner

Ausgewählter wissenschaftlicher Briefwechsel

ERNST CASSIRER AUSGEWÄHLTER WISSENSCHAFTLICHER BRIEFWECHSEL

ER NST CAS SIR ER NACHGELAS SEN E M A N USK R I P T E U N D T EX T E Herausgegeben von Klaus Christian Köhnke John Michael Krois und Oswald Schwemmer Band 18

FELIX MEINER VERLAG HAMBURG

ER NST CAS SIR ER AUSGEWÄ HLT ER W IS SENSCH A F T LICH ER BRIEFWECHSEL

Sämtliche bislang aufgefundenen Briefen von und an Ernst Cassirer sind abrufbar unter: agora.sub.uni-hamburg.de/subcass

Herausgegeben von John Michael Krois

unter Mitarbeit von Marion Lauschke Claus Rosenkranz und Marcel Simon-Gadhof

FELIX MEINER VERLAG HAMBURG

Herausgeber und Verlag danken der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius für die Förderung der editorischen Arbeiten an dieser Ausgabe.

Bibliographische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über abrufbar. ISBN 978-3-7873-1264-1

Zitiervorschlag: ECN 18

© Felix Meiner Verlag GmbH, Hamburg 2009. Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe und der Übersetzung, vorbehalten. Dies betrifft auch die Vervielfältigung und Übertragung einzelner Textabschnitte durch alle Verfahren wie Speicherung und Übertragung auf Papier, Transparente, Filme, Bänder, Platten und andere Medien, soweit es nicht §§ 53 und 54 URG ausdrücklich gestatten. – Satz: Marcel Simon-Gadhof. Druck und Bindung: Druckhaus Thomas Müntzer, Bad Langensalza. Einbandgestaltung: Jens Peter Mardersteig. Werkdruckpapier: alterungsbeständig nach ANSI-Norm resp. DIN-ISO 9706, hergestellt aus www.meiner.de 100% chlorfrei gebleichtem Zellstoff.

INHALT

Verzeichnis der edierten Briefe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

VI

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

XV

Ernst Cassirer (1874–1945). Eine Kurzbiographie . . . . . . . . . . . . . XXI

BRIEFWECHSEL 1893 – 1945 Heidelberg – Marburg – München – Berlin (1893–1919) . . . . . . . . 3 Hamburg (1919–1933) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 Wien – England (1933–1935) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128 Schweden (1935–1941) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143 USA (1941–1945) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 217 Beilagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 241

ANHANG Anmerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245 Kommentiertes Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 297 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 321 Gesamtverzeichnis aller bislang vom Herausgeber gesammelten Briefe von und an Ernst Cassirer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 339 Hinweise zum Gebrauch der DVD-ROM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 380

VI

Inhalt

Verzeichnis der edierten Briefe Heidelberg – Marburg – München – Berlin (1893–1919) 1. Ernst Cassirer an Bruno Cassirer, 10. Juli 1893 . . . . . . . . . . . . .

3

2. Ernst Cassirer an Paul Natorp, 9. September 1901 . . . . . . . . . . 3. Ernst Cassirer an Paul Natorp, 5. Januar 1902 . . . . . . . . . . . . . 4. Ernst Cassirer an Jonas Cohn, 16. Februar 1903 . . . . . . . . . . .

4 6 7

5. 6. 7. 8.

Ernst Cassirer an Jonas Cohn, 13. Juni 1903 . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Cassirer an Albert Görland, 21. April 1906 . . . . . . . . . . Paul Hensel an Ernst Cassirer, 17. Juni 1906 . . . . . . . . . . . . . . Ernst Cassirer an Jonas Cohn, 16. Januar 1910 . . . . . . . . . . . . .

8 10 12 13

9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18.

Ernst Cassirer an Walter Kinkel, 11. Juni 1911 . . . . . . . . . . . . . Ernst Cassirer an Paul Natorp, 14. November 1911 . . . . . . . . Hugo Münsterberg an Ernst Cassirer, 3. März 1913 . . . . . . . . Ralph Barton Perry an Ernst Cassirer, 3. März 1913 . . . . . . . . Ralph Barton Perry an Ernst Cassirer, 22. April 1913 . . . . . . . Ernst Cassirer an Abbott Lawrence Lowell, 15. Juli 1913 . . . . Ernst Hoffmann an Ernst Cassirer, 20. August 1916 . . . . . . . . Ernst Cassirer an Friedrich Gundolf, 6. Oktober 1916 . . . . . . Friedrich Gundolf an Ernst Cassirer, 13. Oktober 1916 . . . . . Ernst Cassirer an Friedrich Gundolf, 18. Oktober 1916 . . . . .

14 15 17 19 20 21 22 23 24 26

19. Ernst Cassirer an Paul Natorp, 26. November 1916 . . . . . . . . 20. Ernst Cassirer an Paul Natorp, 1. Januar 1917 . . . . . . . . . . . . . 21. Ernst Cassirer an Hans Vaihinger, 8. April 1917 . . . . . . . . . . . .

28 30 31

22. Ernst Cassirer an Albert Görland, 1. September 1918 . . . . . . .

32

Hamburg 1919–1933 23. Ernst Cassirer an William Stern, 30. Mai 1919 . . . . . . . . . . . . .

36

24. 25. 26. 27. 28.

Ernst Cassirer an William Stern, 11. Juni 1919 . . . . . . . . . . . . . William Stern an Ernst Cassirer, 30. Juli 1919 . . . . . . . . . . . . . . Friedrich Gundolf an Ernst Cassirer, 10. August 1919 . . . . . . . Ernst Cassirer an Hinrich Knittermeyer, 24. November 1919 Ernst Cassirer an Hinrich Knittermeyer, 6. Dezember 1919 . .

38 39 41 42 43

29. Max Liebermann an Ernst Cassirer, 2. Mai 1920 . . . . . . . . . . .

44

Inhalt

VII

30. Ernst Cassirer an Albert Einstein, 10. Mai 1920 . . . . . . . . . . . . 31. Albert Einstein an Ernst Cassirer, 5. Juni 1920 . . . . . . . . . . . . .

44 45

32. Ernst Cassirer an Albert Einstein, 16. Juni 1920 . . . . . . . . . . . . 33. Ernst Cassirer an Albert Einstein, 15. Juli 1920 . . . . . . . . . . . . 34. Ernst Cassirer an Albert Einstein, 28. August 1920 . . . . . . . . .

47 48 49

35. 36. 37. 38.

Ernst Cassirer an Moritz Schlick, 23. Oktober 1920 . . . . . . . . Ernst Cassirer an Georg Misch, 7. Juni 1921 . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Cassirer an Aby Warburg, 26. Juni 1921 . . . . . . . . . . . . . Aby Warburg an Ernst Cassirer, 2. Februar 1923 . . . . . . . . . . .

50 52 53 54

39. 40. 41. 42. 43. 44. 45. 46. 47. 48. 49. 50. 51. 52.

Fritz Saxl an Ernst Cassirer, 21. März 1923 . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Cassirer an Fritz Saxl, 24. März 1923 . . . . . . . . . . . . . . . Aby Warburg an Ernst Cassirer, 27. März 1923 . . . . . . . . . . . . Fritz Saxl an Ernst Cassirer, 12. April 1923 . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Cassirer an Aby Warburg, 15. Juni 1923 . . . . . . . . . . . . . Ludwig Binswanger an Ernst Cassirer, 20. Juni 1923 . . . . . . . . Aby Warburg an Ernst Cassirer, 20. Januar 1924 . . . . . . . . . . . Ernst Cassirer an Albert Einstein, 27. Januar 1924 . . . . . . . . . . Albert Einstein an Ernst Cassirer, ohne Datum . . . . . . . . . . . . Ludwig Binswanger an Ernst Cassirer, 12. Februar 1924 . . . . . Aby Warburg an Ernst Cassirer, 29. Februar 1924 . . . . . . . . . . Ernst Cassirer an Aby Warburg, 12. April 1924 . . . . . . . . . . . . Aby Warburg an Ernst Cassirer, 15. April 1924 . . . . . . . . . . . . Ernst Cassirer an Ludwig Binswanger, 20. April 1924 . . . . . . .

55 56 57 58 59 60 61 62 62 63 64 65 67 68

53. Ludwig Binswanger an Ernst Cassirer, 15. Mai 1924 . . . . . . . . 54. Ernst Cassirer an Kurt Goldstein, 5. Januar 1925 . . . . . . . . . . .

69 69

55. Ernst Cassirer an Kurt Goldstein, 7. Januar 1925 . . . . . . . . . . . 56. Aby Warburg an Ernst Cassirer, 19. Februar 1925 . . . . . . . . . . 57. Albert Einstein an Ernst Cassirer, 22. Februar 1925 . . . . . . . .

73 73 74

58. Ernst Cassirer an Kurt Goldstein, 26. Februar 1925 . . . . . . . . 59. Ludwig Binswanger an Ernst Cassirer, 2. März 1925 . . . . . . . 60. Aby Warburg an Ernst Cassirer, 4. März 1925 . . . . . . . . . . . . .

75 76 77

61. 62. 63. 64.

Ernst Cassirer an Ludwig Binswanger, 11. März 1925 . . . . . . . Ernst Cassirer an Kurt Goldstein, 24. März 1925 . . . . . . . . . . . Ernst Cassirer an Kurt Goldstein, 26. März 1925 . . . . . . . . . . . Edmund Husserl an Ernst Cassirer, 3. April 1925 . . . . . . . . . .

78 79 83 84

65. Ernst Cassirer an Edmund Husserl, 10. April 1925 . . . . . . . . .

86

VIII

Inhalt

66. Ernst Cassirer an Aby Warburg, 28. August 1925 . . . . . . . . . . 67. Aby Warburg an Ernst Cassirer, 23. Oktober 1925 . . . . . . . . .

88 89

68. Albert Einstein an Ernst Cassirer, 6. März 1926 . . . . . . . . . . . . 69. Ernst Cassirer an Aby Warburg, 11. Juni 1926 . . . . . . . . . . . . . 70. Ernst Cassirer an Aby Warburg, 13. Juni 1926 . . . . . . . . . . . . .

89 90 91

71. Aby Warburg und Ludwig Binswanger an Ernst Cassirer, 16. September 1926. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72. Ernst Cassirer an Ludwig Binswanger, 21. September 1926 . . . 73. Moritz Schlick an Ernst Cassirer, 30. März 1927. . . . . . . . . . . .

92 93 94

74. Ernst Cassirer an Moritz Schlick, 4. April 1927 . . . . . . . . . . . . 75. Ernst Cassirer an Aby Warburg, Fritz Saxl und Gertrud Bing, 21. September 1927 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76. Ernst Hoffmann an Ernst Cassirer, 21. Oktober 1927 . . . . . . . 77. Gertrud Bing an Ernst Cassirer, 22. Oktober 1927 . . . . . . . . . . 78. Ernst Cassirer an Kurt Goldstein, 4. November 1927 . . . . . . . 79. Aby Warburg an Ernst Cassirer, 1. Januar 1928 . . . . . . . . . . . . 80. Aby Warburg an Ernst Cassirer, 7. Februar 1928 . . . . . . . . . . . 81. Aby Warburg an Ernst Cassirer, 20. April 1928 . . . . . . . . . . . . 82. Paul de Chapeaurouge an Ernst Cassirer, 23. Juni 1928 . . . . . . 83. Ernst Cassirer an Kurt Goldstein, 10. Juli 1928 . . . . . . . . . . . . 84. Aby Warburg an Ernst und Toni Cassirer, 6. September 1928 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85. Ernst Cassirer an Kurt Goldstein, 4. November 1928 . . . . . . .

98 99 100 102 104 104 105 105 106 107 109 111

86. Aby Warburg an Ernst Cassirer, 3. Dezember 1928 . . . . . . . . . 111 87. Ernst Cassirer an Aby Warburg, 29. Dezember 1928 . . . . . . . . 113 88. Aby Warburg an Ernst Cassirer, 6. April 1929 . . . . . . . . . . . . . 115 89. Gertrud Bing an Ernst und Toni Cassirer, 1. Juni 1929 . . . . . . 116 90. Ernst Cassirer an Georg Misch, 12. Juni 1929 . . . . . . . . . . . . . . 118 91. Ernst Cassirer an Aby Warburg, 2. August 1929. . . . . . . . . . . . 119 92. Aby Warburg an Ernst Cassirer, 14. August 1929 . . . . . . . . . . . 119 93. Ernst Hoffmann an Ernst Cassirer, 17. August 1929 . . . . . . . . 120 94. 95. 96. 97.

Ernst Cassirer an Adelheid Heimann, 31. Juli 1930 . . . . . . . . . Hans Reichenbach an Ernst Cassirer, 5. Juni 1931 . . . . . . . . . . Ernst Cassirer an Hans Reichenbach, 11. Juni 1931 . . . . . . . . . Erwin Panofsky an Ernst Cassirer, 13. Juli 1931 . . . . . . . . . . . .

121 122 123 124

98. Ernst Cassirer an Gerhart Hauptmann, 10. Juni 1932 . . . . . . . 126

Inhalt

IX

Wien – England (1933–1935) 99. Ernst Cassirer an Walther Küchler, 27. April 1933 . . . . . . . . . 128 100. Ernst Hoffmann und Raymond Klibansky an Ernst Cassirer, 4. Mai 1933 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101. Ernst Cassirer an Fritz Saxl, 10. Mai 1933 . . . . . . . . . . . . . . . . 102. Ernst und Toni Cassirer an Erwin Panofsky, 31. Juli 1933 . . . 103. Ernst Cassirer an Fritz Saxl, 31. Juli 1933 . . . . . . . . . . . . . . . .

129 130 131 132

104. 105. 106. 107.

Ernst Cassirer an Åke Petzäll, 5. August 1933 . . . . . . . . . . . . Ernst Cassirer an Werner von Melle, 16. November 1933 . . . Ernst Cassirer an Albert Einstein, 8. Januar 1934 . . . . . . . . . . Albert Einstein an Ernst Cassirer, 21. Januar 1934 . . . . . . . . .

133 134 135 136

108. Ernst Cassirer an Paul Geheeb, 5. Juli 1934 . . . . . . . . . . . . . . . 109. Ernst Cassirer an Paul Oskar Kristeller, Leo Strauss und andere, 29. Juli 1934 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110. Ernst Cassirer an Adelheid Heimann, 15. August 1934 . . . . . 111. Ernst und Toni Cassirer an Fritz Saxl, 8. September 1934 . . . 112. Ernst Cassirer an Fritz Saxl, 1. Februar 1935 . . . . . . . . . . . . .

137 138 140 141 141

Schweden (1935–1941) 113. 114. 115. 116.

Ernst Cassirer an Albert Schweitzer, 30. Januar 1936 . . . . . . . Ernst Cassirer an Karl Elof Åkesson, 6. Februar 1936 . . . . . . Otto Neurath an Ernst Cassirer, 20. April 1936 . . . . . . . . . . . Gertrud Bing an Ernst Cassirer, 24. April 1936 . . . . . . . . . . . .

143 144 144 145

117. 118. 119. 120. 121.

Ernst Cassirer an Fritz Saxl, 12. Mai 1936 . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Cassirer an Otto Neurath, 12. Mai 1936 . . . . . . . . . . . . Otto Neurath an Ernst Cassirer, 16. Mai 1936 . . . . . . . . . . . . Albert Schweitzer an Ernst Cassirer, 6. Juli 1936 . . . . . . . . . . Hans Reichenbach an Ernst Cassirer, 27. August 1936 . . . . .

146 147 147 148 149

122. Ernst Cassirer an Hans Reichenbach, 1. September 1936 . . . 151 123. Ernst Cassirer an Fritz Saxl, 11. September 1936 . . . . . . . . . . 152 124. Ernst Cassirer an José Ortega y Gasset, 7. Oktober 1936 . . . 153 125. Ernst Cassirer an Fritz Saxl, 3. Februar 1937 . . . . . . . . . . . . . . 154 126. Ernst Cassirer an Albert Einstein, 8. Februar 1937 . . . . . . . . . 156

X

Inhalt

127. Hans Reichenbach an Ernst Cassirer, 10. März 1937 . . . . . . . 157 128. Albert Einstein an Ernst Cassirer, 16. März 1937 . . . . . . . . . . 158 129. Max Born an Ernst Cassirer, 19. März 1937 . . . . . . . . . . . . . . 160 130. 131. 132. 133.

Ernst Cassirer an Hans Reichenbach, 20. März 1937 . . . . . . . Max von Laue an Ernst Cassirer, 23. März 1937 . . . . . . . . . . . Werner Heisenberg an Ernst Cassirer, 24. März 1937 . . . . . . . Max von Laue an Ernst Cassirer, 26. März 1937 . . . . . . . . . . .

163 164 166 167

134. 135. 136. 137.

Max von Laue an Ernst Cassirer, 4. April 1937 . . . . . . . . . . . . Edgar Wind an Ernst Cassirer, 6. April 1937 . . . . . . . . . . . . . . Richard Hönigswald an Ernst Cassirer, 8. April 1937 . . . . . . Phillip Frank an Ernst Cassirer, ohne Datum . . . . . . . . . . . . .

171 172 173 176

Ernst Cassirer an Åke Petzäll, 27. Oktober 1937 . . . . . . . . . . Otto Neurath an Ernst Cassirer, 15. Januar 1938 . . . . . . . . . . Ernst Cassirer an Kurt Goldstein, 22. Januar 1938 . . . . . . . . . Ernst Cassirer an Åke Petzäll, 4. März 1938 . . . . . . . . . . . . . . Ernst Cassirer an Åke Petzäll, 11. Mai 1938 . . . . . . . . . . . . . . Ernst Cassirer an Åke Petzäll, 23. Mai 1938 . . . . . . . . . . . . . . Ernst Cassirer an Nils Johan Nordström, 25. Mai 1938 . . . . . Åke Petzäll an Ernst Cassirer, 29. Mai 1938 . . . . . . . . . . . . . . Ernst Cassirer an Nils Johan Nordström, 17. Juni 1938 . . . . Ernst Cassirer an Gottfried Bermann Fischer, 27. Juni 1938 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148. Ernst Cassirer an Åke Petzäll, 21. Oktober 1938 . . . . . . . . . . 149. Ernst Cassirer an Åke Petzäll, 15. November 1938 . . . . . . . . 150. Ernst Cassirer an Albert Görland, 26. November 1938 . . . . .

177 179 179 181 182 184 186 187 188

138. 139. 140. 141. 142. 143. 144. 145. 146. 147.

190 192 193 194

151. Ernst Cassirer an Åke Petzäll, 21. Januar 1939 . . . . . . . . . . . . 196 152. Ernst Cassirer an Åke Petzäll, 28. Februar 1939 . . . . . . . . . . . 197 153. Åke Petzäll an Ernst Cassirer, 4. März 1939 . . . . . . . . . . . . . . 198 154. Ernst Cassirer an Alf Nyman, 7. März 1939 . . . . . . . . . . . . . . 200 155. Ernst Cassirer an Åke Petzäll, 9. März 1939 . . . . . . . . . . . . . . 201 156. Fritz Saxl an Ernst Cassirer, 28. April 1939 . . . . . . . . . . . . . . . 202 157. Ernst Cassirer an Åke Petzäll, 11. September 1939 . . . . . . . . . 203 158. Thomas Mann an Ernst Cassirer, 25. September 1939 . . . . . . 205 159. Ernst Cassirer an Åke Petzäll, 5. Oktober 1939 . . . . . . . . . . . 206 160. Thomas Mann an Ernst Cassirer, 10. Januar 1940 . . . . . . . . . . 208 161. Charles William Hendel an Ernst Cassirer, 10. Januar 1941 . . 209

Inhalt

XI

162. Ernst Cassirer an Åke Petzäll, 7. Februar 1941 . . . . . . . . . . . . 211 163. Ernst Cassirer an Åke Petzäll, 27. März 1941 . . . . . . . . . . . . . 213 164. Ernst Cassirer an Åke Petzäll, 14. April 1941 . . . . . . . . . . . . . 214 165. Åke Petzäll an Ernst Cassirer, 17. April 1941 . . . . . . . . . . . . . 216

USA (1941–1945) 166. Ernst und Toni Cassirer an Malte Jacobsson, 13. Juni 1941 . . 217 167. Thomas Mann an Ernst Cassirer, 14. Juni 1941 . . . . . . . . . . . . 220 168. Ernst Cassirer an Kurt Goldstein, 7. Juli 1941 . . . . . . . . . . . . 221 169. 170. 171. 172. 173. 174. 175. 176. 177. 178. 179. 180. 181. 182.

Ernst Cassirer an Malte Jacobsson, 31. Oktober 1941 . . . . . . Ernst Cassirer an Paul Arthur Schilpp, 13. Mai 1942 . . . . . . . Ernst Cassirer an Malte Jacobsson, ohne Datum . . . . . . . . . . Ernst Cassirer an Edith Geheeb, 15. Februar 1943 . . . . . . . . . Ernst Cassirer an David Baumgardt, 24. Juli 1943 . . . . . . . . . Ernst Cassirer an Paul Arthur Schilpp, 12. August 1943 . . . . Ernst Cassirer an Susanne K. Langer, 15. Februar 1944 . . . . . Ernst Cassirer an Susanne K. Langer, 9. März 1944 . . . . . . . . Ernst Cassirer an David Baumgardt, 15. März 1944 . . . . . . . . Ernst Cassirer an David Baumgardt, 26. März 1944 . . . . . . . . Ernst Cassirer an Susanne K. Langer, 8. April 1944 . . . . . . . . David Baumgardt an Ernst Cassirer, 20. Juli 1944 . . . . . . . . . Ernst Cassirer an Werner Jaeger, 1. August 1944 . . . . . . . . . . Fritz Saxl an Ernst Cassirer, 2. November 1944 . . . . . . . . . . .

222 223 224 225 226 227 229 229 230 231 232 233 234 235

183. Carsun Chang an Ernst Cassirer, 2. März 1945 . . . . . . . . . . . . 236 184. Ernst Cassirer an Henry Margenau, 21. März 1945 . . . . . . . . 236 185. Hans Reichenbach an Ernst Cassirer, 2. April 1945 . . . . . . . . 237 186. Ernst Cassirer an Hans Reichenbach, 10. April 1945 . . . . . . . 238

Beilagen 187. Fritz Saxl an Aby Warburg, 28. November 1920 . . . . . . . . . . 241 188. Fritz Saxl an Aby Warburg, 8. Dezember 1921 . . . . . . . . . . . . 242

Rembrandt van Rijn: Die Verschwörung des Claudius Civilis. Nationalmuseum Stockholm (© akg-images). Siehe Brief Nr. 111.

VORWORT

Ernst Cassirer stand mit einem ungewöhnlich großen Bekanntenkreis in schriftlichem Kontakt. Sein Briefwechsel enthält u. a. Briefe von und an Anthropologen, Geschichts- und Literaturwissenschaftler, Künstler, Kunsthistoriker, Mathematiker, Mediziner, Musiker, Naturwissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen, Psychologen, Schriftsteller und Sprachwissenschaftler. Er war Gesprächspartner von Vertretern gegensätzlicher Denkrichtungen in der Philosophie: von Moritz Schlick und Rudolf Carnap auf der einen Seite, von Edmund Husserl und Martin Heidegger auf der anderen. Der Herausgeber sammelt den Briefwechsel Cassirers seit ca. 30 Jahren. Trotz umfangreicher Korrespondenz mit zahlreichen Archiven und verschiedener Zeitungsannoncen in den USA, Frankreich, Deutschland und Österreich muß jedoch davon ausgegangen werden, daß insbesondere die Briefe, die in privaten Sammlungen erhalten sind, bislang nicht vollständig aufgefunden werden konnten. Es ist anzunehmen, daß viele Korrespondenzen mit jüdischen Persönlichkeiten wie etwa Joseph Carlebach (1883–1942), mit denen Cassirer in Kontakt stand, in der Zeit des Nationalsozialismus vernichtet wurden. Briefsammlungen, insbesondere Briefsammlungen von Personen, die, wie Ernst Cassirer, einen Teil ihres Lebens im Exil verbringen und ihren Aufenthaltsort vielfach wechseln mußten, sind als work in progress zu begreifen und kaum jemals abzuschließen. Die vorliegende Ausgabe enthält ausgewählte Briefe von und an Ernst Cassirer. Sie stammen aus allen Lebensabschnitten Cassirers und sind chronologisch angeordnet. Manche Briefwechsel sind besonders wichtige Zeugen von Cassirers intellektueller Entwicklung und werden möglichst vollständig abgedruckt. Dies trifft z. B. für seine Briefwechsel mit Albert Einstein, Kurt Goldstein oder Aby Warburg zu. Auf die Aufnahme von Briefen Hermann Cohens an Ernst Cassirer (Briefe Cassirers an Cohen sind bisher nicht gefunden worden) wurde verzichtet, da sie insgesamt in Band 17 der Nachgelassenen Manuskripte und Texte (ECN 17: Davoser Vorträge – Vorträge über Herrmann Cohen) abgedruckt werden. Für die Veröffentlichung wurden ausschließlich solche Briefe und Postkarten ausgewählt, – in denen explizit wissenschaftliche oder philosophische Fragen erörtert werden,

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Vorwort

– die signifikante Hinweise zum Fortgang der Arbeiten an Publikationen Cassirers enthalten, – die Hinweise auf Autoren und Personen enthalten, die Cassirer in seinem Denken und Handeln nachweislich beeinflußt haben, – die Erörterungen bzw. Nachrichten zum politischen Zeitgeschehen beinhalten, – die über wichtige Stationen zur Biographie Cassirers Auskunft geben, – die für das Verhältnis zwischen den Briefpartnern von besonderer Bedeutung sind. Nicht aufgenommen wurden: – Höflichkeits-, Gruß- und Dankadressen (auch nicht, wenn sie sich auf Sonderdrucke oder Bücher beziehen), – Nachrichten über persönliche Angelegenheiten, z. B. beabsichtigte oder durchgeführte Reisen oder Treffen, sofern sie nicht mit den oben genannten Sachverhalten in enger Verbindung stehen bzw. für deren Verständnis notwendig sind, – Briefe von und an Toni Cassirer sowie – An- oder Begleitschreiben zu Anlagen, die nicht erhalten oder dokumentiert sind. In einer Beilage werden außerdem zwei Briefe Fritz Saxls an Aby Warburg abgedruckt, die Cassirers Verhältnis zur Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Warburg beschreiben. Als Paul Arthur Schilpp, der langjährige Herausgeber der Reihe Library of Living Philosophers, Cassirer im Jahre 1940 dazu einlud, eine Autobiographie für den ihm gewidmeten Band (The Philosophy of Ernst Cassirer, Evanston 1949) zu verfassen, willigte Cassirer ein, starb aber am 13. April 1945, ohne damit begonnen zu haben. Cassirers Briefwechsel ersetzt gewissermaßen diese ungeschriebene Autobiographie.

Zur Textgestaltung Die für die Edition ausgewählten Briefe sind, sofern sie vollständig vorliegen, ohne Auslassungen wiedergegeben. Sie sind in chronologischer Reihenfolge angeordnet. Die vier undatierten Briefe in der Edition sind in diese Chronologie eingefügt; eine Begründung für diese Datierung geben Herausgeber und Bearbeiter in den Anmerkungen. Alle Briefe sind in einheitlicher Textgestalt wiedergegeben; die Anordnung der einzelnen Briefelemente wie Anrede, Datum, Schlußformel

Vorwort

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und ihre Position auf der Seite im Dokument ist dabei nicht berücksichtigt. Die Briefe beginnen mit einer Überschrift, die in einheitlicher Form Verfasser, Empfänger und das Briefdatum sowie die Nummer des Briefes in der Reihenfolge der Edition enthält. Um Redundanzen zu vermeiden, wird (sofern im Dokument angegeben) auf die Angabe von Ort und Datum zu Beginn des Briefes verzichtet. Sofern der Verfasser Ort und/oder Datum nennt, ist dies in der (kleiner gedruckten) editorischen Beschreibung im Anschluß an den Brief wiedergegeben. Hier finden sich auch Angaben über den Umfang des Dokuments, darüber, ob der Brief maschinen- oder handschriftlich (»msl.« bzw. »hsl.«) verfaßt ist und ob es sich um einen Brief oder eine Karte handelt. Den Text begleiten drei Arten von Anmerkungen: 1.) Hochgestellte lateinische Großbuchstaben verweisen auf editorisch-philologische Anmerkungen, die – bei jedem Brief neu mit A beginnend – jeweils im Anschluß an den Brief zu finden sind. Hier werden Hinweise zu verderbten, unleserlichen oder unsicheren Stellen, Textkorrekturen gegenüber dem Ms. (in der Regel Schreibfehler) sowie andere inhaltlich relevante Ms.-Befunde mitgeteilt. 2.) Hochgestellte Asterisken verweisen auf Anmerkungen des Briefschreibers und werden am Fuß der Seite wiedergegeben. 3.) Tiefgestellte arabische Ziffern bezeichnen die fortlaufend numerierten Anmerkungen des Herausgebers und der Bearbeiter im Anhang. Orthographie und Interpunktion der Briefe sind grundsätzlich beibehalten; wo aus Gründen der Verständlichkeit Kommata ergänzt oder Schreibfehler korrigiert sind, ist dies in einer Fußnote nachgewiesen. Auf die Markierung der Seitenwechsel in den Briefen wurde verzichtet. Alle Eingriffe der Bearbeiter sind durch eckige Klammern [ ] kenntlich gemacht und werden in einer editorischen Anmerkung mitgeteilt. Hervorhebungen in den Briefen werden einheitlich gesperrt wiedergegeben. Kursive Passagen sind stets Editorenrede. Es finden sich unterschiedliche Sorten von Anführungszeichen in den verschiedenen Originalen. Französische Anführungen (mit der Spitze nach innen), wie Cassirer sie neben den deutschen Anführungszeichen verwendet, sind durchgängig beibehalten worden; einfache und doppelte deutsche bzw. englische Anführungszeichen wurden jedoch zugunsten der Lesbarkeit entsprechend der Sprache des Briefs vereinheitlicht. Abkürzungen sind in den Anmerkungen im Anhang aufgelöst; fremdsprachige Textstellen sind ebendort in Übersetzung wiedergegeben. Sämtliche im Briefwechsel erwähnte Literatur ist in den Anmerkungen aufgeschlüsselt und im Literaturverzeichnis im Anhang aufgeführt. Zitate sind in den Anmerkungen nach für den Briefverfasser zugänglichen Quellen nachgewiesen.

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Vorwort

Im Anhang der Ausgabe befindet sich eine vollständige (Stand: August 2008), nach Briefpartnern sortierte Liste sämtlicher bislang aufgefundener Briefe von und an Ernst Cassirer (die im Band edierten Briefe sind darin halbfett hervorgehoben). Beigegeben ist eine DVD mit hochauflösenden Abbildungen dieser rund 1.400 Dokumente. Die größte Sammlung von Briefen von, an und über Cassirer befindet sich im Archiv des Londoner Warburg Institute. Ein durch das Arts and Humanities Research Council (AHRC) gefördertes Projekt (geleitet durch die Professoren Roger Stephenson und Paul Bishop vom German Department an der University of Glasgow) hat diese in digitaler Form erfaßt und wird sie nach Abschluß zugänglich machen. Gleichzeitig hat die Staats- und Universitätsbibliothek Carl von Ossietzky in Hamburg Kopien aller übrigen bekannten Briefwechsel Cassirers digitalisiert und wird diese Arbeit fortsetzen, wenn neue Fundstücke hinzukommen. Die entstandene Datenbank wird in Kürze unter der Adresse www.sub.unihamburg.de öffentlich zugänglich sein.

Danksagungen Die Vorarbeit an der Ausgabe wurde durch ein British Academy Fellowship am Warburg Institute (London) für die erste Erfassung des dort archivierten Briefwechsels ermöglicht. Das Glasgower AHRC-Projekt von Roger Stephenson und Paul Bishop und ihr technischer Leiter, Graham Whitaker, haben vielfache Hilfen bei der Arbeit geleistet. Die Transkription und Kommentierung dieser Ausgabe wurde durch die ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius finanziert. Der Herausgeber dankt dem Verein für Hamburgische Geschichte für die Erlaubnis, seine in dessen Reihe der Lebensbilder publizierte Biographie Cassirers in diesem Band in überarbeiteter Form zu verwenden. Unter den Institutionen und Personen, die in vielfacher Weise mit Rat und Tat halfen, sei besonders folgenden gedankt: der Bibliothek des Jüdischen Museums Berlin; Helmut Buske (Norderstedt); Michael Diers (Hamburg); Hans-Dieter Dosch (Heidelberg); Dirk Fonfara (HusserlArchiv, Köln); Ingtraud Görland (Kiel); Stephan Grotz (Regensburg); Jonas Hansson (Lund); Irmi Jones (Geheeb-Archiv, Hasliberg-Goldern); Eckart Krause (Hamburg); Dimitri Mader (Berlin); Claudia Naber (Berlin); Inga Nevermann-Ballandis (Holle/Grasdorf); Rainer Nicolaysen (Hamburg); Svante Nordin (Lund); Christa Sammons (Yale Beinecke Library); Niels Waller (Minneapolis); Claudia Wedepohl (Archiv des Warburg Institutes, London); Christian Wohlers (Hamburg). Der Verleger, Manfred Meiner, hat bei dem Zustandekommen dieser Ausgabe ent-

Vorwort

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scheidende Anstöße gegeben und organisatorische Konzepte entwickelt, die die Arbeit ermöglichten. In diesem Zusammenhang danken wir Frau Dr. Gabriele Beger, Direktorin der Staats- und Universitätsbibliothek Carl von Ossietzky in Hamburg, für die elektronische Erfassung auch des hier nicht wiedergegebenen Briefwechsels Cassirers. Diese Ausgabe wäre nicht erschienen ohne die engagierte Mitwirkung der Mitarbeiter, deren Namen auf dem Titelblatt stehen. Wir danken gemeinsam all denjenigen, die bei diesem Projekt geholfen haben. John Michael Krois

ERNST CASSIRER 1874 – 1945. EINE KURZBIOGRAPHIE von John Michael Krois

Am 28. Juli 1874 wurde Ernst Alfred Cassirer in Breslau als erster von drei Söhnen und zweites von insgesamt sieben Kindern von Jenny, geb. Siegfried, und dem Kaufmann Eduard Cassirer geboren. Die Cassirers waren eine hauptsächlich in Berlin ansässige prominente assimilierte jüdische Familie,1 deren Mitglieder seit Generationen als Kaufleute und Industrielle tätig waren. Ernst Cassirers Vater war im Holzhandel und in der Führung einer Cellulose-Fabrik tätig, und auch seine Brüder ergriffen kaufmännische Berufe. Die Familie Cassirer spielte in den 20er Jahren in Berlin eine herausragende Rolle im kulturellen Leben, und diese Bindung an Berlin war, obwohl er in Breslau aufwuchs, für Ernst Cassirers Lebensweg entscheidend. Schon als Kind besuchte er Mitglieder der in Berlin ansässigen Familie wie z. B. seinen Vetter Kurt Goldstein. Goldstein, später ein berühmter Neurologe, ist Cassirers wichtigster wissenschaftlicher Gesprächspartner geworden.2 Im März 1892 machte Cassirer am Johannes-Gymnasium in Breslau Abitur und nahm im selben Jahr ein Jura-Studium in Berlin auf. Dem väterlichen Wunsch folgend, belegte er während seines ersten Semesters an der Universität nur Jura. Zusammen mit seinen Vettern Bruno und Paul unterschrieb er den Stimmzettel für die »Unabhängige Gesamtvertretung der Berliner Studentenschaft« an der Berliner Universität mit »stud. jur.«, aber schon in seinem zweiten Semester (WS 1892/93 in Leipzig) besuchte er nur noch eine Lehrveranstaltung in Jura neben dreien in Germanistik sowie einer zur Psychologie und einer mit dem Titel »Geschichte der Philosophie«. Cassirer wechselte seinen Studienort häufig. Von Leipzig ging er nach Heidelberg (SS 1893), dann wieder nach Berlin (WS 1893/94) und belegte fast ausschließlich Kurse zur Germanistik und

Ernst Cassirer, der viele Sprachen beherrschte, lernte, zu seinem späteren Bedauern, nie Hebräisch. 2 So Cassirers Tochter, Anne Appelbaum. Cassirers Briefwechsel mit Goldstein sowie die Tatsache, daß Cassirer und seine Frau immer wieder mit den Goldsteins in Wanderurlaube, vor allem in die Schweizer Berge, gefahren sind, bestätigen dies. Ähnliche Kontakte zu seinen Kollegen pflegte Cassirer nicht. 1

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Literatur (die Ausnahme war eine philosophische Übung von Paulsen zu Hume). Im SS 1894 besuchte er Georg Simmels Lehrveranstaltung über »Sociologie« sowie »Die Philosophie Kants«. Fünfzig Jahre später erinnerte sich Cassirer, daß er es damals paradox fand, als Simmel sagte, die besten Werke zu Kants Philosophie seien von Hermann Cohen, aber daß er selbst sie nicht verstehen könne. Diese Ungereimtheit wurde für ihn eine Herausforderung. Cassirer setzte sein Studium im folgenden Semester in Berlin fort, wechselte aber im SS 1895 nach München, wo er drei Semester (SS 1895 bis SS 1896) bei Theodor Lipps hörte. Erst im WS 1896/97 ging er nach Marburg, wo er sechs Semester verbrachte, bis er am 19. Juli 1899 mit einer Arbeit über Descartes’ Kritik der mathematischen und naturwissenschaftlichen Erkenntnis (ECW 1, S. 1–93) bei Hermann Cohen promovierte. Schon früh zeigte Cassirer besondere Begabungen, vor allem ein ungewöhnliches Gedächtnis, das ihm erlaubte, Texte seitenweise ohne jede Einübung mühelos auswendig zu zitieren, und er verfügte gleichermaßen über musische und wissenschaftliche Fähigkeiten. Der Philosoph Jonas Cohn erinnert sich, wie er Cassirer einmal im Jahre 1895 am Starnberger See unter künstlerischen Freunden antraf, und fügt hinzu: Von vornherein lebte in Ernst Cassirer ein künstlerischer Geist, dem er mit Hilfe seiner Anlage zu klarer eindrucksvoller Darstellung in wissenschaftlichen Schriften und Vorträgen Gestalt geben konnte.3 Dies bestätigt Max Tau, der spätere erste Friedenspreisträger des deutschen Buchhandels, der Cassirers Haus in den 20er Jahren in der Hamburger Blumenstraße 26 als das Haus eines Künstlers beschreibt. Tau berichtet, daß er einmal bei Cassirer über die schlechte Sprache in literaturwissenschaftlichen Arbeiten klagte und jener darauf antwortete: Das beste Deutsch haben oft die Naturwissenschaftler geschrieben. Lesen Sie Helmholtz, studieren Sie seine Schriften; Sie werden darin vielleicht vieles von dem finden, was Sie suchen.4 Cassirers Lehrer in Marburg, Cohen und Natorp, vertraten eine an der Naturwissenschaft orientierte Erkenntnistheorie. Cohens Auffassung der transzendentalen »Methode« Kants übernahm Cassirer, interpretierte sie seit den 1920er Jahren jedoch eigenständig. Anstatt mit Wissenschaft und theoretischer Erkenntnis zu beginnen, setzte Cassirer beim Weltverstehen des handelnden Menschen an. In seinen Ausführungen zum mythischen Denken betonte er das Primat des Wirkens: Nicht das bloße Betrachten, sondern das Tun bildet vielmehr den Mittelpunkt, Jonas Cohn, Ernst Cassirer, Nachruf, in: Die Zeitung (London), Ausg. vom 1. 6. 1945, 5. Jg., Nr. 430, S. 2. 4 Max Tau, Das Land das ich verlassen mußte, Hamburg 1961, S. 129. 3

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von dem für den Menschen die geistige Organisation der Wirklichkeit ihren Ausgang nimmt.5 Nach seiner Promotion zog Cassirer nach Berlin, wo er 1901 Toni Bondy, eine Cousine aus Wien, kennenlernte. Am 16. September 1902 wurde sie seine Frau. Die Cassirers lebten zunächst in München, zogen aber im Oktober 1903 wieder nach Berlin, wo sie bis September 1919 blieben, die längste Zeit, die Ernst Cassirer je an einem Ort gewirkt hat. Dort wuchsen auch die drei Kinder, Heinrich, Georg und Anne auf. In diesen Jahren war Cassirer auf die finanzielle Unterstützung seines wohlhabenden Elternhauses angewiesen. Seine Versuche, sich in Berlin oder auswärts zu habilitieren, scheiterten – wie man es ausdrückte – an der »Methode« seines Lehrers Hermann Cohen. Natorp berichtet in einem Brief an Görland vom 13. Januar 1902, nachdem Cassirer von einer erfolglosen Reise nach Straßburg zurückkam: Hier hat man nun direkt gesagt, dass es der Jude ist, den man ablehnt. In Berlin schrieb Cassirer an seinem großen Werk Das Erkenntnisproblem in der Philosophie und Wissenschaft der neueren Zeit, dessen erster Band 1906 erschien (Band zwei ein Jahr später). Die Schrift legte er der Berliner Fakultät als Habilitationsleistung vor. Dilthey, der gegen das erste Habilitationsanliegen Cassirers mit dem 1902 erschienenen Buch Leibniz’ System (ECW 1) Bedenken geäußert hatte, schrieb in seinem Gutachten vom 28. Juni 1906, daß sich in Cassirers jetzt vorliegender Schrift die Mängel einer subjektiven Methode nicht im selben Maße geltend machten. Am 26. Juli 1906 legte Cassirer seine Probevorlesung ab und bekam die venia legendi für Philosophie verliehen. Das Thema der Vorlesung war Substanzbegriff und Funktionsbegriff.6 In den nächsten Jahren behandelte er diese Problematik in seinem ersten systematischen Werk, dem gleichnamigen Buch von 1910, eingehend. Am 11. August hielt er seine Antrittsvorlesung: Die Vernunftkritik in ihrem Verhältnis zur Wissenschaft des achtzehnten Jahrhunderts, und im Wintersemester begann seine 13-jährige Tätigkeit an der Berliner Universität. In diesen Jahren stand Ernst Cassirer in enger Verbindung mit den Berliner Cassirers. Dazu zählten Menschen, die das Leben der Stadt prägten: Sein Onkel, der Industrielle Max Cassirer, wirkte 1896–1919 ehrenamtlich als Stadtrat in Charlottenburg. Cassirers Vetter Richard Cassirer war ein angesehener Neurologe, der auch an der Berliner Universität lehrte. Ein anderer Vetter, der Komponist Fritz Cassirer, wirkte Ernst Cassirer, Philosophie der symbolischen Formen. Zweiter Teil. Das mythische Denken, Berlin 1925, jetzt ECW 12, 183. 6 Diese Vorlesung erscheint in ECN 8: Vorlesungen und Vorträge zu philosophischen Problemen der Wissenschaften 1907–1945. 5

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seit 1907 als Kapellmeister an der Berliner Komischen Oper, wo er sich u. a. für die Werke von Frederic Delius einsetzte. Einem weiteren Vetter, dem Kunstbuch-Verleger Bruno Cassirer, stand Ernst Cassirer nicht nur persönlich nah; er war auch Autor seines Verlags. Bruno Cassirers Programm, das sich auf Kunst und Literatur beschränkte, wurde durch Ernst Cassirers Einfluß auf Philosophie ausgedehnt. Ihr größtes gemeinsames Projekt war die zehnbändige Ausgabe von Immanuel Kants Werken, die Ernst Cassirer zwischen 1912–1922 herausgab. Diese Ausgabe – die bis dahin umfangreichste – ist in ihrer Ausstattung bis heute die wohl schönste. In einem Gratulationsschreiben zu Brunos 60. Geburtstag meinte Ernst Cassirer, die Kant-Ausgabe sei deshalb so schön geworden, weil sein Vetter der Philosophie niemals ganz verziehen hatte, daß sie ohne Bilder auskomme und deshalb der Fürsorge des auf Kunstbücher spezialisierten Bruno Cassirer Verlages nicht bedürfe. Durch Bruno Cassirer und vor allem durch den Kunsthändler und Verleger Paul Cassirer kam Ernst Cassirer mit den neuesten europäischen Kunstrichtungen – mit Impressionismus und Expressionismus – früh in Kontakt. In der von Paul Cassirer zunächst gemeinsam mit Bruno geführten, 1898 eröffneten Cassirer-Galerie in der Viktoriastraße 35 wurden Cezanne, Manet, Monet, Munch, Van Gogh und viele andere – oft zum ersten Mal in Deutschland – ausgestellt. Zusammen mit dem Kunstmaler Max Liebermann war Paul Cassirer eine der treibenden Kräfte in der seit 1899 bestehenden Berliner Sezession sowie deren späterer Präsident. Mindestens einmal hat Ernst Cassirer einen Abendvortrag in Paul Cassirers Salon gehalten. Am 6. März 1924 sprach er dort zum Thema Der Begriff der Form als Problem der Philosophie.7 In Berlin kam Cassirer aber auch mit vielen anderen Personen des öffentlichen Lebens zusammen, so z. B. mit dem damals jungen vortragenden Rat in der Reichskanzlei, Kurt Riezler, mit dem er über Kultur und Politik diskutierte. Als Riezler später Kurator der Universität Frankfurt wurde, hatte er Gelegenheit, seiner Verehrung für Cassirer Ausdruck zu verleihen. Cassirer war ein erfolgreicher Hochschullehrer. Im WS 1911/12 besuchten 120–130 Hörer sein Kant-Kolleg. Unter Cassirers Hörern in den Berliner Jahren befanden sich viele später bekannt gewordene Personen, darunter der junge Kurt Weill. Seinen früheren Lehrer Georg Simmel hatte Cassirer nun zum Kollegen. Er selbst hat sich bezüglich seiner Die gedruckte Einladung zum Vortrag bei Paul Cassirer, Viktoriastraße 35, nennt als Einladende neben dem Paul Cassirer Verlag das Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht. Einladung an Seine Excellenz Herrn Wirkl. Geh. Rat Dr. von Bode, in: Wilhelm von Bode Nachlaß, Zentralarchiv der Staatlichen Museen zu Berlin, Signatur 1207. 7

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Qualitäten als Lehrer skeptisch geäußert. In einem Dankesschreiben an ehemalige Doktoranten, die ihm zu seinem 60. Geburtstag eine eigene (mit Schreibmaschine produzierte) Festschrift geschenkt hatten, schrieb er: Ich selbst bin vielleicht niemals ein guter und eigentlicher philosophischer ›Lehrer‹ gewesen – denn mir fehlte der Glaube an die Möglichkeit und Notwendigkeit schulmässiger Bindungen im Gebiet der Philosophie (an Kristeller, 29. 7. 1934). Hörer von Cassirers Lehrveranstaltungen waren jedoch anderer Meinung. In dem Fakultätsgutachten aus dem Jahr 1919 über die Besetzung der Philosophieprofessur in Hamburg wurde Cassirer aus einer Reihe von Gründen auf Platz eins gesetzt, nicht zuletzt jedoch wegen seines Rufs als Lehrer.8 Im Jahre 1928 bereiste der amerikanische Philosoph und spätere College-Präsident Julius Bixler Deutschland und hörte Vorlesungen an verschiedenen deutschen Universitäten, unter anderem bei Karl Jaspers und Martin Heidegger. Es war aber gerade die Vorlesung Cassirers, die auf ihn den tiefsten Eindruck machte.9 Das Erkenntnisproblem war wegen seiner historischen Fundiertheit und originellen Interpretation der neuzeitlichen Philosophie (es setzte bei der Renaissance und Nikolaus Cusanus als erstem modernen Denker – anstatt bei Descartes – ein) viel gelesen und wurde im Juli 1914 mit der Goldenen Kuno-Fischer-Medaille der Universität Heidelberg ausgezeichnet. Die neuartige systematische Orientierung in Cassirers Buch Substanzbegriff und Funktionsbegriff (1910) brachte Cassirer 1913 eine Einladung zu einer Gastprofessur an der Harvard University ein – die er jedoch ablehnte. Die Einladung kam zur Zeit einer großen Krise im Fach Philosophie in Harvard, als man dort – nach einer Blütezeit, in der es von William James geleitet wurde – um die Zukunft bangte. Zu dieser Zeit unterrichtete dort neben Josiah Royce nur noch Hugo Münsterberg; beide standen hinter der Einladung an Cassirer. Royce war ein ausgezeichneter Kenner der deutschen Philosophie, und Münsterberg, der selbst Deutscher war, kannte die Gegenwartsphilosophie Deutschlands ebenfalls sehr gut. Daß diese Wahl eine Ehre bedeutete, war Cassirer klar, aber vielleicht nicht, wie sehr man an ihm interessiert war. Der Geschäftsführer, Ralph Barton Perry, war sogar bereit, das Angebot auf das folgende Jahr zu verschieben. Selbst der Präsident von Harvard, Lawrence Dekan der geisteswissenschaftlichen Fakultät an Bürgermeister von Melle, 4. Juni 1919, StA HH 361–5 II (Hochschulwesen II), A i 3 / 8, Blatt 2, verso: Auch als Dozent wird Cassirer ausserordentlich gerühmt. Seine Vorlesungen und Uebungen gehören, obgleich er nicht Examinator ist, zu den meist besuchten in der grossen Fülle von philosophischen Vorlesungen in Berlin. 9 Julius Seelye Bixler, German Recollections. Some of my Best Friends were Philosophers, Waterville, Maine, 1985, S, 49–54, S. 50: It seemed as if we were being offered a living and dynamic illustration of how the reasoning process itself works. 8

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Lowell, der sich 1913 in Berlin aufhielt, suchte Cassirer dort persönlich auf, um ihn zur Annahme des Angebots zu bewegen. Cassirer war jedoch zu diesem Zeitpunkt bereits in den Sommerferien. Nicht einmal der Hinweis, daß er neben Bertrand Russell als Gastprofessor unterrichten würde, konnte Cassirer zur Annahme des Angebots bewegen, da es die Trennung der Familie auf lange Zeit bedeutet hätte. Ab Ende 1916 arbeitete Cassirer im Kriegspresseamt in Berlin. Monatelang, selbst sonntags, verbrachte er seine Vormittage dort, um die Berichterstattungen der französischen Presse zu lesen und zusammenzufassen.10 In diese Zeit fällt die »Bauch-Affaire«.11 Bruno Bauch, Professor für Philosophie in Jena, war ein Herausgeber der Kant-Studien, der angesehensten Philosophiezeitschrift Deutschlands. Im Jahre 1916 veröffentlichte Bauch einen langen Leserbrief in einer völkischen Zeitschrift, Der Panther (Jg. 4, Heft 6: Juni 1916), in dem er Cassirers Lehrer Hermann Cohen die Fähigkeit absprach, Kant verstehen zu können, weil Cohen als Jude Ausländer sei.12 Dieser Angriff verband intellektuelle Diffamierung mit der Infragestellung von nationaler Treue, was gerade in Kriegszeiten noch verletzender wirkte. Daß dieser Leserbrief von einem Herausgeber der Kant-Studien stammte, führte zu einer Krise in der Kant-Gesellschaft. Cohen, der seit seiner Emeritierung 1912 an der Lehranstalt für die Wissenschaft des Judentums in Berlin tätig war, und Cassirer waren nicht bereit, die Äußerungen Bauchs hinzunehmen, und Cassirer schrieb eine Stellungnahme dazu für die Kant-Studien. Bauch reagierte, indem er von der Redaktion der Kant-Studien zurücktrat, ohne sich von seinen Äußerungen zu distanzieren. Cassirers Entgegnung wurde daraufhin in den Kant-Studien nicht mehr veröffentlicht. Mit Bauchs Rücktritt war das eigentliche Problem jedoch keineswegs aus der Welt geschafft. Die gleiche Haltung gegenüber Cohen sorgte buchstäblich für Schlagzeilen, als der Wiener Philosophieprofessor Othmar Spann am 23. Februar 1929 einen Vortrag im Auditorium Maximum der Münchner Universität zum Thema Die Kulturkrise der Gegenwart hielt und dabei vor allem den »Neu-Kantianismus« angriff. Hermann Cohen war inzwischen verstorben, und Spann bezeichnete diesmal sowohl Cohen als auch Ernst Cassirer als zwei Fremde, die Kant, den Deutschen, falsch interpretier-

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Dafür wurde ihm im August 1918 das Verdienstkreuz für Kriegshilfe verlie-

hen. Vgl. Helmut Holzhey, Cohen und Natorp, 2 Bde., Basel und Stuttgart 1986, bes. Bd. 2, S. 449–51, 460–64, 469. 12 Siehe Bruno Bauch, Leserbrief, in: Der Panther (Jahrgang 4, Heft 6: Juni 1916), S. 742–746 (ECN 9, S. 279–284); vgl. Bauch, Zum Begriff der Nation, in: Kant-Studien 21 (1917), S. 139–162. 11

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ten.13 Diese öffentliche Verleumdung in einer deutschen Hochschule ging durch die gesamte deutsche Tagespresse. Nach dem ersten Weltkrieg eröffneten die neuen politischen Verhältnisse Cassirer neue Wirkungsmöglichkeiten. Cassirer nahm den Ruf der neugegründeten Universität Hamburg an und begann im Oktober 1919 die schaffensreichste Periode seines Lebens. Das Philosophische Seminar der Universität war zusammen mit dem Institut für Psychologie im Seminargebäude am Bornplatz gegenüber der Hauptsynagoge untergebracht. Cassirer teilte seine Räumlichkeiten mit den Psychologen William Stern und Heinz Werner. Diese Nähe war allen willkommen, da Cassirer psychologische Forschungen und besonders die Sprachpsychologie, etwa wie sie Stern in seinem mit seiner Frau Clara gemeinsam verfaßten Buch Die Kindersprache (1907) entwickelte, in seine Sprachphilosophie miteinbezog. Cassirer half William Stern bei der Organisation des erfolgreichen 12. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Psychologie, der vom 12. bis 16. April 1931 in Hamburg stattfand. Cassirers Kongreßbeitrag Die Sprache und der Aufbau der Gegenstandswelt (ECW 18, S. 111–126) gehört zu seinen besten Abhandlungen. Cassirer hatte auch im Jahr zuvor den vierten Kongreß für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft, der vom 7. bis 9. Oktober 1930 in Hamburg stattfand, mitorganisiert. Sein Kongreßbeitrag, Mythischer, ästhetischer und theoretischer Raum (ECW 17, S. 411–427), zählt zu seinen systematisch wichtigsten Arbeiten. Als Ordinarius hatte Cassirer nun eine ganze Reihe von Doktoranden. Dazu zählten der später in der amerikanischen Emigration bekannt gewordene Leo Strauss, der 1921 mit einer Arbeit über Das Erkenntnisproblem in der philosophischen Lehre F. H. Jacobis bei Cassirer promovierte. Ebenfalls 1921 promovierte Gertrud Bing, spätere Direktorin des Warburg Instituts in London, bei Cassirer mit der Arbeit Der Begriff des Notwendigen bei Lessing. Edgar Wind promovierte 1922 bei Cassirer und Panofsky mit einer philosophischen Arbeit des Titels Ästhetischer und kunstwissenschaftlicher Gegenstand. Andere später bekannt gewordene Studenten Cassirers waren Joachim Ritter, der 1925 eine Dissertation über Gott, Welt, Geist. Probleme der Theorie des Nichtwissens in den frühen Schriften des Nikolaus Cusanus schrieb, und Erich Weill, der 1928 mit einer Arbeit über Des Pietro Pomponazzi Lehre von dem Menschen und der Welt promovierte. Daß diese letzteren über Renaissancephilosophen arbeiteten, weist auf Cassirers Interesse an dieser Epoche hin. Dieses Interesse verband ihn mit Forschern aus dem Kreis seines FreunMitteilungen des Kampfbundes für deutsche Kultur, 1. Jahrgang, Nr. 3, März 1929, S. 1–12 (34–44). Auf S. 47 findet sich ein Pressespiegel, in dem von der Reaktion vieler Zeitungen auf den Vortrag berichtet wird. 13

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des, des Cusanusforschers Ernst Hoffmann in Heidelberg, besonders mit Raymond Klibansky und Paul Oskar Kristeller. Klibansky, der auch zwei Semester (1926/27) in Hamburg studierte, gehörte mit Bing, Wind und anderen zum Kreis um eine weitere wissenschaftliche Einrichtung in Hamburg, die neben der Universität für Cassirers Hamburger Jahre von großer Bedeutung war: die Bibliothek Warburg. Die Bibliothek Warburg und ihr Gründer, Aby Warburg, beeinflußten Cassirers philosophische Entwicklung nachhaltig. Seine ersten Kontakte mit der Bibliothek fanden 1920 statt, als sie noch in Warburgs Haus in der Heilwigstraße untergebracht war. Der Kunsthistoriker Fritz Saxl, stellvertretender Direktor der Bibliothek, zeigte Cassirer die Bibliothek am 27. November 1920 zum ersten Mal. Die Sammlung von 20.000 Büchern umfaßte Werke zur Kulturgeschichte mit Rücksicht auf den Primat des Bildhaften und des Symbols. Diese systematischen Gesichtspunkte gaben den roten Faden für eine Sammlung, die quer durch alle Gebiete der Kulturgeschichte ging. Gerade das Problem des emotional-körperlichen Ausdrucks und seine Fixierung in Symbolen war das Thema, das fortan im Mittelpunkt von Cassirers Forschungen stehen und das Besondere seiner eigenen systematischen Philosophie werden sollte. Die »Philosophie der symbolischen Formen« hätte vielleicht auch andernorts entstehen können, aber es kann kein Zweifel daran bestehen, daß sie hier in der Bibliothek Warburg den idealen Nährboden gefunden hat. Schon bei seinem ersten Besuch, meinte Saxl, habe Cassirer die Bibliothek sofort verstanden. Den Eindruck, den dieser erste Besuch auf ihn machte, hat Cassirer selbst neun Jahre später in seiner Gedenkrede auf Aby Warburg beschrieben. Es war nicht, sagte Cassirer, der geduldige Sammelfleiß eines Bibliophilen oder die emsige Arbeit eines bloßen Gelehrten, der diese Sammlung zusammengebracht hat. Es war eine Persönlichkeit und ein Schicksal: Ich begriff beides, und ich erlag der Gewalt, die von beiden ausging, noch ehe ich Warburg gesehen und ehe ich ein Wort mit ihm gewechselt hatte (ECW 17, S. 370). Cassirer stand seit Mitte 1921 mit Warburg in schriftlichem Kontakt, begegnete ihm persönlich aber erst 1924. Unter dem Druck des Weltkrieges leidend, befand sich Warburg seit 1918 zur Behandlung einer sich zuspitzenden seelischen Erkrankung in Ludwig Binswangers Klinik in Kreuzlingen. Aus der Begegnung zwischen Cassirer und Warburg erwuchs eine tiefe Freundschaft, die Warburgs Genesung und Rückkehr nach Hamburg beförderte. Cassirer kam zu den kulturwissenschaftlichen Forschungen in der Bibliothek Warburg nach einer längeren Beschäftigung mit der Relativitätstheorie Einsteins, auf Grund derer er in schriftlichem und persönlichem Kontakt mit Einstein stand. Es ist für Cassirer typisch, daß er dabei die

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Gegensätzlichkeit dieser Forschungsinteressen nicht zu mildern, sondern geradezu aufeinanderstoßen zu lassen versuchte. So hat er z. B. im WS 1920/1921 mittwochs eine Lehrveranstaltung über »Die philosophischen Probleme der Relativitätstheorie« und am nächsten Tag zur gleichen Stunde eine zu »Schillers philosophischer Weltansicht« angesetzt. Die Bibliothek Warburg wurde zum Mittelpunkt für Cassirers Arbeit. Seine originellsten Schriften wie Die Begriffsform im mythischen Denken (1922), Sprache und Mythos (1925) und sein Hauptwerk: die dreibändige Philosophie der symbolischen Formen sind entweder ursprünglich Vorträge in der Warburg-Bibliothek gewesen oder in ihren Räumen verfaßt. Saxl, Bing und Wind kamen Cassirer in jeder Hinsicht entgegen. Er erhielt neuangeschaffte Bücher ins Haus geliefert, bevor sie ins Magazin kamen; mehr noch, er bekam Bücherpakete an Sommerurlaubsorte in der Schweiz oder Österreich zugeschickt. Als die dreibändige Philosophie der symbolischen Formen abgeschlossen war, hat Warburg die Erarbeitung des separaten Registers in die Wege geleitet. Als die Bibliothek im Jahre 1926 ihr eigenes Haus bezog, wurde sie Kulturwissenschaftliche Bibliothek Warburg genannt oder – wie Warburg es gern tat – einfach »KBW«. Am 1. Mai hielt Cassirer die Eröffnungsrede: Freiheit und Notwendigkeit in der Philosophie der Renaissance. Das Thema verband Cassirers und Warburgs kulturwissenschaftliche Forschungsinteressen: das Problem der Grenzen menschlicher Freiheit und die Epoche der Renaissance. Cassirers klassisch gewordenes Werk Individuum und Kosmos in der Philosophie der Renaissance (1926) widmete er Warburg zu seinem 60. Geburtstag. In der Vorrede würdigte Cassirer neben der Besonderheit der KBW als Bibliothek vor allem ihre Arbeitsgemeinschaft (ECW 14, S. XI). Zu dieser Arbeitsgemeinschaft gehörten noch einige andere Personen, mit denen Cassirer ebenfalls wissenschaftlich verbunden war. Der Kunsthistoriker Erwin Panofsky, ab 1927 Professor des Faches an der Universität, hielt schon 1921 Seminare in der Bibliothek Warburg. Cassirer besuchte Panofskys Vorlesungen in der Universität und umgekehrt. Panofskys Idea: Ein Beitrag zur Begriffsgeschichte der älteren Kunsttheorie (1924) ist angeregt worden durch Cassirers Text Eidos und Eidolon. Das Problem des Schönen und der Kunst in Platons Dialogen (1924), den er 1923 als Vortrag in der Bibliothek Warburg hielt. Ein weiteres Resultat ihrer Zusammenarbeit ist in Panofskys im Titel schon an Cassirers Philosophie anklingender Abhandlung Die Perspektive als symbolische Form (1927)14 zu sehen. Edgar Wind, der später der Erwin Panofsky, Perspektive als symbolische Form, in: Vorträge der Bibliothek Warburg 1924–25. Leipzig/Berlin 1927, S. 258–330. 14

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erste Inhaber des Lehrstuhls für Kunstgeschichte an der University of Oxford wurde, habilitierte sich bei Cassirer und Panofsky mit seiner Schrift Das Experiment und die Metaphysik (1934). Wind, der 1928 bis 1933 Assistent in der KBW war, zählte, wie auch Cassirers Student Walter Solmitz, zu den von Warburg und Cassirer am meisten geschätzten jüngeren Forschern. Mit dem Kunsthistoriker Fritz Saxl, dem späteren Direktor nach Warburgs Tod, blieb Cassirer immer in Kontakt, auch nach der Umsiedlung der Bibliothek 1933 nach London. Jahre später im Exil nannte Cassirer seine Forschungen in der Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Warburg den archimedischen Punkt seiner Arbeit (Cassirer an Fritz Saxl, 11. September 1936). Von Cassirers erstem Treffen mit Warburg bis zu dessen plötzlichem Tod am 26. Oktober 1929 entwickelte sich zwischen ihnen eine enge Freundschaft. Diese wurde einer starken Probe ausgesetzt, als Cassirer 1928 einen Ruf nach Frankfurt erhielt, wo er die Nachfolge des verstorbenen, selbst neu nach Frankfurt berufenen Max Scheler antreten sollte. Kurator der Universität Frankfurt war nun der alte Berliner Freund Kurt Riezler, der alles versuchte, den geschätzten Cassirer nach Frankfurt zu holen. Gleichzeitig erging ein zweiter Ruf an Cassirer aus Köln, wo Scheler zuvor tätig gewesen war. Am 20. Juni wurde die erste Mitteilung von Cassirers Frankfurter Berufung bekanntgegeben. Schon am 23. Juni erschien im Hamburger Fremdenblatt (Nr. 173) der Artikel Warum Hamburg den Philosophen Ernst Cassirer nicht verlieren darf von Aby Warburg. Warburg ließ einen Sonderdruck davon an 68 ausgesuchte Personen versenden, die, so hoffte er, zusammen mit ihm imstande wären, Cassirer dazu zu bewegen, in Hamburg zu bleiben. Ebenfalls am 23. Juni 1928 erhielt Cassirer eine Anfrage des Hamburger Senats, ob er bereit wäre, im August des Jahres die Festrede im Rathaus zur Verfassungsfeier zu halten, wobei man der Hoffnung Ausdruck gab, daß er die Hamburger Universität nicht verlassen werde. Cassirer fuhr vom 30. Juni bis 3. Juli nach Frankfurt, um Verhandlungen zu führen. Warburg sah in dem möglichen Weggang Cassirers nicht nur den Verlust seiner wissenschaftlichen Beziehungen zu ihm, sondern auch die Gefährdung der Arbeit der kommenden Generationen in Hamburg. Nach seiner Rückkehr aus Frankfurt ging Cassirer direkt zu Warburg, um die Situation zu besprechen. Anschließend schrieb Cassirer seinem Vetter und Jugendfreund, dem in Frankfurt tätigen Neurologen und Gestalttheoretiker Kurt Goldstein, daß er in Hamburg bleiben werde, da er vor allem die menschlichen und sachlichen Beziehungen zu Warburg nicht lösen könne (Cassirer an Goldstein, 10. 7. 1928). Am 24. Juli wird Cassirers Absage an Frankfurt im Hamburger Fremdenblatt (Morgenausgabe, Nr. 204 a) gemeldet.

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Mit Kurt Goldstein arbeitete Cassirer seit den frühen 20er Jahren enger zusammen. Er las Goldsteins und die mit Adhémar Gelb gemeinsam verfaßten Arbeiten zur Aphasie und besuchte Goldsteins Klinik in Frankfurt am Main, um an der Visitation der Patienten teilzunehmen. Auch in Hamburg hat er bei Prof. Heinrich Embden im Barmbeker Krankenhaus Aphasiefälle gesehen. In der klinischen Unterscheidung Goldsteins zwischen dem konkreten Verhalten der Aphasiekranken und dem abstrakten (kategorialen) Verhalten des gesunden Menschen erblickte Cassirer eine Illustration und Bestätigung seiner Auffassung von der Rolle der verschiedenen symbolischen Funktionen für das Weltverstehen und Handeln des Menschen. Die Resultate sind in das Kapitel über Die Pathologie des Symbolbewußtseins im dritten Band der Philosophie der symbolischen Formen eingegangen (ECW 13, S. 234–322). Cassirers Forschungen zur Pathologie konvergierten mit seinem Interesse in diesen Jahren für die Biologie Jakob von Uexkülls. Uexküll war seit 1926 Professor der Hamburger Universität und Leiter des Instituts für Umweltforschung, in dessen Räumen auch Cassirer Vorträge hörte. Bei einem Vortrag von Uexküll über Das Duftfeld des Hundes, in dem er ausführte, wie bei Hunden alles innerhalb ihres Duftfeldes zum Eigentum des Hundes wird,15 eröffnete Cassirer die Diskussion: Rousseau hat gesagt, den ersten Menschen, der einen Zaun zog und sagte, das ist mein, hätte man erschlagen müssen. Nach dem Vortrag von Professor von Uexküll wissen wir, daß das nicht genügt hätte. Man hätte den ersten Hund erschlagen müssen.16 Die Kontakte zu Uexküll gaben Cassirer Anregungen zur Entwicklung seiner eigenen philosophischen Anthropologie. Cassirer stand in den späten zwanziger und frühen dreißiger Jahren auf dem Höhepunkt seiner akademischen Laufbahn. 1927 wurde er vom King’s College an der University of London zu Gastvorträgen eingeladen. Am 17. Dezember 1929 wurde er zum membre associé étranger der Pariser Société française de psychologie ernannt. Am 28. Mai 1931 wurde er auf der Tagung der Kant-Gesellschaft in Halle Ehrenmitglied. 1932 wurde er nach Paris zu Vorträgen in das Institut d’Études Germaniques an der Sorbonne eingeladen. Unter den Einladungen zu auswärtigen Vorträgen dieser Jahre ist eine von besonderem philosophie- bzw. zeitgeschichtlichem Interesse. In seiner Philosophie der symbolischen Formen entwickelte Cassirer einen eigenen theoretischen Ansatz, der Das Duftfeld des Hundes. Von Prof. Dr. Jakob von Uexküll und Dr. Emanuel Georg Sarris, in: Forschungen und Fortschritte, 7. Jahrg., Nr. 17, 10. Juni 1931, S. 242–243. 16 Gudrun von Uexküll, Jakob von Uexküll. Seine Welt und seine Umwelt, Hamburg 1964, S. 168f. 15

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aber in vielen Hinsichten mit der damals aufkommenden Phänomenologie von Edmund Husserl vergleichbar war. Es erregte deshalb großes Aufsehen, als sich Cassirer mit einem neuen Vertreter dieser Richtung, Martin Heidegger, zu einer öffentlichen Disputation bei den 2. Davoser Hochschulkursen vom 17. März – 6. April 1929 traf. Die Davoser Hochschulkurse wurden begründet, um einen Beitrag zur deutsch-französischen Versöhnung zu leisten, und sie zogen viele bekannte Hochschullehrer und Studenten aus verschiedenen europäischen Ländern an. Als Höhepunkt der Kurse 1929 galt die Disputation am 26. März zwischen Cassirer und Heidegger. Cassirer hatte mit Heidegger schon im Dezember 1923 anläßlich eines Vortrags von Heidegger bei der Hamburgischen Ortsgruppe der Kantgesellschaft gesprochen, und sie hatten dabei – laut Heidegger – ihre Übereinstimmung in der Forderung einer existenzialen Analytik feststellen können.17 Dennoch galten sie als Vertreter verschiedener Generationen. Die mit Spannung erwartete Auseinandersetzung lief sachlich ab – von der einleitenden Diskussion der Interpretation Kants bis zu den Aussprachen über das Problem der Endlichkeit des Menschen und des Todes: Anstatt zwei Welten aufeinander prallen zu sehen, genoß man höchstens das Schauspiel, wie ein sehr netter Mensch und ein sehr heftiger Mensch, der sich auch furchtbare Mühe gab, nett zu sein, Monologe redeten. Trotzdem taten alle Zuhörer sehr ergriffen und beglückwünschten sich gegenseitig dazu, dabei gewesen zu sein. So hieß es in einem Bericht der Neuen Zürcher Zeitung (Nr. 617, 10. April 1929). Daß es zu keiner Konfrontation kam, täuschte aber nicht darüber hinweg, daß beide ganz verschiedene Einstellungen hatten und auch verschiedene Wege wiesen. Cassirer und Heidegger hatten noch weitere Kontakte, aber mit dem Erscheinen von Heideggers Kantbuch Ende 1929 entstand eine Zäsur. Cassirers Rezension in den Kant-Studien (36: 1, 1931) war, obwohl ausgewogen, nicht mehr konziliant; er verlangte eine restitutio in integram der Kantschen Philosophie, nachdem Heidegger wie mit Waffengewalt in das Kantsche System eingedrungen war. Die Rezension spricht eine für Cassirer ungewöhnliche Sprache, denn Heidegger machte in Cassirers Augen Dinge durch Entstellung strittig: Kant ist und bleibt – in dem erhabensten und schönsten Sinne dieses Wortes – ein Denker der Au f k l ä ru n g: er strebt ins Lichte und Helle, auch wo er den tiefsten und verborgensten »Gründen« des Seins nachsinnt […] Heideggers Philosophie steht dagegen von Anfang an gleichsam unter einem anderen St i l p ri n zi p (ECW 17, S. 247).

Martin Heidegger, Sein und Zeit (1927), 12., unveränderte Aufl., Tübingen 1972, S. 51, Anm. 1. 17

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Beide Philosophen wiesen verschiedene Wege: die Orientierung am Geschick oder am Idealen. Ihre Wege trennten sich spätestens am 27. Mai 1933 endgültig, als Heidegger in seiner Freiburger Rektoratsrede in Freiburg Die Selbstbehauptung der deutschen Universität pries. Cassirer war zu diesem Zeitpunkt bereits auf Grund des am 7. April verabschiedeten Reichsgesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums von seinem Hamburger Lehrstuhl entfernt worden. Zu den politischen Spannungen der 20er Jahre hatte Cassirer als entschiedener Verteidiger der Weimarer Republik eine konsequente Einstellung. Als am 22. Juni 1922 Walter Rathenau ermordet wurde, brach Cassirer seine Vorlesung ab, um zu den Studenten zu sprechen. Wiederholt gab er seinem Vertrauen in die deutsche Republik Ausdruck; die Vorbehalte gerade vieler Akademiker gegenüber der Weimarer Republik teilte Cassirer nicht. Er war kein »Vernunftrepublikaner«, sondern Anhänger der Republik aus tiefster Überzeugung. In seiner Rede Die Idee der Republikanischen Verfassung (ECW 17, S. 291–307) versuchte er zu zeigen, daß die Republik nicht, wie ihre Gegner meinten, etwas »Undeutsches« sei, sondern daß sie ursprünglich in der deutschen Philosophie – vor allem bei Leibniz – ihre Begründung hatte, ja, daß die »Idee« der republikanischen Verfassung von ihrem Ursprung in Deutschland auf Frankreich und England übergegriffen habe. Dies war nicht bloße Rhetorik, gemünzt auf die Zeitumstände; die Argumente dafür hatte Cassirer bereits in seinem ersten Buch Leibniz’ System (ECW 1, S. 403–411) formuliert. Dort führt er aus, wie bei Leibniz – im Widerspruch zu absolutistischen Theorien – ein Staat nur durch die Anerkennung der unveräußerlichen Rechte jedes Individuums Legitimität gewinnt. Cassirers Interesse an philosophischer Anthropologie reflektiert diese Anschauung: Der Versuch, die Grenzen der Staatsgewalt aufzuzeigen und die demokratische Staatsform als Garant für die Einhaltung dieser Grenzen zu zeigen, braucht eine Antwort auf die Frage: Was ist der »Mensch«, da nur dies eine Theorie vom »Menschenrecht« möglich macht. Cassirer war im akademischen Jahr 1929–1930 Rektor der Universität Hamburg. Neben den repräsentativen und verwaltungstechnischen Aufgaben versuchte er eine gute Atmosphäre an der Universität zu schaffen. Als Rektor luden er und seine Frau am 24. Januar 1930 Studierende und Universitätsangehörige zu einem »Geselligen Abend« im »Uhlenhorster Fährhaus« ein, wo es nach einem Essen und einem Konzert mit Werken von Corelli, Debussy und Schumann am späten Abend eine kabarettistische Darbietung gab – laut Programm außerhalb des redaktionellen Teils und ohne Verantwortung der Redaktion unter dem Titel Die fünfte Fakultät: ein sehr kritisches aber idealistisches Spiel mit symbolischen

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Formen in fünf Bildern.18 Daß Cassirer sich auf die Schippe nehmen ließ, zeigt neben seinem Sinn für Humor den guten Geist, der an der Hamburger Universität herrschte. Als Rektor stand er aber auch in der politischen Öffentlichkeit. Cassirers Auftritte im Namen der Universität erhielten zwangsläufig eine politische Bedeutung. Seine Rede zur akademischen Feier der Reichsgründung am 18. Januar 1930 wurde vom Studentenbund der NSDAP boykottiert. In seiner Rede Wandlungen der Staatsgesinnung und der Staatstheorie in der deutschen Geistesgeschichte anläßlich der (ersten und einzigen) universitären Feier zum Tag der republikanischen Verfassung am 22. Juli 1930, die Cassirer durchgesetzt hatte, unterstrich er, daß der Staat als Ganzes ein Raum ist, in dem man Gegensätze austragen oder zumindest ertragen kann. Der Grundgedanke von Cassirers »Philosophie der symbolischen Formen« fand Ausdruck in diesem Plädoyer für ein Ganzes ohne Zwang zur Einheit. Cassirer versuchte eine rationale Politik zu unterstützen, etwa in dem Aufsatz Deutschland und Westeuropa im Spiegel der Geistesgeschichte (ECW 17, S. 207–219), den er 1931 veröffentlichte. Er erläuterte dabei den Standpunkt, den er schon in seinem 1917 veröffentlichten Buch Freiheit und Form (Untertitel: Studien zur deutschen Geistesgeschichte) zum Ausgangspunkt gemacht hatte: die Idee der Einheit Europas. Das Besondere an diesem frühen Werk für die damalige Zeit war der Versuch, Deutschlands Geistesgeschichte im Zusammenhang der Wechselwirkungen der gesamteuropäischen Erscheinungen »Renaissance« und »Aufklärung« zu zeigen. Jahre später stellte Cassirer fest, daß für die Politiker der Weimarer Republik die Politik allein in praktischer Problemlösung bestand, wobei sie die Tatsache verkannten, daß die antidemokratischen Parteien sich einer ganz anderen Sprache bedienten, deren Themen Feinde, Verschwörungen, Vorsehung und Schicksal hießen. Cassirer, der Philosoph, der das mythische Denken zum zentralen Ausgangspunkt seiner Lehre von den symbolischen Formen machte, hat die Macht dieses Denkens in der Welt der Weimarer Republik erst, als es zu spät war, beim Namen zu nennen vermocht. Cassirer zählte zu den ersten Emigranten des »Dritten Reichs«. Schon am 12. März 1933 reiste er mit seiner Frau vom Hamburger Dammtorbahnhof Richtung Italien ab. Er lebte nie wieder in Deutschland. Die Schnelligkeit seines Handelns überraschte Cassirers Freunde und Mitarbeiter. Edgar Wind erkundigte sich verwundert in einem Brief vom 10. April 1933, ob Cassirer sich tatsächlich für das nächste Semester beurlauben lasse. Daß Cassirer diesen schweren Entschluß so früh faßte, zeigt, Einladung des Rektors und Programm zum Geselligen Abend, Adelheid Heimann Papers, Archives of the Warburg Institute, London, Cabinet 7.4. 18

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daß man den Menschen und den Philosophen Cassirer nicht voneinander trennen kann. In einer Rede im Februar 1932 vor der Juristischen Gesellschaft Hamburg über das Wesen und Werden des Naturrechts verteidigte Cassirer die universalistische Auffassung von Menschenrechten gegen die lebensphilosophischen Denker, die im »Volk« den eigentlichen Bezugspunkt für die Rechtslehre sahen, sowie gegen formalistische Kritiker des Naturrechts, die bloß die Geltung des positiven Rechts anerkannten. Es war ein kurzer Schritt von dieser theoretischen Frage zur Politik. Cassirers Antwort auf die Frage, welcher der beste Staat sei, war: der Staat mit einer republikanischen Verfassung, denn dieser könne am besten die schwerste Aufgabe des modernen Staates erfüllen – Hüter der Menschenrechte zu sein. Als Cassirer in den ersten Tagen des »Dritten Reichs« zum ersten Mal die Parole hörte, Recht ist, was dem Führer dient, sagte er: Wenn morgen nicht alle Rechtsgelehrten Deutschlands sich wie ein Mann erheben und gegen diesen Paragraphen protestieren, ist Deutschland verloren.19 Cassirers engster Studienfreund in Marburg, Dimitry Gawronsky, und Cassirers Witwe Toni Cassirer erwähnen beide diesen Ausspruch Cassirers in ihren Schilderungen von Cassirers Leben, weil er zeigt, mit welch ungewöhnlicher Weitsicht Cassirer bereits zu diesem Zeitpunkt die Zustände in Deutschland betrachtete. Cassirer und seine Frau verbrachten den Sommer 1933 hauptsächlich in Wien. Dort erhielt er den vom 28. Juli datierten Brief der Hochschulbehörde, der ihn über seine Versetzung in den Ruhestand auf Grund des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums informierte. Cassirer nahm das Angebot des All Soul’s College in Oxford an, vom 1. Oktober 1933 bis zum Juli 1935 als Chichele Lecturer zu lehren. In Oxford besuchten auch Dozenten seine Lehrveranstaltungen, darunter Alfred Jules Ayer und Isaiah Berlin. Auch der damals in Oxford studierende amerikanische Philosoph Wilfrid Sellers hörte Cassirers Vorlesungen. Für den Verfasser der Philosophie der symbolischen Formen war es selbstverständlich, daß jemand sich gleichzeitig als Europäer und als Bürger eines bestimmten Landes empfand. Auf seine Muttersprache verzichten zu müssen, fiel ihm jedoch sehr schwer. Cassirer, der bisher bei seinen Vorlesungen stets frei sprach, mußte nun jedes Wort aufschreiben und von anderen korrigieren lassen. Schon im August 1933 machte er sich Sorgen über die sprachlichen Probleme, die in Oxford auf ihn zukommen würden. Er erkundigte sich aus Wien bei Gertrud Bing (Cassirer an Bing, 23. August 1933), ob eine Zusammenarbeit mit Edgar Wind – der in den zwanziger Jahren zwei Jahre Philosophie in North Carolina unterrichtet hatte – möglich wäre. Inzwischen war man in Hamburg 19

Toni Cassirer, Mein Leben mit Ernst Cassirer, Hamburg 2003, S. 195.

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schon dabei, die KBW nach England umzusiedeln und damit auch Bing, Saxl und Wind. In Oxford war ein amerikanischer Rhodes-Stipendiat, James Pettegrove, bereit, Cassirer bei seinen englischen Texten zu helfen. Pettegrove übersetzte in Oxford auch Cassirers Arbeit über die englische Philosophie der Shakespeare-Zeit: Die Platonische Renaissance in England und die Schule von Cambridge (1932). Cassirer wollte, daß gerade diese Arbeit auch in einer englischen Ausgabe erhältlich sein solle. Durch den Aufstieg des Nationalsozialismus wurde Cassirers Leben in Bahnen gelenkt, die er sonst wohl kaum betreten hätte, denn anstatt im »Exil« einfach zu überwintern, wie es manche Emigranten taten, nahm Cassirer am Leben in den Ländern, in denen er weilte, teil – so gut er dies konnte. In England ging er bald dazu über, auf englisch zu unterrichten, in Schweden lernte er Schwedisch, das er bald sprechen und schreiben konnte. Er beschäftigte sich mit der Kulturgeschichte der Länder, in denen er Aufnahme fand, und schuf Beiträge von bleibendem Wert, in England eine Shaftesbury-Studie, in Schweden Werke über Thorild und Axel Hägerström. In Amerika ging er schließlich dazu über, alle seine Arbeiten in englischer Sprache zu verfassen. Doch auch nachdem er Sicherheit im Umgang mit der fremden Sprache gewonnen hatte, konnte sie ihm seine eigene nicht ersetzen. Wie Raymond Klibansky bezeugte, hat Cassirer in Oxford am Verlust der Muttersprache sehr schwer gelitten. Wie jeder Leser bald merken muß, war Cassirers Sprache mit Goetheschen Formen durchdrungen. Es konnte für ihn, der sein Leben lang ernst und spielerisch mit Goethes Sprache auch in der täglichen Unterhaltung umging, nicht leicht gewesen sein, ein neues sprachliches Selbstverständnis zu finden. Ein anderer Grundpfeiler in Cassirers Leben war Hermann Cohen. Zwar hat Cassirer schon früh seine Eigenständigkeit als Denker entwickelt, aber es gab eine Tendenz in Cohens Denken, die ihn zeitlebens beeinflußte: das Bestreben, einen moralischen Zukunftssinn und das Ziel der Kultur philosophisch zu begründen. Gerade das späte religionsphilosophische Werk Cohens (Religion der Vernunft aus den Quellen des Judentums, 1919), das die Besonderheit der Religion mit ihrer Universalität zu verbinden versuchte, hob Cassirer immer wieder hervor. In der Religion, wie in der Kultur überhaupt, geht es zunächst immer um bestimmte Gemeinschaften, aber die erzieherische Aufgabe bleibt überall die gleiche. Dies betonte Cassirer in einer seiner letzten Reden in Deutschland über Hermann Cohens Philosophie der Religion und ihr Verhältnis zum Judentum, die er noch am 22. Januar 1933 in der Synagoge in der Prinzregentenstraße in Berlin hielt. Im Übergang vom mythischen Denken zum Monotheismus ändert sich jedoch, so Cassirer in seinem Vortrag, Entscheidendes: Hier schwindet jeder Schein des »Partikularismus«; jede

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Einengung der Gottesidee auf einen bloßen Stammes- oder Nationalgott (ECW 18, S. 260). Denn mit der Menschheit als solcher, mit ihrer universalen Idee, hat der Mythos nichts gemein (a. a. O.). Den Sommer des Jahres 1934 verbrachten die Cassirers wie oft zuvor in Österreich, wo sie bei den Verwandten seiner Frau in Wien wohnten. In diesem Jahr besuchten sie auch Kirchberg am Wechsel, wo Ernst Cassirer seinen 60. Geburtstag verbrachte. Cassirer wurde mit zwei von Raymond Klibansky besorgten Festschriften geehrt, eine mit Beiträgen von Schülern und eine, die erst zwei Jahre später bei Oxford University Press erschien: Philosophy and History, die Klibansky mit dem Kant-Forscher H. J. Paton zusammen herausgab. Daß viele bekannte Autoren aus aller Welt bereit waren, dazu beizutragen – Huizinga, Brunschvicg, Gilson, Gentile, Stebbing, Bréhier, Lévy-Bruhl, Panofsky, Ortega y Gasset, um nur einige zu nennen –, war ein Zeichen von Cassirers interdisziplinärer Wirkung und internationaler Anerkennung. Daß nur zwei – neben einem Beitrag aus dem Nachlaß des verstorbenen Gundolf – der 21 Beiträge aus Deutschland stammten (von Ernst Hoffmann, Heidelberg, und Theodor Litt, Leipzig), zeigte, wie schnell Cassirers Person und Denken von Vertretern der deutschen Philosophie verschwiegen wurden und sein Name aus der Öffentlichkeit verschwand. Im September fuhren die Cassirers von Österreich aus auf eine langgeplante Vortragsreise nach Stockholm und Uppsala. Auf dieser Reise traf er in Göteborg mit Malte Jacobsson, einem seiner ehemaligen Berliner Hörer, zusammen. Dieser schlug Cassirer vor, eine Professur an der Hochschule in Göteborg zu übernehmen. Als Cassirer in der zweiten Oktoberhälfte wieder in Oxford eintraf, waren die Pläne für die Übersiedlung nach Schweden schon weit gediehen. Cassirer war vom 1. Oktober 1935 bis 1. September 1940 Professor an Göteborgs Högskolan. Seine Göteborger Antrittsvorlesung zum Thema Der Begriff der Philosophie als Problem der Philosophie befaßte sich mit den Menschenrechten als allgemein verbindlichen, überindividuellen, überstaatlichen, übernationalen ethischen Forderungen (ECN 9, S. 157). Hiernach ist es ein Verbrechen, einem Menschen das zu nehmen, was ihm als Menschen unveräußerlich gehört – sein Recht auf Leben und seine Verantwortung für sich selbst. Neben einer neuen Beschäftigung mit der Ethik verfaßte Cassirer in Schweden seine wichtige Arbeit über die philosophische Interpretation der Quantenphysik: Determinismus und Indeterminismus in der modernen Physik (1937) und sein Hauptwerk zur Wissenschaftstheorie der Geisteswissenschaften: Zur Logik der Kulturwissenschaften (1942). Cassirer war kaum in Schweden angelangt, als er eine Auszeichnung aus Großbritannien erhielt. Im Juni 1936 machten die Cassirers eine

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Reise nach Schottland, wo Ernst Cassirer am 17. des Monats den Ehrendoktor der juristischen Fakultät von der University of Glasgow (LL.D. Doctor of Laws) entgegennahm. Während die heutige Göteborger Universität 15.000 Studenten hat, gab es zu Cassirers Zeiten an der 1891 als Göteborgs Högskolan gegründeten Hochschule insgesamt nur 380. Cassirer hatte meistens maximal 4 oder 5 Teilnehmer in seinen Lehrveranstaltungen. Mehr kamen zu den Privatissima, die er in seiner Wohnung in der Föreningsgatan 11 in Göteborg hielt, an denen neben Studenten auch Lehrer und andere Stadtbewohner teilnahmen. Während dieser Zeit hielt Cassirer darüber hinaus gelegentlich »öffentliche Vorlesungen« für das allgemeine Publikum; im Sommer 1936 über Die Idee der inneren Form in Goethes Dichtung und Naturanschauung oder im Winter 1938/39 über Königin Christina und Descartes. Nach seiner Emeritierung zum 1. September 1940 behielt er diese Praxis bei und erfüllte sich dabei einen Lebenswunsch: eine umfassende Vorlesung zu Goethes Gesamtwerk zu halten. Die Göteborger Vorlesung (Der junge Goethe) wurde durch eine weitere Vorlesung über Goethes geistige Leistung, die er März 1941 in Lund hielt, ergänzt. Die Texte dieser Vorlesungen waren die letzten größeren Arbeiten, die er in deutscher Sprache verfaßte (ECN 11). Cassirers Wirkungsfeld in Schweden war nicht nur Göteborg; er hielt in den späten 30er Jahren auch wiederholt Vorträge in Lund, Uppsala und Stockholm. Er stand mit praktisch allen schwedischen Philosophen in Kontakt, insbesondere mit Åke Petzäll, dem Gründer und langjährigen Herausgeber der schwedischen Zeitschrift Theoria. Bis Petzäll 1939 nach Lund ging, war er Cassirers Kollege in Göteborg. Mit ihm diskutierte Cassirer die Philosophie des Wiener Kreises, dessen Ansichten Petzäll und andere Philosophen in Skandinavien verbreiteten. Cassirer las auch die Werke des finnischen Philosophen Eino Kaila, der dem Wiener Kreis nahestand und dessen frühe Werke Cassirer schon als (positiver) Gutachter bei Kailas Berufung 1929 nach Helsinki kennengelernt hatte. Das Programm des Wiener Kreises – der konsequente Versuch, Philosophie ohne jede Metaphysik zu entwickeln – war die Denkrichtung, mit der sich Cassirer hauptsächlich in den schwedischen Jahren auseinandersetzte. Der Geist des Wiener Kreises verband sich leicht mit demjenigen der durch Axel Hägerström gegründeten neuen Uppsala-Schule, deren Lehren, gerade zur Ethik, die des Wiener Kreises vorwegnahmen. Aber während Cassirer die Klarheit und Gründlichkeit des Wiener Kreises begrüßte, bedeutete ihr Beharren auf der Wissenschaftlichkeit von naturwissenschaftlichen Aussagen allein (Physikalismus) eine dogmatische Einengung und Ausblendung von vielen Teilen der Wirklichkeit. Auch ihr Sinnkriterium, nach dem alle nicht physikalischen Sätze »sinnlos« sein sollten, betrach-

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tete Cassirer als Selbstwiderspruch, da damit dieser und jeder andere philosophische Satz sinnlos war. Cassirers Arbeiten aus dieser Zeit, wie z. B. seine Lehre von den Basisphänomenen, die in verschiedenen, auch umfangreichen Texten in den schwedischen Jahren ausgearbeitet wurden, blieben damals zum großen Teil unpubliziert und sind erst jetzt in den Bänden ECN 1–4 veröffentlicht worden. Und doch war diese Zeit kein schwarzer Fleck in seiner intellektuellen Entwicklung, sondern in vieler Hinsicht der eigentliche Höhepunkt, auf dem er seine eigene philosophische Position gründlich zu klären und auszubauen versuchte. Als Cassirer am 2. Juni 1939 die schwedische Staatsangehörigkeit erhielt, gab er die deutsche Staatsangehörigkeit auf und verzichtete auf seine Pensionsansprüche. Nach schwedischem Recht hatte Cassirer die Altersgrenze für Hochschullehrer erreicht, und er nahm im Oktober 1940 von den Dozenten und Studenten in Göteborg Abschied. Danach hielt er noch die schon erwähnten öffentlichen Vorlesungen, und es fehlte ihm nicht an Anerkennung: Er wurde zum Mitglied in der königlichen Akademie in Stockholm, wo er am 4. Februar 1941 seine Antrittsrede vor der Kungl. Vitterhets Historie och Antikvitets Akademien hielt (ECW 21, S. 117–236). Vom Beruf des Lehrers konnte Cassirer sich nicht so leicht trennen. Es war ihm deshalb trotz seiner Liebe zu seinem neuen Heimatland willkommen, als er Anfang 1941 die Einladung der Yale University in den USA erhielt, eine auf zwei Jahre (1941–1943) befristete Gastprofessur zu übernehmen. Am 20. Mai 1941 verließen Ernst Cassirer und seine Frau Schweden in der Absicht, nach diesen zwei Jahren zurückzukehren. Ihr jüngerer Sohn Georg überlebte den Krieg mit seiner Familie in Göteborg, wo er als Fotograf wirkte; der ältere Sohn Heinrich konnte mit seiner Familie nach Großbritannien emigrieren, wo er an der University of Glasgow in Schottland Philosophie lehrte. Cassirers Tochter Anne lebte mit ihrem Mann, dem Pianisten Kurt Appelbaum, in New York und konnte von dort aus ihren Eltern bei der Übersiedlung helfen. Die Schiffsfahrt mit dem Dampfer Remmaren nach New York beschreibt Toni Cassirer in ihren Lebenserinnerungen. Die ganze Reise hindurch konnte Cassirer mit dem Linguisten Roman Jacobson über Sprachphilosophie diskutieren; dieser schrieb auf der Reise die Abhandlung Notes on Gilyak. Das Schiff stand unter ständiger Bedrohung, Opfer des U-Bootkrieges zu werden, und bei der Ausfahrt von Schweden wurde es von den Deutschen angehalten. Die Cassirers bangten um das Schicksal des damals staatenlosen Jakobson, und um nicht lebend in die Hände der Nazis zu fallen, führten sie Gift mit sich. Doch sie erreichten New York unversehrt. Viele von Cassirers früheren Freunden und Bekannten waren 1941 schon in den USA: der Kunsthistoriker Erwin Panofsky war, wie auch

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Einstein, in Princeton, Edgar Wind war Professor in Chicago, Cassirers Schüler Walter Solmitz war research assistant in Harvard. Der Gestaltpsychologe Max Wertheimer war an der New School of Social Research, und an der Columbia University in New York lehrten der Altphilologe und ehemalige Kollege aus Hamburg Ernst Kapp, der Renaissance-Forscher Paul Oskar Kristeller sowie Kurt Riezler und Paul Tillich aus Frankfurt. Das Wiedersehen war jedoch überschattet von Berichten über die Verfolgungen der Juden. Cassirer litt darunter doppelt: als Deutscher und als Jude. Toni Cassirer schrieb in einem Brief an einen jungen Hamburger Gelehrten im Jahre 1949: Ich möchte zur Erklärung immer wieder wiederholen, daß mein Mann niemals sein Schicksal in den Vordergrund gestellt hat, aber, daß er unsagbar gelitten hat unter der Vorstellung, was die Nationalsozialistische Bewegung aus Deutschland gemacht hat (Toni Cassirer an Dr. Hans-Joachim Lang, 20. August 1949).20 In seinem Aufsatz Judaism and the Modern Political Myths von 1944 stellte Cassirer fest, Antisemitismus allein könnte nicht zu dem führen, was im »Dritten Reich« geschah. Wie in der urtümlichsten mythischen Denkweise zählten in der nationalsozialistischen Ideologie bestimmte Personen nicht mehr zur Menschheit. Daß die Juden hier zur Zielscheibe wurden, war aber kein Zufall, denn das Judentum machte den ersten Schritt von einer mythologischen zu einer ethischen Religion. Cassirer beendet diesen Aufsatz mit persönlichen Worten: No Jew whatsoever can and will ever overcome the terrible ordeal of these last years. The victims of this ordeal cannot be forgotten; the wounds inflicted upon us are incurable. Yet amidst all these horrors and miseries there is, at least, one relief. We may be firmly convinced that all these sacrifices have not been made in vain. What the modern Jew had to defend in this combat was not only his physical existence or the preservation of the Jewish race. Much more was at stake. We had to represent all those ethical ideals that had been brought into being by Judaism and found their way into general human culture, into the life of all civilized nations (ECW 24, S. 208).21 Schon 1941 faßte Cassirer den Plan zu einem Buch, das er zunächst »The Origin and Growth of the Myth of the State« nannte. Es sollte Toni Cassirer, Brief vom 20. 8. 1949, an Dr. Hans-Joachim Lang, Hamburg, abgedruckt in: Hamburger Akademische Rundschau (Nachdruck). Begleitband, hrsg. von Angela Bottin: Berichte, Dokumentationen, Register (Hamburger Beiträge zur Wissenschaftsgeschichte, Bd. 10, Teil 4), Berlin/Hamburg 1991, S. 127. 21 Kein Jude überhaupt kann und will die schrecklichen Qualen der letzten Jahre überwinden. Die Opfer dieser Schreckenszeit können nicht vergessen werden; die Wunden, die wir haben, sind unheilbar. Dennoch gibt es eine Erleichterung. Wir können sicher sein, daß alle diese Opfer nicht umsonst waren. Was der moderne Jude in diesem Kampf zu verteidigen hatte, war nicht nur seine physische Existenz oder 20

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historisch und systematisch den Prozeß der Mythisierung der Politik untersuchen, der mit der Romantik und Hegel begann und seinen Höhepunkt im Nationalsozialismus erreichte. Jahre später war es kein geringerer als Albert Speer, der in Spandau Cassirers 1946 erschienenes Buch The Myth of the State las und das Fazit zog, Cassirer habe darin das Einmalige und Neue des »Dritten Reichs« identifiziert: das systematische Auslöschen selbstverantwortlicher Persönlichkeit in der totalen Hingabe.22 Gelenkt wurden die Menschen im Dritten Reich nicht mit Gewalt, sondern vor allem mittels ihrer innersten Gefühle – Ängsten und Haß. Diese Lenkung war aber nicht urtümlich, sondern wurde durch die Erfindung einer neuen Technik möglich: die Technik des Mythos, die moderne Verwaltung und Kommunikationstechniken mit mythischen Denkformen verband und zu den modernsten Waffen formte. Zu der glücklichsten Seite seiner Jahre in Yale zählte Cassirer die dortige Einrichtung der »joint seminars« – gemeinsame, oft ganzjährige Seminare, die von mehreren Hochschullehrern, manchmal verschiedener Fachrichtungen, gemeinsam abgehalten wurden. Cassirer nahm jedes Jahr an einem solchen Seminar teil: 1941–1942 über die Philosophie der Geschichte (mit Charles Hendel und dem aus Berlin gebürtigen Historiker Hajo Holborn); 1942–1943 zur Philosophie der Naturwissenschaft (mit Charles Hendel, dem Physiker Henry Margenau und F. S. C. Northrop); 1943–1944 zur Erkenntnistheorie (mit Charles Hendel, F. S. C. Northrop, Frederic B. Fitch, Charles L. Stevenson und Monroe Beardsley). Abermals entwickelte Cassirer eine rege Vortragstätigkeit und kam Einladungen nach, an verschiedenen Universitäten Gastvorträge zu halten: am Bryn Mawr College über Language and Art, an der Cornell University und Brown University über The Philosophical Significance of the Science of Galileo, am Connecticut College über Philosophy and Politics, an der Princeton University über The Technique of Our Modern Political Myths und im Dezember 1941, 28 Jahre nach seiner ersten Einladung dorthin, On the Influence of Language upon the Development of Scientific Thought an der Harvard University. Dort traf er sich auch privat mit dem inzwischen emeritierten Philosophen Alfred North Whitehead in dessen Wohnung. Cassirer war in Yale bei den Kollegen und Studenten so beliebt, daß der Geschäftsführer, Charles Hendel, es durchsetzen konnte, die zweidie Erhaltung der Juden überhaupt. Es ging um viel mehr. Wir hatten all diejenigen ethischen Ideale zu repräsentieren, die durch das Judentum hervorgebracht wurden und ihren Eingang gefunden haben in die allgemeine menschliche Kultur und das Leben aller zivilisierten Nationen. 22 Albert Speer, Erinnerungen, Berlin 1969, S. 62 und S. 532, Anm. 1.

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jährige Stelle auf Umwegen für ein weiteres Jahr zu finanzieren. Der Versuch, sie um ein viertes Jahr zu verlängern, gelang ihm jedoch nicht. Keine Geldquelle ließ sich finden, und Cassirers Alters wegen – 1944 war er 70 Jahre alt geworden – konnte man ihm seitens der Universität keine Stelle einrichten. Die New Yorker Columbia University bot Cassirer eine einjährige Stelle als Visiting Professor of Philosophy für das akademische Jahr 1944–1945 an. Mit Paul Oskar Kristeller und John Hermann Randall, Jr. plante er dort, ein Buch mit kommentierten Übersetzungen von Texten der Renaissancephilosophie herauszugeben. Die Einleitung für den Band, der unter dem Titel The Renaissance Philosophy of Man erscheinen sollte, konnte er jedoch nicht mehr verfassen. Cassirer stand vor dem Problem, daß sein zukünftiger Aufenthaltsort nach Ablauf des Jahres wieder einmal ungewiß war, als sein alter Freund, der Wissenschaftstheoretiker und Logiker Hans Reichenbach, es durchsetzte, daß er im Wintersemester 1945 an der University of California in Los Angeles eine »Flint Professorship« übernehmen konnte. Es sah so aus, als würde Cassirer von der östlichen Hauptstadt der deutschen Kriegsimmigranten zu der westlichen übersiedeln. Cassirer war bereit zu kommen und schlug Reichenbach vor, mit ihm ein gemeinsames Seminar abzuhalten. Aber dazu kam es nicht. Den Morgen des 13. April 1945 verbrachte Cassirer am Schreibtisch und schrieb die Einleitung für eine Rede über den mathematischen Gruppenbegriff und die Wahrnehmungstheorie.23 Er gab die letzte Lehrveranstaltung des Semesters und, nachdem er mit Kollegen zu Mittag gegessen hatte, spielte er am Nachmittag im Columbia University Faculty Club Schach. Da er sich verspätet hatte, wollte er ein Taxi nach Hause nehmen. Als er an der Ecke 116th Street und Morningside Avenue anlangte, um auf das Taxi zu warten, ging der Philosophiestudent Arthur Pap auf ihn zu, um mit ihm zu reden. Cassirer sank aber in dessen Armen zusammen und starb an plötzlichem Herzversagen. Unter den Teilnehmern von Cassirers letztem Kant-Seminar war Arthur Hertzberg, ein junger Rabbiner, der später ein bekannter Vertreter der Judaistik wurde.24 Er organisierte die Trauerfeier für Cassirer. Cassirers Grab befindet sich in der Nähe von New York, in Westwood, New Jersey, in den Cedar Park Beth-El Cemeteries, in den Gräbern der Congregation Habonim. Vgl. Toni Cassirer, Mein Leben mit Ernst Cassirer, S. 333. Der Text, The Concept of Group, erscheint in ECN 8: Vorlesungen und Vorträge zu philosophischen Problemen der Wissenschaften 1907–1945. 24 Vgl. Arthur Hertzberg, A Reminiscence of Ernst Cassirer. In: Leo Baeck Institute Yearbook 15 (1970), S. 245–246. 23

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Quellen und Literatur Aus folgenden Archiven wurde Quellenmaterial herangezogen: Berlin: Humboldt-Universität zu Berlin. Habilitationsakten der Universität. Cambridge, Massachusetts: Harvard University Archives. Frankfurt am Main: Stadtarchiv. Göteborg: Landsarkivet. Hamburg: Hamburger Staatsarchiv. Personalakte Ernst Cassirer. London: Archives of the Warburg Insititute. New Haven, Connecticut: Yale University Archives. New York: Columbia University Archives.

Weitere Literatur zur Biographie Cassirers: Brühl, Georg: Die Cassirers. Streiter für den Impressionismus. Leipzig 1991. Buschendorf, Bernd: ›War ein sehr tüchtiges gegenseitiges Fördern‹: Edgar Wind und Aby Warburg. In: IDEA. Jahrbuch der Hamburger Kunsthalle IV. 1985. S. 165–209. Cassirer, Toni: Mein Leben mit Ernst Cassirer. Hamburg 2003. Gawronsky, Dimitry: Ernst Cassirer: His Life and His Work. In: The Philosophy of Ernst Cassirer, Library of Living Philosophers. New York 1949. S. 3–37. Gründer, Karlfried: Cassirer und Heidegger in Davos 1929. In: Über Ernst Cassirers Philosophie der symbolischen Formen, Hrsg. von Hans-Jürg Braun, Helmuth Holzhey und Ernst Wolfgang Orth. Frankfurt/Main 1988. S. 290–302. Hansson, Jonas und Svante Nordin: Ernst Cassirer. The Swedish Years. Frankfurt/Main 2006. Hendel, Charles W.: Ernst Cassirer, Man and Teacher. In: Philosophy and Phenomenological Research 6 (September 1945). S. 156–159. Krause, Eckart, Ludwig Huber und Holger Fischer (Hg.): Hochschulalltag im »Dritten Reich«. Die Hamburger Universität 1933–1945. 3 Bände. Berlin/Hamburg 1991. Meyer, Thomas: Ernst Cassirer [Hamburg 2007] (= Hamburger Köpfe. Hrsg. v. der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius). Naber, Claudia: Der Hamburger Kreis um Ernst Cassirer und Aby Warburg. In: Die Juden in Hamburg 1590 bis 1990. Wissenschaftliche Beiträge der Universität Hamburg zur Ausstellung »Vierhundert Jahre

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Juden in Hamburg«. Hrsg. von Arno Herzig in Zusammenarbeit mit Saskia Rohde. Hamburg 1991. S. 393–406. Riezler, Kurt: Tagebücher, Aufsätze, Dokumente. Eingeleitet und hrsg. von Karl Dietrich Erdmann. Deutsche Geschichtsquellen des 19. und 20. Jahrhunderts, Bd. 48. Göttingen 1972. Saxl, Fritz: Ernst Cassirer. In: Schilpp, Hrsg., The Philosophy of Ernst Cassirer. New York 1949. S. 47–51. Stockhausen, Tilman von: Die Kulturwissenschaftliche Bibliothek Warburg. Architektur, Einrichtung und Organisation. Hamburg 1992.

Hier und auf den folgenden Seiten: Handgeschriebener Lebenslauf Cassirers. Aus einem Brief an Johan Viktor Johansson, ohne Datum (1938).

BRIEFWECHSEL 1893 – 1945

HEIDELBERG – MARBURG – MÜNCHEN – BERLIN (1893–1919)

1. Ernst Cassirer an Bruno Cassirer, 10. Juli 1893

Lieber Bruno. Es ist gut, daß Du mir in bekannter Vorurteilslosigkeit zuerst geschrieben hast, ich hätte mich nie dazu aufgerafft. Die Hitze hat mich ganz unfähig gemacht, etwas zu thun; gewöhnlich sitze ich starr und bewegungslos in meinem Zimmer und schüttle nur von Zeit zu Zeit schwermütig-ernsthaft den Kopf. Dann fahre ich wieder einen Augenblick auf aus dieser edlen Beschäftigung und bewege mich schwerfällig ins Colleg, wo ich dann wieder in diesen sinnigen Zustand zurückversinke. Mein Geist und meine Feder sind in Heidelberg gänzlich eingetrocknet, ich muß mühsam versuchen, sie wieder etwas aufzufrischen. – Nach dieser Vorbemerkung, die Dir jedenfalls die freudigsten Erwartungen auf den kommenden Brief erweckt haben wird, zur Sache. Du willst also wirklich mit mir zusammen eine Reise machen. Ich muß sagen, dieser rücksichtslose Mut, der vor nichts zurückschreckt, imponiert mir. Daß Du nach den Erfahrungen vom vorigen Jahre es noch einmal wagen willst, das ist heroisch. Leider kann ich mit meiner geschwächten Kraft mich zu solcher Höhe des Gedankens nicht erheben. So bleibe ich denn kleben am Staube oder – minder poetisch ausgedrückt – ich gehe nach Elster1; die Ruhe und Einsamkeit wird mir gut thun und mein armes zerrüttetes Hirn wieder etwas einrenken, so daß ich als leidlich anständiger Mensch wieder in Berlin erscheinen kann. Solltest Du vielleicht aus allgemein menschlichem Interesse zu erfahren wünschen, was ich eigentlich hier treibe, so vernimm mit Andacht, daß ich augenblicklich mit einer größeren Arbeit beschäftigt bin über: die Lustspieltechnik Gellerts – das ist der Mann mit: Lebe wie Du wenn Du stirbst2 –, vorher hatte ich die angenehme Aufgabe eine Analyse von 38 deutschen Ritterdramen des 18ten Jahrhunderts durchzulesen und darüber zu referieren.3 In Erholungsstunden gönne ich mir etwas moderne Litteratur, alle Tage einen Eßlöffel voll. Ich lese – immer mit der größten Vorsicht – Strindberg, Huysmans, Baudelaire und werde dafür von meinen Bekannten als ein Verlorner betrachtet, bei dem es

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Briefwechsel 1893–1945

nur noch zweifelhaft ist, w an n er ins Irrenhaus kommen wird. Um die Leute zu beruhigen und ihnen zu zeigen, daß vorläufig noch keine Gefahr ist, mache ich mit ihnen Ausflüge und trinke Bowle, aber wie lange kann das noch dauern? neulich habe ich sogar – im Vertraun will ich es Dir mitteilen – Maeterlinck gelesen, – dies Symptom genügt denke ich. – Jedenfalls werde ich mich im nächsten Winter nach Berlin flüchten,4 da wird man meine Tollheit nicht so merken, weil die Leute da ebenso toll sind. – An meiner glänzenden Begabung für Litteraturgeschichte zweifle ich übrigens nicht mehr. Ich habe einige „begabte Fachgenossen“ kennen gelernt – – Daß Du mit Deinem Studium so zufrieden bist, ist ja ausgezeichnet, das Philologische scheint sich also da doch nicht so breit zu machen, wie bei mir. So, nun wirst Du grade genug haben. Ich hoffe doch, meine Äußerungen sind Dir alle psychologisch interessant. – ? Besten Gruß Ernst. Brief, Handschrift, 7 Seiten, am Kopf hsl. Heidelberg 10/7 93.

2. Ernst Cassirer an Paul Natorp, 9. September 1901

Verehrter Herr Professor. Für Ihren Brief, der mir eine rechte Ermunterung war, in der Vorarbeit an der Leibniz Ausgabe fortzufahren, sage ich Ihnen meinen herzlichsten Dank. Ich glaube jetzt, einen Ausgleich gefunden zu haben, indem ich das Ganze zunächst nach allgemeinen Kategorien ordne (zur Logik; zur Wissenschaftslehre; zur Metaphysik), innerhalb dieser aber die strenge historisch chronologische Folge einhalte. Für jedes Hauptproblem suche ich dabei wenigstens einen zusammenfassenden Aufsatz zu geben, während wichtige Äußerungen, die sich vereinzelt finden, als Parallelstellen unter den Text kommen sollen. Ich habe den Gesamtentwurf gestern an Herrn Lic. Schiele5 geschickt, mit der Bitte, ihn Ihnen gelegentlich zur Prüfung vorzulegen. Es fragt sich jetzt nur noch, ob der Verleger mit dem Umfang des Ganzen, der sich kaum mehr beschränken lässt, einverstanden ist.6 – Inzwischen habe ich auch Couturats Buch erhalten und bin sogleich eifrig an das Studium gegangen; leider waren die entsprechenden Ab-

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schnitte meiner Arbeit inzwischen bereits gedruckt.7 Couturats Werk ist eine ausgezeichnete Monographie über Leibniz’ Logik und allgemeine Mathematik, die sie jedoch beide, wie mir scheint, zu einseitig als blosse „Formenlehre“ nimmt, ohne auf den Zusammenhang mit der inhaltlichen Grundlegung der Physik und des Realitätsproblems einzugehen. Der Begriff des Infinitesimalen und der Kraftbegriff ist völlig ausgeschieden. Das Werk berührt daher nur diejenigen Fragen, die in den ersten drei Kapiteln meiner Arbeit (Verhältn. von Math. u. Logik, Grundbegriffe der Quantität, Analysis der Lage) behandelt werden,A und bringt hier eine Fülle neuen und interessanten Materials. In allen dem, was den faktischen Bestand der Lehre betrifft, stimme ich hier fast vollständig mit C. überein, während ich in der Beurteilung des systematischen Wertes der einzelnen Grundgedanken für das Ganze oft von ihm abweiche. Eine Besprechung des Buches, falls ich dazu Gelegenheit finde, würde im Wesentlichen auf eine allgemeine Auseinandersetzung zwischen „analytisch“ u. „synthetisch“ (Logik u. Erkenntniskritik) hinauslaufen. In der Entstehungsgeschichte des Systems hatte sich mir ebenfalls die Auffassung ergeben, daß die „Characteristica univ.“ der einheitliche Zielpunkt ist, nach dem die verschiedenen Tendenzen von Leibniz Denken hinstreben; zugleich aber suchte ich auszuführen, wie der abstrakte Gedanke des „Elements“ allmählich durch die intimere Beschäftigung mit den inhaltlichen Grundlagen der neueren Wissenschaft die bestimmtere Gestalt gewinnt, in der er zum metaphysischen Hauptbegriff der Substanz wird. – Da meine Eltern augenblicklich nicht in Berlin sind und der Druck meiner Arbeit sich auch von auswärts besorgen liess, bin ich schließlich doch noch in die Ferien gegangen. Ich lebe am Starnberger See in einem herrlichen kleinen Ort, der mitten im Walde gelegen ist; das Wenige, was ich an Arbeit leiste, muß hier selbst zur Erholung werden. Ich sehe jetzt erst ganz, wie erfrischend eine solche Ruhepause ist und wünschte sehr, – verzeihen Sie mir, daß ich es sage – daß Sie sich ihrer nicht wiederum so ganz beraubten. Ihr Plan, die Ideenlehre ausführlich zu behandeln, hat mich natürlich sehr erfreut; ich las auch neulich wieder irgendwo, daß die Ideen – „anschauliche“ Realitäten sind.8 Mit herzlichen Grüssen an Sie und die Ihrigen Ihr Ernst Cassirer Brief, Handschrift, 4 Seiten, am Kopf hsl. Possenhofen / (Starnberger See) / 9 September 1901 A

Lage) behandelt werden,] Lage)

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3. Ernst Cassirer an Paul Natorp, 5. Januar 1902

Verehrter Herr Professor. Verzeihen Sie mir, daß ich erst heute dazu komme, Ihnen und Frau Professor meine herzlichsten Glückwünsche für das neue Jahr zu senden und Ihnen zugleich für Ihren so freundlichen Brief9 zu danken. Als ich ihn empfing, war ich ganz erfüllt und in Anspruch genommen von persönlichen Sorgen, die erst vor kurzem die freudigste und für mich beglükkendste Lösung gefunden haben. Ich habe mich, um es so kurz und nüchtern herauszusagen, mit einer Cousine von mir verlobt10; meine Braut lebt in Wien, ich war in der letzten Zeit größtenteils dort und bin auch vor wenigen Tagen erst wieder daher zurückgekehrt. Ich wollte, daß Sie und Frau Professor zu den ersten gehörten, zu denen ich davon spreche, da ich Ihren persönlichen Anteil an mir kenne und mich seiner schon jetzt in Gedanken oft herzlich gefreut habe. Sie werden es verstehen, daß meine Arbeit in den letzten Monaten manche lange Unterbrechung erfahren hat, auch will ich heute nichts darüber schreiben, sondern Ihnen von ihr erst wieder sprechen, wenn ich Ihnen von weiteren Fortschritten berichten kann. Ich hoffe viel von der nächsten Zeit, da ich mich trotz allem, was mich innerlich beschäftigt, in arbeitsfreudigster Stimmung fühle. Von dem Ausfall der Berliner Verhandlungen11 sind Sie wohl im Einzelnen unterrichtet, ich habe Ihnen auch hier noch herzlich für Ihre Mühe zu danken. Ich selbst bin durch das Ergebnis am allerwenigsten entmutigt und abgeschreckt; ich gebe Ihnen vollkommen Recht darin, daß man auf gutwilliges Nachgeben von Anfang an nicht rechnen durfte, daß aber für den sicheren und stetigen Fortschritt der Sache nichts zu fürchten ist. – Nur ein Wort noch über de Portu, dessen Angelegenheit, von der ich durch Ihren Brief an Prof. Cohen erfuhr, mich ernsthaft beunruhigt.12 Sobald ich irgend Zeit finde, schreibe ich an ihn selbst. Ich bin nach allem, was ich von ihm als Menschen weiß und nach Manchem, was ich früher auch über die jetzige unglückselige Geschichte mit ihm besprochen habe, überzeugt, daß ihn keine eigentliche Schuld trifft, – wenn man ihm nicht seine naive Arglosigkeit vorwerfen will, die aber doch mit zu den sympathischsten und liebsten Zügen seines Wesens gehört. Ich würde ihm von Herzen gern jetzt in allem behilflich sein; nur trifft es sich schlimm, daß ich über meinen Aufenthalt in nächster Zeit noch nicht sicher bestimmen kann; ich werde wahrscheinlich oft und für längere Zeit in Wien sein. Sobald ich hierüber einen festen Entschluß gefasst habe, schreibe ich an de Portu selbst; für heute kann ich Sie nur bitten, ihn herzlichst von mir zu grüßen. –

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Noch fällt mir ein, daß ich vergessen habe, Ihnen den Namen meiner Braut, Toni Bondy, zu nennen; verzeihen Sie mir, ich schreibe in großer Hast, da ich in wenigen Stunden mit Prof. Cohen zusammen nach Straßburg reisen will und noch keine Reisevorbereitungen getroffen habe. Ich hoffe, Ihnen bald in einer ruhigen Stunde ausführlicher schreiben zu können; für jetzt nur noch viele herzliche Grüsse an Sie und die Ihren. In tiefer Verehrung Ihr Ernst Cassirer

Brief, Handschrift, 5 Seiten, am Kopf hsl. Berlin 5 Januar 1902., enthält eine 2-seitige, gedruckte Beilage (Einladung zur Trauung mit Toni Bondy am 16. September 1902)

4. Ernst Cassirer an Jonas Cohn, 16. Februar 1903

Lieber John. Die Nachricht Deiner Verlobung, die ich, auf dem Umwege über Berlin, verspätet erhielt, hat mich herzlich erfreut. Leider liess mich ein heftiger Influenza-Anfall, der mich eine Zeit lang ans Bett fesselte, nicht früher dazu kommen, Dir und den Deinen meine herzlichen Glückwünsche auszusprechen. Wie aufrichtig sie sind, weißt Du; ich hätte mir keine bessere und liebere Gelegenheit wünschen können, Dir zugleich für Deinen Brief zu meiner Hochzeit zu danken. Auch ich bedaure es sehr, daß unser Verkehr sich fast ganz auf litterarische Lebenszeichen beschränkt. Ich wünschte mit Dir wieder einmal zusammen zu sein, um von Persönlichem und Sachlichem mit Dir zu sprechen; – aus Allem, was ich von Dir kenne, sehe ich, daß wir beide uns fern genug sind, um mancherlei Anlass und Aufforderung zur Diskussion zu haben – und nahe genug, um uns in allen Hauptpunkten zu verstehen. Ich lebe seit meiner Verheiratung sehr gemütlich und beschaulich in München – und wir beide, meine Frau und ich, finden es so schön hier, daß ich noch gar nicht an andere Dinge, wie an die Habilitation, gedacht habe, – ob sich später eine Gelegenheit dazu ergeben wird, weiß ich noch nicht. Vielleicht können wir uns hier einmal sprechen; ich bitte Dich jedenfalls, mich zu benachrichtigen, wenn Du einmal, was ja wohl leicht geschieht, auf der Reise München berührst. –

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Nochmals meine herzlichsten Glückwünsche für die Zukunft für Dich und Deine Braut, zugleich im Namen meiner Frau. In aller Freundschaft Dein Ernst Cassirer Brief, Handschrift, 3 Seiten, am Kopf hsl. München 16 Februar 03 / Franz Josefstr. 34.

5. Ernst Cassirer an Jonas Cohn, 13. Juni 1903

Lieber John. Für Deinen Brief und die Zusendung der Recension13 sage ich Dir meinen herzlichen Dank. Es hat mich sehr gefreut, daß wir in einigen wesentlichen, principiellen Punkten wenigstens übereinstimmen. Daß ich die Schärfe, mit der Du den sachlichen Gegensatz an anderen Stellen hervorhebst, nicht persönlich empfinde, brauche ich Dir wohl kaum zu sagen. Ich selbst habe meine Ansicht so scharf und entschieden wie möglich auszusprechen gesucht und mußte auf Widerspruch gefasst sein. Zwischen uns wenigstens, denke ich, muß eine Einigung möglich sein, da Du mit den beiden ersten Teilen, die die eigentliche Wissenschaftstheorie behandeln, im Ganzen einverstanden zu sein scheinst. Hier aber lag für mich das wesentliche Interesse und der eigentliche Anreiz zu meiner Arbeit. Das Systematische und Historische hätte sich in ihr vielleicht schärfer sondern lassen; doch war mein persönlicher Anteil am Ganzen von Anfang an durch die Frage bestimmt, welche dauernd gültigen sachlichen und fruchtbaren Gedanken sich in der Grundlegung von Leibniz’ Philosophie entdecken lassen. Denn allerdings bedeutet Leibniz für mich eine „Hauptform des Rationalismus“ – und zwar eine solche, die – wenn wir vom historischen Außenwerk absehen – nicht überwunden ist und in die wir uns, geschichtlich, wie sachlich – noch einmal gründlich zu vertiefen haben. Ich will jedoch heute mit Dir nicht hierüber diskutieren – zuvor möchte ich jedenfalls noch einmal Deinen Aufsatz aus Wundts Studien14 lesen, der mir jetzt, da ich auf dem Lande bin, nicht zur Hand ist. Meinen Dank für Deinen Brief wollte ich jedoch nicht länger hinausschieben. Auch über die geschichtliche Frage halte ich noch immer eine Verständigung zwischen uns für möglich. Daß die traditionelle Auffassung

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des Monadenbegriffs unhaltbar ist, steht mir zweifellos fest – und davon glaube ich auch Dich überzeugen zu können. Deine Kritik trifft hier nicht den Kernpunkt meiner Ansicht. Sie bezieht sich einzig auf die Ausführungen über das Bewusstseinsproblem, in denen ein einzelnes Moment des Monadenbegriffs herausgegriffen ist, das jedoch, wie ich selbst glaube, den Begriff nicht erschöpft. Es handelte sich hier nur um eine methodische Abstraktion, die mir jedoch wichtig schien, weil der Inhalt, der durch sie herausgesondert wird, auch geschichtlich ein eigenes Sonderdasein und eine selbständige Wirksamkeit gehabt hat. Für Leibniz selbst indess galt diese abstrakte Isolierung freilich nicht; hier müssen notwendig die späteren Ausführungen beim Organismusproblem als Ergänzung dienen. Auch das Verhältnis von Substanz und Phaenomen finde ich bei Dir nicht richtig wiedergegeben. Die Frage auf die es mir ankommt ist nicht: ob den „Erscheinungen“ nicht eine Welt der absoluten Substanzen „zu Grunde liegt“ – denn dies leugne ich nicht – sondern ob diese Substanzen im Sinne transcendenter O b j ek te oder immer nur als die Su b j e kt e bestimmter, individueller Vorstellungsreihen zu denken sind. Was ich behaupte, ist nur daß die ganze metaphysische Ab b i l d theorie von Leibniz definitiv überwunden wird: es giebt keine absoluten Objekte, die auf das Bewusstsein einwirken u. dadurch in ihm die Vorstellung als Nachbild erzeugen. Ich sehe daher nicht, inwiefern ich Leibnizens eigene Worte in den Briefen an de Volder „ignoriere“ (S. 392 Deiner Kritik.) Es giebt nichts – erklärt L. – außerhalb des Bewusstseins und der einfachen Substanzen – d. h. außerhalb der Phaenomene und der individuellen Bewusstseinseinheiten, die diese Phänomene selbstthätig und ohne äußern Anstoß aus sich producieren u. die ihnen als ihre Su b je k te gegenüberstehen. (411 ff., 377 ff.)15 – Ähnlich gemeint ist der Satz, daß die Erscheinung für Leibniz stets die doppelte Beziehung auf eine M a n n i g f a l t i g k e i t u. eine fundamentale E i n h e i t enthält: hier hätte ich mich – statt auf das Citat, das Du angreifst – namentlich auf Gerh. IV, 357 (No 7) berufen können.16 – Genug indess von diesen Einzelheiten; ich wollte Dir heute, wie gesagt, nur für Deinen Brief herzlich danken, hoffentlich finde ich in der nächsten Zeit Gelegenheit zu einer ausführlicheren Diskussion. Für heute sende ich Dir nur noch viele Grüsse u. bitte Dich auch Deine Frau herzlich von uns zu grüßen Dein Ernst Cassirer

Brief, Handschrift, 7 Seiten, am Kopf hsl. Starnberg / bei München / 13/VI 03.

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6. Ernst Cassirer an Albert Görland17, 21. April 1906

Lieber Herr Doktor. Haben Sie vielen Dank für Ihren Brief und Ihre eingehenden Bemerkungen zu den Leibniz-Einleitungen.18 So sorgfältige und genaue Kritiker, wie Sie habe ich mir lange gewünscht; ich hoffe, dass Sie mir auch Ihre Bemerkungen zum ersten Bande des „Erkenntnisproblems“19 nicht vorenthalten werden. Er soll in den nächsten Tagen herauskommen und wird Ihnen gleich nach seinem Erscheinen zugehen. Was Sie mir über Ihre neue Arbeit an Rousseau20 sagen, hat mich sehr interessiert und ich bin gespannt, wie Sie Ihre These begründen werden. Meiner Ansicht nach wäre es überhaupt eine dankenswerte Aufgabe, einmal die Wirkung zu verfolgen, die die Leibnizischen Grundgedanken auf die Pädagogik des 18 ten Jahrhunderts geübt haben; auch von Leibniz zu Pestalozzi herüber führen ja zweifellos Verbindungslinien, die die Übereinstimmung zwischen P. und Kant auch geschichtlich verständlich machen. – Auf Ihre Einwendungen gegen die „Vorreden“21 würde ich erst, nachdem ich sie gründlicher durchdacht, noch einmal zurückkommen: für heute liegt mir vor allem daran, ein Missverständnis zwischen uns beiden aufzuklären. Wie mir Cohen gesagt hat, sind Sie über meinen Rat, dass der Index nicht in den Marburger Arbeiten22 erscheinen solle, sehr erzürnt gewesen. Ich begreife indessen Ihre Verstimmung und Ihre Vorwürfe nicht und bedaure, dass Sie meine Absicht so ganz verkannt haben. Sie haben mit Ihrem Index, zu dessen Abfassung Sie sich aus völlig freiem Antriebe entschlossen haben, eine grosse Arbeit geleistet, deren Wert ich wahrlich nicht herabsetzen wollte. Ich hielt es nur in Ihrem, wie in Cohens Interesse für besser, wenn Ihrer Schrift der Charakter einer freien Gabe, auch äusserlich, gelassen würde. Es müsste – so meinte ich – der Schein vermieden werden, als hätte Cohen die Arbeit veranlasst, als hätten Sie sie in seinem Auftrage verfasst und als liesse er sie nun in seiner Zeitschrift erscheinen. Dieses Bedenken mag unnötig gewesen sein – in jedem Falle enthielt es keine Kränkung Ihrer selbst oder Ihrer Schrift: um so mehr, als ich Cohen gleichzeitig vorschlug, Ihren ›Leibniz‹23 sogleich zu Anfang der „Abhandlungen“ erscheinen zu lassen. Denn ich stimme ganz mit Ihnen in der Ansicht überein, daß meine Nelson-Kritik24 kein geeigneter An f a ng war. Ich habe das gleiche Bedenken, wie Sie Cohen wiederholt geäussert; bin jedoch durch ihn und Natorp überstimmt worden. Ich selbst hatte meinen Aufsatz ursprünglich gar nicht für die „Arbeiten“ bestimmt, in denen ich vielmehr lieber mit einer Schrift von grösserem sachlichen Gehalt vertreten gewesen wäre. Übrigens bin ich

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in meinem Aufsatz auf die Einzelheiten der Nelsonschen Kritik gar nicht eingegangen und habe nur kurz und allgemein den Standpunkt des Herrn zu charakterisieren gesucht und ihm den unsrigen entgegengestellt. Hoffentlich wird meine Art der Darstellung im Allgemeinen IhreA Zustimmung finden; ich brauche nicht mehr zu sagen, dass ich auch hier für jede Kritik dankbar sein werde. – Die Bedenken, die Sie gegen Mozarts Opern haben, vermag ich, wenn ich meine naive Empfindung befrage, gar nicht zu teilen: denn Mozart ist für mich immer der Musiker gewesen. Und im Don Juan erblicke ich in der That den Höhepunkt dramatischer Musik. Hier unterschreibe ich Kierkegaards wundervolle Überschwenglichkeiten in „Entweder – Oder“. Was Sie dagegen einwenden, überzeugt mich nicht. Auch die Wiederholung wird von Mozart nicht äusserlich und schematisch angewandt, sondern dient dem dramatischen Leben und der dramatischen Steigerung, die man freilich niemals allein nach den Rücksichten des ge s p r o ch e ne n Dramas beurteilen darf. Sie ist nun einmal ein Stilprincip und eine Grundlage der reinen Musik, die sich, wie ich glaube, aus der Oper so wenig wie aus der Symphonie völlig wegdenken lässt. Wie genau übrigens Mozarts Musik sich der dramatischen Situation, ja dem Worte anschliesst, das kommt einem besonders zum Bewusstsein, wenn man einmal den i t a l i e n i s c h e n Text zu Grunde legt. Die deutschen Übersetzungen sind zum grossen Teil sehr mangelhaft; auch die Münchener Bearbeitungen haben eher verschlechtert, als verbessert. Daß es übrigens echt dramatische Musik vor dem „Musikdrama“ gegeben habe, werden Sie kaum bestreiten: wenn Sie Mozart hier nicht anerkennen, so wäre doch Gl uc k ein klassischer Zeuge dafür. – Leben Sie für heute herzlich wohl; ich würde mich sehr freuen, von Ihnen bald wieder etwas über den Fortschritt Ihrer Arbeiten zu hören, deren Themata mich alle lebhaft interessieren. Auch auf die Fortsetzung Ihres Leibniz bin ich sehr gespannt; ich hoffe doch, daß der erste Teil noch im I. Bd. der Marburger Abhandl. erscheinen wird? An der Korrektur des Index will ich gerne Teil nehmen; doch kann ich, da ich Ihr Manuskript nicht hier habe, die Richtigkeit der Z a h l e n freilich nicht prüfen. Mit herzlichen Grüssen Ihr Ernst Cassirer

Brief, Handschrift, 8 S., am Kopf hsl. Berlin 21. IV. 06 A

Ihre] ihre

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Briefwechsel 1893–1945

7. Paul Hensel an Ernst Cassirer, 17. Juni 1906

Sehr geehrter Herr Doctor! Haben Sie besten Dank für Ihren freundlichen Brief aus dem ich entnehmen durfte, dass Ihnen mein Besuch nicht unwillkommen gewesen ist; ich hoffe er soll der erste in einer langen Reihe sein, die zu unserm gegenseitigen Nutz und Frommen sich vollziehen werden. Seit meiner Rückkehr habe ich nun so viel für meine Vorlesungen zu tun gehabt, dass ich noch nicht wieder in Ihrem Buch weiter lesen konnte. Man ist eben während des Semesters in das Joch der Vorlesungen gesperrt und es muss schon merkwürdig zugehen, wenn sich die Zeit zu andern als diesen auf den Tag gehenden Arbeiten finden soll. Noch ein paar Worte über unsre Unterredung in Betreffs Riehls.25 Ich glaube, dass Sie ihn nicht ganz gerecht beurteilen, wenn Sie annehmen, dass seine ungünstigere Auffassung Ihrer Arbeit erst einsetzte, als er sie sub specie einer Habilitationsarbeit ansah. Es ist ja leider durchaus nicht notwendig bei der Abweisung eines Gesuchs um Habilitation irgend einen sachlichen Grund anzugeben, es genügt vollständig, wenn man die Bedürfnisfrage aufwirft und sie verneinend beantwortet. Ich sage leider weil ich nicht auf diesem Standpunkt stehe und es für unzulässig halte irgend einen Bewerber um die Habilitation deshalb abzuweisen weil bereits zu viele Vertreter dieses Fachs an der betreffenden Universität vorhanden sind, aber Sie werden mir recht geben, wenn ich sage, dass von diesem Gesichtspunkt häufig ausgegangen wird. Nun ist zweifellos in Berlin jetzt eine gewisse Ueberfülle philosophischer Lehrer vorhanden und somit konnte Riehl, wenn er Sie aus irgend einem Grunde nicht haben wollte einfach zu diesem Argument greifen, ohne von seinem anfänglich günstigeren Urteil über Ihre Arbeit abzugehen. Wenn sich nun eine veränderte Auffassung Ihrer Arbeit bei ihm bemerklich machen sollte, ich bin dessen noch garnicht sicher, es ist durchaus möglich, dass er in der Hitze der Discussion mit mir gewisse Differenzpunkte viel schärfer betonte als er es sonst getan haben würde so würde ich den Grund dafür einfach darin suchen, dass er sich bei näherer Beschäftigung mit Ihrer Arbeit überzeugt hat, dass doch wesentlich grössere Differenzpunkte zwischen Ihnen beiden vorhanden sind als er es zu Anfang bei oberflächlicher Lektüre angenommen hatte. Das ist mir sogar bei Riehl, den ich ja nun seit 23 Jahren kenne durchaus wahrscheinlich. Er ist sehr leicht zu einer warmen Anteilnahme sei es positiv sei es negativ zu bringen und dann erfolgt bei genauer Prüfung meist ein sehr starker Umschlag in entgegengesetzter Richtung, wenn er zu sehen glaubt, dass das anfängliche Urteil nicht aufrecht zu halten ist. Das

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würde mir auch vollständig die Energie seiner Opposition im Gespräch mit mir erklären. Es war in Wahrheit nicht ich gegen den er ankämpfte, sondern seine eigne frühere Meinung stand ihm entgegen und wurde von ihm befehdet. Auch dafür habe ich häufig genug Beispiele aus unserm früheren Zusammensein gehabt. Natürlich kann ich Sie nicht nötigen die Dinge so zu interpretieren wie ich es getan habe, aber mir scheint meine Interpretation als die richtigere sowohl vom logischen Standpunkt aus, da ja Riehl Ihr Gesuch ohne weiteres Eingehen auf Ihre Arbeit zurückweisen konnte, wie nach psychologischen Gesichtspunkten denn ich glaube Riehl eben sehr gut zu kennen und die Motive aus welchen Sie seine Handlungsweise erklären wollen liegen ihm ganz ferne. Das kann ich mit absoluter Bestimmtheit sagen. Nun ist es ja auch möglich, dass sich inzwischen die Dinge in Berlin schon längst geklärt haben und wie ich glaube werden sie sich in der Weise klären, dass meine Interpretation recht behält. In diesem Fall kommt der Brief als moutard aprés diner26, aber das soll nichts schaden. Die Hauptsache war für mich Sie darauf aufmerksam zu machen, dass doch noch eine andere Interpretation möglich und dass diese für einen Menschen, der Riehl so lange kennt wie ich sogar die wahrscheinlichere ist. Mit den besten Grüssen bin ich Ihr aufrichtig ergebner Paul Hensel Brief, Maschinenschrift, 2 Seiten, am Kopf msl. Erlangen 17 Juni 1906.

8. Ernst Cassirer an Jonas Cohn, 16. Januar 1910

Lieber John. Herzlichen Dank für Deinen Brief. Was den „Logos“27 betrifft, so hat mich Simmel bereits vor einiger Zeit zur Mitarbeit aufgefordert, die ich ihm auch principiell zugesagt habe; ob ich mich schon in nächster Zeit mit einer kürzeren Arbeit beteiligen kann, ist freilich fraglich, da ich im Augenblick durch andere Arbeiten, die schon lange der Erledigung harren, etwas in Anspruch genommen bin. Bei diesem Anlass muß ich denn auch Dir gegenüber eine Schuld eingestehen, die mir seit Langem auf dem Gewissen liegt. Ich wurde gleich nach dem Erscheinen Deines Buches von der Dtsch. Literaturzeitung aufgefordert, ihr eine Besprechung des Werkes zu liefern und wollte diese Aufforderung nicht zurückweisen.28

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Es reizte mich selbst, Gelegenheit zu haben, mich mit Deinem Buche, das ich sogleich eingehend studiert habe, genauer auseinanderzusetzen. Leider stellten sich der Ausführung meiner Absicht indessen immer wieder Schwierigkeiten entgegen. Ich verschob die Anzeige immer von neuem: nicht weil die Probleme Deines Buches mich zu wenig, sondern weil sie mich zu lebhaft und zu intensiv interessierten. Wie Du weisst, bin ich seit Langem mit ähnlichen Fragen beschäftigt: und ehe ich nicht zu einer für mich selbst befriedigenden Lösung gekommen, wollte ich mit der Kritik Deines Buches zurückhalten. In jedem Falle habe ich mich aufrichtig gefreut, in allen Hauptzügen der Problemstellung und -lösung mit Dir wesentlich übereinzustimmen. Es ist das gleiche Ziel einer tieferen logischen und erkenntniskritischen Begründung der Relationsbegriffe, auf das auch ich in meiner Arbeit hinsteuere. Daß Manches Dir in meiner Darstellung allzu „rationalistisch“ erscheinen wird, muß ich freilich erwarten; aber ich glaube, daß diese Differenz gegenüber der sonstigen prinzipiellen Übereinstimmung zurückstehen wird. In jedem Falle hoffe ich, diese Übereinstimmung nun auch bald öffentlich aussprechen zu können; denn meine Arbeit, die mich zuletzt fast ausschließlich beschäftigte, steht unmittelbar vor ihrem Abschluß,29 sodaß ich bald mehr freie Zeit zu gewinnen hoffe. Für heute nur noch viele herzliche Grüsse an Dich u. die Deinigen Dein Ernst Cassirer Brief, Handschrift, 4 Seiten, am Kopf Berlin 16/I 10. / W. 50, Pragerstr. 9

9. Ernst Cassirer an Walter Kinkel, 11. Juni 1911

Sehr geehrter Herr Professor. Nehmen Sie meinen herzlichsten Dank für die freundliche Zusendung Ihrer Schrift über „Idealismus und Realismus“30, die ich mit grossem Interesse gelesen habe. Ich erwarte nun mit besonderer Spannung Ihre Leibniz-Darstellung31, die hoffentlich in nicht zu langer Zeit erscheint. Daß Sie in den Hauptpunkten zu übereinstimmenden Ergebnissen mit mir gelangt sind, ist mir sehr erfreulich. Ich selbst würde, da ich mich mit den Problemen der Leibnizischen Philosophie dauernd weiter beschäftigt habe, heute vieles ganz anders fassen, als in meiner ersten Darstellung.32

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Der große systematische Zusammenhang zwischen den Einzelgebieten lässt sich, wie ich glaube, weit schärfer und deutlicher zur Anschauung bringen, als es hier, wo das Detail bisweilen zu sehr überwiegt, geschehen ist. Um so mehr freue ich mich auf Ihre Schrift, die mir Gelegenheit geben wird, meine Auffassung nochmals im Allgemeinen und im Einzelnen zu revidieren. Ich plane seit Langem eine Schrift „Leibniz und die deutsche Kultur“, in der ich darstellen möchte, wie das System auf das Geistesleben des 18ten Jahrhunderts, insbesondere auf unsere klassische Periode, auf Lessing, Herder, Goethe, Schiller und Humboldt gewirkt hat.33 Irre ich nicht, so besteht hier eine ausserordentlich geschlossene und kontinuierliche Fortwirkung, in der der geistige Gesamtgehalt der Leibnizischen Grundgedanken erst völlig zu Tage tritt. Ob dieser Plan in nächster Zeit zur Ausführung gelangen wird, ist freilich fraglich, da das geschichtliche Material ausserordentlich gross ist und in Kürze wohl kaum bewältigt werden kann. Aber vielleicht giebt mir Ihre Schrift einen neuen erwünschten Anstoß, in den Vorarbeiten fortzufahren. Für Ihre Besprechung des Erkenntnisproblems in der D. Lit. Ztg.34 bin ich Ihnen zu aufrichtigem Danke verpflichtet; es hat mich besonders gefreut, daß auch der 2te Band in allem Wesentlichen Ihre Zustimmung gefunden hat. Ich bin jetzt mit der Neuauflage dieses Bandes beschäftigt35 und werde Ihre Bemerkungen für sie dankbar benutzen. Dies gilt auch von den stilistischen Bemerkungen36, – obwohl es sich hier um Dinge handelt, die einem so geläufig und natürlich geworden sind, daß man schwer eine Kontrolle über sie gewinnt. – Von der Festschrift für Cohen37 höre ich seit einiger Zeit gar nichts; ich hoffe aber, daß die Vorbereitungen ihren Fortgang nehmen. Nochmals meinen besten Dank u. herzliche Grüsse von Ihrem Ernst Cassirer Brief, Handschrift, 4 Seiten, am Kopf hsl. Berlin 11 Juni 1911

10. Ernst Cassirer an Paul Natorp, 14. November 1911

Verehrter Herr Professor. Für heute möchte ich nur eine Frage betreffs der Festschrift für Cohen an Sie richten. Ich habe seit längerer Zeit von dem Plan nichts mehr gehört und bin mir nicht völlig klar, wie er sich definitiv gestalten soll. Für

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die Abfassung der einzelnen Aufsätze scheint es mir aber doch wichtig, daß wir miteinander Fühlung nehmen, da die Arbeit des Einzelnen sich doch einigermassen dem Gesamtplan einfügen soll. Ich wüsste also gern, welche Herren endgültig zugesagt haben und welche Themata behandelt werden sollen. Hoffentlich hat sich hier ein gewisser systematischer Zusammenhang ergeben, sodaß die einzelnen Aufsätze auch eine innere Beziehung – nicht nur in der Behandlungsweise, sondern in den behandelten Gegenständen selbst – aufweisen. Sehr lieb wäre es mir, wenn sich nunmehr auch endgültig feststellen liesse, wieviel Raum dem Einzelnen zur Verfügung stehen wird, da die Darstellung sich doch wesentlich hiernach wird richten müssen. Verzeihen Sie alle diese eilfertig hingeworfenen Fragen; aber es drängt mich nunmehr, mit der Niederschrift meines Beitrags38 zu beginnen und ich finde nicht die rechte Arbeitsstimmung, solange ich mich mit Ihnen und den Marburger Freunden nicht in genauem Connex fühle. Ich bitte also nur um wenige aufklärende Worte und verspreche alsdann Ihre Zeit, die ohnehin bereits stark in Anspruch genommen sein wird, so viel als möglich zu schonen. Sehr gespannt bin ich auf den Fortgang der Psychologie39, die, wenn meine Nachrichten richtig sind, ja wohl demnächst beendet sein muss. – Das Semester hat hier unter günstigen Vorzeichen begonnen; ich habe im Kant-Colleg ca. 120–130 Hörer40 – die höchste Zahl, die ich bisher erreicht habe; auch die Beteiligung an den Übungen ist so stark, daß ich mich entschlossen habe, sie in zwei getrennten Abteilungen abzuhalten. So wächst auch hier das Interesse beständig und man fühlt sich erfrischt für die Weiterarbeit. Bd. II der neuen Auflage des Erkenntnisproblems41 haben Sie wohl erhalten; falls Sie einmal Gelegenheit finden, mir in Bezug auf ihn irgendwelche kritische Winke zu geben, so würde ich Ihnen dafür herzlich dankbar sein. Mit vielen herzlichen Grüssen an Sie u. die Ihrigen Ihr Ernst Cassirer Brief, Handschrift, 4 Seiten, am Kopf hsl. Berlin 14 November 1911

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11. Hugo Münsterberg an Ernst Cassirer, 3. März 1913

Hochverehrter Herr Kollege. Sie erhalten vermutlich gleichzeitig mit diesen Zeilen einen offiziellen Brief vom derzeitigen Vorsitzenden unserer philosophischen Abteilung.42 Um naheliegenden Missverständnissen vorzubeugen, lassen Sie mich zufügen, dass die philosophische Abteilung nicht etwa der philosophischen Fakultät entspricht, dass vielmehr unsere Fakultäten für gewisse administrative Zwecke kleinere Unterabteilungen besitzen, die ihre eigenen wechselnden Vorsitzenden haben. Professor Perry, der an Sie heute offiziell schreibt, ist augenblicklich der Vorsitzende dieser engeren rein philosophischen Abteilung. Innerhalb dieser entstand nun der Wunsch, sie im nächsten Jahre für ein Semester bei uns zu haben. Die Situation ist die folgende. Wir haben in diesem Jahre zwei ordentliche Professoren verloren. Professor Palmer, der hauptsächlich Ethik und Geschichte der Philosophie las, zieht sich mit Rücksicht auf sein hohes Alter zurück, und Professor Santayana43, der vor allem Aesthetik und Erkenntnistheorie trieb, will sich ganz der Forschung widmen und gibt das Lehren auf. Wir haben uns entschlossen, diese beiden Lücken noch nicht sofort zu füllen, dagegen zunächst im Interesse unserer Studenten eine Reihe bedeutender Fachmänner für kürzere Zeit herzubitten. Wir haben im nächsten Jahre, und zwar in unserem zweiten Semester, vor allem Russell aus England bei uns, der ja in seiner Richtung als allererste Kraft heute gelten kann. Daneben haben wir aus verschiedenen Gründen auch einen jüngeren Engländer, Hoernle, für das erste halbe Jahr eingeladen. Es schien uns aber wünschenswert, auch einen Deutschen in der Reihe unserer Gäste zu haben, und unsere Wahl ist auf Sie gefallen. Ihre Richtung ist hier im Lande wenig vertreten und in unserer philosophischen Abteilung ist gegenwärtig keiner, der sich in Ihrer Richtung bewegt. Da schien es uns denn höchst wünschenswert, dass Sie einmal den Studenten die Grundgedanken Ihrer Philosophie darstellen. Wir würden es Ihnen überlassen, ob Sie von Ende September bis Ende Januar oder von Anfang Februar bis Ende Mai kommen wollen. Unsere Kollegien werden dreistündig gegeben, und wir würden ein solches dreistündiges Kolleg und daneben ein zweistündiges Seminar von Ihnen erwarten. Das Seminarthema könnte natürlich beliebig spezialisiert sein, wenn auch nicht gar zu enge, damit sich wirkliche Mitarbeiter finden. Das Vorlesungsthema dagegen sollte möglichst weit sein. Voraussetzung allerdings wäre, dass Sie die Vorlesungen in englischer Sprache zu halten imstande sind. Ich weiss nicht, von welcher Seite uns mitgeteilt wurde,

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das Sie das Englische ziemlich beherrschen. Auch wenn Ihr Englisch gegenwärtig nicht weit entwickelt ist, so würde ich mir vorstellen, dass Sie mit einiger Nachhülfe es leicht bis zum nächsten Jahre dahinbringen, die Vorlesungen englisch zu halten. Die Studenten sind in diesem Punkte den Ausländern gegenüber sehr entgegenkommend. Diese Einladung hat natürlich nichts mit dem üblichen Austauschdozententum zu tun. Wer als Austauschprofessor zu uns kommt, wie etwa Eucken diesen Winter, wird von der Berliner Regierung aus gewählt, und wir unsererseits haben darauf wenigstens offiziell keinen Einfluss. Diese Einladung dagegen ist eine Angelegenheit, die nur zwischen der Harvard Universität und Ihnen sich abspielt, so dass die Regierung damit nichts weiter zu tun hat, als dass Sie für den Winter Urlaub haben müssen. Es ist durchaus nicht unmöglich, dass, so wie in diesem Jahre meinem Privatersuchen entsprechend ein Philosoph als Austauschprofessor gesandt wurde, vielleicht auch nächsten Winter ein philosophischer Austauschprofessor herkommt. Aber das hätte in jedem Falle gar nichts mit Ihren Entscheidungen zu tun. Sie würden im gewissen Sinne nicht Gast, sondern ebenso wie Russell für das eine Semester organischer Bestandteil unseres Lehrkörpers werden. Der Austauschprofessor hat bei uns den technischen Titel “Visiting Professor”; Sie dagegen würden sogenannter “Lecturer” sein. Ueber die materiellen Bedingungen schreibt Ihnen wohl Kollege Perry, und ich weiss nicht, wie weit Ihnen diese Seite der Frage wichtig ist. Ich möchte in dieser Beziehung nur sagen, dass die in Deutschland verbreiteten Ideen, dass das Leben hier ausserordentlich teuer sei, kaum berechtigt sind. Professor Eduard Meyer und Professor Friedländer, die vor zwei und drei Jahren Austauschprofessoren hier waren, werden Ihnen das bestätigen. Lassen Sie mich nur noch persönlich zufügen, wie sehr ich mich freuen würde, Sie für einige Zeit hier zu wissen. Während meines Berliner Austauschjahres waren Sie leider der einzige philosophische Kollege, mit dem ich zufälligerweise keine persönliche Fühlung gewann. Ausser bei meinem ersten kurzen Besuche in Ihrem Hause haben wir uns ja wohl kaum gesehen. Kommen Sie hierher, so wird das hoffentlich sehr anders sein, und wir würden uns auch besonders freuen, wenn Sie Ihre Gattin mitbrächten. Mir liegt sehr viel daran, dass deutsche Philosophie hier zu lebhafter Geltung kommt. Bergson, der gestern Amerika verlassen hat, hat feierlichst überall verkündet, dass heute wirkliche Philosophiebewegung nur in Frankreich und Amerika existiere, und Deutschland und England in den Hintergrund getreten seien. Es ist recht wünschenswert, dass der Verbreitung solcher Vorurteile durch unmittelbare Einwirkung auf die studierende Jugend entgegengetreten wird. Kollege Perry hat

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Ihnen wohl bereits auch das geschrieben, dass es sehr wünschenswert wäre, eine Antwort so unmittelbar wie möglich zu erhalten, damit die Ankündigung Ihres Kommens in den Universitätskatalog aufgenommen werden kann und zu diesem Zwecke wäre es wichtig, wenn Sie uns in allernächster Zeit kabeln würden. Mit den besten Grüssen Ihr aufrichtigst ergebener Hugo Münsterberg

Brief, Maschinenschrift, 6 Seiten, am Kopf msl. Cambridge Mass., den 3. März 1913.

12. Ralph Barton Perry an Ernst Cassirer, 3. März 1913

My dear Sir: I write in behalf of the Department of Philosophy of Harvard University and with the authorization of President Lowell to invite you to lecture here during some part of the academic year 1913–14. Our academic year begins September 22d, 1913, and ends June 1st, 1914. It is divided into two “half-years”, from September 22d to January 25th, and from February 10th to May 30th. We should be delighted if you could come for either half-year that would prove more convenient to you. The honorarium would be $ 2000. We should want you to give in English a lecture course of three or four hours a week and also a Seminary of two hours a week. (The latter could be given in German if you preferred.) You would thus have not more than six hours’ teaching and would be free to make short trips and visit other places if you wished. The subjects for your courses could be arranged largely to suit your own taste. We should especially want our students to have an opportunity of becoming acquainted with your own methods and doctrines. Like many others, I value your recent book very highly.44 Your visit would be of genuine interest to philosophers not only here but throughout the country at large. I sincerely hope that you may be able to arrange your Berlin engagements so as to permit of your visit to us. You will hear from Professor Münsterberg, and I have asked Dr. M. P. Mason, a former student at Marburg, to write to Professor Natorp on the same matter. As soon as you have reached a decision, I should like very much to have you cable to me, as we may wish to make some other arrangement. You will perhaps be interested in knowing that Mr.

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Bertrand Russell is to be with us during the second half of next year by an arrangement similar to that which we now propose to you. Sincerely yours, [Ralph Barton Perry] Brief, Maschinenschrift, 2 Seiten, am Kopf msl. March 3, 1913., am Fuß Herr Doktor Ernst Cassirer

13. Ralph Barton Perry an Ernst Cassirer, 22. April 1913

My dear Dr. Cassirer: It was a great disappointment to us to learn that you were unable to accept our invitation to become a Lecturer here next year. 45 At the same time I was much pleased to learn from your letter and from what was written by Mr. Grew of the American Embassy that you would probably be able to come to us the following autumn. I now write to ask you whether you will not accept such an invitation for the first half of the year 1914 – that is from September 20, 1914, to January 20A, 1915. Your appointment will probably be made within the next few days and official notice sent you. The conditions would be the same as were proposed for next year, but we should of course have an abundance of time in which to arrange details concerning your courses. Professor Royce, who has recently returned from England, very cordially endorses our proposal, and we earnestly hope that you will be able to accept it. I feel entire confidence in your ability to use the English language. I know that whatever you may lack in ease and facility when you first arrive will very soon be acquired. You will find that most of your colleagues and students have some understanding of German, and that you will be able to make a considerable use of your native tongue. With sincere greetings, Very truly yours, [Ralph Barton Perry] Brief, Maschinenschrift, 2 Seiten, am Kopf msl. April 22, 1913, am Fuß Herr Doktor Ernst Cassirer A

20] Lesung unsicher

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14. Ernst Cassirer an Abbott Lawrence Lowell, 15. Juli 1913

Hochgeehrter Herr Präsident. Ich muss zunächst um Entschuldigung bitten, daß ich die ehrenvolle Einladung der Harvard University, während der ersten Hälfte des Studienjahres 1914/15 an ihr Vorlesungen zu halten, erst so spät beantworte. Der Grund dieser Verzögerung liegt darin, daß sich mir bei näherer Erwägung aller Umstände doch grössere Schwierigkeiten ergaben, als ich zunächst vorausgesehen hatte, während es mir auf der anderen Seite doch sehr schwer fiel, endgültig darauf Verzicht zu leisten, Ihrer freundlichen Aufforderung zu folgen. Leider muss ich mich jetzt, so sehr ich selber es aus vielen Gründen bedaure, doch zu diesem Verzicht entschliessen. Eine erspriessliche Wirksamkeit als akademischer Lehrer der Philosophie an der Harvard University wäre für mich nur möglich, wenn ich die englische Sprache wenigstens innerhalb des engeren Gebiets, das für mich in Frage käme, vollständig beherrschte; leider bin ich aber in nächster Zeit durch mancherlei Arbeiten und durch verschiedene litterarische Verpflichtungen, die ich eingegangen bin, so gebunden, daß es mir nicht möglich wäre, die sprachliche und sachliche Vorbereitung so eingehend zu gestalten, als ich selber es für unbedingt erforderlich halten würde. Ich bitte Sie indessen, mir zu glauben, daß ich für das Vertrauen und die Ehre, die mir die Harvard University durch ihre Einladung erwiesen hat, in vollem Masse empfänglich bin und ersuche Sie, auch der philosophischen Abteilung Ihrer Universität meinen herzlichen und aufrichtigen Dank aussprechen zu wollen. Ich möchte nicht schliessen, ohne gleichzeitig meinem Bedauern darüber Ausdruck zu geben, daß ich bei Ihrem Besuch in Berlin schon von dort abwesend war; ich war in diesem Semester gezwungen, früher als sonst zu verreisen, was sich dank einer Vereinbarung mit meinen Zuhörern durch eine Vermehrung der Stundenzahl der Vorlesungen in den vorhergehenden Monaten auch durchführen liess. Ich bedaure aber nunmehr sehr, daß es mir auf diese Weise nicht möglich war, Ihnen auch persönlich meinen herzlichen Dank auszusprechen. Ich bin in aufrichtiger Verehrung Ihr sehr ergebener Ernst Cassirer

Brief, Handschrift, 4 Seiten, am Kopf hsl. Gossensass (Tirol) 15 Juli 1913

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15. Ernst Hoffmann an Ernst Cassirer, 20. August 1916

Sehr verehrter Herr Professor, Nach wiederholtem Durchlesen des Bauchschen Artikels46 habe ich mir die Frage gestellt: ‚Spricht der Verfasser offen aus, dass Kulturproblem und Rassenproblem identisch ist, dass dem jüdischen Geist der nicht-jüdische Geist im letzten Grunde unbegreiflich bleiben muss?‘ Zur Feststellung, ob diese Entscheidung tatsächlich von Bauch ausgesprochen ist, scheinen mir diejenigen Stellen unberücksichtigt bleiben [zu] müssen, wo er über bestimmte jüdische Individualitäten schreibt. Was Cohen anlangt, so würde er sich immer darauf berufen können, dass, [was] für Cohen gelte, ja nicht für alle jüdischen Denker gelten müsse, Cohen sei eben – nach Bauchs Auffassung – ein Revenant aus den Zeiten des alttestamentlichen Gesetzesglaubens, als solcher rücksichtsvoll und ehrwürdig, aber entschlossen, innerhalb der geistigen Grenzen seiner Stammesgemeinschaft zu bleiben, und infolge dieser Entschlossenheit unfähig, nicht-jüdisches ‚Volkstum‘ anzuschauenA. Dasselbe gelte in schwächerem Maße für Kroner, und Nelson beweise ja mit jedem Worte, dass er von deutschem Geiste keine Ahnung habe. Sieht man sich nun weiter diejenigen Worte an, mit denen Bauch zu der p ri n z i p i e l l e n Frage Stellung nimmt, so spricht er 1.) von einem jüdischen Gaste im deutschen Hause (742 Spalte b); 2.) von dem jüdischen als einem fremdvölkischen Forscher (744 b), der vom deutschen Forscher dieselbe Distanz habe wie ein Ausländer, 3.) von den ‚scharfen und unübersteiglichen Grenzen‘ (744 a), die durch die Volksunterschiede gezogen sind; genauer noch: ‚dem Verständnis von Volkstum zu Volkstum seien gerade in dem E ig en tü ml ic h en jedes Volkes scharfe gegenseitige Grenzen gezogen‘ (744 b). Dies scheinen mir die Stellen zu sein, die jeden jüdischen und auch jeden […]B ‚völkisch‘ nicht beschränkten Deutschen verletzen müssen. Denn es liegt die empörende Überzeugung zugrunde, dass der jüdische Deutsche grundsätzlich Nicht-Deutscher ist. Sie liegt zugrunde, aber Bauch ist zu vorsichtig gewesen, sie auszusprechen. Wenn man ihn auf Stelle 1.) oder 2.) hin angreifen wollte, so würde er sich etwa auf die Worte berufen können, die Herr Axel Ripke S. 488 a (hinter den Ausführungen der Frau Ripke) schreibt: ‚Dass es solche Deutsche gibt, die auch o h n e B lu ts zu g e hö ri g ke i t und durch ihre deutsche Empfindungsart sich doch zum deutschen Volke rechnen dürfen, wird niemand freudiger bejahen u. s. f.‘, und Bauch würde dann auch ‚mit Bedauern‘ mitC Herrn Ripke hinzufügen, leider sei eben ‚die Zahl der blutsfremden Deutschen verschwindend

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klein‘. Wollte man ihn aber auf Stelle 3.) angreifen, die von den ‚unübersteiglichen Grenzen‘ handelt, so würde er sagen, gerade er, Bauch, habe ja 744 a darauf hingewiesen, dass diese unübersteiglichen Grenzen in der Ebene der Psychologie verbleiben, für Bekenner des deutschen Idealismus aber Kraft der Emporläuterung zum Logos aufgehoben sind. So halte ich denn dies Machwerk in erster Linie für feige und erbärmlich und daher persönliche Verachtung gegen den Autor für die einzige Erwiderung, deren es bedarf. Mit den besten Empfehlungen Ihr dankbar ergebener E. Hoffmann.

Brief, Handschrift, 2 Seiten, am Kopf hsl. Friedenau, 20. 8. 16, / Schmargendorfer Str. 18. A B C

anzuschauen] Lesung unsicher […]] fehlt, da abgeschnitten mit] Lesung unsicher

16. Ernst Cassirer an Friedrich Gundolf, 6. Oktober 1916

Sehr geehrter Herr Kollege. Die Zusendung meiner Schrift ›Freiheit und Form‹47, die Ihnen in den nächsten Tagen zugehen wird, möchte vor allem ein Ausdruck des Dankes sein für den reichen Genuss, den Ihr Goethe-Buch48 mir soeben bei der ersten Lektüre gewährt hat. Ich bin freilich einstweilen noch nicht weit über den ersten Teil hinausgelangt; doch glaube ich schon jetzt gewiss zu sein, daß der Eindruck Ihres Werkes sich noch verstärken wird, wenn ich erst das Ganze zu überblicken vermag. Die Gegensätze, die zwischen Ihrer und meiner Betrachtungsweise bestehen, verhehle ich mir natürlich nicht (Sie treten vor allem überall dort hervor, wo das Thema: Kant in Frage kommt); aber ich muss allerdings gestehen, daß mir das, worin wir übereinstimmen, wichtiger erscheint, als das, worin wir auseinandergehen. Ich habe bei der Lektüre Ihres Werkes oft den Eindruck gehabt, daß wir, von ganz verschiedenen Ausgangspunkten herkommend und vielleicht auf ganz verschiedene Ziele hingehend, uns in der Mitte des Weges begegnen. So würde mir denn auch Ihr Urteil über meine Darstellung besonders willkommen und in Zustimmung und Widerspruch

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gleich förderlich sein. Ich bitte Sie für heute nur nochmals den Ausdruck meines Dankes entgegenzunehmen und bin in aufrichtiger Hochschätzung Ihr Ernst Cassirer Brief, Handschrift, 3 Seiten, gedruckter Briefkopf mit Initialen E. C.

17. Friedrich Gundolf an Ernst Cassirer, 13. Oktober 1916

Sehr geehrter Herr Professor: Ich freue mich Sie unter den Lesern meines Goethe-buchs zu wissen, und danke Ihnen von Herzen für die reiche Gabe mit der Sie Ihre Teilnahme an meiner Arbeit bezeugen. Ihre Studien zur deutschen Geistesgeschichte, durch den Titel schon hinweisend auf die Vereinigung von philosophischer und geschichtlicher Schau die das Bedürfnis und der Anspruch aller lebendigen Bildung unsrer Tage ist, sind mir schon jetzt, nach der Lektüre der Einleitung und des Goethe-kapitels, eine Bereicherung, Erhellung, Bestätigung meines eignen Lernens, zugleich ein tröstlicher Ausblick auf die Lösung der wissenschaftlichen Aufgabe die Dilthey sich gestellt hat und woran er gescheitert ist: das Wesen des Geistes an der Bildung seiner geschichtlichen Träger aufzuzeigen, die ewigen Ideen als zeitliche, zumal deutsche, Erscheinungen zu fassen. Ihr Buch ist mir, abgesehen von dem erlösend hohen Niveau und der unbedingten Geistigkeit seiner Haltung wie seines Gehalts, wertvoll, eben weil es mir die Lösbarkeit einer Aufgabe verheisst, die zu erfüllen auch ich mich getrieben fühle, aus andren Gründen und mit andren Mitteln wie Sie, aber vielleicht Kraft desselben Befehls und derselben Reife unsres weltgeschichtlichen Augenblicks. Wer dies Zeitalter nicht nur mitmacht, sondern mitlebt kann weder verzichten auf die einheitliche Vergeistigung der Welt noch auf die Erfahrung der einmaligen besonderen Geschichtlichkeiten, und erst unser Zeitalter hat die besonderen seelischen Voraussetzungen für beide Bereitschaften … freilich auch die besonderen Hemmnisse dafür, einen billigen „Simplismus“ einerseits und eine platte Fakten- oder Reize-sucht andrerseits. Wenn ich nicht irre, so kommen Sie von der Frage nach dem Wesen der Ideen, die untrennbar ist von der Frage nach ihrem Ursprung, zum

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Verständnis ihrer Träger, Verkünder, Verkörperer .. und haben vor vielen ähnlichen Fragestellern den glücklichen Sinn für Verkörperung, Gestalt, Kunst voraus .. darum bleiben Sie auch bei der Betrachtung Goethes nicht im bloss Begrifflichen stehen, sondern gelangen bis in seine Zentralkraft, das Bildnerische selbst, von dem aus auch seine philosophische Bedeutung erst begriffen wird. Und da begegne ich Ihnen auf der Mitte des Wegs, mit frohem Erstaunen wie sehr wir bis in Einzelheiten hinein übereinstimmen, wie gut (gesteh ichs nur) ein Philosoph vom Dichtertum Goethes Bescheid weiss. Denn ich komme durchaus vom eigentlichen Dichtertum, dem Sprachausdruck des einmaligen und sinnbildlichen Menschentums her, und habe zur Philosophie nur soweit Beziehung als sie Menschentum bildet oder ausdrückt .. ich sehe nichts wo ich nicht Gestalt, oder wenigstens Seele und Urstoff der Gestaltung sehe. Hieraus mag sich ebenso sehr unsre Übereinstimmung betreffs Goethe, als unsre Differenz betreffs Kant, erklären, da mich Ideen nicht ergreifen, wenn mich ihre Träger nicht menschlich ergreifen, seien sie Mensch oder Volk. Das ist eine Begrenzung mit der ich mich abfinden muss. Ich verspreche mir viel von der vollständigen Kenntnis Ihres Buchs und freue mich insbesondre auf die Kapitel von denen ich nur zu lernen habe .. Mehr als ein Brief wird Ihnen die weitere Lektüre meines „Goethe“ sagen, wie sehr wir von so verschiednen Seiten her dieselbe Wahrheit angetroffen haben (besonders das Kapitel über den Westöstlichen Divan.) Es erscheint mir als ein willkommenes Zeichen dass wir nichts Geistreiches oder Eigenartiges, sondern eben das R i c h t i g e gesagt haben, worauf allein es ankommt. Nehmen Sie als Dank (und Ergänzung des „Goethe“) mein Shakespeare-buch49 an, das Ihnen vom Verlag aus zugehen wird, und seien Sie versichert der ausgezeichneten Hochschätzung Ihres Friedrich Gundolf Brief, Handschrift, 3 Seiten, am Kopf hsl. Darmstadt, 13. X. 1916 / (Grünerweg 37)

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18. Ernst Cassirer an Friedrich Gundolf, 18. Oktober 1916

Sehr geehrter Herr Doktor! Ich bin Ihnen heute einen doppelten Dank schuldig: den Dank für Ihren Brief und den Dank für die beiden Wochen reinsten geistigen Genusses, die mir die Fortsetzung der Lektüre Ihres ›Goethe‹ gegeben hat. Gerade in diesem Augenblick, in dem ich noch ganz unter dem Eindruck Ihres Werkes stehe, ist mir das, was Sie über das Verhältnis zwischen meiner und Ihrer Grundanschauung und zwischen unserer Arbeitsweise sagen, besonders willkommen und erfreulich gewesen. Ich finde in Ihrem Brief das, was ich selbst für mich erstrebt habe, aufs genaueste ausgesprochen. Ich bin in der That ursprünglich rein von der Betrachtung der Ideen und von dem was ich als ihr eigentümliches Leben empfinde, ausgegangen; – aber eben um mir diesen ihren Gehalt völlig durchsichtig, klar und plastisch zu machen, musste ich zu den grossen Individuen zurück, in denen die Ideen ihr konkretes Dasein haben. Die Übereinstimmung, die sich hier zwischen Ihrem und meinem Wege ergab, – sie ist mir, gleich Ihnen, am stärksten am Divan-Capitel zum Bewusstsein gekommen – halte ich für um so wichtiger, als sie nicht auf subjektivem, sondern auf rein objektivem Grunde beruht. Weil unser Blick rein sachlich auf ein und derselben ›Mitte‹ ruhte, darum hat schließlich alle Verschiedenheit des ›Standpunkts‹, alle Besonderheit der individuellen Perspektive die Einheit im Ergebnis nicht aufzuheben vermocht. Ich empfinde jetzt, da ich dem G an z e n Ihrer Goethe-Darstellung gegenüberstehe, freilich besonders stark die Schranke, die für mich schon durch den ganzen Aufbau meines Buches und durch den Zusammenhang, in welchen ich Goethe einzusetzen hatte, gegeben war. Ich konnte nur daran denken, bestimmte Grundmomente eines Wesens zu bezeichnen und das, was ich als seinen geistigen Mittelpunkt ansah, zu bestimmen. Ihnen aber war es vergönnt, die Welt Goethes zugleich dem Inhalt und dem Umfang nach zu zeichnen: das Centrum festzustellen und den Umkreis abzuschreiten. Und erst in dieser Form der Betrachtung kann wahrhaft hervortreten, wie hier Anfang Mitte und Ende ›immerfort dasselbe‹50 sind. Diese Totalität, die zugleich als reine Einheit gesehen ist, ist dasjenige, was für mich Ihr Werk besonders wertvoll macht. Besonders wichtig ist mir in dieser Hinsicht auch Ihre Darstellung des alten Goethe erschienen: namentlich das, was Sie über die Wahlverwandtschaften sagen, bildete für mich einen Höhepunkt Ihres Buches. Ihre Gabe, aus Sprachgefühl und Sprachanalyse heraus den Gehalt eines dichterischen Werkes, seine Atmosphäre und seinen eigentümlichen Schwingungs-

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mittelpunkt zu bestimmen, war mir schon aus Ihrem Shakespearebuch bekannt, das ich schon vor längerer Zeit – zuerst durch die Besprechung von Helene Herrmann51 darauf verwiesen – kennen gelernt habe; – wahrhaft erstaunlich aber ist es mir gewesen, wie Sie an dieser Ihrer ganz persönlichen Methodik festhalten und damit das Weltbild des alten Goethe, die spezifische Goethische Alters-Wei sh ei t so darstellen und lebendig machen konnten, wie es in Ihrem Buch geschehen ist. Überhaupt erblicke ich in dieser Ihrer Betrachtungs- und Darstellungsweise den Anfang zu einer neuen – Goethe-Philologie: einer Philologie, die nicht wie die alte am Wort und Buchstaben hängt52, sondern in den geistigen Gehalt und Ursprung der sprachlichen Erscheinung eindringt. Was Sie über Form und Stil der Goetheschen Balladen, der Elegien oder der Wahlverwandtschaften sagen, scheint mir in dieser Richtung zu liegen, – scheint mir eine künftige Stilgeschichte der Goetheschen Dichtung zu verheissen, die, wenn sie erst einmal vorhanden ist, über alle Erkenntnis einmaliger historischer Zusammenhänge hinaus, wieder zu den systematischen Grundphaenomenen des Geistes zurückleiten wird. Auch in dieser Hinsicht vermag ich daher keinen absoluten Gegensatz zwischen philosophischer und geistes- und literargeschichtlicher Betrachtungsweise anzuerkennen; ich sehe hier nur ein beständiges Ineinandergreifen von Aufgaben, die sich wechselweise erhellen und fördern. Mich selbst wird freilich meine Arbeit, soweit ich ihre Richtung jetzt vorauszusehen vermag, zunächst wieder in ganz andere Gebiete verweisen; mit um so grösserer Anteilnahme aber werde ich die Entwicklung verfolgen, die diese Probleme in Ihnen und durch Sie erfahren werden. Das Exemplar Ihres Shakespeare-Buches, das mir durch Ihren Verleger zugegangen ist, nehme ich – da die zweite Auflage im Einzelnen wohl noch vielfach verändert ist – mit bestem Dank an; mein eigenes Exemplar der ersten Auflage werde ich einem Freunde geben, der für die Fragen Ihres Buches lebhaftes Interesse hat. Ich bin, nochmals mit dem Ausdruck meines Dankes und meiner aufrichtigen Hochschätzung Ihr Ernst Cassirer Brief, Handschrift, 6 Seiten, gedruckter Briefkopf mit Initialen E. C., hsl. Berlin 18 Oktober 1916

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Briefwechsel 1893–1945

19. Ernst Cassirer an Paul Natorp, 26. November 1916

Sehr verehrter, lieber Herr Professor. Nehmen Sie meinen herzlichen Dank für Ihren Brief und für die Abschrift des Schreibens an Vaihinger: beides hat mich um so mehr erfreut, als damit das Missverständnis, das zwischen Ihnen und Cohen obwaltete, wohl endgültig beseitigt ist. Ich habe Cohens Brief an Sie nicht gelesen, – aber daß es sich in Ihrem Gegensatz nur um ein Mißverständnis53 handeln konnte, war mir nach allem, was ich von seinem Verhältnis zum Deutschtum und Ihrem Verhältnis zum Judentum weiss, von Anfang an klar. Auch im Falle Bauch54 hat, wie ich jetzt ihrem Brief an Vaihinger entnehme, zwischen uns und Ihnen niemals eine Differenz der Prinzipien bestanden, von denen aus wir die Sache angesehen haben; nur haben wir faktisch über verschiedene Dinge geurteilt, indem Sie sich wohl vornehmlich oder ausschliesslich auf den Aufsatz in den Kant-Studien55 bezogen, während für mich seine Erklärung im Panther56 den wesentlichen Angriffspunkt bildete. Ich kann Ihnen übrigens meine Auffassung der Angelegenheit nicht besser darlegen, als indem ich Ihnen den Text meines Aufsatzes57 zugehen lasse, der, in der ersten Erregung verfasst, jedenfalls den Vorzug hat, daß er meine Motive mit rückhaltloser Offenheit zum Ausdruck bringt. Ich muss freilich gestehen, daß ich, nachdem dies geschehen ist, über die ganze Angelegenheit wieder ruhiger denke: nicht als hätte ich meine Grundüberzeugung in irgend einem Punkte geändert, wohl aber in dem Sinne, daß ich, zumal Bauch nunmehr von der Redaktion der K-St. zurückgetreten ist, bereit bin, in einer Zeit, die vor allem Eintracht braucht, auch mit meinen prinzipiellen Beschwerden zurückzuhalten. Insofern kommt also meiner Erwiderung kaum mehr ein ›aktuelles‹ Interesse zu; ich wollte sie Ihnen aber jedenfalls senden, damit Sie die Beweggründe nicht verkennen, aus denen heraus sie verfasst ist. Daß heute Jeder – er sei Jude oder nicht – gegen den Vorwurf mangelnden nationalen Empfindens besonders empfindlich ist, empfindlich sein muss, werden Sie begreifen. Und ich wollte vor allem verhüten, daß eine Strömung, die in manchen Dingen des politischen Lebens heute doch unverkennbar ist, auch in den geistigen Dingen, auch in Philosophie und Wissenschaft Geltung gewinne. Aber ich breche hiervon ab: denn ich bin, wie gesagt, im Voraus sicher, daß hier im Prinzipiellen nicht die geringste Differenz zwischen Ihnen u. mir obwaltet. Nur den Ausdruck werden Sie wohl bisweilen allzu scharf finden; aber da nun die ganze Diskussion sozusagen unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet, so ist ja auch hierbei kein Bedenken.

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Im Übrigen hat Eucken in einem Brief, den er an Vaihinger gerichtet und den dieser mir übersandt hat, gestern den Vorschlag gemacht, zwischen Bauch und mir eine ›Verständigung‹ anzubahnen: jede Seite solle einen Vertreter stellen u. zwischen beiden solle zunächst eine persönliche Aussprache in Halle stattfinden. Gleichzeitig teilte mir Vaihinger den Text eines Briefes von Bauch mit, in dem dieser dem Eucken’schen Vorschlag zustimmt, aber erklärt, daß er ›entschieden auf dem Standpunkt seiner Sa ch e ‹ bleibe. Ich m us s te darauf erwidern, daß für mich, der ich es keineswegs mit der Person Bauchs, sondern nur mit den sachlichen Ansichten, die er geäussert, zu thun habe, jede Verständigung davon abhängig ist, ob er bei diesen Äusserungen beharrt. Thut er dies nicht mehr, so entfällt für mich jeder Grund zur Beschwerde; thut er es, so können mir irgendwelche persönliche Erklärungen, die er etwa zu Cohens oder meinen Gunsten abzugeben denkt, nicht das Geringste an meiner Auffassung von seinem Vorgehen ändern. Ich habe dies an Eucken geschrieben und hoffe auch hierin auf Ihre Zustimmung. Am Streit ist mir wahrhaftig, besonders in der jetzigen, für jeden Einzelnen und für uns alle so schweren Zeit, weniger als jemals gelegen: aber mehr als je müssen wir andrerseits jetzt auch den geistigen Boden verteidigen, auf dem wir stehen und dürfen uns das Anrecht auf ihn nicht antasten lassen. Ich war in letzter Zeit oft geneigt, auch in den Bauch’schen Äusserungen mehr Tollheit als Methode zu sehen: dem scheint aber wieder die Hartnäckigkeit zu widersprechen, mit der er auch jetzt noch an ihnen festhält. Doch endlich genug hiervon – fast dauert es mich, daß ich Sie so lange mit diesen unerquicklichen Dingen behelligen musste. Ich hoffe bald von Ihnen ein kurzes Urteil über meinen Aufsatz zu hören: und dann ergiebt sich hoffentlich Gelegenheit, auch wieder einmal von anderen und erfreulicheren Dingen zu sprechen. Nehmen Sie für heute jedenfalls meinen herzlichen Dank für Ihr freundliches Eintreten u. von meiner Frau und mir die besten Grüsse für Sie und für die Ihrigen In alter Gesinnung Ihr Ernst Cassirer Brief, Handschrift, 8 Seiten, am Kopf hsl. Berlin 26 November 16

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Briefwechsel 1893–1945

20. Ernst Cassirer an Paul Natorp, 1. Januar 1917

Sehr verehrter, lieber Herr Professor Lassen Sie mich Ihnen, zugleich mit den herzlichsten Wünschen für das kommende Jahr, meinen besten Dank für Ihren freundlichen Brief aussprechen. Er war mir in mehr als einer Hinsicht eine Beruhigung und eine Ermutigung: denn aus ihm sprach wieder jene Arbeitskraft und Arbeitsfreude, die Ihnen so ganz eigen ist, und die so oft ich ihr begegne, in dieser furchtbaren Zeit für mich noch immer das beste und köstlichste Zeichen für die Zukunft und den künftigen Wiederaufbau ist. Ich muss Ihnen gestehen, daß es mich tief ergriffen hatte, in einigen Ihrer letzten Briefe an Cohen Zeichen einer schweren Verstimmung und Niedergeschlagenheit zu finden, die mir, so natürlich und begreiflich sie sind, bei Ihnen doch stets fremd geblieben sind. Nun aber spricht aus Ihrem letzten Schreiben ein so unbedingter und reiner Schaffensmut, eine solche Versenkung in neue fruchtbare Probleme, daß ich daraus für Sie und mich und uns alle wieder die höchste Zuversicht geschöpft habe. Sie wissen gar nicht, wie sehr auch mir Ihr freundlicher Zuruf not that und wie er mich erfreut hat. Was die Angelegenheit mit Bauch betrifft, so war es mir sehr lieb, daß mein Aufsatz Ihre Zustimmung gefunden hat: aber auch darin bin ich mit Ihnen einig, daß wir sie nun wohl als abgethan ansehen dürfen. Ungleich wichtiger ist ja doch die positive Arbeit: und da war mir der herzliche Empfang, den Sie meinem Buch58 bereitet, eine freudige Bestätigung meines eigenen Gefühls, wie gut unsere Wege noch immer zusammengehen. Mit der Marburger „Schule“ wird es nachgerade eine eigene Sache. Der eigentliche äusserliche Schulzusammenhang lokkert sich mehr und mehr; aber je mehr Jeder von uns auf eignem Wege fortzugehen sucht, um so mehr nähern wir uns zuletzt wieder in den Problemen und Aufgaben. Und das ist am Ende doch die beste und sicherste Bestätigung unseres Zusammenhangs, die wir uns wünschen können. In allem was Sie mir über Ihre gegenwärtige Arbeit und über Ihre künftigen Pläne sagen ist mir dies deutlich entgegengetreten; – all dies betrifft Fragen, die für mich ein geradezu brennendes Interesse haben und auf deren Lösung und Bewältigung durch Sie ich mich schon im Voraus freue. Besonders aus Ihrer Kategorienlehre werde ich ausserordentlich viel zu lernen haben; dann aber auch aus Ihrer Kant-Darstellung59, von der ich nur wünsche, daß sie noch rechtzeitig kommt, um von mir bei der endgültigen Redaktion meines Kant-Buches60 (das etwa zu zwei Dritteln beendet ist) noch benutzt zu werden. Daß ich auch auf Ihre Vorträge sehr gespannt bin, brauche ich Ihnen nicht zu sagen: wenn Ihnen dafür meine

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Darstellung der deutschen Geistesgeschichte61 etwas zu geben vermag, so wird mir dies besonders willkommen sein. Es wäre noch so manches zu sagen; verzeihen Sie aber, wenn ich diesmal abbreche. Durch meine Beschäftigung im Kriegspresseamt62, die für gewöhnlich auch die Sonntage in Anspruch nimmt, ist es seit zwei Monaten der erste freie Vormittag, den ich heut zur Verfügung habe: und für diesen haben sich meine Briefschulden so gehäuft, daß ich versuchen muss, sie wenigstens einigermassen abzutragen und mich daher kurz fassen muss. Im Übrigen hat mir aber die Arbeit im Amt doch nicht alle freie Zeit genommen, sodaß ich hoffen darf, mit meinen Arbeitsplänen im ständigen, wenngleich nur sehr langsamen Fortschreiten zu bleiben. Unterstützen Sie mich in meiner Bemühung bald durch Ihre fertige und vollendete Arbeit, für die ich von Herzen innere Muße und Gesundheit wünsche. Sagen Sie, zugleich im Namen meiner Frau, auch allen Ihrigen unsere besten Neujahrswünsche und seien Sie herzlich gegrüsst von Ihrem Ernst Cassirer

Brief, Handschrift, 6 Seiten, gedruckter Briefkopf mit Initialen E. C., hsl. Berlin 1. I. 1917

21. Ernst Cassirer an Hans Vaihinger, 8. April 1917

Sehr geehrter Herr Geheimrat. Gestatten Sie mir, heute noch einmal auf die Angelegenheit zurückzukommen, die zum Rücktritt Prof. Bauchs von der Leitung der Kant-Studien geführt hat.63 Ich habe auf Ihren letzten Brief, der sich mit dieser Frage beschäftigt, nicht mehr erwidert, da ich Ihnen meine Auffassung bereits in einem früheren Schreiben ausführlich dargelegt und begründet hatte und nicht den Anschein erwecken wollte, als wollte ich durch eine erneute Erörterung Ihnen diese Auffassung aufdrängen. Inzwischen ist aber der Fall eingetreten, den Sie selbst in Ihrem letzten Briefe für eine etwaige Veränderung in der Haltung der Geschäftsführung als maßgebend bezeichnet haben. Der Rücktritt Bauchs ist – ohne Ihr Hinzutun und ohne das meine – im Panther, im Hammer, in der Kölnischen Volkszeitung und in der Frankfurter Zeitung64 vor der Öffentlichkeit

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Briefwechsel 1893–1945

erörtert worden. Es wäre mir von grossem Werte zu erfahren, ob unter diesen veränderten Umständen eine öffentliche authentische Darlegung des Sachverhalts von der Geschäftsführung der Kant-Gesellschaft beabsichtigt wird,65 da auch mein eigenes Verhalten hierdurch wesentlich mitbestimmt werden wird. Ich empfehle mich Ihnen in vorzüglicher Hochachtung Ihr sehr ergebener Ernst Cassirer

Brief, Handschrift, 2 Seiten, gedruckter Briefkopf mit Initialen E. C., hsl. Berlin 8 April 17

22. Ernst Cassirer an Albert Görland, 1. September 1918

Lieber Herr Doktor. Vor allem bedarf es eines Wortes der Entschuldigung, daß ich Ihren Brief, der eine sofortige Antwort erwarten und fordern durfte, erst heute beantworte. Er ist, obwohl er am 26 ten in Berlin eingetroffen zu sein scheint, erst gestern abend in meine Hände gelangt: bei der Rückkehr von einer kurzen Harzreise, auf der ich mir keine Briefe habe nachsenden lassen.– Sie fordern mich auf, in meinem Urteil über Ihren Brief an Natorp alle Rücksichten der „Opportunität“ beiseite zu setzen und ein rein sachliches Urteil zu fällen. Ich will mich bemühen, das zu tun: wenngleich ich einwenden dürfte, daß es mehr als blosse Opportunität, daß es aufrichtige sachliche Überzeugung ist, wenn ich den Bruch zwischen Ihnen und Natorp, der die unvermeidliche Folge Ihres Briefes wäre, aufs tiefste beklage. Ich schätze Natorp als Menschen und als Denker sehr hoch; und ich hoffe, daß es zwischen uns beiden keines Wortes darüber bedarf, daß ich ebenso vor Ihnen, vor der ganzen Art und Richtung Ihrer Arbeit und vor Ihren Leistungen die aufrichtigste und tiefste Achtung empfinde. Deshalb empfinde ich es – ganz abgesehen von der Rücksicht auf den äusseren Fortbestand der Marburger Gemeinschaft – rein innerlich als sehr betrüblich, wenn zwischen Ihnen und Natorp eine Stimmung entsteht, wie sie sich in Ihrem Brief ausspricht. Daß zwischen Ihnen beiden bei allen Gegensätzen nicht dennoch eine ideelle und sachliche Gemeinschaft

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möglich sein soll: davon vermag ich mich in keiner Weise zu überzeugen. Ich will Ihnen, da Sie von mir volle Offenheit verlangen und da Sie ein Recht darauf haben, zunächst das Eine zugeben, daß auch ich von Natorps Gedächtnisrede auf Cohen66 sehr enttäuscht war. Auch ich fand, daß sie nicht aus der Stimmung der Trauerfeier um Cohen heraus entstanden war: daß sie an die Stelle des grossen einheitlichen Gesamtbildes von Cohen und dem was er war und geleistet hat, eine Detailkritik setzte, die hier jedenfalls nicht angemessen war. Aber es ist mir keinen Augenblick eingefallen, bei Natorp die Motive vorauszusetzen, die Sie bei ihm annehmen. Er sprach zweifellos ganz ehrlich und sachlich; er empfand für sich selbst die Notwendigkeit und das Bedürfnis, sich innerlich mit verschiedenen Einzelpunkten von Cohens Lehre genauer auseinanderzusetzen, als es bisher vielleicht geschehen war. Dabei setzte er das Positive, was ihn mit Cohen verband und das, was er ihm verdankt, als bekannt voraus: und er durfte dies insofern tun, als er es bei anderen Gelegenheiten oft und rückhaltslos auch mit allem Nachdruck ausgesprochen hatte. Für den fernstehenden Hörer und Leser des Natorp’schen Vortrags – darin gebe ich Ihnen Recht – ergiebt sich daraus freilich ein schiefes Bild. Aber gerade von uns darf Natorp verlangen, daß wir ihn nicht nach einer einzelnen Äusserung, sondern nach der Gesamtheit seiner Arbeiten und seiner wissenschaftlichen und philosophischen Forschung beurteilen. Und mit diesem Maßstab gemessen, erscheint mir Ihr Urteil entschieden ungerecht. Natorp hat niemals versucht, das Verdienst einzuschränken, das Cohen um ihn, um uns alle, um die Sache der Philosophie überhaupt hat. Daß er trotzdem an einzelnen seiner Ergebnisse sachlich Kritik übt, werden Sie, der das Recht dieser Kritik ja auch für sich selbst in Anspruch nimmt, ihm gewiss nicht verdenken. Nur hat er freilich in diesem Falle Ort, Gelegenheit und Stunde nicht richtig ermessen: denn zum Geist der Erinnerungsfeier stimmte freilich diese Art und Form der Detailkritik nur schlecht. Aber warum wollen Sie, weil N. sich hier einmal im Ton vergriffen hat, nun gleich über ihn als Menschen und über sein inneres Verhältnis zu Cohen richten? Und nun zum zweiten Punkt Ihres Briefes: zu N’s Verhältnis zu Ihren eigenen Arbeiten. Hier spricht sich eine so tiefgehende Empfindlichkeit und Verstimmung aus, daß man deutlich fühlt, daß sie nicht aus irgendeinem einzelnen Anlass geboren ist, sondern sich durch Jahre hindurch angesammelt hat. Es ist nun für mich wirklich schwer, hierüber etwas sagen zu wollen: denn Sie werden alles, was ich vorbringen könnte, eben nur meinem persönlichen „Temperament“ zurechnen, das in diesen Dingen eben anders reagiert. Aber ich bin immerhin nicht so eng in die Grenzen dieses Temperaments gebannt, daß ich für Ihre Stimmung nicht irgendein psychologisches Verständnis besitzen sollte. Daß es Sie schmerzt und

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daß es Sie häufig bitter stimmt, daß Ihre Arbeiten nicht nach Gebühr in der litterarischen Öffentlichkeit gewürdigt werden, begreife ich vollkommen. Aber der Grund hierfür liegt doch, soviel ich sehe, lediglich in der Stellung, die diese Öffentlichkeit zu uns allen, zu den Schülern und Anhängern Cohens einnimmt. Wir sind nun einmal alle nicht „zeitgemäß“ und müssen uns darein finden. Sie sprechen freilich in Ihrem Brief davon, wie besonders günstig sich für mich alle äusseren Umstände bisher gestaltet hätten – und ich selbst will gegen mein Geschick, dasA mir jedenfalls die volle Unabhängigkeit nach aussen und die ungestörte Muße zur wissenschaftlichen Arbeit gegeben hat, gewiss nicht undankbar sein. Aber daß auch mir mein Weg nicht gerade leicht gemacht wird, – daß ich zum mindesten in den „maßgebenden“ akademischen Kreisen noch immer dem stärksten Widerstand begegne: das wissen auch Sie. Ich kenne die Gründe dieses Widerstands zu genau, als daß ich ihn sachlich in irgend einer Weise tragisch nehmen sollte. Wie aber können Sie nur auf den Gedanken kommen, für Ihre eigenen schlimmen Erfahrungen in dieser Hinsicht – Natorp verantwortlich zu machen? Ich gestehe, daß mir hierfür jedes Verständnis abgeht. Auf den Vorwurf des Plagiats, den Sie gegen ihn richten, will ich hier nicht im einzelnen eingehen. Solche Dinge muß man zuletzt doch nach seiner allgemeinen Kenntnis von Menschen und Dingen entscheiden: und hier sträubt sich mein ganzes Gefühl, sträubt sich alles, was ich von Natorp seit über zwanzig Jahren als Mensch und als Forscher weiss, gegen Ihre schweren Anschuldigungen. Daß zwei von uns sich in der Fassung und Formulierung eines Problems bisweilen begegnen, ist bei den gemeinsamen Grundvoraussetzungen durchaus möglich und nicht verwunderlich: aber wohin sollte es führen, wenn wir uns gegenseitig in diesen Fällen des litterarischen Diebstahls beschuldigen wollten. Wie gesagt: d i e s e r Gesichtspunkt ist für mich nicht diskutierbar. Und noch weniger ist es der Ton, in welchem Sie zu N. reden. Diesen Ton müsste jeder ehrliche und anständige Mensch sich verbitten: geschweige ein Mann vom Range N’s, der zum mindesten auf persönliche und litterarische Achtung Anspruch hat. Wenn Sie aber auf meinen Rat und mein Urteil Wert legen, so kann ich Sie nur dringend und inständig bitten: senden Sie diesen Brief n ic h t ab! Seine Folgen liessen sich nie wieder gut machen und es wäre schließlich nicht nur für uns, sondern auch für Sie selbst tief schmerzlich, wenn eine leidenschaftliche Aufwallung eine Gemeinschaft zerstören sollte, die sich in gemeinsamer sachlicher Arbeit durch Jahre hindurch geknüpft hat. Dies, lieber Herr Doktor, ist meine aufrichtige Meinung, die Sie verlangt haben und die ich Ihnen nicht verhehlen wollte. Ich rate Ihnen nicht, der Auseinandersetzung mit N. überhaupt aus dem Wege zu gehen: sie wird doch einmal kommen müssen, und so ist es vielleicht bes-

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ser, daß sie bald kommt. Aber warten Sie dafür einen Augenblick ab, in welchem Sie weniger befangen und leidenschaftlich urteilen, als es jetzt der Fall ist – und trennen Sie wenn möglich Ihren eigenen Streitpunkt mit Natorp von Ihrer Beurteilung der Cohen-Rede. Ich habe zu N. das Vertrauen, daß er auch eine scharfe sachliche Kritik hinnehmen wird: aber die persönliche Achtung dürfen Sie ihm nicht versagen und der Ton der Auseinandersetzung muss so gehalten sein, daß er diese Achtung nicht verletzt. Und damit leben Sie wohl und seien Sie herzlich gegrüsstB von Ihrem Ernst Cassirer

Brief, Handschrift, 11 Seiten, am Kopf hsl. Berlin 1 September 1918 A B

das] daß gegrüsst] begrüsst

HAMBURG (1919–1933)

23. Ernst Cassirer an William Stern, 30. Mai 1919

Sehr verehrter Herr Kollege! Nehmen Sie meinen herzlichen Dank für Ihren Brief vom 22. V., der mir erst vor wenigenA Tagen von der Universität zugestellt wurde und dessen Beantwortung ich noch um kurze Zeit verzögern musste, da ich, als er ankam, an Grippe krank zu Bett lag. Für Ihre freundliche Absicht bin ich Ihnen natürlich zu großem Dank verbunden und Sie brauchen auch nicht zu befürchten, daß Sie mich irgendwie durch die Erwartung einer unbestimmten Hoffnung beunruhigen könnten. Im Grunde bin ich – auch nach Erfahrungen der jüngsten Zeit – über Hoffnungen und somit auch über Enttäuschungen auf diesem Gebiete ganz hinaus. Leugnen will ich aber nicht, daß mir bei der Unsicherheit der nächsten Zukunft die Aussicht auf eine feste akademische Stellung jetzt besonders erwünscht wäre und daß ich Ihnen für jeden Schritt in diese Richtung sehr dankbar sein werde.67 Über meine allgemeine Arbeitsrichtung sind Sie ja wohl orientiert; ich darf mich daher mit der Angabe des äusseren biographischen und bibliographischen Materials begnügen. Hinzufügen möchte ich noch, daß meine Studien in letzter Zeit, während sie sich früher vor allem auf die Kritik der mathematischen und naturwissenschaftlichen Erkenntnis bezogen, sich hauptsächlich der philosophischen Grundlegung der Geisteswissenschaften zugewendet haben. Vor allem habe ich mich auch eingehend mit Sprachphilosophie befaßt, was ich erwähne, um Ihnen und Ihrer Frau bei dieser Gelegenheit meinen besten Dank für Ihr schönes Buch über die Kindersprache zu sagen.68 Ich habe aus ihm, obwohl meine Arbeiten nicht in psychologischer Richtung gingen, gerade auch in allgemein-theoretischer Hinsicht viel gelernt. Die Pädagogik habe ich, im ähnlichen Zusammenhang, auch gerade eben jetzt erst in Angriff genommen: für den nächsten Winter habe ich im Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht eine Vorlesung über „Ideengeschichte der Pädagogik“ und über „allgemeine Methodologie des Unterrichts“ angekündigt. Ich gedenke auch weiterhin in diesem Gebiet zu arbeiten, werde aber wohl litterarisch einstweilen darin nicht irgendwie hervortreten, da ich für die nächste Zeit mit dringenderen Ar-

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beiten, deren Abschluß mir jetzt sehr am Herzen liegt, ganz in Anspruch genommen sein werde. Nochmals meinen besten Dank: wenn Sie mir gelegentlich über den Stand der Angelegenheit eine kurze Nachricht geben könnten, so würde ich Ihnen dafür besonders dankbar sein. Mit den besten Grüssen Ihr aufrichtig ergebener Ernst Cassirer Auswahl und Erläuterung. 1919: Der d ri t t e Band der Schrift: Das Erkenntnisproblem in der Philosophie und Wissenschaft der neueren Zeit, der die Zeit von Ka n t b i s H eg el behandelt, befindet sich im Druck. Er soll voraussichtlich Oktober 1919 erscheinen[.]

Bio g r ap h i sc h e D a t e n . Geboren 28 Juli 1874 in Breslau. Besuch des Johannes Gymnasiums in Breslau 1880–1892 Ostern 1892: Abiturientenexamen am Johannes Gymnasium Studium der L i t t e r a t u r g e s c h i c h t e und d e u t s c h e n S p r a c h w i s s en s c ha f t in Berlin, Heidelberg, München, Leipzig 1892–94 von 1894 ab daneben vor allem Studium der P h i l o s o p h i e , der M a t h em a ti k und m a t he m a t i s ch e n P h y s i k in Berlin München und Marburg. 1894–97 Pr o m o t i on in Marburg 19 Juli 1899. Ve r h eir a t un g mit Toni Bondy aus Wien 16 September 1902 Habilitation als Privatdocent in Berlin Juli 1907 Ernennung zum Professor: Februar 1914 1900: Verleihung des Accessit von 3000 M. für die Schrift über „Leibniz System“ von der „Akademie der Wissenschaften in Berlin“. 1914. Verleihung der goldenen Kuno Fischer Medaille der Universität Heidelberg für die Schrift über das Erkenntnisproblem.

Brief, Handschrift, 7 Seiten, am Kopf hsl. Berlin 30 Mai 1919 / W. 50, Pragerstr. 9 A

wenigen] wenig

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Briefwechsel 1893–1945

24. Ernst Cassirer an William Stern, 11. Juni 1919

Lieber Herr Kollege! Für heute möchte ich Ihnen unserer telefonischen Vereinbarung gemäß nur mitteilen, daß die Anfrage, ob ich bereit bin, die Hamburger Professur zu übernehmen, nunmehr vom Senatskommissar für die Hamburgische Universität an mich ergangen ist: – in überraschend kurzer Zeit, da sie schon vom 7. Juni datiert ist, aber infolge des Umwegs über die Universität erst gestern in meine Hände gelangte. Noch handelt es sich um keine offizielle Berufung, aber um die Anknüpfung von Verhandlungen, die ja voraussichtlich zu einer Verständigung führen werden, da beiderseits keine ernstlichen prinzipiellen Differenzen vorzuliegen scheinen. Ich werde nun Ihres freundlichen Rates, im Ganzen wie im Einzelnen, für die nächste Zeit vielfach bedürfen. Für heute möchte ich nur auf die Worte Ihres letzten Briefes erwidern, in denen Sie mir sagen, daß es Ihnen persönlich eine Freude wäre, mit mir gemeinsam an der Förderung philosophischen Lebens in Hamburg wirken zu können. Wie wertvoll und ermutigend dies für mich ist und wie sehr ich Ihre freundliche Absicht und Gesinnung erwidere, brauche ich Ihnen wohl kaum zu versichern. Wie wertvoll gerade in der Philosophie ein harmonisches Zusammenarbeiten der Vertreter des Fachs auch in rein sachlicher Hinsicht ist: das haben mir meine eigenen persönlichen Erfahrungen in Marburg, bei Cohen und Natorp, gezeigt. Und ich hege das volle Vertrauen, daß sich ein solches Zusammenarbeiten bei uns rasch einstellen würde. Unsere Arbeitsrichtungen sind verschieden genug, um sich gegenseitig zu ergänzen, und andererseits fühle ich mich in den Grundfragen der philosophischen Weltansicht Ihrer personalistischen Auffassung so nahe, daß ich mir eine in jeder Weise anregende und fruchtbare Arbeitsgemeinschaft für mich verspreche. Für heute möchte ich Sie nur noch um einen kurzen Rat bitten. Ich möchte in meiner Antwort nach Hamburg nicht unterlassen, auf Görland hinzuweisen, der mir seiner philosophischen Gesamtrichtung nach nahe steht und dessen Arbeiten ich sehr hoch schätze. Könnten Sie mir wohl sagen, in welcher Form diese Anregung am besten gegeben werden könnte und ob etwa schon bestimmte Vorschläge der Fakultät mit Rücksicht auf Görland vorliegen, denen ich mich dann event. nur anzuschliessen brauche?69 Da meine Antwort nach Hamburg in Kürze abgehen soll, würden Sie mich durch eine baldige, ganz knappe Nachricht hierüber zu großem Dank verpflichten.

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Ich bin mit herzlichen Grüssen Ihr aufrichtig ergebener Ernst Cassirer Brief, Handschrift, 4 Seiten, am Kopf hsl. Berlin 11. VI. 19

25. William Stern an Ernst Cassirer, 30. Juli 1919

Lieber Herr Kollege! Ich muss Ihnen über wenig erfreuliche antisemitische Vorgänge an unserer Universität berichten, die sich zwar zur Zeit nicht gegen bestimmte Personen richten, aber doch unsere Stellung an der Univ. erschweren. In der letzten Vollversammlung der Studenten (am Sonnabend) hatte sich ein kompakter rechter Block der Korporationen gebildet, gegen den die andern nicht aufkamen. Auf allen Plätzen waren 2 Flugblätter verteilt, die ich beilege. Die Aufforderung eines Studenten, daß sich der Verteiler des Flugblattes wenigstens melden möge, wurde mit lautem Gelächter der Korporationen beantwortet. Das eine Flugblatt enthält nun (s. die angestrichene Stelle) gradezu eine Aufforderung zum Boykott jüdischer Professoren! Das ist doch das tollste, was in dieser Hinsicht bisher geschehen ist. Ich habe gleich am Montag verschiedene Schritte getan; aber die Art, wie diese aufgenommen wurden, ist wieder wenig erfreulich. Der Rector70 sagte: „natürlich ist das ganz ungehörig – aber wundert Sie das? Ich habe das, nach der Art, wie sich gewisse Juden bei und nach der Revolution vordrängten u. die Gefühle der Deutsch Fühlenden verletzten, sofort kommen sehen.“ Ähnlich äußerte sich Franke: „Er bedaure jetzt die anständigen Juden außerordentlich; aber die Bewegung sei nun eine Reaction gegen die Herausforderungen, die von jüdischer Seite ausgegangen seien“ (Nicht wörtlich). Der Rector wird mit dem Vorsitzenden des Studentenausschusses sprechen u. auch im Senat davon Mitteilung machen. In der Fak. machte ich Mitteilung; es fand aber keine Aussprache statt, da der Dekan die Sache gleich als nicht zur Kompetenz der Fak., sondern des Senats gehörig hinstellte. In meiner Vorlesung sprach ich einige Worte; beiliegend der ungefähre Wortlaut.71 Gestern abend fand wie ich eben höre, eine Sitzung des Studentenausschusses statt, in dem 3–4 Stunden lang lediglich über jenen Satz des Flugblattes debattiert wurde. Es soll dabei ein Abgrund von Antisemitismus zu Tage getreten sein. Der deutsch-völkische Studentenverband

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bekannte sich als Verbreiter des Flugblattes, schließlich wurde, als großes Entgegenkommen gegen die verletzten Studenten und Professoren, beschlossen, daß die beiliegende Erklärung am Schwarzen Brett des Studentenausschusses angeschlagen werden soll. Ich weiß noch nicht, ob ich in dieser widerwärtigen Sache nun noch Weiteres tun soll. Es ist empörend, daß diese grünen Jungen, die keine Ahnung von uns haben, öffentlich erklären, wir seien durch unsere Rasse außer Stande, deutsch zu lehren; andererseits hat man das Gefühl, daß man sich zu schade ist, um sich mit solchen Dingen zu befassen. Aber ist man nicht doch dem Judentum schuldig, daß man sich nicht alles bieten lässt? Ich bin, wie gesagt, noch im Zweifel. Jedenfalls hielt ich mich für verpflichtet, Sie in Kenntnis zu setzen. Hamburg soll ja übrigens darin nicht allein stehen; von anderen Universitäten werden ähnliche Bewegungen gemeldet. Wie stehts in Berlin? Soeben kommt Ihr Brief. Die Verlegung der Übungen ist noch ins Verzeichnis gekommen. Zu der neuen Semestereinteilung ist meines Wissens hier noch nicht Stellung genommen worden; ich würde sie für recht vorteilhaft halten. Zum Hauskauf herzlichen Glückwunsch!72 Möge es Ihnen allen eine gute Heimstätte werden. Bezüglich des Anfangs der Vorlesungen möchte ich doch raten, keinen all zu späten Termin zu wählen, denn Kohlenknappheit u. unvorhergesehene Zwischenfälle könnten leicht bewirken, daß das Semester Kürzungen erleidet, da erscheint rechtzeitiger Anfang erwünscht. Ich würde Ihnen etwa Montag d. 6. Oct. als Anfangstermin vorschlagen. Mit kollegialem Gruß u. besten Empfehlungen an Ihre Gattin Ihr W. Stern Am 9. od. 10. August reisen wir auf 10 Tage nach Büsum (Wattenmeer); ob ich nachher noch einmal verreise, ist unbestimmt.

Brief, Handschrift, 2 Seiten, am Kopf Stempel Prof. William Stern / Hamburg 18. / Bei Sankt Johannis 10., hsl. 30. 7. 19.

Hamburg (1919–1933)

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26. Friedrich Gundolf an Ernst Cassirer, 10. August 1919

Verehrter Herr Professor: Haben Sie vielen Dank für Ihre Aufsätze über Goethes Pandora und über Hoelderlin.73 Beide sind mir willkommen als gewichtige Beiträge zur Geschichte des deutschen Platonismus, die einmal geschrieben werden muss, und bezeichnen zugleich noch deutlicher als Ihr Werk über Freiheit und Form eine neue Wendung der Litteraturgeschichte: während die Hegelianer aus den „Gestalten“ sich die Dialektik des Geistes herausschälten und aus der Kunst eine maskierte Philosophie machten, während die Scherer-Schule74 die Stoffe zusammentrug, deren der Geist sich zu seiner Verkörperung bediente, während Dilthey in den Genies die Antriebe zur Erscheinung der Ideen suchte, gehen Sie der Einbettung der Ideen in den unersetzlichen geschichtlichen Augenblick nach. Der Hegelianischen Gefahr, Begriffe für Ideen zu nehmen, und der Dilthey’schen: Ideen für Erlebnisse zu halten, sind Sie entgangen: und gerade Goethes „Pandora“ ist eine gute Probe, wie weit ihre Deutung es wirklich mit der „Dichtung“ zu tun hat. Die E i n h e i t freilich, die Sie verfechten, halte ich nach wie vor für eine philosophische, nicht für die künstlerische. Als Gebild ist die Pandora eine Schichtung verschiedener Seelenlagen, als Gedanke ein einheitlicher Bau. Darum bleibt auch Ihre Ausfüllung des Plans zur Fortsetzung kein müssiges Spiel und denkt Goethes Gedanken weiter, aber es ist auch kein Zufall, dass Goethe den Plan nicht ausführen konnte, die Risse zwischen den Seelenlagen, die dichterischen, hätten noch weiter geklafft als sie im ersten Teil schon tun. Ihre Deutung gibt aber eine Ansicht des Werks aus sich selbst, nicht aus Beziehungen von aussen her, wie die von Wilamowitz75, (die nicht einmal irrig sondern überhaupt nicht von Goethes Werk redet.) An Ihrem Hoelderlinaufsatz ist mir besonders wertvoll und einleuchtend die Darstellung des Verhältnisses zwischen Hoelderlin und Schelling. Dass Schelling aus einer dionysischen Quelle getrunken hat, die nicht in ihm selbst, nicht in der Goethischen Naturlehre und nicht in Fichtes Idealismus entsprang, meinte man immer zu fühlen. Ich glaube es ist Ihnen geglückt, diese Quelle aufzugraben. Hoelderlins Wesen reichte tiefer in die Natur und in die Seele hinunter als das Hegels und Schellings und deren Philosophieen sind schon Ableitungen. Auch hier ist es schön die Philosophie der Dichtung zu ihrem Recht verhelfen zu sehn …

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Ich verbleibe in dankbarer Hochschätzung Ihr ergebner Friedrich Gundolf Brief, Handschrift, 4 Seiten, am Kopf hsl. Nonrod, 10. VIII. 1919

27. Ernst Cassirer an Hinrich Knittermeyer, 24. November 1919

Sehr geehrter Herr Doktor! Nehmen Sie meinen besten Dank für Ihren Brief und für die Zusendung Ihrer Schriften. Was Ihre Arbeit betrifft76, so rate ich Ihnen, sie zunächst in aller Ruhe zu vollenden; denn mit einer Einreichung Ihres Habilitationsgesuchs wird hier einstweilen kaum zu rechnen sein. Die Verhältnisse haben sich nämlich insofern geändert, als sich jetzt herausstellt, dass die Regelung von G ö r l a n d s Verhältnis zur Hamburger Universität doch weit grössere Schwierigkeiten in sich schliesst, als ich zunächst angenommen hatte. Ich hatte mit seiner sofortigen Ernennung zum ord. Honorarprofessor gerechnet; die Fakultät will jedoch erst die definitive Fassung des Universitätsgesetzes77 abwarten, ehe sie solche Ernennungen vollzieht. Um G’s Stellung zur Universität nur einigermassen sicher zu stellen – er war leider immer nur von Semester zu Semester mit dem Halten von Vorlesungen beauftragt – blieb nun vorläufig kein anderer Weg, als ihm zur Habilitation zu raten, die denn auch in nächster Zeit erfolgen wird. So wird G. hier doch als Privatdocent gerechnet werden – und, was die Erledigung Ihres Falles sehr erschwert, als Privatdocent der Marburger Schule. Auf der andern Seite steht in nächster Zeit die Habilitation von Prof. Anschütz, der früher in Hamburg war und von dort im Auftrag der deutschen Regierung als Professor nach Konstantinopel ging, bevor. Alle diese Momente lassen die Lage für Sie hier doch schwieriger erscheinen, als es zunächst den Anschein hatte. In keinem Falle wäre jetzt, bevor die Angelegenheit Görland endgültig geregelt ist, ein Schritt von meiner Seite für Sie möglich. Daß sich später etwas erreichen lassen wird, hoffe ich noch immer, da ich nicht zweifle, daß Ihre Arbeit all das halten wird, was mir Natorp von ihr gesagt hat; es liegt mir aber daran, in Ihnen jedenfalls keine Erwartungen zu erregen, die sich möglicherweise dann nicht erfüllen und so wollte ich Ihnen die Sachlage jedenfalls ganz offen darlegen. Ich bin mit den besten Grüssen

Hamburg (1919–1933)

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Ihr sehr ergebener Ernst Cassirer Brief, Handschrift, 2 Seiten, am Kopf hsl. Hamburg 24. XI. 19 / Blumenstr. 26

28. Ernst Cassirer an Hinrich Knittermeyer, 6. Dezember 1919

Sehr geehrter Herr Doktor! Ich möchte doch nicht unterlassen, Ihnen mitzuteilen, daß der Fall G. nunmehr in so weit erledigt ist, als die Fakultät heute seine Habilitation – unter Verzicht auf die üblichen Habilitationsleistungen – beschlossen hat. Mit einer Wegberufung G’s wird nun freilich in absehbarer Zeit wohl kaum zu rechnen sein; doch werde ich alles tun, um die ordentl. Honorarprofessur für ihn zu erwirken. Ich wollte Sie hiervon jedenfalls verständigen, damit Sie, bevor Sie einen endgültigen Entschluß fassen, über die hiesigen Verhältnisse ganz objektiv unterrichtet sind. Ich möchte nicht, daß Sie meinen letzten Brief so auffassen, als wenn nun jede Aussicht für Sie in Hamburg versperrt wäre: – m ei n es lebhaften sachlichen Interesses wäre Ihre Arbeit nach dem, was Sie mir über ihr Problem und ihre Methode gesagt, jedenfalls sicher. Auf der andern Seite durfte ich in Ihnen jedoch keine falschen Hoffnungen erwecken u. Ihnen die Schwierigkeiten nicht verschweigen, die hier, wie ich glaube, Ihrer Bewerbung entgegentreten würden. Ich werde mich freuen bald wieder einmal von Ihnen zu hören und bin mit besten Grüssen Ihr Ernst Cassirer Brief, Handschrift, 2 Seiten, am Kopf hsl. Hamburg 6. XII. 19 / Blumenstr. 26

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Briefwechsel 1893–1945

29. Max Liebermann an Ernst Cassirer, 2. Mai 1920

Sehr verehrter Herr Professor, ich danke Ihnen verbindlichst für Ihre besondere Liebenswürdigkeit, mir Ihr Buch zu übersenden, denn nur ihr und dem Interesse, das ich an Ihren Schriften nehme, verdanke ich diesen Vorzug. Am nächsten Mittag siedeln wir nach Wannsee über und ich werde „Das Erkenntnisproblem“78 dort in Ruhe und Muße lesen und hoffentlich mit Hülfen lesen; denn Ihre Bücher, obgleich Sie die schwierigsten Probleme behandeln, haben den seltenen Vorzug, gemeinverständlich – wenigstens bilde ich mir ein, sie zu verstehen – geschrieben zu sein. Vielleicht gehts mir auch wie Göthe mit Spinoza und, wenn ich Sie auch nicht verstehe, so haben mir doch Ihre Biografie Kant’s79 und „Freiheit u. Form“ sehr großen Genuß bereitet. Mit großer Freude habe ich von den verschiedensten Seiten gehört, daß Ihre Vorlesungen riesigen Erfolg in Hamburg haben: was für die Kultur Hamburg’s spricht. Mir scheinen stets die dortigen Kaufleute gebildeter als z. B. die Berliner, vor allem bildungsbeflissener. Nur der – Antisemitismus mag hier wie dort sein. Mit dem wiederholten Ausdruck meines Dankes u. freundlichen Grüßen Ihr sehr ergebener Max Liebermann

Brief, Handschrift, 2 Seiten, gedruckter Briefkopf Pariser Platz 7, hsl. NW Berlin 2/5. 20.

30. Ernst Cassirer an Albert Einstein, 10. Mai 1920

Hochverehrter Herr Kollege! Nehmen Sie meinen herzlichen Dank für Ihre freundliche Bereitwilligkeit, mein Manuskript80 schon jetzt, noch während Ihrer Reise, einer kurzen Durchsicht zu unterziehen. Ich lasse heute das Manuskript an Sie abgehen und hoffe, daß es sicher in Ihre Hände gelangt: eine Empfangsbestätigung erwarte ich nicht, sondern würde nur dann um eine kurze

Hamburg (1919–1933)

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Nachricht bitten, wenn es wider Erwarten nicht bei Ihnen eintreffen sollte. Was den Inhalt meiner Arbeit betrifft, so setzt sie sich natürlich nicht die Aufgabe, alle in der Relativitätstheorie enthaltenen philosophischen Probleme zu bezeichnen, geschweige sie zu lösen. Ich wollte nur versuchen, die allgemeine philosophische Diskussion anzuregen und in Fluss zu bringen u. wenn möglich eine bestimmte methodische Richtung für sie zu bezeichnen. Vor allem wünschte ich, die Physiker und die Philosophen vor den Problemen der Relativitätstheorie gleichsam zu konfrontieren und zwischen ihnen eine Verständigung herbeizuführen. Daß ich hierbei bemüht war, die physikalische Litteratur in weitem Umfang heranzuziehen u. aus den Schriften der großen Physiker der Vergangenheit u. der Gegenwart zu lernen – werden Sie meiner Darstellung entnehmen. Aber bei der verschiedenartigen gedanklichen Einstellung und bei der Verschiedenheit der Sprache, die der Physiker und der Philosoph sprechen, reicht auch der beste Wille nicht immer zu, um Missverständnisse zu vermeiden. Hier wird mir nun Ihr Urteil von ausserordentlichem Wert sein: ich halte mich Ihrer Kritik und Belehrung um so mehr offen, als ich bei der Abfassung meiner Arbeit zunächst gar nicht an eine Veröffentlichung gedacht habe, sondern sie nur unternommen habe, weil ich in mir selbst immer dringender das Bedürfnis empfand, zu einer inneren Klärung über diese Fragen zu gelangen. Wie immer Ihr Urteil ausfallen wird, so wird durch dasselbe diese Klärung in jedem Falle wesentlich gefördert werden. Ich bin mit dem Ausdruck meines Dankes und meiner aufrichtigsten Verehrung Ihr sehr ergebener Ernst Cassirer

Brief, Handschrift, 3 Seiten, gedruckter Briefkopf Prof. Ernst Cassirer / Hamburg / Blumenstr. 26 , Datum hsl. 10.[?].20 (Monatsangabe unleserlich); auf dem Deckblatt des Briefs im Einstein-Archiv steht: May 10, 1920

31. Albert Einstein an Ernst Cassirer, 5. Juni 1920

Hochgeehrter Herr Kollege! Ich habe Ihre Abhandlung mit sehr viel Interesse gründlich studiert und vor allem bewundert, mit welcher Sicherheit Sie die Relativitäts-Theorie

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Briefwechsel 1893–1945

dem Geiste nach beherrschen. Wo ich nicht ganz einverstanden war, habe ich kurze Randbemerkungen gemacht. So habe ich z. B. über das Verhältnis Kant – Newton bezüglich des Raumes und der Zeit Ihre Meinung nicht billigen können. Die Newton’sche Theorie verlangt einen absoluten (Objektiven) Raum, um der Beschleunigung reale Bedeutung zuerteilen zu können, was Kant nicht erkannt zu haben scheint.81 Ihre idealistische Denkweise von Raum und Zeit kann ich verstehen und glaube auch, dass man so auf einen widerspruchsfreien Standpunkt gelangen kann. Mir als Nichtphilosophen kommen die philosophischen Gegensätze mehr als Gegensätze der Betonung als als Gegensätze prinzipieller Art vor. Was Mach Ve rk n ü p fu n g 82 nennt sind bei Ihnen die ideellen Namen, welche Erfahrung erst möglich machen. Sie betonen aber diese Seite der Erkenntnis, während Mach sie als möglichstA geringfügig erscheinen lassen will. Ich erkenne an, dass man mit irgend welchen begrifflichen Funktionen an die Erlebnisse herangehen muss, damit Wissenschaft möglich sei; aber ich glaube nicht, dass uns in der Wahl jener Funktionen v e r m ö g e d e r N a t u r u n s e r e s I n t e l l e k t s ein Zwang auferlegt ist. Die Begriffssysteme erscheinen mir leer, wenn die Art wie sie auf Erlebnisse zu beziehen sind, nicht festgelegt ist. Dies scheint mir höchst wesentlich, wenn wir auch oft mit Vorteil die rein begrifflichen Beziehungen gedanklich isolieren, um die l o gi s ch gesicherten Zusammenhänge reiner hervortreten zu lassen. Mit der Deutung des ds83 als Massergebnis, welches mittels Massstäben und Uhren in ganz bestimmter Weise zu gewinnen ist, steht und fällt die allgemeine Relativitäts-Theorie als ph ys i k a l i sc h e Theorie. Ich glaube, dass Ihre Abhandlung sehr dazu geeignet ist, die Gedanken und Kenntnisse der Philosophen über das physikalische Relativitätsproblem zu klären. Es grüsst Sie bestens Ihr [Einstein]

Brief, Maschinenschrift, 2 Seiten, am Kopf msl. Prof. Dr. A. Einstein / Berlin W. 30, d. 5. VI. 20 / Haberlandstr. 5 // Herrn / Prof. Dr. Ernst Cassirer / H a m b u r g . A

möglichst] möglich

Hamburg (1919–1933)

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32. Ernst Cassirer an Albert Einstein, 16. Juni 1920

Hochverehrter Herr Kollege. Nehmen Sie meinen herzlichen Dank für Ihren Brief und für die grosse Mühe, der Sie sich mit dem eingehenden Studium meines Manuskripts unterzogen haben. Es ist mir von höchstem Wert gewesen, nunmehr von Ihnen selbst zu wissen, daß ich die Relativitätstheorie wenigstens ihrem mathematischen und physikalischen Inhalt nach im wesentlichen richtig aufgefasst und wiedergegeben habe. Was Ihre Kritik an einzelnen erkenntnistheoretischen F o l g e r u n g e n , die ich aus ihr gezogen, betrifft, so brauche ich nicht zu sagen, daß sie mir gleichfalls ausserordentlich förderlich gewesen ist und mich veranlasst hat, das Ganze meiner Darstellung nochmals eingehend durchzusehen und in vielen Punkten zu revidieren. Insbesondere habe ich jetzt den rein empirischen Ausgangspunkt der Relativitätstheorie, der gegenüber der Untersuchung der theoretischen Voraussetzungen wohl etwas zu kurz gekommen war, noch stärker hervorgehoben. Ich gedenke jetzt die Arbeit mit den Umgestaltungen und Ergänzungen, zu denen mich Ihre Bemerkungen und Einwände veranlasst haben, zu veröffentlichen: nicht in der Meinung, eine abgeschlossene Lösung der schwierigen erkenntnistheoretischen Fragen bieten zu können, zu denen die Relativitätstheorie hinführt – sondern lediglich, um das allgemeine philosophische Interesse mehr als es bisher geschehen, diesen Fragen zuzuwenden. Ich selbst hoffe aus der Diskussion dieser Fragen zu lernen – besonders auch von den Einwänden, die etwa von Seiten der Physiker gegen meine Schlussfolgerungen erhoben werden sollten. Ich bin mit dem Ausdruck meines Dankes und meiner Verehrung Ihr Ernst Cassirer

Brief, Handschrift, 2 Seiten, am Kopf hsl. Hamburg / Blumenstr. 26 / 16/VI 20

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Briefwechsel 1893–1945

33. Ernst Cassirer an Albert Einstein, 15. Juli 1920

Hochverehrter Herr Kollege! Bei der Rückkehr von einer Reise nach Berlin, wohin mich der plötzliche Tod eines sehr lieben Verwandten und Jugendfreundes84 geführt hatte, erfahre ich soeben erst, daß Sie in den nächsten Tagen nach Hamburg kommen und über die Grundlagen der Relativitätstheorie sprechen wollen.85 Wie sehr gerade ich mich darüber freue und wie ich auf Ihre Darlegungen gespannt bin, brauche ich Ihnen nicht zu sagen. Ich möchte aber bei dieser Gelegenheit eine Bitte an Sie richten – in der Voraussetzung, daß Sie sich in keiner Weise daran gebunden fühlen und daß Sie meinen Vorschlag ablehnen, wenn er Ihnen in irgend einer Weise unbequem ist. Das Leben im Hotel ist jetzt doch in vieler Hinsicht recht unruhig und mit vielen Störungen und Unbequemlichkeiten verknüpft; wenn Sie sich dagegen entschliessen könnten, bei uns abzusteigen, so würden Sie, wie ich glaube, wesentlich ruhiger wohnen und arbeiten können. Für die Zeit Ihres Hierseins könnte ich Ihnen ohne jede Beeinträchtigung meiner eigenen Arbeit, da wir ein ganzes geräumiges Haus bewohnen, mein Studierzimmer zur Verfügung stellen, in dem Sie völlig ungestört wären. Auch meine Frau würde sich natürlich herzlich freuen, Sie bei uns begrüssen zu können. Es versteht sich von selbst, daß alles so eingerichtet werden müsste, daß es für Sie mit keinerlei gesellschaftlichem und konventionellen Zwang verbunden wäre und daß Sie völlig Herr Ihrer Zeit blieben: Sie müssten unser Haus aber wirklich nur als Absteigequartier betrachten, das aber gegenüber den grossen Hotels doch vielleicht den Vorzug grösserer Ruhe und Bequemlichkeit hat. Wenn Sie sich entschliessen, auf meinen Vorschlag einzugehen, so bitte ich nur noch um einen ganz kurzen telegraphischen Bescheid, mit welchem Zug Sie in Hamburg eintreffen. In jedem Fall freue ich mich herzlich in der sicheren Aussicht, Sie hier bald persönlich begrüssen zu dürfen. Mit dem Ausdruck meiner herzlichen Verehrung bin ich Ihr aufrichtig ergebener Ernst Cassirer Brief, Handschrift, 4 Seiten, gedruckter Briefkopf Prof. Ernst Cassirer / Hamburg / Blumenstr. 26 , Datum hsl. 15/7 20

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34. Ernst Cassirer an Albert Einstein, 28. August 1920

Sehr verehrter Herr Kollege! Ich erfahre soeben erst, aus Ihrem Aufsatz im „Berliner Tageblatt“, die Angriffe, denen Sie und Ihre Theorie in letzter Zeit ausgesetzt gewesen sind86 und möchte nicht säumen, Sie wenigstens mit einem Wort meiner aufrichtigsten und herzlichsten Sympathie zu versichern. Ich kann in Sachen der Relativitätstheorie kein fachmännisches Urteil für mich in Anspruch nehmen: aber ich gehöre zu denen, die dem Ausbau dieser Theorie seit langem mit innerster geistiger Teilnahme gefolgt sind, und ich weiss, wie viel der ruhigsten, beharrlichsten und sachlichsten Forschungs- und Gedankenarbeit in ihr konzentriert und verkörpert ist. Daß auch diese Arbeit, an der jeder sich erfreuen und aufrichten konnte, der überhaupt für geistige Werte Sinn besitzt, nun in die Sphäre des persönlichen Streits und des politischen Tageslärms herabgezogen wird, ist tief beschämend. Aber ich bin andererseits fest überzeugt, daß alle diese Dinge an Sie selbst in keiner Weise heranreichen und Sie keinen Augenblick von Ihrer Bahn ablenken werden. So glaube ich auch dem Gerücht nicht, das ebenfalls in der letzten Nummer des „Berliner Tageblatts“ verzeichnet ist: daß Sie auf Grund dieser letzten Erlebnisse den Beschluss gefasst hätten, Deutschland zu verlassen.87 Mit den Angriffen einiger politischer Hetzer und einiger wissenschaftlicher Monomanen hat ja die deutsche Wissenschaft als Ganzes nichts zu tun: es hiesse diesen Angriffen zu einer ganz unverdienten Bedeutung verhelfen, wenn Sie sich in irgend einer Weise durch sie beeinflussen liessen. Je schlimmer die Verhältnisse bei uns werden, um so mehr bedürfen wir der Männer, die uns wieder zur kritischen Besonnenheit und zur ruhigen sachlichen Arbeit erziehen. Ich freue mich jetzt, daß meine kleine Arbeit über die Relativitätstheorie nunmehr fertig gedruckt ist und demnächst erscheinen wird; – so hoffe ich wenigstens an meinem Teil ein Geringes dazu beitragen zu können, der geistigen Verwirrung zu steuernA, die noch in zu vielen Köpfen über diese Dinge besteht und die von manchen Seiten geflissentlich ausgebeutet zu werden scheint. Ich bin mit dem Ausdruck aufrichtiger Verehrung Ihr sehr ergebener Ernst Cassirer

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Brief, Handschrift, 4 Seiten, gedruckter Briefkopf Prof. Ernst Cassirer / Hamburg / Blumenstr. 26 , Datum hsl. 28/8 20 A

steuern] Lesung unsicher

35. Ernst Cassirer an Moritz Schlick88, 23. Oktober 1920

Sehr geehrter Herr Kollege! Der freundliche Empfang, den Sie meinem Aufsatz über die Einsteinsche Relativitätstheorie89 bereitet haben, verpflichtet mich zu lebhaftem Dank: er ist mir um so wertvoller, als es schwerlich einen Leser geben wird, der die philosophische und die physikalische Seite der Theorie im gleichen Maße, wie Sie beherrscht. Als ich Ihnen das Buch vorlegte, musste ich von vornherein in vielen Einzelheiten auf Widerspruch gefasst sein. Aber ich wusste, daß auch dieser Widerspruch für mich fruchtbar und fördernd sein würde: denn auch ich stehe in der gleichen Stimmung wie Sie, daß jede neue kritische Prüfung meiner Grundvoraussetzungen, zu der ich Anlass habe, mir willkommen ist. Eine solche Prüfung – die zuletzt doch immer dialogisch durchgeführt werden muss – ist um so wichtiger, wenn es sich um so entscheidend neue Einsichten handelt, wie sie in der Relativitätstheorie gewonnen worden sind. Es bedeutet schon eine weitgehende Übereinstimmung zwischen uns, daß wir beide gleich sehr von der Wichtigkeit der neuen Probleme und Aufgaben überzeugt sind, die hierdurch der Philosophie gestellt worden sind. Was den erkenntnistheoretischen Gegensatz zwischen uns betrifft, so handelt es sich hierbei freilich um Dinge, von denen man nicht hoffen darf, daß man brieflich zu einer Verständigung über sie gelangen könnte. Aber auch ich empfinde, so wenig ich diesen Gegensatz abschwächen will, daß nichtsdestoweniger zwischen Ihre r Fassung des Empirismus und meiner Ansicht von der kritischen Methode starke Zusammenhänge bestehen u. daß beide eine gute Strecke weit mit einander gehen können. Wenigstens weiss ich von mir, daß ich Ihre Kritik des Mach’schen Empirismus mit grossem Interesse studiert habe und daß ich ihr in allen wesentlichen Folgerungen durchaus beistimme. Der Differenzpunkt zwischen uns liegt, soviel ich sehe, schon im Beg ri f f des Apriori, den ich etwas anders als Sie fasse: nämlich nicht als einen konstanten, ein für alle Mal festliegenden Bestand an materialen ›Anschauungen‹ oder Begriffen, sondern als eine Funktion, die gesetzlich bestimmt ist und die daher in ihrer R i c h t u n g und

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Form mit sich identisch bleibt, die aber im Fortschritt der Erkenntnis inhaltlich die verschiedensten Ausprägungen erfahren kann. Ich würde als ›apriorisch‹ im strengen Sinne eigentlich nur den Gedanken der ›Einheit der Natur‹ d. h. der Gesetzlichkeit der Erfahrung überhaupt, oder vielleicht kürzer: die ›Eindeutigkeit der Zuordnung‹ gelten lassen: wie aber dieser Gedanke sich nun zu besonderen Prinzipien u. Voraussetzungen spezifiziert: dies ergiebt sich auch mir erst aus dem Fortschritt der wissenschaftlichen Erfahrung, wenngleich ich auch hier – zwar nirgends starre Schemata, wohl aber gleichbleibende Grundm o t i v e des Erkennens, d. h. des Forschens u. Fragens – zu erkennen glaube. Daher gebe ich also zweitens zu, daß Kant zwischen dem allgemeinen Grundsatz und seiner besonderen konkreten Erfüllung nicht streng genug unterschieden hat und daß seine Lehre in dieser Hinsicht der Revision bedarf. Aber der Grundsatz der Eindeutigkeit selbst ist mir allerdings mehr als eine blosse „Konvention“ oder als eine „induktive Verallgemeinerung“: er ist mir ein Ausdruck der „Vernunft“, des Logos selbst. Und so nehme ich denn für ihn auch mehr als blosse ›Wahrscheinlichkeit‹ in Anspruch, wie Sie es am Schluß Ihrer ›Allgemeinen Erkenntnislehre‹90 zu thun scheinen: vielmehr glaube ich, daß ›Wahrscheinlichkeit‹ nur unter Voraussetzung der ›Wahrheit‹ dieses Grundsatzes überhaupt erst definierbar, mit Sinn aussprechbar wird. Aber, wie gesagt, ich verkenne nicht, wie schwer es ist, sich über solche Grundfragen in kurzen brieflichen Auseinandersetzungen zu verständigen. Um so mehr freue ich mich auf Ihren Artikel in den Kant-Studien,91 von dem ich mir, wenn nicht eine Einigung zwischen uns beiden, so doch eine sehr wesentliche Klärung der Prinzipienfrage verspreche. Ihr Aufsatz wird für meine kleine Schrift auch darum wichtig sein, weil Sie dem erkenntnistheoretischen Standpunkt der meisten modernen Physiker wesentlich näher stehen als ich es thue und weil Sie daher hier eine Vermittlung zwischen Physik und Philosophie werden herstellen können, die meine Schrift – so sehr sie sich dessen bemüht – vielleicht schon deshalb nicht geben kann, weil sie vielleicht eine dem Physiker fremde Sprache spricht. – Ich bin mit nochmaligem besten Dank Ihr aufrichtig ergebener Ernst Cassirer

Brief, Handschrift, 3 Seiten, am Kopf hsl. Hamburg 23. 10. 20 / Blumenstr. 26

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36. Ernst Cassirer an Georg Misch, 7. Juni 1921

Lieber verehrter Herr Kollege! Haben Sie vielen Dank für Ihre Karte. Leider werde ich Ihre Wünsche bezüglich des Gutachtens über Sch.92 insofern nicht erfüllen können, als es, wie die Sache jetzt steht, zu einem solchen Gutachten wohl kaum mehr kommen wird. Ich habe mir nämlich, nachdem ich die entscheidenden Abschnitte der Sch’schen Arbeit gelesen, schließlich keinen andern Rat gewusst, als die Erlanger Herren zu bitten, mich von meiner früher gegebenen Zusage wieder zu entbinden. Was mich dazu veranlasst hat, war vor allem, daß mir das Schmalenbachsche Buch – wie ich I h n en ja wohl vertraulich mitteilen darf – doch eine ziemlich starke Enttäuschung bereitet hat. Eine eingehende Darlegung der Stellung Leibnizens zu den religiösen Problemen und der Bedeutung, die diese Probleme für den Gesamtaufbau seiner Weltansicht besitzen, hätte ich sehr freudig begrüsst; denn ich bin mir seit langem darüber im klaren, wie sehr diese Seite in meiner eigenen Leibniz-Darstellung93, die ja nun schon fast 20 Jahre zurückliegt und der ich innerlich mit ganz freier Kritik gegenüberzustehen glaube, zu kurz gekommen war. Aber mit dem Schmalenbach’schen Bilde kann ich mich nun doch in keiner Weise befreunden und es scheint mir, offen gesagt, in seinen Hauptzügen völlig verzeichnet. Vor allem habe ich gegen die Grundthese: die Ableitung des Monadenbegriffs aus dem Calvinismus die schwersten prinzipiellen Bedenken. Leibniz erscheint mir, auch als religiöser Denker, als einer der hellsten[,] klarsten und innerlich freiesten Geister – und sein eigentlich geistiges Wesen wird, wie ich glaube, durchaus verfehlt, wenn man ihn, wie es bei Sch. doch geschieht, in eine etwas nebulose Mystik einzuhüllen versucht, und seinen Kern g e da n ke n , seine eigenste intellektuelle Leistung auf einen „wildesten Glaubensakt“94, auf ein ›credo quia absurdissimum‹ zurückführt. Es ist, wie ich glaube, gerade der Historiker in mir, der sich gegen eine derartige Deutung und Einreihung Leibnizens zur Wehr setzt. Nun halte ich mich für verpflichtet, sobald das Sch’sche Buch einmal gedruckt vorliegt, mich mit ihm auch öffentlich eingehend auseinanderzusetzen und meine abweichende Auffassung aus den Quellen selbst zu begründen.95 Dagegen möchte ich auf keinen Fall, daß diese sachlich unerlässliche Auseinandersetzung seiner Berufung nach Erlangen irgendwie hinderlich in den Weg tritt. Denn ich erkenne natürlich – trotz allem prinzipiellen Widerspruch zu seiner Gesamtauffassung und seiner Methode der Interpretation der Quellen – auch die guten Seiten seiner Arbeit, vor allem seinen Ernst, seine Ehrlichkeit und seinen konstruktiven Scharfsinn rückhaltlos an.

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Aber wie die Sache nun einmal liegt, hätte ihm ein Gutachten von mir in Erlangen kaum helfen können – auf der andern Seite wollte ich ihm aber natürlich nicht schaden, und so blieb mir kein anderer Rat, als die Herren in Erlangen zu bitten, auf meine Mitwirkung zu verzichten. Es versteht sich, daß ich hierbei zwar auf meine allgemeinen prinzipiellen Bedenken hingewiesen, dies aber in möglichst schonender Form gethan habe. Ihnen gegenüber aber hielt ich mich doch zur vollen Offenheit für verpflichtet, und auch Schmalenbach selbst gegenüber, dem ich demnächst über seine Arbeit schreiben muss, kann ich natürlich aus meinem Urteil kein Hehl machen, wenngleich es mir nicht leicht fallen wird, ihm, den ich persönlich schätze und für den ich gern etwas gethan hätte, diese Enttäuschung bereiten zu müssen. Meine Auffassung aber schon jetzt in aller Schärfe in Erlangen auszusprechen: dazu würde ich mich schon deshalb nicht für berechtigt halten, weil das Schmalenbachsche Buch als Ganzes ja noch nicht vorliegt und weil ich natürlich mit der Möglichkeit rechnen muss, daß mein Urteil sich in vielen Punkten bei einem späteren eingehenden Studium des Werkes noch verändern könnte. Ich bin mit den besten Empfehlungen Ihr Ernst Cassirer

Brief, Handschrift, 3 Seiten, am Kopf hsl. Hamburg 7/6 1921

37. Ernst Cassirer an Aby Warburg, 26. Juni 1921

Sehr verehrter Herr Professor! Von Herrn Dr. Saxl erhielt ich Ihre eben erschienene Heidelberger Akademie-Abhandlung96, und ich möchte nicht verfehlen, Ihnen jetzt, nachdem ich die Lektüre beendet, meinen herzlichen Dank für den grossen Genuss und die vielfache Belehrung, die ich ihr verdanke, auszusprechen. Was die rein kunstgeschichtlichen Teile Ihrer Abhandlung betrifft, so darf ich über sie freilich kein Urteil wagen; ich stehe ihnen lediglich mit der Freude des Laien gegenüber, der hier einmal bekannte Erscheinungen und Probleme von einer ganz neuen Seite her beleuchtet und erleuchtet findet. Um so mehr fesselt mich aber, auch von meinen eigenen philosophischen und geistesgeschichtlichen Studien hier, das allgemeine Problem der geistigen Struktur der Astrologie, für das Sie uns eigentlich erst wieder den

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Briefwechsel 1893–1945

Blick geöffnet haben. Ich bin auf dieses Problem vor längerer Zeit in der Verfolgung rein erkenntnistheoretischer Fragen geführt worden und bin jetzt damit beschäftigt, ihm in einer Schrift über den erkenntnistheoretischen Charakter des Symbolbegriffs97 näher nachzugehen. Da habe ich es denn als einen besonderen Glücksfall empfunden, daß ich, durch meine Berufung nach Hamburg, in nähere Berührung mit Ihrer Bibliothek gekommen bin, der ich schon jetzt die wertvollsten Anregungen schuldig bin und deren Wert und Bedeutung sich mir eigentlich von Tag zu Tag mehr erschliesst.98 Ich kann die Gelegenheit, die sich mir heute darbietet, nicht vorbeigehen lassen, ohne Ihnen auch für diese ständige Förderung meiner Arbeit, die ich Ihrer Bibliothek verdanke, meinen herzlichsten Dank auszusprechen. Ich bin mit den besten Wünschen für die baldige Wiederherstellung Ihrer Gesundheit und mit den besten Grüssen Ihr aufrichtig ergebener Ernst Cassirer

Brief, Handschrift, 3 Seiten, am Kopf hsl. Hamburg 26. 6. 1921

38. Aby Warburg an Ernst Cassirer, 2. Februar 1923

Sehr verehrter Herr, für Ihre Schrift mit Dedikation99 bin ich Ihnen außerordentlich dankbar. Ich studiere schon lange Ihr „mythisches Denken“ und den „Begriff der symbolischen Form“100. Ich wollte ich könnte Ihnen bald persönlich sagen, wie mich diese Aufnahme meiner Versuche auf anderem Gebiet tröstend berührt. Ich bin hier in dieser Abgeschiedenheit101 leider nicht im Stande fortzusetzen, was ich begonnen. Könnte ich nur wenigstens die „Psychologischen Bruchstücke“102 verwertet sehen, die in Hamburg liegen: Sie dürfen sie sich von meiner l. Frau103 oder von Saxl geben lassen und verwerten. Ihr Vortrag am 27104 war ja auch ein schönerA Erfolg und Gruß aus der B W. – Hoffentlich kommen die Studien105 jetzt bald heraus. Saxl hatte sie aber bearbeitenB müssen. [Warburg]

Hamburg (1919–1933)

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Postkarte, Handschrift, beidseitig beschriftet, ohne Marke und Stempel, Ort und Datum hsl. Kreuzlingen 2 Febr. 923, Adresse hsl. Herrn Prof. Dr. Ernst Cassirer / Hamburg / 26 Blumenstrasse A B

schöner] Lesung unsicher bearbeiten] Lesung unsicher

39. Fritz Saxl an Ernst Cassirer, 21. März 1923

Lieber Herr Professor! Sie werden wahrscheinlich erstaunt sein, von mir einen Brief zu bekommen. Die Korrekturen des Symbolbuches106 sind der Anlaß. Mir ist nämlich etwas sehr Merkwürdiges passiert. Warburg diktiert mir einen Vortrag über seine amerikanische Reise.107 Das Grundproblem, das ihn dabei beschäftigt, ist aber – das Symbolproblem. Wie wird aus dem Magisch dinglich erfaßten ein mühevoll begriffenes Abstraktum, aus dem Er griffenen das Be griffene, aus dem Schlangensymbol für Blitz, das man als lebendige Schlange in Händen hält, der abstrakte Begriff „Blitz“? Nun las ich am Abend Ihre Korrekturen, am Nachmittag diktiert mir Warburg dasselbe Thema! Ist das nicht ein „magisches“ Zusammentreffen? Von Zeit zu Zeit lese ich dann Warburg Ihre Formulierungen vor. Seine sind alle phobisch gefärbt, Ihre erkenntniskritisch beruhigt und geklärt. Warburg hat nun den begreiflichen, brennenden Wunsch, Sie zu sprechen. Aus der Empfindung heraus, daß er diese Dinge ja doch nie mehr darstellen wird (Warburg ist leider se h r krank, darüber kann kein Zweifel sein) und er doch seine Ideen nicht untergehen lassen will. Nun glaube ich ja nicht, daß Si e von einem solchen Zusammentreffen Bereicherung hätten, ausser der menschlichen, diesem Kranken einen Dienst geleistet zu haben: Es ist nun weiter sonderbar, daß Warburg hier in diesem Nest nicht Ihr einziger Verehrer ist. Ich habe Ihnen die Einladung des leitenden Arztes, Dr. Ludwig Binswanger zugleich zu bestellen, der Sie, wie so viele, als den Retter dieser heutigen geistigen Kultur ansieht. Dr. Binswanger hat soeben ein grosses Buch über die Methodik der Psychologie* [Nb. nicht Psychiatrie] geschrieben, in dem er sich mit den * „Probleme der allg. Psychologie, Berlin Springer 1922“

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Briefwechsel 1893–1945

psychologischen Theorien von Leibniz, Tetens und Kant bis Husserl auseinandersetzt. Er sagte mir gestern, er hätte die 2. Aufl. des „Erkenntnisproblems“ erst zu spät in die Hände bekommen, sonst hätte er statt seines 2. Kapitels einfach schreiben können: siehe Cassirer! So bitten Sie Warburg und Binswanger, wenn Sie in der Schweiz sind, unbedingt zu ihnen zu kommen. Daß Ihnen dadurch keinerlei Kosten entstehen, ist doch selbstverständlich. Ich bin mit vielen herzlichen Grüssen an Sie, Ihre Frau und die Kinder Ihr Saxl

Brief, Handschrift, 3 Seiten, am Fuß Konstanz / postlagernd / 21/3 1923

40. Ernst Cassirer an Fritz Saxl, 24. März 1923

Lieber Herr Doktor! Haben Sie herzlichen Dank für Ihren Brief. Was Sie mir über das Verhältnis meiner Arbeiten zu den Arbeiten Warburgs sagen, entspricht genau meinem eigenen Eindruck, der sich noch von Tag zu Tage mehr verstärkt. Denn ich bin jetzt, da ich mit der Vorbereitung des II. Bandes108 beschäftigt bin, der ausschließlich die Form des mythischen und religiösen Denkens behandeln soll, fast täglicher Gast in Ihrer Bibliothek – und je klarer mir die geistige Struktur dieser Bibliothek wird, um so deutlicher empfinde ich zugleich die „praestabilierte Harmonie“109 zwischen Warburgs Arbeitsrichtung und der meinen. Es besteht für mich kein Zweifel, daß W. von allen historisch Arbeitenden am schärfsten die Probleme gesehen hat, zu denen ich auf rein systematischem Wege hingeführt worden bin. So würde auch mich eine persönliche Aussprache mit ihm aufs lebhafteste interessieren – und wenn mich mein Weg überhaupt nach der Schweiz führt (was aber einstweilen noch nicht sicher ist), so reise ich bestimmt über Kreuzlingen. Bitte empfehlen Sie mich auch Dr. Binswanger aufs beste: ich habe einstweilen sein Buch, das ich fürs Seminar angeschafft habe, leider nur flüchtig durchsehen können, hoffe aber vielleicht noch während dieser Ferien dazu zu kommen, es eingehend zu studieren. Von den neu ausgedruckten Bogen meines Buches lege ich Ihnen Bogen 16 u. 17 bei: die Stelle auf S. 256 f, die ich angestrichen habe, scheint

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mir gleichfalls eine gewisse Beziehung auf das gegenwärtig von Warburg behandelte Problem zu haben. Ich glaube, daß das von ihm gesuchte Mittelglied zwischen mythischem Symbol u. abstraktem ‚Begriff‘, zwischen Mythos und Logos, vor allem in der eigentümlichen geistigen Form der S pr ac h e zu finden ist, die immer zugleich Belebung und Bestimmung, Personifikation und Objektivation ist.110 – Gestern las ich in der Bibliothek in dem Buch von Frobenius ‚Und Afrika spricht‘111, um mich zunächst einmal ganz allgemein über afrikanische Verhältnisse zu orientieren. Er behandelt darin eingehend das Weltbild und die Kultur der Joruba, in dem, auf totemistischer Grundlage, eine ganz eigentümliche R au m a u f f as s u n g zu Tage tritt. Es werden 4 (resp. 16) räumliche Grundrichtungen unterschieden, deren jeder ein bestimmter totemistischer „Gott“ praesidiert. Nach diesen Himmelsrichtungen ist nicht nur die Gliederung der Siedlungen orientiert, sondern das Weltganze überhaupt eingeteilt; jeder räumlichen Richtung entspricht z. B. eine bestimmte Fa r b e u. s. f. Frobenius behauptet, daß eine ähnliche Systematik sich nur bei den – alten Etruskern finde u. sucht daraus, irgendwelche Zusammenhänge zwischen ihnen u. den Joruba herzuleiten! Im Ganzen aber hat mich seine Darstellung äusserst frappiert: sie bildet einen neuen schönen Beleg dafür, wie allgemein verbreitet und typisch die Geistesform ist, auf die all diese Systeme zurückgehen. Ich bin mit herzlichsten Grüssen an Sie und an Warburg Ihr Ernst Cassirer Brief, Handschrift, 2 Seiten, gedruckter Briefkopf Bibliothek Warburg / Hamburg 20 / 114 Heilwigstraße / Telephon: Merkur 3340 , hsl. 24/3. 23

41. Aby Warburg an Ernst Cassirer, 27. März 1923

Hochverehrter Herr Professor, In der letzten Zeit hat mir kaum etwas eine so grosse Freude gemacht, wie Ihr Brief, der mir das Klopfen auf der andern Seite des Tunnels beim Durchbruchs-Versuch so wahrnehmbar machte, so dass ich mein weggelegtes Handwerkszeug wieder anfasse und den Mut zu finden versuche, unter dem alten Geröll aufzuräumen.

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Briefwechsel 1893–1945

Dem Buch von Frobenius muss ich allerdings eine Warnungstafel umhängen. Frobenius ist ein erstaunlich oberflächlicher Beobachter. Das zeigt sich z. B. darin, dass er ein Punkt-Weissagungs-Spiel als Urelement der afrikanischen Eingebornen-Kultur anspricht, das in Wahrheit nichts anderes ist, als die antike Geomantie, die durch die Araber auch dem Abendland als Punktierkunst bis auf den heutigen Tag überliefert ist. Er nennt dieses rätselhafte Spiel, glaube ich, Ifa-Spiel.112 C. H. Becker und ich haben das einmal in einer Sitzung der religionswissenschaftlichen Gesellschaft nachgewiesen. In der Hoffnung auf baldiges Wiedersehen hier [Warburg]

P. S. Ich werde vielleicht Mitte April hier einen Vortrag versuchen über: Symbolik bei den Pueblo-Indianern113 (Mimik und bildende Kunst). Wäre Mitte April ungefähr der Termin Ihrer Schweizer-Reise?114

Brief, Maschinenschrift, 1 Seite, am Kopf msl. Kreuzlingen, 27. März 1923

42. Fritz Saxl an Ernst Cassirer, 12. April 1923

Sehr verehrter, lieber Herr Professor Cassirer! Ich möchte mir nur erlauben, Ihnen auch meinerseits für Ihre beiden Briefe an Warburg zu danken und Ihnen zu sagen, wi e sehr er sich darüber gefreut hat, weil das vielleicht auch Ihnen Freude macht. Mir waren die beiden Briefe noch aus einem „politischen“ Grund sehr wertvoll. Ich habe sie beide Dr. Binswanger zu lesen gegeben, auf die sie grossen Eindruck machten. Wenn Warburg jetzt nach Hamburg zurückkommen sollte, dann haben die beiden Briefe mitgewirkt, denn sie haben das Ansehen Warburgs als Denker in den Augen von Binswanger sehr gehoben und damit das Gefühl der Verantwortlichkeit in ihm gestärkt, den Mann nicht ganz von seiner Arbeit abzuhalten. Warburgs Vortrag hier will vor Allem drei verschiedene Stufen der magischen Verknüpfung von Mensch und Objekt im Kult der PuebloIndianer zeigen. Erstens den Tanz, bei dem der Mensch in das Tier einschlüpft (Antilopentanz), zweitens den Tanz des bloss mit Masken als Dämonen verkleideten Menschen und endlich jenen Tanz, bei dem der

Hamburg (1919–1933)

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Mensch das Tier, die Schlange, als Mitspieler im Kult benützt, wobei er zugleich in der Schlange den ungreifbaren Blitz ergreift. Die grosse Schwierigkeit besteht darin, hier alle diese Dinge fast ganz aus dem Gedächtnis – nur an Hand von Aufzeichnungen, die bald dreissig Jahre alt sind115 – zu arbeiten. So kommt Warburg schon durch diese Materiallosigkeit darauf, vor Allem das Systematische, die logische Entwicklung des Magischen, darzustellen. Der Schluss des Vortrags geht dann von dem indianischen Schlangentanz zum dionysischen, zum Laokoon und dem Moses mit der Schlange, der hier in der Kirche in Kreuzlingen als Vorbild des sich opfernden Christus (typologisch) dargestellt ist.116 Ich hoffe, dass dieser Schlussteil, der noch nicht ganz fertig ist, sehr gut wird. Es ist immer die alte Frage nach dem Wesen des Griechentums, die da emportaucht. Und man glaubt sein Wesen in der Art, wie es so ein Symbol formt, erfassen zu können. Ein Mann wie Warburg, der so Unendliches durch Logik und Magie erlitten hat, hat die Organe dafür, die Doppelheit dieses Griechentums am intensivsten zu erfassen. Ich hoffe, dass bei Ihnen Alles wohlauf ist, Frau Professor nicht zuviel Kopfweh und Heinz in Ordnung117 und bin in aufrichtiger Dankbarkeit Ihr Saxl Brief, Maschinenschrift, 2 Seiten, am Kopf msl. Kreuzlingen, am 12. April 1923

43. Ernst Cassirer an Aby Warburg, 15. Juni 1923

Sehr verehrter lieber Herr Professor! Von Dr. Emden118, den ich gestern sprach und der mir Ihre freundlichen Grüsse überbrachte, erfahre ich, daß wir Sie nun in kurzer Zeit in Hamburg erwarten dürfen.119 So geht nun mein Wunsch nach eine baldigen persönlichen Aussprache mit Ihnen nun doch noch in Erfüllung. Ich freue mich darüber um so mehr, als mir Ihr Vortrag über die PuebloIndianer, den mir Dr. Saxl vorgelesen hat, von neuem bestätigt hat, wie nahe unsere beiderseitige Problemstellung sich vielfach steht. Bei der Ausarbeitung des zweiten Bandes meiner „Philosophie der symbolischen Formen“, mit der ich gegenwärtig beschäftigt bin, wird mir Ihr Urteil und Ihr Rat ausserordentlich wertvoll sein.

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Briefwechsel 1893–1945

Herrn Dr. Ludwig Binswanger bitte ich mich bestens zu empfehlen; es besteht jetzt Aussicht, daß ich im Sommer oder Herbst dieses Jahres nach der Schweiz komme120 und ich hoffe dann auch seine persönliche Bekanntschaft zu machen. Mit den besten Grüssen bin ich in der Hoffnung eines baldigen guten Wiedersehens Ihr aufrichtig ergebener Ernst Cassirer Brief, Handschrift, 1 Seite, am Kopf hsl. Hamburg 15. Juni 1923

44. Ludwig Binswanger an Ernst Cassirer, 20. Juni 1923

Sehr verehrter Herr Professor, Sie haben mir mit der Uebersendung Ihres Vortrages in der Bibliothek Warburg121 eine grosse Freude gemacht; denn obwohl er mir schon bekannt war, ja gerade deswegen bin ich sehr glücklich, ihn von Ihrer Hand zu besitzen. Den „Begriff der symbolischen Form“ herausgearbeitet zu sehen, ist auch für den Psychiater von grundlegender Bedeutung, sobald er einmal erkannt hat, dass es zu den wichtigsten Aufgaben seiner Wissenschaft gehört, zu einer Phaenomenologie derjenigen Denkformen zu gelangen, die ihm die Hauptgruppe seiner Kranken, die sogenannten Schizophrenen, bieten. Bisher ist in dieser Hinsicht kaum etwas getan worden und wir können darin von keiner Arbeit mehr Förderung und Klarheit erfahren, als von der Ihrigen. Ich erlaube mir, Ihnen beiliegend einen Vortrag von mir zu übersenden,122 in dessen letztem Abschnitt Sie einige, wenn auch erst kümmerliche Andeutungen hierüber finden. Es wäre tatsächlich eine grosse Freude für mich, der ich hier in der Nordostecke der Schweiz sehr isoliert arbeite, wenn ich Sie einmal bei mir begrüssen dürfte. Ich kenne die meisten Ihrer grösseren Werke, teils ganz, teils abschnittweise, und ich habe mich kaum einem Denker mit so völliger Beruhigung als Führer anvertraut, wie Ihnen. Leider habe ich Ihre Hauptschriften erst kennen gelernt nach Abfassung meiner „Einführung in die Allgemeine Psychologie“123; sie sind aber gerade jetzt für mich von grösstem Wert. Wenn Sie je in die Schweiz kommen oder aus der Schweiz nach Deutschland zurückfahren, bitte ich, über mich zu verfügen, da Kreuzlingen Ihnen vielleicht das eine oder andere Mal am Wege liegt.

Hamburg (1919–1933)

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Herrn Professor Warburg hoffe ich in absehbarer Zeit nach Hamburg zurücklassen zu können, jedoch muss der Zeitpunkt sehr vorsichtig gewählt werden, und ich bin nicht sicher, ob wir uns an den für den 1. Juli in Aussicht genommenen Termin halten können.124 Mit den besten Empfehlungen bin ich, sehr verehrter Herr Professor, Ihr aufrichtig ergebener [Binswanger] Brief, Maschinenschrift, 2 Seiten, am Kopf msl. Kreuzlingen, 20. Juni 1923

45. Aby Warburg an Ernst Cassirer, 20. Januar 1924

Hochverehrter Herr Prof. Sie haben mir mit Ihrem frdl. Brfe. eine ganz große Freude gemacht. Ich hoffe Sie dieses Jahr endlich persönlich zu sprechen und freue mich, daß Sie in der BW wieder einen Vortrag125 halten wollen. Freilich, einer Durchsicht des Mscr. fühle ich mich noch nicht gewachsen: ich würde es zu lange behalten müssen. Dagegen werde ich mir […]A erlauben Ihnen eine Arbeit zu schicken126 mit einem Commentar und wieder um Ihre Kritik bitten. Sie kennen doch natürlich Carlyles Sartor Resartus:127 Der wußte was Symbol ist. Herzlichst Ihr getreuer Warburg

Postkarte, Handschrift, beidseitig beschriftet, Datum hsl. 20/I , Poststempel: 21. 01. 1924. Kreuzlingen , adressiert an: Herrn Prof. Dr. Ernst Cassirer / Hamburg / 26 Blumenstrasse A

[…]] unleserlich

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Briefwechsel 1893–1945

46. Ernst Cassirer an Albert Einstein, 27. Januar 1924

Hochverehrter Herr Kollege! Ein früherer Schüler von mir, Dr. Edgar Wind, bittet mich um einige Worte an Sie, in denen ich Ihnen über seine wissenschaftliche Befähigung Auskunft gebe, da er für eine Stelle, die er in Japan in Aussicht hat, Ihre Empfehlung wünscht. Was mich betrifft, so kann ich über Dr. Wind nur das Beste sagen. Er hat lange Zeit bei mir studiert und ich hatte dabei Gelegenheit, ihn nicht nur in seiner wissenschaftlichen Arbeit kennen zu lernen, sondern ihm auch menschlich näher zu kommen. Ich glaube, daß er sowohl für sein Hauptfach, die Kunstgeschichte, wie auch für Philosophie eine starke Begabung besitzt, und daß er in beiden Gebieten, wenn seine wirtschaftliche Lage ihm nur einige Muße gewährt, einmal sehr Tüchtiges leisten wird: schon seine Doktorarbeit war eine starke Talentprobe.128 Was seine Persönlichkeit betrifft, so schätze ich ihn wegen der Geradheit und Gediegenheit seines Charakters und wegen seines wissenschaftlichen Grades und Arbeitseifers besonders hoch. Ich glaube also, daß Sie es in keiner Weise zu bereuen haben werden, wenn Sie ihm die von ihm gewünschten Empfehlungen geben. Erlauben Sie mir, Sie bei dieser Gelegenheit erneut meiner herzlichsten und tiefsten Verehrung zu versichern und seien Sie herzlich gegrüsst von Ihrem Ernst Cassirer.

Brief, Handschrift, 1 Seite, am Kopf hsl. Hamburg 27. I. 24 / Blumenstr. 26

47. Albert Einstein an Ernst Cassirer, ohne Datum129

Verehrter Herr Kollege! Ich sende Ihnen da eine echt amerikanische Angelegenheit. Da ich Herrn Wind nicht näher kenne, bitte ich Sie, zu seinen Gunsten die nötigen Angaben hineinzuschreiben. Ich habe meine Unterschrift hingesetzt, weil sonst der Eindruck entsteht, dass ich nicht bereit sei, die Auskunft zu geben.

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Aecht amerischanisch. Stempel auf den Hintern, Schublade 425, Wert x Dollar. Ihr fein geschliffener Vortrag130 hat mir grossen Eindruck gemacht; hier ist wohl keiner, der es so gekonnt hätte. Die Sache mit der Kausalität a priori der Natur gegenüber hat mich an einen analogen Witz aus der „Jugend“ erinnert. Leutenant: Hab verdammtes Glück bei Weibern. Setze mich neulich auf eine Bank im Tiergarten. Sitzt schon vorher ein reizendes Mädchen drauf. Jammervolle Selbstherrlichkeit. Sind denn die Begriffe Kuh und Esel nicht auch a priori? Man sieht doch nicht einen Esel sondern hat nur gewisse Gesichtswahrnehmungen, die man in eine Eselsidee a priori einordnet . . .. . sollte der Kantianer sagen. Die Eselsidee ist nicht in der Erfahrung enthalten und kann also nicht aus ihr stammen. Ich glaube ernsthaft, wer so sagt, hat in gewissem Sinne recht, nicht mehr und nicht weniger, als wenn er bezüglich der Kausalität analog argumentiert. (Sie werden mir schön auf den Pelz gehen, wenn wir uns wiedersehen). Es grüsst Sie herzlich Ihr A. Einstein. Brief, Handschrift, 1 Seite

48. Ludwig Binswanger an Ernst Cassirer, 12. Februar 1924

Sehr verehrter Herr Professor! Herr Prof. Warburg teilt mir mit, dass Sie Ende Februar einen Vortrag in Zürich halten.131 Falls dies richtig ist, wären wir beide sehr dankbar für ein kurzes Wort, wann und wo der Vortrag stattfindet. Abgesehen davon, dass ich gerne dazu nach Zürich käme, würde es mich riesig freuen, wenn ich Sie zu einem Vortrag von mir einladen dürfte, den ich am 23. Februar in der psychiatrisch-neurologischen Gesellschaft in Zürich halte. Das Thema lautet: Welche Aufgaben ergeben sich für die Psychiatrie aus den Fortschritten der Psychologie?132 Ich knüpfte dabei an verschiedenen Stellen an Ihre Lehren und Ansichten an und wäre natürlich sehr froh, Ihr Urteil hören zu können. Wenn unser Zusammentreffen in Zürich nicht möglich sein wird, hoffe ich bestimmt, Sie hier in Kreuzlingen begrüssen zu dürfen, worauf auch Prof. Warburg schon auf’s lebhafteste gespannt ist.

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Briefwechsel 1893–1945

Mit den freundlichsten Empfehlungen bin ich, sehr geehrter Herr Professor, Ihr aufrichtig ergebener [Binswanger] Brief, Maschinenschrift, 1 Seite, am Kopf msl. Kreuzlingen, den 12. Februar 1924. / Adresse: Konstanz, Postfach 83.

49. Aby Warburg an Ernst Cassirer, 29. Februar 1924

Hochverehrter Herr Professor, Habe soeben Ihr εδος und εδυλον gelesen und danke Ihnen dafür, dass wir diese prachtvolle Studie in der Bibliothek Warburg veröffentlichen dürfen. Der an sich so schwer begreifliche Abriss über Kunst bei Platon wird in Ihrer Beleuchtung natürlich. […] das einen WettstreitA zwischen Contemplatio (Sh. Boll, Vita Contemplativa134) Ver-Tempelung oder BezirkungB, die nach der Fiktion der linearen Grenze im Kosmos sucht, tritt in Zusammenstoss mit dem εδυλον das sich vonC seiner zufälligen Leiblichkeit so unendlich schwer zumD Ideal losringt, ist ja auch das eigentliche Untersuchungsthema meiner Arbeiten, vom Frühling des Botticelli135 angefangen. „Die Entstehung des klassizierenden Idealstyls“ habe ich in einer Studie über den kosmologisch-astrologischen Bilderkreis im Palazzo Schifanoja zu FerraraE136 behandelt, dieF jetzt erst erschienen ist. Ich lege grössten Wert darauf, dass Sie sie lesen, leider haben die italienischen Kerle die SA137 nochG nicht alleH geschickt). Der Kampf zwischen monstruosem εδυλον mit den Ideen der Götter läßt sich mit Sicherheit packenI und in seinen Verwandlungskämpfen belegen: die Sterngötter kämpfen gegen sich selbst, sie […]J die Daemonen […]K missverstanden werden. Sodann möchte ich Sie bitten sich von meiner l. Frau […]L Studie über die Aufführung der Harmonie der Sphären (nach Plato, Briefe) mit Musik 1589 in Florenz138 erklären zu lassen, die ich reconstruiert habe. Da wird die Platonische Idee – Drama – zur alten Oper. Wie ich mich freue, Sie bald einmal sprechen zu können (aber bitte Z e it haben) können Sie sich denken. Herzliche Grüsse Ihr ergebener gez. Warburg

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Brief, Maschinenschrift mit handschriftlichen Korrekturen und Zusätzen, 1 Seite, am Kopf msl. 29/II. 1924, am Fuß msl. Herrn Prof. Dr. Cassirer / Hamburg A

B C D E F G H I J K L

das einen Wettstreit] hsl. gestrichen, darüber unleserliche Korrektur; davor Lücke im Text Bezirkung] gestrichen: Beziehung von] gestrichen: in zum] gestrichen: vom zu Ferrara] eingefügt die] der noch] gestrichen: noch immer alle] eingefügt packen] unsicher […]] unleserlich […]] Lücke im Text […]] unleserlich

50. Ernst Cassirer an Aby Warburg, 12. April 1924

Aus dem Briefwechsel zwischen F ab r i ci u s und Ke p l er (Kepler, Opera ed. Frisch III, 108 ff) Fabricius an Kepler (20. I. 1607) Per ovalitatem vel ellipsin tuam tollis circularitatem et aequalitatem motuum, quod mihi inprimis penitius consideranti absurdum videtur. Coelum ut rotundum est ita circulares et maxime circa suum centrum regulares et aequales motus habet. Corpora coelestia sunt perfecte rotunda, ut ex Sole et Luna liquet. Ergo non dubium est, omnes omnium motus per circulum perfectum, non ellipsin fieri, item aequaliter moveri super suis centris.139 Keplers Antwort: Ovali figura putas tolli aequalitatem motuum: equidem. Sed et mihi p r i n c i p i a , quibus planetae motus efficitur, manent constantia. Differentia solum in eo, quod tibi sunt circuli, mihi virtutes corporatae. … Constans (est mihi) virtus magnetica adunandi separandive corpora Solis et planetae in singulis angulis inclinationis axis planetae ad lineam ex Sole.140 (Aus einem s pä t e re n Briefe:) Nimis vero late philosopharis de simplicitate veritatis. Est natura simplex, est et multiplex. Nec aestimanda est haec ejus simplicitas ex nostra

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Briefwechsel 1893–1945

opinione, sed ex se ipsa … Haec est genuina simplicitas, in ipsis spectata principiis. Ex his tam paucis si jam multa sequuntur, aequationis pars physica, optica, distantia, iter ellipticum, tunc ideo ob hos multiplices eventus negabis, principia esse simplicia? Oblitus es igitur Platonici illius: ε ς ν και πολλα?141 Die Theorie der Kegelschnitte, wie sie Apollonius aufgestellt hatte, wird von Kepler eingehend entwickelt u. erörtert in dem Hauptwerk über die Marsbewegung (De motibus stella Martis 1609) T. IV., Cap. LIX; benutzt und citiert ist hier die Ausgabe des Commandinus (Opera, III, 401 ff.)142 Zum M a g n e t i s m u s siehe G i l b e r t, De magnete magneticique corporibus et de magno magnete Tellure Physiologia nova. London 1600. (Näheres bei Kurd L a s s w i t z , Gesch. d. Atomistik I, 315 ff u. im Erkenntnisproblem, ²I, 359 ff).143

Sehr verehrter, lieber Herr Professor! Vorstehend nur einige wenige Notizen im Anschluss an unsere letzte Unterhaltung – ich habe sie hier mit Hilfe von Gawronsky’s sehr schöner Bibliothek leicht zusammenstellen können. Lassen Sie mich Ihnen bei dieser Gelegenheit noch einmal, wenn auch nur mit einem Worte, sagen, wie froh ich bin, daß ich Sie nun doch einmal eingehend gesprochen habe, – wie viel mir durch das Gespräch mit Ihnen bestätigt, wie viel mir zugleich neu gegeben wurde. Ich bin mit den besten Wünschen für ihre Genesung und für ein baldiges dauerndes Zusammensein und Zusammenarbeiten von uns beiden Ihr herzlich ergebener Ernst Cassirer

Ich füge noch die Goethische Definition der „Gestalt“ als ‚Einheit von Bewegung und Ruhe‘ hinzu, von der ich Ihnen gesprochen (Morphologie, Bildung u. Umbildung organischer Naturen) „Der Deutsche hat für den Komplex des Daseins eines wirklichen Wesens das Wort G e st a l t . Er abstrahiert bei diesem Ausdruck von dem Beweglichen, er nimmt an, daß ein Zusammengehöriges festgestellt, abgeschlossen und in seinem Charakter fixiert sei. Betrachten wir aber alle

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Gestalten, besonders die organischen, so finden wir, daß nirgends ein Bestehendes, nirgends ein Ruhendes, ein Abgeschlossenes vorkommt, sondern daß vielmehr alles in einer steten Bewegung schwanke. Daher unsere Sprache das Wort Bi l d u n g sowohl von dem Hervorgebrachten als von dem Hervorgebrachtwerdenden gehörig genug zu brauchen pflegt. Wollen wir aber eine Morphologie einleiten, so dürfen wir nicht von Gestalt sprechen, sondern, wenn wir das Wort brauchen, uns allenfalls dabei nur die Idee, den Begriff oder ein in der Erfahrung nur für den Augenblick Festgehaltenes denken.“144

Brief, Handschrift, 3 Seiten

51. Aby Warburg an Ernst Cassirer, 15. April 1924

Hochverehrter, lieber Herr Professor. Heute morgen erhielt ich Ihren ebenso freundlichen wie nahrhaften Brief. Er ist mir ein tröstliches Symbol, das mir wenigstens Möglichkeiten der Wendung zu besserem zeigt, an die ich aber eigentlich doch nicht glaube. Ich kann den Kampf gegen die grauenhaft herzlose Welt um mich herum nicht bestehen, sondern werde doch in diesem Dämmer absterben müssen, die Rückkehr wird zu lange verzögert. – Sollten Sie meine liebe Frau aufsuchen, so habe ich diese gebeten, dafür zu sorgen, dass auch meine Töchter145 dabei sind, damit sie begreifen, dass die Ellipse der Ausgangspunkt oder ein Wetterscheide-mal der Epochen ist, wenn wir beide eine „allgemeine Kulturwissenschaft als Lehre vom bewegten Menschen“146 schaffen wollen. Ihrer Frau meine Empfehlung zu etwas Oster Chocolade. In nunmehr allzu für Sie „bemühender“ Ergebenheit Ihr Warburg Konnte leider heute wegen Befinden nicht nach Zürich.

Brief, Maschinenschrift, 1 Seite, am Kopf msl. Karte an Cassirer, darunter msl. 15. April 1924

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Briefwechsel 1893–1945

52. Ernst Cassirer an Ludwig Binswanger, 20. April 1924

Sehr geehrter Herr Doktor! Gestern abend bin ich von meiner Schweizer Reise nach Hamburg zurückgekehrt147 und möchte nun nicht länger versäumen, Ihnen und Ihrer Frau Gemahlin für Ihren freundlichen Empfang in Kreuzlingen meinen herzlichsten Dank zu sagen. Es war mir ausserordentlich erfreulich und lehrreich, aus dem Gespräch mit Ihnen zu ersehen, wie nahe sich augenblicklich die allgemeinen philosophischen Probleme, die ich zu verfolgen suche, mit den Fragen anderer konkreter Forschungsgebiete berühren. Ein solches Zusammentreffen ist für die Philosophie immer zugleich belehrend und recht eigentlich belebend. Verstärkt wurde dieser Eindruck noch durch die Lektüre Ihres Aufsatzes, der mich ganz ausserordentlich interessiert hat. Ich konnte über die in ihm angeregten Fragen bei meiner Rückreise noch eingehend mit Prof. Kurt Goldstein in Frankfurt sprechen und habe auch hierbei vollkommene Übereinstimmung in den Grundanschauungen feststellen können. So ist meine Reise, die als Vortragsreise geplant war, für mich unvermerkt zu einer Art Forschungs- und Entdeckungsreise geworden – in ein Gebiet, das mich immer lebhaft gereizt und gelockt hat, von dem mir aber doch erst durch Ihre Arbeiten ganz klar geworden ist, wie nahe es meinem eigenen Aufgabenkreis steht. Ich hoffe, daß wir auch weiterhin, persönlich und litterarisch, in Zusammenhang bleiben werden und werde mir zunächst erlauben, Ihnen meine Studie über ›Sprache und Mythos‹148, die in den nächsten Wochen gedruckt werden soll, zugehen zu lassen. Mit nochmaligem herzlichem Dank und den besten Empfehlungen an Ihre Frau Gemahlin bin ich Ihr sehr ergebener Ernst Cassirer

Brief, Handschrift, 1 Seite, am Kopf hsl. Hamburg 20. IV. 1924 / Blumenstr. 26

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53. Ludwig Binswanger an Ernst Cassirer, 15. Mai 1924

Sehr verehrter Herr Professor! Wir sind vorgestern von einer vierwöchentlichen Reise nach Italien zurückgekehrt. Zu meiner grossen Freude fand ich Ihren Brief vom 20. April vor, den man leider versäumt hatte, mir nachzuschicken. Viel lieber hätte ich Ihnen aus Rom oder Neapel dafür gedankt, als von hier aus, wo ich Ihnen in dem Trubel der ersten Arbeitstage nur kurz sagen kann, dass auch mir Ihr Besuch die grösste Freude gemacht hat, dass ich unterwegs oft weiter über unsere Gespräche nachgedacht habe und noch lange daran zehren werde. Ihr Brief hat mir zu meiner grossen Freude gezeigt, dass Sie nicht unberührt geblieben sind von dem Widerhall, den Ihre Anschauungen auf unserm Gebiet finden. Auf Ihr Buch über Sprache und Mythos freue ich mich ausserordentlich. Ich hoffe sehr, Herrn Professor Warburg im Herbst selber nach Hamburg bringen zu können und so eine Gelegenheit zu haben, Ihren Besuch erwidern zu können. Mit den freundlichsten Grüssen von meiner Frau und mir und mit nochmaligem Dank für Ihre so freundlichen Zeilen bin ich Ihr aufrichtig ergebener [Binswanger]

Brief, Maschinenschrift, 1 Seite, am Kopf msl. Kreuzlingen, den 15. Mai 1924.

54. Ernst Cassirer an Kurt Goldstein, 5. Januar 1925

Lieber Kurt! Vor allem herzlichen Dank für Eure Neujahrswünsche, die Toni und ich aufs herzlichste erwidern. Ich wünsche mir für das kommende Jahr insbesondere, daß es uns beide wieder einmal – und hoffentlich auf längere Zeit – zusammenführt: denn aus den wenigen Stunden, die ich im vergangenen Jahr mit Dir gemeinsam verbracht habe, ist mir wieder einmal so recht deutlich geworden, wie nahe – selbst wenn ich von allem rein Menschlichen absehe, das sich unter uns ja wohl von selbst

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Briefwechsel 1893–1945

versteht – auch unsere gegenwärtigen sachlichen P r o b l em s tel lu n ge n sich berühren, und wie fruchtbar für mich in dieser Hinsicht das nähere Zusammenarbeiten mit Dir werden könnte. Das finde ich von neuem bestätigt durch Deinen und Gelb’s Aufsatz über Farbennamenamnesie,149 der von der psychologischen Seite her auf einen bestimmten Kreis von Aufgaben hinweist, die mich von der systematischen Seite her beschäftigen. Verstehe ich Deinen Fall recht und die Deutung, die Du ihm giebst, so handelt es sich in ihm geradezu um eine Erkrankung des „Symbolbewusstseins“, während das „sinnliche Bewusstsein“ relativ intakt ist. Das Verhältnis dieser beiden Momente zu einander festzustellen – zu zeigen, wie Symbolbewusstsein und sinnliches Bewusstsein im Aufbau des normalen geistigen Lebens ständig ineinandergreifen und sich wechselseitig bedingen – das scheint mir nun geradezu eine der Hauptaufgaben einer künftigen Psychologie und Phaenomenologie zu sein. Es ist, wie ich glaube, schon an jedem Wahrnehmungserlebnis (etwa am Erlebnis der Farbe) der s in n li ch e Bestandteil von dem sinn h a f t e n genau zu scheiden: und die Bedeutung solcher Untersuchungen, wie der Deinen, scheint mir eben darin zu bestehen, daß es hier, vom Pathologischen aus, gelingt, Momente, die im normalen Seelenleben ineinander verwoben sind, von einander abzulösen und ihren verschiedenen Grundcharakter rein herauszustellen. – Im einzelnen möchte ich bemerken, daß mir schon die Strukturanalyse der einzelnen „symbolischen Formen“ (wie z. B. der Sprache) zu ergeben scheint, daß das eigentlich-Symbolhafte (also der Gebrauch eines Sinnlichen als reinen Z e i c h e n s , als B e d e u t u n g s träger) immer erst eine relativ späte Errungenschaft ist, die durch verschiedene, dem unmittelbarsinnlichen Verhalten näherstehende Vorstufen hindurchgehen muss. Ich habe in dieser Hinsicht in meinem Buch über die Sprache (S. 132 ff.)150 einen dreifachen Stufengang vom ›Mimischen‹ durch das ›Analogische‹ zum ›rein-Symbolischen‹ zu unterscheiden gesucht – und ganz Ähnliches hat sich mir auch bei der Analyse des mythischen Denkens gezeigt. Auch das mythische Denken geht, wie ich glaube, von einer Stufe aus, in der alle Bewusstseinsinhalte gewissermassen noch einer einzigen Ebene der „Praesentation“ angehören, in der aber von irgend einer ausgebildeten „Repraesentation“ noch keine Rede ist. Was ferner die Sprache selbst betrifft, so giebt es, wie ich glaube, in „primitiven“ Sprachen ganz bestimmte Erscheinungen, die zu jenem Verhalten Eures Patienten, das Ihr als ein ›primitiveres‹ charakterisiert, ein genaues Analogon bilden. Hier zeigen die Sprachbegriffe selbst noch durchweg eine grössere „Wirklichkeitsnähe“ – sie haften mehr am sinnlichen Eindruck als solchen, sie wurzeln in reinen „Konvergenzerlebnissen“, während das „kategoriale Verhalten“ zurücktritt. (s. z. B. S. 257 ff m. Buchs über die Sprache). Ich

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habe das so auszudrücken gesucht, daß die einzelnen Worte hier einen sehr engen „Aktionsradius“ haben u. demgemäss nur das sinnlich Nächste an einander zu reihen gestatten. Das Verhalten Eures Kranken scheint mir damit eine charakteristische Ähnlichkeit zu besitzen. – Wenn Ihr die Störung im wesentlichen so erklärt, daß dem Kranken ein festes Zuordnungsprinzip für die Farben fehle, weil ihm das „kategoriale Verhalten“ unmöglich oder erschwert sei – und wenn Ihr weiterhin glaubt, daß diesem Grundverhalten eine bestimmte Grundfunktion des Gehirns physiologisch entspricht: so scheint mir dies freilich noch eine gewisse Schwierigkeit in sich zu bergen. Denn soviel ich Eurer Schilderung des Falles entnehme, bezieht sich die Störung nur auf ein einzelnes Sinnesgebiet (eben Amnesie für Farbennamen) während in anderen Gebieten eine erhebliche Sprachstörung nicht vorliegt. Aus dem normalen Gebrauch der Sprache auf diesen Gebieten wäre also zu folgern, daß das „kategoriale Verhalten“, das ja das Korrelat zum sinnvollen Sprechen, zum „Haben der Sprache in ihrer signifikativen Bedeutung“ bildet, im allgemeinen nicht geschädigt ist. Wie hat man es sich also vorzustellen, daß die Bedingungen für das kategoriale Verhalten überhaupt gegeben sind, während es nicht gelingt, dies Verhalten gegenüber einem b e s t i m m t e n Kreis sinnlicher Qualitäten durchzuführen? Hier sind auf der einen Seite die rein sinnlichen Farbenunterscheidungen durchaus intakt (s. z. B. S. 144 Eurer Arbeit) – andrerseits zeigt der sinnvolle Gebrauch der Sprache auf andern Gebieten, daß das a l l g e m e i n e kategoriale Verhalten ebenfalls nicht gelitten hat. Nur die richtige Z u o r d n u n g , das ›Ineinandergreifen‹ der beiden Momente besteht für die Welt der Farberlebnisse nicht mehr. In solchen Fällen konnten sich die älteren psychologischen Theorien mit der Erklärung begnügen, daß hier irgend eine „Association“ oder „Associationsbahn“ gestört sei – was ja aber ein offenbar unzureichender Erklärungs t y p u s ist. Vom Standpunkt der modernen Psychologie aber entsteht nun hier, wie mir scheint, ein ganz neues Problem oder vielmehr eine ganze Gruppe von Problemen. Es zeigt sich darin eben, daß, was die Psychologie eine einfache Empfindung oder Wahrnehmung zu nennen pflegt, durchaus nichts Einfaches ist – daß vielmehr in jeder Wahrnehmung ein sinn l ic h es und ein sinnhaftes Verhalten sich durchdringen. Und dabei haben wir uns das Letztere nicht so zu denken, daß es gewissermassen als generelle „Form“ über dem Ganzen schwebt und auf jeden beliebigen sinnlichen „Stoff“ einfach anwendbar ist – sondern jedem bestimmten sinnlichen Stoff wäre eine eigene Weise der Formung, des „kategorialen Verhaltens“ ihm gegenüber, zugeordnet.A Erst indem die spezifische Form sich auf den spezifischen Stoff richtet, käme die „normale“ Wahrnehmung zu Stande – während in pathologischen Fällen das Sinnliche als solches unversehrt sein kann, aber nicht mehr zu der ihm eigenen „Sinnhaftigkeit“ zusammengeht. –

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Schließlich noch eine andere Frage! Giebt es analoge Beobachtungen, wie Ihr sie für die Wahrnehmung und Benennung von Farben gebt, für die Wahrnehmung und Benennung räumlicher Formen? Aus der allgemeinen Litteratur glaube ich mich zu erinnern, daß hier ganz entsprechende Ausfallserscheinungen vorkommen. In derartigen Fällen würde sich, wie mir scheint, Eure Theorie vorzüglich nachprüfen lassen. Denn irre ich nicht, so müsste das Fehlen des „kategorialen Verhaltens“ hier dazu führen, daß ein Zuordnen von Raumformen (etwa Dreiecken, Rechtecken etc) auf Grund ihrer sinnlichen Ähnlichkeit (durch unmittelbare „Konvergenzerlebnisse“) gelingt, daß aber der Kranke das was wir g eo m e t r i s c h e Ähnlichkeit nennen nicht zu fassen vermöchte. Er würde also z. B. zwei elliptische Gestalten einander „ähnlich“ finden und zusammenordnen, wenn sie annähernd dieselbe Grösse der kleinen und der grossen Achse zeigten – dagegen würde er nicht Ellipsen mit sehr verschiedenen Achsen und Achsenverhältnissen unter einen Begriff der elliptischen G e s t a l t subsumieren. Es wäre mir sehr interessant zu erfahren, ob hierüber schon bestimmte Angaben in der Litteratur vorliegen – sie würden mir um so wichtiger erscheinen, als auf dem Gebiet des F o r m en sehens noch weit deutlicher als auf dem des Farbensehens der Eigenwert und der eigene S i nn des kategorialen Verhaltens heraustritt. – Nun aber möchte ich diesen Brief nicht länger ausdehnen – wenngleich ich noch allerlei Fragen auf dem Herzen habe. Aus seiner Länge, die fast ungebührlich ist, wirst Du, lieber Kurt, jedenfalls das e in e entnehmen, wie ausserordentlich die von Dir gestellten Probleme mich fesseln. Sie werden nicht zu lösen sein, wenn nicht, um das Platonische Wort zu variieren, entweder die Mediziner sich entschliessen, Philosophen zu werden oder die Philosophen Mediziner werden. Was nun die erste Bedingung betrifft, so tröstet es mich, daß Du dazu augenscheinlich auf dem besten Wege bist – und so bleibt mir als Neujahrswunsch nichts Besseres übrig als Dir, neben guter Gesundheit für Dich und all die Deinigen, weiteren rüstigen Fortgang auf diesem Wege zu wünschen. Ich bin mit herzlichsten Grüssen an Dich u. die Kinder Dein Ernst.

Brief, Handschrift, 7 Seiten, am Kopf hsl. Hamburg 5. I. 25 A

Am Rand von jedem bis zuge- zwei senkrechte Striche

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55. Ernst Cassirer an Kurt Goldstein, 7. Januar 1925

Lieber Kurt! Im Anschluss an meinen ausführlichen Brief möchte ich noch eine Bitte an Dich richten. Je mehr ich mir Euren Fall überlege, um so deutlicher wird mir, daß er in naher Beziehung zu Problemen steht, zu denen ich von ganz anderer Seite her gelangt bin. Insbesondere beschäftigt mich jetzt, wo ich in den Vorarbeiten zum 3ten Band der Phil. d. symb. F. stehe – der z w e i t e wird in den nächsten Wochen ausgegeben u. Dir dann bald zugehen – das Problem der „kategorialen Formung“ der einzelnen Wahrnehmungsgebiete u. sein Zusammenhang mit der Sp r a c h e. Hier würde ich gewiss aus der medizinischen Litteratur noch manches lernen können u. wäre Dir sehr dankbar, wenn Du mir einige Hinweise geben könntest. Deine eigenen u. Gelb’s Arbeiten finde ich wohl im wesentlichen in der ‚Psychol. Forschung‘. Aber wo giebt es eine brauchbare Z u s am m e nf a s su n g über den gegenwärt. Stand der Aphasiefrage, der Frage der Seelenblindheit u. s. f.? Sie würde mir die Orientierung sehr erleichtern. Mit herzl. Grüssen Dein Ernst

Postkarte, Handschrift, beidseitig beschriftet, gedruckter Briefkopf Prof. Ernst Cassirer / Hamburg / Blumenstr. 26., Datum hsl. 7/I. 25

56. Aby Warburg an Ernst Cassirer, 19. Februar 1925

Lieber verehrter Herr Professor, Pfeiffer hat mir gestern Einblick in die „Schlussnote“ von Professor Fr.151 gegeben, wofür ich ihm sehr dankbar bin, wenn mir ja auch zur Beurteilung des ganzen Ablaufs der Verhandlungen152 der Text der Absage von Fr., die sichA mit der Zusage der Hamb. Hochschulbehörde kreuzte, fehlt. Trotzdem kann ich die Wendung, die Fr. in seinem letzten Schreiben braucht, nicht als glücklich bezeichnen. Er kann zu dem Angebot ja oder nein in beliebiger Tonart sagen; aber das objektiv doch recht folgenhafte Angebot einer Behörde als Ausfluss einer Seelenstimmung,

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in die Einblick zu nehmenB ihm irgendwie nicht passt, zurückzuweisen, ist ein sentimentalischer Seitensprung, der dem Ernst der Situation nicht entspricht. Zur Beschwerde gibt freilich dieses Expectorat in keiner Weise Anlass, und ich bin, wie ich ihnen ja schon schrieb, ganz damit einverstanden, dass Sie und Pfeiffer Ihren Brief absenden. Ich lege Ihnen nunmehr im Durchschlag zwei Schreiben bei,153 die ich an die Hochschulbehörde und an das Wohnungsamt absenden will und bitte um Ihre ganz schonungslose Kritik, falls Ihnen etwas in Inhalt und oder Form nicht zweckmässigC zu sein scheint. Mit den herzlichsten Grüßen von Haus zu Haus Ihr Warburg

Sie können beide Durchschläge behalten, den einen 2. für Zurücksendung benutzen.

Brief, Maschinenschrift (Anrede, Grußformel und Postskriptum handschriftlich), 1 Seite, gedruckter Briefkopf Prof. Dr. A. Warburg / Hamburg, den msl. 19. Februar 1925 / gedruckt Heilwigstrasse 114 / Fernspr.: Merkur 3340 A B C

sich] sich, nehmen] nehmen, zweckmässig] zweckmüssig.

57. Albert Einstein an Ernst Cassirer, 22. Februar 1925

Verehrter Herr Kollege! Anfangs März stellt sich ein junger Mann bei Ihnen vor, der bei Ihnen eine Dissertation machen will. Er heisst Erich Weil. Es ist ein vortrefflicher tapferer Junge aus guter jüdischer Familie, der sich als Sohn einer gänzlich verarmten Witwe in sehr achtenswerter Weise in verschiedenen Berufen durchgefochten und nebenbei studiert hat. Ich kenne ihn persönlich und zweifle nicht, dass er Ihnen gefallen wird in seiner einfachen saubern Art. Es wäre sehr lieb und menschenfreundlich von Ihnen, wenn Sie ihm, der fremd nach Hamburg kommt, ein wenig beistünden in dem Sinne, dass es ihm erleichtert wird, sich in

Hamburg (1919–1933)

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Hamburg eine bescheidene temporäre Existenz zu schaffen, die ihm das Studium ermöglicht. Es grüsst Sie freundlich Ihr A. Einstein

Brief, Handschrift, 1 Seite, am Kopf hsl. 22. II. 25.

58. Ernst Cassirer an Kurt Goldstein, 26. Februar 1925

Lieber Kurt. Ich habe nun versucht, mich etwas weiter in die Litteratur über Aphasie einzuarbeiten, wobei mir Deine zusammenfassende Darstellung im 2[.] Bd. des Oppenheim154 sehr förderlich gewesen ist. Auch Embden hat mir sehr weiter geholfen, indem er mir mehrere Fälle von motorischer Aphasie, die er in seiner Station hat, gezeigt hat. Der Zusammenhang dieses ganzen Fragekomplexes mit meinen eigenen Problemen drängt sich mir von Tag zu Tag mehr auf. In nicht zu langer Zeit hoffe ich so weit zu sein, daß ich die Fragen, die mich von meinem Standpunkt aus besonders interessieren, praezis formulieren und Dir vorlegen kann. Mache Dich also darauf gefasst, daß ich Dich eines Tages überfalle – am besten vielleicht während der Ostertage, wo ich wohl darauf rechnen kann Dich vielgeplagten Mann relativ am wenigsten zu stören. Vorher möchte ich jedoch noch, um besser orientiert zu sein, Deine verschiedenen Veröffentlichungen über Aphasie, optische und taktile Agnosie u. s. w. durcharbeiten. Wenn Du Separata von ihnen besitzest,155 wäre ich Dir für ihre Zusendung sehr dankbar, vielleicht könntest Du auch Deine Verleger veranlassen, mir zum Verlegerpreis – aber natürlich auf mein e Kosten! – Deine im Buchhandel vorhandenen Bücher zugehen zu lassen. Auch Dein Buch über Behandlung u. Fürsorge der Hirnverletzten, sowie über die transkortikale Aphasie156 müsste doch wohl manches für mich ergeben. Ich hoffe jedenfalls bestimmt, daß diesmal sich die Wasser als nicht zu tief erweisen werden u. daß wir nun doch noch einmal zusammenkommen. Meinen zweiten Band sowie die Studie über Sprache u. Mythos157 hast Du inzwischen wohl erhalten. Mit herzlichen Grüssen an Ida u. die Kinder Dein Ernst

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Brief, Handschrift, 2 Seiten, Briefkopf Seminar für Philosophie / Psychologisches Laboratorium. / Hamburg 1, am hsl. 26/II 1925 / gedruckt Domstraße 8/9.

59. Ludwig Binswanger an Ernst Cassirer, 2. März 1925

Sehr verehrter Herr Professor! Sie haben mir mit der Uebersendung des zweiten Teiles Ihrer Philosophie der symbolischen Formen die allergrösste Freude gemacht. Ich habe gleich Alles liegen lassen und mich an die Arbeit gemacht. Abgesehen von den einleitenden Kapiteln haben mich die ersten beiden Kapitel des dritten Abschnittes am meisten interessiert, da sie mit meinem persönlichen Arbeitsgebiet am nächsten zusammenhängen. Die wissenschaftliche Welt muss Ihnen dankbar sein, dass Sie den ungeheuren Stoff gesammelt, gemeistert und erstmals zu einem wissenschaftlichen System erhoben haben. Mir bedeutet Ihre Philosophie der symbolischen Formen noch mehr. Abgesehen von der Kritik der reinen Vernunft158 sind Natorps Allgemeine Psychologie159 und Husserls Logische Untersuchungen160 diejenigen Bücher, die bis jetzt den grössten Einfluss auf mein Denken gehabt haben. Ich brauche Ihnen nun nicht näher auszuführen, wie gerade Ihre letzten grossen Arbeiten in dieses Denken Leben und Fülle bringen. Dazu kommt noch eines: Im Begriff, die Lebensarbeit und wissenschaftliche Gestalt meines Lehrers Freud kritisch darzustellen161, aus ihrem zeitlich und persönlich bestimmten Gewand, über das ich selber längst hinausgewachsen bin, zu befreien, habe ich in Ihrer Methode und Ihrem wissenschaftlichen Ziel ein Vorbild, ein unerreichbares Ideal gleichsam, das mir den Weg weist, gefunden. Ebenso wenig wie das mythische Bewusstsein ist ja bisher etwa auch das Traumbewusstsein als selbständige Gestaltungsweise des Bewusstseins gewürdigt worden. Fr. Th. Vischer162 war darin entschieden weiter als wir heute trotz Freud sind. Doch ich will mich nicht in Details verlieren. Es kommt mir so vor, wie wenn das Verhältnis der Philosophie zu den einzelnen Wissenschaften, in dessen Brennpunkt zur Zeit Kants die Naturwissenschaften standen, nunmehr durchaus näher bestimmt wird durch die gemeinsame Tendenz zur Herausarbeitung und zum Verständnis einer Phaenomenologie der Bewusstseinsgestaltungen, und dass sich hier reine Philosophie, Geisteswissenschaften und Psychologie die Hand reichen. Ich hatte sehr gehofft, zu Prof. Warburgs Gedächtnisfeier für Prof. Boll163 Ende April nach Hamburg kommen zu können, bin nun aber lei-

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der durch den Militärdienst meines hauptsächlichsten Mitarbeiters daran verhindert; ich hoffe jedoch, den Besuch im Laufe des Jahres nachholen zu können, da mich sehr Vieles nach Hamburg zieht. – Vor einigen Tagen habe ich auch von der Bibliothek Warburg Ihre Studie über Sprache und Mythos erhalten. Ihre Arbeitskraft und die Weite Ihres Arbeitsgebietes sind für mich erstaunlich. Mit nochmaligem herzlichem Dank und den freundlichsten Grüssen Ihr ganz ergebener [Binswanger]

Brief, Maschinenschrift, 2 Seiten, am Kopf msl. Kreuzlingen, den 2. März 1925.

60. Aby Warburg an Ernst Cassirer, 4. März 1925

Lieber und hochverehrter Herr Professor, Den Aufruf zur Stützung von Herrn Dr. Pannwitz164 habe ich an meinen Bruder Fritz weiter gegeben. Ich darf grundsätzlich und verpflichtungsgemäss meine philanthropische Gartenspritze nicht über das Weichgebiet von Hamburg hinaus spielenA lassen: sie reicht schon so kaum zur Bewässerung meines Hausgartens aus. Es kommt hinzu, dass ich zu meiner Schande gestehen muss, dass ich von Pannwitz nichts weiss. Trotzdem habe ich meinem Bruder Fritz dringend empfohlen, sich bei dem Landrichter Dr. Pauli165 genau zu erkundigen und wenn irgend möglich, sich zu beteiligen.

Brief, Maschinenschrift, 1 Seite, am Kopf msl. 4. März 5, am Fuß msl. Herrn Prof. Dr. Cassirer / Hamburg / Blumenstrasse 26 A

spielen] undeutliche Korrektur; Lesung unsicher

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Briefwechsel 1893–1945

61. Ernst Cassirer an Ludwig Binswanger, 11. März 1925

Sehr geehrter Herr Doktor! Für Ihren Brief sage ich Ihnen meinen herzlichen Dank. Die freundliche Aufnahme, die der zweite Band der „Philosophie der symbolischen Formen“ bei Ihnen gefunden hat, und das aktive Interesse, das Sie an den Problemen dieses Bandes nehmen, ist mir um so erfreulicher und ermutigender, als mir im Fortschritt der Arbeit von Tag zu Tag mehr zum Bewusstsein kommt, daß die Fragen, um die es sich hier handelt, nur dann einer Lösung entgegengeführt werden können, wenn sie gleichzeitig von der Philosophie u. von der Einzelforschung in Angriff genommen werden. Jetzt stehe ich in der Ausarbeitung des dritten Bandes, in dem die spezifische Bedeutung der Symbolfunktion für den Aufbau der Erkenntnis, insbesondere für den Aufbau der Wahrnehmungswelt, untersucht werden soll. Irre ich nicht, so kann gerade für diese Frage die Psychopathologie die wichtigsten Aufschlüsse ergeben – und augenblicklich stecke ich mitten im Studium der neueren psychopathologischen Arbeiten, insbesondere der modernen Litteratur über Aphasie, optische Agnosie u. s. f.166 Wie ich mich hierbei des Rates meines Schwagers Richard Cassirer u. meines Vetters Kurt Goldstein erfreuen konnte, so wäre es mir von ganz besonderem Werte, auch mit Ihnen einmal diese Probleme durchsprechen zu können. So bedaure ich sehr, daß Sie Ihre geplante Reise nach Hamburg vorläufig aufgeben mussten, hoffe aber, daß aufgeschoben nicht aufgehoben ist u. daß wir Sie hier im Lauf des Jahres noch begrüssen können. Ich bin mit den besten Empfehlungen auch an Ihre Frau Gemahlin Ihr sehr ergebener Ernst Cassirer

Brief, Handschrift, 2 Seiten, gedruckter Briefkopf Seminar für Philosophie / Psychologisches Laboratorium / Hamburg 1 / Domstraße 8/9, am Datum hsl. 11/III 1925

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62. Ernst Cassirer an Kurt Goldstein, 24. März 1925

Lieber Kurt. Nun bin ich also wieder zuhaus – und habe vor allem Dir und Gelb für die schönen und für mich so lehrreichen und anregenden Tage in Frankfurt zu danken. Bei dieser Gelegenheit habe ich wieder die Wahrheit des Goetheschen Wortes erfahren, daß man „eigentlich auch in Wissenschaften nichts w i s se n könne – es muss alles gethan sein.“167 Und zum Thun in diesem Sinne gehört eben auch das wechselseitige Sich-Aussprechen. Eure Fälle sind mir nun, da Ihr sie mir persönlich demonstriert habt, um vieles anschaulicher und lebendiger geworden – ich kann mich jetzt erst in das Detail hineinversetzen und Eure Schlussfolgerungen weit besser verstehen. Und da bleibt es mir denn nach wie vor erstaunlich, wie genau dasjenige, was Ihr am konkreten Einzelfall gefunden habt, sich in den Kreis von Gedanken und Problemen einfügt, zu denen ich auf ganz anderem Wege geführt worden bin. Das ist mir besonders wieder deutlich geworden, als ich – grossenteils noch während der Reise – Eure zwe ite Analyse168 u. Deinen Aufsatz „über die Abhängigkeit der Beweg. von optischen Vorgängen“169 gelesen habe. Ich bedaure jetzt nur, daß ich nicht auch diese Arbeiten schon früher gekannt habe – denn nun muss ich all die Fragen, die sie in mir wachgerufen haben, wieder in die Form eines Briefes kleiden, der vermutlich sehr lang ausfallen und an Deine Zeit und Geduld erhebliche Anforderungen stellen wird. Im voraus möchte ich aber betonen, daß es sich im Folgenden – auch wenn ich etwa der Kürze halber assertorisch spreche – immer nur um Fragen handeln soll. Irgend eine Beurteilung Eurer Fälle traue ich mir natürlich in keiner Weise zu – es handelt sich für mich nur darum, ob der Gesichtspunkt, unter dem sie sich mir im Zusammenhang mit meinen eigenen Problemen darstellen, haltbar und möglich ist. Wenn ich Deinen Standpunkt recht verstehe, so suchst Du die Störungen im Falle Schneider und Schaf vor allem aus der Beeinträchtigung der optischen Vorstellungen der Kranken zu erklären. Hier scheint mir nun wesentlich zu sein, was Du unter den „optischen Vorgängen“ verstehst. Es will mir nämlich scheinen, als ob jedenfalls die Art der optischen phaenomenalen G e g e b e n h e i t e n bei beiden Kranken die Form ihrer Störung nicht vollständig erklärt. Wenn etwa S. bei der Aufforderung an die Tür zu klopfen die Bewegung zur Tür sofort unterlässt, wenn er die Tür nicht mehr s i e h t , so scheint hierbei freilich das optische Datum eine entscheidende Rolle zu spielen. Aber er kann ja auch das Klopfen nicht mehr ausführen, wenn er die Tür zwar sieht, aber zu weit von ihr

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steht, um sie erreichen zu können. Dazu kommt, daß es Dir ja darauf ankommt, die Gesamtstörung als solche, nicht irgendwelche, seien es noch so wichtige Einzelsymptome zu erklären. Und in diese Gesamtstörung gehören ja auch andere Momente, für deren Erklärung, soviel ich sehe, die Berücksichtigung der veränderten „Optik“ der Kranken keine Handhabe bietet. Ich denke hierbei vor allem an jene merkwürdige Sprachstörung, kraft deren sowohl Schn. wie Schaf nicht imstande sind, irgend etwas dem konkreten Sachverhalt nicht entsprechendes auszusagen (so wenn Sch. z. B. nicht sagen kann, daß er mit der rechten Hand gut schreiben könne, den gleichen Sachverhalt aber für die linke Hand ohne Schwierigkeit sprachlich formuliert). In all diesen Fällen scheint mir das Charakteristische darin zu bestehen, daß die Kranken mit den Inhalten, die ihnen sinnlich- p ra e s en t sind, zwar fast wie Gesunde umgehen und manipulieren können (vgl. das Einschlagen des „wirklichen“ Nagels in eine „wirkliche“ Wand!) – daß sie aber sofort versagen, sobald von ihnen – um in meiner Terminologie zu reden – statt solcher sinnlicher Praesentation ein Akt der „Repraesentation“, statt einer ›wirklichen‹ Leistung eine bloss „symbolische“ Leistung (wie es z. B. das „Markieren“ einer bestimmten Bewegung ist) verlangt wird. Das Material an optischen Daten, aber auch an allen anderen Wahrnehmungsdaten, wird ihnen – so möchte ich es ausdrücken – nur sinnhaft, wenn es ihnen als sinnlich-daseiendes gegeben ist. Der Normale verhält sich – was meiner Ansicht nach viel zu wenig beachtet zu werden pflegt – nicht nur in seinem Denken, sondern in seinem Vorstellen und Wahrnehmen, ja auch in seinem Handeln, im hohen Grade „symbolisch“. Für ihn tritt das „Dasein“ der einzelnen sinnlichen Gegebenheiten ganz hinter dem, was sie ihm „bedeuten“ zurück. Daher vollzieht er auch fort und fort den Schritt ins ›Ideelle‹ – er formt die gegebene „Wirklichkeit“ der Sinnesreize ins bloss „Mögliche“ um. Auf dieser Umsetzung ins Mögliche beruht nicht nur der grösste Teil seines Denkens (– die „Idee“ ist eben, wie C o h e n immer wieder betont hat, „Hypothesis“!)170, sondern auch – und das zeigen Eure Fälle so ganz besonders schön – auch der grösste Teil seines Wahrnehmens. Insbesondere unser räumliches „Sehen“ beruht geradezu darauf, daß unser Gesichtsraum ein Schema m ö gl i c h e r Beziehungen – Leibniz sagt: un ordre des coexistences p o s s i b l e s 171 – ist. Kein Inhalt ist als solcher mit seiner Stelle „verwachsen“, mit ihr unlöslich konkret-verknüpft, sondern wir können beide unabhängig von einander variieren lassen – wir können Inhalte ihre Stellen vertauschen, den einen in die Stelle des anderen eingehen lassen. Das geschieht bei jeder wirklichen Bewegung, die wir anschaulich erfassen, – aber es ist die Bedingung auch jeder ideellen Bewegung, jedes Bewegungs„entwurfes“. Der „Entwurf“ besteht eben darin, daß eine solche Vertauschung in der Vorstellung möglich ist.

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Der Normale kann demgemäß ohne Mühe irgend ein Objekt in einen bestimmten Raumpunkt „hineinsehen“, in welchem dieses Objekt nicht „wirklich“ d. h. nicht als sinnlich erfassbarer Reiz vorhanden ist. Und so übtA er seine Aktionen eben so gut, wie gegenüber einem „wirklichen“ Ding, etwa einem wirklichen Nagel, auch gegenüber einem „möglichen“ (bloss-„vorgestellten“) Nagel aus. Er behandelt das Praesente repraesentativ, das Repraesentative als praesent. Beim „Seelenblinden“ aber ist, wenn ich recht sehe, eben diese Umsetzung gestört. Er hat noch – besonders bei der „associativen Seelenblindheit“ – irgendwelche optischgegenwärtige Eindrücke – aber was aufgehoben oder stark behindert ist, ist die Funktion der mittelbaren „Vergegenwärtigung“. So kann er nur auf die praesenten Reize hin handeln – also etwa Bewegungen, die ihm vorgemacht werden, stückweise nachmachen, ein Glied bewegen, wenn er dauernd darauf hinsieht u. s. f. Auch Schneider kann sich ja mit Hülfe seiner kinaesthetischen Empfindungen einen bestimmten „Hintergrund“ für seine Bewegungen schaffen – aber er vermag diesen Hintergrund nicht wie wir zu transformieren und zu transponieren. Denn in dieser Transposition handelt es sich, wie ich dies zu nennen pflege, um einen Akt „symbolischer Ideation“172. Weil der Kranke diese symbolische Ideation nicht besitzt, darum klebt er gewissermassen am Gegebenen, Praesenten – darum vermag er sich nicht zur freien „Vergegenwärtigung“ eines nicht-Gegebenen zu erheben. – Wenn diese allgemeine Deutung zutrifft, so scheint mir damit auch neues Licht auf die sprachlichen Ausfallerscheinungen bei Seelenblinden zu fallen. Denn in beiden Fällen wäre dann die Grundstörung diesselbe – oder doch eine analoge. Auch beim Sprechen erliegt der Kranke gewissermassen der Übermacht des Praesenten, des Sinnlich-Gegenwärtigen – er kann das bloss „Mögliche“ nicht s a ge n , weil es eben für ihn nicht „ist“. Auch hier erhebt er sich nicht zur ideellen „Vergegenwärtigung“ – zur S e t z u n g eines Nicht-Vorhandenen als vorhanden. (Besonders charakteristisch erschien mir in dieser Hinsicht, welche geistigen Widerstände Schn. offenbar zu überwinden hatte, als er den Satz aussprechen sollte, daß es draussen regnet – er blickte immer wieder aus dem Fenster und haftete gleichsam an dem – an sich selbst qualitativ doch so unbestimmten – gegenteiligen optischen Erlebnis.) Sehr interessant wäre es mir zu wissen, ob auf diesem Gebiete noch weitere Beobachtungen vorliegen. Man müsste etwa beobachten, ob in der Sprache solcher Kranker – neben blossen Affekt- oder Wunschäusserungen – die rein „konstatierenden“ Aussagen überwiegen – ob sie für Potential- und Irrealsätze das volle Verständnis haben, sie spontan anwenden u. s. f. (Wie würden sich z. B. die Patienten gegenüber Fragen verhalten wie: a) Was w ür de n Sie thun, wenn dies und jenes geschehe

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b) Was w ä r e g e s c h e h e n , wenn dies u. jenes n i c h t eingetroffen wäre, etc. Vielleicht würden sich hierbei ähnliche Schwierigkeiten des sprachlichen Ausdrucks ergeben, wie bei dem Versuch ein „Nicht-Seiendes“ auszusagen.) Alles in allem möchte ich sagen, daß ich natürlich durch Eure Darlegungen von der entscheidenden Rolle, die die optischen Vorgänge bei den spontanen Bewegungen spielen, völlig überzeugt worden bin – nur scheint mir, daß hierbei vielleicht nicht die „optischen Vorstellungen“ als solche oder die vorstellungsmässig- g e g e b e n e n Erlebnisse (S.181/ 182 Deines Aufsatzes) das Entscheidende zu sein scheinen, sondern die F u n k t i o n , die ihnen innewohnt. Der Mangel dieser Funktion, der „symbolischen Ideation“, hemmt das ZustandekommenB des „Bewegungsentwurfs“ – eine Hemmung, die somit auch hier weniger auf den Mängeln des Sehens, als auf denen der „Sicht“ beruhen würde. Die Störungen der „Sicht“ überhaupt würden sich hier in Störungen der „Absicht“ äussern. Und zwar in einem doppelten Sinne: der Kranke kann es nicht, im gleichen Sinne wie wir, auf ein bestimmtes Ergebnis (z. B. eine Spontanbewegung) „absehen“, weil er nicht vo n dem in der momentanen Situation Gegebenen absehen, sich nicht frei darüber erheben kann. Schliesslich glaube ich, daß durch eine derartige Auffassung die Fälle Schneider u. Schaf auf e i n e Linie mit anderen, klinisch sonst ganz verschiedenen, Fällen wie z. B. mit Eurem Fall Th. zu stehen kämen. Die Hemmung in der Ausführung „abstrakter Bewegungen“ liesse sich dann i m P r i n z i p ähnlich, wie die Schwierigkeit im Gebrauch „abstrakter Farbennamen“ erklären: in beiden Fällen würde es sich eben um Mängel der „symbolischen Ideation“ handeln – der Fähigkeit, einen Sinneninhalt repraesentativ, statt bloss-praesentativ zu fassen. Doch ich muss endlich zum Schluss dieses Briefes kommen, der wirklich eine etwas ungebührliche Länge angenommen hat. Du kannst ihn, wenn Du willst, rein pathologisch auffassen und unter Deine Krankengeschichten aufnehmen. Denn ich gleiche augenblicklich wirklich ein wenig jenem Patienten von Dir, der „spontan nicht aufhören konnte“. Nach unseren langen und intensiven Gesprächen war es mir nicht leicht, den Faden so plötzlich abreissen zu lassen. Aber es versteht sich, daß ich auf diese meine Expektorationen von Dir keine ausführliche Antwort verlange – es genügt mir, wenn Du mir bei unserem Zusammensein in Berlin, das ja hoffentlich zustande kommt, noch manches aufklärst. Für heute nur noch herzliche Grüsse, die ich besonders auch an Gelb u. an Pfungst zu bestellen bitte Dein Ernst

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Brief, Handschrift, 8 Seiten, am Kopf hsl. Hamburg 24. III. 25 / Blumenstr. 26 A

übt] Lesung unsicher

B

Zustandekommen] Zustandekommens

63. Ernst Cassirer an Kurt Goldstein, 26. März 1925

Lieber Kurt! Zu Deinem Aufsatz über die Abhängigkeit der Bewegungen von opt. Vorgängen173 noch einige Bemerkungen, die ich in meinem letzten Brief vergessen habe. Es ist mir aufgefallen, wie sehr das Verhalten der Seelenblinden derjenigen Form der räumlichen „Orientierung“ gleicht, die sich im Tierreich vielfach zu finden scheint – insbesondere bei solchen Tieren, die sich ganz oder überwiegend taktil und kinaesthetisch zu orientieren scheinen. So gibt z. B. Hans Vo l k el t (Über die Vorstell. der Tiere, Lpz. 1914) eine Darstellung des „Raumsinnes“ der Radspinne, die bis ins Detail an das Verhalten Eurer Patienten erinnert. Die Spinne stürzt auf ein Insekt, das in ihr Netz gefallen ist, und das sich im Netze b ewe gt, sofort zu – in einer offenbar automatischen, ganz „konkreten“ Bewegung. Bleibt aber das Insekt nach dem Einfallen r u h i g hängen, so findet sie es nicht sofort – sie hält vielmehr in ihrem Lauf inne, begiebt sich ins Zentrum des Netzes „um – menschlich gesprochen – erst von hier aus durch Abtasten der radialen Fäden festzustellen, in welcher Richtung der eingeflogene Gegenstand im Netze verfangen hing… Die Spinne durch den ersten kurzen Ruck des Einfallens ins Zentrum gelockt, tastete vom Zentrum aus der Reihe nach rings an den radialen Fäden; bisweilen … ermittelte sie die Richtung, in der die Fliege in vollkommener Starrheit hing, bisweilen aber auch gelang ihr dies nicht … Auch wenn der Gegenstand in dem sehr kleinen Abstand von 2–3 cm von der tastenden Spinne im Netz hängt, kommt es vor, daß sie ihn nicht findet.“174 Auch sonst wird beschrieben, wie die Spinne, um einen Gegenstand im Netz zu „lokalisieren“, der Reihe nach an allen radialen Fäden des Netzes „rüttelt“, – also gewissermassen ihren Gesamtkörper, zu dem ja das Netz irgendwie gehört, successiv in Bewegung bringt (S. 16 f.) Auf die Art der k in a es th e t i sc h e n Lokalisation, auf die ja auch Kranke wie Schn. nach Deiner Auffassung wesentlich angewiesen sind, scheint mir dies helles Licht zu werfen – die Spinne benimmt sich bei sehr k u r z er Berührung des Netzes ganz ähnlich, wie Schn., der in diesem Fall in der schon aus-

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geführten Bewegung plötzlich innehält – und der bei dauerndem Reiz immer seinen Gesamtkörper in Bewegung setzen muss, um allmählich die „Stelle“ des Reizes zu finden. Mit herzlichen Grüssen an Gelb u. Dich, sowie an Ida, die jetzt wohl wieder zurück ist Dein Ernst

Brief, Handschrift, 2 Seiten, am Kopf hsl. Hamburg 26. 3. 25

64. Edmund Husserl an Ernst Cassirer, 3. April 1925

Sehr verehrter Herr Kollege! Seit einigen Wochen beschäftige ich mich oft und tief mit dem neuen Bande Ihrer Philosophie der symbolischen Formen175, den Sie so gütig waren mir vor einiger Zeit zukommen zu lassen. Kaum hätte ein anderes Buch inmitten eigener dringender Arbeiten mich so lange festhalten können. Dass ein so schönes, in seiner Art vollkommenes Werk den Manen176 P. Natorps gewidmet ist, ist mir eine besondere Freude. Ich kann mich im Fortgang des Studiums aber auch sehr an der Art freuen, in der Sie den alten Marburger Kantianismus um phänomenologische Motive, ja um eine grosse und echte phänomenologische Problematik bereichert haben. Und gerade das ist mir sehr wert, dass Sie den Grund-sinn des Kantianismus und die grossen Linien, die Kant selbst erarbeitet hat, festhalten und ihn nicht, wie das leider N. Hartmann getan hat, preisgeben. Meine eigene Entwicklung, die ursprünglich kantfeindlich war, aber freilich auch für den eigentlichen Sinn der Kant’schen Philosophie unempfänglich, knüpfte an Descartes und die vorkantische Philosophie des 18. Jahrhunderts an, natürlich mitbestimmt durch wichtige Impulse von Brentano, Lotze und Bolzano. Als ich aber von den mir als Mathematiker nächstliegenden wissenschaftstheoretischen Grundproblemen zu immer neuen in notwendiger Konsequenz fortgetrieben und, immer wieder über die Möglichkeit voraussetzungsloser Feststellungen und absoluter Rechenschaftsabgabe nachsinnend, zur Methode einer eidetischen Bewusstseinsanalyse durchdrang, und als sich mir mit der phänomenologischen Reduktion das Reich der Urquellen aller Erkenntnis eröffnete, da musste ich erkennen, dass die mir zuwachsende Wissenschaft bei wesentlich andersartiger Methode die gesamte Kant’sche Problematik

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umspannte (die nun erst einen tiefen und klaren Sinn empfing), und dass sie Kants Hauptergebnisse in streng wissenschaftlicher Begründung und Begrenzung bestätigte. Freilich zeigte sich auch, dass Kants Problematik eine primitivere und tiefer liegende voraussetzte und anderseits, dass sie zu eng gefasst war. Ich konnte natürlich nicht zum Neukantianer der Marburger Form und Methode werden, aber wohl die grosse Leistung dieser Schule für die Erhaltung und Fortbildung Kant’scher Gedanken würdigen. Nachdem ich Kant unter eigener Perspektive sehen gelernt habe, kann ich nun auch – so recht erst in den allerletzten Jahren – von Kant und den echten Kantianern reiche Belehrungen empfangen. So kommt es, dass ich mich wie wenige an Ihrem neuen Buche freuen kann, an den wichtigen Fortschritten, die Sie gemacht und mit denen Sie den totgesagten Neukantianismus im werdend-wachsenden Leben erhalten haben. Anders bei N. Hartmann. So viel ich mir im ersten Moment von seiner Aufnahme der Phänomenologie versprach und so geistvoll alles ist, was er schreibt – er treibt doch mit seiner Aporetik einem neuen Skeptizismus zu. Was er selbst bietet, ist eine grundverkehrte dogmatistische Metaphysik, zu der völlig missverstandene Phänomenologie vermeinte Fundamente liefert. Reine Phänomenologie, wie ich sie mir, noch über die „Ideen“177 hinaus fortschreitend, zu radikaler Klarheit bringen konnte, ist nichts anderes als die vom ABC an radikal durchgeführte und ins Unendliche durchzuführende Wissenschaft vom Transzendentalen, zunächst eidetische und dann empirische. Schliesslich also eine Wissenschaft, die in ihrer Universalität alle letztwissenschaftliche und sich selbst letztverstehende Wissenschaft umspannt. – Die wenigen Zeilen, die Sie in Ihrer Anmerkung p. 16178 schrieben, freuten mich durch eine Tiefe des Verständnisses, die ich selbst bei meinen „Schülern“ selten gefunden habe. Ich brauche nicht zu sagen, dass ich auch die ergänzende neue Schrift „Sprache und Mythos“, die ich Ihrer Güte verdanke, studieren werde. Ihr Buch lässt, wie Sie selbst wissen, abgesehen davon, dass es nur erster Anhieb sein konnte, ungeheure Probleme offen. Vor allem: die Idee und Form einer mythischen Weltanschauung, und jeder sonstigen zur Einheit einer Gesamtanschauung sich verflechtenden universalen Intentionalität einer vergemeinschaftet dahinlebenden Menschheit, charakterisiert zunächst ein historisch faktisches Gebilde. Historische Genesis steht aber unter Wesensgesetzen. Es gilt aus dem „ABC“ der transzendentalen Strukturen und darunter denjenigen der Genesis transzendentalen Lebens die notwendigen Stufen der konkreten Entwicklungstypik einer Menschheit überhaupt verständlich zu machen: die Entwicklungstypik der geltenden und doch nicht endgiltigen Weltanschauungen, ebenso wie die Typik aller universalen Scheine und Verirrungen in der Stufe der schon erwachten Vernunft. Dazu natürlich

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und auf anderer Seite die Probleme der Faktizität als solcher, die der „Irrationalität“, die, wie mir scheint, nur behandelt werden können in einer erweiterten Methode der Kant’schen Postulate. Das ist vielleicht die grösste der Kant’schen Entdeckungen. Freilich wie alles Kantische nur Entdeckung, die allererst endgiltiger wissenschaftlicher Gestaltung, Begründung, Umgrenzung bedarf. In alter Hochschätzung Ihr E. HusserlA

Brief, Maschinenschrift, 3 Seiten, am Kopf msl. Freiburg, den 3. April 1925. A

E. Husserl] EHusserl

65. Ernst Cassirer an Edmund Husserl, 10. April 1925

Sehr verehrter Herr Kollege! Ich darf nicht versäumen, Ihnen für Ihren Brief – der mir auf dem Umweg über Universität und Seminar leider etwas verspätet zugegangen ist –, sogleich meinen herzlichsten Dank auszusprechen. Was dieser Brief und was Ihr Urteil über mein Buch für mich bedeutet, brauche ich Ihnen wohl kaum zu sagen: ist es doch das Urteil eines Mannes, den ich seit jeher als den Urheber eines neuen „Geistes der Gründlichkeit“179 verehrt habe, und der jetzt, nach Natorps Tode, für mich d e r Vertreter der wissenschaftlichen Philosophie in Deutschland ist. Und fast noch freudiger als Ihre Aufnahme meines Buches berührt mich das Verständnis und das Wohlwollen, mit dem Sie von dem Ganzen meiner philosophischen Arbeiten und Bestrebungen sprechen. Ich habe seit dem Erscheinen des ersten Bandes der „Logischen Untersuchungen“180 immer die Überzeugung vertreten, daß zwischen den Aufgaben, die die Phaenomenologie sich steckt und den Grundanschauungen der kritischen Philosophie eine tiefe Gemeinsamkeit besteht: handelt es sich doch für beide um das, was Sie in Ihrem Brief „die radikal durchgeführte und ins Unendliche durchzuführende Wissenschaft vom Transzendentalen“ nennen. Damit ist geradezu der leitende Gesichtspunkt auch für meine ganze bisherige philosophische Arbeit und für die Probleme, die mich jetzt aufs intensivste beschäftigen, bezeichnet. Freilich ist es mir nicht selten begegnet, daß

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diese meine Auffassung der inneren systematischen Beziehung zwischen der Phaenomenologie und den Grundlehren und Grundabsichten Kants, mir von Männern, die ich für gute Kenner der Phaenomenologie halten musste, aufs entschiedenste bestritten wurde, u. daß zwischen beiden ein Gegensatz statuiert wurde, den ich als solchen nie zu sehen vermochte. Meine eigene Auffassung ist dadurch nicht verändert worden – immerhin empfand ich jedoch bisweilen einen Zweifel darüber, ob es mir gelungen sei, in das G a nz e Ihrer systematischen Grundanschauung wirklich einzudringen und den entscheidenden Punkt zu treffen. Da ist es mir denn nun eine besonders freudige Genugtuung, daß Ihr Brief mir nunmehr ausdrücklich bezeugt, daß ich in dem, was ich über die Phaenomenologie gesagt habe, Ihre Grundabsicht nicht verfehlt habe. Ich bin überzeugt, daß sich die Gemeinsamkeit der Aufgaben und der Überzeugungen noch schärfer herausheben wird, wenn ich nunmehr an die Ausarbeitung des d r i t t e n Bandes der „Philosophie der symbolischen Formen“ herangehe. Denn dieser dritte Band soll erst die eigentliche systematische Begründung und, so weit dies möglich ist, eine Art von systematischem Abschluß für die Untersuchungen des Symbolproblems geben. Daß ich hierbei wieder auf Grundfragen der Phaenomenologie zurückgeführt werden muss, sehe ich schon jetzt – und gerade in den Tagen, in denen Ihr Brief eintraf, hatte ich mich wieder aufs neue mit den „Ideen zu einer reinen Phaenomenologie“ beschäftigt und in ihnen – insbesondere in den Erörterungen über ›Noesis‹ und ›Noema‹ – ganz neue Beziehungen zu meiner eigenen Problemstellung entdeckt. Ich werde diese Studien fortsetzen – nunmehr in dem freudigen Bewusstsein, daß ich in ihnen Ihrer eigenen persönlichen und sachlichen Teilnahme sicher bin. Wenn ich Ihnen, in hoffentlich nicht allzu langer Zeit, das Resultat dieser Studien vorlegen darf, so darf ich jetzt in vielen entscheidenden Punkten auf Übereinstimmung hoffen – aber ich brauche andererseits nicht zu sagen, daß ich mich auch jeder Kritik von Ihrer Seite durchaus offen halte, und daß ich durch nichts mehr lernen zu können glaube, als eben durch eine solche Kritik. Daß einstweilen das, was ich bisher in den ersten zwei Bänden gegeben habe, über einen ersten Versuch nicht hinausgeht, der mehr eine Richtung bezeichnen als schon einen sicheren Weg eröffnen konnte, fühle ich aufs stärkste. Besonders wichtig in dieser Hinsicht ist mir, was Sie über das Problem einer „Entwicklungstypik der geltenden u. doch nicht endgültigen Weltanschauungen“181 schreiben. Einen Beitrag zu diesem Problem habe ich – im Hinblick auf die Weltanschauung der Astrologie – in meiner kleinen Schrift über die ›Begriffsform im mythischen Denken‹ zu geben versucht. Ich lasse Ihnen diese Schrift in den nächsten Tagen durch den Verleger zugehen, möchte aber nicht, daß Sie sich durch ihre Lektüre in eigenen wichtigen Arbeiten unterbrechen las-

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sen – nur wenn Sie ge l e gen tl i ch einmal Zeit finden, einen Blick in sie zu werfen, würde ich Ihnen auch hierfür aufrichtig dankbar sein. Ich bin mit dem Ausdruck herzlicher Verehrung Ihr Ernst Cassirer

Brief, Handschrift, 4 Seiten, am Kopf hsl. Hamburg, den 10. IV. 25 / Blumenstr. 26

66. Ernst Cassirer an Aby Warburg, 28. August 1925

Lieber u. verehrter Herr Professor, ich möchte Ihnen heute, wenn auch nur mit einem kurzen Worte, aufs allerherzlichste für Ihren Brief danken. Wenn es uns, dank Ihrer gütigen und raschen Hilfsbereitschaft gelingt, meinen Schwager182 für die nächste Zeit bei Heinsheimer183 unterzubringen, so ist die Mission, die wir hier zu erfüllen hatten,184 im wesentlichen geglückt und meine Frau, wenigstens für den Augenblick, von einer Sorge, die sie schwer bedrückt hat, entlastet. Nehmen Sie auch für Ihre Teilnahme am Tode meines Schwagers Richard Cassirer meinen wärmsten und innigsten Dank – sie trifft mich in einer Stimmung, in der ich, vielleicht mehr als je zuvor im Leben, eines freundschaftlichen Zuspruchs bedarf und in der ich ihn als unmittelbar heilsam und hilfreich empfinde. Wie sehr es mich gerade jetzt wieder nach Hause zieht, werden Sie verstehen – wenn ich, gegen Mitte September, wieder zurückkehre, hoffe ich, auch Sie bald wieder anzutreffen und mit Ihnen in altgewohnter Weise die persönlichen und sachlichen Dinge, die mir jetzt besonders am Herzen liegen, besprechen zu können. Ich bin wie immer in herzlicher Verehrung Ihr Ernst Cassirer

Brief, Handschrift, 2 Seiten, gedruckter Briefkopf Sanatorium am Königspark / Post Loschwitz / Telephon: 820, 822, 151 / Telegr.-Adresse: Sak Loschwitz, hsl. 28/8 25.

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67. Aby Warburg an Ernst Cassirer, 23. Oktober 1925

S t r en g v e r tr a u l i c h ! Hochverehrter lieber Herr Professor, Ich schicke Ihnen anbei mit der Bitte um baldige Rückgabe die Kopie eines Schreibens, das Schädel an Pauli richtete. Es soll mich nicht wundern, wenn unterdessen das formale Bedenken der beiden Judenfresser, Schädel und Schubring, darin bestehen würde, dass man wegen Einbeziehung meiner Persönlichkeit in die Kommission185 Schwierigkeiten macht. Cave Cranium!186 Herzlichst grüssend Ihr getreuer Warburg

Brief, Maschinenschrift mit handschriftlichen Zusätzen, 1 Seite, gedruckter Briefkopf Prof. Dr. A. Warburg / Hamburg 20 / 114 Heilwigstrasse / Telephon Merkur 3340 , msl. 23. Oktober 1925, am Fuß msl. Herrn Professor Dr. Cassirer / Hamburg / Blumenstrasse 26

68. Albert Einstein an Ernst Cassirer, 6. März 1926

Hoch geehrter Herr Kollege! Gestern war der Soziologe Prof. Koigen bei mir und bat mich, Ihnen um seinetwillen zu schreiben. Er hat es gar schwer als Ostjude und ist sehr gehemmt in seiner wissenschaftlichen Arbeit durch den Kampf ums Dasein. Sein Ideal wäre, eine Universitäts-Lehrstelle für Soziologie zu erhalten. Ich soll Sie fragen, ob in Hamburg für ihn eine Möglichkeit wäre. Natürlich bin ich selbst nicht in der Lage, Koigens Werke zu beurteilen. Ich habe kein wissenschaftliches Werk von ihm gelesen, und könnte mir auch dann kein Urteil anmassen, wenn ich etliches davon gelesen hätte. Ich weiss nur, dass er in der Schweiz und Deutschland studiert hat und in Russland eine Professur hatte, etwa seit 1914. Ein Philosoph Stern in Hamburg sei mit seinen Arbeiten vertraut.

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Seien Sie bitte nicht ungehalten über diesen Brief. Ich konnte Herrn Koigen seine Bitte nicht abschlagen. Es grüsst Sie freundlich Ihr ergebener A. Einstein. P. S. Zur Orientierung lege ich ein von Koigen selbst verfasstes LitteraturVerzeichnis bei mit der Bitte, mir dasselbe zurückzugeben.

Brief, Handschrift, 1 Seite, am Kopf hsl. 6. III. 26.

69. Ernst Cassirer an Aby Warburg, 11. Juni 1926

Lieber und verehrter Freund! Die Widmung zu der Schrift, die ich Ihnen zu Ihrem sechzigsten Geburtstag überreichen wollte187, spricht nur das aus, was die literarische und wissenschaftliche Öffentlichkeit angeht – und in ihr durfte ich auch nicht allein im eigenen Namen sprechen, sondern als Sprecher des gesamten Kreises Ihrer Freunde und Mitarbeiter. Um so mehr drängt es mich Ihnen auch mit einem kurzen persönlichen Worte zu sagen, welch herzlichen Anteil ich an diesem Tage nehme. Es sind nicht nur die mannigfachsten ideellen Beziehungen, die uns beide und unsere Arbeit verknüpfen – ich habe auch das sichere Gefühl, daß es mir in einem Alter, in dem es nicht mehr leicht ist, neue Freundschaften zu knüpfen, gelungen ist, in Ihnen einen wirklichen Freund zu finden. Heute rechne ich mich jedenfalls, so jung im Grunde die Bekanntschaft zwischen uns beiden ist, ganz zu Ihren „alten Freunden“ – denn, wenn irgendwo, so gilt ja hier das Wort Molière’s: „Le temps ne fait rien à l’affaire“188. Sie haben in der letzten Zeit Schweres und Bitteres genug durchzumachen gehabt; aber wenn Sie heut auf diese Jahre zurückblicken, so dürfen Sie doch guten und frohen Mutes sein. Denn die geistige Kraft und Energie, die Sie zu einem grossen Organisator im Reich der Wissenschaft gemacht hat, hat Ihnen auch stets auf neue geholfen, Ihr eigenes persönliches Leben wieder aufzubauen und aufs neue zu gestalten. Heute werden Sie die freudige Gewissheit haben, wie viel Sie auf diesem Wege erreicht haben, und daß es nun in immer schnellerem Tempo vorwärts geht. Ich wünsche und hoffe von Herzen, daß die nächsten Jahre Ihnen die volle Erfüllung all

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dessen bringen, was Sie von sich selbst, von Ihrem Leben und von Ihrer wissenschaftlichen Arbeit fordern. In herzlicher Verehrung und Ergebenheit Ihr Ernst Cassirer

Brief, Handschrift, 2 Seiten, am Kopf hsl. Hamburg 11. 6. 1926

70. Ernst Cassirer an Aby Warburg, 13. Juni 1926189

Lieber und verehrter Freund Die Schrift, die ich Ihnen zu Ihrem sechzigsten Geburtstag überreiche, sollte ursprünglich ein rein persönlicher Ausdruck meiner herzlichen Freundschaft und Verehrung für Sie sein. Aber ich hätte die Arbeit an dieser Schrift nicht durchführen können, hätte ich mich nicht beständig der Anregung und der Förderung durch jene Arbeitsgemeinschaft zu erfreuen gehabt, die in Ihrer Bibliothek ihren geistigen Mittelpunkt besitzt. Heute darf ich daher nicht mehr allein im eigenen Namen sprechen, sondern im Namen dieser Arbeitsgemeinschaft – im Namen all derer, die in Ihnen seit langem einen Führer der geistesgeschichtlichen Forschung verehren. In stiller und beharrlicher Arbeit hat die Bibliothek Warburg seit drei Jahrzehnten das Material für die geistesgeschichtliche und für die kulturwissenschaftliche Forschung bereit zu stellen gesucht. Aber sie hat zugleich mehr als dies getan, indem sie uns mit einer Eindringlichkeit, wie selten zuvor, die Maxime vor Augen gestellt hat, unter der diese Forschung stehen muss. In ihrem Aufbau und in ihrer geistigen Struktur hat sie den Gedanken der methodischen Einheit und des methodischen Zusammenschlusses aller Gebiete und aller Richtungen der Geistesgeschichte verkörpert. Heute wo die Bibliothek in eine neue Phase ihrer Entwicklung eintritt, wo sie mit der Begründung ihres neuen Hauses190 auch ihre Wirksamkeit weiter zieht, heute dürfen auch wir, ihre Mitarbeiter, es einmal öffentlich aussprechen, wieviel sie uns bedeutet, und was wir ihr verdanken. Wir hoffen und wissen, daß über den neuen sachlichen Aufgaben, die die Bibliothek fortan zu erfüllen hat, die alte Tradition unserer gemeinsamen freundschaftlichen Zusammenarbeit nicht vergessen werden, sondern daß sich das geistig-persönliche Band, das uns bisher verknüpft hat, künftig nur um so fester schlingen wird. Möge das Organon gei-

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stesgeschichtlicher Forschung, das Sie mit Ihrer Bibliothek geschaffen haben, uns noch auf lange Zeit hinaus immer wieder neue Fragen stellen, und mögen Sie selbst uns, wie bisher, neue Wege zu ihrer Beantwortung weisen. Hamburg, den 13. Juni 1926. Ernst Cassirer

Brief, Handschrift, 2 Seiten. Der Brief ist dem Band Individuum und Kosmos in der Philosophie der Renaissance als Widmung vorangestellt; vorliegendes Manuskript diente dem Verlag offenbar als Satzvorlage. Am oberen und rechten Rand befi nden sich folgende Bemerkungen (nicht in Cassirers Handschrift): NB.! Neue Seite erst in der unteren Hälfte des Blattes beginnen. Selbe Schrift wie im übrigen Buch, nur Zeilenabstände stärker durchschiessen. – Mittags d. 28. Juli von Frau Cassirer erhalten.

71. Aby Warburg und Ludwig Binswanger an Ernst Cassirer, 16. September 1926

L. u. v. Prof.191 Obgleich wir in wenigen Tagen wieder in Hbg. zu sein hoffen192, soll Ihnen und Ihrer l. Frau ein kurzer Gruß meldenA daß wir hier eine sehr schöne Zeit hatten, nicht zum wenigsten weil Dr Binswanger sich hier auch etwas verpustete. Ihr getreuer Wbg. [Rückseite:] Ich war sehr glücklich, hier einige Tage Warburg-Cassirerschen Geist in mich aufnehmen zu dürfen! Freundlichste Grüsse! Ihr L. Binswanger

Bildpostkarte, Handschrift, beidseitig beschriftet, auf der Bildseite gedruckt Kurhaus Huis ter Duin / Noordwijk aan Zee (Holland.) , auf der Schriftseite am Kopf hsl. 16/IX , Anschrift hsl. Herrn Prof. Dr. Cassirer / Hamburg / Blumenstrasse 26 , geändert in: Oberhambach/Heppenheim / Odenwaldschule A

melden] Lesung unsicher

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72. Ernst Cassirer an Ludwig Binswanger, 21. September 1926

Sehr verehrter lieber Herr Doktor! Ich bin seit einiger Zeit zum Besuch meiner Tochter193 in der Odenwaldschule194, wohin mir Ihr freundlicher Gruss aus Holland und Ihre schöne Abhandlung über Sprache und Denken195 nachgesandt wurde. Wie willkommen mir diese Abhandlung war und wie sehr sie sich mit meinen gegenwärtig-dringendsten sachlichen Interessen berührte: das werden Sie ermessen können, wenn ich Ihnen sage, daß wenige Tage zuvor Goldstein hier oben zu Besuch war und daßA ich mit ihm nochmals eingehend und genau die uns gemeinsamen sachlichen Probleme durchgesprochen habe. Ja wir haben sogar hier oben eine Art Diskussionsabend über „Sprache und Denken“ gehabt, an dem die Lehrer der Schule und einige auswärtige Gäste eifrig teilgenommen haben. Ich habe den bestimmten Eindruck, daß nunmehr endlich der Bann zwischen Medizinern und Philosophen gebrochen ist, und daß beide sich künftig zu gemeinsamer Arbeit zusammenschliessen können. Und das ist nicht zum mindesten Ihr Verdienst, wie es das von Goldstein und Gelb ist. Wir wollen jeder unseren eigenen Weg vorwärts zu gehen suchen – überzeugt davon, daß der Punkt, an dem wir uns schließlich begegnen müssen, nicht mehr allzu fern liegen kann. Ich selbst bin gegenwärtig in der Arbeit am 3. Band der „Philos. d. symbol. Formen“ beschäftigt, die mich auch immer wieder in das Gebiet der psychopathologischen Grenzfragen herführt. Wie schön wäre es, wenn sich auch bald einmal eine Gelegenheit fände, dies alles mit Ihnen persönlich besprechen zu können! Mit herzlichen Grüssen bin ich Ihr Ernst Cassirer

Brief, Handschrift, 2 Seiten, gedruckter Briefkopf Odenwaldschule / Leitung: Paul Geheeb / Oberhambach / bei Heppenheim (Bergstr.) / Fernruf: Amt Heppenheim Nr. 8 Datum hsl. 21/9 26. A

daß] das

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73. Moritz Schlick an Ernst Cassirer, 30. März 1927

Hochverehrter Herr Cassirer, etwas verspätet komme ich dazu, Ihnen die versprochenen Anmerkungen zu Ihrer freundlichen Würdigung meiner Allgemeinen Erkenntnislehre196 mitzuteilen. Ich bin eine Woche lang krank gewesen, und habe jetzt vollauf damit zu tun, die dadurch versäumten Prüfungen und Besprechungen nachzuholen. So dehnt sich das Wintersemester diesmal bis in die letzten Tage des März hinein; aber mit diesen Zeilen möchte ich doch nicht länger warten, denn es drängt mich doch sehr, Ihnen die folgenden Erwägungen vorzulegen. Ich folge Ihren Ausführungen der Reihe nach. Auf S. 69 zitieren Sie den unglücklichen Satz „Das Psychische besitzt Realität, das Physische ist bloßes Zeichen“,197 den ich oft bereut habe, weil er ein ganz falscher Ausdruck dessen ist, was ich sagen wollte, und mißverstanden werden m u ß te , wenn man ihn nicht durch das folgende sorgfältig interpretierte. In der zweiten Auflage, in der die ganze Stelle gründlich umgeschrieben und meine Meinung hoffentlich viel klarer formuliert wurde, findet sich der Satz nicht mehr. Das „Physische“ ist natürlich ebenso gut etwas Wirkliches wie das Psychische. Ein Stück der Wirklichkeit trägt den ersteren Namen, sofern es durch physikalische, den letzteren, sofern es durch psychologische Begriffe bezeichnet wird. Psychologische Begriffe sind solche, die der erlebten Wirklichkeit ganz u n m i t t e l b a r zugeordnet sind, während die physikalischen Begriffe vermöge ihres viel komplizierteren Baues die Wirklichkeit gleichsam erst auf einem Umwege bezeichnen. Nur dieser Tatbestand (den ich auf Wunsch noch viel genauer präzisieren könnte) sollte durch jenen unvorsichtigen Satz getroffen werden. Der psychophysische Parallelismus, an den ich fest glaube, ist also nicht ein Parallelismus zweier „Seiten“ oder gar „Erscheinungsweisen“ des Wirklichen, sondern nur der harmlose Parallelismus zweier verschiedener Begriffsbildungen. Viele mündliche Diskussionen über diesen Punkt haben mich (und andere) immer mehr darin bestärkt, daß das psychophysische Problem auf diesem Wege wirklich restlos aus der Welt geschafft ist. Somit findet sich in der zweiten Auflage wohl kein Satz mehr, den man versucht sein könnte, im Sinne eines immanenzphilosophischen Standpunktes zu deuten.198 Mit Vaihinger habe ich äußerst wenig gemein, und in der neuen Auflage bezeichne ich die Begriffe auch nicht mehr als Fiktionen.199 Andrerseits lege ich auf die Kritik des Positivismus gar nicht ein so großes Gewicht, wie so viele Leser des Buches es getan haben. Ich glaube die Existenz der Dinge an sich durchaus nicht „bewiesen“ zu

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haben, sondern zeigte wohl nur, daß schlechterdings nicht die geringsten Gründe bestehen, warum der Philosoph an die Stelle der Wirklichkeitskriterien des wirklichen Lebens und der Wissenschaften andere Kriterien setzen sollte, um dann dafür etwa die Gegenstände der Wissenschaft zu bloßen „Erscheinungen“ zu degradieren. Auf S. 171 unten f. (immer der 2. Aufl.) ist die Methode meines Beweisganges angegeben. Daß mein Begriff des transzendenten Dinges sich nicht mit dem Kantischen deckt, ist natürlich richtig und sogar selbstverständlich. Den Terminus „Ding an sich“ durfte ich m. E. trotzdem aus zwei Gründen beibehalten. E r s ten s nämlich ist es nicht ein von Kant eingeführter terminus technicus, sondern ich glaube das Wort ungefähr in der Bedeutung zu gebrauchen, wie es vor Kant verwendet wurde. Zw e i t e n s scheint mir der Sinn, den das Wort bei Kant hat, gänzlich unmöglich zu sein aus Gründen, die ich mehrfach auseinandergesetzt und zuletzt in dem Kantstudienaufsatz (XXXI, 146)200 gegen den Begriff des unerkennbaren transzendenten Dinges geltend gemacht habe. Daß mein Begriff des Dinges an sich mit dem Kantischen des empirischen Gegenstandes zusammenfällt, trifft im großen Ganzen zu, aber meines Erachtens doch nicht genau, und zwar einfach deshalb, weil mir der Begriff der Erscheinung und des empirischen Gegenstandes in Kants System überhaupt nicht widerspruchsfrei konstituiert zu sein scheint. Wie sich die Wahrnehmung vom wahrgenommenen Gegenstand, wie sich dieser vom nicht wahrgenommenen empirischen Gegenstand, und dieser wieder vom Ding an sich unterscheidet, auf diese Frage vermag ich bei Kant nur einander widersprechende Antworten zu finden. Der Satz von der objektiven Realität der empirischen Gegenstände ist mit der so oft auftretenden Wendung „Erscheinung, d. i. Vorstellung in uns“ m. E. nicht vereinbar, ohne daß die Begriffe des Subjektiven, des Objektiven und der Vorstellung hoffnungslos verschmiert werden. Sie sagen sehr richtig, daß der wahre Grund der Unterscheidung des empirischen vom transzendenten Sein für Kant in der praktischen Philosophie lag.201 Oh, dessen bin ich mir nur zu gut bewußt! Ich rede nicht gern davon, denn hier scheint mir der wahre Skandal dieser Philosophie zu liegen. Ich halte es für den billigsten und kümmerlichsten, wenn auch schon seit dem Altertum üblichen Ausweg, daß man für die praktischen Postulate, wenn man sie in der Erfahrungswelt nicht erfüllt glaubt, nun eine intelligible Welt konstruiert, wo sie dann nach Belieben befriedigt werden können. Die Kantsche Lehre von der intelligibeln Freiheit z. B., die Schopenhauer als den tiefsten Gedanken pries, erscheint mir wirklich nach der allergewissenhaftesten Prüfung als eines echten Wahrheitssuchers schlechthin unwürdig. Es seien mir noch einige Bemerkungen zu Ihren Ausführungen S. 76 f. gestattet. Da meine „Widerlegung“ der Immanenzphilosophie nur den

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oben angedeuteten Charakter trägt, so wird sie durch die Behauptung der empirischen Natur des Kausalsatzes nicht tangiert. Ich gestehe, daß die Richtigkeit dieser letzteren Behauptung mir beim jetzigen Stande der Wissenschaft bereits ganz außer Zweifel zu stehen scheint. Können wir uns doch ohne Schwierigkeit Erfahrungen ausmalen, deren Eintreffen oder Nichteintreffen über die Geltung des Kausalprinzips entscheiden würde (natürlich nur in dem Sinne, wie überhaupt Erfahrungssätze entschieden werden können, nämlich mit Wahrscheinlichkeit). Daß man nicht mit Kant schließen darf: „alle Erfahrung setzt das Kausalprinzip voraus, folglich kann es niemals durch sie widerlegt werden“, kann durch rein logische Betrachtungen wie etwa die von Reichenbach angestellten als völlig gesichert gelten. (An sich wäre noch die konventionalistische Auffassung des Kausalsatzes möglich, die es zu einem rein analytischen Urteil machen würde, aber die nähere Untersuchung zeigt, daß sein Inhalt dann nicht mehr der sein würde, den es in Wissenschaft und Leben tatsächlich hat, wo man einen synthetischen Gebrauch von ihm macht.) Ich glaube daher, daß meine Übereinstimmung mit Hume, mithin auch die innere Konsequenz meiner Annahmen, ziemlich groß ist. Die von Ihnen zitierte Stelle (S. 77 f.) ist gegen einen Dualismus zweier verschiedenartiger Existenzen, der perceptions und der objects, gerichtet, den ich in der von Hume kritisierten Form natürlich auch ablehne. In meiner monistischen Ansicht, wonach die ganze Welt aus Ereignissen besteht, von denen manche einem Ich angehören, andere vielleicht nicht, kommt die von Hume gerügte Verdoppelung nicht vor, wie immer er sich auch sonst zu dieser Ansicht gestellt hätte. Im allgemeinen möchte ich noch sagen, daß ich selbst mit der „Allgemeinen Erkenntnislehre“, auch der zweiten Auflage, sehr unzufrieden bin. Sie hebt lange nicht scharf genug die unerschütterlichen Grundlagen, auf die es mir eigentlich ankommt, aus den Betrachtungen mehr sekundärer Dignität heraus, und ist mir in wesentlichen Punkten nicht bestimmt und radikal genug. Deswegen hatte ich bei der Überarbeitung auch so große Hemmungen, daß das Buch 3 Jahre im Buchhandel fehlte. Ich bin seitdem durch die Schule der Logik Russells und Wittgensteins hindurchgegangen und stelle seitdem an das philosophische Denken so verschärfte Anforderungen, daß ich die meisten philosophischen Erzeugnisse nur mit größter Selbstüberwindung lesen kann. Den Tractatus logico-philosophicus von Wittgenstein halte ich für die genialste und bedeutendste Leistung der gegenwärtigen Philosophie. Leider ist er so barock geschrieben, daß wir in meinem philosophischen Zirkel202 (an dem hauptsächlich mathematische Kollegen teilnehmen) drei Semester gemeinsamer Lektüre gebraucht haben, um uns zum Verständnis durchzuringen. Auch die Persönlichkeit Wittgensteins (der wahrscheinlich nie

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mehr etwas publizieren wird) ist wahrhaft genial. Ich glaube fest, daß die Philosophie durch die von der neuen Logik ausgehenden Impulse an einen Scheideweg gelangt ist und daß wir uns dem Leibnizschen Ideal des Philosophierens nähern. Die Grenze gegen leeres Reden und Fragen wird noch viel schärfer gezogen werden müssen als bisher. Wir dürfen, glaube ich, unerschütterlich an dem Satz festhalten, daß alle richtig gestellten Fragen prinzipiell lösbar sind, und zwar entweder durch logische Analyse oder durch empirische Feststellung, und daß die „unlösbaren Probleme“ nur falsch gestellte Fragen sind. Ich hoffe sehr, daß die Wiener Philosophen in der nächsten Zeit noch einige Beispiele der exakten Methode vorlegen werden, die in Vorbereitung sind (die beiden nächsten Schriften von mir selbst werden allerdings auf dem Gebiete der praktischen Philosophie liegen)203. Ein wirklich glänzendes und durchaus grundlegendes Werk dieser Art stellt das Buch „Der logische Aufbau der Welt“ von Carnap dar, der im vergangenen Semester hier bereits gelesen hat. Es macht mit der logischen Methode Russells Ernst und wendet sie mit wahrhaft erstaunlichem Erfolge auf die Fragen der Philosophie, z. B. das Kategorienproblem an. Leider haben wir Schwierigkeiten, das Manuskript, das seit mehr als einem Jahre fertig vorliegt, ungekürzt bei einem Verleger unterzubringen. Mit den Streichungen, die Carnap versuchte, um den Wünschen der Verleger hinsichtlich des Umfangs entgegenzukommen, konnte ich mich nicht einverstanden erklären, da einer der größten Vorzüge des Buches dabei in Frage gestellt worden wäre, nämlich die überaus leichte Verständlichkeit, durch die dem Leser auch die schwierigsten logischen Unterscheidungen mühelos nahe gebracht werden. Neuerdings scheinen die Verhandlungen besser zu stehen; da ich aber mich verpflichtet fühle, alles daran zu setzen, um das möglichst baldige Erscheinen dieses wirklich großartigen Werkes zu fördern, so erlaube ich mir, Sie zu fragen, ob nach Ihrer Meinung die Firma Bruno Cassirer wohl für den Verlag in Frage käme.204 Ich stehe dafür ein, daß es sich um ein Buch von ganz seltenem wissenschaftlichen Werte handelt; sicherlich wird kein Erkenntnistheoretiker daran vorbeigehen können, und ich glaube ihm deshalb auch in buchhändlerischer Hinsicht die beste Prognose stellen zu können. Carnap wird Ihnen sicherlich das Manuskript gern zur Einsicht senden, und ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir, wenigstens im bejahenden Falle, durch eine Zeile mitteilen wollten, ob Sie die angedeutete Möglichkeit für erwägenswert halten. Jetzt habe ich Ihre Geduld lange genug in Anspruch genommen. Ich freue mich, daß Ihr freundliches Eingehen auf meine Erkenntnislehre mir Gelegenheit gab, einmal wieder mit Ihnen in Verbindung zu treten. Bei Ihrem nächsten Besuch in Wien hoffe ich die Freude zu haben, Sie wiederzusehen.

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Mit den besten Grüßen und besonderer Hochschätzung verbleibe ich Ihr aufrichtig ergebener [Schlick]

Brief, Maschinenschrift, 4 Seiten, am Kopf msl. Wien IV, Prinz-Eugen-Str. 68 / 30. März 1927

74. Ernst Cassirer an Moritz Schlick, 4. April 1927

Hochverehrter Herr Schlick! Ihr ausführlicher Brief, für den ich Ihnen herzlich danke, wurde mir von Hamburg aus hierher nachgesandt. Ich habe ihn mit grösstem Interesse gelesen und aus ihm manche mir sehr wertvolle Fingerzeige, besonders über Ihre Stellung zum Transzendenzproblem, entnommen. Daß ich meine kritischen Bemerkungen hier zum Teil auf einen Satz gestützt habe, der in der zweiten Auflage fehlt,205 ist mir sehr leid – und ich bitte Sie, dieses Versehen zu entschuldigen. Ich habe Ihr Buch in der ersten Fassung sehr eingehend studiert – und glaubte, als die zweite Auflage erschien, bei einer kurzen Durchsicht derselben, keine we s en tli ch e n Abweichungen Ihrer Grundanschauung in ihr zu finden. So meinte ich mich ohne Bedenken auf den Text der ersten Auflage stützen zu dürfen, sehe aber jetzt auf Grund der Ausführungen Ihres Briefes, die für mich manches in anderes Licht rücken, doch ein, daß ich die Änderungen der 2ten Aufl. überall hätte berücksichtigen sollen. Doch ich will für heute nicht näher auf die sachlichen Probleme Ihres Briefes eingehen – denn ich finde hier, auf der Reise, nicht die nötige Ruhe und Muße, mit der diese Fragen behandelt werden müssen. Dagegen wollte ich nicht versäumen, Ihre Frage betreffs des Carnap’schen Buches sofort zu beantworten. Es trifft sich günstig, daß Ihr Brief mich in Berlin traf, wo ich alsbald mit meinem Freund und Verleger Bruno Cassirer über die Sache sprechen konnte. Ich habe ihm gesagt, daßA ich auf Grund der früheren Arbeiten, die ich von Carnap kenne, keinen Augenblick im Zweifel sei, daß es sich in seinem Buch um ein sehr interessantes und wertvolles Werk handelt und daß er überdies ein Werk, über das Sie ein derartiges Urteil fällen, unbedingt, und insbesondere auch ohne vorhergehende eingehende Prüfung seines Inhalts durch mich,

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in seinen Verlag nehmen könne. Er scheint mir hierzu auch prinzipiell durchaus geneigt – und wünscht vorerst nur noch einige nähere Angaben, insbesondere über den Um f an g des Buches, damit er die Herstellungskosten berechnen kann. Es würde mir nun als das Schnellste und Sicherste erscheinen, wenn entweder Carnap oder Sie selbst direkt an den Verlag (Berlin W. 35, Derfflingerstrasse 15) schreiben und ihm die nötigen Unterlagen geben würden. Sollte im Verlauf der Verhandlungen dann meine Mitwirkung oder Vermittlung noch in irgend einer Hinsicht nötig sein, so bin ich dazu natürlich jederzeit sehr gern bereit. Für heute nehmen Sie nur nochmals meinen besten Dank für Ihren Brief sowie die besten Grüsse Ihres aufrichtig ergebenen Ernst Cassirer Brief, Handschrift, 4 Seiten, am Kopf hsl. Berlin 4. 3. 27. Diese Datumsangabe ist vermutlich ein Versehen, denn der Brief bezieht sich inhaltlich auf das Schreiben Schlicks vom 30. 3. 1927. A

daß] das

75. Ernst Cassirer an Aby Warburg, Fritz Saxl und Gertrud Bing, 21. September 1927

Lieber und verehrter Herr Professor, lieber Freund Saxl, liebes Frl. Bing! Nun liegt also das Exemplar von „Individuum und Kosmos“, das ich, wie ich gestehen muss, seit seiner telegraphischen Ankündigung mit Ungeduld erwartet hatte, vor mir – und ich habe Ihnen wie für das Werk selbst, so auch für die Art, in der Sie es mir dargebracht und für all die guten Wünsche, mit denen Sie es begleitet haben, herzlichst zu danken. Was das Buch selbst betrifft, so habe ich das Gefühl, daß es erst in seiner jetzigen Form206 die Bestimmung erfüllt, die ich ihm von Anfang an geben wollte. Es ist keine Arbeit eines Einzelnen mehr, sondern ist zu einem echten Werk der „Bibliothek Warburg“ geworden, an der all die geheimnisvollen Kräfte, die in ihr wirksam sind, mitgeholfen haben. Meinen eigenen Text empfinde ich jetzt nur noch als eine einzelne Stimme, als eine Art diskreter Begleitung, die das Ganze zusammenhält: aber die Partitur dieses Ganzen ist um vieles reicher und lebendiger und sie ist erst jetzt ganz verständlich geworden. Welches Anteil Sie, lieber Saxl, an

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dieser Partitur haben, brauche ich Ihnen nicht erst zu sagen. Sie haben mir nicht nur die erste Anregung zur Komposition gegeben, sondern sind auch der ständige geheime Dirigent des Ganzen geblieben. Und was Sie, liebes Frl. Bing, betrifft, so muss ich seit gestern den Spott meiner Frau über mich ergehen lassen, weil ich ständig in Ihrem Index – l e se . Und diese Lektüre bereitet mir noch etwas anderes als eine bloss sachliche Freude und Befriedigung – ich spüre in ihr immer von neuem, welches freundschaftliche Verständnis und wie viel persönlicher Anteil einen solchen Index allein zu schaffen vermocht hat. Zugleich enthält er die feinste und diskreteste Form der Kritik: denn man erfährt durch ihn nicht nur, was in dem Buch steht, sondern auch was eigentlich in ihm hätte stehen sollen, aber leider übergangen worden ist. Dies alles wollte ich Ihnen doch mit einem Worte sagen, noch ehe meine Frau und ich Ihnen unseren persönlichen Dank abstatten können. Wir hoffen spätestens am 1. Oktober wieder in Hamburg zu sein – wo ich selbst freilich mich nur kurz werde aufhalten können, da die englische Reise jetzt entschieden u. auf Ende Oktober festgesetzt ist – bei der Rückkehr will ich dann noch in Utrecht, in Leiden u. im Haag reden.207 Damit hoffe ich mir aber dann die Ruhe meines Arbeitszimmers in der Blumenstrasse redlich verdient zu haben. Ich freue mich sehr auf das Wiedersehen mit Ihnen allen u. bin mit herzlichen Grüssen u. nochmaligem Dank Ihr Ernst Cassirer Brief, Handschrift, 2 Seiten, am Kopf hsl. Wien 21. 9. 27

76. Ernst Hoffmann an Ernst Cassirer, 21. Oktober 1927

Lieber Freund, (entschuldigen Sie, wenn ich diktiere, es ist mir angenehm, wenn ich bei Kopfschmerzen den Kopf nicht tief zu halten brauche.) Sie waren im Sommer so freundlich, mir in Aussicht zu stellen, daß Sie, wenn ich jemals dazu käme eine Cusanusausgabe zu machen, mir Ihren Namen + Ihre Hilfe leihen würden. Aus der Sache scheint nun etwas zu werden. Der Verleger Meiner war neulich bei mir + ich habe ihm folgende Propositionen gemacht:208 1.) Wir nehmen in Aussicht eine von den beiden großen RenaissanceAusgaben kritisch neu zu drucken.

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2.) Die lateinische Ausgabe soll nur den Text + die Varianten enthalten; gleichzeitig machen wir eine deutsche Ausgabe mit Einleitungen + Commentar. 3.) Sobald eine Schrift lateinisch od. deutsch fertig gestellt ist, wird sie publiziert + zwar mit der Paginierung der Editio princeps. Erst wenn sämtliche Schriften fertig sind, folgt Zusammenfassung zur Gesamtausgabe mit Generalindex. 4.) Als Herausgeber würden nach meinem Vorschlage zeichnen: S ie , weil erstens Marburger Tradition vertreten sein muß, da Cohen der eigentliche Entdecker des Cusanus ist,209 – zweitens alles Wesentliche in Deutschland bisher für Cusanus von Ihnen gemacht ist; ferner Ric k e r t, da wir die Heidelberger Akademie brauchen + vielleicht sogar die lateinische Ausgabe als Publikation der Akademie erscheinen wird; ferner i c h , der ich die Redaktion übernehmen würde + verantwortlich wäre für alles Philologische; schließlich ein Th o m i s t , den uns vielleicht Grabmann empfehlen könnte. 5.) Notwendig muß ein kleiner Stab jüngerer Gelehrter gesammelt werden, der die Kollationierungen besorgen würde + allmählich in die Editionsarbeit hineinwachsen würde, nachdem ich selbst einige Schriften lateinisch + deutsch herausgegeben hätte, die dann das Muster für die weiteren Publikationen bilden würden. 6.) Meiner ist bereit, ohne jeden Zuschuß Druck und Verlag zu übernehmen, Rickert will versuchen von der Heidelberger Akademie die Garantien zu erhalten, daß sie die Kosten für Kollationen, Reisen u. s. w. trägt. Ich halte es für selbstverständlich, daß Meiner mindestens für die deutsche Ausgabe Honorare an die Übersetzer zahlt. Meine Bitte, lieber Freund, geht nun dahin, daß Sie mir mitteilen, ob Sie mit dem Dargestellten einverstanden sind + ob Sie glauben, daß die Bibliothek Warburg in irgend einer Form für die Mitarbeit zu gewinnen ist. Bei meiner Rückkehr aus Aachen, wo nicht nur ich Ihre Abwesenheit sehr bedauert habe, fand ich Ihr neues Buch hier vor + sage Ihnen zunächst nur kurz meinen herzlichsten Dank. Ich werde es im Zusammenhang mit meinen Übungen (Docta ignorantia) genau nochmals durcharbeiten + ich würde mich freuen, wenn ich Ihnen irgend etwas Genaueres mitteilen könnte. Daß es nur auf Bestätigungen + überall auf Belehrungen für mich hinauskommen wird, davon bin ich im tiefsten überzeugt. Am Freitag nächster Woche verreise ich noch für ganz wenige Tage nach Zürich, wo ich einen Vortrag halte über die philosophische Bedeutung der Hochscholastik. Anfang November will ich wieder zurück sein. Zu meiner Überraschung ist meine Stelle vom 1. Okt. an in ein planmä-

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ßiges Ordinariat verwandelt worden, was ich erst für 1928 erwartet hatte. Es scheint, daß man den Ruf nach Frankfurt damit hat sabotieren wollen, was auch gelungen ist. Denn nachdem das Preußische Ministerium im Juli auf dem Umweg über meinen Schwager zu erkunden versucht hat, ob ich einen Ruf nach Frankfurt annehmen würde, scheine ich jetzt nicht mehr in Betracht zu kommen, sondern der Mann der Zukunft ist Griesebach. Übrigens habe ich noch mitzuteilen, daß Anfang Oktober Deuchler vertraulich bei mir angefragt hat, ob ich einer Berufung nach Hamburg folgen würde.210 Ich habe natürlich ganz kurz wiederholt, was ich Ihnen schon geschrieben hatte. Nun leben Sie wohl, lieber Freund, grüßen Sie mir die verehrte Hoheit + lassen Sie mich schließen, da ich doch nur immer wiederholen könnte, was Sie schon lange wissen, daß das Studium Ihrer Schriften von mir nie unterbrochen wird + daß ich im Innersten weiß, wie eng unsere Arbeiten zusammengehören, obwohl die Ihrige große Kunst + die meinige nur bescheidenes Handwerk ist. In alter Treue Ihr Ernst Hoffmann

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77. Gertrud Bing an Ernst Cassirer, 22. Oktober 1927

Lieber verehrter Herr Professor, Es ist nicht Warburgs Schuld, daß Sie auf Ihren lieben freundlichen Brief211 so lange ohne Antwort geblieben sind; er hatte mir schon vor einiger Zeit gesagt, ich möchte Ihnen auch in seinem Namen schreiben, und ich – nun, sagen wir: ich „bin nicht dazu gekommen.“ Tatsache ist, daß die Tage hier in unerhörter Schnelligkeit vergehen, und daß jeder einen ganzen Haufen von dem, was man eigentlich hätte tun wollen, seinem Nachfolger überläßt. Die ersten 10 Tage, die ich allein hier verbrachte, mußte ich dazu benutzen, um mich einigermaßen zu orientieren – mir die Haupttatsachen der florentiner Kultur in ihrer zeitlichen Folge klarzumachen. Dann kam Warburg und ging zuerst in ganz wunderbarer Weise nur auf das ein, was er als meine Fragen und Nöte herausfühlte, und wenn er auch garnichts „erklärte,“ so war doch das, was er vor den

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Kunstwerken sagte, so wundervoll empfunden und gesehen, daß mir ist, als hätte ich eine jahrelange Erfahrung übersprungen und, wie er sagt, einverseelt. Er war so in seinem Element, wie ich ihn noch nicht gesehen hatte, in voller Frische der Aufnahmefähigkeit, und sehr glücklich. Man merkt ihm an, wie sehr er sich hierhergehörig fühlt. Er passt auch seinem Aussehen nach so gut hierher, spricht die Sprache so, daß die Leute nicht glauben wollen, daß er kein Italiener ist, und versteht es, im Gespräch mit groß und klein, das Netteste und Erfreulichste herauszuholen.212 Seit vielleicht 14 Tagen hat er auch angefangen, bestimmte Sachen zu arbeiten und will heute in 8 Tagen im Kunsthistorischen Institut, dessen Sache er völlig zu seiner eignen macht, einen Vortrag über Brüsseler Teppiche halten, die er seinerzeit hier entdeckt hat, und die jetzt im Hauptgang der Uffizien aufgehängt sind. Das gibt noch recht viel Arbeit, und ich habe natürlich gern meine eignen Interessen im Augenblick aufgegeben und freue mich, wenn ich ihm helfen kann. Meine Arbeit in der B. W.213 hat natürlich eine ganz andere Grundlage bekommen, nun wo ich den Ort, in dem ihr Herz schlägt, so gut kennen gelernt habe. Das hindert aber nicht, daß ich weiter mit der a ll er g r ö ß te n Freude Indices214 mache, die so überreich anerkannt werden, wie Sie, lieber Herr Professor, es tun. AIch bin am 10. November wieder zu Hause (Wbg 215 schon ein paar Tage früher) und freue mich schrecklich, alle guten Freunde wiederzusehen! BEinstweilen bleibe ich mit vielen herzlichsten Grüßen an Ihre Frau und an Sie in alter Anhänglichkeit und Verehrung für Sie beide Ihre Gertrud Bing Brief, Handschrift, 2 Seiten, am Kopf hsl. Florenz, 22. Oktober 1927 / Via del Presto S. Martino 7. A B

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78. Ernst Cassirer an Kurt Goldstein, 4. November 1927

Lieber Kurt, heute müssen Dir und Gelb eigentlich die Ohren geklungen haben: denn ich bin am Schluss meiner Londoner Vorträge216 wieder eingehend auf Eure Dinge zu sprechen gekommen. Im übrigen war mein Besuch hier über alle Erwartungen schön und anregend: die Leute hier waren alle von ausserordentlicher Freundlichkeit und auch die Hörer, die in überraschend grosser Zahl gekommen waren, waren ausserordentlich aufmerksam und hielten bis zum Ende durch. Ich bin jetzt sehr froh, daß ich hier war. Auch mit der Sprache habe ich keinerlei Schwierigkeiten gehabt – mit den Gebildeten konnte ich mich ohne jede Mühe englisch verständigen. Das einzig Traurige ist nur, dass ich He ad nicht habe sehen u. sprechen können. Er lebt infolge seiner offenbar recht schweren Erkrankung (Parkinson’sche Krankheit) auf dem Lande u. scheint auch seine ärztliche Tätigkeit sehr eingeschränkt zu haben. Doch er hat mir sehr nett und herzlich geschrieben. Von Tonis Unfall217 wisst Ihr wohl durch Heinz218 – glücklicherweise scheint die Heilung normal zu verlaufen. Viele Grüsse an Dich u Ida, sowie an Gelb’s Dein Ernst Brief, Handschrift, 1 Seite, am Kopf hsl. London 4. XI. 27

79. Aby Warburg an Ernst Cassirer, 1. Januar 1928

Hochverehrter lieber Hr. Professor, Anbei sende ich Ihnen den Brf. v. Fränkel zurück, dessen Worte wirklich erfreulich-lebendigen Prägrand haben: um so mehr bedaure ich, daß er nicht hier ist. – Zum neuen Jahre senden wir Ihnen beide die allerherzlichsten Glückwünsche: möge uns allen 1928 erfreuliche weitere Entfaltung bringen. Ihr getreu verehrender Warburg Karte, Handschrift, einseitig beschriftet, gedruckter Briefkopf Hamburg 20, den / 114 Heilwigstrasse / Tel. Merkur 3340 hsl. 1. I 1928

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80. Aby Warburg an Ernst Cassirer, 7. Februar 1928

Hochverehrter lieber Herr Professor! Ich habe den ersten Entwurf zum Vortragsplan des Hamburger Städtischen Kongresses bekommen.219 Die Architektur ist m. E. verbesserungsfähig; mir fällt das Wort eines hamburgischen Schlachters ein: „Nach Achter fallt de Oss af“220. Wie ich auf der vorbereitenden Sitzung sagte, möchte ich gern sprechen über: „Der Einfluss der Antike auf die Darstellung des Transitorischen in der Kultur der Renaissance“.221 Glauben Sie, dass ein solcher Vortrag, in meiner Bibliothek gehalten, einen stilgemässen Abschluss bilden würde? Wenn Sie meine diesbezüglichen Erwägungen zu unterstützen freundschaftlich gesonnen sind, würde ich einen derartigen Abschluss des Kongresses beantragen. Wir würden dann sehen, dass sich etwa ein zwangloses Abendbrot daran anschliesst. Dass meine Räume ausreichen, halte ich für wahrscheinlich, da am dritten Tage schon sowieso die Kongressteilnehmer auseinander fliessen. Mit herzlichen Grüssen Ihr Warburg

Brief, Maschinenschrift, 1 Seite, gedruckter Briefkopf Kulturwissenschaftliche Bibliothek Warburg / Hamburg 20 / Heilwigstr. 114/116 / Telephon: Vulkan 9239, msl. 7. Februar 1928., am Fuß msl. Herrn Prof. Dr. E. Cassirer / Hamburg 39. / Blumenstrasse 26.

81. Aby Warburg an Ernst Cassirer, 20. April 1928

Lieber und hochverehrter Professor Cassirer, Durch eine Erkältung „ungewöhnlichen Ausmasses“ (wie die Journalisten sagen) bin ich immer noch nicht dazu gekommen, Sie um eine Unterredung zu bitten. Mitte nächster Woche (nachdem ein Besuch wegen Ausstellung unseres kosmologischen Materials222 vorübergegangen sein wird) hoffe ich Sie bitten zu können. Unterdessen lege ich Ihnen eine

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kurze Aufzeichnung bei, die ich in Berlin anfertigte und die Sie vielleicht zu Ihren Akten nehmen. Mit herzlichsten Grüssen und in Ihnen bekannter Ergebenheit Ihr [Warburg] Brief, Maschinenschrift, 1 Seite, am Kopf msl. 20. April 1928 , am Fuß msl. Herrn Professor Dr. Cassirer / Hamburg 39 / Blumenstrasse 26

82. Paul de Chapeaurouge an Ernst Cassirer, 23. Juni 1928

Herrn Professor Dr. Cassirer, H am b ur g . Sehr geehrter Herr Professor! Im Senat wird wie in früheren Jahren so auch in diesem Jahre in einem kleinen Ausschusse die staatliche Verfassungsfeier am 11. August vorbereitet. Im Auftrage dieses vorbereitenden Ausschusses habe ich die Ehre, an Sie die Anfrage zu richten, ob Sie bereit sind, am 11. August 1928 anläßlich der Verfassungsfeier des Senats im Rathaus die Festrede zu übernehmen.223 Der Senat würde es dankbar begrüßen, wenn Sie dieser Aufforderung entsprechen würden. Ich bitte Sie, zu einer Besprechung dieser Angelegenheit mich zu einer telephonisch zu vereinbarenden Zeit (C 4 1016, Finanzdeputation) aufzusuchen. Ich möchte gleichzeitig nochmals die Gelegenheit benutzen, im Anschluß an Ihre Besprechung mit Herrn Oberregierungsrat von Wrochem Ihnen auch meinerseits zum Ausdruck zu bringen, daß Senat und Hochschulbehörde aufrichtig wünschen und hoffen, daß Sie Hamburg nicht verlassen, sondern daß Sie Ihre großen anerkannten Gaben unserer jungen Universität als einer ihrer führenden Gelehrten weiter erhalten.224 Mit vorzüglicher Hochachtung Ihr sehr ergebener de Chapeaurouge

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Brief, Maschinenschrift, 1 Seite, gedruckter Briefkopf Senator Dr. de Chapeaurouge / Hamburg, Universität / Hamburg 13, den / Edmund Siemers-Allee. Datum msl. 23. Juni 1928

83. Ernst Cassirer an Kurt Goldstein, 10. Juli 1928

Lieber Kurt! Herzlichen Dank für Deinen Brief, den ich doch lieber schriftlich als telephonisch beantworten möchte – da ich hoffe, daß ich Dir auf diesem Wege die inneren Schwierigkeiten, in denen ich mich jetzt befinde, besser darlegen und erklären kann. Freilich habe ich das Gefühl, daß es zwischen uns beiden einer solchen Erklärung im Grunde kaum bedarf – denn von all meinen Freunden bist Du derjenige gewesen, der von Anfang an diese Schwierigkeiten am besten verstanden, und der sie schon zu einer Zeit erkannt und durchschaut hat, als sie mir selbst noch keineswegs völlig klar zum Bewusstsein gekommen waren. Rein äusserlich betrachtet liegt der Fall so, daß eine endgültige Entscheidung von meiner Seite noch nicht erfolgt ist – auch nicht erfolgen konnte, da ich noch eine Antwort des Berliner Ministeriums auf bestimmte Anfragen erwarte und auch hier gewisse Punkte noch nicht definitiv geklärt sind. Aber ich weiss wohl, daß alle diese Momente meinen definitiven Entschluss nicht mehr wesentlich bestimmen werden.225 Rein innerlich fühle ich mich fortan nun doch an Hamburg gebunden. Ich bin kurze Zeit nach meiner Rückkehr aus Frankfurt nochmals zu Warburg gegangen, um mit ihm noch einmal die ganze Sache in aller Ruhe durchzusprechen. Ich habe ihm dargelegt, welche sachliche Aufgabe mir in Frankfurt gestellt wird und ihm auch keinen Zweifel darüber gelassen, wie viel in mir selbst für die Erfüllung dieser Aufgabe spricht. Aber ich habe ihm zugleich gesagt, daß meine innere Freudigkeit zu dieser Aufgabe notwendig leiden müsste, wenn ich glauben müsste, ihn nicht überzeugt zu haben. Jedenfalls würde ich die menschlichen und sachlichen Beziehungen zu ihm niemals in brüsker und gewaltsamer Weise zu lösen versuchen. Damit war die Entscheidung gewissermassen in seine Hand gelegt – und er hat nach kurzem Bedenken für Hamburg entschieden. Daß es hiernach für mich im Grunde kein Zurück mehr giebt, wirst Du verstehen. Und ebenso brauche ich Dir gegenüber kein Hehl daraus zu machen, daß diese Entscheidung auch von mir ein bestimmtes Opfer fordert – denn ich hatte mich schon mit wirklicher Liebe und wirklichem Eifer in den neuen Arbeitskreis hineingedacht und

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mich nicht zuletzt auf das Zusammenarbeiten mit Dir gefreut. Aber ich habe bei dieser Gelegenheit auch bemerkt, daß Du, lieber Kurt, und ich nicht nur sehr alte und gute Freunde, sondern daß wir doch auch wohl, in einem Grundzug unseres Wesens mit einander sehr nah verwandt sind. Zur gewaltsamen Lösung menschlicher und persönlicher Bindungen fehlt es uns beiden an Kraft – auch dann, wenn wir einsehen, daß eine solche Lösung sachlich vielleicht notwendig wäre. Im übrigen muss ich freilich sagen, daß die Rücksicht auf Warburg a l l e i n es nicht ist, die mich in Hamburg hält – sondern daß auch sonst von seiten der Freunde, der Universität und der Behörden alles geschehen ist, um mir die Trennung fast unmöglich zu machen.226 Nachdem man mir von allen Seiten und mit allen Mittel gezeigt hat, daß man auf meine weitere Mitarbeit hier nicht verzichten will, wäre ich mir als entsetzlich überheblich und undankbar vorgekommen, wenn ich mich diesem Wunsch verweigert hätte. So also liegt die Sache lieber Kurt – und das einzige Moment, das mich, wenn mir doch wieder irgendwelche Zweifel kommen, beruhigt und tröstet, ist dies, daß zwischen u n s b e i d e n durch meine Entscheidung nichts geändert werden wird und nichts geändert werden kann. Im Gegenteil: ich habe die Empfindung, daß wir durch die letzten Wochen einander nur noch näher gerückt sind – und dies allein lohnt alle Schwierigkeiten und Aufregungen, die sie mit sich gebracht haben. – Unsere Reisepläne haben sich insofern verschoben, als Toni und ich erst nach der hiesigen Verfassungsfeier227 reisen werden, also erst am 12. oder 13. August in Pontresina228 eintreffen werden. Hoffentlich passt auch Euch dieser Zeitpunkt! Für heute nur noch herzliche Grüsse an Dich und Ida Dein Ernst An Riezler und den Dekan werde ich erst schreiben, sobald die Entscheidung endgültig gefallen ist. Bis dahin bitte ich Dich auch das, was ich Dir heute gesagt, noch vertraulich zu behandeln – ich möchte nicht, daß die Frankfurter meine Entscheidung durch Jemand andern, als durch mich selbst erfahren, da sie das als einen Mangel an Rücksicht auffassen könnten.

Brief, Handschrift, 4 Seiten, am Kopf hsl. Hamburg 10. VII. 28

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84. Aby Warburg an Ernst und Toni Cassirer, 6. September 1928

Liebe und sehr verehrte Cassirers! Frau Professor, wie es sich gehört, voraus: allerherzlichster Dank für Ihre freundliche Karte aus den Hochalpen, die ich Ihnen umsomehr von Herzen gönne, als wir hier in der Tiefebene unseren Ozon selber machen müssen. Ich hätte Ihnen beiden schon eher geschrieben, wenn ich nicht gern das Ende einer Unternehmung hätte abwarten wollen, das auch Sie interessiert und das seit kurzem erst ein (allerdings zu erwartendes) freundliches Antlitz zeigt. Ich habe wahrscheinlich, nämlich wenn die Bürgerschaft es bewilligt, für mein Kosmologikon, das heisst für die Bilderreihe, die die Entwicklung der astrischen Symbolik illustrieren will, einen schönen Platz vom Staat zu erwarten: in den z. Z. nicht gebrauchten Wasserturm im Stadtpark soll das Planetarium von Zeiss eingebaut werden und, meiner hartnäckig verfolgten Idee entsprechend, soll jetzt diesem zugleich eine Einführung in die vorkeplersche Gedankenwelt durch eben diese Ausstellung, die auf die ganzen unteren Wände verteilt sein wird, beigegeben werden.229 Sogar ein Lesezimmer im oberen Stockwerk und ein Auditorium, in das ich mich zwar mit dem Planetarium teilen muss, das aber im Ernstfalle für 350 Personen Platz hat und das zugleich mit einem Zeiss’schen Lichtbilderapparat versehen ist, soll dazu gehören. Es ist dies dieselbe Ausstellung, die wir zuletzt Herrn von Miller gerade vor Jahresfrist nicht konzedierten, weil wir nicht den richtigen Platz in der Nähe des Observatoriums bekamen. Jetzt scheint sich dieses alles zu einem Lynkeusturm230 zusammenzufügen, der seine Unwirklichkeit dadurch behält, dass er eben nicht zu einem realen Observatorium, sondern zu einem durch Rückwärtswendung vorschauenden Auffangspiegel wird.231 Wenn ich dies etwa bei Behörden und Baumeistern in verhältnismässig kurzer Zeit habe durchsetzen können, so liegt es nicht zum wenigsten daran, dass mein Cassirerartikel232 Erfolg hatte; nicht nur den, dass Sie uns erhalten blieben und dass die pp Behörden sahen, dass ein ausgesprochener Gedanke eine gewaltige Kraft entwickelt, sondern vor allem dadurch, dass ich mich jetzt dem Herrn Staat gegenüber zu einer Gegenleistung verpflichtet fühle und ihm darum – was ich übrigens schon lange wollte – eben diese Sammlung zur astrischen Symbolik angeboten habe. Sie sehen, wie lebensgestaltend Ihr Entschluss, bei uns zu verharren, bereits einwirkt; denn schliesslich wird dieses Departement im Wasserturm unter Ihrer Patronage stehen. Näheres über die geplante Ausgestaltung

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schreibe ich Ihnen von Baden Baden aus (Waldparksanatorium) wohin ich heute Abend abzureisen gedenke, wenn Sie Einzelheiten interessieren. Schon vorher hat mich die Frage beschäftigt, ob und wie Sie Ihre Rede am Verfassungstag233 publizieren wollen. Ich hörte vom Senatsrat, der doch in seinem Kern ein wirklicher tapferer „Zinn“soldat234 der Idee ist, dass die Drucklegung als besondere Schrift bereits vorgesehen sei und dass Sie nur gern den Artikel vorher in einer wissenschaftlichen Zeitschrift publizieren möchten. Da ich mir erlaube, Ihre Rede als eine Vorrede zur Magna Charta der Deutschen Republik anzusehen, wäre ich sehr dafür, wenn Sie diese bald und selbständig und zuerst in Hamburg drucken würden. Wie denken Sie darüber? Für wissenschaftliche Leute, deren Beruf im allgemeinen der ist, fünf Minuten (oder mehr) hinter der Zeitgeschichte herzulaufen, hat die Publikation weniger Interesse, als für dieses arme gegenwärtige Deutschland, das sich noch immer nicht auf seinen Freiheitshunger einrichten kann. Gestern habe ich uns nach einem arbeitsreichen, aber wirklich früchtetragenden Semester eine Extrafreude gemacht. Wir fuhren zu Einstein, dem ich schon längst einmal die Wucht der bildhaft astrischen Symbolik als Urschicht seiner eigenen Gedankenbildung hatte vorführen wollen. Ich wurde nun bei diesem bewundernswert einfältigen (im höchsten Sinne) Mann nicht nur mit der echten Bereitschaft für meine Fragestellung aufgenommen, die das Vorrecht solcher Genies ist,A sondern er hatte auch wirklich seinen ehrlichen Spass („im guten Sinne“ natürlich, wie die Hamburger sagen) an der dämonischen Sinnfälligkeit der Urahnenwelt der Ewigkeit erschliessenden Zahlzeichen. Mary und ich fuhren vier Stunden Auto und ich habe 3 1/2 Stunde geredet und es hat mir garnichts ausgemacht; möge es ein gutes Zeichen für die italienische Reise sein.235 Vor ein paar Tagen waren Heinz und Frau236 bei uns; wir hörten, dass sie in Hamburg bleiben wollen und freuen uns, sie unter den jungen Leuten zu wissen, die nunmehr auch zu der nächsten Generation der Wächter in der K. B.W. gehören. Es ist sehr möglich, dass ich vor dem 20. Sept. oder gegen Ende des Monats Saxl in Baden Baden spreche. Mit den herzlichsten Grüssen von Haus zu Haus in Treue Ihr Wbg.

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Brief, Maschinenschrift mit handschriftlichen Zusätzen, 3 Seiten, gedruckter Briefkopf Kulturwissenschaftliche Bibliothek Warburg / Hamburg 20 / Heilwigstr. 114/116 / Telephon: Vulkan 9239, msl. 6. September 1928., am Fuß msl. Herrn Prof. Dr. Cassirer / Pontresina A

ist,] ist.

85. Ernst Cassirer an Kurt Goldstein, 4. November 1928

Mein lieber Kurt. Ich will auch heut nicht viel Worte machen – denn eben dies habe ich an unserer Freundschaft jederzeit als das Beste und Schönste empfunden, daß wir beide uns immer ohne Worte verstanden haben. In der Tat ist das Gefühl, das ich von Jugend an für Dich hege, geradezu beschämend „primitiv“ – und keiner sprachlichen Tarnung fähig noch bedürftig. Und so mag es auch künftig bleiben. Denke ich an unsere Kinderzeit zurück, wo Du doch immer der „Kleine“ warst, auf den ich herabsah, so fühle ich freilich, wie viel sich seitdem verändert hat. Du bist mir tüchtig über den Kopf gewachsen – so sehr, daß jetzt Du es bist, der mich auch in wissenschaftlicher und philosophischer Hinsicht „bemuttern“ muss. Aber ich beklage mich nicht darüber, der ich mich bei diesem Verhältnis sehr wohl fühle. Lass es Dir gut gehen – und freue Dich des morgigen Tags237 so sehr, wie ich mich seiner freue Dein Ernst

Brief, Handschrift, 1 Seite, im Anschluß an einen Brief von Toni Cassirer an Goldstein mit dem hsl. Datum 4. XI. 1928

86. Aby Warburg an Ernst Cassirer, 3. Dezember 1928

Verehrter lieber Professor, Durch Solmitz hörte ich, dass Sie gerne den ungefähren Termin meiner Rückkehr nach Hamburg wissen möchten. Sie können sich denken, dass ich sobald als möglich zurückkehren möchte, damit dieses Semester auch

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von Seiten der K. B. W. unter Ihrem Zeichen steht. Das ist sachlich genommen auch insofern der Fall, als die Bearbeitung meines bildgeschichtlichen Materials in einer Weise, wie ich es selbst nicht einmal hoffen durfte, mir die Aufgabe stellt, mich mit der Philosophie der Hochrenaissance auseinander zu setzen. Der Mann dessen Schwergewicht mir eben hier aufgeht, ist Giordano Bruno. Seine Erkenntniskritik, die sich hinter dem Symbol eines Feldzuges der Götter gegen die Himmelsdämonen verbirgt, ist doch in Wahrheit eine Kritik der reinen Unvernunft die ich unmittelbar in geschichtlichen Zusammenhang bringen kann mit meinem psychologischen Bildermaterial (Harmonie der Sphaehren 1589)238 Dies nur um Ihnen zu vermelden, dass ich auch in Rom gute Nachbarschaft mit Ihnen pflege. – – Ich glaube nicht, dass ich, angesichts der technischen Schwierigkeiten, die ich beim Reisen nun einmal habe, berechtigt bin, den italienischen Studienplatz vorzeitig zu verlassen. Ende Januar wäre der früheste Termin, an dem ich zurück zu sein hoffe, sodass ich bitten muss, von meiner Gegenwart bei Erwägungen, die sich auf den aesthetischen Kongress239 beziehen, absehen zu wollen. Dagegen habe ich mich wohl bemüht, eben für diesen Kongress in Italien tätig zu sein. Ich glaube, dass Prof. Bianchi, der vortreffliche Professor für deutsche Sprache an der Universität Bologna (ein naher Freund von Boll) gerne bereit sein würde, mitzuwirken. Ein Thema das ihn besonders fesselt ist Hamann, und ich glaube, dass er über Hamann’s intuitive Weltanschauung allerlei zu sagen hätte. Dürfte ich ihm baldigst von hier mitteilen, dass seine Mitwirkung am Kongress erwünscht ist?240 Panofsky müsste auf dem Kongress Gelegenheit haben, seine Ideen über Lessings Stellung zur Kunstgeschichte vorzubringen. Dass Sie selbst einen Vortrag halten, ist ja selbstverständlich, vor allem und recht gerne in der K. B. W. Es hilft eben nicht, ich muss als pontifex minimus zwischen den ‘guten Europäern’241 vermitteln, besonders in Fällen, wo sie es nur nicht so recht wissen, dass sie eigentlich einander gut sind. Ich fand hier ausserordentlich freundliches Entgegenkommen bei alten und neuen deutschen und italienischen Kollegen, und will Ihnen in Hamburg gerne darüber erzählen. Frl. Bing ist mir eine grosse Hilfe, dadurch, dass sie es vor einem Jahre über sich gewann, sich in die Einzelheiten der kunstgeschichtlichen Quellen hinein zu bewegen, versteht sie jetzt die Nüancen der Quellen in Wort und Bild sofort, hat ihre Freude daran, und erleichtert es mir, mit meinem Material abzuschliessen. Sicher hätte ich ohne ihre Hilfe nicht daran denken können, wieder aktiv an meine alten Erinnerungsbestände heranzugehen. Wir vernehmen zu unserem grossen Bedauern, dass es Frau Prof. nicht so recht nach Wunsch geht, wenn es nach dem unsrigen ginge, würde sie sich über nichts zu beklagen haben, aber so weit reicht mein Arm nicht.

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Mit den herzlichsten Grüssen für Sie, Ihre l. Frau und Frl. Anne Ihr freundschaftlich ergebendster Warburg Brief, Maschinenschrift mit handschriftlichen Zusätzen, 2 Seiten, gedruckter Briefkopf Kulturwissenschaftliche Bibliothek Warburg / Hamburg 20 / Heilwigstr. 114/116 / Telephon: Vulkan 9239, msl. Rom, Palace Hotel, den 3. 12. 28

87. Ernst Cassirer an Aby Warburg, 29. Dezember 1928

Lieber und verehrter Freund! Ich will keinerlei Versuch machen, mich bei Ihnen zu entschuldigen, daß ich mich Ihnen gegenüber so lange in Schweigen gehüllt habe. Zwar an objektiven Entschuldigungen würde es mir kaum mangeln: denn seit der Rückkehr von meiner Reise242 war ich so ganz in die Arbeit versunken, daß ich darüber Vieles, was mir sehr am Herzen lag, versäumen musste. Ich hatte mir vorgenommen, den Abschluss des dritten Bandes der „symbol. Formen“ noch in diesem Jahre zu erzwingen. Ganz ist dies nun freilich nicht gelungen – denn bei der Rückkehr zu der Arbeit, die ich viele Monate nicht berührt hatte, zeigte sich doch alsbald, wie vieles zu erweitern, zu berichtigen, schärfer und klarer zu fassen war. Aber nun glaube ich doch, nachdem ich die letzten drei Monate ganz dieser Arbeit gewidmet habe, endlich Land vor mir zu sehen. Wenn Sie im Frühjahr nach Hamburg zurückkehren, so hoffe ich einen Schlussstrich unter das Ganze gemacht zu haben – und ich freue mich schon jetzt von ganzem Herzen darauf, Ihnen von der Arbeit erzählen und Ihren Rat einholen zu können. – Daß ich Sie bei meiner Rückkehr nach Hamburg hier nicht antraf – dies war mir, wie ich offen gestehen will, eine nicht geringe Enttäuschung. Aber alles was ich sodann von Ihnen selber und durch Vermittlung von Saxl über Ihre italienische Reise hörte, gab mir freilich alsbald die Überzeugung, daß Sie das Rechte getan und daß gegenüber dem „Kommando der Sache“ nun alle persönlichen Wünsche zu schweigen haben. Auch für mich selbst wird die Ausbeute dieser Ihrer Italien-Reise nicht gering sein. Mit besonderer Freude habe ich gehört, daß Sie sich jetzt um Giordano Bruno bemühen. Wenn irgend Jemand, so muss es I h n en gelingen, uns den Weg zu diesem merkwürdigen Mann zu weisen. Die zünftige Histo-

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rie der Philosophie ist eigentlich ihm gegenüber bis auf den heutigen Tag ziemlich ratlos gewesen; sie schwankt zwischen kritikloser Verehrung und einer absprechenden Hyperkritik, die Bruno mit gänzlich falschen Maßen misst. Daß hier der Hebel an anderer Stelle angesetzt werden muss, daß aus der bloss philosophischen Problematik heraus Bruno nicht zu verstehen und zu interpretieren ist – das habe ich schon in meiner Darstellung der Renaissancephilosophie243 zu zeigen gesucht. Aber wenn ich den Knoten, der hier vorliegt, ges e h en habe: so werden Sie ihn uns l öse n können. Der „Spaccio della bestia trionfante“244 verlangt einen Kommentar, der nicht aus der philosophischen Problemgeschichte allein, sondern nur aus der Bildgeschichte u. aus der Geschichte der Astrologie gegeben werden kann. Daß wir beide uns nun auch auf d i es e m Wege begegnen, ist mir eine ganz besondere Freude: es zeigt sich darin immer aufs neue, wie sehr die echten und eigentlichen Probleme aller konventionellen Fachgrenzen spotten, unter denen wir heute noch so sehr leiden. Was den aesthetischen Kongress betrifft, so wird Ihnen Saxl ausführlich über den Verlauf der Sitzung, die wir gemeinsam mit Dessoir hatten, berichtet haben. Er bildet einstweilen für mich noch ein rechtes Sorgenund Schmerzenskind. Doch habe ich mit der Besprechung wenigstens das erreicht, was vorläufig vor allem angestrebt werden musste. Wir haben nun wenigstens Zeit gewonnen und können die Vorbereitungen in aller Ruhe und Sachlichkeit durchführen. Daß ich auch hierbei in erster Linie auf Sie zähle, wissen Sie – sobald Sie zurück sind, hoffe ich auch all die Fragen, die hier noch zu lösen sind, mit Ihnen einmal gründlich durchsprechen zu können. Wenn Sie Croce für den Kongress gewinnen können,245 so ist damit sicher sehr viel getan: ich riet nur darum zu einer vorherigen Verständigung mit Dessoir, weil die bisherigen aesthetischen Kongresse keinen internationalen Charakter hatten und wir uns somit bei der Einladung von Ausländern jedenfalls der prinzipiellen Zustimmung des Vorstandes der Gesellsch. f. Aesthetik versichern sollten, damit nicht nachträglich irgend welche Schwierigkeiten entstehen. – Ich schliesse für heute, indem ich Ihnen und Frl. Bing nun nochmals die allerherzlichsten Neujahrswünsche sende. Alles Gute für Sie selber, für Ihre Gesundheit und Ihre Arbeit! In alter Gesinnung Ihr Ernst Cassirer

Brief, Handschrift, 6 Seiten, gedruckter Briefkopf Prof. Dr. Ernst Cassirer / Hamburg 39 / Blumenstr. 26 , hsl. 29/XII 28

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88. Aby Warburg an Ernst Cassirer, 6. April 1929

Vor längerer Zeit habe ich Ihrer Frau Gemahlin auf eine „Postkarte von Frankfurt“246 geantwortet und hoffe, dass sie meinen Brief erhalten und den Inhalt in freundschaftlicher Gesinnung gelesen hat. Im Augenblick sieht es nicht so aus, als ob der erwünschte und geplante Abschluss in Neapel247 ausgeführt werden kann. Durch einen unzweifelhaften Missgriff des Berliner Ausschusses haben sich die Verhältnisse innerhalb der Leitung des Florent. Institut so zugespitzt,248 (Einzelheiten sind gleichgültig, später erzähle ich alles) dass ich sehr bald dorthin reisen muss. Das bedeutet, dass wir schwerlich von da aus wieder nach dem Süden gehen werden, da ich doch spätestens nach Pfingsten zu Hause sein will. Jedenfalls werde ich sagen dürfen, dass der römische Aufenthalt ganz deutlich und klar, und wahrscheinlich sehr bald zu einer gedruckten Leistung führen wird, die trotz geringen Umfanges doch einmal prinzipiell aussprechen wird, welche Funktion der K. B. W. im Geschaeft der geistigen Orientierung249 nach meiner unmassgeblichen Meinung beizumessen ist. Dieses Resultat konnte nur durch ein drakonisches Masshalten mit meinen Kräften erreicht werden. Der Diabetes (ich erzähle Ihnen dies im strengsten Vertrauen mit der Bitte keinem davon sagen zu wollen) machte doch so deutliche Fortschritte, dass ich mich in die Behandlung eines ital. Professors begeben habe, der mir in verhältnismässig kurzer Zeit diesen seit 26 Jahren fatalen Lebensbegleiter erfolgreich zu bändigen hilft. Sie können sich aber denken, dass der Einblick in diese meine physische Situation mich veranlasst hat, mir um so unerbittlicher klar zu machen dass ich diesen Zustand der bedingten Begnadigung unbeirrt zur Ausführung der mir gebotenen Order auszuführen habe. Dazu gehört 1. dass ich meine Psychologie der bildhaften Ursachensetzung so weit fordere, dass ich Ihnen und uns das Material zu einer historischen Psychologie des Symbols in reicherem Masse und in gesteigerter Uebersehbarkeit einliefere; dazu ist begründete Aussicht vorhanden.250 2. Dass ich alle Kräfte daran setze, dass die Hamburger Universität eine archaeologische Professur bekommt. 3. Dass die Ausstellung, die ich dem Planetarium stiften will, eben diese meine Forderung nicht nur verstärkt, sondern zusammen mit der K. B. W. endlich als folgehafter Weckruf in Hamburg sich geltend macht.251 Ich habe nach dieser Richtung hin schon einen Brief an Salomon252 geschrieben, dem heute zwei Briefe an Prof. Hashagen und an Kelter folgen. Ich gebe Ihnen von beiden im Durchschlag Kenntnis (Salomon kann Ihnen auch gerne meinen Brief zeigen) damit Sie wissen, was mir am Abschluss meiner Lebenslaufbahn als Ziel erscheint, das ich

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verfolgen muss. Ich brauche nicht hinzuzusetzen, dass Ihre Zustimmung mir die einzige wirklich unerlässliche Hilfe bedeuten würde.

Brief, Maschinenschrift, 2 Seiten, am Kopf msl. Rom, Palace Hotel, den 6. 4. 29, am Fuß Anschrift Herrn Prof. Dr. Cassirer / Hamburg / Blumenstrasse 26

89. Gertrud Bing an Ernst und Toni Cassirer, 1. Juni 1929

Liebe Beide Cassirers, Ich will Ihnen nur in ein paar Worten sagen, wie von Herzen froh ich bin, daß ich wenigstens Ihnen gegenüber nicht mehr Komödie zu spielen brauche.253 Das ist vielleicht nicht ganz der richtige Ausdruck, denn das was ich Ihnen gegenüber seit Jahren getan habe, war weniger, daß ich Ihnen Unwahrheiten gesagt habe, als daß ich mich nicht berechtigt fühlte, Ihnen in aller Offenheit das zu erzählen, was zu wissen seit langer Zeit das Recht Ihrer Freundschaft mir und hauptsächlich Saxls gegenüber gewesen wäre. Hundertmal habe ich mir gewünscht, endlich einmal ganz offen mit Ihnen reden zu können, habe ich mir Vorwürfe gemacht, daß ich Ihrer Herzlichkeit und freundschaftlichen Gesinnung nur so schlecht begegnen konnte – und oft habe ich mich auch um meiner selbst willen mich gesehnt, unsere Lage mit Ihnen zu besprechen und Ihren klugen und guten Rat einzuholen, wenn ich mal wieder nicht aus noch ein wußte. Ich habe diesen Wunsch immer wieder bekämpft, weil ich nicht um meiner eigenen Erleichterung willen die geheimen Qualen und Kämpfe so vieler anderer Leute enthüllen zu dürfen glaubte. Aber die Unaufrichtigkeit Ihnen gegenüber, deren Freundschaft ich so unendlich wert halte, denen ich so gern frei und rückhaltlos vertraut hätte, hat mir seit langem schwer auf der Seele gelegen, und das Bewußtsein, vor Ihnen in dem falschen Lichte einer etwas undankbaren, kühlen, unzugänglichen Person dastehen zu müssen, hat nicht zum mindesten zu dem Druck beigetragen, unter dem ich lebte. Ich glaubte, in dem Bewußtsein, daß Sie eines Tages doch alles erfahren würden, und daß ich mein Verhalten dann Ihrem Urteil unterbreiten und auf Verständnis und Wohlwollen bei Ihnen hoffen dürfte (wenn ich auch nie damit zu r e c h n e n wagte), diesen bösen Schein auf mich nehmen zu müssen. Aber ich bin unsagbar froh, daß es nun so weit ist und ich um Ihre Verzeihung dafür bitten darf. Saxl kann Ihnen sagen, wie oft ich, im letzten Jahr besonders, ihm geschrieben habe:

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Ich möchte Cassirers so gern alles sagen – soll ich es tun? und immer wieder gab ich mir selbst die Antwort: So lange Du allein weiterkannst, bist Du dazu nicht berechtigt. Dann ist es immer wieder auf irgend eine Weise weitergegangen, aber ich habe wohl gewußt, mit welchem Recht Sie meine Zurückhaltung als schlechten Dank für soviel aufrichtiges Entgegenkommen empfinden mußten, da Sie die wahren Motive nicht kennen oder auch nur vermuten konnten. Vielleicht wird Ihnen jetzt meine ganze Haltung Ihnen gegenüber klarer – glauben Sie mir, daß ich Ihre Freundschaft immer zu tiefst dankbar anerkannt habe, und daß nur das Bewußtsein, sie gewissermassen unter falscher Voraussetzung zu empfangen, mich daran gehindert hat, sie ebenso, in aller Rückhaltlosigkeit, Bewunderung, Dankbarkeit, Wärme, die in mir ist, zurückzugeben. Vielleicht verstehen Sie jetzt auch meine „Überspanntheit“ bei der Frage der Frankfurter Berufung.254 Weswegen ich dies ganze auf mich genommen habe, weswegen ich weiter kämpfe und auch jetzt die Hoffnung auf eine menschlich mögliche Lösung noch nicht aufgegeben habe, ist doch nicht zum geringsten Teile die Sorge für den Weiterbestand der Bibliothek – und gerade damals schien uns mit Ihrem Weggang alles zusammenzubrechen, was wir so verzweifelt zu erhalten wünschten. Solche scheinbar unerklärlichen Situationen brauchen zwischen uns nun nicht mehr zu entstehen – Sie ahnen nicht, wie viel mir dadurch erleichtert wird, denn wenn ich mir auch weiterhin gefallen lassen muß, daß meine Verschlossenheit von allen Seiten eine falsche Beurteilung erfährt, so war es mir Ihnen gegenüber doch besonders schmerzlich, denn eine Freundschaft, für die man so dankbar ist wie ich für Ihre, die man sich gedrängt fühlt, aus vollem Herzen zu erwidern, scheinbar undankbar zurückzuweisen – das Gefühl war schon sehr arg. Ich bin froh jetzt sagen zu können: ich danke Ihnen von Herzen für alles, was Sie uns entgegengebracht haben – verzeihen Sie, daß ich es nicht anzuerkennen schien – verzeihen Sie, daß ich Ihnen gegenüber nicht so sein konnte, wie mein Gefühl allein es mir diktiert hätte – und bewahren Sie (wie Sie auch immer unser Verhalten ethisch beurteilen) mir ein bischen Wohlwollen auch für die Zukunft. Ich habe in diesem Briefe ganz egoistisch nur von mir und meiner Lage gesprochen, weil ich den Druck Ihnen gegenüber mir von der Seele schreiben wollte. Alle anderen Seiten der Frage wollen wir gern besprechen, wenn ich wieder in Hamburg bin. Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, daß ich für jede Ihrer Meinungen darüber, jeden guten Rat unendlich dankbar bin – ohne deshalb Ihnen im geringsten zumuten zu wollen, sich eingreifend mit einer Lage zu befassen, von der ich selbst das Gefühl haben würde, man könne sie als „anderer Leute schmutzige Wäsche“ bezeichnen – wenn ich nicht wüßte, daß es vielmehr qualvoll lastende Kettenpanzer sind.

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Ich gebe Ihnen in Gedanken beiden die Hand zu herzlichem Druck und danke Ihnen nochmals für all Ihre Güte. Ihre Gertrud Bing. Brief, Handschrift, 12 Seiten, gedruckter Briefkopf Excelsior Hotel Italie / Florence, Datum hsl. 1. Juni 929.

90. Ernst Cassirer an Georg Misch, 12. Juni 1929

Sehr verehrter Herr Kollege! Für die Zusendung Ihres Aufsatzes über „Lebensphilosophie und Phaenomenologie“255 sage ich Ihnen meinen herzlichsten Dank. Sie haben mir mit diesem Aufsatz eine ganz besondere Freude bereitet – greift er doch aufs förderndste und tiefste mitten in Probleme hinein, die mich seit langer Zeit intensiv beschäftigen und die ich noch eben, bei den Davoser Hochschulkursen256, mit Heidegger zusammen eingehend besprochen habe. So habe ich mich denn auch sogleich – trotz mancherlei Abhaltungen von aussen her – in Ihre Darlegungen vertieft und aus ihnen sehr viel gelernt. Hinzu kam, daß, durch ein merkwürdiges Zusammentreffen, Julius Stenzel aus Kiel, der uns in unserer philosophischen Gesellschaft257 am letzten Sonnabend einen Vortrag über „Metaphysik und Sprachphilosophie“ angekündigt hatte, eben diesen Vortrag fast ausschliesslich dazu benutzte, um zu den Heideggerschen Grundgedanken kritisch Stellung zu nehmen. Unmittelbar an diesen Vortrag schloss sich dann eine sehr lebhafte Diskussion, die am folgenden Tage noch in einem kleineren Kreise fortgesetzt wurde. Auch hierbei standen dann Ihre Ausführungen, die Stenzel ebenfalls bereits gründlich durchgearbeitet hatte, vielfach im Mittelpunkt der Erörterung. So sind wir uns denn gerade in diesen letzten Tagen auf verschiedenen Wegen begegnet – ich würde es besonders freudig begrüssen, wenn sich jetzt bald einmal die Gelegenheit zu einer näheren persönlichen Aussprache zwischen uns beiden ergeben würde, die für mich in jeder Hinsicht höchst anregend und lehrreich wäre. Mit den besten Grüssen bin ich Ihr aufrichtig ergebener Ernst Cassirer Brief, Handschrift, 3 Seiten, gedruckter Briefkopf Professor Dr. Ernst Cassirer / Hamburg 39 / Blumenstrasse 26 , hsl. 12/6 29

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91. Ernst Cassirer an Aby Warburg, 2. August 1929

Lieber Herr Warburg! Darf ich Sie im Anschluss an unser Gespräch von gestern, das mich noch sehr stark beschäftigt hat, auf eine Rede von dem Jenenser Philosophen Z u ck er aufmerksam machen, die vielleicht einiges Brauchbare für Sie enthält. Sie heisst: Syneidesis – Conscientia, ein Versuch zur Gesch. des sittl. Bewusstseins im griechischen und griech-röm. Altertum u. ist bei Gustav F i sc h e r in Jena 1928 erschienen.258 Mit herzlichen Grüssen Ihr Ernst Cassirer

Postkarte, Handschrift, einseitig beschriftet, gedruckte Absenderangabe Bruno Cassirer / Verlag / Berlin W 35 sowie Verlagssignet, Anschrift hsl. Herrn / Prof A. Warburg / Hamburg / Heilwigstr. 114, am Kopf der Schriftseite gedruckt Derffl ingerstr. 13 / Berlin , hsl. 2/VIII 29

92. Aby Warburg an Ernst Cassirer, 14. August 1929

Der Ordnung wegen teile ich Ihnen mit, dass sich unter ihren älteren und jüngeren Verehrern in der KBW eine Index-Konspiration gebildet hat. Durchdrungen von der inneren Notwendigkeit, Ihrem neuen Bande259 Zungen und Ohren auch denen gegenüber zu verschaffen, die ohne weiteres sich scheuen in Ihr Gedankenbauwerk einzutreten, halten sie es für unerlässlich, dass das Tor des Namen- und Sachverzeichnisses insbesondere denen geöffnet wird, die von der Peripherie der wissenschaftlichen Einzeltatsache aus, in das Zentrum des überpersönlich verlagerten Reichs des Gedankens eintreten wollen. (Ich gestehe, dass ich gerade bei den aufschlussreichsten führenden Werken absolut der Hilfe eines Verzeichnisses bedurfte, um Verständnis für deren Totalität zu gewinnen). Nun hat Dr. Noack sich bereit erklärt, bis Ende Oktober den Index zu liefern, ohne dabei die von uns zur Verfügung gestellte Schreibhilfe als unbedingt notwendig zu erklären, die zu erstellen wie Sie wissen, wir uns als eine besondere Ehre anrechnen würden. Unter diesen Umständen – meint die Konspiration – sollten Sie nur bei Ihrem Verleger vorstellig werden, dass er mit dem Bande zugleich und eingeschlossen in den gewiss

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Briefwechsel 1893–1945

nicht zu hohen Preis) einen Index, dem ja der Weihnachtsengel nichts anhaben kann, in Aussicht stelle.260 Ich weiss, dass Sie der oben genannten Index-Konspiration, deren Vorsitzer ich bin, die allergrösste und eine tiefe Freude machen würden, wenn Sie unsere Dienste zu diesem Zwecke in Anspruch nehmen würden.

Brief, Maschinenschrift, 2 Seiten, am Kopf msl. 14. August 1929, am Fuß msl. Herrn Professor Dr. Cassirer / Hamburg / Blumenstrasse 26

93. Ernst Hoffmann an Ernst Cassirer, 17. August 1929

Lieber Freund, ich benutze jede freie Stunde, um in Ihrem III. Band zu lesen, u. habe manche Teile schon zweimal durchstudiert. Soeben habe ich mit heller Freude gelesen, wie Sie den modernen Blödsinn, die Mathematik in den Erlebnisbereich hineinzuziehen, zurückweisen.261 Schon jetzt ist mir klar, dass es Ihnen restlos gelungen ist, den Systembegriff der Philosophie in den Symbolbegriff überzuführen. Dadurch werden alle anderen systematischen Leistungen der Gegenwart zu nur dienenden Gliedern anA Ihrer wahrhaft organischen Systematik degradiert. Wer sich am meisten freuen kann, ist Platon: das Ganze hat Ihnen doch nur gelingen können dadurch, dass Sie fest bei der Fragestellung blieben: ‚Was ist E r ke n nt n i s? ‘ Das taten eben die anderen nicht. Ganz unbedingt nötig ist nun ein genauer Index zu allen 3 Bänden. Erst dadurch wird das an Material überreiche Werk eigentlich benutzbar. Ich hoffe, Sie haben den Index schon in Auftrag gegeben. Stets Ihr E H.

Brief, Handschrift, 1 Seite, am Kopf hsl. Heidelberg 17 VIII 29 A

an] Lesung unsicher

Hamburg (1919–1933)

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94. Ernst Cassirer an Adelheid Heimann, 31. Juli 1930

Liebes Fräulein Heimann! Für Ihren Brief und für Ihre freundlichen Geburtstagswünsche sage ich Ihnen meinen herzlichsten Dank: Sie haben mir mit beidem eine ganz grosse Freude bereitet. Was Sie über Ihre Hamburger Studienjahre und über den Anteil, den ich an Ihren Studien nehmen durfte, sagen, war mir von ganz besonderem Wert; denn es entspricht ganz der Auffassung, die ich selbst vom philosophischen Lehramt habe. Ich habe mich immer bemüht, meinen Hörern und Schülern nicht nur bestimmte Resultate meiner wissenschaftlichen Arbeit vorzulegen – das geschieht, wie ich glaube, besser in Büchern als im eigentlichen akademischen Unterricht –, sondern in ihnen das Gefühl für den Sinn der Wissenschaft als Ganzes, für ihren Gehalt und ihre Form, zu wecken. Erst wenn man diesen Sinn gefasst, wird es, meiner Überzeugung nach, deutlich und einleuchtend, daß und warum die Antithese zwischen ›Wissenschaft‹ und ›Leben‹, in der Art, wie sie heute zumeist verstanden wird, nicht besteht – daß vielmehr die Wissenschaft selbst eine unersetzliche und ursprüngliche Form des Lebens ist, sofern man es als s p ezi fi sc h - menschliches, d. h. als geistiges Leben nimmt. Was Sie in Ihrem Briefe sagen, war mir eine wichtige Bestätigung dafür, daß Sie in Ihren Studien, wiewohl sie auf Einzelprobleme gerichtet waren, in den eigentlichen Kernpunkt der philosophischen Arbeit, wie ich sie verstehe und wie ich sie andern zu vermitteln suche, eingedrungen sind. Indem ich Ihnen auch für Ihre weitere wissenschaftliche Arbeit und nicht zuletzt für Ihr Leben als Ganzes – diesmal in einem noch „konkreteren“ und persönlicheren Sinne verstanden – alles Gute wünsche, bin ich mit nochmaligem Dank und mit herzlichen Grüssen Ihr Ernst Cassirer

Brief, Handschrift, 4 Seiten, Briefkopf Philosophisches Seminar der Universität / Hamburg 13 · Bornplatz 1/3 · Fernruf: H 3 Alster 5660/62 , hsl. 31. VII. 30

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Briefwechsel 1893–1945

95. Hans Reichenbach an Ernst Cassirer, 5. Juni 1931

Sehr verehrter Herr Cassirer, erlauben Sie, dass ich mich in einer Angelegenheit um Rat und Hilfe an Sie wende, in der mir an Ihrem Urteil ganz besonders viel gelegen ist. Ich hatte ja schon mehrfach Gelegenheit, mit Ihnen über die gegenwärtige Lage der naturwissenschaftlich eingestellten Philosophie an den deutschen Hochschulen zu sprechen und ich weiss, dass Sie, ebenso wie wir, in der bisher bestehenden Einseitigkeit bei der Besetzung philosophischer Lehrstühle einen Fehler sehen. Nun hat aus solchen Ueberlegungen heraus unsere hiesige Gesellschaft für empirische Philosophie den Plan gefasst, eine Eingabe an die Unterrichtsverwaltungen der deutschen Länder zu richten, in der um Errichtung neuer naturphilosophischer Lehrstühle bezw. Besetzung von bestehenden philosophischen Lehrstühlen mit naturwissenschaftlich eingestellten Philosophen gebeten wird. Diese Eingabe lege ich Ihnen im Entwurf bei. Aber es ist uns natürlich klar, dass eine derartige Eingabe nur dann auf Erfolg rechnen kann, wenn eine Reihe führender Namen darunter steht. Ich möchte nun zunächst dafür die Naturwissenschaftler gewinnen und ich kann Ihnen mitteilen, dass bereits Herr Hilbert, Göttingen, Herr Einstein, Berlin, Herr Göbel, München, und von industrieller Seite Herr Bosch (I.G. Farben Industrie) Ludwigshafen mir ihre Unterschrift zur Verfügung gestellt haben, sodass ich hoffen kann, eine Reihe von weiteren Naturwissenschaftlern noch zu gewinnen. Andererseits aber scheint es mir notwendig zu sein, gerade auch Vertreter der Philosophie für die Unterschrift zu gewinnen. Das ist schwierig, weil ja die meisten Vertreter der Philosophie die gegenteilige Tendenz verfolgen, und grade deshalb möchte ich Ihren Rat erbitten, an wen ich mich hier wohl mit einiger Hoffnung auf Erfolg wenden kann. Ganz besonders wäre ich Ihnen zu Dank verpflichtet, wenn Sie selbst zur Unterzeichnung bereit wären, denn ich bin überzeugt, dass mir dann die Gewinnung weiterer Vertreter der Philosophie sehr erleichtert sein wird. Ich wäre Ihnen für weitere Ratschläge in dieser Angelegenheit, auch für Durchsicht des beiliegenden Entwurfs der Eingabe, an dem nötigenfalls noch Aenderungen angebracht werden können, zu grossem Dank verpflichtet und bin mit herzlichen Grüssen Ihr sehr ergebener [Reichenbach]

Hamburg (1919–1933)

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An lag e . Ich erkläre meine grundsätzliche Zustimmung zu der Eingabe der Gesellschaft für empirische Philosophie betr. naturwissenschaftlich-philosophischer Lehrstühle. Ernst Cassirer ordentl. Professor der Philosophie an der Universität Hamburg

Mit herzlichen Grüssen Ihr E. C.

Brief, Maschinenschrift, 3 Seiten, am Kopf msl. 5. Juni 31, darunter Herrn Prof. Dr. Ernst Cassirer, / Hamburg, Blumenstr. 26 , ab Ernst Cassirer ordentl. Professor der Philosophie… in Handschrift

96. Ernst Cassirer an Hans Reichenbach, 11. Juni 1931

Lieber Herr Reichenbach! Haben Sie vielen Dank für Ihren Brief, der mir hierher nachgesandt wurde: ich befinde mich nämlich in der beneidenswerten Lage, für das Sommer-Semester beurlaubt zu sein und den ersten Teil dieses Urlaubs hier oben in den Bergen verbringen zu dürfen, wo ich in aller Muße an der Vorbereitung einer Schrift, die im Herbst erscheinen soll, arbeiten kann. Was nun Ihren Aufruf anlangt, so bin ich, wie Sie aus mehrfachen Gesprächen über diesen Gegenstand mit mir wissen, im P r in zi p durchaus einverstanden mit ihm. Ich bin daher auch gern bereit, ihn zu unterzeichnen, möchte aber, ehe ich dies tue, an dem Wo r tl au t noch einige Änderungen vorgenommen wissen, die, wie ich glaube, seiner praktischen Wirksamkeit nur förderlich sein könnten. Gerade wenn Sie auf Unterstützung von Vertretern der Philosophie rechnen, sollte meines Erachtens der Anschein unbedingt vermieden werden, als handle es sich in dem, was Sie anstreben, um irgend ein „Konkurrenzunternehmen“ gegen die geisteswissenschaftlich- und geistesgeschichtlich-eingestellte Philosophie. Es kommt alles darauf an, dem Ministerium begreiflich

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zu machen, daß eigene Lehrstühle für „Naturphilosophie“ heute eine unbedingte Notwendigkeit sind, und daß hierfür nur Forscher in Frage kommen, die das Tatsachengebiet und die Methodik der heutigen Naturwissenschaft selbständig beherrschen. Dies Moment würde ich stark betonen – dagegen die Behauptung, daß eine naturwissenschaftlich-fundierte und orientierte Philosophie an deutschen Hochschulen heute ü b e rha u pt ni c h t bestehe, fallen lassen oder doch in der Form wesentlich modifizieren. Auch würde ich, wie gesagt, mehr auf der Schaffung n e ue r Lehrstühle, als auf die Parität bei der Besetzung der vorhandenen, hinweisen: denn mit solchen Paritätsansprüchen ist es, wie Sie wissen, eine gefährliche und missliche Sache: man erweckt damit nur den Widerspruch der Gegenseite. Ich zweifle indes nicht, daß sich die formalen Bedenken, die ich zur Zeit noch hege, leicht beseitigen lassen werden, ohne dem Inhalt irgendwie Abbruch zu tun – und sobald dies geschehen, will ich den Entwurf gerne unterzeichnen. Mit vielen herzlichen Grüssen bin ich Ihr Ernst Cassirer

Brief, Handschrift, 3 Seiten, am Kopf hsl. z. Z. Pontresina, 11. 6. 31 / Chalet Palü

97. Erwin Panofsky an Ernst Cassirer, 13. Juli 1931

Lieber und verehrter Herr Cassirer, ich benutze einen ruhigen Sonntagabend dazu, um Ihnen für Ihren wahrhaft reizenden Brief in etwas persönlicherer Form zu danken als in der „epistola togata“, die ich Ihnen in Angelegenheiten der von Stern heraufbeschworenen Hegelfeier262 schreiben musste (ich persönlich bin ja nicht so sehr für solche Feierlichkeiten, aber an eine Stellungnahme gegen die Anregung war natürlich, nachdem sie einmal ausgesprochen war, zumal in Gegenwart Emil Wolffs, nicht zu denken). Es hat mich zugleich enorm gefreut und (als Mahnung an alles das, was mir in Amerika fehlen wird)263 ein wenig bedrückt, zu sehen, wie genau Sie sich an jede Einzelheit unserer Barock-Gespräche erinnern, von denen ich bisher immer annahm, dass sie nur mir einen so lange und intensiv nachwirkenden Eindruck gemacht hätten. Solche Gespräche zu führen, wird mir nun freilich neun

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lange Monate versagt sein, denn in New York wird niemand sein, mit dem überhaupt zu sprechen möglich ist, geschweige denn in solcher Weise wie mit Ihnen. Adolph Goldschmidt war eben ein paar Stunden mit uns zusammen (er findet übrigens, dass ich damals doch zu Richter264 hätte fahren sollen, aber ich bin immer noch anderer Meinung), und was er erzählte, macht einem in vieler Beziehung Angst und Bange.265 Nun, mit der gewissen Aussicht auf Rückkehr und auf die Möglichkeit, die damals angesponnenen Fäden wieder aufzunehmen, werden sich die 5 Monate ja doch ertragen lassen. Vielleicht, dass ich dazu komme, ein bisschen von dem, was in den Einleitungsstunden des Kollegs zusammenphantasiert wurde, etwas präziser zu formulieren. Sehr schade ist es, dass Sie bei Edgar Winds vorgestrigem Vortrag (für längere Zeit die Abschiedsvorstellung der B. W.)266 nicht anwesend sein konnten. Es war ein ganz grosser Erfolg, mit ungewöhnlich vielem, wenn auch nur zu geringen Prozentsätzen arischem Publikum, und geradezu brausendem Beifall; und das, was Wind über die Beziehungen von Humes Skepsis zum Stile Gainsboroughs einerseits und von Beattys „Idealismus“ zum Stile Reynolds’s andererseits ermittelt hat, hätte Sie sicher ausserordentlich interessiert: wie Hume, so meinte Wind, sowohl den Enthusiasmus verneint, der den Menschen (im Vergleich mit dem Tiere) heroisiert als auch das „Angstverhalten“, das ihn (im Vergleich mit der Gottheit) demütigt und zerknirscht, und nur diejenigen „Tugenden“ gelten lässt, die entweder dem Träger oder anderen Menschen entweder nützlich oder angenehm sind, so malt G. die Menschen „natürlich“, Kinder beim Schmetterlingsfang, Admiräle als einfache gentlemen, Schauspielerinnen als einfache elegante Damen. Reynolds dagegen, der nachweislich ein Gegner Humes und ein Verehrer Beattys gewesen ist, hero i si er t die Porträtierten, gibt die Generäle mit Kanonengeknatter im Hintergrund, die Schauspielerinnen in ihren Rollen als Medea oder tragische Muse, und malt selbst die kleinen Kinder als den jungen Hannibal mit Schwert oder im Kostüm des erwachsenen Heinrich VIII. oder als kleinen Zeus mit Blitzbündel und Ziege Amalthea. Was mich daran besonders interessierte, war aber Folgendes, was Wind hinterher auch einräumte: der G.sche Naturbegriff ist seinerseits so mit gesellschaftlich anerkannten und daher unbewussten „Idealismen“ in bezug auf Stellung, Mimik, Draperie und selbst Landschaftsumgebung durchsetzt, dass seine „Nüchternheit“ gewissermassen vor der Konvent io n h a l t m a c ht (vielleicht gilt von Humes Skepsis letzten Endes ein Aehnliches), sodass seine Kinder, wiewohl sie in scheinbar natürlicher Weise einen Schmetterling jagen, im Grunde „konventioneller“ wirken, als die kleinen Hannibals des Reynolds, die gerade im Kontrast zu der heroischen Aufmachung viel klarer das zur Schau tragen, was wir als „Wahre“, süss-unbewusste „Kindlichkeit“ empfinden. Reynolds war ja

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tatsächlich zugleich von Michelangelo und Rembrandt begeistert, der damals als der klassische Vertreter der anti-konventionellen Natürlichkeit galt, weil er unsittlich lebte, Banquerott machte, sich nachlässig kleidete, und anstatt nach Italien zu gehen, Maria und Christus als arme Bettlergestalten darstellte. Diese Doppelbegeisterung scheint nun darauf hinzudeuten, dass Reynolds, so komisch uns seine Mittel erscheinen mögen, doch jedenfalls den Willen gehabt hat, die Schicht der Konvention in beiden Hinsichten zu durchbrechen, sowohl in Richtung auf das Ideal, als auch in Richtung auf die „natürliche Natur“; sodass, von hieraus gesehen, sich doch auch eigentümliche Verwandtschaften zwischen, sagen wir, Beatty und Rousseau contra Hume und Voltaire ergeben. Verzeihen Sie, wenn ich etwas ins Schwatzen gekommen bin, aber die Sache hat mich wirklich sehr interessiert, und ich erhoffe von Ihnen gerade jetzt eine Klärung auch dieser Probleme. Nun will ich wenigstens rasch schliessen und sage Ihnen beiden, auch im Namen meiner Frau, die schönsten Grüsse als Ihr stets und dankbar ergebener Erwin Panofsky.

Brief, Maschinenschrift, 3 Seiten, am Kopf msl. Hamburg, den 13. Juli 1931.

98. Ernst Cassirer an Gerhart Hauptmann, 10. Juni 1932

Sehr verehrter Herr Hauptmann! Nehmen Sie meinen herzlichsten Dank für Ihren freundlichen Brief und für die Zusendung Ihrer „Hochzeit auf Buchenhorst“267; ich brauche Ihnen nicht zu sagen, welch grosse Freude Sie mir mit beidem bereitet haben. Dieser Freude gesellte sich freilich eine gewisse peinliche Beschämung hinzu, als ich Ihre Worte las, daß Ihre Erzählung „kein Aequivalent“ für die Arbeiten sein könne, die ich Ihnen vor kurzem zugesandt habe. Denn gerade bei der Lektüre dieses Ihres neuesten Werkes und bei der Lektüre Ihrer Goethe-Rede268 ist mir wieder so ganz deutlich geworden, wie wenig sich an unmittelbar-persönlicher Eindrucks- und Anregungskraft eine gelehrte oder philosophische Gabe einer dichterischen vergleichen lässt. Wir anderen vermögen, wo wir ein poetisches Werk zu deuten versuchen, im Grunde doch immer nur Umrisse zu zeichnen; und nur dem Dichterwort eignet jene echte und wahrhafte Magie, durch die

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die poetische Gestalt selbst beschworen wird und leibhaft vor uns hintritt. Seit meiner Schul- und Studentenzeit, seit der Zeit, da sich in mir die erste Empfindung und die erste Empfänglichkeit für Dichtwerke regte, haben Ihre Werke mich immer wieder in diesen magischen Zauberkreis gezogen. Nun haben Sie, durch die Widmung, die Sie Ihrer Erzählung hinzugefügt haben, zu dem Bildzauber noch den Schriftzauber hinzugefügt und damit den Bann verstärkt und unentrinnbar gemacht. Nehmen Sie für alles den wärmsten Dank und die herzlichsten Grüsse Ihres Ernst Cassirer

Brief, Handschrift, 3 Seiten, gedruckter Briefkopf Prof. Dr. Ernst Cassirer / Hamburg 39, / Blumenstrasse 26 , hsl. 10/6 32

WIEN – ENGLAND (1933–1935)

99. Ernst Cassirer an Walther Küchler, 27. April 1933

Hochverehrter Herr Dekan. In der „Frankfurter Zeitung“ und in der „Vossischen Zeitung“ von heute morgen finde ich eine Notiz, in der davon die Rede ist, daß ich „aus privaten Gründen“ schon vor längerer Zeit einen Urlaub für das kommende Sommersemester nachgesucht und erhalten hätte; das „Hamburger Fremdenblatt“ fügt hinzu daß dieser Schritt „aus Gesundheitsrücksichten“ erfolgt sei. Diese Notiz enthält ein Missverständnis das ich sofort berichtigen möchte; denn es ist für mich natürlich von entscheidender Wichtigkeit, Sie hochverehrter Herr Dekan sowie die Fakultät über die Gründe die zu meinem Urlaubsgesuch geführt haben, nicht im Unklaren zu lassen. Ich habe in den ersten Apriltagen, unmittelbar nach dem Bekanntwerden der ersten Nachrichten über die Boykottbewegung gegen die deutschen Juden, an die Hochschulbehörde sowie an den Herrn Rektor der Universität ein Schreiben gerichtet, in dem ich ausführlich die Gründe dargelegt habe, aus denen es mir (unter den gegenwärtigen Umständen) leider nicht möglich sei, mein Amt als deutscher Hochschulprofessor länger zu verwalten. Diese Gründe waren keineswegs „privater“, sie waren vielmehr rein prinzipieller Natur. Ich denke von der Bedeutung und von der Würde des akademischen Lehramts zu hoch, als daß ich dieses weiter ausüben könnte zu einer Zeit, in der mir, als Juden, die Mitarbeit an der deutschen Kulturarbeit bestritten oder in der sie mir, durch gesetzliche Maßnahmen, in irgend einer Hinsicht geschmälert und verkürzt wird. Die Arbeit, die ich bisher innerhalb der Fakultät leisten durfte, beruhte darauf daß ich als gleichberechtigtes Mitglied anerkannt war: und sie empfing lediglich durch diese Voraussetzung ihren Sinn und ihren Inhalt. Mit dem Wegfall dieser Voraussetzung entfällt für mich jede Möglichkeit, in sachlich fruchtbarer Weise an den Arbeiten der Fakultät teilzunehmen. Ich habe daher in meinem Gesuch – das übrigens vor dem Bekanntwerden des neuen Beamtengesetzes269 eingereicht wurde – ausdrücklich nicht nur um Beurlaubung von meinen Vorlesungen und Übungen, sondern um eine Enthebung von allen Amtspflichten gebeten – und dieser Urlaub ist mir bis zur endgültigen, durch das Gesetz vor-

Wien – England (1933–1935)

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geschriebenen Regelung auch gewährt worden. So muss ich, hochverehrter Herr Dekan, fortan das Band als gelöst ansehen das mich bisher mit der Philosophischen Fakultät der Universität Hamburg verknüpft hat. Was diese Lösung für mich bedeutet: darüber wird es keines Wortes bedürfen. Aber das eine darf ich sagen, daß in all der tiefen Trauer über die Ereignisse der letzten Wochen und über das Schicksal der deutschen Juden das Gefühl der inneren Verbundenheit mit den Aufgaben und mit den Geschicken der Hamburgischen Universität mich nicht verlassen hat. Was immer auch kommen und wie mein persönliches Geschick und meine Arbeit sich künftig gestalten mag: die Jahre meiner Wirksamkeit an der Hamburgischen Universität deren höchstes akademisches Amt ich verwalten durfte, werden mir unverloren und unvergessen sein. Ich kann nicht scheiden, ohne Ihnen, hochverehrter Herr Dekan, und allA den anderen Kollegen, die mir so lange ihr Vertrauen geschenkt, die meine sachliche Arbeit gefördert und die mir immer wieder Beweise ihrer Sympathie und ihrer persönlichen Freundschaft gegeben haben, ein Wort des herzlichsten Dankes zu sagen. Die Erinnerung an dies alles ist das Beste, was ich aus meinem Amt als akademischer Lehrer mitnehme. Ich bin mit dem Ausdruck meiner aufrichtigen Verehrung Ihr sehr ergebener [Cassirer]

Brief, Handschrift, 4 Seiten, gedruckter Briefkopf Philosophisches Seminar der Universität / Hamburg 13 · Bornplatz 1/3 · Fernruf: H 3 Alster 5660/62 ; Telefonnummer handschriftlich geändert: 44 88 41, darunter hsl. 27. 4. 33 / An den Herrn Dekan der Philosophischen Fakultät, / Herrn Prof. Dr. Küchler / Hamburg A

all] Lesung unsicher

100. Ernst Hoffmann und Raymond Klibansky an Ernst Cassirer, 4. Mai 1933

Lieber Freund, heute aus […]A hierher zurückgekehrt hatte ich das mich tief bewegende Wiedersehen mit Klibansky u. habe erst heute alles Schreckliche der letzten Wochen erfahren. Ich grüsse Sie treu, aus schwerstem Herzen. Ihr Ernst Hoffmann. Herzlichst Ihre Thea Hoffmann.

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Briefwechsel 1893–1945

Lieber Herr Professor! Eben habe ich Hoffmanns an die Bahn gebracht; sie sind beide sehr erschüttert. Ich habe Sorge um ihn. – Bald mehr. Herzlichst grüßend Ihr Raymond Klibansky. In Rom traf ich Herrn K. Goldstein u. sprach ausführlich mit ihm. Bildpostkarte, Handschrift, einseitig beschriftet, am Kopf hsl. Venedig 4 V 33, Anschrift Herrn Prof. Dr. E. Cassirer. / p. Adr. Hrn. Waller / Wien / Dreihufeisengasse 11 (?) 9 (?) 7 (?) [sic], über dem Adressfeld N i c h t nach Hamburg nachsenden., auf der Bildseite Abb. mit Unterschrift Subiaco – Monastero di S. Scolastica – Chiostro Medioevale bassorilievo simbolico con iscrizione (IX sec.) A

[…]] unlesbar

101. Ernst Cassirer an Fritz Saxl, 10. Mai 1933

Bester Saxl! Die Bücherpackete sind gestern eingetroffen, und ich sage Ihnen für alles meinen herzlichen Dank. Bei der Ablieferung ereignete sich eine kleine Episode, die ich Ihnen nicht verschweigen möchte, da sie Ihrem oesterreichischen Herzen wohl tun wird. Bei der Zustellung der Bücher wurde zwar kein Zoll, wohl aber eine „Warenumsatzsteuer“ von nicht weniger als 30 Schilling erhoben. Dem Briefträger war natürlich nicht klar zu machen, daß eine solche Steuer nicht in Betracht käme: also musste ich selbst zum Hauptzollamt wandern. Hier hörte mich der Beamte, dem ich den Sachverhalt erklärte, sehr wohlwollend und verständnisvoll an, sagte aber zuletzt kopfschüttelnd: „Ja, wissen’S, wenn’s nicht gleich drei Packete wären; das is halt bisserl viel für Reiselektüre.“ Ich konnte ihm dann aber klar machen, daß ich – leider Gottes – in diesem Fall „bisserl viel Reiselektüre“ nötig hätte – und so wurden die Bücher ohne Umsatzsteuer ausgeliefert. Auch bei der Nationalbibliothek hat dank Ihrer Einführung alles vortrefflich geklappt; ich bin jetzt dort vollständig installiert und die Arbeit beginnt mir Freude zu machen. Den Lasswitz270, der sich in dem Bücherpacket nicht fand, werde ich mir sicher von dort beschaffen können. Frl. Bing vielen herzlichen Dank für den Brief, der mich sehr erfreut hat! Ja, es giebt noch derlei Inschriften – doch sollte man derartige hübsche Beobachtungen „sekretieren“, sonst befürchte ich allerlei für Inschrift – und Haus.271

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Mit den herzlichsten Grüssen an Sie alle bin ich Ihr E. C. Brief, Handschrift, 2 Seiten, am Kopf hsl. Wien, 10. V. 33 / VI, Dreihufeisengasse 11

102. Ernst und Toni Cassirer an Erwin Panofsky, 31. Juli 1933

Lieber Panofsky! Seit Wochen und Monaten trage ich mich mit dem Gedanken, an Sie zu schreiben. Aber das Wesentliche und Wichtigste von dem, was ich Ihnen sagen möchte, lässt sich einem Brief kaum anvertrauen – und so habe ich mich bisher darauf beschränkt, es unserem Freund S.272 zu sagen, der Ihnen von unseren Gesprächen wohl berichtet haben wird. Ich kann, ebensowenig wie Sie selbst, in diesem Augenblick keine feste Entscheidung über meine Zukunft treffen; aber ich habe das bestimmte Gefühl, daß diese Zukunft, wenn sie sich für mich wirklich wieder ertragreich und sinnvoll gestalten soll, nicht von mir allein gestaltet werden kann. Und ich könnte mir nichts Besseres denken, als wenn wir ein Teil unserer gemeinsamen Arbeit, ein Stück des alten „Hamburg“, das S. und Sie und ich aufzubauen versucht haben, erhalten und an anderer Stelle neu aufgebaut werden könnte. Eine Hoffnung, daß dies geschehen kann, besteht ja jetzt zweifellos – und diese Hoffnung ist für alle meine eigenen Zukunftspläne von entscheidender Wichtigkeit. Ich habe, wie Sie gehört haben werden, eine Einladung nach Amerika, an ein neu begründetes philosophisch-soziologisches Institut273, obwohl sie in mancher Hinsicht verlockend schien, abgelehnt, weil ich damit auf den Gedanken einer Zusammenarbeit mit Ihnen u. den anderen Hamburger Freunden ein für alle Mal hätte verzichten müssen. Jetzt bietet sich die Aussicht, für ein Jahr nach Oxford zu gehen274, aber auch sie betrachte ich vor allem unter dem Gesichtspunkt, daß sie nicht allein meiner eigenen Arbeit dienen, sondern anderes und – Grösseres vorbereiten soll. Und daß Sie, lieber P., in diesem Wunschtraum, der vielleicht doch etwas mehr ist, eine wichtige Rolle spielen – das brauche ich Ihnen nicht zu sagen. Ich hoffe, daß Sie daran denken – und ich wünschte sehr bald einmal etwas Näheres über Sie, über Frau und Kinder und über Ihre eigenen Aussichten und Absichten zu hören. Sie selbst hören mehr von mir, sobald ich irgend einen festen Entschluss fassen kann – was nicht eher möglich sein wird, ehe ich

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aus Hamburg, wohin ich über die Oxforder Einladung berichtet habe, einen festen Bescheid erhalten haben werde.275 Wir wollen jetzt noch einige Tage aufs Land gehen – und ich wäre sehr dankbar, wenn Sie mir dorthin (unter der Adresse: Kirchberg am Wechsel, Nied-Oesterreich bei Waller) ein paar Zeilen schreiben wollten. Für heute nun noch die allerherzlichsten Grüsse an Sie, sowie an Frau und Söhne. Ihr E C. Liebe Pans! Da würde ich aber doch lachen, wenn wir uns schliesslich irgend wo zusammen fänden! Dass ich dabei nicht nur an die lieben Eltern, sondern an die beiden Jungen denke, die ich besonders ins Herz geschlossen habe, gestehe ich ohne Erröten. Denn auf diese Kinder kommt es jetzt an, nicht auf uns Alten. Wie sieht es wohl in ihren Köpfen aus? Grüssen Sie sie bitte recht herzlich. Sie sollen mir doch einmal ein Wort schreiben. Herzlichst Ihre T. C. Brief, Handschrift, 6 Seiten, am Kopf hsl. Wien, 31. 7. 33 / VI, Dreihufeisengasse 11 (bei Waller)

103. Ernst Cassirer an Fritz Saxl, 31. Juli 1933

Lieber und Verehrter! Es ist schwer, im Augenblick auf Ihre Frage zu antworten u. ein Thema, das für Ihren Zweck276 geeignet wäre, sozusagen aus dem Ärmel zu schütteln. Da aber jetzt die alte Shakespeare-Leidenschaft in mir wütet – ich habe jetzt das Sh’sche Drama zum ersten Mal englisch gelesen und genossen – so möchte ich es am liebsten damit versuchen. Sagen wir also kühn: Sh’s Drama und der Geist der Renaissance – (als Ergänzung und Ausführung der Seiten aus der Schule von Cambridge277)[.] Meinen Sie, daß das nicht das Rechte oder daß es allzu anspruchsvoll ist, so will ich gern auf etwas anderes denken. – Was Oxford anlangt, so konnte ich natürlich dort noch nicht endgültig annehmen: ich habe aber meine prinzipielle Bereitschaft erklärt

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für den Fall, daß die Behörde zustimmt. Nun muss ich auf Antwort aus Hamburg warten;278 lautet sie positiv, so will ich so bald als möglich nach England gehen, um noch möglichst viele Fortschritte im Sprechen zu machen. In den nächsten Tagen erreichen mich Nachrichten in Kirchberg am Wechsel (Nied-Oesterr.) bei Waller. An P. habe ich heute ausführlich geschrieben. Wie immer herzlich der Ihre! E. C. Brief, Handschrift, 2 Seiten, am Kopf hsl. Wien, 31. 7. 33

104. Ernst Cassirer an Åke Petzäll, 5. August 1933

Sehr geehrter, lieber Herr Petzäll! Nehmen Sie meinen herzlichen Dank für Ihren Brief und für die Zusendung Ihrer beiden Schriften.279 An die schwedische Abhandlung habe ich mich noch nicht herangetraut, da ich Schwedisch jetzt zwar ohne wesentliche Schwierigkeiten lese, mir die Lektüre aber vorläufig doch noch eine gewisse Mühe bereitet. Um so gründlicher habe ich mich in Ihren erkenntnistheoretischen Aufsatz vertieft. Er kam mir sehr gelegen, da ich selbst gerade mit einer Auseinandersetzung mit den Schriften des „Wiener Kreises“ beschäftigt war,280 auch bei meinem letzten Aufenthalt in Wien mit einigen Vertretern desselben, vor allem Dr. Popper, die Fragen, die in Ihrer Schrift behandelt werden, diskutiert habe. Nun freue ich mich sehr darauf, diese Diskussion mit Ihnen in Göteborg fortsetzen zu können: der Gesichtspunkt, aus dem heraus Sie Ihre Kritik führen, stimmt durchaus mit dem meinigen überein. Ich rechne damit, spätestens am 20. August in Göteborg einzutreffen und zunächst bei Herrn Pineus281 zu wohnen, der meine Frau und mich freundlich eingeladen hat. Bitte schreiben Sie mir noch ein Wort darüber, ob ich Sie um diese Zeit in G. antreffen würde; ich möchte sehr gerne die Frage meiner Vorlesungen für das nächste SemesterA noch einmal gründlich mit Ihnen und Prof. Jacobsson besprechen. Für heute nur noch die besten Grüsse an Sie und Ihre Frau von Ihrem Ernst Cassirer

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Brief, Handschrift, 2 Seiten, am Kopf hsl. z. Z. Bad Karlsbrunn (Schlesien) / Č. S. R, 5. 8. 33« A

Semester] Semester,

105. Ernst Cassirer an Werner von Melle, 16. November 1933

Hochverehrter Herr von Melle, Nehmen Sie meinen herzlichsten Dank für Ihren freundlichen Brief, der mir eine grosse und unerwartete Freude bereitet hat.282 Die letzten Monate waren für mich reich an traurigen Erfahrungen und bitteren Enttäuschungen; aber sie haben mir auf der anderen Seite so viele Freundschaftsbeweise und so viele Beweise echten menschlichen Verständnisses gebracht, daß mir dadurch das Gefühl der persönlichen Verbitterung erspart geblieben ist. Aber unter all diesen Beweisen giebt es wohl keinen, der mich tiefer ergriffen und freudiger bewegt hatte, als Ihr Brief. Wir alten Hamburger Professoren haben uns seit langem gewöhnt, in Ihnen, sehr verehrter Herr von Melle, den eigentlichen „Vater der Universität“ zu sehen und zu verehren. Nichts konnte mir daher wertvoller, nichts innerlich-stärkender sein, als das Urteil, das Sie über meine Lehrtätigkeit in Hamburg fällen. Ich werde die Jahre meiner akademischen Tätigkeit in Hamburg nicht vergessen – und wie immer mein Schicksal sich gestalten mag, so wird der Dank für all das, was ich diesen Jahren und was ich Ihnen im besonderen schulde, ungeschwächt in mir weiterleben. Ich habe hier in Oxford die freundlichste Aufnahme und wahrhaft-schöne und gute Arbeitsbedingungen gefunden; – aber es bedarf Worte wie der Ihrigen, um die Bitterkeit der letzten Erfahrungen zu lindern und mich mit neuem Mute an die Arbeit gehen zu lassen. In herzlicher Verehrung bin ich Ihr aufrichtig ergebener Ernst Cassirer

Brief, Handschrift, 4 Seiten, gedruckter Briefkopf All Souls College, / Oxford , hsl. 16. XI. 33

Wien – England (1933–1935)

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106. Ernst Cassirer an Albert Einstein, 8. Januar 1934

Sehr verehrter, lieber Herr Einstein. Ich möchte heute nochmals Ihren Rat über die Fragen der Jerusalemer Universität283 in Anspruch nehmen, die wir kurz vor Ihrer Abreise eingehend besprochen haben. Über die Schritte, die seither unternommen worden sind, sind Sie ja wohl durch die Briefe von Klibansky eingehend informiert. Er hat sich der Sache mit einem wahren Feuereifer angenommen und, so weit ich es beurteilen kann, schon viel Gutes für sie gewirkt; auch sehe ich zu meiner Freude aus dem Brief, den Sie an Sir Philip Hartog gerichtet haben, daß Sie mit allen seinen bisherigen Schritten durchaus einverstanden sind. Die Frage scheint jetzt aber in ein neues Stadium zu treten, da der Bericht der Untersuchungskommission abgeschlossen zu sein scheint, und nun wohl in einer oder der anderen Form Ihnen oder einem weiteren Kreise zugänglich gemacht werden wird. Unter diesen Umständen hielt Herr Yahuda eine neue Besprechung für erforderlich, zu der ich neulich in London war. In der Beratung, an der auch Prof. Sand teilnahm – Klibansky war für einige Tage verreist – äusserte Y. vor allem seine Befürchtung, daß die Kommission nun versuchen würde, ei n z el n e von uns zu einer Stellungnahme gegenüber ihren Resultaten zu veranlassen. Er wünschte vor allem von mir zu hören, wie ich mich verhalten würde, wenn Sir Philip Hartog, der schon vor seiner Abreise nach Jerusalem eine kurze Rücksprache mit mir hatte, sich jetzt mit mir in Verbindung setzen würde, um mich zu irgend einem Urteil über die Tätigkeit und die Ergebnisse der Kommission zu veranlassen. Ich habe darauf erwidert, daß ich, der ich über die Verhältnisse an der Universität Jerusalem im wesentlichen durch Sie und Yahuda orientiert sei, in keinem Falle ein solches Urteil abgeben würde, ohne mich mit Ihnen beiden ins Einvernehmen gesetzt u. den ganzen Komplex von Fragen nochmals eingehend mit Ihnen durchgesprochen zu haben. Yahuda stimmte dem lebhaft bei und meinte, daß überhaupt nur von einer gemeinsamen Beratung u. einer event. gemeinschaftlichen AktionA irgend etwas positiv-Förderndes zu erwarten sei. Er bat mich, Sie von dem Ergebnis unserer Unterredung zu verständigen u. Ihre persönliche Zustimmung einzuholen. Wir wären dankbar, wenn auch Sie, falls etwa jetzt von der Kommission oder von einer anderen Seite irgend eine bestimmte Erklärung verlangt würde, den gleichen prinzipiellen Standpunkt einnehmen, d. h. diese Erklärung nicht früher geben wollten, als eine erneute Beratung zwischen uns u. event. eine gemeinsame Prüfung des Kommissionsberichts durch uns

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Briefwechsel 1893–1945

stattgefunden hat. Natürlich wollen wir Ihre Zeit, die jetzt sicher mehr als je in Anspruch genommen ist, nicht unnütz in Anspruch nehmen; ein kurzes Wort von Ihnen, an Yahuda oder mich gerichtet, würde uns vollauf genügen. Ich bin mit herzlichen Grüßen Ihr aufrichtig ergebener Ernst Cassirer

Brief, Handschrift, 4 Seiten, am Kopf hsl. Oxford, 8. 1. 34 / 165 Woodstock Road A

Aktion] Lesung unsicher

107. Albert Einstein an Ernst Cassirer, 21. Januar 1934

Verehrter Herr Cassirer! Ihren und Yahudas Vorschlag, dass wir nicht ohne vorherigen Meinungsaustausch uns zu dem Gutachten äussern sollen, erscheint mir durchaus berechtigt. Bisher habe ich über das Gutachten nichts vernommen. Dagegen habe ich zuerst von Herrn Fränkel284 und dann von Herrn Kohn (Sekretär der Kommission) Briefe bekommen, die offenbar bestellt waren und mich vertrauensvoll machen sollten. Nach meiner Ansicht ist die Aussicht auf wirkliche Besserung zwar gering, aber doch vorhanden. Es wäre wohl falsch, von vornherein den Mangel an gutem Willen vorauszusetzen, wie es Yahuda tat und sich weigerte, sich von der Commission befragen zu lassen. Sobald ich etwas Zuverlässiges höre, werde ich Ihnen oder Yahuda gleich schreiben. Herzlich grüsst Sie Ihr [Einstein]

Brief, Maschinenschrift, 1 Seite, am Kopf msl. Princeton, den 21. Januar 1934 / Professor Dr. Ernst Cassierer / 165 Woodstock Road / Oxford

Wien – England (1933–1935)

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108. Ernst Cassirer an Paul Geheeb, 5. Juli 1934

Lieber Paulus! Haben Sie herzlichsten Dank für Ihren Brief, der mich hier in Wien erreicht hat. Ich habe im Lauf der letzten Monate durch Onkel Max285 und Kurt286 immer wieder die herzlichsten Grüsse an Sie und Edith bestellen lassen – weiss aber nicht, ob all diese Botschaften Sie auch erreicht haben. Auch war es mein sehnlicher Wunsch, bei der Durchreise durch die Schweiz zu Ihnen beiden zu kommen, um mir die Stätte Ihrer neuen Wirksamkeit persönlich anzusehen.287 Das ist dann leider dadurch durchkreuzt worden, daß ich durch die Abwicklung einiger unerfreulicher Angelegenheiten288 länger als ich gedacht in England zurückgehalten wurde und für die Schweiz nur ganz kurze Zeit zur Verfügung hatte. Aber aufgeschoben ist hoffentlich nicht aufgehoben! Ich bin sehr gespannt Ihr neues Institut zu sehen – denn seit langem hat mir nichts so grosse Freude gemacht als Ihre schöne Antrittsrede, deren Text ich durch Frl. Levy289 in Oxford erhielt.290 Der Kreis der Menschen, mit denen ich mich innerlich und in meiner Grundüberzeugung ganz einig weiss, ist klein – erschreckend klein geworden. Aber Sie lieber Paulus, werden, das weiss ich, immer zu diesem Kreise gehören. Ihren alten ethisch-pädagogischen Lieblingsspruch „Werde was Du bist“ müsste man jetzt fast mit einem andern: „Bleibe was Du bist“ vertauschen. Und S ie sind diesem Wahlspruch treu geblieben – unter all den fragwürdigen „Wandlungen“, die so viele andere vollzogen. – Und nun zu den eigentlichen Fragen Ihres Briefes. Was Genoveva Hartlaub291 betrifft, so würde ich mich an Ihrer Stelle einmal unter eingehender Darlegung des Sachverhalts an den International Student Service wenden und dort ein Studien-Stipendium für sie zu erwirken suchen. Der I. St. S. hat, soviel ich weiss, sein Centralbureau in G en f und es wird daher für Sie leicht sein, mit ihm in persönliche Fühlung zu kommen. Gelingt dieser Plan nicht, so könnte man an die Rhodes-Stiftung292 denken, die jährlich eine grosse Zahl von Studien-Stipendien an begabte und besonders empfohlene jüngere Leute vergiebt. Ich würde in diesem Falle raten, sich an Prof. Albert Mendelssohn-Bartholdy in Hamburg zu wenden, der in kurzer Zeit nach Oxford (Balliol College) übersiedeln wird. Er stand bis vor kurzem an der Spitze des deutschen Komitees, das die Auswahl der Rhodes-Scholars leitete. Ob er sich noch in dieser Stellung befindet, weiss ich nicht ganz genau; jedenfalls wird er Sie am besten über die erforderlichen Schritte beraten können. Wenn Sie ihm schreiben, berufen Sie sich bitte auf mich; ich bin lange Zeit mit ihm

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Briefwechsel 1893–1945

freundschaftlich und kollegial verbunden gewesen u. freue mich, ihn bald wieder in Oxford begrüssen zu können. Was Sie mir über Sp.293 schreiben, ist traurig. Ich hatte bei der Durchreise durch Zürich auch Gelegenheit, die Frage der dortigen Neubesetzung mit einigen Herren zu besprechen. Dabei wurde mir gesagt, daß man bei Sp. vorher angefragt habe, ob er einem Ruf folgen würde – die Antwort habe aber gelautet, daß er ohne Einwilligung der „höchsten Stelle“ keine Entscheidung fällen könne. Er hat leider die Klarheit und Sicherheit nicht besessen, kraft deren Sie, lieber Paulus, sich Ihren neuen Arbeits- und Wirkungskreis aufgebaut haben. Es ist schon so, wie AlHafi in Nathan sagt: „wer nicht Knall und Fall Sich selbst zu leben sich entschliessen kann – Der lebet, anderer Sklav, auf immer.“294 Und leider handelt es sich in diesem Fall nicht nur um ein Einzelschicksal sondern um ein typisches Schicksal einer ganzen geistigen Schicht! Nun leben Sie wohl, grüssen Sie Edith herzlichst von uns beiden – und hoffentlich auf baldiges Wiedersehen. Ihr Ernst C. Brief, Handschrift, 8 Seiten, gedruckter Briefkopf All Souls College, / Oxford., hsl. Zusatz z. Z. Wien VI, Dreihufeisengasse 11 / bei Waller, 5. 7. 34 ; am Kopf der 4. Seite von fremder Hand hsl. International Student Service, Genève, Rue Calvin 13.

109. Ernst Cassirer an Paul Oskar Kristeller295, Leo Strauss und andere, 29. Juli 1934

Ich bin gestern an meinem sechszigsten Geburtstag durch eine Sammlung philosophischer Aufsätze überrascht worden, die mir eine Reihe jüngerer Freunde und Schüler als Festgabe überreicht hat.296 Es ist die schönste Gabe, die mir dieser Tag gebracht hat – und so fühle ich, dass das e r s te Wort des Dankes all denen gelten muss, die an ihr mitgewirkt haben. Noch ist es freilich zu früh, um meinen Dank in der rechten Weise abzustatten. Jede dieser Abhandlungen hat ihren besonderen Gehalt und Wert – und so würde denn auch jeder von ihr ein eigenes Dankwort gebühren. Aber dieser individuelle Dank kann erst dann abgestattet werden, wenn ich mich gründlich und eingehend in jeden einzelnen Aufsatz vertieft habe. Darüber kann und wird vielleicht lange Zeit vergehen, zumal mir jetzt die Tage wirklicher Konzentration und unbeschwerter Musse kärg-

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licher als früher zugemessen sind. So mag denn, was Euch allen gilt, die Ihr an dieser Festgabe mitgearbeitet habt, schon jetzt, in der Form dieses allgemeinen Dankes, ausgesprochen werden. Unter den Mitarbeitern dieser Schrift finde ich die Namen einiger meiner nächsten Schüler und Freunde. Und doch habe ich das Gefühl, dass es keine bloss schulmässige Bindung ist, die all diese verschiedenen Aufsätze mit einander verknüpft. Ich selbst bin vielleicht niemals ein guter und eigentlicher philosophischer „Lehrer“ gewesen – denn mir fehlte der Glaube an die Möglichkeit und Notwendigkeit schulmässiger Bindungen im Gebiet der Philosophie. Die Gemeinschaft, die mich mit meinen Schülern verband, habe ich stets, weit mehr denn als eine blosse Gemeinschaft in bestimmten feststehenden Ergebnissen, als eine Gemeinschaft des philosophischen Wollens, des Forschens und Fragens betrachtet und empfunden. Aber bei der Gabe, die jetzt vor mir liegt, scheint es sich mir noch um etwas Anderes und um etwas Tieferes zu handeln. Dass Ihr mir in d i es e m Augenblick diese Gabe überreichen konntet – das ist es, was für mich ihren einzigartigen und unvergesslichen Wert ausmacht. Es ist ein Augenblick, der an jeden von Euch die schwersten Anforderungen stellt, und der mit ernster Sorge um die nächste Zukunft belastet ist. Durch all das habt Ihr Euch nicht entmutigen und nicht beirren lassen – Ihr habt meinen 60. Geburtstag gefeiert, wie wir ihn sonst wohl, in früheren glücklicheren Zeiten, hätten gemeinsam feiern können und dürfen. Und damit habt Ihr mir das Beste gegeben, was mir gerade jetzt zu Teil werden konnte. Euer Arbeitswille und Eure Arbeitskraft – das sehe ich aus jeder Eurer Gaben – ist nicht erlahmt. Solche Unbeirrbarkeit ist das Glück und das Vorrecht der Jugend. Aber dass Ihr mich so natürlich und selbstverständlich, wie Ihr es durch Eure Festgabe bekundet, zu Euch rechnet, und dass Ihr mich Eurem eignen Lebens- und Arbeitskreis als unmittelbar zugehörig empfindet: das beweist mir, dass ich den rechten Weg gegangen bin – den Weg, der mich, mit Euch, weiter- und vorwärtsführen wird. Wohl werden mir die nächsten Jahre – wie könnte es anders sein – hie und da Zeiten sinkender Arbeitskraft und nachlassenden Arbeitsmutes bringen. Aber in solchen Zeiten werde ich zu Eurer Festgabe greifen – und sie wird mir eine Mahnung und Verpflichtung bedeuten. Sie wird mich daran erinnern, was Ihr von mir erwartet und von mir fordert. So habt Ihr durch Eure Gabe einen Teil Eurer eigenen Jugend und Eures unerschütterten Lebens- und Arbeitswillens auf mich verpflanzt. Ein schöneres und ein tiefer-beglückendes Geschenk von Dreissigjährigen an einen Sechzigjährigen kann es nicht geben. gez. Ernst Cassirer Brief, Maschinenschrift, 3 Seiten, am Kopf msl. Kirchberg am Wechsel / 29. Juli 1934

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Briefwechsel 1893–1945

110. Ernst Cassirer an Adelheid Heimann, 15. August 1934

Liebes Frl. Heimann. Nehmen Sie meinen herzlichsten Dank für Ihre freundlichen Geburtstagswünsche, die mich ganz besonders erfreut haben. Ich habe den Tag in aller Stille und Einsamkeit, aber doch in der schönsten und mich innerlichst-beglückenden Weise gefeiert. Die Art, wie meine Schüler seiner gedacht, und wie alte und neue Freunde mich beglückwünscht haben – das alles hat das, was ich von diesem Tag erwarten und erhoffen konnte, weit überstiegen – und es hat mir das Bild von anderen Geburtstagsfeiern wieder lebendig gemacht, die wir beide zusammen in besseren Zeiten begangen haben. Wenn e t w a s fehlte, so war es nur der nun schon traditionell-gewordene Blumengruß, den ich von Ihnen, liebes Frl. Heimann, an jedem 28. Juli erhielt! Aber ich habe gerade im letzten Jahre auch mehr als je gelernt, daß echte und wahrhafte Tradition nicht an äussere Zeichen gebunden ist. Wir alten „Hamburger“ sind mit einander so verbunden geblieben, wie wir es nur jemals waren, und wollen es auch weiter bleiben. Schade, daß Sie den ersten Vortrag nicht miterlebt haben, den ich in diesem Sommer in der Bibliothek Warburg gehalten habe.297 Es war wie ein Wunder: der alte Kreis und die alte Arbeitsgesinnung, nur in eine andere Umgebung verpflanzt. Ich hoffe, daß auch Sie sich in die neuen Arbeits- und Lebensbedingungen hineingefunden haben und guten Mutes sind. Ende Juni waren meine Frau und ich auf der Durchreise in Paris,298 – aber leider nur für wenige Stunden, so daß wir Sie nicht benachrichtigen konnten. Aber im kommenden Jahr rechne ich bestimmt auf ein Wiedersehen mit Ihnen – sei es, daß unser Weg uns nach Paris oder der Ihre Sie nach London führt. Bis dahin bin ich mit nochmaligem herzlichem Dank und mit besten Grüssen Ihr Ernst Cassirer

Brief, Handschrift, 3 Seiten, am Kopf hsl. z. Z. Bad Karlsbrunn, 15. 8. 34

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111. Ernst und Toni Cassirer an Fritz Saxl, 8. September 1934

Liebster Saxl! Von einer Pilgerfahrt zum Claudius Civilis299 senden Ihnen und der gesamten B W die herzlichsten Grüsse Ernst Cassirer, Toni CassirerA Von nächster Woche ab: Uppsala, Gillethotell Hier ist es sehr, sehr schön!B Bildpostkarte, Handschrift, einseitig beschriftet, auf der Bildseite eine Abbildung von Rembrandts ›Verschwörung des Claudius Civilis‹, auf der Briefseite Nationalmuseum Stockholm und Bildunterschrift Abb. Rembrandt van Rijn / Claudius Civilis’ sammansvärjning , hsl. Datum 8. 9. 1934, Anschrift Prof. Fritz Saxl / The Warburg Institute / 3 Thames House, Mittbank / London S. W. 1 A B

Toni Cassirer] Von Toni Cassirers Hand Hier … schön!] Von Toni Cassirers Hand

112. Ernst Cassirer an Fritz Saxl, 1. Februar 1935

Lieber Saxl. Wie versprochen sende ich Ihnen heute die Zettel der Bücher, die ich gern am nächsten Mittwoch-Vormittag im Brit. Mus. noch einmal einsehen möchte. Bitte machen Sie sich aber keine besondere Mühe damit, und bestellen Sie sie nur, wenn das auf postalischem Wege möglich ist – ich kann mich auch ohne sie behelfen und wollte sie eigentlich nur zur Beruhigung meines wissenschaftlichen Gewissens nochmals konsultieren. Da englische Hörer mit Vico vermutlich sehr wenig vertraut sind, wird es sich vielleicht empfehlen, ihnen einige ganz kurze bibliographische Hinweise über die englische Vico-Litteratur in die Hand zu geben. Ich lege eine ganz kurze Liste bei, die entweder kursieren kann oder die Sie vervielfältigen und den Teilnehmern mitgeben können.300 –

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Briefwechsel 1893–1945

Es war sehr schön in der B. W., in der ich mich leider immer wieder besonders – und fast ausschliesslich – „zuhause“ fühle. Mit herzlichen Grüssen an Sie alle Ihr „Hausphilosoph.“ Brief, Handschrift, 2 Seiten, am Kopf hsl. Oxford 1. II. 35

SCHWEDEN (1935–1941)

113. Ernst Cassirer an Albert Schweitzer301, 30. Januar 1936

Sehr verehrter, lieber Herr Schweitzer! Seit Ende August sind wir in Göteborg. Wir sind hier mit grösster Freundschaft aufgenommen worden und hatten das Glück eine herrliche Wohnung zu finden und unseren Hausstand mit der ganzen Bibliothek hierher zu bekommen. Nun bin ich seit vielen Wochen tief in der Arbeit, die mir nach der langen Pause in EnglandA grosse Freude macht. Ich hoffe Ihnen bald etwas neues schicken zu können. – – Unterdessen erlaube ich mir Ihnen im Manuskript die Ansprache zugehen zu lassen, die ich anlässlich meiner Einführung in die Hochschule gehalten habe.302 Ich hoffe, dass Sie daraus ersehen werden, wie sehr ich mit Ihnen in den grundlegenden philosophischen und ethischen Fragen übereinstimme. Da ich nicht weiss, wo Sie sich im Augenblick aufhalten lasse ich den Brief nach Lambarene gehen. Es wäre mir eine grosse Freude zu erfahren, wie es Ihnen geht und ob vielleicht die Aussicht auf ein Wiedersehen in absehbarer Zeit besteht. Wir werden von Mitte Mai anB ungefähr 4 Wochen in England sein. Mit den besten Grüssen von mir und meiner Frau, bin ich Ihr Ernst Cassirer

Brief, Maschinenschrift, 1 Seite, am Kopf msl. 30. I. 36. A B

England] England, an] an,

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Briefwechsel 1893–1945

114. Ernst Cassirer an Karl Elof Åkesson, 6. Februar 1936

Sehr geehrter Herr Åkesson! Ich möchte Ihnen nur mitteilen, daß ich soeben eingehend mit Prof. Niels Bohr gesprochen und ihm auch Ihre Einladung, im Philosophischen Verein zu sprechen, überbracht habe. Er bedauert, daß er einer früheren Einladung, die durch Prof. Tegen an ihn erging, nicht folgen konnte, da er durch Krankheit verhindert war. In nächster Zeit wäre er aber sehr gerne bereit, bei Ihnen zu sprechen, – muss aber in diesem Monat freilich noch eine Reise nach England unternehmen. Das Beste ist wohl, wenn Sie jetzt selbst an ihn schreiben und einen Zeitpunkt für seinen Besuch in Lund vereinbaren. Mit nochmaligem besten Dank für den freundlichen Empfang und insbesondere für die schönen Stunden, die ich in Ihrem Hause verleben durfte, bin ich mit den besten Grüssen an Ihre Frau u. Sie Ihr Ernst Cassirer

Brief, Handschrift, 2 Seiten, gedruckter Briefkopf Turist Hotel / Telefon 1862 (6 Linier) / Telegr.-Adr: Turisthotel / København · V / (Copenhagen) / Vestre Boulevard 8 , Datum hsl. 6. 2. 1936

115. Otto Neurath an Ernst Cassirer, 20. April 1936

Sehr geehrter Herr Professor, Anbei übersende ich Ihnen den Prospekt des Zweiten Internationalen Kongresses für Einheit der Wissenschaft303, der das Problem der Kausalität in Physik und Biologie behandeln wird, ebenso wie in den Nachbarwissenschaften Psychologie, Soziologie usw. Der Ort des Kongresses, Kopenhagen, wurde bereits bei den vorbereitenden Besprechungen in Paris festgelegt, der Zeitpunkt wurde auf Grund der dringenden Vorschläge unserer dänischen Freunde gewählt. Im Namen des Organisationskomitees lade ich Sie ein, sich an diesem Kongress zu beteiligen. Ich würde mich freuen, bald von Ihnen zu erfah-

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ren, zu welchem Thema Sie gern das Wort ergreifen möchten, sei es mit einem eigenen Vortrag, oder innerhalb der Diskussionen. Der Debatte soll ein weiter Raum gegeben werden, und wir bereiten sie sorgfältig vor. Wir würden uns sehr freuen, Sie bei diesem Kongress begrüssen zu können. Der Bericht über den ersten Kongress, Paris 1935, erscheint bei Hermann & Co und wird demnächst ausgedruckt vorliegen. Ein kurzer zusammenfassender Bericht ist in der ERKENNTNIS erschienen, ebenso wie von unseren früheren vorbereitenden Konferenzen.304 In der Hoffnung, bald Ihre Zusage zu erhalten, hochachtungsvoll [Neurath]

Brief, Maschinenschrift, 1 Seite, am Kopf msl. Göteborg, 20. 4. 36., darunter msl. Herrn Professor Ernst Cassirer / Göteborg

116. Gertrud Bing an Ernst Cassirer, 24. April 1936

Lieber Herr Cassirer, Saxl sitzt augenblicklich bis über die Ohren in Korrekturen der „Melancholie“305. Er hat mich deshalb gebeten, Ihre Karte zu beantworten. Der genaue Titel Ihres Vortrags ist: „CRITICAL IDEALISM AS A PHILOSOPHY OF CULTURE“306, und ist für den 26. Mai angekündigt. Bitte schicken Sie uns auch das Manuskript, entweder vorher oder wenn Sie selbst herkommen – es kann sowohl übergearbeitet wie, wenn Sie wollen, abgeschrieben werden. Wir sind noch etwas besorgt um das Schicksal des ersten Exemplars Ihrer Festschrift307, das Ihnen vor Ostern geschickt wurde. Hoffentlich hören wir nun bald von Ihnen, dass es angekommen ist. Hier ist im ganzen alles unverändert. Dass unser Fortzug nach Amerika definitiv abgelehnt ist habe ich, soviel ich mich erinnere, Ihrer Frau geschrieben, aber unsere Zukunft hier ist alles andere als gesichert. Für nächstes Jahr ist eigentlich noch kein Pfennig Geld vorhanden, und auch in Bezug auf die Unterkunft, die wir nach unserm im September bevorstehenden Fortzug aus Thames House bekommen werden, ist noch nichts entschieden.308 Das ist natürlich eine Lage, die uns bei allem

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Briefwechsel 1893–1945

Vertrauen ziemlich nervös macht, besonders angesichts der europäischen Situation, die ja in der Fortführung eines wissenschaftlichen Unternehmens nicht sehr günstig ist. Immerhin, wir tun so, als ob nichts wäre, und freuen uns einstweilen sehr auf Ihren und Ihrer Frau Besuch. Wie stets, mit den herzlichsten Grüssen an Sie beiden, Ihre [Gertrud Bing]

Brief, Maschinenschrift, 2 Seiten, Datum msl. den 24. April 1936 , auf der zweiten Seite unten msl. Herrn Prof. Dr. Ernst Cassirer / Föreningsgatan 11 / Goetheborg

117. Ernst Cassirer an Fritz Saxl, 12. Mai 1936

Liebster Saxl! Ich habe das Ms. meines Vortrags309 noch einmal einer Durchsicht unterzogen und möchte es Ihnen nun vorher zur Begutachtung vorlegen. Am besten wäre es, wenn Sie es abschreiben lassen könnten – durch einen intelligenten Schreiber, der bei dieser Gelegenheit auch die Fehler und Härten des englischen Ausdrucks beseitigen könnte. Meine Äusserungen über die B W werden Sie mir hoffentlich n ic h t streichen oder beschränken – sie drücken nur einen kleinen Teil des wirklichen Sachverhalts aus. Am Montag früh (18. V) wird mein erster Gang zu Ihnen sein – und ich habe mich schon seit langem auf Nichts so herzlich gefreut! Ihr E. C.

Postkarte, Handschrift, beidseitig beschriftet, gedruckter Briefkopf Prof. Dr. Ernst Cassirer / Göteborg, / Föreningsgatan 11, hsl. 12/5 36

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118. Ernst Cassirer an Otto Neurath, 12. Mai 1936

Sehr geehrter Herr Doktor! Nehmen Sie meinen herzlichen Dank für Ihre freundliche Einladung zu dem Zweiten Kongress für Einheit der Wissenschaft. Das Thema, das behandelt werden soll, interessiert mich jetzt ganz besonders – und wenn ich es irgend einrichten kann, werde ich sicher an dem Kongress teilnehmen. Aber eine ganz sichere Zusage vermag ich leider noch nicht zu geben, da ich im Juni nach England reisen muss, wo mich die Universität Glasgow zum Ehrendoktor der Rechte gemacht hat. Der Tag der Verleihung ist ziemlich spät angesetzt, so daß ich nicht weiss, ob ich es so einrichten kann, rechtzeitig in Kopenhagen zu sein; wenn es aber irgend geht, komme ich bestimmt und freue mich sehr darauf.310 Mit den besten Empfehlungen bin ich Ihr Ernst Cassirer

Brief, Handschrift, 2 Seiten, am Kopf hsl. Göteborg 12.V.36 / Föreningsgatan 11

119. Otto Neurath an Ernst Cassirer, 16. Mai 1936

Sehr geehrter Herr Cassirer! Ich danke Ihnen verbindlich für Ihre zustimmende Mitteilung. Ich hoffe es wird Ihnen möglich sein, wenigstens einen Teil des Kongresses mitzumachen. Wir würden auf Ihren Vortrag am Donnerstag, 25. Juni Vormittag rechnen. Es sind da vorgesehen: CASSIRER, GONSETH, SCHLICK, Nachmittag BOLL, HERTZ, SAMUEL. Am Freitag Vormittag einiges über logische Probleme. Sie bekommen bald das vollständige Programm. Da die Diskussion möglichst ausführlich sein soll, wird mit etwa 30 Minuten Vortragszeit, und etwa 15 Minuten Diskussionszeit gerechnet, doch bleibt es dem ErmessenA des Einzelnen überlassen seine Redezeit zu bestimmen. Es ist ja absichtlich die Zahl der Referate diesmal gering, um eine freiere Form der Zusammenkunft zu ermöglichen. Wir wären Ihnen sehr verbunden, wenn Sie uns für die Kongresspublikation einen Text von höchstens 2400 Worten möglichst bald zur Verfügung stellen wollten, weil wir ihn eventuell noch vor dem Kongress

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Briefwechsel 1893–1945

drucken wollen. Vorläufig habe ich im Kongressprogramm bei Ihrem Namen nur vermerkt: ZUM KAUSALPROBLEM. Es bleibt Ihnen überlassen einen Ihnen zusagenden Titel zu wählen. Montag, vorwiegend Physik und Biologie. Dienstag, vorwiegend Physik und Biologie. Mittwoch, Psychologie und Soziologie. Donnerstag, Grundsätzliches, Freitag, Logisches. Mit den besten Empfehlungen Ihr [Neurath]

Brief, Maschinenschrift, 1 Seite, am Kopf msl. Herrn Professor E. Cassirer / GOETEBORG, darunter 16. Mai 1936 A

Ermessen] Ermessenen

120. Albert Schweitzer an Ernst Cassirer, 6. Juli 1936

Lieber Herr Professor Ihre so freundliche Sendung hat lange gebraucht, bis sie mir, auf dem Umweg über Lambarene in die Hände kam! Dieser Tage erhielt ich sie. Wie freue ich mich, dass sie nunmehr wieder einen schönen und festumrissenen Wirkungskreis haben, und in Schweden, wo die Cultur noch einigermassen fest steht. Dass Sie mich und mein Denken in Ihrer so ergreifenden Antrittsvorlesung erwähnen, bewegt mich.311 Es bereitet mir eine grössere Freude als ich es Ihnen aussprechen kann – überanstrengter Lungen und grosser Müdigkeit wegen darf ich Ihnen nicht so schreiben, wie ich möchte. Ich sitze in Günsbach (nachdem ich eine anstrengende Concertreise in der Schweiz hinter mir habe) und versuche dem dritten Band meiner Culturphilosophie seine endgültige Fassung zu geben.312 Ich hoffe bis Ende des Jahres in Europa bleiben zu können, muss aber gewärtig sein, jeden Augenblick durch ein Kabel nach Afrika gerufen zu werden. Nach England werde ich vor meiner Abreise nach Afrika wohl nicht kommen – Nochmals: tausend Dank und beste Wünsche für die schöne Tätigkeit. Mit besten Gedanken für Sie und die Ihren Ihr ergebener Albert Schweitzer.

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All es im m e r n a c h G ün sba c h s c h i c k e n , o h n e s i ch zu fr ag en , o b i ch i n E ur op a od e r i n A f ri k a b i n . Brief, Handschrift, 2 Seiten, am Kopf hsl. Herrn Prof. Ernst Cassirer / Göteborg / 6. 7. 36

121. Hans Reichenbach an Ernst Cassirer, 27. August 1936

Lieber Herr Cassirer, heute hat der Rektor unserer Universität ein Telegramm an Sie abgesandt mit der Anfrage, ob Sie ev. eine Berufung nach hier annehmen würden. Sie werden erstaunt gewesen sein, und ich will Ihnen kurz berichten wie das zusammenhängt. Unsere Fakultät hat beantragt, von Aster für eine Professur für Geschichte der Philosophie zu berufen. Bei diesem Vorschlag hat auch Ihr freundlicher Brief von damals eine große Rolle gespielt; außerdem hatte ich noch sehr anerkennende Gutachten erhalten von Husserl, Bergson und Brunschwicg. Nun verlangte aber die hiesige Regierung noch einen zweiten Vorschlag, und dabei tauchte der Gedanke auf, ob wir nicht Sie selbst bitten könnten. Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, wie sehr ich mich freuen würde, wenn Sie hierherkämen. Ich wage allerdings nicht zu hoffen, daß Sie annehmen, nachdem Sie mir so positiv über Ihre Stellung in Göteborg geschrieben haben, und die Tätigkeit hier im Vergleich dazu Ihnen wohl nicht die wissenschaftlichen Möglichkeiten und nicht die menschliche Auswirkung bieten würde wie Sie sie dort haben. Der Rektor aber bestand darauf, daß wir Sie wenigstens fragen, und so kam das Telegramm zustande. Sollten Sie bereit sein, so würde die hiesige Regierung mit Ihnen in nähere Verhandlungen eintreten. Selbstverständlich stehe ich Ihnen dann zu jeder näheren Auskunft zur Verfügung. Sollten Sie aber Ihre Stellung in Göteborg nicht verlassen wollen, so wird es Ihnen sicher sehr angenehm sein zu wissen, daß Sie damit den hiesigen Platz an von Aster weitergeben. Außerdem sollte eigentlich Gelb noch hierher kommen im Winter – aber Sie wissen ja wohl schon daß er gestorben ist. Das ist furchtbar traurig. Ich hatte schon viel mit ihm korrespondiert und er war sehr froh bei dem Gedanken, hier eine neue Tätigkeit zu finden. Für mich wäre er auch ein sehr wertvoller Mitarbeiter gewesen.

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Jetzt taucht hier natürlich die Frage auf, wen wir an seiner Stelle nehmen sollen. Wir haben an Lewin telegraphiert; das wäre für mich natürlich eine ganz besonders glückliche Lösung. Ich fürchte aber, daß er nicht bereit sein wird, Amerika zu verlassen. Wen wir dann nehmen sollen, ist noch ganz unklar. Man spricht von Katz (Rostock); er ist gewiß ein guter Psychologe, aber ich weiß nichts Näheres über ihn. Kennen Sie ihn persönlich? Und was halten Sie von ihm? Wen könnten Sie sonst noch vorschlagen? Es soll jemand sein, der zugleich auch Pädagogik im Nebenfach lesen kann. Aber das wichtigste ist doch natürlich, daß er ein guter Psychologe ist. Mir würde viel daran liegen, daß er auch erkenntnistheoretisch interessiert ist. Was halten Sie von Blumenfeld (Dresden)? Er ist auch entlassen. Daß Carnap eine Professur in Chicago angenommen hat, wissen Sie wohl. Er hatte auch eine Berufung nach Princeton, Universität, aber die hat er abgelehnt. Für diese Stelle bin ich dann vorgeschlagen worden, von ihm und von Einstein; aber die Leute dort wollten keinen Mann jüdischer Abkunft nehmen. So geht leider mein Wunsch, nach U. S. A. zu kommen, einstweilen nicht in Erfüllung. Ich würde dahin viel besser passen als an meine hiesige Stelle; hoffentlich wird es noch einmal was. Es hat mir sehr leid getan, daß ich nicht nach Kopenhagen313 kommen konnte. Ich hoffe, es hat Ihnen gut gefallen dort. Sehr gern würde ich Näheres hören über Ihre beabsichtigte erkenntnistheoretische Arbeit, und auch über die Kritik der Wiener Schule, die Sie mir für die Erkenntnis in Aussicht gestellt hatten.314 Ich selbst habe jetzt ein neues Buch beinahe vollendet, das ich auf Englisch geschrieben habe; es behandelt ganz allgemeine Fragen und enthält auch eine ziemlich ablehnende Kritik des Positivismus in der Wittgenstein-Schlickschen Form.315 Ich weiß garnicht, ob Ihnen mein Aufsatz im Journal of Philosophy über Logistic Empiricism in Germany316 zu Gesicht gekommen ist, der auch bereits ziemlich viel Kritik enthält; andernfalls will ich Ihnen gern ein Exemplar schicken. Schlicks tragisches Ende317 hat mich sehr erschüttert. Wir werden in der Erkenntnis einige Nachrufe bringen.318 Ich fürchte, daß damit der Wiener Kreis seinen letzten Vertreter in Wien verloren hat. Inzwischen sende ich Ihnen vom Bosporus herzliche Grüße, in gespannter Erwartung auf Ihre Antwort auf unser Telegramm. Ihr [Reichenbach] Brief, Maschinenschrift, 2 Seiten, am Kopf msl. Istanbul-Bebek / Bebek Caddesi 125 / Saglik Apartimani / 27. 8. 36., darunter Herrn Prof. Dr. Ernst Cassirer / Göteborg, Föreningsgatan 11

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122. Ernst Cassirer an Hans Reichenbach, 1. September 1936

Lieber Herr Reichenbach! Die telegraphische Anfrage, die ich gestern aus Stambul erhielt, hat mich allerdings etwas in Erstaunen gesetzt – bis sie durch Ihren heute eintreffenden Brief aufgeklärt wurde. Ich habe heute dem Rektor telegraphisch antworten müssen, daß ich hier noch auf weitere 4 Jahre gebunden bin. Diese Bindung ist freilich nicht streng-juristischer Art, da ich mit der hiesigen Universität keinen förmlichen Vertrag abgeschlossen habe – aber sie ist moralischer Art, da man mir hier von allen Seiten so herzlich entgegengekommen ist, daß ich mich innerlich an Göteborg gebunden fühle. Die Aussicht einer Zusammenarbeit mit Ihnen wäre freilich verlockend gewesen – aber ich freue mich jetzt für v. Aster, daß sich ihm eine so schöne neue Arbeitsmöglichkeit eröffnet; hier in Schweden scheint er doch ziemlich vereinsamt gewesen zu sein. Die Nachricht von Schlicks und Gelbs Tod hat auch mich, wie Sie sich denken werden, tief erschüttert; beide standen mir auch persönlich sehr nahe. Was meine Absicht einer Auseinandersetzung mit dem ›Wiener Kreis‹ in der ‚Erkenntnis‘ betrifft, so ist sie durch Schlicks jähen Tod einigermassen ins Wanken geraten. Denn auf eine theoretische Diskussion mit seinen Grundgedanken wäre es mir hierbei mit in erster Linie angekommen – und so fällt nunmehr ein wesentlicher innerer Antrieb für den Aufsatz weg. Wenn Ihnen aber daran gelegen ist, ihn zu erhalten, so lassen Sie mich es bitte wissen; ich entschliesse mich dann vielleicht doch zur Niederschrift, da das Ganze im Kopf so ziemlich fertig ist.319 Auch das Buch über das Kausalproblem in der Physik ist beendet und soll im Lauf des Winters in den Schriften der Universität Göteborg erscheinen.320 Natürlich erhalten Sie sowohl für Sie selbst, wie für die ‚Erkenntnis‘ sofort ein Exemplar. Es wäre schön, wenn Sie für die Erkenntnis einen guten Referenten (vielleicht einen der maßgebenden Physiker) gewinnen könnten, damit das Buch auch in dem deutschen Leserkreis einigermassen bekannt wird321 – an eine Besprechung in anderen deutschen Zeitschriften ist ja nicht zu denken. Nach schwedischen Zeitungsnachrichten soll jetzt auch Laues und Heisenbergs Stellung schwer gefährdet sein.322 Was den p s y c h o l o g . Lehrstuhl betrifft, so vergessen Sie bitte He i nz We r n e r nicht; er ist jetzt in Amerika, wäre aber sicher zu haben!A Mit vielen herzlichen Grüssen bin ich Ihr Ernst Cassirer

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Briefwechsel 1893–1945

Brief, Handschrift, 4 Seiten, am Kopf hsl. Göteborg, 1. 9. 36 / Föreningsgatan 11 A

Was den … zu haben!] als Ergänzung am Kopf der Seite

123. Ernst Cassirer an Fritz Saxl, 11. September 1936

Mein lieber Saxl! Es ist eine Schande, daß ich Ihnen beiden noch nicht für Ihren Brief gedankt – und Ihnen noch nicht gesagt habe, wie sehr mich die Lösung des Problems der B. W. beglückt!323 Hoffentlich ist sie nun endgültig geworden, und ich höre bald Näheres von Ihnen. Das ist ein grosser Schritt vorwärts – nicht nur für Sie, sondern für uns alle. Wie schwer wäre es auch für mich gewesen, diesen „Archimedischen Punkt“ meiner wissenschaftlichen Arbeit zu verlieren. Nun ist hoffentlich alles geregelt und ich darf mich bald wieder bei Ihnen zu Gaste einladen. Was uns betrifft, so geht es uns wieder recht gut – und ich bin wieder zur Arbeit zurückgekehrt nach der heftigen Erschütterung der letzten Monate.324 Was der Aufenthalt in D. für mich bedeutete, und was aus diesem Land inzwischen geworden ist – darüber lässt sich nicht sprechen. Interessieren wird es Sie einen Aufsatz über Hamburg kennen zu lernen, der gestern in der führenden Göteborger Zeitung erschienen ist*.325 Sie finden wohl in London Jemand, der ihn Ihnen übersetzt. Für den Fall, daß dies auf Schwierigkeiten stößt, füge ich nur die Übersetzung der Stelle bei, die sich auf die B W bezieht. Der Verfasser scheint recht gut orientiert – kennen Sie ihn? Mein Buch über das Kausalproblem326 ist beendet und soll in den Abhandlungen der Göteborger Universität demnächst erscheinen. Vorher wollte ich das Ms. allerdings noch einmal Schroedinger vorlegen, dessen Adresse mir aber z. Z. leider unbekannt ist. Ich hörte nur, daß er einen Ruf nach Graz angenommen hat und richtete auf gut Glück einen Brief an die Universität Graz, mit der Bitte, ihn ev. weiterzubefördern. Dieser Brief kam aber gestern zurück – mit dem klassischen Vermerk: ›An der Universität unbekannt‹. Sic transit gloria mundi!327 Vielleicht gelingt es dem berühmten detektivischen Spürsinn der B. W., die Adresse für mich ausfindig zu machen – ev. auf dem Weg über Oxford.

* (geht gleichzeitig als Drucksache ab.)

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Anne schreibt sehr zufrieden und ist begeistert über die neue Wohnung – hoffentlich bewährt sich der Fund! Ich hoffe bald von Ihnen zu hören – für heute nur noch herzlichste Grüsse Ihr Ernst Cassirer Beiliegenden Brief bitte ich an Raymond328 weiterzubefördern.

Lieber Saxl! Ich schreibe bald. Es ist immer noch mühsam für mich; aber es geht besser. Ich freue mich sehr heftig über die Lösung für die B. W. T. C. B

Brief, Handschrift, 4 Seiten, am Kopf hsl. Göteborg, 11. 9. 36 A

Lieber … T. C.] von Toni Cassirer, gestürzt am Kopf der Seite

124. Ernst Cassirer an José Ortega y Gasset, 7. Oktober 1936

Sehr verehrter, lieber Herr Ortega! Heute erst ist es mir, durch Vermittlung meines Freundes Klibansky, gelungen, Ihre Adresse in Erfahrung zu bringen, um die ich mich seit vielen Wochen bemüht hatte. Ich habe schon vor längerer Zeit einen Brief an Sie nach Madrid geschrieben – ohne viel Hoffnung, daß er sie erreichen würde. Aber ich musste den Versuch machen, da ich in den letzten Wochen immer wieder an Sie gedacht hatte und um Ihr Schicksal tief besorgt war. Was diese Gedanken noch mehr verstärkte, war die Lektüre des schönen Aufsatzes, den Sie für meine „Festschrift“329 beigesteuert haben. Ich kann Ihnen kaum sagen, wie sehr mich dieser Aufsatz erfreut und gefesselt hat, – wie stark ich in ihm einen neuen und wirklich fruchtbaren Ansatz empfinde, und wie stolz ich darauf bin, mich als die ›causa occasionalis‹ dieser Schrift zu wissen. Sie hat mich auch dazu angeregt, Ihre früheren Arbeiten wieder vorzunehmen, sodaß eigentlich die letzte Zeit in einem ständigen Gedankenaustausch mit Ihnen bestand. Aber nun brenne ich darauf, auch persönlich etwas von Ihnen zu erfahren, von Ihrem

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Briefwechsel 1893–1945

Schicksal und Ihren nächsten Zukunftsplänen. Auch von der Hoffnung, daß wir beide einander einmal persönlich begegnen könnten, möchte ich nicht lassen – so schwer jetzt auch die Hindernisse sein mögen, die ihrer Verwirklichung entgegenstehen. Aber vielleicht gelingt es einmal Sie hierher in den hohen Norden zu verlocken – Sie wissen ja selbst wohl, daß Sie hier in Schweden sehr gut bekannt sind, daß Ihre Hauptschriften ins Schwedische übersetzt sind, u. daß noch vor kurzem ein Kapitel aus dem „Aufstand der Massen“330 hier in schwedischer Sprache im Radio verlesen wurde. Aber in jedem Falle wäre ich Ihnen zu herzlichem Dank verbunden, wenn Sie mir ein Wort über Ihr eigenes Ergehen sagen wollten, um mich dadurch von einer Sorge zu befreien, die mich schon seit langem bedrückt. Ich bin in aufrichtiger Verehrung Ihr Ernst Cassirer

Brief, Handschrift, 4 Seiten, am Kopf hsl. Göteborg, 7. 10. 36 / Föreningsgatan 11

125. Ernst Cassirer an Fritz Saxl, 3. Februar 1937

Mein lieber Saxl. Ich habe das Gefühl, daß ich seit langer Zeit in Ihrer Schuld bin, denn es ist ungebührlich lange her, daß wir beide nichts mehr direkt von einander gehört haben. Von Wien aus gedachte ich Ihnen ausführlich zu schreiben und Ihnen über Mancherlei zu berichten. Aber die Grippe, die mich eine Woche lang ans Bett fesselte, machte mir einen Strich durch die Rechnung – und als ich mich von ihr zu erholen begann, musste ich mich weiterhin als Patient behandeln lassen, da inzwischen eine beginnende Zuckerkrankheit bei mir festgestellt worden war. Aber so schlimm wie meine Frau die Sache gesehen und geschildert hat, ist sie keineswegs. Ich bin schon jetzt, ohne Insulinbehandlung, alle Beschwerden los – die Diät die man mir verschrieben hat, ist eher für meine Frau, die sie aktiv herstellen und überwachen muss, als für mich selbst, der ich sie passiv über mich ergehen lasse, eine Last. Jedenfalls fühle ich mich bei ihr ganz frisch und arbeitsfreudig – und wenn das eigentliche Allheilmittel, die Arbeit, wieder in vollem Umfang einsetzen wird, denke ich mich der Ärzte und Kuren schon zu erwehren.331

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Nun dringen ja von Ihnen auch wieder erfreuliche und an- und aufregende Nachrichten zu mir! Der Plan der neuen ›Zeitschrift‹ ist ja wundervoll – er scheint freilich kühn genug, aber Sie und die B. W. haben ja schon schwierigere Dinge durchgemacht.332 Sagen Sie bitte Wind, daß ich ihn herzlich grüssen und ihm sehr für seinen Brief und die Mitteilung des Planes danken lasse. Daß ich daran, so weit als möglich, mitarbeiten will, versteht sich von selbst. Aber vorerst müsste ich wohl noch einige nähere Details über den Umfang der Aufsätze, über den Kreis der zu betrachtenden Gegenstände u. s. f. erfahren, um beurteilen zu können, ob ich etwas für Sie Passendes habe. Aber früher oder später soll sich sicherlich etwas für Sie finden – und müsste ich es auch gewaltsam aus der Erde stampfen.333 Wie weit ist eigentlich die Publikation von Wind’s Michelangelo-Studien gediehen?334 Ich bin sehr gespannt auf ihre Veröffentlichung. Aus Rom hörte ich von vielen Seiten, welch starken Eindruck seine Vorträge gemacht haben. Und wie steht es mit dem Konfucius- und Schneiderbuch335, dem Sie, wie ich höre, nachgereist sind! Wie gerne möchte ich über all dies wieder einmal ausführlich mit Ihnen allen sprechen. Aber wenn auch die Reiselust in mir keineswegs gemindert ist, so wird sie doch, wie ich fürchte, in nächster Zeit etwas gehemmt werden. Und da der Berg nicht zum Propheten kommen kann, so wird sich doch der Prophet einmal entschliessen müssen, zum Berge zu kommen. Ich kann in dieser Hinsicht die Einladung meiner Frau an Sie beide nur herzlich und dringend wiederholen. An Wind sende ich in den nächsten Tagen mein Buch über das ‚Kausalproblem‘336. Sagen Sie ihm bitte, daß ich auf strenge Kritik gefasst bin und für sie in jedem Falle dankbar sein werde. Mit den herzlichsten Grüssen an Sie und die gesamte B. W. bin ich in alter Freundschaft Ihr Ernst Cassirer Prof. Nachmanson ist über das Material, das er von Ihnen erhalten, entzückt – die B W hat wieder einmal ihren Ruf bewährt!

Brief, Handschrift, 6 Seiten, am Kopf hsl. Göteborg 3. II. 37

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126. Ernst Cassirer an Albert Einstein, 8. Februar 1937

Sehr verehrter, lieber Herr Einstein! Die Nachricht vom Tode Ihrer Frau337 erhielt ich während einer Reise nach Wien und zu einer Zeit, da ich mit einem ziemlich heftigen Grippe-Anfall zu Bett lag. Ich konnte Ihnen damals nicht sogleich schreiben – und so kommt es, daß ich Ihnen erst heute, nach meiner Rückkehr nach Göteborg, sagen kann, wie sehr wir beide, meine Frau und ich, an Ihrem Leid teilnehmen. Sie gehören zu denjenigen Forschern, die man sich, wenn man ihnen auch nur selten und kurz begegnet ist, niemals allein als Gelehrte und als Männer der Wissenschaft vorstellen kann. So fühle auch ich mich Ihnen schon lange persönlich eng verbunden und nehme an allem, was Sie betrifft, den herzlichsten Anteil. In den nächsten Tagen werden Sie eine Abhandlung von mir erhalten, die in den Schriften der Universität Göteborg erschienen ist und die Stellung des Kausalproblems in der modernen Physik behandelt. Es handelt sich hier ja um eine Frage, die für Physik und Erkenntnistheorie gleich zentral ist – und ich hielt es für notwendig mich zu ihr zu äussern, da ich in den letzten Jahren mehr und mehr bemerkt habe, welch seltsame Folgerungen in philosophischen Kreisen oft aus dem physikalischen „Indeterminismus“ gezogen werden. Ich durfte nicht versäumen, Ihnen mein Buch vorzulegen, will Ihnen aber die Lektüre einer so umfangreichen und rein erkenntnistheoretisch-orientierten Schrift nicht zumuten. Wenn Sie gelegentlich Zeit und Musse finden, einen Blick in das Buch zu tun, so werde ich Ihnen natürlich für die Äusserung kritischer Bedenken und für etwaige Verbesserungsvorschläge zu ganz besonders herzlichem Dank verpflichtet sein. Mit den besten Grüssen von meiner Frau und mir bin ich Ihr aufrichtig ergebener Ernst Cassirer

Brief, Handschrift, 4 Seiten, am Kopf hsl. Göteborg 8. 2. 37

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127. Hans Reichenbach an Ernst Cassirer, 10. März 1937

Lieber Herr Cassirer, ich danke Ihnen herzlich für Ihr Schreiben und für die Zusendung Ihres Buches,338 das mich sehr interessiert hat. Ich habe mich sehr gefreut zu sehen, dass Sie sich wieder einmal dem Erkenntnisproblem der Physik zugewandt haben, und werde das Buch mit Vergnügen lesen. Was die Besprechung in der Erkenntnis anbetrifft,339 so würde ich mich sehr gern mit Ihnen über die Wahl des Referenten verständigen. In Frage kommt z. B. Herr Kollege v. Aster; ich bin aber auch sehr gern bereit, einen der schwedischen Herren zu bitten, die Ihnen nahestehen, wenn Ihnen daran gelegen ist. Vermutlich würde es Ihnen wertvoll sein, wenn Schrödinger das Buch bespricht; ich wäre schon bereit, ihn deswegen zu bitten, fürchte aber, dass ich bei seiner Praxis in solchen Dingen die Besprechung nie erhalten werde, auch wenn er sie zusagt! Einen der Herren aus dem Wiener Kreis möchte ich lieber nicht nehmen, da man dort Ihren Gedanken zu fern steht. Ich selbst möchte die Besprechung auch nicht gern übernehmen, weil ich sehr stark mit Arbeiten überlastet bin. Ich bitte Sie, mir Ihre eigenen Vorschläge ganz nach Ihrem Ermessen mitzuteilen! Sie schrieben mir kürzlich, dass Sie die Absicht verfolgen, eine Kritik der Auffassungen des Wiener Kreises zu schreiben.340 Damals zögerten Sie etwas unter dem Eindruck der Nachricht vom Tode Schlicks. Inzwischen ist ja nun einige Zeit verstrichen, und ich wäre gern bereit, eine solche Arbeit zu bringen. Freilich werden Sie kaum jemand finden, der Ihnen im Sinne einer Verteidigung der Schlickschen Auffassungen antworten wird; denn mit Schlick ist wohl der letzte aktive Vertreter des Wiener Kreises dahingegangen. Carnaps Auffassungen haben sich so weit entfernt von seinen alten Anschauungen, dass man ihn kaum noch einen Positivisten nennen kann. Ich weiss nicht, ob Ihnen mein Artikel im Journal of Philosophy, März 1936, zu Gesicht gekommen ist, in dem ich das dargelegt habe und auch meine eigene Kritik an den Wienern mitgeteilt habe.341 Neuerdings ist von Carnap eine Darstellung in Philosophy of Science (Testability and Meaning)342 veröffentlicht worden, in der er jetzt meiner Wahrscheinlichkeitslogik sehr naherückt, ohne allerdings seinen „Bestätigungsgrad“ mit meiner Wahrscheinlichkeit identifizieren zu wollen. Ich selbst habe jetzt übrigens das Manuskript eines Buches abgeschlossen, in dem ich zum ersten Mal den Versuch mache, meine allgemeineren erkenntnistheoretischen Auffassungen zusammenzufassen, und in dem ich meine Theorie der Wahrscheinlichkeit zu einer

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Wahrscheinlichkeitstheorie der Erkenntnis ausbaue. Das Buch wird in Chicago herauskommen; ich habe es gleich auf Englisch geschrieben.343 Werden Sie auf den Kongress Descartes nach Paris kommen?344 Ich selbst werde schon Ende Mai nach Paris kommen, da mich die Universität Paris (Institut Henri Poincaré) zu einer Reihe von Vorträgen über meine Wahrscheinlichkeitstheorie eingeladen hat. Ich bleibe dann bis zum Kongress Descartes dort, oder in der Nähe. Wir sind alle sehr froh, Herrn Kollegen Aster hier zu haben, der sich hier sehr gut eingeführt hat. Für Psychologie ist jetzt Peters aus Jena hierhergekommen. Ich bin mit herzlichen Grüssen Ihr H. Reichenbach

Brief, Maschinenschrift, 3 Seiten, gedruckter Briefkopf Erkenntnis / Annalen der Philosophie / Herausgeber: / Hans Reichenbach / Rudolf Carnap / Verlag Felix Meiner in Leipzig / Der geschäftsführende Herausgeber / Prof. Dr. Hans Reichenbach / [folgt gestrichen: Berlin-Zehlendorf / Am Fischtal 236 / Fernruf H Zehlendorf 1795] , darunter msl. Den 10. März 1937, darunter Stempel Prof. Dr. Hans Reichenbach / Istanbul-Bebek / Bebek Caddesi 125 / Sağlik Apartimani , darunter Anschrift: Herrn Prof. Dr. Ernst Cassirer / Göteborg, Föreningsgatan 11

128. Albert Einstein an Ernst Cassirer, 16. März 1937

Sehr geehrter Herr Cassirer: Ich habe Ihr Buch345 sorgsam und mit aufrichtiger Bewunderung gelesen. Ich weiss nicht, ob man den Scharfsinn, die Kunst der Darstellung oder die Tiefe Ihrer Kenntnisse des Gegenstandes mehr bewundern soll. Bei der Lektüre dieses Buches ist mir übrigens erst aufgegangen, ein wie überragender Geist Leibniz gewesen ist. Dass er die Hypothese der Fernkräfte nicht befriedigend fand, ist nicht so aussergewöhnlich; Newton selbst hat wohl nicht geglaubt, dass diese Setzung als eine endgültige, irreduzibleA aufzufassen sei. Seine Ablehnung eines absoluten Raumes ist schon mehr zu bewundern. Dass er aber einsah, dass die Atom-Theorie als Fundament der Physik abzulehnen sei, weil sie im Prinzip unvereinbar ist mit einer Darstellung durch stetige Funktionen (Stossgesetze als Elementargesetze), dazu bedurfte es zu jener Zeit wahrhaften Genies. Ich glaube, dass er für die Dauer recht behalten

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wird, trotzdem es beim heutigen Stand der Theorie durchaus nicht so scheinen will. Ich will Ihnen nun noch kurz mitteilen, warum nach meiner Ansicht die Quanten-Mechanik keine befriedigende Basis der physikalischen Beschreibung ist. Mein Bedenken bezieht sich auf die Beziehung der Beschreibung zum Physikalisch-Realen.346 Nach meiner Ansicht ist die Beschreibung durch die ψ-Funktion eine u n v o l l s t ä n d i g e Beschreibung des „Wirklichen“. Nehmen Sie den Fall eines aus zwei materiellen Punkten bestehenden Systems, welche Punkte einen einmaligen Zusammenstoss erleiden mögen. Aus der ψ-Funktion ψ12 (t0) vor dem Zusammenstoss folgt aus der Schrödinger-Gleichung die ψ-Funktion ψ12 (t) für die Zeit t nach dem Zusammenstoss. Führt man nun in der Zeit t (bezw. in einem Zeitgebiet um t) eine möglichst „vollständige“B Messung am Punkt 1 durch, so erhält man nach der Quantenmechanik eine bestimmte ψ-Funktion ψ2 für den Punkt 2, die sich aus ψ12 und dem Messungsergebnis an 1 bestimmen lässt. Je nach der A r t der möglichst vollständigen Messung, die ich an 1 vornehme, erhalte ich aber so eine an d er e ψ-Funktion für das System 2, wobei ψ2 ebenfalls in jedem Falle eine „möglichst vollständige“ Beschreibung des Zustandes von 2 darstellt. Nun scheint es mir unausweichlich anzunehmen, dass man durch eine Messung an 1 keinen Einfluss auf den physikalischen Zustand des Massenpunktes 2 ausüben kann, da ja beide Massenpunkte völlig voneinander getrennt sind. Wenigstens widerstrebt es meinem physikalischen Instinkt entschieden, eine solche physikalische Fernwirkung anzunehmen. Daraus aber würde notwendig folgen, dass der physikalische „wirkliche Zustand“ von 2 nicht davon abhängen kann, was für eine Messung ich an 1 vornehme. Da aber in beiden Fällen ψ2 gänzlich verschieden ausfällt, so gehören zu dem selben physikalischen Zustand von 2 zwei gänzlich verschiedene ψ-Funktionen ψ2. Dies ist aber mit der Auffassung unvereinbar, dass ψ2 eine vollständige Beschreibung des physikalischen Zustandes des Punktes 2 sei; denn eine vollständige Beschreibung würde eine ei n de u ti ge Zuordnung von ψ2 zum physikalischen Zustande des Punktes 2 erfordern. Natürlich entgeht man dieser ganzen Schwierigkeit, wenn man im Born’schen Sinne ψ2 nicht dem Zustande eines individuellen Systems zuordnet, sondern einem gewissen Zustands-Ensemble von materiellen Punkten 2. Dann aber gibt man eben zu, dass ψ2 nicht die Gesamtheit dessen beschreibt, was dem Teilungssystem 2 „wirklich“ zukommt, sondern nur das, was wir in diesem besonderen Falle von ihm wissen. Man kann allerdings annehmen, dass eine genauere Beschreibung un-

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zweckmässig sei, weil es für eine solche genauere Beschreibung vollständige Gesetze nicht gebe. Damit würde man aber implicite zugeben, dass es für die Verknüpfung des wirklich Seienden vollständige gesetzliche Verknüpfungen tatsächlich nicht gäbe. Oder man würde sich dazu entschliessen, zu glauben, dass es zwischen den getrennten Massenpunkten 1 und 2 eine Art „telepathischer“ Wechselwirkung gebe, wozu sich aber kein mir bekannter Theoretiker entschliessen kann. Ich bin fest davon durchdrungen, dass das geschilderte Dilemma sich nur durch eine ganz andersartige Auffassung der Tatbestände wird lösen lassen, und zwar durch eine Beschreibung, die der „klassischen“ viel näher liegt, als wir es gegenwärtig für wahrscheinlich oder gar möglich halten. Man muss sich nämlich stets des Umstands bewusst werden, dass wir bisher vom Standpunkte der „klassischen Feldtheorie“ über das Bewegungsgesetz materieller Punkte a b s o lu t n ic h ts wissen. Zur Bewältigung dieses Problems aber bedarf es keiner besonderen physikalischenC Hypothesen sondern „nur“ der Lösung gewisser mathematischer Probleme. Freundlich und mit den besten Wünschen grüsst Sie Ihr A. Einstein Brief, Maschinenschrift, 3 Seiten, gedruckter Briefkopf Albert Einstein / Berlin W. / Haberlandstraße 5, darunter msl. Princeton N.J. / 112 Mercer Str. / den 16. März 1937 // Professor Ernst Cassierer / Universität Göteborg / Schweden A B C

irreduzible] irredugible vollständige] vollstündige physikalischen] Physikalischen

129. Max Born an Ernst Cassirer, 19. März 1937

Hoch verehrter Herr Kollege, Ihr Buch „Determinismus“347 habe ich jetzt ganz durchgelesen, mit größtem Interesse und gespannter Aufmerksamkeit. Ich möchte Ihnen gleich sagen, daß es einen tiefen Eindruck auf mich gemacht hat, durch die edle, vornehme Sprache und die Klarheit des Vortrags, die Weite des Gesichtspunkts, die erstaunliche Tiefe des Wissens – auch in Einzelfragen der Physik, die den meisten Philosophen ganz unzugänglich sind. Ich

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bedaure, Ihr Werk nicht gekannt zu haben, als ich hier meinen Vortrag hielt348 (den ich Ihnen geschickt habe); ich hätte vor allem nicht gesagt, daß außer den Positivisten die Philosophen sich nicht um unsere Forschungen kümmerten, aber ich hätte auch viele Anregungen aus Ihrer Darstellung schöpfen können. Im Großen und Ganzen bin ich mit Ihrer Einstellung einverstanden. Die Abweichungen sind nicht sehr wesentlich; aber Sie werden mir erlauben, grade diese Abweichungen hier zu erwähnen. Ich sehe als Grundtendenz Ihres Werkes das Bestreben nachzuweisen, daß die anscheinend so revolutionären Vorgänge in der modernen Physik vollständig in der normalen Linie der Entwicklung der Naturwissenschaft verlaufen. Das ist ein Punkt, den auch ich immer wieder betone. Sie benützen dabei den Namen des großen Kant und suchen nachzuweisen, daß bei vernünftiger Auslegung seiner Gedanken keines seiner Principien geopfert werden muss. Ich habe das in meinem Vortrag etwas anders ausgedrückt: „wenn Kant etwas länger gelebt hätte (z. B. bis zu Lobatschefski’s Entdeckung349), so hätte er seine Ansichten modificiert.“350 Ich meine, es ist etwas schwierig, Kants klare Aussagen so zu deuten, wie Sie es tun.351 Er war eben ein Zeitgenosse der großen „Mechaniker“ und konnte nur die Wissenschaft seinen Deduktionen zu Grunde legen, die er vorfand. Sie betonen die Grundideen, die dem Wechsel der Zeitlage gegenüber invariant sind; ich betone ebenso gern die Abweichungen. Mir ist das Wort „a priori“ fatal, weil es für konservative und ängstliche Gemüter ein Felsblock zu sein scheint, auf dem sie das Alte und „Bewährte“ vor dem Ansturm neuer Gedanken retten können. Wenn „Kantianer“ sein nur bedeutet: „kritisch“ sein, so möchte ich mich auch so nennen. Aber für die Meisten bedeutet es etwas engeres, und das mache ich nicht mit. – Ich stimme auch voll bei Ihrer immer wieder ausgesprochenen Ansicht, daß das Gesetz, die Funktion das Primäre ist gegenüber dem „Gegenstand“ der Erkenntnis. Aber ich möchte, wie Sie aus meinem Vortrag vielleicht gesehen haben, diese ziemlich negative Aussage gern in eine positive, und darum vielleicht fruchtbare, verwandeln; nämlich in die Behauptung, daß die „Dingwelt“ jeweils die Mannigfaltigkeit der Invarianten ist, die bei den physikalischen Transformationsgruppen auftreten, und ich sehe die Dinge des täglichen Lebens als nichts Anderes, nämlich als die Invarianten der Gruppe von Operationen, die wir beim Betrachten, Betasten, Beriechen etc. vornehmen. Mit dem Unterschied, daß die altgewohnten und junggelernten Operationen dieser Art zu unbewusster „InvariantenBildung“ führen, nämlich dem, was die modernen Psychologen „Gestalten“ nennen, während die Wissenschaft langsam Material für solche Gebilde heranschafft, selbst aber auf diese „anschauliche“ Auffassung verzichten muss. Ich sehe, daß Sie dem Invarianz-Begriff fast genau eben-

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so gegenüber stehen und inhaltlich vielleicht auch den Rest meiner Meinung teilen, wenn Sie es auch nicht so bestimmt ausdrücken. Ich möchte die Wissenschaft immer als etwas Werdendes, nie als etwas Gewordenes ansehen. Nicht ganz einverstanden bin ich mit Ihren Äußerungen über den Massenpunkt. Ich habe mich gerade mit dieser Frage sehr beschäftigt und sorgfältig geprüft, ob wir vom Standpunkt einer nicht-linearen Elektrodynamik her den Massenpunkt durch etwas besseres ersetzen können. Das scheint prinzipiell nicht zu gehen. Die Idee des materiellen Punktes wird ebenso wie die der Welle vorläufig unentbehrlich sein zur Beschreibung von Phänomenen im Rahmen der „Messkunst“, der „Anschauung“, natürlich immer unter Berücksichtigung der Complementarität. Wie umgekehrt die Determiniertheit des Geschehens im selben Bereiche nicht aufgegeben werden kann. Grade diesen Punkt Ihrer Darstellung finde ich besonders überzeugend: daß Raum-Zeit-Beschreibung und KausalBeschreibung zwar complementär, aber nie streng bei ein und demselben Vorgang anwendbar sind, daß beide aber andrerseits unentbehrlich sind zur Verknüpfung mit dem Messprozess. Die Substrate beider Ansichten sind aber: Welle – Korpuskel, und ich sehe nicht, wie man eines davon entbehren könnte. Was nun meinen „Indeterminismus“ anlangt, so ist es damit nicht so schlimm. Ich stehe ganz genau auf Ihrem Standpunkt, daß es nur auf die Gesetzmäßigkeit überhaupt ankommt, nicht auf die spezielle mechanistische Form derselben. Wenn man das als „Determinismus“ bezeichnet, will ich mich gern dazu bekennen. Aber ich habe den Eindruck, daß es so nicht liegt – wenigstens vorläufig, bis Ihr Buch eine Wandlung herbeiführen mag. Was ich als verkehrten Determinismus bekämpfte, war der Standpunkt der älteren Physiker-Generation (darunter – leider – auch Planck und Einstein), daß ein befriedigendes Naturgesetz die Form haben muss: ddtF = gegebene Funktion der Zustandsgröße F und ihrer räumlichen Ableitungen. Ich finde die ganz anders gebildeten Quanten-Gesetze grade so befriedigend wie dieses, das, auf die ganze Welt angewandt, mit dem Laplaceschen Dämon352 äquivalent ist. Ihre Abfertigung dieser Idee scheint mir leider nicht ausreichend, die engere Form der klassischen Gesetze zu widerlegen, die ich durch obige Formel angedeutet habe. Wenn Sie einmal mit Einstein diskutiert hätten, würden Sie diesen Punkt sehr ernst nehmen. Er ist noch immer der Kronzeuge aller derer, die glauben, daß die Physik demnächst wieder reumütig zu Newtonschen Prinzipien zurückkehren wird. Verzeihen Sie meine lange Epistel. Ihr Buch hat mir schöne Stunden bereitet, und ich wollte Ihnen dafür recht herzlich danken. Mit besten Grüßen Ihr ergebener M. Born. 2

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Brief, Handschrift, 6 Seiten, am Kopf hsl. 84, Grange Loan, Edinburgh. / 19. 3. 37.

130. Ernst Cassirer an Hans Reichenbach, 20. März 1937

Lieber Herr Reichenbach! Nehmen Sie vielen Dank für Ihren freundlichen Brief! Er hat mich vor allem deshalb erfreut, weil er mir von neuen grossen Arbeitsplänen von Ihnen berichtete. Wie sehr ich auf die Resultate Ihrer Untersuchungen gespannt bin, brauche ich Ihnen nicht zu sagen. Was das Referat über mein Buch in der ›Erkenntnis‹ betrifft,353 so hätte es natürlich für mich sehr viel Verlockendes, wenn man Schrödinger dafür gewinnen könnte. Denn mein Hauptbestreben bestand ja eben darin, in irgend einen Kontakt mit der Physik selbst zu kommen – und so wären kritische Bemerkungen von Sch. für mich von ganz besonderem Wert. Aber daß er freilich ein Faktor ist, der sich in keiner Weise „vorausberechnen“ lässt, weiss ich aus eigener Erfahrung. Und ad calendas Graecas möchte ich das Referat in der Erkenntnis doch nicht hinausgeschoben wissen! So bin ich also durchaus damit einverstanden, wenn Sie es an Herrn v. Aster geben, den ich bestens von mir zu grüssen bitte. Wenn Sch. sich dann zu den Problemen meines Buches äussern will, so kann das immer noch, in einer freieren Form, als der des Referats, (als selbständige Notiz oder Abhandlung) geschehen.Wenn Sie ihm das von sich aus nahe legen wollten, so wäre ich Ihnen dafür sehr dankbar. Für heute nur noch viele herzliche Grüsse von Ihrem Ernst Cassirer

Brief, Handschrift, 3 Seiten, am Kopf hsl. Göteborg, 20. 3. 37 / Föreningsgatan 11

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Briefwechsel 1893–1945

131. Max von Laue an Ernst Cassirer, 23. März 1937

Sehr verehrter Herr Kollege! In Ihrem Briefe vom 8. 2. 37. fordern Sie mich ein wenig auf, Ihr Buch354 zu lesen und zu kritisieren. Darum möchte ich Ihnen mitteilen, daß ich vor einigen Tagen mit der Lektüre begonnen habe, und da mich Ihre Darstellung fesselte, schon ziemlich weit in ihr fortgeschritten bin. Ich bin nämlich bis zum dritten Teil einschließlich gekommen. Den Rest hoffe ich in den Ostertagen lesen zu können. Obwohl ich also mit dem Buch keineswegs fertig bin, möchte ich doch schon einige Worte der Kritik sagen. Die Berechtigung dazu entnehme ich dem Umstand, daß ja hinter dem dritten Teil wohl die tiefste Cäsur des Buchs liegt, denn Teil 4 handelt ja schon von der modernsten Physik. Ich halte für wahrscheinlich, daß ich Ihnen über diese späteren Teile noch einmal schreibe. Außerordentlich dankbar bin ich Ihnen für Ihre Abführung des Laplaceschen Dämons; da kann ich freudig zustimmen.355 Aber ein Satz auf Seite 15 stört mich: „Die Massgenauigkeit könnte nie über eine bestimmte Grenze hinaus gesteigert werden und ebenso würde die Anwendung physikalischer Apparate das Resultat von der Natur dieser Apparate abhängig und nur im Verhältnis zu ihr, nicht aber absolut bestimmbar machen.“ Nehmen Sie hier nicht einen Gedanken vorweg, den die modernste Physik zwar manchmal proklamiert, an dessen Richtigkeit man aber wohl noch zweifeln darf, und der vor Allem nicht in die Diskussion über den Laplaceschen Geist gehört, weil weder Laplace noch die Anderen, die sonst von ihm redeten, diesen Gedanken – wenn er ihnen überhaupt gekommen wäre –, als richtig anerkannt hätten? Sie alle sind sicherlich der Ansicht gewesen, eine „wahre“, d. h. objektiv richtige Messung sei in ihrem Ergebnis unabhängig vom Meßapparat. Und ich möchte ja diesen Standpunkt auch heute noch gegen manchen sonst hochgeschätzten Fachgenossen verteidigen. Ich bin so unbescheiden, in diesem Zusammenhang auf meine Ausführungen in den „Naturwissenschaften“ 2 2 , 439, 1934 zu verweisen.356 Aber dies betrifft eine Kleinigkeit; man könnte den angeführten Satz, soviel ich sehe, ruhig streichen, ohne Ihren Gedankengang zu schädigen. Nicht ganz sicher bin ich, ob ich Ihren Ausführungen auf Seite 92–93 ganz zustimmen kann. Sie sprechen dort von Kants Kategorieen-Tafel und der Notwendigkeit ihrer Umbildung entsprechend den Fortschritten der Physik. Von dieser Notwendigkeit ist alle Welt überzeugt. Die Frage ist nur, ob man den Grundgedanken, daß es so etwas wie Katego-

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rieen gibt, aufrechterhalten kann. Und das scheint mir die Existenzfrage der ganzen Erkenntnistheorie. Vor Jahren schrieb ich einmal in meiner Relativitätstheorie: „Das Kennzeichen einer richtigen Erkenntnistheorie ist ihre Invarianz gegenüber allen Transformationen, welche die physikalische Theorie im Laufe der Zeiten erfährt.“357 Ihr Satz: „Das ‘a priori’, das jetzt noch gesucht und an welchem allein festgehaltenen werden kann, muß dieser Bildsamkeit gerecht werden“ s c h e i n t mir dazu zu passen. Und doch habe ich hier eine Empfindung, als ob Sie es noch ein wenig anders meinten. Wie steht es damit? Größere Schwierigkeiten bereitet mir das auf S. 111 beginnende Kapitel. Dies beginnt auf den letzten 5 Zeilen der Seite 111, wo Sie sich gegen den Titel „Indeterminismus“ wenden. Es ist doch aber wahr, daß bei einer statistischen Betrachtung jedes Einzelschicksal, also in der Gastheorie das Schicksal des einzelnen Atoms, unbestimmt bleibt. Von einer Freiheit oder Willkür ist in dieser Theorie darum nicht die Rede. Sie gibt ja durchaus die Gesetze zu, nach denen das Einzelgeschehen zu bestimmen wäre – nur v e rz i c h t e t sie fr ei wi l l i g auf diese Bestimmung. In der Quantentheorie ist die Sache bedenklicher – aber darüber kann und will ich Ihnen heute ja noch nicht schreiben. Mir scheint es so zu liegen, daß die Gastheorie eine u n v o ll s tän d ig e Naturerkenntnis darstellt, eine a b s i c h t l i c h u n v o l l s t ä n d i g e . Und für eine solche spielt die Wahrscheinlichkeit dieselbe fundamentale Rolle, wie für eine vollständige Erkenntnis die Kausalität; sie ist nämlich das Prinzip jeder in das Gebiet der unvollständigen Erkenntnis fallenden Forschung. Deshalb habe ich ein gewisses Unbehagen bei Ihrem Satz auf Seite 130: „Die Kausalität bezieht sich hierbei innerhalb der klassischen Physik im Wesentlichen auf die Erkenntnis des Ablaufs des Geschehens; die Wahrscheinlichkeit auf die K e n n t n i s der Anfangsbedingungen.“ Ich möchte dagegen sagen: Geben Sie einem Physiker die Anfangslagen und Anfangsimpulse aller Gasatome mit einer noch so großen Genauigkeit; und lehren Sie ihn zugleich die mathematischen Methoden, für ein solches Atomsystem die Newtonschen Bewegungsgleichungen zu integrieren, wissen Sie, was der dann tut? Er streicht Ihnen aus Ihren Mitteilungen über den Anfangszustand fast Alles heraus, kümmert sich nicht den Deut um Ihre schöne Mathematik, sondern zählt nur ab, wieviele Atome Koordinaten und Impulse innerhalb gewisser Grenzen haben, und knüpft an diese Abzählungen Boltzmanns Wahrscheinlichkeitsbetrachtungen an. Er w il l nämlich gar nicht wissen, was dem einzelnen Atom zustößt. Sollte sich übrigens herausstellen, daß infolge Ihrer Angaben über den Anfangszustand diese Methoden nicht zuläßig sind, daß also Ihr Anfangszustand nicht „molekular ungeordnet“ war, so interessiert ihn die Sache überhaupt nicht und er steckt sie in den Papierkorb.

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Ich möchte meinen, daß der Begriff der „absichtlich unvollständigen“ Erkenntnis den Schlüssel für alle die Wahrscheinlichkeit betreffenden erkenntnistheoretischen Fragen bildet. Und nun bin ich auf Ihre quantentheoretischen Kapitel neugierig und wünsche Ihnen ein frohes Osterfest. Mit bestem Gruß Ihr ganz ergebener M. Laue P. S. Bitte geben Sie mir doch Ihre Adresse! M. L.

Brief, Maschinenschrift, 4 Seiten, am Kopf msl. Berlin, 23. 3. 37, darunter hsl. Berl. Zehlendorf, Albertinenstr. 17

132. Werner Heisenberg an Ernst Cassirer, 24. März 1937

Sehr verehrter Herr Kollege! Haben Sie vielen Dank für die Übersendung Ihres schönen Buches über Determinismus und Indeterminismus in der modernen Physik, in dem ich bereits ausführlich studiert habe. Ich habe mich über viele Formulierungen in Ihrem Buch sehr gefreut, besonders auch darüber, dassA überhaupt wieder eine Wechselbeziehung zwischen Philosophie und Physik möglich ist. Was mit der modernen Physik eigentlich geschehen ist, wird man ja wohl erst genau wissen, wenn ihr gegenwärtiges Programm (Vollendung der Atomphysik durch exakte Formulierungen der in den Atomkernen entscheidenden Gesetze) abgeschlossen sein wird, und das wird wohl noch etwa 10 bis 15 Jahre dauern. Dass wir dann sehr viel Wichtiges auf diesem Grenzgebiet von Philosophie und Naturwissenschaft erfahren können, habe ich aus Ihrem Buch wieder deutlich gesehen. Also haben Sie nochmals vielen Dank. Mit den besten Grüssen Ihr sehr ergebener W. Heisenberg. A

dass] das

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Brief, Maschinenschrift, 1 Seite, gedruckter Briefkopf Institut für theoretische Physik / der Universität Leipzig / Leipzig C 1 / Linnéstr. 5 / den msl. 24. März 1937., darunter Herrn / Prof. Dr. Cassirer, / Göteborg / Högskola.

133. Max von Laue an Ernst Cassirer, 26. März 1937

Sehr verehrter Herr Kollege! Vor 3 Tagen schrieb ich Ihnen in einem Briefe, ich wolle mich über Ostern mit den quantentheoretischen Kapiteln Ihres Buches beschäftigen. Mit Kapitel 1 von Teil IV habe ich mich nun beschäftigt, und will Ihnen meine Randbemerkungen mitteilen, um zum Schluß noch etwas Eigenes hinzuzufügen. Auf Seite 143 schreiben Sie: „Wir müßen uns nach dem Wesen der Quantentheorie damit begnügen, die Raum-Zeit-darstellung und die Forderung der Kausalität als komplementäre, aber einander ausschließende Züge der Beschreibung des Inhalts der Erfahrung aufzufassen …“ Soweit ich mich an die Kritik der reinen Vernunft erinnere, soll doch die Kausalität gerade die Einordnung der objektiven Geschehnisse in Raum und Zeit ermöglichen, ja sogar allein diese Einordenbarkeit gewährleisten. Wenn man diesen von Bohr geprägten Gedanken der Komplementarität beibehält, verläßt man m. E. die Grundlagen der Kantischen Erkenntnislehre auf Nimmerwiedersehen. Und zwar wirklich die Grundlagen, nicht irgend welche sekundären, zeitbedingten Züge der Kantischen Schriften. Auf Seite 144 unten steht: „Da alle Geschehnisse in räumlichen oder zeitlichen Änderungen der Energie bestehen …“ Dieser Ostwaldsche Satz358 ist leider schon physikalisch recht anfechtbar. Worin bestehen diese Änderungen der Energieen, wenn Sie einen Stein an einem Faden um einen festen Punkt herumschleudern? Die kinetische Energie des Steins und die potentielle des gespannten Fadens bleiben beide unverändert. Zum letzten Satz von Seite 145 und dem anschließenden ersten von Seite 146 wäre zu sagen: Was bei der Superposition von Zuständen mit verschiedenen Energieen, die die Quantentheorie tatsächlich zuläßt, mit dem Energieprinzip noch anzufangen ist, weiß ich nicht. Seite 147 findet sich: „… denn die Kausalität ist überhaupt keine „Schicksalsfrage“ sondern sie ist, einfach und nüchtern, eine Gesetzesfrage.“ Zugegeben. Nur weiß die Quantentheorie eben nicht zu jeder Frage, die sie für physikalisch zuläßig erklärt, ein zur Beantwortung geeignetes Gesetz anzugeben. Doch darüber weiter unten mehr!

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Dieselbe Seite, weiter unten: „Aber zu einem echten Indeterminismus, der diesen Namen wirklich verdient, käme man erst dann, wenn man sich entschlöße, hier noch einen Schritt weiter zu gehen; wenn man den Angriff, statt ihn gegen die Bestimmtheit des Einzelgeschehens zu richten, vielmehr gegen die Bestimmtheit der Gesetze richtete, durch die wir dies Einzelgeschehen beherrscht denken.“ Dagegen schützt sich die Quantentheorie auf dem einfachen Wege, daß sie solche Gesetze nicht erst angibt; aber ist das ein Schutz? Seite 148 oben: „Im strengen physikalischen Sprachgebrauch ist die „Natur“ nichts als ein Inbegriff von Relationen, von Gesetzen – und auf einen solchen Inbegriff, auf eine derartige reine „Form“ ist die Kategorie des Wirkens und Leidens nicht anwendbar.“ Die erste Hälfte dieses Satzes kann ich nur zugeben, wenn Sie statt „Natur“ setzen „Naturerkenntnis“. Die besteht in der Tat nur aus Gesetzen. Aber für die Natur selbst sind die Einzeldinge denn doch auch wichtig. Oder rechnen Sie das Kattegat nicht zur Natur? Zu Seite 151, und zwar zum letzten Satz: „Denn hier …“ möchte ich nochmals auf meine Notiz in den „Naturwissenschaften“ 22, 439, 1934, verweisen. Ich halte diesen Heisenbergschen Gedanken ganz einfach für unbewiesen und erlaube mir daher, an ihm bis zu einen gewissen Grade zu zweifeln. Daran knüpft sich nun auf Seite 152 die wichtige Folgerung, daß durch diesen Sachverhalt nicht nur eine Schranke unserer Experimentier-Technik, sondern auch eine Schranke unserer physikalischen Begriffsbildung bezeichnet wird. Das scheint mir in der Tat sehr notwendig, wenn man an die Ungenauigkeitsrelationen glaubt (wie ich es tue). Leider handelt Heisenberg nicht nach diesem löblichen Grundsatz; denn sonst müßte er sagen: Da ich Ort und Impuls nicht immer bestimmen kann, sind beide Begriffe aus der Physik zu verbannen. Damit fiele der Begriff „Massenpunkt“, der gerade als ein Ding definiert war, dessen einzige physikalische Bestimmungsstücke Koordinaten und Impulsvektor sind. Seite 158: „Die Unbestimmtheitsrelationen … haben gezeigt, daß beim Übergang zu neuen Problemkreisen der naturwissenschaftlichen Erkenntnis die alten Begriffe nicht einfach übernommen und mitgeführt werden dürfen, sondern daß sie in jedem Falle einer neuen Bestimmung und Deutung bedürfen, um ohne Widerspruch anwendbar zu sein.“ Dazu brauchte man nicht erst diese Unbestimmtheitsrelationen; das wußte man längst! Dasselbe muß ich sagen, wenn ich auf Seite 165 lese daß die neue physikalische Grundanschauung den Gesetzesbegriff dem Dingbegriff vorordne. Das wußte man doch wohl schon seit Kant. Auf Seite 168 setzen Sie auseinander wie Heisenbergs Form der Quantentheorie die Frage nach den an sich unbeobachtbaren Bahnen

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der Elektronen im Atom beseitigt. Es ist richtig, daß man bei ihm nicht mehr davon spricht. Aber die Schrödingersche Form zeigt doch, daß man die Bahnen keineswegs völlig los wird. Denn sie ersetzt sie nur durch Eigenfunktionen, welche den Energiestufen genau so zugeordnet sind, wir früher bei Bohr die Bahnen. Doch damit habe ich nun genug Randbemerkungen aufgezählt. Alle Ihre Ausführungen vermögen doch den Tatbestand nicht zu verwischen, daß die Quantentheorie, wie man sie heute zu lesen bekommt, einerseits den Ort eines Massenpunktes als physikalisch sinnvollen Begriff beibehält[,] andererseits jedes Gesetz leugnet, nach dem man etwas über zukünftige oder frühere Orte aussagen könnte. Und das ist Indeterminismus. Daß die Theorie sonst noch Gesetze aufstellt, tröstet wenig; schließlich, was sollte sie sonst überhaupt tun? Ich sehe von logischen Möglichkeiten, sich mit diesem Tatbestand abzufinden, die Folgenden: 1) Die Quantentheorie ist unvollständig, wie es die kinetische Gastheorie ist. D. h. sie bedarf eines völlig deterministischenA Unterbaus, der sich zu ihr ähnlich verhält, wie die Newtonsche Mechanik zur Gastheorie. Sowie dieser da ist, wird sie (um einen Begriff aus meinem letzten Brief zu wiederholen) a b si c ht l i ch unvollständige Theorie. 2) Die Quantentheorie ist eine vollständige Theorie und in ihrem heutigen mathematischen Gewand auch (der Hauptsache nach) endgültig. Dann bedarf sie aber der Umdeutung, um alle gar nicht oder nur bedingt messbaren Größen für „ u n w i r k l i c h “ erklären zu können. Sie darf dann z. B. von Ort und Impuls eines Körpers überhaupt nicht mehr sprechen. 3) Die Quantentheorie bedarf auch nach Eliminierung der anstößigen Begriffe noch einer gründlichen Umgestaltung. Ich neige dazu, die dritte Möglichkeit als richtig hinzustellen. Man spricht in der Begeisterung über das Große, was man tatsächlich in der Atomtheorie erreicht hat, nicht gern von ihren Mängeln. Ich, der ich Ketzer von Beruf bin, sehe die Sache aber etwas nüchterner an. Und da bemerke ich ganz Unbegreifliches z. B. bei der Theorie der Lichtstreuung. Die Tatsache des spektral unverschobenen Streulichtes („Rayleighstreuung“) hat schon Schrödinger durch Störung einer Eigenfunktion durch die einfallende Lichtwelle durchaus befriedigend gedeutet. Aber daneben liegt im Spektrum immer noch die „Ramanstreuung“, d. h. eine spektral ein wenig verschobene, meist aus mehreren Linien bestehende Streustrahlung. Auch die vermag die Quantentheorie zu deuten, aber nur so, dass sie jetzt z w e i Eigenfunktionen als im gleichen Atom auftretend annimmt. (N. B. je zwei für jede Ramanlinie!) Andererseits muß sie eigentlich jedes Atom mit 2 oder mehr Eigenschwingungen als ausstrahlend ansehen. Aber der Ramaneffekt tritt tatsächlich schon an

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nichtstrahlenden, unangeregten Atomen auf! Diesen „Zwiespalt der Natur“ hat noch kein quantentheoretischer „Graf Orindur“359 aufgeklärt. Meines Erachtens sollten und könnten sich die Philosophen der Quantentheorie gegenüber auf den Standpunkt des Mephistopheles gegenüber dem Baccalaureus stellen: „Doch sind wir auch von diesem nicht gefährdet, In wenig Jahren wird er anders sein: Wenn sich der Most auch ganz absurd gebärdet, Es gibt zuletzt doch noch e’ Wein.“360 Zwar werden sie damit beim jüngeren Parterre keinen Applaus finden. Aber der Trost dafür steht ja auch im Faust. -----------Vorausblätternd finde ich soeben eine Anmerkung auf Seite 226, die zeigt, Sie haben die oben angeführte Veröffentlichung in „Naturwissenschaften“ 22, schon gesehen. Haben Sie aber auch die in Band 20, Seite 1915, 1932361 einmal gefunden? Sie hat mir von einem bekannten Experimentalphysiker einmal das Lob eingetragen, das wäre das Vernünftigste, was über das ganze erkenntnistheoretische Problem der Quantentheorie geschrieben wäre. Ich will mir dieses Urteil nicht so ganz zu eigen machen; aber vielleicht verlockt es Sie, die Sache anzusehen. Mit den besten Empfehlungen an Frl. Jacobsson, die ich vor einigen Jahren einmal im Auto herumgefahren habe, und herzlichem Gruß Ihr ergebener M. Laue

Brief, Maschinenschrift, 5 Seiten, am Kopf msl. Zehlendorf, 26. 3. 37. A

deterministischen] deterministen

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134. Max von Laue an Ernst Cassirer, 4. April 1937

Sehr verehrter Herr Kollege! Herzlichen Dank für Ihren freundlichen Brief vom 2. 4. Daß Sie bald wieder Gelegenheit haben werden, die erkenntnistheoretische Seite der modernen Physik darzustellen freut mich ebensosehr, wie die Tatsache, daß so viele Physiker sich sogleich zu Ihrem Werk geäußert haben. Es liest sich aber auch sehr anregend. Ich habe es inzwischen bis zu Ende gelesen, ohne eigentlich etwas Neues darüber sagen zu können. Ich könnte höchstens Wiederholungen aus meinen früheren Briefen schreiben, und das wäre nur Zeitvergeudung. Aber einen Punkt möchte ich doch nochmals berühren, die Bohrsche Komplementarität von Kausalität und raum-zeitlicher Beschreibung. Die Komplementarität setzt selbstverständlich die Möglichkeit einer raum-zeitlichen Beschreibung voraus. Wie aber kommt diese zu Stande? Doch nur dadurch, daß man gewisse Naturgesetze anwendet, z. B. beim Heisenbergschen Mikroskop-Versuch gewisse optische Gesetze. Darin wären sogar Bohr und Heisenberg mit mir einverstanden, und es bewährt sich hier, soviel ich sehe, durchaus Kants Lehre, daß die Einordnung von Ereignissen in das Raum-Zeit-Schema nur mittels kausaler Betrachtungen gelingt. Jene Komplementarität besteht also nicht zwischen zwei verschiedenen Ideenkreisen, sondern zwischen zwei mindestens sehr ähnlichen, insofern beide kausal sind. Die Komplementarität behauptet somit, wie mir scheint, eine „Kausalität mit doppeltem Boden“, ein nach meinem erkenntnistheoretischen Empfinden einfach ungeheuerliches Gebilde. Zur Versöhnung möchte ich Ihnen aber mitteilen, daß ich Ihr Schlußkapitel über die Ethik und die Unbestimmtheits-Relationen mit herzlichster Zustimmung gelesen habe. Ich verbleibe mit herzlichem Gruß Ihr ganz ergebener M. Laue.

Brief, Maschinenschrift, 2 Seiten, am Kopf msl. Berlin, 4. 4. 37.

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135. Edgar Wind an Ernst Cassirer, 6. April 1937

Lieber Herr Professor: Da Saxl morgen zu Ihnen fährt, will ich nun doch diesen Brief zu Papier bringen, den zu schreiben (– bitte lachen Sie mich nur aus! –) ich mir schon fünf Mal vorgenommen hatte: nämlich jedesmal wenn ich ein Kapitel Ihres Buches362 beendet hatte. Heute habe ich das letzte Stück noch einmal gründlich gelesen; denn ich finde es eigentlich das schönste von allen. Selbst Menschen, die (wie ich) häretisch veranlagt sind, können sich dem Glanz dieser Schlussfolgerung nicht entziehen, die die sogenannte „Zwangslage“ der heutigen Physik, in Doppelformen zu denken, zum Anlass nimmt, um ganz allgemein die „Mannigfaltigkeit der Perspektiven“363 als philosophische Forderung hinzustellen. Ich gestehe, daß ich vor diesem Buch mit einer Art verwirrter Bewunderung stehe. Denn Sie haben hier das zum Äussersten getrieben, wodurch Sie schon in „Substanzbegriff und Funktionsbegriff“ und in der Arbeit über die Relativitätstheorie364 naïvere Gemüter beunruhigt haben. Sie schlagen sich immer zur Partei der physikalisch Jüngsten, um an ihrer Arbeitsweise den Standpunkt der philosophisch Ältesten zu verteidigen. Die Alten wissen nie recht, was sie davon denken sollen, und die Jüngeren – ärgern sich über die Maaßen. Ich wünschte, ich könnte Sie jetzt in Ruhe sprechen. Dann würde ich Ihnen meine „Ärgernisse“ reportieren. Die Hauptfrage, die ich stellen würde, ist diese: Sollen wir wirklich zugeben, daß selbst die größten Revolutionen in der Physik ohne Rückwirkung auf die Ethik bleiben?365 Ich bin überzeugt, daß Sie recht haben, wenn Sie schreiben, daß die Lokkerung der Naturgesetzlichkeit für die Ethik nur ein Danaergeschenk wäre. Aber wenn uns das Fatum der Geschichte solch ein Danaergeschenk zuträgt, haben wir überhaupt die Möglichkeit, es von uns zu weisen? Die schlichte Schönheit des kategorischen Imperativs fordert doch sicher als ihr Gegenstück die Präzision des dynamischen Naturgesetzes. Fordert also nicht vielleicht die Zerlegung der dynamischen Gesetzlichkeit in eine statistische auch eine Verfeinerung und Komplizierung der ethischen Struktur? Und wäre es nicht sinnvoll, wenn diese komplexere Ethik zu dieser komplexeren Naturauffassung in einem viel komplizierteren Verhältnis stünde als dem der schlichten Alternative? Ich weiß, Sie wenden ein, der Spielraum der Möglichkeiten, den das statistische Gesetz zuläßt, sei viel zu klein, um für menschliche Situationen überhaupt bedeutsam zu sein. Aber haben wir nicht durch Ernst Cassirer gelernt, daß die größten Revolutionen der Denkart sich im Infinitesimalen zugetragen haben?

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Dean Inge366 hat einmal, obwohl er ein Geistlicher ist, das Entsprechende durch einen sehr derben Witz veranschaulicht. Als ein Biologe ihm sagte, die beobachteten „Mutationen“ seien viel zu klein, um den biologischen Determinismus ernstlich zu gefährden, erzählte er die Geschichte eines Dienstmädchens, die ein uneheliches Kind bekam und sich vor ihrer ‘Herrschaft’ dadurch rechtfertigte, daß sie sagte, es sei doch nur ein ganz kleines. Ich fürchte, das ist wirklich die Lage, in der die Physik sich heute befindet. Und wer weiß? Vielleicht ist bis zu unserem nächsten Gespräch, das ich mir gern in unmittelbarer Zukunft vorstelle, das Baby schon ein „prächtiger Bengel“ geworden. Das würde die Diskussion bedeutend erleichtern. Saxl wird sich wahrscheinlich als Überbringer solcher Hiobsbotschaften garnicht besonders wohl fühlen. Aber er bringt ja noch sehr viel anderes: – von mir die herzlichsten Grüße und Wünsche für Sie und Ihre Frau und v i e l e n Dank für das schöne Buch! Ihr Edgar Wind. Brief, Handschrift, am Kopf hsl. 6. 4. 37

136. Richard Hönigswald an Ernst Cassirer, 8. April 1937

Hochverehrter, lieber Herr Cassirer, Ihr freundlicher Brief vom 4. d. M. hat mir große Freude bereitet. Einmal, weil er mir von dem förderlichsten Widerhall zu berichten weiß, den Ihr Buch367 im Kreise bedeutender Naturforscher gefunden hat. Ich begrüße ihn, wie Sie sich denken können, aufs wärmste. Was wäre nicht an wissenschaftlicher Energie gespart, was an fruchtbarer Arbeit gewonnen, wenn an die Stelle jener Metaphysik der Naturforscher, die bald als ungezügelte Neigung zu Konstruktionen, bald wieder als positivistische Verdächtigung jedes kritischen Räsonnements auftritt, ein gesundes Verhältnis zu den eigenen Prinzipien träte? Ich habe immer wieder beobachten können, wie tüchtige Forscher, während sie sich selbst an Sonn- und Feiertagen zu einem Ritt ins Transzendente anschicken, den wirklich kritischen Philosophen, dessen ganzes Streben auf die Sicherung dessen gerichtet ist, was die Naturforschung in Bewältigung ihrer eigentlichen Aufgabe tut, der „Konstruktion“ und der „Metaphysik“ beschuldigen. Als philosophisch im fruchtbaren Sinn pflegt die Naturforschung im

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allgemeinen nur zweierlei anzuerkennen: eine mehr oder weniger simple Wi e d e r h o l u n g naturwissenschaftlicher Sätze in der Hülle vager und schlecht umgrenzter Verallgemeinerungen, ober aber eine von der Naturforschung g ä nz l i c h abliegende und sich mit ihrer Fragestellung nirgends ernsthaft berührende Spekulation, wie z. B. gewisse Abarten der Phänomenologie. Kritischen Analysen ihrer Methode ist sie geneigt zu mißtrauen. Es fehlt eben im allgemeinen an den Voraussetzungen für das Verständnis eines „Traktats der Methode“. Um so erfreulicher daher, daß Ihr Werk, dasA doch im höchsten Sinn einen solchen „Traktat“ darstellt, bei wirklich bedeutenden Vertretern der positiven Forschung so warmen Anklang findet. Das liegt an der seltenen Vereinigung gründlichster Kenntnis der naturwissenschaftlichen Sachlage, freiester Würdigung der aus ihr entspringenden Probleme, souveräner Beherrschung aller Nuancen des kritischen Gedankens und schließlich einer Klarheit der Darstellung, der sich der Gutwillige nicht entziehen kann. So erhoffe ich mir denn wirklich von Ihrem Werke die glücklichste Wirkung. Nicht minder aber erfreuten mich Ihre s a c h l i c h e n Andeutungen. Sie betreffen in der Tat genau das, was ich neulich mit meinen Fragen gemeint hatte. Der Begriff einer „diskreten“ Zeit, also der Gesichtspunkt einer „mutativen“ Veränderung der Vorgänge, führt in gewissem Sinn doch wieder zur Antinomie der „leeren“ Zeit. Denn nur „Vorgänge“ vermögen doch die Zeit zu „erfüllen“. Was aber „geschieht“ in den Pausen zwischen Zustand und Zustand? Natürlich tauchen diese Bedenken auch bei mir um der Identität des Gegenstandes willen auf. Dabei sehe ich durchaus ein, daß den Ueberlegungen der QuTh368 Rechnung getragen werden muß, freilich auch daß das Prinzip der Identität nicht geopfert werden könne. Auch Mutakallimûn369 und Bergson genügen auf ihre Weise beiden Bedingungen; dort vermöge einer Annäherung der kreativen „Sprünge“ an den Gedanken des Infinitesimalen, repräsentiert durch das Problem des „Augenblicks“, hier vermittels der bekannten Flucht in die Metaphysik, die freilich wegen der Abneigung gegen „ontologische“ Setzungen letzten Endes unwirksam bleibt und sich in geistvolle Gleichnisreden verliert. An zwei Punkten genügt, soviel ich augenblicklich sehe, auch die Quantentheorie den Forderungen der Identität des Gegenstandes, ohne doch gegen die Konsequenz ihrer eigenen Position zu verstoßen. Der eine scheint mir gegeben zu sein in den Begriffen der „ S y s t e m e “ und „ K o l l e k t i v e “ , die das „diskrete“ Sein von Gegenständen zu ersetzen haben. Hierher gehört auch die wechselseitige „Zuordnung“ der sprunghaft abfolgenden „Zustände“. Der andere Identitätsfaktor liegt, wie ich glaube, in der Unerläßlichkeit einer fortlaufenden „Rückübersetzung“ der „mikroskopischen“ in die „makroskopische“ Erfahrung; oder anders: in der Rückbeziehung

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jeder theoretisch noch so sublimierten Erfahrung auf die „elementare“. Natürlich bietet sich auch diese nicht als starrer Bestand dar; vielmehr wandelt auch sie sich mit dem Bezug auf den Prozeß fortgesetzter methodischer Sublimierung. Dieser selbst aber bleibt an die Idee „sinnlicher“ Gegebenheit als an einen seiner Bezugsterme gebunden. Erst die ganze Fülle der damit gesetzten Relationen kann m. E. „ E r fa h r u n g“ heißen. Damit aber scheint mir 1) der logische Ort der Psychologie jeder an sich notwendigen Wandlung wissenschaftlicher Fragestellungen gegenüber gesichert, 2) das Recht der observabilité, die immer auf makroskopische Erfahrung abzielt, gewahrt und auch der mikroskopischen gegenüber –übrigens ganz im Sinne ihrer Vertreter – gerechtfertigt; endlich 3) die Notwendigkeit begründet, eine Mannigfaltigkeit methodisch differenzierter Gegenstände, wie Sie sie unter freundlichem Hinweis auf meine „Denkpsychologie“370 andeuten, anzusetzen, und dabei an der Einheit des erkenntnistheoretischen Gegenstandsbegriffs festzuhalten. Eine Abhandlung „Gleichzeitigkeit und Raum“, die ich Liebert auf dessen Bitte für seine „Philosophia“ überließ371, macht nach dieser Richtung hin Ansätze, ebenso eine über „observabilité“, an der ich zur Zeit als an einem Parergon zur Grundlegung der allgemeinen Methodenlehre arbeite. Vielleicht finden Sie, daß die angedeuteten Gesichtspunkte über einzelne Schwierigkeiten der durch die Erfolge der modernen physikalischen Theorien geschaffenen erkenntnistheoretischen Situation hinweghelfen. Es gereichte mir jedenfalls zu tiefer Befriedigung. Voßler, mit dem ich wöchentlich mehrmals auf langen Spaziergängen zusammenzutreffen pflege, hat sich Ihrer freundlichen Grüße sehr gefreut und erwidert sie auf das Herzlichste. Er hat in den letzten Jahren über die „Poesie der Einsamkeit“372, besonders im Bereich der spanischen Litteratur zwischen 15. und 17. Jahrhundert Wertvollstes veröffentlicht und bearbeitet das Thema unter umfassenden kultur- und sprachgeschichtlichen Gesichtspunkten rüstig weiter. Dem Physiker S.373 werde ich, sobald ich ihn sehe, selbstverständlich von Ihrem Buche erzählen. Ich hatte es mir längst vorgenommen. Er ist freilich geneigt, erkenntnistheoretische Gedanken etwas schnell in die ihm geläufigere Begriffssprache der Physik zu übersetzen und dabei die Ursprünglichkeit der kritischen Fragestellung zu verfehlen. Nehmen Sie nochmals herzlichsten Dank und seien Sie vielmals gegrüßt von Ihrem stets aufrichtig ergebenen R Hönigswald Brief, Maschinenschrift, 4 Seiten, am Kopf msl. München, den 8. 4. 37 A

das] daß

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137. Philipp Frank an Ernst Cassirer, ohne Datum374

Sehr geehrter Herr Kollege! Vielen herzlichen Dank für Ihren Brief und Ihr schönes Buch, das ich erst gestern bekommen habe. Ich will Ihnen aber gleich schreiben und Ihren Brief beantworten und über Ihr Buch später, wenn ich es gelesen habe, noch einmal ausführlich schreiben. Wir haben hier ein Kolloquium für Wissenschaftslogik: Dort werden wir das Buch referieren und besprechen und ich werden Ihnen dann meine Meinung und den allgemeinen Eindruck schreiben. Ihr Brief hat mich sehr gefreut und ich will nur gleich sagen, dass ich ganz genau so wie Carnap und Schlick auf dem Boden der logischen Konstitution stehe: Wenn ich einige kritische Worte über Ihren Standpunkt in meinem Buch375 gesagt habe, so war das gerade, weil Ihr Standpunkt uns in vielem sehr nahe steht. Was ich ausdrücken wollte, war das folgende: Ihr Standpunkt zur Wissenschaft rückt die logische Konstitution in den Vordergrund, mehr als irgend ein andererA Philosoph. Wenn er konsequent weiterentwickelt wird, so muss er meiner Meinung zu dem Carnapschen Standpunkt der weitgehnden Willkürlichkeit in der logischen Konstitution führen. Ihr Standpunkt von der „Grenze“ scheint mir eigentlich zu Ihrem sonstigen Gedankengang nicht zu passen, sondern nur ein Rest desB metaphysischen Idealismus zu sein, der nach und nachC abgestreift wird: In diesem Sinn habe ich gemeint, dass Ihre Arbeiten einen „Zersetzungsprozess“ der Schulphilosophie darstellen376 und daher zu begrüssen sind: Ich habe das noch an der Schrift von Hugo Bergmann (Der Kampf um das Kausalgesetz)377 erörtert, der ja ungefähr Ihrer Gedankenrichtung zu folgen scheint. Ich habe mich sehr gefreut, durch diesen Brief nun in direkte Verbindung mit Ihnen zu kommen: Als ich im Sommer in Goeteborg war, habe ich Sie leider nicht angetroffen: Aber vielleicht wird sich wieder Gelegenheit dazu bieten. Ich hoffe z. B., dass Sie zu dem Kongress nach Paris378 kommen: Es ist auch möglich, dass ich wieder nach Schweden komme. Bitte grüssen Sie Frau Jacobsson und Malte Jacobsson recht herzlich von mir: Mit vielen Grüssen Ihr Philipp Frank

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Brief, Maschinenschrift, 2 Seiten, am Kopf msl. Philipp Frank / Prag II. / Vini ná 3 A B C

anderer] handschriftlich ergänzt des] der nach] nch

138. Ernst Cassirer an Åke Petzäll, 27. Oktober 1937

Lieber Petzäll! Ihr Brief kam genau im rechten Augenblick – denn ich hatte Ihnen so viel zu erzählen und so mancherlei zu berichten, daß ich gerade den heroischen Entschluss zu einem langen Schreiben an Sie gefasst hatte, als ich zu meinem Bedauern entdeckte, daß ich keine Adresse von Ihnen besass. So begnügte ich mich vorerst mit der Sendung des Galilei-Aufsatzes379 an die Adresse von Dr. Falk; er ist [Ihnen]A inzwischen wohl schon zugegangen. Für Ihre lange Epistel sind wir beide natürlich sehr dankbar – sie schildert Ihr ›Pariser Leben‹380 ebenso praegnant wie anschaulich, und wir wissen kaum, welcher der beiden Teile – der philosophische oder der familiäre – das grössere Interesse bei uns erregt hat. Bei mir hat aber doch die Äusserung meines Freundes Hans381 den Vogel abgeschossen. Welches psychologische Feingefühl und welche tiefe Sprachphilosophie liegt in dieser Unterscheidung von ›älska‹382 und ›tycka om‹383! Nun wissen wir, warum er so spät gesprochen – er wollte es einfach nicht, [bevor]B er nicht alle feinsten Nuancen der schwedischen Sprache beherrschte. Jag tycker inte blott om honom men jag älskar honom för detta uttalande!384 Von dem philosophischen Leben in Göteborg ist freilich weniger zu berichten, als von dem in Paris – aber auch hier fehlt es nicht an mancherlei aufregenden Dingen, die freilich nur einem so intimen Kenner, wie Ihnen ganz verständlich sein werden. Nach einem sehr ruhigen und friedlichen Sommer, den ich zur stillen Arbeit benutzt habe, führte mich meineC Vortragsreise nach Stockholm und Uppsala385 in das Zentrum der Ereignisse. Ich bin an beiden Stellen sehr freundlich aufgenommen worden – und der obrigkeitliche Schutz, von dem Ihnen die beiliegende Notiz der ›Handelstidning‹386 berichtet, [erwies]D sich als völlig überflüssig. Im Stockholmer philosoph. Verein kam es zu einer lebhaften Diskussion mit Tegen, Marc-Wogau, Katz, die aber sehr anregend und in den freundschaftlichsten Formen verlief. Dann ging es nach Uppsala – wo ich, wie Sie wissen, eine merkwürdige Situation387 antraf. Die beiden

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philosophischen Vereine befehden sich aufs äusserste – und Karitz hatte nach heftigen Auseinandersetzungen den Oxenstierna’schen Verein nie wieder betreten. Das Einzige was in dieser peinlichen Situation übrig blieb, war, sich taub und blind zu stellen – und das ist mir so gut gelungen, daß sich bei meinem Besuch die Wogen völlig glätteten. Freunde und Gegner – Hägerström, Oxenstierna, Hedenius, Karitz – sassen in meinem Vortrag friedlich nebeneinander, und in den privaten Gesprächen, die ich mit den Einzelnen führte, habe ich versucht, die Gemüter etwas zu beruhigen. Hedenius hat mir übrigens gestern eine neue Arbeit: ›Studies in Humes Ethics‹ zugeschickt, die demnächst in der Gedächtnisschrift für Phalén388 erscheinen soll. Er hatte mir schon bei seinem Besuch im Sommer von ihr gesprochen, und ich habe ihn auf Ihre [neue]E LockeArbeit389 aufmerksam gemacht, weiss aber nicht, ob er sie noch berücksichtigen konnte. Nun zur ›Theoria‹! Daß sie so gut fortschreitet, freut mich sehr – und an Stoff scheint es ja nicht zu fehlen. Was meine Mitarbeit betrifft, so will ich mich hierinF natürlich ganz nach Ihren Wünschen richten. Bei meinen Unterhaltungen mit Marc-Wogau in Stockholm fand ich jedoch, daß er so grossen Wert auf die Fortsetzung unserer Diskussion legt, daß ich mich diesem Wunsch nicht gut entziehen konnte. Ich habe aber jetzt eine eingehende Erwiderung verfasst und ihn zunächst gebeten, sich mit Ihnen direkt ins Einvernehmen zu setzen, damit Sie den Zeitpunkt des Erscheinens bestimmen.390 Für die Diskussions-[…]G das Ganze nicht recht geeignet – auch wird dieser Teil der ›Theoria‹ in nächster Zeit wohl etwas überlastet sein. Es könnte aber als selbständiger Artikel im JanuarHeft oder in einem der nächsten Hefte erscheinen. Fertig niedergeschrieben ist es jedenfalls – wenn aber Frl. Ohlsson noch für die ›Theoria‹ tätig ist, wäre ich sehr dankbar, wenn sie auch diesmal wieder die – höchst notwendige – Abschrift übernehmen wollte. Auf die mehr persönlichen Fragen wird meine Frau eingehen – ich bitte aber Astrid, das nicht etwa als einen Mangel persönlichen Interesses von meiner Seite auszulegen. Das Gegenteil ist vielmehr der Fall – und ich schweige nur aus Bescheidenheit. Mit vielen herzlichen Grüssen Ihr Ernst Cassirer

Brief, Handschrift, 6 Seiten, am Kopf hsl. Göteborg, 27. X. 37 / Föreningsgatan 11 A B C

[Ihnen]] Wort durch Lochung verlorengegangen. [bevor]] Wort durch Lochung verlorengegangen. meine] Lesung unsicher

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[erwies]] Wort durch Lochung verlorengegangen. [neue]] Wort durch Lochung verlorengegangen. hierin] Lesung unsicher […]] verderbt

139. Otto Neurath an Ernst Cassirer, 15. Januar 1938

Sehr geehrter Herr Cassirer! Wir hatten alle sehr bedauert, dass Sie nicht nach Kopenhagen zu unserem Kongress kommen konnten, weil Sie in England waren.391 Hoffentlich ist es Ihnen möglich einen Vortrag gelegentlich unseres vierten Kongresses zu halten, der 14. bis 19. Juli in Cambridge, Girton College stattfindet. Hauptthema ist Scientific Language. Aber Sie können natürlich auch über ein anderes Thema reden, da wir für solche Zwecke Zeit reserviert haben. Sie würden mich aufrichtig verbinden, wenn Sie mich bald wissen liessen, ob Sie kommen und ein Referat halten wollen, worum wir Sie sehr bitten.392 Mit dem Ausdruck vorzüglicher Hochachtung verbindlich grüssend Ihr [Neurath] Brief, Maschinenschrift, 1 Seite, am Kopf msl. 15. Januar 1938

140. Ernst Cassirer an Kurt Goldstein, 22. Januar 1938

Mein lieber Kurt! Auch ich muss Dir doch mit einem Worte sagen, wie sehr mich die Nachricht von dem Vorlesungs-Auftrag in Harvard393 erfreut hat. Das ist sicherlich ein gutes Vorzeichen und bedeutet wohl, daß der harte Kampf, den Du zu kämpfen hattest, nun wohl zu Ende gekämpft ist. Eine leichte und sichere Zukunft wird auch Dir nicht beschieden sein – aber das Ärgste ist, wie ich mit Zuversicht hoffe, wohl überstanden, und auch für

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Deine wissenschaftliche Arbeit eröffnet sich ein neuer Aspekt. Daß an ihrer Durchführung wenige so starken inneren Anteil nehmen wie ich, und daß mir, noch mehr als sie, alles was Dein persönliches Geschick betrifft, am Herzen liegt – dies brauche ich Dir hoffentlich nicht zu sagen. Auch mein langes Schweigen wird darüber kein Missverständnis haben aufkommen lassen – wenngleich ich zugebe, daß es falsch gedeutet werden konnte und daß Du Dich darüber mit Recht beklagst. Die Gründe zu diesem Schweigen liegen jedoch an ganz anderer Stelle, als an der Du sie suchst. Was die rein äusseren Umstände unseres Lebens betrifft, so waren wir darüber, auch ohne direkte Nachrichten zwischen uns, wohl jederzeit orientiert – und ich habe immer wieder zu meiner Freude gehört, daß es bei Dir aufwärts und vorwärts geht. Auch ich hatte zu persönlichen Klagen keinen Anlass, wenngleich mich natürlich die Zukunft der Kinder und Tonis stets sehr unsichere Gesundheit oft sehr schwer bedrückt hat. Aber über all das mochte ich Dir nicht schreiben. Viel mehr hätte es mich gedrängt, mich mit Dir einmal über die allgemeine Lage der Dinge auszusprechen. Aber so oft ich dazu ansetzte – so fand ich, wie ich Dir gestehen muss, dazu einfach den Mut nicht. Für Menschen, die so wie Du und ich gesinnt sind, verdüstert sich ja das Bild von Tag zu Tag mehr. Ich sehe heute kaum irgend einen Ausweg mehr – und ich halte es für besser, von dem, was mich innerlich beschäftigt, zu schweigen, als Dich mit meiner eigenen Hoffnungslosigkeit zu beschweren und anzustecken. Gearbeitet habe ich trotz allem in den beiden letzten Jahren, seit ich hier in Göteborg und unter sehr schönen und leichten Arbeitsbedingungen bin, recht viel – wenn ich auch an irgend eine unmittelbare Wirkung der Arbeit kaum glauben kann. Eine Schrift ›Determinismus und Indeterminismus in der modernen Physik‹ ist im vorigen Jahre erschienen. Ich habe sie Dir nur deshalb nicht zugeschickt, weil sie Deinem eigenen Interessenkreis wohl ferner steht und ich Dir, mitten in der anstrengenden Arbeit, die Du jetzt zu leisten hast, nicht zumuten wollte, sich in sie hineinzuarbeiten. Willst Du aber die Mühe auf Dich nehmen, sie zu studieren, so wird es mir natürlich eine Freude sein, sie Dir zu senden. Für heute schicke ich nur einige kleine Aufsätze, die in letzter Zeit entstanden sind; es sind eigentlich nur Gelegenheitsarbeiten, die Dich aber doch vielleicht in dem einen oder anderen Punkte interessieren. Wenn Du in der letzten Zeit irgend etwas Neues publiziert haben solltest, – so brauche ich wohl nicht zu sagen, wie dankbar ich für alles bin, was von Dir kommt. Nochmals viele Glückwünsche und die herzlichsten Grüsse an Euch alle! Dein Ernst Brief, Handschrift, 4 Seiten, am Kopf hsl. Göteborg, 22. I. 38

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141. Ernst Cassirer an Åke Petzäll, 4. März 1938

Lieber Petzäll! Sie haben völlig recht, wenn Sie sagen, daß meine Frau und ich in letzter Zeit den Verkehr zwischen der Föreningsgatan und der Avenue St. Philibert schmählich vernachlässigt haben. Aber Sie und Ihre liebe Frau würden uns gewiss entschuldigen, wenn Sie die Gründe unseres Schweigens wüssten. Seit der Katastrophe in Oesterreich394 ist unser Briefwechsel, der ja schon immer einen gewaltigen Umfang hatte, ins Ungemessene gewachsen. Wir werden von allen Seiten, durch Freunde und Verwandte, mit Fragen und Bitten um Rat bestürmt – wir wollen uns jedes einzelnen Falles annehmen, und wir sehen immer wieder, wie machtlos man all diesen Dingen gegenübersteht. So war es für uns beide eine schwere Zeit. Aber wir haben sehr viel an SieA gedacht, und sehr oft von Ihnen gesprochen – und nun freuen wir uns aufrichtig, Sie bald wieder hier begrüssen zu dürfen. Denn wir haben Sie beide wirklich vermisst – und das Wort Ihres [Sohnes]B: ›vi älska Råda‹395 gilt auch für uns. Was die ›Theoria‹ betrifft, so will ich all Ihren redaktionellen Wünschen gern entsprechen. Der Aufsatz über Marc-Wogau ist soeben von mir fertig korrigiert worden – nun kann die Erwiderung auf Ph. Frank396 u. die Besprechung von Aspelins Buch397 in Angriff genommen werden. Ich nehme an, daß es sich um sein grosses Buch in ›Vår egen tids historia‹ handelt, oder meinen Sie irgend eine andere, neuere Publikation? Von philosophischen ›evenemangs‹ will ich nur erwähnen, daß wir heute zu unserer Freude im philos. Verein einen Vortrag von Ernst Hoffmann über ›Platonische Zahlenmystik im Mittelalter‹398 hören werden. Er kommt bereits von Stockholm und Uppsala – und gibt aus letzterer Stadt Bericht über die philosophischen Kämpfe, die einen erhabenen Eindruck machen: die homerischen Gesänge werden wieder in den Schatten gestellt. Nur von einem Eingreifen der Götter scheint wenig zu spüren – es geht alles vielmehr „menschlich, allzu-menschlich“ zuC. Gestern haben wir hier in der Handelstidning mit grossem Interesse und grossem Stolz Ihr Interview399 gelesen, das mit ›echt-pariserischer Lebhaftigkeit‹ gegeben war. Ich muss aber dagegen protestieren, daß es sich hier um eine „erworbene Eigenschaft“ handelt: ich behaupte, daß dies zu Ihrer ›idea innata‹ gehört und schon in Göteborg deutlich spürbar war. Um Ihnen nun noch von mir wenigstens e t w a s zu berichten, was Ihnen sicherlich Spass machen wird, möchte ich Ihnen erzählen, daß ich soeben einen ziemlich umfangreichen Aufsatz über das Thema: ›Des-

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cartes und Königin Christina von Schweden‹400 beendet habe. Ich hatte während der Weihnachtsferien Weibulls Buch über Christina401 gelesen – und dabei war mir aufgegangen, wie man dieses alte Problem wohl angreifen und lösen könnte. Ich habe es mit einer geistesgeschichtlichen Lösung versucht, die die ganze Ideengeschichte des 17ten Jahrhunderts aufrollen musste. Zu meiner Freude hat Weibull, dem ich das Ms. zu lesen gab, meiner Auffassung vollständig zugestimmt, und wir sind nun in einer lebhaften Diskussion darüber begriffen. Für heute nur noch die herzlichsten Grüsse an Frau und Kinder und auf baldiges gutes Wiedersehen! Ihr Ernst Cassirer Brief, Handschrift, 4 Seiten, am Kopf hsl. Göteborg, 4. 3. 38 / Föreningsgatan 11 A B C

Sie] sie [Sohnes]] Wort durch Lochung verlorengegangen zu] Lesung unsicher

142. Ernst Cassirer an Åke Petzäll, 11. Mai 1938

Lieber Petzäll! Ich erhalte von Ihrem Institut402 zwei Einladungen: die eine zur Mitarbeit an der Bibliographie403, die andere zur Teilnahme an der Zusammenkunft, die im September in Amersfoort404 stattfinden soll. Sie sind von Prof. R. Bayer405 unterzeichnet, dem ich aber eigentlich persönlich danken sollte. Es sind aber auch einige Fragen zu erwägen, bei deren Klärung Sie mir am besten behilflich sein können. So richte ich meine Antwort an Sie – mit der Bitte, sie an Prof. Bayer weiterzuleiten und ihm in meinem Namen herzlich zu danken. Was die Mitwirkung an der B i b l i o gr a p h i e betrifft, so will ich die mir gestellte Aufgabe, über die Litteratur zur Philosophie des 17ten und 18ten Jahrhunderts zur referieren, gern übernehmen. Bedenken macht mir nur, daß der Ablieferungstermin des 15. September 1938 sehr kurz bemessen ist. Auch die Frage, wie sich eine Übersicht über die Litteratur, die wirklich erschöpfend wäre, gewinnen lässt, macht mir Kopfzerbrechen. Von hier aus, wo so viele wichtige Zeitschriften fehlen, ist das, wie Sie wissen, nicht leicht. Ich müsste also vor allem wissen, ob das Institut

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selbst mir dieseA Übersicht zur Verfügung stellen und mir das notwendige Material (Bücher, Zeitschriftenaufsätze etc) zusenden könnte, sodaß ich mit der Lektüre und Berichterstattung sofort beginnen könnte. In d i es em Fall hoffe ich die Arbeit leisten zu können; andernfalls müsste ich doch wohl bitten, von meiner Mitwirkung abzusehen oder sie doch bis zum nächsten Jahr – also 15 September 39 – hinauszuschieben. An dem Amersfoorter Kongress werde ich wohl leider nicht teilnehmen können; denn in der Zeit vom 19 bis 25 September ist ja hier, wie Sie wissen, die Semesterarbeit bereits [in]B vollem Gang. Meine Vorträge in Amersfoort sollen Ende August gehalten werden – und am 9 oder 10 September muss ich zu Semesterbeginn wieder in Göteborg sein. Dann noch einmal nach Holland zurückzureisen, wäre ja allzu umständlich, auch wenn sich hier ein Urlaub erzielen liesse. Nun möchte ich mich noch mit einer anderen Frage und Bitte an Sie wenden. Ich schrieb Ihnen neulich von der Studie über ›Descartes und Christina‹, die ich soeben beendet habe. Weibull hat sich ihrer zu meiner Freude mit grossem Interesse angenommen. Er will sie in Göt. Högsk. Årsskrift publizieren – ausserdem soll ich das Resultat zu Anfang des nächsten Semesters in einer Reihe öffentlicher Vorlesungen behandeln, die dann auch – in s c h w e d i s c h e r Übersetzung – unter den Populärwissenschaftl. Vorlesungen der Hochschule gedruckt werden sollen.406 Beide Fassungen werden verschieden sein; die eine mehr „gelehrter“ und allgemein-geistesgeschichtlicher Natur, die andere für ein grösseres Publikum bestimmt, das sich vor allem für Christina und für schwedische Geschichte interessiert. Es scheint mir nun sehr günstig und sehr zweckmässig, wenn von der ersten Studie auch eine fr a n zö s is c h e Ausgabe erscheinen könnte. Denn die Verbreitung der Årsskrift im Ausland ist ja nicht allzu gross – und es läge mir daran, meine Schrift, die sehr stark auf die Cartesische Philosophie und ihre Wirkung im 17ten Jahrhundert sowie auf die französische Geistesgeschichte und Litteratur (vor allem auf das Verhältnis von Descartes und Corneille) eingehen musste, auch einem französischen Leserkreis vorzulegen. Ich hatte daran gedacht, eine französ. Bearbeitung in einer neuen philosophischen Serie erscheinen zu lassen, die von Prof. I. Meyerson herausgegeben wird, und für die er mich zur Mitarbeit eingeladen hat.407 Aber ich bin nicht sicher, ob sie in diesen Rahmen passen wird, und muss hierüber noch eine Antwort Prof. Meyersons abwarten. Könnten Sie sich in Paris wohl einmal erkundigen, ob für den Fall, daß Meyerson ein anderes Thema von mir behandelt wünscht, sich irgend eine sonstige Publikationsmöglichkeit böte? Ich nehme an, daß Sie, auch durch die Institutsarbeit, mit französischen philosophischen Verlegern in Fühlung stehen und Ihnen die Klärung der Angelegenheit somit keine allzu grossen Schwierigkeiten bereiten

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würde – auch ergäbe sich ja hier ein schöner Fall von ›Collaboration Philosophique‹ zwischen Schweden und Frankreich. Es wäre aber sehr freundlich, wenn mir das Institut hierfür sein ›patronage‹ zur Verfügung stellte. Und nun zum Schluss noch eine Bitte und Frage. Bei der Niederschrift meiner Arbeit habe ich bemerkt, daß mir von der grossen Descartes-Ausgabe von Adam-Tannery, der XIIte (Supplement) Band, der die Biographie Descartes’ von Adam enthält, fehlt: Ch. Ad a m , Vie et Oeüvres de Descartes Supplément à l’édition de D. Paris (Léop. Cerf 12 Rue Saint-Anne) 1910. Könnten Sie sich wohl beim Verleger oder bei einem Pariser Buchhändler erkundigen, ob dieser Band noch zu haben ist und was er kostet? Verzeihen Sie lieber Petzäll, diesen trockenen und rein „sachlichen“ Brief: das Persönliche kommt hoffentlich bald nach, sobald Sie alle wieder hier sind. Mit Hoffmann haben wir sehr schöne Tage verbracht – er lässt Sie herzlich grüssen und hat sehr bedauert, Sie nicht hier zu treffen. Für heute nur noch herzliche Grüsse von uns beiden an Frau Astrid und die Kinder! Ihr Ernst Cassirer Brief, Handschrift, 8 Seiten, am Kopf hsl. Göteborg, 11. V. 38 / Föreningsgatan 11 A B

diese] Lesung unsicher [in]] Wort durch Lochung verlorengegangen

143. Ernst Cassirer an Åke Petzäll, 23. Mai 1938

Lieber Petzäll! Haben Sie vielen Dank für Ihren ausführlichen Brief und für alle Ihre Bemühungen! Auf die Teilnahme an Ihrem Kongress in Amersfoort werde ich nun wohl verzichten müssen – und wer kann überhaupt heute irgendwelche Pläne machen, die einen so enormen Zeitraum wie 4–5 Monate umfassen! Man tappt im Dunkel, und muss froh sein, wenn man sich Schritt für Schritt weiter tastet. Aber einer der nächsten Schritte ist hoffentlich der, daß Familie Petzäll wieder hier ist – und dann wollen

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wir auch die Frage meiner Mitarbeit an der Bibliographie weiter beraten. Wenn das Institut mir seine Hülfe bei der Feststellung der Litteratur und bei der Beschaffung der Schriften leistet, hoffe ich bis 15. 3. 1939 meinen Beitrag liefern zu können. Den neuesten „Schlachtbericht“ aus Uppsala haben Sie wohl erhalten, da Sie ja die schwedischen Zeitungen regelmässig lesen, und diese jetzt ganz davon erfüllt sindA. Wenn man bedenkt, mit welchen anderen Fragen die Welt jetzt beschäftigt ist oder sein sollte, so erscheint dieser so unphilosophische „Philosophenkrieg“ wirklich recht kleinlich und bedauernswert. Ich habe im letzten Herbst, als ich in Uppsala einen Vortrag zu halten hatte408, versucht, etwas zur Beruhigung der Geister beizutragen – es war aber alles vergeblich. Als das Schlimmste erscheint mir, daß all diese Schulkämpfe immer wieder auf dem Rücken der jüngeren Leute (Hedenius, Selling409) ausgekämpft werden, die dann die „Sünden der Väter“ bis ins 3 u 4 te Geschlecht büssen müssen. Die Korrektur meines Aufsatzes für die ›Theoria‹ („Zur Logik des Symbolbegriffs“)410 ist beendet, und ich denke, daß das Heft demnächst erscheinen wird. Wann gedenken Sie, das nächste Heft herauszugeben? Ich hätte dafür einen kleinen Beitrag, der für schwedische Leser vielleicht besonders geeignet wäre. Ich habe nämlich bei meinen Descartes-Christina-Studien gefunden, daß die ›Recherche de la vérité par la lumière naturelle‹, die sich bekanntlich in Descartes’ Nachlass vorgefunden hat und deren Abfassungszeit bisher nicht festgestellt werden konnte, höchst wahrscheinlich der Stockholmer Zeit Descartes’ angehört und als eine Art Entwurf für den philosophischen Unterricht Ch’s anzusehen ist. Die Begründung hierfür würde ich gern in der Theoria geben – aber nur, wenn der Raum nicht anderweit gebraucht wird. Sonst füge ich sie als Anhang der grösseren Arbeit über D. u. Christina bei.411 Und nun, lieber Petzäll, lassen Sie bald von sich hören – und hoffentlich aus Råda! Mit den herzlichsten Grüssen an die ganze Familie bin ich Ihr Ernst Cassirer

Brief, Handschrift, 4 Seiten, am Kopf hsl. Göteborg, 23. V. 38 A

sind] ist

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144. Ernst Cassirer an Nils Johan Nordström, 25. Mai 1938

Sehr verehrter Herr Professor. Gestatten Sie mir heute eine Anfrage. Ich habe mich seit einiger Zeit mit Studien beschäftigt, die sich auf das Verhältnis von De s ca r tes zu Königin Christina beziehen und die die alte Streitfrage betreffen, ob und wie weit die Philosophie Descartes’ zu Christinas späterem Übertritt zum Katholizismus beigetragen hat. Im Anschluss daranA ist eine Arbeit entstanden, die ich zunächst Prof. Weibull, dem Rektor unserer Högskola, der ja ein ausgezeichneter Kenner aller Probleme, die sich auf Christina beziehen, ist, vorgelegt habe. Zu meiner Freude hat Prof. Weibull meiner Auffassung völlig zugestimmt und angeregt, daß meine Arbeit demnächst in Göteb. Högsk. Årsskrift erscheint.412 Im Zusammenhang mit diesen Studien ist nun aber auch ein kürzerer Aufsatz entstanden, der sich auf Descartes’ Schrift ›Recherche de la vérité par la lumière naturelle‹ bezieht. Ich glaube, zeigen zu können, daß diese Schrift, über deren Abfassungszeit bisher nichts bekannt war, der letzten Stockholmer Zeit von Descartes angehört. Gelingt dieser Nachweis, so würde damit neues Licht auf Desc. Verhältnis zu Christina fallen und auch viel für die Interpretation der ›Rech. de la vérité‹ gewonnen werden. Ich möchte nun diesen Teil der Untersuchung gesondert veröffentlichen und wollte Sie heute fragen, ob Sie event. für eine derartige Veröffentlichung den ›Lychnos‹ für geeignet ansehen würden. Ich nehme zwar an, daß der Jahrgang 1938 bereits fertig gedruckt ist und demnächst erscheinen wird. Wenn Sie aber den Aufsatz für den ›Lychnos‹ wünschen sollten, so würde es nichts ausmachen, wenn wir die Publikation bis zum nächsten Jahr hinausschöben.413 Mit den besten Grüssen bin ich Ihr sehr ergebener Ernst Cassirer

Brief, Handschrift, 3 Seiten, am Kopf Göteborg, 25. 5. 38 / Föreningsgatan 11 A

daran] darin

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145. Åke Petzäll an Ernst Cassirer, 29. Mai 1938

Lieber Herr Cassirer! Recht vielen Dank für Ihren lieben Brief. Zwar schreiben Sie, dass Sie hoffen das nächste Mal aus Råda von mir zu hören. Ich hoffe aber, dass Sie mir es nicht übel nehmen, wenn ich darauf bestehe Ihnen noch einmal von hier aus zu schreiben. Ich verstehe, dass Sie sich schwer dazu bestimmen können nach Amersfoort zu kommen. Ich hätte ja auch nicht gedacht, dass es Ihnen möglich sein würde. Immerhin – man sagt sich „vielleicht doch“! Es wäre für unsere Veranstaltungen (um von mir nicht zu sprechen) sehr wertvoll gewesen, wenn Sie uns hätten helfen können. – Sonst geht es dem Institut sehr gut. Das zweite Heft der Bibliographie ist erschienen.414 Bayer lässt Sie grüssen. Wir freuen uns über ihre Zusage bezüglich der Mitarbeit. Die technischen Dinge werden wir auf Råda besprechen. Ganz besonders hat es mich gefreut, dass Sie die ausserordentlich interessanten Descartes-Kristina-Sachen bezüglich der „Recherche de la vérité“ in der Theoria veröffentlichen wollen. Auch wenn der Jahrgang zum Bersten überfüllt wäre, steht Ihnen selbstverständlich Raum zur Verfügung. Das besprechen wir auch auf Råda. Mein Buchhändler hat für Sie die „fiche“415 gemacht, die ich beifüge. Wenn Sie das Buch haben wollen, schreiben Sie mir, bitte, einige Worte. Die „Schlachtberichte“ aus Uppsala sind ja so deprimierend dass man sich fragen muss, ob es überhaupt ein Zweck hat etwas für die philosophische Forschung in Schweden zu tun. Professor Rudberg schreibt mir vorgestern: „Kunde Ni, som ej offrat förnuftet, rycka upp filosofien ur dess nuvarande nesa och betryck, vore det en stor gärning. Jag väntar här icke minst på Göteborgs insats.“416 – Er dürfte recht haben. Sie, lieber Herr Cassirer (und eventuell auch die Theoria) bürgen dafür, dass man jetzt in Schweden sagen kann „ex occidente lux“417! Mag es nur nicht zu spät sein! – Jedenfalls wird es mir kaum gelingen in der Form einer Professorkonkurrenz mich für eine definitive Installierung in Schweden vorzubereiten. Ich habe noch nicht die Zeit gehabt um die m. M. n. für die schwedische Forschung verhängnisvolle Sache mitzumachen die man „speciminering“418 nennt. Marie steht neben mir und verlangt, dass ich Ihnen besonders von ihr die besten Grüsse bestelle. Sie teilt mit, dass sie daran ist ein Zahn „fallen zu lassen“. Das ist eine grosse Freude, weil Astrid ihr versprochen hat, dass sie ein franc bekommen wird wenn sie in dieser Weise das Gebiss amelioriert hat. Wie Sie sehen – die Familie gedeiht!

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Und jetzt viele Grüsse und auf baldiges Wiedersehen. Ihr [Petzäll]

Brief, Maschinenschrift, 1 Seite, am Kopf msl. 6, Avenue Saint Philibert, Paris XVIe den 29. V. 38.

146. Ernst Cassirer an Nils Johan Nordström, 17. Juni 1938

Sehr verehrter, lieber Herr Professor! Für Ihren ausführlichen Brief und für Ihr freundliches Interesse an meinem Descartes-Aufsatz möchte ich Ihnen sogleich meinen herzlichen Dank sagen. Es ist mir eine grosse Freude und eine wichtige Bestätigung, daß meine Auffassung im Wesentlichen Ihre Zustimmung gefunden hat. Daß im Einzelnen noch vieles zu ergänzen und zu bessern ist, weiss ich natürlich. Denn der Aufsatz ist eigentlich nur ein Zufallsprodukt: es handelte sich um eine gelegentliche Beobachtung, die ich im Lauf meiner Descartes-Christina-Studien gemacht zu haben glaubte, und die ich dann sehr schnell, im Lauf von 2 Tagen, niedergeschrieben habe, ohne andere Hülfsmittel, als die große Descartes-Ausgabe419 zur Hand zu haben. Ich werde also für alle Berichtigungen und Ergänzungen, die Sie vornehmen wollen, sehr dankbar sein und überlasse Ihnen alle Einzelheiten. Nur müssen Sie mir in diesem Fall gestatten, Ihnen zu Anfang des Aufsatzes auch öffentlich kurz zu danken: ich lege zu diesem Zwecke eine kurze Anmerkung bei.420 Da Sie so freundlich waren, diesem Aufsatz Ihr Interesse zu schenken, so wäre es mir sehr wertvoll, wenn ich Sie jetzt auch bitten dürfte, einen kurzen Blick auf meine eingehende Descartes-Christina-Studie zu werfen und mir Ihre Meinung darüber zu sagen. Darf ich Ihnen das Ms. einmal zugehen lassen? Sie könnten es natürlich in aller Ruhe während der Sommermonate lesen und mir dann auch vielleicht einen Rat darüber geben, in welcher Weise es am besten publiziert werden könnte. Meine Kritik des Aufsatzes von C a n t e c o r lasse ich Ihnen in den nächsten Tagen zugehen. Sie ist aber so umfangreich geraten, daß ich davon absehen muss, sie meinem Aufsatz anzufügen, wenn dieser noch im diesjährigen ›Lychnos‹ erscheinen soll. Dagegen wäre es vielleicht möglich, für den nächsten Jahrgang einen Aufsatz:

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›Über Bedeutung und Abfassungszeit von Descartes’ „Recherche de la Verité“‹ ins Auge zu fassen, in dem ich mich dann sowohl mit Cantecor, wie mit der übrigen Descartes-Litteratur, so auch mit dem von Ihnen erwähnten Buch von J u ng m a n n auseinandersetzen könnte.421 Sind Sie damit einverstanden, so bitte ich Sie nur, im Ms. einen kurzen Hinweis auf diese künftige Arbeit zu machen. Über Einzelheiten bemerke ich nur noch Folgendes: 1) Daß meine Erwähnung C o n r i n gs zu Missverständnissen führen könnte, ist mir inzwischen selbst aufgefallen. Ich habe daher eine Note hinzugefügt, die darauf hinweist, daß C. erst im Mai 1650 nach Schweden abgereist ist.422 Diese Angabe habe ich seiner Note entnommen, die zu Beginn der Ausgabe seiner Werke steht. Wenn Sie jedoch glauben, daß es besser ist, die Abhandlung von K. F. H. M ar x 4 23 anzuführen, so bitte ich dies zu ändern. 2) Über die Form des Namens v an Wu l l en 424 bin ich mir nicht ganz klar. Baillet425 giebt den Namen ganz verstümmelt; Adam (Adam-Tannery XII, 551) schreibt Wullen und nennt ihn einen d e u ts c h e n Arzt. Das Letztere ist aber wohl unrichtig? 3) Halten Sie es für richtig und für notwendig, daß ich den Text der Grabschrift Conrings auf Descartes in extenso wiedergebe? Ich habe es getan, weil ich diesen Text erst jetzt, in der Wiedergabe bei Arckenholtz426, Mém. de Christine kennen gelernt habe und weil er mich sehr frappiert hat. Inzwischen habe ich jedoch bei einer erneuten Lektüre Ihres Stiernhielm-Kommentars427, den ich in letzter Zeit für die Geistesgeschichte des 17. Jahrhunderts wieder mit grossem Genuss durchgearbeitet habe, gefunden, daß Sie die C’sche Grabschrift ganz kurz erwähnen (S. CCXIX); sie ist also schwedischen Lesern vielleicht genauer bekannt, und es bedarf ihrer ausführlichen Wiedergabe nicht, wenn damit Raum gespart werden kann. 4) Den Ti te l des Aufsatzes möchte ich etwas kürzer fassen und nur schreiben: Descartes ›R. d. l. V. par la lumière naturelle‹ Ein Interpretations-Versuch. 5) Die O r t h o g r a p h i e der französischen Zitate ist wohl noch recht fehlerhaft, und ich habe auf sie bei der ersten flüchtigen Durchsicht der Abschrift nicht genügend achten können. Wenn Sie sich ihrer bei der Korrektur annehmen und Sie mit der Schreibweise der Ad-T’schen Ausgabe in Übereinstimmung bringen wollten, werde ich Ihnen sehr dankbar sein.

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Briefwechsel 1893–1945

Für heute nur noch die herzlichsten Grüsse von Ihrem sehr ergebenen Ernst Cassirer

Brief, Handschrift, 4 Seiten am Kopf hsl. Göteborg, 17. 6. 38 / Föreningsgatan 11

147. Ernst Cassirer an Gottfried Bermann Fischer, 27. Juni 1938

Sehr geehrter Herr Doktor, Ich danke Ihnen bestens für Ihren Brief und möchte Sie vor allem zu Ihrer glücklichen Ankunft in Schweden und zur Errichtung Ihres hiesigen Verlages herzlich beglückwünschen. Daß Sie Ihr Arbeitsgebiet über den bisherigen belletristischen Kreis erweitern wollen, hat mich ganz besonders interessiert. Ich bin gegenwärtig mit der Ausarbeitung zweier grösserer Arbeiten beschäftigt, die sich, systematisch und historisch, mit dem Erkenntnisproblem beschäftigen sollen. Die eine soll den Titel ›Ziele und Wege der Wirklichkeitserkenntnis‹ tragen und einen allgemeinen systematischen Überblick über die verschiedenen Methoden geben, die in den Einzelwissenschaften (Mathematik, Physik, Biologie, Geschichte) verwandt werden und die diesen ›Wirklichkeitsbegriff‹ bestimmen.428 Die zweite Arbeit soll die historische Ergänzung zur ersteren sein: ich will als Abschluss meiner Geschichte des Erkenntnisproblems einen 4. Band schreiben, der die Entwicklung des Problems in den letzten 100 Jahren, also von Hegels Tod bis zur Gegenwart behandeln soll.429 Die Ausarbeitung beider Bände, die ständig auf einander Bezug nehmen müssen, ist schon ziemlich weit vorgeschritten, da ich seit meiner Berufung nach Göteborg sehr günstige Arbeitsbedingungen hatte – immerhin handelt es sich aber um ein so großes Material, daß ich vor 2–3 Jahren mit einem Abschluss kaum rechnen kann. Anders steht es mit meiner Arbeit über Descartes u. Christina, die in der Hauptsache im Ms. abgeschlossen ist. Ich habe versucht, das viel umstrittene Problem, welchen Einfluss Descartes auf Königin Christinas Geistesbildung gehabt und ob und wie er auf ihren Glaubenswechsel gewirkt hat, dadurch zu lösen, daß ich es vom Individuellen ins Allgemeine wandte und in das Ganze der Geistesgeschichte des 17. Jahrhunderts hineingestellt habe. So ist eine größere Studie über diese letztere

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entstanden, die nicht nur auf Descartes, sondern auch auf die sonstigen philosophischen und litterarischen Hauptströmungen, insbesondere auf die klassische französische Litteratur, ausführlich eingeht. In den öffentlichen Vorlesungen, in denen ich das Thema im nächsten Herbst behandeln will, werde ich mich jedoch auf die Mitteilung der Hauptresultate beschränken müssen: die nähere Begründung und die wissenschaftliche Durchführung kann dort nicht gegeben werden. Diese Vorlesungen sollen, nach einem Vorschlag des Rektors der Universität Göteborg, ins Schwedische übersetzt werden und dann in einer Schriftenreihe erscheinen, die die Högskola, im Verlage von Bonniers, publiziert. Ich hatte aber in jedem Fall daran gedacht, daneben die grössere Studie (die etwa 7–8 Druckbogen umfassen wird) und zwar in deutscher Sprache herauszugeben, da sie erst den eigentlichen Beweis und die vollständigen Belege für meine Auffassung des Problems beibringen kann. Beide Arbeiten würden sich nicht stören, sondern ergänzen – und ich würde in den schwedischen Vorlesungen ausdrücklich auf die umfassendere Studie verweisen. Was nun diese letztere betrifft, so hat der Herr Rektor, Prof. Weibull, mir freundlich angeboten, sie in den nächsten Jahrgang von Göteborgs Högskolas Årsskrift (das Jahrbuch der Universität) aufzunehmen. Eine Entscheidung hierüber ist aber noch nicht gefallen – und wenn sich jetzt die Möglichkeit bietet, die Studie in Ihrem Verlag zu publizieren, so würde ich dies vielleicht vorziehen, da es sich hier um ein Thema handelt, das in Schweden allgemeines Interesse erregt und die Universitätsschriften ja immer nur einem kleineren Kreis von Fachgelehrten bekannt werden.430 Ich werde in nächster Woche Gelegenheit haben, mit Prof. Weibull, der gegenwärtig auf dem Lande ist, noch einmal über die ganze Frage zu sprechen und wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mich bis dahin über Ihre eigene Stellung zu ihr unterrichten wollten. Meine Frau und ich wollen Anfang Juli für kurze Zeit an die See gehen (Adr: Båstad-Malen, Pensionat SurnhillA); wir werden aber am 24.7[.] bestimmt wieder zurück sein und uns sehr freuen, Sie und Ihre Frau hier in Göteborg begrüssen zu können. Dann werden sich auch noch manche Einzelheiten besprechen lassen. Ich bin mit den besten Grüssen Ihr sehr ergebener Ernst Cassirer Brief, Handschrift, 6 Seiten, hsl. am Kopf Göteborg, 27. 6. 38 / Föreningsgatan 11 A

Surnhill] Lesung unsicher; Surnhill nicht nachweisbar

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Briefwechsel 1893–1945

148. Ernst Cassirer an Åke Petzäll, 21. Oktober 1938

Käre Petzäll! Hur mår vår gode vän Åke Petzäll? Har han blivit en sådan fullkomlig Parisare att han börjar att glömma bort alla sina svenska och tyska vänner? Det vore verkligen synt och skulle framkalla en typisk skuldkänsla som i alla fall måste undvikas. Så vore det mycket bättre om Åke ville skriva ett brev och berätta om allt som hände i Amersfort, om Paris, om de franska filosoferna etc. Hur trivs Fru Astrid i Frankrike, wie geht es der ganzen Familie? Tycker Hans bara om Paris eller älskar han det redan?431 So weit auf Schwedisch, lieber Petzäll! Ich hätte nie gewagt, Ihnen in dieser Sprache zu schreiben, wenn ich nicht annähme, daß Sie sie inzwischen schon so weit vergessen haben, daß Sie an meinen scheusslichen Fehlern keinen Anstoss nehmen. Von mir will ich heute nur berichten, daß es mir trotz all der Unruhe der letzten Zeit gesundheitlich leidlich geht und daß die Arbeit gut fortschreitet. Tochter und Schwiegersohn432 werden uns nun bald wieder verlassen, um die grosse Reise über den Ozean anzutreten; aber im nächsten Jahr hoffen wir sie in Schweden wiederzusehen, da Kurt A. ein Engagement in Stockholm zu den BruchKonzerten hat. Von dem Oxforder Sohn hören wir Gutes; er wird uns hoffentlich bald seine Besprechung für die ›Theoria‹ abliefern. 433 Auch ich möchte eine Frage an den Redakteur der ›Theoria‹ richten. Ich werde demnächst den kühnen und fast lebensgefährlichen Versuch unternehmen, im Stockholmer Philosophischen Verein, wohin mich Marc-Wogau eingeladen hat, einen Vortrag unter dem Titel › Wa s i s t S u b j e k t i v i s m u s ‹ ? 4 3 4 zu haltenA. Er wird sich hauptsächlich mit der Erkenntnistheorie Hägerströms und Phaléns auseinandersetzen – und das alles unter lauter Upsala-Philosophen und vielleicht in Gegenwart von Hägerström selbst, den Marc-Wogau einzuladen denkt. Wenn ich lebendig aus dieser Affäre herauskomme – was ja keineswegs sicher ist – so habe ich daran gedacht, ob man nicht den Text des Vortrags u. ev. auch die Diskussion, die sich an ihn anknüpfen wird, in der ›Theoria‹ veröffentlichen könnte. Der Zeitpunkt macht natürlich nichts aus, so daß wir warten könnten, bis genügend Raum vorhanden ist. Wenn Sie einverstanden sind, so bitte ich um Ihren Bescheid und ev. um einige Worte an Marc-Wogau. Wenn Sie Herrn Bayer sehen, so grüssen Sie ihn bitte von mir und sagen Sie ihm, daß ich noch immer auf die Richtlinien für die Bibliographie sowie auf das erste Bändchen (I, 1937, 1)435 warte; sobald es in meinen Händen ist, will ich langsam mit der Arbeit beginnen.

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Für heute nur noch herzlichste Grüsse an Sie, Fru Astrid und die Kinder! Ihr Ernst Cassirer

Brief, Handschrift, 3 Seiten, am Kopf hsl. Göteborg, 21. 10. 38 / Föreningsgatan 11 A

halten] handeln

149. Ernst Cassirer an Åke Petzäll, 15. November 1938

Lieber Petzäll. Vielen Dank für Ihren Brief vom 10. XI und für Ihre freundliche Nachfrage nach meinem Befinden. Ich kann nur sagen, daß meine Krankheit, eine ›beltros‹, vom medizinischen Standpunkt aus gesehen, gänzlich trivial und ungefährlich ist, vom persönlichen Standpunkt aus dagegen recht langwierig und schmerzhaft.436 Ich habe aber seit einigen Tagen wieder mit der Arbeit begonnen, und finde, daß sie das beste Heilmittel ist. Könnte man nur das, was jetzt in Deutschland vorgeht, so schnell vergessen, wie die eigenen persönlichen Unbehagen. Wir erhalten täglich die schlimmsten und bedrohlichsten Nachrichten – und man hat den Eindruck, daß man eher am Anfang, als am Ende steht. Aber hierüber darf man wirklich nicht sprechen. – Daß Sie im schwedischen Verein über Descartes und Christina sprechen wollen, freut mich sehr – und ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir das Ms. Ihres Vortrags einsenden wollten. Von mir werden Sie in den nächsten Tagen den Aufsatz über die ›Recherche‹ im Lychnos erhalten, von dem ich die Separata in kurzem erwarte.437 Was mein Descartes-Buch mit der grösseren Descartes-Christina-Arbeit angeht, so wird es wohl erst im nächsten Frühjahr herauskommen. Wenn Sie aber die Arbeit für Ihren Vortrag einsehen wollen, so könnten Sie sich das Ms. einmal von Vrin geben lassen, bei dem es sich zur Zeit befindet.438 Sonst könnte ich Ihnen auch von hier eine Abschrift senden, die aber noch auf Schreibfehler durchgesehen werden müsste. Meine Auseinandersetzung mit den Upsala-Philosophen ist aufgeschoben, aber nicht aufgehoben und wird, denke ich, im nächsten Fe-

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bruar stattfinden – die ärgste Lebensgefahr ist also noch für kurze Zeit hinausgeschoben. Die Hägerström-Arbeit ist jetzt abgeschlossen und wird vermutlich schon in der nächsten Årsskrift erscheinen.439 Dann bitte ich Sie und die ganze Familie Petzäll für mein Wohlergehen zu beten: ich werde es nötig haben! Mit vielen herzlichen Grüssen an Frau Astrid und an Marie und Hans bin ich Ihr Ernst Cassirer

Brief, Handschrift, 2 Seiten, am Kopf hsl. Göteborg 15. XI. 38 / Föreningsgatan 11

150. Ernst Cassirer an Albert Görland, 26. November 1938

Lieber Görland. Ihr Brief, der mir völlig unerwartet kam, stellt mich vor eine schwere Aufgabe – vor eine Aufgabe, an deren Erfüllung ich nur mit innerem Widerstreben herangehe. Ich habe mich im Lauf dieser letzten harten Jahre daran gewöhnt und dazu erzogen, Vieles schweigend zu dulden. Und so habe ich mein Schweigen auch auf Sie ausgedehnt. Ich hatte gemeint, und ich hatte es im Stillen gehofft, daß unsere Wege nie wieder einander kreuzen würden, und so glaubte ich, alles Vergangene auslöschen zu können und zu dürfen. Nun aber sprechen Sie als Erster zu mir – und Ihr Brief verlangt eine Antwort. Diese Antwort kann um der Beziehung willen, die jahrzehntelang zwischen uns bestanden, nur in aller Offenheit gegeben werden.440 Ich darf und ich will nicht heucheln – so schwer es mir auch fällt, das zu sagen, was jetzt gesagt werden muss. Ich habe in den ersten Jahren, nachdem ich Deutschland verlassen hatte, Ihren Weg genau verfolgt. Ich wusste, daß Sie diesen Weg allein finden und allein gehen würden – und ich habe meinerseits keinerlei Einwirkung auf ihn versucht. Aber nach kurzer Zeit trafen mich Nachrichten, die ich anfangs kaum glauben wollte. Ich war, kurz nach Ihrem Aufenthalt in Holland, dort bei Freunden zu Besuch.441 Und von ihnen – von Männern, deren persönliche und wissenschaftliche Zuverlässigkeit über allen Zweifel erhaben ist – erfuhr ich etwas über den Inhalt und die Tendenz Ihrer holländischen Vorträge.442 Ich erfuhr, welche Bestürzung und Beschämung die Vorträge überall – selbst bei denen, die Sie dazu

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aufgefordert und eingeladen hatten, hervorgerufen hatten. Kurze Zeit darauf kamen Nachrichten aus Hamburg, die mir Ihre ›Wandlung‹ in noch deutlicherem und krasserem Lichte zeigten. Ich hatte, wohl gemerkt, keinen dieser Berichte herausgefordert; ich hatte in allen meinen Briefen das strengste Stillschweigen über Sie bewahrt. Aber was ich hier zu hören bekam, das trieb mir wirklich die Schamröte ins Gesicht – und Ihnen wäre es nicht besser gegangen, wenn Sie die Kommentare gelesen hätten, die man an Ihr Verhalten knüpfte.443 So konnte ich aber nicht länger an dem, was geschehen war, zweifeln. Ich hätte es verstehen können, wenn Sie, wie so viele andere, geschwiegen hätten. Es gibt gottlobA Männer, die trotz dieses Schweigens ihre innerste Gesinnung nicht verleugnet haben – Männer, die ich achte, und mit denen ich noch heute in freundschaftlicher und wissenschaftlicher Verbindung stehe. Sie aber hielten es für richtig und für Sie notwendig, im entscheidenden Moment, im Augenblick der höchsten Gefahr, Ihre Lehrer, Ihre Freunde, Ihre Überzeugungen, die Sie durch Jahre in Ihren Büchern und Vorlesungen vertraten, zu vergessen und zu verleugnen. Ihr Geltungstrieb erlaubte es Ihnen nicht, stillschweigend abseits zu stehen. Sie wollten um jeden Preis „mit dabei sein“ – auch um den Preis der persönlichen Würde. Das wäre nicht notwendig gewesen, – und es war nicht einmal klug; es erreicht seinen Zweck nicht. Denn Niemand, auf welcher Seite er auch stand, hat Ihnen dies Verhalten geglaubt. Ich habe in diesen letzten Jahren das, was geschehen ist, immer wieder aufs schärfste verurteilen müssen. Aber ich versuchte in diesem Urteil – sofern es sich nicht auf Prinzipien, sondern auf Personen, auf einzelne Individuen bezog, – zurückhaltend und maßvoll zu sein. Ich habe mir immer wieder vor Augen gehalten, wie viel das blinde Vorurteil und die leidenschaftliche Verblendung über die Menschen vermag. S i e aber gehören zu denen, die nicht blind, sondern sehend waren. Sie wussten, was Juden und Judentum sind; Sie wussten, was es mit dem verderblichen Einfluss des Judentums auf die deutsche Philosophie auf sich hatte. Denn Sie kannten und verstanden die Leistung Hermann Cohens und Sie wussten von sich selbst, daß ohne sie keine Zeile Ihrer eigenen Bücher geschrieben worden wäre. War es wirklich notwendig, dies alles wegzuwerfen? „Den Beweis dafür, daß Sittlichkeit in der Freundschaft waltet, erbringt die Treue“ – so heisst es in Cohens ›Ethik des reinen Willens‹.444 Welche Sittlichkeit hat in Ihrer Freundschaft mit Cohen gewaltet? – um von der mit mir, an die ich, trotz aller Differenzen zwischen uns, immer geglaubt habe, ganz zu schweigen. Aber schlimmer als Ihr Verhalten gegen Personen ist für mein Gefühl Ihre p r i n z i p i e l l e ›Umschaltung‹ – ist die Art, wie Sie plötzlich die ›Ideen von 1933‹ für sich entdeckt haben. Denn dies – darüber können Sie sich selbst nicht täuschen – war ein Bruch mit allem und jedem, was

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Sie je gelehrt hatten. Mögen Sie sich das für sich selbst noch so sehr zu verschleiern suchen – es wird Ihnen nie gelingen, an Ihre eigenen dialektischen Konstruktionen zu glauben. Denn Sie können sich nicht verhehlen, daß Sie durch Ihr Verhalten eine furchtbare Verantwortung auf sich genommen haben, – und daß Sie sich von der Schuld an dem, was jetzt geschieht, nicht freisprechen können. Daß Sie sich für Felix B. einsetzen, zeigt mir, […]B

Brief, Handschrift, 4 Seiten (unvollständig), gedruckter Briefkopf Göteborgs Högskola , hsl. Göteborg, 26. XI. 38 A B

gottlob] Gottlob […]] Das Übrige ist nicht erhalten.

151. Ernst Cassirer an Åke Petzäll, 21. Januar 1939

Lieber Petzäll! Ich nehme an daß Sie über Ihren Probevorlesungen brüten, die, wie mir Marc-Wogau mitteilt, auf den 14. und 15. Februar festgesetzt sind.445 Heute will ich Sie also in Ihrem Arbeitseifer nicht stören, sondern nur kurz anfragen, wie Sie Ihre Reise disponiert haben, und wann Aussicht besteht, daß wir Sie hier in Göteborg begrüssen können. Ich möchte Sie natürlich nicht verfehlen, da ich Vielerlei mit Ihnen zu besprechen habe. Am 23. Februar soll ich in Stockholm meinen Vortrag in Filosofiska Föreningen446 über das Thema: ›Was ist Subjektivismus‹447 halten. Wenn Sie dann noch in Schweden sind, wäre es das Schönste, wenn Sie mich auf diesem etwas gefährlichenA Ausflug begleiten könnten. – Für Astrid herzlichen Dank für Ihren Brief; meine Frau kann ihn leider nicht ausführlich beantworten, da wir das ganze Haus voller Gäste haben und ihre Produktivität im Briefschreiben durch Wirtschaftssorgen ganz gelähmt ist. Mit vielen herzlichen Grüssen an Sie alle bin ich Ihr Ernst Cassirer Postkarte, Handschrift, beidseitig beschriftet, am Kopf hsl. Göteborg 21. I. 39, Anschrift: Dozent Dr. Åke Petzäll / 6 Avenue Saint Philibert / Paris (XVIe) A

gefährlichen] gefährlichem

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152. Ernst Cassirer an Åke Petzäll, 28. Februar 1939

Lieber Petzäll. Sie sind nun wohl von Ihrem Ausflug nach Lund zurück, der ja nach allem, was man hier hört, sehr schön und erfreulich ausgefallen ist. Daß Sie Ihre Göteborger Freunde bei dieser Gelegenheit so ganz „links liegen gelassen“ haben, ist zwar nicht schön – aber das soll mich nicht hindern, Ihnen wenigstens von meiner Begegnung mit den Herren in Uppsala448 zu erzählen. Eine anschauliche Schilderung von ihr, die freilich etwas sensationell gefärbt ist, finden Sie in dem beiliegenden Ausdruck aus ›Nya Dagligt Allehanda‹449. Auf diese Notiz hin rief die ›Handelstidning‹, die offenbar um mein Leben besorgt war, bei mir an und begehrte ein Interview, das mir auch ganz willkommen war, da ich dabei den Sachverhalt richtig stellen konnte.450 Sie haben es vielleicht gelesen – wenn nicht, will ich es Ihnen gelegentlich zusenden. Die Diskussion verlief sehr lebhaft, und ich hatte natürlich fast alle Redner gegen mich; aber bei der Fortsetzung am nächsten Tage gelang es mir, durch einige bestimmt-gestellte Fragen die Phalanx zu sprengen. Auf meinen Einwand nämlich, daß man die ›Realität‹ doch nicht einfach naiv als dogmatisch setzen, sondern daß man diese Setzung kritisch begründen müsse, erwiderte Hedenius, die Uppsala-Schule451 sei ›bewusst-dogmatisch‹ und Marc Wogau meinte sogar, sie sei ›bewusst-naiv‹. Ob der letztere Begriff einer strengen Begriffsanalyse Stand hält, weiss ich nicht. Jedenfalls war das aber Oxenstierna zu viel – und er widersprach beiden Behauptungen energisch. Sonst haben sich an der Debatte noch Tegen, Wedberg u. and. beteiligt; das Ganze verlief aber bei aller sachlichen Schärfe in durchaus freundschaftlichen Formen und wurde mit einem sehr netten Lunch bei Tegen beschlossen. Die berühmte schwedische Gastfreundschaft hatte auch über die schärfsten philosophischen Gegensätze gesiegt. Wenn Sie meinen Vortrag für die ›Theoria‹ haben wollen, so steht er zu Ihrer Verfügung; Sie müssen sich aber die Sache genau überlegen, da vermutlich eine Fülle von Entgegnungen über den armen Redakteur hereinbrechen werden. Ihre Einladung zur nächsten Zusammenkunft des ›Instituts‹,452 für die ich auch Herrn Dr. Bayer bestens danke, setzt mich in einige Verlegenheit. Ich würde an sich gern teilnehmen; aber ich kann mich unter den gegenwärtigen Umständen nicht entschliessen, mit den deutschen „Kollegen“, die Sie ja jedenfalls auch einladen werden, zusammenzutreffen. Die letzten Vorgänge in Deutschland, über die ich jetzt durch Berichte derer, die sie selbst erlebt haben, genau unterrichtet bin, spotten jeder

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Beschreibung. Die letzten Nachrichten stammten von Prof. Bühler aus Wien, der – übrigens ein reiner ›Arier‹ – sieben Wochen im Gefängnis war und dann nur, auf eine Intervention von Oslo hin, freigelassen wurde. Mit Herren, die diese Dinge gutheissen oder keinen Finger gegen sie geregt haben, kann ich keine wissenschaftlichen Diskussionen pflegen. Entschuldigen Sie mich also bitte und erklären Sie auch Herrn Bayer die Gründe, die mich fernhalten. Mit herzlichen Grüssen an Frau Astrid und die Kinder bin ich Ihr Ernst Cassirer Brief, Handschrift, 3 Seiten, am Kopf hsl. Göteborg 28. II. 39

153. Åke Petzäll an Ernst Cassirer, 4. März 1939

Mon cher Maître! Vielen Dank für Ihren Brief, für die wunderbare Schilderung der dramatischen Kämpfe zwischen Subjektivismus und Objektivismus und schliesslich auch für die Beschreibung im Ausschnitt aus „Nya Dagl. Allehanda“, die wahrhaftig köstlich ist! Es hat mich sehr erfreut zu erfahren, dass es Ihnen gelungen ist „gång på gång slingra sig ut“453! Ich habe Sie sofort antworten wollen, aber leider lag ich die ganze Woche ins Bett, da ich erstens eine Mageninfektion bekommen habe und zweitens von Schweden recht übermüdet zurückkam. Jetzt geht es mir ein Bisschen besser, und ich werde also versuchen Ihren Brief zu beantworten indem ich mit dem letzten Punkt beginne. Ich glaube, dass Sie ruhig voraussetzen können, dass das Institut bezw. ich ke i n e „deutsche Kollegen“ einladen werden, mit denen Sie „keineA wissenschaftlichen Diskussionen pflegen können“. Die deutschen Teilnehmer, die unsererseits diskutiert worden sind kann ich Ihnen ohne weiteres andeuten, vorausgesetzt dass was jetzt folgt unter vier Augen bleibt. Richard Hönigswald ist schon vorausgesehen, aber noch nicht eingeladen. Ferner habe ich an Victor Kraft und Burkamp gedacht. Ich möchte diesmal gerne auch Ernst Hoffmann einladen, aber das Thema liegt ja nicht innerhalb seiner Gebiete. Automatisch sind die deutschen Mitglieder unseres Comité Directeur eingeladen, also Ebbinghaus und

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Heimsoeth. Von diesen Leuten kenne ich persöhnlich nicht Burkamp und Hönigswald. Ihre wissenschaftliche Einwandfreiheit kann ich also nicht garantieren. Von den anderen kann ich aber sagen, dass sie aus den Gesichtspunkten der Integrität der Wissenschaft tadellos sind. Ebbinghaus hat in Amersfoort auf deutscher Sprache eine Rede gehalten, die in unseren Verhandlingen454 gedruckt werden wird, die wirklich von sehr viel Mut gezeugt hat.455 Heimsoeth habe ich neulich in Köln gesprochen. Ich kenne seine Einstellung. – Gewiss kann man alle die hier genannten Leute vorwerfen, dass sie durch Stillschweigen die scheusslichen Dinge in Deutschland gutheissen. Aber, man darf vielleicht nicht zu hart urteilen. Ob sie noch Ämter haben wie Kraft, Ebbinghaus und Heimsoeth, oder sich nur vom Staate bezahlen lassen wie Hoffmann, so geht es doch um das Leben. Vielleicht sagen sie sich auch, dass ein verzweifelter Gestus ohne Erfolg wäre, oder sie sagen sich, dass sie – auch wenn sie die Scham verschlucken müssen – doch besser die Wissenschaft dienen, wenn sie aushalten um die Dinge noch zu bewahren die zu bewahren sind. – Dies also das Prinzipielle – ich muss Sie ganz bestimmt bitten, mon cher Maître, mich zu glauben,B wenn ich Ihnen versichere, dass es a priori ausgeschlossen ist bei unseren Veranstaltungen Leute zu treffen, mit denen es sich nicht wissenschaftlich diskutieren lässt. Pr ak ti s c h sieht leider Gottes die Sache ganz anders aus! Ich fürchte, dass keiner von den hier genannten deutsche Wissenschaftlern Erlaubnis erhalten werden, in unseren Verhandlungen teilzunehmen. Doch hoffen wir, die in England jetzt amtierenden Deutschen zu sehen. – Also, Sie riskieren nichts! – Und deswegen erlaube ich mir, Sie zu bitten sich die Sache noch einmal zu überlegen. Jedenfalls werde ich Bayer nicht sprechen, ehe ich noch einmal von Ihnen gehört habe. Selbstverständlich sollen Sie mir sofort Ihren Vortrag schicken. Ich werde halt die Upsalienser innerhalb der Rahmen der Diskussion halten können. (Die Upsalasekte ist eine der allerkleinsten meiner Schwierigkeiten!) – Ich werde Marc-Wogau vorschlagen, dass man es versucht die Haupteinstellungen zu präzisieren. Besonders wichtig ist es, dass die Sekteristen nicht eine gemeinsame Deklaration abgeben, sondern dass man erfahren kann, ob da endlich doch eine innere Erneuerung zu erwarten ist. Also ich gebe das Wort an einem „Bewusst-Naiven“, an einem „Bewusst-Dogmatischen“ und an einem „Bewusst-Imbecillem“. Das wird wunderbar sein. Meine Reise nach Lund war sehr anstrengend. Erstens war ich schon im voraus „epuisé“456, so musste ich die idiotische Probevorlesung auf fünf Tagen (und Nächten) machen, ferner wurde ich auf der Reise arg seekrank u. s. w., u. s. w. Was die Professoratsmöglichkeiten für mich angeht sieht es aber drohend aus. Marie und Hans457 diskutieren schon

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was sie in ihrem Garten pflanzen werden wenn wir nach Lund kommen! Ja, jetzt muss ich abbrechen, da ich den Versuch machen werde mich nach der Sorbonne zu begeben. – Entschuldigen Sie diesen mit zitternder Hand geschriebenen Brief, der sogar von der Maschine zerrissen wurde. Wir senden alle unser besten Grüsse an Ihnen und Frau Cassirer Ihr [Petzäll] Brief, Maschinenschrift, 2 Seiten, am Kopf msl. 6, Avenue Philibert, PARIS xvi, den 4. 3. 1939. A B

„keine] keine mich zu glauben] dass es ausgeschlossen ist, mich zu glauben

154. Ernst Cassirer an Alf Nyman, 7. März 1939

Sehr verehrter Herr Kollege. Nehmen Sie meinen besten Dank für die Zusendung Ihrer Schrift, die ich soeben mit grossem Interesse studiert habe. Zu noch grösserem Dank bin ich Ihnen für die Art verpflichtet, in der Sie meine Hägerström-Studie aufgenommen haben und für das, was Sie mir darüber sagen. Diese Studie war für mich keine leichte Arbeit – und ich hatte bei ihrer Niederschrift nicht nur mit den Schwierigkeiten des Gegenstandes, sondern auch mit inneren Widerständen zu kämpfen. Denn der Einwand lag nahe, daß ich als Aussenstehender kaum dazu befähigt und dazu befugt sei, über Fragen zu urteilen, die die schwedische Philosophie so lange entzweit haben.458 Um so erfreulicher ist es für mich, daß Sie die Absicht, die mich bei dieser Schrift leitete, nicht verkannt haben. Auseinandersetzungen zwischen verschiedenartigen oder gegnerischen Anschauungen werden im Gebiete der Philosophie immer unumgänglich sein; aber sie sollten, bei aller Bestimmtheit im Sachlichen, ohne jede persönliche Schärfe geführt werden. Wenn meine Ausführungen zur Klärung der Probleme und zur gegenseitigen Verständigung beitragen können, so werden sie ihren Zweck vollauf erreicht haben.

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Mit nochmaligem herzlichen Dank und mit den besten Empfehlungen bin ich Ihr Ernst Cassirer Brief, Handschrift, 2 Seiten, am Kopf hsl. Göteborg, 7. III. 39

155. Ernst Cassirer an Åke Petzäll, 9. März 1939

Lieber Petzäll! Haben Sie vielen Dank für Ihren Brief, der mich nur darum etwas betrübt hat, weil ich aus ihm ersehe, daß Sie nicht ganz wohl sind. Hoffentlich haben Sie sich inzwischen schon wieder ganz erholt. Auch hier bei uns wütet die Grippe, und es gibt wenige Häuser, die von ihr ganz verschont bleiben. – Was meine Teilnahme an der Londoner Zusammenkunft459 betrifft, so will ich mir die Sache nach Ihren Darlegungen nochmals überlegen. Wenn es sich ermöglichen lässt, will ich gern kommen, zumal mich so Vieles nach England zieht. Aber auch persönlich bin ich ja in meinen Entschlüssen etwas gehemmt – und es können immer wieder unvorhergesehene Hindernisse eintreten. Das Beste ist es also wohl, daß wir die Frage offen halten, d. h. daß Sie auf mich nicht als Redner über ein bestimmtes Thema zählen, mir aber für die Zusammenkunft und Aussprache einen Platz frei halten. Das Ms. meines Stockholmer Vortrags lasse ich noch abschreiben, um es Ihnen dann alsbald zugehen zu lassen. Meine Hägerström-Studie haben Sie inzwischen wohl erhalten – ich bin sehr neugierig, was Sie dazu sagen werden. Ich erhalte über sie viele sehr interessante Zuschriften – besonders freundlich und anerkennend hat sich Nyman geäussert. Nun wird es sich darum handeln, einen ›unparteiischen‹ Rezensenten für die ›Theoria‹ zu finden, was gar keine so leichte Sache sein wird – wenn nicht etwa Sie selbst die Sache übernehmen wollen.460 Herrn Dr. Bayer bitte ich bestens von mir zu grüssen und ihm zu sagen, daß meine Arbeit für die Bibliographie des ›Institut‹ nun nahezu fertig ist.461 Sie war aber viel grösser, als ich sie vorher erwartet hatte, und hat mich viel Zeit und Mühe gekostet. Das lag vor allem an der unerhört-umfangreichen Descartes-Litteratur des Jahres 1937, die kaum zu bewältigen war. Aus diesem Grunde werde ich auch den vorgesehenen

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Umfang vielleicht etwas überschreiten müssen, was aber wohl, angesichts der besonderen Sachlage, nichts ausmacht. Jedenfalls habe ich versucht, mich einigermassen innerhalb der Grenzen zu halten. Bitte fragen Sie Dr. Bayer, ob ihm daran liegt, das Ms. frühzeitig zu erhalten oder ob ich mit der Einsendung bis zum 1 Mai – dem Termin, für den ich die Ablieferung versprochen – warten soll. Herzliche Grüsse an Sie alle – ich hoffe Sie bald alle wieder in Råda zu sehen! Ihr Ernst Cassirer Brief, Handschrift, 2 Seiten, am Kopf hsl. Göteborg 9. 3. 39

156. Fritz Saxl an Ernst Cassirer, 28. April 1939

Lieber Herr Cassirer, Ich weiss, dass Sie mich mit Recht als undankbar betrachten müssen, weil ich niemals schreibe, aber Sie können sich ja denken, warum das so ist, und ich will nicht damit beginnen, aufzuzählen, was einen beschäftigt und unfähig macht, irgend etwas freundliches oder freundschaftliches zu tun. Die Arbeit über die Kulturphilosophie462 habe ich sofort verschlungen. Es ist für mich immer wieder ein wahrer Genuss, Ihre Arbeiten zu lesen, denn wer schreibt noch mit dieser Vollendung der Sprache und dieser Klarheit des Gedankens. Das ist ja wirklich eine ausgestorbene Kunst. Was Gutes produziert wird, wenigstens um mich herum, das ist alles so kompliziert und voller Fragen, niemals von klassischer Klarheit. Vielleicht ist das gut so, aber um so grösser die Sehnsucht nach dem Klassischen, das bei Ihnen da ist. Der Bibliothek geht es recht gut, seitdem sie wieder ihre Pforten geöffnet hat, wenn auch die Geldsorgen immer drückender werden. Da das aber ein allgemeines Uebel ist, muss man dankbar sein, dass es wenigstens auf einer Seite gut geht. In diesen Tagen sind sogar zwei Bücher erschienen, die ich schon beinahe für einen Mythos gehalten habe – die PoussinZeichnungen463 und das Buch von Hinks über Allegorie in der antiken Kunst.464 Vor Kurzem erschien ein Buch von Praz über Emblems.465 Vorträge sind gut besucht, und seitdem ich meine eigenen gehalten habe, mir nur mehr eine Quelle des Vergnügens. In der nächsten Nummer des Journal erscheint Warburg’s langer Vortrag aus Kreuzlingen, das erste

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Mal, dass wir versuchen, etwas von Warburg auf Englisch erscheinen zu lassen.466 Ich bin schon sehr neugierig, wie der Erfolg sein wird. Kürzlich hat mir jemand erzählt, dass Sie über einen schwedischen Philosophen geschrieben haben und die Arbeit ein solcherA Erfolg gewesen ist.467 Hoffentlich hatten Sie persönlich davon viel Freude. Ihnen und der Ihren alles Gute, Ihr [Fritz Saxl] Könnten wir den Artikel über Hägerström für die Bibliothek bekommen?

Brief, Maschinenschrift, 2 Seiten, am Kopf msl. den 28. April 1939, am Fuß msl. Herrn Professor Dr. Ernst Cassirer, / Föreningsgatan 11, / GOETEBORG, / Sweden. A

ein solcher] einen solchen

157. Ernst Cassirer an Åke Petzäll, 11. September 1939

Lieber Petzäll! Ich hoffe, daß in diesen Tagen der furchtbarsten Beklemmung und Unruhe468 Familie Petzäll allen Stürmen getrotzt hat, daß die Übersiedlung nach Lund und die erste Einrichtung nach Wunsch verlaufen sind, und daß Sie Ihre neue Tätigkeit469 in diesen Tagen aufnehmen werden. Die Notwendigkeit, sich in einen neuen Wirkungskreis einzuarbeiten, wird hoffentlich wohltätig auf Sie wirken und Ihnen mehr innere Ruhe geben, als wir anderen sie gegenwärtig besitzen. Was mich selbst betrifft, so habe ich mich auch in der letzten Woche zur Arbeit zu zwingen gesucht – was mir aber Zeit meines Lebens wohl nie so schwer geworden ist als in diesen Tagen. Gestern ist wenigstens insofern eine gewisse persönliche ErleichterungA eingetreten, als wir, nach 14tägiger völliger Unterbrechung des Briefverkehrs mit England, die ersten Nachrichten von meinem Sohn aus Oxford470 erhalten haben. Er ist noch mit seiner Familie zusammen, und es scheint ihnen einigermassen gut zu gehen, obgleich Niemand weiss, was der nächste Tag bringt.

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Haben Sie irgendwelche Nachrichten von Ihren Pariser Freunden, von Bayer, vom Institut? Ich selber habe seit drei Wochen nichts mehr von Paris gehört und wäre für jede Nachricht von dort dankbar. Bitte schreiben Sie auch sonst einmal, wenn Sie selbst einigermassen zur Ruhe gekommen sind, wie es bei Ihnen steht, ob die Arbeit an der Universität in gewohnten Bahnen weitergeht u. s. f. Bei uns wird es wohl sehr still werden; und ich weiss nicht, ob ich meine beiden Vorlesungen, die ich heuteB beginnen will, so wie ich sie gedacht habe, werde durchführen können – zumal sie 2 schwierige Themen (›Kulturphilosophie‹ und ›Philosophische Anthropologie‹) behandeln sollten. – Auch in Bezug auf die Redaktion der ›Theoria‹ werden wohl einige Schwierigkeiten auftreten. Aber sie werden hoffentlich nicht unüberwindbar sein. Ich bin zu jeder Art der Mithilfe bereit, wenn Sie meiner bedürfen sollten. Ist die Kritik des Marc-Wogau’schen Buches von meinem Sohn noch eingegangen? Wenn nicht, so dürfte jetzt mit ihr kaum mehr zu rechnen sein. Im Notfalle wäre ich bereit, das Referat selbst zu übernehmen, falls Sie keinen andern Referenten wissen. Es könnte in der Form eines Aufsatzes über ›Neuere Kant-Forschung‹ geschehen, in dem ich neben der Arbeit von Marc-Wogau die grosse Arbeit von Vleeschauwer und das Werk von Paton (Kants Metaphysic of Experience, 2 vol, 1937) besprechen würde. Aber viel lieber wäre es mir freilich, wenn mein Sohn die Besprechung noch rechtzeitig eingesandt hätte.471 Für heute nur noch viele herzliche Grüsse an Frau Astrid und Sie von Ihrem Ernst Cassirer

P. S. Wenn Sie an Marc-Wogau schreiben sollten, so bitten Sie ihn doch in meinem Namen das Honorar für meinen letzten Theoria-Aufsatz472 auf das Postgirokonto meiner Frau (Toni Cassirer, 41526) zu überweisen.

Brief, Handschrift, 3 Seiten, am Kopf hsl. Göteborg, 11. 9. 39 / Föreningsgatan 11 A B

Erleichterung] Lesung unsicher heute] Lesung unsicher

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158. Thomas Mann an Ernst Cassirer, 25. September 1939

Verehrter Herr Professor, eben lese ich Ihren Brief vom 8. d. Ms. und danke Ihnen mit Freuden dafür, indem ich nur hoffe, dieser Dank möchte durch den Tumult hindurch glücklich zu Ihnen gelangen. Es mußte mir höchst schmeichelhaft sein und mich eigentümlich rühren, daß meine Arbeit einem Geiste wie Ihrem, dem ich gerade jetzt durch das Descartes-Buch473 soviel Bereicherung verdanke, irgend etwas zu bieten hatte. Es war ein entschiedener Fehler und Ausfall, daß mir Ihre Goethe-Werke474 nicht vor Beginn des Romans475 bekannt geworden sind, von dem Frl. Hamburger476 Ihnen vielleicht erzählt hat, und den ich jetzt abzuschließen suche. Sie wollten mir jetzt zu der Bekanntschaft mit diesen Schriften verhelfen, die mich unter all den Ihren wahrscheinlich am allermeisten angehen, und mit Sorge sehe ich mich nach der Sendung um, die Ihr Brief erwähnt. Wo mögen die Bücher sein? Ihren Brief scheinen sie nicht begleitet zu haben. Haben Bonniers477 in Stockholm, die den Brief umadressierten, sie auch wohl zu mir auf den Weg gebracht? Man muß es hoffen. Wie sehr wäre ein Besuch in Göteborg, ein Austausch mit Ihnen auch nach meinen Wünschen gewesen! Es ist mir ein wahrer Kummer, daß diese Hoffnungen und Aussichten durch unsere überstürzte Abreise zunichte geworden sind. Durch ein Entgegenkommen des State Department in Washington wurde uns die Möglichkeit gegeben, ein Schiff, das amerikanische Bürger aus Europa abholte, zu benutzen; wir mußten diese Gelegenheit zur Heimkehr wahrnehmen und hatten von einer Stunde zur anderen zu packen.478 Der Flug über Malmö nach Amsterdam war prekär genug, da diese Fahrzeuge in den vorangegangenen Tagen wiederholt von deutschen Bombern kontrolliert worden waren. Nun, wir haben den Feind nicht gesehen, in dessen Hände zu fallen schlimmer als Tod gewesen wäre, und flogen nach England weiter, wo also der „George Washington“ uns aufnahm – zu einer abenteuerlichen Überfahrt im Gedränge von 2500 Menschen, mit Massen-Pritschenlagern in den Gesellschaftsräumen und selbst dem Swimming Pool, bei getrennten Geschlechtern. So haben wir unsere Basis wiedergewonnen, und das ist gut, denn bei so beschaffenen Umständen gehört man dorthin, wohin zu gehören man sich gewöhnt hat, da man zu dem unmöglichen Volk, in das man hineingeboren, nun einmal nicht gehört. Was bevorsteht, weiß niemand. Der Neigung zu apokalyptischen Vorstellungen sucht man Zügel anzulegen; aber das Schlimme ist, daß man kaum wünschen kann, der Krieg möchte so kurz sein, daß Europa im Wesentlichen unverändert daraus

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hervorgeht. Möge jedenfalls die schändliche Missgeburt, der man das alles verdankt, im Wirbel der Ereignisse schnellstens untergehen! Mit verehrungsvoller Begrüßung Ihr ergebener Thomas Mann. Brief, Handschrift, 2 Seiten, gedruckter Briefkopf Thomas Mann / Princeton, N. J. / 65 Stockton Street , hsl. 25. IX. 39

159. Ernst Cassirer an Åke Petzäll, 5. Oktober 1939

Lieber Petzäll. Haben Sie vielen Dank für Ihren ausführlichen Brief. In diesen schweren Zeiten, in denen man von überall her betrübliche oder bedrohliche Nachrichten erhält, war es eine grosse Freude für mich zu hören, daß es Ihnen und Ihrer Familie gut geht und daß Sie Ihre Lehrtätigkeit in Lund unter so verheissungsvollen Auspizien begonnen haben. Ich wünsche weiter alles Gute – und würde sehr gern an Ihrem Installationstag in Lund sein, um Ihre Einweihung zu feiern. Aber ein sicheres Versprechen kann ich Ihnen noch nicht geben. Denn auf mir lasten jetzt so starke Sorgen, daß ich fürchte, ein sehr schlechter Gesellschafter zu sein – und ich möchte Ihnen doch durch meine Bekümmernisse die Freude und den Glanz des Tages nicht verkümmern. Dazu kommt, was ich Ihnen nicht verschweigen will, noch ein besonderer Grund. Bei uns herrscht jetzt strengste Sparsamkeit, und meine Frau und ich sind übereingekommen, jede persönliche Ausgabe zu vermeiden, um unseren Kindern, besonders meinem Sohn in England, in der wirksamsten Weise helfen zu können. Da er noch nicht Engländer ist, ist seine Zukunft sehr gefährdet, obwohl wir bisher noch beruhigende Nachrichten von ihm haben. Sollte ich aber nicht kommen können, so werden Sie, lieber Petzäll, mich verstehen und mir das nicht übel nehmen – daß ich trotzdem mit meinen herzlichsten Wünschen bei Ihnen und Ihrer lieben Frau sein werde, wissen Sie. Und nun nur noch einige sachliche Fragen! 1) Wegen der Rezension von Marc-Wogaus Buch habe ich nochmals an meinen Sohn geschrieben. Die englische Korrespondenz geht aber jetzt sehr langsam, und vor 10–14 Tagen ist mit keiner Antwort zu rechnen. Kann er die Rezension nicht liefern, so will ich den Aufsatz über Neuere Kant-Litteratur für die ›Theoria‹ schreiben.479

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2) Von Bayer hatte ich einen kurzen Brief, in dem er mir mitteilt, daß er seiner militärischen Einberufung entgegensieht. Ob unter diesen Umständen die Arbeiten des Instituts weitergehen können, weiss ich nicht. Mein Bericht war im Satz völlig fertig und stand unmittelbar vor der Ausgabe; ich weiss aber nicht, ob er erschienen ist oder noch erscheinen kann.480 Das Ms. meines für die Londoner Tagung bestimmten Aufsatzes: ›Vom Einfluss der Sprache auf die Entwicklung des naturwissenschaftlichen Denkens‹ ist nun gleichfalls heimatlos geworden. Wenn Sie es für die ›Theoria‹ brauchen können, steht es zu Ihrer Verfügung.481 Es wäre vielleicht ganz gut, wenn innerhalb der TheoriaA auch einmal die Sprachphilosophie zu Worte käme, was bisher wohl noch kaum geschehen ist. Den Zeitpunkt des Erscheinens würde ich ganz Ihnen überlassen; es macht nichts, wenn der Aufsatz erst in einem der späteren Hefte erscheint. Was Sie mir über Ihr Theoria-Programm mitteilen, hat mich sehr interessiert – und dem Aufsatz ›Om Skuldkänslan‹482 sehe ich mit besonderer Spannung entgegen! 3) Bitte schreiben Sie mir immer Schwedisch! Es ist ja eine Schande, daß ich das Schwedische nicht genug beherrsche um einen brauchbaren Brief zu schreiben – aber das Lesen des Schwedischen ist ja für mich nur ein Vergnügen und keinerlei Mühe! 4) Sehr angenehm wäre es mir, wenn Sie Marc-Wogau gelegentlich daran erinnern wollten, mir das Honorar für meinen letzten TheoriaAufsatz zu senden. Besteht Aussicht, Marc-Wogau zu sehen, falls ich doch noch zu Ihrer Installation nach Lund komme? Ich hätte mancherlei mit ihm zu besprechen. Sehr betrübt hat mich der plötzliche Tod Oxenstiernas. Ich habe michB, so wenig ich mich mit all seinen philosophischen Thesen einverstanden fühlte, persönlich immer sehr gut mit ihm vertragen und ihn als eine echt-philosophische Natur sehr geschätzt. Nun leben Sie wohl für heute und grüssen Sie Fru Astrid und die Kinder herzlichst von uns allen. Peter483 geht seit einigen Tagen in die Schule und ist sehr begeistert: er hat die Gefahren dieser Sache offenbar noch nicht erkannt. – Herzlichst Ihr Ernst Cassirer Brief, Handschrift, 4 Seiten, am Kopf hsl. Göteborg, 5. X. 39 / Föreningsgatan 11 A B

Theoria] Theorie mich] ihm

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Briefwechsel 1893–1945

160. Thomas Mann an Ernst Cassirer, 10. Januar 1940

Sehr verehrter Herr Professor, die Feste, Hausbesuch, Arbeit, hundert Zwischenfälle des Lebens sind schuld, daß ich Ihnen noch nicht für das reiche Geschenk Ihrer Bücher gedankt habe, obgleich mich doch längst danach verlangte, es zu tun. Die vielen Bleistift-Anstreichungen an den Rändern der drei Bände (eine schlechte und doch auch wieder sehr nützliche Gewohnheit), besonders im Text des Pandora-Aufsatzes484, wohl des Tiefsten und Wissendsten, was ich je über den einzigartigen Gegenstand gelesen, zeugen von der Angelegentlichkeit und Bewegtheit, mit der ich dies alles studiert habe – einem Eifer, der durch das Bewußtsein verstärkt wurde, etwas längst Fälliges und Versäumtes nachzuholen. Natürlich hatte ich durch sporadische Lese-Begegnungen eine Vorstellung von Ihrer geistigen Ebene und der Besonderheit Ihrer philosophischen Kritik, aber ich muß Ihnen sehr dankbar sein dafür, daß Sie mir durch diese Sendung Gelegenheit gaben, mir von Ihrer Persönlichkeit als Denker und künstlerischer Forscher ein genaueres und umfassenderes Bild zu machen. Damit ist einfach eine Lücke meiner Bildung ausgefüllt. (Nun, es gibt ihrer noch andere.) Die Empfindung übrigens, die sich beim Lesen immer wieder durchdrängte, war das kopfschüttelnde Erinnern der lachhaft unsinnigen Tatsache, daß ein mit solcher Intensität und fruchtbarer Leidenschaft auf die großen Erscheinungen des deutschen Geistes konzentrierter Denker, Deuter und Lehrer, der zur Bewußtwerdung dieses Geists soviel beigetragen, heute gezwungen ist, außerhalb Deutschlands zu leben und zu wirken. Es ist ja nur e i n Fall aus dem Wust von Absurdität und Unglaubwürdigkeit, den diese Zeit hervorbringt, aber, man muß es zugeben, ein besonders krasser. Sie haben sich unterdessen mit den Josephsgeschichten485 beschäftigt und sagen mir Freundliches darüber. Nun, wenn diese Spiele vor Ihnen bestanden haben und Ihnen in dieser Zeit, der sie abgewonnen wurden, eine nicht unwürdige Zerstreuung gewähren konnten, so ist allerlei damit für das Unternehmen bewiesen, und ich sollte mich dadurch anspornen lassen, es bald zu dem gesteckten Ziel, dem Tode des alten „Israel“ in Aegyptenland, weiterzuführen. Es wird garnicht leicht sein, nach der unerwartet langen Unterbrechung durch den Goethe-Mythos, mich zurückzufinden und die thematischen Fäden wieder aufzunehmen. Das Studium der „Philosophie der symbolischen Formen“ würde sich wahrscheinlich, nach allem, was Sie sagen, daher als starkes Tonicum bewähren. Andererseits, man soll vorsichtig sein. Vielleicht ist es ganz gut, daß

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ich Ihre Goethe-Schriften erst nach Beendigung von „Lotte in Weimar“ kennen gelernt habe, sodaß ich mich erst nachträglich ein bißchen zu gênieren brauche, aber nicht die Gefahr der Entmutigung gelaufen bin. Es gehört eine gewisse Naivität dazu, das zu riskieren, was ich mit der Lotte riskiert habe, und ich glaube, ich habe mir den jahrzehntealten Wunsch, Goethe persönlich wandeln zu lassen, im rechten Lebensaugenblick erfüllt, nämlich, als ich weder garzu wenig, noch allzuviel über ihn verstand. Gern denke ich mir das Buch in Ihren Händen und hoffe, daß Bermann-Fischer seine Schuldigkeit getan hat, auch in Hinsicht auf Fräulein Hamburger, bei deren Vortrag ich wohl in Tarnkappenschutz hätte zugegen sein mögen. Nehmen Sie meine besten Wünsche für dieses Schicksalsjahr! Was werden wir erleben? Seit sieben Jahren sind wir an harte Nackenschläge gewöhnt, und leicht können mehr dergleichen kommen. Aber es wäre wohl kleingläubig, daran zu zweifeln, daß ein paar Werte, die die Menschheit auf die Dauer doch nicht entbehren kann, sich gegen das von Grund aus Unwerte schließlich durchsetzen werden. Ihr ergebener Thomas Mann.

Brief, Handschrift, 3 Seiten, gedruckter Briefkopf Thomas Mann / Princeton, N. J. / 65 Stockton Street , hsl. 10. I. 40.

161. Charles W. Hendel an Ernst Cassirer, 10. Januar 1941

Dear Professor Cassirer: It gives me the very greatest pleasure to offer you an appointment as Visiting Professor of Philosophy for two years beginning July 1, 1941, and ending June 30, 1943, at the annual salary of $ 4500. I wish to inform you that you are receiving this invitation unanimously from the Department of Philosophy which has recommended to Yale University that you be appointed. We all have an admiration of your scholarship and yourself. We are hoping to have you among us, contributing to the advance of philosophical scholarship in this University. We are looking forward to a personal fellowship as well as to the profit of our scholarship.

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At the close of this year Professor W. M. Urban is retiring, leaving us with two graduate seminars which we are very desirous of continuing because we are known in the American university world for our work in this field. The first of these seminars is the Philosophy of Language and the Principles of Symbolism486 (two hours a week). The second is the Philosophy of Kant (two hours a week)487. We wish you to offer these graduate seminars. Besides this activity we should like you to participate in another seminar, the management and direction of which would not fall upon you personally, but which Professor Holborn of the Department of History and I wish to conduct by way of celebration of your arrival amongst us. This is a seminar on Philosophy and History. We should like you to participate in the discussions of the various topics both historical and systematic which we shall consider during the year in weekly meetings of two hours each. Into this seminar would come professors of our Philosophical faculty and others from History and other subjects, according to their interest. We expect to make this seminar a center of University learning. We hope that you will be able both to continue the studies mentioned above in Language and Symbolism and in Kant, and to take part in the Philosophy-History seminar on which we have set our hearts. The publication of the University which makes known to the learned world the courses that will be offered for the next academic year is being prepared for the printer at the present time and we are anxious to know, if you accept the appointment, whether you will do this particular work so that your name may be published in our bulletin. Unless I hear by radiogram or cable to the contrary, I shall assume that if you accept the appointment you are willing to take these courses. Your appointment dates, as I have stated, from July 1, 1941. If you accept, you will doubtless want to take action as soon as possible and start on the route to New Haven, Connecticut. You will not actually be needed for instruction until September 22, but I urge you, if you come, to make your way here not later than some time early in September. We have had the pleasure of meeting your daughter, Mrs. Appelbaum, and know how very happy she will be to have you here as soon as possible. Your appointment as Visiting Professor does not carry with it any retiring allowance or pension, such as is provided for professors of permanent tenure after years of service in this University. This conforms to general University practice. We understand that you are at present receiving a pension from Sweden and that upon the expiration of your two year term at Yale University you will have resources of some kind so that the University will have no obligations beyond June 30, 1943. I wish to say on my own behalf that it gives me a very special pleasu-

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re to be inviting you to join the fellowship of scholars at Yale. I myself have only arrived this year, having come from McGill University. You may recall (for you have an exceedingly good memory according to all information) that I wrote you a letter several years ago concerning your two wonderful articles on Rousseau488 and that you very kindly answered my letter of tribute to you. I think your book, too, on the Aufklärung489 is the finest work on the subject. I have been interested in philosophy and history as well as social and political philosophy, and on a previous occasion at McGill conducted a seminar on the subject. The prospect of having you contribute directly of your experience and wisdom to a discussion of the themes of such a seminar is very exciting to me. I am hoping more than anyone else for the happy event of your arrival in New Haven. With best wishes and many hopes, I am Yours very sincerely, Charles W. Hendel, Chairman

Brief, Maschinenschrift, 2 Seiten, gedruckter Briefkopf Yale University / Department of Philosophy / New Haven, Connecticut , msl. January 10, 1941, darunter Professor Ernst Cassirer / Föreningsgatan 11 / Göteborg, Sweden

162. Ernst Cassirer an Åke Petzäll, 7. Februar 1941

Lieber Petzäll! Ich war gerade im Begriff an Sie zu schreiben, als ein Brief von Dozent K. Hanell eintraf, der eine sehr freundliche Einladung nach Lund für eine Reihe von Goethe-Vorträgen enthielt.490 Er schrieb auch, daß Ihre Frau und Sie so freundlich waren, mich für die Dauer meines Aufenthalts in Lund zu sich einzuladen. Wie dankbar ich hierfür bin und wie gern ich diese Einladung annehmen würde, brauche ich Ihnen nicht zu sagen. Aber ich stehe jetzt, wie Sie vielleicht schon gehört haben, vor einer schwierigen Entscheidung. Von der Yale-University in U. S. A. bin ich als ›visiting professor‹ für 2 Jahre eingeladen worden – ein sehr ehrenvoller Ruf, der für mich auch dazu viel Verlockendes hätte, weil ich bei dieser Gelegenheit meine Tochter und ihren Mann nach langer Trennung

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wiedersehen könnte. Nur wie soll man hinüber gelangen? Der Weg über Sibirien-Japan kommt für meine Frau und mich wegen der Strapazen der Reise und ihrer langen Dauer kaum in Frage. So bleibt nur die Reise über Lissabon mit Flugzeug – die kurz, wenn auch sehr kostspielig ist. Aber hierfür braucht man ein deutsches Visum für die Durchreise – und ob dies erteilt werden wird, ist sehr fraglich. Sollten wir es bekommen – und sollte ein Platz im Clipper: Lissabon-New York frei sein, so müssten wir diese Gelegenheit alsbald benutzen und uns ev. sofort zur Reise entschliessen. Sie ist auch aus anderen Gründen schwierig, weil man nur ganz wenig Gepäck mitnehmen kann, ich mich also entschliessen müsste, ohne Bücher, ohne Manuskripte etc. zu reisen. Aber an sich habe ich guten Mut zu der Sache – und überlasse einstweilen die Sache dem Schicksal. Sollte die amerikanische Reise n ic h t zu stande kommen – so werde ich Ende März sehr gern nach Lund kommen – zumal ich sehr gern Sie beide einmal wiedersehen und auch den neuen Sprössling der Familie kennen lernen möchte. Vielleicht können Sie mir noch etwas Näheres über die ›Vetenskaps societet‹491 in Lund sagen? Handelt es sich hier um eine gelehrte Gesellschaft – oder würde ich vor einem grösseren Kreis sprechen? Als S pr ac h e kommt wohl nur Deutsch in Frage? An Prof. Ragnar Josephson, den Vorsitzenden der Gesellschaft, schreibe ich heute – wenn Sie Gelegenheit haben, ihn zu sehen, fragen Sie ihn doch bitte, ob event. auch ein früherer Termin, als die letzten März-Tage, für die Vorträge in Betracht käme. In diesem Fall könnte ich vielleicht daran denken, sie noch vor der Amerika-Reise zu halten, da ich diese sicherlich nicht vor Mitte März antreten werde.492 Vorgestern bin ich ausA Stockholm zurückgekehrt, wo ich, ausser meiner Antrittsvorlesung in Vitterhets-Akademien493 auch einen Vortrag in der ›Philosoph. Gesellschaft‹ über das Thema: ›Kant und die moderne Biologie‹494 gehalten habe. Es war recht gemütlich und anregend – und wir haben, wie üblich, bis in die späte Nacht diskutiert. Schade daß Sie nicht dabei waren! Hedenius war auch von Uppsala herübergekommen. Meine Vorlesung über ›Thorild und Herder‹495 lege ich Ihnen bei und wäre Ihnen dankbar, wenn Sie einen Blick auf sie werfen wollten. Glauben Sie, daß sie für die ›Theoria‹ geeignet ist, so steht sie Ihnen zur Verfügung. Doch bitte ich Sie die Entscheidung lediglich vom Standpunkt der ›Theoria‹ selbst zu treffen. Für mich selbst eilt die Veröffentlichung nicht – denn ich habe jetzt in Stockholm verabredet, daß die weit umfangreichere Thorild-Arbeit, die auch die eigentliche Begründung meiner Auffassung enthalten wird, in Vitt. Akad. Handlingar erscheinen soll.496 Im Fall Sie den Vortrag in der ›Theoria‹ drucken wollen, bedürfte es natürlich noch einiger kleiner Änderungen.

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Für heute nur noch die herzlichsten Grüsse an Sie und die gesamte Familie Ihr Ernst Cassirer

Soeben erhalte ich die ersten Exemplare der schwedischen Übersetzung meiner Descartes-Christina-Vorträge. Ich sende sie Ihnen nicht, da ich annehme, daß Sie sie, als Herausgeber der ›Theoria‹, von Bonnier direkt erhalten werden. Wenn Sie Jemand wüssten, der das Buch in der ›Theoria‹ anzeigen könnte, wäre ich dankbar dafür[.]497

Brief, Handschrift, 4 Seiten, am Kopf hsl. Göteborg, 7. II. 41 A

aus] auch

163. Ernst Cassirer an Åke Petzäll, 27. März 1941

Liebe Fru Astrid, lieber Åke. Nun sitze ich wieder an meinem Schreibtisch und denke an die schönen Tage in Lund zurück. Sie werden mir immer in bester Erinnerung bleiben. Sie waren in menschlicher Beziehung sehr wohltuend und in geistiger Beziehung höchst anregend. Einen besseren und schöneren Empfang als Sie ihn mir in Ihrem Hause bereitet haben hätte ich mir nicht wünschen können. Ich will kein weiteres Wort des Dankes hinzufügen, da ich überzeugt bin, daß Sie selbst wissen, wie wohl ich mich bei Ihnen gefühlt und wie ganz ich bei Ihnen „zuhause“ war. Hier haben mich eine Menge praktischer Erwägungen und Sorgen erwartet. Die eigentliche Entscheidung über unsere Reise ist noch nicht gefallen – aber alles muss so geregelt werden, „als ob“ die Reise in nächster Zeit angetreten werden sollte. Die Frage der Bibliothek ist jetzt einigermassen geklärt; die Bücher werden in den Räumen der Högskola untergebracht werden können. Schwieriger ist es für die fertigen, aber noch ungedruckten Manuskripte eine Vorsorge zu treffen. Wenn Sie, lieber Petzäll, mir dabei behilflich sein wollten, so wäre es doch vielleicht das Beste, wenn ich Ihnen das umfangreichste Ms., den 4. Band des

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›Erkenntnisproblems‹ nach Lund sendete, und er dort, unter Dr. Moritz’ Obhut und Fürsorge, abgeschrieben würde. Dann könnte er bis zu seiner späteren Veröffentlichung in Ihrer Verwahrung bleiben, während ich ein Exemplar der Abschrift nach Amerika zugesandt erhielte.498 Sehr wünschenswert wäre es, wenn diese Arbeit b al d begonnen und so rasch als möglich durchgeführt werden könnte. In diesem Fall hätte ich noch Gelegenheit, wenigstens einen Teil der Abschrift vor meiner Abreise noch selbst durchzusehen. Ihnen selbst hoffe ich durch diese Anordnung keine grosse Mühe aufzubürden. Zunächst würde ja das Ganze einfach liegen bleiben – aber später wäre es für mich eine Beruhigung, wenn ich auch auf Ihre Hülfe und Ihren Rat in der Frage der Veröffentlichung zählen könnte. Einstweilen bitte ich Sie, mich mit Dr. Moritz und dem Bureau, das die Abschrift übernehmen könnte, in Verbindung zu setzen und mich dann Ihre Meinung wissen zu lassen. Welche neuen Meldungen liegen inzwischen vom Kriegsschauplatz in Upsala vor? Hier in unserem friedlichen und uninteressanten Göteborg erfährt man gar nichts von derlei Sachen – aber ich gestehe, daß ich sie entbehren kann. Grüssen Sie alle Ihre Freunde in Lund bestens von mir, und sagen Sie Nyman, Landquist und Josephsson nochmals meinen besten Dank für die wirklich schöne und anregende Diskussion. Ich bin eben dabei, mein Ms. der ›Logik der Kulturphilosophie‹499 nochmals durchzuarbeiten, um einige Punkte näher auszuführen, die bei deren Diskussion grössere Klarheit für mich gewonnen haben. Mit nochmaligem herzlichen Dank für alles und mit besten Grüssen an meine Freunde Marie und Hans bin ich Ihr Ernst Cassirer

Brief, Handschrift, 3 Seiten, am Kopf hsl. Göteborg, 27. 3. 41

164. Ernst Cassirer an Åke Petzäll, 14. April 1941

Lieber Petzäll! Die Entscheidung über unsere Reise scheint jetzt gefallen zu sein. Meine Frau und ich werden, wenn nicht noch ein unvorhergesehener Umstand eintrifft, am 2 6 . A p r i l mit einem Transatlantic Boat, das direkt von Göteborg nach New York geht, zu reisen versuchen. Die Sache ist etwas

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riskant; aber doch nicht so schwierig und abenteuerlich als der Weg über Sibirien und Japan es gewesen wäre. Morgen lasse ich Ihnen nun das Ms. des IV. Bandes meines Erkenntnisproblems zugehen, das ich Ihnen und Dr. Moritz, den ich bestens von mir zu grüssen bitte, ans Herz legen möchte. Das Beste wäre, wenn die Abschrift g l e i c h in Angriff genommen werden könnte. In diesem Falle wäre ich dankbar, wenn e in Durchschlag (in dem Maße, als die Abschrift fertig wird) an die Adresse meines Sohnes: G eo r g C a ss i re r, Fö re ni n g sg at a n 11, Gö teb o r g gesandt würde. Da er selbst in einigen Wochen nach U. S. A. zu reisen gedenkt, könnte er mir dann die Abschrift, so weit sie fertig gestellt ist, mitbringen. Wenn er abreist, bevor das Ganze abgeschlossen vorliegt, wird er Sie rechtzeitig verständigen; ich bitte Sie alsdann den Rest (in ein e m Durchschlag) an meine amerikanische Adresse: Yale U ni ve rsi t y, N e w ha v en , (Connecticut) U. S. A. als rekommendiertes Packet zu senden. Mein Original-Manuskript, die Haupt-Abschrift und einen Durchschlag bitte ich bei Ihnen so lange zu verwahren, bis sich später einmal eine Möglichkeit der Publikation findet. Ich werde Weibull sagen, daß das Ms. sich in Ihren Händen befindet und daß er sich, falls die Högskola es veröffentlichen kann u. will, mit Ihnen in Verbindung setzen soll. Was die Kosten der Abschrift betrifft, so wäre es vielleicht das Beste, wenn Sie die Rechnung an Göteborgs Högskola schicken liessen; sie wird dann den Betrag bezahlen und ihn von meiner Pension, die noch bis September läuft, abziehen. Im Voraus für alles besten Dank! Von drüben lasse ich mehr von mir Ahören. Einstweilen nur herzliche Grüsse an Sie und das ganze Haus! Ihr Ernst Cassirer

Brief, Handschrift, 2 Seiten, am Kopf hsl. Göteborg, den 14 april 41 A

Ab hier gestürzt am rechten Rand

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Briefwechsel 1893–1945

165. Åke Petzäll an Ernst Cassirer, 17. April 1941

Mon très cher Maître! Vielen Dank für Ihren lieben Brief! Manuskriptet har jag i dag hämtat på posten. Jag är glad åt att ha fått förtroendet att taga emot det. MoritzA var just nu här och hämtade det. Han skriver själv angående avskrivandet. Han hade fått den idén, att han lika gärna som byrån kunde göra avskriften. Jag tror, att det kommer att gå lika fort, och naturligtvis blir det också bättre gjort, då han ju har större möjligheter att läsa den handskrivna texten rätt än en svensk avskrivare. I övrigt skola vi noga följa de anvisningar vi fått angående de olika manuskripten.500 Sie reisen also am 26. April! Erlauben Sie mir, mon très cher Maitre, Ihnen vor der Abreise noch ein mal zu sagen, dass es für mich und Astrid eine ganz besondere Freude war Sie bei uns zu sehen. De dagarna kommer för oss att bliva ett ljust och vackert minne vad som än kommer att hända i framtiden. Vad särskilt angår de citerade orden „Nichts ist schwieriger zu ertragen“B u. s. w. så vill jag nu blott tillägga, att „die guten Tagen“, som vi upplevde tillsammans komma att göra „die schwierigen Tagen, die eventuell bevorstehen leichter zu ertragen“. Nu önska vi, Astrid, barnen och jag en god resa, och vi önska också allt gott för vistelsen i U. S. A. Det ser ju inte så ut som om världen skulle hinna bli mycket bättre på två år, men sub specie aeternitatis, det vill säga ur den verkligt filosofiska synpunkten är det givetvis självklart att vi träffas igen och få tillfälle att som nu sist här i Lund lösa världsgåtorna i lugn och ro.501 Mit den allerbesten Grüssen an Ihnen und Frau Cassirer von dem ganzen Haus Ihr [Petzäll]

Brief, Maschinenschrift, 1 Seite, am Kopf msl. Lund den 17/4 1941. A B

Moritz] Mortiz ertragen“] ertragen

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166. Ernst und Toni Cassirer an Malte Jacobsson, 13. Juni 1941

Lieber Malte. Ich hoffe, daß der ausführliche Reisebericht, den meine Frau unmittelbar nach unserer Ankunft502 in einem Brief an Emma503 erstattet hat, inzwischen in Göteborg eingetroffen ist. Heute möchte ich ihn nur durch einige Worte ergänzen, die Dir zugleich von unseren ersten Erfahrungen und Eindrücken berichten sollen. Dies alles ist natürlich im höchsten Maße provisorisch. Ein eingehender, mehr objektiver Bericht soll bald folgen; heute will ich nur ein kurzes Stimmungsbild zu geben suchen. Die Reise verlief in der schönsten Weise – und alle Befürchtungen die wir selbst und unsere Freunde für sie gehegt hatten, haben sich als unbegründet erwiesen. Es fehlte nicht an einzelnen spannenden und aufregenden Momenten; aber die Stimmung an Bord war von Anfang an ruhig und zuversichtlich. Es stellte sich bald ein freundschaftliches Verhältnis unter allen Passagieren her – und man fühlte sich als eine grosse Familie. Das Schiff selbst ist über alles Lob erhaben: daß man unter den heutigen Verhältnissen in solcher Sicherheit, Ordnung und Bequemlichkeit nach Amerika reisen könnte, hätte ich mir niemals träumen lassen. Als mir am Schluss der Reise das Gästebuch des Schiffes übergeben wurde, um dort eine Eintragung zu machen, schrieb ich die Worte von Chesterton hinein: ›The most wonderful thing about miracles is that they sometimes happen.‹504 Ich glaube, daß ich damit dem allgemeinen Gefühl einigermassen Ausdruck gegeben habe: man fühlte sich nach all den Schwierigkeiten, die zu überwinden waren, wie durch ein Wunder an Land gebracht. Für mich schloss die Reise noch ein anderes, sehr interessantes persönliches und wissenschaftliches Erlebnis ein. Ich war kaum an Bord gegangen, als mir sofort ein jüngerer Mann ins Auge fiel, der ganz unverkennbar ein Gelehrter war. Er begrüsste mich alsbald, und es stellte sich heraus, daß es Prof. Jakobson505 war, der aus Prag nach Oslo gegangen war und sich dann, im April vorigen Jahres, mit knapper Not nach Schweden gerettet hatte. Jetzt war ihm, nach den grössten Mühen und nach vielen vergeblichen Versuchen, die Ausreise nach Amerika gelungen.

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Er ist ein ausgezeichneter Linguist, der alle meine sprachphilosophischen Arbeiten kannte und mich sofort in die interessanteste Diskussion über allgemeine Probleme der Sprachtheorie verwickelte, die von Anfang bis zu Ende der Fahrt währten und die bisweilen auch im schwersten Sturm – denn auch hieran fehlte es uns nicht – unbeirrt fortgesetzt wurden. Ich habe aus diesen Gesprächen gelernt, daß meine Kenntnis der modernen linguistischen Litteratur sehr empfindliche Lücken aufweist, die nun so bald als möglich ausgefüllt werden müssen. Von New York irgend ein Wort zu sagen: dazu ist es noch zu früh. Auch haben mich bisher die Menschen hier, unter denen sich so viele alte Freunde befinden, mehr interessiert als die Stadt selbst. Der erste Eindruck ist in jedem Fall äusserst imposant – selbst in rein aesthetischer Hinsicht, wo ich etwas Derartiges kaum vermutet hätte. Aber auf die Dauer wäre es für mich höchst bedrückend, in diesem Meer von Steinen leben zu müssen. So freue ich mich schon jetzt auf unsere kleine Wohnung in New Haven,506 die wir sofort beim ersten Besuch gefunden haben. Sie liegt ausserhalb der Stadt in freiester Lage und mitten im Grünen und wird daher immerhin ein gewisses Surrogat für die Föreningsgatan bieten. Ganz wird sich die Sehnsucht dorthin, und nach Schweden überhaupt, freilich nicht unterdrücken lassen. Der Empfang, den meine Frau und ich in Yale gefunden haben, war ausserordentlich herzlich – und von Seiten des eigentlichen Vertreters der Philosophie, Prof. Hendel, wahrhaft freundschaftlich. Ich hege jetzt keinerlei Zweifel mehr, daß sich die Zusammenarbeit mit ihm sehr glücklich gestalten wird. Ich soll gemeinsam mit ihm und einem Historiker ein Seminar über Geschichtsphilosophie leiten – und ansonsten ein KantSeminar und ein sprachphilosophisches Seminar halten.507 Das alles wird gründliche […]A aber wie ich hoffe, ohne Schwierigkeit durchführbar sein. Denn es hat sich gezeigt, daß das Hindernis, das ich am meisten gefürchtet hatte, kaum besteht. Meine englischen Sprachkenntnisse haben sich durch die lange Ruhepause kaum vermindert, und es wurde mir von allen Seiten gesagt, daß ich in dieser Hinsicht keinerlei Schwierigkeiten haben würde. Das Interesse an Schweden ist hier ausserordentlich stark – und ich wurde von allen Seiten sofort mit Fragen bestürmt. Durch die Zeitungen hier sind leider oft ganz falsche Vorstellungen über schwedische Verhältnisse, und noch mehr über schwedische Anschauungen und Gesinnungen, verbreitet worden. All dem werde ich natürlich nach Kräften entgegentreten. In nächster Zeit hoffe ich auch Tegen und Wedberg zu sprechen. So wird hier bald eine kleine Kolonie schwedischer Philosophie versammelt sein. Dieser erste Bericht richtet sich auch an all die Göteborger Freunde

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und Kollegen – da es leider vorerst noch nicht möglich ist, an alle einzeln zu schreiben. Herzliche Grüsse an sie alle – besonders an Weibulls, Rabes508, an Aspelin, Boethius, Petterssons. Hans P.509 bitte ich zu sagen, daß sein Brief an die Rockefeller Foundation510 bisher noch nicht eingetroffen ist; sobald ich ihn in Händen habe, werde ich sogleich die nötigen Schritte tun. Mit den herzlichsten Grüssen an Emma und Dich bin ich Dein Ernst Cassirer

Lieber Landshövding511! Lassen Sie mich nur einen kurzen Gruss hinzufügen. Ich habe mir nämlich schon eine Amerikanische Krankheit zugezogen, um meine umfangreiche Sammlung dieser Art zu vervollständigen, und bin daher müde und unfähig mich richtig auszudrücken. Es handelt sich um eine sehr schmerzhafte Infektion am Fuss, die scheinbar sehr verbreitet und sicher harmlos aber dennoch störend ist. Emma soll nicht lachen!! Sowie wir in Ruhe auf dem Lande angelangt sind, werde ich versuchen, Ihnen etwas von hier zu erzählen. Bisher ist man wie im Traume und kann es noch nicht verstehen, dass man nicht schnell einmal um die Ecke laufen kann und Ihnen alles mündlich berichten kann. Ob ich das je verstehen, geschweige verschmerzen werde, bleibt abzuwarten. Dass Sie dieses Land längst hätten sehen sollen ist kein Zweifel. Ein herrlich organisiertes Chaos, in dem man alles und nichts wiederfindet. Darf ich Sie bitten inneliegenden Brief an Georg512 und wenn er, was ich kaum zu hoffen wage, etwa schon abgereist sein sollte, an Frau Reichardt, Pension Ander. Avenuen 18 weiter zu leiten. Sie holt ihn sich sicher gerne bei Nilson ab, wenn es weniger Mühe macht. Wir müssen leider Porto sparen. Viele Grüsse an Sie, Emma und alle Freunde. Ihre Toni Cassirer

Brief, Handschrift, 4 Seiten, am Kopf in Ernst Cassirers Handschrift „The Cardinal“ / 243 West End Avenue / New York, 13. 6. 41, Brief von Toni Cassirer in Maschinenschrift A

[…]] An dieser Stelle sind mehrere Wörter unlesbar.

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Briefwechsel 1893–1945

167. Thomas Mann an Ernst Cassirer, 14. Juni 1941

Lieber Professor Cassirer: Darf ich Sie recht herzlich willkommen heissen in diesem Lande und meinen gerührten Dank damit verbinden, dass Sie nebst Ihren Kindern meines Geburtstages, eines ganz gewöhnlichen sechsundsechzigsten, so freundschaftlich gedachten. Ich bin wahrhaft erleichtert, dass Sie die abenteuerliche Reise glücklich hinter sich gebracht haben. Es war keine Kleinigkeit für einen Mann unserer Jahre, und wie Sie alles bestanden haben, ist jeder Bewunderung wert. Ich kann mir denken, wie froh Ihre Kinder sind, Sie nun sicher bei sich zu haben. Dass ich Ihnen ausführlich für Ihre bedeutende Arbeit über „Lotte in Weimar“513 gedankt habe, ist richtig. Wie gerade dieser Brief in Verlust geraten konnte, weiss ich nicht; der Verkehr mit Schweden, wie auch der mit der Schweiz war bisher ja fast überraschend ungestört. Zu wiederholen, was ich Ihnen damals sagte, fiele mir heute schwer; was hat es aber auch anders sein können, als der Ausdruck meiner Dankbarkeit für die grosse Ehre, die Sie meinem Buch mit Ihrer gedankenvollen Studie erwiesen haben, die höchst erklärlicher Weise das Bedeutendste, und philosophisch Gewichtigste war, was ich darüber zu lesen bekommen habe. Dass wir in der Zeit unseres Princetoner Aufenthaltes ein so herzliches Verhältnis zu Ihren Kindern gewannen, war uns immer eine Freude. Die genussreichen Privatkonzerte, die Appelbaum uns in unserem living room gab, gehören zu den Dingen, die wir hier am meisten vermissen.514 Den Kontakt mit dem Osten hoffen wir trotz unserer Niederlassung hier nicht zu verlieren und vielleicht schon im Herbst Sie und die Ihren zu sehen. Dass Sie nach Yale kommen, muss mir besonders lieb sein wegen meiner persönlichen Beziehungen zu dieser Universität, die mich nicht nur durch ein Honorary degree515 auszeichnete, sondern deren library mir auch die Ehre ihrer Th. M. Collection516 erwies. Für Ihre Tätigkeit dort das Beste wünschend, mit herzlichen Grüssen an Sie und Ihre Kinder bin ich, lieber Professor Cassirer, Ihr ergebener Thomas Mann Brief, Maschinenschrift, 2 Seiten, gedruckter Briefkopf Thomas Mann / 740 Amalfi Drive / Pacific Palisades, California, msl. 14. VI. 41

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168. Ernst Cassirer an Kurt Goldstein, 7. Juli 1941

Mein lieber Kurt. Nun habe ich Dein Buch in e i n e m Zuge durchgelesen und möchte Dir doch mit einem Worte sagen, wie grosse Freude es mir gemacht. Könnte ich Dir meine letzten, z.T. noch unveröffentlichten Arbeiten geben, so würdest Du sehen, wie sehr wir beide uns um dieselben Grundprobleme bemühen und wie einig wir über die allgemeine Richtung sind, in der ihre Lösung zu suchen ist. Wie schön wäre es, wenn wir die vielen Fäden, die wir eine Zeitlang fallen lassen mussten, jetzt wieder aufnehmen könnten und uns noch einmal in gemeinsamer Arbeit zusammenfinden könnten. An dieser Möglichkeit verzweifle ich durchaus nicht – so schwer und ungewohnt auch die neuen Arbeitsbedingungen für uns beide hier sind. Ich will jetzt zunächst an die Ausarbeitung meiner Vorlesungen über philos. Anthropologie517 gehen und hoffe, Dir das Ms. kapitelweise zur Prüfung vorlegen zu können. Ich will versuchen es zugleichA in englischer Sprache niederzuschreiben und es zudem revidieren zu lassen. Die Möglichkeiten einer künftigen Publikation wirst Du besser als ich beurteilen können. In Amerika scheint es z. Z. nicht ganz leicht, für derartige Arbeiten einen Verleger zu finden – es sei denn, daß man die Arbeit in irgend einer Serie unterbringen kann. Für heute nun herzlichen Dank und viele Grüsse an Dich und Eva Dein Ernst

Brief, Handschrift, 2 Seiten, gedruckter Briefkopf The Cardinal / Management / Bing & Bing, Inc / 243 West End Avenue / New York / Telephone Trafalgar 7–3000, hsl. 7. 7. 41 A

zugleich] Lesung unsicher, eventuell auch sogleich

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Briefwechsel 1893–1945

169. Ernst Cassirer an Malte Jacobsson, 31. Oktober 1941

Lieber Malte, liebe Emma. Schon seit Wochen habe ich die Absicht wieder einmal zu schreiben und ausführlich von uns zu erzählen. Aber die ersten Eindrücke hier518 waren zu vielfältig und ungleichartig als daß sich aus ihnen ein wirkliches Bild ergeben hätte. Nun ist es ruhiger und gleichmässiger geworden – das Semester hat begonnen und nimmt seinen stetigen Fortgang. Im Ganzen bin ich sehr zufrieden, denn das Interesse an philosophischen Dingen ist hier viel stärker als ich erwarten und erhoffen konnte. In den drei verschiedenen Seminaren519, die ich zu leiten habe, habe ich zwar keinen grossen, aber einen sehr gewählten Hörerkreis, der zum grössten Teil aus den jüngeren Dozenten der Universität besteht. Die Lust zu diskutieren ist hier noch grösser als sie in Schweden ist – und man muss auf Fragen aller Art gefasst sein. Glücklicher Weise hat sich gezeigt, daß mein Englisch gar nicht gelitten hat, so daß von dieser Seite keinerlei Schwierigkeit besteht. Für nächsten Monat bin ich auch an der Columbia Univ. in New York und in Harvard zu Vorträgen eingeladen, sodaß ich meine persönliche Bekanntschaft mit den hiesigen Philosophen erweitern kann. Die Ehrung, die mir Göteborg bei der 50. Jahresfeier der Högskola zugedacht hat,520 war wohl die grösste Freude, die mir in diesen letzten Jahren zu Teil geworden ist. Ich habe sie rein „symbolisch“ angesehen – aber eben dadurch gewann sie für mich um so mehr an Bedeutung. Wie oft meine Gedanken nach Schweden zurückkehren, und wie sehr ich mich jetzt dort zuhaus fühle, kann ich kaum beschreiben. Wir haben hier regelmässige Nachrichten von drüben durch einen amerikanischschwedischen Nachrichtendienst, der vom schwed. Konsulat in New York eingerichtet ist und der sehr gut funktioniert. Er ist geeignet viele Vorurteile zu beseitigen, denen man hier bei vielen begegnet. Auch wir tun natürlich das unsere um falsche Auffassungen zu berichtigen. Ich schliesse für heute, da ich ins Seminar mussA und diesen Brief, der schon vor einigen Tagen begonnen ist, nicht noch länger liegen lassen will. Hoffentlich bekommen wir bald gute Nachrichten von drüben und von allen guten Freunden. An Weibull schreibe ich bald ausführlich. Mit herzlichsten Grüssen Ernst Cassirer Brief, Handschrift, 2 Seiten, am Kopf hsl. 31. 10. 41 A

muss] Ab hier gestürzt am rechten Rand

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170. Ernst Cassirer an Paul Arthur Schilpp, 13. Mai 1942

Lieber Herr Schilpp. Verzeihen Sie, daß ich Ihnen noch immer die Antwort auf Ihren freundlichen Brief schuldig bleiben musste. Die letzten Monate waren für mich besonders arbeitsreich – denn abgesehen von der regelmäßigen Universitäts-Arbeit, die sorgfältig vorbereitet werden musste, war ich auch zu verschiedenen auswärtigen Vorlesungen eingeladen.521 Nun aber werde ich für einige Zeit Ferien haben, die aber durch litterarische Arbeiten ausgefüllt sein werden. Seit meiner Ankunft in Amerika bin ich von Freunden und Kollegen immer wieder aufgefordert worden, eine englische Ausgabe der ›Philos. der symbol. Formen‹ zu veranstalten. Das ist aber ein so weitläuftiges Unternehmen, daß ich mich kaum daran wage – und es ist auch sehr fraglich, ob man für eine derart umfangreiche Arbeit einen Verleger finden könnte. Ich möchte daher den Ausweg wählen, eine knappe zusammenfassende Darstellung des Ganzen zu geben, die ich in englischer Sprache auszuarbeiten gedenke. Sie müsste dann natürlich noch sorgfältig durchgesehen und stilistisch verbessert werden. Inhaltlich würde sie insofern neu sein, als ich hier zum ersten Mal eine eingehende Darstellung meiner aesthetischen Theorie geben würde. Schon im ersten Entwurf der Phil. d. s. F. war ein besonderer Band über Kunst vorgesehen – die Ungunst der Zeiten hat aber seine Ausarbeitung immer wieder hinausgeschoben. Nun aber hoffe ich so weit zu sein, daß ich mich daran wagen kann.522 Wenn Sie mir für die Publikation irgend einen guten Rat geben und mir event. einen Verleger nennen könnten, der an einer solchen Arbeit interessiert wäre, würde ich Ihnen besonders dankbar sein. Was die Vorbereitung des Bandes in der Serie ›The Library of living Philosophers‹523 betrifft, so will ich Ihnen in jeder Hinsicht die endgültige Entscheidung überlassen. An dem Russell-Band524 werde ich kaum mitarbeiten können, da die Vorbereitung meines neuen Buches und meine Universitäts-Arbeit im nächsten Jahr meine ganze Zeit in Anspruch nehmen wird. Zu meiner Freude sagte mir Prof. Urban vor kurzem, daß er es übernommen hat, in Ihrem Bande die Sprachphilosophie zu behandeln.525 Können wir Panofsky für die Philosophie der Kunst gewinnen, so wäre das natürlich eine sehr gute und mir persönlich sehr angenehme Lösung.526 Die Schwierigkeit liegt hier nur darin, daß genau dieser Teil der Ph. d. s. F. noch nicht fertig ausgearbeitet ist. Doch könnte ich vielleicht dem Mitarbeiter, der hierüber schreiben will, mein Manuskript, das wie ich hoffe Ende des Jahres abgeschlossen sein wird, zur Verfügung stellen.527 Auch Prof. Kauf-

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mann ist mir als Mitarbeiter natürlich sehr willkommen.528 Prof. Wind, der ein ausgezeichneter Kenner der Renaissance ist, käme dann vielleicht als Darsteller und Kritiker meiner Renaissance-Studien in Betracht.529 Ihren Kant-Band530 habe ich inzwischen mit grossem Interesse studiert. Natürlich wird es mich freuen, wenn wir auf diesem Gebiet einander begegnen. Haben Sie schon Zeit gefunden, meine Studie über ›Kant und Rousseau‹531 zu lesen – und was halten Sie von ihr? Mit den besten Grüssen auch von meiner Frau bin ich Ihr sehr ergebener Ernst Cassirer

Brief, Handschrift, 3 Seiten, gedruckter Briefkopf Yale University / Department of Philosophy / New Haven, Connecticut , hsl. May 13th, 1942

171. Ernst Cassirer an Malte Jacobsson, ohne Datum532

Lieber Malte. Ich hatte schon lange die Absicht, Dir wieder einmal ausführlich von unserem hiesigen Leben zu berichten – und habe es nur immer wieder hinausgeschoben, weil die Postverbindung so unsicher ist, daß man niemals weiss ob derartige Nachrichten an ihr Ziel gelangen. Aber die Gelegenheit, die sich mir heute bietet, will ich doch nicht vorbeigehen lassen, ohne einen neuen Versuch zu wagen. Durch den amerikanischschwedischen Nachrichtendienst, der ausgezeichnet arbeitet und der hier eine sehr wichtige Funktion erfüllt, sind wir über die Vorgänge in Schweden recht gut orientiert und nehmen natürlich an allem lebhaften Anteil. Manche Äusserungen Segerstedts aus ›I dag‹533 habe ich hier nicht viel später in der Hand, als es in Göteborg der Fall war. Und nun beginnen sich ja auch glücklicher Weise manche Wolken zu lichten, die bisher so schwer über dem Lande gehangen haben. Das ist eine tiefe Freude für uns – und ein wahrhaftes Aufatmen nach dem Albdruck der letzten Jahre. Vom amerikanischen Universitätsleben kann ich nur sagen, daß ich mich sehr gut und sehr schnell hineingefunden habe. Das Arbeiten mit den jungen Leuten, die sehr herzlich, sehr lebhaft und aufgeschlossen sind, macht mir sehr viel Freude. Die Achillesferse des hiesigen Systems

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ist, daß sowohl Studierende wie Professoren dauernd überlastet sind. Die Prüfungen brechen kaum ab – und was an Examensarbeiten zu schreiben und zu lesen ist, ist fast unglaublich. Mich selbst hat das freilich viel weniger berührt – aber auch ich habe mich bisweilen richtig anstrengen müssen, um hier Schritt zu halten. Über meine neueste Arbeit würde ich mich sehr gern einmal mit Dir eingehend unterhalten – denn sie berührt sich mit Deinen Problemen und Interessen vielleicht stärker als irgend etwas was ich früher veröffentlicht habe. Ich plane eine Reihe von Essais, der ich den Titel ›The Origin and Growth of the Myth of the State‹ geben will. Was ich hier, historisch und systematisch, untersuchen möchte ist der Prozess der Mythisierung der Politik, der schon im 19ten Jahrhundert (Romantik, Hegel) beginnt, und der heute seinen Höhepunkt erreicht hat.534 Die praktischen Folgen sehen wir jetzt alle vor uns – aber es scheint mir auch wichtig, ihn inA seinen theoretischen Gründen zu studieren. Es wäre sehr schön, wenn wir bald einmal auch von Dir persönlich ein Wort hören würden – so überlastet Du jetzt auch sein magst. Ich hätte noch tausend Fragen – aber ich darf die Geduld des Zensors nicht auf eine allzu harte Probe stellen. Mit herzlichsten Grüssen an Dich, an die ganze Högskola und alle Göteborger Freunde bin ich Dein Ernst Cassirer

Brief, Handschrift, 3 Seiten, am Kopf hsl. Ernst Cassirer / Yale University / New Haven, Conn. A

ihn in] Lesung unsicher

172. Ernst Cassirer an Edith Geheeb, 15. Februar 1943

Meine liebe Edith. Ich glaube daß das, was ich beim Tod Deines Vaters535 fühle, zwischen uns nicht ausgesprochen zu werden braucht. Du weißt besser als jeder andere wie mir ums Herz ist. Aber ich habe in diesen Tagen so viel an Dich gedacht, daß es unnatürlich wäre zu schweigen. Was mir Dein Vater gewesen ist, lässt sich freilich kaum sagen. Meine Erinnerungen an ihn

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gehen bis in meine früheste Kindheit zurück. Er war als ganz junger Mensch, noch vor seiner Verheiratung, viel in unserem Haus in Breslau – und er hatte schon damals die Gabe, die ihm durch sein ganzes Leben geblieben ist, Kinder im Sturm zu gewinnen. So wurde „Onkel Max“ eine meiner frühesten und stürmischsten Lieben. Später ist dies Gefühl reifer, reicher und tiefer geworden – aber im Grunde hat es sich nicht geändert. Zu der ersten kindlichen und kindischen Liebe gesellte sich eine Verehrung, wie ich sie nur für ganz wenige Menschen empfunden habe. In den letzten Jahren der schwersten Enttäuschungen auf allen Seiten hat er mich nie, auch nur für einen einzigen Augenblick, enttäuscht. Alles Freudige in meinem und Tonis Leben, und alles Leid, begann ich mehr und mehr unter dem Gesichtspunkt zu sehen: „Was wird Onkel Max dazu sagen“. Nun ist auch das dahin – und die Einsamkeit wird härter und bitterer. Aber verloren ist er mir nicht – und ich werde mich noch oft an dem Gedanken, was er gewesen ist und wie [er] sein Schicksal ertragen hat, aufrichten. An Paulus536 viele herzliche Grüsse. Ich habe soeben ein Buch über Philosophie der Kultur537 in englischer Sprache geschrieben, das demnächst erscheinen soll, und das [ich] ihm, wenn irgend eine Möglichkeit besteht, zusenden will. Denn er gehört zu dem kleinen Kreise von Menschen, mit dem ich mich in diesen Fragen ganz einig weiss. In alter Liebe und Gesinnung bin ich Dein Ernst Brief, Handschrift, 2 Seiten, gedruckter Briefkopf Yale University / Department of Philosophy / New Haven, Connecticut , hsl. February, 15th, 43

173. Ernst Cassirer an David Baumgardt, 24. Juli 1943

Lieber Herr Baumgardt. Haben Sie vielen Dank für Ihren Brief. Ich sende Ihnen heute den Cohen-Aufsatz538 und hoffe daß Sie mit ihm zufrieden sind – er hätte besser ausfallen können, wenn ich nicht sowohl inhaltlich wie räumlich mir hätte enge Grenzen ziehen müssen. Aber das Wesentliche ist hoffentlich so herausgekommen, daß es für den amerikanischen Leser verständlich sein wird.

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Was meine Schrift über Hägerström betrifft, so hatte ich leider selbst kein Exemplar von ihr. Ich weiss aber, daß sie sowohl in der Public Library in New York wie in der Yale University Library zugänglich ist – und es wird Ihnen hoffentlich keine Mühe machen sie sich von dort zu verschaffen. (Titel: Axel Hägerström Göteborgs Högskolas Årsskrift 1939:1) Leider haben meine ethischen Anschauungen in meinen Büchern niemals eine so systematische Darstellung gefunden, wie meine theoretischen und kulturphilosophischen Anschauungen. Ich bedaure diesen Mangel und hoffte immer, ihn noch einmal abstellen zu können. Zum Teil ist das jetzt wohl in meiner neuen Arbeit über philos. Anthropologie539 geschehen[.] Ich denke, der beste Ausweg wäre, wenn ich Ihnen die betreffenden Kapitel einmal zuschicken dürfte. Ich habe aber das Ganze noch einmal gründlich umgearbeitet, und die letzte Fassung ist noch nicht abgeschrieben. Ich hoffe aber, sie Ihnen im Lauf der nächsten Wochen senden zu können. Ihren 1934-Aufsatz540 lege ich Ihnen im Original bei. Über Ihre guten Nachrichten habe ich mich sehr gefreut. Ich hatte mir über die Verlängerung Ihrer Stellung schon Sorgen gemacht und mich bei Freunden in Washington erkundigt, die mir dann mitteilten, daß alles gut gegangen sei. Mit herzlichen Grüssen auch von meiner Frau bin ich Ihr Ernst Cassirer Brief, Handschrift, 3 Seiten, gedruckter Briefkopf Yale University / Department of Philosophy / New Haven, Connecticut , Datum hsl. July 24th, 1943

174. Ernst Cassirer an Paul Arthur Schilpp, 12. August 1943

Lieber Herr Schilpp. Verzeihen Sie, daß ich Ihren letzten Brief erst so spät beantworte. Ich stecke gewaltig in der Arbeit, da ich mein Ms. über „Philosophische Anthropologie“ noch einmal vorgenommen und es einer gründlichen Umarbeitung unterzogen habe. Jetzt aber ist die Sache so weit gefördert, daß ich hoffe, das Ms. in wenigen Wochen zum Druck einreichen zu

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können. Dann werde ich wieder etwas freier atmen und vielleicht mit den Vorbereitungen zu der autobiographischen Skizze für die ›Library of liv. philos.‹541 beginnen können. Daß Panofsky abgelehnt hat, bedaure ich – wir müssen aber die Gründe, die er anführt, gelten lassen.542 Wenn Wind für die Arbeit gewonnen werden könnte, wäre das ein entschiedener Gewinn.543 Ich hoffe, daß er wieder ganz wohl ist, habe aber leider lange Zeit nichts mehr von ihm gehört. Grüssen Sie ihn bitte herzlich von mir, falls Sie mit Ihm in Verbindung treten könnte[n]. Wenn er mitarbeiten kann und will, so möchte ich vorschlagen, daß er nicht über meine Kunstauffassung im allgemeinen schreibt, sondern ein konkreteres spezielles Problem behandelt – meine Zusammenarbeit mit der „Warburg-Bibliothek.“ Das ist ein wichtiger Punkt, der in meiner eigenen Entwicklung eine grosse Rolle gespielt hat – und Wind, der von früh an mein Hörer und Schüler war und dann jahrelang, mit Saxl zusammen, am Warburg-Institut gewirkt und gearbeitet hat, wäre der ideale Bearbeiter für solch ein Thema. Wie steht es mit der „Philosophie der Mathematik und Naturwissenschaften.“ Haben Sie dafür schon einen Bearbeiter in Aussicht genommen. Wenn Herman We y l in Princeton, der meine Arbeiten gut kennt, hierfür gewonnen werden könnte, so wäre das persönlich für mich eine grosse Freude und zugleich ein entschiedener objektiver Gewinn.544 Vielleicht könnten Sie einmal an ihn schreiben und ihm die Frage vorlegen. Erwähnen Sie aber bitte vorerst nicht, daß die Anregung von mir selbst stammt. Ich möchte nicht, daß Weyl sich irgendwie durch persönliche Rücksichten beengt fühlt, sondern ganz frei entscheidet. Noch eins, lieber Herr Schilpp! Ich bat Sie mehrmals mein Ms. über K a n t u n d Ro usse a u , das, soweit ich weiss, noch in Ihren Händen ist, an mich zurückzusenden, da das ›Journal of the History of Ideas‹ sich für die Veröffentlichung des Ms. interessiert.545 Nun schreibt mir Prof. Randall abermals und drängt mich, ihm das Ms. zu schicken. Wollen Sie bitte so freundlich sein, es umgehend direkt an seine Adresse: Prof. John H. Randall, Jr., Philosophical Department, Columbia University, New York zu senden. Ich hoffe bald wieder von Ihnen zu hören und bin mit besten Grüssen auch von meiner Frau Ihr sehr ergebener Ernst Cassirer Brief, Handschrift, 3 Seiten, am Kopf hsl. New Haven, Conn., 12. 8. 43

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175. Ernst Cassirer an Susanne K. Langer, 15. Februar 1944

Liebe Frau Langer. Vorerst noch herzlichen Dank für Ihren Fortune-Aufsatz!546 Ich habe ihn mit grossem Interesse studiert und mich an der grundsätzlichen Übereinstimmung unserer Auffassungen gefreut. Die Einwilligung zu Ihrer Übersetzung meiner Schrift „Sprache und Mythos“547 gebe ich natürlich mit Freuden. Wenn Sie bei dieser Arbeit irgendwie meine Hilfe oder Mitarbeit bedürfen, so werde ich gern alles tun, was ich beitragen kann. Es war sehr schön, daß ich Sie neulich wieder einmal persönlich sprechen konnte – leider war das Zusammensein viel zu kurz! Mit herzlichen Grüssen auch von meiner Frau bin ich Ihr Ernst Cassirer

Brief, Handschrift, 2 Seiten, gedruckter Briefkopf Yale University / Department of Philosophy / New Haven, Connecticut , hsl. February 15th, 1944

176. Ernst Cassirer an Susanne K. Langer, 9. März 1944

Liebe Mrs. Langer. Ich habe inzwischen den Brief von Mr. Ordway Tead548 erhalten und ihm mitgeteilt, daß ich Sie autorisiert habe, die Übersetzung von „Sprache und Mythos“ vorzunehmen, habe aber seither noch nichts von ihm gehört. Nun ist mir inzwischen ein anderer Gedanke gekommen, den ich Ihnen gern vorlegen möchte. Ich weiss nicht, ob Sie meinen Essay „ Di e B e g r i f f s f o r m i m m y t h i s c h e n D e n k e n “ kennen, der gleichfalls in den „Studien der Bibl. Warburg“, im Jahre 1922, erschienen ist.549 Er bildet die Einleitung zu meinen Studien über die Struktur des Mythos – und wäre, glaube ich, sehr geeignet, den amerikanischen Leser in das ganze Problem einzuführen. Da es sich nur um eine relativ kurze Arbeit handelt, würde Ihnen, glaube ich, die Übersetzung keine allzu große Mehrarbeit bereiten – und man könnte vielleicht erwägen, die beiden

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Arbeiten zusammen zu veröffentlichen. Aber erst möchte ich Ihre Meinung über die Frage hören. Mit herzlichen Grüssen auch von meiner Frau bin ich Ihr Ernst Cassirer

Brief, Handschrift, 2 Seiten, gedruckter Briefkopf Yale University / Department of Philosophy / New Haven, Connecticut , hsl. March 9th 1944

177. Ernst Cassirer an David Baumgardt, 15. März 1944

Lieber Herr Baumgardt: Ich beeile mich ein Missverständnis aufzuklären550, das für mich kaum weniger schmerzlich ist als es für Sie gewesen sein muss. Wenn ich Ihren Brief bis heute noch nicht beantwortet habe, so geschah dies nur deshalb, weil ich zuerst Ihr Manuskript eingehend studieren wollte, und leider durch wichtige und unaufschiebbare Arbeiten immer wieder in diesem Studium unterbrochen wurde. Daß ich Ihr Gesuch gern, und mit vollster Überzeugung, unterstützen werde – dies verstand sich für mich so sehr von selbst, daß es kaum einer Antwort zu bedürfen schien. Aber ich sehe jetzt, daß ich mit dem Aufschub dieser Antwort einen Fehler begangen, für den ich Sie wirklich um Verzeihung zu bitten habe. Für Ihren Aufsatz551 fühle ich mich Ihnen zu herzlichem Dank verpflichtet. Er hat mich besonders erfreut, weil ich aus ihm ersehen habe, wie nahe wir uns in unseren ethischen Grundanschauungen stehen. Über Ihre Kritik an G. E. Moore552 und anderen englischen Ethikern kann ich wenig sagen – da Sie diese Dinge sehr viel genauer kennen als ich, und ich mich zu einem Urteil daher nicht berechtigt fühle. Was den Ton der Kritik betrifft, so könnte er, meinem Empfinden nach, vielleicht etwas gemildert werden. Aber dies ist lediglich Sache des persönlichen Temperaments – und ich möchte auch in diesem Punkt die Entscheidung ganz Ihnen überlassen. Darf ich das Ms. noch einige Tage hier behalten – oder wünschen Sie, daß ich es sofort zurücksende. In diesem Fall bitte ich um eine kurze Nachricht.

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Mit nochmaligem herzlichem Dank und mit besten Grüssen bin ich Ihr Ernst Cassirer

Brief, Handschrift, 2 Seiten, gedruckter Briefkopf Yale University / Department of Philosophy / New Haven, Connecticut , hsl. Zusatz 145 East Rock Road / 15. 3. 1944

178. Ernst Cassirer an David Baumgardt, 26. März 1944

Lieber Herr Baumgardt! Vielen Dank für Ihren Brief. Ich habe sofort an die American Philosophical Society geschrieben, und hoffe, daß Ihr Gesuch Erfolg haben wird. Ihr Ms. schicke ich Ihnen mit bestem Dank zurück. Ich wünschte nur, daß Sie die e i n e Stelle zu Anfang ändern, an der Sie sagen, daß Haegerström nichts zur Ethik unserer Zeit beigetragen hat. Das entspricht kaum den Tatsachen. In Schweden hat er einen bedeutenden Einfluss gehabt – obwohl, nach meiner Überzeugung, dieser Einfluss eher negativ als positiv war. Aber ich hatte mich dauernd mit ihm und seiner Schule – der sogen. Upsala-Schule – herumzuschlagen – und daraus ist auch mein Buch553 entstanden. Da der Band der Library of liv. phil.554, wie ich hoffe, auch von meinen schwedischen Freunden gelesen werden wird, so möchte ich gern alles vermeiden, was sie verletzen könnte. Mit besten Grüssen an Sie und Ihre Frau bin ich Ihr Ernst Cassirer

P. S. Ich werde Ihnen nächstens einen Aufsatz über „Alb er t Sc h wei tz e r als Kritiker der Ethik des 19 ten Jahrhunderts“555 zugehen lassen, den ich für die Festschrift für Schweitzer verfasst habe, die im nächsten Jahr von Harvard zu seinem 70. Geburtstag geplant wird. Ich denke hier werden Sie manches finden, was Sie interessieren wird.

Brief, Handschrift, 2 Seiten, gedruckter Briefkopf Yale University / Department of Philosophy / New Haven, Connecticut , Datum hsl. March 26 th, 1944

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179. Ernst Cassirer an Susanne K. Langer, 8. April 1944

Liebe Mrs. Langer: Ich möchte Ihnen heute nur mitteilen, daß ich soeben eine Einladung der Columbia University als visiting professor erhalten habe und wahrscheinlich im Herbst nach New York übersiedeln werde.556 Glauben Sie, daß Sie um diese Zeit noch dort sein werden? Die Aussicht auf eine engere Zusammenarbeit mit Ihnen hätte natürlich viel Verlockendes für mich. Ich weiss nicht, ob ich Ihnen bei unserem letzten Gespräch in New York schon von meiner neuen Arbeit gesprochen, die mich jetzt intensiv beschäftigt. Ich plane ein Buch über den Ursprung und Charakter der modernen politischen Mythen557, in dem ich mir hauptsächlich die Frage stelle, wie es möglich war, daß das mythische Denken, das allgemein als „primitiv“ oder „prälogisch“ angesehen wurde, plötzlich einen so enormen Einfluss auf die Gestaltung unseres politischen und sozialen Lebens gewinnen konnte. Das Buch ist schon ziemlich weit fortgeschritten – und die Yale Press, der ich von dem Plan gesprochen, ist lebhaft an ihm interessiert und wünscht das Ms. sobald als möglich zur Veröffentlichung zu erhalten. Das Ms. ist englisch geschrieben, würde aber noch einer sorgfältigen Durchsicht, insbesondere mit Rücksicht auf sprachliche und stilistische Dinge, bedürfen. Wenn S ie diese Durchsicht übernehmen könnten, wäre das für mich von besonderem Wert, weil wir dann zugleich das Ganze auch sachlich diskutieren könnten. Ihre Kritik würde auch in dieser Hinsicht für mich von besonderem Wert sein. Bitte lassen Sie mich wissen, ob Sie in den nächsten Monaten für eine derartige Arbeit Zeit und Lust hätten. Viele Teile des Ms. liegen schon in Schreibmaschinenschrift vor und bedürften wohl nur einer stilistischen Durchsicht. Andere würde ich Ihnen handschriftlich zusenden – und das Beste und Einfachste wäre, wenn Sie sie in Schreibmaschine übertragen und gleichzeitig die notwendigen Verbesserungen vornehmen würden. Die Honorar-Frage müsste natürlich vorher zu Ihrer Zufriedenheit geregelt werden. Sie könnte entweder in einer Beteiligung an den Royalties oder in der Zahlung eines festen Honorars bestehen. Bitte lassen Sie mich Ihre Meinung über diesen Punkt wissen, den ich dann an die Yale Press weitergeben würde.558 Von Mr. Tead habe ich noch nichts gehört, hoffe aber, daß Sie sich inzwischen mit ihm über alle Fragen der englischen Übersetzung von „Sprache und Mythos“559 verständigt haben.

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In der Hoffnung Sie bald wiederzusehen bin ich mit herzlichen Grüssen Ihr Ernst Cassirer Brief, Handschrift, 3 Seiten, gedruckter Briefkopf Yale University / Department of Philosophy / New Haven, Connecticut , hsl. April, 8 th, 1944

180. David Baumgardt an Ernst Cassirer, 20. Juli 1944

Sehr verehrter, lieber Herr Professor, Als wir vor Wochen Washington verliessen, hatte ich die Bekannten, die unsere Wohnung für den Sommer übernahmen, gebeten, mir die Drucksachen nachzuschicken. Sie sind aber offenbar erst verspätet dazu gekommen und so erreichte mich Ihr Aufsatz J u d a is m a n d th e M o d e r n P o l i t i c a l M y t h s 5 6 0 erst heute, ohne dass mich der verwischte Poststempel darüber aufklärte, wann Sie ihn absandten. Ich habe den Aufsatz jedenfalls sofort gelesen und schreibe Ihnen mit herzlichsten Dankgefühlen unmittelbar unter dem Eindruck der Lektüre. Sie haben es meisterhaft an den Schluss gestellt: den völligen Negativismus Hitler’s, die Grösse seines Judenhasses, der alle seine angebliche Deutschlandliebe, offenbar stets, völlig verschlungen hat. Auch mit Ihrer These von den Kulten der Vergöttlichung und Verteufelung in alten und modernsten politischen Mythen stimme ich ganz überein. Falls ich Einstein recht verstanden habe, so meinte er in einem Gespräch, das ich mit ihm hatte, als ich ihn das erste Mal wieder in Amerika sah, dass die Naziführer wohl selbst ihre Mythologie nicht ernst nehmen und sie nur als Propagandaschwindel gebrauchen. Wenn Sie dem, wie mir scheint, keineswegs voll zustimmen, so wäre ich ganz auf Ihrer Seite. Aber da Sie für den Durchschnittsleser des Contemporary Jewish R e c o r d offensichtlich nirgends zu weit und zu tief gehen durften, so haben Sie natürlich noch viel Raum zu Fragen für einen so fragelüsternen Verehrer Ihrer Philosophie wie mich übrig gelassen. Ist Mythologie an sich notwendig ethisch wertlos? Gibt es keinen Mythos, keine Mystik oder mythische Religiosität, die nur eine besondere Einkleidung und Art der Presentation unserer –, rein, theoretisch, abstrakt zu formulierenden – ethischen Prinzipien darstellt? Ist aller Mythos notwendig mit gesinnungslosem Ritualismus und nationalistischer Enge verknüpft u. s. w.?

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Doch ich möchte Sie ganz gewiss nicht wenige Tage vor Ihrem 70. Geburtstag mit solchen Fragen belästigen, sondern sage heute nur nochmals wärmsten Dank. Mit meiner Frau und meinen besten Grüssen für Sie wie Ihre Frau Gemahlin, Ihr Ihnen immer herzlichst ergebener David Baumgardt Brief, Maschinenschrift, 1 Seite, gedruckter Briefkopf The Library of Congress, Washington , hsl. Zusatz c/o Mrs. Dorothy Canfield Fisher / Arlington / Vermont / 20. July 1944

181. Ernst Cassirer an Werner Jaeger, 1. August 1944

Lieber Herr Jaeger! Lassen Sie mich sofort ein Wort des herzlichsten Dankes sagen für Ihre freundlichen Geburtstagswünsche, die mir ganz besonders wohl getan haben. Sie werden das leicht verstehen, wenn ich Ihnen sage, daß seit drei Wochen der zweite und dritte Band der ›Paideia‹561 auf meinem Schreibtisch steht und ich mich gerade in das Werk zu vertiefen begonnen habe. Leider ist das Studium dann unliebsam unterbrochen worden – durch unseren Umzug nach New York, wohin ich von der Columbia University für das nächste Jahr eingeladen worden bin. Aber ich hoffe bestimmt, es bald wieder aufnehmen zu können. Wie viel mir gerade dieses Buch bedeutet, werden Sie leicht verstehen; denn ich beginne mehr und mehr alles Philosophische unter erzieherischen Gesichtspunkten zu sehen. Leider fühlt man bei einer solchen Betrachtungsweise wieder besonders stark, was uns von der Antike trennt. Wo Platon enden konnte, da können wir nur tastend beginnen. Er durfte sich als der grosse Erzieher fühlen – für uns ist die Aufgabe so kompliziert und die Lage so verworren geworden, daß wir als Philosophen ewig nur „philosophische Propaedeutik“ treiben können. So muss ich auch auf meine Arbeit zurückblicken – aber Ihre Teilnahme an ihr war mir doch eine grosse und freudige Genugtuung. Mit herzlichen Grüssen an Ihre Frau bin ich Ihr aufrichtig ergebener Ernst Cassirer Brief, Handschrift, 2 Seiten, am Kopf hsl. 1. August 1944

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182. Fritz Saxl an Ernst Cassirer, 2. November 1944

Dear Professor Cassirer, I have had a letter from Mr. Schilpp, telling me of the wonderful publication which he is planning about your philosophy.562 I am delighted. Some months ago I read a book by Susan K. Langer, and was very pleased to see how much your thought had taken root in the minds of the younger American philosophers. How different it must be over there from here! The book made most exciting reading. Miss Langer has obviously tried to write parts of the fourth volume of the “Philosophie der symbolischen Formen” which you did not write or, as I hope I am right in saying, have not yet written.563 I was very pleased and honoured that Mr. Schilpp asked me to contribute to his book. But you know me well enough to understand that it would in my opinion be hybris on my part to write anything to do with philosophy. I am at the moment engaged on writing a history of the Institute564, and I shall say there all I feel I can express in words of what we owe to you. Just the other day I came across a letter from Warburg to you about your visit – I think it was in Kreuzlingen – when you talked about Circle and Ellipse and Kepler’s role.565 As you may remember, this meeting made a very deep impression on Warburg and may have counted a good deal in the process of his recovery. We are more or less all right. Negotiations are almost concluded – actually only the signature to the document is still missing – and we shall in future be an independent part of London University. This I hope will at last put a stop to our gravest financial difficulties. How our position develops, however, will depend very largely on our own capabilities. There is a slight chance of my going to the States as soon as these negotiations are completed. It would be nice to see you both again. Yours ever. [Saxl]

Brief, Maschinenschrift, 1 Seite, am Kopf msl. The Lea, / Denham, / Bucks. / 2nd November, 1944., am Fuß msl. Professor E. Cassirer, / 839 West End Avenue, / New York 25, N. Y.

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183. Carsun Chang an Ernst Cassirer, 2. März 1945

Dear Professor Cassirer: I had the pleasure of meeting you in Hamburg through the introduction of Professor Jager566 as early as 1929 or 1930. Since then, although I entertain much admiration for your work and writings, I was prevented from keeping in touch with you because of the war conditions in China and then in Europe. Last year, by accident, I read a copy of the American Magazine and saw your article on “Man”.567 I was happy that you were free to write and expound your philosophy. I recently came to the United States to attend a conference of the Institute of Pacific Relations and expect to give a series of lectures on Chinese philosophy.568 Now that we are both in this country, I am looking forward with great anticipation to meeting you and to learn from you your concept of modern civilization. With warm regards. Yours sincerely, Carsun Chang

Brief, Maschinenschrift, 1 Seite, gedruckter Briefkopf The Bellevue Hotel / 15E Street, Northwest / Washington D. C., Datum msl. March 2, 1945, darunter Professor Ernest Cassirer / Columbia University / New York, New York

184. Ernst Cassirer an Henry Margenau, 21. März 1945

Lieber Herr Margenau. Es ist ungebührlich lange, daß Sie von mir nichts gehört haben – und ich will mein Schweigen nicht zu entschuldigen versuchen. Es war durch viele Gründe veranlasst – erst durch eine besonders starke Arbeitsbelastung in den letzten Monaten, in denen das Manuskript eines neuen Buches fertig zu stellen war – dann auch durch Krankheit, da ich während des Winters an einer sehr heftigen und unangenehmen Bronchitis litt. Die Krankheit selbst war, dank den modernen Wundermitteln, Sulfa-Drugs etc, bald behoben; aber es blieb noch lange eine gewisse Müdigkeit zu-

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rück, von der ich mich nur langsam erholen konnte. Jetzt ist aber die Arbeit wieder voll in Gange, und ich bereite nun die englische Ausgabe meines „Determinismus“-Buches vor.569 Sodann habe ich erneut, und mit stärkstem Interesse, Ihre Arbeiten zu dem Problem wieder zu studieren begonnen. Auch die übrige Litteratur, die Sie mir freundlich empfohlen haben, werde ich zu berücksichtigen suchen, und ich denke, sie wird mir sehr zu statten kommen. Jedenfalls bin ich Ihnen für Ihre freundliche Mithilfe sehr zu Dank verbunden. Wie ist es Ihnen, Ihrer Frau und Ihren Kindern in der Zwischenzeit ergangen? Von Northrop, den ich von Zeit zu Zeit hier gesehen habe, hatte ich gute Nachrichten und höre, daß Sie, wie üblich, voll in der Arbeit sind. Anfang Mai planen meine Frau und ich einen Besuch in New Haven und freuen uns sehr auf das Wiedersehen mit den dortigen Freunden. Ich hoffe bestimmt, daß wir Sie und Ihre Frau nicht verfehlen werden. Für heute nun nochmals besten Dank und herzliche Grüsse an Sie beide. Ihr aufrichtig ergebener Ernst Cassirer

Brief, Handschrift, 2 Seiten, gedruckter Briefkopf Columbia University / in the City of New York / New York 27. N. Y. / Department of Philosophy, hsl. March 21th, 1945

185. Hans Reichenbach an Ernst Cassirer, 2. April 1945

Lieber Herr Cassirer, ich schreibe Ihnen heute wegen der Flint-professorship570, für die Sie die Einladung inzwischen wohl direkt von unserem president erhalten haben. Es handelt sich hier um einen neueren Lehrstuhl für einen visiting professor, der erst einmal besetzt worden ist, durch Montague, und immer nur für einen term vergeben wird. Ich war sehr froh, daß unser department meinem Vorschlag, Ihnen den Lehrstuhl anzubieten, nachgekommen ist; und ich würde mich ganz besonders freuen, wenn Sie es möglich machen könnten, hierher zu kommen. Wenn Sie noch besondere Wünsche wegen der zu wählenden Zeit haben, so ließe sich das wohl einrichten. Unsere Universität, die mit Berkeley zusammen die University of California bildet, ist ziemlich groß, und Sie werden hier sicher Gelegenheit haben, gute Schüler zu finden. Während des Krieges ist natürlich die Zahl

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der graduate students sehr zurückgegangen, und Sie würden hier nur ein kleines graduate seminar haben; aber es sind gute Studenten dabei. Da wir coeducation haben, so haben wir wenigstens noch girl students. Unser department hat zur Zeit nur 5 Mitglieder; es sind aber alles sehr nette aktive Menschen, und es herrscht ein sehr freundschaftlicher Ton unter uns, sodaß wir alle gut zusammenarbeiten. Ich selbst habe eine Gruppe von begabten Studenten die sich für meine Ideen interessieren, und die alle gern bei Ihnen hören würden. Das Leben hier ist sehr reizvoll. Das Klima ist ideal, im Sommer nicht zu warm und im Winter nicht zu kalt. Der Herbst ist besonders schön. Sie würden hier auch eine größere Zahl von deutschen Emigranten finden, besonders aus der Literatur und dem Theater, und es herrscht auch da ein netter, freundschaftlicher Ton. Ich würde mich wirklich sehr freuen, wenn Sie es einrichten könnten, hier für ein semester her zu kommen. Ich habe Sie im letzten Frühjahr nur sehr kurz gesehen, und es wäre wunderschön, wenn ich hier mehr von Ihnen haben könnte! Mit herzlichen Grüßen Ihr [Reichenbach]

Brief, Maschinenschrift, 2 Seiten, am Kopf msl. April 2, 1945

186. Ernst Cassirer an Hans Reichenbach, 10. April 1945

Lieber Herr Reichenbach! Haben Sie vielen Dank für Ihren freundlichen Brief. Die Einladung Ihres Präsidenten habe ich inzwischen erhalten – und sofort geantwortet, daß ich im Prinzip sehr gern bereit wäre, sie anzunehmen. Nur einige persönliche und sachliche Schwierigkeiten, die nicht ganz in meiner Hand sind, wären noch zu regeln – aber ich hoffe bestimmt, daß sich für sie ein Ausweg finden lassen wird. Einstweilen habe ich noch keine Antwort des Präsidenten, sodaß im Moment noch nichts entschieden ist. Aber es wäre mir eine grosse Freude, wenn ich kommen könnte – und die Aussicht mit Ihnen an derselben Universität zu wirken, reizt mich natürlich ganz besonders. Ich zweifle nicht, daß wir einander, wie immer, sehr gut ver-

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stehen würden – wenn auch unsere Ausgangspunkte nicht dieselben sind – oder vielleicht gerade deshalb! Möglicher Weise liesse es sich auch so einrichten, daß wir ein gemeinsames Seminar hätten. In Yale habe ich das wiederholt versucht – und es hat sich immer als sehr anregend erwiesen. Falls wir nach Los Angeles kommen sollten, wären noch viele praktische Schwierigkeiten, für meine Frau und für mich selbst, zu lösen – auch hierin darf ich wohl auf Ihren Rat und Ihre freundliche Hilfe rechnen. Mit herzlichen Grüssen bin ich Ihr Ernst Cassirer Brief, Handschrift, 2 Seiten, gedruckter Briefkopf Columbia University / in the City of New York / Department of Philosophy, hsl. April 10th, 1945

BEILAGEN

187. Fritz Saxl an Aby Warburg, 28. November 1920

Sehr verehrter Herr Professor! Foucart571 haben wir noch nicht gehabt; das Buch ist erst während des Krieges erschienen, sodass wir es noch gar nicht anschaffen konnten. Auf dem Hauber572 habe ich als Absender mich angegeben, weil mir das schliesslich ganz irrelevant erschien, ob die Sendung eventuell in die Hallerstrasse oder in die Heilwigstrasse retour käme. Was Embden betrifft, so habe ich ihn ausführlichst gesprochen. Ich war über eine Stunde bei ihm und habe ihm al l es berichtet, was ich nur berichten konnte. Ihren Bruder habe ich zuerst telefonisch gesprochen, ihm dann noch drei Seiten lang schriftlich berichtet und werde ihn persönlich jetzt sprechen, sobald er aus Berlin zurückkommt. Der kleine Max573 liest jetzt mit Hingabe Ihren „Luther“574. Ich freue mich sehr darüber. Im März werde ich in der kunsthist. Ges. in Berlin über den Austausch von Bildtypen zwischen Orient und Okzident sprechen und dort auch als Abschluss die Melancholie575 bringen. Ich glaube, ich habe jetzt doch Einiges über das Entstehen einer astrologischen Skulptur in der Spätantike zu sagen und andererseits über den Einfluss des Griechentums auf den Orient der Sasaniden. Dass ich mir es dabei gründlich mit Herrn Herzfeld und Konsorten verderbe, ist nicht zu ändern. Das ist eine zu beschränkte Gesellschaft. Ich freue mich am meisten darüber, dass ich dann Gelegenheit habe, an richtiger Stelle über Ihre Melancholie576 sprechen zu können. Gestern war Cassirer hier. Er wollte über allgemeine religionsgesch. Probleme Literatur haben. Von den verlangten Werken – es waren ziemlich viele – waren etwa neunzig Perzent vorhanden! Dabei hat sich aber noch etwas Wichtiges herausgestellt. Er hat mich ersucht, ich möchte ihn durch die Bibliothek führen, eine Aufgabe, dererA ich mich, wie Sie wissen, besonders gern unterziehe. Ich beginne also im zweiten Zimmer beim Schrank „Symbol“, da ich angenommen habe, dass Cassirer von da aus am leichtesten ans Problem herankommt. Sofort stutzt er und erklärt mir, dasB sei ja das Problem, das ihn schon so lange beschäftige und an dem er derzeit arbeite. Die Literatur, über den Begriff Symbol, die wir besitzen, hat er aber nur zum kleinen Teil gekannt und Ihre visuelle

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Beilagen

Einstellung (die Sichtbarmachung des Symbols in Mimik und Kunst) überhaupt nicht. Cassirer war sofort im Bild und hat sich nun über eine Stunde lang von mir zeigen lassen, wie da ein Schrank an den anderen gereiht ist, ein Gedanke an den anderen. Es war schon schön, einmal einen Mann von der Qualität zu führen. Lieber Herr Professor, ich wünsche Ihnen zum neuen Jahr die Erfüllung alles dessen, dessen Sie so bedürfen und bin in alter treuer Ergebenheit [Saxl]

Brief, Maschinenschrift, 2 Seiten, gedruckter Briefkopf Bibliothek Warburg / Hamburg 20 / 114 Heilwigstrasse / Telephon Merkur 3340 , msl. 28. November 1920 A

derer] deren

B

das] dass

188. Fritz Saxl an Aby Warburg, 8. Dezember 1921

Lieber Freund Warburg, Ich bekomme heute einen Brief von Ihnen,577 der eine Nachricht von mir urgiert über den Vortrag von Cassirer; der Brief, der sie enthielt, ist bereits gestern an Sie abgegangen.578 Ich kann nur dazu ergänzen, dass Cassirer mit den Untersuchungen über den Symbolbegriff in gewisser Beziehung etwas anderes erreichen will als es Ihre Absicht ist. Gewiss, auch er nimmt alle existierenden Erkenntnisformen mit Ihnen nur als Symbole, aber er glaubt nicht durch das Symbol hindurchschauen zu können gleichsam nach dem Ding an sich, sondern für ihn liegt die Erkenntnis im Symbol selbst. Die Dinge sind gleichsam nur durch das Symbol, das wir uns davon bilden; das ist eigentlich seine tiefste und letzte erkenntnistheoretische Einsicht. Sie sehen, Cassirer unterscheidet sich also sehr wesentlich in einer Beziehung von Vischer, aber andrerseits war er doch der erste, der mir überhaupt untergekommen ist, von allen unseren Benutzern, der hinter all diesen Büchern das philosophische Problem erkannt hat und der so stark davon beeindruckt war, dass er es hat formen müssen. In dem Vortrag über das mythologische Denken hat er eben versucht zu kennzeichnen, welche erkenntnistheoretische Bedeutung, gleichsam welchen Wert das mythologische Denken besitzt.

Beilagen

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Habe ich Ihnen übrigens geschrieben, dass er auch für diesen Vortrag die entscheidenden amerikanischen Materialien über die Zuñis von uns bezogen hat? Er will im Anhang zu diesem Vortrag die notwendigsten Zuñi-Texte edieren und ich freue mich sehr, dass Fräulein Hertz579 sie ihm zur Publikation übersetzen will.580 Es tut mir sehr leid zu hören, dass es Ihnen so schlecht geht und ich möchte so gern, dass die Nachrichten über die Bibliothek Ihnen ein wenig guten Mut geben könnten. Die Anschaffungen schreiten erfreulich fort. Barth, Die Stoa, habe ich angeschafft; ein ziemlich schlechtes Buch über die Hamletfrage von Wyhan, das aber interessant ist wegen der darin genannten Melancholie-Abhandlungen vor Burton.581 Ferner schicke ich Ihnen eine kleine Sache von Waetzoldt, der sich wirklich treu gegen uns benimmt. Waetzoldt hat jetzt den Aufsatz von Tillich über die Bibl. an die Internationale Monatsschrift gegeben, und ich hoffe dringend, dass er erscheint.582 Eine sehr schöne Publikation von Neuss über das Buch Ezechiel in der Theologie und Kunst für das 12. Jahrhundert583 habe ich erstanden, da es mir bei meinen speziellen Arbeiten über den Thron des Khosro sehr nützlich ist; denn im Buch Ezechiel wird doch bekanntlich der Thron Gottes ganz astral geschildert und in den Miniaturen dazu dargestellt. Wenn es möglich ist, werde ich meine Arbeit im Lauf des nächsten Jahres in den Schriften der Bibliothek Warburg publizieren.584 Lieber Freund Warburg, ich will Ihnen jetzt oft schreiben, um Ihnen über die schwere Zeit hinwegzuhelfen, was mir besonders leicht fällt, weil Fräulein Hertz es sich nicht nehmen lässt, die Briefe an Sie auf die Maschine zu bringen. Herzlichst Ihr Saxl

Brief, Maschinenschrift, 2 Seiten, gedruckter Briefkopf Bibliothek Warburg / Hamburg 20 / 114 Heilwigstrasse / Telephon Merkur 3340 , msl. 8. Dezember 1921

ANMERKUNGEN

Vermutlich Bad Elster. Das Königlich-Sächsische Staatsbad Bad Elster war in den 1890er Jahren ein bekannter Kurort. 2 »Lebe, wie du, wenn du stirbst, / Wünschen wirst, gelebt zu haben.« Zitat aus dem Gedicht Vom Tode, in: Christian Fürchtegott Gellert, Sämmtliche Schriften, Bd. II, Leipzig 1769, S. 174 f.: S. 174. 3 Diese beiden Arbeiten sind die frühesten akademischen Arbeiten Cassirers. Sie sind abgedruckt in Ernst Cassirer. Nachgelassene Manuskripte und Texte, hrsg. von Klaus Christian Köhnke, John Michael Krois und Oswald Schwemmer, Hamburg 1995 ff., Bd. 11, S. 348–357 und 358–368. Die Ausgabe wird im folgenden zitiert als ECN + Bd.-Nr. 4 Cassirer studierte nur ein Semester (SS 1893) in Heidelberg und besuchte dort ausschließlich Lehrveranstaltungen zur deutschen Literatur und Germanistik. Im folgenden Semester wechselte er nach Berlin und studierte dort hauptsächlich Germanistik. Vgl. die Editorischen Hinweise in ECN 11, S. 389–392. 5 Lic. theol. Friedrich Michael Schiele. 6 Die Bände der Ausgabe G.W. Leibniz, Philosophische Werke, herausgegeben von Ernst Cassirer, wurden in den Jahren 1904 bis 1925 im Verlag der Dürr’schen Buchhandlung und ab 1911 in der im Felix Meiner Verlag erscheinenden Philosophischen Bibliothek publiziert. 1904 und 1906 erschienen die beiden von Artur Buchenau übersetzten und von Cassirer kommentierten Bände Hauptschriften zur Grundlegung der Philosophie, 1915 die von Cassirer übersetzten Neuen Abhandlungen über den menschlichen Verstand, 1925 die von Buchenau übersetzten Versuche in der Theodizée über die Güte Gottes, die Freiheit des Menschen und den Ursprung des Übels. Die nach Sachgebieten gegliederten Unterabschnitte der beiden Bände der Hauptschriften enthielten in der Originalausgabe einführende Einleitungen, die in der Neuausgabe (Hamburg 1996) zu einer Gesamteinleitung zusammengefaßt wurden. In ihrer ursprünglichen Form sind sie enthalten in Ernst Cassirer. Werke. Hamburger Ausgabe, hrsg. von Birgit Recki, Hamburg 1998 ff., Bd. 9, S. 515–598. Die Ausgabe wird im folgenden zitiert als ECW + Bd.-Nr. Zu der Arbeit an der Leibnizausgabe vgl. auch Toni Cassirer, Mein Leben mit Ernst Cassirer, Hamburg 2003, S. 69. 7 Louis Couturat, La logique de Leibniz d’après des documents inédits, Paris 1901. In einem Kritischen Nachtrag zu seinem Buch Leibniz’ System in seinen wissenschaftlichen Grundlagen, Marburg 1902 (ECW 1) setzt sich Cassirer mit Couturat auseinander. Vgl. ECW 1, S. 490–499. 8 Paul Natorp, Platos Ideenlehre. Eine Einführung in den Idealismus erschien 1903 in Leipzig. 9 Der Brief konnte bislang nicht aufgefunden werden. 1

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Toni Cassirer, geb. Bondy. Der erste Versuch Cassirers, sich an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität zu habilitieren, scheiterte; nachdem er auch in Straßburg, Göttingen und Marburg abgelehnt wurde, gelang ihm in einem zweiten Versuch 1906 die Habilitation in Berlin. 12 Enrico Stefano Maria de Portu. Der erwähnte Brief Natorps an Cohen konnte bislang nicht aufgefunden werden. Bei den »Angelegenheiten« handelt es sich wahrscheinlich um Probleme mit de Portus Dissertation. In einem Brief an Cassirer vom 19. Februar 1902 schreibt Cohen: »De Portu, dessen Mutter 6 Wochen bei Natorps Logiergast war, hat seine erweiterte u. verbesserte Arbeit eingereicht u. sie circulirt bereits mit unseren Noten. Seine Mutter, eine sehr gescheidte, aber leider ganz mittellose Frau, die den Sohn genau taxirt, wünscht seine Niederlassung in Italien. Er soll im April nach Rom kommen, damit ich ihn dort empfehlen u. vorstellen kann.« 13 Cohn hat Leibniz’ System in seinen wissenschaftlichen Grundlagen (ECW 1) in den Göttingischen gelehrten Anzeigen 165 (1903), S. 377–398, rezensiert. 14 Die Hauptformen des Rationalismus, in: Philosophische Studien 19 (1902) (Festschrift für Wilhelm Wundt zum siebzigsten Geburtstage. 1. Theil, überreicht von seinen Schülern), S. 69–92. 15 Die Seitenangaben beziehen sich auf Leibniz’ System in seinen wissenschaftlichen Grundlagen, Marburg 1902 (ECW 1, S. 367 ff. bzw. 335 ff.). 16 Die philosophischen Schriften von Gottfried Wilhelm Leibniz, hrsg. von Carl Immanuel Gerhardt, Bd. IV, Berlin 1880, S. 357. 17 Zu Görland sowie zum Verhältnis zwischen Görland und Cassirer vgl. auch die weiteren Briefe Cassirers an Görland und den Brief Cassirers an Knittermeyer vom 24. November 1919 (in diesem Band) sowie Toni Cassirer, Mein Leben mit Ernst Cassirer, S. 144 ff. 18 Siehe Anm. 6. Cassirer kündigt Görland in einem Brief vom 28. November 1905 (nicht in diesem Band) die Zusendung der beiden für Band 2 der Hauptschriften vorgesehenen Einleitungen an (ECW 9, S. 538–598). 19 Ernst Cassirer, Das Erkenntnisproblem in der Philosophie und Wissenschaft der neueren Zeit, Bd. 1, Berlin 1906 (jetzt ECW 2). 20 Albert Görland, Rousseau als Klassiker der Sozialpädagogik. Entwurf einer Neudarstellung auf Grund seines Emile (Beiträge zur Lehrerbildung und Lehrerfortbildung, Heft 34), Gotha 1906. 21 Da Görlands Briefe an Cassirer bisher nicht auffindbar waren, ist es nicht eindeutig, welche Vorreden hier gemeint sind. Cassirers zweibändige Ausgabe von Leibniz’ Hauptschriften erschien in den Jahren 1904 und 1906 mit einer Vorrede im ersten Band. Die Mehrzahl Vorreden kann auf eine nicht mehr verwendete Vorrede hindeuten oder auf eine weitere, etwa die Vorrede zum 1906 erschienenen ersten Band des Erkenntnisproblems. Es könnte sich aber auch um geplante Vorreden für die beiden Beiträge handeln, die Cassirer und Görland in den Philosophischen Arbeiten veröffentlichten (siehe Anm. 22–24). Görland bezieht sich in seiner Vorrede zu Der Gottesbegriff bei Leibniz auf Cassirers Leibniz’ System; auf diesen Text nimmt Cassirer in 10 11

Anmerkungen

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zwei Briefen vom 14. September 1906 und 3. November 1906 Bezug (nicht in diesem Band). 22 Es handelt sich um die von Hermann Cohen und Paul Natorp herausgegebene Reihe Philosophische Arbeiten, Gießen 1906 ff. Görlands Index erschien 1906 als separate Veröffentlichung bei Bruno Cassirer: Albert Görland, Index zu Hermann Cohens Logik der reinen Erkenntnis, Berlin 1906. 23 Albert Görland, Der Gottesbegriff bei Leibniz (Philosophische Arbeiten, Bd. I,3), Gießen 1907. 24 Ernst Cassirer, Der kritische Idealismus und die Philosophie des »gesunden Menschverstandes« (Philosophische Arbeiten, Bd. I,1), Gießen 1906 (ECW 9, S. 3–36). 25 Alois Riehl fungierte zusammen mit Wilhelm Dilthey als Gutachter für Cassirers Habilitationsschrift (Das Erkenntnisproblem in der Philosophie und Wissenschaft der neueren Zeit, Bd. 1 (ECW 2) in Berlin. Wenngleich Riehl sich in seinem Gutachten vom 27. Juni 1906 kritisch äußerte, votierte er für die Zulassung zum Habilitationsverfahren. Vgl. Acta der Köngl. FriedrichWilhelms-Universität zu Berlin, Habilitationsakte Ernst Cassirer, Bestand Philosophische Fakultät, Nr. 1228, Bl. 83–96. 26 Die Redensart »C’est de la moutarde après dîner« (Das ist Senf nach dem Mittagessen) bedeutet: »zu spät«. 27 Die 1910 von Georg Mehlis gegründete und ab 1912 gemeinsam mit Richard Kroner herausgegebene Zeitschrift Logos. Internationale Zeitschrift für Philosophie der Kultur wurde von zahlreichen renommierten Autoren wie Heinrich Rickert, Wilhelm Windelband, Ernst Troeltsch, Max Weber, Rudolf Eucken, Otto von Gierke, Edmund Husserl, Friedrich Meinecke, Paul Natorp, Karl Vossler und Heinrich Wöfflin unterstützt. Georg Simmel gehörte zu den Gründern der Zeitschrift. Cohn hat zahlreiche Aufsätze im Logos publiziert, Cassirer nur einen Aufsatz: Hölderlin und der deutsche Idealismus, in: Logos 7 (1917 / 1918), S. 262–283, und Logos 8 (1919 / 1920), S. 30–49 (ECW 9, S. 346– 388). Siehe auch die Korrespondenz zwischen Cassirer und der Redaktion der Zeitschrift Logos auf der beiligenden DVD-ROM. 28 Die Rezension des Buches Voraussetzungen und Ziele des Erkennens. Untersuchungen über die Grundfragen der Logik, Leipzig 1908, erschien 1910 in der Deutschen Literaturzeitung 31, Sp. 2437–2445 (ECW 9, S. 460–467). 29 Substanzbegriff und Funktionsbegriff. Untersuchungen über die Grundfragen der Erkenntniskritik, Berlin 1910 (ECW 6). 30 Walter Kinkel, Idealismus und Realismus. Eine Einführung in ihr Wesen und in ihre kulturgeschichtliche Entwicklung, Göttingen 1911. 31 Walter Kinkel, Allgemeine Geschichte der Philosophie. Entwicklung des philosophischen Gedankens von Thales bis auf unsere Zeit, 3. Teil: Die Befreiung des Geistes aus den Banden der Gegebenheit, Osterwieck a. Harz 1923, S. 247–280. 32 Leibniz’ System in seinen wissenschaftlichen Grundlagen (ECW 1). 33 Gemeint ist die Schrift Freiheit und Form, Studien zur deutschen Geistesgeschichte, Berlin 1916 (ECW 7), in der Cassirer ideengeschichtliche Probleme mit ständigem Bezug auf Leibniz darstellt.

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Walter Kinkel, Das Erkenntnisproblem in der Philosophie und Wissenschaft der neueren Zeit, in: Deutsche Literaturzeitung 32 (1911), Sp. 965–974 u. 1029–1036. 35 Die zweite, revidierte Auflage erschien 1911. 36 In Sp. 969 schreibt Kinkel: »Es darf aber, bei aller freudigen Anerkennung nicht verschwiegen werden, daß die Klarheit zuweilen ein wenig in Starrheit übergeht – indessen bei einem Werke von zirka 1300 Seiten sind ja gewisse Wiederholungen und Einförmigkeiten des Ausdrucks wohl kaum zu vermeiden.« Daran schließt sich folgende Fußnote an: »Gerade das innere Interesse an diesem hervorragenden Werk veranlaßt uns, selbst auf die Gefahr hin kleinlich zu erscheinen, den Autor auf diese Schwächen aufmerksam zu machen und ihm die Frage nahezulegen, ob nicht bei einer weiteren Neu-Auflage hier manches zu verbessern wäre. Z. B. liebt es unser Autor, durch das Wörtchen ›indessen‹, welches an zweiter oder dritter Stelle des Satzes auftritt, von einem Gedanken zum andern überzuleiten (Willkürlich herausgegriffen: Bd. II, 1. Aufl. S. 198 Z. 15 v. o., S. 208 Z. 17–18, S. 212 Z. 1, S. 215 Z. 19 v. u. usw.). Er verwendet allzuhäufig das nicht gerade klassische Wort: ›gedanklich‹ (z. B. Bd. II S. 199 Z. 10 v. o.; S. 208 Z. 7 v. u. usw.); er liebt zu sehr die Anknüpfung mit ›wiederum‹, ›somit‹, ›sogleich‹. Das wirkt etwas störend.« 37 Philosophische Abhandlungen. Hermann Cohen zum 70. Geburtstag (4. Juli 1912) dargebracht, Berlin 1912. 38 Ernst Cassirer, Das Problem des Unendlichen und Renouviers »Gesetz der Zahl«, in: Philosophische Abhandlungen. Hermann Cohen zum 70sten Geburtstag (4. Juli 1912) dargebracht, Berlin 1912, S. 85–98 (ECW 9, S. 105–118). 39 Paul Natorp, Allgemeine Psychologie nach kritischer Methode. Erstes Buch. Objekt und Methode der Psychologie, Tübingen 1912. 40 Cassirers Lehrveranstaltung Die Philosophie Kants fand im Wintersemester 1911 / 12 dienstags und freitags von 18 bis 19 Uhr statt. 41 Das Erkenntnisproblem in der Philosophie und Wissenschaft der neueren Zeit, Bd. 2, erschien in zweiter, revidierter Auflage in Berlin 1911. 42 Siehe den folgenden Brief. 43 Zu Cassirers Rezeption der Philosophie Santayanas vgl. An Essay on Man. An Introduction to a Philosophy of Culture, New Haven 1944 (ECW 23, S. 172 f.). 44 Wahrscheinlich ist Substanzbegriff und Funktionsbegriff (ECW 6) gemeint. 45 Cassirer hatte die Einladung aus familiären Gründen abgesagt. Vgl. Toni Cassirer, Mein Leben mit Ernst Cassirer, S. 109 f. 46 Bruno Bauch, 1904–1917 Mitherausgeber der Kant-Studien, veröffentlichte im Juni 1916 (Jg. 4, Heft 6) einen »Leserbrief« in der völkischen Zeitschrift Der Panther, in dem er Hermann Cohen die Fähigkeit absprach, Kant verstehen zu können, weil Cohen als Jude »Ausländer« sei. Dieser Leserbrief führte zu einer Krise in der Kant-Gesellschaft. Cassirer schrieb eine Stellungnahme für die Kant-Studien: Zum Begriff der Nation. Eine Erwiderung auf den Aufsatz von Bruno Bauch, die er später jedoch zurückzog (jetzt abge34

Anmerkungen

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druckt in ECN 9, S. 29–60). Bauch trat als Herausgeber zurück. Vgl. auch den Editorischen Bericht, in ECN 9, S. 338–340 sowie den Brief Cassirers an Natorp, 26. November 1916. 47 Freiheit und Form. Studien zur deutschen Geistesgeschichte, Berlin 1916 (ECW 7). 48 Friedrich Gundolf, Goethe, Berlin 1916. 49 Friedrich Gundolf, Shakespeare und der deutsche Geist, Bonn 1911, 2. Auflage 1914. 50 Johann Wolfgang von Goethe, Unbegränzt (Werke, hrsg. im Auftrage der Großherzogin Sophie von Sachsen, 1. Abt., Bd. VI), Weimar 1888, S. 39, Z. 3–6: »Dein Lied ist drehend wie das Sterngewölbe, / Anfang und Ende immerfort dasselbe, / Und was die Mitte bringt ist offenbar / Das was zu Ende bleibt und Anfangs war.« 51 Helene Herrmann, Friedrich Gundolf: Shakespeare. Sein Wesen und Werk, in: Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft 25 (1931), S. 299–316. 52 Zur Kritik Cassirers an der Goethephilologie vgl. seine Göteborger Goethevorlesungen, in: ECN 11, S. 5 ff., 132 f. und 236 f. 53 Es handelt sich um den Briefwechsel zwischen Cohen und Natorp zwischen dem 12. Oktober 1916 und dem 11. November 1916 sowie den Brief Natorps an Vaihinger vom 20. November 1916, wiedergegeben in: Helmut Holzhey, Der Marburger Neukantianismus in Quellen (Cohen und Natorp, Bd. 2), Basel / Stuttgart 1986, S. 449–462. Cohen hatte in seinem ersten Schreiben an Natorp die Wichtigkeit der »dumme[n] Bauchsache« (S. 451) betont und ihren Zusammenhang mit anderen antisemitischen Angriffen in deutschen Publikationen und in der Öffentlichkeit betont: »Es ist wirklich so, als ob der Judenhass einen Herzpunkt im deutschen Geiste bildete […]« (453). Hintergrund waren u. a. Debatten im Reichstag über die angebliche Unterrepräsentierung von Juden im deutschen Heer. Natorp warf Cohen vor, in der Situation des allgemeinen Kriegsleids die Bauchschen Angriffe zu wichtig zu nehmen und durch das Beklagen des Drucks, der auf den deutschen Juden laste, den Antisemitismus eher noch zu bestärken. Nach zwei weiteren klärenden wechselseitigen Briefen schrieb Natorp an Vaihinger als Herausgeber der Kant-Studien einen Brief, in dem er gegen Bauchs Aufsatz Position bezog und Cohens und Cassirers Bedeutung für die deutsche Philosophie hervorhob. 54 Vgl. oben den Brief Hoffmanns an Cassirer, 20. August 1916. 55 Der Aufsatz von Bruno Bauch Vom Begriff der Nation erschien in den Kant-Studien im Doppelheft 2 / 3, Bd. 21 (1917), das aber bereits Anfang August 1916 ausgeliefert wurde. 56 Vgl. oben den Brief Hoffmanns an Cassirer, 20. August 1916. 57 Vgl. Anm. 46. 58 Freiheit und Form (ECW 7). 59 Natorp hatte eine separate Veröffentlichung zu Kant geplant, die jedoch nicht erschienen ist. Vgl. Paul Natorp, Die Seele des Deutschen (Deutscher Weltberuf. Geschichtsphilosophische Richtlinien, Bd. II), Jena 1918, S. 204, Literaturnachweis zu S. 120 ff.: »(Eine eigene Kantdarstellung in Vorberei-

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tung.)« sowie Norbert Jegelka, Paul Natorp. Philosophie, Pädagogik, Politik, Würzburg 1992 (Epistemata, Bd. 109), S. 238 f.: »Diese Kantdarstellung ist jedoch nie erschienen, im Nachlaß findet sich kein Hinweis auf ein derartiges Manuskript oder Vorarbeiten dazu. Ihr Gehalt ist in die weiteren Schriften Natorps nahtlos eingegangen, die eingehende Rezension von Bruno Bauchs ›Kant‹, die ›Vorlesungen über praktische Philosophie‹ und die ›Philosophische Systematik‹ verwenden auf die ausführliche Auseinandersetzung mit Kant einigen Raum.« – Paul Natorp, Bruno Bauchs »Immanuel Kant« und die Fortbildung des Systems des kritischen Idealismus, in: Kant-Studien 22 (1918), S. 426–459; Vorlesungen über praktische Philosophie, Erlangen 1925 (posthum); Philosophische Systematik, Hamburg 1958 (posthum). 60 Kants Leben und Lehre, Berlin 1918 (ECW 8). 61 Freiheit und Form (ECW 7). 62 Von 1916 bis 1918 arbeitete Cassirer in der französischen Sektion des Kriegspresseamtes. Seine Aufgabe bestand darin, Ausschnitte aus französischen Zeitungen für Propagandazwecke zu präparieren. Vgl. Toni Cassirer, Mein Leben mit Ernst Cassirer, S. 119 f. 63 Siehe die Briefe Hoffmanns an Cassirer, 20. August 1916, und Cassirers an Natorp, 26. November 1916, mit den Anm. 64 Über seinen Rücktritt schreibt Bauch in Mein Rücktritt von den »Kant-Studien«. Eine Antwort auf viele Fragen, in: Der Panther. Deutsche Monatschrift für Politik und Volkstum 5, Heft 1, (Januar 1917), S. 148–154 (ECN 9, S. 285–291). Das Abendblatt der Frankfurter Zeitung berichtet über die Angelegenheit am 22. März 1917 (Nr. 80), S. 2 (Ein Streit in der Kant-Gellschaft), Nachdruck in: Allgemeine Zeitung des Judentums, 1917, Heft 13, S. 149 (ECN 9, S. 292 f.); Zum Streit in der Kant-Gesellschaft, in: Hammer. Parteilose Zeitschrift fuer nationales Leben, Nr. 354 (15. März 1917), S. 148–150; Eine überspannte Abwehr gegen den Antisemitismus, in: Kölnische Volkszeitung und Handels-Blatt, Mittags-Ausgabe, 8. März 1917 (Nr. 188, 58. Jahrgang), S. 2. 65 In den Kantstudien (21 [1917], S. 492) erschien folgende Meldung: »Mitteilung betr. Wechsel in der Redaktion der ›Kantstudien‹. Mit diesem Hefte scheidet Herr Professor Dr. Bruno Bauch aus der Redaktion dieser Zeitschrift aus. Da in der Presse die Notiz verbreitet wurde, der Rücktritt des Herrn Professor Dr. Bauch sei ›aus Gesundheitsrücksichten‹ erfolgt, so bemerken wir hiermit ausdrücklich, dass diese Mitteilung absolut unzutreffend ist. Für Herrn Professor Dr. Bauch treten die Herren Dr. Ma x Fr is c h ei se n - Kö h l e r, a. o. Professor an der Universität Halle, und Dr. A r t h u r L i e b e r t , Dozent an der Handelshochschule Berlin, in die Redaktion ein. […] Be r lin , im Januar 1917. Redaktion und Verlag der ›Kantstudien‹.« 66 Paul Natorp, Hermann Cohen als Mensch, Lehrer und Forscher. Gedächtnisrede, gehalten in der Aula der Universität Marburg, 4. Juli 1918, Marburg 1918. 67 Gemeint ist der Ruf Cassirers nach Hamburg (siehe den folgenden Brief). Stern lehrte am Allgemeinen Vorlesungswesen in Hamburg seit 1916 und bemühte sich bei der Gründung der Hamburger Universität um die Besetzung

Anmerkungen

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des Lehrstuhls für Philosophie durch Cassirer. Zur Lehrstuhlbesetzung vgl. Thomas Meyer, Ernst Cassirer, Hamburg 2006, S. 84–87. 68 Clara und William Stern, Die Kindersprache. Eine psychologische und sprachtheoretische Untersuchung, Leipzig 1907. 69 Görland war in Marburg Cassirers Kommilitone und gehörte zum Kreis der Marburger Neukantianer um Cohen und Natorp; er hatte sich ebenfalls Chancen auf die Hamburger Professur ausgerechnet, die Cassirer erhielt. Cassirer bemühte sich, Görland ebenfalls an der Hamburger Universität zu etablieren, was ihm schließlich auch gelang. Vgl. unten den Brief Cassirers an Knittermeyer, 24. November 1919, sowie die Ausführungen in Toni Cassirer, Mein Leben mit Ernst Cassirer, S. 144 f. 70 Karl Rathgen. 71 »Ich muss jetzt noch einige Worte in einer sehr unerfreulichen Angelegenheit sagen, die mich persönlich angeht. In der vorgestrigen Vollversammlung der Studentenschaft waren in grossen Massen zwei Flugblätter verteilt worden, die vom Deutschen Schutz- und Trutzbund und dem ReichsHammerbund herausgegeben sind. Es ist Sache der Studentenschaft, ob sie sich Inhalt und Ton dieser judenfeindlichen Blätter gefallen lässt oder ihm gar zustimmt. Mich aber geht ein Satz persönlich an, der in dem einen Blatt ›Lebensregeln‹ steht. Es heißt dort als 8. Lebensregel: ›Als deutscher Student vermeide möglichst die Vorlesungen jüdischer Professoren zu hören. Musst Du es, so höre sie kritisch.‹ Das ist also nichts anderes, als die Aufforderung zum Boykott gegen bestimmte Universitätslehrer, der Versuch, zwischen Studenschaft und Dozentenschaft bewusst einen Keil zu treiben. Meine Damen und Herren, ich bin einer der wenigen jüdischen Professoren an unserer Universität, in der philosophischen Fakultät zurzeit der einzige, und so muss ich diese Aufforderung als gegen mich gerichtet empfinden. Als ich diesen Satz las, war ich tief beschämt, dass derartiges an der höchsten deutschen Bildungsstätte möglich ist. Ich bin seit zwei Jahrzehnten Universitätslehrer; niemals hat es die leiseste Trübung zwischen meinen Studenten und mir gegeben, im Gegenteil, stets nur das herzlichste Verhältnis und ein förderndes Zusammenarbeiten im Geiste deutscher Wissenschaft. Ich betone: deutscher Wissenschaft; denn ich glaube, durch Lehre und Forschung für mein deutsches Vaterland und für deutsches Geistesleben zum mindesten Gleiches getan zu haben, wie jene, die uns das Deutschtum absprechen und unsere Hörer in Gegensatz zu uns bringen wollen. Diejenigen meiner Hörer, die etwa auf dem Standpunkt dieses Flugblattes stehen und meine Vorlesungen nur hören, weil sie nicht ahnten, dass ich Jude bin, ersuche ich die Folgerungen zu ziehen und sich an der Kasse die Gebühren zurückzahlen zu lassen. Es bedarf hierfür nur eines Vermerkes von mir im Testatbuch. Die übrigen Hörer aber bitte ich, mit mir daran mitzuwirken, dass die Atmosphäre des Vertrauens, die bisher zwischen Dozentenschaft und Studentenschaft, gleichviel welcher Konfession, bestand, nicht vergiftet werde und dass die für unser leidendes Vaterland so notwendige wirkliche Arbeitsgemeinschaft der Aelteren und der Jüngeren und Lernenden nicht durch

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Gehässigkeit und Verdächtigung unmöglich gemacht werde.« William Stern am Ende seiner Vorlesung vom 28. Juli 1919, Staatsarchiv Hamburg, Akte D 110.20.2. Siehe auch: Enge Zeit. Spuren Vertriebener und Verfolgter der Hamburger Universität, hrsg. von Angela Bottin unter Mitarb. von Rainer Nicolaysen, Hamburg 1991, S. 16. 72 Die Cassirers kauften ein Haus in der Hamburger Blumenstraße 26. 73 Goethes ›Pandora‹, in: Zeitschrift für Ästhetik und Allgemeine Kunstwissenschaft 13 (1918–1919), S. 113–134; Hölderlin und der deutsche Idealismus, in: Logos 7 (1917 / 1918), S. 262–283, und Logos 8 (1919 / 1920), S. 30–49. Beide Aufsätze sind in die Veröffentlichung Idee und Gestalt. Goethe – Schiller – Hölderlin – Kleist, Berlin 1921, eingegangen (ECW 9, S. 243–267 und S. 346–388). 74 Zur Kritik Cassirers an Wilhelm Scherer vgl. ECN 11, S. 134 f. 75 Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff. Vermutlich meint Gundolf den Text Goethes Pandora. Festvortrag gehalten in der 13. Generalversammlung der Goethe-Gesellschaft in Weimar am 4. Juni 1898, in: Goethe-Jahrbuch 19 (1898), S. 1–21. 76 Wahrscheinlich handelt es sich um die Dissertation Der Terminus transszendental in seiner historischen Entwicklung bis zu Kant, Marburg 1920 (Diss. Marburg 1918, Rigorosum schon 1914). 77 Die Universität Hamburg ist erst 1919 gegründet worden. 78 1920 erschien der dritte Band von Das Erkenntnisproblem in der Philosophie und Wissenschaft der neueren Zeit (ECW 4). 79 Kants Leben und Lehre (ECW 8). 80 Zur Einsteinschen Relativitätstheorie. Erkenntnistheoretische Betrachtungen, Berlin 1921 (ECW 10). 81 Für Cassirer waren Kants apriorische Anschauungsformen von Raum und Zeit mit der Entwicklung der Relativitätstheorie zum Teil kompatibel, da er Kant leibnizianisch interpretierte. Von vielen anderen wurde diese Kompatibilität bestritten. 82 Ernst Mach war Mitbegründer des Empiriokritizismus, der die Auffassung vertrat, daß Erfahrung ausschließlich auf der Verknüpfung von Empfindung und Denken basiert, wobei diese Verknüpfung nach dem Prinzip des geringsten Aufwandes – der Machschen »Denk-Ökonomie« – erfolgt. 83 In der Relativitätstheorie werden Raum und Zeit als Koordinaten eines vierdimensionalen Systems betrachtet. Die Größe »ds« bezeichnet den differentiellen Abstand zweier Punkte in der Raum-Zeit. 84 Wahrscheinlich Hugo Cassirer. 85 An der Hamburger Universität gab es zunächst keinen Lehrstuhl für theoretische Physik. Alle Anträge auf Einrichtung eines entsprechenden Ordinariats wurden durch den Senat abgelehnt. Einstein wurde eingeladen, um in der Öffentlichkeit ein Interesse für die theoretische Physik zu wecken. Am 17. Juli 1920 hielt Einstein in der Universität Hamburg einen Vortrag über die »Grundlagen der Relativitätstheorie«. Die Initiative hatte Erfolg; ein weiterer Antrag auf Einrichtung einer Professur für theoretische Physik wurde bewilligt, und im Juli 1921 nahm Wilhelm Lenz den entsprechenden Ruf an. Vgl. Karin

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Reich, Einsteins Vortrag über Relativitätstheorie an der Universität Hamburg am 17. 7. 1920. Vorgeschichte, Folgen, in: Mitteilungen der Mathematischen Gesellschaft in Hamburg 19 (2000), S. 51–68. 86 Unter der Führung von Paul Weyland hatte sich in Berlin eine »Arbeitsgemeinschaft deutscher Naturforscher zur Erhaltung reiner Wissenschaft« gebildet, die als Sammelbecken der Gegner der Relativitätstheorie fungierte. Am 24. August 1920 veranstaltete sie in der Berliner Philharmonie eine öffentliche Veranstaltung, in der Einstein als Plagiator verleumdet und die Relativitätstheorie verunglimpft wurde. Das Berliner Tageblatt berichtete über diese Veranstaltung. Am 27. August erschien dort von Albert Einstein Meine Antwort. 87 Am 8. September machte Einstein diesen Gerüchten mit einer Pressemeldung ein Ende, indem er dem Minister schrieb: »Euer Exzellenz Schreiben vom 6. dieses Monats erfüllt mich mit dem Gefühl aufrichtiger Dankbarkeit. Ganz unabhängig von der Frage, ob ich soviel Wohlwollen und Hochschätzung verdiene, habe ich in diesen Tagen erlebt, daß Berlin die Stätte ist, mit der ich durch menschliche und wissenschaftliche Beziehungen am meisten verwachsen bin. Einem Ruf ins Ausland würde ich nur in dem Falle Folge leisten, daß äußere Verhältnisse mich dazu zwingen. Mit ausgezeichneter Hochachtung / Eurer Exzellenz ganz ergebener / A. Einstein.« Zitiert nach: Albert Einstein in Berlin 1913–1933, hrsg. von Christa Kirsten und Hans-Jürgen Treder, Teil I, Berlin 1979, S. 204, Dokument Nr. 123: Schreiben an den Kultusmin. K. Haenisch, Berlin, 8. September 1920. 88 Mit Schlick setzt Cassirer sich vor allem in Erkenntnistheorie nebst den Grenzfragen der Logik und Denkpsychologie, in: Jahrbücher der Philosophie. Eine kritische Übersicht der Philosophie der Gegenwart (3. Jahrgang), hrsg. in Gemeinschaft mit zahlreichen Fachgenossen v. Willy Moog, Berlin 1927, S. 31–92 (ECW 17, S. 13–81) auseinander. 89 Zur Einsteinschen Relativitätstheorie (ECW 10). 90 Moritz Schlick, Allgemeine Erkenntnislehre, Berlin 1918, 2. Auflage 1925. 91 Kritizistische oder empiristische Deutung der neuen Physik? Bemerkungen zu Ernst Cassirers Buch »Zur Einsteinschen Relativitätstheorie«, in: Kant-Studien 26 (1921), S. 96–111. 92 Hermann Friedrich Schmalenbach. Es geht im Folgenden um Schmalenbachs Buch Leibniz, München 1921. 93 Leibniz’ System in seinen wissenschaftlichen Grundlagen (ECW 1). 94 Hermann Schmalenbach, Leibniz, S. 170. 95 Eine Rezension Cassirers ist nicht bekannt. 96 Aby Warburg, Heidnisch-antike Weissagung in Wort und Bild zu Luthers Zeiten, vorgelegt von F. Boll, Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse 1920 [Jahrg. 1919], Abh. 26. 97 Der Begriff der symbolischen Form im Aufbau der Geisteswissenschaften, in: Vorträge der Bibliothek Warburg, hrsg. von Fritz Saxl, Bd. 1: Vorträge 1921–1922, Leipzig / Berlin 1923, S. 11–39 (ECW 16, S. 75–104). 98 Siehe die Beschreibung von Cassirers erstem Besuch in der Bibliothek

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Warburg bei Fritz Saxl: Ernst Cassirer, in: Schilpp (Hrsg.): The Philosophy of Ernst Cassirer, New York 1949, S. 41–51, sowie den Brief Saxls an Warburg vom 28. November 1920 (Beilage zu diesem Band). 99 Im »Archive of the Warburg Institute« in London befinden sich verschiedene Widmungsexemplare von Schriften Cassirers, die er Aby Warburg schenkte. Es handelt sich u. a. um: Die Begriffsform im mythischen Denken (veröffentlicht als Band 1 der Studien der Bibliothek Warburg, Leipzig / Berlin 1922 (ECW 16, S. 3–73), das die Widmung trägt: »Herrn Professor A. Warburg mit dem Ausdruck des Dankes u. der herzlichen Verehrung / Ernst Cassirer«. Den zweiten Band der Philosophie der symbolischen Formen erhielt Warburg mit der persönlichen Widmung »Dem Führer auf dem Wege zur geistigen Orientierung / Prof. A. Warburg / in dankbarer Verehrung«, der Band Individuum und Kosmos enthält die offizielle Widmung »A. Warburg / zum 60. Geburtstag / 13. Juni 1926«. 100 Der Begriff der symbolischen Form im Aufbau der Geisteswissenschaften (ECW 16, S. 75–104). 101 Aby Warburg wurde wegen einer psychischen Erkrankung von April 1921 bis August 1924 von Ludwig Binswanger in dessen Privatklinik »Bellevue« in Kreuzlingen behandelt. 102 Die Frühschrift Grundlegende Bruchstücke zu einer pragmatischen Ausdruckskunde / monistischen Kunstpsychologie von 1888 ist nicht veröffentlicht worden. 103 Mary Warburg. 104 Am 27. Januar 1923 hielt Cassirer den Vortrag Eidos und Eidolon. Das Problem des Schönen und der Kunst in Platons Dialogen in der Bibliothek Warburg, veröffentlicht in: Vorträge der Bibliothek Warburg, hrsg. v. Fritz Saxl, Bd. II: Vorträge 1922–1923, 1. Teil, Leipzig / Berlin 1924, S. 1–27 (ECW 16, S. 135–163). 105 Neben den Vorträgen der Bibliothek Warburg, von denen zwischen 1921 und 1931 neun Bände erschienen, gab die K. B. W. die Studien der Bibliothek Warburg heraus, von denen zwischen 1922 und 1932 21 Bände veröffentlicht wurden. 106 Philosophie der symbolischen Formen. Erster Teil. Die Sprache, Berlin 1923 (ECW 11). 107 Am 21. April 1923 hielt Warburg vor Patienten und Ärzten der Klinik Bellevue einen Vortrag über das Schlangenritual der Hopi-Indianer. A Lecture on Serpent Ritual wurde im Journal of the Warburg Institute, II, 1938–39, S. 222–292 erstveröffentlicht; dt. Ausgabe: Das Schlangenritual. Ein Reisebericht. Mit einem Nachwort von Ulrich Raulff, Berlin 1988. 108 Philosophie der symbolischen Formen. Zweiter Teil. Das mythische Denken, Berlin 1925 (ECW 12). 109 Als »prästabilierte Harmonie« bezeichnete Leibniz das Verhältnis zwischen Seele und Körper bzw. Zwecken und wirkenden Ursachen. Zur Illustration dieser Theorie wählte Cassirer für seine Leibniz-Ausgabe einen Text Leibniz’ von 1696 aus (Extrait d’une Lettre de M. D. L. sur son Hypothese de philosophie…, in: Philosophische Schriften, Bd. 4, S. 500–503), den er mit

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der Überschrift Zur prästabilierten Harmonie versah (in: Hauptschriften, Bd. 2, S. 272–75). 110 Siehe ECW 11, S. 261. 111 Leo Frobenius, Und Afrika sprach. Bericht über den Verlauf der dritten Reise-Periode der Deutschen Inner-Afrikanischen Forschungs-Expedition in den Jahren 1910–1912, Berlin 1912. 112 Frobenius berichtet in Und Afrika sprach, 13. Kapitel: Das Bild der Welt, S. 254–291, über das Ifa-Orakel, das er bei den Yoruben (Nigeria) entdeckt hat. S. 255: »›Ifa‹ heißt: ›Palmkern‹, und der wesentliche Prozeß bei der Orakelbefragung besteht darin, daß die Palmkerne geworfen, aufgefangen, gelegt und nach ihrer Lage gedeutet werden.« Frobenius spricht nicht von einem »Ifa-Spiel«, sondern vom »Ifasystem« (S. 255) oder »Ifa-Orakel« (S. 256). 113 Siehe oben, Anm. 107. 114 Cassirer war nicht anwesend. Er besuchte Warburg im April des darauffolgenden Jahres. 115 Die Reise Aby Warburgs nach New Mexico fand 1895 statt. 116 Das Deckenbild der Klosterkirche St. Ulrich und St. Afra in Kreuzlingen von Franz Ludwig Herrmann zeigt Moses mit der Schlange. 117 Heinrich Walter Cassirer, der älteste Sohn der Cassirers, hatte im Sommer 1922 einen Unfall, der eine Schädeloperation erforderlich machte. Vgl. dazu Toni Cassirer, Mein Leben mit Ernst Cassirer, S. 138 f. 118 Der Arzt Heinrich Embden machte Cassirer im Krankenhaus Hamburg-Barmbek mit Aphasiepatienten bekannt. Siehe Philosophie der symbolischen Formen. Dritter Teil. Phänomenologie der Erkenntnis, Berlin 1929 (ECW 13), S. 261, Anm. 184. Embden war Aby Warburgs Hausarzt. 119 Warburg kehrte am 2. August 1924 nach Hamburg zurück. 120 Vgl. Anm. 114. 121 Der Begriff der symbolischen Form im Aufbau der Geisteswissenschaften (ECW 16, S. 75–104). Der Vortrag enthält den ersten Entwurf der Philosophie der symbolischen Formen. 122 Wahrscheinlich handelt es sich um den Aufsatz Über Phänomenologie, in: Zeitschrift für die gesamte Neurologie und Psychiatrie 82 (1923), S. 10–45. 123 Ludwig Binswanger, Einführung in die Probleme der allgemeinen Psychologie, Berlin 1922. 124 Siehe Anm. 101 und 119. 125 Cassirer hielt den Vortrag Sprache und Mythos am 16. Februar 1924 in der Bibliothek Warburg; vgl. Ernst Cassirer, Sprache und Mythos. Ein Beitrag zum Problem der Götternamen, Leipzig / Berlin 1925 (Studien der Bibliothek Warburg, Bd. 6) (ECW 16, S. 227–311). 126 Vermutlich Warburgs Italienische Kunst und internationale Astrologie im Palazzo Schifanoja zu Ferrara, in: Atti del X congresso internazionale di storia dell’arte. L’Italia e l’arte straniera [1912], Roma 1922, S. 179–193. 127 Thomas Carlyle, Sartor Resartus. The life and opinions of Herr Teufelsdrockh. In three books. London [1831] 1833–1834. Bildungsgeschichte, enthält eine Philosophie der »Gewänder«, d.h. der Natur, verstanden als Ge-

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wand der göttlichen Grundidee. Cassirer diskutiert den Text in The Myth of the State. Warburgs Verehrung von Carlyles Sartor Resartus wird erörtert mit Zitaten aus Warburgs Nachlaß in: Ernst H. Gombrich, Aby Warburg. Eine intellektuelle Biographie, Hamburg 1992, S. 102–104. 128 Edgar Winds Dissertation Ästhetischer und kunstwissenschaftlicher Gegenstand. Ein Beitrag zur Methodologie der Kunstgeschichte (Hamburg 1922) wurde teilweise gedruckt: Zur Systematik der künstlerischen Probleme, in: Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft 18 (1924), S. 438–86. 129 In seinem Brief an Einstein vom 27. Januar 1924 bittet Cassirer um ein Empfehlungsschreiben für Edgar Wind. Dieser undatierte Brief scheint direkt darauf zu antworten und wäre somit wahrscheinlich vom Februar 1924. 130 Es konnte nicht eindeutig ermittelt werden, welchen Vortrag Einstein meint. 131 Konnte nicht nachgewiesen werden. 132 Welche Aufgaben ergeben sich für die Psychiatrie aus den Fortschritten der neueren Psychologie?, in: Zeitschrift für die gesamte Neurologie und Psychiatrie 91 (1924), S. 402–436. 133 Eidos und Eidolon (ECW 16, S. 135–163). 134 Gemeint ist: Franz Boll, Vita contemplativa, in: Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-historische Klasse, Jg. 1920. Abhandlung 8, Heidelberg 1920. 135 Aby Warburg, Sandro Botticellis »Geburt der Venus« und »Frühling«, Hamburg / Leipzig 1893. 136 Italienische Kunst und internationale Astrologie im Palazzo Schifanoja zu Ferrara, in: Atti del X congresso internazionale di storia dell’arte. L’Italia e l’arte straniera [1912], Roma 1922, S. 179–193. 137 SA: vermutlich »Sonderabzüge« (Sonderdrucke) oder »Separata«. 138 Gemeint ist Warburgs I costumi teatrali per gli Intermezzi del 1589: I disegni di Bernardo Buontalenti e il ›Libro di conti‹ di Emilio de’ Cavalieri, in: Atti dell’Accademia del R. Istituto Musicale di Firenze, 1895: Commemorazione della Riforma Melodrammatica, S. 133–146. 139 Siehe Johannes Kepler, Literae Kepleri aliorumque mutae, in: Joannis Kepleri Opera Omnia, ed. Christian Frisch, Frankfurt / Erlangen 1859, Bd. 2, S. 108 ff. Die Stelle lautet übersetzt: »Durch Ihr Oval bzw. Ihre Ellipse heben Sie die Kreisförmigkeit und damit Gleichförmigkeit der Bewegungen auf, was mir nach gründlicher Überlegung ziemlich absurd zu sein scheint. Die Bewegungen am Himmel, und insbesondere die um sein Zentrum, sind regelmäßig, gleichförmig und kreisförmig, wie der Himmel selbst. Die Himmelskörper sind vollkommen rund, was an der Sonne und am Mond ganz offensichtlich ist. Also besteht kein Zweifel daran, daß alle Bewegungen aller Körper sich in perfekten Kreisen vollziehen und nicht in Ellipsen und sie sich ebenso gleichmäßig um ihre Mittelpunkte bewegen.« (Übers. d. Bearb.) – Zu Cassirers Lektüre des Briefwechsels Keplers mit Fabricius siehe Das Erkenntnisproblem in der Philosophie und Wissenschaft der neueren Zeit. Bd. 1 (ECW 2), S. 309 ff. sowie Keplers Stellung in der europäischen Geistesgeschichte, in: Verhand-

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lungen des naturwissenschaftlichen Vereins in Hamburg 4 (1928 / 1929), S. 135–147 (ECW 17, S. 385–396), und Die Antike und die Entstehung der exakten Wissenschaft, in: Die Antike. Zeitschrift für Kunst und Kultur des klassischen Altertums 8 (1932), S. 276–300 (ECW 18, S. 83–109). 140 Kepler, Literae Kepleri aliorumque mutae, S. 108 f.: »Sie sagen, durch die Figur des Ovals wird die Gleichförmigkeit der Bewegungen aufgehoben: In der Tat! … Aber nach meiner Theorie bleiben die G r u n d p r i n z i p i e n , durch die die Planetenbewegung bewirkt wird, konstant. Bei Ihnen bleiben die Kreise konstant, bei mir die Kräfte, die in den Körpern stecken, und allein darin besteht der Unterschied zwischen uns … Konstant ist bei mir die magnetische Kraft, die Sonnenkörper und Planetenkörper einander annähert bzw. voneinander entfernt, je nach dem Neigungswinkel der Planetenachse in Richtung Sonne.« (Übers. d. Bearb.) 141 Ebd., S. 113: »Sie betonen in Ihrem Denken viel zu sehr die Einfachheit der Wahrheit. Die Natur ist einfach und zugleich vielfältig. Diese Einfachheit darf man nicht nach eigenem Gutdünken beurteilen, sondern man muß sie aus sich selbst begreifen. Dies ist die angemessene, an ihren eigenen Prinzipien abgeschaute Einfachheit. Wenn aus diesem Wenigen schon so viel erschlossen werden kann, der physikalische Teil der Gleichung, ihr optisch[-mathematischer] Teil, Entfernung, elliptische Bahn, werden Sie dann angesichts dieser vielfältigen Ergebnisse immer noch in Abrede stellen, daß die Prinzipien einfach sind? Haben Sie jenes Platonische Diktum vergessen: Eis hen kai polla [›Das Eine ist eins und vieles‹]?« (Übers. d. Bearb.) 142 Kepler, Astronomia nova ιτιολóγητος seu physica coelestis tradita commentariis de motibus stella martis, in: Opera omnia, Bd. III, S. 135–508. Apollonius Pergaeus, Conicorum libri quattuor, Bonn 1566. 143 De magnete, magneticisque corporibus, et de magno magnete tellure. Physiologia nova, plurimis et argumentis, et experimentis demonstrata, London 1600. Kurd Lasswitz, Geschichte der Atomistik vom Mittelalter bis Newton, 2 Bde., Hamburg / Leipzig 1890; ECW 2, S. 300 ff. 144 Johann Wolfgang Goethe, Zur Morphologie, Bd. I (Werke, hrsg. im Auftrage der Großherzogin Sophie von Sachsen, 2. Abt., Bd. VI), Weimar 1891, S. 9 f. 145 Aby und Mary Warburg hatten drei Kinder: Marietta (1899–1973), Max Adolph (1902–1974) und Frede Charlotte Warburg (1904–2004). 146 Wahrscheinlich ein Selbstzitat; die Anführungszeichen sind, wie bei dem folgenden Wort »bemühender«, als Hervorhebungen zu verstehen. 147 Zu dieser Reise, die, laut Toni Cassirer, Ernst Cassirers erste Vortragsreise außerhalb Deutschlands war, vgl. Toni Cassirer, Mein Leben mit Ernst Cassirer, Hamburg 2003, S. 150 f. 148 Sprache und Mythos (ECW 16, S. 227–311). 149 Adhémar Gelb und Kurt Goldstein, Über Farbennamenamnesie nebst Bemerkungen über das Wesen der amnestischen Aphasie überhaupt und die Beziehung zwischen Sprache und dem Verhalten zur Umwelt, in: Psychologische Forschung 6 (1925), S. 127–186. 150 ECW 11, S. 133–146.

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Eduard Fraenkel. Es geht um die Besetzung des Lehrstuhls für Klassische Philologie (I) an der Universität Hamburg (Nachfolge von Otto Plasberg), an der Cassirer und Warburg sicherlich ein besonderes Interesse gehabt haben. Nach den Protokollen der Philosophischen Fakultät hatte Eduard Fraenkel den Ruf zunächst angenommen (15. November 1924), kurz darauf aber abgelehnt (31. Januar 1925), was bei der Hochschulbehörde und innerhalb der Fakultät Irritationen auslöste (Staatsarchiv Hamburg, Bestand 364–13 / PhilFak P 6). 153 Die beiden Schreiben konnten bislang nicht gefunden werden. 154 Kurt Goldstein, Allgemeine Symptomatologie der Hirnkrankheiten, in: Hermann Oppenheim, Lehrbuch der Nervenkrankheiten für Ärzte und Studierende, Bd. II, 7., wesentl. verm. u. verb. Aufl., Berlin 1923, S. 1025–1152. 155 Separata von Goldsteins Arbeiten in Cassirers Bibliothek sind im Literaturverzeichnis mit einem ◊ versehen. 156 Kurt Goldstein, Die Behandlung, Fürsorge und Begutachtung der Hirnverletzten. Zugleich ein Beitrag zur Verwendung psychologischer Methoden in der Klinik, Leipzig 1919; ders., Ueber Aphasie, in: Beihefte zur Medizinischen Klinik 10 (1911) 1, S. 1–32. 157 Gemeint sind der zweite Band der Philosophie der symbolischen Formen: Zweiter Teil. Das mythische Denken (ECW 12) sowie Sprache und Mythos (ECW 16, S. 227–311). 158 Immanuel Kant, Kritik der reinen Vernunft, 1. Auflage Riga 1781, 2. Auflage 1787. 159 Paul Natorp, Allgemeine Psychologie nach kritischer Methode, Tübingen 1912. 160 Edmund Husserl, Logische Untersuchungen, Erster Teil: Prolegomena zur reinen Logik, Halle 1900; Zweiter Teil: Untersuchungen zur Phänomenologie und Theorie der Erkenntnis, Halle 1901. 161 Wahrscheinlich: Erinnerungen an Sigmund Freud, Bern 1956. Zwischen dem Brief und dem Erscheinen des Buches liegen 31 Jahre. Im Vorwort schreibt Binswanger: »Ich bedauere sehr, daß diese Erinnerungen nicht früher ans Licht traten, insbesondere deshalb, weil sie in den beiden ersten Bänden der hervorragenden Biographie Freuds von Ernest Jones nicht mehr berücksichtigt werden konnten. Was mich so lange zurückhielt, war der Ausspruch Freuds in einem Briefe vom Jahre 1936: ›Wir haben uns über ein Vierteljahrhundert die Treue gehalten wie selbstverständlich und wenig Aufhebens davon gemacht.‹« 162 Auf den Symbolbegriff Friedrich Theodor Vischers bezieht Cassirer sich in dem Vortrag Das Symbolproblem und seine Stellung im System der Philosophie, in: Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft 21 (1927), S. 295–322 (ECW 17, S. 253–278). 163 Die Gedächtnisfeier für Franz Boll fand am 25. April 1925 in der Bibliothek Warburg unter dem Titel Per monstra ad sphaeram statt. Cassirer setzt sich vor allem mit Bolls Schrift Die Lebensalter. Ein Beitrag zur antiken Ethologie und zur Geschichte der Zahlen. Mit einem Anhang über die Schrift von der Siebenzahl, Leipzig / Berlin 1913, auseinander. Er bezeichnet Boll als 151 152

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den besten Kenner seines Faches. Vgl. Individuum und Kosmos in der Philosophie der Renaissance, Leipzig 1927 (Studien der Bibliothek Warburg, Bd. 10) (ECW 14, S. 133). 164 Möglicherweise Rudolf Pannwitz. Saxl schreibt in seinem Brief vom 30. April 1925 (Archives of the Warburg Institute, London) an Cassirer wegen einer nicht weiter geklärten »unglücklichen Sache Pannwitz«. Für Pannwitz sollte Geld gesammelt werden. 165 Uneindeutig. Saxl erwähnt in dem oben genannten Brief einen Rechtsanwalt Pauli, der sich für Pannwitz engagierte. 166 Zu den Ergebnissen dieses Studiums vgl. vor allem das Kapitel Zur Pathologie des Symbolbewußtseins im dritten Band der Philosophie der symbolischen Formen (ECW 13, S. 234–322). 167 »Auch in Wissenschaften kann man eigentlich nichts wissen. Es will immer getan sein.« Johann Wolfgang Goethe, Maximen und Reflexionen. Nach den Handschriften des Goethe-und-Schiller-Archivs (Nr. 415), hrsg. v. Max Hecker, Weimar 1907 (Schriften der Goethe-Gesellschaft, Bd. 21), S. 82. 168 Wahrscheinlich meint Cassirer Adhémar Gelb und Kurt Goldstein, Zur Frage nach der gegenseitigen funktionellen Beziehung der geschädigten und der ungeschädigten Sehsphäre bei Hemianopsie. (Mikropsie infolge der Vorherrschaft der Vorgänge in der geschädigten Sehsphäre.), in: Psychologische Forschung 6 (1925), S. 187–199. 169 Kurt Goldstein, Über die Abhängigkeit der Bewegung von optischen Vorgängen. Bewegungsstörungen bei Seelenblinden, in: Monatsschrift für Psychiatrie und Neurologie 54 (1923), S. 141–194. 170 Bei Cohen wird Hypothesis von Hypothese unterschieden. Hypothesen werden angenommen, um überprüft zu werden. Hypothesis dagegen meint, daß eine Idee der Maßstab für die Wahrheit anderer Annahmen oder Gedanken ist. Sie kann nicht empirisch verifiziert oder falsifiziert werden. (Hermann Cohens Schriften zur Philosophie und Zeitgeschichte, hrsg. von Albert Görland und Ernst Cassirer, 2 Bde., Berlin 1928. [Veröffentlichungen der Hermann-Cohen-Stiftung bei der Akademie für die Wissenschaft des Judentums], Bd. 1, S. 361: »Die Idee selbst wird gedacht als Hypothesis.«). 171 Gottfried Wilhelm Leibniz, Eclaircissement des difficultés que Monsieur Bayle a trouvées dans le systeme nouveau de l’union de l’ame et du corps, in: Die philosophischen Schriften, Bd. IV, Berlin 1880, S. 517–571: S. 568. 172 Vgl. ECW 13, S. 149 f. 173 Vgl. Anm. 169. 174 Hans Volkelt: Über die Vorstellungen der Tiere. Ein Beitrag zur Entwicklungspsychologie, Leipzig / Berlin 1914 (Arbeiten zur Entwicklungspsychologie, Bd. 1, H. 2), S. 51 f. 175 Philosophie der symbolischen Formen. Zweiter Teil. Das mythische Denken (ECW 12). 176 Manen (lat. manes): Geister der Toten. 177 Husserls Ideen zu einer reinen Phänomenologie und phänomenologischen Philosophie. Erstes Buch: Allgemeine Einführung in die reine Phänomenologie erschien zu seinen Lebzeiten 1913, 1922 und 1928 in drei fast völlig

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identischen Auflagen. Aus dem Nachlaß erschienen 1952 Ideen II: Phänomenologische Untersuchungen zur Konstitution und ebenfalls 1952 Ideen III: Die Phänomenologie und die Fundamente der Wissenschaften. 178 Siehe ECW 12, S. 14, Anm. 12: »Es gehört zu den grundlegenden Verdiensten der Husserlschen Phänomenologie, daß sie für die Verschiedenheit der geistigen ›Strukturformen‹ erst wieder den Blick geschärft und für ihre Betrachtung einen neuen, von der psychologischen Fragestellung und Methodik abweichenden Weg gewiesen hat. Insbesondere die scharfe Trennung der psychischen ›Akte‹ von den in ihnen intendierten ›Gegenständen‹ ist hier entscheidend. In dem Weg, den Husserl selbst von den ›Logischen Untersuchungen‹ bis zu den ›Ideen zu einer reinen Phänomenologie‹ gegangen ist, tritt immer klarer hervor, daß die Aufgabe der Phänomenologie, wie er sie faßt, sich in der Analyse der Erkenntnis nicht erschöpft, sondern daß in ihr die Strukturen ganz verschiedener Gegenstandsbereiche rein nach dem, was sie ›bedeuten‹, und ohne Rücksicht auf die ›Wirklichkeit‹ ihrer Gegenstände, zu untersuchen sind. Eine derartige Untersuchung müßte auch die mythische ›Welt‹ in ihren Kreis ziehen, um ihren eigentümlichen ›Bestand‹ nicht durch Induktion aus der Mannigfaltigkeit der ethnologischen und völkerpsychologischen Erfahrung abzuleiten, sondern um ihn in rein ›ideierender‹ Analyse zu erfassen. Ein Versuch in dieser Richtung ist jedoch, soviel ich sehe, bisher weder von seiten der Phänomenologie selbst noch von seiten der konkreten Mythenforschung unternommen worden, in der vielmehr die genetisch-psychologisch orientierte Fragestellung noch fast unbestritten das Feld behauptet.« 179 Kant, Vorrede zur zweiten Auflage der Kritik der reinen Vernunft, B XXXV. 180 Edmund Husserl, Logische Untersuchungen, Erster Teil: Prolegomena zur reinen Logik, Halle 1900, Zweiter Teil: Untersuchungen zur Phänomenologie und Theorie der Erkenntnis, Halle 1901. 181 Zitat aus dem Brief Husserls an Cassirer, 3. April 1925. Siehe oben. 182 Walter Bondy, Toni Cassirers älterer Bruder, war Diabetiker. 183 Friedrich Heinsheimer, Leiter des Waldpark-Sanatoriums in BadenBaden, Leopoldstrasse 23. 184 Dieser Brief wurde von einem Sanatorium in Loschwitz bei Dresden aus abgeschickt. Dies deutet darauf hin, daß die Cassirers versucht haben, für Walter Bondy dort eine Behandlung zu erwirken. 185 Am 29. Juli 1925 setzte die Philosophische Fakultät der Universität Hamburg einen Ausschuß zur Besetzung der Professur für Kunstgeschichte ein, in dem Warburg Mitglied war. Die Berufungsangelegenheit endete am 4. Januar 1926 mit der Ernennung Erwin Panofskys durch Senatsbeschluß. Gegen die Berufung Panofskys, für die sich Warburg u. a. mit einem Gutachten, das fast wörtlich in das Gutachten der Fakultät Eingang fand, eingesetzt hatte, gab es im Vorwege massive Widerstände. Zu Warburgs Engagement siehe den Brief Warburgs an Otto Lauffer vom 11. November 1925, in: Erwin Panofsky, Korrespondenz 1910 bis 1968: eine kommentierte Auswahl in fünf Bänden, hrsg. von Dieter Wuttke, Band 1: Korrespondenz 1910 bis 1936, Wiesbaden 2001, S. 181–184, bes. d. Anm. 1–3; Claudia Naber, »Heuernte bei Gewitter«.

Anmerkungen

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Aby Warburg 1924–1929, in: »Ekstatische Nymphe … trauernder Flußgott«. Portrait eines Gelehrten, hrsg. v. Robert Galitz und Brita Reimers, Hamburg 1995, S. 104–129: S. 127, Anm. 16; sowie die Akte Professur für Kunstgeschichte (361–5 II / Hw Ai 3 / 27) und die Personalakten Panofskys (361–6 / IV 1204 und 2542) im Staatsarchiv Hamburg. 186 »Hüte dich vor [Prof.] Schädel!« 187 Individuum und Kosmos in der Philosophie der Renaissance (in ECW 14) ist Warburg gewidmet. 188 Molière, Le Misanthrope, 1. Akt, Beginn der 2. Szene. 189 Zum Geburtstag schreibt Cassirer Warburg zwei Briefe. Dieser Brief vom 13. Juni 1926 wurde als Zueignung in das persönliche Exemplar von Individuum und Kosmos eingeklebt. Das Exemplar befindet sich im Archiv des Warburg Institute, London. 190 Die von Warburg seit 1903 aufgebaute und zunächst in seinem Privathaus in der Heilwigstraße 114 untergebrachte Bibliothek zog 1926 in einen von Gerhard Langmaack unter Mitwirkung von Fritz Schumacher errichteten Neubau in unmittelbarer Nachbarschaft um. 191 »Lieber und verehrter«? 192 Warburg kehrte am 21. September aus Nordwijk zurück. 193 Anne (Anne Elisabeth) Cassirer. 194 Die Odenwaldschule, die 1910 von Paul Geheeb und seiner Frau Edith, geb. Cassirer, einer Cousine Ernst Cassirers, gegründet wurde, gehörte zu den 18 Landerziehungsheimen, die sich aus der reformpädagogischen Bewegung zu Beginn des Jahrhunderts entwickelt haben. Cassirers Kinder besuchten die Odenwaldschule. 195 Ludwig Binswanger, Zum Problem von Sprache und Denken, in: Schweizer Archiv für Neurologie und Psychiatrie 18 (1926) 2, S. 247–283. 196 Schlick bezieht sich auf Cassirers Aufsatz Erkenntnistheorie nebst den Grenzfragen der Logik und Denkpsychologie, in: Jahrbücher der Philosophie. Eine kritische Übersicht der Philosophie der Gegenwart 3, hrsg. in Gemeinschaft mit zahlreichen Fachgenossen v. Willy Moog, Berlin 1927, S. 31–92 (ECW 17, S. 13–81). Schlicks Allgemeine Erkenntnislehre erschien in erster Auflage Berlin 1918, 2. Auflage 1925. 197 Moritz Schlick, Allgemeine Erkenntnislehre, Berlin 1918 (Naturwissenschaftliche Monographien und Lehrbücher, Bd. 1), S. 255: »Das Psychische besitzt Realität, das Physische ist bloßes Zeichen.« Siehe ECW 17, S. 55 f. 198 Cassirer hat diesen Vorwurf nicht erhoben, er weist sogar darauf hin, daß die »Kritik des Immanenz-Gedankens« Kernbestandteil des Schlickschen Werkes ist. Siehe ECW 17, S. 56. 199 Auf S. 309, Anm. der ersten Auflage der Allgemeinen Erkenntnislehre, die Cassirer zitiert, schreibt Schlick: »Wer […] mit uns in den Begriffsbildungen der Wissenschaft nicht die Wirklichkeit selber sucht, sondern nur Zeichen für dieselbe in ihnen sieht, kann nichts Bedenkliches dabei finden, daß sie Fiktionen sind.« (Siehe ECW 17, S. 55). Die Möglichkeit, die These des Fiktionalismus mit Vaihinger zu stützen, spielt Cassirer S. 58 f. durch, ohne Schlick mit Vaihinger zu vergleichen.

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Anhang

Moritz Schlick, Erleben, Erkennen, Metaphysik, in: Kant-Studien 31 (1926), S. 146–158. 201 Siehe ECW 17, S. 59, Anm. 89. 202 Gemeint ist der Wiener Kreis, der auch »Schlick-Zirkel« genannt wurde. 203 Es handelt sich um: Vom Sinn des Lebens, in: Symposion 1 (1927), S. 331–354, und Fragen der Ethik, Wien 1930 (Schriften zur wissenschaftlichen Weltauffassung, Bd. 4). 204 Carnap habilitierte sich 1926 mit dem Buch Der logische Aufbau der Welt. Es erschien 1928 im Weltkreis Verlag. 205 Siehe Anm. 199. 206 Die Erstausgabe von Individuum und Kosmos enthielt die von Joachim Ritter, Raymond Klibansky und Heinz Cassirer edierten Texte Liber de sapiente von Carolus Bovillus und Liber de mente von Nikolaus von Kues sowie einen von Gertrud Bing erstellten Index der wissenschaftsgeschichtlichen Begriffe. 207 Im Oktober / November 1927 unternahm Cassirer u. a. auf Einladung des King’s College eine Vortragsreise nach London und in die Niederlande (vgl. Toni Cassirer, Mein Leben mit Ernst Cassirer, S. 162 ff.). 208 Im Dezember 1927 war nach einer Anregung von Cassirer und auf Betreiben von Klibansky sowie nach Gesprächen Felix Meiners mit Hoffmann und Rickert Einigkeit über die Ausgabe erzielt worden. 1932 erschienen die ersten Bände der von der Heidelberger Akademie der Wissenschaften herausgegebenen kritischen Ausgabe Nicolai de Cusa opera omnia. Der Plan, die Schriften des Cusanus in deutscher Übersetzung zu veröffentlichen, wurde ebenfalls realisiert. Die Reihe Nikolaus von Kues. Schriften in deutscher Übersetzung wurde im Auftrag der Heidelberger Akademie der Wissenschaften von Ernst Hoffmann, Paul Wilpert und Karl Bormann herausgegeben. 209 Unveröffentlichte Aufzeichnungen Felix Meiners aus dem Jahre 1945 belegen sein Bemühen um eine Cusanusausgabe bereits für 1911. Die Dürr’sche Buchhandlung, von der er 1911 die Philosophische Bibliothek übernahm, hatte eine zweibändige Nikolaus-von-Kues-Ausgabe geplant und bereits angekündigt. Als Herausgeber war Cohen vorgesehen. Auf Grund des Ersten Weltkrieges und des Todes Cohens 1918 konnte dieser Plan jedoch nicht realisiert werden. Vgl. Hans Gerhard Senger, Zur Geschichte der Edition der Opera omnia des Nikolaus Cusanus, in: Nicolai de Cusa Opera Omnia. Symposium zum Abschluß der Heidelberger Akademie-Ausgabe. Heidelberg, 11. und 12. Februar 2005, hrsg. von Werner Beierwaltes und Hans Gerhard Senger, Heidelberg 2006, S. 37–77. 210 Hoffmann hat zu Gunsten von Heidelberg abgelehnt. 211 Vermutlich ist der Brief Cassirers vom 21. September 1927 an Warburg, Saxl und Bing gemeint. Siehe oben. 212 Seine erste Italienreise seit Kriegsende unternahm Warburg im Herbst 1927 in Begleitung seiner Frau Mary und Gertrud Bings. Im Laufe der drei Wochen in Florenz eröffnete er die Sitzung des kunsthistorischen Instituts (vgl. Aby Warburg, Gesammelte Schriften, II, S. 601–604: Begrüssungsworte zur 200

Anmerkungen

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Eröffnung des kunsthistorischen Instituts im Palazzo Guadagni zu Florenz am 15. Oktober 1927) und hielt am 29. Oktober außerdem den Vortrag Mediceische Feste am Hofe der Valois auf flandrischen Teppichen in der Galleria degli Uffizi (ders.: Gesammelte Schriften I, S. 255–258). Ein Resümee des Vortrags wurde veröffentlicht in: Kunstchronik und Kunstliteratur, Beilage zur Zeitschrift für bildende Kunst 9 (1927 / 1928), S. 353–356. 213 B. W. oder K. B. W. = Kulturwissenschaftliche Bibliothek Warburg. 214 Gertrud Bing hat den Index für Cassirers Individuum und Kosmos angefertigt. Siehe auch den Brief Cassirers an Warburg vom 21. September 1927. 215 Warburg. Er notiert am 29. November 1927 im Tagebuch der K. B. W.: »Von der italienischen Reise zurück«. 216 Siehe Anm. 207. 217 Toni Cassirer hatte kurz vor Beginn der Reise einen Autounfall. Siehe Toni Cassirer, Mein Leben mit Ernst Cassirer, S. 162. 218 Heinz Cassirer. 219 Gemeint ist der vierte Kongreß der Gesellschaft für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft, der für den 8.–10. Oktober 1929 geplant war, aber am 7.–9. Oktober 1930 in Hamburg stattfand. Warburg notiert am 4. Februar 1928 im Tagebuch der K. B. W. (Aby Warburg, Tagebuch der Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Warburg. Mit Einträgen von Gertrud Bing und Fritz Saxl, hrsg. von Karen Michels und Charlotte Schoell-Glass (Aby Warburg, Gesammelte Schriften, siebte Abteilung, Band VII), S. 191: »Programm Entwurf für den aesthetischen Congress erhalten; [liegt zur Einsicht bei (Einschub Warburgs)] wie wäre für die K. B. W. das Thema: ›Der Einfluß der Antike auf die Darstellung des Transitorischen in der Künstlerischen Kultur der Renaissance‹.« Gertrud Bing kommentiert ebd.: »Finde 1. und 2. Tag sehr schön. 3. Tag im Sinne Lessings eine Entgleisung. Außerdem ist die Frage schon so oft erörtert worden. Warum ist in dem Programm kein Vortrag für die K. B. W. in Aussicht genommen? Ihren Vorschlag fände ich sehr schön, weil er in diesem Rahmen Gelegenheit gäbe, die von Ihnen initiierte ›Korrektur an Lessing‹ anzubringen.« Warburg antwortet: »Will bei Cassirer anfragen«. 220 »Nach hinten fällt der Ochse ab.« 221 Die vorbereitende Sitzung fand am 11. Dezember 1927 statt. 222 Die von Warburg zusammengestellte Bildersammlung zur Geschichte von Sternglaube und Sternkunde mit Exponaten zur astrologisch-kosmologischen Vorstellungswelt von den Babyloniern bis Kepler wurde am 15. April 1930 im Hamburger Planetarium eröffnet. 223 Auf Einladung des Ersten Bürgermeisters Carl Petersen und des Senates der Stadt Hamburg hielt Cassirer während der Feier des Jahrestages der Weimarer Verfassung die Festrede Die Idee der republikanischen Verfassung: Rede zur Verfassungsfeier am 11. August 1928, erstveröffentlicht als Broschüre, Hamburg 1929 (ECW 17, S. 291–307). Vgl. dazu Toni Cassirer, Mein Leben mit Ernst Cassirer, S. 178–181, sowie Thomas Meyer, Ernst Cassirer, S.151 f. 224 Gemeint ist der Ruf nach Frankfurt. Siehe den folgenden Brief Cassirers an Goldstein, 10. Juli 1928, mit Anm.

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Am 20. Juni 1928 erhielt Cassirer einen Ruf an die Universität Frankfurt (vgl. Toni Cassirer, Mein Leben mit Ernst Cassirer, S. 170–178 sowie Thomas Meyer, Ernst Cassirer, S. 109–112), entschied sich jedoch nicht zuletzt auf Grund der Bindungen an die Bibliothek Warburg dafür, in Hamburg zu bleiben. 226 Warburg schrieb am 23. Juni 1928 einen Artikel im Hamburger Fremdenblatt (Nr. 173): Ernst Cassirer. Warum Hamburg den Philosophen Cassirer nicht verlieren darf, den er als Sonderdruck an zahlreiche einflußreiche Personen versandte. Auch Hamburgs Erster Bürgermeister setzte sich, wie viele andere Hamburger Persönlichkeiten, für das Verbleiben Cassirers in Hamburg ein (vgl. Toni Cassirer, Mein Leben mit Ernst Cassirer, S. 173). 227 Siehe den Brief de Chapeaurouges an Cassirer vom 23. Juni 1928. 228 Häufig frequentierter Urlaubsort der Cassirers im Engadin (Schweiz). 229 Siehe Anm. 222. 230 Lynkeus, der Luchsäugige: Figur der griechischen Mythologie, die durch Mauern sehen konnte, sowie in Goethes Faust II Verkünder der Ankunft Helenas. 231 Vgl. hierzu auch die Ausführungen Aby Warburgs im Tagebuch der K. B. W. vom 5. September 1928, S. 339 f. 232 Siehe Anm. 226. 233 Siehe Anm. 223. 234 Alexander Zinn. 235 Von November 1928 bis Juni 1929 reiste Aby Warburg in Begleitung seiner Assistentin Gertrud Bing durch Italien, logierte für einige Monate im Palast-Hotel in Rom, arbeitete an seinem Bilderatlas und hielt einen Vortrag in der Biblioteca Hertziana (Januar 1929). 236 Heinz Cassirer und seine Frau Eva, geb. Feith, die 1928 geheiratet hatten. 237 Bezug auf den Geburtstag Goldsteins am 6. November. 238 I costumi teatrali per gli Intermezzi del 1589: I disegni di Bernardo Buontalenti e il ›Libro di conti‹ di Emilio de’ Cavalieri, in: Atti dell’Accademia del R. Istituto Musicale di Firenze, 1895: Commemorazione della Riforma Melodrammatica, S. 103–146, wieder abgedruckt in: Aby Warburg, Die Erneuerung der heidnischen Antike. Kulturwissenschaftliche Beiträge zur Geschichte der europäischen Renaissance. Mit einem Anhang unveröffentlichter Zusätze (Gesammelte Schriften, hrsg. von der Bibliothek Warburg, Bd. I), Leipzig / Berlin 1932, S. 259–300 u. 394–434 (Anhang). 239 Siehe Anm. 219. 240 Lorenzo Bianchi. Vgl. auch Warburgs Eintragung im Tagebuch der K. B. W. vom 13. Oktober 1928, S. 349. 241 Warburg hat Nietzsches Topos vom »guten Europäer« (vgl. Nietzsche, Die fröhliche Wissenschaft, 5. Buch, § 357–58) zur Charakterisierung der europäischen Renaissance verwendet. Siehe z. B. Aby Warburg, Italienische Kunst und internationale Astrologie im Palazzo Schifanoja zu Ferrara (1912), in: ders., Gesammelte Schriften, hrsg. von Gertrud Bing unter Mitarb. von Fritz Rougemont, Leipzig / Berlin 1932, Bd. 1, 459–481, S. 479. 225

Anmerkungen

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Möglicherweise Reise nach Frankfurt. Cassirer hielt am 3. Oktober 1928 dort einen Vortrag. Auf dem Deckblatt des Konvoluts mit Entwürfen dazu (Beinecke Rare Book and Manuscript Library, Box 40, Folder 783) steht von Cassirers Hand: »Der Gegensatz von „Geist“ und „Leben“ / in der modernen philosophischen Anthropologie / Vortrag: Frankfurt a / M.; 3. X. 28. / (Paralipomena).« 243 Vgl. Individuum und Kosmos in der Philosophie der Renaissance (ECW 14), S. 85–87, 113–115, 215–219. 244 Giordano Bruno, Spaccio de la bestia trionfante, Paris 1584. Das Werk enthält eine allegorische Darstellung der Reinigung der menschlichen Seele von der ihr innewohnenden triumphierenden Bestie – Unwissenheit, Aberglaube und Angst –, in der Zeus eine Reform der zu allzumenschlichen Missetaten geneigten Götter ankündigt, eine Reform, die mit astrologischen Veränderungen einhergeht. 245 In der Teilnehmerliste des Kongresses ist Benedetto Croce nicht verzeichnet. Das Einverständnis, Croce zum Kongreß einzuladen, und die Bitte, Dessoir zuvor zu fragen, telegrafiert Cassirer Warburg am selben Tag nach Rom. 246 Warburg hat Toni Cassirer am 6. März 1929 aus Rom geantwortet und über seine Forschungen u. a. zu Giordano Bruno berichtet. Die »Postkarte aus Frankfurt« konnte bislang nicht aufgefunden werden. 247 Gemeint sind seine Forschungsarbeiten zu Giordano Bruno. 248 Warburg war Mitglied im Verein zur Erhaltung des Kunsthistorischen Instituts in Florenz. In Rom erhielt er einen vom 25. Februar 1929 datierten Brief aus Berlin von Theodor Lewald, in dem dieser berichtete, daß der Vereinsvorsitzende Wilhelm von Bode den Vertrag des angesehenen Institutsdirektors Heinrich Bodmer (1885–1950) nicht zu erneuern gedenke. Der Anlaß waren Bodmers Forderungen bezüglich seiner finanziellen Entschädigung und Widerstände in Berlin gegen weitere Zahlungen an einen ausländischen Staatsbürger (Bodmer war Schweizer). Die Situation spitzte sich bis zum 21. April zu, als Bodmer dann für drei weitere Jahre in seinem Amt bestätigt wurde. Der Vorgang wird dokumentiert in der Mappe Bodmer, in: Verein zur Erhaltung des Kunsthistorischen Instituts Florenz, Mitarbeiter des Instituts, Personalia, 1912–1945, III / VK I 023, Zentralarchiv der Staatlichen Museen zu Berlin. 249 In der ursprünglichen Organisation von Warburgs Bibliothek waren im ersten Stock unter dem Terminus Orientierung Bücher über Anthropologie und Religionswissenschaft, Philosophie, Geschichte der Naturwissenschaft, Symboltheorie und Ausdruckspsychologie versammelt. – Warburg spielt auf Cassirers handschriftliche Widmung in dem Warburg geschenkten Exemplar von Cassirers 2. Band der Philosophie der symbolischen Formen über das mythische Denken an. Dort schreibt Cassirer: »Dem Führer auf dem Wege der geistigen Orientierung, Prof. A. Warburg, in dankbarer Verehrung / Hamburg, 15. II. 25 Ernst Cassirer«. Das Buch ist in den Archives of the Warburg Insitute, London aufbewahrt. Vgl. auch Aby Warburg, Tagebuch der Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Warburg, S. 498: »Habe mir etwas die Definition unserer K. B. W. überlegt: die Bibliothek als Universal-energe242

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tisches Orientierungs-Institut vom abstrakten Problem bis zur praktischen Lesehilfe.« (Warburgs Eintrag vom 4. August 1929) 250 Warburg kontrastierte bildhafte Ursachensetzung, etwa den astrologischen Glauben an dämonische Kräfte der Sterne, mit naturwissenschaftlicher Kausalität in der Astronomie; siehe: Brief an Fritz Schumacher, Florenz, 2. Oktober 1927, abgedruckt in: Aby Warburg: Bildersammlung zur Geschichte von Sternglaube und Sternkunde im Hamburger Planetarium, hrsg. v. Uwe Fleckner et al., Hamburg 1993, S. 43–44. Dort (S. 44) spricht Warburg von dem Projekt einer »Kritik der reinen Unvernunft als Wissenschaft von der Zweckmäßigkeit der bildlichen Ursachensetzung« oder der »Funktion der menschlichen Phantasie im geistigen Orientierungsprozeß«. Zur Zeit des Briefes aus Rom (6. April 1929) arbeitete Warburg intensiv an seinem Projekt des Bildatlasses Mnemosyne, der das Nachleben früher Denkformen in der modernen Welt dokumentieren sollte. Er rechnete mit einem baldigen Abschluß und schrieb am 8. April 1929 in seinem Tagebuch zu dem Mnemosyne-Projekt: (nur noch 3 Monate!). Vgl. Warburg, Tagebuch der Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Warburg, Berlin 2001, S. 434. Das Projekt war bei Warburgs Tod im Oktober des Jahres noch unvollendet. Die Entwürfe wurden von Martin Warnke aus dem Nachlaß herausgegeben: Warburg, Der Bildatlas. Mnemosyne, Berlin 2000. 251 Siehe oben den Brief Warburg an Ernst und Toni Cassirer, 6. September 1928. 252 Der Brief an Richard Salomon datiert vom 12. März 1929. Warburg schreibt: »[…] Mein Kummer bleibt jedoch, dass die Fakultät in ihrem unverbesserlichen Mangel an Instinkt und Klugheit immer noch nicht begriffen hat, dass ohne ein speziell nach Rom gerichtetes Fernglas, auf Deutsch durch eine archaeologische Professur, das Institut ein trauriges Krüppelding bleibt. Ich habe hier im Laufe des Winters Zeit gehabt zu erfahren, dass unser Institut in Europa eine nicht nur von innen heraus berechtigte, sondern auch von aussen erstaunlich anerkannte Bedeutung besitzt. Ich nehme es nicht leicht wenn ich, von der Endstation auf mein Leben zurückblickend, mir sagen muß, dass alle subjektiven und objektiven Anstrengungen weder den Hamburger Senat noch die Universität zu der Einsicht haben bringen können, dass sie der K. B. W., die eine freiwillige Schöpfung ist, um jeden Preis zu Hilfe kommen, (was eben nur durch eine archaeologische und religionswissenschaftliche Professur geschehen könnte) so erfüllt mich eine tiefe Verachtung vor der senilitas praecox einer so jungen Universität, die selbst aus dem freien guten Willen einer unakademischen Bevölkerung erwachsen den Mut nicht besitzt zu der nötigsten Ergänzung eines der Universität in ungewöhnlichem Masse zu Hilfe kommenden Instituts, das jetzt etwas ganz wesentliches nach aussen und innen bedeutet. Wenn Cassirer nicht in Hamburg, und ich 10 Jahre jünger wäre und nicht so leidend, weiss ich nicht, ob ich der Versuchung widerstehen würde, mein Institut nach Rom zu verlegen. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir mitteilten, ob der klare Vorstoss, den die philosophische Fakultät versucht hat, die träge Masse der Klüglinge in Bewegung versetzt hat.« Der Brief befindet sich in den Archives of the Warburg Institute, London.

Anmerkungen

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Gemeint ist das Liebesverhältnis Gertrud Bings und Fritz Saxls, der seit 1913 mit Elise Bienenfeld verheiratet war. Vgl. dazu Thomas Meyer u. Martin Treml, Gertrud Bing – ein intellektuelles Porträt, in: Trajekte. Zeitschrift des Zentrums für Literaturforschung Berlin 10, 5. Jahrg., April 2005, S. 17–22. 254 Zu Cassirers Berufung nach Frankfurt siehe den Brief Cassirers an Goldstein, 10. Juli 1928. 255 Georg Misch, Lebensphilosophie und Phänomenologie wurde zuerst im Philosophischen Anzeiger (1929 und 1930) abgedruckt, dann separat Leipzig 1930, 2. Aufl. 1931. 256 Die Davoser Hochschulkurse hatten 1928 erstmals stattgefunden. Sie waren dem Gedanken der europäischen Verständigung verpflichtet und umfaßten Vorlesungen, Diskussionen und Seminare. Im März / April 1929 nahmen Cassirer und Heidegger an den II. Davoser Hochschultagen teil, ihr Zusammentreffen am 26. März 1929 ging als »Davoser Disputation« in die Philosophiegeschichte ein. Ein Protokoll der Debatte wurde publiziert als Davoser Disputation zwischen Ernst Cassirer und Martin Heidegger, in: Martin Heidegger, Gesamtausgabe, Abt. 1, Bd. 3, Frankfurt/M. 1991, S. 274–296. Cassirers Davoser Vorträge erscheinen in ECN 17: Davoser Vorträge. Über Hermann Cohen, in Vorbereitung. 257 Philosophische Gesellschaft Hamburg (Ortsgruppe der Kant-Gesellschaft). 258 Friedrich Zucker, Syneidesis – Coscientia: Ein Versuch zur Geschichte des sittlichen Bewußtseins im griechischen und im griechisch-römischen Altertum. Rede gehalten zur Feier der akademischen Preisverteilung am 16. Juni 1928 im Volkshaus zu Jena, mit einer Chronik der Universität Jena für das Jahr 1927 / 28 (Jenaer akademische Reden 6), Jena 1928. 259 Band 3 der Philosophie der symbolischen Formen. 260 Der von Hermann Noack erarbeitete Indexband der Philosophie der symbolischen Formen erschien Berlin 1931. 261 Vgl. ECW 13, S. 465 f. und Anm. 158. 262 Wahrscheinlich zum 100. Todestag am 14. November 1931. 263 Panofsky verbrachte das akademische Jahr 1931 / 32 an der New York University in den USA. 264 Nach Dieter Wuttke (D. Wuttke [Hrsg.], Erwin Panofsky. Korrespondenz 1910–1968. Eine kommentierte Auswahl in fünf Bänden. Band I: Korrespondenz 1910–1936, Wiesbaden 2001, S. 390), handelt es sich vermutlich um Werner Richter (1887–1960), Ministerialdirigent im Preußischen Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung, sowie um eine Anspielung auf Überlegungen bezüglich eines Listenplatzes Panofskys in einem Berufungsverfahren 1929 in Berlin und den Ruf nach Heidelberg, den Panofsky ablehnte. 265 Goldschmidt hat im Frühjahr 1931 ein Seminar an der New York University abgehalten. – Siehe Karen Michels, Transplantierte Kunstwissenschaft. Die deutschsprachige Kunstgeschichte im amerikanischen Exil, Berlin 1999 (Studien aus dem Warburg-Haus, Bd. 2), S. 55. 266 B. W. = Bibliothek Warburg. Wind hielt einen Vortrag zum Thema Humanitätsidee und heroisiertes Porträt in der englischen Kultur des 18. 253

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Jahrhunderts, in: Vorträge der Bibliothek Warburg 1930–31. England und die Antike, Leipzig / Berlin 1932, S. 156–229. Die damalige Finanzkrise führte zu Kürzungen in den Aktivitäten der Bibliothek. 267 Gerhart Hauptmann, Die Hochzeit auf Buchenhorst, Berlin 1932. 268 Am 1. März 1932 hielt Hauptmann anläßlich des 100. Todestages Goethes in der Columbia University in New York sowie im McMillin Theater der Columbia University, am 4. März 1932 an der Harvard University, Cambridge, Mass., am 8. März 1932 in der Memorial Continental Hall, Washington und am 10. März 1932 in der Peabody Hall, Baltimore eine Rede. Die Rede an der Columbia University ist abgedruckt in: The Germanic Review 7 (1932), S. 101–22. 269 Am 7. April 1933 wurde das »Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums« erlassen, das u. a. verfügte, daß Beamte nicht-arischer Abstammung in den Ruhestand versetzt werden mußten. 270 Kurd Laßwitz schrieb u. a. die Geschichte der Atomistik vom Mittelalter bis Newton, 2 Bde., Hamburg / Leipzig 1890, mit der Cassirer häufiger gearbeitet hat. 271 In einem Brief vom 8. Mai 1933 berichtete Gertrud Bing Cassirer von einem Haus mit der Inschrift »Humanität sei unser ewig Ziel!« Der Brief ist archiviert in der Beinecke Rare Book and Manuscript Library, Yale University, GCP 0935–01. 272 Fritz Saxl. 273 University in Exile, New York, jetzt The New School for Social Research. 274 Die Einladung des All Souls College in Oxford nahm Cassirer an. 275 Vermutlich geht es um die Klärung von Cassirers materieller und rechtlicher Zukunft, nachdem er zunächst für das Sommersemester 1933 lediglich beurlaubt worden war: Mit Einschreiben vom 28. Juli 1933 teilte die Hamburger Landesunterrichtsbehörde, Abteilung Hochschulwesen, Cassirer nach Wien das Datum seiner Versetzung in den Ruhestand »auf Grund § 3 des Reichsgesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 7. April 1933« mit Ablauf des 31. Oktober 1933 mit und informierte ihn über sein Ruhegehalt. Am 8. August erfuhr er ebenfalls vom »Hochschulwesen«, »dass gegen die von Ihnen beabsichtigte Übernahme von Gastvorlesungen an dem All Souls College in Oxford Bedenken nicht zu erheben seien«. Die Auszahlung des Ruhegeldes war jedoch an die Beibehaltung des Wohnsitzes bzw. dauernden Aufenthaltes im Deutschen Reich gebunden, weshalb Cassirer am 31. Oktober 1933 aus Oxford meldete, er habe »meinen Wohnsitz in Hamburg nicht aufgegeben und mein Hamburger Haus weder vermietet noch veräussert; auch bin ich in Hamburg nach wie vor unbeschränkt vermögenssteuerpflichtig und einkommensteuerpflichtig«. Auf der Rückseite dieses Briefes, der am 2. November in Hamburg einging, verfügte der zuständige Beamte: »Da Professor Cassirer Hamburg als Wohnsitz nicht aufgegeben hat und nicht aus den Umständen eine gegenteilige Absicht zu entnehmen ist, ist das Ruhegehalt an ihn vorläufig zu zahlen.« (StA HH, HW-DPA, I 146, Bd. 2).

Anmerkungen

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In einem Brief vom 28. Juli 1933 (Archives of the Warburg Institute, London) bittet Saxl Cassirer um die Angabe, welche Publikationen er für die nächsten drei Jahre im Rahmen der Bibliothek Warburg vorgesehen hat. 277 Die Platonische Renaissance in England und die Schule von Cambridge, Leipzig / Berlin 1932 (Studien der Bibliothek Warburg, Bd. 24), jetzt in ECW 14. 278 Siehe den Brief Ernst und Toni Cassirers an Erwin Panofsky, 31. Juli 1933. 279 Gemeint ist Åke Petzäll, Logistischer Positivismus. Versuch einer Darstellung und Würdigung der philosophischen Grundanschauungen des sog. Wiener Kreises der wissenschaftlichen Weltanschauung, Göteborg 1931 (Göteborgs högskolas årsskrift 37,3) sowie vermutlich ders., Begreppet medfödda idéer i 1600-talets filosofi med särskild hänsyn till John Lockes kritik, Göteborg 1928 (Göteborgs högskolas årsskrift 34,3). 280 Siehe unten, Anm. 314. 281 Conrad Pineus. Die Cassirers wohnten bis zum 1. September 1933 bei Conrad Pineus in der Viktoriagatan 17. 282 Toni Cassirer zitiert diesen Brief in Mein Leben mit Ernst Cassirer, S. 123: »Sehr verehrter Herr Professor. Als wir uns vor längerer Zeit in Hamburg in der Straßenbahn trafen, konnte ich Ihnen nur durch einen Händedruck andeuten, wie sehr ich es bedauerte, daß Ihre erfolgreiche Tätigkeit in Hamburg ein Ende finden sollte. Jetzt möchte ich Ihnen mein lebhaftes Bedauern doch noch einmal schriftlich aussprechen. Eine Philosophieprofessur in Hamburg hatte ich seiner Zeit lange vergeblich erstrebt. Als sie endlich bewilligt war, freute ich mich sehr, in Ihnen einen so hervorragenden Vertreter für sie gewinnen zu können. Sie waren jahrelang ein Stolz unserer Universität. Ich brauche Ihnen das nicht besonders zu bestätigen. Vielleicht darf ich es Ihnen heute doch noch einmal aussprechen. Stets der Ihre W. v. Melle«. 283 1933 setzte das Direktorium der hebräischen Universität Jerusalem ein Komitee (Survey Committee of the Hebrew University of Jerusalem) ein, das zwei Aufgaben hatte: zum einen die Rettung jüdischer Gelehrter in Europa, zum anderen die systematische Erneuerung der Universitätsverwaltung. Den Vorsitz des Komitees hatte Sir Philip Hartog. In der Kritik stand Judah Leon Magnes, der ab 1925 Kanzler und ab 1935 Präsident der Universität war (auch Einstein, der zu den Gründern der Universität gehörte, war ein scharfer Kritiker Magnes’). Zur Beurteilung der Situation an der Jerusalemer Universität wurden zahlreiche Personen befragt und im abschließenden Bericht schließlich die Abschaffung der Position des Kanzlers empfohlen. 284 Adolf Fraenkel. 285 Max Cassirer. 286 Kurt Goldstein. 287 Geheeb emigrierte 1934 in die Schweiz und gründete in der Nähe von Genf die Ecole d’Humanité in Versoix, später in Goldern-Hasliberg. 288 Es handelt sich vermutlich um Rettungsaktionen für durch die Nationalsozialisten vertriebene Akademiker, die nach Großbritannien emigrieren wollten. Am 24. Mai 1933 wurde in London eine Organisation gegründet, um 276

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Anhang

diesen Personen zu helfen: der Academic Assistance Council, dessen Präsident von 1933–1937 der Physiker Lord Ernest Rutherford (1908 Nobelpreisträger für Chemie) war. Aus dem AAC ging 1936 die Society for the Protection of Science and Learning hervor. Cassirer arbeitete seit 1933, auch nach seiner Übersiedlung in die USA, mit dieser Organisation zusammen. Er war am 3. Mai 1934 in London für Gespräche beim AAC (siehe Cassirer an Kristeller, 4. Mai 1934). 289 Wahrscheinlich Anni Levy, von 1924–1926 Mitarbeiterin der Odenwaldschule. Sie lebte zu dieser Zeit in Oxford. 290 Am 17. April 1934 hielt Geheeb eine Rede bei der Aufnahme der Arbeit an der neu gegündeten Schule. Ihre Kernaussage lautete:»Im bescheidenen Rahmen unserer Schule […] wollen Abend- und Morgenland einander begegnen, – und wenn es uns gelingt, zu verwirklichen, was mir vorschwebt, so werden wir in einigen Jahren weder eine französische, noch eine deutsche, noch eine englische, noch eine schweizerische Schule sein, sondern die Schule der Menschheit.« Ansprache von Paul Geheeb an seine Mitarbeiter und Zöglinge anlässlich der Aufnahme seiner erzieherischen Arbeit in Versoix am 17. April 1934, in: Schweizer Erziehungsrundschau 7 (1934), S. 296–299. 291 Geno(veva) Hartlaub, Tochter des Kunsthistorikers und Museumsdirektors Gustav Friedrich Hartlaub und Schülerin an der Odenwaldschule (1934 Abitur), konnte aufgrund der Entlassung ihres Vaters durch die Nationalsozialisten in Deutschland nicht studieren. 292 Der Rhodes Trust ist eine Stiftung von Cecil Rhodes und vergibt seit 1903 Stipendien für einen Studienaufenthalt in Oxford. 293 Gemeint ist Eduard Spranger. Spranger und Geheeb waren lange miteinander in Kontakt. Siehe Martin Näf, Paul und Edith Geheeb-Cassirer, 2006, 243 f. In seinem Beitrag März 1933 (in: Die Erziehung, 8. Jg. 1932 / 33, Aprilheft 1933, S. 401–408) begrüßte Spranger den Nationalsozialismus und distanzierte sich von der Weimarer Republik. Eduard Sprangers Berufung an die Universität Zürich im Jahre 1933 zerschlug sich durch die Haltung des Regierungsrats. Siehe dazu Martin Näf, Paul und Edith Geheeb-Cassirer, Gründer der Odenwaldschule und der Ecole d’Humanité. Deutsche, Schweizerische und Internationale Reformpädagogik 1910–1961, Weinheim und Basel 2006, S. 420 f. 294 »Wer sich Knall und Fall / ihm selbst zu leben / nicht entschließen kann / der lebet andrer Sklav auf immer.« Gotthold Ephraim Lessing, Nathan der Weise, 2. Aufzug, 9. Auftritt. 295 Paul Oskar Kristeller unterrichtete an der Yale sowie der Columbia University und hatte 1944 / 1945 engen Kontakt zu Cassirer, den er bereits während seiner Studienzeit in Deuschland über Ernst Hoffmann – Kristellers akademischen Lehrer und Freund Cassirers – kennengelernt hatte. Cassirer hat Kristellers Buch The Philosophy of Marsilio Ficino, New York 1943, umfangreich besprochen: Ficino’s Place in Intellectual History, in: Journal of the History of Ideas 6 (1945), S. 483–501 (ECW 24, S. 613—635). 296 Bei dieser Festschrift handelt es sich nicht um Philosophy and History. Essays presented to Ernst Cassirer, hrsg. von Raymond Klibansky und

Anmerkungen

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Herbert James Paton, Oxford 1936, sondern um eine weitere, maschinenschriftlich hergestellte Festschrift, die in erster Linie Beiträge von Cassirers Schülern enthielt. Darunter waren u. a. Texte von Raymond Klibansky, Paul Oskar Kristeller, Leo Strauss, Eric Weill sowie von Benedetto Croce. Vgl. auch den Brief Cassirers an Kristeller, Strauss und andere, 29. Juli 1934. Croce bat Klibansky, seinen Beitrag, der für Philosophy and History vorgesehen war, zurückzuziehen und in der Festschrift der Schüler Cassirers abzudrucken, weil ein Beitrag von Giovanni Gentile in der Oxforder Festschrift erscheinen sollte. Gentile schloß sich dem Faschismus an, während Croce Antifaschist war. Einer mündlichen Mitteilung Klibanskys zufolge wollte Gentile durch seinen Festschriftbeitrag auch zeigen, daß er kein Antisemit war. Von der SchülerFestschrift ist kein Exemplar erhalten. 297 Die Bibliothek wurde am 28. Juni 1934 in London wiedereröffnet. Cassirer hat im Mai 1934 (vermutlich am 30.), noch vor der offiziellen Wiedereröffnung, dort einen Vortrag gehalten. In einem Telegramm schreibt Saxl an Cassirer: »Freude auf C’s Vortrag, S. bittet um informellen Überblick über Entwicklung der philosoph.-naturwiss. Begriffe im 16. Jh., Vortrag möglichst 30. Mai.« (Warburg Institute Archives, GC, 17 / 05 / 1934). Cassirer antwortet: »Die Wahl des Themas ist mir sehr recht – das einzige Bedenken, was ich habe und was ich auch Sie nochmals zu erwägen bitte, ist dies, daß ich bei diesem Thema den Inhalt meiner Londoner Vorlesungen [laut Annual Report des Warburg Institute: ›The New Ideal of Truth in the Seventeenth Century‹, 3 lectures autumn 1934] in gewisser Weise antizipieren muss. Das könnte eventuell als eine Unhöflichkeit gegen die Universität erscheinen und ausserdem kommt ja für beide Vorlesungen z. T. in gewissem Sinn der gleiche Hörerkreis in Frage. Das Dilemma wäre zu vermeiden, wenn ich über die Entwicklung des Naturbegriffs in der Metaphysik des 16. u. 17. Jahrhunderts (Giordano Bruno, Descartes, Spinoza u. s. f.) spräche – die beiden Vorträge würden sich dann kaum überschneiden, würden [sich] eher ergänzen. Aber ich überlasse die Entscheidung ganz Ihnen, da der Vortrag sich ja vor allem Ihrem Gesamtplan einfügen soll.« (Warburg Institute Archives, GC, 18 / 05 / 1934). 298 Am 14. und 19. Juni hielt Cassirer im University College in London Vorträge über The Origin of the Modern Concept of Nature in the Philosophical and Scientific Thought of the Renaissance. Ab dem 5. Juli wohnten die Cassirers in Wien bei ihren Verwandten, Max und Edith Waller, Wien VI, Dreihufengasse (heute: Franz-Lehar-Str.) 11. (Cassirer an Geheeb, 5. Juli 1934; Cassirer an Saxl, 9. Juli 1934.). Die Cassirers könnten somit zwischen dem 20. Juni und 4. Juli in Paris gewesen sein. 299 Die Verschwörung des Claudius Civilis wurde von Rembrandt in den Jahren 1661 und 1662 gemalt. Es ist das größte je von Rembrandt gemalte Ölgemälde und befindet sich im Besitz des Nationalmuseums Stockholm. Es stellt den Aufstand der Bataver gegen die Römer dar. Warburg hielt am 29. Mai 1926 in Hamburg den Vortrag Italienische Antike im Zeitalter Rembrandts, in dem er auf dieses Bild einging. Der Vortrag wurde nicht publiziert. Zum Inhalt des Vortrags s. den Abschnitt Der Vortrag über Rembrandt in Ernst H. Gombrich, Aby Warburg, Eine intellektuelle Biographie, übers. v. Matthias

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Fienbork, Hamburg 1992, S. 307–322. Warburg ließ eine Kopie des Gemäldes anfertigen, die Ende 1926 in Hamburg eintraf. Sie hängt heute im Common Room des Warburg Institute in London. Cassirer spielt hier auf die K. B. W. als geistige Verschwörungsgemeinschaft an. 300 Cassirer hat im Februar 1935 im Warburg Institute, 3 Thames House, einen Vortrag über »Descartes, Leibniz, and Vico« gehalten. In der Yale Beinecke Bibliothek finden sich Notizen für diesen Vortrag (Box 38, Folder 744–45). Auf dem Bogen um das Konvolut steht in Cassirers Handschrift: »Descartes – Leibniz – Vico / Übungen: Januar – Februar 1935 / London, Warburg Institute«. Die Notizen enthalten einen bibliographischen Hinweis auf Whittaker, Vico’s new Science of Humanity (T. Whittaker, Vico’s New Science of Humanity (I.), in: Mind, New Series 35 (1926) 137, S. 59–71; II.: Nr. 138, 204–221; III.: Nr. 139, 319–336. 301 Zum Verhältnis zwischen Cassirer und Albert Schweitzer siehe Toni Cassirer, Mein Leben mit Ernst Cassirer, S. 239–243. 302 Der Begriff der Philosophie als Problem der Philosophie, aus dem Nachlaß veröffentlicht in ECN 9, S. 141–165. 303 Der Zweite Internationale Kongress für Einheit der Wissenschaft fand vom 21.–26. Juni 1936 in Kopenhagen statt. 304 Erster Internationaler Kongress für Einheit der Wissenschaft in Paris 1935 (Congrès international de philosophie scientifique), in: Erkenntnis 5 (1935), S. 377–428; Prager Vorkonferenz der Internationalen Kongresse für Einheit der Wissenschaft 1934, in: Erkenntnis 5 (1935), S. 1–204. 305 Das Werk Saturn und Melancholie – Studien zur Geschichte der Naturphilosophie und Medizin, der Religion und der Kunst haben Raymond Klibansky, Erwin Panofsky und Fritz Saxl gemeinsam erarbeitet. Es basiert auf einer 1923 von Erwin Panofsky und Fritz Saxl unter dem Titel Dürers ›Melencolia I‹. Eine quellen- und typengeschichtliche Untersuchung als Band 2 der Studien der Bibliothek Warburg veröffentlichten Schrift, geht aber mit der Darstellung der historischen Entwicklung des Melancholiebegriffs und der Saturnvorstellungen von der Antike bis an die Schwelle der Moderne weit über die Dürer-Studie hinaus. Der Stehsatz des 1939 fast fertigen Buches Saturn und Melancholie ging im Zweiten Weltkrieg verloren; Klibansky und Panofsky erstellten, von einem erhalten gebliebenen Fahnenabzug ausgehend, eine weiterentwickelte englische Fassung, die 1964 erscheinen konnte (Saturn and Melancholy. Studies in the History of Natural Philosophy, Religion, and Art, London); erst 1990 erschien das Werk in Frankfurt /Main in deutscher Übersetzung. Zur Geschichte des Buches s. das Vorwort zur englischen Ausgabe. 306 Aus dem Nachlaß veröffentlicht in: Donald Phillip Verene (Hrsg.), Symbol, Myth, and Culture. Essays and Lectures of Ernst Cassirer 1935–1945, New Haven und London 1979, S. 64–91. Der Text wird ebenfalls veröffentlicht in ECN 7. 307 Siehe Anm. 296. 308 Der Brief Gertrud Bings an Toni Cassirer datiert vom 24. März 1936 und wird in der Beinecke Rare Book and Manuscript Library, Yale University (Bein. 355,2,31) aufbewahrt. Während der seit 1984 in den USA lebende Bru-

Anmerkungen

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der Aby Warburgs, Felix M. Warburg, sich für eine Umsiedlung der Bibliothek in die USA einsetzte, unterstützte der Hamburger Teil der Familie den Verbleib in London. Aufgrund von Sicherheitsbedenken stimmte Felix schließlich dem Verbleib in London zu, stellte jedoch seine finanziellen Zuwendungen ein. Geplant war daraufhin, so berichtet Bing, eine Finanzierung zu ¾ aus englischen Mitteln und zu ¼ aus Mitteln der Familie Warburg. 309 Critical Idealism as a Philosophy of Culture. Siehe Anm. 306. Cassirer hielt den Vortrag in der Bibliothek des Warburg Institutes und nahm zur Illustration dessen, was er unter der Grammatik symbolischer Formen verstand, auf die Anordnung der Bücher in der Bibliothek Bezug. Er ging auf die Grundideen und Methodik der Forschungen Warburgs ein und schloß mit einer Erinnnerung an seinen ersten Besuch in der K. B. W. 1920 in Hamburg (vgl. Donald Phillip Verene (Hg.), Symbol, Myth, and Culture. Essays and Lectures of Ernst Cassirer 1935–1945, New Haven und London 1979, S. 64–91, S. 77–79 und S. 90 f.). 310 Cassirer erhielt den Ehrendoktortitel in Glasgow am 17. Juni 1936. Aufgrund einer Erkrankung Tonis mußten die Cassirers auf dem Rückweg in Berlin Station machen und fuhren dann nach Schweden zurück. Den angekündigten Vortrag über Kausalität hat er nicht gehalten. Siehe hierzu Toni Cassirer, Mein Leben mit Ernst Cassirer, S. 253 f. 311 Siehe ECN 9, S. 154–156. 312 Albert Schweitzer, Kulturphilosophie, München 1923 ff. Teil 1: Verfall und Wiederaufbau der Kultur, Teil 2: Kultur und Ethik. Teil 3: Die Weltanschauung der Ehrfurcht vor dem Leben ist 1999 f. von Claus Günzler und Johann Zürcher aus dem Nachlaß herausgegeben worden. 313 Der Zweite Internationale Kongress für Einheit der Wissenschaft fand vom 21.–26. Juni 1936 in Kopenhagen statt. Siehe auch den Brief Neuraths an Cassirer vom 20. April 1936 sowie Cassirers Antwort vom 12. Mai 1936 und Neuraths Brief an Cassirer vom 16. Mai 1936. 314 Die »beabsichtigte erkenntnistheoretische Arbeit«, von der Reichenbach spricht, ist vermutlich das Manuskript Ziele und Wege der Wirklichkeitserkenntnis (ECN 2, siehe dazu den Brief Cassirers an Bermann Fischer, 27. Juni 1938); der Beitrag mit der »Kritik der Wiener Schule« für die Erkenntnis ist nicht publiziert worden. Cassirer führt die kritisch-würdigende Auseinandersetzung mit der Philosophie des Wiener Kreises aber im Umfeld der Vorlesungen über Kulturphilosophie von 1929. Ein Teil der Kritik des Wiener Kreises befindet sich in den Blättern VIII und X »Zur Objektivität der Ausdrucksfunktion«, die in ECN 5, S. 163–178 und 187–200 abgedruckt sind. Weitere Mss. zu diesem Thema werden unter dem Titel »Ausdrucksphänomen und ›Wiener Kreis‹« in ECN 4 publiziert. Diese Mss. (»Realitätskriterium des Wiener Kreises«, »Ausdrucksfunktion – 1)«, »Zur Einführung«, »Zur Relativität der Bezugssysteme 5.1 und 5.2.)« enthalten vergleichbare Auseinandersetzungen wie in ECN 5 mit Carnap, Russell und Popper. Vgl. dazu auch J. M. Krois, Ernst Cassirer und der Wiener Kreis, in: Friedrich Stadler (Hg), Elemente moderner Wissenschaftstheorie (Veröffentlichungen des Instituts Wiener Kreis, Bd. 8), Wien / New York 2000, 105–121.

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Experience and Prediction. An Analysis of the Foundations and the Structure of Knowledge, Chicago 1938. 316 Hans Reichenbach, Logistic Empiricism in Germany and the Present State of its Problems, in: The Journal of Philosophy 33 (1936), S. 141–160 (No. 6, March 12, 1936). 317 Moritz Schlick wurde am 22. Juni 1936 von einem ehemaligen Studenten (Dr. Johann Nelböck) in Wien ermordet. 318 Hans Reichenbach, Moritz Schlick †, in: Erkenntnis 6 (1936), S. 141 f.; Philipp Frank, Nachruf auf Moritz Schlick, in: Erkenntnis 6 (1936), S. 291 f.; Herbert Feigl, Moritz Schlick, in: Erkenntnis 7 (1937 / 1938), S. 393–419. 319 Siehe dazu Anm. 314. 320 Determinismus und Indeterminismus in der modernen Physik. Historische und systematische Studien zum Kausalproblem ist 1937 als Band 42, Nr. 3 (1936) in der Reihe Göteborgs högskolas årsskrift in Stockholm erschienen (ECW 19). 321 Keine Besprechung: In Erkenntnis 8 (1939 / 1940) findet sich auf S. 189 unter »Books received« nur der Eintrag: »Ernst Cassirer. Determinismus und Indeterminismus in der modernen Physik. Wettergren & Kerber, Göteborg, 1937.« 322 Cassirer bezieht sich vermutlich auf die Angriffe der sog. »Deutschen Physik« um die Experimentalphysiker Philipp Lenard und Johannes Stark gegen die moderne theoretische Physik, die sich u. a. gegen Werner Heisenberg und Max von Laue richteten. Lenard und Stark versuchten bereits seit den zwanziger Jahren, Relativitäts- und Quantentheorie als »jüdisch« aus der Physik auszugrenzen (siehe auch den Brief Cassirers an Einstein, 28. August 1920, mit Anm.), und bemühten sich nach 1933 um Unterstützung im NSApparat. Die Kampagne erreichte 1936 einen Höhepunkt mit dem programmatischen Artikel Deutsche und jüdische Physik im Völkischen Beobachter (29. Januar 1936). Heisenberg reagierte mit einer Stellungnahme im selben Blatt (28. Februar 1936) und einer Denkschrift an das Reichserziehungsministerium (Heisenberg-Geiger-Wien-Memorandum, Frühjahr / Sommer 1936). Die Auseinandersetzungen zogen sich bis 1938 hin, als Heisenberg schließlich durch die Protektion Himmlers erreichen konnte, daß die Angriffe eingestellt wurden. Quellen: Alan D. Beyerchen, Scientists under Hitler. Politics and the Physics Community in the Third Reich, New Haven / London 1977, S. 141 ff.; Klaus u. Ann M. Hentschel (Hg.), Physics and National Socialism. An Anthology of Primary Sources, Basel u. a. 1996, S. LXXV ff. u. 119 ff. 323 Ende 1933 wurde die Bibliothek Warburg nach London, Thames House, transferiert, 1937 zog das Warburg Institute in die Imperial Institute Buildings, South Kensington, um und wurde 1944 Teil der University of London. 324 Im Juni 1936 machten die Cassirers eine Reise nach Schottland, wo Ernst Cassirer den Ehrendoktortitel der juristischen Fakultät der University of Glasgow entgegennahm. Auf der Rückreise erkrankte Toni in London; die nötige Operation sollte in Wien vorgenommen werden. Ihr Gesundheitszustand verschlechterte sich jedoch so sehr, daß die Operation in Berlin durchgeführt wurde. Im Anschluß erkrankte Ernst Cassirer am Herzen, später wurde 315

Anmerkungen

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schwerer Diabetes festgestellt. Vgl. dazu Toni Cassirer, Mein Leben mit Ernst Cassirer, S. 254–260. 325 Am 10. September 1936 erschien in Göteborgs handels- och sjöfartstidning der Artikel Hamburgs prövningstid von Georg Gretor (GHT, Nr. 210, S. 3 u. 13). Zusammenfassung: Der Autor beklagt in seinem Artikel den durch die Nationalsozialisten verursachten Niedergang des Gemeinwesens auf wirtschaftlicher, kultureller und sozialer Ebene. Er beschreibt, warum die Bevölkerung der »alten, friedlichen Handelsstadt« – die liberal-ökonomischen, ehrbaren Kaufleute (Mönkeberg, Petersen, Ballin) ebenso wie die weltoffenen Arbeiter (Bebel, Thälmann) – wie keine andere von den Umwälzungen getroffen wurde: Das nationalsozialistische Primat des machtpolitischen Denkens vor dem literarischen und ökonomischen stehe im schärfsten Kontrast zu Hamburger Traditionen. Der Hafen fällt im europäischen Vergleich auf Platz 3 zurück, Träger des Geisteslebens werden enteignet und ins Exil gezwungen (Warburg-Bibliothek, Mendelssohn-Bartholdy, Hamburger Bühne), gegen Arbeiter werden Prozesse wegen Hochverrats geführt. Die Ehefrau des zum Tode verurteilten Hamburger Arbeiterführers Edgar André (ihr Bild ist groß in der Mitte des Artikels abgedruckt) versucht, die Welt durch öffentliche Auftritte in europäischen Städten auf das Geschehen aufmerksam zu machen. Gretor, der das Ehepaar André in Hamburg persönlich kennengelernt hat, zitiert ihre Kopenhagener Rede, die vermutlich der Anlaß dieses Artikels ist, über mehrere Absätze. In der Darstellung des Familienunternehmens Blohm & Voss als Gewinner der Rüstungskonjunktur einerseits, doch standhaft gegen Einflußnahmen der NSDAP andererseits, schwingt möglicherweise eine gewisse Hoffnung des Autors hinsichtlich der Standhaftigkeit der Hamburger mit. Doch zweifelt er nicht daran, daß die in Hamburg bereits deutlich gewordenen ökonomischen Konsequenzen des Nationalsozialismus – Vergesellschaftung der Verluste, Privatisierung des Gewinns – in absehbarer Zeit auch andernorts spürbar würden. 326 Determinismus und Indeterminismus in der modernen Physik (ECW 19). 327 »Sic transit gloria mundi« (lat.) = So vergeht der Ruhm der Welt. 328 Raymond Klibansky. 329 José Ortega y Gasset, History as a System, in: Philosophy and History. Essays presented to Ernst Cassirer, hrsg. von Raymond Klibansky und Herbert James Paton, Oxford 1936, S. 283–322. 330 José Ortega y Gasset, La rebelión de las masas, Madrid 1930. 331 Die Cassirers verbrachten die Weihnachtsferien 1937–38 in Wien. Zu Cassirers Diabetes und dem Aufenthalt in Wien vgl. die Schilderung Tonis in Mein Leben mit Ernst Cassirer, S. 256–260. 332 Das Journal of the Warburg Institute (das nach den ersten beiden Jahrgängen 1939 als Journal of the Warburg and Courtauld Institutes fortgeführt wird) erscheint seit 1937 und veröffentlicht Aufsätze zur Kultur- und Ideengeschichte in den Bereichen Kunst, Architektur, Religion, Wissenschaft und Literatur. Zur Geschichte der Zeitschrift vgl. http://warburg.sas.ac.uk/ journal/historyjwci.htm.

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In einem Brief vom 18. Februar 1937 an Cassirer schreibt Saxl: »Wir wollen alle in den Rahmen unseres systematischen und historischen Problems gehörenden Themen in der Zeitschrift behandeln, also ebensowohl das Symbolproblem oder das Problem der Konvergenz in der Ethnographie wie das Nachleben einer bestimmten klassischen Versform im Mittelalter«. (Archives of the Warburg Institute, London). Cassirer hat jedoch nicht in der Zeitschrift veröffentlicht. 334 Winds Michelangelo-Studien wurden zu Lebzeiten nicht publiziert. Es handelt sich u. a. um einen Text mit dem Titel Die Bildersprache Michelangelos: Die Sixtinische Decke, geschrieben 1935–1936. Spätere Fassungen dieser Studien und die Geschichte der Überlieferung finden sich in der Edition von Elizabeth Sears: Edgar Wind, The Religious Symbolism of Michelangelo. The Sistine Ceiling, Oxford 2000. 335 Möglicherweise ist gemeint: Theodor Devaranne, Konfuzius in aller Welt. Ein tragisches Kapitel aus der Geschichte des Menschengeistes, Leipzig 1929. Das »Schneiderbuch« konnte nicht eindeutig nachgewiesen werden. 336 Determinismus und Indeterminismus in der modernen Physik (ECW 19). 337 Einsteins zweite Ehefrau Elsa starb am 20. Dezember 1936. 338 Determinismus und Indeterminismus in der modernen Physik (ECW 19). 339 Siehe Anm. 321. 340 Siehe Anm. 314. 341 Hans Reichenbach, Logistic Empiricism in Germany and the Present State of Its Problems, in: Journal of Philosophy 33, S. 141–160 (March 12, 1936). 342 Rudolf Carnap, Testability and Meaning, in: Philosophy of Science 3 (1936) 4, S. 419–471 und 4 (1937) 1, S. 1–40. 343 Experience and Prediction: An Analysis of the Foundations and the Structure of Knowledge, University of Chicago Press 1938. 344 Der IX. Congrès international de philosophie (Congrès Descartes) des Institut international de collaboration philosophique fand vom 31. Juli bis 6. August in Paris statt. 345 Determinismus und Indeterminismus in der modernen Physik (ECW 19). 346 Es folgt eine Schilderung des »Einstein-Podolsky-Rosen-Paradoxons«. Einstein gibt eine Paraphrase bzw. Ergänzung seines zusammen mit Podolski und Rosen veröffentlichten Textes Can Quantum-Mechanical Description of Physical Reality Be Considered Complete? (in: Physical Review 47, May 1935, S. 777–780), in dem die Autoren dieses Gedankenexperiment erstmals dargestellt haben. Einstein geht vermutlich davon aus, daß Cassirer den Text kennt. 347 Determinismus und Indeterminismus in der modernen Physik (ECW 19). 348 Gemeint ist wahrscheinlich Borns Antrittsvorlesung Some Philosophical Aspects of Modern Physics, in: Proceedings of the Royal Society of Edin333

Anmerkungen

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burgh 57 (Session 1936–1937), 1937, S. 1–18. Die übersandte Kopie ist nicht in Cassirers Bibliothek überliefert, nur Publikationen Borns aus den 1920er Jahren. 349 Nikolai Iwanowitsch Lobatschewski (1792–1856) gilt zusammen mit Janos Bolyai (1802–1860) als Begründer der nichteuklidischen Geometrie, deren Wert für die Physik jedoch erst mit der Entwicklung der Relativitätstheorie erkannt wurde. 350 Max Born, Some Philosophical Aspects of Modern Physics, 1937, S. 3: »But I doubt whether Kant would have maintained this view if he had lived a little longer. The discovery of non-Euclidean geometry by Lobatschefsky and Bolyai shook the a priori standpoint.« 351 Für Cassirer waren die apriorischen Anschauungsformen von Raum und Zeit mit der Entwicklung der Relativitätstheorie zum Teil kompatibel, da er Kant leibnizianisch interpretierte. Von vielen anderen Denkern wurde diese Kompatibilität bestritten. 352 Unter dem »Laplaceschen Dämon« versteht man die erkenntnis- und wissenschaftstheoretische Auffassung, dergemäß es möglich sei, bei Kenntnis sämtlicher Naturgesetze und aller Initialbedingungen jeden vergangenen und jeden zukünftigen Zustand zu berechnen. 353 Siehe Anm. 321. 354 Determinismus und Indeterminismus in der modernen Physik (ECW 19). 355 Cassirer beginnt die Schrift mit einer Kritik an Laplace, den er als Beispiel einer deterministischen Weltauffassung zitiert. Vgl. ECW 19, S. 9 ff. 356 Max von Laue, Über Heisenbergs Ungenauigkeitsbeziehungen und ihre erkenntnistheoretische Bedeutung, in: Die Naturwissenschaften 22 (1934), S. 439–441. Cassirer kannte diesen Text bereits. Siehe ECW 19, S. 216 mit Anm. 51 und 218. 357 Max von Laue, Die Relativitätstheorie, Bd. II: Die allgemeine Relativitätstheorie und Einsteins Lehre von der Schwerkraft, Braunschweig 1921 (Die Wissenschaft, Bd. 68), S. 42: »Es ist geradezu ein Kennzeichen für eine richtige Erkenntnistheorie, daß sie gegenüber allen Transformationen, welche das physikalische Weltbild im Laufe der Zeiten erfährt, invariant bleibt.« 358 Cassirer zitiert Wilhelm Ostwald, Vorlesungen über Naturphilosophie. Gehalten im Sommer 1901 an der Universität Leipzig, Leipzig 1902, S. 296. 359 Die Schuld. Trauerspiel in vier Aufzügen, in: Adolph Müllner, Dramatische Werke, Leipzig o. J., S. 1–87: S. 39. 2. Aufzug, 5. Auftritt: »Und – (zu Hugo tretend) erklärt mir, Oerindur, / Diesen Zwiepalt der Natur! –«. 360 Johann Wolfgang Goethe, Faust, Zweiter Teil, Zweiter Akt, Ende der Szene »Im Hochgewölbten engen gothischen Zimmer«. 361 Max von Laue, Zu den Erörterungen über Kausalität, in: Die Naturwissenschaften 20 (1932), S. 915 f. Daß Cassirer den Text gekannt hat, ist nicht nachweisbar. 362 Determinismus und Indeterminismus in der modernen Physik (ECW 19). 363 Siehe ECW 19, S. 255.

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Zur Einsteinschen Relativitätstheorie (ECW 10). Vgl. das Schlußkapitel von Determinismus und Indeterminismus: »Schlußbetrachtungen und ethische Schlußfolgerungen« (ECW 19, S. 237– 255). 366 William Ralph Inge. 367 Determinismus und Indeterminismus in der modernen Physik (ECW 19). 368 Quantentheorie. 369 Mutakallimûn: allgemeine Bezeichnung für mittelalterliche islamische Theologen. Im 9. Jahrhundert versuchten »Mutakallimûn« genannte Gelehrte die Einheitlichkeit der Welt dadurch zu beweisen, daß sie die Demokritsche Atomtheorie auch auf die Zeit bezogen: Nach ihrer Lehre entstehen Raum und Zeit durch die (göttliche) Erschaffung neuer kleinster Raum- und Zeiteinheiten. 370 Ein Hinweis auf Hönigswalds Die Grundlagen der Denkpsychologie. Studien und Analysen, Leipzig und Berlin 1925, findet sich in Determinismus und Indeterminismus nicht. Auf S. 75 und 211 (ECW 19) verweist Cassirer auf die beiden Texte Kausalität und Physik. Eine methodologische Überlegung, in: Sitzungsberichte der Preussischen Akademie der Wissenschaften. Physikalisch-Mathematische Klasse, Jahrgang 1933, Berlin 1933, S. 568–578, und Zum Begriff des Atoms. Ein Beitrag zur Theorie der Erfahrung, in: Festschrift für Paul Natorp. Zum siebzigsten Geburtstage von Schülern und Freunden gewidmet, Berlin / Leipzig 1924, S. 178–194. 371 Gleichzeitigkeit und Raum, in: Archiv für Philosophie 2 (1948), S. 67– 95. Der Aufsatz wurde in der Philosophia, die Arthur Liebert im Belgrader Exil gründete und die bis 1939 bestand, angekündigt, ist dort aber nicht erschienen. 372 Karl Vossler, Poesie der Einsamkeit in Spanien, Teil I, Sitzungsberichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Jg. 1935, H. 7; Teil II: Jg. 1936, H. 1; Teil III: Jg. 1938, H. 1. 373 Vermutlich Arnold Sommerfeld. 374 Wie sich aus der Korrespondenz des Frühjahrs 1937 entnehmen läßt, hat Cassirer sein Determinismusbuch an eine ganze Reihe von Personen verschickt, darunter auch an Frank, der es mit Verspätung erhalten hat. Da es sich bei dem angesprochenen Kongreß wahrscheinlich um den IX. Internationalen Kongreß für Philosophie, Kongreß Descartes, Paris, 1.–6. August 1937 (siehe auch den Brief Reichenbachs an Cassirer, 10. März 1937) bzw. den 3. Internationalen Kongreß für Einheit der Wissenschaften, Paris, 29.–31. Juli 1937 handelt, ist für die Datierung des Briefes der Zeitraum März-Juni 1937 anzunehmen. 375 Philipp Frank, Das Kausalgesetz und seine Grenzen, Wien 1932 (Schriften zur wissenschaftlichen Weltauffassung, Bd. 6), S. V u. 283 f. 376 Philipp Frank, Das Kausalgesetz, S. V u. 283. 377 Hugo Bergmann, Der Kampf um das Kausalprinzip in der jüngsten Physik, Braunschweig 1929 (Sammlung Vieweg, H. 98). 378 Siehe Anm. 374. 364

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Anmerkungen

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Wahrheitsbegriff und Wahrheitsproblem bei Galilei, zuerst veröffentlicht in: Scientia 62 (1937), S. 121–130 und 185–193 (ECW 22, S. 51–72). 380 Petzäll verbrachte die Jahre 1937–1939 in Paris als Direktor des Institut international de collaboration philosophique. Das Institut wurde i. J. 1937 während des IX. Internationalen Kongresses für Philosophie in Paris gegründet, um die Kommunikation und den Austausch zwischen Philosophen in verschiedenen Ländern zu unterstützen, internationale Treffen zwischen den Weltkongressen zu organisieren und bibliographische Informationen in mehreren Sprachen zu publizieren. Die Institution entstand, während sich die politischen Spannungen in Europa immer weiter zuspitzten. 381 Hans Petzäll, der zu diesem Zeitpunkt etwa 3jährige Sohn von Astrid und Åke Petzäll. 382 »älska« (schwedisch) = lieben. 383 »tycker om« (schwedisch) = gern haben / mögen. 384 »Jag tycker inte blott om honom men jag älskar honom för detta uttalande!« (schwedisch) = »Ich mag ihn nicht nur, sondern ich liebe ihn für diesen Ausspruch!« 385 Im Oktober 1937 unternahm Cassirer eine Vortragsreise nach Stockholm und Uppsala. Am 13. Oktober hielt er in der »Humanistischen Gesellschaft« der Universität Stockholm einen Vortrag über »Rousseau und Kant«, am 14. und 15. Oktober las er in den Philosophischen Gesellschaften von Stockholm und Uppsala jeweils über »Naturalistische und humanistische Begründung der Kulturphilosophie«. 386 Die Göteborgs handels- och sjöfartstidning (14. Oktober 1937) berichtete von der Veranstaltung unter der Überschrift »Vorlesung unter Polizeischutz«: »Stockholm, 14. Okt. (aus unserer Redaktion in Stockholm). Als Professor Ernst Cassirer aus Göteborg gestern abend auf Einladung der Humanistischen Vereinigung der Hochschule Stockholm einen Vortrag über »Rousseau und Kant« hielt, befanden sich im überwiegend jungen Auditorium der Chef der Staatspolizei Åke Tulin sowie der Kriminaldozent Harry Söderman. Waren die beiden Herren erschienen, um ein Auge auf eventuelle Unruhestifter zu haben – man erinnere sich, wie es bei der Amtseinführung von Professor Katz zuging –, so wurde ihnen doch eine ruhige Stunde zuteil. Alle Anwesenden waren ganz Ohr, und keinerlei Stiefel störten den philosophischen Frieden im Saal.« (Übersetzung Inga Nevermann-Ballandis). Hintergrund des Berichts waren antisemitische Demonstrationen anläßlich der Antrittsvorlesung von David Katz im Monat zuvor. 387 In den 1910er Jahren entstand in Uppsala in Absetzung von der idealistischen Philosophie Christopher Jacob Boströms (1797–1866), der die schwedische Philosophie im 19. Jahrhundert maßgeblich geprägt hatte, eine neue, antiidealistisch ausgerichtete Schule (»Uppsala-Philosophie«). Begründer und Köpfe dieser Schule waren Axel Hägerström und sein Schüler und Kollege Adolf Phalén. Ihr Programm, mit seiner begriffsanalytischen Methode und strikt antimetaphysischen Ausrichtung ein früher, eigenständiger Vorläufer des Logischen Empirismus, übte eine starke Anziehungskraft auf die jüngeren schwedischen Philosophen aus und bildete die dominierende phi379

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losophische Richtung in Schweden, als Cassirer in Göteborg lehrte. Am Ende der zwanziger Jahre und vor allem nach Phaléns frühem Tod 1931 teilte sich die Uppsala-Schule zwischen Hägerströms und Phaléns Schülern in zwei sich bekämpfende Lager. Inhaltlich ging es um den Rang und die Interpretation von Hägerströms theoretischer Philosophie und Phaléns radikalem erkenntnistheoretischen Realismus, hochschulpolitisch um Lehrstuhlbesetzungen. Die Auseinandersetzungen gewannen an Schärfe, als 1934 bei der Neubesetzung des Uppsalaer Lehrstuhls von Phalén unter dem Einfluß Hägerströms der Philosoph Anders Karitz aus Lund dem Phalén-Schüler Gunnar Oxenstierna vorgezogen wurde. Daraufhin bildeten sich in Uppsala zwei verfeindete philosophische Gesellschaften, die von Karitz und Oxenstierna geleitet wurden. Zu Cassirers Aufenthalt in Schweden und zur Uppsala-Schule s. Jonas Hansson / Svante Nordin, Ernst Cassirer: The Swedish Years, Bern 2006. 388 Adolf Phalén in memoriam. Philosophical essays, edited by Ingemar Hedenius, Konrad Marc-Wogau, Harald Nordenson, Uppsala 1937. 389 Åke Petzäll, Ethics and Epistemology in John Locke’s Essay concerning Human Understanding, Göteborg 1937 (Göteborgs högskolas årsskrift 43 , 2). 390 Es gab verschiedene Kontroversen zwischen Marc-Wogau und Cassirer in der Zeitschrift Theoria. Diese begannen mit Marc-Wogaus Der Symbolbegriff in der Philosophie Ernst Cassirers, in: Theoria 2 (1936), S. 279–332 und Cassirers Rezension Inhalt und Umfang des Begriffs. Bemerkungen zu Konrad Marc-Wogau: Inhalt und Umfang des Begriffs, in: Theoria 2 (1936), S. 207–232 (ECW 22, S. 3–31) sowie einer Erwiderung Marc-Wogaus: Inhalt und Umfang des Begriffs. Bemerkungen zu der Besprechung Ernst Cassirers, ebenfalls in Theoria 2 (1936), S. 335–342. Cassirer antwortete auf MarcWogaus ersten Aufsatz mit seinem Essay Zur Logik des Symbolbegriffs, in: Theoria 4 (1938) 1, S. 145–175 (ECW 22, S. 112–139). Auf Cassirers Vortrag Was ist Subjektivismus?, in Theoria 5 (1939), S. 111–140 (ECW 22, S. 167–192) antwortete Marc-Wogau mit seinem Beitrag Was ist ›Subjektivismus‹? Bemerkungen zum gleichnamigen Vortrag E. Cassirers, in: Theoria 6 (1940), S. 66–74. Im gleichen Heft (S. 87–100) rezensierte Cassirer Marc-Wogaus Buch Vier Studien zu Kants Kritik der Urteilskraft (ECW 22, S. 327–347). 391 Zweiter Kongreß für Einheit der Wissenschaften. Vgl. die Briefe Neuraths an Cassirer, 20. April 1936, und Cassirers an Neurath, 12. Mai 1936. 392 Cassirer hat keinen Vortrag gehalten. 393 Kurt Goldstein hielt im Winter 1938–39 in Harvard die William-JamesLecture, die 1940 in Cambridge unter dem Titel Human Nature in the Light of Psychopathology veröffentlicht wurde. 394 Am 12. Februar 1938 erhielten die österreichischen Nationalsozialisten durch das Berchtesgadener Abkommen diverse Vorrechte und größere Kompetenzen in der österreichischen Regierung eingeräumt. Der Nationalsozialist Arthur Seyß-Inquart wurde Innen- und Sicherheitsminister und am 11. März 1938 nach dem von Hitler erzwungenen Rücktritt Karl Schuschniggs Bundeskanzler. Am 12. März 1938 marschierten Soldaten der Wehrmacht und deut-

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sche Polizisten in Österreich ein; am darauffolgenden Tag wurde das »Gesetz über die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich« vom neuen Kabinett beschlossen. 395 »Wir lieben Råda«; Råda Säteri, ein Gut in der Nähe von Göteborg. 396 Philipp Frank, Bemerkungen zu E. Cassirer: Determinismus und Indeterminismus in der modernen Physik, in: Theoria 4 (1938), H. 1, S. 70–80. 397 Gunnar Aspelin, Tankelinjer och trosformer. Huvudriktningar i vår tids idéhistoria (Vår egen tids historia, Bd. 6), Stockholm 1937. Besprochen wurde das Buch in Theoria 5 (1939), H. 1, S. 101–103, von Örjan Lindberger. 398 Der Vortrag wurde wahrscheinlich nicht publiziert. 399 Konnte nicht ermittelt werden. 400 Der Text Descartes und die Königin Christina von Schweden. Eine Studie zur Geistesgeschichte des 17. Jahrhunderts erschien 1939 als Teil des Bandes Descartes. Lehre – Persönlichkeit – Wirkung in Stockholm bei Bermann-Fischer (ECW 20). Cassirer hat seine Argumente auch in einem anderen Text dargelegt, den er als eine öffentliche Vorlesung am 18., 21. und 25. Oktober 1938 in Göteborg vortrug und der in schwedischer Übersetzung publiziert wurde: Drottning Christina och Descartes. Ett bidrag till 1600talets idéhistoria, Stockholm 1940 (Göteborgs högskola. Forskningar och föreläsningar). 401 Curt Weibull, Drottning Christina. Studier och forskningar, Stockholm 1931. 402 Institut international de collaboration philosophique der École Normale Supérieure, Paris. 403 Eine Mitarbeit Cassirers an der in Paris erscheinenden Bibliographie de la philosophie / Bibliography of philosophy. Première série: Bulletin signalétique. Revue semestrielle publiée par l’Institut international de collaboration philosophique konnte nicht nachgewiesen werden. Möglicherweise ist Cassirers Text Die Philosophie im XVII. und XVIII. Jahrhundert, 1939 erschienen in Philosophie. Chronique annuelle, Bd. 5 / Actualités scientifiques et industrielles, Bd. 841 (ECW 22, S. 193–283), gemeint. 404 Der Kongreß des Institut international de collaboration philosophique fand vom 19. bis 25. September 1938 unter dem Titel Les Conceptions modernes de la raison in Amersfoort statt. 405 Raymond Bayer, Herausgeber der Reihe Philosophie. Chronique annuelle. 406 Siehe Anm. 400. 407 Der Aufsatz Descartes et la reine de Suède erschien in dem Band Ernst Cassirer, Descartes, Corneille, Christine de Suède, traduit par Madeleine Francès et Paul Schrecker, Paris 1942 (Études de psychologie et de philosophie, 2). Ignace Meyerson war Herausgeber der Reihe. 408 Siehe den Brief Cassirers an Petzäll vom 27. Oktober 1937. 409 Magnus Selling, Schüler von Anders Karitz. Um Sellings Dissertation gab es 1937 in Uppsala Auseinandersetzungen zwischen den verfeindeten Lagern. Karitz bat Cassirer um ein Gutachten; dieser zog sich jedoch diplomatisch aus der Affäre (siehe Hansson / Nordin, S. 76 f.).

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Zur Logik des Symbolbegriffs, in: Theoria 4 (1938) 1, S. 145–175 (ECW 22, S. 112–139). 411 Cassirer hat sich zeitgleich um eine Publikation im Lychnos bemüht. Vgl. den folgenden Brief Cassirers an Nordström, 25. Mai 1938. Dort ist der Aufsatz auch erschienen (siehe Anm. 413). Nordström veröffentlichte 1941 im Lychnos eine vernichtende Kritik an Cassirers 1939 veröffentlichtem Descartes-Buch, in der er Cassirers Interpretation des Einflusses von Descartes auf Königin Christina zurückweist (Johan Nordström, Cartesius och Drottning Kristinas Omvändelse, in: Lychnos. Jahrbuch für Ideen- und Wissenschaftsgeschichte, hrsg. von der Schwedischen Gesellschaft für Geschichte der Wissenschaften 1941, S. 248–290). 412 Siehe Anm. 400. 413 Der Aufsatz Descartes’ Dialog »Recherche de la vérité par la lumière naturelle« und seine Stellung im Ganzen der cartesischen Philosophie. Ein Interpretationsversuch erschien in: Lychnos 1938, S. 139–179. Wiederabdruck in Descartes. Lehre – Persönlichkeit – Wirkung (ECW 20). 414 Bibliographie de la philosophie / Bibliography of philosophy. Première série: Bulletin signalétique. Revue semestrielle publiée par l’Institut international de collaboration philosophique, Librairie philosophique Joseph-Vrin, Paris.Volume I: 1937 (1–2), Volume II: 1938 (1–2). 415 Frz. »Zettel, Karteikarte«, hier wohl »Bücherzettel«. Wahrscheinlich Bezug auf den oben im Brief Cassirers an Petzäll vom 11. Mai 1938 erwähnten Descartes-Band. 416 »Könnten Sie, der Sie die Vernunft nicht geopfert haben, die Philosophie aus ihrer derzeitigen Schmach und Bedrängnis herausreißen, wäre das eine große Tat. Ich warte hier nicht zuletzt auf Göteborgs Beitrag.« 417 »ex occidente lux« (lat.) = »aus dem Westen das Licht«. 418 Habilitation. 419 Œuvres de Descartes, hrsg. v. Ch. Adam / P. Tannery, 12 Bde., Paris 1897–1913. 420 Siehe ECW 20, S. 83, Anm. 1. 421 Der Aufsatz Über Bedeutung und Abfassungszeit von Descartes’ »Recherche de la vérité par la lumière naturelle«. Eine kritische Betrachtung erschien in: Theoria 4 (1938) 3, S. 193–234 (ECW 22, S. 73–111). Cassirer setzt sich dort u. a. mit dem Aufsatz von Georges Cantecor, A quelle date Descartes a-til écrit »La recherche de la vérité«, in: Revue d’histoire de la philosophie 2 (1928), S. 254–289, sowie Karl Jungmann, René Descartes. Eine Einführung in seine Werke, Leipzig 1908, auseinander. 422 Siehe ECW 20, S. 106, Anm. 34. 423 Karl Friedrich Heinrich Marx, Zur Erinnerung der ärztlichen Wirksamkeit Herman Conring’s, Göttingen 1872 (siehe ECW 20, S. 106, Anm. 35). 424 Johann van Wullen, siehe ECW 20, S. 104 f. 425 Adrien Baillet, La vie de monsieur Des-Cartes, 2 Bde., Paris 1691. 426 Johan Arckenholtz, Memoires concernant Christine reine de Suede, pour servir d’eclaircissement a l’histoire de son regne et principalement de sa vie privée, et aux evenemens de l’histoire de son tems civile et litéraire: suivis 410

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de deux ouvrages de cette savante princesse, qui n’ont jamais été imprimés, 4 Bde., Amsterdam / Leipzig 1751–1760. 427 Samlade skrifter av Georg Stiernhielm, hrsg. von Johan Nordström, 2. Teil: Filosofiska fragment, Stockholm 1924 (Svenska författare, Bd. 8,2,1), S. CCXIX. 428 Cassirer hat das Manuskript des Textes in einem nahezu druckfertigen Zustand in Schweden zurückgelassen, als er 1941 in die USA übersiedelte. Er ist in ECN 2 erstveröffentlicht worden. 429 Das Manuskript des letzten Bandes des vierteiligen Werkes Das Erkenntnisproblem in der Philosophie und Wissenschaft der neueren Zeit (Bd. 1: 1906; Bd. 2: 1907; Bd. 3: 1920) hat Cassirer in seiner Göteborger Zeit (1935– 1941) fertiggestellt, auf Grund der Kriegsrisiken aber wie die meisten anderen Manuskripte vor der Überfahrt in die USA in Schweden zurückgelassen. 1941 erstellte der in Lund lehrende Philosoph Manfred Moritz daraus eine maschinenschriftliche Fassung, die Toni Cassirer 1946 nach einem Besuch in Schweden in die USA mitnahm. 1950 erschien das Buch unter dem Titel The Problem of Knowledge. Philosophy, Science, and History since Hegel, übersetzt von William H. Woglom und Charles W. Hendel, in New Haven. Die erste deutschsprachige Ausgabe erschien 1957 in Stuttgart (jetzt ECW 5). Das ursprüngliche Manuskript Cassirers wurde erst kürzlich in der Bibliothek der Universität Göteborg wiederaufgefunden (s. Hansson / Nordin, S. 232). Zur Geschichte des Nachlasses vgl. die Editorischen Hinweise in ECN 1, S. 279– 284. 430 Siehe Anm. 400. 431 »Lieber Petzäll! Wie geht es unserem guten Freund Åke Petzäll? Ist er denn so ganz und gar Pariser geworden, daß er all seine schwedischen und deutschen Freunde vergißt? Das wäre wirklich schade und sollte ein typisches Schuldgefühl hervorrufen, das auf jeden Fall vermieden werden muß. Da wäre es viel besser, wenn Åke einen Brief schreiben und über alles berichten wollte, was in Amersfoort passierte, über Paris, über die französischen Philosophen usw. Wie gefällt es Frau Astrid in Frankreich, wie geht es der ganzen Familie? Mag Hans Paris einfach nur oder liebt er es schon?« (Übersetzung Inga Nevermann-Ballandis) 432 Anne (geb. Cassirer) und Kurt Appelbaum. 433 Siehe unten den Brief Cassirers an Petzäll, 11. September 1939. 434 Cassirer hat den Vortrag am 23. Februar 1939 gehalten. Veröffentlicht in: Theoria 5 (1939), H. 2, S. 111–140 (ECW 22, S. 167–192). Vgl. Anm. 390. 435 Siehe den Brief Cassirers an Petzäll, 11. Mai 1938 mit Anm. 436 Cassirer litt unter einer Gürtelrose. Vgl. auch Toni Cassirer, Mein Leben mit Ernst Cassirer, S. 263. 437 Siehe Anm. 413. 438 Siehe Anm. 407. 439 Ernst Cassirer, Axel Hägerström. Eine Studie zur schwedischen Philosophie der Gegenwart, Göteborg 1939 (Göteborgs högskolas årsskrift 45: 1) (ECW 21). 440 Cassirer und Görland waren seit der gemeinsamen Studienzeit in

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Marburg befreundet und gehörten zu den engsten Vertrauten Cohens und Natorps. Görland habilitierte sich 1919 in Hamburg, im selben Jahr erhielt Cassirer sein Ordinariat. Nachdem Görland 1923 außerordentlicher Professor für Philosophie wurde, prägten beide gemeinsam das Hamburger Philosophische Seminar. 441 Cassirer war im März 1935 zu Vorträgen in Amsterdam, Utrecht und Den Haag eingeladen. 442 Veröffentlicht als: Albert Görland, Die »ewigen Menschenrechte« als revolutionärer Motor im Wandel der Rechtssysteme, in: Annalen der critische philosophie 4 (1934) 3, S. 33–51. 443 Görland, der sich 1919 im »Werkbund der geistigen Arbeiter« engagiert hatte, war von 1920 bis 1933 Mitglied der SPD und von 1926 bis 1933 im »Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold«. Nach 1933 versuchte er sich dem Regime anzunähern, indem er Elemente seiner sozialistischen Überzeugungen in der nationalsozialistischen Ideologie, insbesondere bei Alfred Rosenberg (Der Mythus des 20. Jahrhunderts) zu entdecken glaubte (siehe die vorhergehende Anm. sowie: Albert Görland, Das Prinzip des politischen Stils in der nationalsozialistischen Revolution, in: Geisteskultur 43 [1934], S. 149–167). Am 31. Mai 1934 hielt Görland einen Vortrag an der NSDAP-Gauführerschule in Hamburg unter dem Titel »Was ist Weltanschauung?«; dies löste allerdings wegen seiner Vergangenheit in der politischen Linken und der Bezugnahme auf seinen philosophischen Lehrer Hermann Cohen Empörung aus. Görland blieb jedoch auf Grund der Protektion durch den »Nationalsozialistischen Lehrerbund«, dessen Mitglied er von 1935–1937 wurde, und den »Kampfbund für deutsche Kultur« Alfred Rosenbergs vor Verfolgung geschützt. Siehe Helmut Heiber, Universität unterm Hakenkreuz, Teil 1: Der Professor im Dritten Reich. Bilder aus der akademischen Provinz, München u. a. 1991, S. 269–272; Christian Tilitzki, Die deutsche Universitätsphilosophie in der Weimarer Republik und im Dritten Reich, Teil 1, S. 602 Anm.; Josef Meran, Die Lehrer am Philosophischen Seminar der Universität Hamburg während der Zeit des Nationalsozialismus, in: Eckart Krause / Ludwig Huber / Holger Fischer (Hg.), Hochschulalltag im »Dritten Reich«. Die Hamburger Universität 1933–1945, Teil II, Berlin / Hamburg 1991, S. 459–477: S. 467–470; Jens Thiel, Akademische »Zinnsoldaten«? Karrieren deutscher Geisteswissenschaftler zwischen Beruf und Berufung (1933–1945), in: Rüdiger vom Bruch / Uta Gerhardt / Aleksandra Pawliczek (Hg.), Kontinuitäten und Diskontinuitäten in der Wissenschaftsgeschichte des 20. Jahrhunderts, Stuttgart 2006, S. 167– 194: S. 169. Zur Charakterisierung Görlands um 1919 / 1920 siehe auch Gustav Schiefler, Eine Hamburgische Kulturgeschichte 1890–1920. Beobachtungen eines Zeitgenossen, Hamburg 1985, S. 551–568. 444 Hermann Cohen, Ethik des reinen Willens, 2. Aufl., Berlin 1907, S. 574, dort gesperrt. 445 Probevorlesungen für die Professur für praktische Philosophie an der Universität Lund, die Petzäll bekam und bis 1957 innehatte. 446 »Philosophischer Verein«. 447 Siehe den Brief Cassirers an Petzäll, 21. Oktober 1938, und Anm. 390.

Anmerkungen

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Am 23. Februar 1939 hielt Cassirer in Stockholm auf Einladung der dortigen philosophischen Gesellschaft einen Vortrag unter dem Titel Was ist Subjektivismus?, in dem er sich mit der Erkenntnistheorie Hägerströms und Phaléns und der Begriffsanalyse der Uppsala-Schule auseinandersetzte. An der nach dem Bericht der Nya Dagligt Allehanda sehr lebhaften Diskussion beteiligten sich u. a. die Philosophen der Uppsala-Schule Einar Tegen, Gunnar Oxenstierna, Konrad Marc-Wogau und Ingemar Hedenius. Hedenius nahm auch an der Debatte über »Subjektivismus« anläßlich von Cassirers Vortrag in der Philosophischen Gesellschaft in Stockholm am 23. und 24. Februar 1939 teil und veröffentlichte seine Stellungnahme unter dem Titel Begriffsanalyse und kritischer Idealismus (I) im selben Band der Theoria (5 [1939], S. 281–313), in dem auch Cassirers Beitrag Was ist Subjektivismus? erschien. Ebenfalls in diesem Theoria-Band publizierte Hedenius eine kritische Auseinandersetzung mit Cassirers Axel Hägerström. (Über den alogischen Charakter der sog. Werturteile. Bemerkungen zu Ernst Cassirer: Axel Hägerström. Eine Studie zur schwedischen Philosophie der Gegenwart, in: Theoria 5 (1939), S. 314–329. Hedenius lud Cassirer für den folgenden Tag zu einem Vortrag in Uppsala ein, wo Cassirer über Descartes und Königin Christina las. Der Vortrag in Uppsala wurde in Theoria 5 (1939), S. 111–140 veröffentlicht (ECW 22, S. 167–192, S. 167). 449 Der Artikel Filosofisk storfejd på Högskolan. Prof. Cassirer hårt pressad av Uppsalafilosoferna (Philosophische Großfehde an der Hochschule. Prof. Cassirer massiv unter Druck gesetzt durch Uppsala-Philosophen) erschien in: Nya Dagligt Allehanda (Stockholm), 24. Februar 1939. 450 In Göteborgs handels- och sjöfartstidning Nr. 48 vom 27. Februar 1939, S. 10 wurde folgendes in schwedischer Sprache geführte Interview abgedruckt: 448

Neues Descartes-Buch von Professor Cassirer in Kürze Der Göteborger Philosoph über die Debatte in Stockholm »Die wissenschaftliche Philosophie ist ihrer Natur nach dialogisch. Platon erklärt, daß es keinen anderen Zugang zur Welt der Ideen gibt, als dadurch, daß wir ›einander Rede und Antwort stehen‹.« Diese Worte aus der Vorrede zu Professor Ernst Cassirers kürzlich erschienener Schrift über Axel Hägerströms Philosophie sind geeignet, den wahren Inhalt der philosophischen Auseinandersetzung zwischen Professor Cassirer und den Verfechtern der sog. Uppsala-Philosophie zu beleuchten, die Ende letzter Woche in der Hochschule Stockholm stattfand. Bei seiner Rückkehr berichtete Professor Cassirer dem Mitarbeiter der H[andels]T[idning] von dem intellektuellen Kräftemessen, das auch ihm genutzt und Freude bereitet habe. – Der Vortrag vor der Philosophischen Vereinigung der Hochschule Stockholm galt meinem persönlichen Verständnis der Hauptpunkte der Hägerström-Phalénschen Erkenntnistheorie, sagt der Professor, während meine neu erschienene Schrift sich ausschließlich mit Hägerström befaßt. – Die eine oder andere Frage mußte ich persönlich mit den Verfechtern dieses erkenntnistheoretischen Standpunkts erörtern, und daher war dieses

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Gespräch arrangiert worden. Es fand in gemütlicher Atmosphäre statt, und ich bin den Uppsala-Philosophen für ihr Interesse und ihre Teilnahme daran sehr dankbar. Der persönliche Gedankenaustausch konnte einen ganzen Teil ihrer Positionen erklären, die mir zuvor obskur erschienen waren. Der Meinungsaustausch ist nicht aus polemischem Interesse zustandegekommen, sondern weil ich das eine oder andere kennenlernen wollte. – Das Gespräch fand am ersten Tag abends zwischen neun und drei Uhr statt. Durch Professor Tegens freundliches Entgegenkommen konnte es in seinem Seminarraum eine Fortsetzung finden, wo wir uns am folgenden Tag zwischen elf und ein Uhr versammelten. In meinem Vortrag »Was ist Subjektivismus?« forschte ich nach einer einheitlichen Definition der Verfechter der Uppsalaschule für diesen Begriff. Bekanntermaßen ist das Hauptziel dieser philosophischen Richtung eine Kritik des Subjektivismus, doch wenn man etwas kritisieren möchte, dann muß man wohl zunächst einmal definieren, was es ist. – Meine eigene Erkenntnistheorie bezeichne ich als logischen Idealismus, und ich versuchte, indem ich dessen Grundkonturen skizzierte, Klarheit darüber zu schaffen, inwieweit die Subjektivismus-Kritik der Uppsalaschule auch meiner Position gilt. Ich für meinen Teil finde, daß diese Kritik meinen logischen Idealismus nicht trifft, sondern eher einige Formen des psychologischen Subjektivismus. Während die Uppsalaschule allen Geisteswissenschaften jeden wissenschaftlichen Charakter aberkennt, halte ich es für möglich, in meinem Denken eine bestimmte Form der Kulturphilosophie aufzubauen. Mögen die Geisteswissenschaften hinsichtlich wissenschaftlicher Exaktheit auch niemals mit den naturwissenschaftlichen Disziplinen wetteifern können, so ist gleichwohl ein kritischer Aufbau in diesen Zweigen der Wissenschaft ein unentbehrliches Element unserer Forschungsarbeit. – Die schwedischen Wissenschaftsbetreiber diskutieren geschickt, fährt Professor Cassirer mit einem Lächeln fort. Die zentrale Rolle der Disputation in der wissenschaftlichen Karriere der jungen Forscher spielt hierbei sicherlich mit hinein und erzeugt im logischen Denken geübte und schlagfertige Wissenschaftler, mit denen es eine Freude ist, Gedanken auszutauschen. – Die Uppsalaschule hat auch in hohem Maße bereichernd auf mein Denken gewirkt. Es gibt viele Elemente in ihrer Kritik, die wahrscheinlich dauerhaft vor jedem wissenschaftlichen Forum bestehen werden. – Die nächsten Pläne des Professors, nachdem nun das Hägerström-Buch fertig ist? – Im September oder Oktober erscheinen meine Vorlesungen über Descartes und Königin Christina auf schwedisch in etwas erweiterter Form. Im allgemeinen denkt man nicht daran, daß der, der Königin Christina und ihr Verständnis von Souveränität als erster auch nach der Abdankung verteidigte, Leibniz war, der ja auch ein großer Staatsrechtslehrer war. Mein philosophisches Studium begann ich mit Leibniz, und durch ihn wurde mein Interesse für die schwedische Königin geweckt, die so oft zu Unrecht mißverstanden wurde. – Bevor das Buch über Christina auf schwedisch herauskommt, veröffentliche ich ein neues Buch über Descartes. Es wird in vier oder fünf Wochen

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vorliegen und erscheint im Verlag Bermann-Fischer, der jetzt in Stockholm ist, nachdem seine Tätigkeit zuvor erst nach Berlin und dann nach Wien verlegt worden war. Der Verlag gibt lediglich deutschsprachige Literatur heraus, daher erscheint diese Arbeit auf deutsch. Ich versuche hier, den ideengeschichtlichen Hintergrund Descartes’ zu beleuchten, und zeichne auch die Wirkung auf verschiedene Kreise nach, die sein Erscheinen mit sich brachte. Unter anderem wird das Verhältnis zwischen Descartes und Corneille behandelt. (Übersetzung Inga Nevermann-Ballandis) 451 Zur Uppsala-Schule siehe Anm. 387. 452 Anfang 1939 erhielt Cassirer eine Einladung von Åke Petzäll zu einer Konferenz des Institut international de collaboration philosophique, die im Sommer 1939 in London stattfinden sollte (siehe den Brief von Petzäll an Cassirer, 25. Januar 1939). Hierauf beziehen sich auch der folgende Brief Petzälls vom 4. März 1939 und Cassirers Antwort vom 9. März 1939. Die Konferenz fand, vermutlich infolge der sich zuspitzenden politischen Lage und des drohenden Kriegsausbruchs, nicht statt. 453 »sich nach und nach heraus[zu]winden«. 454 »förhandling« (schwedisch): »Abhandlung«. 455 Natur, Geist und geschichtliche Objektivität, in: Les conceptions modernes de la raison (Entretiens d’été. Amersfoort 1938), Bd. II: Raison et histoire (Publications de l’Institut international de collaboration philosophique, Bd. 2 / Actualités scientifiques et industrielles, Bd. 850), Paris 1939, S. 9–25. 456 »epuisé« (frz.): »erschöpft«. 457 Marie und Hans, die beiden Kinder Åke und Astrid Petzälls. 458 Siehe Anm. 387. 459 Siehe Anm. 452. 460 Das Buch ist von zwei Personen in der Theoria besprochen worden: Heinz Lunau, Ernst Cassirer: Axel Hägerström, Eine Studie zur schwedischen Philosophie der Gegenwart, in: Theoria 5 (1939), S. 215–218 (Rubrik: Reviews) sowie Ingemar Hedenius, Über den alogischen Charakter der sog. Werturteile. Bemerkungen zu Ernst Cassirer: Axel Hägerström: Eine Studie zur schwedischen Philosophie der Gegenwart, in: Theoria 5 (1939), S. 314–329 (Rubrik: Discussions). Einar Tegen rezensierte das Hägerström-Buch für Lychnos. Jahrbuch für Ideen- und Wissenschaftsgeschichte, hrsg. von der Schwedischen Gesellschaft für Geschichte der Wissenschaften (Band 1939, S. 444–448) und für die Tageszeitung Dagens Nyheter (13. März 1939). 461 Die Philosophie im XVII. und XVIII. Jahrhundert, 1939 erschienen in Philosophie. Chronique annuelle, Bd. 5 / Actualités scientifiques et industrielles, Bd. 841 (ECW 22, S. 193–283). 462 Naturalistische und humanistische Begründung der Kulturphilosophie, Göteborg 1939 (Göteborgs Kungl. vetenskaps- och vitterhets-samhälles handlingar, 5. Folge, Serie A, Bd. 7 / 3) (ECW 22, S. 140–166). 463 Walter Friedlaender (Hrsg.), The Drawings of Nicholas Poussin. Catalogue raisonnée, London 1939 (Studies of the Warburg Institute, Bd. 5). 464 Roger Packman Hinks, Myth and Allegory in Ancient Art, London 1939 (Studies of the Warburg Institute, Bd. 6).

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Mario Praz, Studies in Seventeenth-Century Imagery. A Bibiliography of Emblem Books, London 1939 (Studies of the Warburg Institute, Bd. 3). 466 Im Journal of the Warburg Institute 2 (1939), S. 277–292 veröffentlichten Fritz Saxl und Gertrud Bing die englischsprachige Version des Vortrags: A lecture on Serpent Ritual. Siehe auch den Brief Saxls an Cassirer vom 21. März 1923 mit Anm. 107. 467 Axel Hägerström. Eine Studie zur schwedischen Philosophie der Gegenwart (in ECW 21). 468 Am 1. September 1939 marschierte die deutsche Wehrmacht ohne vorherige Kriegserklärung in Polen ein; am 3. September erklärten Frankreich und Großbritannien im Rahmen ihrer Beistandsverträge Deutschland den Krieg. Mit dem Überfall auf Polen entfesselte das Deutsche Reich den Zweiten Weltkrieg in Europa. 469 Åke Petzäll folgte 1939 Einar Tegen auf dem Lehrstuhl für praktische Philosophie in Lund. 470 Heinrich Walter (Heinz). 471 Cassirers Aufsatz Neue Kantliteratur, in dem er die Texte von Herbert James Paton, Kant’s Metaphysic of Experience, von Herman Jean de Vleeschauwer, La déduction transcendentale dans l’œuvre de Kant, ders., L’évolution de la pensée kantienne und von Konrad Marc-Wogau, Vier Studien zu Kants Kritik der Urteilskraft besprochen hat, erschien in Theoria 6 (1940), H. 1, S. 87–100 (ECW 22, S. 327–347). 472 Was ist Subjektivismus?, in: Theoria 5 (1939), S. 111–140 (ECW 22, S. 167–192). 473 Descartes. Lehre – Persönlichkeit – Wirkung (ECW 20). 474 Die Beschäftigung mit Goethe durchzieht das Gesamtwerk Cassirers. 22 seiner publizierten Texte und Nachlaßschriften tragen den Namen Goethes im Titel. Für eine Liste dieser Schriften siehe J. M. Krois, Urworte: Cassirer als Goethe-Interpret, in: E. Rudolph / B.-O. Küppers (Hg.), Kulturkritik nach Ernst Cassirer, S. 324 f. 475 Lotte in Weimar, Stockholm 1939. 476 Käte Hamburger. Hamburger lernte Thomas Mann 1932 kennen und stand mit ihm in regem Briefwechsel. Der Kontakt zu Ernst Cassirer geht auf die 20er Jahre in Hamburg zurück. 477 Möglicherweise hat Cassirer mit Thomas Mann über den Bonnier Verlag korrespondiert. Thomas Mann war seit seinem schriftstellerischen Debut Autor des S. Fischer Verlags, später des aus diesem hervorgegangenen Bermann-Fischer-Verlags, der ab 1936 zunächst von Wien aus agierte. 1938 floh Bermann Fischer nach Schweden und ließ sich mit Unterstützung des Bonnier Verlags, der sich an der Neugründung des Verlages beteiligte, in Stockholm nieder. Cassirer war dem Verlag Bonnier über dessen Zeitschrift Theoria verbunden. 478 Thomas Mann, der bereits seit 1938 in den USA im Exil war, hielt sich vom 12. Juni bis 12. September 1939 in Europa auf. Vgl. Thomas Mann, Tagebücher 1937–1939, hrsg. v. Peter de Mendelssohn, Frankfurt 1980, S. 420 f. und 470 f. 465

Anmerkungen

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Siehe Anm. 471. Siehe Anm. 461. 481 Das Ms. Vom Einfluss der Sprache auf die Entwicklung des naturwissenschaftlichen Denkens wurde nicht publiziert. Im Gegensatz zu dem 1942 publizierten, auf Englisch geschriebenen Text The Influence of Language upon the Development of Scientific Thought (in: The Journal of Philosophy 39 [1942], Nr. 12, S. 309–327; ECW 24, S. 115–134) ist es um ein Drittel umfangreicher, zitiert z. T. andere Literatur und geht näher auf die Ursprünge in der griechischen Philosophie ein. Es erscheint in ECN 4: Über symbolische Prägnanz, Ausdrucksphänomen und ›Wiener Kreis‹. 482 Vermutlich ist gemeint: Åke Petzäll, Contribution to the Problem of the Sentiment of Guilt, in: Theoria 5 (1939), S. 265–280. 483 Peter Cassirer, Enkel Ernst und Toni Cassirers und Sohn Georg Cassirers. 484 Goethes ›Pandora‹, in: Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft 13 (1918–1919), S. 113–134; wiederveröffentlicht in Idee und Gestalt. Goethe – Schiller – Hölderlin – Kleist (ECW 9, S. 243–267). 485 Die vier Teile des Romans Joseph und seine Brüder erschienen zwischen 1933 und 1943. 486 Vgl. Anm. 522. 487 Cassirers Texte zu dem Seminar »The Philosophy of Kant« (Yale, 1941–1942) werden in ECN 15: Courses and Lectures on Kant’s Philosophy abgedruckt. 488 Das Problem Jean-Jacques Rousseau, in: Archiv für Geschichte der Philosophie 41 (1932), S. 177–213 u. 479–513 (ECW 18, S. 3–82), und L’unité dans l’œuvre de Jean-Jacques Rousseau. Vortrag, gehalten am 27. Februar 1932 vor der »Société française de Philosophie«, zuerst hrsg. v. Jacques Leclerc in: Bulletin de la Société française de Philosophie 32 (1932), S. 45–85 (ECW 18, S. 291–332). 489 Die Philosophie der Aufklärung, Tübingen 1932 (ECW 15). 490 Cassirer hielt in Schweden zwei öffentliche Vorlesungsreihen, die Göteborger (WS 1940 / 41 und SS 1941) und die Lunder Goethevorlesungen (März 1941: Cassirer las am 19., 21. und 24. März 1941 über »Goethes geistige Leistung« und am 20. März 1941 »Zur Erkenntnistheorie der Kulturwissenschaften«). Beide sind in ECN 11 veröffentlicht. 491 Die Vetenskapssocieteten i Lund, eine 1920 von Carl Wilhelm von Sydow, Jöran Sahlgren, Lauritz Weibull u. a. an der Universität Lund gegründete wissenschaftliche Akademie zur Förderung der Human- und Gesellschaftswissenschaften. 492 Die Schiffsreise in die USA traten die Cassirers am 20. Mai 1941 an. Zu den Schwierigkeiten bei der Vorbereitung der Reise siehe Toni Cassirer, Mein Leben mit Ernst Cassirer, S. 279 ff. 493 Cassirer wurde 1941 zum Mitglied der Kungl. Vitterhets Historie och Antikvitets Akademien in Stockholm gewählt und hielt am 4. Februar 1941 seine Antrittsrede unter dem Titel Thorild und Herder. Der Vortrag erschien 1941 in Theoria 7 (1941), S. 75–92 (ECW 24, S. 37–51). In der Schriftenreihe der Stockholmer Akademie veröffentlichte Cassirer ebenfalls 1941 Thorilds 479 480

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Stellung in der Geistesgeschichte des achtzehnten Jahrhunderts (Kungl. vitterhets historie och antikvitets akademiens handlingar, Bd. 51,1) (ECW 21, S. 117–236). 494 Den Vortrag Kant und die moderne Biologie hat Cassirer bereits am 27. Oktober 1940 im Ozeanographischen Institut in Göteborg gehalten und am 3. Februar 1941 in der Stockholmer Philosophischen Gesellschaft wiederholt. Vgl. Ernst Cassirer, Geist und Leben, hrsg. von Ernst Wolfgang Orth, Leipzig 1993, S. 61–93: S. 61, Anm. 495 Thorild und Herder, in: Theoria 7 (1941), S. 75–92 (ECW 24, S. 37– 51). 496 Siehe Anm. 493. 497 Alf Nyman, Ernst Cassirer: Christina och Descartes. Ett bidrag till 1600-talets idéhistoria (Christine et Descartes. Contribution à l’histoire des idées au XVIIe siècle), Stockholm 1940, in: Theoria 7 (1941), S. 154–158. 498 Zur Geschichte des Manuskripts und der Abschrift durch Manfred Moritz siehe Anm. 429. 499 Die Aufsatzsammlung Zur Logik der Kulturwissenschaften. Fünf Studien erschien zuerst in Göteborgs högskolas årsskrift 48 (1942) 1 (ECW 24, S. 355–486). 500 »Das Manuskript habe ich heute von der Post geholt. Ich freue mich darüber, daß Sie es mir anvertrauen. Moritz war soeben hier und holte es ab. Er selbst wird die betreffende Abschrift anfertigen. Er kam auf die Idee, daß er die Abschrift genauso gut erledigen könnte wie das Büro. Ich denke, das wird ebenso schnell gehen, und natürlich wird er es auch besser machen, denn es wird ihm ja leichter fallen, den handgeschriebenen Text richtig zu lesen, als einem schwedischen Kopisten. Im übrigen werden wir den Anweisungen, die wir bezüglich der verschiedenen Manuskripte erhalten haben, gewissenhaft folgen.« (Übersetzung Inga Nevermann-Ballandis) 501 »Diese Tage werden uns in heller und schöner Erinnerung bleiben, was auch immer in der Zukunft geschehen mag. Insbesondere was die zitierten Worte angeht ›Nichts ist schwieriger zu ertragen usw.‹, so will ich nun bloß hinzufügen, daß ›die guten Tage‹, die wir miteinander erlebten, uns helfen werden, ›die schwierigen Tage, die eventuell bevorstehen, leichter zu ertragen‹.« »Nun wünschen wir, Astrid, die Kinder und ich, eine gute Reise, und wir wünschen auch alles Gute für den Aufenthalt in den U. S. A. Es sieht ja nun nicht so aus, als sollte (würde) es der Welt gelingen, innerhalb zweier Jahre viel besser zu werden, aber sub specie aeternitatis, soll heißen, aus dem wahrhaft philosophischen Blickwinkel, versteht es sich möglicherweise von selbst, daß wir uns wiedersehen und Gelegenheit haben werden, die Welträtsel in aller Ruhe zu lösen, wie wir es zuletzt hier in Lund getan haben.« (Übersetzung Inga Nevermann-Ballandis) 502 Die Cassirers kamen am 4. Juni 1941 in New York an. Vgl. die Schilderung der Reise bei Toni Cassirer, Mein Leben mit Ernst Cassirer, S. 281–291. 503 Emma Jacobsson, geb. Stiasny, Ehefrau Malte Jacobssons. 504 Cassirer zitiert hier Gilbert Keith Chesterton, The innocence of Father Brown, Leipzig 1911 (Collection of British Authors, Bd. 4282), Kap. 1:

Anmerkungen

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The blue cross, S. 13: »The most incredible things about miracles is that they happen.« 505 Zu der Begegnung der Cassirers mit Roman Jakobson und seiner Frau während der Überfahrt in die USA vgl. Toni Cassirer, Mein Leben mit Ernst Cassirer, S. 284–290. 506 Die Wohnung (145 East Rock Road, New Haven, Connecticut) lag in der gleichen Straße wie diejenige von Cassirers Kollegen Charles Hendel. 507 Siehe Anm. 487 und 522. 508 Vermutlich Johan Julius Rabe. 509 Hans Pettersson. Zu Cassirers Verhältnis zu seinem Göteborger Kollegen siehe Tall till studenterna, in: ECW 22, S. 322 f., sowie Hansson / Nordin, Ernst Cassirer: The Swedish Years, S. 115 f. 510 Die 1913 von John D. Rockefeller, Sr. gegründete Rockefeller Foundation begann bereits 1918 mit der Förderung europäischer Wissenschaftler; ab 1925 wurden Stipendien für einen Aufenthalt in den USA vergeben. Nach 1933 unterstützte die Foundation zahlreiche verfolgte deutsche und österreichische Wissenschaftler bei der Emigration in die USA. 511 Der schwedische landshövding entspricht in etwa dem deutschen Ministerpräsidenten der Länder. Schweden ist in 21 (polit.) Provinzen (län) unterteilt, der Chef einer Län-Verwaltung heißt landshövding und wird von der schwed. Regierung gewählt / eingesetzt. Jacobsson war von 1934–1950 landshövding. 512 Georg Eugen Cassirer. 513 Thomas Manns Goethe-Bild. Eine Studie über ›Lotte in Weimar‹, in: The Germanic Review 20 (1945), S. 166–194 (ECW 24, S. 267–298). Cassirer hatte Thomas Mann den unveröffentlichten Aufsatz zu seinem 65. Geburtstag überreicht. 514 Kurt Appelbaum, der Ehemann der Tochter Anne, war Pianist. 515 Ehrendoktortitel. 516 Yale University, Beinecke Rare Book and Manuscript Library, Yale Collection of German Literature. Thomas Mann Collection. 517 Siehe Anm. 522. 518 Im September 1941 nahm Cassirer seine Lehrtätigkeit in Yale auf. 519 Vgl. den Brief von Hendel an Cassirer, 10. Januar 1941. 520 Am 11. Oktober 1941 ernannte die Göteborger Hochschule anläßlich ihres 50-jährigen Bestehens Cassirer zum Ehrendoktor. 521 Folgende auswärtige Vorträge sind bekannt: Im Januar hielt Cassirer einen Vortrag in Poughkeepsie, New York (Vassar College); am 23. März: »Language and Art«, Bryn Mawr College; am 23. April: »Language and Art«, Cornell University; am 24. April: »The Philosophical Significance of the Science of Galileo«, Cornell University. In dieser Zeit hielt Cassirer außerdem in New Haven weitere Vorträge: 20. Februar: »The Philosophical Significance of the Science of Galileo«, Yale Philosophy and Physics Club; 14. April: »Bemerkungen zum Faustfragment und zur Faustdichtung«, Germania Club, Yale University; 17. April: »The Idea of Freedom in the Philosophy of Pico della Mirandola«, New England Group for Renaissance Studies.

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Bei der geplanten Veröffentlichung handelt es sich um An Essay on Man. An Introduction to a Philosophy of Human Culture, New Haven / London 1944 (ECW 23) [dt. Übersetzung: Versuch über den Menschen, Hamburg 1996]. Der Essay on Man geht u. a. auf die Vorlesungen Geschichte der Philosophischen Anthropologie, die Cassirer 1939 / 1940 in Göteborg gehalten hat, sowie Seminar on Symbolism and Philosophy of Language, die er 1941 / 1942 in New Haven gehalten hat, zurück. Beide Vorlesungen sind in ECN 6 veröffentlicht. Die erste Manuskriptfassung trug den Titel An Essay on Man. A Philosophical Anthropology (ebenfalls ECN 6). Zur Entstehungsgeschichte des Buches siehe dort den Editorischen Bericht, S. 670–676. 523 Paul A. Schilpp (Hrsg.), The Philosophy of Ernst Cassirer, Evanston 1949. 524 Paul A. Schilpp (Hrsg.), The Philosophy of Bertrand Russell, Evanston 1944. 525 Urbans Beitrag zu dem von Schilpp herausgegebenen Band erschien unter dem Titel Cassirer’s Philosophy of Language. 526 Panofsky hat keinen Beitrag für den Band verfaßt. 527 Cassirer bezieht sich auf den Abschnitt zur Kunst seines Essay on Man. 528 Der Aufsatz Kaufmanns erschien unter dem Titel Cassirer, Neo-Kantianism, and Phenomenology, S. 799–854. 529 Der Band enthält keinen Beitrag von Wind. 530 Paul A. Schilpp, Kants Pre-critical Ethics, Evanston 1938. 531 Der Aufsatz Kant und Rousseau erschien zusammen mit Goethe und die Kantische Philosophie zuerst 1945 in der englischsprachigen Ausgabe Ernst Cassirer, Rousseau, Kant, Goethe. Two Essays, translated from the German by James Gutmann, Paul Oskar Kristeller, and John Hermann Randall jr. (The History of Ideas Series, Bd. 1), Princeton 1945 (ECW 24, S. 491–541). Eine deutsche Textfassung wurde aus dem Nachlaß herausgegeben von Rainer A. Bast, in: Ernst Cassirer, Rousseau, Kant, Goethe, Hamburg 1991. 532 Zwischen Ende 1941 und Anfang 1944. Die Datierung des Briefes ist unsicher, da die Erwähnung von Cassirers Eingewöhnung in das amerikanische Universitätssystem auf ein frühes Datum schließen läßt, die Erwähnung des Myth-of-the-State-Projektes jedoch auf ein späteres. 533 Torgny Karl Segerstedt war Besitzer und Chefredakteur von Göteborgs handels- och sjöfartstidning sowie Verfasser der Kolumne »I dag«, in der er sich als scharfer Kritiker des Nationalsozialismus äußerte. 534 Post mortem erschien 1946 bei Yale University Press der Band The Myth of the State (ECW 25). Der Band ECN 9 enthält weitere, nicht publizierte Abschnitte des dritten Teils des Buches, in denen Cassirer stärker auf die Zeitgeschichte eingeht, so z. B. Bemerkungen zu Adolf Hitler, Alfred Rosenberg und zum Antisemitismus. Vgl auch den Editorischen Bericht zu ECN 9. 535 Max Cassirer. 536 Paul Geheeb. 537 An Essay on Man (ECW 23). 522

Anmerkungen

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Hermann Cohen. 1842–1918, in: Social Research. An International Quarterly of Political and Social Science 10 (1943), S. 219–232 (ECW 24, S. 161–173). 539 An Essay on Man. (ECW 23) 540 Es dürfte sich um den Artikel Ernst Cassirer zum 60. Geburtstag, in: Der Morgen 10, Berlin, S. 323 ff. handeln. In einem Brief an Baumgardt vom 22. Januar 1943 dankt Cassirer im ersten Absatz ausführlich für die Zusendung dieses Aufsatzes und bittet im nächsten Absatz im Namen seiner Frau darum, den Aufsatz behalten und ggf. eine Abschrift anfertigen lassen zu dürfen. 541 Paul A. Schilpp (Hrsg.), The Philosophy of Ernst Cassirer, Evanston 1949. Der Band enthält keine autobiographische Skizze Cassirers. 542 Panofskys nennt in seinem Brief an Schilpp (Princeton, 13. Mai 1943) zwei Gründe für seine Ablehnung: »The material reason is that Cassirer – as he himself often mentioned in private conversation – has always been interested in literature and music – rather than in the visual arts. The latter ones therefore play a comparatively minor role in his philosophy while I, on the other hand, do not feel competent in the two other fields. The personal reason is that I am quite unable to make plans for the future because I may accept a war assignment soon and, if not, am under contractual obligation to the Princeton Press to write a book which, if not prevented by my going into service, will occupy all of my time.« Die Reihe The Library of Living Philosophers war ein Forum für die inhaltliche Auseinandersetzung mit den Gedanken des jeweils thematisierten Philosophen. Der Brief findet sich in den Archives of the Library of Living Philosophers, Special Collections, Southern Illinois University, Carbondale, Illinois. 543 Siehe Anm. 529. 544 Der Band enthält keinen Aufsatz Weyls. Zum Themenkomplex »Cassirer on Mathematics and Science« finden sich mehrere Aufsätze anderer Autoren. 545 Siehe Anm. 531. 546 Susanne K. Langer, The Lord of Creation, in: Fortune 29 (1944) 1, S. 127 f., 139 f., 142, 144, 146, 148, 150, 152 u. 154 (auf den dazwischenliegenden Seiten Werbung). Das Fortune Magazine erschien von 1930 bis 1980. Auf Empfehlung von Susanne K. Langer und Charles Hendel publizierte Cassirer dort 1944 (Fortune 29, S. 165–167, 198, 201 f., 204 u. 206) eine gekürzte Version des Myth of the State (ECW 24, S. 251–265). 547 Ernst Cassirer, Language and Myth, übersetzt von Susanne K. Langer, New York and London (Harpers Brothers) 1946. 548 Ordway Tead war Cheflektor der Sachbuchabteilung bei Harpers & Brothers. 549 ECW 16, S. 3–73. In dem Band Language and Myth ist keine Übersetzung des Aufsatzes enthalten. 550 Baumgardt schrieb Cassirer am 27. Februar 1944 (der Brief ist archiviert im Leo Baeck Institute, New York), daß er ein Research Fellowship bei der American Philosophical Society beantragen will. Er bat Cassirer um ein Empfehlungsschreiben und fragte: »Würden Sie mir erlauben, Ihren Namen 538

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als Referent zu nennen, wenn ich am 7. März einreiche?« Auf diese Bitte hatte Cassirer offensichtlich noch nicht reagiert. 551 Cassirer and the Chaos in Modern Ethics, in: Paul A. Schilpp (Hrsg.), The Philosophy of Ernst Cassirer (The Library of Living Philosophers, Bd. 6), Evanston 1949, S. 575–603. Vgl. auch den folgenden Brief Cassirers an Baumgardt vom 26. März 1944. 552 Baumgardt kritisiert Moore dafür, daß seine Kritik an dem »naturalistischen Fehlschluß« (die Gleichsetzung von ethischen Bezeichnungen wie »gut« oder »rechtens« mit natürlichen Eigenschaften) nur eine scholastische Problematik geklärt, aber das eigentliche Problem der Ethik übersehen habe. Dies ist der Relativismus, der von einer Mehrzahl von unvereinbaren, absoluten Werten ausgeht und keine Instanz zur Konfliktlösung kennt. 553 Axel Hägerström. Eine Studie zur schwedischen Philosophie der Gegenwart (in ECW 21). 554 Paul A. Schilpp (Hrsg.), The Philosophy of Ernst Cassirer. 555 Albert Schweitzer as Critic of Nineteenth-Century Ethics, in: The Albert Schweitzer Jubilee Book, hrsg. von Abraham Aaron Roback, Julius Seelye Bixler und George Sarton, Cambridge, Mass. o. J., S. 239–257 (ECW 24, S. 321–334). 556 Im Juli 1944 siedelte Cassirer für eine einjährige Gastprofessur an der Columbia University nach New York über. 557 Siehe Anm. 534. 558 Zur redaktionellen Arbeit Langers am Manuskript des Myth of the State ist es vermutlich nicht gekommen. In seinem Vorwort zu dem Band erwähnt Charles William Hendel sie nicht. 559 Ernst Cassirer, Language and Myth, übersetzt von Susanne K. Langer, New York and London (Harpers Brothers) 1946. 560 Judaism and the Modern Political Myths, in: Contemporary Jewish Record 7 (1944), S. 115–126 (ECW 24, S. 197–208). 561 Dreibändiges Hauptwerk Jaegers, das zwischen 1933 und 1947 erschien: Paideia. Die Formung des griechischen Menschen, Bd. 1, Leipzig / Berlin 1934; Bd. 2, Berlin 1944 (zuerst 1943 auf englisch erschienen); Band 3, Berlin 1947 (zuerst 1944 auf englisch erschienen). 562 Paul A. Schilpp (Hrsg.), The Philosophy of Ernst Cassirer. 563 Gemeint ist ein Band über die Kunst als symbolische Form, den Cassirer zwar projektiert, aber nicht geschrieben hat. In ihrem Buch Philosophy in a New Key. A Study in the Symbolism of Reason, Rite and Art, Cambridge 1942, knüpft Langer an symboltheoretische Überlegungen u. a. Cassirers an. 564 Fritz Saxl, The History of Warburg’s Library, im Anhang von Ernst H. Gombrich, Aby Warburg. An Intellectual Biography, London 1986. 565 Siehe die Briefe Cassirers an Warburg, 12. April 1924, und Warburgs an Cassirer, 15. April 1924, in diesem Band. 566 Wahrscheinlich Fritz Jäger. 567 Die Zeitschrift The American Magazine wurde 1906 gegründet und existierte bis 1965. Ein Artikel Cassirers mit diesem Titel konnte in der Zeitschrift nicht nachgewiesen werden.

Anmerkungen

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Die neunte Konferenz des Institute of Pacific Relations fand unter dem Titel »Security in the Pacific« vom 6.–17. Januar 1945 in Hot Springs, Virginia statt. In der Veröffentlichung der Beiträge findet sich jedoch kein Beitrag Changs. 569 Determinism and Indeterminism in Modern Physics. Historical and systematic studies of the problem of causality, translated by O. Theodor Benfey, with a preface by Henry Margenau, New Haven 1956. 570 Mr. and Mrs. C. N. Flint Professorship of Philosophy, 1927 eingerichtet für Philosophie, Ethik und Staatsphilosophie. 571 Paul François Foucart, Les mystères d’éleusis, Paris 1914. 572 Anton Hauber, Planetenkinderbilder und Sternbilder. Zur Geschichte des menschlichen Glaubens und Irrens, Straßburg 1916 (Studien zur deutschen Kunstgeschichte, Bd. 194). 573 Max Adolph Warburg (1902–1974), der Sohn Aby und Mary Warburgs, der zu diesem Zeitpunkt bereits 18 Jahre alt war. 574 Aby Warburg, Heidnisch-antike Weissagung in Wort und Bild zu Luthers Zeiten, vorgelegt von F. Boll, Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse 1920 [Jahrg. 1919]. 575 Vgl. Anm. 305. 576 Gemeint sind Warburgs Ausführungen über Melancholie in Heidnischantike Weissagung in Wort und Bild zu Luthers Zeiten, 1920, S. 58–65. 577 Brief Warburgs an Saxl vom 5. Dezenber 1921 (Archives of the Warburg Institute, London). 578 In einem Brief ebenfalls vom 5. Dezember 1921 (Archives of the Warburg Institute, London) schreibt Saxl an Warburg: »Noch etwas Erfreuliches: Durch einige Verhandlungen mit Cassirer, der wirklich jetzt der beste Freund unserer Bibliothek ist und sich ganz auf ihre Gedankengänge bezüglich des Symbols eingestellt hat, habe ich erreicht, dass er nicht nur seinen Vortrag, der sehr aufregend, wenn auch nicht vollkommen erlösend war, in den Schriften der B. W. druckt, sondern auch jenen, den er in der Religionswissenschaftlichen Gesellschaft gehalten hat: Über die erkenntnistheoretische Form des mythologischen Denkens. Ich glaube, dass gerade dieser Aufsatz Ihnen besondere Freude machen wird, denn hier bemüht sich Cassirer, anknüpfend an Ihre Lutherarbeit, die Form des mythischen Denkens zu analysieren und sie in Gegensatz zu stellen zum mathematischen. Ich glaube, ich habe Ihnen ja geschrieben, dass Cassirer z. B. bei den Zuñi in Mexico zeigen konnte, dass dort eine kosmologische Struktur des sozialen Lebens herrscht, die der astrologischen vollkommen gleich gebaut ist, nur dass das Beherrschende nicht der Stern, sondern das Totem-Tier ist. Also dem Totem-Tier sind zugeordnet: der Westen, die Farbe blau, die Menschen dieses und dieses Landes, diese Bäume, diese Steinart etc. Andererseits konnte Cassirer genau dieselbe Gedankenstruktur auch in China zeigen. Analysiert man nun das Spezifische dieser Erscheinungen, so kommt man doch einmal dazu, dass hier eben nicht das logisch-mathematische Denken zu Grunde liegt, sondern ein Denken in blossen Identitätsvorstellungen. Ich hoffe, dass es Ihnen Freude machen wird, dass in 568

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der Publikationssammlung Ihrer Bibliothek gerade diese Dinge erscheinen.« Der Aufsatz Die Begriffsform im mythischen Denken, der als Band 1 der Studien der Bibliothek Warburg, Leipzig / Berlin 1922 veröffentlicht wurde (ECW 16, S. 3–73), ist eine erweiterte Fassung eines Vortrags Begriffs- und Klasseneinteilung im mythischen und religiösen Denken, den Cassirer am 13. Juli 1921 vor der Religionswissenschaftlichen Gesellschaft, Hamburg gehalten hat. Der Vortrag Der Begriff der symbolischen Form im Aufbau der Geisteswissenschaften, den Cassirer am 24. November 1921 gehalten hat, wurde veröffentlicht in: Vorträge der Bibliothek Warburg, hrsg. von Fritz Saxl, Bd. I: Vorträge 1921–1922, Leipzig / Berlin 1923, S. 11–39 (ECW 16, S. 75–104). 579 Clara Hertz. 580 Die Beilage IV des Textes (ECW 16, S. 66–69) enthält einen Auszug aus Frank Hamilton Cushing, Outlines of Zuñi Creation Myths, in: Thirteenth Annual Report of the Bureau of Ethnology to the Secretary of the Smithsonian Institution 1891–92, hrsg. v. John Wesley Powell, Washington, D. C. 1896, S. 321–447: S. 367–372. 581 Paul Barth, Die Stoa, Stuttgart 1903; Josef Wihan, Die Hamletfrage. Ein Beitrag zur Geschichte der Renaissance in England, Leipzig 1921 (Leipziger Beiträge zur englischen Philologie, Bd. 3); Robert Burton, The Anatomy of Melancholy, Oxford 1621. 582 Paul Tillich, Renaissance und Reformation. Zur Einführung in die Bibliothek Warburg, in: Theologische Blätter 12 (1922) S. 267–268. Die Internationale Monatsschrift ist 1921 eingestellt worden. 583 Wilhelm Neuss, Das Buch Ezechiel in Theologie und Kunst bis zum Ende des 12. Jahrhunderts. Mit besonderer Berücksichtigung der Gemälde in der Kirche zu Schwarzrheindorf. Ein Beitrag zur Entwicklungsgeschichte der Typologie der christlichen Kunst, vornehmlich in den Benediktinerklöstern, in: Beiträge zur Geschichte des alten Mönchtums und Benediktiner-Ordens, H. 1–3, Münster 1912. 584 Die Arbeit erschien 1923 an einem anderen Ort: Fritz Saxl, Frühes Christentum und spätes Heidentum in ihren künstlerischen Ausdruckformen, in: Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte 2 [16] (1923), S. 63–121; zum Thron des Khosro siehe ebd., S. 102 ff.

KOMMENTIERTES PERSONENREGISTER

Das Register enthält (soweit identifiziert) alle Personen, die in den Briefen erwähnt werden, sowie deren je nach Kontext in ihrem Umfang variierenden wichtigsten Lebensdaten. Weitere spezifische Daten, die an bestimmten Stellen innerhalb der Briefe relevant sind, werden im Anmerkungsteil erwähnt. Stellen innerhalb der Anmerkungen sind im Register kursiv markiert. Stellen, an denen Personen als Briefpartner fungieren, sind fett hervorgehoben (es wird jeweils die erste Seite des entsprechenden Briefes registriert). Personen, deren Identifizierung nicht eindeutig ist, sind in eckige Klammern gesetzt. Um auf Querverweise verzichten zu können, haben wir uns für ein kommentiertes Personenregister entschieden und empfehlen die Konsultation zusätzlich zu den Anmerkungen.

Åkesson, Karl Elof, * 1892, † 1979, war 1933–1958 Dozent für theoretische Philosophie an der Universität in Lund. Er war zunächst Anhänger der Philosophie von Vitalis Norström (1856–1916), dessen religionsphilosophische Schriften er ins Deutsche übersetzte. Er leitete die Philosophische Gesellschaft in Lund, wurde aber nie Professor. 144 Anschütz, Georg, * 15. 11. 1886, Braunschweig, † 25. 12. 1953, Hamburg, Psychologe (Wahrnehmungspsychologie und Musikästhetik). Anschütz ging 1915 mit einem 5-Jahresvertrag nach Konstantinopel (heute Istanbul), kehrte aber 1918, nach dem Ende des 1. Weltkrieges, nach Hamburg zurück. 42 Appelbaum, Kurt, * 1906, Berlin, † 1990, New York, Ehemann von Anne Cassirer, Konzertpianist. 192, 220, 283, 291 Aspelin, Gunnar, * 23. 9. 1898, † 29. 8. 1977, schwedischer Philosoph; ab 1925 Dozent für praktische Philosophie in Lund, ab 1936 Professor für Philosophie in Göteborg. 1949 kehrte er nach Lund zurück und wurde dort Professor für theoretische Philosophie. 181, 219, 281 Aster, Ernst von, * 18. 3. 1880, Berlin, † 22. 10. 1948, Stockholm, Philosoph und Philosophiehistoriker, 1913 ao. Professor für Philosophie, 1920–1933 Ordinarius an der Universität Gießen. 1933 Emigration nach Schweden, 1936–1948 Lehrstuhl für Philosophie in Istanbul. 149, 151, 157 f., 163 Bauch, Bruno, * 19. 1. 1877, Groß-Nossen (Schlesien), † 27. 2. 1942, Jena, gehörte der Südwestdeutschen Schule des Neukantianismus an. 1911 wurde er Professor in Jena. 1904–1917 Mitherausgeber der Kant-Studien. 22 f., 28–31, 248–250 Baumgardt, David, * 20. 4. 1890, Erfurt, † 21. 7. 1963, Long Beach (New York), Philosoph. Zunächst Professor an der Universität Berlin von 1932–1935, emigrierte er 1935 nach England und 1939 in die USA. An der Library of

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Congress, Washington, war er von 1941–1954 Fachreferent für Philosophie. 226, 230, 231, 233, 293 f. Beattie, James, * 25. 10. 1735, Laurencekirk, † 18. 8. 1803, Aberdeen, schottischer Moralphilosoph und Gegner Humes. 125 f. Becker, Carl Heinrich, * 12. 4. 1876, Amsterdam, † 10. 2. 1933, Berlin, Orientalist und Politiker, Professor für orientalische Philologie ab 1908 in Hamburg, 1913 in Bonn, ab 1930 in Berlin. Begründer der Islamwissenschaft in Deutschland und Herausgeber der Zeitschrift Der Islam. 1921 und von 1925–1930 war er parteiloser preußischer Kultusminister in der Regierung Otto Braun. 58 Bergson, Henri, * 18. 10. 1859, Paris, † 4. 1. 1941, ebd., Philosoph. Seit 1900 Professor am Collège de France; 1913 hielt er Vorlesungen u. a. an der New Yorker Columbia University; 1927 Nobelpreis für Literatur. 18, 149, 174 Bermann Fischer, Gottfried, * 31. 7. 1897, Gleiwitz (Oberschlesien), † 17. 9. 1995, Camaiore (Toskana, Italien), Arzt und Verleger. Bermann Fischer trat 1925 in den 1886 gegründeten S. Fischer Verlag ein und leitete ihn seit dem Tod des Gründers Samuel Fischer 1934. Er emigrierte 1936 über Wien, die Schweiz und Italien zunächst nach Schweden (1938) und in die USA (1940). Der Sitz des Verlages wurde diverse Male verlegt, bzw. er wurde neugegründet. In Stockholm wurde er als reiner Exilverlag geführt. 1963 zog Bermann Fischer sich aus der Leitung des Verlages, der seit 1950 seinen Sitz in Frankfurt/Main hat, zurück. Bermann Fischer war Herausgeber der Zeitschrift Die neue Rundschau, in der Cassirer 1930 seine Abhandlung ›Geist‹ und ›Leben‹ in der Philosophie der Gegenwart (ECW 17) publizierte. 190, 209, 273, 281, 287 f. Bianchi, Lorenzo, * 1889, † 1960, Professor für Deutsche Sprache und Literatur in Bologna. 112, 264 Bing, Gertrud, * 7. 6. 1892, Hamburg, † 3. 7. 1964, London, Kunsthistorikerin. Nach ihrer Promotion bei Robert Petsch und Cassirer 1921 in Hamburg mit der Dissertation Der Begriff des Notwendigen bei Lessing wurde sie auf Empfehlung Cassirers Mitarbeiterin der Kulturwissenschaftlichen Bibliothek von Aby Warburg, ab 1924 Warburgs persönliche Assistentin, ab 1927 zusammen mit Saxl stellvertretende Direktorin der K. B. W., von 1955–1959 Direktorin des Warburg Institute in London. Auf seinen Reisen begleitete sie Aby Warburg des öfteren. 99, 102, 112, 114, 116, 130, 145, 262–264, 267 f., 272 f., 288 Binswanger, Ludwig, * 13. 4. 1881, Kreuzlingen (Schweiz), † 5. 2. 1966, ebd., Psychiater und Psychologe, gilt als der Begründer der Daseinsanalyse, einer Verbindung von Psychoanalyse und Existenzphilosophie. Er hat sich intensiv sowohl mit Husserls Phänomenologie als auch mit Heidegger beschäftigt. Ludwig Binswanger war langjähriger Leiter der 1857 von seinem namensgleichen Großvater gegründeten Privatklinik »Bellevue« in Kreuzlingen bei Konstanz zur Behandlung von Nerven- und Gemütskrankheiten. 1980 wurde die Klinik geschlossen. 55 f., 58, 60, 63, 68, 69, 76, 78, 92, 93, 254 f., 258, 261

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Blumenfeld, Walter, * 12. 7. 1882, Neuruppin, † 23. 6. 1967, Lima (Peru), Psychologe, gehörte zu den Gründern des Psychotechnischen Instituts, Dresden. 1934 mußte er aufgrund des »Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums« die TH Dresden verlassen und emigrierte auf ein Angebot der Universidad Nacional Mayor de San Marcos nach Lima. 150 Boëthius, Axel, * 18. 7. 1889, Arvika, † 7. 5. 1969, Rom, schwedischer Archäologe, ab 1925 erster Direktor des Schwedischen Instituts in Rom, 1934– 1955 Professor für Archäologie in Göteborg. 219 Boll, Franz Johann Evangelista, * 1. 7. 1867, Rothenburg ob der Tauber, † 3. 7. 1924, Heidelberg, Astrologiehistoriker, Altphilologe und Bibliothekar, ab 1903 Professor der klassischen Philologie und Pädagogik in Würzburg, ab 1908 in Heidelberg. 64, 76, 112, 147, 256, 258 Bohr, Niels, * 7. 10. 1885, Kopenhagen, † 18. 11. 1962, ebd., dänischer Physiker. Ab 1916 Professor für Physik an der Kopenhagener Universität, ab 1920 Leitung des für ihn erbauten Kopenhagener Instituts für theoretische Physik. Das Institut wurde ein Zentrum der internationalen Forschung zur Atomphysik. 1922 Nobelpreis für Physik, 1943 Emigration über Schweden und England in die USA, 1946 Rückkehr nach Dänemark. 144, 167, 169, 171 Bondy, Walter, * 1880, Prag, † 17. 9. 1940, Toulon (Frankreich), Maler, Fotograf, Kunsthistoriker und Kunsthändler. Gehörte zur Berliner Sezession. Bondy war Toni Cassirers älterer Bruder. 88, 260 Born, Max, * 11. 12. 1882, Breslau, † 5. 1. 1970, Göttingen, Physiker, lehrte an den Universitäten Frankfurt/Main und Göttingen. 1933 emigrierte er nach England, unterrichtete zunächst in Cambridge; von 1936–1953 war er Tait Professor of Natural Philosophy an der Universität Edinburgh. 1954 kehrte er nach Deutschland zurück und wurde mit dem Nobelpreis für Physik für seine Arbeiten zur Quantenmechanik und Kristallgittertheorie ausgezeichnet. 159, 160, 276 f. Bosch, Carl, * 27. 8. 1874, Köln, † 26. 4. 1940, Heidelberg, Chemiker, Techniker und Industrieller, gründete 1925 die IG Farbenindustrie. 122 Bühler, Karl, * 27. 5. 1879, Meckesheim, † 24. 10. 1963, Los Angeles (Kalifornien), der Gestaltpsychologie nahestehender Sprachphilosoph. 1913–1918 ao. Professor in München, 1918–1922 o. Professor an der TU Dresden für Philosophie und Pädagogik, 1922–1938 Professor an der Universität Wien für Psychologie und Leiter des Psychologischen Instituts. Nach seiner Inhaftierung durch die Nationalsozialisten im März 1938 emigrierte er über Oslo und London in die USA. 1940–1945 Professor in Minnesota, 1945–1955 Professor für Psychiatrie an der University of Southern California, Los Angeles. 198 Burkamp, Wilhelm, * 20. 1. 1879, Stöckte (Winsen), † 26. 8. 1939, Rostock, Philosoph, ab 1929 ao. Professor in Rostock. 198 f. Carnap, Rudolf, * 18. 5. 1891, bei Wuppertal, † 14. 9. 1970, Santa Monica (Kalifornien), Philosoph, war eines der führenden Mitglieder des Wiener Kreises. Von 1931–1935 war er ao. Professor für Naturphilosophie an der Deutschen Universität in Prag, 1936 emigrierte er in die USA und unter-

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richtete zunächst an der University of Chicago. Von 1952–1954 war er Gastprofessor in Princeton, von 1954–1961 Professor an der University of California in Los Angeles. 97–99, 150, 157, 167, 176, 262, 273, 276 Cassirer, Bruno, * 12. 12. 1872, Breslau, † 20. 10. 1941, Oxford, Verleger und Galerist, Cousin Ernst Cassirers. Mit seinem Cousin Paul Cassirer gründete er 1898 in Berlin die Bruno & Paul Cassirer Kunst- und Verlagsanstalt. Aufgrund persönlicher Differenzen lösten die beiden ihr Unternehmen 1901 auf. Bruno führte den Verlag weiter, Paul die Galerie und den Kunsthandel. Viele Schriften Ernst Cassirers erschienen im Verlag Bruno Cassirer. 3, 97 f., 247 Cassirer, Anne (Anne Elisabeth), (verheiratete Appelbaum), * 3. 6. 1908, Berlin, † 28. 5. 1998, New York, Psychologin, einzige Tochter von Toni und Ernst Cassirer, lebte in New York. Sie heiratete den Konzertpianisten Kurt Appelbaum am 2. Januar 1933. Die Ehe wurde später geschieden. 113, 153, 210, 220, 261, 283, 291 Cassirer, Georg Eugen, * 26. 7. 1904, Berlin, † 14. 9. 1958, Fotograf, zweiter Sohn der Cassirers, emigrierte 1938 nach Schweden und war langjähriger Theaterfotograf am Göteborger Staatstheater. 215, 219, 291 Cassirer, Heinrich Walter, * 9. 8. 1903, bei München, † 20. 2. 1979, England, ältester Sohn der Cassirers, emigrierte 1934 nach Großbritannien und lehrte in Glasgow und Oxford (Corpus Christi College) Philosophie. 59, 104, 203, 255, 288, 262–264 Cassirer, Hugo, * 25. 12. 1869, Breslau, † 9. 7. 1920, Berlin, Industrieller und Kunstsammler, Cousin Ernst Cassirers. 48, 252 Cassirer, Toni, geb. Bondy, * 14. 10. 1884, Wien, † 5. 1. 1961, New York, die Ernst Cassirer am 16. 9. 1902 in Wien heiratete. 7, 37, 69, 104, 108, 109, 111, 116, 131, 141, 153, 180, 204, 217, 226, 246, 260, 263, 265 f., 269, 272– 274, 283, 290 f. Cassirer, Max, * 18. 10. 1857, Schwientochlowitz (Oberschlesien), † 15. 1. 1943, Tandalar/Wales, Berliner Stadtrat und Industrieller, war der Vater Edith Geheebs und ein Onkel Ernst Cassirers väterlicherseits. Er förderte den Aufbau der Odenwaldschule (siehe Anm. 194). 1881 gründete er in Danzig eine Holzexportfirma; 1887 Übersiedelung nach Charlottenburg, wo er die Holzfirma Gebr. J. & M. Cassirer leitete; 1909 wurde er zum Stadtrat gewählt, 1920 wurde er Ehrenbürger Charlottenburgs. Max Cassirer emigrierte 1936 nach Großbritannien. 137, 225 f., 269, 292 Cassirer, Peter, * 26. 6. 1933, Berlin, Sohn von Georg und Vera Cassirer (geb. Chotzen), Enkel Ernst Cassirers, war von 1970 bis zu seiner Emeritierung 1998 Professor für Rhetorik am Institut für nordische Sprachen der Universität Göteborg. 207, 289 Cassirer, Richard, * 23. 4. 1868, Breslau, † 20. 8. 1925, Berlin, Neurologe, studierte in Freiburg/Breisgau. Nach seiner Promotion 1891 war er Assistent an der psychiatrischen Klinik in Breslau, später ging er nach Wien und setzte dort seine Studien u. a. bei Richard von Krafft-Ebing und Heinrich Obersteiner fort. 1895 wurde er Assistent von Hermann Oppenheim an der Berliner Polyklinik für Nervenkranke, von 1919–1925 leitete er die

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Klinik zusammen mit Robert Hirschfeld. Richard Cassirer war mit Ernst Cassirers Schwester Hedwig (1873–1952) verheiratet. 78, 88 Chang, Carsun, eigentlich: Chun Mai Chang, * 1887, † 1969, chinesischer Philosoph und Politiker, studierte 1913–1915 (während Cassirer dort lehrte) an der Berliner Universität und 1919–1921 bei Rudolf Eucken in Jena Philosophie, wo er von 1929[?]–1931 lehrte, später Professor in Peking. Chang hat im Jahre 1923 durch einen Vortrag eine große Debatte über den Gegensatz zwischen Philosophie und Wissenschaft in China ausgelöst, wobei er für die Lebensphilosophie von Bergson plädierte. Er war politisch sehr aktiv und galt als Vertreter des Liberalismus. Die Liberalen spielten damals eine Nebenrolle und standen im Konflikt zwischen Nationalisten und Kommunisten meistens den ersteren nahe. An der Universität Hamburg sprach er am 13. 2. 1930 über Philosophisches Ringen im heutigen China. (Univ. Hamburg. Bericht über das Geschäftsjahr 1929/30, S. 32). 236, 295 Chapeaurouge, Paul de, * 11. 12. 1876, Hamburg, † 3. 10. 1953, ebd., Jurist und Politiker. Vom 18. 3. 1925 bis zum 6. 3. 1933 gehörte de Chapeaurouge dem Hamburger Senat an und war für das Ressort Hochschule und Wissenschaft zuständig. 106, 264 Cohen, Hermann, * 4. 7. 1842, Coswig, † 4. 4. 1918, Berlin, wichtigster Vertreter des Neukantianismus und Begründer der Marburger Schule, studierte an den Universitäten Breslau und Berlin und promovierte 1865 in Halle/Saale. Von 1876–1912 lehrt er an der Universität Marburg, ab 1912 an der Lehranstalt für die Wissenschaft des Judentums in Berlin. Cassirer wechselte 1896 von Berlin nach Marburg, um bei Cohen zu studieren. 6, 7, 10, 15, 22, 28–30, 33–35, 38, 80, 101, 195, 226, 246–249, 251, 259, 262, 284, 293 Cohn, Jonas, * 2. 12. 1869, Görlitz, † 12. 1. 1947, Birmingham, Philosoph und Pädagoge. 1894 habilitierte Cohn sich in Freiburg/Breisgau für die Fächer Philosophie und Pädagogik und lehrte dort als Privatdozent, ab 1901 als apl. Prof. bis zu seiner Entlassung aufgrund des »Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums« 1933. 1939 emigrierte er nach England. Cohn, ein Jugend- und Studienfreund Cassirers, war zunächst durch die Kantschriften Cohens geprägt, näherte sich jedoch später über den Kontakt mit Heinrich Rickert der südwestdeutschen Schule des Neukantianismus an. 7, 8, 13, 246 f. Croce, Benedetto, * 25. 2. 1866, Pescasseroli (Abruzzen), † 20. 11. 1952, Neapel, italienischer Schriftsteller, Philosoph und Politiker. 114, 265, 271 Dessoir, Max, * 8. 2. 1867, Berlin, † 19. 7. 1947, Königstein (Taunus), Kunsthistoriker und Psychologe. Dessoir war Begründer der Gesellschaft sowie der Zeitschrift für Ästhetik und Allgemeine Kunstwissenschaft. 114, 265 Deuchler, Gustav Adolf, * 23. 2. 1883, Baden, † 19. 1. 1955, ab 1910 Dozent für Pädagogik, von 1921–1923 ao. Professor für Pädagogik und Psychologie in Tübingen, 1923–1945 Professor in Hamburg. Der aktive Nationalsozialist war Direktor des Erziehungswissenschaftlichen Instituts der Universität Hamburg. Ab dem 1. 10. 1933 verwaltete er kommissarisch den Psychologielehrstuhl William Sterns. 102

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Dilthey, Wilhelm, * 19. 11. 1833, Wiesbaden, † 1. 10. 1911, Seis am Schlern (Südtirol), Philosoph, Psychologe, Pädagoge. 1864 promovierte und habilitierte er sich in Berlin. Dilthey hatte Professuren in Basel (1867/1868), Kiel (1868–1871), Breslau (1871–1882) und Berlin (1883–1908) inne. 24, 41, 247 Ebbinghaus, Julius, * 9. 11. 1885, Berlin, † 16. 6. 1981, Marburg, ab 1926 ao. Professor in Freiburg/Breisgau, ab 1930 o. Professor in Rostock, ab 1940 Professor in Marburg. 198 f. Einstein, Albert, * 14. 3. 1879, Ulm, † 18. 4. 1955, Princeton (New Jersey), Physiker. Die Beiträge zur theoretischen Physik Einsteins veränderten maßgeblich das physikalische Weltbild. Einsteins Hauptwerk ist die Relativitätstheorie, die das Verständnis von Raum und Zeit revolutionierte. 1921 erhielt er den Nobelpreis für Physik. 1932 nahm er einen Ruf des Institute for Advanced Study in Princeton, New Jersey an und emigrierte in die USA. Cassirer war mit Einstein befreundet. 44, 45, 47, 48, 49, 50, 62, 74, 89, 110, 122, 135, 136, 150, 156, 158, 162, 233, 252 f., 256, 269, 274, 276 f. Embden, Heinrich, * 19. 3. 1871, Hamburg, † 4. 4. 1941, Sao Paulo, Neurologe. Er promovierte 1893 mit einer Arbeit Ueber einen neuen Fall von Alkaptonurie, Freiburg/Breisgau 1893. Von 1923–1933 war er Oberarzt der III. Medizinischen Abteilung des Allgemeinen Kreiskrankenhauses Barmbek. 1938 emigrierte er mit seiner Frau nach Brasilien. 75, 241, 255 Eucken, Rudolf, * 5. 1. 1846, Aurich (Ostfriesland), † 14. 9. 1926, Jena. Eucken war Professor in Basel (ab 1871) und Jena (ab 1874) sowie Austauschprofessor in Harvard (1912/13). 18, 29, 247 Frank, Philipp, * 20. 3. 1884, Wien, † 21. 7. 1966, Cambridge (Massachusetts), Physiker, Mathematiker und Philosoph (Mitglied des Wiener Kreises). 1912 wurde er Nachfolger Einsteins auf dem Lehrstuhl für theoretische Physik an der Deutschen Universität Prag. 1938 emigrierte er in die USA. 1949 erschien seine Einsteinbiographie Einstein. Sein Leben und seine Zeit. 176, 181, 274, 278, 281 Franke, Alwin Wilhelm Otto, * 27. 9. 1863, Gernrode, † 5. 8. 1946, Berlin, Sinologe und Historiker, zunächst im diplomatischen Dienst in Peking, Tientsin und Shanghai tätig. 1909 erster Professor für Sprachen und Geschichte Ostasiens am Hamburger Kolonialinstitut. Von 1923–1931 Professor an der Berliner Universität. 39 Fraenkel, Adolf (Abraham Halevi), * 17. 2. 1891, München, † 15. 10. 1965, Jerusalem, deutsch-israelischer Mathematiker, habilitierte sich 1916 in Marburg. 1929 verließ er Deutschland und folgte einem Ruf an die Hebräische Universität von Jerusalem, wurde dort Dekan der mathematischen Fakultät und später zum Rektor der Universität ernannt. 136, 284 Fraenkel, Eduard, * 17. 3. 1888, Berlin , † 5. 2. 1970, Oxford, Altphilologe, ab 1920 Professor für Klassische Philologie in Kiel, ab 1928 in Göttingen, ab 1931 in Freiburg/Breisgau; durch Martin Heidegger 1933 des Amtes enthoben, emigrierte Fraenkel nach England und war von 1935–1953 Professor in Oxford. 73, 104, 258

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Friedländer, Max, * 12. 10. 1852, Brieg (Schlesien), † 2. 5. 1934, Berlin, Musikwissenschaftler. Friedländer war 1911 Austauschprofessor in Harvard. 18 Gainsborough, Thomas, * 14. 5. 1727, Sudbury (Suffolk), † 2. 8. 1788, London, englischer Maler. 125 Gawronsky, Dimitrij, * 14. 8. 1883, Tamboff (Rußland), † Juni 1949, Zürich. Gawronsky war Schüler von Cohen und Cassirers bester Freund, als beide in Marburg studierten. Er war später Sekretär des russischen Politikers Kerenski, der von Juli bis Oktober 1917 der Regierung Rußlands vorstand. Gawronsky schrieb über seine Erfahrungen in seinem Buch Die Bilanz des russischen Bolschewismus. Auf Grund authentischer Quellen, Berlin: Paul Cassirer 1919. Nach dem Besuch bei Warburg in Kreuzlingen besuchte Cassirer Gawronsky, der seit 1922 als Privatdozent an der Universität Bern wirkte. 66 Geheeb, Edith, geb. Cassirer, * 5. 8. 1885, Berlin, † 29. 4. 1982, Schweiz, Cousine Ernst Cassirers, Ehefrau Paul Geheebs. 137 f., 225, 261 Geheeb, Paul (Paulus), * 10. 10. 1870, Geisa/Röhn, † 1. 5. 1961, Goldern (Schweiz), Pädagoge. Geheeb gründete 1910 zusammen mit seiner Frau Edith die Odenwaldschule (siehe Anm. 194). 137, 226, 261, 269 f., 292 Gelb, Adhémar, * 18. 11. 1887, Moskau, † 7. 8. 1936, Schöneberg bei Calw, Gestaltpsychologe, war Kurt Goldsteins engster Mitarbeiter am Frankfurter Institut für die Erforschung der Folgeerscheinungen von Hirnverletzungen. Seit 1912 Assistent am Psychologischen Institut der Frankfurter Akademie für Sozial- und Handelswissenschaften, lehrte Gelb ab 1919 als Privatdozent, 1924 als ao. Professor und 1929 als Direktor des Psychologischen Instituts der Frankfurter Universität Psychologie, Philosophie und Naturwissenschaften. Als Goldstein nach Berlin ging, verließ auch Gelb 1931 Frankfurt/Main und war von 1931–1933 Professor für Psychologie an der Universität Halle/Saale. 1933 wurde er von der Universität entlassen; er starb 1936 an Tuberkulose. 70, 73, 79, 82, 84, 93, 104, 149, 151, 257, 259 Goebel, Karl von, * 8. 3. 1855, Billigheim, † 9. 10. 1932, München, Botaniker. Professor für Botanik in Straßburg (1881), Rostock (1882), Marburg (1887) und München (1891), von 1891–1930 Direktor des Botanischen Gartens und des Botanischen Instituts in München, 1916/1917 war er Rektor der Universität München. 122 Goldschmidt, Adolph, * 15. 1. 1863, Hamburg, † 5. 1. 1944, Basel, Kunsthistoriker, zunächst Privatdozent, ab 1903 o. Professor für Kunstgeschichte in Berlin, ab 1904 in Halle/Saale, ab 1912 wieder Berlin, 1927–1930 Gastprofessur in Harvard, ab 1938 Professor in Basel. 125, 267 Goldstein, Kurt, * 6. 11. 1878, Kattowitz, Polen, † 19. 9. 1965, New York, Physiker, Neurologe und Psychiater, war Freund und Vetter Ernst Cassirers. Er unterrichtete an den Universitäten in Frankfurt/Main, Berlin, Columbia, Harvard und Brandeis und arbeitete als Neurologe und Psychiater in Kliniken in Europa und den USA. Das Kapitel Zur Pathologie des Symbolbewußtseins in Band 3 der Philosophie der symbolischen Formen (erstveröffentlicht 1929; vgl. ECW 13, S. 234–322), sowie der Aufsatz Die

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Sprache und der Aufbau der Gegenstandswelt von 1932 (jetzt in ECW 18, S. 111–126) zeugen von einer intensiven Beschäftigung Cassirers mit den klinischen Forschungen Goldsteins. 68, 69, 73, 75, 78, 79, 83, 93, 104, 107, 111, 130, 137, 179, 221, 257–259, 264, 269, 280 Görland, Albert, * 9. 7. 1869, Hamburg, † 18. 2. 1952, Dollerupholz b. Flensburg, Philosoph; Studienfreund Cassirers in Marburg und bis 1933 Kollege an der Universität Hamburg. Görland trat 1892 aus dem hamburgischen Volksschuldienst aus, um in Marburg Philosophie bei Cohen und Natorp zu studieren. Er holte das Abitur im Frühjahr 1896 nach und promovierte im März 1898. Görland unterrichtete ab 1908 im Allgemeinen Vorlesungswesen in Hamburg, ab 1912 als Oberlehrer am Staatlichen Technikum. 1919 habilitierte er sich und war von 1923–1935 ao. Professor für Philosophie in Hamburg. 10, 32, 38, 42, 194, 246 f., 251, 283 f. Grabmann, Martin, * 5. 1. 1875, Oberpfalz, † 9. 1. 1949, Eichstätt, Theologe, Philosoph und Historiker. Ab 1906 ao. Professor für Dogmatik am Bischöflichen Lyzeum in Eichstätt, ab 1913 o. Professor für Christliche Philosophie an der Theologischen Fakultät in Wien, von 1918 bis zur Schließung (1939–1945) der Theologischen Fakultät lehrte er in München Dogmatik. 101 Grew, Joseph Clark, * 12. 12. 1880, Boston (Massachusetts), † 20. 10. 1965, Washington, D. C., langjähriger Diplomat und Schriftsteller; an der amerikanischen Botschaft in Berlin tätig. 20 Grisebach, Eberhard, * 27. 2. 1880, Hannover, † 16. 7. 1945, Zürich, Philosoph, Pädagoge. Habilitation 1913 mit Kulturphilosophische Arbeit der Gegenwart. Ab 1931 Professor für Philosophie und Pädagogik in Zürich. 102 Gundolf, Friedrich, eigentlich Friedrich Leopold Gundelfinger, * 20. 6. 1880, Darmstadt, † 12. 7. 1931, Heidelberg, Dichter und Literaturwissenschaftler, ab 1916 ao. Professor für Germanistik in Heidelberg, ab 1920 o. Professor. 23, 24, 26, 41, 249, 252 Hägerström, Axel, * 6. 9. 1868, Vireda socken/Jönköping län, † 7. 7. 1939, Uppsala, war 1893–1911 Assistent und von 1911–1933 Professor für Philosophie in Uppsala. 178, 192, 194, 200 f., 203, 227, 279 f., 285 f. Hamburger, Käte, * 21. 9. 1896, Hamburg, † 8. 4. 1992, Stuttgart, Philosophin und Literaturwissenschaftlerin, emigrierte 1934 nach Göteborg, Schweden. 1956 kehrte sie aus dem Exil zurück und lehrte ab 1957 bis zu ihrer Emeritierung 1976 an der TH, später Universität Stuttgart. 205, 209, 288 Hanell, Krister, * 8. 8. 1904, Husie (Schweden), † 1970, klassischer Philologe, lehrte in Lund. 211 Hartlaub, Geno(veva), Pseudonym: Muriel Castorp, * 17. 6. 1915, Mannheim, † 25. 3. 2007, Hamburg, Schriftstellerin, Tochter des Kunsthistorikers und Museumsdirektors Gustav Friedlich Hartlaub. 137, 270 Hartmann, Nicolai, * 20. 2. 1882, Riga, † 9. 10. 1950, Göttingen, lehrte seit 1920 als Professor für Philosophie in Marburg, ab 1925 in Köln, ab 1931 in Berlin und ab 1946 in Göttingen. 84 f. Hartog, Sir Philip Joseph, * 2. 3. 1864, London, † 27. 6. 1947, englischer Che-

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miker, erster Vizekanzler der Universität Dhakka (Bangladesh). 135, 269 Hashagen, Justus, * 1877, † 1961, Historiker, 1920–1926 Professor in Köln, danach Professor der Mittleren und Neueren Geschichte in Hamburg. 1935 wegen regimekritischer Aussagen vorzeitig in den Ruhestand versetzt. 115 Hauptmann, Gerhart, * 15. 11. 1862, Obersalzbrunn (Niederschlesien), † 6. 6. 1946, Agnetendorf (Ortsteil von Hirschberg/Jelenia Góra), Schriftsteller, erhielt 1912 den Nobelpreis für Literatur. 126, 268 Head, Sir Henry, * 4. 8. 1861, London, † 8. 10. 1940, Hartley Court, bedeutender englischer Neurologe, war von 1910–1925 Herausgeber der Zeitschrift Brain. 1893 entdeckte er die sogenannten Head-Zonen, überempfindliche Zonen, die sich bei der Erkrankung innerer Organe einstellen können. Ebenfalls nach ihm benannt ist das Head-Holmes-Syndrom und das HeadRiddoch-Syndrom. 1899 Wahl zum Mitglied der Royal Society of London, 1900 Wahl zum Mitglied des Royal College of Physicians of London. 104 Hedenius, Ingemar, * 5. 4. 1908, † 30. 4. 1982, schwedischer Philosoph, Professor für praktische Philosophie in Uppsala von 1947–1973, gehörte zur Phalén-Strömung innerhalb der Uppsala-Schule. 178, 185, 197, 212, 285, 287 Heidegger, Martin, * 26. 9. 1889, Meßkirch, † 26. 5. 1976, Freiburg/Breisgau, Philosoph, Professor für Philosophie in Marburg und Freiburg/Breisgau von 1928–1945. Sein Hauptwerk, Sein und Zeit, 1927, verwendete die phänomenlogische Philosophie Husserls, um eine Analytik des endlichen Daseins zu entwickeln. Cassirer und Heidegger haben miteinander öffentlich bei den Davoser Hochschulkursen am 26. März 1929 debattiert. 118, 267 Heimann, Adelheid, * 27. 6. 1903, Berlin, † 24. 4. 1993, London, Kunsthistorikerin und Journalistin, Schülerin von Panofsky und Cassirer, erhielt 1931/ 32 einen Forschungsauftrag der K. B. W., war von 1940–1943 für das Warburg Institute als Photographin tätig, von 1958–1964 als Assistant Curator of the Photographic Collection. 121, 140 Heimsoeth, Heinz, * 12. 8. 1886, Köln, † 10. 9. 1975, ebd., ab 1921 ao. Professor in Marburg, ab 1923 o. Professor in Königsberg, ab 1931 in Köln. 199 Heinsheimer, Friedrich, * 26. 8. 1873, Mannheim, † 13. 4. 1945, Badenweiler, Mediziner, Leiter des »Waldpark-Sanatoriums« in Baden-Baden. 88, 260 Heisenberg, Werner, * 5. 12. 1901, Würzburg, † 1. 2. 1976, München, Physiker. 1927 Professor an der Universität Leipzig, 1932 Nobelpreis für Physik. Von 1942–1945 leitete Heisenberg das Kaiser-Wilhelm-Institut für Physik in Berlin-Dahlem und war Professor an der Berliner Universität, wo er führend am Uranprojekt des Heereswaffenamtes beteiligt war. Von 1945– 1946 Internierung in Farm Hall in England. Von 1946–1958 Direktor des Max-Planck-Instituts für Physik in Göttingen, von 1958–1970 Direktor

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des Max-Planck-Instituts für Physik (heute auch Werner-Heisenberg-Institut genannt) in München. 151, 166, 168, 171, 274 Hendel, Charles William, * 16. 12. 1890, Reading (Pennsylvania), † 18. 11. 1982, Salt Lake City (Utah), Philosoph. 1940–1959 war er Professor an der Yale University und von 1940–1945 sowie 1950–1959 Institutsdirektor. Hendel hat die Einladung an Cassirer nach Yale ausgesprochen und ihm eine Verlängerung ermöglicht. 209, 218, 291, 293 f. Hensel, Paul, * 17. 5. 1860, Groß-Barthen (Ostpreußen), † 8. 11. 1930, Erlangen, Philosoph, 1888 Habilitation bei Wilhelm Windelband in Straßburg, dort ab 1895 ao. Professor, von 1898–1902 in Heidelberg, ab 1902 Professor für systematische Philosophie in Erlangen. 12 Hertz, Clara, am 3. 1. 1916 als Hilfskraft an der K. B. W. angestellt, später als Bibliothekarin und Sekretärin beschäftigt. Zum 1. 7. 1931 hat sie die Bibliothek Warburg verlassen. 243, 296 Herzfeld, Ernst, * 23. 7. 1879, Celle, † 21. 1. 1948, Basel, Archäologe und Altorientalist, beschäftigte sich u. a. mit der Entstehung der islamischen Kunst. 241 Hilbert, David, * 23. 1. 1862, Königsberg, † 14. 2. 1943, Göttingen, Mathematiker, bestimmte die Mathematik des 20. Jahrhunderts maßgeblich. 1892 Professor in Königsberg, von 1895 bis zu seiner Emeritierung 1930 Ordinarius in Göttingen. 122 Hönigswald, Richard, * 18. 7. 1875, Ungarisch-Altenburg/Magyar-Ovár, † 11. 7. 1947, New Haven (Connecticut), Philosoph. Ab 1916 Professor für Philosophie, Psychologie und Pädagogik in Breslau, ab 1930 in München. 1933 wurde er zwangspensioniert und emigrierte 1939 über die Schweiz in die USA. 173, 198 f., 278 Hoernlé, Reinhold Friedrich Alfred, * 27. 11. 1880, Bonn, † 21. 7. 1943, Johannesburg, Philosophieprofessor in Cape Town (1908–1911), Newcastle-onTyne (1912–1914 und 1920–1923), Harvard (1914–1920) und Johannesburg. 17 Hoffmann, Ernst, * 13. 1. 1880, Berlin, † 28. 1. 1952, Heidelberg, Schüler und langjähriger Freund Cassirers, war von 1922–1935 Professor für Philosophie und Pädagogik in Heidelberg. Ab 1927 Leiter der Cusanus-Kommission der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Zusammen mit Raymond Klibansky gab er die durch Cassirer geförderte Ausgabe Nicolai de Cusa opera omnia, Hamburg 1927 ff., heraus. 22, 100, 120, 129, 130, 181, 184, 198 f., 262, 270 Holborn, Hajo, * 8. 5. 1902, Berlin, † 20. 6. 1969, Bonn, Historiker. Holborn war Schüler von Friedrich Meinecke in Berlin und wurde nach seiner Habilitation in Heidelberg Carnegie Professor of History and International Relationships an der privaten Deutschen Hochschule für Politik. 1934 emigrierte er über England in die USA und wurde Gastprofessor in Yale. 210 Hume, David, * 7. 5. 1711, Edinburgh, † 25. 8. 1776, ebd., Philosoph und Historiker. 96, 125 f., 178 Husserl, Edmund, * 8. 4. 1859, Proßnitz (Mähren), † 27. 4. 1938, Freiburg/

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Breisgau, Philosoph und Mathematiker, Begründer der Phänomenologie, ab 1901 ao. Professor in Göttingen, ab 1906 o. Professor, ab 1916 Professor in Freiburg/Breisgau. Im April 1933 wurde er beurlaubt. Die Beurlaubung wurde zwar im Juli desselben Jahres durch den Rektor der Universität, Martin Heidegger, wieder aufgehoben, doch 1936 wurde Husserl die Lehrbefähigung entzogen. 56, 76, 84, 86, 149, 247, 258–260 Inge, William Ralph, * 6. 6. 1860, Crayke/Yorkshire, † 26. 2. 1954, Wallingford, englischer Schriftsteller und anglikanischer Priester; ab 1907 Professor für Theologie am Jesus College in Cambridge, 1911–1934 Dekan (»Dean«) von St. Paul’s Cathedral in London, 1920–1921 Präsident der Aristotelian Society in London, 1921–1945 Kolumnist des Evening Standard. 173, 278 Jacobsson, Emma, geb, Stiasny, Ehefrau Malte Jacobssons. 176, 217, 219 f. Jacobsson, Malte, * 3. 4. 1885, Kristianstad (Schweden), † 22. 12. 1966, Göteborg, Philosophieprofessor und Politiker. Jacobsson hörte im Jahr 1909 bei Cassirer in Berlin. Er war 1920–1934 Professor für Philosophie in Göteborg und vom 29. 10. 1934 bis 1950 landshövding (Gouverneur des Landes) in Göteborg und Bohus. Cassirers Lehrtätigkeit in Schweden geht auf eine Initiative Jacobssons zurück. 133, 176, 217, 222, 224, 291 Jaeger, Werner, * 30. 7. 1888, Lobberich, † 19. 10. 1961, Boston (Massachusetts), klassischer Philologe, ab 1914 Professor in Basel, ab 1915 in Kiel, ab 1921 in Berlin, 1924 Wahl in die Preußische Akademie der Wissenschaften. 1936 wurde J. auf eigenen Wunsch aus dem preußischen Landesdienst entlassen und emigrierte in die USA. Er lehrte zunächst in Chicago und ab 1939 an der Harvard University. 234, 294 Jakobson, Roman Ossipowitsch, * 23. 10. 1896, Moskau, † 18. 7. 1982, Boston (Massachusetts), Linguist und Semiotiker, war Mitbegründer des Prager Strukturalismus. Er floh 1939 vor dem Einmarsch der Deutschen aus der Tschechoslowakei nach Skandinavien. 1941 erhielt er einen Ruf an die École Libre des Hautes Études (französische Exil-Universität) in New York. 217, 291 Josephson, Ragnar, * 8. 3. 1891, † 27. 3. 1966, schwedischer Kunsthistoriker, Dramaturg und Direktor des schwedischen Nationaltheaters in Stockholm, 1929–1957 Professor für Kunstgeschichte an der Universität Lund, Mitbegründer der »Jüdischen literarischen Gesellschaft« in Stockholm. 212 Karitz, Anders, * 28. 2. 1881, Ö Sönnarslöv, † 10. 2. 1961, Uppsala, schwedischer Philosoph, Professor für theoretische Philosophie in Uppsala 1934–1946. Forschungen über Thomas Thorild. 178, 280 f. Katz, David, * 1. 10. 1884, Kassel, † 2. 2. 1953, Stockholm, Psychologe, ab 1919 Professor in Rostock, 1933 von den Nationalsozialisten beurlaubt, 1934 in den Ruhestand versetzt, emigrierte er zunächst nach England, erhielt 1937 einen Ruf nach Stockholm und 1952 eine Honorarprofessur in Hamburg. 150, 177, 279 Kaufmann, Fritz, * 3. 7. 1891, Leipzig, † 9. 8. 1958, Zürich, Philosoph, promovierte 1924 bei Husserl in Freiburg, emigrierte 1935 über Großbritannien

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in die USA und hatte an der Northwestern University und an der University of Buffalo Professuren für Philosophie inne. 223 f., 292 Kelter, Edmund, * 1867, † 1942, war von 1925–1933 Direktor der Gelehrtenschule des Johanneums, eines Hamburger Gymnasiums. 115 Kinkel, Walter, * 23. 12. 1871, Hagen i. W., † 1938, Schüler Hermann Cohens, Habilitation in Gießen 1898, dort ao. Professor ab 1904, o. Honorarprofessor von 1924–1934. 14, 247 f. Klibansky, Raymond, * 15. 10. 1905, Paris, † 5. 8. 2005, Montréal, Philosoph, besuchte zusammen mit Heinz Cassirer die Odenwaldschule. Dieser macht Ernst Cassirer und Klibansky miteinander bekannt. 1931 habilitierte er sich an der Universität Heidelberg, anschließend arbeitete er als Privatdozent. 1933 emigrierte er nach London. Es folgen Professuren in Oxford und Montréal. An der McGill-Universität in Montréal übernahm Klibansky 1946 den John-Frothingham-Lehrstuhl für Logik und Metaphysik. Zusammen mit Ernst Hoffmann gab er die auch durch Cassirer geförderte Ausgabe Nicolai de Cusa opera omnia, Hamburg 1927 ff., heraus. Zusammen mit Erwin Panofsky und Fritz Saxl veröffentlichte er 1964 das Buch Saturn und Melancholie. 129, 135, 153, 262, 271 f., 275 Knittermeyer, Hinrich, * 20. 2. 1891, Hamburg, † 25. 2. 1958, Delmenhorst bei Bremen, Professor für Philosophie und langjähriger Direktor der Bremer Staatsbibliothek, Mitherausgeber der Kant-Studien. Knittermeyer promovierte 1914 in Marburg bei Natorp, 1939 wurde ihm der Professorentitel verliehen. Er erhielt mehrere Rufe, die er jedoch abgelehnt hat. 42, 43 Koigen, David, * 27. 10. 1879, Wachniaki (Ukraine), † 7. 3. 1933, Berlin, Philosoph und Soziologe. Bis 1913 war er Privatgelehrter in München und Berlin, seit 1918 Professor für Philosophie und Soziologie an der Universität und der Handelshochschule in Kiew. Flucht nach Deutschland. Ab 1928 Honorarprofessor in Hamburg. 89 f. Kraft, Victor, * 4. 7. 1880, Wien, † 3. 1. 1975, ebd., Philosoph, Wissenschaftstheoretiker und Generalstaatsbibliothekar. Ab 1924 war er ao. Professor in Wien, verlor 1938 seine Lehrbefugnis, wurde später rehabilitiert, erhielt 1947 den Titel des ao. Professors zurück, ab 1950 o. Professor. Kraft war Mitglied des Wiener Kreises. 198 f. Kristeller, Paul Oskar, * 22. 5. 1905, Berlin, † 7. 7. 1999, New York, Philosophiehistoriker, emigrierte 1934 nach Italien und 1939 in die USA. Er unterrichtete an der Yale sowie der Columbia University. 138, 270 f. Kroner, Richard, * 8. 3. 1884, Breslau, † 2. 11. 1974, Mammern, christlicher Philosoph jüdischer Herkunft, Neukantianer und Neuhegelianer; Professor für Philosophie in Freiburg/Breisgau, Dresden und Kiel, emigrierte 1938 nach Großbritannien, später in die USA; von 1941–1952 Professor für Religionsphilosophie in New York. Kroner war Mitbegründer der Zeitschrift Logos. 22, 247 Küchler, Walther, * 19. 7. 1877, Essen, † 2. 8. 1953, Benediktbeuren, Romanist, 1910–1922 in Würzburg, 1922–1927 Lehrstuhl für romanische Literaturwissenschaft an der Universität Wien, ging dann als Professor für Romanistik und Direktor des Ibero-amerikanischen Instituts nach Hamburg.

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1933 verlor Küchler seinen Lehrstuhl und seine Position als Dekan und wurde im selben Jahr zwangspensioniert. 1946 wurde er rehabilitiert und emeritiert. Honorarprofessor von 1946–1950 in München. 128 Landquist, John, * 3. 12. 1881, † 2. 4. 1974, schwedischer Literaturkritiker und Professor für Pädagogik und Psychologie in Lund. 214 Langer, Susanne Katharina, * 20. 12. 1895, New York, † 17. 7. 1985, Old Lyme (Connecticut), promovierte bei Whitehead und unterrichtete Philosophie am Radcliffe, Wellesley und Smith College, an der University of Delaware, der Columbia University und dem Connecticut College. Ernst Cassirer lernte sie 1941 kennen. 229, 232, 235, 293 f. Laue, Max von, * 9. 10. 1879, bei Koblenz, † 24. 4. 1960, Berlin, Physiker, promovierte 1903 bei Max Planck; 1914 erhielt er den Nobelpreis für Physik für die von ihm begründete Röntgen-Strukturanalyse. Im selben Jahr wurde er Professor für Theoretische Physik an der Goethe-Universität in Frankfurt/Main. 1919 wechselt er nach Berlin. 1921–1943 war er als Nachfolger Plancks Direktor der Berliner Universität. 1944 geriet er in britische Kriegsgefangenschaft, kehrte 1946 nach Deutschland zurück, Übernahme der stellvertretenden Leitung des Kaiser-Wilhelm-Instituts in Göttingen. 1951 übernahm er die Leitung des Kaiser-Wilhelm-Instituts für physikalische Chemie und Elektrochemie (heute: Fritz-Haber-Institut der MaxPlanck-Gesellschaft) in Berlin. 151, 164, 167, 171, 274, 277 Laplace, Pierre-Simon, * 28. 3. 1749, Beaumont-en-Auge (Normandie), † 5. 3. 1827, Paris, französischer Mathematiker und Astronom. 162, 164, 277 Laßwitz, Kurd, * 20. 4. 1848, Breslau, † 17. 10. 1910, Gotha, Schriftsteller, Naturwissenschaftler, seit 1884 Professor in Gotha, schrieb u. a. die Geschichte der Atomistik vom Mittelalter bis Newton, 2 Bde., Hamburg/Leipzig 1890, mit der Cassirer häufiger gearbeitet hat. 130, 268 Liebert, Arthur (Arthur Levy), * 10. 11. 1878, † 5. 11. 1946, Berlin. 175, 250, 278 Liebermann, Max, * 20. 7. 1847, Berlin, † 8. 2. 1935, Berlin, Maler und Graphiker. 44 Lowell, Abbott Lawrence, * 1. 1. 1856, Boston (Massachusetts), † 6. 1. 1943, ebd., Jurist und Politologe, war von 1909–1933 Präsident der Universität Harvard. 19, 21 Lewin, Kurt, * 9. 9. 1890, Mogilno (Posen), † 12. 2. 1947, Newtonville (Massachusetts), Psychologe, emigrierte 1933 in die USA und erhielt dort eine Professur an der Cornell University, Ithaca. 150 Mach, Ernst, * 18. 2. 1838, Chirlitz, Mähren (Österreich-Ungarn, heute Tschechien), † 19. 2. 1916, bei München, Physiker, Philosoph und Wissenschaftstheoretiker. Wegbereiter der Gestalttheorie und Mitbegründer des Empiriokritizismus. 46, 50, 252 Marc-Wogau, Konrad, * 1902, † 1991, schwedischer Philosoph und Vertreter der Uppsala-Schule, Schüler von Axel Hägerström und Adolf Phalén, zu dessen Strömung innerhalb der Uppsala-Schule Marc-Wogau gezählt wird. Ab 1935 Hochschullehrer in Stockholm, später Nachfolger Häger-

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ströms als Professor für theoretische Philosophie in Uppsala. Mitherausgeber der Zeitschrift Theoria, gemeinsam mit Åke Petzäll und Gunnar Aspelin. 177 f., 181, 192, 196 f., 199, 204, 206 f., 280, 285, 288 Margenau, Henry, * 30. 4. 1901, Bielefeld, † 8. 2. 1997, Hamden (Connecticut), Physiker und Naturphilosoph. Von 1950–1969 war Margenau EugeneHiggins-Professor for Physics and Natural Philosophy in Yale. 236 Mason, Mortimer Phillips, * 19. 3. 1876, Boston (Massachusetts), † 22. 7. 1957, Brunswick (Maine), studierte 1899–1900 am Corpus Christi College, Oxford, und 1900–1902 in Berlin, Heidelberg, Marburg und Paris. 1920–1946 war er Professor für Philosophie am Bowdoin College, Brunswick (Maine). 19 Meiner, Felix, * 25. 3. 1883, Leipzig, † 26. 7. 1965, Hamburg, Nationalökonom, Gründer des Felix Meiner Verlags (1911). 100, 226 Melle, Werner von, * 18. 10. 1853, Hamburg, † 18. 2. 1937, ebd., Hamburger Senator und Bürgermeister, der sich stark für die Gründung der Hamburger Universität engagierte. 134, 269 Mendelssohn Bartholdy, Albert, * 25. 10. 1874, Karlsruhe, † 29. 11. 1936, Oxford, Völkerrechtler und Politikwissenschaftler. Ab 1905 Professor für Zivilprozeßrecht und bürgerliches Recht in Würzburg, ab 1920 Professor für Zivilrecht, Auslandsrecht und internationales Privat- und Prozeßrecht in Hamburg. 1923 begründete er das Hamburger Institut für Auswärtige Politik, die erste deutsche Forschungseinrichtung auf diesem Gebiet. Er setzte sich für internationale Verständigung und gewaltfreie Konfliktregelung durch Völkerbund und internationale Schiedsgerichtsbarkeit ein, von 1934–1936 war er Fellow am Balliol College, Oxford. 137 Meyer, Eduard, * 25. 1. 1855, Hamburg, † 31. 8. 1930, Berlin, Althistoriker, Ägyptologe und Altorientalist. Meyer war im Wintersemester 1909/1910 Austauschprofessor in Harvard. 18 Misch, Georg, * 5. 4. 1878, Berlin, † 10. 6. 1965, Göttingen, Philosoph, promovierte 1900 und habilitierte sich 1905 in Berlin. Ab 1911 war er ao. Professor in Marburg, 1916 wechselte er nach Göttingen. Von 1939–1946 lebte er im Exil in Großbritannien. 52, 118, 267 Montague, Richard, * 20. 9. 1930, Stockton (Kalifornien), † 7. 3. 1971, Los Angeles (Kalifornien), US-amerikanischer Mathematiker, Logiker und Philosoph. 237 Moore, George Edward, * 4. 11. 1873, London, † 24. 10. 1958, Cambridge, englischer Philosoph, gehört zusammen mit Bertrand Russell, Ludwig Wittgenstein und Gottlob Frege zu den Vätern der analytischen Philosophie. 230, 294 Moritz, Manfred, * 1909, Berlin, † 1990, deutsch-schwedischer Philosoph; studierte in Berlin bei Nicolai Hartmann und David Baumgardt; Promotion 1933 in Berlin; ab 1934 Exil in Schweden, wo er zum Anhänger Hägerströms wurde. Ab 1951 Assistent, ab 1959–1971 Professor für praktische Philosophie und Nachfolger Petzälls in Lund. 214–216, 283, 250 Münsterberg, Hugo, * 1. 7. 1863, Danzig, † 16. 12. 1916, Cambridge (Massachusetts), Arzt, Psychologe, Philosoph, Schüler Wilhelm Wundts.

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1892–1894 Gastprofessur in Harvard, 1895–1897 Professur in Freiburg/ Breisgau, 1897 ging er endgültig nach Harvard. 1910/1911 war er Austauschprofessor in Berlin. 17, 19 Nachmanson, Ernst, * 3. 2. 1877, Stockholm, † 4. 12. 1943, ebd., Gräzist, Professor für griechische Sprache und Literatur in Uppsala ab 1907 und in Göteborg für klassische Sprachen ab 1919. 155 Natorp, Paul, * 24. 1. 1854, Düsseldorf, † 27. 8. 1924, Marburg. Natorp war von 1885–1922 Professor für Philosophie und Pädagogik in Marburg. Mitbegründer der Marburger Schule und Lehrer Cassirers. 4, 6, 10, 15, 19, 28, 30, 32–35, 38, 42, 76, 84, 86, 246–251, 258, 284 Nelson, Leonard, * 11. 7. 1882, Berlin, † 29. 10. 1927, Göttingen, ab 1919 ao. Professor in Göttingen. 10 f., 22 Neurath, Otto, * 10. 12. 1882, Wien, † 22. 12. 1945, Oxford, Philosoph, Soziologe und Ökonom, Mitglied des Wiener Kreises, habilitierte sich 1917 in Heidelberg in Nationalökonomie, emigrierte 1934 nach Holland, 1941 nach England. 144, 147, 179 Noack, Hermann, * 1895, † 1977, promovierte 1923 in Hamburg bei Cassirer über Die schematische und methodische Bedeutung des Stilbegriffs, 1923– 1937 wiss. Hilfskraft am Philosophischen Seminar, 1926 Habilitation. 1939 Professor für Philosophie in Hamburg, 1945 entlassen. 119, 267 Nordström, Nils Johan, * 1891, † 1967, Literaturhistoriker, Begründer der Wissenschafts- und Ideengeschichte in Schweden, ab 1932 erster Inhaber der Emilia und Gustaf Carlsberg-Professur für Ideen- und Wissenschaftsgeschichte in Uppsala, Gründer und bis 1949 alleiniger Redakteur von Lychnos. Jahrbuch für Ideen- und Wissenschaftsgeschichte, hrsg. von der Schwedischen Gesellschaft für Geschichte der Wissenschaften. Arbeitsschwerpunkte: Philosophie des Mittelalters und der Renaissance sowie des 17. Jahrhunderts in Schweden; Herausgeber der Schriften Georg Stiernhielms. 186, 188, 282 [Northrop, Filmer Stuart Cuckow, * 27. 11. 1893, Janesville (Wisconsin), † 21. 7. 1992, Exeter (New Hampshire), Philosoph, 1926–29 Ass. Prof. Yale Univ., 1929–32 Assoc. Prof. ebd., 1932–47 Prof. ebd., 1947–62 Sterling Prof. of Philosophy and Law ebd. Cassirer hielt 1942–1943 an der Yale University gemeinsam mit Northrop, Hendel und Margenau ein Seminar Über Philosophy of Science. A Historical and Systematic Study of Problems ab. 237] Nyman, Alf Tor, * 12. 3. 1884, Farhult, † 27. 6. 1968, Lund, 1929–1949 Professor für theoretische Philosophie in Lund. Nyman war Schüler von Hans Larsson (1862–1944), eines der einflußreichsten schwedischen Philosophen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, und folgte ihm auf den Lehrstuhl in Lund. 200, 201, 214, 290 Ortega y Gasset, José, * 9. 5. 1883, Madrid, † 18. 10. 1955, ebd., spanischer Kulturphilosoph und Soziologe. Von 1910–1936 hatte er eine Professur für Metaphysik an der Universität Complutense Madrid inne, von 1936–1945 lebte er im Exil (Frankreich, Argentinien, ab 1943 in Portugal). 153, 275

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Oxenstierna, Gunnar, * 28. 6. 1897, Stockholm, † 25. 9. 1939, Uppsala, schwedischer Philosoph, ab 1926 Hochschulassistent in Uppsala, Anhänger der Phalén-Strömung innerhalb der Uppsala-Schule. 178, 197, 207, 280, 285 Petzäll, Åke, * 3. 7. 1901, Borås (Schweden), † 23. 8. 1957, Lund, schwedischer Philosoph, 1928–1939 Dozent in Göteborg, 1939–1957 Professor für praktische Philosophie in Lund. Petzäll war Gründer und gemeinsam mit Konrad Marc-Wogau und Gunnar Aspelin Herausgeber der ab 1935 in Göteborg erscheinenden Zeitschrift Theoria. A Swedish journal of philosophy and psychology. 1937 initiierte er das »Institut International de Collaboration Philosophique« in Paris und arbeitete von 1937–1939 als Direktor für das Institut. Petzäll stand dem logischen Positivismus nahe, war aber ein scharfer Kritiker der in Schweden zu diesem Zeitpunkt einflußreichen Uppsala-Philosophie (s. Anm. 387). Zwischen den Familien Cassirer und Petzäll entwickelte sich eine enge Freundschaft; der Briefwechsel zwischen Cassirer und Åke Petzäll ist eines der wichtigsten Zeugnisse über Cassirers Zeit in Schweden. 133, 177, 181, 182, 184, 187, 192, 193, 196, 197, 198, 201, 203, 206, 211, 213, 214, 216, 265, 279 f., 283 f., 287–289 Palmer, George Herbert, * 19. 3. 1842, Boston (Massachusetts), † 7. 5. 1933, Cambridge (Massachusetts). 1889–1913 Professor für Philosophie in Harvard. 17 [Pannwitz, Rudolf, * 27. 5. 1881, Crossen/Oder, † 23. 3. 1969, Astano bei Lugano, Schriftsteller, Kulturphilosoph, Pädagoge. Privatlehrer beim Maler Reinhold Lepsius und bei Georg Simmel. 77, 259] Panofsky, Erwin, * 30. 3. 1892, Hannover, † 14. 3. 1968, Princeton (New Jersey), Kunsthistoriker, 1927–1933 Professor in Hamburg, 1933 Emigration in die USA, wo er zunächst an der New York University und der Princeton University, dann am Institute for Advanced Studies (Princeton) unterrichtete. 112, 124, 131, 223, 228, 260, 267, 272, 292 f. Pauli, Gustav, * 2. 2. 1866, Bremen, † 8. 7. 1938, München, Kunsthistoriker, Direktor der Kunsthalle Bremen sowie 1914–1933 Direktor der Hamburger Kunsthalle, seit 1919 Honorarprofessor für Kunstgeschichte an der Universität Hamburg. 89 Perry, Ralph Barton, * 3. 7. 1876, Poultney (Vermont), † 22. 1. 1957, Boston (Massachusetts), Philosoph. Ab 1902 unterrichtete er in Harvard, von 1906–1914 war er Institutsdirektor. 17 f., 19, 20 Peters, Wilhelm, * 11. 11. 1880, Wien, † 29. 3. 1963, Würzburg, Psychologe, 1919 Dozentur an der Pädagogischen Handelshochschule Mannheim, 1923 Direktor des Psychologischen Instituts der Universität Jena, 1933 wegen einer Vorlesungsreihe über »Nationalsozialismus als psychische Massenepidemie« entlassen, 1937 nach Istanbul berufen, 1952 kehrte er nach Deutschland (Würzburg) zurück. 158 Pettersson, Hans, * 26. 8. 1888, Forshälla (Schweden), † 25. 1. 1966, Göteborg, Physiker. Pettersson arbeitete in den 1920er Jahren am Wiener Institut für Radiumforschung. Er gründete 1935 das Institut für Oceanographie in

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Göteborg und wirkte dort als Professor. Pettersson war philosophisch interessiert. Cassirer hielt am 27. Oktober 1940 an Petterssons Institut einen Vortrag über Kant und die moderne Biologie. Hans Pettersson und seine Frau Dagmar, geb. Wendel, hatten zwei Kinder. 219, 291 Phalén, Adolf, * 19. 1. 1884, Tuna, † 16. 10. 1931, Uppsala, 1916–1931 Professor für theoretische Philosophie in Uppsala. 178, 192, 279 f., 285 Pineus, Conrad, * 1872, † 1945, war in der Seefahrtindustrie tätig, ein Freund von Malte Jacobsson, bekannter Kunstsammler und Mitglied im Ausschuß des Göteborger Stadttheaters. 133, 269 Planck, Max, * 23. 4. 1858, Kiel, † 4. 10. 1947, Göttingen, Physiker, wird als Begründer der Quantentheorie betrachtet. 1885 Berufung zum Extraordinarius für Theoretische Physik an die Universität Kiel, 1889 Berufung nach Berlin, 1894 Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften. 1926 wurde er emeritiert. 162 Popper, Sir Karl Raimund, * 28. 7. 1902, Wien, † 17. 9. 1994, London, Begründer des Kritischen Rationalismus. Zunächst als Hauptschullehrer tätig, emigrierte Popper 1937 nach Neuseeland und unterrichtete dort am Canterbury University College; 1947 siedelte er nach London über und wurde Professor an der London School of Economics and Political Sciences. Popper hatte Kontakte zum Wiener Kreis, gehörte ihm aber nicht an. 133, 273 Portu, Enrico de, * 1876, Smyrna (Griechenland), † ?, Wissenschaftshistoriker und Literaturwissenschaftler, studierte Mathematik in Pisa und nach 1897 in Marburg Philosophie. Er promovierte 1904 in Marburg mit der Arbeit Galileis Begriff der Wissenschaft. In späteren Jahren hatte er an der Universität Rom eine o. Professur für deutsche Sprache. 6, 246 Pfeiffer, Rudolf, * 28. 9. 1889, Augsburg, † 6. 6. 1979, München, klassischer Philologe, 1923 Ordinarius in Hamburg, 1927 in Freiburg/Breisgau, 1929 in München, 1937 Emigration nach Großbritannien, ab 1951 Professor für griechische Literatur und Geschichte der Philologie in München. 73 f. Pfungst, Oskar, * 21. 4. 1847, Frankfurt/Main, † 14. 8. 1933, Berlin, Psychologe, 1903–1914 Assistent von Carl Stumpf am Psychologischen Institut der Berliner Universität, wurde bekannt durch seine 1907 erschienene Schrift Das Pferd des Herrn von Osten (engl. Ausgabe 1911), in der er das Rätsel um ein »der kluge Hans« genanntes Pferd, das rechnen zu können schien, löste und der experimentellen Psychologie zum Durchbruch verhalf. 28 [Rabe, Johan Julius, * 1890, † 1969, Musikkritiker u. a. der Göteborgs handelsoch sjöfartstidning und Journalist beim Schwedischen Radio. 219, 291] Randall, Jr., John Herman, * 14. 2. 1899, Grand Rapids (Michigan), † 1. 12. 1980, New York, amerikanischer Philosoph, Professor an der Columbia University in New York. 228 Rathgen, Karl, * 6. 12. 1856, Weimar, † 6. 11. 1921, Hamburg, Nationalökonom und Japan- sowie Amerikaexperte, war seit 1893 ao., seit 1895 o. Professor an der Universität Marburg, lehrte 1900–1907 in Heidelberg und wurde 1907 Professor am Hamburger Kolonialinstitut. 1919 wurde er

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erster Rektor der Hamburger Universität und übernahm den Lehrstuhl für Nationalökonomie, Kolonialpolitik und Finanzwissenschaft. 39, 251 Reichenbach, Hans, * 26. 9. 1891, Hamburg, † 9. 4. 1953, Los Angeles (Kalifornien), Mathematiker, Physiker und Philosoph, einer der Hauptvertreter des Logischen Empirismus. Von 1920–1926 lehrte Reichenbach an der Technischen Hochschule Stuttgart. 1926 wurde er (auf Betreiben Albert Einsteins) als ao. Professor für Philosophie der Physik an die Universität Berlin berufen, wo er bis 1933 blieb. 1933 verlor Reichenbach seine Anstellung an der Berliner Universität und nahm für fünf Jahre eine Professur an der Universität von Istanbul an. 1938 emigrierte er in die USA. Er übernahm an der University of California in Los Angeles einen Lehrstuhl für Philosophie, den er bis zu seinem Tod innehatte. Reichenbach war Mitherausgeber der Zeitschrift Erkenntnis. 96, 122, 123, 149, 151, 157, 163, 237, 238, 273 f., 276 Reynolds, Sir Joshua, * 16. 7. 1723, bei Plymouth, † 23. 2. 1792, London, englischer Maler, bedeutender Porträtist. 125 f. Richter, Werner, * 1887, † 1960, Ministerialdirigent im Preußischen Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung. 125, 267 Rickert, Heinrich, * 25. 5. 1863, Danzig, † 25. 7. 1936, Heidelberg, Philosoph, Neukantianer. Ab 1895 ao. Professor in Freiburg/Breisgau, ab 1896 bis zur Emeritierung dort o. Professor in Freiburg, ab 1909 Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. 101, 247, 262 Riehl, Alois, * 27. 4. 1844, Bozen, † 21. 11. 1924, Berlin, Philosoph. Riehl war Professor in Graz, Freiburg/Breisgau, Kiel, Halle/Saale und ab 1905 in Berlin. 12 f., 247 Riezler, Kurt, * 12. 2. 1882, München, † 5. 9. 1955, ebd., Schüler Heideggers, 1919–1920 Leiter des Büros des Reichspräsidenten Friedrich Ebert, 1927 Berufung zum Kurator der Universität Frankfurt/Main, 1929 verfaßte er für die Neue Zürcher Zeitung einen Augenzeugenbericht über die Davoser Hochschulkurse 1929. 1938 emigrierte er in die USA und wurde Professor für Philosophie an der New School for Social Research. 108 Ripke, Axel, * 28. 4. 1880 Mitau, Kurland (Lettland), † ?, Publizist, 1912–1917 Herausgeber der Zeitschrift Der Panther. Eine deutsche Monatsschrift für Politik und Volkstum, verheiratet mit Leonore Ripke-Kühn. 22 Ripke-Kühn, Leonore, Pseudonym von Eleonore Frobenius-Kühn, * 31. 1. 1878, Riga, † 21. 10. 1955, Tutzing, Musikerin, Schriftstellerin, Redakteurin des Panther. 1908 Promotion bei Heinrich Rickert in Heidelberg. 22 Royce, Josiah, * 20. 11. 1855, Grass Valley (Kalifornien), † 14. 9. 1916, Cambridge (Massachusetts), Philosoph, war von 1882–1916 Professor in Harvard. 20 Rudberg, Gunnar, * 1880, † 1954, schwedischer Altphilologe, Professor für Altgriechisch in Uppsala. 187 Russell, Bertrand, * 18. 5. 1972, Trellech (Monmouthshire, Wales), † 2. 2. 1970, Penrhyndeudraeth (Gwynedd, Wales), Mathematiker und Philosoph. Im

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März und April 1914 hat Russell in Harvard die »Lowell Lectures« gehalten. Sie sind unter dem Titel Our Knowledge of the External World as a Field for Scientific Method in Philosophy, Chicago u. a. 1914 erschienen. Dt. Übersetzung Unser Wissen von der Außenwelt, Hamburg 2004. 17 f., 20, 96 f., 223, 273 Salomon, Richard, * 22. 4. 1884, Berlin, † 4. 2. 1966, Mount Vermont (Ohio), Byzantinist, Historiker, Professor für die Geschichte Osteuropas am Hamburgischen Kolonialinstitut von 1914–1919, von 1919–1933 Professor für europäische Geschichte an der Hamburger Universität, von 1933–1934 Professor für Paläographie und Diplomatie, 1934 Entlassung, 1937 Emigration in die USA, von 1939–1959 Professor für Geschichte am Kenyon College, Gambier, Ohio. 115, 266 Santayana, George, * 16. 12. 1863, Madrid, † 26. 9. 1952, Rom, war von 1889– 1912 Professor in Harvard. 17, 248 Saxl, Friedrich (Fritz), * 8. 1. 1890,Wien, † 22. 3. 1948, Dulwich, England, Kunsthistoriker und Leiter der Bibliothek Warburg. In den 1920er Jahren arbeitete er zunächst als Privatdozent und von 1927–1933 als ao. Professor an der Universität Hamburg. Von 1920–1924 war er kommissarischer Leiter der K. B. W., ab 1929 Nachfolger Aby Warburgs, nach 1933 Direktor des Warburg Institute und ab 1944 Professor an der University of London. 53 f., 55, 56, 58, 59, 99, 110, 113 f., 116, 130, 132, 141, 145, 146, 152, 154, 172 f., 202, 228, 235, 241, 242, 254, 259, 262, 267–269, 271 f., 288, 294–296 Schädel, Bernhard, * 13. 10. 1878, Gießen, † 9. 9. 1926, Hamburg, Romanist, Direktor des 1917 gegründeten Ibero-Amerikanischen-Instituts und Professor am Seminar für Romanische Sprachen und Kultur der Universität Hamburg, 1925–1926 Dekan der Philosophischen Fakultät. 89, 261 Scherer, Wilhelm, * 26. 4. 1841, Schönborn, † 6. 8. 1886, Berlin, österreichischer Germanist, wirkte maßgeblich an der institutionellen Etablierung der Germanistik mit und gilt als einer der Begründer der Goethephilologie. Ab 1877 hatte er den Lehrstuhl für neuere deutsche Literaturgeschichte in Berlin inne. 41, 252 Schilpp, Paul Arthur, * 6. 2. 1897, Dillenburg, † 6. 9. 1993, ab 1936 associate professor an der Northwestern University, Evanston, ab 1950 o. Professor, von 1965–1980 Professor an der Southern Illinois University, Carbondale. Schilpp wurde 1948 als erster amerikanischer Professor nach dem 2. Weltkrieg zu Gastvorlesungen an eine deutsche Universität (München) eingeladen. Begründer und von 1939–1980 Herausgeber der Reihe Library of Living Philosophers 223, 227, 235, 292–294 Schlick, Moritz, * 14. 4. 1882, Berlin, † 22. 6. 1936, Wien, Physiker und Philosoph, Begründer des Wiener Kreises. Nach 10jähriger Lehr- und Forschungstätigkeit an der Universität Rostock wurde Schlick 1921 Professor für Philosophie an der Universität Kiel, 1922 Nachfolger von Ludwig Boltzmann und Ernst Mach auf dem Lehrstuhl für Naturphilosophie in Wien. 1931/32 hatte er eine Gastprofessur in Berkeley, Kalifornien. Am 22. 6. 1936 wurde Schlick von einem ehemaligen Studenten (Dr. Johann

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Nelböck) in Wien ermordet. 50, 94, 98, 147, 150 f., 157, 176, 253, 261 f., 274 Schmalenbach, Hermann Friedrich, * 15. 11. 1885, Breckerfeld (Westfalen), † 3. 11. 1950, Basel (Schweiz), Philosoph, habilitierte sich 1920 in Göttingen und wurde dort 1923 ao. Professor. Von 1931–1950 war er Ordinarius in Basel. 52 f., 253 Schubring, Julius , * 10. 12. 1881, Lübeck, † 13. 4. 1969, Hamburg, Indologe, o. Professor an der Universität Hamburg von 1920 bis zu seiner Emeritierung, 1924–1925 Dekan der Philosophischen Fakultät. 89 Schweitzer, Albert, * 14. 1. 1875, bei Colmar (Elsaß), † 4. 9. 1965, Lambaréné, Gabun, Theologe, Philosoph und Arzt, Friedensnobelpreisträger. 143, 148, 231, 272 f., 294 Segerstedt, Torgny Karl, * 1. 11. 1876, Karlstad, † 31. 3. 1945, Göteborg, war Besitzer und Chefredakteur von Göteborgs Handels- och Sjöfartstidning sowie Verfasser der Kolumne »I dag«, in der er sich als scharfer Kritiker des Nationalsozialismus äußerte. Von 1904–1913 war er als Religionswissenschaftler in Lund tätig, von 1913–1917 lehrte er als Professor für Religionsgeschichte an der Universität von Stockholm. 224, 292 Selling, Magnus, Schüler von Anders Karitz 185, 281 Simmel, Georg, * 1. 3. 1858, Berlin, † 26. 9. 1918, Straßburg, Kulturphilosoph und philosophischer Lehrer Cassirers, habilitierte sich 1885 in Berlin und lehrte dort als Privatdozent, ab 1900 im Extraordinat. 1914 erhielt er einen Lehrstuhl in Straßburg. 13, 247 Schiele, Friedrich Michael, * 1867, † 1913, arbeitete beim Verleger Dürr in Leipzig, nachdem dieser die Kirchmannsche Philosophische Bibliothek übernommen hatte. 4, 245 Schrödinger, Erwin, * 12. 8. 1887, Wien, † 4. 1. 1961, ebd., österreichischer Physiker und Nobelpreisträger. Professuren in Jena, Breslau, Zürich, Berlin, Oxford, Graz, Dublin, Innsbruck und Wien. Im Wintersemester 1936/37 nahm Schrödinger eine Professur für theoretische Physik in Graz an, verließ Graz aber 1938 wieder. 157, 159, 163, 169 Solmitz, Walter M., * 19. 1. 1905, Braunschweig, † 23. 8. 1962, Brunswick (Maine). Schüler Cassirers und Warburgs, ab 1927 Mitarbeiter an der K. B. W., 1938 verhaftet und für vier Wochen im KZ Dachau inhaftiert. Solmitz lebte seit Mai 1940 in den USA, machte einen Masters-Abschluß an der Harvard University und unterrichtete dort ab 1943 Deutsch. Außerdem war er als Research Assistant bei Werner Jaeger im Institute for Classical Studies tätig. Ab 1946 lehrte er Deutsch und ab 1956 Philosophie am Bowdoin College in Brunswick (Maine). 111 [Sommerfeld, Arnold, * 5. 12. 1868, Königsberg, † 26. 4. 1951, München, Mathematiker und theoretischer Physiker, 1897 Professur für Mathematik in Clausthal, 1900 für Technische Mechanik in Aachen, 1906–1935 für theoretische Physik in München. 175, 278] Spranger, Eduard, * 27. 6. 1882, Berlin, † 17. 9. 1963, Tübingen, Pädagoge und Philosoph. 138, 293 Stenzel, Julius, * 9. 2. 1883, Breslau, † 26. 11. 1935, Halle/Saale, war 1909–1925

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als Studienrat bzw. Oberlehrer an Gymnasien in Breslau und Neiße tätig; 1920 Habilitation in Philosophie an der Universität Breslau, dort 1923 Lehrauftrag, ab 1925 o. Professor für Philosophie an der Universität Kiel. Am 1. 11. 1933 wurde er auf der Grundlage des Berufsbeamtengesetzes nach Halle/Saale versetzt. 118 Stern, William, * 29. 4. 1871, Berlin, † 27. 3. 1938, Durham (North Carolina), Psychologe. Von 1919–1933 hat William Stern als Mitbegründer der Universität, Inhaber des Lehrstuhles für Experimentalpsychologie und als erster Direktor des Psychologischen Institutes einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der neuen Hamburger Hochschule und seines Faches geleistet. Im April 1933 wurde Stern aufgrund des »Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums« aus dem Universitätsdienst entlassen und emigrierte über Holland in die Vereinigten Staaten. Nach mehrjähriger Lehrtätigkeit an der Duke University, North Carolina, starb William Stern 1938 an Herzversagen. Cassirer war mit Stern eng befreundet und arbeitete in seiner Hamburger Zeit intensiv mit ihm zusammen. Mit der zusammen mit Clara Stern verfaßten Schrift Die Kindersprache. Eine psychologische und sprachtheoretische Untersuchung (Leipzig 1907) sowie Psychologie der frühen Kindheit bis zum sechsten Lebensjahr; mit Benutzung ungedr. Tagebücher von Clara Stern (Leipzig 1914) setzt Cassirer sich im ersten und dritten Band der Philosophie der symbolischen Formen auseinander. 36, 38, 39, 89, 124, 250, 251 Stiernhielm, Georg, * 7. 8. 1598, Dalecarlia, † 22. 4. 1672, Stockholm, schwedischer Barockdichter, Jurist, Mathematiker. 189, 283 Strauss, Leo, * 20. 9. 1899, Kirchhain (Hessen), † 18. 10. 1973, Annapolis (Maryland), politischer Philosoph. Strauss promovierte 1921 bei Cassirer über Friedrich Heinrich Jacobi. Ab 1938 lehrte er an der New School for Social Research, New York, ab 1949 an der Universität Chicago, 1954–1955 als Gastprofessor in Jerusalem. 138, 271 Tead, Ordway, Cheflektor der Sachbuchabteilung bei Harpers & Brothers. 229, 232, 293 Tegen, Einar, * 1884, † 1965, Schüler Axel Hägerströms und Adolf Phaléns, von 1931–1937 Professor für Praktische Philosophie in Lund, von 1937– 1952 in Stockholm. Anhänger der Phalén-Strömung innerhalb der Uppsala-Schule (siehe Anm. 387). 144, 177, 197, 218, 285–288 Urban, Wilbur Marshall, * 27. 3. 1873, Mount Joy (Pennsylvania), † 15. 10. 1952, New Haven (Connecticut), Professor für Philosophie am Dartmouth College von 1920–1931, danach an der Yale University bis 1941. Sein Buch Language and Reality. The Philosophy of Language and the Principles of Symbolism, New Haven 1939, ist von Cassirer beeinflußt. 210, 223, 292 Vaihinger, Hans, * 25. 9. 1852, bei Tübingen, † 18. 12. 1933, Halle/Saale, Begründer der Kantgesellschaft und Herausgeber der Kant-Studien. 1883 ao. Professor in Straßburg, 1884 Ordinarius in Halle/Saale. Aufgrund eines Augenleidens und folgender Erblindung ließ er sich bereits 1906 emeritieren. 28, 29, 31, 94, 249, 261

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Vico, Giambattista, * 23. 6. 1668, Neapel, † 23. 1. 1744, ebd., ital. Geschichtsund Rechtsphilosoph. 141, 272 Vischer, Friedrich Theodor, * 30. 6. 1807, Ludwigsburg, † 14. 9. 1887, Gmunden am Traunsee, protestantischer Theologe, Literatur-, Kunst- und Kulturkritiker, Philosoph und Publizist. 76, 242, 258 Vossler, Karl, * 6. 9. 1872, Hohenheim, † 18. 5. 1949, München, Romanist, Sprachphilosoph, Übersetzer, Professuren in Heidelberg, Würzburg und München, intensive Auseinandersetzung mit dem Werk des mit ihm befreundeten Benedetto Croce, dessen Schriften er in Deutschland durch Übersetzungen bekannt machte. 175, 247, 278 Waetzold, Wilhelm, * 21. 2. 1880, Hamburg, † 5. 1. 1945, Halle/Saale, Kunsthistoriker, arbeitete von 1909–1911 als Assistent Warburgs an der K. B. W. 243 Warburg, Abraham Moritz (Aby), * 13. 6. 1866, Hamburg, † 26. 10. 1929, ebd., Kunsthistoriker, entstammt der Bankiersfamilie Warburg (M. M. Warburg & Co in Hamburg). Mit seiner Dissertation Sandro Botticellis »Geburt der Venus« und »Frühling«. Eine Untersuchung über die Vorstellungen von der Antike in der italienischen Frührenaissance von 1893 prägte er die kunstgeschichtliche Methode der Ikonographie bzw. Ikonologie. Nach Aufenthalten in Florenz und den USA gründete er 1903 in der Hamburger Heilwigstraße die Kulturwissenschaftliche Bibliothek Warburg, eine halböffentliche Institution, die 1933 vor den Nationalsozialisten nach London in Sicherheit gebracht und als Warburg Institute fortgeführt wurde. 53, 54, 55 f., 57, 58, 59, 60, 61, 63, 64, 65, 67, 69, 73, 76, 77, 88, 89, 90, 91, 92, 99, 102, 104, 105, 107 f., 109, 111, 113, 115, 119, 202 f., 235, 241, 242, 253–258, 260–266, 271–273, 295 Warburg, Frede Charlotte, * 1904, † 2004, Tochter Aby und Mary Warburgs. 67, 257 Warburg, Fritz Moritz, * 12. 3. 1879, Hamburg, † 10. 11. 1964, Kibbuz Nezer Sereni (Israel), Jurist und Bankier, Bruder von Aby Warburg, 1938 Emigration nach Schweden, nach einer Rückkehr nach Hamburg 1939 zeitweilig in Gestapohaft, danach wieder Rückkehr nach Stockholm, 1957 ging er nach Israel. 77 Warburg, Marietta, * 1899, † 1973. Tochter Aby und Mary Warburgs. 67, 257 Warburg, Mary, * 13. 10. 1866, Hamburg, † 4. 12. 1934, ebd., Tochter von Senator Adolph Ferdinand Hertz und Emma Dina, geb. Beets, Malerin und Bildhauerin, heiratete Aby Warburg 1897. 110, 254, 257, 262, 295 Warburg, Max Adolph, * 1902, † 1974, Sohn Aby und Mary Warburgs. 241, 257, 295 Wedberg, Anders, * 1913, † 1978, 1949–1978 Professor für theoretische Philosophie in Stockholm, gehörte wie Tegen, Marc-Wogau, Hedenius und Oxenstierna zu den Phalén-Anhängern innerhalb der Uppsala-Schule. 197, 218 Weibull, Curt, * 19. 8. 1886, Lund, † 10. 11. 1991, Göteborg, schwedischer Historiker. Weibull war 1927–1953 Professor für Geschichte in Göteborg

Personenregister

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und 1936–1946 Rektor der Göteborger Högskola. 182 f., 186, 191, 215, 219, 222, 281 Weil(l), Erich (Éric), * 8. 6. 1904, Parchim (Mecklenburg), † 1. 2. 1977, Nizza, promovierte 1928 bei Cassirer mit der Arbeit Pietro Pomponazzis Lehre von dem Menschen und der Welt, die 1932 veröffentlicht wurde. Durch Vermittlung von Cassirer wurde er Mitarbeiter der K. B. W. 74, 271 Werner, Heinz, * 11. 2. 1890, Wien, † 14. 5. 1964, Worcester (Massachusetts), Psychologe, war seit der Gründung des Psychologischen Institutes der Hamburger Universität bis 1933 Leiter des Psychologischen Laboratoriums. 1933 emigrierte er in die USA, war 1933–1936 an der University of Michigan, 1936/37 in Harvard, 1937–1943 an der Wayne County Training School und 1943–1947 am Brooklyn College in New York tätig. 1947 wurde er Professor für Psychologie an der Clark University, Worcester (Massachusetts). 151 Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich Friedrich Wichard von, * 22. 12. 1848, Gut Markowitz bei Posen, † 25. 9. 1931, Berlin, Altphilologe. 41, 252 Wind, Edgar, * 14. 5. 1900, Berlin, † 12. 9. 1971, London, Kunsthistoriker und Philosoph, promovierte 1922 bei Cassirer und Panofsky mit der Arbeit Ästhetischer und kunstwissenschaftlicher Gegenstand: ein Beitrag zur Methodologie der Kunstgeschichte. Er habilitierte sich ebenfalls bei Cassirer und Panofsky mit der Schrift Das Experiment und die Metaphysik, Tübingen 1934. Wind verbrachte die Jahre 1924–1928 in den USA, wo er an Schulen und 1926–1927 an der University of North Carolina Philosophie unterrichtete. Von 1928–1933 war Wind Assistent in der K. B. W., von 1930–1933 war er Privatdozent in Hamburg. Nach seiner Emigration war er von 1934–1942 stellvertretender Direktor des Warburg Institute in London und Mitbegründer des Journal of the Warburg Institute, 1937 ff. Wind unterrichtete später an verschiedenen Universitäten in den USA (New York University 1940–1942; University of Chicago 1942–1944; Smith College 1944–1955). 1955 wurde er erster Inhaber des Lehrstuhls für Kunstgeschichte an der University of Oxford. 62, 125, 155, 172, 223, 228, 256, 267, 276, 292 Wolff, Emil, * 11. 10. 1879, München, † 24. 2. 1952, Hamburg, Professor für englische Philologie, 1918 Professor am Hamburgischen Kolonialinstitut, 1919 Professor an der Hamburger Universität, 1923/24 Rektor der Hamburgischen Universität. Bei der Reorganisation der Universität stützte sich die Militärregierung auf eine Gruppe politisch unbelasteter Professoren, darunter Wolff, dem im Wintersemester 1945/46 abermals das Amt des Rektors der Universität anvertraut wurde. 124 Yahuda, Abraham Shalom Ezekiel, * 18. 6. 1877, Jerusalem, † 13. 8. 1951, New Haven (Connecticut), Orientalist. Studierte in Heidelberg und Straßburg, Professor für Bibelexegese und Semitische Philologie in Berlin (1905– 1914), Professor für Hebräische Literatur und Sprache der Jüdisch-Spanischen Periode in Madrid (1915–1922), Professor für Semitische Philologie in Madrid (1914–1920), zahlreiche Veröffentlichungen zwischen 1893 und 1948. 135 f.

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Zinn, Alexander, * 1880, † 1941, war 1920–1933 Leiter der staatlichen Pressestelle in Hamburg und 1929–1933 Staatsrat. 110, 264

LITERATURVERZEICHNIS

In den Briefen ausdrücklich genannte oder in Anspielungen erwähnte Literatur und Zitate sind in den entsprechenden Ausgaben ermittelt. Die hinzugefügten Zitat- und Belegstellenangaben folgen nach Möglichkeit den von Cassirer (hier oder in anderen Schriften) zitierten oder in seiner Privatbibliothek befindlichen Ausgaben. Die nur vom Herausgeber und von den Bearbeitern zur Erläuterung herangezogene Literatur wird hier nicht verzeichnet. Das Zeichen »◊« weist auf Werke hin, von denen bekannt ist, daß Cassirer sie besessen hat.

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Anhang

– ◊ Kritizistische oder empiristische Deutung der neuen Physik? Bemerkungen zu Ernst Cassirers Buch »Zur Einsteinschen Relativitätstheorie«. In: Kant-Studien 26. 1921. S. 96–111. – Vom Sinn des Lebens. In: Symposium 1. 1927. S. 331–354. Schmalenbach, Hermann: ◊ Leibniz. München 1921. Schweitzer, Albert: ◊ Kulturphilosophie. Erster Teil: Verfall und Wiederaufbau der Kultur. München 1923 (= Olaus-Petri-Vorlesungen an der Universität Uppsala). – – Dass.: Teil 2: Kultur und Ethik. München 1923. – – Dass.: Teil 3: Die Weltanschauung der Ehrfurcht vor dem Leben. Hrsg. v. Claus Günzler u. Johann Zürcher. München 1999 (= Werke aus dem Nachlaß). Spranger, Eduard: März 1933. In: Die Erziehung, 8. Jg. 1932/33. Aprilheft 1933. S. 401–408. Stern, Clara (u. William Stern): Die Kindersprache. Eine psychologische und sprachtheoretische Untersuchung. Leipzig 1907 (= Monographien über die seelische Entwicklung des Kindes; 1). Stern, William: Vorlesung vom 28. 7. 1919. Staatsarchiv Hamburg. Akte D 110.20.2. Tegen, Einar: Kritisk objektivism. En grundståndpunkt och en kritik. In: Theoria 2. 1936. S. 27–57. – Rezension zu Cassirer: Axel Hägerström. In: Lychnos. Jahrbuch für Ideen- und Wissenschaftsgeschichte, hrsg. v. der Schwedischen Gesellschaft für Geschichte der Wissenschaften 1939. S. 444–448. – Rezension zu Cassirer: Axel Hägerström. In: Dagens Nyheter, Tageszeitung. 13. März 1939. Tillich, Paul: Renaissance und Reformation. Zur Einführung in die Bibliothek Warburg. In: Theologische Blätter 12. 1922. S. 267–268. Urban, Wilbur Marshall: Cassirer’s Philosophy of Language. In: The Philosophy of Ernst Cassirer. Hrsg. v. Paul A. Schilpp. Evanston 1949 (= The Library of Living Philosophers, Bd. 6). S. 401–442. Vischer, Friedrich Theodor: Das Symbol. In: Philosophische Aufsätze. Eduard Zeller zu seinem fünfzigjährigen Doctor-Jubiläum gewidmet. Leipzig 1887. S. 153–193. Vleeschauwer, Herman Jean de: La déduction transcendentale dans l’œuvre de Kant. 3 Bde. Antwerpen/Paris/’s Gravenhage 1934–1937 (= Universiteit te Gent, Werken uitgegeven door de Faculteit der Wijsbegeerte en Letteren, H. 71, 74, u. 75). Volkelt, Hans: Über die Vorstellungen der Tiere. Ein Beitrag zur Entwicklungspsychologie. Arbeiten zur Entwicklungspsychologie, Bd. 1. Heft 2. Leipzig u. Berlin 1914. Vossler, Karl: Poesie der Einsamkeit in Spanien. Teil I: Sitzungsberichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Heft 7. Jg. 1935; Teil II: Heft 1. Jg. 1936; Teil III: Heft 1. Jg. 1938. Warburg, Aby: ◊ Die Erneuerung der heidnischen Antike. Kulturwissenschaftliche Beiträge zur Geschichte der europäischen Renaissance. Mit

Literaturverzeichnis

337

einem Anhang unveröffentlichter Zusätze. 2 Bde. Leipzig/Berlin 1932 (= Ders.: Gesammelte Schriften. Hrsg. v. der Bibliothek Warburg. Unter Mitarb. v. Fritz Rougemont hrsg. v. Gertrud Bing). (= GS). – A Lecture on Serpent Ritual. Übers. v. M. F. Mainland. In: Journal of the Warburg Institute 2, Nr. 4: April 1939. S. 277–292. – Brief an Fritz Saxl vom 5. Dezember 1921. Warburg Institute Archives. London. – Brief an Richard Salomon vom 12. März 1929. Warburg Institute Archives. London. – Das Schlangenritual. Ein Reisebericht. Mit einem Nachwort v. Ulrich Raulff. Berlin 1988. – Grundlegende Bruchstücke zu einer pragmatischen Ausdruckskunde (monistischen Kunstpsychologie). Bd. 1: 1888–1895; Bd. 2: 1896–1903. Ms. WIA III.43.1. u. 43.2. Warburg Institute Archives. London. – ◊ Heidnisch-antike Weissagung in Wort und Bild zu Luthers Zeiten. In: Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-Historische Klasse. Jg. 1919, 26. Abhandlung. Heidelberg 1920 (GS, Bd. 2. S. 487–558). – I costumi teatrali per gli Intermezzi del 1589. I disegni di Bernardo Buontalenti e il Libro di Conti di Emilio de’ Cavalieri. In: Atti dell’Accademia del R. Istituto Musicale di Firenze. 1895: Commemorazione della Riforma Melodrammatica. S. 133–146 (GS, Bd. 1. S. 259–300). – Italienische Antike im Zeitalter Rembrandts. Ms. Vortrag 29. Mai 1926 in der KBW. WIA III.101.Warburg Institute Archives. London. – Italienische Kunst und internationale Astrologie im Palazzo Schifanoja zu Ferrara. In: Atti del X congresso internazionale di storia dell’ arte in Roma. 1912. L’Italia e l’arte straniera, Rom 1922. S. 179–193 (GS, Bd. 1. S. 459–481). – Medicäische Feste am Hofe der Valois auf Flandrischen Teppichen in der Galleria degli Uffizi (Vortragsresümee). In: Kunstchronik und Kunstliteratur. Beiblatt der Zeitschrift für bildende Kunst. 1927/28 Heft 9. S. 97 (GS 1. S. 255–258). – Sandro Botticellis »Geburt der Venus« und »Frühling«. Eine Untersuchung über die Vorstellungen von der Antike in der italienischen Frührenaissance. Hamburg u. Leipzig 1893 (GS 1. S. 1–60). – Warum Hamburg den Philosophen Cassirer nicht verlieren darf. In: Hamburger Fremdenblatt Nr. 173. 23. 6. 1928. Weibull, Curt: Drottning Christina. Studier och forskningar. Stockholm 1931. Wihan, Josef: Die Hamletfrage. Ein Beitrag zur Geschichte der Renaissance in England. Leipzig 1921 (= Leipziger Beiträge zur englischen Philologie, Bd. 3). Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Goethes Pandora. Festvortrag gehalten in der 13. Generalversammlung der Goethe-Gesellschaft in Weimar. 4. 6. 1898. In: Goethe-Jahrbuch 19. 1898. S. 1–21. Wind, Edgar: Ästhetischer und kunstwissenschaftlicher Gegenstand. Ein

338

Anhang

Beitrag zur Methodologie der Kunstgeschichte. Dissertation Hamburg 1922. – Humanitätsidee und heroisiertes Porträt in der englischen Kultur des 18. Jahrhunderts. In: England und die Antike. Leipzig u. Berlin 1932 (= Vorträge der Bibliothek Warburg, 1930–31). S. 156–229. – Zur Systematik der künstlerischen Probleme. In: Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft 18. 1924. S. 438–486. Wittgenstein, Ludwig: Logisch-Philosophische Abhandlung. In: Annalen der Naturphilosophie. Hrsg. v. Wilhelm Ostwald. 3. u. 4. Heft. Leipzig 1921. Zucker, Friedrich: Syneidesis – Coscientia. Ein Versuch zur Geschichte des sittlichen Bewußtseins im griechischen und im griechisch-römischen Altertum. Rede gehalten zur Feier der akademischen Preisverteilung am 16. Juni 1928 im Volkshaus zu Jena, mit einer Chronik der Universität Jena für das Jahr 1927/28. Jena 1928 (= Jenaer akademische Reden 6).

GESAMTVERZEICHNIS ALLER BISLANG VOM HERAUSGEBER GESAMMELTEN BRIEFE VON UND AN ERNST CASSIRER

1. Gesamtverzeichnis der Briefe Der Herausgeber sammelt den Briefwechsel Cassirers seit ca. 30 Jahren und hat bislang rund 1.400 Dokumente aus der Zeit von 1892–1945 zusammentragen können. Die Sammlung wird auf der beiliegenden DVD zu großen Teilen erstmals zugänglich gemacht. Die folgende Liste verzeichnet diese Sammlung. Die Briefe sind nach Briefpartnern angeordnet und stehen innerhalb eines Briefpartners in chronologischer Reihenfolge. Vorangestellt ist jeweils die Briefnummer, die auch auf der DVD zur Kennzeichnung des Briefs dient. Im vorliegenden Band enthaltene Briefe sind in der Liste halbfett hervorgehoben. Die Angaben zum Fundort sind hier in Kurzform gegeben; eine Auflösung dieser Siglen findet sich am Ende der Liste auf S. 378 f. Ein Teil der Briefe von und an Ernst Cassirer befindet sich im Archiv des Londoner Warburg Institute. Dieser Bestand von etwa 200 Dokumenten wurde bereits durch das Glasgower AHRC-Projekt von Roger Stephenson und Paul Bishop (s. S. XVIII) digitalisiert. Die betreffenden Briefe sind in der folgende Liste enthalten und entsprechend gekennzeichnet; sie konnten jedoch leider auf der DVD mit wenigen Ausnahmen nicht abgebildet werden. Diese Dokumente sollen zu einem späteren Zeitpunkt von anderer Seite zugänglich gemacht werden.

Academic Assistance Council 904 EC an Academic Assistance Council, Oxford 10. 02. 1934, 2 S., Bodleian. Adikes, Erich 187 EC an Erich Adikes, Berlin 01. 04. 1912, 6 S., Phil Marburg. Åkesson, Elof 641 EC an Elof Åkesson, Hamburg 01. 11. 1930, 1 S., Göteborg UB. 1039 Elof Åkesson an EC, Lund 24. 10. 1935, 1 S., Göteborg UB. 1043 EC an Elof Åkesson, o. O. 31. 10. 1935, 1 S., Göteborg UB. 1044 Elof Åkesson an EC, Lund 20. 11. 1935, 1 S., Göteborg UB. 1045 EC an Elof Åkesson, Göteborg 24. 11. 1935, 2 S., Göteborg UB. 1047 Elof Åkesson an EC, Lund 25. 11. 1935, 1 S., Göteborg UB. 1048 Elof Åkesson an EC, Lund 27. 11. 1935, 1 S., Göteborg UB.

340 1052 1054 1056 1058 1061 1062 1063 1065 1066 1067

Anhang Elof Åkesson an EC, Lund 16. 12. 1935, 1 S., Göteborg UB. EC an Elof Åkesson, Göteborg 29. 12. 1935, 1 S., Göteborg UB. EC an Elof Åkesson, Göteborg 07. 01. 1936, 1 S., Göteborg UB. Elof Åkesson an EC, Lund 11. 01. 1936, 1 S., Göteborg UB. EC an Elof Åkesson, Göteborg 25. 01. 1936, 2 S., Göteborg UB. Elof Åkesson an EC, Lund 28. 01. 1936, 1 S., Göteborg UB. EC an Elof Åkesson, Göteborg 29. 01. 1936, 2 S., Göteborg UB. Elof Åkesson an EC, Lund 02. 02. 1936, 1 S., Göteborg UB. EC an Elof Åkesson, Kopenhagen 06. 02. 1936, 2 S., Göteborg UB. Elof Åkesson an EC, Lund 10. 02. 1936, 1 S., Göteborg UB.

Allport, Gordon W. 1402 Gordon W. Allport an EC, Cambridge, Mass. 26. 07. 1944, 1 S., SBB. Bahr, Hermann 232 Hermann Bahr an EC, Salzburg 18. 11. 1917, 2 S., Beinecke. Bainton, Roland 1347 EC an Roland Bainton, New Haven, Conn. 28. 02. 1942, 2 S., YUDSL. 1348 EC an Roland Bainton, New Haven, Conn. 07. 04. 1942, 2 S., YUDSL. 1350 EC an Roland Bainton, New Haven, Conn. 09. 04. 1942, 2 S., YUDSL. Bartning, Adolf und Richard Alexander 454 Adolf und Richard Alexander Bartning an EC, Hamburg 20. 11. 1925, nicht auf der DVD, Warburg Inst. Baumgardt, David 491 EC an David Baumgardt, Hamburg 06. 06. 1927, 1 S., LBI. 1105 EC an David Baumgardt, Göteborg 10. 09. 1936, 2 S., LBI. 1364 EC an David Baumgardt, New Haven, Conn. o. D., 2 S., LBI. 1365 EC an David Baumgardt, New Haven, Conn. 22. 01. 1943, 2 S., LBI. 1371 EC an David Baumgardt, New Haven, Conn. 24. 07. 1943, 3 S., LBI. 1382 David Baumgardt an EC, Washington, D. C. 26. 12. 1943, 2 S., LBI. 1385 David Baumgardt an EC, Washington, D. C. 27. 02. 1944, 2 S., LBI. 1387 EC an David Baumgardt, New Haven, Conn. 15. 03. 1944, 2 S., LBI. 1389 EC an David Baumgardt, New Haven, Conn. 26. 03. 1944, 2 S., LBI. 1392 Ernst und Toni Cassirer an David Baumgardt, New Haven 22. 04. 1944, 2 S., LBI. 1398 David Baumgardt an EC, Arlington, Verm. 20. 07. 1944, 1 S., SBB. 1400 David Baumgardt an EC, Arlington, Verm. 24. 07. 1944, 1 S., SBB. 1421 EC an David Baumgardt, New York 04. 01. 1945, 2 S., LBI. 1429 David Baumgardt an EC, Washington, D. C. 05. 04. 1945, 1 S., LBI. Beck, Maximilian 521 EC an Maximilian Beck, Hamburg 09. 03. 1928, 1 S., BSB München. 527 EC an Maximilian Beck, Hanburg 15. 05. 1928, 3 S., BSB München. Becker, Carl Heinrich 250 EC an Carl Heinrich Becker, Berlin 13. 03. 1919, 1 S., GStAPK. 381 EC an Carl Heinrich Becker, Düsseldorf 24. 02. 1924, 2 S., GStAPK. 383 Carl Heinrich Becker an EC, o. O. 27. 02. 1924, 2 S., GStAPK. 433 Carl Heinrich Becker an EC, o. O. 09. 03. 1925, 1 S., GStAPK.

Gesamtverzeichnis der Briefe

341

Bergmann, Hugo 982 EC an Hugo Bergmann, Oxford 07. 02. 1935, 2 S., JNUL Jerusalem. 1174 Hugo Bergmann an EC, Jerusalem 09. 12. 1937, 2 S., JNUL Jerusalem. 1336 Hugo Bergmann an EC, Jerusalem 09. 10. 1941, 1 S., JNUL Jerusalem. 1406 EC an Hugo Bergmann, New York 24. 10. 1944, 4 S., JNUL Jerusalem. Berl, Heinrich 528 EC an Heinrich Berl, Hamburg 04. 06. 1928, 1 S., BLB Karlsruhe. 531 EC an Heinrich Berl, Hamburg 10. 06. 1928, 1 S., BLB Karlsruhe. Bermann-Fischer, Gottfried 1211 EC an Gottfried Bermann-Fischer, Göteborg 27. 06. 1938, 6 S., Lilly. 1221 Gottfried Bermann-Fischer an EC, Stockholm 06. 09. 1938, 1 S., Lilly. 1233 Gottfried Bermann-Fischer an EC, Stockholm 16. 11. 1938, 1 S., Lilly. 1234 EC an Gottfried Bermann-Fischer, Göteborg 18. 11. 1938, 2 S., Lilly. 1236 Gottfried Bermann-Fischer an EC, Stockholm 21. 11. 1938, 1 S., Lilly. 1237 EC an Gottfried Bermann-Fischer, Göteborg 23. 11. 1938, 2 S., Lilly. 1241 Gottfried Bermann-Fischer an EC, Stockholm 06. 12. 1938, 1 S., Lilly. 1242 Gottfried Bermann-Fischer an EC, Stockholm 07. 12. 1938, 2 S., Lilly. 1244 Gottfried Bermann-Fischer an EC, Stockholm 07. 12. 1938, 1 S., Lilly. 1245 EC an Gottfried Bermann-Fischer, Göteborg 07. 12. 1938, 1 S., Lilly. 1248 EC an Gottfried Bermann-Fischer, Göteborg 09. 12. 1938, 1 S., Lilly. 1249 EC an Gottfried Bermann-Fischer, Göteborg 12. 12. 1938, 2 S., Lilly. 1250 Gottfried Bermann-Fischer an EC, Stockholm 21. 12. 1938, 1 S., Lilly. 1251 EC an Gottfried Bermann-Fischer, Göteborg 23. 12. 1938, 2 S., Lilly. 1252 Gottfried Bermann-Fischer an EC, Stockholm 30. 12. 1938, 1 S., Lilly. Bing, Gertrud 337 EC an Gertrud Bing, Wien 29. 08. 1922, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 398 Gertrud Bing an EC, London 08. 06. 1924, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 475 EC an Gertrud Bing, Pontresina 26. 08. 1926, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 476 EC an Gertrud Bing, Oberhambach 14. 09. 1926, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 499 Gertrud Bing an EC, o. O. 15. 08. 1927, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 508 Gertrud Bing an EC, Florenz 22. 10. 1927, 2 S., Beinecke. 529 EC an Gertrud Bing, Hamburg 06. 06. 1928, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 582 Gertrud Bing an Ernst und Toni Cassirer, Florenz 01. 06. 1929, 12 S., Beinecke. 631 Gertrud Bing an EC, o. O. 28. 08. 1930, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 633 Gertrud Bing an EC, o. O. 04. 09. 1930, 1 S., Warburg Inst. 636 EC an Gertrud Bing, Kampen 12. 09. 1930, 1 S., Warburg Inst. 683 Gertrud Bing an EC, o. O. 28. 08. 1931, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 684 EC an Gertrud Bing, Pontresina 30. 08. 1931, 2 S., Warburg Inst. 686 EC an Gertrud Bing, o. O. 31. 08. 1931, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 688 Gertrud Bing an EC, Hamburg 02. 09. 1931, 2 S., Warburg Inst. 689 Gertrud Bing an EC, Hamburg 18. 09. 1931, nicht auf der DVD, Warburg Inst.

342

Anhang

690 Gertrud Bing an EC, Hamburg 23. 09. 1931, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 699 Gertrud Bing an EC, Hamburg 17. 12. 1931, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 814 Gertrud Bing an EC, Hamburg 08. 05. 1933, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 817 Gertrud Bing an EC, Hamburg 15. 05. 1933, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 819 Gertrud Bing an EC, Hamburg 24. 05. 1933, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 822 EC an Gertrud Bing, Wien 31. 05. 1933, 3 S., Warburg Inst. 824 Gertrud Bing an EC, o. O. 02. 06. 1933, 2 S., Beinecke. 827 Gertrud Bing an EC, Hamburg 07. 06. 1933, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 833 EC an Gertrud Bing, Wien 11. 06. 1933, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 837 Gertrud Bing an EC, Hamburg 13. 06. 1933, 2 S., Beinecke. 840 Gertrud Bing an EC, o. O. 01. 07. 1933, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 845 EC an Gertrud Bing, Wien 20. 07. 1933, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 859 EC an Gertrud Bing, Wien 23. 08. 1933, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 865 EC an Gertrud Bing, Oxford 18. 09. 1933, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 869 Gertrud Bing an EC, Hamburg 22. 09. 1933, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 882 Gertrud Bing an EC, Hamburg 01. 12. 1933, 1 S., Beinecke. 886 Gertrud Bing an EC, London 17. 12. 1933, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 907 Gertrud Bing an EC, London 21. 02. 1934, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 944 EC an Gertrud Bing, Bad Karlsbrunn 19. 08. 1934, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 965 Gertrud Bing an EC, London 10. 11. 1934, 5 S., Beinecke. 971 EC an Gertrud Bing, Oxford 04. 01. 1935, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 1036 Gertrud Bing an EC, London 23. 09. 1935, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 1053 Gertrud Bing an EC, London 24. 12. 1935, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 1085 Gertrud Bing an EC, o. O. 24. 04. 1936, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 1110 Gertrud Bing an EC, o. O. 08. 10. 1936, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 1115 EC an Gertrud Bing, Göteborg 23. 11. 1936, 3 S., Warburg Inst. 1116 Gertrud Bing an EC, London 27. 11. 1936, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 1154 EC an Gertrud Bing, Göteborg 06. 06. 1937, 4 S., Warburg Inst. 1155 Gertrud Bing an EC, London 14. 06. 1937, 2 S., Beinecke. 1161 EC an Gertrud Bing, Göteborg 28. 08. 1937, 2 S., Warburg Inst. 1162 EC an Gertrud Bing, Göteborg 29. 08. 1937, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 1164 Gertrud Bing an EC, o. O. 01. 09. 1937, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 1172 Gertrud Bing an EC, London 02. 12. 1937, 3 S., Beinecke. 1183 Gertrud Bing an EC, o. O. 11. 02. 1938, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 1216 EC an Gertrud Bing, Göteborg 23. 07. 1938, 2 S., Warburg Inst. 1217 Gertrud Bing an EC, o. O. 27. 07. 1938, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 1218 Gertrud Bing an EC, o. O. 15. 08. 1938, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 1399 Gertrud Bing an EC, o. O. 24. 07. 1944, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 1415 Gertrud Bing an Ernst und Toni Cassirer, London 01. 01. 1945, 4 S., Beinecke.

Gesamtverzeichnis der Briefe

343

1418 Gertrud Bing an EC, Hamburg 22. 09. o. J., 2 S., Beinecke. 1419 Gertrud Bing an EC, Hamburg 08. 05. o. J., 2 S., Beinecke. 1420 Gertrud Bing an Ernst und Toni Cassirer, London 04. 01. 1945, 4 S., Beinecke. Binswanger, Ludwig 361 EC an Ludwig Binswanger, o. O. 16. 06. 1923, 1 S., UA Tübingen. 362 Ludwig Binswanger an EC, Kreuzlingen 20. 06. 1923, 2 S., UA Tübingen. 378 Ludwig Binswanger an EC, Kreuzlingen 12. 02. 1924, 1 S., UA Tübingen. 391 EC an Ludwig Binswanger, Hamburg 20. 04. 1924, 1 S., UA Tübingen. 395 Ludwig Binswanger an EC, Kreuzlingen 15. 05. 1924, 1 S., UA Tübingen. 429 Ludwig Binswanger an EC, Kreuzlingen 02. 03. 1925, 2 S., UA Tübingen. 434 EC an Ludwig Binswanger, Hamburg 11. 03. 1925, 2 S., UA Tübingen. 456 Ludwig Binswanger an EC, Kreuzlingen 22. 12. 1925, 2 S., UA Tübingen. 459 Ludwig Binswanger an EC, o. O. 13. 01. 1926, 1 S., UA Tübingen. 460 EC an Ludwig Binswanger, Hamburg 27. 01. 1926, 2 S., UA Tübingen. 461 Ludwig Binswanger an EC, Kreuzlingen 01. 02. 1926, 1 S., UA Tübingen. 478 EC an Ludwig Binswanger, Oberhambach 21. 09. 1926, 2 S., UA Tübingen. Boas, Franz 1156 Franz Boas an EC, o. O. 14. 06. 1937, 1 S., AmPhilSoc. Bohr, Niels 1124 EC an Niels Bohr, Göteborg 11. 02. 1937, 2 S., NBA. 1126 Niels Bohr an EC, o. O. 23. 02. 1937, 1 S., NBA. Born, Max 1128 Max Born an EC, Edinburgh 27. 02. 1937, 2 S., Beinecke. 1138 Max Born an EC, Edinburgh 19. 03. 1937, 6 S., Beinecke. Brunschwicg, Léon 1147 Léon Brunschwicg an EC, Paris 06. 04. 1937, 2 S., Beinecke. Buber, Martin 983 Martin Buber an EC, o. O. 08. 02. 1935, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 986 EC an Martin Buber, Oxford 16. 02. 1935, 2 S., JNUL Jerusalem. 1021 Martin Buber an EC, o. O. 01. 08. 1935, nicht auf der DVD, Warburg Inst. Burdach, Konrad 503 EC an Konrad Burdach, Hamburg 11. 10. 1927, 2 S., BBAW-Arch. Cahn, Alfredo 1397 EC an Alfredo Cahn, New York 16. 07. 1944, 3 S., DNB. 1405 EC an Alfredo Cahn, New York 10. 09. 1944, 2 S., DNB. 1407 EC an Alfredo Cahn, New York 02. 11. 1944, 1 S., DNB. Cassirer, Bruno 12 EC an Bruno Cassirer, Heidelberg 10. 07. 1893, 7 S., Beinecke. 1202 Bruno Cassirer an EC, Berlin 10. 06. 1938, 2 S., Beinecke. Cassirer, Clara 3 EC an Clara Cassirer, Leipzig 05. 11. 1892, 4 S., Beinecke.

344

Anhang

Cassirer, Eduard und Jenny 2 EC an Eduard und Jenny Cassirer, Leipzig 26. 10. 1892, 4 S., Beinecke. 4 EC an Eduard und Jenny Cassirer, Leipzig 24. 01. 1893, 3 S., Beinecke. 7 EC an Eduard und Jenny Cassirer, Berlin 02. 05. 1893, 2 S., Beinecke. 9 EC an Eduard Cassirer, o. O. 08. 06. 1893, 2 S., Beinecke. 17 EC an Eduard und Jenny Cassirer, München 17. 11. 1895, 5 S., Beinecke. 20 EC an Eduard und Jenny Cassirer, München 26. 03. 1896, 4 S., Beinecke. 22 EC an Eduard Cassirer, München 08. 05. 1896, 3 S., Beinecke. 23 Eduard Cassirer an EC, Berlin 29. 05. 1896, 2 S., Beinecke. 24 EC an Eduard Cassirer, München 21. 06. 1896, 4 S., Beinecke. 25 EC an Eduard und Jenny Cassirer, Marburg 17. 11. 1896, 4 S., Beinecke. 26 EC an Eduard und Jenny Cassirer, Marburg 16. 01. 1897, 4 S., Beinecke. 27 EC an Eduard und Jenny Cassirer, Marburg 29. 01. 1897, 4 S., Beinecke. 28 EC an Eduard und Jenny Cassirer, Marburg 16. 02. 1897, 4 S., Beinecke. 29 EC an Eduard Cassirer, Marburg 28. 03. 1897, 3 S., Beinecke. 30 EC an Eduard Cassirer, Marburg 31. 03. 1897, 2 S., Beinecke. 33 EC an Eduard und Jenny Cassirer, Marburg 14. 02. 1898, 4 S., Beinecke. 34 EC an Eduard Cassirer, Marburg 13. 01. 1899, 2 S., Beinecke. 524 Ernst und Toni Cassirer an Eduard Cassirer, Hamburg 23. 04. 1928, 4 S., Beinecke. Cassirer, Grete 35 EC an Grete Cassirer, Marburg 16. 06. 1899, 4 S., Beinecke. Cassirer, Hedwig 6 EC an Hedwig Cassirer, Berlin 29. 04. 1893, 2 S., Beinecke. 10 EC an Hedwig Cassirer, Heidelberg 23. 06. 1893, 4 S., Beinecke. 13 EC an Hedwig Cassirer, Heidelberg 29. 05. o. J., 3 S., Beinecke. Cassirer, Jenny 16 EC an Jenny Cassirer, München 06. 11. 1895, 6 S., Beinecke. 18 EC an Jenny Cassirer, München 13. 01. 1896, 5 S., Beinecke. 19 EC an Jenny Cassirer, München 19. 01. 1896, 2 S., Beinecke. 21 EC an Jenny Cassirer, München 15. 04. 1896, 4 S., Beinecke. Cassirer, Martin und Liese 38 EC an Martin Cassirer, o. O. o. D., 1 S., Bano. 202 EC an Martin Cassirer, Berlin 08. 06. 1913, 4 S., . 281 EC an Martin Cassirer, Hanburg 12. 05. 1920, 2 S., Bano. 405 EC an Martin und Liese Cassirer, Pontresina 09. 08. 1924, 4 S., Bano. 1357 EC an Martin Cassirer, New Haven 30. 08. 1942, 2 S., Bano. 1414 Ernst und Toni Cassirer an Martin Cassirer, New York 28. 12. 1944, 5 S., Bano. Cassirer, Max 1225 Max Cassirer an Ernst und Toni Cassirer, Berlin 20. 09. 1938, 3 S., GeheebArch. 1328 Ernst und Toni Cassirer an Max Cassirer, New York 16. 06. 1941, 3 S., Geheeb-Arch. Cassirer, Paul 5 EC an Paul Cassirer, Leipzig 02. 02. 1893, 4 S., Beinecke.

Gesamtverzeichnis der Briefe

345

11 EC an Paul Cassirer, Heidelberg 25. 06. 1893, 4 S., Beinecke. Chang, Carsun 1423 Carsun Chang an EC, Washington, D. C. 02. 03. 1945, 1 S., Beinecke. Chapeaurouge, Paul de 535 Paul de Chapeaurouge an EC, Hamburg 23. 06. 1928, 1 S., Privat. Cohen, Albert 406 Albert Cohen an EC, Engelberg 12. 08. 1924, 1 S., Beinecke. Cohen, Hermann und Martha 37 Hermann Cohen an EC, Marburg 30. 04. 1901, 1 S., Beinecke. 44 Martha Cohen an EC, Marburg 01. 12. 1901, 4 S., Beinecke. 45 Martha Cohen an EC, Marburg 02. 12. 1901, 2 S., Beinecke. 46 Hermann Cohen an EC, Marburg 04. 12. 1901, 3 S., Beinecke. 48 Hermann Cohen an EC, Marburg 19. 02. 1902, 4 S., Beinecke. 49 Hermann Cohen an EC, Rom 15. 04. 1902, 4 S., Beinecke. 51 Hermann Cohen an EC, Marburg 04. 06. 1902, 3 S., Beinecke. 52 Hermann Cohen an EC, Marburg 06. 06. 1902, 2 S., Beinecke. 53 Hermann Cohen an EC, Marburg 07. 06. 1902, 8 S., Beinecke. 54 Hermann Cohen an EC, Marburg 26. 07. 1902, 4 S., Beinecke. 56 Hermann Cohen an EC, Marburg o. D., 1 S., Beinecke. 57 Hermann Cohen an EC, Marburg 09. 02. 1903, 3 S., Beinecke. 59 Hermann Cohen an EC, Marburg 31. 05. 1903, 4 S., Beinecke. 62 Hermann Cohen an EC, Marburg 30. 04. 1904, 6 S., Beinecke. 63 Hermann und Martha Cohen an EC, Marburg 03. 05. 1904, 4 S., Beinecke. 64 Hermann Cohen an EC, Marburg 18. 05. 1904, 1 S., Beinecke. 66 Hermann und Martha Cohen an EC, Marburg 27. 07. 1904, 4 S., Beinecke. 71 Martha Cohen an EC, Silvaplana 12. 08. 1905, 4 S., Beinecke. 74 Hermann Cohen an EC, Marburg 22. 11. 1905, 2 S., Beinecke. 76 Hermann Cohen an EC, Marburg 29. 11. 1905, 1 S., Beinecke. 77 Hermann Cohen an EC, Marburg 05. 12. 1905, 1 S., Beinecke. 78 Hermann Cohen an EC, Marburg 13. 01. 1906, 1 S., Beinecke. 79 Hermann Cohen an EC, Marburg 19. 01. 1906, 2 S., Beinecke. 82 Hermann Cohen an EC, Marburg 23. 02. 1906, 1 S., Beinecke. 84 Hermann Cohen an EC, Marburg 08. 05. 1906, 2 S., Beinecke. 85 Hermann Cohen an EC, Marburg 29. 05. 1906, 2 S., Beinecke. 87 Hermann Cohen an EC, Marburg 12. 06. 1906, 1 S., Beinecke. 91 Hermann und Martha Cohen an Ernst und Toni Cassirer, Marburg 06. 07. 1906, 4 S., Beinecke. 92 Hermann Cohen an EC, Marburg 22. 07. 1906, 4 S., Beinecke. 93 Hermann und Martha Cohen an Ernst und Toni Cassirer, Marburg 27. 07. 1906, 3 S., Beinecke. 95 Hermann Cohen an EC, Pontresina 23. 09. 1906, 1 S., Beinecke. 97 Hermann Cohen an EC, Marburg 06. 12. 1906, 4 S., Beinecke. 98 Hermann Cohen an EC, Marburg 14. 12. 1906, 4 S., Beinecke. 99 Hermann Cohen an EC, Marburg 31. 01. 1907, 4 S., Beinecke. 100 Hermann Cohen an EC, o. O. 21. 02. 1907, 2 S., Beinecke. 101 Hermann und Martha Cohen an Ernst und Toni Cassirer, Neapel o. D., 1 S., Beinecke.

346 102 104 109 112 114 116 120 125 152 171 173 215 227 229 393 402 585

Anhang Hermann Cohen an EC, Marburg 21. 05. 1907, 2 S., Beinecke. Hermann Cohen an EC, Marburg 16. 06. 1907, 4 S., Beinecke. Hermann Cohen an EC, Marburg 01. 12. 1907, 4 S., Beinecke. Hermann Cohen an EC, Rom 27. 03. 1908, 1 S., Beinecke. Hermann Cohen an EC, Marburg 05. 06. 1908, 4 S., Beinecke. Hermann Cohen an EC, Marburg 29. 07. 1908, 1 S., Beinecke. Hermann Cohen an EC, Pontresina 14. 09. 1908, 2 S., Beinecke. Hermann und Martha Cohen an EC, Marburg 27. 07. 1909, 2 S., Beinecke. Hermann Cohen an EC, St. Moritz 24. 08. 1910, 2 S., Beinecke. Hermann Cohen an EC, Marburg 06. 06. 1911, 2 S., Beinecke. Hermann Cohen an EC, Pontresina 31. 08. 1911, 4 S., Beinecke. Hermann Cohen an Ernst und Toni Cassirer, Wiesbaden 13. 04. 1916, 2 S., Beinecke. Hermann und Martha Cohen an EC, Wiesbaden 16. 03. 1917, 2 S., Beinecke. Hermann Cohen an Ernst und Toni Cassirer, Baden-Baden 12. 04. 1917, 4 S., Beinecke. Martha Cohen an Ernst und Toni Cassirer, Reichenhall 30. 04. 1924, 4 S., Beinecke. Martha Cohen an Ernst und Toni Cassirer, Berlin 27. 07. 1924, 2 S., Beinecke. Martha Cohen an Ernst und Toni Cassirer, Berlin 11. 07. 1929, 1 S., Beinecke.

Cohn, Jonas 58 EC an Jonas Cohn, München 16. 02. 1903, 3 S., JCA Duisburg. 60 EC an Jonas Cohn, Starnberg 13. 06. 1903, 7 S., JCA Duisburg. 83 EC an Jonas Cohn, Berlin 28. 02. 1906, 3 S., JCA Duisburg. 117 EC an Jonas Cohn, Berlin 31. 07. 1908, 2 S., JCA Duisburg. 137 EC an Jonas Cohn, Berlin 16. 01. 1910, 4 S., JCA Duisburg. 155 EC an Jonas Cohn, Berlin 24. 09. 1910, 2 S., JCA Duisburg. 299 EC an Jonas Cohn, Hamburg 23. 11. 1920, 2 S., JCA Duisburg. Einstein, Albert 280 EC an Albert Einstein, Hamburg 10. 05. 1920, 3 S., JNUL Jerusalem. 282 Albert Einstein an EC, Berlin 05. 06. 1920, 2 S., JNUL Jerusalem. 283 EC an Albert Einstein, Hamburg 16. 06. 1920, 2 S., JNUL Jerusalem. 286 EC an Albert Einstein, Hamburg 15. 07. 1920, 4 S., JNUL Jerusalem. 288 EC an Albert Einstein, Hamburg 28. 08. 1920, 4 S., JNUL Jerusalem. 375 EC an Albert Einstein, Hamburg 27. 01. 1924, 1 S., JNUL Jerusalem. 425 Albert Einstein an EC, o. O. 22. 02. 1925, 1 S., Beinecke. 463 Albert Einstein an EC, o. O. 06. 03. 1926, 1 S., Beinecke. 894 EC an Albert Einstein, Oxford 08. 01. 1934, 4 S., JNUL Jerusalem. 899 Albert Einstein an EC, Princeton 21. 01. 1934, 1 S., JNUL Jerusalem. 1123 EC an Albert Einstein, Göteborg 08. 02. 1937, 4 S., JNUL Jerusalem. 1137 Albert Einstein an EC, Princeton 16. 03. 1937, 3 S., Beinecke. 1422 Albert Einstein an EC, o. O. o. D., 1 S., Beinecke. Elanders Boktrykerie 920 Elanders Boktrykerie an EC, London 18. 12. 1936, 1 S., Lund UB. Elias, Julius 329 EC an Julius Elias, Hamburg 10. 04. 1922, 1 S., JNUL Jerusalem.

Gesamtverzeichnis der Briefe

347

Engströmen, Thore 863 Thore Engströmen an EC, Uppsala 13. 09. 1933, 1 S., Beinecke. 864 EC an Thore Engströmen, London 17. 09. 1933, 3 S., Beinecke. 870 EC an Thore Engströmen, London 22. 09. 1933, 7 S., Beinecke. 872 Thore Engströmen an EC, Uppsala 30. 09. 1933, 1 S., Beinecke. 921 EC an Thore Engströmen, Oxford 26. 05. 1934, 11 S., Beinecke. 923 Thore Engströmen an EC, Uppsala 22. 06. 1934, 2 S., Beinecke. 924 EC an Thore Engströmen, Oxford 25. 06. 1934, 2 S., Beinecke. 927 EC an Thore Engströmen, Wien 05. 07. 1934, 4 S., Beinecke. 936 EC an Thore Engströmen, Wien 02. 08. 1934, 3 S., Beinecke. Eucken, Rudolf 223 EC an Rudolf Eucken, Berlin 25. 11. 1916, 7 S., ThULB. Flitner, Wilhelm 892 EC an Wilhelm Flitner, o. O. o. D., nicht auf der DVD, UA Tübingen. Frank, Philipp 1416 Philipp Frank an EC, Prag o. D., 2 S., Beinecke. Frankfurter Universität 546 Frankfurter Universität an EC, Frankfurt a. M. 17. 07. 1928, 1 S., Uni FfM. 550 Frankfurter Universität an EC, Frankfurt a. M. 26. 07. 1928, 1 S., Uni FfM. Frischeisen-Köhler, Max 196 Max Frischeisen-Köhler an EC, Friedenau 12. 12. 1912, 1 S., Beinecke. Gawronsky, Dimitry und Maria 177 Dimitry Gawronsky an EC, Marburg 18. 10. 1911, 4 S., Beinecke. 182 Dimitry Gawronsky an EC, Marburg 02. 02. 1912, 8 S., Beinecke. 183 Dimitry Gawronsky an EC, Marburg 11. 02. 1912, 4 S., Beinecke. 186 Dimitry Gawronsky an EC, Marburg 20. 03. 1912, 4 S., Beinecke. 274 Dimitry Gawronsky an Ernst und Toni Cassirer, Bern 20. 02. 1920, 6 S., Beinecke. 327 Dimitry Gawronsky an Ernst und Toni Cassirer, Bern 06. 03. 1922, 2 S., Beinecke. 364 Dimitry und Maria Gawronsky an Ernst und Toni Cassirer, Bern 16. 07. 1923, 2 S., Beinecke. 371 Dimitry Gawronsky an EC, Bern 31. 12. 1923, 5 S., Beinecke. 372 Dimitry Gawronsky an EC, Bern 12. 01. 1924, 2 S., Beinecke. 374 Dimitry Gawronsky an EC, Bern 21. 01. 1924, 2 S., Beinecke. 376 Dimitry Gawronsky an EC, Bern 30. 01. 1924, 1 S., Beinecke. 379 Dimitry Gawronsky an EC, Bern 12. 02. 1924, 1 S., Beinecke. 380 Dimitry Gawronsky an Ernst und Toni Cassirer, Bern 20. 02. 1924, 4 S., Beinecke. 394 Dimitry Gawronsky an EC, Bern 12. 05. 1924, 2 S., Beinecke. 408 Dimitry Gawronsky an Ernst und Toni Cassirer, Bern 20. 09. 1924, 2 S., Beinecke. 409 Dimitry Gawronsky an Ernst und Toni Cassirer, Zürich 22. 09. 1924, 1 S., Beinecke. 412 Dimitry Gawronsky an EC, Bern 08. 10. 1924, 2 S., Beinecke. 413 Dimitry Gawronsky an EC, Bern 14. 10. 1924, 1 S., Beinecke.

348

Anhang

432 Dimitry Gawronsky an EC, Bern 07. 03. 1925, 2 S., Beinecke. 462 Dimitry Gawronsky an Ernst und Toni Cassirer, Wiesbaden 04. 03. 1926, 4 S., Beinecke. 1353 Dimitry Gawronsky an Ernst und Toni Cassirer, New York 28. 06. 1942, 2 S., SBB. 1354 Dimitry Gawronsky an EC, o. O. o. D., 3 S., Beinecke. 1355 Dimitry Gawronsky an EC, o. O. o. D., 2 S., Beinecke. 1356 Dimitry Gawronsky an EC, o. O. o. D., 3 S., Beinecke. Geheeb, Edith 346 EC an Edith Geheeb, Hamburg 20. 12. 1922, 2 S., Geheeb-Arch. 929 EC an Edith Geheeb, Kirchberg am Wechsel 21. 07. 1934, 2 S., Geheeb-Arch. 1073 Edith Geheeb an EC, Versoix 06. 04. 1936, 2 S., Geheeb-Arch. 1082 EC an Edith Geheeb, Göteborg 23. 04. 1936, 4 S., Geheeb-Arch. 1100 EC an Edith Geheeb, Göteborg 17. 08. 1936, 2 S., Geheeb-Arch. 1366 EC an Edith Geheeb, New Haven 15. 02. 1943, 2 S., Geheeb-Arch. Geheeb, Paul 181 EC an Paul Geheeb, Berlin 07. 01. 1912, 3 S., Geheeb-Arch. 926 EC an Paul Geheeb, Wien 05. 07. 1934, 8 S., Geheeb-Arch. 956 Ernst und Toni Cassirer an Paul Geheeb, Uppsala 24. 09. 1934, 1 S., GeheebArch. 1101 EC an Paul Geheeb, Göteborg 18. 08. 1936, 2 S., Geheeb-Arch. 1310 EC an Paul Geheeb, Göteborg 03. 10. 1940, 2 S., Geheeb-Arch. Geiger, Moritz 874 EC an Moritz Geiger, Oxford 12. 10. 1933, 3 S., BSB München. 877 EC an Moritz Geiger, Oxford 28. 10. 1933, 2 S., BSB München. Geoghegan, W. D. 1362 W. D. Geoghegan an EC, o. O. o. D., 1 S., Beinecke. Gertz, Buchdruckerei Adolf 149 EC an Gertz, Buchdruckerei Adolf, o. O. 19. 07. 1910, 1 S., Beinecke. Goldstein, Kurt 416 EC an Kurt Goldstein, Hamburg 05. 01. 1925, 7 S., BL. 417 EC an Kurt Goldstein, Hamburg 07. 01. 1925, 2 S., BL. 426 EC an Kurt Goldstein, Hamburg 26. 02. 1925, 2 S., BL. 436 EC an Kurt Goldstein, Hamburg 24. 03. 1925, 8 S., BL. 437 EC an Kurt Goldstein, Hamburg 26. 03. 1925, 2 S., BL. 509 EC an Kurt Goldstein, London 04. 11. 1927, 1 S., BL. 544 EC an Kurt Goldstein, Hamburg 10. 07. 1928, 4 S., BL. 555 Ernst und Toni Cassirer an Kurt Goldstein, o. O. 04. 11. 1928, 2 S., BL. 1179 EC an Kurt Goldstein, Göteborg 22. 01. 1938, 4 S., BL. 1329 EC an Kurt Goldstein, New York 07. 07. 1941, 2 S., BL. 1401 Kurt Goldstein an EC, o. O. 26. 07. 1944, 2 S., SBB. Görland, Albert 36 EC an Albert Görland, Berlin 27. 04. 1900, 16 S., Privat. 39 Albert Görland an EC, o. O. 04. 07. 1901, 2 S., Privat. 40 EC an Albert Görland, Berlin 13. 08. 1901, 7 S., Privat.

Gesamtverzeichnis der Briefe 69 72 73 75 81 94 96 110 113 123 135 139 159 163 166 169 170 240 254 255 287 387 517 668 1238

349

EC an Albert Görland, Berlin 21. 06. 1905, 7 S., Privat. EC an Albert Görland, Berlin 14. 10. 1905, 7 S., Privat. EC an Albert Görland, Berlin 30. 10. 1905, 6 S., Privat. EC an Albert Görland, Berlin 28. 11. 1905, 4 S., Privat. EC an Albert Görland, Berlin 21. 04. 1906, 8 S., Privat. EC an Albert Görland, Berlin 14. 09. 1906, 7 S., Privat. EC an Albert Görland, Berlin 03. 11. 1906, 2 S., Privat. EC an Albert Görland, Berlin 11. 12. 1907, 6 S., Privat. EC an Albert Görland, Berlin 18. 05. 1908, 1 S., Privat. EC an Albert Görland, Berlin 28. 06. 1909, 4 S., Privat. EC an Albert Görland, Berlin 01. 01. 1910, 2 S., Privat. EC an Albert Görland, Berlin 22. 01. 1910, 4 S., Privat. EC an Albert Görland, Berlin 28. 01. 1911, 7 S., Privat. EC an Albert Görland, Berlin 26. 03. 1911, 5 S., Privat. EC an Albert Görland, Berlin 10. 05. 1911, 4 S., Privat. EC an Albert Görland, Berlin 16. 05. 1911, 2 S., Privat. EC an Albert Görland, Berlin 18. 05. 1911, 2 S., Privat. EC an Albert Görland, Berlin 01. 09. 1918, 11 S., Privat. EC an Albert Görland, Berlin 12. 06. 1919, 4 S., Privat. EC an Albert Görland, Berlin 26. 06. 1919, 2 S., Privat. EC an Albert Görland, Hamburg 12. 08. 1920, 4 S., Privat. EC an Albert Görland, Hamburg 26. 03. 1924, 2 S., Privat. Ernst und Toni Cassirer an Albert Görland, o. O. 13. 02. 1928, 4 S., BL. EC an Albert Görland, Pontresina 06. 07. 1931, 2 S., Privat. EC an Albert Görland, Göteborg 26. 11. 1938, 4 S., Beinecke.

Gundolf, Elisabeth 680 Elisabeth Gundolf an EC, Heidelberg 07. 08. 1931, 2 S., Beinecke. Gundolf, Friedrich 218 EC an Friedrich Gundolf, Berlin 06. 10. 1916, 3 S., IGRS. 219 Friedrich Gundolf an EC, Darmstadt 13. 10. 1916, 3 S., Beinecke. 220 EC an Friedrich Gundolf, Berlin 18. 10. 1916, 6 S., IGRS. 260 Friedrich Gundolf an EC, Nonrod 10. 08. 1919, 4 S., Beinecke. 510 Friedrich Gundolf an EC, Darmstadt 09. 12. 1927, 1 S., Beinecke. 560 EC an Friedrich Gundolf, Hamburg 24. 11. 1928, 4 S., IGRS. 601 Friedrich Gundolf an EC, Heidelberg 16. 11. 1929, 2 S., Beinecke. 603 EC an Friedrich Gundolf, Hamburg 20. 11. 1929, 3 S., IGRS. 610 Friedrich Gundolf an EC, Heidelberg 20. 12. 1929, 2 S., Beinecke. 627 Friedrich Gundolf an EC, Mürren 13. 08. 1930, 2 S., Beinecke. 630 EC an Friedrich Gundolf, Hamburg 23. 08. 1930, 4 S., IGRS. 632 Friedrich Gundolf an EC, Mürren 28. 08. 1930, 2 S., Beinecke. 640 Friedrich Gundolf an EC, Heidelberg 22. 10. 1930, 2 S., Beinecke. 642 Friedrich Gundolf an Ernst und Toni Cassirer, Heidelberg 11. 01. 1931, 1 S., Beinecke. Gurwitsch, Aron 1370 EC an Aron Gurwitsch, New Haven 07. 06. 1943, 2 S., Privat. Häberlin, Paul 704 EC an Paul Häberlin, Hamburg 11. 02. 1932, 1 S., UB Basel.

350

Anhang

803 EC an Paul Häberlin, Bellagio 25. 03. 1933, 1 S., UB Basel. Hafkesbrink, Hanna 1393 Hanna Hafkesbrink an EC, New London 24. 04. 1944, 2 S., Beinecke. Hägerström, Axel 1130 Axel Hägerström an EC, Stockholm 03. 03. 1937, 1 S., Beinecke. Hamburger Hochschulbehörde, Hamburger Senat 617 EC an Hamburger Hochschulbehörde, Hamburger Senat, Hamburg 10. 03. 1930, nicht auf der DVD, StA HH. 619 EC an Hamburger Hochschulbehörde, Hamburger Senat, Hamburg 11. 03. 1930, nicht auf der DVD, StA HH. 620 Hamburger Hochschulbehörde, Hamburger Senat an EC, Hamburg 19. 03. 1930, 2 S., StA HH. 788 EC an Hamburger Hochschulbehörde, Hamburger Senat, Hamburg 07. 01. 1933, nicht auf der DVD, StA HH. 847 EC an Hamburger Hochschulbehörde, Hamburger Senat, Wien 22. 07. 1933, 3 S., StA HH. 861 Hamburger Hochschulbehörde, Hamburger Senat an EC, Hamburg 25. 08. 1933, 1 S., StA HH. Hartmann, Nicolai 115 Nicolai Hartmann an EC, Marburg 11. 06. 1908, 1 S., Beinecke. 185 Nicolai Hartmann an EC, Marburg 10. 03. 1912, nicht auf der DVD, Beinecke. 191 Nicolai Hartmann an EC, Marburg 10. 05. 1912, 3 S., Beinecke. 290 Nicolai Hartmann an EC, Marburg 16. 09. 1920, 4 S., Beinecke. 365 Nicolai Hartmann an EC, Marburg 23. 07. 1923, 2 S., Beinecke. 367 Nicolai Hartmann an EC, Marburg 17. 10. 1923, 2 S., Beinecke. 369 Nicolai Hartmann an EC, Marburg 29. 10. 1923, 1 S., Beinecke. 430 Nicolai Hartmann an EC, Marburg 03. 03. 1925, 2 S., Beinecke. 484 Nicolai Hartmann an EC, Berlin 23. 02. 1927, 4 S., Beinecke. 618 Nicolai Hartmann an EC, Berlin 11. 03. 1930, 2 S., Beinecke. Hartog, Philipp Joseph 885 EC an Philipp Joseph Hartog, Oxford 15. 12. 1933, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 891 Philipp Joseph Hartog an EC, o. O. 30. 12. 1933, nicht auf der DVD, Warburg Inst. Hashagen, Justus 930 Justus Hashagen an EC, Hamburg 24. 07. 1934, 1 S., Beinecke. Hauptmann, Gerhart 716 EC an Gerhart Hauptmann, Hamburg 10. 06. 1932, 3 S., SBB. Hebrew University, Jerusalem 721 EC an Hebrew University, Jerusalem, Hamburg 14. 07. 1932, 2 S., JNUL Jerusalem. Hedenius, Ingemar 1243 EC an Ingemar Hedenius, Göteborg 07. 12. 1938, 1 S., Uppsala UB.

Gesamtverzeichnis der Briefe

351

1259 EC an Ingemar Hedenius, Göteborg 28. 02. 1939, 1 S., Uppsala UB. Hedvall, Johan Arvid 1127 Johan Arvid Hedvall an EC, Göteborg 26. 02. 1937, 1 S., Beinecke. Heimann, Adelheid 626 EC an Adelheid Heimann, Hamburg 31. 07. 1930, 4 S., Warburg Inst. 942 EC an Adelheid Heimann, Bad Karlsbrunn 15. 08. 1934, 3 S., Warburg Inst. 1160 EC an Adelheid Heimann, Göteborg 15. 08. 1937, 3 S., Warburg Inst. Heisenberg, Werner 1141 Werner Heisenberg an EC, Leipzig 24. 03. 1937, 1 S., Beinecke. Hendel, Charles 1314 Charles Hendel an EC, New Haven 10. 01. 1941, 2 S., Beinecke. Hensel, Elisabeth 643 Elisabeth Hensel an EC, Erlangen 26. 02. 1931, 3 S., Beinecke. Hensel, Paul 89 Paul Hensel an EC, Erlangen 17. 06. 1906, 2 S., Beinecke. 108 Paul Hensel an EC, Erlangen 15. 11. 1907, 2 S., Beinecke. 111 Paul Hensel an EC, Erlangen 26. 12. 1907, 2 S., Beinecke. 146 Paul Hensel an EC, Erlangen 15. 07. 1910, 2 S., Beinecke. 225 Paul Hensel an EC, Erlangen 22. 12. 1916, 4 S., Beinecke. 236 Paul Hensel an EC, Erlangen 27. 06. 1918, 2 S., Beinecke. 247 Paul Hensel an EC, Erlangen 20. 01. 1919, 2 S., Beinecke. 256 Paul Hensel an EC, Erlangen 28. 06. 1919, 2 S., Beinecke. 277 Paul Hensel an EC, Erlangen 07. 03. 1920, 2 S., Beinecke. 311 Paul Hensel an EC, Erlangen 27. 05. 1921, 2 S., Beinecke. 331 Paul Hensel an EC, Erlangen 28. 05. 1922, 2 S., Beinecke. 447 Paul Hensel an EC, Erlangen 15. 07. 1925, 2 S., Beinecke. 452 Paul Hensel an EC, Erlangen 09. 10. 1925, 3 S., Beinecke. 606 Paul Hensel an EC, Erlangen 27. 11. 1929, 2 S., Beinecke. Hocking, William Ernest 1339 EC an William Ernest Hocking, New Haven 13. 11. 1941, 2 S., Harvard Houghton. 1342 William Ernest Hocking an EC, o. O. 29. 11. 1941, 1 S., Harvard Houghton. 1343 EC an William Ernest Hocking, New Haven 01. 12. 1941, 2 S., Harvard Houghton. Hoffmann, Ernst und Thea 216 Ernst Hoffmann an EC, Friedenau 03. 08. 1916, 4 S., Beinecke. 217 Ernst Hoffmann an EC, Friedenau 20. 08. 1916, 2 S., Beinecke. 221 Ernst Hoffmann an EC, Friedenau 22. 10. 1916, 2 S., Beinecke. 222 Ernst Hoffmann an EC, Friedenau 19. 11. 1916, 1 S., Beinecke. 230 Ernst Hoffmann an EC, Friedenau 25. 04. 1917, 1 S., Beinecke. 246 Ernst und Thea Hoffmann an EC, Friedenau 14. 01. 1919, 2 S., Beinecke. 257 Ernst Hoffmann an EC, Heringsdorf 30. 07. 1919, 2 S., Beinecke. 262 Ernst Hoffmann an EC, Friedenau 09. 11. 1919, 2 S., Beinecke. 265 Ernst Hoffmann an EC, Friedenau 14. 12. 1919, 2 S., Beinecke.

352 275 276 291 292 293 298 302 303 304 305 308 318 319 320 321 322 323 324 325 326 332 335 336 350 351 356 359 368 382 385 392 401 403 404 407 410 411 414 415 418 427 435 440

Anhang Ernst Hoffmann an EC, Friedenau 26. 02. 1920, 1 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Friedenau 02. 03. 1920, 2 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Friedenau 20. 09. 1920, 5 S., Beinecke. Ernst und Thea Hoffmann an Ernst und Toni Cassirer, Friedenau 02. 10. 1920, 2 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Friedenau 05. 10. 1920, 1 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Friedenau 21. 11. 1920, 2 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Friedenau 03. 01. 1921, 2 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Friedenau 08. 02. 1921, 2 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Friedenau 24. 03. 1921, 2 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Friedenau 10. 04. 1921, 2 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Friedenau 05. 05. 1921, 3 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Friedenau 20. 08. 1921, 2 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Friedenau 11. 09. 1921, 1 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Friedenau 20. 11. 1921, 1 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Friedenau 14. 01. 1922, 2 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Friedenau 17. 01. 1922, 1 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Friedenau 29. 01. 1922, 1 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Friedenau 09. 02. 1922, 1 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Friedenau 26. 02. 1922, nicht auf der DVD, Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Friedenau 28. 02. 1922, 4 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 02. 06. 1922, 4 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 16. 06. 1922, 3 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an Ernst und Toni Cassirer, Friedenau 10. 08. 1922, 2 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Friedenau 02. 03. 1923, 2 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an Ernst und Toni Cassirer, Friedenau 13. 03. 1923, 4 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 09. 04. 1923, 2 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 24. 05. 1923, 2 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 27. 10. 1923, 2 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 24. 02. 1924, 1 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 29. 02. 1924, 1 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 30. 04. 1924, 1 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 04. 07. 1924, 1 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 28. 07. 1924, 3 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 07. 08. 1924, 1 S., Beinecke. Ernst und Thea Hoffmann an EC, Pontresina 02. 09. 1924, 2 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Zürich 22. 09. 1924, 3 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an Ernst und Toni Cassirer, Heidelberg 26. 09. 1924, 2 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 10. 11. 1924, 2 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an Ernst und Toni Cassirer, Heidelberg 26. 12. 1924, 2 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 08. 01. 1925, 4 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 26. 02. 1925, 1 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Friedenau 20. 03. 1925, 1 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Zürich 25. 04. 1925, 1 S., Beinecke.

Gesamtverzeichnis der Briefe 442 444 446 448 450 451 455 458 464 465 466 472 473 479 480 481 483 488 489 490 500 507 511 525 526 530 549 552 556 558 559 573 574 575 579 589 592 604 609 614 625 629 653 664 667

Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 23. 05. 1925, 2 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 24. 05. 1925, 2 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 29. 06. 1925, 1 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 21. 08. 1925, 2 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 25. 09. 1925, 2 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 01. 10. 1925, 1 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 29. 11. 1925, 1 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, o. O. 13. 01. 1926, 1 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Zürich 07. 04. 1926, 1 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 10. 05. 1926, 1 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 14. 05. 1926, 1 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 20. 07. 1926, 1 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 22. 07. 1926, 3 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 28. 09. 1926, 2 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 25. 10. 1926, 1 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 21. 12. 1926, 2 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 05. 02. 1927, 1 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an Ernst und Toni Cassirer, Friedenau 09. 04. 1927, 1 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 23. 05. 1927, 1 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Badenweiler 04. 06. 1927, 6 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 06. 09. 1927, nicht auf der DVD, Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 21. 10. 1927, 3 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Göttingen 26. 12. 1927, 1 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an Ernst und Toni Cassirer, o. O. 10. 05. 1928, 1 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 14. 05. 1928, 2 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 07. 06. 1928, 1 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 26. 07. 1928, 1 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Montana (La Moubra) 21. 08. 1928, 1 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 06. 11. 1928, 1 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 18. 11. 1928, 1 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 23. 11. 1928, 2 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 29. 01. 1929, 2 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, o. O. 02. 02. 1929, 2 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 02. 02. 1929, 1 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Friedenau 27. 04. 1929, 2 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 30. 07. 1929, 2 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 17. 08. 1929, 1 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 22. 11. 1929, 2 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 19. 12. 1929, 1 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 13. 02. 1930, 1 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 13. 05. 1930, 1 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 21. 08. 1930, 2 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 01. 06. 1931, 1 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 27. 06. 1931, 2 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 04. 07. 1931, 2 S., Beinecke.

353

354 676 681 682 709 718 770 779 812 813 815 830 880 895 896 912 938 957 984 989 998 1015 1032 1033 1070 1071 1072 1074 1075 1076 1079 1083 1084 1089

Anhang Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 25. 07. 1931, 2 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 13. 08. 1931, 1 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 18. 08. 1931, 2 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 21. 04. 1932, 1 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 25. 06. 1932, 1 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 07. 11. 1932, 1 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 20. 11. 1932, 1 S., Beinecke. Ernst und Thea Hoffmann und Raymond Klibansky an EC, Venedig 04. 05. 1933, 1 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 06. 05. 1933, 2 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 10. 05. 1933, 1 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 09. 06. 1933, 1 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 19. 11. 1933, 1 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an Ernst und Toni Cassirer, Heidelberg 11. 01. 1934, 3 S., Beinecke. Thea Hoffmann an Ernst und Toni Cassirer, Heidelberg 12. 01. 1934, 1 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 30. 04. 1934, 1 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 05. 08. 1934, 1 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an Ernst und Toni Cassirer, Timmendorfer Strand 24. 09. 1934, 1 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 10. 02. 1935, 1 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an Ernst und Toni Cassirer, Heidelberg 01. 03. 1935, 1 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 06. 05. 1935, 2 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 13. 07. 1935, 1 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an Ernst und Toni Cassirer, Heidelberg 17. 09. 1935, 2 S., Beinecke. Thea Hoffmann an Ernst und Toni Cassirer, Heidelberg 18. 09. 1935, 2 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an Ernst und Toni Cassirer, Heidelberg 23. 03. 1936, 1 S., Beinecke. Ernst und Thea Hoffmann an EC, Heidelberg 23. 03. 1936, 2 S., Beinecke. Ernst und Thea Hoffmann an Ernst und Toni Cassirer, Heidelberg 25. 03. 1936, 1 S., Beinecke. Ernst und Thea Hoffmann an Ernst und Toni Cassirer, Stockholm 13. 04. 1936, 2 S., Beinecke. Ernst und Thea Hoffmann an Ernst und Toni Cassirer, Stockholm 14. 04. 1936, 1 S., Beinecke. Ernst und Thea Hoffmann an Ernst und Toni Cassirer, Stockholm 14. 04. 1936, 2 S., Beinecke. Ernst und Thea Hoffmann an Ernst und Toni Cassirer, Lund 22. 04. 1936, 1 S., Beinecke. Ernst und Thea Hoffmann an Ernst und Toni Cassirer, Lund 23. 04. 1936, 2 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an Ernst und Toni Cassirer, Lund 24. 04. 1936, 1 S., Beinecke. Ernst Hoffmann an Ernst und Toni Cassirer, Heidelberg 30. 04. 1936, 1 S., Beinecke.

Gesamtverzeichnis der Briefe

355

1097 Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 23. 07. 1936, nicht auf der DVD, Beinecke. 1129 Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 02. 03. 1937, 1 S., Beinecke. 1145 Ernst und Thea Hoffmann an Ernst und Toni Cassirer, Heidelberg 30. 03. 1937, 2 S., Beinecke. 1157 Ernst und Thea Hoffmann an Ernst und Toni Cassirer, Heidelberg 16. 06. 1937, 2 S., Beinecke. 1170 Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 13. 11. 1937, 1 S., Beinecke. 1176 Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 08. 01. 1938, 2 S., Beinecke. 1185 Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 02. 03. 1938, 1 S., Beinecke. 1190 Ernst Hoffmann an EC, Uppsala 29. 04. 1938, 1 S., Beinecke. 1193 Ernst Hoffmann an Ernst und Toni Cassirer, Heidelberg 12. 05. 1938, 2 S., Beinecke. 1196 Ernst und Thea Hoffmann an Ernst und Toni Cassirer, Heidelberg 24. 05. 1938, 2 S., Beinecke. 1198 Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg 27. 05. 1938, 1 S., Beinecke. 1210 Ernst und Thea Hoffmann an Ernst und Toni Cassirer, Pontresina 27. 06. 1938, 2 S., Beinecke. 1222 Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg o. D., 2 S., Beinecke. 1223 Thea Hoffmann an Ernst und Toni Cassirer, o. O. o. D., 1 S., Beinecke. 1257 Ernst Hoffmann an EC, Friedenau 20. 02. 1939, 2 S., Beinecke. 1258 Ernst und Thea Hoffmann an Ernst und Toni Cassirer, o. O. o. D., 1 S., Beinecke. 1281 Ernst Hoffmann an EC, Friedenau 08. 09. 1939, 1 S., Beinecke. 1282 Ernst Hoffmann an EC, Heidelberg o. D., 1 S., Beinecke. Hoffmann, Paul 505 EC an Paul Hoffmann, Hamburg 20. 10. 1927, 1 S., StA HH. Hönigswald, Richard 1149 Richard Hönigswald an EC, München 08. 04. 1937, 4 S., Beinecke. Husserl, Edmund 438 Edmund Husserl an EC, Freiburg 03. 04. 1925, 3 S., Husserl-Archiv. 439 EC an Edmund Husserl, Hamburg 10. 04. 1925, 4 S., Husserl-Archiv. 1135 Edmund Husserl an EC, Freiburg 11. 03. 1937, 2 S., Beinecke. d’Irsay, Stephen 602 Stephen d’ Irsay an EC, o. O. 18. 11. 1929, nicht auf der DVD, Warburg Inst. Jacobsson, Malte 506 EC an Malte Jacobsson, Hamburg 21. 10. 1927, 2 S., Gö Landsarkivet. 577 EC an Malte Jacobsson, Hamburg 19. 02. 1929, 2 S., Gö Landsarkivet. 818 EC an Malte Jacobsson, Wien 22. 05. 1933, 3 S., Gö Landsarkivet. 843 Malte Jacobsson an EC, Göteborg 15. 07. 1933, 1 S., Beinecke. 844 EC an Malte Jacobsson, Wien 18. 07. 1933, 3 S., Gö Landsarkivet. 848 Malte Jacobsson an EC, Göteborg 27. 07. 1933, 2 S., Beinecke. 850 EC an Malte Jacobsson, Wien 29. 07. 1933, 3 S., Gö Landsarkivet. 868 EC an Malte Jacobsson, London 22. 09. 1933, 3 S., Gö Landsarkivet. 939 EC an Malte Jacobsson, Wien 08. 08. 1934, 2 S., Gö Landsarkivet. 954 EC an Malte Jacobsson, Stockholm 13. 09. 1934, 1 S., Gö Landsarkivet.

356 972 994 1000 1002 1011 1219 1326 1337 1375 1376 1377 1379 1380

Anhang Malte Jacobsson an EC, Göteborg 11. 01. 1935, 2 S., Beinecke. Malte Jacobsson an EC, Göteborg 30. 03. 1935, 2 S., Beinecke. EC an Malte Jacobsson, o. O. 08. 05. 1935, 4 S., Gö Landsarkivet. Malte Jacobsson an EC, Göteborg 12. 05. 1935, 2 S., Beinecke. EC an Malte Jacobsson, o. O. 19. 06. 1935, 2 S., Gö Landsarkivet. EC an Malte Jacobsson, Göteborg 18. 08. 1938, 2 S., Gö Landsarkivet. Ernst und Toni Cassirer an Malte Jacobsson, New York 13. 06. 1941, 4 S., Gö Landsarkivet. EC an Malte Jacobsson, o. O. 31. 10. 1941, 2 S., Gö Landsarkivet. EC an Malte Jacobsson, New Haven o. D., 3 S., Gö Landsarkivet. Malte Jacobsson an EC, Göteborg o. D., 2 S., Beinecke. Malte Jacobsson an EC, Göteborg o. D., 2 S., Beinecke. Malte Jacobsson an EC, Göteborg o. D., 2 S., Beinecke. Malte Jacobsson an EC, Göteborg o. D., 3 S., Beinecke.

Jaeger, Werner 1403 Werner Jaeger an EC, Lake Bomoseen 28. 07. 1944, 2 S., SBB. 1404 EC an Werner Jaeger, o. O. 01. 08. 1944, 2 S., Harvard Houghton. Jakobson, Roman 1304 EC an Roman Jakobson, New York 11. 06. 1940, 2 S., JA-MIT. 1305 EC an Roman Jakobson, New Haven o. D., 2 S., JA-MIT. 1338 EC an Roman Jakobson, New Haven 02. 11. 1941, 2 S., JA-MIT. 1340 EC an Roman Jakobson, New York 14. 11. 1941, 1 S., JA-MIT. 1358 EC an Roman Jakobson, New York 28. 09. 1942, 1 S., JA-MIT. Jebb, Geraldine Emma May 925 Geraldine Emma May Jebb an EC, London 27. 06. 1934, 1 S., Beinecke. Johansson, Johan Viktor 1037 EC an Johan Viktor Johansson, Göteborg 09. 10. 1935, 2 S., Göteborg UB. 1181 EC an Johan Viktor Johansson, Göteborg 28. 01. 1938, 2 S., Göteborg UB. 1182 EC an Johan Viktor Johansson, o. O. o. D., 5 S., Göteborg UB. Josephson, Ragnar 1317 EC an Ragnar Josephson, Göteborg 07. 02. 1941, 2 S., Lund UB. 1320 EC an Ragnar Josephson, o. O. 27. 03. 1941, 1 S., Lund UB. Kulturwissenschaftliche Bibliothek Warburg 644 EC an K. B. W., o. O. 13. 03. 1931, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 733 EC an K. B. W., Wien 20. 09. 1932, nicht auf der DVD, Warburg Inst. Kant-Gesellschaft 377 EC an Kant-Gesellschaft, Hamburg 30. 01. 1924, 1 S., GStAPK. Karitz, Anders 940 EC an Anders Karitz, Wien 08. 08. 1934, 4 S., Uppsala UB. 943 Anders Karitz an EC, Lund 17. 08. 1934, 2 S., Uppsala UB. 946 EC an Anders Karitz, Bad Karlsbrunn 19. 08. 1934, 2 S., Uppsala UB. 947 Anders Karitz an EC, Lund 27. 08. 1934, 1 S., Uppsala UB. 949 EC an Anders Karitz, Stockholm 06. 09. 1934, 1 S., Uppsala UB. 953 EC an Anders Karitz, Stockholm 12. 09. 1934, 2 S., Uppsala UB.

Gesamtverzeichnis der Briefe

357

Kaufmann, Felix 333 EC an Felix Kaufmann, Hamburg 12. 06. 1922, 2 S., Sowi Konstanz. 616 Felix Kaufmann an EC, Wien 04. 03. 1930, 2 S., Sowi Konstanz. 1091 Felix Kaufmann an EC, Wien 06. 05. 1936, 1 S., Sowi Konstanz. 1117 Felix Kaufmann an EC, Wien 10. 12. 1936, 1 S., Sowi Konstanz. Kellermannn, Thekla 363 EC an Thekla Kellermannn, Hamburg 26. 06. 1923, 2 S., LBI. Kinkel, Walter 172 EC an Walter Kinkel, Berlin 11. 06. 1911, 4 S., UB Marburg. Klein, Oskar 1119 Oskar Klein an EC, o. O. 01. 01. 1937, 3 S., NBA. Klibansky, Raymond 498 Raymond Klibansky an EC, Heidelberg 22. 07. o. J., 5 S., Privat. 522 Raymond Klibansky an EC, Berncastel-Kues 12. 03. o. J., 2 S., Privat. 728 Raymond Klibansky an EC, Heidelberg 14. 08. 1932, 4 S., Privat. 749 Raymond Klibansky an EC, Heidelberg 13. 10. 1932, 2 S., Privat. 785 Raymond Klibansky an EC, Heidelberg 24. 12. 1932, 5 S., Privat. 820 Raymond Klibansky an EC, Heidelberg 24. 05. 1933, 1 S., Privat. 828 Raymond Klibansky an EC, Paris 08. 06. 1933, 1 S., Privat. 829 Raymond Klibansky an EC, Paris 09. 06. 1933, 2 S., Privat. 831 Raymond Klibansky an EC, Paris 06. 06. o. J., 2 S., Privat. 832 Raymond Klibansky an EC, Paris (Im Zug) o. D., 4 S., Privat. 937 Raymond Klibansky an EC, London 05. 08. 1934, 4 S., Privat. 1112 Raymond Klibansky an EC, Oxford 20. 10. 1936, 2 S., Privat. 1113 Raymond Klibansky an EC, Leuven 23. 10. 1936, 2 S., Privat. 1114 Raymond Klibansky an EC, Oxford 26. 10. 1936, 1 S., Privat. 1150 Raymond Klibansky an EC, Oxford 13. 04. 1937, 2 S., Privat. 1158 Raymond Klibansky an EC, Oxford 25. 06. 1937, 3 S., Privat. 1180 Raymond Klibansky an EC, Oxford 26. 01. 1938, 10 S., Privat. Klibansky, Raymond und Elisabeth Gundolf 635 Raymond Klibansky und Elisabeth Gundolf an EC, Mürren 08. 09. 1930, 1 S., Privat. Knittermeyer, Hinrich 194 EC an Hinrich Knittermeyer, Berlin 31. 10. 1912, 2 S., SuUB Bremen. 263 EC an Hinrich Knittermeyer, Hamburg 24. 11. 1919, 2 S., SuUB Bremen. 264 EC an Hinrich Knittermeyer, Hamburg 06. 12. 1919, 2 S., SuUB Bremen. 278 EC an Hinrich Knittermeyer, Hamburg 25. 04. 1920, 1 S., SuUB Bremen. 313 EC an Hinrich Knittermeyer, Hamburg 14. 06. 1921, 2 S., SuUB Bremen. Kramers, Hendrik Anthony 1144 Hendrik Anthony Kramers an EC, Leiden 26. 03. 1937, 10 S., Beinecke. Kristeller, Paul Oskar 866 EC an Paul Oskar Kristeller, London 21. 09. 1933, 2 S., BL. 867 EC an Paul Oskar Kristeller, London o. D., 3 S., BL. 897 EC an Paul Oskar Kristeller, Oxford 12. 01. 1934, 2 S., BL. 911 EC an Paul Oskar Kristeller, Oxford 22. 04. 1934, 2 S., BL.

358

Anhang

914 EC an Paul Oskar Kristeller, Oxford 04. 05. 1934, 2 S., BL. 919 EC an Paul Oskar Kristeller, Oxford 21. 05. 1934, 2 S., BL. 934 EC an Paul Oskar u. a. Kristeller, Kirchberg am Wechsel 29. 07. 1934, 3 S., JRL. 1133 EC an Paul Oskar Kristeller, Göteborg 08. 03. 1937, 2 S., BL. 1224 EC an Paul Oskar Kristeller, Göteborg 18. 09. 1938, 2 S., BL. 1256 EC an Paul Oskar Kristeller, Göteborg 27. 01. 1939, 1 S., BL. 1325 EC an Paul Oskar Kristeller, New York 12. 06. 1941, 1 S., BL. 1341 EC an Paul Oskar Kristeller, New Haven 27. 11. 1941, 3 S., BL. 1349 EC an Paul Oskar Kristeller, New Haven 07. 04. 1942, 2 S., BL. Küchler, Walther 810 EC an Walther Küchler, Hamburg 27. 04. 1933, 4 S., Beinecke. Kuznitzky, Gertrud 588 EC an Gertrud Kuznitzky, Hamburg 29. 07. 1929, 4 S., Warburg Inst. 648 EC an Gertrud Kuznitzky, Hamburg 18. 05. 1931, 1 S., Warburg Inst. 695 EC an Gertrud Kuznitzky, Hamburg 18. 11. 1931, 1 S., Warburg Inst. 705 EC an Gertrud Kuznitzky, Hamburg 17. 02. 1932, 2 S., Warburg Inst. 707 EC an Gertrud Kuznitzky, Hamburg 27. 03. 1932, 1 S., SUB Hamburg. 725 EC an Gertrud Kuznitzky, Hamburg 28. 07. 1932, 2 S., SUB Hamburg. 858 EC an Gertrud Kuznitzky, Zuckmantel 11. 08. 1933, 4 S., Warburg Inst. 948 Ernst und Toni Cassirer an Gertrud Kuznitzky, o. O. 29. 08. 1934, 6 S., Warburg Inst. 1024 Ernst und Toni Cassirer an Gertrud Kuznitzky, Bad Karlsbrunn 12. 08. 1935, 4 S., Warburg Inst. 1038 EC an Gertrud Kuznitzky, Göteborg 24. 10. 1935, 2 S., Warburg Inst. 1175 EC an Gertrud Kuznitzky, Göteborg 08. 01. 1938, 3 S., Warburg Inst. Lamm, Martin 996 EC an Martin Lamm, Oxford 03. 04. 1935, 2 S., KB Stockholm. 1003 EC an Martin Lamm, Oxford 16. 05. 1935, 1 S., KB Stockholm. 1311 EC an Martin Lamm, Göteborg 28. 10. 1940, 2 S., KB Stockholm. 1324 EC an Martin Lamm, o. O. 17. 04. 1941, 2 S., KB Stockholm. Landmann, Ludwig 539 Ludwig Landmann an EC, Frankfurt a. M. 04. 07. 1928, 1 S., SBB. 548 Ludwig Landmann an EC, Frankfurt a. M. 25. 07. 1928, 1 S., SBB. Langer, Susanne K. 1374 EC an Susanne K. Langer, New Haven 16. 10. 1943, 2 S., Harvard Houghton. 1384 EC an Susanne K. Langer, New Haven 15. 02. 1944, 2 S., Harvard Houghton. 1386 EC an Susanne K. Langer, New Haven 09. 03. 1944, 2 S., Harvard Houghton. 1388 EC an Susanne K. Langer, New Haven 23. 03. 1944, 2 S., Harvard Houghton. 1391 EC an Susanne K. Langer, New Haven 08. 04. 1944, 3 S., Harvard Houghton. 1396 EC an Susanne K. Langer, New Haven 08. 07. 1944, 2 S., Harvard Houghton.

Gesamtverzeichnis der Briefe

359

Latzin, H. 1417 H. Latzin an EC, Wien o. D., 1 S., UIC. Laue, Max von 1140 Max von Laue an EC, Berlin 23. 03. 1937, 4 S., Beinecke. 1143 Max von Laue an EC, Zehlendorf 26. 03. 1937, 5 S., Beinecke. 1146 Max von Laue an EC, Berlin 04. 04. 1937, 3 S., Beinecke. Liebermann, Max 279 Max Liebermann an EC, Berlin 02. 05. 1920, 2 S., Beinecke. 296 Max Liebermann an EC, Berlin 26. 10. 1920, 2 S., Beinecke. Litt, Theodor 396 Theodor Litt an EC, Leipzig 18. 05. 1924, 1 S., Beinecke. 397 Theodor Litt an EC, Leipzig 25. 05. 1924, 2 S., Beinecke. 423 Theodor Litt an EC, Leipzig 15. 02. 1925, 1 S., Beinecke. 470 EC an Theodor Litt, Hamburg 21. 06. 1926, nicht auf der DVD, HHU Düsseldorf. 485 Theodor Litt an EC, Leipzig 04. 03. 1927, 2 S., Beinecke. 495 Theodor Litt an EC, Leipzig 06. 07. 1927, 1 S., Beinecke. 504 Theodor Litt an EC, Leipzig 18. 10. 1927, 1 S., Beinecke. 554 EC an Theodor Litt, Hamburg 20. 10. 1928, nicht auf der DVD, HHU Düsseldorf. 600 Theodor Litt an EC, Leipzig 16. 11. 1929, 3 S., Beinecke. 775 Theodor Litt an EC, Leipzig 11. 11. 1932, 1 S., Beinecke. 950 Theodor Litt an EC, Leipzig 07. 09. 1934, 2 S., Beinecke. 952 EC an Theodor Litt, Stockholm 09. 09. 1934, nicht auf der DVD, HHU Düsseldorf. 1121 Theodor Litt an EC, Leipzig 03. 02. 1937, 2 S., Beinecke. Löb, Hermann 842 Hermann Löb an EC, Hultafors 14. 07. 1933, 3 S., Beinecke. Löhr, Friedrich H. H. 65 EC an Friedrich H. H. Löhr, Grunewald 25. 07. 1904, 1 S., ÖNB. 67 EC an Friedrich H. H. Löhr, Grunewald 27. 07. 1904, 1 S., ÖNB. 68 EC an Friedrich H. H. Löhr, Grunewald 30. 07. 1904, 1 S., ÖNB. Lowell, Abbott Lawrence 205 EC an Abbott Lawrence Lowell, Gossenau (Tirol) 15. 07. 1913, 4 S., Harvard Pusey. Mann, Thomas 1286 Thomas Mann an EC, Princeton 25. 09. 1939, 2 S., Beinecke. 1300 Thomas Mann an EC, Princeton 10. 01. 1940, 3 S., Beinecke. 1327 Thomas Mann an EC, Pacific Palisades 14. 06. 1941, 2 S., Privat. Margenau, Henry 1425 EC an Henry Margenau, New York 21. 03. 1945, 2 S., Beinecke. Margolius, Hans 587 Hans Margolius an EC, Berlin-Charlottenburg 28. 07. 1929, 1 S., Beinecke.

360

Anhang

Medicus, Fritz 576 EC an Fritz Medicus, Hamburg 19. 02. 1929, 2 S., ETH Zürich. 649 EC an Fritz Medicus, Hamburg 19. 05. 1931, 3 S., ETH Zürich. 702 EC an Fritz Medicus, Hamburg 04. 02. 1932, 2 S., ETH Zürich. 703 EC an Fritz Medicus, Hamburg 11. 02. 1932, 1 S., ETH Zürich. 719 EC an Fritz Medicus, Hamburg 28. 06. 1932, 2 S., ETH Zürich. 726 EC an Fritz Medicus, Kirchberg am Wechsel 11. 08. 1932, 2 S., ETH Zürich. 727 EC an Fritz Medicus, Kirchberg am Wechsel 11. 08. 1932, 2 S., ETH Zürich. 731 EC an Fritz Medicus, Kirchberg am Wechsel 13. 09. 1932, 1 S., ETH Zürich. 741 EC an Fritz Medicus, Hamburg 05. 10. 1932, 2 S., ETH Zürich. 742 EC an Fritz Medicus, Hamburg 10. 10. 1932, 4 S., ETH Zürich. 958 EC an Fritz Medicus, Uppsala 28. 09. 1934, 2 S., ETH Zürich. Meier, Hans 961 Hans Meier an EC, o. O. 20. 10. 1934, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 988 Hans Meier an EC, o. O. 23. 02. 1935, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 1007 Hans Meier an EC, o. O. 12. 06. 1935, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 1013 Hans Meier an EC, o. O. 21. 06. 1935, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 1027 Hans Meier an EC, o. O. 11. 09. 1935, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 1031 Hans Meier an EC, o. O. 12. 09. 1935, 1 S., Warburg Inst. Melle, Werner von 611 EC an Werner von Melle, Hamburg 31. 12. 1929, 1 S., SUB Hamburg. 878 EC an Werner von Melle, Oxford 16. 11. 1933, 4 S., SUB Hamburg. Meyerson, Émile 121 Émile Meyerson an EC, Paris 29. 01. 1909, 3 S., CZA Jerusalem. 132 Émile Meyerson an EC, Paris 13. 12. 1909, 3 S., CZA Jerusalem. 133 EC an Émile Meyerson, Berlin 21. 12. 1909, 3 S., CZA Jerusalem. 134 EC an Émile Meyerson, Berlin 01. 01. 1910, 4 S., CZA Jerusalem. 136 Émile Meyerson an EC, Paris 11. 01. 1910, 2 S., CZA Jerusalem. 138 EC an Émile Meyerson, Berlin 17. 01. 1910, 2 S., CZA Jerusalem. 141 Émile Meyerson an EC, o. O. 18. 04. 1910, 2 S., CZA Jerusalem. 142 EC an Émile Meyerson, Berlin 21. 04. 1910, 2 S., CZA Jerusalem. 147 EC an Émile Meyerson, Berlin 15. 07. 1910, 1 S., CZA Jerusalem. 148 Émile Meyerson an EC, o. O. 17. 07. 1910, 4 S., CZA Jerusalem. 150 EC an Émile Meyerson, Berlin 19. 07. 1910, 4 S., CZA Jerusalem. 153 EC an Émile Meyerson, Arendsee 27. 08. 1910, 1 S., CZA Jerusalem. 154 Émile Meyerson an EC, Lublin 28. 08. 1910, 1 S., CZA Jerusalem. 156 EC an Émile Meyerson, Berlin 19. 10. 1910, 1 S., CZA Jerusalem. 157 Émile Meyerson an EC, o. O. 21. 10. 1910, 4 S., CZA Jerusalem. 158 EC an Émile Meyerson, Berlin 28. 10. 1910, 3 S., CZA Jerusalem. 161 EC an Émile Meyerson, Berlin 21. 02. 1911, 4 S., CZA Jerusalem. 162 Émile Meyerson an EC, o. O. 23. 02. 1911, 3 S., CZA Jerusalem. 164 EC an Émile Meyerson, Paris 30. 03. 1911, 1 S., CZA Jerusalem. 178 EC an Émile Meyerson, Berlin 25. 10. 1911, 3 S., CZA Jerusalem. 180 Émile Meyerson an EC, o. O. 15. 11. 1911, 2 S., CZA Jerusalem. 190 Émile Meyerson an EC, o. O. 04. 05. 1912, 3 S., CZA Jerusalem. 195 Émile Meyerson an EC, o. O. 01. 12. 1912, 1 S., CZA Jerusalem. 198 EC an Émile Meyerson, Berlin 07. 04. 1913, 4 S., CZA Jerusalem.

Gesamtverzeichnis der Briefe 200 203 204 207 315 621 622 623 624

361

Émile Meyerson an EC, o. O. 14. 04. 1913, 2 S., CZA Jerusalem. EC an Émile Meyerson, Berlin 23. 06. 1913, 3 S., CZA Jerusalem. Émile Meyerson an EC, o. O. 01. 07. 1913, 3 S., CZA Jerusalem. EC an Émile Meyerson, Paris 05. 03. 1914, 1 S., CZA Jerusalem. EC an Émile Meyerson, Hamburg 04. 07. 1921, 2 S., CZA Jerusalem. EC an Émile Meyerson, Paris 05. 04. 1930, 1 S., CZA Jerusalem. Émile Meyerson an EC, o. O. o. D., 1 S., CZA Jerusalem. Émile Meyerson an EC, o. O. o. D., 3 S., CZA Jerusalem. Émile Meyerson an EC, o. O. o. D., 2 S., CZA Jerusalem.

Misch, Georg 267 EC an Georg Misch, Hamburg 23. 12. 1919, 4 S., SUB Göttingen. 271 EC an Georg Misch, Hamburg 18. 01. 1920, 2 S., SUB Göttingen. 273 EC an Georg Misch, Hamburg 12. 02. 1920, 2 S., SUB Göttingen. 310 EC an Georg Misch, Hamburg 25. 05. 1921, 1 S., SUB Göttingen. 312 EC an Georg Misch, Hamburg 07. 06. 1921, 3 S., SUB Göttingen. 583 EC an Georg Misch, Hamburg 12. 06. 1929, 3 S., SUB Göttingen. Mises, Richard von 1131 Richard von Mises an EC, Istanbul-Beyoglu 03. 03. 1937, 1 S., Beinecke. Münsterberg, Hugo o. Nr. Hugo Münsterberg an EC, Cambridge, Mass. 03. 03. 1913, nicht auf der DVD, Beinecke Natorp, Helene 457 EC an Helene Natorp, Hamburg 23. 12. 1925, 2 S., UB Marburg. Natorp, Paul 31 Ernst Cassirer und Unbekannt an Paul Natorp, Wetzlar 18. 04. 1897, 1 S., UB Marburg. 32 Ernst u. a. Cassirer an Paul Natorp, Boppard 07. 06. 1897, 1 S., UB Marburg. 41 EC an Paul Natorp, Berlin 18. 08. 1901, 4 S., UB Marburg. 42 EC an Paul Natorp, Possenhofen 09. 09. 1901, 4 S., UB Marburg. 43 EC an Paul Natorp, Berlin 26. 11. 1901, 7 S., UB Marburg. 47 EC an Paul Natorp, Berlin 05. 01. 1902, 5 S., UB Marburg. 55 EC an Paul Natorp, München 13. 12. 1902, 6 S., UB Marburg. 61 EC an Paul Natorp, Starnberg 11. 08. 1903, 4 S., UB Marburg. 70 EC an Paul Natorp, Heringsdorf 31. 07. 1905, 7 S., UB Marburg. 80 EC an Paul Natorp, Berlin 06. 02. 1906, 4 S., UB Marburg. 86 EC an Paul Natorp, Berlin 03. 06. 1906, 8 S., UB Marburg. 88 EC an Paul Natorp, Berlin 14. 06. 1906, 7 S., UB Marburg. 90 EC an Paul Natorp, Berlin 28. 06. 1906, 12 S., UB Marburg. 103 EC an Paul Natorp, Berlin 07. 06. 1907, 6 S., UB Marburg. 105 EC an Paul Natorp, Berlin 30. 06. 1907, 7 S., UB Marburg. 106 EC an Paul Natorp, Berlin 02. 07. 1907, 4 S., UB Marburg. 107 Paul Natorp an EC, o. O. 10. 07. 1907, 8 S., UB Marburg. 118 EC an Paul Natorp, Berlin-Grunewald 31. 07. 1908, 6 S., UB Marburg. 119 EC an Paul Natorp, Berlin-Grunewald 04. 09. 1908, 4 S., UB Marburg. 122 EC an Paul Natorp, Berlin 14. 06. 1909, 8 S., UB Marburg. 124 EC an Paul Natorp, Berlin 28. 06. 1909, 4 S., UB Marburg.

362 126 127 128 129 130 131 140 143 144 145 151 160 165 167 168 174 175 176 179 184 188 189 192 193 206 208 209 210 211 212 214 224 226 235 251 261 266 289 294 297

Anhang EC an Paul Natorp, Berlin 30. 08. 1909, 1 S., UB Marburg. EC an Paul Natorp, Berlin 06. 09. 1909, 1 S., UB Marburg. EC an Paul Natorp, Berlin 18. 09. 1909, 3 S., UB Marburg. EC an Paul Natorp, o. O. 30. 10. 1909, 17 S., UB Marburg. Paul Natorp an EC, o. O. 04. 11. 1909, 2 S., UB Marburg. EC an Paul Natorp, Berlin 8. 11. 1909, 4 S., UB Marburg. EC an Paul Natorp, Berlin 07. 02. 1910, 6 S., UB Marburg. EC an Paul Natorp, Berlin 12. 05. 1910, 6 S., UB Marburg. EC an Paul Natorp, Bad Nauheim 06. 06. 1910, 1 S., UB Marburg. EC an Paul Natorp, Berlin 08. 06. 1910, 1 S., UB Marburg. EC an Paul Natorp, Berlin 20. 07. 1910, 1 S., UB Marburg. EC an Paul Natorp, Berlin 15. 02. 1911, 6 S., UB Marburg. EC an Paul Natorp, Berlin 30. 04. 1911, 7 S., UB Marburg. EC an Paul Natorp, Berlin 11. 05. 1911, 2 S., UB Marburg. EC an Paul Natorp, Berlin 16. 05. 1911, 7 S., UB Marburg. EC an Paul Natorp, Berlin 24. 09. 1911, 4 S., UB Marburg. Paul Natorp an EC, o. O. o. D., 2 S., UB Marburg. EC an Paul Natorp, Berlin 16. 10. 1911, 5 S., UB Marburg. EC an Paul Natorp, Berlin 14. 11. 1911, 4 S., UB Marburg. EC an Paul Natorp, Berlin 04. 03. 1912, 4 S., UB Marburg. EC an Paul Natorp, Berlin 11. 04. 1912, 4 S., UB Marburg. EC an Paul Natorp, Meran 22. 04. 1912, 1 S., UB Marburg. EC an Paul Natorp, Berlin 22. 05. 1912, 4 S., UB Marburg. EC an Paul Natorp, Berlin 13. 06. 1912, 4 S., UB Marburg. Ernst und Toni Cassirer an Paul Natorp, Berlin 23. 01. 1914, 7 S., UB Marburg. EC an Paul Natorp, Berlin 12. 10. 1914, 6 S., UB Marburg. EC an Paul Natorp, Berlin 03. 02. 1915, 1 S., UB Marburg. EC an Paul Natorp, Berlin 04. 02. 1915, 1 S., UB Marburg. EC an Paul Natorp, Berlin 10. 05. 1915, 3 S., UB Marburg. EC an Paul Natorp, Berlin 14. 05. 1915, 2 S., UB Marburg. EC an Paul Natorp, Berlin 15. 10. 1915, 3 S., UB Marburg. EC an Paul Natorp, Berlin 26. 11. 1916, 8 S., UB Marburg. EC an Paul Natorp, Berlin 01. 01. 1917, 6 S., UB Marburg. EC an Paul Natorp, Berlin 24. 06. 1918, 6 S., Privat. EC an Paul Natorp, Berlin 04. 04. 1919, 2 S., UB Marburg. EC an Paul Natorp, Berlin 08. 09. 1919, 2 S., UB Marburg. EC an Paul Natorp, Hamburg 21. 12. 1919, 4 S., UB Marburg. EC an Paul Natorp, Berlin-Westend 09. 09. 1920, 2 S., UB Marburg. EC an Paul Natorp, Hamburg 15. 10. 1920, 6 S., UB Marburg. EC an Paul Natorp, Hamburg 18. 11. 1920, 1 S., UB Marburg.

Neurath, Otto 1078 Otto Neurath an EC, o. O. 20. 04. 1936, 1 S., NHA. 1092 EC an Otto Neurath, Göteborg 12. 05. 1936, 2 S., NHA. 1094 Otto Neurath an EC, o. O. 16. 05. 1936, 1 S., NHA. 1178 Otto Neurath an EC, o. O. 15. 01. 1938, 1 S., NHA. Nohl, Hermann 268 EC an Hermann Nohl, Hamburg 23. 12. 1919, 1 S., .

Gesamtverzeichnis der Briefe

363

492 EC an Hermann Nohl, Hamburg 14. 06. 1927, 2 S., SUB Göttingen. 496 Hermann Nohl an EC, Göttingen 11. 07. 1927, 2 S., SUB Göttingen. 497 EC an Hermann Nohl, Hamburg 19. 07. 1927, 1 S., SUB Göttingen. Nordström, Johan 962 EC an Johan Nordström, Oxford 25. 10. 1934, 2 S., Uppsala UB. 1104 EC an Johan Nordström, Göteborg 07. 09. 1936, 1 S., Uppsala UB. 1142 EC an Johan Nordström, Göteborg 26. 03. 1937, 2 S., Uppsala UB. 1184 EC an Johan Nordström, Göteborg 01. 03. 1938, 1 S., Uppsala UB. 1188 EC an Johan Nordström, Göteborg 08. 04. 1938, 2 S., Uppsala UB. 1197 EC an Johan Nordström, Göteborg 25. 05. 1938, 3 S., Uppsala UB. 1200 EC an Johan Nordström, Göteborg 02. 06. 1938, 2 S., Uppsala UB. 1201 EC an Johan Nordström, Göteborg 07. 06. 1938, 1 S., Uppsala UB. 1203 EC an Johan Nordström, Göteborg 10. 06. 1938, 2 S., Uppsala UB. 1204 EC an Johan Nordström, Göteborg 15. 06. 1938, 2 S., Uppsala UB. 1205 EC an Johan Nordström, Göteborg 17. 06. 1938, 4 S., Uppsala UB. 1206 EC an Johan Nordström, Göteborg 18. 06. 1938, 2 S., Uppsala UB. 1207 EC an Johan Nordström, Göteborg 23. 06. 1938, 6 S., Uppsala UB. 1208 EC an Johan Nordström, Göteborg 25. 06. 1938, 2 S., Uppsala UB. 1209 EC an Johan Nordström, Göteborg 27. 06. 1938, 1 S., Uppsala UB. 1212 EC an Johan Nordström, Malen-Båstad 05. 07. 1938, 1 S., Uppsala UB. 1214 EC an Johan Nordström, Malen-Båstad 08. 07. 1938, 1 S., Uppsala UB. 1220 EC an Johan Nordström, Göteborg 24. 08. 1938, 2 S., Uppsala UB. 1226 EC an Johan Nordström, o. O. 21. 09. 1938, 1 S., Uppsala UB. 1235 EC an Johan Nordström, Göteborg 20. 11. 1938, 1 S., Uppsala UB. 1247 EC an Johan Nordström, Göteborg 08. 12. 1938, 1 S., Uppsala UB. 1272 EC an Johan Nordström, Göteborg 03. 06. 1939, 1 S., Uppsala UB. 1275 EC an Johan Nordström, Göteborg 01. 07. 1939, 2 S., Uppsala UB. 1276 EC an Johan Nordström, Göteborg 06. 07. 1939, 1 S., Uppsala UB. 1277 EC an Johan Nordström, Göteborg 01. 08. 1939, 1 S., Uppsala UB. 1284 EC an Johan Nordström, Göteborg 16. 09. 1939, 2 S., Uppsala UB. 1299 EC an Johan Nordström, Göteborg 07. 01. 1940, 2 S., Uppsala UB. 1301 EC an Johan Nordström, Göteborg 22. 01. 1940, 2 S., Uppsala UB. 1308 EC an Johan Nordström, Göteborg 02. 09. 1940, 2 S., Uppsala UB. Nyman, Alf 1263 EC an Alf Nyman, Göteborg 07. 03. 1939, 2 S., Lund UB. 1294 EC an Alf Nyman, Göteborg 01. 12. 1939, 2 S., Lund UB. Ortega y Gasset, Jose 941 EC an Jose Ortega y Gasset, Bad Karlsbrunn 14. 08. 1934, 4 S., Ortega-Archiv. 1107 EC an Jose Ortega y Gasset, Göteborg 25. 09. 1936, 2 S., Ortega-Archiv. 1109 EC an Jose Ortega y Gasset, Göteborg 07. 10. 1936, 4 S., Ortega-Archiv. Oxford University Press 1088 Oxford University Press an EC, o. O. 29. 04. 1936, nicht auf der DVD, Warburg Inst. Panofsky, Erwin 672 Erwin Panofsky an EC, Hamburg 13. 07. 1931, 3 S., Beinecke. 851 Ernst und Toni Cassirer an Erwin Panofsky, Wien 31. 07. 1933, nicht auf der DVD, Warburg Inst.

364

Anhang

Passarge, Siegfried 306 Siegfried Passarge an EC, o. O. 15. 04. 1921, 2 S., Beinecke. 307 Siegfried Passarge an EC, Hamburg 22. 04. 1921, 6 S., Beinecke. Perry, Ralph Barton 197 Ralph Barton Perry an EC, o. O. 03. 03. 1913, 2 S., Harvard Pusey. 199 Ralph Barton Perry an EC, o. O. 12. 04. 1913, 1 S., Harvard Pusey. 201 Ralph Barton Perry an EC, o. O. 22. 04. 1913, 2 S., Harvard Pusey. Petersen, Carl Wilhelm 428 Carl Wilhelm Petersen an EC, o. O. 27. 02. 1925, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 538 Carl Wilhelm Petersen an EC, Hamburg 30. 06. 1928, 1 S., Privat. Pettegrove, James E. 1363 EC an James E. Pettegrove, o. O. o. D., 6 S., Beinecke. Petzäll, Åke 855 EC an Åke Petzäll, Bad Karlsbrunn 05. 08. 1933, 2 S., Lund UB. 889 EC an Åke Petzäll, Göteborg 27. 12. 1933, 2 S., Lund UB. 1019 Åke Petzäll an EC, Mölnlycke 20. 07. 1935, 1 S., Lund UB. 1098 Ernst und Toni Cassirer an Åke und Astrid Petzäll, o. O. 30. 07. 1936, 3 S., Lund UB. 1152 EC an Åke Petzäll, Göteborg 23. 04. 1937, 3 S., Lund UB. 1166 Åke Petzäll an EC, Paris 24. 10. 1937, 2 S., Lund UB. 1167 EC an Åke Petzäll, Göteborg 27. 10. 1937, 6 S., Lund UB. 1168 Åke Petzäll an EC, Paris 29. 10. 1937, 2 S., Lund UB. 1177 Åke Petzäll an EC, Paris 11. 01. 1938, 2 S., Lund UB. 1186 EC an Åke Petzäll, Göteborg 04. 03. 1938, 4 S., Lund UB. 1189 Åke Petzäll an EC, Paris 23. 04. 1938, 1 S., Lund UB. 1192 EC an Åke Petzäll, Göteborg 11. 05. 1938, 8 S., Lund UB. 1194 Åke Petzäll an EC, Paris 16. 05. 1938, 2 S., Lund UB. 1195 EC an Åke Petzäll, Göteborg 23. 05. 1938, 4 S., Lund UB. 1199 Åke Petzäll an EC, Paris 29. 05. 1938, 1 S., Lund UB. 1213 Ernst und Toni Cassirer an Åke Petzäll, Malen-Båstad 06. 07. 1938, 2 S., Lund UB. 1215 EC an Åke Petzäll, Malen 15. 07. 1938, 1 S., Lund UB. 1228 EC an Åke Petzäll, Göteborg 21. 10. 1938, 3 S., Lund UB. 1229 Åke Petzäll an EC, Paris 22. 10. 1938, 2 S., Lund UB. 1230 EC an Åke Petzäll, Göteborg 24. 10. 1938, 1 S., Lund UB. 1231 Åke Petzäll an EC, Paris 10. 11. 1938, 1 S., Lund UB. 1232 EC an Åke Petzäll, Göteborg 15. 11. 1938, 2 S., Lund UB. 1239 Åke Petzäll an EC, Paris 30. 11. 1938, 1 S., Lund UB. 1240 EC an Åke Petzäll, Göteborg 01. 12. 1938, 2 S., Lund UB. 1246 Åke Petzäll an EC, Paris 08. 12. 1938, 1 S., Lund UB. 1254 EC an Åke Petzäll, Göteborg 21. 01. 1939, 2 S., Lund UB. 1255 Åke Petzäll an EC, Paris 25. 01. 1939, 1 S., Lund UB. 1260 EC an Åke Petzäll, Göteborg 28. 02. 1939, 3 S., Lund UB. 1262 Åke Petzäll an EC, Paris 04. 03. 1939, 2 S., Lund UB. 1264 EC an Åke Petzäll, Göteborg 09. 03. 1939, 2 S., Lund UB. 1265 Åke Petzäll an EC, Paris 29. 03. 1939, 2 S., Lund UB.

Gesamtverzeichnis der Briefe 1266 1267 1268 1283 1285 1288 1289 1290 1291 1292 1293 1295 1296 1297 1298 1312 1316 1318 1319 1321 1322 1323

EC an Åke Petzäll, Göteborg 30. 03. 1939, 2 S., Lund UB. EC an Åke Petzäll, Göteborg 15. 04. 1939, 1 S., Lund UB. Åke Petzäll an EC, Paris 26. 04. 1939, 2 S., Lund UB. EC an Åke Petzäll, Göteborg 11. 09. 1939, 3 S., Lund UB. Åke Petzäll an EC, Lund 22. 09. 1939, 1 S., Lund UB. EC an Åke Petzäll, Göteborg 5. 10. 1939, 4 S., Lund UB. EC an Åke Petzäll, Göteborg 11. 10. 1939, 1 S., Lund UB. EC an Åke Petzäll, Göteborg 01. 11. 1939, 2 S., Lund UB. EC an Åke Petzäll, Göteborg 09. 11. 1939, 2 S., Lund UB. EC an Åke Petzäll, Göteborg 21. 11. 1939, 2 S., Lund UB. EC an Åke Petzäll, Göteborg 26. 11. 1939, 2 S., Lund UB. EC an Åke Petzäll, Göteborg 05. 12. 1939, 2 S., Lund UB. EC an Åke Petzäll, Göteborg 06. 12. 1939, 1 S., Lund UB. EC an Åke Petzäll, Göteborg 19. 12. 1939, 1 S., Lund UB. Åke Petzäll an EC, Lund 20. 12. 1939, 1 S., Lund UB. Åke Petzäll an EC, Lund 12. 12. 1940, 2 S., Lund UB. EC an Åke Petzäll, Göteborg 07. 02. 1941, 4 S., Lund UB. Åke Petzäll an EC, Lund 09. 02. 1941, 1 S., Lund UB. Åke Petzäll an EC, Lund 09. 02. 1941, 1 S., Lund UB. EC an Åke und Astrid Petzäll, Göteborg 27. 03. 1941, 3 S., Lund UB. EC an Åke Petzäll, Göteborg 14. 04. 1941, 2 S., Lund UB. Åke Petzäll an EC, Lund 17. 04. 1941, 1 S., Lund UB.

Pos, Hendrik Josephus 976 EC an Hendrik Josephus Pos, Oxford 22. 01. 1935, 2 S., UvA. 990 EC an Hendrik Josephus Pos, Oxford 02. 03. 1935, 1 S., UvA. 991 EC an Hendrik Josephus Pos, Oxford 10. 03. 1935, 2 S., UvA. 995 EC an Hendrik Josephus Pos, London 01. 04. 1935, 1 S., UvA. 1009 EC an Hendrik Josephus Pos, Oxford 17. 06. 1935, 4 S., UvA. 1049 EC an Hendrik Josephus Pos, Göteborg 04. 12. 1935, 2 S., UvA. 1050 Hendrik Josephus Pos an EC, o. O. 08. 12. 1935, 5 S., UvA. 1051 EC an Hendrik Josephus Pos, Göteborg 16. 12. 1935, 2 S., UvA. 1307 EC an Hendrik Josephus Pos, Göteborg 22. 07. 1940, 1 S., UvA. Purdie, Edna 1004 Edna Purdie an EC, London 22. 05. 1935, 1 S., Beinecke. Radbruch, Gustav 1014 EC an Gustav Radbruch, Oxford 21. 06. 1935, 2 S., UB Heidelberg. Rée, Anita 474 EC an Anita Rée, Hamburg 11. 08. 1926, 2 S., Kunsthalle HH . Reichenbach, Hans 213 EC an Hans Reichenbach, Berlin 14. 06. 1915, 2 S., Pittsburgh. 284 EC an Hans Reichenbach, Hamburg 02. 07. 1920, 2 S., Pittsburgh. 285 EC an Hans Reichenbach, Hamburg 07. 07. 1920, 2 S., Pittsburgh. 330 EC an Hans Reichenbach, Hamburg 27. 04. 1922, 1 S., Pittsburgh. 388 EC an Hans Reichenbach, Hamburg 26. 03. 1924, 2 S., Pittsburgh. 420 Hans Reichenbach an EC, o. O. 22. 01. 1925, 2 S., Pittsburgh. 421 EC an Hans Reichenbach, Hamburg 29. 01. 1925, 2 S., Pittsburgh.

365

366 536 537 541 543 547 551 638 656 658 659 660 931 1060 1102 1103 1122 1134 1139 1428 1430

Anhang Hans Reichenbach an EC, o. O. 24. 06. 1928, 2 S., Pittsburgh. EC an Hans Reichenbach, Hamburg 29. 06. 1928, 1 S., Pittsburgh. Hans Reichenbach an EC, o. O. 09. 07. 1928, 1 S., Pittsburgh. EC an Hans Reichenbach, Hamburg 10. 07. 1928, 2 S., Pittsburgh. Hans Reichenbach an EC, o. O. 23. 07. 1928, 1 S., Pittsburgh. Hans Reichenbach an EC, o. O. 07. 08. 1928, 1 S., Pittsburgh. Hans Reichenbach an EC, o. O. 0. 09. 1930, 1 S., Pittsburgh. Hans Reichenbach an EC, o. O. 05. 06. 1931, 2 S., Pittsburgh. EC an Hans Reichenbach, Pontresina 11. 06. 1931, 3 S., Pittsburgh. EC an Hans Reichenbach, o. O. o. D., 1 S., Pittsburgh. Hans Reichenbach an EC, o. O. 15. 06. 1931, 2 S., Pittsburgh. Hans Reichenbach an EC, Istanbul-Kadiköy 27. 07. 1934, 2 S., Pittsburgh. Hans Reichenbach an EC, o. O. 19. 01. 1936, 3 S., Pittsburgh. Hans Reichenbach an EC, Istanbul-Bebek 27. 08. 1936, 2 S., Pittsburgh. EC an Hans Reichenbach, Göteborg 01. 09. 1936, 4 S., Pittsburgh. EC an Hans Reichenbach, Göteborg 06. 02. 1937, 2 S., Pittsburgh. Hans Reichenbach an EC, Istanbul-Bebek 10. 03. 1937, 3 S., Beinecke. EC an Hans Reichenbach, Göteborg 20. 03. 1937, 3 S., Pittsburgh. Hans Reichenbach an EC, o. O. 02. 04. 1945, 2 S., Pittsburgh. EC an Hans Reichenbach, New York 10. 04. 1945, 2 S., Pittsburgh.

Rickert, Heinrich 316 EC an Heinrich Rickert, Hamburg 11. 07. 1921, 4 S., UB Heidelberg. 400 EC an Heinrich Rickert, Hamburg 01. 07. 1924, 2 S., UB Heidelberg. Rothacker, Erich 338 Erich Rothacker an EC, o. O. 07. 09. 1922, 1 S., ULB Bonn. 339 EC an Erich Rothacker, Hamburg 27. 09. 1922, 1 S., ULB Bonn. 340 EC an Erich Rothacker, Hamburg 28. 09. 1922, 2 S., ULB Bonn. 341 Erich Rothacker an EC, Heidelberg 03. 10. 1922, 1 S., ULB Bonn. 342 EC an Erich Rothacker, Hamburg 10. 10. 1922, 2 S., ULB Bonn. 343 Erich Rothacker an EC, o. O. 31. 10. 1922, 2 S., ULB Bonn. 344 EC an Erich Rothacker, Hamburg 02. 11. 1922, 2 S., ULB Bonn. 345 EC an Erich Rothacker, Hamburg 16. 11. 1922, 2 S., ULB Bonn. 347 Erich Rothacker an EC, Heidelberg 27. 01. 1923, 1 S., ULB Bonn. 348 EC an Erich Rothacker, Hamburg 01. 02. 1923, 1 S., ULB Bonn. 581 Erich Rothacker an EC, o. O. 29. 05. 1929, 1 S., ULB Bonn. 584 EC an Erich Rothacker, Hamburg 20. 06. 1929, 1 S., ULB Bonn. 586 Erich Rothacker an EC, o. O. 16. 07. 1929, 2 S., ULB Bonn. Rudberg, Gunnar 1108 EC an Gunnar Rudberg, Göteborg 29. 09. 1936, 3 S., Privat. Rühr (Deutsche Botschaft, London) 1118 Rühr (Deutsche Botschaft London) an EC, Göteborg 25. 05. 1934, 1 S., Beinecke. Saxl, Fritz 309 Fritz Saxl an EC, Hamburg 25. 05. 1921, 1 S., Beinecke. 317 Fritz Saxl an EC, Hamburg 15. 07. 1921, 3 S., Beinecke. 328 EC an Fritz Saxl, o. O. 29. 03. 1922, nicht auf der DVD, Warburg Inst.

Gesamtverzeichnis der Briefe

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352 Fritz Saxl an EC, Konstanz 21. 03. 1923, 3 S., Beinecke. 353 EC an Fritz Saxl, Hamburg 24. 03. 1923, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 354 Fritz Saxl an EC, o. O. 27. 03. 1923, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 357 Fritz Saxl an EC, Kreuzlingen 12. 04. 1923, 2 S., Beinecke. 358 Fritz Saxl an Ernst und Toni Cassirer, Kreuzlingen o. D., 2 S., Beinecke. 366 Fritz Saxl an EC, o. O. 25. 07. 1923, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 441 EC an Fritz Saxl, o. O. 30. 04. 1925, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 482 Fritz Saxl an Ernst und Toni Cassirer, o. O. o. D., 1 S., Beinecke. 514 Fritz Saxl an EC, Hamburg 15. 01. 1928, 1 S., Beinecke. 518 Fritz Saxl an Ernst und Toni Cassirer, Amsterdam 26. 02. 1928, 3 S., Beinecke. 532 Fritz Saxl an EC, o. O. 12. 06. 1928, 1 S., Beinecke. 533 EC an Fritz Saxl, o. O. 14. 06. 1928, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 540 Fritz Saxl an EC, o. O. 05. 07. 1928, 1 S., Beinecke. 545 Fritz Saxl an EC, o. O. 15. 07. 1928, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 571 Fritz Saxl an EC, o. O. 15. 01. 1929, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 572 Fritz Saxl an EC, o. O. 17. 01. 1929, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 580 Fritz Saxl an EC, o. O. 16. 05. 1929, 1 S., Warburg Inst. 607 Fritz Saxl an EC, o. O. 06. 12. 1929, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 613 EC an Fritz Saxl, o. O. 18. 01. 1930, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 639 Fritz Saxl an EC, o. O. 07. 10. 1930, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 645 EC an Fritz Saxl, o. O. 18. 04. 1931, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 646 Fritz Saxl an EC, o. O. 21. 04. 1931, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 650 Fritz Saxl an EC, o. O. 20. 05. 1931, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 652 Fritz Saxl an EC, o. O. 30. 05. 1931, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 655 EC an Fritz Saxl, Pontresina 03. 06. 1931, 2 S., Warburg Inst. 661 EC an Fritz Saxl, Pontresina 23. 06. 1931, 2 S., Warburg Inst. 663 EC an Fritz Saxl, Pontresina 25. 06. 1931, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 665 EC an Fritz Saxl, Pontresina 29. 06. 1931, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 666 Fritz Saxl an EC, Hamburg 30. 06. 1931, 2 S., Beinecke. 669 Fritz Saxl an EC, o. O. 07. 07. 1931, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 670 EC an Fritz Saxl, Pontresina 10. 07. 1931, 2 S., Warburg Inst. 671 Fritz Saxl an EC, Hamburg 13. 07. 1931, 1 S., Beinecke. 673 EC an Fritz Saxl, Pontresina 14. 07. 1931, 1 S., Warburg Inst. 675 EC an Fritz Saxl, Pontresina 18. 07. 1931, 2 S., Warburg Inst. 677 Fritz Saxl an EC, o. O. 30. 07. 1931, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 678 Fritz Saxl an EC, o. O. 31. 07. 1931, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 679 Fritz Saxl an EC, Hamburg 03. 08. 1931, 3 S., Beinecke. 685 Fritz Saxl an Ernst und Toni Cassirer, Villach 30. 08. 1931, 1 S., Beinecke. 687 Fritz Saxl an EC, Hamburg 02. 09. 1931, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 713 Fritz Saxl an EC, o. O. 26. 05. 1932, 2 S., Warburg Inst. 715 Fritz Saxl an EC, o. O. 04. 06. 1932, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 760 Fritz Saxl an EC, o. O. 27. 10. 1932, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 763 Fritz Saxl an EC, o. O. 28. 10. 1932, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 786 EC an Fritz Saxl, o. O. 31. 12. 1932, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 800 Fritz Saxl an EC, o. O. 07. 03. 1933, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 801 Fritz Saxl an EC, o. O. 08. 03. 1933, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 802 EC an Fritz Saxl, o. O. 17. 03. 1933, nicht auf der DVD, Warburg Inst.

368 804 805 806 808 816 821 823 825 826 834 835 836 838 839 846 849 852 853 854 856 857 860 862 875 876 879 881 883 884 887 888 890 893 898 900 901 905 906 908 909 910 913 915 916 917 918

Anhang EC an Fritz Saxl, Bellagio 26. 03. 1933, 2 S., Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, Bellagio 31. 03. 1933, nicht auf der DVD, Warburg Inst. Fritz Saxl an EC, o. O. 01. 04. 1933, nicht auf der DVD, Warburg Inst. Fritz Saxl an EC, o. O. 15. 04. 1933, nicht auf der DVD, Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, Wien 10. 05. 1933, 2 S., Warburg Inst. Fritz Saxl an EC, o. O. 26. 05. 1933, 2 S., Beinecke. Fritz Saxl an Ernst und Toni Cassirer, Amsterdam 01. 06. 1933, 2 S., Beinecke. Fritz Saxl an EC, o. O. 04. 06. 1933, nicht auf der DVD, Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, Wien 06. 06. 1933, 4 S., Warburg Inst. Fritz Saxl an EC, London 11. 06. 1933, 4 S., Beinecke. Fritz Saxl an EC, o. O. 13. 06. 1933, nicht auf der DVD, Warburg Inst. Fritz Saxl an EC, o. O. 13. 06. 1933, nicht auf der DVD, Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, Wien 30. 06. 1933, 2 S., Warburg Inst. Fritz Saxl an EC, o. O. 01. 07. 1933, 2 S., Beinecke. Fritz Saxl an EC, o. O. 20. 07. 1933, nicht auf der DVD, Warburg Inst. Fritz Saxl an EC, o. O. 28. 07. 1933, nicht auf der DVD, Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, Wien 31. 07. 1933, nicht auf der DVD, Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, Wien 31. 07. 1933, 2 S., Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, Kirchberg am Wechsel 05. 08. 1933, nicht auf der DVD, Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, Wien 08. 08. 1933, nicht auf der DVD, Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, Zuckmantel 11. 08. 1933, nicht auf der DVD, Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, Wien 24. 08. 1933, nicht auf der DVD, Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, Zürich 30. 08. 1933, nicht auf der DVD, Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, Oxford 13. 10. 1933, 1 S., Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, Oxford 27. 10. 1933, nicht auf der DVD, Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, Oxford 18. 11. 1933, nicht auf der DVD, Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, o. O. 20. 11. 1933, 2 S., Warburg Inst. Fritz Saxl an EC, o. O. 01. 12. 1933, nicht auf der DVD, Warburg Inst. Ernst und Toni Cassirer an Fritz Saxl, Oxford 04. 12. 1933, nicht auf der DVD, Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, Oxford 22. 12. 1933, nicht auf der DVD, Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, Oxford 26. 12. 1933, nicht auf der DVD, Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, Oxford 29. 12. 1933, nicht auf der DVD, Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, o. O. 03. 01. 1934, nicht auf der DVD, Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, Oxford 18. 01. 1934, nicht auf der DVD, Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, Oxford 24. 01. 1934, nicht auf der DVD, Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, Oxford 29. 01. 1934, nicht auf der DVD, Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, Oxford 19. 02. 1934, nicht auf der DVD, Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, Oxford 20. 02. 1934, nicht auf der DVD, Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, Oxford 21. 02. 1934, nicht auf der DVD, Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, Oxford 16. 03. 1934, nicht auf der DVD, Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, Oxford 03. 04. 1934, nicht auf der DVD, Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, Oxford 01. 05. 1934, nicht auf der DVD, Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, Oxford 10. 05. 1934, nicht auf der DVD, Warburg Inst. Fritz Saxl an EC, o. O. 17. 05. 1934, nicht auf der DVD, Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, Oxford 18. 05. 1934, nicht auf der DVD, Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, Oxford 18. 05. 1934, nicht auf der DVD, Warburg Inst.

Gesamtverzeichnis der Briefe 922 928 932 935 945 951 959 960 963 964 966 969 973 974 975 977 978 979 980 981 985 987 997 999 1005 1006 1008 1012 1016 1017 1018 1020 1022 1023 1025 1026 1029 1030 1034 1035 1040 1041 1042 1055

369

Fritz Saxl an EC, o. O. 05. 06. 1934, nicht auf der DVD, Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, Wien 09. 07. 1934, nicht auf der DVD, Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, o. O. 28. 07. 1934, nicht auf der DVD, Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, Kirchberg am Wechsel 30. 07. 1934, nicht auf der DVD, Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, Bad Karlsbrunn 19. 08. 1934, nicht auf der DVD, Warburg Inst. Ernst und Toni Cassirer an Fritz Saxl, Stockholm 08. 09. 1934, 1 S., Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, Uppsala 05. 10. 1934, nicht auf der DVD, Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, o. O. 07. 10. 1934, 2 S., . EC an Fritz Saxl, o. O. 31. 10. 1934, nicht auf der DVD, Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, Oxford 03. 11. 1934, nicht auf der DVD, Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, Oxford 11. 11. 1934, nicht auf der DVD, Warburg Inst. Fritz Saxl an EC, o. O. 23. 11. 1934, nicht auf der DVD, Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, Oxford 14. 01. 1935, nicht auf der DVD, Warburg Inst. Fritz Saxl an EC, o. O. 18. 01. 1935, nicht auf der DVD, Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, Oxford 20. 01. 1935, nicht auf der DVD, Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, Oxford 23. 01. 1935, nicht auf der DVD, Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, o. O. 24. 01. 1935, nicht auf der DVD, Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, Oxford 25. 01. 1935, nicht auf der DVD, Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, Oxford 01. 02. 1935, nicht auf der DVD, Warburg Inst. Fritz Saxl an EC, o. O. 02. 02. 1935, nicht auf der DVD, Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, London 13. 02. 1935, nicht auf der DVD, Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, Oxford 23. 02. 1935, nicht auf der DVD, Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, Oxford 03. 05. 1935, nicht auf der DVD, Warburg Inst. Fritz Saxl an EC, o. O. 07. 05. 1935, nicht auf der DVD, Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, Oxford 04. 06. 1935, nicht auf der DVD, Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, Oxford 08. 06. 1935, nicht auf der DVD, Warburg Inst. Fritz Saxl an EC, o. O. 12. 06. 1935, nicht auf der DVD, Warburg Inst. Fritz Saxl an EC, o. O. 21. 06. 1935, nicht auf der DVD, Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, o. O. 13. 07. 1935, nicht auf der DVD, Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, o. O. 15. 07. 1935, nicht auf der DVD, Warburg Inst. Fritz Saxl an EC, o. O. 19. 07. 1935, nicht auf der DVD, Warburg Inst. Fritz Saxl an EC, o. O. 21. 07. 1935, nicht auf der DVD, Warburg Inst. Fritz Saxl an EC, London 01. 08. 1935, 2 S., Beinecke. EC an Fritz Saxl, Bad Karlsbrunn 05. 08. 1935, nicht auf der DVD, Warburg Inst. Ernst und Toni Cassirer an Fritz Saxl, Göteborg 06. 09. 1935, nicht auf der DVD, Warburg Inst. Fritz Saxl an EC, o. O. 10. 09. 1935, nicht auf der DVD, Warburg Inst. Fritz Saxl an EC, o. O. 11. 09. 1935, nicht auf der DVD, Warburg Inst. Fritz Saxl an EC, o. O. 12. 09. 1935, nicht auf der DVD, Warburg Inst. Fritz Saxl an Ernst und Toni Cassirer, Wien 20. 09. 1935, 2 S., Beinecke. Fritz Saxl an EC, o. O. 23. 09. 1935, nicht auf der DVD, Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, o. O. 26. 10. 1935, nicht auf der DVD, Warburg Inst. Fritz Saxl an EC, London 26. 10. 1935, 2 S., Beinecke. EC an Fritz Saxl, Göteborg 29. 10. 1935, nicht auf der DVD, Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, Göteborg 04. 01. 1936, nicht auf der DVD, Warburg Inst.

370 1057 1059 1069 1077 1080 1081 1086 1087 1090 1093 1095 1106 1120 1125 1132 1136 1151 1159 1163 1165 1173 1187 1269 1270 1271 1278 1279 1280 1344 1408 1409 1410 1411 1412 1413

Anhang Fritz Saxl an EC, o. O. 11. 01. 1936, nicht auf der DVD, Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, Göteborg 12. 01. 1936, nicht auf der DVD, Warburg Inst. Ernst und Toni Cassirer an Fritz Saxl, o. O. 13. 03. 1936, 2 S., Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, Göteborg 17. 04. 1936, nicht auf der DVD, Warburg Inst. Fritz Saxl an EC, o. O. 22. 04. 1936, nicht auf der DVD, Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, Göteborg 23. 04. 1936, nicht auf der DVD, Warburg Inst. Fritz Saxl an EC, o. O. 24. 04. 1936, nicht auf der DVD, Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, Göteborg 25. 04. 1936, nicht auf der DVD, Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, Göteborg 01. 05. 1936, nicht auf der DVD, Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, Göteborg 12. 05. 1936, nicht auf der DVD, Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, Glasgow 11. 06. 1936, nicht auf der DVD, Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, Göteborg 11. 09. 1936, nicht auf der DVD, Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, Göteborg 03. 02. 1937, 6 S., Warburg Inst. Fritz Saxl an EC, o. O. 18. 02. 1937, nicht auf der DVD, Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, Göteborg 08. 03. 1937, 4 S., Warburg Inst. Fritz Saxl an EC, o. O. 16. 03. 1937, nicht auf der DVD, Warburg Inst. Fritz Saxl an EC, o. O. 18. 04. 1937, nicht auf der DVD, Warburg Inst. Fritz Saxl an EC, o. O. 03. 07. 1937, nicht auf der DVD, Warburg Inst. Fritz Saxl an EC, o. O. 01. 09. 1937, nicht auf der DVD, Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, Göteborg 14. 10. 1937, nicht auf der DVD, Warburg Inst. Fritz Saxl an EC, o. O. 03. 12. 1937, nicht auf der DVD, Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, Göteborg 26. 03. 1938, 1 S., Warburg Inst. Fritz Saxl an EC, o. O. 28. 04. 1939, nicht auf der DVD, Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, Göteborg 02. 05. 1939, 1 S., Warburg Inst. Fritz Saxl an EC, o. O. 10. 05. 1939, 1 S., Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, Göteborg 02. 08. 1939, 2 S., Warburg Inst. Fritz Saxl an EC, o. O. 04. 08. 1939, 1 S., Warburg Inst. Fritz Saxl an EC, o. O. 29. 08. 1939, 1 S., Warburg Inst. EC an Fritz Saxl, New Haven 06. 12. 1941, 2 S., Warburg Inst. Fritz Saxl an EC, Denham 02. 11. 1944, 1 S., Beinecke. Fritz Saxl an EC, London 02. 02. o. J., 1 S., Beinecke. Fritz Saxl an EC, o. O. 15. 04. o. J., 2 S., Beinecke. Fritz Saxl an EC, Hamburg o. D., 1 S., Beinecke. Fritz Saxl an EC, Göteborg 18. 04. o. J., 2 S., Beinecke. Fritz Saxl an Ernst und Toni Cassirer, London o. D., 3 S., Sowi Konstanz.

Schilpp, Paul Arthur 1302 Paul Arthur Schilpp an EC, o. O. 30. 04. 1940, 2 S., LLP. 1303 EC an Paul Arthur Schilpp, Göteborg 26. 05. 1940, 1 S., LLP. 1306 Paul Arthur Schilpp an EC, o. O. 26. 06. 1940, 2 S., LLP. 1313 Paul Arthur Schilpp an EC, o. O. 30. 12. 1940, 1 S., LLP. 1315 EC an Paul Arthur Schilpp, New Haven 22. 01. 1941, 2 S., LLP. 1331 Paul Arthur Schilpp an EC, o. O. 23. 08. 1941, 2 S., LLP. 1332 EC an Paul Arthur Schilpp, New York 26. 08. 1941, 2 S., LLP. 1333 Paul Arthur Schilpp an EC, o. O. 28. 08. 1941, 1 S., LLP. 1334 Paul Arthur Schilpp an EC, o. O. 06. 09. 1941, 1 S., LLP. 1335 EC an Paul Arthur Schilpp, New Haven 26. 09. 1941, 1 S., LLP.

Gesamtverzeichnis der Briefe 1345 1346 1351 1352 1359 1360 1361 1367 1368 1369 1372 1373 1378 1381 1383 1394 1395

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Paul Arthur Schilpp an EC, o. O. 23. 12. 1941, 1 S., LLP. Paul Arthur Schilpp an EC, o. O. 24. 01. 1942, 2 S., LLP. EC an Paul Arthur Schilpp, New Haven 13. 05. 1942, 3 S., LLP. EC an Paul Arthur Schilpp, New Haven o. D., 1 S., LLP. EC an Paul Arthur Schilpp, New Haven 26. 10. 1942, 1 S., LLP. Paul Arthur Schilpp an EC, o. O. 04. 11. 1942, 3 S., LLP. EC an Paul Arthur Schilpp, New Haven 07. 12. 1942, 4 S., LLP. EC an Paul Arthur Schilpp, New Haven 05. 05. 1943, 2 S., LLP. EC an Paul Arthur Schilpp, New Haven 03. 06. 1943, 2 S., LLP. Paul Arthur Schilpp an EC, o. O. 05. 06. 1943, 1 S., LLP. EC an Paul Arthur Schilpp, New Haven 12. 08. 1943, 3 S., LLP. Paul Arthur Schilpp an EC, o. O. 19. 09. 1943, 2 S., LLP. Paul Arthur Schilpp an EC, o. O. 04. 11. 1943, 2 S., LLP. EC an Paul Arthur Schilpp, New Haven 06. 11. 1943, 2 S., LLP. Paul Arthur Schilpp an EC, o. O. 08. 02. 1944, 2 S., LLP. Paul Arthur Schilpp an EC, o. O. 21. 05. 1944, 1 S., LLP. EC an Paul Arthur Schilpp, New Haven 31. 05. 1944, 2 S., LLP.

Schlick, Blanche 1099 EC an Blanche Schlick, Göteborg 10. 08. 1936, 1 S., NHA. Schlick, Moritz 295 EC an Moritz Schlick, Hamburg 23. 10. 1920, 3 S., NHA. 486 EC an Moritz Schlick, Berlin 04. 04. 1927, 4 S., NHA. 487 Moritz Schlick an EC, Wien 30. 03. 1927, 4 S., NHA. Schnabel, Artur 708 EC an Artur Schnabel, Hamburg 16. 04. 1932, 2 S., AdK-MA. Schrödinger, Erwin 1153 Erwin Schrödinger an EC, Graz 09. 05. 1937, 1 S., MPI München. Schwedisches Sozialamt 1169 EC an Schwedisches Sozialamt, Göteborg 02. 11. 1937, 1 S., . 1171 EC an Schwedisches Sozialamt, Göteborg 30. 11. 1937, 1 S., . Schweitzer, Albert 967 Albert Schweitzer an EC, Edinburgh o. D., 2 S., Beinecke. 968 Schweitzer, Albert und Russell, L. M. an EC, Edinburgh 16. 11. 1934, 2 S., Beinecke. 1064 EC an Albert Schweitzer, o. O. 30. 01. 1936, 1 S., Beinecke. 1096 Albert Schweitzer an EC, o. O. 06. 07. 1936, 2 S., Beinecke. Segerstedt, Torgny T. 1046 EC an Torgny T. Segerstedt, Göteborg 24. 11. 1935, 1 S., Uppsala UB. 1191 EC an Torgny T. Segerstedt, Göteborg 07. 05. 1938, 2 S., Uppsala UB. 1253 EC an Torgny T. Segerstedt, Göteborg 31. 12. 1938, 2 S., Uppsala UB. Simpson, Esther 1068 Esther Simpson an EC, o. O. 11. 02. 1936, 1 S., Bodleian. Singer, Kurt 1424 Kurt Singer an EC, Melbourne 10. 03. 1945, 4 S., Beinecke.

372

Anhang

Society for the Protection of Science and Learning, London 873 EC an Society for the Protection of Science and Learning, London 05. 10. 1933, 2 S., Bodleian. 970 EC an Society for the Protection of Science and Learning, Oxford 29. 11. 1934, 2 S., Bodleian. 1274 EC an Society for the Protection of Science and Learning, Göteborg 20. 06. 1939, 2 S., Bodleian. Solmitz, Walther 1261 EC an Walther Solmitz, Göteborg 04. 03. 1939, 2 S., Privat. Spaier, Albert 647 EC an Albert Spaier, Hamburg 18. 05. 1931, 1 S., Centre Koyré. 654 EC an Albert Spaier, Pontresina 02. 06. 1931, 1 S., Centre Koyré. 692 EC an Albert Spaier, Hamburg 15. 10. 1931, 2 S., Centre Koyré. Stein, Arthur 634 EC an Arthur Stein, Kampen-Sylt 05. 09. 1930, 2 S., Burgerbib Bern. 651 EC an Arthur Stein, Hamburg 23. 05. 1931, 2 S., Burgerbib Bern. 698 EC an Arthur Stein, Hamburg 16. 12. 1931, 1 S., Burgerbib Bern. 701 EC an Arthur Stein, Hamburg 25. 01. 1932, 1 S., Burgerbib Bern. 720 EC an Arthur Stein, Hamburg 02. 07. 1932, 2 S., Burgerbib Bern. 745 EC an Arthur Stein, Hamburg 12. 10. 1932, 2 S., Burgerbib Bern. Stern, William 252 EC an William Stern, Berlin 30. 05. 1919, 7 S., SUB HH. 253 EC an William Stern, Berlin 11. 06. 1919, 4 S., SUB HH. 258 William Stern an EC, Hamburg 30. 07. 1919, 2 S., Beinecke. Strauss, Leo 933 EC an Leo Strauss, Kirchberg am Wechsel 29. 07. 1934, 3 S., JRL. Strich, Dr. Walter 334 EC an Dr. Walter Strich, Hamburg 12. 06. 1922, 2 S., SB München. Tau, Max 612 Max Tau an EC, o. O. o. D., 1 S. (unvollständig), Beinecke. Tead, Ordway 1390 Ordway Tead an EC, New York 31. 03. 1944, 1 S., Harvard Houghton. Teubner, B. G. 419 B. G. Teubner an EC, o. O. 20. 01. 1925, nicht auf der DVD, Warburg Inst. Teufel, Karl C. 1426 Karl C. Teufel an EC, Concordia 28. 03. 1945, 1 S., Beinecke. 1427 Karl C. Teufel an EC, Concordia 30. 03. 1945, 1 S., Beinecke. 1431 Karl C. Teufel an EC, Concordia 14. 04. 1945, 1 S., Beinecke. Tillich, Paul 841 Paul Tillich an EC, Ostseebad Sassnitz auf Rügen 07. 07. 1933, nicht auf der DVD, Warburg Inst. Tönnies, Ferdinand 599 EC an Ferdinand Tönnies, Hamburg 06. 11. 1929, 2 S., SHLB Kiel.

Gesamtverzeichnis der Briefe

373

Unbekannt 1 EC an Unbekannt, Berlin 30. 06. 1892, 8 S., Beinecke. 8 EC an Unbekannt, o. O. 13. 05. 1893, 4 S., Beinecke. 14 Unbekannt an EC, o. O. 22. 07. 1895, 1 S., Beinecke. 15 Unbekannt an EC, Berlin 25. 07. 1895, 3 S., Beinecke. 399 EC an Unbekannt, Hamburg 01. 07. 1924, 2 S., Wien Uniarch. 468 EC an Unbekannt, o. O. 13. 06. 1926, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 519 EC an Unbekannt, o. O. 28. 02. 1928, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 520 EC an Unbekannt, o. O. 29. 02. 1928, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 597 EC an Unbekannt, Hamburg 28. 10. 1929, 6 S., Beinecke. 615 Unbekannt an EC, o. O. 20. 02. 1930, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 706 Unbekannt an EC, o. O. 19. 03. 1932, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 761 Unbekannt an EC, o. O. 27. 10. 1932, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 1001 EC an Unbekannt, Oxford 10. 05. 1935, 6 S., Beinecke. 1273 EC an Unbekannt, Göteborg 13. 06. 1939, 2 S., Beinecke. Vaihinger, Hans 50 EC an Hans Vaihinger, Berlin 15. 05. 1902, 1 S., SuUB Bremen. 228 EC an Hans Vaihinger, Berlin 08. 04. 1917, 2 S., SuUB Bremen. Verlag Mohr Siebeck 233 EC an Verlag Mohr Siebeck, Berlin 25. 01. 1918, 1 S., Mohr. 234 Verlag Mohr Siebeck an EC, Tübingen 01. 02. 1918, 1 S., Mohr. 237 EC an Verlag Mohr Siebeck, Berlin 03. 08. 1918, 1 S., Mohr. 238 EC an Verlag Mohr Siebeck, Schierke 18. 08. 1918, 1 S., Mohr. 239 Verlag Mohr Siebeck an EC, Tübingen 20. 08. 1918, 1 S., Mohr. 241 Verlag Mohr Siebeck an EC, Tübingen 17. 09. 1918, 1 S., Mohr. 242 EC an Verlag Mohr Siebeck, Hamburg 20. 09. 1918, 1 S., Mohr. 243 Verlag Mohr Siebeck an EC, Tübingen 25. 09. 1918, 1 S., Mohr. 244 EC an Verlag Mohr Siebeck, Hamburg 07. 11. 1918, 1 S., Mohr. 245 Verlag Mohr Siebeck an EC, Tübingen 15. 11. 1918, 1 S., Mohr. 248 EC an Verlag Mohr Siebeck, Berlin 25. 01. 1919, 1 S., Mohr. 249 Verlag Mohr Siebeck an EC, Tübingen 04. 02. 1919, 1 S., Mohr. 259 Verlag Mohr Siebeck an EC, Tübingen 01. 08. 1919, 1 S., Mohr. 269 Verlag Mohr Siebeck an Verlag Mohr Siebeck, Tübingen 03. 01. 1920, 1 S., Mohr. 270 Verlag Mohr Siebeck an EC, Tübingen 03. 01. 1920, 2 S., Mohr. 272 Verlag Mohr Siebeck an EC, Tübingen 19. 01. 1920, 1 S., Mohr. 513 Verlag Mohr Siebeck an EC, Tübingen 04. 01. 1928, 2 S., Mohr. 561 Verlag Mohr Siebeck an EC, Tübingen 29. 11. 1928, 2 S., Mohr. 563 EC an Verlag Mohr Siebeck, Hamburg 05. 12. 1928, 2 S., Mohr. 564 Verlag Mohr Siebeck an EC, Tübingen 12. 12. 1928, 2 S., Mohr. 565 EC an Verlag Mohr Siebeck, Hamburg 20. 12. 1928, 2 S., Mohr. 568 Verlag Mohr Siebeck an EC, Tübingen 31. 12. 1928, 1 S., Mohr. 569 EC an Verlag Mohr Siebeck, Hamburg 02. 01. 1929, 1 S., Mohr. 570 Verlag Mohr Siebeck an EC, Tübingen 05. 01. 1929, 3 S., Mohr. 594 Verlag Mohr Siebeck an EC, Tübingen 11. 09. 1929, 1 S., Mohr. 662 Verlag Mohr Siebeck an EC, Tübingen 23. 06. 1931, 4 S., Mohr. 674 EC an Verlag Mohr Siebeck, Pontresina 16. 07. 1931, 2 S., Mohr. 691 Verlag Mohr Siebeck an EC, Tübingen 10. 10. 1931, 2 S., Mohr.

374 693 694 696 697 700 710 711 712 714 717 722 723 724 729 730 732 734 735 736 737 738 739 740 743 744 746 747 748 750 751 752 753 754 755 756 757 758 759 762 764 765 766 767 768 769 771 772

Anhang EC an Verlag Mohr Siebeck, Hamburg 17. 10. 1931, 2 S., Mohr. Verlag Mohr Siebeck an EC, Tübingen 19. 10. 1931, 1 S., Mohr. EC an Verlag Mohr Siebeck, Hamburg 24. 11. 1931, 1 S., Mohr. Verlag Mohr Siebeck an EC, Tübingen 26. 11. 1931, 3 S., Mohr. EC an Verlag Mohr Siebeck, Hamburg 22. 12. 1931, 1 S., Mohr. EC an Verlag Mohr Siebeck, Hamburg 04. 05. 1932, 2 S., Mohr. Verlag Mohr Siebeck an EC, Tübingen 06. 05. 1932, 1 S., Mohr. Verlag Mohr Siebeck an EC, Tübingen 25. 05. 1932, 2 S., Mohr. EC an Verlag Mohr Siebeck, Hamburg 02. 06. 1932, 2 S., Mohr. Verlag Mohr Siebeck an EC, Tübingen 13. 06. 1932, 2 S., Mohr. EC an Verlag Mohr Siebeck, Hamburg 22. 07. 1932, 1 S., Mohr. Verlag Mohr Siebeck an EC, Tübingen 25. 07. 1932, 1 S., Mohr. Verlag Mohr Siebeck an EC, Tübingen 28. 07. 1932, 2 S., Mohr. EC an Verlag Mohr Siebeck, Kirchberg 14. 08. 1932, 1 S., Mohr. EC an Verlag Mohr Siebeck, Kirchberg 10. 09. 1932, 1 S., Mohr. EC an Verlag Mohr Siebeck, Kirchberg 16. 09. 1932, 1 S., Mohr. Verlag Mohr Siebeck an EC, Tübingen 20. 09. 1932, 1 S., Mohr. Verlag Mohr Siebeck an EC, Tübingen 20. 09. 1932, 1 S., Mohr. Verlag Mohr Siebeck an Verlag Mohr Siebeck, Tübingen 21. 09. 1932, 2 S., Mohr. EC an Verlag Mohr Siebeck, Hamburg 26. 09. 1932, 3 S., Mohr. EC an Verlag Mohr Siebeck, Hamburg 27. 09. 1932, 1 S., Mohr. Verlag Mohr Siebeck an EC, Tübingen 29. 09. 1932, 1 S., Mohr. Verlag Mohr Siebeck an EC, Tübingen 01. 10. 1932, 1 S., Mohr. EC an Verlag Mohr Siebeck, Hamburg 10. 10. 1932, 1 S., Mohr. Verlag Mohr Siebeck an EC, Tübingen 10. 10. 1932, 1 S., Mohr. Verlag Mohr Siebeck an EC, Tübingen 12. 10. 1932, 1 S., Mohr. EC an Verlag Mohr Siebeck, Hamburg 12. 10. 1932, 1 S., Mohr. EC an Verlag Mohr Siebeck, Hamburg 13. 10. 1932, 1 S., Mohr. Verlag Mohr Siebeck an EC, Tübingen 14. 10. 1932, 1 S., Mohr. Verlag Mohr Siebeck an EC, Tübingen 15. 10. 1932, 1 S., Mohr. EC an Verlag Mohr Siebeck, Hamburg 15. 10. 1932, 3 S., Mohr. EC an Verlag Mohr Siebeck, o. O. o. D., 1 S., Mohr. Verlag Mohr Siebeck an EC, Tübingen 20. 10. 1932, 9 S., Mohr. EC an Verlag Mohr Siebeck, Hamburg 22. 10. 1932, 4 S., Mohr. Verlag Mohr Siebeck an EC, Tübingen 22. 10. 1932, 2 S., Mohr. Verlag Mohr Siebeck an EC, Tübingen 26. 10. 1932, 2 S., Mohr. EC an Verlag Mohr Siebeck, Hamburg 26. 10. 1932, 1 S., Mohr. Verlag Mohr Siebeck an Verlag Mohr Siebeck, o. O. o. D., 1 S., Mohr. EC an Verlag Mohr Siebeck, Hamburg 28. 10. 1932, 1 S., Mohr. Verlag Mohr Siebeck an EC, Tübingen 29. 10. 1932, 2 S., Mohr. Verlag Mohr Siebeck an EC, Tübingen 29. 10. 1932, 1 S., Mohr. EC an Verlag Mohr Siebeck, o. O. 01. 11. 1932, 2 S., Mohr. Verlag Mohr Siebeck an EC, Tübingen 01. 11. 1932, 2 S., Mohr. Verlag Mohr Siebeck an EC, Tübingen 04. 11. 1932, 1 S., Mohr. EC an Verlag Mohr Siebeck, Hamburg 06. 11. 1932, 1 S., Mohr. Verlag Mohr Siebeck an EC, Tübingen 09. 11. 1932, 9 S., Mohr. EC an Verlag Mohr Siebeck, Hamburg 10. 11. 1932, 1 S., Mohr.

Gesamtverzeichnis der Briefe 773 774 776 777 778 781 782 783 784 787 789 790 791 792 793 794 795 796 797 798 799 809 811 902 903 955 993 1010

Verlag Mohr Siebeck an EC, Tübingen 10. 11. 1932, 1 S., Mohr. EC an Verlag Mohr Siebeck, Hamburg 11. 11. 1932, 1 S., Mohr. EC an Verlag Mohr Siebeck, Hamburg 11. 11. 1932, 2 S., Mohr. Verlag Mohr Siebeck an EC, Berlin 17. 11. 1932, 1 S., Mohr. EC an Verlag Mohr Siebeck, Hamburg 18. 11. 1932, 1 S., Mohr. Verlag Mohr Siebeck an EC, Tübingen 21. 11. 1932, 1 S., Mohr. EC an Verlag Mohr Siebeck, Hamburg 24. 11. 1932, 1 S., Mohr. EC an Verlag Mohr Siebeck, Hamburg 01. 12. 1932, 1 S., Mohr. EC an Verlag Mohr Siebeck, Hamburg 08. 12. 1932, 1 S., Mohr. EC an Verlag Mohr Siebeck, Hamburg 05. 01. 1933, 4 S., Mohr. EC an Verlag Mohr Siebeck, Hamburg 14. 01. 1933, 4 S., Mohr. Verlag Mohr Siebeck an EC, Tübingen 19. 01. 1933, 2 S., Mohr. EC an Verlag Mohr Siebeck, Hamburg 23. 01. 1933, 2 S., Mohr. Verlag Mohr Siebeck an EC, Tübingen 25. 01. 1933, 1 S., Mohr. Verlag Mohr Siebeck an EC, Tübingen 02. 02. 1933, 2 S., Mohr. EC an Verlag Mohr Siebeck, Hamburg 04. 02. 1933, 2 S., Mohr. Verlag Mohr Siebeck an EC, Tübingen 08. 02. 1933, 4 S., Mohr. EC an Verlag Mohr Siebeck, Hamburg 20. 02. 1933, 2 S., Mohr. Verlag Mohr Siebeck an EC, Tübingen 23. 02. 1933, 1 S., Mohr. Verlag Mohr Siebeck an EC, Tübingen 02. 03. 1933, 2 S., Mohr. EC an Verlag Mohr Siebeck, Hamburg 03. 03. 1933, 1 S., Mohr. Verlag Mohr Siebeck an EC, Tübingen 25. 04. 1933, 1 S., Mohr. EC an Verlag Mohr Siebeck, Hamburg 27. 04. 1933, 1 S., Mohr. EC an Verlag Mohr Siebeck, Oxford 07. 02. 1934, 2 S., Mohr. EC an Verlag Mohr Siebeck, Oxford 09. 02. 1934, 1 S., Mohr. EC an Verlag Mohr Siebeck, Stockholm 14. 09. 1934, 1 S., Mohr. Verlag Mohr Siebeck an EC, Tübingen 27. 03. 1935, 1 S., Mohr. EC an Verlag Mohr Siebeck, Oxford 17. 06. 1935, 2 S., Mohr.

Vierkandt, Alfred 231 Alfred Vierkandt an EC, Berlin 28. 07. 1917, nicht auf der DVD, UIC. Vising, Per Johan 1287 EC an Per Johan Vising, Göteborg 28. 09. 1939, 2 S., Göteborg UB. Vossler, Karl 370 EC an Karl Vossler, Hamburg 23. 12. 1923, 1 S., BSB München. 493 EC an Karl Vossler, Hamburg 04. 07. 1927, 2 S., BSB München. 494 Karl Vossler an EC, München 06. 07. 1927, 1 S., Beinecke. 502 Karl Vossler an EC, München 10. 10. 1927, 2 S., Beinecke. 595 EC an Karl Vossler, Hamburg 07. 10. 1929, 4 S., BSB München. 596 Karl Vossler an EC, München 11. 10. 1929, 2 S., Beinecke. 598 Karl Vossler an EC, München 05. 11. 1929, 2 S., Beinecke. 605 EC an Karl Vossler, Hamburg 23. 11. 1929, 2 S., BSB München. 608 Karl Vossler an EC, München 18. 12. 1929, 2 S., Beinecke. 637 EC an Karl Vossler, Hamburg 22. 09. 1930, 4 S., BSB München. 780 Karl Vossler an EC, München 21. 11. 1932, 2 S., Beinecke. Waller, Edith 1309 EC an Edith Waller, o. O. o. D., 1 S., Beinecke.

375

376

Anhang

Warburg Institute 1028 EC an Warburg Institute, o. O. 11. 09. 1935, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 1111 Warburg Institute an EC, o. O. 10. 10. 1936, 1 S., Warburg Inst. Warburg, Aby 314 EC an Aby Warburg, Hamburg 26. 06. 1921, 3 S., Warburg Inst. 349 Aby Warburg an EC, Kreuzlingen 02. 02. 1923, 2 S., Beinecke. 355 Aby Warburg an EC, Kreuzlingen 27. 03. 1923, 1 S., Warburg Inst. 360 EC an Aby Warburg, Hamburg 15. 06. 1923, 1 S., Warburg Inst. 373 Aby Warburg an EC, Kreuzlingen 20. 01. 1924, 2 S., Warburg Inst. 384 Aby Warburg an EC, o. O. 29. 02. 1924, 1 S., Warburg Inst. 386 Aby Warburg an EC, o. O. 29. 02. 1924, 3 S., Beinecke. 389 EC an Aby Warburg, Bern 12. 04. 1924, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 390 Aby Warburg an EC, o. O. 15. 04. 1924, 1 S., Warburg Inst. 422 Aby Warburg an EC, o. O. 12. 02. 1925, 3 S., Warburg Inst. 424 Aby Warburg an EC, Hamburg 19. 02. 1925, 1 S., Warburg Inst. 431 Aby Warburg an EC, o. O. 04. 03. 1925, 1 S., Warburg Inst. 449 EC an Aby Warburg, Loschwitz 28. 08. 1925, 2 S., Warburg Inst. 453 Aby Warburg an EC, Hamburg 23. 10. 1925, 1 S., Warburg Inst. 467 EC an Aby Warburg, Hamburg 11. 06. 1926, 2 S., Warburg Inst. 469 EC an Aby Warburg, Hamburg 13. 06. 1926, 1 S., Warburg Inst. 477 Aby Warburg und Ludwig Binswanger an EC, Noordwijk 16. 09. o. J. [1926], 1 S., Warburg Inst. 471 Aby Warburg an EC, Hamburg 26. 06. 1926, 1 S., Warburg Inst. 501 EC an Warburg, Aby / Saxl, Fritz / Bing, Gertrud, Wien 21. 09. 1927, 2 S., Warburg Inst. 512 Aby Warburg an EC, Hamburg 01. 01. 1928, 1 S., Warburg Inst. 516 Aby Warburg an EC, Hamburg 07. 02. 1928, 1 S., Warburg Inst. 523 Aby Warburg an EC, o. O. 20. 04. 1928, 1 S., Warburg Inst. 534 EC an Aby Warburg, o. O. 20. 06. 1928, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 553 Aby Warburg an Ernst und Toni Cassirer, Hamburg 06. 09. 1928, 3 S., Warburg Inst. 562 Aby Warburg an EC, Rom 03. 12. 1928, 2 S., Warburg Inst. 566 EC an Aby Warburg, Hamburg 29. 12. 1928, 1 S., Warburg Inst. 567 EC an Aby Warburg, Hamburg 29. 12. 1928, 6 S., Warburg Inst. 578 Aby Warburg an EC, Rom 06. 04. 1929, 2 S., Warburg Inst. 590 EC an Aby Warburg, Berlin 02. 08. 1929, 1 S., Warburg Inst. 591 Aby Warburg an EC, o. O. 14. 08. 1929, 2 S., Warburg Inst. Warburg, Aby und Mary, und Hoffmann, Ernst und Thea 445 Warburg, Aby und Mary und Hoffmann, Ernst und Thea an EC, BadenBaden 21. 06. 1925, 1 S., Warburg Inst. Warburg, Max 443 EC an Max Warburg, o. O. 24. 05. 1925, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 593 Max Warburg an EC, o. O. 22. 08. 1929, nicht auf der DVD, Warburg Inst. 871 EC an Max Warburg, London 27. 09. 1933, nicht auf der DVD, Warburg Inst. Weibull, Curt 1227 EC an Curt Weibull, Göteborg 12. 10. 1938, 4 S., .

Gesamtverzeichnis der Briefe

377

Wertheimer, Max 1330 Max Wertheimer an EC, New Rochelle 17. 07. 1941, 2 S., Privat. Weyl, Hermann 515 EC an Hermann Weyl, Hamburg 18. 01. 1928, 2 S., ETH Zürich. Wilde, Johannes 557 Johannes Wilde an EC, o. O. 11. 11. 1928, nicht auf der DVD, Warburg Inst. Willoughby, Leonard Ashley 992 Leonard Ashley Willoughby an EC, Brookfield 11. 03. 1935, 2 S., Beinecke. Wind, Edgar 807 Edgar Wind an EC, Hamburg 10. 04. 1933, 1 S., SBB. 1148 Edgar Wind an EC, o. O. 06. 04. 1937, 6 S., Beinecke. Windelband, Wolfgang 542 Wolfgang Windelband an EC, Berlin 10. 07. 1928, 2 S., Privat. Witkop, Philipp 300 EC an Philipp Witkop, Hamburg 16. 12. 1920, 1 S., DLA Marbach. 301 EC an Philipp Witkop, Hamburg 17. 12. 1920, 1 S., DLA Marbach. Yura, Tetsuji 628 Tetsuji Yura an EC, Hamburg 21. 08. o. J., 1 S., Beinecke. Zentralbibliothek Zürich 657 EC an Zentralbibliothek Zürich, Pontresina 05. 06. 1931, 1 S., ZB Zürich.

378

Anhang

2. Fundorte AdK-MA

Akademie der Künste, Musikarchiv, Berlin

AmPhilSoc

American Philosophical Society, Philadelphia, PA

BBAW-Archiv

Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin

Beinecke

Beinecke Rare Book & Manuscript Library, Yale University, New Haven, CT

BL

Butler Library, New York

BLB Karlsruhe

Badische Landesbibliothek, Karlsruhe

Bodleian

Bodleian Library, Oxford

Bohr Arch

Niels Bohr Archive, Kopenhagen

BSB München

Bayerische Staatsbibliothek, München

Burgerbib Bern

Burgerbibliothek Bern

Centre Koyré

Centre Alexandre Koyré, Muséum National d’Histoire Naturelle, Paris

Columbia

Columbia University Rare Book & Manuscript Library, New York

CZA Jerusalem

Central Zionist Archives, Jerusalem

DLA Marbach

Deutsches Literaturarchiv, Marbach

DNB

Deutsche Nationalbibliothek, Frankfurt am Main

ETH Zürich

Eidgenössische Technische Hochschule Zürich

Geheeb Arch

Geheeb-Archiv der Ecole d‘Humanité, Hasliberg-Goldern, Schweiz

Glasgow UL

Glasgow University Library

Gö Landsarkivet

Göteborg Landsarkivet

Göteborg UB

Göteborgs Universitetsbibliotek

GStAPK

Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, Berlin

Harvard Houghton

Houghton Library, Harvard University, Cambridge, MA

Harvard Pusey

Harvard University Archives, Pusey Library, Cambridge, MA

HHU Düsseldorf

Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

IGRS

Institute of Germanic & Romance Studies, London

InstStGesch Ffm

Institut für Stadtgeschichte, Frankfurt am Main

JA-MIT

Jakobson Archive, Massachusetts Institute of Technology, Cambridge, MA

JCA Duisburg

Jonas Cohn Archiv, Universität Duisburg-Essen

JNUL Jerusalem

The Hebrew University of Jerusalem, The Jewish National and University Library, Jerusalem

JRL

Joseph Regenstein Library, Univ. of Illinois at Chicago

Gesamtverzeichnis der Briefe

379

KB Stockholm

Kungl. Biblioteket, Stockholm

LBI

Leo Baeck Institute, New York

Lilly

Lilly Library, Indiana University, Bloomington, In.

LLP

The Library of Living Philosophers, University of Illinois, Library, Carbondale, IL

Lund UB

Lund Universitetsbibliotek

Mohr

Verlag Mohr Siebeck, Tübingen

MPI München

Max-Planck-Institut für Physik, München

NHA

Noord-Hollands Archief, Haarlem

ÖNB

Österreichische Nationalbibliothek, Wien

Phil Marburg

Universität Marburg, Institut für Philosophie

Pittsburgh

Archives of Scientific Philosophy, Hillman Library, University of Pittsburgh

RHUL

Royal Holloway, University of London

SB München

Münchner Stadtbibliothek, München

SBB

Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz

SHLB Kiel

Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek, Kiel

Sowi Konstanz

Sozialwissenschaftliches Archiv der Universität Konstanz

StA Hamburg

Staatsarchiv Hamburg

SUB Göttingen

Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen

SuUB Bremen

Staats- und Universitätsbibliothek Bremen

ThULB

Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek, Jena

UA Tübingen

Universität Tübingen, Universitätsarchiv

UB Basel

Basel, Universität

UB Heidelberg

Universitätsbibliothek Heidelberg

UB Marburg

Universitätsbibliothek Marburg

UCB

University of Colorado at Boulder

UIC

University of Illinois at Chicago, University Library

ULB Bonn

Universitäts- und Landesbibliothek Bonn

Uni Amsterdam

Universität Amsterdam

Uni Ffm

Universität Frankfurt am Main, Universitätsarchiv

Uppsala UB

Uppsala Universitetsbibliotek

Warburg Inst

The Warburg Institute , London

Wien Uniarchiv

Archiv der Universität Wien

YUDSL

Yale University, Dept. of Philosophy, Library

HINWEISE ZUR BENUTZUNG DER DVD-ROM

Die beiliegende DVD-ROM enthält hochauflösende Bilddateien der auf den Seiten 339–377 verzeichneten Briefe. Spezielle Systemvoraussetzungen sind für die Benutzung nicht zu beachten, es müssen lediglich ein DVD-Laufwerk vorhanden und ein Internetbrowser auf dem Rechner installiert sein (es ist keine Verbindung mit dem Internet nötig). Das Programm Javascript, das im Browser standardmäßig aktiviert ist, darf nicht manuell abgeschaltet sein. Die Briefe werden auf der DVD in zwei verschiedenen Sortierungen angeboten: Neben der Anordnung nach Briefpartnern gibt es auch eine durchgehend chronologische Aufstellung. Innerhalb eines Briefwechsels sind die Briefe wiederum in ihrer zeitlichen Folge angeordnet. Nach dem Klick auf einen Listeneintrag öffnet sich ein Fenster mit der ersten Briefseite, während die Liste im Hintergrund abgedunkelt wird. Blättern im Brief ist über die Pfeile am unteren Rand oder durch Klick auf das angezeigte Bild möglich. Durch einen Klick auf »Schließen« oder neben das Fenster gelangt man zurück zur Liste. Die DVD enthält neben den Briefen eine Kurzchronologie zu Cassirers Leben und Werk sowie eine Übersicht über die in der Reihe Ernst Cassirer · Nachgelassene Manuskripte und Texte erschienenen Bände.