Aristoteles' Transzendentaler Realismus: Inhalt und Umfang erster Prinzipien in der "Metaphysik" 9783110803518, 9783110161359

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Aristoteles' Transzendentaler Realismus: Inhalt und Umfang erster Prinzipien in der "Metaphysik"
 9783110803518, 9783110161359

Table of contents :
Einleitung
I. Die Rechtfertigung von Substanzbegriff und Nichtwiderspruchssatz
§ 1 Metaphysik und logische Gesetze
§ 2 Transzendentale Prinzipien und ihre pragmatische Rechtfertigung
§ 3 Die Abgegrenztheit der Wortbedeutungen
§ 4 Die Rechtfertigung der Kategorie der Substanz
§ 5 Prädikative Negation, Behauptung, Definition von „wahr“ und „falsch“ und Widerspruch
§ 6 Der Nichtwiderspruchssatz und seine Rechtfertigung
II. Die Rechtfertigung des Satzes vom ausgeschlossenen Mittleren
§ 7 Der Satz vom ausgeschlossenen Mittleren im logisch-semantischen Kontext
§ 8 Die Ablehnung des Satzes vom ausgeschlossenen Mittleren durch Sophisten und Herakliteer
§ 9 Die Allvermischungstheorie des Anaxagoras
§ 10 Anaxagoreischer Holismus und moderne Ereignisontologie
§ 11 Aristoteles’ Verteidigung des Satzes vom ausgeschlossenen Mittleren
III. Der aristotelische Essentialismus
§ 12 Die essentielle Bestimmung der Substanz und ihre Rechtfertigung
§ 13 Die Unterscheidung von Intension und Extension
§ 14 Realismus und Idealismus. Zur aristotelischen Rechtfertigung des Realismus
§ 15 Differenzen als Ermöglichungsgründe allen praktischen Verhaltens
IV. Die Extension transzendentaler Prinzipien
§ 16 Die Schranken des Satzes vom ausgeschlossenen Mittleren in Prozessualität und Kontingenz
§ 17 Kritik einer Ontologie raum-zeitlicher Ereignisse
§ 18 Der Primat der substantiellen Form
§ 19 Metaphysik und Theologie
§ 20 Die Probleme um vage Prädikate, Unentscheidbarkeiten und das indeterminiert Zukünftige
§ 21 Privativer Gegensatz und ausgeschlossenes Mittleres
Zusammenfassende Schlußbetrachtung
Exkurse
Exkurs 1: Die Eigenständigkeit der Usia gegenüber Negativität und Relationalität
Exkurs 2: Die Kontroverse um die Fragmente des Anaxagoras
Exkurs 3: Plurifikation der Artnatur und Universalienstreit
Exkurs 4: Determinismus und Indeterminismus
Exkurs 5: Privativer Gegensatz und ausgeschlossenes Mittleres bei Kant und Hegel
Siglenverzeichnis
Abkürzungen aristotelischer Werke
Verzeichnis zitierter Schriften
Verzeichnis zitierter Stellen des Corpus Aristotelicum
Personenregister
Sachregister

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Burkhard Hafemann Aristoteles' Transzendentaler Realismus

W DE G

Quellen und Studien zur Philosophie Herausgegeben von Jürgen Mittelstraß, Günther Patzig, Wolfgang Wieland

Band 46

Walter de Gruyter · Berlin · New York 1998

Aristoteles' Transzendentaler Realismus Inhalt und Umfang erster Prinzipien in der »Metaphysik« von

Burkhard Hafemann

Walter de Gruyter · Berlin · New York

1998

® Gedruckt auf säurefreiem Papier, das die US-ANSI-Norm über Haltbarkeit erfüllt.

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Hafemann, Burkhard: Aristoteles' Transzendentaler Realismus : Inhalt und Umfang erster Prinzipien in der „Metaphysik" / von Burkhard Hafemann. - Berlin ; New York : de Gruyter, 1998 (Quellen und Studien zur Philosophie ; Bd. 46) Zugl.: Münster (Westfalen), Univ., Diss., 1995/96 ISBN 3-11-016135-4

© Copyright 1998 by Walter de Gruyter GmbH & Co., D-10785 Berlin Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen Printed in Germany Druck: Arthur Collignon GmbH, Berlin Buchbinderische Verarbeitung: Lüderitz & Bauer-GmbH, Berlin

Vorwort Bei diesem Buch handelt es sich u m die überarbeitete Fassung meiner Dissertationsschrift, die im W S 1995/96 der Universität Münster vorgelegen hat. Für vielfältige Anregungen und die Übernahme des Hauptgutachtens gilt Herrn Prof. Fernando Inciarte mein herzlicher Dank. Sehr verbunden bin ich den Herausgebern der Reihe für die positive Aufnahme. Herzlich danken möchte ich auch denjenigen, die mir bei der Ausarbeitung zur Seite gestanden haben, allen voran Martin Hölter und Dr. N i k o Strobach. Münster im Januar 1998

Burkhard H a f e m a n n

Inhalt Einleitung I. Die Rechtfertigung von Substanzbegriff und Nichtwiderspruchssatz § 1

Metaphysik und logische Gesetze Das Seiende als Seiendes - Die individuelle Substanz als ursprünglich Seiendes - Das per «-Seiende als nicht-relationales Seiendes Die logischen Gesetze als Proprien des Seienden

§ 2

Transzendentale Prinzipien und ihre pragmatische Rechtfertigung Erste Prinzipien - Aristotelische Metaphysik und Transzendentalphilosophie - Transzendentaler Realismus als Mittelweg zwischen Idealismus und empirischem Realismus - Die indirekte pragmatische Verteidigung logischer Gesetze - Das Ausweichen in die Semantik

§ 3

Die Abgegrenztheit der Wortbedeutungen Das sprachliche Zeichen und seine Bedeutung - Das spezifisch aristotelische Verständnis der Negation - Eines, Vieles, Grenzenloses; zur Rechtfertigung von Bedeutungsgrenzen - Begriffliche Grenzenlosigkeit und universelle Akzidentalität - Weitere Formen des deflatorischen Regresses - Zusammenfassung: Die Notwendigkeit analytischer Bedeutungsgrenzen und ihre pragmatische Rechtfertigung

§ 4

Die Rechtfertigung der Kategorie der Substanz Der propositionale Gehalt; die Substanz als logisches Subjekt prädizierter Begriffe - Die transzendentale Rechtfertigung der Substanz

§ 5

Prädikative Negation, Behauptung, Definition von „wahr" und „falsch" und Widerspruch Die Unterscheidung von Affirmation und Negation - Die Behauptung des propositionalen Gehalts; das Assertionsprinzip - Die Definitionen von „wahr" und „falsch" - Die semantische Möglichkeit des Widerspruchs - Die Unterscheidung von Substanz und Prädikatsbegriff als Möglichkeitsbedingung für Falschheit und Widersprüchlichkeit

Inhalt

vin

§ 6 Der Nichtwiderspruchssatz und seine Rechtfertigung

97

Das semantische und logische Verbot des Widerspruchs - Die Rechtfertigung des Nichtwiderspruchsprinzips - Kontradiktion und Differenz - Der „destruktive" Teil der Verteidigung des Nichtwiderspruchsprinzips - Hinsichtenscheidung und Kategorien - Die aristotelische Rechtfertigung des Nichtwiderspruchssatzes in der Diskussion II. D i e Rechtfertigung des Satzes v o m ausgeschlossenen Mittleren . . .

117

§ 7 Der Satz v o m ausgeschlossenen Mittleren i m logisch-semantischen Kontext

117

Formulierungen des Satzes vom ausgeschlossenen Mittleren - Das Bivalenzprinzip - Das „Widerspruchskontravalenzprinzip" - Aristoteles' semantische Prinzipien; Zusammenfassung und Ubersicht § 8 Die Ablehnung

des Satzes v o m

ausgeschlossenen

Mittleren

durch Sophisten u n d Herakliteer

123

Vorsokratik und logische Gesetze - Gründe für die Ablehnung des Satzes vom ausgeschlossenen Mittleren - Heraklit: universelle Wahrheit, universelle Falschheit - Der Einfluß Piatons auf das aristotelische Konzept sprachpragmatischer Erstbegründung § 9 D i e Allvermischungstheorie des Anaxagoras

132

Naturphilosophie und eleatische Seinsauffassung - Die Allvermischung; das „Alles in allem" § 10 Anaxagoreischer H o l i s m u s und moderne Ereignisontologie . . .

137

Anaxagoras und W. V. O. Quine - Holismus, Allvermischung und universelles Nichtsein - Anaxagoras als Protagonist der Setzung eines Widerspruchsmittleren - Die aristotelische Lehre vom Prozeß Die transzendentale Deduktion der Privation - Logische Analyse des Widerspruchsmittleren - Anaxagoras und postmoderne Semiotik § 1 1 Aristoteles' Verteidigung des Satzes v o m ausgeschlossenen Mittleren Die Unmöglichkeit eines wahren Widerspruchsmittleren - Ist das Argument zirkulär? - Grenzenlose Selbstnegation - Der konstruktive Teil der Rechtfertigung des Prinzips vom ausgeschlossenen Mittleren - Weitere Einwände gegen Aristoteles' transzendentale Rechtfertigung logischer Gesetze - Das „Peritrope-Argument" gegen eine universelle Wahrheit und Falschheit

152

Inhalt III. Der aristotelische Essentialismus

IX 165

§ 12 D i e essentielle Bestimmung der Substanz und ihre Rechtfertigung

165

Die Essenz - Die Unmöglichkeit einer essentiellen Vielheit - Essentielle Bestimmtheit und Separatheit als Ermöglichungsgründe der Substanz - Die Transzendentalienlehre - Der ontologische Pluralismus und Antiholismus des Aristoteles § 13 D i e Unterscheidung v o n Intension und Extension

175

Der Primat der Intension - Zur aristotelischen Verteidigung der Intension - Das Dilemma des Extensionalismus § 14 Realismus u n d Idealismus. Zur aristotelischen Rechtfertigung des Realismus

183

Realismus und Idealismus - Die transzendentalpragmatische Rechtfertigung der erkenntnisunabhängigen Substanz - Zur Kontingenz der Spezifikationen - Für und wider den transzendentalen Realismus des Aristoteles - Der „kritische Realismus". Zur aristotelischen Theorie der Sinnenwelt § 15 Differenzen als Ermöglichungsgründe allen praktischen Verhaltens

197

Theoretische Prinzipien und Praxis - Praktischer Syllogismus und begriffliche Unterscheidungen IV.

D i e Extension transzendentaler Prinzipien

203

§ 16 D i e Schranken des Satzes v o m ausgeschlossenen Mittleren in Prozessualität und K o n t i n g e n z

203

Prozeß und Falschheit - Indefinite Eigenschaftsinhärenz - Die aristotelische Modaltheorie - Das prozessuale Seiende zwischen Aktualität und Indifferenz § 17 Kritik einer O n t o l o g i e raum-zeitlicher Ereignisse

213

Der prozessuale Gegenstand als Ausschnitt aus dem raum-zeitlichen Kontinuum - Die funktionale Abhängigkeit des Ereignisses - Die metaphysische Überschreitung der Sinnenwelt - Der nichtsukzessive Charakter der Substanz § 18 Der Primat der substantiellen Form Die substantielle Form als unmittelbare Usia - Die Theorie der Wesensform zwischen Dualismus und Reduktionismus - Die Immaterialität der substantiellen Form - Substantielle Form und Teleolo-

223

χ

Inhalt gie - Der Piatonismus der aristotelischen Metaphysik - Die Individualität der substantiellen Form - Artefakte, unbelebte Naturgegenstände und Grade der Substantialität - Der noumenale Gesamtzustand der Substanz - Metaphysik und Nihilismus § 19 Metaphysik u n d Theologie

239

Die Indefinitheit und Potentialität auch der substantiellen Form Ontologie als formale Theologie - Der transzendental-ontologische Gottesbeweis des Aristoteles § 2 0 D i e Probleme u m vage Prädikate, Unentscheidbarkeiten

und

das indeterminiert Zukünftige

249

Definite Aktualität und indefinite Potentialität - Vagheit der Extension bei Eindeutigkeit der Intension - Ist Unentscheidbarkeit gleich Unentschiedenheit? - Zum logischen Problem der indeterminierten Zukunft in De Interpretatione 9 - Die indefinite Wahrheit beider Widerspruchsglieder § 21 Privativer Gegensatz u n d ausgeschlossenes Mittleres

261

Sind Steine gerecht oder ungerecht? Der Zusammenhang zwischen Privation, per se-Prädikation und logischen Modalitäten - Existenzaussagen als Präsuppositionen wahrer Affirmationen und Privationen - Privativer Gegensatz, Widerspruchsmittleres und Überschreitung des Materiellen Zusammenfassende Schlußbetrachtung

271

Exkurse

281

Exkurs 1: D i e Eigenständigkeit der Usia gegenüber Negativität und Relationalität

281

Der Primat der Positivität - Abgegrenztheit oder Differenz? Exkurs 2: D i e Kontroverse u m die Fragmente des Anaxagoras

286

Grundthesen zur Anaxagorasinterpretation - Folgt Anaxagoras Parmenides? - Reine Grundstoffe und vermischte Phänomenwelt Elementarprinzipien in der Vorsokratik und aristotelische Stoffursache - Homoiomere, sortale und relationale Bestimmungen Anaxagoreische Stoffe und platonische Ideen Exkurs 3: Plurifikation der Artnatur u n d Universalienstreit Unterscheidbarkeit und Wesensbestimmung - Das Universalienproblem

297

Inhalt

Exkurs 4: Determinismus u n d Indeterminismus

XI

301

Probleme der aristotelischen Abwehr des Determinismus - Determinismus oder Freiheit? - Determinismus und Fatalismus

Exkurs 5: Privativer Gegensatz und ausgeschlossenes Mittleres bei Kant und Hegel

305

Materia prima und transzendentales Ideal - Antinomien und per «-Beziehung - Das Verhältnis der Gattung zur Spezies bei Hegel

Siglenverzeichnis

311

Abkürzungen aristotelischer Werke

316

Verzeichnis zitierter Schriften

317

Verzeichnis zitierter Stellen des Corpus Aristotelicum

328

Personenregister

337

Sachregister

340

Einleitung Die Gesetze der Sprache bilden eines der meistdiskutierten Themen der neueren Philosophie. Wie W . Wieland gezeigt hat, findet sich jedoch eine von der Sprache her konzipierte Philosophie bereits bei Aristoteles. 1 Die Grundbegriffe und Axiome seiner Ontologie als einer „Wissenschaft vom Seienden als einem solchen" reflektiert und rechtfertigt Aristoteles ausdrücklich durch semantische bzw. sprachanalytische Überlegungen. Zu Recht hat daher auch E. Tugendhat darauf hingewiesen, daß die Thematik der traditionellen aristotelischen Ontologie durch die Reflexion der Art und Weise unserer sprachlichen Bezugnahme auf die Gegenstände erfaßt und damit im Sinne einer „formalen Semantik" weitergeführt werden könne. 2 Dieser sprachanalytische Ansatz der aristotelischen Ontologie eröffnet folglich die Möglichkeit einer Vermittlung mit Überlegungen der zeitgenössischen Philosophie. Gegenstand der aristotelischen „Ersten Philosophie" ist das „Seiende als Seiendes" (tò öv fj öv). 3 Gemeint ist damit die formale Struktur des individuellen Einzelseienden (ουσία, τόδε τι), welches z.B. ein Eines (εν) und ein Separates (χωριστόν) ist. 4 Die Untersuchung des Formalbegriffs des eigenständigen Seienden ist keineswegs antiquiert, sondern erscheint auch im Hinblick auf die Grundlagen der modernen Logik und Semantik sinnvoll: Der aristotelische Ausdruck des „Seienden" (öv) umfaßt in einer ersten Annäherung zumindest die sogenannte „existentielle" Bedeutung von Sein, die in der modernen Logik durch den Existenzquantor dargestellt wird. 5 Der

1 2

Vgl. W . Wieland, Die aristotelische Physik, S. 7f. Vgl. etwa E. Tugendhat, Vorlesungen zur Einführung in die sprachanalytische Philosophie, S. 42; S. 53f.

3

Vgl. Met. IV.l, 1003a21-22.

4

„Seiendes als Seiendes" (öv fj öv) bzw. „Seiendes gemäß seiner selbst" (öv καθ' αύτό) ist ein Seiendes insofern, als es nicht abhängig von anderem existiert, sondern principium sui ist. Diese Kriterien treffen nach Met. IV.1-2 (vgl. auch VII.I) nur auf das Einzelseiende zu und nicht auf dessen Eigenschaften. Auch die Welt als ganze ist für Aristoteles keine eigenständige Entität.

5

Vgl. Chr. Kirwan, Aristotle's Metaphysics, Books Γ, Δ, E, S. 76; vgl. auch F. Inciarte, Die Einheit, S. 2.

2

Einleitung

moderne Existenzbegriff bzw. der Existenzquantor in der sogenannten „kanonischen Notation" 3x (Fx) birgt eine gewisse Doppeldeutigkeit. Er weist neben seiner unmittelbaren Bedeutung eine weitere, strukturell tieferliegende Bedeutung von „Existenz" auf: Unmittelbar bezeichnet Existenz in der modernen Philosophie die Meta-Eigenschaft von Begriffen, exemplifiziert zu sein. Diese Exemplifizierung ist in der Weise zu verstehen, daß es Gegenstände gibt, denen die Begriffe eigenschaftlich zukommen. 6 „Es existiert ein Mensch" heißt damit, daß mindestens ein Gegenstand existiert, dem die Eigenschaft zukommt, Mensch zu sein: 3x (Mensch x). „Logische" Existenz als Eigenschaft von Begriffen setzt damit jedoch bereits so etwas wie Gegenstände bzw. existierende Gegenstände voraus. 7 Die Existenz dieser Gegenstände selbst läßt sich n u n sinnvollerweise nicht mehr im Sinne des Exemplifiziertseins an Gegenständen verstehen, da sich sonst ein Regreß bzw. logischer Zirkel ergibt. Statt dessen m u ß ein zweiter Begriff der Existenz vorausgesetzt werden, der „ontologisch" genannt werden könnte und der sich auf den existierenden Einzelgegenstand als solchen bezieht. Eben dieses „ontologisch Existierende" bildet das Thema der aristotelischen Metaphysik. Indem Aristoteles also die Struktur des individuellen Seienden untersucht u n d gegen radikale Skeptizismen verteidigt, stößt er in Tiefenschichten der Logik vor, die auch vom modernen Logiker und Sprachanalytiker bedacht sein sollten. 8 In Met. IV.3-8 verteidigt Aristoteles den Nichtwiderspruchssatz, den Satz vom ausgeschlossenen Mittleren und damit zugleich die logisch-semantischen Distinktionen, die in die Formulierung dieser Prinzipien bereits miteingehen: Dies sind vor allem die Unterscheidung von realem, individuellem Seienden („Substanz") und abstraktem Begriff (der Bedeutung des einfachen Wortes) sowie die beiden Weisen, Gegenstände durch Begriffe

6

Vgl. G. Frege, Die Grundlagen der Arithmetik § 53, sowie: Über Begriff und Gegenstand, S. 200f.

7

Vgl. E. Tugendhat, Die sprachanalytische Kritik der Ontologie, S. 2 Iff.; F. Inciarte, Eindeutigkeit und Variation, Kapitel VIII.

8

Die fundamentale Frage nach der Gegenständlichkeit wird in der sprachanalytischen Diskussion der Gegenwart nur vereinzelt behandelt. Als ein positives Gegenbeispiel ist der Versuch E. Tugendhats zu nennen, die Themen der klassischen Ontologie in einer „formalen Semantik" aufzuheben und diesen damit möglicherweise erst ein letztes Reflexionsfundament zu geben, (vgl. Vorlesungen zur Einführung in die sprachanalytische Philosophie, S. 35-52). Außerdem läßt sich in diesem Zusammenhang auf das Werk P. F. Strawsons über Einzelding und logisches Subjekt: „Individuais" verweisen. W . V. O. Quines „ontologischer" Aufsatz „On What There is" hingegen fragt eher nach der Extension des Wortes „Seiendes" und weniger nach der begrifflich-formalen Struktur. Dies mag sich jedoch aus Quines Antiintensionalismus erklären.

Einleitung

3

zu erläutern: die affirmierende und negierende Form der Prädikation. Ein Spezifikum der O r d n u n g logisch-semantischer Grundkategorien des Aristoteles besteht darin, daß die Negation anders als in der modernen Logik nicht über eine Wahrheitswerttabelle definiert ist. 9 Statt dessen findet sich hier die Konzeption einer prädikativen Negation, bei der das negative Prädikat (z.B. „ist-nicht-hell") eine formale Klammer für alternative Bestimmungen bildet. (Zu sagen, daß ein Subjekt nicht hell ist, kann dann z.B. besagen, daß es im Sinne eines differenten Begriffs, etwa „dunkel", bestimmt ist). Erst aus der Perspektive dieser Negationskonzeption heraus werden auch die logischen Axiome des Nichtwiderspruchs und des ausgeschlossenen Mittleren bei Aristoteles voll verständlich: Der Nichtwiderspruchssatz (NWS) hält hinsichtlich des Gegenstands fest, daß eine Substanz in derselben Hinsicht nicht sowohl im Sinne der affirmierenden wie der negierenden Prädikation eines Begriffs bestimmt sein kann. Der Satz vom ausgeschlossenen Mittleren (SAM) hingegen betont, daß die Substanz zumindest im Sinne eines dieser beiden Glieder des Widerspruchs bestimmt sein muß. Die beiden Axiome ergänzen sich also wechselseitig und sind aufgrund der spezifischen aristotelischen Konzeption der Negation nicht (wie in der modernen Logik durch ein DeMorgan-Gesetz) ineinander transformierbar; das eine läßt jeweils noch offen, was erst das andere ausschließt. Entsprechend dem aristotelischen Verständnis der Negation schreibt der NWS bei Aristoteles so vor allem vor, daß ein Seiendes in derselben Hinsicht nicht zugleich verschiedene positive Bestimmungen besitzen kann, der SAM jedoch, daß es überhaupt so oder anders bestimmt sein muß. 1 0 So kann deutlich werden, weshalb Aristoteles die Untersuchung logischer Gesetze unmittelbar an die Definition der Metaphysik anschließt: Wenn die „Erste Philosophie" den Begriff und die notwendigen formalen Eigenschaften des real Existierenden zu untersuchen hat, formale Eigenschaften des Seienden jedoch die Nichtwidersprüchlichkeit sowie das ausgeschlossene Mittlere sind, hat die Erste Philosophie auch diese logischen Axiome zu analysieren und zu rechtfertigen. Da die Formulierungen des NWS u n d des SAM andererseits auf den Begriff des separaten Einzelseien9

Seit Frege gilt als Negation einer Aussage diejenige Aussage, die (aus logischen Gründen) einen gegenüber der negierten Aussage differenten Wahrheitswert hat, d.h., wenn ρ wahr ist, ist - i p falsch, wenn ρ jedoch falsch ist, ist - φ wahr. Vgl. G. Frege, Begriffsschrift (1879), S. 10; vgl. auch bereits H. McColl, The Calculus (1877) Bd. IX.9 (zitiert nach J. M. Bochenski, Formale Logik, S. 360). 10 Wie in §§ 3-5 gezeigt wird, steht die Negation bei Aristoteles oftmals für differente positive Begriffe. Ein Gegenstand, der nicht-hell ist, ist so z.B. dunkel, und ein Seiendes, das als solches nicht-Mensch ist, ist etwas anderes, z.B. ein Tier.

4

Einleitung

den zurückgreifen, k a n n die Verteidigung dieser logischen Gesetze zugleich den R a h m e n bilden, in dem Aristoteles generell die Kategorie des individuellen Seienden verteidigt u n d damit den Gegenstand der Metaphysik. In den genannten Lehrstücken wird zugleich deutlich, daß Aristoteles die erwähnten Formalbegriffe u n d Gesetze als ein Apriori des menschlichen Geistes versteht, das den Ermöglichungsgrund (άρχή) allen Denkens u n d geistigen Erkennens bildet. Der N W S ist so nach Met. IV.3, 1005bl5-16 ein Prinzip, „das jeder notwendig besitzen m u ß , der irgendetwas v o m Seienden erkennen soll" (ήν γ α ρ ά ν α γ κ α ι ο ν έ χ ε ι ν τον ό τ ι ο ΰ ν ξ υ ν ι έ ν τ α των όντων). Α fortiori k o m m t dieser transzendentale Status auch den formalen Prinzipien zu, die in jenes Axiom bei Aristoteles miteingehen, also eben dem Begriff des Einzelseienden (der Substanz) oder der Differenzierung von A f f i r m a t i o n u n d Negation. 1 1 Da der Substanzbegriff mit seinen allgemeingültigen Eigenschaften folglich die Tiefenstruktur alles Seienden formal erfaßt u n d als Ermöglichungsgrund des Erkennens fungiert, die aristotelische Metaphysik jedoch diesen Begriff des Seienden u n d seine Merkmale untersucht, erscheint es gerechtfertigt, die entsprechenden Traktate gemäß Kants Definition als „Transzendentalphilosophie" zu bezeichnen. 1 2 Zwar besteht zwischen Kant u n d Aristoteles ein unüberbrückbarer Gegensatz hinsichtlich der Frage, ob die Prinzipien geistigen Erkennens sich auf erkenntnisunabhängiges Seiendes beziehen oder nicht. D e n n o c h läßt sich die Differenzierung der Transzendentalphilosophie in einen transzendentalen Idealismus (bei Kant) u n d einen transzendentalen Realismus (bei Aristoteles) als ein zweiter Schritt deuten, so daß es möglich wird, auch die aristotelische Metaphysik - sofern diese zunächst apriorische Prinzipien ermittelt - als transzendentalphilosophische U n t e r s u c h u n g zu lesen. O b die Einzelanalyse der Prinzipien geistigen Erfassens d a n n - wie bei Kant - deren realistische D e u t u n g ausschließt oder - wie bei Aristoteles - gerade den Realismus grundlegt, ist so bereits Sache tiefergehender Überlegungen; mit

U

D u r c h dieses transzendentalphilosophische Verständnis der D e n k p r i n z i p i e n weicht Met. IV von anderen (früheren) Schriften des Aristoteles ab, welche die Prinzipien weder als G r u n d a u s s t a t t u n g des Geistes verstehen (vgl. Anal. Post. 11.19, wobei hier n o c h die A b l e h n u n g von Piatons Theorie der Anamnesis maßgebend sein mag) n o c h (wie die Physik oder das O r g a n o n ) eine spezifisch transzendentale Rechtfertigung v o n Prinzipien vorsehen.

12 Nach KrV Β 25-26 ist die Transzendentalphilosophie ein System v o n Begriffen, welche unsere Erkenntnisart grundlegen, soweit jene apriorisch ist.

Einleitung

5

dem generell transzendentalphilosophischen Ansatz als solchem ist eine derartige spezifische Ausformung noch nicht gegeben. 13 Die Unterscheidung zwischen allgemein transzendentalphilosophischer Untersuchung und ihrer entweder realistischen oder idealistischen Wendung spiegelt sich auch in Aristoteles' Unterscheidung der Frage nach Bedeutung und Rechtfertigung des Substanzbegriffs und der nachgeordneten Frage, was tatsächlich als substantielle, eigenständige Entität in Frage komme. 1 4 Die aristotelische Metaphysik läßt sich entsprechend dieser Unterscheidung auch in die Untersuchung der transzendentalen Prinzipien in ihrem formal-intensionalen Gehalt einerseits und die Untersuchung des Geltungsbereichs jener Prinzipien andererseits differenzieren. Entsprechend dieser beiden Aspekte behandelt auch die vorliegende Arbeit zwei übergreifende Themen: einmal die Aristotelische Konzeption und Rechtfertigung transzendentaler Prinzipien und zum anderen die Frage, ob und in welcher Weise das Erscheinungsding für Aristoteles als An-sich-Seiendes zugelassen werden kann. Das erste Thema betrifft also die aristotelische transzendentalphilosophische Analytik, das zweite den aristotelischen Realismus und eine für Aristoteles damit verbundene Kritik der Sinnenwelt. 15 N u n soll nicht behauptet werden, daß Aristoteles bereits explizit ein „System" transzendentaler Prinzipien benannt oder seine Überlegungen gar mit dem Gewißheitsanspruch neuzeitlicher Transzendentalphilosophie vorgetragen hätte. Auch ist nicht zu übersehen, daß die Bücher zur Metaphysik literarisch eher einen lockeren Zusammenhang bilden. Dennoch scheint eine Zusammenschau und Rekonstruktion transzendentaler Untersuchungen in der „Metaphysik" möglich und sinnvoll. Das erste und grundlegende Anliegen der vorliegenden Arbeit bildet so der Aufweis, daß die aristotelischen Texte (insbesondere Met. IV) tatsächlich im Sinne einer transzendentalen Verteidigung der genannten apriorischen Prinzipien gele13 Auch für Kant selbst ist die Definition der Transzendentalphilosophie nicht identisch mit der Definition des transzendentalen Idealismus, sondern bildet definitorisch eher dessen Gattung: Nach KrV Β 873 „spart" die Transzendentalphilosophie als solche die Frage nach der Außenwelt bzw. nach „Dingen, die gegeben wären" noch aus. So scheint es auch im Sinne Kants, wenn man die klassische Metaphysik mit ihrer Untersuchung erster Begriffe wie dem des unum zunächst als „Transzendentalphilosophie" bezeichnet (vgl. KrV Β 113). 14 Vgl. etwa Met. VII.2, 1028b27-32. 15 Eine gewisse Parallele könnte hier zu Kants Differenzierung der Vernunftkritik in eine transzendentale Analytik und eine transzendentale Dialektik gesehen werden. Aus den genannten Gründen sind die Ubereinstimmungen zwischen Aristoteles und Kant am ehesten im Bereich der Analytik zu suchen. (Vgl. auch F. Inciarte, Die philosophische querelle, S. 377; Die Einheit, S. 8 Anm. 5.)

6

Einleitung

sen werden können. Durch eingehende Analysen wird versucht, eine einheitliche Figur der Rechtfertigung bei Aristoteles zu ermitteln, zentrale von weniger bedeutenden Passagen zu scheiden und dabei Konzeption und Abhängigkeitsverhältnisse der logisch-semantischen Prinzipien und Gesetze systematisch zu rekonstruieren. 1 6 Wenngleich jedoch die genannten Formalbegriffe und Axiome von Aristoteles als Prinzipien (Möglichkeitsbedingungen) des Denkens konzipiert sind, findet der methodische Zugriff auf sie und ihre Rechtfertigung in Met. IV ausdrücklich unter Bezug auf die Sprache bzw. die Sprachpraxis statt: Die Frage nach dem Seienden etwa (τί τό öv;) setzt bei Aristoteles mit der Frage ein, was der sprachliche Ausdruck „Seiendes" (öv) bedeuten mag, und den Begriff der Substanz verteidigt Aristoteles in Met. IV.4 dadurch, daß er die sprachlich-semantische Kategorie der Substanz als Möglichkeitsbedingung gelingender Sprachpraxis erweist. In gleicher Weise rechtfertigt Aristoteles logische Gesetze wie den Satz vom ausgeschlossenen Mittleren oder den Nichtwiderspruchssatz. Diese werden zunächst in ihrer semantischen, sprachliche Praxis regelnden Form verteidigt, u n d erst vermittels dieser auch als onto-logische Prinzipien des Denkens. 1 7 Die Rechtfertigung von Grundprinzipien, insbesondere von logischen Gesetzen, sieht sich jedoch einem „Trilemma" gegenüber, das eine Erstrechtfertigung nahezu auszuschließen scheint: Sie gerät nämlich unvermeidlich in den Verdacht (a) der Zirkularität, die sich einstellt, wenn ein Prinzip im Rückgriff auf sich selbst verteidigt wird, oder (b) des unendlichen Regresses, der sich ergibt, wenn ein Prinzip jeweils in Funktion eines vorgängigen Prinzips gerechtfertigt wird, wenn nicht ohnehin (c) lediglich auf nicht weiter begründete Evidenzen verwiesen und damit der Argumentation willkürlich ein Ende gesetzt wird. 18 Im Zuge der Verteidigung des Nichtwiderspruchsprinzips und des Prinzips vom ausgeschlossenen Mittleren in

16

Der Versuch, eine Ordnung transzendentaler Deduktionen bei Aristoteles zu ermitteln, findet sich bereits in F. Inciarte, Die Einheit.

17 Die Unterscheidung zwischen logischen „Gesetzen" (bzw. „Sätzen") und semantischen „Prinzipien", die in der neueren Diskussion gebräuchlich ist (vgl. M. Dummett, Truth and Other Enigmas, Preface S. XIX.), findet sich bei Aristoteles zwar nicht explizit benannt, ist jedoch implizit präsent. Das semantische Prinzip v o m ausgeschlossenen Mittleren besagt, daß nicht beide Glieder eines Widerspruchs falsch sein können, das semantische Nichtwiderspruchsprinzip besagt, daß sie nicht beide wahr sein können. 18

Zu jenem „Trilemma" bzw. „Münchhausentrilemma" der Prinzipienrechtfertigung vgl. W . Kuhlmann, Reflexive Letztbegründung, S. 274 sowie T. H. Irwin, Aristotle's First Principles, Teil I und F. Inciarte, Die philosophische querelle des anciens et des modernes, S. 368ff.

Einleitung

7

Met. IV entwickelt Aristoteles jedoch eine allgemeine Form der sprachlichtranszendentalen „indirekten Widerlegung" (άποδείξαι έλεγκτικώς). Diese Erstbegriindungsfigur setzt daher bei einem Gegner der Prinzipien an und zeigt ihm, daß er die Prinzipien nur u m den Preis mißlungener Sprachpraxis ablehnen kann. Dieses aristotelische Grundkonzept einer transzendental-pragmatischen Rechtfertigung von semantischen bzw. logisch-ontologischen Grundbegriffen und Gesetzen wurde von der neueren Forschung weitgehend positiv beurteilt. 19 Wird Met. IV damit auch als locus classicus transzendentalen Argumentierens anerkannt und gesteht man Aristoteles zu, durch sein Erstbegründungsargument zentrale Teile seiner Philosophie rechtfertigen zu wollen und sich damit „auf dem Weg zu einer strikt reflexiv argumentierenden Transzendentalphilosophie" zu befinden 2 0 , so sind doch erhebliche Zweifel an der gelungenen Umsetzung dieses Programms geäußert worden. Nach W . Kuhlmann ist die D u r c h f ü h r u n g des Arguments „eng" und „verwickelt", sie bereite der Einzelinterpretation beträchtliche Schwierigkeiten; die Ausführungen zur Verteidigung des Nichtwiderspruchsatzes oder des Satzes vom ausgeschlossenen Mittleren blieben „hinter dem wohlverstandenen Programm des Aristoteles ein gutes Stück zurück". 2 1 Auch E. Tugendhat bewertet die Rechtfertigung des NWS in IV.4 als unbefriedigend, wobei er unter anderem auf die Eigentümlichkeit der aristotelischen Terminologie verweist: Aristoteles' Begriff der Negation, des Wortes „nicht", komme im Kontext jener Verteidigung „zu keiner wirklichen Klarheit". 22 In der Tat ist Behutsamkeit beim Verständnis der logisch-semantischen Termini des Aristoteles geboten: Wenn der Begriff der Negation (μή ε ί ν α ι ) über eine Wahrheitswerttabelle definiert wird (wie in der modernen Logik seit G. Frege), würde eine Rechtfertigung des NWS oder des Satzes vom ausgeschlossenen Mittleren (SAM), die auf den Begriff der Negation zurückgriffe, zirkulär: die Definition der Negation implizierte dann bereits, daß kontradiktorische Aussagen keine identischen Wahrheitswerte besitzen

19 Vgl. unter anderem E. Tugendhat, U. Wolf, Logisch-semantische Propädeutik S. 55ff.; M. Cohen, Aristotle o n the Principle of Non-Contradiction, S. 366; W. Kuhlmann, Reflexive Letztbegründung, S. 267; Chr. Pietsch, Prinzipienfindung bei Aristoteles, S. 287. 20 W. Kuhlmann, Reflexive Letztbegründung, S. 267f. 21 W . Kuhlmann, a.a.O., S. 274. 22

E. Tugendhat, U. Wolf, Logisch-semantische Propädeutik, S. 57.

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Einleitung

können. 2 3 D a ß die Negation bei Aristoteles jedoch keineswegs im Sinne einer Wahrheitswerttabelle definiert ist, wird von der Literatur zumeist übersehen, etwa wenn das moderne Negationszeichen —ι zwecks Formalisierung auf die aristotelischen Texte unkritisch appliziert wird. 24 Ein ebenso sorgfaltiger Umgang ist mit anderen Begriffen des Aristoteles geboten, etwa dem der ,,ούσία", der in der Regel mit „Substanz" übersetzt wird. Das damit scheinbar konnotierte „Tragen v o n Akzidenzien" 2 5 - eine relationale Bestimmung - steht jedoch z.B. dem Anliegen des Stagiriten in der Metaphysik entgegen, die ο ύ σ ί α gerade als nicht-relationales Seiendes zu begreifen. 2 6 Die aristotelischen transzendentalen Deduktionen können zusammenfassend also erst aufgrund einer exakten Analyse der zugrundegelegten Terminologie nachvollzogen und auf ihre Validität hin überprüft werden. Die Stärke der aristotelischen Figur transzendentaler Erstbegründung besteht vor allem darin, daß sie einem Opponenten der zu verteidigenden semantischen Prinzipien zunächst zugesteht, die konkreten Regeln seines kommunikativen Verhaltens frei zu wählen. Sie entgeht damit dem Vorwurf, sich einen „pflegeleichten" Gegner zurechtzuschneidern, mit dem sie dann leichtes Spiel habe. Vorwürfe dieser Art wurden in der neueren Debatte etwa v o n H. Albert oder C. F. Gethmann und R. Hegselmann gegen die Transzendentalpragmatik K. O. Apels und W . Kuhlmanns vorgetragen. 2 7 Apel und Kuhlmann versuchen, dem Sprechakt, der ein logisches

23 W e n n die Negation als dasjenige definiert ist, welches im Falle der Wahrheit der Affirm a t i o n falsch ist u n d i m Falle der Falschheit der A f f i r m a t i o n wahr (vgl. etwa W . V. O . Q u i n e , G r u n d z ü g e der Logik, S. 26), d a n n sind darin bereits die semantischen Prinzipien bzw. logischen Gesetze des Nichtwiderspruchs, des ausgeschlossenen Mittleren oder auch das Bivalenzprinzips impliziert. 24 Vgl. etwa J. Barnes, The Law of C o n t r a d i c t i o n ; H . W . N o o n a n , An A r g u m e n t of Aristotle o n N o n - C o n t r a d i c t i o n ; C h r . Kirwan, Aristotle's Metaphysikcs, Books Γ, Δ, E; J. Lear, Aristotle and Logical Theory oder M. C o h e n , Aristotle o n the Principle of N o n - C o n t r a diction. A u f die gegenüber der m o d e r n e n Fassung differente K o n z e p t i o n von Negation bei Aristoteles weisen m . W . lediglich D. Frede (Aristoteles u n d die 'Seeschlacht', S. 76) u n d F. Inciarte (Die Einheit der Aristotelischen Metaphysik, S. 18, A n m e r k u n g 23) hin. 25 Vgl. etwa K. Flasch, Das philosophische Denken im Mittelalter, S. 96-97 26 Vgl. Met. IV.2, 1003bl6-18, IV.4, 1007a26-27. W e n n die Usia v o n Aristoteles als „ p r i m ä r Seiendes" (πρώτως öv) definiert wird (vgl. auch VII.l, 1028a30f.), gilt es weiter nach der exakten Bedeutung des Ausdrucks πρώτον bei Aristoteles zu fragen. Ein „ p r i m ä r Seiendes" ist entsprechend der π ρ ώ τ ο ν - D e f i n i t i o n von Phys. VI.5, 235b33-34 ein Seiendes, das nicht erst dadurch seiend ist, daß etwas anderes seiend ist. - Diese in der Metaphysik vorausgesetzte D e f i n i t i o n von Usia m u ß im übrigen nicht vollständig mit der der Kategorienschrift übereinstimmen. Sie dient am E n d e sogar eher dazu, die Unterscheidung v o n erster u n d zweiter Substanz aus der Kategorienschrift zu überwinden. 27 Vgl. H. Albert, Transzendentale Träumereien; ders., Die Wissenschaft u n d die Fehlbarkeit der V e r n u n f t , darin: „ M ü n c h h a u s e n oder der Zauber der Reflexion" sowie ders., „Die

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Gesetz negiert, einen „performativen Selbstwiderspruch" nachzuweisen, d.h. aufzudecken, daß dieser Sprechakt als solcher gerade die Regel voraussetzt, die in seinem propositionalen Gehalt geleugnet wird. Wer so z.B. behaupte, daß eine Regel des Behauptens, etwa der Nichtwiderspruchssatz, für ihn keine Gültigkeit besitze, widerspreche sich selbst. Probleme ergeben sich hier jedoch daraus, daß der O p p o n e n t den transzendentalen Zusammenhang zwischen Sprechakt und logischen Gesetzen leugnen könnte 2 8 oder diesen Zusammenhang vorausgesetzt - darauf verzichten könnte, mit Wahrheitsanspruch ein Prädikat von einem Subjekt auszusagen. 29 Und selbst wenn einem Skeptiker ein Widerspruch (zwischen behauptetem Gehalt und impliziter Aussagepräsupposition) nachgewiesen würde, wäre dies erst dann problematisch, wenn der Widerspruch verboten sein sollte. Da dessen Gültigkeit jedoch gerade zur Disposition steht, scheint man sich im Kreise zu drehen. 3 0 Wie auch immer man diesen neueren Ansatz einer Transzendentalpragmatik bewerten mag - er darf jedenfalls nicht ohne weiteres mit der aristotelischen Konzeption identifiziert werden. Dies zeigt sich etwa daran, daß es Aristoteles in Met. IV.4, 1006al8-23 ablehnt, vom Gegner des NWS die Behauptung eines in Subjekt und Prädikat differenzierten propositionalen Gehalts zu verlangen, da dies zu Recht als petitio principii ausgelegt werden könne. Es steht dem Gesprächspartner also zunächst frei, logisch-semantische Grundprinzipien wie „Aussage", „Subjekt", „Existierendes", „Prädikat", „Affirmation", „Negation" und schließlich die Sätze vom Nichtwiderspruch und vom ausgeschlossenen Mittleren zu verwerfen und in seiner sprachlichen Praxis nicht zu beachten. 3 1 Allerdings hat der Gesprächspartner eben die Absicht, sich sprachlich zu verhalten, und dies heißt nach Aristoteles, daß er etwas Verständliches äußern muß. Die einzige Regel des Ge-

angebliche Paradoxie des konsequenten Fallibilismus und die Ansprüche der Transzendentalpragmatik"; C. F. Gethmann, R. Hegselmann, Das Problem der Begründung zwischen Dezisionismus und Fundamentalismus. 28 Vgl. z.B. P. Rohs, Philosophie als Selbstdarstellung der Vernunft, S. 368ff. 29 Vgl. H. Albert, Die angebliche Paradoxie des konsequenten Fallibilismus und die Ansprüche der Transzendentalpragmatik, S. 424. 30 Vgl. C. F. Gethmann, R. Hegselmann, a.a.O., S. 347. Zur Replik Kuhlmanns auf diese Einwände vgl. § 11. 31 Nach Aristoteles darf von einem Gegner des NWS also z.B. nicht die Prädikation eines Begriffs von einem Subjekt eingefordert werden (vgl. Met. IV.4, 1006al9-20). Diese Radikalität des aristotelischen Ansatzes geht in der Literatur mitunter verloren, so etwa bei T. H. Irwin, Aristotle's First Principles, S. 18 Iff.; 548 Anm. 3 oder F. F. Schwarz, Aristoteles. Metaphysik, S. 91.

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sprächs, deren Anerkennung auch vom „Opponenten" verlangt wird und die als Ausgangspunkt der transzendentalen indirekten Widerlegungen fungiert, besteht also darin, daß beide Seiten bereit sind, auf eine Anfrage hin zu erläutern, welcher Bedeutungsgehalt sich hinter den jeweils verwendeten Sprachzeichen verbirgt. 32 Das erste grundlegende semantische Prinzip und damit die Möglichkeitsbedingung jeglicher Art sprachlichen Verhaltens besteht so für Aristoteles darin, daß die einfachen (nicht propositionalen) Grundeinheiten der Sprache von definiter Bedeutung sein müssen. W ü r d e ein Wort statt dessen grenzenlos vieles (άπειρα) bedeuten, könnte es nach Met. IV.4 seine Funktion als Instrument sprachlicher Kommunikation nicht mehr erfüllen. 3 3 Für das Verständnis von Met. IV sind zwei Arten der Definitionsauflösung maßgeblich: Die Bedeutung eines Wortes könnte als unabgegrenzt begriffen werden, indem es entweder alles bedeutete bzw. in einer grenzenlosen Anhäufung von Inhalten bestünde, oder aber indem es gleichsam nichts bedeutete bzw. sich durch eine grenzenlose Ausscheidung von Gehalten auszeichnete. Inwiefern diese beiden Arten begrifflicher Indefinitheit einen Schlüssel für das Verständnis der transzendentalen Argumente bei Aristoteles bilden, zeigt sich etwa daran, daß für Aristoteles die gleichzeitige Behauptung kontradiktorischer Aussagen konsequenterweise dahin führt, dem Subjekt ein Prädikat zuzusprechen, das prinzipiell in einer grenzenlosen A n h ä u f u n g von Gehalten besteht. 34 Der durch den Satz vom ausgeschlossenen Mittleren ausgeschlossene Prädikationsmodus hingegen prädiziert einen inhaltlich grenzenlos entleerten Begriff. 35 Damit läuft die sprachliche Erläuterung dessen, was in diesen Fällen jeweils prädiziert werden soll, auf einen grenzenlosen und undurchführbaren Prozeß explikativer Wortaneinanderreihungen hinaus und führt in die sprachliche Apraxie. Als Chiffre begrifflicher Grenzenlosigkeit fungiert bei Aristoteles der Ausdruck des „Allzusammens" (όμοΰ πάντα), d.h. der gleichmäßigen Vermischung aller Formen, der ursprünglich von Anaxagoras geprägt wurde. 3 6 32 Vgl. Met. rv.4, 1006a21-26; vgl. auch 1007a8ff. 33 Vgl. 1006b5ff. 34 Vgl. 1007a 16-20. 35 Vgl. IV.7, 1011b23f., 1012a5-15. 36 όμοΰ πάντα χρήματα ήν, απειρα και πλήθος καί σμικρότητα (...) vgl. Η. Diels, W. Kranz, Die Fragmente der Vorsokratiker (=DK), 59 Bl. An anderer Stelle sagt Anaxagoras, „ein Jedes" habe „Anteil an allem", und „alles" sei „in allem" präsent bzw. nicht eher präsent als anderes auch (πάντα παντός μοίραν μετέχει, DK59 Β6, S. 35 Ζ. 14-16 bzw. έν παντί γαρ παντός μοίρα ενεστιν, Β12 S. 37 Ζ. 22 - 23, 59 vgl. auch Β 4, 8, 11).

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Diese Struktur einer begrifflichen Indifferenz, die je nach Nuancierung entweder zu einer „additiven Präsenz" oder aber zu einer Ausscheidung und „Absorption" aller Formalitäten gewendet werden kann, erinnert zugleich an poststrukturalistische Konzeptionen eines universellen Beziehungsgeflechts aller Begriffe. 37 Letztlich droht eine grenzenlose Kette der Explikation f ü r Aristoteles immer dann, wenn sprachliche Ausdrücke für Gehalte stehen, die in keinerlei Hinsicht als ursprüngliche (πρώτοι) und definite (ώρισμένοι) von-sich-selbst-her (καθ' αυτό) Bestand haben und statt dessen in einer funktionalen Beziehung zu den Bedeutungen anderer Wörter aufgehen, so daß sich schließlich alle Wortbedeutungen in einem unendlichen Regreß definitorischer Abhängigkeit verlieren.

Gliederung Die Arbeit gliedert sich in vier Teile. Im ersten Teil wird die innere Ordnung derjenigen transzendentalen Prinzipien rekonstruiert, die Aristoteles im Kontext der Verteidigung des Nichtwiderspruchssatzes rechtfertigt. Teil II ist speziell der Verteidigung des Satzes vom ausgeschlossenen Mittleren gewidmet und wird ausführlich auch auf naturphilosophische und sophistische Positionen eingehen. Teil III schließt die Rekonstruktion der transzendentalpragmatischen Argumente durch eine Untersuchung des aristotelischen Essentialismus und Realismus, und Teil IV geht schließlich der Frage nach der Extension transzendentaler Prinzipien nach. Der erste Teil versucht zunächst (§ 1) eine einheitliche Definition der Lehre vom Seienden bei Aristoteles aufzuweisen. Anhand dieser Definition kann in der bereits angedeuteten Weise die Stellung und Funktion der obersten logischen Gesetze im Kontext der „Philosophie vom Seienden" präzisiert werden. § 2 begründet ausführlich unsere These, daß die aristotelische Metaphysik in ihrer Prinzipienlehre Transzendentalphilosophie ist, und geht darüber hinaus der spezifisch aristotelischen Form einer pragmatischen Rechtfertigung nach. §§ 3-5 bieten eine Rekonstuktion derjenigen semantischen Grundkonzepte, welche der eigentlichen Verteidigung des SAM sowie des NWS sachlich vorausliegen: In § 3 wird die Abgegrenztheit der Bedeutung des einfachen Wortes behandelt. Darüber hinaus wird die Kategorie eines negativen Bedeutungsgehalts eingeführt, der ohne Rückgriff auf Wahrheitswertfunktoren formal alle Begriffe umfaßt, die dem negierten

37 Vgl. etwa G. Deleuze, F. Guattari, Tausend Plateaus, S. 16.

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Begriff gegenüber different sind. § 4 behandelt das transzendentale Argument des Aristoteles zugunsten der Kategorie der numerisch separaten Substanz, die - vergleichbar dem „singulären Terminus" der modernen Logik - im propositionalen Gehalt als Subjekt prädizierter Begriffe auftritt. § 5 befaßt sich mit dem behauptenden Gebrauch eines propositionalen Gehalts sowie der spezifisch aristotelischen Differenzierung von prädikativer Affirmation und Negation. Außerdem werden die Definitionen der Wörter „wahr" und „falsch" sowie die Kategorie des Widerspruchs bei Aristoteles eingeführt. In Auseinandersetzung mit der Literatur zum Thema wird auf dieser Grundlage in § 6 die aristotelische Rechtfertigung des NWS angegangen. Teil II ist speziell der Verteidigung des Satzes vom ausgeschlossenen Mittleren gewidmet. Seine Rechtfertigung in Met. IV.7-8 wurde von der Literatur bisher kaum beachtet. Die sich darin manifestierende Unterbewertung des SAM ist unter anderem darauf zurückzuführen, daß die Eigenständigkeit der entsprechenden Axiome bei Aristoteles aus der Perspektive der modernen Logik - wie gesagt - leicht zu übersehen ist. 38 § 7 n i m m t zunächst eine Einordnung des Prinzips vom ausgeschlossenen Mittleren in die bis dahin rekonstruierte O r d n u n g der semantischen Prinzipien vor und wird darüber hinaus die spezifisch aristotelische Fassung des „Bivalenzprinzips" behandeln. Da die aristotelische Konzeption des Prinzips vom ausgeschlossenen Mittleren vor allem in Abgrenzung zu den philosophischen Positionen verständlich werden kann, gegen die der Stagirite dieses Prinzip verteidigt, untersuchen §§ 8-10 Aristoteles' semantische Analyse herakliteischer, sophistischer und vor allem anaxagoreischer Theoreme. In diesem Zusammenhang wird sich eine erhebliche Nähe der anaxagoreischen Naturkonzeption zu neueren Holismen und Idealismen zeigen, was die zeitübergreifende Bedeutung der hier diskutierten Probleme verdeutlicht. 3 9 § 11 kommentiert die Passagen von IV.7-8, die der Rechtfertigung des Satzes vom ausgeschlossenen Mittleren gewidmet sind. Der SAM scheint im Zusammenhang der Metaphysik eine mindestens ebenso wichtige Funktion wahrzunehmen wie der NWS: Ein Gegenstand, der in seinem Selbstsein als A n h ä u f u n g grenzenloser Akzidenzien gedacht wird (bzw. eine

38 So halten B. Cassin und M. Narcy in ihrem Textkommentar zu Met. IV den SAM für ein Implikat des NWS (La Décision du Sens, S. 267). 39 Auf Bezüge zwischen Anaxagoras und W . V. O. Quine weisen bereits W . E. M a n n (Anaxagoras and the Homoiomere (1980), S. 234), M. Furth (A 'Philosophical Hero' ? Anaxagoras and the Eleatics, S. 113, Anm. 27) sowie F. Inciarte (Die Einheit der Aristotelischen Metaphysik, S. 16, Anm. 19) hin.

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Welt, die ein totum revolutum aller Bestimmungen bildet), schlägt f ü r Aristoteles letztlich in eine negative Indifferenz u m . Was der Bestimmung nach zunächst im Sinne eines Widerspruchs „sowohl dieses wie anderes auch" sein soll, ist am Ende im Sinne eines Widerspruchsmittleren „weder definitiv dieses n o c h anderes" (vgl. IV.4, 1007b 19-30). 40 I n d e m der SAM jedoch generell die Notwendigkeit festhält, ein Seiendes als so oder anders bestimmt anzusehen, bildet seine Rechtfertigung in Met. IV.7-8 zugleich eine Uberleitung zur Rechtfertigung der „essentiellen" Bestimmtheit der Substanz in Met. VII.3: I n d e m die Substanz in der Hinsicht ihres Selbstseins nicht als gänzlich u n b e s t i m m t gedacht werden kann, sondern mindestens ein positives begriffliches Merkmal besitzen m u ß , entspricht sie d u r c h ihre „Essenz" dem Satz v o m ausgeschlossenen Mittleren. Der dritte Teil der Arbeit wird diesen Z u s a m m e n h a n g von logischen Prinzipien u n d aristotelischem Essentialismus präzisieren. Aus der Perspektive von Met. IV wird § 12 zeigen, daß Aristoteles in Met. VII.3 eine transzendentale Rechtfertigung der essentiellen Bestimmung der Substanz z u m Abschluß bringt. In sachlichem Z u s a m m e n h a n g mit diesem Themenkomplex steht auch das transzendentale A r g u m e n t des Aristoteles zugunsten der Eigenständigkeit der Intension (des Begriffsinhalts) gegenüber der Extension (dem U m f a n g ) bzw. der Prädikation (vgl. § 13). N a c h d e m die Rechtfertigung der semantischen u n d , basierend darauf, der logischontologischen Prinzipien bei Aristoteles zunächst als rein transzendentalphilosophische Analytik interpretiert wurde, die sich gegenüber der Frage nach einer gegebenenfalls eigenständigen Außenwelt neutral verhält, wird § 14 speziell auf den aristotelischen Realismus u n d seine Rechtfertigung eingehen. Hier k a n n gezeigt werden, d a ß f ü r Aristoteles wieder grenzenlose Explikationsregresse u n d sprachpraktische Apraxien drohen, wenn die Gegenstände, von denen Eigenschaften prädiziert werden, in Existenz u n d essentiellem Sosein erst durch die Menschen konstruiert würden. Der apriorische Begriff der Substanz ist als solcher formaler Begriff des Seienden an sich, u n d die aristotelische Transzendentalphilosophie wird z u m transzendentalen Realismus. § 15 wird schließlich untersuchen, weshalb Aristoteles die Prinzipien nicht n u r als Möglichkeitsbedingungen sprachlicher Praxis, sondern als Ermöglichungsgrund praktischen Verhaltens generell begreift. Teil IV der Arbeit beschäftigt sich mit der Extension der logischen Axiome bei Aristoteles u n d untersucht dazu zunächst dessen Modaltheorie.

40 In ähnlicher Weise wird Kant das Widersprüchliche als „nihil negativum" interpretieren, als „leeren Gegenstand ohne Begriff' (vgl. KrV Β 348).

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Für Aristoteles gelten die logisch-semantischen Gesetze nur in bezug auf Prädikationen im Modus der Aktualität, nicht jedoch bezüglich potentiell zukommender Bestimmungen. Das Instrumentarium der Begriffe des Wirklichen und des Vermögenden gestattet es ihm so, Fälle von Indifferenz im Bereich des Sinnenfallig-Prozessualen von der Extension der Axiome auszunehmen, ohne dabei die notwendige Gültigkeit der Axiome im Bereich assertorischer Logik preiszugeben (§ 16). Hier zeigt sich zugleich, daß Aristoteles dem Relativismus und der Ablehnung logischer Gesetze, die er in den Theoremen des Heraklit oder Anaxagoras auffindet, teilweise recht gibt: Das sinnenfällig-prozessuale Ereignis ist als solches tatsächlich nicht vollständig bestimmt und kein Ausschnitt aus dem räumlichen oder gar raum-zeitlichen Kontinuum kommt als an sich ungeteilte und separate (unabhängige) Entität in Frage. Wenn also allein Phänomene als Seiende zugestanden würden, könnte an der Sinnhaftigkeit der ermittelten apriorischen Prinzipien nicht festgehalten werden (vgl. § 17). Die Indifferenz der Sensibilia bildet für Aristoteles jedoch keinen Grund, seine transzendentalen Analysen und Deduktionen wieder zu verwerfen; sie dient vielmehr dazu, die Phänomene einer tiefergehenden Analyse zu unterziehen. Dabei stellt sich heraus, daß das Phänomen zwar kein Seiendes an sich ist, wohl aber in einer indirekten Weise als eigenständiges Seiendes angesehen werden kann, sofern es nämlich in einer (kontingenten) Identität mit etwas Noumenalen steht. Diese noumenale Entität ist für Aristoteles die individuelle substantielle Form bzw. Seele des Einzelnen, die den phänomenalen Körper (Stoff) individuiert und seine zeitliche Persistenz sichert (vgl. § 18). 41 Das Verhältnis von N o u m e n o n und Erscheinungsding erläutert Aristoteles durch das Schema von „substantieller F o r m " (είδος, μορφή) und „ S t o f f (ύλη) bzw. von Wirklichkeit (ένέργεια, έ ν τ ε λ έ χ ε ι α ) und Vermögen (δύναμις). Wie § 18 zeigen wird, gehen die in der sprachanalytischen Philosophie gestarteten Versuche, die substantielle Form bzw. Seele bei Aristoteles auf die Strukturiertheit und das Funktionieren des Körpers zu reduzie-

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Nicht unbedingt getroffen wird Aristoteles daher v o m Vorwurf Kants, der „transzendentale Realist" mache aus den „Modifikationen unserer Sinnlichkeit an sich subsistierende D i n g e " (KrV Β 519). - Wenn wir die substantielle Form als „ n o u m e n a l " bezeichnen, hält sich dies ausschließlich an Kants Definition in KrV Β 306, der zufolge das N o u m e n o n etwas ist, welches als solches nicht Gegenstand unserer Sinne ist. Durch diese Sprechweise wird weder der Anspruch erhoben, alle Facetten des Form-MaterieVerhältnisses bei Aristoteles auszudeuten, noch sollen weitere kantische Inhalte, d . h . das, was man mit diesen Ausdrücken assoziieren könnte, Aristoteles untergeschoben werden.

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ren, an der aristotelischen Konzeption vorbei. 4 2 Statt dessen m u ß die substantielle F o r m als immaterielle, individuelle Substanz begriffen werden, sofern sie den Seinscharakter des P h ä n o m e n s begründen soll. A m Ende ist der apriorische Begriff der Substanz f ü r Aristoteles Begriff des absolut ungeteilten u n d f u n k t i o n a l unabhängigen Seienden, der zwar auch auf sinnenfälliges, relational-abhängiges u n d von Kontingenz durchzogenes Seiendes appliziert werden k a n n (sofern dieses durch seine individuelle Wesensform zugleich distinkt u n d einheitlich ist), der jedoch unmittelbar Begriff von rein aktualem, n o u m e n a l e m , ewigem (und „göttlichem") Seienden ist. D a m i t spannt sich ein Bogen von der Konzeption der O n t o logie hin zur Theologie, der vor allem auch aus den logischen Gesetzen des Nichtwiderspruchs u n d des ausgeschlossenen Mittleren seine Stringenz bezieht (vgl. § 19). In Vertiefung dieser Untersuchungen zur Extension transzendentaler Prinzipien greift § 20 weitere, auch von der Gegenwartsphilosophie diskutierte Probleme u m das „tertium non datur" auf - etwa im Umkreis von Problemen wie Unentscheidbarkeit u n d Vagheit 4 3 - u n d geht z u d e m auf die Diskussion u m die indeterminierte Z u k u n f t in der aristotelischen Schrift „De Interpretatione", Kapitel 9 ein. Darüber hinaus zeigt § 21, in welcher Weise Aristoteles seine diffizilen Kategorisierungen, d . h . Begriffe wie die „Privation", die per «"-Prädikation oder auch die Modalbegriffe einsetzen kann, u m bestimmte Aporien zu lösen. Für die m o d e r n e Logik bildet die Frage, weshalb es z.B. zwar falsch zu sein scheint, von einem Stein zu sagen, er sei „ungebildet", jedoch wahr, er sei „nicht gebildet", ein nicht geringes Problem. Aus aristotelischer Sicht k a n n hier die Differenz zwischen reiner Negation u n d Privation wirksam werden. Die Schlußbetrachtung wird schließlich den übergreifenden Bogen der Arbeit nachzeichnen u n d die zentralen Ergebnisse z u s a m m e n h ä n g e n d darstellen. Im A n h a n g der Arbeit finden sich z u d e m Exkurse, die u.a. die Anaxagorasdeutung, den

42 Versuche dieser Art finden sich etwa bei N. Block, Readings in Philosophy of Psychology, S. 171-184; H. Putnam, Mind, Language and Reality, darin: Philosophy and our Mental Life sowie: The Nature of Mental States; M. Nussbaum, Aristotle's de motu animalium, S. 67-74. Weitere Literatur findet sich in: T. Leiber, Funktionalismus und Emergenz in Aristoteles' naturphilosophischer Psychologie sowie: D. Perler, War Aristoteles ein Funktionalist? 43 Vgl. hierzu etwa P. Geach, Logic Matters, S. 74-87, W. V. O. Quine, What Price Bivalence? sowie den Entwurf einer plurivalenten Logik durch J. Lukasiewicz, Uber den Determinismus. Berücksichtigt wird auch die intuitionistische Logik M. Dummetts in: Truth and other Enigmas sowie: Elements of Intuitionism, die eine Umdeutung der assertorischen Logik vornimmt.

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Antiholismus und den Essentialismus des Aristoteles vertiefen sowie inhaltliche Bezüge zu anderen Philosophen (Kant und Hegel) aufzeigen. Die vorliegenden Untersuchungen zur aristotelischen Metaphysik bilden zusammenfassend den Versuch, zentrale Lehrstücke des Aristoteles auf die in ihnen enthaltenen transzendentalen Argumente hin durchsichtig zu machen. Dabei kann eine diffizile O r d n u n g erster Prinzipien deutlich werden. Kennzeichen dieser O r d n u n g ist eine Pluralität von in sich bestimmten Seienden, die definitorischen Eigenstand aufweisen und nicht funktional abhängig von anderem sind. Die Analysen des Stagiriten fügen sich so in den zeitübergreifenden philosophischen Dialog u m die Prinzipien theoretischer Wissenschaft ein und bilden den umfassenden Entwurf eines sowohl transzendentalphilosophischen wie realistischen Pluralismus.

I. Die Rechtfertigung von Substanzbegriff und Nichtwiderspruchssatz

β 1 Metaphysik und logische Gesetze Das Seiende als Seiendes Zu Beginn von Buch IV der später als „Metaphysik" bezeichneten Schriften definiert Aristoteles die „Erste Philosophie". 1 Demnach gibt es „eine Wissenschaft, die das Seiende als Seiendes betrachtet und [d.h.] was diesem von sich her zukommt." "Εστίν έπιστήμη τις ή θεωρεί τό öv η öv κ α ι τα τούτω υ π ά ρ χ ο ν τ α καθ' αύτό. (Met. IV. 1, 1003a21-22) Wie in der Einleitung ausgeführt, meint der Ausdruck „Seiendes" den formalen Begriff, die Struktur des separaten Einzelseienden. Der Untersuchungsgegenstand der Ersten Philosophie, das „Seiende", könnte damit auch als „Existierendes" ins Deutsche übersetzt werden. Dieses Seiende bzw. Existierende wird nach Met. IV. 1 n u n nicht in beliebiger Hinsicht betrachtet, sondern „als Seiendes" (fj öv) bzw. bezüglich der ihm von sich her (καθ' αυτό) zukommenden Bestimmungen. Gemeint sind damit Bestimmungen, die die formale Struktur des Einzelseienden charakterisieren. Wie im folgenden gezeigt wird, sind dies für Aristoteles vor allem die numerische und essentielle Einheit und Separatheit, die Nichtwidersprüchlichkeit sowie das ausgeschlossene Widerspruchsmittlere. Wenn Aristoteles also in Met. IV. 1, 1003a26-27 (vgl. 1.3, 983a24ff.) sagt, die gesuchte Wissenschaft habe die „Prinzipien" (άρχαί) und „obersten Ursachen" (άκρόταται α ί τ ί α ι ) des Von-sich-her-Seienden zu untersuchen, sind damit diese formalen Explikationsprinzipien des Gegenstands gemeint. 2 1

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Der Terminus „Erste Philosophie" (πρώτη φιλοσοφία) findet sich explizit in Met. VI.l, 1026a24, vgl. XI.4, 1061b30-31, Phys. 1.9, 192a35-36. Weitere Bezeichnungen sind „Weisheit" (σοφία; Met. 1.1, 981b28, vgl. XI. 1, 1059a 18ff.) oder schlicht „Philosophie" (φιλοσοφία; IV.2, 1004b21). Ein Mißverständnis wäre es, unter den „Prinzipien des Seienden" Prinzipien einer

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I. Rechtfertigung von Substanz u n d Nichtwiderspruchssatz

Daß der vielzitierte und kontrovers gedeutete Ausdruck „Seiendes als Seiendes" (δν η öv) tatsächlich in diesem Sinne zu verstehen ist, kann durch eine Analyse der von Aristoteles verwendeten Termini „von sich her" (καθ' αύτό) bzw. „als solches" (η αυτό) deutlich werden. Zunächst ist festzuhalten, daß die drei Ausdrücke „das Seiende als Seiendes" (τό öv f j öv), „das Seiende von sich her" (τό öv καθ' αυτό) und „das Seiende als solches" (η αύτό) dasselbe bedeuten. 3 Belegstellen für die Definition des „per se" sind vor allem Anal. Post. 1.4 sowie Met. V.18. Wenn ein Gegenstand A (z.B. ein Mensch) in Funktion eines Begriffs Β (z.B. „gebildet") angesprochen und gedacht wird („A ist B", „Dieser Mensch ist gebildet"), so ist der Prädikatsbegriff Β für Aristoteles generell das „von welchem her" (τό καθ' δ) A besteht. 4 Β („gebildet") ist sozusagen „Explikationsprinzip" für A („Mensch"), das als „Explikationsprinzipiat" bzw. ,,-Prinzipiiertes" von Β auftritt. Sofern das Subjekt A n u n in keinem definitorischen Zusammenhang mit Β steht, wird es „gemäß einer wesensfremden Bestimmung" bzw. „beiläufig von anderem her" (κατ' α λ λ ο 5 , κ α τά σ υ μ β ε β η κ ό ς 6 , „per accidens") durch Β angesprochen. Wenn gesagt wird: „Dieser Mensch ist gebildet", enthält das Prädikat gebildet einen Bedeutungsgehalt, der definitorisch gegen den Begriff Mensch abgegrenzt ist. „Gebildet" ist dann „Akzidens" (συμβεβηκός) für den Menschen. 7 Sofern hingegen ein Gegenstand durch einen Begriff beschrieben wird, der in einer begrifflich-definitorischem Verbindung mit ihm steht (z.B. „Mensch ist Lebewesen"), wird dieser Gegenstand „von sich selbst her" (per se) angesprochen (λεγόμενον καθ' αύτό). 8 Es gilt allerdings zu beachten, daß die Unterscheidung von per se- und per accidens-Urteilen bei Aristoteles nicht exakt mit der (modernen) Unter-

3

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„Gesamtwirklichkeit" zu verstehen, also etwa Atome, Lebewesen, noumenale Entitäten etc. In diesem Falle könnte z.B. nicht verständlich werden, weshalb Aristoteles im Anschluß an die Definition der Metaphysik in IV. 1" 2 unmittelbar die Untersuchung der logischen Axiome des NWS und SAM, aus denen heraus das Seiende gedacht wird, anschließt (IV.3-8). τό καθ' αύτό δε και ή αύτό ταύτόν; Anal. Post. 1.4, 73b29f. Diese Bedeutungsidentität ist auch in Met. IV. 1, 1003a26-31 vorausgesetzt. Da die Ausdrücke „von-sich-her" (καθ' αύτό) und „als-es-selbst" (ή αύτό) bei Aristoteles dasselbe bedeuten, ist das „und" (καί) in IV. 1, 1003a21, wie in unserer Übersetzung angedeutet, explikativ zu verstehen. Vgl. Met. V.18, 1022a 14ff.

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Met. VII.6, 1031b 12-14.

6

Met. IV. 1, 1003a30.

7

Vgl. Met. V.30, 1025a 14-30, Anal. Post. 1.4, 73b4.

8

Vgl. Anal. Post. 1.4, 73bl6ff.

§ 1 Metaphysik u n d logische Gesetze

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Scheidung von „analytischen" und „synthetischen" Urteilen zusammenfällt. Per se kann nach Aristoteles etwas nämlich auf zwei Arten ausgesagt werden: Der erste Fall ist das analytische Urteil, bei dem das Prädikat seinem Gehalt nach im Begriff des Subjekts enthalten ist („per se primo modo", im folgenden: „per se I"). In dieser Weise können etwa die Bestandteile der Definition des Subjektbegriffs v o m Subjekt ausgesagt werden: „Ein Mensch ist ein Lebewesen". 9 Auch läßt sich (tautologisch) der Wesensbegriff als ganzer zusprechen („Ein Mensch ist Mensch", 1022a25ff.). 10 Die zweite Art der per rc-Prädikation besteht hingegen umgekehrt darin, daß der Begriff des Subjekts oder dessen einzelne Merkmale im Begriff des Prädikats enthalten sind („per se secundo modo", im folgenden „per se II"). Der prädikativ zugesprochene Gehalt greift also selbst definitorisch auf den Begriff des Subjekts zurück (oder zumindest auf ein einzelnes Merkmal von diesem). Insofern wäre etwa eine „Oberfläche" per se „hell" oder auch „dunkel", denn hell-zu-sein bedeutet helle-Oberfläche-zu-sein. Im Prädikatsbegriff „hell" ist der Begriff der Oberfläche also bereits definitorisch enthalten (73a37ff., 1022a29ff.). Gleiches gilt etwa für die Geradheit und Ungeradheit der natürlichen Zahl. 11 Erst vor dem Hintergrund dieser terminologischen Bestimmungen kann deutlicher werden, was der Ausdruck „Seiendes als Seiendes" bzw. „Seiendes von sich her" tatsächlich bedeutet: das „Seiende von sich her" steht für all diejenigen Bestimmungen, die dem Seienden im Rahmen einer perse-Aus-

9 Vgl. Anal. Post. 1.4, 73a34-35, Met. V.18, 1022a27ff. 10 Das analytische Urteil soll in dem weiteren Sinne verstanden werden, daß auch Tautologien wie „Mensch ist Mensch" als analytisch bezeichnet werden können (vgl. hierzu E. Tugendhat, U. Wolf, Logisch-semantische Propädeutik, S. 42). Auch bei Kant ist der Ausdruck „analytisch" offenbar in diesem Sinne gebraucht. Mit seiner Definition des analytischen Urteils („Analytische Urteile (die bejahende[n]) sind also diejenige[n], in welchen die Verknüfung des Prädikats mit dem Subjekt durch Identität (...) gedacht wird"; KrV BIO) steht Kant damit in platonisch-aristotelischer Tradition. Zur Ablehnung der intensionalen Begriffslogik durch G. W. F. Hegel oder auch W. V. O. Quine siehe § 3, § 13 und Exkurs 1. 11 Vgl. hierzu auch §21. Vom aristotelischen Text in Anal. Post. 1.4 und Met. V.18 her könnten weitere Möglichkeiten der per ie-Prädikation etwa darin gesehen werden, daß etwas als „Substanz" (ούσία), als „artbestimmtes Einzelnes" (τόδε τι) (73b5ff.) betrachtet wird oder auch sofern es keine externe weitere Ursache hat (73bl0ff., 1022a33ff.). In allen Fällen ist der Untersuchungsgegenstand damit jedoch etwas, das nicht in Funktion eines anderen existiert. Diese Versionen des „per se" lassen sich daher mehr oder weniger auf das per se primo modo reduzieren: Wenn ein Subjekt nicht in Funktion eines anderen dasjenige ist, welches es ist, dann benötigt es insofern kein externes Prinzip; folglich kommt sein Bestimmtsein ihm von-sich-her zu und nicht beiläufig-von-anderem her (per accidens). (Siehe dazu auch unten: Das per jc-Seiende als nicht-relationales Seiendes.)

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sage zugesprochen werden können. Sofern per se I (analytisch) vom Seienden gesagt werden kann, daß es „Seiendes", „Eines", „Separates" ist, bedeutet der Ausdruck des „Von-sich-her-Seienden" (öv η öv) eben Seiendes, Eines, Separates oder wodurch der Begriff des Seienden noch erläutert werden mag. Sofern hingegen ein Seiendes (per se II) Quantitatives, Qualitatives, Relationales u.a.m. sein sollte (d.h. qualitativ, quantitativ oder relational bestimmtes Seiendes), ist das Seiende als-von-sich-her-bestimmtes etwas Quantitatives, Qualitatives, Relatives etc. Zusammenfassend bedeutet es demnach, das Seiende „von sich her" bzw. „als von sich her bestimmt" (per se, καθ' αυτό) zu betrachten, diejenigen Bestimmungen in den Blick zu nehmen, die vom Seienden entweder in einem analytischen Urteil prädiziert werden können oder die (nebst anderem) auch seinen Begriff oder den eines seiner Merkmale enthalten.

Die individuelle Substanz als ursprünglich Seiendes Eine Krisis der Bestimmungen des Von-sich-her-Seienden wird in Met. IV. 1-2 von Aristoteles anhand der Frage eingeleitet, welche per ^-Bestimm u n g des Seienden den „primären" Begriff der Ersten Philosophie bilde, in dem Sinne, daß jede andere per ^-Bestimmung des Seienden von jenem Begriff abhängig, dieser seinerseits jedoch definitorisch unabhängig sei. Einerseits nämlich gehörten zwar alle Bestimmungen des Seienden per se ein und derselben Wissenschaft an, überall jedoch gehe eine Wissenschaft vornehmlich auf einen primären (πρώτον) und einheitsstiftenden Begriff, von dem alles übrige abhänge, d.h. in Funktion von welchem es definiert sei. 12 Als diesen Kriterien genügend wird von Aristoteles n u n lediglich das Seiende per se primo modo erwiesen, d.h. das Einzelseiende (Existierende) in seinem analytischen Gehalt, die formale Struktur der Substanz. Das „Primäre" (τό πρώτον) definiert Aristoteles in Phys. VI.5 als „dasjenige, dem seine Bestimmtheit nicht aufgrund dessen zukommt, daß etwas anderes [auch] so beschaffen ist". 13 An anderer Stelle nennt Aristoteles es dasjenige, welches ohne anderes so-und-so bestimmt sein kann, jenes aber nicht ohne dieses. 14 Primär ist etwas also insofern, als es nicht Prinzipiat 12 Vgl. Met. IV.2, 1003bl5-17: δήλον οΰν i m και τά οντα μιας θεωρήσαι fj όντα απαντα. πανταχού δε κυρίως του πρώτου ή επιστήμη, καί έξ οΰ τα α λ λ α ήρτηται, καί δι' δ λέγονται. 13 λέγω δέ πρώτον ö μή τω ετερόν τι αύτοΰ είναι τοιούτον έστιν, Phys. VI.5, 235b33-34. 14 Vgl. Phys. IV.l, 208b35, VIII.7, 260bl5f.

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eines Gleichbestimmten ist, sondern durch-sich-selbst bzw. unmittelbar so ist, wie es ist. Aufgrund dieser Definition erscheint es mißverständlich, das aristotelische πρώτον durch den Deutschen Terminus „Erstes" zu übersetzen; statt dessen soll der Ausdruck des ,,πρώτως öv" im folgenden als „unmittelbares Seiendes" im Deutschen wiedergegeben werden. 15 Wenn das Seiende v o n sich her demzufolge auch (secundo modo) Quantitatives bzw. quantitativ-bestimmtes-Seiendes etc. sein m a g 1 6 , oder gar als Nicht-anders-Seiendes etwas Negatives (1003b7ff., 1069a22ff.), sind diese Bestimmungen immer bereits sekundär, d.h. abgeleitet: ein „Quantitatives" bzw. eine „eigenschaftliche Quantität" meint z.B. lediglich ein Seiendes, welches quantitativ bestimmt ist. Das Seiende per se secundo modo kann folglich definitorisch nur v o m formalen Begriff der Substantialität abgeleitet werden. Die Eigenschaft existiert nicht o h n e das Einzelseiende, dessen Eigenschaft sie ist. Vielmehr definiert sie sich in analytischer Abhängigkeit v o n diesem (καθ' εν, 1003b 15) bzw. allgemein in-Relation-zu-diesem (προς εν). 1 7 Das Einzelseiende selbst fungiert hingegen als Definitionsprinzip (άρχή, 1003b6). Das Quantum kann z.B. nur im Rückgriff auf den Begriff des Seienden, d.h. in Abhängigkeit v o n diesem definiert werden, denn es ist die Quantität „eines" Seienden. Nicht wiederum Funktion eines anderen und damit unvermittelt-primär-Seiendes (πρώτως öv) ist hingegen das Seiende per se primo modo. Aristoteles bezeichnet das Unmittelbare, Von-sich-

15 Definitorisch primär ist demzufolge ein Begriff, der selbst nicht als definiendum von anderem abhängt, sondern eher definiens für anderes ist, das nach ihm benannt wird; vgl. Met. VII.l, 1028a31. Eine hilfreiche Paraphrasierung der aristotelischen Definition des Primären gibt N. Strobach: a ist also genau dann »proton« in bezug auf eine Eigenschaft F, wenn es kein von a unterschiedenes b gibt, das diese Eigenschaft F ebenfalls hat, so daß a F nur deshalb hat, weil b F hat (The Moment of Change, 1,2, Manuskript). Wird das Primäre in Relation zu seinen Prinzipiaten betrachtet, nennt Aristoteles es auch „primärer" (πρότερον), vgl. Met. V.ll, 1019a2ff.; Cat. 12, 14a26; 14b5ff.; Met. IX.8, 1049b4ff., das Sekundäre, Abgeleitete hingegen „Nachgeordnet-Späteres" (ύστερον). 16 Vgl. Met. IV.2, 1003a33-bl5; vgl. VII.l, 1028al-31. 17 Ähnlich steht es nach Aristoteles z.B. um die Bedeutung des Wortes „Gesundheit" (ύγίεια). Wenn der Ausdruck „gesund" (im Sinne der analogia attributionis auch in den Bedeutungen 'gesundheitsförderlich' oder 'gesundheitsanzeigend' gebraucht werden kann, so sind diese Bedeutungen doch immer vom ursprünglichen Begriff der Gesundheit abgeleitet, da sie im Rückgriff auf ihn definiert sind (vgl. Met. IV.2, 1003a34ff.). Vgl. 1003a33. Die Ausdrücke καθ' εν, καθ' δ bezeichnen in einem weiteren Sinne die Stellung des Definierten gegenüber seinen Definitionsprinzipien. Insofern verhält sich das Definierte auch allgemein „relational" (προς εν) zu seinen definientes, vgl. 1003bl3-15; vgl. V.18, 1022al9-22. Im engeren Sinne steht für Aristoteles jedoch nur das analytisch mit dem Definiens identisch gesetzte in einer ,,καθ' εν''-Beziehung zu diesem (ebd. 1022al4ff., 25f.); z.B.: Mensch ist ein Lebewesen, aber die gesunde Gesichtsfarbe ist selbst keine Gesundheit.

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her-Seiende auch als „Usia" (ούσία). 18 Dementsprechend erläutert er die „Usia" in Met. IV.4 als etwas, „für welches nichts anderes das Sein ausmacht" (ούκ άλλο τι τό είναι αύτω, 1007a26-27). Nach Aristoteles haben bereits die Vorsokratiker (implizit) und Piaton (explizit) die „Usia" gesucht. In diesem allgemeinen Sinne bedeutet „Usia" lediglich soviel wie: Ursprüngliches, unabgeleitet-selbständiges Seiendes. Noch nicht notwendig im Begriff der Usia in diesem allgemeinsten Sinne ist etwa enthalten, ob diese eine individuelle Substanz (τόδε τι) und ein Subjekt von Eigenschaften ist. So bleibt ebenfalls offen, ob etwa eine Pluralität von Substanzen anzunehmen sei oder - im Sinne des ontologischen Monismus - nur eine einzige „Weltsubstanz" wie z.B. ein parmenideischmonolythisches „Sein". Ebenfalls unentschieden ist, ob die Substanz platonisch als radikal vom Sinnenfalligen getrennte Idee zu denken ist oder eher als diesem in irgendeiner Weise immanent. Entscheidend ist zunächst nur, daß jeweils unmittelbar Erstes angesetzt wird. Für Aristoteles kommt keine Theorie, die mit dem Begriffspaar Prinzip - Prinzipiat arbeitet, ohne eine Konzeption von Usia aus (wenngleich je ein anderer Name verwendet werden mag). Sofern eine grenzenlose Kette der Prinzipiierung ausgeschlossen ist, muß der Begriff der ursprünglich-unabgeleiteten Einheit verwendet werden, die allein an die Stelle eines unmittelbar ersten Prinzips zu treten vermag. Die Prinzipiierungsrelation setzt damit den Begriff der Usia voraus. Andererseits setzt der Begriff der Usia nicht notwendig diese Relation voraus: Der radikale Monismus des Parmenides etwa behauptet zwar ein (einziges) Ursprüngliches, und damit eine Usia, versteht diese jedoch nicht als Prinzip differenter Prinzipiate, da eine Pluralität von Dingen ausgeschlossen wird (vgl. Phys. 1.2-3). Zusammenfassend ist ein erstes Prinzip notwendig Usia, eine Usia jedoch nicht notwendig Prinzip. Die Usia ist gerade etwas Nicht-Relationales, sie muß nicht notwendig als Prinzip bzw. Relationsglied auftreten. Somit scheint selbst der Ausdruck „Substanz" als gängige Ubersetzung von Usia problematisch, sofern im Wort „Substanz" jedenfalls bereits das „Tragen von Eigenschaften" mitklingt (vgl. Einleitung). Als alternative Ubersetzung von Usia soll daher im weiteren Verlauf dieser Arbeit auch der Terminus des „Ursprünglichen" bzw. „Eigenständigen" (als positive Bezeichnung des

18 Vgl. Met. IV.2, 1003bl6-18; VII.l, 1028a30ff. sowie VII. 13, 1038b28; IX. 1, 1045b29; XII. 1, 1069a 19-26; XII.4, 1071b5; XIV.l, 1088b3.

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Unvermittelten) verwendet werden. 19 Wenn Aristoteles jedoch selbst - wie er durch die Reduktion des Seins der Eigenschaften auf das artbestimmte Einzelseiende (τόδε τι) erläutert - die Usia bereits im engeren, präzisierten Sinne des individuellen Seienden versteht (vgl. Met. IV.2, 1003b6ff., 17ff.), so ist der Begriff der Usia nicht mehr allgemein im Sinne von „ursprünglich Seiendem" zu verstehen, sondern bereits im Sinne eines individuellen, d.h. gegen andere Seiende numerisch separaten, ursprünglich Seienden. 20 Eine weitere Präzisierung des Primärseienden als desjenigen, „was-genauein-Seiendes-ist" (οπερ öv τι, Met. IV.2, 1003b33-3421 ), wird Met. VII.l vornehmen, indem der Terminus des „absolut Seienden" (öv άπλώς, 1028a31) eingeführt wird. Der Begriff άπλώς („absolut") vereinigt für Aristoteles (a) die Bedeutungsmomente von „vollständig, unbeeinträchtigt, schlechthin" 22 sowie (b) von „einfach, ungeteilt". 23 Diese beiden Aspekte weisen eine enge Verbindung auf: Sofern etwas als es selbst nicht vollständig ist, sondern auch Derivat (Funktion) von wesensfremden Bestimmungen ist, wird dadurch eine interne Pluralität grundgelegt und die Einfachheit (b) gesprengt. „Einfach" bzw. „Eines" (εν) kann strenggenommen nur etwas sein, das definitorisch nicht in Abhängigkeit von anderem steht, sondern allein aus seiner eigenen distinkten Wesensdefinition heraus so existiert, wie es existiert (καθ' αυτό πεφυκός, 1028a23). Erst dann ist es separat existenzfähig (χωρίζεσθαι δυνατόν, 1028a24). Nur das Seiende per se primo modo, also die Usia, ist somit - als nicht in Funktion eines anderen stehend (πρώτον) - (a) unbeeinträchtigt und separat abgegrenzt (χωριστόν, Met. VII.3, 1029a 28) sowie (b) Eines (εν). Aus diesem Grunde ist auch allein die Usia „absolutes" Von-sich-her-Seiendes und unmittelbarer Gegenstand der Metaphysik (vgl. Met. IV.2, 1003bl5-17). Das Akzidens bzw. das Seiende sofern es qualitativ, quantitativ, relational etc. bestimmt ist, ist hingegen nicht absolut (unbeeinträchtigt) seiend (οΰδ' οντα ώς άπλώς ειπείν ταΰτα). 24 19 Der Begriff des „Ursprünglichen" meint hier selbstverständlich nicht das erste Glied einer zeitlich-sukzessiven Reihe, wie man bei Beschränkung auf einen neuzeitlichen, etwa bei Hume oder Kant entlehnten Kausalbegriff vermuten könnte. 20 Eine philologische Analyse des τόδε τι findet sich in § 12. 21 Zum Begriff des „όπερ" vgl. § 3. 22 Vgl. Met. IV.6, 1011b22; V.5, 1015b5; V.15, 1020b33. 23 Met. V.3, 1014b5; VI.4, 1027b27; XII.7, 1072a33-34. 24 Vgl. Met. XII. 1, 1069a21-22. - Die Krisis des Seinsbegriffs in Met. IV.2 und VII.l ist seit jeher einer der strittigsten Punkte in der Interpretation der aristotelischen Metaphysik. Der hier vertretene Ansatz versteht „Ontologie" primär als „Usiologie", d.h. als Theorie der Substanz. Eine andere Version hat philosophiegeschichtlich in J. Duns Scotus einen ihrer Hauptvertreter (vergleiche dessen Kommentar zu Met. IV.1-2). Akzidenzien werden von Scotus als im univoken Sinne seiend angesehen wie die Substanz, wenngleich immer

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Das per «-Seiende als nicht-relationales Seiendes Die Reduktion des Von-sich-her-Seienden auf die Substanz macht also deutlich, daß den Gegenstand der Metaphysik das Seiende bildet, sofern es definitorisch nicht „relational", sondern eigenständig ist. Diesem Verständnis der Metaphysik entspricht auch eine Definition der per ^-Bestimmung in Met. V.18: „per se" sei diejenige Bestimmung, die einem einzelnen Ding zukomme, sofern es „alleinig" (μόνω η μόνον) sei. Dementsprechend ist es das „Abgegrenzte", „Separate" (κεχωρισμένον), welches von sich her existiert (vgl. 1022a35-36). Denn indem etwas aus sich selbst heraus gegen anderes abgegrenzt ist, gehört nichts „Außeres" zu seinen Konstitutiva. Folglich untersucht die Metaphysik das Seiende, insofern seine Bestimmungen ihm aufgrund seiner selbst zukommen und nicht in Relation zu Wesensfremdem. Gegenstand der Metaphysik ist also die Struktur des „An-sichSeins". 25 Es ließe sich die Frage stellen, wie per se //-Bestimmungen des Seienden (Qualität, Quantität etc.) noch zum Gegenstandsbereich der Metaphysik gezählt werden können, wenn sie doch Relationalität für die Substanz mit sich bringen. Das quantitative Bestimmtsein einer Substanz definiert sich z.B. im Rückgriff auf den Begriff „Substanz" sowie auf die Kategorie der Q u a n t i t ä t Sofern letztere jedoch dem Begriff der Substanz etwas hinzufügt, weist sie keinen definitorischen Bezug zu diesem auf. Folglich existiert das Seiende per se secundo modo in gewisser Hinsicht auch beiläufig-von-anderem-her {per accidens, κ α τ ά συμβεβηκός, κ α τ ' άλλο).

noch daran festgehalten wird, daß Akzidenzien Substanzen voraussetzen. Wie jedoch anhand des aristotelischen Textes gezeigt wurde, sind die realen Akzidenzien für Aristoteles n u r im Sinne der analogia attributionis existent, was soviel heißt, daß sie es strenggenommen (άπλώς) gar nicht sind. 25 Auf die Nicht-Relationalität der Substanz weist auch Th. Scaltsas hin (Substances and Universals in Aristotle's Metaphysics, S. 65f.). Gemäß Met. XIV, 1088a22-29 k o m m e das Relative am wenigsten als Usia in Frage. Eth. Nie. 1096a20-22 stelle daher die Substanz als per «-seiend konsequenterweise dem Relativen entgegen. Ganz in unserem Sinne übersetzt Scaltsas auch das Begriffspaar καθ' α ύ τ ό - κατ' α λ λ ο / κ α τ ά συμβεβηκός durch „in virtue of h i m s e l f ' - „in virtue of some other". - Die aristotelische Unterscheidung von per se- u n d per accidens-UittAen findet sich im übrigen bereits bei Piaton vorgezeichnet: Wie C. C. Meinwald (Platon's Parmenides) gezeigt hat, bildet die Unterscheidung der Kategorien „in bezug auf sich selbst" (προς αύτό) u n d „in bezug auf anderes" (προς τα αλλά) geradezu einen Schlüssel z u m Verständnis des Parmenides. Der Konzeption dieser Kategorien bei Piaton kann im Rahmen unserer Arbeit jedoch nicht weiter nachgegangen werden.

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Eine Lösung dieses Dilemmas ist allein durch das Mittel der Hinsichtenunterscheidung möglich: Die Substanz kann zwar auch als akzidentell bestimmte Gegenstand der Metaphysik sein, allerdings nur insofern, als dieses Bestimmtsein sich letztlich doch im Rückgriff auf die Substanz als solche definiert: N u r in der Hinsicht, in der der Einzelgegenstand sich eigenständig auch in seinem akzidentellen Bestimmtsein noch als er selbst durchhält, bildet er einen Gegenstand der Metaphysik. In der Hinsicht, in der die per se //-Bestimmtheit hingegen den Charakter der Akzidentalität (Funktionalität) mit sich bringt, fällt die nunmehr „akzidentell" bestimmte Substanz in den Gegenstandsbereich von Einzelwissenschaft und Dialektik. So sind für Aristoteles Aussagen wie: „Dieser Mensch ist groß" zugleich akzidentelle wie per se (secundo »zo^oj-Prädikationen. Akzidentell ist diese Aussage, da ein Mensch als solcher nicht bereits groß ist. Andererseits definiert sich der Begriff des „Großseins" im Rückgriff auf den Begriff des „Körpers". Der „Körper" bildet jedoch ein Definitionsmerkmai des „Menschen". „Dieser Mensch ist groß" bedeutet damit etwa: „Dieses vernunftbegabte körperliche Wesen ist körperlich groß". Dementsprechend ist der Mensch, der per definitionem ein körperliches Wesen ist, auch als ein solches groß. Seine spezifische Prägung geht in sein akzidentelles Bestimmtsein mit ein. 26 Werden die Bestimmungen des Seienden per se secundo modo mit den lediglich im Sinne der analogia attributionis „seiend" genannten Bestimmungen (Qualitatives, Quantitatives, Relationales, Negatives etc.) identifiziert, können die in der Forschungsliteratur diskutieren Probleme u m das öv η öv weitgehend gelöst werden. Diese Probleme basieren unter anderem darauf, daß nicht alle Möglichkeiten des καθ' αύτό-Seins bedacht wurden: Chr. Kirwan zieht etwa nur das „per se primo modo" in Betracht, wenn er das per κ-Seiende mit dem Existierenden gleichsetzt (bzw. mit Sein im Sinne 26

In dieser Weise steht für Aristoteles jedes Prädikat, das grundsätzlich wahr sein kann, zumindest in einer per se //-Beziehung zum Subjekt. Uneingeschränkt akzidentell wäre also paradoxerweise nur ein Prädikat, welches keinerlei per fi-Bezug zum Subjekt aufwiese und damit gar nicht die Möglichkeit hätte, wahr zu sein. Ein Beispiel dafür ist der Satz: „Dieser Stein ist gebildet": Gebildet-zu-sein definiert sich nämlich im Rückgriff auf den Begriff eines intelligiblen und nicht auf den des körperlichen Seienden. Damit ergäbe sich ein Widerspruch, wenn ein Stein „gebildet" genannt wird, denn dann wäre er zugleich ein körperliches und ein nichtkörperliches Seiendes (vgl. § 21). Auf den Zusammenhang von per jf-Prädikation (auch „starke Prädikation" genannt; vgl. G. E. L. Owen, The Platonism o f Aristotle, S. 159) und per accidens-Vx'iáikzúon werden §§ 3-4 noch ausführlicher eingehen. Der in der Literatur verwendete Ausdruck der „starken Prädikation" (strong predication) stützt sich ursprünglich auf Cat. 5, 2all-19, wo Aristoteles essentielle von akzidentellen Bestimmungen dadurch unterscheidet, daß erstere „von einem Subjekt" ausgesagt würden (καθ' υποκειμένου τινός λέγεται), letztere jedoch nur als „in einem Subjekt seiend" (έν ύποκειμένφ τινί είναι).

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I. Rechtfertigung von Substanz und Nichtwiderspruchssatz

von Existenz). 27 Wenn Aristoteles jedoch in Met. V.7, 1017a22ff. sagt, von dem Ausdruck des öv καθ' αυτό gebe es soviele Bedeutungen wie es Kategorien gebe, erklärt sich dies erst schlüssig, wenn das öv η öv gemäß der von uns benannten Möglichkeiten auch des „ens per se secundo modo" verstanden wird. 28 Allerdings sind eben das Quantitative, Relationale, Qualitative etc. - wie gesagt - nur insofern Gegenstand der Metaphysik, als sie einen Seinsmodus der Substanz selbst bilden bzw. insofern die Substanz auch als Quantum, Rektum, Quale mehr oder weniger nicht-relational von sich her (als principium sui) existiert. Primärer Untersuchungsgegenstand der Prima Philosophia ist so doch der Substanzbegriff, das ens per se primo modo, da nur dieses von Relationalität frei bleibt. Von daher erscheint die Tendenz, das per «-Seiende auf die analytische Struktur des ontologisch Existierenden zu reduzieren, auch nicht gänzlich abwegig. Es wäre im übrigen ein Mißverständnis, wollte man die in Met. IV.2 und VII.l von Aristoteles vorgenommene Reduktion des Seins der Akzidenzien auf die individuelle Substanz als Rechtfertigung in einem strengen Sinne auffassen. Es ließe sich nach wie vor bestreiten, daß Akzidenzien (weiß, drei Ellen lang) nur als Modifikationen einzelner Individuen anzusehen seien, ja es ließe sich generell die Notwendigkeit leugnen, so etwas wie Substanzen anzunehmen. In Met. IV.1-2 geht es Aristoteles zunächst eher darum, seinen Entwurf einer Ersten Philosophie zu explizieren und sein Verständnis der Rückführung des Seins der Akzidenzien auf die Substanz

27 Chr. Kirwan, Aristotle's Metaphysics, Books Γ, Δ and Ε, S. 141. 28 Lediglich die analytische Version des per íí-Seienden bedenken ebenfalls u.a. K. Bärthlein, Die Transzendentalienlehre der alten Ontologie, S. 154; S. 157; S. 172; H. Seidl, Beiträge zu Aristoteles' Erkenntnislehre und Metaphysik, S. 144; W . Marx, Einführung in Aristoteles' Theorie vom Seienden oder F. Inciarte, Die Einheit, S. 2. Für E. Tugendhat hingegen reduziert sich die Bedeutung des öv fj öv (bzw. des von-sich-her Seins, καθ' αύτά είναι, Met. V.7, 1017a22) auf die Bedeutung der deutschen Kopula „ist", und zwar sofern diese ein Subjekt je nach verschiedenen Kategorien bestimme. Sofern das „ist" hingegen auch die Funktion erfülle, die differenten Bestimmungen von Subjekt und Prädikatterminus zu verbinden, fungiere es zugleich in anderer Hinsicht als öv κατά συμβεβηκός (vgl. ders., Uber den Sinn der vierfachen Unterscheidung des Seins bei Aristoteles, S. 14 Iff.; vgl. auch: E. Tugendhat, U. Wolf, Logisch-semantische Propädeutik, S. 204.) Dies kommt in gewisser Hinsicht dem nahe, was wir als die beiden Aspekte des per se II ermittelt haben. W. D. Ross gibt statt dessen eine besonders fragwürdige Bestimmung des per «-Seienden, wobei er die formale und die inhaltliche Ebene vermengt. Die per «-Bestimmungen des Seienden hätten das Merkmal, in die Definition aller inhaltlichen Bestimmungen einzugehen, im Sinne der Reduktion: weiß ist eine Farbe, Farbe ist eine Qualität, (vgl. ders. AM I, S. 307; Die Qualität geht hier also als Formalbegriff in die sachhaltige Bestimmung mit ein.) In dieser Interpretation geht jedoch verloren, daß es gerade der Substanzbegriff ist, im Rückgriff auf den auch andere Kategorien wie die Qualität sich formal definieren.

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als prima facie plausibel darzustellen. 29 Die eigentliche (transzendentale) Rechtfertigung der Kategorie eines „ursprünglich Seienden", verstanden als numerisch abgegrenztes Einzelseiendes und möglicher Träger von Eigenschaften, wird erst Met. IV.4 vornehmen (vgl. § 4 dieser Arbeit). Indem die Substanz, der Gegenstand der aristotelischen Metaphysik, als nicht-relational gedacht wird, ist sie zugleich ein „An-sich-Seiendes" im Sinne Kants. Dieses ist ein Ding sofern es nicht in Beziehung auf unsere Anschauungsart existiert (KrV Β 307-8). Wenn die Substanz bei Aristoteles nämlich in jeder Hinsicht eigenständig ist, dann konsequenterweise auch hinsichtlich der menschlichen Erkenntnisfahigkeit. In diesem Sinne stellt Aristoteles das per rc-Seiende in Met. IV.6 auch der Erscheinung (φαινόμενον) gegenüber. Jene existiere lediglich relational, da sie Erscheinung „für jemanden" (τινί) sei (vgl. 101 lal7f.). Das per se-Seiende hingegen existiere nicht relational, sondern an sich. Die aristotelische Metaphysik weist damit zugleich eine dezidiert realistische Stoßrichtung auf; sie strebt Wissen um Seiendes an, sofern dieses gerade nicht in Relation zum erkennenden Subjekt steht. Da der aristotelische Begriff des Seienden καθ' αυτό jedoch primär die Abhängigkeit von Akzidenzien ausschließt, soll hier als Ubersetzung der Ausdruck des „per ^-Seienden" der Vorzug vor dem des „An-sichSeienden" gegeben werden. 30

29 Vgl. auch Phys. 1.2, 185a27ff.; 1.3, 186a29-30. 30 Wie § 14 jedoch zeigen wird, sind eine idealistisch-konstruktivistische Grundposition und die Abhängigkeit des Seienden vom Akzidens für Aristoteles unmittelbar miteinander verbunden. Auch A. Rosas zeigt, daß Kants Ding an sich nicht nur als unabhängig gegenüber dem erkennenden Subjekt, sondern zugleich als nicht-relational bezüglich akzidenteller Bestimmungen konzipiert ist. Kant sei insofern noch der „Ontologie der intelligiblen Welt" eines Leibniz verpflichtet, welche die monadischen Substanzen als zuinnerst nicht-funktional und eigenständig begreife (Transzendentaler Idealismus und Widerlegung der Skepsis bei Kant, S. lOff.). Auf die realistische Konnotation des aristotelischen ens per se weist auch Τ. H. Irwin hin. Im Gegensatz zur Dialektik, die es dabei belasse, Bestimmungen zu erörtern, die den Seienden per accidens zukämen und die Wirklichkeit des Seienden als eines solchen nicht erreichten, wolle die Metaphysik objektives Wissen erlangen (vgl. hierzu Τ. H. Irwin, Aristotle's First Principles, S. 174; S. 546 Anm. 57. Zur Differenz von Ontologie und Dialektik vergleiche man u.a. Met. III.l, 995b2224; IV.2, 1004b25-26; XI.3, 1061b6-10. Wenn die transzendentalen Argumente der Metaphysik ebenfalls einen dialektischen Charakter aufweisen sollen, müssen sie, wie Irwin treffend bemerkt, S. 175f., jedenfalls einer besonderen Form von Dialektik zugeordnet werden, die Irwin „strenge Dialektik" nennt; vgl. hierzu § 2 dieser Arbeit; vgl. auch Top. 1.2, 101a27ff.)

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I. R e c h t f e r t i g u n g v o n Substanz u n d N i c h t w i d e r s p r u c h s s a t z

Die transzendentalen Bestimmungen Der Terminus „Seiendes per se" steht nicht bereits für das Exemplar einer bestimmten Art oder gar für ein konkretes Einzelindividuum, sondern bezeichnet eine intensionale formale Struktur. Unter einem Formalbegriff ist ein Begriff zu verstehen, dem in Gegensatz zu einem inhaltlich-sachhaltigen Begriff keine reale Bestimmtheit unmittelbar entspricht. Der Formalbegriff gibt lediglich Strukturmerkmale an, die in je verschiedenen Sachbereichen analog verwirklicht sind. Primäres Thema der aristotelischen Metaphysik sind also nicht bestimmte Substanzen, sondern die Substantialität selbst nicht bestimmte Gegenstände, sondern die Gegenständlichkeit, nicht die Extension des Substanzbegriffs, sondern seine Intension. Dieser Formalbegriff des Seienden schließt bei Aristoteles zugleich das begriffliche Bestimmtsein in einer wie auch immer gearteten Weise ein. Die Substanz als solche, das ens per se primo modo, hat Essenz, ist formal Individuum dieser oder jener Art (vgl. Met. IV.2, 1003b26ff.). Nicht jedoch k o m m t der Formalstruktur der Substanz wiederum bereits eine bestimmte inhaltliche Essenz zu, etwa diejenige, Mensch zu sein. Indem jedes Seiende, jede Substanz demnach per se primo modo das Merkmal des „essentiellen" Bestimmtseins hat, geht der aristotelische Begriff des öv, des Existierenden seiner Definition nach über den des bloß existierenden Gegenstands in der modernen Logik hinaus: Dasjenige etwa, worauf der moderne Existenzquantor Bezug nimmt, wird meist als von sich her noch gänzlich unbestimmt aufgefaßt. Das aristotelische „Seiende" hingegen ist ein Existierendes, das essentiell zugleich so-und-so, d.h. „irgendwie" bestimmt ist. Insofern bildet es eine ursprüngliche Synthese einer ontisch-existentiellen sowie der prädikativen Bedeutung von „Sein". Nicht unmittelbar gemeint sind hingegen Sein im Sinne des Referierens auf konkrete Einzelseiende, Sein im Sinne der Identität oder der veritative Sinn von Sein (vgl. § 5). 31 Wie die Arbeit im weiteren Verlaufe präzisieren wird (vgl. insbesondere § 3, § 12), läßt sich der Begriff des Seienden für Aristoteles vor allem durch die Begriffe der Einheit und Separatheit erläutern. Beide Begriffe sind wiederum in zwei Aspekte ausdifferenziert. Das Seiende ist als Eines ein nume31 Tugendhats Reduktion des öv η öv auf die „prädikative Bedeutung von Sein" (a.a.O.) scheint etwas zu radikal; der Begriff des Seienden bzw. des Seienden per se erklärt sich offenbar eher aus einer ursprünglichen Synthese von prädikativer und ontisch-existentieller Bedeutung von Sein, die der modernen Separierung dieser beiden Begriffe noch vorausliegt (vgl. F. Inciarte, Die Einheit, S. 2).

§ 1 Metaphysik und logische Gesetze

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risch Eines (εν τ φ άριθμώ, ατομον) u n d existiert zugleich als so-und-so Bestimmtes (είδος, μορφή, λόγος, φύσις), d . h . als begrifflich Eines (εν τ φ ειδει). Die Separatheit ist in komplementärer Weise einmal eine numerische Separatheit (Abgegrenztheit) ( χ ω ρ ι σ τ ό ν - / ώ ρ ι σ μ έ ν ο ν τον ά ρ ι θ μ ό ν ε ί ν α ι ) u n d z u m anderen eine begrifflich-essentielle Separatheit (τω λ ό γ φ χ ω ρ ι σ τ ό ν - / ώ ρ ι σ μ ε ν ο ν ε ί ν α ι ) . „In sich betrachtet" ist die Substanz also Eines, „nach außen h i n " ist sie separat-Abgegrenztes, sowohl numerisch wie begrifflich. 3 2 Die Bestimmungen des Seienden an sich wurden von der lateinischen Scholastik auch „Transzendentalien" genannt. 3 3 Da diese Bestimmungen einem Seienden bei Aristoteles per se primo modo, d . h . analytisch zukommen, fallen sie in den primären Untersuchungsbereich der Metaphysik. Als per se //-seiend hat die Metaphysik jedoch auch all das zu untersuchen, was formal aus dem Begriff der Substanz bzw. der Einheit erklärt wird. Z u m einen das Akzidens oder auch die Eigenschaftsnegation, z u m anderen Begriffe wie „Vielheit" (πλήθος als Gegensatz von Einheit), „Identität" ( τ α υ τότης) u n d „Andersheit" (έτερότης, 1003b33ff., 1004al7ff.) oder deren weitere Differenzierungen, die jeweils n u r im Rückgriff auf den Begriff des Seienden bzw. Einen definiert werden k ö n n e n . 3 4 Es gilt zu beachten, daß d u r c h die Vielheit der analytischen Bestimm u n g e n des Seienden, die dieses als seine Explikationsprinzipien ( ά ρ χ α ί , ά κ ρ ό τ α τ α ι α ί τ ί α ι , vgl. Met. IV. 1, 1003a26-27) definieren, keine Vielheit oder gar Negativität in das Seiende selbst hineingetragen wird. Auch wenn 32 Sowohl die formale Eigenschaft der Artbestimmtheit der Substanz per se I (Essenz) als auch das Merkmal des numerischen sowie begrifflichen „Abgegrenztseins" bzw. „Abtrennbarseins" wird in Met. IV.1-2 jedoch vorerst nur angedeutet (vgl. etwa Met. IV.2, 1003a33-34; b6f.; 1005a3-5; 14ff.). 33 Zum Begriff der Transzendentalien vgl. § 2. Der Systematik der Transzendentalien bei Aristoteles werden §§ 3 und 12 nachgehen, wo sich auch die zentralen Belegstellen für die hier angedeutete Konzeption transzendentaler Bestimmungen bei Aristoteles finden. - In Met. X.10 führt Aristoteles auch jene Merkmale des Seienden an, die später (etwa bei J. Duns Scotus) als „disjunkte Transzendentalien" bezeichnet wurden: Etwa die Eigenschaft des Seienden, entweder vergänglich (φθαρτόν) oder unvergänglich (αφθαρτον) zu sein. 34 Im Gegensatz zur „metaphysial generalis" die den genannten allgemeinen Strukturbegriff der Substanz zu untersuchen hat, lassen sich nach Met. IV.2 untergeordnete Teile der Ersten Philosophie konzipieren (vgl. 1004a2ff.), die dann bereits - ebenfalls intensional einzelne Gattungen von Substanzen zu untersuchen hätten. Dies sind die Physik, die Astronomie und die Theologie, Met. XII. 1, 1069a30-b2. Die Scholastik bezeichnete einen derartigen Teil der Metaphysik auch als „metaphysica specialis". E. Husserl prägte später den Ausdruck der „Regionalontologie" (vgl. Ideen zu einer reinen Phänomenologie, I. § 9). In gewissem Sinne ist die metaphysica generalis bei Aristoteles auch identisch mit der Theologie und unterschieden von der Physik (vgl. Met. VI.l; vgl. hierzu § 19).

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I. Rechtfertigung von Substanz und Nichtwiderspruchssatz

die Einheit des Seienden „für uns" als Negation der Vielheit erläutert werden kann, erklärt sich dies nach Aristoteles lediglich daher, daß die Vielheit „für uns sinnenfalliger" ist. 35 Als solches m u ß das eine Seiende jedoch keineswegs eine Vielheit oder gar Negativität sein; determinatio ist für Aristoteles nicht negatio?b Die Explikationsprinzipien des Seienden sind somit eher dem Bereich des „für uns-" (quoad nos) primär Wißbaren zugeordnet, während Realprinzipien von der Sache her (quoad se, per se) primär sind. Folglich kann die Analyse der Merkmale der Substanz durchaus eine Vielheit ergeben, die jedoch bei Aristoteles durch eine letztgültige, die explikativen Momente synthetisierende Perspektive schließlich zu einer Einheit verbunden wird. 37 Wenn Aristoteles in Met. IV. 1, 1003a26-27 also von „Prinzipien" (άρχαί) und „obersten Ursachen" (άκρόταται αίτίοα) des Seienden spricht, sind damit zunächst Denkprinzipien des Seienden gemeint, d . h . Bestimmungen (υπάρχοντα, 1003a22), die dem Seienden im Rahmen einer per ίί-Aussage zugesprochen werden können. 3 8 Aber gerade weil die Substanz eine Einheit bildet, sind ihr Seinscharakter, ihre Einheit und Separatheit von der Sache her nichts Verschiedenes, sondern fallen zusammen.

Die logischen Gesetze als Proprien des Seienden Eine Zwischenstellung inmitten der analytischen Merkmale des Seienden und der per se //-Bestimmungen nehmen die sogenannten „Proprien" bzw. „Eigentümlichkeiten" (ϊδια) des Seienden ein, welche die Erste Philosophie ebenfalls zu untersuchen hat (Met. IV.2, 1004bl5-17), z.B. die Identität mit sich selbst oder die Differenz gegen anderes. Gleich den ens per se II-Be-

35 Met. X.3, 1054a23-29; vgl. § 3. 36 Vgl. Exkurs 1. Zur Unterscheidung „für sich" - „für uns" (quoad se - quoad nos) vgl. Phys. I.l.

37 Die Transzendentalien sind für Aristoteles offenbar nicht nur koextensiv, sondern fallen von der Sache her sogar intensional, d.h. der Bedeutung nach zusammen. Eines, Seiendes, Substanz seien identisch, sagt Aristoteles in IV.2, 1003b31-32, Substanz oder Einheit seien exakt dasjenige, was es heiße ein Seiendes zu sein, οϋδεν ετερον τό εν παρά το δν. ετι δ' ή έκαστου ούσία εν έστιν ού κατά συμβεβηκός, ομοίως δε καί δπερ öv τι. Anders bei Thomas von Aquin (De Ver. I.l). 38 Die Gleichsetzung von άρχαί und υπάρχοντα in bezug auf IV.l löst den Einwand einer mehrdeutigen Definition der Metaphysik (vgl. etwa K. Bärthlein, Die Transzendentalienlehre der alten Ontologie, S. 156). J. Owens (The Doctrine of Being in the Aristotelian 'Metaphysics' S. 124; 272) sieht durch άρχαί hier gar die vier Arten von Ursachen bei Aristoteles angesprochen.

§ 1 Metaphysik u n d logische Gesetze

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Stimmungen bilden auch jene keine Bedeutungskonstitutiva f ü r das Seiende, wie etwa auch die natürliche Zahl nicht dadurch definiert wird, daß sie entweder gerade oder ungerade ist. 39 D e n n o c h k o m m t dieses („disjunkte") P r o p r i u m jeder Zahl u n d nur der Zahl immer zu. 4 0 Gleich den per se IBestimmungen k o m m t ein P r o p r i u m seinem Gegenstand jedoch notwendig zu. 4 1 Aristoteles drückt diese Zwischenstellung der propria auch dadurch aus, daß er sie „per «-Akzidenzien" ( σ υ μ β ε β η κ ό τ α καθ' α ύ τ ά ) nennt. 4 2 Der Charakter des Propriums k a n n damit durch eine Analyse des aristotelischen Notwendigkeitsbegriffs weiter erhellt werden. Ein Prädikat k o m m t nach Aristoteles einem artbestimmten Subjekt exakt d a n n „notwendig" zu, wenn es erstens faktisch allen Individuen von Art des Subjekts immer zuk o m m t ( κ α τ ά π α ν τ ό ς ) , u n d wenn zweitens eine per ^-Beziehung zwischen Subjekt u n d Prädikat besteht. D a n n nämlich - so Aristoteles - sei eine derartige Prädikation „allgemeingültig" (καθόλου) bzw. „notwendig" (έξ α ν ά γ κ η ς , vgl. Anal. Post. 1.4, 73b25-28). Mit „Notwendigkeit" k o m m t nach obiger Definition entweder eine per se /-Eigenschaft ihrem Gegenstand zu (vgl. 73bl6-18) oder eben auch ein Proprium. Als formales P r o p r i u m des Seienden wäre so etwa seine disjunkte Eigenschaft zu nennen, in bezug auf ein anderes entweder identisch oder different zu sein. 4 3 Der Status des Propriums ermöglicht es zugleich, die Frage zu lösen, ob Beweisprinzipien wie etwa der Satz v o m ausgeschlossenen Mittleren (SAM) oder der Nichtwiderspruchssatz (NWS) derselben Wissenschaft angehörten wie die Denk- bzw. Explikationsprinzipien der Substanz. 4 4 Zu Beginn von Met. IV.3 bejaht Aristoteles diese Frage mit der Begründung, daß jene Axiome erstens von allen Seienden gelten würden (IV.3, 1005a22) sowie zweitens

39 Vgl. 1004blOff.; vgl. Top. 102al8. 40 Die lateinische Scholastik definierte das Proprium durch die Merkmale omni - semper soli, vgl. M.-Th. Liske, Essentialismus, S. 228ff.; S. 415. Das klassische Beispiel eines Propriums ist die Eigenschaft der „Lachfahigkeit" (risibilitas) in bezug auf den (entwickelten) Menschen. Vgl. auch Τ. H. Irwin, Aristotle's First Principles, §§ 32; 38; S. 507 Anm. 38. 41 Vgl. Anal. Post. 1.6, 75a28f.; Top. 102al8; T. H. Irwin, a.a.O., S. 507, Anm. 38. 42 Met. III. 1, 995b20, 25; Anal. Post. 75bl, 83bl9; vgl. Met. V.30, 1025a30-34. 43 Nach Met. X.3 werden das Andere (ετερον) oder das Identische (ταύτόν) von jedem in bezug auf jedes ausgesagt, sofern jedes von ihnen ein Eines und Seiendes ist (vgl. Met. X.3, 1054b 18-19). Für Aristoteles werden Gegenstände sinnvollerweise auch mit sich selbst verglichen. Der Gegenstand wird dann „in bezug auf sich selbst als ein anderes" betrachtet. Identität (ταυτότης) ist für Aristoteles dann allgemein eine Einheit des Seins, entweder unter mehreren oder bei einem, wenn man es als Mehrheit ansieht (Met. V.9, 1018a7-9). 44 Dies ist die sogenannte „2. Aporie"; vgl. Met. III.2, 996b27f.

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I. Rechtfertigung v o n Substanz und Nichtwiderspruchssatz

auf das Seiende-/w-rc zuträfen (a24, 27). Damit sind sie folgerichtig notwendige (996b29ff.) bzw. allgemeingültige (1005a35) Eigenschaften des Seienden: Jeder Substanz m u ß ein beliebiger Begriff notwendig zu- oder abgesprochen werden, d . h . die Substanz ist notwendig so oder nicht-so bestimmt (SAM), unmöglich jedoch kann die Substanz auch zugleich so sein wie nicht so sein (NWS). 45 Von jeder Substanz gelten demnach allgemeingültig und notwendig der Satz vom ausgeschlossenen Mittleren und der Nichtwiderspruchssatz (vgl. Met. II.2, 996b29-31). Aus diesem Grunde gehören die Beweisprinzipien des NWS und SAM auch in den engeren Untersuchungsbereich der Ersten Philosophie, denn diese hat vorrangig allgemeingültig-notwendige (καθόλου) Bestimmungen des An-sich-Seienden aufzufinden (vgl. Met. IV.l, 1003a24; 3, 1005a35ff.). An dieser Stelle entsteht die Schwierigkeit, daß es sich bei per if-Bestimmungen (άρχαί) des Seienden u m Begriffe handeln muß, der Nichtwiderspruchssatz oder der Satz vom ausgeschlossenen Mittleren jedoch Aussagen bilden. Wie kann ein Satz also eine Eigenschaft bilden? Auch in Anal. Post. 1.10 scheint Aristoteles die Axiome jedoch parallel zu Bestimmungen des Seienden zu behandeln. 4 6 Dementsprechend wäre eine Eigenschaft des Seienden nicht der Nichtwiderspruchssatz, sondern eher die „Nichtwidersprüchlichkeit", und auch nicht der SAM, sondern eher das „ausgeschlossene Widerspruchsmittlere". 4 7 N u n lassen sich die Nichtwidersprüchlichkeit bzw. das ausgeschlossene Mittlere jedoch nicht als per se /-Eigenschaften des Seienden ansehen. Der Satz vom ausgeschlossenen Mittleren und der Nichtwiderspruchssatz sind bei Aristoteles nicht analytisch wahr, denn beide Axiome greifen bereits auf

45

Zu den verschiedenen Formulierungen von NWS und SAM vgl. § 6-7. Wir unterscheiden terminologisch nicht zwischen einer „per jc-Bestimmheit des Seienden" und einer „Bestimmtheit des per ji-Seienden" Von der Sache her geht es jeweils um die Selbstbezüglichkeit eines Seienden, welches seiner Bestimmung nach als principium sui begriffen wird. (Eher in diesem freieren Sinne übersetzen Bonitz-Seidel, AM, S. 123; S. 135 im Gegensatz zu Kirwan, S. 3; S. 6.)

46 Vgl. E. Tugendhat, Rezension von W. Wieland, Die aristotelische Physik, S. 551, Anm. 1. 47 Der widersprüchliche Gehalt ist eine begriffslogische Konjunktion eines Begriffs und seines Negativbegriffs. Der widerspruchsmittlere Begriff ist eine begriffslogische Negation der Disjunktion kontradiktorischer Begriffe. (Eine Aufschlüsselung dieser Termini sowie entsprechende Formalisierungen finden sich im weiteren Verlauf der Arbeit; vgl. § 3; § 10.) Unter „Begriffslogik" (bzw. Inhalts-, Merkmalslogik) soll eine Logik verstanden werden, in der über Begriffe (Wortbedeutungen, Merkmale) prädiziert wird und nicht über reale Gegenstände (Substanzen). - Da Begriffe nur Merkmale haben und keine akzidentellen Eigenschaften erster Ordnung, kommen als begriffslogische Prädikationen für Aristoteles nur tautologisch-analytische Aussagen in Frage.

§ 1 Metaphysik u n d logische Gesetze

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den Begriff der Negation zurück. 48 Dieser bildet für Aristoteles jedoch kein Definiens für den Begriff des Seienden; das Seiende ist nicht Funktion des Nichtseienden. 49 NWS und SAM sind daher keine bloßen Tautologien. Die Eigenschaften der Nichtwidersprüchlichkeit und des ausgeschlossenen Mittleren greifen jedoch umgekehrt bereits auf den Begriff des Seienden zurück. Ein Seiendes ist gemäß dem SAM notwendig so oder nicht so, d.h. So -Seiendes oder Nicht-so-Äze«*/« etc. Somit geben die logischen Gesetze zumindest per se //-Eigenschaften des Seienden an und kommen folglich nur dem Seienden zu („soli"). Da der NWS und SAM zudem eine allgemeine Gültigkeit besitzen (κατά παντός; „semper"/„omni") bilden die Charakterisierungen des Seienden durch die logischen Axiome folgerichtig proprienhafte formale Kennzeichnungen des Seienden (vgl. Met. IV.2, 1004bl5). Aus dem Gesagten wird ersichtlich, weshalb auch die beiden logischen Axiome einen zentralen Gegenstand der aristotelischen Metaphysik bilden. Zugleich wird deutlich, daß die Formulierung dieser Axiome bereits auf vorgelagerte Grundbegriffe der Ersten Philosophie zurückgreifen muß. Wenn eine Rechtfertigung der Axiome folglich dem Vorwurf der petitio principii entgehen möchte, hat sie zugleich eine Verteidigung ontologischer Grundkategorien wie „Existierendes" (ursprüngliches Seiendes, individuelle Substanz), „Eines", „Identisches", „Abgegrenztes", „Différentes", „Subjekt", „Prädikat", „Negation" etc. anzustreben. Diese konzeptuellen Möglichkeitsbedingungen der Gesetze des SAM und NWS lassen damit zum einen den Umfang deutlich werden, der sich für eine Rechtfertigung logischer Gesetze notwendig ergibt. Zum anderen kann durch den Aufweis begriffsbildender philosophischer Vorentscheide, die in die Formulierung der Axiome miteingehen, auch die ontologische Relevanz der Axiome offenbar werden. Die ontologischen Vorbedingungen etwa der prädikatenlogischen „kanonischen Notation", in der sich der NWS notieren läßt als —i3x (Fx & —.Fx), scheinen hingegen in der modernen Logik und Sprachanalytik weitgehend ausgespart zu bleiben. Wenn der Existenzquantor jedoch im Sinne eines „logischen Existenzbegriffs" angeben mag, daß bestimmte Begriffe exemplifiziert sind, verweist er, wie bereits in der Einleitung vermerkt, zugleich auf Gegenstände, d.h. existierende Gegenständ^ die im Sinne der jeweiligen Prädikate bestimmt sind. Der „logische" Existenzbegriff ist also nur im Rückgriff auf einen „ontologischen Existenzbegriff' sinnvoll, und exakt diese 48 Vgl. J. Lukasiewicz, Über den Satz v o m Widerspruch, S. 12. 49 Vgl. Exkurs 1; vgl. Anal. Post. 1.25, 86b33-36.

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I. Rechtfertigung von Substanz u n d Nichtwiderspruchssatz

formale Struktur des ontologisch Existierenden ist der Gegenstand der aristotelischen Metaphysik. Wer folglich die Grundlagen der kanonischen Notation erhellen will, muß zugleich die Frage zulassen, was es für Gegenstände letztlich heißt, „zu existieren" 50 , und solange diese Frage nach dem Begriff und den formalen Eigenschaften des in dieser Weise „Existierenden" sinnvoll ist, bleibt es auch das aristotelische Projekt einer ersten Philosophie. 51

§ 2 Transzendentale Prinzipien und ihre pragmatische Rechtfertigung Erste Prinzipien Jede theoretische Wissenschaft zielt nach Aristoteles auf Wissen von Seiendem. 1 Proprien des Seienden wie die Nichtwidersprüchlichkeit oder das ausgeschlossene Mittlere bilden daher zugleich die Prinzipien von Logik und theoretischer Wissenschaft. Nach Anal. Post. 1.4 greift jede deduktiv 50 Vgl. F. Inciarte, Eindeutigkeit und Variation, S. 234. 51 Man solle nicht meinen, daß die Quantifikation über „Raum-Zeit-Stellen", wie sie etwa J. Bennett im Rahmen seiner Feldmetaphysik vorschlägt (A Study in Spinoza's Ethics, §§ 20-26), auf den Begriff des abgegrenzten Gegenstands verzichten kann. In diesem Falle werden dann eben Raum-Zeit-Stellen für Gegenstände genommen, bzw. der Begriff des Gegenstands, des ontologisch-Existierenden, wird auf Raum-Zeit-Stellen appliziert. E. Tugendhat hat gezeigt, daß selbst Quine den Begriff des existierenden Gegenstands anerkennen müsse, wenn er sage: zu sein heiße so viel wie Wert einer Variablen bzw. möglicher Bezugspunkt eines Pronomen zu sein (vgl.: Die sprachanalytische Kritik der Ontologie, S. 26-27). Tugendhat zeigt außerdem, daß der Begriff des existierenden Gegenstands dem Allquantor zugrundeliegt. - Die Differenzierung zwischen logischem und ontologischem Existenzbegriff findet sich auch bei Aristoteles selbst. In Anal. Post. II.7, 92b 13 sagt er, aus der Wesenseigenschaft bzw. der Gattung eines Gegenstandes folge keineswegs, daß jenes Wesen bzw. jene Gattung tatsächlich existiere, denn Wesen und Existenz seien verschieden (το δ' είναι ούκ ουσία ούδενί· ού γαρ γένος t ò öv). Hier verwendet Aristoteles den Seinsbegriff also exakt in der Bedeutung von „Sein" im Sinne logischer Existenz. Auch das „esse ut verum" (öv ώς αληθές) von Met. VI.2, 1026a34-35 kann, indem es letztlich die Prädikation eines Begriffs von einem Subjekt wahr nennt, als Angabe der tatsächlichen Exemplizifierung jenes Begriffs gelesen werden. Die Möglichkeitsbedingung dafür, die Wahrheit einer Prädikation im Sinne des Exemplifiziertseins des Prädikatgehalts zu denken, ist für Aristoteles jedoch die Formalstruktur des individuellen Seienden (öv, ούσία), dem überhaupt erst Eigenschaften zukommen können. Am Ende wird Aristoteles die Existenz des realen Gegenstands verbal im Sinne eines Wirklichkeitsvollzuges (ένέργεια) begreifen (vgl. dazu § 18f.; vgl. Met. VIII.1, 1042a24ff.; IX. 1, 1045b32ff.; VI.2, 1026b 1-2). 1

Vgl. Met. VI. 1.

§ 2 Transzendentale Prinzipien und ihre pragmatische Rechtfertigung

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beweisende Einzelwissenschaft auf erste logische Prinzipien zurück, die selbst nicht wieder auf vorgängigen Aussagen basieren. Gemäß Anal. Post. 1.9, 76al6-19 empfängt die Einzelwissenschaft diese Prinzipien von einer höheren (κυρία) Wissenschaft. Als „Erste Philosophie" (πρώτη φιλοσοφ ί α 2 ) ist es - entsprechend der aristotelischen Definition des „Ersten" (πρώτον) - die Metaphysik, die nicht dadurch Philosophie ist, daß etwas anderes Philosophie ist, sondern die zugleich ihre eigenen Axiome bereitstellt und rechtfertigt. Die „Wissenschaft vom Seienden als Seienden" habe, so Met. IV.3, als höchste Wissenschaft die Explikationsprinzipien des Gegenstandes (άρχαί του πράγματος, 1005b 10) thematisch zu beinhalten. Ein „zuhöchst sicheres Prinzip allen Seienden" (βεβαιότατη άρχή πασών, 1005bl8f.), definiert Aristoteles als Prinzip, bezüglich dessen man sich nicht täuschen könne (διαψευσθήναι αδύνατον, 1005b 11-12). Täuschung sei bei einem solchen Prinzip deshalb unmöglich, da es maximal einsichtig (γνωριμωτάτην, bl3) und nicht bloß hypothetisch gültig (άνυπόθετον, bl4) sei.3 Außerdem sei ein derartiges Prinzip eine Möglichkeitsbedingung für Erkennen und Wissen, bilde also ein Erkenntnisapriori: „(...) Maximal Sicheres unter allen Prinzipien ist ein solches, bei dem Täuschung unmöglich ist; denn derartiges m u ß notwendig am einsichtigsten sein, (alle täuschen sich ja n u r über das, was sie nicht einsehen,) u n d es m u ß nicht bloß hypothetisch gelten. D e n n ein Prinzip, das jeder notwendig besitzen m u ß , der irgend etwas von dem Seienden erkennen soll, ist nicht hypothetisch, u n d was jeder wissen m u ß , der irgend etwas erkennen soll, das m u ß er bereits [zum Erkennen] mitbringen." (Met. IV.3, 1005bll-17). 4

Hypothetisch wäre ein Satz, der in seiner Gültigkeit bereits auf der logischen Gültigkeit eines anderen basierte. Ein oberstes Axiom bildet jedoch die Möglichkeitsbedingung (άρχή) von Denkens und Erkennen von Seiendem; es muß vorausgesetzt werden, sofern Wissen um Seiendes möglich sein soll, und ist folglich maximal einsichtig sowie nicht nur hypothetisch gültig. Dieser Definition eines sichersten Prinzips entspricht nach Aristoteles u.a. der Nichtwiderspruchssatz: Es ist unmöglich, daß derselbe Prädikat-

2 3 4

Vgl. Met. VI. 1, 1026a24; XI.4, 106 lb30-31. Vgl. hierzu bereits Piatons Staat 510B. βεβαιότατη δ' άρχή πασών περί ήν διαψευσθήναι αδύνατον γνωριμωτάτην τε γαρ άναγκαΐον είναι τήν τοιαύτην (περί γαρ α μή γνωρίζουσιν, άπατώνται πάντες) και άνυπόθετον. ήν γαρ άναγκαΐον εχειν τον ότιοΰν ξυνιέντα των όντων, τοΰτο ούχ ύπόθεσις· ô δέ γνωρίζειν άναγκαΐον τφ ότιοΰν γνωρίζοντι, καί ήκειν έχοντα άναγκαΐον.

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I. Rechtfertigung v o n Substanz und Nichtwiderspruchssatz

gehalt demselben Gegenstand zugleich und in derselben Hinsicht zukomme und auch nicht zukomme (Met. IV.3, 1005bl9-20) bzw. daß man dies so annehme (1005b23-24, vgl. IV.4, 1005b35ff.). Oberste Axiome sind für Aristoteles demnach nicht bloß Prinzipien der deduktiv beweisenden Einzelwissenschaft 5 , sondern Möglichkeitsbedingungen von Denken und Erkennen generell. Da sich für Aristoteles jeder Akt des Denkens (bzw. der geistigen Erkenntnis) im geistigen affirmierenden oder negierenden Urteil vollendet (selbst wenn sein Gegenstand als νοητόν zunächst nur induktiv erkannt wurde; vgl. Met. IV.7, 1012a2-5), folgt alles Denken in seiner propositionalen Form den logischen Gesetzen bzw. besteht in deren Aktualisierung. 6 Inwiefern für Aristoteles bereits jeder prädizierende Denkakt den NWS voraussetzt, wird deutlich, wenn er es für ausgeschlossen erklärt, zur Verteidigung des NWS vom jeweiligen Opponenten zu verlangen, eine Aussage, d.h. eine Affirmation oder eine Negation auszusprechen (Met. IV.4, 1006al8-21). Wer aussagt, d.h. entweder ein Prädikat einem Subjekt zu- oder abspricht, verhält sich bereits entsprechend dem NWS: er spricht zu und insofern nicht ab, bzw. er spricht ab und insofern nicht zu. Im Kontext der Rechtfertigung des NWS eine assertierende Sprachpraxis einzufordern bedeutete daher strenggenommen bereits eine petitio principii? Der Status eines ersten logischen Axioms kommt bei Aristoteles allerdings nicht nur dem NWS zu, sondern auch dem Satz vom ausgeschlosse5

Vgl. Anal. Post. 1.4, 71bl9-23; 31-33

6

Vgl. Met. IV.3, 1005b32-35; vgl. auch Anal. Post. 1.2, 72a5-18; 1.10, 76a38-b2; 1.11, 77al012; 22-25. Der N W S ist für Aristoteles hinsichtlich geistiger Akte also deskriptiv und nicht präskriptiv, er beschreibt ein Sein u n d nicht ein Sollen. Wenn ein Sprecher sich verbal widersprechen sollte, heißt das für Aristoteles nicht, daß der Widerspruch auch gedanklich realisiert wird, vgl. dazu §§ 6 und 11.

7

Nach dem Gesagten wird auch der Einwand von J. Lukasiewicz fraglich, der N W S würde n u r im Falle indirekter Beweise in den Syllogismus eingehen (Uber den Satz des Widerspruchs, S. 23). Der Nichtwiderspruchssatz m u ß nicht unbedingt als explizite Prämisse in einen Syllogismus eingehen, u m von diesem vorausgesetzt zu werden. Bereits die schlichte Behauptung eines propositionalen Gehaltes folgt nach Aristoteles dem NWS, indem sie nicht sowohl Affirmation u n d Negation ist, u n d sie folgt dem SAM, sofern sie nicht weder Affirmation noch Negation ist. - Chr. Pietsch wendet ein, der N W S beinhalte bereits eine gewisse Anzahl logisch-semantischer Kategorien, welche damit prinzipieller seien als dieser selbst, folglich k ö n n e der NWS nicht G r u n d u n d Anfang des Denkens sein (Chr. Pietsch, Prinzipienfindung, S. 295). Damit hat Pietsch zwar in gewissem Sinne recht, in der Hinsicht jedoch, in welcher die Grundeinheiten von Denken und Logik Assertionen sind, ist der N W S auch ein voraussetzungsloses Denkprinzip, d . h . ein formales Urteil, welches nicht auf einem anderen Urteil basiert. - Z u m Vorwurf von J. Lukasiewicz, das Identitätsgesetz sei prinzipieller als der NWS, also sei der NWS kein oberstes Denkgesetz (Über den Satz des Widerspruchs, S. 12) vgl. Exkurs 1.

§ 2 Transzendentale Prinzipien u n d ihre pragmatische Rechtfertigung

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nen Mittleren. In der Weise, wie der NWS dem assertorischen Denken vorgibt, nicht zugleich Affirmation und Negation zu sein, verwehrt der SAM dem Urteil zugleich weitere Modi außer Affirmation oder Negaton: «tertium non datur«. Die in Met. IV.3 angesprochene Unabgeleitetheit des NWS k o m m t diesem eher hinsichtlich der Axiome der Einzelwissenschaften zu (von denen zuvor die Rede war; IV.3, 1005a33ff.) und bedeutet nicht, daß etwa der SAM ein Derivat des N W S wäre. 8 Met. III.2, 996b27-31 führt NWS und SAM gemeinsam als Denkaxiome auf und Anal. Post. 1.1 nennt die korrespondierenden semantischen Prinzipien als Beispiele für „zuvor Erkanntes" (71al4-15), welches als Denkaxiom Möglichkeitsbedingung von Wissenszuwachs sei (72al4f.). Wenn Aristoteles den NWS also als sicherstes bzw. maximal sicheres Prinzip (βεβαιοτάτη ά ρ χ ή πάσων) bezeichnet, das als nicht bloß hypothetisch gültiges (άνυπόθετον) Prinzip anderer Axiome sei, schließt dies nicht aus, daß dasselbe ebenfalls für den Satz vom ausgeschlossenen Mittleren gilt. Der Superlativ βεβαιοτάτη ist eher im Sinne eines „Elativs" zu verstehen, welcher einer Vielheit von Dingen offensteht. Auch der SAM ist für Aristoteles damit notwendig (vgl. Met. IV.7, 101 lb2324); er genügt den Kriterien des sichersten Axioms (Gewißheit, Voraussetzungslosigkeit) und ist gleich dem Nichtwiderspruchssatz eine Möglichkeitsbedingung assertorischen Denkens. Die zentrale Stellung des NWS im Kontext der Definition des sichersten Axioms in Met. IV.3 ergibt sich also lediglich daraus, daß Aristoteles im unmittelbaren Anschluß zunächst den NWS rechtfertigt (Met. IV.4-6), den SAM jedoch erst später in Met. IV.7-8. Die These, daß sich ein Widerspruch nicht einmal annehmen ließe, selbst wenn er verbal behauptet werde 9 , führt bei Aristoteles - wie bereits in der Einleitung vermerkt - nicht zu einem allein auf Evidenz verweisenden Dogmatismus. Wenngleich die ersten Axiome für Aristoteles maximal evident sind und ihre Gültigkeit nicht erst Funktion einer Rechtfertigung sein kann, entzieht er sich nicht einer Rechtfertigung der Prinzipien im philosophischen Diskurs. 1 0 Die Schwierigkeit, die sich bei der Rechtfertigung oberster logischer Axiome jedoch ergibt, ist nach Aristoteles die des drohenden logischen Zirkels (1006a20-21) oder auch eines unendlichen Regres-

8

Vgl. auch Chr. Kirwan, AM, S. 116.

9

Vgl. Met. IV.3, 1005b24-31; vgl. XI.5, 1062a31.

10 Die moderne Logik begnügt sich hingegen nahezu durchgängig mit dem Hinweis auf Evidenzen oder mit der These der Beliebigkeit prinzipieller logischer Vorentscheide. Zu diesem „Dezisionismus" in der zeitgenössischen Logik vgl. E. Tugendhat, U. Wolf, Logisch-semantische Propädeutik, S. 51.

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I. Rechtfertigung von Substanz u n d Nichtwiderspruchssatz

ses (lOOóaS-í?).11 Wollte man einen deduktiven Beweis dieser Axiome antreten, so müßte man auf weitere Prämissen zurückgreifen. Werden diese als noch prinzipieller angesetzt, stellt sich wiederum die Frage nach ihrer Rechtfertigung, womit sich der Regreß ergibt. Werden hingegen keine höheren Prämissen angenommen, so verbleibt nur noch die Möglichkeit der petitio principii, d.h. des logischen Zirkels, etwa indem der NWS bereits zum Bestandteil der ihn rechtfertigenden Argumentation würde. 12

Aristotelische Metaphysik und Transzendentalphilosophie Als einen ebenfalls ungeeigneten Versuch, logisch-ontologische Gesetze zu rechtfertigen, bezeichnet Aristoteles in Met. IV.3 den Weg über abstraktiv naturphilosophische Untersuchungen. Wer dies versuche, beweise damit nur seine Defizite in logisch-analytischer Schulung, denn auch die Naturphilosophie erfolge unter Voraussetzung von Denkprinzipien: „Die Naturphilosophie ist zwar auch eine Weisheit, aber keine unvermittelte [[d.h. keine, die von sich selbst her bestand hat]]. U n d das Unterfangen [einer naturphilosophischen Prinzipienerhebung] bei einigen v o n denjenigen, die sich zur Frage der Stimmigkeit der Prinzipien äußern, beruht auf Mangel an logischer Bildung. D e n n ein Wissen in diesen Dingen m u ß man bereits [zur naturphilosophischen Forschung] mitbringen, und darf es nicht erst [bei dieser] zu gewinnen suchen." (Met. IV.3, 1005bl-5) 1 3

Aristoteles wendet sich mit diesem Einwand offenbar gegen Denker, die perspektivistische, differenzverneinende Elemente bei Heraklit, Anaxagoras, Empedokles und Demokrit aufgriffen 1 4 , und mit der Begründung, daß die Prozessualität der Sinneswelt diese als indifferent erscheinen lasse (Met. IV.5, 1010a7ff„ 1009b 12ff.), den NWS und auch den SAM für unzutreffend hielten (Met. IV.4, 1006a2). Aristoteles gesteht den Herakliteern an anderer Stelle durchaus zu, daß Sinneswelt und prozessuale Dinge Fälle bilden, in

11 Siehe hierzu bereits die Einleitung der Arbeit. Vgl. auch Anal. Post. 1.3, 72b5-18. 12 Vgl. Einleitung. Ausführlich beschäftigt mit jenem Trilemma (bzw. „Münchhausentrilemma") der Prinzipienrechtfertigung (Diskursverweigerung, Regreß, Zirkel) hat sich T. H. Irwin in „Aristotle's First Principles", Teil I. 13 εστι δέ σοφία τις καί ή φυσική, άλλ' οΰ πρώτη, δσα δ' έγχειροΰσι των λεγόντων τίνες περί της αληθείας, δν τρόπον δει άποδέχεσθαι, δι' άπαιδευσίαν των αναλυτικών τούτο δρώσιν· δει γαρ περί τούτων ήκειν προεπισταμένους, άλλα μη άκούοντας ζητειν. Vgl. auch IV.7, 1011a8-10. Intern explizierende Einsetzungen, die ich aus Gründen der Verständlichkeit vornehme, werden in eckige Klammern gesetzt. 14 Vgl. W. D. Ross, AM I, S. 262.

§ 2 Transzendentale Prinzipien u n d ihre pragmatische Rechtfertigung

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denen logische Gesetze nur eingeschränkte Gültigkeit besitzen (Met. IV.5, 1010al5ff.). 15 Die Naturphilosophie kann folglich die Denkformen, in denen sie Sinnendinge erkennt, d.h. den Substanzbegriff, den NWS etc., nicht aus der Sinnenwelt selbst rechtfertigen. Eher noch sieht sie sich dem Problem gegenüber, an diesen Prinzipien trotz der Prozessualität und Potentialität der Phänomenwelt festzuhalten (vgl. § 16-18). Die Frage, ob die Sinneswelt allein einen Fluß von Sinnesdaten bildet oder ob das menschliche Denken prinzipiell von der Existenz von Individuen ausgehen muß, kann von der Naturphilosophie allein also nicht beantwortet werden. Folglich können auch formale Eigenschaften des Individuums wie die logischen Gesetze für Aristoteles nicht durch empirische Untersuchungen der Phänomenwelt verifiziert oder falsifiziert werden. Als Möglichkeitsbedingungen (άρχαί) jeder assertierenden Denktätigkeit treten die obersten Axiome in Met. IV.3 daher als apriorische Urteile auf, die nicht empirisch-induktiv, sondern transzendental zu rechtfertigen seien. 16 Mit der als nichtempirisch konzipierten Erhebung erster Prinzipien in Met. IV scheint Aristoteles seine Theorie der Induktion erster Prinzipien in Anal. Post. 11.19 zu korrigieren. In noch undifferenzierter Weise wird dort die explizite Erfassung nicht nur inhaltlicher Allgemeinbegriffe, sondern auch formaler Denkprinzipien der Epagoge, d.h. der am Sinnlichen ansetzenden Abstraktion zugewiesen (99b36ff., 100al4ff.). Mag Met. IV damit 15 Wahrend der Phase eines Prozesses sind z.B. weder die Ausgangs- noch die Endbestimmung dieses Prozesses vollständig gegeben. Eine ausführliche Analyse dieser aristotelischen Position findet sich in § 16. 16 Wie E. Tugendhat bemerkt, kann der Begriff des Seienden auch deshalb nicht durch Abstraktion gewonnen werden, da es dann etwas geben könnte, das nicht als Seiendes bezeichnet werden dürfte, denn die Abstraktion besteht im Differenzieren (vgl. ders., Einführung in die sprachanalytische Philosophie, S. 38; vgl. auch I. Husik, Aristotle on the Law of Contradiction and the Basis of the Syllogism, S. 215; H. W . Noonan, An Argument of Aristotle on Non - Contradiction, S. 166; Chr. Pietsch, Prinzipienfindung bei Aristoteles, S. 295). Tugendhat ist jedoch zu widersprechen, wenn er die sprachanalytische Formalisierung eines Aprioris wie des Gegenstandsbegriffs erst der Neuzeit zuordnet (ebd.). - An dieser Stelle kann auch kritisch auf W. Wielands Plädoyer zugunsten der Eigenständigkeit der aristotelischen „Physik" eingegangen werden (vgl. ders., Die aristotelische Physik, S. 13-15). Wieland weist darauf hin, daß sich die Überlegungen der „Physik" als eigenständige, an der alltäglichen Sprache orientierte Prinzipienermittlung verstünden und nicht den Eindruck erweckten, die Prinzipien von einer übergeordneten prima philosophia her zu empfangen. Gegen Wieland muß jedoch betont werden, daß aus der Perspektive der (wohl in späterer Zeit) konzipierten „Metaphysik" der „Physik" keine wissenschaftliche Eigenständigkeit mehr eingeräumt werden kann. So sinnvoll es hermeneutisch sein mag, die „Physik" aus sich selbst heraus zu begreifen, mit der Konzeption der „Metaphysik" wird - wie auch etwa E. Tugendhat in seiner Rezension kritisch vermerkt - die „Physik" für Aristoteles als Prinzipienlehre sekundär (vgl. E. Tugendhat, Rezension von W. Wieland, Die aristotelische Physik, S. 544).

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I. Rechtfertigung von Substanz u n d Nichtwiderspruchssatz

hinsichtlich der bewußten Erhebung formaler Prinzipien eine Revision von Anal. Post. 11.19 v o r n e h m e n , so findet sich doch bereits in den Analytiken die Konzeption eines impliziten Erkenntnisaprioris: O h n e eine Art vorgelagerten Wissens sei keinerlei weiterführende Erkenntnis möglich. Auch der Habitus eines explizit-vollendeten (άφωρισμένον, 100al2) Prinzipienwissens k ö n n e erst auf der Grundlage einer vorangehenden Erkennensdisposition erworben werden. 1 7 Alle Sinnenwesen hätten in dieser Weise eine angeborene Fähigkeit zur erkennenden Differenzierung, nämlich zumindest das Vermögen sinnlicher W a h r n e h m u n g . 1 8 Im folgenden unterscheidet Aristoteles die verschiedenen Ebenen von Erkenntnis, wobei die im Allgemeinbegriff gipfelnde Abstraktion, die f ü r ihn eine spezifische Fähigkeit des Menschen ist, niedere Arten erkennender Differenzierung ( W a h r n e h m u n g , Erinnerung, Erfahrung) voraussetzt. Wenngleich Anal. Post. 11.19 also im Gegensatz zu Met. IV.3 die Reflexion der Erkenntnisprinzipien n o c h analog zur Abstraktion inhaltlicher Allgemeinbegriffe begreift, so steht auch in den Analytiken bereits fest, daß die erkennende Seele habituell in solcher Weise beschaffen sein m u ß , daß sie als differenzierendes Vermögen Erkenntniseindrücke a u f n e h m e n kann. 1 9 Das Apriori geistiger Erkenntnis, welches alles als Seiendes, Eines u n d Separates erfassen läßt, ist damit nicht erst Resultat einer vorgelagerten Prinzipienreflexion, da auch diese erst a u f g r u n d der Disposition der Erkenntnisprinzipien erfolgen kann. In diesem Sinne weist Met. IV.3, 1005b 15 (loc. cit.) eindeutig darauf hin, daß derjenige, der etwas erkennen oder denken soll, bestimmte D e n k f o r m e n bereits besitzen (εχειν) m u ß . A m Ende wäre es auch unverständlich gewesen, wenn Aristoteles, der in Met. IX u n d De An. II-III eine diffizile Theorie der seelischen Tätigkeitsvermögen ent17 εί δέ λαμβάνομεν μή έχοντες πρότερον, πώς αν γνωρίζοιμεν και μανθάνοιμεν έκ μή προϋπαρχούσης γνώσεως; αδύνατον γαρ (99b28-30). (...) φανερόν τοίνυν ότι οϋτ' (...) άγνοούσι καί μηδεμίαν εχουσιν εξιν έγγίνεσθαι. ανάγκη αρα εχειν μέν τινα δύναμιν (...) (b30-33). 18 φαίνεται δέ τοΰτό γε πάσιν υπάρχον τοις ζφοις. εχει γαρ δύναμιν σΰμφυτον κριτικήν, ήν καλοΰσιν αϊσθασιν (99b34-35). 19 ή δε ψ υ χ ή υπάρχει τοιαύτη ούσα οϊα δύνασθαι πάσχειν τοΰτο (100al3f.). Den Hinweis auf die etwas versteckte Aprioritätsthese in Anal. Post. 11.19 verdanke ich M.Th. Liske: Lassen sich in Aristoteles' Theorie des Nous Erkenntniselemente a priori aufweisen?, S. 24ff. Gegen Liske sehe ich dort jedoch allein ein formales Erkenntnisapriori angesprochen, nicht aber eine habituelle Präfiguration sachhaltig-inhaltlicher Artbegriffe bzw. Differenzen. Eine solche wäre wohl eher dem Piatonismus zuzuordnen. - Eine weitere Revision der Analytiken durch die Metaphysik besteht darin, daß es nach Anal. Post. 11.19, lOOblOf. keine Wissenschaft von den ersten Prinzipien geben kann, da erste Prinzipien nicht deduktiv abzuleiten sind. Dem setzt Met. IV das Konzept einer indirekt-sprachpragmatisch begründenden Transzendentalwissenschaft entgegen.

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wickelt, nicht zumindest ansatzweise die Brücke zwischen der Analyse des menschlichen Denkvermögens und der Logik geschlagen hätte. 2 0 Wie die Merkmale des Seienden (numerische sowie begriffliche Einheit und Abgegrenztheit) können auch die Substanzpropien der Nichtwidersprüchlichkeit oder des ausgeschlossenen Mittleren „transzendental" genannt werden. Der Begriff „transzendental" hat zweifellos im Laufe der Philosophiegeschichte eine nicht unerhebliche Wandlung in seiner Bedeutung vollzogen. Ein sich durchhaltender Bedeutungsgehalt könnte jedoch darin gesehen werden, daß ein Transzendentalbegriff die inhaltlichen Differenzen der Dinge maximal übersteigt („transcendit"), dabei jedoch die Tiefenstruktur aller partikulären Sachbereiche möglicher Erkenntnis gattungsübergreifend (formal) erfaßt und so die Form bildet, in der konkrete Dinge erkannt und gedacht werden. 21 Dadurch, daß die klassischen „Transzendentalien" wie Seiendes, Einheit, Abgegrenztes (ens, unum, ali[ud]quid\ vgl. § 3) sowie die proprienhaften Eigenschaften des Seienden (Nichtwidersprüchlichkeit und ausgeschlossenes Mittleres etc.) in Met. IV als Möglichkeitsbedingungen von Denken und Erkennen verstanden werden, lassen sie sich mit den transzendentalen Prinzipien bei Kant vergleichen. Ein entscheidender Unterschied zum Transzendentalbegriff im „transzendentalen Idealismus" besteht jedoch darin, daß die transzendentalen Begriffe, also z.B. die Substantialität und deren notwendige Eigenschaften, von der auf Aristoteles zurückgehenden realistischen Tradition auch als Merkmale des vom Gedacht- bzw. Erkanntwerden unabhängigen „An-sich-Seienden" verstanden werden. 22

20 Durch die Abhängigkeit allen propositionalen Erkennens und Denkens von dem Substanzbegriff etc. läßt sich auch der Vorwurf entkräften, die Definition der Metaphysik als allgemeingültige Wissenschaft vom An-sich-Seienden sei inkonsistent und unzulänglich (vgl. etwa W . Mesch, Ontologie und Dialektik bei Aristoteles, S. 20f.). Mesch möchte die Einheit und Allgemeinheit der Metaphysik statt dessen an ihrer „Untersuchungsweise" als transzendentaler Selbstüberschreitung der Dialektik festmachen (S. 192). Diese Schwierigkeiten um die Definition der Metaphysik und ihre Allgemeinheit resultieren jedoch oftmals daraus, daß der Begriff des Seienden eher extensional statt intensional gedeutet wird. Sobald jedoch deutlich wird, daß es Aristoteles vor allem um die intensionale Struktur der Substantialität geht, die auch die Einzelwissenschaften voraussetzen müssen, wird der primäre Status der Ersten Philosophie unmittelbar ersichtlich. § 19 wird zeigen, daß es aus dieser Perspektive nicht einmal mehr einen Widerspruch bildet, wenn Aristoteles die Metaphysik gleichermaßen als Ontologie wie als formalintensionale Theologie versteht. 21 Einen ähnlichen „gemeinsamen Nenner" der verschiedenen philosophischen Konzeptionen des „Transzendentalen" sieht J. de Garay, Différencia y Libertad, S. 37-38. 22 Vgl. auch § 1. Eine Diskussion des aristotelischen „Realismus" wird erst in § 14 erfolgen. Die aristotelische Rechtfertigung der Axiome, die in den nächsten Kapiteln referiert

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I. Rechtfertigung von Substanz und Nichtwiderspruchssatz

Es ist jedoch zu beachten, daß sich auch bei Kant die Transzendentalphilosophie zunächst, d . h . per definitionem neutral gegenüber der Frage nach der Außenwelt verhält (und damit auch einer möglicherweise eigenständigen Außenwelt.) Die aristotelische metaphysica generalis transzendentalphilosophisch zu lesen ist jedenfalls insofern unproblematisch, als unter einer Transzendentalphilosophie lediglich verstanden wird, (a) die nichtempirische Erschließung von apriorischen formalen Begriffen und Urteilen, die die Möglichkeitsbedingung von Denken und Erkennen bilden, wobei (b) die Frage nach einer Extension jener Begriffe, nach konkreten Gegenständen (KrV Β 25-26) bzw. nach Objekten, die gegeben wären (B 873), ausgespart bleibt. 23 Eine Transzendentalphilosophie ist per definitionem also nicht bereits transzendentaler Idealismus. Die Definition der Transzendentalphilosophie impliziert noch nicht, daß „alle Gegenstände einer uns möglichen Erfahrung" in Zeit und Raum außer unseren Gedanken „keine an sich gegründete Existenz haben", wie es die Kernthese des transzendentalen Idealismus besagt (KrV Β 518-9). Die Transzendentalphilosophie könnte damit sowohl realistisch wie nichtrealistisch gewendet werden; transzendental erschlossene apriorische Prinzipien können - zumindest prima facie - Reales an sich erkennen lassen oder eben auch nicht. Sofern logisch-semantische Grundbegriffe und Axiome in Met. IV.3 also als Prinzipien des Erkennens „unabhängig von aller [konkreten] Erfahrung" (vgl. KrV Β 117) konzipiert sind, können sie als „apriorisch" bezeichnet werden. Ein möglicher Einwand ließe sich darin sehen, daß sich ein habitus primum principiorum auch nach Met. IV.3 erst im Vollzug einer ersten gegenständlichen Erkenntnis voll etablieren könnte. Diese Eröffnung einer vollen Disposition wäre nach IV.3 jedoch lediglich als Aktivierung latent (habituell) vorhandener Strukturen des geistigen Erkenntnisvermögens zu interpretieren und nicht als etwas durch Wiederholung und Erinnerung induktiv-empirisch Erworbenes. Aber auch für Kant werden Begriffe, die einerseits apriorisch sind, andererseits erst durch „Gelegenheitsursachen" „in der Erfahrung" erzeugt, die „den ersten Anlaß geben, die ganze Erkenntniskraft in Ansehung ihrer zu eröffnen" (KrV Β 118).24

wird, kann auch auf der Basis eines zunächst antirealistischen Grundansatzes nachvollzogen werden. 23 Zur Unterscheidung von Intension und Extension der Prinzipien bei Aristoteles vgl. Met. VII.2, 1028b27-32; X.l, 1052bl-15; vgl. hierzu § 13 und § 16. 24 Kant selbst bezeichnet die scholastische Metaphysik, welche die Begriffe unum - verum bonum als Begriffe a priori ansetze, als „Transzendentalphilosophie der Alten" (KrV Β 113).

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Transzendentaler Realismus als Mittelweg zwischen Idealismus und empirischem Realismus Unsere transzendental-realistische Deutung der aristotelischen Prinzipienlehre durchbricht gleichsam eine noch aus der Zeit der Neoscholastik herrührende Frontstellung zwischen einer am transzendentalen Idealismus orientierten Lesart der aristotelischen Denkprinzipien und einer eher konservativ-neuthomistisch ausgerichteten Apologie des aristotelischen Realismus. 2 5 Der scholastische Vorbehalt gegen die Transzendentalphilosophie hielt sich dabei v.a. an den Lehrsatz: „nihil in intellectu, quod non fuerit in sensu", welcher sich wiederum an Anal. Post. 11.19 orientiert. Wie gezeigt wurde, sind die erkenntnisleitenden Denkprinzipien in der Metaphysik als solche jedoch nicht mehr - gleich den inhaltlich-sachhaltigen Bestimmungen - Resultate eines vorgeschalteten Abstraktionsvorgangs. § 14 wird darlegen, daß das scholastische Hauptbedenken gegen eine transzendentale Lesart der Metaphysik, der Verdacht, hier werde notwendig der ontologische Realismus verspielt, gegenstandslos ist. Die Denkprinzipien können apriorisch sein und zugleich Realität an sich erfassen. Mit unserer Interpretation knüpfen wir folglich an diejenigen Positionen in der Aristotelesforschung an, in denen bereits diese oder jenen transzendentalen Momente in der Philosophie des Aristoteles nachgewiesen wurden. In diesem Zusammenhang ist etwa auf K. Bärthleins „Die Transzendentalienlehre der alten Ontologie, Bd. 1" zu verweisen, wo dieser die Transzendentalien bei Aristoteles transzendentalphilosophisch als formale Möglichkeitsbedingungen von Erkenntnis versteht. Met. IV.3, 1005b 15f. belege eindeutig, daß die Prinzipien in der Metaphysik als ein Apriori des Verstehens begriffen würden, und es sei unverständlich, daß diese transzendentalphilosophische Aprioritätslehre in gängigen Darstellungen der aristotelischen Erkenntnistheorie regelmäßig unterschlagen werde. 26 Eine gene-

25 Diese Frontstellung wird etwa noch deutlich bei H. Seidls Rezension von K. Bärthleins: Die Transzendentalienlehre der alten Ontologie, Bd. 1. Die Transzendentalienlehre im Corpus Aristotelicum. Zur neoscholastischen Apologie des Realismus vgl. J. Gredt, Die aristotelisch-thomistische Philosophie, Bd. II, S. 62-82. Wie oftmals übersehen wurde, plädiert Thomas von Aquin selbst für ein apriorisches Verständnis der ersten formalen Prinzipien (vgl. z.B. S. c. G. 1.7) 26 Vgl. K. Bärthlein, a.a.O., S. 155f.; S. 213-215; S. 376. Der Vorwurf H. Seidls, Bärthlein interpretiere Aristoteles idealistisch (vgl. ders. a.a.O.), trifft nicht zu (vgl. etwa K. Bärthlein, a.a.O., S. 214). Abgesehen von der genannten Grundthese geht Bärtlein in der Einzelanalyse der aristotelischen Prinzipien jedoch zumeist andere Wege als ich.

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I. Rechtfertigung von Substanz und Nichtwiderspruchssatz

rell transzendental-realistische Perspektive liegt auch F. Inciartes Essay: „Die Einheit der aristotelischen Metaphysik" zugrunde. Zugleich könnte der Versuch W . Wielands genannt werden, die aristotelischen Prinzipien von der Verdinglichungstendenz des traditionellen Aristotelismus durch eine an der Sprache orientierte Aristoteles-Interpretation zu befreien. 2 7 Wieland greift unserer Untersuchung vor, wenn er sagt, man könne die Methode der aristotelischen Prinzipienforschung als „transzendentale Reflexion auf die Bedingungen der Möglichkeit alles inhaltlichen Wissens" bezeichnen (S. 144). Wieland möchte hier jedoch jede neuzeitliche, am Erkenntnissubjekt orientierte Ausdeutung vermieden wissen 28 und sich primär an die Sprache halten. Wir gehen in diesem Punkt bereits etwas weiter, ohne selbstverständlich das geistige Erkenntnisvermögen bei Aristoteles im Sinne einer neuzeitlichen Subjektivität verstehen zu wollen. Auf jeden Fall gibt es auch nach Wieland keinen Bereich der Wirklichkeit, der sich für Aristoteles radikal dem Bereich des λόγος entzöge; indem Aristoteles sprachlich-semantische Strukturen untersucht, analysiert er zugleich die Strukturen der Wirklichkeit. 2 9 Insofern Wieland die aristotelischen Prinzipien dann jedoch als formale Gesichtspunkte („Topoi", S. 203) begreift, die sich als Hilfsmittel zur O r d n u n g der Tatsachen der Erfahrung erst in ihrer „Leistungsfähigkeit" zu bewähren hätten (S. 217) und dabei prinzipiell reversibel blieben (S. 350-51), korrespondiert seine Physik-Deutung nicht mehr dem transzendental-realistischen Ansatz der Metaphysik. 3 0 In der Metaphysik werden die Denkprinzipien statt dessen in endgültiger Weise als auf Realität an sich bezogen verstanden. Folglich sind sie zugleich als i m m u n gegen jede Art von Falsifikation eingestuft. 31 Auch die Möglichkeit 27 Vgl. W . Wieland, Die aristotelische Physik §§ 3-5. 28 Ebd.; vgl. auch S. 7; S. 45f. 29 Ebd. S. 144-145. Zu dieser Korrespondenz vgl. auch § 14 dieser Arbeit. Hier gehen wir auch weiter auf W. Wieland Warnung ein, das neuzeitliche Subjekt-Objekt-Schema auf Aristoteles zurückzuprojizieren. 30 Gleiches gilt für I. Düring, der der Interpretation Wielands weitgehend folgt (Aristoteles. Darstellung und Interpretation seines Denkens). 31 Eine Kritik dieser Position Wielands findet sich u.a. bei E. Tugendhat (Rezension von W. Wieland, Die aristotelische Physik), E. Happ (Hyle, S. 48) oder M.-Th. Liske (Essentialismus, S. 215, Anm. 1). Zum Status der Prinzipien vgl. auch: A. Code, Aristotle's Investigation of a Basic Logical Principle, S. 342f. sowie F. Inciarte, Die philosophische querelle, S. 359; S. 368. Selbst in den Analytiken werden Axiome wie der NWS und SAM für Aristoteles „auf natürliche Weise und durch sich selbst erkannt" (Anal. Pr. 11.16, 64b34f.; Top. 1.1, 100a30f.) und dabei als „durch sich selbst notwendig" verstanden (Anal. Post. I. 11, 76b23). An dieser Stelle wäre auch den Grundthesen von W.Jaeger (Aristoteles. Grundlegung einer Geschichte seiner Entwicklung) oder P. Aubenque (Le Problème de Γ Être chez Aristote) zu widersprechen, die meinten, Aristoteles habe ganz

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einer sprachpragmatischen Verteidigung logischer Gesetze, die Aristoteles in Met. IV skizziert, ist nicht in dem Sinne zu verstehen, daß die Gültigkeit jener Gesetze erst Ergebnis der gelungenen Verteidigung würde. Eine Verteidigung dieser dem Denkvermögen vorgegebenen Strukturen ist immer bereits a posteriori. Die Prinzipien bilden für Aristoteles als Möglichkeitsbedingungen des Denkens bereits den Ermöglichungsgrund jeglicher Art von Untersuchung und Diskurs. 32

Die indirekte pragmatische Verteidigung logischer Gesetze Wenngleich die Grundbegriffe und Axiome bei Aristoteles als Prinzipien (Möglichkeitsbedingungen) des Denkens konzipiert sind, findet der methodische Zugriff auf sie und ihre Rechtfertigung in Met. IV unter Bezugnahme auf die Sprache und die Sprachpraxis statt. Die Klammer zwischen Logik und Sprachpragmatik bildet dabei die semantische Dimension der Sprechakte. Ausgangspunkt einer nichtzirkulären Verteidigung logischer Grundgesetze ist für Aristoteles die pragmatische Notwendigkeit, daß sich ein potentieller Opponent der Axiome mit Hilfe von Sprachzeichen verständlich machen und diesen Instrumenten seiner Kommunikation semantisch eine Bedeutung unterlegen muß: „Es läßt sich jedoch ein widerlegender Beweis für die Unmöglichkeit jener [gegnerischen Leugnung des N W S ] führen, sofern der O p p o n e n t nur überhaupt etwas sagt. D e n n tut er nicht [einmal] dies, so wäre es lächerlich, gegen jemanden, der überhaupt kein Wort bereithält, eine begriffliche Argumentation

im Sinne moderner Systemfeindlichkeit nicht über vorläufige Ergebnisse hinausgehen wollen (vgl. dazu H. Happ, Hyle, S. 65, Anm. 278-9). Auch R. M. Dancy (Sense and Contradiction, S. 141) meint, nichts spreche seitens des Aristoteles dagegen, daß eines Tages ein guter Grund gegen den NWS angeführt werden könnte (vgl. dagegen F. Inciarte, Defence of PNC, S. 135). Dancy scheint hier einen von Quine her inspirierten Holismus an Aristoteles heranzutragen und so keinem Satz den Status absoluter Gültigkeit zuzugestehen. 32 Allerdings ist einzuräumen, daß die aristotelische Unterscheidung von Sachverhalt und Kenntnisstand (von „quoad se" und „quoad nos"·, vgl. Phys. 1.1) auch auf die Prinzipien des Denkvermögens angewandt werden könnte. Die apriorischen Prinzipien mögen dann so sein, wie sie sind, ob die Philosophie sie indes mit letzter Gewißheit zu ermitteln vermag, könnte strittig bleiben. Es sollte Aristoteles im Falle der Prinzipienreflexion also zumindest kein neuzeitliches Gewißheitspostulat unterstellt werden. Zur Unterscheidung von Prinzipien an sich und Prinzipienreflexion vgl. auch K. Bärthlein, a.a.O., S. 155; S. 213. Zur Erhebung der Prinzipien bei Aristoteles vgl. generell Chr. Pietsch, Prinzipienflndung bei Aristoteles.

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I. Rechtfertigung von Substanz und Nichtwiderspruchssatz zu versuchen, d e n n als solcher ist er der Pflanze gleich." (Met. IV.4, 1006a 1115) 3 3

Als Anknüpfungspunkt für seine transzendentale Deduktion wählt Aristoteles also die Notwendigkeit für einen möglichen Gegner logischer Gesetze, überhaupt etwas zu sagen. Dann könne eine „indirekte Widerlegung" einsetzen, in der der Opponent von sich aus die Voraussetzungen der argumentativen Auseinandersetzung vorgebe. 34 Diese indirekte Widerlegung ist nun, wie gesagt, nicht als deduktiver indirekter Beweis zu verstehen. Auf keinen Fall - so Aristoteles - dürfe z.B. von einem Gegner des NWS verlangt werden, einen Urteilssatz auszusprechen, d.h. einem Subjekt einen definiten Begriff zu- oder abzusprechen, denn dies liefe auf eine petitio principa hinaus. 35 Die an einen möglichen Opponenten gerichtete Anweisung, etwas Bedeutungshaltiges zu äußern (1006al3, 21), darf somit nicht als Auf-

33 εστι δ' απόδειξαν έλεγκτικώς καί περί τούτου ότι αδύνατον, έάν μόνον τι λέγη ό άμφισβητών· έάν δέ μηδέν, γελοΐον τό ζητείν λόγον προς τον μηδενός έχοντα λόγον [ή μή εχει; cod. Laur.87]. όμοιος γαρ φυτώ ό τοιούτος ή τοιούτος ήδη. In diesem Sinne erläutert auch die Parallelstelle in Met. XI.5 die Notwendigkeit, den beiderseitig gebrauchten Wörtern bestimmte Bedeutungen zuzulegen: „Es müssen diejenigen, welche ihre Gedanken untereinander austauschen wollen, etwas voneinander verstehen; denn wie könnte denn, wenn dies nicht stattfindet, ein gegenseitiger Gedankenaustausch möglich sein? Es muß also jedes Wort bekannt sein und etwas, und zwar eines und nicht mehreres bedeuten; hat es mehrere Bedeutungen, so muß man erklären, in welcher von diesen man das Wort gebraucht", Met. XI.5, 1062all-16. Zum Forschungsstreit um Met. XI vgl. § 6. In ähnlicher Weise äußert sich Met. IV.7 zur Möglichkeit einer Rechtfertigung des SAM: „Der Anfang [der Widerlegung] gegen alle diese [Gegner des Satzes vom ausgeschlossenen Mittleren] ergibt sich aus der Definition. Eine Definition nämlich entsteht daraus, daß sie ja notwendig etwas ausdrücken müssen; diejenige Bedeutung nämlich, deren Zeichen das Wort ist, wird zur Definition" (Met. IV.7, 1012a21-24). 34 Vgl. IV.4, 1006al5-18: „Den widerlegenden Beweis (έλεγκτικώς άποδείξαι) aber unterscheide ich von dem [deduktiven] Beweis (άποδείξαι); wollte man diesen führen, so würde man das zu Erweisende vorauszusetzen scheinen. Ist hingegen der andere [der Opponent] Ursache dessen, was [zu jenem Beweis] vorausgesetzt wird, so ergibt sich eine [indirekte] Widerlegung, nicht jedoch ein Beweis. 35 „Der Ausgangspunkt [bezüglich eines solchen indirekten Beweises] besteht jedoch nicht darin, daß man vom Gegner verlangt, er solle erklären, daß etwas [so-und-so] sei oder nicht [so-und-so] sei (ούχί το άξιούν ή είναί τι λέγειν ή μή είναι), denn dies würde man bereits für eine Annahme des zu Beweisenden ansehen, sondern daß er eine Bezeichnung von etwas gibt, welche für ihn wie für einen anderen [verständlich ist]. Denn das ist [zumindest] notwendig, sofern er überhaupt etwas sagen will. [Gibt er] hingegen keinen [sprachlichen Ausdruck vor], so gäbe es für ihn auch keinen Begriff, weder einen für ihn selbst noch für einen anderen verständlichen" (Met. IV.4, 1006al8-23; vgl. auch IV.8, 1012b5-8). Dieser letzte Satz spielt offenbar auf Piatons Theaitet 189E an. Die indirekte Widerlegungsfigur in Met. IV.4 ist folglich streng zu unterscheiden vom indirekten Beweis in Anal. Pr. (1.23, 41a23ff.; vgl. Anal. Post. 26; 87a Iff.), der in seinem Kernstück gerade zunächst auf den NWS und dann auf den SAM zurückgreift.

§ 2 Transzendentale Prinzipien und ihre pragmatische Rechtfertigung

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forderung zur Aussage verstanden werden, wie dies etwa bei T. H. Irwin36 oder F. F. Schwarz geschieht.37 Würde der Opponent nämlich aufgefordert, einen Satz zu behaupten, würde bereits von ihm verlangt, sich sprachlich entsprechend dem NWS und dem SAM zu verhalten. Zudem würden dem Gegner auf diese Weise eine Fülle logisch-semantischer Differenzierungen gleichermaßen „untergeschoben", etwa die Unterscheidung zwischen einem Seienden und dessen Eigenschaften bzw. zwischen Subjekt und Prädikat oder zwischen Affirmation und Negation.38 Dies wäre jedoch nur eine subtilere Art der petitio principii, die Aristoteles gleichfalls zu vermeiden sucht.39 Der von Aristoteles eingeschlagene Lösungsweg einer transzendentalphilosophischen Rechtfertigung von Denkprinzipien ist damit ein pragmatischer bzw. ein sprachpragmatischer. Ausgangspunkt der indirekt rechtfertigenden Argumentation ist lediglich das Verhalten, das ein möglicher Gegner vollzieht, der sich am philosophischen Diskurs beteiligen möchte. Die Minimalbedingung für die Teilnahme an einem Gespräch besteht für Aristoteles darin, daß Sprachzeichen verwendet werden, deren Bedeutung für die am Gespräch beteiligten Parteien verständlich sind und die gegebenenfalls in ihrer Bedeutung eingegrenzt werden können. Gesteht der Opponent nicht einmal dieses zu, entzieht er sich dem Diskurs und verliert so seine Relevanz als philosophischer Gesprächspartner.40 Äußert er jedoch ein bedeutungshaltiges Sprachzeichen, steht es ihm zunächst frei, semantische Kategorien wie „Subjekt", „Substanz", „Prädikat", „Affirmation", „Negation", „Widerspruch", die Begriffe „wahr" und „falsch" für Unfug zu erklären oder einfach zu ignorieren. Die von Aristoteles vorgeschlagene Form einer Rechtfertigung des NWS, des SAM und der diesen zugrundeliegenden logisch-semantischen Kategorien besteht also in einer radikalen ad hominem-Argumentation. iyAd hominem" zu argumentieren bedeutet allgemein, dem Gegner eine bestimmte (als falsch erachtete) Position zuzugestehen, und selbst auf deren Grundlage die eigene These noch in einer Weise zu begründen, die der Opponent akzeptieren muß. Die Radikalität der Argumentation ad hominem, die Aristoteles in Met. IV.4 skizziert, besteht also darin, dem Gegner als Diskussionsgrundlage selbst die Ablehnung der

36

T. H . Irwin, Aristotle's First Principles, S. 181ff.; S. 548 Anm.3.

37

F. F. Schwarz, AM, S. 91. Zur Auseinandersetzung mit deren Positionen vgl. auch § 6.

38

Vgl. J. Lear, Aristotle and Logical Theory, S. llOff.

39

Vgl. F. Inciarte, Die philosophische querelle, S. 369 Anm. 15.

40

Vgl. W . Kuhlmann, Reflexive Letztbegründung, S. 273ff.

48

I. Rechtfertigung von Substanz und Nichtwiderspruchssatz

prinzipiellsten logischen Gesetze und semantischen Grundkategorien zuzugestehen. 41

Das Ausweichen in die Semantik Unter „Semantik" kann allgemein das theoretische Bemühen verstanden werden, sprachliche Ausdrücke daraufhin zu untersuchen, wofür sie fungieren. Aristoteles ist insofern als Begründer der Semantik anzusehen, als er einzelne semantische Überlegungen, die sich bereits bei Piaton finden, zusammenhängend dargestellt und zu einer komplexen semantischen Theorie weiterentwickelt hat. 4 2 Indem Aristoteles den Ausgangspunkt der Widerlegung von der Aussagenebene auf das pragmatische Niveau von Sprechakten und damit auf das semantische Niveau sprachlicher Zeichen und deren Bedeutung verlegt, verläßt er den Bereich der Logik, deren Grundeinheiten bereits (objektssprachliche) Urteile sind, und verlagert die Auseinandersetzung grundsätzlich auf eine metasprachliche Ebene. Met. IV.4 n i m m t damit lediglich semantische Distinktionen zum Ausgangpunkt der Rechtfertigung des NWS und der Grundbegriffe der Ersten Philosophie. Die Rechtfertigung des NWS wird also von Aristoteles in einer Weise betrieben, welche zunächst lediglich die semantischen Formalbegriffe: Seiendes (Existierendes), Subjekt, Prädikat, Affirmation, Negation, Widerspruch" und die Begriffe „wahr" und „falsch" auf ihre Bedeutung hin reflektiert und dann die Notwendigkeit dieser Differenzierungen für die Sprachpraxis aufweist. 43 Der Unterschied zwischen logischer und semantischer Betrachtungsweise läßt sich auch an den verschiedenen Fassungen des Nichtwider-

41 Es ist unverständlich, wenn T. H. Irwin meint, Aristoteles argumentiere in Met. IV.4 nicht ad hominem (Aristotle's First Principles, S. 186; vgl. in unserem Sinne Chr. Rapp, Aristoteles über die Rechtfertigung des Satzes vom Widerspruch, S. 522). Im Gegensatz zu unserer Lesart der rechtfertigenden Passagen der Metaphysik versteht T. H. Irwin Aristoteles' Überlegungen zudem eher als Analyse, vergleichbar Kants Vorgehen in den „Prolegomena" im Gegensatz zur synthetischen Methode der Vernunftkritik. Dadurch, daß die regressiv-analytische Methode jedoch das Faktum der Wissenschaft bereits voraussetzt, bringt sie sich um die Möglichkeit einer Auseinandersetzung mit dem radikalen Skeptizismus (vgl. F. Inciarte, Die philosophische querelle, S. 368). 42 Vgl. H. Weidemann, Ansätze zu einer semantischen Theorie bei Aristoteles, S. 241. Vgl. v.a. die Kategorienschrift, De Interpretatione sowie Metaphysik IV.4-8 und X; vgl. hierzu auch § 3. 43 Eine nichtpropositionale semantische Untersuchung zeichnet sich folglich dadurch aus, daß sie darauf verzichtet, von einem Gegenstand ein Prädikat auszusagen; es wird dann z.B. anstatt auszusagen, über die Bedeutung des Wortes „Aussage" gesprochen.

§ 2 Transzendentale Prinzipien und ihre pragmatische Rechtfertigung

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spruchs bzw. des ausgeschlossenen Mittleren verdeutlichen. Der logischontologische SAM besagt: „ein Seiendes ist so-und-so oder nicht so-und-so" (vgl. De Int. 9, 19a28ff.). 44 Die semantische Version hingegen lautet: „Von einem jeden [Seienden] ist die affirmative oder die negierende Prädikation wahr" (Anal. Pr. 1.46, 51b32-33) bzw. „Unmöglich können beide Kontradiktionsglieder falsch sein" (Met. IV.8, 1012bl2). 45 Die semantische Form logischer Gesetze ist also zunächst leicht dadurch zu identifizieren, daß sie die Termini „wahr" und „falsch" verwendet. Subjekte semantischer Aussagen sind keine realen Seienden, von denen etwas affirmiert oder negiert würde, sondern (in diesem Falle) Aussagen, denen Geltungswerte zugeordnet werden. Eine logisch-ontologische Unmöglichkeit oder Notwendigkeit gibt jedoch an, wie Seiende bzw. Sachverhalte zu denken sind und wie nicht. 4 6 Der SAM schreibt so z.B. vor, daß eine Bestimmung einem Seienden zukommen oder nicht zukommen muß. Die „semantische Unmöglichkeit" der Falschheit beider Widerspruchsglieder (PAM) oder der Wahrheit beider (NWP) besagt hingegen, daß es für einen sprachlichen Ausdruck nicht möglich ist, beide Widerspruchsglieder falsch bzw. wahr zu nennen. Die semantische und sprachpragmatische Notwendigkeit der Abgegrenztheit von Wortbedeutungen (vgl. § 3), der Kategorie der Substanz (§ 4), des Aussagesatzes sowie der Modi eines solchen (Affirmation und Negation) oder der Begriffe „wahr" und „falsch" (vgl. § 5) bedeutet, daß Sprachpraxis ohne diese Differenzierungen nicht gelingen kann. 4 7 NWS und SAM werden von Aristoteles entsprechend der definitorischen Ebene der indirekten Widerlegung also zunächst in ihrer semantischen Version gerechtfertigt. Erst rückwirkend wird damit auch die Gültigkeit der logischen Gesetze als erwiesen betrachtet. Gleiches gilt für Begriffe wie „Seiendes" und „Substanz" etc. Durch ihren semantischen Ansatz n i m m t die aristotelische Metaphysik - inspiriert durch Piaton (vgl. § 8) - die sprachliche Ausrichtung der Philo44 Das „oder" ist ein einschließendes oder zumindest kein ausschließendes. 45

Eine Bestandsaufnahme der verschiedenen Versionen des SAM bzw. PAM bei Aristoteles findet sich in § 7. Dort wird auch der Zusammenhang jener beiden Fassungen des Prinzips vom ausgeschlossenen Mittleren beschrieben.

46 Z u m Unterschied von Logik u n d Semantik vgl. auch A. Tarski, Die semantische Konzeption der Wahrheit, S. 158. 47 Aristoteles ist grundsätzlich bestrebt, Zeichen- und Bedeutungsebene parallel zu denken. Schließlich ist es jedoch v.a. das gedankliche Urteil, welches Träger der Wahrheit ist, und erst in abgeleiteter Weise der sprachliche Urteilssatz (vgl. § 5). M a n könnte hier von einem semantischen Primat des Inhalts gegenüber dem Zeichen sprechen.

50

I. Rechtfertigung von Substanz u n d Nichtwiderspruchssatz

sophie seit Frege gleichsam voraus. (Der „linguistic turn" ist insofern ein „linguistic return") Es ist durchaus im Sinne des Aristoteles, wenn E. Tugendhat meint, Ontologie finde nur in einer „formalen Semantik" zu sich selber und man erreiche die Thematik der Ontologie, „indem man die Art und Weise unserer sprachlichen Bezugnahme auf die Gegenstände" reflektiere. 48 N u n sieht Tugendhat bei Aristoteles und in der traditionellen Ontologie allerdings das Versäumnis gegeben, auf die semantische Dimension als solche voll einzugehen und die Ontologie so auf ein solides semantisches Reflexionsfundament zu gründen. 4 9 Angesichts des bewußt semantischen, sprachanalytischen bzw. sprachpragmatischen Ansatzes der Rechtfertigung ontologischer Prinzipien in Met. IV.4 erscheint dieser Vorwurf jedoch nur bedingt gerechtfertigt. Wie die vorliegende Arbeit zu zeigen versucht, bildet die von Aristoteles skizzierte sprachpragmatische transzendentale Begründungsfigur unterschwellig die G r u n d f o r m jeglicher Erstbegründung in der aristotelischen Metaphysik. Allerdings ist zu betonen, daß Aristoteles tatsächlich nicht bei der Sprache (d.h. auf semantisch-metasprachlichem Niveau) stehenbleibt, sondern semantische Prinzipien in onto-logische Prinzipien überführt. Die transzendentalpragmatisch erschlossenen semantischen Kategorien werden daher zugleich im Sinne von apriorischen Strukturen des Denkens von Seiendem verstanden und damit letztlich als Merkmale des erkenntnisunabhängigen Seienden selbst. Hier mag dann doch ein Unterschied zur zeitgenössischen Sprachanalytik gesehen werden. 4 7 Im folgenden wird vor allem untersucht, ob es Aristoteles tatsächlich gelingt, seine Ankündigung von Met. IV.4 1006allff. einzulösen, die eine nichtzirkuläre, transzendentale Rechtfertigung der semantischen Prinzipien (NWP und PAM) und der logischen Gesetze (NWS und SAM) in Aussicht stellt. Insbesondere wird darauf zu achten sein, wie Aristoteles auch die semantischen Grundunterscheidungen, die jenen Prinzipien zugrunde liegen, jeweils ohne Voraussetzung des zu Beweisenden verteidigt (§ 3-5). In diesem Zusammenhang kann zugleich der pragmatische Charakter dieser Rechtfertigungen deutlicher werden. 48 Vgl. E. Tugendhat, Einführung in die sprachanalytische Philosophie, S. 39ff.; vgl. auch S. 43. 49 Ebd. S. 46f.; S. 51. Zudem weise die aristotelische Ontologie eine starke Tendenz der Vergegenständlichung auf, etwa in bezug auf die Bedeutungen prädikativer Ausdrücke. Wie § 4 zeigen wird, unterscheidet Aristoteles jedoch sehr wohl und sehr radikal zwischen Realem und Abstraktem. 50 Vgl. auch § 14. Wie Tugendhat jedoch zu Recht betont, muß eine formale Semantik nicht notwendig den realen Gegenstand aus dem Blick verlieren (a.a.O., S. 50).

§ 3 Die Abgegrenztheit der Wortbedeutungen

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§ 3 Die Abgegrenztheit der Wortbedeutungen Das sprachliche Zeichen und seine Bedeutung Die Anfangspassagen von De Int. 1 (16a3-8), in denen Aristoteles die Grundbegriffe seiner Semantik skizziert, sind als einflußreichster Text in der Geschichte der Semantik bezeichnet worden. 1 Aristoteles trifft hier die Unterscheidung zwischen sprachlichen Zeichen und den durch diese Zeichen repräsentierten Bedeutungen. 2 Die Bedeutungen der Zeichen werden als „Widerfahrnisse der Seele" (παθήματα της ψυχής) verstanden, womit Modifikationen des geistigen Erkenntnisvermögens der Menschen gemeint sind. 3 Jene geistigen Gehalte bilden für Aristoteles wiederum „Angleichungen" (ομοιώματα) an Bestimmtheiten der Dinge (πράγματα). 4 Die Tatsache, daß verschiedene Menschen dieselben Begriffe fassen können und damit Verständigung oder auch Übersetzung möglich wird, resultiert für Aristoteles daraus, daß es gleichbestimmte Dinge sind, von denen ausgehend verschiedene Kommunikationspartner dieselben Abstraktionen vornehmen. Als primäre Sprachzeichen werden verbale sprachliche Äußerungen angesehen, Schriftzeichen hingegen seien von ersteren abgeleitet; die Zuordnung von gedanklichem Inhalt und sprachlichem Zeichen beruhe auf Konvention, sei also nicht naturgegeben: „ N u n sind die [sprachlichen] Ä u ß e r u n g e n u n s e r e r S t i m m e ein k o n v e n t i o n e l l e s Z e i c h e n f ü r das, was unserer Seele w i d e r f ä h r t , u n d das, was wir s c h r i f t l i c h äu-

1 Vgl. N. Kretzmann, Aristotle on Spoken Sound Significant by Convention, S. 3. 2 Zur Unterscheidung Wort - Bedeutung vergleiche bereits Platon, Sophistes 263E. 3

4

Vgl. H. Weidemann, Peri Hermeneias, S. 135ff.; vgl. Met. VI.4, 1027b34-1028al. Die Bedeutungen der Worte (τα έν τη ψ υ χ ή παθήματα) sind für Aristoteles etwas Gedachtes (νόημα) und keine sensuellen Vorstellungen (φαντάσματα). Zur Unterscheidung Gedachtes (νόημα) - Vorstellung (φάντασμα) vgl. De An. III.8, 432al0-14; vgl. 403a3-ll; vgl. ebenfalls H. Weidemann, Ansätze zu einer semantischen Theorie bei Aristoteles, S. 146. Das „Gedachte" ist hier also zu unterscheiden vom „Gedanken" bei G. Frege, der bereits ein beurteilbarer Inhalt (propositionaler Gehalt) ist (vgl. ders., Der Gedanke, S. 34-35). Eine grundlegende Ubereinstimmung zwischen Frege und Aristoteles besteht jedoch darin, das Gedachte vom Vorgestellen zu unterscheiden (vgl. G. Frege, Uber Sinn und Bedeutung, in: Funktion, Begriff, Bedeutung, S. 43; siehe auch L. Wittgenstein, Philosophische Untersuchungen 1,73). Dies schließt nicht aus, daß Gedanken sich immer auch auf Vorstellungen „stützen" (vgl. De An. III.7, 431al6f.; G. Frege, a.a.O., S. 44; vgl. S. 70 Anm. 7; siehe hierzu auch H. Weidemann, a.a.O., S. 248). Der Ausdruck πράγμα kann im Sinne von „Sachverhalt" gelesen werden, wobei die Grundform des Sachverhalts für Aristoteles eben der Gegenstand ist, der so-und-so bestimmt ist. Mit dem Ausdruck πράγμα muß bei Aristoteles nicht unbedingt ein aktueller Sachverhalt gemeint sein; vgl. H. Weidemann, Peri Hermeneias, S. 138-139.

52

I. Rechtfertigung von Substanz und Nichtwiderspruchssatz ßern, [ist wiederum konventionelles Zeichen] für die [sprachlichen] Äußerungen unserer Stimme. U n d wie nicht alle [Menschen] mit denselben Buchstaben schreiben, so sprechen sie auch nicht alle dieselbe Sprache. Die seelischen Widerfahrnisse aber, für welche dieses [Gesprochenes und Geschriebenes] an erster Stelle ein [konventionelles] Zeichen ist, sind bei allen [Menschen] dieselben; und überdies sind auch bereits die Dinge, v o n denen diese [geistig-seelischen Widerfahrnisse] Angleichungen sind, [für alle] dieselben." (De Int. 1, 16a3-8) 5

Die Grundeinheiten der Sprache sind für Aristoteles in De Int. „Lautgebilde der Stimme, deren Teile für sich alleine nichts bedeuten".6 Diese Lautgebilde bilden ein einfaches „Sagen" (φάσις). 7 Gemeint sind damit Worte, denen als kleinsten bedeutungstragenden Ausdrücken im idealtypischen Fall jeweils ein einziger Bedeutungsgehalt zugeordnet ist. Die sprachlichen Grundeinheiten sind damit auf der einen Seite gegen stimmliche Laute bzw. Lautsequenzen abgegrenzt, die als solche noch keine Bedeutung haben. 8 Auf der anderen Seite unterscheiden sie sich jedoch auch von Lautgebilden, deren einzelne Teile bereits für sich genommen etwas bedeuten (De Int. 4, 16b26ff.), also von komplexeren Wortgefügen wie etwa ganzen Sätzen, z.B. dem Aussagesatz (λόγος άποφαντικός, 17a 1-2) oder der Bitte (ευχή, 17a4). Damit ergibt sich folgendes „semantisches Dreieck" des einfachen Wortes: 5

"Εστι μεν οΰν τα έν τη φωνή των έν τή ψυχή παθημάτων σύμβολα, και τα γραφόμενα των έν τή φωνή. καί ώσπερ ουδέ γράμματα πάσι τά αυτά, ούδέ φωναί αί αύται.· ων μέντοι ταΰτα σημεία πρώτως, ταύτα πάσι παθήματα της ψυχής, καί ων ταύτα ομοιώματα, πράγματα ήδη ταύτά. Die Übersetzung orientiert sich an Η. Weidemann, Peri Hermeneias. Den griechischen Ausdruck ομοιώματα (Ζ. 7) möchte ich mit „Angleichung" statt „Abbildung" übersetzen, da Aristoteles, wie in § 14 gezeigt wird, keine „naive" gnoseologische Abbildungstheorie vertreten hat (vgl. auch Weidemann, a.a.O., S. 139f.). - σύμβολον (Ζ. 4) bedeutet soviel wie „Zeichen per Konvention" (vgl. H. Weidemann, Ansätze zu einer semantischen Theorie bei Aristoteles, S. 245). Das Wort (Nomen wie Verbum), sagt Aristoteles De Int. 2, 16a 19, sei eine φωνή σημαντική κατά συνθήκην (vgl. 2, 16b6, 16b26, 4, 17alf.; vgl. auch Sens. I, 437al2-14). σημεία möchte ich mit Weidemann als synonym zu σύμβολα verstehen (vgl. ders., Peri Hermeneias, S. 146).

6

„Nomen" (Nennwort, όνομα) und „Verbum" (Aussagewort, ρήμα) seien - so Aristoteles sprachliche Äußerungen, deren Teile als solche keine eigenständige Bedeutung besäßen, wobei das Nomen im Gegensatz zum Verbum keinen zeitlichen Bezug aufweise (vgl. De Int. 2, 16a20f.; 3, 16b6f.). Das Nomen bzw. Nennwort kann auch deshalb als Grundeinheit der Sprache bei Aristoteles angesehen werden, weil ein allein für sich ausgesprochenes Verbum (Aussagewort) zum Nomen wird; vgl. 16b 19-20; vgl. auch Met. IV.4, 1006b2; 1006b22. Mitunter verwendet Aristoteles „φάσις" auch in der Bedeutung von Urteil bzw. Aussage, so in De An. III.8, 432a9. Präfixe und Suffixe, die die moderne Sprachwissenschaft ebenfalls als Morpheme, d.h. als kleinste bedeutungstragende Einheiten zuläßt, sind für Aristoteles noch keine φάσεις.

7 8

§ 3 D i e Abgegrenztheit der Wortbedeutungen

53

Bedeutung/ Begriff: abstrakte, intensionale Struktur (z.B. gebildet-sein); „seelisches Widerfahrnis" als „Angleichung" an einen Sachgehalt

sprachliches Zeichen: einfaches Wort in suppositio simplex (z.B. „gebildet")

reale Entsprechung der Wortbedeutung: ein bestimmter Sachgehalt als solcher (die reale, intensionale Struktur, gebildet-zu-sein als Ansatzpunkt der Abstraktion)

Die lateinische Scholastik unterscheidet im Anschluß an diese Passagen von De Int. klassischerweise „vox" und „conceptas", d.h. das sprachlich-lauthafte Zeichen und den Begriff. 9 In dem Satz: „Mensch bedeutet Mensch" steht „Mensch" zuerst für das Wort selbst. „Mensch" ist hier metasprachlich in suppositio materialis gebraucht. Im zweiten Fall steht es in suppositio (formalis) simplex für die bedeutete begriffliche Struktur. Die Bedeutung ist von Aristoteles als intensionale Größe konzipiert. Ihr ontologischer Status (Quine nennt sie polemisch „obscure intermediary entity"w), besteht bei Aristoteles primär darin, eine Affektionsqualität (πάθημα) des Geistes (νους) zu bilden. Sachhaltige Begriffe sind jedoch, wie gesagt, zugleich als Abstraktionen der Eigenschaften (Modifikationen) realer Dinge zu verstehen und sind insofern Angleichungen (ομοιώματα) an diese. Die Verwendung eines Wortes (in suppositio simplex) spricht demnach die übergreifend abstrakt wie real verwirklichte begriffliche Struktur an, ohne damit jedoch bereits eine Referenz auf den konkreten Gegenstände herzustellen (etwa im Sinne der suppositio personalis).11 Die begriffliche, der Ab-

9

Vgl. etwa Thomas v. Aquin, In De Int. n . l l ; De Ver. 4, le.; S.th. 1.34, 1.

10 W. V. O. Quine, From a Logical Point o f View, S. 22. 11

Die Termini der lateinischen Scholastik sind in diesem Falle gut geeignet, die aristotelische Position zu verdeutlichen. Ein Wort in „suppositio personalis (communis) determinata" steht für ein konkretes Individuum, läßt dabei jedoch offen, für genau welches. Das Wort „Mensch" stünde so z.B. für einen beliebigen Menschen. Die suppositio personalis determinata kann als Vorläufer des modernen Existenzquantors gesehen werden (vgl. hierzu F. Inciarte, Die Suppositionstheorie und die Anfänge der extensionalen Semantik, S. 128ff.). Als weitere Arten der Supposition, bei denen ebenfalls auf reale Gegenstände Bezug genommen wird, kennt die lateinische Scholastik die „suppositio personalis (communis) confusa et distributiva"', die als Vorläufer des modernen Allquantors angesehen werden kann („Mensch ist sterblich" würde hier heißen: Jeder Mensch ist sterblich), oder

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I. Rechtfertigung von Substanz u n d Nichtwiderspruchssatz

straktion

zugängliche

Struktur

(Formalität)

ist

für Aristoteles

demnach

n i c h t s u n m i t t e l b a r Reales, w i e d i e S u b s t a n z , s o n d e r n g e h ö r t e i n e m a n d e r e n S e i n s m o d u s z u , der „ i d e e l l " g e n a n n t w e r d e n k ö n n t e . 1 2

Erst d i e P r ä d i k a t i o n

v o n e i n e m r e a l e n S e i e n d e n (ens reale) restituiert d e n B e g r i f f d e m k o n k r e t e n r e a l e n G e g e n s t a n d , d e s s e n E i g e n s c h a f t er d a n n b e s c h r e i b t (vgl. § 4). D i e strikte d e f i n i t o r i s c h e E i g e n s t ä n d i g k e i t der W o r t b e d e u t u n g e n

noch

v o r ihrer P r ä d i k a t i o n e r m ö g l i c h t b e i A r i s t o t e l e s e i n e L o g i k , d i e s i c h a l l e i n a u f i n t e n s i o n a l e Gehalte bezieht. G r u n d l a g e dieser Logik bilden die Einheit u n d A b g e g r e n z t h e i t der B e g r i f f e u n d d i e d a r a u s f o l g e n d e n M e r k m a l e der I d e n t i t ä t o d e r D i f f e r e n z . D i e s e L o g i k der B e g r i f f e u n d

Wortbedeutungen

s o l l , w i e i n § 1 gesagt, als „ B e g r i f f s l o g i k " b z w . als „ M e r k m a l s l o g i k " b e z e i c h n e t w e r d e n . D i e B e g r i f f s l o g i k ist d a m i t v o n

derjenigen Logik zu

unter-

s c h e i d e n , d i e d i e P r ä d i k a t i o n ü b e r reale G e g e n s t ä n d e r e g e l t . 1 3

die „supponilo (personalis) discreta", in der definitiv auf ein bestimmtes Individuum referiert wird (z.B. durch „Mensch" auf Sokrates). Die Termini werden im folgenden vorausgesetzt. Eine Aufstellung der mittelalterlichen Suppositionen findet sich in H. Brands, Referenztheorie und freie Logik im Spätmittelalter, S. 39. Entscheidend für das Verständnis der aristotelischen Metaphysik und Logik ist, daß hier die suppositio simplex, die sich auf die rein intensionale Struktur bezieht, nicht auf extensionale Formen der Supposition reduziert werden kann. In aristotelischer, intensionalistischer Tradition steht so im Mittelalter z.B. der Logiker William von Sherwood (Introductiones in logicam, zit. nach H. Brands, a.a.O.). Im Gegensatz dazu wird die suppositio simplex vom Nominalismus (z.B. von Roscelin von Compiègne) verworfen. Bei Wilhelm v. Ockham kann die suppositio simplex höchstens noch für das abstrakte ens ideale stehen, nicht jedoch für eine realisierte Intension in den Dingen (suppositio simplex pro natura bzw. pro significato). Für Radikalnominalisten wie Roscelin oder Thomas Maulveld entfallt auch letztere Möglichkeit (vgl. J. Pinborg, Logik und Semantik im Mittelalter, S. 129). Eine ausführliche Interpretation der aristotelischen Rechtfertigung der Unterscheidung von Intension und Extension findet sich in § 13. Zum Universalienstreit vgl. Exkurs 3. 12 Als Synonyme für die intensionale Struktur verwendet Aristoteles: Was-sein (το τί ήν είναι, Met. IV.4, 1007a21), Begriff (λόγος, I006b3; 5; 1007a30; Met. VII, 1029b20; 1030a7), Definition (ορισμός, 1006a25) oder auch ούσία im Sinne der ideellen Wesenheit (Met. IV.6, 10IIb 19; 7, 1012al5; s.u.). Neuere Ausdrücke für den Begriff sind u.a. complexus, compréhension, connotation oder auch Intension. - Eine gewisse Annäherung an die aristotelische Position, Begriffe als nicht real seiend anzusetzen, findet sich bereits beim späten Piaton. Die Ideenlehre (Politela, Phaidon), welche die Idee noch zusammen mit den Dingen als der einen Ordnung des Seins zugehörig angesehen hatte, findet sich im Parmenides bereits in Richtung der aristotelischen Konzeption hinterfragt: Nur wenn die Ideen einer grundsätzlich anderen Ordnung zugewiesen werden als reale Dinge, lassen sich Aporien wie die des „Dritten Menschen" mit dem bekannten Regreß umgehen (vgl. Parmenides, Erster Teil: 127D - 137C). Dies ist zumindest ein erster Schritt in Richtung der aristotelischen Position: Ideen sind nichts Reales, sie haben keine Eigenschaften wie reale Gegenstände, sondern gehören einer anderen O r d n u n g an, und was ihnen zukommt, sind höchstens Merkmale, die ihre Intension definieren. 13 Im Rückgriff auf J. Locke haben I. Kant und G. W . F. Hegel auch den Begriff der Reflexionslogik bzw. der „logischen Reflexion" verwendet, um die Analyse der Beziehungen

§ 3 Die Abgegrenztheit der Wortbedeutungen

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Das spezifisch aristotelische Verständnis der Negation In Met. IV.4 formuliert Aristoteles die Möglichkeitsbedingung dafür, daß stimmliche Laute etwas bedeuten können: Der Begriff (λόγος), der die Bedeutung eines einfachen Wortes bildet, m u ß (für sich betrachtet) ein „Eines" (ëv) sein, d.h. etwas Ungeteiltes. Er m u ß des weiteren (im Hinblick auf anderes) „abgegrenzt" (ώρισμένον) sein. Ein Begriff weist also eine einheitliche Struktur auf und hebt sich aus dieser heraus gegen andere Begriffe ab. 14 Der Begriff kann für Aristoteles auch durch eine Synthese einzelner Merkmale ausgemacht sein. Das Wort „Mensch" kann so z.B. durch die Konjunktion der Begriffe zweifüßig und Lebewesen definiert sein. 15 Die Bedeutung des Wortes „Mensch" (zweifüßiges Lebewesen) m u ß gegen andere Bedeutungen abgegrenzt sein. Sie grenzt zum einen weitere, zusätzliche Bedeutungen aus, sie grenzt jedoch auch ihre eigenen Merkmale gegen eine „Verminderung" ein·. Der Ausdruck „Mensch", der so zweifüßiges Lebewesen bedeuten mag, bedeutet nicht zugleich auch Zusätzliches, etwa weiß, oder gebildet. Er bedeutet jedoch auch nicht weniger als zweifüßiges Lebewesen, also etwa nur Lebewesen oder nicht einmal dieses. Sowohl einer begrifflichen Struktur etwas hinzuzufügen (προστιθέναι) als auch etwas von ihr wegzunehmen (άφαιρεισθαι) zerstöre, so Met. VIII.3, 1043b36-1044a2, ihre Identität. Der Begriff ist also seinem Gehalt nach abgegrenzt, er bildet ein ώρισμένον. Es ist im Kontext von Met. IV unzureichend, diesen griechischen Terminus mit dem deutschen Ausdruck „definiert" bzw. ορισμός (Abgrenzung) und όρος (Abgrenzung, Grenze) mit „Definition" zu übersetzen, denn das deutsche Wort „Definition" läßt zunächst weniger an die Abgegrenztheit eines Begriffes denken, sondern eher an seine Reduktion auf andere Begriffe. 16 Der Ausdruck des ορισμός bzw. seines Synonyms όρος bringt indes, zumindest im Kontext der Rechtfertigung semantischer Prin-

zwischen bloßen Begriffsinhalten zu kennzeichnen (vgl. I. Kant, KrV 318). 14 Textbelege finden sich in denjenigen Passagen von Met. IV.4, die im folgenden untersucht werden. 15 Vgl. IV.4, 1006a32. Es handelt sich selbstverständlich nur um ein ad hoc gewähltes Schulbeispiel. - Der sprachliche Ausdruck wird im weiteren Verlauf der Arbeit grundsätzlich in Anführungszeichen dargestellt, die Bedeutung dagegen kursiv. 16 Einen Bezug zwischen dem Charakter der Abgegrenztheit eines Begriffs und seiner Definition im Sinne der Reduktion auf andere Begriffe stellt allerdings Top. VI.3, 140a27-29 her: Dort wird die Explikation eines Wortes durch die Konjunktion von Merkmalen als Absonderung (χωρίζειν) gegen andere Wortbedeutungen verstanden.

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I. Rechtfertigung von Substanz und Nichtwiderspruchssatz

zipien in Met. IV, vor allem das Merkmal der „Abgegrenztheit" eines Begriffs zum Ausdruck. 1 7 Dem Begriff der Grenze (πέρας), der bei Aristoteles ein Synonym zu όρος bildet, ist auch Kapitel 17 des „Terminologiebuches" Met. V gewidmet. Die hier vorgenommenen Bestimmungen sind auch für das Verständnis der Transzendentalie der Abgegrenztheit in Met. IV aufschlußreich: Grenze wird dort definiert als „das Äußerste eines jeden, das unmittelbar dasjenige ist, außerhalb dessen nichts mehr genommen werden kann, und innerhalb dessen sich alles befindet" (1022a4-5). 18 Die Grenze erscheint hier sowohl als Eingrenzung wie Ausgrenzung. In diesem Sinne ist der Begriff des „Begrenzten" dem des „Ganzen" (ολον, Met. V.26, 1023b25ff.) nah verwandt: „Ganzes" ist für Aristoteles (einerseits) „dasjenige, dem kein Teil fehlt" 1 9 und (andererseits) „dasjenige, welches das Umfaßte so umfaßt, daß jenes eine Einheit bildet". 20 Ein abgegrenzter Begriff ist also insofern „ganz", als er eine bestimmte Inhaltlichkeit einfaßt und ihm außerdem nichts Äußeres noch hinzugefügt werden müßte, um ihn zu vervollständigen. Der Begrenztheitscharakter des Begriffes besteht demzufolge darin, daß dieser sich durch mindestens ein unveräußerliches Merkmal auszeichnet sowie gegen andere Begriffe abgrenzt. Möglichkeitsbedingung der Abgegrenztheit eines Begriffs ist daher auch eine Pluralität von Begriffen, denn erst angesichts dieser kann ein einzelner Begriff gegen andere abgegrenzt (ώρισμένον) und in Relation zu diesen different (anders, ά λ λ ο ς , ετερον) sein. Die Abgegrenztheit oder Unabgegrenztheit zwischen den entia idealia bildet die Grundlage für die begriffslogischen Relationen der Identität und Differenz. Die Differenz zwischen Begriffen kann für Aristoteles durch das Schema der begriffslogischen Negation formal erfaßt werden. 21 Die begriffslogische Negation „Nicht-Mensch" (μή ά ν θ ρ ώ π φ ε ί ν α ι ) umfaßt z.B. alle Begriffe, die different gegenüber Mensch sind; der Ausdruck „Nicht-

17 Zum Begriff der Grenze vgl. auch Met. VII.4, 1030a7-8; 12, 1038a21; 13, 1039a20. In Met. VII steht ορος für die abgegrenzte Realstruktur eines Seienden, wie auch λόγος dort die essentielle Struktur anspricht. - Partizipial drückt Aristoteles die Abgegrenztheit mit ώρισμένον (IV.4, 1006a25) bzw. άφωρισμένον (IX.6, 1048b5) aus. 18 πέρας λέγεται το εσχατον εκάστου και οΰ εξω μηδέν εστι λαβείν πρώτου, καί ου εσω πάντα πρώτου. Als dasjenige, welches im Kontext der Metaphysik eine Grenze bildet, nennt Aristoteles Form, Usia und Was-Sein, sowie auch die Finalursache, ebd. 1022a8-10. 19 1023b26; vgl. Platon Parmenides 137C. 20 1023b27-30: ολον λέγεται οΰ τε μηδέν απεστι μέρος έξ ών λέγεται ολον φύσει, καί το περιέχον τα περιεχόμενα ώστε εν τι είναι έκεΐνα. 21 Vgl. auch bereits Platon, Sophistes 257bf. Zur Definition des Formalbegriffs vgl. bereits § 1.

§ 3 Die Abgegrenztheit der Wortbedeutungen

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Mensch" umfaßt als formales Schema alle Begriffe, gegen die Mensch abgegrenzt und different ist. Die Negation stellt das von ihr Negierte also gewissermaßen „im Profil" dar. Auch ein Negativbegriff hat damit einen Gehalt, wenn auch eher einen formalen, durch Abgrenzung von anderem definierten.22 Da es für Aristoteles eine prinzipiell nicht begrenzte Anzahl von Wortbedeutungen geben kann (vgl. Met. IV.4, 1007a8-20), umfaßt der reine Negationsbegriff zunächst formal alle (potentiell) unendlichen Begriffe, gegen die der jeweils negierte Gehalt abgegrenzt ist: Nicht-Mensch (μή είναι άνθρώπω, ούκ άνθρωπος) Mensch I Pferd | Schiff | weiß | gebildet | kalt |... => (potentiell oo). Der entscheidende Unterschied dieser aristotelischen Konzeption der Negation zur Definition der Negation in der modernen Logik besteht darin, daß Aristoteles ohne einen Rückgriff auf Wahrheitswerte auskommt. (Dieser Sachverhalt wird in § 5 ausführlich untersucht werden.) Auf diesem begriffslogischem Niveau werden von Aristoteles darüber hinaus die Grundlagen für die negierende Prädikation über reale Gegenstände gelegt, die ebenfalls nicht mittels von Wahrheitswerten definiert ist (vgl. § 5). Neben einem Paar schlicht differenter Begriffe (έτερότης, 1054b23), das als begriffslogische Kontradiktion (άντίφασις, Met. X.4, 1055a38ff.) bzw. dessen eines Glied als reine Negation des anderen beschrieben werden kann, kennt Aristoteles weitere Formen von Gegensatzpaaren ( α ν τ ι κ ε ί μενοι), etwa das „Paar unterschiedener Begriffe" (διαφορά). 2 3 Unterscheiden in diesem Sinne kann man nur zwei Begriffe, die sich bereits innerhalb ein und derselben Gattung befinden und dann durch eine spezifische oder genusbestimmende Differenz unterschieden werden (1054b2322 „Auch das unbestimmte Nomen bezeichnet gleichsam Eines" (De Int. 10, 19b9). Vgl. auch H. Weidemann, Peri Hermeneias, S. 170f. 23 Vgl. Met. X.3, 1054a23-27. Der Terminus des „Widerspruchs" (άντίφασις) bezeichnet für Aristoteles in De Int. ein Paar widersprüchlicher Aussagen und nicht den kontradiktorischen Gegensatz (die Relation) selbst. (Allerdings nennt er gelegentlich auch einzelne Glieder solcher Paare bzw. die einzelnen Prädikate solcher Glieder αντιφάσεις; vgl. H. Weidemann, Peri Hermeneias, S. 200.) Gleiches trifft auch auf den begriffslogischen Widerspruch zu (vgl. Met. X.4, 1055a38f.). Dieser bezeichnet ein Paar, das sich aus einem Positiv- und dem zugehörigen Negativbegriff zusammensetzt. Dasselbe gilt für andere Gegensatzpaare (άντικείμεναι), z.B. die έτερότης (das Paar schlicht differenter Begriffe), διαφορά (das Paar differenter Begriffe innerhalb derselben Gattung), die στέρησις (das Paar privativ entgegengesetzter Begriffe) oder die έναντιότης (das Paar konträrer Begriffe; s.u.).

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I. Rechtfertigung von Substanz u n d Nichtwiderspruchssatz

27). Es hat z.B. keinen Sinn, nach dem Unterschied von gebildet (einer Qyalität) und drei Ellen lang (einer Quantität) zu fragen. 24 In Met. X.3, 1054a27-32 differenziert Aristoteles den Unterschied wiederum in zwei Unterarten: einmal den Unterschied, bei dem es keinen prozessualen Übergang von der einen Bestimmung in die andere gibt und dessen Glieder lediglich allgemein die Kategorie gemeinsam haben (z.B. Mensch - Pferd), und zum anderen das „Kontrarietätspaar" (έναντιότης, 1055a22), dessen Glieder die extremen Ausgangs- und Endbestimmungen konkreter Prozesse bilden (z.B. hell - dunkel). Der konträre Gegensatz kann n u n ebenfalls wieder unterteilt werden: Zwischen zwei konträren Begriffen kann ein Mittelbegriff zugelassen werden oder auch nicht. So gebe es bei manchen Gegensätzen „ein Mittleres, z.B. wenn ein Mensch weder gut noch schlecht ist, bei anderem aber nicht, wie z.B. etwas notwendig entweder ungerade oder gerade sein muß." 2 5 Anders als die reine Negation eines Begriffs, die alle diesem gegenüber differenten Gehalte umfaßt, steht das formale Schema der „Privation" (der privativen Negation) allein für Begriffe, die sich von dem privativ negierten Begriff unterscheiden, dabei jedoch einen prozessualen Ubergang zulassen u n d so die unmittelbare Gattung gemeinsam haben. Met. IV.6, 10IIb 19-20 definiert die Privation dementsprechend als „Negation unter einer definiten Gattung" (ή δέ στέρησις ά π ό φ α σ ί ς έστιν άπό τίνος ώρισμένου γ έ νους). Der privative Negativbegriff „ungebildet" steht so z.B. für einen anderen Bildungsgrad als „gebildet". Er hat mit seinem Gegenüber die Gattung gemeinsam. 2 6 Die aristotelische Privation umfaßt nicht nur das jeweilige Kontrarium, sondern auch etwaige Mittelbegriffe. Die Privation von hell umfaßt also nicht nur dunkel, sondern auch alle Zwischenschattierungen, die man abstrahieren möchte. 2 7

24 „Zum außerhalb der Gattung Liegenden gibt es keinen Unterschied" (Met. X.4, 1055a2627); „alles Unterschiedene hat etwas Gemeinsames" (1054b33ff.). 25 Met. X.4, 1055b23-25; vgl. Cat. Hb38-12a25. Vgl. hierzu § 10. 26 Die Privation, in der Regel durch das vorangestellte alpha privativum („a-") zu identifizieren, wird bei Aristoteles auch durch ein vorangestelltes μή (z.B. beim μή λευκόν) ausgedrückt. 27 Die Kontrarietät ist für Aristoteles allerdings „primäre Privation" (Met. IX, 1046bl4-15), d.h. ihre Glieder stehen sich privativ gegenüber, ohne daß etwas anderes sich privativ gegenüber stehen müßte. Mittelbegriffe können einem Kontrarietätsglied hingegen erst dann privativ gegenüber stehen, wenn es bereits das gegenüberliegende Kontrarietätsglied gibt. - Wollte man jedoch z.B. die Unbildung als Mangel an Bestimmtheit deuten, so würde die privatio wörtlich als „Beraubung" zu begreifen sein (vgl. präziser § 5).

§ 3 Die Abgegrenztheit der Wortbedeutungen

/

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Gattung der Helligkeitsgrade

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hell I Schattierungen von dämmergrau | dunkel "V"

j

Privation von hell: nicht-hell

Eines - Vieles - Grenzenloses, zur Rechtfertigung von Bedeutungsgrenzen Die Einheit und Abgegrenztheit der Wortbedeutungen bildet den Kerngehalt aller transzendentalpragmatischen Argumente in Met. IV. Aristoteles rechtfertigt die Bedeutungsgrenzen durch den Aufweis, daß Worte mit nicht definiter Bedeutung nicht mehr als Instrumente von K o m m u n i k a t i o n Verwendung finden können. Ein Wort muß etwas Bestimmtes bedeuten und dies kann es nur, wenn es die formale Bedingung erfüllt, nicht alles zu bedeuten. Es muß also zumindest einen weiteren Begriff geben, gegen den die Bedeutung dieses Wortes different ist. 2 8 Folglich müsse ein Wort - so Aristoteles - entweder ein »So« oder ein »Nicht-So« bedeuten: „ Z u e r s t ist n u n dies wahr, d a ß ein W o r t ein So-Sein oder Nicht-so-Sein bedeutet, so d a ß sich [jedenfalls was d a s B e g r i f f l i c h e angeht] nicht alles s o u n d nicht s o verhalten k a n n . W e n n [das W o r t ] » M e n s c h « eines bedeutet, so m a g dies z . B . zweifüßiges Lebewesen sein. D a ß es eines bedeute, m e i n e ich so: W e n n [das W o r t ] » M e n s c h « jenes [ d . h . zweifüßiges Lebewesen] bedeutet, so wird, i n s o f e r n etwas M e n s c h ist, dies das Mensch-zu-sein a u s m a c h e n . " (Met. IV.4, 1 0 0 6 a 3 0 34)29

Auch in bezug auf Wortbedeutungen trifft nach Aristoteles also der Nichtwiderspruchssatz zu. Eine begriffliche Struktur kann nicht zugleich so-und28 Vgl. F. Inciarte, Die philosophische querelle, S. 370; M.-Th. Liske, Essentialismus, S. 121. 29 πρώτον μέν οΰν δήλον ώς τοΰτό γ' αΰτό αληθές, ότι σημαίνει τό όνομα το είναι ή μή είναι τοδί· ώστ' ούκ αν πάν οϋτως και ούχ οϋτως εχοι. ετι εί τό άνθρωπος σημαίνει εν· εστω τοΰτο τό ζφον δίπουν. λέγω δε τό εν σημαίνειν τούτο- εί τοΰτ' εστίν άνθρωπος, αν ή τι άνθρωπος, τοΰτ' εσται τό άνθρώπω είναι. Wie Ε. Buchanan gezeigt hat, handelt es sich bei Ausdrücken wie τό άνθρώπφ είναι um einen possessiven Dativ (vgl. ders. Aristotle's Theory of Being, S. 36-37). Wir übersetzen der Einfachheit halber mit „Mensch-zu-sein" bzw. mit „Menschsein". Wie auch H. Weidemann (Peri Hermeneias, S. 397ff.) betont, stehen Infinitivkonstruktionen dieser Art noch nicht für Urteile (z.B. „Ein Gegenstand ist Mensch") oder für Exemplifikationen von Mensch, sondern lediglich für eine begriffliche Struktur. Der Verweis in 1006a33-34 auf die mögliche Exemplifikation dieser begrifflichen Struktur darf hier noch nicht als transzendentale Rechtfertigung angesehen werden.

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I. R e c h t f e r t i g u n g v o n Substanz u n d N i c h t w i d e r s p r u c h s s a t z

so sein (z.B. zweifüßiges Lebewesen) und auch nicht so-und-so. Die Art der Prädikation, die Aristoteles hier (1006a30-31) anspricht, ist eine rein begriffslogische, d.h. es werden den Bedeutungen einfacher Wörter, die an Subjektstelle treten, keine „Eigenschaften" zugesprochen, sondern „Merkmale". 30 Mensch hat so z.B. die Merkmale zweifüßig und Lebewesen und grenzt sich gegen nicht zweifüßiges-Lebewesen ab, d.h. gegen alle Begriffe, die dieser Negativbegriff formal umfaßt. Die Nichtidentität zwischen verschiedenen Begriffen ist vor allem im Zusammenhang der Verteidigung des NWS in Met. IV.4 von Bedeutung. In IV.7-8, d.h. im Kontext der Verteidigung des SAM wird es sachlich hingegen darum gehen, daß ein Wort überhaupt etwas bedeutet: Eine Wortbedeutung m u ß so sein (etwa Mensch) oder auch nicht so (ein Fall von NichtMensch), d . h . es ist nicht möglich, daß sie keines von beidem ist („tertium non datur"). Die Begrenzung des Begriffs ist im Kontext der Rechtfertigung des Satzes vom ausgeschlossenen Mittleren 3 1 daher vor allem als Eingrenzung zu verstehen. Das Wort m u ß positiv etwas bedeuten, so z.B. Mensch. Diesem Charakter der Eingrenzung einer bestimmten Inhaltlichkeit würde (spiegelbildlich zu 1006a30-31) ein »begriffslogisches Gesetz vom ausgeschlossenen Mittleren« entsprechen (ohne daß Aristoteles ein solches explizit formulierte): Eine Wortbedeutung ist notwendig so oder anders (nicht-so), ein Wort kann nicht nichts bedeuten. Als Einwand gegen die These von Einheit und Abgegrenztheit der Wortbedeutungen nennt Aristoteles die Möglichkeit der Vieldeutigkeit/ Äquivozität (bzw. Gleichnamigkeit/ Homonymität): ein sprachliches Zeichen könne verschiedene Bedeutungen haben (1006a34ff.). 32 Dagegen sei jedoch fol30 Auch Chr. Rapp bezieht den NWS an dieser Stelle lediglich auf Wortbedeutungen (vgl. ders., Aristoteles über die Rechtfertigung des Satzes vom Widerspruch, S. 534ff.). 31 Vgl. z.B. Met. IV.7, 1012a23-24. 32 Der Fall gleiches Zeichen - verschiedene Bedeutungen, den die lateinische Scholastik als Aquivozität bezeichnete (d.h. Gleichheit der voces bei Verschiedenheit der Bedeutungen) wird von der heutigen Semantik im Anschluß an den Ausdruck ,,όμώνυμον" in Cat. 1, lalf. „Homonymie" genannt. Beispiele für Aquivozitäten bzw. Homonymien im Deutschen wären etwa die Bank (Parkbank/ Geldinstitut), der Ball (Spielzeug/ Tanzveranstaltung) u.a.m. „Homonyme" (ομώνυμα) sind: „Gegenstände, die von ihrem Wesen her verschieden sind, jedoch mit demselben Nennwort bezeichnet werden". Es gilt allerdings zu beachten, daß für Aristoteles nicht primär Worte homonym sind, sondern Gegenstände. Andererseits geht ein Gegenstand, der im Sinne der Paronymie oder analogia attributionis einem anderen „nachbenannt" ist (ein starker Mensch könnte z.B. Löwe genannt werden) im Deutschen noch als homonym durch. (Ich beziehe mich hier auf den Paronymitätsbegriff von Met. IV.2, 1003a33f.; möglicherweise verwendet Cat. 1, la 12-15 einen noch engeren Begriff.) - Dem deutschen „Synomym" (verschiedene Zeichen - gleiche Bedeutung) entspricht bei Aristoteles grundsätzlich der Ausdruck des συνώνυμον

§ 3 Die Abgegrenztheit der Wortbedeutungen

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gendes einzuwenden: Entweder seien die verschiedenen Bedeutungen der Zahl nach begrenzt (ώρισμένον τον αριθμόν, 1006b4) oder nicht begrenzt (απειρα, 1006b6). Für den Fall, daß es sich um eine begrenzte Vielheit von differenten Begriffen handelt, bleibt es prinzipiell möglich, für jeden Begriff ein eigenes Zeichen bereitzustellen (1006a35-b5). Wenn (semantisch) daran festgehalten wird, daß ein einfaches Wort nur eine begrenzte Anzahl von Begriffen als Bedeutungen hat, ist es ohne weiteres möglich, dieses Wort (pragmatisch) als Instrument von Sprachpraxis und Kommunikation zu begreifen; im Kontext der jeweiligen kommunikativen Situation wäre dann nur zu entscheiden (bzw. nachzufragen), welche der Wortbedeutungen jeweils gebraucht ist, d.h. durch welchen eindeutigen Ausdruck das äquivoke Zeichen ersetzt werden kann. Es ist aus dieser Sicht der Dinge sicherlich möglich, daß zwei Gesprächspartner fälschlicherweise annehmen, sie würden mit demselben Wort dieselbe Abstraktion bezeichnen, und sich auf diese Weise Mißverständnisse ergeben. Insofern käme jedoch eben keine Kommunikation zustande bzw. dies änderte nichts daran, daß einem Wort eine streng abgegrenzte und für die Kommunikationspartner identische Bedeutung unterlegt werden muß, sofern Kommunikation gelingen soll. Zumindest im Selbstgespräch wäre jedenfalls ein solches Mißverständnis ausgeschlossen, und ohne klare Bedeutungsdifferenzen ist nicht einmal ein Selbstgespräch möglich (vgl. Met. IV.4, 1006b9). 33

(Cat. 1, la 1-6), wobei wiederum zu beachten ist, daß nach Aristoteles nicht Begriffe synonym sind, sondern Dinge (vgl. J. Lear, Logical Theory, S. 108). Auch ist nach Cat. Ia6-12 bereits die partielle definitorische Identität zweier Gegenstände ausreichend, um von Synonymie zu sprechen: Mensch und Ochse seien synonym, sofern beides Sinneswesen seien. (Zum Begriff der synonymen Prädikation bei Aristoteles vgl. auch F. A. Lewis, Substance and Predication in Aristotle, S. 21-22.). - Bereits Platon weist im übrigen darauf hin, daß Worte verschiedener Sprachen Synonyme bilden (vgl. Kratylos 434E 435A). 33 Aristoteles nimmt an dieser Stelle wieder einmal unausgesprochen Bezug auf Piaton (vgl. Theaitet 198E). Das Selbstgespräch wird von Piaton und Aristoteles offenbar als ein verbal geführtes verstanden. Der Verweis auf das Selbstgespräch macht m.E. auch deutlich, daß die Zuordnung von sprachlichem Zeichen und Abstraktion für Aristoteles zunächst vom Einzelnen vollzogen wird. Dies gilt es zu beachten, wenn die aristotelischen Thesen mit der Kritik analytischer Wahrheiten im Bereich der zeitgenössischen Sprachanalytik konfrontiert werden (vgl. etwa W. V. O. Quine, Two Dogmas of Empiricism; U. Eco, Semiotik und Philosophie der Sprache, Kap. 3). Die dort benannten Probleme um Definitheit und Eindeutigkeit der Wortbedeutungen resultieren v.a. daraus, daß generell eine einheitliche Sprachkompetenz unterstellt wird und der Linguist dann empirisch feststellen muß, daß den sprachlichen Zeichen innerhalb dieser Kompetenz keine eindeutige Bedeutung zugeordnet werden kann. Die aristotelische Perspektive von IV.4 tendiert hingegen offenbar dahin, daß es „die Sprache" als feste Größe nicht gibt und - trotz des

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I. Rechtfertigung von Substanz u n d Nichtwiderspruchssatz

Wenn hingegen die Anzahl der Bedeutungen eines Wortes grenzenlos ist, kann das Wort (semantisch) nicht mehr als bedeutungstragend angesehen werden. Damit wird es (pragmatisch) jedoch untauglich als Instrument von Kommunikation. „(...) b e h a u p t e t e aber [jemand], [ein W o r t ] b e d e u t e n i c h t s [bestimmtes], s o n d e r n g r e n z e n l o s vieles, so gäbe es o f f e n k u n d i g k e i n e n Begriff; d e n n n i c h t Eines bed e u t e n ist dasselbe, wie n i c h t s b e d e u t e n ; b e d e u t e n aber die W o r t e nichts, so ist die [Möglichkeit der] K o m m u n i k a t i o n u n t e r e i n a n d e r a u f g e h o b e n u n d in W a h r heit a u c h [die M ö g l i c h k e i t der K o m m u n i k a t i o n ] m i t sich selbst. D e n n m a n k a n n n i c h t d e n k e n , w e n n m a n n i c h t Eines d e n k t . " (Met. IV.4, 1006b5-10) 3 4

Aristoteles verteidigt an dieser Stelle die beiden dem Begriff zugeordneten Transzendentalien: Einheit und Abgegrenztheit. Ein Begriff bildet definitorisch eine Einheit und etwas Separates. Wie bereits angedeutet, könnte diese abgegrenzte Einheitlichkeit in zweierlei Hinsicht in Frage gestellt werden: Im Kontext der Verteidigung des NWS verteidigt Aristoteles das sprachliche Zeichen gegen eine „Vielheit" bzw. „grenzenlose Vielheit" von Bedeutungsgehalten. Im Zuge der Verteidigung des SAM hingegen gegen das begriffliche „Nichts", d.h. gegen eine „grenzenlose Ausscheidung" von Inhaltlichkeit. Der Begriff der Grenzenlosigkeit (τό άπειρον) bzw. des Indefiniten (τό αόριστον) bildet damit den Gegensatz zum Abgegrenzten (πεπερασμέvov, ώρισμένον). Ein begrifflich Abgegrenztes (ώρισμένον) ist dasjenige, welches eine bestimmte Inhaltlichkeit einschließt und mit dieser vollständig ist, so daß - entsprechend der Definition von „Grenze" in Met. V.17, 1022a4-5 - sich nichts mehr „außerhalb" befindet, das zu seinen unmittelbaren Konstitutiva noch hinzugefügt werden müßte. 3 5 Im Gegensatz dazu ist das Grenzenlose niemals es selbst. „Grenzenlos" ist für Aristoteles dasje-

kommunikatorischen Optimismus' in De Int. 1.1 - jeder Mensch sich zunächst in einer privatsprachlichen Ausgangsposition vorfindet. So kann derselbe sprachliche Ausdruck bei verschiedenen Personen verschiedenes bedeuten. Zum Zwecke der Kommunikation ist es dann aufgegeben, sich bezüglich der exakten Bedeutung der verwendeten Termini unter Rekurs auch die differenzierte Wirklichkeit zu verständigen. Damit ist nicht gesagt, daß Verständigung bezüglich der Wortbedeutungen restlos gelingen kann, es bedeutet jedoch, daß Kommunikation eben nur in dem Maße stattfindet, wie auch jene Verständigung gelingt. 34 ει δε (...) άπειρα σημαίνειν φαίη, φανερόν i m οΰκ αν ε'ι'η λόγος· τό γαρ μή εν σημαίνειν ουδέν σημαίνειν έστίν, μή σημαινόντων δε των ονομάτων άνήρηται τό διαλέγεσθαι προς αλλήλους, κατά δέ τήν άλήθειαν και προς αυτόν, ουδέ γαρ ένδέχεται νοείν μή νοοΰντα εν. 35 οΰ εξω μηδέν εστι λαβείν πρώτου.

§ 3 Die Abgegrenztheit der Wortbedeutungen

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nige, welches niemals vollständig, abgeschlossen (τέλειον) und ganz (όλον) ist, sondern, „von dem sich immer etwas noch außerhalb befindet" - sei es, daß bei dem Versuch, es abschließend zu definieren, immer noch ein anderer Begriff „mit hinzugenommen" werden muß, sei es, daß hierbei immer noch eine weiterer Begriff „ausgeschieden" werden muß. Sowohl im Falle eines Wortes, das alles bzw. grenzenlos vieles bedeutet, als auch im Falle eines Wortes, das nichts bzw. grenzenlos wenig bedeutet, steht die Wortbedeutung daher an jedem Punkt ihrer Explikation in Funktion (d.h. in Abhängigkeit) von etwas, mit dem sie nicht deckungsgleich ist. 36 An dieser Stelle läßt sich auch auf eine Analogie zur Grenzenlosigkeit im Bereich kontinuierlicher Quanta verweisen. Phys. III.6, 206bl2-20 nennt zwei Möglichkeiten der Grenzenlosigkeit: die Grenzenlosigkeit im Sinne der „Hinzufügung" (άπειρον κατά πρόσθεσιν) und die grenzenlose „Verringerung" (άπειρον κατά καθαίρεσιν). Jedenfalls der Möglichkeit nach könne eine Fläche beispielsweise grenzenlos zu vergrößert oder auch grenzenlos in immer kleinere Teile geteilt werden. In ähnlicher Weise ist auch die begriffliche Abgegrenztheit, die Aristoteles in Met. IV.4 verteidigt, unterschieden von zwei entgegengesetzten Konzeptionen begrifflicher Grenzenlosigkeit; einer „expansiven", „wuchernden" Grenzenlosigkeit auf der einen Seite und einer Unbegrenztheit, die eher einen sich „zusammenziehenden" Charakter hat, d.h. sich also durch eine grenzenlose Tendenz zur Ausscheidung von Gehalten auszeichnet. Ein grenzenlos wuchernder 36 Man vergleiche hierzu die Definition des Grenzenlosen in Phys. III.6, 206b33-07a2: „Es ergibt sich also, daß »grenzenlos« das Gegenteil von dem bedeutet, was man dafür erklärt. Nicht: »Dasjenige außerhalb dessen nichts ist«, ist grenzenlos, sondern: das, »von dem [selbst] immer [noch] etwas außerhalb ist«, das ist grenzenlos" (ού γαρ οΰ μηδέν εξω, αλλ' οΰ αεί τι εξω εστί, τοΰτο απειρόν έστιν). Eine weitere Definition des Grenzenlosen findet sich in Phys. III.6: „»Grenzenlos« (άπειρον) ist [dasjenige], von dem, wenn man es dem Wieviel nach nimmt, man immer noch etwas nehmen kann, was außerhalb ist. Dasjenige aber, von dem sich nichts außerhalb befindet, das ist vollendet (τέλειον) und ganz (ολον). Denn so definieren wir ja das Ganze: »dem nichts fehlt«, z.B. ein ganzer Mensch oder Kasten. Und wie bein Einzelnen, so auch überhaupt: Das Ganze ist das, von dem sich nichts außerhalb befindet. Von dem es aber etwas abwesend Seiendes (απουσία) außerhalb gibt, das ist nicht Ganzes (πάν), was auch immer fehlen mag. Ganz und vollendet sind entweder vollends dasselbe oder aber bedeutungsmäßig nahe beieinander. Nicht vollendet ist das, was kein Ende (τέλος) hat: Das Ende aber ist eine Grenze (πέρας)"; Phys. III.6, 207a7-14. Met. V.16, 1021b 12-13 gibt für den Begriff des Vollendeten eine nahezu identische Definition, wie für den des Abgegrenzten: τέλειον (...) οΰ μή εστίν εξω τι λαβείν μηδέ εν μόριον; vgl. auch Met. Χ.4, 1055a 1 If. Bereits Platon definiert im Parmenides (137C) das Ganze als 'dasjenige, dem kein Teil fehlt'. Zur aristotelischen Definition der Grenzenlosigkeit vgl. auch Phys. III.6, 206a21-22: „wie der Tag existiert und der Wettkampf, in der Art nämlich, daß immer anderes und wieder anderes passiert, genauso ist auch das Grenzenlose (...)". Phys. III.5, 204al4 nennt das Grenzenlose „nicht zu durchmessen" (άδιεξίτητον); vgl. auch Anal. Post. 1.22, 83b6.

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I. R e c h t f e r t i g u n g v o n S u b s t a n z u n d N i c h t w i d e r s p r u c h s s a t z

Begriff beinhaltet demzufolge gewissermaßen alles, d.h. es gibt nichts, vor welchem sein „Zugriff' halt macht. Er umfaßt z.B. nicht nur Mensch, sondern auch weiß, gebildet etc. in infinitum. Formal ausgedrückt bedeutet er sowohl Mensch wie Nicht-Mensch, wird also widersprüchlich. Ein Wort hingegen, das einen grenzenlos sich verringernden Gehalt zur Bedeutung hat, bedeutet z.B. Nicht-Mensch, aber auch Nicht-weiß, Nicht-gebildet etc. ad infinitum. Formal ausgedrückt bedeutete es also nicht Mensch, aber auch nicht Nicht-Mensch. Grenzenlos im Sinne der Verminderung ist demnach ein begriffslogisches Widerspruchsmittleres. 3 7 Die beiden Arten indefiniter Wortbedeutungen lassen sich auch anhand des folgenden „Begriffsstrahls" verdeutlichen: Mensch & non-Mensch Mensch | Pferd | Schiff | weiß | gebildet | kalt |... => potentiell unendlich non-(Mensch oder non-Mensch) Ein Wort, dessen Bedeutung als begriffslogischer Widerspruch keinen Begriff definitiv ausschließt, bedeutet schließlich alles. Ein Wort, das jedoch weder durch die Affirmation noch durch die Negation eines Begriffs definiert ist, bedeutet nichts mehr; es setzt sich gewissermaßen „zwischen alle Stühle", wird zum Widerspruchsmittleren. Beide Arten begrifflicher Indifferenz zerstören jedoch für Aristoteles den Begriff: „Begriffe sind nichts Grenzenloses". 38 Aristoteles rechtfertigt die semantische Notwendigkeit abgegrenzter Wortbedeutungen auf pragmatischem Wege. Wenn ein Wort etwas bedeutet (Ebene der Semantik), kann es auch als Vehikel von Kommunikation Verwendung finden (Ebene der Pragmatik). Bedeutet es jedoch nichts, kann man sich mit seiner Hilfe auch nicht verständlich machen. Wer keine definiten Begriffe zugesteht, könnte daran allein um den Preis der Teilnahme am philosophischen Diskurs festhalten. Sobald man sich jedoch am ge37 Der Begriff des Widerspruchsmittleren bei Aristoteles (μεταξύ αντιφάσεως, 101 lb23) wird in Teil II dieser Arbeit ausführlich analysiert (vgl. v.a. § 10). - Das Wort „alles" bedeutet selbstverständlich nicht alles (gleiches gilt für das Wort „Grenzenloses" bzw. „nichts"). U m alle Bedeutungen formal anzusprechen, ist es nicht notwendig, jede einzelne Bedeutungen gedanklich präsent zu haben; u m von Grenzenlosigkeit zu sprechen, ist es nicht notwendig, einen grenzenlosen begrifflichen „Parcours" zu durchlaufen. 38 Met. VIII.3, 1043b35f.

§ 3 D i e Abgegrenztheit der Wortbedeutungen

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meinschaftlichen Gespräch beteiligen möchte, m u ß als Möglichkeitsbedingung dieser sprachlichen Praxis die Abgegrenztheit der Wortbedeutungen anerkannt werden. Allerdings beruft sich Aristoteles zur Erhärtung dieses transzendentalen Z u s a m m e n h a n g s nicht allein auf Evidenz, sondern er zeigt (im Kontext der Verteidigung des Nichtwiderspruchsprinzips), daß die Angabe dessen, was ein dem Inhalt nach nicht abgegrenztes Wort bedeuten soll, in einen zeitlich unbegrenzten Explikationsprozeß m ü n d e t . Bedeutet z.B. das Wort „Mensch" (im Sinne grenzenloser A n h ä u f u n g ) sowohl zweifüßiges Lebewesen wie auch alles andere (Nicht-Mensch), d a n n m u ß derjenige, der „Mensch" sagt u n d angeben soll, was dieses Wort bedeutet, konsequenterweise alle zahllosen anderen Worte, wie „weiß", „gebildet" etc. hinzufügen (προσθετέον, 1007al3). Wollte m a n dies jedoch in die Tat umsetzen, „unterredete m a n sich nicht" (1007al9-20), d e n n es ist (praktisch) unmöglich, grenzenlos viele Bestimmungen aufzuzählen. 3 9 In gleicher Weise, so läßt sich ergänzen, ist ein Wort, das weder Mensch n o c h anderes (Nicht-Mensch) bedeutet, grenzenlos, wenn auch in einem negativ-ausscheidenden Sinne. Wer demnach ein in dieser Weise der Bedeutung nach entleertes Wort erläutern wollte, m ü ß t e entweder schweigen, oder er hätte den „Gehalt" dieses Wortes am ehesten n o c h durch durch das Aufzählen von „Nicht-weiß", „Nicht-gebildet", „Nicht-Mensch" ... etc. ad infinitum zu erläutern. 4 0 Die einzige Regel des Diskurses, die Aristoteles voraussetzt, besteht d e m n a c h darin, daß jeder Gesprächspartner bereit sein m u ß , zu erläutern, was er mit dem von i h m verwendeten sprachlichen Zeichen z u m Ausdruck bringen möchte. Soll d a n n ein Wort alles (grenzenlos vieles) oder nichts (grenzenlos wenig) bedeuten, m ü n d e t der Versuch, es zu definieren, in einen zeitlich unbegrenzten Explikationsprozeß oder aber direkt im Schweigen (vgl. IV.4, 1007al5). In beiden Fällen bringt sich der mögliche O p p o n e n t d u r c h sein Verhalten u m das gemeinschaftliche Gespräch. Wer sich hingegen in zeitlich begrenzten Sprechakten an einem Ge-

39 Vgl. Met. IV.4, 1007al4-15. Im Text von IV.4 ist die Rechtfertigung der Bedeutungsabgrenzungen in die Rechtfertigung des N W S eingebettet. Ich möchte jedoch versuchen, anhand des aristotelischen Textes die Rechtfertigung der semantischen Prinzipien separat und in systematischer Abfolge zu rekonstruieren. Es ist daher unvermeidbar, daß angeführte Belegstellen ihre Funktion nur mehr oder weniger direkt erfüllen. Zu 1006b327a20 vgl. daher auch § 6. 40

Nach Met. IV.7, auch grenzenlos gation, sondern dung ergäbe; vgl.

1012a 12-15 würde sich ein solch negativ-grenzenloser Begriff schließlich gegen sich „selbst" wenden: Er wäre nicht nur weder Position noch Neauch dies nicht, so daß sich ein unendlicher Regreß der Selbstausschei§ 11.

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I. Rechtfertigung von Substanz und Nichtwiderspruchssatz

sprach b e t e i l i g e n m ö c h t e m u ß i n s o f e r n d i e B e d e u t u n g s d e f i n i t h e i t der v o n i h m verwendeten sprachlichen Zeichen anerkennen.41

Begriffliche Grenzenlosigkeit u n d universelle Akzidentalität In M e t . IV.4, 1 0 0 7 a 2 0 f f . b e s c h r e i b t A r i s t o t e l e s d i e F o l g e n , d i e s i c h ergeben, wenn

indefinite Wortbedeutungen

zugelassen

oder

gar alle

Wortbedeu-

t u n g e n als d e f i n i t o r i s c h u n a b g e g r e n z t a u f g e f a ß t w e r d e n . D i e G e g n e r des N i c h t w i d e r s p r u c h s s a t z e s , d i e es für m ö g l i c h halten, e i n e n w i d e r s p r ü c h l i c h e n B e g r i f f z u prädizieren, lassen d a d u r c h d i e »Akzidentalität« universell werden: „Im G a n z e n heben die, die so reden, das U r s p r ü n g l i c h e [die Usia], d . h . das [begriffliche] Was-Sein auf. D e n n sie müssen notwendig b e h a u p t e n , d a ß alle [Begriffe beiläufig] z u s a m m e n h ä n g e n u n d d a ß es [z.B.] die [Begriffe] Menschsein oder Lebewesen-sein [als definite Einheiten] gar n i c h t gibt. D e n n gäbe es ein e n [distinkten Begriff wie] exakt M e n s c h zu sein, wäre dieser n i c h t [identisch mit] Nichtmensch-sein [dem Privativbegriff] bzw. m i t Nicht-Menschsein [dem Kontradiktionsbegriff], was d o c h [begriffslogische] N e g a t i o n e n v o n jenem [Ersten] sind. Eines war es nämlich, was [das W o r t ] bedeutete, u n d dieser [Begriff] war [der Absprache gemäß] der u r s p r ü n g l i c h e Wesensgehalt v o n etwas [von einer Eigenschaft]. D e n n einen Wesensgehalt zu bezeichnen heißt, d a ß nichts anderes das So-sein f ü r [diese B e s t i m m u n g ] ist. W e n n [z.B. die Bedeut u n g eines Wortes] Nichtmensch-sein bzw. Nicht-Menschsein ist, so ist [sie] etwas anderes [als Mensch-sein]. Aber gerade aus diesem G r u n d e müssen diejenigen, [die einen widersprüchlichen Begriff f ü r möglich halten] sagen, d a ß es v o n nichts einen derartigen Begriff gibt, [der als u r s p r ü n g l i c h e r definitorisch n u r von-sich-selbst-her existiert], s o n d e r n [sie müssen b e h a u p t e n , ] d a ß [statt dessen] alle [Begriffe] beiläufig-von-anderen-[Begriffen]-her [per acddens] existieren (...) (Met. IV.4, 1007a20-31) 4 2

41 Als eine weitere praktische Implikation der Ablehnung begrifflicher Grenzziehungen (Kategorien) wird Aristoteles schließlich die Aufhebung von Praxis generell benennen (vgl. 1008b lOff.) Wenn im Denken keine Unterschiede mehr gemacht werden, werden auch alle Handlungsalternativen identisch. Sofern Praxis jedoch darin besteht, bestimmte (abgegrenzte) Handlungsalternativen zu bevorzugen, setzt sie das Denken in Differenzen bereits voraus. Eine ausführliche Diskussion der Zusammenhänge von Differenz und Praxis findet sich in § 15. 42 δλως δ' άναιροΰσιν oi τούτο λέγοντες ούσίαν καί τό τί ήν είναι, πάντα γαρ ανάγκη συμβεβηκέναι φάσκειν αύτοις, καί τό όπερ άνθρώπφ είναι ή ζώω είναι μή είναι, εί γαρ εσται τι δπερ άνθρώπφ είναι, τοΰτο ουκ εσται μή άνθρώπφ είναι ή μή είναι άνθρώπφ, καίτοι αύται άποφάσεις τούτου- εν γαρ ήν ö έσήμαινε, και ήν τούτό τίνος ούσία. τό δ' ούσίαν σημαίνειν έστίν ότι ούκ αλλο τι τό είναι αύτφ. εί δ' εσται τι όπερ μή άνθρώπφ είναι ή δπερ μή είναι άνθρώπφ, αλλο τι εσται. ώστ' άναγκαΐον

§ 3 Die Abgegrenztheit der W o r t b e d e u t u n g e n

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Es handelt sich hier um eine zunächst nicht leicht verständliche, dann jedoch sehr aufschlußreiche Stelle. Aristoteles kontrastiert den Status des definitorisch Ursprünglichen (ούσία) mit dem des Beiläufig-von-anderemher-Seienden, dem, „was gemäß einer wesensfremden, zu ihm beiläufig hinzukommenden Bestimmung existiert" (είναι κατά συμβεβηκός, είναι κατ' άλλο, ens per accidens).43 Das „Ursprüngliche", die Usia, erläutert Aristoteles generell als „dasjenige, für welches nichts Différentes das (So)Sein ausmacht" (ούκ α λ λ ο τι τό ε ί ν α ι αύτφ, a 26-27). Die Scholastiker haben in diesem Zusammenhang auch den Ausdruck der „Perseität" geprägt: Etwas ist in derjenigen Hinsicht Usia (bzw. ens per se), in der seine Bestimmung nicht in Abhängigkeit zu einem wesensfremden Begriff steht. Ein Mensch (ens reale) ist z.B. als Mensch Usia, ens per se, als Gebildeter jedoch ens per accidens. Als Gebildeter wird er nicht von seiner Wesensbestimmung her angesprochen, sondern von einem Begriff, der dem Begriff seines Wesens gegenüber different ist. 44 In gleicher Weise - und darauf kommt es Aristoteles an dieser Stelle an - ist generell jeder Begriff (ens ideale), indem er als abgegrenzter nicht zugleich durch wesensfremde Bestimmungen konstituiert wird, vonsich-her und nicht beiläufig-von-anderem-her (per accidens) so wie er ist. Er ist definitorisch nur mit sich selbst identisch und nicht mit anderen Begriffen. Der Begriff der „Usia" bezeichnet in Met. IV.4, 1007a21, a26 nicht bereits das reale ursprünglich Seiende (die Substanz als ens reale), sondern vorerst noch Formalitäten, d.h. Begriffe bzw. Wortbedeutungen als ursprüngliche Grundkonstitutiva der Begriffsebene. 45 Die Ubersetzung von Usia mit

αύτοίς λέγειν οτι ούδενός εσται τοιούτος λόγος, άλλα πάντα κατά συμβεβηκός- (...). Ich folge in a28 der Überlieferung des Codex Parisiensis, der ein ή ausläßt. 43 Als συμβεβηκός sehen wir nicht das Zusammentreffen von Subjekt und Prädikat an (im Sinne einer substantivierten Relation), sondern die dem Subjekt beiläufig zukommende Bestimmung selbst, von der her (κατά) das Subjekt sich bestimmt. 44 Vgl. ausführlicher § 1. Aristoteles fährt im Anschluß an die zitierte Passage fort: „Usia [zu sein] oder beiläufig-von-anderem-her [bestimmt zu sein] unterscheiden sich ja durch folgendes: Weiß ist z.B. Akzidens für den Menschen, da dieser zwar weiß ist, aber nicht dasjenige ist, was es heißt, weiß zu sein" (vgl. IV.4, 1007a31-33). Wenn hier „Perseität" und „Akzidentalität" in bezug auf Begriffe thematisiert werden, ist dies nicht notwendig bereits auf die Wesensbestimmung der realen Substanz zu beziehen. 45 Den Hinweis hierauf verdanke ich F. Inciarte (Die philosophische querelle, S. 372 Anm. 19), der sich gegen m.W. alle anderen Interpreten wendet: vgl. etwa Chr. Kirwan (AM, S. 100); T. H. Irwin (Aristotle's First Prinziples, S. 182; S. 548-9, Anm. 10) oder auch H. Weidemann, In Defence of Aristotle's Theory of Predication, S. 78ff. Inciartes These könnte sich auch auf Met. IV.6., 10lib 19 und IV.7, 1012a 15 stützen, wo Aristoteles unter „Usiai" eindeutig Begriffe und nicht reale Substanzen versteht. Auch das ,,τό τί ήν είναι" (1007a21) steht hier nur für den begrifflichen Was-Gehalt und noch nicht not-

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I. Rechtfertigung v o n Substanz u n d Nichtwiderspruchssatz

dem deutschen Wort „Ursprüngliches" (im Sinne des eigenständig Seienden) bringt einmal den Status definitorischer Separatheit zum Ausdruck, zum anderen erlaubt der Begriff des „Ursprünglichen" - im Gegensatz zu dem der „Substanz" - ο υ σ ί α durchgängig mit demselben Ausdruck zu übersetzen, gleichgültig ob Aristoteles ο ύ σ ί α n u n in der Bedeutung des ideellen Ursprünglichen (des Begriffs als ens ideale) oder der realen Substanz (als ens reale) verwendet. Als Ursprüngliches oder Nichtursprüngliches thematisiert Aristoteles in Met. IV.4, 1007a20-31 also lediglich Begriffe. Dabei stellt er zwei fundamentale philosophische Positionen gegeneinander: Ein Begriff ist entweder ausschließlich nichtrelationale Usia bzw. ens per se (dies ist die aristotelische Position) oder er ist (auch) ens per accidens (dies die Gegenposition). Bestimmt sich ein Begriff A jedoch, wie der O p p o n e n t meint, beiläufig von Begriff Β her bzw. ist Β beiläufig Zukommendes (συμβεβηκός, „Akzidens") für A (a30), heißt dies, daß Β konstitutiv für das essentielle So-Sein von A wird. 46 A ist also nicht mehr exklusiv nur mit sich selbst identisch, sondern auch mit B, und das heißt: A ist nicht mehr gegen Β abgegrenzt. Wenn die Bedeutung eines Wortes jedoch in dieser Weise generell ihre Grenze verliert, und damit z.B. nicht nur Menschsein umfaßt, sondern gleichermaßen auch weiß, gebildet etc. ad infinitum, existiert sie „beiläufig" auch von den Bedeutungen der Wörter „weiß, gebildet" (etc.) her, d.h. sie steht definitorisch in Funktion von Nichtmensch und ist damit auch identisch mit Nichtmensch. Schließlich werden damit alle Begriffsgrenzen fließend, und es ergibt sich ein universeller semiotischer Holismus im Sinne einer Identität auch des Differenten. 4 7

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wendig für die Essenz einer realen Substanz. Der Ausdruck ,,τό όπερ άνθρώπω είναι" bzw."- μή είναι" (a28ff.) bedeutet soviel wie Was-exakt-das-Mensch-Sein ist, gemeint ist der begriffliche Gehalt des Wortes „Mensch". Die aristotelischen Ausdrücke „Akzidens" (συμβεβηκός) und „per accidens" (κατά σ υ μ βεβηκός) sind vor allem dadurch zu unterscheiden, daß das Akzidenssein dem jeweiligen Eidos zukommt, welches etwas anderes in einer nichtanalytischen Weise bestimmt. „Per accidens" zu sein hingegen kommt gerade umgekehrt dem Gegenstand zu, der in dieser Weise bestimmt wird. Eine ausführlichere Deutung der Ausdrücke Akzidens" (συμβεβηκός) bzw. „per accidens" (κατά συμβεβηκός) vor allem auch unter der Hinsicht der Relation Prinzip - Prinzipiat findet sich in § 4.

47 Vgl. auch § 10. Es erforderte eine gesonderte Untersuchung, auf die „relative Identität" zwischen Begriffen einzugehen, die sich z.B. wie Mensch und Lebewesen als definiens und definiendum gegenüberstehen. Denn zum einen steht das zu Definierende zwar in Funktion des definierenden Begriffs, ist nach der in IV.4, 1007a20 zugrundeliegenden Prämisse also nicht gegen letzteren abgegrenzt, andererseits ist für Aristoteles z.B. der Ausdruck „Mensch" zweifellos nicht bedeutungsidentisch mit „Lebewesen", auch wenn „Mensch" durch Lebewesen definiert sein mag. D e f l a t o r i s c h e Verbindungen dieser Art

§ 3 Die Abgegrenztheit der Wortbedeutungen

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Wenn n u n jede Wortbedeutung indefinit ist, steht jeder Begriff gleichermaßen in Funktion der Bedeutung anderer Worte wie in Funktion seiner selbst. Wenn der Begriff damit nicht mehr gegen zusätzliche Gehalte abgegrenzt ist, hat er kein festes Wesens-Was (τί ήν είναι) mehr, das nur mit sich selbst identisch und gegen anderes different wäre. Damit entfallen für den Bereich der Wortbedeutungen generell die Unterscheidungen zwischen „Identität" und „Differenz", „analytisch" und „synthetisch", „notwendig" und „zufällig" (vgl. 1010b26ff.). Folglich entfällt auch der Status des begrifflich „Abgegrenzten" und „Ursprünglichen". Ein Begriff ist dann analytisch gleicherweise durch sich selbst wie durch anderes zu erläutern. Insofern steht alles per accidens zu allem anderen. Alles definiert sich „beiläufig von anderem her" und die Akzidentalität wird universell. Die Bedeutung jedes Wortes steht mit derjenigen beliebig anderer Worte sozusagen in einem „transversalen" Austausch, hinter jedem sprachlichen Zeichen steht letztlich ein Bedeutungs-"Rhizom", in dem alles miteinander „vernetzt" ist. 48 Wie Aristoteles in Met. IV.4 jedoch zu zeigen versucht, ist eine derartige semiotische Konzeption ein Unding. Ein „Zeichen" (σημείον, De Int. 1, 16a6), das nichts Abgegrenztes mehr zur Bedeutung hat, ist kein Zeichen mehr, und wenn ein „stimmlicher Laut" alles gleichermaßen bzw. nichts eigentlich bedeutet, wird er für die Sprachpraxis irrelevant.

Weitere Formen des definitorischen Regresses In Met. IV.4 zeigt Aristoteles demnach, daß ein begriffliches Wesens-Was seine Grenze verliert und „von anderen Begriffen her" existiert, sobald es durch Bestimmungen erläutert werden muß, die den Rahmen eines festen Merkmalsbündels sprengen. N u n m u ß nicht jeder definitorische Regreß auf eine eher plumpe Anhäufung von Bestimmungen hinauslaufen, wie sie Aristoteles im Kontext der Verteidigung des NWS und der grundsätzlichen

und daraus folgende „partielle Identitäten" und „partielle Differenzen" können jedoch in diesem Kontext vernachlässigt werden. Worauf es Aristoteles hier ankommt ist, daß ein inhaltlich indifferentes Wort schließlich auch deßniendum von Begriffen gänzlich anderer Gattungen wird. 48 Zum Begriff des „Rhizoms" (des Wurzelstangenwerks) in der poststrukturalistischen Semiotik vgl. G. Deleuze, F. Guattari, Tausend Plateaus, S. 16ff. Inwiefern Aristoteles einen radikalen semiotischen Holismus, wie er heute im Bereich des Poststrukturalismus vertreten wird, durch die von ihm skizzierten vorsokratischen Positionen bereits vorwegnimmt oder gar Vorsokratiker wie Anaxagoras ähnliches entworfen haben, wird in § 10 untersucht.

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I. Rechtfertigung von Substanz und Nichtwiderspruchssatz

Verteidigung von Bedeutungsgrenzen skizziert. Es ist auch denkbar (und von Seiten eines semantischen Holismus naheliegender), eine gegebene Definition je wieder auf eine weiterführende Definition der in dieser Definition verwendeten Termini zurückzuführen und dann auch diese Termini wieder erklären zu lassen etc. N u n ist es auch für Aristoteles selbstverständlich, daß das Wort „Mensch", welches zunächst als „vernunftbegabtes Lebewesen" erläutert werden mag, weiter durch die Explikation der Bedeutung von „Lebewesen" entfaltet werden könnte z.B. als: „vernunftbegabte, sensitiv, und vegetativ lebende Substanz". („Lebewesen" würde hier also durch seine eigenen Merkmale ersetzt. 49 ) Worauf Aristoteles in Met. II.2 jedoch hinweist ist, daß es bei dem Versuch der tiefergehenden Definition keinen Regreß geben darf: „Es ist nicht möglich, daß das begriffliche Was-Sein (τό t i ήν ε ί ν α ι ) [immer weiter] auf eine zusätzliche Definition (ορισμός) zurückgeführt wird, die dem Aussagegehalt nach [wieder erneut] angefüllt würde ( π λ ε ο ν ά ζ ο ν τ α τω λόγω). Immer nämlich ist [in einer Ableitungsreihe] das Frühere (ό έμπροσθεν) [d.h. das zu Definierende] mehr [von der reihenspezifischen Qualität] als das Nachfolgende [das Definierende]. Wenn jedoch nicht [einmal] das Frühere [d.h. das zu Definierende die entsprechende Qualität] aufweist, dann [erst recht] nicht das Spätere." (Met. II.2, 994b 16-20)

Aristoteles weist in einem ersten Schritt darauf hin, daß bei einer weiterführenden Explikation eines Terminus akzeptiert werden muß, daß durch die zunächst gegebene Definition der analytische Gehalt bereits prinzipiell eingefaßt ist. N u r so ist auch eine tiefergehende Explikation sinnvoll. Wenn die zuerst genannte Begriffsbestimmung hingegen keine vollgültige Definition ist, ist es auch nicht sinnvoll, die in ihr verwendeten Termini weiter zu definieren, da auch hier keine vollgültige Definition mehr erreicht werden kann. 5 0 Dieser erste Argumentationsschritt kann als eine grundsätzliche Verteidigung tautologischer Wahrheit gegenüber synthetischer Wahrheit gelesen werden. In einem zweiten Schritt zeigt Aristoteles nun, daß es für das Verständnis einer Definition zwar notwendig sein kann, sie analytisch weiter zu explizieren, daß diese Explikation jedoch nicht ins Grenzenlose gehen kann. Statt dessen endet die Explikation bei begrifflichen Primitiva.

49 Vgl. jedoch § 18 zu De An. II.3. 50 Die Zuordnung von εμπροσθεν zu der zunächst genannten Definition entspricht der ersten Interpretationsvariante bei Alexander von Aphrodisias, zu der auch Ross tendiert (vgl. Ross I, S. 219). Wird εμπροσθεν hingegen auf die idealerweise letztgültig explizierende Definition bezogen, die der Vertreter des Definitionsregresses nie erreicht, ergibt das a fortiori-Arpiment keinen Sinn mehr.

§ 3 Die Abgegrenztheit der Wortbedeutungen

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„Ferner heben diejenigen, die [einen solchen Definitionsregreß] behaupten, die Wissenschaft auf, denn es kann nichts gewußt werden, bevor man nicht zum [begrifflich] Atomaren [άτομα] gelangt ist. U n d ebensowenig ist [alltägliches] Erkennen ( γ ι γ ν ώ σ κ ε ι ν ) möglich, denn wie wäre es möglich, das [aktual] Grenzenlose (άπειρον) zu denken? 51 (...) Etwas Unbegrenztes (άπειρον) kann es also [generell] nicht geben. (...) Auch wenn es unendlich viele Arten v o n Prinzipien (αίτίαι) gäbe, wäre kein Erkennen möglich, denn wir glauben, v o n etwas dann Kenntnis zu haben, wenn wir seine Prinzipien kennen. Das Grenzenlose im Sinne der Anhäufung (το δ' ά π ε ι ρ ο ν κ α τ ά τήν πρόσθεσιν) [hingegen] kann nicht in einer begrenzten Zeit durchschritten werden. (Met. II.2, 994b20-23; 26-27)

Ein volles Verständnis einer Definition ist dann erreicht, wenn die Definition so weit als möglich auf begriffliche Primitiva reduziert ist. Würde jedoch gefordert, auch diese Begriffe ad infinitum weiter zu definieren, wären für Aristoteles weder Wissenschaft noch Alltagserkenntnis möglich, denn um einen Begriff abschließend zu verstehen, müßte ein grenzenloser „Definitionsparcours" durchlaufen werden. Diese definierende Praxis benötigte jedoch eine grenzenlose Zeitspanne. Es ist dem Menschen aber nicht möglich - und darin besteht das transzendental-pragmatische Argument - eine zeitlich grenzenlose Handlung zu vollziehen. Soll der Regreß also vermieden werden, müssen primäre Abstraktionen akzeptiert werden, die als solche unmittelbar in ihrem Gehalt eingesehen werden.52 51 In b23-26 weist Aristoteles darauf hin, daß sogar der Ausschnitt eines Kontinuums, der als solcher potentiell unendlich teilbar ist, in seinem Selbstsein nur dann erfaßt und abgemessen werden kann, wenn man auf ein Durchschreiten der potentiell unendlichen Einzelteilschritte verzichtet. - Aristoteles lehnt aufgrund drohender Definitionsregresse auch eine Arithmetik aktuell-unendlicher Zahlen ab und beschränkt sich auf die rein potentielle Unendlichkeit; vgl. Phys. III.7, 207b27-31. 52 Zur Annahme begrifflicher Primitiva vgl. auch Anal. Post. 11.19, 100b2f. und De An. 430a26. Auf die Unmöglichkeit eines Definitionsregresses weist auch Anal. Post. 1.22 ad init. hin. Nach Met. VIII.3, 1043b35-36 ist die Definition teilbar in Unteilbares. Zum Status des atomaren Bestandteils (στοιχείον) vgl. generell Met. V.3. - Die aristotelischen Argumente gegen Definitionsregresse ließen sich auch gegen heutige Ansätze einer holistischen Semiotik ins Feld führen. So plädiert U. Eco dafür, alles, was im weitesten Sinne helfen könnte, einen Ausdruck zu verstehen, prinzipiell in dessen Definition hineinzunehmen. Im Anschluß an Quines „Two Dogmas of Empiricism" verwirft Eco daher zugleich die Unterscheidung von analytischen und synthetischen Urteilen. Am Ende sind für Eco alle Ausdrücke miteinander definitorisch vernetzt, so daß selbst widersprüchliche Merkmale möglich werden (vgl. U. Eco, Semiotik und Philosophie der Sprache, S. 12 Iff.; vgl. auch G. Deleuze, F. Guattari, Tausend Plateaus, S. 12ff.). Im Gegensatz dazu ist von Aristoteles her zwischen nichtanalytischen Verständnishilfen und Definitionsmerkmalen zu unterscheiden. Dies setzt wohl voraus, daß zunächst keine absolut einheitliche Sprachkompetenz bei allen Kommunikationspartnern angenommen wird, denn der eine mag eine Wortbedeutung zunächst analytisch anders reduzieren, als der andere. - Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Regreßproblem im semantischen Holismus findet sich auch bei M. Dummett, Truth and other Enigmas, S. 22 Iff.; 300ff.

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I. Rechtfertigung von Substanz u n d Nichtwiderspruchssatz

Zusammenfassung: Die Notwendigkeit analytischer Bedeutungsgrenzen und ihre pragmatische Rechtfertigung Die aristotelische Rechtfertigung von Bedeutungsgrenzen gliedert sich, zumindest in ihrer systematisch-rekonstruierten Form, in zwei Teile: In einem ersten, „destruktiven" Schritt (I) zeigt Aristoteles, daß derjenige, der keine definiten Bedeutungseinheiten zugesteht, das, was er durch ein sprachliches Zeichen zum Ausdruck bringen möchte, gegebenenfalls durch das Aufzählen grenzenlos vieler Worte erläutern muß. Ein Sprechakt kann jedoch keinen grenzenlosen Prozeß bilden, ohne daß der Handelnde sich dadurch aus dem gemeinschaftlichen Diskurs hinausbegäbe. Entscheidet sich ein Gegner abgegrenzter Wortbedeutungen hingegen (II), sich in einer zeitlich abgegrenzten Weise sprachlich zu verhalten, m u ß er als Möglichkeitsbedingung dieser Praxis auch das semantische Prinzip anerkennen, daß Sprachzeichen definite Bedeutungen aufweisen. Diese indirekte Widerlegung erinnert durch ihre Zweigliedrigkeit an die Struktur des „indirekten Beweises" in der assertorischen Logik. Dessen „Scharnier" bzw. Wendepunkt zwischen der reductio ad absurdum und dem konstruktiven Schließen auf die zu verteidigende These bildet allerdings der Nichtwiderspruchssatz sowie der Satzes vom ausgeschlossenen Mittleren. In der transzendental-pragmatischen Argumentation von Met. IV bildet das Scharnier bzw. den Wendepunkt zwischen Destruktion und Konstruktion hingegen allein die Entscheidung des Gesprächspartners zu sprachlich-kommunikativem Verhalten. Es gilt es zu beachten, daß Aristoteles bei der Rechtfertigung von Bedeutungsgrenzen keineswegs vorhat, ein bestimmtes System begrifflicher Einteilungen einer (bzw. seiner) Sprach- und Kulturgemeinschaft als alleinig mögliches auszuweisen. Worauf es ihm in Met. IV.4 lediglich ankommt, ist, daß ein Wort, sofern es für die Kommunikation tauglich sein soll, nicht alles bedeuten kann. Eine Sprache k o m m t nicht umhin, Unterscheidungen vorzunehmen und Kategorien aufzustellen. Welche Abstraktionen und inhaltlichen Abgrenzungen jedoch am sinnvollsten vorzunehmen seien, ist für Aristoteles eher Sache der Einzelwissenschaften; für die metaphysial generalis ist diese Frage soweit unerheblich. Von Bedeutung sind für die Erste Philosophie lediglich formale Merkmale: ein ideelles Ursprüngliches (ουσία, 1007a25), ein Begriff (λόγος, 1006b5, 1007a30) ist zum einen (in sich betrachtet) eine Einheit (εν, 1006a31, 1007a25, τί ήν ε ί ν α ι , 1007a20), zum anderen etwas (gegen anderes) Abgegrenztes (ώρισμένον, I006a25, vgl. 1012a22, b7). Abgegrenzt ist der Begriff sowohl gegen zusätzliche Gehalte wie gegen eine inhaltliche Verminderung.

§ 4 Die Rechtfertigung der Kategorie der Substanz

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Das Grundprinzip der aristotelischen Semantik und Transzendentalpragmatik besteht demnach in der Notwendigkeit abgegrenzter Wortbedeutungen. Dieses Prinzip soll im folgenden »Definitionsprinzip« genannt und als DP abgekürzt werden. Der Begriff der De-fmition (ορισμός) ist dabei im wörtlichen Sinne von Ab-grenzung (de-finitio bzw. de-terminatio) zu verstehen. Indem der positive Begriff als abgegrenzter nicht in Funktion eines anderen steht (ειναν κ α τ ά συμβεβηκός), ist er ein Unmittelbares (πρώτον) bzw. von sich her (καθ' αυτό) Seiendes. Hinsichtlich des Merkmals der Abgegrenztheit der Begriffe wird zudem eine Vielheit von Begriffen zur Möglichkeitsbedingung des einzelnen Begriffs. Bedingung der Möglichkeit von Differenz ist Pluralität. Exkurs 1 am Ende der Arbeit wird zeigen, daß auch der transzendentale Begriff der Abgegrenztheit (Separatheit) für Aristoteles keine Relationalität in die Usia selbst hineinträgt. Obgleich etwas also generell gegen anderes abgegrenzt und separat ist, steht es dennoch nicht in Funktion dessen, gegen welches es abgegrenzt ist. 53

§ 4 Die Rechtfertigung der Kategorie der Substanz Der propositionale Gehalt; die Substanz als logisches Subjekt prädizierter Begriffe Eine komplexere semantische Einheit als die einfache Wortbedeutung ist für Aristoteles der Sinn eines Satzes (lat. oratio/ enuntiatio1 ). Dieser kann behauptend (assertiv), fragend (interrogativ) oder anders verwendet werden. 2 Während Worte oder auch Wortgefüge wie „auf Füßen gehendes zweifüßiges Lebewesen" 3 lediglich (in suppositio simplex) eine begriffliche Definition zum Inhalt haben, sind im propositionalen Gehalt Einheiten zweier grundsätzlich verschiedener Ordnungen zueinander in Beziehung gesetzt. 4 53 In Exkurs 1 wird auch auf die Negationskonzeption I. Kants und den begrifflichen Holismus G. W. F. Hegels eingegangen. 1 Vgl. Th.v. Aquin, in De Int. n. 82ff. 2 Grundsätzlich hat die „Kategorienschrift" das Wort mit seiner Bedeutung zum Inhalt, „De Interpretatione" hingegen den Aussagesatz bzw. den assertiven Gebrauch des propositionalen Gehalts; vgl. § 5. 3

Vgl. De Int. 5, 17all-13.

4

In De Int. 5 definiert Aristoteles den Unterschied zwischen einzelnen Worten und der Aussage (άπόφανσις = Behauptung eines propositionalen Gehaltes): „Ein Nennwort nun

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I. Rechtfertigung von Substanz und Nichtwiderspruchssatz

Als ursprüngliche Einheiten (Usiai) sieht Aristoteles in Met. IV - wie gesagt - sowohl das reale Seiende (ens reale), die numerisch separate Substanz, an als auch das begriffliche Seiende (ens ideale)·, im folgenden: „Usia I" und „Usia II".5 Im propositionalen Gehalt (in seiner Grundform) wird nun ein Begriff prädikativ auf ein reales Seiendes bezogen. Insofern der Begriff von der Substanz prädiziert wird, bildet er ein logisches „Prädikat" (κατηγόρημα). 6 Insofern die Substanz prädikativ erläutert wird, ist sie ein logisches Subjekt (ύποκείμενον, 1007a35).7 Die Substanz als Explikat steht dann in Funktion des Begriffs. Der Begriff hingegen bildet als logisches Prädikat das Explikationsprinzip für die Substanz, die als diesem Begriff entsprechend im Sinne realer Eigenschaften modifiziert gedacht wird. Indem der propositionale Gehalt eine Substanz mit einem Begriff verbindet, drückt er eine Form von Identität zwischen beiden (die Einheit einer Vielheit) aus. Die Relation logisches Prädikat - logisches Subjekt ist also ein Fall der Relation Prinzip Prinzipiiertes, und zwar auf der Ebene der Explikation. Den funktionalen Charakter dieser Relation zwischen idealer und realer Usia drückt Aristoteles auch dadurch aus, daß er den propositionalen Gehalt als ein „eines von einem" (εν καθ' ένός) 8 bzw. als ein „etwas von etwas" (τί κατά τίνος;

5

und ein Aussagewort wollen wir einen Ausdruck nennen, der lediglich ein Sagen (φάσις) ist; denn man kann es mit der Äußerung, die man [mit einem solchen Wort] macht (...), nicht zu einer Aussage bringen. (...) Die einfache Aussage (άπλή άπόφανσις) ist [hingegen] eine stimmliche Äußerung, die als Zeichen dafür, daß etwas [etwas anderem] zukommt oder nicht zukommt, etwas bedeutet, und zwar der Einteilungen der Zeitformen gemäß" (De Int. 5, 17al7-24). Unsere Differenzierung ist nicht zu verwechseln mit derjenigen der Kategorienschrift, in der die „erste Substanz" das konkrete Individuum zu einem bestimmten Zeitpunkt seiner Biographie meint („Sokrates"), die „zweite Usia" hingegen den Allgemeinbegriff einer Substanz („Mensch"), der die Einheit aus Form und Materie abstraktiv erfaßt. Zur Transformation und Uberwindung jener Distinktionen der Kategorienschrift in der Ersten Philosophie vgl. insbesondere Met. VIII.6, 1045a36ff. Die erste Usia der Kategorienschrift dauert in der Metaphysik als σύνθετος ούσία fort (VIII.3, 1043a30), die zweite als σύνολον (VII. 11, 1037a26).

6

Vgl. Met. VII.l, 1028a33; X.2, 1053b 19. Aristoteles spricht auch von einem „Prädizierten" (κατηγορούμενον, Met. XII.4, 1070bl; IV.7, 1012al3) bzw. einer „Prädikation" (κατηγορίαν, 1007a35-36).

7

Zur Unterscheidung von Subjekt und Prädikat vgl. bereits Piaton: Sophistes 262A 263D. Phys. V.l definiert das Subjekt als „ein durch Prädikation Expliziertes" (λέγω δέ ύποκείμενον το καταφάσει δηλούμενον, 225a6-7; vgl. Met. VII.3, 1028b36-37). Der Ausdruck des „Subjekts" soll im folgenden generell für das logische und nicht für das syntaktische Subjekt stehen. In gleicher Weise soll der Ausdruck „Prädikat" für das logische Prädikat stehen und nicht für das syntaktische Prädikat bzw. die Verbalphrase.

8

Met. IV.7, 1011b24.

§ 4 D i e Rechtfertigung der Kategorie der Substanz

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De Int. 6, 17a25-26) bezeichnet: Ein Begriff wird »herab auf« einen Gegenstand bezogen, und der Gegenstand wird so in Funktion dieses Begriffs beschrieben. Damit ergibt sich folgendes „semantisches Dreieck der Prädikation": Bedeutungsgehalt eines (elementaren) Satzes: logisches Subjekt (κατά τίνος): bestehend aus einem Substanzbegriff, der durch einen Sortalbegriff spezifiziert ist 9

realer Sachverhalt; analysierbar in einen realen artbestimmten Gegenstand (ens reale), der im Sinne einer (akzidentellen) begrifflichen Struktur modifiziert ist; z.B.: ein gebildeter Mensch

& logisches Prädikat expliziert das Subjekt in Funktion eines intensionalen Gehalts (τί)

sprachlich-syntaktisches Subjekt und Prädikat: „(Dieser) Mensch ist gebildet"; Ein Wortgefüge fungiert als Referenzausdruck; ein anderes Wortgefüge wird (zusammen mit der Kopula) zum syntaktischen Prädikat

In Met. IV.4 ist das Akzidens also zunächst prädizierter Gehalt und somit Explikationsprinzip einer Substanz („Das Wort Akzidens bezeichnet die Prädikation von einem Subjekt", 1007a34-36). Von der Sache her ist für Aristoteles jedoch die akzidentelle Eigenschaft der Substanz nachgeordnet. Das reale Akzidens, verstanden als akzidentelle Modifikation der Substanz (eigenschaftliches Akzidens), ist für Aristoteles nichts an sich Existierendes (vgl. § 1). Von „Akzidenzien" zu sprechen ist lediglich ein modus rationis, den einen Gesamtzustand, in dem sich eine Substanz befindet, unter verschiedenen Aspekten zu analysieren und die verschiedenen, de re nicht streng separaten „Momente" dieses Gesamtzustandes zu benennen. Akzidenzien als separate Einheiten gibt es damit nur in der Abstraktion bzw. Prädikation. Als zugesprochene Begriffe (Prädikate) sind sie Explikationsprinzipien des jeweiligen Seienden. Eigenschaftliche, reale Akzidenzien sind hingegen Derivate des Realseienden. Das „Erste von der Sache her" (die 9

Zur Thematik der Sortalbegriffe vgl. § 12.

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I. Rechtfertigung v o n Substanz und Nichtwiderspruchssatz

Substanz) ist auch in diesem Fall das „Letzte für die Erkenntnis" und für die prädikative Explikation. 10 Wenn das zugehörige Relationsglied des logischen Prädikats das logische Subjekt ist, dann gibt es ohne Prädikat kein Subjekt, ohne Subjekt jedoch auch kein Prädikat. 11 Die Substanz ist hingegen als Substanz gerade nicht vom Prädikat bzw. Akzidens abhängig; die Substanz bleibt Substanz, auch wenn sie nicht als Subjekt akzidenteller Eigenschaften auftritt. Gleichfalls sind für Aristoteles die begrifflichen Gehalte, die in der Prädikation an die Stelle des (Explikations-) Prinzips treten, ursprünglich-Seiende (Usiai), allerdings nicht reale, sondern ideelle. Der Begriff, der den Inhalt eines Prädikats bildet, konstituiert sich nicht erst in der Prädikation. 12 Die Usia ist daher zusammenfassend etwas Nicht-Relationales (Nicht-Funktionales), Subjekt und Prädikat (Akzidens) sind hingegen relationale Bestimmungen. Die Glieder der prädikativen Relation, Substanz (Usia I) und Begriff (Usia II), sind in ihrem Selbstsein ursprünglicher als die Relation selbst. Die realen Usiai, d.h. die individuellen Substanzen unterscheiden sich nun darin fundamental von den ideellen Gehalten (Begriffen), daß ihnen Eigenschaften zukommen können, deren Definition eine andere ist als die Definition, unter der sie von sich her („essentiell") existieren. Für Aristoteles ist diese akzidentelle Bestimmtheit der Substanz dadurch denkmöglich, daß die Substanz einer anderen Ordnung als die Begriffe angehört: Ein Begriff kann keine akzidentellen Eigenschaften haben, da er sich sonst mit deren Gehalten definitorisch vermischen würde (vgl. § 3). Der Begriff hat höchstens definitorische „Merkmale". Die Substanz gehört indes nicht dem Bereich der entio. idealia an und ist nicht in dieser Weise gefährdet. Substanzen können im Gegensatz zu Begriffen Akzidenzien (akzidentelle Eigenschaften) besitzen, ohne dadurch in ihrem Selbstsein funktional-abhängig zu werden. Diese Zusammenhänge bilden für Aristoteles zugleich den Ansatzpunkt, generell die Notwendigkeit von realen Seienden (Substanzen) zusätzlich zu den bloß ideellen Begriffen zu rechtfertigen.

10 Zu dieser Differenzierung vgl. Phys. 1.1, 184al6-18. 11 Zur Abhängigkeit der Ralata voneinander vgl. Cat. 7, 7b 19-22. 12 Aufgrund dieser Eigenständigkeit der Intension gegenüber ihrer Prädikation ist die Wortbedeutung bei Aristoteles auch nicht extensional als Klasse zu interpretieren. Vgl. §13.

§ 4 D i e Rechtfertigung der Kategorie der Substanz

77

Die transzendentale Rechtfertigung der Substanz Der Abschnitt Met. IV.4, 1007a30-bl7 kann als einer der schwierigsten der aristotelischen Metaphysik gelten. In ihm findet sich die transzendentale Deduktion der Kategorie der Substanz, d.h. der realen Usia. Wie in § 3 gezeigt wurde, sind Ausdrücke wie weiß, Mensch, gebildet inhaltlich gegeneinander abgegrenzt. Dennoch ist es nach Aristoteles im Rahmen sprachlicher Kommunikation unerläßlich, verschiedene Worte sprachlich aneinanderzufiigen. Zwei Worte zu verbinden heißt nach Aristoteles grundsätzlich, diese in die Subjekt-Prädikat-Relation zu setzen, d.h. dasjenige, wofür das eine Wort (als syntaktisches Subjekt) steht, durch die Bedeutung des anderen (als syntaktisches Prädikat) zu beschreiben. 13 Sollten n u n allein Worte verbunden werden, deren Bedeutungen in einem analytischen Verhältnis zueinander stehen, würde sich Sprache in bloßen Tautologien erschöpfen. Es dürften z.B. nicht mehr Mensch und gebildet miteinander verbunden werden im Sinne der Aussage „(Dieser) Mensch ist gebildet", sondern nur noch etwa Mensch und Lebewesen oder gar nur Mensch und Mensch. Wer jedoch lediglich begriffsanalytische Urteile äußern wollte, könnte sich für Aristoteles nicht mehr sinnvoll an einem Gespräch oder philosophischen Diskurs beteiligen. Statt dessen müssen in sprachlichkommunikativer Praxis auch Termini prädikativ verbunden werden, die keinen analytischen Bezug zueinander aufweisen. D a n n ist es jedoch notwendig, daß als Eigenschaftssubjekte nicht nur Begriffe fungieren, sondern auch Entitäten einer anderen Ordnung. Würden nämlich allein in nichtanalytischer Weise Begriffe von Begriffen prädiziert, würde dies die beiderseitige Abgegrenztheit nivellieren. Damit würde z.B. dasjenige, welches an die Subjektstelle tritt, seinem Gehalt nach unabgegrenzt. Folglich würde es unbenennbar und undefinierbar, denn der Versuch etwas Indifferentes zu definieren mündet in einen sprachlichen Regreß. Folglich taugt nur etwas als Prädikationssubjekt, das trotz seines Expliziertwerdens durch eine akzidentelle Bestimmung seinen definitorischen Eigenstand zu behaupten vermag. In einem ersten Schritt zeigt Aristoteles in dieser Weise, daß nur etwas Ursprüngliches, Unmittelbares, sich von sich her Bestimmendes, kurz: eine Usia als Subjekt akzidenteller Prädikate in Frage kommt. Er knüpft hierbei an seine Auseinandersetzung mit einem Holismus auf der Begriffsebene an

13 Propositionale Gehalte können allerdings z.B. auch im Sinne einer Frage verwendet werden. Hier wird jedoch nach der Wahrheit eben einer Aussage gefragt. Kommunikatorisch sinnlos wäre es hingegen, verschiedene Worte beziehungslos aneinanderzureihen.

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I. Rechtfertigung von Substanz und Nichtwiderspruchssatz

(vgl. Met. IV.4, 1007a20-31; vgl. § 3). In einem zweiten Schritt wird dann gezeigt, daß diese Usia als realer Gegenstand begriffen werden muß, sofern sie etwas Eigenständiges bleiben soll. „Der Ausdruck des »Beiläufig-Zukommenden« [Akzidens] bezeichnet jeweils eine Prädikation von einem Subjekt. W e n n n u n alles, was [unter einem sprachlichen Zeichen] angesprochen wird, [sich als es selbst zugleich auch] beläufigvon-anderem-her [bestimmt], wird dasjenige], »von-welchem« [als Subjekt] ausgesagt wird, selbst nichts »Unmittelbar-Primäres« sein." (Met. IV.4, 1007a33b l ) 1 4 „Es m ü ß t e also [wenn jedes Prädikationssubjekt sich als solches v o n seinen Akzidenzien her konstituierte, mit seiner Definition] ins Grenzenlose gehen, [[wenn es mit einem bestimmten Akzidens eine essentielle Identität eingeht, dann ebensogut mit anderen Akzidenzien; d. Verf.]]. Das ist jedoch unmöglich, da nicht mehr als zwei miteinander verbunden werden [nämlich der Gegenstand an sich u n d ein einzelner akzidenteller Prädikatgehalt] u n d [da] das Beiläufig-Zukommende nicht Beiläufig-Zukommendes von einem [anderen] Beiläufig-Zukommenden ist [[etwa in dem Sinne, daß das Akzidens »gebildet« dem Akzidens »weiß« zukäme]]." (1007bl-3) 1 5 „Dies ist höchstens in einer [indirekten, uneigentlichen] Weise möglich, wenn nämlich beides [weiß u n d gebildet] Akzidenzien desselben [eigenständigen Subjekts] sind. Ich meine, daß [man z.B. sagen könnte], »das Weiße ist gebildet«, oder »dieses [das Gebildete] ist weiß«, weil beides Beiläufig-Zukommende z.B. eines »Menschen« sind. In diesem [indirekten Sinne von Akzidens] sagt m a n aber nicht, »Sokrates ist gebildet«, weil etwa beides [Sokrates u n d gebildet wiederum] beiläufig einem Dritten zukämen [, sondern »gebildet« ist Akzidens des von sich her bestimmten Subjekts „Sokrates"]. (1007b3-6) 1 6 Als Beiläufig-Zukommendes [Akzidens] bezeichnet m a n also einiges im ersten [indirekt-uneigentlichen Sinne] anderes [jedoch] im letzten [direkten, eigentlichen] Sinne. [Bei diesem] ist es jedoch nicht möglich, daß es einen grenzenlosen Fortgang nach oben in dem Sinne gibt, daß z.B. »weiß« dem »Sokrates« z u k o m m t , und es dann [wieder] ein weiteres Akzidens gibt, das dem Sokrates und dem Weiß [gemeinsam] z u k o m m t . Es wird nämlich nicht ein Eines aus Allem." (Met. IV.4. 1007b6-10) 1 7

Aristoteles zeigt hier zunächst, daß als Subjekt nur ein Unmittelbares (πρώτον), Ursprüngliches (ούσία), sich von sich her (καθ' αυτό) Bestim14 ει δέ πάντα κατά συμβεβηκός λέγεται, ουδέν εσται πρώτον το καθ' οΰ, εϊ αίεΐ το συμβεβηκός καθ' υποκειμένου τινός σημαίνει την κατηγορίαν. 15 ανάγκη αρα εις άπειρον ίέναι. άλλ' αδύνατον- ούδέ γαρ πλείω συμπλέκεται δυοίν. το γαρ συμβεβηκός ού συμβεβηκότι συμβεβηκός (...). 16 (...) εί μή ότι αμφω συμβέβηκε ταύτφ. λέγω δ' οίον το λευκόν μουσικόν, και τοϋτο λευκόν, δτι αμφω τω άνθρώπω συμβέβηκεν. άλλ' οΰχ ό Σωκράτης μουσικός οϋτως, δτι αμφω συμβέβηκεν έτέρω τινί. 17 έπεί τοίνυν τα μέν οϋτως τα δ' έκείνως λέγεται συμβεβηκότα, όσα οϋτως λέγεται, ώς το λευκόν τω Σωκράτει, οϋκ ενδέχεται άπειρα είναι έπί το άνω, οίον τφ Σωκράτει τφ λευκφ ετερόν τι συμβεβηκός· ού γαρ γίγνεταί τι εν έξ άπάντων.

§ 4 Die Rechtfertigung der Kategorie der Substanz

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mendes in Frage kommt. Würde das Subjekt sich statt dessen in seinem Selbstsein auch von akzidentellen Bestimmungen her konstituieren, würde es zum indefiniten Bestimmungskonglomerat. Damit wäre es jedoch nicht mehr möglich, es abschließend zu definieren bzw. sich mit einem definierbaren Terminus auf es zu beziehen. Nur ein definites »Eines« kann daher an die Stelle des Subjekts treten, da sonst eine undurchführbarer Prozeß der Aufzählung von Definitionsmerkmalen droht. 1 8 In einem zweiten Schritt wird nun begründet, weshalb als Subjekt nichtanalytischer Aussagen lediglich ein realer Gegenstand taugt: Wenn als Subjekt im akzidentellen Aussagesatz lediglich ein Wort stünde, das für einen inhaltlichen Begriff (Usia II) stünde, nicht jedoch für einen realen Gegenstand (Usia I), wäre es unausweichlich, dieses Subjekt als begrifflich unabgegrenzt anzusehen: Wenn es nämlich lediglich ein Begriff ist, der in Funktion eines anderen Begriffs beschrieben wird, heißt dies, daß er auch als er selbst von jenem her bestimmt ist. Die Prädikation eines Begriffs von einem Begriff gibt, wie gesagt, nur als analytische Prädikation einen Sinn. Werden Begriffe voneinander prädiziert, die nicht in einem analytischen Verhältnis herkömmlicher Art stehen, löst dies ihre Abgegrenztheit auf. Wenn der Satz „Dieser Mensch ist gebildet" allein bedeuten könnte, den Begriff gebildet von dem Begriff Mensch auszusagen, d.h. diese Begriffe in eine Beziehung analytischer Identität zu setzen, würde die Bedeutungsgrenze beider Wörter aufgelöst. „ J e d o c h a u c h f ü r [den b l o ß e n B e g r i f f ] »Weiß« k a n n nichts D i f f é r e n t e s ein Beil ä u f i g - Z u k o m m e n d e s [Akzidens] sein, wie etwa »gebildet«, d e n n dieses wäre nicht eher A k z i d e n s f ü r jenes als jenes f ü r dieses; [ideelle G e h a l t e k ö n n e n also nicht als Subjekte akzidenteller P r ä d i k a t i o n e n f u n g i e r e n , d. Verf.]". ( 1 0 0 7 b l l 13)19 „ D a m i t h a b e n wir b e g r i f f l i c h abgegrenzt, d a ß m a n c h e s [bestenfalls] in jener [indirekten] Weise [vermittels eines g e m e i n s a m e n Trägers e i n a n d e r ] b e i l ä u f i g z u k o m m t [wie »weiß« u n d »gebildet« d e m Sokrates], anderes j e d o c h [direkt], wie »gebildet« [der realen S u b s t a n z ] Sokrates. In dieser [direkten] Weise ist ein A k z i d e n s j e d o c h nicht A k z i d e n s eines [anderen] A k z i d e n s [ s o n d e r n A k z i d e n s einer nichtideellen Usia]. [Akzidens eines a n d e r e n A k z i d e n s ] ist es nur in der ersteren, [indirekt-uneigentlichen B e d e u t u n g , die j e d o c h bereits reale eigenständige E n t i t ä t e n voraussetzt; d. Verf.], F o l g l i c h wird nicht alles n u r als beiläufig-

18 Vgl. hierzu § 12. 19 ούδέ δή τω λευκώ ετερόν τι εσται συμβεβηκός, οίον τό μουσικόν. ουδέν τε γαρ μάλλον τοΰτο έκείνφ ή έκεΐνο τούτω συμβέβηκεν (...).

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I. Rechtfertigung von Substanz und Nichtwiderspruchssatz von-anderem-her [bestehend] ausgesprochen, s o n d e r n es m u ß etwas [einen Zeichentyp] geben, der f ü r die Substanz steht." ( 1 0 0 7 b l 3 - 1 8 ) 2 0

Zentral in diesem Zusammenhang ist der von Aristoteles gebrauchte A u s d r u c k d e s Akzidens

eines Akzidens"

( σ υ μ β ε β η κ ό ς σ υ μ β ε β η κ ό τ ι ) , der die

einzelnen Zwischenglieder eines grenzenlosen Explikationsprozesses charakterisiert. Wird das »Akzidens (Al) eines Akzidens (A2)« nicht in einem eher indirekten Sinne der Akzidentalität verstanden: A, Aristotle and Logical Theory, S. 110). Eine Korrespondenz zu den logischen Gesetzen kommt für Aristoteles nur Seienden zu, insofern diese aktual sind. 12

Der Satz vom ausgeschlossenen Mittleren scheint ebenfalls durch die Ergebnisse der modernen Quantenphysik bedroht. Hier lassen sich von Aristoteles her verschiedene Lösungen andeuten. Sofern etwa die „Komplementarität" verschiedener Erklärungsmodelle beim sogenannten Doppelspaltversuch oder auch die „Unbestimmtheit" eines Teilchens am Einfachspalt bezüglich Ort oder Impuls nicht ohnehin durch das logische Instrumentarium der Hinsichtenscheidung gelöst werden können, ließe sich von Seiten des Aristoteles darauf verweisen, daß es sich bei den in dieser Weise beschriebenen Phänomenen nicht um Entitäten im strengen Sinne handeln muß. Selbst wenn ein Elektron eine Substanz sein sollte, könnten seine Akzidenzien (wie Ort und Impuls) eher dem Reich des indefiniten Seienden zugehören.- M . E . erwächst aus der aristotelischen Metaphysik für die Naturphilosophie allerdings das Postulat, das letzte Substrat der Sinneswelt atomistisch als Pluralität unteilbarer Entitäten zu denken, die in ihrem essentiellen Sein den transzendentalen Bestimmungen von Einheit und Abgegrenztheit (Nicht-Relationalität) entsprechen. Kapitel 7 von Met. IX, das den Begriff der materia prima untersucht - hält diese Möglichkeit zumindest offen. Damit ist jedoch nicht gesagt, daß diese sozusagen „untersinnlichen" Substanzen für die moderne Physik und ihr an funktionalen Zusammenhängen der empirischen Realität orientiertes Denken von Belang sein müßten.

254

IV. D i e E x t e n s i o n transzendentaler Prinzipien

Z u m logischen Problem der indeterminierten Z u k u n f t in De Interpretatione 9 In De Int. 9 untersucht Aristoteles die Frage, ob es auf eine Einschränkung logisch-semantischer Gesetze hinausläuft, wenn zukünftige Ereignisse als indeterminiert angenommen werden. Aristoteles problematisiert in diesem Kontext die Wahrheitswerte von Zukunftsaussagen, d . h . von zeitlogischen Aussagen, bei denen er (zumindest implizit) zwischen dem Zeitindex des propositionalen Gehalts und dem Zeitindex der Aussage selbst unterscheidet (vgl. 18a28-33): Eine Aussage über Zukünftiges zeichnet sich folglich dadurch aus, daß der Zeitpunkt der Behauptungshandlung vor dem des behaupteten propositionalen Gehalts liegt. Die Zukunftsaussage ließe sich in diesem Sinne formalisieren als: (ptl)to; t 0 < t,. 13 Zukunftssätze dieser Art sind nach De Int. 9 insofern problematisch, als es nicht zugleich möglich scheint, ihnen im Sinne der Prinzipien assertorischer Logik und Semantik Wahrheitswerte zuzuordnen und zugleich an der Indeterminiertheit der behaupteten zukünftigen Ereignisse festzuhalten. Wenn die logisch-semantischen Gesetze implizieren, daß einer Aussage, also auch einer Zukunftsaussage, definitiv ein bestimmter Wahrheitswert zugeordnet werden muß, führen sie aufgrund der aristotelischen Definition von „wahr" und „falsch" dazu, zukünftige Ereignisse bereits in der Gegenwart als unausweichlich festgelegt anzusehen. Wenn es beispielsweise bereits heute (t0) definitiv wahr ist, daß morgen (t,) eine Seeschlacht stattfindet, folgt daraus, daß morgen unmöglich keine Seeschlacht stattfindet. Aufgrund des „starken" Wahrheitsbegriffs des Aristoteles 14 folgt nämlich aus der Wahrheit eines behaupteten zukünftigen propositionalen Gehalts, daß dessen Zutreffen bereits zu t0 feststeht, so daß entsprechend der aristotelischen Ablehnung der kontrafaktischen Möglichkeit (vgl. § 16) der kontradiktorisch entgegengesetze Sachverhalt unmöglich der Fall ist:

13 Auch für alle weiteren Formalisierungen soll aus Gründen der Einfachheit gelten: t0 < t,, wobei die Kürzel t„ und t, als Variablen verstanden werden. - Für Aristoteles ist es in gewissem Sinne derselbe Satz, der zu verschiedenen Zeitpunkten bald wahr und bald falsch ist: z.B. wird der wahre Satz, daß jemand sitzt, falsch, sobald dieser Mensch aufsteht (Cat. 4a23-28; vgl. auch Cat. 4a34-bl; Met. IX.10, 1051bl3-15; vgl. auch bereits Piaton, Sophistes 263A). Insofern ist eine Aussage, die durch die Zeit hindurch identisch bleibt, bei Aristoteles eher als Aussagesatz aufzufassen und weniger als Proposition im Sinne Freges bzw. Russells. 14 Vgl. D. Frede, Aristoteles und die Seeschlacht; S. 48, H. Weidemann, Peri Hermeneias, S. 257.

§ 20 Vage Prädikate, U n e n t s c h e i d b a r k e i t e n , i n d e t e r m i n i e r t e Z u k u n f t

W t 0 „p t l " - >

(p„) t o

-> NtoPtl

255

U10 non-p tl (vgl. lSbll-15, 19al-6).»

Insofern logisch-semantische Gesetze daher implizieren, daß einzelnen oder eben auch kontradiktorisch entgegengesetzten Aussagen bereits in definitiver Weise Wahrheitswerte zugeordnet werden müssen, können diese Gesetze nicht auf kontingent Zukünftiges zutreffen. 16 Aristoteles hält es deshalb für unangebracht, Zukünftiges bereits im voraus als determiniert anzusehen, da wir anderenfalls „weder Überlegungen anzustellen noch in der Erwägung tätig zu sein bräuchten, es werde, wenn wir das und das tun, das und das der Fall sein, wenn wir es aber nicht tun, nicht" (vgl. 18b31-33). Diesem Gedanken korrespondiert der in der Nikomachischen Ethik geäußerte Hinweis, etwas definitiv in der Vergangenheit Nichtgeschehenes sei auch nicht Gegenstand des Vorsatzes (1139b6-9). Dasselbe gilt gleichermaßen bezüglich des in der Vergangenheit Geschehenen. Wenn für den Handelnden bereits feststeht, ob etwas sich ereignen wird oder nicht, erübrigt sich die Überlegung, ob man seine Verwirklichung anstreben soll oder nicht. Für Aristoteles muß der Handelnde als Handelnder also davon ausgehen, daß er das Vermögen besitzt, verschiedenes zu bewirken (19a7-9); anderenfalls wäre es sinnlos, mit sich bezüglich des Han-

15 Wenn eine Zukunftsaussage hingegen falsch wäre, wäre das behauptete Ereignis selbst nicht mehr möglich (De Int. 9, 18bl6f.) Die temporale Notwendigkeit aufgrund von Faktizität (vgl. Eth. Nie. VI.2, 1139b8f.) ist zu unterscheiden von der absoluten Notwendigkeit (έξ α ν ά γ κ η ς ϋπάρχειν), die die Wirklichkeit zu jedem Zeitpunkt impliziert u n d nicht Wirklichkeit eines Vermögens im Sinne der beiderseitigen Möglichkeit ist (vgl. De Int. 9, 19a25f.; vgl. § 19; vgl. auch H. Weidemann, a.a.O., S. 281). 16 Aristoteles konfrontiert Aussagen über kontingent Zukünftiges sowohl mit dem Bivalenzprinzip BP (18a28-33; 34-b5) als auch mit dem Widerspruchskontravalenzprinzip W K P , welches festhält, daß bei einem Widerspruch exakt ein Glied wahr und eines falsch sein m u ß (18a34-b5; 18b26-31; 19a39-b4), außerdem mit dem N W P (18bl6-25) u n d dem PAM (19a27-32). - Wie in § 7 gezeigt wurde, bildet das in dieser Arbeit „Widerspruchskontravalenzprinzip" genannte semantische Gesetz letztlich eine Konjunktion des NWP, PAM und BP. Das Bivalenzprinzip BP kann dabei wieder als Konjunktion eines dem SAM zugeordneten BPSAM: N ( W p oder Fp) u n d eines dem NWS zugeordneten BP n w s : U ( W ρ & Fp) angesehen werden (vgl. § 7). Es ist oftmals vom griechischen Text her schwer zu entscheiden, ob Aristoteles vom BP oder vom BPSAM spricht, da das „oder" (ή) sowohl ausschließend wie einschließend gelesen werden kann. Letzteres k ö n n t e etwa der Fall sein, wenn Aristoteles in 18a34-39 den SAM aus dem BP ableitet. Aus diesen Prinzipien sowie dem N W S (18a38-39) folgert er d a n n weiter das WKP: wenn das BP gelte und folglich der SAM, so habe von zwei sich widersprechenden Personen exakt eine von beiden recht, sofern auch der N W S gelte (a35-37). In einem weiteren, tiefergehenden Anlauf scheint Aristoteles in 18a39-b5 das W K P sogar lediglich im Rückgriff auf die Definitionen von „wahr" und „falsch" zu begründen. Wenn die Affirmation falsch sei, bedeute dies dasselbe, wie daß die Negation der Fall sei bzw. daß die Affirmation wahr sei. (H. Weidemann allerdings begreift beide Absätze als einen einzigen Argumentationsgang; vgl. ders. Peri Hermeneias, S. 233-235.)

256

IV. Die Extension transzendentaler Prinzipien

delns „zu Rate zu gehen" (βουλεύεσθαι, 18b31). Generell habe ein vermögend-Seiendes in bezug auf seine Z u k u n f t die Möglichkeit zu So-Sein und Nicht-so-sein (19a9ff.), so daß es eine restlose Determination seiner Zuk u n f t nicht mehr zuließe, von einem Vermögen im Sinne der doppelten Möglichkeit zu sprechen. (Exkurs 4 wird im Anschluß an diese Überlegungen der Frage nachgehen, ob die Indifferenz des isoliert betrachteten Handlungsvermögens bei Aristoteles auch eine indeterminierte Z u k u n f t im umfassenden Sinne impliziert oder ob Aristoteles - unter einer Totalperspektive - nicht doch ein Determinismus attestiert werden muß.) Obgleich Aristoteles in De Int. 9 keinen Zweifel daran läßt, daß ein adäquates logisches Mittel, u m Zukunftsaussagen zu erfassen, in der Modallogik besteht (vgl. 19a7-18, 33-35), d . h . in dem Sinne, daß die Möglichkeit entgegengesetzer zukünftiger Ereignisse jetzt bereits gegeben sein kann: M (Wto»jP0/lo-ptl« & Wto»/>oito-non-ptl«)17, versucht er in 19a23-39 zu zeigen, in welcher Weise auch nichtmodale Zukunftsaussagen, mit den Gesetzen assertorischer Logik erfaßt werden können: Bei Kontradiktorischem sei es durchaus notwendig, daß alles entweder sein werde oder nicht sein werde: N t0 ( p tl oder n o n - p j , nicht aber sei es notwendig, eines von beiden Widerspruchsgliedern getrennt für sich zu behaupten: non-N to p tl & non-N t o non-p t l 1 8 Im folgenden soll De Int. 9 unter der Fragestellung betrachtet werden, ob Aristoteles den Aussagen über kontingent-Zukünftiges im Rahmen der Bivalenz Wahrheitswerte zuordnet oder nicht. Nach J.L. Ackrill 19 und H. Weidemann 2 0 möchte Aristoteles in De Int. 9, 19a23ff. z.B. nicht sagen, daß bereits zum Zeitpunkt der Aussagehandlung bei zwei kontradiktorischen Zukunftsaussagen (zumindest) eine von beiden wahr sein muß: N(W to p tl oder W to non-p tl ), sondern lediglich, daß eine von diesen Aussagen zu dem Zeitpunkt, der dem propositionalen Gehalt zugeordnet ist, den positiven Geltungswert besitzen wird·. 17 Die Modalität wird hier als eine des Prädikats verstanden (vgl. § 16). Daher wird mit {pot- ) formalisiert anstatt mit (M). 18 είναι μέν ή μή είναι απαν ανάγκη, και εσεσθαί γε ή μή· ού μεντοι διελόντα γε ειπείν θάτερον άναγκαΐον, 19a28-29. 19 J. L. Ackrill, Cat. & De Int., S. 142. 20 H. Weidemann, a.a.O., S. 294ff.

§ 20 Vage P r ä d i k a t e , U n e n t s c h e i d b a r k e i t e n , i n d e t e r m i n i e r t e Z u k u n f t

257

N t0 (entweder W t l p t l oder W t l non-p t l ). 2 1 Eine zweite, in gewissem Sinne radikalere Interpretation (II) versteht Aristoteles dahingehend, daß dieser den assertorischen Zukunftsaussagen auch vor Eintreten des dem propositionalen Gehalt zugeordneten Zeitpunktes Geltungswerte zuordnen möchte. Die Deutung, die nach N. Rescher die im Mittelalter weit verbreitete Position war 22 und von M. Mignucci auch antiken Autoren wie Boethius zugeordnet wird 2 3 , versteht Aristoteles' These, bei kontradiktorischen Zukunftsaussagen stehe es nicht fest, welche von beiden wahr oder falsch sei, dahingehend, daß die Geltungswerte diesen Aussagen zum Aussagezeitpunkt lediglich in einer „unbestimmten Weise" ,,άορίστως" (Ammonios) zukämen, und letztere insofern „indefinite" bzw. „indeterminate verum" (Boethius) seien. 24 Dabei ist keine Aussage auf einen der beiden definiten Geltungswerte festlegt, und so bleibt die Frage unentschieden, welche von beiden Alternativen sich tatsächlich verwirklichen wird.

Die indefinite Wahrheit beider Widerspruchsglieder Im folgenden möchte ich zeigen, daß De Int. 9 tatsächlich im Sinne dieser stärkeren Interpretation (II) gelesen werden kann. Die Beschränkung auf Interpretation I erweckt nicht zuletzt den Eindruck einer Entschärfung der aristotelischen Lösung: Es ist nicht befriedigend, auf die Frage, welchen Geltungswert ein Zukunftssatz habe, lediglich zu antworten, ihm werde

21 Vgl. H . W e i d e m a n n , a . a . O . , S. 295. 22 Vgl. N. Rescher, Truth and Necessity, S. 275-279. 23

M. Mignucci, Boezio e il problema dei f u t u r i contingenti. Vgl. dagegen H. W e i d e m a n n , a . a . O . , S. 304ff.

allerdings

24

Unsere U n t e r s c h e i d u n g zwischen Interpretation I u n d Interpretation II weicht v o n anderen Klassifikationen der D e u t u n g e n zu De Int. 9 ab. In der Regel wird eine „Standard-" bzw. „antirealistische" D e u t u n g s r i c h t u n g von einer „Non-Standard-" bzw. „realistischen" D e u t u n g unterschieden. Die Standard-Interpretation hält das BP hinsichtlich der futura contingentia bei Aristoteles f ü r aufgehoben. Die Non-Standard-Interpretation hält hingegen a m BP uneingeschränkt fest: jede Zukunftsaussage sei entweder determinate wahr oder determinate falsch, sie sei aber nicht notwendig wahr bzw. notwendig falsch (vgl. hierzu die Ubersicht bei R. Gaskin, The Sea Battle and the Master A r g u m e n t , S. 12ff.). Die m . E . eher mittlere, von den antiken u n d mittelalterlichen Aristoteleskomm e n t a t o r e n vertrete Position wird i . d . R . der Standard-Interpretation zugeordnet, fallt unserem Unterteilungskriterium nach jedoch eher m i t der Non-Standard-Interpretation in dieselbe Klasse, da sie auch vor d e m kritischen Z e i t p u n k t mit Wahrheitswerten operiert. (Auf die eigentliche Non-Standard-Interpretation v o n De Int. gehen wir im folgenden nicht weiter ein, da sie als widerlegt gelten k a n n ; vgl. R. Gaskin, S. 38ff.)

258

IV. Die Extension transzendentaler Prinzipien

dann, wenn er kein Zukunftssatz m e h r sei, der eine oder andere Geltungswert z u k o m m e n . In diesem Falle entstünde zudem das Problem, wie ein Zukunftssatz n o c h mit einem Wahrheitsanspruch versehen werden sollte. Statt dessen scheint es Aristoteles in De Int. 9 d a r u m zu gehen, kontradiktorische Zukunftssätze auch bereits vor Eintreten der prognostizierten Ereignisse mit Wahrheitswerten in Beziehung zu setzen. Zwar ist eine Aussage über kontingent-Zukünftiges f ü r Aristoteles nicht definitiv wahr oder falsch: non-W t o „p t l "; non-W t o „non-p t l "; non-F to „p tl "; non-F t o „non-p t l ", wohl aber scheint der Einzelaussage ein modifizierter, „indefiniter", „schwacher" Wahrheits- bzw. Falschheitsbegriff zugeordnet: indeJ-Wto„pt";

indeßWw„non-ptl"

bzw. indef-Vm„p„";

indef-¥m„non-ptl",

Eine Lösung der Frage, wie der indefinite Wahrheits- u n d Falschheitsbegriff inhaltlich gefüllt werden kann, deutet sich dadurch an, daß De Int. 9, 19a32ff. im Kontext der futura contingentia modallogisch vorgeht. Aristoteles sagt dort, die Wahrheit der Aussagen verhalte sich ebenso wie die Dinge u n d Sachverhalte selbst, wobei er darauf verweist, d a ß dem Seienden als vermögendem f ü r die Z u k u n f t die Möglichkeit zu Kontradiktorischem zukomme: P°L-PÜ

„-non-p tl

Also m ö c h t e er offenbar den Geltungswert selbst im M o d u s der Potenz auf die nichtmodalen Zukunftsaussagen beziehen: »Es wäre z u m jetzigen Zeitp u n k t nicht unmöglich, wenn die Zukunftsaussage „p t l " sich bewahrheiten würde; zugleich ist es aber auch möglich, d a ß die Zukunftsaussage „non-p t l " sich bewahrheitet.«

Zumindest in einer vorläufigen Weise läßt sich die indefinite Wahrheit d a m i t erläutern als: „Eine Aussage zur kontingenten Z u k u n f t ist »indefinitwahr«, wenn diese Zukunftsaussage die Möglichkeit hat, sich zu bewahrheiten: indefWto„ptl" g.d.w. potm-Wtl„ptl". Analoges gilt f ü r die indefinite Falschheit. In derjenigen Hinsicht, in der die indefinite Wahrheit sich in dieser Weise modallogisch erklärt, k ö n n t e also A. Bäck recht gegeben werden, bei der aristotelischen Lösung von De Int. 9 handle es sich letztlich u m verkappte Möglichkeitsaussagen. 2 5 25 A. Bäck, Sailing through the Sea Battle, S. 134; 142ff.

§ 20 Vage Prädikate, Unentscheidbarkeiten, indeterminierte Z u k u n f t

259

Allerdings läßt es Aristoteles im Kontext von Aussagen über kontingentZukünftiges nicht bei modallogischen Überlegungen bewenden. Er ordnet den einzelnen Zukunftsaussagen zusätzlich bestimmte Wahrscheinlichkeitsgrade zu u n d möchte die Wahrheit dieser Aussagen offenbar im Modus einer Indefinitheit denken, die sich nach je verschiedenen Anteilen von Aktualität und Potentialität bemißt. 2 6 Für diese Deutung spricht insbesondere die Tatsache, daß Aristoteles verschiedene Zukunftsaussagen je nach Wahrscheinlichkeit des vorausgesagten Ereignisses als „eher wahr" bzw. „eher falsch" als ihre Alternative einstuft: „Es wird deutlich, d a ß n i c h t alles m i t Notwendigkeit der Fall ist oder geschieht, s o n d e r n [daß] m a n c h e s je n a c h d e m , wie es sich gerade t r i f f t [, geschieht oder n i c h t geschieht], wobei die bejahende Aussage d a n n n i c h t eher wahr ist, als die v e r n e i n e n d e (ουδέν μ ά λ λ ο ν ή κ α τ ά φ α σ ι ς ή ή ά π ό φ α σ ι ς α λ η θ ή ς ) , w ä h r e n d bei a n d e r e m zwar eher, d . h . in d e n meisten Fällen das eine [eintrifft bzw. wahr ist], jedoch unbeschadet der Möglichkeit, d a ß an seiner Stelle auch das andere geschieht." (De Int. 9, 19al9-22) 2 7

Damit scheint bezüglich kontradiktorischer Aussagen folgendes gesagt: Erstens ist kein Zukunftssatz vor Eintreten des Vorausgesagten bereits in dem Sinne wahr, daß seine kontradiktorische Alternative definitiv falsch wäre. Zweitens kann immerhin festgestellt werden, daß eine Zukunftsprognose nur in Form einer Affirmation oder Negation geäußert werden kann, da nur eine Affirmation oder Negation die Chance haben, sich zum kritischen Zeitpunkt zu bewahrheiten. Zudem wird sich exakt ein Glied des Widerspruchs zu t, bewahrheiten und das andere falsch sein. (Bis zu diesem Punkt gehen die Interpretationen I und II konform.) Drittens - und hier tritt Interpretation II auf den Plan - k o m m t einer Zukunftsaussage vor diesem kritischen Zeitpunkt ein bestimmter Wahrscheinlichkeitsgrad zu, der sich entweder mit dem der jeweiligen kontradiktorischen Aussage deckt oder von diesem abweicht. Eine Aussage zu kontingent Zukünftigem kann dementsprechend als „eher wahr" oder „gleich wahr" in bezug auf ihre Kontradiktion bezeichnet werden. Folglich können auch bereits vor Eintritt des Prognostizierten Wahrheitswerte prädikativ auf sie bezogen werden. Hierbei handelt es sich jedoch nicht u m eine absolute, sondern nur eine lediglich indefinite Wahrheit bzw. Falschheit.

26 Vgl. hierzu auch § 16. 27 Vgl. auch 19a38-39: „Es [ist bei Zukunftsaussagen u.U.] das eine Widerspruchsglied eher wahr (μάλλον άληθής) [als das andere], aber doch nicht so, daß es schon [definitiv und damit] notwendig wahr wäre (...)." ι

260

IV. Die E x t e n s i o n t r a n s z e n d e n t a l e r P r i n z i p i e n

Das Zukommen indefiniter Wahrheitswerte beschreibt damit ein Schwanken zwischen Aktualität und Potentialität, zwischen Bestimmtheit und Unbestimmtheit, zwischen Definitheit und Indefinitheit. In einer Hinsicht besteht damit zu t0 lediglich die bloße Möglichkeit, daß etwas stattfindet, und die Möglichkeit, daß es nicht stattfindet. Andererseits ist jedoch eine dieser Alternativen eher zu erwarten und ihre Prognose der Wahrheit „näher". Die Synthese beider Hinsichten kann schließlich durch das Zukommen verschieden gewichteter indefiniter Wahrheitswerte z u m Ausdruck gebracht werden, wobei sich die Zukunftsaussagen die Wahrscheinlichkeit v o n 100% bzw. Nähe zur Wahrheit sozusagen untereinander „aufteilen". 28 Dadurch, daß Aristoteles den Zukunftsaussagen eine indefinite Wahrheit und Falschheit zuspricht, kann er einerseits daran festhalten, ihnen im Rahmen der Bivalenz Geltungswerte zuzuordnen und nicht wie J. Lukasiewicz einen dritten, neutralen Geltungswert zu fordern 2 9 , kann andererseits jedoch an der Unentschiedenheit des Zukünftigen festhalten. Indem einer Zukunftsaussage zwar einer der beiden Wahrheitswerte zugeordnet wird, allerdings nur im Modus eines indefiniten Wahrheitsbegriffs, folgt einer Qualifizierung der Aussage als „indefinit-wahr" nicht die Notwendigkeit 28

Unser Versuch einer weiterführenden statistischen Deutung des traditionellen „indeterminate verum" mag vielleicht etwas gewagt erscheinen. Dennoch fügt sich in dieser Weise vieles ineinander. So ist M.-Th. Liske zu ähnlichen Ergebnissen gelangt; vgl. ders., Modalbegriffe und Zeitbegriffe bei Aristoteles, S. 355: „Solange der Sachverhalt noch ganz indeterminiert ist, k o m m t weder der Bejahung noch der Verneinung ein Wahrheitswert zu. In dem Maße, wie die sachlich determinierenden Faktoren sich verdichten, wächst der einen der beiden kontradiktorischen Aussagen auch ein höherer Grad an Wahrheit zu, d . h . an Wahrscheinlichkeit, daß das von ihr Behauptete oder Bestrittene eintritt oder nicht eintritt." Im Gegensatz zu Liske sind wir jedoch der Auffassung, daß sich bei gleichverteilter Wahrscheinlichkeit auch die Nähe zur absoluten Wahrheit je zu 50% verteilt. - Die Differenzierung des Kontingenten in Wahrscheinliches und Unwahrscheinliches scheint auch der Klugheitslehre der Nikomachischen Ethik zugrundezuliegen (vgl. Eth. Nie. VI.5 und 8-9). Die Phronesis (praktische Klugheit) ist für Aristoteles Tugend derjenigen Verstandesfunktion, die sich auf das Kontingente u n d damit auf das Zukünftige richtet (vgl. die Zusammenfassung in Eth. Nie. VI.8, 1141bl-14). In bezug auf dieses vermag der praktisch kluge Mensch im Einzelfall zu überlegen (βουλεΰεσθαι), welche Handlungsalternative dem gelungenen Leben als ganzem (der Eudaimonie) bzw. seinen intregralen Einzelbestandteilen am zuträglichsten sein könnte. U m dieses treffend einzuschätzen, müssen voraussichtliche Folgen der einzelnen Handlungsalternativen kalkuliert werden (λογίζεσθαι) und damit auch konkrete Umstände, in die diese hineinwirken würden. Wenn Aristoteles also die praktisch-überlegende und gegebenenfalls „kluge" (φρόνιμον) Verstandesfunktion auf das kontingent-Zukünftige bezieht, ergibt dies nur Sinn, falls das Kontingente bereits relativ differenziert ist: damit man zukünftige Folgen kalkulieren kann, m u ß das Zukünftige Wahrscheinlichkeiten und Unwahrscheinlichkeiten bergen, wobei das Wahrscheinliche als der Aktualität, Bestimmtheit u n d Definitheit näher einzustufen ist als das Unwahrscheinliche.

29 J. Lukasiewicz, Uber den Determinismus, S. 22ff.

§ 2 1 Privativer G e g e n s a t z u n d ausgeschlossenes M i t t l e r e s

261

des behaupteten Sachverhalts bzw. die Unmöglicheit der Alternative. Kontingent-Zukünftiges entzieht sich dem Bereich aktual-bestimmten Seins. 30

§21 Privativer

Gegensatz und ausgeschlossenes Mittleres

Sind Steine gerecht oder ungerecht? Der Zusammenhang zwischen Privation, per se-Prädikation und logischen Modalitäten Wie in § 1 gezeigt wurde, kann für Aristoteles ein Subjekt durch ein Prädikat per se oder per accidens bestimmt werden. Als per se secundo modo(„per se II-") Bestimmtheit wurde das Akzidens bezeichnet, sofern es sich im Rückgriff (a) auf den Begriff des Subjekts definiert oder zumindest (b) auf einen Teil v o n dessen Definition. 1 In § 16 wurde darüber hinaus gezeigt, daß im Gefüge der aristotelischer Kategorien v o n einer logischen Möglichkeit dann gesprochen werden kann, wenn aus dem Prädikatsbegriff nicht unmittelbar ein Widerspruch hinsichtlich der notwendigen Bestimmungen des Subjekts resultiert. Eine notwendige und zugleich hinreichende Bedingung

30 A u c h in Met. IV.4, 1008b35f. spricht Aristoteles so z.B. von der Möglichkeit, daß Sätzen mit gegensätzlichen Prädikaten je verschiedene Grade an Wahrheit z u k o m m e n k ö n n e n . Insofern sei d a n n ein wahrer Satz möglich, der seinen größeren Grad an Wahrheit daher beziehe, d a ß er der unbeschränkten Wahrheit näher k o m m e : ε'ίη γ' α ν τι α λ η θ έ ς ο ύ έ γ γ ύ τ ε ρ ο ν το μ ά λ λ ο ν αληθές. - Ν. Öffenberger (Zur Vorgeschichte der mehrwertigen Logik in der Antike) hat im Z u s a m m e n h a n g partikulärer u n d universeller Aussagen, d . h . im Z u s a m m e n h a n g des „logischen Q u a d r a t s " nachgewiesen, daß Aristoteles auch hier die Geltungswerte „wahr" u n d „falsch" je verschieden qualifiziert bzw. z u k o m m e n läßt: Eine Allaussage ist f ü r Aristoteles nach Öffenberger „universell w a h r " (ολη α λ η θ ή ς ) bzw. „universell falsch" (ολη ψευδής), wenn tatsächlich f ü r alle Gegenstände von Art des Subjektbegriffs gilt, daß ihnen das fragliche Prädikat z u k o m m t ; sie ist jedoch n u r „partikulär wahr" (έπί τι αληθής) bzw. „partikulär falsch" (έπί τι ψ ε υ δ ή ς ) wenn lediglich der partikuläre Sachverhalt: 'einige' bzw. 'mindestens ein Seiendes von Art des Subjekts ist im Sinne des Prädikats bestimmt', der Fall ist oder nicht. (Öffenberger stützt sich dabei v.a. auf Anal. Pr. II.2, 54a4-6.) Es wäre zu überlegen, ob die aristotelische K o n z e p t i o n des k o n t i n g e n t Z u k ü n f t i g e n u n d der verschiedenen Grade von Wahrscheinlichkeiten in De Int. 9 nicht d u r c h eine ähnliche veritative Qiialifizierung von Aussagen der Art „Es trifft in K a u s a l z u s a m m e n h ä n g e n des Typs Κ i m m e r ein, d a ß ein Ereignis der Art E geschieht" dargestellt werden k ö n n t e : Eine derartige Aussage, die eine Allq u a n t i f i k a t i o n über alle Zeitstellen enthält, an denen die Kausalkette in einer der beiden Alternativen m ü n d e t , k ö n n t e z.B. als „partikulär w a h r " bezeichnet werden, wenn das behauptete Resultat n u r in einigen Fällen eintritt. Insofern käme die partikuläre Wahrheit von A überein mit der indefiniten Wahrheit von „E wird stattfinden". 1

Vgl. Met. V.18, 1022a29ff.

262

IV. Die Extension transzendentaler Prinzipien

dieser Widerspruchsfreiheit liegt n u n gerade darin, daß die Gattung des Prädikatsbegriffs eine notwendige Eigenschaft des Subjekts bildet. Wenn z.B. das Hellsein eine Spezifikation der Oberfläche ist, die Oberfläche jedoch jedem körperlichen Seienden zukommt, bildet die Helligkeit eine generelle Möglichkeit für das körperliche Seiende. Gleiches gilt hinsichtlich der Wahrheit einer Aussage mit privativem Prädikat, d.h. einer Negation unter einer bestimmten Hinsicht: 2 Ungebildet-zu-sein definiert sich z.B. als „derjenige Zustand der vernunftbegabten Seele, der different gegenüber dem Gebildet-Sein ist". Wenn n u n der vernünftige Seelenteil eines Menschen ungebildet genannt wird, widerspricht dies nicht der Definition des Subjektterms, da eine vernunftbegabte Seele immer einen Bildungsgrad aufweist. Folglich ist hier eine logische Möglichkeit gegeben: bei hypothetischer Annahme der Verwirklichung des propositionalen Gehalts entsteht kein Widerspruch. Gleichermaßen eine per se secundo modo- Prädikation (allerdings der Art b) ist es, von einem Menschen als ganzen auszusagen, er sei ungebildet: Die Vernunft, die das Vermögen zu Bildung und Unbildung ist, macht nämlich einen Teil der Definition des Menschen aus. Auch ein Prädikat jedoch, das sich im Rückgriff auf einen Teil der Definition des Subjekts definiert, k o m m t nach Aristoteles dem Subjekt per se (secundo modo) zu. 3 Anders liegt der Fall bei einem Stück Holz. Da dieses per definitionem keine geistige Seele hat, entsteht unmittelbar ein Widerspruch, wenn angenommen wird, es sei ungebildet, denn dies würde bei einer Analyse des Prädikatsbegriffs - etwa bedeuten: Das Stück Holz sei ein „ungebildeter Mensch" bzw. habe eine ungebildete Vernunftseele. 4 Für Aristoteles greift der Satz vom ausgeschlossenen Mittleren in bezug auf ein privatives Gegensatzpaar also nur dann, wenn diese Bestimmungen ein disjunktes Proprium des fraglichen Gegenstands bilden (z.B gebildet ungebildet beim Subjekt Mensch). Dies ist exakt dann der Fall, wenn die

2

Met. IV.6, 10IIb 19-20 definiert die Privation als Negation unter einer abgegrenzten Gattung: ή δέ στερησις άπόφασίς έστιν άπό τίνος ώρισμένου γένους. Vgl. dazu § 3 und §5.

3

Vgl. Met. V.18, 1022a29-33.

4

In diesem Zusammenhang kann auch auf eine Stelle von De Int. 12 verwiesen werden, in der Aristoteles sagt, der Satz vom ausgeschlossenen Mittleren könne nicht schlechthin für den privativen Gegensatz gelten, da es in diesem Fall wahr wäre, von einem Stück Holz zu sagen, es sei ein nicht-weißer Mensch (vgl. 21b3-5) (vorausgesetzt ist dabei, daß das Holz erst recht nicht weißer Mensch ist). Wenn gefragt wird, ob ein Stück Holz ein weißhäutiger oder nichtweißhäutiger Mensch ist, ist dies von derselben Art, wie wenn gefragt wird, ob es gebildet oder ungebildet ist, auch wenn der Widerspruch im ersten Falle offenkundiger sein mag.

§ 2 1 Privativer Gegensatz u n d ausgeschlossenes Mittleres

263

Gattung der Privation, d.h. der Begriff, auf den beide Privationsglieder unmittelbar definitorisch zurückgreifen und dessen unmittelbare per se IIBestimmungen sie bilden (z.B. der Bildungsgrad), dem Subjekt notwendig zukommt. In diesem Fall hat das Subjekt exakt die Möglichkeit zu zumindest einer der beiden privativ entgegengesetzten Bestimmungen. Die mit Aussicht auf Wahrheit prädizierte Privation differenziert sich für Aristoteles in zwei Grundtypen: Zum einen in die Privation, bei der das Subjekt nicht nur die Möglichkeit zur jeweiligen privativen Bestimmung hat, sondern diese ihm sogar notwendig zukommt. Folglich kommt das andere Glied des privativen Gegensatzes diesem Subjekt dann unmöglich zu. 5 Der Fall, daß das negative Glied des privativen Gegensatzes notwendig ist, wird im folgenden als »privatio /« abgekürzt. So ist es korrekt, eine Seele „unsichtbar" (άόρατον) zu nennen, auch wenn sie als solche gar nicht die Möglichkeit hat, sichtbar zu sein. Gleicherweise könnte eine Pflanze „augenlos" genannt werden (ομμάτων έστερήσθαι λέγεται) oder eine Schlange „beinlos" (απουν). 6 Der zweite Grundtyp der Privation ist für Aristoteles hingegen dadurch gekennzeichnet, daß das Subjekt die Möglichkeit zu beiden Gliedern des privativen Gegensatzes hat (im folgenden »privatio II«.)? So kann z.B. ein Mensch als Mensch sowohl gerecht wie ungerecht sein, sowohl blind wie sehend. 8

5

Vgl. Met. V.22, 1022b22-24; X.4, 1055b4.

6

Vgl. ebd., 1022b23f.; b32f. Bei Privationen v/ie beinlos - Beine habend steht das privative Glied kaum für einen positiven Gehalt, sondern eher für den bloßen Mangel an Bestimmtheit. In ähnlicher Weise spricht auch der frühe Kant von einer „Negation im metaphysischen Verstände", bei der es nicht gleichgültig sei, welche Bestimmung z.B. bei dem Paar finster - hell als negatio und welches als realitas bezeichnet werde. Vgl. Kants „Schrift über die negativen Größen" von 1763, siehe dazu M. Wolff, Der Begriff des Widerspruchs, S. 72.

7

Ebd. 1022b24-27; X.3, 1055b5.

8

Die Untersuchung des Terminus der Privation in Met. V.22 erweckt den Eindruck, als gebe es für Aristoteles neben den beiden genannten Arten noch drei weitere Typen von Privation. Diese können jedoch den ersten beiden zugeordnet werden. Bedeutung 3 (b27-31: das Subjekt hat nur in bestimmter Hinsicht die Möglichkeit zu den sich privativ gegenüberstehenden Bestimmungen) und Bedeutung 4 (b31-32: Privation als Beraubungsvorgang) können privatio II zugeordnet werden. Bedeutung 5 (b32-a7) hingegen bildet eine Differenzierung beider Privationstypen, indem je nach Absolutheit des privativen Nichtzukommens etwaige Mittelbegriffe umfaßt oder nicht umfaßt werden. Farblos könnte in dieser Weise etwa dasjenige genannt werden, das überhaupt keine Farbe besitzt. Unteilbar könnte jedoch auch bereits dasjenige genannt werden, welches nicht leicht geteilt werden kann (vgl. 1022b33ff.).

264

IV. Die Extension transzendentaler Prinzipien

privatio das privative Glied k o m m t notwendig zu privatio I

das privative Glied kommt nicht notwendig zu privatio II

Diese Unterscheidung zweier Arten von Privation ist jedoch für die Frage nach dem ausgeschlossenen Mittleren im Falle privativer Gegensätze nicht weiter relevant: Sobald die Gattung eines privativen Gegensatzes eine notwendige Bestimmung des Subjekts bildet, wird diese Privation durch den SAM erfaßt. Es ist dann gleichgültig, welcher Typus der Privation jeweils gegeben ist, d.h. ob das Subjekt die Möglichkeit zu beiden Gliedern des privativen Gegensatzes hat oder allein zu einem Glied. 9 Folgt aus der Gattung der Privation hingegen ein Widerspruch zum Begriff des Subjekts, so bildet keines der Privationsglieder eine logische Möglichkeit. Ein Stück Holz ist nicht notwendig gebildet oder ungebildet, denn dies hieße, daß es vernunftbegabt sein müßte. Die Bedingung dafür, einer Privation in bezug auf den SAM den Status der Kontradiktion zuzusprechen, formuliert Aristoteles auch in Met. X.3: (...) [Zwar] gibt es für den Widerspruch nichts Mittleres, wohl aber für manche Privationen, denn jedes [Seiende] m u ß [in bezug auf ein anderes Seiendes] gleichgroß ('ίσον) sein oder [kontradiktorisch] nicht gleichgroß (ούκ νσον); gleichgroß oder [privativ] ungleich-groß (ανισον) hingegen m u ß es nicht sein, sondern [dies gilt nur für Seiendes], das für quantitative Gleichheit aufnahmefähig [ist] (τω δεκτικφ τοΰ ϊσου)." (Met. Χ.4, 1 0 5 5 b 8 - l l )

Das Aussagepaar mit zueinander privativen Prädikationen vom selben Subjekt (bzw. mit konträren Prädikatgehalten ohne natürliches Mittleres) hat bezüglich des SAM also lediglich dann den Status eines Widerspruchs, wenn für das Subjekt von seiner Definition bzw. seinen Proprien her grundsätzlich die logische Möglichkeit besteht, beide privativ entgegengesetzten Bestimmungen oder zumindest eine von diesen als Eigenschaften zu besitzen. Dies ist der Fall, wenn der Gattungsbegriff der Privation als analytisches Merkmal oder als Proprium eine notwendige Eigenschaft des Sub9

Eine Interpretation dieses aristotelischen Lehrstücks findet sich auch in Fr. W. J. Schellings „Einleitung in die Philosophie der Mythologie oder Darstellung der reinrationalen Philosophie", ed. Schröter, Bd. 5, S. 488ff. (vgl. auch S. 466). Allerdings verwechselt Schelling in seiner Interpretation von Met. X.4, 1055b3ff. den Unterschied von Kontradiktion und Privation mit den beiden Unterarten der Privation.

§ 2 1 Privativer Gegensatz u n d ausgeschlossenes Mittleres

265

jekts b i l d e t u n d s o k e i n u n m i t t e l b a r e r W i d e r s p r u c h h i n s i c h t l i c h der D e f i n i t i o n b z w . der P r o p r i e n d e s S u b j e k t s e n t s t e h e n k a n n . Falls d a s b e t r e f f e n d e Subjekt h i n g e g e n v o n v o r n h e r e i n n i c h t die M ö g l i c h k e i t z u d e n entgegengesetzten B e s t i m m u n g e n hat, sind die e n t s p r e c h e n d e n

privativ

Privations-

glieder beide falsch.10 W e n n n u n etwa e i n e Seele als u n k ö r p e r l i c h e s S e i e n d e s n i c h t f ü r q u a n t i tative G l e i c h h e i t

i n b e z u g a u f a n d e r e S e i e n d e aufnahmefähig

(δεκτικός,

1 0 5 5 b 11) ist, u n d der Satz, sie sei i n b e z u g a u f a n d e r e s g l e i c h - g r o ß , w i e der Satz, sie sei v o n a n d e r e r G r ö ß e ( u n g l e i c h - g r o ß ) , b e i d e f a l s c h s i n d , g i l t der S A M f ü r A r i s t o t e l e s t r o t z d e m h i n s i c h t l i c h der Kontradiktion·. n o c h w a h r z u s a g e n , sie sei nicht gleich-groß.

D i e reine,

Es ist d e n -

uneingeschränkte

10 Der Zusammenhang zwischen dem SAM und dem privativen Gegensatz wird bereits in der Kategorienschrift diskutiert: Von dem, was keine Quantität hat, sagt man, so Cat. 7, 6a31-32, nicht, es ist gleich-groß bzw. ungleich-groß. Und auch dasjenige, das entsprechend seiner Natur (etwa als Embryo) noch nicht die Sehfáhigkeit erlangt hat, wird weder blind noch sehend genannt (Cat. 10, 13a5-6; vgl. 13a37-bl0), beide Prädikate sind in diesem Falle falsch (13b24-25). Im Falle eines Subjekts hingegen, bei dem das positive Glied der Privation bereits von Natur aus grundsätzlich auftritt (etwa die Sehfähigkeit beim geborenen Menschen), muß immer das eine oder das andere in dem Subjekt vorhanden sein (vgl. Cat. 10, 12b28-29; zur Gleichsetzung von „starker Prädikation" in der Kategorienschrift und per s?-Prädikation vgl. § 1). Es ist folglich notwendig, daß dem Aufnahmefähigen (τω δεκτικω) eines von beiden Kontrarietätsgliedern zukommt, denn wenn es von Natur bereits das Sehvermögen hat, wird es auch blind oder sehfähig heißen (Cat. 10, 13a8-10). Für Cat. 12, 14al5-18 ist es demnach klar, daß das Konträre seiner Natur nach in Dingen auftritt, die nach Art oder Gattung identisch sind. Krankheit und Gesundheit tritt naturgemäß im Körper des Lebewesens auf, Weiße und Schwärze schlechthin am Körper und Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit in der Seele des Menschen. Farbe sei so die Gattung für für weiß und schwarz 14a20-23. - Der Zusammenhang zwischen Privation, per ic-Prädikation und logischen Modalitäten wird insbesondere auch an einer Stelle der Anal. Post. 1.4 deutlich, die nach dem Gesagten auch ohne einen weiteren Kommentar verständlich werden kann: „Was also beim [Notwendigen] per se ausgesagt wird, so daß es entweder in den Subjekten der Aussagen [per se primo modo\ enthalten ist oder diese in ihm \per se secundo modo im Sinne der Proprienprädikation], das ist durch sich selbst und mit Notwendigkeit. Es ist nämlich nicht möglich, daß solche Bestimmungen [den Subjekten] nicht zukommen, sei es als einfache [Merkmale, Proprien] oder als entgegengesetzte [disjunkte Proprien]: z.B. der Linie das Gerade oder Gekrümmte (εύθΰ, καμπύλον) und der [ganzen] Zahl das Ungerade oder Gerade (περιττόν, αρτιον). Das Konträre fallt nämlich unter die Privation, d.h. die Kontradiktion innerhalb derselben Gattung: das Gerade ist z.B. das Un-krumme (μή περιττόν) [in der Gattung] der ganzen Zahlen, da es sich [aus der Zahl definitorisch] ableitet" (73bl6-22). - In diesem Zusammenhang läßt sich auch auf die Unterscheidung von „determinabler" und „determinater Qualität" in der modernen Sprachanalytik hinweisen: Wenn ein Gegenstand nicht die determinable Qualität hat, eine Farbe zu besitzen, sind auch die zugehörigen determinaten Qualitäten einzelner Farben von vorneherein ausgeschlossen. Die Möglichkeitsbedingung der Wahrheit einer Prädikation, die eine determinate Qualität zuspricht, liegt also in der Wahrheit der Prädikation der zugehörigen determinablen Qualität.

266

IV. D i e Extension transzendentaler Prinzipien

Negation (carentia) reicht nämlich über die begrenzte Kategorie des negierten Begriffs selbst hinaus. Zwar folgt jede Prädikation einer Hinsicht, folglich auch die Prädikation eines Negativbegriffs; diese Hinsicht kann jedoch sowohl mit der Gattung des Negierten zusammenfallen, wodurch die Negation zur Privation wird, als auch ihr gegenüber different sein, womit sich eine Art nichtprivative Negation ergibt. In Anal. Pr. 1.46 untersucht Aristoteles den Unterschied zwischen der reinen Negation und der Privation unter der Hinsicht logischer Implikationen. Die Privation impliziere die entsprechende Negation, die Negation jedoch nicht die Privation. Wenn etwas z.B. privativ Nichtweißes sei, so sei es auch wahr, daß es nicht weiß sei (vgl. 51b41-52a2). Nicht jedoch sei jedes nicht Weiße auch zugleich (privativ) Nichtweißes (ebd. 4ff.). In Phys. VI.8, 239a35-b4 behandelt Aristoteles die Frage, ob ein bestimmter Gegenstand im „Jetzt", d.h. als synchrones Ereignis verharrt oder sich bewegt. Da jedoch nur ein Ereignis ruhen oder sich bewegen kann, das als res successiva eine zeitliche Erstreckung aufweist, kann ein „Gegenstand im Jetzt" auch nicht ruhen oder sich bewegen. W ü r d e dies angenommen, ergäbe sich der Widerspruch, daß dieser Gegenstand zugleich zeitliche und keine zeitlichen Teile hätte. Die aristotelische Lösung besteht konsequenterweise darin, daß beide Privationsglieder falsch sind, die reine Negation von ruhend bzw. bewegt jedoch zutrifft (μή κ ι ν ε ΐ σ θ α ι μεν άληθές έν τω νυν, b2). Wenngleich es also logisch möglich ist, daß zwei Privationsglieder beide zugleich und in derselben Hinsicht falsch sind, wird zumindest bei einer Kontradiktion immer ein Glied wahr sein, wie es auch der Satz vom ausgeschlossenen Mittleren festhält. 11 11 Es erforderte eine gesonderte Untersuchung, auf die Beziehung der Proprien des Subjekts zu seinen Vermögen bzw. Unvermögen einzugehen, also etwa auf das natürliche Vermögen des erwachsenen Menschen zu sehen, das erst die sinnvolle Prädikation der Qualität blind (bzw. un-sehend) ermöglicht (vgl. auch Met. V.22, 1022b27f.). - Die Theorie der Aussagepräsuppositionen bei Aristoteles birgt zudem eine Verkomplizierung, die daraus resultiert, daß auch Akzidenzien zu dem Zeitpunkt, da sie zutreffen, für das Einzelne notwendige Eigenschaften bilden: Für denselben Zeitpunkt ihr Gegenteil anzunehmen, führte zu einem Widerspruch. Wenn ich daher z.B. jetzt stehe statt zu sitzen, ist das Stehen zu diesem Zeitpunkt eine notwendige Eigenschaft und das Sitzen eine unmögliche. Folgerichtig ist es auch notwendig, daß ich beispielsweise entweder gerade stehe oder ungerade; nicht ist es jedoch jetzt notwendig, daß ich entweder gerade sitze oder ungerade. (Vgl. hierzu auch die 3. Bedeutung von Privation in Met. V.22.) - An dieser Stelle zeigt sich auch, daß der SAM bezüglich einer Privation noch nicht bereits dann greifen muß, wenn deren Glieder eine per se II- Beziehung (im weitesten Sinne) zu einer notwendigen Bestimmung des Subjekts aufweisen; statt dessen ist es erforderlich, daß eine notwendige Eigenschaft des Subjekts unmittelbar durch die Privation differenziert wird. Allerdings bildet die per íí-Beziehung zwischen Subjekt und Prädikat eine notwendige Bedingung für die Wahrheit einer Aussage.

§ 2 1 Privativer Gegensatz u n d ausgeschlossenes Mittleres

267

Exkurs 5 wird zeigen, daß sich ähnliche Überlegungen z u m Verhältnis von privativ-konträrem Gegensatz, ausgeschlossenen Mittleren bei Kant, Schelling u n d Hegel finden. Hier werden auch Parallelen zwischen Aristoteles' Transformation der anaxagoreischen Allvermischung in den Begriff der materia prima u n d Kants Transformation des rationalistischen Begriffs Gottes in den Begriff des 'transzendentalen Ideals' deutlich.

Existenzaussagen als Präsuppositionen wahrer A f f i r m a t i o n e n u n d Privationen Die aristotelische Unterscheidung von „privativer" Negation einerseits u n d „reiner" bzw. „kontradiktorischer" Negation andererseits ist auch im Kontext von Aussagevoraussetzungen („Präsuppositionen") relevant, die sich auf die Existenz oder Nichtexistenz des Aussagesubjekts beziehen. Wie bereits in § 14 gesagt wurde, sind f ü r Aristoteles Sätze wie: „Sokrates ist krank" u n d „Sokrates ist gesund" beide falsch, wenn Sokrates bereits gestorben ist, d . h . z u m Zeitpunkt der behaupteten Eigenschaftsinhärenz gar nicht existiert (vgl. Cat. 10, 13bl8-19). Da konträre Bestimmungen formal durch den M o d u s der Privation beschrieben werden k ö n n e n , läßt sich festhalten, d a ß das ausgeschlossene Mittlere bezüglich zweier Prädikationen mit zwei positiven, sich privativ gegenüberstehenden Prädikaten n u r d a n n Gültigkeit besitzt, wenn neben der unmittelbaren per .^-Beziehung zwischen Prädikatgehalt u n d notwendiger Subjektbestimmung das Subjekt z u d e m tatsächlich existiert. Dieser Z u s a m m e n h a n g ist nach dem im vorhergehenden Abschnitt diskutierten Verhältnis von Subjekt u n d Prädikat u n d der Möglichkeit wahrer Prädikation o h n e weiteres plausibel, da jedes positive Prädikat wie „ist gesund", „ist krank", „ist ungesund" nicht zuletzt als „ist gesundes Seiendes" bzw. „ist ungesundes Seiendes ' analysiert werden k a n n (vgl. § l). 1 2 Im Falle der kontradiktorischen Negation verhält es sich hingegen anders: N a c h Cat. 10, 13b31-33 k a n n auch von einem nichtexistierenden Subjekt

12 Dies korrespondiert einer (in ihrer Relevanz leicht zu übersehenden Stelle) von De Int. 10, wo eine Existenzaussage von der Art „Ein Mensch existiert, ein Mensch existiert nicht" (το εστίν άνθρωπος, οϋκ εστίν άνθρωπος) als primäre Affirmation und Negation (πρώτη κατάφασις καί άπόφασις) bezeichnet wird (19bl5-16). Dies bedeutet - aufgrund der aristotelischen Definition von „primär" (πρώτον) - zumindest im Falle der Affirmation, daß die Eigenschaftsaffirmation als sekundäre Prädikation eine positive Existenzaussage bezüglich des Subjekts bereits voraussetzt. Zur negativen Existenzaussage s.u.

268

IV. Die Extension transzendentaler Prinzipien

mit Wahrheit die kontradiktorische Negation eines Prädikates ausgesagt werden. Wenn etwas nicht existiert, sei es - so Aristoteles - falsch, daß es krank sei, jedoch wahr, daß es nicht gesund sei. Bezüglich der kontradiktorischen Negation behält der SAM demnach wiederum seine Gültigkeit. Das Gesagte zeigt, daß die reine (kontradiktorische) Negation nicht unbedingt in einer per se f-2,)-Beziehung zum Begriff des „Seienden" stehen muß. Zu sagen, Sokrates sei nicht gesund, hieße zwar, er sei 'nicht gesundes Seiendes'; diese Negation kann jedoch - ähnlich wie in B. Russells Beispiel des gegenwärtigen Königs von Frankreich (vgl. § 14) - in zwei Fälle ausdifferenziert werden: Im Sinne der privativen Negation würde dies heißen, Sokrates sei ein nicht-gesundes Seiendes, d.h. er existiere zwar, sei aber nicht gesund. 13 Es gibt jedoch auch die Möglichkeit, daß der negative Prädikatgehalt nicht im Rückgriff auf den Begriff des Seienden definiert ist: Sokrates ist 'nicht gesund' (bzw. ist 'nicht gesundes Lebewesen' kann auch dann zutreffen, wenn Sokrates überhaupt nicht existiert: -i3x(Sx) => -i3x(Sx &Gx). 14 Folglich ist es möglich, die übergeordnete kontradiktorische Negation auch dann wahr zu nennen, wenn das Aussagesubjekt nicht existiert. Wenn Sokrates also nicht existiert, kann er zwar nicht mit Wahrheit „ungesund", wohl aber mit Wahrheit „nicht gesund" (im Sinne der carentia) genannt werden.

Privativer Gegensatz, Widerspruchsmittleres und Überschreitung des Materiellen Diese logischen Überlegungen zum privativen Gegensatz haben bei Aristoteles eine generelle Bedeutung für die Metaphysik. Z u m einen wurde deutlich, daß sachhaltige Bestimmungen bereits per definitionem auf ein Substrat verweisen, das essentiell bestimmt ist, d . h . auf formbestimmte Substanzen. Z u m anderen wurde deutlich, daß sachhaltige Bestimmungen wie gebildet, ungebildet, hell, dunkel etc. nicht als etwas Eigenständiges gedacht werden können; eine akzidentelle Bestimmung dieser Art taugt nicht als ungeteilte Essenz oder als deren Bestandteil, da sie sich als /w-.œ-2-Bestimmungen von einem Substrat her definiert. Umgekehrt zeigt sich, daß das Substrat, das 13 Vgl. hierzu auch De Int. 12, 21b3-5, s.o. 14 Die Nichtexistenz könnte als Allquantifikation mit negativem Prädikat gelesen werden: Vx (non-Sx). Vgl. W . V. O. Quine, O n What There Is, S. Iff.

§ 21 Privativer Gegensatz u n d ausgeschlossenes Mittleres

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gegenüber beiden Gliedern eines konträren Gegensatzes (bzw. einer Privation) empfänglich ist (τό δεκτικόν), als solches einen potentiellen Charakter aufweist und in seinem akzidentell geprägten Gesamtzustand über die Zeit nicht voll identisch sein muß. 1 5 Indem die Wesensform als differentia specifica eines bestimmten Gattungssubstrats zugleich eine per se //-Eigenschaft von diesem bildet, gleicht sie den Akzidenzien. Folglich ist die Wesensform nicht ohne dieses Substrat definierbar. Eine maximale definitorische Eigenständigkeit der substantiellen Form vom materiellen Substrat erreicht Aristoteles jedoch, indem er die Seele als Energeia (Wirklichkeitsvollzug) begreift. Die vollständige Uberwindung der Relation von Substrat und per se II-/ per día^wí-Bestimmungen erfolgt schließlich im Bereich des rein aktualen (göttlichen) Seienden, von dem keinerlei Sachgehalte dieser Art prädiziert werden und das nicht notwendig Form eines Stoffes ist, so daß es als etwas absolut Eines und NichtRelationales (Separates) gedacht werden kann. 1 6

15 Wie in § 16 und § 20 gezeigt wurde, können sich die Privationsglieder die volle Wirklichkeit auch untereinander aufteilen, z.B. hinsichtlich der kontingenten Zukunft oder während der Phase der Veränderung von einer Bestimmung in die andere. Folglich ist das sich verändernde Seiende auch insofern - nach strengen Maßstäben - indifferent. 16 Vgl. F. Inciarte, Das Problem der Außenwelt im transzendentalen Idealismus, S. 138f.

Zusammenfassende Schlußbetrachtung Das hervorstechende Merkmal der aristotelischen Metaphysik ist ihr ontologischer Pluralismus und Antiholismus. Sowohl im Bereich der begrifflichintensionalen Gehalte (λόγοι) wie der realen Seienden (οντα) n i m m t sie eine Vielheit in sich bestimmter Erster an, die sich nicht in ein universelles funktionales Beziehungsgeflecht auflösen lassen. Diesem antiholistischen Pluralismus kommt bei Aristoteles ein transzendentaler Status zu; er kennzeichnet apriorische Notwendigkeiten des Denkens. Die grundlegende transzendentale Struktur ist dabei die Beziehung von logischem Subjekt und logischem Prädikat, das τι κ α τ ά τίνος: Ein Begriff (τί) wird prädikativ auf einen Gegenstand bezogen (κατά τίνος) und der Gegenstand wird so in Funktion des intensionalen Gehalts beschrieben. Das zentrale Kennzeichen dieser elementaren Denk- und Erkenntnisstruktur besteht darin, daß sowohl der reale Gegenstand (ens reale) wie auch der prädikative Gehalt (ens ideale) etwas gegenüber der Prädikationsrelation Eigenständiges (ουσία, πρώτως öv) sind. Die Relationsglieder weisen ein in sich geschlossenes Selbstsein auf, existieren von sich her (καθ' αύτό) und werden nicht erst durch die Relation konstituiert. Diese Eigenständigkeit der realen wie abstrakt-begrifflichen Einheiten wird für Aristoteles vor allem an deren Essenz (τί ήν είναι) deutlich: Das Eigenwesen z.B. eines realen Seienden zeichnet sich durch die Bestimmungen der Einheit und Separatheit aus (εν, χωριστόν είναι): Die Definition eines Menschen als vernunftbegabtes Lebewesen ist etwas Einheitliches und gegenüber anderen Definitionen Eigenständig-Separates. Gleiches gilt für die intensionalen, abstrakten Gehalte, die im Urteil vom realen Seienden prädiziert werden; auch diese bilden ein unum und ein aliudquid (vgl. Met. IV.4, 1006a30f., b5f.). Das Merkmal der Separatheit kennzeichnet den Begriff (ens ideale) vor allem insofern, als dieser nicht identisch mit anderen Begriffen ist. Der Begriff Mensch ist z.B. nicht identisch mit den Begriffen Pferd, gebildet, weiß etc. Allerdings kann sich „Mensch" analytisch im Rückgriff auf ursprünglichere Begriffe definieren, etwa auf „Lebewesen" und „vernunftbegabt". In diesem Falle liegt eine Teilidentität zwischen „Mensch" und seinen ein-

m

Zusammenfassende Schlußbetrachtung

zelnen Merkmalen vor, da der Begriff Mensch sich zwar einerseits von diesen her definiert, andererseits jedoch als ganzer nicht identisch mit dem einzelnen Merkmal ist. Dennoch kann es auch hier keinen Regreß der Art geben, daß die einzelnen Merkmale von Mensch sich wieder ad infinitum im Rückgriff auf anderes definieren, sondern es muß unvermittelt-Erstes geben, das sich nicht erst in Relation zu anderem (πρός τι) bestimmt (vgl. Met. II.2, 994bl6ff.). Raumgebiete definieren sich für Aristoteles z.B. in Relation zu anderen Raumgebieten und auch ein Zeitabschnitt muß durch einen für ursprünglicher genommenen Zeitabschnitt gemessen und bestimmt werden. Dennoch kann sich z.B. die zeitliche Dauer eines Ereignisses nicht durch einen unendlichen Regreß auf immer weitere Zeitphasen definieren, sondern es muß eine periodische Bewegung als ursprünglicher Maßstab angesetzt werden, wobei diese Bewegung nicht mehr durch zeitliche Bestimmungen definiert wird (vgl. Phys. IV. 14, 223b 12-23). In gleicher Weise muß auch die Ortsbestimmung sich letztlich auf Gegenstände beziehen, die nicht mehr unter räumlichen Bestimmungen spezifiziert werden. Immer muß es also unvermittelt-Erstes geben, das den drohenden Regreß verhindert. Die defmitorische Eigenständigkeit und Einheit dessen, was als logisches Subjekt und logisches Prädikat fungiert, verteidigt Aristoteles auf semantischem bzw. transzendental-pragmatischem Wege. Die gedankliche Proposition wird dabei insofern betrachtet, als sie die Bedeutung eines elementaren sprachlichen Aussagesatzes bildet. Der Ansatzpunkt einer semantischen Verteidigung des τί κατά τίνος besteht dann darin, daß ein möglicher Gegner bereit sein muß, zu erläutern, was die von ihm verwendeten Sprachzeichen bedeuten. Wollte ein Gesprächspartner z.B. die Einheit und Definitheit der prädizierten Sachgehalte bestreiten, droht ihm ein Explikationsregreß. Dabei eröffnen sich ihm zwei Möglichkeiten, Begriffe als indefinit zu begreifen: Ein Wort kann seine defmitorische Abgegrenztheit entweder dadurch verlieren, daß es alles bedeutet, oder aber dadurch, daß es nichts mehr bedeutet. Im ersten Fall bildet die Bedeutung eine Anhäufung grenzenlos vieler Bestimmungen und das Wort (z.B. „Mensch") definiert sich grenzenlos von anderen Bestimmungen her (κατά συμβεβηκός) (z.B. von Pferd, gebildet, weiß etc. ad infinitum). Bedeutet ein Wort hingegen überhaupt nichts mehr, bestimmt es sich schließlich durch eine grenzenlose Ausscheidung aller einzelnen Bestimmungen. Da sich die Begriffsnegation (z.B. Nicht-Mensch) als ein formales Schema verstehen läßt, das alle Begriffe außer dem negierten Begriff umfaßt (d.h. Pferd, gebildet, weiß etc. ad infinitum), bildet das im Sinne grenzenlo-

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ser A n h ä u f u n g indefinite Wort etwas definitorisch Widersprüchliches; es bedeutet gleichermaßen dieses wie nicht dieses (beliebig anderes). Das im Sinne der Ausscheidung bedeutungsindefinite Wort hingegen ist etwas Widerspruchsmittleres; es bedeutet als inhaltlich entleertes weder dieses noch nicht dieses (anderes). Wird ein Vertreter indefiniter Wortbedeutungen n u n aufgefordert, ein Beispielwort unabgegrenzten Inhalts zu definieren, wird der regressus ad infinitum auf einer semantisch-definitorischen Ebene f ü r ihn zu einem praktischen horror infiniti dadurch, daß er jenes Wort allein durch einen grenzenlosen sprachlichen Prozeß erläutern kann. Bedeutet z.B. das Wort „Mensch" nicht n u r vernunftbegabtes-Lebewesen, sondern auch Nicht-(vernunftbegabtes-Lebewesen), heißt dies, daß sich die Grenze zwischen dem Begriff vernunftbegabtes-Lebewesen u n d allen anderen sachhaltigen Bestimmungen, die die Negation formal u m f a ß t , auflöst. Daher m ü ß t e der widersprüchliche Begriff durch eine grenzenlose A u f z ä h l u n g aller Bestimm u n g e n erläutert werden. Ebensogut k ö n n t e m a n jedoch ü b e r h a u p t nichts sagen. Entsprechend ist auch ein widerspruchsmittlerer Begriff nicht definierbar. Da er inhaltlich leer ist, k ö n n t e hier nichts gesagt werden, es sei denn, m a n wollte ihn durch die Negation unabzählbar vieler Worte erläutern. In die sprachliche Apraxie m ü n d e t in dieser Weise auch die Explikation einer widersprüchlichen oder widerspruchsmittleren Prädikation. So untersucht Aristoteles z.B. den Fall, daß ein Gesprächspartner sowohl die Affirmation wie die Negation zugleich, d . h . in derselben Hinsicht wahr n e n n e n könnte. Sollte der „ O p p o n e n t " d a n n erläutern, was dem Subjekt in diesem Falle zugesprochen wird, m ü ß t e er sowohl die affirmative Prädikation (z.B. S ist Mensch) wie auch alle sachhaltigen Einsetzungen f ü r die Negation (ist Pferd, gebildet, weiß ... etc. in infinitum) aufzählen. Dies ist jedoch nicht d u r c h f ü h r b a r ; wer es versucht, verläßt den Diskurs (vgl. Met. IV.4, 1007a820). Entscheidet sich der O p p o n e n t hingegen dafür, etwas inhaltlich Definites zu sagen, k a n n er in einem elementaren Sprechakt mit eindeutigem propositionalen Gehalt, (d.h. zugleich u n d in derselben Hinsicht) nicht beide Widerspruchsglieder wahr n e n n e n (vgl. 1006b28-35). Eine ähnliche Selbstwiderlegung d r o h t demjenigen, der eine widerspruchsmittlere Prädikation wahr n e n n t u n d zugleich die A f f i r m a t i o n wie deren Negation f ü r falsch erklärt. Auch hier f ü h r t der Versuch, den in diesem Fall radikal unterbestimmten Prädikatgehalt zu definieren, in die Apraxie. Beschränkt sich der O p p o n e n t hingegen darauf, etwas Definier-

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Zusammenfassende Schlußbetrachtung

bares zu sagen, k a n n er nicht beide Widerspruchsglieder zugleich falsch n e n n e n (Met. IV.8, 1012b8-13). Das aristotelische Konzept einer indirekten transzendentalen Widerlegung erinnert d a m i t an die Struktur des indirekten Beweises, o h n e jedoch, wie dieser, bereits logische Gesetze vorauszusetzen: In einem ersten, destruktiven Schritt f ü h r t sich der O p p o n e n t selbst ad absurdum, i n d e m er sich in die sprachliche Apraxie begibt. Entscheidet er sich hingegen dafür, weiterhin am Gespräch teilzunehmen, m u ß er sich sprachlich in einer Weise verhalten, die das zu verteidigende logischsemantische Prinzip beachtet. Auch weitere Aspekte der τί κ α τ ά τ ί ν ο ς - S t r u k t u r rechtfertigen sich transzendental, so z.B. die Notwendigkeit, d a ß der reale Gegenstand, der als Subjekt einer Eigenschaftsprädikation auftritt, essentiell bestimmt sein m u ß . Sollte der Gegenstand hingegen als er selbst indifferent sein, d . h . essentiell unbestimmt, würde seine Inhaltsangabe u n d u r c h f ü h r b a r . Indifferent k ö n n t e er wiederum im Sinne einer A n h ä u f u n g oder einer Ausscheid u n g von Bestimmungen sein. Bildet ein Gegenstand also z.B. als solcher ein Bündel seiner Akzidenzien u n d d a m i t gleichermaßen eine Exemplifizierung verschiedenster Bestimmungen, k a n n m a n sich nicht m e h r mit einem inhaltlich definiten u n d damit definierbaren Referenzausdruck auf ihn beziehen (Met. IV.4, 1007b8-10). Aber auch wenn er statt dessen per se im Sinne eines Widerspruchsmittleren gänzlich u n b e s t i m m t ist, wird er undefinierbar (VII.3, 1029a26-28). Die beiden Formen spezifischer Indefinitheit ( A n h ä u f u n g u n d Ausscheidung) bilden f ü r Aristoteles am Ende zwei Seiten ein u n d derselben Medaille: Ist ein Gegenstand als er selbst eine Mischung u n b e s t i m m t vieler verschiedener Bestimmungen, ist er schließlich weder definitiv dieses noch etwas anderes (Met. IV.4, 1007b 19-30). So geht die These einer Kontingenz der Wesensbestimmungen (gleichermaßen vertreten von Anaxagoras wie W . V. O . Quine) oftmals H a n d in H a n d mit einer idealistischen Wirklichkeitsauffassung: Perse ist dasjenige, worüber wir sprechen u n d von dem prädiziert wird, indifferent, d . h . nicht als dieses oder jenes existent; individuiert wird es erst dadurch, daß der Mensch es - zu welchem Zweck auch immer - (per accidens) als ein Dieses oder Jenes konstruiert. Von der Sache her existiert d a n n am Ende allein ein indifferentes Wirklichkeitsgesamt (όμοΰ π ά ν τ α ) , aus dem erst nachträglich durch den Menschen (nach Belieben u n d Bedürfnis) einzelne Individuen ausgesondert werden. W ü r d e das Seiende jedoch in dieser Weise erst durch die Menschen geschaffen, wäre nach Aristoteles ein jedes Aussagesubjekt als es selbst im Sinne

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eines Widerspruchsmittleren indifferent u n d folglich undefinierbar. Somit k ö n n t e m a n sich auch nicht mit einem definierbaren sprachlichen Zeichen auf es beziehen. Der idealistisch-ontologische H o l i s m u s zieht f ü r Aristoteles also notwendig einen semantischen Holismus nach sich, sobald er mit sprachlichen Mitteln im philosophischen Diskurs vertreten wird. Sollte hier beispielhaft erläutert werden, was ein Gegenstand als er selbst ist (oder auch was die Welt als ganze ist), d r o h t e n Explikationsregresse u n d es m ü ß t e n undefinierbare sprachliche Zeichen verwendet werden. Soll also von einem Gegenstand ein Begriff prädiziert werden, m u ß f ü r Aristoteles die „essentialistische" Grundthese akzeptiert werden, daß es Gegenstände an sich gibt, die essentiell so oder anders bestimmt sind. Reale Seiende liegen damit dem Denken u n d Sprechen voraus u n d werden nicht erst durch dieses selbst geschaffen. Gerade dadurch, daß sie nicht f u n k t i o n a l von der Denk- u n d Sprachpraxis abhängen, sind sie in der Lage, als deren O r d n u n g s f a k t o r e n zu fungieren. Die notwendige Eigenständigkeit von logischem Subjekt- u n d Prädikatgehalt bildet f ü r Aristoteles auch den Ansatzpunkt einer generellen transzendentalen D e d u k t i o n des realen Seienden u n d des abstrakt-ideellen Gehalts. Wollte jemand z.B. n u r Begriffe zugestehen, nicht jedoch reale Seiende, würde jede Prädikation die Abgegrenztheit des Subjekt- u n d des Prädikatsbegriffs aufsprengen: „Dieser Mensch ist gebildet" k ö n n t e d a n n n u r noch heißen: „Mensch bedeutet gebildet" bzw. „Mensch hat das Merkmal, gebildet zu sein". Wenn assertiv über Begriffe prädiziert wird, k a n n dies nämlich n u r im Sinne einer analytisch-tautologischen Aussage Sinn ergeben. Sprache k a n n sich jedoch nicht in analytischen Aussagen im h e r k ö m m l i c h e n Sinne erschöpfen. Also würden mit jeder nichtanalytischen Prädikation die Grenzen von Subjekt- u n d Prädikatsbegriff aufgesprengt u n d diese würden undefinierbar. Im Gegensatz zu bloßen Begriffen kann das reale Seiende jedoch durch ideelle Gehalte expliziert werden, o h n e in seinem Selbstsein v o m prädizierten Begriff abhängig zu werden. Dadurch, daß Substanzen einer anderen O r d n u n g angehören als Begriffe, laufen sie nicht Gefahr, sich mit diesen zu vermischen. Im Gegensatz z u m begrifflichen Gehalt (ens ideale), der höchstens „Merkmale" besitzen kann, ist die Substanz (ens reale) also auch in der Lage, akzidentelle Eigenschaften zu tragen (vgl. Met. IV.4, 1007a33-bl8). Ein ähnliches Argument liegt der aristotelischen Verteidigung ideeller Gehalte selbst zugrunde. Wollte ein O p p o n e n t umgekehrt die Existenz begrifflicher Abstraktionen (Intensionen) ablehnen u n d statt dessen n u r reale

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Zusammenfassende Schlußbetrachtung

Gegenstände zugestehen, drohte ebenfalls ein Regreß. Sprachliche Zeichen könnten in diesem Fall nur noch über ihre Exemplifizierungen definiert werden, d.h. über die Gegenstände, denen sie mit Wahrheit zugesprochen werden. (Dem entspricht die Definition des Wortes durch eine Klasse im modernenen Extensionalismus.) Aristoteles verteidigt in diesem Zusammenhang zunächst die Unabhängigkeit des Begriffs von seiner Prädikation (IV.4, 1006bl3-17). Die Bedeutung eines Wortes könne nicht identisch mit der Eigenschaft dieses Wortes sein, einem Gegenstand mit Wahrheit zugesprochen zu werden, denn ein Gegenstand habe verschiedene Eigenschaften. Sollte ein Wort allein über den oder die Gegenstände definiert werden, von denen es mit Wahrheit prädiziert wird, stellt sich die Frage, was einen Gegenstand, der die Exemplifikation des zu definierenden Wortes bildet, von einem Gegenstand unterscheidet, der keine Exemplifikation dieses Wortes bildet. Nicht mehr möglich ist es hier, auf eine bestimmte intensionale Struktur zu verweisen, die dieser Gegenstand im Gegensatz zu anderen Gegenständen realisiert, denn Intensionen werden ja gerade abgelehnt. Ebensowenig kann jedoch darauf verwiesen werden, daß ihm das zu definierende Zeichen zukommt, denn dies wäre zirkulär. Folglich kann nur noch auf weitere Zeichen zurückgegriffen werden, die von ihm mit Wahrheit prädiziert werden. Doch auch diese Zeichen müßten wieder über Gegenstände definiert werden, so unter anderem über ihn selbst, womit sich ein Definitionsregreß zu immer weiteren mit Wahrheit prädizierten Zeichen ergibt. Dabei wäre der einzelne Gegenstand als er selbst Exemplifikation grenzenlos vieler sprachlicher Zeichen (1006bl7-18) und müßte durch eine grenzenlose Kette explikativer Wortaneinanderreihungen definiert werden. Da er in dieser Weise jedoch nicht definierbar ist, ist er auch nicht von anderen Gegenständen unterscheidbar, so daß sich am Ende ein ontologischer Monismus ergibt. Damit entfällt jedoch auch die Möglichkeit, Worte durch ihre verschiedenen Exemplifikationen definitorisch zu unterscheiden. Die zunächst transzendental begründete Struktur des τί κ α τ ά τννος ist zugleich richtungsweisend für die zweite zentrale Thematik der aristotelischen Metaphysik, d.h. die Frage, was tatsächlich als reales Seiendes und damit als Prädikationssubjekt in Frage kommt (vgl. Met. VII.2, 1028b2731). Betrifft die erste Thematik also die Intension des Substanzbegriffs und anderer formaler Denkprinzipien, so betrifft die zweite Thematik die Frage nach deren Extension. Im Gegensatz zur Transzendentalphilosophie Kants m u ß ein Aussagesubjekt für Aristoteles notwendig ein An-sich-Seiendes sein. Bei Kant ist es gerade umgekehrt: Für ihn sind die Verstandesformen

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unmittelbar mit dem Schematismus verbunden, der sie spezifiziert u n d ihre Applikation auf die Sinneswelt regelt. Bereits aufgrund dieser Verbundenheit haben f ü r ihn die apriorischen Begriffe des Verstandes außerhalb der Welt der Erscheinungen keine E r k e n n t n i s f u n k t i o n u n d Bedeutung m e h r (KrV Β 307-8, vgl. A 251-2); da der sinnenfallige Gegenstand in vielfaltiger Weise funktional-abhängig ist (etwa durch seine relationalen, raum-zeitlich geprägten Bestimmungen oder generell durch seine Abhängigkeit von den apriorischen Formen der Sinnlichkeit), k o m m t er nicht m e h r als Seiendes an sich in Frage (KrV Β 518-9). Die Prinzipien geistigen Erkennens korrespondieren somit in keiner Weise eigenständigen, an sich seienden Entitäten. D a m i t stellt sich die Frage, ob Aristoteles die funktionale Abhängigkeit des P h ä n o m e n s übersehen hat u n d so einem letztlich „naiven" Realismus aufgesessen ist. Das Gegenteil ist jedoch der Fall: auch f ü r Aristoteles ist das Phaenomenon als solches kein Seiendes an sich. Zwar werden R a u m u n d Zeit v o m Stagiriten nicht allein als A n s c h a u u n g s f o r m e n des erkennenden Subjekts verstanden, d e n n o c h entsprechen auch f ü r ihn räumliche oder gar raum-zeitliche Ausschnitte aus der kontinuierlichen Sinneswelt durch ihre mangelnde Eigenständigkeit nicht dem Begriff der an sich bestehenden Entität (ουσία). So gibt Aristoteles z.B. der Z u o r d n u n g von Sinneswelt u n d Indifferenz, wie er sie in den Theoremen des Heraklit, Anaxagoras u n d anderer auffindet, in Teilen recht: Käme allein das Sinnliche als Seiendes in Frage, wäre es n u r konsequent, es dem Menschen zu überlassen, welche räumlichen bzw. raum-zeitlichen Segmente er als Entitäten ansehen wollte (vgl. Met. IV.5). Die sinnlichen Daten, die sich in einem R a u m q u a n t u m befinden, bilden per se noch keine separate Einheit. Z u d e m ist speziell ein Ereignis, das zeitliche Teile u m f a ß t , zu keinem Zeitpunkt oder zeitlichen Teilstück vollständig existent. Unstrittig ist f ü r Aristoteles ebenfalls, daß örtliche oder zeitliche Bestimmungen etwas radikal Relationales sind. Auch der herakliteischen These eines Allflusses der Sinneswelt könnte, falls es n u r das Sinnliche gäbe, letzten Endes zugestimmt werden (Met. IV.5, lOlOalff.). Diese Indifferenz u n d Funktionalität der Sensibilia ist f ü r Aristoteles jedoch nicht G r u n d , die von i h m apriorisch ermittelten Prinzipien wieder zu verwerfen. Sie gibt vielmehr Anlaß, die P h ä n o m e n e auf ein in ihnen enthaltenes Absolutes hin zu übersteigen. Die nicht funktional-abhängige u n d einheitliche Existenz auch sinnenfälliger Gegenstände wird f ü r Aristoteles so dadurch gewährleistet, daß er sie zuinnerst u n d eigentlich als n o u m e n a l e Entitäten begreift: Das natürliche Seiende ist - sofern es seiend, eines u n d separat ist - substantielle F o r m (Met. V I I . l l , 1037a28-29, biff.; VIII.3,

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Zusammenfassende Schlußbetrachtung

1043b35). Das Phaenomenon ist hier dem Noumenon durch eine Art von Identität verbunden, die Aristoteles mittels des formalen Schemas von „Stoff (ύλη) und „Form" (είδος, μορφή) bzw. von „Vermögen" (δύναμις) und Wirklichkeit" (ένέργεια, έντελέχεια) erläutert (vgl. Met. VIII.6, De An. II.l). Unter der substantiellen Form und Wirklichkeit eines Phänomens ist dessen spezifische Struktur (τί ήν είναι, είδος) zu verstehen. Diese kann für Aristoteles jedoch nicht auf eine bloße Harmonie der Teile reduziert werden, denn dann würde sie als bloßes Akzidens des Stoffes radikal abhängig von diesem. Statt dessen muß sie zugleich als etwas Individuelles und separat-Ubersinnliches gedacht werden. Zwar bietet zweifellos auch ein bloßes Stück geordnete Materie (ein Zufallsprodukt, ein Artefakt) ein fundamentum in re dafür, es als eigenständige Entität zu betrachten. Wird jedoch der Maßstab der Nicht-Funktionalität in einer strengeren Weise angelegt, kommen für Aristoteles nur noch Lebewesen als Entitäten in Frage (vgl. etwa Met. VIII.3, 1043bl8-23, XII.3, 1070al3-19). Allein Lebewesen sind erkennend tätig und allein Lebewesen lassen aufgrund ihrer teleologischen Verfaßtheit den Schluß auf eine Ursache dieser operativen Einheitlichkeit zu - nämlich ihre Seele (ψυχή). Die individuelle Seele bildet dann als forma substantiate ontologisch dasjenige, was das Seiende eigentlich ist, und ist aufgrund ihrer relativen Unabhängigkeit vom Stoff etwas in hohem Maße Separates (χωριστόν). Die aristotelische Metaphysik weist folglich doch eine ausgesprochen platonische Stoßrichtung auf. Erst wenn das Sinnenfällige überstiegen wird, kann ein Zugang zu eigentlich Seiendem gelingen. Nur in der Hinsicht, in der die Individuen als Noumena betrachtet werden, können sie den Kriterien der Substantialität: numerischer und essentieller Einheit und Separatheit (Nicht-Funktionalität) sowie den Gesetzen vom Nichtwiderspruch und vom ausgeschlossenen Mittleren voll entsprechen. An diesem Punkt zeigt sich auch ein unüberbrückbarer Gegensatz zwischen der Metaphysik des Aristoteles und einer Ereignisontologie raum-zeitlicher Ausschnitte im Sinne W. V. O. Quines. Andererseits entfernt sich Aristoteles nicht soweit vom Phänomen, daß er im Sinne eines neuzeitlichen Dualismus die Einheit von Materiellem und Nichtmateriellem verspielte. Das Wesen der Seele besteht für Aristoteles auch darin, einen auf sie zugeschnittenen Körper zu beleben; Seele und organischer Körper sind im So-Sein identisch, wobei die Seele den Körper gleichsam als die Wirklichkeit des Ganzen umfängt. (Dagegen ist eine relative Identität von Phaenomenon und Noumenon bzw. - im Fai-

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le des Menschen - von materiellem Körper und transzendentalem Subjekt in der theoretischen Philosophie Kants kaum noch einzusehen.) Dennoch ist der „Hylemorphismus" auch für Aristoteles nicht ohne Paradoxien. Aus der kontingenten Identität von Körper und Seele folgt z.B., daß das sinnenfällig in Erscheinung tretende Seiende selbst von der Indefinitheit seines körperlichen Quantums betroffen wird. Der Gesamtzustand der Substanz zu einem bestimmten Zeitpunkt ist von der Sache her nicht in essentielle Teile einerseits und lediglich akzidentelle bzw. potentielle Teile andererseits zergliedert. Die Substanz bildet keinen starren Kern, an den die Akzidenzien gleichsam von außen angehängt sind, sondern wird von ihren Eigenschaften selbst affiziert (Cat. 5, 4a29f.). Aus diesem Grunde deutet Aristoteles das natürliche Seiende auch als Mischung von aktuellem und bloß potentiellem Sein. „Aktual" in bezug auf einen Zeitpunkt t, sind diejenigen Momente eines Seienden, die ihm (als abstraktiv isolierte) zu t, mit Wahrheit zugesprochen werden können. Aktual ist die Substanz also z.B., sofern sie zu t, akzidentell so-und-so bestimmt ist, und in noch stärkerem Maße, sofern sie über alle Zeitpunkte ihrer Existenz ein spezifisches Eigenwesen aufweist. Lediglich „potentielles", vermögendes Sein bildet die Substanz hingegen in bezug auf Zeitpunkte, zu denen ihr weder eine Bestimmung noch deren Alternative zukommt. (Hierbei muß es sich freilich um Bestimmungen handeln, die ihr generell zugänglich sind, d.h., aus deren Definitionen hinsichtlich ihrer zeitübergreifenden Eigenschaften kein Widerspruch resultiert.) So ist das natürliche Seiende für Aristoteles in seiner Offenheit auf die Zukunft generell etwas Unterbestimmtes und Widerspruchsmittleres. Diese Unterbestimmtheit betrifft sowohl seine Akzidenzien wie auch seine Existenz als ein essentiell so-und-so-Bestimmtes. Gleichfalls indefinit ist das natürliche Seiende durch die Potentialität seines Körpers, denn das Materielle ist von sich her indifferent gegenüber der Wesensform. Ein körperliches Quantum kann zudem so oder anders eingeteilt, abgemessen, zu anderem in Beziehung gesetzt werden, und die Eigenschaften des körperlichen Seienden unterliegen für Aristoteles einer gewissen Vagheit. Als zeitlich ausgedehntes ist das körperliche Seiende zudem in keiner zeitlichen Teilphase voll existent und speziell während einer Prozeßphase ist der prozessuale Gegenstand hinsichtlich der Ausgangs- und Endbestimmung seiner Veränderung unterbestimmt. Der Gesamtzustand einer natürlichen Substanz ist per saldo also eine Mischung von Aktualität und Potentialität, von Bestimmtheit und Unbestimmtheit, Einheit und Vielheit. Aufgrund seiner Potentialität bezüglich der Zukunft und den wechselnden Akzidenzien ist

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Zusammenfassende Schlußbetrachtung

dieser Gesamtzustand darüber hinaus niemals strikt identisch über die Zeit. Nicht mehr in dieser Weise von Kontingenz und wechselnden Eigenschaften betroffen ist hingegen das immaterielle Seiende. Am Ende ist es für Aristoteles so allein das rein aktuale, „göttliche" Seiende, welches vollgültig eines u n d separat (nicht-funktional) ist. Sein formaler Begriff wird zum Inbegriff der Substantialität. Zusammenfassend erweist die aristotelische Untersuchung des realen Seienden dieses als etwas numerisch und spezifisch Eines sowie funktional Unabhängiges. Die apriorische Struktur des An-sich-Seienden ist im absoluten Sinne nur von gänzlich transzendentem Seienden verwirklicht, wird in dem Maße jedoch berechtigterweise auch auf Sinnenfälliges appliziert, wie dieses durch seine individuelle substantielle Form (bei Lebewesen: Seele) ein M o m e n t von Absolutheit birgt. Damit spannt sich bei Aristoteles ein Bogen von der Untersuchung sprachlicher Strukturen über den apriorischen Begriff eigenständigen Seins hin zur transzendenten Entität. Dieser Brückenschlag wird dem modernen Sprachanalytiker ungewöhnlich erscheinen. Friedrich Nietzsche allerdings bemerkt, er „(...) fürchte, wir werden Gott nicht los, weil wir noch an die Grammatik glauben". 1

1

KSA 6, S. 75, aus: „Götzendämmerung".

Exkurse Exkurs 1: Die Eigenständigkeit der Usia gegenüber Negativität und Relationalität Der Primat der Positivität Die Nichtidentität zwischen zwei Begriffen heißt für Aristoteles nicht, daß ein jeder von beiden darin aufgeht, Negativum des anderen zu sein. 1 Determinatici ist für Aristoteles nicht negatio. Eine begriffliche Struktur ist aus einer inneren positiven Verfaßtheit heraus gegen anderes different und ist in dieser verstehbar, ohne daß zuvor dasjenige verstanden wird, was sie nicht ist. Die Negation ist zudem deshalb etwas Sekundäres, da sie Negation von etwas, d.h. von etwas an sich Positivem ist. 2 Dieser Aposteriorität liegt bei Aristoteles offenbar der Gedanke zugrunde, daß, wenn sich das jeweils Negierte wiederum aus weiterem Negiertem erklärte, sich eine negatio negationis ergäbe, und damit schließlich ein Zirkel oder ein unendlicher Regreß. 3 Es ist so das Merkmal der aristotelischen Begriffstheorie, daß sie Begriffe annimmt, die nicht durch Negationen entstehen, sondern als ursprünglich-positive abstrahiert werden und aus dieser inneren Positivität heraus gegeneinander different sind. Das (So)sein ist primärer als das Nicht(so)sein, sagt Aristoteles in Anal. Post. 1.25, 86b33-36. Identität (ταυτότης) und Differenz (έτερότης) werden von ihm bezeichnenderweise nicht auf Affirmation und Negation, sondern auf Einheit und Vielheit (πλήθος) zurückgeführt. 4 Die ursprüngliche Pluralität im Bereich der Bedeutungen 1

Vgl. Met. IX.2, 1046bl2-14.

2

Vgl. Met. XIV.2, 1089a 14ff.

3

Vgl. hierzu auch § 11 zu 1011b29ff.

4

Vgl. Met. X.3, 1054a29-32. Vgl. auch IV.2, 1004al6-20. Allerdings werde - so Aristoteles das Eine (ëv) gemeinhin als Un-geteiltes (άδιαίρετον), d . h . als Privation (Negation) der Menge bzw. des Teilbaren expliziert. Dies sei jedoch lediglich darin begründet, d a ß die Einheit weniger sinnlich w a h r n e h m b a r sei; Met. X.3, 1054a23-29. M . a . W : Die Einheit ist von sich her eine nicht weiter zu reduzierende Struktur, wenngleich sie quoad nos als Negation der Vielheit erläutert werden mag.

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Exkurse

ist also keine durch Negationen entfaltete. Als formallogischer Modus zu dem Zweck, Differenzen zu explizieren, ist die Negation bzw. Privation folglich etwas Nachträgliches, das sowohl auf seiten des Negierten wie auch auf seiten dessen, welches sie vertritt, Positivität voraussetzt. Die transzendentalen Bestimmungen der Abgegrenztheit und Differenz sind daher nicht im Rückgriff auf die Negation definiert. 5 Die Tendenz, „determinado" und Differenz auf Negativität zu reduzieren, die sich in der Moderne bei Spinoza findet, hat eine lange Tradition, die im Bereich der abendländischen Philosophie mit Parmenides einsetzt, und deren antiken Höhepunkt der Neoplatonismus (Philon, Plotin) bildet. 6 In diesem Zusammenhang lassen sich auch Parallelen zwischen dem Primat der Positivität bei Aristoteles und der Auseinandersetzung Kants sowie Hegels mit der Leibniz-Wolff sehen Schulmetaphysik nachweisen. In Met. XIV.2 tritt Aristoteles mit Blick auf die platonisch-esoterische Lehre der ursprünglichen Einheit und der unbestimmten Zweiheit z.B. ausdrücklich der Ansicht entgegen, eine Vielheit könne durch Negationen des einen parmenideischen Seins entstehen (1088b36ff.): Das „Nichtseiende" (τό μή öv) könne nicht als eine Art Natur die Ursache für etwas sein (αδύνατον τό μίαν φύσιν τινά γενομένην αίτίαν είναι). Statt dessen werden für Aristoteles durch den Begriff des Nichtseins differente, an sich positive Bestimmungen bzw. essentiell bestimmte Seiende formal erfaßt. In ähnlicher Weise kritisierten auch Kant und Hegel die Konzeption der rationalistischen Metaphysik, auf der einen Seite einen „Inbegriff der Reali5

Vgl. J. de Garay, Diferencia y Libertad, S. 183-189. Allerdings sieht sich der Interpret der Schwierigkeit gegenüber, daß Aristoteles die Kontradiktion in Met. X.4, 1055bl als „unmittelbaren Gegensatz" bezeichnet, d.h. als einen Gegensatz, der nicht dadurch Gegensatz ist, daß etwas anderes Gegensatz ist. (Garay wirft Aristoteles daher auch vor, er setze letztlich doch Differenz mit Negativität gleich; S. 183.) Dem möchte ich entgegenhalten, daß Aristoteles den Primat der Kontradiktion an dieser Stelle eher dem Privationspaar, Kontrarietätspaar und dem Paar relativer Bestimmungen voranstellt, nicht jedoch der Differenz (d.h. dem Paar differenter Bestimmungen; έτερότης) oder gar der Abgegrentheit. - In diesem Zusammenhang könnte auch auf den Vorwurf von J. Lukasiewicz eingegangen werden, das Identitätsgesetz sei prinzipieller als der NWS, also sei der NWS kein oberstes Denkgesetz (Uber den Satz des Widerspruchs, S. 12). Wie in § 12 gezeigt wurde, basiert die numerische Einheit eines Seienden auf seiner essentiellen Einheit (vgl. auch Exkurs 3). Von daher könnte die Feststellung, daß ein Mensch ein Mensch sei, tatsächlich für ursprünglicher genommen werden als die Feststellung, daß er nicht Nichtmensch sei. Vielleicht wäre es am naheliegensten - wie Hegel vorschlägt - beide Axiome als zwei Seiten (positive und negative) ein und derselben Medaille anzusehen (vgl. W.L. II. S. 3Iff.).

6

Vgl. Garay, a.a.O., S. 185. Es wäre sicherlich lohnend, Parallelen im Bereich östlicher Philosophien nachzugehen oder gar dem möglichen Einfluß etwa der „Upanishaden" auf Parmenides oder die neuplatonische Tradition.

Exkurs 1: Usia, Relationalität u n d Negativität

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tat" (omnitudo realitatis, sc. Gott) anzusetzen, d.h. das Beieinander aller positiven Bestimmungen und auf der anderen Seite die Vielheit und Verschiedenheit anderer (begrenzter) Dinge lediglich aus dem Mangel an einzelnen Komposita dieser omnitudo realitatis zu begreifen. Die Negation stünde damit für einen bloßen Mangel einer Bestimmtheit, für „Schranken der Realität". M. Wolff vergleicht in diesem Zusammenhang die omnitudo realitatis mit einem Kuchen, der alle Bestimmungen qua „Kuchenstücke" in sich birgt, wobei man sich die Negation in der vorkantischen Metaphysik als Mangel an dieser oder jener Kuchenportion vorstellen könne. 7 Allerdings bringt M. Wolff, ähnlich wie bereits Kant, die Vorstellung einer „Ganzheit aller Bestimmungen" pauschal mit der „herkömmlichen", vorkantischen Metaphysik in Verbindung. Für die aristotelische Metaphysik ist der Begriff einer omnitudo realitatis (im Sinne aktualen Seins) jedoch ein Unding. Wie in § 10 gezeigt wird, ist die „Fülle aller Bestimmungen" für Aristoteles gerade dasjenige, was er in der Theorie des Anaxagoras auffindet und kritisiert: eine begriffliche Allvermischung (όμοΰ πάντα), ein widersprüchliches Gebilde und letztlich ein Widerspruchsmittleres (vgl. Met. IV.4, 1007bl9-30), ein - mit Kant gesprochen - nihil negativum (KrV Β 348f.). Dem rationalistischen „Logizismus", d.h. der Ontologisierung des logischen Formalbegriffs (Reflexionsbegriffs) der Negation hat der frühe Kant die Lehre von den realen Oppositionen entgegengesetzt. 8 Die Opposition entspricht hier mutatis mutandis dem aristotelischen Paar konträrer Bestimmungen ohne natürliches Mittleres. Bei dieser Opposition kann das eine Glied des Gegensatzes ebensogut als Negation (Privation) des anderen herhalten wie umgekehrt (vgl. KrV A 273, Β 330). Wie in der Negationskonzeption des Aristoteles steht das Negative hier also letztlich für Bestimmungen, die zugleich etwas Positives sind. 9

7

Vgl. M. Wolff, Der Begriff des Widerspruchs, S. 74f.

8

Vgl. hierzu Kants Schrift von 1763: „Versuch den Begriff der negativen Größen in die Weltweisheit einzuführen".

9

Kant selbst denkt die Oppositionen allerdings im Gegensatz zu Aristoteles als dynamische Beziehung solcher Art, daß die entgegengesetzten Bestimmungen sich im Sinne einer „Realrepugnanz" gegenseitig in ihren Wirkungen aufheben. Bei Aristoteles sind sie statt dessen extreme Möglichkeiten von Veränderungsprozessen (vgl. § 10). Außerdem kann bei Kant die „Privation" nicht auch für natürliche Mittelbegriffe stehen. - In Anknüpfung an Kants Oppositionslehre und die genannte Amphibolic (Vertauschbarkeit) der Negativität weist auch Hegel darauf hin, daß die negative Natur lediglich als Negation des anderen negativ ist. Vgl. G. W . F. Hegel, W.L. I, S. 99ff. Diese Positivität bedeutet bei Hegel jedoch im Gegensatz zu Aristoteles keine Eigenständigkeit.

284

Exkurse

Wie § 5 zeigt, verwendet Aristoteles den Begriff der Negation allerdings auch als Bezeichnung für den bloßen Mangel, und zwar im Zuge der Analyse des Verhältnisses von Tätigkeitsvermögen und Betätigung: Zu sagen, ein Individuum sei nicht so-und-so tätig, bedeutet damit nicht, daß es in dieser Hinsicht anders tätig ist. 10 Dennoch ist das Seiende, welches das Vermögen trägt, bereits in sich positiv bestimmt. Zwar mag es, sofern es vermögend ist, indifferent sein, dennoch ist es als es selbst etwas, daß sich nicht in Negativität erschöpft (vgl. Met. IX.7; vgl. Exkurs 5).

Abgegrenztheit oder Differenz? Strenggenommen ist für Aristoteles auch der relationale Begriff der „Differenz" dem der „Abgegrenztheit" nachgeordnet. Met. IV.2 nennt nicht die „Identität" als Transzendentalie, sondern die „Einheit". Identität und Differenz sind Relationen zwischen mehreren. Die Identität ist die Selbstbezüglichkeit einer Entität, die als Zweiheit betrachtet wird. Per se primo modo ist ein Seiendes daher auch nicht identisch (mit sich) und different (oder gar nichtidentisch) gegen anderes, sondern nur ein Eines (εν) und SeparatAbgegrenztes (χωριστόν, ώρισμένον). Wie die Substanz als reales Seiendes (ens reale) kann auch der Begriff als ens ideale durch die sogenannten „Transzendentalien" der klassischen Metaphysik expliziert werden. Dem aristotelischen Transzendentale der Abgegrenztheit entspricht bei Thomas von Aquin der Terminus des „aliquid". Dieser ist ein Kontraktum aus aliud und quid.n Thomas scheint allerdings zwischen Abgegrenztheit und Differenz nicht exakt zu unterscheiden. So stellt sich die Frage, ob der Begriff der Abgegrenztheit nicht doch gleich dem der Differenz relationale Züge trägt. Sollte dies der Fall sein, würde Relationalität unmittelbar auch in das (reale und ideale) Seiende selbst und seinen essentiellen Gehalt hineingetragen. In Met. XIV.l, 1088b2 lehnt Aristoteles allerdings eine Relationalität der Usia ausdrücklich ab. Auch die Definition der Usia als eines primären (d.h.

10 Vgl. § 3. Auch nach Met. X.3, 1054b 19ff. ist die K o n t r a d i k t i o n nicht deckungsgleich mit der Differenz, da sie auch v o n Nichtseiendem ausgesagt werde (vgl. § 21). 11 „(...) dicitur e n i m aliquid quasi aliudquid", De ver.. 1.1; in diesem Sinne erläutert auch A. Z i m m e r m a n n : „Wird ein Seiendes im H i n b l i c k auf das, was es nicht selbst ist, verstanden, d a n n wird dabei ein Getrenntsein erfaßt. Dieses wird d u r c h das W o r t »anderes« (aliquid = aliud quid) b e n a n n t " (vgl. ders., Hg., T h o m a s von A q u i n . Von der Wahrheit, de veritate. S. XVI).

E x k u r s 1: Usia, R e l a t i o n a l i t ä t u n d N e g a t i v i t ä t

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unvermittelten) Seienden schließt deren „Funktionalität" aus. 12 Allerdings stellt sich die Frage, ob hinsichtlich des Transzendentale der Abgegrenztheit der Charakter der Selbständigkeit der Usia nicht zumindest überdacht werden muß. Von einem sachlichen Standpunkt aus wäre an dieser Stelle auf Überlegungen G. W . F. Hegels hinzuweisen. Im Gegensatz zu Aristoteles können für Hegel zwei Bestimmungen, die sich unterscheiden bzw. gegenteilig gegenüberstehen, nicht als strikt selbständig gedacht werden. 13 Indem das jeweils andere „ausgeschlossen" wird, sind Bestimmtheit und Identität immer bereits von diesem anderen abhängig (W.L. II, S. 49f.). Somit ist das Selbständige zugleich (in derselben Hinsicht) auch nicht selbständig, womit sich für Hegel unvermeidlich ein Widerspruch einstellt. 14 Falls die begriffliche Abgegrenztheit der ideellen wie realen Usiai tatsächlich einen Rückgriff auf anderes nach sich ziehen sollte und jedes erst durch ein Gegenüber mit sich vermittelt würde, wäre das gesamte Programm der aristotelischen transzendentalpragmatischen Rechtfertigungen in Frage gestellt. Das relational Verbundene bildet kein dem So-Sein nach Primäres (im Sinne des spinozistischen Ausdruck: id, cuius conceptus non eget conceptus alterius rei). Wenn also jeder Begriff relational würde, drohte für Aristoteles ein zirkularer oder fortschreitender definitorischer Regreß. 15 Wenn zudem im porphyrischen Schema (wie bei Hegel) die Arten auch über ihre gemeinsamen Gattungen miteinander vermittelt werden müßt e n 1 6 , ergäbe sich ein durchgängiger Holismus. 1 7

12 In Cat. 7, 8al3ff. erklärt es Aristoteles f ü r gewiß, daß die konkreten („ersten") Substanzen nicht-relational seien, wohingegen er hinsichtlich ihrer Wesensbegriffe (den „zweiten Substanzen") n o c h unschlüssig scheint. Allerdings n e n n t er als A n s a t z p u n k t einer Widerlegung der Relationalität auch der Essenz die Frage nach d e m (Selbst-)Sein der Dinge (31-34), w o m i t er bereits auf die U n t e r s u c h u n g e n der Ersten Philosophie zu verweisen scheint (vgl. § 12). 13 M a n vergleiche hierzu etwa Hegels Überlegungen im Widerspruchskapitel der W.L., in d e m Hegel das Gegensatzverhältnis von reflexionslogischem Substrat u n d den einzelnen (einander entgegengesetzten) Bestimmungen, die diesem Substrat z u k o m m e n k ö n n e n , untersucht. Zu diesem spezifischen Verständnis eines Widerspruchs als Verhältnis zwischen Gattungs- u n d Artbegriff siehe Exkurs 5. 14 Vgl. hierzu auch M. Wolff, Der Begriff des Widerspruchs S. 15 Iff. In Enc. § 119 zeigt Hegel, d a ß die v o m SAD festgehaltene Abgegrenztheit Relationalität bedeutet. 15 Vgl. § 3 u n d § 12 zu Cat. 7 u n d Met. 11.2. 16 Vgl. auch Exkurs 5. 17 Da Hegel aus aristotelischer Sicht nicht exakt zwischen der Relation u n d den Relationsgliedern unterscheidet, ergibt sich f ü r i h n schließlich eine Identität der Relata mit der Relation u n d damit auch eine Identität der Relata (Kontraria) u n t e r e i n a n d e r (vgl. etwa

286

Exkurse

Zusammenfassend ist f ü r Aristoteles das Transzendentale der Abgegrenztheit bzw. Separatheit nicht identisch mit der relationalen Bestimm u n g des Differentseins u n d bedeutet erst recht nicht, Negation eines anderen zu sein. Statt dessen liegt der Differenz die Abgegrenztheit voraus, u n d der Negation die Differenz. Die hierbei vorausgesetzte Ursprünglichkeit positiver abgegrenzter Begriffe ist, wie gesagt, eng mit der aristotelischen Theorie der intuitiven Abstraktion ( έ π α γ ω γ ή , vgl. Anal. Post. 11.19) verknüpft. Sollte es statt dessen keine aus sich heraus eigenständigen Begriffe geben, u n d wären diese erst Resultat einer Differenzbeziehung, Reflexion oder Negation, m ü ß t e n sie sich - wie J. de Garay treffend bemerkt - eher noch im Sinne der Hegeischen Dialektik herausbilden (a.a.O., S. 186). Erkennen hätte i m m e r dialektisch-diskursiv zu verlaufen.

Exkurs 2: Die Kontroverse um die Fragmente des Anaxagoras Grundthesen zur Anaxagorasinterpretation Dieser Exkurs setzt die in §§ 9 - 10 vorgetragene Anaxagorasdeutung mit anderslautenden Forschungspositionen in Beziehung. Er betrifft nicht den Kerngehalt der vorliegenden Arbeit, so daß er auch überschlagen werden könnte. Die bisherigen Ergebnisse bzw. interpretativen Festlegungen zu Anaxagoras seien zunächst in Thesenform kurz resümiert: 1. Der Ansatz des Anaxagoras besteht darin, die Veränderlichkeit der P h ä n o m e n e mit dem parmenideischen Theorem, aus Nichtseiendem werde kein Seiendes, kein Seiendes werde zu Nichtseiendem (vgl. DK28 B8 Z. 19f.) in Einklang zu bringen. (Vgl. hierzu DK59 B3, 10, 17, 5, vgl. A 45, 46a, 52.) 2. Die Thesen des Anaxagoras, die eine Allvermischung von F o r m e n behaupten (DK59 B3, 4a, 11, 12, 6, 8, 17), beziehen sich auf P h ä n o m e n e u n d n u r auf Phänomene, d e n n deren Veränderung soll mit dem parmenideischen Theorem vereinbart werden. 3. G r u n d s t o f f e selbst sind „eigentlich Seiendes" (B17, 21) u n d bilden als reale Anteile (15, 16, A61) die Prinzipien der Phänomene. Anteil an W.L. II, S. 496f.; siehe auch II, S. 49ff.). Der Begriff selbst wird dann widersprüchlich, da er zugleich sein Gegenteil ist; der Widerspruch wird zum wesentlichen Moment des Begriffs (II, S. 496).

Exkurs 2: Die Kontroverse um die Fragmente des Anaxagoras

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einem bestimmten Stoff zu haben, bedeutet zugleich, selbst die fragliche Bestimmung zu tragen. 4. Die stofflichen Formen (seiende Chremata B17, Samen 4, Nichtwahrnehmbare 21a) können nur Formprinzipien (B12, vgl. Met. 991a 12ff.) für die Phänomene (DK59 B21a) sein, wenn sie als solche unvermischt und von bestimmter Art sind (4b, 12, 15). Phänomenwelt (B8, 17, 21) und Welt der reinen Stoffe müssen daher streng auseinandergehalten werden. Die Phänomene sind vermischt, die „materiellen Formursachen" sind unvermischt. 5. Eigentlich Seiende sind nicht bloß Paare konträr engegengesetzter Qualitäten, sondern auch etwa Haar und Fleisch etc. (BIO, B4). 6. Der Ausdruck 'homoiomer' όμοιομερής, der nur in A-Fragmenten gebraucht wird (DK59 A5, 46, 72, 1, 45, 51, vgl. Al, 44, 45, 46, 104) charakterisiert die Arten der Urstoffe. Das gemeinsame Merkmal dieser Bestimmungen ist, daß sie im Bereich der Phänomene sowohl dem Teil wie dem Ganzen zukommen (A46). 7. Alles, was eine homoiomere Bestimmung hat, kann όμοιομερής genannt werden: Einmal die Urstoffe (A43b, 45, 46, Phys. 187a25), aber auch Gegenstände der sinnenfälligen Welt (41, 43, 45). Wenn auch Grundstoffe homoiomer genannt werden, so bedeutet dies nicht, daß sie selbst wiederum grenzenlos zusammengesetzt sein müssen. 8. Auf zweierlei Weise kann ein Phänomen teil an verschiedenen Bestimmungen haben. Einmal kann es aus verschiedenen stofflichen Formen zusammengemischt sein (DK59 B4a, 12, 17), zum anderen kann ein Phänomen eine Bestimmung erhalten, die relationalen Charakters ist, etwa „Mensch", „Lebewesen" (B4a), „Hand" (Hist. Anim. 486a5) oder auch „groß" und „klein" (B3). Diese Bestimmungen sind nicht unmittelbar auf stoffliche Ingredienzien zu reduzieren, sondern ergeben sich erst dadurch, daß ein Ausschnitt des sinnenfalligen Kontinuums und ein Qualitätenkonglomerat (mehr oder weniger willkürlich) für eine Einheit genommen wird. 9. Es ist bei Anaxagoras zwischen einem Gesichtspunkt der sinnenfälligen Diskontinuität der Phänomenwelt und einem eigentlich ontologischen Niveau zu unterscheiden, wobei letzteres die Welt als durchgängig indifferente Mischung aller Formen begreift. Wenn Aristoteles von Anaxagoras sagt, er verstehe alles als Widerspruchsmittleres, bezieht er sich dabei nicht auf die - per se betrachtet - begrifflich differenten anaxagoreischen Stoffprinzipien oder auf die Sinneswelt, so-

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Exkurse

fern diese diskontinuierlich ist, sondern auf jene ontologisch letztgültige Allvermischtheit.

Folgt Anaxagoras Parmenides? M. Schofield (An Essay on Anaxagoras) spricht sich entsprechend der Gesamtlinie seines Buches gegen eine Begründung der Allvermischtheit durch das eleatische Prinzip, aus Nichtseienden werde kein Seiendes, aus (S. 67). Wenn überhaupt, so Schofield, würde ein parmenideisches „Prinzip vom zureichenden Grund" die anaxagoreische Allmischung begründen (S. 62ff): Es gebe keinen Grund, daß die Dinge eine Bestimmung eher haben sollten als andere. 1 Letztlich - so Schofield - sei das «homou patita» bzw. die prinzipielle Homogenität der Dinge lediglich eine unabgeleitete Intuition des Anaxagoras (S. 40f£, S. 64ff. ). Dagegen ist darauf hinzuweisen, daß das aristotelische Referat von den erhaltenen Fragmenten (in der bereits aufgezeigten Weise) gestützt wird: Mehrere Passagen lassen das Grundanliegen des Anaxagoras, Prozesse in der Erscheinungswelt in einer solchen Weise zu verstehen, daß letztlich alles Seiende sich gleichbleibe, deutlich werden: Trotz aller Aussonderung, sei einzusehen, daß „alles nicht mehr oder weniger geworden" sei (DK59 B5). Gleiches werde nur aus Gleichem (BIO). Kein Ding entstehe, sondern aus bereits vorhandenem Seienden mische es sich zusammen (B17). Auch die Vermischung der entgegengesetzten Bestimm u n g „groß und klein" in einem jeden wird möglicherweise parmenideisch begründet (B3, s.u.). Schofield steht mit seiner Beurteilung des aristotelischen Referates daher auch mehr oder weniger alleine. 2

Reine Grundstoffe und vermischte Phänomenwelt Die in § 9 vorgetragene Anaxagorasinterpretation, die mehr oder weniger in der Tradition des Aristoteles steht, geht von einem grundsätzlichen Chorismos zwischen vermischter Phänomenwelt und einem Bereich qualitativ

1 2

Vgl. DK28 B8, Z. 22, sowie B4. Gegen diese These hat sich M. Furth ausgesprochen (A Philosophical Hero, S. 101 Anm. 6). Ausdrücklich für die Begründungsfunktion der eleatischen Logik hinsichtlich der Allvermischtheit plädieren: W. E. M a n n (Anaxagoras and the Homoiomere, S. 228ff.), J. Barnes (The Presocratic Philosophers, Bd. 2, S. 339), D. J. Furley (Anaxagoras in Response to Parmenides, S. 6 Iff.).

Exkurs 2: Die Kontroverse u m die Fragmente des Anaxagoras

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reiner Grundstoffe aus. Ausdrücklich vertreten wurde diese Position auch von C. Strang: 3 Wenn ein Gegenstand alle Bestimmtheiten in sich birgt, weil er Anteil an allen verschiedenen Grundstoffen hat und wenn diejenigen Qualitäten wahrnehmbar sind, die ein Ubergewicht bilden, so müssen die Urstoffe selbst als unvermischt u n d differenziert angenommen werden. Werden die Grundstoffe also selbst als Gemisch aller Formalitäten konzipiert, werden sie undefinierbar 4 und scheiden somit als „stoffliche Formprinzipien" der Phänomene aus. 5 Einige Interpreten meinen, bei Anaxagoras hingegen keine Welt eigenständiger, qualitativ „reiner" Stoffe ansetzen zu dürfen. G. B. Kerferd 6 führt gegen die Annahme quantitativ aber auch qualitativ einfacher und separater Grundsubstanzen ins Feld, daß letzteren auf der Größenskala eine bestimmte Stelle zugewiesen werden müßte. Wenn jedoch alles unendlich teilbar sein soll, so würden in einem Teilungsprozeß irgendwann auch die elementaren Stoffe bzw. Elemente erreicht. Dann müßten aber auch sie wieder teilbar, d.h. zusammengesetzt sein, womit die quantitative und auch die qualitative Einfachheit hinfällig würde (S. 502). Ebenfalls wäre für Kerferd angesichts einfacher Substanzen das Prinzip der Allvermischtheit verletzt (S. 500). Wenn also konsequenterweise auf eine Welt reiner Stoffe verzichtet würde, könne ein Phänomen dennoch etwa als Gold wahrgenommen werden, weil in ihm ein Uberschuß an Gold vorhanden ist. Es sei lediglich festzuhalten, daß diese Goldteile selbst wiederum vermischt sind, wenngleich ebenfalls mit einem Goldüberschuß versehen, und so ad infinitum. Ein logisches Problem sieht Kerferd dabei nicht. 7 Im selben Sinne äußert sich J. Mansfeld. 8 Mischungen gebe es bereits auf dem Niveau der Elemente selbst und nicht erst auf dem der aus Ele3

C. Strang, The Physical Theory of Anaxagoras, S. 36 Iff.

4

Vgl. W. Schwabe, Welches sind die materiellen Elemente bei Anaxagoras?, S. 5.

5

Für diese Interpretation, die Phänomene auf reine Stoffe bzw. Naturen zurückzuführen (wie auch immer diese Stoffe selbst im einzelnen gedeutet werden) haben sich unter anderem ausgesprochen: P. Tannery, Pour l'Histoire de la Science Hellène, S. 296f.; J. Burnet, Early Greek Philosophy, S. 263; W. Κ. C. Guthrie, A History of Greek Philosophy, Bd. 2, S. 285; J. Brentlinger, Incomplete Predicates and the Two-World Theory of the Phaedo, S. 64ff.; W. E. Mann, Anaxagoras and the Homoiomere, S. 229-231.

6

G. B. Kerferd, Anaxagoras and the Atomists.

7

„Moreover, as we would say, a set of numbers extending to infinity may contain within itself a number of other sets each also extending to infinity" (ebd.). „(...) when (...) the comparison is made at any finite stage in the process of subdivision, the original proportions between the two series will still obtain (...)" (S. 501). Gegen diese Position vgl. z.B.J. Barnes, The Presocratic Philosophers. Bd. 2, S. 23.

8

J. Mansfeld, Die Vorsokratiker, S. 485ff.

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menten zusammengesetzten Dinge (S. 485); jeder durch Teilung erreichbare Teil bleibe ein komplexes Gebilde. Die Materie sei ein sich in seiner Zusammensetzung in infinitum wiederholendes und schwindelerregendes kaleidoskopisches Gebilde. (S. 486). So kommt Kerferd dazu, das Fehlen einer stofflichen Welt hinter den Phänomenen gerade als Spezifikum des Anaxagoras gegenüber anderen Vorsokratikern anzusehen (S. 502f.). In ähnlicher Weise spricht sich auch W. Rod gegen die Vorstellung qualitativ einfacher Elementarstoffe bei Anaxagoras aus. In notfalls infinitesimaler Annäherung gegen Null bleibe eine jede Bestimmung in jeder anderen enthalten. 9 Letztlich, so Rod, sei die Entscheidung darüber, was als elementar zu gelten habe, relativ, dies hänge von der jeweiligen Perspektive ab (S. 183). Das in dieser Weise radikal durchgeführte Allvermischtheitstheorem gäbe so eine äußerste Vielfalt von Sprach-, Denk- und Lebensformen frei. Der holistische Relativismus wäre perfekt. Die genannte Interpretation ist nicht zuletzt deshalb verlockend, da sie die diffizile Unterscheidung von Bestimmungen, die als stoffliche Anteile gedacht werden können, und solchen, die nicht in dieser Weise gedacht werden können (Sortalbegriffe, Relativa), umgeht. Sie hat somit auch nicht das Problem, eine Allvermischtheit angesichts spezifischer Mischungsverhältnisse vermeintlich reiner Stoffe zu rechtfertigen. Dennoch spricht einiges dafür, der Deutung der antiken Anaxagoraskommentatoren zu folgen und die Grundstoffe selbst als unvermischt zu betrachten. Fragment B21a etwa sagt, daß den Anblick der 'Nichtwahrnehmbaren' die Phänomene bildeten. Aus „seienden Dingen" (έόντα χρήματα) mischten die Phänomene sich zusammen und trennten sich wieder, formuliert DK59 B17, „und so würden die Hellenen korrekterweise das Entstehen Sichzusammenmischen und das Vergehen Sichtrennen nennen". Denselben Sachverhalt scheint auch B21 anzusprechen, wenn die Schwäche der Sinne dafür verantwortlich gemacht wird, daß das Wahre von uns nicht unterschieden werden könne. 10 Zudem bilden dominante Stoffe die Prinzipien dafür, daß die Dinge ihren Qualitäten entsprechend bestimmt werden. „Dasjenige, von dem am meisten in einem enthalten" sei, sei der Grund dafür, daß „das Einzelne" ein dieses „als das deutlichst wahrnehmbare" sei (DK59 Β12

9

W. Rod, Philosophie der Antike 1, S. 183; ihm folgt W . H . Pleger, Die Vorsokratiker, S. 127. 10 DK59 B21. Vgl. DK59 A46b: „Anaxagoras (...) hat als Prinzipien der seienden Dinge die „Homoiomerien" ausgewiesen. (...) es ist also anzuerkennen, daß in dem verzehrten Nahrungstoff alle seienden Dinge enthalten sind (...) Diese Teile müssen als nur für den Verstand sichtbar betrachtet werden (...)". Vgl. auch Simplicius (DK59 Β14).

Exkurs 2: Die Kontroverse u m die Fragmente des Anaxagoras

291

ad fin.). B4 sagt zudem, es sei davon auszugehen, „daß in allem Zusammentretenden Vieles und Verschiedenes enthalten" sei, „d.h. Samen aller Formen, verschiedenster Gestalten, Farben und Geschmäcke" (DK59 B4 ad init., vgl. B15, 16). Grundstoffe werden demnach offenbar als qualitativ verschieden und unvermischt angesehen (DK59 B4 S. 35 Z. 2-3). Die Stellen deuten also sehr darauf hin, daß bei Anaxagoras hinter den Phänomenen nichtwahrnehmbare reine Stoffe vorgesehen sind, die das eigentliche Substrat der empirischen Welt ausmachen. 11 Die Aussagen des Anaxagoras, welche die Mischung von entgegengesetzten Formen behaupten (DK59 B3, 4, 11, 12, 6, 8, 17) wären demzufolge nur auf Phänomene zu beziehen (denen diese Formen gemeinsam zukommen) und nicht auf die Grundstoffe, die per se qualitativ einfach sind. 12

Elementarprinzipien in der Vorsokratik und aristotelische Stoffursache M. Furth möchte zwar am Konzept qualitativ einfacher Grundprinzipien bei Anaxagoras festhalten („a khrema is a nature or a property"13 ), er lehnt es jedoch ab, sie mit Aristoteles als Stoffursache (ΰλη, ϋποκείμενον) oder auch als Grundstoffe (στοιχεία) zu bezeichnen. 14 Die Chremata seien nicht als Substrat zu denken, das sich durch Umwandlung (μεταβολή) bzw. Eigenschaftswechsel (άλλοίωσις) durchhalte und auf deren Basis diese geschähen. 15 Furth könnte entgegengehalten werden, daß Aristoteles zumeist 11 In B1 sagt Anaxagoras, daß die Grundstoffe in der Phase der Urvermischung aufgrund ihrer „unendlichen Kleinheit" für einen hypothetischen Beobachter nicht erkennbar gewesen wären. Der Vorwurf, daß sich einfache unendlich gering ausgedehnte Stoffe angesichts einer unendlichen Teilbarkeit der Phänomene kaum halten ließen (vgl. G. B. Kerferd, a.a.O., 500f.) wird bereits von Aristoteles erhoben (Phys. 1.4, 187b22-188a2: der Ausdruck der „Kleinheit", σμικρότητι, als Gegensatz der Vielheit könne nur im Sinne von „Wenigkeit", όλιγότητι, Sinn ergeben, d.h. als geringe Anzahl von Elementen in einem Phänomen); dies ist jedoch ein Hinweis darauf, daß Aristoteles den Chorismus (reine Stoffe - vermischte Phänomene) zunächst einmal in der ihm vollständig vorliegenden Schrift des Anaxagoras vorzufinden meinte. O b eine Konzeption, die dem Unvermischten Ausdehnung zuspricht, tatsächlich in sich widersprüchlich ist, darf zur Verteidigung von Anaxagoras sogar bestritten werden. Wenn es zu jedem Phänomen wiederum ein kleineres gibt (B3), könnte diese unendliche Verkleinerung gegen einen Grenzwert - etwa die untere Grenze sinnlicher Wahrnehmbarkeit - laufen, und so die einzelnen Stoffe niemals erreichen. 12 O b die einzelnen Stoffe als Summe elementarer gleichartiger Teilchen zu verstehen sind, bleibt offen. 13 Vgl. M. Furth, A Philosophical Hero?, S. 113 Anm. 27. 14 S. 97; ebd. Anm. 3; S. 113; S. 113 Anm. 27 sowie S. 124. 15 Ebd.; vgl. auch S. 114, Anm. 27.

292

Exkurse

recht vorsichtig formuliert: Er sagt nicht, die Vorsokratiker hätten die Stoffursache angesetzt, sondern eher, sie hätten die Stoffursache gemeint (vgl. Met. XII.2, 1069b20ff.). Mit anderen Worten: wenn man sie beim Wort nimmt, läuft ihre Weltsicht letztlich darauf hinaus, (nur noch) die Stoffursache zuzulassen. Es liegt nahe, in diesem Kontext auch auf Met. XII einzugehen, wo Aristoteles die Natur bei den Vorsokratikern und v.a. bei Anaxagoras als Stoff und Potentialität interpretiert. 1 6 Zunächst ist auch für Aristoteles klar, daß die Stoffe der Vorsokratiker per se als aktuelle Naturen bzw. Usiai konzipiert sind (Met. XII. 1, 1069a28-30). N u n interessieren Aristoteles jedoch v.a. sinnenfallige, makroskopische Dinge, die er hinsichtlich der Möglichkeitsbedingung reflektiert, sie als Seiende (d.h. als Eine und Separate) ansehen zu können. Die A n h ä u f u n g unbegrenzter Akzidenzien (Sinnesqualitäten) vermag jedoch kein Eigenschaftssubjekt zu begründen. Wird also nach dem An-sich-Sein eines makroskopischen, zeitlich persistierenden Gegenstands gefragt, sind die materiellen akzidentellen Formprinzipien bei Anaxagoras nicht in der Lage, die Individualität zu erklären. Zudem ist die anaxagoreische Theorie der Allmischung aus der Intention erwachsen, Veränderung als möglich zu erweisen und dabei eleatischen Prinzipien gerecht zu werden. Gerade dieses Unternehmen greift Aristoteles durch seine Unterscheidung von Akt und Potenz auf und versucht, durch das Verständnis des veränderlichen Einzelnen als vermögendem bzw. potentiell Seienden die anaxagoreische Lösung zum einen in ihre Rechte einzusetzen zum anderen jedoch in ihre Schranken zu verweisen. 17 Den Vorsokratikern zu attestieren, sie hätten vor allem die Stoffursache angesetzt (Met. 1.3, 983b7ff.), beruht also zweifellos auf einer weitergehenden Inter-

16 Met. XII kann generell als Auseinandersetzung mit Anaxagoras gelesen werden, indem dem als reine Potenz interpretierten homou panta des Anaxagoras die notwendige Vorherrschaft der Aktualität bzw. der reinen Aktualität entgegengesetzt wird (vgl. § 19). Eine explizite Bezugnahme auf Anaxagoras bzw. seine Allvermischtheit findet sich Met. XII.2, 1069b23; 1069b29; 6, 1071b27ff.; 7, 1072a20ff. Zur Würdigung der Konzeption des nous vgl. Met. XII.6, 1072a4ff.; 10, 1075b8f. 17 „Also nicht nur aus Nichtseiendem in zufälligem Sinne kann etwas werden, sondern alles wird auch aus Seiendem, nämlich aus solchem, was dem Vermögen nach [so und so] ist, der Wirklichkeit aber nicht ist. Dies ist gemeint mit dem Einen des Anaxagoras denn besser wird es so ausgedrückt als 'es war alles beisammen' - sowie mit der Mischung des Empedokles und des Anaximander und auch mit der Lehre des Demokrit: 'Es war alles beisammen', nämlich dem Vermögen nach, nicht aber der Wirklichkeit nach. Sie haben also im Grunde den Stoff gemeint" (Met. XII.2, 1069b 18-24).

E x k u r s 2: D i e K o n t r o v e r s e u m die F r a g m e n t e des A n a x a g o r a s

293

pretation vermittels eigener Kategorien, bedeutet jedoch nicht unbedingt eine Verfälschung. 18

Homoiomere, sortale und relationale Bestimmungen Die erstmals bei Aristoteles nachzuweisende Bezeichnung „die Gleichteiligen" (όμοιομερειών) bzw. „gleichteilige" (όμοιομερών) für die anaxagoreischen Grundstoffe hat, was die Unterscheidung von Stoff- und Phänomenwelt angeht, eher zur Verwirrung beigetragen. 19 In Phys. 1.4 verwendet Aristoteles diese Termini, um die Grundstoffe des Anaxagoras von den vier Elementenarten des Empedokles zu unterscheiden: Im Gegensatz zu letzterem setze Anaxagoras „Homoiomerien" und Gegensätze als stoffliche Grundprinzipien (στοιχεία) an (Phys. 1.4, 187a26). Homoiomere Bestimmungen sind für Aristoteles allgemein dadurch charakterisiert, daß sie im Phänomenbereich sowohl dem Ganzen wie dessen Teilen zukommen. 2 0 Homoiomer im engeren Sinne sind etwa: Erz, Gold etc., sowie Stein, Fleisch, Knochen, Haut. 2 1 Ein Mißverständnis entsteht nun, wenn die Bezeichnung der Grundstoffe als „homoiomer" in dem Sinne aufgefaßt wird, daß die Gleichartigkeit der Grundstoffe zu den aus ihnen zusammengesetzten Phänomenen auch die Stoffe vermischt und indifferent werden ließ. Dies ist von Aristoteles mit dem Ausdruck όμοιομερής jedoch nicht gemeint. Wenn diese Bezeichnung überhaupt auch die Gleichartigkeit der Grundstoffe zum sinnenfälligen Kompositum ansprechen soll 2 2 , so nur, insofern ein Phänomen als qualitativ bestimmt betrachtet wird. 2 3

18 Nichtsdestoweniger scheint Anaxagoras ansatzweise eine Seelentheorie zu vertreten (B4 Z. 8f.), etwa auch w e n n er v o m „kleineren nous" spricht (B12). Auch Aristoteles referiert, die Seele sei nach Anaxagoras d e m nous gleichartig (405a 13f.), zudem sei sie etwas Bewegendes (404a25). Eine ontologische Vermittlung v o n Seele u n d Stoff findet sich jedoch nicht, so d a ß die Seele nicht als Formursache des Stoffes interpretiert wird. 19 So auch C. Strang, a . a . O . , S. 363. 20 „Dieser [Anaxagoras] bestimmt als Elemente die H o m o i o m e r i e n , wie K n o c h e n u n d Fleisch u n d Mark u n d alles sonst, bei d e m der Teil den gleichen N a m e n hat [wie das Ganze]" (Gen. Corr. 1.1, 314al8-20; vgl. D K 5 9 A46). 21 Vgl. Meteor. IV.10, 388al4f. 22

So bei Aetius (DK59 A46a).

23 Vgl. die Kritik an Kerferd bei D. Furley, a . a . O . , S. 70. - Einige Interpreten halten d a f ü r , daß einzig u n d allein die Gegensatzpaare von Anaxagoras als erste Prinzipien angesetzt w u r d e n , nicht jedoch die H o m o i o m e r i e n u n d d a ß das Zeugnis des Aristoteles u n d der n a c h f o l g e n d e n doxographischen Literatur somit falsch sei. So zuletzt M. Schofield, An

294

Exkurse

D i e a n a x a g o r e i s c h e T h e o r i e h a t d e n N a c h t e i l , d a ß sie s o r t a l e B e g r i f f e für makroskopische Objekte nicht unmittelbar auf eigenschaftliche Grunds t o f f e z u r ü c k f ü h r e n k a n n . 2 4 Es d a r f b e z w e i f e l t w e r d e n , d a ß A n a x a g o r a s d i e Problematik dieser n i c h t h o m o i o m e r e n

Bestimmungen

durchdacht

U m s o b e d e u t e n d e r ist j e d o c h d i e T a t s a c h e e i n z u s c h ä t z e n , d a ß

hat.25

zumindest

e i n F r a g m e n t e i n Paar v o n B e s t i m m u n g e n , d i e n i c h t als s t o f f l i c h e A n t e i l e i n Frage k o m m e n , u n t e r d e m A s p e k t der e l e a t i s c h e n L o g i k reflektiert: Es h a n d e l t s i c h u m F r a g m e n t D K 5 9 B 3 , e n t n o m m e n der P h y s i k d e s S i m p l i c i u s , u n d es b e s c h ä f t i g t s i c h m i t d e m r e l a t i o n a l e n B e g r i f f s p a a r „ g r o ß " u n d „klein": „Beim Kleinen gibt es nie ein Kleinstes, sondern immer ein Kleineres. (Das Seiende kann nämlich nicht nichtsein.) - U n d auch beim Großen gibt es immer ein Größeres. Es [das Große] k o m m t genausooft vor wie das Kleine, [denn] an sich ist ein jedes sowohl groß wie klein." 2 6

Essay on Anaxagoras, S. 116: Alle Substanzen, die nicht mit einem Gegensatzbegriff gekennzeichnet würden, seien als Mischung von Gegensätzen in unterschiedlichen Verhältnissen anzusehen. Dieselbe Ansicht haben P. Tannery, F. M. Cornford, G. Vlastos, J. Burnet oder auch F. M. Cleve vertreten. Dagegen spricht, daß BIO und B4 ad fin. Haar, Fleisch, Erde und Spermata als Grundstoffe anzusehen scheint. Für die Richtigkeit des aristotelischen Referates bezüglich dieser Frage sprechen sich so auch W. K. C. Guthrie, J. Barnes, W . E. M a n n , M. Furth oder etwa W. Rod aus.) Allerdings berichtet Aristoteles in Gen. Corr. 1.1, daß die vier Elemente „Feuer, Wasser, Luft und Erde" für Anaxagoras nichts Primäres gewesen seien (314a29f.). 24 Bei Anaxagoras selbst finden sich: „Menschen (άνθρωποι) und die übrigen Lebewesen (ζώια)" DK59 B4. Dasselbe Problem ergibt sich für die Glieder der Körper. Auf deren Nichthomoiomerität weist bereits Piaton im Protagoras hin: „Sind sie [die Teile der Tugend] es denn, fragte ich, wie die Teile des Gesichtes Teile sind, Mund, Nase, Augen und Ohren, oder so, wie die Teile des Goldes nicht verschieden sind, weder voneinander noch vom Ganzen (...)" (Protagoras, 329C-D). Vgl. im selben Sinne Hist. Anim. I.I., 486a5ff.: „(...) Hand" teile „sich nicht in Hand, Gesicht nicht in Gesicht". 25 D. Furley verweist in diesem Zusammenhang jedoch auf die Samen („Spermata"), von denen Anaxagoras in B4 spricht und in denen die Lebewesen präfiguriert seien (D. Furley, Anaxagoras in Response to Parmenides, S. 81). Furley bemerkt allerdings selbst: „The mechanism creaks here a little." Diese Sicht der Dinge ist von W. E. M a n n kritisiert worden: Furleys Ansatz würde die Arten der Urstoffe unzulässig erweitern, ohne damit das Problem lösen zu können, denn hinsichtlich der Spermien sei eine Selbstprädikation nicht möglich (W. E. Mann, Anaxagoras and the Homoiomere, S. 236). 26 οΰτε γαρ του σμικρού έστι τό γε έλάχιστον, αλλ' έλασσον άεί (το γαρ έόν ούκ εστι τό μή ούκ είναι) - άλλα καί τοΰ μεγάλου άεί εστι μείζον, και ϊσον εστι τώι σμικρώι πλήθος, προς έαυτό δε εκαστόν έστι και μέγα καί σμικρόν. (Zu den verschiedenen Möglichkeiten, eine drohende doppelte Verneinung: μή ούκ zu vermeiden vgl. Schofield, An Essay on Anaxagoras, S. 156-7). Sinngemäß dürfte die Passage jedenfalls auf eine einfache Verneinung und d.h. auf ein Parmenideszitat hinauslaufen (DK28 B8 ού γαρ φατόν ούδε νοητόν εστίν όπως ούκ εστι S. 236, Ζ. 9; vgl. Ζ. 16). So versteht sie auch M. Schofield („for what is cannot not be"; S. 82).

Exkurs 2: Die Kontroverse um die Fragmente des Anaxagoras

295

Es ist mit gutem Grund anzunehmen, daß - wie auch Simplicius nahelegt - „groß" und „klein" sich hier auf Dinge der Phänomenwelt beziehen, auf Dinge also, die der Veränderung unterworfen sind, und nicht auf Grundstoffe. 2 7 Versuchen wir, das Fragment in dieser Weise zu lesen, so ergibt sich folgende Möglichkeit der Interpretation: (a) Wenn die eleatischen Grundprinzipien gelten, mithin es das Nichtseiende nicht geben kann, verbunden damit kein Seiendes aus Nichtseiendem werden kann und zudem aus jedem jedes werden kann, dann muß in jedem Phänomen jede Bestimmung als gegeben gedacht werden. Wenn wir als Bestimmungen von Dingen auch Begriffe wie „groß" und „klein" gelten lassen, dann müssen auch diese gegensätzlichen Bestimmungen simultan und permanent einem jeden Phänomen zukommen. (b) Als groß kann ein Phänomen jedoch nur akzeptiert werden, wenn es einen noch kleineren Gegenstand gibt. Und die Kleinheit eines jeden Dinges steht und fallt entsprechend mit der Möglichkeit eines jeweils noch größeren Gegenstandes. Somit scheinen nur die nichtbegrenzte Kleinheit bzw. Größe die simultane Größe wie Kleinheit der extrem kleinen bzw. großen Ausschnitte der Phänomenwelt zu garantieren. 28 Auch Anaxagoras scheint also ansatzweise gegensätzliche nichthomoiomere (in diesem Fall relationale) Prädikate als in jedem Ding gegeben anzunehmen. Daß diese Bestimmungen nicht auf einen Grundstoff gleicher Art zurückgeführt werden können, sondern lediglich auf potentielle Mischungsverhältnisse, bedeutet zwar eine gewisse Inkonsistenz, die jedoch aufgrund der notwendig zu denkenden Allvermischtheit aller, d.h. auch der

27

Ebenso urteilt D. Sider (The Fragments of Anaxagoras, S. 55), der sich auf O. Jöhrens (Die Fragmente des Anaxagoras, S. 18) beruft. Für diese Deutung spricht unter anderem auch, daß Fragment B6 {adfin.) das Begriffspaar groß und klein auf Phänomene bezieht: „In allen ist vielerlei drin, von den sich aussondernden [Stoffen] von gleicher Menge, in den Großen wie auch den Kleinen." Eine neue Lesart von B3 ist jedoch von M. Furth vorgeschlagen worden (A Philosophical Hero), der „groß" und „klein" auf die Grundstoffe selbst bezieht.

28 Dem Zeugnis des Aristoteles zufolge ist der „Kosmos" des Anaxagoras unendlich ausgedehnt zu denken (vgl. Phys. III.5, 205bl-3/ = DK59 A50). Vgl. M. Schofield, An Essay on Anaxagoras, S. 158 Anm. 27. Schofield erwägt hingegen folgende Möglichkeit: Die denkbaren Teile einer angenommenen kleinsten Einheit würden nicht als mehr oder weniger existent erscheinen als diese selbst. Wenn diese also nichtexistent wären, dann auch der „least bit" nicht (An Essay on Anaxagoras, S. 88). Dennoch ist der eleatische Einschub in B3 für Schofield am Ende ein Fremdkörper ohne jede begründende Kraft (ebd.). Eine andere Interpretation von B3 geben C. Strang und W. K. C. Guthrie: Das Kleinste wäre ohne Ausdehnung, mithin komme es nicht als Seiendes in Frage (C. Strang, The Physical Theory of Anaxagoras, S. 367; vgl. auch W. K. C. Guthrie, A History in Greek Philosophy. Bd. 2, S. 289 Anm. 2).

296

Exkurse

n i c h t h o m o i o m e r e n Bestimmungen in einem jeden, in Kauf zu n e h m e n wäre. Die Teilhabe der P h ä n o m e n e an jeder Bestimmung ( π ά ν τ α π α ν τ ό ς μ ο ι ρ α ν μ ε τ έ χ ε ι , DK59 Β6, Β11) wäre im letzten doch - wie W . Rod meint - eher logisch als stofflich zu verstehen.

Anaxagoreische Stoffe u n d platonische Ideen Wie sich zeigen läßt, hat das Problem der n i c h t h o m o i o m e r e n Bestimm u n g e n auch den f r ü h e n Piaton beschäftigt. N a c h H . Teloh ü b e r n i m m t Piaton von Anaxagoras ein G r u n d p r i n z i p : das Verursachungsprinzip („causation principle"). Es besagt, daß Gleiches n u r von Gleichem bewirkt werden könne, die Ursache müsse selbst X sein, wenn sie X bewirken solle. 29 Uber Teloh hinausgehend hat J. Brentlinger gezeigt, daß Piaton in früheren Dialogen Eigenschaften m i t u n t e r im anaxagoreischen Sinne als materielli m m a n e n t e Formprinzipien in Erwägung zieht, die ihre eigenen Bestimm u n g e n den Dingen verleihen, in denen sie v o r k o m m e n . 3 0 Die U b e r w i n d u n g des Anaxagoreismus, der Eigenschaften u n d Teile gleichsetzt, sieht Brentlinger in den Dialogen Politela (523B ff.) u n d Phaid o n (96A-101E) gegeben. D e n Ansatzpunkt bietet die Unterscheidung von „befriedigenden" u n d „unvollständigen" Prädikaten (vgl. Pol. 523B ff.). Ein Prädikat ist „unvollständig", wenn es seine Funktion in einer Aussage erst in Verbindung mit einem weiteren Substantiv erfüllt. 3 1 So k ö n n e etwas als Mensch (im Vergleich zu anderen Menschen) klein, als Ding (im Vergleich zu allen anderen Dingen) aber groß sein, oder als Mensch dick, als Lebewesen dünn, als Tier leicht, als Katze schwer sein, als Kind eine Einheit bilden u n d d e n n o c h eine Vielheit von Teilen (Pol. 524Af.). Relationale Bestimm u n g e n dieser Art k ö n n e n jedoch nicht mehr als eigenständige, den Din-

29

H . Teloh, Self-Predication or Anaxagorean Causation in Platon, S. 15 f.

30

„Wenn i h n e n [den Haaren], mein Freund, das Alter die nämliche Farbe [weiß] gegeben hat, d a n n werden sie so, wie das, was in i h n e n ist: Weiß d u r c h die Anwesenheit von Weißheit (...) Was ich frage ist also, ob dasjenige, welches etwas in sich hat, von derselben Art wie das in i h m Gegenwärtige sein m u ß , oder n u r wenn dies auf bestimmte Weise i m m a n e n t ist, u n d sonst n i c h t " (Lysis 217D-E; vgl. auch Laches 192A; E u t h y p h r o n 5D; siehe auch M e n o n 74A; 75A. Vgl. J. Brentlinger, Incomplete Predicates and the TwoWorld Theory of the Phaedo, S. 66f. Vgl. auch C. C. Meinwald, Plato's Parmenides, die Brentlingers Überlegungen erneut aufgreift;S. 14; ebd., A n m . 12).

31

„A predicate is incomplete if, when joined to a subject term, it does n o t make a complete statement unless a completing substantive is u n d e r s t o o d f r o m the context" (Brentlinger, S. 70 A n m . 12).

Exkurs 3: Plurifikation der A r t n a t u r u n d Universalienstreit

297

gen stofflich immanente Formprinzipien aufrechterhalten werden. 32 Der platonische Lösungsversuch wird schließlich die Ideenlehre bilden, welche die Formprinzipien als den Dingen transzendent konzipiert und auf diese Weise jene Aporien zu umgehen versucht. Für Aristoteles jedoch vermag Piatons Theorie der Ideen, sofern sie die Formprinzipien als den Dingen transzendent ansetzt und somit auf eine Nichtidentität von Individuum und Idee hinausläuft, letztlich kein Seins-, Bewegungs-, und Erkenntnisprinzip zu begründen. 33 Aristoteles' Lösung des Problems der Formprinzipien greift schließlich die jeweiligen Stärken des Piaton und Anaxagoras auf. Mit Anaxagoras müssen die Formprinzipien als den Dingen immanent angesetzt werden. Als nichtmateriell unterscheidet sich die Wesensform jedoch von der Vermischtheit aller Formen, welche die Materialursache kennzeichnet.

Exkurs 3: Plurifikation

der Artnatur

und

Universalienstreit

Unterscheidbarkeit und Wesensbestimmung Die vorgetragene Deutung von Met. VII.3 und das dabei zugrundegelegte Verständnis der transzendentalen Bestimmungen wirft einige Probleme auf,

32 Brentlinger, a.a.O., S. 72f.; S. 79. Auch das Causation-Principle als solches wäre nicht mehr berücksichtigt. Derselbe Grund könnte verschiedene Effekte haben. Der „ K o p f ' könnte dem einen Grund zur Größe sein, dem anderen aber zur Kleinheit. Oder ein kleiner Kopf würde jemanden groß machen (Phaidon 100E - 101A). Siehe auch die Präsenz von anaxagoreischem Gedankengut in Phaidon 96C-D: Wir wüchsen durch Essen und Trinken, Fleisch käme zu Fleisch und Knochen zu Knochen. 33 Einen Zusammenhang von anaxagoreischen materiellen Formprinzipien und platonischen Ideen spricht Aristoteles in Met. 1.9 an: „Am meisten aber müßte man wohl in Verlegenheit kommen, wenn man angeben sollte, was denn die Ideen für das Ewige unter dem sinnlich Wahrnehmbaren oder für das Entstehende und Vergehende beitragen; denn sie sind ja weder irgendeinem Prozeß noch einer Veränderung Ursache. Aber sie helfen auch nichts zur Erkenntnis der anderen Dinge (...), noch zum Sein derselben, da sie ja nicht in den an ihnen teilhabenden Dingen sind. Man könnte sie zwar in dem Sinne als Ursachen ansehen, wie die Beimischung des Weißen Ursache ist, daß etwas weiß ist. Doch dieser Gedanke, den zuerst Anaxagoras, später Eudoxos und einige andere ausgesprochen haben, hat gar zu wenig Halt; denn es ist leicht, viele ungereimte Folgerungen gegen eine solche Ansicht zusammenzubringen" (Met. 1.9, 991a9-19). Eine dieser Ungereimtheiten dürfte eben die Unmöglichkeit relationaler Bestimmungen als stofflich immanenter Ursachen bedeuten.

298

Exkurse

die weitgehend daraus resultieren, daß es verschiedene Individuen derselben Art geben kann. Dies scheint der impliziten Prämisse von VII.3 entgegenzulaufen, daß numerisch differente Substanzen sich auch essentiell unterscheiden müssen. In bezug auf verschiedene Exemplare derselben Art macht Aristoteles deren numerische Differenz jedoch nicht allein an der essentiellen Bestimmung bzw. Form (είδος) fest, sondern am Stoff, d.h. am Seienden als körperlich-sinnenfalligen, das sich von anderen Sensibilia durch akzidentelle Bestimmungen unterscheidet. 1 Damit zeigt sich zwar einerseits, daß die in VII.3 zugrundeliegende Prämisse, Möglichkeitsbedingung von numerischer Differenz sei begriffliche Differenz, auch hier maßgebend ist, was als Bestätigung unserer Interpretation von VII.3 gelten kann. Andererseits entsteht jedoch das Problem, daß in dem Maße Akzidenzien in die Essenz gleichartiger Seiender miteingehen müssen, wie diese Seienden sich als solche numerisch gegeneinander abgrenzen. Folglich bildet das Wesen dieser gleichgearteten Seienden in gewisser Hinsicht doch ein Bestimmungskonglomerat, wie es Aristoteles in IV.4, 1007b8-10 gerade ausschließen möchte. Dennoch m u ß für Aristoteles an dem Vorrang der Essenz gegenüber den Akzidenzien festgehalten werden und zwar hinsichtlich der Einheit des natürlichen Seienden. So ist es allein die ungeteilte Wesensbestimmung, die die numerische Einheit des natürlichen Seienden garantiert. 2 Zwar hat man den Stoff mitunter als Individuationsprinzip (principium individuationis radicale) bezeichnet. 3 Aus der Sicht des Aristoteles ist diese Bezeichnung jedoch irreführend, sofern man unter dem „Individuellen" das numerisch eine reale Seiende versteht, denn die numerische Einheit und Identität (etwa durch Zeit und Bewegung hindurch) sind für Aristoteles allein durch die Wesensform garantiert. 4 Besser wäre es also, den Stoff, die materia signata quantitate, sofern diese die akzidentellen Differenzen gleichartiger Dinge ermöglicht, als „Plurifikationsprinzip" zu bezeichnen, d.h. als Ermöglichungsgrund einer numeri1

Vgl. Met. XII.8, 1074a33-35; vgl. auch Met. V.6, 1016b31f.; ebd. bll-13, 23ff.; VII.8, 1034a6-8; Met. X.l, 1052a 19ff.

2

Auch Chr. Rapp weist darauf hin, daß die numerische Identität eines Gegenstandes bei Aristoteles von seiner spezifischen Identität abhängt (Chr. Rapp, Identität, Persistenz und Substantialität, S. 144f.).

3

Vgl. J. Gredt, Die aristotelisch-thomistische Philosophie, Bd I, S. 242; vgl. auch M. Frede, G. Patzig, Metaphysik Z, Bd.II, S. 117.

4

Vgl. §§ 17f. Vgl. H. Weidemann, In Defence of Aristotole's Theory of Predication, S. 84; vgl. auch M. Frede, G. Patzig, Metaphysik Z, II, S. 147ff. zu 1034a7-8 sowie F. Inciarte, Die philosophische querelle, S. 275.

Exkurs 3: Plurifikation der A r t n a t u r u n d Universalienstreit

299

sehen Abgegrenztheit u n d Pluralität gleichartiger Seiender (VII.8, 1034a78). Es wäre daher auch verfehlt, die numerische Identität des Seienden bei Aristoteles im Sinne eines Leibniz'schen „prineipium identitalis indiscernibilium" bzw. im Sinne Tarskis („x u n d y sind d a n n u n d n u r d a n n identisch, wenn χ jede Eigenschaft hat, die y hat u n d y jede Eigenschaft hat, die χ hat") 5 an dessen akzidentellen Eigenschaften festzumachen. Die Einheit u n d Identität eines Individuums ist f ü r Aristoteles nicht Funktion von dessen Akzidenzien. Wohl aber läßt sich von der Identität eines I n d i v i d u u m s generell auf die U b e r e i n s t i m m u n g seiner (mit Zeitindex versehenen) Eigenschaften schließen. 6 N i c h t die numerische Einheit, wohl aber die Abgegrenztheit gleichartiger Seiender gegeneinander hängt folglich von Akzidenzien ab, so daß sich zwar nicht die Identität, wohl aber die „distinguierende Identifikation" gleichartiger Gegenstände auf deren Akzidenzien stützt. 7 M i t der Differenzierung verschiedener Seiender durch deren Akzidenzien ergibt sich jedoch das Problem, daß das Seiende an sich insofern begrifflich z u m Konglomerat wird. Diese Problematik der Unterscheidung von Gegenständen hat in der analytischen Philosophie auch G r u n d gegeben, die Substanztheorie generell zu verwerfen. So wendet J. R. Searle ein, daß ein Gegenstand als identifizierbarer nicht o h n e die Tatsachen existiere, die ihn von anderen Gegenständen unterscheiden ließen. 8 D a m i t k ö n n e jedoch nicht mehr der Gegenstand an sich p r i m ä r sein, sondern es seien die Tatsachen, die ihn unterscheidbar machten. Diese Tatsachen seien d a m i t auch keine Tatsachen „über" den Gegenstand.

5

A. Tarski, Einführung in die mathematische Logik, S. 67.

6

Vgl. R. Cartwright, Identity and Substitutivity, S. 120.

7

Nur in diesem Sinne darf auch Top. VII.l, 152a31-37 verstanden werden: „Man soll zusehen, ob mit dem, womit das eine identisch [ist], auch das andere [identisch ist], denn wenn beide nicht mit dem selben identisch sind, ist es klar, daß sie auch nicht untereinander [identisch sind]. Weiter [soll man urteilen nach] den [Begriffen], die den [identischen Gegenständen] akzidentell zukommen, und nach den [Gegenständen], welchen die [Begriffe] akzidentell zukommen. Denn jene [Begriffe], welche dem einen [von zwei identischen Gegenständen] zukommen, müssen auch dem anderen zukommen, d.h. [denjenigen Gegenständen], welchen einer der beiden [Begriffe] zukommt, muß auch das andere zukommen. Wenn aber etwas davon nicht übereinstimmt, ist es klar, daß sie nicht identisch sind"; vgl. auch J. M. Bochenski, Formale Logik, S. 106f. Es ist in diesem Zusammenhang auch darauf hinzuweisen, daß die Untersuchungen der Topik nicht unbedingt logisch-systematisch angelegt sind.

8 J. R. Searle, Sprechakte, S. 145ff. Als Vertreter der Substanztheorie hat Searle v.a. L. Wittgenstein im Blick (Tractatus logico-philosophicus, 2.01; 3.202; 3203; 3.21).

300

Exkurse

Gegen Searle ist jedoch zu fragen, wie ein Sachverhalt ohne den Begriff des eigenständigen Gegenstands gedacht werden soll, sofern er in logisches Subjekt und logisches Prädikat differenziert ist und das Subjekt ein Gegenstand ist. Die Komposita sind ursprünglicher als die Komposition. Die Theorie der physischen Seienden besagt nicht ohne Grund, daß zwar nicht die Separatheit, wohl aber die Einheit des Gegenstands unabhängig von Akzidenzien bzw. akzidentellen Tatsachen ist. Die essentielle Einheit gewährleistet dann die Eigenständigkeit des Gegenstands auch gegenüber akzidentellen Eigenschaften. Andererseits hat Aristoteles zweifellos das Problem, daß die distinguierende Identifikation gleichartiger Seiender nur gelingen kann, wenn bestimmte spezifische Akzidenzien der Einzelnen zu ihrem Wesen mit hinzugenommen werden. Generell bleibt jedoch darauf hinzuweisen, daß die transzendentalen Bestimmungen numerischer Einheit und Abgegrenztheit auch ohne eine ausführliche Diskussion der Probleme der Plurifikation behandelt werden können. Die „Plurifikation" einer Spezies ist nämlich ein metaphysisch nachgeordnetes Problem, das - neuzeitlich gesprochen - eher einer „metaphysica specialis" aufgegeben ist, die sich mit den Naturdingen befaßt. Der Zahl nach unteilbar ist für Aristoteles nicht nur dasjenige, dessen Stoff ungeteilt ist, sondern auch und gerade die nichtsinnliche, stofflose Einheit wie etwa die platonische Idee 9 , die Seele 10 oder Gott. 1 1 Gerade dadurch, daß das transzendent-stofflose Seiende kein Ereignis im Bereich der Sinneswelt bildet und sich nicht mittels von Akzidenzien unterscheiden muß, ist es in einem strengen Sinne unteilbar. 1 2

Das Universalienproblem Die genannten Zusammenhänge u m den numerischen und begrifflichen Aspekt der Substanz lassen auch deutlich werden, daß Aristoteles hinsichtlich des sogenannten Universalienproblems einen Mittelweg zwischen Nominalismus und Piatonismus (Ideenrealismus) beschreitet: Anders als für den Piatonismus kommen für ihn nur Individuen als reale Seiende in Frage 9

Vgl. Met. VII, 1040a8f.; XIII, 1086a33.

10 Vgl. Met. VIII.3. 11 Vgl. Met. XII.8, 1074a36; XII.7, 1073a6-7. A u c h M. Frede (Individuen bei Aristoteles, S. 39) weist darauf hin, d a ß sich im Bereich der immateriellen Substanzen das Problem der I n d i v i d u a t i o n (d.h. Plurifikation) nicht stellt. 12 Vgl. Met. XII.7, 1073a5ff.; vgl. § 19.

Exkurs 4: Determinismus u n d Indeterminismus

301

(begriffliche Strukturen gehören hingegen einer radikal anderen Seinsordnung an). Mit Piaton und gegen den Nominalismus hält er es jedoch für möglich, daß numerisch differente Substanzen in einem strikten Sinne begrifflich identisch sind (und nicht bloß einander ähnlich). Jede Substanz ist per se bestimmt und die essentiellen Bestimmungen sind im Falle verschiedener gleichartiger (natürlicher) Substanzen identisch. 13 In diesem Sinne äußert sich auch M. Frede in: „Substance in Aristotle's Metaphysics", S. 78. M. Frede rückt Aristoteles vielleicht u m eine Nuance zu weit in Richtung des Nominalismus, etwa wenn er meint, eine Spezies komme in der aristotelischen Metaphysik überhaupt nicht mehr als Entität in Frage, und dies damit begründet, daß eine Spezies etwas Allgemeines sei. Dagegen könnte zumindest darauf hingewiesen werden, daß ein Begriff als Begriff nicht bereits etwas Allgemeines darstellt - ebensowenig, wie die suppostilo simplex eines Wortes dasselbe ist wie die suppostilo (personalis communis) distributiva (vgl. § 3). Daher spricht auch nichts dagegen, eine Substanz als identisch mit ihrer real-begrifflichen Struktur anzusehen, solange es dabei jedenfalls möglich bleibt, daß auch andere Substanzen hinsichtlich ihrer Einheit dieselbe intensionale Strukur realisieren. Wenn die Substanz jedoch mit ihrer essentiellen Eigenschaft identisch ist, hindert auch nichts, dieser essentiellen Struktur weiterhin einen gewissen ontologischen Status zuzubilligen. 14

Exkurs 4: Determinismus und

Indeterminismus

Probleme der aristotelischen Abwehr des Determinismus W e n n Aristoteles von einer Möglichkeit spricht, bezieht sich dies nicht primär auf das Vermögen der Welt als ganzer (die für Aristoteles keine Totalität ist), sondern lediglich auf das konkrete Vermögen des einzelnen Seienden, das isoliert von den komplexen Kausalzusammenhängen der Dinge

13 Vgl. auch M. Frede, G. Patzig, Metaphysik Z, Bd. II, S. 35; S. 241ff.; vgl. auch M.L. Gill, Aristotle on Substance, S. 15. 14 Man vergleiche hierzu etwa F. A. Lewis' Kritik an M. Frede in: ders, Substance and Predication in Aristotle, S. 189-90. Die verschiedenen Formen von Identität, die wir hier zugrundegelegt haben, müßten zweifellos einer weitergehenden Analyse unterzogen werden.

302

Exkurse

hinsichtlich seiner Z u k u n f t betrachtet wird. Aristoteles n i m m t also eine Partialperspektive ein, d . h . er betrachtet das Einzelseiende und sein Vermögen isoliert. Das Vermögen erscheint so als innerliche Eigenschaft des Einzelnen, die unabhängig davon besteht, welche Ursachen auf das Vermögen einwirken und was dem Einzelnen von außen her widerfahren wird. Eine andere Perspektive wäre die Totalperspektive. Diese betrachtete das Einzelne nicht mehr isoliert, sondern untersuchte es im wirkursächlichen Zusammenhang aller Seiender. Aufs Ganze gesehen stellt sich hier die Frage, ob die Welt durchgängig determiniert ist oder ob es z.B. Prinzipien wie die Freiheit Gottes oder die Freiheit des Menschen gibt, die in ihrem Wirken nicht vorab festgelegt sind, so daß auch die Wirkungen nicht determiniert sind. Aristoteles' Theorie der Kausalität gründet im Kern darauf, daß es Einzelseiende gibt, die mit aktivischen oder passivischen Vermögen ausgestattet sind. Angesichts bestimmter Umstände k o m m t ein Aktivvermögen dazu, in intensional-bestimmter Weise die Realisierung eines Sachverhaltes (Zieles) in einem Passiwermögen anzustreben. Diese Realisation erfolgt durch einen Prozeß, der sich von der Zielbestimmung her definiert (vgl. § 10). Im Falle der Selbstbewegung eines Individuums ist ein Teil das bewegende Vermögen und ein anderer Teil das bewegte Vermögen. Wenn im Zuge des Prozesses im Passiwermögen eine Eigenschaft realisiert wird, die als solche vom Aktivvermögen nicht „intendiert" war, so handelt es sich für Aristoteles u m ein akzidentelles Ereignis, für das es keine eigentliche (per se) Ursache gibt. Wenn - u m ein Beispiel des Aristoteleskommentators Alexander aufzugreifen - ein M a n n namens Nikostratos angesichts seines Durstes (Umstände) zum Brunnen außerhalb der belagerten Stadt geht (Ziel) und dort unbeabsichtigterweise auf Belagerer trifft, die ihn sodann umbringen, ist dieses Zusammentreffen für Aristoteles kein Prozeßresultat und nicht in einer geregelten Weise kausal verursacht. Nach Aristoteles kann jenes „zufällige" (άπό τ ύ χ η ς - ) Ereignis aus diesem Grund nicht als determiniert angesehen werden. 1 In Met. VI.2-3 spricht sich Aristoteles so generell gegen den Determinismus aus. Es gebe Erstursachen, die selbst nicht als Produkte eines definierbaren Prozesses entstünden; folglich entstünden diese Erstursachen auch nicht aus Notwendigkeit (VI.3, 1 0 2 7 b l 2 - 1 6 ) . 2 Im Zuge seiner radikalen

1 2

Vgl. H. Weidemann, Aristoteles und das Problem des kausalen Determinismus, S. 30ff. Damit wendet sich Aristoteles v.a. gegen die Atomistenschule (Leukipp, Frgm. 2), die offenbar für einen strikten Notwendigkeitsbegriff plädierte (vgl. auch Phys. II.4, 196alff.).

Exkurs 4: Determinismus u n d Indeterminismus

303

Orientierung am Einzelnen weigert sich Aristoteles also, als Ursache eines komplex zu beschreibenden Ereignisses ein Bündel von Faktoren anzunehmen. Es wäre f ü r ihn z.B. nicht statthaft, als Teilursache des Ereignisses am S t a d t b r u n n e n zugleich die G r ü n d e anzugeben, die die Belagerer an diesen B r u n n e n geführt haben. Für Aristoteles d r o h t e in einem solchen Falle offenbar wieder ein definitorischer Regreß (vgl. Met. V.30, 1025a24f.). Dennoch erscheint es problematisch, d u r c h eine derartige Konzeption des Zufälligen den Determinismus vermeiden zu wollen. Weshalb sollte der Ges a m t z u s a m m e n h a n g der Dinge nicht als ein verworrenes Netz einzelner Kausalstränge begriffen werden u n d auf diese Weise determiniert sein? Dieses Netz k ö n n t e möglicherweise inhaltlich nicht abschließend definiert werden, obgleich es sich formal beschreiben ließe. Aristoteles' Überlegungen erwecken z.T. den Eindruck, als wollten sie behaupten, weil es n u r einzelne „Maschen" gebe, gebe es kein ganzes „Netz".

Determinismus oder Freiheit? In M o t . A n i m . 7, 701a29f. sagt Aristoteles, daß unmittelbar gehandelt werde, wenn Denken, Vorstellung oder Sinneswahrnehmung sich auf das richteten, was der Einzelne (von N a t u r etc.) erstrebe. Auch Met. IX hält fest, daß die praktische Vernunft in Verbindung mit dem n a t u r h a f t ausgerichteten Willen angesichts bestimmter U m s t ä n d e automatisch aktiv wird, sofern nichts Äußeres hindert. 3 Eine indifferente, sich gegebenenfalls auch gegen das Vernunfturteil entscheidende Freiheit ist hier offenbar nicht vorgesehen. So wundert es nicht, daß Schlechtigkeit f ü r Aristoteles aus I r r t u m hinsichtlich der wahren Werte resultieren kann, womit er in der Tradition des Sokrates steht. 4 Die sokratische Position wird von Aristoteles in De An. III. 10, 433a24ff. lediglich durch den Hinweis erweitert, daß falsches Wollen auch aus Leidenschaften resultieren kann. 5 N i c h t jedoch ist hier ein freier Wille vorgesehen, dessen Entscheidungen unter der Totalperspektive unabhängig von äußeren Faktoren ausfallen k ö n n t e n . Auch die Tatsache, daß Aristoteles in Eth. Nie. III den Begriff „freiwillig" (εκών) e i n f ü h r t u n d ausgiebig untersucht, bedeutet nicht, daß hier bereits an eine sich selbst bestimmende Freiheit zu denken wäre. Dies zeigt sich daran, daß nach III.3 (ad init.) selbst Tiere „freiwillig" handeln. 3

Vgl. Met. IX.5, 1048a7ff.

4

Mot. Anim. 7, 701a28f.; Eth. Nie. III.2, 1110b28f.

5

Vgl. auch Eth. Nie. I1I.2, 1110b25f.

304

Exkurse

Zusammenfassend scheint also eine libertas indifferentiae, wie sie im Hochmittelalter etwa von J. D u n s Scotus konzipiert wurde, bei Aristoteles nicht vorgesehen zu sein. 6 Auch nicht möglich ist es, im R a h m e n aristotelischer Metaphysik, die Verstandesformen u n d d a m i t auch die Kausalität, wie etwa bei Kant, auf den Bereich der Erfahrungswelt extensional einzuschränken, sondern die Denkprinzipien beziehen sich sogar primär auf das Noumenale. Insofern scheint es k a u m möglich, im Raum der aristotelischen Metaphysik geistig-willentliche H a n d l u n g e n des Menschen unter der Totalperspektive aus einem komplexen kausalen Z u s a m m e n h a n g herauszunehmen. 7 Die aristotelische Position von De Int. 9 („Nur eine offene Z u k u n f t ermöglicht praktische Überlegung") k a n n daher nicht o h n e weiteres mit einem m o d e r n e n „Hemi-Aktualismus" identifiziert werden, der auch aus der Totalperspektive heraus die Gegenwart u n d Vergangenheit als aktual bzw. festgelegt, die Z u k u n f t hingegen als o f f e n betrachtet. 8

Determinismus u n d Fatalismus Es k a n n als klassische Fragestellung betrachtet werden, ob ein komplexer metaphysischer Determinismus unter theoretischer Perspektive notwendig zu einem praktischen „Fatalismus" f ü h r t . Dagegen k ö n n t e sprechen, daß die Perspektive des Theoretikers eine andere ist als die des H a n d e l n d e n . Der philosophische Theoretiker reflektiert von einem äußeren, ihn selbst nicht involvierenden S t a n d p u n k t aus den D e t e r m i n a t i o n s z u s a m m e n h a n g der Dinge u n d d a m i t deren Totalmöglichkeit. Eine andere Perspektive n i m m t

6

Die Determiniertheit des Wollens, auf den der Aristotelismus hinausläuft, ist z.B. von J. D u n s Scotus selbst gesehen worden. Vgl. L. Honnefelder, Scientia Transcendens, S. 76ff. Direkt thematisiert wurde die Totalperspektive im neuplatonisch gefárbten Aristotelismus des Avicenna. Dieser vertritt einen Nezessitarismus: Gottes H a n d e l n ist durchgängig notwendig; die S c h ö p f u n g ist eine notwendige E m a n a t i o n Gottes u n d ist in ihrer Veränderung determiniert. W e n n Scotus bei Aristoteles auch explizit einen Nezessitarismus vertreten sieht, ist wohl v.a. an die Bewegung der H i m m e l s k ö r p e r d u r c h G o t t u n d die aristotelische Astrologie zu denken (ebd.).

7

Einen Versuch dieser Art bietet allerdings J. de Garay, Diferencia y Libertad, M a d r i d 1992, S. 74ff.

8

Die K o n z e p t i o n einer d e r a r t i g e n Logik bzw. das M o d e l l einer „gegabelten" Z u k u n f t s a c h s e f i n d e t s i c h i n : K. Harada, Indeterministische Zeitlogik, S. 236ff.. Gegen eine deterministische D e u t u n g des Aristoteles hat sich jedoch u . a . R. Sorabji ausgesprochen (vgl. ders., Necessity, Cause and Blame, Kapitel 1 u n d 8).

Exkurs 5: Privation u n d ausgeschlossenes Mittleres bei Kant u n d Hegel

305

hingegen der Handelnde ein, z.B. ein Admiral, der den Auftrag hat, einen Feind auf See zu schlagen (vgl. De Int. 9). Angenommen, dieser befindet sich in der Situation, entscheiden zu müssen, ob es ratsam ist, am folgenden Tage eine Seeschlacht zu beginnen oder nicht. Solange er hierbei noch unentschieden ist und nicht weiß, wie er sich letztlich entscheiden wird, kann er auch nicht definitiv sagen, ob es n u n (soweit dies von ihm abhängt) zu einer Seeschlacht kommen wird oder nicht. Diese Unentschiedenheit verschiedener Partialvermögen bildet so den Rahmen und die Möglichkeitsbedingung des Mit-sich-zu-Rate-Gehens, das Aristoteles in De Int. 9 vor Augen hat. Nichtsdestoweniger stellt sich die Frage, ob es aus der theoretischen Totalperspektive bzw. von einem Gottesstandpunkt aus bereits vor und während dieses Abwägens feststeht, wie sich die Dinge weiter entwickeln und der Admiral sich entscheiden wird. So können hier etwa die Beweggründe und gedanklichen Kausalketten reflektiert werden, die schließlich mit Notwendigkeit die Entscheidung für oder wider die Seeschlacht ausfallen lassen. Der Handelnde selbst hingegen kann das Resultat dieser kausalen Zusammenhänge erst dann einsehen, wenn er sich bereits so oder anders entschieden hat. Dann jedoch hat er den Status des in die Entscheidung Involvierten bereits verlassen und ebenfalls (retrospektiv) die theoretische Perspektive eingenommen. Hier m u ß er jedoch nicht mehr mit-sich-zu-Rate-gehen und bedarf folglich auch keiner unentschiedenen (Partial-) Möglichkeiten mehr.

Exkurs 5: Privativer Gegensatz und ausgeschlossenes Mittleres bei Kant und Hegel In Exkurs 1 wurde gezeigt, daß Kant und Hegel - ähnlich wie Aristoteles versuchten, die Negation als Reflexionsbegriff zu verstehen, mittels dessen ein Verhältnis entgegengesetzter positiver Bestimmungen erfaßt werden kann. Bemerkenswerterweise finden sich bei Kant und Hegel auch Überlegungen zu der Frage, in welchen Fällen zwei Aussagen mit konträr entgegengesetzten Prädikaten der Status eines Widerspruchs zukommen kann, d.h. unter welchen Umständen exakt eine dieser Aussagen wahr sein m u ß und die andere falsch. In der Weise, wie für Aristoteles ein Aussagenpaar mit privativ zueinander stehenden Prädikatgehalten nur dann dem SAM folgt, wenn das

306

Exkurse

Subjekt ein für diese Bestimmungen „Aufnahmefähiges" (δεκτικόν) ist (vgl. § 21), ist dies auch für Kant und Hegel nur dann der Fall, wenn das logische Subjekt in solcher Weise bestimmt ist, daß es ein korrespondierendes logisches Substrat bildet. 1 So formuliert Kant einen „Grundsatz von der durchgängigen Bestimmung" der Dinge (KrV Β 599ff., A 571f.): Einem Gegenstand m u ß von allen seinen möglichen Prädikaten, sofern sie mit ihren Gegenteilen verglichen werden, eine dieser entgegengesetzten Bestimmungen zukommen. Die Möglichkeit eines Prädikats bestimmt sich für Kant ähnlich wie für Aristoteles durch den Bezug zu einer vorausgesetzten Bestimmung des Subjekts. Die Prädikate „riecht gut" und „riecht nicht gut" haben erst dann den Status einer Kontradiktion, wenn vorausgesetzt wird, daß es sich bei dem Subjekt generell um einen „riechenden Körper" handelt. 2 Auch Hegel weist - auf begriffslogischer Ebene - darauf hin, daß Glieder eines konträren Gegensatzes bereits immer ein bestimmtes definitorisches Subjekt bergen (W.L. II, S. 493ff.). Sobald es daher dieses reflexionslogische Substrat ist, von dem prädiziert wird, m u ß ein Glied der zugehörigen Kontrarietät wahr sein (vgl. etwa Enc. § 119). Da sich hier zwei positive Bestimmungen gegenüberstehen, die erst in Relation auf einander (gleichermaßen) negativ genannt werden können, schlägt Hegel anstelle der Bezeichnung „Satz vom ausgeschlossenen Dritten" den Ausdruck „Satz vom Gegensatz" vor (Enc. § 119).

Materia prima und transzendentales Ideal Eine Parallele zu Aristoteles ist in diesem Zusammenhang auch mit Kants Lehre vom „transzendentalen Ideal" gegeben (KrV Β 599, A 572 ff.). Den anaxagoreischen Begriff der Allvermischung (όμοΰ πάντα) formt Aristoteles, wie gezeigt, in den Reflexionsbegriff einer materia prima um, welche alle möglichen Bestimmungen der Dinge potentialiter in sich birgt (vgl. Met. XII.2, 1069bl9-24). 3 In ähnlicher Weise transformiert Kant den rationali1 2 3

Zum Terminus des „reflexionslogischen Substrates" vgl. M. Wolff, Der Begriff des Widerspruchs, S. 46. Ich werde mich im folgenden weiter auf Wolffs Interpretation stützen. Vgl. KrV Β 530 ff.; vgl. M. Wolff, S. 47. Der Begriff der materia prima hingegen ist ein bloßer Reflexionsbegriff und steht für nichts Positives - folglich kann die materia prima nichts Existierendes sein. (Vgl. hierzu auch W. Charlton, Aristotle's Physics I & II, S. 129ff.) Hingegen scheint sich eine Vergegenständlichung der materia prima eher von Piatons Timaios her nahezulegen (vgl. 50B-52B).

Exkurs 5: Privation und ausgeschlossenes Mittleres bei Kant und Hegel

307

stischen Begriff Gottes als einer omnitudo realitatis in den des „transzendentalen Ideals", das ebenfalls (nur noch) einen „Vorrat aller möglichen Prädikate der Dinge" (B 603, A 575) bzw. die „Materie der Möglichkeit aller Sinnesdinge" (B 610, A 582) bildet. Dieser Inbegriff aller empirischen Realität, der keineswegs im Sinne der rationalistischen Theologie hypostatisiert werden dürfe, fungiert als Ausgangspunkt, von dem her mittels „transzendentaler" (d.h. bloßen Mangel angebender) Negationen die einzelnen Dinge begrifflich auf ein bestimmtes Vermögensprofil zugeschnitten werden, so daß der „Grundsatz von der durchgängigen Bestimmung" auf sie individuell appliziert werden kann. 4 In ähnlicher Weise ist auch das als materia prima umgedeutete anaxagoreische homou panta bei Aristoteles im Sinne der zehn Kategorien und des porphyrischen Baumes ausdifferenziert. Das konkrete Vermögen ist so lediglich Vermögen zu bestimmtem, privativ Entgegengesetztem. Auf ein bestimmtes Möglichkeitsspektrum eingeschränkt ist das Vermögen nach Met. IX.7 durch sich selbst (δια της αΰτοΰ άρχής, 1049al5). Das Erz bildet erst als Erz ein unmittelbares Vermögen ('εσχάτη ΰ λ η / materia próxima) zur Statue und nicht durch seinen eigenen Stoff, die Erde. Das wiederum zugrundeliegende Vermögen (Erde) oder gar die materia prima selbst sind folglich nicht unmittelbar Vermögen zur Privation (Bildsäule/ nicht-Bildsäule), sondern erst vermittels des letzt-unmittelbaren (εσχατον) Stoffes, d.h. dem Erz (έτέρας άρχής δεΐται, aló). Ein Unterschied zwischen Aristoteles und Kant kann darin gesehen werden, daß bei Aristoteles der Gegenstand, der das Vermögen zu einer bestimmten Privation bildet, als solcher nicht durch die Negation derjenigen Bestimmungen definiert ist, die ihm nicht zukommen bzw. zukommen können, sondern durch eine positive Bestimmung, die das definitorische Substrat für seine spezifischen (per se II-) Möglichkeiten bildet. Hier kommt also wieder der positivisch-pluralistische Ansatz der aristotelischen Ontologie zum tragen; auch das einzelne Vermögende hat ein positives inneres An-sich-Sein.

Antinomien und per ^-Beziehung Für Kant sind die Zusammenhänge um das reflexionslogische Substrat vor allem für die Lösung der „Antinomien der reinen Vernunft", d.h. für die 4

Die Parallelen zwischen Kants Lehre vom transzendentalen Ideal und Aristoteles' Lehrstück über Privation und ausgeschlossenes Mittleres klingen auch in Schellings „Einleitung in die Philosophie der Mythologie" an (a.a.O., S. 464ff.; S. 488).

308

Exkurse

Lösung der Probleme um die der äußeren Form nach widersprüchlichen „dialektischen Oppositionen" hilfreich. Die Frage, ob die Welt räumlich und zeitlich begrenzt oder unbegrenzt ist 5 , scheint zunächst den Nichtwiderspruchssatz bzw. den Satz vom ausgeschlossenen Mittleren in Frage zu stellen. Indem Kant dann zeigt, daß das „Fehlen einer Grenze" und das „Begrenztsein" keine möglichen Bestimmungen der Erscheinungsreihe bilden (sondern dies nur für das „Ding an sich" gilt), wird deutlich, daß beide Glieder notwendig falsch sind, denn bei der „Welt" handelt es sich nicht u m das treffende Substrat für diesen Gegensatz. Folglich liegt hier auch kein Widerspruchsmittleres vor bzw. kein Widerspruch der Art: (non-p) & non(non-p). In ähnlicher Weise scheint die „erste dynamische Antinomie" („Es gibt Dinge, die spontan wirken" - „es gibt keine Dinge, die spontan wirken") zunächst einen Widerspruch zu implizieren: „Dinge" können sowohl als „Erscheinungen" wie als „Dinge an sich" aufgefaßt werden. Erscheinungen wirken jedoch nicht spontan, Dinge an sich hingegen sehr wohl. Solange es also in der Schwebe bleibt, ob Dinge als Erscheinungen oder als Dinge an sich zu verstehen sind, scheinen beide zugleich wahr oder auch zugleich falsch zu sein. Hier resultiert die Antinomie also eher aus einer „Unterbestimmtheit" des Substrats: N u r durch dessen zusätzliche Spezifizierung kann dann der Schein des Widerspruchs bzw. Widerspruchsmittleren vermieden werden. 6 In diesem Zusammenhang läßt sich von Seiten aristotelischer Überlegungen zugleich eine Kritik an Kants Lehre vom transzendentalen Schein und der Unterscheidung von Dingen an sich und Erscheinungen formulieren: Wenn sich der Begriff des Dinges in die Begriffe des Dinges an sich und des Erscheinungsdinges ausdifferenziert, bildet er als Gattung ein Merkmal von diesen und diese sind per se-2 Eigenschaften von ihm. Eine „Erscheinung" ist so etwa ein „Ding, dem seine Prädikate allein in Beziehung auf uns und unsere sinnliche Anschauung zukommen"; ein „Ding an sich" hingegen ist ein Ding, bei dem dies nicht der Fall ist. 7 Damit gibt es jedoch einen vorgeordneten Begriff - den Begriff des gegenüber dieser Unterscheidung noch indifferenten „Dinges" - , der in seiner Extension nicht notwendig auf Sinnenfälliges limitiert ist. Wenn also der Begriff des Erscheinungsdinges a priori ist, dann ist es a fortiori auch dieser überge5

Vgl. KrV Β 531-3; vgl. auch M. Wolff, Der Begriff des Widerspruchs, S. 5 Iff.

6 7

Vgl. M. Wolff, a.a.O., S. 47. Vgl. KrV Β 307, vgl. A 251.

Exkurs 5: Privation und ausgeschlossenes Mittleres bei Kant und Hegel

309

ordnete Dingbegriff, der zugleich dem Begriff des Dinges an sich zugrundeliegt. Eine ähnliche Argumentation ließe sich hinsichtlich der Unterscheidung: Kausalität aus Freiheit - Kausalität aus Notwendigkeit führen. Folglich stellt sich die Frage, weshalb die apriorischen Erkenntnisprinzipien ohne eine Beziehung zur Anschauung in Raum und Zeit generell bedeutungslos sein sollen (vgl. KrV Β 307-8, A 251-2). 8 Ein weiteres Problem der kantischen Distinktion von Erscheinung und Ding an sich kann von Aristoteles her darin gesehen werden, daß Kant mitunter eine numerische Identität von Ding an sich und Erscheinungsgegenstand voraussetzen muß, etwa wenn er davon ausgeht, daß dasselbe Ding als Erscheinung nicht spontan, als Ding an sich jedoch spontan (frei) wirken kann. Diese numerische Identität zwischen zwei Instanzen kann nach Aristoteles jedoch allein wieder vermittels eines übergreifenden Begriffs (der Usia) gedacht werden (vgl. § 18).

Das Verhältnis der Gattung zur Spezies bei Hegel Auch für Hegel wird, wie gesagt, der Satz vom ausgeschlossenen Mittleren wirksam, falls das Subjekt ein reflexionslogisches Substrat der prädizierten konträren Bestimmungen bildet. Bei Differenzierung von a in +a und -a m u ß z.B. eines von diesen beiden, wenn es von einem a prädiziert wird, wahr sein. 9 Wenn der SAM statt dessen lediglich festhielte, daß etwas +a oder nicht +a ist, wäre er nach Hegel banal. Der Wert des SAM liegt gerade darin, daß er -a als konträre Bestimmung von +a fordere (ebd.) Hegel versteht am Ende auch die Beziehung von reflexionslogischem Substrat (Gattung) und den einzelnen Bestimmungen des konträren Gegensatzes als Gegensatzverhältnis, als Widerspruch (vgl. W.L. II, S. 49ff.). Entsprechend seiner relationalen Deutung der Abgegrenztheit und Einheit ist für Hegel jedoch ein jedes nur vermittels des anderen es selbst. (Wie in Exkurs 1 gezeigt wurde, besteht für Hegel schließlich eine Identität zwischen dem Differenten.) Für Aristoteles hingegen bilden das Substrat und seine Bestimmung (Gattung und Art) keinen eigentlichen Gegensatz, sondern höchstens eine Differenz (Verschiedenheit). Diese Differenz besteht

8

Allerdings versucht Kant zwischen Erkennen und Denken zu unterscheiden, so daß es zwar möglich sein kann, Noumena zu denken, nicht jedoch, sie zu erkennen. Aus aristotelischer Perspektive gibt diese Differenzierung wenig Sinn.

9

Vgl. Enc. § 119; W.L. II, S. 57; vgl. M. Wolff, a.a.O., S. 116.

310

Exkurse

z u d e m n u r hinsichtlich der differentia specifica, da (zumindest im Schema des porphyrischen Baumes) grundsätzlich eine definitorische Teilidentität zwischen dem Substrat u n d seinen Differenzierungen besteht. Das Verhältnis von G a t t u n g u n d spezifischer Differenz ist hinsichtlich der Nichtidentität ein solches zwischen carentia u n d realitas, zwischen „Negation gemäß der Potenz" (vgl. § 5) u n d Positivität. 1 0 In seinem positiven Sein ist das Vermögende (die Gattung) f ü r Aristoteles z u d e m nicht erst in bezug auf die Verwirklichungen (Differenzen) bestimmt u n d abgegrenzt. Aber auch die Abgegrenztheit zweier generell verschiedener bzw. entgegengesetzter Bestimm u n g e n ist f ü r Aristoteles nichts, was des anderen als vermittelnder Instanz bedürfte. Trotz aller Unterschiede zwischen Aristoteles u n d Kant bzw. Hegel scheint es bemerkenswert, daß Denker, die gemeinhin als A n t i p o d e n gesehen werden, unabhängig voneinander ähnliche Resultate erzielen u n d sich auf einem h o h e n Niveau in ihren Wegen kreuzen. Außerdem hat sich gezeigt, d a ß Aristoteles' begriffliches I n s t r u m e n t a r i u m keineswegs den Vergleich mit neueren Positionen hinsichtlich der Lösung zeitübergreifender Sachprobleme zu scheuen braucht. Gerade die m o d e r n e Logik verfügt mit ihrem nicht weiter differenzierten Negator —ι über ein äußerst beschränktes I n s t r u m e n t u n d k a n n nicht o h n e weiteres darlegen, weshalb der Satz v o m ausgeschlossenen Mittleren bzw. Dritten im Falle mancher sich negativ zueinander verhaltender Aussagen zutrifft, im Falle anderer jedoch nicht.

10 Hegel nennt umgekehrt das reflexionslogische Substrat ein „an sich Positives" und seine möglichen Gehalte „an sich Negative", da die beiden konträren Bestimmungen jeweils als Negation voneinander zu begreifen sind, das Substrat jedoch in dieser Hinsicht nicht negativ ist; W.L. II, S. 59.

Siglenverzeichnis

I. Semantische Prinzipien 1) DP

Definitionsprinzip: Die Bedeutung des einfachen Wortes besteht in einem abgegrenzten („definiten") Begriff (Met. IV.4, 1006b6f.). Der Begriff grenzt eine bestimmte Inhaltlichkeit ein und grenzt andere Inhalte aus. Er kann durch eine Konjunktion mehrerer Primitiva gebildet sein. Der Begriff ist als intensionale Größe definitorisch eigenständig gegenüber seinen Exemplifikationen und bezeichnet noch nicht den Gegenstand bzw. die Gegenstände, denen er eigenschaftlich zukommt (Met. IV.4, 1006bl5-18; X.l, 1052blff.). Die merkmalslogische Negation, der „Negativbegriff' ist ein Ordnungsschema, das alle dem negierten Gehalt gegenüber differenten Begriffe formal umfaßt. Die merkmalslogische Privation hingegen umfaßt lediglich diejenigen gegenüber dem privativ negierten Begriff differenten Gehalte, die derselben Gattung wie dieser angehören.

2) SPP

Prinzip der Unterscheidung von Substanz und Prädikat: Ein propositionaler Gehalt (Sinn eines Satzes) besteht in der Verbindung eines Begriffs mit einer Substanz, wobei die Substanz durch den Begriff in einer bestimmten Hinsicht erläutert wird (Met. IV.4, 1007a33- 1007b 18).

3) ANP

Prinzip der Unterscheidung von Affirmation und Negation: Im propositionalen Gehalt wird ein Begriff zusprechend (affirmativ) oder absprechend (negierend) auf ein Subjekt bezogen. Die Negation kann als Affirmation eines Negativbegriffs verstanden werden. Sie wird bei Aristoteles nicht über eine Wahrheitswerttafel definiert (Met. IV.4, 1007a8-20).

312

Siglenverzeichnis

4) AssP

Assertionsprinzip: Ein propositionaler Gehalt kann mit Wahrheitsanspruch vertreten, d . h . behauptet werden (De Int. 4, 17a2-3; Met. IV.3, 1005b23ff.; IV.4, 1008b3ff.).

5) W P

Widerspruchsprinzip: Ein „Widerspruch" ( ά ν τ ί φ α σ ι ς ) ist ein Paar v o n Aussagen, deren eine einer Substanz einen Begriff zuspricht u n d deren andere diesen Begriff derselben Substanz abspricht (De Int. 6, 17a26-37; 7, 17b38-40).

6) W , F

Die semantischen Termini „wahr" und „falsch" werden von Aristoteles definiert als: „wahr" ist eine Assertion (Behauptung, Aussage), deren Wahrheitsanspruch erfüllt ist; „falsch" ist eine Assertion, deren Wahrheitsanspruch nicht erfüllt ist. Daß eine Affirmation wahr ist, bedeutet, d a ß ihr verbindender propositionaler Gehalt der Fall ist; daß eine Negation wahr ist, heißt, daß ihr trennender propositionaler Gehalt der Fall ist. D a ß eine Affirmation falsch ist, bedeutet hingegen, daß der kontradiktorische (trennende) propositionale Gehalt der Fall ist; daß eine Negation falsch ist, heißt, daß der kontradiktorische (verbindende) propositionale Gehalt der Fall ist (Met. IV.7, 1011b25ff.; vgl. auch Met. IX. 10, 1051b2-5). Träger der Wahrheit ist primär das gedankliche Urteil u n d erst vermittels dessen auch der sprachliche Aussagesatz.

7) N W P

Nichtwiderspruchsprinzip: Unmöglich sind beide Glieder eines Widerspruchs wahr. U (W (ga) & W (non-ga)) (Met. IV.6, 1011b 13-14). O f f e n bleibt hier, ob beide Widerspruchsglieder falsch sein können.

8) PAM

Prinzip vom ausgeschlossenen Mittleren: Unmöglich sind bei einem Widerspruch beide Glieder falsch. U (F (ga) & F (non-ga)) (Met. IV.8, 1012bl 1-12) O f f e n bleibt, ob beide Widerspruchsglieder wahr sein können.

9) BP

Bivalenzprinzip: Der Wahrheitsanspruch einer Aussage ist notwendig entweder erfüllt oder nicht erfüllt (Cat. 4, 2a7-8, De An. III.6, 430b26-27). Das Bivalenzprinzip setzt sich aus zwei Teilprinzipien zusammen:

9a) BP n w s Eine Aussage ist unmöglich zugleich wahr u n d falsch. U (W(p) & F(p)). Dieses Teilprinzip des BP weist einen sachlichen Z u s a m m e n h a n g mit dem N W S auf. Offengelassen bleibt hier, ob es Geltungswerte außer wahr u n d falsch geben mag.

Siglenverzeichnis

313

9b) BP sam Eine Aussage ist notwendig wahr oder falsch. Ν (W(p) oder F(p)). Dieses Teilprinzip des BP weist einen sachlichen Z u s a m m e n h a n g mit dem SAM auf. Offengelassen wird hier, ob eine Aussage zugleich wahr u n d falsch sein kann. 10) W K P Widerspruchs-Kontravalenz-Prinzip: Bei jedem Widerspruch haben die Glieder notwendig verschiedene Wahrheitswerte: entweder ist das eine wahr u n d das andere falsch oder umgekehrt (Met. IV.4, 1008a34-36). Das W K P ergibt sich aus der Verbindung von N W P , PAM u n d BP. Erst das W K P korrespondiert der m o d e r n e n D e f i n i t i o n der Negation:

Ρ non-p

w

f

f

w

II. Logisch-ontologische Gesetze 11) N W S

Der „Nichtwiderspruchssatz" besagt, daß derselbe Begriff derselben Substanz unmöglich zugleich u n d in derselben Hinsicht z u k o m m e n wie nicht z u k o m m e n kann. U (ga & non-ga) (Met. IV.3, 1005bl9-20). H i e r d u r c h wird n o c h nicht die logische Möglichkeit eines Widerspruchsmittleren ausgeschlossen. Der Nichtwiderspruchssatz ist f ü r Aristoteles apriorisch gültig (IV.3, 1005bl5-16), uiid die Nichtwidersprüchlichkeit bildet eine notwendige (proprische) Eigenschaft der Substanz. I n d e m der N W S Notwendigkeiten des Denkens kennzeichnet, betrifft er f ü r Aristoteles unmittelbar auch die Notwendigkeit, das Seiende zu denken. Dementsprechend ist der N W S gleicherweise logisches wie ontologisches Gesetz.

12) SAM

Gleiches gilt f ü r den „Satz v o m ausgeschlossenen Mittleren". Dieser bildet das K o m p l e m e n t des N W S . Der SAM wird von Aristoteles zweigliedrig definiert. Die unmittelbar logische Fassung des semantischen PAM (vgl. 8.) besagt, daß einer Substanz nicht ein Widerspruchsmittleres z u k o m m e n k a n n (Met. IV.7, 101 lb23). Ein Widerspruchsmittleres wäre eine Prädikation, die weder einen Begriff n o c h dessen Negativbegriff zuspäche: non-( oder)a. Die zweite Version des SAM

314

Siglenverzeichnis

bildet bereits die logische Fassung der Konjunktion der semantischen Prinzipien PAM und BP: Ein Begriff m u ß einem Seienden entweder zugesprochen oder abgesprochen werden: Ν (ga oder non-ga). (Vgl. 1011b24) Der SAM schließt wiederum noch nicht den Widerspruch aus.

III. Abkürzungen

aristotelischer Definitionen

13) Usia I

Das reale eigenständige Seiende, die „Substanz" (Met. IV.2, 1003bl6-18; VII.l, 1028a30).

14) Usia II

Die ideale Entität: der Begriff (Met. IV.6, 10IIb 19; IV.7, 1012315).1

15) per se

„per se" (καθ' αυτό) existiert ein Seiendes insofern, als ihm eine Bestimmung aufgrund seiner eigenen Essenz z u k o m m t und nicht aufgrund einer dieser gegenüber differenten Bestimmung („per accidens").

per se I

Erste Form des per se: Einem Gegenstand k o m m t analytisch eine Bestimmung zu. Beispiel: Ein Mensch ist Lebewesen.

per se II

Zweite Form des per se: Einem Gegenstand kommt eine Bestimmung zu, die sich im Rückgriff auf seine Definition (oder deren Teile) definiert. Beispiel: Eine Oberfläche ist hell (= helle Oberfläche). Insofern die Oberfläche nämlich in ihrem Hellsein noch als Oberfläche enthalten ist, existiert sie auch als helle von sich her. Gleiches gilt formal für die Substanz, sofern diese auch im Akzidens definitorisch miteinbeschlossen ist.

16) per accidens

1

Insofern der Oberfläche durch das Prädikat „ist hell" jedoch eine Bestimmtheit zugesprochen wird, die nicht analytisch in ihr enthalten ist, existiert die Oberfläche als helle zugleich „von anderem her" (κατά συμβεβηκός, κ α τ ' άλλο).

Die Kürzel beziehen sich nicht auf die „erste" und „zweite Substanz" in der Kategorienschrift.

Siglenverzeichnis

315

17) privatio

Die Privation (στέρησις) ist ähnlich der Kontradiktion ein Paar von Aussagen, deren eine einen Begriff einem Subjekt zuspricht und deren andere denselben Begriff demselben Subjekt abspricht. Allerdings umfaßt das negierende Glied (das von Aristoteles auch als solches στέρησις genannt wird) lediglich Bestimmungen, die in derselben Gattung liegen wie der von der affirmierenden Aussage prädizierte Begriff (Met. IV.6, 101 lbl9-20): die privative Negation von „ist hell" kann z.B. lediglich durch die Prädikate „ist dunkel" bzw. durch das Zukommen möglicher Zwischenschattierungen („ist dämmergrau" etc.) erfüllt werden. Da der NWS ausschließt, daß einem Seienden ein Begriff in derselben Hinsicht zugleich zukommt als auch nicht zukommt, und die Hinsicht (z.B. der Helligkeitsgrad) den prädizierten Gehalt selbst modifiziert, kann der NWS auch als ein Verbot der Privation gedeutet werden.

privatio I

Diese Form der Privation liegt vor, wenn das negative Glied des privativen Gegensatzes dem Subjekt notwendig zukommt und das positive Glied ihm unmöglich zukommt (Met. V.22, 1022b22-24; X.4, 1055b4).

privatio II Beide Glieder des privativen Gegensatzes bilden eine Möglichkeit des Subjekts (ebd.)

Die aristotelischen Definitionen der Modalbegriffe (N = M = möglich, U = unmöglich) werden in § 16 erörtert.

notwendig,

Abkürzungen aristotelischer Werke

Anal. Post.

Analytica Posteriora, Zweite Analytik

Anal. Pr.

Analytica Priora, Erste Analytik

Cael.

De Caelo, Vom Himmel

Cat.

Categoriae, Kategorienschrift

De An.

De Anima, Von der Seele

De Int.

De Interpretatione (Peri Hermeneias), Vom Satz

Gen. Anim.

De Generatione Animalium,

Gen. Corr.

De Generatione et Corruptione, Von Entstehen und Vergehen

Hist. Anim.

Historia Animalium,

Met.

Metaphysica, Metaphysik

Meteor.

Meteorologia, Meteorologie

Mot. Anim.

De Motu Animalium,

Eth. Nie.

Ethica Nicomachea, Nikomachische Ethik

Part. Anim.

De Partibus Animalium,

Phys.

Physica, Physik

Poet.

Poetica, Poetik

Rhet.

Rhetorica, Rhetorik

Sens.

De Sensu, Vom Wahrnehmungssinn

Soph. El.

Sophistici Elenchi, Sophistische Widerlegungen

Top.

Topica, Topik

Vom Entstehen der Lebewesen

Geschichte der Lebewesen

Von der Bewegung der Lebewesen

Von den Teilen der Lebewesen

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Verzeichnis zitierter Stellen des Corpus Aristotelicum

Categoriae 1, l a l - 6 1, la6-12 4, 2a7-8 5, 2 a l 1 - 1 9 5, 4a23-28 5, 4a29f. 5, 4 a 3 4 - b l 7, 6a31-32 7, 6b36-8a37 7, 7 b l 9 - 2 2 7, 7 b 3 6 - 8 a l 2 7, 8 a l 3 - b l 9 7, 8a31-34 10, Ilb38-12a25 10, 12a2-25 10, 12b28-29 10, 13a5-6 10, 13a8-10 10, 13a37-bl0 10, 13bl8-19 10, 13b24-25 10, 13b27-29 10, 13b31-33 12, 14a15-23 12, 14a26, 14b5ff. 12, 14b 18-20 13, 14b 14-22

60a, 61a 61a 120a, 312 25a, 179a 254a 279 254a 265a 219a 76a 192a 174, 285a 285a 58a 145a 265a 265a 265a 265a 190a, 267 265a 122a 267 265a 21a 184 90a

De Interpretatione 1, 1, 2, 2, 2, 2, 2, 2, 4, 4,

16a3-8 16a 12 16al9 16a20f. 16a32 16b6f. 16b 19-20 16b26 16b26ff. 16b28ff.

51-52, 69, 184 84a 52a 52a 84a 52a 52a 52a 52 89a

4, 17al-6 4, 17a8 5, 17al1-13 5, 17a17-21 5, 17a21-22 5, 17a22-24 6, 17a25-26 6, 17a26-37 7, 17b22 7, 17b38-40 9 9, 18a28-33 9, 18a33-b5 9, 18a35-39 9, 18a39-b3 9, 18b4-5 9, 18b7-8 9, 18bl 1-15 9, 18bl6-25 9, 18b31 9, 18b37-38 9, 19al-6 9, 19a7-18 9, 19a9ff. 9, 19a19-22 9, 19a23ff. 9, 19a25f. 9, 19a27-32 9,19a32-35 9, 19a38-39 10, 19b6-7 10, 19b8f. 10, 19b9 10, 19b 10 10, 19b 15-16 10, 19b24 12, 21a7-14 12, 21b3-5 13, 22b 12-13 14, 24b 1-3

52, 52a, 88, 312 88 73a 74a 74a, 83, 89a 88a 74-75, 89a 95a, 312 88 95a, 312 212a, 254-255 254, 255a 255a 118a, 255a 90a 122a 117a 255 117a, 255, 255a 256 91, 93, 184 255 255-256 256 259 256 255a 49, 118, 255a, 256a 256, 258 259a 84a 84a 57a 84a 267a 84a 179a 262a, 268a 118a 92

329

Verzeichnis zitierter Stellen des Corpus Aristotelicum

Topica

Analytica Priora 1.1, 24a26-27 1.13, 32a27 1.23, 41a23ff. 1.46, 51b8-10 1.46, 51b20-22 1.46, 51b32-33 1.46, 51b41- 52a2 1.46, 52a4ff. II.2, 53bl5 II.2, 54a4-6 11.16, 64b34f.

89a 117a 46a 84a 97a 49, 117 266 266 98a 261a 44a

1.1, 100a 15-b4 1.1, 100a30f. 1.5, 102al8 1.7, 103a6ff. 1.12, 105al6-19 111.6, 120a6ff. IV.6, 128a35ff. V.3, 131a23-26 VI.3, 140a27-29 VI.6, 143bl5-15 VII.l, 152a31-37 VIII.5, 159b30f.

40a 44a 31a 172a 125a, 126a 154a 89a 89a 55a 117a 299a 143a

Analytica Posteriora 1.1, 71al4 1.2, 72a5-18 1.2, 72a25ff. 1.4, 71bl9-23 1.4, 71b31-33 1.3, 72b5-18 1.4, 73a34-35 1.4, 73a37ff. 1.4, 73b4 1.4, 73b5ff. 1.4, 73bl0ff. 1.4, 73bl6-22 1.4, 73b23 1.4, 73b25-28 1.4, 73b29f. 1.6, 75a28f. 1.7, 75b 1 1.9, 76al6-19 1.10 1.10, 76a38-b2 1.11, 76b23 1.11, 77al0-12 1.11, 77a22-25, 30 1.16, 79b26ff. 1.22 ad init 1.22, 83b6 1.22, 83b 19 1.25, 86b33-36 1.26, 87alff. 1.32, 88b 1 1.33, 89a38 11.19 11.19, 99b25-26 11.19, 100a3-5 11.19, 100b2f.

37, 117a 36a, 37 89a 36a 36a 38a 19a 19 18a 19a 19a 18a, 31, 265a 118a 31 18a 31a 31a 35 32 36a 44a 36a, 98a 36a, 118a 89a 71a 63a 31a 33a, 84a, 281 46a 118a 89a 39 39 39a 71a

Sophistici Elenchi 2, 165b10-11 5, 167a26-27 11, 171b3 30, 181a39 30, 181b23

126a 110 118a 118a 118a

Physica 1.1 1.1, 184al6-18 1.2, 185a27ff. 1.2, 185b 19-26 1.3, 186a29-30 1.3, 187a8-ll 1.4 1.4, 187a20-23 1.4, 187a25-26 1.4, 187a26-29 1.4, 187a31-32 1.4, 187a32-187bl 1.4, 187bl-2 1.4, 187b2-7 1.4, 187b20 1.4, 187b22-188a2 1.4, 188a5-14 1.5-7 1.5, 188a31 1.5, 188a32-36 1.5, 188a36-188b8 1.7, 190al4-15 1.7, 190a32-bl 1.8, 191b5 1.8, 191b9ff. 1.8, 191bl3ff. 1.9, 192a35-36

30a 76a, 200 27a 142a, 171a 27a 170a 293 141 133, 287 132, 132a,. 134a 133a 135a 140a 133a 135a, 291a 139, 139a 145 148 147a 145a 146a 146a 147 148a 147 10a

330

Verzeichnis zitierter Stellen des C o r p u s Aristotelicum

Physica (Forts.) II 11.2

11.3 II.4, 196alff. 11.7, 198a24ff. II.8

II.8-9 11.8, 198b34ff. II.8, 199a20ff. III. 1-3 III. 1, 200b32-33 III.2, 201b31-32 III.4, 203a23ff. 111.4, 203a25 111.5, 204a 14 III.5, 204a21-22 111.5, 205b 1-3 111.6, 206a21-22 III.6, 206b 12-20 III.6, 206b33-07a2 111.6, 207a7-14 111.7, 207b27-31 IV. 1, 208b35 IV. 1, 209a4f. IV.4, 212a20 IV. 10, 217b29218a4

IV.ll IV. 11, 218b29ff. IV.ll, 219a30-b33 IV.ll, 219b31-33 IV. 12, 220b23ff. IV. 12, 221a24-28 IV. 12, 221b7ff. IV. 13, 222al4-15 IV. 14, 223a22ff. IV. 14, 223b12-23 V.l, 224a21ff. V.l, 224b 1-3 V.l, 224b26-35 V.l, 225a6-7 V.l, 225a 13 V.2, 226a9-14 V.3 V.3, 226b23-25 V.3, 227all-12 V.6 VI.3-9

230a 157a, 219a 242a 302a 234a 230a 242a 196 196 145 146a 216 135a 136a 63a 215a 295a 63a 63 63a 63a, 219a 71a 20a 214a 218a 216a 216a 218a 218a, 223a 222a 218a 215a 216a 222a 218a 218a, 272 145a 146a 147a 74a, 83a 146 146a 148 148 129 216a 215a

VI.3, 234a32-34 VI.4 VI.5 VI.5, 235b 15f. VI.5, 235b33-34 VI.5, 236a23VI.6, 237b9 VI.6 VI.8, 238a34ff. VI.8, 239al0-17 VI.8, 239a23-31 VI.8, 239a35-b4 VI.9, 240al9-29 VI. 10, 241a28-29 VIII VIII.2, VIII.6, VIII.7, VIII.8, VIII.8,

252bll-12 258bl8-20 260bl5f. 268a28-29 268b7-9

De Caelo I 1.12, 281b 18-23

216a 216a 222a 118 8a, 20a 214a 206a, 218a 215a 216a, 223a 205, 205a, 216a 266 118,212a 223a 247a 147 222a 20a 249a 249a 247a 242a, 247

De Generatione et Corruptione I.l, 314al8-20

134a, 293a

1.1 314a29f. I.l. 314bl9-20

294a 133a

Meteorologia IV.10, 388al4f.

134a, 293a

De Anima I.l, 403a3-ll I.l, 403al0-19 I.l, 403bl5-16 1.2, 404a25 1.2, 404b3-4 1.2, 405al3-15 1.3, 407bl5-17 1.4, 407b27-408al8 1.4, 408a2-5 1.4, 408al8-28 1.4, 408bl8 1.5 1.5, 410bll-12 II-III II.l II.l, 412a6-9

51a 236a 233a 293a 151a 151a, 293a 227 229, 230a, 232a 232a 229 230a 232a 230a 40 225a, 278 225a, 229a

331

Verzeichnis zitierter Stellen des C o r p u s Aristotelicum

Anima (Forts.) II.1, 412a9-10 II.l, 412al9ff. II. 1, 412a21-b6 II.1, 412b4-9 II.l, 412bl5ff. II.2, 413b8 II.2, 413bl 1-13 II.2, 413b24ff. II.2, 414al2-13 II.2, 414al4f. II.3, 414a21 II.3, 414b20-415al4 II.4 II.4, 415al5ff. II.4, 415a29 II.4, 415b8-ll, 15ff. II.4, 415bl2f. II.4, 415bl5 II.4, 415b20f. II.4, 415b25 II.4, 416a6ff. II.4, 416al3-15 II.4, 416b33 II.5 II.5, 416b32ff. II.5, 417a20-21 II.5, 417b2ff. II.5, 417b5-7 II.6, 418a7-25 11.12 11.12, 424a 17ff. III.2, 425b25ff. III.2, 426a2-8 III.2, 426a8-ll, 15-26 III.2, 426b8-12 III.2, 426b29-427al III.3, 427b 12 III.3, 428all III.3, 428a20ff. III.4-7 III.4, 429al3-17 III.4, 429al7-18 III.4, 429a23 III.4, 429b29-430a2 III.5, 430al5 III.6, 430a26-28 III.6, 430b29-31

225a 226a 242a 225a 234a 228a 226a, 232a 230a 232a 225a 236 239a 225a 226a 231 230a, 232a 226a 230a 231 228a 230a 226a 193a 232a 194 195 193a 242a 227a 232a 193a, 194a 192a, 194a 219a 194, 194a, 195, 219a 193a 194a 92a 92a 89a 232a 193a 193a 89a 143a 193a 71a, 84a, 92a, 120a, 312 92a

III.7 III.7, 431a8 III.7, 431al6f. III.8, 432a9 III.8, 432al0-14 III.9-10 III. 10, 433a24ff.

231 92a 51a 52a, 92a 51a 231 303

De Sensu I, 437al2-14

52a

Historia Animalium I.I., 486a5ff.

287, 294a

De Partibus Animalium 1.5, 645a32-33

226a

De Motu Animalium 7, 701a28ff.

303, 303a

Metaphysica 1.1, 981b28 1.3, 983a24ff. 1.3, 983b7ff. 1.6, 987a33-34 1.6, 987bl0 1.8, 989a30-34 1.8, 989b2 1.9, 99U9-19 II.l II.2, 994a27-29 II.2, 994bl6-20 II.2, 994b20-27 III.l, 995b9-10 III.l, 995b20 III.l, 995b22-24 III.l, 995b31 III.2, 996b27-31

III.4, III.4, III.4, III.4, IV IV. 1, IV. 1, IV. 1, IV. 1, IV.2

999a34ff. 999bl6ff. 999b33 lOOOal 1003a21-22 1003a24 1003a26-27 1003a30

10a 17 292 128a 179a 141a 139a 287, 297a 92 216a 70, 167a, 175, 272 71 98a 31a 27a 229 31a, 32, 37, 98a, 99, 118, 119a, 160a, 229 229 229, 234a 172a 172a 55 la, 17, 18a, 30 32 17, 29-30 18a 23a

332

Verzeichnis zitierter Stellen des C o r p u s Aristotelicum

Metaphysica (Forts.) IV.2, IV.2, IV.2, IV.2, IV.2, IV.2,

1003a33-34 1003a33-bl5 1003b6ff. 1003b9ff. 1003bl3-15 1003bl5-18

IV.2, 1003b26ff. IV.2, 1003b31-32 IV.2, 1003b33-34 IV.2, 1004a Iff. IV.2, 1004a 12 IV.2, 1004al4-15 IV.2, 1004al6-20 IV.2, 1004bl0ff. IV.2, 1004b 15f. IV.2, 1004b21 IV.2, 1004b23-25 IV.2, 1004b25-26 IV.2, 1005a3-5 IV.2, 1005al4ff. IV. 3 IV.3-8 IV.3, 1005a22ff. IV.3, 1005a33ff. IV.3, 1005a35ff. IV.3, 1005b 1-5 IV.3, 1005b 10 IV.3, 1005bll-17 IV.3, 1005bl5-17 IV.3, 1005b 18f. IV.3, 1005b 19-22 IV.3, 1005b23ff. IV.3, 1005b24-31 IV.3, 1005b32-35 IV.4 IV.4-6 IV.4, 1006a2 IV.4, 1006a3, 6 IV.4, 1006a8-9 IV.4, 1006all-15 IV.4, 1006al5-18 IV.4, 1006al8-23 IV.4, 1006a23-32 IV.4, 1006a25 IV.4, 1006a26-28

IV.4, 1006a28-34 21a, 29a, 60a 21a 21, 23, 29a 84a 21a 8a, 20a, 21, 22a, 23, 314 28 30a 23, 29 29a, 189, 244 110a 86 29, 112a, 281a 31a 30, 33 10a 126a 27a 29a 29a 31, 37, 40 18a, 188 31 37 32 38-39, 127a 35 35, 40 4, 35, 39-40, 43, 313 35 36, 40, 98, 110, 113 36, 40, 89a, 98, 312 37a, 125, 160 36a 46a 37 38 110 38 46, 50 46, 46a 9, 9a, 10a, 36, 37, 46, 46a, 114 10a, 114 56a, 72 84

IV.4, 1006a35-b5 IV.4, 1006b5-13 IV.4, 1006bl3-18 IV.4, 1006bl8-28 IV.4, 1006b28-35

IV.4, 1006b351007a4 IV.4, 1007a4-8 IV.4, 1007a8-15 IV.4, 1007a8-20

IV.4, 1007a 16-20 IV.4, IV.4, IV.4, IV.4, IV.4, IV.4, IV.4, IV.4, IV.4,

1007a20-31 1007a20 1007a21 1007a23-25 1007a26-27 1007a28ff. 1007a30 1007a31-33 1007a331007b18

IV.4, IV.4, IV.4, IV.4, IV.4,

1007a35-36 1007bl-3 1007b3-6 1007b4f. 1007b6-10

IV.4, IV.4, IV.4, IV.4, IV.4, IV.4,

1007b9 1007b 10 1007bll-13 1007bl3-18 1007bl8 1007bl8-30

IV.4, 1007b24ff. IV.4, 1007b26

55a, 59a, 59-60, 72, 84-85, 100, 158, 160a, 180a, 271 52a, 54a, 60-61 10a, 54a, 60-62, 72, 100, 271 100, 105, 179, 179a, 180, 276 52a, 84a, 100, 105a 65a, 100-101, 104, 105a, 109, 109a, 110, 113a, 115, 273 84a, 100a, 104, 105a, 108a, 110, 139a, 167a 107-108 106, 110a, 157a, 212a 57, 65a, 100, 106, 109, 115, 155, 273, 311 10a, 86, 108, 212a, 227a 66-68, 78, 106 68a 54a, 67, 67a 72, 100a 8a, 22, 67, 225 68a 54a, 72, 80a 67a 77-78, 81, 81a, 83, 100, 115, 186, 275, 311 74, 74a, 75 78, 80, 157a, 167a 78 188 78, 80, 80a, 166168, 188, 227a, 274, 298 157a 188 79 80-81, 80a 98a, 110 13, 124, 126, 142, 142a, 171a, 274, 283 130 136a

Verzeichnis zitierter Stellen des Corpus Aristotelicum

Metaphysica (Forts.) IV.4 IV.4 IV.4 IV.4

1008a2-4 1008a21 1008a28-30 1008a34-b2

IV.4 IV.4 IV.4 IV.4 IV.4 IV.4 IV.4

1008b3ff. 1008b7-31 1008b lOff. 1008bl2-31 1008bl8-19 1008b26 1008b271009a5 1009a3-5 6 1009a6ff. 1009al6-22 1009a18 1009a22-30 1009a23-38 1009a27 1009a30-36

IV.4 IV.5 IV.5 IV.5 IV.5 IV.5 IV.5 IV.5 IV.5 IV.5 IV.5 IV.5 IV.5 IV.5 IV.5 IV.5 IV.5 IV.5 IV.5 IV.5 IV.5 IV.5 IV.5 IV.5 IV.5 IV.5 IV.5 IV.5 IV.6 IV.6 IV.6 IV.6

1009a36-38 1009b9ff. 1009b 12ff. 1009b25-28 1009b35-36 1010a Iff. 1010a7-9 1010a9-15 1010al5-18 1010a18-25 1010a33-35 1010b2ff. lOlOblO lOlObl1-14 1010bl4ff. 1010bl8-19 1010b26ff. 1010b30f. 1010b331011a2 1011a2ff. 101la8-10 1011al5 1011al7ff.

IV.6, 1011al9

118a 199 162a 96a, 97a, 122, 122a, 160a, 313 89a, 312 196, 198a 66a 127 199 199 36, 154a, 201, 201a, 261a 201 193 193a 126 127a 127a 213a 171a 86, 134a, 208, 210, 223 223a 185 38 140,185-186 209a 193a, 277 38, 204 124, 130a, 217 39, 204, 219 219-220 213a, 223a 92a 89a 196 126 196 69 184a 184, 193, 194a, 196 126 38a, 127a 126a 27, 92a, 183, 183a, 196a, 197a 184

IV.6, IV.6, IV.6, IV.6, IV.6, IV.6, IV.6, IV.6, IV.6,

101 la34-bl 1011b3ff. 1011b4-5 101 lb7-l 1 101 lbl 1-12 1011bl3-14 101 lbl5 101 lb 16-17 1011bl9-20

IV.6, IV.6, IV.6, IV.6, IV.6, IV.6,

1011b20-22 1011b22 101 lb23 1011b24 1011b25-29 1011b291012al7

IV. 7 rV.7-8 IV.7, 1011b23-24 IV.7, 1011b25-29 IV.7, 1011b26-28 IV.7, 1011b28-29 IV.7, 1011b291012al7 IV.7, 1011b34-35 IV.7, 1012a2-5 IV.7, 1012a4 IV.7, 1012a5-15 IV.7, IV.7, IV.7, IV.7, IV.7,

1012al5 1012al6-17 1012a17-21 1012a21-24 1012a24-28

IV.7, 1012a33ff. IV.8, 1012b2-4 IV.8, 1012b5-8 IV.8, 1012b8-ll IV.8, 1012bl 1-13 IV.8, IV.8, IV.8, IV.8, IV.8,

1012bl3-18 1012bl8-22 1012b25 1012b26-29 1012b29-31

333 196 92a, 196a 183 184a 184a 94, 110a, 312 125 97a, 110 54a, 67a, 58, 147a, 262a,314-315 97a, 207, 212, 212a 23a 64a, 119a, 157a 314 153 126, 156, 281a 158a 37 10a, 37, 74a, 118, 152a, 155, 313 99, 120a, 152, 155156, 160a, 312 90, 120a 154a 156 146a 36, 160a 89a 10a, 65a, 74a, 154a, 156 54a, 67a, 314 86 125, 125a 46a, 60a, 72, 160a 120, 124, 124a, 128a, 143-144, 144a, 154a 120 158a 46a, 72, 93, 99100, 115, 160a 103a, 158a, 274 49, 109a, 117, 152a, 159, 274,312 162 163 110a 204, 213, 231a 223

Verzeichnis zitierter Stellen des Corpus Aristotelicum

334

Metaphysica (Forts.) V.3 V.3, V.5, V.6, V.6, V.6,

1014b5 1015b5 1016blf. 1016b3-9 1016bll-13, 23ff. V.6, 1016b31f. V.7, 1017a22ff. V.8, 1017b21-26 V.9, 1017b27f. V.9, 1018a7-9 V.10, 1018a36 V . l l , 1019a2ff. V . l l , 1019al2 V.12, 1019b23-24 V.12, 1019b34-35 V.14, 1020a33-bl V.15, 1020b33 V.16, 1021bl2-13 V.17, 1022a4-5 V.17, 1022a8-10 V.I 8, 1022a 14ff. V.I 8, 1022a 19-22 V.I 8, 1022a25-26 V.18, 1022a27ff. V.I 8, 1022a29-33 V.18, 1022a33ff. V.18, 1022a35-36 V.22, 1022b22-24 V.22, 1022b24-27 V.22, 1022b271023a7 V.26, 1023b26 V.26, 1023b27-30 V.30, 1025al4-30 VI VI.l VI.l, 1025b26-28 VI.l, 1026al0-15 VI.l, 1026al5-20 VI.l, 1026a24-25 VI.l, 1026a29-32 VI .2, 1026a35 VI .2, 1026b 1-2 VI .2, 1026b 13 VI .2, 1026b21 VI.3, 1027b 12-16 VI.4

71a 23a 23a 170a, 234a 172a , 234a, 235a 298a 172a, 298a 26, 26a 172a 177a 31a 112a 21a 112a 208 210a 220a 23a 63a 56, 62 56a, 197a, 234a 18a, 21a 21a 19, 172a 19a 19, 261a, 262a 19a 24 263a, 315 56, 263a 58a, 263a, 266a 56a 56a, 121a 18a, 303 244a 34a 233 235a, 244a 233, 244 10a, 35a, 244 244 86 34a, 147a, 209a 227a 227a 302 92

VI.4, VI.4, VI.4, VI.4,

1027bl9 1027b25-27 1027b27 1027b341028al

VII.l VILI, 1028a23 VII.l, 1028a24 VII.l, 1028a30ff. VII.l, 1028a33 VII.2, 1028b8ff. VII.2, 1028b27-32 VII.3 VII.3, VII.3, VII.3, VII.3, VII.3, VII.3, VII.3,

1028b36-37 1029a 1-3 1029a7-10 1029al0-30 1029a20-21 1029a23-24 1029a26-28

VII.3, 1029a38 VII.4, 1029b20 VII.4, 1030a7f. VII.4, 1030al0ff. VII.4, 1030b4-6 VII.5, 1030b30ff. VII.5, 1030b35 VII.6, 1031bl2-14 VII.6, 1031b24ff. VII.6, 1032a8 VII.8, 1034a6-8 VII. 10, 1035a28-30 VII. 10, 1036a8-9 VII. 11 VII. 11, 1037a5 VII. 11, 1037a24-27 VII. 11, 1037a28-34 VII. 11, 1037a33-b6 VII. 11, 1037b Iff. VII. 12 VII. 12, 1037b28 VII. 12, 1038a21 VII. 12, 1038a23 VII. 13, 103 8b7 VII. 13, 1038b23 VII. 13, 1038b28 VII. 13, 1039a20 VII. 15, 1039b27-29

84a 89a, 92, 92a 23a 51a 23a 23 23 8a, 2 la, 22a, 23, 314 74a 245a 5a, 42a, 177a, 203a, 276 166, 188 74a 225a, 237 80a, 168-169 80a 226a 226a, 237 23, 168, 169a, 171a, 274 169 54a 12, 54a, 56a 235a 235a 242a 157a 18a 177a 172a 233, 298a, 299 230a 226a 226a, 237 226a, 229 74a, 226a 226a, 242a, 277 226a 225a, 278 242a 84a 56a 189 171a 234a 22a 56a 226a

Verzeichnis zitierter Stellen des Corpus Aristotelicum

Metaphysica (Forts.) VII. 15, 1040a5-7 VII. 15, 1040a8f. VII.16, 1040b8-10 VII. 17 VII. 17, 1041a9-10 VII. 17, 1041b7ff. VII. 17, 1041b22 VIII. 1, 1042a3-12 VIII. 1, 1042a24ff. VIII. 1, 1042a28-29 VIII.3 VIII.3, 1043a30 VIII.3, 1043bl-4 VIII.3, 1043bl3-14 VIII.3, 1043b 14ff. VIII.3, 1043bl8-23 VIII.3, 1043b35-36 VIII.3, 1043b361044a2 VIII.3, 1044a7ff. VIII.3, 1044b21 VIII.6 VIII.6, 1045a28-29 VIII.6, 1045a36-bl VIII.6, 1045bl6ff. VIII.6, 1045bl8-19 VIII.6, 1045b23 IX IX. 1-6 IX. 1, 1045b29 IX. 1, 1045b32ff. IX.2, 1046bl2-14 IX.2, 1046bl4-15 IX.3 IX.3, 1047a4ff. IX.3, 1047a24-26 IX.5, 1048a7ff. IX.6, 1048a30-31 IX.6, 1048b5 IX.6, 1048b8-9 IX.6, 1048bl8-22 IX.7, 1049al5ff. IX.7, 1049a27 IX.7, 1049a36-b2 IX.8, 1049b4ff. IX.8, 1050b4-6 IX.8, 1050b8-ll

169 300a 230a 234a, 237 171a 226a 157a 203a, 245a 34a 172a, 229a 226a, 237 74a 226a 226a 222a 229, 236a, 245a, 278 64a, 71a, 157a, 278 55 225a, 243a 222a 237, 278 225a 74a, 225a, 231, 243a 228 225a 225a, 243a 40 209a 22a 34a 281a 58a 193 194a 209a, 210a 303a 208 56a 226a, 237 215 210a, 307 87a 226a 21a 21a, 247a 210

IX.8, 1050bll-14, 16 IX.8, 1050bl8-19 IX.8, 1050b 19f. IX.9, 1051a34-bl IX. 10 IX. 10, 105 lb2-5 IX. 10, 1051b2-9 IX. 10, 1051b6-9 IX.10, 1051bl3-15 IX.10, 1051bl7-28 X.1, 1052al9ff. X.l, 1052a21-bl X.1, 1052a31-33 X.1, 1052a35-bl X.1, 1052bl-9 X.1, 1052b9-14 X.2, 1053bl9 X.2, 1054a5-13 X.3, 1054a23-32 X.3, 1054a32ff. X.3, 1055b5 X.3, 1054bl4-18 X.3, 1054bl8-19 X.3, 1054bl9ff. X.3, 1054b23-27 X.3, 1054b33ff. X.4-5 X.4, 1055allf. X.4, 1055al6f. X.4, 1055a22 X.4, 1055a26-27 X.4, 1055a34f. X.4, 1055a38f. X.4, 1055b 1 X.4, 1055b3ff. X.4, 1055b8-ll X.4, 1055b23-25 X.5, 1055b37-38 X.5, 1056a28-36 X.6, 1056b28ff. X.7 X.7, 1057al8-19 X.7, 1057a33-36 X.7, 1057b23-34 XI XI. 1, 1059al8ff. XI. 1, 1059bl3f. XI .2, 1060b 19 XI .2, 1060b28

335

244a 246 239a 86, 86a 92a 84a, 89a, 90, 312 184 91, 93 254a 92a 236a, 298a 234a 172a 234a 42a, 176, 177a, 250 176-177 74a 170a 30a, 57a, 58, 95, 281a 172a 263a 172a 31a 284a 57 58a 145 63a 105a 58 58a 105a 57, 57a, 95 282a 263a, 264a, 315 118, 264-265 58a, 145a 111 145, 148a 148a 145 148a 118 148a 245a 10a 235a 222a 229

336

Verzeichnis zitierter Stellen des Corpus Aristotelicum

Metaphysica (Forts.) XI.3, 1061b6-10 XI .4, 1061b30-31 XI.5, 1062all-16 XI.5, 1062a 16-23 XI.5, 1062a31 XI.5, 1062b7-9 XI.6, 1062b 12 ff. XI.6, 1063a22-28 XI.6, 1063bl9-22 XI.6, 1063b27-28 XI.7, 1064a29, 35 XI. 11, 1067b25-6 XII XII. 1-2 XII. 1, 1069al9-26 XII. 1, 1069a27-30 XII. 1, 1069a30-b2 XII. 1, 1069b3 XII. 1, 1069b3-9 XII.2, 1069b 14-24

XII.2, XII.2, XII.2, XII.3, XII.3,

1069b27 1069b29 1069b32-3 1070a5 1070al3-21

XII.3, XII.5, XII.5, XII.6 XII.6, XII.6, XII.6, XII.6, XII.6, XII.6, XII.6,

1070a24-27 1070b 1 1071a27-29 107 lb5 1071b6 1071b6-ll 1071bl7ff. 1071b20-22 1071b22-26 1071b26ff.

XII.6, 1072a4-5 XII.6, 1072a7-8 XII.7, 1072a 19-20 XII.6, 1072a25 XII.7, 1072a27ff. XII.7, 1072a33-34

27a 10a, 35a 46a 97a, 103a 37a 162a 194a 220 144a, 145, 154a 144a, 154a 233a 84a, 86 124, 245a 145 21,22a, 23a 86, 292 29a, 244a 224 145a, 146a 87a, 136a, 146a, 147a, 292, 292a, 306 86 292a 146a 179a 228, 229a, 235, 278 230a 74a 234 157a, 247 22a 246 245a 210, 248 242, 248 246 124a, 239a, 247a, 248, 292a 248a, 292a 246 87a, 124a, 142a, 143, 248, 292a 244 245a 23a

XII.7, 1073a5-7 XII.8, 1074a33-35 XII.8, 1074a36 XII. 10, 1075a 12ff. XII. 10, 1075b8f. XII.10, 1075bl4-16 XIII.9, 1086a33 XIV. 1, 1088a22-29 XIV. 1, 1088b2 XIV. 1, 1088b3 XIV.2, 1088b36ff. XIV.2, 1089a26

300a 298a 300a 230 292a 142a 300a 24a 284 22a 282 86

Ethica Nicomachea 1.4, 1096a20-22 I.5ff. III.2, 1110b25ff. III.4-5 III.4, 111 lb5 111.4, 1112al5-17 VI.2 VI .2, 1139a27-31 VI.2, 1139b6-9 VI.3, 1139b20 VI.3, 1139b33 VI.5 VI.8-9 VI.8, 114 lb 1-14 VII.4, 1146b26ff. VII.5 VII.5, 1146b35f. VII. 14, 1153bl9 VII. 14, 1154al5-18 X.3, 1174a21ff. X.5,1176a22-29 X.7

24a 239a 303a 198a 113a, 198 113a, 198 198a 93a, 113 255, 255a 89a 89a 260a 260a 260a 89a 199 199 239a 239a 215a 239a 239a

Politica 1.4, 1254b2 VII.l, 1323b 15f.

230 238a

Poetica 18, 1456b8-13

88a

Rhetorica 111.5, 1407b 11

130a

Personenregister

Ackrill, J . L. Albert, H .

97a, 256, 256a, 3 1 7 - 3 1 8

Charles, D.

8, 8a, 9a, 160a, 161, 163a, 318

Alexander v. Aphrodisias

70a, 105a, 153a,

157a, 3 0 2

166,319

Charlton, W . Christ, W. Cicero, M T .

Allen, R. E.

318,319,325

140a, 319

Cleve, F. M .

294a, 319

Ammonios

257

Code, A.

Anaxagoras

10, 10a, 12a, 15, 38, 69a, 123-

Cohen, S. M .

125,

128,

130a,

139a-141a,

132-141,

143-144,

134a-137a,

147-148a,

150a-

151a, 185a, 207, 2 3 7 , 248a, 274, 2 7 7 , 2 8 3 , 2 8 6 - 2 9 7 , 2 8 8 a - 2 9 7 a , 319, 3 2 6 Annas, J . Apel, K. O . Austin, J . L.

128

Dancy, R. M .

182a I l a , 69a, 71a, 150a, 237a, 319

38, 123, 125, 130a, 133,

DeMorgan, A.

150a,

3,119,319

Descartes, R.

8a, 116a, 2 8 8 a - 2 8 9 a , 294a, 3 1 7 -

Diels, H.

193, 193a, 319

10a, 320, 325

Diogenes Laertius

Bärthlein, K.

26a, 30a, 43, 43a, 45a, 154a,

318

Dummett,

M.

200a, 3 2 0

6a,

15a, 71a,

119a,

251a,

2 5 2 - 2 5 3 , 252a, 253a, 320, 325

Bassenge, F. Bennett, J .

Eco, U.

151, 151a, 319

Block, N.

193a, 319

Engels, Fr.

3a, 85a, 299a, 319

Ferejohn, M .

114a, 319

H.

32a,

Fichte, J . G.

105a,

144a,

153,

153a,

Frede,

227a, 317

Brands, H.

Flasch, K. Frede, D.

154a, 157a, 159a, 179a, 3 1 7 - 3 1 9 Bostock, D .

129, 129a

Eudoxos von Knidos

2 5 7 , 257a, 319, 323

B o l t o n , R.

38, 123, 125, 133, 133a, 141,

150a, 2 2 9 , 292a, 2 9 3

15a, 319

Bochenski, J . M .

44a, 103a, 3 2 0

61a, 71a, 150a, 3 2 0

Empedokles

34a, 319

Bernard, W.

Boethius

Düring, I.

144a, 154a, 159a, 317

Baudrillard.J.

54a, 319

192, 192a, 3 2 0

84a, 119a, 254a, 3 2 0

M.

169,

289a, 2 9 6 , 296a, 297a, 319 59a, 319

Burleigh, W.

217a, 319

Furley, D . J .

289a, 294a, 319

320

Capelle, W. B.

Frege, G.

Furth,

299a, 319

12a,

157a, 317

115a,

226a,

227a,

245a,

2a, 3a, 7, 50, 51a, 84, 84a, 85a,

88a, 175a, 178a, 254a, 3 2 0

319

Cartwright, R.

171,

298a, 300a, 301, 301a, 317, 3 2 0

Buchanan, E. Burnet, J .

297a

227a, 3 2 0

8a, 237a, 3 2 0

Brentlinger, J .

Cassin,

136, 294a, 319, 323 45a, 105a, 109a, 115, 115a,

292a

318

Bonitz,

C o r n f o r d , F. M .

Deraokrit

88a, 318

2 5 8 , 258a, 318

Barnes, J .

319,322

Deleuze, G.

127a, 242a, 304a, 318

Bäck, A.

7a, 8a, 115a, 116a, 319

Corcoran, J .

Dehmel, Chr.

8, 162, 318, 3 2 2

Arius Didymus

44a, 200a, 319

129a, 160a, 200a, 319

318,320

Avicenna

306a, 317

105a, 159a, 3 1 7 - 3 1 8

119a,

M.

134a, 288a, 293a, 294a, 3 1 8 12a,

115a,

134a,

136a,

138a,

288a, 291, 291a, 294a, 295a, 3 2 0 144a,

154a,

Garay, J . de

41a, 143a, 165a, 248a, 282a,

2 8 6 , 304a, 3 2 0

338

Personenregister

García-Marqués, A. 209a, 321 Gaskin, R. 257a, 321 Geach, P. 15a, 83a, 173a, 250a, 321 Gethmann, C. F. 8, 9a, 163a, 321 Geyser, J. 195a, 321 Gill, M.L. 166a, 227a, 301a, 319-321 Gloy, K. 157a, 321 Gohlke, P. 154a, 317 Gredt, J. 43a, 195a, 298a, 321 Guattari, F. Ila, 69a, 71a, 150a, 319 Guthrie, W. K. C. 289a, 294a, 295a, 321 Happ, H. 44a, 45a, 321 Harada, K. 304a, 321 Hegel, G. W. F. 16, 19a, 54a, 73a, 85a, 129, 129a, 143a, 150a, 157a, 171a, 206a, 241a, 243a, 244a, 267, 282, 282a, 285, 285a, 286, 305-306, 309-310, 310a, 321, 327 Hegselmann, R. 8, 9a, 163a, 321 Heraklit 14, 38, 120, 123, 124, 125, 127, 128, 128a, 129a, 130a, 131, 142a, 143, 144, 144a, 151a, 203, 205, 217, 217a, 277 Honnefelder, L. 304a, 321 Hruby, A. 143a, 321 Husik, I. 40a, 321 Husserl, E. 29a, 99, 99a, 321 Inciarte, F. la, 2a, 5a, 6a, 8a, 12a, 26a, 28a, 34a, 44, 45a, 47a, 48a, 53a, 59a, 67a, 81a, 84a, 97a, 105a, 109a, 114, 114a, 115a, 144a, 148a, 160a, 166, 167a, 170, 171a, 186a, 222, 225a, 227a, 228a, 236a, 237a, 242a, 269a, 298a, 321-322 Irwin, T. H. 6a, 9a, 27a, 31a, 38a, 47, 47a, 48a, 67a, 114a, 115a, 322 Jaeger, W. 44a, 104a, 322 Jacobi, K. 208a, 322 Jöhrens, O. 295a, 322 Kant, I. 4, 5a, 13a, 14a, 16, 19a, 23a, 27, 27a, 41, 42, 42a, 48a, 54a, 55a, 73a, 85a, 112a, 143a, 150a, 183, 191, 193, 193a, 196a, 199a, 216a, 224a, 237, 237a, 263a, 267, 276, 279, 282, 283, 283a, 304-307, 307a, 309a, 322, 325, 327 Kerferd, G. B. 289, 289a, 290, 291a, 293a, 322 Kirk, G. S. 130a, 322 Kirwan, Chr. la, 8a, 25, 26a, 32a, 37a, 67a, 81a, 105a, 116a, 126a, 144a, 153155, 154a, 155a, 159a, 160a, 162a, 317

Kratylos 61a, 123, 124, 128, 128a, 130a, 204a, 217 Kretzmann, N. 51a, 322 Kuhlmann, W. 6a, 7-8, 7a, 9a, 47a, 160a, 161-162, 162a-163a, 322 Lear, J. 8a, 47a, 61a, 114a-116a, 155, 155a, 253a, 322 Leiber, T. 15a, 322 Leibniz, G . W . 27a, 170a, 196a, 209a, 224a, 282, 299 Leukipp 302a Lewis, D. 85a, 209a Lewis, F. A. 61a, 301a, 322 Liddell, H. G. 162a, 323 Liske, M.-Th. 31a, 44a, 59a, 83a, 169a, 169-170, 173a, 177a, 215a, 260a, 323 Locke, J. 54a Lukasiewicz 15a, 33a, 36a, 98a, 109a, 113a, 200a, 260, 260a, 282a, 323, 324 Maier, H. 98a, 323 Mann, W. E. 12a, 139, 139a, 288a, 289a, 294a, 323 Mansfeld, J. 289, 289a, 323 Mansion, A. 103a, 323 Meinwald, C. C. 24a, 296a, 323 Mesch, W. 41a, 114a, 245a, 323 Mignucci, M. 257, 257a, 323 Narcy, M. 12a, 115a, 119a, 144a, 154a, 157a, 317 Natorp, P. 103a, 324 Newton, I. 206a Nietzsche, F. 150a, 238a, 280, 323 Nissing, H.-G. 191a Noonan, H. W. 8a, 40a, 116a, 138a, 179a, 324 Nussbaum, M. 15a, 229a, 317 Ockham, W. ν. 54a, 178a, 251, 324 Oehler, K. 317,324 Öffenberger, N. 261a, 323-324 Owen, G. E. L. 25a, 324 Owens, J. 30a, 165a, 324 Pape, W. 145a, 324 Parmenides 22, 125, 132, 132a, 134, 135a, 141, 143, 150a, 282, 282a, 286, 288, 294a, 320 Patzig, G. 169, 169a, 171, 227a, 244a, 298a, 301a, 317, 320, 324 Perler, D. 15a, 229a, 230a, 324 Pietsch, Chr. 7a, 36a, 40a, 45a, 113a, 115a, 165a, 324 Pinborg, J. 54a, 324

Personenregister Platon 4a, 19a, 22, 24a, 25a, 35a, 40, 46a, 48, 49, 51a, 54a, 56a, 61a, 63a, 74a, 92a, 97, 98a, 110a, 128-131, 129a, 130a, 140, 143, 143a, 162, 173, 194a, 229, 231-234, 236, 238, 239a, 243, 243a, 254a, 278, 282, 294a, 296-297, 296a, 297a, 300301, 306a, 320, 323-324, 326 Pleger, W. M. 129a, 290a, 324 Protagoras 125-126, 193-194, 294a, 140 Putnam, H. 15a, 138, 138a, 229a, 237a, 324 Quine, W. V. O. 2a, 8a, 12a, 15a, 19a, 34a, 45a, 53, 53a, 61a, 71a, 84a, 115, 115a, 137-141, 138a, 139a, 166a, 175a, 178a, 182a, 187-188, 187a, 200a, 214a, 237a, 249-250, 249a, 251a, 253a, 268a, 274, 278, 324 Rapp, Chr. 48a, 60a, 98a, 114, 114a, 166a, 173a, 177a, 227a, 298a, 324-5 Raven, J. E. 130, 322 Rescher, N. 257, 257a, 324-5 Rod, W. 128a, 129, 129a, 290, 294a, 325 Rohs, P. 9a, 162a, 325 Rolfes, E. 144a, 153, 159a, 317 Rosas, A. 27a, 196a, 224a, 325 Roscelin v. Compiègne 54a Ross, W. D. 26a, 38a, 70a, 81a, 104a, 105a, 126a, 144a, 154a, 157a, 159a, 177a, 212a, 317, 325 Rössler, B. 183a, 325 Russell, B. 85a, 190, 237a, 250, 254a, 268, 325 Scaltsas, Th. 24a, 166a, 319, 325 Schelling, Fr. W. J. 264a, 267, 307a, 325 Schofield, M. 132a, 135a, 143a, 288, 293a, 294a, 295a, 325 Schwabe, W. 289a, 325 Schwarz, F. F. 9a, 47, 114a, 154a, 317 Scotus, Joh. Duns 23a, 29a, 194a, 209a, 217a, 237a, 304, 304a, 317 Searle, J. R. 88a, 183a, 250a, 299-300, 299a Seidl, H. 26a, 43a, 145a, 154a, 159a, 172a, 193a, 198a, 220a, 232a, 318, 325 Sextus Empiricus 194a, 325 Shields, L. 229a Sider, D. 295a, 325

339

Simplicius 132, 132a, 135a, 294-295, 325 Sinnott, A. E. 115a, 325 Sorabji, R. 304a, 325 Spinoza, B. de 34a, 150a, 219a, 282, 319 Steinfath, H. 227a, 325 Strang, C. 289, 289a, 293a, 295a, 325 Strawson, P. F. 2a, l i l a , 173a, 190, 324325 Strobach, N. 21a, 217a, 325 Strombach, W. 119a, 326 Tannery, P. 289a, 294a, 325 Tarski, A. 49a, 90, 91a, 299, 299a, 326 Teloh, H. 296, 296a, 326 Theodorsson, S. T. 139a, 326 Thomas Maulveld 54a Thomas v. Aquin 30a, 43a, 53a, 54a, 73a, 88a, 144a, 172a, 189, 195a, 217a, 237a, 238a, 284, 284a, 318, 325, 326 Tricot, J. 157a, 318 Tugendhat, E. 1, la, 2a, 7, 7a, 19a, 26a, 28a, 32a, 34a, 37a, 40a, 41a, 44a, 50, 50a, 89a, 110a, 115a, 173a, 326 Vlastos, G. 294a, 326 Wedin, M. 229a Weidemann, H. 48a, 51a, 52a, 57a, 59a, 67a, 83a, 92a, 95a, 165a, 169a, 178a, 208a, 254a, 255a, 256, 256a, 257a, 298a, 302a, 318, 326 Welsch, W. 151a, 327 White, N. 177a, 326 Whitehead, A. N. 85a, 138a, 325, 327 Wieland, W. 1, la, 32a, 40a, 41a, 44, 44a, 185a, 326-327 Wiggins, D. 173a, 327 Wilkerson, Τ. E. 82a, 327 William v. Sherwood 54a Wilpert, P. 92a, 93a, 327 Wittgenstein, L. 51a, 95a, 121a, 170a, 190, 251, 251a, 299a, 327 Wolf, U. 7a, 19a, 26a, 37a, 89a, 115a, 173a, 326-327 Wolff, Chr. 282 Wolff, M. 85a, 263a, 283, 283a, 285a, 306a, 308a-309a, 327 Woods, M. J. 173a, 227a, 327 Zekl, H. G. 318 Zimmermann, A. 284a, 326-327

Sachregister Abbildungstheorie kennen

der E r k e n n t n i s -> Er-

abgegrenzt, abgetrennt, abtrennbar, abgesondert -> D e f i n i t i o n ; Separatheit absolut ( ά π λ ώ ς ) 15, 23, 83, 157a, 192, 199f., 201a, 207, 224, 226a, 241, 243, 243a, 245-246, 265f., 269, 277, 280 -> Gradualität; Seiendes als Seiendes Abstraktion ( έ π α γ ω γ ή ) 36, 38-40, 39a, 40a, 42f., 51, 53-54, 71-72, 75, 92a, 147a, 148, 177, 177a, 178a, 195-196, 206, 232, 232a, 234, 234a, 243, 249-251, 286 -» Denken; Erkennen; Verstand ad Ao»n'Hf»2-Argumentation 47, 48a, 94a, 157, 187 Affirmation (κατάφασις, άπόφανσίς τίνος κ α τ ά τ ί ν ο ς ) 4, 36-37, 36a, 47-49, 83111, 114, 116, 118, 120a, 122, 153, 155, 159, 159a, 161, 223a, 25If., 259, 267f„ 267a, 311 -> Aussage; Negation; Positivität; propositionaler Gehalt ά κ ι ν η τ ό ν -> Veränderungsprozeß Aktualität -> Tätigkeit; Wirklichkeit Akzidens (συμβεβηκός, beiläufig Z u k o m mendes) 18, 25, 25a, 29, 68f„ 68a, 75f„ 78f., 82, 107, 173, 181, 188, 22 Iff., 226, 237, 242a, 243, 251, 261, 268f., 298f. -

eigenschaftliches, Eigenschaft, Modifikation 53, 75f., 81, 145f., 217a, 240a

-

als prädizierter Begriff

25a, 75f., 78,

181 -

-

Akzidens eines Akzidens (συμβεβηκός σ υ μ β ε β η κ ό τ ι ) 32a, 66ff., 78-82, 102a, 167, 167a, 213a Nichtexistenz des Akzidens 23, 2 3 a 24a, 75, 217a, 227a, 235a

-

Reduktion des Akzidens auf die Substanz 20ff., 26, 237f.

-

Nichteigenständigkeit des Akzidens 23a, 25, 75-76, 194a, 217a, 229, 234, 235a, 237a, 242a

-> G o t t , Identität, Teil, P l u r i f i k a t i o n , Prädikat, per accidens, Substanz, Sortalbegriff, V e r ä n d e r u n g s p r o z e ß Allfluß ( π ά ν τ α ρεί, π ά ν τ α χ ω ρ ε ί ) 39, 124, 128ff„ 129a, 130a, 204, 217, 217a, 220, 277 Prozessualität allgemein ( κ α τ ά π α ν τ ό ς ) 41a, 118, 199, 208, 208a, 234, 299 -> Universalien; allgemeingültig allgemeingültig (καθόλου) 3 Iff., 41a, 189, 208, 208a, 244 -» notwendig Allquantor 98a, 136, 261a, 268a -> Existenz Allvermischung (totum revolutum, έ ν π α ν τ ί π ά ν τ α , Allzusammen aller F o r m e n ) 10, 76, 107, 124, 132, 134, 135a, 136-138, 141-144, 141a, 142a, 143a, 144a, 154a, 163, 171a, 206, 248, 248a, 267, 286-292, 295, 297 - positive ( A n h ä u f u n g aller Bestimmungen) 11, 76, 124, 150, 167a, 177a, 178, 186, 226, 292, 299, 306 -

-

negative (Auflösung aller Bestimmungen) 11, 124, 144, 144a, 149, 151, 186, 206, 248, 283 όμοΰ π ά ν τ α 10, 10a, 124, 136a, 142a, 143, 175, 217, 248, 274, 283, 306

-> Holismus; Indefinites; Indifferentes; Konglomerat An-sich-Sein 5, 13-14, 14a, 24, 27, 27a, 29, 32, 41-44, 41a, 75, 99, 125, 140-141, 183-199, 197a, 201, 201a, 220, 232, 236, 238, 275-277, 280-281, 292, 299, 307ff. -> Idealismus; per-se-, Realismus; Seiendes als Seiendes; Substanz Analoges ( ά ν ά λ ο γ ο ν , Analogie, analogia proportionalitatis) 28, 39, 172a - analogia altributionh 21a, 24a, 25, 60a -» Begriff (Formal-); Extension; Paronymie analytisch -

analytische Urteile 19a, 19-21, 21a, 26a, 29ff., 32a, 48a, 69f., 71a, 77ff., 82,

Sachregister 84a, 102a, 106ff., 178ff., 187, 264, 271, 275, 314 - Verhältnis von „analytisch" und „tautologisch" 19a, 68a - Ablehnung analytischer Wahrheit 61a, 69ff„ 71a, 77f., 82, 106ff., 178ff., 187a -> Definition, Identität, Logik; per se; synthetisch, Tautologie Analytische Philosophie 1-2, 2a, 14, 33, 34a, 38, 40a, 50, 61a, 85a, 88a, 173, 173a, 178, 182a, 183a, 188, 229, 249f„ 265a, 280, 299 -> Logik; Pragmatik; Semantik; Sprache Anderes -> Différentes Angleichung -» Wahrheit Anteile -» Akzidens; Gradualität; Teil; Teilhabe Anthropologie 2 3 8 , 2 3 9 a Antinomien, dynamische (Kant) άπόφασις -> Negation Apraxie -> Sprache

307ff.

Apriori (Verstandesprinzip) 4-5, 4a, 1315, 35, 39-43, 40a, 43a, 45a, 50, 98-99, 127, 191-192, 196-197, 199a, 219, 235a, 247, 271, 276f., 280, 309, 313 -» Möglichkeitsbedingung; Prinzip; Transzendentalphilosophie Äquivalenz 90-91, 252 Äquivozität -> Homonymie Arithmetik -»

natürliche Zahl 1 9 , 3 1 , 2 6 5 a potentiell unendliche Zahl 71a, 249ff. aktuell unendliche Zahl 71a Einheit; Identität; Infinitesimal; Separatheit Art -» Essenz Artefakte 2 2 8 , 2 3 4 - 2 3 5 -» Unbelebtes Assertion -> Aussage Atome -> Elementarstoff ausgeschlossenes Mittleres -

-

als Proprium des Seienden 30ff., 41 logischer Satz 3, 6-13, 31-37, 49, 118119, 120a, 123, 149, 152, 165, 248, 252, 253a, 305ff„ 313ff. semantisches Prinzip 6a, 8a, 49, 117, 122f., 153, 312 begriffslogisches Gesetz 60 Gegner 123-131, 143ff., 148a, 149ff. Verteidigung 46a, 99, 152-164, 274f. ausgeschlossenes Mittleres und Essenz 165f., 168f., 171a, 239f.

341

-

ausgeschlossenes Mittleres und Potentialität 87a, 211, 249f. - ausgeschlossenes Mittleres und Realismus 185ff., 239 - ausgeschlossenes Mittleres und Vagheit 249ff. - ausgeschlossenes Mittleres und indeterminierte Zukunft 254ff. - ausgeschlossenes Mittleres und Privation 261-269, 305ff. Begriff; Intuitionismus; Veränderungsprozeß Aussage (Urteil, Assertion, Prädikation, άπόφανσις, λόγος άποφαντικός) 9, 36, 47, 52, 52a, 73a, 79ff., 88ff., 93, 114, 162f„ 212, 242f., 271ff., 299f. - gedankliches Urteil, Proposition 88f., 92 - gedankliches Urteil als Abschluß geistiger Erkenntnis 36, 36a, 40, 112 - sprachlicher Aussagesatz 52, 88ff. - elementare und komplexe Satzformen 75, 83a, 95a, 103f„ 107, 109f., 112, 272 -» Sprechakt - semantische Aussage 48, 49, 90f., 10 Iff., 163f. - zeitlogische Aussage 111, 254ff. -> Logik - indefinite Aussage 243, 257ff. -> Affirmation; analytisch; Assertion; Hinsicht; Logik; Negation; per se; per acciderts; Prädikation; propositionaler Gehalt; Sprechakt; usus orationis; Wahrheit; Widerspruch Aussagendisjunktion 32a, 98a, 121a, 121f., 149, 153a, 154a Aussagenkonjunktion 83a, 98a, 121a Aussagevoraussetzungen (Präsuppositionen) 9, 186ff., 190a, 201, 266a, 267f. Aussonderung (άπόκρισις) 124, 136f., 137a, 150, 151a, 199,215, 288 Axiom -» Prinzip Bedeutung, Bedeutungsgehalt - eines Wortes -> Begriff - eines Satzes 75, 99ff. - Reizbedeutung 182a - * Homonymie; propositionaler Gehalt; Semantik; Synomymie; Zeichen Begriff (λόγος, ideeller Gehalt) 10f„ 4 5 73, 77-83, 149f., 175-182, 271

342

Sachregister

-

formaler, Formalbegriff 1-6, 2a, 13, 17, 26a, 28, 33f., 39a, 42ff., 72, 191, 200a, 203, 249, 280 -> Negation, Semantik, Theologie - als Abstraktionsresultat 2, 50a, 51, 5354, 54a, 61, 61a, 71f„ 74a, 75, 177, 177a, 232a, 271, 275, 279 - ens ideale -» Seiendes - als Wortbedeutung 10f., 45-73 - widersprüchlicher, widerspruchsmittlerer 32a, 59ff., 64ff., 118, 143a, 148a, 149-151, 155f., 157a, 167ff. - natürlicher Mittelbegriff 58, 145, 145a, 148, 148a -* Abstraktion; Bedeutung; Begriffslogik; Essenz; Intension; Logik; Primitiva; semantisches Dreieck; Semantik; Zeichen Begriffslogik -> Logik Behauptung -> Aussage Bejahung -> Affirmation Bestimmung -» Akzidens; Essenz Bewegung -» Veränderungsprozeß Beweis (Aufweis, Rechtfertigung, άπόδειξις) deduktiv-indirekter 36a, 46, 46a, 72, 274 - transzendental-indirekter sprachpragmatische indirekte Widerlegung 7, 10, 44ff„ 46a, 48ff., 72, 160ff„ 274f. - destruktiver Teil und konstruktiver Teil einer transzendentalen Begründung 72, 81, 82a, 99a, 103a, 105-106, 109, 109a, 155, 158, 161, 200, 274 - Beweisprinzip -> Prinzip -> Dezisionismus; petitio principil·, Pragmatik; Regreß; Sprache; Transzendentalphilosophie Bewußtsein 40, 192f., 243a -

- Selbstbewußtsein 232,243a Bivalenzprinzip (Zweiwertigkeitsprinzip) 8a, 117, 119-123, 120a, 121a, 153, 253, 255a, 256, 260, 312 carentia -» Negation Definitheit -» Definition; Separatheit Definition (begriffliche Abgrenzung, ορισμός) - im Sinne begrifflicher Abgegrenztheit 10-11, 46a, 54-55, 54a, 55a, 59, 62, 64,

65a, 66ff., 68a, 71a, 72f., 76ff., 108, 176, 197a, 271ff., 281ff., 311 - Eingrenzung und Ausgrenzung 24, 55ff., 60 - Reduktion eines definiendum auf definientes 11, 19f„ 21, 21a, 25, 55, 55a, 61a, 65ff„ 68a, 69ff„ 71a, 76, 271f„ 28 Iff., 307, 311 -> Begriff; Différentes; Essenz; Indefinites; Infinitesimal; Konjunktion; porphyrischer Baum; Primitiva; Regreß; Separatheit Dekonstruktivismus (Poststrukturalismus) 11, 69a, 150f. Denken - Gedachtes (νόημα) als Gegensatz zum Vorgestellten 5Iff., 51a -»Abstraktion; Apriori; Aussage; Begriff; Bewußtsein; Geist; Vermögen; Verstand Denkform/ Denkprinzip -» Apriori; Prinzip; Transzendentalphilosophie determinatio -* Definition Determinismus 151a, 254ff„ 301ff. -> Freiheit; Zukunft Dezisionismus bzgl. logischer Axiome 9a, 37a Dialektik 25, 27a, 41a, 174 - hegel'sche 243a, 244a, 286 -> Meinung; Transzendentalphilosophie Différentes (Verschiedenes, Nichtidentisches; Anderes, ετερον, άλλον) 3, 22, 30-31, 33, 40a, 41, 54, 56-59, 61, 62a, 66a, 67ff., 69a, 73, 79, 85f., 95, 104f„ 105a, l l l f . , 143, 143a, 146f., 150f., 169, 171a, 180f„ 185, 193ff., 196a, 197ff., 211a, 238f., 260a, 262, 281-286, 298ff. - έτερότης: das Paar differenter Bestimmungen 29, 57a, 95, 105, 281 - spezifische Differenz (differentia specifica) 39a, 57f„ 189a, 228a, 242a, 269 -> Definites, Gegensätzliches; Identität; Indefinites; Unterschiedenes Ding -> Ereignis, Phänomen; Substanz Disjunktion -» Aussagendisjunktion Diskurs -> Kommunikation Disposition -> Habitus Eigenschaft -» Akzidens; Definites; Différentes; Essenz Eigenschaftswechsel -» Veränderungsprozeß

Sachregister Einheit, Eines (εν) 1, 20, 22-23, 29-30, 30a, 31a, 33, 41, 56, 72-74, 143a, 167, 169ff„ 171a, 172ff., 172a, 176, 219, 224ff., 225a, 230f., 233, 236-238, 243a, 244, 248a, 250, 269, 271, 281 f., 284 - numerisch Eines (εν τω αριθμώ, ατομον) 17, 28f„ 41, 139f.,' 169ff., 277ff. - begrifflich Eines (εν τω «ϊδει/ -τω λόγφ) 17, 28f., 41, 54-55, 57a, 59-60, 62, 66, 75, 78ff., 107, 112-113, 167, 169ff., 177ff., 235, 271ff., 278ff., 281f. - Einheit allen Seins -» Holismus; Monismus -» Definites; Différentes; Identität; Konkretes; propositionaler Gehalt; Separates; Transzendentalien Einzelnes -» Einheit, Konkretes; τόδε τι eleatische (parmenideische) Logik 22, 125, 132ff., 137, 141, 147a, 207, 282, 286, 288, 288, 288a, 292, 294f., 294a, 295a, 296 Elementarstoff, Grundstoff, Elemente (στοιχείον) - in der Vorsokratik 133-141, 133a, 138a, 138, 229, 286-296 - bei Aristoteles 18a, 71a, 176, 196a, 219, 229f., 253a Empirie (empirisch) 39-40, 42-43, 61a, 127, 135a, 148, 178a, 253a, 291, 307 Abstraktion Energeia, ένέργεια -> Wirklichkeit; Gott; omnitudo realitatis\ Substanz Entität -> Seiendes Entstehen, Werden (γένεσις) 132-133, 135a, 140-141, 146, 146a, 150a, 204, 223, 297a -> Umschlag; unvergänglich; Veränderungsprozeß; Vergehen; Zeit Epiphänomen 133, 137, 229 Ereignis 14, 124-125, 129, 129a, 141-142, 182a, 203, 213-223, 214a, 215a, 217a, 219a, 236a, 239-240, 254, 256, 258-259, 266, 272, 277, 300, 303 - Ereignisontologie 124, 137f., 215ff., 219a, 278 -» Konglomerat; Phänomen; Transzendierung; Veränderungsprozeß; Verharren; Raum-Zeit; Zeit Erkennen intellektuelles -> Apriori; Abstraktion; Denken; Verstand - sinnliches -» Sinneswahrnehmung

343

-

Erkenntnisvermögen -» Sinneswahrnehmung; Vermögen; Verstand

-

Abbildungstheorie des Erkennens 52a, 185, 193, 195

Erscheinung -» Phänomene Erste Philosophie (πρώτη φιλοσοφία) -* Metaphysik Erstes -» Unvermitteltes Essen tialismus Essenz (Eigenwesen, Wesen, Wesensbegriff, Artbestimmtheit, Wassein, τί έστι, τό τί ήν είναι) 13, 17, 28-29, 29a, 56a, 68, 68a, 76ff„ 82, 102a, 165-175, 179-180, 179a, 179f., 185, 209, 211a, 218, 221, 224-227, 226a, 240-241, 251, 268, 271279, 282ff., 285a, 298-301, 314 -

Rechtfertigung, transzendentale Deduktion 167-171

-

und Realismus

185-189

-

Verhältnis zu log. Axiomen -» ausgeschlossenes Mittleres, Nichtwiderspruch -> Definition; Form; Natur; Sortalbegriff, Spezifikation; τί ήν είναι Eudaimonie (ευδαιμονία) 239a, 242 -» Teleologie Evidenz -* Gewißheit Ewigkeit 15, 210a, 244a, 247-248, 297a Exemplifikation von Begriffen 2, 33, 34a, 59a, 172a, 176-182, 177a, 191, 243a, 249, 251, 274, 276 -* Existenz; Extension Existenz - logische Existenz/ Existenzquantor 12, 18, 26, 28, 28a, 33, 34a, 53a, 140f., 190-191, 191, 267f. -

ontologisch Existierendes/ existierender Gegenstand 2f., 13, 17ff., 23ff., 24a, 27ff„ 28a, 33f., 34a, 42, 75f., 115, 125, 174, 183-191, 196, 216-224, 228ff., 237, 239, 241 f., 246ff., 267ff„ 271, 299

-> Allquantor; Exemplifikation, Extension, Realismus; Seiendes; Wirklichkeit Explikationsprinzip -> Prinzip Extension (Umfang eines Begriffs) 54a, 138f., 175-182, 177a, 249 -

Extensionalismus/ Antiintensionalismus 2a, 54a, 115, 138f„ 177-182

-

Kritik des 249ff., 276

Extensionalismus

177ff.,

344

Sachregister

-> Exemplifikation; Intension; Prinzip; Reizbedeutung; Referenz; Substanz; Supposition; Universalien; Vagheit Falschheit 84f., 90ff. -

universelle

-

Möglichkeitsbedingung f ü r

127f„ 159f., 204 96f.

-> ausgeschlossenes Mittleres; Bivalenzprinzip; Negation; Wahrheit Finalursache -» Teleologie Form, substantielle F o r m {forma substantiate, είδος, μορφή) 14f., 56a, 74a, 171a, 220f., 224ff., 242a, 245, 247a, 248a, 269, 2 7 7 f . , 297f. -

-

Z u r ü c k f ü h r u n g des Seienden auf die substantielle Form, Primat der F o r m 125, 141, 203, 217, 220-238, 277ff„ als individuelle 225, 233ff.

-

als immaterielle

-

des Belebten/ Unbelebten 228ff.

-

als Eigenschaftssubjekt

14f., 228-233 237ff.

-

Indefinitheit auch der F o r m 236a, 239ff., 269 -> Essenz; K o m p o s i t u m ; Seele; Stoff; Substanz; Teleologie; τόδε τι; Wirklichkeit Formalbegriff -> Begriff Frage 88a -> Aussage; propositionaler Gehalt; usus orationis Freiheit 301ff. -> Determinismus; Zukunft Funktionalität, f u n k t i o n a l e Abhängigkeit 11, 15f„ 25, 27a, 74, 76, 183, 186, 218f., 224, 229, 232, 236, 239, 241, 253a, 271, 275ff., 280, 285 -» Prinzip-PrinzipiatRelation; Ursache; per accidens\ Phänomen; Relativum Ganzes (όλον) 56, 63, 215f. -» absolut; Einheit; Holismus; Konglomerat; Vollendetheit G a t t u n g 29a, 39a, 41, 57-59, 81a, 85f., 105a, 111, 145ff., 170a, 228a, 242a, 262ff„ 269, 285, 308ff. - reflexionslogisches Gattungssubstrat 304 -> Art; Différentes; Kategorie; porphyrischer Baum Gegensätzliches, Gegensatzpaar ( α ν τ ι κ ε ί μ ε ν α ) 57, 57a, 95, 104f., 105a, l l l f . , 118, 143a, 146, 262ff„ 269, 282a, 283, 293a, 294a, 306ff. - coincidentia oppositorum 128

-> Kontrarietät; Privation; Relationalität; Widerspruch Gegenstand -» I n d i v i d u u m ; P h ä n o m e n ; Seiendes; Seiendes als Seiendes; Substanz Gegenwart 211a, 221, 246, 248, 254, 304 -•Zeit Geist (νους) -

bei Aristoteles -» Verstand bei Anaxagoras 135a, 136, 137a, 141a, 150a, 151a, 248a, 292a, 293a Geltungsanspruch -> W a h r h e i t s a n s p r u c h Geltungswert -» Wahrheitswert Gesamtwirklichkeit -> Ganzes Gesamtzustand der Substanz -> Substanz Gesetz -> Prinzip Gewißheit

(Evidenz)

5-6,

37, 37a,

45a,

161, 166

Gleichartigkeit -» Identität Glückseligkeit -» E u d a i m o n i e G o t t (θεός), göttliches Seiendes (θείον) 15, 224, 227a, 230f„ 233, 243ff„ 244a, 248a, 269, 280, 283, 300, 304a -> Gottesbeweis; Theologie Gottesbeweis 191, 245ff. -> Gott; Theologie Gradualität (Seinsgrade) 59, 128, 150, 182a, 204-207, 211, 211f„ 212a, 220, 235-236, 240, 245, 250, 260f. Aussage (indefinite); Extension; Vagheit; Wahrheitswert; Wahrscheinlichkeit Grenze (πέρας) 55ff., 62, 68, 149, 308 - zeitliche 7 1 , 2 0 6 , 2 1 8 , 2 2 2 - räumliche 2 1 4 , 2 1 8 - begriffliche -» D e f i n i t i o n -> Separatheit Grenzenloses (Unendliches, ά π ε ι ρ ο ν ) 62ff., 63a, 206a, 215a - Grenzenlosigkeit im Sinne der „Hinzuf ü g u n g " (άπειρον κ α τ ά πρόσθεσιν) bzw. der „Zergliederung" (άπειρον κ α τά καθαίρεσιν; άπειρον κατά διαίρεσιν) 10, 63f. - begrifflich Grenzenloses -> Indefinites - zeitlich Grenzenloses Zeit - potentiell Unendliches vs. aktuell Unendliches 71a, 249f. -> Infinitesimal -> Allvermischung G r u n d s t o f f -» Elementarstoff G u t (Wert, α γ α θ ό ν ) 128a, 144, 198f., 239a

345

Sachregister Habitus (Disposition, εξις) 194, 2 3 2

42, 99, 182a,

-

66a, 71, 93a, 109, 113,

127, 127a, 163a, 1 9 8 - 2 0 1 , 260a, 304 ->

-> Einheit Immaterielles (Noumenales)

Aussagehinsicht

109-113,

161,

165, 2 6 Iff.

dierung Indefinites

174f.

semiotischer, semantischer

160, 166ff., 170, 178ff., 186, 206ff., 206a,

ontologischer

141f„ 145, 173-175, 180,

2 1 2 , 212a, 2 2 0 , 239ff., 249ff., 259f. -

homoiomer

139,

-

- » Allvermischung;

60f., 60a ->

glomerat;

66a, 68

οπερ öv τι ->

Seiendes als Seiendes

(Konstruktivismus)

12,

27a,

140, 173, 183-186, 183a, 185a, 195, 199, transzendentaler

4 - 5 , 5a, 27a,

41-43,

192 Idee, platonische

169,

nach

170a,

172a,

partielle begriffliche

69a, 271, 310

-

extensionale

-

diachrone (Persistenz) 128f, 140f., 145, 146a, 194, 2 2 1 - 2 2 2 , 2 3 8 , 241, 2 6 9 , 2 8 0 , 298

179

kontingente/ akzidentelle

14, 66ff., 74,

7 8 f f „ 81, 106, 139, 142a, 177a, 181, 2 2 6 , 2 3 7 , 236a, 238a, 2 4 0 f „ 2 7 8 f „ 309

145,

169a,

172a,

174,

174a,

196,

2 2 5 - 2 2 8 , 230a, 2 3 2 , 2 3 6 , 236a, 242, 2 9 7 2 9 9 , 3 0 2 - » Einheit; F o r m ; Konglome-

234,

begriffliche, der Art nach, Gleichartigkeit (εϊδει ταύτόν) 19a, 21a, 5 4 - 5 6 , 61, 6 7 - 6 9 , 74, 78f., 81f., 102a, 106, 108, 142, 142a, 159a, 169, 172a, 179a, 194a, 196, 226a, 231, 2 3 4 , 243a, 285a, 301, 3 0 9 -> analytisch; Logik

1 - 4 , 14-15, 2 0 - 2 3 , 26, 28, 33,

34a, 39, 53a, 54a, 74a, 76, 83, 124, 1 3 9 -

(άριθμφ

-

-

14,

Plurifika-

tion Individuum

rat; Konkretes; Seiendes; Separates; Sub-

298f., 299a, 309 -

—> All-

Différentes;

Grenzenloses; Indefinites

141,

142,

Definition;

Individuation/ Individuationsprinzip

282a, 2 8 4 , 301 Zahl

(Ununterschiedenes)

vermischung;

186, 2 2 5 , 2 7 4 , 2 9 8 , 300a ->

22, 54a, 2 9 7 , 3 0 0

der

Unentschiedenheit;

heit; Zukunft Indifferentes

2 8 f „ 30f., 31a, 23 lf., 2 3 8 , 281,

numerische,

Regreß;

Indeterminiertheit -> Determinismus; Frei-

- » An-sich-Sein; Realismus

ταύτόν)

Definition;

Wirklichkeit

218, 2 3 9 , 2 5 2 - 2 5 3 , 253a, 2 7 4 - 2 7 5

-

Aussage;

Form; Grenzenloses; Infinitesimal; Kon-

Paronymie

Identität

indefinite Prädikation - » Aussage; Wahrheit

H o m o n y m i e (Äquivozität)

-

155ff.,

2 4 Iff., 272f.

134f.,

2 8 7 , 290a, 2 9 3 - 2 9 6

Idealismus

Unterbestimmt-

6 3 - 6 4 , 80a, 87, 124, 149,

165a, 168, 170, 2 0 5 , 211, 216, 2 2 0 f „ 2 2 6 ,

Monismus; Pluralität; Relativum Homoiomerien,

Überbestimmtheit und heit

-> Allvermischung; Funktionalität; Ganzes;

-

Unbestimmtes,

118f„ 129f„ 142ff„ 142a, 147, 149f„ 155,

45a, 6 8 - 7 0 ,

219a, 27 Iff., 2 9 0

hóper (οπερ)

(begrifflich

αόριστον) 10, 38; 62ff., 71a, 79ff., 112,

71a, I i i . , 175, 180, 271ff., 2 8 5 -

14a,

304, 3 0 9 -> Form; Intention; Transzen-

Vorzugswahl

-

14f.,

125, 2 2 2 - 2 2 4 , 2 3 0 - 2 4 1 , 2 7 7 f „ 2 8 0 , 300a,

Intention; Pragmatik; Praxis; Tätigkeit;

Holismus

60, 66, 102a, 108a, 198,

- » Différentes; D e f i n i t i o n

Vollendetheit Handlungstheorie

Hinsicht,

Nichtidentität

2 3 8 , 2 4 2 , 242a, 251, 27 Iff., 284, 2 9 7 , 310

- » Sinnesqualität; Vermögen;

stanz; τόδε τι Induktion - » Abstraktion Infinitesimal

63,

71a,

206a,

214a,

215,

2 2 0 , 2 4 0 , 2 4 9 f „ 2 9 0 , 2 9 5 -> Arithmetik; Grenzenloses; Indefinites; K o n t i n u u m Inhaltslogik - » Logik Intellekt - » Verstand Intension

53f., 54a, 75, 114, 175-182, 199,

232a, 249ff., 271, 275f., 301 -

Primat der

41a, 54a, 76a, 175ff., 177a,

245a, 2 4 9 -

Verteidigung der - » Extension

- » Begriff;

Denken;

Extension;

Substanz; Supposition

Prinzip;

346

Sachregister

Intention 93, 127, 127a, 231, 292 -> Freiheit; Teleologie; Vorzugswahl Intuitionismus 25 lf. Jetzt -> Gegenwart; Zeit kanonische Notation Allquantor; Existenzquantor κατ' άλλο, κατά συμβεβηκός -* per accidens κατάφασις -> Affirmation Kategorie (oberste Gattung) 8a, 24, 26, 26a, 40a, 66a, 72, 74a, 81a, 86, 111-112, 129, 145, 147f., 157a, 170a, 220a, 266, 307 Gattung; prophyrischer Baum; Qualitatives; Quantitatives; Relationalität; Substanz Kausalität -> Ursache Klugheit, praktische (Phronesis) 260a Körper (σώμα) 14, 139, 168a, 218-221, 225-243, 278£, 298 - Leibfeindlichkeit 239a -> Ereignis; Phänomen; Raum; Seele; Stoff; Vermögen Kommunikation 10, 45, 59-64, 62a, 72, 77, 81a, 108, 112a Kompositum aus Form und Stoff (σύνολον, σύνθετος ούσία) 74a, 225, 227a, 233 -> Form; Stoff; Usia Konglomerat 79, 80a, 124, 140, 180, 227, 229, 287, 289f. Konjunktion - von Merkmalen 32a, 55, 55a, 112 - von Aussagen -> Aussagenkonjunktion Konkretes (εκαστον) 28, 39a, 41f., 53f., 74a, 138f., 148, 171a, 176, 178, 193, 199, 229, 244f., 285a, 301 -> Allgemeines; Einheit; Seiendes; Substanz; τόδε τι Konstruktivismus -> Idealismus Kontingentes (Zufälliges) 15, 86f., 147a, 150f„ 186ff„ 210f., 222-224, 246f„ 256ff., 260a, 261a, 269a, 280, 302f. Identität; Mögliches; per accidens; Spezifikation; Vermögen; Zukunft; Zufall Kontinuum, kontinuierlich 63, 71a, 249 - räumliches - * Raum - raum-zeitliches -> Raum-Zeit - zeitliches -> Zeit - Prozeßkontinuum -> Veränderungsprozeß

-

grenzenlose Teilbarkeit 240f., 249 -» Grenzenloses; Infinitesimal; Teil Kontradiktion -> Widerspruch Kontrarietät (έναντιότης, das Paar konträrer Bestimmungen) 57a, 58, 58a, 95, 105a, 110a, 111, 145, 148, 148a, 207-208, 264, 265a, 267, 269, 282a, 283a, 305f., 309, 310a - bei Anaxagoras 133, 137a, 138a, 144f., 287 Kontravalenz -> Widerspruchskontravalenz Kosmogonie/ Kosmologie 135a, 138, 141, 244a, 295a, 304a Leben 174a, 200, 228, 230-232, 239a, 241242, 260a, 278 -> Form; Seele; Unbelebtes Lebewesen 18f., 40, 68a, 70, 174a, 189a, 199, 219, 225, 225a-226a, 228-232, 232a, 241, 242a, 243, 243a, 278, 294a Linguistik -» Analytische Philosophie Logik - aristotelische assertorische lf., 14, 34, 36a, 38, 40, 45, 48, 54a, 72, 87a, 90a, 112, 155, 203, 212, 219, 252, 254ff. - moderne - Konvergenzen und Unterschiede zur aristotelischen 1-3, 7, 12, 15, 28, 33, 37a, 57, 84, 84a, 95, 116, 119, 121, 121a, 250, 252, 310 -> Negation -

Prädikatenlogik Iff., 191 Aussagenlogik 87a Unterschied zur Semantik 6, 48f. Begriffslogik (Inhalts-, Merkmals-, Reflexionslogik; begriffsanalytische Logik) 19a, 32a, 54, 54a, 91, 101a - Modallogik, 86, 166a, 187a, 203, 207ff., 210-211,256ff. -> Mögliches; Notwendiges - Logik indefiniter Aussagen -> Aussage - Zeitlogik 74a, 110a, l l l f . , 112a, 209a, 210f., 254ff. -> Aussage; Zeit - intuitionistische -> Intuitionismus - logisches Axiom, Gesetz -> Prinzip -» eleatische Logik; Prinzip; Semantik; Syllogismus Logos (λόγος) - als Wortbedeutung -> Begriff - als Wesensbestimmung -» Essenz - als Erklärung 46, 104, 125-127, 144, 148, 209 - λόγος άποφάντικος -> Aussage

Sachregister -

als Wort -* Nomen; Zeichen

Macht (βία) 125-127, 127a Materie -> Stoff medium contradictionis -> ausgeschlossenes Mittleres Meinung (δόξα) 92, 126, 130a, 140a, 186a, 193, 198, 200a, 201 Merkmal -» analytisch; Definition; Konjunktion Merkmalslogik -» Logik Metaphysik (Erste Philosophie, πρώτη φιλοσοφία , Weisheit, σοφία, Ontologie) -

metaphysial generalis - Definition und Gegenstand 1-5, 11, 17, 17a, 20, 23-35, 40a, 41a, 42ff„ 42a, 48, 48a, 50, 54a, 72, 83, 92, 98, 125, 174, 188f„ 197, 203, 224, 229, 233, 233a, 27 Iff., 284, 304 - als Transzendentalphilosophie -> Transzendentalphilosophie - Unterteil der Metaphysik/ metaphysica specialis·. 29a, 189, 224, 244, 244a, 300 - Paradoxien der Metaphysik 25a, 237243, 251, 279 - Metaphysik als Theologie 244ff„ 280 - rationalistische 143a, 237a, 282f. -» Naturphilosophie; Theologie Metasprache -> Sprache Mittelbegriff -> Begriff Mögliches, logisch Mögliches (δυνατόν) 25a, 87, 87a, 111, 145, 169a, 207-211, 209a, 211a, 241f., 242a, 246f., 247a, 253a, 258, 261-266, 301, 306-308, 310a, 315 - bloß logisch Mögliches (δυνατόν ού κατά δΰναμιν) 210a - „ontologisch Mögliches" 209, 241 -» Vermögen - „doppelte" Möglichkeit, Möglichkeit beider Widerspruchsglieder 87, 150f., 209-211, 210a, 212a, 246f„ 247a, 255a, 256, 258-260, 263 -» Kontingentes - kontrafaktische Möglichkeit 209f., 209a, 254-256 - Totalmöglichkeit 210a, 304 -*• Vermögen - potentielle Unendlichkeit -> Grenzenlosigkeit, Infinitesimal -» Kontingentes; Logik; Notwendiges; Unmögliches

347

Möglichkeitsbedingung 4, 6, 10, 13, 3545, 65, 72f., 81f., 82a, 96, 112, 153, 161, 170f., 181, 184, 197ff., 235, 248, 265a, 292, 298, 305 ->Apriori; Beweis; Prinzip; Transzendentalphilosophie Monismus 22, 129, 138, 141-143, 143a, 170a, 171, 171a, 174-175, 174a, 179ff., 292 -» Ganzes; Holismus; Pluralität Münchhausentrilemma 6, 37f. Natur (φύσις); Naturhaftes 44a, 54a, 138, 148a, 154a, 165a, 170a, 176, 220-222, 227, 230, 232-236, 234a, 238, 239a, 241245, 247a, 251, 265a, 266a, 277, 279, 289a, 291f., 298, 300f., 303 Essenz; Teleologie Naturalismus (Materialismus) 124f., 204, 232, 236 - Kritik des 231-233, 277ff. Naturphilosophie (Physik) 4a, 11, 29a, 38-39, 40a, 41a, 44, 125-127, 132f„ 132a, 137f., 141, 230, 233, 233a, 244a, 245 -+ Metaphysik; Natur; Teleologie; Veränderungsprozeß Negation - als formales Schema 3, 11, 56ff., 60, 84ff„ 105ff., 146, 155, 263a, 267, 272f„ 282f. - begriffslogische, Negativbegriff 56ff., 60, 66, 85, 87 - prädikative (άπόφασις), Eigenschaftsnegation 3, 24, 84ff., 87, 93, 96f. - reine Negation 56ff., 85f., 87, 105, 105a, 110a, 146ff., 265f., 310 - Negation gemäß den Kategorien 86 - Nichtsein im Sinne der Potenz 86 - Negation im Sinne der Falschheit (μή ôv ώς ψευδός)/ Satznegation 86 - Aposteriorität der Negation 83a, 84ff., 28 Iff. -» Positivität; Nichtseiendes - Selbstnegation 148a, 156f. -> Widerspruch - Unterschied der aristotelischen Negationsdefinition zur modernen 3, 7f., 57, 84f., 95f., 96 - moderner Negator ->/ Probleme mit dem modernen Negator 3, 7, 87a, 95, 96a, 119a -> Affirmation; Bivalenzprinzip; Nichtsein; Prädikat; Privation; Widerspruch Negativität -» Nichtseiendes

348

Sachregister

Neuplatonismus Piatonismus Neuscholastik, Neuthomismus -> Scholastik neutraler Geltungswert -> Bivalenzprinzip; Wahrheitswert Nichtwiderspruch - Nichtwiderspruchssatz (NWS) 2f., 6, 9, 31f., 37, 47ff„ 97-116, 120, 313 - semantisches Nichtwiderspruchsprinzip (NWP) 6, 49f, 97-116, 121, 312 - Nichtwidersprüchlichkeit als Proprium des Seienden 3, 17, 32ff„ 41 - als begriffslog. Gesetz 59-67 - Leugnung des NWS, Gegner des NWS 124f., 127ff., 142ff„ 149f. - Rechtfertigung 8ff„ 45ff., 99-116, 273 - NWS und Essentialismus 165-167 - NWS und Realismus 185ff. - NWS und Theologie 247f. - NWS und Praxis 197ff. -> ausgeschlossenes Mittleres; Begriff, Widerspruch Nichtseindes, Negativität, »nichts« (μή öv) 21f., 29f., 33, 143a, 157a, 212, 227f., 240f., 28 Iff. - Nichtexistenz 190f., 267f. - universelles Nichtsein/ ontologischer Nihilismus 13, 64f., 130f., 142f., 143a, 151, 157a, 246f„ 281ff. -+ Allvermischung -» Akzidens; Identität; Negation, Positivität; Seiendes Nomen (Nennwort, όνομα) 52a, 60a, 73a - όνομα αόριστον 57a, 84 -» Zeichen Nominalismus 54a, 140, 173, 251, 300f. -» allgemein; Universalien Notwendiges (άναγκαίον), notwendig (έξ ανάγκης) 3 If., 69, 98a, 187f„ 208ff., 257f., 263ff., 267ff., 302f. - Notwendigkeit logischer Prinzipien 14, 31f„ 35, 37, 44a, 82a, 174a, 245ff. - semantische N. 49, 64, 72f„ 82, 160ff. - notwendig Existierendes 246ff. - temporale Notwendigkeit 254ff. -> Kontingentes; Logik; Mögliches; Möglichkeitsbedingung; Unmögliches noumenal, Noumenon -> Immaterielles nous -> Geist; Verstand

omnitudo realitatis 143, 143a, 175, 283, 307 -> Allvermischung; transzendentales Ideal όνομα, όνομα αόριστον -> Nomen Ontologie Metaphysik Ort (τόπος) 205, 214, 272 -> Raum Ortsbewegung 85a, 205, 215, 216a Veränderungsprozeß οϋσία -> Usia πάντα ρεί -> Allfluß parmenideisch -» eleatisch Paronymie 60a -> Analoges per accidens (κατ' αλλο, κατά συμβεβηκός), gemäß einer wesensfremden Bestimmung-, beiläufig von anderem her bestimmt 18, 19a, 24, 24a, 25a, 27a, 66-69, 68a, 82, 147a, 150, 176, 186, 292a, 261, 269, 274, 314 - Unterschied zu „Akzidens"

- /V-je-Seiendes -> Seiendes als Seiendes -> per accidens-, Substanz; Unvermitteltes; Ursache, Usia Peritrope-Argument 16 Iff. Persistenz -» Identität petitio principii im Versuch der Rechtfertigung erster Prinzipien 9, 33, 36, 38, 46f„ 93, 96a, 102a, 116, 121ff., 121a, 161, 171a -> Transzendentalphilosophie Phänomen (φαινόμενον, Erscheinung, Sinnending) 5, 14f., 27, 124, 127, 130a, 133, 138, 140f., 168, 177a, 184, 184a, 189, 193-196, 199a, 203f., 214a, 217240, 236a, 240a, 243a, 245, 251, 253a, 277-280, 287, 292, 298, 307f., -

Objektsprache -> Sprache

68a

-» Akzidens; Identität; per se\ Kontingentes; Ursache; Zufall per se (als es selbst, η αύτό, gemäß seiner selbst, von sich her, καθ' αύτό) 18ff., 3 If., 67f„ 82, 150, 179, 208, 261ff„ 265a, 314 - per se primo modo (per se I) 19ff., 32f., 314 - per se secundo modo (per se II) 19ff., 24f., 29f., 228a, 235a, 242a, 26Iff., 265a, 307f„ 314

in der Vorsokratik 248a, 286-295

125, 127, 132-141,

Sachregister -

Relationalität des Phänomens 27, 141, 183f„ 191, 218, 240f., 277 Ereignis; Funktionalität; Sinnesqualität - metaphysische Kritik des Phänomens 38ff., 127, 213ff., 243a, 300 -> Immaterielles; Transzendierung -> Körper; Raum-Zeit; Sinnenwelt Phase, Phasenmoment -» Veränderungsprozeß Philosophie -> Metaphysik Physik -> Naturphilosophie - moderne Physik 206, 253a Piatonismus 22, 40a, 173, 238, 282, 296f„ 300f. -> Idee; Piaton - in der aristotelischen Metaphysik 19a, 92a, 140, 23 Iff., 236f., 243a, 278, 300 - Neuplatonismus 143, 143a, 239a, 282, 282a, 304 Pluralität (Vielheit, πλήθος) - als Gegensatz von Einheit 29f., 28 lf. - begrifflicher Pluralismus 56, 73, 281 - ontologischer Pluralismus 16, 22, 83, 141, 143, 143a, 170f., 170a, 173ff., 180f., 190, 200, 224, 224a, 244a, 247, 248a, 253a, 271ff., 299, 307 - interne begriffliche Vielheit -> Allvermischung; Grenzenlosigkeit; Konglomerat -> Holismus; Monismus; Plurifikation; Teilbarkeit Plurifikation der Artnatur 139, 173, 297300 -> Individuation; Separatheit; Universalien porphyrischer Baum 285, 307, 309-310 -» Definition; Gattung Positivität 3, 13, 60, 73, 83f., 86f., 143a, 146, 165f., 168, 172, 190a, 267, 306f., 310, - Vorrang vor der Negativität 28 Iff. -» Affirmation; Pluralität Postmoderne, Poststrukturalismus -» Dekonstruktivismus Potentielles, Potentialität -> Vermögen; Mögliches Prädikat (κατηγόρημα), Prädikation (κατηγορίαν) 3, 9f„ 25f., 28, 31-36, 48a, 54, 74-87, 94a, 96f., 104ff., 109ff„ 140, 149f., 175 f., 185f. - Prädikatsbegriff 18f., 73f., 76, 85f., 104f„ 109a, 148ff., 154a - syntaktisches 7 5 , 7 7 - indefinites -» Aussage

-

349

mehrstelliges -» Aussage „von einem Subjekt" ausgesagt werden (καθ' υποκειμένου τινός λέγεται), starke Prädikation 25a, 179a - als "in einem Subjekt seiend" (έν ύποκειμένω τινί) ausgesagt werden; schwache Prädikation 25a -> Aussage; Akzidens; Essenz; Extension; Notwendigkeit; per se; per accidens\ propositionaler Gehalt Prädikatenlogik -> Logik Pragmatik - transzendental-pragmatische Rechtfertigung 6ff., 44-50, 59, 61f„ 64, 71ff., 112, 130f., 160a, 161, 171a, 185ff., 285 -» Beweis - Sprachpragmatik -» Sprache - Pragmatismus 44f., 140,200a - Apraxie -> Regreß; Sprache Präsuppositionen -> Aussagevoraussetzungen Praxis 197ff., 239a -» Handlungstheorie; Pragmatik; Sprache Primäres (πρώτον; Unvermitteltes, Unmittelbares, Ursprüngliches, Eigenständiges) - unvermittelt Seiendes (πρώτως öv) 21 f., 74, 77 -» Seiendes als Seiendes, Usia, Separates, Substanz Primitiva, begriffliche 70f., 228a -> Definition; Identität; Konjunktion Prinzip (principium, αρχή) - Definitionsprinzip -> Definition - Explikationsprinzip des Seienden; ontologisch-transzendentales Denkprinzip 4ff., 9-16, 17ff., 17a, 20f., 29-44, 49f., 98f., 109, 118, 185f., 192, 249ff. - Intension formaler Denkprinzipien 5, 11, 28, 29a, 30a, 41a, 42, 203, 224, 245, 276 - Prinzipienerhebung 39f., 45a -» Beweis; Transzendentalphilosophie - Prinzipien assertorischer Logik; Beweisprinzipien; oberste Axiome 3f., 31f., 34ff., 36a, 249ff. - Extension der Denkprinzipien 2a, 4-5, 14f., 41a, 42a, 127, 177a, 191, 203, 212, 219ff., 221, 224, 235a, 243, 245, 245a, 249f., 253, 276ff., 304, 308 - komplementäre Prinzipien 29, 80a, 165a, 166, 168, 313-313

350

Sachregister

-

psychologisches Prinzip 98f. semantisches 1, 6a, 10, 48ff„ 82, 87, 89a-90a, 96-100, 109, 117ff., 12 Iff., 152a, 160, 312ff. -+ Semantik -> Apriori; Form; Möglichkeitsbedingung; Prinzipiat; Ursache; Stoff; Teleologie; Ziel Prinzip-Prinzipiat-Relation 17-18, 20-22, 29-30, 74f., 146f„ 180f., 210, 219a -> Funktionalität; Prinzip; Regreß; Ursache Progreß -> Regreß Privation (στέρησις) 15, 57a, 58f., 66, 84a, 85-87, 95, 104f„ 105a, 108, 110a, 111, 145-149, 204, 208, 211, 213, 216a, 261269, 281a, 283, 283a, 305ff., 311, 315 - transzendentale Rechtfertigung 147ff. - Verhältnis zum ausgeschlossenen Mittleren 15, 26Iff., 305ff. -> Negation Privatsprache -> Sprache Prohairesis -» Vorzugswahl propositionaler Gehalt (Sinn eines Satzes, beurteilbarer Inhalt, oratio, enuntiatio) 9, 12, 51a, 73f., 77a, 83, 87-90, 9395, 99, 103, 110-113, 162f., 198, 209a, 254ff., 311f. - eines von einem (εν καθ' ένός) / etwas von etwas (τι κατά τίνος) 74f., 89a, 118a, 271fF. - positiver; Verbindung (σύνθεσις) 83f., 93 - negativer, Trennung (διαίρεσις) 84, 86, 93 -> Aussage; usus orationis Proprien (Eigentümlichkeiten, ϊδια) 31, 264ff. - des Seienden 30f., 34, 41, 209, 211, 224 - disjunkte 31, 262 πρώτον -> Primäres Prozeß, Prozessualität -» Veränderungsprozeß Qualität (Quale, ποιόν) 20, 24-26, 26a, 58, 170a, 222a, 266a - determinable/ determinate 265a - essentielle 220, 222a - Sinnesqualität Sinnesqualität Quantorenlogik -> Allquantor, Existenzquantor

Quantität (ποσόν) 20f., 23-26, 58, 220f., 264f. - und Kontinuum 63, 206a, 220-222, 236, 279, 298 quid rei -» Essenz; Realismus; Usia Raum 42, 191, 196a, 277, 309 - als Kontinuum 216a, 235 - Raumausschnitt (χώρα) 14, 220, 235 -» Körper; Ort Raum-Zeit - Kontinuum 141, 196a, 206, 214ff„ 221 - Ausschnitt, Stelle 14, 34a, 124, 140, 199, 214fr., 218, 221-232, 287 - metaphysische Kritik des Raum-ZeitAusschnitts 215ff. -» Phänomen; Transzendierung -> Aussonderung; Ereignis; Körper; Phänomen; Raum; Zeit Realismus 27, 27a, 44, 183ff., 193, 238, 252f„ 277f. - transzendentaler 4f., 13, 14a, 41-44, 98f., 185ff., 224 - empirischer 43a - kritischer 193ff., 219 - Rechtfertigung des 185ff. - platonischer Ideenrealismus -> Idee; Platonismus - realistische Position zur futura contingenza -> Zukunft -> An-sich-Sein; Idealismus; Wirklichkeit Realität -> An-sich-Sein; Wirklichkeit Rechtfertigung -» Beweis, Pragmatik, Transzendentalphilosophie Referenz (Bezugnahme auf Gegenstände) 28, 50, 53, 54a, 75, 77, 115, 138, 168, 175, 175a, 177, 178a, 179-180, 182a, 186, 187a, 188, 274 -+ Sortalbegriffe Reflexionslogik -> Logik Regreß, Explikationsregreß 2, 11, 38, 54a, 65, 69-72, 77-81, 106-109, 112, 127, 155-157, 161, 163, 167f„ 175, 181ff., 184a, 219, 241, 242a, 272-276, 281, 285, 303 -> Grenzenloses; Indefinites; Sprache Reizbedeutung -» Bedeutung Relationalst - Relativum (πρός τι; προς εν) 20-26, 21a, 56, 57a, 67a, 76f„ 83, 95, 173ff„ 183f., 19 lf., 215, 218, 220, 224, 240, 284ff„ 293ff„ 306, 309

Sachregister -

Nicht-Relationalität der Substanz -> Seiendes als Seiendes - des sinnlich W a h r g e n o m m e n e n -> Phän o m e n ; Sinnesqualität - Selbstbezüglichkeit 32a, 284 -» Funktionalität; Holismus; Prinzip-Prinzipiat-Relation; Substanz res permanens -* Identität res successiva -» Zeit Rhizom (begriffliches Wurzelwerk) 69, 150 -» Allvermischung; Dekonstruktivismus; H o l i s m u s richtig -» Wahrheit; G u t R u h e -> Verharren

351

-» Form; Körper; Stoff; Vermögen; Wirklichkeit Seiendes (Entität, öv, ens) - ens reale - ens ideale 54, 67-68, 82, 181, 232a, 271, 284 - reales, ens reale 1-6, 2a, 14f., 17-34, 23a, 28a, 30a, 34a, 40a, 4 I f f . , 41a, 49f„ 54, 67f., 74ff., 8 I f f . , 92, 98, 100, 107, 114f., 132, 142, 146f., 152, 172ff„ 183f., 191f., 196f., 204, 2 0 7 f f „ 2 1 3 f f „ 223ff., 226ff., 244ff., 268 -> An-sichSein; I n d i v i d u u m ; P h ä n o m e n ; Unvermitteltes; Usia; Vermögen; Wirklichkeit; Zeit -

Sachverhalt (Tatsache) 45a, 49, 51a, 75, 83f., 89ff., 91a, 93f„ 120a-121a., 155f„ 195-196, 199f„ 208-209, 212, 254, 258, 260a-261a., 261, 300, 302 -> propositionaler Gehalt; Seiendes; Wirklichkeit Satz v o m ausgeschlossenen Mittleren -> ausgeschlossenes Mittleres Satz v o m G r u n d 196 -> Prinzip; Ursache Satz v o m Nichtwiderspruch -> Nichtwiderspruch Scholastik (Neuscholastik, scholastische Terminologie) 29, 29a, 31a, 43, 53, 53a, 60a, 67, 195a, 198a, 216 - N e o t h o m i s m u s 43, 192a, 298a Seele ( ψ υ χ ή ) - als forma substantiate 14, 221, 224-243, 225a-226, 251, 277f., 293a - des Menschen 225, 227, 230a, 235f., 239a - der Lebewesen generell 225, 228-236, 278, 232a - Seelenteile/ seelische Tätigkeitsvermögen 40, 189a, 194, 222a, 226a, 232, 243a - » V e r m ö g e n - geistiger Seelenteil Verstand - Seele u n d Teleologie 230ff. -> Teleologie - Immaterialität der Seele -> F o r m - Begriffe, Propositionen u n d Sinnesw a h r n e h m u n g e n als Widerfahrnisse der Seele 39a, 51-53, 92, 131, 219, 232a, 262f. -» Aussage, Begriff, Sinneswahrnehmung -

Einheit von Körper u n d Seele 227f., 231-237, 269, 278f. Leib-Seele-Dualismus 227f., 239ff., 269, 278f.

begrifflich-ideelles; ens ideale 5 Iff., 73ff., 114ff., 28 Iff. -> Begriff - p r i m ä r Seiendes, absolut Seiendes -» Primäres; Seiendes als Seiendes; Substanz; Usia - vermögend Seiendes -» Vermögen - akzidentelles -» Akzidens, per accidens - zeitliches -> Zeit -> Existenz; Nichtseiendes; Prinzip; Sachverhalt; Seiendes als Seiendes; Sein; Substanz; Usia Seiendes als Seiendes, Seiendes als solches, Pir-ic-Seiendes (öv fj öv, öv κ α θ ' α υ τ ό , öv ή α ύ τ ό ) 17-34,' 67f., 83, 165ff., 284 -

-

-

als nicht-relational/ als An-sich-Seiendes 24a, 27f„ 27a, 73, 183ff., 192, 196a, 203, 218, 238, 27 lf., 284ff. Ansich-; Realismus; Sein; Substanz "was-genau-ein-Seiendes-ist" (δπερ öv τι) 23, 30a, 170a absolut Seiendes (öv ά π λ ώ ς ) 23, 86, 132, 227, 232, 241, 299 -> absolut; Primäres; Substanz; Usia unvermittelt-primär Seiendes (πρώτως öv) 8a, 21-22, 74, 77, 271,282 I n d i v i d u u m ; Konkretes; Metaphysik; Positivität; Prinzip; Proprien; per se; Seiendes; Substanz; τόδε τι; Usia

Sein (Bedeutungen v o n „Sein") 1, 25f., 28, 84a, 86, 92a, 132a, 171a, 185a, 193a, 208ff. Seinsprinzipien -» Prinzip; Seiendes als Seiendes selbst (αύτός), Selbstbezug - als es selbst (fj αύτό), gemäß seiner selbst (καθ' αύτό) -> per se - Selbstbewegung -> V e r ä n d e r u n g s p r o z e ß

352

Sachregister

-> Bewußtsein; Identität; Negation; Relationalität; Seiendes als Seiendes Semantik Iff., 6ff„ 44f., 48-51, 60a, 73, 84, 89, 89a, 155, 178a, 252, 254, 31 Iff.

-

-

123, 123-127, 126a, 127a, 185, 185a Sortalbegriff 75, 168, 170a, 173, 173a, 182a, 188, 235, 290 -> Essenz; Referenz; Spezifikation Spezifikation 173, 187

-

semantisch-pragmatische Rechtfertigung in der Metaphysik Beweis; Sprache semantische Unmöglichkeit -> Regreß; Sprache

-> Analytische Philosophie; Pragmatik; Prinzip; Sprachanalytik; Sprache; Zeichen semantisches Dreieck -

des Wortes

-

der Aussage

52 75

Separatheit (Abgegrenztheit, Eigenständigkeit) 1, 14, 17, 20, 23f., 68f„ 73, 75, 83, 160, 168-173, 219, 221, 225, 232f„ 233a, 235, 238, 244, 269, 271f., 277-280, 284286, 292, 300 -

numerische ( χ ω ρ ι σ τ ό ν - / ώ ρ ι σ μ έ ν ο ν αριθμόν) 28ff., 169ff„ 278

-

begriffliche (τφ λ ό γ ω χ ω ρ ι σ τ ό ν / ώ ρ ι σ μένον) 28ff., 62, 8θ| 169ff., 278

-

Separatheit u n d Separabilität

-

Separatheit der forma substantiate gegenüber i h r e m Körper 227a, 228f., 230, 233a, 235f., 278 absolute Separabilität 230, 244ff. -> Unsterblichkeit; Ewigkeit; Gott; unvergänglich, Veränderungsprozeß

-

-» D e f i n i t i o n ; Différentes; Individuelles; Konkretes; Primäres; Seiendes als Seiendes; Substanz; Transzendentalien Sinnenwelt (Phänomenwelt) 14, 38f., 124ff., 128a, 132f„ 135, 138, 141, 186, 193, 196, 196a, 204, 215, 219-224, 239, 250, 253, 277 - S t r u k t u r i e r t h e i t / D i s k o n t i n u i t ä t der 30, 39, 41, 137, 141, 196, 287 - sinnenfälliges Seiendes -> Körper; Phän o m e n ; R a u m ; Raum-Zeit S i n n e n d i n g -> P h ä n o m e n Sinnesqualität 39, 124, 126, 134, 138a, 184, 193-196, 194a-195a, 196a, 214, 292 - R e l a t i o n a l s t der 126, 183 -

Skeptizismus 2, 9, 48a, 200, 200a, 201a Sophisten (Sophistik, Eristik) 12, 97, 114a,

-

als Vermögen des Gegenstands zur Einwirkung auf ein Sinnesvermögen 194195 S i n n e s w a h r n e h m u n g ( α ϊ σ θ η σ ι ς ) 193f., 232a

Kontingenz der

173, 187f.

-> Essenz; Essentialismus; Sortalbegriff Sprachanalytik -> Analytische Philosophie; Semantik Sprachzeichen -> Zeichen Sprache 1, 6, 10, 40a, 44-45, 49-50, 61a, 72, 128, 171a, 182a -

τον

169a

sensitives W a h r n e h m u n g s v e r m ö g e n 137, 193-196, 219, 221, 229, 232a

-

-

-

-

Sprachpraxis (Sprachregeln, Pragmatik) 6-7, 9-13, 45-51, 61, 61a, 65, 72, 77, 81, 89, 112f., 126, 161, 171a, 181, 187, 190f., 273ff. Sprechakte 8-9, 45, 48, 88a, 101, 104107, llOff., 158, 161f., 163a, 272f. usus orationis sprachliche Apraxie/ gescheiterte Sprachpraxis 10-11, 13, 69, 72, 77, 81, 130f., 160, 168, 181, 188, 201, 273ff. -> Regreß Objektsprache - Metasprache 48, 50, 53, 90-91, 91a, 98, 101-103, 101a, 107, 109, 118, 128, 130f., 158, 159a, 163, 187ff. S p r a c h k o m p e t e n z 61a, 71a Privatsprache 62a Sprachspiel 186, 190,290

-» Aussage; propositionaler Gehalt; Referenz; Semantik; Zeichen Statik; statisches D e n k e n -> Substanz; Verharren Stoff (Materie, ΰλη) 14, 147a, 168, 171a, 219, 224-229, 231, 233-236, 243a, 307f. - materia prima/ ΰ λ η πρώτη 87a, 143a, 253a, 267, 306ff. - materia signata, materia próxima/ ΰλη έ σ χ α τ η 226-229, 228a, 231, 241-242, 269, 278, 297-298, 300, 307f. Elementarstoff; Form; K o m p o s i t u m ; Subjekt; Transzendierung; Vermögen; Phänomen Struktur -* Begriff; D e f i n i t i o n ; Essenz; Form

Sachregister Subjekt (Substrat, Zugrundeliegendes, ύ π ο κ ε ί μ ε ν ο ν , κ α τ ά τίνος) -

logisch-ontologisches, Eigenschaftssubjekt 2a, 3, 9f„ 18ff., 23a, 25, 25a, 47f., 67a, 74-87, 74a, 89, 94ff., UOf., 139f., 145f., 167ff., 167a, 170a, 171a, 180f., 185f., 186a, 190a, 191, 211, 235, 239f„ 241, 242a, 261ff„ 266ff„ 271ff., 276ff., 292, 300, 305f., 311

-

begriffslogisch-analytisches 77ff. Gattung

18ff.,

60,

-

syntaktisches

-

Subjekt semantischer Aussagen

-

Unterscheidung von Subjekt u n d Prädikat 73-83

-

erkennendes Subjekt 27, 27a, 44, 183185, 192 -> Sinneswahrnehmung; Verstand erkennendes Subjekt als Usia 184

-

75 -» Referenz 49, 90

Subjektivität, m o d e r n e r Subjektsbegriff 44, 192, 194 -> Bewußtsein

-» Elementarstoff; G a t t u n g ; Materie; Stoff; Substanz; Prädikat substantielle F o r m -> F o r m Substanz (ούσία; reale Usia) -

„Substanz" u n d „ ο υ σ ί α " 21f., 67a, 76, 314, 314a

-

Intension der Substanz, transzendentaler Begriff der Substantialität 4-5, 8, 13, 15, 20, 22-30, 23a, 29a, 68, 76, 83, 97-99, 165-175, 185ff., 203, 224, 247f., 276, 284, 299, 301, 314 -> Einheit; Essenz; Separatheit; Prinzip Extension des Substanzbegriffs 5, 203, 219-221, 224-225, 225a-226a, 227a, 232ff„ 236a, 238, 245a, 249, 276ff. -> Prinzip; Transzendierung u n m i t t e l b a r e Substanz (ούσία πρώτη) 226a, 229 transzendentale D e d u k t i o n der 39, 7 7 82

-

-

als „an sich" seiend endes als Seiendes;

-

Substanz als Eigenschaftssubjekt 74, 76, 81f., 145f., 213f., 268, 275, 299, 313 -> Subjekt „erste" u n d „zweite" Substanz -» Usia

-

An-sich-Sein; Sei-

als v o m Akzidens unabhängige 8, 27, 76f„ 79, 97, 139, 167a, 180, 186, 188, 238, 274f., 299f.

353

-

als forma substantialis -» Form; Immaterielles - als σ ύ ν ο λ ο ν , σ ύ ν θ ε τ ο ς ο ύ σ ί α 74a, 225, 227a, 233 - als zeitlich unausgedehnt 22 Iff. - als über die Zeit identisch -> Identität - G o t t als Inbegriff der Substantialität 244 Gott; Metaphysik - nichtstatischer Substanzbegriff 75f., 177a, 213, 223, 237a, 237-243, 251, 269f„ 279 - prozessuale Substanz -» Prozessualität - sinnenfällige (αισθητή) Phänomen -> Wirklichkeit; Existenz; Individuum; Metaphysik; Primäres; Prinzip; Seiendes; Seiendes als Seiendes; τόδε τι; Usia Supposition - intensionale, suppostilo (formalis) simplex 53, 54a, 73, 100, 177, 177a, 178a, 245, 301 - extensionale Formen der Supposition, suppositio (formalis) personalis 53, 53a, 54a, 177a, 178a, 245, 301 - materiale, suppositio materialis 53 -> Begriff; Extension; I n t e n s i o n ; Universalien Syllogismus - theoretischer 36a, 112a - praktischer 198f. Synonymie 61a, 179a synthetisch 18f., 48a, 68a, 69-71, 71a, 7 7 82 -> Akzidens; analytisch; Essenz; per se; per accidens Tätigkeit (έργον, ε ν έ ρ γ ε ι α ) 92, 189a, 193, 196, 197ff., 222a, 226a, 23 lf., 235, 239a, 246, 284 -* Denken; Handlungstheorie; Praxis; Vermögen; Wirklichkeit Tautologie, tautologisches Urteil 19, 32a, 33, 70, 77, 82, 95a, 140, 275 -> analytisch Teil 56, 63, 63a, 124, 134f„ 137, 139f„ 174, 205ff., 215, 217a, 220, 225, 229f„ 232, 237, 249, 278f., 287, 294f., 302 - Verhältnis zur Eigenschaft 134ff., 139f., 237, 279, 296f. - zeitlicher 215ff„ 217a, 240, 277, 279 -> Ganzes; Grenzenloses; Konglomerat Teilbarkeit 172a, 203, 206a, 249, 281a, 289f., 291a -» Ganzes; Infinitesimal; Konglomerat; K o n t i n u u m ; Pluralität

354

Sachregister

Teilhabe 2 2 8 , 2 9 7 a Teleologie (Ziel-/ Finalursächlichkeit) 56a, 174a, 197a, 210a, 230ff., 234a, 242a, 243, 244a, 246, 247a, 278, 302 -> Seele; Ursache; Ziel Theologie 244ff. -> Gott; Metaphysik; Substanz τί ήν ε ί ν α ι 54a, 66a, 67a, 69f., 72, 80, 165, 170a; 172, 189, 226a, 230-234, 246, 271, 278 -> Begriff; Einheit; Essenz; Individ u u m ; Intension τί κ α τ ά τίνος -> propositionaler Gehalt τόδε τι („ein So-und-so-Geartetes", artbestimmtes Einzelnes) 1, 19a, 22f., 168f., 169a, 170a, 172, 190, 228f., 229a -> Einheit; I n d i v i d u u m ; Konkretes; Seiendes; Substanz totum revolutum —> Allvermischung Transzendentalphilosophie 4ff., 12-14, 14a, 16, 38-45, 127, 148, 157, 16 lf., 19 lf., 224, 232, 248, 27 Iff., 276 -

transzendentale Analytik 5, 5a, 191 transzendentale D e d u k t i o n 6a, 8, 46, 65, 77f., 82a, 83, 146a, 147f„ 16 lf., 163a, 166f., 174f., 185, 27 Iff. -> Beweis; Pragmatik

-

metodo risulotivo/ metodo compositivo 48a transzendentale Dialektik 5a, 14a, 191, 203ff., 235-236, 238, 249, 268f., 304, 308 -> P h ä n o m e n ; Prinzip; Transzendierung

- transzend. Idealismus Idealismus - transzend. Realismus -> Realismus -> A p r i o r i ; Beweis; Metaphysik; Möglichkeitsbedingung; petitio principii, Pragmatik; P r i n z i p transzendentales Ideal (Kant) 306f. -» omnitudo realitath\ Stoff (materia prima) Transzendentalien 28ff., 4 1 f £ , 56, 62, 73, 83, 171f., 197a, 219, 284-286, 297f., 300 - disjunkte Transzendentalien 29a -> Proprien -> Einheit; Seiendes; Seiendes als Seiendes; Separatheit; Wahrheit Transzendierung des P h ä n o m e n a l e n / Materiellen 125, 204ff., 217, 221, 224, 229, 277f. - * Immaterielles; Form; RaumZeit; P h ä n o m e n ; Separatheit; Substanz (Extension) Überbestimmtheit -> Indefinites

Übersetzung 51 Umschlag, nichtkontinuierliches Umschlagen von Sein in Nichtsein oder umgekehrt 2 2 2 , 2 2 2 a U m w a n d l u n g -» Veränderungsprozeß unbegrenzt -» Indefinites Unbelebtes 229, 234f., 236a -> Artefakte; Form U n b e s t i m m t e s -> Indefinites Unendliches -> Grenzenloses; Indefinites Unentscheidbarkeit 250-252 Unentschiedenheit 207, 243, 25 Iff., 257, 260, 305 -» Indefinites; Grenzenloses Universalien 39a, 74a, 138a, 140, 178, 178a, 233f., 236a, 301 - Universalienstreit 173, 300f. -> allgemein; N o m i n a l i s m u s Unmögliches, u n m ö g l i c h ( α δ ύ ν α τ ο ν ) 49, 82, 109f., 208ff. -> Kontingentes; Logik; Mögliches; Notwendiges; Semantik; Widerspruch Unprozessuales -> Prozessualität Unsterblichkeit 230, 235f. -> Separatheit U n t e r b e s t i m m t h e i t -» Indefinites; Unentschiedenheit Unterschiedenes (διαφορά, das Paar unterschiedlicher Bestimmungen) 57f. -

Unterscheidbarkeit 142, 170a, 173a, 276, 299 - Ununterschiedenes -> Indifferentes -> Différentes; Gegensätzliches unvergänglich (άφθοφτον) 29a, 133, 230a, 248a -» Ewigkeit; Unsterblichkeit; vergänglich Unvermitteltes -> Primäres; Seiendes; Separatheit; Substanz; Usia Ursache ( α ι τ ί α ) 19a, 23a, 30a, 196, 247a, 261a, 282, 296, 301ff„ 309 -

oberste Ursachen ( ά κ ρ ό τ α τ α ι α ί τ ί α ι ) 17, 30 - Formursache -> F o r m - Wirkursache 230, 247a, 297a, 302 - Finalursache -» Teleologie; Ziel - Stoffursache -> Stoff - Gelegenheitsursache, Mitursache 42, 226a - per-se-/per-accidens-Kausalitüt 302 -» Determinismus; Prinzip; Satz v o m G r u n d ; Sinnesqualität Ursprüngliches -> Primäres; Seiendes; Separatheit; Substanz; Usia

Sachregister Urteil -» Aussage Usia (ούσία) - definiert als unvermittelt-ursprüngliches Seiendes 21-23, 56a, 66-68, 73-79, 284f., 314 - als ens ideale -» Begriff; Primitiva; Seiendes - als ens reale -> Seiendes; Substanz - „erste Usia" und „zweite Usia" der Kategorienschrift 8a, 74a -> Primäres usus orationis (σχήματα λέξεως, Gebrauchsweisen des propositionalen Gehalts) 87ff„ 88a, 89, 90a, 92 -» propositionaler Gehalt Vagheit 115, 176f„ 249-251, 279 Veränderungsprozeß (κίνησις, μεταβολή) 145ff., 216a - (Explikations-)Prinzipien des Prozesses 145f., 148, 213f„ 223, 302 - Ausgangs- und Endbestimmung eines Prozesses (εκ τίνος ... ε'ίς τι) 58, 205f., 213, 222 - Phase (Dauer, Zeitabschnitt) 203ff., 211, 214, 223a -» Zeit - Kontinuität 129, 205, 211, 213, 216, 216a, 220-223, 222a - kontradiktorischer (μεταβολή κατ' ά ν τίφασιν) 146 - nichtkontradiktorischer (konträrer Eigenschaftswechsel, μεταβολή ού κατ' άντίφασιν, κίνησις) 58, 146 - akzidenteller 132a, 22 Iff., 241, 243, 302 - substantieller Entstehen; Vergehen - Selbstbewegung 302 - Indifferenz des Prozessualen, Indefinitheit des Prozesses 38, 124, 128, 203206,211,215-217, 220f. - das Prozessuale als Widerspruchsmittleres 204f„ 211ff., 240ff., 279 - das Prozessuale als Widersprüchliches 127ff., 129a, 206a - als Ereignis der Raum-Zeit 214ff. - metaphysische Kritik des Prozessualen 14, 38f„ 127, 203-206, 212f„ 219, 221, 223f., 229, 233, 243 Prinzip; Transzendierung - Unprozessuales (άκίνητον) 212f., 223f., 229, 233a, 246

355

- Prozeß bei Anaxagoras 135f., 137a, 288 - universelle Prozessualität -» Allfluß -» Kontinuum; Ortsbewegung; Prozessualität; Raum-Zeit; Umschlag; Wirklichkeit Vergangenheit 240, 246, 247a, 255, 304 -> Zeit- ; Zukunft Vergehen (φθορά) 132-133, 135a, 140-141, 146, 146a, 213a, 223, 290, 297a - Vergänglichkeit, vergänglich (φθαρτόν) 29a, 244a, 246, 247a - absolut vergänglich (φθαρτόν άπλώς) 241 Entstehen; Umschlag; unvergänglich; Veränderungsprozeß Verharren (Ruhe, άμεταβλησία, στάσις, ήρεμία) 205a, 215f., 216a, 221, 266 -> Substanz; Veränderungsprozeß; Zeit Verifikationismus 252f. Vermischung, Formvermischung -»Allvermischung; Grenzenlosigkeit; Indefinites Vermögen (δύναμις) 86, 207-211 -

vermögend Seiendes (δυνάμει öv, δύναμις) 14, 86f., 147a, 207-211, 225, 227, 241, 242a, 248, 256, 258, 278, 284, 292, 301f., 305, 307, 310 -> Möglichkeit; Stoff - Tätigkeitsvermögen 40, 232, 255f., 284, 305 -» Habitus; Praxis; Handlungstheorie; Tätigkeit; Seele - Aktiv- und Passiwermögen 302 - Denkvermögen, geistiges Erkenntnisvermögen -» Verstand - Wahrnehmungsvermögen -» Sinneswahrnehmung - Partialvermögen -+ Totalmöglichkeit -> Habitus; Mögliches; Sinnesqualität; Substrat; Wirklichkeit Verschiedenes -> Différentes Verstand (geistiger Seelenteil, νους, intellectus) 40-45, 53, 89, 92, 143a, 183, 189a, 192f„ 194a, 228, 230a, 232a, 235, 239, 242a, 260a, 262, 290a, 293a - apriorische Verstandesformen -> Apriori; Prinzip; Transzendental - intellectus agens 235f. - intellectus possibilis 239a -» Abstraktion; Begriff; Aussage; Denken Vielheit -> Pluralität; Teilbarkeit Vollendetheit, Vollendung (εντελέχεια. Abgeschlossenes, τέλειον) 235

356

Sachregister

-

perfectio prima/ perfectio secunda 242, 242a, 243a -> E u d a i m o n i e ; Form; H a b i t u s ; Leben; Teleologie; Wirklichkeit; Ziel Vorstellung ( φ ά ν τ α σ μ α ) 51a, 99, 303 Vorzugswahl (προαίρεσις) 113, 198f. -» Freiheit; Handlungstheorie; I n t e n t i o n Wahrheit (αλήθεια), wahr (αληθές) 49, 92 - D e f i n i t i o n 90-94, 99ff„ 312 -

-

als Angleichung 91, 193ff. W a h r h e i t s a n n a h m e (Wahrheitsanspruch, Überzeugung) 9, 89, 92f., 96 veritativer Sinn v o n Sein, „ontologischer" Wahrheitsbegriff, transzendentales verum 34a, 92, 93a -» Seiendes als Seiendes; T r a n s z e n d e n t a l i e n praktische Wahrheit 93a der noesis 92a

-> analytisch; ausgeschlossenes Mittleres; Bivalenzprinzip; Falschheit; Nichtwiderspruch Wahrheitswert (Geltungswert) - neutraler (dritter) Wahrheitswert 94, 260 - Ausschluß eines neutralen Wahrheitswertes 120 -> Bivalenzprinzip - Wahrheitsgrade 198, 201, 201a, 259, 260a, 261a - indefinite-, indeterminate verum - W a h r h e i t s w e r t f u n k t i o n / Wahrheitswerttabelle 3, 8, 11, 84, 84a, 85a, 95-96, 98a, 121a -> Bivalenzprinzip; Falschheit; Wahrheit W a h r n e h m u n g -> S i n n e s w a h r n e h m u n g Wahrscheinlichkeit, Wahrscheinlichkeitsgrade 212a, 259ff. Wassein -» Essenz; D e f i n i t i o n Werden Entstehen Wesen, Wesensbegriff -> Essenz Wesensform -> Form; Essenz Widerlegung -> Beweis Widerspruch (Kontradiktion, ά ν τ ί φ α σ ι ς ) -

47f., 94-97, 130f., 149, 240f., 312 Prozeß gemäß d e m Widerspruch -* Veränderungsprozeß -» ausgeschlossenes Mittleres; Begriff; Nichtwiderspruchssatz Widerspruchskontravalenz 121ff., 160a, 255a

Wirklichkeit, Wirklichkeitsvollzug, Aktualität (ένέργεια) 14, 27a, 34a, 86, 92a, 144, 147a, 207-209, 212, 216, 243, 247249, 261, 279, 283 - Energeiologie (Theorie des Aktualen) 233a, 244 - absolut Wirkliches, reine Aktualität 15, 208, 224, 242, 243-248, 243a, 248a, 269, 280, 292a -» absolut; Seiendes als Seiendes - unvollendete Wirklichkeit ( ε ν έ ρ γ ε ι α ατελής), Seiendes als M i s c h u n g aus Wirklichkeit u n d Vermögen 211-212, 212a, 216, 240, 243, 249, 251, 253a, 259f„ 260a, 279, 304 - Wirklichkeitsgesamt 18a, 174, 246 -> Ganzes - des W a h r g e n o m m e n e n 192, 195 -> An-sich-Sein; Gott; Seele; substantielle Form; Substanz; Tätigkeit; Transzendierung; Vollendetheit; Zeit Wort Logos; N o m e n ; Zeichen Zahl -» Arithmetik Zeichen, Sprachzeichen 10, 45-54, 60-66, 69, 72, 81, 88f., 92, 100, 112a, 115, 131, 157a, 160f., 177ff., 182a, 190, 272ff. -> Analytische Philosophie; Aussage; Semantik Zeit - Zeitliches, zeitliches Seiendes (res successiva, έν χ ρ ό ν φ öv) 42, 203, 214-217, 214a, 217a, 240, 266, 277 -> Ereignis; Raum-Zeit-

-

-

-

Unzeitlichkeit der Substanz 218-223, 297f. Zeitpunkt, Jetzt (νυν) 129a, 140, 205f., 206a, 210f., 218, 221-223, 240, 243, 247, 256ff., 279 fließendes Jetzt 22 lf. Zeitstück, Zeitphase, Zeitintervall, Dauer, Zeitspanne (χρόνος) 129a, 204-206, 205a, 214, 216a, 217-218, 222, 241 Relationalität zeitlicher Bestimmungen 219, 272 zeitliches K o n t i n u u m , ausgedehnte Zeit, Zeitachse 42, 141, 191, 196a, 214f„ 218, 222, 241, 249, 277, 309 zeitliche Unendlichkeit 65, 71, 214a, 216a, 242a, 246, 255a, 261a ->Ewigkeit Zeitlogik Aussage; Logik

357

Sachregister Ereignis; Gegenwart; Kontinuum; Raum-Zeit; Veränderungsprozeß; Vergangenheit; Verharren; Zukunft Ziel (Zweck, causa finalis, oh ενεκα, τέλος) 93a, 126, 199, 234, 242a, 302 -> Teleologie; Vollendetheit Zirkularität, logischer Zirkel 2, 9, 37f., 96, 113, 154, 180ff., 276, 281, 285 Zufall 278, 302f. -> Kontingentes; per accidens

Zukunft -

Zukünftiges, Zukunftsereignisse 209f„ 241, 247, 254-261, 279

87,

-

indeterminierte Zukunft 301ff.

-

„Standardinterpretation" von De Int. 9 257a

254ff., 260a,

-> Aussage; Determinismus; Vergangenheit; Vorzugswahl; Zeit Zweck -> Teleologie; Ziel

Nach vierzehn Jahren endlich wieder ein neuer Band der

Kant-Akademie-Ausgabe:

Kants Gesammelte Schriften Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften

Band 25 4. Abteilung: Vorlesungen Herausgegeben von der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen

Zweiter Band: Vorlesungen über Anthropologie (in 2 Halbbänden) Bearbeitet von Reinhard Brandt und Werner Stark 1997. 22 X 14,5 cm. CLI, 1693 Seiten. Halbleder. ISBN 3-11-015130-8 Vorlesungen der Jahre 1772—1796 nach Mitschriften von Hörern. Der zuletzt erschienene Band (1980/1983) der 29-bändigen Akademie-Ausgabe war „Kleinere Vorlesungen und Ergänzungen I". Die Vorlesungen über Anthropologie informieren über die Neuschöpfungen und Entwicklung einer pragmatischen Wissenschaft vom Menschen, die Kant neben der kritischen Philosophie, jedoch mit vielfachen Brückenschlägen zur Ästhetik und Geschichtsphilosophie etablierte. Sie bilden eine großartiges Dokument der populären Bildung und Kultur der europäischen Auflärung.

Walter de Gruyter

W DE G

Berlin · New York

Peter Stemmer

Piatons Dialektik Die frühen und mittleren Dialoge 1992. 23 X 15,5 cm. VIII, 307 Seiten. Leinen. ISBN 3-11-012770-9 (Quellen und Studien zur Philosophie, Band 31) „Dialektik" nennt Piaton die Fähigkeit, Fragen wie, was Gutsein, was Gerechtsein, was Besonnensein ist, methodisch zu erörtern. Die Arbeit untersucht erstens, warum begriffliche Fragen dieser Art bei Piaton in das Zentrum der Philosophie rücken, und zweitens, welche Methode Piaton für die Beantwortung derartiger Fragen in den frühen und mitderen Dialogen konzipiert.

Aristoteles Ars rhetorica Edidit Rudolfus Kassel 1976. 23 X 15,5 cm. XIX, 259 Seiten. Leinen ISBN 3-11-006680-7 Kritische Ausgabe des Hauptwerks der philosophischen Theorie der Redekunst.

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