Römische Geschichte, 11 Bde., Buch.27-30
 3760815561, 9783760815565

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SAMMLUNG TUSCULUM

Wissenschaftliche Beratung: Karl Bayer, Manfred Fuhrmann, Fritz Graf, Erik Hornung, Rainer Nickel

Τ. L I V I U S

RÖMISCHE GESCHICHTE Buch XXVII-XXX

Lateinisch und deutsch herausgegeben von Hans Jürgen Hillen

ARTEMIS & WINKLER

Vignette: P. Cornelius Scipio. Bronzemünze aus Canusium, um 200 v. Chr. (Foto: British Museum London)

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Livius, Titus Römische Geschichte: lateinisch/deutsch/T. Livius. München; Zürich; Düsseldorf: Artemis und Winkler (Sammlung Tusculum) Einheitssacht.: A b urbe condita Teilausg. - Früher im Verl. Heimeran, München Buch 27-30. Hrsg. von Hans Jürgen Hillen. - 1997 I S B N 3-7608-1556-1 N E : Hillen, Hans Jürgen [Hrsg.] [Sammlung] © 1997 Artemis & Winkler Verlag, Düsseldorf/Zürich Alle Rechte, einschließlich derjenigen des auszugsweisen Abdrucks, der fotomechanischen und elektronischen Wiedergabe, vorbehalten. Satz: Josefine Urban - KompetenzCenter, Düsseldorf Druck: Pustet, Regensburg Printed in Germany

INHALTSVERZEICHNIS

Text und Übersetzung Buch X X V I I Buch X X V I I I Buch X X I X Buch X X X Die antiken Inhaltsangaben Papyrus Rylands 491 Zur Textgestaltung Erläuterungen Einführung in die Bücher X X V I I - X X X desLivius Literaturhinweise Inhaltsübersicht und Parallelüberlieferung Zeittafel Die Konsuln, Diktatoren und Magistri equitum von 210 bis 201 v. Chr. Verzeichnis der Eigennamen

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LIBER XXVII Hie status rerum in Hispania erat. In Italia consul Marcellus Salapia per proditionem recepta Marmoreas et Meies de Samnitibus vi cepit. Ad tria milia militum ibi Hannibalis, quae praesidii causa relicta erant, oppressa; praeda - et aliquantum eius fuit - militi concessa. Tritici quoque ducenta quadraginta milia modium et centum decern milia hordei inventa. Ceterum nequaquam inde tantum gaudium fuit, quanta clades intra paucos dies accepta est haud procul Herdonea urbe. Castra ibi Cn. Fulvius proconsul habebat spe recipiendae Herdoneae, quae post Cannensem cladem ab Romanis defecerat, nec loco satis tuto posita nec praesidiis firmata. Neglegentiam insitam ingenio ducis augebat spes ea, quod labare iis adversus Poenum fidem senserat, postquam Salapia amissa excessisse iis locis in Bruttios Hannibalem auditum est. Ea omnia ab Herdonea per occultos nuntios delata Hannibali simul curam sociae retinendae urbis et spem fecere incautum hostem adgrediendi. Exercitu expedito, ita ut famam prope praeveniret, magnis itineribus ad Herdoneam contendit et, quo plus terroris hosti obiceret, acie instructa accessit. Par audacia Romanus, consilio et viribus impar, copiis raptim eductis conflixit. Quinta legio et sinistra ala acriter pugnam inierunt; ceterum Hannibal signo equitibus dato, ut, cum pedestres acies occu-

BUCH XXVII Das war die Lage in Spanien. In Italien hatte der Konsul Marcellus Salapia durch Verrat zurückgewonnen und nahm bei den Samniten Marmoreae und Meies im Sturm. A n die 3 ooo Soldaten Hannibals, die dieser als Besatzung zurückgelassen hatte, wurden dort überwältigt, die Beute - und das war einiges - den Soldaten überlassen. Man fand auch 240 000 Scheffel Weizen und 1 1 0 000 Scheffel Gerste. Aber die Freude darüber war keineswegs so bedeutend wie die Niederlage, die man innerhalb weniger Tage nicht weit von der Stadt Herdonea erlitt. In der Hoffnung, Herdonea wiederzugewinnen, das nach der Niederlage bei Cannae von den Römern abgefallen war, hatte der Prokonsul Cn. Fulvius dort sein Lager; es lag weder an einem hinreichend geschützten Platz, noch war es durch Posten gesichert. Diese Hoffnung erhöhte noch die dem Feldherrn von Natur aus innewohnende Nachlässigkeit; denn er hatte gemerkt, daß ihre Treue gegenüber dem Punier wankte, nachdem man gehört hatte, Hannibal sei nach dem Verlust von Salapia aus dieser Gegend in das Gebiet der Bruttier abgezogen. Dies alles wurde Hannibal von Herdonea aus durch Geheimboten mitgeteilt und weckte zugleich die Sorge, ob er die verbündete Stadt halten, und die Hoffnung, daß er den unvorsichtigen Feind angreifen könne. Er eilte mit seinem Heer ohne Gepäck in Gewaltmärschen, so daß er der Kunde fast zuvorkam, nach Herdonea und rückte, um dem Feind desto mehr Schrecken einzujagen, in Gefechtsordnung heran. Gleich an Kühnheit, an Umsicht und an Kräften aber ungleich, führte der Römer seine Truppen eilends heraus und nahm den Kampf auf. Die 5. Legion und die Linke Ale eröffneten forsch die Schlacht. Doch Hannibal hatte seinen Reitern den Befehl gegeben, wenn die Linien des Fuß-

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passent praesenti certamine oculos animosque, circumvecti pars castra hostium, pars terga pugnantium invaderent, ipse C n . Fulvi similitudinem nominis, quia C n . Fulvium praetorem biennio ante in iisdem devicerat locis, increpans similem eventum pugnae fore adfirmabat. N e q u e ea spes vana fuit; nam c u m comminus acie et peditum certamine multi cecidissent R o m a n o r u m , starent tamen ordines signaque, equestris tumultus a tergo, simul a castris clamor hostilis auditus sextam ante legionem, quae in secunda acie posita prior ab N u m i d i s turbata est, quintam deinde atque eos, qui ad prima signa erant, avertit. Pars in f u g a m effusi, pars in medio caesi, ubi et ipse C n . Fulvius c u m undecim tribunis militum cecidit. R o m a n o r u m sociorumque quot caesa in eo proelio milia sint, quis p r o certo adfirmet, cum tredecim milia alibi, alibi haud plus q u a m septem inveniam? Castris praedaque victor potitur. H e r d o n e a m , quia et defecturam fuisse ad R o m a n o s comperit nec mansuram in fide, si inde abscessisset, multitudine omni Metapontum ac Thurios traducta incendit; occidit principes, qui cum Fulvio conloquia occulta habuisse comperti sunt. Romani, qui ex tanta clade evaserant, diversis itineribus semermes ad Marcellum consulem in Samnium perfugerunt.

Marcellus nihil a d m o d u m tanta clade territus litteras R o m a m ad senatum de duce atque exercitu ad H e r d o n e am amisso scribit; ceterum eundem se, qui post Cannen-

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volks ihre Augen und ihre Gedanken auf den gegenwärtigen Kampf gerichtet hätten, einen Bogen zu schlagen und mit einem Teil auf das Lager der Feinde, mit einem Teil von hinten auf die Kämpfenden einzudringen; höhnisch wies er auf die Namensähnlichkeit des Cn. Fulvius hin, weil er den Prätor Cn. Fulvius zwei Jahre zuvor in derselben Gegend vernichtend geschlagen hatte, und versicherte, der Ausgang des Kampfes werde ähnlich sein; und diese Hoffnung wurde nicht enttäuscht. Denn nachdem im Handgemenge beim Kampf der Fußsoldaten viele von den Römern gefallen waren, aber ihre Reihen und Einheiten noch fest dastanden, brachte der überraschende Reiterangriff in ihrem Rücken, zugleich das Kampfgeschrei der Feinde, das man vom Lager her hotte, zunächst die 6. Legion, die im zweiten Treffen stand und als erste von den Numidern in Verwirrung gesetzt wurde, dann auch die 5. und überhaupt die, die sich in der vordersten Linie befanden, zum Weichen. Ein Teil stürzte fliehend davon, ein Teil wurde eingeschlossen und niedergehauen; hier fiel auch Cn. Fulvius mit elf Militärtribunen. Wie viele tausend Römer und Bundesgenossen in dieser Schlacht niedergehauen wurden, wer möchte das als gesichert hinstellen, w o ich bei dem einen 13 000, bei dem anderen nicht mehr als 7 000 finde? Der Sieger bemächtigte sich des Lagers urid der Beute. Weil er erfuhr, Herdonea habe im Begriff gestanden, zu den Römern abzufallen, und es werde nicht treu bleiben, wenn er von dort abgezogen sei, siedelte er die gesamte Bevölkerung nach Metapont und Thurii um und setzte die Stadt in Brand. Die führenden Männer, die, wie er erfuhr, mit Fulvius insgeheim Gespräche geführt hatten, ließ er töten. Die Römer, die aus dieser schweren Niederlage entkommen waren, flohen auf unterschiedlichen Wegen halbbewaffnet zum Konsul Marcellus nach Samnium. Marcellus ließ sich durch diese schwere Niederlage nicht sonderlich erschrecken und schrieb nach Rom an den Senat einen Bericht über den Verlust des Feldherrn und des Heeres bei Herdonea. Im übrigen werde er ebenso, wie er nach der

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sem p u g n a m ferocem victoria Hannibalem contuderit, ire adversus eum, brevem illi laetitiam, qua exsultet, facturum. E t R o m a e quidem cum luctus ingens ex praeterito, tum timor in f u t u r u m erat. C o n s u l ex Samnio in L u c a n o s transgressus ad N u m i stronem in conspectu Hannibalis loco piano, cum Poenus collem teneret, posuit castra. Addidit et aliam fidentis speciem, q u o d prior in aciem eduxit; nec detractavit Hannibal, ut signa portis efferri vidit. Ita tamen aciem instruxerunt, ut Poenus dextrum cornu in collem erigeret, R o m a n i sinistrum ad o p p i d u m adplicarent. A b R o m a n i s prima legio et dextra ala, ab Hannibale H i s p a ni milites et funditores Baliares, elephanti q u o q u e c o m misso iam certamine in proelium acti; diu pugna neutro inclinata stetit. A b hora tertia c u m ad noctem p u g n a m extendissent fessaeque p u g n a n d o primae acies essent, primae legioni tertia, dextrae alae sinistra subiit, et apud hostes integri a fessis p u g n a m accepere. N o v u m atque atrox proelium ex iam segni repente exarsit recentibus animis corporibusque; sed nox incerta victoria diremit pugnantes.

Postero die R o m a n i ab sole orto in multum diei stetere in acie; ubi nemo hostium adversus prodiit, spolia per otium legere et congestos in u n u m locum cremavere suos. N o c t e insequenti Hannibal silentio movit castra et in A p u l i a m abiit. Marcellus, ubi lux f u g a m hostium aperu-

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Schlacht bei Cannae den durch den Sieg übermütig gewordenen Hannibal in die Schranken gewiesen habe, gegen ihn ziehen und ihm die Freude, in der er jubiliere, bald beenden. In R o m indessen kam es zu ungeheurer Trauer über das Vorgefallene und zu Befürchtungen für die Zukunft. Der Konsul ging aus Samnium hinüber in das Gebiet der Lukaner und schlug bei Numistro unter den Augen Hannibals in ebenem Gelände sein Lager auf, während der Punier einen Hügel besetzt hatte. E r gab noch ein weiteres Zeichen seiner Zuversicht, indem er als erster zur Schlacht ausrückte; auch Hannibal weigerte sich nicht, als er sah, daß die Einheiten aus den Lagertoren herauskamen. Sie stellten ihre Heere jedoch so zur Schlacht auf, daß der Punier seinen rechten Flügel auf den Hügel hinaufzog, die Römer dagegen ihren linken an die Stadt anlehnten. Von den Römern wurde die ι. Legion und die Rechte Ale, 'von Hannibal die spanischen Soldaten und die Baliarischen Schleuderer in den Kampf geschickt, nachdem das Treffen schon begonnen hatte, auch Elefanten. Lange stand die Schlacht unentschieden. Nachdem sich der Kampf von der dritten Stunde bis zur Nacht hingezogen hatte und die vorderen Reihen vom Kämpfen erschöpft waren, trat die 3. Legion an die Stelle der 1., die Linke Ale an die Stelle der Rechten, und auch bei den Feinden übernahmen unverbrauchte Kräfte anstelle der Erschöpften den Kampf. Eine neue, schreckliche Schlacht entwickelte sich plötzlich aus der schon abflauenden, da Mut und Körperkräfte frisch waren; aber die Nacht trennte die Kämpfer, ohne daß der Sieg entschieden war. A m nächsten Tag standen die Römer von Sonnenaufgang bis weit in den Tag hinein in Schlachtaufstellung. Als von den Feinden keiner herauskam, sammelten sie in Ruhe die Waffen der erschlagenen Feinde und trugen ihre eigenen Gefallenen an einem Ort zusammen und verbrannten sie. In der folgenden Nacht verließ Hannibal in aller Stille sein Lager und zog fort nach Apulien. Als das Tageslicht die Flucht der Feinde offenbar machte, ließ Marcellus die Ver-

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it, sauciis cum praesidio modico Numistrone relictis praepositoque iis L. Furio Purpurione tribuno militum vestigiis institit sequi. Ad Venusiam adeptus eum est. Ibi per dies aliquot, cum ab stationibus procursaretur, mixta equitum peditumque tumultuosa magis proelia quam magna et ferme omnia Romanis secunda fuere.

Inde per Apuliam ducti exercitus sine ullo memorando certamine, cum Hannibal nocte signa moveret locum insidiis quaerens, Marcellus nisi certa luce et explorato ante non sequeretur. Capuae interim Flaccus d u m bonis principum vendendis, agro, qui publicatus erat, locando - locavit autem omnem frumento - tempus terit, ne deesset materia in Campanos saeviendi, novum in occulto gliscens per indicium protractum est facinus. Milites aedificiis emotos, simul ut cum agro tecta urbis fruenda locarentur, simul metuens, ne suum quoque exercitum sicut Hannibalis nimia urbis amoenitas emolliret, in portis murisque sibimet ipsos tecta militanter coegerat aedificare. Erant autem pleraque ex cratibus ac tabulis facta, alia harundine texta, stramento intecta, omne velut de industria alimentum ignis. Haec noctis una hora omnia (ut) incenderent, centum septuaginta Campani principibus Blossiis fratribus coniuraverant. Indicio eius rei ex familia Blossiorum facto, portis repente iussu proconsulis clausis, cum ad arma signo dato milites concurris-

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wundeten mit einer mäßig starken Bedeckung in Numistro zurück, gab dem Militärtribunen L. Furius Purpurio das Kommando über sie und machte sich an die Verfolgung. Bei Venusia holte er ihn ein. Hier kam es mehrere Tage lang, indem man von den Postenstellungen aus vorging, mehr zu überraschenden als bedeutenden Kämpfen, an denen Reiter und Fußsoldaten untereinander beteiligt waren, und fast alle waren für die Römer erfolgreich. Von dort wurden die Heere ohne eine nennenswerte Kampfhandlung durch Apulien geführt, da Hannibal bei Nacht zog und eine Stelle für einen Hinterhalt suchte, wogegen Marcellus immer nur bei hellem Tageslicht und nach vorheriger Erkundung folgte. Während Flaccus unterdessen in Capua die Zeit damit verbrachte, die Habe der führenden Männer zu verkaufen und das Land, das zum Staatseigentum erklärt worden war, zu verpachten - er verpachtete aber alles gegen Getreidelieferungen - , kam, damit es an einem Anlaß, gegen die Kampaner zu wüten, nicht fehlte, eine im verborgenen keimende Untat durch eine Anzeige ans Tageslicht. Flaccus hatte die Soldaten aus den Wohnhäusern ausquartiert, um die Häuser der Stadt mit dem Ackerland zur Benutzung verpachten zu können, zugleich auch, weil er fürchtete, die allzu großen Annehmlichkeiten der Stadt könnten auch sein Heer wie das Hannibals verweichlichen lassen, und er hatte sie gezwungen, an den Toren und Mauern für sich selbst nach Soldatenart Unterkünfte zu errichten. Die meisten waren aus Flechtwerk und Brettern hergestellt, andere aus Schilf geflochten und mit Stroh gedeckt, das Ganze, als wenn man absichtlich dem Feuer Nahrung bieten wollte. 170 Kampaner mit den Brüdern Blossius an der Spitze hatten sich verschworen, dies alles in einer einzigen Nachtstunde in Brand zu setzen. Die Sache wurde aber aus der Sklavenschar der Blossier angezeigt, auf Befehl des Prokonsuls daraufhin plötzlich die Tore geschlossen, und nachdem auf ein Signal hin die Soldaten zu den Waffen geeilt waren, wurden alle, die

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sent, comprehensi omnes, qui in noxa erant, et quaestione acriter habita damnati necatique; indicibus libertas et aeris dena milia data. Nucerinos et Acerranos querentes, ubi habitarent, non esse Acerris ex parte incensis, Nuceria deleta Romam Fulvius ad senatum misit. Acerranis permissum, ut aedificarent, quae incensa erant; Nucerini Atellam, quia id maluerant, Atellanis Calatiam migrare iussis traducti.

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Inter multas magnasque res, quae nunc secundae, nunc adversae occupabant cogitationes hominum, ne Tarentinae quidem arcis excidit memoria. Μ. Ogulnius et P. Aquilius in Etruriam legati ad frumentum coemendum, quod Tarentum portaretur, profecti, et mille milites de exercitu urbano, par numerus Romanorum sociorumque, eodem in praesidium cum frumento missi.

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Iam aestas in exitu erat comitiorumque consularium instabat tempus; sed litterae Marcelli negantis e re publica esse vestigium abscedi ab Hannibale, cui cedenti certamenque abnuenti gravis ipse instaret, patribus curam iniecerant, ne aut consulem tum maxime res agentem a bello avocarent aut in annum consules deessent. Optimum visum est, quamquam extra Italiam esset, Valerium potius consulem ex Sicilia revocari. A d eum litterae iussu senatus ab L. Manlio praetore urbano missae cum litteris consulis M. Marcelli, ut ex iis nosceret, quae causa patribus eum potius quam collegam revocandi ex provincia esset.

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E o fere tempore legati ab rege Syphace Romam vene-

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schuldig waren, ergriffen und nach einem scharfen Verhör verurteilt und hingerichtet. Die die Anzeige gemacht hatten, erhielten die Freiheit und 10 ooo As. Als die Leute von Nuceria und Acerrae sich beklagten, sie wüßten nicht, w o sie wohnen sollten, da Acerrae zum Teil niedergebrannt und Nuceria zerstört worden sei, schickte Fulvius sie nach Rom zum Senat. Den Bewohnern von Acerrae wurde erlaubt, was abgebrannt war, wieder aufzubauen; die Bewohner von Nuceria wurden nach Atella geführt, weil ihnen das lieber war, und den Leuten von Atella befohlen, nach Calatia zu ziehen. Über den vielen bedeutenden Ereignissen, teils glücklichen, teils unglücklichen, die die Gedanken der Menschen beschäftigten, vergaß man jedoch die Burg von Tarent nicht. Die Legaten M. Ogulnius und P. Aquilius brachen nach Etrurien auf, um Getreide einzukaufen, das nach Tarent geschafft werden sollte, und ι ooo Soldaten vom Stadtheer, zu gleichen Teilen Römer und Bundesgenossen, wurden als Besatzung mit dem Getreide dorthin geschickt. Der Sommer ging schon zu Ende, und der Zeitpunkt der Konsulwahlen rückte heran. Aber ein Brief des Marcellus, in dem er versicherte, es liege nicht im Interesse des Staates, sich auch nur einen Fußbreit von Hannibal zu entfernen, der sich zurückziehe und den Kampf verweigere und den er selbst hart bedränge, hatte bei den Vätern die Sorge geweckt, sie müßten entweder den Konsul Marcellus, der jetzt gerade zum Zuge komme, vom Kriegsschauplatz abberufen, oder für das nächste Jahr würden die Konsuln fehlen. Es schien das beste, lieber den Konsul Valerius aus Sizilien zurückzurufen, obwohl er sich außerhalb von Italien befand. Auf Geheiß des Senats schickte der Stadtprätor L. Manlius ihm einen Brief mit dem Brief des Konsuls M. Marcellus, damit er aus ihm ersehe, welchen Grund die Väter hätten, lieber ihn als seinen Kollegen aus seinem Aufgabenbereich zurückzurufen. U m diese Zeit etwa kamen Gesandte von König Syphax

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runt, quae is prospera proelia cum Carthaginiensibus fecisset, memorantes: regem nec inimiciorem ulli p o p u lo quam Carthaginiensi nec amiciorem quam Romanis esse adfirmabant; misisse eum antea legatos in Hispaniam ad Cn. et P. Cornelios imperatores Romanos; nunc ab ipso velut fonte petere Romanam amicitiam voluisse. Senatus non legatis m o d o benigne respondit, sed et ipse legatos cum donis ad regem misit L. Genucium, (P.) Poetelium, P. Popilium. D o n a tulere togam et tunicam purpuream, sellam eburneam, pateram ex quinque p o n do auri factam. Protinus et alios Africae regulos iussi adire. lis quoque quae darentur, portata, togae praetextae et terna p o n d o paterae aureae. Et Alexandream ad Ptolomaeum et Cleopatram reges Μ. Atilius et Μ'. Acilius legati ad commemorandam renovandamque amicitiam missi; dona tulere, regi togam et tunicam purpuream cum sella eburnea, reginae pallam pictam cum amiculo purpureo.

Multa ea aestate, qua haec facta sunt, ex propinquis urbibus agrisque nuntiata sunt prodigia: Tusculi agnum cum ubere lactenti natum, Iovis aedis culmen fulmine ictum ac prope omni tecto nudatum; iisdem ferme diebus Anagniae terram ante portam ictam diem ac noctem sine ullo ignis alimento arsisse, et avis ad compitum Anagninum in luco Dianae nidos in arboribus reliquisse; Tarracinae in mari haud procul portu angues magnitudinis mirae lascivientium piscium m o d o exsultasse; Tarquiniis porcum cum ore humano genitum, et in agro

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nach R o m und berichteten, welche Erfolge er im Kampf mit den Karthagern errungen hatte. Sie versicherten, der König stehe keinem Volk feindlicher gegenüber als dem karthagischen, keinem freundlicher als den Römern. E r habe zuvor Gesandte nach Spanien zu den römischen Feldherren Cn. und R Scipio geschickt; jetzt habe er sozusagen unmittelbar an der Quelle um Freundschaft mit den Römern bitten wollen. Der Senat gab nicht nur den Gesandten eine freundliche Antwort, sondern schickte auch seinerseits L. Genucius, R Poetelius und R Popilius als Gesandte mit Geschenken zum König. Als Geschenke brachten sie eine purpurne Toga und Tunika, einen Elfenbeinstuhl und eine Schale, die aus fünf Pfund Gold hergestellt war. Sie hatten den Auftrag, gleich danach auch andere Fürsten Afrikas aufzusuchen; sie führten auch Dinge mit, die sie diesen schenken sollten, purpurverbrämte Togen und Goldschalen, jede drei Pfund schwer. Und nach Alexandria zu dem Königspaar Ptolemaios und Kleopatra wurden M. Atilius und M \ Acilius als Gesandte geschickt, um an die Freundschaft zu erinnern und sie zu erneuern. Sie brachten Geschenke mit, für den König eine purpurne Tunika samt einem Elfenbeinstuhl und für die Königin eine bestickte Palla samt einem Purpurumhang. In dem Sommer, in dem dies geschah, wurden aus den Nachbarstädten und vom Land viele Zeichen der Götter gemeldet. In Tusculum sei ein Lamm mit Zitzen voll Milch geboren worden; der Giebel des Jupitertempels sei vom Blitz getroffen und fast das ganze Dach abgedeckt worden; etwa in denselben Tagen sei in Anagnia die Erde vor dem Stadttor getroffen worden und habe einen Tag und eine Nacht gebrannt, ohne daß das Feuer Nahrung erhalten hätte, und die Vögel hätten an der Straßengabelung bei Anagnia im Hain der Diana ihre Nester in den Bäumen verlassen; bei Tarracina seien im Meer nicht weit vom Hafen Schlangen von erstaunlicher Größe wie übermütige Fische hochgesprungen. In Tarquinii sei ein Schwein mit einem Menschengesicht geboren worden, und im Gebiet von Capena hätten

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Capenate ad lucum Feroniae quattuor signa sanguine multo diem ac noctem sudasse. Haec prodigia hostiis maioribus procurata decreto pontificum; et supplicatio diem unum Romae ad omnia pulvinaria, alteram in Capenate agro ad Feroniae lucum indicta. M. Valerius consul litteris excitus provincia exercituque mandato L. Cincio praetori, M. Valerio Messalla praefecto classis cum parte navium in Africam praedatum simul speculatumque, quae populus Carthaginiensis ageret pararetque, misso, ipse decern navibus Romam profectus cum prospere pervenisset, senatum extemplo habuit, ubi de suis rebus gestis commemoravit: C u m annos prope sexaginta in Sicilia terra marique magnis saepe cladibus bellatum esset, se earn provinciam confecisse. Neminem Carthaginiensem in Sicilia esse, neminem Siculum non esse; qui fugati metu inde afuerint, omnis in urbes, in agros suos reductos arare, serere; desertam recoli tandem terram, frugiferam ipsis cultoribus populoque Romano pace ac bello fidissimum annonae subsidium. Exim Muttine et, si quorum aliorum merita erga populum Romanum erant, in senatum introductis, honores omnibus ad exsolvendam fidem consulis habiti. Muttines etiam civis Romanus factus rogatione ab tribunis plebis ex auctoritate patrum ad plebem lata.

Dum haec Romae geruntur, M. Valerius quinquaginta navibus cum ante lucem ad Africam accessisset, improviso in agrum Uticensem escensionem fecit; eumque late depopulatus multis mortalibus cum alia omnis generis praeda captis ad naves rediit atque in Siciliam tramisit, tertio decumo die, quam profectus inde erat, Lilybaeum revectus. E x captivis quaestione habita haec comperta

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beim Hain der Feronia vier Götterbilder einen Tag und eine Nacht viel Blut geschwitzt. Diese Zeichen der Götter wurden auf Beschluß der Pontifices mit voll ausgewachsenen Opfertieren gesühnt. Und in R o m wurde für einen Tag ein Bittgang zu allen Tempeln angesetzt, ein anderer im Gebiet von Capena zum Hain der Feronia. Als der Konsul M. Valerius durch den Brief weggerufen wurde, übergab er seinen Aufgabenbereich und sein Heer dem Prätor L. Cincius, schickte den Flottenbefehlshaber M. Valerius Messala mit einem Teil der Schiffe nach Afrika, um Beute zu machen und zugleich zu erkunden, was das Volk von Karthago tue und vorbereite, und fuhr selbst mit zehn Schiffen nach Rom. Als er glücklich angekommen war, hielt er sogleich eine Senatssitzung ab, in der er über seine Taten berichtete: Nachdem fast 60 Jahre lang in Sizilien zu Lande und zu Wasser, oft mit größten Verlusten, gekämpft worden sei, habe er diese Aufgabe zu Ende gebracht. Kein Karthager sei mehr in Sizilien, kein Sizilier mehr außer Landes; die, von Furcht vertrieben, weggewesen seien, seien alle in die Städte und auf das Land zurückgeführt worden, w o sie pflügten und säten. Das verlassene Land werde endlich wieder bestellt, sei fruchtbar für die Bauern selbst und für das römische Volk in Frieden und Krieg die verläßlichste Kornkammer. Dann wurden Muttines und andere, die sich um das römische Volk verdient gemacht hatten, in den Senat geführt und geehrt, um das Wort des Konsuls einzulösen. Muttines wurde sogar römischer Bürger aufgrund eines Antrags, den die Volkstribunen auf Vorschlag des Senats bei der Plebs einbrachten. Während dies in R o m geschah, landete M. Valerius, nachdem er mit 50 Schiffen vor Tagesanbruch Afrika erreicht hatte, unerwartet im Gebiet von Utica; er verwüstete es weithin, machte neben anderer Beute jeder Art auch viele Gefangene, kehrte dann zu den Schiffen zurück und fuhr nach Sizilien hinüber; zwölf Tage nach der Abfahrt von dort lief er wieder in Lilybaeum ein. Beim Verhör der Gefange-

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consulique Laevino omnia ordine perscripta, ut sciret, quo in statu res Africae essent: Quinque milia Numidarum cum Masinissa, Galae filio, acerrimo iuvene, Carthagine esse, et alios per totam Africam milites mercede conduci, qui in Hispaniam ad Hasdrubalem traicerentur, ut is quam maximo exercitu primo quoque tempore in Italiam transgressus iungeret se Hannibali; in eo positam victoriam credere Carthaginienses; classem praeterea ingentem apparari ad Siciliam repetendam, eamque se credere brevi traiecturam. Haec recitata a consule ita movere senatum, ut non exspectanda comitia consuli censeret, sed dictatore comitiorum habendorum causa dicto extemplo in provinciam redeundum. Ilia disceptatio tenebat, quod consul in Sicilia se M. Valerium Messallam, qui tum classi praeesset, dictatorem dicturum esse aiebat, patres extra Romanum agrum - eum autem Italia terminari - negabant dictatorem dici posse. M. Lucretius tribunus plebis cum de ea re consuleret, ita decrevit senatus, ut consul, priusquam ab urbe discederet, populum rogaret, quem dictatorem dici placeret, eumque, quem populus iussisset, diceret dictatorem; si consul noluisset, praetor populum rogaret; si ne is quidem vellet, tum tribuni ad plebem ferrent. Cum consul se populum rogaturum negasset, quod suae potestatis esset, praetoremque vetuisset rogare, tribuni plebem rogarunt plebesque scivit, ut Q . Fulvius, qui tum ad Capuam erat, dictator diceretur. Sed quo die id plebis concilium futurum erat, consul clam nocte in Siciliam abiit; destitutique patres litteras ad M. Claudium mit-

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nen erfuhr er folgendes und schrieb für den Konsul Laevinus alles Punkt für Punkt auf, damit der wisse, wie die Dinge in Afrika ständen: 5 000 Numider unter Masinissa, dem Sohn des Gala, einem sehr draufgängerischen jungen Mann, seien in Karthago, und andere Soldaten würden in ganz Afrika als Söldner angeworben; sie sollten nach Spanien zu Hasdrubal hinübergeschafft werden, damit der mit einem möglichst großen Heer so bald wie möglich nach Italien hinübergehe und sich mit Hannibal vereinige; die Karthager glaubten, das bedeute den Sieg. Außerdem werde eine riesige Flotte ausgerüstet, die Sizilien zurückerobern solle, und er glaube, daß sie in Kürze übersetzen werde. Als der Konsul dies vorlas, beeindruckte es den Senat so, daß er meinte, der Konsul dürfe nicht die Wahlen abwarten, sondern müsse einen Diktator zur Durchführung der Wahlen ernennen und sogleich in seinen Aufgabenbereich zurückkehren. Die Debatte darüber ging weiter, weil der Konsul sagte, er werde in Sizilien M. Valerius Messala, der jetzt das Kommando über die Flotte habe, zum Diktator ernennen, die Senatoren aber erklärten, außerhalb des römischen Gebietes - das aber sei auf Italien beschränkt - könne ein Diktator nicht ernannt werden. Als der Volkstribun M. Lucretius den Senatoren diese Frage vorlegte, beschloß der Senat, der Konsul solle, bevor er die Stadt verlasse, das Volk befragen, wer nach seinem Willen zum Diktator ernannt werden solle, und er solle den zum Diktator ernennen, den das Volk bestimme; wenn der Konsul das nicht wolle, solle der Prätor das Volk befragen; wenn auch der nicht wolle, dann sollten die Tribunen die Sache vor die Plebs bringen. Als der Konsul erklärte, er werde das Volk nicht in einer Sache befragen, die in seine Machtbefugnis falle, und auch dem Prätor die Befragung untersagte, befragten die Tribunen die Plebs, und die Plebs entschied, Q. Fulvius, der zur Zeit bei Capua stand, solle zum Diktator ernannt werden. Doch an dem Tag, an dem diese Versammlung der Plebs stattfinden sollte, ging der Konsul heimlich bei Nacht nach Sizilien weg. Allein gelassen, beschlossen die Senato-

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tendas censuerunt, ut desertae ab collega rei publicae subveniret diceretque, quem populus iussisset, dictatorem. Ita a M. Claudio consule Q. Fulvius dictator dictus, et ex eodem plebis scito ab Q. Fulvio dictatore P. Licinius Crassus pontifex maximus magister equitum dictus.

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Dictator postquam Romam venit, C . Sempronium Blaesum legatum, quem ad Capuam habuerat, in Etruriam provinciam ad exercitum misit in locum C . Calpurni praetoris, quem, ut Capuae exercituique suo praeesset, litteris excivit. Ipse comitia, in quem diem primum potuit, edixit; quae certamine inter tribunos dictatoremque iniecto perfici non potuerunt. Galeria iuniorum, quae sorte praerogativa erat, Q. Fulvium et Q. Fabium consules dixerat, eodemque iure vocatae inclinassent, ni se tribuni plebis C . et L. Arrenii interposuissent, qui neque magistratum continuari satis civile esse aiebant et multo foedioris exempli eum ipsum creari, qui comitia haberet; itaque si suum nomen dictator acciperet, se comitiis intercessuros; si aliorum praeterquam ipsius ratio haberetur, comitiis se moram non facere. Dictator causam comitiorum auctoritate senatus, plebis scito, exemplis tutabatur: Namque Cn. Servilio consule, cum C. Flaminius alter consul ad Trasumennum cecidisset, ex auctoritate patrum ad plebem latum plebemque scivisse, ut, quoad bellum in Italia esset, ex iis, qui consules fuissent, quos et quotiens vellet, reficiendi consules

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ren, einen Brief an M. Claudius zu schicken, er solle dem von seinem Kollegen im Stich gelassenen Staat zu Hilfe kommen und den, den das Volk wolle, zum Diktator ernennen. So ernannte der Konsul M. Claudius Q. Fulvius zum Diktator, und aufgrund desselben Beschlusses der Plebs ernannte der Diktator Q. Fulvius den Pontifex maximus P. Licinius Crassus zum Magister equitum. Nach seiner Ankunft in Rom schickte der Diktator den C. Sempronius Blaesus, der bei Capua sein Legat gewesen war, in den Aufgabenbereich Etrurien zum Heer als Ersatz für den Prätor C. Calpurnius, den er durch einen Brief herbeirief, damit er das Kommando in Capua und über sein Heer übernehme. E r selbst setzte die Wahl für den nächstmöglichen Termin an. Sie konnte aber infolge eines Streits, der zwischen den Tribunen und dem Diktator ausbrach, nicht zu Ende gebracht werden. Die Centurie der jüngeren Leute aus der Tribus Galeria, die durch das Los als erste ihre Stimme abgeben durfte, hatte Q. Fulvius und Q. Fabius als Konsuln benannt, und die nach der Wahlordnung aufgerufenen Centurien hätten sich ebenso entschieden, wenn sich nicht die Volkstribunen C. und L. Arrenius eingemischt hätten; sie sagten, es passe nicht recht zu einem Bürger, wenn ein Amt sich unmittelbar an das andere anschließe; wenn aber der, der die Wahl leite, sich selbst wählen lasse, gebe er damit ein noch viel schlimmeres Beispiel. Daher würden sie, wenn der Diktator für ihn abgegebene Stimmen gelten lasse, gegen die Wahl einschreiten; wenn er aber nur die Stimmen für andere, jedoch keine für sich selbst berücksichtige, würden sie die Wahl nicht aufhalten. Der Diktator versuchte, das Verfahren bei der Wahl mit der Entscheidung des Senats, dem Beschluß der Plebs und mit Beispielen zu rechtfertigen. Denn unter dem Konsulat des Cn. Servilius, als der andere Konsul C . Flaminius am Trasumennus gefallen war, habe man auf Vorschlag des Senats bei der Plebs beantragt und die Plebs habe bestimmt, solange in Italien Krieg sei, solle das Volk das Recht haben, aus dem Kreis der ehemaligen Konsuln jeden, den es wolle,

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p o p u l o ius esset; exemplaque in earn rem se habere, vetus L . Postumi Megelli, qui interrex iis comitiis, quae ipse habuisset, consul c u m C . Iunio B u b u l c o creatus esset, recens Q . Fabi, qui sibi continuari consulatum, nisi id b o n o publico fieret, profecto n u m q u a m sisset. H i s orationibus c u m diu certatum esset, p o s t r e m o ita inter dictatorem ac tribunos convenit, ut eo, q u o d censuisset senatus, staretur. Patribus id tempus rei publicae visum est, ut per veteres et expertos bellique peritos imperatores res publica gereretur; itaque m o r a m fieri comitiis non placere. Concedentibus tribunis comitia habita; declarati consules Q . Fabius M a x i m u s quintum, Q . Fulvius Flaccus quartum. Praetores inde creati L . Veturius Philo, Τ. Q u i n c t i u s Crispinus, C . Hostilius Tubulus, C . Aurunculeius. Magistratibus in annum creatis Q . Fulvius dictatura se abdicavit.

Extremo aestatis huius classis Punica navium quadraginta cum praefecto Hamilcare in Sardiniam traiecta Olbiensem primo, dein, p o s t q u a m ibi P. Manlius Volso praetor c u m exercitu apparuit, circumacta inde ad alteram insulae latus Caralitanum agrum vastavit et cum praeda omnis generis in Africam rediit. Sacerdotes R o m a n i eo anno mortui aliquot suffectique: C . Servilius pontifex factus in locum T. Otacili Crassi; Tib. Sempronius Tib. f. L o n g u s augur factus in locum C . Atili Serrani; decemvir item sacris faciundis in locum Tib. Semproni C . f. L o n g i Tib. Sempronius Tib. f. L o n g u s suffectus. M . Marcius rex sacrorum mortuus est et Μ . Aemilius Papus maximus curio, neque in eorum locum sacerdotes eo anno suffecti.

E t censores hie annus habuit L . Veturium Philonem et

2io Ν. CHR. auch sooft es wolle, wiederzuwählen. Und er habe dafür Beispiele: das alte des L. Postumius Megellus, der als Interrex bei der Wahl, die er selbst leitete, mit C. Junius Bubulcus zum Konsul gewählt worden sei, und aus jüngster Zeit das des Q. Fabius, der sicherlich niemals zugelassen hätte, daß bei ihm ein Konsulat auf das andere folgte, wenn es nicht zum Besten für den Staat gewesen wäre. Nachdem man mit diesen Reden lange gestritten hatte, einigten sich der Diktator und die Tribunen schließlich darauf, sich an das zu halten, was der Senat beschließe. Den Vätern schien die Lage des Staates so, daß der Staat durch alte, erprobte und kriegskundige Feldherren geleitet werden solle; daher gefalle es ihnen nicht, daß die Wahl verzögert werde. Die Tribunen gaben nach, und die Wahl wurde durchgeführt. Zu Konsuln erklärt wurden Q. Fabius Maximus zum fünftenmal und Q. Fulvius Flaccus zum viertenmal. Als Prätoren wurden dann gewählt L. Veturius Philo, T. Quinctius Crispinus, C. Hostilius Tubulus und C. Aurunculejus. Nachdem die Beamten für das Jahr gewählt waren, legte Q. Fulvius die Diktatur nieder. Am Ende dieses Sommers setzte eine punische Flotte von 40 Schiffen mit dem Befehlshaber Hamilkar nach Sardinien über, verwüstete zunächst das Gebiet von Olbia, fuhr dann, als der Prätor P. Manlius Volso mit seinem Heer dort erschien, auf die andere Seite der Insel, verwüstete das Gebiet von Carales und kehrte mit Beute jeder Art nach Afrika zurück. In diesem Jahr starben mehrere römische Priester und erhielten Nachfolger. C. Servilius wurde an Stelle von T. Otacilius Crassus Pontifex; Tib. Sempronius Longus, der Sohn des Tiberius, wurde an Stelle von C. Atilius Serranus Augur. Ebenso wurde Tib. Sempronius Longus, der Sohn des Tiberius, an Stelle von Tib. Sempronius Longus, dem Sohn des Gajus, in das Zehnerkollegium für die Riten gewählt. Der Opferkönig M. Marcius starb und der Curio maximus M. Aemilius Papus; aber an deren Stelle wurden in diesem Jahr keine Priester nachgewählt. Auch Zensoren gab es in diesem Jahr, L. Veturius Philo

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P. Licinium Crassum maximum pontificem. Crassus Licinius nec consul nec praetor ante fuerat, quam censor est factus; ex aedilitate gradum ad censuram fecit. Sed hi censores neque senatum legerunt neque quicquam publicae rei egerunt: mors diremit L. Veturi; inde et Licinius censura se abdicavit. Aediles curules L . Veturius et P. Licinius Varus ludos Romanos diem unum instaurarunt. Aediles plebeii Q . Catius et L. Porcius Licinus ex multaticio argento signa aenea ad Cereris dedere et ludos pro temporis eius copia magnifice apparatos fecerunt.

Exitu anni huius C . Laelius legatus Scipionis die quarto et tricensimo, quam a Tarracone profectus erat, R o m a m venit; isque cum agmine captivorum ingressus urbem magnum concursum hominum fecit. Postero die in senatum introductus captam Carthaginem, caput Hispaniae, uno die receptasque aliquot urbes, quae defecissent, novasque in societatem adscitas exposuit. E x captivis comperta iis fere congruentia, quae in litteris fuerant M. Valerii Messallae. Maxime movit patres Hasdrubalis transitus in Italiam, vix Hannibali atque eius armis obsistentem. Productus et in contionem Laelius eadem edisseruit. Senatus ob res feliciter a P. Scipione gestas supplicationem in unum diem decrevit; C . Laelium primo quoque tempore, cum quibus venerat navibus, redire in Hispaniam iussit.

Carthaginis expugnationem in hunc annum contuli multis auctoribus haud nescius quosdam esse, qui anno insequenti captam tradiderint; sed mihi minus simile

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und P. Licinius Crassus, den Pontifex maximus. Crassus Licinius war, bevor er Zensor wurde, weder Konsul noch Prätor gewesen; er tat den Schritt von der Adilität zur Zensur. Aber diese Zensoren stellten weder eine Senatsliste auf, noch nahmen sie irgendeine öffentliche Aufgabe in Angriff; der Tod des L. Veturius riß sie auseinander, daraufhin legte auch Licinius die Zensur nieder. Die kurulischen Adilen L. Veturius und P. Licinius Varus wiederholten die Römerspiele einen Tag lang. Die plebejischen Adilen Q. Catius und L. Porcius Licinus stifteten aus Bußgeldern Bronzestandbilder für den Tempel der Ceres und führten in Anbetracht der Mittel der damaligen Zeit großartig ausgestattete Spiele durch. A m Ende dieses Jahres kam C . Laelius, der Legat Scipios, 34 Tage nach seiner Abfahrt von Tarraco nach Rom. Als er mit dem Zug der Gefangenen die Stadt betrat, verursachte er einen großen Menschenauflauf. A m folgenden Tag wurde er in den Senat geführt und berichtete, man habe Neu-Karthago, die Hauptstadt Spaniens, an einem einzigen Tag genommen, auch eine Reihe von Städten, die abgefallen waren, zurückerobert sowie neue als Bundesgenossen gewonnen. Was man von den Gefangenen erfuhr, stimmte weitgehend mit dem überein, was in dem Brief des M. Valerius Messala gestanden hatte. A m meisten beunruhigte die Senatoren der Übergang Hasdrubals nach Italien, das kaum Hannibal und seiner Waffenmacht Widerstand entgegensetzen konnte. Als Laelius auch vor die Volksversammlung geladen wurde, führte er dasselbe aus. Der Senat beschloß wegen der Erfolge P. Scipios ein eintägiges Dankfest. Den C. Laelius forderte er auf, so bald wie möglich mit den Schiffen, auf denen er gekommen war, nach Spanien zurückzukehren. Ich habe, gestützt auf viele Gewährsleute, die Eroberung Neu-Karthagos für dieses Jahr berichtet, wohl wissend, daß manche überliefert haben, es sei im folgenden Jahr eingenommen worden; aber es schien mir ziemlich unwahr-

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veri visum est annum integrum Scipionem nihil gerendo in Hispania consumpsisse. Q . F a b i o M a x i m o quintum, Q . Fulvio Flacco quartum consulibus idibus Martiis, q u o die magistratum inierunt, Italia a m b o b u s provincia decreta, regionibus tamen partitum imperium: Fabius ad Tarentum, Fulvius in Lucanis ac Bruttiis rem gereret. M . C l a u d i o prorogatum in annum imperium. Praetores sortiti provincias, C . Hostilius Tubulus urbanam, L . Veturius Philo peregrinam c u m Gallia, T. Q u i n c t i u s Crispinus C a p u a m , C . Aurunculeius Sardiniam. Exercitus ita per provincias divisi: Fulvio duae legiones, quas in Sicilia M . Valerius Laevinus haberet, Fabio, quibus in Etruria C . Calpurnius praefuisset; urbanus exercitus ut in Etruriam succederet; C . Calpurnius eidem praeesset provinciae exercituique; C a p u a m exercitumque, q u e m Q . Fulvius habuisset, T. Q u i n c t i u s obtineret. C . Hostilius ab C . Laetorio propraetore provinciam exercitumque, qui tum Arimini erat, acciperet. M . Marcello, quibus consul rem gesserat, legiones decretae. M . Valerio c u m L . Cincio - iis q u o q u e enim p r o r o g a t u m in Sicilia imperium - Cannensis exercitus datus, eumque supplere ex militibus, qui ex legionibus C n . Fulvi superessent, iussi. C o n q u i s i t o s eos consules in Siciliam miserunt; additaque eadem militiae ignominia, sub qua Cannenses militabant quique ex praetoris C n . Fulvi exercitu ob similis iram fugae missi eo ab senatu fuerant. C . Aurunculeio eaedem in Sardinia legiones, quibus P. Manlius Volso earn provinciam obtinuerat, decretae. P. Sulpicio eadem legione eademque

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scheinlich, daß Scipio ein volles Jahr in Spanien hingebracht habe, ohne etwas zu unternehmen. Als Q. Fabius Maximus zum fünftenmal und Q. Fulvius Flaccus zum viertenmal Konsuln waren, wurde am 15. März, dem Tag, an dem sie ihr Amt antraten, Italien für beide als Aufgabenbereich bestimmt, ihre Befehlsgewalt jedoch nach Gebieten aufgeteilt: Fabius sollte bei Tarent, Fulvius im Gebiet der Lukaner und Bruttier Krieg führen. M. Claudius wurde das Kommando für das Jahr verlängert. Die Prätoren losten um ihre Aufgabenbereiche: C. Hostilius Tubulus erhielt die Stadtprätur, L. Veturius Philo die Fremdenprätur mitsamt Gallien, T. Quinctius Crispinus Capua und C . Aurunculejus Sardinien. Die Heere wurden folgendermaßen auf die Aufgabengebiete verteilt: Für Fulvius die beiden Legionen, die M. Valerius Laevinus in Sizilien hatte, für Fabius die, die C. Calpurnius in Etrurien befehligt hatte. Dafür sollte das Stadtheer nach Etrurien kommen; C . Calpurnius sollte das Kommando im selben Aufgabenbereich und über das Heer haben. Capua und das Heer, das Q. Fulvius gehabt hatte, sollte T. Quinctius bekommen. C . Hostilius sollte von dem Proprätor C . Laetorius den Aufgabenbereich und das Heer, das zur Zeit in Ariminum stand, übernehmen. Für M. Marcellus wurden die Legionen bestimmt, mit denen er als Konsul Krieg geführt hatte. M. Valerius und L. Cincius - auch ihnen war nämlich das Kommando in Sizilien verlängert worden - erhielten das Cannae-Heer, und sie wurden aufgefordert, es mit den Soldaten aufzufüllen, die von den Legionen des Cn. Fulvius übrig seien; die Konsuln ließen sie zusammensuchen und schickten sie nach Sizilien; dazu kamen noch dieselben schimpflichen Bedingungen des Kriegsdienstes, unter denen die Cannae-Leute dienten und die vom Heer des Prätors Cn. Fulvius, die der Senat aus Empörung über ihre ähnliche Flucht dorthin geschickt hatte. Für C . Aurunculejus wurden dieselben Legionen in Sardinien bestimmt, mit denen P. Manlius Volso diesen Aufgabenbereich innegehabt hatte. P. Sulpicius wurde aufgefor-



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classe Macedoniam obtinere iusso prorogatum in annum imperium. Triginta quinqueremes ex Sicilia Tarentum ad Q. Fabium consulem mitti iussae; cetera classe placere praedatum in Africam aut ipsum M. Valerium Laevinum traicere aut mittere, seu L. Cincium seu M. Valerium Messallam vellet. Nec de Hispania quicquam mutatum, nisi quod non in annum Scipioni Silanoque, sed donee revocati ab senatu forent, prorogatum imperium est. Ita provinciae exercituumque in eum annum partita imperia.

Inter maiorum rerum curas comitia maximi curionis, cum in locum M. Aemili sacerdos crearetur, vetus excitaverunt certamen patriciis negantibus C . Mamili Atelli, qui unus ex plebe petebat, habendam rationem esse, quia nemo ante eum nisi ex patribus id sacerdotium habuisset. Tribuni appellati ad senatum (rem) reiecerunt, senatus populi potestatem fecit; ita primus ex plebe creatus maximus curio C . Mamilius Atellus. Et flaminem Dialem invitum (in)augurari coegit P. Licinius pontifex maximus C . Valerium Flaccum; decemvir sacris faciundis creatus in locum Q. Muci Scaevolae demortui C . Laetorius. Causam inaugurari coacti flaminis libens reticuissem, ni ex mala fama in bonam vertisset. Ob adulescentiam neglegentem luxuriosamque C. Flaccus flamen captus a P. Licinio pontifice maximo erat L. Flacco fratri germano cognatisque aliis ob eadem vitia invisus. Is ut animum eius cura sacrorum et caerimoniarum cepit, ita repente exuit antiquos mores, ut nemo tota

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dert, mit derselben Legion und derselben Flotte in Makedonien zu bleiben, und sein Kommando wurde für ein Jahr verlängert. 30 Fünfruderer sollten aus Sizilien nach Tarent zum Konsul Q. Fabius geschickt werden; mit der übrigen Flotte sollte M. Valerius Laevinus entweder selbst zum Plündern nach Afrika übersetzen oder, wie er wolle, L. Cincius oder M. Valerius Messala hinschicken. Auch für Spanien wurde nichts geändert, abgesehen davon, daß man das Kommando für Scipio und Silanus nicht um ein Jahr verlängerte, sondern bis der Senat sie zurückrufe. So wurden die Aufgabenbereiche und die Befehlsgewalt über die Heere für dieses Jahr verteilt. Unter den Sorgen um wichtigere Dinge weckte die Wahl des Curio maximus, als ein Priester an Stelle des M. Aemilius gewählt werden sollte, den alten Streit wieder, da die Patrizier erklärten, man könne C. Mamilius Atellus, der sich als einziger aus der Plebs bewarb, nicht berücksichtigen, weil vor ihm nur Patrizier dieses Priesteramt innegehabt hätten. Als man die Tribunen anrief, verwiesen sie die Sache an den Senat; der Senat übertrug die Entscheidung darüber dem Volk. So wurde C. Mamilius Atellus als erster aus der Plebs zum Curio maximus gewählt. Und der Pontifex maximus P. Licinius zwang C . Valerius Flaccus, sich gegen seinen Willen zum Flamen des Jupiter weihen zu lassen. Zum Mitglied des Zehnerkollegiums für die Riten wurde an Stelle des verstorbenen Q. Mucius Scaevola C . Laetorius gewählt. Den Grund dafür, warum der Flamen gezwungen werden mußte, sich weihen zu lassen, hätte ich gerne verschwiegen, wenn sich nicht sein Ruf aus einem schlechten zu einem guten gewandelt hätte. Wegen seiner verschwenderischen und ausschweifenden Jugend war C . Flaccus, der seinem leiblichen Bruder L. Flaccus und anderen Verwandten wegen derselben Laster verhaßt war, von dem Pontifex maximus als Flamen genommen worden. Sobald aber die Sorge um die Opfer und die religiösen Gebräuche ihn ergriffen hatte, legte er so plötzlich seine alten Sitten ab, daß niemand in der gan-

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iuventute haberetur prior nec probatior primoribus patrum, suis pariter alienisque, esset. Huius famae consensu elatus ad iustam fiduciam sui rem intermissam per multos annos ob indignitatem flaminum priorum repetivit, in senatum ut introiret. Ingressum eum curiam cum P. Licinius praetor inde eduxisset, tribunos plebis appellavit. Flamen vetustum ius sacerdotii repetebat: datum id cum toga praetexta et sella curuli ei flamonio esse. Praetor non exoletis vetustate annalium exemplis stare ius, sed recentissimae cuiusque consuetudinis usu volebat: nec patrum nec avorum memoria Dialem quemquam id ius usurpasse. Tribuni rem inertia flamin u m oblitteratam ipsis, non sacerdotio damno fuisse cum aequum censuissent, ne ipso quidem contra tendente praetore magno adsensu patrum plebisque flaminem in senatum introduxerunt omnibus ita existimantibus magis sanctitate vitae quam sacerdotii iure earn rem flaminem obtinuisse.

Consules priusquam in provincias irent, duas urbanas legiones in supplementum, quantum opus erat ceteris exercitibus militum, scripserunt. U r b a n u m veterem exercitum Fulvius consul C. Fulvio Flacco legato - frater hie consulis erat - in Etruriam dedit ducendum et legiones, quae in Etruria erant, R o m a m deducendas. Et Fabius consul reliquias exercitus Fulviani conquisitas fuere autem ad quattuor milia trecenti quadraginta quattuor - Q . Maximum filium ducere in Siciliam ad M. Valerium proconsulem iussit atque ab eo duas legiones

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zen Jugend als vorzüglicher galt und den Ersten der Patrizier lieber war, seiner eigenen Familie ebenso wie den Fernstehenden. Durch die Einhelligkeit dieser guten Meinung zu berechtigtem Selbstvertrauen erhoben, wollte er eine wegen der Würdelosigkeit früherer Flamines viele Jahre unterbrochenen Brauch wieder einführen: in den Senat zu gehen. Nachdem er das Senatsgebäude betreten, der Prätor P. Licinius ihn aber von dort wieder hinausgeführt hatte, rief er die Volkstribunen an. Der Flamen suchte ein altes Recht der Priester wiederzubeleben; es sei dem Amt des Flamen mitsamt der verbrämten Toga und dem Amtsstuhl verliehen worden. Der Prätor wollte, das Recht solle sich nicht auf durch ihr Alter außer Brauch gekommene Beispiele in den Jahrbüchern, sondern auf die Befolgung der Gewohnheit jeweils der jüngsten Zeit stützen; weder zur Zeit ihrer Väter noch ihrer Großväter habe ein Flamen des Jupiter dieses Recht beansprucht. Nachdem die Tribunen es für billig befunden hatten, daß die durch die Gleichgültigkeit der Flamines in Vergessenheit geratene Sache diesen persönlich, aber nicht dem Priesteramt geschadet habe, führten sie den Flamen, ohne daß der Prätor etwas dagegen unternahm, unter großer Zustimmung der Patrizier und der Plebs in den Senat, wobei alle meinten, der Flamen habe das mehr durch die Untadeligkeit seiner Lebensführung als durch das Recht seines Priesteramtes erlangt. Bevor die Konsuln in ihre Aufgabenbereiche gingen, hoben sie zwei Stadtlegionen als Reserve aus, so viel Soldaten, wie für die übrigen Heere nötig waren. Das alte Stadtheer übergab der Konsul Fulvius dem Legaten C . Fulvius Flaccus - er war der Bruder des Konsuls - ; er sollte es nach Etrurien führen und die Legionen, die in Etrurien standen, nach R o m bringen. Der Konsul Fabius befahl seinem Sohn Q. Maximus, die Reste von Fulvius' Heer, die man zusammengesucht hatte - es waren an die 4 344 Mann - , nach Sizilien zum Prokonsul M. Valerius zu führen und von ihm zwei Legionen und 30 Fünfruderer zu übernehmen.

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et triginta quinqueremes accipere. Nihil eae deductae ex insula legiones minuerunt nec viribus nec specie eius provinciae praesidium; nam cum praeter egregie suppletas duas veteres legiones transfugarum etiam Numidarum equitum peditumque magnam vim haberet, Siculos quoque, qui in exercitu Epicydis aut Poenorum fuerant, belli peritos viros, milites scripsit. E a externa auxilia cum singulis Romanis legionibus adiunxisset, duorum speciem exercituum servavit: altero L. Cincium partem insulae, regnum qua Hieronis fuerat, tueri iussit; altero ipse ceteram insulam tuebatur divisam quondam Romani Punicique imperii finibus classe quoque navium septuaginta partita, ut omni ambitu litorum praesidio orae maritimae essent. Ipse cum Muttinis equitatu provinciam peragrabat, ut viseret agros cultaque ab incultis notaret et perinde dominos laudaret castigaretque. Ita tantum ea cura frumenti provenit, ut et R o m a m mitteret et Catinam conveheret, unde exercitui, qui ad Tarentum aestiva acturus esset, posset praeberi.

Ceterum transportati milites in Siciliam - et erant maior pars Latini nominis sociorumque - prope magni motus causa fuere; adeo ex parvis saepe magnarum momenta rerum pendent. Fremitus enim inter Latinos sociosque in conciliis ortus: decimum annum dilectibus, stipendiis se exhaustos esse; quotannis ferme clade magna pugnare; alios in acie occidi, alios morbo absumi;

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Diese von der Insel abgezogenen Legionen verminderten weder der Kampfkraft noch dem Eindruck nach den Schutz dieser Provinz; denn obwohl Valerius außer den hervorragend aufgefüllten beiden alten Legionen auch eine große Menge übergelaufener numidischer Reiter und Fußsoldaten hatte, hob er auch Sizilier, die im Heer des Epikydes oder dem der Punier gestanden hatten, kriegserfahrene Männer, als Soldaten aus. Da er diese fremden Hilfsvölker den einzelnen römischen Legionen zuwies, erhielt er den Eindruck von zwei Heeren aufrecht. Mit dem einen ließ er L. Cincius den Teil der Insel, w o das Königreich Hierons gewesen war, schützen; mit dem anderen schützte er selbst den Rest der Insel, die einst in ein römisches und ein punisches Machtgebiet aufgeteilt gewesen war. Auch die Flotte mit ihren 70 Schiffen wurde geteilt, damit sie über den ganzen Umfang der Küstenlinie die Meeresufer schütze. Er selbst durchstreifte mit der Reiterei des Muttines die Provinz, um die Felder in Augenschein zu nehmen und bestelltes Land gegenüber dem unbestellten zu unterscheiden und dementsprechend die Besitzer zu loben oder zurechtzuweisen. Diese Bemühung um das Getreide hatte solchen Erfolg, daß er auch welches nach R o m schickte und anderes nach Catina schaffte, von w o aus es dem Heer, das bei Tarent das Sommerlager beziehen wollte, zur Verfügung gestellt werden konnte. Doch die Verlegung der Soldaten nach Sizilien - es waren größtenteils Latiner und Bundesgenossen - wäre beinahe der Anlaß zu einer großen Erhebung geworden; so sehr hängt oft die Entwicklung bedeutender Dinge von Kleinigkeiten ab. Bei den Latinern und Bundesgenossen begann man nämlich in Zusammenkünften zu murren: Sie seien durch zehn Jahre Aushebungen und Soldzahlungen erschöpft. Fast jedes Jahr kämpften sie mit schweren Verlusten; die einen fielen in der Schlacht, die anderen würden durch eine Krankheit dahingerafft. Ein Bürger, den die Römer als Soldat aushöben, sei für sie mehr verloren als

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magis perire sibi civem, qui ab R o m a n o miles lectus sit, q u a m qui ab Poeno captus: quippe ab hoste gratis remitti in patriam, ab R o m a n i s extra Italiam in exilium verius q u a m in militiam ablegari. O c t a v u m iam ibi annum senescere Cannensem militem moriturum ante, q u a m Italia hostis quippe nunc cum maxime florens viribus excedat. Si veteres milites non redeant in patriam, novi legantur, brevi neminem superfuturum. Itaque, q u o d propediem res ipsa negatura sit, priusquam ad ultimam solitudinem atque egestatem perveniant, negandum p o p u l o R o m a n o esse. Si consentientes in hoc socios videant Romani, profecto de pace cum Carthaginiensibus iungenda cogitaturos; aliter n u m q u a m vivo Hannibale sine bello Italiam fore. H a e c acta in conciliis.

Triginta tum coloniae populi R o m a n i erant; ex iis duodecim, cum omnium legationes R o m a e essent, negaverunt consulibus esse, unde milites pecuniamque darent. E a e fuere Ardea, N e p e t e , Sutrium, Alba, Carseoli, Sora, Suessa, Circei, Setia, Cales, Narnia, Interamna. N o v a re consules icti cum absterrere eos a tam detestabili consilio vellent, castigando increpandoque plus q u a m leniter agendo profecturos rati eos ausos esse consulibus dicere aiebant, q u o d consules, ut in senatu pronuntiarent, in animum inducere non possent; non enim detractationem earn munerum militiae, sed apertam defectionem a p o p u l o R o m a n o esse. Redirent itaque propere in colonias et t a m q u a m integra re, locuti magis q u a m ausi tantum nefas, cum suis consulerent. Admonerent non C a m p a n o s neque Tarentinos esse eos, sed R o m a n o s ,

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einer, den die Punier gefangennähmen; denn der Feind schicke sie ohne Lösegeld in ihre Heimat zurück; die Römer dagegen schafften sie aus Italien heraus, mehr zur Verbannung als zum Kriegsdienst. Die Soldaten von Cannae alterten dort schon das achte Jahr dahin, und sie würden sterben, bevor der Feind, dessen Streitkräfte jetzt gerade ihre größte Stärke erreichten, aus Italien abziehe. Wenn die alten Soldaten nicht in ihre Heimat zurückkehrten und immer neue ausgehoben würden, werde in Kürze niemand mehr übrig sein. Daher müßten sie, bevor es bei ihnen zur äußersten Entvölkerung und Verarmung komme, dem römischen Volk abschlagen, was demnächst die Verhältnisse selbst verbieten würden. Wenn die Römer sähen, daß die Bundesgenossen in diesem Punkt einer Meinung seien, würden sie gewiß daran denken, mit den Karthagern Frieden zu schließen; sonst werde Italien, solange Hannibal lebe, niemals ohne Krieg sein. Dies wurde in den Versammlungen besprochen. Es gab damals 30 Kolonien des römischen Volkes. Während Gesandtschaften von allen in R o m waren, erklärten zwölf von ihnen den Konsuln, sie wüßten nicht, woher sie die Soldaten und das Geld nehmen sollten. Es waren Ardea, Nepete, Sutrium, Alba, Carseoli, Sora, Suessa, Circeji, Setia, Cales, Narnia und Interamna. Da die Konsuln, von der neuen Situation betroffen, sie von dem so verabscheuungswürdigen Plan abschrecken wollten und der Meinung waren, sie würden mit Zurechtweisungen und Vorwürfen weiter kommen als mit sanftem Vorgehen, erklärten sie, sie hätten den Konsuln zu sagen gewagt, was im Senat vorzubringen die Konsuln sich nicht entschließen könnten; denn das sei nicht Verweigerung der Pflichten des Kriegsdienstes, sondern offener Abfall vom römischen Volk. Sie sollten daher schleunigst in ihre Kolonien zurückkehren und, als wenn nichts geschehen wäre - sie hätten ja mehr davon geredet als ein so großes Unrecht gewagt - , mit ihren Mitbürgern beraten. Sie sollten diese daran erinnern, daß sie keine Kampaner und keine Tarentiner seien, sondern Römer; da kämen sie



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inde oriundos, inde in colonias atque in agrum bello captum stirpis augendae causa missos. Quae liberi parentibus deberent, ea illos Romanis debere, si ulla pietas, si memoria antiquae patriae esset. Consulerent igitur de integro; nam turn quidem quae temere agitassent, ea prodendi imperii Romani, tradendae Hannibali victoriae esse. Cum alternis haec consules diu iactassent, nihil moti legati neque se, quid domum renuntiarent, habere dixerunt neque senatum suum, quid novi consuleret, ubi nec miles, qui legeretur, nec pecunia, quae daretur in Stipendium, esset.

Cum obstinatos eos viderent consules, rem ad senatum detulerunt, ubi tantus pavor animis hominum est iniectus, ut magna pars actum de imperio diceret; idem alias colonias facturas, idem socios; consensisse omnes ad prodendam Hannibali urbem Romanam. Consules hortari et consolari senatum et dicere alias colonias in fide atque officio pristino fore; eas quoque ipsas, quae officio decesserint, si legati circa eas colonias mittantur, qui castigent, non qui precentur, verecundiam imperii habituras esse.

Permissum ab senatu iis cum esset, agerent facerentque, ut e re publica ducerent, pertemptatis prius aliarum coloniarum animis citaverunt legatos quaesiveruntque ab iis, ecquid milites ex formula paratos haberent. Pro duodeviginti coloniis M. Sextilius Fregellanus respondit et milites paratos ex formula esse et, si pluribus opus

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her, von da seien sie in die Kolonien und auf das im Krieg gewonnene Land geschickt worden, damit sie mehr Nachkommenschaft bekämen. Was Kinder ihren Eltern schuldig seien, das seien sie den Römern schuldig, wenn nur eine Spur von Anhänglichkeit, wenn eine Erinnerung an ihre alte Vaterstadt vorhanden sei. Sie sollten also erneut beraten. Denn das, was sie jetzt leichtfertig besprochen hätten, bedeute Verrat an der Herrschaft Roms und Überlassung des Sieges an Hannibal. Obwohl die Konsuln ihnen das abwechselnd lange vorhielten, ließen sich die Gesandten nicht bewegen und sagten, sie wüßten nicht, was sie daheim berichten sollten, und ihr Senat wisse nicht, was er Neues beschließen solle, wo es weder einen Soldaten gebe, den man ausheben, noch Geld, das man als Sold zur Verfügung stellen könne. Als die Konsuln sahen, daß sie hartnäckig blieben, brachten sie die Sache vor den Senat. Hier befiel die Männer solches Entsetzen, daß ein großer Teil sagte, es sei um die Herrschaft geschehen. Die anderen Kolonien würden dasselbe tun, dasselbe auch die Bundesgenossen; alle seien übereingekommen, die Stadt Rom an Hannibal zu verraten. Die Konsuln ermutigten und trösteten den Senat und sagten, die anderen Kolonien würden treu bleiben und wie früher ihren Verpflichtungen nachkommen; auch die, die sich ihren Verpflichtungen entzogen hätten, würden, wenn Gesandte ringsum zu diesen Kolonien geschickt würden, die sie zurechtweisen, nicht bitten sollten, Achtung vor der Herrschaft haben. Da der Senat es ihnen überließ, zu verfahren und zu handeln, wie es ihrer Meinung nach im Interesse des Staates sei, suchten sie zunächst die Gesinnung der anderen Kolonien zu erkunden, riefen ihre Gesandten herbei und fragten sie, ob sie die Soldaten gemäß der Vertragsformel zur Verfügung hätten. Für die achtzehn Kolonien gab M. Sextilius aus Fregellae zur Antwort, die Soldaten ständen gemäß der Vertragsformel zur Verfügung, wenn mehr nötig seien, würden

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esset, plures daturos et, quidquid aliud imperaret velletque populus Romanus, enixe facturos; ad id sibi neque opes deesse, animum etiam superesse. Consules parum sibi videri praefati pro merito eorum sua voce conlaudari eos, nisi universi patres iis in curia gratias egissent, sequi in senatum eos iusserunt. Senatus quam poterat honoratissimo decreto adlocutus eos mandat consulibus, ut ad populum quoque eos producerent et inter multa alia praeclara, quae ipsis maioribusque suis praestitissent, recens etiam meritum eorum in rem publicam commemorarent. N e nunc quidem post tot saecula sileantur fraudenturve laude sua: Signini fuere et Norbani Saticulanique et Fregellani et Lucerini et Venusini et Brundisini et Hadriani et Firmani et Ariminenses, et ab altero mari Pontiani et Paestani et Cosani, et mediterranei Beneventani et Aesernini et Spoletini et Piacentini et Cremonenses. Harum coloniarum subsidio tum Imperium populi Romani stetit, iisque gratiae in senatu et apud populum actae. Duodecim aliarum coloniarum, quae detractaverunt imperium, mentionem fieri patres vetuerunt neque illos dimitti neque retineri neque appellari a consulibus; ea tacita castigatio maxime ex dignitate populi Romani visa est.

Cetera expedientibus, quae ad bellum opus erant, consulibus aurum vicensimarium, quod in sanctiore aerario ad ultimos casus servabatur, promi placuit. Prompta ad quattuor milia pondo auri. Inde quingena pondo data consulibus et M. Marcello et P. Sulpicio proconsulibus et L. Veturio praetori, qui Galliam provinci-

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sie mehr stellen, und was das römische Volk sonst noch befehle und wünsche, würden sie mit Freuden tun. Dazu fehle es ihnen nicht an Mitteln, und guten Willen hätten sie mehr als genug. Die Konsuln schickten voraus, es scheine ihnen zu wenig, wenn sie für ihr Verdienst nur aus ihrem Munde gelobt würden, die Väter insgesamt müßten ihnen im Senatsgebäude Dank sagen, und forderten sie auf, ihnen in den Senat zu folgen. Der Senat wandte sich mit dem ehrenvollsten Bescheid, der ihm möglich war, an sie und trug den Konsuln auf, sie auch vor das Volk zu geleiten und neben den vielen anderen bedeutenden Diensten, die sie ihnen selbst und ihren Vorfahren geleistet hätten, auch ihr letztes Verdienst um den Staat zu erwähnen. Auch jetzt, nach so vielen Menschenaltern, sollen sie nicht mit Stillschweigen übergangen und nicht um ihren Ruhm betrogen werden; es waren die Leute von Signia, Norba, Saticula, Fregellae, Luceria, Venusia, Brundisium, Hadria, Firmum und Ariminum, von dem anderen Meer die von Pontia, Paestum und Cosa und aus dem Binnenland die von Benevent, Aesernium, Spoletium, Placentia und Cremona. Durch den Beistand dieser Kolonien behauptete sich damals die Herrschaft des römischen Volkes, und ihnen wurde im Senat und vor dem Volk gedankt. Die Senatoren verboten, die zwölf anderen Kolonien, die die Herrschaft nicht gelten ließen, zu erwähnen; die Konsuln sollten sie weder entlassen noch zurückhalten, noch ansprechen. Diese stillschweigende Zurechtweisung schien am ehesten der Würde des römischen Volkes zu entsprechen. Während die Konsuln damit beschäftigt waren, das, was sonst noch für den Krieg nötig war, zu erledigen, beschloß man, das Gold von dem Zwanzigsten, das in einer Geheimkammer der Staatskasse für äußerste Notfälle aufgespart wurde, hervorzuholen. A n die 4000 Pfund Gold wurden hervorgeholt. Davon wurden je 500 Pfund den Konsuln, den Prokonsuln M. Marcellus und P. Sulpicius und dem Prätor L. Veturius gegeben, der Gallien durch das Los als Aufga-

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am erat sortitus, additumque Fabio consuli centum p o n d o auri praecipuum, quod in arcem Tarentinam portaretur; cetero auro usi sunt ad vestimenta praesenti pecunia locanda exercitui, qui in Hispania bellum secunda sua fama ducisque gerebat. Prodigia quoque, priusquam ab urbe consules proficiscerentur, procurari placuit. In Albano monte tacta de caelo erant signum Iovis arborque templo propinqua et ostium lacus et Capuae m u m s Fortunaeque aedis et Sinuessae murus portaque. Haec de caelo tacta. Cruentam etiam fluxisse aquam Albanam quidam auctores erant et Romae intus in cella aedis Fortis Fortunae de capite signum, quod in corona erat, in m a n u m sponte sua prolapsum. Et Priverni satis constabat bovem locutum volturiumque frequenti foro in tabernam devolasse et Sinuessae natum ambiguo inter marem ac feminam sexu infantem, quos androgynos vulgus, ut pleraque faciliore ad duplicanda verba Graeco sermone, appellat, et lacte pluvisse et cum elephanti capite puerum natum. Ea prodigia hostiis maioribus procurata et supplicatio circa omnia pulvinaria et obsecratio in u n u m diem indicta; et decretum, ut C. Hostilius praetor ludos Apollini, sicut iis annis voti factique erant, voveret faceretque.

Per eos dies et censoribus creandis Q . Fulvius consul comitia habuit. Creati censores, ambo qui n o n d u m consules fuerant, M. Cornelius Cethegus, P. Sempronius Tuditanus. Ii censores ut agrum C a m p a n u m f r u e n d u m

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bengebiet erhalten hatte. Dazu erhielt der Konsul Fabius ioo Pfund Gold gesondert, die er auf die Burg von Tarent schaffen sollte. Das übrige Gold benutzten sie, um Kleidung gegen Barzahlung in Auftrag zu geben für das Heer, das in Spanien zu seinem und seines Feldherrn Ruhm Krieg führte. Bevor die Konsuln von der Stadt aufbrachen, sollten auch die Zeichen der Götter gesühnt werden. Auf dem Albaner Berg waren das Standbild Jupiters, ein Baum in der Nähe des Heiligtums und der Ausfluß des Sees vom Blitz getroffen worden, in Capua die Stadtmauer und der Tempel der Fortuna, in Sinuessa die Stadtmauer und das Stadttor. Hier hatte der Blitz eingeschlagen. Einige Gewährsleute berichteten auch, das Wasser des Albaner Sees sei blutigrot gewesen; und in Rom sei innen in der Cella der Fors Fortuna die Figur, die sich auf ihrer Krone befand, von selbst in die Hand hinabgefallen. Und es stand einigermaßen fest, daß in Privernum ein Rind gesprochen hatte und ein Geier, während das Forum voller Menschen war, in einen Laden hinabgeflogen war, daß in Sinuessa ein Kind von unbestimmtem Geschlecht, zwischen männlich und weiblich, geboren worden war - das Volk nennt sie Androgynen (Mannfrauen) wie auch in vielen anderen Fällen, weil die griechische Sprache besser geeignet ist, Wortzusammensetzungen zu bilden - , daß es Milch geregnet hatte und daß ein Junge mit einem Elefantenkopf geboren worden war. Diese Zeichen der Götter wurden mit voll ausgewachsenen Opfertieren gesühnt und ein Bittgang zu allen Tempeln und ein öffentliches Gebet für einen Tag angesetzt, und es wurde beschlossen, der Prätor C. Hostilius solle Spiele für Apollo geloben und durchführen, wie sie in diesen Jahren gelobt und durchgeführt worden waren. In diesen Tagen führte der Konsul Q . Fulvius auch die Zensorenwahlen durch. Zu Zensoren gewählt wurden M. Cornelius Cethegus und P. Sempronius Tuditanus, die beide noch nicht Konsul gewesen waren. Auf Anordnung des Senats wurde beim Volk beantragt, diese Zensoren sollten

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locarent, ex auctoritate patrum latum ad plebem est plebesque scivit. Senatus lectionem contentio inter censores de principe legendo tenuit. Semproni lectio erat; ceterum Cornelius morem traditum a patribus sequendum aiebat, ut, qui primus censor ex iis, qui viverent, fuisset, eum principem legerent; is T. Manlius Torquatus erat. Sempronius, cui di sortem legendi dedissent, ei ius liberum eosdem dedisse deos; se id suo arbitrio facturum lecturumque Q . Fabium Maximum, quem tum principem Romanae civitatis esse vel Hannibale iudice victurus esset. C u m diu certatum verbis esset, concedente collega lectus a Sempronio princeps in senatu Q . Fabius Maximus consul. Inde alius lectus senatus octo praeteritis, inter quos M. Caecilius Metellus erat, infamis auctor deserendae Italiae post Cannensem cladem. In equestribus quoque notis eadem servata causa; sed erant perpauci, quos ea infamia attingeret. Illis omnibus - et multi erant adempti equi, qui Cannensium legionum equites in Sicilia erant. Addiderunt acerbitati etiam tempus, ne praeterita stipendia procederent iis, quae equo publico emeruerant, sed dena stipendia equis privatis facerent. Magnum praeterea n u m e r u m eorum conquisiverunt, qui equo merere deberent; atque ex iis, qui principio eius belli septemdecim 'annos nati fuerant neque militaverant, omnes aerarios fecerunt. Locaverunt inde reficienda, quae circa f o r u m incendio consumpta erant, septem tabernas, macellum, atrium regium.

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das kampanische Land zur Nutznießung verpachten, und das Volk stimmte dafür. Die Verlesung der Senatsliste verzögerte ein Streit zwischen den Zensoren über die Wahl des Princeps. Die Wahl war Sache des Sempronius; aber Cornelius sagte, man müsse sich an den von den Vätern überlieferten Brauch halten und den, der als erster von den noch Lebenden Zensor gewesen sei, zum Princeps wählen; das war T. Manlius Torquatus. Sempronius entgegnete, wem die Götter das Los zum Wählen gegeben hätten, dem hätten dieselben Götter auch Entscheidungsfreiheit gegeben. Er werde nach seinem Ermessen handeln und Q. Fabius Maximus wählen, der jetzt der erste Mann in der römischen Bürgerschaft sei, was er selbst vor Hannibal als Richter erfolgreich vertreten würde. Nachdem man lange mit Worten gestritten hatte, gab sein Kollege nach, und zum Princeps im Senat wurde der Konsul Q. Fabius Maximus gewählt. Daraufhin wurde die weitere Senatsliste zusammengestellt, wobei acht übergangen wurden, darunter M. Caecilius Metellus, der verrufen war, weil er nach der Niederlage bei Cannae dazu geraten hatte, Italien zu verlassen. Auch bei der Maßregelung der Ritter wurde derselbe Grund geltend gemacht; es waren aber nur ganz wenige, die dieser Schimpf betraf. All denen - und das waren viele - , die als Reiter der Cannae-Legionen in Sizilien waren, wurden die Pferde genommen. Z u dieser harten Maßnahme fügten sie noch eine Verlängerung der Dienstzeit hinzu: die abgelaufenen Dienstjahre, die sie mit einem Staatspferd abgedient hatten, sollten ihnen nicht angerechnet werden; sie sollten vielmehr jeder zehn Dienstjahre mit einem eigenen Pferd ableisten. Außerdem spürten sie eine große Zahl von denen auf, die zu Pferd hätten dienen müssen; von diesen machten sie alle, die zu Beginn dieses Krieges 17 Jahre alt gewesen waren und nicht gedient hatten, zu Ärariern. Sie vergaben sodann die Aufträge zur Wiederherstellung der Bauten, die rings um das Forum vom Brand zerstört worden waren: sieben Läden, den Fleischmarkt und das Atrium regium.

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Transactis omnibus, quae Romae agenda erant, consules ad bellum profecti. Prior Fulvius praegressus Capuam; post paucos dies consecutus Fabius, qui et collegam coram obtestatus et per litteras Marcellum, ut quam acerrimo bello detinerent Hannibalem, dum ipse Tarentum oppugnaret; ea urbe adempta hosti iam undique pulso, nec ubi consisteret nec quid fidum respiceret, habend ne remorandi quidem causam in Italia fore. Regium etiam nuntium mittit ad praefectum praesidii, quod ab Laevino consule adversus Bruttios ibi locatum erat, octo milia hominum, pars maxima ab Agathyrna, sicut ante dictum est, ex Sicilia traducta, rapto vivere hominum adsuetorum; additi erant Bruttiorum indidem perfugae, et audacia et audendi omnia necessitatibus pares. Hanc manum ad Bruttium primum agrum depopulandum duci iussit, inde ad Cauloniam urbem oppugnandam. Imperata non impigre solum, sed etiam avide exsecuti direptis fugatisque cultoribus agri summa vi urbem oppugnabant.

Marcellus et consulis litteris excitus et quia ita in animum induxerat neminem ducem Romanum tam parem Hannibali quam se esse, ubi primum in agris pabuli copia fuit, ex hibernis profectus ad Canusium Hannibali occurrit. Sollicitabat ad defectionem Canusinos Poenus; ceterum ut appropinquare Marcellum audivit, castra inde movit. Aperta erat regio sine ullis ad insidias latebris; itaque in loca saltuosa cedere inde coepit. Marcellus vestigiis instabat castraque castris conferebat et opere perfecto extemplo in aciem legiones educebat. Hannibal

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Nachdem alles erledigt war, was in Rom getan werden mußte, brachen die Konsuln zum Krieg auf. Als erster ging Fulvius nach Capua voraus. Wenige Tage später folgte ihm Fabius. E r beschwor seinen Kollegen persönlich und Marcellus in einem Brief, durch möglichst scharfe Kriegsführung Hannibal festzuhalten, während er selbst Tarent angreife. Wenn der Feind diese Stadt verliere, werde er, der schon überall vertrieben sei und nicht mehr wisse, w o er festen Fuß fassen und worauf er sich noch verlassen könne, keinen Grund mehr haben, in Italien zu bleiben. Auch nach Regium schickte er einen Boten zu dem Kommandanten der Besatzung, die der Konsul Laevinus dort gegen die Bruttier stationiert hatte, 8000 Mann, größtenteils von Agathyrna in Sizilien herübergeschafft, wie oben gesagt ist, Leute, die vom Raub zu leben gewohnt waren; an die Seite gestellt hatte man ihnen bruttische Uberläufer aus dieser Gegend, ihnen gleich an Verwegenheit und durch die Zwangslage, alles wagen zu müssen. E r befahl, diese Schar zuerst zum Plündern in das Gebiet der Bruttier zu führen; dann sollte sie die Stadt Caulonia angreifen. Der Befehl wurde nicht nur ohne Zögern, sondern sogar mit Begierde ausgeführt, und nachdem sie die Leute, die das Land bestellten, geplündert und verjagt hatten, griffen sie die Stadt mit aller Macht an. Marcellus fühlte sich durch den Brief des Konsuls aufgerufen, und er war überzeugt, daß kein römischer Feldherr Hannibal in gleichem Maße gewachsen sei wie er. Sobald es auf den Feldern Futter gab, brach er aus dem Winterlager auf und stieß bei Canusium auf Hannibal. Der Punier suchte gerade die Bewohner von Canusium zum Abfall zu bewegen. Doch als er hörte, daß Marcellus herankam, brach er von dort auf. Das Gelände war offen, ohne jedes Versteck für einen Hinterhalt. Daher begann er von dort in ein waldreiches Gebiet auszuweichen. Marcellus folgte ihm auf dem Fuß, schlug sein Lager immer dicht bei Hannibals Lager auf, und wenn die Schanzarbeiten abgeschlossen waren, führte

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turmatim per equites peditumque iaculatores levia certamina serens casum universae pugnae non necessarium ducebat. Tractus est tamen ad id, q u o d vitabat, certamen. N o c t e praegressum adsequitur locis planis ac patentibus Marcellus; castra inde ponentem p u g n a n d o undique in munitores operibus prohibet. Ita signa conlata pugnatumque totis copiis et, c u m iam nox instaret, Marte aequo discessum est. Castra exiguo distantia spatio raptim ante noctem permunita.

Postero die luce prima Marcellus in aciem copias eduxit; nec Hannibal detractavit certamen multis verbis adhortatus milites, ut memores Trasumenni C a n n a r u m que contunderent ferociam hostis. U r g e r e atque instare eum, non iter quietos facere, non castra ponere pati, non respirare aut circumspicere; cottidie simul orientem solem et R o m a n a m aciem in campis videndam esse; si uno proelio haud incruentus abeat, quietius deinde tranquilliusque e u m bellaturum. H i s inritati adhortationibus simulque taedio ferociae hostium cottidie instantiu m lacessentiumque acriter proelium ineunt. Pugnatum amplius duabus horis est. Cedere inde ab R o m a n i s dextra ala et extraordinarii coepere. Q u o d ubi Marcellus vidit, duodevicensimam legionem in p r i m a m aciem inducit. D u m alii trepidi cedunt, alii segniter subeunt, turbata tota acies est, dein prorsus fusa, et vincente

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er die Legionen sogleich heraus und formierte sie zur Schlacht. Hannibal lieferte schwadronsweise durch seine Reiter und durch Schleuderer vom Fußvolk leichte Scharmützel, eine Schlacht mit dem ganzen Heer hielt er nicht für nötig. Dennoch wurde er in den Kampf, den er vermeiden wollte, hineingerissen. E r war bei Nacht vorausgezogen, aber Marcellus holte ihn auf ebenem und offenem Gelände ein. Als Hannibal dann sein Lager aufschlagen wollte, griff Marcellus die Schanzenden von allen Seiten an und hinderte sie an der Arbeit. So geriet man aneinander und kämpfte mit allen Truppen, und als schon die Nacht heraufzog, trennte man sich, ohne daß eine Entscheidung gefallen wäre. Die Lager, die nur wenig voneinander entfernt waren, wurden eilends vor Einbruch der Nacht befestigt. A m folgenden Tag führte Marcellus im Morgengrauen seine Truppen hinaus und formierte sie zur Schlacht. Auch Hannibal entzog sich dem Kampf nicht, nachdem er seine Soldaten mit vielen Worten angefeuert hatte: Sie sollten an den Trasumennus und an Cannae denken und den Übermut des Feindes brechen; er bedränge sie und setze ihnen zu, lasse sie weder ruhig ziehen noch ein Lager aufschlagen, weder zu Atem kommen noch Umschau halten. Jeden Tag müsse man zugleich die aufgehende Sonne und die römische Schlachtreihe im Felde sehen. Wenn Marcellus auch nur in einem einzigen Kampf nicht ohne blutige Verluste davonkomme, dann werde er ruhiger und gelassener Krieg führen. Durch diese anfeuernden Worte aufgereizt und zugleich voll Abscheu vor dem Übermut der Feinde, die täglich auf sie eindrangen und sie reizten, gingen sie mit Feuereifer in die Schlacht. Gekämpft wurde mehr als zwei Stunden. Dann begannen auf der römischen Seite die Rechte Ale und die Elitesoldaten der Bundesgenossen zu weichen. Als Marcellus das sah, führte er die 18. Legion in die vorderste Linie. Während die einen verstört zurückgingen, die anderen nur zögernd nachrückten, geriet die ganze Schlachtlinie in Verwirrung, dann wurde sie völlig geworfen und wandte sich,



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pudorem metu terga dabant. Cecidere in pugna fugaque ad duo milia et septingenti civium sociorumque, in iis quattuor Romani centuriones, duo tribuni militum, M. Licinius et Μ. Helvius. Signa militaria quattuor de ala, prima quae fugit, duo de legione, quae cedentibus sociis successerat, amissa. Marcellus, postquam in castra reditum est, contionem adeo saevam atque acerbam apud milites habuit, ut proelio per diem totum infeliciter tolerato tristior iis irati ducis oratio esset. „Dis immortalibus, ut in tali re, laudes gratesque" inquit „ago, quod victor hostis cum tanto pavore incidentibus vobis in vallum portasque non ipsa castra est adgressus; deseruissetis profecto eodem terrore castra, quo omisistis pugnam. Qui pavor hie, qui terror, quae repente, qui et cum quibus pugnaretis, oblivio animos cepit? Nempe iidem sunt hi hostes, quos vincendo et victos sequendo priorem aestatem absumpsistis, quibus dies noctesque fugientibus per hos dies institistis, quos levibus proeliis fatigastis, quos hesterno die nec iter facere nec castra ponere passi estis. Omitto ea, quibus gloriari potestis; cuius et ipsius pudere ac paenitere vos oportet, referam. Nempe aequis manibus hesterno die diremistis pugnam. Quid haec nox, quid hie dies attulit? Vestrae iis copiae imminutae sunt an illorum auctae? Non equidem mihi cum exercitu meo loqui videor nec cum Romanis militibus; corpora tantum atque arma sunt eadem. An, si eosdem animos

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da die Furcht stärker war als die Scham, zur Flucht. Im Kampf und auf der Flucht fielen an die 2 700 Römer und Bundesgenossen, darunter vier römische Centurionen und zwei Militärtribunen, M. Licinius und M. Helvius. Vier Feldzeichen von der Ale, die als erste floh, und zwei von der Legion, die den weichenden Bundesgenossen zu Hilfe gekommen war, gingen verloren. Nachdem man ins Lager zurückgekehrt war, hielt Marcellus eine so wütende und scharfe Ansprache vor den Soldaten, daß die Rede ihres erzürnten Feldherrn für sie niederschmetternder war als die Schlacht, die sie den ganzen Tag hindurch ohne Glück ausgehalten hatten. „Ich lobe die unsterblichen Götter, soweit man das in einer solchen Lage kann", sagte er, „und sage ihnen Dank dafür, daß der siegreiche Feind, als ihr in solcher Panik zum Wall und den Toren stürztet, das Lager selbst nicht angegriffen hat. Ihr hättet das Lager bestimmt in demselben Schrecken im Stich gelassen, in dem ihr die Schlacht aufgegeben habt. Was für eine Panik hat euch ergriffen, was für ein Schrecken, wieso habt ihr plötzlich vergessen, wer ihr seid und mit wem ihr kämpft? Das hier sind doch wohl dieselben Feinde, mit deren Besiegung und deren Verfolgung, wenn sie besiegt waren, ihr den letzten Sommer hingebracht habt, denen ihr in diesen Tagen, während sie Tag und Nacht flohen, auf den Fersen geblieben seid, die ihr in leichten Scharmützeln ermüdet und denen ihr am gestrigen Tag weder weiterzuziehen noch ihr Lager aufzuschlagen gestattet habt. Ich übergehe, was ihr zu eurem Ruhm vorbringen könntet; ich will jedoch erwähnen, wofür ihr euch schämen und was ihr bereuen müßtet. Ihr habt doch noch am gestrigen Tag die Schlacht abgebrochen, ohne daß eine Seite im Vorteil war. Was hat diese Nacht, was dieser Tag Neues gebracht? Sind eure Streitkräfte unterdes weniger oder die jener größer geworden? Ich komme mir vor, als spräche ich nicht zu meinem Heer und zu römischen Soldaten. N u r eure Körper und die Waffen sind dieselben. Hätte der Feind etwa, wenn ihr noch denselben Kampfgeist gehabt

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habuissetis, terga vestra vidisset hostis? Signa alicui manipulo aut cohorti ademisset? A d h u c caesis legionibus Romanis gloriabatur: vos illi hodierno die p r i m u m fugati exercitus dedistis decus."

Clamor inde ortus, ut veniam eius diei daret; ubi vellet, deinde experiretur militum suorum animos. „Ego vero experiar" inquit, „milites, et vos crastino die in aciem educam, ut victores potius quam victi veniam impetretis, quam petitis." Cohortibus, quae signa amiserant, hordeum dari iussit centurionesque manipulorum, q u o r u m signa amissa fuerant, destrictis gladiis discinctos destituit; et ut postero die omnes, pedites, equites, armati adessent, edixit. Ita contio dimissa fatentium iure ac merito sese increpitos neque illo die virum quemquam in acie Romana fuisse praeter u n u m ducem, cui aut morte satisfaciendum aut egregia victoria esset.

Postero die armati ornatique ad edictum aderant. Imperator eos conlaudat pronuntiatque, a quibus orta pridie fuga esset, cohortesque, quae signa amisissent, se in primam aciem inducturum; edicere iam sese omnibus pugnandum ac vincendum esse et adnitendum singulis universisque, ne prius hesternae fugae quam hodiernae victoriae fama R o m a m perveniat. Inde cibo corpora firmare iussi, ut, si longior pugna esset, viribus sufficerent. Ubi omnia dicta factaque sunt, quibus excitarentur animi militum, in aciem procedunt.

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hättet, eure Rücken gesehen? Hätte er einem Manipel oder einer Kohorte die Feldzeichen entrissen? Bisher konnte er sich rühmen, römische Legionen niedergehauen zu haben; ihr habt ihm am heutigen Tag zum erstenmal den Ruhm geschenkt, ein römisches Heer in die Flucht geschlagen zu haben." Da erhob sich Geschrei, er solle ihnen für diesen Tag verzeihen. Wo er wolle, solle er dann den Mut seiner Soldaten auf die Probe stellen. „Allerdings", entgegnete er, „werde ich ihn auf die Probe stellen, Soldaten, und euch am morgigen Tag zur Schlacht hinausführen, damit ihr lieber als Sieger denn als Besiegte die Verzeihung erhaltet, um die ihr bittet." Den Kohorten, die ihre Feldzeichen verloren hatten, ließ er Gerste geben und die Centurionen der Manipel, deren Feldzeichen verlorengegangen waren, mit bloßen Schwertern ohne Gürtel dastehen, und er gab Befehl, am folgenden Tag sollten alle, Reiter und Fußsoldaten, bewaffnet antreten. So wurde die Heeresversammlung entlassen. Sie gaben zu, daß sie mit Fug und Recht hart angefahren worden waren; an diesem Tag sei kein Mann im römischen Heer gewesen außer allein dem Feldherrn, dem man entweder durch den Tod oder durch einen herausragenden Sieg Genugtuung leisten müsse. Am nächsten Tag traten sie im vollen Waffenschmuck entsprechend dem Befehl an. Der Feldherr lobte sie und verkündete, er werde die, von denen am Tage zuvor die Flucht ausgegangen sei, und die Kohorten, die ihre Feldzeichen verloren hätten, in die vorderste Linie führen. Er befehle jetzt allen, zu kämpfen und zu siegen, und jedem einzelnen und allen insgesamt, sich anzustrengen, daß nicht die Kunde von der gestrigen Flucht früher nach Rom gelange als die vom heutigen Sieg. Dann forderte er sie auf, sich mit Essen zu stärken, damit ihre Kräfte ausreichten, wenn die Schlacht länger dauere. Als alles gesagt und getan war, wodurch der Kampfgeist der Soldaten geweckt wird, rückten sie zur Schlacht aus.

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Q u o d ubi Hannibali nuntiatum est, „ C u m eo nimirum" inquit „hoste res est, qui nec bonam nec malam ferre fortunam possit. Seu vicit, ferociter instat victis; seu victus est, instaurat cum victoribus certamen." Signa inde canere iussit et copias educit. Pugnatum utrimque aliquanto quam pridie acrius est Poenis ad obtinendum hesternum decus adnitentibus, Romanis ad demendam ignominiam. Sinistra ala ab Romanis et cohortes, quae amiserant signa, in prima acie pugnabant, et legio duodevicensima ab dextro cornu instructa. L. Cornelius Lentulus et C . Claudius N e r o legati cornibus praeerant; Marcellus mediam aciem hortator testisque praesens firmabat. A b Hannibale Hispani primam obtinebant frontem, et id roboris in omni exercitu erat. C u m anceps diu pugna esset, Hannibal elephantos in primam aciem induci iussit, si quem inicere ea res tumultum ac pavorem posset. Et primo turbarunt signa ordinesque, et partim occulcatis, partim dissupatis terrore, qui circa erant, nudaverant una parte aciem, latiusque fuga manasset, ni C . Decimius Flavus tribunus militum signo arrepto primi hastati manipulum eius signi sequi se iussisset. Duxit, ubi maxime tumultum conglobatae beluae faciebant, pilaque in eas conici iussit. Haesere omnia tela haud difficili ex propinquo in tanta corpora ictu et tam conferta turba; sed ut non omnes vulnerati sunt, ita in quorum tergis infixa stetere pila, ut est genus anceps, in fugam versi etiam integros avertere. Tum iam non unus manipulus, sed pro se quisque miles, qui modo adsequi

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Als das Hannibal gemeldet wurde, sagte er: „Wir haben es ohne Zweifel mit einem Feind zu tun, der weder Glück noch Unglück ertragen kann. Hat er gesiegt, drängt er den Besiegten ungestüm nach; ist er besiegt, sucht er einen neuen Kampf mit den Siegern." Dann ließ er das Signal blasen und führte seine Truppen hinaus. Auf beiden Seiten wurde erheblich heftiger gekämpft als am Tage zuvor: die Punier strengten sich an, den Ruhm von gestern zu behaupten, die Römer, die Schande zu tilgen. Auf römischer Seite kämpften die Linke Ale und die Kohorten, die ihre Feldzeichen verloren hatten, in der vordersten Linie, die 18. Legion stand auf dem rechten Flügel. Die Legaten L. Cornelius Lentulus und C. Claudius Nero hatten das Kommando über die Flügel; Marcellus stärkte persönlich als Mahner und Augenzeuge das Zentrum. Auf Hannibals Seite bildeten die Spanier die vorderste Linie, und das waren die Kerntruppen im ganzen Heer. Da die Schlacht lange unentschieden stand, ließ Hannibal die Elefanten in die vorderste Linie führen in der Erwartung, das könne eine Verwirrung und Panik auslösen. Sie brachten zunächst die Einheiten und Reihen durcheinander und hatten, da diejenigen, die hier standen, teils niedergetrampelt wurden, teils vor Schreck auseinanderliefen, an einer Stelle die Front aufgerissen, und die Flucht hätte weiter um sich gegriffen, wenn nicht der Militärtribun C. Decimius Flavus das Feldzeichen des ersten Hastatenmanipels ergriffen und dem Manipel dieses Feldzeichens befohlen hätte, ihm zu folgen. E r führte sie dorthin, w o die Masse der Untiere am meisten Verwirrung stiftete, und befahl ihnen, ihre Pilen auf sie zu schleudern. Alle Geschosse blieben haften, weil der Wurf aus der Nähe auf so große Körper nicht schwer war und der Haufe so dichtgedrängt stand. Es wurden zwar nicht alle verwundet, aber die, in deren Rücken die Pilen steckten, wandten sich, unzuverlässig, wie diese Tierart ist, zur Flucht und zogen auch die unverwundeten mit sich. Da schleuderte nicht mehr nur der eine Manipel, sondern von sich aus jeder Soldat, der die Gruppe der fliehen-



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agmen fugientium elephantorum poterat, pila conicere. E o magis ruere in suos beluae tantoque maiorem stragem edere, quam inter hostes ediderant, quanto acrius pavor consternatam agit quam insidentis magistri imperio regitur. In perturbatam transcursu beluarum aciem signa inferunt Romani pedites et haud magno certamine dissupatos trepidantesque avertunt. Tum in fugientes equitatum immittit Marcellus, nec ante finis sequendi est factus, quam in castra paventes compulsi sunt. N a m super alia, quae terrorem trepidationemque facerent, elephanti quoque duo in ipsa porta corruerant, coactique erant milites per fossam vallumque ruere in castra. Ibi maxima hostium caedes facta; caesa ad octo milia hominum, quinque elephanti. N e c Romanis incruenta victoria fuit: mille ferme et septingenti de duabus legionibus et sociorum supra mille et trecentos occisi; vulnerati permulti civium sociorumque.

Hannibal nocte proxima castra movit; cupientem insequi Marcellum prohibuit multitudo sauciorum. Speculatores, qui prosequerentur agmen, missi postero die rettulerunt Bruttios Hannibalem petere. Iisdem ferme diebus et ad Q . Fulvium consulem Hirpini et Lucani et Volceientes traditis praesidiis Hannibalis, quae in urbibus habebant, dediderunt sese, clementerque a consule cum verborum tantum castigatione ob errorem praeteritum accepti; et Bruttiis similis spes veniae facta est, cum ab iis Vibius et Paccius fratres, Ion-

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den Elefanten noch erreichen konnte, ihre Pilen. U m so mehr stürzten die Untiere auf die eigenen Leute los und richteten hier größeres Unheil an, als sie bei den Feinden angerichtet hatten; denn wenn das Tier scheu geworden ist, wird es mehr von Panik getrieben, als daß es sich durch den Befehl des auf ihm sitzenden Treibers lenken ließe. Gegen die Schlachtlinie, die durch das Durchstürmen der Untiere völlig verwirrt war, gingen die römischen Fußsoldaten vor und brachten ohne ernstlichen Kampf die Zersplitterten und Verängstigten zum Fliehen. Dann schickte Marcellus seine Reiterei gegen die Fliehenden, und die Verfolgung hörte erst auf, als die in Panik Versetzten ins Lager getrieben waren. Denn zu dem anderen, was Schrecken und Verängstigung auslöste, waren auch zwei Elefanten genau im Tor zusammengebrochen, und die Soldaten hatten sich gezwungen gesehen, über den Graben und den Wall ins Lager zu stürzen. Hier kam es zum größten Blutbad unter den Feinden; an die 8 ooo wurden erschlagen sowie fünf Elefanten. Auch für die Römer war der Sieg nicht unblutig; ungefähr ι 700 von den beiden Legionen und über 1 300 von den Bundesgenossen fielen; verwundet wurden sehr viele Bürger und Bundesgenossen Hannibal zog in der nächsten Nacht ab. Marcellus wollte ihn zwar verfolgen, aber die Menge der Verwundeten hinderte ihn daran. Kundschafter, die ausgeschickt wurden, um den Heereszug zu begleiten, meldeten am nächsten Tag, Hannibal ziehe in das Gebiet der Bruttier. Etwa in denselben Tagen ergaben sich auch die Hirpiner, die Lukaner und die Bewohner von Volceji dem Konsul Q. Fulvius und lieferten die Besatzungen Hannibals, die in ihren Städten lagen, aus. Der Konsul empfing sie freundlich und wies sie wegen ihrer Verirrung in der Vergangenheit lediglich mit Worten zurecht. Auch den Bruttiern machte man ähnliche Hoffnung auf Verzeihung, als von ihnen die Brüder Vibius und Paccius, die weitaus Vornehmsten dieser Völkerschaft, kamen und um die gleichen Bedingungen für

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ge nobilissimi gentis eius, eandem, quae data Lucanis erat, condicionem deditionis petentes venissent. Q . Fabius consul oppidum in Sallentinis Manduriam vi cepit; ibi ad quattuor milia h o m i n u m capta et ceterae praedae aliquantum. Inde Tarentum profectus in ipsis faucibus portus posuit castra. Naves, quas Livius tutandis commeatibus habuerat, partim machinationibus onerat apparatuque moenium oppugnandorum, partim tormentis et saxis omnique missilium telorum genere instruit, onerarias quoque, non eas solum, quae remis agerentur, ut alii machinas scalasque ad muros ferrent, alii procul ex navibus vulnerarent moenium propugnatores. Hae naves, ab aperto mari ut urbem adgrederentur, instructae parataeque sunt; et erat liberum mare classe Punica, cum Philippus oppugnare Aetolos pararet, Corcyram tramissa.

In Bruttiis interim Cauloniae oppugnatores sub adventum Hannibalis, ne opprimerentur, in tumulum a praesenti impetu tutum, ad cetera inopem, concessere. Fabium Tarentum obsidentem leve dictu m o m e n t u m ad rem ingentem potiundam adiuvit. Praesidium Bruttio r u m datum ab Hannibale Tarentini habeban^. Eius praesidii praefectus deperibat amore mulierculae, cuius frater in exercitu Fabii consulis erat. Is certior litteris sororis factus de nova consuetudine advenae locupletis atque inter popularis tam honorati, spem nactus per sororem quolibet impelli amantem posse, quid speraret, ad consulem detulit. Q u a e cum haud vana cogitatio visa

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eine Unterwerfung baten, wie man sie den Lukanern gewährt hatte. Der Konsul Q. Fabius nahm Manduria, eine Stadt im Gebiet der Sallentiner, im Sturm. Dort machte man an die 4 ooo Gefangene und auch sonst erhebliche Beute. Von dort zog er nach Tarent und schlug unmittelbar an der engen Einfahrt zum Hafen sein Lager auf. Die Schiffe, die Livius zur Sicherung der Zufuhr gehabt hatte, belud er teils mit Maschinen und Gerät für einen Angriff auf die Mauern, teils rüstete er sie mit Geschützen, Steinen und jeder Art von Geschossen aus, auch die Lastschiffe, nicht nur die, die mit Ruderkraft fortbewegt wurden; die eine Gruppe sollte Maschinen und Sturmleitern an die Mauern heranbringen, die andere von weitem von den Schiffen aus die Verteidiger der Mauern verwunden. Diese Schiffe wurden ausgerüstet und bereitgestellt, vom offenen Meer aus die Stadt anzugreifen. Das Meer war frei; denn die karthagische Flotte war nach Korkyra hinübergefahren, weil Philipp sich anschickte, die Atoler anzugreifen. Im Gebiet der Bruttier zogen sich unterdessen die Angreifer von Caulonia gleich nach der Ankunft Hannibals, um nicht überwältigt zu werden, auf eine Anhöhe zurück, die zwar im Augenblick vor einem Angriff sicher, im übrigen aber zu nichts nütze war. Ein Umstand, den man als unerheblich bezeichnen könnte, half dem Fabius bei der Belagerung von Tarent, eine ungeheure Leistung zu vollbringen. Die Tarentiner hatten von Hannibal eine Besatzungseinheit erhalten, die aus Bruttiern bestand. Der Befehlshaber dieser Einheit war sterblich verliebt in ein Frauenzimmer, dessen Bruder im Heer des Konsuls Fabius stand. Als er durch einen Brief seiner Schwester von der neuen Liebschaft mit dem reichen und bei seinen Landsleuten so angesehenen Fremden unterrichtet wurde, machte er sich Hoffnung, mit Hilfe seiner Schwester könne deren Liebhaber zu allem verleitet werden, und berichtete dem Konsul, was er hoffte. Da diese

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esset, p r o perfuga iussus Tarentum transire, ac per sororem praefecto conciliatus primo occulte temptando animum, dein satis explorata levitate blanditiis muliebribus perpulit eum ad proditionem custodiae loci, cui praepositus erat. U b i et ratio agendae rei et tempus convenit, miles nocte per intervalla stationum clam ex urbe emissus ea, quae acta erant quaeque ut agerentur convenerat, ad consulem refert.

Fabius vigilia prima dato signo iis, qui in arce erant quique custodiam portus habebant, ipse circumito portu ab regione urbis in orientem versa occultus consedit. Canere inde tubae simul ab arce, simul a portu et ab navibus, quae ab aperto mari adpulsae erant, clamorque undique cum ingenti tumultu, unde minimum periculi erat, de industria ortus. Consul interim silentio continebat suos. Igitur Democrates, qui praefectus antea classis fuerat, forte illo loco praepositus, postquam quieta omnia circa se vidit, alias partes eo tumultu personare, ut captae urbis interdum excitaretur clamor, veritus, ne inter cunctationem suam consul aliquam vim faceret ac signa inferret, praesidium ad arcem, unde maxime terribilis accidebat sonus, traducit. Fabius cum et ex temporis spatio et ex silentio ipso, quod, ubi paulo ante strepebant excitantes vocantesque ad arma, inde nulla accidebat vox, deductas custodias sensisset, ferri scalas ad earn

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Überlegung kein Hirngespinst zu sein schien, wurde er aufgefordert, wie ein Überläufer nach Tarent zu gehen. Nachdem er durch seine Schwester mit dem Befehlshaber Verbindung aufgenommen hatte, suchte er zunächst unmerklich dessen Gesinnung zu erkunden, dann, als seine Unbeständigkeit sich zur Genüge herausgestellt hatte, brachte er ihn mit Hilfe der weiblichen Liebkosungen dazu, den Abschnitt, dessen Schutz ihm als Befehlshaber anvertraut worden war, zu verraten. Nachdem man sich über die Art des Vorgehens und den Zeitpunkt geeinigt hatte, wurde der Soldat bei Nacht heimlich durch die Lücken zwischen den Posten aus der Stadt herausgelassen, und er berichtete dem Konsul, was geschehen war und was zu tun man vereinbart hatte. Fabius gab in der ersten Nachtwache denen, die auf der Burg waren und die den Hafen zu bewachen hatten, ein Zeichen, zog selbst um den Hafen herum und ging unbemerkt an der Ostseite der Stadt in Stellung. Dann ertönten die Trompeten zugleich von der Burg, zugleich vom Hafen und von den Schiffen, die vom offenen Meer herangekommen waren, und es erhob sich Geschrei von allen Seiten mit ungeheurem Lärm absichtlich an den Stellen, wo am wenigsten Gefahr drohte. Der Konsul hielt unterdessen seine Leute ganz still zusammen. Demokrates, der zuvor Flottenbefehlshaber gewesen war und zufällig hier das Kommando hatte, sah also, daß in seinem Abschnitt alles ruhig war, andere Teile aber von solchem Lärm widerhallten, daß von Zeit zu Zeit Geschrei ertönte wie bei der Einnahme einer Stadt; er fürchtete, während seines Zauderns könne der Konsul einen Angriff machen und eindringen, und führte daher seine Einheit zur Burg, von wo der schrecklichste Lärm kam. Fabius merkte aus dem Verstreichen der Zeit und aus der Stille - weil von dort, wo man kurz zuvor noch beim Wecken und dem Ruf zu den Waffen herumschrie, kein Laut mehr zu hören war - , daß die Wachen abgezogen waren, und ließ Sturmleitern an den Teil der Mauer bringen, den, wie der



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partem muri, qua Bruttiorum cohortem praesidium agitare proditionis conciliator nuntiaverat, iubet. E a primum captus est murus adiuvantibus recipientibusque Bruttiis, et transcensum in urbem est; deinde proxuma refracta porta, ut frequenti agmine signa inferrentur. Tum clamore sublato sub ortum ferme lucis nullo obvio armato in forum perveniunt omnesque undique, qui ad arcem portumque pugnabant, in se converterunt.

Proelium in aditu fori maiore impetu quam perseverantia commissum est. N o n animo, non armis, non arte belli, non vigore ac viribus corporis par R o m a n o Tarentinus erat. Igitur pilis tantum coniectis, prius paene, quam consererent manus, terga dederunt dilapsique per nota urbis itinera in suas amicorumque domos. D u o ex ducibus N i c o et Democrates fortiter pugnantes cecidere. Philemenus, qui proditionis ad Hannibalem auctor fuerat, cum citato equo ex proelio avectus esset, vacuus paulo post equus errans per urbem cognitus, corpus nusquam inventum est; creditum vulgo est in puteum apertum ex equo praecipitasse. Carthalonem autem, praefectum Punici praesidii, cum commemoratione paterni hospitii positis armis venientem ad consulem miles obvius obtruncat. Alii alios passim sine discrimine armatos, inermis caedunt, Carthaginienses Tarentinosque pariter. Bruttii quoque multi passim interfecti, seu per errorem seu vetere in eos insito odio seu ad proditionis famam, ut vi potius atque armis captum Tarentum videretur, exstinguendam. Tum a caede ad diripiendam

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Mittelsmann des Verrats gemeldet hatte, die Kohorte der Bruttier schützen sollte. Hier wurde die Mauer zuerst genommen, wobei die Bruttier halfen und sie in Empfang nahmen, und man stieg hinüber in die Stadt. Dann wurde das nächstgelegene Tor aufgebrochen, so daß die Manipel in dichtem Zug eindringen konnten. Darauf erhoben sie das Kampfgeschrei und gelangten kurz vor Tagesanbruch, ohne daß ein Bewaffneter sich ihnen in den Weg stellte, auf das Forum. Und sie zogen von allen Seiten alle, die bei der Burg und am Hafen kämpften, auf sich. Am Zugang zum Forum kam es zu einem Gefecht mit mehr Angriffsschwung als Ausdauer. An Mut, an Waffen, an Kriegskunst, an körperlicher Spannkraft und Stärke waren die Tarentiner den Römern nicht gewachsen. Daher schleuderten sie nur ihre Pilen und wandten sich, fast noch bevor es zum Nahkampf kam, zur Flucht und entschlüpften über die ihnen bekannten Wege der Stadt in ihre Häuser und die ihrer Freunde. Zwei ihrer Anführer, Nikon und Demokrates, fielen in tapferem Kampf. Philemenos, der für den Verrat an Hannibal verantwortlich war, hatte sich in vollem Galopp aus dem Kampf entfernt; bald darauf entdeckte man sein Pferd, das herrenlos durch die Stadt irrte; die Leiche wurde nirgends gefunden; man glaubte allgemein, er sei vom Pferd kopfüber in einen offenen Brunnen gestürzt. Karthalo aber, den Kommandanten der punischen Besatzung, der die Waffen abgelegt hatte und sich unter Berufung auf die Gastfreundschaft, die zwischen ihren Vätern bestanden hatte, zum Konsul begeben wollte, erschlug ein Soldat, auf den er traf. Allenthalben machten die einen diese nieder, die anderen jene, Bewaffnete und Unbewaffnete ohne Unterschied, Karthager und Tarentiner in gleicher Weise. Auch viele Bruttier wurden allenthalben getötet, sei es aus Versehen, sei es aus altem, eingefleischtem Haß auf sie, sei es um das Gerede von dem Verrat zum Schweigen zu bringen, damit es so aussah, als habe man Tarent vielmehr mit Waffengewalt eingenommen. Nach dem Morden verteilte man sich dann zum

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urbem discursum. Triginta milia servilium capitum dicuntur capta, argenti vis ingens facti signatique, auri tria milia octoginta pondo, signa, tabulae, prope ut Syracusarum ornamenta aequaverint. Sed maiore animo generis eius praeda abstinuit Fabius quam Marcellus; qui interroganti scriba, quid fieri signis vellet ingentis magnitudinis - di sunt, suo quisque habitu in modum pugnantium formati - , deos iratos Tarentinis relinqui iussit. Murus inde, qui urbem ab arce dirimebat, dirutus est ac disiectus. D u m haec Tarenti aguntur, Hannibal iis, qui Cauloniam obsidebant, in deditionem acceptis, audita oppugnatione Tarenti dies noctesque cursim agmine acto, cum festinans ad opem ferendam captam urbem audisset, „Et Romani suum Hannibalem" inquit „habent; eadem, qua ceperamus, arte Tarentum amisimus." N e tarnen fugientis m o d o convertisse agmen videretur, quo constiterat loco, quinque milia ferme ab urbe posuit castra. Ibi paucos moratus dies Metapontum sese recepit. Inde duos Metapontinos cum litteris principum eius civitatis ad Fabium Tarentum mittit fidem ab consule accepturos impunita iis priora fore, si Metapontum cum praesidio Punico prodidissent. Fabius vera, quae adferrent, esse ratus diem, qua accessurus esset Metapontum, constituit litterasque ad principes dedit, quae ad Hannibalem delatae sunt. Enimvero laetus successu fraudis, si ne Fabius quidem dolo invictus fuisset, haud procul Metaponto insidias ponit. Fabio auspicanti, priusquam egrederetur ab Tarento, aves semel atque iterum non addixerunt.

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Plündern der Stadt. 30000 Sklaven sollen erbeutet worden sein, eine ungeheure Menge verarbeitetes und gemünztes Silber, 3 080 Pfund Gold, sowie Statuen und Gemälde, daß es beinahe an die Kunstschätze von Syrakus herankam. Aber Fabius zeigte mehr Charakter als Marcellus und hielt sich von Beute dieser Art fern. Als sein Schreiber ihn fragte, was mit den riesigen Standbildern geschehen solle - es sind Götter, jeder in seiner charakteristischen Haltung im Kampf dargestellt - , ordnete er an, den Tarentinern ihre erzürnten Götter zu lassen. Dann wurde die Mauer, die die Stadt von der Burg trennte, eingerissen und zerstört. Während dies in Tarent geschah, hatte Hannibal die Kapitulation der Leute, die Caulonia belagerten, entgegengenommen und auf die Kunde von dem Angriff auf Tarent sein Heer im Eilmarsch Tag und Nacht vorangetrieben. Als er heraneilte, um Hilfe zu bringen, aber hören mußte, die Stadt sei genommen, sagte er: „Auch die Römer haben ihren Hannibal; durch die gleiche List, durch die wir es genommen haben, haben wir Tarent verloren." Damit es jedoch nicht so aussah, als habe er wie bei einer Flucht sein Heer umkehren lassen, schlug er an dem Platz, w o er haltgemacht hatte, etwa fünf Meilen vor der Stadt, sein Lager auf. Hier blieb er einige Tage und kehrte dann nach Metapont zurück. Von dort schickte er zwei Leute aus Metapont mit einem Brief der ersten Männer dieser Bürgerschaft zu Fabius nach Tarent, die sich vom Konsul das Wort geben lassen sollten, sie würden für das, was früher geschehen sei, nicht bestraft werden, wenn sie Metapont mitsamt der punischen Besatzung auslieferten. Fabius glaubte, was sie mitteilten, sei ehrlich gemeint, setzte den Tag fest, an dem er vor Metapont rücken werde, und gab ihnen einen Brief an ihre ersten Männer mit, der aber Hannibal überbracht wurde. Der war natürlich froh über den Erfolg seines Betrugs, daß auch ein Fabius auf eine List hereinfiel, und legte nicht weit von Metapont einen Hinterhalt. Bevor Fabius Tarent verließ, nahm er das Auspizium vor, und die Vögel stimmten beim ersten- und beim

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Hostia quoque caesa consulenti deos haruspex cavendum a fraude hostili et ab insidiis praedixit. Metaponti- 16 ni, postquam ad constitutam non venerat diem, remissi, ut cunctantem hortarentur, ac repente comprehensi metu gravioris quaestionis detegunt insidias.

Aestatis eius principio, qua haec agebantur, P. Scipio in Hispania cum hiemem totam reconciliandis barbarorum animis partim donis, partim remissione obsidum captivorumque absumpsisset, Edesco ad eum clarus inter duces Hispanos venit. Erant coniunx liberique eius apud Romanos; sed praeter earn causam etiam velut fortuita inclinatio animorum, quae Hispaniam omnem averterat ad Romanum a Punico imperio, traxit eum. Eadem causa Indibili Mandonioque fuit, haud dubie omnis Hispaniae principibus, cum omni popularium manu relicto Hasdrubale secedendi in imminentes castris eius tumulos, unde per continentia iuga tutus receptus ad Romanos esset. Hasdrubal, cum hostium res tantis augescere incrementis cerneret, suas imminui ac fore, ut, nisi audendo aliquid moveret, qua coepissent, fluerent, dimicare quam primum statuit. Scipio avidior etiam certaminis erat cum a spe, quam successus rerum augebat, tum quod, priusquam iungerentur hostium exercitus, cum uno dimicare duce exercituque quam simul cum universis malebat. Ceterum, etiamsi cum pluribus pariter dimicandum foret, arte quadam copias

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zweitenmal nicht zu. Und auch als er nach dem Schlachten des Opfertiers die Götter befragte, erklärte ihm der Haruspex, er solle vor feindlicher Tücke und einem Hinterhalt auf der Hut sein. Da er am festgesetzten Tag nicht kam, wurden die Leute aus Metapont erneut geschickt, um den Zögernden zu mahnen; als sie plötzlich verhaftet wurden, deckten sie aus Angst vor einer schärferen Untersuchung den hinterhältigen Anschlag auf. Am Anfang dieses Sommers, in dem das geschah, kam, nachdem P. Scipio in Spanien den ganzen Winter damit verbracht hatte, die Herzen der Barbaren teils durch Geschenke, teils durch die Freilassung der Geiseln und der Kriegsgefangenen wiederzugewinnen, Edesco zu ihm, der unter den spanischen Heerführern einen Namen hatte. Seine Frau und seine Kinder befanden sich bei den Römern. Aber neben diesem Grund zog ihn auch eine gleichsam zufällige Neigung der Gemüter, die ganz Spanien von der punischen Herrschaft ab- und der römischen zugewandt hatte. Das war auch für Indibilis und Mandonius, zweifellos die ersten Männer ganz Spaniens, der Grund, mit der ganzen Schar ihrer Landsleute Hasdrubal zu verlassen und sich auf die Hügel abzusetzen, die bei seinem Lager aufragten, von wo aus sie über zusammenhängende Bergketten eine sichere Rückzugsmöglichkeit zu den Römern hatten. Hasdrubal sah, daß die Macht der Feinde durch solchen Zuwachs größer wurde, seine dagegen abnahm, und daß es, wenn er nicht durch eine kühne Tat eine Veränderung herbeiführe, dahin kommen werde, daß sie zerrinne, wie es ja schon begonnen habe; daher beschloß er, so bald wie möglich zu kämpfen. Scipio war sogar noch begieriger auf einen Kampf, getragen von einer Hoffnung, die der glückliche Verlauf der Ereignisse noch wachsen ließ, vor allem aber, weil er lieber, bevor die Heere der Feinde sich vereinigten, mit einem Feldherrn und mit einem Heer als mit allen zugleich kämpfen wollte. Aber auch für den Fall, daß er mit mehreren gleichzeitig kämpfen mußte, hatte er seine Truppen durch einen Kunstgriff ver-

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auxerat. N a m cum videret nullum esse navium usum, quia vacua omnis Hispaniae ora classibus Punicis erat, subductis navibus Tarracone navales socios terrestribus copiis addidit. Et armorum adfatim erat (et) captorum Carthagine et quae post captam earn fecerat tanto opificum numero in (officinis in)cluso.

Cum iis copiis Scipio veris principio ab Tarracone egressus - iam enim et Laelius redierat ab Roma, sine quo nihil maioris rei motum volebat - ducere ad hostem pergit. Per omnia pacata eunti, ut cuiusque populi fines transiret prosequentibus excipientibusque sociis, Indibilis et Mandonius cum suis copiis occurrerunt. Indibilis pro utroque locutus haudquaquam (ut) barbarus stolide incauteve, sed potius cum verecundia (ac) gravitate propiorque excusanti transitionem ut necessariam quam glorianti earn velut primam occasionem raptam; scire enim se transfugae nomen exsecrabile veteribus sociis, novis suspectum esse; neque eum se reprehendere morem hominum, si tamen anceps odium causa, non nomen faciat. Merita inde sua in duces Carthaginienses commemoravit, avaritiam contra eorum superbiamque et omnis generis iniurias in se atque populäres. Itaque corpus dumtaxat suum ad id tempus apud eos fuisse; animum iam pridem ibi esse, ubi ius ac fas crederent coli. Ad deos quoque confugere supplices, qui nequeant hominum vim atque iniurias pati; se id Scipionem orare, ut transitio sibi nec fraudi apud eum nec honori sit.

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stärkt; denn da er sah, daß er keine Schiffe brauchte, weil die ganze Küste Spaniens von punischen Flotten frei war, ließ er die Schiffe in Tarraco an Land ziehen und fügte die Seesoldaten den Landstreitkräften hinzu. Waffen hatte er zur Genüge, sowohl die, die er in Neu-Karthago erbeutet, als auch die, die er nach der Einnahme der Stadt hatte herstellen lassen, wozu eine sehr große Anzahl Handwerker in ihren Werkstätten eingesperrt worden war. Mit diesen Streitkräften brach Scipio zu Beginn des Frühlings von Tarraco auf - denn auch Laelius war schon von Rom zurückgekehrt, ohne den er kein größeres Unternehmen beginnen wollte - und rückte näher an den Feind heran. Während er durch lauter unterworfene Gebiete zog, wobei ihm die Bundesgenossen, sobald er die Grenzen einer Völkerschaft überschritt, das Geleit gaben und ihn in Empfang nahmen, kamen Indibilis und Mandonius ihm mit ihren Truppen entgegen. Indibilis sprach für sie beide, keineswegs wie ein Barbar tölpelhaft oder unbedacht, sondern eher mit Zurückhaltung und Würde, und er glich mehr einem, der seinen Übertritt als eine Notwendigkeit rechtfertigt, als einem, der sich seiner rühmt, als hätte er die erste Gelegenheit rasch genutzt. Er wisse ja, daß der Name eines Uberläufers bei den alten Bundesgenossen verflucht, bei den neuen verdächtig sei, und er tadle die Sitte der Menschen nicht, sofern nur der Anlaß, nicht der Name bei beiden Parteien Haß erzeuge. Er erwähnte dann seine Verdienste gegenüber den karthagischen Heerführern, andererseits ihre Habgier und Überheblichkeit und die Ungerechtigkeiten jeder Art gegen ihn und seine Landsleute. Daher sei genaugenommen nur sein Körper bis zu dieser Zeit bei ihnen gewesen, sein Herz sei schon längst dort, wo, wie sie glaubten, menschliches und göttliches Recht geachtet würden; man suche ja auch bei den Göttern flehend Zuflucht, wenn man die Gewalt und die Ungerechtigkeiten der Menschen nicht mehr ertragen könne. Er bitte Scipio darum, daß ihr Übertritt ihnen bei ihm weder Schaden noch Ehre einbringe. Wie



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Quales ex ea die experiundo cognorit, perinde operae eorum pretium faceret. Ita prorsus respondet facturum Romanus nec pro transfugis habiturum, qui non duxerint societatem ratam, ubi nec divini quicquam nec humani sanctum esset. Productae deinde in conspectum iis coniuges liberique lacrimantibus gaudio redduntur. Atque eo die in hospitium abducti; postero die foedere accepta fides dimissique ad copias adducendas. Iisdem deinde castris tendebant, donee ducibus iis ad hostem perventum est.

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Proximus Carthaginiensium exercitus Hasdrubalis prope urbem Baeculam erat. Pro castris equitum stationes habebant. In eas velites antesignanique et qui primi agminis erant, advenientes ex itinere, priusquam castris locum caperent, adeo contemptim impetum fecerunt, ut facile appareret, quid utrique parti animorum esset. In castra trepida fuga compulsi equites sunt signaque Romana portis prope ipsis inlata. Atque illo quidem die inritatis tantum ad certamen animis castra Romani posuerunt. Nocte Hasdrubal in tumulum copias recepit piano campo in summo patentem; fluvius ab tergo, ante circaque velut ripa praeceps oram eius omnem cingebat. Suberat et altera inferior summissa fastigio planities; earn quoque crepido haud facilior in ascensum ambibat. In hunc inferiorem campum postero die Hasdrubal, postquam stantem pro castris hostium aciem vidit, equites Numidas leviumque armorum Baliares et Afros demisit.

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Scipio circumvectus ordines signaque ostendebat hostem praedamnata spe aequo dimicandi campo cap-

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er sie von diesem Tag an durch Erfahrung kennenlerne, danach solle er ihren Dienst bewerten. Ganz so werde er sich verhalten, gab der Römer zur Antwort, und sie nicht als Uberläufer betrachten, weil sie ein Bündnis nicht für verbindlich hielten, bei dem nichts Göttliches und Menschliches heilig sei. Dann wurden ihre Frauen und Kinder ihnen vor Augen geführt und ihnen, während sie vor Freude weinten, zurückgegeben; und für diesen Tag wurden sie in ihr Quartier geführt. Am folgenden Tag nahm er ihr Treuegelöbnis in einem Vertrag entgegen und entließ sie, damit sie ihre Streitkräfte heranführten. Sie zelteten dann im selben Lager, bis man unter ihrer Führung zum Feind gelangte. Das nächste Heer der Karthager unter Hasdrubal lag in der Nähe der Stadt Baecula. Vor dem Lager hatten sie Reiterposten. Auf diese machten die Leichtbewaffneten und die Plänkler und überhaupt die, die zur Vorhut gehörten, bei ihrer Ankunft gleich vom Marsch aus, noch ehe man den Platz für das Lager ausgesucht hatte, mit solcher Verachtung einen Angriff, daß leicht zu sehen war, welchen Kampfgeist jede Seite besaß. Die Reiter wurden in überstürzter Flucht ins Lager getrieben, und die Römer trugen ihren Angriff fast bis unmittelbar an die Tore heran. Nachdem man sich an diesem Tag nur zum Kampf gereizt hatte, schlugen die Römer ihr Lager auf. In der Nacht nahm Hasdrubal seine Truppen auf einen Hügel zurück, der sich ganz oben zu einer ebenen Fläche ausdehnte. Ein Fluß umgab ihn an der Rückseite; vorn und an den Seiten bildete gleichsam ein Steilufer seinen ganzen Saum. Darunter lag noch eine zweite, tiefere Ebene, die schräg hinabging. Auch sie umgab ein Sockel, der nicht leichter zu ersteigen war. Auf diese untere Fläche schickte Hasdrubal am nächsten Tag, als er das Heer der Feinde in Schlachtordnung vor dem Lager stehen sah, die numidischen Reiter und die leichtbewaffneten Baliaren und Afrikaner. Scipio ritt von Einheit zu Einheit und wies darauf hin, daß vor ihnen ein Feind stehe, der die Hoffnung bei einem

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tantem tumulos loci fiducia, non virtutis aut a r m o r u m stare in conspectu; sed altiora moenia habuisse Carthaginem, quae transcendisset miles R o m a n u s : nec tumulos nec arcem, ne mare quidem armis obstitisse suis. A d id fore altitudines, quas cepissent, hostibus, ut per praecipitia et praerupta salientes fugerent; earn q u o q u e se illis f u g a m clausurum. C o h o r t e s q u e duas, alteram tenere fauces vallis, per q u a m deferretur amnis, iubet, alteram viam insidere, quae ab urbe per tumuli obliqua in agros ferret. Ipse expeditos, qui pridie stationes hostium pepulerant, ad levem armaturam infimo stantem supercilio ducit. Per aspreta primum, nihil aliud q u a m via impediti, iere. Deinde ut sub ictum venerunt, telorum primo omnis generis vis ingens effusa in eos est; ipsi contra saxa, quae locus strata passim, omnia ferme missilia, praebet, ingerere, non milites solum, sed etiam turba calonum immixta armatis. C e t e r u m q u a m q u a m ascensus difficilis erat et p r o p e obruebantur telis saxisque, adsuetudine tarnen succedendi muros et pertinacia animi subierunt primi. Q u i simul cepere aliquid aequi loci, ubi firmo consisterent gradu, levem et concursatorem hostem atque intervallo tutum, cum procul missilibus p u g n a eluditur, instabilem eundem ad comminus conserendas manus expulerunt loco et c u m caede magna in aciem altiori superstantem tumulo impegere. Inde Scipio iussis adversus mediam evadere aciem victoribus

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Kampf auf ebenem Gelände schon im voraus aufgegeben habe und Hügel besetze und sich auf das Gelände, nicht auf seine Tapferkeit oder seine Waffen verlasse. Aber Neu-Karthago habe höhere Mauern gehabt; die habe der römische Soldat jedoch überstiegen. Weder die Hügel noch die Burg, ja nicht einmal das Meer hätten ihren Waffen widerstehen können. Die Höhen, die die Feinde besetzt hätten, würden dazu führen, daß sie auf ihrer Flucht über abschüssiges und steil abfallendes Gelände springen müßten. Aber auch diese Flucht werde er ihnen abschneiden. Und er gab zwei Kohorten Befehl, der einen, den engen Zugang zu dem Tal zu besetzen, durch das der Fluß hinabstürzte, der anderen, sich an den Weg zu legen, der von der Stadt über den Hang des Hügels ins Land führte. Er selbst rückte mit seinen leichten Truppen, die am Tag zuvor die Posten der Feinde vertrieben hatten, gegen die Leichtbewaffneten, die auf dem unteren Vorsprung standen. Zunächst gingen sie über rauhes Gelände, durch nichts als den Weg behindert. Dann, als sie in Schußweite kamen, ergoß sich zunächst eine riesige Menge von Geschossen jeder Art über sie; sie selbst schleuderten dagegen Steine, die der Platz überall verstreut bereithielt, fast alle zum Wurf geeignet, und das taten nicht nur die Soldaten, sondern auch die Schar der Troßknechte, die sich unter die Bewaffneten gemischt hatte. Obwohl der Aufstieg schwierig war und sie von Geschossen und Steinen fast überschüttet wurden, kamen dank ihrer Übung im Herangehen an Mauern und dank ihrem ausdauernden Mut doch die ersten hinauf. Sobald diese ein Stück ebenes Gelände gewonnen hatten, wo sie sicheren Fußes stehen konnten, verjagten sie den Feind, der leichtbewaffnet war, sich nur aufs Plänkeln verstand und lediglich durch die Entfernung geschützt war, wenn die Schlacht von weitem mit Wurfgeschossen vereitelt wurde, aber nicht standhielt, wenn es zum Nahkampf kam, von der Stelle und trieben ihn unter großem Blutvergießen auf die Schlachtreihe zu, die weiter oben auf dem Hügel stand. Dann befahl Scipio den Siegern, gegen das

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ceteras copias cum Laelio dividit atque eum parte dextra tumuli circumire, donee mollioris ascensus viam inveniret, iubet; ipse ab laeva circuitu haud magno in transversos hostes incurrit. Inde primo turbata acies est, dum ad circumsonantem undique clamorem flectere cornua et obvertere ordines volunt. H o c tumultu et Laelius subiit, et dum pedem referunt, ne ab tergo vulnerarentur, laxata prima acies locusque ad evadendum et mediis datus est, qui per tam iniquum locum stantibus integris ordinibus elephantisque ante signa locatis numquam evasissent. C u m ab omni parte caedes fieret, Scipio, qui laevo cornu in dextrum incucurrerat, maxime in nuda latera hostium pugnabat; et iam ne fugae quidem patebat locus; nam et stationes utrimque Romanae dextra laevaque insederant vias et porta castrorum ducis principumque fuga clausa erat addita trepidatione elephantorum, quos territos aeque atque hostes timebant. Caesa igitur ad octo milia hominum.

Hasdrubal, iam antequam dimicaret, pecunia rapta elephantisque praemissis, quam plurimos poterat, de fuga excipiens praeter Tagum flumen ad Pyrenaeum tendit. Scipio castris hostium potitus, cum praeter libera capita omnem praedam militibus concessisset, in recensendis captivis decern milia peditum, duo milia equitum invenit. E x iis Hispanos sine pretio omnes domum dimisit, A f r o s vendere quaestorem iussit. Circumfusa

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Zentrum der Schlachtreihe hinanzusteigen, teilte die übrigen Truppen mit Laelius und befahl ihm, um die rechte Seite des Hügels herumzugehen, bis er einen Weg für einen bequemeren Aufstieg finde. E r selbst drang auf der linken Seite nach einem kurzen Umweg von der Flanke her auf die Feinde ein. Hier geriet ihre Schlachtreihe zuerst in Unordnung, als sie gegen das sie von allen Seiten umtosende Kampfgeschrei ihre Flügel einschwenken und ihre Einheiten dorthin Front machen lassen wollten. Bei dieser Verwirrung gelangte auch Laelius hinauf, und während sie zurückwichen, um nicht im Rücken verwundet zu werden, lockerte sich die vorderste Linie, und auch für die in der Mitte gab es jetzt Gelegenheit zum Hinaufkommen; solange die Einheiten unversehrt dastanden und die Elefanten vor den Feldzeichen postiert waren, wären sie niemals über das so ungünstige Gelände hinaufgekommen. Während es überall zu einem Blutbad kam, kämpfte Scipio, der mit seinem linken Flügel den rechten angegriffen hatte, besonders gegen die ungedeckte Flanke der Feinde. Und schon hatten diese nicht einmal mehr Raum zur Flucht. Denn die römischen Posten hatten auf beiden Seiten rechts und links die Wege besetzt, und das Lagertor war bei der Flucht des Feldherrn und der führenden Männer geschlossen worden; dazu kam noch das verstörte Hin- und Herlaufen der Elefanten, die sie, wenn die Tiere in Panik gerieten, ebenso fürchteten wie die Feinde. Erschlagen wurden daher an die 8 ooo Mann. Hasdrubal hatte, schon bevor er sich auf die Schlacht einließ, das Geld weggeschafft und die Elefanten vorausgeschickt; jetzt sammelte er, so viele er konnte, von den Flüchtenden und eilte am Tagus entlang zu den Pyrenäen. Nachdem Scipio sich des Lagers der Feinde bemächtigt und die gesamte Beute mit Ausnahme der Freien den Soldaten überlassen hatte, fand er beim Mustern der Gefangenen io ooo Fußsoldaten und 2000 Reiter. Die Spanier unter ihnen entließ er alle ohne Lösegeld nach Hause; die Afrikaner ließ er durch den Quästor verkaufen. Eine Menge Spa-

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inde multitudo Hispanorum et ante deditorum et pridie captorum regem eum ingenti consensu appellavit. Tum Scipio silentio per praeconem facto sibi maximum nomen imperatoris esse dixit, quo se milites sui appellassent; regium nomen alibi magnum, Romae intolerabile esse. Regalem animum in se esse, si id in hominis ingenio amplissimum ducerent, taciti iudicarent; vocis usurpatione abstinerent. Sensere etiam barbari magnitudinem animi, cuius miraculo nominis alii mortales stuperent, id ex tam alto fastigio aspernantis. Dona inde regulis principibusque Hispanorum divisa et ex magna copia captorum equorum trecentos, quos vellet, eligere Indibilem iussit.

Cum Afros venderet iussu imperatoris quaestor, puerum adultum inter eos forma insigni, cum audisset regii generis esse, ad Scipionem misit. Quem cum percunctaretur Scipio, quis et cuias et cur id aetatis in castris fuisset, Numidam esse ait, Massivam populäres vocare; orbum a patre relictum apud maternum avum Galam, regem Numidarum, eductum cum avunculo Masinissa, qui nuper cum equitatu subsidio Carthaginiensibus venisset, in Hispaniam traiecisse; prohibitum propter aetatem a Masinissa numquam ante proelium inisse; eo die, quo pugnatum cum Romanis esset, inscio avunculo, clam armis equoque sumpto in aciem exisse; ibi prolapso equo effusum in praeceps captum ab Romanis esse.

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nier scharte sich dann um ihn, sowohl solche, die sich schon vorher ergeben hatten, als auch solche, die erst am Vortag in Gefangenschaft geraten waren, und nannte ihn in ungeheurer Einmütigkeit König. Da ließ Scipio durch einen Herold Schweigen gebieten und sagte, für ihn sei der Titel imperator (Feldherr) der größte, mit dem seine Soldaten ihn benannt hätten. Anderswo sei der Königstitel etwas Großes, in Rom aber sei er unerträglich. Daß die Gesinnung eines Königs in ihm stecke, sollten sie, wenn sie das im Wesen eines Menschen für das Bedeutendste hielten, im stillen annehmen, sich aber hüten, es auszusprechen. Auch die Barbaren spürten seine Seelengröße, da er einen Titel, den andere Sterbliche wie ein Wunder anstaunten, von einer so hohen Warte aus verschmähte. Dann wurden an die Fürsten und die führenden Männer der Spanier Geschenke verteilt, und aus der großen Menge der erbeuteten Pferde ließ er Indibilis 300, die er wollte, aussuchen. Als der Quästor im Auftrag des Feldherrn die Afrikaner verkaufte, entdeckte er unter ihnen einen herangewachsenen Knaben von außerordentlicher Schönheit; als er hörte, er sei von königlicher Herkunft, schickte er ihn zu Scipio. Als Scipio ihn fragte, wer und was für ein Landsmann er sei und warum er in diesem Alter im Lager gewesen sei, gab er zur Antwort, er sei ein Numider, seine Landsleute nennten ihn Massiva. Als Waise von seinem Vater zurückgelassen, sei er bei Gala, dem König der Numider, seinem Großvater mütterlicherseits, erzogen worden; mit seinem Onkel Masinissa, der vor kurzem mit seiner Reiterei den Karthagern zu Hilfe geschickt worden sei, sei er nach Spanien hinübergefahren. Da er wegen seines Alters von Masinissa daran gehindert worden sei, habe er nie zuvor an einem Kampf teilgenommen. An dem Tag, an dem es zur Schlacht mit den Römern gekommen sei, habe er ohne Wissen seines Onkels heimlich Waffen und ein Pferd genommen und sei in die Schlacht gezogen. Dort sei sein Pferd gestürzt und er sei kopfüber abgeworfen und von den Römern gefangengenommen wor-



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Scipio cum adservari N u m i d a m iussisset, quae pro tribunali agenda erant, peragit; inde cum se in praetorium recepisset, vocatum eum interrogat, velletne ad Masinissam reverti. C u m effusis gaudio lacrimis cupere vero diceret, tum puero anulum aureum, tunicam lato clavo cum Hispano sagulo et aurea fibula equumque ornatum donat iussisque prosequi, quoad vellet, equitibus dimisit.

De bello inde consilium habitum. Et auctoribus quibusdam, ut confestim Hasdrubalem persequeretur, anceps id ratus, ne Mago atque alter Hasdrubal cum eo iungerent copias, praesidio tantum ad insidendum Pyrenaeum misso ipse relicum aestatis recipiendis in fidem Hispaniae populis absumpsit. Paucis post proelium factum ad Baeculam diebus, cum Scipio rediens iam Tarraconem saltu Castulonensi excessisset, Hasdrubal Gisgonis filius et Mago imperatores ex ulteriore Hispania ad Hasdrubalem venere, serum post male gestam rem auxilium, consilio in cetera exsequenda belli haud parum opportuni. Ibi conferentibus, quid in cuiusque provinciae regione animorum Hispanis esset, unus Hasdrubal Gisgonis ultimam Hispaniae oram, quae ad Oceanum et Gades vergit, ignaram adhuc R o m a n o r u m esse eoque Carthaginiensibus satis fidam censebat; inter Hasdrubalem alterum et Magonem constabat beneficiis Scipionis occupatos omnium animos publice privatimque esse nec transitionibus finem ante fore, quam omnes Hispani milites aut in ultima Hispaniae amoti aut traducti in Galliam

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den. Nachdem Scipio angeordnet hatte, den Numider nicht aus den Augen zu lassen, führte er zu Ende, was von der Feldherrntribüne aus zu tun war. Als er sich dann in das Feldherrnzelt zurückgezogen hatte, rief er ihn zu sich und fragte ihn, ob er zu Masinissa zurückkehren wolle. Da kamen ihm vor Freude die Tränen, und er sagte, ja, das wolle er, und Scipio schenkte dem Knaben einen goldenen Ring, eine Tunika mit breitem Streifen samt einem spanischen Mantel und einer goldenen Spange sowie ein aufgezäumtes Pferd, gab einigen Reitern Befehl, ihn zu begleiten, soweit er wolle, und entließ ihn. Dann fand ein Kriegsrat statt. Als einige dazu rieten, daß er Hasdrubal unverzüglich nachsetze, hielt er das für bedenklich: Mago und der andere Hasdrubal könnten ihre Truppen mit ihm vereinigen. Er schickte daher nur eine Einheit zur Besetzung der Pyrenäen und verbrachte selbst den Rest des Sommers damit, die Unterwerfung der Völker Spaniens entgegenzunehmen. Wenige Tage nach der Schlacht bei Baecula, als Scipio auf dem Rückweg nach Tarraco schon den Castulonischen Wald hinter sich gelassen hatte, kamen die Feldherren Hasdrubal, der Sohn des Gisgo, und Mago aus dem Jenseitigen Spanien zu Hasdrubal, als Hilfe nach der unglücklich verlaufenen Schlacht zu spät, zur Beratung über die weitere Kriegsführung aber sehr gelegen. Während sie dort besprachen, wie in dem Gebiet, das jeder als Aufgabenbereich hatte, die Stimmung unter den Spaniern sei, meinte allein Hasdrubal, der Sohn des Gisgo, der äußerste Küstenstreifen Spaniens am Ozean und bei Gades habe bisher noch keine Erfahrungen mit den Römern gemacht und sei darum den Karthagern noch hinreichend treu. Für den anderen Hasdrubal und für Mago stand es fest, daß Scipio durch seine Wohltaten die Herzen aller, der Stämme wie auch der einzelnen, gewonnen habe, und daß es mit dem Überlaufen nicht eher ein Ende haben werde, bis alle spanischen Soldaten entweder in die fernsten Gebiete Spaniens weggeschafft oder nach Gallien

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forent. Itaque etiam si senatus Carthaginiensium non censuisset, eundum tamen Hasdrubali fuisse in Italiam, ubi belli caput rerumque summa esset, simul ut Hispanos omnes procul ab nomine Scipionis ex Hispania abduceret; exercitum eius cum transitionibus tum adverso proelio imminutum Hispanis repleri militibus. Et Magonem, Hasdrubali Gisgonis filio tradito exercitu, ipsum cum grandi pecunia ad conducenda mercede auxilia in Baliares traicere. Hasdrubalem Gisgonis cum exercitu penitus in Lusitaniam abire nec cum Romano manus conserere; Masinissae ex omni equitatu, quod roboris esset, tria milia equitum expleri, eumque vagum per citeriorem Hispaniam sociis opem ferre, hostium oppida atque agros populari. His decretis ad exsequenda, quae statuerant, duces digressi. Haec eo anno in Hispania acta.

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Romae fama Scipionis in dies crescere, Fabio Tarentum captum astu magis quam virtute gloriae tamen esse, Fulvi senescere fama, Marcellus etiam adverso rumore esse, superquam quod primo male pugnaverat, quia vagante per Italiam Hannibale media aestate Venusiam in tecta milites abduxisset. Inimicus erat ei C. Publicius Bibulus tribunus plebei. Is iam a prima pugna, quae adversa fuerat, adsiduis contionibus infamem invisumque plebei Claudium fecerat et iam de imperio abrogando eius agebat, cum tamen necessarii Claudi obtinuerunt, ut relicto Venusiae legato Marcellus Romam veni-

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hinübergeführt seien. Daher hätte Hasdrubal, auch wenn der Senat von Karthago es nicht beschlossen hätte, doch nach Italien ziehen müssen, das der Hauptkriegsschauplatz sei und das Kernproblem bilde; zugleich auch, um alle Spanier aus Spanien fortzuführen, weit weg vom Namen Scipios; sein Heer, das durch das Uberlaufen, noch mehr aber durch die unglücklich verlaufene Schlacht zusammengeschrumpft sei, solle mit spanischen Soldaten aufgefüllt werden. Und Mago solle Hasdrubal, dem Sohn des Gisgo, sein Heer übergeben und selbst mit viel Geld auf die Baliaren übersetzen, um gegen Sold Hilfstruppen anzuwerben. Hasdrubal, der Sohn des Gisgo, solle mit seinem Heer ins Landesinnere nach Lusitanien abziehen und sich nicht auf einen Kampf mit dem Römer einlassen. Für Masinissa sollten aus dem Kern der ganzen Reiterei volle 3 000 Reiter zusammengestellt werden, und er solle durch das Diesseitige Spanien umherstreifen, den Bundesgenossen Hilfe bringen und die Städte und Ländereien der Feinde verwüsten. Nachdem die Feldherren diese Beschlüsse gefaßt hatten, gingen sie auseinander, um auszuführen, was sie festgelegt hatten. Das geschah in diesem Jahr in Spanien. In Rom wuchs der Ruhm Scipios von Tag zu Tag; Fabius brachte die Einnahme von Tarent, wenn sie auch mehr durch List als durch Tapferkeit erfolgt war, dennoch Ehre; der Ruhm des Fulvius begann zu verblassen; Marcellus stand sogar in schlechtem Ruf, nicht nur weil er zunächst unglücklich gekämpft hatte, sondern auch weil er, während Hannibal in Italien umherzog, seine Soldaten mitten im Sommer nach Venusia ins Quartier geführt hatte. Sein Widersacher war der Volkstribun C . Publicius Bibulus; der hatte gleich nach der ersten Schlacht, die unglücklich verlaufen war, durch wiederholte Reden Claudius bei der Plebs verrufen und verhaßt gemacht, und arbeitete jetzt darauf hin, daß man ihm das Kommando entzog; da setzten seine Claudischen Verwandten aber doch durch, daß Marcellus einen Legaten in Venusia zurücklassen und nach R o m zurückkeh-

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ret ad purganda ea, quae inimici obicerent, nec de imperio eius abrogando absente ipso ageretur. Forte sub idem tempus et Marcellus ad deprecandam ignominiam et Q. Fulvius consul comitiorum causa Romam venit.

Actum de imperio Marcelli in circo Flaminio est ingenti concursu plebisque et omnium ordinum; accusavitque tribunus plebis non Marceilum modo, sed omnem nobilitatem: Fraude eorum et cunctatione fieri, ut Hannibal decimum iam annum Italiam provinciam habeat, diutius ibi quam Carthagine vixerit. Habere fructum imperii prorogati Marcello populum Romanum: bis caesum exercitum eius aestiva Venusiae sub tectis agere. Hanc tribuni orationem ita obruit Marcellus commemoratione rerum suarum, ut non rogatio solum de imperio eius abrogando antiquaretur, sed postero die consulem eum ingenti consensu centuriae omnes crearent. Additur collega T. Quinctius Crispinus, qui tum praetor erat. Postero die praetores creati P. Licinius Crassus Dives pontifex maximus, P. Licinius Varus, Sex. Iulius Caesar, Q . Claudius.

Comitiorum ipsorum diebus sollicita civitas de Etruriae defectione fuit. Principium eius rei ab Arretinis fieri C. Calpurnius scripserat, qui earn provinciam pro praetore obtinebat. Itaque confestim eo missus Marcellus consul designatus, qui rem inspiceret ac, si digna videretur, exercitu accito bellum ex Apulia in Etruriam transferret. Eo metu compressi Etrusci quieverunt. Tarentinorum legatis pacem petentibus cum Übertäte ac legibus

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ren solle, um sich gegen das, was seine Feinde ihm vorwarfen, zu rechtfertigen, und daß über die Aberkennung seines Kommandos nicht in seiner Abwesenheit verhandelt werden solle. Zufällig kam um dieselbe Zeit sowohl Marcellus, um den Schimpf von sich abzuwenden, als auch der Konsul Q. Fulvius wegen der Wahlen nach Rom. Uber das Kommando des Marcellus wurde im Circus Flaminius verhandelt unter ungeheurem Zustrom der Plebs und aller Stände; und der Volkstribun klagte nicht nur Marcellus, sondern den gesamten Adel an: Durch deren Tücke und Zaudern komme es, daß Hannibal schon das zehnte Jahr Italien als Betätigungsfeld habe und dort länger gelebt habe als in Karthago. Das römische Volk habe den Lohn dafür, daß es Marcellus das Kommando verlängert habe: sein zweimal zusammengehauenes Heer liege in den Häusern von Venusia im Sommerlager. Diese Rede des Tribunen stellte Marcellus durch die Erwähnung seiner Taten so in den Schatten, daß nicht nur der Antrag, ihm die Befehlsgewalt zu entziehen, abgelehnt wurde, sondern daß ihn am nächsten Tag alle Centurien in ungeheurer Einmütigkeit zum Konsul wählten; als Kollege wurde ihm T. Quinctius Crispinus beigegeben, der damals Prätor war. Am Tag danach wurden die Prätoren gewählt: der Pontifex maximus P. Licinius Crassus Dives, P. Licinius Varus, Sex. Julius Caesar und Q. Claudius. Gerade an den Tagen der Wahl war die Bürgerschaft erregt über den Abfall Etruriens. Diese Sache gehe von den Arretinern aus, hatte C. Calpurnius geschrieben, der als Proprätor diesen Aufgabenbereich innehatte. Daher wurde der gewählte Konsul Marcellus unverzüglich dorthin geschickt; er sollte sich ein Bild von der Sache machen und, wenn es ihm angebracht scheine, sein Heer herbeirufen und den Kriegsschauplatz von Apulien nach Etrurien verlegen. Aus Furcht davor hielten die Etrusker Ruhe. Den Gesandten der Tarentiner, die um Frieden mit Freiheit und ihren eigenen Gesetzen baten, gab der Senat zur Antwort, sie sollten wie-

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suis r e s p o n s u m ab senatu est, ut redirent, cum Fabius consul R o m a m venisset. L u d i et R o m a n i et plebeii eo anno in singulos dies instaurati. Aediles curules fuere L . Cornelius C a u d i n u s et Ser. Sulpicius Galba, plebeii C . Servilius et Q . Caecilius Metellus. Servilium negabant iure aut tribunum plebis fuisse aut aedilem esse, q u o d patrem eius, quem triumvirum agrarium occisum a B o i s circa Mutinam esse opinio per decern annos fuerat, vivere atque in hostium potestate esse satis constabat.

U n d e c i m o anno Punici belli consulatum inierunt M . Marcellus quintum - ut numeretur consulatus, q u e m vitio creatus non gessit - et T. Q u i n c t i u s Crispinus. U t r i s q u e consulibus Italia decreta provincia est et d u o consulum prioris anni exercitus - tertius Venusiae tum erat, cui Marcellus praefuerat - , ita ut ex tribus eligerent duo, q u o s vellent, tertius ei traderetur, cui Tarentum et Sallentini provincia evenisset. Ceterae provinciae ita divisae: praetoribus P. Licinio Varo urbana, P. Licinio C r a s s o pontifici maximo peregrina et q u o senatus censuisset, Sex. Iulio Caesari Sicilia, Q . C l a u d i o Tarentum. Prorogatum in annum imperium est Q . Fulvio Flacco, ut provinciam C a p u a m , quae Τ. Q u i n c t i praetoris fuerat, cum una legione obtineret. Prorogatum et C . H o s t i lio Tubulo est, ut p r o praetore in Etruriam ad duas legiones succederet C . Calpurnio. Prorogatum et L . Veturio Philoni est, ut p r o praetore Galliam eandem provinciam cum iisdem duabus legionibus obtineret, quibus praetor

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derkommen, wenn der Konsul Fabius nach Rom zurückgekehrt sei. Die Römer- und die Plebejerspiele wurden in diesem Jahr je einen Tag wiederholt. Kurulische Adilen waren L. Cornelius Caudinus und Ser. Sulpicius Galba, plebejische C. Servilius und Q. Caecilius Metellus. Man erklärte, es sei nicht Rechtens, daß Servilius Volkstribun gewesen sei und Adil sei; denn es stand ziemlich fest, daß sein Vater, von dem man zehn Jahre lang geglaubt hatte, er sei als Mitglied der Dreierkommission für die Landverteilung von den Bojern bei Mutina erschlagen worden, noch lebte und sich in der Gewalt der Feinde befand. Im elften Jahr des Punischen Krieges traten M. Marcellus, dieser zum fünftenmal, wenn man das Konsulat mitzählt, das er wegen eines Formfehlers bei der Wahl nicht ausgeübt hat, und T. Quinctius Crispinus das Konsulat an. Für beide Konsuln wurde Italien als Aufgabengebiet bestimmt und die beiden Heere der Konsuln des Vorjahres - ein drittes, über das Marcellus das Kommando gehabt hatte, lag damals in Venusia - ; von den dreien sollten sie sich die beiden aussuchen, die sie wollten, das dritte sollte dem übergeben werden, dem Tarent und das Gebiet der Sallentiner als Aufgabenbereich zufiel. Die übrigen Aufgabenbereiche wurden folgendermaßen aufgeteilt: Von den Prätoren erhielt P. Licinius Varus die Stadtprätur, der Pontifex maximus P. Licinius Crassus die Fremdenprätur und eine Aufgabe, die der Senat noch bestimmen werde, Sex. Julius Caesar Sizilien und Q. Claudius Tarent. Q. Fulvius Flaccus wurde die Befehlsgewalt für das Jahr verlängert; er sollte Capua, das der Prätor T. Quinctius gehabt hatte, mit einer Legion als Aufgabenbereich übernehmen. Eine Verlängerung gab es auch für C. Hostilius Tubulus; er sollte als Proprätor zu den beiden Legionen nach Etrurien gehen als Ablösung für C. Calpurnius. Eine Verlängerung gab es auch noch für L. Veturius Philo; er sollte als Proprätor denselben Aufgabenbereich Gallien haben mit denselben beiden Legionen, die er als Prätor gehabt hatte. Für

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obtinuisset. Q u o d in L. Veturio, idem in C. Aurunculeio decretum ab senatu latumque de prorogando imperio ad populum est, qui praetor Sardiniam provinciam cum duabus legionibus obtinuerat. Additae ei ad p r e s i dium provinciae quinquaginta longae naves, quas P. Scipio ex Hispania misisset. Et P. Scipioni et Μ. Silano suae Hispaniae suique exercitus in annum decreti. Scipio ex octoginta navibus, quas aut secum ex Italia adductas aut captas Carthagine habebat, quinquaginta in Sardiniam tramittere iussus, quia fama erat magnum navalem apparatum eo anno Carthagine esse: ducentis navibus omnem oram Italiae Siciliaeque ac Sardiniae impleturos. Et in Sicilia ita divisa res est: Sex. Caesari exercitus Cannensis datus est; M. Valerius Laevinus - ei quoque enim prorogatum imperium est - classem, quae ad Siciliam erat, navium septuaginta obtineret; adderet eo triginta naves, quae ad Tarentum priore anno fuerant; cum ea centum navium classe, si videretur ei, praedatum in Africam traiceret. Et P. Sulpicio, ut eadem classe Macedonian! Graeciamque provinciam haberet, prorogatum in annum imperium est. De duabus, quae ad urbem R o m a m fuerant, legionibus nihil mutatum. Supplementum, quo opus esset, ut scriberent, consulibus permissum. U n a et viginti legionibus eo anno defensum imperium R o m a n u m est. Et P. Licinio Varo praetori urbano negotium datum, ut naves longas triginta veteres reficeret, quae Ostiae erant, et viginti novas naves sociis navalibus compleret, ut quinquaginta navium classe oram maris vicinam urbi Romanae tueri posset. C. Calpurnius vetitus ab Arretio movere exercitum, nisi cum successor venisset; idem et Tubulo imperatum, ut inde praecipue caveret, ne qua nova consilia orerentur.

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C . Aurunculejus, der als Prätor Sardinien mit zwei Legionen als Aufgabenbereich gehabt hatte, wurde das gleiche beschlossen wie für L. Veturius, und der Senat beantragte beim Volk die Verlängerung seiner Befehlsgewalt; dazu wurden ihm zum Schutz der Provinz noch die 50 Kriegsschiffe gegeben, die P. Scipio aus Spanien schicken werde. P. Scipio und M. Silanus wurden ihre spanischen Gebiete und ihre Heere für das Jahr zugesprochen; Scipio wurde aufgefordert, von den 80 Schiffen, die er aus Italien mitgenommen oder in Neu-Karthago erbeutet hatte, 50 nach Sardinien zu schicken, weil es hieß, in Karthago gebe es in diesem Jahr große Flottenrüstungen, mit 200 Schiffen würden sie an der gesamten Küste Italiens, Siziliens und Sardiniens erscheinen. In Sizilien wurden die Aufgaben so verteilt: Sex. Caesar erhielt das Cannae-Heer; M. Valerius Laevinus - denn auch ihm wurde die Befehlsgewalt verlängert - sollte die aus 70 Schiffen bestehende Flotte haben, die bei Sizilien lag; hinzufügen sollte er noch die 30 Schiffe, die im Vorjahr bei Tarent gelegen hatten; mit dieser Flotte von 100 Schiffen sollte er, wenn es ihm gut schien, zum Plündern nach Afrika übersetzen. Auch P. Sulpicius wurde die Befehlsgewalt für das Jahr verlängert; er sollte mit derselben Flotte Makedonien und Griechenland als Aufgabenbereich haben. Für die beiden Legionen, die bei der Stadt gelegen hatten, änderte sich nichts. Den Konsuln wurde gestattet, Ersatz auszuheben, soweit er benötigt werde. Mit 21 Legionen wurde in diesem Jahr der römische Machtbereich verteidigt. Der Stadtprätor P. Licinius Varus erhielt den Auftrag, die 30 alten Kriegsschiffe, die in Ostia lagen, wieder instand zu setzen und 20 neue Schiffe mit Seesoldaten zu bemannen, damit er mit einer Flotte von 50 Schiffen die Meeresküste in der Nähe der Stadt R o m schützen könne. C. Calpurnius wurde untersagt, mit dem Heer von Arretium abzuziehen, bevor sein Nachfolger gekommen sei. Das gleiche wurde auch Tubulus befohlen; er sollte vor allem dafür sorgen, daß dort keine Umsturzpläne geschmiedet würden.

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Praetores in provincias profecti; consules religio tene- 23 bat, quod prodigiis aliquot nuntiatis non facile litabant. Et ex Campania nuntiata erant, Capuae duas aedes, For2 tunae et Martis, et sepulcra aliquot de caelo tacta, Cumis - adeo minimis etiam rebus prava religio inserit deos mures in aede Iovis aurum rosisse, Casini examen apium ingens in foro consedisse; et Ostiae murum portamque 3 de caelo tactam, Caere volturium volasse in aedem Iovis, Volsiniis sanguine lacum manasse. Horum prodigiorum 4 causa diem unum supplicatio fuit. Per dies aliquot hostiae maiores sine litatione caesae, diuque non impetrata pax deum. In capita consulum re publica incolumi exitiabilis prodigiorum eventus vertit.

Ludi Apollinares Q. Fulvio, App. Claudio consulibus a P. Cornelio Sulla praetore urbano primum facti erant; inde omnes deinceps praetores urbani fecerant; sed in unum annum vovebant dieque incerta faciebant. E o anno pestilentia gravis incidit in urbem agrosque, quae tarnen magis in longos morbos quam in perniciales evasit. Eius pestilentiae causa et supplicatum per compita tota urbe est, et P. Licinius Varus praetor urbanus legem ferre ad populum iussus, ut ii ludi in perpetuum in statam diem voverentur. Ipse primus ita vovit fecitque ante diem tertium nonas Quinctiles. Is dies deinde sollemnis servatus.

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Die Prätoren gingen in ihre Aufgabenbereiche; die K o n suln hielten religiöse Bedenken zurück; denn nachdem eine Reihe Zeichen der Götter gemeldet worden waren, erlangten sie beim O p f e r n nicht ohne weiteres günstige Vorzeichen. A u s Kampanien war gemeldet worden, in Capua seien zwei Tempel, der der Fortuna und der des Mars, sowie eine A n z a h l Gräber v o m Blitz getroffen worden, in Cumae - so sehr bringt ein verschrobener Glaube die Götter auch mit ganz unbedeutenden Dingen in Verbindung - hätten Mäuse im Tempel Jupiters am G o l d genagt und in Casinum habe sich ein riesiger Bienenschwarm auf dem Forum niedergelassen; in Ostia seien die Mauer und das Stadttor v o m Blitz getroffen worden, in Caere sei ein Geier in den Jupitertempel geflogen und in Volsinii sei Blut im See gewesen. U m die Zeichen der Götter z u sühnen, fand einen Tag lang ein Bittgang statt. Mehrere Tage hindurch wurden voll ausgewachsene Opfertiere dargebracht, ohne daß es ein günstiges Vorzeichen gegeben hätte, und lange konnte man die Götter nicht gnädig stimmen. D e r unheilvolle Ausgang der göttlichen Zeichen traf die Häupter der Konsuln, während der Staat unversehrt davonkam. Die Apollospiele waren unter dem Konsulat von Q . Fulvius und A p p . Claudius v o n dem Stadtprätor P. Cornelius Sulla z u m erstenmal durchgeführt worden; von da an hatten alle Stadtprätoren der Reihe nach sie durchgeführt, aber sie gelobten sie immer nur für das eine Jahr und führten sie an einem unbestimmten Tag durch. In diesem Jahr fiel eine schwere Seuche auf die Stadt und das Land, die aber mehr zu langen als zu tödlichen Erkrankungen führte. Wegen dieser Seuche bat man in der ganzen Stadt an den Straßenkreuzungen die Götter um Gnade, und der Stadtprätor P. Licinius Varus wurde aufgefordert, beim Volk ein Gesetz z u beantragen, daß diese Spiele auf immer für einen bestimmten Tag gelobt würden. Er selbst gelobte sie als erster so und führte sie am 5. Quinctilis durch. Dieser Tag wurde seitdem als Festtag beibehalten.



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De Arretinis et fama in dies gravior et cura crescere 24 patribus. Itaque C . Hostilio scriptum est, ne differret obsides ab Arretinis accipere, et, cui traderet Romam deducendos, C . Terentius Varro cum imperio missus. Qui ut venit, extemplo Hostilius legionem unam, quae 2 ante urbem castra habebat, signa in urbem ferre iussit praesidiaque locis idoneis disposuit; tum in forum citatis senatoribus obsides imperavit. C u m senatus biduum 3 ad considerandum peteret, aut ipsos extemplo dare aut se postero die senatorum omnes liberos sumpturum edixit. Inde portas custodire iussi tribuni militum praefectique socium et centuriones, ne quis nocte urbe exiret. Id 4 segnius neglegentiusque factum; Septem principes senatus, priusquam custodiae in portis locarentur, ante noctem cum liberis evaserunt. Postero die luce prima, cum 5 senatus in forum citari coeptus esset, desiderati, bonaque eorum venierunt. A ceteris senatoribus centum viginti obsides, liberi ipsorum, accepti traditique C. Terentio Romam deducendi. Is omnia suspectiora, 6 quam ante fuerant, in senatu fecit. Itaque tamquam imminente Etrusco tumultu legionem unam, alteram ex urbanis, Arretium ducere iussus ipse C . Terentius eamque habere in praesidio urbis; C . Hostilium cum cetero 7 exercitu placuit totam provinciam peragrare et cavere, ne qua occasio novare cupientibus res daretur. C. Teren8 tius ut Arretium cum legione venit, claves portarum cum magistratus poposcisset, negantibus iis comparere, fraude amotas magis ratus quam neglegentia intercidisse

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Was man von den Arretinern hörte, wurde von Tag zu Tag bedenklicher, und bei den Vätern wuchs die Sorge. Deshalb schrieben sie an C . Hostilius, er solle nicht länger damit warten, von den Arretinern Geiseln zu nehmen, und schickten C. Terentius Varro mit Befehlsgewalt; dem sollte er sie übergeben, damit sie nach R o m geschafft würden. Sobald er gekommen war, befahl Hostilius sogleich der einen Legion, die vor der Stadt ihr Lager hatte, in die Stadt einzurücken, und verteilte Posten an geeigneten Plätzen. Dann ließ er die Senatoren auf den Markt rufen und befahl ihnen, Geiseln zu stellen. Als der Senat um zwei Tage Bedenkzeit bat, erklärte er, entweder stellten sie selbst augenblicklich welche, oder er werde am nächsten Tag alle Senatorenkinder nehmen. Dann erhielten die Militärtribunen, die Befehlshaber der Bundesgenossen und die Centurionen den Befehl, die Tore zu bewachen, damit keiner bei Nacht die Stadt verließ. Das wurde ziemlich langsam und nachlässig ausgeführt. Sieben führende Männer des Senats entkamen vor Einbruch der Nacht mit ihren Kindern, ehe die Wachen an den Toren aufgezogen waren. Als man am nächsten Tag im Morgengrauen begann, den Senat auf das Forum zu rufen, vermißte man sie, und ihr Besitz kam zum Verkauf. Von den übrigen Senatoren wurden 120 Geiseln genommen, ihre eigenen Kinder, und C . Terentius übergeben, damit der sie nach R o m schaffte. Er ließ im Senat alles noch verdächtiger erscheinen, als es vorher schon gewesen war. Als wenn ein Etruskeraufstand drohte, erhielt C . Terentius daher selbst den Befehl, eine Legion, und zwar eine von den städtischen, nach Arretium zu führen und sie als Besatzung in die Stadt zu legen. C . Hostilius sollte mit dem übrigen Heer das ganze Aufgabengebiet durchstreifen und dafür sorgen, daß sich denen, die einen Umsturz herbeizuführen wünschten, keine Gelegenheit dazu bot. Als C . Terentius mit der Legion nach Arretium kam und von den Behörden die Schlüssel der Tore forderte, erklärten sie, sie seien nicht aufzufinden; er glaubte, sie seien mehr in böser Absicht beiseite geschafft worden als

XXVII ipse alias claves omnibus portis imposuit cavitque cum cura, ut omnia in potestate sua essent; Hostilium intentius monuit, ut in eo spem non moturos quicquam Etruscos poneret, si, ne quid moveri posset, praecavisset.

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De Tarentinis inde magna contentione in senatu 25 actum coram Fabio, defendente ipso, quos ceperat armis, aliis infensis et plerisque aequantibus eos Campanorum noxae poenaeque. Senatus consultum in senten2 tiam M'. Acili factum est, ut oppidum praesidio custodiretur Tarentinique omnes intra moenia continerentur, res integra postea referretur, cum tranquillior status Italiae esset. Et de Μ. Livio praefecto arcis Tarentinae haud 3 minore certamine actum est aliis senatus consulto notantibus praefectum, quod eius socordia Tarentum proditum hosti esset, aliis praemia decernentibus, quod 4 per quinquennium arcem tutatus esset maximeque unius eius opera receptum Tarentum foret, mediis ad censo5 res, non ad senatum notionem de eo pertinere dicentibus; cuius sententiae et Fabius fuit. Adiecit tarnen fateri se opera Livi Tarentum receptum, quod amici eius vulgo in senatu iactassent; neque enim recipiundum fuisse, nisi amissum foret.

Consulum alter T. Quinctius Crispinus ad exercitum, quem Q. Fulvius Flaccus habuerat, cum supplemento in Lucanos est profectus. Marcellum aliae atque aliae obiectae animo religiones tenebant, in quibus, quod, cum bello

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aus Nachlässigkeit abhanden gekommen, ließ selbst an allen Toren andere Riegel anbringen und achtete sorgfältig darauf, daß er alles unter seiner Kontrolle hatte. Den Hostilius mahnte er eindringlich, nur dann darauf zu hoffen, daß die Etrusker nichts unternehmen würden, wenn er Vorsorge treffe, daß man nichts unternehmen könne. Darauf verhandelte man im Senat unter heftigem Streit über die Tarentiner in Anwesenheit des Fabius, wobei er selbst sich für die einsetzte, die er mit den Waffen bezwungen hatte, während andere sich feindselig zeigten, und die meisten sie den Kampanern gleichstellten, was Schuld und Strafe anging. Es kam zu einem Senatsbeschluß entsprechend dem Antrag des M'. Acilius: Die Stadt solle durch eine Besatzung überwacht werden und alle Tarentiner müßten sich innerhalb der Stadtmauern aufhalten; die Sache solle später erneut verhandelt werden, wenn die Lage in Italien ruhiger sei. Auch über M. Livius, den Befehlshaber der Burg von Tarent, wurde mit nicht weniger Streit verhandelt; die einen wollten dem Befehlshaber auf Senatsbeschluß eine Rüge erteilen, weil durch seine Sorglosigkeit Tarent dem Feind verraten worden sei, andere ihm Belohnungen zuerkennen, weil er über einen Zeitraum von fünf Jahren die Burg behauptet habe und vor allem allein durch seine Leistung Tarent wiedergewonnen worden sei, während eine mittlere Gruppe sagte, eine Rüge gegen ihn sei Sache der Zensoren, nicht des Senats, eine Meinung, die auch Fabius vertrat; er fügte jedoch noch hinzu, er müsse gestehen, daß Tarent durch die Leistung des Livius wiedergewonnen worden sei, was dessen Freunde allgemein im Senat immer wieder vorgebracht hätten; denn es hätte nicht wiedergewonnen werden können, wenn es nicht verlorengegangen wäre. Der eine der Konsuln, T. Quinctius Crispinus, brach mit Ersatzmannschaft zu dem Heer im Gebiet der Lukaner auf, das Q. Fulvius Flaccus befehligt hatte. Marcellus hielten diese und jene religiösen Bedenken, die vor seiner Seele aufstiegen, noch fest, darunter dies: Nachdem er im Gallierkrieg

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Gallico ad Clastidium aedem H o n o r i et Virtuti vovisset, dedicatio eius a pontificibus impediebatur, quod negabant unam cellam amplius quam uni deo recte dedicari, quia, si de caelo tacta aut prodigii aliquid in ea factum esset, difficilis procuratio foret, quod, utri deo res divina fieret, sciri non posset; neque enim duobus nisi certis deis rite una hostia fieri. Ita addita Virtutis aedes adproperato opere; neque tarnen ab ipso aedes eae dedicatae sunt. Tum demum ad exercitum, quern priore anno Venusiae reliquerat, cum supplemento proficiscitur.

Locros in Bruttiis Crispinus oppugnare conatus, quia magnam famam attulisse Fabio Tarentum (receptum) rebatur, omne genus tormentorum machinarumque ex Sicilia arcessierat; et naves indidem accitae erant, quae vergentem ad mare partem urbis oppugnarent. Ea omissa oppugnatio est, quia Lacinium Hannibal admoverat copias et collegam eduxisse iam a Venusia exercitum fama erat, cui coniungi volebat. Itaque in Apuliam ex Bruttiis reditum, et inter Venusiam Bantiamque minus trium milium passuum intervallo consules binis castris consederunt. In eandem regionem et Hannibal rediit averso ab Locris bello. Ibi consules ambo ingenio feroces prope cottidie in aciem exire haud dubia spe, si duobus exercitibus consularibus iunctis commisisset sese hostis, debellari posse.

Hannibal quia cum Marcello bis priore anno congres-

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bei Clastidium dem Honos und der Virtus einen Tempel gelobt hatte, wurde die Weihung dieses Tempels von den Pontifices verhindert, weil, wie sie sagten, eine Cella nicht mehr als einem Gott in rechter Weise geweiht werden könne; denn wenn sie vom Blitz getroffen werde oder ein anderes Zeichen vom Himmel in ihr eintrete, werde die Sühnung schwierig sein, weil man nicht wissen könne, welchem der beiden Götter ein Opfer dargebracht werden müsse; ein Opfertier könne nach der Vorschrift ja bis auf bestimmte Ausnahmen nicht zwei Göttern dargebracht werden. So wurde ein Tempel der Virtus in beschleunigter Arbeit hinzugefügt; diese Tempel wurden jedoch nicht von ihm selbst geweiht. Dann endlich brach er mit Ersatzmannschaft zu seinem Heer auf, das er im Vorjahr in Venusia zurückgelassen hatte. Crispinus versuchte Locri im Gebiet der Bruttier anzugreifen, weil er glaubte, die Rückeroberung von Tarent habe Fabius großen Ruhm gebracht, und hatte jede Art von Wurfgeschützen und Belagerungsgerät aus Sizilien kommen lassen; auch Schiffe hatte er von dort herbeigerufen, die den Teil der Stadt, der zum Meer hin lag, angreifen sollten. Dieser Angriff wurde aufgegeben, weil Hannibal seine Truppen nach Lacinium geführt hatte und es hieß, der Kollege, mit dem er sich vereinigen wollte, habe mit seinem Heer schon Venusia verlassen. Daher kehrte er aus dem Gebiet der Bruttier nach Apulien zurück, und die beiden Konsuln bezogen zwischen Venusia und Bantia weniger als drei Meilen voneinander entfernt zwei Lager. In diese Gegend kehrte auch Hannibal zurück, nachdem der Krieg sich von Locri abgewandt hatte. Hier rückten beide Konsuln, von Natur aus Draufgänger, fast täglich in Kampfformation aus in der begründeten Hoffnung, wenn der Feind sich auf einen Kampf mit den beiden vereinigten konsularischen Heeren einlasse, könne der Krieg beendet werden. Weil Hannibal mit Marcellus im Vorjahr zweimal zusammengestoßen war und dabei gesiegt hatte und besiegt wor-

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sus vicerat victusque erat, ut, cum eodem si dimicandum foret, nec spem nec metum ex vano habebat, ita duobus consulibus haudquaquam sese parem futurum censebat. Itaque totus in suas artes versus insidiis locum quaerebat. Levia tamen proelia inter bina castra vario eventu fiebant; quibus cum extrahi aestatem posse consules crederent, nihilo minus oppugnari Locros posse rati L. Cincio, ut ex Sicilia Locros cum classe traiceret, scribunt. Et ut ab terra quoque oppugnari moenia possent, ab Tarento partem exercitus, qui in praesidio erat, duci eo iusserunt. Ea ita futura per quosdam Thurinos comperta Hannibali cum essent, mittit ad insidendam ab Tarento viam. Ibi sub tumulo Peteliae tria milia equitum, duo peditum in occulto locata; in quae inexplorato euntes Romani cum incidissent, ad duo milia armatorum caesa, mille et quingenti ferme vivi capti, alii dissipati fuga per agros saltusque Tarentum rediere.

Tumulus erat silvestris inter Punica et Romana castra ab neutris primo occupatus, quia Romani, qualis pars eius, quae vergeret ad hostium castra, esset, ignorabant, Hannibal insidiis quam castris aptiorem eum crediderat. Itaque nocte ad id missas aliquot Numidarum turmas medio in saltu .condiderat, quorum interdiu nemo ab statione movebatur, ne aut arma aut ipsi procul conspicerentur. Fremebant vulgo in castris Romanis occupandum eum tumulum esse et castello firmandum, ne, si occupatus ab Hannibale foret, velut in cervicibus habe-

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den war, hielt er, wenn er mit ihm kämpfen müsse, weder Hoffnung noch Furcht für unbegründet; zwei Konsuln indessen glaubte er keineswegs gewachsen zu sein. Daher verlegte er sich ganz auf seine Künste und suchte eine Stelle für einen Hinterhalt. Es kam aber doch zwischen den beiden Lagern zu leichten Gefechten mit unterschiedlichem Ausgang. Weil die Konsuln glaubten, darüber könne der Sommer hingehen, aber nichtsdestoweniger einen Angriff auf Locri für möglich hielten, schrieben sie an L. Cincius, er solle mit der Flotte aus Sizilien nach Locri hinüberfahren; und damit die Mauern auch von der Landseite aus angegriffen werden könnten, befahlen sie, von Tarent einen Teil des Heeres, das als Besatzung diente, dorthin zu führen. Als Hannibal durch einige Leute aus Thurii erfuhr, daß das so geschehen werde, schickte er eine Mannschaft, die die Straße von Tarent besetzen sollte. Dort wurden am Fuß des Hügels von Petelia 3 000 Reiter und 2 000 Fußsoldaten in ein Versteck gelegt. Als die ohne vorherige Erkundung daherziehenden Römer auf sie stießen, fielen an die 2 000 Bewaffnete, etwa 1 500 gerieten in Gefangenschaft, andere kamen, auf der Flucht zerstreut, über Felder und Wälder nach Tarent zurück. Zwischen dem punischen und dem römischen Lager war ein bewaldeter Hügel, der zunächst von keiner der beiden Parteien besetzt worden war, weil die Römer nicht wußten, wie die Seite beschaffen war, die zum Lager der Feinde hinging, Hannibal dagegen geglaubt hatte, er sei eher für einen Hinterhalt geeignet als für ein Lager. Daher hatte er bei Nacht einige Schwadronen Numider zu diesem Zweck geschickt und sie mitten im Wald versteckt; von denen entfernte sich bei Tag keiner von seinem Posten, damit weder ihre Waffen noch sie selbst von weitem gesehen würden. Im römischen Lager redete man allgemein mehr oder weniger offen davon, daß man diesen Hügel besetzen und durch ein Castell sichern müsse, um nicht, wenn er von Hannibal besetzt werde, den Feind gleichsam im Nacken zu haben.

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rent hostem. Movit ea res Marcellum, et collegae „Quin imus" inquit „ipsi cum equitibus paucis exploratum? Subiecta res oculis certius dabit consilium." Adsentienti Crispino cum equitibus ducentis viginti, ex quibus quadraginta Fregellani, ceteri Etrusci erant, proficiscuntur; secuti tribuni militum M. Marcellus consulis filius et A . Manlius, simul et duo praefecti socium L. Arrenius et Μ'. Aulius. Immolasse eo die quidam prodidere memoriae consulem Marcellum et prima hostia caesa iocur sine capite inventum, in secunda omnia comparuisse, quae adsolent, auctum etiam visum in capite; nec id sane haruspici placuisse, quod secundum trunca et turpia exta nimis laeta apparuissent.

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Ceterum consulem Marcellum tanta cupiditas tenebat 27 dimicandi cum Hannibale, ut numquam satis castra castris conlata diceret. Tum quoque vallo egrediens 2 signum dedit, ut ad locum miles esset paratus; si collis, in quem speculatum irent, placuisset, vasa colligerent ac sequerentur. Exiguum campi ante castra erat; inde in collem aperta undique et conspecta ferebat via. Numidis speculator, nequaquam in spem tantae rei positus, sed si quos vagos pabuli aut lignorum causa longius a castris progressos possent excipere, signum dat, ut pariter ab suis quisque latebris exorerentur. N o n ante apparuere, quibus obviis ab iugo ipso consurgendum erat, quam circumiere, qui ab tergo intercluderent viam. Tum undique omnes exor-

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Das beeindruckte Marcellus, und er sagte zu seinem Kollegen: „Warum gehen wir nicht selbst mit wenigen Reitern auf Erkundung? Der Augenschein wird uns eine sicherere Entscheidung ermöglichen." Da Crispinus zustimmte, machten sie sich mit 220 Reitern auf, von denen 40 aus Fregellae, die übrigen aus Etrurien waren; ihnen schlossen sich die Militärtribunen M. Marcellus, der Sohn des Konsuls, und A . Manlius an, zugleich auch zwei Befehlshaber der Bundesgenossen, L. Arrenius und M'. Aulius. Einige haben überliefert, der Konsul Marcellus habe an diesem Tag geopfert, und als das erste Opfertier geschlachtet wurde, habe man die Leber ohne Kopf gefunden, beim zweiten sei alles, wie üblich, vorhanden gewesen, am Kopf der Leber habe man sogar eine Vergrößerung gesehen; es habe dem Haruspex aber nicht sonderlich gefallen, daß gleich nach den verstümmelten und entstellten Eingeweiden allzu üppige zum Vorschein gekommen seien. Aber den Konsul Marcellus beseelte ein solches Verlangen, mit Hannibal zu kämpfen, daß er sagte, ein Lager liege nie nahe genug an dem anderen. Auch jetzt gab er, als er aus der Umwallung herausritt, den Befehl, der Soldat solle sich an seinem Platz bereithalten, seine Sachen zu packen und nachzukommen, wenn der Hügel, den zu erkunden sie ausritten, ihnen gefalle. Ein kleines Stück ebenes Gelände war vor dem Lager; von da aus führte ein nach allen Seiten hin offener und einzusehender Weg auf den Hügel. Ein Späher, den man keineswegs in der Erwartung eines so bedeutenden Geschehens auf seinen Posten gestellt hatte, sondern für den Fall, daß irgendwelche Leute, die wegen Futter oder Holz umherschweiften und sich weiter vom Lager entfernt hatten, aufgegriffen werden konnten, gab den Numidern das Zeichen, daß sie alle zugleich aus ihrem Versteck herauskommen sollten. Die von der Höhe herab sich gegen den Feind erheben sollten, ließen sich nicht eher blicken, bis die, die vom Rücken her den Weg abschnitten, die Umzingelung vollendet hatten. Da kamen

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ti et clamore sublato impetum fecere. Cum in ea valle consules essent, ut neque evadere possent in iugum occupatum ab hoste nec receptum ab tergo circumventi haberent, extrahi tamen diutius certamen potuisset, ni coepta ab Etruscis fuga pavorem ceteris iniecisset. N o n tamen omisere pugnam deserti ab Etruscis Fregellani, donee integri consules hortando ipsique ex parte pugnando rem sustinebant; sed postquam vulneratos ambo consules, Marceilum etiam transfixum lancea prolabentem ex equo moribundum videre, tum et ipsi - perpauci autem supererant - cum Crispino consule duobus iaculis icto et Marcello adulescente saucio et ipso effugerunt. Interfectus A. Manlius tribunus militum, et ex duobus praefectis socium M \ Aulius occisus, (L.) Arrenius captus; et lictores consulum quinque vivi in hostium potestatem venerunt, ceteri aut interfecti aut cum consule effugerunt. Equites tres et quadraginta aut in proelio aut in fuga ceciderunt, duodeviginti vivi capti. Tumultuatum et in castris fuerat, ut consulibus irent subsidio, cum consulem et filium alterius consulis saucios exiguasque infelicis expeditionis reliquias ad castra venientis cernunt.

Mors Marcelli cum alioqui miserabilis fuit, tum quod nec pro aetate - iam enim maior sexaginta annis erat neque pro veteris prudentia ducis tam improvide se collegamque et prope totam rem publicam in praeceps dederat. - Multos circa unam rem ambitus fecerim, si, quae de Marcelli morte variant auctores, omnia exsequi

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von allen Seiten alle hervor, erhoben das Kampfgeschrei und griffen an. O b w o h l die Konsuln in einer Talmulde waren, so daß sie sich weder auf die H ö h e retten konnten, die v o m Feind besetzt war, noch eine Rückzugsmöglichkeit hatten, da sie im Rücken umzingelt waren, hätten sie den Kampf doch länger hinziehen können, wenn nicht die bei den Etruskern anhebende Flucht auch den anderen Schrecken eingejagt hätte. Die Fregellaner, von den Etruskern im Stich gelassen, gaben den Kampf jedoch nicht auf, solange die Konsuln unverletzt waren und durch Anfeuern und indem sie teilweise selbst mitkämpften, den Widerstand aufrechterhielten. A l s sie aber sahen, daß beide Konsuln verwundet waren und Marcellus, von einer Lanze durchbohrt, sterbend v o m Pferd glitt, da flohen auch sie selbst - es waren nur noch wenige am Leben - mit dem Konsul Crispinus, der v o n zwei Wurfspießen getroffen war, und dem jungen Marcellus, der ebenfalls verwundet war. D e r Militärtribun A . Manlius wurde getötet, und v o n den beiden Befehlshabern der Bundesgenossen wurde M ' . Aulius niedergehauen, L. Arrenius geriet in Gefangenschaft. A u c h fünf Liktoren der Konsuln kamen lebend in die H a n d der Feinde. Die übrigen wurden entweder getötet oder entkamen mit dem Konsul. 43 Reiter fielen im Kampf oder auf der Flucht, 18 gerieten in Gefangenschaft. Man hatte auch im Lager stürmisch verlangt, den Konsuln z u Hilfe zu eilen, da sahen sie den Konsul und den Sohn des anderen Konsuls verwundet mit den wenigen Uberlebenden des unglückseligen Unternehmens auf das Lager zukommen. D e r Tod des Marcellus war auch in anderer Hinsicht beklagenswert, vor allem aber, weil er im Widerspruch zu seinem Alter - er war ja schon über 60 Jahre alt - und zu der Klugheit eines alten Heerführers so unvorsichtig sich und seinen Kollegen und fast den ganzen Staat in Gefahr gebracht hatte. - Ich müßte bei dem einen Gegenstand viele Abschweifungen machen, wenn ich das, worin die Quellen über den Tod des Marcellus voneinander abweichen, alles

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velim. Ut omittam alios, Coelius triplicem gestae rei (mem)oriam edit: unam traditam fama, alteram scriptam in laudatione filii, qui rei gestae interfuerit, tertiam, quam ipse pro inquisita ac sibi comperta adfert. Ceterum ita fama variat, ut tamen plerique loci speculandi causa castris egressum, omnes insidiis circumventum tradant.

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Hannibal magnum terrorem hostibus morte consulis 28 unius, vulnere alterius iniectum esse ratus, ne cui deesset occasioni, castra in tumulum, in quo pugnatum erat, extemplo transfert. Ibi inventum Marcelli corpus sepelit. Crispinus et morte collegae et suo vulnere territus, 2 silentio insequentis noctis profectus, quos proximos nanctus est montes, in iis loco alto et tuto undique castra posuit. Ibi duo duces sagaciter moti sunt, alter ad infe3 rendam, alter ad cavendam fraudem. Anulis Marcelli 4 simul cum corpore Hannibal potitus erat. Eius signi errore ne qui dolus necteretur a Poeno, metuens Crispinus circa civitates proximas miserat nuntios occisum collegam esse anulisque eius hostem potitum: ne quibus litteris crederent nomine Marcelli compositis. Paulo 5 ante hie nuntius consulis Salapiam venerat, quam litterae ab Hannibale allatae sunt Marcelli nomine compositae se nocte, quae diem ilium secutura esset, Salapiam venturum: parati milites essent, qui in praesidio erant, si quo opera eorum opus esset. Sensere Salapitani frau6 dem; et ab ira non defectionis modo, sed etiam equitum

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erörtern wollte. Um andere zu übergehen, Coelius bietet eine dreifache Überlieferung des Ereignisses: eine von Mund zu Mund weitergegebene, eine zweite schriftlich vorliegende in der Lobrede des Sohnes, der bei dem Ereignis zugegen war, und eine dritte, die er selbst als Ergebnis seines Nachforschens bringt; die Überlieferung schwankt zwar, aber nur soweit, daß doch die meisten berichten, er sei, um das Gelände zu erkunden, aus dem Lager herausgeritten, alle aber, er sei in einen Hinterhalt geraten. Hannibal glaubte, den Feinden sei durch den Tod des einen Konsuls und die Verwundung des anderen ein großer Schrecken eingejagt worden; um sich keine Gelegenheit entgehen zu lassen, verlegte er sein Lager sogleich auf den Hügel, auf dem der Kampf stattgefunden hatte. Dort fand er den Leichnam des Marcellus und ließ ihn begraben. Crispinus, durch den Tod seines Kollegen und durch seine eigene Verwundung erschreckt, brach in der Stille der folgenden Nacht auf und schlug auf den nächsten Bergen, die er erreichte, an einer hohen und nach allen Seiten hin sicheren Stelle sein Lager auf. Dann strengten beide Heerführer ihren Scharfsinn an, der eine, um eine Täuschung vorzunehmen, der andere, um sie zu verhindern. Hannibal hatte zugleich mit dem Leichnam des Marcellus seinen Ring in die Hand bekommen. Crispinus befürchtete, durch Irreführung mit diesem Siegel werde der Punier eine List ersinnen, und hatte daher zu den nächsten Gemeinden ringsum Boten geschickt, sein Kollege sei gefallen und der Feind habe dessen Ring in die Hand bekommen; sie sollten einem Brief, der im Namen des Marcellus abgefaßt sei, keinen Glauben schenken. Diese Botschaft des Konsuls war gerade erst nach Salapia gekommen, da traf ein Brief von Hannibal ein, der im Namen des Marcellus abgefaßt war: Er werde in der Nacht, die auf diesen Tag folge, nach Salapia kommen; die Soldaten der Besatzung sollten sich bereithalten, falls ihre Hilfe für irgend etwas nötig sei. Die Leute von Salapia merkten den Betrug; sie glaubten, aus Zorn nicht nur über ihren Abfall, sondern

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interfectorum rati occasionem supplicii peti, remisso retro nuntio - perfuga autem Romanus erat ut sine arbitro milites, quae vellent, agerent, oppidanos per muros urbisque opportuna loca in stationibus disponunt, custodias vigiliasque in earn noctem intentius instruunt, circa portam, qua venturum hostem rebantur, quod roboris in praesidio erat, opponunt. Hannibal quarta vigilia ferme ad urbem accessit. Primi agminis erant perfugae Romanorum et arma Romana habebant. Ii, ubi ad portam est ventum, Latine omnes loquentes excitant vigiles aperirique portam iubent; consulem adesse. Vigiles velut ad vocem eorum excitati tumultuari, trepidare, moliri portam. Cataracta clausa erat; earn partim vectibus levant, partim funibus subducunt in tantum altitudinis, ut subire recti possent. Vixdum satis patebat iter, cum perfugae certatim ruunt per portam; et cum sescenti ferme intrassent, remisso fune, quo suspensa erat, Cataracta magno sonitu cecidit. Salapitani alii perfugas neglegenter ex itinere suspensa umeris, ut inter pacatos, gerentes arma invadunt, alii e turribus portae murisque saxis, sudibus, pilis absterrent hostem.

Ita inde Hannibal suamet ipse fraude captus abiit profectusque ad Locrorum solvendam obsidionem, quam (urbem L.) Cincius summa vi, operibus tormentorumque omni genere ex Sicilia advecto oppugnabat. Magoni iam haud ferme fidenti retenturum defensurumque se urbem prima spes morte nuntiata Marcelli adfulsit. Secutus inde nuntius Hannibalem N u m i d a r u m

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auch über die Ermordung der Reiter suche er einen Gelegenheit für ein Strafgericht, schickten den Boten zurück - es war ein römischer Überläufer-, damit die Soldaten ohne Augenzeugen tun konnten, was sie wollten, und verteilten die Bürger als Posten auf der Mauer und an günstigen Stellen in der Stadt, gaben den Vorposten und Wachen für diese Nacht genauere Anweisungen und stellten dem Feind bei dem Stadttor, durch das er ihrer Meinung nach kommen würde, den Kern der Besatzung entgegen. Hannibal rückte etwa in der vierten Nachtwache an die Stadt heran. Die Spitze des Heereszuges bildeten römische Uberläufer, und sie hatten römische Waffen. Sobald sie an das Tor gekommen waren, riefen sie alle auf Lateinisch die Wächter heraus und forderten sie auf, das Tor zu öffnen; der Konsul sei da. Die Wächter taten so, als wenn ihr Ruf sie geweckt hätte, lärmten, liefen hin und her und machten sich am Tor zu schaffen. Es war durch ein Fallgitter versperrt; das hoben sie teils mit Hebebäumen an, teils zogen sie es mit Tauen so weit hoch, daß man aufrecht hindurchgehen konnte. Kaum war der Weg hinreichend offen, da stürmten die Überläufer um die Wette durch das Tor; als etwa 600 hineingekommen waren, ließ man das Tau, mit dem man das Fallgitter hochgezogen hatte, los, und dieses fiel mit lautem Krach herunter. Ein Teil der Leute von Salapia drang auf die Überläufer ein, die ihre Waffen vom Marsch her nachlässig, wie in Freundesland, an der Schulter hängend trugen, andere schreckten vom Turm des Tores und den Mauern aus mit Steinen, Pfählen und Pilen den Feind ab. So zog Hannibal, durch seine eigene List hereingelegt, von dort ab und brach auf, um die Belagerung von Locri aufzuheben, der Stadt, die L. Cincius mit aller Macht bestürmte, nachdem er Belagerungsgerät und Geschütze jeder Art aus Sizilien herangeschafft hatte. Mago, der kaum noch daran glaubte, die Stadt behaupten und verteidigen zu können, schimmerte ein erster Hoffnungsstrahl, als ihm der Tod des Marcellus gemeldet wurde. Es folgte dann die Botschaft,

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equitatu praemisso ipsum, quantum adcelerare posset, cum peditum agmine sequi. Itaque ubi primum N u m i das edito e speculis signo adventare sensit, et ipse patefacta repente porta ferox in hostes erumpit. Et primo magis, quia improviso id fecerat, quam quod par viribus esset, anceps certamen erat; deinde ut supervenere Numidae, tantus pavor Romanis est iniectus, ut passim ad mare ac naves fugerent relictis operibus machinisque, quibus muros quatiebant. Ita adventu Hannibalis soluta Locrorum obsidio est.

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Crispinus postquam in Bruttios profectum Hanniba- 29 lern sensit, exercitum, cui collega praefuerat, M. Marcellum tribunum militum Venusiam abducere iussit; ipse cum legionibus suis Capuam profectus, vix lecticae 2 agitationem prae gravitate vulnerum patiens, R o m a m litteras de morte collegae scripsit quantoque ipse in discrimine esset; se comitiorum causa non posse R o m a m 3 venire, quia nec viae laborem passurus videretur et de Tarento sollicitus esset, ne ex Bruttiis Hannibal eo converteret agmen; legatos opus esse ad se mitti viros prudentes, cum quibus, quae vellet, de re publica loqueretur. Hae litterae recitatae magnum et luctum morte alte4 rius consulis et metum de altero fecerunt. Itaque et Q . Fabium filium ad exercitum Venusiam miserunt, et ad consulem tres legati missi, Sex. Iulius Caesar, L . Licinius Pollio, L . Cincius Alimentus, cum paucis ante diebus ex Sicilia redisset. H i nuntiare consuli iussi, ut, si ad comi5

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Hannibal habe die numidische Reiterei vorausgeschickt und werde selbst, so schnell er könne, mit dem Zug der Fußsoldaten folgen. Sobald Mago daher durch ein von den Aussichtsposten gegebenes Zeichen erfuhr, daß die Numider herankamen, öffnete er auch selbst plötzlich das Tor und stürmte wild auf die Feinde los. Zunächst war der Kampf unentschieden, mehr weil er das unversehens getan hatte, als weil er an Kräften gleich gewesen wäre; als dann aber die Numider dazukamen, ergriff die Römer ein solches Entsetzen, daß sie überall zum Meer und zu den Schiffen flohen und das Belagerungsgerät und die Maschinen, mit denen sie die Mauern zu erschüttern suchten, zurückließen. So wurde durch die Ankunft Hannibals die Belagerung von Locri aufgehoben. Nachdem Crispinus gemerkt hatte, daß Hannibal in das Gebiet der Bruttier abgezogen war, ließ er das Heer, an dessen Spitze sein Kollege gestanden hatte, durch den Militärtribunen M. Marcellus nach Venusia führen. Er selbst brach mit seinen Legionen nach Capua auf, obwohl er wegen der Schwere seiner Verletzungen kaum das Schaukeln der Sänfte vertragen konnte, und schrieb nach Rom einen Brief über den Tod seines Kollegen und in einer wie großen Gefahr er selbst schwebe. Er könne nicht wegen der Wahlen nach Rom kommen; denn es sehe so aus, als werde er die Mühe des Weges nicht ertragen; und er sei auch um Tarent besorgt, daß Hannibal seinen Zug aus dem Gebiet der Bruttier dorthin richte. Es sei nötig, daß Gesandte zu ihm geschickt würden, kluge Männer, mit denen er in bezug auf den Staat besprechen könne, was er wolle. Die Verlesung dieses Briefes löste große Trauer über den Tod des einen Konsuls aus, dazu auch Befürchtungen wegen des anderen. Deshalb schickten sie Q. Fabius, den Sohn, zu dem Heer in Venusia, und zum Konsul wurden drei Gesandte geschickt, Sex. Julius Caesar, L. Licinius Pollio und L. Cincius Alimentus, der erst wenige Tage zuvor aus Sizilien zurückgekehrt war. Diese sollten dem Konsul mitteilen, wenn er zu den Wahlen nicht selbst nach

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tia ipse venire R o m a m non posset, dictatorem in agro R o m a n o diceret comitiorum causa; si consul Tarentum profectus esset, Q . Claudium praetorem placere in earn regionem inde abducere legiones, in qua plurimas sociorum urbes tueri posset. Eadem aestate M. Valerius cum classe centum navium ex Sicilia in Africam tramisit et ad Clupeam urbem escensione facta agrum late nullo ferme obvio armato vastavit. Inde ad naves raptim praedatores recepti, quia repente fama accidit classem Punicam adventare. Octoginta erant et tres naves. C u m his haud procul Clupea prospere pugnat Romanus. Duodeviginti navibus captis, fugatis aliis cum magna terrestri navalique praeda Lilybaeum rediit.

Eadem aestate et Philippus implorantibus Achaeis auxilium tulit, quos et Machanidas tyrannus Lacedaemoniorum finitimo bello urebat et Aetoli navibus per fretum, quod Naupactum et Patras interfluit - Rhion incolae vocant - , exercitu traiecto depopulati erant. Attalum quoque regem Asiae, quia Aetoli summum gentis suae magistratum ad eum proximo concilio detulerant, fama erat in Europam traiecturum.

O b haec Philippo in Graeciam descendenti ad Lamiam urbem Aetoli duce Pyrrhia, qui praetor in eum annum cum absente Attalo creatus erat, occurrerunt. Habebant et ab Attalo auxilia secum et mille ferme ex Romana classe a P. Sulpicio missos. Adversus hunc ducem atque has copias Philippus bis prospero eventu pugnavit; mille admodum hostium utraque pugna occidit. Inde cum Aetoli metu compulsi Lamiae urbis moe-

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Rom kommen könne, solle er auf römischem Gebiet einen Diktator für die Wahlen ernennen; wenn der Konsul nach Tarent aufgebrochen sei, solle der Prätor Q . Claudius seine Legionen von dort in die Gegend wegführen, in der er die meisten Städte der Bundesgenossen schützen könne. Im selben Sommer fuhr M. Valerius mit einer Flotte von hundert Schiffen von Sizilien nach Afrika hinüber, ging bei der Stadt Clupea an Land und verwüstete das Gebiet weithin, fast ohne daß ihm ein Bewaffneter entgegentrat. Von dort wurden die Plünderer eilends zu den Schiffen zurückgezogen, weil plötzlich gemeldet wurde, eine punische Flotte segle heran. Es waren 83 Schiffe. Mit denen kämpfte der Römer nicht weit von Clupea erfolgreich; 18 Schiffe wurden genommen, die anderen in die Flucht geschlagen, und er kehrte mit großer Beute vom Land und an Schiffen nach Lilybaeum zurück. Im selben Sommer brachte auch Philipp den Achäern auf deren flehentliches Bitten hin Hilfe; denn zum einen brandschatzte Machanidas, der Tyrann der Spartaner, in einem Nachbarkrieg ihr Land, zum anderen hatten die Ätoler es verwüstet, die mit Schiffen ein Heer über die Meerenge zwischen Naupaktos und Patrai - die Anwohner nennen sie Rhion - gebracht hatten. Es hieß, auch Attalos, der König von Kleinasien, werde nach Europa übersetzen, weil die Ätoler ihm auf ihrer letzten Bundesversammlung das höchste Amt ihrer Völkerschaft übertragen hatten. Als Philipp deswegen nach Griechenland hinunterkam, traten ihm bei der Stadt Lamia die Ätoler unter Führung des Pyrrhias entgegen, der zusammen mit dem abwesenden Attalos als Stratege für dieses Jahr gewählt worden war; sie hatten auch Hilfstruppen von Attalos bei sich und etwa 1 000 von der römischen Flotte, die P. Sulpicius geschickt hatte. Gegen diesen Heerführer und diese Truppen kämpfte Philipp zweimal mit günstigem Ausgang; gut 1 000 von den Feinden erschlug er in jeder der beiden Schlachten. Da die Ätoler sich dann aus Furcht in den Mauern von Lamia hiel-

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nibus tenerent sese, Philippus ad Phalara exercitum reduxit. In Maliaco sinu is locus est, quondam frequenter habitatus propter egregium portum tutasque circa stationes et aliam opportunitatem maritimam terrestremque. Eo legati ab rege Aegypti Ptolomaeo Rhodiisque et Atheniensibus et Chiis venerunt ad dirimendum inter Philippum atque Aetolos bellum. Adhibitus ab Aetolis et ex finitimis pacificator Amynander rex Athamanum. Omnium autem non tanta pro Aetolis cura erat, ferociori quam pro ingeniis Graecorum gente, quam ne Philippus regnumque eius rebus Graeciae, grave libertati futurum, immisceretur. De pace dilata consultatio est in concilium Achaeorum, concilioque ei et locus et dies certa indicta; interim triginta dierum indutiae impetratae.

Profectus inde rex per Thessaliam Boeotiamque Chalcidem Euboeae venit, ut Attalum, quem classe Euboeam petiturum audierat, portibus et litorum adpulsu arceret. Inde praesidio relicto adversus Attalum, si forte interim traiecisset, profectus ipse cum paucis equitum levisque armaturae Argos venit. Ibi curatione Heraeorum Nemeorumque suffragiis populi ad eum delata, quia se Macedonum reges ex ea civitate oriundos referunt, Heraeis peractis ab ipso ludicro extemplo Aegium profectus est ad indictum multo ante sociorum concilium.

Ibi de Aetolico finiendo bello actum, ne causa aut Romanis aut Attalo intrandi Graeciam esset. Sed ea

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ten, führte Philipp sein Heer nach Phalara zurück; das ist ein Ort am Golf von Malis, ehedem von vielen Menschen bewohnt wegen seines ausgezeichneten Hafens und der sicheren Ankerplätze ringsum sowie seiner auch sonst günstigen Lage am Meere und auf dem Land. Dorthin kamen Gesandte von Ptolemaios, dem König von Ägypten, von den Rhodiern, den Athenern und den Chiern, um den Krieg zwischen Philipp und den Ätolern zu beenden. Seitens der Ätoler wurde aus ihrer Nachbarschaft noch Amynander, der König der Athamanen, als Friedensstifter hinzugezogen. Alle aber waren nicht so sehr um die Ätoler besorgt, eine für die Wesensart der Griechen viel zu wilde Völkerschaft, als darum, daß Philipp und seine Königsmacht sich in die griechischen Verhältnisse einmische, was für die Freiheit eine schwere Belastung sein würde. Die Beratung über den Frieden wurde verschoben auf die Bundesversammlung der Achäer, und für diese Bundesversammlung wurden der Ort und ein bestimmter Tag festgelegt; unterdessen erreichte man einen dreißigtägigen Waffenstillstand. Der König brach von dort auf und kam durch Thessalien und Böotien nach Chalkis auf Euböa, um Attalos, der, wie er gehört hatte, mit seiner Flotte Kurs auf Euböa nehmen wollte, von den Häfen und einer Landung an den Küsten fernzuhalten. Er ließ eine Schutztruppe gegen Attalos zurück, falls er etwa inzwischen übergesetzt sein sollte, brach selbst von dort mit wenigen von seinen Reitern und Leichtbewaffneten auf und kam nach Argos. Dort wurde ihm durch eine Abstimmung des Volkes die Ausrichtung des Herafestes und der Nemeischen Spiele übertragen, weil die Könige der Makedonen behaupten, sie stammten aus dieser Stadt. Als das Herafest vorüber war, brach er gleich nach dem Wettkampf rasch nach Aigion auf zu der schon lange vorher angesetzten Versammlung der Bundesgenossen. Dort wurde über die Beendigung des Krieges mit den Ätolern verhandelt, damit weder die Römer noch Attalos einen Grund hätten, Griechenland zu betreten. Aber all das

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omnia vixdum indutiarum tempore circumacto Aetoli turbavere, postquam et Attalum Aeginam venisse et Romanam classem stare ad Naupactum audivere. Vocati enim in concilium Achaeorum, in quo et eae legationes erant, quae ad Phalara egerant de pace, primum questi sunt quaedam parva contra fidem conventionis tempore indutiarum facta; postremo negarunt dirimi bellum posse, nisi Messeniis Achaei Pylum redderent, Romanis restitueretur Atintania, Scerdilaedo et Pleurato Ardiaei. Enimvero indignum ratus Philippus victos victori sibi ultro condiciones ferre, ne antea quidem se aut de pace audisse aut indutias pepigisse dixit spem ullam habentem quieturos Aetolos, sed ut omnes socios testes haberet se pacis, illos belli causam quaesisse. Ita infecta pace concilium dimisit quattuor milibus armatorum relictis ad praesidium Achaeorum et quinque longis navibus acceptis, quas si adiecisset missae nuper ad se classi Carthaginiensium et ex Bithynia ab rege Prusia venientibus navibus, statuerat navali proelio lacessere Romanos iam diu in regione ea potentes maris. Ipse ab eo concilio Argos regressus; iam enim Nemeorum appetebat tempus, quae celebrari volebat praesentia sua.

Occupato rege apparatu ludorum et per dies festos licentius quam inter belli tempora remittente animum P. Sulpicius ab Naupacto profectus classem adpulit inter Sicyonem et Corinthum agrumque nobilissimae fertili-

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vereitelten die Ätoler gleich nach Ablauf der Waffenstillstandszeit, nachdem sie gehört hatten, daß Attalos nach Ägina gekommen war und die römische Flotte bei Naupaktos stand. Denn als sie in die Bundesversammlung der Achäer gerufen wurden, auf der auch die Gesandtschaften waren, die bei Phalara über den Frieden verhandelt hatten, beklagten sie sich zunächst über einige Kleinigkeiten, die entgegen dem bei der Übereinkunft gegebenen Wort in der Zeit des Waffenstillstands vorgefallen waren; zuletzt erklärten sie, der Krieg könne nur beendet werden, wenn die Achäer den Messeniern Pylos zurückgäben und die Römer Atintanien, Skerdila'fdas und Pleuratos das Gebiet der Ardiaier zurückbekämen. Philipp hielt es allerdings für empörend, daß die Besiegten ihm, dem Sieger, ihrerseits Bedingungen stellten, und sagte, auch vorher habe er sich die Friedensvorschläge nicht angehört und den Waffenstillstand nicht abgeschlossen, weil er Hoffnung gehabt hätte, die Ätoler würden Ruhe halten, sondern um alle Bundesgenossen als Zeugen zu haben, daß er einen Grund zum Frieden, jene aber einen zum Krieg gesucht hätten. So hob er die Bundesversammlung auf, ohne daß der Friede zustande gekommen wäre, ließ 4 000 Bewaffnete zum Schutz der Achäer zurück und übernahm fünf Kriegsschiffe; er hatte beschlossen, wenn er diese mit der neulich zu ihm geschickten Flotte der Karthager und den aus Bithynien von König Prusias kommenden Schiffen vereinigt hätte, die Römer, die schon lange in dieser Gegend das Meer beherrschten, zu einer Seeschlacht zu reizen. Er selbst kehrte von dieser Bundesversammlung nach Argos zurück; denn die Zeit der Nemeischen Spiele kam schon heran, denen er durch seine Anwesenheit Glanz verleihen wollte. Während der König mit der Vorbereitung der Spiele beschäftigt war und sich während der Festtage bedenkenloser Entspannung gönnte, als es in Kriegszeiten ratsam ist, segelte P. Sulpicius von Naupaktos los, landete mit der Flotte zwischen Sikyon und Korinth und verwüstete weithin das

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tatis effuse vastavit. Fama eius rei Philippum ab ludis excivit; raptimque cum equitatu profectus iussis subsequi peditibus palatos passim per agros gravesque praeda, ut qui nihil tale metuerent, adortus Romanos compulit ad naves. Classis Romana haudquaquam laeta praeda Naupactum rediit.

Philippo ludorum quoque, qui reliqui erant, celebritatem quantaecumque, de Romanis tarnen, victoriae partae fama auxerat, laetitiaque ingenti celebrati festi dies, eo magis etiam, quod populariter dempto capitis insigni purpuraque atque alio regio habitu aequaverat ceteris se in speciem, quo nihil gratius est civitatibus liberis; praebuissetque haud dubiam eo facto spem libertatis, nisi omnia intoleranda libidine foeda ac deformia effecisset. Vagabatur enim cum uno aut altero comite per maritas domos dies noctesque, et summittendo se in privatum fastigium quo minus conspectus, eo solutior erat, et libertatem, cum aliis vanam ostendisset, totam in suam licentiam verterat. Neque enim omnia emebat aut eblandiebatur, sed vim etiam flagitiis adhibebat, periculosumque et viris et parentibus erat moram incommoda severitate libidini regiae fecisse. Uni etiam principi Achaeorum Arato adempta uxor nomine Polycratia ac spe regiarum nuptiarum in Macedoniam asportata fuerat.

Per haec flagitia sollemni Nemeorum peracto paucisque additis diebus Dymas est profectus ad praesidium

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Land, das für seine Fruchtbarkeit bestens bekannt war. Die Kunde davon rief Philipp von den Spielen weg. Eilends brach er mit der Reiterei auf, befahl den Fußsoldaten, ihm zu folgen, griff die über die Felder verstreuten, mit Beute schwer beladenen Römer an, die etwas Derartiges nicht befürchteten, und trieb sie zu den Schiffen. Die römische Flotte kehrte, keineswegs froh über die Beute, nach Naupaktos zurück. Für Philipp hatte die Kunde von dem zwar unbedeutenden, aber doch über Römer errungenen Sieg auch den Glanz der noch übrigen Spiele erhöht, und die Festtage wurden mit ungeheurer Fröhlichkeit begangen, um so mehr noch, weil er dem Volk zuliebe das Diadem, den Purpur und den anderen Königsornat abgelegt und sich nach außen hin den übrigen angeglichen hatte, was freien Gemeinden lieber ist als alles andere; und er hätte zweifellos damit Hoffnung auf Freiheit geweckt, wenn er nicht alles durch seine unerträglichen Ausschweifungen abstoßend und widerlich gemacht hätte. Er streifte nämlich mit dem einen oder anderen Begleiter Tag und Nacht durch die Häuser verheirateter Leute, und indem er sich auf die Ebene eines Privatmanns herabließ, war er, je weniger er in die Augen fiel, um so hemmungsloser, und während er anderen den Schein der Freiheit vorgegaukelt hatte, hatte er sie für sich ganz in Zügellosigkeit verkehrt. Denn er erkaufte oder erschmeichelte sich nicht alles, sondern wandte bei seinen Schandtaten auch Gewalt an, und es war für Männer und Eltern gefährlich, durch unbequeme Strenge den königlichen Ausschweifungen Schwierigkeiten bereitet zu haben. Sogar einem führenden Mann der Achäer, Aratos, war seine Frau namens Polykrateia weggenommen und, indem man ihr Hoffnung auf eine Hochzeit mit dem König machte, nach Makedonien geschafft worden. Nachdem er unter diesen Schandtaten das Fest der Nemeen zu Ende gebracht und noch ein paar Tage daran angeknüpft hatte, brach er nach Dyme auf, um die ätolische

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Aetolorum, quod ab Eleis adcitum acceptumque in urbem erat, eiciendum. Cycliadas - penes eum summa imperii erat - Achaeique ad Dymas regi occurrere, et Eleorum accensi odio, quod a ceteris Achaeis dissentirent, et infensi Aetolis, quos Romanum quoque adversus se movisse bellum credebant. Profecti ab Dymis coniuncto exercitu transeunt Larisum amnem, qui Eleum agrum ab Dymaeo dirimit.

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Primum diem, quo fines hostium ingressi sunt, popu- 3 lando absumpserunt; postero die acie instructa ad urbem accesserunt praemissis equitibus, qui obequitando portis promptum ad excursiones genus lacesserent Aetolorum. Ignorabant Sulpicium cum quindecim navibus ab Naupacto Cyllenen traiecisse et expositis in terrain quattuor milibus armatorum silentio noctis, ne conspici agmen posset, intrasse Elim. Itaque improvisa res ingentem iniecit terrorem, postquam inter Aetolos Eleosque Romana signa atque arma cognovere. Et primo recipere suos voluerat rex; deinde contracto iam inter Aetolos et Tralles - Illyriorum id est genus - certamine cum urgeri videret suos, et ipse rex cum equitatu in cohortem Romanam incurrit. Ibi equus pilo traiectus cum prolapsum super caput regem effudisset, atrox pugna utrimque accensa est et ab Romanis impetu in regem facto et protegentibus regiis. Insignis et ipsius pugna fuit, cum pedes inter equites coactus esset proelium inire. Dein cum iam impar certamen esset caderentque circa eum multi et vulnerarentur, raptus ab suis atque alteri equo iniectus fugit. E o die castra quinque milia passuum ab urbe Eleorum posuit. Postero die

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Besatzung, die die Eleer herbeigerufen und in ihre Stadt aufgenommen hatten, zu vertreiben. Kykliadas - bei ihm lag der Oberbefehl - und die Achäer stießen bei Dyme zum König, von Haß auf die Eleer entflammt, weil diese eine andere Haltung einnahmen als die übrigen Achäer, und erbost auf die Ätoler, weil sie glaubten, diese seien auch für den Krieg der Römer gegen sie verantwortlich. Von Dyme brachen sie mit dem vereinigten Heer auf und überquerten den Fluß Larisos, der das Gebiet von Elis von dem von Dyme trennt. Den ersten Tag, an dem sie das Gebiet der Feinde betraten, brachten sie mit Plündern hin. A m nächsten Tag rückten sie in Schlachtordnung an die Stadt heran; dabei hatten sie die Reiter vorgeschickt, die an die Tore heranreiten und die zu Ausfällen neigende Völkerschaft der Ätoler reizen sollten. Sie wußten nicht, daß Sulpicius mit 15 Schiffen von Naupaktos nach Kyllene herübergekommen war, 4000 Bewaffnete an Land gesetzt hatte und in der Stille der Nacht, damit man seinen Zug nicht sehen konnte, in Elis eingerückt war. Daher jagte die Überraschung ihnen einen gewaltigen Schrecken ein, als sie zwischen den Ätolern und Eleern auch römische Feldzeichen und Waffen erkannten. Zunächst hatte der König seine Leute zurückziehen wollen; als er dann aber sah, daß der Kampf zwischen den Ätolern und Trailern - das ist ein illyrisches Volk - schon im Gang war und daß seine Leute in Bedrängnis gerieten, sprengte der König auch selbst mit der Reiterei gegen eine Formation der Römer an. Als dort sein Pferd von einem Pilum getroffen wurde und den König, der den Halt verlor, über den Kopf abwarf, entbrannte auf beiden Seiten ein grimmiger Kampf, da die Römer auf den König eindrangen und die Leute des Königs ihn schützten. Beispiellos war auch sein eigener Kampf, als er sich gezwungen sah, zu Fuß zwischen den Reitern zu kämpfen. Dann, als der Kampf schon ungleich war und viele um ihn herum fielen und verwundet wurden, wurde er von seinen Leuten weggerissen, auf ein anderes Pferd geworfen und floh. A n diesem Tag schlug er sein Lager fünf Meilen vor der Stadt der Eleer auf.

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omnes copias ad propinquum Eleorum castellum - Pyrgum vocant - eduxit, quo agrestium multitudinem cum pecoribus metu populationum compulsam audierat. Earn inconditam inermemque multitudinem primo statim terrore adveniens cepit; compensaveratque ea praeda, quod ignominiae ad Elim acceptum fuerat. Dividenti praedam captivosque - fuere autem quattuor milia hominum pecorisque omnis generis ad viginti milia nuntius ex Macedonia venit Aeropum quendam corrupto arcis praesidiique praefecto Lychnidum cepisse, tenere et Dassaretiorum quosdam vicos et Dardanos etiam concire. Omisso igitur Achaico atque Aetolico bello, relictis tarnen duobus milibus et quingentis omnis generis armatorum cum Menippo et Polyphanta ducibus ad praesidium sociorum, profectus ab Dymis per Achaiam Boeotiamque et Euboeam decimis castris Demetriadem in Thessaliam pervenit.

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Ibi alii maiorem adferentes tumultum nuntii occur- 33 runt: Dardanos in Macedoniam effusos Orestidem iam tenere ac descendisse in Argestaeum campum, famamque inter barbaros celebrem esse Philippum occisum. Expeditione ea, qua cum populatoribus agri ad Sicyo2 nem pugnavit, in arborem inlatus impetu equi ad eminentem ramum cornu alterum galeae praefregit; id 3 inventum ab Aetolo quodam perlatumque in Aetoliam ad Scerdilaedum, cui notum erat insigne galeae, famam interfecti regis vulgavit.

Post profectionem ex Achaia regis Sulpicius Aeginam classe profectus cum Attalo sese coniunxit. Achaei cum Aetolis Eleisque haud procul Messene prosperam pugnam fecerunt. Attalus rex et P. Sulpicius Aeginae hibernarunt. Exitu huius anni T. Quinctius consul dictatore comi-

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A m nächsten Tag führte er alle Truppen zu einem nahegelegenen festen Platz der Eleer - sie nennen ihn Pyrgos - , wo, wie er gehört hatte, eine Menge Landbewohner mit ihrem Vieh aus Furcht vor Plünderungen zusammengeströmt war; diese ungeordnete und wehrlose Menge brachte er gleich im ersten Schrecken, als er ankam, in seine Gewalt; und so hatte er mit dieser Beute einen Ausgleich geschaffen für den Schimpf, den er bei Elis erlitten hatte. Als er die Beute und die Gefangenen teilte - es waren 4 000 Mann und an die 20 000 Stück Vieh aller Art - , kam aus Makedonien die Nachricht, ein gewisser Aeropos habe den Befehlshaber der Burg und der Besatzung bestochen und Lychnidos genommen, habe einige Dörfer der Dassareten in seiner Hand und wiegle auch die Dardaner auf. Er setzte daher den Krieg in Achaia und gegen die Ätoler hintan, ließ 2 500 Bewaffnete jeder Art unter Menippos und Polyphantas zum Schutz der Bundesgenossen zurück, brach von Dyme auf und gelangte durch Achaia, Böotien und Euböa in zehn Tagemärschen nach Demetrias in Thessalien. Dort trafen andere Boten bei ihm ein, die von größerem Kriegslärm berichteten: die Dardaner seien in Makedonien eingefallen, hätten schon die Orestis in ihrer Hand und seien in die Argestäische Ebene hinabgestiegen; und bei den Barbaren laufe das Gerücht um, Philipp sei gefallen. Bei dem Unternehmen, bei dem er mit den Plünderern des Landes bei Sikyon kämpfte, stieß er durch das Ungestüm seines Pferdes an einen Baum und brach an einem vorstehenden Ast ein Horn seines Helmes ab. Es wurde von einem Ätoler gefunden und nach Ätolien zu Skerdila'fdas gebracht, dem die Helmzier bekannt war; das brachte das Gerücht vom Tod des Königs unter das Volk. Nach dem Abzug des Königs aus Achaia segelte Sulpicius mit der Flotte nach Ägina und vereinigte sich mit Attalos. Die Achäer kämpften nicht weit von Messene erfolgreich mit den Ätolern und den Eleern. König Attalos und P. Sulpicius überwinterten in Ägina. A m Ende dieses Jahres starb der Konsul T. Quinctius an

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tiorum ludorumque faciendorum causa dicto T. Manlio Torquato ex vulnere moritur; alii Tarenti, alii in Campania mortuum tradunt. Ita, quod nullo ante bello acciderat, duo consules sine memorando proelio interfecti velut orbam rem publicam reliquerant. Dictator Manlius magistrum equitum C . Servilium - turn aedilis curulis erat - dixit. Senatus, quo die primum est habitus, ludos magnos facere dictatorem iussit, quos M . Aemilius praetor urbanus C . Flaminio, Cn. Servilio consulibus fecerat et in quinquennium voverat. Turn dictator et fecit ludos et in insequens lustrum vovit. Ceterum cum duo consulares exercitus tam prope hostem sine ducibus essent, omnibus aliis omissis una praecipua cura patres populumque incessit consules primo quoque tempore creandi, et ut eos crearent potissimum, quorum virtus satis tuta a fraude Punica esset: cum toto eo bello damnosa praepropera ac fervida ingenia imperatorum fuisse, tum eo ipso anno consules nimia cupiditate conserendi cum hoste manum in necopinatam fraudem lapsos esse; ceterum deos immortales miseritos nominis Romani pepercisse innoxiis exercitibus, temeritatem consulum ipsorum capitibus damnasse.

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C u m circumspicerent patres, quosnam consules face- 34 rent, longe ante alios eminebat C . Claudius N e r o . E i 2 collega quaerebatur; et virum quidem eum egregium ducebant, sed promptiorem acrioremque, quam tempora belli postularent aut hostis Hannibal; temperandum 3 acre ingenium eius moderato et prudenti viro adiuncto

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den Folgen seiner Verwundung, nachdem er T. Manlius Torquatus zum Diktator für die Durchführung der Wahlen und der Spiele ernannt hatte. Die einen überliefern, er sei in Tarent gestorben, die anderen, in Kampanien. So hatten, was in keinem Krieg zuvor geschehen war, beide Konsuln ohne nennenswerten Kampf das Leben verloren und den Staat sozusagen verwaist zurückgelassen. Der Diktator ernannte C. Servilius - er war damals kurulischer Ädil zum Magister equitum. An dem Tag, an dem zum erstenmal eine Sitzung stattfand, forderte der Senat den Diktator auf, die Großen Spiele durchzuführen, die der Stadtprätor M. Aemilius im Konsulatsjahr von C. Flaminius und Cn. Servilius durchgeführt und für fünf Jahre gelobt hatte. Jetzt führte der Diktator die Spiele durch und gelobte sie für das folgende Jahrfünft. Aber da die beiden konsularischen Heere ohne Führer so nahe am Feind waren, stellte man alles andere hintan, und die eine, vordringliche Sorge befiel die Väter und das Volk, so bald wie möglich die Konsuln zu wählen, und am besten solche zu wählen, deren Tüchtigkeit vor punischer Tücke hinreichend sicher sei. In diesem ganzen Krieg sei vorschnelles und feuriges Wesen der Feldherren verderblich gewesen, und gerade in diesem Jahr seien die Konsuln in ihrer allzugroßen Begierde, mit dem Feind zu kämpfen, in eine unerwartete Falle geraten. Doch die unsterblichen Götter hätten mit dem römischen Namen Mitleid gehabt und die unschuldigen Heere geschont, die Konsuln aber für ihre Leichtfertigkeit mit dem Leben büßen lassen. Als die Senatoren sich umsahen, wen sie zu Konsuln machen sollten, ragte C. Claudius Nero vor den anderen weit heraus; für ihn suchten sie nach einem Kollegen. Sie hielten ihn zwar für einen außergewöhnlichen Mann, aber für rascher und heftiger, als es die Kriegszeiten und der Feind Hannibal erforderten. Sein heftiges Temperament, meinten sie, müsse durch einen besonnenen und klugen Mann, den man ihm als Kollegen beigebe, gemäßigt werden.

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collega censebant. Μ . Livius erat, multis ante annis ex consulatu populi iudicio damnatus, q u a m ignominiam adeo aegre tulerat, ut rus migrarit et per multos annos et urbe et omni coetu caruerit hominum. O c t a v o ferme post damnationem anno M . Claudius Marcellus et Μ . Valerius Laevinus consules reduxerant eum in urbem; sed erat veste obsoleta capilloque et barba promissa, prae se ferens in vultu habituque insignem memoriam ignominiae acceptae. L . Veturius et P. Licinius censores eum tonderi et squalorem deponere et in senatum venire fungique aliis publicis muneribus coegerunt. Sed tum q u o q u e aut verbo adsentiebatur aut pedibus in sententiam ibat, donee cognati hominis eum causa M . Livi Macati, c u m fama eius ageretur, stantem coegit in senatu sententiam dicere. Tunc ex tanto intervallo auditus convertit ora hominum in se causamque sermonibus praebuit: indigno iniuriam a p o p u l o factam m a g n o q u e id d a m n o fuisse, q u o d tarn gravi bello nec opera nec consilio talis viri usa res publica esset: C . N e r o n i neque Q . F a b i u m neque M . Valerium Laevinum dari collegam posse, quia duos patricios creari non liceret; eandem causam in T. Manlio esse, praeterquam q u o d recusasset delatum consulatum recusaturusque esset; egregium par consulum fore, si M . Livium C . C l a u d i o collegam adiunxissent. N e c p o p u l u s mentionem eius rei ortam a patribus est aspernatus. U n u s earn rem in civitate is, cui deferebatur honos, abnuebat levitatem civitatis accusans: sordidati rei non miseritos candidam t o g a m invito

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Das war M. Livius, der vor vielen Jahren wegen seiner Amtsführung als Konsul durch einen Spruch des Volkes verurteilt worden war, eine Schmach, die er sich so zu Herzen genommen hatte, daß er aufs Land zog und viele Jahre lang die Stadt und jeden Umgang mit Menschen mied. Etwa im achten Jahr nach seiner Verurteilung hatten ihn die Konsuln M. Claudius Marcellus und M. Valerius Laevinus wieder in die Stadt zurückgeführt; aber er erschien in abgetragener Kleidung, mit lang herabhängendem Haar und Bart und trug in seiner Miene und seinem Äußeren die Erinnerung an die erlittene Schmach deutlich zur Schau. Die Zensoren L. Veturius und P. Licinius zwangen ihn, sich scheren zu lassen, die Trauerkleidung abzulegen, in den Senat zu kommen und seine anderen politischen Pflichten wahrzunehmen. Aber auch jetzt stimmte er nur mit einem kurzen Wort zu oder ging zu dem Antragsteller hinüber, bis der Fall seines Verwandten M. Livius Macatus, als es um dessen Ruf ging, ihn zwang, stehend im Senat seine Meinung darzulegen. Jetzt, wo man ihn nach so langer Zeit hörte, zog er die Blicke der Leute auf sich und bot Anlaß zu Gesprächen: Das Volk habe einem, der es nicht verdient hatte, unrecht getan, und das habe zu großem Schaden geführt, weil der Staat sich in einem so schweren Krieg der Hilfe und des Rates eines solchen Mannes nicht habe bedienen können. Dem C. Nero könne man weder Q . Fabius noch M. Valerius Laevinus als Kollegen geben, weil es nicht statthaft sei, zwei Patrizier zu wählen. Dasselbe sei der Fall bei T. Manlius, abgesehen davon, daß er ein ihm angetragenes Konsulat abgelehnt habe und es wieder ablehnen werde. Es werde ein hervorragendes Konsulpaar sein, wenn sie M. Livius dem C. Claudius als Kollegen an die Seite stellten. Auch das Volk machte sich diesen Vorschlag, der vom Senat ausging, zu eigen. Als einziger in der Bürgerschaft lehnte diese Sache der ab, dem die Ehre angetragen wurde, wobei er sich über den Wankelmut der Bürgerschaft beklagte: Sie, die mit dem Angeklagten in Trauerkleidung kein Mitleid gehabt hätten, böten ihm gegen seinen Willen

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offerre; eodem honores poenasque congeri. Si virum bonum ducerent, quid ita pro malo ac noxio damnassent? Si noxium comperissent, quid ita male credito priore consulatu alteram crederent? Haec taliaque arguentern et querentem castigabant patres, et Μ . Furium memorantes revocatum de exilio patriam pulsam sede sua restituisse - ut parentium saevitiam, sic patriae patiendo ac ferendo leniendam esse - adnisi omnes cum (C.) Claudio Μ. Livium consulem fecerunt.

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Post diem tertium eius diei praetorum comitia habita. 3 5 Praetores creati L. Porcius Licinus, (C.) Mamilius, C . et A . Hostilii Catones. Comitiis perfectis ludisque factis dictator et magister equitum magistratu abierunt. C . Terentius Varro in Etruriam pro praetore missus, ut ex ea provincia C . Hostilius Tarentum ad eum exercitum iret, quem Τ. Quinctius consul habuerat; et L. Manlius trans mare legatus iret viseretque, quae res ibi gererentur; simul, quod Olympiae ludicrum ea aestate futurum erat, quod maximo coetu Graeciae celebraretur, ut, si tuto per hostem posset, adiret id concilium, ut, qui Siculi bello ibi profugi aut Tarentini cives relegati ab Hannibale essent, domos redirent scirentque sua omnia iis, quae ante bellum habuissent, reddere populum Romanum.

Quia periculosissimus annus imminere videbatur neque consules in re publica erant, in consules designatos omnes versi quam primum eos sortiri provincias et

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2o8 V. CHR. die strahlendweiße Toga an; auf ein und denselben häuften sie Ehren und Strafen. Wenn sie ihn für einen guten Mann hielten, warum hätten sie ihn dann als einen schlechten und schuldigen verurteilt? Wenn sie ihn aber als schuldig erkannt hätten, wieso wollten sie ihm, dem sie das frühere Konsulat mit einem so schlechten Ergebnis anvertraut hätten, dann ein zweites anvertrauen? Wie er diese und ähnliche Vorwürfe und Klagen vorbrachte, wiesen ihn die Senatoren zurecht und erinnerten daran, daß M. Furius, aus der Verbannung zurückgerufen, die Vaterstadt, die von ihrem Platz vertrieben worden war, wiederhergestellt habe. Wie die Strenge der Eltern, so müsse man auch die des Vaterlandes durch Dulden und Ertragen lindern. Indem alle sich Mühe gaben, machten sie M. Livius zusammen mit C. Claudius zum Konsul. Zwei Tage danach fand die Wahl der Prätoren statt. Zu Prätoren gewählt wurden L. Porcius Licinus, C. Mamilius sowie C. und A. Hostilius Cato. Nach der Beendigung der Wahlen und der Durchführung der Spiele legten der Diktator und der Magister equitum ihr Amt nieder. C. Terentius Varro wurde als Proprätor nach Etrurien geschickt; aus diesem Aufgabenbereich sollte C. Hostilius nach Tarent zu dem Heer gehen, das der Konsul T. Quinctius gehabt hatte. L. Manlius sollte als Gesandter das Meer überqueren und nachsehen, was dort vorging; zugleich sollte er, weil in diesem Sommer die Spiele in Olympia stattfanden, die mit der größten Menschenansammlung Griechenlands gefeiert wurden, wenn er es ohne Gefahr von Seiten des Feindes könne, diese Versammlung aufsuchen, damit die dort anwesenden Sizilier, die wegen des Krieges geflohen waren, und die tarentinischen Bürger, die von Hannibal verbannt worden waren, nach Hause zurückkehrten und wüßten, daß das römische Volk ihnen alles, was sie vor dem Krieg besessen hatten, zurückgebe. Weil es schien, als stände ein äußerst gefährliches Jahr bevor, der Staat aber keine Konsuln hatte, wandten sich alle den gewählten Konsuln zu und wollten, daß sie so bald wie

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praesciscere, quam quisque eorum provinciam, quem hostem haberet, volebant. D e reconciliatione etiam gratiae eorum in senatu actum est principio facto a Q . Fabio Maximo. Inimicitiae autem nobiles inter eos erant et acerbiores eas indignioresque Livio sua calamitas fecerat, quod spretum se in ea fortuna credebat. Itaque is magis implacabilis erat et nihil opus esse reconciliatione aiebat: acrius et intentius omnia gesturos timentes, ne crescendi ex se inimico collegae potestas fieret. Vicit tarnen auctoritas senatus, ut positis simultatibus communi animo consilioque administrarent rem publicam. Provinciae iis non permixtae regionibus sicut superioribus annis, sed diversae extremis Italiae finibus, alteri adversus Hannibalem Bruttii et Lucani, alteri Gallia adversus Hasdrubalem, quem iam Alpibus adpropinquare fama erat, decreta. Exercitum e duobus, qui in Gallia quique in Etruria esset, addito urbano eligeret, quem mallet, qui Galliam esset sortitus. C u i Bruttii provincia evenisset, novis legionibus urbanis scriptis, utrius mallet, consulum prioris anni exercitum sumeret; relictum a consule exercitum Q . Fulvius proconsul acciperet eique in annum imperium esset. Et C . Hostilio, cui pro Etruria Tarentum mutaverant provinciam, pro Tarento Capuam mutaverunt; legio una data, cui Fulvius proximo anno praefuerat.

D e Hasdrubalis adventu in Italiam cura in dies cresce-

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möglich um die Aufgabenbereiche losten und schon im voraus erführen, welchen Aufgabenbereich und welchen Feind jeder von ihnen haben werde. Auch über die Wiederherstellung eines guten Verhältnisses zwischen ihnen wurde im Senat verhandelt, wobei der Anstoß von Q . Fabius Maximus ausging. Die Feindschaft zwischen ihnen war allgemein bekannt, und sein persönliches Unglück hatte sie für Livius noch bitterer und schändlicher gemacht, weil er glaubte, er sei in diesem Mißgeschick verächtlich behandelt worden. Daher war er der Unversöhnlichere und sagte, eine Wiederversöhnung sei nicht nötig; sie würden alles recht schwungvoll und energisch ausführen, weil jeder fürchte, daß der verfeindete Kollege eine Möglichkeit erhalte, sich auf seine Kosten hervorzutun. Das Zureden des Senats trug jedoch den Sieg davon, so daß sie ihre Streitigkeiten beilegten und in Einvernehmen und gemeinsamer Überlegung den Staat lenkten. Die Aufgabenbereiche wurden ihnen nicht in bezug auf die Gebiete gemeinschaftlich zugewiesen wie in den letzten Jahren, sondern getrennt in den entferntesten Gegenden Italiens, dem einen gegen Hannibal das Gebiet der Bruttier und Lukaner, dem anderen Gallien gegen Hasdrubal, der, wie es hieß, sich schon den Alpen näherte. Von den beiden Heeren, die in Gallien und in Etrurien standen, dazu noch dem Stadtheer, sollte der, dem Gallien durch das Los zufiel, sich eins aussuchen, das er am liebsten wolle; der das Gebiet der Bruttier als Aufgabengebiet erhielt, sollte neue Stadtlegionen ausheben und von einem der Konsuln des Vorjahres das Heer, das er am liebsten wolle, übernehmen. Das übriggebliebene Heer eines Konsuls sollte Q . Fulvius als Prokonsul übernehmen, und er sollte Befehlsgewalt für das Jahr haben. Und C. Hostilius, dem man in Abänderung statt Etrurien Tarent als Aufgabenbereich gegeben hatte, gab man in Abänderung statt Tarent Capua; er erhielt die eine Legion, über die Fulvius im letzten Jahr das Kommando gehabt hatte. Die Sorge wegen Hasdrubals Vorrücken nach Italien

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bat. Massiliensium primum legati nuntiaverant eum in Galliam transgressum erectosque adventu eius, quia magnum pondus auri attulisse diceretur ad mercede auxilia conducenda, Gallorum animos. Missi deinde cum iis legati ab R o m a Sex. Antistius et M. Raecius ad rem inspiciendam rettulerant misisse se cum Massiliensibus ducibus, qui per hospites eorum, principes Gallorum, omnia explorata referrent; pro comperto habere Hasdrubalem ingenti iam coacto exercitu proximo vere Alpes traiecturum, nec tum eum quicquam aliud morari, nisi quod clausae hieme Alpes essent.

In locum Μ. Marcelli P. Aelius Paetus augur creatus inauguratusque; et Cn. Cornelius Dolabella rex sacrorum inauguratus est in locum Μ. Marci, qui biennio ante mortuus erat. H o c eodem anno et lustrum conditum est a censoribus P. Sempronio Tuditano et M. Cornelio Cethego. Censa civium capita centum triginta Septem milia centum octo, minor aliquanto numerus, quam qui ante bellum fuerat. E o anno primum, ex quo Hannibal in Italiam venisset, comitium tectum esse memoriae proditum est, et ludos Romanos semel instauratos ab aedilibus curulibus Q . Metello et C . Servilio. Et plebeiis ludis biduum instauratum a C . Mamilio et M. Caecilio Metello aedilibus plebis; et tria signa ad Cereris eidem dederunt; et Iovis epulum fuit ludorum causa.

Consulatum inde ineunt C. Claudius N e r o et M. Livius iterum; qui quia iam designati provincias sortiti erant, praetores sortiri iusserunt. C . Hostilio iurisdictio

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wuchs von Tag zu Tag. Zunächst hatten Gesandte aus Massilia gemeldet, er sei nach Gallien hinübergekommen und die Gallier seien infolge seiner Ankunft gespannt, weil es hieß, er habe eine große Menge Gold mitgebracht, um Hilfstruppen in Sold zu nehmen. Von Rom waren dann Sex. Antistius und M. Raecius als Gesandte mit ihnen geschickt worden, damit sie sich von der Lage ein Bild machten, und sie hatten berichtet, sie hätten unter Führung von Massiliern Leute ausgeschickt, die alles, was sie durch deren Gastfreunde, angesehene Gallier, auskundschafteten, berichten sollten; die hätten in Erfahrung gebracht, daß Hasdrubal schon ein riesiges Heer zusammengezogen habe und im nächsten Frühjahr die Alpen überqueren werde; jetzt halte ihn nichts anderes auf, als daß die Alpen wegen des Winters unzugänglich seien. A n Stelle von M. Marcellus wurde R Aelius Paetus zum Augur gewählt und geweiht; und Cn. Cornelius Dolabella wurde zum Opferkönig geweiht an Stelle von M. Marcius, der vor zwei Jahren gestorben war. Ebenfalls in diesem Jahr führten die Zensoren R Sempronius Tuditanus und M. Cornelius Cethegus auch das Reinigungsopfer durch; beim Zensus wurden 1 3 7 1 0 8 Bürger erfaßt, eine erheblich kleinere Zahl, als sie vor dem Krieg gewesen war. Es ist überliefert, in diesem Jahr habe man zum erstenmal, seit Hannibal nach Italien gekommen sei, das Comitium mit einem Segel überspannt, und die kurulischen Ädilen Q. Metellus und C . Servilius hätten einmal die Römerspiele wiederholt; bei den Plebejerspielen hätten die plebejischen Ädilen C . Mamilius und M. Caecilius Metellus zwei Tage wiederholt. Sie stifteten auch drei Standbilder für den Tempel der Ceres. Auch ein Jupitermahl fand anläßlich der Spiele statt. Dann traten C . Claudius Nero und M. Livius, dieser zum zweitenmal, das Konsulat an. Weil sie schon nach ihrer Wahl um die Aufgabenbereiche gelost hatten, ließen sie die Prätoren losen. C . Hostilius fiel die Rechtsprechung in der Stadt

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urbana evenit; addita et peregrina, ut tres in provincias exire possent; A. Hostilio Sardinia, C. Mamilio Sicilia, L. Porcio Gallia evenit. Summa legionum trium et viginti ita per provincias divisa: binae consulum essent, quattuor Hispania haberet, binas tres praetores in Sicilia et Sardinia et Gallia, duas C. Terentius in Etruria, duas Q. Fulvius in Bruttiis, duas Q. Claudius circa Tarentum et Sailentinos, unam C . Hostilius Tubulus Capuae; duae urbanae ut scriberentur. Primis quattuor legionibus populus tribunos creavit; in ceteras consules miserunt.

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Priusquam consules proficiscerentur, novendiale sa- 37 crum fuit, quia Veis de caelo lapidaverat. Sub unius pro2 digii, ut fit, mentionem alia quoque nuntiata: Minturnis aedem Iovis et lucum Maricae, item Atellae murum et portam de caelo tacta; Minturnenses, terribilius quod 3 esset, adiciebant sanguinis rivum in porta fluxisse; et Capuae lupus nocte portam ingressus vigilem laniaverat. Haec procurata hostiis maioribus prodigia, et sup4 plicatio diem unum fuit ex decreto pontificum. Inde iterum novendiale instauratum, quod in Armilustro lapidibus visum pluere. Liberatas religione mentes turbavit 5 rursus nuntiatum Frusinone natum esse infantem quadrimo parem nec magnitudine tam mirandum, quam quod is quoque, ut Sinuessae biennio ante, incertus, mas an femina esset, natus erat. Id vero haruspices ex Etruria 6 acciti foedum ac turpe prodigium dicere; extorrem agro

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zu; dazu kam noch die für die Fremden, so daß drei in ihre Aufgabenbereiche hinausgehen konnten. A . Hostilius fiel Sardinien zu, C . Mamilius Sizilien und L. Porcius Gallien. Die Gesamtzahl von 23 Legionen wurde so auf die Aufgabenbereiche verteilt: jeder der Konsuln sollte zwei haben, Spanien vier, je zwei die drei Prätoren in Sizilien, Sardinien und Gallien, zwei C . Terentius in Etrurien, zwei Q. Fabius im Gebiet der Bruttier, zwei Q. Claudius bei Tarent und im Gebiet der Sallentiner, eine Q. Hostilius Tubulus in Capua; zwei Stadtlegionen sollten ausgehoben werden. Für die vier ersten Legionen wählte das Volk die Tribunen, für die anderen ernannten die Konsuln sie. Bevor die Konsuln aufbrachen, fand ein neuntägiges Opferfest statt, weil es in Veji vom Himmel Steine geregnet hatte. Gleich nach der Mitteilung des einen Zeichens der Götter wurden, wie es so geschieht, auch andere gemeldet. In Minturnae seien der Jupitertempel und der Hain der Marica, ebenso in Atella die Mauer und das Stadttor vom Blitz getroffen worden; die Leute von Minturnae fügten hinzu, was noch schrecklicher sei, im Stadttor sei ein Blutbach geflossen. In Capua war ein Wolf bei Nacht durch das Stadttor eingedrungen und hatte einen Wächter zerfleischt. Diese Zeichen der Götter wurden mit voll ausgewachsenen Opfertieren gesühnt, und nach einem Beschluß der Pontifices war einen Tag lang ein Bittfest. Dann wurde das Neuntagefest ein zweitesmal gehalten, weil man gesehen hatte, daß es auf dem Armilustrum Steine regnete. Nachdem die Gemüter von den religiösen Bedenken befreit waren, verwirrte es sie wieder, als gemeldet wurde, in Frusino sei ein Kind geboren worden, das einem Vierjährigen glich; noch erstaunlicher aber als durch seine Größe war dieses Kind dadurch, daß es - wie zwei Jahre zuvor das in Sinuessa geboren wurde, ohne daß sich erkennen ließ, ob es ein Junge oder ein Mädchen war. Die Haruspices, die aus Etrurien herbeigerufen wurden, erklärten, das sei wirklich ein ekelhaftes und garstiges Zeichen der Götter, und es müsse außerhalb

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Romano, procul terrae contactu, alto mergendum. Vivum in arcam condidere provectumque in mare proiecerunt. Decrevere item pontifices, ut virgines ter novenae per urbem euntes carmen canerent. Id cum in Iovis Statoris aede discerent conditum ab Livio poeta carmen, tacta de caelo aedis in Aventino Iunonis reginae; prodigiumque id ad matronas pertinere haruspices cum respondissent donoque divam placandam esse, aedilium curulium edicto in Capitolium convocatae, quibus in urbe Romana intraque decimum lapidem ab urbe domicilia essent, ipsae inter se quinque et viginti delegerunt, ad quas ex dotibus stipem conferrent. Inde d o n u m pelvis aurea facta lataque in Aventinum, pureque et caste a matronis sacrificatum.

Confestim ad aliud sacrificium eidem divae ab decemviris edicta dies, cuius ordo talis fuit: ab aede Apollinis boves feminae albae duae porta Carmentali in urbem ductae; post eas duo signa cupressea Iunonis reginae portabantur; tum Septem et viginti virgines longam indutae vestem carmen in Iunonem reginam canentes ibant, ilia tempestate forsitan laudabile rudibus ingeniis, nunc abhorrens et inconditum, si referatur. Virginum ordinem sequebantur decemviri coronati laurea praetextatique. A porta Iugario vico in f o r u m venere. In foro p o m p a constitit et per manus reste data virgines sonum vocis pulsu p e d u m modulantes incesserunt. Inde vico Tusco Velabroque per bovarium f o r u m in clivum Publi-

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des römischen Gebietes, fern von jeder Berührung mit dem Land auf hoher See versenkt werden. Man packte es lebend in eine Kiste, fuhr hinaus und warf es ins Meer. Die Pontifices beschlossen ebenso, dreimal neun Jungfrauen sollten durch die Stadt ziehen und ein Lied singen. Als sie dieses Lied, das der Dichter Livius verfaßt hatte, im Tempel des Jupiter Stator einstudierten, wurde der Tempel der Königin Juno auf dem Aventin vom Blitz getroffen. Da die Haruspices die Auskunft gaben, dieses Zeichen der Götter gehe die verheirateten Frauen an und die Göttin müsse durch ein Geschenk versöhnt werden, wurden auf Anordnung der kurulischen Ädilen die Frauen, die in der Stadt Rom und bis zum zehnten Meilenstein vor der Stadt ihre Wohnung hatten, auf dem Kapitol zusammengerufen, und sie wählten selbst aus ihrer Mitte 2 5 aus, denen sie einen Beitrag aus ihrer Mitgift bringen wollten. Daraus wurde als Geschenk ein goldenes Becken angefertigt und zum Aventin getragen, und die Frauen brachten rein und keusch ein Opfer dar. Unverzüglich setzten die Decemvirn den Termin zu einem anderen Opfer für dieselbe Göttin an, das folgende Ordnung hatte: Vom Tempel des Apollo aus wurden zwei weiße Kühe durch die Porta Carmentalis in die Stadt geführt; hinter ihnen wurden zwei Bildnisse der Königin Juno aus Zypressenholz getragen. Dann kamen die 27 Jungfrauen, in ein langes Gewand gehüllt, die das Lied auf die Königin Juno sangen, das in jener Zeit mit ihrem schlichten Sinn vielleicht anerkennenswert war, jetzt aber, wenn es vorgetragen werden sollte, fremdartig und kunstlos wirken würde. Der Schar der Jungfrauen folgten die Decemvirn, mit Lorbeer bekränzt und in purpurverbrämten Togen. Vom Tor aus gelangten sie über den Vicus Jugarius zum Forum. Auf dem Forum hielt der Zug an. Und nachdem ein Seil von Hand zu Hand gereicht worden war, schritten die Jungfrauen daher, den Gesang ihrer Stimme mit dem Stampfen der Füße begleitend. Von dort ging es weiter über den Vicus Tuscus, das Velabrum und das Forum Boarium zum Clivus

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cium atque aedem Iunonis reginae perrectum. Ibi duae hostiae ab decemviris immolatae et simulacra cupressea in aedem inlata. Dis rite placatis dilectum consules habebant acrius 38 intentiusque, quam prioribus annis quisquam meminerat habitum; nam et belli terror duplicatus novi hostis in 2 Italiam adventu et minus iuventutis erat, unde scriberent milites. Itaque colonos etiam maritimos, qui sacro3 sanctam vacationem dicebantur habere, dare milites cogebant. Quibus recusantibus edixere, in diem certam ut, quo quisque iure vacationem haberet, ad senatum deferret. Ea die ad senatum hi populi venerunt: Ostien4 sis, Alsiensis, Antias, Anxurnas, Minturnensis, Sinuessanus et ab supero mari Senensis. C u m vacationes suas 5 quisque populus recitaret, nullius, cum in Italia hostis esset, praeter Antiatem Ostiensemque vacatio observata est; et earum coloniarum iuniores iure iurando adacti supra dies triginta non pernoctaturos se extra moenia coloniae suae, donee hostis in Italia esset.

C u m omnes censerent primo quoque tempore consulibus eundum ad bellum - nam et Hasdrubali occurrendum esse descendenti ab Alpibus, ne Gallos Cisalpinos neve Etruriam erectam in spem rerum novarum sollicitaret, et Hannibalem suo proprio occupandum bello, ne emergere ex Bruttiis atque obviam ire fratri posset - , Livius cunctabatur parum fidens suarum provinciarum exercitibus; collegam ex duobus consularibus egregiis

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Publicius und dem Sitz der Königin Juno. Dort wurden die beiden Opfertiere von den Decemvirn dargebracht und die Bildwerke aus Zypressenholz in den Tempel getragen. Nachdem die Götter ordnungsgemäß versöhnt waren, führten die Konsuln die Aushebung schärfer und energischer durch, als sie, soweit sich jemand erinnern konnte, in früheren Jahren durchgeführt worden war. Denn der Schrecken des Krieges hatte sich durch das Heranrücken des neuen Feindes nach Italien verdoppelt, und es gab zu wenig junge Männer, unter denen sie die Soldaten ausheben sollten. Daher wollten sie auch die Bewohner der Kolonien am Meer, denen, wie es hieß, feierlich Befreiung vom Kriegsdienst zugesichert worden war, zwingen, Soldaten zu stellen. Als diese sich weigerten, setzten sie einen Termin an, bis zu dem jede vor dem Senat darlegen sollte, nach welchem Recht sie vom Kriegsdienst befreit sei. An diesem Termin kamen folgende Gemeinden zum Senat: Ostia, Alsium, Antium, Anxur, Minturnae, Sinuessa und vom Oberen Meer Sena. Obwohl jede Gemeinde ihren Freistellungsbescheid vorlas, wurde, weil der Feind in Italien stand, die Freistellung für keine außer Ostia und Antium anerkannt. Und die jüngeren Männer aus diesen Kolonien mußten sich durch einen Eid verpflichten, nicht länger als 30 Tage außerhalb der Mauern ihrer Kolonie zu übernachten, solange der Feind in Italien sei. Zwar meinten alle, die Konsuln sollten so bald wie möglich in den Krieg ziehen - denn zum einen müsse man Hasdrubal entgegentreten, wenn er von den Alpen herabsteige, damit er nicht die Gallier diesseits der Alpen und Etrurien aufwiegele, das sich schon Hoffnung auf einen Umsturz mache, zum anderen Hannibal durch seinen eigenen Krieg binden, damit er nicht aus dem Gebiet der Bruttier herauskommen und seinem Bruder entgegenziehen könne - ; doch Livius zögerte, weil er zu den Heeren seiner Aufgabengebiete kein rechtes Vertrauen hatte; sein Kollege habe zwischen den beiden vorzüglichen konsularischen Heeren und einem

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exercitibus et tertio, cui Q. Claudius Tarenti praeesset, electionem habere; intuleratque mentionem de volonibus revocandis ad signa. Senatus liberam potestatem consulibus fecit et supplendi, unde vellent, et eligendi de omnibus exercitibus, quos vellent, permutandique (et) ex provinciis, quo e re publica censerent esse, traducendi. Ea omnia cum summa concordia consulum acta. Volones in undevicensimam et vicensimam legiones scripti.

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Magni roboris auxilia ex Hispania quoque a P. Scipio- 11 ne M. Livio missa quidam ad id bellum auctores sunt, octo milia Hispanorum Gallorumque et duo milia de legione militum, equitum mille octingentos mixtos Numidas Hispanosque; M. Lucretium has copias navi- 12 bus advexisse; et sagittariorum funditorumque ad tria milia ex Sicilia C. Mamilium misisse. Auxerunt Romae tumultum litterae ex Gallia allatae 39 ab L. Porcio praetore: Hasdrubalem movisse ex hibernis 2 et iam Alpes transire; octo milia Ligurum conscripta armataque coniunctura se transgresso in Italiam esse, nisi mitteretur in Ligures, qui eos bello occuparet; se cum invalido exercitu, quoad tutum putaret, progressurum. Hae litterae consules raptim confecto dilectu 3 maturius, quam constituerant, exire in provincias coegerunt ea mente, ut uterque hostem in sua provincia contineret neque coniungi aut conferri in unum vires pateretur. Plurimum in earn rem adiuvit opinio Hannibalis, 4 quod, etsi ea aestate transiturum in Italiam fratrem crediderat, recordando, quae ipse in transitu nunc Rhoda-

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dritten, das unter Q. Claudius in Tarent stehe, die Wahl; und er hatte den Antrag gestellt, die Sklaven, die als Freiwillige gedient hatten, wieder einzuberufen. Der Senat gab den Konsuln freie Hand, ihre Truppen, woher sie wollten, aufzufüllen, sich aus allen Heeren die, die sie wollten, auszusuchen sowie die Heere auszutauschen und aus den Aufgabenbereichen zu verlegen, wie es ihrer Meinung nach für den Staat von Vorteil war. Dies alles wurde im besten Einvernehmen der Konsuln durchgeführt. Die Sklaven, die als Freiwillige gedient hatten, wurden für die 19. und 20. Legion ausgehoben. Einige Quellen versichern, auch P. Scipio habe M. Livius aus Spanien bedeutende Hilfstruppen für diesen Feldzug geschickt, 8 000 Spanier und Gallier und 2 000 von den Legionssoldaten sowie 1 800 Reiter, Numider und Spanier vermischt; M. Lucretius habe diese Truppen auf Schiffen herangeschafft; und C . Mamilius habe an die 3 000 Bogenschützen und Schleuderer aus Sizilien geschickt. In R o m vergrößerte ein Brief des Prätors L. Porcius aus Gallien noch die Unruhe: Hasdrubal sei aus dem Winterlager aufgebrochen und überquere schon die Alpen; 8000 Ligurer seien ausgehoben und bewaffnet worden und würden sich mit ihm vereinigen, sobald er nach Italien hinübergekommen sei, wenn nicht jemand gegen die Ligurer geschickt werde, der sie in einen Krieg verwickle. E r selbst werde mit seinem schwachen Heer so weit vorrücken, wie er es für sicher halte. Dieser Brief zwang die Konsuln, die Aushebung rasch durchzuführen und eher, als sie beschlossen hatten, in ihre Aufgabenbereiche zu gehen in der Absicht, daß jeder von ihnen den Feind in seinem Aufgabengebiet festhalte und nicht zulasse, daß ihre Kräfte sich vereinigten oder an einer Stelle zusammengebracht würden. Die größte Hilfe dabei war die Meinung Hannibals; denn er hatte zwar geglaubt, sein Bruder werde in diesem Sommer nach Italien hinüberkommen; aber da er sich daran erinnerte, was er selbst zunächst beim Uberqueren der Rhone, dann der

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ni, nunc Alpium cum hominibus locisque pugnando per quinque menses exhausisset, haudquaquam tarn facilem maturumque transitum exspectabat; ea tardius movendi ex hibernis causa fuit. Ceterum Hasdrubali et sua et aliorum spe omnia celeriora atque expeditiora fuere. N o n enim receperunt modo Arverni eum deincepsque aliae Gallicae atque Alpinae gentes, sed etiam secutae sunt ad bellum. Et cum per munita pleraque transitu fratris, quae antea invia fuerant, ducebat, tum etiam duodecim annorum adsuetudine perviis Alpibus factis inter mitiora iam transibat hominum ingenia. Invisitati namque antea alienigenis nec videre ipsi advenam in sua terra adsueti omni generi humano insociabiles erant. Et primo ignari, quo Poenus pergeret, suas rapes suaque castella et pecorum hominumque praedam peti crediderant; fama deinde Punici belli, quo duodecimum annum Italia urebatur, satis edocuerat viam tantum Alpes esse; duas praevalidas urbes magno inter se maris terrarumque spatio discretas de imperio et opibus certare.

Hae causae aperuerant Alpes Hasdrubali. Ceterum quod celeritate itineris profectum erat, id mora ad Placentiam, dum frustra obsidet magis quam oppugnat, corrupit. Crediderat campestris oppidi facilem expugnationem esse, et nobilitas coloniae induxerat eum, magnum se excidio eius urbis terrorem ceteris ratum iniecturum. N o n ipse se solum ea oppugnatione impedi-

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Alpen im Kampf mit den Menschen und dem Gelände fünf Monate lang auszustehen gehabt hatte, rechnete er keineswegs mit einem so leichten und zeitigen Uberqueren; das war der Grund dafür, daß er später aus dem Winterlager aufbrach. Im übrigen ging für Hasdrubal alles schneller und leichter, als er selbst und andere es erwartet hatten; denn die Arverner und dann der Reihe nach die anderen Völkerschaften Galliens und der Alpen nahmen ihn nicht nur auf, sondern folgten ihm auch in den Krieg. Und er kam durch Gebiete, die größtenteils beim Durchziehen seines Bruders feste Wege erhalten hatten, vorher aber unwegsam gewesen waren; vor allem jedoch zog er unter Menschen dahin, die sich in zwölf Jahren daran gewöhnt hatten, daß die Alpen durch Wege erschlossen wurden, und die schon sanfter geworden waren; denn zuvor waren sie von Menschen aus anderen Gegenden nicht aufgesucht worden, waren daher auch selbst nicht gewohnt, einen Fremden in ihrem Land zu sehen, und verhielten sich jeder Art von Menschen gegenüber abweisend; zunächst hatten sie nicht gewußt, wohin der Punier weiterzog, und hatten geglaubt, ihre Felsen, ihre festen Plätze und Beute an Vieh und Menschen seien das Ziel. Die Kunde vom Krieg mit den Puniern, in dem Italien schon zwölf Jahre brannte, hatte ihnen dann zur Genüge gezeigt, daß die Alpen nur der Weg waren, daß zwei sehr mächtige Städte, durch eine weite Strecke über Meer und Länder voneinander getrennt, um die Herrschaft und die Macht kämpften. Diese Gründe hatten Hasdrubal die Alpen zugänglich gemacht. Aber was er durch das schnelle Zurücklegen des Weges gewonnen hatte, das verlor er wieder durch seinen Aufenthalt bei Placentia, während er es vergeblich mehr belagerte als bestürmte. Er hatte geglaubt, die Einnahme einer Stadt im Flachland sei leicht, und der bekannte Name der Kolonie hatte ihn verleitet, weil er glaubte, er werde durch die Zerstörung dieser Stadt den anderen einen großen Schrecken einjagen. Nicht nur sich selbst hinderte er durch

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it, sed Hannibalem post famam transitus eius tanto spe sua celeriorem iam moventem ex hibernis continuerat, quippe reputantem non solum, quam lenta urbium oppugnatio esset, sed etiam, quam ipse frustra eandem illam coloniam ab Trebia victor regressus temptasset.

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Consules diversis itineribus profecti ab urbe velut in 40 duo pariter bella distenderant curas hominum simul recordantium, quas primus adventus Hannibalis intulisset Italiae clades, simul cum ilia angeret cura, quos tam 2 propitios urbi atque imperio fore deos, ut eodem tempore utrobique res publica prospere gereretur. Adhuc adversa secundis pensando rem ad id tempus extractam esse. C u m in Italia ad Trasumennum et Cannas praecipi3 tasset Romana res, prospera bella in Hispania prolapsam earn erexisse; postea, cum in Hispania alia super ali4 am clades duobus egregiis ducibus amissis duos exercitus ex parte delesset, multa secunda in Italia Siciliaque gesta quassatam rem publicam excepisse; et ipsum inter5 vallum loci, quod in ultimis terrarum oris alterum bellum gereretur, spatium dedisse ad respirandum. Nunc 6 duo bella in Italiam accepta, duo celeberrimi nominis duces circumstare urbem Romanam, et unum in locum totam periculi molem, omne onus incubuisse. Qui eorum prior vicisset, intra paucos dies castra cum altero iuncturum. Terrebat et proximus annus lugubris duo7 rum consulum funeribus. His anxii curis homines digredientis in provincias consules prosecuti sunt.

Memoriae proditum est plenum adhuc irae in cives

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diesen Angriff, sondern er hatte auch Hannibal wieder zurückgehalten, der nach der Kunde von seiner Uberquerung, die so viel schneller als erwartet geschah, aus dem Winterlager aufbrechen wollte; Hannibal bedachte nämlich nicht nur, wie langwierig der Angriff auf Städte war, sondern auch, wie er selbst ebendiese Kolonie vergeblich angegriffen hatte, als er siegreich von der Trebia zurückkehrte. Daß die Konsuln auf verschiedenen Wegen von der Stadt aufbrachen, hatte die Sorgen der Menschen sozusagen auf zwei gleichzeitige Kriege ausgedehnt. Sie erinnerten sich, welches Unheil die erste Zeit nach der Ankunft Hannibals Italien gebracht hatte; zugleich bedrückte sie die Sorge, welche Götter der Stadt und ihrem Machtbereich wohl so gnädig sein würden, daß zur selben Zeit an beiden Stellen glücklich gekämpft werde. Bisher sei Unglück durch Glück aufgewogen worden, und so habe sich die Sache bis jetzt hingezogen. Nachdem in Italien am Trasumennus und bei Cannae der römische Staat jäh gestürzt sei, hätten die günstig verlaufenen Feldzüge in Spanien den gefallenen wieder aufgerichtet; später, als in Spanien eine Niederlage nach der anderen neben dem Verlust zweier hervorragender Feldherren zwei Heere zum Teil vernichtet habe, hätten viele erfolgreiche Unternehmungen in Italien und Sizilien dem erschütterten Staat Halt verliehen. Auch die räumliche Entfernung, daß der eine Krieg am äußersten Ende der Erde geführt wurde, habe ihnen eine Frist gegeben, wieder zu Atem zu kommen. Jetzt habe man zwei Kriege nach Italien hereingelassen, zwei Heerführer mit den berühmtesten Namen bedrängten die Stadt Rom, und die ganze Wucht der Gefahr, die ganze Last habe sich auf einen Punkt verlagert. Wer von ihnen zuerst siege, werde innerhalb weniger Tage sein Lager mit dem anderen vereinigen. Es schreckte auch das letzte Jahr, das traurig gewesen war durch den Tod der beiden Konsuln. Von diesen Sorgen bedrängt, geleiteten die Menschen die Konsuln, die nach verschiedenen Richtungen in ihre Aufgabenbereiche gingen. Es ist überliefert, M. Livius, der immer noch voller Zorn

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Μ. Livium ad bellum proficiscentem monenti Q. Fabio, ne, priusquam genus hostium cognosset, temere manum consereret, respondisse, ubi primum hostium agmen conspexisset, pugnaturum. C u m quaereretur, quae causa festinandi esset, „Aut ex hoste egregiam gloriam" inquit „aut ex civibus victis gaudium meritum certe, etsi non honestum, capiam."

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Priusquam Claudius consul in provinciam perveniret, per extremum finem agri Tarentini ducentem in Sailentinos exercitum Hannibalem expeditis cohortibus adortus C . Hostilius Tubulus incomposito agmini terribilem tumultum intulit; ad quattuor milia hominum occidit, novem signa militaria cepit. Moverat ex hibernis ad famam hostis Q. Claudius, qui per urbes agri Sallentini castra disposita habebat. Itaque ne cum duobus exercitibus simul confligeret, Hannibal nocte castra ex agro Tarentino movit atque in Bruttios concessit. Claudius in Sallentinos agmen convertit, Hostilius Capuam petens obvius ad Venusiam fit consuli Claudio. Ibi ex utroque exercitu electa peditum quadraginta milia, duo milia et quingenti equites, quibus consul adversus Hannibalem rem gereret; reliquas copias Hostilius Capuam ducere iussus, ut Q. Fulvio proconsuli traderet.

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Hannibal undique contracto exercitu, quem in hiber- 41 nis aut in praesidiis agri Bruttii habuerat, in Lucanos ad Grumentum venit spe recipiendi oppida, quae per metum ad Romanos defecissent. Eodem a Venusia con1 sul Romanus exploratis itineribus contendit et mille fere

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auf seine Mitbürger war, habe beim Aufbruch zum Krieg, als Q. Fabius ihn ermahnte, sich nicht leichtfertig auf einen Kampf einzulassen, bevor er die Art der Feinde erkannt habe, diesem geantwortet, sobald er einen Heereszug der Feinde erblicke, werde er kämpfen. Als er gefragt wurde, was der Grund für die Eile sei, sagte er: „Entweder wird mir der Feind glänzenden Ruhm schenken oder meine besiegten Mitbürger eine Freude, die ich bestimmt verdient habe, wenn sie auch nicht ehrenhaft ist." Bevor der Konsul Claudius in seinen Aufgabenbereich gelangte, griff C . Hostilius Tubulus mit Kohorten, die ohne Gepäck zogen, Hannibal an, der sein Heer durch den äußersten Rand des tarentinischen Gebietes ins Sallentinerland führen wollte, und löste in dem ungeordneten Zug Verwirrung aus. E r erschlug an die 4 000 Mann und erbeutete neun Feldzeichen. Auf die Kunde vom Heranrücken des Feindes war Q. Claudius, der sein Lager über die Städte des Sallentinergebietes verteilt hatte, aus dem Winterlager aufgebrochen. U m nicht mit zwei Heeren zugleich kämpfen zu müssen, verließ Hannibal daher bei Nacht das Gebiet von Tarent und zog sich ins Land der Bruttier zurück. Claudius ließ sein Heer in das Gebiet der Sallentiner zurückkehren. Hostilius, der nach Capua unterwegs war, begegnete dem Konsul Claudius bei Venusia. Dort wurden aus beiden Heeren 40000 Fußsoldaten und 2500 Reiter ausgesucht, mit denen der Konsul gegen Hannibal Krieg führen sollte. Hostilius wurde aufgefordert, die übrigen Truppen nach Capua zu führen und sie dem Prokonsul Q. Fulvius zu übergeben. Nachdem Hannibal von allen Seiten sein Heer zusammengezogen hatte, das im Winterlager oder als Besatzung im Gebiet der Bruttier gelegen hatte, kam er ins Gebiet der Lukaner in den Raum von Grumentum und hoffte, die Städte, die aus Furcht zu den Römern abgefallen waren, zurückgewinnen zu können. Ebendorthin eilte von Venusia aus der römische Konsul, nachdem er die Wege erkundet hatte, und

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et quingentos passus castra ab hoste locat. Grumenti moenibus prope iniunctum videbatur Poenorum vallum; quingenti passus intererant. Castra Punica ac Romana interiacebat campus; colles imminebant nudi sinistro lateri Carthaginiensium, dextro Romanorum, neutris suspecti, quod nihil silvae neque ad insidias latebrarum habebant. In medio campo ab stationibus procursantes certamina haud satis digna dictu serebant. Id modo Romanum quaerere apparebat, ne abire hostem pateretur; Hannibal inde evadere cupiens totis viribus in aciem descendebat. Tum consul ingenio hostis usus, quo minus in tam apertis collibus timeri insidiae poterant, quinque cohortes additis quinque manipulis nocte iugum superare et in aversis collibus considere iubet. Tempus exsurgendi ex insidiis et adgrediendi hostem Tib. Claudium Asellum tribunum militum et P. Claudium praefectum socium edocet, quos cum iis mittebat. Ipse luce prima copias omnes peditum equitumque in aciem eduxit. Paulo post et ab Hannibale signum pugnae propositum est clamorque in castris ad arma discurrentium est sublatus. Inde eques pedesque certatim portis ruere ac palati per campum properare ad hostes. Quos ubi effusos consul videt, tribuno militum tertiae legionis C . Aurunculeio imperat, ut equites legionis, quanto maximo impetu possit, in hostem emittat; ita pecorum modo incompositos toto passim se campo effudisse, ut sterni obterique, priusquam instruantur, possint.

Nondum Hannibal e castris exierat, cum pugnantium



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schlug ungefähr 1500 Schritt vom Feind entfernt sein Lager auf. Der Wall der Punier schien sich fast an die Mauern von Grumentum anzulehnen, der Abstand betrug nur 500 Schritt. Zwischen dem punischen und dem römischen Lager war ebenes Gelände. Kahle Hügel standen auf der linken Seite der Karthager, auf der rechten der Römer; sie waren keiner der beiden Seiten verdächtig, weil sie keine Spur von Wald hatten und kein Versteck für einen Hinterhalt boten. Mitten auf dem ebenen Gelände führten Vorstöße von den Vorposten aus zu Kämpfen, die aber kaum der Rede wert waren. Offensichtlich ging es dem Römer nur darum, den Feind nicht abziehen zu lassen. Hannibal, der von dort wegkommen wollte, rückte mit all seinen Streitkräften hinab und formierte sie zur Schlacht. Da wandte der Konsul eine Eigenart des Feindes an und ließ, je weniger bei den so offenen Hügeln ein Hinterhalt befürchtet werden konnte, fünf Kohorten, die er noch durch fünf Manipel verstärkte, bei Nacht über die Höhe steigen und an der Rückseite der Hügel in Stellung gehen. Dem Militärtribunen Tib. Claudius Asellus und dem Befehlshaber der Bundesgenossen P. Claudius, die er mit ihnen schickte, gab er den Zeitpunkt an, wann sie aus dem Hinterhalt herauskommen und den Feind angreifen sollten. E r selbst führte bei Tagesanbruch seine gesamte Streitmacht an Fußsoldaten und Reitern hinaus und formierte sie zur Schlacht. Kurz darauf steckte auch Hannibal das Signal zum Kampf auf, und im Lager erhob sich das Geschrei der Leute, die zu den Waffen eilten. Dann stürzten der Reiter und der Fußsoldat um die Wette aus den Toren heraus und eilten verstreut über die Ebene auf den Feind zu. Als der Konsul sie so zersplittert sah, befahl er dem Militärtribunen C . Aurunculejus von der 3. Legion, die Reiter der Legion mit vollster Wucht den Feind attackieren zu lassen; sie hätten sich so ungeordnet nach Art von Tieren in der ganzen Ebene überall gestreut, daß sie niedergestreckt und aufgerieben werden könnten, bevor sie sich formierten. Hannibal war noch nicht aus dem Lager herausgekom-

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clamorem audivit. Itaque excitus tumultu raptim ad hostem copias agit. Iam primos occupaverat equestris terror; peditum etiam prima legio et dextra ala proelium inibat. Incompositi hostes, ut quemque aut pediti aut equiti casus obtulit, ita conserunt manus. Crescit pugna subsidiis et procurrentium ad certamen numero augetur; pugnantesque, quod nisi in vetere exercitu et duci veteri haud facile est, inter tumultum ac terrorem instruxisset Hannibal, ni cohortium ac manipulorum decurrentium per colles clamor ab tergo auditus metum, ne intercluderentur a castris, iniecisset. Inde pavor incussus et fuga passim fieri coepta est. Minorque caedes fuit, quia propinquitas castrorum breviorem fugam perculsis fecit. Equites enim tergo inhaerebant; in transversa latera invaserant cohortes secundis collibus via nuda ac facili decurrentes. Tamen supra octo milia hominum occisa, supra septingentos capti; signa militaria novem adempta; elephanti etiam, q u o r u m nullus usus in repentina ac tumultuaria pugna fuerat, quattuor occisi, duo capti. Circa quingentos R o m a n o r u m sociorumque victores ceciderunt.

Postero die Poenus quievit; Romanus in aciem copiis eductis, postquam neminem signa contra efferre vidit, spolia legi caesorum hostium et suorum corpora conlata in u n u m sepeliri iussit. Inde insequentibus continuis diebus aliquot ita institit portis, ut prope inferre signa videretur, donee Hannibal tertia vigilia crebris ignibus

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men, als er das Geschrei der Kämpfenden hörte. Aufgestört durch den Lärm, trieb er daher unverzüglich seine Truppen gegen den Feind. Schon hatte der von den Reitern ausgehende Schrecken die ersten ergriffen. Von den Fußsoldaten griff auch die i. Legion und die Rechte Ale in den Kampf ein. Ungeordnet nahmen die Feinde den Kampf auf, wie einen jeden der Zufall auf einen Fußsoldaten oder Reiter stoßen ließ. Die Schlacht wuchs an durch das Eingreifen der Reserven, und durch die Zahl derer, die sich in den Kampf stürzten, weitete sie sich aus. Und Hannibal hätte - was nicht leicht ist, es sei denn bei einem alten Heer und für einen alten Feldherrn - die Kämpfenden trotz des Kampflärms und des Schreckens formiert, wenn nicht das Geschrei der von den Hügeln herabstürmenden Kohorten und Manipel, das sie in ihrem Rücken hörten, die Furcht geweckt hätte, sie würden vom Lager abgeschnitten. Daher wurden sie von Panik ergriffen, und allenthalben begann die Flucht. Das Gemetzel hielt sich nur darum in Grenzen, weil die Nähe des Lagers den Verängstigten die Flucht kurz machte; denn die Reiter hingen an ihrem Rücken; quer in die Flanken waren die Kohorten eingedrungen, welche die Hügel herunter auf einem offenen und leichten Weg hinabstürmten. Dennoch wurden über 8 ooo Mann erschlagen, über 700 gefangengenommen und neun Feldzeichen erbeutet. Auch Elefanten, für die es in der plötzlichen und ohne jede Vorbereitung ausbrechenden Schlacht keine Verwendung gegeben hatte, wurden vier getötet, zwei gefangen. Etwa 500 von den Römern und den Bundesgenossen fielen als Sieger. A m nächsten Tag hielt der Punier Ruhe. Der Römer führte seine Truppen in Schlachtordnung hinaus; nachdem er gesehen hatte, daß niemand gegen ihn ausrückte, ließ er die Rüstungen der erschlagenen Feinde sammeln und die Leichen seiner eigenen Leute an einer Stelle zusammentragen und bestatten. Dann rückte er an den folgenden Tagen ohne Unterbrechung mehrmals so dicht an die Tore heran, daß es fast so aussah, als wollte er sie angreifen, bis Hannibal an der

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tabernaculisque, quae pars castrorum ad hostes vergebat, et N u m i d i s paucis, qui in vallo portisque se ostenderent, relictis profectus Apuliam petere intendit.

U b i inluxit, successit vallo Romana acies et N u m i d a e ex composito paulisper in portis se valloque ostentavere frustratique aliquamdiu hostes citatis equis agmen suorum adsequuntur. C o n s u l ubi silentium in castris et ne paucos quidem, qui prima luce obambulaverant, parte ulla cernebat, duobus equitibus speculatum in castra praemissis, postquam satis tuta omnia esse exploratum est, inferri signa iussit; tantumque ibi moratus, dum milites ad praedam discurrunt, receptui deinde cecinit multoque ante noctem copias reduxit. Postero die prima luce profectus, magnis itineribus famam et vestigia agminis sequens haud procul Venusia hostem adsequitur. Ibi quoque tumultuaria pugna fuit; supra duo milia Poenorum caesa. Inde nocturnis montanisque itineribus Poenus, ne locum pugnandi daret, Metapontum petiit. H a n n o inde - is enim praesidio eius loci praefuerat - in Bruttios cum paucis ad exercitum novum comparandum missus; Hannibal copiis eius ad suas additis Venusiam retro, quibus venerat itineribus, repetit atque inde Canusium procedit. N u m q u a m N e r o vestigiis hostis abstiterat et Q . Fulvium, cum Metapontum ipse proficisceretur, in Lucanos, ne regio ea sine praesidio esset, arcessierat.

Inter haec ab Hasdrubale, postquam a Placentiae

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Seite des Lagers, die dem Feind zugewandt war, zahlreiche Feuer und Zelte und ein paar Numider zurückließ, die sich auf dem Wall und an den Toren zeigen sollten, und in der dritten Nachtwache aufbrach und sich auf den Weg nach Apulien machte. Sobald es hell wurde, rückte die römische Schlachtreihe an den Wall heran, und die Numider zeigten sich, wie es abgesprochen war, kurze Zeit an den Toren und auf dem Wall, und nachdem sie eine Zeitlang den Feind getäuscht hatten, erreichten sie im Galopp den Zug der Ihren. Als der Konsul das Schweigen im Lager bemerkte und nicht einmal mehr die wenigen Leute, die bei Tagesanbruch umhergegangen waren, irgendwo sah, schickte er zwei Reiter zum Erkunden in das Lager voraus; nachdem sich herausgestellt hatte, daß alles hinreichend sicher war, ließ er sein Heer einrücken, blieb aber dort nur so lange, wie die Soldaten zum Plündern auseinanderliefen, ließ dann zum Rückzug blasen und führte seine Truppen lange vor Einbruch der Nacht zurück. A m folgenden Tag brach er beim ersten Tageslicht auf, folgte in Gewaltmärschen der Kunde und den Spuren des Heereszuges und holte den Feind nicht weit von Venusia ein. Auch dort kam es zu einer Schlacht ohne jede Vorbereitung; mehr als 2 000 Punier wurden erschlagen. Dann zog der Punier in Nachtmärschen über die Berge, um keine Gelegenheit zu einer Schlacht zu bieten, nach Metapont. Von dort wurde Hanno - er hatte nämlich das Kommando über die Besatzung dieses Platzes gehabt - mit wenigen Leuten in das Gebiet der Bruttier geschickt, damit er ein neues Heer aufstellte. Hannibal fügte dessen Truppen den seinen hinzu und zog auf denselben Wegen, auf denen er gekommen war, wieder nach Venusia; von dort rückte er weiter vor nach Canusium. Niemals war Nero dem Feind von den Fersen gewichen, und er hatte, als er selbst nach Metapont zog, Q. Fulvius in das Gebiet der Lukaner gerufen, damit diese Gegend nicht ohne Schutz war. Unterdessen hatte Hasdrubal, nachdem er die Belagerung

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obsidione abscessit, quattuor Galli equites, duo Numidae cum litteris missi ad Hannibalem, cum per medios hostes totam ferme longitudinem Italiae emensi essent, dum Metapontum cedentem Hannibalem sequuntur, incertis itineribus Tarentum delati a vagis per agros pabulatoribus Romanis ad Q. Claudium propraetorem deducuntur. Eum primo incertis implicantes responsis, ut metus tormentorum admotus fateri vera coegit, edocuerunt litteras se ab Hasdrubale ad Hannibalem ferre. Cum iis litteris, sicut erant, signatis L. Verginio tribuno militum ducendi ad Claudium consulem traduntur; duae simul turmae Samnitium praesidii causa missae. Qui ubi ad consulem pervenerunt litteraeque lectae per Interpretern sunt et ex captivis percontatio facta, tum Claudius non id tempus esse rei publicae ratus, quo consiliis ordinariis provinciae suae quisque finibus per exercitus suos cum hoste destinato ab senatu bellum gereret - audendum aliquid improvisum, inopinatum, quod coeptum non minorem apud cives quam hostes terrorem faceret, perpetratum in magnam laetitiam ex magno metu verteret - , litteris Hasdrubalis Romam ad senatum missis simul et ipse patres conscriptos, quid pararet, edocet; monet, ut, cum in Umbria se occursurum Hasdrubal fratri scribat, legionem a Capua Romam arcessant, dilectum Romae habeant, exercitum urbanum ad Narniam hosti opponant. Haec senatu scripta. Praemissi item per agrum Larinatem, Marrucinum, Frentanum, Praetutianum, qua exercitum ducturus erat, ut omnes ex agris urbibusque commeatus paratos militi ad vescen-

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von Placentia aufgegeben hatte, vier gallische Reiter und zwei Numider mit einem Brief zu Hannibal geschickt. Als sie mitten durch die Feinde Italien fast in seiner ganzen Länge durchmessen hatten, wurden sie, während sie dem nach Metapont zurückgehenden Hannibal folgten, in Unkenntnis der Wege nach Tarent verschlagen und von römischen Futterholern, die im Land umherstreiften, abgefangen und zu dem Proprätor Q. Claudius geführt. Zunächst suchten sie ihn durch unbestimmte Antworten einzuwickeln; sowie aber die Furcht vor der Folter sie zwang, die Wahrheit zu sagen, gaben sie an, sie brächten einen Brief von Hasdrubal an Hannibal. Mit diesem Brief, versiegelt wie er war, wurden sie dem Militärtribunen L. Verginius übergeben, der sie zum Konsul Claudius führen sollte; zugleich wurden zwei Schwadronen Samniten als Bedeckungsmannschaft mitgeschickt. Sobald sie zum Konsul gelangten und der Brief durch einen Dolmetscher vorgelesen und die Gefangenen verhört worden waren, da glaubte Claudius, die Lage des Staates sei nicht so, daß jeder mit den üblichen Maßnahmen innerhalb der Grenzen seines Aufgabenbereichs mit seinen Heeren gegen den Feind, den der Senat ihm bestimmt habe, Krieg führen dürfe; man müsse etwas Unvorhergesehenes, Unerwartetes wagen, das, wenn man es in Angriff genommen habe, bei den Mitbürgern nicht weniger Schrecken auslöse als bei den Feinden, wenn es aber vollendet sei, die große Furcht in große Freude verwandle. Den Brief Hasdrubals schickte er nach Rom zum Senat und unterrichtete zugleich auch selbst die Senatoren von dem, was er vorhatte. Er forderte sie auf, da Hasdrubal seinem Bruder schreibe, er wolle in Umbrien mit ihm zusammentreffen, die Legion von Capua nach Rom zu holen, in Rom eine Aushebung durchzuführen und das Stadtheer bei Narnia dem Feind entgegenzustellen. Das schrieb er dem Senat. Ebenso schickte er Leute voraus in das Gebiet von Larinum und in das der Marruciner, Frentaner und Praetutianer, durch das er sein Heer führen wollte: Alle vom Land und aus den Städten sollten zube-

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dum in viam deferrent, equos iumentaque alia producerent, ut vehiculorum fessis copia esset. Ipse de toto exercitu civium sociorumque, quod roboris erat, delegit, sex milia peditum, mille equites; pronuntiat occupare se in Lucanis proximam urbem Punicumque in ea praesidium velle; ut ad iter parati omnes essent. Profectus nocte flexit in Picenum.

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Et consul quidem, quantis maximis itineribus poterat, ad collegam ducebat relicto Q . Catio legato, qui castris praeesset. Romae haud minus terroris ac tumultus erat, quam 44 fuerat quadriennio ante, cum castra Punica obiecta Romanis moenibus portisque fuerant. N e q u e satis constabat animis, tarn audax iter consulis laudarent vituperarentne; apparebat, quo nihil iniquius est, ex eventu 2 famam habiturum. Castra prope Hannibalem hostem relicta sine duce, cum exercitu, cui detractum foret omne, quod roboris, quod floris fuerit; et consulem in Lucanos ostendisse iter, cum Picenum et Galliam peteret, castra relinquentem nulla alia re tutiora quam errore 3 hostis, qui ducem inde atque exercitus partem abisse ignoraret. Quid futurum, si id palam fiat et aut insequi 4 N e r o n e m cum sex milibus armatorum profectum Hannibal toto exercitu velit aut castra invadere praedae relicta sine viribus, sine imperio, sine auspicio? Veteres eius 5 belli clades, duo consules proximo anno interfecti terrebant; et ea omnia accidisse, cum unus imperator, unus exercitus hostium in Italia esset; nunc duo bella Punica

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reitete Lebensmittel zur Verpflegung der Soldaten an den Weg bringen und Pferde und sonstige Zugtiere heranführen, damit für die Erschöpften eine Menge Wagen zur Verfügung stehe. Er selbst wählte aus dem ganzen Heer die besten Bürger und Bundesgenossen aus, 6 ooo Fußsoldaten und ι ooo Reiter, und kündigte an, er wolle im Gebiet der Lukaner die nächste Stadt und die punische Besatzung in ihr überrumpeln; sie sollten sich alle zum Abmarsch bereithalten. Er zog in der Nacht los und schwenkte ab ins Picenische Gebiet. Und der Konsul zog in Gewaltmärschen zu seinem Kollegen; er hatte den Legaten Q . Catius zurückgelassen, der im Lager das Kommando haben sollte. In Rom herrschte ebensoviel Schrecken und Aufregung wie vor vier Jahren, als das punische Lager an die Mauern und Tore von Rom herangerückt war. Auch war es den Leuten nicht richtig klar, ob sie den so kühnen Zug des Konsuls loben oder tadeln sollten. Es war offensichtlich, daß sie ihn nach dem Erfolg beurteilen würden, das Unbilligste, das es gibt. Das Lager sei in der Nähe Hannibals, ihres Feindes, zurückgelassen worden, ohne Feldherrn, mit einem Heer, dem man alles entzogen habe, was den Kern bildete und was in der Blüte der Jahre stand; und der Konsul habe einen Marsch in das Gebiet der Lukaner angekündigt, während er nach Picenum und Gallien wollte, und er habe ein Lager zurückgelassen, das durch nichts anderes so sehr geschützt sei als durch den Irrtum des Feindes, der nicht wisse, daß der Feldherr und ein Teil des Heeres von dort abgezogen sei. Was werde geschehen, wenn das bekannt werde und Hannibal sich entschließe, entweder mit seinem ganzen Heer Nero zu folgen, der mit 6 ooo Bewaffneten aufgebrochen sei, oder das Lager anzugreifen, das als Beute zurückgelassen worden sei ohne kampfkräftige Mannschaften, ohne Oberbefehl, ohne Auspizium? Es schreckten die alten Niederlagen dieses Krieges, der Tod der beiden Konsuln im letzten Jahr. Und all das sei geschehen, als nur ein Feldherr, nur ein Heer der Feinde in Italien gestanden habe. Jetzt aber seien es zwei

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facta, duos ingentes exercitus, duos prope Hannibales in Italia esse. Quippe et Hasdrubalem patre eodem Hamilcare genitum, aeque impigrum ducem, per tot annos in Hispania R o m a n o exercitatum bello, gemina victoria insignem duobus exercitibus cum clarissimis ducibus deletis. N a m itineris quidem celeritate ex Hispania et concitatis ad arma Gallicis gentibus multo magis quam Hannibalem ipsum gloriari posse; quippe in iis locis hunc coegisse exercitum, quibus ille maiorem partem militum fame ac frigore, quae miserrima mortis genera sint, amisisset. Adiciebant etiam periti rerum Hispaniae haud cum ignoto eum duce C . Nerone congressurum, sed quem in saltu impedito deprensus forte haud secus quam puerum conscribendis fallacibus condicionibus pacis frustratus elusisset. Omnia maiora etiam vero praesidia hostium, minora sua, metu interprete semper in deteriora inclinato, ducebant.

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N e r o postquam iam tantum intervalli ab hoste fece- 45 rat, ut detegi consilium satis tutum esset, paucis milites adloquitur. Negat ullius consilium imperatoris in spe2 ciem audacius, re ipsa tutius fuisse quam suum: ad cer3 tarn eos se victoriam ducere; quippe ad quod bellum collega non ante, quam ad satietatem ipsius peditum atque equitum datae ab senatu copiae fuissent, maiores instructioresque, quam si adversus ipsum Hannibalem iret, profectus sit, eo ipsi si quantumcumque virium momentum addiderint, rem omnem inclinaturos. Audi4

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Kriege mit den Puniern geworden, zwei gewaltige Heere, fast zwei Hannibale ständen in Italien; denn auch Hasdrubal stamme von demselben Vater Hamilkar ab, ein ebenso rühriger Feldherr, in so vielen Jahren in Spanien durch den Krieg mit den Römern geschult, ausgezeichnet durch den Doppelsieg, in dem er zwei Heere samt ihren hochberühmten Feldherren vernichtet habe. Ja, hinsichtlich der Schnelligkeit seines Anmarsches aus Spanien und der gallischen Völkerschaften, die er zu den Waffen gerufen habe, könne er sich viel mehr rühmen als Hannibal selbst; denn er habe in der Gegend ein Heer zusammengebracht, in der jener den größten Teil seines Heeres durch Hunger und Kälte verloren habe, die elendsten Todesarten, die es gebe. Leute, die mit den Ereignissen in Spanien vertraut waren, fügten noch hinzu, er werde in C. Nero nicht mit einem unbekannten Feldherrn zusammentreffen, sondern mit einem, den er, in schwierigem Berggelände durch Zufall in die Enge getrieben, nicht anders als einen Knaben durch das Abfassen trügerischer Friedensbedingungen getäuscht und zum Gespött gemacht habe. Die Streitkräfte der Feinde hielten sie im ganzen auch für stärker, als sie wirklich waren, die eigenen für schwächer, wie die Furcht sie ihnen zeigte, die immer zum Schlimmeren hinneigt. Nachdem Nero schon so viel Abstand vom Feind gewonnen hatte, daß er seinen Plan ohne Gefahr aufdecken konnte, hielt er eine kurze Ansprache an seine Soldaten. Er versicherte, kein Plan eines Feldherrn sei dem Anschein nach kühner, in Wirklichkeit aber ungefährlicher gewesen als seiner; er führe sie einem sicheren Sieg entgegen. Denn sein Kollege sei zu diesem Feldzug erst aufgebrochen, als der Senat ihm zu seiner vollen Zufriedenheit Streitkräfte von Fußsoldaten und Reitern gegeben habe, stärkere und besser ausgerüstete, als wenn er gegen Hannibal selbst zöge; wenn sie selbst mit ihren Kräften dazu auch nur eine unbedeutende Verstärkung bildeten, so würden sie doch die ganze Angelegenheit entscheiden. Wenn man in der Schlacht nur höre, der andere

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tum m o d o in acie - nam ne ante audiatur, daturum operam - alterum consulem et alterum exercitum advenisse haud dubiam victoriam facturum. Famam bellum conficere, et parva momenta in spem metumque impellere animos; gloriae quidem ex re bene gesta partae f r u c t u m prope o m n e m ipsos laturos; semper quod postremum adiectum sit, id rem totam videri traxisse. Cernere ipsos, quo concursu, qua admiratione, quo favore h o m i n u m iter suum celebretur. Et hercule per instructa omnia ordinibus virorum mulierumque undique ex agris effusorum inter vota ac preces et laudes ibant. Illos praesidia rei publicae, vindices urbis Romanae imperiique appellabant; in illorum armis dextrisque suam liberorumque suorum salutem ac libertatem repositam esse. Deos omnes deasque precabantur, ut illis faustum iter, felix pugna, matura ex hostibus victoria esset damnarenturque ipsi votorum, quae pro iis suscepissent, ut, quem ad m o d u m nunc solliciti prosequerentur eos, ita paucos post dies laeti ovantibus victoria obviam irent. Invitare inde pro se quisque et offerre et fatigare precibus, ut, quae ipsis iumentisque usui essent, ab se potissimum sumerent; benigne omnia cumulata dare. Modestia certare milites, ne quid ultra usum necessarium sumerent; nihil morari nec ab signis absistere cibum capientes, diem ac noctem ire, vix, quod satis ad naturale desiderium corporum esset, quieti dare. Et ad collegam praemissi erant, qui nuntiarent adventum percontarenturque, clam an palam, interdiu an noctu venire sese vellet, isdem an aliis considere castris. N o c t e clam ingredi melius visum est.

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Konsul und das andere Heer seien angekommen - denn daß man es vorher nicht höre, dafür werde er sorgen - , werde das zweifellos den Sieg herbeiführen. Das Hörensagen bringe einen Krieg zu Ende, und kleine Anlässe versetzten die Menschen in Hoffnung und Furcht. Jedenfalls würden sie selbst fast die ganze Frucht des Ruhmes davontragen, der aus dem Erfolg erwachse. Immer scheine das, was zuletzt dazukomme, die ganze Sache bestimmt zu haben. Sie selbst sähen ja, mit welchem Auflauf, mit welcher Bewunderung, mit welcher Zuneigung die Leute seinen Zug feierten. Und beim Herkules, sie zogen durch Reihen von Männern und Frauen, die von überall her aus dem Land herbeigeströmt waren, unter Gelübden, Gebeten und Worten des Lobes. Man nannte sie den Schutz des Staates, die Retter der Stadt Rom und ihrer Herrschaft. Auf ihren Waffen und ihren Händen beruhe ihr und ihrer Kinder Wohl und Freiheit. Man bat alle Götter und Göttinnen, ihnen möge ein glücklicher Zug, ein erfolgreicher Kampf und ein rascher Sieg über die Feinde beschieden und man selbst zur Einlösung der Gelübde verpflichtet sein, die man für sie auf sich genommen habe, daß man ihnen, wie man sie jetzt besorgt geleite, nach wenigen Tagen froh entgegengehen könne, wenn sie über den Sieg jubelten. Jeder einzelne lud sie dann ein und bot ihnen mit eindringlichen Bitten an, was sie selbst und ihre Zugtiere benötigten, vorzugsweise von ihm zu nehmen; bereitwillig gab man alles in Hülle und Fülle. Die Soldaten wetteiferten in Bescheidenheit, nichts über das Notwendige hinaus zu nehmen. Sie hielten sich nicht auf und verließen ihre Einheiten nicht, wenn sie Nahrung zu sich nahmen, zogen Tag und Nacht und gönnten sich kaum die Ruhe, die man für das natürliche Bedürfnis des Körpers braucht. Und zu seinem Kollegen hatte Nero Leute vorausgeschickt, die seine Ankunft melden und fragen sollten, ob er heimlich oder offen, bei Tag oder bei Nacht kommen und ob er dasselbe Lager oder ein anderes beziehen solle. Es schien besser, daß er heimlich bei Nacht einrückte.

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Tessera per castra ab Livio consule data erat, ut tribu- 46 nus tribunum, centurio centurionem, eques equitem, pedes peditem acciperet: neque enim dilatari castra opus 2 esse, ne hostis adventum alterius consulis sentiret; et coartatio plurium in angusto tendentium facilior futura erat, quod Claudianus exercitus nihil ferme praeter arma secum in expeditionem tulerat. Ceterum in ipso 3 itinere auctum voluntariis agmen erat offerentibus ultro sese et veteribus militibus perfunctis iam militia et iuvenibus, quos certatim nomina dantes, si quorum corporis species roburque virium aptum militiae videbatur, conscripserat.

A d Senam castra alterius consulis erant, et quingentos ferme inde passus Hasdrubal aberat. Itaque cum iam appropinquaret, tectus montibus substitit Nero, ne ante noctem castra ingrederetur. Silentio ingressi, ab sui quisque ordinis hominibus in tentoria abducti cum summa omnium laetitia hospitaliter excipiuntur. Postero die consilium habitum, cui et L. Porcius Licinus praetor adfuit. Castra iuncta consulum castris habebat, et ante adventum eorum per loca alta ducendo exercitum, cum modo insideret angustos saltus, ut transitum clauderet, modo ab latere aut ab tergo carperet agmen, ludificatus hostem omnibus artibus belli fuerat; is tum in consilio aderat. Multorum eo inclinant sententiae, ut, dum fessum via ac vigiliis reficeret militem Nero, simul et ad noscendum hostem paucos sibi sumeret dies, tempus pugnandi differretur. Nero non suadere modo, sed

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Im Lager hatte der Konsul Livius den Befehl ausgegeben, der Tribun solle den Tribunen, der Centurio den Centurio, der Reiter den Reiter, der Fußsoldat den Fußsoldaten aufnehmen; denn es sei nicht ratsam, das Lager zu vergrößern, der Feind solle die Ankunft des anderen Konsuls nicht merken. Und man könne erwarten, daß das Zusammendrängen von mehr Menschen, die auf dem engen Raum unter Zelten lagerten, leichter sein werde, weil das Heer des Claudius bei seinem Zug fast nichts außer seinen Waffen mitgenommen habe. Doch der Zug war unterwegs durch Freiwillige verstärkt worden, da sowohl alte Soldaten, die ihren Kriegsdienst schon geleistet hatten, als auch junge Männer sich von selbst zur Verfügung stellten; sie meldeten sich um die Wette, und wenn ihre körperliche Erscheinung und die Stärke ihrer Kräfte für den Kriegsdienst geeignet schien, hatte er sie eingestellt. Das Lager des anderen Konsuls war bei Sena, und Hasdrubal war etwa 500 Schritt davon entfernt. Daher machte Nero, als er jetzt näher herankam, von den Bergen gedeckt, halt, um nicht vor Einbruch der Nacht ins Lager einzuziehen. In aller Stille rückten sie ein, und jeder wurde von Leuten seines Ranges in die Zelte geführt, und sie wurden unter größter allgemeiner Freude gastlich aufgenommen. A m folgenden Tag fand ein Kriegsrat statt, an dem auch der Prätor L. Porcius Licinus teilnahm. E r hatte sein Lager mit dem der Konsuln vereinigt; vor ihrer Ankunft hatte er sein Heer über die Höhen geführt, wobei er bald die engen Pässe besetzte, um den Durchzug zu sperren, bald den Heereszug von der Seite oder vom Rücken her belästigte, und hatte so mit dem Feind nach allen Regeln der Kriegskunst sein Spiel getrieben; er nahm jetzt am Kriegsrat teil. Die Meinungen vieler gingen dahin, den Zeitpunkt der Schlacht hinauszuschieben, damit N e r o unterdessen seine vom Weg und dem fehlenden Schlaf erschöpften Soldaten sich erholen lasse, zugleich auch sich ein paar Tage nehme, um den Feind kennenzulernen. Nero riet nicht nur, sondern bat unaufhör-

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summa ope orare institit, ne consilium suum, quod tutum celeritas fecisset, temerarium morando facerent; errore, qui non diuturnus futurus esset, velut torpentem Hannibalem nec castra sua sine duce relicta adgredi nec ad sequendum se iter intendisse. Antequam se moveat, deleri exercitum Hasdrubalis posse redirique in Apuliam. Q u i prolatando spatium hosti det, eum et ilia castra prodere Hannibali et aperire in Galliam iter, ut per otium, ubi velit, Hasdrubali coniungatur. Extemplo signum dandum et exeundum in aciem abutendumque errore hostium absentium praesentiumque, dum neque illi sciant cum paucioribus nec hi cum pluribus et validioribus rem esse. Consilio dimisso signum pugnae proponitur confestimque in aciem procedunt.

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Iam hostes ante castra instructi stabant. Moram pu- 47 gnae attulit, quod Hasdrubal provectus ante signa cum paucis equitibus scuta vetera hostium notavit, quae ante non viderat, et strigosiores equos; multitudo quoque maior solita visa est. Suspicatus enim id, quod erat, 2 receptui propere cecinit ac misit ad flumen, unde aquabantur, ubi et excipi aliqui possent et notari oculis, si qui forte adustioris coloris ut ex recenti via essent; simul cir3 cumvehi procul castra iubet specularique, num auctum aliqua parte sit vallum, et ut attendant, semel bisne signum canat in castris. Ea cum ordine relata omnia 4 essent, castra nihil aucta errorem faciebant; bina erant,

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lieh mit allem Nachdruck darum, seinen Plan, den die schnelle Durchführung sicher gemacht hatte, nicht durch Zaudern zu einem leichtfertigen zu machen. Durch seinen Irrtum, der nicht lange anhalten werde, gleichsam erstarrt, greife Hannibal weder das ohne Führer zurückgelassene Lager an noch habe er sich in Bewegung gesetzt, um ihm zu folgen. Bevor er sich rühre, könne das Heer Hasdrubals vernichtet werden und er nach Apulien zurückkehren. Wer durch Aufschieben dem Feind Zeit gebe, der verrate jenes Lager an Hannibal und öffne ihm den Weg nach Gallien, daß er sich in Ruhe, wo er wolle, mit Hasdrubal vereinige. Man müsse sogleich das Signal geben und zur Schlacht ausrücken und den Irrtum der abwesenden und der anwesenden Feinde ausnutzen, solange weder jene wüßten, daß sie es mit weniger, noch diese, daß sie es mit mehr und Stärkeren zu tun hätten. Der Kriegsrat wurde entlassen und das Signal zum Kampf aufgesteckt, und unverzüglich rückten sie zur Schlacht aus. Die Feinde standen schon zum Kampf aufgestellt vor ihrem Lager. Es führte aber zu einem Aufschub der Schlacht, daß Hasdrubal, der mit wenigen Reitern vor die Einheiten ritt, beim Feind alte Schilde bemerkte, die er vorher nicht gesehen hatte, und ziemlich mitgenommene Pferde; auch die Menge schien größer als gewöhnlich. Er vermutete nämlich das, was auch wirklich der Fall war, ließ eilends zum Rückzug blasen und schickte Leute zum Fluß, wo man Wasser holte, um dort womöglich welche abzufangen und durch den Augenschein festzustellen, ob vielleicht einige eine stärker gebräunte Hautfarbe hätten wie nach einem gerade zurückgelegten Weg. Zugleich befahl er, einen weiten Bogen um das Lager zu schlagen und zu erkunden, ob der Wall an irgendeiner Stelle erweitert worden sei; sie sollten auch darauf achten, ob das Signal im Lager ein- oder zweimal ertöne. Als man ihm das alles ordnungsgemäß berichtet hatte, ließ er sich durch den Umstand täuschen, daß das Lager überhaupt nicht vergrößert worden war; es waren zwei Lager, wie sie es

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sicut ante adventum consulis alterius fuerant, una M. Livi, altera L. Porci; neutris quicquam, quo latius tenderetur, ad munimenta adiectum. Illud veterem ducem adsuetumque R o m a n o hosti movit, quod semel in praetoriis castris signum, bis in consularibus referebant cecinisse. D u o s profecto consules esse, et quonam m o d o alter ab Hannibale abscessisset, cura angebat. Minime id, quod erat, suspicari poterat, tantae rei frustratione Hannibalem elusum, ut, ubi dux, ubi exercitus esset, cum quo castra conlata habuerit, ignoraret; profecto haud mediocri clade absterritum insequi non ausum; magno opere vereri, ne perditis rebus serum ipse auxiliu m venisset Romanisque eadem iam fortuna in Italia quae in Hispania esset. Interdum litteras suas ad eum non pervenisse credere interceptisque iis consulem ad sese opprimendum adcelerasse. His anxius curis exstinctis ignibus vigilia prima dato signo, ut taciti vasa conligerent, signa ferri iussit. In trepidatione et nocturno tumultu duces p a r u m intente adservati alter in destinatis iam ante animo latebris subsedit, alter per vada nota Metaurum flumen tranavit. Ita desertum ab ducibus agmen primo per agros palatur, fessique aliquot somno ac vigiliis sternunt corpora passim atque infrequentia relinquunt signa. Hasdrubal, d u m lux viam ostenderet, ripa fluminis signa ferri iubet, et per tortuosi amnis sinus flexusque cum errorem volvens haud mul-

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vor der Ankunft des anderen Konsuls gewesen waren, das eine das des M. Livius, das andere das des L. Porcius, und bei keinem der beiden war zu den Verschanzungen etwas hinzugekommen, wodurch man mehr Platz zum Zelten bekommen hätte. Es gab dem alten, mit dem römischen Feinde vertrauten Feldherrn aber zu denken, daß man berichtete, im Lager des Prätors sei das Signal einmal ertönt, in dem des Konsuls zweimal. Ihn quälte die Sorge, daß es wirklich zwei Konsuln seien und wie sich der zweite von Hannibal abgesetzt habe. Am wenigsten konnte er das vermuten, was wirklich der Fall war, daß Hannibal durch eine Täuschung in einer so bedeutenden Sache hereingelegt worden war, so daß er nicht wußte, wo der Feldherr, wo das Heer war, in dessen unmittelbarer Nähe er sein Lager hatte; sicherlich habe er, durch eine schwere Niederlage abgeschreckt, nicht zu folgen gewagt. Er fürchtete sehr, daß alles verloren und er selbst als Hilfe zu spät gekommen sei und daß die Römer in Italien dasselbe Glück hätten wie in Spanien. Zuweilen glaubte er auch, sein Brief sei nicht zu ihm gelangt, sei abgefangen worden, und der Konsul sei herbeigeeilt, um ihn zu überwältigen. Von diesen Sorgen bedrängt, ließ er in der ersten Nachtwache die Feuer löschen, gab das Signal, still das Gerät zusammenzupacken, und befahl auszurücken. In dem Wirrwar und dem nächtlichen Durcheinander paßte man nicht sorgfältig genug auf die Wegführer auf; der eine blieb in einem Versteck zurück, das er sich schon vorher ausgesucht hatte, der andere schwamm durch Untiefen, die er kannte, über den Metaurus. So streifte der Heereszug, von den Wegführern im Stich gelassen, zunächst über die Felder, und eine beträchtliche Anzahl legte sich, erschöpft von Schläfrigkeit und dem Wachbleiben, hier und da auf den Boden und verließ ihre Einheiten, so daß diese schwächer wurden. Hasdrubal befahl, bis das Tageslicht den Weg zeige, am Flußufer entlangzuziehen. Nachdem er, an den Schleifen und Biegungen des gewundenen Flusses entlangirrend, nicht weit vorangekommen war, wollte er, sobald das erste Tageslicht eine

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tum processisset, ubi prima lux transitum opportunum ostendisset, transiturus erat. Sed cum quantum a mari n abscedebat, tanto altioribus coercentibus amnem ripis non inveniret vada, diem terendo spatium dedit ad insequendum sese hosti. N e r o primum cum omni equitatu advenit, Porcius 48 deinde adsecutus cum levi armatura. Qui cum fessum 2 agmen carperent ab omni parte incursarentque et iam omisso itinere, quod fugae simile erat, castra metari Poenus in tumulo super fluminis ripam vellet, advenit Livi3 us peditum omnibus copiis non itineris modo, sed ad conserendum extemplo proelium instructis armatisque. Sed ubi omnes copias coniunxerunt directaque acies est, 4 Claudius dextro in cornu, Livius ab sinistro pugnam instruit; media acies praetori tuenda data. Hasdrubal 5 omissa munitione castrorum postquam pugnandum vidit, in prima acie ante signa elephantos locat; circa eos laevo in cornu adversus Claudium Gallos opponit haud tantum iis fidens, quantum ab hoste timeri eos credebat; ipse dextrum cornu adversus M. Livium sibi atque 6 Hispanis - et ibi maxime in vetere milite spem habebat sumpsit; Ligures in medio post elephantos positi. Sed 7 longior quam latior acies erat; Gallos prominens Collis tegebat. Ea frons, quam Hispani tenebant, cum sinistro 8 Romanorum cornu concurrit; dextra omnis acies extra proelium eminens cessabat; Collis oppositus arcebat, ne aut a fronte aut ab latere adgrederentur.

Inter Livium Hasdrubalemque ingens contractum certamen erat atroxque caedes utrimque edebatur. Ibi

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günstige Übergangsmöglichkeit zeigte, hinübergehen. Da aber, je weiter er sich vom Meer entfernte, die Ufer, die den Fluß säumten, um so höher wurden und er keine seichten Stellen fand, vertat er den Tag und gab dem Feind Zeit, ihn einzuholen. Zuerst kam Nero mit der gesamten Reiterei heran, dann erreichte sie Porcius mit den Leichtbewaffneten. Als diese dem übermüdeten Heereszug von allen Seiten zusetzten und auf ihn eindrangen und der Punier schon den Marsch, der einer Flucht ähnlich war, eingestellt hatte und auf einer Anhöhe am Flußufer das Lager abstecken wollte, kam Livius dazu mit der ganzen Masse der Fußsoldaten, nicht in Marschformation, sondern zum augenblicklichen Beginn des Kampfes geordnet und bewaffnet. Aber sobald sie alle ihre Truppen vereinigt und eine gerade Schlachtreihe gebildet hatten, traf Claudius auf dem rechten Flügel, Livius auf dem linken die Vorbereitungen zur Schlacht, die Verantwortung für das Zentrum wurde dem Prätor übertragen. Hasdrubal brach die Schanzarbeit am Lager ab, und nachdem er gesehen hatte, daß er kämpfen mußte, stellte er die Elefanten in die vorderste Linie vor die Feldzeichen, nahe bei ihnen postierte er auf dem linken Flügel, Claudius gegenüber, die Gallier, zu denen er nicht viel Vertrauen hatte, von denen er aber glaubte, daß der Feind sie fürchte. Er selbst nahm den rechten Flügel gegen M. Livius für sich und die Spanier; vor allem auf seine alten Soldaten setzte er hier seine Hoffnung. Die Ligurer wurden ins Zentrum hinter die Elefanten gestellt. Aber die Schlachtreihe war mehr tief als breit. Die Gallier deckte ein vorspringender Hügel. Der Abschnitt, den die Spanier innehatten, stieß mit dem linken Flügel der Römer zusammen, der ganze rechte Flügel der Schlachtreihe ragte aus dem Kampfgeschehen heraus und war untätig, der vor ihm liegende Hügel hinderte ihn daran, frontal oder von der Flanke her anzugreifen. Zwischen Livius und Hasdrubal hatte sich ein heftiger Kampf entwickelt, und auf beiden Seiten kam es zu schrecklichem Blutvergießen. Hier standen die beiden Feldherren,

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duces ambo, ibipars maiorpeditum equitumque Romanorum, ibi Hispani, vetus miles peritusque Romanae pugnae, et Ligures, durum in armis genus. Eodem versi elephanti, qui primo impetu turbaverant antesignanos et iam signa moverant loco; deinde crescente certamine et clamore impotentius iam regi et inter duas acies versari, velut incerti, quorum essent, haud dissimiliter navibus sine gubernaculo vagis.

Claudius „Quid ergo praecipiti cursu tam longum iter emensi sumus?" clamitans militibus cum in adversum collem frustra signa erigere conatus esset, postquam ea regione penetrari ad hostem non videbat posse, cohortes aliquot subductas e dextro cornu, ubi stationem magis segnem quam pugnam futuram cernebat, post aciem circumducit et non hostibus modo, sed etiam suis inopinantibus in dextrum hostium latus incurrit; tantaque celeritas fuit, ut, cum ostendissent se ab latere, mox in terga iam pugnarent. Ita ex omnibus partibus, a fronte, ab latere, ab tergo, trucidantur Hispani Liguresque, et ad Gallos iam caedes pervenerat. Ibi minimum certaminis fuit; nam et pars magna ab signis aberant nocte dilapsi stratique somno passim per agros, et qui aderant, itinere ac vigiliis fessi, intolerantissima laboris corpora, vix arma umeris gerebant; et iam diei medium erat sitisque et calor hiantes caedendos capiendosque adfatim praebebat.

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hier der größere Teil der römischen Fußsoldaten und Reiter, hier die Spanier, alte, mit der römischen Kampfesweise vertraute Soldaten, und die Ligurer, ein hartes Kriegervolk. Dorthin wurden auch die Elefanten getrieben, die beim ersten Angriff die vorderste Linie verwirrt und die Einheiten schon von der Stelle gedrängt hatten. Als dann der Kampf und das Geschrei sich steigerte, ließen sie sich nur noch weniger gut lenken und liefen zwischen den beiden Schlachtreihen hin und her, als wüßten sie nicht, zu wem sie gehörten, ohne Steuerruder umhertreibenden Schiffen nicht unähnlich. Claudius hatte seinen Soldaten zugerufen: „Wozu haben wir eigentlich in eiligem Sturmschritt einen so weiten Weg zurückgelegt?" und vergeblich versucht, seine Einheiten den vor ihm liegenden Hügel hinaufzuführen. Nachdem er gesehen hatte, daß man an dieser Stelle nicht zum Feind vordringen konnte, zog er eine Anzahl Kohorten aus dem rechten Flügel heraus, w o es, wie er sah, mehr zu tatenlosem Herumstehen als zu einem Kampf kommen werde, führte sie hinter der Schlachtlinie her, und unerwartet nicht nur für die Feinde, sondern auch für die eigenen Leute, warf er sich auf die rechte Flanke der Feinde, und es ging so schnell, daß sie, nachdem sie sich in der Flanke gezeigt hatten, bald auch schon vom Rücken her angriffen. So wurden die Spanier und Ligurer von allen Seiten, von vorn, von der Flanke und von hinten niedergemetzelt, und das Morden war schon bis zu den Galliern gelangt. Dort kam es kaum noch zu einem Kampf; denn ein großer Teil war nicht mehr bei den Einheiten, sie hatten sich in der Nacht davongemacht und sich überall auf den Feldern zum Schlafen niedergelegt; und diejenigen, die da waren, waren vom Marsch und dem Wachbleiben erschöpft und konnten als Menschen, die Strapazen sehr schlecht aushalten, kaum noch die Waffen auf ihren Schultern tragen; auch war es schon Mittag, und Durst und Hitze gaben die nach Luft Schnappenden in großer Zahl dem Morden und der Gefangennahme preis.

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Elephanti plures ab ipsis rectoribus quam ab hoste 49 interfecti. Fabrik scalprum cum malleo habebant; id, ubi saevire beluae ac ruere in suos coeperant, magister inter aures positum ipsa in compage, qua iungitur capiti cervix, quanto maximo poterat ictu, adigebat. Ea celerri2 ma via mortis in tantae molis belua inventa erat, ubi regendi spem perdidissent, primusque id Hasdrubal instituerat, dux cum saepe alias memorabilis, tum ilia praecipue pugna. Ille pugnantes hortando pariterque 3 obeundo pericula sustinuit; ille fessos abnuentesque taedio et labore nunc precando, nunc castigando accendit; ille fugientes revocavit omissamque pugnam aliquot locis restituit; postremo, cum haud dubie fortuna hosti4 um esset, ne superstes tanto exercitui suum nomen secuto esset, concitato equo se in cohortem Romanam immisit. Ibi, ut patre Hamilcare et Hannibale fratre dignum erat, pugnans cecidit.

Numquam eo bello una acie tantum hostium interfectum est redditaque aequa Cannensi clades vel ducis vel exercitus interitu videbatur. Quinquaginta septem milia hostium occisa, capta quinque milia et quadringenti; magna praeda alia cum omnis generis, tum auri etiam argentique. Civium etiam Romanorum, qui capti apud hostes erant, supra quattuor milia capitum recepta. Id solacii fuit pro amissis eo proelio militibus. Nam haudquaquam incruenta victoria fuit: octo ferme milia Romanorum sociorumque occisa. Adeoque etiam vietores sanguinis caedisque ceperat satias, ut postero die,

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Es wurden mehr Elefanten von den Lenkern selbst getötet als vom Feind. Sie hatten einen Meißel, wie ihn die Handwerker benutzen, dazu einen Hammer; sobald die Tiere wild wurden und auf die eigenen Leute loszustürmen begannen, setzte der Lenker diesen zwischen den Ohren an, genau am Gelenk, w o der Kopf mit dem Nacken verbunden ist, und trieb ihn mit einem möglichst kräftigen Schlag hinein. Das hatte man als die schnellste Todesart bei einem so riesigen Tier herausgefunden, sobald es die H o f f nung, es lenken zu können, zunichte gemacht hatte; als erster hatte Hasdrubal das eingeführt, ein Feldherr, der sich auch sonst oft denkwürdig verhielt, besonders aber in dieser Schlacht. Den Kämpfenden machte er Mut, indem er ihnen zusprach und sich in gleicher Weise der Gefahr aussetzte; die Erschöpften und die, die aus Überdruß und wegen der Anstrengung nicht weitermachen wollten, feuerte er bald mit Bitten, bald mit Vorwürfen an; die Fliehenden rief er zurück, und an einer Reihe von Punkten stellte er den schon aufgegebenen Kampf wieder her. Zuletzt, als das Glück ohne Zweifel auf der Seite der Feinde war, wollte er ein so großes Heer, das seinem Namen gefolgt war, nicht überleben, gab seinem Pferd die Sporen und stürzte sich in eine römische Kohorte. Dort fiel er, wie es seines Vaters Hamilkar und seines Bruders Hannibal würdig war, im Kampf. Niemals wurden in diesem Krieg in einer einzigen Schlacht so viele Feinde getötet, und die Niederlage schien der bei Cannae vergleichbar durch den Tod des Feldherrn wie den Untergang des Heeres. 57000 Feinde wurden niedergehauen, 5 400 gefangengenommen; groß war die übrige Beute jeder Art, vor allem auch an Gold und Silber. Es wurden auch über 4000 römische Bürger, die als Gefangene beim Feind gewesen waren, befreit; das war ein Trost für die in diesem Kampf gefallenen Soldaten. Denn der Sieg war keineswegs unblutig; etwa 8 000 Römer und Bundesgenossen fielen. Auch die Sieger waren Blut und Morden satt; als

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cum esset nuntiatum Livio consuli Gallos Cisalpinos Liguresque, qui aut proelio non adfuissent aut inter caedem effugissent, uno agmine abire sine certo duce, sine signis, sine ordine ullo aut imperio, posse, si una equitum ala mittatur, omnes deleri, „Quin supersint" inquit „aliqui nuntii et hostium cladis et nostrae virtutis?"

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Nero ea nocte, quae secuta est pugnam, (profectus in Apuliam) citatiore, quam inde venerat, agmine die sexto ad stativa sua atque ad hostem pervenit. Iter eius frequentia minore - nemo enim praecesserat nuntius - laetitia vero tanta, vix ut compotes mentium prae gaudio essent, celebratum est.

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N a m Romae neuter animi habitus satis dici enarrarique potest, nec quo incerta exspectatione eventus civitas fuerit nec quo victoriae famam acceperit. Numquam per omnes dies, ex quo Claudium consulem profectum fama attulit, ab orto sole ad occidentem aut senator quisquam a curia atque ad magistratibus abscessit aut populus e foro. Matronae, quia nihil in ipsis opis erat, in preces obtestationesque versae per omnia delubra vagae suppliciis votisque fatigavere deos.

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Tam sollicitae ac suspensae civitati fama incerta primo accidit duos Narnienses equites in castra, quae in faucibus Umbriae opposita erant, venisse ex proelio nuntiantis caesos hostes. Et primo magis auribus quam animis id acceptum erat ut maius laetiusque, quam quod mente

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daher am folgenden Tag dem Konsul Livius gemeldet wurde, Gallier von diesseits der Alpen und Ligurer, die entweder am Kampf nicht teilgenommen hatten oder bei dem Gemetzel entkommen waren, zögen in einem Zuge ohne bestimmten Führer, ohne Feldzeichen, ohne jede Ordnung und Befehlsgewalt ab und man könne sie alle vernichten, wenn man eine einzige Schwadron Reiter schicke, sagte er: „Warum sollen nicht einige übrigbleiben, die von der Niederlage der Feinde und unserer Tapferkeit künden?" Nero brach in der Nacht, die auf die Schlacht folgte, nach Apulien auf und gelangte mit seinen Truppen noch schneller, als er hergekommen war, am sechsten Tag zu seinem Standlager und zum Feind. Sein Zug wurde zwar von einer geringeren Menschenmenge gefeiert - es war ja kein Bote vorausgeeilt - , aber mit so großem Jubel, daß die Leute vor Freude kaum noch ihrer Sinne mächtig waren. Die Stimmungen in Rom freilich lassen sich beide nicht richtig benennen oder beschreiben, weder wie die Bürgerschaft in Erwartung des Ausgangs in Ungewißheit war noch wie sie von dem Sieg Kunde erhielt. Niemals in all den Tagen, seit die Kunde gekommen war, der Konsul Claudius sei aufgebrochen, wich vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Untergang ein Senator vom Senatsgebäude und von den Beamten noch das Volk vom Forum; die Frauen verlegten sich, weil sie selbst nicht helfen konnten, aufs Beten und Flehen, zogen von Tempel zu Tempel und bestürmten die Götter mit kniefälligen Bitten und Gelübden. Zu der so erregten und gespannten Bürgerschaft drang zunächst ein unbestimmtes Gerücht, zwei Reiter aus Narnia seien aus der Schlacht in das Lager gekommen, das im Engpaß von Umbrien zu dessen Schutz angelegt worden war, und hätten gemeldet, die Feinde seien erschlagen. Zuerst nahm man das mehr mit den Ohren als mit Bewußtsein auf, da es größer und erfreulicher war, als daß man es mit dem Verstand hätte erfassen oder richtig glauben können; auch verhinderte gerade die Schnelligkeit, daß man dem Gerücht

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capere aut satis credere possent; et ipsa celeritas fidem impediebat, quod biduo ante pugnatum dicebatur. Litterae deinde ab L. Manlio Acidino missae ex castris adferuntur de Narniensium equitum adventu. Hae litterae per forum ad tribunal praetoris latae senatum curia exciverunt; tantoque certamine ac tumultu populi ad fores curiae concursum est, ut adire nuntius non posset, sed traheretur a percontantibus vociferantibusque, ut in rostris prius quam in senatu litterae recitarentur. Tandem summoti et coerciti a magistratibus, dispensarique laetitia inter impotentis eius animos potuit. In senatu primum, deinde in contione litterae recitatae sunt; et pro cuiusque ingenio aliis iam certum gaudium, aliis nulla ante futura fides erat, quam legatos consulumve litteras audissent.

Ipsos deinde appropinquare legatos allatum est. Tunc enimvero omnis aetas currere obvii, primus quisque oculis auribusque haurire tantum gaudium cupientes. A d Mulvium usque pontem continens agmen pervenit. Legati - erant L. Veturius Philo, P. Licinius Varus, Q. Caecilius Metellus - circumfusi omnis generis hominum frequentia in forum pervenerunt, cum alii ipsos, alii comites eorum, quae acta essent, percontarentur. Et ut quisque audierat exercitum hostium imperatoremque occisum, legiones Romanas incolumis, salvos consules esse, extemplo aliis porro impertiebant gaudium suum. C u m aegre in curiam pervenissent, multo aegrius summota turba, ne patribus misceretur, litterae in senatu recitatae sunt. Inde traducti in contionem legati. L.



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glaubte, weil es hieß, es sei zwei Tage zuvor gekämpft worden. Dann traf ein Brief über die Ankunft der Reiter aus Narnia ein, den L. Manlius Acidinus aus dem Lager geschickt hatte. Als dieser Brief über das Forum zum Tribunal des Prätors gebracht wurde, rief das den Senat aus dem Senatsgebäude heraus. Und das Volk lief in einem solchen Gedränge und mit solchem Lärm an der Tür des Senatsgebäudes zusammen, daß der Bote nicht herankommen konnte, sondern von den Leuten hin und her gezerrt wurde, die ihn befragten und riefen, der Brief solle zunächst auf der Rednertribüne und dann erst im Senat verlesen werden. Endlich wurden die Leute zurückgedrängt und von den Beamten in die Schranken gewiesen, und die Freudenbotschaft konnte ihnen mitgeteilt werden, ohne daß sie sie zu fassen vermochten. Der Brief wurde zuerst im Senat, dann in der Volksversammlung verlesen, und nach der Veranlagung eines jeden empfanden die einen schon von keinem Zweifel mehr getrübte Freude, die anderen wollten es nicht glauben, bevor sie die Abgesandten oder einen Brief der Konsuln gehört hatten. Dann wurde gemeldet, die Abgesandten selbst näherten sich. Da nun lief ihnen jedes Lebensalter entgegen, jeder wollte als erster eine so große Freude mit Augen und Ohren in sich aufnehmen; bis zur Mulvischen Brücke gelangte der ununterbrochene Zug. Die Abgesandten - es waren L. Veturius Philo, P. Licinius Varus und Q . Caecilius Metellus gelangten, umdrängt von einer großen Menge Menschen aller Art, auf das Forum, wobei die einen sie selbst, die anderen ihre Begleiter fragten, was geschehen sei. Und sobald jeder gehört hatte, das Heer der Feinde und ihr Feldherr seien erschlagen, die römischen Legionen unversehrt, die Konsuln wohlbehalten, gaben sie sogleich ihre Freude an andere weiter. Als sie mit Mühe in das Senatsgebäude gelangt waren, wurde mit noch viel größerer Mühe die Menge zurückgedrängt, damit sie sich nicht unter die Senatoren mischte, und der Brief im Senat verlesen. Dann führte man die Abgesand-

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Veturius litteris recitatis ipse planius omnia, quae acta erant, exposuit cum ingenti adsensu, postremo etiam clamore universae contionis, cum vix gaudium animis caperent. Discursum inde ab aliis circa templa deum, ut grates agerent, ab aliis domos, ut coniugibus liberisque tarn laetum nuntium impertirent. Senatus, quod M. Livius et C. Claudius consules incolumi exercitu ducem hostium legionesque occidissent, supplicationem in trid u u m decrevit. Earn supplicationem C. Hostilius praetor pro contione edixit, celebrataque a viris feminisque est. O m n i a q u e templa per totum triduum aequalem turbam habuere, cum matronae amplissima veste cum liberis, perinde ac si debellatum foret, omni solutae metu dis immortalibus grates agerent. Statum quoque civitatis ea victoria movit, ut iam inde haud secus quam in pace res inter se contrahere vendendo, emendo, m u t u u m dando argentum creditumque solvendo auderent.

C. Claudius consul cum in castra redisset, caput Hasdrubalis, quod servatum cum cura attulerat, proici ante hostium stationes captivosque Afros vinctos, ut erant, ostendi, duos etiam ex iis solutos ire ad Hannibalem et expromere, quae acta essent, iussit. Hannibal tanto simul publico familiarique ictus luctu agnoscere se fortunam Carthaginis fertur dixisse; castrisque inde motis, ut omnia auxilia, quae diffusa latius tueri non poterat, in extremum Italiae angulum Bruttios contraheret, et Metapontinos, civitatem universam, excitos sedibus suis, et Lucanorum, qui suae dicionis erant, in Bruttium agrum traduxit.

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ten in die Volksversammlung, L. Veturius verlas den Brief und legte dann alles, was geschehen war, ausführlicher dar unter ungeheurem Beifall, zuletzt auch unter dem Jubelgeschrei der gesamten Versammlung, da sie die Freude kaum fassen konnten. Von dort liefen die einen reihum zu den Tempeln der Götter, um Dank zu sagen, andere nach Hause, um ihren Frauen und Kindern die so frohe Botschaft mitzuteilen. Der Senat beschloß, weil die Konsuln M. Livius und C. Claudius, ohne daß das Heer Schaden genommen hatte, den Feldherrn und die Legionen der Feinde erschlagen hatten, ein dreitägiges Dankfest. Dieses Dankfest kündigte der Prätor C. Hostilius vor der Volksversammlung an, und es wurde von Männern und Frauen festlich begangen. Und sämtliche Heiligtümer waren alle drei Tage hindurch gleich voll, da die Frauen in ihren prächtigsten Kleidern mit ihren Kindern, so als wäre der Krieg schon zu Ende, von aller Furcht befreit, den unsterblichen Göttern Dank sagten. Auch die wirtschaftlichen Verhältnisse in der Bürgerschaft änderte dieser Sieg, so daß man von nun an nicht anders als im Frieden wagte, Geschäfte untereinander abzuschließen mit Verkaufen und Kaufen, dem Ausleihen von Geld und dem Tilgen von Darlehen. Als der Konsul C. Claudius in sein Lager zurückgekehrt war, ließ er das Haupt Hasdrubals, das er, sorgfältig aufbewahrt, mitgebracht hatte, vor die Posten der Feinde werfen und gefangene Afrikaner, gefesselt wie sie waren, vorzeigen, auch zwei von ihnen, die er freiließ, zu Hannibal gehen und ihm eröffnen, was geschehen war. Hannibal, von dem so großen Verlust für den Staat sowie für seine Familie betroffen, soll gesagt haben, er erkenne das Schicksal Karthagos. Dann brach er aus seinem Lager auf, um alle Hilfstruppen, die er, weit verteilt wie sie waren, nicht schützen konnte, im äußersten Winkel Italiens im Bruttierland zusammenzuziehen, forderte die gesamte Bürgerschaft von Metapont auf, ihre Wohnsitze aufzugeben, und führte sie und von den Lukanern die, die in seiner Gewalt waren, in das bruttische Gebiet hinüber.

LIBER XXVIII Cum transitu Hasdrubalis, quantum in Italiam declinaverat belli, tantum levatae Hispaniae viderentur, renatum ibi subito par priori bellum est. Hispanias ea tempestate sic habebant Romani Poenique: Hasdrubal Gisgonis filius ad Oceanum penitus Gadesque concesserat; nostri maris ora omnisque ferme Hispania, qua in orientem vergit, Scipionis ac Romanae dicionis erat. Novus imperator Hanno in locum Barcini Hasdrubalis novo cum exercitu ex Africa transgressus Magonique iunctus, cum in Celtiberia, quae media inter duo maria est, brevi magnum hominum numerum armasset, Scipio adversus eum M. Silanum cum decern milibus militum, equitibus quingentis misit. Silanus quantis maximis potuit itineribus - impediebant autem et asperitates viarum et angustiae saltibus crebris, ut pleraque Hispaniae sunt, inclusae - , tamen non solum nuntios, sed etiam famam adventus sui praegressus ducibus indidem ex Celtiberia transfugis ad hostem pervenit.

Eisdem auctoribus compertum est, cum decern circiter milia ab hoste abessent, bina castra circa viam, qua irent, esse; laeva Celtiberos, novum exercitum, supra novem milia hominum, dextra Punica tenere castra. Ea stationibus, vigiliis, omni iusta militari custodia tuta et firma esse; ilia altera soluta neglectaque ut barbarorum

BUCH XXVIII Obwohl sich durch den Übergang Hasdrubals ein Teil des Krieges nach Italien verlagert hatte und Spanien entsprechend entlastet schien, kam es dort plötzlich wieder zu einem neuen Krieg, der ebenso gefährlich war wie der frühere. Spanien hatten in dieser Zeit die Römer und die Punier folgendermaßen in Besitz: Hasdrubal, der Sohn Gisgos, war bis ganz zum Ozean und nach Gades zurückgewichen; die Küsten unseres Meeres und fast ganz Spanien, w o es sich nach Osten hin neigt, war in der Hand Scipios und unter römischer Herrschaft. Ein neuer Feldherr, Hanno, war an Stelle des Barkiden Hasdrubal mit einem neuen Heer aus Afrika herübergekommen und hatte sich mit Mago vereinigt; nachdem er in Keltiberien, das die Mitte zwischen den beiden Meeren bildet, in kurzer Zeit eine große Anzahl Menschen bewaffnet hatte, schickte Scipio den M. Silanus mit io ooo Mann und 500 Reitern gegen ihn. Silanus kam in Gewaltmärschen - es hinderten ihn allerdings sowohl der schlechte Zustand der Wege als auch die engen Stellen, die von den zahlreichen Waldgebirgen, wie sie den größten Teil Spaniens ausmachen, eingeschlossen sind - gleichwohl nicht nur den Boten, sondern auch der Kunde von seiner Ankunft zuvor und gelangte, von Überläufern aus derselben Gegend, aus Keltiberien, geführt, zum Feind. Durch dieselben Gewährsmänner erfuhr er, als er etwa noch 10 Meilen vom Feind entfernt war, daß es an dem Weg, den sie entlangzogen, zwei Lager gebe. Links befänden sich die Keltiberer, ein neues Heer, über 9 000 Mann, rechts das punische Lager; dieses sei durch Vorposten, Wachen und jegliche militärische Vorsichtsmaßnahme sicher und geschützt, in jenem anderen dagegen gehe es locker und nachlässig zu, es handle sich ja um Barbaren und Rekruten und

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et tironum et minus timentium, quod in sua terra essent. Ea prius adgredienda ratus Silanus signa quam maxime ad laevam iubebat ferri, necunde ab stationibus Punicis conspiceretur; ipse praemissis speculatoribus citato agmine ad hostem pergit.

Tria milia ferme aberat, cum hauddum quisquam hostium senserat; confragosa loca et obsiti virgultis tegebant colles. Ibi in cava valle atque ob id occulta considere militem et cibum capere iubet. Interim speculator s transfugarum dicta adfirmantes venerum; tum sarcinis in medium coniectis arma Romani capiunt acieque iusta in pugnam vadunt. Mille passuum aberant, cum ab hoste conspecti sunt trepidarique repente coeptum; et Mago ex castris citato equo ad p r i m u m clamorem et tumultum advehitur.

Erant in Celtiberorum exercitu quattuor milia scutata et ducenti equites; hanc iustam legionem - et id ferme roboris erat - in prima acie locat; ceteros, levem armaturam, in subsidiis posuit. C u m ita instructos educeret e castris, vixdum in egressos vallo Romani pila coniecerunt. Subsidunt Hispani adversus emissa tela ab hoste, inde ad mittenda ipsi consurgunt; quae cum Romani conferti, ut solent, densatis excepissent scutis, tum pes cum pede conlatus et gladiis geri res coepta est. Ceterum asperitas locorum et Celtiberis, quibus in proelio concursare mos est, velocitatem inutilem faciebat, et haud iniqua eadem erat Romanis stabili pugnae adsuetis, nisi

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um Leute, die sich weniger fürchteten, weil sie in ihrem eigenen Land seien. Silanus glaubte, dieses Lager zuerst angreifen zu sollen, und ließ seine Einheiten möglichst weit nach links marschieren, damit er nicht irgendwoher von den punischen Vorposten bemerkt werden konnte. E r schickte Kundschafter voraus und rückte selbst im Sturmschritt an den Feind heran. E r war noch ungefähr 3 000 Schritt entfernt, und von den Feinden hatte noch keiner etwas bemerkt. Das wellige Gelände und die mit Buschwerk bewachsenen Hügel gaben Deckung; hier, in einer tiefen und daher nicht einzusehenden Mulde, ließ er die Soldaten haltmachen und Nahrung zu sich nehmen. Unterdessen kamen die Kundschafter zurück und bestätigten die Angaben der Überläufer. Da warfen die Römer ihr Marschgepäck in der Mitte zusammen, griffen zu den Waffen und rückten in regelrechter Schlachtreihe zum Kampf vor. Sie waren nur noch 1 000 Schritt entfernt, da wurden sie vom Feind erblickt, und man begann plötzlich kopflos hin und her zu rennen. Auch Mago kam beim ersten Geschrei und bei der Unruhe aus seinem Lager herangaloppiert. Im Heer der Keltiberer waren 4 000 Schildträger und 200 Reiter; diese regelrechte Legion - das waren so ziemlich ihre Kerntruppen - stellte er in die vorderste Linie, die übrigen, Leichtbewaffnete, als Reserve nach hinten. Als er sie in dieser Aufstellung aus dem Lager herausführte, warfen die Römer auf sie, kaum daß sie aus der Umwallung herausgekommen waren, ihre Pilen; die Spanier duckten sich vor den feindlichen Geschossen, dann kamen sie hoch, um ihre zu schleudern. Die Römer, wie gewöhnlich eng zusammengeschlossen, fingen diese mit ihren dicht aneinander gehaltenen Schilden auf; dann rückte man einander zu Leibe, und der Kampf mit dem Schwert begann. Da das Gelände uneben war, nutzte den Keltiberern, die im Kampf immer wieder vorzulaufen pflegen, ihre Schnelligkeit nichts; für die Römer aber, die einen Kampf auf der Stelle gewohnt waren,

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quod angustiae et internata virgulta ordines dirimebant et singuli binique velut cum paribus conserere pugnam cogebantur. Q u o d ad fugam impedimento hostibus erat, id ad caedem eos velut vinctos praebebat. Et iam ferme omnibus scutatis Celtiberorum interfectis levis armatura et Carthaginienses, qui ex alteris castris subsidio venerant, perculsi caedebantur. D u o haud amplius milia peditum et equitatus omnis vix inito proelio cum Magone effugerunt; H a n n o , alter imperator, cum eis, qui postremi iam profligato proelio advenerant, vivus capitur. Magonem fugientem equitatus ferme omnis et, quod veterum peditum erat, secuti decimo die in Gaditanam provinciam ad Hasdrubalem pervenerunt; Celtiberi, novus miles, in proximas dilapsi silvas inde domos diffugerunt.

Peropportuna victoria nequaquam tantum iam conflatum bellum, quanta futuri materia belli, si licuisset iis Celtiberorum gente excita et alios ad arma sollicitare populos, oppressa erat. Itaque conlaudato benigne Silano Scipio spem debellandi, si nihil earn ipse cunctando moratus esset, nactus ad id, quod relicum belli erat, in ultimam Hispaniam adversus Hasdrubalem pergit. Poenus cum castra sua forte in Baetica ad sociorum animos continendos in fide haberet, signis repente sublatis fugae magis quam itineris m o d o penitus ad Oceanum et Gades ducit. Ceterum, quoad continuisset exercitum, propositum bello se fore ratus, antequam freto Gades traiceret,

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war es nicht ungünstig, nur daß enge Stellen und die hier und da wachsenden Büsche die Reihen auseinanderrissen und die Leute sich gezwungen sahen, allein oder zu zweit wie mit Einzelgegnern zu kämpfen. Was für die Feinde bei der Flucht hinderlich war, das gab sie, als wenn sie gefesselt wären, dem Morden preis. Nachdem fast alle Schildträger der Keltiberer getötet waren, wurden auch schon die Leichtbewaffneten und die Karthager, die aus dem anderen Lager zu Hilfe gekommen waren, überrannt und niedergemacht. Nicht mehr als 2 000 Fußsoldaten und die gesamte Reiterei flohen mit Mago davon, nachdem der Kampf gerade erst begonnen hatte; Hanno, der andere Feldherr, wurde mit denen, die als letzte, nachdem der Kampf schon fast zu Ende war, gekommen waren, lebendig gefangengenommen. Mago folgten auf seiner Flucht fast die gesamte Reiterei und was an alten Fußsoldaten da war; sie gelangten am zehnten Tag in die Provinz von Gades zu Hasdrubal. Die Keltiberer, frisch rekrutierte Soldaten, die in die nächsten Wälder entwischt waren, flohen von dort hierhin und dahin nach Hause. Durch diesen Sieg im rechten Augenblick war zwar keineswegs der bedeutende Krieg, der schon entbrannt war, im Keim erstickt worden, wohl aber der Anlaß zu einem künftigen Krieg, wenn es ihnen freigestanden hätte, nachdem sie die Völkerschaft der Keltiberer aufgewiegelt hatten, auch noch andere Völker unter Waffen zu bringen. Daher lobte Scipio den Silanus herzlich und machte sich Hoffnung, den Krieg zu Ende bringen zu können, wenn er selbst diese Hoffnung nicht durch Zögern vereitle, und zog dorthin, w o es noch einen Rest des Krieges gab, in das äußerste Spanien gegen Hasdrubal. Der Punier, der sein Lager gerade im Baetis-Gebiet hatte, um die Bundesgenossen in ihrer Treue zu bestärken, brach plötzlich auf und zog mehr wie auf der Flucht als wie auf einem Marsch bis ganz zum Ozean und nach Gades. Da er aber glaubte, solange er sein Heer zusammenhalte, setze er sich dem Krieg aus, verteilte er, bevor er über die Meerenge nach Gades übersetzte, sein ganzes Heer

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exercitum omnem passim in civitates divisit, ut et muris se ipsi et armis muros tutarentur. Scipio, ubi animadvertit dissipatum passim bellum et circumferre ad singulas urbes arma diutini magis quam magni esse operis, retro vertit iter. N e tamen hostibus earn relinqueret regionem, L. Scipionem fratrem cum decern milibus peditum, mille equitum ad oppugnandam opulentissimam in iis locis urbem - Orongin barbari appellabant - mittit. Sita in Maesessum finibus est, Bastetanae gentis; ager frugifer, argentum etiam incolae fodiunt. Ea arx fuerat Hasdrubali ad excursiones circa mediterraneos populos faciendas.

Scipio castris prope urbem positis, priusquam circumvallaret urbem, misit ad portas, qui ex propinquo adloquio animos temptarent suaderentque, ut amicitiam potius quam vim experirentur Romanorum. Ubi nihil pacati respondebatur, fossa duplicique vallo circumdata urbe in tris partis exercitum dividit, ut una semper pars quietis interim duabus oppugnaret. Prima pars cum adorta oppugnare est, atrox sane et anceps proelium fuit: non subire, non scalas ferre ad muros prae incidentibus telis facile erat; etiam qui erexerant ad murum scalas, alii furcis ad id ipsum factis detrudebantur, in alios lupi superne ferrei iniecti, ut in periculo essent, ne suspensi in murum extraherentur. Q u o d ubi animadvertit Scipio nimia paucitate suorum exaequatum certamen esse et iam eo superare hostem, quod ex muro pugnaret, dua-

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überallhin auf die Gemeinden, damit sie sich selbst hinter ihren Mauern und die Mauern mit ihren Waffen verteidigten. Sobald Scipio merkte, daß der Krieg sich überallhin verteilt hatte und daß es mehr eine langwierige als eine große Mühe sei, Stadt um Stadt anzugreifen, machte er kehrt. U m aber diesen Landstrich nicht den Feinden zu überlassen, schickte er seinen Bruder L. Scipio mit 10000 Fußsoldaten und 1000 Reitern zum Angriff auf die reichste Stadt in dieser Gegend - die Barbaren nannten sie Orongis. Sie liegt im Gebiet der Maesesser, einer bastetanischen Völkerschaft; das Land ist fruchtbar, die Einwohner fördern auch Silber. Sie war für Hasdrubal ein Stützpunkt gewesen, um Unternehmungen gegen die Völker im Landesinneren durchzuführen. Scipio schlug sein Lager nahe bei der Stadt auf und schickte, bevor er die Stadt mit einem Wall umgab, Leute zu den Toren, die durch ein Gespräch aus der Nähe die Stimmung erkunden und ihnen raten sollten, es lieber mit der Freundschaft als mit der Macht der Römer zu versuchen. Als sie keine friedfertige Antwort gaben, schloß er die Stadt mit einem Graben und einem doppelten Wall ein und teilte das Heer in drei Gruppen, damit immer eine Gruppe angriff, während die beiden anderen sich indessen ausruhten. Sobald die erste Gruppe mit dem Angriff begonnen hatte, kam es zu einem sehr erbitterten und hin und her wogenden Kampf. Es war bei dem Geschoßhagel nicht leicht, heranzukommen und die Leitern an die Mauern heranzubringen. Die schon die Sturmleitern an der Mauer aufgerichtet hatten, wurden teils mit Gabeln, die sie eigens dazu hergestellt hatten, hinabgestoßen, teils wurden von oben eiserne Greifer auf sie hinabgesenkt, so daß sie in Gefahr gerieten, hochgehoben und auf die Mauer gezogen zu werden. Als Scipio merkte, daß infolge der allzu geringen Anzahl seiner Leute der Kampf unentschieden blieb und daß der Feind schon dadurch im Vorteil war, daß er von der Mauer herab kämpf-

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bus simul partibus prima recepta urbem est adgressus. Quae res tantum pavoris iniecit fessis iam cum primis pugnando, ut et oppidani moenia repentina fuga desererent et Punicum praesidium metu, ne prodita urbs esset, relictis stationibus in u n u m se colligeret.

Timor inde oppidanos incessit, ne, si hostis urbem intrasset, sine discrimine, Poenus an Hispanus esset, obvii passim caederentur; itaque patefacta repente porta frequentes ex oppido sese eiecerunt scuta prae se tenentes, ne tela procul conicerentur, dextras nudas ostentantes, ut gladios abiecisse appareret. Id u t r u m parum ex intervallo sit conspectum an dolus aliqui suspectus fuerit, incompertum est; impetus hostilis in transfugas factus, nec secus quam adversa acies caesi; eademque porta signa infesta urbi inlata. Et aliis partibus securibus dolabrisque caedebantur et refringebantur portae, et ut quisque intraverat eques, ad f o r u m occupandum - ita enim praeceptum erat - citato equo pergebat. Additum erat et triariorum equiti praesidium; legionarii ceteras partis urbis pervadunt. Direptione et caede obviorum, nisi qui armis se tuebantur, abstinuerunt. Carthaginienses omnes in custodiam dati sunt, oppidanorum quoque trecenti ferme, qui clauserant portas; ceteris traditum oppidum, suae redditae res. Cecidere in urbis eius oppugnatione hostium duo milia ferme, R o m a n o r u m haud amplius nonaginta.

Laeta et ipsis, qui rem gessere, urbis eius expugnatio fuit et imperatori ceteroque exercitui; et speciosum

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te, zog er die erste Gruppe zurück und griff die Stadt mit zwei Gruppen zugleich an. Das löste bei den durch den Kampf mit der ersten Gruppe Erschöpften solchen Schrekken aus, daß die Bürger die Mauern in plötzlicher Flucht im Stich ließen und auch die punische Besatzung aus Angst, die Stadt sei verraten worden, ihre Posten verließ und sich an einer Stelle sammelte. Dann befiel die Bürger die Furcht, wenn der Feind in die Stadt eindringe, werde allenthalben, wer ihnen in den Weg komme, niedergemacht, ohne Unterschied, ob er Punier oder Spanier sei. Daher öffneten sie plötzlich ein Tor und stürzten in großer Zahl aus der Stadt hervor, wobei sie die Schilde vor sich hielten, um nicht von Geschossen aus der Ferne getroffen zu werden, und zeigten die unbewehrte Rechte, damit deutlich werde, daß sie die Schwerter weggeworfen hatten. Ob man das aus der Entfernung zu wenig bemerkte oder eine List vermutete, ist nicht geklärt; man griff die Uberläufer an wie Feinde, und sie wurden nicht anders als eine gegnerische Schlachtreihe niedergehauen. Durch dasselbe Tor drangen die Angriffsformationen in die Stadt ein. Auch an anderen Stellen wurden die Tore mit Beilen und Reißhauen eingeschlagen und aufgebrochen, und jeder Reiter, der hineingelangt war, galoppierte sogleich zum Markt, um diesen zu besetzen - so war es nämlich befohlen worden - ; man hatte den Reitern auch eine Bedeckung von Triariern beigegeben. Die Legionssoldaten durchstreiften die übrigen Teile der Stadt; von Plünderung und Mord an denen, die ihnen in den Weg kamen, sahen sie ab, es sei denn, diese setzten sich mit den Waffen zur Wehr. Die Karthager wurden allesamt unter Bewachung gestellt, auch etwa 300 Bürger, die die Tore geschlossen hatten. Den anderen wurde die Stadt überlassen, ihr Eigentum ihnen zurückgegeben. Beim Angriff auf diese Stadt fielen etwa 2 000 Feinde, von den Römern nicht mehr als 90. Die Einnahme dieser Stadt war erfreulich sowohl für die, welche die Tat vollbrachten, als auch für den Feldherrn und

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adventum suum ingentem turbam captivorum prae se agentes fecerunt. Scipio conlaudato fratre cum, quanto poterat verborum honore, Carthagini ab se captae captam ab eo Orongin aequasset, quia et hiemps instabat, ut nec temptare Gades nec disiectum passim per provinciam exercitum Hasdrubalis consectari posset, in citeriorem Hispaniam omnis suas copias reduxit; dimissisque in hiberna legionibus, L. Scipione fratre R o m a m misso et H a n n o n e hostium imperatore ceterisque nobilibus captivis ipse Tarraconem concessit.

Eodem anno classis Romana cum M. Valerio Laevino proconsule ex Sicilia in Africam transmissa in Uticensi Carthaginiensique agro late populationes fecit. Extremis finibus Carthaginiensium circa ipsa moenia Uticae praedae actae sunt. Repetentibus Siciliam classis Punica - septuaginta erant longae naves - occurrit; septemdecim naves ex iis captae sunt, quattuor in alto mersae, cetera fusa ac fugata classis. Terra marique victor Romanus cum magna omnis generis praeda Lilybaeum repetit. Tuto inde mari pulsis hostium navibus magni commeatus frumenti R o m a m subvecti.

Principio aestatis eius, qua haec sunt gesta, P. Sulpicius proconsul et Attalus rex cum Aeginae, sicut ante dictum est, hibernassent, Lemnum inde classe iuncta - Romanae quinque et viginti quinqueremes, regiae quinque et triginta - transmiserunt. Et Philippus, ut, seu terra seu mari obviam eundum hosti foret, paratus ad omnis conatus esset, ipse Demetriadem ad mare descendit, Larisam diem ad conveniendum exercitui edixit. Undique ab soci-

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das übrige Heer. Und sie machten ihre Ankunft dadurch eindrucksvoll, daß sie eine riesige Schar von Gefangenen vor sich hertrieben. Scipio lobte seinen Bruder und verglich dessen Einnahme von Orongis mit seiner Einnahme von NeuKarthago - die größte Ehrung, die mit Worten möglich war. Weil auch der Winter bevorstand, so daß er weder Gades angreifen noch dem rundum über die Provinz verstreuten Heer Hasdrubals nachsetzen konnte, führte er all seine Truppen in das Diesseitige Spanien zurück, entließ die Legionen ins Winterlager, schickte seinen Bruder L. Scipio, Hanno, den Feldherrn der Feinde, und die übrigen vornehmen Gefangenen nach R o m und begab sich selbst nach Tarraco. Im selben Jahr fuhr eine römische Flotte mit dem Prokonsul C . Valerius Laevinus von Sizilien nach Afrika hinüber und richtete im Gebiet von Utica und Karthago weithin Verwüstungen an. Im äußersten Gebiet der Karthager dicht vor den Mauern von Utica wurde Beute eingetrieben. Auf der Rückfahrt nach Sizilien kam ihnen eine punische Flotte entgegen - es waren 70 Kriegsschiffe - ; 17 von ihnen wurden erbeutet, vier im Meer versenkt, die übrige Flotte geschlagen und in die Flucht getrieben. Zu Lande und zu Wasser siegreich, kehrte der Römer mit großer Beute aller Art nach Lilybaeum zurück. Da das Meer nun nach der Vertreibung der feindlichen Schiffe sicher war, wurden große Getreideladungen nach R o m geschafft. Z u Beginn des Sommers, in dem dies geschah, fuhren der Prokonsul P. Sulpicius und König Attalos, nachdem sie, wie oben gesagt, in Agina überwintert hatten, von dort mit ihrer vereinigten Flotte - es waren 25 römische Fünf rüderer und 3 5 königliche - nach Lemnos hinüber. Auch Philipp zog, um gegen alle Möglichkeiten gewappnet zu sein, sei es daß er zu Lande oder zur See dem Feinde entgegentreten mußte, nach Demetrias hinab ans Meer. Für das Heer legte er einen Tag fest, an dem es sich in Larisa sammeln sollte. Von allen Seiten trafen auf die Kunde von der Ankunft des Königs Gesandt-

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is legationes Demetriadem ad f a m a m regis convenerunt. Sustulerant enim animos Aetoli c u m ab R o m a n a societate turn post Attali adventum finitimosque depopulabantur. N e c Acarnanes solum Boeotique et, qui E u b o e am incolunt, in m a g n o metu erant, sed Achaei q u o q u e , q u o s super Aetolicum bellum Machanidas etiam, Lacedaemonius tyrannus, haud procul A r g i v o r u m fine positis castris terrebat. H i omnes suis quisque urbibus, quae pericula terra marique portenderentur, memorantes auxilia regem orabant. N e ex regno quidem ipsius tranquillae nuntiabantur res: et Scerdilaedum Pleuratumque m o t o s esse et T h r a c u m maxime M a e d o s , si q u o d longinq u u m bellum regem occupasset, p r o x i m a Macedoniae incursuros. Boeoti quidem et interiores Graeciae populi T h e r m o p y l a r u m saltum, ubi angustae fauces coartant iter, fossa valloque intercludi ab Aetolis nuntiabant, ne transitum ad sociorum urbes tuendas Philippo darent.

Vel segnem ducem tot excitare tumultus circumfusi poterant. Legationes dimittit pollicitus, prout tempus ac res sineret, omnibus laturum se auxilium. In praesentia, quae maxime urgebat res, Peparethum praesidium urbi mittit, unde allatum erat Attalum ab L e m n o classe transmissa o m n e m circum urbem agrum depopulatum. Polyphantam cum modica manu in Boeotiam, Menipp u m item quendam ex regiis ducibus cum mille peltastis - pelta caetrae haud dissimilis est - Chalcidem mittit; additi quingenti Agrianum, ut omnes insulae partes tue-

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Schäften der Bundesgenossen in Demetrias ein. Denn die Ätoler waren aufgrund des Bündnisses mit den Römern, vor allem auch nach der Ankunft des Attalos keck geworden und verwüsteten das Gebiet ihrer Nachbarn. Nicht nur die Akarnanen und die Böoter und die Bewohner von Euböa waren in großer Furcht, sondern ebenso die Achäer, die über den Atolerkrieg hinaus auch Machanidas, der Tyrann von Sparta, in Schrecken setzte, der sein Lager nicht weit von der Grenze zu Argos aufgeschlagen hatte. Sie alle legten dar, welche Gefahren sich für ihre Städte zu Lande und zur See ankündigten, und baten den König um Hilfstruppen. Auch aus seinem eigenen Königreich kamen beunruhigende Nachrichten: Skerdila'idas und Pleuratos hätten sich in Bewegung gesetzt, und vor allem die Maider in Thrakien würden, wenn ein Krieg in der Ferne den König binde, in die nächstliegenden Gebiete Makedoniens einfallen. Die Böoter und die Völker im Inneren Griechenlands meldeten, das Waldgebirge der Thermopylen werde von den Ätolern da, w o ein schmaler Durchgang den Weg einenge, durch einen Graben und einen Wall gesperrt, damit es Philipp keine Durchzugsmöglichkeit zum Schutz der Städte seiner Bundesgenossen biete. Selbst einen schwerfälligen Heerführer hätte so viel Kriegslärm ringsum aufschrecken können. Philipp entließ die Gesandtschaften mit dem Versprechen, soweit seine Zeit und die Umstände es zuließen, werde er allen Hilfe bringen. Im Augenblick schickte er, was am dringendsten war, nach Peparethos eine Besatzung für die Stadt; denn von dort war gemeldet worden, Attalos sei von Lemnos mit einer Flotte herübergekommen und habe das ganze Land rings um die Stadt verwüstet. Polyphantas schickte er mit einer nicht allzu großen Schar nach Böotien, ebenso einen gewissen Menippos, einen von den königlichen Heerführern, mit 1 000 Peltasten - die Pelta ist der Caetra nicht unähnlich nach Chalkis; ihm wurden noch 500 Agrianer mitgegeben, damit er alle Teile der Insel schützen konnte. E r selbst brach

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ri posset. Ipse Scotusam est profectus, eodemque ab Larisa Macedonum copias traduci iussit. E o nuntiatum est concilium Aetolis Heracleam indictum regemque Attalum ad consultandum de summa belli venturum. Hunc conventum ut turbaret subito adventu, magnis itineribus Heracleam duxit. Et concilio quidem dimisso iam venit; segetibus tamen, quae iam prope maturitatem erant, maxime in sinu Aenianum evastatis Scotusam copias reducit. Ibi exercitu omni relicto, cum cohorte regia Demetriadem sese recipit. Inde ut ad omnes hostium motus posset occurrere, in Phocidem atque Euboeam et Peparethum mittit, qui loca alta eligerent, unde editi ignes apparerent; ipse in Tisaeo - mons est in altitudinem ingentem cacuminis editi - speculam posuit, ut ignibus procul sublatis signum, ubi quid molirentur hostes, momento temporis acciperet.

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Romanus imperator et Attalus rex a Peparetho Nicaeam traiecerunt; inde classem in Euboeam ad urbem Oreum transmittunt, quae ab Demetriaco sinu Chalcidem et Euripum petenti ad laevam prima urbium Euboeae posita est. Ita inter Attalum ac Sulpicium convenit, ut Romani a mari, regii a terra oppugnarent.

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Quadriduo post, quam adpulsa classis est, urbem adgressi sunt. Id tempus occultis cum Platore, qui a Philippo praepositus urbi erat, conloquiis absumptum est. Duas arces urbs habet, unam imminentem mari, altera urbis media est. Cuniculo inde via ad mare ducit, quam a mari turris quinque tabulatorum, egregium propugnaculum, claudebat. Ibi primo atrocissimum con-

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nach Skotusa auf und gab Befehl, die Truppen der Makedonen von Larisa dorthin zu führen. Hier wurde ihm gemeldet, für die Ätoler sei eine Bundesversammlung in Herakleia angesetzt worden und König Attalos werde kommen, um mit ihnen über den Gesamtplan des Krieges zu beraten. Um diese Zusammenkunft durch seine plötzliche Ankunft zu stören, zog er in Eilmärschen nach Herakleia. Er kam zwar erst an, als die Bundesversammlung schon entlassen worden war, verwüstete jedoch die Saaten, die schon der Reife nahe waren, vor allem am Golf von Ainis, und führte seine Truppen nach Skotusa zurück. Hier ließ er sein ganzes Heer zurück und begab sich nur mit seinem königlichen Gefolge wieder nach Demetrias. U m allen Bewegungen der Feinde entgegentreten zu können, schickte er von dort Leute nach Phokis, Euböa und Peparethos, die hochgelegene Stellen aussuchen sollten, von denen aus man Feuerzeichen geben konnte, die zu sehen waren. Er selbst stellte auf das Tisaion das ist ein Berg, dessen Gipfel zu gewaltiger Höhe aufragt einen Aussichtsposten, um durch das Feuer, das man in der Ferne auflodern lassen würde, augenblicklich ein Signal zu erhalten, wenn die Feinde etwas unternahmen. Der römische Feldherr und König Attalos fuhren von Peparethos nach Nikaia hinüber. Von dort schickten sie die Flotte nach Euböa zu der Stadt Oreos, die, wenn man vom Golf von Demetrias nach Chalkis und zum Euripos fährt, als erste der Städte Euböas zur Linken liegt. Attalos und Sulpicius kamen überein, daß die Römer von der See her, die Leute des Königs vom Land her angreifen sollten. Vier Tage nach der Landung der Flotte griffen sie die Stadt an. Diese Zeit hatten sie in geheimen Unterredungen mit Piator hingebracht, der von Philipp als Stadtkommandant eingesetzt worden war. Die Stadt hat zwei Burgen, eine, die am Meer aufragt, eine andere liegt mitten in der Stadt. Durch einen unterirdischen Gang führt von dort ein Weg ans Meer, den am Meer ein Turm mit fünf Stockwerken, ein vortreffliches Bollwerk, abschloß. Dort entwickelte sich zunächst ein

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tractum est certamen et turre instructa omni genere telorum et tormentis machinisque ad oppugnandam earn ex navibus expositis. C u m omnium animos oculosque id certamen avertisset, porta maritimae arcis Piator Romanos accepit, momentoque arx occupata est. Oppidani pulsi inde in mediam urbem ad alteram tendere arcem; et ibi positi erant, qui fores portae obicerent. Ita exclusi in medio caeduntur capiunturque. Macedonum p r e s i d i um conglobatum sub arcis muro stetit nec fuga effuse petita nec pertinaciter proelio inito. Eos Piator venia ab Sulpicio impetrata in naves impositos ad Demetrium Phthiotidis exposuit, ipse ad Attalum se recepit.

Sulpicius tam facili ad Oreum successu elatus Chalcidem inde protinus victrici classe petit, ubi haudquaquam ad spem eventus respondit. Ex patenti utrimque coactum in angustias mare speciem intuenti primo gemini portus in ora duo versi praebuerit; sed haud facile alia infestior classi statio est. N a m et venti ab utriusque terrae praealtis montibus subiti ac procellosi (se) deiciunt, et fretum ipsum Euripi non septiens die, sicut fama fert, temporibus statis reciprocat, sed temere in modum venti nunc hue, nunc illuc verso mari velut monte praecipiti devolutus torrens rapitur. Ita nec nocte nec die quies navibus datur. Cum classem tam infesta statio accepit, tum et oppidum alia parte clausum mari,

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äußerst harter Kampf, da der Turm mit jeder Art von Geschossen ausgestattet war und man Wurfgeschütze und Angriffsgeräte zum Sturm auf ihn von den Schiffen an Land gebracht hatte. Während dieser Kampf die Aufmerksamkeit und die Augen aller auf sich zog, ließ Piator die Römer durch das Tor der Burg am Meer ein, und im Nu wurde die Burg besetzt. Die Bürger, die von dort vertrieben wurden, strebten in die Mitte der Stadt zu der anderen Burg; auch hier waren aber Leute hingestellt, die die Torflügel zuwarfen. So ausgesperrt, wurden sie von mehreren Seiten niedergehauen und gefangengenommen. Die makedonische Besatzung stand zusammengeballt dicht an der Burgmauer und versuchte weder in alle Winde zu fliehen, noch ließ sie sich hartnäckig auf einen Kampf ein. Piator brachte sie, wozu er von Sulpicius die Erlaubnis erhielt, auf Schiffe, setzte sie bei Demetrion in der Phthiotis an Land und kehrte selbst zu Attalos zurück. Durch den so leicht errungenen Erfolg bei Oreos beflügelt, fuhr Sulpicius mit der siegreichen Flotte von dort sogleich nach Chalkis, wo der Ausgang aber keineswegs der Erwartung entsprach. Das Meer, das aus der Weite zu beiden Seiten in einen schmalen Sund gezwängt wird, könnte auf den ersten Blick den Eindruck eines Doppelhafens machen, der zwei Zufahrten hat. Aber es gibt wohl schwerlich einen anderen Ankerplatz, der gefährlicher wäre; denn von den sehr hohen Bergen des Landes zu beiden Seiten herab kommen plötzliche und stürmische Fallwinde, und die Strömung des Euripos selbst wechselt die Richtung nicht siebenmal am Tag zu bestimmten Zeiten, wie man allgemein sagt, sondern unberechenbar nach Art des Windes strömt das Meer bald in diese, bald in jene Richtung und schießt dahin wie ein von einem steilen Berg herabstürzender Wildbach. So finden die Schiffe weder bei Nacht noch bei Tage Ruhe. Aber nicht nur, daß ein so gefährlicher Ankerplatz die Flotte empfing; die Stadt war auf der einen Seite durch das Meer geschützt, auf der anderen, zum Land hin, hervorragend

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alia ab terra egregie munitum praesidioque valido firmatum et praecipue fide praefectorum principumque, quae fluxa et vana apud Oreum fuerat, stabile atque inexpugnabile fuit. Id prudenter, ut in temere suscepta re, Romanus fecit, quod circumspectis difficultatibus, ne frustra tempus tereret, celeriter abstitit incepto classemque inde ad Cynum Locridis - emporium id est urbis Opuntiorum mille passuum a mari sitae - traiecit.

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Philippum et ignes ab Oreo editi monuerant, sed serius Platoris fraude ex specula elati; et impari maritimis viribus haud facilis erat in insulam classi accessus; ita re per cunctationem omissa ad Chalcidis auxilium, ubi signum accepit, impigre est motus. N a m et ipsa Chalcis, quamquam eiusdem insulae urbs est, tarnen adeo arto interscinditur freto, ut ponte continenti iungatur terraque aditum faciliorem quam mari habeat. Igitur Philippus ab Demetriade Scotusam, inde de tertia vigilia profectus deiecto praesidio fusisque Aetolis, qui saltum Thermopylarum insidebant, cum trepidos hostes Heracleam compulisset, ipse uno die Phocidis Elatiam milia amplius sexaginta contendit.

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Eodem ferme die ab Attalo rege Opuntiorum urbs capta diripiebatur. Concesserat earn regi praedam Sulpicius, quia Oreum paucos ante dies ab Romano milite expertibus regiis direptum fuerat. C u m Romana classis Oreum sese recepisset, Attalus ignarus adventus Philip-

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befestigt und durch eine starke Besatzung gesichert, vor allem aber war sie durch die Treue der Befehlshaber und der führenden Männer, die bei Oreos unstet und unaufrichtig gewesen war, unerschütterlich und uneinnehmbar. Da handelte der Römer klug, soweit bei einer so leichtfertig begonnenen Angelegenheit davon die Rede sein kann: nachdem er die Schwierigkeiten rundum gesehen hatte, nahm er, um nicht vergeblich die Zeit zu vertun, schnell von dem Unternehmen Abstand und fuhr mit der Flotte von dort nach Kynos in Lokris hinüber - das ist der Handelsplatz für die Stadt der Opuntier, die ι ooo Schritt vom Meer entfernt liegt. Philipp hatten Feuerzeichen von Oreos aus gewarnt, aber sie waren durch die Tücke Piators zu spät von der Warte aus gegeben worden; auch war es für ihn, der an Seestreitkräften unterlegen war, nicht leicht, an die Insel heranzukommen. So hatte er Bedenken, und die Sache unterblieb; dagegen setzte er sich zur Unterstützung von Chalkis, sobald er das Signal erhalten hatte, ohne Zögern in Marsch. Denn Chalkis ist zwar eine Stadt derselben Insel, doch nur durch eine so schmale Meerenge abgeschnitten, daß es durch eine Brücke mit dem Festland verbunden ist und daß der Zugang auf dem Landweg leichter ist als vom Meer her. Also zog Philipp von Demetrias nach Skotusa, von dort um die dritte Nachtwache weiter, vertrieb die Besatzung und jagte die Ätoler davon, die im Waldgebirge der Thermopylen saßen, und eilte selbst, nachdem er die verängstigten Feinde in Herakleia zusammengetrieben hatte, an einem einzigen Tag nach Elateia in Phokis, mehr als 60 Meilen. Fast am selben Tag wurde von König Attalos die Stadt der Opuntier eingenommen und geplündert. Sulpicius hatte dem König diese Beute überlassen, weil Oreon wenige Tage zuvor von den römischen Soldaten geplündert worden war, ohne daß die Leute des Königs daran Anteil gehabt hätten. Während die römische Flotte nach Oreos zurückgekehrt war, verbrachte Attalos, ohne von dem Herannahen Phil-

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pi pecuniis a principibus exigendis terebat tempus; adeoque improvisa res fuit, ut, nisi Cretensium quidam forte pabulatum ab urbe longius progressi agmen hostiu m procul conspexissent, opprimi potuerit. Attalus inermis atque incompositus cursu effuso mare ac naves petiit, et molientibus ab terra naves Philippus supervenit tumultumque etiam ex terra nauticis praebuit. Inde O p u n t e m rediit deos hominesque accusans, q u o d tantae rei fortunam ex oculis p r o p e raptam amisisset. Opuntii q u o q u e ab eadem ira increpiti, q u o d , cum trahere obsidionem in adventum s u u m potuissent, viso statim hoste p r o p e in voluntariam deditionem concessissent. C o m positis circa O p u n t e m rebus Thronion est profectus.

E t Attalus primo O r e u m se recepit; inde, cum fama accidisset Prusian, Bithyniae regem, in fines regni sui transgressum, omissis Romanis rebus atque Aetolico bello in A s i a m traiecit. Et Sulpicius Aeginam classem recepit, unde initio veris profectus erat.

H a u d maiore certamine, q u a m O p u n t e m Attalus ceperat, Philippus Thronion cepit. Incolebant u r b e m earn p r o f u g i ab Thebis Phthioticis; urbe sua capta a Philippo c u m in fidem A e t o l o r u m perfugissent, sedem iis Aetoli earn dederant urbis vastae ac desertae priore eiusdem Philippi bello. T u m ab Thronio, sicut paulo ante dictum est, recepto profectus Tithronion et D r u m i a s , Doridis parva atque ignobilia oppida, cepit. Inde Elatiam iussis ibi se opperiri Ptolomaei R h o d i o r u m q u e lega-

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ipps zu wissen, die Zeit damit, Gelder von den führenden Männern einzutreiben. Und die Sache kam so unerwartet, daß er hätte überrumpelt werden können, wenn nicht einige Kreter sich zufällig zum Futterholen weiter von der Stadt entfernt und den Zug der Feinde von weitem erblickt hätten. Attalos eilte unbewaffnet und ungeordnet in vollem Lauf zum Meer und zu den Schiffen, und während sie vom Land ablegten, kam Philipp heran und brachte auch vom Land aus die Seeleute in Verwirrung. Von dort kehrte er nach Opus zurück und klagte Götter und Menschen an, daß er das Glück, einen solchen Fang zu tun, verpaßt habe, nachdem er schon fast in Sichtweite gewesen sei. Auch die Opuntier fuhr er im selben Zorn an, weil sie sich gleich beim Sichten des Feindes fast freiwillig unterworfen hatten, obwohl sie die Belagerung bis zu seiner Ankunft hätten hinziehen können. Nachdem er die Dinge im Raum von Opus geordnet hatte, brach er nach Thronion auf. Attalos kehrte zuerst nach Oreos zurück; als dann aber die Kunde eintraf, Prusias, der König von Bithynien, sei in das Gebiet seines Königreiches hinübergekommen, setzte er die römischen Interessen und den Krieg der Ätoler hintan und fuhr nach Kleinasien hinüber. Und Sulpicius zog seine Flotte nach Ägina zurück, von wo er zu Beginn des Frühlings ausgelaufen war. Ohne härter kämpfen zu müssen als Attalos bei der Einnahme von Opus, nahm Philipp Thronion. Diese Stadt bewohnten Flüchtlinge aus dem Phthiotischen Theben. Als Philipp ihre Stadt eingenommen hatte und sie sich in den Schutz der Ätoler geflüchtet hatten, hatten die Ätoler ihnen diese Stadt als Wohnsitz gegeben, die in dem früheren Krieg mit demselben Philipp verwüstet und aufgegeben worden war. Von Thronion, das er, wie gerade erst gesagt ist, eingenommen hatte, zog er dann weiter und nahm Tithronion und Drymiai, kleine und unbekannte Städte in Doris. Von dort kam er nach Elateia; hier sollten, so hatte er angeordnet, die Gesandten des Ptolemaios und der Rhodier auf ihn war-

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tis venit. Ubi cum de finiendo Aetolico bello ageretur adfuerant enim legati nuper Heracleae concilio Romanorum Aetolorumque - , nuntius adfertur Machanidam Olympiorum sollemne ludicrum parantes Eleos adgredi statuisse. Praevertendum id ratus legatis cum benigno responso dimissis - se neque causam eius belli fuisse nec moram, si modo aequa et honesta condicione liceat, paci facturum - cum expedito agmine profectus per Boeotiam Megara atque inde Corinthum descendit, unde commeatibus sump tis Phliunta Pheneumqueit. Et iam cum Heraeam venisset, audito Machanidam fama adventus sui territum refugisse Lacedaemonem, Aegium se ad concilium Achaeorum recepit simul classem Punicam, ut mari quoque aliquid posset, accitam ibi ratus se inventurum. Paucis ante diebus inde Oxeas traiecerant Poeni; inde portus Acarnanum petierant, cum ab Oreo profectum Attalum Romanosque audissent, veriti, ne, in se (si) iretur intra Rhium - fauces eae sunt Corinthii sinus - , opprimerentur.

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Philippus maerebat quidem et angebatur, cum ad omnia ipse raptim isset, nulli tamen se rei in tempore occurrisse et rapientem omnia ex oculis elusisse celeritatem suam fortunam. In concilio autem dissimulans aegritudinem elato animo disseruit testatus deos hominesque se nullo loco nec tempore defuisse, quin, ubi

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ten. Als hier über die Beendigung des Krieges mit den Ätolern verhandelt wurde - die Gesandten waren nämlich vor kurzem in Herakleia bei der Versammlung der Römer und der Ätoler zugegen gewesen kam die Nachricht, Machanidas habe beschlossen, die Eleer bei der Vorbereitung des feierlichen Spiels der Olympien anzugreifen. Dem glaubte er zuvorkommen zu müssen und entließ die Gesandten mit einer freundlichen Antwort: er sei nicht der Anlaß zu diesem Krieg gewesen und er werde auch dem Frieden nicht im Wege stehen, wenn er nur unter billigen und ehrenvollen Bedingungen zu haben sei. Dann brach er mit seinem Heer ohne Gepäck auf und zog durch Böotien nach Megara und von dort nach Korinth hinab, versorgte sich hier mit Proviant und zog weiter nach Phleius und Pheneos. Als er schon nach Heraia gekommen war, hörte er, Machanidas sei bei der Kunde von seinem Anmarsch erschreckt zurück nach Sparta geflohen, und begab sich nach Aigion zu der Bundesversammlung der Achäer; zugleich glaubte er, dort eine punische Flotte vorzufinden, die er herbeigerufen hatte, um auch auf dem Meer etwas ausrichten zu können. Wenige Tage zuvor waren die Punier aber von dort zu den Oxeiai hinübergefahren, von dort aus hatten sie die Häfen der Akarnanen aufgesucht, weil sie gehört hatten, Attalos und die Römer seien von Oreos ausgelaufen, und fürchteten, daß sie überwältigt würden, wenn es innerhalb von Rhion - das ist die enge Durchfahrt in den Golf von Korinth - zum Angriff auf sie komme. Philipp war zwar bedrückt, und es setzte ihm zu, daß er, obwohl er sich jedesmal beeilt hatte, doch bei keiner Gelegenheit rechtzeitig gekommen war, und daß das Schicksal ihm alles, was er schon greifbar nahe vor Augen gehabt hatte, entrissen und seine Schnelligkeit verhöhnt hatte; bei der Bundesversammlung aber ließ er sich seinen Ärger nicht anmerken und sprach in gehobener Stimmung, rief Götter und Menschen als Zeugen an, daß er es an keinem Ort und zu keiner Zeit an sich habe fehlen lassen, sondern, so schnell

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hostium arma concrepuissent, eo, quanta maxima posset celeritate, tenderet; sed vix rationem iniri posse, utrum a se audacius an fugacius ab hostibus geratur bellum. Sic ab Opunte Attalum, sic Sulpicium ab Chalcide, sic eis ipsis diebus Machanidam e manibus suis elapsum. Sed non semper felicem esse fugam, nec pro difficili id bellum habendum, in quo, si modo congressus cum hostibus sis, viceris. Q u o d primum esset, confessionem se hostium habere nequaquam pares esse sibi; brevi et victoriam haud dubiam habiturum nec meliore eventu eos secum quam spe pugnaturos.

Laeti regem socii audierunt. Reddidit inde Achaeis Heraeam et Triphuliam, Alipheram autem Megalopolitis, quod suorum fuisse finium satis probabant, restituit. Inde navibus acceptis ab Achaeis - erant autem tres quadriremes et biremes totidem - Anticyram traiecit. Inde quinqueremibus Septem et lembis viginti amplius, quos, ut adiungeret Carthaginiensium classi, miserat in Corinthium sinum, profectus ad Erythras Aetolorum, quae prope Eupalium sunt, escensionem fecit. Haud fefellit Aetolos; nam hominum quod aut in agris aut in propinquis castellis Potidaniae atque Apolloniae fuit, in silvas montesque refugit; pecora, quae inter festinationem abigi nequierant, sunt direpta et in naves compulsa. C u m iis ceteraque praeda Nicia, praetore Achaeorum, Aegium misso, cum Corinthum petisset, pedestris inde copias per Boeotiam terra duci iussit. Ipse a Cenchreis praeter terram Atticam super Sunium navigans inter medias prope hostium classis Chalcidem pervenit. Inde conlaudata fide ac virtute, quod neque timor nec spes flexisset eorum animos, hortatusque, in posterum ut

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er konnte, dorthin geeilt sei, w o die Waffen der Feinde geklirrt hätten. Aber es könne kaum ermittelt werden, ob der Krieg von ihm mit größerer Kühnheit oder von den Feinden mit größerer Neigung zur Flucht geführt werde; so sei Attalos vor Opus, so Sulpicius vor Chalkis, so gerade in diesen Tagen Machanidas seinen Händen entwischt. Doch nicht immer gelinge die Flucht, und man dürfe diesen Krieg nicht für schwierig halten, in dem man siege, wenn man nur mit den Feinden zusammentreffe. Was das wichtigste sei, er habe das Eingeständnis der Feinde, daß sie ihm keineswegs gewachsen seien. In Kürze werde er auch einen eindeutigen Sieg haben, und sie würden gegen ihn mit einem Ergebnis kämpfen, das nicht besser sei, als sie es erwarteten. Voll Freude hörten die Bundesgenossen den König. E r gab dann den Achäern Heraia und Triphylien zurück; Aliphera aber sprach er den Megapolitanern zu, weil sie überzeugend darlegten, es habe zu ihrem Gebiet gehört. Dann erhielt er von den Achäern Schiffe - es waren drei Vierruderer und ebenso viele Zweiruderer - und fuhr nach Antikyra hinüber. Von dort lief er mit sieben Fünfruderern und mehr als 20 Lemben aus, die er in den Golf von Korinth geschickt hatte, um sie mit der Flotte der Karthager zu vereinigen, und ging beim ätolischen Erythrai an Land, das in der Nähe von Eupalion liegt. Aber es blieb den Ätolern nicht verborgen; denn was an Menschen auf den Feldern oder in den benachbarten festen Plätzen von Potidania und Apollonia war, floh in die Wälder und Berge. Das Vieh, das man in der Eile nicht hatte wegführen können, wurde geraubt und in die Schiffe getrieben. Mit ihm und der übrigen Beute schickte er Nikias, den Strategen der Achäer, nach Aigion, fuhr nach Korinth und ließ die Fußtruppen von dort auf dem Landweg durch Böotien ziehen. E r selbst segelte von Kenchreai aus an A n i ka vorbei um Sunion herum und gelangte fast mitten durch die Flotten der Feinde nach Chalkis. Hier lobte er die Treue und Tapferkeit der Leute, weil weder Furcht noch Hoffnung bei ihnen einen Sinneswandel herbeigeführt hatten, ermahn-

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eadem constantia permanerent in societate, si suam quam Oritanorum atque Opuntiorum fortunam mallent, ab Chalcide Oreum navigat principumque iis, qui fugere capta urbe quam se Romanis tradere maluerant, summa rerum et custodia urbis permissa ipse Demetriadem ab Euboea, unde primum ad opem ferendam sociis profectus erat, traiecit. Cassandreae deinde quinquaginta navium longarum carinis positis contractaque ad effectum eius operis multitudine fabrorum navalium, quia res in Graecia tranquillas et profectio Attali fecerat et in tempore laborantibus sociis latum ab se auxilium, retro in regnum concessit, ut Dardanis bellum inferret.

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Extremo aestatis eius, qua haec in Graecia gesta sunt, cum Q. Fabius Maximus filius legatus ab Μ. Livio consule Romam ad senatum missus nuntiasset consulem satis praesidii Galliae provinciae credere L. Porcium cum suis legionibus esse, decedere se inde ac deduci exercitum consularem posse, patres non M. Livium tanturn redire ad urbem, sed collegam quoque eius C. Claudium iusserunt. Id modo in decreto interfuit, quod M. Livi exercitum reduci, Neronis legiones Hannibali oppositas manere in provincia iusserunt. Inter consules ita per litteras convenit, ut, quem ad modum uno animo rem publicam gessissent, ita, quamquam ex diversis regionibus convenirent, uno tempore ad urbem accederent; Praeneste qui prior venisset, collegam ibi opperiri iussus.

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Forte ita evenit, ut eodem die ambo Praeneste venirent. Inde praemisso edicto, ut triduo post frequens

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te sie, auch in Zukunft ebenso standhaft an dem Bündnis festzuhalten, wenn sie ihr eigenes Los dem der Leute von Oreos und von Opus vorzögen, segelte dann von Chalkis nach Oreos und übertrug denen von den führenden Männern, die es bei der Einnahme der Stadt vorgezogen hatten, zu fliehen und sich den Römern nicht zu ergeben, die Verwaltung und den Schutz der Stadt. E r selbst setzte von Euböa nach Demetrias über, von w o er zuerst aufgebrochen war, um den Bundesgenossen Hilfe zu bringen. In Kassandreia ließ er sodann 50 Kriegsschiffe auf Kiel legen; zur Durchführung dieser Arbeit hatte er eine große Anzahl Schiffszimmerleute zusammengezogen. Weil der Weggang des Attalos die Lage in Griechenland beruhigt hatte, ebenso die Hilfe, die er den Bundesgenossen, die in Bedrängnis waren, rechtzeitig gebracht hatte, kehrte er in sein Königreich zurück, um die Dardaner in ihrem eigenen Land anzugreifen. A m Ende des Sommers, in dem das in Griechenland geschah, wurde Q. Fabius Maximus, der Sohn, als Gesandter vom Konsul M. Livius nach R o m zum Senat geschickt und teilte mit, der Konsul meine, L. Porcius mit seinen Legionen bilde einen hinreichenden Schutz für das Aufgabengebiet Gallien, er selbst könne von dort abziehen und das konsularische Heer heimführen; daraufhin forderten die Senatoren nicht nur M. Livius auf, zur Stadt zurückzukehren, sondern auch seinen Kollegen C . Claudius. Bei dem Beschluß bestand nur der Unterschied, daß das Heer des M. Livius zurückgeführt werden, die Legionen Neros aber, die Hannibal gegenüberlagen, in ihrem Aufgabengebiet bleiben sollten. Die Konsuln verständigten sich brieflich darauf, wie sie einmütig die Interessen des Staates wahrgenommen hätten, so auch gleichzeitig bei der Stadt einzutreffen, obwohl sie aus verschiedenen Richtungen kämen. Wer zuerst nach Praeneste komme, sollte dort auf seinen Kollegen warten. Zufällig ergab es sich, daß beide am selben Tag nach Praeneste kamen. Von hier schickten sie die Anordnung voraus, der Senat solle sich in drei Tagen möglichst vollzählig beim

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senatus ad aedem Bellonae adesset, omni multitudine obviam effusa ad urbem accessere. N o n salutabant modo universi circumfusi, sed contingere pro se quisque victrices dextras consilium cupientes alii gratulabantur, alii gratias agebant, quod eorum opera incolumis res publica esset. In senatu cum more omnium imperatorum expositis rebus ab se gestis postulassent, ut pro re publica fortiter feliciterque administrata et deis immortalibus haberetur honos et ipsis triumphantibus urbem inire liceret, se vero ea, quae postularent, decernere patres merito deorum primum, dein secundum deos consulum responderunt; et supplicatione amborum nomine et triumpho utrique decreto inter ipsos, ne, cum bellum communi animo gessissent, triumphum separarent, ita convenit, quoniam et in provincia M. Livi res gesta esset et eo die, quo pugnatum foret, eius forte auspicium fuisset et exercitus Livianus deductus Romam venisset, Neronis deduci de provincia non potuisset, ut M. Livium quadrigis urbem ineuntem milites sequerentur, C. Claudius equo sine militibus inveheretur.

Ita consociatus triumphus cum utrique, tum magis ei, qui, quantum merito anteibat, tantum honore collegae cesserat, gloriam auxit. Ilium equitem aiebant sex dierum spatio transcurrisse longitudinem Italiae et eo die cum Hasdrubale in Gallia signis conlatis pugnasse, quo eum castra adversus sese in Apulia posita habere Hannibal credidisset. Ita unum consulem pro utraque parte Italiae adversus duos exercitus, duos imperatores, hinc

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Tempel der Bellona einfinden; dann trafen sie bei der Stadt ein, und das gesamte Volk strömte ihnen entgegen. Alle drängten sich nicht nur um sie und begrüßten sie, sondern jeder für sich wollte die siegreiche Rechte der Konsuln berühren; die einen wünschten ihnen Glück, die anderen sagten ihnen Dank dafür, daß der Staat durch ihre Leistung unversehrt sei. Im Senat berichteten sie nach Sitte aller Feldherren über ihre Taten und forderten, weil sie die Interessen des Staates tapfer und erfolgreich wahrgenommen hätten, den unsterblichen Göttern Ehre zu erweisen und ihnen selbst zu erlauben, im Triumph in die Stadt einzuziehen; die Senatoren gaben zur Antwort, ja, sie beschlössen, was sie gefordert hätten, weil es zuerst die Götter, dann nächst den Göttern die Konsuln so verdient hätten. Ein Dankfest in ihrer beider Namen und der Triumph für beide wurde beschlossen. Sie selbst wollten, da sie den Krieg in gemeinschaftlichem Geist geführt hatten, auch den Triumph nicht trennen; daher kamen sie überein, weil sich die Sache im Aufgabenbereich des M. Livius abgespielt und er an dem Tag, an dem gekämpft wurde, gerade den Oberbefehl gehabt habe und Livius' Heer heimgeführt und nach Rom gekommen sei, das Neros aber aus seinem Aufgabenbereich nicht habe abgezogen werden können, solle M. Livius auf einem Viergespann in die Stadt einfahren und die Soldaten ihm folgen, C. Claudius aber zu Pferde ohne Soldaten in die Stadt einziehen. Der in dieser Form gemeinsam gefeierte Triumph erhöhte für beide den Ruhm, besonders für den, der seinem Kollegen so viel mehr an Ehre zugestanden hatte, wie er ihn an Verdienst übertraf. Dieser Reiter, sagte man, habe in einem Zeitraum von sechs Tagen Italien der Länge nach durcheilt und er habe an einem Tag mit Hasdrubal in Gallien in offener Feldschlacht gekämpft, an dem Hannibal geglaubt habe, er habe sein Lager ihm gegenüber in Apulien; so habe ein Konsul beide Teile Italiens gegen zwei Heere und zwei Feldherren geschützt, hier durch seine Überlegung, dort durch seine

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consilium suum, hinc corpus opposuisse. Nomen Neronis satis fuisse ad continendum castris Hannibalem. Hasdrubalem vero qua alia re quam adventu eius obrutum atque exstinctum esse? Itaque iret alter consul sublimis curru multiiugis, si vellet, equis; uno equo per urbem verum triumphum vehi, Neronemque, etiam si pedes incedat, vel parta eo bello vel spreta eo triumpho gloria memorabilem fore. Hi sermones spectantium Neronem usque in Capitolium prosecuti sunt.

Pecuniae in aerarium tulerunt sestertium triciens, octoginta milia aeris. Militibus M. Livius quinquagenos senos asses divisit; tantundem C. Claudius absentibus militibus suis est pollicitus, cum ad exercitum redisset. Notatum est eo die plura carmina militaribus iocis in C. Claudium quam in consulem suum iactata; equites L. Veturium et Q . Caecilium legatos magnis tulisse laudibus hortatosque esse plebem, ut eos consules in proximum annum crearent; adiecisse equitum praerogativae auctoritatem consules postero die in contione, quam forti fidelique duorum praecipue legatorum opera usi essent, commemorantes. Cum comitiorum tempus appeteret et per dictatorem comitia haberi placuisset, C. Claudius consul M. Livium collegam dictatorem dixit, Livius Q . Caecilium magistrum equitum. A M. Livio dictatore creati consules L. Veturius, Q. Caecilius, is ipse, qui tum erat magister equitum. Inde praetorum comitia habita; creati C. Servilius, M. Caecilius Metellus, Tib. Claudius Asellus, Q . Mamilius Turrinus, qui tum aedilis plebis erat. Comitiis perfectis dictator magistratu abdicato dimissoque exer-

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Person. Der bloße Name Neros habe genügt, Hannibal in seinem Lager zu halten. Hasdrubal aber, wodurch sonst als durch seine Ankunft sei er erdrückt und ausgelöscht worden? Daher möge der andere Konsul hoch auf dem Wagen einherfahren, mit vielen Pferden, wenn er wolle; auf einem einzigen Pferd reite der wahre Triumph durch die Stadt. Und Nero werde, selbst wenn er zu Fuß einhergehe, durch den in diesem Krieg errungenen und den bei diesem Triumph verschmähten Ruhm denkwürdig bleiben. Solche Äußerungen der Zuschauer geleiteten Nero bis auf das Kapitol. A n Geld brachten sie 3 000 000 Sesterzen und 80 000 As in den Staatsschatz. Jedem Soldaten teilte M. Livius 56 As zu; ebensoviel versprach C. Claudius seinen abwesenden Soldaten, wenn er zum Heer zurückgekehrt sei. Man hat bemerkt, die Soldaten hätten an diesem Tag mehr Scherzlieder auf C . Claudius gesungen als auf ihren eigenen Konsul; und die Reiter hätten die Legaten L. Veturius und Q. Caecilius mit großen Lobesworten gefeiert und dem Volk zugeredet, sie für das nächste Jahr zu Konsuln zu wählen; zu dieser Vorentscheidung der Reiter hätten die Konsuln noch ihre gewichtigen Worte hinzugefügt, indem sie tags darauf in der Volksversammlung berichteten, welch tapfere und treue Hilfe sie insbesondere von den beiden Legaten erfahren hätten. Da die Zeit der Wahlen nahte und man beschlossen hatte, die Wahlen durch einen Diktator durchführen zu lassen, ernannte der Konsul C . Claudius seinen Kollegen M. Livius zum Diktator, Livius Q. Caecilius zum Magister equitum. Unter dem Vorsitz des Diktators M. Livius wurden L. Veturius und Q. Caecilius zu Konsuln gewählt, er, der damals Magister equitum war. Darauf fanden die Prätorenwahlen statt; gewählt wurden C . Servilius, M. Caecilius Metellus, Tib. Claudius Asellus und Q. Mamilius Turrinus, der damals plebejischer Adil war. Nach Durchführung der Wahlen legte der Diktator sein Amt nieder, entließ sein Heer und ging auf

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citu in Etruriam provinciam ex senatus consult» est profectus ad quaestiones habendas, qui Etruscorum U m b r o r u m v e populi defectionis ab Romanis ad Hasdrubalem sub adventum eius consilia agitassent quique eum auxiliis aut commeatu aut ope aliqua iuvissent. Haec eo anno domi militiaeque gesta. Ludi Romani ter toti instaurati ab aedilibus curulibus Cn. Servilio Caepione, Ser. Cornelio Lentulo; item ludi plebeii semel toti instaurati ab aedilibus plebis M. P o m ponio Mathone et Q . Mamilio Turrino. Tertio decimo anno Punici belli L. Veturio Philone et Q . Caecilio Metello consulibus Bruttii ambobus, ut cum Hannibale bellum gererent, provincia decreta. Praetores exinde sortiti sunt M. Caecilius urbanam, Q . Mamilius peregrinam, C. Servilius Siciliam, Tib. Claudius Sardiniam. Exercitus ita divisi: consulum alteri, quem C. Claudius prioris anni consul, alteri, quem Q . Claudius p r o praetor - eae binae legiones erant - habuissent exercitum; in Etruria duas volonum legiones a C. Terentio propraetore M. Livius proconsul, cui prorogatum in annum imperium erat, acciperet; et Q . Mamilio, ut collegae iurisdictione tradita Galliam cum exercitu, cui L. Porcius praetor praefuerat, obtineret, decretum est, iussusque populari agros Gallorum, qui ad Poenos sub adventum Hasdrubalis defecissent. C. Servilio cum Cannensibus duabus legionibus, sicut C. Mamilius tenuerat, Sicilia tuenda data. Ex Sardinia vetus exercitus, cui A. Hostilius praefuerat, deportatus; novam legionem, quam Tib. Claudius traiceret secum, consules conscripserunt. Q . Claudio, ut Tarentum, C. Hostilio

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Senatsbeschluß in den Aufgabenbereich Etrurien, um zu untersuchen, welche Völker der Etrusker oder Umbrer bei dem Herannahen Hasdrubals Pläne für einen Abfall von den Römern zu ihm erwogen hatten und welche ihn mit Hilfstruppen, Proviant oder einer Hilfeleistung unterstützt hatten. Das geschah in diesem Jahr daheim und im Felde. Die Römerspiele wurden von den kurulischen Ädilen Cn. Servilius Caepio und Ser. Cornelius Lentulus dreimal ganz wiederholt; ebenso wurden die Plebejerspiele von den plebejischen Ädilen M. Pomponius Matho und Q . Mamilius Turrinus einmal ganz wiederholt. Im dreizehnten Jahr des Punischen Krieges, im Konsulat von L. Veturius Philo und Q . Caecilius Metellus, wurde das Gebiet der Bruttier für beide als Aufgabenbereich bestimmt, damit sie mit Hannibal Krieg führten. Dann losten die Prätoren; M. Caecilius erhielt die städtische, Q . Mamilius die Fremdenprätur, C. Servilius Sizilien, Tib. Claudius Sardinien. Die Heere wurden so verteilt: für den einen der Konsuln das Heer, das C. Claudius, der Konsul des Vorjahres, für den anderen das, das der Proprätor Q . Claudius befehligt hatte es waren jeweils zwei Legionen. In Etrurien sollte der Prokonsul M. Livius, dem das Kommando für das Jahr verlängert worden war, die beiden Legionen der freiwillig dienenden Sklaven von dem Proprätor C. Terentius übernehmen, und für Q . Mamilius wurde beschlossen, er solle seinem Kollegen die Rechtsprechung übergeben und das Kommando in Gallien führen mit dem Heer, über das der Prätor L. Porcius das Kommando innegehabt hatte, und er erhielt den Befehl, das Gebiet der Gallier zu verwüsten, die bei der Ankunft Hasdrubals zu den Puniern abgefallen waren. C. Servilius wurde mit den beiden Cannae-Legionen der Schutz Siziliens übertragen, wie ihn C. Mamilius wahrgenommen hatte. Aus Sardinien wurde das alte Heer, das A. Hostilius befehligt hatte, heimgeführt; die Konsuln hoben eine neue Legion aus, die Tib. Claudius mit hinübernehmen sollte. Q . Claudius und C. Hostilius Tubulus wurde das

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Tubulo, ut Capuam provinciam haberet, prorogatum in annum imperium est. M. Valerius proconsul, qui tuendae circa Siciliam maritimae orae praefuerat, triginta navibus C. Servilio praetori traditis cum cetera omni classe redire ad urbem iussus. In civitate tanto discrimine belli sollicita, cum omniu m secundorum adversorumque causas in deos verterent, multa prodigia nuntiabantur: Tarracinae Iovis aedem, Satrici Matris Matutae de caelo tactam; Satricanos haud minus terrebant in aedem Iovis foribus ipsis duo perlapsi angues; ab Antio nuntiatum est cruentas spicas metentibus visas esse; Caere porcus biceps et agnus mas idem feminaque natus erat; et Albae d u o soles visos ferebant et nocte Fregellis lucem obortam; et bos in agro R o m a n o locutus, et ara N e p t u n i multo manasse sudore in circo Flaminio dicebatur, et aedes Cereris, Salutis, Quirini de caelo tactae. Prodigia consules hostiis maioribus procurare iussi et supplicationem u n u m diem habere; ea ex senatus consulto facta.

Plus omnibus aut nuntiatis peregre aut visis domi prodigiis terruit animos h o m i n u m ignis in aede Vestae exstinctus; ob quam causam caesa flagro est Vestalis, cuius custodia eius noctis fuerat, iussu P. Licini pontificis. Id quamquam nihil portendentibus dis ceterum neglegentia humana acciderat, tarnen et hostiis maioribus procurari et supplicationem ad Vestae haberi placuit.

Priusquam

proficiscerentur consules

ad

bellum,

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Kommando für das Jahr verlängert; ersterer sollte Tarent, letzterer Capua als Aufgabenbereich haben. Der Prokonsul M. Valerius, der beauftragt gewesen war, die Meeresküste um Sizilien herum zu schützen, erhielt den Befehl, dem Prätor C. Servilius 30 Schiffe zu übergeben und mit der gesamten übrigen Flotte zur Stadt zurückzukehren. In der Bürgerschaft, die durch die Zuspitzung des Krieges erregt war, wurden, da man die Ursache für alles Glück und alles Unglück bei den Göttern suchte, viele Schreckenszeichen gemeldet: In Tarracina sei der Tempel Jupiters, in Satricum der der Mater Matuta vom Blitz getroffen worden; nicht weniger erschreckten die Satricaner zwei Schlangen, die durch die Tür in den Tempel Jupiters gekrochen waren. Aus Antium wurde gemeldet, beim Ernten habe man blutige Ähren gesehen. In Caere war ein Schwein mit zwei Köpfen geboren worden und ein Lamm mit männlichen und weiblichen Geschlechtsmerkmalen. Auch berichtete man, in Alba habe man zwei Sonnen gesehen und in Fregellae sei es bei Nacht taghell geworden. Und es hieß, auf römischem Gebiet habe ein Rind gesprochen, der Altar des Neptun im Circus Flaminius habe viel Blut geschwitzt und die Tempel der Ceres, der Salus und des Quirinus seien vom Blitz getroffen worden. Die Konsuln wurden aufgefordert, die Zeichen der Götter mit voll ausgewachsenen Opfertieren zu sühnen und einen Tag lang ein Bittfest durchzuführen. Das geschah aufgrund des Senatsbeschlusses. Mehr aber als alle von draußen gemeldeten oder zu Hause gesehenen Zeichen der Götter erschreckte es die Leute, daß das Feuer im Tempel der Vesta erloschen war; dafür wurde die Vestalin, die in dieser Nacht Dienst gehabt hatte, auf Geheiß des Pontifex P. Licinius mit der Geißel gezüchtigt. Obwohl dies nicht, weil die Götter ein Zeichen geben wollten, sondern durch menschliche Nachlässigkeit geschehen war, beschloß man doch, es mit voll ausgewachsenen Opfertieren zu sühnen und einen Bittgang zum Tempel der Vesta zu machen. Bevor die Konsuln zum Krieg aufbrachen, wurden sie

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admoniti ab senatu sunt, ut in agros reducendae plebis curam haberent: deum benignitate summotum bellum ab urbe Romana et Latio esse, et posse sine metu in agris habitari; minime convenire Siciliae quam Italiae colendae maiorem curam esse. Sed res haudquaquam erat populo facilis et liberis cultoribus bello absumptis et inopia servitiorum et pecore direpto villisque dirutis aut incensis. Magna tarnen pars auctoritate consulum compulsa in agros remigravit. Moverant autem huiusce rei mentionem Placentinorum et Cremonensium legati querentes agrum suum ab accolis Gallis incursari ac vastari magnamque partem colonorum suorum dilapsam esse et iam infrequentes se urbes, agrum vastum ac desertum habere. Mamilio praetori mandatum, ut colonias ab hoste tueretur; consules ex senatus consulto edixerunt, ut, qui cives Cremonenses atque Piacentini essent, ante certam diem in colonias reverterentur.

Principio deinde veris et ipsi ad bellum profecti sunt. Q. Caecilius consul exercitum ab C. Nerone, L. Veturius a Q. Claudio propraetore accepit novisque militibus, quos ipse conscripserat, supplevit. In Consentinum agrum consules exercitum duxerunt, passimque depopulati, cum agmen iam grave praeda esset, in saltu angusto a Bruttiis iaculatoribusque Numidis turbati sunt ita, ut non praeda tantum, sed armati quoque in periculo fuerint. Maior tarnen tumultus quam pugna fuit, et praemissa praeda incolumes legiones in loca culta evasere.

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vom Senat ermahnt, sich um die Rückführung der Plebs aufs Land zu kümmern; durch die Gnade der Götter habe sich der Krieg von der Stadt Rom und von Latium entfernt und man könne ohne Furcht auf dem Lande wohnen; es sei keineswegs angebracht, daß man sich um den Ackerbau auf Sizilien mehr Sorge mache als um den in Italien. Aber die Sache war für das Volk gar nicht leicht, da die freien Bauern durch den Krieg dahingerafft waren, es an Sklaven mangelte, das Vieh geraubt war und die Höfe zerstört oder eingeäschert waren. Ein Großteil ließ sich trotzdem durch das Ansehen der Konsuln bewegen und kehrte aufs Land zurück. Daß diese Sache zur Sprache kam, hatten aber Gesandte aus Placentia und Cremona bewirkt, die sich darüber beklagten, daß die anwohnenden Gallier in ihr Gebiet einfielen und es verwüsteten; ein großer Teil ihrer Bauern sei davongelaufen und sie hätten jetzt nur noch dünnbesiedelte Städte und ein ödes und verlassenes Land. Der Prätor Mamilius erhielt den Auftrag, die Kolonien vor dem Feind zu schützen; die Konsuln ordneten auf Senatsbeschluß an, wer Bürger von Cremona und Placentia sei, solle bis zu einem bestimmten Tag in die Kolonien zurückkehren. Mit Frühlingsanfang brachen sie dann auch selbst zum Krieg auf. Der Konsul Q . Caecilius übernahm das Heer von C. Nero, L. Veturius von dem Proprätor Q . Claudius und füllte es mit den neuen Soldaten auf, die er selbst ausgehoben hatte. Die Konsuln führten das Heer in das Gebiet von Consentia, plünderten überall und wurden, als ihr Heereszug schon mit Beute schwerbeladen war, in einem engen Paß von Bruttiern und numidischen Schleuderern in Verwirrung gebracht, so daß nicht nur die Beute, sondern auch die Bewaffneten selbst in Gefahr schwebten. Die Aufregung war jedoch bedeutender als der Kampf, und nachdem die Beute vorausgeschickt worden war, entkamen die Legionen unversehrt in eine besiedelte Gegend. Von da zogen sie in das Gebiet der Lukaner; diese Völkerschaft kehrte ganz

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Inde in Lucanos profecti; ea sine certamine tota gens in dicionem populi Romani rediit. Cum Hannibale nihil eo anno rei gestum est. N a m neque ipse se obtulit in tam recenti vulnere publico privatoque neque lacessierunt quietum Romani; tantam inesse vim, etsi omnia alia circa eum ruerent, in uno illo duce censebant. Ac nescio, an mirabilior adversis quam secundis rebus fuerit, quippe qui, cum in hostium terra per annos tredecim tam procul ab domo varia fortuna bellum gereret exercitu non suo civili, sed mixto ex conluvione omnium gentium, quibus non lex, non mos, non lingua communis, alius habitus, alia vestis, alia arma, alii ritus, alia sacra, alii prope di essent, ita quodam uno vinculo copulaverit eos, ut nulla nec inter ipsos nec adversus ducem seditio exstiterit, cum et pecunia saepe in Stipendium et commeatus in hostium agro deessent, quorum inopia priore Punico bello multa infanda inter duces militesque commissa fuerant. Post Hasdrubalis vero exercitum cum duce, in quibus spes omnis reposita victoriae fuerat, deletum cedendoque in angulum Bruttium cetera Italia concessum, cui non videatur mirabile nullum motum in castris factum? N a m ad cetera id quoque accesserat, ut ne alendi quidem exercitus nisi ex Bruttio agro spes esset, qui, ut omnis coleretur, exiguus tarnen tanto alendo exercitui erat; tum magnam partem iuventutis abstractam a cultu agrorum bellum occupa-

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ohne Kampf unter die Herrschaft des römischen Volkes zurück. Mit Hannibal kam es in diesem Jahr zu keiner Kampfhandlung. Denn weder bot er angesichts der so frischen dem Staat und ihm persönlich geschlagenen Wunde von sich aus einen Kampf an noch reizten ihn die Römer, wo er Ruhe hielt; eine so große Kraft, glaubten sie, stecke in diesem Feldherrn, auch wenn alles andere um ihn herum niederstürze. Und womöglich war er in seinem Unglück noch bewundernswerter als in seinem Glück: denn er führte im Land der Feinde dreizehn Jahre lang so weit weg von der Heimat mit wechselndem Erfolg Krieg mit einem Heer, das nicht aus seinen Mitbürgern bestand, sondern aus dem Abschaum aller möglichen Völkerschaften zusammengewürfelt war, die nicht Gesetz, nicht Sitte, nicht Sprache gemeinsam hatten, verschieden aussahen, verschiedene Kleidung, verschiedene Waffen, verschiedene Riten, verschiedene Opfer, ja fast verschiedene Götter hatten; diese fügte er gewissermaßen mit einem einzigen Band so zusammen, daß es weder unter ihnen selbst zu einem Streit noch gegenüber ihrem Feldherrn zu einer Meuterei kam, obwohl sowohl das Geld für den Sold als auch der Nachschub im Feindesland oft fehlte, Dinge, wegen deren Mangel im Ersten Punischen Krieg viel Unsägliches zwischen den Feldherren und den Soldaten vorgefallen war. Nachdem aber Hasdrubals Heer mit seinem Feldherrn zugrunde gegangen war, auf denen alle Siegeshoffnung beruht hatte, und man durch das Zurückweichen in den bruttischen Winkel das übrige Italien aufgegeben hatte, wem sollte es da nicht bewundernswert erscheinen, daß es im Lager keinen Aufruhr gegeben hat? Denn zu allem übrigen war noch hinzugekommen, daß er nicht einmal Aussicht hatte, sein Heer anderswoher versorgen zu können als aus dem Land der Bruttier, das, selbst wenn es ganz bestellt wurde, doch zu klein war, um ein so großes Heer zu ernähren; jetzt hatte der Krieg einen großen Teil der Jugend der Bestellung der Felder entzogen und in Beschlag genom-

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verat et mos ultro etiam insitus genti per latrocinia militiam exercendi. Nec ab domo quicquam mittebatur de Hispania retinenda sollicitis, tamquam omnia prospera in Italia essent. In Hispania res quadam ex parte eandem fortunam, quadam longe disparem habebant: eandem, quod proelio victi Carthaginienses duce amisso in ultimam Hispaniae oram usque ad Oceanum compulsi erant, disparem autem, quod Hispania non quam Italia modo, sed quam ulla pars terrarum bello reparando aptior erat locorum hominumque ingeniis. Itaque ergo prima Romanis inita provinciarum, quae quidem continentis sint, postrema omnium nostra demum aetate ductu auspicioque Augusti Caesaris perdomita est. Ibi tum Hasdrubal Gisgonis, maximus clarissimusque eo bello secundum Barcinos dux, regressus ab Gadibus rebellandi spe adiuvante Magone Hamilcaris filio dilectibus per ulteriorem Hispaniam habitis ad quinquaginta milia peditum, quattuor milia et quingentos equites armavit. De equestribus copiis ferme inter auctores convenit; peditum septuaginta milia quidam adducta ad Silpiam urbem scribunt. Ibi super campos patentes duo duces Poeni ea mente, ne detrectarent certamen, consederunt.

Scipio, cum ad eum fama tanti comparati exercitus perlata esset, neque Romanis legionibus tantae se fore parem multitudini ratus, ut non in speciem saltern opponerentur barbarorum auxilia, neque in iis tamen tantum virium ponendum, ut mutando fidem, quae cladis causa

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men und obendrein noch die der Völkerschaft eigene Gewohnheit, den Kriegsdienst in Raubzügen auszuüben. Und aus der Heimat wurde nichts geschickt, da man dort um die Behauptung Spaniens besorgt war, als wenn in Italien alles nach Wunsch verliefe. In Spanien standen die Dinge zu einem gewissen Teil ebenso, zu einem gewissen völlig anders: ebenso, weil die im Kampf besiegten Karthager nach Verlust ihres Feldherrn an die fernste Küste Spaniens bis zum Ozean getrieben worden waren; anders aber, weil Spanien wegen der Natur des Landes und der Menschen für die Wiederaufnahme eines Krieges nicht nur besser geeignet war als Italien, sondern als jeder Teil der Erde. Daher also ist Spanien, das als erste der Provinzen von den Römern betreten wurde - jedenfalls soweit sie auf dem Festland liegen - , als letzte von allen erst in unserer Zeit unter der Führung und dem Oberbefehl von Augustus Caesar völlig unterworfen worden. Dort war damals Hasdrubal, der Sohn Gisgos, der größte und berühmteste Heerführer in diesem Krieg gleich nach den Barkiden, von Gades zurückgekehrt in der Hoffnung, den Krieg wiederaufnehmen zu können; mit Unterstützung Magos, des Sohnes Hamilkars, führte er im Jenseitigen Spanien Aushebungen durch und brachte an die 50000 Fußsoldaten und 4 500 Reiter unter Waffen. Hinsichtlich der Reitertruppen besteht in den Quellen nahezu Übereinstimmung; an Fußsoldaten, schreiben einige, seien 70 000 in das Gebiet der Stadt Silpia geführt worden. Dort lagerten sich oberhalb einer weiten Ebene die beiden punischen Heerführer mit der Absicht, den Kampf nicht zu verweigern. Als die Kunde von der Aufstellung eines so großen Heeres zu Scipio gelangte, glaubte er, mit seinen römischen Legionen einer so großen Menge nicht gewachsen zu sein, wenn er ihr nicht wenigstens zum Schein Hilfstruppen der Barbaren entgegenstelle; diese glaubte er jedoch nicht so stark machen zu dürfen, daß sie bei einem Frontwechsel, wie er die Ursache für die Niederlage seines Vaters und seines

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fuisset patri patruoque, magnum m o m e n t u m facerent, praemisso Silano ad Culcham duodetriginta oppidis regnantem, ut equites peditesque ab eo, quos se per hiemem conscripturum pollicitus erat, acciperet, ipse ab Tarracone profectus protinus ab sociis, qui accolunt viam, modica contrahendo auxilia Castulonem pervenit. Eo adducta ab Silano auxilia, tria milia peditum et quingenti equites. Inde ad Baeculam urbem processum cum omni exercitu civium, sociorum, peditum equitumque quinque et quadraginta milibus. Castra ponentes eos Mago et Masinissa cum omni equitatu adgressi sunt turbassentque munientes, ni abditi post tumulum opportune ad id positum ab Scipione equites improviso in effusos incurrissent. Ii p r o m p tissimum quemque et proxime vallum atque in ipsos munitores primum invectum vixdum proelio inito fuderunt. C u m ceteris, qui sub signis atque ordine agminis incesserant, longior et diu ambigua pugna fuit. Sed cum ab stationibus primum expeditae cohortes, deinde ex opere deducti milites atque arma capere iussi plures usque et integri fessis subirent magnumque iam agmen armatorum a castris in proelium rueret, terga haud dubie vertunt Poeni Numidaeque. Et primo turmatim abibant nihil propter pavorem festinationemve confusis ordinibus; dein, postquam acrius ultimis incidebat Romanus neque sustineri impetus poterat, nihil iam ordinum memores passim, qua cuique proximum fuit, in fugam effunduntur. Et quamquam eo proelio aliquantum et Romanis aucti et deminuti hostibus animi erant,

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Onkels gewesen war, großes Gewicht bekämen. Daher schickte er Silanus zu Culchas voraus, der über 28 Städte herrschte, um von ihm die Reiter und Fußsoldaten zu übernehmen, die er im Winter auszuheben versprochen hatte. Er selbst brach von Tarraco auf, zog sogleich von den Bundesgenossen, die am Weg wohnten, mäßig starke Hilfstruppen an sich und gelangte nach Castulo. Hier führte Silanus die Hilfstruppen heran, 3 000 Fußsoldaten und 500 Reiter. Von dort rückte man mit dem gesamten Heer aus Bürgern und Bundesgenossen, 45 000 Fußsoldaten und Reitern, zur Stadt Baecula vor. Als sie das Lager aufschlugen, griffen Mago und Masinissa sie mit der gesamten Reiterei an, und sie hätten sie bei der Schanzarbeit durcheinandergebracht, wenn nicht die Reiter, die Scipio hinter einem für diesen Zweck günstig gelegenen Hügel versteckt hatte, unversehens auf die Ausgeschwärmten eingedrungen wären. Sie jagten gerade die Entschlossensten, die am nächsten an den Wall und als erste zu den Schanzenden vorgedrungen waren, kaum daß der Kampf begonnen hatte, davon. Mit den übrigen, die unter ihren Feldzeichen und in geordnetem Zuge herangekommen waren, dauerte der Kampf länger und stand lange unentschieden. Aber als zunächst von den Postenstellungen kampfbereite Kohorten, dann Soldaten, die von der Schanzarbeit abgezogen wurden und den Befehl erhielten, zu den Waffen zu greifen, in immer größerer Zahl und frisch die Erschöpften ablösten und nun noch ein großer Zug Bewaffneter vom Lager in den Kampf stürzte, wandten sich die Punier und Numider eindeutig zur Flucht. Zunächst zogen sie noch schwadronsweise ab, ohne daß ihre Reihen durch Angst oder Hast in Unordnung gerieten; dann, nachdem der Römer schärfer auf die letzten eindrang und man ihrem Ansturm nicht mehr standhalten konnte, dachten sie nicht mehr an Reih und Glied und stürzten überall in wilder Flucht davon, w o es für jeden am nächsten war. Obwohl durch diesen Kampf bei den Römern der Mut erheblich gewachsen und bei den Feinden

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tarnen numquam per aliquot insequentis dies ab excursionibus equitum levisque armaturae cessatum est. U b i satis temptatae per haec levia certamina vires sunt, prior Hasdrubal in aciem copias eduxit, deinde et Romani processere. Sed utraque acies pro vallo stetit instructa, et cum ab neutris pugna coepta esset, iam die ad occasum inclinante a Poeno prius, deinde ab Romano in castra copiae reductae. H o c idem per dies aliquot factum. Prior semper Poenus copias castris educebat, prior fessis stando signum receptui dabat; ab neutra parte procursum telumve missum aut vox ulla orta. Mediam aciem hinc Romani, illinc Carthaginienses mixti Afris, cornua socii tenebant - erant autem utrimque Hispani - ; pro cornibus ante Punicam aciem elephanti castellorum procul speciem praebebant. Iam hoc in utrisque castris sermonis erat ita, ut instruct! stetissent, pugnaturos; medias acies, Romanum Poenumque, quos inter belli causa esset, pari robore animorum armorumque concursuros. Scipio ubi hoc obstinate credi animadvertit, omnia de industria in eum diem, quo pugnaturus erat, mutavit. Tesseram vesperi per castra dedit, ut ante lucem viri equique pransi essent, armatus eques frenatos instratosque teneret equos.

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Vixdum satis certa luce equitatum omnem cum levi armatura in stationes Punicas immisit; inde confestim ipse cum gravi agmine legionum procedit praeter opinionem destinatam suorum hostiumque Romano milite

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gesunken war, hörten doch für eine Reihe von Tagen, die folgten, die Vorstöße der Reiter und der Leichtbewaffneten nie auf. Nachdem man in diesen leichten Gefechten die Kräfte hinreichend erprobt hatte, führte Hasdrubal als erster seine Truppen hinaus und formierte sie zur Schlacht; dann rückten auch die Römer vor. Aber beide Heere standen vor ihrem Wall zur Schlacht aufgestellt, und da keine der beiden Seiten den Kampf begann, führte, als der Tag sich schon seinem Ende zuneigte, zuerst der Punier, dann auch der Römer die Truppen ins Lager zurück. Das geschah so mehrere Tage hindurch. Als erster führte immer der Punier seine Truppen aus dem Lager heraus, als erster gab er ihnen, die vom Stehen ermüdet waren, das Zeichen zum Rückzug; von keiner der beiden Seiten stürzte man vor, schleuderte man ein Geschoß oder erhob sich ein Ruf. Das Zentrum der Schlachtreihe hatten hier die Römer inne, dort die Karthager, vermischt mit Afrikanern, die Flügel die Bundesgenossen - es waren auf beiden Seiten Spanier; auf den Flügeln machten die Elefanten von der punischen Schlachtreihe von weitem den Eindruck von Bollwerken. Schon ging in beiden Lagern die Rede, in der Aufstellung, in der sie dagestanden hätten, würden sie auch kämpfen; die Zentren der Schlachtreihen, der Römer und der Punier, bei denen die Ursache des Krieges liege, würden mit gleicher Stärke des Mutes und der Waffen zusammenprallen. Als Scipio merkte, daß man dies beharrlich glaubte, änderte er absichtlich für den Tag, an dem er kämpfen wollte, alles. Am Abend gab er im Lager den Befehl aus, vor Tagesanbruch sollten die Männer gefrühstückt haben und die Pferde gefüttert sein, die Reiter in Waffen sein und die Pferde aufgezäumt und gesattelt haben. Kaum daß es richtig hell geworden war, schickte er die gesamte Reiterei mit den Leichtbewaffneten gegen die punischen Vorposten; dann rückte er selbst unverzüglich mit dem schwerbewaffneten Zug der Legionen vor, sicherte aber entgegen der festen Erwartung seiner eigenen Leute und der

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cornibus firmatis, sociis in mediam aciem acceptis. Hasdrubal clamore equitum excitatus ut ex tabernaculo prosiluit tumultumque ante vallum et trepidationem suorum et procul signa legionum fulgentia plenosque hostium campos vidit, equitatum omnem extemplo in equites emittit; ipse cum peditum agmine castris egreditur nec ex ordine solito quicquam acie instruenda mutat.

Equitum iam diu anceps pugna erat nec ipsa per se decerni poterat, quia pulsis, quod prope in vicem fiebat, in aciem peditum tutus receptus erat; sed ubi iam haud plus quingentos passus acies inter sese aberant, signo receptui dato Scipio patefactisque ordinibus equitatum omnem levemque armaturam in medium acceptam divisamque in partes duas in subsidiis post cornua locat. Inde, ubi incipiendae iam pugnae tempus erat, Hispanos - ea media acies fuit - presso gradu incedere iubet; ipse e dextro cornu - ibi namque praeerat - nuntium ad Silanum et Marcium mittit, ut cornu extenderent in sinistram partem, quem ad modum se tendentem ad dextram vidissent, et cum expeditis peditum equitumque prius pugnam consererent cum hoste, quam coire inter se mediae acies possent. Ita diductis cornibus cum ternis peditum cohortibus ternisque equitum turmis, ad hoc velitibus, citato gradu in hostem ducebant sequentibus in obliquum aliis. Sinus in medio erat, qua segnius Hispanorum signa incedebant. E t iam conflixerant cornua, cum, quod roboris in hostium acie erat, Poeni vete-

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Feinde die Flügel durch römische Soldaten und nahm die Bundesgenossen ins Zentrum der Schlachtreihe. Als Hasdrubal, vom Geschrei der Reiter aufgeweckt, aus seinem Zelt stürzte, das Getümmel vor dem Wall, die Verwirrung seiner Leute und in der Ferne die Feldzeichen der Legionen glänzen und die Felder voll von Feinden sah, schickte er sogleich seine gesamte Reiterei gegen die Reiter heraus; er selbst rückte mit dem Zug der Fußsoldaten aus dem Lager aus und änderte beim Aufstellen der Schlachtreihe nichts an der gewohnten Ordnung. Der Kampf der Reiter stand schon lange in der Schwebe und konnte nicht durch sich selbst entschieden werden, weil sie, wenn sie zurückgetrieben wurden, was fast in regelmäßigem Wechsel geschah, sichere Zuflucht in der Linie der Fußsoldaten fanden. Aber sobald die Schlachtreihen nicht mehr als 500 Schritt voneinander entfernt waren, ließ Scipio das Signal zum Rückzug geben, öffnete die Reihen, nahm die ganze Reiterei und die Leichtbewaffneten im Zentrum auf, teilte sie in zwei Gruppen und stellte sie als Reserve hinter die Flügel. Dann, als es nun Zeit war, die Schlacht zu beginnen, befahl er den Spaniern - sie bildeten das Zentrum der Schlachtreihe - , mit langsamem Schritt vorzugehen. E r selbst schickte vom rechten Flügel - denn dort hatte er das Kommando - einen Boten zu Silanus und Marcius, sie sollten ihren Flügel nach links ausdehnen, wie sie ihn den seinen nach rechts ausdehnen sähen, und mit ihren schnellen Einheiten von Fußsoldaten und Reitern den Kampf mit dem Feind beginnen, bevor die Zentren miteinander zusammenstoßen könnten. So dehnten sie die Flügel aus mit jeweils drei Kohorten Fußsoldaten und drei Schwadronen Reitern, dazu den Plänklern und zogen im Sturmschritt gegen den Feind, wobei die anderen sich schräg anschlossen. Im Zentrum war eine Einbuchtung, w o die Einheiten der Spanier langsamer vorgingen. Und die Flügel waren schon aneinandergeraten, während die Kerntruppen, die im Heer der Feinde standen, die punischen Veteranen und die Afrikaner,

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rani A f r i q u e , n o n d u m ad teli coniectum venissent neque in cornua, ut adiuvarent pugnantes, discurrere auderent, ne aperirent mediam aciem venienti ex adverso hosti. C o r n u a ancipiti proelio urgebantur: eques levisque armatura (ac) velites circumductis alis in latera incurrebant; cohortes a fronte urgebant, ut abrumperent cornua a cetera acie.

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Et c u m ab omni parte haudquaquam par pugna erat, turn q u o d turba Baliarium tironumque H i s p a n o r u m R o m a n o Latinoque militi obiecta erat. Et procedente iam die vires etiam deficere Hasdrubalis exercitum coeperant, oppressos matutino tumultu coactosque, priusquam cibo corpora firmarent, raptim in aciem exire. Et ad id sedulo diem extraxerat Scipio, ut sera pugna esset; nam ab septima d e m u m hora peditum signa (a) cornibus concurrerunt; ad medias acies aliquanto serius pervenit pugna, ita ut prius aestus a meridiano sole laborque standi sub armis et simul fames sitisque corpora adficerent, q u a m manus c u m hoste consererent. Itaque steterunt scutis innixi. Iam super cetera elephanti etiam t u m u l t u o s o genere pugnae equitum velitumque et levis armaturae consternati e cornibus in mediam aciem sese intulerant. Fessi igitur corporibus animisque rettulere p e d e m ordines tarnen servantes haud secus, q u a m si imperio ducis cederet integra acies. Sed c u m eo ipso acrius, ubi inclinatam sensere rem, victores se undique inveherent nec facile impetus sustineri posset, quamq u a m retinebat obsistebatque cedentibus Hasdrubal ab

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noch nicht auf Wurfweite herangekommen waren, aber nicht wagten, zur Unterstützung der Kämpfenden auf die Flügel zu laufen, um nicht das Zentrum dem von vorn anrückenden Feind zu öffnen. Die Flügel wurden von zwei Seiten bedrängt: die Reiter und die Leichtbewaffneten und die Plänkler stürmten, nachdem ihre Einheiten eingeschwenkt waren, auf die Flanken ein, die Kohorten drängten von vorn, um die Flügel von der übrigen Schlachtreihe abzutrennen. Und der Kampf war in jeder Hinsicht ungleich, vor allem, weil der Haufen der Baliaren und spanischen Rekruten den römischen und latinischen Soldaten gegenüberstand. Als der Tag schon voranschritt, begannen auch dem Heer Hasdrubals die Kräfte zu schwinden; sie waren ja von dem Kampf getümmel am Morgen überrascht worden und hatten sich gezwungen gesehen, bevor sie sich mit Nahrung gestärkt hatten, unverzüglich zur Schlacht auszurücken. Zudem hatte Scipio mit Bedacht die Zeit verstreichen lassen, damit der Kampf spät stattfand; denn erst nach der siebten Stunde stießen die Einheiten der Fußsoldaten auf den Flügeln zusammen; zum Zentrum gelangte der Kampf noch erheblich später, so daß die Hitze der Mittagssonne, die Anstrengung des Stehens unter Waffen und zugleich Hunger und Durst den Leuten zusetzten, bevor sie mit dem Feind aneinandergerieten. Daher standen sie da, auf ihre Schilde gestützt. Und schon waren zu allem übrigen auch noch die Elefanten, durch die lärmende Kampfesart der Reiter, der Plänkler und der Leichtbewaffneten verstört, von den Flügeln ins Zentrum gerannt. Daher gingen sie erschöpft und entmutigt zurück, wahrten dabei aber Reih und Glied, nicht anders, als wenn sich eine ungeschlagene Schlachtreihe auf Befehl ihres Feldherrn zurückzöge. Als aber die Sieger eben deshalb, sobald sie merkten, daß die Sache eine entscheidende Wendung genommen hatte, überall vordrangen und man ihrem Ansturm nicht leicht standhalten konnte, suchte Hasdrubal zwar seine Leute zurückzuhalten, stellte sich den Weichen-

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tergo esse colles tutumque receptum, si modice se reciperent, clamitans, tamen vincente metu verecundiam, cum proximus quisque hostem cederet, terga extemplo data atque in fugam sese omnes effuderunt. Ac primo consistere signa in radicibus collium ac revocare in ordines militem coeperant cunctantibus in adversum collem erigere aciem Romanis; deinde, ut inferri impigre signa viderunt, integrata fuga in castra pavidi compelluntur. Nec procul vallo Romanus aberat cepissetque tanto impetu castra, nisi ex vehementi sole, qualis inter graves imbre nubes effulget, tanta vis aquae deiecta esset, ut vix in castra sua receperint se victores, quosdam etiam religio ceperit ulterius quicquam eo die conandi. Carthaginienses, quamquam fessos labore ac vulneribus nox imberque ad necessariam quietem vocabat, tamen, quia metus et periculum cessandi non dabat tempus, prima luce oppugnaturis hostibus castra, saxis undique circa ex propinquis vallibus congestis augent vallum munimento sese, quando in armis parum praesidii foret, defensuri.

Sed transitio sociorum, fuga ut tutior mora videretur, fecit. Principium defectionis ab Attene regulo Turdetan o r u m factum est; is cum magna popularium manu transfugit; inde duo munita oppida cum praesidiis tradita a praefectis Romano. Et ne latius inclinatis semel ad

206 ν. CHR. den in den Weg und schrie, in ihrem Rücken hätten sie Hügel und eine sichere Zuflucht, wenn sie sich in Ruhe zurückzögen; aber die Furcht war doch stärker als das Ehrgefühl, da gerade die zurückgingen, die dem Feind am nächsten standen: sie wandten ihm alsbald den Rücken zu und stoben alle in wilder Flucht davon. Am Fuß der Hügel machten die Feldzeichen zunächst halt, und man hatte begonnen, die Soldaten wieder in Reih und Glied zu ordnen, während die Römer noch zögerten, ihre Schlachtreihe den vor ihnen liegenden Hügel hinaufrücken zu lassen. Als die Punier dann aber sahen, daß die Römer energischer vorgingen, wandten sie sich erneut zur Flucht und wurden verängstigt in ihr Lager getrieben. Und der Römer war nicht mehr weit vom Wall entfernt und hätte bei seinem so großen Angriffsschwung das Lager genommen, wenn nicht nach der stechenden Sonne, wie sie unter regenschweren Wolken hervorstrahlt, eine solche Menge Wasser herabgestürzt wäre, daß die Sieger sich kaum in das eigene Lager zurückziehen konnten, einige auch ein religiöses Bedenken ergriff, an diesem Tag noch etwas zu unternehmen. Obwohl die Nacht und der Regen die von der Anstrengung und den Wunden erschöpften Karthager zur notwendigen Ruhe einlud, verstärkten sie doch, weil die Furcht und die Gefahr ihnen keine Zeit zum Zögern ließ, da die Feinde ja bei Tagesanbruch das Lager angreifen würden, den Wall mit Steinen, die sie von überallher ringsum aus den benachbarten Tälern zusammenschleppten, und wollten sich mit Hilfe des Bollwerks verteidigen, da ja die Waffen zu wenig Schutz boten. Aber der Ubertritt von Bundesgenossen bewirkte, daß ihnen die Flucht sicherer schien als das Verweilen. Den Anfang mit dem Abfallen machte Attenes, der Fürst der Turdetaner; er lief mit einer großen Zahl seiner Landsleute über. Daraufhin wurden zwei befestigte Städte mitsamt ihren Besatzungen durch ihre Kommandanten den Römern übergeben. Und damit die Sache nicht fortwucherte, da die

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defectionem animis serperet res, silentio proximae noctis Hasdrubal castra movet. Scipio, ut prima luce, qui in stationibus erant, rettulerunt profectos hostes, praemisso equitatu signa ferri iubet; adeoque citato agmine ducti sunt, ut, si via recta vestigia sequentes issent, haud dubie adsecuturi fuerint; ducibus est creditum brevius aliud esse iter ad Baetim fluvium, ut transeuntes adgrederentur. Hasdrubal clauso transitu fluminis ad Oceanum flectit, et iam inde fugientium modo effusi abibant; itaque ab legionibus Romanis aliquantum intervalli fecit; eques levisque armatura nunc ab tergo, nunc ab lateribus occurrendo fatigabat morabaturque; sed cum ad crebros tumultus signa consisterent et nunc equestria, nunc cum velitibus auxiliisque peditum proelia consererent, supervenerunt legiones. Inde non iam pugna, sed trucidatio velut pecorum fieri, donee ipse dux fugae auctor in proximos colles cum sex milibus ferme semermium evasit; ceteri caesi captique. Castra tumultuaria raptim Poeni tumulo editissimo communiverunt atque inde, cum hostis nequiquam subire iniquo ascensu conatus esset, haud difficulter sese tutati sunt. Sed obsidio in loco nudo atque inopi vix in paucos dies tolerabilis erat; itaque transitiones ad hostem fiebant. Postremo dux ipse navibus accitis - nec procul inde aberat mare - nocte relicto exercitu Gades perfugit. Scipio fuga ducis hostium audita decern milia peditum, mille equites relinquit Silano ad castrorum obsidionem; ipse cum ceteris copiis septuagensimis

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Gemüter nun einmal zum Abfallen geneigt waren, zog Hasdrubal in der Stille der nächsten Nacht ab. Als bei Tagesanbruch die Vorposten berichteten, die Feinde seien aufgebrochen, schickte Scipio die Reiterei voraus und gab den Manipeln den Befehl zum Abmarsch; sie rückten so rasch vor, daß sie die Feinde zweifellos eingeholt hätten, wenn sie geradewegs, den Spuren folgend, gezogen wären. Man glaubte aber den Wegführern, es gebe einen anderen, kürzeren Weg zum Baetis, so daß sie sie beim Ubergang angreifen könnten. Hasdrubal schwenkte, da der Flußübergang versperrt war, zum Ozean ab, und von da an zogen sie nach Art von Fliehenden ohne rechte Ordnung davon. So gewann er einigen Abstand von den römischen Legionen. Die Reiter und die Leichtbewaffneten setzten ihnen durch Angriffe bald vom Rücken, bald von den Seiten her zu und hielten sie auf. Da aber die Einheiten bei den häufigen Überfällen halt machen und bald mit den Reitern, bald mit den Plänklern und den Hilfstruppen zu Fuß kämpfen mußten, kamen die Legionen heran. Von da an war es keine Schlacht mehr, sondern es wurde ein Hinschlachten wie von Vieh, bis der Feldherr selbst den Anstoß zur Flucht gab und mit etwa 6 000 Halbbewaffneten auf die nächsten Hügel entkam; die übrigen wurden niedergehauen und gefangengenommen. Eilends errichteten die Punier auf der höchsten Erhebung ein Notlager, und von dort aus schützten sie sich mühelos, nachdem der Feind bei dem beschwerlichen Aufstieg vergeblich versucht hatte heranzukommen. Aber eine Belagerung war auf dem kahlen und armseligen Platz kaum über mehrere Tage auszuhalten; deshalb liefen manche zum Feind über. Zuletzt rief der Feldherr selbst Schiffe herbei - denn das Meer war nicht weit von dort entfernt - , verließ bei Nacht sein Heer und floh nach Gades. Als Scipio von der Flucht des feindlichen Feldherrn hörte, ließ er Silanus 10 000 Fußsoldaten und 1 000 Reiter zur Belagerung des Lagers zurück. E r selbst kehrte mit den übrigen Truppen in 70 Tagemärschen nach Tarraco zurück; unterwegs untersuchte

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castris protinus causis regulorum civitatiumque cognoscendis, ut praemia ad veram meritorum aestimationem tribui possent, Tarraconem rediit. Post profectionem eius Masinissa cum Silano clam congressus, ut ad nova consilia gentem quoque suam oboedientem haberet, cum paucis popularibus in Africam traiecit, non tam evidenti eo tempore subitae mutationis causa quam documento post id tempus constantissimae ad ultimam senectam fidei ne tum quidem eum sine probabili causa fecisse.

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Mago inde remissis ab Hasdrubale navibus Gades petiit; ceteri deserti ab ducibus, pars transitione, pars fuga dissipati per proximas civitates sunt; nulla numero aut viribus manus insignis.

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Hoc maxime modo ductu atque auspicio P. Scipionis pulsi Hispania Carthaginienses sunt quarto decimo anno post bellum initum, quinto quam P. Scipio provinciam et exercitum accepit. Haud multo post Silanus debellatum referens Tarraconem ad Scipionem rediit.

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L. Scipio cum multis nobilibus captivis nuntius receptae Hispaniae Romam est missus. Et cum ceteri laetitia gloriaque ingenti earn rem vulgo ferrent, unus, qui gesserat, inexplebilis virtutis veraeque laudis, parvum instar eorum, quae spe ac magnitudine animi concepisset, receptas Hispanias ducebat. Iam Africam magnamque Carthaginem et in suum decus nomenque velut consummatam eius belli gloriam spectabat. Itaque praemoliendas sibi ratus iam res conciliandosque regum genti-

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2o6 V. CHR. er das Verhalten der Fürsten und der Gemeinden, um ihnen aufgrund der rechten Einschätzung ihrer Verdienste Belohnungen zuteilen zu können. Nach seinem Aufbruch traf Masinissa heimlich mit Silanus zusammen und setzte dann, um für seine neuen Pläne auch seine Völkerschaft hinter sich zu haben, mit wenigen Landsleuten nach Afrika über. Damals war der Anlaß seines plötzlichen Frontwechsels nicht so ersichtlich, wie später seine bis ins höchste Alter sich völlig gleichbleibende Treue bewies, daß er auch damals nicht ohne triftigen Grund gehandelt hatte. Mago fuhr dann auf den von Hasdrubal zurückgeschickten Schiffen nach Gades; von ihren Anführern verlassen, zerstreuten sich die übrigen teils durch Uberlaufen, teils durch Fliehen auf die nächsten Gemeinden; es gab keine Gruppe mehr, die an Zahl oder Kampfkraft bedeutend gewesen wäre. Auf diese Weise im großen und ganzen wurden unter der Führung und dem Oberbefehl P. Scipios die Karthager aus Spanien vertrieben im 14. Jahr nach Kriegsbeginn, im fünften, nachdem P. Scipio den Aufgabenbereich und das Heer übernommen hatte. Nicht viel später kehrte Silanus nach Tarraco zu Scipio zurück und meldete, der Krieg sei zu Ende. L. Scipio wurde mit vielen vornehmen Gefangenen als Bote der Eroberung Spaniens nach R o m geschickt. Und während die übrigen allgemein diese Tat mit Freude und ungeheurem Rühmen feierten, hielt der eine, der sie vollbracht hatte, unersättlich in seinem Streben nach Mannestaten und wahrem Ruhm, die Eroberung Spaniens für unbedeutend im Vergleich mit dem, worauf er sich in seinem stolzen Sinn Hoffnung machte; er blickte schon auf Afrika und das große Karthago und auf den in einem Ehrennamen für ihn gleichsam zusammengefaßten Ruhm dieses Krieges. Daher glaubte er, die Dinge schon jetzt vorbereiten und die Könige und Völkerschaften gewinnen zu müssen, und be-

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umque animos, Syphacem primum regem statuit temptare. Masaesuliorum is rex erat. Masaesulii, gens adfinis Mauris, in regionem Hispaniae maxime, qua sita Nova Carthago est, spectant. Foedus ea tempestate regi cum Carthaginiensibus erat; quod haud gravius ei sanctiusque quam vulgo barbaris, quibus ex fortuna pendet fides, ratus fore, oratorem ad eum C. Laelium cum donis mittit. Quibus barbarus laetus, et quia res tum prosperae ubique Romanis, Poenis in Italia adversae, in Hispania nullae iam erant, amicitiam se Romanorum accipere adnuit: firmandae eius fidem nec dare nec accipere nisi cum ipso coram duce Romano. Ita Laelius in id modo fide ab rege accepta, tutum adventum fore, ad Scipionem rediit.

Magnum in omnia momentum Syphax adfectanti res Africae erat, opulentissimus eius terrae rex, bello iam expertus ipsos Carthaginiensis, finibus etiam regni apte ad Hispaniam, quod freto exiguo dirimuntur, positis. Dignam itaque rem Scipio ratus, quae, quoniam aliter non posset, magno periculo peteretur, L. Marcio Tarracone, M. Silano Carthagine Nova, quo pedibus ab Tarracone itineribus magnis ierat, ad praesidium Hispaniae relictis ipse cum C. Laelio duabus quinqueremibus ab Carthagine profectus tranquillo mari plurimum remis, interdum et leni adiuvante vento, in Africam traiecit.

Forte ita incidit, ut eo ipso tempore Hasdrubal pulsus Hispania, Septem triremibus portum invectus ancoris positis terrae applicaret naves, cum conspectae duae

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Schloß, es zunächst mit König Syphax zu versuchen. Er war der König der Masaesulier. Die Masaesulier, eine an die Mauren angrenzende Völkerschaft, schauen vor allem auf die Gegend Spaniens, wo Neu-Karthago liegt. Der König hatte zu dieser Zeit einen Vertrag mit den Karthagern. Scipio glaubte, der werde für ihn nicht wichtiger und heiliger sein als allgemein für die Barbaren, deren Treue vom Glück abhängt, und schickte daher C. Laelius als Unterhändler mit Geschenken zu ihm. Der Barbar freute sich darüber, und da die Dinge für die Römer damals überall gut standen, für die Punier dagegen in Italien schlecht und es in Spanien für sie aus war, erklärte er sich bereit, die Freundschaft der Römer anzunehmen; das Wort zu ihrer Besiegelung gebe er aber keinem anderen und nehme er von keinem anderen entgegen als von dem römischen Heerführer persönlich. So erhielt Laelius nur dafür vom König die Zusage, daß der Besuch gefahrlos sein werde, und kehrte zu Scipio zurück. Syphax war in jeder Hinsicht von ausschlaggebender Bedeutung für einen, der die Dinge in Afrika anpacken wollte; er war der mächtigste König dieses Erdteils, der sich im Krieg schon mit den Karthagern selbst gemessen hatte, und das Gebiet seines Reiches lag günstig zu Spanien, weil es nur durch eine schmale Meerenge davon getrennt ist. Scipio glaubte daher, die Sache sei es wert, da er es anders nicht könne, sie auch unter großer Gefahr zu verfolgen, ließ L. Marcius in Tarraco, M. Silanus in Neu-Karthago, wohin er auf dem Landweg von Tarraco aus in Gewaltmärschen gezogen war, zum Schutz Spaniens zurück, brach selbst mit C. Laelius auf zwei Fünfruderern aus Neu-Karthago auf und setzte bei ruhiger See zumeist mit Ruderkraft, gelegentlich auch von einer leichten Brise unterstützt, nach Afrika über. Zufällig traf es sich, daß zur selben Zeit Hasdrubal, aus Spanien vertrieben, mit sieben Dreiruderern in den Hafen eingelaufen war, Anker geworfen hatte und die Schiffe an Land festmachte; als die beiden Fünfruderer gesichtet wur-

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quinqueremes haud cuiquam dubio, quin hostium essent opprimique a pluribus, priusquam portum intrarent, possent, nihil aliud quam tumultum ac trepidationem simul militum ac nautarum nequiquam armaque et naves expedientium fecerunt. Percussa enim ex alto vela paulo acriore vento prius in portum intulerunt quinqueremes, quam Poeni ancoras molirentur; nec ultra tumultum eiere quisquam in regio portu audebat. Ita in terram prior Hasdrubal, mox Scipio et Laelius egressi ad regem pergunt.

Magnificumque id Syphaci - nec erat aliter - visum, duorum opulentissimorum ea tempestate duces populorum uno die suam pacem amicitiamque petentes venisse. Utrumque in hospitium invitat; et quoniam fors eos sub uno tecto esse atque ad eosdem penates voluisset, contrahere in conloquium dirimendarum simultatium causa est conatus Scipione abnuente aut privatim sibi ullum cum Poeno odium esse, quod conloquendo finiret, aut de re publica quicquam se cum hoste agere iniussu senatus posse. Illud magno opere tendente rege, ne alter hospitum exclusus mensa videretur, ut in animum induceret ad easdem venire epulas, haud abnuit; cenatumque simul apud regem est; eodem etiam lecto Scipio atque Hasdrubal, quia ita cordi erat regi, accubuerunt. Tanta autem inerat comitas Scipioni atque ad omnia naturalis ingenii dexteritas, ut non Syphacem modo, barbarum insuetumque moribus Romanis, sed hostem etiam infestissimum facunde adloquendo sibi conciliarit. Mirabiliorem sibi eum congresso coram visum prae se ferebat

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den und es keinem zweifelhaft war, daß es feindliche waren und sie von der Übermacht, bevor sie in den Hafen einliefen, überwältigt werden könnten, löste das nichts anderes als Lärm und Wirrwarr zugleich bei den Soldaten und den Matrosen aus, die vergeblich die Waffen und die Schiffe kampfbereit zu machen suchten. Denn die Segel, vom Meer her von einem etwas stärkeren Windstoß getroffen, trugen die Fünfruderer in den Hafen, bevor die Punier die Anker lichten konnten. Aber weiter Unruhe zu stiften wagte in dem königlichen Hafen keiner. So ging zuerst Hasdrubal an Land, bald auch Scipio und Laelius, und sie begaben sich zum König. Es schien Syphax großartig - und es war auch nicht anders - , daß zu diesem Zeitpunkt die Heerführer der beiden mächtigsten Völker an einem Tag gekommen waren und um Frieden und um Freundschaft mit ihm baten. Er lud sie beide zu Gast. Und da der Zufall es so gewollt hatte, daß sie unter einem Dach und bei denselben Hausgöttern waren, versuchte er, sie zu einem Gespräch zusammenzubringen, damit sie ihre Streitigkeiten beilegen könnten. Scipio bestritt jedoch, persönlich irgendwelchen Haß gegen den Punier zu empfinden, den es in einem Gespräch zu beenden gelte, und über Staatsangelegenheiten könne er mit einem Feind ohne Auftrag des Senats nicht verhandeln. Da der König sehr darum bat, er möge sich doch dazu verstehen, zu demselben Gastmahl zu kommen, damit nicht einer seiner Gäste vom Tisch ausgeschlossen zu sein scheine, lehnte er nicht ab. Man speiste also zusammen beim König; Scipio und Hasdrubal lagen auch auf demselben Speisesofa, weil dem König daran lag. Scipio besaß aber so viel Freundlichkeit und natürliche Gewandtheit für jede Lage, daß er nicht nur Syphax, einen Barbaren, der mit römischen Sitten nicht vertraut war, sondern auch seinen grimmigsten Feind durch seine gefällige Art des Umgangs für sich einnahm. Der sprach offen aus, dieser Mann sei ihm bei ihrer persönlichen Zusammenkunft bewundernswerter vorgekommen als durch seine Taten im

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quam bello rebus gestis nec dubitare, quin Syphax regnumque eius iam in Romanorum essent potestate; earn artem illi viro ad conciliandos animos esse. Itaque non, quo modo Hispaniae amissae sint, quaerendum magis Carthaginiensibus esse quam, quo modo Africam retineant, cogitandum. N o n peregrinabundum neque circa amoenas oras vagantem tantum ducem Romanum relicta provincia novae dicionis, relictis exercitibus duabus navibus in Africam traiecisse et commisisse sese in hostilem terram, in potestatem regiam, in fidem inexpertam, sed potiundae Africae spem adfectantem. H o c eum iam pridem volutare in animo, hoc palam fremere, quod non, quemadmodum Hannibal in Italia, sic Scipio in Africa bellum gereret. Scipio foedere icto cum Syphace profectus ex Africa dubiisque et plerumque saevis in alto iactatus ventis die quarto N o v a e Carthaginis portum tenuit.

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Hispaniae sicut a bello Punico quietae erant, ita quasdam civitates propter conscientiam culpae metu magis quam fide quietas esse apparebat, quarum maxime insignes et magnitudine et noxa Iliturgi et Castulo erant. Castulo, cum prosperis rebus socii fuissent, post caesos cum exercitibus Scipiones defecerat ad Poenos; Iliturgitani prodendis, qui ex ilia clade ad eos perfugerant, interficiendisque scelus etiam defectioni addiderant. In eos populos primo adventu, cum dubiae Hispaniae essent, merito magis quam utiliter saevitum foret; tunc iam tranquillis rebus, quia tempus expetendae poenae videbatur venisse, accitum ab Tarracone L. Marcium cum tertia parte copiarum ad Castulonem oppugnandam

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Krieg und er zweifle nicht daran, daß Syphax und sein Reich schon in der Hand der Römer seien; solche Fähigkeit habe dieser Mann, Menschen für sich zu gewinnen. Daher müßten die Karthager weniger danach fragen, wie Spanien verlorengegangen sei, als darüber nachdenken, wie sie Afrika behaupten könnten. Nicht um ins Ausland zu reisen und an schönen Küsten zu kreuzen, habe ein so bedeutender römischer Heerführer die eben erst eroberte Provinz verlassen, seine Heere zurückgelassen, sei mit zwei Schiffen nach Afrika hinübergefahren und habe sich in das Land des Feindes, in die Gewalt des Königs gewagt und auf eine noch nicht erprobte Redlichkeit vertraut, sondern weil er die Hoffnung habe, sich Afrikas bemächtigen zu können. Daran denke er schon längst, darüber äußere er offen seinen Unmut, daß er, Scipio, nicht in Afrika Krieg führe wie Hannibal in Italien. Scipio Schloß mit Syphax einen Vertrag, brach von Afrika auf, wurde von wechselnden, meist stürmischen Winden auf hoher See umhergeworfen und erreichte am vierten Tag den Hafen von Neu-Karthago. Spanien hatte zwar Ruhe vor dem Krieg mit den Puniern, aber einige Gemeinden hielten im Bewußtsein ihrer Schuld offensichtlich mehr aus Angst Ruhe als aus Treue; die bedeutendsten von ihnen, was die Größe und die Verfehlung anging, waren Iliturgi und Castulo. Castulo war, nachdem die Leute in glücklichen Zeiten unsere Bundesgenossen gewesen waren, nach dem Untergang der Scipionen und ihrer Heere zu den Puniern abgefallen; die Leute von Iliturgi hatten, indem sie die, die sich nach jener Niederlage zu ihnen geflüchtet hatten, verrieten und umbrachten, zu dem Abfallen auch noch ein Verbrechen hinzugefügt. Ein hartes Vorgehen gegen diese Völker gleich bei seiner Ankunft, als es in Spanien noch bedenklich stand, wäre mehr gerechtfertigt als nützlich gewesen. Weil jetzt aber, wo Ruhe eingekehrt war, der Zeitpunkt für den Vollzug der Strafe gekommen zu sein schien, rief Scipio den L. Marcius von Tarraco herbei und schickte ihn mit dem dritten Teil der Truppen zum Angriff

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mittit, ipse cum cetero exercitu quintis fere ad Iliturgin castris pervenit. Clausae erant portae omniaque instructa et parata ad oppugnationem arcendam; adeo conscientia, quid se meritos scirent, p r o indicto eis bello fuerat. Hinc et hortari milites Scipio orsus est: ipsos claudendo portas indicasse Hispanos, quid ut timerent meriti essent. Itaque multo infestioribus animis cum eis quam cum Carthaginiensibus bellum gerendum esse; quippe cum illis prope sine ira de imperio et gloria certari, ab his perfidiae et crudelitatis et sceleris poenas expetendas esse. Venisse tempus, quo et nefandam commilitonum necem et in semet ipsos, si eodem fuga delati forent, instructam fraudem ulciscerentur et in omne tempus gravi documento sancirent, ne quis u m q u a m R o m a n u m civem militemque in ulla fortuna o p p o r t u n u m iniuriae duceret.

Ab hac cohortatione ducis incitati scalas electis per manipulos viris dividunt partitoque exercitu ita, ut parti alteri Laelius praeesset legatus, duobus simul locis ancipiti terrore urbem adgrediuntur. N o n dux unus aut plures principes oppidanos, sed suus ipsorum ex conscientia culpae metus ad defendendam impigre urbem hortatur. Et meminerant et admonebant alii alios supplicium ex se, non victoriam peti; ubi quisque mortem oppeteret, id referre, u t r u m in pugna et in acie, ubi Mars communis et victum saepe erigeret et adfligeret victorem, an p o s t m o d o cremata et diruta urbe ante ora captarum

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auf Castulo. Er selbst gelangte mit dem übrigen Heer in etwa fünf Tagemärschen nach Iliturgi. Die Tore waren verschlossen und alles zur Abwehr eines Angriffs hergerichtet und vorbereitet; denn das Wissen um das, was sie, wie ihnen klar war, verdient hatten, hatte so gewirkt, als wenn ihnen der Krieg erklärt worden wäre. Damit begann Scipio auch seine Soldaten anzufeuern: Die Spanier hätten selbst durch das Schließen ihrer Tore angezeigt, was sie mit Fug und Recht fürchteten. Daher müsse man in viel größerer Erbitterung mit ihnen Krieg führen als mit den Karthagern; denn mit jenen kämpfe man fast ohne Zorn um Macht und Ruhm, an diesen müsse man die Strafe vollstrecken wegen ihrer Treulosigkeit, ihrer Grausamkeit und ihres Verbrechens. Die Zeit sei gekommen, wo sie die ruchlose Ermordung ihrer Kameraden und die Tücke, mit der man gegen sie selbst vorgegangen wäre, falls es sie auf der Flucht auch dorthin verschlagen hätte, rächen könnten; und sie könnten damit für alle Zeit durch ein gewichtiges Beispiel als unverbrüchliches Gesetz festlegen, es solle keiner je meinen, ein römischer Bürger und Soldat sei in irgendeiner Lage dem Unrecht ausgesetzt. Durch diese anfeuernden Worte ihres Feldherrn angespornt, verteilten sie die Sturmleitern an ausgesuchte Männer in den Manipeln. Das Heer wurde aufgeteilt, so daß der Legat Laelius den einen Teil kommandierte, und sie griffen zugleich an zwei Stellen die Stadt an und riefen zwiefachen Schrecken hervor. Nicht ein einzelner Anführer oder mehrere führende Männer ermahnten die Städter, die Stadt energisch zu verteidigen, sondern ihre eigene, aus dem Bewußtsein ihrer Schuld herrührende Angst, und sie erinnerten sich daran und gaben einander zu bedenken, daß man ihre Hinrichtung, nicht einen Sieg über sie wolle. Wo ein jeder den Tod erleide, darauf komme es an, ob sie im Kampf und in der Schlachtreihe, wo der Kriegsgott, der unparteiisch sei, oft den Besiegten aufrichte und den Sieger niederschlage, oder später, wenn ihre Stadt niedergebrannt und zerstört sei, vor

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coniugum liberorumque inter verbera et vincula omnia foeda atque indigna passi exspirarent. Igitur non militaris modo aetas aut viri tantum, sed feminae puerique super animi corporisque vires adsunt, propugnantibus tela ministrant, saxa in muros munientibus gerunt. N o n libertas solum agebatur, quae virorum fortium tantum pectora acuit, sed ultima omnium supplicia et foeda mors ob oculos erat. Accendebantur animi et certamine laboris ac periculi atque ipso inter se conspectu. Itaque tanto ardore certamen initum est, ut domitor ille totius Hispaniae exercitus ab unius oppidi iuventute saepe repulsus a muris haud satis decoro proelio trepidant. Id ubi vidit Scipio, veritus, ne vanis tot conatibus suorum et hostibus cresceret animus et segnior miles fieret, sibimet conandum ac partem periculi capessendam esse ratus increpita ignavia militum ferri scalas iubet et se ipsum, si ceteri cunctentur, escensurum minatur. Iam subierat haud mediocri periculo moenia, cum clamor undique ab sollicitis vicem imperatoris militibus sublatus scalaeque multis simul partibus erigi coeptae; et ex altera parte Laelius institit. Tum victa oppidanorum vis deiectisque propugnatoribus occupantur muri.

Arx etiam ab ea parte, qua inexpugnabilis videbatur, inter tumultum capta est. Transfugae Afri, qui tum inter auxilia Romana erant, et oppidanis in ea tuenda, unde periculum videbatur, versis et Romanis subeuntibus, qua adire poterant, conspexerunt editissimam urbis par-

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den Augen ihrer gefangenen Frauen und Kinder unter Schlägen und in Fesseln, nachdem sie alles Schimpfliche und Unwürdige erduldet hätten, ihren Geist aushauchten. Daher standen nicht nur das wehrfähige Alter oder allein die Männer, sondern auch Frauen und Kinder über ihre seelischen und körperlichen Kräfte hinaus zur Verfügung, reichten den Verteidigern die Geschosse und schleppten Steine auf die Mauern für die, die dort Befestigungsarbeiten verrichteten. Es ging nicht bloß um die Freiheit, die nur die Herzen tapferer Männer entflammt, sondern die äußersten Qualen für alle und ein schimpflicher Tod stand ihnen vor Augen. Entfacht wurde ihr Mut auch noch durch den Wetteifer in Mühe und Gefahr und durch den gegenseitigen Anblick. Daher begann man den Kampf mit solchem Feuereifer, daß das Heer, das ganz Spanien bezwungen hatte, von der jungen Mannschaft einer einzigen Stadt mehrmals von den Mauern zurückgetrieben wurde und in einem wenig ruhmvollen Kampf unsicher wurde. Als Scipio das sah, fürchtete er, bei so viel erfolglosen Versuchen der Seinen wachse den Feinden der Mut und seine Soldaten würden lässiger, und meinte, er müsse es selbst versuchen und einen Teil der Gefahr auf sich nehmen, schalt die Trägheit der Soldaten, befahl Sturmleitern heranzubringen und drohte, er selbst werde hinaufsteigen, wenn die anderen zögerten. Schon war er unter nicht geringer Gefahr bis an die Mauern vorgedrungen, da erhoben die Soldaten, um ihren Feldherrn besorgt, von allen Seiten Geschrei, und begannen an vielen Stellen zugleich die Sturmleitern aufzurichten. Und von der anderen Seite her drang Laelius heran. Da wurde die Kraft der Städter bezwungen, die Verteidiger hinabgeworfen und die Mauern besetzt. Auch die Burg wurde von der Seite her, auf der sie uneinnehmbar schien, in dem Kampfgetümmel genommen. Während die Städter sich dem Schutz der Stellen zuwandten, w o Gefahr zu erkennen war, und die Römer angriffen, w o sie herankommen konnten, bemerkten afrikanische Überläu-

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tem, quia rupe praealta tegebatur, neque opere ullo munitam et ab defensoribus vacuam. Levium c o r p o r u m homines et multa exercitatione pernicium clavos secum ferreos portantes, qua per inaequaliter eminentia rupis poterant, scandunt. Sicubi nimis arduum et leve saxum occurrebat, clavos per modica intervalla figentes cum velut gradus fecissent, primi insequentis extrahentes manu, postremi sublevantes eos, qui prae se irent, in s u m m u m evadunt. Inde decurrunt cum clamore in urbem iam captam ab Romanis. Tum vero apparuit ab ira et ab odio urbem oppugnatam esse. N e m o capiendi vivos, nemo patentibus ad direptionem omnibus praedae memor est; trucidant inermes iuxta atque armatos, feminas pariter ac viros; usque ad infantium caedem ira crudelis pervenit. Ignem deinde tectis iniciunt ac diruunt, quae incendio absumi nequeunt; adeo vestigia quoque urbis exstinguere ac delere memoriam hostium sedis cordi est.

Castulonem inde Scipio exercitum ducit, quam urbem non Hispani m o d o convenae, sed Punici etiam exercitus ex dissipata passim fuga reliquiae tutabantur. Sed adventum Scipionis praevenerat fama cladis Iliturgitanorum, terrorque inde ac desperatio invaserat; et in diversis causis cum sibi quisque consultum sine alterius respectu vellet, primo tacita suspicio, deinde aperta discordia secessionem inter Carthaginienses atque Hispanos fecit. His Cerdubelus, propalam deditionis auctor,

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fer, die damals unter den römischen Hilfstruppen waren, daß der höchste Teil der Stadt, weil er durch eine sehr hohe Felswand geschützt wurde, durch kein Befestigungswerk gesichert und ohne Verteidiger war. Als Menschen von leichtem Körperbau und durch viele Übung behend, kletterten sie hinauf, wo sie es mit Hilfe ungleichmäßiger Felsvorsprünge konnten, und trugen Eisennägel bei sich. Wenn irgendwo ein allzu steiler und glatter Felsabschnitt vor ihnen lag, schlugen sie in mäßigen Abständen die Nägel ein und bildeten so eine Art Stufen; die ersten zogen dann die folgenden mit der Hand nach, die letzten hoben die, die vor ihnen gingen, hoch, und so kamen sie nach oben. Von dort stürmten sie mit Geschrei hinab in die Stadt, die schon von den Römern eingenommen war. Da nun zeigte sich, daß man die Stadt aus Rachsucht und Haß angegriffen hatte. Niemand dachte daran, Gefangene zu machen, niemand an Beute, obwohl alles zum Plündern offenstand; sie schlachteten Unbewaffnete ebenso hin wie Bewaffnete, Frauen in gleicher Weise wie Männer; die grausame Rachsucht ging bis zum Mord an Kleinkindern. Dann warfen sie Feuer in die Häuser und rissen ein, was von dem Feuer nicht verzehrt werden konnte; so viel lag ihnen daran, auch die Spuren der Stadt auszulöschen und die Erinnerung an den Wohnsitz der Feinde zu tilgen. Dann führte Scipio das Heer nach Castulo, einer Stadt, die nicht nur die Spanier schützten, die dort zusammengeströmt waren, sondern auch, was von dem punischen Heer nach der in alle Richtungen gehenden Flucht noch übrig war. Aber der Ankunft Scipios war die Kunde von dem Unglück der Iliturgitaner vorausgeeilt, und infolgedessen hatten Schrekken und Verzweiflung sich breitgemacht. Und da bei der Verschiedenheit ihrer Lage jeder nur sich selbst zu retten suchte ohne Rücksicht auf den anderen, führte zuerst stiller Verdacht, dann offene Zwietracht zum Bruch zwischen den Karthagern und den Spaniern. An deren Spitze stand Cerdubelus, der offen zur Ubergabe riet, an der Spitze der puni-

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Himilco Punicis auxiliaribus praeerat; quos urbemque clam fide accepta Cerdubelus R o m a n o prodit. Mitior ea victoria fuit; nec tantundem noxae admissum erat, et aliquantum irae lenierat voluntaria deditio. Marcius inde in barbaros, si qui n o n d u m perdomiti erant, sub ius dicionemque redigendos missus. Scipio Carthaginem ad vota solvenda dis munusque gladiatorium, quod mortis causa patris patruique paraverat, edend u m rediit. Gladiatorum spectaculum fuit non ex eo genere hominum, ex q u o lanistis comparare mos est, servorum de catasta ac liberorum, qui venalem sanguinem habent; voluntaria omnis et gratuita opera pugnantium fuit. N a m alii missi ab regulis sunt ad specimen insitae genti virtutis ostendendum, alii ipsi professi se pugnaturos in gratiam ducis, alios aemulatio et certamen, ut provocarent provocative haud abnuerent, traxit; quidam, quas disceptando controversias finire nequierant aut noluerant, pacto inter se, ut victorem res sequeretur, ferro decreverunt. N e q u e obscuri generis homines, sed clari inlustresque, Corbis et Orsua patrueles fratres, de principatu civitatis, quam Ibem vocabant, ambigentes ferro se certaturos professi sunt. Corbis maior erat aetate; Orsuae pater princeps proxime fuerat a fratre maiore post mortem eius principatu accepto. C u m verbis disceptare Scipio vellet ac sedare iras, negatum id ambo dicere cognatis communibus nec alium deorum homi-

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sehen Hilfstruppen Himilko. Diese und die Stadt verriet Cerdubelus dem Römer, nachdem er insgeheim eine Zusage erhalten hatte. Diesmal war der Sieger milder. Man hatte auch nicht so viel Schuld auf sich geladen, und einen Großteil des Zorns hatte die freiwillige Ubergabe gedämpft. Marcius wurde dann gegen die Barbaren geschickt, um sie, wenn einige noch nicht ganz bezwungen waren, in völlige Abhängigkeit zu bringen. Scipio kehrte nach Neu-Karthago zurück, um den Göttern seine Gelübde einzulösen und das Gladiatorenspiel zu geben, das er wegen des Todes seines Vaters und seines Onkels vorbereitet hatte. Es war ein Schauspiel mit Gladiatoren nicht von der Art Menschen, aus der die Gladiatorenmeister gewöhnlich die Kämpferpaare zusammenstellen, Sklaven von den Verkaufsständen und Freie, die ihr Blut feilbieten; alle stellten sich vielmehr freiwillig und umsonst zur Verfügung. Denn die einen wurden von den Fürsten geschickt, um einen Beweis für die ihrer Völkerschaft angeborene Tapferkeit zu liefern; andere boten sich selbst zum Kampf an, um sich dem Feldherrn gefällig zu zeigen; wieder andere trieb ihre Eifersucht und ein Streit dazu, ihre Widersacher herauszufordern oder eine Herausforderung nicht abzulehnen; einige entschieden ihre Streitigkeiten, die sie durch eine Aussprache nicht beilegen konnten oder wollten, durch das Schwert, wobei sie sich darüber verständigten, daß die strittige Sache dem Sieger zuteil werden solle. Auch Leute von keineswegs dunkler Herkunft, sondern bekannte und angesehene Männer, die Vettern Corbis und Orsua, um die Führung in ihrer Gemeinde, die Ibes hieß, miteinander im Streit, erklärten, sie würden mit dem Schwert kämpfen. Corbis war der ältere; Orsuas Vater war zuletzt der erste Mann gewesen, da er von seinem älteren Bruder nach dessen Tod die Führungsrolle übernommen hatte. Als Scipio die Sache durch einen Schiedsspruch klären und ihren Zorn beschwichtigen wollte, sagten beide, sie hätten das schon ihren gemeinsamen Verwandten abgeschlagen und sie würden keinen anderen

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numve quam Martern se iudicem habituros esse. Robore maior, minor flore aetatis ferox, mortem in certamine, quam ut alter alterius imperio subiceretur, praeoptantes, cum dirimi ab tanta rabie nequirent, insigne spectaculum exercitui praebuere documentumque, quantum cupiditas imperii malum inter mortales esset. Maior usu armorum et astu facile stolidas vires minoris superavit. Huic gladiatorum spectaculo ludi funebres additi pro copia provinciali et castrensi apparatu.

Res interim nihilo minus ab legatis gerebantur. Marcius superato Baete amni, quem incolae Cirten appellant, duas opulentas civitates sine certamine in deditionem accepit. Astapa urbs erat Carthaginiensium semper partis; neque id tam dignum ira erat, quam quod extra necessitates belli praecipuum in Romanos gerebant odium. Nec urbem aut situ aut munimento tutam habebant, quae ferociores iis animos faceret; sed ingenia incolarum latrocinio laeta, ut excursiones in finitimum agrum sociorum populi Romani facerent, impulerant, et vagos milites Romanos lixasque et mercatores exciperent. Magnum etiam comitatum, quia paucis parum tutum fuerat, transgredientem fines positis insidiis circumventum iniquo loco interfecerant.

Ad hanc urbem oppugnandam cum admotus exercitus esset, oppidani conscientia scelerum, quia nec deditio tuta ad tam infestos videbatur neque spes moenibus aut armis tuendae salutis erat, facinus in se ac suos foe-

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unter den Göttern oder Menschen als Schiedsrichter anerkennen als Mars. Der ältere war stolz auf seine Stärke, der jüngere auf seine jugendliche Kraft, und sie wollten lieber den Tod im Kampf, als daß einer sich der Herrschaft des anderen unterwerfen müsse; da sie sich von ihrer so großen Tollheit nicht abbringen ließen, boten sie dem Heer ein unerhörtes Schauspiel und ein abschreckendes Beispiel dafür, ein wie großes Übel die Herrschsucht unter den Menschen ist. Der ältere überwand durch seine Waffenbeherrschung und List mühelos die tölpelhafte Körperkraft des jüngeren. An dieses Gladiatorenspiel schlossen sich die Leichenspiele an, so gut es die Mittel der Provinz und die Ausrüstung des Lagers gestatteten. Unterdessen führten die Legaten nichtsdestoweniger ihre Unternehmungen durch. Marcius überschritt den Baetis, den die Einwohner Cirte nennen, und nahm die kampflose Unterwerfung zweier reicher Gemeinden entgegen. Die Stadt Astapa stand immer auf der Seite der Karthager; aber nicht das verdiente so sehr den Zorn wie die Tatsache, daß sie über das für den Krieg notwendige Maß hinaus einen außergewöhnlichen Haß gegen die Römer hegten. Auch hatten sie keine durch ihre Lage oder durch ihre Befestigung sichere Stadt, die ihnen dreisteren Mut hätte machen können. Aber ihre angeborene Freude am Rauben hatte die Einwohner dazu getrieben, in das benachbarte Gebiet der Bundesgenossen des römischen Volkes einzufallen und umherschweifende römische Soldaten, Marketender und Kaufleute abzufangen. Auch eine große Kolonne - für wenige war es ja nicht sicher genug - , die durch ihr Gebiet zog, hatten sie aus einem Hinterhalt heraus auf ungünstigem Gelände umzingelt und niedergemacht. Als das Heer zum Angriff auf diese Stadt herangeführt wurde, beschlossen die Einwohner im Wissen um ihre Verbrechen, weil eine Übergabe an so Aufgebrachte nicht sicher schien, es aber auch keine Hoffnung gab, ihr Leben durch die Mauern oder ihre Waffen zu schützen, eine gräßliche und

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dum ac ferum consciscunt. Locum in foro destinant, quo pretiosissima rerum suarum congererent. Super eum cumulum coniuges ac liberos considere cum iussissent, ligna circa exstruunt fascesque virgultorum coniciunt. Quinquaginta deinde armatis iuvenibus praecipiunt, ut, donec incertus eventus pugnae esset, praesidium eo loco fortunarum suarum corporumque, quae cariora fortunis essent, servarent; si rem inclinatam viderent atque in eo iam esse, ut urbs caperetur, scirent omnes, quos euntes in proelium cernerent, mortem in ipsa pugna obituros; illos se per deos superos inferosque orare, ut memores libertatis, quae illo die aut morte honesta aut Servitute infami finienda esset, nihil relinquerent, in quod saevire iratus hostis posset. Ferrum ignemque in manibus esse; amicae ac fideles potius ea, quae peritura forent, absumerent manus, quam insultarent superbo ludibrio hostes. His adhortationibus exsecratio dira adiecta, si quem a proposito spes mollitiave animi flexisset.

Inde concitato agmine patentibus portis ingenti cum tumultu erumpunt. Neque erat ulla satis firma statio opposita, quia nihil minus, quam ut egredi obsessi moenibus auderent, timeri poterat. Perpaucae equitum turmae levisque armatura repente e castris ad id ipsum emissa occurrit. Acrior impetu atque animis quam compositior ullo ordine pugna fuit. Itaque pulsus eques, qui primus se hosti obtulerat, terrorem intulit levi armaturae; pugnatumque sub ipso vallo foret, ni robur legio-

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wilde Untat gegen sich und die Ihrigen. Sie bestimmten eine Stelle auf dem Markt, w o sie das Kostbarste ihres Besitzes zusammentragen sollten; auf diesen Haufen ließen sie ihre Frauen und Kinder sich setzen, schichteten ringsum Holzstöße auf und warfen Reisigbündel daran. Dann trugen sie 50 bewaffneten jungen Männern auf, solange der Ausgang des Kampfes ungewiß sei, an diesem Platz bei ihrer Habe und den Menschen, die ihnen lieber seien als ihr Hab und Gut, Wache zu halten; wenn sie sähen, daß die Sache entschieden und es so weit sei, daß die Stadt eingenommen werde, sollten sie wissen, daß alle, die sie in den Kampf gehen sähen, den Tod in der Schlacht finden würden. Sie bäten sie bei den Göttern der Ober- und Unterwelt, eingedenk der Freiheit, die an diesem Tag durch einen ehrenvollen Tod oder durch schimpfliche Knechtschaft enden müsse, nichts übrigzulassen, wogegen ein erzürnter Feind seine Wut richten könne. Sie hätten ein Schwert und Feuer in ihren Händen; das, was untergehen müsse, sollten lieber freundliche und treue Hände dahinraffen, als daß die Feinde in übermütigem Hohn ihren Spott damit trieben. Diesen Ermahnungen fügten sie noch eine furchtbare Verwünschung hinzu, falls einen die Hoffnung oder die Weichheit seines Herzens von dem Vorsatz abbringen sollte. Dann stürzten sie im Laufschritt mit ungeheurem Lärm durch die offenen Tore hinaus. Ihnen gegenüber stand aber keine hinreichend starke Feldwache, weil man nichts weniger befürchten konnte, als daß sie aus den Mauern herauszukommen wagten. N u r ganz wenige Schwadronen Reiter und die Leichtbewaffneten, die gerade dazu schnell aus dem Lager ausgeschickt wurden, eilten ihnen entgegen. Der Kampf war bei dem leidenschaftlichen Angriff mehr hart als irgendwie in Reih und Glied geordnet. Daher wurden die Reiter geschlagen, die sich als erste dem Feind entgegengeworfen hatten, und das jagte den Leichtbewaffneten Schrekken ein. Und es wäre zum Kampf unmittelbar vor dem Wall gekommen, wenn nicht die Kerntruppen, die Legionen,

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num perexiguo ad instruendum dato tempore aciem direxisset. Ibi quoque trepidatum parumper circa signa est, cum caeci furore in vulnera ac ferrum vecordi audacia ruerent; dein vetus miles, adversus temerarios impetus pertinax, caede p r i m o r u m insequentes suppressit. Conatus paulo post ultro inferre pedem, ut neminem cedere atque obstinatos mori in vestigio quemque suo vidit, patefacta acie, quod ut facere posset, multitudo armatorum facile suppeditabat, cornua hostium amplexus in orbem pugnantes ad u n u m omnes occidit.

Atque haec tamen hostium iratorum ac tum maxime dimicantium (furore) iure belli in armatos repugnantesque edebantur; foedior alia in urbe trucidatio erat, cum turbam feminarum puerorumque imbellem inermemque cives sui caederent et in succensum rogum semianima pleraque inicerent corpora rivique sanguinis flammam orientem restinguerent; postremo ipsi caede miseranda suorum fatigati cum armis medio incendio se iniecerunt. Iam caedi perpetratae victores Romani supervenerunt. Ac p r i m o conspectu tam foedae rei mirabundi parumper obstupuerunt; dein cum aurum argentumque cumulo rerum aliarum interfulgens aviditate ingenii humani rapere ex igni vellent, correpti alii flamma sunt, alii ambusti adflatu vaporis, cum receptus primis urgente ab tergo ingenti turba non esset. Ita Astapa sine praeda militum ferro ignique absumpta est. Marcius ceteris eius regionis metu in deditionem acceptis

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denen nur ganz wenig Zeit zum Aufstellen blieb, eine Schlachtreihe gebildet hätten. Aber selbst da gab es kurze Zeit ein Hin und Her bei den Feldzeichen, weil die Feinde blind vor Wut mit wahnwitziger Kühnheit den Wunden und Schwertern entgegenstürzten. Dann streckten die altgedienten Soldaten, gegen verwegene Angriffe standfest, die vordersten nieder und taten damit den folgenden Einhalt. Kurz darauf versuchten sie ihrerseits vorzudringen; als sie aber sahen, daß niemand wich und daß jeder entschlossen an seinem Platz starb, öffneten sie die Schlachtreihe, was die Menge der Bewaffneten leicht zuließ, umfaßten die Flügel der Feinde und töteten die in einem Kreis Kämpfenden alle bis auf den letzten Mann. Dies wurde aber doch wenigstens von der Wut der erbitterten Feinde im Augenblick des Kampfes nach Kriegsrecht gegen Bewaffnete und sich zur Wehr Setzende verübt. Gräßlicher war das andere Hinschlachten in der Stadt, wo die eigenen Mitbürger die friedfertige und wehrlose Schar der Frauen und Kinder niedermachten, die meist nur halbentseelten Körper auf den angezündeten Scheiterhaufen warfen und Bäche von Blut die aufkommende Flamme löschten. Zuletzt stürzten sie sich selbst, von dem bejammernswerten Hinschlachten der eigenen Leute erschöpft, mit ihren Waffen mitten in die Flammen. Als das Gemetzel schon zu Ende war, kamen die siegreichen Römer dazu. Bei dem ersten Anblick einer so gräßlichen Sache standen sie betroffen eine Weile wie versteinert da. Dann, als sie Gold und Silber, das in dem Haufen von anderen Dingen hervorglänzte, in der Habgier der menschlichen Natur aus dem Feuer reißen wollten, wurden die einen von der Flamme ergriffen, andere vom Gluthauch versengt, da es für die Vordersten keine Möglichkeit zum Zurücktreten gab, weil von hinten eine ungeheure Menge nachdrängte. So wurde Astapa, ohne daß es für die Soldaten Beute gab, durch Feuer und Schwert vernichtet. Marcius nahm die Unterwerfung der übrigen Menschen dieser Gegend, zu der sie die Angst trieb, entgegen

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victorem exercitum C a r t h a g i n e m ad Scipionem reduxit. Per eos ipsos dies perfugae a G a d i b u s venerunt pollicentes u r b e m P u n i c u m q u e praesidium, q u o d in ea esset, et imperatorem praesidii cum classe prodituros esse. M a g o ibi ex fuga substiterat navibusque in O c e a n o collectis aliquantum auxiliorum et trans fretum ex A f r i c a ora et ex proximis Hispaniae locis per H a n n o n e m praefectum coegerat. Fide accepta dataque perfugis et Marcius eo c u m expeditis cohortibus et Laelius c u m septem triremibus, quinqueremi una est missus, ut terra marique c o m m u n i consilio rem gererent.

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Scipio ipse gravi m o r b o implicitus, graviore tarnen fama, c u m ad id quisque, q u o d audierat, insita hominibus libidine alendi de industria rumoresadiceret aliquid, provinciam o m n e m ac maxime longinqua eius turbavit; apparuitque, quantam excitatura m o l e m vera fuisset clades, c u m vanus r u m o r tantas procellas excivisset. N o n socii in fide, n o n exercitus in o f f i c i o mansit. M a n d o n i u s et Indibilis, quibus, quia regnum sibi Hispaniae pulsis inde Carthaginiensibus destinarant animis, nihil p r o spe contigerat, concitatis popularibus - Lacetani autem erant - et iuventute C e l t i b e r o r u m excita agrum Suessetanum Sedetanumque sociorum p o p u l i R o m a n i hostiliter depopulati sunt.

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Civilis alius f u r o r in castris ad Sucronem ortus. O c t o ibi milia militum erant, praesidium gentibus, quae cis H i b e r u m incolunt, impositum. M o t a e autem e o r u m mentes sunt n o n tum p r i m u m , c u m de vita imperatoris

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und führte das siegreiche Heer nach Neu-Karthago zu Scipio zurück. Genau in diesen Tagen kamen Uberläufer aus Gades und versprachen, die Stadt und die punische Besatzung, die in ihr sei, und den Feldherrn der Besatzung mitsamt der Flotte auszuliefern. Mago hatte dort nach seiner Flucht haltgemacht, Schiffe auf dem Ozean zusammengebracht und mit Hilfe des Befehlshabers Hanno einiges an Hilfstruppen sowohl jenseits der Meerenge von der afrikanischen Küste als auch aus den nächsten Gebieten Spaniens zusammengezogen. Nachdem man eine feste Zusage erhalten und sie auch den Überläufern gegeben hatte, wurde Marcius mit Kohorten ohne Gepäck und Laelius mit sieben Dreiruderern und einem Fünfruderer dorthin geschickt; sie sollten zu Lande und zu Wasser nach gemeinsamem Plan vorgehen. Scipio selbst wurde von einer schweren Krankheit befallen; das Gerücht machte sie jedoch noch schwerer, da jeder zu dem, was er gehört hatte, in der den Menschen angeborenen Lust, Gerüchte mit Fleiß zu nähren, etwas dazutat; das versetzte die ganze Provinz, vor allem ihre entlegenen Gebiete, in Unruhe; und es zeigte sich, welche Schwierigkeit sein wirklicher Verlust heraufbeschworen hätte, da schon das eitle Gerücht so große Stürme auslöste. Die Bundesgenossen blieben nicht treu, das Heer nicht bei seiner Pflicht. Mandonius und Indibilis, die nach der Vertreibung der Karthager für sich fest mit der Königsherrschaft in Spanien gerechnet hatten, deren Hoffnung sich aber nicht erfüllt hatte, reizten ihre Landsleute auf - es waren die Lacetaner - , riefen junge Mannschaft der Keltiberer herbei und verwüsteten nach Feindesart das Gebiet der Suessetaner und der Sedetaner, die Bundesgenossen des römischen Volkes waren. Dazu brach im Lager bei Sucro eine andere Art von Raserei unter den Mitbürgern aus. Dort lagen 8 000 Soldaten, die als Schutz bei den Völkerschaften, die diesseits des Ebro wohnen, stationiert waren. Ihre Gemüter kamen aber jetzt nicht zum erstenmal ins Wanken, als bedenkliche Gerüchte

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rumores dubii allati sunt, sed iam ante licentia ex diutino, ut fit, otio conlecta, et non nihil, quod in hostico laxius rapto suetis vivere artiores in pace res erant. Ac primo sermones tantum occulti serebantur: Si bellum in provincia esset, quid sese inter pacatos facere? Si debellatum iam et confecta provincia esset, cur in Italiam non revehi? Flagitatum quoque Stipendium procacius, quam ex more et modestia militari erat, et ab custodibus probra in circumeuntes vigilias tribunos iacta et noctu quidam praedatum in agrum circa pacatum ierant; postremo interdiu ac propalam sine commeatu ab signis abibant. Omnia libidine ac licentia militum, nihil instituto ac disciplina militiae aut imperio eorum, qui praeerant, gerebatur. Forma tarnen Romanorum castrorum constabat una ea re, quod tribunos ex contagione furoris haud expertes seditionis defectionisque rati fore et iura reddere in principiis sinebant et signum ab eis petebant et in stationes ac vigilias ordine ibant; et ut vim imperii abstulerant, ita speciem dicto parentium ultro sibi imperantes servabant.

Erupit deinde seditio, postquam reprehendere atque improbare tribunos ea, quae fierent, et conari obviam ire et propalam abnuere furoris eorum se futures socios senserunt. Fugatis itaque ex principiis ac post paulo e castris tribunis ad principes seditionis, gregarios milites C. Albium Calenum et C. Atrium Umbrum, delatum

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über das Leben des Feldherrn eintrafen, sondern schon vorher, da sich infolge der langen Untätigkeit, wie üblich, Zügellosigkeit herausgebildet hatte, zu einem guten Teil auch, weil sie sich daran gewöhnt hatten, im Feindesland vom Raub recht locker zu leben, und die Lebensumstände im Frieden für sie mißlicher waren. Und zunächst wurden nur geheime Gespräche geführt: Wenn in der Provinz Krieg sei, was machten sie dann unter Befriedeten? Wenn der Krieg aber schon zu Ende und die Unterwerfung der Provinz abgeschlossen sei, warum kehrten sie dann nicht nach Italien zurück? Man forderte auch frecher den Sold, als es dem Brauch und der Fügsamkeit von Soldaten entsprach, die Posten schleuderten Schmähworte gegen die Tribunen, die bei den Wachen die Runde machten, und bei Nacht waren einige zum Beutemachen in das befriedete Gebiet ringsum gegangen; zuletzt verließen sie am Tage ganz offen ohne Urlaub ihre Einheiten. Alles geschah nach Lust und Laune der Soldaten, nichts nach dem Herkommen und der Kriegszucht oder nach dem Befehl der Vorgesetzten. Das äußere Bild eines römischen Lagers bestand jedoch noch dank dem einen Umstand, daß sie glaubten, die Tribunen würden, von der Raserei angesteckt, bei der Meuterei und dem Abfallen mitmachen, und sie daher auf dem Hauptplatz Recht sprechen ließen, sie um die Parole baten und ordnungsgemäß Tag und Nacht auf Posten zogen. Und wenn sie auch die Befehlsgewalt aufgehoben hatten, so wahrten sie doch den Anschein, als wenn sie aufs Wort gehorchten, indem sie sich ihrerseits Befehle gaben. Die Meuterei brach dann los, als sie merkten, daß die Tribunen das, was geschah, tadelten und mißbilligten, dagegen anzugehen versuchten und es offen ablehnten, sich zu Spießgesellen ihrer Raserei zu machen. Daher wurden die Tribunen von dem Hauptplatz und kurz darauf auch aus dem Lager verjagt und den Anführern der Meuterei, den einfachen Soldaten C. Albius aus Cales und C. Atrius aus Umbrien, mit Zustimmung aller das Kommando übertra-

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omnium consensu imperium est. Qui nequaquam tribuniciis contenti ornamentis insignia etiam summi imperii, fasces securesque, attrectare ausi; neque eis venit in mentem suis tergis, suis cervicibus virgas illas securesque imminere, quas ad metum aliorum praeferrent. Mors Scipionis falso credita occaecabat animos, sub cuius vulgatam mox famam non dubitabant totam Hispaniam arsuram bello; in eo tumultu et sociis pecunias imperari et diripi propinquas urbes posse; et turbatis rebus, cum omnia omnes auderent, minus insignia fore, quae ipsi fecissent.

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C u m alios subinde recentes nuntios non mortis modo, sed etiam funeris exspectarent neque superveniret quisquam evanesceretque temere ortus rumor, tum primi auctores requiri coepti. Et subtrahente se quoque, ut credidisse potius temere quam finxisse rem talem videri posset, destituti duces iam sua ipsi insignia et pro vana imagine imperii, quod gererent, veram iustamque mox in se versuram potestatem horrebant. Stupente ita seditione, cum vivere primo, mox etiam valere Scipionem certi auctores adferrent, tribuni militum septem ab ipso Scipione missi supervenerunt. A d quorum primum adventum exasperati animi; mox ipsis placido sermone permulcentibus notos, cum quibus congressi erant, leniti sunt. Circumeuntes enim tentoria primo, deinde in principiis praetorioque, ubi sermones inter se serentium circulos vidissent, adloquebantur percontantes magis, quae causa irae consternationisque subitae

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gen. Die gaben sich keineswegs mit den Rangabzeichen von Tribunen zufrieden und wagten es, auch nach den Zeichen der höchsten Befehlsgewalt, den Rutenbündeln und Beilen, zu greifen; und es kam ihnen nicht in den Sinn, daß diese Ruten und Beile, die sie zur Einschüchterung anderer vor sich hertragen ließen, ihrem eigenen Rücken und ihrem eigenen Nacken drohten. Der irrtümliche Glaube, Scipio sei tot, verblendete ihre Gemüter; wenn diese Kunde sich verbreite, werde - daran zweifelten sie nicht - in ganz Spanien der Krieg entbrennen; in diesem Aufruhr könne man von den Bundesgenossen Geld fordern und die benachbarten Städte plündern, und in dem allgemeinen Durcheinander, wenn alle alles wagten, werde es weniger in die Augen fallen, was sie selbst getan hätten. Während sie unmittelbar darauf andere, neue Nachrichten nicht nur von seinem Tod, sondern auch von seiner Bestattung erwarteten, aber keine mehr eintraf und das leichtfertig aufgebrachte Gerücht schon verstummte, da begann man nach seinen ersten Urhebern zu suchen. Und da jeder sich zurückzog, damit es so aussehen könne, als habe er eine so bedeutende Sache eher leichtfertig geglaubt als erfunden, schauderte es die alleingelassenen Anführer schon vor ihren eigenen Amtssymbolen und anstelle des eitlen Trugbildes des Oberbefehls, den sie ausübten, vor der wahren und rechtmäßigen Macht, die sich bald gegen sie wenden werde. Während den verdutzten Meuterern zuverlässige Gewährsmänner zunächst meldeten, Scipio lebe, bald auch, er sei wohlauf, kamen sieben Militärtribunen hinzu, die Scipio selbst geschickt hatte. Bei ihrer Ankunft war man anfangs gereizt; bald aber ließ man sich beschwichtigen, da sie mit freundlichen Worten den ihnen bekannten Leuten, die sie trafen, gut zuredeten. Denn sie gingen zunächst von Zelt zu Zelt, dann sprachen sie auf dem Hauptplatz und am Feldherrnzelt, wo sie Gruppen im Gespräch sahen, die Leute an, mehr um herauszufinden, was die Ursache der Erbitterung und der plötzlichen Verwirrung war, als daß sie das

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foret, quam factum accusantes. Vulgo Stipendium non datum ad diem iactabatur et, cum eodem tempore, quo scelus Iliturgitanorum exstitisset, post duorum imperatorum duorumque exercituum stragem sua virtute defensum nomen Romanum ac retenta provincia esset, Iliturgitanos poenam noxae meritam habere, suis recte factis gratiam qui exsolvat, non esse. Talia querentis aequa orare seque ea relaturos ad imperatorem respondebant; laetari, quod nihil tristius nec insanabilius esset; et P. Scipionem deum benignitate et rem publicam esse gratiae referendae.

Scipionem bellis adsuetum, ad seditionum procellas rüdem sollicitum habebat res, ne aut exercitus peccando aut ipse puniendo modum excederet. In praesentia, ut coepisset, leniter agi placuit et missis circa stipendiarias civitates exactoribus stipendii spem propinquam facere; et edictum subinde (pro)positum, ut ad Stipendium petendum convenirent Carthaginem, seu carptim partes seu universi mallent. Tranquillam seditionem iam per se languescentem repentina quies rebellantium Hispanorum fecit; redierant enim in fines omisso incepto Mandonius et Indibilis, postquam vivere Scipionem allatum est; nec iam erat aut civis aut externus, cum quo furorem suum consociarent. Omnia circumspectantes nihil reliqui habebant praeter non tutissimum a malis consiliis receptum, ut imperatoris vel iustae irae vel non desperandae clementiae sese committerent: etiam hostibus

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Geschehene getadelt hätten. Man brachte allgemein vor, der Sold sei nicht zum Termin gezahlt worden; und obwohl zu derselben Zeit, zu der das Verbrechen der Iliturgitaner geschehen sei, nach dem Verlust der beiden Feldherren und der beiden Heere durch ihre Tapferkeit der römische Name verteidigt und die Provinz behauptet worden sei, hätten zwar die Iliturgitaner die verdiente Strafe für ihre Schuld erhalten, es finde sich aber keiner, der ihnen für ihr richtiges Handeln den Dank abstatte. Wenn sie sich über solche Dinge beklagten, seien ihre Bitten berechtigt, und sie würden das dem Feldherrn berichten, war die Antwort; sie seien froh, daß es nichts Schlimmeres sei und nichts, was man nicht wiedergutmachen könne; durch die Güte der Götter seien P. Scipio und der Staat ja in der Lage, ihnen Dank zu erweisen. Scipio, an Kriege gewöhnt, aber ohne Erfahrung gegenüber den Stürmen von Meutereien, war besorgt, das Heer könne bei seinem Fehlverhalten oder er selbst beim Strafen das rechte Maß überschreiten. Im Augenblick wollte er, daß man sanft vorging, wie er begonnen habe, und ihnen dadurch, daß man Geldeintreiber zu den abgabepflichtigen Gemeinden ringsum schickte, Hoffnung auf baldige Auszahlung des Soldes machte. Gleich darauf wurde auch eine Anordnung veröffentlicht, sie sollten nach Neu-Karthago kommen, um den Sold abzuholen, entweder nach und nach in Gruppen oder alle zusammen, wenn sie das lieber wollten. Die Meuterei, die schon an sich abflaute, erstarb durch die plötzliche Ruhe bei den aufständischen Spaniern; denn Mandonius und Indibilis hatten ihr Unternehmen aufgegeben und waren in ihr Gebiet zurückgekehrt, nachdem die Nachricht gekommen war, Scipio sei am Leben. Nun gab es keinen Mitbürger oder Fremden mehr, den sie in ihre Raserei hätten hineinziehen können. Während sie alles durchgingen, blieb ihnen nichts übrig als die allerdings auch nicht ganz sichere Abkehr von ihren üblen Plänen: sich entweder dem gerechten Zorn des Feldherrn oder seiner unbezweifelbaren Milde anzuvertrauen; er habe auch Feinden verziehen,

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eum ignovisse, cum quibus ferro dimicasset; suam seditionem sine vulnere, sine sanguine fuisse nec ipsam atrocem nec atroci poena dignam - ut ingenia humana sunt ad suam cuique levandam culpam nimio plus facunda. Ilia dubitatio erat, singulaene cohortes an universi ad Stipendium petendum irent. Inclinavit sententia, quod tutius censebant, universos ire.

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Per eosdem dies, quibus haec illi consultabant, consi- 26 lium de iis Carthagine erat certabaturque sententiis, 2 utrum in auctores tantum seditionis - erant autem ii numero haud plus quam quinque et triginta - animadverteretur, an plurium supplicio vindicanda tam foedi exempli defectio magis quam seditio esset. Vicit senten3 tia lenior, ut, unde culpa orta esset, ibi poena consisteret; ad multitudinem castigationem satis esse. Consilio 4 dimisso, ut id actum videretur, expeditio adversus Mandonium Indibilemque edicitur exercitui, qui Carthagine erat, et cibaria dierum aliquot parare iubentur. Tribunis 5 septem, qui et antea Sucronem ad leniendam seditionem ierant, obviam exercitui missis quina nomina principum seditionis edita sunt, ut eos per idoneos homines beni6 gno vultu ac sermone in hospitium invitatos sopitosque vino vincirent.

Haud procul iam Carthagine aberant, cum ex obviis auditum postero die omnem exercitum cum M. Silano in Lacetanos proficisci non metu modo omni, qui tacitus insidebat animis, liberavit eos, sed laetitiam ingentem fecit, quod magis habituri solum imperatorem quam ipsi

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gegen die er mit dem Schwert gekämpft habe; ihre Meuterei sei ohne Wunde, ohne Blutvergießen abgelaufen, sei selbst nicht grausig gewesen und verdiene auch nicht eine grausige Strafe - wie die menschliche Natur ja nur zu beredt ist, jedem die eigene Schuld zu verkleinern. Man war aber im Zweifel darüber, ob die Kohorten einzeln oder ob sie alle zusammen gehen sollten, um den Sold abzuholen. Es setzte sich die Meinung durch, sie sollten alle zusammen gehen, weil sie das für sicherer hielten. In denselben Tagen, an denen jene dies berieten, fand in Neu-Karthago ein Kriegsrat über sie statt, und die Meinungen gingen auseinander, ob man nur gegen die Anstifter der Meuterei vorgehen solle - es waren aber der Zahl nach nicht mehr als 3 5 - oder ob man die Meuterei, besser gesagt das Abfallen, das ein so schändliches Beispiel abgebe, mit der Hinrichtung von mehr Leuten ahnden müsse. Die sanftere Meinung trug den Sieg davon: die Bestrafung solle dort haltmachen, von w o die Schuld ausgegangen sei; für die Menge genüge eine Zurechtweisung. Nachdem der Kriegsrat entlassen war, wurde, damit es so aussah, als sei darüber verhandelt worden, dem Heer, das in Neu-Karthago war, ein Feldzug gegen Mandonius und Indibilis angekündigt und den Leuten befohlen, sich mit Verpflegung für eine Reihe von Tagen zu versorgen. Die sieben Tribunen, die auch zuvor nach Sucro gegangen waren, um die Meuterei zu beschwichtigen, wurden dem Heer entgegengeschickt und jedem von ihnen fünf Namen von Anführern der Meuterei genannt, die sie durch geeignete Leute mit freundlicher Miene und Rede zu Gast laden, mit Wein betrunken machen und in Fesseln legen sollten. Sie waren schon nicht mehr weit von Neu-Karthago entfernt, da hörten sie von Entgegenkommenden, das ganze Heer werde mit M. Silanus gegen die Lacetaner ziehen; das befreite sie nicht nur von aller Furcht, die insgeheim noch in ihnen saß, sondern machte ihnen ungeheure Freude, weil sie den Feldherrn allein mehr in ihrer Gewalt haben als selbst in

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futuri in potestate eius essent. Sub occasum solis urbem ingressi sunt exercitumque alteram parantem omnia ad iter viderunt. Excepti sermonibus de industria compositis - laetum opportunumque adventum eorum imperatori esse, quod sub ipsam profectionem alterius exercitus venissent - corpora curant. A b tribunis sine ullo tumultu auctores seditionis per idoneos homines perducti in hospitia comprehensi ac vincti sunt.

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Vigilia quarta impedimenta exercitus, cuius simulabatur iter, proficisci coepere; sub lucem signa mota, et ad portam retentum agmen custodesque circa omnes portas missi, ne quis urbe egrederetur. Vocati deinde ad contionem, qui pridie venerant, ferociter in forum ad tribunal imperatoris ut ultro territuri succlamationibus concurrunt. Simul et imperator in tribunal escendit et reducti armati a portis inermi contioni se ab tergo circumfuderunt. Tum omnis ferocia concidit et, ut postea fatebantur, nihil aeque eos terruit quam praeter spem robur et colos imperatoris, quem adfectum visuros crediderant, vultusque, qualem ne in acie quidem aiebant meminisse. Sedit tacitus paulisper, donee nuntiatum est deductos in forum auctores seditionis et parata omnia esse.

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Tum silentio per praeconem facto ita coepit: „ N u m - 2 7 quam mihi defuturam orationem, qua exercitum meum adloquerer, credidi, non quo verba umquam potius 2 quam res exercuerim, sed quia prope a pueritia in castris habitus adsueram militaribus ingeniis; apud vos quem 3 ad modum loquar, nec consilium nec oratio suppeditat,

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dessen Gewalt sein würden. Gegen Sonnenuntergang betraten sie die Stadt und sahen, wie das andere Heer alles für den Abmarsch vorbereitete. Sie wurden mit bewußt formulierten Worten aufgenommen, ihre Ankunft sei dem Feldherrn lieb und gelegen, weil sie unmittelbar vor dem Aufbruch des anderen Heeres gekommen seien; dann sorgten sie für ihr leibliches Wohl. Die Tribunen ließen ohne jeden Lärm die Anstifter der Meuterei durch geeignete Leute in die Gastquartiere führen, ergreifen und in Fesseln legen. In der vierten Nachtwache begann der Troß des Heeres, dessen Abmarsch vorgetäuscht wurde, aufzubrechen; bei Tagesanbruch rückten die Einheiten aus, aber der Zug wurde am Tor festgehalten und Wachen an alle Tore ringsum geschickt, damit keiner die Stadt verlassen konnte. Als dann die, die am Vortag gekommen waren, zur Heeresversammlung gerufen wurden, liefen sie trotzig auf dem Forum bei der Tribüne des Feldherrn zusammen und meinten, ihn ihrerseits durch ihr Geschrei einschüchtern zu können. Zugleich stieg auch der Feldherr auf die Tribüne, und die Bewaffneten, die von den Toren zurückgeführt worden waren, umstellten von hinten die waffenlose Versammlung. Da brach aller Trotz zusammen und, wie sie später bekannten, erschreckte sie nichts so sehr wie die unerwartet gute Verfassung und die Gesichtsfarbe des Feldherrn, von dem sie geglaubt hatten, sie würden ihn mitgenommen vorfinden, und seine Miene, an die sie sich, wie sie sagten, so nicht einmal aus der Schlacht erinnerten. Er saß eine Weile schweigend da, bis ihm gemeldet wurde, die Anstifter der Meuterei seien auf das Forum geführt und alles sei bereit. Dann ließ er durch den Herold Ruhe schaffen und begann so: „Ich hätte niemals geglaubt, mir würden die Worte fehlen, mein Heer anzureden, nicht als ob ich mich je lieber in schönen Worten als in Taten geübt hätte, sondern weil ich fast von meiner Knabenzeit an im Lager gelebt und mich an die Denkweise von Soldaten gewöhnt hatte. Wie ich vor euch reden soll, dazu fehlen mir sowohl die Gedanken als

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quos ne quo nomine quidem appellare debeam scio. Cives, qui a patria vestra descistis? An milites, qui Imperium auspiciumque abnuistis, sacramenti religionem rupistis? Höstes? Corpora, ora, vestitum, habitum civiu m adgnosco; facta, dicta, consilia, animos hostium video. Quid enim vos, nisi quod Ilergetes et Lacetani, aut optastis aliud aut sperastis? Et illi tamen Mandoniu m atque Indibilem, regiae nobilitatis viros, duces f u r o ris secuti sunt; vos auspicium et imperium ad U m b r u m Atrium et Calenum Albium detulistis. Negate vos id omnes fecisse aut factum voluisse, milites; paucorum eum furorem atque amentiam esse. Libenter credam negantibus; nec enim ea sunt commissa, quae vulgata in o m n e m exercitum sine piaculis ingentibus expiari possint.

Invitus ea tamquam vulnera attingo; sed nisi tacta tractataque sanari non possunt. Equidem pulsis Hispania Carthaginiensibus nullum locum tota provincia, nullos homines credebam esse, ubi vita invisa esset mea; sic me non solum adversus socios gesseram, sed etiam adversus hostes. In castris en meis - quantum opinio fefellit! - fama mortis meae non accepta solum, sed etiam exspectata est. N o n quod ego vulgari facinus per omnes velim - equidem, si totum exercitum meum mortem mihi optasse crederem, hie statim ante oculos vestros morerer nec me vita iuvaret invisa civibus et militibus meis. Sed multitudo omnis sicut natura maris

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auch die Worte. Ich weiß nicht einmal, mit welchem Namen ich euch anreden soll. Mitbürger? Wo ihr von eurem Vaterland abgefallen seid! Oder Soldaten? Wo ihr den Oberbefehl und das damit verbundene Recht zur Befragung der Götter von euch gewiesen, die heilige Verpflichtung des Fahneneides gebrochen habt! Feinde? Wo ich Körper, Gesichter, Kleidung und die äußere Erscheinung von Mitbürgern erkenne, dagegen Taten, Worte, Pläne und Gefühle von Feinden sehe! Denn was habt ihr anderes gewünscht oder erhofft als die Ilergeten und die Lacetaner? Jene sind jedoch Mandonius und Indibilis, Männern von königlichem Rang, als Anführern ihrer Verblendung gefolgt; ihr habt das Recht zur Befragung der Götter und den Oberbefehl einem Atrius aus Umbrien und einem Albius aus Cales übertragen. Sagt, daß ihr das nicht alle getan oder die Tat gewollt habt, Soldaten; daß es die Verblendung und der Wahnwitz einiger weniger ist. Gerne werde ich denen glauben, die das sagen; denn es sind Dinge geschehen, die, wenn das ganze Heer daran beteiligt sein sollte, nicht ohne ungeheure Sühneleistungen gesühnt werden könnten. Nur ungern rühre ich an diese Dinge wie an Wunden; aber wenn man sie nicht berührt und behandelt, können sie nicht geheilt werden. Ich glaubte, nach der Vertreibung der Karthager aus Spanien gebe es keine Stelle in der ganzen Provinz, keine Menschen, wo mein Leben verhaßt wäre; so hatte ich mich nicht allein den Bundesgenossen, sondern auch den Feinden gegenüber benommen. Aber sieh, in meinem eigenen Lager - wie sehr hat mich meine Annahme getäuscht! - war die Kunde von meinem Tod nicht nur willkommen, sondern sogar erwartet worden. Nicht als ob ich diesen Frevel auf alle ausdehnen wollte - ich würde, wenn ich glaubte, daß mein ganzes Heer mir den Tod gewünscht hätte, hier sofort vor euren Augen sterben; das Leben würde mir keine Freude mehr machen, wenn ich meinen Mitbürgern und Soldaten verhaßt wäre. Aber die Menge als Ganzes ist wie das Meer, das seiner Natur nach an sich unbewegt ist;

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per se immobilis est, venti et aurae cient; ita aut tranquillum aut procellae in vobis sunt; et causa atque origo omnis furoris penes auctores est, vos contagione insanistis; qui mihi ne hodie quidem scire videmini, quo amentiae progressi sitis, quid facinoris in me, quid in patriam parentesque ac liberos vestros, quid in deos sacramenti testes, quid adversus auspicia, sub quibus militatis, quid adversus morem militiae disciplinamque maiorum, quid adversus summi imperii maiestatem ausi sitis.

D e me ipso taceo: temere potius quam avide credideritis; is denique ego sim, cuius imperii taedere exercitum minime mirandum sit. Patria quid de vobis meruerat, quam cum Mandonio et Indibili consociando consilia prodebatis? Q u i d populus Romanus, cum imperium ablatum ab tribunis suffragio populi creatis ad homines privatos detulistis? C u m eo ipso non contend, si pro tribunis illos haberetis, fasces imperatoris vestri ad eos, quibus servus, cui imperarent, numquam fuerat, Romanus exercitus detulistis. In praetorio tetenderunt Albius et Atrius; classicum apud eos cecinit, signum ab iis petitum est; sederunt in tribunali P. Scipionis; lictor apparuit; summoto incesserunt, fasces cum securibus praelati sunt. Lapides pluere et fulmina iaci de caelo et insuetos fetus animalia edere vos portenta esse putatis; hoc est portentum, quod nullis hostiis, nullis supplicationibus sine sanguine eorum, qui tantum ausi facinus sunt, expiari possit.

A t q u e ego, quamquam nullum scelus rationem habet,

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Winde und Lüfte erregen es. So gibt es auch Ruhe oder Stürme bei euch. Der Anlaß und der Ursprung jeder Raserei liegt bei den Anstiftern; ihr habt durch Ansteckung den Verstand verloren. Nicht einmal heute scheint ihr zu wissen, wie weit ihr in eurem Wahnsinn gegangen seid, welche Untat ihr gegen mich gewagt habt, welche gegen das Vaterland und eure Eltern und Kinder, welche gegen die Götter, die Zeugen des Fahneneides, welche gegen die göttlichen Vorzeichen, unter denen ihr dient, welche gegen soldatischen Brauch und die Zucht der Vorfahren, welche gegen die Hoheit der höchsten Befehlsgewalt. Von mir selbst schweige ich - ihr mögt es eher leichtfertig als begierig geglaubt haben; ich bin ja wohl schließlich ein Mann, bei dem es keineswegs verwunderlich ist, wenn das Heer seines Oberbefehls überdrüssig wird. Was aber hatte das Vaterland euch getan, das ihr verraten habt, indem ihr mit Mandonius und Indibilis gemeinsame Sache machtet? Was das römische Volk, daß ihr den vom Volk gewählten Tribunen die Befehlsgewalt genommen und sie Privatleuten übertragen habt? Daß ihr, ein römisches Heer, nicht einmal damit zufrieden, diese als Tribunen zu haben, auch die Rutenbündel eures Feldherrn ihnen übertragen habt, die niemals einen Sklaven hatten, dem sie einen Befehl erteilen konnten! Im Feldherrnzelt schlugen Albius und Atrius ihr Quartier auf; das Trompetensignal ertönte bei ihnen, von ihnen holte man die Parole; sie saßen auf dem Richterstuhl eines P. Scipio; der Liktor erschien; nachdem Platz gemacht war, schritten sie einher, und die Rutenbündel mit den Beilen wurden vor ihnen hergetragen. Wenn es Steine regnet, wenn Blitze vom Himmel geschleudert werden, wenn Lebewesen seltsame Junge zur Welt bringen, dann glaubt ihr, das seien schreckliche Zeichen. Dies hier ist ein schreckliches Zeichen, das durch keine Opfertiere, durch keine Sühnemaßnahmen, sondern nur durch das Blut derer, die einen so großen Frevel gewagt haben, gesühnt werden kann. Und ich möchte, obwohl kein Verbrechen einen vernünf-

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tarnen ut in re nefaria, quae mens, quod consilium vestrum fuerit, scire velim. Regium quondam in praesidium missa legio interfectis per scelus principibus civitatis urbem opulentam per decern annos tenuit; propter quod facinus tota legio, milia h o m i n u m quattuor, in foro Romae securi percussi sunt. Sed illi p r i m u m non Atrium U m b r u m semilixam, nominis etiam abominandi ducem, sed Decium Vibellium tribunum militum secuti sunt, nec cum P y r r h o nec cum Samnitibus aut Lucanis, hostibus populi Romani, se coniunxerunt; vos cum Mandonio et Indibili et consilia communicastis et arma consociaturi fuistis. Illi, sicut Campani Capuam Tuscis veteribus cultoribus ademptam, Mamertini in Sicilia Messanam, sie Regium habituri perpetuam sedem erant nec p o p u l u m R o m a n u m nec socios populi Romani ultro lacessituri bello. Sucronemne vos domicilium habituri eratis? U b i si vos decedens confecta provincia imperator relinquerem, deum hominumque fidem implorare debebatis, quod non rediretis ad coniuges liberosque vestros.

Sed h o r u m quoque memoriam sicut patriae meique eieceritis ex animis vestris; viam consilii scelerati, sed non ad ultimum dementis exsequi volo. Mene vivo et cetero incolumi exercitu, cum quo ego die uno Carthaginem cepi, cum q u o quattuor imperatores, quattuor exercitus Carthaginiensium fudi, fugavi, Hispania expuli, vos octo milia hominum, minoris certe omnes pretii, quam Albius et Atrius sunt, quibus vos subiecistis, Hispaniam provinciam populo R o m a n o erepturi eratis ? Amolior et amoveo nomen meum; nihil ultra facile cre-

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tigen Grund hat, doch wissen, soweit das bei einer Freveltat überhaupt möglich ist, was eure Vorstellung, was eure Absicht gewesen ist. Einstmals hat eine Legion, die zum Schutz nach Regium geschickt worden war, ruchlos die führenden Männer der Bürgerschaft ermordet und die reiche Stadt zehn Jahre lang in der Hand gehabt. Wegen dieser Untat wurde die ganze Legion, 4 000 Mann, auf dem Forum in R o m mit dem Beil hingerichtet. Aber jene sind zunächst einmal nicht einem Atrius aus Umbrien gefolgt, einem halben Marketender, einem Anführer, dessen Name schon unheimlich ist, sondern dem Militärtribunen Decius Vibellius, und sie haben sich weder mit Pyrrhos noch mit den Samniten oder Lukanern, den Feinden des römischen Volkes, verbündet; ihr dagegen habt mit Mandonius und Indibilis gemeinsame Sache gemacht und wolltet ihre Waffengefährten werden. Wie die Kampaner das den alten etruskischen Siedlern entrissene Capua, die Mamertiner in Sizilien Messana, so wollten jene Regium als ständigen Wohnsitz haben, aber weder das römische Volk noch seine Bundesgenossen von sich aus zum Krieg reizen. Wolltet ihr Sucro zum Wohnsitz haben? Wenn ich, euer Feldherr, euch dort bei meinem Weggang nach Erfüllung meiner Aufgabe zurücklassen würde, müßtet ihr doch die Hilfe der Götter und Menschen anrufen, weil ihr nicht zu euren Frauen und Kindern zurückkehren dürftet. Aber ihr habt ja wohl auch den Gedanken an sie wie an das Vaterland und an mich aus euren Herzen verdrängt. Ich will den Weg eures verbrecherischen, aber nicht völlig irrsinnigen Planes verfolgen. Während ich am Leben und das übrige Heer wohlbehalten war, mit dem ich an einem einzigen Tag Neu-Karthago genommen, mit dem ich vier Feldherren, vier Heere der Karthager geschlagen, in die Flucht gejagt und aus Spanien vertrieben habe, wolltet ihr 8000 Mann, alle bestimmt weniger wert als Albius und Atrius, denen ihr euch unterstellt habt, die Provinz Spanien dem römischen Volk entreißen? Ich lasse meine Person ganz aus dem Spiel; ich

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ditam mortem meam a vobis violatus sim. Quid? Si ego morerer, mecum exspiratura res publica, mecum casurum imperium populi Romani erat? N e istuc Iuppiter Optimus Maximus sirit, urbem auspicato dis auctoribus in aeternum conditam huic fragili et mortali corpori aequalem esse! Flaminio, Paulo, Graccho, Postumio Albino, M. Marcello, T. Quinctio Crispino, Cn. Fulvio, Scipionibus meis, tot tarn praeclaris imperatoribus uno bello absumptis superstes est populus Romanus eritque mille aliis nunc ferro nunc morbo morientibus. Meo unius funere elata populi Romani esset res publica? Vos ipsi hie in Hispania patre et patruo meo, duobus imperatoribus, interfectis Septimum Marcium ducem vobis adversus exsultantes recenti victoria Poenos delegistis. Et sic loquor, tamquam sine duce Hispaniae futurae fuerint. M. Silanus eodem iure, eodem imperio mecum in provinciam missus, L. Scipio frater meus et C. Laelius legati vindices maiestatis imperii deessent? Utrum exercitus exercitui an duces ducibus an dignitas an causa comparari poterat? Quibus si omnibus superiores essetis, arma contra patriam, contra cives vestros ferretis? Africam Italiae, Carthaginem urbi Romanae imperare velletis? Quam ob noxam patriae?

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Coriolanum quondam damnatio iniusta, miserum et 29 indignum exilium, ut iret ad oppugnandam patriam,

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bin von euch ja wohl nicht weiter gekränkt worden, als daß ihr gerne an meinen Tod geglaubt habt. Wie? Wenn ich sterben würde, würde dann mit mir auch der Staat seinen letzten Atemzug tun, mit mir die Macht des römischen Volkes dahinsinken? Das möge Jupiter, der Beste und Größte, nicht zulassen, daß die nach einer Vogelschau mit Zustimmung der Götter für ewige Zeiten gegründete Stadt nur von gleicher Dauer sei wie dieser gebrechliche und sterbliche Leib! Flaminius, Paulus, Gracchus, Postumius Albinus, M. Marcellus, T. Quinctius Crispinus, Cn. Fulvius und meine Scipionen, so viele ausgezeichnete Feldherren, sind in diesem einen Krieg dahingerafft worden, doch das römische Volk lebt weiter und wird weiterleben, mögen auch noch tausend andere durch das Schwert oder durch Kankheit den Tod finden. Wäre mit meinem Begräbnis, dem eines einzelnen Menschen, der Staat des römischen Volkes zu Grabe getragen worden? Ihr selbst habt euch hier in Spanien nach dem Tod meines Vaters und meines Onkels, eurer beiden Feldherren, Septimus Marcius zum Anführer gegen die Punier gewählt, die über den jüngst errungenen Sieg frohlockten. Und ich spreche so, als wäre Spanien ohne Führer gewesen. Würden M. Silanus, der mit denselben Befugnissen und derselben Befehlsgewalt mit mir in den Aufgabenbereich geschickt worden ist, sowie die Legaten L. Scipio, mein Bruder, und C. Laelius nicht ihren Mann stehen, die Hoheit der Befehlsgewalt zu wahren? Hätte man Heer mit Heer oder die Feldherren mit den Feldherren oder ihr Ansehen oder ihre Sache miteinander vergleichen können? Wenn ihr in all dem überlegen wäret, würdet ihr dann zusammen mit den Puniern gegen euer Vaterland, gegen eure Mitbürger die Waffen führen? Würdet ihr wollen, daß Afrika über Italien, Karthago über die Stadt Rom gebiete? Womit hätte das Vaterland das verschuldet? Einst brachte eine ungerechte Verurteilung, eine elende und unwürdige Verbannung Coriolanus dazu, zum Angriff auf seine Vaterstadt heranzuziehen; doch persönliche An-

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impulit; revocavit tarnen a publico parricidio privata pietas. Vos qui dolor, quae ira incitavit? Stipendiumne diebus paucis imperatore aegro serius numeratum satis digna causa fuit, cur patriae indiceretis bellum, cur ad Ilergetes descisceretis a populo Romano, cur nihil divinarum humanarumve rerum inviolatum vobis esset? Insanistis profecto, milites, nec maior in corpus meum vis morbi quam in vestras mentes invasit. Horret animus referre, quid crediderint homines, quid speraverint, quid optaverint. Auferat omnia inrita oblivio, si potest; si non, utcumque silentium tegat.

N o n negaverim tristem atrocemque vobis visam orationem meam. Quanto creditis facta vestra atrociora esse quam dicta mea? Et me ea, quae fecistis, pati aequum censetis? Vos ne dici quidem omnia aequo animo fertis! Sed ne ea quidem ipsa ultra exprobrabuntur. Utinam tam facile vos obliviscamini eorum, quam ego obliviscar! Itaque quod ad universos vos attinet, si erroris paenitet, satis superque poenarum habeo. Albius Calenus et Atrius Umber et ceteri nefariae seditionis auctores sanguine luent, quod admiserunt. Vobis supplicii eorum spectaculum non modo non acerbum, sed laetum etiam, si sana mens rediit, debet esse: de nullis enim quam de vobis infestius aut inimicius consuluerunt."

Vix finem dicendi fecerat, cum ex praeparato simul omnium rerum terror oculis auribusque est offusus. Exercitus, qui corona contionem circumdederat, gladiis ad scuta concrepuit. Praeconis audita vox citantis nomi-

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hänglichkeit hielt ihn davon ab, an seinem Vaterland zum Mörder zu werden. Welcher Schmerz, welcher Zorn hat euch angetrieben? Daß der Sold wegen der Erkrankung eures Feldherrn wenige Tage zu spät ausgezahlt wurde, war das ein angemessener Grund, dem Vaterland den Krieg zu erklären, vom römischen Volk zu den Ilergeten abzufallen, keine Bindung an Götter oder Menschen unangetastet zu lassen? Ihr seid in der Tat von Sinnen gewesen, Soldaten, und meinen Körper hat keine schwerere Krankheit befallen als euren Verstand. Es sträubt sich etwas in mir, zu berichten, was Menschen geglaubt, was sie gehofft, was sie gewünscht haben. Das Vergessen soll alles so gut wie ungeschehen machen, wenn es geht; wenn nicht, möge Schweigen es irgendwie zudecken. Ich möchte nicht abstreiten, daß meine Rede euch wohl unfreundlich und schrecklich vorgekommen ist. Wieviel schrecklicher, was glaubt ihr, sind eure Taten als meine Worte! Und ihr meint, ich sollte das, was ihr getan habt, gelassen hinnehmen? Ihr jedoch tragt nicht einmal mit Gelassenheit, daß alles ausgesprochen wird! Aber selbst das soll euch nicht weiter vorgehalten werden. Wenn ihr die Dinge doch so leicht vergessen könntet, wie ich sie vergessen werde! Was daher euch alle angeht, genügt es mir als Wiedergutmachung voll und ganz, wenn ihr euren Irrtum bereut. Albius aus Cales und Atrius aus Umbrien aber und die übrigen Anstifter der ruchlosen Meuterei werden mit ihrem Blut büßen, was sie begangen haben. Für euch müßte das Schauspiel ihrer Hinrichtung nicht nur nicht bitter, sondern, wenn ihr wieder zur Vernunft gekommen seid, sogar erfreulich sein; mit niemandem haben sie es nämlich feindseliger und unfreundlicher gemeint als mit euch." Kaum hatte er zu reden aufgehört, da überfiel entsprechend den zuvor getroffenen Anordnungen Schrecken jeder Art zugleich Augen und Ohren. Das Heer, das in einem Kreis die Versammlung umstellt hatte, schlug dröhnend mit den Schwertern an die Schilde; man hörte die Stimme des

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na damnatorum in consilio; nudi in medium protrahebantur et simul omnis apparatus supplicii expromebatur. Deligati ad palum virgisque caesi et securi percussi adeo torpentibus metu, qui aderant, ut non modo ferocior vox adversus atrocitatem poenae, sed ne gemitus quidem exaudiretur. Tracti inde de medio omnes purgatoque loco citati milites nominatim apud tribunos militum in verba P. Scipionis iurarunt, stipendiumque ad nomen singulis persolutum est. H u n c finem exitumque seditio militum coepta apud Sucronem habuit.

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Per idem tempus ad Baetim fluvium Hanno praefectus a Magone missus a Gadibus cum parva manu A f r o rum mercede Hispanos sollicitando ad quattuor milia iuvenum armavit. Castris deinde exutus ab L. Marcio maxima parte militum inter tumultum captorum castrorum, quibusdam etiam in fuga amissis, palatos persequente equite cum paucis ipse effugit.

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D u m haec ad Baetim fluvium geruntur, Laelius interim freto in Oceanum evectus ad Carteiam classe accessit. Urbs ea in ora Oceani sita est, ubi primum e faucibus angustis panditur mare. Gades sine certamine per proditionem recipiendi, ultro, qui earn rem pollicerentur, in castra Romana venientibus, spes, sicut ante dictum est, fuerat. Sed patefacta immatura proditio est, comprehensosque omnes Mago Adherbali praetori Carthaginem devehendos tradit. Adherbal coniuratis in quinqueremem impositis praemissaque ea, quia tardior quam triremis erat, ipse cum octo triremibus modico intervallo sequitur. Iam fretum intrabat quinqueremis, cum Laelius et ipse in quinqueremi ex portu Carteiae sequentibus

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Herolds, der die Namen der im Kriegsrat Verurteilten aufrief. Nackt wurden sie in die Mitte geschleppt, und zugleich wurde alles Gerät zur Hinrichtung hervorgeholt. Sie wurden an den Pfahl gebunden, mit Ruten geschlagen und mit dem Beil enthauptet; dabei waren die Anwesenden vor Furcht so erstarrt, daß nicht nur kein freches Wort gegen die Härte der Strafe, sondern nicht einmal ein Seufzer zu hören war. Dann wurden sie alle aus der Mitte weggeschleift, und nachdem der Platz gereinigt war, leisteten die Soldaten, namentlich aufgerufen, vor den Militärtribunen den Eid auf P. Scipio, und der Sold wurde jedem einzelnen nach dem Aufruf gezahlt. Dieses Ende und diesen Ausgang nahm die Meuterei der Soldaten, die bei Sucro begonnen hatte. Zur selben Zeit schickte Mago den Kommandanten Hanno von Gades aus mit einer kleinen Schar Afrikaner an den Baetis; er reizte hier die Spanier mit Sold und brachte etwa 4 ooo junge Leute unter Waffen. Durch L. Marcius wurde er dann seines Lagers beraubt, verlor in der Verwirrung bei der Einnahme des Lagers den größten Teil seiner Soldaten, einige auch auf der Flucht, da die Reiterei die Zersprengten verfolgte, und entkam selbst mit wenigen. Während dies am Baetis geschah, fuhr Laelius unterdessen durch die Meerenge in den Ozean hinaus und lief mit seiner Flotte Carteja an. Diese Stadt liegt an der Küste des Ozeans, w o das Meer gleich hinter der engen Durchfahrt wieder breiter wird. Es hatte, wie oben gesagt, Hoffnung bestanden, Gades ohne Kampf durch Verrat zu gewinnen, da Leute, die das versprachen, von sich aus ins römische Lager gekommen waren. Aber der Verrat wurde vorzeitig entdeckt, und Mago übergab alle, die man ergriffen hatte, dem Befehlshaber Adherbal, der sie nach Karthago schaffen sollte. Adherbal brachte die Verschwörer auf einen Fünfruderer, schickte diesen voraus, da er langsamer als ein Dreiruderer war, und folgte selbst mit acht Dreiruderern in mäßigem Abstand. Der Fünfruderer fuhr schon in die Meerenge hinein, da lief auch Laelius mit seinem Fünfruderer aus dem Hafen von

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Septem triremibus evectus in Adherbalem ac triremes invehitur quinqueremem satis credens deprensam rapido in freto in adversum aestum reciprocari non posse. Poenus in re subita parumper incertus trepidavit, u t r u m quinqueremem sequeretur an in hostis rostra converteret. Ipsa cunctatio facultatem detractandae pugnae ademit; iam enim sub ictu teli erant, et undique instabant hostes. Aestus quoque arbitrium moderandi naves ademerat. N e q u e erat (res) navali pugnae similis, quippe ubi nihil voluntarium, nihil artis aut consilii esset. U n a natura freti aestusque totius certaminis potens suis, alienis navibus nequiquam remigio in contrarium tendentes invehebat, ut fugientem navem videres vertice retro intortam victricibus inlatam et sequentem, si in contrarium tractum incidisset maris, fugientis m o d o sese avertentem. Iam in ipsa pugna haec, cum infesto rostro peteret hostium navem, obliqua ipsa ictum alterius rostri accipiebat; ilia, cum transversa obiceretur hosti, repente intorta in proram circumagebatur. C u m inter triremes fortuna regente anceps proelium misceretur, quinqueremis Romana seu pondere tenacior seu pluribus remorum ordinibus scindentibus vertices cum facilius regeretur, duas triremes suppressit, unius praelata impetu lateris alterius remos detersit; ceterasque, quas indepta esset, mulcasset, ni cum reliquis quinque navibus Adherbal velis in Africam transmisisset.

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Cartej a aus, gefolgt von sieben Dreiruderern, und steuerte auf Adherbal und dessen Dreiruderer zu, ziemlich sicher, daß der Fünfruderer in der reißenden Meerenge festgehalten werde und nicht gegen die Strömung umkehren könne. Der Punier schwankte angesichts der unerwarteten Lage eine Weile und wußte nicht, ob er dem Fünfruderer folgen oder auf die Feinde zuhalten solle. Dieses Zögern nahm ihm die Möglichkeit, den Kampf zu verweigern. Denn man war schon auf Schußweite heran, und von allen Seiten drohten die Feinde. Auch hatte die Strömung die Entscheidungsfreiheit beim Steuern der Schiffe genommen. Die Begegnung glich auch nicht einer Seeschlacht, da nichts mit Absicht, nichts aufgrund von Geschicklichkeit oder nach Plan geschah. Allein die Eigenart der Meerenge und der Strömung bestimmte den ganzen Kampf und trieb sie, während sie vergeblich mit Ruderkraft in die entgegengesetzte Richtung strebten, gegen eigene und fremde Schiffe, so daß man sehen konnte, wie ein fliehendes Schiff, durch den Strudel herumgedreht, wieder auf die Sieger zugetrieben wurde und der Verfolger, wenn er in eine Gegenströmung des Meeres geriet, sich wegwandte wie zur Flucht. Im eigentlichen Kampf vollends wurde dieses Schiff, wenn es zum Rammstoß auf ein Schiff der Feinde ansetzte, selbst zur Seite gedreht und vom Rammstoß eines anderen getroffen; jenes wurde, wenn es querliegend dem Feind entgegentrieb, plötzlich gedreht und mit dem Bug in Fahrtrichtung gebracht. Während unter den Dreiruderern der Zufall regierte und der Kampf unentschieden hin und her ging, versenkte der römische Fünfruderer zwei Dreiruderer, sei es, daß er durch seine Schwere besser Kurs halten konnte, sei es, daß er leichter zu regieren war, weil mehr Ruderreihen die Strudel zerteilten; einem brach er, mit Schwung an ihm vorbeifahrend, auf einer Seite die Ruder weg. Auch die anderen, die er erreicht hätte, hätte er übel zugerichtet, wenn nicht Adherbal mit den restlichen fünf Schiffen unter Segel nach Afrika hinübergefahren wäre.

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Laelius victor Carteiam revectus auditis, quae acta Gadibus erant - patefactam proditionem coniuratosque missos Carthaginem spe ad inritum redacta, qua venissent - , nuntiis ad L. Marcium missis, nisi si terere frustra tempus sedendo ad Gades vellent, redeundum ad imperatorem esse, adsentiente Marcio paucos post dies ambo Carthaginem rediere. A d quorum discessum non respiravit modo Mago, cum terra marique ancipiti metu urgeretur, sed etiam audita rebellione Ilergetum spem recuperandae Hispaniae nactus nuntios Carthaginem ad senatum mittit, qui simul seditionem civilem in castris Romanis, simul defectionem sociorum in maius verbis extollentes hortarentur, ut auxilia mitterent, quibus traditum a patribus imperium Hispaniae repeti posset.

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Mandonius et Indibilis in fines regressi paulisper, dum, quidnam de seditione statueretur, scirent, suspensi quieverunt, si civium errori ignosceretur, non diffidentes sibi quoque ignosci posse. Postquam vulgata est atrocitas supplicii, suam quoque noxam pari poena aestimatam rati vocatis rursus ad arma popularibus contractisque, quae ante habuerant, auxiliis in Sedetanum agrum, ubi principio defectionis stativa habuerant, cum viginti milibus peditum, duobus milibus equitum et quingentis transcenderunt.

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Scipio cum fide solvendi pariter omnibus noxiis inno- 3 2 xiisque stipendii tum vultu ac sermone in omnes placato facile reconciliatis militum animis, priusquam castra ab 2 Carthagine moveret, contione advocata multis verbis in

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Laelius kehrte als Sieger nach Carteja zurück; als er hörte, was in Gades geschehen war, daß man den Verrat entdeckt, die Verschwörer nach Karthago geschickt und die H o f f nung, in der sie gekommen waren, zunichte gemacht hatte, schickte er Boten zu L. Marcius, wenn sie nicht vergeblich die Zeit vertun wollten, indem sie vor Gades lägen, müßten sie zum Feldherrn zurückkehren, und mit Marcius' Zustimmung kehrten beide wenige Tage später nach Neu-Karthago zurück. Bei ihrem Abzug atmete Mago nicht nur auf, da er sich zu Lande und zu Wasser von doppelter Gefahr bedrängt sah, sondern schöpfte auch, weil er von der Erhebung der Ilergeten gehört hatte, Hoffnung, Spanien zurückzugewinnen, und schickte Boten nach Karthago zum Senat, die sowohl die Meuterei der Bürger im römischen Lager als auch das Abfallen der Bundesgenossen in ihrer Darstellung aufbauschen und sie aufrufen sollten, Hilfstruppen zu schicken, mit denen man die von den Vätern ererbte Herrschaft über Spanien wiedererlangen könne. Mandonius und Indibilis waren in ihr Gebiet zurückgekehrt und hielten gespannt, bis sie wüßten, was wegen der Meuterei beschlossen werde, eine Weile Ruhe, wobei sie fest darauf vertrauten, wenn den Bürgern ihr Irrtum verziehen werde, könne auch ihnen verziehen werden. Nachdem die Erbarmungslosigkeit der Hinrichtung allgemein bekannt wurde, glaubten sie, auch für ihre Schuld sei eine gleiche Strafe vorgesehen; daher riefen sie ihre Landsleute wieder zu den Waffen, zogen die Hilfstruppen zusammen, die sie vorher gehabt hatten, und gingen mit 20 000 Fußsoldaten und 2 500 Reitern in das Gebiet der Sedetaner hinüber, w o bei Beginn des Abfallens ihr Standlager gewesen war. Scipio hatte durch die Zuverlässigkeit, mit der er allen, Schuldigen wie Unschuldigen, in gleicher Weise den Sold zahlte, vor allem aber auch durch seine Miene und seine versöhnlichen Worte an alle mühelos die Herzen der Soldaten wiedergewonnen. Bevor er von Neu-Karthago aufbrach, berief er eine Heeresversammlung ein, schimpfte mit vielen

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perfidiam rebellantium regulorum invectus nequaquam eodem animo se ire professus est ad vindicandum id scelus, quo civilem errorem nuper sanaverit. Tum se haud secus quam viscera secantem sua cum gemitu et lacrimis triginta hominum capitibus expiasse octo milium seu imprudentiam seu noxam; nunc laeto et erecto animo ad caedem Ilergetum ire. Non enim eos neque natos in eadem terra nec ulla secum societate iunctos esse; earn, quae sola fuerit, fidei atque amicitiae, ipsos per scelus rupisse. In exercitu suo se, praeterquam quod omnes civis aut socios Latinique nominis videat, etiam eo moveri, quod nemo fere sit miles, qui non aut a patruo suo Cn. Scipione, qui primus Romani nominis in earn provinciam venerit, aut a patre consule aut a se sit ex Italia advectus. Scipionum nomini auspiciisque' omnes adsuetos, quos secum in patriam ad meritum triumphum deducere velit, quos consulatum petenti, velut si omnium communis agatur honos, adfuturos speret.

Quod ad expeditionem attineat, quae instet, immemorem esse rerum suarum gestarum, qui id bellum ducat. Magonis hercule sibi, qui extra orbem terrarum in circumfusam Oceano insulam cum paucis perfugerit navibus, maiorem curam esse quam Ilergetum; quippe illic et ducem Carthaginiensem et quantumcumque Punicum praesidium esse, hie latrones latronumque duces, quibus ut ad populandos finitimorum agros tectaque urenda et rapienda pecora aliqua vis sit, ita in acie ac signis conlatis nullam esse; magis velocitate ad fugam quam armis fretos pugnaturos esse. Itaque non quod

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Worten auf die Treulosigkeit der aufsässigen Fürsten und erklärte, an die Ahndung dieses Frevels gehe er keineswegs mit denselben Gefühlen heran, mit denen er soeben den Irrtum seiner Mitbürger geheilt habe. Da habe er, nicht anders, als schnitte er sich ins eigene Fleisch, unter Seufzern und Tränen mit dem Leben von dreißig Menschen den Unverstand oder auch die Schuld von 8 000 Mann gesühnt; jetzt gehe er mit frohem und frischem Mut an die Niedermetzelung der Ilergeten. Denn sie seien weder in demselben Land geboren noch mit ihm durch irgendeine Gemeinschaft verbunden; die einzige, die es gegeben habe, die der Treue und Freundschaft, hätten sie selbst durch ihren Frevel zerbrochen. Bei seinem Heer bewege ihn, abgesehen davon, daß er lauter Bürger oder Bundesgenossen und Latiner sehe, auch, daß es fast keinen Soldaten gebe, der nicht entweder von seinem Onkel Cn. Scipio, der als erster Römer in diesen Aufgabenbereich gekommen sei, oder von seinem Vater in dessen Konsulat oder von ihm selber aus Italien hergeführt worden sei; an den Namen der Scipionen und an ihren Oberbefehl seien sie alle gewöhnt; er wolle sie mit sich ins Vaterland heimführen zu dem verdienten Triumph und hoffe, daß sie ihn bei seiner Bewerbung um das Konsulat unterstützten, als ginge es um ihrer aller gemeinsame Ehre. Was den bevorstehenden Feldzug angehe, so denke jemand, der das für einen Krieg halte, nicht an seine Taten. Wegen Mago, der sich mit wenigen Schiffen auf eine vom Ozean umgebene Insel außerhalb des Erdkreises geflüchtet habe, mache er sich, beim Herkules, mehr Sorge als wegen der Ilergeten; denn dort sei ein karthagischer Heerführer und eine, wenn auch kleine punische Streitmacht, hier Räuber und Anführer von Räubern, die zwar beim Verwüsten der Felder ihrer Nachbarn, beim Niederbrennen von Häusern und beim Rauben von Vieh eine Art von Stärke zeigten, aber keine in der Schlachtlinie und im regelrechten Kampf. Im Gefecht verließen sie sich mehr auf ihre Schnelligkeit bei der Flucht als auf ihre Waffen. Nicht, weil er dort irgendeine

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ullum inde periculum aut semen maioris belli videat, ideo se, priusquam provincia decedat, opprimendos Ilergetes duxisse, sed primum ne impunita tam scelerata defectio esset, deinde ne quis in provincia simul virtute tanta et felicitate perdomita relictus hostis dici posset. Proinde dis bene iuvantibus sequerentur non tam ad bellum gerendum - neque enim cum pari hoste certamen esse - quam ad expetendas ab hominibus scelestis poenas.

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Ab hac oratione dimissos ad iter se comparare in diem 3 3 posterum iubet profectusque decimis castris pervenit ad Hiberum flumen. Inde superato amni die quarto in conspectu hostium posuit castra. Campus ante montibus 2 circa saeptus erat. In earn vallem Scipio cum pecora rapta pleraque ex ipsorum hostium agris propelli ad inritandam feritatem barbarorum iussisset, velites subsidio misit, a quibus ubi per procursationem commissa pugna 3 esset, Laelium cum equitatu impetum ex occulto facere iubet. Möns opportune prominens equitum insidias 4 texit. Nec ulla mora pugnae facta est: Hispani in conspecta procul pecora, velites in Hispanos praeda occupatos incurrere. Primo missilibus territavere; deinde 5 missis levibus telis, quae inritare magis quam decernere pugnam poterant, gladios nudant et conlato pede res coepta geri est; ancepsque pedestre certamen erat, ni equites supervenissent. Neque ex adverso tantum inlati 6 obvios obtrivere, sed circumvecti etiam quidam per infima clivi ab tergo se, ut plerosque intercluderent, obiece-

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Gefahr oder den Keim zu einem größeren Krieg sehe, habe er also geglaubt, bevor er seinen Aufgabenbereich verlasse, die Ilergeten unschädlich machen zu müssen, sondern in erster Linie, damit ihr so frevelhaftes Abfallen nicht ungestraft bleibe, sodann, damit keiner sagen könne, er habe in seinem mit so viel Tapferkeit und Glück völlig bezwungenen Aufgabenbereich einen Feind zurückgelassen. Daher sollten sie ihm mit dem gütigen Beistand der Götter folgen, weniger um Krieg zu führen - es handle sich ja nicht um einen Kampf mit einem gleichwertigen Gegner - als um an den Frevlern die Strafe zu vollstrecken. Nach dieser Ansprache entließ er sie und befahl ihnen, sich zum Abmarsch für den folgenden Tag bereitzumachen, brach auf und gelangte in zehn Tagen an den Ebro. Dann überschritt er den Fluß und schlug am vierten Tag unter den Augen der Feinde sein Lager auf. Vor ihm lag eine Ebene, die ringsum von Bergen eingeschlossen war. Scipio ließ Vieh, das zum größten Teil von den eigenen Feldern der Feinde geraubt war, in dieses Tal treiben, um das wilde Wesen der Barbaren zu reizen, und schickte Leichtbewaffnete zu seinem Schutz; sobald diese mit ihrem Geplänkel den Kampf eröffnet hatten, sollte Laelius mit der Reiterei aus einem Versteck heraus angreifen; ein günstig vorspringender Berg deckte den Hinterhalt der Reiter. Und unverzüglich begann der Kampf; die Spanier stürmten auf das Vieh los, das sie von weitem gesehen hatten, die Leichtbewaffneten auf die mit der Beute beschäftigten Spanier. Zuerst schreckten sie sie mit Geschossen; dann, nachdem sie ihre leichten Waffen geschleudert hatten, die mehr reizen als eine Schlacht entscheiden konnten, zogen sie die Schwerter, und es begann das Gefecht Mann gegen Mann. Und der Kampf der Fußsoldaten war unentschieden, wenn nicht die Reiter eingegriffen hätten. Sie sprengten nicht nur von vorne heran und ritten die, die ihnen in den Weg kamen, nieder, sondern einige schlugen auch einen Bogen über die Ausläufer des Hügels und warfen sich von hinten auf sie, so daß sie die meisten

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runt; maiorque caedes fuit, quam quantam edere levia per excursiones proelia solent. Ira magis accensa adverso proelio barbaris est quam imminuti animi. Itaque ne perculsi viderentur, prima luce postero die in aciem processere. N o n capiebat omnes copias angusta, sicut ante dictum est, valles; duae ferme peditum partes et omnis equitatus in aciem descendit; quod reliquum peditum erat, obliquo constituerunt colle. Scipio p r o se esse loci angustias ratus, et quod in arto pugna R o m a n o aptior quam Hispano militi futura videbatur et quod in eum locum detracta hostium acies esset, qui non o m n e m multitudinem eorum caperet, novo etiam consilio adiecit animum; equitem nec se posse circumdare cornibus in tam angusto spatio, et hosti, quem cum pedite deduxisset, inutilem fore. Itaque imperat Laelio, ut per colles quam occultissimo itinere circumducat equites segregetque, quantum possit, equestrem a pedestri pugnam; ipse omnia signa peditum in hostes vertit; quattuor cohortes in fronte statuit, quia latius pandere aciem non poterat. M o r a m pugnandi nullam fecit, ut ipso certamine averteret a conspectu transeuntium per colles equitum. N e c ante circumductos sensere, quam tumultum equestris pugnae ab tergo accepere. Ita duo diversa proelia erant: duae peditum acies, d u o equitatus per longitudinem campi, quia misceri ex genere utroque proelium angustiae non patiebantur, pugnabant. H i s p a n o r u m cum neque pedes equiti neque eques pediti auxilio esset, pedes fiducia equitis temere commissus campo caederetur, eques circumven-

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abschnitten. Und es kam zu einem größeren Gemetzel, als es sonst leichte Gefechte bei Vorstößen auszulösen pflegen. Durch den ungünstig verlaufenen Kampf wurde mehr der Zorn der Barbaren entfacht als ihr Mut gebrochen. Daher rückten sie, um nicht angeschlagen zu erscheinen, am folgenden Tag beim ersten Tageslicht zur Schlacht aus. Der, wie vorhin gesagt, enge Talkessel faßte nicht alle Truppen: nur etwa zwei Drittel der Fußsoldaten und die gesamte Reiterei stiegen hinab und formierten sich zur Schlacht; was an Fußsoldaten übrig war, stellte sich auf dem Hügel zur Seite auf. Scipio glaubte, die Enge des Geländes sei für ihn von Vorteil, weil der Kampf auf engem Raum eher etwas für den römischen Soldaten zu sein schien als für den spanischen und weil die Schlachtlinie der Feinde auf diesen Platz hinuntergezogen sei, der nicht ihre ganze Menge fasse, und richtete seine Gedanken auf einen neuen Plan: er könne den Reiter bei so engem Raum nicht auf die Flügel stellen, und dem Feind werde der Reiter, den er mit dem Fußvolk hinabgeführt habe, nichts nützen. Daher befahl er Laelius, die Reiter möglichst unbemerkt in einem Bogen über die Hügel zu führen und, soweit er könne, den Kampf der Reiter von dem der Fußsoldaten zu trennen. Er selbst wandte alle Einheiten des Fußvolks gegen die Feinde; vier Kohorten stellte er in die Front, weil er die Linie nicht weiter ausdehnen konnte. Unverzüglich begann er mit dem Kampf, um durch das Gefecht von dem Blick auf die Reiter, die über die Hügel ritten, abzulenken. Sie merkten die Umgehung auch nicht, bis sie den Lärm des Reiterkampfes in ihrem Rücken vernahmen. So gab es zwei verschiedene Schlachten: zwei Linien der Fußsoldaten, zwei Reiterverbände kämpften über die Länge der Ebene, weil der enge Raum ein Zusammenspiel beider Waffengattungen in der Schlacht nicht zuließ. Bei den Spaniern brachten weder die Fußsoldaten den Reitern noch die Reiter den Fußsoldaten Hilfe; die Fußsoldaten, die sich im Vertrauen auf die Reiter leichtfertig in die Ebene gewagt hatten, wurden niedergehauen; die Reiter, die umzingelt waren, konnten weder den Fußsoldaten

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tus nec peditem a fronte - iam enim stratae pedestres copiae erant - nec ab tergo equitem sustineret, et ipsi, cum diu in orbem sese stantibus equis defendissent, ad unum omnes caesi sunt, nec quisquam peditum equitumve superfuit, qui in valle pugnaverunt. Tertia pars, quae in colle ad spectaculum magis tutum quam ad partem pugnae capessendam steterat, et locum et tempus ad fugiendum habuit. Inter eos et reguli ipsi fugerunt, priusquam tota circumveniretur acies, inter tumultum elapsi.

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Castra eodem die Hispanorum praeter ceteram praedam cum tribus ferme milibus hominum capiuntur. Romani sociique ad mille et ducenti eo proelio ceciderunt; vulnerata amplius tria milia hominum. Minus cruenta victoria fuisset, si patentiore campo et ad fugam capessendam facili foret pugnatum.

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Indibilis abiectis belli consiliis nihil tutius in adflictis rebus experta fide et dementia Scipionis ratus Mandonium fratrem ad eum mittit; qui advolutus genibus fatalem rabiem temporis eius accusat, cum velut contagione quadam pestifera non Ilergetes modo et Lacetani, sed castra quoque Romana insanierint. Suam quidem et fratris et reliquorum popularium earn condicionem esse, ut aut, si ita videatur, reddant spiritum R Scipioni ab eodem illo acceptum aut servati bis uni debitam vitam pro eo in perpetuum devoveant. Antea in causa sua fiduciam sibi fuisse nondum experta dementia eius; nunc contra nullam in causa, omnem in misericordia victoris spem repositam habere.

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M o s vetustus erat Romanis, cum quo nec foedere nec

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vorn - denn ihre eigenen Fußtruppen waren schon niedergestreckt - noch den Reitern im Rücken standhalten und wurden auch selbst, nachdem sie sich lange in einem Karree auf ihren unbeweglich dastehenden Pferden gewehrt hatten, alle bis auf den letzten Mann niedergehauen, und keiner von den Fußsoldaten und Reitern, die in dem Talkessel kämpften, blieb übrig. Das Drittel, das auf den Hügeln mehr als Zuschauer an einem sicheren Punkte gestanden hatte, als um an der Schlacht teilzunehmen, hatte Raum und Zeit zum Fliehen: mit ihnen flohen auch die Fürsten selbst, die in dem Durcheinander, bevor die ganze Schlachtreihe umzingelt wurde, entkommen waren. A m selben Tag noch wurde das Lager der Spanier eingenommen und neben der übrigen Beute etwa 3 000 Gefangene gemacht. Römer und Bundesgenossen fielen in dieser Schlacht an die 1 200, verwundet wurden mehr als 3 000 Mann. Der Sieg wäre weniger blutig gewesen, wenn man auf offenerem Felde gekämpft hätte, w o man leicht die Flucht ergreifen konnte. Indibilis gab seine Kriegspläne auf, hielt in seiner mißlichen Lage nichts für sicherer als die erprobte Zuverlässigkeit und Milde Scipios und schickte seinen Bruder Mandonius zu ihm. Der warf sich ihm zu Füßen und klagte die verhängnisvolle Verblendung dieser Zeit an, in der wie durch eine verderbenbringende Ansteckung nicht nur die Ilergeten und Lacetaner, sondern auch das römische Lager von Sinnen gewesen sei. Seine Lage, die seines Bruders und ihrer übrigen Landsleute sei so: sie müßten entweder, wenn so entschieden werde, P. Scipio das Leben, das sie von ihm erhalten hätten, zurückgeben oder, wenn sie begnadigt würden, dieses Leben ihm, dem einen, dem sie es zweimal verdankten, auf immer weihen. Das vorige Mal, als sie seine Milde noch nicht erfahren hatten, hätten sie sich auf ihre Sache verlassen; jetzt dagegen setzten sie ihre Hoffnung nicht auf ihre Sache, sondern ganz auf das Erbarmen des Siegers. Es gab bei den Römern die alte Sitte, wenn mit einem

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aequis legibus iungeretur amicitia, non prius imperio in eum tamquam pacatum uti, quam omnia divina humanaque dedidisset, obsides accepti, arma adempta, praesidia urbibus imposita forent. Scipio multis invectus in praesentem Mandonium absentemque Indibilem verbis, illos quidem merito perisse ipsorum maleficio ait, victuros suo atque populi Romani beneficio. Ceterum se neque arma iis adempturum (neque obsides imperaturum), quippe ea pignera timentium rebellionem esse; se libera arma relinquere, solutos (metu) animos. Neque se in obsides innoxios, sed in ipsos, si defecerint, saeviturum nec ab inermi, sed ab armato hoste poenas expetiturum. Utramque fortunam expertis permittere sese, utrum propitios an iratos habere Romanos mallent. Ita dimissus Mandonius pecunia tantummodo imperata, ex qua Stipendium militi praestari posset.

Ipse Marcio in ulteriorem Hispaniam praemisso, Silano Tarraconem remisso paucos moratus dies, dum imperatam pecuniam Ilergetes pernumerarent, cum expeditis Marcium iam appropinquantem Oceano adsequitur.

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Incohata res iam ante de Masinissa aliis atque aliis de 35 causis dilata erat, quod Numida cum ipso utique congredi Scipione volebat atque eius dextra fidem sancire; ea tum itineris tarn longi ac tarn devii causa Scipioni fuit. Masinissa cum Gadibus esset, certior adventare eum a 2

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weder durch einen Vertrag noch zu gleichen Rechten Freundschaft geschlossen wurde, nicht eher die Herrschaft über ihn als über einen, mit dem man jetzt Frieden habe, auszuüben, bis er alles Eigentum von Göttern und Menschen übergeben, man Geiseln erhalten, ihm die Waffen genommen und Besatzungen in seine Städte gelegt hatte. Scipio wetterte mit vielen Worten gegen den anwesenden Mandonius und den abwesenden Indibilis und sagte, sie seien zwar verdientermaßen durch ihre eigene Missetat am Ende, doch sie würden am Leben bleiben durch seine und des römischen Volkes Wohltat. Im übrigen werde er ihnen weder die Waffen nehmen noch von ihnen Geiseln fordern; denn das seien Sicherheiten für Leute, die eine erneute Erhebung fürchteten; er lasse ihnen ihre Waffen zu freiem Gebrauch, erlöse sie von ihrer Furcht. U n d wenn sie abfallen sollten, werde er nicht an unschuldigen Geiseln, sondern an ihnen selbst seine Wut auslassen und nicht an einem wehrlosen, sondern am bewaffneten Feind die Strafe vollstrecken. Nachdem sie beide Seiten des Glücks erprobt hätten, stelle er es ihnen anheim, ob sie es mit den Römern lieber im guten oder im bösen zu tun haben wollten. So wurde Mandonius entlassen und ihm nur befohlen, Geld zu bringen, von dem den Soldaten der Sold gezahlt werden könne. Er selbst schickte Marcius ins Jenseitige Spanien voraus, Silanus nach Tarraco zurück, blieb noch wenige Tage, bis die Ilergeten das geforderte Geld zahlten, und holte mit seinen kampfbereiten Truppen Marcius ein, als der sich schon dem Ozean näherte. Die schon zuvor in Angriff genommene Sache mit Masinissa war aus dem ein und anderen Grunde hinausgeschoben worden, weil der Numider auf jeden Fall mit Scipio selbst zusammentreffen und durch einen Händedruck mit ihm das Treuegelöbnis besiegeln wollte; das war jetzt für Scipio der Anlaß zu einem so langen Zug in eine so entlegene Gegend. Masinissa wurde, während er in Gades war, von Marcius benachrichtigt, daß Scipio nahe; mit dem Vor-

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Marcio factus causando corrumpi equos inclusos in insula penuriamque omnium rerum et facere ceteris et ipsos sentire, ad hoc equitem marcescere desidia (Magonem) perpulit, ut se traicere in continentem ad depopulandos proximos Hispaniae agros pateretur. Transgressus tris principes Numidarum praemittit ad tempus locumque conloquio statuendum. Duos pro obsidibus retineri ab Scipione iubet; remisso tertio, qui, quo iussus erat, adduceret Masinissam, cum paucis in conloquium venerunt.

Ceperat iam ante Numidam ex fama rerum gestarum admiratio viri substitueratque animo speciem quoque corporis amplam ac magnificam; ceterum maior praesentis veneratio cepit: et praeterquam quod suapte natura multa maiestas inerat, adornabat promissa caesaries habitusque corporis non cultus munditiis, sed virilis vere ac militaris, et aetas erat in medio virium robore, quod plenius nitidiusque ex morbo velut renovatus flos iuventae faciebat.

Prope attonitus ipso congressu Numida gratias de fratris filio remisso agit. Ex eo tempore adfirmat earn se quaesisse occasionem, quam tandem oblatam deum immortalium beneficio non omiserit. Cupere se illi populoque Romano operam navare ita, ut nemo unus externus magis enixe adiuverit rem Romanam. Id se, etiamsi iam pridem vellet, minus praestare in Hispania, terra aliena atque ignota, potuisse; in qua autem genitus educatusque in spem paterni regni esset, facile praesta-

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wand, auf der Insel eingesperrt, verkämen seine Pferde, verursachten bei den übrigen Mangel an allen Dingen und bekämen ihn auch selbst zu spüren, zudem erschlafften die Reiter durch die Untätigkeit, brachte er Mago dazu, ihn zum Ausplündern der nächstgelegenen Gebiete Spaniens auf das Festland übersetzen zu lassen. Als er hinübergegangen war, schickte er drei angesehene Numider voraus, um den Zeitpunkt und den Platz für die Unterredung festzulegen. Zwei sollte Scipio als Geiseln zurückhalten; der dritte, der Masinissa an die vereinbarte Stelle führen sollte, wurde zurückgeschickt, und sie kamen mit wenigen Begleitern zu ihrer Unterredung. Schon zuvor hatte den Numider aufgrund der Kunde von seinen Tagen Bewunderung dem Mann gegenüber ergriffen, und er hatte sich im Geiste auch ein würdevolles und großartiges Bild von seinem Aussehen gemacht; aber eine noch größere Verehrung ergriff ihn, als er ihn vor sich sah. Abgesehen davon, daß ihm seiner Natur nach viel Hoheit innewohnte, schmückte ihn lang herabfallendes Haar und seine ganze Erscheinung, die nicht herausgeputzt war, sondern wahrhaft männlich und soldatisch; und sein Lebensalter war genau auf dem Höhepunkt der körperlichen Kraft, den die Blüte der Jugend, die sich nach der Krankheit gleichsam neu entfaltet hatte, noch voller und glänzender machte. Fast von Sinnen durch ihre Begegnung, dankte der Numider dafür, daß er ihm den Sohn seines Bruders zurückgeschickt hatte. Seitdem, versicherte er, habe er nach dieser Gelegenheit gesucht und sie, wo sie ihm endlich durch die Gnade der unsterblichen Götter geboten worden sei, nicht ungenutzt verstreichen lassen. Er wünsche ihm und dem römischen Volk so zu dienen, daß kein einziger Ausländer das römische Volk eifriger unterstützt haben solle. Das habe er, obwohl er es schon längst wolle, in Spanien, einem fremden und unbekannten Land, weniger zeigen können; aber in dem Land, in dem er geboren und in der Hoffnung auf das väterliche Erbe erzogen worden sei, werde er es mühelos

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turum. Si quidem eundem Scipionem ducem in Africam Romani mittant, satis sperare perbrevis aevi Carthaginem esse. Laetus eum Scipio vidit audivitque, cum caput rerum in omni hostium equitatu Masinissam fuisse sciret et ipse iuvenis specimen animi prae se ferret. Fide data acceptaque profectus retro Tarraconem est. Masinissa permissu Romanorum, ne sine causa traiecisse in continentem videretur, populatus proximos agros Gades rediit.

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Magoni desperatis in Hispania rebus, in quarum spem 3 6 seditio primum militaris, deinde defectio Indibilis animos eius sustulerant, paranti traicere in Africam nuntiatum ab Carthagine est iubere senatum, ut classem, quam Gadibus haberet, in Italiam traiceret; conducta ibi Gal2 lorum ac Ligurum, quanta maxima posset iuventute coniungeret se Hannibali neu senescere bellum maximo impetu, maiore fortuna coeptum sineret. A d earn rem et 3 a Carthagine pecunia Magoni advecta est et ipse, quantam potuit, a Gaditanis exegit non aerario modo eorum, sed etiam templis spoliatis et privatim omnibus coactis aurum argentumque in publicum conferre.

C u m praeterveheretur Hispaniae oram, haud procul Carthagine N o v a expositis in terram militibus proximos depopulatur agros; inde ad urbem classem adpulit. Ibi cum interdiu milites in navibus tenuisset, nocte in litus expositos ad partem earn muri, qua capta Carthago ab Romanis fuerat, ducit nec praesidio satis valido urbem teneri ratus et aliquos oppidanorum ad spem novandi

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zeigen. Wenn die Römer Scipio auch als Heerführer nach Afrika schickten, hoffe er sicher, daß es mit Karthago sehr bald zu Ende sein werde. Voll Freude sah und hörte Scipio ihn; denn er wußte, daß Masinissa in der ganzen Reiterei der Feinde die Seele von allem gewesen war, und der junge Mann ließ selbst durch deutliche Beweise seine Gesinnung erkennen. Nachdem sie sich gegenseitig ihr Wort gegeben hatten, zog Scipio zurück nach Tarraco. Masinissa plünderte mit dem Einverständnis der Römer die nächstgelegenen Gebiete, damit er nicht ohne Grund auf das Festland hinübergegangen zu sein schien, und kehrte dann nach Gades zurück. Mago verzweifelte an der Lage in Spanien, für die ihn zunächst die Meuterei der Soldaten, dann der Abfall des Indibilis hatte hoffen lassen; als er sich anschickte, nach Afrika überzusetzen, teilte man ihm von Karthago aus mit, der Senat befehle ihm, mit der Flotte, die er in Gades habe, nach Italien hinüberzufahren; dort solle er möglichst viel junge Mannschaft der Gallier und Ligurer anwerben, sich mit Hannibal vereinigen und den Krieg nicht erlahmen lassen, der mit dem größten Schwung und noch größerem Glück begonnen habe. Dazu wurde Mago von Karthago Geld geschickt; er selbst trieb auch von den Gaditanern so viel ein, wie er konnte, indem er nicht nur ihre Staatskasse, sondern auch ihre Heiligtümer plünderte und alle zwang, Gold und Silber aus ihrem persönlichen Besitz abzuliefern. Als er an der Küste Spaniens entlangfuhr, setzte er nicht weit von Neu-Karthago Soldaten an Land und verwüstete die nächstgelegenen Ländereien; dann nahm er mit der Flotte Kurs auf die Stadt. Nachdem er die Soldaten dort über Tag auf den Schiffen gehalten hatte, ließ er sie bei Nacht auf dem Strand landen und führte sie zu dem Teil der Mauer, wo Neu-Karthago von den Römern eingenommen worden war; denn er glaubte, die Stadt werde nicht durch eine hinreichend starke Besatzung gehalten und einige von den Bürgern würden in der Hoffnung auf einen Umsturz etwas

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res aliquid moturos. Ceterum nuntii ex agris trepidi simul populationem agrestiumque fugam et hostium adventum attulerant et visa interdiu classis erat nec sine causa electam ante urbem stationem apparebat. Itaque instructi armatique intra portam ad stagnum ac mare versam continebantur. Ubi effusi hostes, mixta inter milites navalis turba, ad muros tumultu maiore quam vi subierunt, patefacta repente porta Romani cum clamore erumpunt turbatosque hostes et ad primum incursum coniectumque telorum aversos usque ad litus cum multa caede persequuntur; nec, nisi naves litori adpulsae trepidos accepissent, superfuisset fugae aut pugnae quisquam. In ipsis quoque trepidatum navibus est, dum, ne hostes cum suis simul inrumperent, trahunt scalas orasque et ancoras, ne in moliendo mora esset, praecidunt; multique adnantes navibus incerto prae tenebris, quid aut peterent aut vitarent, foede interierunt. Postero die cum classis inde retro ad Oceanum, unde venerat, fugisset, ad octingenti homines caesi inter murum litusque et ad duo milia armorum inventa.

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Mago cum Gades repetisset, exclusus inde ad Cimbi- 37 os - haud procul a Gadibus is locus abest - classe adpulsa, mittendis legatis querendoque, quod portae sibi socio atque amico clausae forent, purgantibus iis multi2 tudinis concursu factum infestae ob direpta quaedam ab conscendentibus naves militibus ad conloquium sufetes eorum, qui summus Poenis est magistratus, cum quae-

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unternehmen. Aber verstörte Boten vom Land hatten von der Verwüstung, der Flucht der Landbevölkerung und der Ankunft der Feinde berichtet; auch hatte man am Tag die Flotte gesehen, und offensichtlich war der Ankerplatz vor der Stadt nicht ohne Grund gewählt worden. Daher standen Leute zum Kampf geordnet und bewaffnet hinter dem Tor, das zur Lagune und dem Meer führte; sobald die Feinde ohne rechte Ordnung, eine Matrosenschar unter die Soldaten gemischt, mit mehr Lärm als Kampfkraft an die Mauern heranrückten, öffnete sich plötzlich das Tor, die Römer brachen mit Kampfgeschrei hervor und verfolgten die verwirrten Feinde, die beim ersten Ansturm und dem Schleudern der Geschosse kehrtmachten, mit viel Blutvergießen bis zum Strand. Und wenn nicht die am Strand liegenden Schiffe die Verstörten aufgenommen hätten, hätte keiner die Flucht und den Kampf überlebt. Auch auf den Schiffen selbst gab es ein unruhiges Gerenne, während man die Leitern einzog, damit die Feinde nicht zusammen mit ihren eigenen Leuten an Bord kämen, und die Stricke und die Anker kappte, damit es beim Aufwinden keine Verzögerung gebe. Viele gingen auch beim Heranschwimmen an die Schiffe jämmerlich zugrunde, da es in der Dunkelheit unklar war, wohin sie streben und was sie meiden sollten. A m folgenden Tag, als die Flotte von dort zurück zum Ozean geflohen war, von w o sie gekommen, wurden an die 800 Gefallene zwischen der Mauer und dem Strand gefunden und an die 2 000 Rüstungen. Als Mago nach Gades zurückkehrte, wurde er dort ausgesperrt; er landete daher mit seiner Flotte bei Cimbii - der Platz liegt nicht weit von Gades entfernt - , schickte Gesandte und beschwerte sich, daß man vor ihm, einem Bundesgenossen und Freund, die Tore versperrt habe; als sie zu ihrer Entschuldigung sagten, es sei durch eine Zusammenrottung der Menge dazu gekommen, die darüber aufgebracht gewesen sei, daß die Soldaten beim Einschiffen einiges geplündert hatten, lockte er ihre Sufeten, das höchste Amt bei den

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store elicuit laceratosque verberibus cruci adfigi iussit. Inde navibus ad Pityusam insulam centum milia ferme a continenti - Poeni turn earn incolebant - traiecit. Itaque classis bona cum pace accepta est nec commeatus modo benigne praebiti, sed in supplementum classis iuventus armaque data. Q u o r u m fiducia Poenus in Baliares insulas - quinquaginta inde milia absunt - tramisit. Duae sunt Baliares insulae, maior altera atque opulentior armis virisque; et portum habet, ubi commode hibernaturum se - et iam extremum autumni erat - censebat. Ceterum haud secus, quam si Romani earn insulam incolerent, hostiliter classi occursum est. Fundis ut nunc plurimum, ita tum solo eo telo utebantur, nec quisquam alterius gentis unus tantum ea arte quantum inter alios omnes Baliares excellunt. Itaque tanta vis lapidum ereberrimae grandinis modo in propinquantem iam terrae classem effusa est, ut intrare portum non ausi averterent in altum naves. In minorem inde Baliarium insulam traiecerunt, fertilem agro, viris, armis haud aeque validam. Itaque egressi navibus super portum loco munito castra locant; ac sine certamine urbe agroque potiti duobus milibus auxiliarium inde conscriptis missisque Carthaginem ad hibernandum naves subduxerunt.

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Post Magonis ab Oceani ora discessum Gaditani 10 Romanis deduntur. Haec in Hispania P. Scipionis ductu auspicioque 38 gesta. Ipse L. Lentulo et L. Manlio Acidino provincia tradita decern navibus R o m a m rediit et senatu extra 2

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Puniern, mit ihrem Schatzmeister zu einer Unterredung heraus und ließ sie mit Geißelhieben zerfleischen und ans Kreuz schlagen. Von dort fuhr er mit seinen Schiffen zu der Insel Pityusa hinüber, die ungefähr 100 Meilen vom Festland entfernt ist damals bewohnten sie Punier. Daher wurde die Flotte freundlich aufgenommen und nicht nur bereitwillig Proviant gewährt, sondern auch als Ersatz für die Flotte junge Mannschaft und Waffen gestellt. Im Vertrauen darauf setzte der Punier zu den Baliaren über - sie sind 5 ο Meilen von dort entfernt. Es gibt zwei Baliaren-Inseln; die eine ist größer und reicher an Waffen und Männern; sie hat auch einen Hafen, w o er bequem überwintern zu können glaubte - der Herbst ging schon zu Ende. Aber nicht anders, als wenn Römer diese Insel bewohnt hätten, trat man der Flotte feindselig entgegen. Wie sie jetzt noch hauptsächlich die Schleudern benutzen, so benutzten sie damals ausschließlich diese Waffe, und kein einziger aus einem anderen Volk ragt in dieser Fertigkeit so sehr hervor wie die Baliaren unter allen anderen Menschen. Daher flog eine so große Menge Steine wie ein ganz dichter Hagel auf die Flotte, die sich schon dem Land näherte, daß sie nicht in den Hafen einzulaufen wagten und mit den Schiffen auf die offene See abdrehten. Sie setzten dann zu der kleineren Insel der Baliaren über, die fruchtbares Ackerland hat, aber an Männern und Waffen nicht gleich stark ist. Daher verließen sie ihre Schiffe und schlugen oberhalb des Hafens an einem befestigten Platz ihr Lager auf. Und sie bemächtigten sich ohne Kampf der Stadt und des Landes, hoben dort 2 000 Mann Hilfstruppen aus, schickten sie nach Karthago und zogen die Schiffe zum Überwintern an Land. Nach dem Abzug Magos von der Küste des Ozeans ergaben sich die Gaditaner den Römern. Dies wurde in Spanien unter der Führung und dem Oberbefehl P. Scipios vollbracht. Er selbst übergab L. Lentulus und L. Manlius Acidinus seinen Aufgabenbereich, kehrte mit zehn Schiffen nach R o m zurück und berichtete in einer

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urbem dato in aede Bellonae, quas res in Hispania gessisset, disseruit, quotiens signis conlatis dimicasset, quot oppida ex hostibus vi cepisset, quas gentes in dicionem populi Romani redegisset; adversus quattuor se imperatores, quattuor victores exercitus in Hispaniam isse; neminem Carthaginiensem in iis terris reliquisse. O b has res gestas magis temptata est triumphi spes quam petita pertinaciter, quia neminem ad earn diem triumphasse, qui sine magistratu res gessisset, constabat. Senatu misso urbem est ingressus argentique prae se in aerarium tulit quattuordecim milia pondo trecenta quadraginta duo et signati argenti magnum numerum.

Comitia inde creandis consulibus habuit L. Veturius Philo centuriaeque omnes ingenti favore P. Scipionem consulem dixerunt; collega additur ei P. Licinius Crassus pontifex maximus. Ceterum comitia maiore quam ulla per id bellum celebrata frequentia proditum memoriae est. Convenerant undique non suffragandi modo, sed etiam spectandi causa P. Scipionis concurrebantque et domum frequentes et in Capitolium ad immolantem eum, cum centum bubus votis in Hispania Iovi sacrificaret; despondebantque animis, sicut C . Lutatius superius bellum Punicum finisset, ita id, quod instaret, P. Cornelium finiturum, atque ut Hispania omni Poenos expulisset, sic Italia pulsurum esse; Africamque ei, perinde ac debellatum in Italia foret, provinciam destinabant.

Praetoria inde comitia habita. Creati duo, qui tum aediles plebis erant, Sp. Lucretius et Cn. Octavius, et ex privatis Cn. Servilius Caepio et L. Aemilius Papus. Quarto deeimo anno Punici belli P. Cornelius Scipio

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Senatssitzung, die für ihn außerhalb der Stadt im Tempel der Bellona stattfand, welche Taten er in Spanien vollbracht, wie oft er in offener Feldschlacht gekämpft, wie viele Städte er den Feinden mit Gewalt genommen und welche Völkerschaften er unter die Herrschaft des römischen Volkes gebracht hatte; gegen vier Feldherren, gegen vier siegreiche Heere sei er nach Spanien gegangen und habe keinen Karthager in diesen Ländern zurückgelassen. Aufgrund dieser Taten deutete er seine Hoffnung auf einen Triumph mehr an, als daß er sie beharrlich verfolgt hätte; denn es stand fest, daß bis zu diesem Tag noch keiner triumphiert hatte, der ohne ein Staatsamt Krieg geführt hatte. Nachdem der Senat entlassen war, zog er in die Stadt ein und ließ 14 342 Pfund und eine große Menge gemünztes Silber vor sich her in die Staatskasse tragen. Darauf führte L. Veturius Philo die Versammlung zur Wahl der Konsuln durch, und alle Centurien wählten mit ungeheurer Begeisterung P. Scipio zum Konsul. Als Kollege wurde ihm der Pontifex maximus P. Licinius Crassus beigegeben. Übrigens war die Wahlversammlung, wie überliefert ist, besser besucht als irgendeine in diesem Krieg; die Leute waren von überall her zusammengekommen, nicht nur um ihre Stimme abzugeben, sondern auch um P. Scipio zu sehen, und sie strömten in großer Zahl bei seinem Haus und zu seinem Opfer auf dem Kapitol zusammen, als er die 100 Rinder darbrachte, die er Jupiter in Spanien gelobt hatte; und sie waren fest davon überzeugt, wie C . Lutatius den früheren Krieg mit den Puniern beendet habe, so werde P. Scipio diesen, der jetzt auf ihnen laste, beenden, und wie er alle Punier aus Spanien vertrieben habe, so werde er sie auch aus Italien vertreiben, und sie sahen für ihn Afrika als Aufgabenbereich vor, als wenn der Krieg in Italien schon zu Ende wäre. Dann fanden die Prätorenwahlen statt. Es wurden zwei gewählt, die damals plebejische Ädilen waren, Sp. Lucretius und Cn. Octavius, und von Männern ohne Amt Cn. Servilius Caepio und L. Aemilius Papus. Sobald im vierzehnten Jahr des Punischen Krieges P. Cor-

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et P. Licinius Crassus ut consulatum inierunt, nominatae consulibus provinciae sunt, Sicilia Scipioni extra sortem concedente collega, quia sacrorum cura pontificem maximum in Italia retinebat, Bruttii Crasso. Turn praetoriae provinciae in sortem coniectae: urbana Cn. Servilio obtigit, Ariminum - ita Galliam appellabant - Sp. Lucretio, Sicilia L. Aemilio, Cn. Octavio Sardinia.

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Senatus in Capitolio habitus. Ibi referente P. Scipione senatus consultum factum est, ut, quos ludos inter seditionem militarem in Hispania vovisset, ex ea pecunia, quam ipse in aerarium detulisset, faceret.

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Tum Saguntinorum legatos in senatum introduxit. Ex 39 eis maximus natu: „Etsi nihil ultra malorum est, patres conscripti, quam quod passi sumus, ut ad ultimum fidem vobis praestaremus, tamen ea vestra merita imperatorumque vestrorum erga nos fuerunt, ut nos cladium nostrarum non paeniteat. Bellum propter nos suscepi2 stis, susceptum quartum decimum annum tam pertinaciter geritis, ut saepe ad ultimum discrimen et ipsi veneritis et populum Carthaginiensem adduxeritis. C u m in 3 Italia tam atrox bellum et Hannibalem hostem haberetis, consulem cum exercitu in Hispaniam velut ad conligendas reliquias naufragii nostri misistis. P. et Cn. Cor4 nelii, ex quo in provinciam venerunt, nullo tempore destiterunt, quae nobis secunda quaeque adversa hostibus nostris essent, facere. Iam omnium primum oppi5 dum nobis restituerunt; per omnem Hispaniam cives nostros venum datos dimissis, qui conquirerent, ex Servitute in libertatem restituerunt. C u m iam prope esset, 6 ut optabilem ex miserrima fortunam haberemus, P. et

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nelius Scipio und P. Licinius Crassus ihr Amt angetreten hatten, wurden die Aufgabenbereiche für die Konsuln bestimmt: für Scipio Sizilien ohne Losen mit dem Einverständnis seines Kollegen, weil diesen seine Opferverpflichtungen als Pontifex maximus in Italien festhielten, für Crassus das Gebiet der Bruttier. Dann wurden die Aufgabengebiete der Prätoren verlost; die Stadtprätur fiel an Cn. Servilius, Ariminum - so bezeichneten sie Gallien - an Sp. Lucretius, Sizilien an L. Aemilius und Sardinien an Cn. Octavius. Auf dem Kapitol fand eine Senatssitzung statt. Dort beschloß der Senat auf Antrag P. Scipios, er solle die Spiele, die er bei der Meuterei der Soldaten in Spanien gelobt habe, von dem Geld durchführen, das er selbst in die Staatskasse gelegt habe. Dann führte er die Gesandten der Saguntiner in den Senat. Von denen sagte der älteste: „Senatoren, obwohl kein Unglück über das hinausgeht, was wir erduldet haben, um euch bis zum letzten die Treue zu halten, sind eure und eurer Feldherren Verdienste um uns doch derart gewesen, daß wir uns über unsere Leiden nicht beklagen. Ihr habt den Krieg unsretwegen auf euch genommen; seit ihr ihn auf euch genommen habt, führt ihr ihn schon das vierzehnte Jahr so hartnäckig, daß ihr selbst oft in die äußerste Gefahr geraten seid, aber auch das karthagische Volk oft in sie gebracht habt. Obwohl ihr in Italien einen so unheilvollen Krieg und Hannibal als Feind hattet, habt ihr einen Konsul mit einem Heer nach Spanien geschickt, damit er gleichsam die Trümmer unseres Schiffbruchs sammle. Seit P. und Cn. Cornelius in die Provinz gekommen sind, haben sie zu keiner Zeit aufgehört zu tun, was für uns günstig und was für unsere Feinde schädlich war. Zuallererst einmal haben sie uns unsere Stadt wiedergegeben; sie haben Leute ausgeschickt, die unsere Mitbürger, die über ganz Spanien hin verkauft worden waren, aufspüren sollten, und haben sie aus der Sklaverei befreit. Als es schon fast soweit war, daß wir nach äußerstem Elend wieder ein wünschenswertes Schicksal hatten, kamen

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Cn. Cornelii imperatores vestri luctuosius nobis prope quam vobis perierunt. Tum vero ad hoc retracti ex distantibus locis in sedem antiquam videbamur, ut iterum periremus et alterum excidium patriae videremus, nec ad perniciem nostram Carthaginiensi utique aut duce aut exercitu opus esse, ab Turdulis nos, veterrimis hostibus, qui prioris quoque excidii causa nobis fuerant, exstingui posse cum ex insperato repente misistis nobis hunc P. Scipionem, quem fortunatissimi omnium Saguntinorum videmur, quia consulem declaratum vidimus ac vidisse nos civibus nostris renuntiaturi sumus, spem, opem, salutem nostram. Q u i cum plurimas hostium vestrorum cepisset in Hispania urbes, ubique ex captorum numero excretos Saguntinos in patriam remisit. Postremo Turdetaniam adeo infestam nobis, ut ilia gente incolumi stare Saguntum non posset, ita bello adflixit, ut non modo nobis, sed - absit verbo invidia - ne posteris quidem timenda nostris esset. Deletam urbem cernimus eorum, quorum in gratiam Saguntum deleverat Hannibal; vectigal ex agro eorum capimus, quod nobis non fructu iucundius est quam ultione.

O b haec, quibus maiora nec sperare nec optare ab dis immortalibus poteramus, gratias actum nos decern legatos Saguntinus senatus populusque ad vos misit, simul gratulatum, quod ita res per hos annos in Hispania atque Italia gessistis, ut Hispaniam non Hibero amne tenus, sed qua terrarum ultimas finit Oceanus, domitam armis

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eure Feldherren P. und Cn. Cornelius um, was für uns fast trauriger war als für euch. Damals schien es, als wären wir nur dazu aus entfernten Orten an den alten Wohnsitz zurückgeschleppt worden, um abermals zugrunde zu gehen und einen zweiten Untergang unserer Vaterstadt mit ansehen zu müssen, und als sei zu unserer Vernichtung nicht einmal ein Feldherr oder ein Heer der Karthager nötig, sondern als könnten wir von den Turdulern, unseren uralten Feinden, ausgelöscht werden, die auch der Anlaß unseres früheren Untergangs gewesen waren. D a habt ihr uns unverhofft plötzlich diesen P. Scipio geschickt; wir halten uns für die glücklichsten aller Saguntiner, weil wir gesehen haben, wie er zum Konsul erklärt wurde, und unseren Mitbürgern berichten werden, wir hätten ihn gesehen, ihn, unsere Hoffnung, unsere Hilfe, unsere Rettung. Nachdem er die meisten Städte eurer Feinde in Spanien genommen, hat er überall aus der Zahl der Gefangenen die Saguntiner ausgesondert und sie in ihre Heimat zurückgeschickt. Zuletzt hat er Turdetanien, das gegen uns so feindselig ist, daß Sagunt nicht bestehen konnte, wenn jene Völkerschaft unversehrt blieb, im Krieg so geschwächt, daß nicht nur wir, sondern - möge mir niemand dies Wort verargen - auch unsere Nachkommen sie nicht mehr fürchten müssen. Wir sehen die Stadt dieser Leute zerstört, denen zuliebe Hannibal Sagunt zerstört hatte; wir erhalten eine Steuer aus ihrem Land, was uns wegen der Einkünfte nicht weniger lieb ist als wegen der Rache. U m für diese Wohltaten zu danken, die wir uns von den unsterblichen Göttern nicht größer erhoffen oder erwünschen konnten, hat der Senat und das Volk von Sagunt uns zehn Gesandte zu euch geschickt, zugleich auch um unsere Freude darüber zum Ausdruck zu bringen, daß ihr in diesen Jahren in Spanien und Italien solche Taten vollbracht habt, daß ihr Spanien nicht nur bis zum Ebro, sondern bis dahin, wo der Ozean die äußerste Grenze der Erde bildet, mit Waf-

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habeatis, Italiae, nisi quatenus vallum castrorum cingit, nihil reliqueritis Poeno. Iovi Optimo Maximo, praesidi Capitolinae arcis, non grates tantum ob haec agere iussi sumus, sed donum hoc etiam, si vos permitteretis, coronam auream, in Capitolium victoriae ergo ferre. Id uti permittatis, quaesumus, utique, si vobis ita videtur, quae nobis imperatores vestri commoda tribuerunt, ea rata atque perpetua auctoritate vestra faciatis."

Senatus legatis Saguntinis respondit et dirutum et restitutum Saguntum fidei socialis utrimque servatae documentum omnibus gentibus fore; suos imperatores recte et ordine et ex voluntate senatus fecisse, quod Saguntum restituerint civesque Saguntinos servitio exemerint; quaeque alia eis benigne fecerint, ea senatum ita voluisse fieri; donum permittere, ut in Capitolio ponerent. Locus inde lautiaque legatis praeberi iussa et muneris ergo in singulos dari ne minus dena milia aeris.

Legationes deinde ceterae in senatum introductae auditaeque. Et petentibus Saguntinis, ut, quatenus tuto possent, Italiam spectatum irent, duces dati litteraeque per oppida missae, ut Hispanos comiter acciperent. Tum de re publica, de exercitibus scribendis, de provinciis relatum.

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C u m Africam novam provinciam extra sortem P. Sei- 40 pioni destinari homines fama ferrent et ipse nulla iam modica gloria contentus non ad gerendum modo bellum, sed ad finiendum diceret se consulem declaratum neque id aliter fieri posse, quam si ipse in Africam exerζ citum transportasset, et acturum se id per populum

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fen bezwungen habt und daß ihr von Italien dem Punier nichts gelassen habt bis auf das, was der Wall des Lagers umgibt. Man hat uns aufgetragen, Jupiter, dem Besten und Größten, dem Herrn der Burg auf dem Kapitol, dafür nicht nur Dank zu sagen, sondern ihm, wenn ihr es erlaubt, auch dieses Geschenk, einen goldenen Kranz, wegen des Sieges auf das Kapitol zu bringen. Wir bitten euch, daß ihr uns das erlaubt und daß ihr, wenn es euch so gut scheint, den Vorteilen, die eure Feldherren uns zugestanden haben, durch euren Beschluß Rechtsgültigkeit und Dauer verleiht." Der Senat antwortete den saguntinischen Gesandten, die Zerstörung und Wiederherstellung Sagunts werde allen Völkerschaften ein Zeugnis für beiderseitig gehaltene Bündnistreue sein; ihre Feldherren hätten recht, ordnungsgemäß und nach dem Willen des Senats gehandelt, wenn sie Sagunt wiederhergestellt und die saguntinischen Bürger der Sklaverei entrissen hätten; was sie ihnen sonst an Wohltaten erwiesen hätten, so habe der Senat gewollt, daß es so geschah; er erlaube ihnen, das Geschenk auf dem Kapitol niederzulegen. Dann wurde angeordnet, den Gesandten Unterkunft und Bewirtung zu gewähren und als Geschenk jedem einzelnen nicht weniger als ioooo As zu geben. Darauf wurden die übrigen Gesandtschaften in den Senat geführt und angehört. Und auf den Wunsch der Saguntiner, Italien, soweit sie es ohne Gefahr könnten, kennenzulernen, gab man ihnen Wegführer und schickte Briefe an die Städte, sie sollten die Spanier freundlich aufnehmen. Dann kamen die allgemeine Lage, die Aushebung der Heere und die Aufgabenbereiche auf die Tagesordnung. Die Leute verbreiteten allgemein, Afrika werde für P. Scipio ohne Losen als neuer Aufgabenbereich bestimmt. Er selbst, der sich mit einem mäßigen Ruhm nicht mehr zufriedengab, sagte, er sei zum Konsul ernannt worden, nicht nur um den Krieg zu führen, sondern um ihn zu beenden, und dies könne nicht anders geschehen, als wenn er selbst mit seinem Heer nach Afrika übersetze; und er erklärte offen, er

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aperte ferret, si senatus adversaretur, - id consilium haudquaquam primoribus patrum cum placeret, ceteri per metum aut ambitionem mussarent, Q . Fabius Maximus rogatus sententiam: „Scio multis vestrum videri, patres conscripti, rem actam hodierno die agi et frustra habiturum orationem, qui tamquam de integra re de Africa provincia sententiam dixerit. Ego autem primum illud ignoro, quem ad modum certa iam provincia Africa consulis, viri fortis ac strenui, sit, quam nec senatus censuit in hunc annum provinciam esse nec populus iussit. Deinde, si est, consulem peccare arbitror, qui de re transacta simulando se referre senatum ludibrio habet, non senatorem, qui, de quo consulitur, suo loco dicit sententiam.

Atque ego certum habeo dissentient! mihi ab ista festinatione in Africam traiciendi duarum rerum subeundam opinionem esse: unius, insitae ingenio meo cunctationis, quam metum pigritiamque homines adulescentes sane appellent, dum me non paeniteat adhuc aliorum speciosiora primo adspectu consilia semper visa, mea usu meliora; alterius, obtractationis atque invidiae adversus crescentem in dies gloriam fortissimi consulis. A qua suspicione si me neque vita acta et mores mei neque dictatura cum quinque consulatibus tantumque gloriae belli domique partae vindicat, ut propius fastidium eius sim quam desiderium, aetas saltern libe-

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werde das mit Hilfe des Volkes durchsetzen, wenn der Senat sich dagegenstelle. Während dieser Plan den Angesehensten unter den Senatoren keineswegs gefiel und die übrigen aus Furcht oder Ehrgeiz nicht mit der Sprache herausrücken wollten, sagte Q . Fabius Maximus, als er um seine Meinung gefragt wurde: „Senatoren, ich weiß, daß es vielen von euch so vorkommt, als werde am heutigen Tag über eine Sache verhandelt, die bereits entschieden ist, und als werde der seine Rede vergebens halten, der seine Meinung über den Aufgabenbereich Afrika wie über eine noch offene Sache vorbringt. Ich aber weiß zunächst einmal nicht, wieso Afrika als Aufgabenbereich dem Konsul, einem mutigen und tatkräftigen Mann, schon sicher ist, wo doch weder der Senat es für dieses Jahr zum Aufgabengebiet erklärt noch das Volk es dazu bestimmt hat. U n d dann: wenn dem so ist, begeht meiner Meinung nach der Konsul einen Fehler, der so tut, als setze er eine Sache auf die Tagesordnung, die bereits entschieden ist, und der dadurch den Senat zum Gespött macht, nicht aber den Senator, der, wenn die Reihe an ihn kommt, seine Meinung zu dem Beratungsgegenstand sagt. U n d ich bin mir sicher, daß ich, wenn ich mich mit diesem überstürzten Übergang nach Afrika nicht einverstanden erkläre, einen doppelten Verdacht hinnehmen muß: zum einen den des Zauderns, das mir angeboren sei, das junge Leute meinetwegen Furcht und Trägheit nennen mögen, während ich mich damit zufrieden gebe, daß bisher die Pläne der anderen auf den ersten Blick immer blendender schienen, meine aber bei der Verwirklichung besser; zum zweiten den der Eifersucht und Mißgunst auf den von Tag zu Tag wachsenden Ruhm des außerordentlich mutigen Konsuls. Wenn mich vor diesem Verdacht weder meine Lebensführung und meine Sitten noch meine Diktatur mitsamt den fünf Konsulaten sowie die Fülle des von mir im Krieg und daheim errungenen Ruhmes bewahrt, die mich seiner eher überdrüssig macht, als daß es mich nach mehr verlangte, so sollte mich doch wenigstens mein Alter davon freisprechen.

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ret. Quae enim mihi aemulatio cum eo esse potest, qui ne filio quidem meo aequalis sit? Me dictatorem, cum vigerem adhuc viribus et in cursu maximarum rerum essem, recusantem nemo aut in senatu aut ad populum audivit, quo minus insectanti me magistro equitum, quod fando numquam ante auditum erat, imperium mecum aequaretur; rebus quam verbis adsequi malui, ut, qui aliquorum iudicio mihi comparatus erat, sua mox confessione me sibi praeferret. Nedum ego perfunctus honoribus certamina mihi atque aemulationes cum adulescente florentissimo proponam: videlicet ut mihi iam vivendo, non solum rebus gerendis fesso, si huic negata fuerit, Africa provincia decernatur. C u m ea gloria, quae parta est, vivendum atque moriendum est. Vincere ego prohibui Hannibalem, ut a vobis, quorum vigent nunc vires, etiam vinci posset.

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Illud te mihi ignoscere, P. Cornell, aequum erit, si, 41 cum in me ipso numquam pluris famam hominum quam rem publicam fecerim, ne tuam quidem gloriam bono publico praeponam. Quamquam, si aut bellum nullum 2 in Italia aut is hostis esset, ex quo victo nihil gloriae quaereretur, qui te in Italia retineret, etsi id bono publico faceret, simul cum bello materiam gloriae tuae isse ereptum videri posset. C u m vero Hannibal hostis inco3 lumi exercitu quartum decimum annum Italiam obsideat, paenitebit te, P. Cornell, gloriae tuae, si hostem eum, qui tot funerum, tot cladium nobis causa fuit, tu consul Italia expuleris et, sicut penes C. Lutatium prioris Punici

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Denn wie kann ich mich mit einem messen wollen, der nicht einmal so alt ist wie mein Sohn? In meiner Diktatur, als ich noch voll bei Kräften war und bedeutsame Taten vollbrachte, hat niemand gehört, daß ich mich im Senat oder vor dem Volk dagegen gewehrt hätte, daß dem Magister equitum, der mich verunglimpfte, gleiche Befehlsgewalt wie mir gegeben wurde, was man noch nie zuvor gehört hatte; ich wollte lieber durch Taten als durch Worte erreichen, daß er, der mir durch die Entscheidung irgendwelcher Leute gleichgestellt worden war, bald durch sein eigenes Eingeständnis mich über sich stellte. Viel weniger noch möchte ich, der ich meine Amterlaufbahn abgeschlossen habe, mir Kämpfe und Eifersüchteleien mit einem jungen Mann in der schönsten Blüte der Jahre vornehmen - etwa, damit mir, der ich nicht nur des Lebens, sondern auch der Taten müde bin, Afrika als Aufgabenbereich zugesprochen wird, wenn man es diesem verweigert. Mit dem Ruhm, den man errungen hat, muß man leben und sterben. Ich habe Hannibal gehindert zu siegen, damit er von euch, die ihr jetzt voll bei Kräften seid, auch besiegt werden kann. D a s mußt du mir billigerweise verzeihen, P. Cornelius, wenn ich, da ich für mich selbst meinen Ruf bei den Menschen niemals höher geschätzt habe als den Staat, auch deinen Ruhm nicht dem Gemeinwohl vorziehe. Indessen, wenn wir keinen Krieg in Italien hätten oder einen Feind von der Art, daß aus einem Sieg über ihn kein Ruhm zu gewinnen wäre, dann könnte einer, der dich in Italien zurückhielte, auch wenn er es im Interesse des Gemeinwohls täte, den Eindruck erwecken, als habe er dir zugleich mit dem Krieg auch den Stoff zu deinem Ruhm entreißen wollen. Wo aber Hannibal als Feind mit einem ungeschwächten Heer schon das vierzehnte Jahr Italien besetzt hält, wird dir da der Ruhm nicht genügen, P. Cornelius, wenn du als Konsul diesen Feind, der uns so viele Verluste, so viele Niederlagen zugefügt hat, aus Italien vertreibst und du so, wie C . Lutatius den Ehrentitel gehabt hat, den Ersten

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perpetrati belli titulus fuit, ita penes te huius fuerit? Nisi aut Hamilcar Hannibali dux est praeferundus aut illud bellum huic aut victoria ilia maior clariorque, quam haec - modo contingat, ut te consule vincamus - futura est. Ab Drepanis aut Eryce detraxisse Hamilcarem quam Italia expulisse Poenos atque Hannibalem malis? N e tu quidem, etsi magis partam quam speratam gloriam amplecteris, Hispania potius quam Italia bello liberata gloriatus fueris.

N o n d u m is est Hannibal, quem non magis timuisse videatur quam contempsisse, qui aliud bellum maluerit. Quin igitur ad hoc accingeris nec per istos circuitus, ut, cum in Africam traieceris, secuturum te illuc Hannibalem speres potius, quam recto hinc itinere, ubi Hannibal est, eo bellum intendis, (si) egregiam istam palmam belli Punici patrati petis? H o c et natura prius est, tua cum defenderis, aliena ire oppugnatum. Pax ante in Italia quam bellum in Africa sit, et nobis prius decedat timor, quam ultro aliis inferatur. Si utrumque tuo ductu auspicioque fieri potest, Hannibale hie victo illic Carthaginem expugna; si altera utra victoria novis consulibus relinquenda est, prior cum maior clariorque, tum causa etiam insequentis fuerit. Nam nunc quidem, praeterquam quod et in Italia et in Africa duos diversos exercitus alere aerarium non potest, praeterquam quod, unde classes tueamur, unde commeatibus praebendis sufficiamus, nihil reliqui est, quid? Periculi tandem quantum adeatur, quem fallit?

P. Licinius in Italia, P. Scipio bellum in Africa geret.

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Punischen Krieg beendet zu haben, den Ehrentitel für diesen Krieg hast? Oder ist etwa Hamilkar einem Hannibal als Feldherr vorzuziehen oder jener Krieg diesem, oder war jener Sieg größer und glänzender, als dieser sein wird gelänge es nur, daß wir unter dir als Konsul siegen! Möchtest du etwa lieber Hamilkar von Drepana oder dem Eryx abgezogen als die Punier und Hannibal aus Italien vertrieben haben? Nicht einmal du, wenn du auch größeren Wert auf den errungenen als auf den erhofften Ruhm legst, wirst dich lieber rühmen, Spanien als Italien vom Krieg befreit zu haben. Hannibal ist immer noch ein solcher Mann, daß einer, der einen anderen Krieg lieber will, ihn mehr gefürchtet als verachtet zu haben scheint. Warum also gürtest du dich nicht dazu und lenkst lieber über diesen Umweg, indem du hoffst, wenn du nach Afrika hinübergehst, werde Hannibal dir dorthin folgen, als geradewegs von hier den Krieg dorthin, wo Hannibal ist, wenn du nach diesem außergewöhnlichen Siegespreis trachtest, den Krieg mit den Puniern beendet zu haben? Dies geht auch von Natur aus vor: erst wenn man sein Eigentum verteidigt hat, zum Angriff auf Fremdes zu schreiten. Zuvor soll in Italien Friede sein, dann Krieg in Afrika; und die Furcht soll von uns weichen, ehe wir sie anderen einjagen. Wenn beides unter deinem Oberbefehl und unter deiner Führung geschehen kann, so siege hier über Hannibal, und dann erobere dort Karthago! Wenn der eine der beiden Siege den neuen Konsuln überlassen werden muß, dürfte der erste doch wohl größer und glänzender, vor allem aber auch die Voraussetzung für den folgenden sein. Denn gerade jetzt, abgesehen davon, daß die Staatskasse nicht zwei verschiedene Heere in Italien und in Afrika unterhalten kann, abgesehen davon, daß nichts übrig ist, womit wir die Flotten instandhalten und die Leistung des Nachschubs gewährleisten können was soll da geschehen? Einer wie großen Gefahr wir letztlich entgegengehen, wem bleibt das verborgen? P. Licinius wird in Italien, P. Scipio in Afrika Krieg führen.

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Quid? Si - quod omnes di omen avertant et dicere etiam reformidat animus; sed quae acciderunt, accidere possunt - victor Hannibal ire ad urbem perget, turn demum te consulem ex Africa, sicut Q . Fulvium a Capua, arcessemus? Quid? Q u o d in Africa quoque Mars communis belli erit? Domus tibi tua, pater patruusque intra triginta dies cum exercitibus caesi documento sint, ubi per aliquot annos maximis rebus terra marique gerendis amplissimum nomen apud exteras gentes populi Romani vestraeque familiae fecerant. Dies me deficiat, si reges imperatoresque temere in hostium terras transgressos cum maximis cladibus suis exercituumque suorum enumerare velim. Athenienses, prudentissima civitas, bello domi relicto, auctore aeque impigro ac nobili iuvene magna classe in Siciliam tramissa, una pugna navali florentem rem publicam suam in perpetuum adflixerunt.

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Externa et nimis antiqua repeto. Africa eadem ista et 42 Μ. Atilius, insigne utriusque fortunae exemplum, nobis documento sint. N e tibi, P. Cornell, cum ex alto Africam 2 conspexeris, ludus et iocus fuisse Hispaniae tuae videbuntur. Quid enim simile? Pacato mari praeter oram Ita3 liae Galliaeque vectus Emporias in urbem sociorum classem adpulisti et expositos milites per tutissima omnia ad socios et amicos populi Romani Tarraconem

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Wie? Wenn - mögen alle Götter die böse Vorbedeutung abwenden; ich scheue mich, es auszusprechen; aber was geschehen ist, kann wieder geschehen wenn also ein siegreicher Hannibal sich aufmacht, vor die Stadt zu ziehen, werden wir dann am Ende dich, den Konsul, aus Afrika herbeirufen, wie wir Q . Fulvius von Capua herbeigerufen haben? Wie? Gesetzt den Fall, daß auch in Afrika das Kriegsglück unbeständig sein wird? Dein eigenes Haus möge dir zur Warnung dienen, dein Vater und dein Onkel, die innerhalb von dreißig Tagen mit ihren Heeren zugrunde gegangen sind, wo sie durch eine Reihe von Jahren die größten Taten zu Lande und auf dem Meer vollbracht und dadurch den Namen des römischen Volkes und eurer Familie bei den auswärtigen Völkern höchst angesehen gemacht hatten. D e r Tag dürfte für mich nicht ausreichen, wenn ich die Könige und Feldherren aufzählen wollte, die zum größten Unglück für sich und ihre Heere leichtfertig in die Länder der Feinde hinübergegangen sind. Die Athener, eine überaus kluge Bürgerschaft, haben den Krieg daheim hintangesetzt, auf den Rat eines ebenso betriebsamen wie vornehmen jungen Mannes eine große Flotte nach Sizilien hinübergeschickt und in einer einzigen Seeschlacht ihren blühenden Staat für immer ins Verderben gestürzt. D o c h da greife ich auf auswärtige und allzu alte Begebenheiten zurück. Ebendieses Afrika und M. Atilius, ein hervorstechendes Beispiel für Glück und Unglück, sollten uns zur Warnung dienen. Ja, P. Cornelius, wenn du vom Meer aus Afrika erblickst, wird es dir so vorkommen, als sei dein Spanien ein Spiel und ein Scherz gewesen! Denn was ist vergleichbar? Ü b e r ein sicheres Meer bist du an der Küste Italiens und Galliens vorübergefahren und mit der Flotte in Emporiae, einer Stadt von Bundesgenossen, gelandet; und nachdem du deine Soldaten ausgeschifft hattest, hast du sie durch völlig sichere Gegenden zu Bundesgenossen und Freunden des römischen Volkes nach Tarraco geführt. Von Tarraco aus dann der Marsch durch römisches Besatzungs-

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duxisti. Ab Tarracone deinde iter per praesidia Romana; circa Hiberum exercitus patris patruique tui post amissos imperatores ferociores calamitate ipsa facti et dux tumultuarius quidem ille L. Marcius et militari suffragio ad tempus lectus, ceterum, si nobilitas ac iusti honores adornarent, claris imperatoribus qualibet arte belli par; oppugnata per summum otium Carthago nullo trium Punicorum exercituum socios defendente; cetera neque ea elevo - nullo tarnen modo Africo bello comparanda, ubi non portus ullus classi nostrae apertus, non ager pacatus, non civitas socia, non rex amicus, non consistendi usquam locus, non procedendi; quacumque circumspexeris, hostilia omnia atque infesta.

An Syphaci Numidisque credis? Satis sit semel creditum; non semper temeritas est felix, et fraus fidem in parvis sibi praestruit, ut, cum operae pretium sit, cum mercede magna fallat. N o n hostis patrem patruumque tuum armis prius quam Celtiberi socii fraude circumvenerunt; nec tibi ipsi a Magone et Hasdrubale, hostium ducibus, quantum ab Indibili et Mandonio in fidem acceptis periculi fuit. Numidis tu credere potes defectionem militum tuorum expertus? Et Syphax et Masinissa se quam Carthaginienses malunt potentissimos in Africa esse, Carthaginienses quam quemquam alium. Nunc illos aemulatio inter sese et omnes causae certaminum acuunt, quia procul externus metus est; ostende Romana

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gebiet; am Ebro die Heere deines Vaters und Onkels, die nach dem Verlust ihrer Feldherren durch das Unglück selbst noch kampflustiger geworden waren, und jener L. Marcius, zwar ein in der Stunde der Not eingesetzter Feldherr, den Umständen entsprechend durch eine Abstimmung der Soldaten gewählt, aber wenn Adel und die gehörigen Amter ihn zieren würden, berühmten Feldherren in jeglicher Kriegskunst vergleichbar; Neu-Karthago, das ohne jede Störung bestürmt wurde, da keines der drei punischen Heere die Bundesgenossen verteidigte; das übrige - ich will es nicht herabsetzen, aber es ist in keiner Weise mit einem Krieg in Afrika zu vergleichen, wo unserer Flotte kein einziger Hafen offensteht, kein Landstrich befriedet ist, keine Bürgerschaft unser Bundesgenosse, kein König unser Freund, nirgendwo eine Stelle zum Fußfassen, nirgendwo eine zum Vorrücken; wohin du auch blickst, alles feindlich und bedrohlich. Oder traust du etwa Syphax und den Numidern? Es dürfte genug sein, ihnen einmal getraut zu haben. Nicht immer ist Verwegenheit vom Glück begünstigt, und Tücke verschafft sich im voraus Vertrauen in kleinen Dingen, um dann, wenn es der Mühe wert ist, mit großem Nutzen zu hintergehen. Nicht der Feind mit seinen Waffen hat deinen Vater und deinen Onkel zuerst in Bedrängnis gebracht, sondern die keltiberischen Bundesgenossen mit ihrer Tücke. Auch dir selbst hat von Mago und Hasdrubal, den Feldherren der Feinde, nicht so viel Gefahr gedroht wie von Indibilis und Mandonius, deren Unterwerfung du entgegengenommen hattest. Kannst du den Numidern vertrauen, wo du den Abfall deiner eigenen Soldaten erlebt hast? Sowohl Syphax wie auch Masinissa wollen lieber, daß sie als daß die Karthager in Afrika die mächtigsten sind, lieber aber, daß die Karthager es sind als sonst jemand. Jetzt bringen gegenseitige Eifersucht und alle möglichen Streitgründe sie gegeneinander auf, weil Furcht vor jemand von draußen ihnen fernliegt. Zeige ihnen aber römische Waffen und ein aus dem Ausland stammendes Heer, und schon werden sie sich



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arma et exercitum alienigenam: iam velut ad commune restinguendum incendium concurrent. Aliter eidem illi Carthaginienses Hispaniam defenderunt, aliter moenia patriae, templa deum, aras et focos defendent, cum euntes in proelium pavida prosequetur coniunx et parvi liberi occursabunt. Quid porro, si satis confisi Carthaginienses consensu Africae, fide sociorum regum, moenibus suis, cum tuo exercitusque tui praesidio nudatam Italiam viderint, ultro ipsi novum exercitum in Italiam aut ex Africa miserint aut Magonem, quem a Baliaribus classe transmissa iam praeter oram Ligurum Alpinorum vectari constat, Hannibali se coniungere iusserint? Nempe in eodem terrore erimus, in quo nuper fuimus, cum Hasdrubal in Italiam transcendit, quem tu, qui non solum Carthaginem, sed omnem Africam exercitu tuo es clausurus, e manibus tuis in Italiam emisisti. Victum a te dices; eo quidem minus vellem - et id tua, non rei publicae solum causa - iter datum vieto in Italiam esse. Patere nos omnia, quae prospera tibi ac populi Romani imperio evenere, tuo consilio adsignare, adversa casibus incertis belli et fortunae relegare. Q u o melior fortiorque es, eo magis talem praesidem sibi patria tua atque universa Italia retinet. N o n potes ne ipse quidem dissimulare, ubi Hannibal sit, ibi caput atque arcem huius belli esse, quippe qui prae te feras earn tibi causam traiciendi in Africam esse, ut Hannibalem eo trahas. Sive igitur hie sive illic, cum Hannibale est tibi futura res.

Utrum tandem ergo firmior eris in Africa solus - an hie tuo collegaeque tui exercitu coniuncto? Ne Claudius

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zusammentun, wie u m einen sie gemeinsam bedrohenden Brand zu löschen. G a n z anders als die Karthager Spanien verteidigt haben, werden ebendiese Leute die Mauern ihrer Vaterstadt, die Tempel ihrer Götter, ihre Altäre und Herde verteidigen, wenn beim Auszug zum Kampf ihre Frau sie angstvoll geleitet und ihre kleinen Kinder sie nicht ziehen lassen wollen. Was weiter, wenn die Karthager, voll Vertrauen auf die Einmütigkeit Afrikas, auf die Treue der ihnen verbündeten Könige und auf ihre Mauern, sobald sie Italien ohne deinen und deines Heeres Schutz sehen, ihrerseits selbst entweder aus Afrika ein neues Heer nach Italien schicken oder Mago, der bekanntlich mit seiner Flotte von den Baliaren herübergekommen ist und schon vor der Küste der Alpenligurer kreuzt, den Befehl geben, sich mit Hannibal zu vereinigen? Wir werden dann natürlich ebensolchen Schrecken haben, wie wir ihn vor kurzem erst gehabt haben, als Hasdrubal nach Italien hinüberstieg, den du, der du nicht nur Karthago, sondern ganz Afrika mit deinem Heer abriegeln willst, aus deinen Händen nach Italien hast entwischen lassen. D u wirst sagen, er sei von dir besiegt worden; um so weniger wünschte ich - und das deinet-, nicht nur des Staates wegen - , daß dem Besiegten der Weg nach Italien freigegeben wurde. Gestatte, daß wir alles, was für dich und die Herrschaft des römischen Volkes glücklich ausgegangen ist, deiner Klugheit zuschreiben, was dagegen ungünstig, auf die ungewissen Zufälle des Krieges und des Schicksals zurückführen! J e besser und tapferer du bist, desto mehr hält deine Vaterstadt und ganz Italien einen solchen Beschützer für sich zurück. Auch du selbst kannst nicht bestreiten, daß da, wo Hannibal sich befindet, der Schwerpunkt und das Bollwerk dieses Krieges ist; denn du zeigst ja offen, für dich sei der Grund, nach Afrika hinüberzugehen, Hannibal dorthin zu ziehen. O b also hier oder dort, mit Hannibal wirst du es auf jeden Fall zu tun haben. Wirst du am Ende nun in Afrika, wo du allein bist, stärker sein oder hier, wo dein Heer mit dem deines Kollegen ver-

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quidem et Livius consules tam recenti exemplo, quantum id intersit, documento sunt? Quid? Hannibalem utrum tandem extremus angulus agri Bruttii frustra iam diu poscentem ab domo auxilia an propinqua Carthago et tota socia Africa potentiorem armis virisque faciet? Q u o d istud consilium est, ibi malle decernere, ubi tuae dimidio minores copiae sint, hostium multo maiores, quam ubi duobus exercitibus adversus unum tot proeliis et tam diuturna ac gravi militia fessum pugnandum sit? Quam compar consilium tuum parentis tui consilio sit, reputa! Ille consul profectus in Hispaniam, ut Hannibali ab Alpibus descendenti occurreret, in Italiam ex provincia rediit; tu, cum Hannibal in Italia sit, relinquere Italiam paras, non quia rei publicae id utile, sed quia tibi amplum et gloriosum censes esse, sicut cum provincia et exercitu relicto sine lege, sine senatus consulto duabus navibus populi Romani imperator fortunam publicam et maiestatem imperii, quae tum in tuo capite periclitabantur, commisisti.

E g o P. Cornelium rei publicae nobisque, non sibi ipsi privatim creatum consulem existimo exercitusque ad custodiam urbis atque Italiae scriptos esse, non quos regio more per superbiam consules, quo terrarum velint, traiciant."

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C u m oratione ad tempus parata Fabius tum auctorita- 43 te et inveterata prudentiae fama magnam partem senatus et seniores maxime (cum) movisset pluresque consilium senis quam animum adulescentis ferocem laudarent,

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einigt ist? Zeigen dir nicht einmal die Konsuln Claudius und Livius mit ihrem Beispiel aus jüngster Zeit, wieviel daran liegt? Wie? Wird Hannibal, der schon lange vergeblich von Hause Hilfstruppen fordert, am Ende der äußerste Winkel des Bruttierlandes oder das nahe Karthago und das ganze verbündete Afrika an Waffen und Männern stärker machen? Was ist das für ein Plan, lieber dort die Entscheidung herbeiführen zu wollen, wo deine Truppen um die Hälfte schwächer, die der Feinde aber viel stärker sind, als dort, w o du mit zwei Heeren gegen eines zu kämpfen hättest, das durch so viele Kämpfe und den so langen und schweren Kriegsdienst erschöpft ist! Bedenke, wie ungleich dein Plan dem Plan deines Vaters ist! Jener war als Konsul nach Spanien aufgebrochen, kehrte aber, u m Hannibal beim Abstieg von den Alpen entgegenzutreten, aus seinem Aufgabengebiet nach Italien zurück; du dagegen schickst dich an, Italien zu verlassen, obwohl Hannibal in Italien ist, nicht weil du das als für den Staat nützlich, sondern weil du es als für dich ehrenvoll und rühmlich ansiehst, genau wie damals, als du deinen Aufgabenbereich und dein Heer ohne eine gesetzliche Anordnung, ohne einen Senatsbeschluß verlassen und als Feldherr des römischen Volkes zwei Schiffen das Glück des Staates und die Hoheit des Oberbefehls, die damals mit deinem Leben in Gefahr schwebten, anvertraut hast. Ich glaube, daß P. Cornelius für den Staat und für uns, nicht für sich selbst und für seine persönlichen Ziele zum Konsul gewählt worden ist und daß die Heere zum Schutz der Stadt und Italiens ausgehoben sind, nicht damit die Konsuln nach Art von Königen sie in ihrem Ubermut nach Belieben an jeden Ort der Welt schaffen können." D a Fabius mit seiner auf die Umstände abgestimmten Rede, vor allem aber durch sein Ansehen und den tiefverwurzelten Ruf seiner Klugheit einen großen Teil des Senats, vor allem die Älteren beeindruckt hatte und es mehr gab, die die Besonnenheit des alten Mannes lobten als den draufgän-

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Scipio ita locutus fertur: „Et ipse Q . Fabius principio orationis, patres conscripti, commemoravit in sententia sua posse obtractationem suspectam esse; cuius ego rei non tam ipse ausim tantum virum insimulare, quam ea suspicio, vitio orationis an rei, haud sane purgata est. Sic enim honores suos et famam rerum gestarum extulit verbis ad exstinguendum invidiae crimen, tamquam mihi ab infimo quoque periculum sit, ne mecum aemuletur, et non ab eo, qui, quia super ceteros excellat, quo me quoque niti non dissimulo, me sibi aequari nolit. Sic senem se perfunctumque et me infra aetatem filii etiam sui posuit, tamquam non longius, quam quantum vitae humanae spatium est, cupiditas gloriae extendatur maximaque pars eius in memoriam ac posteritatem promineat. Maximo cuique id accidere animo certum habeo, ut se non cum praesentibus modo, sed cum omnis aevi claris viris comparent. Equidem haud dissimulo me tuas, Q . Fabi, laudes non adsequi solum velle, sed - bona venia tua dixerim - , si possim, etiam exsuperare. Illud nec tibi in me nec mihi in minoribus natu animi sit, ut nolimus quemquam nostri similem evadere civem; id enim non eorum modo, quibus inviderimus, sed rei publicae et paene omnis generis humani detrimentum sit.

Commemoravit, quantum essem periculi aditurus, si in Africam traicerem, ut meam quoque, non solum rei publicae et exercitus vicem videretur sollicitus. U n d e haec repente cura de me exorta? C u m pater patruusque meus interfecti, cum duo exercitus eorum prope occidione occisi essent, cum amissae Hispaniae, cum quattuor

205 ν · CHR. gerischen Geist des jungen, soll Scipio so gesprochen haben: „Senatoren, Q. Fabius hat auch selbst am Anfang seiner Rede erwähnt, hinter seiner Meinungsäußerung könne man Mißgunst vermuten. Dessen möchte ich selbst einen so großen Mann nicht zu bezichtigen wagen, wenn dieser Verdacht - infolge eines Fehlgriffs in der Darstellung oder in der Sache selbst - auch sicherlich nicht beseitigt ist. Denn um den Vorwurf der Mißgunst zu entkräften, hat er seine Amter und den Ruhm seiner Taten mit Worten so herausgestrichen, als wenn ich von jedem, auch dem Niedersten, zu fürchten hätte, daß er mit mir in Wettstreit trete, und nicht von ihm, der ja über die anderen hinausragt - wonach auch ich strebe, wie ich nicht verhehle - und daher nicht will, daß ich ihm gleichkomme. So hat er sich als einen alten Mann hingestellt, der schon alles hinter sich gebracht habe, und mich als einen, der sogar noch jünger sei als sein Sohn, als wenn das Streben nach Ruhm sich nicht weiter erstreckte als über die Spanne eines Menschenlebens und der größte Teil davon sich nicht auf das Weiterleben bei der Nachwelt bezöge. Gerade bei sehr selbstbewußten Menschen kommt es dazu, daß sie sich nicht nur an ihren Zeitgenossen messen, sondern an den berühmten Männern eines jeden Zeitalters - dessen bin ich mir sicher. Ich jedenfalls leugne nicht, daß ich deinen Ruhm, Q. Fabius, nicht nur erreichen, sondern - nimm es mir nicht übel - womöglich sogar übertreffen will. Du solltest mir gegenüber und ich den Jüngeren gegenüber nicht die Einstellung haben, daß wir nicht wollen, daß irgendein Mitbürger uns ähnlich werde; denn das dürfte nicht nur ein Schaden für die sein, auf die wir mißgünstig sind, sondern für den Staat und beinahe für die ganze Menschheit. Er hat erwähnt, einer wie großen Gefahr ich entgegengehen würde, wenn ich nach Afrika übersetzte, so daß er auch um mich, nicht nur um den Staat und das Heer besorgt zu sein schien. Woher plötzlich diese Sorge um mich? Als mein Vater und mein Onkel gefallen, als ihre beiden Heere fast völlig vernichtet waren, als Spanien verloren, als vier Heere

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exercitus Poenorum quattuorque duces omnia metu armisque tenerent, cum quaesitus ad id bellum imperator nemo se ostenderet praeter me, nemo profiteri nomen ausus esset, cum mihi quattuor et viginti annos nato detulisset imperium populus Romanus, quid ita tum nemo aetatem meam, vim hostium, difficultatem belli, patris patruique recentem cladem commemorabat? U t r u m maior aliqua nunc in Africa calamitas accepta est, quam tunc in Hispania erat? A n maiores nunc sunt exercitus in Africa et duces plures melioresque, quam tunc in Hispania fuerunt? An aetas mea tunc maturior bello gerendo fuit, quam nunc est? A n cum Carthaginiensi hoste in Hispania quam in Africa bellum geri aptius est? Facile est post fusos fugatosque quattuor exercitus Punicos, post tot urbes vi captas aut metu subactas in dicionem, post perdomita omnia usque ad O c e anum, tot regulos, tot saevas gentes, post receptam totam Hispaniam ita, ut vestigium belli nullum reliquum sit, elevare meas res gestas, tarn hercule quam, si victor ex Africa redierim, ea ipsa elevare, quae nunc retinendi mei causa, ut terribilia eadem videantur, verbis extolluntur.

Negat aditum esse in Africam, negat ullos patere portus. M. Atilium captum in Africa commemorat, tamquam M . Atilius primo accessu ad Africam offenderit, neque recordatur illi ipsi tam infelici imperatori patuisse tarnen portus Africae et res egregie primo anno gessisse et, quantum ad Carthaginienses duces attinet, invictum ad ultimum permansisse. Nihil igitur me isto exemplo terrueris. Si hoc bello, non priore, si nuper et non annis ante quinquaginta ista clades accepta foret, qui ego

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der Punier und vier Heerführer alles mit dem Schrecken ihrer Waffen beherrschten, als ein Feldherr für diesen Krieg gesucht wurde und sich außer mir keiner darbot, keiner sich zu bewerben wagte, als mir mit meinen vierundzwanzig Jahren das römische Volk den Oberbefehl übertrug, wieso hat da niemand mein Alter, die Macht der Feinde, die Schwierigkeit des Krieges, die frische Niederlage meines Vaters und Onkels erwähnt? Hat man in Afrika etwa jetzt ein größeres Unglück erlitten als damals in Spanien? Oder sind die Heere in Afrika jetzt größer und die Heerführer mehr und besser als damals in Spanien? Oder war mein Alter damals reifer zum Kriegführen als jetzt? Oder ist es passender, mit dem karthagischen Feind in Spanien Krieg zu führen als in Afrika? Nachdem vier punische Heere geschlagen und in die Flucht gejagt, nachdem so viele Städte gewaltsam genommen sind oder sich aus Furcht ergeben haben, nachdem alles Land bis hin zum Ozean völlig bezwungen, so viele Fürsten, so viele wilde Völkerschaften, nachdem ganz Spanien so unterworfen ist, daß keine Spur des Krieges mehr übrig ist, da ist es leicht, meine Leistungen herabzusetzen, so wie es, beim Herkules, leicht wäre, wenn ich siegreich aus Afrika zurückkehre, eben das herabzusetzen, was man jetzt, um mich zurückzuhalten, mit Worten aufbauscht, damit es schrecklich erscheint. Er behauptet, es gebe keinen Zugang nach Afrika, behauptet, es ständen keine Häfen offen; er erwähnt, daß M. Atilius in Afrika in Gefangenschaft geraten ist, so als wenn M. Atilius bei der ersten Annäherung an Afrika etwas zugestoßen wäre, erinnert sich aber nicht daran, daß jenem so unglücklichen Feldherrn doch die Häfen Afrikas offengestanden haben, daß er im ersten Jahr erfolgreich Krieg geführt hat und, was die karthagischen Heerführer angeht, bis zuletzt unbesiegt geblieben ist. Mit diesem Beispiel wirst du mich also keineswegs abschrecken. Wenn wir diese Schlappe in diesem Krieg, nicht in dem früheren, wenn wir sie erst vor kurzem und nicht vor fünfzig Jahren erlitten hat-

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minus in Africam Regulo capto quam Scipionibus occisis in Hispaniam traicerem? N e c felicius Xanthippum Lacedaemonium Carthagini quam me patriae meae sinerem natum esse cresceretque mihi ex eo ipso fiducia, quod possit in hominis unius virtute tantum momenti esse. A t etiam Athenienses audiendi sunt temere in Siciliam omisso domi bello transgressi. C u r ergo, quoniam Graecas fabulas enarrare vacat, non Agathoclem potius, Syracusanum regem, cum diu Sicilia Punico bello ureretur, transgressum in hanc eandem Africam avertisse eo bellum, unde venerat, refers?

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Sed quid, ultro metum inferre hosti et ab se remoto 44 periculo alium in discrimen adducere quale sit, veteribus externisque exemplis admonere opus est? Maius prae2 sentiusve ullum exemplum esse quam Hannibal potest? Multum interest, alienos populere fines an tuos uri, exscindi videas; plus animi est inferenti periculum quam propulsanti. A d hoc maior ignotarum rerum est terror; 3 bona malaque hostium ex propinquo ingressus fines aspicias. N o n speraverat Hannibal fore, ut tot in Italia 4 populi ad se deficerent, quot defecerunt post Cannensem cladem. Quanto minus quicquam in Africa Carthaginiensibus firmum aut stabile sit, infidis sociis, gravibus ac superbis dominis! A d hoc nos, etiam deserti ab sociis, 5 viribus nostris, milite R o m a n o stetimus; Carthaginiensi

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ten, sollte ich da nicht nach der Gefangennahme des Regulus ebenso nach Afrika hinübergehen wie nach dem Tod der Scipionen nach Spanien? Ich würde nicht zulassen, daß der Spartaner Xanthippos zum größeren Glück für Karthago geboren wäre als ich für mein Vaterland, und meine Zuversicht würde gerade dadurch wachsen, daß die Tapferkeit eines einzelnen Menschen so viel Bedeutung haben kann. Doch man muß auch noch von den Athenern hören, wie sie den Krieg daheim hintangestellt haben und leichtfertig nach Sizilien hinübergegangen sind. Da du also Zeit hast, griechische Geschichten zu erzählen, warum führst du denn nicht lieber Agathokles an, den König von Syrakus, der, nachdem Sizilien lange im Krieg mit den Puniern heimgesucht wurde, in dieses selbe Afrika hinüberging und den Krieg dorthin abwandte, von w o er gekommen war? Aber wieso müssen wir durch Beispiele aus alter Zeit und aus fremden Ländern daran erinnern, was es bedeutet, seinerseits dem Feind Furcht einzujagen und, nachdem man eine Gefahr von sich abgewandt hat, einen anderen in Bedrängnis zu bringen? Kann es ein bedeutenderes und näherliegendes Beispiel geben als Hannibal? Es ist ein großer Unterschied, ob man fremdes Land verheert oder sieht, wie das eigene gebrandschatzt und verwüstet wird. Wer in Gefahr bringt, hat mehr Mut als einer, der sie abwehrt. Dazu ist der Schrecken vor unbekannten Dingen größer. Stärken und Schwächen der Feinde kann man aus der Nähe erkennen, wenn man in sein Gebiet eingedrungen ist. Hannibal hatte nicht gehofft, daß es dazu kommen werde, daß so viele Völker in Italien zu ihm abfielen, wie es nach der Niederlage bei Cannae geschehen ist. Wieviel weniger dürfte für die Karthager in Afrika etwas sicher und beständig sein, für diese untreuen Bundesgenossen, diese harten und hochmütigen Herren! Zudem haben wir uns, auch als wir von den Bundesgenossen im Stich gelassen wurden, mit unseren eigenen Kräften, dem römischen Soldaten, behauptet; der Karthager dagegen hat kein starkes Bürgerheer; sie

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nihil civilis roboris est; mercede paratos milites habent, Afros Numidasque, levissima fidei mutandae ingenia. Hic modo nihil morae sit, una et traiecisse me audietis et ardere bello Africam et molientem hinc Hannibalem et obsideri Carthaginem. Laetiores et frequentiores ex Africa exspectate nuntios, quam ex Hispania accipiebatis. Has mihi spes subicit fortuna populi Romani, di foederis ab hoste violati testes, Syphax et Masinissa reges, quorum ego fidei ita innitar, ut bene tutus a perfidia sim.

Multa, quae nunc ex intervallo non apparent, bellum aperiet. Id est viri et ducis, non deesse fortunae praebenti se et oblata casu flectere ad consilium. Habebo, Q . Fabi, parem, quem das, Hannibalem; sed ilium ego potius traham, quam ille me retineat. In sua terra cogam pugnare eum, et Carthago potius praemium victoriae erit quam semiruta Bruttiorum castella. N e quid interim, dum traicio, dum expono exercitum in Africa, dum castra ad Carthaginem promoveo, res publica hic detrimenti capiat, quod tu, Q . Fabi, cum victor tota volitaret Italia Hannibal, potuisti praestare, hoc vide ne contumeliosum sit concusso iam et paene fracto Hannibale negare posse P. Licinium consulem, virum fortissimum, praestare, qui, ne a sacris absit pontifex maximus, ideo in sortem tarn longinquae provinciae non venit. Si hercule nihilo maturius hoc, quo ego censeo, modo perficeretur bellum, tarnen ad dignitatem populi Romani famamque

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haben Soldaten, die um Sold angeworben sind, Afrikaner und Numider, Naturen, die sehr leichtfertig die Treue brechen. Wenn es nur hier keine Verzögerung gibt, werdet ihr zugleich hören, daß ich nach Afrika hinübergegangen bin, daß Afrika im Krieg brennt, daß Hannibal von hier aufbricht und daß Karthago belagert wird. Erwartet noch freudigere und häufigere Nachrichten aus Afrika, als ihr sie aus Spanien erhalten habt! Diese Hoffnungen gibt mir das Glück des römischen Volkes, geben mir die Götter als Zeugen des vom Feind verletzten Vertrages und die Könige Syphax und Masinissa, auf deren Treue ich mich jedoch nur soweit verlassen werde, daß ich vor einem Treubruch ganz sicher bin. Vieles, was jetzt aus der Ferne nicht ersichtlich ist, wird der Krieg enthüllen; es ist Sache eines Mannes und eines Heerführers, sich dem Glück, das sich darbietet, nicht zu versagen und, was der Zufall bringt, in seinem Plan einzufügen. Ich werde als Kampfpartner Hannibal haben, den du, Q . Fabius, mir zuweist; aber ich will ihn lieber wegziehen, als daß jener mich zurückhält; ich werde ihn zwingen, in seinem eigenen Land zu kämpfen, und Karthago soll lieber der Siegespreis sein als die halbzerstörten Bergdörfer der Bruttier. Daß der Staat, während ich übersetze, während ich das Heer in Afrika ausschiffe, während ich vor Karthago rücke, hier inzwischen nicht Schaden nimmt, das hast du, Q . Fabius, als Hannibal siegreich in ganz Italien herumzog, gewährleisten können; da wäre es doch wohl schandbar, wo Hannibal angeschlagen und fast schon erledigt ist, zu sagen, der Konsul P. Licinius, ein sehr tapferer Mann, könne das nicht gewährleisten, der nur darum an der Verlosung des so fernen Aufgabenbereiches nicht teilgenommen hat, damit er als Pontifex maximus bei den Opferhandlungen nicht fehle. Wenn auch, beim Herkules, der Krieg auf die Art, wie ich es vorschlage, kein bißchen eher zu Ende gehen würde, so betraf es doch die Würde des römischen Volkes und seinen Ruf bei Königen und auswärtigen Völkerschaften, daß man

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apud reges gentesque externas pertinebat, non ad defendendam m o d o Italiam, sed ad inferenda etiam A f r i c a e arma videri nobis animum esse, nec hoc credi vulgarique, q u o d Hannibal ausus sit, neminem d u c e m R o m a n u m audere, et priore P u n i c o bello tum, c u m de Sicilia certaretur, totiens A f r i c a m ab nostris exercitibusque et classibus oppugnatam, nunc, c u m de Italia certetur, A f r i c a m pacatam esse. Requiescat aliquando vexata tam diu Italia; uratur evasteturque in vicem Africa. Castra R o m a n a potius Carthaginis portis immineant, quam nos iterum vallum hostium ex moenibus nostris videamus. A f r i c a sit reliqui belli sedes; illuc terror fugaque, populatio agrorum, defectio sociorum, ceterae belli clades, quae in nos per quattuordecim annos ingruerunt, vertantur. Q u a e ad rem publicam pertinent et bellum, q u o d instat, et provincias, de quibus agitur, dixisse satis est; ilia longa oratio nec ad vos pertinens sit, si, q u e m a d m o d u m Q . Fabius meas res gestas in Hispania elevavit, sic ego contra gloriam eius eludere et meam verbis extollere velim. N e u t r u m faciam, patres conscripti, et, si nulla alia re, modestia certe et temperando linguae adulescens senem vicero. Ita et vixi et gessi res, ut tacitus ea opinione, q u a m vestra sponte conceptam animis haberetis, facile contentus essem."

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M i n u s aequis animis auditus est Scipio, quia vulgatum 4 5 erat, si apud senatum n o n obtinuisset, ut provincia A f r i ca sibi decerneretur, ad p o p u l u m extemplo laturum. Ita2 que Q . Fulvius, qui consul quater et censor fuerat, postulavit a consule, ut palam in senatu diceret, permitteretne patribus, ut de provinciis decernerent, staturus-

2oj v. CHR. sah, daß wir nicht nur zur Verteidigung Italiens, sondern auch zum Angriff auf Afrika Mut hatten, und daß man nicht glaubte und verbreitete, was Hannibal gewagt habe, wage kein römischer Heerführer, und im Ersten Punischen Krieg, damals, als es um Sizilien ging, sei Afrika so oft von unseren Heeren und Flotten angegriffen worden, jetzt aber, w o es um Italien gehe, lebe Afrika im Frieden. Das schon so lange gequälte Italien soll einmal Ruhe haben, gebrandschatzt und verwüstet werden soll an seiner Statt Afrika. Das römische Lager soll lieber vor den Toren Karthagos liegen, als daß wir noch einmal den Wall der Feinde von unseren Mauern aus sehen müssen. Afrika soll der Schauplatz für den Rest des Krieges sein, dorthin sollen sich Schrecken und Flucht, Verwüstung der Felder, Abfall der Bundesgenossen und das übrige Unheil des Krieges verlagern, das 14 Jahre lang über uns hereingebrochen ist. Was die allgemeine Lage betrifft, den bevorstehenden Feldzug und die Aufgabenbereiche, über die verhandelt wird, so ist genug gesagt. Meine Rede würde wohl zu weit führen und euch wenig berühren, wenn ich so, wie Q. Fabius meine Taten in Spanien herabgesetzt hat, im Gegenzug seinen Ruhm verspotten und meinen mit Worten herausstreichen wollte. Keines von beiden werde ich tun, Senatoren, und wenn durch nichts anderes, so werde ich doch wenigstens durch Bescheidenheit und Bezähmen meiner Zunge als junger Mann den alten übertroffen haben. Ich habe so gelebt und meine Taten vollbracht, daß ich gerne stillschweigend mit der Meinung zufrieden bin, die ihr euch selbst gebildet habt." Man hörte Scipio mit weniger Gelassenheit an, weil es allgemein hieß, er werde die Sache unverzüglich vor das Volk bringen, wenn er beim Senat nicht durchsetze, daß Afrika ihm als Aufgabenbereich zugewiesen werde. Daher forderte Q. Fulvius, der viermal Konsul, dazu auch Zensor gewesen war, er solle im Senat offen erklären, ob er den Senatoren die Entscheidung über die Aufgabenbereiche zugestehe und

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que eo esset, quod censuissent, an ad populum laturus. C u m Scipio respondisset se, quod e re publica esset, facturum, tum Fulvius: „ N o n ego ignarus, quid responsurus facturusve esses, quaesivi, quippe cum prae te feras temptare te magis quam consulere senatum et, ni provinciam tibi, quam volueris, extemplo decernamus, paratam rogationem habeas. Itaque a vobis, tribuni plebis, postulo" inquit, „ut sententiam mihi ideo non dicenti, quod, etsi in meam sententiam discedatur, non sit ratum habiturus consul, auxilio sitis." Inde altercatio orta, cum consul negaret aequum esse tribunos intercedere, quo minus suo quisque loco senator rogatus sententiam diceret. Tribuni ita decreverunt: „Si consul senatui de provinciis permittit, stari eo, quod senatus censuerit, placet, nec de ea re ferri ad populum patiemur; si non permittit, qui de ea re sententiam recusabit dicere, auxilio erimus."

Consul diem ad conloquendum cum collega petiit; postero die permissum senatui est. Provinciae ita decretae: alteri consuli Sicilia et triginta rostratae naves, quas C. Servilius superiore anno habuisset, permissumque, ut in Africam, si id e re publica esse censeret, traiceret; alteri Bruttii et bellum cum Hannibale cum eo exercitu, quem (mallet ex duobus, qui ibi essent). L. Veturius et Q . Caecilius sortirentur inter se compararentve, uter in Bruttiis duabus legionibus, quas consul reliquisset, rem gereret, imperiumque in annum ei prorogaretur, cui ea

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ihren Beschluß anerkennen werde oder ob er die Sache vor das Volk bringen wolle. Als Scipio erwiderte, er werde tun, was im Interesse des Staates liege, da sagte Fulvius: „Als ich meine Frage stellte, wußte ich genau, was du antworten oder tun würdest; denn zu zeigst ja deutlich, daß du den Senat mehr auf die Probe stellst als befragst und daß du, wenn wir dir nicht sogleich den Aufgabenbereich zuweisen, den du haben willst, deinen Antrag an das Volk schon bereithältst. Daher fordere ich von euch Volkstribunen", sagte er, „daß ihr mir Beistand leistet, wenn ich meine Meinung darum nicht sage, weil der Konsul, wenn meine Meinung sich durchsetzen sollte, sich nicht daran halten würde." Darüber kam es zu einem Wortwechsel, da der Konsul erklärte, es sei nicht recht, wenn die Tribunen durch ihr Einschreiten verhinderten, daß jeder Senator, wenn die Reihe an ihn komme, seine Meinung sage. Die Tribunen entschieden so: „Wenn der Konsul dem Senat hinsichtlich der Aufgabenbereiche freie Hand läßt, soll es bei dem bleiben, was der Senat beschließt, und wir werden nicht zulassen, daß in dieser Sache ein Antrag an das Volk gestellt wird. Wenn er es nicht tut, werden wir jedem beistehen, der sich weigert, zu diesem Punkt seine Meinung zu äußern." Der Konsul erbat sich einen Tag, um sich mit seinem Kollegen zu besprechen. Am nächsten Tag erhielt der Senat freie Hand. Die Aufgabenbereiche wurden so festgelegt: für den einen Konsul Sizilien und die 30 Kriegsschiffe, die C. Servilius im Vorjahr befehligt hatte, sowie die Erlaubnis, nach Afrika überzusetzen, wenn er meine, das sei im Interesse des Staates; für den anderen das Gebiet der Bruttier und der Krieg gegen Hannibal mit dem Heer, das er von den beiden, die dort ständen, lieber haben wolle. L. Veturius und Q. Caecilius sollten untereinander losen oder sich verständigen, wer von ihnen im Gebiet der Bruttier mit den beiden Legionen, die der Konsul übriglasse, Krieg führen solle; und wem dieser Aufgabenbereich zufiel, dem sollte die Befehlsgewalt für das Jahr verlängert werden. Auch den übrigen, die

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provincia evenisset. Et ceteris praeter consules praetoresque, qui exercitibus provinciisque praefuturi erant, prorogata imperia. Q . Caecilio sorti evenit, ut cum consule in Bruttiis adversus Hannibalem bellum gereret. Ludi deinde Scipionis magna frequentia et favore spectantium celebrati. Legati Delphos ad donum ex praeda Hasdrubalis portandum missi M. Pomponius Matho et Q . Catius. Tulerunt coronam auream ducentum p o n d o et simulacra spoliorum ex mille pondo argenti facta. Scipio cum, ut dilectum haberet, neque impetrasset neque magnopere tetendisset, ut voluntarios ducere sibi milites liceret, tenuit et, quia impensae negaverat rei publicae futuram classem, ut, quae ab sociis darentur ad novas fabricandas naves, acciperet. Etruriae primum populi pro suis quisque facultatibus consulem adiuturos polliciti: Caerites frumentum sociis navalibus commeatumque omnis generis; Populonenses ferrum; Tarquinienses lintea in vela; Volaterrani interamenta - navium et frumentum; Arretini tria milia scutorum, galeas totidem, pila, gaesa, hastas longas, milium quadraginta summam pari cuiusque generis numero expleturos, secures, rutra, falces, alveolos, molas, quantum in quadraginta longas naves opus esset, tritici centum viginti milia modium et in viaticum decurionibus remigibusque conlaturos; Perusini, Clusini, Rusellani abietem in fabricandas naves et frumenti magnum numerum; abiete (et) ex publicis silvis est usus. Umbriae populi et praeter hos Nursini et Reatini et Amiternini Sabinusque omnis ager milites polliciti. Marsi, Paeligni Marrucinique multi voluntarii nomina in classem dederunt. Camertes, cum

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außer den Konsuln und den Prätoren an der Spitze der Heere und der Aufgabenbereiche stehen sollten, wurde die Befehlsgewalt verlängert. Auf Q. Caecilius fiel das Los, mit dem Konsul im Gebiet der Bruttier gegen Hannibal Krieg zu führen. Dann wurden die Spiele Scipios unter großer Beteiligung und großem Beifall der Zuschauer gefeiert. M. Pomponius Matho und Q. Catius wurden als Gesandte nach Delphi geschickt, um ein Geschenk aus der Hasdrubalbeute zu überbringen; sie brachten einen goldenen Kranz von zweihundert Pfund und Abbilder der erbeuteten Waffen hin, die aus ι ooo Pfund Silber gefertigt waren. Nachdem Scipio nicht erreicht hatte, daß er eine Aushebung durchführen konnte, sich aber auch keine große Mühe darum gegeben hatte, setzte er durch, daß er Freiwillige mit sich führen durfte und, weil er erklärt hatte, die Flotte werde dem Staat keine Kosten verursachen, auch annehmen konnte, was ihm die Bundesgenossen für den Bau neuer Schiffe gaben. Zuerst versprachen die Völker Etruriens, jedes nach seinen Möglichkeiten, den Konsul zu unterstützen: die Leute von Caere Korn für die Seesoldaten und Proviant jeder Art; die von Populonia Eisen; die von Tarquinii Leinwand für die Segel; die von Volaterrae die Innenausrüstung der Schiffe und Korn; die von Arretium wollten 3 000 Schilde und ebenso viele Helme, insgesamt 40 000 Pilen, Wurfspieße und lange Lanzen, von jeder Sorte gleich viel liefern, Beile, Schaufeln, Sicheln, Schanzkörbe und Handmühlen, soviel man für 40 Kriegsschiffe brauche, sowie 120000 Scheffel Weizen, und sie wollten zur Marschverpflegung der Decurionen und Ruderer beitragen; die Leute von Perusia, Clusium und Rusellae versprachen Tannen für den Bau der Schiffe und eine große Menge Korn. Tannen nahm er auch aus den Staatswäldern. Die Völker Umbriens und außer ihnen die Leute von Nursia, Reate und Amiternum sowie das gesamte Sabinerland versprachen Soldaten. Viele Marser, Paeligner und Marruciner meldeten sich freiwillig für die

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aequo foedere cum Romanis essent, cohortem armatam sescentorum hominum miserunt. Triginta navium carinae, viginti quinqueremes, decern quadriremes, cum essent positae, ipse ita institit operi, ut die quadragesimo quinto, quam ex silvis detracta materia erat, naves instructae armataeque in aquam deductae sint.

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Profectus in Siciliam est triginta navibus longis, 46 voluntariorum Septem ferme milibus in naves impositis. Et P. Licinius in Bruttios ad duos exercitus consulares 2 venit. Ex iis eum sibi sumpsit, quem L. Veturius consul habuerat; Metello, ut, quibus praefuisset legionibus, iis 3 praeesset, facilius cum adsuetis imperio rem gesturum ratus permisit. Et praetores diversi in provincias profecti. Et quia pecunia ad bellum deerat, agri Campani regio4 nem a fossa Graeca ad mare versam vendere quaestores iussi indicio quoque permisso, qui ager civis Campani 5 fuisset, uti is publicus populi Romani esset; indici praemium constitutum, quantae pecuniae ager indicatus esset, pars decima. Et Cn. Servilio praetori urbano nego6 tium datum, ut Campani cives, ubi cuique ex senatus consulto liceret habitare, ibi habitarent animadverteretque in eos, qui alibi habitarent.

Eadem aestate Mago Hamilcaris filius ex minore Baliarium insula, ubi hibernarat, iuventute lecta in classem imposita in Italiam triginta ferme rostratis navibus et multis onerariis undecim milia peditum, duo ferme equitum traiecit Genuamque nullis praesidiis maritumam oram tutantibus repentino adventu cepit. Inde ad oram Ligurum Alpinorum, si quos ibi motus facere pos-

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Flotte. Obwohl die Bewohner von Camerinum mit den Römern einen Vertrag als gleichberechtigte Partner hatten, schickten sie eine bewaffnete Kohorte von 600 Mann. Nachdem dreißig Schiffe, zwanzig Fünfruderer und zehn Vierruderer auf Kiel gelegt waren, trieb er selbst die Arbeit mit solchem Eifer voran, daß 45 Tage, nachdem man das Bauholz aus den Wäldern herabgeschleppt hatte, die Schiffe voll ausgerüstet zu Wasser gelassen wurden. E r brach mit den 30 Kriegsschiffen nach Sizilien auf und hatte etwa 7000 Freiwillige an Bord. Und P. Licinius kam ins Gebiet der Bruttier zu den beiden konsularischen Heeren; von denen nahm er sich das, das L. Veturius als Konsul befehligt hatte. Dem Metellus gestattete er, weiter an der Spitze der Legionen zu stehen, an deren Spitze er gestanden hatte; denn er glaubte, er werde mit Leuten, die an seinen Befehl gewöhnt seien, leichter Krieg führen. Auch die Prätoren gingen hierhin und dorthin in ihre Aufgabenbereiche. Und weil es an Geld für den Krieg fehlte, wurden die Quaestoren aufgefordert, vom kampanischen Gebiet den Bereich vom Griechengraben bis zum Meer zu verkaufen, und es wurde auch die Anzeige zugelassen, was Land eines kampanischen Bürgers gewesen sei, damit es Staatsland des römischen Volkes werde; für den, der eine Anzeige machte, wurde als Belohnung ein Zehntel des Wertes angesetzt, auf den das Land geschätzt wurde. Und der Stadtprätor Cn. Servilius erhielt den Auftrag, dafür zu sorgen, daß die kampanischen Bürger dort wohnten, w o jeder auf Senatsbeschluß wohnen durfte, und gegen die vorzugehen, die anderswo wohnten. Im selben Sommer brachte Mago, der Sohn Hamilkars, von der kleineren Insel der Baliaren, w o er überwintert, junge Mannschaft ausgehoben und auf die Schiffe gelegt hatte, auf etwa 30 Kriegs- und vielen Transportschiffen 1 1 000 Fußsoldaten und etwa 2 000 Reiter nach Italien hinüber und nahm, da keine Streitkräfte die Meeresküste schützten, bei seinem plötzlichen Erscheinen Genua. Dann landete er mit seiner Flotte an der Küste der Alpenligurer, ob er dort irgendwel-

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set, classem adpulit. Ingauni - Ligurum ea gens est - bellum ea tempestate gerebant cum Epanteriis Montanis. Igitur Poenus Savone, oppido Alpino, praeda deposita et decern longis navibus in statione ad praesidium relictis, ceteris Carthaginem missis ad tuendam maritimam oram, quia fama erat Scipionem traiecturum esse, ipse societate cum Ingaunis, quorum gratiam malebat, composita Montanos instituit oppugnare. Et crescebat exercitus in dies ad famam nominis eius Gallis undique confluentibus. Ea (res) litteris cognita Sp. Lucreti, ne frustra Hasdrubale cum exercitu deleto biennio ante forent laetati, si par aliud inde bellum duce tantum mutato oreretur, curam ingentem accendit patribus. Itaque et Μ. Livium proconsulem ex Etruria volonum exercitum admovere Ariminum iusserunt, et Cn. Servilio praetori negotium datum, ut, si e re publica censeret esse, duas urbanas legiones imperio, cui videretur, dato ex urbe duci iuberet. M. Valerius Laevinus Arretium eas legiones duxit.

Eisdem diebus naves onerariae Poenorum ad octoginta circa Sardiniam ab Cn. Octavio, qui provinciae praeerat, captae. Eas Coelius frumento misso ad Hannibalem commeatuque onustas, Valerius praedam Etruscam Ligurumque et Montanorum captivos Carthaginem portantis captas tradit.

In Bruttiis nihil ferme anno eo memorabile gestum. Pestilentia incesserat pari clade in Romanos Poenosque, nisi quod Punicum exercitum super morbum etiam

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che Unruhen auslösen könne. Die Ingauner - das ist eine Völkerschaft der Ligurer - führten damals Krieg mit den Epanteriern, einem Bergvolk. Der Punier schaffte also die Beute nach Savo, einer Alpenstadt, ließ auf der Reede zehn Kriegsschiffe zu ihrem Schutz zurück und schickte die übrigen nach Karthago, um die Meeresküste zu sichern, weil es hieß, Scipio werde übersetzen, schloß selbst mit den Ingaunern, an deren Freundschaft ihm mehr lag, ein Bündnis und begann das Bergvolk anzugreifen; sein Heer wuchs von Tag zu Tag, da die Gallier bei dem guten Ruf seines Namens von allen Seiten zusammenströmten. Als das durch einen Brief des Sp. Lucretius bekannt wurde, weckte es bei den Vätern ungeheure Sorge, sie hätten sich vor zwei Jahren vergeblich gefreut, als Hasdrubal mit seinem Heer vernichtet wurde, wenn dort ein anderer, gleicher Krieg ausbreche und nur der Feldherr gewechselt habe. Deshalb forderten sie den Prokonsul M. Livius auf, das Heer der freiwillig dienenden Sklaven von Etrurien nach Ariminum zu führen, und gaben dem Prätor Cn. Servilius den Auftrag, wenn er meine, es sei im Interesse des Staates, einem, der ihm geeignet scheine, das Kommando über die beiden Stadtlegionen zu übertragen und sie aus der Stadt führen zu lassen. M. Valerius Laevinus führte diese Legionen nach Arretium. In ebendiesen Tagen wurden etwa 80 Transportschiffe der Punier im Seegebiet von Sardinien von Cn. Octavius aufgebracht, der in diesem Raum den Oberbefehl hatte. Coelius überliefert, sie seien mit Getreide, das für Hannibal bestimmt war, und mit Proviant beladen gewesen; Valerius, sie seien genommen worden, als sie Beute aus Etrurien und Gefangene der Ligurer und des Bergvolkes nach Karthago bringen wollten. Im Gebiet der Bruttier geschah in diesem Jahr fast nichts Bemerkenswertes. Eine Seuche hatte die Römer und die Punier befallen, gleich unheilvoll für beide, nur daß dem punischen Heer über die Krankheit hinaus auch noch der Hunger zusetzte. Hannibal verbrachte den Sommer in der

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fames adfecit. Propter Iunonis Laciniae templum aestatem Hannibal egit ibique aram condidit dedicavitque cum ingenti rerum ab se gestarum titulo Punicis Graecisque litteris insculpto.

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Nähe des Heiligtums der Juno Lacinia; er errichtete und weihte dort einen Altar mit einer gewaltigen Inschrift über seine Taten, die er in punischer und griechischer Schrift eingravieren ließ.

LIBER XXIX Scipio postquam in Siciliam venit, voluntarios milites ordinavit centuriavitque. Ex iis trecentos iuvenes, florentes aetate et virium robore insignes, inermis circa se habebat ignorantes, quem ad usum neque centuriati neque armati servarentur. Tum ex totius Siciliae iuniorum numero principes genere et fortuna trecentos equites, qui secum in Africam traicerent, legit diemque iis, qua equis armisque instructi atque ornati adessent, edixit. Gravis ea militia procul domo, terra marique multos labores, magna pericula allatura videbatur; neque ipsos modo, sed parentes cognatosque eorum ea cura angebat.

Ubi dies, quae dicta erat, advenit, arma equosque ostenderunt. Tum Scipio renuntiari sibi dixit quosdam equites Siculorum tamquam gravem et duram horrere earn militiam; si qui ita animati essent, malle eos sibi iam tum fateri quam postmodo querentes segnes atque inutiles milites rei publicae esse; expromerent, quid sentirent; cum bona venia se auditurum. Ubi ex iis unus ausus est dicere se prorsus, si sibi, utrum vellet, liberum esset, nolle militare, tum Scipio ei: „Quoniam igitur, adulescens, quid sentires, non dissimulasti, vicarium tibi expediam, cui tu arma equumque et cetera instrumenta militiae tradas et tecum hinc extemplo domum ducas, exer-

BUCH XXIX Nachdem Scipio nach Sizilien gekommen war, ließ er die Freiwilligen antreten und teilte sie in Centurien ein. Aus ihren Reihen behielt er 300 junge Männer, die in der Blüte der Jahre standen und sich durch Körperkraft auszeichneten, unbewaffnet um sich, ohne daß sie wußten, zu welcher Verwendung sie aufgespart wurden, w o sie weder auf die Centurien aufgeteilt noch bewaffnet waren. Dann wählte er aus der Zahl der jungen Männer ganz Siziliens 3 00 nach Herkunft und Vermögen Angesehene aus, die als Reiter mit ihm nach Afrika übersetzen sollten, und nannte ihnen einen Termin, an dem sie mit Pferden und Waffen voll ausgerüstet zur Stelle sein sollten. Dieser Kriegsdienst fern von daheim, der ihnen zu Lande und zu Wasser viele Mühen und große Gefahren bringen würde, schien ihnen schwer; und diese Sorge bedrückte nicht nur sie selbst, sondern auch ihre Eltern und Verwandten. Als der anberaumte Tag gekommen war, führten sie ihre Waffen und Pferde vor. Da sagte Scipio, ihm werde berichtet, einige Reiter der Sizilier schreckten vor diesem Kriegsdienst als schwer und hart zurück; wenn welche so gesinnt seien, wolle er lieber, daß sie es ihm schon jetzt eingeständen, als daß sie sich später beklagten und lässige und für den Staat unbrauchbare Soldaten wären; sie sollten frei heraus sagen, was sie dächten; er werde sie mit gütiger Nachsicht anhören. Als einer von ihnen zu sagen wagte, er wolle durchaus nicht Soldat werden, wenn es ihm freistehe, was er wolle, sagte Scipio zu ihm: „Da du also, junger Mann, kein Hehl daraus gemacht hast, was du denkst, werde ich dir einen Ersatzmann stellen, dem du die Waffen und das Pferd und die übrige Ausrüstung für den Kriegsdienst übergeben, den du auf der Stelle von hier mit dir nach Hause nehmen, den du ein-

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ceas, docendum cures equo armisque." Cui laeto condicionem accipienti unum ex trecentis, quos inermes habebat, tradit. Ubi hoc modo exauctoratum equitem cum gratia imperatoris ceteri viderunt, se quisque excusare et vicarium accipere. Ita trecentis Siculis Romani equites substituti sine publica impensa. Docendorum atque exercendorum curam Siculi habuerunt, quia edictum imperatoris erat ipsum militaturum, qui ita non fecisset. Egregiam hanc alam equitum evasisse ferunt multisque proeliis rem publicam adiuvisse.

Legiones inde cum inspiceret, plurimorum stipendiorum ex iis milites delegit, maxime qui sub duce Marcello militaverant, quos cum optima disciplina institutos credebat tum etiam ab longa Syracusarum obsidione peritissimos esse urbium oppugnandarum; nihil enim parvum, sed Carthaginis iam excidium agitabat animo. Inde exercitum per oppida dispertit; frumentum Siculorum civitatibus imperat, ex Italia advecto parcit; veteres naves reficit et cum iis C. Laelium in Africam praedatum mittit; novas Panhormi subducit, quia ex viridi materia raptim factae erant, ut in sicco hibernarent.

Praeparatis omnibus ad bellum Syracusas nondum ex magnis belli motibus satis tranquillas venit. Graeci res a quibusdam Italici generis eadem vi, qua per bellum ceperant, retinentibus concessas sibi ab senatu repetebant. O m n i u m primum ratus tueri publicam fidem par-

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üben und den du im Umgang mit Pferd und Waffen ausbilden lassen sollst." Als er erfreut diese Bedingung annahm, übergab er ihm einen von den 300, die er unbewaffnet bei sich hatte. Sobald die übrigen sahen, daß der Reiter auf diese Weise mit dem Wohlwollen des Feldherrn vom Kriegsdienst freigekommen war, entschuldigte sich jeder und erhielt einen Ersatzmann. So traten römische Reiter an die Stelle der 300 Sizilier ohne Kosten für den Staat. Die Sizilier sorgten für ihre Ausbildung und das Einüben, weil der Feldherr angeordnet hatte, wer nicht so handle, müsse selber Soldat werden. Es heißt, sie seien eine hervorragende Reiter-Ale geworden und hätten in vielen Kämpfen dem Staat ihre Dienste geleistet. Als er dann die Legionen musterte, wählte er aus ihnen die Soldaten mit den meisten Dienstjahren aus, vor allem die, die unter Marcellus gedient hatten; von ihnen glaubte er, daß sie die beste Schule gehabt, dann aber auch infolge der langen Belagerung von Syrakus die beste Erfahrung im Angriff auf Städte hätten; denn er hatte nichts Geringes, sondern schon die Zerstörung Karthagos im Sinn. Dann verteilte er das Heer über die Städte; von den Gemeinden Siziliens forderte er Getreide, das aus Italien herangeführte sparte er auf. Die alten Schiffe ließ er ausbessern und schickte C . Laelius mit ihnen zum Plündern nach Afrika; die neuen zog er in Panhormus auf Land, weil sie übereilt aus frischem Holz gebaut worden waren; sie sollten im Trockenen überwintern. Nachdem er alle Vorbereitungen für den Krieg getroffen hatte, kam er nach Syrakus, w o es nach den schweren Erschütterungen des Krieges noch nicht ganz ruhig war. Die Griechen verlangten ihr ihnen vom Senat zugestandenes Eigentum von einigen Leuten italischer Abstammung zurück, das diese aber mit derselben Gewaltsamkeit, mit der sie es im Krieg an sich gebracht hatten, zu behalten suchten. Da er es für das allerwichtigste hielt, die Zusage des Staates durchzusetzen, gab er den Syrakusanern ihr Eigentum teils

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tim edicto, partim iudiciis etiam in pertinaces ad obtinendam iniuriam redditis suas res Syracusanis restituit. N o n ipsis tantum ea res, sed omnibus Siciliae populis grata fuit eoque enixius ad bellum adiuverunt. Eadem aestate in Hispania coortum ingens bellum conciente Ilergete Indibili nulla alia de causa quam per admirationem Scipionis contemptu imperatorum alior u m orto. E u m superesse u n u m ducem Romanis ceteris ab Hannibale interfectis; eo neque in Hispaniam caesis Scipionibus alium, quem mitterent, habuisse, et postquam in Italia gravius bellum urgeret, adversus Hannibalem eum arcessitum. Praeterquam quod nomina tantum ducum in Hispania Romani haberent, exercitum quoque inde veterem deductum; trepida omnia et inconditam turbam tironum esse. N u m q u a m talem occasionem liberandae Hispaniae fore. Servitum ad earn diem aut Carthaginiensibus aut Romanis, nec in vicem his aut illis, sed interdum utrisque simul. Pulsos ab Romanis Carthaginienses; ab Hispanis, si consentirent, pelli Romanos posse, ut ab omni externo imperio soluta in perpetuum Hispania in patrios rediret mores ritusque. Haec taliaque dicendo non populäres modo, sed Ausetanos quoque, vicinam gentem, concitat et alios finitimos sibi atque illis populos. Itaque intra paucos dies triginta milia peditum, quattuor ferme equitum in Sedetanum agrum, quo edictum erat, convenerunt.

Romani quoque imperatores L. Lentulus et L. Manlius Acidinus, ne glisceret prima neglegendo bellum, iunctis et ipsi exercitibus per agrum Ausetanum hostico

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durch einen Erlaß zurück, teils auch durch Urteile, die er gegen die verhängte, die hartnäckig das zu Unrecht Erworbene behalten wollten. Nicht nur den Syrakusanern war das lieb, sondern allen Völkern Siziliens, und desto eifriger leisteten sie Beistand für den Krieg. Im selben Sommer begann in Spanien ein gewaltiger Krieg, den der Ilergete Indibilis einzig aus dem Grund anstiftete, daß aus der Bewunderung für Scipio eine Geringschätzung der anderen Feldherren erwachsen war; er sei den Römern als einziger Heerführer geblieben, nachdem Hannibal die anderen getötet habe. Daher hätten sie, als die Scipionen in Spanien gefallen waren, keinen anderen gehabt, den sie schicken konnten; und nachdem sie in Italien ein schwererer Krieg bedränge, hätten sie ihn gegen Hannibal herbeigerufen. Abgesehen davon, daß die Römer in Spanien nur dem Namen nach Heerführer hätten, sei auch das alte Heer von dort weggeführt worden; es herrsche völlige Verwirrung und es gebe nur einen ungeordneten Haufen von Rekruten. Niemals mehr werde es eine solche Gelegenheit geben, Spanien zu befreien. Bis zu diesem Tag habe man entweder den Karthagern oder den Römern gehorchen müssen, und nicht abwechselnd diesen oder jenen, sondern zuweilen beiden zugleich; die Karthager seien von den Römern vertrieben worden; die Spanier könnten, wenn sie einig seien, die Römer vertreiben, so daß Spanien, von aller ausländischen Herrschaft befreit, für immer zu den väterlichen Sitten und Gebräuchen zurückkehre. Indem er dies und ähnliches sagte, wiegelte er nicht nur seine Landsleute auf, sondern auch die Ausetaner, einen Nachbarstamm, und andere Völker, die ihm und jenen benachbart waren. Daher kamen innerhalb weniger Tage 30 000 Fußsoldaten und etwa 4 000 Reiter im Gebiet der Sedetaner, wohin sie beordert waren, zusammen. Auch die römischen Feldherren L. Lentulus und L. Manlius Acidinus vereinigten ihre Heere, damit der Krieg nicht, wenn sie seine ersten Anfänge vernachlässigten, weiter um sich greife, gelangten durch das Gebiet der Ausetaner, wobei

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tamquam pacato clementer ductis militibus ad sedem hostium pervenere et trium milium spatio procul a castris eorum posuerunt castra. Primo per legatos nequiquam temptatum, ut discederetur ab armis; dein cum in pabulatores Romanos impetus repente ab equitibus Hispanis factus esset, summisso ab statione Romana equitatu equestre proelium fuit haud sane memorando in partem ullam eventu. Sole Oriente postero die armati instructique omnes mille ferme passus procul a castris Romanis aciem ostendere. Medii Ausetani erant; cornua dextrum Ilergetes, laevum ignobiles tenebant Hispani populi; inter cornua et mediam aciem intervalla patentia satis late fecerant, qua equitatum, ubi tempus esset, emitterent. Et Romani more suo exercitum cum instruxissent, id modo hostium imitati sunt, ut inter legiones et ipsi patentes equiti relinquerent vias. Ceterum Lentulus ei parti usum equitis fore ratus, quae prior in dehiscentem intervallis hostium aciem equites emisisset, Ser. Cornelio tribuno militum imperat, equites per patentes in hostium acie vias permittere equos iubeat. Ipse coepta parum prospere pedestri pugna tantum moratus, dum cedenti duodecimae legioni, quae in laevo cornu adversus Ilergetes locata erat, tertiam decimam legionem ex subsidiis in primam aciem firmamentum ducit, postquam aequata ibi pugna est, ad L. Manlium inter prima signa hortantem ac subsidia, quibus res postulabat locis, inducentem venit; indicat tuta ab laevo cornu esse; iam missum ab se Cornelium Servium procella equestri hostes circumfusurum.

Vix haec dicta dederat, cum Romani equites in medios

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sie ihre Soldaten schonend durch das Feindesland führten, als wenn es befriedet wäre, zum Sitz der Feinde und schlugen drei Meilen von deren Lager entfernt ihr Lager auf. Zunächst versuchten sie vergeblich durch Gesandte zu erreichen, daß man die Waffen niederlege. Dann, als spanische Reiter plötzlich römische Futterholer angriffen, wurde von einem römischen Vorposten Reiterei zu Hilfe geschickt, und es kam zu einem Reitergefecht, dessen Ausgang in keiner Beziehung irgendwie erwähnenswert war. Bei Sonnenaufgang am nächsten Tag ließen sie, alle voll bewaffnet, ungefähr ι ooo Schritt vor dem römischen Lager ihre Schlachtreihe sehen. Das Zentrum bildeten die Ausetaner; den rechten Flügel hatten die Ilergeten inne, den linken weniger bekannte spanische Völker. Zwischen den Flügeln und dem Zentrum hatten sie ziemlich breite Zwischenräume gebildet, um durch diese, wenn es an der Zeit sei, die Reiterei vorzuschicken. Als auch die Römer nach ihrer Sitte ihr Heer aufgestellt hatten, ahmten sie die Feinde nur darin nach, daß auch sie zwischen den Legionen Gassen für die Reiter offenließen. Aber Lentulus glaubte, der Reiter werde der Seite Nutzen bringen, die als erste gegen die Linie der Feinde, in der Zwischenräume klafften, ihre Reiter losschicke, und befahl daher dem Militärtribunen Ser. Cornelius, seine Reiter durch die offenen Gassen in der Schlachtlinie der Feinde hindurchgaloppieren zu lassen. Da der Kampf der Fußtruppen wenig günstig begann, wartete er so lange, bis er der weichenden 12. Legion, die auf dem linken Flügel den Ilergeten gegenüberstand, die 13. Legion aus der Reserve als Verstärkung in die vorderste Linie zugeführt hatte, und kam dann, nachdem der Kampf dort wieder ausgeglichen war, zu L. Manlius, der seine Leute in der vordersten Linie anfeuerte und an den Stellen, wo die Lage es erforderte, Reserven heranbrachte. Er erklärte ihm, der linke Flügel sei außer Gefahr; alsbald werde Cornelius Servius, von ihm losgeschickt, in einer Reiterattacke die Feinde von allen Seiten umfassen. Kaum hatte er das gesagt, da sprengten die römischen Rei-

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invecti hostes simul pedestres acies turbarunt, simul equitibus H i s p a n o r u m viam immittendi equos clauserunt. Itaque omissa p u g n a equestri ad pedes Hispani descenderunt. R o m a n i imperatores ut turbatos hostium ordines et trepidationem pavoremque et fluctuantia viderunt signa, hortantur, orant milites, ut perculsos invadant neu restitui aciem patiantur. N o n sustinuissent tarn infestum impetum barbari, ni regulus ipse Indibilis cum equitibus ad pedes degressis ante prima signa peditum se obiecisset. Ibi aliquamdiu atrox pugna stetit; tandem p o s t q u a m ii, qui circa regem seminecem restantem, deinde pilo terrae adfixum pugnabant, obruti telis occubuerunt, tum f u g a passim coepta. Plures caesi, quia equos conscendendi equitibus spatium non fuerat et quia perculsis acriter institerunt Romani; nec ante abscessum est, q u a m castris q u o q u e exuerunt hostem. Tredecim milia H i s p a n o r u m caesa eo die, mille octingenti ferme capti; R o m a n o r u m sociorumque paulo amplius ducenti, maxime in laevo cornu, ceciderunt. Pulsi castris Hispani aut qui ex proelio effugerant, sparsi primo per agros, deinde in suas quisque civitates redierunt.

T u m a M a n d o n i o evocati in concilium conquestique ibi clades suas increpitis auctoribus belli legatos mittendos ad arma tradenda deditionemque faciendam censuere. Q u i b u s culpam in auctorem belli Indibilem ceterosque principes, q u o r u m plerique in acie cecidissent, con-

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ter auf das Zentrum der Feinde los, brachten die Linien des Fußvolks durcheinander und versperrten zugleich den Reitern der Spanier den Weg, ihre Pferde lospreschen zu lassen. Daher gaben die Spanier den Reiterkampf auf und saßen ab. Als die römischen Feldherren die Reihen der Feinde in Verwirrung sahen und das Durcheinander und die Panik und die ins Schwanken geratenen Einheiten, ermahnten und baten sie die Soldaten, auf die Verstörten einzudringen und nicht zuzulassen, daß die Schlachtlinie sich wiederherstelle. Die Barbaren hätten diesen so bedrohlichen Angriff nicht ausgehalten, wenn nicht ihr Fürst Indibilis selbst mit seinen Reitern, die abgesessen waren, vor der vordersten Linie der Fußsoldaten sich dem Feind entgegengestellt hätte. Dort tobte eine Zeitlang ein mörderischer Kampf auf der Stelle. Nachdem endlich die Leute, die rings um den halbtot noch Widerstand leistenden, dann durch ein Pilum an die Erde gespießten König kämpften, von Geschossen überschüttet niedergesunken waren, da begann überall die Flucht. Es wurden ziemlich viele erschlagen, weil die Reiter keine Zeit gehabt hatten, auf die Pferde zu steigen, und weil die Römer auf die Verstörten heftig eindrangen. Und man ließ nicht eher ab, bis man den Feind auch des Lagers beraubt hatte. 13 ooo Spanier fielen an diesem Tage, etwa ι 8oo gerieten in Gefangenschaft; von den Römern und den Bundesgenossen fielen wenig mehr als 200, vor allem auf dem linken Flügel. Die Spanier, die aus dem Lager vertrieben worden waren, und die, die dem Kampf entronnen waren, zerstreuten sich zunächst über die Felder, dann kehrten sie jeder in seine Gemeinde zurück. Darauf wurden sie von Mandonius zu einer Versammlung gerufen, beklagten sich dort über ihr Unglück, beschimpften die Anstifter des Krieges und beschlossen, Gesandte zu schicken, um die Waffen auszuliefern und sich zu unterwerfen. Als diese die Schuld auf Indibilis als den Anstifter des Krieges und auf die übrigen führenden Männer schoben, von denen die meisten in der Schlacht gefallen seien, ihre

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ferentibus tradentibusque arma et dedentibus sese responsum est in deditionem ita accipi eos, si Mandonium ceterosque belli concitores tradidissent vivos; si minus, exercitum se in agrum Ilergetum Ausetanorumque et deinceps aliorum populorum inducturos. Haec dicta legatis renuntiataque in concilium. Ibi Mandonius ceterique principes comprehensi et traditi ad supplicium. Hispaniae populis reddita pax; Stipendium eius anni duplex et frumentum sex mensum imperatum sagaque et togae exercitui; et obsides ab triginta ferme populis accepti.

Ita Hispaniae rebellantis tumultu haud magno motu intra paucos dies concito et compresso in Africam omnis terror versus. C . Laelius nocte ad Hipponem Regium cum accessisset, luce prima ad populandum agrum sub signis milites sociosque navales duxit. Omnibus pacis m o d o incuriose agentibus magna clades inlata; nuntiique trepidi Carthaginem terrore ingenti complevere classem Romanam Scipionemque imperatorem - et fama fuerat iam in Siciliam transgressum - advenisse. N e c quot naves vidissent nec quanta manus agros popularetur, satis gnari omnia in maius metu augente accipiebant. Itaque primo terror pavorque, dein maestitia animos incessit: tantum fortunam mutasse, ut, qui modo ipsi exercitum ante moenia Romana habuissent victores stratisque tot hostium exercitibus omnes Italiae populos aut vi aut voluntate in deditionem accepissent, ii verso Marte Africae populationes et obsidionem Carthaginis

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Waffen ablieferten und sich ergaben, erhielten sie die Antwort, man nehme ihre Unterwerfung unter der Bedingung an, daß sie Mandonius und die anderen Kriegstreiber lebend auslieferten; andernfalls werde man das Heer in das Land der Ilergeten und der Ausetaner und dann der Reihe nach in das der anderen Völker führen. Dies wurde den Gesandten gesagt, und sie berichteten es in der Versammlung. Dort wurden Mandonius und die übrigen führenden Männer ergriffen und zur Hinrichtung ausgeliefert. Den Völkern Spaniens wurde der Friede gewährt. Doppelter Sold für dieses Jahr und Getreide für sechs Monate wurde ihnen abverlangt sowie Mäntel und Togen für das Heer. Man erhielt auch von etwa 30 Völkern Geiseln. Während so die Unruhe der Erhebung Spaniens ohne große Erschütterung innerhalb weniger Tage ausgelöst und niedergeschlagen wurde, verlagerte sich aller Schrecken nach Afrika. Nachdem C . Laelius in der Nacht bei Hippo Regius gelandet war, führte er bei Tagesanbruch seine Soldaten und die Seesoldaten in geschlossenen Formationen zum Plündern des Landes. Da alle wie im Frieden unbekümmert lebten, wurde ihnen großer Schaden zugefügt. Verstörte Boten erfüllten Karthago mit ungeheurem Schrecken: die römische Flotte und der Feldherr Scipio - es hatte auch schon ein Gerücht gegeben, er sei nach Sizilien übergesetzt - seien angekommen. Ohne recht zu wissen, wie viele Schiffe sie gesehen hatten und eine wie große Schar die Felder verwüstete, nahmen sie alles, da die Furcht es vergrößerte, schlimmer, als es war. Daher befiel zunächst Schrecken und Angst, dann Trauer die Menschen: so sehr habe das Glück sich gewandelt, daß sie, die eben noch selbst als Sieger ihr Heer vor den Mauern Roms gehabt und, nachdem so viele Heere der Feinde niedergestreckt waren, die gewaltsame oder freiwillige Unterwerfung aller Völker Italiens entgegengenommen hätten, jetzt, w o das Kriegsglück sich gewendet habe, die Verwüstung Afrikas und die Belagerung Karthagos sehen müßten, wobei sie keinesfalls die gleiche Kraft besä-

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visuri forent nequaquam pari ad patienda ea robore, ac Romani fuissent. Illis Romanam plebem, illis Latium iuventutem praebuisse maiorem semper frequentioremque pro tot caesis exercitibus subolescentem; suam piebem imbellem in urbe, imbellem in agris esse; mercede parari auxilia ex Afris, gente ad omnem auram spei mobili atque infida. Iam reges Syphacem post conloquium cum Scipione alienatum, Masinissam aperta defectione infestissimum hostem. Nihil usquam spei, nihil auxilii esse. Nec Magonem ex Gallia movere tumultus quicquam nec coniungere sese Hannibali, et Hannibalem ipsum iam et fama senescere et viribus.

In haec deflenda prolapsos ab recenti nuntio animos rursus terror instans revocavit ad consultandum, quonam modo obviam praesentibus periculis iretur. Dilectus raptim in urbe agrisque haberi placet, mittere ad conducenda Afrorum auxilia, munire urbem, frumentum convehere, tela, arma parare, instruere naves ac mittere ad Hipponem adversus Romanam classem. Iam haec agentibus nuntius tandem venit Laelium, non Scipionem, copiasque, quantae ad incursiones agrorum satis sint, fransvectas; summae belli molem adhuc in Sicilia esse. Ita respiratum mittique legationes ad Syphacem aliosque regulos firmandae societatis causa coeptae. Ad Philippum quoque missi, qui ducenta argenti talenta pollicerentur, ut in Siciliam aut in Italiam traiceret. Missi et ad suos imperatores in Italiam, ut omni terrore Scipionem retinerent; ad Magonem non legati modo, sed

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ßen, dies zu ertragen, wie sie die Römer gehabt hatten. Jenen habe die römische Plebs, habe Latium immer mehr und zahlreichere junge Mannschaft gewährt, die für so viele niedergestreckte Heere nachwuchs; ihre eigene Bevölkerung sei unkriegerisch in der Stadt, unkriegerisch auf dem Lande; gegen Sold verschaffe man sich Hilfstruppen von den Afrikanern, einer Völkerschaft, die bei jedem Schimmer einer Hoffnung unbeständig und unzuverlässig sei. Schon seien von den Königen Syphax nach der Unterredung mit Scipio entfremdet, Masinissa in offenem Abfall der grimmigste Feind. Nirgendwo gebe es eine Spur von Hoffnung, eine Spur von Hilfe. Auch Mago löse in Gallien keinen Kriegslärm aus und vereinige sich nicht mit Hannibal, und bei Hannibal selbst welkten schon sein Ruf und seine Kräfte dahin. Aufgrund der gerade eingetroffenen Nachricht verfielen sie ins Jammern über diese Dinge, aber der drohende Schrecken ließ sie wieder überlegen, wie man denn den gegenwärtigen Gefahren entgegentreten könne. Man beschloß, unverzüglich Aushebungen in der Stadt und auf dem Lande durchzuführen, Leute auszuschicken, um Hilfstruppen von Afrikanern anzuwerben, die Stadt zu befestigen, Getreide heranzuschaffen, Waffen und Rüstungen bereitzumachen sowie Schiffe auszurüsten und sie nach Hippo gegen die römische Flotte zu schicken. Während sie dies schon besorgten, kam endlich die Nachricht, Laelius, nicht Scipio, und nur so viel Truppen, wie sie zu Einfällen in das Land ausreichten, seien übergesetzt; die Masse der Hauptarmee sei nach wie vor in Sizilien. So konnte man aufatmen, und man begann, Gesandtschaften zu Syphax und den anderen Fürsten zu schicken, um das Bündnis zu festigen. Auch zu Philipp schickte man Leute, die ihm 200 Talente Silber versprechen sollten, damit er nach Sizilien oder nach Italien übersetze. Und man schickte Leute zu den eigenen Feldherren nach Italien, sie sollten Scipio durch Schrecknisse jeder Art festhalten; zu Mago schickte man

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viginti quinque longae naves, sex milia peditum, octingenti equites, Septem elephanti, ad hoc magna pecunia ad conducenda auxilia, quibus fretus propius urbem Romanam exercitum admoveret coniungeretque se Hannibali. Haec Carthagine parabant agitabantque. A d Laelium praedas ingentes ex agro inermi ac nudo praesidiis agentem Masinissa fama Romanae classis excitus cum equitibus paucis venit. Is segniter rem agi ab Scipione questus, quod non iam exercitum in Africam traiecisset perculsis Carthaginiensibus, Syphace impedito finitumis bellis; quem certum habere, si spatium ad sua, ut velit, componenda detur, nihil sincera fide cum Romanis acturum. Hortaretur, stimularet Scipionem, ne cessaret; se, quamquam regno pulsus esset, cum haud contemnendis copiis adfuturum peditum equitumque. N e c ipsi Laelio morandum in Africa esse; classem credere profectam a Carthagine, cum qua absente Scipione non satis tutum esset contrahi certamen.

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A b hoc sermone dimisso Masinissa Laelius postero die naves praeda onustas ab Hippone solvit revectusque in Siciliam mandata Masinissae Scipioni exposuit.

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Iisdem ferme diebus naves, quae ab Carthagine ad Magonem missae erant, inter Albingaunos Ligures Genuamque accesserunt. In iis locis tum forte Mago tenebat classem; qui legatorum auditis verbis iubentium exercitus quam maximos comparare extemplo Gallorum et Ligurum - namque utriusque gentis ingens ibi multitudo erat - concilium habuit; et missum se ad eos

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nicht nur Gesandte, sondern 25 Kriegsschiffe, 6 000 Fußsoldaten, 800 Reiter und sieben Elefanten, dazu viel Geld zum Anwerben von Hilfstruppen, auf die gestützt er sein Heer näher an die Stadt R o m heranführen und sich mit Hannibal vereinigen sollte. Diese Vorkehrungen und Maßnahmen traf man in Karthago. Zu Laelius, der ungeheure Beute aus dem wehrlosen und von Streitkräften entblößten Land einbrachte, kam Masinissa mit wenigen Reitern, angelockt durch die Kunde von der römischen Flotte. Er klagte darüber, daß Scipio die Sache lässig betreibe, da er das Heer noch nicht nach Afrika hinübergeschafft habe, w o die Karthager doch bestürzt seien und Syphax durch Kriege mit seinen Nachbarn gebunden; von ihm wisse er sicher, daß er nie aufrichtige Treue zu den Römern zeigen werde, wenn man ihm Zeit lasse, seine Angelegenheiten nach seinen Wünschen zu ordnen. E r solle Scipio ermahnen und anspornen, nicht zu säumen. E r selbst werde, obwohl er aus seinem Königreich vertrieben sei, mit beachtlichen Truppen von Fußsoldaten und Reitern zur Stelle sein. Aber Laelius dürfe nicht in Afrika bleiben; er glaube, daß eine Flotte von Karthago ausgelaufen sei, mit der in Abwesenheit Scipios sich auf einen Kampf einzulassen ziemlich gefährlich sei. Nach dieser Unterredung wurde Masinissa entlassen; am folgenden Tag segelte Laelius mit den beutebeladenen Schiffen von Hippo ab, kehrte nach Sizilien zurück und berichtete Scipio, was Masinissa ihm aufgetragen hatte. Fast in denselben Tagen landeten die Schiffe, die von Karthago zu Mago geschickt worden waren, zwischen dem Gebiet der ligurischen Albingauner und Genua. In dieser Gegend lag Mago damals gerade mit seiner Flotte. Nachdem er die Worte der Gesandten gehört hatte, die ihm auftrugen, möglichst große Heere aufzustellen, führte er sogleich eine Versammlung der Gallier und Ligurer durch - denn von beiden Völkerschaften gab es dort eine ungeheure Menge - und sagte, er sei zu ihnen geschickt worden, um sie zu befreien,

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vindicandos in libertatem ait et, ut ipsi cernant, mitti sibi ab domo praesidia; sed quantis viribus, quanto exercitu id bellum geratur, in eorum potestate esse. Duos exercitus Romanos, unum in Gallia, alterum in Etruria esse; satis scire Sp. Lucretium se cum M. Livio iuncturum; multa milia armanda esse, ut duobus ducibus, duobus exercitibus Romanis resistatur. Galli summam ad id suam voluntatem esse dicere; sed cum una castra Romana intra fines, altera in finitima terra Etruria prope in conspectu habeant, si palam fiat auxiliis adiutum ab sese Poenum, extemplo infestos utrimque exercitus in agrum suum incursuros. Ea ab Gallis desideraret, quibus occulte adiuvari posset: Liguribus, quod procul agro urbibusque eorum castra Romana sint, libera consilia esse; illos armare iuventutem et capessere pro parte bellum aequum esse. Ligures haud abnuere, tempus modo duorum mensum petere ad dilectus habendos. Interim Mago milites Gallos dimissis clam per agros eorum mercede conducere; commeatus quoque omnis generis occulte ad eum a Gallicis populis mittebantur.

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M. Livius exercitum volonum ex Etruria in Galliam traducit iunctusque Lucretio, si se Mago ex Liguribus propius urbem moveat, obviam ire parat, si Poenus sub angulo Alpium quietus se contineat, et ipse in eadem statione circa Ariminum Italiae praesidio futurus.

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Post reditum ex Africa C . Laeli et Scipione stimulato Masinissae adhortationibus et militibus praedam ex hostium terra cernentibus tota classe efferri accensis ad

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und, wie sie selbst sähen, würden ihm aus der Heimat Truppen geschickt; aber wie stark die Streitkräfte, wie stark das Heer in diesem Krieg sein werde, liege in ihrer Hand. Es gebe zwei römische Heere, das eine in Gallien, das andere in Etrurien; er wisse ziemlich sicher, daß Sp. Lucretius sich mit M. Livius vereinigen werde; viele tausend müsse man bewaffnen, um zwei Heerführern, zwei römischen Heeren Widerstand leisten zu können. Die Gallier sagten, sie hätten dazu den besten Willen; aber da sie das eine römische Lager in ihrem Gebiet, das andere in ihrem Nachbarland Etrurien fast in Sichtweite hätten, würden sogleich von beiden Seiten die Heere feindselig in ihr Land einfallen, wenn offenkundig werde, daß sie den Punier mit Hilfstruppen unterstützt hätten; er solle von den Galliern nur Dinge erwarten, mit denen sie ihn unbemerkt unterstützen könnten. Die Ligurer dagegen seien frei in ihren Entscheidungen, weil die römischen Lager weit von ihrem Land und ihren Städten entfernt seien; es sei nicht mehr als recht, wenn sie ihre junge Mannschaft bewaffneten und sich nach Kräften dem Krieg widmeten. Die Ligurer lehnten nicht ab, baten nur um zwei Monate Zeit, um die Aushebungen durchzuführen. Unterdessen warb Mago gallische Krieger gegen Sold an, indem er heimlich Leute durch ihr Land schickte; auch Versorgungsgüter jeder Art wurden ihm insgeheim von den gallischen Völkern geschickt. M. Livius führte das Heer der freiwillig dienenden Sklaven von Etrurien nach Gallien hinüber, vereinigte sich mit Lucretius und traf Anstalten, wenn Mago sich aus dem Gebiet der Ligurer näher auf die Stadt zu bewege, ihm entgegenzuziehen; wenn sich der Punier aber im Winkel der Alpen ruhig verhielt, wollte auch er zum Schutz Italiens in derselben Stellung bei Ariminum bleiben. Nach der Rückkehr des C. Laelius aus Afrika fühlte sich Scipio durch die Ermahnungen Masinissas angespornt, und die Soldaten, die sahen, wie die Beute aus dem Land der Feinde von der ganzen Flotte ausgeladen wurde, brannten

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traiciendum quam primum intervenit maiori minor cogitatio Locros urbem recipiendi, quae sub defectionem Italiae desciverat et ipsa ad Poenos. Spes autem adfectandae eius rei ex minima re adfulsit.

Latrociniis magis quam iusto bello in Bruttiis gerebantur res principio ab Numidis facto et Bruttiis non societate magis Punica quam suopte ingenio congruentibus in eum morem; postremo Romani quoque milites iam contagione quadam rapto gaudentes, quantum per duces licebat, excursiones in hostium agros facere. Ab iis egressi quidam urbe Locrenses circumventi Regiumque abstracti fuerant. In eo captivorum numero fabri quidam forte fuere adsueti apud Poenos mercede opus in arce L o c r o r u m facere. H i cogniti ab Locrensium principibus, qui pulsi ab adversa factione, quae Hannibali Locros tradiderat, Regium se contulerant, cum cetera percontantibus, ut mos est, qui diu absunt, quae domi agerentur, exposuissent, spem fecerunt, si redempti ac remissi forent, arcem se iis tradituros; ibi se habitare fidemque sibi rerum omnium inter Carthaginienses esse. Itaque, ut qui simul desiderio patriae angerentur simul cupiditate inimicos ulciscendi arderent, redemptis extemplo iis remissisque, cum ordinem agendae rei composuissent signaque, quae procul edita observarent, ipsi ad Scipionem Syracusas profecti, apud quem pars exulum erat, referentes ibi promissa captivorum, cum

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darauf, so bald wie möglich überzusetzen; aber diesem großen Plan kam ein kleinerer in die Quere, die Rückeroberung der Stadt Locri, die bei dem Abfallen Italiens ebenfalls zu den Puniern übergetreten war. Die Hoffnung, dieses Ziel zu erreichen, erwuchs aber aus einer ganz unbedeutenden Sache. Die Feindseligkeiten im Gebiet der Bruttier wurden mehr in Raubzügen als in einem regelrechten Krieg ausgetragen; die Numider hatten damit angefangen, und die Bruttier hatten sich weniger aufgrund ihres Bündnisses mit den Puniern als ihrer eigenen Natur gemäß diesem Brauch angeschlossen; zuletzt hatten auch schon die römischen Soldaten, gewissermaßen angesteckt, ihre Freude am Raub und machten, soweit es ihre Anführer gestatteten, Streifzüge in das Land der Feinde. Von ihnen waren einige Bürger von Locri, die ihre Stadt verlassen hatten, überwältigt und nach Regium weggeschleppt worden. Unter diesen Gefangenen waren zufällig einige Handwerker, die für Entgelt bei den Puniern auf der Burg Arbeiten auszuführen pflegten. Sie wurden von den führenden Männern aus Locri erkannt, die von der Gegenpartei, die Locri Hannibal ausgeliefert hatte, vertrieben worden waren und sich nach Regium begeben hatten; nachdem sie diesen auf die übrigen Fragen, wie sie üblich sind, wenn man lange in der Fremde ist, über die Vorgänge daheim berichtet hatten, machten sie ihnen Hoffnung, wenn man sie loskaufe und zurückschicke, würden sie ihnen die Burg übergeben; sie wohnten dort und genössen bei den Karthagern in jeder Hinsicht Vertrauen. Als Leute, die von Heimweh geplagt wurden, zugleich auch vor Begierde brannten, sich an ihren Feinden zu rächen, kauften sie sie daher sogleich los und schickten sie zurück, nachdem sie den Ablauf des Unternehmens und die Signale, die sie ihnen aus der Ferne geben würden und auf die sie achten sollten, genau festgelegt hatten. Sie selbst begaben sich zu Scipio nach Syrakus, bei dem sich ein Teil der Verbannten befand. Nachdem sie dort von den Versprechungen der Gefangenen

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spem ab effectu haud abhorrentem consuli fecissent, tribuni militum cum iis M. Sergius et P. Matienus missi iussique ab Regio tria milia militum Locros ducere; et Q . Pleminio propraetori scriptum, ut rei agendae adesset. Profecti ab Regio scalas ad editam altitudinem arcis fabricatas portantes media ferme nocte ex eo loco, unde convenerat, signum dedere proditoribus arcis; qui parati intentique et ipsi scalas ad id ipsum factas cum demisissent pluribusque simul locis scandentes accepissent, priusquam clamor oreretur, in vigiles Poenorum ut in nullo tali metu sopitos impetus est factus. Q u o r u m gemitus primo morientium exauditus; dein subita consternatio ex somno et tumultus, cum causa ignoraretur, postremo certior res aliis excitantibus alios. Iamque ad arma pro se quisque vocabat: hostes in arce esse et caedi vigiles; oppressique forent Romani nequaquam numero pares, ni clamor ab iis, qui extra arcem erant, sublatus incertum, unde accidisset, omnia vana augente nocturno tumultu fecisset. Itaque velut plena iam hostium arce territi Poeni omisso certamine in alteram arcem - duae sunt haud multum inter se distantes - confugiunt. Oppidani urbem habebant victoribus praemium in medio positam; ex arcibus duabus proeliis cottidie levibus certabatur. Q . Pleminius Romano, Hamilcar Punico praesidio praeerat. Arcessentes ex propinquis locis subsidia

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berichtet und dem Konsul Hoffnung auf eine erfolgreiche Durchführung gemacht hatten, wurden die Militärtribunen M. Sergius und P. Matienus mit ihnen geschickt; sie hatten den Auftrag, von Regium aus 3 000 Soldaten nach Locri zu führen. Und dem Proprätor Q. Pleminius wurde geschrieben, er solle bei dem Unternehmen zugegen sein. Sie brachen von Regium auf, nahmen Sturmleitern mit, die entsprechend der ihnen angegebenen Höhe der Burg angefertigt waren, und gaben etwa um Mitternacht von der vereinbarten Stelle aus den Verrätern auf der Burg ein Zeichen. Nachdem diese, die in angespannter Bereitschaft waren, auch selbst die Leitern, die sie zu diesem Zweck gemacht hatten, heruntergelassen und die an mehreren Stellen zugleich Hinaufsteigenden aufgenommen hatten, stürzten diese sich, bevor sich noch das Kampfgeschrei erhob, auf die Wachen der Punier, die so etwas nicht befürchtet hatten und daher schliefen. Zuerst hörte man deren Todesstöhnen; dann herrschte plötzlich Fassungslosigkeit, als man aus dem Schlaf hochfuhr, und Verwirrung, da man nicht wußte, was los war; zuletzt wurde die Sache klarer, da einer den anderen aufweckte. Und schon rief jeder für sich zu den Waffen; die Feinde seien in der Burg und die Wachen würden hingemordet. Und die Römer, die an Zahl keineswegs gleich stark waren, wären überwältigt worden, wenn nicht bei dem Geschrei, das die erhoben, die außerhalb der Burg waren, in der nächtlichen Verwirrung, die alles Unwesentliche bedeutender erscheinen ließ, ungewiß gewesen wäre, von w o es kam. Daher gaben die Punier, erschreckt, als wenn die Burg schon voller Feinde wäre, den Kampf auf und flohen in die andere Burg - es gibt zwei, nicht weit voneinander entfernt. Die Bürger hatten die Stadt in ihrer Gewalt, den Preis, der für die Sieger ausgesetzt war. Von beiden Burgen aus wurde täglich in leichten Scharmützeln gekämpft. Q. Pleminius hatte das Kommando über die römischen, Hamilkar über die punischen Streitkräfte; indem sie Leute aus der Umgebung als Unterstützung herbeiriefen, verstärkten sie ihre

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copias augebant; ipse postremo veniebat Hannibal, nec sustinuissent Romani, nisi Locrensium multitudo exacerbata superbia atque avaritia Poenorum ad Romanos inclinasset. Scipio, ut nuntiatum est in maiore discrimine Locris rem verti ipsumque Hannibalem adventare, ne praesidio etiam periclitaretur haud facili inde receptu, et ipse a Messana L. Scipione fratre in praesidio ibi relicto, cum primum aestu fretum inclinatum est, (...) naves mari secundo misit. Et Hannibal a Buloto amni - haud procul is ab urbe Locris abest - nuntio praemisso, ut sui luce prima summa vi proelium cum Romanis ac Locrensibus consererent, dum ipse aversis omnibus in eum tumultum ab tergo urbem incautam adgrederetur, ubi luce coeptam invenit pugnam, ipse nec in arcem se includere turba locum artum impediturus voluit neque scalas, quibus scanderet muros, attulerat. Sarcinis in acervum coniectis cum haud procul muris ad terrorem hostium aciem ostendisset, cum equitibus Numidis circumequitat urbem, dum scalae quaeque alia ad oppugnandum opus erant, parantur, ad visendum, qua maxime parte adgrederetur. Progressus ad murum scorpione icto, qui proximus eum forte steterat, territus inde tam periculoso casu receptui canere cum iussisset, castra procul ab ictu teli communiit.

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Classis Romana a Messana Locros multo die superan-

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Truppen. Zuletzt kam auch Hannibal selbst; und die Römer hätten nicht ausgehalten, wenn nicht die Masse der Locrenser, erbittert über die Überheblichkeit und Habgier der Punier, zu den Römern gehalten hätte. Als gemeldet wurde, die Lage in Locri sei ziemlich bedenklich und Hannibal rücke persönlich heran, wollte Scipio nicht auch die Besatzung in Gefahr bringen, da der Rückzug von dort nicht leicht war; er schickte daher von Messana aus, wo er seinen Bruder L. Scipio als Kommandanten der Besatzung zurückließ, sobald die Meeresströmung mit der Flut eine andere Richtung genommen hatte, bei günstiger S e e . . . Schiffe. Hannibal hatte vom Fluß Bulotus - er ist nicht weit von der Stadt Locri entfernt - einen Boten vorausgeschickt, seine Leute sollten bei Tagesanbruch mit aller Macht einen Kampf mit den Römern und Locrensern beginnen, damit er selbst unterdessen, wenn die Aufmerksamkeit aller auf dieses Kampfgetöse gerichtet sei, von hinten die sorglose Stadt angreifen könne; als er bei Tageslicht fand, daß der Kampf begonnen hatte, wollte er weder sich selbst in der Burg einsperren, wo er mit seiner Schar bei dem engen Raum hinderlich sein würde, noch hatte er Sturmleitern mitgenommen, um mit ihnen die Mauern zu ersteigen. Er ließ das Marschgepäck auf einen Haufen werfen, und nachdem er nicht weit von den Mauern, um die Feinde zu erschrecken, seine Schlachtreihe gezeigt hatte, ritt er, während Sturmleitern und was sonst noch zum Angriff nötig war, hergestellt wurden, mit den numidischen Reitern um die Stadt herum, um zu sehen, an welcher Stelle er am besten angreife. Als er näher an die Mauer herankam und ein Mann, der zufällig ganz dicht bei ihm gestanden hatte, von einem Pfeilgeschütz getroffen wurde, ließ er, erschreckt über den gefährlichen Zwischenfall, zum Rückzug von dort blasen und schlug weit außer Schußweite ein festes Lager auf. Die römische Flotte kam von Messana nach Locri, als vom Tag noch ein beträchtlicher Teil übrig war; alle wurden

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te accessit; expositi omnes e navibus et ante occasum solis urbem ingressi sunt. Postero die coepta ex arce a Poenis pugna, et Hannibal iam scalis aliisque omnibus ad oppugnationem paratis subibat muros, cum repente in eum nihil minus quam tale quicquam timentem patefacta porta erumpunt Romani. Ad ducentos, improvidos cum invasissent, occidunt; ceteros Hannibal, ut consulem adesse sensit, in castra recepit nuntioque misso ad eos, qui in arce erant, ut sibimet ipsi consulerent, nocte motis castris abiit. Et qui in arce erant, igni iniecto tectis, quae tenebant, ut is tumultus hostem moraretur, agmen suorum fugae simili cursu ante noctem adsecuti sunt.

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Scipio ut et arcem relictam ab hostibus et vacua vidit castra, vocatos ad contionem Locrenses graviter ob defectionem incusavit; de auctoribus supplicium sumpsit bonaque eorum alterius factionis principibus ob egregiam fidem adversus Romanos concessit. Publice nec dare nec eripere se quicquam Locrensibus dixit; Romam mitterent legatos; quam senatus aequum censuisset, earn fortunam habituros. Illud satis scire, etsi male de populo Romano meriti essent, in meliore statu sub iratis Romanis futuros, quam sub amicis Carthaginiensibus fuerint. Ipse Pleminio legato praesidioque, quod arcem ceperat, ad tuendam urbem relicto, cum quibus venerat copiis, Messanam traiecit.

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Ita süperbe et crudeliter habiti Locrenses ab Carthaginiensibus post defectionem ab Romanis fuerant, ut

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aus den Schiffen an Land gesetzt und gelangten noch vor Sonnenuntergang in die Stadt. A m nächsten Tag begannen die Punier von der Burg aus den Kampf, und Hannibal rückte schon mit Sturmleitern und allem anderen, was er zur Bestürmung vorbereitet hatte, an die Mauern heran; da tat sich plötzlich das Tor auf, und die Römer machten gegen ihn, der nichts weniger gefürchtet hatte als so etwas, einen Ausfall. Sie töteten an die 200, da sie Leute angriffen, die damit nicht gerechnet hatten. Die übrigen zog Hannibal ins Lager zurück, sobald er merkte, daß der Konsul da war, schickte einen Boten zu denen, die auf der Burg waren, sie sollten sich selbst helfen, verließ bei Nacht sein Lager und zog ab. Und die auf der Burg waren, legten Feuer an die Gebäude, die sie besetzt hielten, damit die dadurch entstehende Verwirrung den Feind aufhalte, und erreichten den Heereszug der Ihren in einem Lauf, der einer Flucht ähnlich war, noch vor der Nacht. Als Scipio die Burg von den Feinden verlassen und das Lager leer sah, rief er die Leute von Locri zu einer Versammlung und machte ihnen schwere Vorwürfe wegen ihres Abfallens. A n den Anstiftern vollstreckte er die Todesstrafe und überließ ihren Besitz den führenden Männern der anderen Partei wegen ihrer ungewöhnlichen Treue gegenüber den Römern. Was ihre Gemeinde betreffe, erklärte er, so gebe oder nehme er den Leuten von Locri nichts; sie sollten Gesandte nach R o m schicken; was der Senat für recht halte, das werde ihr Schicksal sein. Eines wisse er gut: obwohl sie dem römischen Volk schlecht gedient hätten, werde ihre Lage unter den erzürnten Römern besser sein, als sie unter den befreundeten Karthagern gewesen sei. Er selbst ließ den Legaten Pleminius und die Einheit, die die Burg genommen hatte, zum Schutz der Stadt zurück und setzte mit den Truppen, mit denen er gekommen war, nach Messana über. Nach ihrem Abfall von den Römern waren die Leute von Locri von den Karthagern so überheblich und grausam behandelt worden, daß sie imstande waren, mäßige Unge-

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modicas iniurias non aequo modo animo pati, sed prope lubenti possent; verum enimvero tantum Pleminius Hamilcarem praesidii praefectum, tantum praesidiarii milites Romani Poenos scelere atque avaritia superaverunt, ut non armis, sed vitiis videretur certari. Nihil omnium, quae inopi invisas opes potentioris faciunt, praetermissum in oppidanos est ab duce aut a militibus; in corpora ipsorum, in liberos, in coniuges infandae contumeliae editae. Nam avaritia ne sacrorum quidem spoliatione abstinuit; nec alia modo templa violata, sed Proserpinae etiam intacti omni aetate thesauri, praeterquam quod a Pyrrho, qui cum magno piaculo sacrilegii sui manubias rettulit, spoliati dicebantur. Ergo sicut ante regiae naves laceratae naufragiis nihil in terram integri praeter sacram pecuniam deae, quam asportabant, extulerant, tum quoque alio genere cladis eadem ilia pecunia omnibus contactis ea violatione templi furorem obiecit atque inter se ducem in ducem, militem in militem r^bie hostili vertit.

Summae rei Pleminius praeerat; militum pars sub eo, quam ipse ab Regio adduxerat, pars sub tribunis erat. Rapto poculo argenteo ex oppidani domo Plemini miles fugiens sequentibus, quorum erat, obvius forte Sergio et Matieno tribunis militum fuit; cui cum iussu tribunorum ademptum poculum esset, iurgium inde et clamor, pugna postremo orta inter Plemini milites tribunorumque, ut suis quisque opportunus advenerat, multitudine simul ac tumultu crescente. Victi Plemini milites cum ad

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rechtigkeiten nicht nur gelassen, sondern fast gern zu ertragen.' Aber so sehr übertraf Pleminius Hamilkar, den Kommandanten der Besatzung, so sehr die römischen Besatzungssoldaten die karthagischen an Verruchtheit und Habsucht, daß es schien, als messe man sich nicht mit den Waffen, sondern in den Lastern. Nichts von all dem, was einem Schwachen die Macht des Stärkeren verhaßt macht, blieb den Bürgern von seiten des Anführers oder der Soldaten erspart; an ihnen selbst, an ihren Kindern, an ihren Frauen wurden unsagbare Schändlichkeiten verübt. Schon scheute die Habgier nicht einmal mehr vor der Plünderung der Heiligtümer zurück, und nicht nur andere Tempel wurden geschändet, sondern sogar die Schätze der Proserpina, die allezeit unberührt geblieben waren, abgesehen davon, daß es hieß, sie seien von Pyrrhos geplündert worden, der aber seine Beute mit einer großen Sühneleistung für seinen Frevel zurückbrachte. Wie also zuvor die Schiffe des Königs, vom Schiffbruch arg mitgenommen, nichts als das heilige Geld der Göttin, das sie wegschaffen wollten, unversehrt an Land brachten, so versetzte auch jetzt in einer anderen Art von Unheil ebendieses Geld alle, die mit der Schändung des Tempels zu tun gehabt hatten, in Raserei und trieb Anführer gegen Anführer und Soldaten gegen Soldaten in feindseliger Wut gegeneinander. Die Verantwortung für das Ganze lag bei Pleminius; ein Teil der Soldaten, den er selbst von Regium herangeführt hatte, unterstand ihm, ein Teil den Tribunen. Ein Soldat des Pleminius, der einen silbernen Becher aus dem Haus eines Bürgers geraubt hatte und, verfolgt von den Eigentümern, floh, lief zufällig den Militärtribunen Sergius und Matienus in die Arme. Als man ihm auf Befehl der Tribunen den Becher abgenommen hatte, kam es dann zu Zank und Geschrei, zuletzt zu einem Kampf zwischen den Soldaten des Pleminius und denen der Tribunen; da dieser und jener, seinen Kameraden gelegen, dazukam, wuchs zugleich die Menge und der Lärm. Die Soldaten des Pleminius zogen den kürzeren; sie liefen zu Pleminius, wiesen unter entrüstetem

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Pleminium cruorem ac vulnera ostentantes non sine vociferatione atque indignatione concurrissent probra in eum ipsum iactata in iurgiis referentes, accensus ira domo sese proripuit vocatosque tribunos nudari ac virgas expediri iubet. D u m spoliandis iis - repugnabant enim militumque fidem implorabant - tempus teritur, repente milites feroces recenti victoria ex omnibus locis, velut adversus hostes ad arma conclamatum esset, concurrerunt; et cum violata iam virgis corpora tribunorum vidissent, tum vero in multo impotentiorem subito rabiem accensi sine respectu non maiestatis modo, sed etiam humanitatis in legatum impetum lictoribus prius indignum in modum mulcatis faciunt. Tum ipsum ab suis interceptum et seclusum hostiliter lacerant et prope exsanguem naso auribusque mutilatis relinquunt.

His Messanam nuntiatis Scipio post paucos dies Locros hexeri advectus cum causam Plemini et tribunorum audisset, Pleminio noxa liberato relictoque in eiusdem loci praesidio, tribunis sontibus iudicatis et in vincla coniectis, ut Romam ad senatum mitterentur, Messanam atque inde Syracusas rediit.

Pleminius impotens irae neglectam ab Scipione et nimis leviter latam suam iniuriam ratus nec quemquam aestimare alium earn litem posse, nisi qui atrocitatem eius patiendo sensisset, tribunos attrahi ad se iussit laceratosque omnibus, quae pati corpus ullum potest, suppliciis interfecit nec satiatus vivorum poena insepultos proiecit.

Simili crudelitate et in Locrensium principes est usus,

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Schreien auf ihr Blut und ihre Wunden und berichteten von den Schmähungen, die bei der Streiterei gegen ihn selbst ausgestoßen worden waren; da stürzte er wutentbrannt aus dem Haus, ließ die Tribunen rufen und befahl, sie zu entblößen und die Ruten bereitzumachen. Während bei ihrem Entkleiden Zeit verging - sie leisteten nämlich Widerstand und riefen den Schutz ihrer Soldaten an - , liefen plötzlich die Soldaten, wild-begeistert von dem soeben errungenen Sieg, von überall her zusammen, als hätte man gegen die Feinde zu den Waffen gerufen. Als sie die Körper der Tribunen schon von den Ruten verletzt sahen, da wurden sie vollends plötzlich in eine noch viel maßlosere Raserei versetzt, und ohne Rücksicht nicht nur auf seinen hohen Rang, sondern auch auf die Menschlichkeit gingen sie auf den Legaten los, nachdem sie zuvor die Liktoren in empörender Weise verprügelt hatten. Dann rissen sie ihn von seinen Leuten weg, schleppten ihn beiseite, schlugen ihm feindselig tiefe Wunden, verstümmelten ihm Nase und Ohren und ließen ihn fast verblutet liegen. Als dies nach Messana gemeldet wurde, kam Scipio wenige Tage später auf einem Sechsruderer nach Locri; nachdem er sich die Sache des Pleminius und der Tribunen angehört hatte, sprach er Pleminius von Schuld frei und ließ ihm das Kommando über den Ort, die Tribunen sprach er dagegen schuldig und ließ sie in Fesseln legen, damit sie nach Rom zum Senat geschickt würden; dann kehrte er nach Messana und von dort nach Syrakus zurück. Pleminius, maßlos in seinem Zorn, glaubte, das ihm zugefügte Unrecht sei von Scipio nicht genügend beachtet und allzu leicht genommen worden und diesen Streitgegenstand könne nur einer beurteilen, der seine Gräßlichkeit am eigenen Leib erfahren habe, ließ die Tribunen vor sich schleppen, sie mit allen Foltern, die ein Körper erleiden kann, zerfleischen und brachte sie so zu Tode, und nicht zufrieden mit der Strafe an den Lebenden, ließ er sie unbestattet hinauswerfen. Mit ähnlicher Grausamkeit ging er auch gegen die führen-

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quos ad conquerendas iniurias ad P. Scipionem profectos audivit; et quae antea per lubidinem atque avaritiam foeda exempla in socios ediderat, tunc ab ira multiplicia edere, infamiae atque invidiae non sibi modo, sed etiam imperatori esse.

Iam comitiorum appetebat tempus, cum a P. Licinio consule litterae Romam allatae se exercitumque suum gravi morbo adflictari nec subsisti potuisse, ni eadem vis mali aut gravior etiam in hostes ingruisset; itaque, quoniam ipse venire ad comitia non posset, si ita patribus videretur, se Q . Caecilium Metellum dictatorem comitiorum causa dicturum. Exercitum Q . Caecili dimitti e re publica esse; nam neque usum eius ullum in praesentia esse, cum Hannibal iam in hiberna suos receperit et tanta incesserit in ea castra vis morbi, ut, nisi mature dimittantur, nemo omnium superfuturus videatur. Ea consuli a patribus facienda, ut e re publica fideque sua duceret, permissa.

Civitatem eo tempore repens religio invaserat invento carmine in libris Sibyllinis propter crebrius eo anno de caelo lapidatum inspectis: quandoque hostis alienigena terrae Italiae bellum intulisset, eum pelli Italia vincique posse, si mater Idaea a Pessinunte Romam advecta foret. Id carmen ab decemviris inventum eo magis patres movit, quod et legati, qui donum Delphos portaverant, referebant et sacrificantibus ipsis Pythio Apollini omnia

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den Männer von Locri vor, die, wie er hörte, zu Scipio gegangen waren, um sich über die Ungerechtigkeiten zu beschweren; und die schändlichen Taten, die er vorher aus Begierde und Habsucht an den Bundesgenossen verübt hatte, die verübte er jetzt aus Wut noch viel mehr und brachte Schande und Haß nicht nur über sich, sondern auch über seinen Feldherrn. Schon kam die Zeit der Wahlen heran, da traf ein Brief des Konsuls P. Licinius ein: Er und sein Heer würden von einer schweren Krankheit heimgesucht, und man hätte sich nicht behaupten können, wenn das Übel nicht mit gleicher Macht oder sogar noch schlimmer auch über die Feinde hereingebrochen wäre; weil er daher nicht selbst zu den Wahlen kommen könne, werde er, wenn es den Vätern recht sei, Q . Caecilius Metellus zum Diktator für die Durchführung der Wahlen ernennen. Es liege im Interesse des Staates, das Heer des Q. Caecilius zu entlassen; denn man habe für es im Augenblick keine Verwendung, da Hannibal seine Leute schon ins Winterlager zurückgezogen habe und die Krankheit mit so großer Macht in dieses Lager eingedrungen sei, daß, wie es aussehe, keiner von allen übrigbleiben werde, wenn sie nicht vorzeitig entlassen würden. Die Senatoren überließen dem Konsul, das zu tun, was seiner Meinung nach im Interesse des Staates liege und seine Pflicht sei. Die Bürgerschaft hatte in dieser Zeit eine plötzliche religiöse Erregung befallen, nachdem man, weil es in diesem Jahr häufiger Steine vom Himmel geregnet hatte, die Sibyllinischen Bücher eingesehen und in ihnen den Spruch gefunden hatte, wenn ein Feind aus der Fremde den Krieg in das italische Land getragen habe, könne er aus Italien vertrieben und besiegt werden, wenn die Mutter vom Ida aus Pessinus nach Rom gebracht werde. Dieser Spruch, den die Decemvirn gefunden hatten, bewegte die Senatoren um so mehr, weil auch die Gesandten, die das Geschenk nach Delphi gebracht hatten, berichteten, als sie dem Pythischen Apollon geopfert hätten, sei alles glückverheißend gewesen und aus

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laeta fuisse et responsum oraculo editum: maiorem multo victoriam, quam cuius ex spoliis dona portarent, adesse populo Romano. In eiusdem spei summam conferebant P. Scipionis velut praesagientem animum de fine belli, quod depoposcisset provinciam Africam. Itaque quo maturius fatis, ominibus oraculisque portendentis sese victoriae compotes fierent, id cogitare atque agitare, quae ratio transportandae Romam deae esset. Nullasdum in Asia socias civitates habebat populus Romanus; tarnen memores Aesculapium quoque ex Graecia quondam hauddum ullo foedere sociata valetudinis populi causa arcessitum, tunc iam cum Attalo rege propter commune adversus Philippum bellum coeptam amicitiam esse (sperantes) facturum eum, quae posset, populi Romani causa legatos ad eum decernunt M. Valerium Laevinum, qui bis consul fuerat ac res in Graecia gesserat, M. Caecilium Metellum praetorium, Ser. Sulpicium Galbam aedilicium, duos quaestorios, Cn. Tremelium Flaccum et Μ. Valerium Faltonem. lis quinque naves quinqueremes, ut ex dignitate populi Romani adirent eas terras, ad quas concilianda maiestas nomini Romano esset, decernunt.

Legati Asiam petentes protinus Delphos cum esCendissent, oraculum adierunt consulentes, ad quod negotium domo missi essent, perficiendi eius quam sibi spem populoque Romano portenderet. Responsum esse ferunt per Attalum regem compotes eius fore, quod peterent; cum Romam deam devexissent, tum curarent, ut earn, qui vir optimus Romae esset, hospitio exciperet. Pergamum ad regem venerunt. Is legatos comiter

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dem Orakel sei der Bescheid gekommen, dem römischen Volk stehe ein viel größerer Sieg bevor als der, aus dessen Beute sie die Geschenke brächten. Zu allem, was diese Hoffnung stützte, zählten sie auch, daß P. Scipio wie in einer Vorahnung vom Ende des Krieges Afrika als Aufgabengebiet gefordert hatte. U m sich daher um so früher des sich durch Schicksalssprüche, Vorzeichen und Orakelsprüche ankündigenden Sieges zu erfreuen, suchten sie mit allem Nachdruck nach einem Weg, die Göttin nach Rom zu schaffen. Das römische Volk hatte in Kleinasien noch keine verbündeten Gemeinden; man erinnerte sich jedoch daran, daß man auch Aesculap einstmals wegen des Gesundheitszustandes des Volkes aus Griechenland herbeigeholt hatte, als man mit ihm noch nicht durch einen Vertrag verbunden war, und daß sich jetzt schon mit König Attalos wegen des gemeinsamen Krieges gegen Philipp Freundschaft angebahnt habe; in der Hoffnung, er werde dem römischen Volk zuliebe tun, was er könne, bestimmten sie als Gesandte an ihn M. Valerius Laevinus, der zweimal Konsul gewesen war und in Griechenland Krieg geführt hatte, M. Caecilius Metellus, einen ehemaligen Prätor, Ser. Sulpicius Galba, einen ehemaligen Adilen, und zwei ehemalige Quästoren, Cn. Tremelius Flaccus und M. Valerius Falto. Sie bestimmten für diese fünf Fünfruderer, damit sie der Würde des römischen Volkes entsprechend jene Länder aufsuchten, bei denen sie dem römischen Namen Ansehen verschaffen sollten. Als die Gesandten auf der Fahrt nach Asien geradewegs nach Delphi hinaufgestiegen waren, wandten sie sich an das Orakel mit der Frage, welche Hoffnung es ihnen und dem römischen Volk mache, den Auftrag auszuführen, zu dem man sie von daheim geschickt habe. Die Antwort soll gelautet haben: Mit Hilfe von König Attalos würden sie erreichen, was sie wollten; wenn sie die Göttin nach Rom gebracht hätten, dann sollten sie dafür sorgen, daß der beste Mann, den es in Rom gebe, sie gastfreundlich in Empfang nehme. Sie kamen nach Pergamon zum König. Er nahm die

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acceptos Pessinuntem in Phrygiam deduxit sacrumque iis lapidem, quam matrem deum esse incolae dicebant, tradidit ac deportare Romam iussit. Praemissus ab legates M. Valerius Falto nuntiavit deam adportari; quaerendum virum optimum in civitate esse, qui earn rite hospitio acciperet. Q. Caecilius Metellus dictator ab consule in Bruttiis comitiorum causa dictus exercitusque eius dimissus, magister equitum L. Veturius Philo. Comitia per dictatorem habita. Consules facti Μ. Cornelius Cethegus, P. Sempronius Tuditanus absens, cum provinciam Graeciam haberet. Praetores inde creati Tib. Claudius Nero, M. Marcius Ralla, L. Scribonius Libo, M. Pomponius Matho. Comitiis perfectis dictator sese magistratu abdicavit.

Ludi Romani ter, plebeii septiens instaurati. Curules erant aediles Cn. et L. Cornelii Lentuli; Lucius Hispaniam provinciam habebat; absens creatus absens eum honorem gessit. Tib. Claudius Asellus et Μ. Iunius Pennus plebeii aediles fuerunt. Aedem Virtutis eo anno ad portam Capenam M. Marcellus dedicavit septimo decimo anno, postquam a patre eius primo consulatu vota in Gallia ad Clastidium fuerat. Et flamen Martialis eo anno est mortuus M. Aemilius Regillus.

Neglectae eo biennio res in Graecia erant. Itaque Philippus Aetolos desertos ab Romanis, cui uni fidebant auxilio, quibus voluit condicionibus ad petendam et paciscendam subegit pacem. Q u o d nisi omni vi perfice-

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Gesandten freundlich auf, brachte sie nach Pessinus in Phrygien, übergab ihnen den heiligen Stein, von dem die Einwohner sagten, er sei die Mutter der Götter, und forderte sie auf, ihn nach Rom zu bringen. C. Valerius Falto, den die Gesandten vorausschickten, meldete, die Göttin werde herangebracht; man müsse nach dem besten Mann in der Bürgerschaft suchen, der sie in aller Form gastfreundlich in Empfang nehmen solle. Q . Caecilius Metellus wurde vom Konsul im Gebiet der Bruttier zum Diktator für die Durchführung der Wahlen ernannt und sein Heer entlassen; Magister equitum wurde L. Veturius Philo. Die Wahlen wurden durch den Diktator abgehalten. Konsul wurden M. Cornelius Cethegus und P. Sempronius, dieser in Abwesenheit, da er Griechenland als Aufgabenbereich hatte. Dann wurden die Prätoren gewählt: Tib. Claudius Nero, M. Marcius Ralla, L. Scribonius Libo und M. Pomponius Matho. Nach Durchführung der Wahlen legte der Diktator sein Amt nieder. Die Römerspiele wurden dreimal, die Plebejerspiele siebenmal wiederholt. Kurulische Ädilen waren Cn. und L. Cornelius Lentulus; Lucius hatte Spanien als Aufgabenbereich; er wurde in Abwesenheit gewählt und übte dieses Amt in Abwesenheit aus. Tib. Claudius Asellus und M. Junius Pennus waren plebejische Ädilen. M. Marcellus weihte in diesem Jahr den Tempel der Virtus bei der Porta Capena, siebzehn Jahre, nachdem er von seinem Vater in dessen erstem Konsulat in Gallien bei Clastidium gelobt worden war. In diesem Jahr starb auch der Flamen des Mars, M. Aemilius Regillus. In den letzten zwei Jahren waren die Dinge in Griechenland vernachlässigt worden. Daher zwang Philipp die Ätoler, die von den Römern, der einzigen Hilfe, auf die sie vertrauten, im Stich gelassen worden waren, zu den Bedingungen, die er wollte, um Frieden zu bitten und ihn abzuschließen. Wenn er sich nicht mit aller Macht beeilt hätte, dies zustande zu bringen, wäre er noch beim Kriegführen mit

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re maturasset, bellantem eum cum Aetolis P. Sempronius proconsul successor imperii missus Sulpicio cum decern milibus peditum et mille equitibus et triginta quinque rostratis navibus, haud parvum m o m e n t u m ad opem ferendam sociis, oppressisset. Vixdum pace facta nuntius regi venit Romanos Dyrrachium venisse Parthinosque et propinquas gentes alias motas esse ad spem novandi res Dimallumque oppugnari. Eo se averterant Romani ab Aetolorum, quo missi erant, auxilio irati, quod sine auctoritate sua adversus foedus cum rege pacem fecissent. Ea cum audisset Philippus, ne qui motus maior in finitimis gentibus populisque oreretur, magnis itineribus Apolloniam contendit, quo Sempronius se receperat, misso Laetorio legato cum parte copiarum et viginti quinque navibus in Aetoliam ad visendas res pacemque, si posset, turbandam. Philippus agros Apolloniatium vastavit et ad urbem admotis copiis potestatem pugnae R o m a n o fecit; quem postquam quietum muros t a n t u m m o d o tueri vidit, nec satis fidens viribus, ut urbem oppugnaret, et cum Romanis quoque, sicut cum Aetolis, cupiens pacem, si posset, si minus, indutias facere, nihil ultra inritatis novo certamine odiis in regnum se recepit.

Per idem tempus taedio diutini belli Epirotae temptata prius R o m a n o r u m voluntate legatos de pace communi ad Philippum misere satis confidere conventuram earn adfirmantes, si ad conloquium cum P. Sempronio imperatore R o m a n o venisset. Facile impetratum -

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den Ätolern von dem Prokonsul P. Sempronius überrascht worden, der als Nachfolger des Sulpicius im Oberbefehl mit io ooo Fußsoldaten, i o o o Reitern und 35 Kriegsschiffen geschickt wurde, einer nicht geringen Streitmacht, um den Bundesgenossen Hilfe zu bringen. Der Friede war kaum geschlossen, da erhielt der König die Nachricht, die Römer seien nach Dyrrhachion gekommen, die Parthiner und andere benachbarte Völkerschaften hätten sich in der Hoffnung auf eine Änderung der Verhältnisse erhoben und Dimallon werde bestürmt. Die Römer hatten sich von den Ätolern, denen sie als Hilfe geschickt worden waren, dorthin entfernt, verärgert darüber, daß diese ohne ihre Mitwirkung entgegen dem Vertrag mit dem König Frieden geschlossen hatten. Als Philipp das hörte, eilte er, damit keine größeren Unruhen bei den benachbarten Stämmen und Völkern ausbrächen, in Gewaltmärschen nach Apollonia, wohin Sempronius sich zurückgezogen hatte, nachdem er den Legaten Laetorius mit einem Teil der Truppen und 25 Kriegsschiffen nach Ätolien geschickt hatte, damit er sich ein Bild von der Lage mache und den Frieden womöglich störe. Philipp verwüstete die Ländereien der Apolloniaten, führte seine Truppen an die Stadt heran und bot dem Römer die Schlacht an. Als er aber sah, daß der ruhig nur die Mauern verteidigte, hatte er zu seinen Streitkräften nicht genug Vertrauen, daß er die Stadt angriff, und da er auch mit den Römern wie mit den Ätolern, wenn es möglich sei, Frieden, wenn nicht, einen Waffenstillstand zu schließen wünschte, zog er sich in sein Königreich zurück, ohne durch einen neuen Kampf weiteren Haß zu erregen. Gleichzeitig schickten die Epiroten, des langen Kriegs überdrüssig, nachdem sie zuvor den Willen der Römer erkundet hatten, Gesandte wegen eines allgemeinen Friedens zu Philipp und versicherten ihm, sie seien fest davon überzeugt, daß er zustande kommen werde, wenn er zu einer Unterredung mit dem römischen Feldherrn P. Sem-

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neque enim ne ipsius quidem regis abhorrebat animus - , ut in Epirum transiret. Phoenice urbs est Epiri; ibi prius conlocutus rex cum Aeropo et Derda et Philippo, Epirotarum praetoribus, postea cum P. Sempronio congreditur. Adfuit conloquio Amynander, Athamanum rex, et magistratus alii Epirotarum et Acarnanum. Primus Philippus praetor verba fecit et petiit simul ab rege et ab imperatore Romano, ut finem belli facerent darentque earn Epirotis veniam. P. Sempronius condiciones pacis dixit, ut Parthini et Dimallum et Bargullum et Eugenium Romanorum essent, Atintania, si missis Romam legatis ab senatu impetrasset, ut Macedoniae accederet. In eas condiciones cum pax conveniret, ab rege foederi adscripti Prusia, Bithyniae rex, Achaei, Boeoti, Thessali, Acarnanes, Epirotae, ab Romanis Iiienses, Attalus rex, Pleuratus, Nabis, Lacedaemoniorum tyrannus, Elei, Messenii, Athenienses. Haec conscripta consignataque sunt et in duos menses indutiae factae, donec Romam mitterentur legati, ut populus in has condiciones pacem iuberet. Iusseruntque omnes tribus, quia verso in Africam bello omnibus aliis in praesentia levari bellis volebant. P. Sempronius pace facta ad consulatum Romam decessit.

M. Cornelio, P. Sempronio consulibus - quintus decimus is annus belli Punici erat - provinciae Cornelio Etruria cum vetere exercitu, Sempronio Bruttii, ut novas scriberet legiones, decretae. Praetoribus M. Marcio urbana, L. Scribonio Liboni peregrina et eidem Gallia,

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pronius komme. Leicht erreichten sie, daß der König nach Epirus hinüberkam; denn auch er selbst war nicht abgeneigt. Phoinike ist eine Stadt in Epirus; dort besprach sich der König zuvor mit Aeropos, Derdas und Philipp, den Strategen der Epiroten, danach traf er mit P. Sempronius zusammen. An der Unterredung nahm Amynander, der König der Athamanen, teil, dazu andere Beamte der Epiroten und Akarnanen. Als erster sprach der Stratege Philipp und bat den König und den römischen Feldherrn, dem Krieg ein Ende zu machen und den Epiroten diesen Gefallen zu tun. P. Sempronius nannte als Bedingungen für einen Frieden, daß die Parthiner sowie Dimallon, Bargyllon und Eugenion den Römern gehören sollten, Atintanien dagegen, wenn der König Gesandte nach Rom geschickt und die Einwilligung des Senats erlangt habe, an Makedonien fallen solle. Da man sich auf einen Frieden zu diesen Bedingungen einigte, wurden von Seiten des Königs Prusias, der König von Bithynien, die Achäer, die Böoter, die Thessaler, die Akarnanen und die Epiroten in den Vertrag mit aufgenommen, von seiten der Römer die Leute von Ilion, König Attalos, Pleuratos, Nabis, der Tyrann der Spartaner, die Eleer, die Messenier und die Athener. Dies wurde niedergeschrieben und gesiegelt und ein Waffenstillstand für zwei Monate geschlossen; unterdessen sollten Gesandte nach Rom geschickt werden, damit das Volk den Frieden zu diesen Bedingungen genehmige. Alle Tribus genehmigten ihn, weil der Krieg sich Afrika zugewandt hatte und sie daher im Augenblick von allen anderen Kriegen befreit werden wollten. Nachdem der Friede geschlossen war, begab sich P. Sempronius zu seinem Konsulat nach Rom. Unter den Konsuln M. Cornelius und P. Sempronius - es war das fünfzehnte Jahr des Punischen Krieges - wurde als Aufgabenbereich für Cornelius Etrurien mit dem alten Heer bestimmt, für Sempronius das Gebiet der Bruttier mit dem Auftrag, neue Legionen aufzustellen. Von den Prätoren fiel M. Marcius die Stadtprätur zu, L. Scribonius Libo die Frem-

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Μ. Pomponio Mathoni Sicilia, Tib. Claudio Neroni Sardinia evenit. P. Scipioni cum eo exercitu, cum ea classe, quam habebat, prorogatum in annum imperium est; item P. Licinio, ut Bruttios duabus legionibus obtineret, quoad eum in provincia cum imperio morari consuli e re publica visum esset. Et Μ. Livio et Sp. Lucretio cum binis legionibus, quibus adversus Magonem Galliae praesidio fuissent, prorogatum imperium est; et Cn. Octavio, ut, cum Sardiniam legionemque Tib. Claudio tradidisset, ipse navibus longis quadraginta maritimam oram, quibus finibus senatus censuisset, tutaretur. M. Pomponio praetori in Sicilia Cannensis exercitus, duae legiones, decretae; T. Quinctius Tarentum, C. Hostilius Tubulus Capuam propraetores sicut priore anno cum vetere uterque praesidio obtinerent. De Hispaniae imperio, quos in earn provinciam duos proconsules mitti placeret, latum ad populum est. Omnes tribus eosdem, L. Cornelium Lentulum et L. Manlium Acidinum, proconsules, sicut priore anno tenuissent, obtinere eas provincias iusserunt. Consules dilectum habere instituerunt et ad novas scribendas in Bruttios legiones et in ceterorum - ita enim iussi ab senatu erant - exercituum supplementum.

Quamquam nondum aperte Africa provincia decreta erat, occultantibus id, credo, patribus, ne praesciscerent Carthaginienses, tamen in earn spem erecta civitas erat in Africa eo anno bellatum iri finemque bello Punico adesse. Impleverat ea res superstitionum animos, pronique et ad nuntianda et ad credenda prodigia erant. E o

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denprätur sowie Gallien, M. Pomponius Matho Sizilien und Tib. Claudius Nero Sardinien. P. Scipio wurde mit dem Heer und mit der Flotte, die er hatte, die Befehlsgewalt für das Jahr verlängert, ebenso P. Licinius, der das Gebiet der Bruttier mit zwei Legionen haben sollte, solange es dem Konsul im Interesse des Staates zu liegen scheine, wenn er mit Befehlsgewalt in dem Aufgabenbereich bleibe. Auch M. Livius und Sp. Lucretius wurde jedem mit den zwei Legionen, mit denen sie Gallien vor Mago geschützt hatten, die Befehlsgewalt verlängert. Ebenso Cn. Octavius, damit er, wenn er Sardinien und seine Legion Tib. Claudius übergeben habe, selbst mit 40 Kriegsschiffen die Meeresküste in dem Gebiet schütze, das der Senat bestimme. Dem Prätor M. Pomponius in Sizilien wurde das Cannae-Heer, zwei Legionen, zugewiesen. T. Quinctius sollte Tarent, C . Hostilius Tubulus Capua wie im Vorjahr als Proprätoren halten, jeder mit seinen alten Truppen. Uber das Kommando in Spanien, welche beiden Prokonsuln in diesen Aufgabenbereich geschickt werden sollten, wurde das Volk befragt. Alle Tribus entschieden, daß dieselben, L. Cornelius Lentulus und L. Manlius Acidinus, als Prokonsuln diese Aufgabenbereiche innehaben sollten, so wie sie sie im Vorjahr gehabt hätten. Die Konsuln begannen die Aushebung durchzuführen sowohl für die neuen Legionen, die für das Gebiet der Bruttier aufgestellt werden sollten, wie auch zur Ergänzung der übrigen Heere - denn dazu waren sie vom Senat aufgefordert worden. Obwohl Afrika noch nicht offen als Aufgabengebiet bestimmt worden war, da die Väter das, glaube ich, noch geheimhielten, damit die Karthager es nicht im voraus erführen, war die Bürgerschaft doch von der Hoffnung ermutigt, daß in diesem Jahr in Afrika Krieg geführt werde und daß das Ende des Krieges mit den Karthagern da sei. Das hatte die Menschen mit abergläubischer Furcht erfüllt, und sie waren geneigt, Zeichen der Götter zu melden und zu glauben. U m so mehr waren in aller Munde: Man habe zwei

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plura vulgabantur: duos soles visos et nocte interluxisse et facem Setiae ab ortu solis ad occidentem porrigi visam; Tarracinae portam, Anagniae et portam et multis locis murum de caelo tactum; in aede Iunonis Sospitae Lanuvi cum horrendo fragore strepitum editum. E o r u m procurandorum causa diem unum supplicatio fuit, et novendiale sacrum, quod de caelo lapidatum esset, factum. E o accessit consultatio de matre Idaea accipienda, quam, praeterquam quod M. Valerius, unus ex legatis, praegressus actutum in Italia fore nuntiaverat, recens nuntius aderat Tarracinae iam esse. H a u d parvae rei iudicium senatum tenebat, qui vir optimus in civitate esset; veram certe victoriam eius rei sibi quisque mallet quam ulla imperia honoresve suffragio seu patrum seu plebis delatos. P. Scipionem Cn. filium eius, qui in Hispania ceciderat, adulescentem nondum quaestorium, iudicaverunt in tota civitate virum bonorum optimum esse. Id quibus virtutibus inducti ita iudicarint, sicut traditum a proximis memoriae temporum illorum scriptoribus libens posteris traderem, ita meas opiniones coniectando rem vetustate obrutam non interponam.

P. Cornelius cum omnibus matronis Ostiam obviam ire deae iussus isque earn de nave accipere et in terram elatam tradere ferendam matronis. Postquam navis ad ostium amnis Tiberini accessit, sicut erat iussus, in salum nave evectus ab sacerdotibus deam accepit extulitque in

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Sonnen gesehen, und bei Nacht sei es für kurze Zeit taghell geworden, und man habe in Setia eine Fackel gesehen, die sich vom Sonnenaufgang zum Sonnenuntergang erstreckte; in Tarracina sei das Stadttor, in Anagnia das Stadttor und die Mauer an vielen Stellen vom Blitz getroffen worden; im Tempel der Juno Sospita in Lanuvium habe es mit entsetzlichem Getöse gekracht. U m dies zu sühnen, fand ein eintägiges Bittfest statt, und man feierte ein neuntägiges Opferfest, weil es vom Himmel Steine geregnet hatte. Dazu kam eine Beratung über den Empfang der Mutter vom Ida; abgesehen davon, daß M. Valerius, einer der Gesandten, vorausgeeilt war und gemeldet hatte, sie werde alsbald in Italien sein, war eine neue Botschaft da, sie sei schon in Tarracina. Eine Entscheidung von nicht geringer Bedeutung beschäftigte den Senat: wer der beste Mann in der Bürgerschaft sei. Jeder hätte für sich bestimmt einen wahren Sieg in dieser Sache lieber gewollt als die Übertragung irgendwelcher Kommandos oder Amter durch eine Abstimmung der Väter oder der Plebs. Sie entschieden, P. Scipio, der Sohn jenes Gnaeus, der in Spanien gefallen war, ein junger Mann, der noch nicht das Quästorenalter erreicht hatte, sei in der ganzen Bürgerschaft von den Guten der beste Mann. Aufgrund welcher Eigenschaften sie so entschieden haben, würde ich gerne der Nachwelt mitteilen, wenn es von den Schriftstellern, die der Erinnerung an jene Zeiten am nächsten waren, überliefert wäre; aber ich möchte nicht meine Gedanken einfügen, die bloße Vermutungen über eine Sache wären, die durch ihr Alter ins Dunkel gehüllt ist. P. Cornelius wurde aufgefordert, mit allen verheirateten Frauen der Göttin nach Ostia entgegenzugehen, sie aus dem Schiff in Empfang zu nehmen, an Land zu bringen und sie den Frauen zum Tragen zu übergeben. Nachdem das Schiff an der Tibermündung erschienen war, fuhr er, wie es angeordnet war, mit einem Schiff auf das Meer hinaus, übernahm von den Priestern die Göttin und brachte sie an Land. Die

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terram. Matronae primores civitatis, inter quas unius Claudiae Quintae insigne est nomen, accepere; cui dubia, ut traditur, antea fama clariorem ad posteros tam religioso ministerio pudicitiam fecit.

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Eae per manus, succedentes deinceps aliae aliis, omni obviam effusa civitate, turibulis ante ianuas positis, qua praeferebatur, atque accenso ture precantibus, ut volens propitiaque urbem Romanam iniret, in aedem Victoriae, quae est in Palatio, pertulere deam pridie idus Apriles; isque dies festus fuit. Populus frequens dona deae in Palatium tulit, lectisterniumque et ludi fuere, Megalesia appellata.

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C u m de supplemento legionum, quae in provinciis erant, ageretur, tempus esse a quibusdam senatoribus subiectum est, quae dubiis in rebus utcumque tolerata essent, ea dempto iam tandem deum benignitate metu non ultra pati. Erectis exspectatione patribus subiecerunt colonias Latinas duodecim, quae Q. Fabio et Q. Fulvio consulibus abnuissent milites dare, eas annum iam ferme sextum vacationem militiae quasi honoris et beneficii causa habere, cum interim boni oboedientesque socii pro fide atque obsequio in populum Romanum continuis omnium annorum dilectibus exhausti essent. Sub hanc vocem non memoria magis patribus renovata rei prope iam oblitteratae quam ira inritata est. Itaque nihil prius referre consules passi decreverunt, ut consules magistratus denosque principes Nepete, Sutrio, Ardea, Calibus, Alba, Carseolis, Sora, Suessa,

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ersten Frauen der Bürgerschaft übernahmen sie, unter denen einzig der Name der Claudia Quinta bemerkenswert ist; ihr zuvor, wie es heißt, zweifelhafter Ruf machte ihre Keuschheit durch den so frommen Dienst bei der Nachwelt noch berühmter. Sie ließen die Göttin, eine nach der anderen, der Reihe nach von Hand zu Hand gehen, und die gesamte Bürgerschaft strömte ihr entgegen. Wo sie vorbeikam, standen Weihrauchpfannen vor den Türen, und man zündete den Weihrauch an und betete, die Göttin möge freiwillig und gnädig die Stadt R o m betreten, und sie brachten sie am 12. April in den Tempel der Victoria auf dem Palatium; und das wurde ihr Festtag. Das Volk brachte der Göttin in großer Zahl Geschenke auf das Palatium, und es gab ein Göttermahl und Spiele, die Megalesien genannt wurden. Als über den Ersatz für die Legionen, die in den Aufgabenbereichen standen, verhandelt wurde, ließen einige Senatoren einfließen, es sei an der Zeit, etwas, das man in schwierigen Zeiten, so gut es ging, ertragen habe, jetzt, w o ihnen endlich durch die Gnade der Götter die Furcht genommen sei, nicht länger zu dulden. Während die Senatoren vor Erwartung gespannt waren, fügten sie hinzu, die zwölf Latinerkolonien, die sich unter dem Konsulat von Q. Fabius und Q. Fulvius geweigert hätten, Soldaten zu stellen, die hätten jetzt schon fast das sechste Jahr Befreiung vom Kriegsdienst, als wolle man ihnen eine Ehre und eine Vergünstigung erweisen, während unterdessen die guten und folgsamen Bundesgenossen für ihre Treue und Willfährigkeit gegenüber dem römischen Volk durch die ständigen Aushebungen in all den Jahren erschöpft seien. Bei diesen Worten wurde bei den Senatoren die Erinnerung an eine fast schon in Vergessenheit geratene Angelegenheit wieder wach, noch mehr aber ihr Zorn geweckt. Daher ließen sie die Konsuln keinen anderen Punkt vorher behandeln und beschlossen, die Konsuln sollten die Beamten und je zehn führende Männer aus Nepete, Sutrium, Ardea, Cales, Alba, Carseoli, Sora,

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Setia, Circeis, Narnia, Interamna - hae namque coloniae in ea causa erant - R o m a m excirent; iis imperarent, quantum quaeque earum coloniarum militum plurim u m dedisset populo Romano, ex quo hostes in Italia essent, duplicatum eius summae n u m e r u m peditum daret et equites centenos vicenos; si qua eum n u m e r u m equitum explere non posset, pro equite uno tres pedites liceret dare; pedites equitesque quam locupletissimi legerentur mitterenturque, ubicumque extra Italiam supplemento opus esset. Si qui ex iis recusarent, retineri eius coloniae magistratus legatosque placere neque, si postularent, senatum dari, priusquam imperata fecissent. Stipendium praeterea iis coloniis in milia aeris asses singulos imperari exigique quotannis censumque in iis coloniis agi ex formula ab Romanis censoribus data dari autem placere eandem quam populo R o m a n o deferrique R o m a m ab iuratis censoribus coloniarum, priusquam magistratu abirent.

Ex hoc senatus consulto accitis R o m a m magistratibus primoribusque earum coloniarum consules cum milites stipendiumque imperassent, alii aliis magis recusare ac reclamare; negare tantum militum effici posse; vix, si simplum ex formula imperetur, enisuros; orare atque obsecrare, ut sibi senatum adire ac deprecari liceret; nihil se, quare perire merito deberent, admisisse; sed si pereundum etiam foret, neque suum delictum neque iram populi Romani, ut plus militum darent, quam

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Suessa, Setia, Circeji, Narnia und Interamna - denn um diese Kolonien ging es - nach Rom bestellen; denen sollten sie befehlen, von der Höchstzahl an Soldaten, die jede dieser Kolonien dem römischen Volk gestellt habe, seitdem die Feinde in Italien seien, sollten sie das Doppelte an Fußsoldaten stellen und jede 120 Reiter; wenn eine diese Zahl an Reitern nicht aufbringen könne, solle sie für einen Reiter drei Fußsoldaten stellen dürfen; als Fußsoldaten und Reiter sollten möglichst Reiche ausgehoben werden, und sie sollten dorthin geschickt werden, w o auch immer man außerhalb von Italien Ersatz brauche. Wenn sich welche von ihnen weigerten, solle man die Beamten und Gesandten dieser Kolonie festhalten und sie auch, wenn sie es verlangten, nicht vor den Senat lassen, bis sie die Forderung erfüllt hätten. Außerdem solle diesen Kolonien eine Vermögenssteuer von einem Tausendstel auferlegt und jährlich eingefordert und der Zensus in diesen Kolonien nach dem Ansatz durchgeführt werden, den die römischen Zensoren festlegten - es solle aber derselbe genommen werden wie für das römische Volk - , und die Zensusunterlagen sollten von den vereidigten Zensoren der Kolonien, bevor sie ihr Amt niederlegten, nach Rom gebracht werden. Aufgrund dieses Senatsbeschlusses wurden die Beamten und die führenden Männer dieser Kolonien nach Rom bestellt. Nachdem die Konsuln von ihnen die Soldaten und die Steuer gefordert hatten, weigerten sich die einen mehr als die anderen, machten Einwendungen und versicherten, so viele Soldaten könnten sie nicht beibringen; sie würden es kaum schaffen, wenn man ihnen die einfache Zahl gemäß der Vertragsformel abverlange; sie bäten eindringlich darum, daß man ihnen gestatte, vor den Senat zu treten und um Gnade zu flehen. Sie hätten sich nichts zuschulden kommen lassen, w o f ü r sie verdientermaßen zugrunde gehen müßten; aber auch wenn sie zugrunde gehen müßten, könne weder ihr Vergehen noch der Zorn des römischen Volkes bewirken, daß sie mehr Soldaten stellten, als sie hätten. Die Kon-

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haberent, posse efficere. Consules obstinati legatos manere Romae iubent, magistratus ire domos ad dilectus habendos: nisi summa militum, quae imperata esset, Romam adducta neminem iis senatum daturum. Ita praecisa spe senatum adeundi deprecandique dilectus in iis duodecim coloniis per longam vacationem numero iuniorum aucto haud difficulter est perfectus.

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Altera item res prope aeque longo neglecta silentio relata a M. Valerio Laevino est, qui privatis conlatas pecunias se ac M. Claudio consulibus reddi tandem aequum esse dixit; nec mirari quemquam debere in publica obligata fide suam praecipuam curam esse; nam praeterquam quod aliquid proprie ad consulem eius anni, quo conlatae pecuniae essent, pertineret, etiam se auctorem ita conferendi fuisse inopi aerario nec plebe ad tributum sufficiente. Grata ea patribus admonitio fuit; iussisque referre consulibus decreverunt, ut tribus pensionibus ea pecunia solveretur; primam praesentem ii, qui tum essent, duas tertii et quinti consules numerarent.

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Omnes deinde alias curas una occupavit, postquam Locrensium clades, quae ignoratae ad earn diem fuerant, legatorum adventu vulgatae sunt. Nec tam Plemini seelus quam Scipionis in eo aut ambitio aut neglegentia iras hominum inritavit. Decern legati Locrensium obsiti squalore et sordibus in comitio sedentibus consulibus

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suln befahlen unnachgiebig den Gesandten, in Rom zu bleiben, den Beamten, nach Hause zu gehen, um die Aushebungen durchzuführen. Wenn die Zahl der Soldaten, die angefordert sei, nicht nach Rom geführt werde, werde niemand sie vor den Senat lassen. Nachdem ihnen so die Hoffnung genommen war, vor den Senat zu gelangen und um Gnade zu bitten, wurde die Aushebung in diesen zwölf Kolonien, da durch die lange Befreiung vom Kriegsdienst die Zahl der jungen Leute angewachsen war, ohne Schwierigkeit durchgeführt. Ebenso wurde eine andere Sache, die durch ein fast gleich langes Schweigen vernachlässigt worden war, von M. Valerius Laevinus auf die Tagesordnung gebracht, indem er sagte, es sei nicht mehr als recht, wenn die Gelder, die Privatleute in seinem und M. Claudius' Konsulat aufgebracht hätten, endlich zurückgezahlt würden; und es dürfe sich keiner darüber wundern, daß er sich besonders darum kümmere, wo doch der Staat sich dafür verbürgt habe; denn abgesehen davon, daß es den Konsul des Jahres, in dem man die Gelder aufgebracht habe, irgendwie persönlich angehe, so habe er ja auch veranlaßt, daß sie auf diese Weise aufgebracht wurden, da die Staatskasse leer und die Plebs nicht imstande gewesen sei, eine Kriegssteuer zu entrichten. Diese Erinnerung war den Senatoren willkommen, sie forderten die Konsuln auf, die Sache auf die Tagesordnung zu setzen, und beschlossen, dieses Geld solle in drei Raten zurückgezahlt werden; die erste sollten die derzeitigen Konsuln jetzt auszahlen, zwei die Konsuln des dritten und fünften Jahres. Alle anderen Sorgen verdrängte dann eine einzige, nachdem die Leiden der Einwohner von Locri, von denen man bis zu diesem Tag nichts gewußt hatte, durch die Ankunft ihrer Gesandten allgemein bekannt wurden. Das Verbrechen des Pleminius reizte die Leute nicht so zum Zorn wie Scipios Parteilichkeit oder Nachlässigkeit ihm gegenüber. Zehn Gesandte aus Locri, in ungepflegtem und häßlichem Aufzug, streckten den Konsuln, die auf dem Comitium

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velamenta supplicum, ramos oleae, ut Graecis mos est, porgentes ante tribunal cum flebili vociferatione humi procubuerunt. Quaerentibus consulibus Locrenses se dixerunt esse, ea passos a Q. Pleminio legato Romanisque militibus, quae pati ne Carthaginienses quidem velit populus Romanus; orare, uti sibi patres adeundi deplorandique aerumnas suas potestatem facerent.

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Senatu dato maximus natu ex iis: „Scio, quanti aestimentur nostrae apud vos querellae, patres conscripti, plurimum in eo momenti esse, si probe sciatis, et quo modo proditi Locri Hannibali sint et quo modo pulso Hannibalis praesidio restituti in dicionem vestram; quippe si et culpa defectionis procul a publico consilio absit et reditum in vestram dicionem appareat non voluntate solum, sed ope etiam ac virtute nostra, magis indignemini bonis ac fidelibus sociis tam indignas, tam atroces iniurias ab legato vestro militibusque fieri. Sed ego causam utriusque defectionis nostrae in aliud tempus differendam arbitror esse duarum rerum gratia: unius, ut coram R Scipione, qui Locros recepit quique omnium nobis recte perperamque factorum est testis, agatur; alterius, quod, qualescumque sumus, tamen haec, quae passi sumus, pati non debuimus. Non possumus dissimulare, patres conscripti, nos, cum praesidium Punicum in arce nostra haberemus, multa foeda et indigna et a praefecto praesidii Hamilcare et ab Numidis Afrisque passos esse; sed quid ilia sunt conlata cum iis, quae hodie patimur?

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Cum bona venia, quaeso, audiatis, patres conscripti,

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saßen, die Zeichen der Bittflehenden, Zweige des Ölbaums, entgegen, wie es bei den Griechen üblich ist, und warfen sich vor dem Richtersitz mit kläglichem Jammergeschrei zu Boden. Als die Konsuln sie fragten, sagten sie, sie seien Bürger von Locri und hätten von dem Legaten Q . Pleminius und den römischen Soldaten Dinge erduldet, von denen das römische Volk nicht einmal wolle, daß die Karthager sie erduldeten; sie bäten darum, daß man ihnen Gelegenheit gebe, sich an den Senat zu wenden und ihm ihre Not zu klagen. Als sie vor den Senat gelassen wurden, sagte der älteste von ihnen: „Ich weiß, Senatoren, daß es dafür, wie unsere Klagen bei euch eingeschätzt werden, vor allem darauf ankommt, ob ihr genau wißt, wie Locri an Hannibal verraten wurde und wie es nach der Vertreibung von Hannibals Besatzung wieder in eure Gewalt gekommen ist; denn sollte einerseits die Schuld an dem Abfallen nicht auf einen amtlichen Beschluß zurückzuführen sein und es sich andererseits zeigen, daß wir nicht nur freiwillig unter eure Gewalt zurückgekehrt sind, sondern auch durch unsere tapfere Mitwirkung, dann dürftet ihr euch wohl noch mehr darüber entrüsten, daß guten und treuen Bundesgenossen von eurem Legaten und euren Soldaten so schändliche, so gräßliche Ungerechtigkeiten zugefügt werden. Ich glaube jedoch, daß die Untersuchung unseres zweimaligen Abfallens aus zwei Gründen auf eine andere Zeit verschoben werden sollte, einmal, damit sie in Anwesenheit von P. Scipio verhandelt wird, der Locri zurückerobert hat und der Zeuge all unserer rechten und Unrechten Taten ist, zum anderen, weil wir, mögen wir sein, wie wir wollen, doch das, was wir erlitten haben, nicht hätten erleiden dürfen. Wir können nicht verhehlen, Senatoren, daß wir, als wir eine punische Besatzung in unserer Burg hatten, viel Scheußliches und Schändliches sowohl von Hamilkar, dem Kommandanten der Besatzung, als auch von den Numidern und Afrikanern erlitten haben. Aber was ist das im Vergleich mit dem, was wir heute erleiden! Wollt bitte, Senatoren, mit gütiger Nachsicht das hören,

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id quod invitus eloquar. In discrimine nunc est humanuni omne genus, utrum vos an Carthaginienses principes orbis terrarum videat. Si ex iis, quae Locrenses aut ab illis passi sumus aut a vestro praesidio nunc cum maxime patimur, aestimandum Romanum ac Punicum Imperium sit, nemo non illos sibi quam vos dominos praeoptet. Et tarnen videte, quem ad modum in vos Locrenses animati sint. C u m a Carthaginiensibus iniurias tanto minores acciperemus, ad vestrum imperatorem confugimus; cum a vestro praesidio plus quam hostilia patiamur, nusquam alio quam ad vos querellas detulimus. Aut vos respicietis perditas res nostras, patres conscripti, aut ne ab dis quidem immortalibus, quod precemur, quicquam superest.

Q. Pleminius legatus missus est cum praesidio ad recuperandos a Carthaginiensibus Locros et cum eodem ibi relictus est praesidio. In hoc legato vestro - dant enim animum ad loquendum libere ultimae miseriae nec hominis quicquam est, patres conscripti, praeter figuram et speciem neque Romani civis praeter habitum vestitumque et sonum Latinae linguae: pestis ac belua immanis, quales fretum quondam, quo ab Sicilia dividimur, ad perniciem navigantium circumsedisse fabulae ferunt. Ac si scelus libidinemque et avaritiam solus ipse exercere in socios vestros satis haberet, unam profundam quidem voraginem tamen patientia nostra expleremus; nunc omnes centuriones militesque vestros - adeo in promiscuo licentiam atque improbitatem esse voluit Pleminios fecit; omnes rapiunt, spoliant, verberant, vul-

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was ich nur ungern sage: Es entscheidet sich jetzt für die ganze Menschheit, ob sie in euch oder in den Karthagern die Herren der Welt sehen soll. Wenn man nach dem, was wir Bürger von Locri von jenen erlitten haben und was wir von eurer Besatzung gerade jetzt erleiden, die römische und die punische Herrschaft beurteilen müßte, würde jeder sich lieber sie als euch zu Herren wünschen. Und trotzdem, seht doch, wie die Bürger von Locri gegen euch gesinnt sind! Als wir von den Karthagern so viel geringere Gewalttätigkeiten erlitten, haben wir bei eurem Feldherrn unsere Zuflucht gesucht; wo wir von eurer Besatzung mehr als Feindseligkeiten erleiden, haben wir unsere Klagen nirgendwo anders als bei euch vorgebracht. Entweder werdet ihr, Senatoren, euch um unsere verzweifelte Lage kümmern, oder uns bleibt nicht einmal mehr etwas, worum wir die unsterblichen Götter bitten könnten. Der Legat Q. Pleminius ist mit einer Truppeneinheit geschickt worden, Locri von den Karthagern zurückzuerobern, und ist dort mit derselben Truppeneinheit zurückgelassen worden. In diesem eurem Legaten - das äußerste Elend gibt uns ja den Mut, frei zu sprechen - ist nicht die Spur eines Menschen, Senatoren, abgesehen von der Gestalt und dem Aussehen, und nichts von einem römischen Bürger, abgesehen von seinem Äußeren, seiner Kleidung und dem Klang der lateinischen Sprache; eine Pest ist er, ein entsetzliches Ungeheuer, wie sie einst der Sage nach zu beiden Seiten der Meerenge, durch die wir von Sizilien getrennt sind, zum Verderben der Schiffer gesessen haben. Und wenn er sich damit zufrieden gäbe, seine Bosheit, seine Wollust und seine Habgier nur selbst an euren Bundesgenossen auszutoben, würden wir den einen, wenn auch tiefen Abgrund mit unserer Geduld doch ausfüllen; jetzt aber hat er jeden eurer Centurionen und Soldaten zu einem zweiten Pleminius gemacht - so allgemein sollte nach seinem Willen Zuchtlosigkeit und Verkommenheit sein; sie alle rauben, plündern, schlagen, verwunden, töten; sie schänden verheiratete Frau-

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nerant, occidunt; constuprant matronas, virgines, ingenuos raptos ex complexu parentium. Cottidie capitur urbs nostra, cottidie diripitur; dies noctesque omnia passim mulierum puerorumque, qui rapiuntur atque asportantur, ploratibus sonant. Miretur, qui sciat, quo m o d o aut nos ad patiendum sufficiamus aut illos, qui faciunt, nondum tantarum iniuriarum satietas ceperit. N e q u e ego exsequi possum nec vobis operae est audire singula, quae passi sumus; communiter omnia amplectar. N e g o domum ullam Locris, nego quemquam hominem expertem iniuriae esse; nego ullum genus sceleris, libidinis, avaritiae superesse, quod in ullo, qui pati potuerit, praetermissum sit. Vix ratio iniri potest, uter casus civitati sit detestabilior, cum hostes bello urbem cepere an cum exitiabilis tyrannus vi atque armis oppressit. Omnia, quae captae urbes patiuntur, passi sumus et cum maxime patimur, patres conscripti; omnia, quae crudelissimi atque importunissimi tyranni scelera in oppressos cives edunt, Pleminius in nos liberosque nostros et coniuges edidit.

U n u m est, de quo nominatim et nos queri religio infixa animis cogat et vos audire et exsolvere rem publicam vestram religione, si ita vobis videbitur, velimus, patres conscripti. Vidimus enim, cum quanta caerimonia non vestros solum colatis deos, sed etiam externos accipiatis. Fanum est apud nos Proserpinae, de cuius sanctitate templi credo aliquam famam ad vos pervenisse Pyrrhi bello, qui, cum ex Sicilia rediens Locros classe praeterveheretur, inter alia foeda, quae propter fidem erga vos

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en, Jungfrauen und Freigeborene, die sie aus den Armen ihrer Eltern reißen. Täglich wird unsere Stadt eingenommen, täglich wird sie geplündert. Tag und Nacht hallt alles weit und breit wider von dem Wehklagen der Frauen und Knaben, die geraubt und weggeschleppt werden. Wer dies wüßte, dürfte sich wohl darüber wundern, wie wir imstande sind, das zu ertragen, und wie jene, die das verüben, so großer Gewalttätigkeiten noch nicht überdrüssig geworden sind. Aber ich kann es nicht ausführlich berichten, und es ist für euch auch nicht der Mühe wert, zu hören, was wir im einzelnen erlitten haben; ich werde alles allgemein zusammenfassen. Ich behaupte, es gibt in Locri kein Haus, ich behaupte, es gibt keinen Menschen, der nicht Unrecht erfahren hat; ich behaupte, keine Art von Bosheit, von Wollust, von Habgier sei übrig, die einem, der sie erleiden konnte, erspart geblieben wäre. Es kann kaum ermittelt werden, welche Lage für eine Bürgerschaft abscheulicher ist, wenn die Feinde im Krieg die Stadt genommen haben oder wenn ein unseliger Tyrann sie mit Waffengewalt unterdrückt hat. Alles, was eroberte Städte erleiden, haben wir erlitten und erleiden wir auch jetzt noch, Senatoren; alles, was die grausamsten und rücksichtslosesten Tyrannen an Verbrechen gegen ihre unterdrückten Mitbürger verüben, hat Pleminius an uns und unseren Kindern und Frauen verübt. Es gibt aber eine Sache, die namentlich zu beklagen die unseren Herzen innewohnende Gottesfurcht uns zwingt und von der wir wollen, daß auch ihr sie hört und euren Staat von dem Fluch befreit, wenn es euch so gut scheint, Senatoren. Denn wir haben gesehen, mit welch heiliger Scheu ihr nicht nur eure Götter verehrt, sondern auch fremde aufnehmt. Es gibt bei uns das Heiligtum der Proserpina, einen Tempel, von dessen Unantastbarkeit, glaube ich, ein Ruf zu euch gedrungen ist im Krieg mit Pyrrhos, der, als er aus Sizilien zurückkehrte und mit seiner Flotte an Locri vorüberfuhr, neben anderen schändlichen Taten, die er an unserer

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in civitatem nostram facinora edidit, thesauros quoque Proserpinae intactos ad earn diem spoliavit; atque ita pecunia in naves imposita ipse terra est profectus. Q u i d ergo evenit, patres conscripti? Classis postero die foedissima tempestate lacerata omnesque naves, quae sacram pecuniam habuerunt, in litora nostra eiectae sunt. Q u a tanta clade edoctus tandem deos esse superbissimus rex pecuniam o m n e m conquisitam in thesauros Proserpinae referri iussit. Nec tarnen illi u m q u a m postea prosperi quicquam evenit; pulsusque Italia ignobili atque inhonesta morte temere nocte ingressus Argos occubuit.

Haec cum audisset legatus vester tribunique militum et mille alia, quae non augendae religionis causa (ficta), sed praesenti deae numine saepe comperta nobis maioribusque nostris referebantur, ausi sunt nihilominus sacrilegas admovere manus intactis illis thesauris et nefanda praeda se ipsos ac domos contaminare suas et milites vestros. Quibus, per vos fidemque vestram, patres conscripti, priusquam eorum scelus expietis neque in Italia neque in Africa quicquam rei gesseritis, ne, quod piaculi commiserunt, non suo solum sanguine, sed etiam publica clade luant.

Q u a m q u a m ne nunc quidem, patres conscripti, aut in ducibus aut in militibus vestris cessat ira deae. Aliquotiens iam inter se signis conlatis concucurrerunt; dux alterius partis Pleminius, alterius d u o tribuni militum erant. N o n acrius cum Carthaginiensibus quam inter se ipsi ferro dimicaverunt praebuissentque occasionem

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Bürgerschaft wegen unserer Treue zu euch verübte, auch die Schatzkammern der Proserpina beraubte, die bis zu diesem Tag unangetastet geblieben waren, und nachdem er das Geld so in die Schiffe gelegt hatte, selbst auf dem Landweg weiterzog. Was geschah daraufhin, Senatoren? Die Flotte wurde am folgenden Tag durch einen entsetzlichen Sturm arg mitgenommen und alle Schiffe, die das heilige Geld trugen, auf unsere Strände geworfen. Durch diesen so großen Verlust endlich belehrt, daß es Götter gebe, ließ der hochmütige König alles Geld zusammensuchen und in die Schatzkammern der Proserpina zurückbringen. Und doch ging danach für ihn nie mehr etwas gut aus; aus Italien vertrieben, starb er eines unrühmlichen und schmählichen Todes, als er leichtfertig bei Nacht in Argos eingedrungen war. Obwohl euer Legat und die Militärtribunen das und tausend andere Dinge gehört hatten, die ihnen mitgeteilt wurden, keine Erfindungen, um die Furcht vor den Göttern zu vergrößern, sondern Begebenheiten, die wir und unsere Vorfahren durch das sichtbare Walten der Göttin oft erfahren hatten, wagten sie nichtsdestoweniger ihre tempelschänderischen Hände nach jenen unantastbaren Schätzen auszustrecken und mit der ruchlosen Beute sich selbst, ihre Häuser und eure Soldaten zu beflecken. Mit denen solltet ihr, bei eurem Leben und eurer Redlichkeit, Senatoren, bevor ihr ihr Verbrechen wiedergutmacht, weder in Italien noch in Afrika etwas unternehmen, damit sie nicht, weil sie eine Schuld auf sich geladen haben, nicht nur mit ihrem eigenen Blut, sondern auch mit einem Schaden für den Staat büßen. Indessen auch jetzt, Senatoren, läßt der Zorn der Göttin bei euren Anführern und euren Soldaten nicht auf sich warten. Einigemal sind sie schon in offenem Kampf miteinander zusammengestoßen; der Anführer der einen Partei war Pleminius, die der anderen die beiden Militärtribunen. Gegen die Karthager haben sie mit dem Schwert nicht heftiger gekämpft als gegeneinander, und sie hätten durch ihre Raserei Hannibal Gelegenheit gegeben, Locri zurückzugewin-

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fürore suo Locros recipiendi Hannibali, nisi accitus ab nobis Scipio intervenisset. ,At hercule milites contactos sacrilegio furor agitat; in ducibus ipsis puniendis nullum deae numen apparuit.' I m m o ibi praesens maxime fuit. Virgis caesi tribuni ab legato sunt; legatus deinde insidiis tribunorum interceptus, praeterquam quod toto corpore laceratus, naso quoque auribusque decisis exsanguis est relictus; recreatus dein legatus ex vulneribus tribunos militum in vincla coniectos, dein verberibus affectos servilibusque omnibus suppliciis cruciatos occidit, mortuos deinde prohibuit sepeliri.

Has dea poenas a templi sui spoliatoribus habet nec ante desinet omnibus eos agitare furiis, quam reposita sacra pecunia in thesauris fuerit. Maiores q u o n d a m nostri gravi Crotoniensium bello, quia extra urbem templum est, transferre in urbem earn pecuniam voluerunt. N o c t u audita ex delubro vox est: abstinerent manus; deam sua defensuram. Quia movendi inde thesauros religio incussa erat, m u r o circumdare templum voluerunt. A d aliquantum iam altitudinis excitata erant moenia, cum subito conlapsa ruina sunt.

Sed et nunc et tunc et saepe alias dea suam sedem suumque templum aut tutata est aut a violatoribus gravia piacula exegit; nostras iniurias nec potest nec possit alius ulcisci quam vos, patres conscripti. Ad vos vestramque fidem supplices confugimus. Nihil nostra interest, u t r u m sub illo legato, sub illo praesidio Locros

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nen, wenn nicht Scipio, von uns herbeigerufen, dazugekommen wäre. ,Doch beim Herkules, die Raserei treibt die Soldaten um, die mit der Tempelschändung zu tun hatten; bei der Bestrafung der Anführer selbst dagegen zeigte sich das Walten der Göttin nicht.' Im Gegenteil, da war es besonders sichtbar. Die Tribunen wurden von dem Legaten mit Ruten gezüchtigt; der Legat wurde dann durch einen Anschlag der Tribunen aufgegriffen, und abgesehen davon, daß er am ganzen Körper zerfleischt wurde, schnitt man ihm Nase und Ohren ab und ließ ihn halbtot liegen. Der Legat erholte sich dann von seinen Wunden, ließ die Militärtribunen in Fesseln legen, dann auspeitschen und mit allen Foltern, wie man sie bei Sklaven anwendet, qualvoll töten und verhinderte dann, daß man die Toten begrub. Solche Strafen verhängt die Göttin über die, die ihren Tempel berauben, und sie wird nicht eher aufhören, sie mit allen Formen der Raserei umzutreiben, bis das heilige Geld wieder in die Schatzkammern gelegt ist. Unsere Vorfahren haben einst in dem schweren Krieg mit Croton, weil das Heiligtum außerhalb der Stadt liegt, dieses Geld in die Stadt schaffen wollen. Bei Nacht vernahm man aus dem Heiligtum eine Stimme, sie sollten ihre Hände davonlassen; die Göttin werde ihr Eigentum verteidigen. Weil ein religiöses Bedenken geweckt war, die Schätze von dort zu entfernen, wollten sie das Heiligtum mit einer Mauer umgeben. Bis zu einer gewissen Höhe war die Mauer schon errichtet, da stürzte sie plötzlich zusammen. Aber sowohl jetzt als auch damals und oftmals sonst hat die Göttin ihren Sitz und ihr Heiligtum geschützt oder von seinen Schändern schwere Sühne gefordert. Die uns zugefügten Ungerechtigkeiten kann kein anderer und soll auch kein anderer ahnden können als ihr, Senatoren; bei euch und eurer Redlichkeit suchen wir flehend Zuflucht. Für uns macht es keinen Unterschied, ob ihr Locri unter diesem Legaten, unter dieser Besatzung laßt oder dem erzürnten

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esse sinatis an irato Hannibali et Poenis ad supplicium dedatis. N o n postulamus, ut extemplo nobis, ut de absente, ut indicta causa credatis; veniat, coram ipse audiat, ipse diluat. Si quicquam sceleris, quod homo in homines edere potest, in nos praetermisit, non recusamus, quin et nos omnia eadem iterum, si pati possumus, patiamur et ille omni divino humanoque liberetur scele-

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Haec cum ab legatis dicta essent quaesissetque ab iis Q . Fabius, detulissentne eas querellas ad P. Scipionem, responderunt missos legatos esse, sed eum belli apparatu occupatum esse et in Africam aut iam traiecisse aut intra paucos dies traiecturum; et legati gratia quanta esset apud imperatorem, expertos esse, cum inter eum et tribunos cognita causa tribunos in vincla coniecerit, legatum aeque sontem aut magis etiam in ea potestate reliquerit.

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Iussis excedere templo legatis non Pleminius modo, sed etiam Scipio principum orationibus lacerari. Ante omnes Q . Fabius natum eum ad corrumpendam disciplinam militarem arguere; sic et in Hispania plus prope per seditionem militum quam bello amissum. Externo et regio more et indulgere licentiae militum et saevire in eos. Sententiam deinde aeque trucem orationi adiecit: Pleminium legatum vinctum R o m a m deportari placere et ex vinculis causam dicere ac, si vera forent, quae L o crenses quererentur, in carcere necari bonaque eius publicari; P. Scipionem, quod de provincia decessisset

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Hannibal und den Puniern zur Bestrafung übergebt. Wir fordern nicht, daß ihr uns auf der Stelle, daß ihr uns über einen Abwesenden, daß ihr uns ohne eine Untersuchung glaubt. Er soll kommen, er soll es selbst mit eigenen Ohren hören, soll es selbst entkräften. Wenn er ein Verbrechen, das ein Mensch an Menschen verüben kann, an uns nicht begangen hat, haben wir nichts dagegen einzuwenden, daß wir all dasselbe, wenn wir es ertragen können, noch einmal erleiden und er von jedem Verbrechen gegen Götter und Menschen freigesprochen wird." Als die Gesandten dies gesagt und Q . Fabius sie gefragt hatte, ob sie diese Klagen bei P. Scipio vorgebracht hätten, gaben sie zur Antwort, man habe Gesandte geschickt, aber er sei mit der Vorbereitung für den Krieg beschäftigt gewesen und sei entweder schon nach Afrika übergesetzt oder werde innerhalb weniger Tage übersetzen. Und sie hätten erfahren, wie beliebt der Legat beim Feldherrn sei, da dieser, nachdem er den Vorfall zwischen ihm und den Tribunen untersucht hatte, die Tribunen in Fesseln gelegt, den Legaten aber, der in gleichem oder sogar noch höherem Maße schuldig gewesen sei, in seinem Amt belassen habe. Man forderte die Gesandten auf, das Heiligtum zu verlassen, und nicht nur Pleminius, sondern auch Scipio wurde dann in den Reden der führenden Männer heftig angegriffen. Mehr als alle anderen beschuldigte Q. Fabius ihn, er sei geboren, die Kriegszucht zu untergraben; so habe man in Spanien fast mehr durch die Meuterei der Soldaten verloren als durch den Krieg; nach fremdländischer und königlicher Sitte sei er einerseits nachsichtig gegen die Zuchtlosigkeit der Soldaten, andererseits wüte er gegen sie. Er fügte dann seiner Rede einen ebenso harten Antrag hinzu: Der Legat Pleminius solle in Fesseln nach Rom geschafft werden und sich in Fesseln verantworten, und wenn das wahr sei, worüber sich die Bewohner von Locri beschwerten, solle er im Kerker hingerichtet und sein Besitz eingezogen werden. P. Scipio solle, weil er seinen Aufgabenbereich ohne Auftrag

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iniussu senatus, revocari agique cum tribunis plebis, ut de imperio eius a b r o g a n d o ferrent ad p o p u l u m ; Locrensibus coram senatum respondere, quas iniurias sibi factas quererentur, eas neque senatum neque p o p u l u m R o m a n u m factas velle; viros b o n o s sociosque et amicos eos appellari; liberos, coniuges quaeque alia erepta essent, restitui; pecuniam, quanta ex thesauris Proserpinae sublata esset, conquiri d u p l a m q u e pecuniam in thesauros reponi et sacrum piaculare fieri, ita ut prius ad collegium pontificum referretur, q u o d sacri thesauri moti, aperti, violati essent, quae piacula, quibus dis, quibus hostiis fieri placeret; milites, qui Locris essent, omnes in Siciliam transportari; quattuor cohortes sociorum Latini nominis in praesidium L o c r o s adduci.

Perrogari eo die sententiae accensis studiis p r o Scipione et adversus Scipionem non potuere. Praeter Plemini facinus Locrensiumque cladem ipsius etiam imperatoris non R o m a n u s m o d o , sed ne militaris quidem cultus iactabatur: c u m pallio crepidisque inambulare in gymnasio; libellis eum palaestraeque operam dare; aeque segniter molliterque cohortem totam Syracusarum amoenitate frui; Carthaginem atque Hannibalem excidisse de memoria; exercitum o m n e m licentia corruptum, qualis Sucrone in Hispania fuerit, qualis nunc Locris, sociis magis q u a m hosti metuendum.

H a e c q u a m q u a m partim vera, partim mixta eoque

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des Senats verlassen habe, zurückgerufen werden, und man solle mit den Volkstribunen verhandeln, daß sie beim Volk den Antrag einbrächten, ihm das Kommando abzuerkennen. Den Locrensern solle der Senat von Angesicht zu Angesicht antworten, der Senat und das Volk von Rom wünschten, die Ungerechtigkeiten gegen sie, über die sie sich beklagten, seien nicht geschehen; sie sollten als brave Leute, Bundesgenossen und Freunde bezeichnet werden, und ihre Kinder, ihre Frauen und was ihnen sonst entrissen worden sei, solle ihnen zurückgegeben werden. Alles Geld, das aus den Schatzkammern der Proserpina weggenommen worden sei, solle man ausfindig machen und doppelt soviel Geld in die Schatzkammern zurücklegen, und man solle ein Sühnopfer darbringen, zuvor aber, weil heilige Schätze weggeschafft, ans Licht gezogen und entweiht worden seien, das Kollegium der Pontifices befragen, welche Sühnopfer man darbringen solle, welchen Göttern und mit welchen Opfertieren. Die Soldaten, die in Locri seien, sollten alle nach Sizilien geschafft, vier Kohorten latinischer Bundesgenossen als Besatzung nach Locri geführt werden. Die Umfragen über die Anträge konnten an diesem Tag nicht zu Ende gebracht werden, weil die Gemüter für und wider Scipio erhitzt waren. Außer der Untat des Pleminius und dem Leid der Leute von Locri kam das nicht nur unrömische, sondern auch unsoldatische Auftreten des Feldherrn zur Sprache: mit einem Umhang und offenen Halbschuhen gehe er im Gymnasion umher und beschäftige sich ernsthaft mit Büchern und Leibesübungen. Gleich energielos und empfindsam genieße sein ganzes Gefolge die Annehmlichkeiten von Syrakus; Karthago und Hannibal seien ihnen aus dem Gedächtnis entschwunden. Das ganze Heer sei durch Zügellosigkeit verdorben, wie es in Sucro in Spanien gewesen sei, wie jetzt in Locri, und die Bundesgenossen müßten sich mehr vor ihm fürchten als der Feind. Obwohl diese Dinge zur Sprache kamen, die teils wahr,

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similia veris iactabantur, tarnen vicit Q . Metelli sententia, qui de ceteris Maximo adsensus de Scipionis causa dissensit: Q u i enim convenire, quem m o d o civitas iuvenem a d m o d u m u n u m recuperandae Hispaniae delegerit ducem, quem recepta ab hostibus Hispania ad imponendum Punico bello finem creaverit consulem, spe destinaverit Hannibalem ex Italia retracturum, Africam subacturum, eum repente tamquam Q . Pleminium indicta causa prope damnatum ex provincia revocari, cum ea, quae in se nefarie facta Locrenses quererentur, ne praesente quidem Scipione facta dicerent neque aliud quam patientia aut pudor, quod legato pepercisset, insimulari posset? Sibi placere M. P o m p o n i u m praetorem, cui Sicilia provincia sorti evenisset, triduo proximo in provinciam proficisi; consules decern legatos, quos iis videretur, ex senatu legere, quos cum praetore mitterent, et duos tribunos plebei atque aedilem; cum eo consilio praetorem cognoscere; si ea, quae Locrenses facta quererentur, iussu aut voluntate P. Scipionis facta essent, ut eum de provincia decedere iuberent; si P. Scipio iam in Africam traiecisset, tribuni plebis atque aedilis cum duobus legatis, quos maxime idoneos praetor censuisset, in Africam proficiscerentur, tribuni atque aedilis, qui reducerent inde Scipionem, legati, qui exercitui praeessent, donee novus imperator ad eum exercitum venisset; si M. P o m ponius et decern legati comperissent neque iussu neque

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teils halbwahr und daher wahrscheinlich waren, trug doch der Antrag des Q . Metellus den Sieg davon, der in den übrigen Punkten Maximus zustimmte, jedoch, was Scipio anging, anderer Meinung war: denn wie passe es zusammen, jemanden, den die Bürgerschaft gerade erst als ganz jungen Mann allein zum Feldherrn gewählt habe, damit er Spanien zurückerobere, den sie, nachdem er Spanien den Feinden entrissen, zum Konsul gewählt habe, damit er den Krieg mit den Puniern beende, auf den sie die feste Hoffnung gesetzt habe, er werde Hannibal aus Italien wegziehen, werde Afrika unterwerfen - den plötzlich wie Q . Pleminius ohne Untersuchung, fast wie einen Verurteilten aus seinem Aufgabenbereich abzuberufen, obwohl die Locrenser erklärten, die an ihnen verübten Untaten, über die sie sich beklagten, seien nicht in Anwesenheit Scipios geschehen, und man ihm nichts anderes als Nachsicht oder Rücksichtnahme vorwerfen könne, weil er den Legaten geschont habe? Er wolle, daß der Prätor M. Pomponius, dem Sizilien durch das Los als Aufgabenbereich zugefallen sei, innerhalb der nächsten drei Tage in seine Provinz aufbreche; die Konsuln sollten nach ihrem Ermessen aus dem Senat zehn Mitglieder für eine Kommission auswählen; diese sollten sie mit dem Prätor schicken, dazu zwei Volkstribunen und einen Ädilen; mit diesem Beirat solle der Prätor die Untersuchung führen. Wenn die Taten, über die sich die Locrenser beklagten, auf Befehl oder nach dem Willen P. Scipios geschehen seien, sollten sie ihm befehlen, seinen Aufgabenbereich zu verlassen; wenn P. Scipio schon nach Afrika übergesetzt sei, sollten die Volkstribunen und der Ädil mit zwei Kommissionsmitgliedern, die der Prätor für die am besten geeigneten halte, nach Afrika fahren: die Tribunen und der Ädil, um Scipio von dort zurückzuführen, die Kommissionsmitglieder, um an der Spitze des Heeres zu stehen, bis ein neuer Feldherr zu diesem Heer komme. Wenn M. Pomponius und die Zehnerkommission erführen, daß diese Dinge weder auf Befehl noch nach dem Willen P. Scipios geschehen seien, solle Sei-

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voluntate P. Scipionis ea facta esse, ut ad exercitum Scipio maneret bellumque, ut proposuisset, gereret. H o c facto senatus consulto cum tribunis plebis actum est, aut compararent inter se aut sorte legerent, qui duo cum praetore ac legatis irent; ad collegium pontificum relatum de expiandis, quae Locris in templo Proserpinae tacta ac violata elataque inde essent. Tribuni plebis cum praetore et decern legatis profecti M. Claudius Marcellus et Μ. Cincius Alimentus; aedilis plebis datus est, quem, si aut in Sicilia praetori dicto audiens non esset Scipio aut iam in Africam traiecisset, prendere tribuni iuberent ac iure sacrosanctae potestatis reducerent. Prius Locros ire quam Messanam consilium erat.

Ceterum duplex fama est, quod ad Pleminium attinet. Alii auditis, quae Romae acta essent, in exilium N e a p o lim euntem forte in Q . Metellum, unum ex legatis, incidisse et ab eo Regium vi retractum tradunt; alii ab ipso Scipione legatum cum triginta nobilissimis equitum missum, qui Q . Pleminium in catenas et cum eo seditionis principes conicerent. Ii omnes seu ante Scipionis seu tum praetoris iussu traditi in custodiam Reginis sunt.

Praetor legatique Locros profecti primum, sicuti mandatum erat, religionis curam habuere: omnem enim sacram pecuniam, quaeque apud Pleminium quaeque apud milites erat, conquisitam cum ea, quam ipsi secum attulerant, in thesauris reposuerunt ac piaculare sacrum fecerunt. Tum vocatos in contionem milites praetor

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pio bei seinem Heer bleiben und den Krieg führen, wie er es sich vorgenommen habe. Als dieser Senatsbeschluß zustande gekommen war, verhandelte man mit den Volkstribunen, sie sollten sich untereinander einigen oder das Los entscheiden lassen, welche beiden mit dem Prätor und der Kommission mitgehen sollten. Das Kollegium der Pontifices wurde befragt wegen der Sühnung für das, was in Locri im Heiligtum der Proserpina berührt, entweiht und von dort weggeschafft worden war. Die Volkstribunen, die mit dem Prätor und der Zehnerkommission aufbrachen, waren M. Claudius Marcellus und M. Cincius Alimentus. Ein plebejischer Ädil wurde ihnen mitgegeben; wenn Scipio sich in Sizilien dem Wort des Prätors nicht fügte oder schon nach Afrika übergesetzt war, sollten die Tribunen diesen Ädil auffordern, ihn zu verhaften, und ihn mit dem Recht ihres heilig-unverletzlichen Amtes zurückbringen. Es war ihre Absicht, zuerst nach Locri und dann nach Messana zu gehen. Übrigens gibt es, was Pleminius angeht, eine zwiefache Überlieferung. Die einen berichten, als er von den Vorgängen in R o m hörte, habe er nach Neapel ins Exil gehen wollen, sei aber zufällig Q. Metellus, einem Mitglied der Kommission, in die Arme gelaufen und von diesem gewaltsam nach Regium zurückgeschafft worden; die anderen, Scipio selbst habe einen Legaten mit den dreißig vornehmsten der Reiter geschickt, die Q. Pleminius und mit ihm die Anführer der Meuterei in Ketten legen sollten. Sie alle wurden, sei es vorher auf Befehl Scipios, sei es jetzt auf den des Prätors, den Bewohnern von Regium zur Bewachung übergeben. Der Prätor und die Mitglieder der Kommission brachen nach Locri auf und kümmerten sich zuerst, wie es ihnen aufgetragen war, um den Religionsfrevel; denn sie suchten alles heilige Geld, das im Besitz des Pleminius und der Soldaten war, zusammen, legten es mit dem, was sie selbst mitgebracht hatten, in die Schatzkammern zurück und brachten ein Sühnopfer dar. Dann wurden die Soldaten zu einer Hee-

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signa extra urbem efferre iubet castraque in campo locat cum gravi edicto, si quis miles aut in urbe restitisset aut secum extulisset, quod suum non esset; Locrensibus se permittere, ut, quod sui quisque cognosset, prenderet, si quid non compareret, repeteret. Ante omnia libera corpora placere sine mora Locrensibus restitui; non levi defuncturum poena, qui non restituisset.

Locrensium deinde contionem habuit atque iis libertatem legesque suas populum R o m a n u m senatumque restituere dixit; si qui Pleminium aliumve quem accusare vellet, Regium se sequeretur; si de P. Scipione publice queri vellent ea, quae Locris nefarie in deos hominesque facta essent, iussu aut voluntate P. Scipionis facta esse, legatos mitterent Messanam; ibi se cum consilio cogniturum. Locrenses praetori legatisque, senatui ac populo R o m a n o gratias egerunt; se ad Pleminium accusandum ituros; Scipionem, quamquam parum iniuriis civitatis suae doluerit, eum esse virum, quem amicum sibi quam inimicum malint esse; pro certo se habere neque iussu neque voluntate P. Scipionis tot tam nefanda commissa; sed aut Pleminio nimium, sibi parum creditum aut natura insitum quibusdam esse, ut magis peccari nolint, quam satis animi ad vindicanda peccata habeant. Et praetori et consilio haud mediocre onus demptum erat de Scipione cognoscendi. Pleminium et ad duo et triginta homines cum eo damnaverunt atque in catenis

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resversammlung gerufen, der Prätor befahl ihnen, aus der Stadt auszurücken, und schlug auf offenem Feld das Lager auf unter Androhung schwerer Strafen, wenn ein Soldat entweder in der Stadt zurückbleibe oder etwas mit sich heraustrage, was ihm nicht gehöre. Den Bürgern von Locri erlaube er, was jeder als sein Eigentum erkenne, an sich zu nehmen, wenn etwas nicht mehr zum Vorschein komme, Schadenersatz zu fordern. Vor allem sollten freie Personen unverzüglich den Leuten von Locri zurückgegeben werden; wer sie nicht zurückgebe, werde nicht mit einer leichten Strafe davonkommen. Dann führte er eine Versammlung der Bürger von Locri durch und sagte, das römische Volk und der Senat gäben ihnen die Freiheit und ihre Gesetze zurück. Wenn einer Pleminius oder einen anderen anklagen wolle, solle er ihm nach Regium folgen; wenn sie sich im Namen ihrer Bürgerschaft über P. Scipio beklagen wollten, daß die Freveltaten gegen Götter und Menschen, zu denen es in Locri gekommen sei, auf Befehl oder mit Willen P. Scipios geschehen seien, sollten sie Gesandte nach Messana schicken; dort werde er mit seinen Ratgebern die Untersuchung führen. Die Bürger von Locri dankten dem Prätor und den Mitgliedern der Kommission, dem Senat und dem Volk von Rom. Sie würden kommen und Pleminius anklagen. Scipio aber sei, obwohl ihm die Gewalttätigkeiten gegen ihre Bürgerschaft zu wenig zu Herzen gegangen seien, doch ein Mann, den sie lieber zum Freund als zum Feind haben wollten; sie hielten es für gewiß, daß so viele Freveltaten weder auf Befehl noch mit dem Willen P. Scipios begangen worden seien; aber er habe entweder Pleminius zu sehr, ihnen zu wenig geglaubt, oder es sei ja von Natur aus einigen angeboren, daß sie zwar nicht wollten, daß es zu Verfehlungen komme, aber nicht genug Mut hätten, Verfehlungen zu ahnden. Sowohl dem Prätor als auch seinen Ratgebern war die nicht geringe Last genommen, eine Untersuchung gegen Scipio führen zu müssen. Den Pleminius und an die 32 Mann mit ihm verurteilten sie

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Romam miserunt. Ipsi ad Scipionem profecti sunt, ut ea quoque, quae vulgata sermonibus erant de cultu ac desidia imperatoris solutaque disciplina militiae, comperta oculis referrent Romam.

Venientibus iis Syracusas Scipio res, non verba ad purgandum sese paravit. Exercitum omnem eo convenire, classem expediri iussit, tamquam dimicandum eo die terra marique cum Carthaginiensibus esset. Quo die venerum, hospitio comiter accepti, postero die terrestrem navalemque exercitum, non instructos modo, sed hos decurrentes, classem in po'rtu simulacrum et ipsam edentem navalis pugnae ostendit; tum circa (ad) armamentaria et horrea bellique alium apparatum visendum praetor legatique ducti; tantaque admiratio singularum universarumque rerum incussa, ut satis crederent aut illo duce atque exercitu vinci Carthaginiensem populum aut alio nullo posse iuberentque, quod di bene verterent, traicere et spei conceptae, quo die ilium omnes centuriae priorem consulem dixissent, primo quoque tempore compotem populum Romanum facere; adeoque laetis inde animis profecti sunt, tamquam victoriam, non belli magnificum apparatum nuntiaturi Romam essent.

Pleminius quique in eadem causa erant, postquam Romam est ventum, extemplo in carcerem conditi. A c primo product! ad populum ab tribunis apud praeoccupatos Locrensium clade animos nullum misericordiae locum habuerunt; postea cum saepius producerentur, iam senescente invidia molliebantur irae et ipsa deformi-

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und schickten sie in Ketten nach Rom; sie selbst brachen zu Scipio auf, um auch von dem, was in Gesprächen über die Lebensweise und die Untätigkeit des Feldherrn und die Auflösung der Zucht bei den Soldaten verbreitet worden war, mit eigenen Augen ein Bild zu gewinnen und darüber in Rom zu berichten. Während sie auf dem Weg nach Syrakus waren, bereitete Scipio Tatsachen, nicht Worte vor, um sich zu rechtfertigen. Er ließ sein ganzes Heer dort zusammenkommen und die Flotte in Bereitschaft versetzen, als wenn man an diesem Tag zu Lande und zu Wasser mit den Karthagern kämpfen müsse. An dem Tag, an dem sie ankamen, bewirtete er sie zuvorkommend. Am nächsten Tag zeigte er ihnen seine Land- und Seestreitkräfte, nicht nur in Paradeaufstellung, sondern diese ließ er manövrieren, die Flotte im Hafen ebenfalls zum Schein eine Seeschlacht liefern. Dann führte er den Prätor und die Kommission zur Besichtigung der Waffenarsenale, der Getreidespeicher und der übrigen Anstalten für den Krieg herum; und eine so große Bewunderung vor jeder Einzelheit und vor dem Ganzen befiel sie, daß sie die feste Uberzeugung gewannen, entweder von diesem Feldherrn und diesem Heer könne das karthagische Volk besiegt werden oder von keinem anderen, und ihn aufforderten, was die Götter gut ausgehen lassen möchten: überzusetzen und dem römischen Volk so bald wie möglich die Hoffnung zu erfüllen, die es an dem Tag auf ihn gesetzt habe, an dem alle Centurien ihn als ersten zum Konsul gemacht hätten. Und so frohen Herzens brachen sie von dort auf, als wenn sie einen Sieg, nicht die großartige Vorbereitung für einen Feldzug in Rom melden würden. Pleminius und seine Mitangeklagten wurden, nachdem man nach Rom gekommen war, unverzüglich eingekerkert. Und als sie zum erstenmal dem Volk vorgeführt wurden, hatten sie, da die Gemüter durch das Leid der Locrenser voreingenommen waren, keine Aussicht auf Erbarmen. Später, als sie häufiger vorgeführt wurden, erlosch allmählich der Haß, der Zorn milderte sich, und die Entstellung des Plemi-

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tas Plemini memoriaque absentis Scipionis favorem ad vulgum conciliabat. Mortuus tamen prius in vinclis est, quam iudicium de eo populi perficeretur. Hunc Pleminium Clodius Licinus in libro tertio rerum Romanarum refert ludis votivis, quos Romae Africanus iterum consul faciebat, conatum per quosdam, quos pretio corruperat, aliquot locis urbem incendere, ut effringendi carceris fugiendique haberet occasionem; patefacto dein scelere delegatum in Tullianum ex senatus consulto.

De Scipione nusquam nisi in senatu actum, ubi omnes legatique et tribuni classem, exercitum ducemque verbis extollentes effecerunt, ut senatus censeret primo quoque tempore in Africam traiciendum Scipionique permitteretur, ut ex iis exercitibus, qui in Sicilia essent, ipse eligeret, quos in Africam secum traiceret, quos provinciae relinqueret praesidio. D u m haec apud Romanos geruntur, Carthaginienses quoque, cum speculis per omnia promunturia positis percontantes paventesque ad singulos nuntios sollicitam hiemem egissent, haud parvum et ipsi tuendae Africae momentum adiecerunt societatem Syphacis regis, cuius maxime fiducia traiecturum in Africam Romanum crediderant. Erat Hasdrubali Gisgonis filio non hospitium modo cum rege, de quo ante dictum est, cum ex Hispania forte in idem tempus Scipio atque Hasdrubal convenerunt, sed mentio quoque incohata adfinitatis, ut rex duceret filiam Hasdrubalis. Ad earn rem consummandam tempusque nuptiis statuendum - iam enim nubilis erat virgo - profectus Hasdrubal, ut accensum cupidita-

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nius und die Erinnerung an den abwesenden Scipio verschafften ihm die Gunst der breiten Masse. Er starb jedoch im Gefängnis, bevor das Urteil des Volkes über ihn gefällt wurde. Clodius Licinus sagt im dritten Buch seiner „Römischen Geschichte", dieser Pleminius habe bei den aufgrund eines Gelübdes gefeierten Spielen, die Africanus in seinem zweiten Konsulat durchführte, versucht, durch einige, die er mit Geld bestochen hatte, an einer Reihe von Stellen die Stadt in Brand zu setzen, um Gelegenheit zu haben, den Kerker aufzubrechen und zu fliehen; das Verbrechen sei jedoch entdeckt worden und er sei auf Senatsbeschluß in das Tullianum hinabgeschickt worden. Uber Scipio wurde nur im Senat verhandelt, wo alle Mitglieder der Kommission und die Tribunen die Flotte, das Heer und den Feldherrn in den höchsten Tönen lobten und dadurch bewirkten, daß der Senat meinte, man solle so bald wie möglich nach Afrika übersetzen, und Scipio erlaubte, aus den Heeren, die in Sizilien ständen, selbst auszuwählen, wen er mit sich nach Afrika hinüberführen und wen er für die Provinz als Schutz zurücklassen wolle. Während dies bei den Römern geschah, gewannen auch die Karthager, nachdem sie auf allen Vorgebirgen Wachttürme errichtet, sich immer wieder erkundigt, bei jeder einzelnen Nachricht gezittert und so einen unruhigen Winter verbracht hatten, ihrerseits ebenfalls nicht geringe Verstärkung für den Schutz Afrikas durch ein Bündnis mit König Syphax, von dem sie gehört hatten, der Römer werde hauptsächlich im Vertrauen auf ihn nach Afrika übersetzen. Hasdrubal, den Sohn Gisgos, verband mit dem König nicht nur Gastfreundschaft, wovon oben berichtet ist, als von Spanien aus Scipio und Hasdrubal sich zufällig zur gleichen Zeit bei ihm einfanden, sondern es war auch von einer Verschwägerung die Rede gewesen, daß der König die Tochter Hasdrubals heiraten solle. U m die Sache zum Abschluß zu bringen und den Zeitpunkt für die Hochzeit festzulegen - denn das Mädchen war schon im heiratsfähigen Alter - , machte Has-

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te - et sunt ante omnes barbaros Numidae effusi in venerem - sensit, virginem a Carthagine arcessit maturatque nuptias; et inter aliam gratulationem, ut publicum quoque foedus privato adiceretur, societas inter populum Carthaginiensem regemque, data ultro citroque fide eosdem amicos inimicosque habituros, iure iurando adfirmatur.

Ceterum Hasdrubal memor et cum Scipione initae regi societatis et quam vana et mutabilia barbarorum ingenia essent, veritus, ne, si traiecisset in Africam Scipio, parvum vinculum eae nuptiae essent, dum accensum recenti amore Numidam habet, perpellit blanditiis quoque puellae adhibitis, ut legatos in Siciliam ad Scipionem mittat, per quos moneat eum, ne prioribus suis promissis fretus in Africam traiciat; se et nuptiis civis Carthaginiensis, filiae Hasdrubalis, quem viderit apud se in hospitio, et publico etiam foedere cum populo Carthaginiensi iunctum optare primum, ut procul ab Africa, sicut adhuc fecerint, bellum Romani cum Carthaginiensibus gerant, ne sibi interesse certaminibus eorum armaque aut haec aut ilia abnuentem alteram societatem sequi necesse sit; si non abstineat Africa Scipio et Carthagini exercitum admoveat, sibi necessarium fore et pro terra Africa, in qua et ipse sit genitus, et pro patria coniugis suae proque parente ac penatibus dimicare.

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C u m his mandatis ab rege legati ad Scipionem missi 24 Syracusis eum convenerunt. Scipio quamquam magno 2 momento rerum in Africa gerendarum magnaque spe destitutus erat, legatis propere, priusquam res vulgare-

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drubal sich auf; als er merkte, daß jener vor Begierde brannte - die Numider sind mehr als alle Barbaren versessen auf den Liebesgenuß - , ließ er das Mädchen aus Karthago kommen und beschleunigte die Hochzeit, und neben anderen Zeichen der Freude wurde, um zu dem privaten auch einen Staatsvertrag hinzuzufügen, ein Bündnis zwischen dem Volk von Karthago und dem König durch einen Eid bekräftigt, in dem man sich gegenseitig das Wort gab, dieselben zu Freunden und Feinden zu haben. Aber Hasdrubal dachte daran, daß der König auch mit Scipio ein Bündnis geschlossen hatte und wie wankelmütig und launisch der Charakter der Barbaren ist, und fürchtete, wenn Scipio nach Afrika übergesetzt sei, werde diese Hochzeit nur ein schwaches Band sein; daher veranlaßte er den Numider, solange er über den frisch Verliebten noch Macht hatte, auch mit Hilfe der Schmeicheleien des Mädchens, Gesandte nach Sizilien zu Scipio zu schicken, durch die er ihn warnen sollte, im Vertrauen auf seine früheren Versprechungen nach Afrika überzusetzen; er sei durch die Hochzeit mit einer Bürgerin von Karthago, der Tochter Hasdrubals, den er bei ihm als Gastfreund gesehen habe, dazu durch einen Staatsvertrag mit dem karthagischen Volk verbunden und wünsche vor allem, daß die Römer, so wie sie es bisher getan, den Krieg mit den Karthagern weit weg von Afrika führten, damit er sich nicht an ihren Kämpfen beteiligen, sich der einen oder der anderen Seite anschließen und das Bündnis mit der anderen verleugnen müsse; wenn Scipio von Afrika nicht fernbleibe und sein Heer vor Karthago führe, müsse er für Afrika, das Land, in dem er geboren sei, und für das Vaterland seiner Frau und für ihren Vater und ihre Hausgötter kämpfen. Die Gesandten, die mit diesen Aufträgen vom König zu Scipio geschickt wurden, trafen in Syrakus mit ihm zusammen. Obwohl Scipio sich einer starken Stütze für die Kriegführung in Afrika und einer großen Hoffnung beraubt sah, schickte er die Gesandten eilends nach Afrika zurück, bevor die Sache allgemein bekannt wurde, und gab ihnen einen

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tur, remissis in Africam litteras dat ad regem, quibus etiam atque etiam monet eum, ne iura hospitii secum neu cum populo R o m a n o initae societatis neu fas, fidem, dextras, deos testes atque arbitros conventorum fallat.

Ceterum quando neque celari adventus N u m i d a r u m poterat - vagati enim in urbe obversatique praetorio erant - et, si sileretur, quid petentes venissent, periculum erat, ne vera eo ipso, quod celarentur, sua sponte magis emanarent timorque in exercitum incederet, ne simul cum rege et Carthaginiensibus foret bellandum, avertit a vero falsis praeoccupando mentes hominum et vocatis ad contionem militibus non ultra esse cunctandum ait; instare, ut in Africam quam p r i m u m traiciat, socios reges. Masinissam prius ipsum ad C. Laelium venisse querentem, quod cunctando tempus tereretur; nunc Syphacem mittere legatos idem admirantem, quae tam diuturnae morae sit causa postulantemque, ut aut traiciatur tandem in Africam exercitus aut, si mutata consilia sint, certior fiat, ut et ipse sibi ac regno suo possit consulere. Itaque satis iam omnibus instructis apparatisque et re iam non ultra recipiente cunctationem in animo sibi esse Lilybaeum classe traducta eodemque omnibus peditum equitumque copiis contractis, quae prima dies cursum navibus daret, dis bene iuvantibus in Africam traicere. Litteras ad M. P o m p o n i u m mittit, ut, si ei videretur, Lilybaeum veniret, ut communiter consulerent, quas potissimum legiones et quantum militum nume-

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Brief an den König mit, in dem er ihn eindringlich ermahnte, sich über seine Verpflichtungen aus der Gastfreundschaft mit ihm und aus dem mit dem römischen Volk geschlossenen Bündnis, über das göttliche Recht, das gegebene Wort und den Handschlag und über die Götter als Zeugen und Schiedsrichter der Abmachungen nicht hinwegzusetzen. Aber die Ankunft der Numider konnte nicht geheimgehalten werden - denn sie waren in der Stadt umhergestreift und hatten sich am Hauptquartier gezeigt - , und wenn man verschwieg, mit welchem Ziel sie gekommen waren, bestand Gefahr, daß die Wahrheit gerade dadurch, daß sie verheimlicht wurde, von selbst um so mehr herauskam und das Heer die Befürchtung befiel, zugleich mit dem König und den Karthagern kämpfen zu müssen. Deshalb lenkte er die Gedanken der Leute von der Wahrheit ab, indem er ihnen mit falschen Angaben zuvorkam: er berief die Soldaten zu einer Heeresversammlung und sagte, man dürfe nicht länger zögern. Die verbündeten Könige drängten darauf, daß er so bald wie möglich nach Afrika übersetze; zuerst sei Masinissa persönlich zu Laelius gekommen und habe sich darüber beklagt, daß man mit Zögern die Zeit vertue; jetzt schicke Syphax Gesandte, der sich über denselben Punkt wundere, was der Grund für das so lange Zögern sei, und fordere, daß man das Heer endlich nach Afrika übersetze oder, wenn man die Pläne geändert habe, ihm Bescheid gebe, damit er auch seinerseits für sich und sein Königreich seine Maßnahmen treffen könne. Daher, da alles schon zur Genüge hergerichtet und vorbereitet sei und die Sache weiteres Zögern nicht mehr dulde, habe er vor, die Flotte nach Lilybaeum zu verlegen, all seine Truppen, Fußsoldaten und Reiter, dort zusammenzuziehen und am ersten Tag, der den Schiffen das Auslaufen gestatte, mit der gnädigen Hilfe der Götter nach Afrika überzusetzen. Er schickte einen Brief an M. Pomponius, er solle, wenn es ihm gut scheine, nach Lilybaeum kommen, damit sie gemeinsam beraten könnten, welche Legionen und wie viele Soldaten er am besten nach Afrika hinüberschaffen

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rum in Africam traiceret. Item circum oram omnem maritimam misit, ut naves onerariae comprensae Lilybaeum omnes contraherentur. Quidquid militum naviumque in Sicilia erat, cum Lilybaeum convenisset et nec urbs multitudinem hominum neque portus naves caperet, tantus omnibus ardor erat in Africam traiciendi, ut non ad bellum duci viderentur, sed ad certa victoriae praemia. Praecipue, qui superabant ex Cannensi exercitu milites, illo, non alio duce credebant navata rei publicae opera finire se militiam ignominiosam posse. Et Scipio minime id genus militum aspernabatur, ut qui neque ad Cannas ignavia eorum cladem acceptam sciret neque ullos aeque veteres milites in exercitu R o m a n o esse expertosque non variis proeliis modo, sed urbibus etiam oppugnandis. Quinta et sexta Cannenses erant legiones. Eas se traiecturum in Africam cum dixisset, singulos milites inspexit relictisque, quos non idoneos credebat, in locum eorum subiecit, quos secum ex Italia adduxerat, supplevitque ita eas legiones, ut singulae sena milia et ducenos pedites, trecenos haberent equites. Sociorum item Latini nominis pedites equitesque de exercitu Cannensi legit.

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Quantum militum in Africam transportatum sit, non parvo numero inter auctores discrepat. Alibi decern milia peditum, duo milia et ducentos equites, alibi sedecim milia peditum, mille et sescentos equites, alibi parte plus dimidia rem auctam, quinque et triginta milia peditum equitumque in naves imposita (invenio). Quidam non adiecere numerum, inter quos me ipse in re dubia poni malim. Coelius ut abstinet numero, ita ad immensum multitudinis speciem auget: volucres ad terram

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solle. Ebenso schickte er an die ganze Meeresküste ringsum den Befehl, Transportschiffe zu beschlagnahmen und sie alle in Lilybaeum zusammenzuziehen. Als alles, was es an Soldaten und an Schiffen in Sizilien gab, in Lilybaeum zusammengekommen war und weder die Stadt die Menge der Menschen noch der Hafen die Schiffe fassen konnte, brannte in allen solch glühendes Verlangen, nach Afrika überzusetzen, daß sie nicht zum Krieg geführt zu werden schienen, sondern zu sicheren Siegespreisen. Vor allem die Soldaten, die aus dem Cannae-Heer noch übrig waren, glaubten, unter diesem und keinem anderen Führer könnten sie, indem sie dem Staat mit Eifer dienten, den schmachvollen Kriegsdienst beenden. Und Scipio verachtete diese Art Soldaten keineswegs, da er wußte, daß man die Niederlage bei Cannae nicht durch ihre Feigheit erlitten, und daß es keine gleich alten Soldaten im römischen Heer gebe, die nicht nur in verschiedenartigen Kämpfen Erfahrung hätten, sondern auch im Angriff auf Städte. Die 5. und 6. Legion waren die von Cannae. Nachdem er gesagt hatte, er werde sie nach Afrika mitnehmen, musterte er die Soldaten einzeln, ließ die zurück, die er für ungeeignet hielt, setzte an deren Stelle die, die er aus Italien mitgebracht hatte, und füllte diese Legionen so auf, daß jede 6 200 Fußsoldaten und 300 Reiter hatte. Ebenso wählte er die Fußsoldaten und Reiter der Bundesgenossen und Latiner aus dem Cannae-Heer aus. Bezüglich der Zahl der Soldaten, die nach Afrika hinübergeschafft wurden, weichen meine Quellen erheblich voneinander ab. In der einen finde ich 10000 Fußsoldaten und 2200 Reiter, in einer anderen 16000 Fußsoldaten und 600 Reiter, in einer dritten die Sache mehr als verdoppelt: 3 5 000 Fußsoldaten und Reiter seien eingeschifft worden. Einige haben keine Zahl hinzugefügt; zu denen möchte ich selbst bei der Unsicherheit der Sache lieber gezählt werden. Coelius bringt zwar keine Zahl, erhöht aber den Eindruck der Menge ins Unermeßliche; er sagt, die Vögel seien vom Ge-

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delapsas clamore militum ait tantamque multitudinem conscendisse naves, ut nemo mortalium aut in Italia aut in Sicilia relinqui videretur. Milites ut naves ordine ac sine tumultu conscenderent, ipse earn sibi curam sumpsit; nauticos C. Laelius, qui classis praefectus erat, in navibus ante conscendere coactos continuit; commeatus imponendi M. Pomponio praetori cura data: quinque et quadraginta dierum cibaria, e quibus quindecim dierum cocta, imposita. Ut omnes iam in navibus erant, scaphas circummisit, ut ex omnibus navibus gubernatoresque et magistri navium et bini milites in forum convenirent ad imperia accipienda. Postquam convenerunt, primum ab iis quaesivit, si aquam hominibus iumentisque in totidem dies quot frumentum imposuissent. Ubi responderunt aquam dierum quinque et quadraginta in navibus esse, tum edixit militibus, ut silentium quieti nautis sine certamine ad ministeria exsequenda bene oboedientes praestarent. Cum viginti rostratis se ac L. Scipionem ab dextro cornu, ab laevo totidem rostratas et C. Laelium praefectum classis cum M. Porcio Catone - quaestor is tum erat onerariis futurum praesidio. Lumina in navibus singula rostratae, bina onerariae haberent; in praetoria nave insigne nocturnum trium luminum fore. Emporia ut peterent, gubernatoribus edixit; fertilissimus ager eoque abundans omnium copia rerum est regio, et imbelles, quod plerumque in uberi agro evenit, barbari sunt priusque, quam ab Carthagine subveniretur, opprimi videbantur posse. Iis editis imperils redire ad naves iussi et postero die dis bene iuvantibus signo dato solvere naves.

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schrei der Soldaten zu Boden gefallen und eine solche Menge habe die Schiffe bestiegen, daß es schien, als sei kein Sterblicher in Italien oder Sizilien zurückgeblieben. Scipio selbst übernahm es, dafür zu sorgen, daß die Soldaten die Schiffe in Ordnung und ohne Durcheinander bestiegen; C . Laelius, der Kommandant der Flotte, hatte die Seeleute zuvor an Bord gehen lassen und hielt sie auf den Schiffen fest. Die Sorge für das Verladen des Proviants wurde dem Prätor M. Pomponius übertragen; Nahrungsmittel für 45 Tage wurden geladen, darunter Brot für 15 Tage. Sobald nun alle auf den Schiffen waren, schickte er Beiboote umher, die Steuerleute und Kapitäne und zwei Soldaten aus jedem Schiff sollten auf dem Markt zusammenkommen, um die Befehle entgegenzunehmen. Nachdem sie zusammengekommen waren, fragte er sie zunächst, ob sie Wasser für Menschen und Zugtiere für ebenso viele Tage geladen hätten wie Getreide. Als sie antworteten, Wasser für 45 Tage sei auf den Schiffen, da befahl er den Soldaten, sich still und ruhig zu verhalten und den Seeleuten bei der Ausübung ihres Dienstes ohne Streit willig zu gehorchen. Mit 20 Kriegsschiffen würden er und L. Scipio auf dem rechten Flügel, auf dem linken ebenso viele Kriegsschiffe und der Flottenbefehlshaber C . Laelius mit M. Porcius Cato - der war damals Quästor - den Transportschiffen Schutz bieten. Auf den Schiffen sollte jedes Kriegsschiff ein Licht haben, jeder Transporter zwei; auf dem Feldherrnschiff werde in der Nacht ein Kennzeichen von drei Lichtern brennen. Den Steuerleuten befahl er, die Emporien anzusteuern. Das ist ein sehr fruchtbares Land, und die Gegend hat darum Überfluß an einer Fülle von Dingen aller Art; es leben dort unkriegerische Barbaren, wie es meistens auf fruchtbarem Ackerland der Fall ist, und man glaubte, sie überwältigen zu können, bevor von Karthago Hilfe komme. Nachdem er diese Befehle gegeben hatte, forderte er sie auf, zu den Schiffen zurückzukehren und am nächsten Tag mit der gnädigen Hilfe der Götter, wenn das Signal gegeben werde, abzulegen.

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Multae classes Romanae e Sicilia atque ipso illo portu 26 profectae erant; ceterum non eo bello solum - nec id mirum; praedatum enim tantummodo pleraeque classes ierant - , sed ne priore quidem ulla profectio tanti spectaculi fuit; quamquam, si magnitudine classes aestimares, 2 et bini consules cum binis exercitibus ante traiecerant et prope totidem rostratae in illis classibus fuerant, quot onerariis Scipio turn traiciebat; nam praeter quadraginta 3 longas naves quadringentis ferme onerariis exercitum travexit. Sed et bellum bello secundum priore ut atroci4 us Romanis videretur, cum quod in Italia bellabatur, tum ingentes strages tot exercituum simul caesis ducibus effecerant, et Scipio dux partim factis fortibus partim 5 suapte fortuna quadam ingenti ad incrementa gloriae celebratus converterat animos, simul et mens ipsa tra6 iciendi, nulli ante eo bello duci temptata, quod ad H a n nibalem detrahendum ex Italia transferendumque et finiendum in Africa bellum se transire vulgaverat. C o n 7 currerat ad spectaculum in portum omnis turba non habitantium modo Lilybaei, sed legationum omnium ex Sicilia, quae et ad prosequendum Scipionem officii causa convenerant et praetorem provinciae M . Pomponium secutae fuerant; ad hoc legiones, quae in Sicilia relinque8 bantur, ad prosequendos commilitones processerant; nec classis modo prospectantibus e terra, sed terra etiam omnis circa referta turba spectaculo navigantibus erat.

U b i illuxit, Scipio e praetoria nave silentio per praeconem facto „Divi divaeque" inquit, „qui maria terrasque

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Viele römische Flotten waren von Sizilien und gerade aus jenem Hafen ausgelaufen; aber nicht nur in diesem Krieg und das ist nicht verwunderlich, denn die meisten Flotten waren nur zum Plündern gefahren - , sondern nicht einmal in dem früheren bot irgendeine Ausfahrt ein so großartiges Schauspiel. Wenn man allerdings die Flotten nach ihrer Größe beurteilen wollte, waren früher jedesmal zwei Konsuln mit zwei Heeren hinübergefahren, dazu war die Anzahl der Kriegsschiffe in diesen Flotten fast ebenso groß gewesen wie die der Transporter, mit denen Scipio jetzt übersetzte; denn neben den vierzig Kriegsschiffen schaffte er das Heer auf etwa 400 Transportern hinüber. Aber daß der zweite Krieg den Römern schrecklicher vorkam als der erste, hatte zum einen die Tatsache bewirkt, daß der Krieg sich in Italien abspielte, vor allem aber die ungeheuren Verluste so vieler Heere, mit denen zugleich die Führer gefallen waren; und Scipio, der wegen seiner Heldentaten wie wegen seines persönlichen, für das Wachstum seines Ruhmes so bedeutungsvollen Glücks gepriesene Feldherr, hatte die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt, dazu auch sein Plan der Überfahrt, den zuvor noch kein Feldherr in diesem Krieg gefaßt hatte: daß er verbreitet hatte, er fahre hinüber, um Hannibal aus Italien wegzuziehen und den Krieg zu verlagern und in Afrika zu beenden. Zu dem Schauspiel im Hafen war die ganze Menge nicht nur der Einwohner von Lilybaeum, sondern aller Gesandtschaften aus Sizilien zusammengelaufen, die sich teils aus Höflichkeit eingefunden hatten, um Scipio das Geleit zu geben, teils dem Prätor der Provinz, M. Pomponius, gefolgt waren. Dazu waren die Legionen, die in Sizilien zurückgelassen wurden, ausgerückt, um ihren Kameraden das Geleit zu geben. Und nicht nur die Flotte bot denen, die vom Land aus zusahen, ein Schauspiel, sondern auch das ganze Land ringsum, auf dem sich eine dichte Menge drängte, den Abfahrenden. Sobald es hell wurde, ließ Scipio vom Feldherrnschiff durch einen Herold Schweigen gebieten und sprach: „Göt-

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colitis, vos precor quaesoque, uti, quae in meo imperio gesta sunt, geruntur postque gerentur, ea mihi, populo plebique Romanae, sociis nominique Latino, qui populi Romani quique meam sectam, imperium auspiciumque terra, mari amnibusque secuntur, bene verruncent, eaque vos omnia bene iuvetis, bonis auctibus auxitis; salvos incolumesque victis perduellibus victores spoliis decoratos, praeda onustos triumphantesque mecum domos reduces sistatis; inimicorum hostiumque ulciscendorum copiam faxitis; quaeque populus Carthaginiensis in civitatem nostram facere molitus est, ea ut mihi populoque Romano in civitatem Carthaginiensium exempla edendi facultatem detis."

Secundum has preces cruda exta caesa victima, uti mos est, in mare proiecit tubaque signum dedit proficiscendi. Vento secundo vehementi satis provecti celeriter e conspectu terrae ablati sunt; et a meridie nebula occepit ita, vix ut concursus navium inter se vitarent; lenior ventus in alto factus. N o c t e m insequentem eadem caligo obtinuit; sole orto est discussa et addita vis vento. Iam terram cernebant. H a u d ita multo post gubernator Scipioni ait non plus quinque milia passuum Africam abesse, Mercuri promunturium se cernere; si iubeat eo dirigi, iam in portu fore omnem classem. Scipio, ut in conspectu terra fuit, precatus deos, uti bono rei publicae suoque Africam viderit, dare vela et alium infra navibus accessum petere iubet. Vento eodem ferebantur; ceterum nebula sub idem ferme tempus quo pridie exorta con-

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ter und Göttinnen, die ihr Meere und Länder bewohnt, euch rufe ich an und bitte darum, was unter meinem Oberbefehl geschehen ist, geschieht und künftighin geschehen wird, das möge gut ausgehen für mich, für das Volk und die Plebs von Rom, für unsere Bundesgenossen und die Latiner, für die, die auf des römischen Volkes und die auf meiner Seite stehen, meinem Befehl und den durch mich eingeholten göttlichen Weisungen zu Lande, auf dem Meer und auf den Flüssen folgen; unterstützt dies alles wohl, fördert es mit glücklichem Fortgang. Laßt sie heil und unversehrt nach dem Sieg über die Feinde als Sieger, mit gewonnenen Rüstungen geschmückt, mit Beute beladen im Triumph mit mir nach Hause zurückkehren. Verschafft uns die Möglichkeit, uns an unseren Gegnern und Feinden zu rächen; und gebt mir und dem römischen Volk die Gelegenheit, das, was das Volk von Karthago gegen unsere Bürgerschaft zu tun beabsichtigt hat, als Strafe an der Bürgerschaft der Karthager zu vollziehen." Nach diesem Gebet schlachtete er ein Opfertier, warf die rohen Eingeweide, wie es Sitte ist, ins Meer und ließ mit der Trompete das Signal zum Auslaufen geben. Sie wurden von einem ziemlich heftigen Rückenwind davongetragen und kamen schnell außer Sicht. Von Mittag an trat Nebel ein, so daß sie kaum das Zusammenstoßen der Schiffe untereinander vermeiden konnten; auf hoher See ließ der Wind nach. Die folgende Nacht herrschte derselbe dichte Nebel. Bei Sonnenaufgang zerstreute er sich, und die Stärke des Windes nahm zu. Schon sahen sie Land. Kurz darauf sagte der Steuermann zu Scipio, Afrika sei nicht mehr als fünf Meilen entfernt, er sehe das Vorgebirge des Merkur; wenn er befehle, dorthin zu steuern, werde die ganze Flotte augenblicklich im Hafen sein. Sobald Land in Sicht war, betete Scipio, er möge zu des Staates und seinem Glück Afrika gesehen haben, ließ weitersegeln und auf einen anderen Landungsplatz weiter abwärts Kurs nehmen. Sie wurden vom selben Wind getrieben. Aber fast um dieselbe Zeit wie am Vortag

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spectum terrae ademit et ventus premente nebula cecidit. N o x deinde incertiora omnia fecit; itaque ancoras, ne aut inter se concurrerent naves aut terrae inferrentur, iecere. U b i inluxit, ventus idem coortus nebula disiecta aperuit omnia Africae litora. Scipio, quod esset proximum promunturium, percontatus, cum Pulchri promunturium id vocari audisset, „Placet omen" inquit; „hue dirigite naves." E o classis decurrit, copiaeque omnes in terram expositae sunt.

Prosperam navigationem sine terrore ac tumultu fuisse permultis Graecis Latinisque auctoribus credidi. Coelius unus, praeterquam quod non mersas fluctibus naves, ceteros omnes caelestes maritimosque terrores, postremo abreptam tempestate ab Africa classem ad insulam Aegimurum inde aegre correctum cursum exponit et prope obrutis navibus iniussu imperatoris scaphis haud secus quam naufragos milites sine armis cum ingenti tumultu in terram evasisse.

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Expositis copiis Romani castra in proximis tumulis 28 metantur. Iam non in maritimos modo agros conspectu 2 primum classis, dein tumultu egredientium in terram pavor terrorque pervenerat, sed in ipsas urbes. N e q u e 3 enim hominum modo turba mulierum puerorumque agminibus immixta omnes passim compleverat vias, sed pecora quoque prae se agrestes agebant, ut relinqui subito Africam diceres. Urbibus vero ipsis maiorem, quam 4 quem secum attulerant, terrorem inferebant; praecipue Carthagini prope ut captae tumultus fuit. N a m post M . 5

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kam Nebel auf und nahm ihnen die Sicht auf das Land, und der Wind ließ nach, da der Nebel ihn nicht durchließ. Die Nacht machte dann alles noch unsicherer. Daher warfen sie Anker, damit die Schiffe nicht untereinander zusammenstießen oder an Land getrieben wurden. Sobald es hell wurde, kam derselbe Wind auf, der Nebel zerstreute sich und ließ die ganze Küste Afrikas sehen. Scipio erkundigte sich, welches das nächste Vorgebirge sei. Als er hörte, es heiße das Vorgebirge des Schönen, sagte er: „Das Vorzeichen gefällt mir; steuert die Schiffe dahin." Die Flotte fuhr dorthin, und alle Truppen wurden an Land gesetzt. Daß die Uberfahrt glücklich, ohne Schrecken und Verwirrung verlaufen sei, habe ich sehr vielen griechischen und lateinischen Gewährsmännern geglaubt. Coelius allein schildert, abgesehen davon, daß er die Schiffe nicht in den Fluten untergehen läßt, alle übrigen Schrecken des Himmels und des Meeres; zuletzt sei die Flotte durch einen Sturm von Afrika zu der Insel Aegimurus abgetrieben worden; von dort aus habe man nur mit Mühe wieder den richtigen Kurs einschlagen können, und da die Schiffe fast gesunken wären, hätten sich die Soldaten ohne Befehl des Feldherrn auf Booten, nicht anders als Schiffbrüchige, ohne Waffen in ungeheurer Verwirrung an Land gerettet. Nachdem die Truppen an Land gesetzt waren, steckten die Römer auf den nächsten Hügeln das Lager ab. Schon war zunächst durch das Sichten der Flotte, dann durch das Getümmel beim Landen Angst und Schrecken nicht nur in die ländlichen Gebiete am Meer gedrungen, sondern in die Städte selbst. Denn es hatte nicht nur eine Menschenmenge, mit Scharen von Frauen und Kindern vermischt, weit und breit alle Wege angefüllt, sondern die Bauern trieben auch ihr Vieh vor sich her, so daß man hätte sagen können, Afrika werde plötzlich verlassen. In den Städten selbst aber lösten sie noch größeren Schrecken aus, als sie ihn mitgebracht hatten; vor allem in Karthago war ein Getümmel, fast als wäre die Stadt eingenommen. Denn nach den Konsuln M. Atilius

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Atilium Regulum et L. Manlium consules annis prope quinquaginta nullum Romanum exercitum viderant praeter praedatorias classes, quibus escensiones in agros maritimos factae erant, raptisque, quae obvia fors fecerat, prius recursum semper ad naves, quam clamor agrestes conciret, fuerat. E o maior tum fuga pavorque in urbe fuit. Et hercule neque exercitus domi validus neque dux, quem opponerent, erat. Hasdrubal Gisgonis filius genere, fama, divitiis, regia tum etiam adfinitate longe primus civitatis erat; sed eum ab ipso illo Scipione aliquot proeliis fusum pulsumque Hispania meminerant nec magis ducem duci parem quam tumultuarium exercitum suum Romano exercitui esse. Itaque, velut si urbem extemplo adgressurus Scipio foret, ita conclamatum ad arma est portaeque raptim clausae et armati in muris vigiliaeque et stationes dispositae ac nocte insequenti vigilatum est. Postero die quingenti equites speculatum ad mare turbandosque egredientes ex navibus missi in stationes Romanorum inciderunt. Iam enim Scipio classe Uticam missa ipse haud ita multum progressus a mari tumulos proximos ceperat; equites et in stationibus locis idoneis posuerat et per agros miserat praedatum.

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Hi cum Carthaginiensi equitatu proelium cum com- 29 misissent, paucos in ipso certamine, plerosque fugientes persecuti, in quibus praefectum quoque Hannonem, nobilem iuvenem, occiderunt. Scipio non agros modo 2 circa vastavit, sed urbem etiam proximam Afrorum satis opulentam cepit; ubi praeter cetera, quae extemplo in 3 naves onerarias imposita missaque in Siciliam erant,

204 ν · C H R . Regulus und L. Manlius hatten sie fast 50 Jahre lang kein römisches Heer mehr gesehen außer den Plünderungsflotten, von denen aus man in den Gebieten am Meer gelandet war, geraubt hatte, was der Zufall bot, und immer zu den Schiffen zurückgeeilt war, bevor das Geschrei die Landbevölkerung herbeirief. U m so größer war jetzt die Bestürzung und die Angst in der Stadt. Und beim Herkules, es gab daheim weder ein starkes Heer noch einen Feldherrn, den sie dem Feind hätten entgegenstellen können. Hasdrubal, der Sohn des Gisgo, war aufgrund seiner Herkunft, seines Rufes, seines Reichtums und jetzt auch noch aufgrund der Verschwägerung mit einem König bei weitem der Erste der Bürgerschaft; aber man erinnerte sich, daß er gerade von jenem Scipio in einer Reihe von Kämpfen geschlagen und aus Spanien vertrieben worden war und daß er als Feldherr dem römischen Feldherrn ebensowenig gewachsen war wie ihr eilig zusammengewürfeltes Heer dem römischen Heer. Daher rief man so zu den Waffen, als wenn Scipio vorhätte, die Stadt sogleich anzugreifen, die Tore wurden eilends geschlossen und Bewaffnete auf den Mauern sowie Wachen und Vorposten verteilt, und in der folgenden Nacht blieb man wach. A m nächsten Tag wurden 500 Reiter auf Erkundung zum Meer geschickt und um das Ausschiffen zu stören; sie trafen auf die Vorposten der Römer. Denn Scipio hatte die Flotte schon nach Utica geschickt, war selbst vom Meer aus ein kleines Stück vorgerückt und hatte die nächsten Hügel besetzt; seine Reiter hatte er teils als Vorposten an geeignete Stellen gelegt, teils zum Beutemachen aufs Land geschickt. Als diese mit der karthagischen Reiterei in ein Gefecht gerieten, töteten sie einige im Kampf selbst, die meisten bei der Verfolgung der Fliehenden, darunter auch ihren Anführer Hanno, einen jungen Mann aus einer angesehenen Familie. Scipio verwüstete nicht nur die Felder ringsum, sondern nahm auch die nächstgelegene Stadt der Afrikaner, die ziemlich reich war; hier wurden neben anderem, was sogleich auf

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octo milia liberorum servorumque capitum sunt capta. Laetissimus tarnen Romanis in principio rerum gerendarum adventus fuit Masinissae; quem quidam cum ducentis haud amplius equitibus, plerique cum d u u m milium equitatu tradunt venisse. Ceterum cum longe maximus omnium aetatis suae regum hie fuerit plurimumque rem Romanam iuverit, operae pretium videtur excedere paulum ad enarrandum, quam varia fortuna usus sit in amittendo recuperandoque paterno regno. Militanti p r o Carthaginiensibus in Hispania pater ei moritur; Galae nomen erat. Regnum ad fratrem regis Oezalcen pergrandem natu - ita mos apud Numidas est - pervenit. H a u d multo post Oezalce quoque m o r t u o maior ex duobus filiis eius Capussa, puero a d m o d u m altero, paternum imperium accepit. Ceterum cum magis iure gentis quam auctoritate inter suos aut viribus obtineret regnum, exstitit quidam Mazaetullus nomine, non alienus sanguine regibus, familiae semper inimicae ac de imperio varia fortuna cum iis, qui tum obtinebant, certantis. Is concitatis popularibus, apud quos invidia regum magnae auctoritatis erat, castris palam positis descendere regem in aciem ac dimicare de regno coegit. In eo proelio Capussa cum multis principum cecidit. Gens Maesuliorum omnis in dicionem imperiumque Mazaetulli concessit. Regio tarnen nomine abstinuit contentusque nomine modico tutoris puerum Lacumazen, qui stirpis regiae supererat, regem appellat. Cartha-

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die Transportschiffe geladen und nach Sizilien geschickt wurde, 8 ooo Freie und Sklaven zu Gefangenen gemacht. A m erfreulichsten jedoch war für die Römer am Beginn ihrer Unternehmungen die Ankunft Masinissas; nach einigen Berichten kam er mit nicht mehr als 200 Reitern, nach den meisten mit einer Reiterei von 2 000 Mann. Da er aber der bei weitem größte aller Könige seiner Zeit gewesen ist und die römische Sache im höchsten Maße gefördert hat, scheint es mir der Mühe wert, ein wenig abzuschweifen, um ausführlicher darzustellen, ein wie wechselvolles Schicksal er beim Verlust und der Rückgewinnung seiner väterlichen Herrschaft gehabt hat. Als er für die Karthager in Spanien Krieg führte, starb ihm der Vater; er hieß Gala. Die Königsherrschaft gelangte an Oezalces, den Bruder des Königs, der schon hochbetagt war - so ist es bei den Numidern Brauch. Nicht viel später, als auch Oezalces tot war, übernahm Capussa, der älteste seiner beiden Söhne, - der andere war noch ganz jung - die väterliche Herrschaft. Aber da er die Königsherrschaft mehr nach dem bei seiner Völkerschaft geltenden Recht als aufgrund seines Ansehens bei den Seinen oder aufgrund seiner Macht innehatte, trat einer namens Mazaetullus auf, der zwar mit dem Königshaus blutsverwandt war, aber zu einem Familienzweig gehörte, der mit diesem ständig verfeindet war und mit wechselndem Glück mit jenen um die Macht kämpfte, die sie damals innehatten. E r wiegelte seine Landsleute auf, bei denen er wegen der Unbeliebtheit der Königsfamilie großen Einfluß hatte, schlug offen ein Lager auf und zwang den König, sich auf eine Schlacht einzulassen und um die Herrschaft zu kämpfen. In diesem Kampf fiel Capussa mit vielen der führenden Männern. Die Völkerschaft der Maesulier kam ganz in die Gewalt und unter die Herrschaft des Mazaetullus. Den Königstitel führte er jedoch nicht, war zufrieden mit dem bescheidenen Namen eines Vormunds und bezeichnete den Knaben Lacumazes, der aus dem Königshaus noch übrig war, als König. In der Hoffnung auf

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giniensem nobilem feminam, sororis filiam Hannibalis, quae proxime Oezalci regi nupta fuerat, matrimonio sibi iungit spe Carthaginiensium societatis et cum Syphace hospitium vetustum legatis missis renovat omnia ea auxilia praeparans adversus Masinissam.

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Et Masinissa audita morte patrui, dein nece fratris patruelis ex Hispania in Mauretaniam - Baga ea tempestate rex Maurorum erat - traiecit. A b eo supplex infimis precibus auxilium itineri, quoniam bello non poterat, quattuor milia Maurorum impetravit. C u m iis praemisso nuntio ad paternos suosque amicos cum ad fines regni pervenisset, quingenti ferme Numidae ad eum convenerunt. Igitur Mauris inde, sicut convenerat, retro ad regem remissis, quamquam aliquanto minor spe multitudo, nec cum qua tantam rem adgredi satis auderet, convenerat, ratus agendo ac moliendo vires quoque ad agendum aliquid conlecturum proficiscenti ad Syphacem Lacumazae regulo ad Thapsum occurrit. Trepidum agmen cum in urbem refugisset, et urbem Masinissa primo impetu capit et ex regiis alios tradentes se recipit, alios vim parantes occidit; pars maxima cum ipso puero inter tumultum ad Syphacem, quo primum intenderant iter, pervenerunt.

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Fama huius modicae rei in principio rerum prospere actae convertit ad Masinissam Numidas; adfluebantque undique ex agris vicisque veteres milites Galae et incitabant iuvenem ad recuperandum paternum regnum. N u m e r o militum aliquantum Mazaetullus superabat;

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ein Bündnis mit den Karthagern nahm er eine Karthagerin aus vornehmem Haus zur Frau, die Tochter der Schwester Hannibals, die vor kurzem erst den König Oezalces geheiratet hatte, und erneuerte mit Syphax die alte Gastfreundschaft, indem er Gesandte schickte; all diese Hilfen verschaffte er sich vorsorglich gegen Masinissa. Nachdem Masinissa von dem Tod seines Onkels, dann von dem gewaltsamen Ende seines Vetters gehört hatte, setzte er von Spanien nach Mauretanien über; Baga war zu dieser Zeit König der Mauren. Von ihm, den er mit den demütigsten Bitten anflehte, erhielt er 4 000 Mauren als Hilfe für den Weg, da er für den Krieg keine erhalten konnte. Als er mit diesen an die Grenzen seines Königreiches gelangte - er hatte einen Boten zu seinen und seines Vaters Freunden vorausgeschickt - , stießen etwa 500 Numider zu ihm. E r schickte also die Mauren von dort, wie es vereinbart war, zurück zu ihrem König, und obwohl nur eine viel kleinere Anzahl, als er gehofft hatte, zusammengekommen war, mit der er eine so bedeutende Sache nicht recht in Angriff zu nehmen wagte, glaubte er doch, wenn er etwas unternehme und ins Werk setze, werde er auch Streitkräfte zusammenbringen, um etwas zu erreichen, und trat dem jungen König Lacumazes, der zu Syphax unterwegs war, bei Thapsus entgegen. Nachdem der verängstigte Zug in der Stadt Zuflucht gesucht hatte, eroberte Masinissa im ersten Ansturm die Stadt und nahm die Unterwerfung einiger Leute des Königs entgegen, andere, die sich zur Wehr setzten, schlug er nieder. Der größte Teil mit dem Knaben selbst gelangte bei dem Durcheinander zu Syphax, zu dem sie von Anfang an gewollt hatten. Die Kunde von diesem mäßigen Erfolg am Beginn seiner Unternehmungen gewann die Numider für Masinissa. Von allen Seiten strömten vom Land und aus den Dörfern die alten Soldaten Galas heran und spornten den jungen Mann an, sein väterliches Königreich zurückzugewinnen. A n Zahl der Soldaten war Mazaetullus erheblich überlegen; denn er

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nam et ipse eum exercitum, quo Capussam vicerat, et ex receptis post caedem regis aliquot habebat, et puer Lacumazes ab Syphace auxilia ingentia adduxerat. Quindecim milia peditum Mazaetullo, decern milia equitum erant, quibus cum Masinissa nequaquam tantum peditum equitumve habente acie conflixit. Vicit tarnen et veterum militum virtus et prudentia inter Romana et Punica arma exercitati ducis; regulus cum tutore et exigua Masaesuliorum manu in Carthaginiensem agrum perfugit.

Ita recuperato regno paterno Masinissa, quia sibi adversus Syphacem haud paulo maiorem restare dimicationem cernebat, optimum ratus cum fratre patruele gratiam reconciliare missis, qui et puero spem facerent, si in fidem Masinissae sese permisisset, futurum eum in eodem honore, quo apud Galam Oezalces quondam fuisset, et Mazaetullo praeter impunitatem sua omnia cum fide restitui sponderent, ambo praeoptantes exilio modicam domi fortunam omnia, ne id fieret, Carthaginiensibus de industria agentibus ad sese perduxit.

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Hasdrubal tum forte, cum haec gerebantur, apud 3 Syphacem erat; qui Numidae haud sane multum ad se pertinere credenti, utrum penes Lacumazen an Masinissam regnum Maesuliorum esset, falli eum magnopere ait, si Masinissam iisdem contentum fore quibus patrem Galam aut patruum eius Oezalcen credat: multo maiorem indolem in eo animi ingeniique esse, quam in ullo gentis eius umquam fuisset; saepe eum in Hispania rarae inter homines virtutis specimen dedisse sociis pariter

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selbst verfügte über das Heer, mit dem er Capussa besiegt hatte, und über eine erhebliche Schar, die er nach dem Tode des Königs übernommen hatte, dazu hatte der Knabe Lacumazes von Syphax gewaltige Hilfstruppen herangeführt. Mazaetullus hatte 15 000 Fußsoldaten und 10 000 Reiter, mit denen er in offener Schlacht gegen Masinissa kämpfte, der keineswegs über so viele Fußsoldaten und Reiter verfügte. Es siegte jedoch die Tapferkeit der alten Soldaten und die Klugheit des in den Kämpfen zwischen Römern und Puniern geschulten Anführers. Der junge König floh mit seinem Vormund und einer kleinen Schar Masaesulier auf karthagisches Gebiet. So hatte Masinissa sein väterliches Königreich zurückgewonnen; weil er sah, daß ihm ein erheblich schwererer Kampf mit Syphax noch bevorstand, hielt er es für das beste, das gute Einvernehmen mit seinem Vetter wiederherzustellen und schickte Leute, die dem Knaben Hoffnung machen sollten; wenn er sich dem Schutz Masinissas anvertraue, werde er dieselbe ehrenvolle Stellung einnehmen, die Oezalces einst bei Gala eingenommen hatte; Mazaetullus sollten sie neben der Straflosigkeit zusichern, daß ihm sein ganzer Besitz redlich zurückgegeben werde; so brachte er beide, die ein mäßiges Glück zu Hause der Verbannung vorzogen, auf seine Seite, obwohl die Karthager geflissentlich alles unternahmen, das zu verhindern. Hasdrubal befand sich damals, als dies geschah, zufällig bei Syphax. E r versicherte dem Numider, der glaubte, es habe nicht sonderlich viel Bedeutung für ihn, ob die Herrschaft über die Maesulier bei Lacumazes oder bei Masinissa liege, er täusche sich sehr, wenn er glaube, Masinissa werde sich mit ebendem zufriedengeben wie sein Vater Gala oder sein Onkel Oezalces. In ihm steckten viel größere geistige und charakterliche Anlagen, als sie in irgendeinem aus dieser Völkerschaft je gesteckt hätten. O f t habe er in Spanien Bundesgenossen und Feinden in gleicher Weise den Beweis einer unter Menschen selten zu findenden Tapferkeit geliefert.

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hostibusque. Et Syphacem et Carthaginienses, nisi orientem illum ignem oppressissent, ingenti mox incendio, cum iam nullam opem ferre possent, arsuros; adhuc teneras et fragiles vires eius esse vixdum coalescens foventis regnum. Instando stimulandoque pervincit, ut exercitum ad fines Maesuliorum admoveat atque in agro, de quo saepe cum Gala non verbis modo disceptatum, sed etiam armis certatum fuerat, tamquam haud dubie iuris sui castra locet. Si quis arceat, quod maxime opus sit, acie dimicaturum; sin per m e t u m agro cedatur, in medium regni eundum. Aut sine certamine concessuros in dicionem eius Maesulios aut nequaquam pares futuros armis.

His vocibus incitatus Syphax Masinissae bellum infert et primo certamine Maesulios fundit fugatque. Masinissa cum paucis equitibus ex acie in montem - Bellum incolae vocant - perfugit. Familiae aliquot cum mapalibus pecoribusque suis - ea pecunia Ulis est - persecuti sunt regem; cetera Maesuliorum multitudo in dicionem Syphacis concessit. Q u e m ceperant exules montem, herbidus aquosusque est; et quia pecori bonus alendo erat, h o m i n u m quoque carne ac lacte vescentium abunde sufficiebat alimentis. Inde nocturnis primo ac furtivis incursionibus, deinde aperto latrocinio infesta omnia circa esse; maxime uri Carthaginiensis ager, quia et plus praedae quam inter Numidas et latrocinium tutius erat. Iamque adeo licenter eludebant, ut ad mare devectam praedam venderent

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Sowohl Syphax als auch die Karthager würden, wenn sie dieses Feuer nicht im Entstehen erstickten, bald in einem gewaltigen Brand lodern, wobei sie keine Hilfe mehr bringen könnten. Bis jetzt seien seine Kräfte noch schwach und zerbrechlich, während er eine Königsherrschaft zu stärken suche, deren Wunden sich kaum zu schließen anfingen. Durch eindringliches Anstacheln brachte Hasdrubal es dahin, daß Syphax sein Heer an die Grenzen der Maesulier führte und in einem Gebiet, um das man mit Gala oft nicht nur mit Worten gestritten, sondern auch mit Waffen gekämpft hatte, als wenn er unzweifelhaft ein Recht darauf hätte, sein Lager aufschlug; wenn einer ihn daran hindere, werde er, was am meisten zu wünschen sei, eine Schlacht liefern; wenn man aber aus Furcht aus dem Gebiet weiche, müsse er in das Innere des Königreiches ziehen; die Maesulier würden sich entweder ohne Kampf seiner Herrschaft unterwerfen oder ihm in einem Waffengang keineswegs gewachsen sein. Durch diese Worte angefeuert, begann Syphax den Krieg gegen Masinissa; und im ersten Kampf schlug er die Maesulier und jagte sie in die Flucht. Masinissa floh mit wenigen Reitern aus der Schlacht auf einen Berg - die Einwohner nennen ihn Bellus. Eine Anzahl Familien mit ihren Hütten und ihrem Vieh - darin besteht ihr Vermögen - folgte dem König. Die übrige Menge der Maesulier beugte sich der Herrschaft des Syphax. Der Berg, den die Vertriebenen besetzt hatten, ist grasbewachsen und wasserreich. Und weil er für die Versorgung des Viehs gut war, bot er auch den Menschen, die sich von Fleisch und Milch ernährten, reichlich Nahrung. Von dort aus war die ganze Umgebung zunächst verstohlenen nächtlichen Streifzügen, dann offenen Raubzügen ausgesetzt. Vor allem das karthagische Gebiet wurde gebrandschatzt, weil es da mehr Beute gab als bei den Numidern und das Rauben ungefährlicher war. Und schon trieben sie so keck ihr Spiel, daß sie die ans Meer geschaffte Beute an Händler verkauften,

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mercatoribus adpellentibus naves ad id ipsum pluresque quam iusto saepe in bello Carthaginiensium caderent caperenturque. Deplorabant ea apud Syphacem Carthaginienses infensumque et ipsum ad reliquias belli persequendas instigabant. Sed vix regium videbatur latronem vagum in montibus consectari.

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Bucar ex praefectis regis, vir acer et impiger, ad id 32 delectus. Ei data quattuor milia peditum, duo equitum; praemiorumque ingentium spe oneratus, si caput Masinissae rettulisset aut vivum - id vero inaestimabile gaudium fore - cepisset. Palatos incurioseque agentes 2 improviso adortus pecorum hominumque ingenti multitudine a praesidio armatorum exclusa Masinissam ipsum cum paucis in verticem montis compellit. Inde 3 prope ut iam debellato nec praeda modo pecorum hominumque captorum missa ad regem, sed copiis etiam ut aliquanto maioribus quam pro reliquiis belli remissis cum quingentis haud amplius peditibus ducentisque 4 equitibus degressum iugis Masinissam persecutus in valle arta faucibus utrimque obsessis inclusit. Ibi ingens caedes Maesuliorum facta; Masinissa cum quinquaginta 5 haud amplius equitibus per anfractus montis ignotos sequentibus se eripuit. Tenuit tamen vestigia Bucar 6 adeptusque eum patentibus prope Clupeam urbem campis ita circumvenit, ut praeter quattuor equites omnes ad unum interfecerit. C u m iis ipsum quoque Masinissam saucium prope e manibus inter tumultum amisit. In conspectu erant fugientes; ala equitum disper7 sa lato campo quibusdam, ut occurrerent, per obliqua tendentibus quinque hostes sequebatur. Amnis ingens 8 fugientes accepit - neque enim cunctanter, ut quos ma-

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die eigens zu diesem Zweck dort landeten, und daß mehr Karthager fielen und in Gefangenschaft gerieten als oft in einem regelrechten Krieg. Die Karthager beklagten sich darüber bei Syphax und drängten ihn, der an sich schon aufgebracht war, dazu, die Überbleibsel des Krieges zu beseitigen. Aber es schien kaum eines Königs würdig zu sein, auf einen in den Bergen umherstreifenden Räuber Jagd zu machen. Bucar, einer von den Kommandanten des Königs, wurde dazu ausersehen, ein tatkräftiger und eifriger Mann; er erhielt 4000 Fußsoldaten und 2 000 Reiter. Man hatte ihm Hoffnung auf ungeheure Belohnungen gemacht, wenn er das Haupt Masinissas zurückbrächte oder ihn gefangennähme - das würde wahrhaftig eine unschätzbare Freude sein. Während sie sorglos umherstreiften, griff er sie unerwartet an, schnitt eine ungeheure Menge Vieh und Menschen von dem Schutz der Bewaffneten ab und trieb Masinissa selbst mit wenigen auf den Gipfel des Berges. Von dort schickte er, fast als wenn der Krieg schon zu Ende wäre, nicht nur die Beute an Vieh und Gefangenen zum König, sondern schickte auch Truppen zurück, da sie viel zu stark waren für die noch ausstehenden Aufgaben des Krieges; mit nicht mehr als 500 Fußsoldaten und 200 Reitern verfolgte er Masinissa, der von dem Gebirgskamm hinabgestiegen war, und Schloß ihn in einem engen Tal ein, dessen Zugänge er auf beiden Seiten besetzte; hier wurde ein ungeheures Blutbad unter den Maesuliern angerichtet. Masinissa entkam mit nicht mehr als 50 Reitern über unbekannte gewundene Pfade des Berges den Verfolgern. Bucar blieb ihm jedoch auf der Spur, holte ihn in den Ebenen bei der Stadt Clupea ein und umzingelte ihn so, daß er außer vier Reitern alle insgesamt tötete. Mit diesen verlor er in dem Getümmel auch den verwundeten Masinissa selbst fast aus den Händen. Man konnte die Fliehenden sehen. Die Reitereinheit verfolgte über die weite Ebene verstreut die fünf Feinde, wobei einige schräg vorpreschten, um ihnen den Weg abzuschneiden. Ein gewaltiger Fluß nahm die Fliehenden auf - denn sie hatten, ohne zu zögern, ihre

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ior metus urgeret, immiserant equos - raptique gurgite in obliquum praelati. Duobus in conspectu hostium in praerapidum gurgitem haustis ipse perisse creditus ac duo reliqui equites cum eo inter virgulta ulterioris ripae emerserunt. Is finis Bucari sequendi fuit nec ingredi flumen auso nec habere credenti se iam, quern sequeretur. Inde vanus auctor absumpti Masinissae ad regem rediit missique, qui Carthaginem gaudium ingens nuntiarent; totaque Africa fama mortis Masinissae perlata varie animos adfecit.

Masinissa in spelunca occulta cum herbis curaret vulnus, duorum equitum latrocinio per dies aliquot vixit. Ubi primum ducta cicatrix patique posse visus iactationem, audacia ingenti pergit ire ad regnum repetendum; atque in ipso itinere haud plus triginta equitibus conlectis cum in Maesulios palam iam, quis esset, ferens venisset, tantum motum cum favore pristino turn gaudio insperato, quod, quem perisse crediderant, incolumem cernebant, fecit, ut intra paucos dies sex milia peditum armatorum, quattuor equitum ad eum confluerent iamque non in possessione modo paterni regni esset, sed etiam socios Carthaginiensium populos Masaesuliorumque fines - id Syphacis regnum erat - vastaret. Inde inritato ad bellum Syphace inter Cirtam Hipponemque in iugis opportunorum ad omnia montium consedit.

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Majorem igitur earn rem Syphax ratus, quam ut per 33

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Pferde hineingetrieben, da ja eine größere Furcht ihnen zusetzte - , und sie wurden von der Strömung erfaßt und schräg abgetrieben. Während zwei vor den Augen der Feinde in die reißende Strömung hinabgerissen wurden, tauchte er selbst, von dem man glaubte, er sei umgekommen, und die zwei übrigen Reiter mit ihm zwischen den Büschen des jenseitigen Ufers wieder auf. Das bedeutete für Bucar das Ende der Verfolgung, da er nicht wagte, in den Fluß hineinzureiten, und auch glaubte, er habe niemanden mehr zu verfolgen. Von dort kehrte er mit der falschen Meldung zum König zurück, Masinissa sei umgekommen, und es wurden Leute geschickt, die die ungeheure Freude in Karthago melden sollten; und die Kunde vom Tod Masinissas, die sich in ganz Afrika verbreitete, wirkte verschieden auf die Menschen. Während Masinissa in einer versteckten Höhle mit Kräutern seine Wunde pflegte, lebte er eine Reihe von Tagen von dem, was die beiden Reiter erbeuteten. Sobald sich eine Narbe gebildet hatte und er Stöße vertragen zu können glaubte, machte er sich mit ungeheurer Kühnheit auf, sein Königreich zurückzugewinnen. Und unterwegs brachte er nicht mehr als 30 Reiter zusammen; als er aber in das Gebiet der Maesulier gekommen war und schon offen zu erkennen gab, wer er war, löste er bei ihrer alten Anhänglichkeit, vor allem aber durch die unverhoffte Freude, daß sie ihn, den sie für tot gehalten hatten, unversehrt sahen, solche Begeisterung aus, daß innerhalb weniger Tage 6 000 Fußsoldaten in Waffen und 4 000 Reiter bei ihm zusammenströmten und er jetzt nicht nur im Besitz seines väterlichen Reiches war, sondern auch das Land der mit den Karthagern verbündeten Völker und das Gebiet der Masaesulier verwüstete - das war das Königreich des Syphax. Nachdem er dadurch Syphax zum Krieg gereizt hatte, setzte er sich zwischen Cirta und Hippo auf einem Gebirgskamm fest, der in jeder Hinsicht günstig lag. Syphax meinte daher, diese Sache sei zu bedeutend, als daß

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praefectos ageret, cum filio iuvene - nomen Vermina erat - parte exercitus missa imperat, ut circumduct*} agmine in se internum hostem ab tergo invadat. Nocte profectus Vermina, qui ex occulto adgressurus erat; Syphax autem interdiu aperto itinere, ut qui signis conlatis acie dimicaturus esset, movit castra. Ubi tempus visum est, quo pervenisse iam circummissi videri poterant, et ipse leni clivo ferente ad hostem cum multitudine fretus tum praeparatis ab tergo insidiis per adversum montem erectam aciem ducit. Masinissa fiducia maxime loci, quo multo aequiore pugnaturus erat, et ipse dirigit suos. Atrox proelium et diu anceps fuit loco et virtute militum Masinissam, multitudine, quae nimio maior erat, Syphacem iuvante. Ea multitudo divisa, cum pars a fronte urgeret, pars ab tergo se circumfudisset, victoriam haud dubiam Syphaci dedit et ne effugium quidem patebat hinc a fronte, hinc ab tergo inclusis. Itaque ceteri pedites equitesque caesi aut capti; ducentos ferme equites Masinissa circa se conglobatos divisosque turmatim in tres partes erumpere iubet loco praedicto, in quem ex dissipata convenirent fuga. Ipse, qua intenderat, inter media tela hostium evasit; duae turmae haesere; altera metu dedita hosti, pertinacior (altera) in repugnando telis obruta et confixa est. Verminam prope vestigiis

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er sie durch seine Befehlshaber durchführen lassen könne; daher schickte er einen Teil seines Heeres mit seinem erwachsenen Sohn - er hieß Vermina - und befahl ihm, einen Bogen zu schlagen und auf den Feind, während er seine Aufmerksamkeit ihm zuwende, vom Rücken her einzudringen. Vermina, der überraschend angreifen wollte, brach bei Nacht auf; Syphax aber verließ sein Lager bei Tage in offenem Zug, da er in einer regelrechten Schlacht kämpfen wollte. Sobald der Zeitpunkt gekommen schien, w o man glauben konnte, die auf den Umgehungsmarsch geschickten Truppen seien schon ans Ziel gelangt, führte er selbst, da ein sanfter Hang zum Feind führte, im Vertrauen auf seine zahlenmäßige Überlegenheit, vor allem aber auf den Hinterhalt, den er im Rücken des Feindes vorbereitet hatte, sein zur Schlacht aufgestelltes Heer den gegenüberliegenden Berg hinan. Auch Masinissa ordnete seine Leute selbst, hauptsächlich im Vertrauen auf das für ihn viel günstigere Gelände, auf dem er kämpfen würde. Der Kampf war blutig und lange unentschieden, wobei das Gelände und die Tapferkeit der Soldaten Masinissa zustatten kam, die zahlenmäßige Überlegenheit, die allzu groß war, Syphax. Der Umstand, daß diese Menge geteilt war, da der eine Teil von vorn drängte, der andere sich in ihrem Rücken entfaltet hatte, gab Syphax eindeutig den Sieg, und es( stand nicht einmal ein Fluchtweg offen, da sie hier von vorne, dort von hinten eingeschlossen waren. Daher wurden die übrigen Fußsoldaten und Reiter getötet oder gefangengenommen. Etwa 200 Reiter, die Masinissa um sich geschart hatte, teilte er schwadronsweise in drei Gruppen und befahl ihnen auszubrechen, nachdem er zuvor den Ort angegeben hatte, an dem sie nach der zerstreuten Flucht zusammentreffen sollten. Er selbst entkam in der Richtung, die er eingeschlagen hatte, mitten durch die Geschosse der Feinde. Zwei Schwadronen blieben stecken: die eine ergab sich aus Furcht dem Feind, die andere, die hartnäckig Widerstand leistete, wurde von Geschossen überschüttet und niedergestreckt. Mit Vermina, der ihm fast auf dem Fuße folgte, trieb er sein

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instantem in alia atque alia flectendo itinera eludens taedio et desperatione tandem fessum absistere sequendo coegit; ipse cum sexaginta equitibus ad minorem Syrtim pervenit. Ibi cum conscientia egregia saepe repetiti regni paterni inter Punica Emporia gentemque Garamantum omne tempus usque ad C . Laeli classisque Romanae adventum in Africam consumpsit. Haec animum inclinant, ut cum modico potius quam cum magno praesidio equitum ad Scipionem quoque postea venisse Masinissam credam; quippe illa regnanti multitudo, haec paucitas exulis fortunae conveniens est.

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Carthaginienses ala equitum cum praefecto amissa, 34 alio equitatu per novum dilectum comparato Hannonem Hamilcaris filium praeficiunt. Hasdrubalem subin2 de ac Syphacem per litteras nuntiosque, postremo etiam per legatos arcessunt; Hasdrubalem opem ferre prope circumsessae patriae iubent; Syphacem orant, ut Carthagini, ut universae Africae subveniat.

, Ad Uticam tum castra Scipio mille ferme passus ab urbe habebat translata a mari, ubi paucos dies stativa coniuncta classi fuerant. Hanno nequaquam satis valido non modo ad lacessendum hostem, sed ne ad tuendos quidem a populationibus agros equitatu accepto id omnium primum egit, ut per conquisitionem numerum equitum augeret; nec aliarum gentium aspernatus maxime tarnen Numidas - id longe primum equitum in Africa est genus - conducit. Iam ad quattuor milia equitum habebat, cum Salaecam nomine urbem occupavit quindecim ferme milia ab Romanis castris.

Quod ubi Scipioni relatum est, „Aestiva sub tectis

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Spiel, indem er sich bald in die eine, bald in die andere Richtung wandte, und zwang ihn, von Überdruß und Verzweiflung schließlich erschöpft, die Verfolgung aufzugeben. Er selbst gelangte mit 60 Reitern zur Kleinen Syrte. Hier, zwischen den punischen Emporien und der Völkerschaft der Garamanten, verbrachte er in dem erhebenden Bewußtsein, oftmals versucht zu haben, sein väterliches Reich zurückzugewinnen, die ganze Zeit bis zur Ankunft des Laelius und der römischen Flotte in Afrika. Das macht mich geneigt, zu glauben, daß Masinissa auch später eher mit einer bescheidenen als mit einer starken Reiterstreitmacht zu Scipio gekommen ist; denn jene große Zahl paßt zu einem regierenden Fürsten, diese geringe zu dem Schicksal eines Vertriebenen. Nachdem die Karthager die Reiterabteilung mitsamt ihrem Anführer verloren hatten, stellten sie durch eine neue Aushebung eine andere Reitertruppe auf und machten Hanno, den Sohn Hamilkars, zu ihrem Befehlshaber. Wiederholt riefen sie Hasdrubal und Syphax durch Briefe und Boten, zuletzt sogar durch Gesandte herbei: Hasdrubal forderten sie auf, seiner fast schon eingeschlossenen Vaterstadt Hilfe zu bringen; Syphax baten sie, Karthago und ganz Afrika zu Hilfe zu kommen. Scipio hatte damals sein Lager bei Utica, etwa 1000 Schritt von der Stadt entfernt, nachdem er es vom Meer, w o das Standlager wenige Tage mit der Flotte verbunden gewesen war, hierhin verlegt hatte. Hanno hatte eine Reiterei erhalten, die keineswegs stark genug war, den Feind zu reizen oder auch nur die Felder vor Verwüstungen zu schützen; er bemühte sich daher vor allem darum, durch Anwerbung die Zahl seiner Reiter zu vergrößern. Auch solche aus anderen Völkerschaften verschmähte er nicht, vor allem nahm er jedoch Numider in Sold - das sind bei weitem die besten Reiter in Afrika. E r hatte gerade erst etwa 4 000 Reiter, da besetzte er eine Stadt namens Salaeca etwa 15 Meilen vom römischen Lager entfernt. Als das Scipio berichtet wurde, rief er aus: „Eine Reiter-

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agere equitatum!" inquit. „Sint vel plures, dum talem ducem habeant!" Eo minus sibi cessandum ratus, quo illi segnius rem agerent, Masinissam cum equitatu praemissum portis obequitare atque hostem ad pugnam elicere iubet; ubi omnis multitudo se effudisset graviorque iam in certamine esset, quam ut facile sustineri posset, cederet paulatim; se in tempore pugnae obventurum. Tantum moratus, quantum satis temporis praegresso visum ad eliciendos hostes, cum R o m a n o equitatu secutus tegentibus tumulis, qui peropportune circa viae flexus oppositi erant, occultus processit.

Masinissa ex composito nunc terrentis, nunc timentis m o d o aut ipsis obequitabat portis aut cedendo, cum timoris simulatio audaciam hosti faceret, ad insequend u m temere eliciebat. N o n d u m omnes egressi erant varieque dux fatigabatur alios vino et somno graves arma capere et frenare equos cogendo, aliis, ne sparsi et inconditi sine ordine, sine signis omnibus portis excurrerent, obsistendo. Primo incaute se invehentes Masinissa excipiebat; mox plures simul conferti porta effusi aequaverant certamen; postremo iam omnis equitatus proelio cum adesset, sustineri ultra nequiere. N o n tamen effusa fuga Masinissa, sed cedendo sensim impetus eorum accipiebat, donee ad tumulos tegentes Romanum equitatum pertraxit. Inde exorti equites et ipsi integris viribus et recentibus equis H a n n o n i Afrisque p u -

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truppe hat ihr Sommerlager in Häusern! Es könnten ruhig noch mehr sein, solange sie einen solchen Führer haben!" Je lässiger jene den Krieg führten, desto weniger glaubte er zögern zu dürfen; er schickte daher Masinissa mit seiner Reiterei voraus und befahl ihm, an die Tore heranzureiten und den Feind zum Kampf herauszulocken; sobald die ganze Masse herausgestürzt sei und im Kampf schon zu mächtig würde, als daß man ihr leicht standhalten könne, solle er allmählich zurückgehen; er selbst werde sich zur rechten Zeit zum Kampf einfinden. Er wartete so lange, wie der Vorausgezogene seiner Meinung nach brauchte, um die Feinde herauszulocken, folgte dann mit der römischen Reiterei und rückte unbemerkt vor, da ihn die Hügel deckten, die sehr günstig an den Biegungen des Weges lagen. Masinissa tat der Absprache entsprechend bald so, als wolle er Schrecken einjagen, bald so, als ob er sich fürchte, ritt entweder bis unmittelbar an die Tore heran oder lockte durch Zurückweichen, da das Vorspiegeln von Furcht dem Feind Mut machte, zu unbesonnenem Verfolgen. Noch waren nicht alle herausgekommen, und ihr Führer mühte sich auf verschiedene Weise ab, indem er die einen, die vom Wein und Schlaf noch ganz benommen waren, zwang, zu den Waffen zu greifen und die Pferde aufzuzäumen, und sich den anderen entgegenstellte, damit sie nicht zerstreut und durcheinander ohne Ordnung und ohne Feldzeichen aus allen Toren herausstürmten. Zunächst nahm Masinissa es mit denen auf, die unvorsichtig auf ihn lossprengten; dann strömten mehr zugleich dichtgedrängt durch das Tor und brachten den Kampf ins Gleichgewicht; zuletzt, als schon die ganze Reiterei am Kampf teilnahm, konnte man nicht länger standhalten. Jedoch nicht in wilder Flucht, sondern in allmählichem Zurückweichen fing Masinissa ihre Angriffe auf, bis er sie zu den Hügeln geführt hatte, die die römische Reiterei deckten. Von dort brachen die Reiter hervor und umschwärmten selbst mit unverbrauchten Kräften und frischen Pferden Hanno und die Afrikaner, die vom Kämpfen

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gnando ac sequendo fessis se circumfudere; et Masinissa flexis subito equis in pugnam rediit. Mille ferme, qui primi agminis fuerant, quibus haud facilis receptus fuit, cum ipso duce Hannone interclusi atque interfecti sunt; ceteros ducis praecipue territos caede effuse fugientes per triginta milia passuum victores secuti ad duo praeterea milia equitum aut ceperunt aut occiderunt. Inter eos satis constabat non minus ducentos Carthaginiensium equites fuisse et divitiis quosdam et genere inlustres.

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Eodem forte, quo haec gesta sunt, die naves, quae praedam in Siciliam vexerant, cum commeatu rediere velut ominatae ad praedam alteram repetendam sese venisse. Duos eodem nomine Carthaginiensium duces duobus equestribus proeliis interfectos non omnes auctores sunt veriti, credo, ne falleret bis relata eadem res; Coelius quidem et Valerius captum etiam Hannonem tradunt.

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Scipio praefectos equitesque, prout cuiusque opera fuerat, et ante omnes Masinissam insignibus donis donat; et firmo praesidio Salaecae imposito ipse cum cetero exercitu profectus non agris modo, quacumque incedebat, populatis, sed urbibus etiam quibusdam vicisque expugnatis, late fuso terrore belli septimo die, quam profectus erat, magnam vim hominum et pecoris et omnis generis praedae trahens in castra redit gravesque iterum hostilibus spoliis naves dimittit.

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Inde omissis expeditionibus parvis populationibusque ad oppugnandam Uticam omnes belli vires convertit earn deinde, si cepisset, sedem ad cetera exsequenda

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und Verfolgen erschöpft waren. Auch Masinissa ließ seine Pferde plötzlich kehrtmachen und warf sich wieder in den Kampf. Etwa ι ooo, die die Spitze des Zuges gebildet hatten und für die der Rückzug nicht leicht war, wurden mitsamt ihrem Anführer Hanno abgeschnitten und getötet; die übrigen, die, vor allem durch den Tod ihres Anführers erschreckt, in wilder Flucht davonstoben, verfolgten die Sieger 30 Meilen weit und fingen oder töteten dazu noch an die 2 000 Reiter. Es stand hinreichend fest, daß unter ihnen nicht weniger als 200 karthagische Reiter waren, darunter einige, die sich sowohl durch Reichtum als auch durch vornehme Herkunft auszeichneten. Zufällig kehrten an demselben Tag, an dem dies geschah, die Schiffe, die die Beute nach Sizilien gebracht hatten, mit Nachschub zurück, als wenn sie geahnt hätten, daß sie gekommen seien, um wieder andere Beute zu holen. Daß zwei Anführer der Karthager mit demselben Namen in zwei Reitergefechten getötet wurden, schreiben nicht alle meine Gewährsleute, ich glaube, aus Furcht, es möchte unbemerkt bleiben, daß derselbe Vorgang zweimal erzählt wird; Coelius jedenfalls und Valerius überliefern sogar, Hanno sei nur in Gefangenschaft geraten. Scipio zeichnete die Befehlshaber und die Reiter entsprechend der Leistung eines jeden und vor allem Masinissa mit beachtlichen Geschenken aus. Und er legte eine starke Besatzung nach Salaeca, brach selbst mit dem übrigen Heer auf, verwüstete nicht nur das Land, durch das er zog, sondern eroberte auch einige Städte und Dörfer und verbreitete weithin den Schrecken des Krieges; am siebten Tag nach seinem Aufbruch kehrte er mit einer großen Menge Menschen und Vieh und Beute jeder Art ins Lager zurück und entließ die Schiffe wieder schwerbeladen mit feindlicher Beute. Dann gab er alle kleinen Streifzüge und Verwüstungen auf und richtete seine ganze Kriegsmacht auf die Bestürmung von Utica; er wollte es dann, wenn er es eingenommen hatte, als Ausgangspunkt für die Durchführung seiner übrigen

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habiturus. Simul et a classe navales socii, qua ex parte urbs mari adluitur, et terrestris exercitus ab imminente prope ipsis moenibus tumulo est admotus. Tormenta machinasque et advexerat secum, et ex Sicilia cum commeatu missa erant, et nova in armamentario multis talium operum artificibus de industria inclusis fiebant.

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Uticensibus tanta undique mole circumsessis in Carthaginiensi populo, Carthaginiensibus in Hasdrubale ita, si is movisset Syphacem, spes omnis erat; sed desiderio indigentium auxilii tardius cuncta movebantur. Hasdrubal intentissima conquisitione cum ad triginta milia peditum, tria equitum effecisset, non tarnen ante adventum Syphacis castra propius hostem movere est ausus. Syphax cum quinquaginta milibus peditum, decern equitum advenit confestimque motis a Carthagine castris haud procul Utica munitionibusque Romanis consederunt. Quorum adventus hoc tamen momenti fecit, ut Scipio, cum quadraginta ferme dies nequiquam omnia experiens obsedisset Uticam, abscederet inde inrito incepto. Et - iam enim hiemps instabat - castra hiberna in promunturio, quod tenui iugo continenti adhaerens in aliquantum maris spatium extenditur, communit. Uno vallo et navalia castra amplectitur; iugo medio legionum castris impositis, latus ad septentrionem versum subductae naves navalesque socii tenebant, meridianam vallem ad alterum litus devexam equitatus. Haec in Africa usque ad extremum autumni gesta.

Praeter convectum undique ex populatis circa agris

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Unternehmungen haben. Gleichzeitig wurden, w o die Stadt vom Meer bespült wird, von der Flotte aus die Seesoldaten herangeführt und von dem Hügel, der in der Nähe der Mauern aufragt, das Landheer. Wurfgeschütze und Belagerungsgeräte hatte er mitgebracht, und sie waren auch aus Sizilien mit dem Nachschub geschickt worden; dazu wurden auch noch neue im Zeughaus hergestellt, w o viele Fachleute für solche Arbeiten mit Absicht zusammengehalten wurden. Die Bewohner von Utica, die durch eine so große Masse von allen Seiten belagert wurden, setzten all ihre Hoffnung auf das karthagische Volk, die Karthager auf Hasdrubal, vorausgesetzt, daß er auf Syphax Einfluß gewonnen hätte. Aber alles geschah zu langsam für das Verlangen der Leute, die Hilfe nötig hatten. Obwohl Hasdrubal durch rastloses Werben an die 30 000 Fußsoldaten und 3 000 Reiter zusammengebracht hatte, wagte er doch vor der Ankunft des Syphax nicht, näher an den Feind heranzurücken. Syphax kam mit 50 000 Fußsoldaten und 10 000 Reitern an; und sogleich brachen sie von Karthago auf und lagerten sich nicht weit von Utica und den römischen Befestigungsanlagen. Ihre Ankunft hatte aber doch wenigstens die Wirkung, daß Scipio, nachdem er fast 40 Tage Utica vergeblich belagert und dabei alles versucht hatte, von dort abzog, ohne daß sein Unternehmen Erfolg gehabt hätte. Und er schlug - denn der Winter stand schon vor der Tür - ein festes Winterlager auf dem Vorgebirge auf, das mit einem schmalen Landrücken am Festland hängt und ein beträchtliches Stück ins Meer hineinragt. Mit einem einzigen Wall umschloß er sowohl das Schiffslager als auch das Lager. Mitten auf dem Landrücken wurde das Lager für die Legionen angelegt; die Nordseite nahmen die an Land gezogenen Schiffe und die Seesoldaten ein, den südlichen Hang, der zu dem anderen Strand hin abfiel, die Reiterei. Dies geschah in Afrika bis zum Ende des Herbstes. Außer dem Getreide, das von allen Seiten aus den geplün-

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frumentum commeatusque ex Sicilia atque Italia advectos Cn. Octavius propraetor ex Sardinia ab Tib. Claudio praetore, cuius eaprovincia erat, ingentem vim frumenti advexit; horreaque non solum, quae iam facta erant, repleta, sed nova aedificata. Vestimenta exercitui deerant; id mandatum Octavio, ut cum praetore ageret, si quid ex ea provincia comparari ac mitti posset. E a quoque haud segniter curata res; mille ducentae togae brevi spatio et duodecim milia tunicarum missa.

Aestate ea, qua haec in Africa gesta sunt, P. Sempronius consul, cui Bruttii provincia erat, in agro Crotoniensi cum Hannibale in ipso itinere tumultuario proelio conflixit. Agminibus magis quam acie pugnatum est. Romani pulsi et tumultu verius quam pugna ad mille et ducenti de exercitu consulis interfecti; in castra trepide reditum, neque oppugnare tamen ea hostes ausi. Ceterum silentio proximae noctis profectus inde consul praemisso nuntio ad P. Licinium proconsulem, ut suas legiones admoveret, copias coniunxit. Ita duo duces, duo exercitus ad Hannibalem redierunt; nec mora dimicandi facta est, cum consuli duplicatae vires, Poeno recens victoria animos faceret. In primam aciem suas legiones Sempronius induxit; in subsidiis locatae P. Licinii legiones. C o n sul principio pugnae aedem Fortunae Primigeniae vovit, si eo die hostes fudisset; composque eius voti fuit. Fusi ac fugati Poeni; supra quattuor milia armatorum caesa, paulo minus trecenti vivi capti et equi quadraginta et

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derten Ländereien ringsum zusammengebracht wurde, und dem Nachschub, der aus Sizilien und Italien herangeschafft wurde, schaffte auch der Proprätor Cn. Octavius aus Sardinien von dem Prätor Tib. Claudius, der diese Provinz verwaltete, eine riesige Menge Getreide heran; und nicht nur die Speicher, die schon errichtet waren, wurden angefüllt, sondern auch neue gebaut. Dem Heer fehlte es an Kleidung; es wurde Octavius aufgetragen, mit dem Prätor zu besprechen, ob etwas aus dieser Provinz beschafft und geschickt werden könne. Auch diese Sache wurde mit Eifer erledigt: ι 200 Togen wurden in kurzer Zeit geschickt und 12 000 Tuniken. In dem Sommer, in dem dies in Afrika geschah, kämpfte der Konsul P. Sempronius, der das Land der Bruttier als Aufgabenbereich hatte, im Gebiet von Croton mit Hannibal unmittelbar auf dem Marsch in einer unvorhergesehenen Schlacht. Es wurde mehr in Marschformationen als in einer Schlachtreihe gekämpft; die Römer wurden geschlagen, und in der Schlacht, richtiger gesagt dem Getümmel, wurden an die 1 200 vom Heer des Konsuls getötet; man kehrte hastig ins Lager zurück, doch die Feinde wagten nicht, es anzugreifen. Aber in der Stille der nächsten Nacht brach der Konsul von dort auf, schickte einen Boten zum Prokonsul P. Licinius voraus, er solle seine Legionen heranführen, und vereinigte die Truppen. So kehrten zwei Feldherren und zwei Heere zu Hannibal zurück. Und unverzüglich kam es zum Kampf, da dem Konsul die Verdoppelung seiner Streitkräfte, dem Punier der jüngst errungene Sieg Mut machte. Sempronius führte seine eigenen Legionen in die vorderste Linie, die Legionen des P. Licinius standen in Reserve. Z u Beginn der Schlacht gelobte der Konsul der Fortuna Primigenia einen Tempel, wenn er an diesem Tag die Feinde schlage; und sein Wunsch ging in Erfüllung. Die Punier wurden geschlagen und in die Flucht getrieben, über 4 000 Bewaffnete niedergehauen, etwas weniger als 300 gefangengenommen und 40 Pferde und 1 1 Feldzeichen erbeutet. Entmutigt

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undecim militaria signa. Perculsus adverso proelio Hannibal Crotonem exercitum reduxit. Eodem tempore M. Cornelius consul in altera parte Italiae non tarn armis quam iudiciorum terrore Etruriam continuit totam ferme ad Magonem ac per eum ad spem novandi res versam. Eas quaestiones ex senatus consulto minime ambitiöse habuit; multique nobiles Etrusci, qui aut ipsi ierant aut miserant ad Magonem de populorum suorum defectione, primo praesentes erant condemnati; postea conscientia sibimet ipsi exilium consciscentes, cum absentes damnati essent, corporibus subtractis bona tantum, quae publicari poterant, pigneranda poenae praebebant.

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Dum haec consules diversis regionibus agunt, censo- 37 res interim Romae M. Livius et C . Claudius senatum recitaverunt. Princeps iterum lectus Q. Fabius Maximus; notati Septem, nemo tamen, qui sella curuli sedisset. Sarta tecta acriter et cum summa fide exegerunt. 2 Viam e foro bovario ad Veneris circa foros publicos et aedem Matris Magnae in Palatio faciendam locaverunt. Vectigal etiam novum ex salaria annona statuerunt. Sex3 tante sal et Romae et per totam Italiam erat. Romae pretio eodem, pluris in foris et conciliabulis et alio alibi pretio praebendum locaverunt. Id vectigal commentum 4 alterum ex censoribus satis credebant populo iratum, quod iniquo iudicio quondam damnatus esset, et in pre-

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durch den ungünstig ausgegangenen Kampf führte Hannibal sein Heer nach Croton zurück. Gleichzeitig hielt der Konsul M. Cornelius im anderen Teil Italiens nicht so sehr mit Waffen als mit dem Schrecken seiner Urteilssprüche Etrurien im Zaum, das sich fast ganz Mago und der Hoffnung auf einen Umsturz durch ihn zugewandt hatte. Diese Untersuchungen führte er auf Senatsbeschluß ohne jede Rücksicht durch; und viele vornehme Etrusker, die entweder selbst wegen des Abfallens ihrer Völker zu Mago gegangen waren oder Leute geschickt hatten, waren zunächst in Anwesenheit verurteilt worden; später wählten sie in ihrem Schuldbewußtsein selbst für sich die Verbannung, und wenn sie in Abwesenheit verurteilt worden waren, boten sie, da sie sich persönlich der Strafe entzogen hatten, dafür nur ihr Vermögen, das eingezogen werden konnte, als Pfand. Während die Konsuln dies in den verschiedenen Gegenden unternahmen, veröffentlichten unterdessen in Rom die Zensoren M. Livius und C. Claudius die Senatsliste. Erster des Senats wurde wiederum Q . Fabius; eine Rüge erhielten sieben, jedoch keiner, der ein kurulisches Amt bekleidet hatte. Sorgfältig und mit größter Gewissenhaftigkeit überwachten sie die Ausbesserungsarbeiten an den öffentlichen Bauten. Sie vergaben den Auftrag für den Bau einer Straße vom Forum Β ovarium zum Tempel der Venus in der Nähe der vom Staat errichteten Sitzreihen und für den Bau des Tempels der Mater Magna auf dem Palatium. Auch führten sie eine neue indirekte Steuer aus dem Salzpreis ein. Das Salz kostete in Rom und in ganz Italien einen sechstel As. Sie ließen es in Rom zu demselben Preis verkaufen, aber teurer in den Markt- und Gerichtsorten, zu dem einen Preis hier, zu einem anderen dort. Man glaubte ziemlich sicher, der eine der Zensoren, der dem Volk zürnte, habe sich diese Steuer ausgedacht, weil er einst durch einen ungerechten Spruch verurteilt worden war, und durch den Salzpreis seien hauptsächlich die Tribus belastet worden, auf deren Betreiben er

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tio salis maxime oneratas tribus, quarum opera damnatus erat. Inde Salinatori Livio inditum cognomen. Lustrum conditum serius, quia per provincias dimiserunt censores, ut civium Romanorum in exercitibus, quantus ubique esset, referretur numerus. Censa cum iis ducenta quattuordecim milia hominum. Condidit lustrum C. Claudius Nero. Duodecim deinde coloniarum, quod numquam antea factum erat, deferentibus ipsarum coloniarum censoribus, censum acceperunt, ut, quantum numero militum, quantum pecunia valerent, in publicis tabulis monumenta exstarent.

Equitum deinde census agi coeptus est; et ambo forte censores equum publicum habebant. Cum ad tribum Polliam ventum esset, in qua M. Livi nomen erat, et praeco cunctaretur citare ipsum censorem, „Cita" inquit N e r o „M. Livium!" et sive ex residua vetere simultate sive intempestiva iactatione severitatis inflatus M. Livium, quia populi iudicio esset damnatus, equum vendere iussit. Item M. Livius, cum ad tribum Arniensem et nomen collegae ventum est, vendere equum C. Claudium iussit duarum rerum causa, unius, quod falsum adversus se testimonium dixisset, alterius, quod non sincera fide secum in gratiam redisset.

Aeque foedum certamen inquinandi famam alterius cum suae famae damno factum est exitu censurae. Cum in leges iurasset C. Claudius et in aerarium escendisset, inter nomina eorum, quos aerarios relinquebat, dedit collegae nomen. Deinde M. Livius in aerarium venit et praeter Maeciam tribum, quae se neque condemnasset neque condemnatum aut consulem aut censorem fecis-

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verurteilt worden war. Davon erhielt Livius den Beinamen Salinator (Salzmann). Das Reinigungsopfer wurde später durchgeführt, weil die Zensoren Leute in die Operationsgebiete geschickt hatten, damit ihnen die Zahl der römischen Bürger in den Heeren, wie groß sie überall sei, gemeldet werde. Vom Zensus erfaßt wurden mit ihnen 214 000 Mann. Das Reinigungsopfer führte C . Claudius Nero durch. Dann nahmen sie, was bisher noch nie geschehen war, den Zensus der zwölf Kolonien entgegen, wobei die Zensoren der Kolonien die Angaben überbrachten, so daß in amtlichen Verzeichnissen festgehalten war, über wie viele Soldaten und wieviel Geld sie verfügten. Dann begann die Schätzung der Ritter. Zufällig hatten beide Zensoren ein Staatspferd. Als man an die Tribus Pollia kam, in der M. Livius eingetragen war, und der Herold zögerte, den Zensor selbst aufzurufen, sagte Nero: „Ruf den M. Livius auf!" Und sei es aus einem Uberrest ihrer alten Feindschaft, sei es daß er sich durch die unangebrachte Prahlerei mit seiner Strenge aufspielen wollte: er befahl M. Livius, weil er durch den Spruch des Volkes verurteilt worden sei, sein Pferd zu verkaufen. Ebenso befahl M. Livius, als man an die Tribus Arniensis und den Namen seines Kollegen kam, dem C . Claudius, sein Pferd zu verkaufen um zweier Dinge willen: einmal, weil er falsches Zeugnis gegen ihn abgelegt, zum zweiten, weil er sich nicht aufrichtig und ehrlich mit ihm versöhnt habe. Z u einem gleich häßlichen Wettstreit, den Ruf des anderen zu beschmutzen, wenn auch der eigene Ruf dabei Schaden nahm, kam es am Ende der Zensur. Als C . Claudius die Gesetzmäßigkeit seiner Amtsführung beschworen hatte und zur Schatzkammer hinaufgestiegen war, nannte er unter denen, die er unter die Aerarier versetzte, seinen Kollegen. Darauf kam M. Livius in die Schatzkammer und versetzte außer der Tribus Maecia, die ihn weder verurteilt noch ihn, als er verurteilt war, zum Konsul oder Zensor gemacht hatte,

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set, populum Romanum omnem, quattuor et triginta tribus, aerarios reliquit, quod et innocentem se condemnassent et condemnatum consulem et censorem fecissent neque infitiari possent aut iudicio semel aut comitiis bis ab se peccatum esse: inter quattuor et triginta tribus et C . Claudium aerarium fore; quod si exemplum haberet bis eundem aerarium relinquendi, C . Claudium nominatim se inter aerarios fuisse relicturum. Pravum certamen notarum inter censores; castigatio inconstantiae populi censoria et gravitate temporum illorum digna. In invidia censores cum essent, crescendi ex iis ratus esse occasionem C n . Baebius tribunus plebis diem ad populum utrique dixit. E a res consensu patrum discussa est, ne postea obnoxia populari aurae censura esset.

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Eadem aestate in Bruttiis Clampetia a consule vi cap- 38 ta, Consentia et Pandosia et ignobiles aliae civitates voluntate in dicionem venerunt. Et cum comitiorum 2 iam appeteret tempus, Cornelium potius ex Etruria, ubi nihil belli erat, R o m a m acciri placuit. Is consules C n . 3 Servilium Caepionem et C . Servilium Geminum creavit. Inde praetoria comitia habita. Creati P. Cornelius Len4 tulus, P. Quinctilius Varus, P. Aelius Paetus, P. Villius Tappulus; hi duo cum aediles plebis essent, praetores creati sunt. Consul comitiis perfectis ad exercitum in 5 Etruriam redit.

Sacerdotes eo anno mortui atque in locum eorum suffecti: Tib. Veturius Philo flamen Martialis in locum M . Aemili Regilli, qui priore anno mortuus erat, creatus inauguratusque; in M. Pomponi Mathonis auguris et

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das ganze römische Volk, 34 Tribus, unter die Aerarier, weil es ihn unschuldig verurteilt und ihn nach seiner Verurteilung zum Konsul und Zensor gemacht habe und nicht leugnen könne, daß es sich entweder einmal durch sein Urteil oder zweimal bei den Wahlen falsch verhalten habe. Mit den 34 Tribus werde auch C . Claudius Aerarier sein; wenn er aber ein Beispiel dafür hätte, daß ein und derselbe zweimal unter die Aerarier versetzt worden sei, würde er C. Claudius unter die Aerarier versetzen. Es war ein schlimmer Wettstreit der Zensoren im gegenseitigen Rügen, aber die Zurechtweisung der Unbeständigkeit des Volkes entsprach dem Wesen der Zensur und war der Strenge jener Zeiten angemessen. Da die Zensoren unbeliebt waren, glaubte der Volkstribun Cn. Baebius, das sei eine Gelegenheit, auf ihre Kosten bekannt zu werden, und lud beide vor das Gericht des Volkes. Das wurde aber durch einen einstimmig gefaßten Senatsbeschluß vereitelt, damit das Zensorenamt nicht später der Laune des Volkes preisgegeben sei. In diesem Sommer nahm der Konsul im Gebiet der Bruttier Clampetia im Sturm; Consentia und Pandosia und einige andere, weniger bekannte Gemeinden unterwarfen sich freiwillig. Da die Zeit der Wahlen schon herankam, beschloß man, lieber Cornelius aus Etrurien, w o kein Krieg war, nach R o m zu rufen. E r führte die Wahlen durch, bei denen Cn. Servilius Caepio und C . Servilius Geminus zu Konsuln gewählt wurden. Dann fanden die Prätorenwahlen statt; gewählt wurden P. Cornelius Lentulus, P. Quinctilius Varus, P. Aelius Paetus und P. Villius Tappulus; diese beiden wurden, während sie plebejische Ädilen waren, zu Prätoren gewählt. Nach Beendigung der Wahlen kehrte der Konsul wieder nach Etrurien zurück. In diesem Jahr starben Priester, und andere wurden an ihrer Stelle nachgewählt. Tib. Veturius Philo wurde an Stelle von M. Aemilius Regillus, der im Vorjahr gestorben war, zum Flamen des Mars gewählt und geweiht. A n Stelle des Augurs und Decemvirn M. Pomponius Matho wurde als

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decemviri locum creati decemvir M. Aurelius Cotta, augur Tib. Sempronius Gracchus a d m o d u m adulescens, quod tum perrarum in mandandis sacerdotiis erat. Q u a drigae aureae eo anno in Capitolio positae ab aedilibus curulibus C . Livio et Μ. Servilio Gemino, et ludi Romani biduum instaurati, item per biduum plebeii ab aedilibus P. Aelio, P. Villio; et Iovis epulum fuit ludorum causa.

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Decemvir Μ. Aurelius Cotta gewählt, als Augur Tib. Sempronius Gracchus, ein noch sehr junger Mann, was damals bei der Übertragung von Priesterämtern ganz selten war. Die kurulischen Adilen C. Livius und M. Servilius Geminus stellten ein goldenes Viergespann auf das Kapitol und wiederholten die Römerspiele zwei Tage, ebenso die Adilen P. Aelius und P. Villius die Plebejerspiele zwei Tage. Auch ein Jupitermahl fand anläßlich der Spiele statt.

LIBER XXX Cn. Servilius et C. Servilius consules - sextus decimus is annus belli Punici erat - cum de re publica belloque et provinciis ad senatum rettulissent, censuerunt patres, ut consules inter se compararent sortirenturve, uter Bruttios adversus Hannibalem, uter Etruriam ac Ligures provinciam haberet; cui Bruttii evenissent, exercitum a P. Sempronio acciperet; P. Sempronius - ei quoque enim pro consule imperium in annum prorogabatur - P. Licinio succederet. Is Romam reverteretur bello quoque bonus habitus ad cetera, quibus nemo ea tempestate instructior civis habebatur congestis omnibus humanis ab natura fortunaque bonis. Nobilis idem ac dives erat; forma viribusque corporis excellebat; facundissimus habebatur seu causa oranda, seu in senatu et apud populum suadendi ac dissuadendi locus esset; iuris pontificii peritissimus; super haec bellicae quoque laudis consulatus compotem fecerat.

Quod in Bruttiis provincia, idem in Etruria ac Liguribus decretum: M. Cornelius novo consuli tradere exercitum iussus; ipse prorogato imperio Galliam provinciam obtineret cum legionibus iis, quas L. Scribonius priore anno habuisset. Sortiti deinde provincias: Caepioni Bruttii, Gemino Etruria evenit. Tum praetorum provinciae in sortem coniectae: iuris dictionem urba-

BUCH XXX Als die Konsuln Cn. Servilius und C. Servilius - es war das 16. Jahr des Punischen Krieges - im Senat die Lage des Staates, den Krieg und die Aufgabenbereiche auf die Tagesordnung gesetzt hatten, beschlossen die Senatoren, die Konsuln sollten sich untereinander verständigen oder losen, wer das Gebiet der Bruttier gegen Hannibal und wer Etrurien und das Gebiet der Ligurer als Aufgabenbereich haben solle. Wer das Gebiet der Bruttier erhielt, sollte das Heer von P. Sempronius übernehmen; P. Sempronius - denn auch ihm wurde als Prokonsul die Befehlsgewalt für das Jahr verlängert sollte an die Stelle von P. Licinius treten. Der sollte nach Rom zurückkehren; auch im Krieg hielt man ihn für tüchtig neben den anderen Dingen, mit denen kein Bürger in dieser Zeit reicher bedacht zu sein schien, da die Natur und das Glück alle Vorzüge, die ein Mensch nur haben kann, auf ihn gehäuft hatten: Er war von adliger Herkunft und reich, zeichnete sich durch Schönheit und Körperkraft aus und galt als sehr beredt, sei es daß ein Prozeß zu führen, sei es daß im Senat und vor dem Volk für oder gegen etwas zu sprechen war; er war der beste Kenner des Pontifikalrechts. Darüber hinaus hatte sein Konsulat ihm auch noch Kriegsruhm gebracht. Dasselbe wie für den Aufgabenbereich im Gebiet der Bruttier wurde auch für Etrurien und das Gebiet der Ligurer beschlossen; M. Cornelius wurde aufgefordert, dem neuen Konsul sein Heer zu übergeben; er selbst sollte unter Verlängerung seiner Befehlsgewalt Gallien als Aufgabenbereich haben mit den Legionen, die L. Scribonius im Vorjahr befehligt hatte. Darauf losten sie um die Aufgabenbereiche; Caepio erhielt das Gebiet der Bruttier, Geminus Etrurien. Dann kamen die Aufgabenbereiche der Prätoren zur Verlosung;

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nam Paetus Aelius, Sardiniam P. Lentulus, Siciliam P. Villius, Ariminum cum duabus legionibus - sub Sp. Lucretio eae fuerant - Quinctilius Varus est sortitus. Et Lucretio prorogatum imperium, ut Genuam oppidum a Magone Poeno dirutum exaedificaret. P. Scipioni non temporis, sed rei gerendae fine, donee debellatum in Africa foret, prorogatum imperium est; decretumque, ut supplicatio fieret, quod is in Africam provinciam traiecisset, ut ea res salutaris populo Romano ipsique duci atque exercitui esset.

In Siciliam tria milia militum sunt scripta, quia, quod roboris ea provincia habuerat, in Africam transvectum fuerat; et quia, ne qua classis ex Africa traiceret, quadraginta navibus custodiri placuerat Siciliae maritimam oram, tredecim novas naves Villius secum in Siciliam duxit, ceterae in Sicilia veteres refectae. Huic classi M. Pomponius, prioris anni praetor, prorogato imperio praepositus novos milites ex Italia advectos in naves imposuit. Parem navium numerum Cn. Octavio, praetori item prioris anni, cum pari iure imperii ad tuendam Sardiniae oram patres decreverunt; Lentulus praetor duo milia militum dare in naves iussus. Et Italiae ora, quia incertum erat, quo missuri classem Carthaginienses forent - videbantur autem, quidquid nudatum praesidiis esset, petituri - , M. Marcio, praetori prioris anni, cum totidem navibus tuenda data est. Tria milia militum in earn classem ex decreto patrum consules scripserunt et duas legiones urbanas ad incerta belli. Hispaniae cum exercitibus imperioque veteribus imperatoribus, L.

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die Rechtsprechung in der Stadt fiel an Paetus Aelius, Sardinien an P. Lentulus, Sizilien an P. Villius, Ariminum mit zwei Legionen - sie hatten unter dem Kommando des Sp. Lucretius gestanden - an Quinctilius Varus. Auch Lucretius verlängerte man die Befehlsgewalt; er sollte die von dem Karthager Mago zerstörte Stadt Genua wiederaufbauen. P. Scipio verlängerte man die Befehlsgewalt nicht für eine bestimmte Zeit, sondern für die Erfüllung seines Auftrags, bis der Krieg in Afrika zu Ende sei, und man beschloß, es solle ein Bittfest stattfinden, daß sein Übergang in den A u f gabenbereich Afrika dem römischen Volk, dem Feldherrn selbst und dem Heer Glück bringe. Für Sizilien wurden 3 000 Soldaten ausgehoben, weil das, was diese Provinz an Kerntruppen gehabt hatte, nach Afrika gebracht worden war. Und weil man beschlossen hatte, die Meeresküste Siziliens mit 40 Schiffen zu bewachen, damit keine Flotte aus Afrika übersetzte, führte Villius 13 neue Schiffe mit sich nach Sizilien; die übrigen waren alte in Sizilien, die man wieder instand setzte. Den Befehl über diese Flotte erhielt M. Pomponius, der Prätor des Vorjahres, unter Verlängerung seines Kommandos; er bemannte die Schiffe mit den neuen Soldaten, die aus Italien herankamen. Die gleiche Anzahl Schiffe bestimmten die Senatoren für Cn. Octavius, der ebenfalls im Vorjahr Prätor gewesen war, mit dem gleichen Umfang seiner Befehlsgewalt zum Schutz der Küste Sardiniens; der Prätor Lentulus wurde aufgefordert, 2 000 Soldaten für die Schiffe abzutreten. Der Schutz der Küste Italiens wurde M. Marcius, dem Prätor des Vorjahres, mit ebenso vielen Schiffen übertragen, weil es ungewiß war, wohin die Karthager ihre Flotte schicken würden - man glaubte aber, sie würden jeden Platz angreifen, der ohne Schutz war. Die Konsuln hoben auf Beschluß des Senats 3 000 Soldaten für diese Flotte aus und zwei Stadtlegionen für die Ungewißheiten des Krieges. Die spanischen Gebiete wurden mit den Heeren und der Befehlsgewalt den alten Feldherren L. Lentulus und L.

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Lentulo et L. Manlio Acidino, decretae. Viginti omnino legionibus et centum sexaginta navibus longis res Romana eo anno gesta. Praetores in provincias ire iussi. Consulibus imperatum, ut, priusquam ab urbe proficiscerentur, ludos magnos facerent, quos T. Manlius Torquatus dictator in quintum annum vovisset, si eodem statu res publica staret. Et novas religiones excitabant in animis hominum prodigia ex pluribus locis nuntiata. Aurum in Capitolio corvi non lacerasse tantum rostris crediti, sed etiam edisse. Mures Antii coronam auream adrosere; circa Capuam omnem agrum locustarum vis ingens, ita ut, unde advenissent, parum constaret, complevit; eculeus Reate cum quinque pedibus natus; Anagniae sparsi primum ignes in caelo, dein fax ingens arsit; Frusinone arcus solem tenui linea amplexus est, circulum deinde ipsum maior solis orbis extrinsecus inclusit; Arpini terra campestri agro in ingentem sinum consedit; consulum alteri primam hostiam immolanti caput iocineris defuit. Ea prodigia maioribus hostiis procurata; editi a collegio pontificum dei, quibus sacrificaretur.

His transactis consules praetoresque in provincias profecti. Omnibus tamen velut earn sortitis Africae cura erat, seu quia ibi summam rerum bellique verti cernebant, seu ut Scipioni gratificarentur, in quem tum omnis versa civitas erat. Itaque non ex Sardinia tantum, sicut ante dictum est, sed ex Sicilia quoque et Hispania vestimenta frumentumque et arma etiam ex Sicilia et omne genus commeatus eo portabantur. Nec Scipio ullo tem-

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Manlius Acidinus zugewiesen. Insgesamt 20 Legionen und 160 Kriegsschiffe kämpften in diesem Jahr für die römische Sache. Die Prätoren erhielten Befehl, in ihre Aufgabenbereiche zu gehen. Die Konsuln wurden aufgefordert, bevor sie von der Stadt aufbrächen, die Großen Spiele durchzuführen, die der Diktator T. Manlius Torquatus für das fünfte Jahr gelobt hatte, wenn der Staat dann noch in demselben Zustand sei. Zeichen der Götter, die aus mehreren Orten gemeldet wurden, weckten bei den Menschen neue religiöse Bedenken. Man glaubte, Raben hätten auf dem Kapitol nicht nur mit ihren Schnäbeln Gold zerhackt, sondern es auch gefressen. Mäuse knabberten in Antium einen goldenen Kranz an. Rings um Capua bedeckte eine riesige Menge Heuschrecken das ganze Land, ohne daß richtig feststand, von w o sie gekommen waren. In Reate wurde ein Fohlen mit fünf Füßen geboren. In Anagnia breitete sich zuerst Feuer über den Himmel aus, dann brannte eine riesige Fackel. In Frusino umzog ein Ring die Sonne mit einer dünnen Linie, die Kreislinie selbst schloß dann ein größerer Kreis der Sonne von außen her ein. In Arpinum senkte sich die Erde auf ebenem Gelände zu einer ungeheuren Vertiefung. Dem einen Konsul fehlte, als er das erste Opfertier schlachtete, der Kopf der Leber. Diese Zeichen der Götter wurden mit voll ausgewachsenen Opfertieren gesühnt; das Kollegium der Pontifices benannte die Götter, denen geopfert werden sollte. Nachdem das erledigt war, brachen die Konsuln und die Prätoren in ihre Aufgabenbereiche auf; alle jedoch kümmerten sich um Afrika, als wäre es ihnen durch das Los zugefallen, sei es weil sie sahen, daß sich dort das Schicksal des Staates und des Krieges entscheide, sei es um sich Scipio gefällig zu erweisen, auf den jetzt die ganze Bürgerschaft blickte. Daher wurden nicht nur aus Sardinien, wie oben gesagt ist, sondern auch aus Sizilien und Spanien Kleidung und Getreide und aus Sizilien sogar Waffen und jede Art Nachschub dorthin geschafft. Auch Scipio hatte zu keinem Zeitpunkt

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pore hiemis belli opera remiserat, quae multa simul undique eum circumstabant: Uticam obsidebat; castra in conspectu Hasdrubalis erant; Carthaginienses deduxerant naves, classem paratam instructamque ad commeatus intercipiendos habebant. Inter haec ne Syphacis quidem reconciliandi curam ex animo miserat, si forte iam satias amoris in uxore ex multa copia eum cepisset. A b Syphace magis pacis cum Carthaginiensibus condiciones, ut Romani Africa, Poeni Italia excederent, quam, si bellaretur, spes ulla desciturum adferebatur. Haec per nuntios acta magis equidem crediderim - et ita pars major auctores sunt - quam ipsum Syphacem, ut Antias Valerius prodit, in castra Romana ad conloquium venisse. Primo eas condiciones imperator Romanus vix auribus admisit; postea, ut causa probabilis suis commeandi foret in castra hostium, mollius eadem ilia abnuere ac spem facere saepius ultro citroque agitantibus rem conventuram.

Hibernacula Carthaginiensium, congesta temere ex agris materia exaedificata, lignea ferme tota erant. Numidae praecipue (casis) harundine textis storeaque pars maxima tectis passim nullo ordine, quidam ut sine imperio occupatis locis extra fossam etiam vallumque habitabant. Haec relata Scipioni spem fecerant castra hostium per occasionem incendendi.

C u m legatis, quos mitteret ad Syphacem, calonum loco primos ordines spectatae virtutis atque prudentiae

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des Winters die kriegerischen Aufgaben vernachlässigt, die ihn in großer Zahl von allen Seiten zugleich bedrängten: er belagerte Utica; sein Lager war in Sichtweite Hasdrubals; die Karthager hatten ihre Schiffe zu Wasser gelassen, hielten ihre Flotte bereit und wohlausgerüstet zum Abfangen des Nachschubs. Dabei hatte Scipio auch seine Bemühung, Syphax wieder zu gewinnen, nicht aus den Augen verloren, falls er vielleicht der Liebe zu seiner Frau infolge des häufigen Umgangs schon überdrüssig geworden sein sollte. Syphax nannte mehr die Bedingungen für einen Frieden mit den Karthagern, nämlich daß die Römer Afrika, die Punier Italien verlassen sollten, als daß er die leiseste Hoffnung gemacht hätte, er werde abspringen, wenn der Krieg weitergehe. Ich möchte glauben, daß dies mehr durch Boten verhandelt wurde - und so weiß es auch der größte Teil meiner Gewährsmänner - , als daß Syphax selbst, wie Valerius Antias überliefert, zu einer Unterredung in das römische Lager gekommen wäre. Zuerst schenkte der römische Feldherr diesen Bedingungen kaum Gehör; später lehnte er dieselben weniger schroff ab, damit seine Leute einen glaubhaften Grund hätten, im Lager der Feinde ein- und auszugehen, und weckte die Hoffnung, wenn man häufiger hin und her verhandle, werde es zu einer Übereinkunft kommen. Das Winterlager der Karthager war aus Baumaterial angefertigt, das blindlings aus dem Land zusammengetragen worden war, und war fast ganz aus Holz. Die Numider insbesondere hausten in aus Schilf geflochtenen und größtenteils mit Binsenmatten gedeckten Hütten zerstreut ohne jede Ordnung, einige auch außerhalb von Wall und Graben, da sie ihre Plätze ohne Befehl eingenommen hatten. Als dies Scipio berichtet worden war, hatte es in ihm die Hoffnung geweckt, das Lager der Feinde bei Gelegenheit in Brand setzen zu können. Mit den Unterhändlern, die er immer wieder zu Syphax schickte, schickte er anstelle der Troßknechte Centurionen der ersten Rangklasse, Männer von erprobter Tapferkeit und

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servili habitu mittebat, qui, dum in conloquio legati essent, vagi per castra alius alia aditus exitusque omnes, situm formamque et universorum castrorum et partium, qua Poeni, qua Numidae haberent, quantum intervalli inter Hasdrubalis ac regia castra esset, specularentur moremque simul noscerent stationum vigiliarumque, nocte an interdiu opportuniores insidiantibus essent; et inter crebra conloquia alii atque alii de industria, quo pluribus omnia nota essent, mittebantur. C u m saepius agitata res certiorem spem pacis in dies et Syphaci et Carthaginiensibus per eum faceret, legati Romani vetitos se reverti ad imperatorem aiunt, nisi certum responsum detur: proinde, seu ipsi staret iam sententia, (expromeret), seu consulendus Hasdrubal et Carthaginienses essent, consuleret; tempus esse aut pacem componi aut bellum naviter geri. D u m consulitur Hasdrubal ab Syphace, ab Hasdrubale Carthaginienses, et speculatores omnia visendi et Scipio ad comparanda, quae in rem erant, tempus habuit. E t ex mentione ac spe pacis neglegentia, ut fit, apud Poenos Numidamque orta cavendi, ne quid hostile interim paterentur. Tandem relatum responsum quibusdam, quia nimis cupere Romanus pacem videbatur, iniquis per occasionem adiectis, quae peropportune cupienti tollere indutias Scipioni causam praebuere. A c nuntio regis, cum relaturum se ad consilium dixisset, postero die respondit se uno frustra tendente nulli alii pacem placuisse; renuntia-

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Klugheit, in Sklaventracht; sie sollten, während die Unterhändler bei der Unterredung waren, im Lager umherstreifen und der eine dies, der andere jenes auskundschaften: alle Zugänge und Ausgänge, die Lage und die Form des ganzen Lagers und seiner Teile, wo die Punier, wo die Numider lagerten und wieviel Abstand zwischen dem Lager Hasdrubals und dem des Königs war; zugleich sollten sie die Gewohnheit der Posten und Wachen herausfinden, ob sie bei Nacht oder bei Tage günstigere Gelegenheit für einen Anschlag böten. Und bei den häufigen Unterredungen wurden mit Absicht immer wieder andere geschickt, damit einer größeren Anzahl alles bekannt wäre. Als die Sache ziemlich häufig verhandelt worden war und das Syphax und durch ihn die Karthager in der Hoffnung auf Frieden von Tag zu Tag mehr bestärkte, sagten die römischen Unterhändler, es sei ihnen verboten, zu ihrem Feldherrn zurückzukehren, wenn ihnen nicht eine klare Antwort erteilt werde. Wenn daher sein Entschluß schon feststehe, solle er es sagen, wenn er aber noch Hasdrubal und die Karthager fragen müsse, solle er sie fragen. Es sei an der Zeit, entweder Frieden zu schließen oder den Krieg energisch zu führen. Während Syphax Hasdrubal und Hasdrubal die Karthager fragte, hatten die Kundschafter Zeit, sich alles anzusehen, und ebenso Scipio, vorzubereiten, was zweckdienlich war; und infolge des Geredes vom Frieden und in der Hoffnung auf ihn wurden die Punier und der Numider, wie es so geschieht, nachlässig bei ihren Vorsichtsmaßnahmen gegenüber einem Schlag der Feinde, den sie unterdessen erleiden konnten. Endlich wurde die Antwort gegeben; weil es schien, als wünschten die Römer allzusehr den Frieden, wurden bei der Gelegenheit einige unbillige Bedingungen hinzugefügt. Das bot Scipio, der den Waffenstillstand aufheben wollte, einen willkommenen Vorwand. Nachdem er dem Boten des Königs gesagt hatte, er werde die Sache vor den Kriegsrat bringen, antwortete er am folgenden Tag, er allein habe sich vergebens eingesetzt, keiner sonst sei für den Frieden gewe-

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ret igitur nullam aliam spem pacis quam relictis Carthaginiensibus Syphaci cum Romanis esse. Ita tollit indutias, ut libera fide incepta exsequeretur; deductisque navibus - et iam veris principium erat - machinas tormentaque velut a mari adgressurus Uticam imponit et duo milia militum ad capiendum, quern antea tenuerat tumulum super Uticam, mittit, simul ut ab eo, quod parabat, in alterius rei curam converteret hostium animos, simul ne qua, cum ipse ad Syphacem Hasdrubalemque profectus esset, eruptio ex urbe et impetus in castra sua relicta cum levi praesidio fieret.

His praeparatis advocatoque consilio et dicere exploratoribus iussis, quae comperta adferrent, Masinissaque, cui omnia hostium nota erant, postremo ipse, quid pararet in proximam noctem, proponit; tribunis edicit, ut, ubi praetorio dimisso signa concinuissent, extemplo educerent castris legiones. Ita, ut imperaverat, signa sub occasum solis efferri sunt coepta. A d primam ferme vigiliam agmen explicaverunt; media nocte - septem enim milia itineris erant - modico gradu ad castra hostium perventum est. Ibi Scipio partem copiarum Laelio Masinissamque ac Numidas adtribuit et castra Syphacis invadere ignesque conicere iubet. Singulos deinde separatim Laelium ac Masinissam seductos obtestatur, ut, quantum nox providentiae adimat, tantum diligentia expleant curaque. Se Hasdrubalem Punicaque castra adgressurum; ceterum non ante coepturum, quam ignem in regiis castris conspexisset. Neque ea res morata

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sen. E r solle also berichten, es gebe für Syphax keine H o f f nung auf Frieden mit den Römern, wenn er die Karthager nicht verlasse. So hob er den Waffenstillstand auf, um sein Vorhaben ausführen zu können, ohne durch sein Wort gebunden zu sein. E r ließ die Schiffe ins Wasser ziehen - der Frühling fing ja schon an - und Belagerungsgerät und Geschütze aufladen, als wenn er vom Meer her Utica angreifen wolle, und schickte 2 000 Soldaten, den Hügel bei Utica einzunehmen, den er zuvor in Besitz gehabt hatte; dadurch wollte er die Aufmerksamkeit der Feinde von dem, was er vorbereitete, auf die Sorge um eine andere Sache ablenken, zugleich auch verhindern, daß, nachdem er selbst gegen Syphax und Hasdrubal aufgebrochen sei, ein Ausfall aus der Stadt und ein Angriff auf sein mit schwacher Besatzung zurückgelassenes Lager erfolge. Nachdem er diese Vorbereitungen getroffen hatte, berief er den Kriegsrat ein, forderte die Kundschafter auf, zu sagen, was sie in Erfahrung gebracht hätten, ebenso Masinissa, dem alles bei den Feinden bekannt war, und legte zuletzt selbst dar, was er für die nächste Nacht plante. Den Tribunen befahl er, sobald der Kriegsrat entlassen und die Signale ertönt seien, die Legionen sogleich aus dem Lager herauszuführen. So wie er es befohlen hatte, begannen die Einheiten kurz vor Sonnenuntergang auszurücken. Etwa zur ersten Nachtwache formierten sie sich in Marschordnung; um Mitternacht - denn es war ein Weg von sieben Meilen - gelangte man bei mäßigem Marschtempo zum Lager der Feinde. Dort wies Scipio einen Teil der Truppen sowie Masinissa und die Numider Laelius zu und befahl ihnen, in das Lager des Syphax einzudringen und Feuer hineinzuwerfen. Laelius und Masinissa nahm er dann einzeln gesondert beiseite und beschwor sie, was die Nacht an Ubersicht nehme, durch Gewissenhaftigkeit und Sorgfalt zu ersetzen. Er werde Hasdrubal und das punische Lager angreifen, werde aber damit erst beginnen, wenn er Feuer im Lager des Königs erblickt habe. Und das ließ nicht lange auf sich warten. Denn sobald

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diu est; nam ut primis casis iniectus ignis haesit, extemplo proxima quaeque et deinceps continua amplexus totis se passim dissipavit castris. Et trepidatio quidem, quantam necesse erat in nocturno effuso tarn late incendio, orta est; ceterum fortuitum, non hostilem ac bellicum ignem rati esse sine armis ad restinguendum incendium effusi in armatos incidere hostes, maxime Numidas ab Masinissa notitia regiorum castrorum ad exitus itinerum idoneis locis dispositos. Multos in ipsis cubilibus semisomnos hausit flamma; multi praecipiti fuga ruentes super alios alii in angustiis portarum obtriti sunt.

Relucentem flammam primo vigiles Carthaginiensium, deinde excitati alii nocturno tumultu cum conspexissent, ab eodem errore credere et ipsi sua sponte incendium ortum; et clamor inter caedem et vulnera sublatus, an ex trepidatione nocturna esset, confusis sensum veri adimebat. Igitur pro se quisque inermes, ut quibus nihil hostile suspectum esset, omnibus portis, qua cuique proximum erat, ea modo, quae restinguendo igni forent, portantes in agmen Romanum ruebant. Quibus caesis omnibus praeterquam hostili odio etiam, ne quis nuntius refugeret, extemplo Scipio neglectas ut in tali tumultu portas invadit; ignibusqu'e in proxima tecta coniectis effusa flamma primo velut sparsa pluribus locis reluxit, dein per continua serpens uno repente omnia incendio hausit. Ambusti homines iumentaque foeda primum fuga, dein strage obruebant itinera porta-

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das Feuer in die ersten Hütten geschleudert worden war und Nahrung gefunden hatte, ergriff es sogleich alles, was in der Nähe war, dann der Reihe nach, was sich anschloß, und breitete sich nach allen Seiten im ganzen Lager aus. Und eine Verwirrung entstand, wie es unvermeidlich war bei einem nächtlichen, so weit um sich greifenden Brand. Aber man glaubte, das Feuer sei zufällig ausgebrochen, habe nichts mit dem Feind und dem Krieg zu tun, rannte ohne Waffen, den Brand zu löschen, und stieß auf bewaffnete Feinde, vor allem Numider, die Masinissa in Kenntnis des königlichen Lagers an den Ausgängen der Lagergassen an geeigneten Stellen postiert hatte. Viele raffte die Flamme noch halb im Schlaf auf ihrem Lager dahin; viele stürzten in kopfloser Flucht in der Enge der Tore einer über den anderen und wurden niedergetrampelt. Als zunächst die Wachen der Karthager, dann andere, durch den nächtlichen Lärm geweckt, den Widerschein des Feuers erblickten, glaubten auch sie aufgrund des gleichen Irrtums, das Feuer sei von selbst entstanden; und das unter Mord und Wunden erhobene Geschrei nahm ihnen, die sich verstört fragten, ob es aus der nächtlichen Panik herrühre, den Sinn für das, was wirklich geschah. Also stürzten sie jeder für sich ohne Waffen, da sie ja keine feindliche Handlung vermuteten, aus allen Toren, wo es für jeden am nächsten war, nur mit dem, was zum Löschen des Feuers dienen konnte, auf das römische Heer zu. Nachdem sie alle niedergehauen worden waren, nicht nur aus feindlichem Haß, sondern auch, damit keiner als Bote entrann, drang Scipio sogleich in die Tore ein, die, wie es sich bei einer solchen Verwirrung versteht, schlecht bewacht waren. Nachdem man Feuerbrände in die nächsten Unterkünfte geworfen hatte, leuchtete das sich ausbreitende Feuer zuerst, als wäre es ausgestreut, an mehreren Stellen auf, dann kroch es über zusammenhängende Flächen und verschlang plötzlich alles in einem einzigen Flammenmeer. Halbverbrannte Menschen und Tiere verstopften zunächst in grauenhafter Flucht, dann

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rum. Quos non oppresserat ignis, ferro absumpti binaque castra clade una deleta. Duces tarnen ambo et ex tot milibus armatorum duo milia peditum et quingenti equites semermes, magna pars saucii adflatique incendio effugerunt. Caesa aut hausta flammis ad quadraginta milia hominum sunt, capta supra quinque milia, multi Carthaginiensium nobiles, undecim senatores, signa militaria centum septuaginta quattuor, equi Numidici supra duo milia septingentos; elephanti sex capti, octo ferro flammaque absumpti. Magna vis armorum capta; ea omnia imperator Volcano sacrata incendit.

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Hasdrubal ex fuga cum paucis Afrorum urbem proximam petierat eoque omnes, qui supererant, vestigia ducis sequentes se contulerant; metu deinde, ne dederetur Scipioni, urbe excessit. Mox eodem patentibus portis Romani accepti nec quicquam hostile, quia voluntate concesserant in dicionem, factum. Duae subinde urbes captae direptaeque. Ea praeda et quae castris incensis ex igne rapta erat, militi concessa est.

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Syphax octo milium ferme inde spatio loco munito consedit; Hasdrubal Carthaginem contendit, ne quid per metum ex recenti clade mollius consuleretur. Quo tantus primo terror est allatus, ut omissa Utica Carthaginem crederent extemplo Scipionem obsessurum. Senatum itaque sufetes, quod velut consulare imperium apud eos erat, vocaverunt. Ibi tribus (sententiis certatum); una de pace legatos ad Scipionem decernebat, altera Hannibalem ad tuendam ab exitiabili bello patriam

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im Niederstürzen die Wege zu den Toren; die das Feuer nicht ereilt hatte, wurden durch das Schwert dahingerafft, und zwei Lager wurden auf einen Schlag vernichtet. Doch beide Anführer entkamen und von so vielen tausend Bewaffneten 2 000 Fußsoldaten und 500 Reiter, halbbewaffnet, ein großer Teil verwundet und von dem Flammenmeer versengt. Niedergemacht oder von den Flammen verzehrt wurden an die 40 000 Mann, gefangen über 5 000, viele vornehme Karthager, elf Senatoren; 174 Feldzeichen wurden erbeutet und mehr als 2 700 Numiderpferde sowie sechs Elefanten, acht wurden durch das Schwert und das Feuer dahingerafft. Eine große Menge Waffen wurde erbeutet; diese alle weihte der Feldherr dem Volcanus und steckte sie in Brand. Hasdrubal hatte von der Flucht aus mit wenigen Begleitern die nächstgelegene Stadt der Afrikaner aufgesucht, und dort hatten sich auch alle Überlebenden, den Spuren ihres Heerführers folgend, gesammelt. Aus Furcht, Scipio ausgeliefert zu werden, verließ er dann jedoch die Stadt. Bald wurden die Römer dort mit offenen Toren aufgenommen; und es kam zu keinen Feindseligkeiten, weil man sich freiwillig unterworfen hatte. Unmittelbar darauf wurden zwei Städte eingenommen und geplündert; diese Beute und was man beim Brand der Lager aus dem Feuer gerissen hatte, wurde den Soldaten überlassen. Syphax lagerte etwa acht Meilen von dort an einem befestigten Ort. Hasdrubal eilte nach Karthago, damit man nicht aus Furcht nach der jüngst erlittenen Schlappe einen zu zaghaften Entschluß fasse. Dort wurde zunächst so großer Schrecken ausgelöst, daß man glaubte, Scipio werde von Utica ablassen und sogleich Karthago belagern. Die Sufeten, die bei ihnen in etwa konsularische Machtbefugnis hatten, beriefen daher den Senat ein. Dort standen drei Meinungen gegeneinander: die eine beantragte, Gesandte wegen des Friedens zu Scipio zu schicken; die andere wollte Hannibal zurückrufen, damit er die Vaterstadt vor dem Krieg schütze,

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revocabat, tertia - Romanae in adversis rebus constantiae erat - reparandum exercitum Syphacemque hortandum, ne bello absisteret, censebat. Haec sententia, quia Hasdrubal praesens Barcinaeque omnes factionis bellum malebant, vicit. Inde dilectus in urbe agrisque haberi coeptus et ad Syphacem legati missi summa ope et ipsum reparantem bellum, cum uxor non iam ut ante blanditiis satis potentibus ad animum amantis, sed precibus et misericordia valuisset plena lacrimarum obtestans, ne patrem suum patriamque proderet isdemque flammis Carthaginem, quibus castra conflagrassent, absumi sineret. Spem quoque opportune oblatam adferebant legati: quattuor milia Celtiberorum circa urbem nomine Obbam ab conquisitoribus suis conducta in Hispania, egregiae iuventutis, sibi occurrisse; et Hasdrubalem propediem adfore cum manu haudquaquam contemnenda. Igitur non benigne modo legatis respondit, sed ostendit etiam multitudinem agrestium Numidarum, quibus per eosdem dies arma equosque dedisset, et omnem iuventutem adfirmat ex regno exciturum; scire incendio, non proelio cladem acceptam; eum bello inferiorem esse, qui armis vincatur. Haec legatis responsa, et post dies paucos rursus Hasdrubal et Syphax copias iunxerunt. Is omnis exercitus fuit triginta ferme milium armatorum.

Scipionem velut iam debellato, quod ad Syphacem Carthaginiensesque attineret, Uticae oppugnandae intentum iamque machinas admoventem muris avertit

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der ihren Untergang bedeuten könne; eine dritte - sie entsprach der römischen Standhaftigkeit im Unglück - meinte, man müsse wieder ein Heer aufstellen und Syphax ermahnen, sich vom Krieg nicht zurückzuziehen. Diese Meinung setzte sich durch, weil der anwesende Hasdrubal und alle von der Barkidenpartei den Krieg vorzogen. Darauf begann man eine Aushebung in der Stadt und auf dem Land durchzuführen und schickte Gesandte zu Syphax, der auch seinerseits mit aller Macht wieder zum Krieg rüstete, da seine Frau nicht mehr wie früher mit Liebkosungen, wirksam genug für das Herz eines Liebenden, sondern mit Bitten um Mitleid auf ihn eingewirkt hatte, indem sie ihn voller Tränen beschwor, ihren Vater und ihre Vaterstadt nicht zu verraten und nicht zuzulassen, daß Karthago von denselben Flammen verzehrt werde, in denen die Lager verbrannt seien. Die Gesandten brachten auch eine Hoffnung mit, die sich ihnen zur rechten Zeit dargeboten hatte: Ihnen seien bei einer Stadt namens Obba 4 000 Keltiberer begegnet, die von ihren Werbern in Spanien in Sold genommen worden seien, hervorragende junge Mannschaft, und Hasdrubal werde in den nächsten Tagen da sein mit einer keineswegs zu verachtenden Schar. Daher antwortete er den Gesandten nicht nur freundlich, sondern wies auch auf die Menge ländlicher Numider hin, denen er in diesen Tagen Waffen und Pferde gegeben habe, und versicherte, er werde die gesamte junge Mannschaft aus seinem Königreich einberufen. E r wisse, daß man durch einen Brand, nicht durch einen Kampf eine Schlappe erlitten habe; im Krieg sei aber nur der unterlegen, der mit Waffen besiegt werde. Dies wurde den Gesandten geantwortet. Und nach wenigen Tagen vereinigten Hasdrubal und Syphax wieder ihre Truppen. Dieses gesamte Heer bestand aus etwa 30000 Bewaffneten. Scipio war, als wenn der Krieg, was Syphax und die Karthager anging, schon beendet wäre, vollauf mit der Belagerung von Utica beschäftigt und schaffte schon die Belage-

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fama redintegrati belli; modicisque praesidiis ad speciem modo obsidionis terra marique relictis ipse cum robore exercitus ire ad hostes pergit. Primo in tumulo quattuor milia ferme distante ab castris regiis consedit; postero die cum equitatu in Magnos - ita vocant - campos subiectos ei tumulo degressus succedendo ad stationes hostium lacessendoque levibus proeliis diem absumpsit. Et per insequens biduum tumultuosis hinc atque illinc excursionibus in vicem nihil dictu satis dignum fecerunt; quarto die in aciem utrimque descensum est. Romanus principes post hastatorum prima signa, in subsidiis triarios constituit; equitatum Italicum ab dextro cornu, ab laevo Numidas Masinissamque opposuit. Syphax Hasdrubalque Numidis adversus Italicum equitatum, Carthaginiensibus contra Masinissam locatis Celtiberos in mediam aciem adversus signa legionum accepere. Ita instructi concurrunt. Primo impetu simul utraque cornua, et Numidae et Carthaginienses, pulsi; nam neque Numidae, maxima pars agrestes, Romanum equitatum neque Carthaginienses, et ipse novus miles, Masinissam recenti super cetera victoria terribilem sustinuere. Nudata utrimque cornibus Celtiberorum acies stabat, quod nec in fuga salus ulla ostendebatur locis ignotis neque spes veniae ab Scipione erat, quem bene meritum de se et gente sua mercennariis armis in Africam oppugnatum venissent. Igitur circumfusis undique hostibus alii super alios cadentes obstinati moriebantur; omnibusque in eos versis aliquantum ad

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rungsgeräte an die Mauern heran; die Kunde von der Wiederaufnahme des Krieges brachte ihn davon ab; er ließ mäßig starke Truppen bloß zum Schein einer Einschließung zu Lande und zu Wasser zurück und zog mit dem Kern des Heeres gegen die Feinde. Zuerst setzte er sich auf einem Hügel fest, der etwa 4 Meilen vom Lager des Königs entfernt war. A m nächsten Tag stieg er mit der Reiterei in die sogenannte Große Ebene hinab, die zu Füßen dieses Hügels lag, und verbrachte den Tag damit, daß er an die Posten der Feinde heranrückte und sie zu leichten Gefechten reizte. Auch die folgenden beiden Tage vollbrachten sie unter lärmenden Vorstößen abwechselnd von hier und von da nichts, was hinlänglich der Rede wert wäre. A m vierten Tag zog man auf beiden Seiten zur Schlacht hinab. Der Römer stellte die Principes hinter die in der vordersten Linie stehenden Einheiten der Hastati, die Triarier hielt er in Reserve; die italische Reiterei postierte er auf dem rechten Flügel, die Numider und Masinissa auf dem linken. Syphax und Hasdrubal stellten die Numider der italischen Reiterei, die Karthager Masinissa entgegen und nahmen die Keltiberer in die Mitte gegenüber den Einheiten der Legionen. So aufgestellt stießen sie zusammen. Im ersten Angriffsschwung wurden beide Flügel zugleich, sowohl die Numider als auch die Karthager, geschlagen. Denn weder konnten die Numider, größtenteils Leute vom Land, der römischen Reiterei standhalten noch die Karthager, auch sie neue Soldaten, Masinissa, der neben anderem durch den jüngst errungenen Sieg schrecklich war. Die Schlachtlinie der Keltiberer war auf beiden Seiten ihrer Flügel beraubt, hielt aber stand, weil sich in der unbekannten Gegend weder in der Flucht eine Rettung zeigte noch Hoffnung auf Begnadigung durch Scipio bestand, da sie nach Afrika gekommen waren, um als Söldner gegen ihn zu kämpfen, der sich um sie und um ihre Völkerschaft verdient gemacht hatte. Daher starben sie, auf allen Seiten von Feinden umringt, unerschütterlich, einer über den anderen fallend. Da alle sich gegen diese wandten, gewannen Syphax

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fugam temporis Syphax et Hasdrubal praeceperunt. Fatigatos caede diutius quam pugna victores nox oppressit. Postero die Scipio Laelium Masinissamque cum omni Romano et Numidico equitatu expeditisque militum ad persequendos Syphacem atque Hasdrubalem mittit; ipse cum robore exercitus urbes circa, quae omnes Carthaginiensium dicionis erant, partim spe, partim metu, partim vi subigit. Carthagini erat quidem ingens terror et circumferentem arma Scipionem omnibus finitimis raptim perdomitis ipsam Carthaginem repente adgressurum credebant. Itaque et muri reficiebantur propugnaculisque armabantur et pro se quisque, quae diutinae obsidioni tolerandae sunt, ex agris convehebat. Rara mentio est pacis, frequentior legatorum ad Hannibalem arcessendum mittendorum; pars maxima classem, quae ad commeatus excipiendos parata erat, mittere iubent ad opprimendam stationem navium ad Uticam incaute agentem; forsitan etiam navalia castra relicta cum levi praesidio oppressuros. In hoc consilium maxime inclinant; legatos tamen ad Hannibalem mittendos censent: quippe classi ut felicissime geratur res, parte aliqua levari Uticae obsidionem; Carthaginem ipsam qui tueatur, neque imperatorem alium quam Hannibalem neque exercitum alium quam Hannibalis superesse.

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Deductae ergo postero die naves, simul et legati in Italiam profecti; raptimque omnia stimulante fortuna agebantur, et in quo quisque cessasset, prodi ab se salutem omnium rebatur.

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Scipio gravem iam spoliis multarum urbium exerci-

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und Hasdrubal einen beträchtlichen zeitlichen Vorsprung zur Flucht. Die Sieger, die sich länger beim Morden als im Kampf abgemüht hatten, überraschte die Nacht. Am nächsten Tag schickte Scipio Laelius und Masinissa mit der gesamten römischen und numidischen Reiterei und leichtbewaffneten Soldaten zur Verfolgung von Syphax und Hasdrubal; er selbst unterwarf mit dem Kern seines Heeres die Städte ringsum, die alle unter karthagischer Herrschaft standen, indem er teils Hoffnung weckte, teils Furcht einjagte, teils Gewalt anwandte. In Karthago herrschte ungeheurer Schrecken, und man glaubte, Scipio werde, wenn er bei seinem kriegerischen Umherziehen all ihre Nachbarn rasch bezwungen habe, plötzlich Karthago selbst angreifen. Daher setzte man die Mauern instand und rüstete sie mit Brustwehren aus, und jeder für sich schaffte vom Land heran, was dazu dienen kann, eine lange Belagerung auszuhalten. Selten nur sprach man von einem Friedensschluß, häufiger davon, Gesandte zu Hannibal zu schicken, um ihn herbeizurufen; der größte Teil forderte, die Flotte, die bereitlag, um den Nachschub abzufangen, auslaufen zu lassen, um den Liegeplatz der Schiffe zu überfallen, die sorglos bei Utica lagen; vielleicht könnten sie auch das Schiffslager, das mit einer schwachen Besatzung zurückgelassen worden sei, überwältigen. Diesem Plan neigten sie vor allem zu. Sie waren jedoch auch dafür, Gesandte zu Hannibal zu schikken; denn gesetzt den Fall, daß die Flotte ihre Sache sehr gut mache, werde die Belagerung von Utica um ein Teil leichter; doch Karthago selbst zu schützen, sei weder ein anderer Feldherr als Hannibal noch ein anderes Heer als das Hannibals übrig. Die Schiffe wurden also am nächsten Tag ins Wasser gezogen, zugleich brachen auch die Gesandten nach Italien auf. Alles wurde rasch ausgeführt, da ihr Schicksal sie anstachelte, und wenn jemand bei etwas säumig war, glaubte er, das Wohl aller zu verraten. Scipio schleppte ein Heer mit sich, das schon mit der Beu-

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tum trahens captivis aliaque praeda in vetera castra ad Uticam missis iam in Carthaginem internus occupat relictum fuga custodum Tyneta - abest ab Carthagine quindecim milia ferme passuum - , locum cum operibus tum suapte natura tutum et qui et ab Carthagine conspici et praebere ipse prospectum cum ad urbem tum ad circumfusum mare urbi possit.

Inde, cum maxime vallum Romani iacerent, conspecta classis hostium est Uticam ab Carthagine petens. Igitur omisso opere pronuntiatum iter signaque raptim ferri sunt coepta, ne naves in terram et obsidionem versae ac minime navali proelio aptae opprimerentur. Q u i enim restitissent agili et nautico instrumento aptae et armatae classi naves tormenta machinasque portantes et aut in onerariarum usum versae aut ita adpulsae muris, ut pro aggere ac pontibus praebere ascensum possent?

Itaque Scipio, postquam eo ventum est, contra quam in navali certamine solet, rostratis, quae praesidio aliis esse (non) poterant, in postremam aciem receptis prope terram, onerariarum quadruplicem ordinem pro muro adversus hostem opposuit easque ipsas, ne in tumultu pugnae turbari ordines possent, malis antennisque de nave in navem traiectis ac validis funibus inligatis velut uno inter se vinculo comprendit tabulasque superinstravit, ut pervium in totum navium ordinem esset, et sub ipsis pontibus intervalla fecit, qua procurrere specu-

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te aus vielen Städten schwer beladen war; er schickte daher die Gefangenen und die sonstige Beute in das alte Lager bei Utica. Während er seine Gedanken schon auf Karthago richtete, besetzte er Tynes, das von seiner Besatzung fluchtartig verlassen worden war - es ist von Karthago etwa 15 Meilen entfernt einen Ort, der durch Befestigungsanlagen, vor allem aber durch seine natürliche Lage geschützt ist und der von Karthago aus gesehen werden kann und der auch selbst einen Blick auf die Stadt bietet, vor allem aber auf das Meer, das die Stadt umschließt. Von dort aus wurde, als die Römer gerade den Wall aufwarfen, die Flotte der Feinde gesichtet, die von Karthago nach Utica fuhr. Man brach daher die Schanzarbeiten ab, der Abmarsch wurde angeordnet, und man begann sogleich abzurücken, damit die Schiffe, die dem Land und der Belagerung zugewandt und keineswegs für eine Seeschlacht ausgerüstet waren, nicht überrumpelt würden. Denn wie hätten Schiffe, die Geschütze und Belagerungsmaschinen trugen und entweder für die Verwendung als Lastschiffe umgerüstet oder so dicht an die Mauern gelegt worden waren, daß sie wie ein Damm und Brücken deren Ersteigen ermöglichen konnten, einer beweglichen und mit Schiffsausrüstung wohl versehenen Flotte Widerstand leisten können? Daher nahm Scipio, nachdem man dorthin gekommen war, anders als es bei einer Seeschlacht zu geschehen pflegt, die Kriegsschiffe, die den anderen keinen Schutz bieten konnten, in die letzte Linie nahe beim Land zurück und stellte eine vierfache Reihe von Lastschiffen wie eine Mauer dem Feind entgegen; und damit ihre Reihen nicht im Getümmel der Schlacht in Unordnung gebracht werden konnten, verband er sie, indem er Masten und Rahen von Schiff zu Schiff hinüberlegte und sie mit starken Tauen befestigte, wie mit einer einzigen Fessel untereinander, breitete Planken darüber, damit ein Verbindungsweg über die ganze Reihe der Schiffe bestand, und ließ unter den Übergängen Zwischenräume, w o die Spähschiffe gegen den Feind vor-

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latoriae naves in hostem ac tuto recipi possent. His raptim pro tempore instructis mille ferme delecti propugnatores onerariis imponuntur; telorum maxime missilium, ut quamvis longo certamini sufficerent, vis ingens congeritur. Ita parati atque intenti hostium adventum opperiebantur. Carthaginienses, qui, si maturassent, omnia permixta turba trepidantium primo impetu oppressissent, perculsi terrestribus cladibus atque inde ne mari quidem, ubi ipsi plus poterant, satis fidentes die segni navigatione absumpto sub occasum solis in portum - Rusucmona Afri vocant - classem adpulere.

Postero die sub ortum solis instruxere ab alto naves velut ad iustum proelium navale et tamquam exituris contra Romanis. Cum diu stetissent, postquam nihil moveri ab hostibus viderunt, tum demum onerarias adgrediuntur. Erat res minime certamini navali similis, proxime speciem muros oppugnantium navium. Altitudine aliquantum onerariae superabant; ex rostratis Poeni vana pleraque, utpote supino iactu, tela in locum superiorem mittebant; gravior ac pondere ipso libratior superne ex onerariis ictus erat. Speculatoriae naves ac levia alia navigia, quae sub constratis pontium per intervalla excurrebant, primo ipsae tantum impetu ac magnitudine rostratarum obruebantur; deinde propugnatoribus quoque incommodae erant, quod permixtae cum hostium navibus inhibere saepe tela cogebant metu, ne ambiguo ictu suis inciderent. Postremo asseres ferreo

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stoßen und sich sicher zurückziehen konnten. Nachdem dies bei der Kürze der Zeit rasch durchgeführt worden war, wurden etwa 1 000 ausgesuchte Verteidiger auf die Lastschiffe gelegt und vor allem eine ungeheure Menge Wurfgeschosse zusammengetragen, daß sie für einen wenn auch noch so langen Kampf ausreichten. So vorbereitet und ausgerüstet erwarteten sie die Ankunft der Feinde. Wenn die Karthager sich beeilt hätten, hätten sie alles bei dem wirren Durcheinander von hin und her Hastenden beim ersten Angriff überwältigen können; doch entmutigt von ihren Niederlagen auf dem Land und infolgedessen nicht einmal auf dem Meer, w o sie selbst stärker waren, hinreichend selbstsicher, vertaten sie den Tag mit langsamem Segeln und landeten bei Sonnenuntergang in einem Hafen die Afrikaner nennen ihn Rusucmon. A m nächsten Tag bei Sonnenaufgang stellten sie die Schiffe auf hoher See wie zu einer regelrechten Seeschlacht auf und als würden die Römer gegen sie auslaufen. Als sie lange gestanden hatten und sahen, daß sich bei den Feinden nichts rührte, da griffen sie endlich die Lastschiffe an. Die Sache glich keineswegs einer Seeschlacht, sondern machte am ehesten den Eindruck von Schiffen, die gegen Mauern anstürmen. Die Lastschiffe waren beträchtlich höher; von den Kriegsschiffen aus schleuderten die Punier die meisten Geschosse wirkungslos nach oben, da sie sich beim Werfen zurückbiegen mußten; wuchtiger und schon durch das Gewicht schwungvoller war der Wurf von oben aus den Lastschiffen. Die Spähschiffe und andere leichte Boote, die durch die Zwischenräume unter den Planken der Übergänge vorstießen, wurden zunächst allein durch den Angriffsschwung und die Größe der Kriegsschiffe überwältigt; dann waren sie auch den Verteidigern hinderlich, weil sie, unter die Schiffe der Feinde gemischt, oft dazu zwangen, die Geschosse zurückzuhalten aus Furcht, bei einem ungenauen Wurf die eigenen Leute zu treffen. Zuletzt begann man Stangen, die vorne einen eisernen Haken hatten - Enterhaken

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unco praefixi - harpagones vocat miles - ex Punicis navibus inici in Romanas coepti. Quos cum neque ipsos neque catenas, quibus suspensi iniciebantur, incidere possent, ut quaeque retro inhibita rostrata onerariam haerentem unco traheret, scindi videres vincula, quibus aliis innexa erat, Seriem aliam simul plurium navium trahi. Hoc maxime modo lacerati primi tandem ordinis pontes, et vix transiliendi in secundum ordinem navium spatium propugnatoribus datum est. Sexaginta ferme onerariae puppibus abstractae Carthaginem sunt. Maior quam pro re laetitia, sed eo gratior, quod inter adsiduas clades ac lacrimas unum quantumcumque ex insperato gaudium adfulserat cum eo, ut appareret haud procul exitio fuisse Romanam classem, ni cessatum a praefectis suarum navium foret et Scipio in tempore subvenisset.

Per eosdem forte dies cum Laelius et Masinissa quinto decimo ferme die in Numidiam pervenissent, Maesulii, regnum paternum Masinissae, laeti ut ad regem diu desideratum concessere. Syphax pulsis inde praefectis praesidiisque suis vetere se continebat regno neutiquam quieturus. Stimulabant aegrum amore uxor socerque, et ita viris equisque abundabat, ut subiectae oculis regni per multos florentis annos vires etiam minus barbaro atque impotenti animo spiritus possent facere. Igitur omnibus, qui bello apti erant, in unum coactis equos, arma, tela dividit; equites in turmas, pedites in cohortes, sicut quondam ab Romanis centurionibus didicerat, dis-

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nennt sie der Soldat - , von den punischen Schiffen aus auf die römischen zu werfen. Da sich weder diese selbst noch die Ketten, an denen sie beim Hinüberwerfen hingen, zerschlagen ließen, konnte man, wenn ein Kriegsschiff rückwärts gerudert ein Lastschiff, das an dem Haken hing, wegschleppte, sehen, wie die Fesseln zerbrachen, durch die es mit den anderen verbunden war, und wie zugleich eine Reihe von mehreren Schiffen weggeschleppt wurde. Hauptsächlich auf diese Weise wurden schließlich alle Verbindungsstege zertrümmert und den Verteidigern kaum Zeit gelassen, auf die zweite Reihe der Schiffe hinüberzuspringen. Etwa 60 Lastschiffe wurden am Heck nach Karthago weggeschleppt. Der Jubel war größer, als es die Sache verdiente, aber um so willkommener, weil unter den ständigen Niederlagen und Tränen eine einzige wenn auch noch so unbedeutende Freude unverhofft aufgeleuchtet war; dazu kam noch, daß die römische Flotte offenbar dem Untergang nahe gewesen war, wenn nicht die Kommandanten ihrer eigenen Schiffe gesäumt hätten und Scipio nicht rechtzeitig zu Hilfe gekommen wäre. Nachdem gerade in diesen Tagen Laelius und Masinissa, etwa am fünfzehnten Tag, nach Numidien gelangt waren, kamen die Maesulier, das Königreich von Masinissas Vater, freudig wie bei ihrem lang ersehnten König zusammen. Syphax hielt sich, nachdem seine Befehlshaber und Besatzungen von dort vertrieben worden waren, in seinem alten Königreich auf, wollte aber keineswegs Ruhe geben. Den liebeskranken Mann stachelten seine Frau und sein Schwiegervater an, und er hatte solchen Überfluß an Männern und Pferden, daß die vor seinen Augen liegenden Machtmittel seines durch viele Jahre blühenden Königreiches auch einem weniger barbarischen und leidenschaftlichen Geist hätten Mut machen können. Daher zog er alle, die zum Krieg geeignet waren, an einem Platz zusammen und gab ihnen Pferde und Waffen. Die Reiter teilte er in Schwadronen ein, die Fußsoldaten in Kohorten, wie er es einst von den römischen

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tribuit. Exercitu haud minore, quam quem prius habuerat, ceterum omni prope novo atque incondito ire ad hostes pergit. Et castris in propinquo positis primo pauci equites ex tuto speculantes ab stationibus progredi, dein iaculis summoti recurrere ad suos; inde excursiones in vicem fieri et, cum pulsos indignatio accenderet, plures subire, quod inritamentum certaminum equestrium est, cum aut vincentibus spes aut pulsis ira adgregat suos.

Ita tum a paucis proelio accenso omnem utrimque postremo equitatum certaminis Studium effudit. Ac dum sincerum equestre proelium erat, multitudo Masaesuliorum ingentia agmina Syphace emittente sustineri vix poterat; deinde, ut pedes Romanus repentino per turmas suis viam dantes intercursu stabilem aciem fecit absterruitque effuse invehentem sese hostem, primo barbari segnius permittere equos, dein stare ac prope turbari novo genere pugnae, postremo non pediti solum cedere, sed ne equitem quidem sustinere peditis praesidio audentem. Iam signa quoque legionum adpropinquabant. Tum vero Masaesulii non modo primum impetum, sed ne conspectum quidem signorum atque armorum tulerunt; tantum seu memoria priorum cladium seu praesens terror valuit.

Ibi Syphax, dum obequitat hostium turmis, si pudore, si periculo suo fugam sistere posset, equo graviter icto

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Centurionen gelernt hatte. Mit einem Heer, das nicht kleiner war, als er es früher gehabt hatte, das aber fast in seiner Gesamtheit neu und ungeübt war, begann er gegen die Feinde zu ziehen. Und nachdem er sein Lager in ihrer Nähe aufgeschlagen hatte, ritten zunächst wenige Reiter von ihren Posten aus vor, um von einem sicheren Platz aus sich umzusehen, sprengten dann aber, von Wurfgeschossen vertrieben, zurück zu ihren Leuten. Darauf kam es zu abwechselnden Vorstößen, und da die Geschlagenen der Arger packte, rückten mehr nach, was ein Anreiz für Reiterkämpfe ist, wenn entweder die Hoffnung den Siegenden oder der Zorn den Geschlagenen Verstärkung aus den eigenen Reihen zuführt. So ließ auch jetzt, nachdem der Kampf von wenigen entfacht worden war, der Kampfeseifer zuletzt auf beiden Seiten die ganze Reiterei herausstürmen. Und solange es ein reiner Reiterkampf war, konnte man der Übermacht der Masaesulier kaum standhalten, da Syphax ungeheure Scharen ausschickte; als dann aber der römische Fußsoldat in einem plötzlichen Vorstoß durch die Schwadronen, die ihren Kameraden Platz machten, eine feste Schlachtreihe bildete und den ohne Ordnung auf ihn losgehenden Feind abschreckte, ließen die Barbaren zunächst ihre Pferde weniger heftig ansprengen, dann standen sie da und gerieten durch die neue Art des Kampfes fast in Verwirrung; zuletzt wichen sie nicht nur dem Fußsoldaten, sondern hielten nicht einmal dem Reiter stand, der durch den Schutz der Fußsoldaten kühn wurde. Schon näherten sich auch die Einheiten der Legionen. Da aber ertrugen die Masaesulier nicht nur den ersten Angriff nicht, sondern nicht einmal den Anblick der Einheiten und Waffen; so große Wirkung hatte entweder die Erinnerung an ihre früheren Niederlagen oder der augenblickliche Schrecken. Während Syphax dort den Schwadronen der Feinde entgegenritt, um zu versuchen, ob er durch Appellieren an das Ehrgefühl oder durch die Gefährdung seiner Person die

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effusus opprimitur capiturque et vivus, laetum ante omnes Masinissae praebiturus spectaculum, ad Laelium pertrahitur. Caedes in eo proelio minor quam victoria fuit, quia equestri tantummodo proelio certatum fuerat. N o n plus quinque milia occisa, minus dimidium eius hominum captum est impetu in castra facto, quo perculsa rege amisso multitudo se contulerat.

Cirta caput regni Syphacis erat, eoque se ingens vis hominum ex fuga contulerat. Masinissa sibi quidem dicere nihil esse in praesentia pulchrius quam victorem recuperatum tanto post intervallo patrium invisere regnum; sed tarn secundis quam adversis rebus non dari spatium ad cessandum. Si se Laelius cum equitatu vinctoque Syphace Cirtam praecedere sinat, trepida omnia metu se oppressurum; Laelium cum peditibus subsequi modicis itineribus posse. Adsentiente Laelio praegressus Cirtam evocari ad conloquium principes Cirtensium iubet. Sed apud ignaros regis casus nec, quae acta essent, promendo nec minis nec suadendo ante valuit, quam rex vinctus in conspectum datus est. Tum ad spectaculum tarn foedum comploratio orta et partim pavore moenia sunt deserta, partim repentino consensu gratiam apud victorem quaerentium patefactae portae. E t Masinissa praesidio circa portas opportunaque moenium dimisso, ne cui fugae pateret exitus, ad regiam occupandam citato vadit equo.

Intranti vestibulum in ipso limine Sophoniba, uxor Syphacis, filia Hasdrubalis Poeni, occurrit; et cum in

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Flucht zum Stehen bringen könne, wurde er von seinem schwer getroffenen Pferd abgeworfen, überwältigt und gefangengenommen und lebendig vor Laelius geschleppt, was vor allem Masinissa ein erfreuliches Schauspiel bieten sollte. Das Blutvergießen war in dieser Schlacht geringer als der Sieg, weil nur in einer Reiterschlacht gekämpft worden war; nicht mehr als 5000 fielen, weniger als halb soviel Menschen gerieten in Gefangenschaft, als der Angriff auf das Lager erfolgte, wohin die durch den Verlust des Königs bestürzte Menge sich geflüchtet hatte. Cirta war die Hauptstadt von Syphax' Königreich, und dort hatte sich eine ungeheure Menschenmenge von der Flucht aus gesammelt. Masinissa sagte, im Augenblick sei für ihn nichts schöner, denn als Sieger das nach so langer Zwischenzeit wiedergewonnene väterliche Königreich zu besuchen; aber im Glück wie im Unglück habe man keine Zeit zum Säumen. Wenn Laelius ihn mit der Reiterei und dem gefesselten Syphax nach Cirta vorausreiten lasse, werde er alles von Furcht beunruhigt überraschen; Laelius könne mit dem Fußvolk in maßvollen Märschen folgen. Da Laelius zustimmte, ritt er nach Cirta voraus und ließ die führenden Männer von Cirta zu einer Unterredung herausrufen. Aber da sie um das Schicksal ihres Königs nicht wußten, konnte er weder durch die Mitteilung dessen, was geschehen war, noch durch Drohungen und Zureden etwas erreichen, bis ihnen der König in Fesseln vor Augen gestellt wurde. Da erhob sich angesichts eines so schmählichen Anblicks lautes Klagen, und die Mauern wurden teils aus Furcht verlassen, teils wurden in plötzlicher Übereinkunft von Leuten, die sich die Gunst des Siegers verschaffen wollten, die Tore geöffnet. Und Masinissa schickte Posten an die Tore und auf geeignete Stellen der Mauern, damit keinem ein Ausgang zur Flucht offenstand, und sprengte in vollem Galopp zur Königsburg, um sie in Besitz zu nehmen. Als er die Vorhalle betrat, stürzte ihm auf der Schwelle Sophoniba, die Frau des Syphax, die Tochter des Puniers

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medio agmine armatorum Masinissam insignem cum armis tum cetero habitu conspexisset, regem esse, id quod erat, rata genibus advoluta eius „Omnia quidem ut posses" inquit „in nos, di dederunt virtusque et felicitas tua; sed si captivae apud dominum vitae necisque suae vocem supplicem mittere licet, si genua, si victricem attingere dextram, precor quaesoque per maiestatem regiam, in qua paulo ante nos quoque fuimus, per gentis N u m i d a r u m nomen, quod tibi cum Syphace commune fuit, per huiusce regiae deos, qui te melioribus ominibus accipiant, quam Syphacem hinc miserunt, hanc veniam supplici des, ut ipse, quodcumque fert animus, de captiva tua statuas neque me in cuiusquam Romani superbum et crudele arbitrium venire sinas. Si nihil aliud quam Syphacis uxor fuissem, tamen Numidae atque in eadem mecum Africa geniti quam alienigenae et externi fidem experiri mallem; quid Carthaginiensi ab Romano, quid filiae Hasdrubalis timendum sit, vides. Si nulla re alia potes, morte me ut vindices ab Romanorum arbitrio, oro obtestorque."

Forma erat insignis et florentissima aetas. Itaque cum m o d o (genua, modo) dextram amplectens in id, ne cui Romano traderetur, fidem exposceret propiusque blanditias iam oratio esset quam preces, non in misericordiam m o d o prolapsus est animus victoris, sed, ut est genus N u m i d a r u m in venerem praeceps, amore captivae victor captus. Data dextra in id, quod petebatur, obligandae fidei in regiam concedit. Institit deinde reputare secum

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Hasdrubal, entgegen, und als sie mitten in dem Zug der Bewaffneten Masinissa erblickte, der durch seine Waffen, dann auch durch seine sonstige Erscheinung auffiel, glaubte sie, er sei der König, was auch der Fall war, warf sich ihm zu Füßen und sagte: „Daß du alle Macht über uns hast, haben dir die Götter gegeben und deine Tapferkeit und dein Glück. Aber wenn eine Gefangene vor dem Herrn über ihr Leben und ihren Tod ihre Stimme erheben, wenn sie deine Knie, wenn sie deine siegreiche Rechte berühren darf, bitte ich dich inständig bei der königlichen Würde, die auch wir eben noch besessen haben, bei dem Namen der Völkerschaft der Numider, der dir mit Syphax gemeinsam war, bei den Göttern dieser Königsburg, die dich mit günstigeren Vorzeichen empfangen mögen, als sie Syphax von hier entlassen haben, du mögest der demütig Bittenden die Gnade gewähren, daß du selbst, was auch immer dein Geist dir eingibt, über deine Gefangene bestimmst und mich nicht in die hochmütige und grausame Willkür eines Römers geraten läßt. Wenn ich nichts anderes als die Frau des Syphax gewesen wäre, wollte ich doch lieber den Schutz eines Numiders und eines mit mir in demselben Afrika geborenen Menschen erfahren als den eines Fremden und Ausländers; was die Karthagerin von dem Römer, was die Tochter Hasdrubals fürchten muß, siehst du. Wenn du es anders nicht kannst, so bitte und beschwöre ich dich: befreie mich durch den Tod von der Willkür der Römer." Sie war außerordentlich schön, und sie stand im blühendsten Alter. Als sie daher bald seine Knie, bald seine Rechte umfaßte und sein Wort dafür forderte, daß er sie keinem Römer übergeben werde, und ihre Rede schon mehr Schmeichelei war als Bitten, verfiel das Herz des Siegers nicht nur in Mitleid, sondern da die Numider sich rasch zur Liebe hinreißen lassen, wurde der Sieger von Liebe zu der Gefangenen ergriffen. Er gab ihr die Hand, um ihr eine bindende Zusage für das, worum sie bat, zu geben, und ging in die Königsburg. Dann begann er bei sich zu überlegen, wie

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ipse, quem ad modum promissi fidem praestaret. Q u o d cum expedire non posset, ab amore temerarium atque impudens mutuatur consilium; nuptias in eum ipsum diem parari repente iubet, ne quid relinqueretur integrum aut Laelio aut ipsi Scipioni consulendi velut in captivam, quae Masinissae iam nupta foret. Factis nuptiis supervenit Laelius et adeo non dissimulavit improbare se factum, ut primo etiam cum Syphace et ceteris captivis detractam earn (lecto) geniali mittere ad Scipionem conatus sit. Victus deinde precibus Masinissae orantis, ut arbitrium, utrius regum duorum fortunae accessio Sophoniba esset, ad Scipionem reiceret, misso Syphace et captivis ceteras urbes Numidiae, quae praesidiis regiis tenebantur, adiuvante Masinissa recipit.

Syphacem in castra adduci cum esset nuntiatum, omnis velut ad spectaculum triumphi multitudo effusa est. Praecedebat ipse vinctus; sequebatur grex nobilium Numidarum. Tum, quantum quisque plurimum poterat, magnitudini Syphacis famaeque gentis victoriam suam augendo addebat: ilium esse regem, cuius tantum maiestati duo potentissimi in terris tribuerint populi, Romanus Carthaginiensisque, ut Scipio imperator suus ad amicitiam eius petendam relicta provincia Hispania exercituque duabus quinqueremibus in Africam navigaverit, Hasdrubal Poenorum imperator non ipse modo ad eum in regnum venerit, sed etiam filiam ei nuptum dederit. Habuisse eum uno tempore in potestate duos imperatores, Poenum Romanumque. Sicut ab dis immortalibus pars utraque hostiis mactandis pacem petisset, ita ab eo utrimque pariter amicitiam petitam.

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er sein Versprechen erfüllen könne. Da er das nicht herausfinden konnte, ließ er sich von der Liebe einen unbesonnenen und schamlosen Plan eingeben. Er befahl plötzlich, die Hochzeit für eben diesen Tag vorzubereiten, damit Laelius oder Scipio selbst keine Möglichkeit blieb, wie über eine Gefangene über die zu bestimmen, die schon Masinissas Frau war. Nachdem die Hochzeit vollzogen war, kam Laelius hinzu, und so wenig verhehlte er, daß er das Geschehene mißbilligte, daß er zunächst sogar versuchte, sie vom Hochzeitsbett zu reißen und mit Syphax und den anderen Gefangenen zu Scipio zu schicken. Er ließ sich dann aber durch das Drängen Masinissas bewegen, der ihn bat, die Entscheidung, mit welchem der beiden Könige Sophoniba das Schicksal teilen solle, Scipio zu überlassen, schickte Syphax und die Gefangenen fort und nahm die übrigen Städte Numidiens, die von Besatzungen des Königs gehalten wurden, mit Hilfe Masinissas in Besitz. Als gemeldet wurde, Syphax werde ins Lager geführt, strömte die ganze Menge wie zu dem Schauspiel eines Triumphes heraus. Er selbst schritt in Fesseln an der Spitze, es folgte eine Schar vornehmer Numider. Da fügte jeder der Größe des Syphax und dem Ruhm seiner Völkerschaft, soviel er konnte, hinzu, um den eigenen Sieg zu vergrößern: Das sei der König, dessen Würde die beiden mächtigsten Völker der Erde, die Römer und die Karthager, soviel Bedeutung beigemessen hätten, daß Scipio, ihr eigener Feldherr, um seine Freundschaft zu gewinnen, seinen Aufgabenbereich Spanien und sein Heer verlassen habe und mit zwei Fünfruderern nach Afrika gesegelt sei und daß Hasdrubal, der Feldherr der Punier, nicht nur selbst zu ihm in sein Reich gekommen sei, sondern ihm auch seine Tochter zur Frau gegeben habe. Er habe gleichzeitig beide Feldherren in seiner Gewalt gehabt, den Punier und den Römer. So wie jede der beiden Parteien die unsterblichen Götter durch das Schlachten von Opfertieren um Frieden gebeten habe, so hätten beide Seiten in gleicher Weise um seine Freundschaft

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lam tantas habuisse opes, ut Masinissam regno pulsum eo redegerit, ut vita eius fama mortis et latebris ferarum modo in silvis rapto viventis tegeretur.

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His sermonibus circumstantium celebratus rex in praetorium ad Scipionem est perductus. Movit et Scipionem cum fortuna pristina viri praesenti fortunae conlata, tum recordatio hospitii dextraeque datae et foederis publice ac privatim iuncti. Eadem haec et Syphaci animum dederunt in adloquendo victore. N a m cum Scipio, quid sibi voluisset, quaereret, qui non societatem solum abnuisset Romanam, sed ultro bellum intulisset, tum ille peccasse quidem sese atque insanisse fatebatur, sed non tum demum, cum arma adversus populum Romanum cepisset; exitum sui furoris eum fuisse, non principium; tum se insanisse, tum hospitia privata et publica foedera omnia ex animo eiecisse, cum Carthaginiensem matronam domum acceperit. Illis nuptialibus facibus regiam conflagrasse suam; illam furiam pestemque omnibus delenimentis animum suum avertisse atque alienasse nec conquiesse, donee ipsa manibus suis nefaria sibi arma adversus hospitem atque amicum induerit. Perdito tamen atque adflicto sibi hoc in miseriis solacii esse, quod in omnium hominum inimicissimi sibi domum ac penates eandem pestem ac furiam transisse videat. Neque prudentiorem neque constantiorem Masinissam quam Syphacem esse, etiam iuventa incautiorem; certe stultius ilium atque intemperantius earn quam se duxisse.

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Haec non hostili modo odio, sed amoris etiam stimu-

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geworben. Er habe schon so große Macht besessen, daß er Masinissa aus seinem Reich vertrieben und soweit gebracht habe, daß sein Leben, während er nach Art von wilden Tieren in Wäldern vom Raub lebte, nur durch die Kunde von seinem Tod und ein Versteck geschützt worden sei. In solchen Reden der Umherstehenden gefeiert, wurde der König zu Scipio in das Feldherrnzelt geführt. Scipio bewegte das frühere Schicksal des Mannes verglichen mit dem jetzigen, dann die Erinnerung an ihre Gastfreundschaft, an den Handschlag und an den Vertrag, den sie im Namen ihrer Staaten und im eigenen Namen geschlossen hatten. Ebendies machte auch Syphax Mut bei der Anrede an den Sieger. Denn als Scipio ihn fragte, was er sich dabei gedacht habe, als er nicht nur das Bündnis mit den Römern verleugnet, sondern von sich aus mit ihnen Krieg angefangen habe, da bekannte jener, er habe sich vergangen und habe den Verstand verloren, aber nicht erst da, als er gegen das römische Volk zu den Waffen gegriffen habe; das sei das Ende seiner Raserei gewesen, nicht der Anfang. Er habe damals den Verstand verloren, habe damals seine persönlichen Gastfreundschaften und die im Namen seines Volkes geschlossenen Verträge alle aus seinem Geiste verbannt, als er die Karthagerin als Frau in sein Haus aufgenommen habe. Mit jenen Hochzeitsfackeln sei seine Königsburg in Flammen aufgegangen. Jene Furie, jene Unheilstifterin habe ihn mit allen Lockmitteln verführt und verblendet und sie habe nicht Ruhe gegeben, bis sie selbst ihm mit eigenen Händen die ruchlosen Waffen gegen den Gast und Freund angelegt habe. Doch habe er, verloren und gedemütigt, in seinem Elend den Trost, zu sehen, daß diese Unheilstifterin, diese Furie in das Haus und zu den Hausgöttern seines größten Feindes unter allen Menschen hinübergewechselt sei. Masinissa sei weder klüger noch standhafter als Syphax, durch seine Jugend sogar noch unvorsichtiger; sicherlich sei jener, als er sie heiratete, törichter und leidenschaftlicher gewesen als er. Weil er dies nicht nur aus Haß auf den Feind, sondern

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lis amatam apud aemulum cernens cum dixisset, non mediocri cura Scipionis animum pepulit. E t fidem criminibus raptae prope inter arma nuptiae neque consulto neque exspectato Laelio faciebant tamque praeceps festinatio, ut, quo die captam hostem vidisset, eodem matrimonio iunctam acciperet et ad penates hostis sui nuptiale sacrum conficeret; et eo foediora haec videbantur Scipioni, quod ipsum in Hispania iuvenem nullius forma pepulerat captivae. Haec secum volutanti Laelius ac Masinissa supervenerunt. Q u o s cum pariter ambo et benigno vultu excepisset et egregiis laudibus frequenti praetorio celebrasset, abductum in secretum Masinissam sie adloquitur: „Aliqua te existimo, Masinissa, intuentem in me bona et prineipio in Hispania ad iungendam mecum amicitiam venisse et postea in Africa te ipsum spesque omnes tuas in fidem meam commisisse. Atqui nulla earum virtus est, propter quas tibi adpetendus visus sim, qua ego aeque ac temperantia et continentia libidinum gloriatus fuerim. Hanc te quoque ad ceteras tuas eximias virtutes, Masinissa, adiecisse velim. N o n est, non - mihi crede - tantum ab hostibus armatis aetati nostrae periculi quantum ab circumfusis undique voluptatibus. Q u i eas temperantia sua frenavit ac domuit, multo maius decus maioremque victoriam sibi peperit, quam nos Syphace victo habemus. Quae me absente strenue ac fortiter fecisti, libenter et commemoravi et memini; cetera te ipsum reputare tecum quam me dicente erubescere malo. Syphax populi Romani auspieiis victus captusque est. Itaque ipse, coniunx, regnum, ager,

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auch aus Eifersucht gesagt hatte, da er die Geliebte bei seinem Nebenbuhler sah, weckte er bei Scipio keine geringe Besorgnis. Und die Anschuldigungen wurden glaubhaft durch die rasch, fast noch während des Kampfes vollzogene Hochzeit, wobei er Laelius weder gefragt noch auf ihn gewartet hatte, und die überstürzte Eile, daß er an demselben Tag, an dem er die gefangene Feindin gesehen hatte, sie zur Frau nahm und bei den Hausgöttern seines Feindes das Hochzeitsopfer vollzog. Und dies schien Scipio um so abstoßender, weil er sich selbst in Spanien als junger Mann nie von der Schönheit einer Gefangenen hatte hinreißen lassen. Als er dies bei sich überlegte, kamen Laelius und Masinissa dazu. Nachdem er sie beide in gleicher Weise mit freundlicher Miene empfangen und mit außerordentlichen Lobsprüchen im gefüllten Feldherrnzelt gefeiert hatte, nahm er Masinissa beiseite und wandte sich so an ihn: „Ich glaube, Masinissa, du hast irgendwelche Vorzüge an mir gesehen, daß du zu Anfang in Spanien gekommen bist, um Freundschaft mit mir zu schließen, und später in Afrika dich selbst und all deine Hoffnungen meinem Schutz anvertraut hast. Nun gibt es aber unter den Tugenden, um deretwillen ich dir erstrebenswert schien, keine, deren ich mich in gleicher Weise gerühmt habe wie des Maßhaltens und der Beherrschung der Begierden; ich wünschte, daß auch du, Masinissa, diese zu deinen übrigen außerordentlichen Vorzügen hinzugefügt hättest. Glaube mir, unserem Alter droht von den bewaffneten Feinden gewiß nicht so viel Gefahr wie von den Sinnesfreuden, die sich uns von allen Seiten aufdrängen. Wer diese durch sein Maßhalten gezügelt und gebändigt hat, hat viel größeren Ruhm und einen viel größeren Sieg errungen als wir durch unseren Sieg über Syphax. Was du in meiner Abwesenheit mit Energie und Mut vollbracht hast, habe ich gerne erwähnt und weiß ich sehr wohl. Ich will lieber, daß du das übrige selbst bedenkst, als daß du errötest, wenn ich es ausspreche. Syphax ist unter dem Oberbefehl des römischen Volkes besiegt worden und in Gefangenschaft geraten. Deshalb ist er selbst, seine Frau, sein Königreich, sein

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oppida, homines, qui incolunt, quidquid denique Syphacis fuit, praeda populi Romani est; et regem coniugemque eius, etiamsi non civis Carthaginiensis esset, etiamsi non patrem eius imperatorem hostium videremus, Romam oporteret mitti ac senatus populique Romani de ea iudicium atque arbitrium esse, quae regem socium nobis alienasse atque in arma egisse praecipitem dicatur. Vince animum; cave deformes multa bona uno vitio et tot meritorum gratiam maiore culpa, quam causa culpae est, corrumpas."

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Masinissae haec audienti non rubor solum suffusus, 15 sed lacrimae etiam obortae; et cum se quidem in potestate futurum imperatoris dixisset orassetque eum, ut, quantum res sineret, fidei suae temere obstrictae consuleret - promisisse enim se in nullius potestatem earn tra1 diturum - , ex praetorio in tabernaculum suum confusus concessit. Ibi arbitris remotis cum crebro suspiritu et 3 gemitu, quod facile ab circumstantibus tabernaculum exaudiri posset, aliquantum temporis consumpsisset, ingenti ad postremum edito gemitu fidum e servis vocat, 4 sub cuius custodia regio more ad incerta fortunae venenum erat, et mixtum in poculo ferre ad Sophonibam iubet ac simul nuntiare Masinissam libenter primam ei 5 fidem praestaturum fuisse, quam vir uxori debuerit; quoniam eius arbitrium, qui possint, adimant, secundam fidem praestare, ne viva in potestatem Romanorum veniat. Memor patris imperatoris patriaeque et duorum 6 regum, quibus nupta fuisset, sibi ipsa consuleret.

Hunc nuntium ac simul venenum ferens minister cum

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Land, seine Städte, die Menschen, die sie bewohnen, letztlich alles, was Syphax gehört hat, Beute des römischen Volkes; und der König und seine Frau müßten, auch wenn sie keine karthagische Bürgerin wäre, auch wenn wir nicht ihren Vater als Feldherrn der Feinde sähen, nach Rom geschickt werden, und der Senat und das Volk von Rom müßten das Urteil und die Entscheidung über sie treffen, die einen verbündeten König uns entfremdet und Hals über Kopf in den Krieg getrieben haben soll. Bezwinge dein Herz; hüte dich, deine vielen Vorzüge durch einen einzigen Fehler ihres Glanzes zu berauben und den Dank für so viele Verdienste durch eine Schuld zu verspielen, die größer wäre als der Anlaß dieser Schuld." Als Masinissa das hörte, errötete er nicht nur, sondern es kamen ihm auch die Tränen. Nachdem er erklärt hatte, er werde sich dem Befehl des Feldherrn unterwerfen, und ihn gebeten hatte, soweit die Sache es zulasse, auf sein leichtfertig gegebenes Wort Rücksicht zu nehmen - denn er habe ihr versprochen, sie der Gewalt keines anderen zu überantworten - , ging er verstört aus dem Feldherrnzelt in sein eigenes. Dort verbrachte er, nachdem er alle Zeugen entfernt hatte, erhebliche Zeit mit häufigem Seufzen und Stöhnen, was die, die um sein Zelt herumstanden, mühelos hören konnten; zuletzt stöhnte er laut auf, rief einen treuen Sklaven, unter dessen O b h u t nach Sitte der Könige das Gift für ungewisse Fügungen des Schicksals war, und befahl ihm, es zuzubereiten und in einem Becher zu Sophoniba zu bringen und ihr zugleich zu verkünden, Masinissa hätte ihr gerne sein erstes Wort erfüllt, wie er es als Mann seiner Frau schuldig gewesen sei; da aber die, die es könnten, ihm die Entscheidung darüber nähmen, erfülle er sein zweites Wort, daß sie nicht lebend in die Gewalt der Römer komme. Eingedenk ihres Vaters, des Feldherrn, ihrer Vaterstadt und der beiden Könige, mit denen sie verheiratet gewesen sei, solle sie selbst für sich die Entscheidung treffen. Als der Diener mit dieser Botschaft und zugleich dem Gift

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ad Sophonibam venisset, „Accipio" inquit „nuptiale munus neque ingratum, si nihil maius vir uxori praestare potuit. Hoc tamen nuntia, melius me morituram fuisse, si non in funere meo nupsissem." N o n locuta est ferocius, quam acceptum poculum nullo trepidationis signo dato impavide hausit.

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Quod ubi nuntiatum est Scipioni, ne quid aeger animi ferox iuvenis gravius consuleret, accitum eum extemplo nunc solatur, nunc, quod temeritatem temeritate alia luerit tristioremque rem, quam necesse fuerit, fecerit, leniter castigat. Postero die, ut a praesenti motu averteret animum eius, in tribunal escendit et contionem advocari iussit. Ibi Masinissam primum regem appellatum eximiisque ornatum laudibus aurea corona, aurea patera, sella curuli et scipione eburneo, toga picta et palmata tunica donat. Addit verbis honorem: neque magnificentius quicquam triumpho apud Romanos neque triumphantibus ampliorem eo ornatum esse, quo unum omnium externorum dignum Masinissam populus Romanus ducat. Laelium deinde et ipsum conlaudatum aurea corona donat; et alii militares viri, prout a quoque navata opera erat, donati. His honoribus mollitus regis animus erectusque in spem propinquam sublato Syphace omnis Numidiae potiundae.

Scipio C . Laelio cum Syphace aliisque captivis Romam misso, cum quibus et Masinissae legati profecti

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zu Sophoniba gekommen war, sagte sie: „Ich nehme das Hochzeitsgeschenk an, das mir nicht unwillkommen ist, wenn der Mann seiner Frau nichts Größeres gewähren konnte. Doch sage ihm noch dies: Es wäre besser gewesen, wenn ich gestorben wäre, ohne bei meinem Tode noch geheiratet zu haben." So tapfer, wie sie das sagte, nahm sie den Becher und leerte ihn furchtlos ohne ein Zeichen von Unruhe. Als das Scipio gemeldet wurde, ließ er sogleich Masinissa zu sich kommen, damit der leidenschaftliche junge Mann sich in seinem Kummer nichts antat, tröstete ihn bald, bald machte er ihm sanfte Vorwürfe, weil er die eine Unbesonnenheit durch eine andere gebüßt und die Sache trauriger gemacht hatte, als nötig gewesen sei. A m nächsten Tag stieg er, um ihn von der augenblicklichen Erregung abzulenken, auf die Feldherrntribüne und ließ eine Heeresversammlung einberufen. D o r t redete er Masinissa zunächst als König an, ehrte ihn mit außergewöhnlichen Lobsprüchen und beschenkte ihn mit einem goldenen Kranz, einer goldenen Opferschale, einem kurulischen Sessel und einem Elfenbeinstab, einer bestickten Toga und einer mit Palmblättern verzierten Tunika. Er fügte auch noch ehrende Worte hinzu: Bei den Römern gebe es nichts Großartigeres als den Triumph, und für die Triumphierenden gebe es keinen bedeutenderen Schmuck als diesen, dessen das römische Volk Masinissa als einzigen von allen Ausländern für würdig halte. Dann lobte er Laelius und beschenkte ihn ebenfalls mit einem goldenen Kranz. Auch andere Soldaten wurden entsprechend der Leistung, die sie vollbracht hatten,, ausgezeichnet. Durch diese Ehrungen wurde der König besänftigt, und er sah sich der Erfüllung seiner H o f f n u n g nahe, nach der Beseitigung des Syphax sich ganz Numidiens bemächtigen zu können. Scipio schickte C . Laelius mit Syphax und anderen Gefangenen nach R o m - mit ihnen brachen auch die Gesandten Masinissas auf - , verlegte selbst sein Lager wieder nach

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sunt, ipse ad Tyneta rursus castra refert et, quae munimenta incohaverat, permunit. Carthaginienses non brevi solum, sed prope vano gaudio ab satis prospera in praesens oppugnatione classis perfusi post famam capti Syphacis, in quo plus prope quam in Hasdrubale atque exercitu suo spei reposuerant, perculsi iam nullo auctore belli ultra audito oratores ad pacem petendam mittunt triginta seniorum principes; id erat sanctius apud illos consilium maximaque ad ipsum senatum regendum vis. Qui ubi in castra Romana et in praetorium pervenerunt, more adulantium - accepto, credo, ritu ex ea regione, ex qua oriundi erant - procubuerunt. Conveniens oratio tam humili adulationi fuit non culpam purgantium, sed transferentium initium culpae in Hannibalem potentiaeque eius fautores. Veniam civitati petebant civium temeritate bis iam eversae, incolumi futurae iterum hostium beneficio; imperium ex victis hostibus populum Romanum, non perniciem petere; paratis oboedienter servire imperaret, quae vellet.

Scipio et venisse ea spe in Africam se ait et spem suam prospero belli eventu auctam victoriam se, non pacem domum reportaturum esse; tarnen, cum victoriam prope in manibus habeat, pacem non abnuere, ut omnes gentes sciant populum Romanum et suscipere iuste bella et finire. Leges pacis se has dicere: captivos et perfugas et fugitivos restituant; exercitus ex Italia et Gallia dedu-

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Tynes und führte die begonnenen Schanzarbeiten zu Ende. Die Karthager waren ganz erfüllt von der nicht nur kurzen, sondern fast grundlosen Freude über den im Augenblick ziemlich erfolgreichen Angriff auf die Flotte; doch nach der Kunde von der Gefangennahme des Syphax, auf den sie fast mehr Hoffnung gesetzt hatten als auf Hasdrubal und ihr eigenes Heer, waren sie bestürzt, hörten weiterhin auf keinen mehr, der zum Krieg riet, und schickten als Unterhändler, um Frieden zu erbitten, die dreißig Angesehensten von den Ältesten; die bildeten bei ihnen einen hochheiligen Rat, und sie besaßen den größten Einfluß auf die Lenkung des Senats. Sobald diese in das römische Lager und ins Feldherrnzelt gekommen waren, warfen sie sich nach der Sitte von Schmeichlern zu Boden - ein Brauch, den sie, wie ich glaube, aus der Gegend übernommen hatten, aus der sie stammten. Ihre Worte entsprachen der so unterwürfigen Schmeichelei, indem sie sich nicht von Schuld freizusprechen suchten, aber den Anfang der Schuld Hannibal und den Förderern seiner Machtstellung zuschoben. Sie baten um Gnade für ihre Stadt, die durch die Unbesonnenheit ihrer Bürger schon zweimal ins Verderben gestürzt worden sei und wieder nur durch die Wohltat der Feinde unversehrt fortbestehen werde. Das römische Volk wolle Macht über besiegte Feinde, nicht ihren Untergang. Er solle ihnen, die bereit seien, gehorsam zu dienen, befehlen, was er wolle. Scipio sagte, er sei in der Hoffnung nach Afrika gekommen, einen Sieg, nicht einen Frieden nach Hause zu bringen, und seine Hoffnung sei durch das günstige Ergebnis des Krieges noch vergrößert worden; dennoch lehne er, obwohl er den Sieg fast in Händen habe, einen Frieden nicht'ab, damit alle Völker wüßten, daß das römische Volk Kriege auf gerechte Art auf sich nehme und beende. Er nenne ihnen folgende Bedingungen für einen Frieden: Sie sollten die Gefangenen, die Überläufer und die entlaufenen Sklaven zurückgeben, ihre Heere aus Italien und Gallien abziehen, sich von

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cant; Hispania abstineant; insulis omnibus, quae inter Italiam atque Africam sint, decedant; naves longas praeter viginti omnes tradant, tritici quingenta, hordei trecenta milia modium. Pecuniae summam quantam imperaverit, parum convenit; alibi quinque milia talentum, alibi quinque milia pondo argenti, alibi duplex Stipendium militibus imperatum invenio. „His condicionibus" inquit „placeatne pax, triduum ad consultandum dabitur. Si placuerit, mecum indutias facite, Romam ad senatum mittite legatos." Ita dimissi Carthaginienses nullas recusandas condiciones pacis cum censuissent, quippe qui moram temporis quaererent, dum Hannibal in Africam traiceret, legatos alios ad Scipionem, ut indutias facerent, alios Romam ad pacem petendam mittunt ducentes paucos in speciem captivos perfugasque et fugitivos, quo impetrabilior pax esset.

Multis ante diebus Laelius cum Syphace primoribusque Numidarum captivis Romam venit, quaeque in Africa gesta essent, omnia ordine exposuit patribus ingenti hominum et in praesens laetitia et in futurum spe. Consulti inde patres regem in custodiam Albam mittendum censuerunt, Laelium retinendum, donee legati Carthaginienses venirent. Supplicatio in quadriduum decreta est. P. Aelius praetor senatu misso et condone inde advocata cum C. Laelio in rostra escendit. Ibi vero audientes fusos Carthaginiensium exercitus, devictum et captum ingentis nominis regem, Numidiam omnem egregia victoria peragratam, taciturn continere gaudium non poterant, quin clamoribus, quibusque aliis

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Spanien fernhalten, alle Inseln, die zwischen Italien und Afrika lägen, aufgeben, alle Kriegsschiffe bis auf 20 ausliefern sowie 500000 Scheffel Weizen und 300000 Scheffel Gerste liefern. Über die Höhe der Geldsumme, die er forderte, besteht keine Einigkeit; an der einen Stelle finde ich, es seien 5 000 Talente gefordert worden, an einer anderen 5 000 Pfund Silber, an einer dritten der doppelte Sold für die Soldaten. „Euch werden", sagte er, „drei Tage zum Beraten gegeben, ob euch ein Friede zu diesen Bedingungen paßt. Wenn er euch paßt, schließt mit mir einen Waffenstillstand und schickt Gesandte nach Rom zum Senat!" So wurden die Karthager entlassen, und da sie beschlossen hatten, keine Friedensbedingungen abzulehnen, weil sie Zeit zu gewinnen suchten, damit Hannibal unterdessen nach Afrika übersetze, schickten sie eine Gruppe von Gesandten zu Scipio, um einen Waffenstillstand abzuschließen, eine andere nach Rom, um Frieden zu erbitten; diese führte zum Schein einige wenige Gefangene, Uberläufer und entlaufene Sklaven mit, damit der Friede um so leichter erlangt werden könne. Laelius kam viele Tage vorher mit Syphax und den vornehmsten Gefangenen der Numider nach R o m und legte den Senatoren, was in Afrika geschehen war, alles der Reihe nach dar, was bei den Leuten für den Augenblick ungeheure Begeisterung auslöste und für die Zukunft Hoffnung machte. Als die Senatoren dann befragt wurden, waren sie dafür, den König zur Bewachung nach Alba zu schicken und Laelius zurückzuhalten, bis die Gesandten der Karthager kämen. Ein viertägiges Dankfest wurde beschlossen. Der Prätor P. Aelius entließ den Senat, berief dann eine Volksversammlung ein und stieg mit C . Laelius auf die Rednerbühne. Als die Menschen dort nun hörten, daß Heere der Karthager geschlagen worden seien, daß ein König von so ungeheurem Ansehen völlig besiegt und in Gefangenschaft geraten und daß ganz Numidien in einem ungewöhnlichen Siegeszug durcheilt worden sei, konnten sie ihre Freude nicht mehr still für sich behalten, sondern zeigten ihre maßlose Begei-

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multitudo solet, laetitiam immodicam significarent. Itaque praetor extemplo edixit, uti aeditui aedes sacras omnes tota urbe aperirent, circumeundi salutandique deos agendique grates per totum diem populo potestas fieret. Postero die legatos Masinissae in senatum introduxit. Gratulati primum senatui sunt, quod P. Scipio prospere res in Africa gessisset; deinde gratias egerunt, quod Masinissam non appellasset m o d o regem, sed fecisset restituendo in paternum regnum, in quo post Syphacem sublatum, si ita patribus visum esset, sine metu et certamine esset regnaturus, dein conlaudatum pro condone amplissimis decorasset donis, quibus ne indignus esset, et dedisse operam Masinissam et porro daturum esse. Petere, ut regium nomen ceteraque Scipionis beneficia et munera senatus decreto confirmaret; et, nisi molestum esset, illud quoque petere Masinissam, ut Numidas captivos, qui Romae in custodia essent, remitterent; id sibi amplum apud populäres futurum esse. Ad ea responsum legatis rerum gestarum prospere in Africa communem sibi cum rege gratulationem esse; Scipionem recte atque ordine videri fecisse, quod eum regem appellaverit, et quidquid aliud fecerit, quod cordi foret Masinissae, id patres comprobare ac laudare. Munera quoque, quae legati ferrent regi, decreverunt, sagula purpurea duo cum fibulis aureis singulis et lato clavo tunicis, equos duo phaleratos, bina equestria arma cum loricis et tabernacula militaremque supellectilem, qualem praeberi consuli mos esset. Haec regi praetor mitte-

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sterung in Schreien und anderem, wie die Menge es zu tun pflegt. Daher ordnete der Prätor sogleich an, die Tempelhüter sollten alle Heiligtümer in der ganzen Stadt öffnen und dem Volk Gelegenheit geben, herumzugehen, die Götter zu grüßen und ihnen den ganzen Tag Dank zu sagen. Am nächsten Tag führte er die Gesandten Masinissas in den Senat. Zunächst beglückwünschten sie den Senat dazu, daß P. Scipio in Afrika erfolgreich Krieg geführt habe; dann bedankten sie sich dafür, daß er Masinissa nicht nur als König angeredet, sondern ihn auch dazu gemacht habe, indem er ihn in die väterliche Herrschaft wiedereingesetzt habe, in der er nach der Beseitigung des Syphax, wenn es den Senatoren so gut scheine, ohne Furcht und unangefochten herrschen werde, und daß er ihn dann vor der Heeresversammlung gelobt und mit den ehrenvollsten Geschenken ausgezeichnet habe, deren nicht unwürdig zu sein, Masinissa sich bemüht habe und weiterhin bemühen werde. Er bitte darum, daß der Senat den Königstitel und die anderen Wohltaten und Geschenke Scipios durch seine Entscheidung bestätige, und wenn es nicht zudringlich sei, bitte Masinissa auch darum, daß sie die numidischen Gefangenen, die in Rom in Haft seien, zurückschickten; das werde ihm bei seinen Landsleuten Ansehen verschaffen. Darauf wurde den Gesandten geantwortet: Die Freude über die erfolgreiche Kriegführung in Afrika teilten sie mit dem König. Scipio habe ihrer Meinung nach richtig und ordnungsgemäß gehandelt, wenn er ihn als König angeredet habe, und alles was er sonst noch getan habe, was Masinissa nach dem Herzen sei, das billigten und lobten die Senatoren. Als Geschenke, die die Gesandten dem König bringen sollten, bestimmten sie zwei purpurne Kriegsmäntel, jeden mit einer goldenen Spange und einer Tunika mit breitem Streifen, zwei Pferde mit Stirn- und Brustschmuck, zwei Reiterrüstungen mit Riemenpanzern und Zelte und militärisches Gerät, wie es nach dem Herkommen dem Konsul zur Verfügung gestellt werde. Der Prätor wurde aufgefordert, dies dem

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re iussus. Legatis in singulos dona ne minus quinum milium, comitibus eorum milium aeris et vestimenta bina legatis, singula comitibus Numidisque, qui ex custodia emissi redderentur regi; ad hoc aedes liberae, loca, lautia legatis decreta.

Eadem aestate, qua haec decreta Romae et in Africa gesta sunt, P. Quinctilius Varus praetor et Μ. Cornelius proconsul in agro Insubrum Gallorum cum Magone Poeno signis conlatis pugnarunt. Praetoris legiones in prima acie fuerunt; Cornelius suas in subsidiis tenuit, ipse ad prima signa equo advectus; proque duobus cornibus praetor ac proconsul milites ad inferenda in hostes signa summa vi hortabantur. Postquam nihil commovebant, tum Quinctilius Cornelio: „Lentior, ut vides, fit pugna, et induratur praeter spem resistendo hostium timor, ac ne vertat in audaciam, periculum est. Equestrem procellam excitemus oportet, si turbare ac statu movere volumus. Itaque vel tu ad prima signa proelium sustine, ego inducam in pugnam equites; vel ego hie in prima acie rem geram, tu quattuor legionum equites in hostem emitte." Utram vellet praetor muneris partem, proconsule accipiente Quinctilius praetor cum filio, cui Marco praenomen erat, impigro iuvene, ad equites pergit iussosque escendere in equos repente in hostem emittit. Tumultum equestrem auxit clamor ab legionibus additus, nec stetisset hostium acies, ni Mago ad primum equitum motum paratos elephantos extemplo in

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König zu schicken. Jeder Gesandte sollte Geschenke für nicht weniger als 5 000 As erhalten, ihre Begleiter für 1000 As und jeder Gesandte zwei Gewänder, ihre Begleiter und die Numider, die aus der Haft entlassen und dem König zurückgegeben werden sollten, eins. Dazu wurde den Gesandten freies Quartier, Unterkunft und Bewirtung bewilligt. In demselben Sommer, in dem dies in Rom beschlossen und in Afrika vollbracht wurde, kämpften der Prätor P. Quinctilius Varus und der Prokonsul M. Cornelius im Gebiet der gallischen Insubrer mit dem Punier Mago in offener Feldschlacht. Die Legionen des Prätors standen in der vordersten Linie; Cornelius hielt seine in Reserve, er selbst sprengte auf seinem Pferd zu den vordersten Einheiten; vorn auf beiden Flügeln spornten der Prätor und der Prokonsul die Soldaten an, mit aller Gewalt auf die Feinde einzudringen. Als sie den Feind nicht zum Weichen bringen konnten, sagte Quinctilius zu Cornelius: „Der Kampf wird zäher, wie du siehst, die Feinde überwinden dadurch, daß sie wider Erwarten standhalten, ihre Furcht, und es besteht Gefahr, daß sie sich in Kühnheit verwandelt. Wir müssen die Reiter auf sie losstürmen lassen, wenn wir sie in Verwirrung bringen und von der Stelle drängen wollen. Daher halte entweder du bei den vordersten Einheiten den Kampf aufrecht, und ich werde die Reiter in die Schlacht führen; oder ich werde hier in der vordersten Linie kämpfen, und du läßt die Reiter der vier Legionen auf den Feind los!" Da der Prokonsul bereit war, bei der Aufgabe die Rolle zu übernehmen, die der Prätor ihm zuwies, eilte der Prätor Quinctilius mit seinem Sohn, der den Vornamen Marcus hatte, einem eifrigen jungen Mann, zu den Reitern, befahl ihnen aufzusitzen und ließ sie plötzlich gegen den Feind lospreschen. Den Lärm des Reiterangriffs verstärkte noch das Kampfgeschrei, das von den Legionen zusätzlich erhoben wurde. Und die Schlachtreihe der Feinde hätte nicht standgehalten, wenn nicht Mago die bei der ersten Bewegung der Reiter bereitge-

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proelium induxisset. Ad quorum stridorem odoremque et adspectum territi equi vanum equestre auxilium fecerunt. Et ut turbae permixtus, ubi cuspide uti et comminus gladio posset, roboris maioris Romanus eques erat, ita in ablatum paventibus procul equis melius ex intervallo Numidae iaculabantur. Simul et peditum legio duodecima, magna ex parte caesa, pudore magis quam viribus tenebat locum; nec diutius tenuisset, ni ex subsidies tertia decima legio in primam aciem inducta proelium dubium excepisset. Mago quoque ex subsidiis Gallos integrae legioni opposuit. Quibus haud magno certamine fusis hastati legionis undecimae conglobant sese atque elephantos iam etiam peditum aciem turbantes invadunt. In quos cum pila confertos coniecissent, nullo ferme frustra emisso omnes retro in aciem suorum averterunt; quattuor gravati vulneribus corruerunt. Tum prima commota hostium acies, simul omnibus equitibus, ut aversos videre elephantos, ad augendum pavorem ac tumultum effusis. Sed donee stetit ante signa Mago, gradum sensim referentes ordines tenorem pugnae servabant; postquam femine transfixo cadentem auferrique ex proelio prope exsanguem videre, extemplo in fugam omnes versi. Ad quinque milia hostium eo die caesa et signa militaria duo et viginti capta. Nec Romanis incruenta victoria fuit; duo milia et trecenti de exercitu praetoris, pars multo maxima ex legione duodecima, amissi; inde et tribuni militum duo, M. Cosconius

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stellten Elefanten sogleich in den Kampf geführt hätte. Bei deren Trompeten, Gestank und Anblick erschraken die Pferde, und das machte die Unterstützung der Reiter wirkungslos. Zwar war der römische Reiter im Kampfgetümmel, w o er die Lanze und im Nahkampf das Schwert gebrauchen konnte, überlegen, doch wenn er von den scheuenden Pferden weit weg getragen wurde, schössen die Numider aus der Entfernung besser. Zugleich hielt auch die 12. Legion der Fußsoldaten, von der ein großer Teil niedergehauen worden war, mehr aus Ehrgefühl als aus Stärke ihren Platz; sie hätte ihn aber nicht länger halten können, wenn nicht aus der Reserve die 13. Legion in die vorderste Linie geführt worden wäre und den bedenklich stehenden Kampf übernommen hätte. Auch Mago stellte Gallier aus der Reserve der frischen Legion entgegen. Diese wurden jedoch ohne großen Kampf geschlagen; daraufhin scharten sich die Hastati der 1 1 . Legion zusammen und drangen auf die Elefanten ein, die auch schon die Linie des Fußvolks in Verwirrung setzten. Nachdem sie ihre Pilen auf sie geworfen hatten, die dichtgedrängt standen, und fast keines vergeblich geschleudert worden war, trieben sie alle zurück gegen die Linie ihrer eigenen Leute; vier brachen, von Wunden erschöpft, zusammen. Da geriet die vorderste Linie der Feinde ins Wanken, weil zugleich alle Reiter, sobald sie sahen, daß die Elefanten abgedrängt waren, lossprengten, um die Panik und die Verwirrung noch zu vergrößern. Solange Mago vor den Einheiten stand, gingen die Reihen langsam Schritt um Schritt zurück und kämpften ununterbrochen weiter; nachdem sie aber gesehen hatten, wie er mit durchbohrtem Oberschenkel niederstürzte und fast leblos aus dem Kampf getragen wurde, wandten sich sogleich alle zur Flucht. A n die 5 000 Feinde wurden an diesem Tag erschlagen und 22 Feldzeichen erbeutet. Aber auch für die Römer war der Sieg nicht unblutig; 2 300 vom Heer des Prätors, größtenteils von der 12. Legion, gingen verloren; darunter waren auch zwei Militärtribunen, M. Cosconius und

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et Μ. Maevius. Tertiae decimae quoque legionis, quae postremo proelio adfuerat, C . Helvius tribunus militum in restituenda pugna cecidit. Et duo et viginti ferme equites inlustres obtriti ab elephantis cum centurionibus aliquot perierunt. Et longius certamen fuisset, ni vulnere ducis concessa victoria esset.

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Mago proximae silentio noctis profectus, quantum pati viae per vulnus poterat, itineribus extends ad mare in Ligures Ingaunos pervenit. Ibi eum legati ab Carthagine paucis ante diebus in sinum Gallicum adpulsis navibus adierunt iubentes primo quoque tempore in Africam traicere; id et fratrem eius Hannibalem - nam ad eum quoque isse legatos eadem iubentes - facturum; non in eo esse Carthaginiensium res, ut Galliam atque Italiam armis obtineant. Mago non imperio modo senatus periculoque patriae motus, sed metuens etiam, ne victor hostis moranti instaret Liguresque ipsi relinqui Italiam a Poenis cernentes ad eos, quorum mox in potestate futuri essent, deficerent, simul sperans leniorem in navigatione quam in via iactationem vulneris fore et curationi omnia commodiora impositis copiis in naves profectus vixdum superata Sardinia ex vulnere moritur. Naves quoque aliquot Poenorum disiectae in alto a classe Romana, quae circa Sardiniam erat, capiuntur. Haec terra marique in parte Italiae, quae iacet ad Alpes, gesta.

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Consul C . Servilius nulla memorabili re in provincia Etruria Galliaque - nam eo quoque processerat - gesta, patre C . Servilio et C . Lutatio ex Servitute post sextum

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Μ. Maevius; auch von der 13. Legion, die zuletzt in den Kampf eingegriffen hatte, fiel ein Militärtribun, C . Helvius, bei der Wiederherstellung der Schlacht; und etwa 22 vornehme Reiter kamen, von den Elefanten zertreten, um, samt einer Anzahl Centurionen. Und der Kampf hätte länger gedauert, hätte man nicht infolge der Verwundung des Feldherrn den Sieg zugestanden. Mago brach in der Stille der folgenden Nacht auf, dehnte die Märsche so weit aus, wie er es wegen seiner Wunde ertragen konnte, und gelangte ans Meer in das Gebiet der ligurischen Ingauner. Dort kamen Gesandte aus Karthago zu ihm, die wenige Tage zuvor im Gallischen Golf gelandet waren; sie forderten ihn auf, so bald wie möglich nach Afrika überzusetzen; das werde auch sein Bruder Hannibal tun - denn auch zu ihm seien Gesandte mit derselben Anordnung aufgebrochen. Die Lage der Karthager sei nicht so, daß sie Gallien und Italien mit Waffen behaupten könnten. Mago ließ sich nicht nur durch den Befehl des Senats und die Gefahr seiner Vaterstadt bestimmen, sondern fürchtete auch, daß der siegreiche Feind ihn bedränge, wenn er zögere, und daß die Ligurer, wenn sie sähen, daß die Punier Italien verließen, zu denen abfielen, in deren Macht sie bald sein würden; zugleich hoffte er, die Erschütterung werde für seine Wunde bei der Seefahrt sanfter sein als auf der Straße und alles für die Pflege bequemer. E r schiffte daher seine Truppen ein und segelte ab, starb aber, als er gerade erst an Sardinien vorübergesegelt war, an seiner Wunde. Auch mehrere Schiffe der Punier, die auf der hohen See von ihrem Verband abgekommen waren, wurden von der römischen Flotte, die im Gebiet von Sardinien lag, abgefangen. Dies geschah zu Lande und auf dem Meer in dem Teil Italiens, der zu den Alpen hin liegt. Der Konsul C . Servilius vollbrachte in seinem Aufgabengebiet Etrurien und in Gallien - denn auch dorthin war er vorgerückt - keine erwähnenswerte Tat, befreite aber seinen Vater C. Servilius und C . Lutatius, die bei dem Dorf

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decimum annum receptis, qui ad vicum Tannetum a Bois capti fuerant, hinc patre, hinc Catulo lateri circumdatis privato magis quam publico decore insignis R o m a m rediit. Latum ad populum est, ne C . Servilio fraudi esset, quod patre, qui sella curuli sedisset, vivo, cum id ignoraret, tribunus plebis atque aedilis plebis fuisset, contra quam sanctum legibus erat. Hac rogatione perlata in provinciam rediit.

A d Cn. Servilium consulem, qui in Bruttiis erat, C o n sentia, Aufugum, Bergae, Baesidiae, Ocriculum, Lymphaeum, Argentanum, Clampetia multique alii ignobiles populi senescere Punicum bellum cernentes defecere. Idem consul cum Hannibale in agro Crotoniensi acie conflixit. Obscura eius pugnae fama est. Valerius Antias quinque milia hostium caesa ait; quae tanta res est, ut aut impudenter ficta sit aut neglegenter praetermissa. Nihil certe ultra rei in Italia ab Hannibale gestum. N a m ad eum quoque legati ab Carthagine revocantes in Africam iis forte diebus quibus ad Magonem venerunt. Frendens gemensque ac vix lacrimis temperans dicitur legatorum verba audisse. Postquam edita sunt mandata, „Iam non perplexe" inquit, ,,sed palam revocant, qui vetando supplementum et pecuniam mitti iam pridem retrahebant. Vicit ergo Hannibalem non populus Romanus totiens caesus fugatusque, sed senatus Carthaginiensis obtrectatione atque invidia. N e q u e hac deformitate reditus mei tam P. Scipio exsultabit atque

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Tannetum von den Bojern gefangengenommen worden waren, nach sechzehn Jahren aus der Sklaverei und kehrte, den Vater an der einen Seite, Catulus an der anderen, mehr durch ein Verdienst im privaten Bereich als durch eines um den Staat ausgezeichnet, nach R o m zurück. Beim Volk wurde beantragt, es solle C . Servilius nicht schaden, daß er, während sein Vater, der auf dem kurulischen Stuhl gesessen hatte, noch lebte - was er ja nicht wußte - , entgegen den Bestimmungen der Gesetze Volkstribun und plebejischer Adil gewesen sei. Nachdem dieser Antrag durchgekommen war, kehrte er wieder in seinen Aufgabenbereich zurück. Zu dem Konsul Cn. Servilius, der im Gebiet der Bruttier stand, fielen Consentia, Aufugum, Bergae, Baesidiae, Ocriculum, Lymphaeum, Argentanum, Clampetia und viele andere unbedeutende Völker ab, weil sie sahen, daß der Punische Krieg verebbte. Der Konsul kämpfte mit Hannibal im Gebiet von Croton in einer Schlacht. Die Kunde von dieser Schlacht ist dunkel; Valerius Antias sagt, 5 000 Feinde seien gefallen; das ist eine so bedeutende Sache, daß sie entweder unverschämt erlogen oder aus Nachlässigkeit übergangen worden ist. Hannibal hat auf jeden Fall in Italien weiter nichts vollbracht; denn auch zu ihm kamen etwa in denselben Tagen wie zu Mago Gesandte aus Karthago, die ihn nach Afrika zurückriefen. Zähneknirschend, seufzend und kaum der Tränen sich erwehrend soll er die Worte der Gesandten vernommen haben. Nachdem sie ihre Aufträge mitgeteilt hatten, sagte er: „Jetzt rufen mich die, die mich durch das Verbot, mir Ersatz und Geld zu schicken, schon längst zur Rückkehr zu nötigen suchten, nicht mehr versteckt, sondern offen zurück. Den Sieg über Hannibal hat also nicht das römische Volk errungen, das so oft niedergemetzelt und in die Flucht gejagt wurde, sondern der Senat von Karthago durch seine Eifersucht und Mißgunst. Uber diese Schmach meiner Rückkehr wird P. Scipio nicht so frohlocken und sich brüsten wie Han-

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eiferet sese quam Hanno, qui domum nostram, quando alia re non potuit, ruina Carthaginis oppressit." Iam hoc ipsum praesagiens animo praeparaverat ante naves. Itaque inutili militum turba praesidii specie in oppida Bruttii agri, quae pauca metu magis quam fide continebantur, dimissa, quod roboris in exercitu erat, in Africam transvexit multis Italici generis, qui in Africam secuturos abnuentes concesserant in Iunonis Laciniae delubrum inviolatum ad earn diem, in templo ipso foede interfectis. Raro quemquam alium patriam exilii causa relinquentem tarn maestum abisse ferunt quam Hannibalem hostium terra excedentem. Respexisse saepe Italiae litora et deos hominesque accusantem in se quoque ac suum ipsius caput exsecratum, quod non cruentum ab Cannensi victoria militem Romam duxisset. Scipionem ire ad Carthaginem ausum, qui consul hostem Poenum in Italia non vidisset; se centum milibus armatorum ad Trasumennum, ad Cannas caesis circa Casilinum Cumasque et Nolam consenuisse. Haec accusans querensque ex diutina possessione Italiae est detractus.

Romam per eosdem dies et Magonem et Hannibalem profectos allatum est. Cuius duplicis gratulationis minuit laetitiam, et quod parum duces in retinendis iis, cum id mandatum ab senatu esset, aut animi aut virium habuisse videbantur et quod solliciti erant omni belli mole in unum exercitum ducemque inclinata, quo evasura esset res.

Per eosdem dies legati Saguntini venerum compren-

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no, der unser Haus, da er es anders nicht konnte, unter den Trümmern Karthagos begraben hat." Gerade das hatte er schon im Geiste geahnt und zuvor Schiffe bereitgemacht. Er schickte daher einen Haufen unbrauchbarer Soldaten dem Anschein nach als Besatzung in die wenigen Städte des bruttischen Gebietes, die mehr durch Furcht als durch Treue noch im Zaum gehalten wurden, und schaffte, was noch an Kerntruppen in seinem Heer stand, nach Afrika hinüber, nachdem er viele Leute italischer Abstammung, die sich weigerten, ihm nach Afrika zu folgen, und sich in das Heiligtum der Juno Lacinia geflüchtet hatten, das bis zu diesem Tag unverletzt geblieben war, im Heiligtum selbst auf abscheuliche Art getötet hatte. Man sagt, selten sei sonstwer, der sein Vaterland als Verbannter verließ, so traurig weggegangen wie Hannibal, als er aus dem Land der Feinde abzog; er habe oft zu den Küsten Italiens zurückgeschaut und, Götter und Menschen anklagend, auch gegen sich selbst und sein eigenes Haupt Verwünschungen ausgestoßen, daß er seine Soldaten nicht, noch blutig von dem Sieg bei Cannae, nach Rom geführt habe. Scipio, der doch als Konsul den punischen Feind in Italien nicht zu Gesicht bekommen habe, habe es gewagt, nach Karthago zu gehen; er dagegen habe, nachdem er ioo ooo Bewaffnete am Trasumennus und bei Cannae niedergehauen, bei Casilinum, Cumae und Nola seine Schwungkraft verloren. Unter solchen Vorwürfen und Klagen riß er sich von dem lang behaupteten Besitz Italiens los. In Rom wurde in diesen Tagen gemeldet, sowohl Mago als auch Hannibal seien abgezogen. Der Jubel über diese doppelte Freudennachricht wurde jedoch dadurch vermindert, daß es schien, als hätten ihre Feldherren zu wenig Mut oder zu wenig Streitkräfte gehabt, um sie zurückzuhalten, obwohl ihnen das vom Senat aufgetragen gewesen sei, und dadurch, daß man beunruhigt war, wie die Sache ausgehen werde, nachdem die ganze Last des Krieges sich auf ein Heer und einen Feldherrn verlagert habe. In diesen Tagen kamen Gesandte aus Sagunt und brachten

XXX sos cum pecunia adducentes Carthaginienses, qui ad conducenda auxilia in Hispaniam traiecissent. Ducenta et quinquaginta auri, octingenta pondo argenti in vestibulo curiae posuerunt. Hominibus acceptis et in carcerem conditis, auro argentoque reddito gratiae legatis actae atque insuper munera data ac naves, quibus in Hispaniam reverterentur. Mentio deinde ab senioribus facta est segnius homines bona quam mala sentire. Transitu in Italiam Hannibalis quantum terroris pavorisque invasisse omnis! Quas deinde clades, quos luctus incidisse! Visa castra hostium e muris urbis; quae vota singulorum universorumque fuisse! Quotiens in conciliis voces manus ad caelum porrigentium auditas, en umquam ille dies futurus esset, quo vacuam hostibus Italiam bona pace florentem visuri essent! Dedisse tandem id deos sexto decimo demum anno; nec esse, qui deis grates agendas censeat; adeo ne advenientem quidem gratiam homines benigne accipere, nedum ut praeteritae satis memores sint. Conclamatum deinde ex omni parte curiae est, uti referret P. Aelius praetor; decretumque, ut quinque dies circa omnia pulvinaria supplicaretur victimaeque maiores immolarentur centum viginti.

Iam dimisso Laelio legatisque Masinissae cum Carthaginiensium legatos de pace ad senatum venientes Puteolis visos, inde terra venturos allatum esset, revocari C. Laelium placuit, ut coram eo de pace ageretur. Q . Fulvius Gillo, legatus Scipionis, Carthaginienses Romam adduxit. Quibus vetitis ingredi urbem hospiti-

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einige Karthager mit, die, um Hilfstruppen anzuwerben, nach Spanien hinübergekommen und mit ihrem Geld aufgegriffen worden waren. 250 Pfund Gold und 800 Pfund Silber legten sie in der Vorhalle der Curie nieder. Nachdem man die Leute übernommen und in den Kerker geworfen, das Gold und das Silber aber zurückgegeben hatte, dankte man den Gesandten und gab ihnen obendrein Geschenke und Schiffe, auf denen sie nach Spanien zurückkehren sollten. Darauf brachten die Alteren zur Sprache, daß die Menschen Gutes gleichgültiger zur Kenntnis nähmen als Schlimmes. Wieviel Angst und Entsetzen habe alle beim Ubergang Hannibals nach Italien befallen! Welche Niederlagen seien dann über sie hereingebrochen, welche Trauer! Man habe das Lager der Feinde von den Mauern der Stadt aus gesehen. Welche Gelübde einzelner und der Gesamtheit habe es da gegeben! Wie oft habe man in den Versammlungen Stimmen von Menschen gehört, die ihre Hände zum Himmel erhoben, ob wohl jemals der Tag kommen werde, an dem sie Italien frei von Feinden in glücklichem Frieden blühen sähen! Die Götter hätten dies endlich im 16. Jahr gewährt. Es gebe aber niemanden, der meine, man müsse den Göttern Dank sagen; so wenig nähmen die Menschen eine Gnade selbst bei ihrem Eintreten dankbar entgegen, geschweige denn, daß sie sich einer früheren hinreichend erinnerten. Da rief man von allen Seiten der Curie laut, der Prätor P. Aelius solle die Sache auf die Tagesordnung setzen; und es wurde beschlossen, fünf Tage lang an allen Polstern der Götter Dankgebete zu verrichten und 120 voll ausgewachsene Opfertiere darzubringen. Laelius und die Gesandten Masinissas waren schon entlassen worden; als aber gemeldet wurde, die Gesandten der Karthager, die wegen des Friedens zum Senat kämen, seien in Puteoli gesehen worden, von w o sie auf dem Landweg herankommen würden, beschloß man, C . Laelius zurückzurufen, damit in seiner Anwesenheit über den Frieden verhandelt werde. Q. Fulvius Gillo, ein Legat Scipios, führte die Karthager nach Rom. Ihnen wurde verboten, die Stadt zu

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um in villa publica, senatus ad aedem Bellonae datus est. Orationem eandem ferme quam apud Scipionem 22 habuerunt culpam omnem belli a publico consilio in Hannibalem vertentes: eum iniussu senatus non Alpes 2 modo, sed Hiberum quoque transgressum nec Romanis solum, sed ante etiam Saguntinis privato consilio bellum intulisse; senatui ac populo Carthaginiensi, si quis vere 3 aestimet, foedus ad earn diem inviolatum esse cum Romanis. Itaque nihil aliud sibi mandatum esse uti pete4 rent, quam ut in ea pace, quae postremo cum C. Lutatio facta esset, manere liceret. C u m more tradito patribus 5 potestatem interrogandi, si quis quid vellet, legatos praetor fecisset senioresque, qui foederibus interfuerant, alia alii interrogarent nec meminisse per aetatem etenim omnes ferme iuvenes erant - dicerent legati, con6 clamatum ex omni parte curiae est Punica fraude electos, qui veterem pacem repeterent, cuius ipsi non meminissent.

Emotis deinde curia legatis sententiae interrogari 23 coeptae. M. Livius C. Servilium consulem, qui propior esset, arcessendum, ut coram eo de pace ageretur, censebat; cum de re maiore, quam quanta ea esset, consultatio 2 incidere non posset, non videri sibi absente consulum altero ambobusve earn rem agi satis ex dignitate populi Romani esse. Q. Metellus, qui triennio ante consul die3 tatorque fuerat: cum R Scipio caedendo exercitus, agros populando in eam necessitatem hostes compulisset, ut supplices pacem peterent, et nemo omnium verius ex4

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betreten, sie erhielten Quartier in der Villa publica, und für sie fand eine Senatssitzung im Tempel der Bellona statt. Sie hielten fast dieselbe Rede wie vor Scipio und wälzten alle Schuld am Krieg von der beratenden Versammlung des Staates ab auf Hannibal; er habe ohne Befehl des Senats nicht nur die Alpen, sondern auch den Ebro überschritten und nicht nur mit den Römern, sondern zuvor auch mit den Saguntinern eigenmächtig Krieg angefangen; Senat und Volk von Karthago hätten, wenn man es richtig beurteile, einen bis zu diesem Tag unverletzten Vertrag mit den Römern. Daher habe man ihnen aufgetragen, um nichts anderes zu bitten, als daß es bei dem Frieden bleiben dürfe, der zuletzt mit C . Lutatius geschlossen worden sei. Als der Prätor nach der überlieferten Sitte den Vätern die Möglichkeit bot, wenn einer etwas wissen wolle, Fragen an die Gesandten zu stellen, und die Alteren, die beim Abschluß der Verträge zugegen gewesen waren, dies und jenes fragten, die Gesandten aber sagten, sie könnten sich aufgrund ihres Alters nicht daran erinnern - es waren ja fast lauter junge Männer - , schrie man von allen Seiten der Curie, man habe mit punischer Tücke Leute ausgewählt, die sich selbst an den alten Frieden nicht erinnern könnten, um dessen Wiederherstellung sie bitten sollten. Dann schickte man die Gesandten aus der Curie und begann nach den Meinungen zu fragen. M. Livius war dafür, den Konsul C. Servilius, der sich in größerer N ä h e befinde, herbeizurufen, damit in seiner Anwesenheit über den Frieden verhandelt werde; da sich eine Beratung über eine größere Sache als diese nicht ergeben könne, scheine es ihm der Würde des römischen Volkes nicht recht zu entsprechen, wenn diese Sache in Abwesenheit eines Konsuls oder beider verhandelt werde. Q . Metellus, der vor drei Jahren Konsul und Diktator gewesen war, meinte, da P. Scipio die Feinde durch die Vernichtung ihrer Heere und die Verwüstung ihres Landes in die Notwendigkeit versetzt habe, demütig um Frieden zu bitten, und niemand von allen richtiger beur-

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istimare posset, qua mente ea pax peteretur, quam qui ante portas Carthaginis bellum gereret, nullius alterius consilio quam Scipionis accipiendam abnuendamve pacem esse. M. Valerius Laevinus, qui bis consul fuerat, speculatores, non legatos venisse arguebat iubendosque Italia excedere et custodes cum iis usque ad naves mittendos Scipionique scribendum, ne bellum remitteret. Laelius Fulviusque adiecerunt et Scipionem in eo positam habuisse spem pacis, si Hannibal et Mago ex Italia non revocarentur; ceterum omnia simulaturos Carthaginienses duces eos exercitusque exspectantes; deinde quamvis recentium foederum et deorum omnium oblitos bellum gesturos. E o magis in Laevini sententiam discessum. Legati pace infecta ac prope sine responso dimissi.

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Per eos dies Cn. Servilius consul haud dubius, quin 24 pacatae Italiae penes se gloria esset, velut pulsum ab se Hannibalem persequens in Siciliam, inde in Africam transiturus, traiecit. Quod ubi Romae vulgatum est, pri2 mo censuerant patres, ut praetor scriberet consuli senatum aequum censere in Italiam reverti eum; dein, cum 3 praetor spreturum eum litteras suas diceret, dictator ad id ipsum creatus P. Sulpicius pro iure maioris imperii consulem in Italiam revocavit. Reliquum anni cum M. 4 Servilio magistro equitum circumeundis Italiae urbibus, quae bello alienatae fuerant, noscendisque singularum causis consumpsit.

Per indutiarum tempus ex Sardinia a P. Lentulo praetore centum onerariae naves cum commeatu viginti

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teilen könne, in welcher Gesinnung sie um diesen Frieden bäten, als der, der vor den Toren Karthagos Krieg führe, dürfe man nur auf den Rat von Scipio den Frieden annehmen oder ablehnen. M. Valerius Laevinus, der zweimal Konsul gewesen war, behauptete, es seien Kundschafter, nicht Gesandte gekommen; man müsse ihnen befehlen, Italien zu verlassen, müsse Wächter mit ihnen bis zu den Schiffen schicken und Scipio schreiben, er solle mit dem Kriegführen nicht nachlassen. Laelius und Fulvius fügten noch hinzu, Scipio habe seine Friedenshoffnung darauf gegründet, daß Hannibal und Mago nicht aus Italien zurückgerufen würden; im übrigen würden die Karthager alles vortäuschen, während sie diese Feldherren und ihre Heere erwarteten; dann aber würden sie sogar ganz neue Verträge und alle Götter vergessen und Krieg führen. U m so mehr entschied man sich für den Antrag des Laevinus. Die Gesandten wurden, ohne einen Friedensschluß erreicht zu haben, und fast ohne Antwort entlassen. In diesen Tagen setzte der Konsul Cn. Servilius, fest davon überzeugt, daß der Ruhm, Italien den Frieden gebracht zu haben, ihm gehöre, nach Sizilien über und wollte von dort nach Afrika hinübergehen, als hätte er Hannibal geschlagen und würde ihn verfolgen. Als das in R o m bekannt wurde, hatten die Senatoren zuerst gemeint, der Prätor solle dem Konsul schreiben, der Senat halte es für angebracht, daß er nach Italien zurückkehre; als dann aber der Prätor sagte, der Konsul werde sich um seinen Brief nicht kümmern, wurde P. Sulpicius für eben diese Aufgabe zum Diktator ernannt und rief den Konsul kraft seines höheren Amtes nach Italien zurück. Den Rest des Jahres verbrachte er mit dem Magister equitum M. Servilius damit, bei den Städten Italiens, die im Krieg abgefallen waren, die Runde zu machen und den Fall einer jeder zu untersuchen. In der Zeit des Waffenstillstands fuhren von Sardinien aus, von dem Prätor P. Lentulus geschickt, 100 Lastschiffe mit Nachschub unter dem Schutz von 20 Kriegsschiffen nach

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rostratarum praesidio et ab hoste et ab tempestatibus mari tuto in Africam transmiserunt. Cn. Octavio ducentis onerariis, triginta longis navibus ex Sicilia traicienti non eadem fortuna fuit. In conspectum ferme Africae prospero cursu vectum primo destituit ventus, deinde versus in Africum turbavit ac passim naves disiecit. Ipse cum rostratis per adversos fluctus ingenti remigum labore enisus Apollinis promunturium tenuit; onerariae pars maxima ad Aegimurum insulam - ea sinum ab alto claudit, in quo sita Carthago est, triginta ferme milia ab urbe - , aliae adversus urbem ipsam ad Calidas Aquas delatae sunt. Omnia in conspectu Carthaginis erant. Itaque ex tota urbe in forum concursum est; magitratus senatum vocare; populus in curiae vestibulo fremere, ne tanta ex oculis manibusque amitteretur praeda. C u m quidam pacis petitae, alii indutiarum - necdum enim dies exierat - fidem opponerent, permixto paene senatus populique concilio consensum est, ut classem quinquaginta navium Hasdrubal Aegimurum traiceret, inde per litora portusque dispersas Romanas naves colligeret. Desertae fuga nautarum primum ab Aegimuro, deinde ab Aquis onerariae Carthaginem puppibus tractae sunt.

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Nondum ab Roma reverterant legati neque sciebatur, 2 5 quae senatus Romani de bello aut pace sententia esset, necdum indutiarum dies exierat; eo indigniorem iniuri2 am ratus Scipio ab iis, qui petissent pacem et indutias, et spem pacis et fidem indutiarum violatam esse legatos

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Afrika hinüber, während das Meer vor dem Feind und vor Stürmen Ruhe hatte. Cn. Octavius, der von Sizilien aus mit 200 Lastschiffen und 30 Kriegsschiffen übersetzte, hatte nicht dasselbe Glück. Als er nach glatter Fahrt fast in Sichtweite Afrikas war, ließ ihn zunächst der Wind im Stich, schlug dann in Südwestwind um, brachte die Schiffe durcheinander und zerstreute sie in alle Richtungen. Er selbst erreichte mit den Kriegsschiffen durch die von vorn kommenden hohen Wellen unter ungeheurer Anstrengung der Ruderer das Vorgebirge Apollos; die Lastschiffe dagegen wurden größtenteils zu der Insel Aegimurus abgetrieben sie schließt den Golf, an dem Karthago liegt, gegen das offene Meer hin ab, ungefähr 30 Meilen von der Stadt entfernt - , andere der Stadt selbst gegenüber nach Calidae Aquae. Alles war von Karthago aus zu sehen. Daher strömte man aus der ganzen Stadt auf dem Forum zusammen. Die Beamten beriefen den Senat ein. Das Volk tobte in der Vorhalle des Senatsgebäudes, man solle eine so große Beute nicht aus den Augen und den Händen verlieren. Obwohl einige die Verpflichtung durch die Bitte um Frieden dagegenhielten, andere die durch den Waffenstillstand - denn die Frist war noch nicht abgelaufen - , einigte man sich in einer beinahe schon aus Senat und Volk gemischten Versammlung darauf, daß Hasdrubal mit einer Flotte von 50 Schiffen nach Aegimurus übersetzen und dort die an den Küsten und Häfen verstreuten römischen Schiffe aufsammeln solle. Von den entflohenen Seeleuten verlassen, wurden die Lastschiffe zunächst von Aegimurus, dann von Aquae am Heck nach Karthago geschleppt. Die Gesandten waren noch nicht von Rom zurückgekehrt, und man wußte noch nicht, wie der römische Senat über Krieg und Frieden dachte; auch war die Zeit des Waffenstillstands noch nicht abgelaufen. Für um so empörender hielt Scipio das Unrecht, daß von denen, die um Frieden und Waffenstillstand gebeten hatten, sowohl die Hoffnung auf Frieden als auch die Verpflichtung des Waffenstillstands ver-

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Carthaginem L. Baebium, L. Sergium, L. Fabium extemplo misit. Q u i cum multitudinis concursu prope violati essent nec reditum tutiorem futurum cernerent, petierunt a magistratibus, quorum auxilio vis prohibita erat, ut naves mitterent, quae se prosequerentur. Datae triremes duae cum ad Bagradam flumen pervenissent, unde castra Romana conspiciebantur, Carthaginem rediere. Classis Punica ad Uticam stationem habebat. Ex ea tres quadriremes - seu clam misso a Carthagine nuntio, ut id fieret, seu Hasdrubale, qui classi praeerat, sine publica fraude auso facinus - quinqueremem Romanam superantem promunturium ex alto repente adgressae sunt. Sed neque rostro ferire celeritate subterlabentem poterant neque transilire armati ex humilioribus in altiorem navem, et defendebatur egregie, quoad tela suppeditarunt. Q u i s deficientibus iam nulla alia res earn quam propinquitas terrae multitudoque a castris in litus effusa tueri potuit. Concitatam enim remis, quanto maximo impetu poterant, in terram cum immisissent, navis tantum iactura facta, incolumes ipsi evaserunt.

Ita alio super aliud scelere cum haud dubie indutiae ruptae essent, Laelius Fulviusque ab Roma cum legatis Carthaginiensibus supervenerunt. Quibus Scipio, etsi non indutiarum modo fides a Carthaginiensibus, sed ius etiam gentium in legatis violatum esset, tarnen se nihil nec institutis populi Romani nec suis moribus indignum in iis facturum esse cum dixisset, dimissis legatis bellum parabat. Hannibali iam terrae appropinquanti iussus e nauticis

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letzt worden war, und er schickte sogleich L. Baebius, L. Sergius und L. Fabius als Gesandte nach Karthago. Als diese beim Zusammenströmen der Menge beinahe mißhandelt worden wären und sahen, daß ihre Rückkehr nicht sicherer sein werde, baten sie die Beamten, durch deren Hilfe eine Gewalttat verhindert worden war, Schiffe zu schicken, die sie geleiten sollten. Als die beiden Dreiruderer, die man ihnen mitgegeben hatte, an den Fluß Bagradas gelangt waren, von wo aus man das römische Lager sehen konnte, kehrten sie nach Karthago zurück. Die punische Flotte hatte ihren Liegeplatz bei Utica. Von ihr griffen drei Vierruderer - sei es, daß heimlich von Karthago Botschaft geschickt worden war, daß das geschehen solle, sei es, daß Hasdrubal, der das Kommando über die Flotte hatte, ohne heimtückisches Verhalten seitens des Staates die Tat wagte - vom offenen Meer her plötzlich den römischen Fünfruderer an, als er an dem Vorgebirge vorüberfuhr. Aber sie konnten ihn weder mit dem Rammsporn treffen, weil er mit seiner Schnelligkeit vorbeiglitt, noch bewaffnet aus den niedrigeren Schiffen auf das höhere hinüberspringen; auch verteidigte man sich hervorragend, solange die Geschosse ausreichten. Als sie ausgingen, konnte nichts anderes das Schiff mehr schützen als die Nähe des Landes und die Menge, die vom Lager auf den Strand strömte. Denn als sie es, von den Rudern angetrieben, mit größtmöglichem Schwung an Land gesetzt hatten, ging das Schiff zwar verloren, sie selbst aber entkamen unversehrt. Als so durch einen Frevel nach dem anderen der Waffenstillstand zweifellos gebrochen war, trafen Laelius und Fulvius mit den karthagischen Gesandten von Rom aus ein. Scipio erklärte ihnen, obwohl die Karthager nicht nur die Verpflichtung des Waffenstillstands, sondern auch das Völkerrecht in der Person der Gesandten verletzt hätten, werde er ihnen nichts antun, was der Grundsätze des römischen Volkes und seiner eigenen Sitten unwürdig sei, entließ die Gesandten und bereitete sich auf den Krieg vor. Hannibal näherte sich schon dem Lande, da befahl er

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unus escendere in malum, ut specularetur, quam tenerent regionem, cum dixisset sepulcrum dirutum proram spectare, abominatus praetervehi iusso gubernatore ad Leptim adpulit classem atque ibi copias exposuit.

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Haec eo anno in Africa gesta; insequentia excedunt in 26 eum annum, quo M. Servilius Geminus, qui tum magister equitum erat, et Tib. Claudius Nero consules facti sunt. Ceterum exitu superioris anni cum legati sociarum 2 urbium ex Graecia questi essent vastatos agros ab regiis praesidiis profectosque in Macedoniam legatos ad res repetendas non admissos ad Philippum regem, simul 3 nuntiassent quattuor milia militum cum Sopatro duce traiecta in Africam dici, ut essent Carthaginiensibus praesidio, et pecuniae aliquantum una missum, legatos 4 ad regem, qui haec adversus foedus facta videri patribus nuntiarent, mittendos censuit senatus. Missi C . Terentius Varro, C . Mamilius, M. Aurelius; iis tres quinqueremes datae.

Annus insignis incendio ingenti, quo clivus Publicius ad solum exustus est, et aquarum magnitudine, sed et annonae vilitate fuit, praeterquam quod pace omnis Italia erat aperta, etiam quod magnam vim frumenti ex Hispania missam M. Valerius Falto et Μ. Fabius Buteo aediles curules quaternis aeris vicatim populo discripserunt.

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Eodem anno Q. Fabius Maximus moritur exactae aetatis, si quidem verum est augurem duos et sexaginta annos fuisse, quod quidam auctores sunt. Vir certe fuit ignus tanto cognomine, vel si novum ab eo inciperet.

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einem von der Schiffsbesatzung, auf den Mast zu steigen, um Ausschau zu halten, auf welche Gegend sie zusteuerten; als der ihm sagte, das Schiff nehme Kurs auf ein zerstörtes Grabmal, wollte er das ungünstige Vorzeichen abwenden, befahl dem Steuermann vorbeizufahren, landete mit der Flotte bei Leptis und setzte dort die Truppen an Land. Das geschah in diesem Jahr in Afrika. Die folgenden Ereignisse führen in das Jahr, in dem M. Servilius Geminus, der damals Magister equitum war, und Tib. Claudius Nero Konsuln wurden. Übrigens hatten sich am Ende des vergangenen Jahres Gesandte aus den verbündeten Städten in Griechenland darüber beklagt, daß ihr Gebiet von Streitkräften des Königs verwüstet worden war und daß ihre Gesandten, die nach Makedonien gegangen seien, um Wiedergutmachung zu fordern, bei König Philipp nicht vorgelassen worden waren; zugleich hatten sie gemeldet, wie es heiße, seien 4 ooo Mann mit ihrem Anführer Sopater nach Afrika hinübergegangen, um die Karthager zu unterstützen, und man habe mit ihnen eine beträchtliche Menge Geld geschickt; daraufhin beschloß der Senat, Gesandte zum König zu schicken, die ihm mitteilen sollten, der Senat sei der Meinung, das sei gegen den Vertrag. Man schickte C . Terentius Varro, C . Mamilius und M. Aurelius und stellte ihnen drei Fünfruderer zur Verfügung. Das Jahr war bemerkenswert durch ein gewaltiges Feuer, in dem der Clivus Publicius bis auf den Erdboden abbrannte, durch ein Hochwasser und durch den niedrigen Getreidepreis; denn abgesehen davon, daß ganz Italien infolge des Friedens zugänglich war, verteilten die kurulischen Ädilen M. Valerius Falto und M. Fabius Buteo auch eine große Menge Getreide, die aus Spanien geschickt worden war, straßenweise für vier As an das Volk. In diesem Jahr starb Q. Fabius Maximus in sehr hohem Alter, wenn es wirklich wahr ist, daß er 62 Jahre Augur war, wie einige Quellen berichten. Er war gewiß ein Mann, der einen so gewichtigen Beinamen verdiente, selbst wenn er ihn

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Superavit paternos honores, avitos aequavit. Pluribus victoriis et maioribus proeliis avus insignis Rullus; sed omnia aequare unus hostis Hannibal potest. Cautior tarnen quam promptior hie habitus; et sicut dubites, utrum ingenio cunctator fuerit an quia ita bello proprie, quod tum gerebatur, aptum erat, sic nihil certius est quam unum hominem nobis cunctando rem restituisse, sicut Ennius ait. Augur in locum eius inauguratus Q. Fabius Maximus filius; in eiusdem locum pontifex nam duo sacerdotia habuit - Ser. Sulpicius Galba.

Ludi Romani diem unum, plebeii ter toti instaurati ab aedilibus M. Sextio Sabino et Cn. Tremelio Flacco. Hi ambo praetores facti et cum iis C . Livius Salinator et C. Aurelius Cotta. Comitia eius anni utrum C . Servilius consul habuerit an, quia eum res in Etruria tenuerint quaestiones ex senatus consulto de coniurationibus prineipum habentem, dictator ab eo dictus P. Sulpicius, incertum ut sit, diversi auetores faciunt.

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Principio insequentis anni M. Servilius et Tib. Claudi- 27 us senatu in Capitolium vocato de provineiis rettulerunt. Italiam atque Africam in sortem conici Africam 1 ambo cupientes volebant. Ceterum Q. Metello maxime adnitente neque negata neque data est Africa. Consules 3 iussi cum tribunis plebis agere, ut, si iis videretur, populum rogarent, quem vellet in Africa bellum gerere. Omnes tribus P. Scipionem iusserunt. Nihilo minus 4 onsules provinciam Africam - ita enim senatus decre-

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neu erhalten hätte. Mit der Zahl seiner Ämter übertraf er seinen Vater, seinem Großvater kam er gleich. Sein Großvater Rullus war durch mehr Siege und bedeutendere Schlachten bekannt; aber alles kann der eine Feind Hannibal aufwiegen. Man hielt ihn jedoch eher für vorsichtig als für einen Draufgänger. Zwar kann man zweifeln, ob er von Natur aus ein Zauderer war, oder weil es im Krieg, besonders in dem, der damals geführt wurde, so angebracht war; doch nichts ist sicherer, als daß der eine Mann uns durch sein Zaudern den Staat wiederhergestellt hat, wie Ennius sagt. Zum Augur wurde an seiner Stelle sein Sohn Q. Fabius Maximus geweiht; Pontifex wurde an seiner Stelle - denn er bekleidete zwei Priesterämter - Ser. Sulpicius Galba. Die Römerspiele wurden einen Tag, die Plebejerspiele von den Adilen M. Sextius Sabinus und Cn. Tremelius Flaccus dreimal ganz wiederholt. Diese beiden wurden Prätoren und mit ihnen C . Livius Salinator und C . Aurelius Cotta. Ob die Wahlen dieses Jahres der Konsul C . Servilius durchführte oder, weil ihn die Umstände in Etrurien festhielten, w o er auf Senatsbeschluß Untersuchungen über Verschwörungen der führenden Männer durchführte, P. Sulpicius, den er zum Diktator ernannt hatte, darüber lassen uns die widersprüchlichen Angaben bei den Geschichtsschreibern im ungewissen. Zu Beginn des folgenden Jahres beriefen M. Servilius und Tib. Claudius den Senat auf das Kapitol ein und setzten die Aufgabenbereiche auf die Tagesordnung. Sie wollten, daß über Italien und Afrika gelost würde, wobei beide sich Afrika wünschten. Doch wurde Afrika, hauptsächlich auf Betreiben des Q. Metellus, weder verweigert noch zugesprochen. Die Konsuln wurden aufgefordert, mit den Volkstribunen zu verhandeln, daß sie, wenn es ihnen gut schien, das Volk befragten, wer nach seinem Willen in Afrika Krieg führen solle; alle Tribus entschieden sich für P. Scipio. Nichtsdestoweniger ließen die Konsuln über den Aufgabenbereich Afrika losen; denn so hatte es der Senat beschlossen.

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verat - in sortem coniecerunt. Tib. Claudio Africa evenit, ut quinquaginta navium classem, omnes quinqueremes, in Africam traiceret parique imperio cum P. Scipione imperator esset; Μ. Servilius Etruriam sortitus. In eadem provincia et C . Servilio prorogatum imperium, si consulem manere ad urbem senatui placuisset. Praetores M. Sextius Galliam est sortitus, ut duas legiones provinciamque traderet ei P. Quinctilius Varus; C . Livius Bruttios cum duabus legionibus, quibus P. Sempronius proconsul priore anno praefuerat; Cn. Tremelius Siciliam, ut a P. Villio Tappulo praetore prioris anni provinciam et duas legiones acciperet; Villius propraetor viginti navibus longis, militibus mille oram Siciliae tutaretur; M. Pomponius viginti navibus reliquis mille et quingentos milites Romam deportaret; C . Aurelio Cottae urbana evenit. Ceteris ita, uti quisque obtinebant provincias exercitusque, prorogata imperia. Sedecim non amplius eo anno legionibus defensum imperium est. Et ut placatis dis omnia inciperent agerentque, ludos, quos M. Claudio Marcello, T. Quinctio consulibus T. Manlius dictator quasque hostias maiores voverat, si per quinquennium res publica eodem statu fuisset, ut eos ludos consules, priusquam ad bellum proficiscerentur, facerent. Ludi in circo per quadriduum facti hostiaeque, quibus votae erant dis, caesae.

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Inter haec simul spes, simul cura in dies crescebat, nec 28 satis certum constare apud animos poterat, utrum gaudio dignius esset Hannibalem post sextum decimum annum ex Italia decedentem vacuam possessionem eius reliquisse populo Romano, an magis metuendum, quod

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Tib. Claudius erhielt Afrika; er sollte mit einer Flotte von 50 Schiffen, lauter Fünfruderern, nach Afrika übersetzen und als Feldherr die gleiche Befehlsgewalt haben wie P. Scipio. M. Servilius erloste Etrurien; in diesem Aufgabenbereich wurde auch C . Servilius die Befehlsgewalt verlängert für den Fall, daß der Senat beschloß, der Konsul solle bei der Stadt bleiben. Von den Prätoren erloste M. Sextius Gallien; P. Quinctilius Varus sollte ihm seine beiden Legionen und den Aufgabenbereich übergeben. C . Livius erhielt das Gebiet der Bruttier mit den beiden Legionen, die im Vorjahr unter dem Prokonsul P. Sempronius gestanden hatten, Cn. Tremelius Sizilien mit der Anordnung, von P. Villius Tappulus, dem Prätor des Vorjahres, den Aufgabenbereich und die beiden Legionen zu übernehmen; Villius sollte als Proprätor mit 20 Kriegsschiffen und 1000 Mann die Küste Siziliens schützen, M. Pomponius mit den übrigen 20 Schiffen 1 5 0 0 Mann nach R o m zurückbringen. C. Aurelius Cotta erhielt die Stadtprätur. Den anderen verlängerte man die Befehlsgewalt so, daß jeder seinen Aufgabenbereich und sein Heer behielt. Mit nicht mehr als 16 Legionen wurde in diesem Jahr der Machtbereich verteidigt. Und damit die Konsuln alles mit dem Wohlwollen der Götter anfingen und durchführten, sollten sie die Spiele und die voll ausgewachsenen Opfertiere, die der Diktator T. Manlius im Konsulatsjahr von M. Claudius Marcellus und T. Quinctius gelobt hatte, wenn der Staat fünf Jahre lang in demselben Zustand bleibe sollten sie diese Spiele durchführen, bevor sie zum Krieg aufbrächen. Die Spiele wurden im Circus vier Tage lang durchgeführt und die Opfertiere den Göttern dargebracht, denen sie gelobt worden waren. Unterdessen wuchsen zugleich Hoffnung und Sorge von Tag zu Tag, und man konnte sich nicht recht darüber klarwerden, ob es mehr Anlaß zur Freude war, daß Hannibal nach 16 Jahren aus Italien abgezogen war und es als freien Besitz dem römischen Volk überlassen hatte, oder ob man mehr Angst haben mußte, weil er mit einem ungeschwäch-

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incolumi exercitu in Africam transisset: locum nimirum, non periculum mutatum; cuius tantae dimicationis vatem, qui nuper decessisset, Q . Fabium haud frustra canere solitum graviorem in sua terra futurum hostem Hannibalem, quam in aliena fuisset. Nec Scipioni aut cum Syphace, inconditae barbariae rege, cui Statorius semilixa docere exercitus solitus sit, aut cum socero eius Hasdrubale, fugacissimo duce, rem futuram aut (cum) tumultuariis exercitibus ex agrestium semermi turba subito conlectis, sed cum Hannibale, prope nato in praetorio patris, fortissimi ducis, alito atque educato inter arma, puero quondam milite, vixdum iuvene imperatore, qui senex vincendo factus Hispanias, Gallias, Italiam ab Alpibus ad fretum monumentis ingentium rerum complesset. Ducere exercitum aequalem stipendiis suis, duratum omnium rerum patientia, quas vix fides fiat homines passos, perfusum miliens cruore Romano, exuvias non militum tantum, sed etiam imperatorum portantem. Multos occursuros Scipioni in acie, qui praetores, qui imperatores, qui consules Romanos sua manu occidissent, muralibus vallaribusque insignes coronis, pervagatos capta castra, captas urbes Romanas. N o n esse hodie tot fasces magistratibus populi Romani, quot captos ex caede imperatorum prae se ferre posset Hannibal.

Has formidines agitando animis ipsi curas et metus augebant, etiam quod, cum adsuessent per aliquot annos

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ten Heer nach Afrika hinübergegangen war; der Schauplatz habe sich freilich geändert, nicht aber die Gefahr; der Prophet dieses so gewaltigen Kampfes, der vor kurzem gestorben sei, Q. Fabius, habe nicht ohne Grund immer wieder prophezeit, Hannibal werde in seinem eigenen Land ein noch furchtbarerer Feind sein, als er es im fremden Land gewesen sei. Scipio werde es nicht mit Syphax zu tun haben, dem König eines unentwickelten Barbarenlandes, dem gewöhnlich Statorius, ein halber Marketender, die Heere ausgebildet habe, oder mit dessen Schwiegervater Hasdrubal, einem Heerführer, der sich sehr gut aufs Fliehen verstehe, oder mit in aller Eile zusammengerafften Heeren, die aus einem halbbewaffneten Haufen von Bauern rasch zusammengestellt worden seien, sondern mit Hannibal, der beinahe im Feldherrnzelt seines Vaters, eines sehr tapferen Heerführers, geboren, zwischen Waffen aufgewachsen und erzogen, einst als Knabe schon Soldat, kaum zum Jüngling herangereift, schon Feldherr gewesen sei und der, unter Siegen alt geworden, Spanien, Gallien und Italien von den Alpen bis zur Meerenge mit Denkmälern gewaltiger Taten angefüllt habe. E r befehlige ein Heer, das ihm an Dienstjahren gleichkomme, abgehärtet sei im Ertragen von allem Möglichen, von dem man kaum glauben könne, daß Menschen es ertragen hätten, tausendfach bespritzt mit Römerblut, und das die erbeuteten Rüstungen nicht nur von Soldaten, sondern sogar von Feldherren mit sich führe. Scipio würden in der Schlacht viele begegnen, die römische Prätoren, Feldherren und Konsuln eigenhändig erschlagen hätten, mit Mauerund Wallkränzen ausgezeichnet seien und eroberte Lager und eingenommene Römerstädte durchstreift hätten. Heute hätten die Beamten des römischen Volkes nicht so viele Rutenbündel, wie Hannibal sie erschlagenen Feldherren genommen habe und vor sich hertragen lassen könne. Indem sie sich diese Schreckensbilder vorstellten, vermehrten sie selbst die Sorgen und Ängste, dazu auch dadurch, daß bei ihnen allen, die sich durch eine Reihe von Jah-

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bellum ante oculos aliis atque aliis in Italiae partibus lenta spe in nullum propinquum debellandi finem gerere, erexerant omnium animos Scipio et Hannibal velut ad supremum certamen comparati duces. Iis quoque, quibus erat ingens in Scipione fiducia et victoriae spes, quo magis in propinquam eam imminebant animis, eo curae intentiores erant.

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Haud dispar habitus animorum Carthaginiensibus erat, quos modo petisse pacem intuentes Hannibalem ac rerum gestarum eius magnitudinem paenitebat, modo, cum respicerent bis sese acie victos, Syphacem captum, pulsos se Hispania, pulsos Italia, atque ea omnia unius virtute et consilio Scipionis facta, velut fatalem eum ducem in exitium suum natum horrebant.

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Iam Hadrumetum pervenerat Hannibal; unde ad refi- 29 ciendum ex iactatione maritima militem paucis diebus sumptis excitus pavidis nuntiis omnia circa Carthaginem obtineri armis adferentium magnis itineribus Zamam contendit. Zama quinque dierum iter ab Car2 thagine abest. Inde praemissi speculatores cum excepti ab custodibus Romanis deducti ad Scipionem essent, traditos eos tribuno militum iussosque omisso metu visere omnia per castra, qua vellent, circumduci iussit; percontatusque, satin per commodum omnia exploras3 sent, datis, qui prosequerentur, retro ad Hannibalem dimisit. Hannibal nihil quidem eorum, quae nuntiaban4 tur - nam et Masinissam cum sex milibus peditum, quattuor equitum venisse eo ipso forte die adferebant - laeto animo audivit maxime hostis fiducia, quae non de nihilo

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ren daran gewöhnt hatten, den Krieg vor ihren Augen in diesen und jenen Teilen Italiens mit nur schwacher Hoffnung ohne Aussicht auf ein baldiges Ende der Kämpfe zu führen, Hannibal und Scipio hohe Spannung geweckt hatten, die als Feldherren gleichsam zum letzten Entscheidungskampf antraten. Auch bei denen, die ungeheures Vertrauen zu Scipio hatten und auf seinen Sieg hofften, waren, je mehr sie auf einen baldigen Sieg warteten, die Sorgen um so heftiger. Nicht unähnlich war die Stimmung bei den Karthagern: bald, wenn sie auf Hannibal und die Größe seiner Taten blickten, reute es sie, um Frieden gebeten zu haben; bald, wenn sie bedachten, daß sie zweimal im Kampf geschlagen, daß Syphax gefangen, sie aus Spanien vertrieben, aus Italien vertrieben seien, und daß das alles allein durch die Tüchtigkeit und das planvolle Vorgehen Scipios geschehen war, schauderte es sie vor diesem Feldherrn, der wie ein Werkzeug des Schicksals zu ihrem Untergang geboren sei. Hannibal war schon nach Hadrumetum gekommen; er ließ einige Tage verstreichen, damit die Soldaten sich von den Beschwerden der Seefahrt erholen konnten, und eilte dann von dort, aufgeschreckt durch beängstigende Nachrichten von Leuten, die berichteten, daß alles rund um Karthago von bewaffneten Streitkräften besetzt sei, in Gewaltmärschen nach Zama. Zama ist fünf Tagemärsche von Karthago entfernt. Als von dort ausgesandte Kundschafter von den römischen Posten aufgegriffen und zu Scipio geführt wurden, übergab er sie einem Militärtribunen, forderte sie auf, sich ohne Furcht alles anzusehen, und ließ sie im Lager herumführen, w o sie wollten; dann fragte er sie, ob sie alles hinreichend bequem erkundet hätten, gab ihnen Leute mit, die sie geleiten sollten, und schickte sie zu Hannibal zurück. Hannibal hörte nichts von dem, was gemeldet wurde, frohen Herzens - denn sie berichteten auch, Masinissa sei mit 6 000 Fußsoldaten und 4000 Reitern gerade an diesem Tag gekommen - , am meisten betroffen jedoch war er durch die Zuversicht des Feindes, die gewiß nicht unbegründet war.

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profecto concepta esset, perculsus. Itaque quamquam et ipse causa belli erat et adventu suo turbaverat et pactas indutias et spem foederum, tamen, si integer quam si victus peteret pacem, aequiora impetrari posse ratus nuntium ad Scipionem misit, ut conloquendi secum potestatem faceret. Id utrum sua sponte fecerit an publico consilio, neutrum, cur adfirmem, habeo. Valerius Antias primo proelio victum eum ab Scipione, quo duodecim milia armatorum in acie sint caesa, mille et septingenti capti, legatum cum aliis decern legatis tradit in castra ad Scipionem venisse.

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Ceterum Scipio cum conloquium haud abnuisset, ambo ex composito duces castra protulerunt, ut coire ex propinquo possent. Scipio haud procul Naraggara urbe cum ad cetera loco opportuno, tum quod aquatio intra teli coniectum erat, consedit. Hannibal tumulum a quattuor milibus inde tutum commodumque alioqui, nisi quod longinquae aquationis erat, cepit. Ibi in medio locus conspectus undique, ne quid insidiarum esset, delectus.

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Summotis pari spatio armatis cum singulis interpreti- 30 bus congressi sunt, non suae modo aetatis maximi duces, sed omnis ante se memoriae, omnium gentium cuilibet regum imperatorumve pares. Paulisper alter alterius 2 conspectu, admiratione mutua prope attoniti, conticuere. Tum Hannibal prior: „Si hoc ita fato datum erat, ut, 3 qui primus bellum intuli populo Romano quique totiens prope in manibus victoriam habui, is ultro ad pacem petendam venirem, laetor te mihi sorte potissimum

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Daher, obwohl er selbst der Anlaß zum Krieg war und durch seine Ankunft sowohl den vereinbarten Waffenstillstand als auch die Hoffnung auf Verträge vereitelt hatte, glaubte er doch, wenn er ungeschlagen um Frieden bitte, günstigere Bedingungen erhalten zu können, als wenn er es als Besiegter täte, und schickte einen Boten zu Scipio, er solle ihm Gelegenheit zu einer Unterredung mit ihm geben. Ob er das von sich aus tat oder auf einen offiziellen Beschluß hin, vermag ich nicht zu entscheiden. Valerius Antias überliefert, er sei in einer ersten Schlacht von Scipio besiegt worden, in der 12000 Bewaffnete im Kampf gefallen und 1 700 in Gefangenschaft geraten seien, und sei dann als Gesandter mit zehn anderen Gesandten in das Lager zu Scipio gekommen. Da aber Scipio die Unterredung nicht ablehnte, verlegten beide Heerführer nach Verabredung ihre Lager vor, um aus der Nähe zusammentreffen zu können. Scipio lagerte sich nicht weit von der Stadt Naraggara an einem Platz, der auch im übrigen günstig war, vor allem aber, weil es eine Wasserstelle in Schußweite gab. Hannibal besetzte einen Hügel vier Meilen von dort, sicher und in sonstiger Hinsicht bequem, nur daß der Weg zum Wasser weit war. Dort wählte man in der Mitte eine Stelle aus, die man von beiden Seiten einsehen konnte, damit es nicht zu einem Anschlag kam. Nachdem sie ihre Bewaffneten gleich weit entfernt hatten, trafen sie zusammen, jeder von einem Dolmetscher begleitet, die größten Heerführer nicht nur ihres Zeitalters, sondern jedem beliebigen von den Königen und Feldherren der gesamten Zeit vor ihnen und aller Völker vergleichbar. Als sie einander erblickten, verharrten sie eine Zeitlang in Schweigen, von gegenseitiger Bewunderung wie vom Donner gerührt. Dann begann Hannibal: „Wenn dies vom Schicksal so bestimmt war, daß ich, der ich zuerst mit dem römischen Volk Krieg angefangen habe und der ich so oft den Sieg fast in Händen hatte, von mir aus komme und um Frieden bitte, freue ich mich, daß mir durch das Los gerade

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datum, a quo peterem. Tibi quoque inter multa egregia non in ultimis laudum hoc fuerit, Hannibalem, cui de tot Romanis ducibus victoriam di dedissent, tibi cessisse teque huic bello vestris prius quam nostris cladibus insigni finem imposuisse. H o c quoque ludibrium casus ediderit fortuna, ut, cum patre tuo consule ceperim arma, cum eodem primum Romano imperatore signa contulerim, ad filium eius inermis ad pacem petendam veniam.

Optimum quidem fuerat earn patribus nostris mentem datam ab dis esse, ut et vos Italiae et nos Africae imperio contend essemus; neque enim ne vobis quidem Sicilia ac Sardinia satis digna pretia sunt pro tot classibus, tot exercitibus, tot tam egregiis amissis ducibus. Sed praeterita magis reprehendi possunt quam corrigi. Ita aliena appetivimus, ut de nostris dimicaremus nec in Italia solum nobis bellum, vobis in Africa esset; sed et vos in portis vestris prope ac moenibus signa armaque hostium vidistis et nos ab Carthagine fremitum castrorum Romanorum exaudimus. Q u o d igitur nos maxime abominaremur, vos ante omnia optaretis, in meliore vestra fortuna de pace agitur. Agimus ii, quorum et maxime interest pacem esse, et qui quodcumque egerimus, ratum civitates nostrae habiturae sunt. Animo tantum nobis opus est non abhorrente a quietis consiliis.

Q u o d ad me attinet, iam aetas senem in patriam revertentem, unde puer profectus sum, iam secundae, iam

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du gegeben bist, den ich darum bitten soll. Auch für dich wird unter dem vielen, was dich auszeichnet, dies nicht zu den geringsten Ruhmestiteln gehören, daß Hannibal, dem die Götter den Sieg über so viele römische Heerführer gegeben haben, vor dir gewichen ist und daß du diesem Krieg, der eher durch eure als durch unsere Niederlagen gekennzeichnet ist, ein Ende gesetzt hast. Auch dieses Spiel des Zufalls dürfte das Schicksal herbeigeführt haben, daß ich, nachdem ich im Konsulat deines Vaters zu den Waffen gegriffen habe und er der erste römische Feldherr war, mit dem ich gekämpft habe, waffenlos zu seinem Sohn komme und um Frieden bitte. Es wäre sicherlich das beste gewesen, wenn die Götter unseren Vätern die Gesinnung gegeben hätten, daß ihr mit der Herrschaft über Italien, wir mit der über Afrika zufrieden gewesen wären; denn auch für euch sind Sizilien und Sardinien keineswegs ein einigermaßen angemessener Ausgleich für den Verlust so vieler Flotten, so vieler Heere, so vieler hervorragender Heerführer. Aber was vergangen ist, kann man eher tadeln als wiedergutmachen. Wir haben nach fremdem Besitz getrachtet mit dem Ergebnis, daß wir um den eigenen kämpfen mußten und wir nicht nur einen Krieg in Italien, ihr einen in Afrika hattet; sondern ihr habt fast an euren Toren und Mauern die Feldzeichen und Waffen der Feinde gesehen, und wir hören von Karthago aus den Lärm im römischen Lager. Was wir also am liebsten nicht wahrhaben möchten, ihr aber vor allem wünschen dürftet: in einer Lage, die für euch günstiger ist, wird über den Frieden verhandelt. Wir verhandeln darüber, zwei Männer, denen sehr viel daran liegt, daß Frieden ist, und was auch immer wir aushandeln, werden unsere Bürgerschaften anerkennen. Wir brauchen nur eine Gesinnung, die vor ruhigen Überlegungen nicht zurückschreckt. Was mich angeht, haben mich, der ich als alter Mann in mein Vaterland zurückkehre, aus dem ich als Knabe aufgebrochen bin, die Jahre, mein Glück und mein Unglück so

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adversae res ita erudierunt, ut rationem sequi quam fortunam malim; tuam et adulescentiam et perpetuam felicitatem, ferociora utraque, quam quietis opus est consiliis, metuo. N o n temere incerta casuum reputat, quern fortuna numquam decepit. Q u o d ego fui ad Trasumennum, ad Cannas, id tu hodie es. Vixdum militari aetate imperio accepto omnia audacissime incipientem nusquam fefellit fortuna. Patris et patrui persecutus mortem ex calamitate vestrae domus decus insigne virtutis pietatisque eximiae cepisti; amissas Hispanias recuperasti quattuor inde Punicis exercitibus pulsis; consul creatus, cum ceteris ad tutandam Italiam parum animi esset, transgressus in Africam duobus hie exercitibus caesis, binis eadem hora captis simul incensisque castris, Syphace potentissimo rege capto, tot urbibus regni eius, tot nostri imperii ereptis me sextum decimum iam annum haerentem in possessione Italiae detraxisti.

Potest victoriam malle quam pacem animus. Novi spiritus magnos magis quam utiles; et mihi talis aliquando fortuna adfulsit. Quodsi in secundis rebus bonam quoque mentem darent di, non ea solum, quae evenissent, sed etiam ea, quae evenire possent, reputaremus. Ut omnium obliviscaris aliorum, satis ego documenti in omnes casus sum, quem modo castris inter Anienem atque urbem vestram positis signa inferentem ac iam prope scandentem moenia Romana hie cernas duobus fratribus, fortissimis viris, clarissimis imperatoribus

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geformt, daß ich lieber der Vernunft folgen als mich dem Schicksal anvertrauen will; deine Jugend und dein beständiges Glück fürchte ich, zwei Dinge, die übermütiger machen, als für ruhige Überlegungen gut ist. Nicht leicht bedenkt einer, den das Glück niemals getäuscht hat, die Unberechenbarkeit des Zufalls. Was ich am Trasumennus, bei Cannae gewesen bin, das bist du heute. Nachdem du kaum das waffenfähige Alter erreicht hattest, hast du einen Oberbefehl übernommen, hast alles sehr kühn angepackt, und das Glück hat dich niemals getäuscht. Du hast den Tod deines Vaters und deines Onkels gerächt und aus dem Unglück eures Hauses den herrlichen Ruhm der Tapferkeit und einer ungewöhnlichen Sohnesliebe geerntet; das verlorene Spanien hast du zurückerobert, nachdem du vier punische Heere von dort vertrieben hattest; zum Konsul gewählt, bist du, während die übrigen nicht Mut genug hatten, Italien zu schützen, nach Afrika hinübergegangen, hast hier zwei Heere geschlagen, zwei Lager zugleich in derselben Stunde genommen und in Brand gesteckt, hast den sehr mächtigen König Syphax gefangengenommen, so viele Städte seines Reiches, so viele unseres Herrschaftsgebietes erobert, hast mich, der ich mich schon das sechzehnte Jahr zäh an den Besitz Italiens klammerte, fortgezogen. Das Herz kann den Sieg lieber wollen als den Frieden. Ich kenne diese mehr stolze als nützliche Gesinnung; auch mir hat einmal solches Glück gestrahlt. Wenn aber die Götter auch im Glück rechten Verstand gäben, würden wir nicht nur das bedenken, was sich ereignet hat, sondern auch das, was sich ereignen könnte. Falls du auch alle anderen vergessen wolltest, ich bin ein hinreichender Beweis für alle Schicksalsfügungen: nachdem ich eben noch mein Lager zwischen dem Anio und eurer Stadt aufgeschlagen hatte, die Mauern von Rom angriff und fast schon erstieg, siehst du mich jetzt hier, zweier Brüder beraubt, sehr tapferer Männer und hochberühmter Feldherren, vor den Mauern meiner fast eingeschlossenen Vaterstadt darum bitten, daß das,

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orbatum ante moenia prope obsessae patriae, quibus terrui vestram urbem, ea pro mea deprecantem. Maximae cuique fortunae minime credendum est. In bonis tuis rebus, nostris dubiis tibi ampla ac speciosa danti est pax, nobis petentibus magis necessaria quam honesta. Melior tutiorque est certa pax quam sperata victoria; haec in tua, ilia in deorum manu est. N e tot annorum felicitatem in unius horae dederis discrimen. Cum tuas vires, tum vim fortunae Martemque belli communem propone animo. Utrimque ferrum, utrimque corpora humana erunt; nusquam minus quam in bello (ad spem) eventus respondent. N o n tantum ad id, quod data pace iam habere potes, si proelio vincas, gloriae adieceris, quantum (dempseris), si quid adversi eveniat. Simul parta ac sperata decora unius horae fortuna evertere potest. Omnia in pace iungenda tuae potestatis sunt, P. Cornell; tunc ea habenda fortuna erit, quam di dederint. Inter pauca felicitatis virtutisque exempla M. Atilius quondam in hac eadem terra fuisset, si victor pacem petentibus dedisset patribus nostris; sed non statuendo felicitati modum nec cohibendo efferentem se fortunam, quanto altius elatus erat, eo foedius corruit.

Est quidem eius, qui dat, non qui petit, condiciones dicere pacis; sed forsitan non indigni simus, qui nobismet ipsi multam inrogemus. N o n recusamus, quin omnia, propter quae ad bellum itum est, vestra sint, Sicilia, Sardinia, Hispania, quidquid insularum toto inter Africam Italiamque continetur mari. Carthaginienses

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womit ich eure Stadt geschreckt habe, meiner erspart bleibe. Gerade dem größten Glück kann man am wenigsten trauen. In einer für dich günstigen, für uns schwierigen Lage ist der Friede, den du gewährst, für dich bedeutend und ruhmvoll, für uns, die wir u m ihn bitten, mehr notwendig als ehrenhaft. Besser und sicherer ist ein Friede, dessen man gewiß ist, als ein Sieg, auf den man hofft. Dieser liegt in deiner, jener in der Götter Hand. Setze nicht das Glück so vieler Jahre in einer einzigen Stunde aufs Spiel. Stelle dir deine Kräfte, vor allem aber die Macht des Schicksals und die Gunst des Kriegsgottes vor, der sich jeder Partei zuneigen kann. Auf beiden Seiten werden Schwerter, auf beiden menschliche Körper sein; nirgendwo weniger als im Krieg entspricht der Ausgang der Erwartung. Zu dem, was du durch Gewähren des Friedens jetzt haben kannst, wirst du nicht soviel Ruhm dazugewinnen, wenn du im Kampf siegst, wie du verlieren wirst, wenn ein Unglück eintritt. Den gewonnenen und den erhofften Ruhm zugleich kann das Glück einer einzigen Stunde vernichten. Bei einem Friedensschluß liegt alles in deiner Hand, R Cornelius; andernfalls mußt du das Geschick hinnehmen, das die Götter dir geben. Zu den wenigen Beispielen für Glück und Tapferkeit hätte einst in diesem Land hier M. Atilius gehört, wenn er als Sieger unseren Vätern den Frieden gewährt hätte, um den sie baten; aber weil er seinem Glück kein Maß setzte und das ihn emportragende Glück nicht zügelte, stürzte er u m so schrecklicher, je höher er erhoben worden war. Die Bedingungen des Friedens zu stellen ist zwar Sache dessen, der den Frieden gewährt, nicht Sache dessen, der um ihn bittet; aber vielleicht sind wir nicht unwürdig, gegen uns selbst eine Strafe zu beantragen. Wir haben nichts dagegen einzuwenden, daß alles, worüber es zum Krieg gekommen ist, euch gehören soll: Sizilien, Sardinien, Spanien und alle Inseln, die es in dem ganzen Meer zwischen Afrika und Italien gibt; und daß wir Karthager, beschränkt auf die Küsten

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inclusi Africae litoribus vos, quando ita dis placuit, externa etiam terra marique videamus regentes imperio. Haud negaverim propter non nimis sincere petitam aut exspectatam nuper pacem suspectam esse vobis Punicam fidem. Multum, per quos petita sit, ad fidem tuendae pacis pertinet, Scipio. Vestri quoque, ut audio, patres non nihil etiam ob hoc, quia parum dignitatis in legatione erat, negaverunt pacem. Hannibal peto pacem, qui neque peterem, nisi utilem crederem, et propter eandem utilitatem tuebor earn, propter quam petii. Et quem ad modum, quia a me bellum coeptum est, ne quem eius paeniteret, quoad ipsi invidere di, praestiti, ita adnitar, ne quem pacis per me partae paeniteat."

Adversus haec imperator Romanus in hanc fere sententiam respondit: „ N o n me fallebat, Hannibal, adventus tui spe Carthaginienses et praesentem indutiarum fidem et spem pacis turbasse; neque tu id sane dissimulas, qui de condicionibus superioris pacis omnia subtrahas praeter ea, quae iam pridem in nostra potestate sunt. Ceterum ut tibi curae est sentire cives tuos, quanto per te onere leventur, sic mihi laborandum est, ne, quae tum pepigerunt, hodie subtracta ex condicionibus pacis praemia perfidiae habeant. Indigni, quibus eadem pateat condicio, etiam, ut prosit vobis fraus, petitis. Neque patres nostri priores de Sicilia neque nos de Hispania fecimus bellum; et tunc Mamertinorum sociorum periculum et nunc Sagunti excidium nobis pia ac iusta indu-

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Afrikas, sehen müssen, wie ihr, da es den Göttern so gefallen hat, auch fremde Gebiete auf dem Lande und im Meer mit eurer Macht beherrscht. Ich möchte nicht leugnen, daß euch wegen des vor kurzem nicht allzu aufrichtig erbetenen oder erwarteten Friedens die punische Treue verdächtig ist. Für die redliche Einhaltung des Friedens kommt viel darauf an, Scipio, wer um ihn gebeten hat. Auch eure Senatoren haben, wie ich höre, den Frieden ein wenig mit aus dem Grunde abgelehnt, weil die Gesandtschaft zu wenig Würde hatte. Ich, Hannibal, bitte um Frieden, der ich nicht darum bitten würde, wenn ich ihn nicht für nützlich hielte, und wegen dieses Nutzens, um dessentwillen ich um ihn gebeten habe, werde ich ihn auch einhalten. Und wie ich mich bei dem Krieg, weil er von mir begonnen worden ist, dafür eingesetzt habe, daß niemand mit ihm unzufrieden war, bis die Götter selbst mißgünstig wurden, so werde ich mich auch bemühen, daß keiner mit dem durch mich geschlossenen Frieden unzufrieden ist." Darauf antwortete der römische Feldherr etwa folgendermaßen: „Es ist mir nicht entgangen, Hannibal, daß die Karthager in der Hoffnung auf deine Ankunft sowohl die bestehende Verpflichtung des Waffenstillstands verletzt als auch die Hoffnung auf einen Friedensschluß getrübt haben; auch du verhehlst das ja keineswegs, da du von den Bedingungen des früheren Friedens alles wegläßt bis auf das, was schon längst in unserer Hand ist. Doch wie dir daran liegt, daß deine Mitbürger merken, von welch großer Last sie durch dich befreit werden, so muß ich mich darum bemühen, daß nicht das, wozu sie sich damals verpflichtet haben, heute aus den Friedensbedingungen entfernt wird und sie so für ihre Unredlichkeit belohnt werden. Obwohl ihr es nicht verdient, dieselben Bedingungen zu haben, bittet ihr auch noch darum, daß euch eure Bosheit nütze. Unsere Väter haben keinen Krieg um Sizilien und wir keinen um Spanien angefangen; damals hat die Gefahr der Mamertiner, unserer Bundesgenossen, und jetzt der Untergang Sagunts uns fromme

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erant arma. Vos lacessisse et tu ipse fateris et dei testes sunt, qui et illius belli exitum secundum ius fasque dederunt et huius dant et dabunt.

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Quod ad me attinet, et humanae infirmitatis memini et vim fortunae reputo et omnia, quaecumque agimus, subiecta esse mille casibus scio; ceterum quem ad modum süperbe et violenter me faterer facere, si, priusquam in Africam traiecissem, te tua voluntate cedentem Italia et imposito in naves exercitu ipsum venientem ad pacem petendam aspernarer, sic nunc, cum prope manu conserta restitantem ac tergiversantem in Africam attraxerim, nulla sum tibi verecundia obstrictus. Proinde si quid ad ea, in quae tum pax conventura videbatur, quasi multa navium cum commeatu per indutias expugnatarum legatorumque violatorum adicitur, est, quod referam ad consilium; sin ilia quoque gravia videntur, bellum parate, quoniam pacem pati non potuistis."

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Ita infecta pace ex conloquio ad suos cum se recepissent, frustra verba iactata renuntiant: armis decernendum esse habendamque earn fortunam, quam dei dedissent.

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In castra ut est ventum, pronuntiant ambo, arma 32 expedirent milites animosque ad supremum certamen, non in unum diem, sed in perpetuum, si felicitas adesset, victores. Roma an Carthago iura gentibus daret, ante 1 crastinam noctem scituros; neque enim Africam aut Italiam, sed orbem terrarum victoriae praemium fore; par

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und gerechte Waffen angelegt. Daß ihr uns herausgefordert habt, gibst du selbst zu, und die Götter sind Zeugen dafür, die jenem Krieg einen Ausgang entsprechend menschlichem und göttlichem Recht gegeben haben und ihn auch diesem geben und geben werden. Was mich angeht, so bin ich mir der menschlichen Schwachheit bewußt, bedenke die Macht des Schicksals und weiß, daß alles, was wir tun, tausend Zufällen unterworfen ist. Indessen, ich würde zugeben, hochmütig und gewalttätig zu handeln, falls ich dich, bevor ich nach Afrika übersetzte, zurückweisen würde, wenn du freiwillig aus Italien weggingest, dein Heer eingeschifft hättest, selbst zu mir kämest und um Frieden bätest; jetzt aber, wo ich dich sozusagen im Handgemenge trotz deines Sträubens und Zögerns nach Afrika geschleppt habe, bin ich dir gegenüber zu keiner Rücksichtnahme verpflichtet. Wenn daher zu den Bedingungen, unter denen damals der Friede zustande zu kommen schien, sozusagen als Buße für die während des Waffenstillstands erfolgte Wegnahme der Schiffe mitsamt dem Nachschub und für die Verletzung der Gesandten etwas hinzugefügt wird, ist das für mich ein Grund, die Sache vor den Kriegsrat zu bringen; wenn euch aber auch das zu hart erscheint, dann rüstet euch zum Kampf, da ihr den Frieden nicht habt ertragen können." Als sie so, ohne daß ein Friedensschluß zustande gekommen war, zu ihren Leuten zurückkehrten, teilten sie mit, man habe vergeblich Worte gewechselt; die Waffen müßten entscheiden, und man müsse das Schicksal hinnehmen, das die Götter gäben. Sobald sie ins Lager gekommen waren, ordneten beide an, die Soldaten sollten die Waffen bereitmachen und sich auf den letzten Kampf einstellen; sie würden nicht nur für einen Tag, sondern für immer Sieger sein, wenn das Glück ihnen beistehe. Ob Rom oder Karthago den Völkern Rechtssatzungen geben solle, würden sie vor morgen nacht wissen. Denn nicht Afrika oder Italien, sondern der Erdkreis werde

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periculum praemio, quibus adversa pugnae fortuna fuisset. N a m neque Romanis effugium ullum patebat in aliena ignotaque terra et Carthagini supremo auxilio effuso adesse videbatur praesens excidium. Ad hoc discrimen procedunt postero die duorum opulentissimorum populorum duo longe clarissimi duces, duo fortissimi exercitus, multa ante parta decora aut cumulaturi eo die aut eversuri. Anceps igitur spes et metus miscebant animos; contemplantibusque modo suam, modo hostium aciem, cum oculis magis quam ratione pensarent vires, simul laeta, simul tristia obversabantur. Q u a e ipsis sua sponte non succurrebant, ea duces admonendo atque hortando subiciebant. Poenus sedecim annorum in terra Italia res gestas, tot duces Romanos, tot exercitus occidione occisos et sua cuique decora, ubi ad insignem alicuius pugnae memoria militem venerat, referebat. Scipio Hispanias et recentia in Africa proelia et confessionem hostium, quod neque non petere pacem propter metum neque manere in ea prae insita animis perfidia potuissent. Ad hoc conloquium Hannibalis in secreto habitum ac liberum fingenti, qua vult, flectit. Ominatur, quibus quondam auspiciis patres eorum ad Aegates pugnaverint insulas, ea illis exeuntibus in aciem portendisse deos. Adesse finem belli ac laboris; in manibus esse praedam Carthaginis, reditum domum in patriam ad parentes, liberos, coniuges

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der Siegespreis sein; ebensogroß wie der Preis werde aber die Gefahr für die sein, denen sich das Schlachtenglück entgegenstelle. Denn die Römer hatten in dem fremden und unbekannten Land keine Gelegenheit, sich zu retten, und für Karthago schien, wenn die letzte Hilfe erschöpft war, augenblicklich der Untergang dazusein. Z u diesem Entscheidungskampf rückten am folgenden Tag die beiden bei weitem berühmtesten Heerführer und die beiden tapfersten Heere der beiden mächtigsten Völker vor, um an diesem Tag ihren vielfachen zuvor erworbenen Ruhm entweder zu krönen oder zu zerstören. Schwankende H o f f nung und Furcht verwirrte die Gemüter; wenn sie bald die eigene Schlachtreihe, bald die der Feinde betrachteten, kamen ihnen, da sie mehr mit den Augen als mit dem Verstand die Kräfte abwogen, zugleich freudige wie auch düstere Gedanken. Was ihnen nicht von selbst einfiel, das riefen ihnen die Feldherren durch Erinnern und Anfeuern ins Gedächtnis. Der Punier erwähnte die Taten von 16 Jahren in Italien, die völlige Vernichtung so vieler römischer Heerführer, so vieler Heere, und sobald er zu einem Soldaten kam, bei dem er sich erinnern konnte, daß er sich in einer Schlacht ausgezeichnet hatte, nannte er seine Ruhmestaten. Scipio erinnerte an Spanien und die letzten Kämpfe in Afrika sowie an das Eingeständnis der Feinde, daß sie aus Angst hätten um Frieden bitten müssen, doch ihn wegen der ihnen angeborenen UnZuverlässigkeit nicht hätten halten können. Weiter bog er die Unterredung mit Hannibal, die ja abgesondert stattgefunden hatte und einem, der etwas erdichten wollte, freien Spielraum ließ, zurecht, wie er es für gut hielt; er sprach die Ahnung aus, die Götter hätten den Feinden, als sie zum Kampf ausrückten, die Auspizien gezeigt, unter denen einst ihre Väter bei den Aegatischen Inseln gekämpft hätten. Das Ende des Krieges und der Mühen sei da; sie hätten die Beute Karthagos in ihren Händen, die Rückkehr nach Hause ins Vaterland zu ihren Eltern, ihren Kindern, ihren Frauen und ihren Hausgöttern. Hochaufgerichtet sag-

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penatesque deos. Celsus haec corpore vultuque ita laeto, 11 ut vicisse iam crederes, dicebat. Instruit deinde primos hastatos, post eos principes; triariis postremam aciem clausit. N o n confertas autem 33 cohortes ante sua quamque signa instruebat, sed manipulos aliquantum inter se distantes, ut esset spatium, qua elephanti hostium acti nihil ordines turbarent. Lae2 lium, cuius ante legati, eo anno quaestoris extra sortem ex senatus consulto opera utebatuf, cum Italico equitatu ab sinistro cornu, Masinissam Numidasque ab dextro opposuit. Vias patentes inter manipulos antesignano3 rum velitibus - ea tunc levis armatura erat - complevit dato praecepto, ut ad impetum elephantorum aut post directos refugerent ordines aut in dextram laevamque discursu applicantes se antesignanis viam, qua inruerent in ancipitia tela, beluis darent.

Hannibal ad terrorem primos elephantos - octoginta autem erant, quot nulla umquam in acie ante habuerat instruxit, deinde auxilia Ligurum Gallorumque Baliaribus Maurisque admixtis; in secunda acie Carthaginienses Afrosque et Macedonum legionem; modico deinde intervallo relicto subsidiariam aciem Italicorum militum - Bruttii plerique erant, vi ac necessitate plures quam sua voluntate decedentem ex Italia secuti - instruxit. Equitatum et ipse circumdedit cornibus; dextrum Carthaginienses, sinistrum Numidae tenuerunt.

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Varia adhortatio erat in exercitu inter tot homines, quibus non lingua, non mos, non lex, non arma, non

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te er dies mit so froher Miene, daß man hätte glauben können, er habe schon gesiegt. Dann stellte er die Hastati in die vorderste Linie, hinter sie die Principes und bildete aus den Triariern als Abschluß das letzte Treffen. E r stellte aber die Kohorten nicht dichtgedrängt jede vor ihren Feldzeichen auf, sondern die Manipel ein ganzes Stück voneinander entfernt, so daß ein Zwischenraum entstand, w o die Elefanten der Feinde, wenn sie vorgetrieben wurden, die Reihen keineswegs in Unordnung bringen konnten. Laelius, der ihm zuvor als Legat, in diesem Jahr aber auf Senatsbeschluß ohne Losentscheid als Quästor diente, postierte er mit der italischen Reiterei auf dem linken Flügel, Masinissa und die Numider auf dem rechten. Die offenen Gassen zwischen den Manipeln des ersten Treffens füllte er mit den Plänklern aus - das waren damals die Leichtbewaffneten - und gab ihnen die Weisung, bei einem Angriff der Elefanten entweder hinter die in Reih und Glied stehenden Formationen zu fliehen oder nach rechts und links auszuweichen, sich an die Leute des ersten Treffens heranzudrängen und den Elefanten den Weg freizugeben, w o diese in die von zwei Seiten heranfliegenden Geschosse hineinlaufen sollten. Hannibal stellte, um Schrecken einzujagen, die Elefanten in die vorderste Linie - es waren 80, so viele, wie er in keiner Schlacht zuvor jemals gehabt hatte - , dahinter die Hilfstruppen der Ligurer und Gallier, vermischt mit Baliaren und Mauren; in das zweite Treffen die Karthager und Afrikaner und die Legion der Makedonen; in angemessenem Abstand stellte er dann als Reserve die Linie der Soldaten aus Italien auf - die meisten waren Bruttier, die ihm mehr unter Zwang und unter dem Druck der Verhältnisse als freiwillig bei seinem Weggang aus Italien gefolgt waren. Die Reiterei piazierte auch er auf den Flügeln; den rechten nahmen die Karthager ein, den linken die Numider. Verschiedenartig geschah das Anfeuern in dem Heer unter so vielen Menschen, bei denen weder Sprache noch

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vestitus habitusque, non causa militandi eadem esset. Auxiliaribus et praesens et multiplicata ex praeda merces ostentatur; Galli proprio atque insito in Romanos odio accenduntur; Liguribus campi uberes Italiae deductis ex asperrumis montibus in spem victoriae ostentantur; Mauros Numidasque Masinissae impotenti futuro dominatu terret; aliis aliae spes ac metus iactantur. Carthaginiensibus moenia patriae, di penates, sepulcra maiorum, liberi cum parentibus coniugesque pavidae, aut excidium servitiumque aut imperium orbis terrarum, nihil aut in metum aut in spem medium ostentatur.

Cum maxime haec imperator apud Carthaginienses, duces suarum gentium inter populäres, pleraque per interpretes inter immixtos alienigenis agerent, tubae cornuaque ab Romanis cecinerunt tantusque clamor ortus, ut elephanti in suos, sinistrum maxime cornu, verterentur, Mauros ac Numidas. Addidit facile Masinissa perculsis terrorem nudavitque ab ea parte aciem equestri auxilio. Paucae tamen bestiarum intrepidae in hostem actae inter velitum ordines cum multis suis vulneribus ingentem stragem edebant. Resilientes enim ad manipulos velites, cum viam elephantis, ne obtererentur, fecissent, in ancipites ad ictum utrimque coniciebant hastas, nec pila ab antesignanis cessabant, donee undique inci-

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Sitte, noch Gesetz, noch Waffen, noch Kleidung und Aussehen, noch der Beweggrund zum Kriegsdienst gleich war. Den Hilfsvölkern wurde augenblickliche und aus der Beute vervielfachte Soldzahlung in Aussicht gestellt, die Gallier wurden mit ihrem eigenen, eingefleischten Haß auf die Römer entflammt, den Ligurern die fruchtbaren Felder Italiens in Erwartung des Sieges in Aussicht gestellt, in die sie aus ihren rauhen Bergen hinabgeführt werden sollten; die Mauren und Numider schreckte er mit der drohenden hemmungslosen Gewaltherrschaft Masinissas; bei den einen wurden diese, bei den anderen jene Hoffnungen und Befürchtungen geweckt. Die Karthager wurden auf die Mauern ihrer Vaterstadt, die einheimischen Götter, die Gräber der Ahnen, ihre Kinder mit ihren Eltern und ihre verängstigten Frauen hingewiesen, daß sie entweder Untergang und Sklaverei oder die Herrschaft über den Erdkreis erwarte, nichts dazwischen zu fürchten oder zu hoffen sei. Als der Feldherr dies gerade bei den Karthagern, die Führer eigener Völkerschaften es unter ihren Landsleuten vorbrachten, das meiste durch Dolmetscher bei Menschen, die unter Leute anderer Herkunft gemischt waren, ertönten bei den Römern die Trompeten und Hörner, und es erhob sich so großes Geschrei, daß die Elefanten sich gegen die eigenen Leute wandten, vor allem gegen den linken Flügel, die Mauren und Numider. Leicht vergrößerte Masinissa bei den Verstörten noch den Schrecken und beraubte auf dieser Seite die Kampflinie ihrer Unterstützung durch die Reiterei. Einige wenige von den Untieren jedoch, die sich unerschrocken gegen den Feind treiben ließen, richteten in den Reihen der Plänkler eine ungeheure Verheerung an, wobei sie selbst vielfach verwundet wurden. Denn nachdem die Plänkler zu den Manipeln zurückgesprungen waren und den Elefanten Platz gemacht hatten, um nicht niedergetrampelt zu werden, schleuderten sie auf die nach beiden Seiten hin dem Schuß ausgesetzten Tiere ihre Lanzen, und die Pilen von den Leuten des ersten Treffens blieben auch nicht aus, bis auch diese

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dentibus telis exacti ex Romana acie hi quoque in suos dextrum cornu, ipsos Carthaginienses equites, in fugam verterunt. Laelius, ut turbatos vidit hostes, addidit perculsis terrorem.

Utrimque nudata equite erat Punica acies, cum pedes 34 concurrit nec spe nec viribus iam par. A d hoc dictu parva, sed magna eadem in re gerenda momenta: congruens clamor ab Romanis eoque maior et terribilior, dissonae illis, ut gentium multarum discrepantibus linguis, voces; pugna Romana stabilis et suo et armorum pondere 2 incumbentium in hostem, concursatio et velocitas illinc maior quam vis. Igitur primo impetu extemplo movere 3 loco hostium aciem Romani. Ala deinde et umbonibus pulsantes in summotos gradu inlato aliquantum spatii velut nullo resistente incessere urgentibus et novissimis 4 primos, ut semel motam aciem sensere, quod ipsum vim magnam ad pellendum hostem addebat. Apud hostes 5 auxiliares cedentes secunda acies, Afri et Carthaginienses, adeo non sustinebant, ut contra etiam, ne resistentes pertinaciter primos caedendo ad se perveniret hostis, pedem referrent. Igitur auxiliares terga dant repente et 6 in suos versi partim refugere in secundam aciem, partim non recipientes caedere, ut et paulo ante non adiuti et

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Elefanten, durch die von allen Seiten heranfliegenden Geschosse aus der römischen Schlachtlinie gegen die eigenen Leute getrieben, den rechten Flügel, die Reiter der Karthager, zum Fliehen brachten. Sobald Laelius sah, daß die Feinde in Unordnung gerieten, vergrößerte er bei den Verstörten noch den Schrecken. Die punische Linie war auf beiden Seiten der Reiterei beraubt, als die Fußsoldaten zusammenstießen, an Hoffnung und an Kräften schon nicht mehr gleich. Dazu kamen noch Einflüsse, die, wenn man von ihnen redet, unbedeutend wirken, aber im Augenblick des Geschehens bedeutsam sind: das einheitliche und daher kräftigere und schrecklichere Kampfgeschrei bei den Römern, bei jenen ungleichartige Rufe, da sie ja in den verschiedenen Sprachen vieler Völkerschaften ausgestoßen wurden; die römische Kampfesweise standfest, indem sich die Soldaten sowohl mit ihrem eigenen Gewicht als auch dem ihrer Waffen gegen den Feind stemmten, dort Hin- und Herrennen und die Schnelligkeit größer als die Kraft. Also drängten beim ersten Ansturm die Römer die Schlachtreihe der Feinde sogleich von der Stelle: mit der Schulter und den Schildbuckeln stoßend gingen sie dann auf die zum Weichen Gebrachten los und rückten ein beträchtliches Stück vor, als wenn keiner Widerstand leisten würde, wobei auch noch die hinteren Reihen die vordersten drängten, sobald sie einmal merkten, daß die Schlachtlinie sich bewegte, was den Druck beim Zurücktreiben des Feindes noch erheblich verstärkte. Bei den Feinden unterstützte das zweite Treffen, die Afrikaner und Karthager, die weichenden Hilfsvölker so wenig, daß sie im Gegenteil sogar zurückgingen, damit der Feind nicht beim Niederhauen des ersten Treffens, wenn dieses hartnäkkig Widerstand leistete, zu ihnen gelangte. Daher machten die Hilfsvölker plötzlich kehrt, wandten sich den eigenen Leuten zu und flohen teils zurück in das zweite Treffen, teils schlugen sie die, die sie nicht aufnehmen wollten, nieder, da sie zuvor keine Unterstützung erhalten hatten und sich jetzt

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tunc exclusi. Et prope duo iam permixta proelia erant, cum Carthaginienses simul cum hostibus, simul cum suis cogerentur manus conserere. N o n tarnen ita perculsos iratosque in aciem accepere, sed densatis ordinibus in cornua vacuumque circa campum extra proelium eiecere, ne pavido fuga vulneribusque milite sinceram et integram aciem miscerent.

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Ceterum tanta strages hominum armorumque locum, in quo steterant paulo ante auxiliares, compleverat, ut prope difficilior transitus esset, quam per confertos hostes fuerat. Itaque, qui primi erant, hastati per cumulos corporum armorumque et tabem sanguinis, qua quisque poterat, sequentes hostem et signa et ordines confuderunt. Principum quoque signa fluctuari coeperant vagam ante se cernendo aciem. Quod Scipio ubi vidit, receptui propere canere hastatis iussit et sauciis in postremam aciem subductis principes triariosque in cornua inducit, quo tutior firmiorque media hastatorum acies esset.

Ita novum de integro proelium ortum est; quippe ad veros hostes perventum erat et armorum genere et usu militiae et fama rerum gestarum et magnitudine vel spei vel periculi pares. Sed et numero superior Romanus erat et animo, quod iam equites, iam elephantos fuderat, iam prima acie pulsa in secundam pugnabat.

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In tempore Laelius ac Masinissa, fusos per aliquan- 3 5 tum spatii secuti equites, revertentes in aversam hostium

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ausgeschlossen sahen. Und es waren fast schon zwei Schlachten miteinander verquickt, da die Karthager sich gezwungen sahen, zugleich mit den Feinden und mit ihren eigenen Leuten zu kämpfen. Dennoch nahmen sie die so Bestürzten und Ergrimmten nicht in ihre Linie auf, sondern drängten sie mit dichtgeschlossenen Reihen hinaus auf die Flügel und das freie Feld ringsum außerhalb des Kampfplatzes, um ihre eigene unversehrte und noch nicht angeschlagene Linie nicht mit den durch Flucht und Wunden verängstigten Soldaten zu durchsetzen. Aber ein so großer Haufen von Leichen und Waffen hatte die Stelle angefüllt, w o kurz zuvor noch die Hilfsvölker gestanden hatten, daß seine Überwindung fast schwieriger war, als es die der dichtgedrängten Feinde gewesen war. Als daher die Hastati, die in der vordersten Linie standen, über den Haufen von Leichen und Waffen und durch die Blutlachen, wie jeder es konnte, dem Feind folgten, gerieten ihre Einheiten und Reihen durcheinander. Auch die Einheiten der Principes hatten begonnen, ihre feste Ordnung zu lokkern, als sie die vor ihnen stehende Linie sich auflösen sahen. Sobald Scipio das bemerkte, ließ er eilends den Hastati das Signal zum Rückzug geben, nahm die Verwundeten in die letzte Linie zurück und führte die Principes und Triarier auf die Flügel, damit die Linie der Hastati in der Mitte mehr Schutz und Sicherheit hatte. So begann ganz von vorne eine neue Schlacht; denn man war zu den eigentlichen Feinden gelangt, vergleichbar in der Art der Bewaffnung, ihrer Erfahrung im Krieg, dem Ruhm ihrer Taten und der Größe der Hoffnung oder der Gefahr. Aber der Römer war an Zahl und an Kampfgeist überlegen, weil er schon die Reiter und die Elefanten verjagt und, nachdem er das erste Treffen geschlagen hatte, schon gegen das zweite kämpfte. Rechtzeitig kehrten Laelius und Masinissa zurück, welche die in die Flucht getriebenen Reiter ein ganzes Stück verfolgt hatten, und fielen der Schlachtreihe der Feinde in den

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aciem incurrere. Is demum equitum impetus perculit hostem. Multi circumventi in acie caesi, (multi) per patentem circa campum fuga sparsi tenente omnia equitatu passim interiere. Carthaginiensium sociorumque caesa eo die supra viginti milia; par ferme numerus captus cum signis militaribus centum triginta duobus, elephantis undecim; victores ad mille et quingenti cecidere.

Hannibal cum paucis equitibus inter tumultum elapsus Hadrumetum perfugit omnia et ante proelium et in acie, priusquam excederet pugna, expertus et confessione etiam Scipionis omniumque peritorum militiae illam laudem adeptus singulari arte aciem eo die instruxisse: elephantos in prima fronte, quorum fortuitus impetus atque intolerabilis vis signa sequi et servare ordines, in quo plurimum spei ponerent, Romanos prohiberent; deinde auxiliares ante Carthaginiensium aciem, ne homines mixti ex conluvione omnium gentium, quos non fides teneret, sed merces, liberum receptum fugae haberent, simul (ut) primum ardorem atque impetum hostium excipientes fatigarent ac, si nihil aliud, vulneribus suis ferrum hostile hebetarent; tum, ubi omnis spes esset, milites Carthaginienses Afrosque, ut omnibus rebus aliis pares eo, quod integri cum fessis ac sauciis pugnarent, superiores essent; Italicos incertos, socii an hostes essent, inpostremam aciem summotos, intervallo quoque diremptos.

H o c edito velut ultimo virtutis opere Hannibal cum

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Rücken. Dieser Angriff der Reiter überwältigte endlich die Feinde. Viele wurden umzingelt und in der Schlachtreihe niedergehauen; viele, die sich auf der Flucht über das offene Feld ringsum zerstreut hatten, fanden da und dort den Tod, da die Reiterei alles beherrschte. Von den Karthagern und ihren Bundesgenossen wurden an diesem Tag über 20 000 erschlagen, fast die gleiche Zahl geriet in Gefangenschaft, und 132 Feldzeichen sowie elf Elefanten wurden erbeutet. Von den Siegern fielen an die 1 500. Hannibal entkam in dem Getümmel mit wenigen Reitern und floh nach Hadrumetum, nachdem er vor der Schlacht und im Kampf, ehe er das Schlachtfeld verließ, alles versucht und auch nach dem Eingeständnis Scipios und aller im Kriegswesen erfahrenen Männer den Ruhm erlangt hatte, mit einzigartiger Kunst an diesem Tag die Schlachtreihe aufgestellt zu haben: die Elefanten in der vordersten Linie, deren unberechenbarer Ansturm und deren unwiderstehliche Gewalt die Römer daran hindern sollte, ihren Feldzeichen zu folgen und Reih und Glied zu wahren, worauf sie am meisten ihre Hoffnung setzten; dann die Hilfsvölker vor der Schlachtreihe der Karthager, damit diese aus dem Abschaum aller möglichen Völkerschaften zusammengewürfelten Menschen, die nicht die Treue, sondern nur der Sold bei der Stange hielt, keine freie Rückzugsmöglichkeit für die Flucht hätten, zugleich damit sie den ersten Feuereifer und Angriffsschwung der Feinde auffangen und sie ermüden und wenn sonst nichts, mit ihren Wunden die Schwerter der Feinde abstumpfen sollten; dann die karthagischen und afrikanischen Soldaten, auf denen alle Hoffnung lag, damit sie, in allen anderen Dingen den Römern gewachsen, ihnen dadurch überlegen wären, daß sie mit frischen Kräften gegen Ermüdete und Verwundete kämpfen würden; die Italiker, bei denen es unklar war, ob sie Bundesgenossen oder Feinde waren, in das letzte Treffen verwiesen, überdies durch einen Zwischenraum getrennt. Als Hannibal, der hiermit gleichsam eine letzte Probe sei-

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Hadrumetum refugisset accitusque inde Carthaginem sexto ac tricesimo post anno, quam puer inde profectus erat, redisset, fassus in curia est non proelio modo se, sed bello victum nec spem salutis alibi quam in pace impetranda esse.

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Scipio confestim a proelio expugnatis hostium castris 3 6 direptisque cum ingenti praeda ad mare ac naves rediit nuntio allato P. Lentulum cum quinquaginta rostratis, 2 centum onerariis cum omni genere commeatus ad Uticam accessisse. Admovendum igitur undique terrorem 3 perculsae Carthagini ratus misso Laelio Romam cum victoriae nuntio Cn. Octavium terrestri itinere ducere legiones Carthaginem iubet; ipse ad suam veterem nova Lentuli classe adiuncta profectus ab Utica portum Carthaginis petit. Haud procul aberat, cum velata infulis 4 ramisque oleae Carthaginiensium occurrit navis. Decern legati erant, principes civitatis, auctore Hannibale missi ad petendam pacem. Qui cum ad puppim praetoriae 5 navis accessissent velamenta supplicum porrigentes, orantes implorantesque fidem ac misericordiam Scipionis, nullum iis aliud responsum datum, quam ut Tyne6 tem venirent; eo se moturum castra. Ipse ad contemplandum Carthaginis situm non tam noscendi in praesentia quam deprimendi hostis causa (provectus) Uticam eodem et Octavio revocato rediit.

Inde procedentibus ad Tynetem nuntius allatus Verminam Syphacis filium cum equitibus pluribus quam peditibus venire Carthaginiensibus auxilio. Pars exercitus cum omni equitatu missa, Saturnalibus primis

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nes Könnens abgelegt hatte, nach Hadrumetum geflohen war und, von dort nach Karthago gerufen, 36 Jahre, nachdem er als Knabe von dort aufgebrochen, zurückgekehrt war, bekannte er im Senat, er habe nicht nur eine Schlacht, sondern den Krieg verloren und es gebe nur noch im Erlangen eines Friedensvertrages Hoffnung auf Rettung. Scipio eroberte gleich nach der Schlacht das Lager der Feinde, ließ es plündern und kehrte mit ungeheurer Beute zum Meer und zu den Schiffen zurück, da er die Nachricht erhalten hatte, P. Lentulus sei mit 50 Kriegsschiffen sowie 100 Lastschiffen mit jeder Art Nachschub bei Utica gelandet. E r glaubte also, man müsse von allen Seiten Schrecken an das entmutigte Karthago herantragen, schickte Laelius mit der Siegesnachricht nach Rom und befahl Cn. Octavius, die Legionen auf dem Landweg nach Karthago zu führen; er selbst fügte die neue Flotte des Lentulus zu seiner alten hinzu, lief von Utica aus und nahm Kurs auf den Hafen von Karthago. E r war nicht mehr weit entfernt, da kam ihm ein Schiff der Karthager entgegen, mit Wollbinden umwunden und mit Olbaumzweigen. Es waren zehn Gesandte, die führenden Männer der Bürgerschaft, die auf den Rat Hannibals geschickt worden waren und um Frieden bitten sollten. Als sie an das Heck des Feldherrnschiffes herangefahren waren und die Zeichen der Bittflehenden vorhielten und Scipio um Schutz und um Mitleid baten und anflehten, erhielten sie keine andere Antwort, als daß sie nach Tynes kommen sollten; dorthin werde er sein Lager verlegen. E r selbst fuhr weiter, um die Lage Karthagos zu betrachten, im Augenblick nicht so sehr zum Kennenlernen, als um die Feinde einzuschüchtern, und kehrte nach Utica zurück, nachdem er auch Octavius dorthin zurückgerufen hatte. Als sie von dort nach Tynes vorrückten, traf die Nachricht ein, Vermina, der Sohn des Syphax, komme mit mehr Reitern als Fußsoldaten den Karthagern zu Hilfe. Ein Teil des Heeres mit der gesamten Reiterei wurde ausgeschickt, griff am ersten Tag der Saturnalien den Heereszug an und schlug

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agmen adgressa Numidas levi certamine fudit. Exitu quoque fugae intercluso a parte omni circumdatis equitibus quindecim milia hominum caesa, mille et ducenti vivi capti et equi Numidici mille et quingenti, signa militaria duo et septuaginta; regulus ipse inter tumultum cum paucis effugit. Turn ad Tynetem eodem quo antea loco castra posita, legatique triginta ab Carthagine ad Scipionem venerunt. Et illi quidem multo miserabilius quam ante, quo magis cogebat fortuna, egerunt; sed aliquanto minore cum misericordia ab recenti memoria perfidiae auditi sunt. In consilio quamquam iusta ira omnes ad delendam stimulabat Carthaginem, tarnen, cum, et quanta res esset et quam longi temporis obsidio tarn munitae et tam validae urbis, reputarent et ipsum Scipionem exspectatio suecessoris venturi ad paratam alterius labore ac periculo finiti belli famam sollicitaret, ad pacem omnium animi versi sunt.

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Postero die revocatis legatis et cum multa castigatione 3 7 perfidiae monitis, ut tot cladibus edocti tandem deos et ius iurandum esse crederent, condiciones pacis dictae, ut 2 liberi legibus suis viverent; quas urbes quosque agros quibusque finibus ante bellum tenuissent, tenerent, populandique finem eo die Romanus faceret; perfugas 3 fugitivosque et captivos omnes redderent Romanis, et naves rostratas praeter decern triremes traderent elephantosque, quos haberent domitos, neque domarent alios; bellum neve in Africa neve extra Africam iniussu 4 populi Romani gererent; Masinissae res redderent foedusque cum eo facerent; frumentum stipendiumque 5

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die Numider in einem leichten Gefecht. Da ihnen auch der Ausweg zur Flucht abgeschnitten war, weil sie auf allen Seiten von Reitern umgeben waren, wurden 15 000 Mann niedergehauen, 1 2 0 0 gerieten in Gefangenschaft; 1 5 0 0 Numiderpferde und 72 Feldzeichen wurden erbeutet. Der Fürst selbst entkam in dem Getümmel mit wenigen. Dann schlug man bei Tynes an derselben Stelle wie vorher das Lager auf, und 30 Gesandte aus Karthago kamen zu Scipio. Sie taten zwar noch viel kläglicher als vorher, je mehr das Schicksal sie nötigte, aber sie wurden mit erheblich weniger Mitgefühl angehört wegen der noch frischen Erinnerung an ihre Treulosigkeit. Obwohl im Kriegsrat gerechter Zorn alle trieb, Karthago zu zerstören, bedachte man doch, was für eine ernste Sache das sei und wie lange die Belagerung einer so befestigten und so starken Stadt dauere, und Scipio selbst beunruhigte die Erwartung eines Nachfolgers, der kommen werde, um den durch die Mühe und Gefahr eines anderen errungenen Ruhm der Beendigung des Krieges zu ernten; so waren alle zum Frieden geneigt. A m folgenden Tag wurden die Gesandten wieder gerufen und unter eindringlicher Zurechtweisung wegen ihrer Untreue ermahnt, durch so viele Niederlagen belehrt, endlich zu glauben, daß es Götter gebe und daß ein Eid etwas bedeute; dann wurden ihnen die Friedensbedingungen genannt: Sie sollten frei nach ihren eigenen Gesetzen leben; die Städte und das Gebiet mit den Grenzen, die sie vor dem Krieg gehabt hätten, sollten sie behalten, und die Römer würden an diesem Tag mit dem Verwüsten aufhören; die Uberläufer, die entlaufenen Sklaven und alle Kriegsgefangenen sollten sie den Römern zurückgeben und ihre Kriegsschiffe bis auf zehn Dreiruderer ausliefern sowie die gezähmten Elefanten, die sie hätten, und sie dürften keine anderen mehr zähmen; Krieg führen dürften sie weder in Afrika noch außerhalb von Afrika ohne Zustimmung des römischen Volkes; Masinissa sollten sie sein Eigentum zurückgeben und einen Vertrag mit ihm schließen; sie soll-

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auxiliis, donee ab Roma legati redissent, praestarent; decern milia talentum argenti discripta pensionibus aequis in annos quinquaginta solverent; obsides centum arbitratu Scipionis darent ne minores quattuordecim annis neu triginta majores. Indutias ita se daturum, si per priores indutias naves onerariae captae quaeque fuissent in navibus, restituerentur; aliter nec indutias nec spem pacis ullam esse.

Has condiciones legati cum domum referre iussi in contione ederent et Gisgo ad dissuadendam pacem processisset audireturque a multitudine inquieta eadem et imbelli, indignatus Hannibal dici ea in tali tempore audirique arreptum Gisgonem manu sua ex superiore loco detraxit. Quae insueta liberae civitati species cum fremitum populi movisset, perturbatus militaris vir urbana übertäte „Novem" inquit „annorum a vobis profectus post sextum et tricesimum annum redii. Militares artes, quas me a puero fortuna nunc privata nunc publica docuit, probe videor scire; urbis ac fori iura, leges, mores vos me oportet doceatis." Excusata imprudentia de pace multis verbis disseruit, quam nec iniqua et necessaria esset.

Id omnium maxime difficile erat, quod ex navibus per indutias captis nihil praeter ipsas comparebat naves; nec inquisitio erat facilis adversantibus paci, qui arguerentur. Placuit naves reddi et homines utique inquiri; cetera,

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ten Getreide und Sold für die Hilfstruppen zur Verfügung stellen, bis die Gesandten aus R o m zurückkämen; sie sollten 10 000 Talente Silber zahlen, in gleiche Raten über 50 Jahre verteilt; sie sollten hundert Geiseln nach dem Ermessen Scipios stellen, nicht jünger als 14 Jahre, nicht älter als 30. Einen Waffenstillstand werde er ihnen unter der Bedingung gewähren, daß die bei dem früheren Waffenstillstand gekaperten Transportschiffe und was auf den Schiffen gewesen sei, zurückgegeben werde; andernfalls gebe es weder einen Waffenstillstand noch Hoffnung auf Frieden. Die Gesandten wurden aufgefordert, diese Bedingungen zu Hause mitzuteilen; als sie diese in der Volksversammlung bekannt machten und Gisgo vorgetreten war, um vom Frieden abzuraten, und bei der ebenso unruhigen wie unkriegerischen Menge Gehör fand, empörte sich Hannibal darüber, daß so etwas in einer solchen Zeit gesagt wurde und Gehör fand, packte Gisgo und zog ihn eigenhändig von der Rednerbühne herunter. Als dieser für eine freie Bürgerschaft ungewohnte Anblick ein Murren des Volkes auslöste, sagte der an das Soldatenleben gewöhnte Mann, verwirrt durch die Freiheit in der Stadt: „Mit neun Jahren bin ich von euch weggegangen und nach 36 Jahren zurückgekehrt; das Kriegshandwerk, das mich von Jugend an einmal mein persönliches Geschick, dann das des Staates gelehrt hat, glaube ich gut zu beherrschen; die Rechtsvorstellungen der Stadt und des Forums, ihre Gesetze und Sitten müßt ihr mich noch lehren." Nachdem er sich mit seiner Unwissenheit entschuldigt hatte, sprach er eingehend über den Frieden, daß er nicht unbillig, dazu unausweichlich sei. Die allergrößte Schwierigkeit war, daß von den Schiffen, die während des Waffenstillstands gekapert worden waren, nichts mehr vorhanden war außer den Schiffen selbst; auch war das Nachforschen nicht leicht, weil die, die beschuldigt wurden, den Friedensschluß bekämpften. Man kam überein, die Schiffe zurückzugeben und auf alle Fälle nach den Besatzungen zu suchen; die Abschätzung von allem übrigen, was

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quae abessent, aestimanda Scipioni permitti atque ita pecunia luere Carthaginienses. Sunt, qui Hannibalem ex acie ad mare pervenisse, inde 13 praeparata nave ad regem Antiochum extemplo profectum tradant postulantique ante omnia Scipioni, ut Hannibal sibi traderetur, responsum esse Hannibalem in Africa non esse. Postquam redierunt ad Scipionem legati, quae publica 3 8 in navibus fuerant, ex publicis descripta rationibus quaestores, quae privata, profiteri domini iussi; pro ea 2 summa pecuniae viginti quinque milia pondo argenti praesentia exacta; indutiaeque Carthaginiensibus datae in tres menses. Additum, ne per indutiarum tempus alio 3 usquam quam Romam mitterent legatos et, quicumque legati Carthaginem venissent, ne ante dimitterent eos, quam Romanum imperatorem, qui et quae petentes venissent, certiorem facerent. C u m legatis Carthagi4 niensibus Romam missi L. Veturius Philo et Μ. Marcius Ralla et L. Scipio imperatoris frater.

Per eos dies commeatus ex Sicilia Sardiniaque tantam vilitatem annonae effecerunt, ut pro vectura frumentum nautis mercator relinqueret. Romae ad nuntium primum rebellionis Carthaginiensium trepidatum fuerat, iussusque erat Tib. Claudius mature classem in Siciliam ducere atque inde in Africam traicere et alter consul M. Servilius ad urbem morari, donee, quo statu res in Africa essent, sciretur. Segniter omnia in comparanda deducendaque classe ab Tib. Claudio consule facta erant, quod patres de pace P. Sei-

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fehle, sollte Scipio überlassen werden, und die Karthager sollten auf dieser Grundlage mit Geld Schadenersatz leisten. Einige überliefern, Hannibal sei vom Schlachtfeld aus ans Meer gelangt und von dort auf einem schon zuvor ausgerüsteten Schiff sogleich zu König Antiochos gefahren, und man habe Scipio, der vor allem die Auslieferung Hannibals forderte, geantwortet, Hannibal sei nicht mehr in Afrika. Nachdem die Gesandten zu Scipio zurückgekehrt waren, wurden die Quästoren beauftragt, was an Staatseigentum auf den Schiffen gewesen war, aus den amtlichen Rechnungen herauszuschreiben und anzugeben; was an Privatbesitz auf den Schiffen gewesen war, mußten die Schiffseigentümer angeben. Für das Ganze wurden 25000 Pfund Silber sogleich kassiert; und die Karthager erhielten einen Waffenstillstand für drei Monate. Es wurde noch hinzugefügt, in der Zeit des Waffenstillstandes sollten sie nirgendwo anders hin als nach R o m Gesandte schicken, und wenn irgendwelche Gesandte nach Karthago kämen, sollten sie sie nicht wieder weglassen, bevor sie den römischen Feldherrn benachrichtigt hätten, wer gekommen sei und was sie wollten. Mit den karthagischen Gesandten wurden L. Veturius Philo, M. Marcius Ralla und L. Scipio, der Bruder des Feldherrn, nach Rom geschickt. In diesen Tagen machte die Zufuhr aus Sizilien und Sardinien das Getreide so billig, daß die Händler den Seeleuten als Frachtlohn das Getreide überließen. In R o m hatte sich bei der ersten Kunde von der Wiederaufnahme der Feindseligkeiten durch die Karthager Unruhe breitgemacht, und Tib. Claudius hatte Befehl erhalten, rasch die Flotte nach Sizilien zu führen und von dort nach Afrika überzusetzen; der zweite Konsul, M. Servilius, sollte bei der Stadt bleiben, bis man wisse, wie die Dinge in Afrika ständen. Der Konsul Tib. Claudius hatte sich bei der Ausrüstung und dem Zuwasserlassen der Flotte in allem Zeit gelassen, weil der Senat bezüglich des Friedens der Meinung gewesen

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pionis potius arbitrium esse, quibus legibus daretur, quam consulis censuerant. Prodigia quoque nuntiata sub ipsam famam rebellionis terrorem attulerant: Cumis solis orbis minui visus et pluit lapideo imbri, et in Veliterno agro terra ingentibus cavernis consedit arboresque in profundum haustae; Ariciae forum et circa tabernae, Frusinone murus aliquot locis et porta de caelo tacta; et in Palatio lapidibus pluit. Id prodigium more patrio novendiali sacro, cetera hostiis maioribus expiata. Inter quae etiam aquarum insolita magnitudo in religionem versa; nam ita abundavit Tiberis, ut ludi Apollinares circo inundato extra portam Collinam ad aedem Erycinae Veneris parati sint. Ceterum ludorum ipso die subita serenitate orta pompa duci coepta ad portam Collinam revocata deductaque in circum est, cum decessisse inde aquam nuntiatum esset; laetitiamque populo et ludis celebritatem addidit sedes sua sollemni spectaculo reddita.

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Claudium consulem profectum tandem ab urbe 39 inter portus Cosanum Loretanumque atrox vis tempestatis adorta in metum ingentem adduxit. Populonium 2 inde cum pervenisset stetissetque ibi, dum reliquum tempestatis exsaeviret, Ilvam insulam et ab Ilva Corsicam, a Corsica in Sardiniam traiecit. Ibi superantem Insanos montes multo et saevior et infestioribus locis

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war, die Entscheidung darüber, zu welchen Bedingungen er gewährt werde, solle lieber bei P. Scipio als bei dem Konsul liegen. Unmittelbar nach der Nachricht von der Wiederaufnahme der Feindseligkeiten waren auch Zeichen der Götter gemeldet worden und hatten Schrecken ausgelöst. In Cumae schien sich die Sonnenscheibe zu verkleinern, und es regnete Steine; im Gebiet von Velitrae brach die Erde infolge gewaltiger Aushöhlungen ein, und Bäume wurden in die Tiefe gerissen; in Aricia wurden der Markt und die umliegenden Läden, in Frusino die Mauer an mehreren Stellen und das Stadttor vom Blitz getroffen. Auch auf dem Palatium regnete es Steine. Dieses Zeichen der Götter wurde nach Vätersitte durch ein neuntägiges Opferfest, die übrigen durch voll ausgewachsene Opfertiere gesühnt. Dabei löste auch ein ungewöhnliches Hochwasser religiöse Befürchtungen aus; denn der Tiber trat so weit über die Ufer, daß die Apollospiele wegen der Überflutung des Circus vor der Porta Collina beim Tempel der Venus Erycina vorbereitet wurden. Aber genau am Tag der Spiele trat plötzlich heiteres Wetter ein, und der Festzug, der begonnen hatte, zur Porta Collina zu ziehen, wurde zurückgerufen und zum Circus umgeleitet, als gemeldet wurde, das Wasser sei von dort abgeflossen. Und es vermehrte die Freude des Volkes und die Feierlichkeit der Spiele noch, daß dem festlichen Schauspiel der ihm zukommende Platz zurückgegeben war. Als der Konsul Claudius endlich von der Stadt aufgebrochen war, überfiel ihn zwischen den Häfen von Cosa und Loretum ein schrecklicher Sturm und versetzte ihn in ungeheure Angst. Nachdem er dann nach Populonium gelangt war und dort vor Anker gelegen hatte, bis der Rest des Sturmes sich ausgetobt hatte, setzte er zur Insel Ilva über und von Ilva nach Korsika, von Korsika nach Sardinien. Während er dort an den Insanischen Bergen (Wahnsinnsberge) vorüberfuhr, überfiel ihn ein noch viel heftigerer Sturm, dazu in einem gefährlicheren Fahrwasser, und zersprengte

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tempestas adorta disiecit classem. Multae quassatae armamentisque spoliatae naves, quaedam fractae. Ita vexata ac lacerata classis Carales tenuit. Ubi dum subductae reficiuntur naves, hiemps oppressit circumactumque anni tempus et nullo prorogante imperium privatus Tib. Claudius classem Romam reduxit.

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M. Servilius, ne comitiorum causa ad urbem revocaretur, dictatore dicto C . Servilio Gemino in provinciam est profectus. Dictator magistrum equitum P. Aelium Paetum dixit. Saepe comitia indicta perfici tempestates prohibuerunt; itaque cum pridie idus Martias veteres magistratus abissent, novi suffecti non essent, res publica sine curulibus magistratibus erat.

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Τ. Manlius Torquatus pontifex eo anno mortuus; in locum eius suffectus C . Sulpicius Galba. A b L. Licinio Lucullo et Q. Fulvio aedilibus curulibus ludi Romani ter toti instaurati. Pecuniam ex aerario scribae viatoresque aedilicii clam egessisse per indicem damnati sunt non sine infamia Luculli aedilis. P. Aelius Tubero et L. Laetorius aediles plebis vitio creati magistratu se abdicaverunt, cum ludos ludorumque causa epulum Iovi fecissent et signa tria ex multaticio argento facta in Capitolio posuissent. Cerialia ludos dictator et magister equitum ex senatus consulto fecerunt.

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Legati ex Africa Romani simul Carthaginiensesque 40 cum venissent Romam, senatus ad aedem Bellonae habitus est. Ubi cum L. Veturius Philo pugnatum cum Han2 nibale esse suprema Carthaginiensibus pugna finemque

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die Flotte. Viele Schiffe schlugen leck und verloren ihre Takelage, einige brachen auseinander. Die so heimgesuchte und zerzauste Flotte lief Carales an. Während die Schiffe dort an Land gezogen und ausgebessert wurden, überraschte sie der Winter, und das Jahr ging zu Ende. Da keiner seine Befehlsgewalt verlängerte, mußte der Konsul Tib. Claudius die Flotte als Privatmann nach R o m zurückführen. M. Servilius ernannte, um nicht wegen der Wahlen nach R o m zurückgerufen zu werden, C . Servilius Geminus zum Diktator und ging in seinen Aufgabenbereich. Der Diktator ernannte P. Aelius Paetus zum Magister equitum. Die Wahlen wurden mehrmals angesetzt, aber Unwetter verhinderten, daß sie durchgeführt wurden. Als die alten Beamten am 14. März aus dem Amt schieden und keine neuen nachrückten, war der Staat daher ohne kurulische Beamte. In diesem Jahr starb der Pontifex T. Manlius Torquatus; an seiner Stelle wurde C . Sulpicius Galba gewählt. Die kurulischen Ädilen L. Licinius Lucullus und Q. Fulvius ließen die Römerspiele dreimal ganz wiederholen. Schreiber und Boten der Ädilen wurden aufgrund einer Anzeige, sie hätten heimlich Geld aus der Staatskasse genommen, verurteilt nicht ohne daß der Ruf des Ädilen Lucullus Schaden nahm. Weil es bei der Wahl der plebejischen Ädilen P. Aelius Tubero und L. Laetorius einen Formfehler gegeben hatte, traten sie zurück, nachdem sie die Spiele und anläßlich der Spiele ein Jupitermahl durchgeführt und drei Standbilder, die von Bußgeldern angefertigt worden waren, auf dem Kapitol aufgestellt hatten. Der Diktator und der Magister equitum führten auf Senatsbeschluß die Spiele zu Ehren der Ceres durch. Als die Gesandten aus Afrika, die römischen und die karthagischen zugleich, nach R o m gekommen waren, fand eine Senatssitzung im Tempel der Bellona statt. Nachdem L. Veturius Philo dort zur ungeheuren Freude der Senatoren mitgeteilt hatte, man habe mit Hannibal gekämpft in einer Schlacht, die für die Karthager die letzte gewesen sei, und

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tandem lugubri bello impositum ingenti laetitia patrum exposuisset, adiecit Verminam etiam Syphacis filium, quae parva bene gestae rei accessio erat, devictum. In contionem inde prodire iussus gaudiumque id populo impertire. Tum patefacta gratulationi omnia in urbe templa supplicationesque in triduum decretae. Legatis Carthaginiensium et Philippi regis - nam ii quoque venerant - petentibus, ut senatus sibi daretur, responsum iussu patrum ab dictatore est consules novos iis senatum daturos esse.

Comitia inde habita. Creati consules Cn. Cornelius Lentulus, P. Aelius Paetus; praetores M. Iunius Pennus, cui sors urbana evenit, M. Valerius Falto Bruttios, M. Fabius Buteo Sardiniam, P. Aelius Tubero Siciliam est sortitus. De provinciis consulum nihil ante placebat agi, quam legati Philippi regis et Carthaginiensium auditi essent; belli finem alterius, alterius principium prospiciebant animis. Cn. Lentulus consul cupiditate flagrabat provinciae Africae, seu bellum foret, facilem victoriam, seu iam finiretur, finiti tanti belli se consule gloriam petens. Negare itaque prius quicquam agi passurum, quam sibi provincia Africa decreta esset, concedente collega, moderato viro et prudenti, qui gloriae eius certamen cum Scipione, praeterquam quod iniquum esset, etiam impar futurum cernebat. Q . Minucius Thermus et Μ'. Acilius Glabrio tribuni plebis rem priore anno nequiquam temptatam ab Tib. Claudio consule Cn. Cornelium temptare aiebant; ex auctoritate patrum latum ad

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man habe dem traurigen Krieg endlich ein Ende gemacht, fügte er noch hinzu, man habe auch Vermina, den Sohn des Syphax, vernichtend geschlagen, was eine kleine Zugabe zu der erfolgreichen Kriegführung war. Darauf wurde er aufgefordert, vor die Volksversammlung zu treten und das Volk an dieser Freude teilhaben zu lassen. Dann wurden alle Heiligtümer in der Stadt für die Danksagung geöffnet und ein dreitägiges Dankfest beschlossen. Die Gesandten der Karthager und König Philipps - denn auch die waren gekommen - erhielten auf ihre Bitte, für sie eine Senatssitzung stattfinden zu lassen, im Auftrag des Senats vom Diktator die Antwort, die neuen Konsuln würden für sie eine Senatssitzung stattfinden lassen. Dann wurden die Wahlen durchgeführt. Zu Konsuln gewählt wurden Cn. Cornelius Lentulus und P. Aelius Paetus; zu Prätoren M. Junius Pennus, dem das Amt in der Stadt zufiel; M. Valerius Falto erloste das Gebiet der Bruttier, M. Fabius Buteo Sardinien und P. Aelius Tubero Sizilien. Uber die Aufgabenbereiche der Konsuln wollte der Senat erst verhandeln, wenn er die Gesandten König Philipps und der Karthager gehört hatte; er sah das Ende des einen und den Anfang des anderen Kriegs im Geiste schon voraus. Der Konsul Cn. Lentulus brannte vor Begierde nach dem Aufgabenbereich Afrika; wenn dort noch Krieg war, erhoffte er sich einen leichten Sieg, wenn er zu Ende ging, den Ruhm, daß ein so großer Krieg unter ihm als Konsul beendet worden sei. Daher erklärte er, er werde nicht dulden, daß über etwas verhandelt werde, bevor man Afrika als Aufgabenbereich für ihn bestimmt habe; sein Kollege gab nach, ein maßvoller und kluger Mann, der sah, daß ein Wettstreit um diesen Ruhm mit Scipio, abgesehen davon, daß er unrecht sei, auch ein ungleicher Kampf sein werde. Die Volkstribunen Q. Minucius Thermus und M'. Acilius Glabrio sagten, Cn. Cornelius versuche etwas, was im Vorjahr schon der Konsul Tib. Claudius vergeblich versucht habe; im Auftrag des Senats sei die Frage vor das Volk gebracht worden, wen

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populum esse, cuius vellent imperium in Africa esse; omnes quinque et triginta tribus P. Scipioni id imperium decrevisse. Multis contentionibus et in senatu et ad populum acta res postremo eo deducta est, ut senatui permitterent. Patres igitur iurati - ita enim convenerat censuerunt, uti consules provincias inter se compararent sortirenturve, uter Italiam, uter classem navium quinquaginta haberet; cui classis obvenisset, in Siciliam navigaret; si pax cum Carthaginiensibus componi nequisset, in Africam traiceret; consul mari, Scipio eodem quo adhuc iure imperii terra rem gereret; si condiciones convenirent pacis, tribuni plebis populum rogarent, utrum consulem an P. Scipionem iuberent pacem dare, et quem, si deportandus exercitus victor ex Africa esset, deportare; si pacem per P. Scipionem dari atque ab eodem exercitum deportari iussissent, ne consul ex Sicilia in Africam traiceret. Alter consul, cui Italia evenisset, duas legiones a M. Sextio praetore acciperet.

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P. Scipioni cum exercitibus, quos haberet, in provincia 4 Africa prorogatum imperium. Praetori M. Valerio Faltoni duae legiones in Bruttiis, quibus C . Livius priore anno praefuerat, decretae; P. Aelius praetor duas legiones in Sicilia ab Cn. Tremelio acciperet; legio una M. Fabio in Sardiniam, quam P. Lentulus propraetor habuisset, decernitur. M. Servilio prioris anni consuli cum suis duabus item legionibus in Etruria prorogatum imperium est. Quod ad Hispanias attineret, aliquot annos iam ibi L. Cornelium Lentulum et L. Manlium Acidinum esse; uti consules cum tribunis agerent,ut, si iis videretur, plebem rogarent, cui iuberent in Hispania

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es als Oberbefehlshaber in Afrika haben wolle; alle 3 5 Tribus hätten diesen Oberbefehl P. Scipio zuerkannt. Mit vielen Streitereien wurde die Sache sowohl im Senat als auch vor dem Volk verhandelt, und schließlich lief es darauf hinaus, daß man es dem Senat überließ. Die Väter entschieden also nach einer Vereidigung - denn darauf hatte man sich geeinigt - , die Konsuln sollten sich über die Aufgabenbereiche verständigen oder das Los entscheiden lassen, wer Italien und wer die Flotte von 50 Schiffen haben solle. Wer die Flotte erhalte, solle nach Sizilien fahren. Wenn man den Frieden mit den Karthagern nicht zustande bringen könne, solle er nach Afrika übersetzen; der Konsul solle auf dem Meer, Scipio auf dem Land in demselben Umfang seiner Befehlsgewalt wie bisher den Krieg führen. Wenn man sich auf Friedensbedingungen einige, sollten die Volkstribunen das Volk befragen, ob der Konsul oder P. Scipio den Frieden gewähren und wer, wenn das siegreiche Heer aus Afrika heimgeführt werden müsse, es heimführen solle; wenn sie anordneten, daß P. Scipio den Frieden gewähre und das Heer heimführe, solle der Konsul nicht aus Sizilien nach Afrika übersetzen. Der andere Konsul, der Italien erhalte, solle die beiden Legionen von dem Prätor M. Sextius übernehmen. P. Scipio wurde mit den Heeren, die er hatte, die Befehlsgewalt im Aufgabenbereich Afrika verlängert. Für den Prätor M. Valerius Falto wurden die beiden Legionen im Gebiet der Bruttier bestimmt, die im Vorjahr unter dem Kommando von C . Livius gestanden hatten; der Prätor P. Aelius sollte die beiden Legionen in Sizilien von Cn. Tremelius übernehmen; eine Legion wurde M. Fabius für Sardinien bewilligt, das P. Lentulus als Proprätor gehabt hatte. M. Servilius, dem Konsul des Vorjahres, wurde ebenso mit seinen beiden Legionen die Befehlsgewalt in Etrurien verlängert. Was Spanien angehe, so seien L. Cornelius Lentulus und L. Manlius Acidinus schon eine Reihe von Jahren dort. Die Konsuln sollten mit den Tribunen verhandeln, daß sie, wenn es ihnen gut schien, das Volk befragten, wer in Spanien die Befehlsgewalt

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imperium esse; is ex duobus exercitibus in unam legionem conscriberet Romanos milites et in quindecim cohortes socios Latini nominis, quibus provinciam obtineret; veteres milites L. Cornelius et L. Manlius in Italiam deportarent. Consuli quinquaginta navium classis ex duabus classibus, Cn. Octavi, quae in Africa esset, et P. Villi, quae Siciliae oram tuebatur, decreta, ut, quas vellet naves, deligeret. P. Scipio quadraginta naves Iongas, quas habuisset, haberet; quibus si Cn. Octavium, sicut praefuisset, praeesse vellet, Octavio pro praetore in eum annum imperium esset; si Laelium praeficeret, Octavius Romam decederet reduceretque naves, quibus consuli usus non esset. Et Μ. Fabio in Sardiniam decern longae naves decretae. Et consules duas urbanas legiones scribere iussi, ut quattuordecim legionibus eo anno, centum navibus longis res publica administraretur.

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Tum de legatis Philippi et Carthaginiensium actum. 42 Priores Macedonas introduci placuit; quorum varia ora2 tio fuit partim purgantium, quae questi erant missi ad regem ab Roma legati de populatione sociorum, partim ultro accusantium quidem et socios populi Romani, sed multo infestius M. Aurelium, quem ex tribus ad se mis3 sis legatis dilectu habito substitisse et se bello lacessisse contra foedus et saepe cum praefectis suis signis conlatis pugnasse, (partim) postulantium, ut Macedones dux4 que eorum Sopater, qui apud Hannibalem mercede militassent, tum capti in vinclis essent, sibi restituerentur.

Adversus ea M. Furius missus ad id ipsum ab Aurelio

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haben solle; der solle aus den beiden Heeren römische Soldaten für eine Legion und Bundesgenossen und Latiner für 15 Kohorten auswählen, mit denen er den Aufgabenbereich innehaben solle; L. Cornelius und L. Manlius sollten die alten Soldaten nach Italien heimführen. Dem Konsul wurde eine Flotte von 50 Schiffen aus den beiden Flotten bewilligt, der des Cn. Octavius, die in Afrika lag, und der des P. Villius, die die Küste Siziliens schützte; er sollte die Schiffe, die er wollte, aussuchen. P. Scipio sollte die 40 Kriegsschiffe, die er gehabt hatte, behalten. Wenn er wolle, daß Cn. Octavius wie zuvor weiter das Kommando habe, solle Octavius als Proprätor für dieses Jahr Befehlsgewalt haben; wenn er dagegen Laelius das Kommando übertrage, solle Octavius nach Rom heimkehren und die Schiffe zurückführen, die der Konsul nicht mehr brauche. Auch M. Fabius wurden für Sardinien zehn Kriegsschiffe bewilligt. Und die Konsuln sollten zwei Stadtlegionen ausheben, so daß in diesem Jahr 14 Legionen und 100 Kriegsschiffe dem Staat dienten. Dann wurde über die Gesandten Philipps und der Karthager verhandelt. Man beschloß, als erste die Makedonen vorzulassen. Ihre Ausführungen waren verschiedenartig: teils suchten sie die Beschwerden zu widerlegen, die die Gesandten vorgebracht hatten, die wegen der Plünderung der Bundesgenossen von R o m zum König geschickt worden waren; teils erhoben sie ihrerseits zwar auch Anklage gegen die Bundesgenossen des römischen Volkes, aber noch viel schärfer gegen M. Aurelius: obwohl er einer von den drei zu ihnen geschickten Gesandten gewesen sei, habe er eine Aushebung durchgeführt, sei dort geblieben, habe sie entgegen dem Vertrag zum Krieg gereizt und oft mit ihren Befehlshabern in regelrechter Schlacht gekämpft; teils forderten sie, ihnen die Makedonen und deren Anführer Sopater zurückzugeben, die bei Hannibal gegen Sold gedient hätten, jetzt aber als Gefangene in Fesseln lägen. Dagegen erklärte M. Furius, der gerade zu diesem Zweck von Aurelius aus Makedonien geschickt worden war, sie

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ex Macedonia disseruit Aurelium relictum, ne socii populi Romani fessi populationibus, vi atque iniuria ad regem deficerent; finibus sociorum non excessisse; dedisse operam, ne impune in agros eorum populatores transcenderent. Sopatrum ex purpuratis et propinquis regis esse; eum cum quattuor milibus Macedonum et pecunia missum nuper in Africam esse Hannibali Carthaginiensibusque auxilio. De his rebus interrogati Macedones cum perplexe responderent, neq(uaquam) ipsi mite responsum tulerunt: bellum quaerere regem et, si pergat, propediem inventurum. Dupliciter ab eo foedus violatum, et quod sociis populi Romani iniurias fecerit ac bello armisque lacessiverit et quod hostes auxiliis et pecunia iuverit. Et P. Scipionem recte atque ordine fecisse videri et facere, quod eos, qui arma contra populum Romanum ferentes capti sint, hostium numero in vinclis habeat, et Μ. Aurelium e re publica facere gratumque id senatui esse, quod socios populi Romani, quando iure foederis non possit, armis tueatur.

Cum hoc tam tristi responso dimissis Macedonibus legati Carthaginienses vocati. Q u o r u m aetatibus dignitatibusque conspectis - nam longe primi civitatis erant tum pro se quisque dicere vere de pace agi. Insignis tamen inter ceteros Hasdrubal erat - Haedum populäres cognomine appellabant - , pacis semper auctor adversusque factioni Barcinae. Eo tum plus illi auctoritatis fuit belli culpam in paucorum cupiditatem ab re publica transferenti. Qui cum varia oratione usus esset nunc

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hätten Aurelius zurückgelassen, damit nicht die Bundesgenossen des römischen Volkes, zermürbt durch die Verwüstungen, die Gewalt und das Unrecht, zum König abfielen; er habe das Gebiet der Bundesgenossen nicht verlassen, sich aber Mühe gegeben, daß die Plünderer nicht ungestraft in deren Gebiet hinüberkamen. Sopater gehöre zu den Purpurträgern und den Verwandten des Königs; er sei mit 4000 Makedonen und Geld vor kurzem nach Afrika geschickt worden, um Hannibal und die Karthager zu unterstützen. Als die Makedonen, hierüber befragt, verworren antworteten, erhielten sie selbst eine keineswegs milde Antwort: Der König suche den Krieg, und wenn er so weitermache, werde er ihn demnächst auch bekommen. Der Vertrag sei von ihm in zweifacher Weise verletzt worden, zum einen, indem er den Bundesgenossen des römischen Volkes Unrecht angetan und sie mit Krieg und Waffengewalt gereizt habe, zum anderen, indem er die Feinde mit Hilfstruppen und Geld unterstützt habe. P. Scipio scheine richtig und ordnungsgemäß gehandelt zu haben und zu handeln, wenn er die, die Waffen gegen das römische Volk getragen hätten und in Gefangenschaft geraten seien, als Feinde in Fesseln halte; auch M. Aurelius handle im Interesse des Staates und es sei dem Senat lieb, daß er die Bundesgenossen des römischen Volkes, da er es ja mit dem Recht des Vertrages nicht könne, mit Waffen schütze. Nachdem die Makedonen mit dieser so niederschmetternden Antwort entlassen worden waren, wurden die karthagischen Gesandten hereingerufen. Als man ihr Alter und ihre Würde sah - denn es waren bei weitem die Ersten der Bürgerschaft - , da sagte sich jeder, es werde ehrlich über den Frieden verhandelt. Doch unter den übrigen stach Hasdrubal hervor - seine Landsleute benannten ihn mit dem Beinamen Haedus (Bock) - , der immer zum Frieden geraten hatte und ein Gegner der Barkidenpartei war; um so mehr Überzeugungskraft hatte er, als er die Schuld am Krieg vom Staat weg auf das ehrgeizige Streben einiger weniger schob. Er schlug in seiner Rede verschiedene Töne an: bald wies er die

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purgando crimina, nunc quaedam fatendo, ne impudenter certa negantibus difficilior venia esset, nunc monendo etiam patres conscriptos, ut rebus secundis modeste ac moderate uterentur - si se atque Hannonem audissent Carthaginienses et tempore uti voluissent, daturos fuisse pacis condiciones, quas tunc peterent. Raro simul hominibus bonam fortunam bonamque mentem dari; populum Romanum eo invictum esse, quod in secundis rebus sapere et consulere meminerit. Et hercule mirandum fuisse, si aliter faceret. Ex insolentia, quibus nova bona fortuna sit, impotentes laetitiae insanire; populo Romano usitata ac prope iam obsoleta ex victoria gaudia esse ac plus paene parcendo victis quam vincendo Imperium auxisse - ceterorum miserabilior oratio fuit commemorantium, ex quantis opibus quo reccidissent Carthaginiensium res: nihil iis, qui modo orbem prope terrarum obtinuerint armis, superesse praeter Carthaginis moenia; his inclusos non terra, non mari quicquam sui iuris cernere; urbem quoque ipsam ac penates ita habituros, si non in ea quoque, quo nihil ulterius sit, saevire populus Romanus velit. C u m flecti misericordia patres appareret, senatorum unum infestum perfidiae Carthaginiensium succlamasse ferunt, per quos deos foedus icturi essent, cum eos, per quos ante ictum esset, fefellissent. „Per eosdem" inquit Hasdrubal, „quoniam tam infesti sunt foedera violantibus".

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Inclinatis omnium ad pacem animis Cn. Lentulus 43

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Vorwürfe zurück; bald gab er gewisse Dinge zu, um nicht dadurch, daß sie Erwiesenes schamlos abstritten, die Verzeihung zu erschweren; bald ermahnte er auch die Senatoren, von ihrem Glück besonnenen und maßvollen Gebrauch zu machen. Wenn die Karthager auf ihn und Hanno gehört und die Gelegenheit hätten nutzen wollen, hätten sie die Friedensbedingungen stellen können, um die sie jetzt bäten. Nur selten werde den Menschen zugleich rechtes Glück und rechter Verstand gegeben. Das römische Volk sei dadurch unbesieglich, daß es im Glück nicht vergesse, seinen Verstand zu gebrauchen und zu überlegen; und es wäre beim Herkules verwunderlich gewesen, wenn es anders handeln würde. Weil sie nicht daran gewöhnt seien, könnten Leute, für die das Glück etwas Neues sei, ihre Freude nicht beherrschen und verlören den Verstand; für das römische Volk sei die Freude über den Sieg dagegen etwas Vertrautes und fast schon Alltägliches; und es habe sein Machtgebiet fast mehr durch Schonen der Besiegten als durch Siege ausgedehnt. Die Äußerungen der anderen waren eher mitleiderregend; sie wiesen darauf hin, aus welch großer Machtfülle der Staat der Karthager so tief gestürzt sei; ihnen, die eben noch fast den Erdkreis mit ihren Waffen in Besitz gehabt hätten, sei nichts übriggeblieben als die Mauern Karthagos. In ihnen eingeschlossen, sähen sie weder auf dem Lande noch auf dem Meer etwas, worüber sie Herr wären; auch ihre Stadt selbst und ihre Häuser würden sie nur dann noch haben, wenn das römische Volk nicht auch daran seine Wut auslassen wolle, das Schlimmste, was es geben könne. Als ersichtlich wurde, daß die Väter aus Mitleid umgestimmt wurden, soll einer der Senatoren, der über die Treulosigkeit der Karthager erbost war, gerufen haben, bei welchen Göttern sie den Vertrag schließen würden, da sie die, bei denen er zuvor geschlossen worden sei, hintergangen hätten. Hasdrubal erwiderte: „Bei denselben, da sie ja Vertragsbrüchigen so feindlich begegnen." Während alle zum Frieden geneigt waren, erhob der Kon-

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consul, cui classis provincia erat, senatus consulto intercessit. Tum Μ'. Acilius et Q . Minucius tribuni plebis ad populum tulerunt, vellent iuberentne senatum decernere, ut cum Carthaginiensibus pax fieret; et quem earn pacem dare quemque ex Africa exercitum deportare iuberent. D e pace „Uti rogas" omnes tribus iusserunt; pacem dare P. Scipionem, eundem exercitum deportare. Ex hac rogatione senatus decrevit, ut P. Scipio ex decern legatorum sententia pacem cum populo Carthaginiensi, quibus legibus ei videretur, faceret.

Gratias deinde patribus egere Carthaginienses et petierunt, ut sibi in urbem introire et colloqui cum civibus suis liceret, qui capti in publica custodia essent; esse in iis partim propinquos amicosque suos, nobiles homines, partim ad quos mandata a propinquis haberent. Q u i b u s conventis cum rursus peterent, ut sibi, quos vellent, ex iis redimendi potestas fieret, iussi nomina edere; et cum ducenta ferme ederent, senatus consultum factum est, ut legati Romani ducentos ex captivis, quos Carthaginienses vellent, ad P. Cornelium in Africam deportarent nuntiarentque ei, ut, si pax convenisset, sine pretio eos Carthaginiensibus redderet.

Fetiales cum in Africam ad foedus feriundum ire iuberentur, ipsis postulantibus senatus consultum in haec verba factum est, ut privos lapides silices privasque verbenas secum ferrent, ut, ubi praetor Romanus iis imperaret, ut foedus ferirent, illi praetorem sagmina poscerent. Herbae id genus ex arce sumptum fetialibus dari solet.

Ita dimissi ab R o m a Carthaginienses cum in Africam

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sul Cn. Lentulus, dessen Aufgabenbereich die Flotte war, Einspruch gegen den Senatsbeschluß. Daraufhin brachten die Volkstribunen M'. Acilius und Q. Minucius die Frage vor das Volk, ob es wolle und anordne, daß der Senat festsetze, mit den Karthagern solle Frieden geschlossen werden; und sie sollten bestimmen, wer diesen Frieden gewähren und wer das Heer aus Afrika heimführen solle. Bezüglich des Friedens stimmten alle Tribus mit Ja; den Frieden gewähren solle P. Scipio, er solle auch das Heer heimführen. Aufgrund dieser Befragung entschied der Senat, P. Scipio solle unter Mitwirkung von zehn Kommissaren zu den Bedingungen, die ihm gut schienen, Frieden mit dem karthagischen Volk schließen. Die Karthager dankten dann den Senatoren und baten darum, in die Stadt gehen und mit ihren Mitbürgern sprechen zu dürfen, die als Gefangene in staatlichem Gewahrsam seien; unter ihnen seien teils ihre Verwandten und Freunde, vornehme Leute, teils solche, für die sie Aufträge von Seiten ihrer Verwandten hätten. Als sie mit ihnen zusammengekommen waren und weiter baten, ihnen die Möglichkeit zu geben, die, die sie wollten, loszukaufen, forderte man sie auf, die Namen anzugeben, und als sie etwa 200 angaben, erging ein Senatsbeschluß, die Mitglieder der römischen Kommission sollten die 200 von den Gefangenen, welche die Karthager wollten, zu P. Cornelius nach Afrika schaffen und ihm mitteilen, er solle sie, wenn der Friede zustande gekommen sei, ohne Lösegeld den Karthagern zurückgeben. Als die Fetialen aufgefordert wurden, zum Abschluß des Vertrages nach Afrika zu gehen, erging auf ihre Forderung hin folgender Senatsbeschluß: Sie sollten jeder einen Kieselstein und jeder ein Kräuterbüschel mit sich führen; sobald der römische Feldherr ihnen befehle, den Vertrag zu schließen, sollten sie von dem Feldherrn die heiligen Büschel fordern. Üblicherweise wird diese Art Kräuter von der Burg genommen und den Fetialen gegeben. So wurden die Karthager aus Rom entlassen. Als sie nach

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venissent ad Scipionem, quibus ante dictum est legibus, pacem fecerunt. Naves longas, elephantos, perfugas, fugitivos, captivorum quattuor milia tradiderunt, inter quos Q. Terentius Culleo senator fuit. Naves provectas in altum incendi iussit. Quingentas fuisse omnis generis, quae remis agerentur, quidam tradunt; quarum conspectum repente incendium tarn lugubre fuisse Poenis, quam si ipsa Carthago arderet. De perfugis gravius quam de fugitivis consultum; nominis Latini qui erant, securi percussi, Romani in crucem sublati.

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Annis ante quadraginta pax cum Carthaginiensibus 44 postremo facta erat Q. Lutatio, A. Manlio consulibus. Bellum initum annis post tribus et viginti P. Cornelio, 2 Tib. Sempronio consulibus, finitum est septimo decimo anno Cn. Cornelio, P. Aelio consulibus. Saepe postea 3 ferunt Scipionem dixisse Tib. Claudi primum cupiditatem, deinde Cn. Cornell fuisse in mora, quo minus id bellum exitio Carthaginis finiret. Carthagini cum prima conlatio pecuniae diutino bello exhaustis difficilis videretur maestitiaque et fletus in curia esset, ridentem Hannibalem ferunt conspectum. Cuius cum Hasdrubal Haedus risum increparet in publico fletu, cum ipse lacrimarum causa esset, „Si, quem ad modum oris habitus cernitur oculis" inquit, „sie et animus intus cerni posset, facile vobis appareret non laeti, sed prope amentis malis cordis hunc, quem increpatis, risum esse; qui tamen nequaquam adeo est intempestivus, quam vestrae istae absurdae atque abhorrentes lacrimae sunt. Tunc flesse decuit, cum adempta sunt nobis arma, incensae naves, interdictum externis

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Afrika zu Scipio gekommen waren, schlossen sie zu den oben genannten Bedingungen Frieden. Sie übergaben die Kriegsschiffe, Elefanten, Uberläufer, entlaufenen Sklaven und 4000 Gefangene, darunter den Senator Q. Terentius Culleo. Scipio ließ die Schiffe aufs offene Meer hinausfahren und anzünden. Einige überliefern, es seien 500 jeder Art gewesen, die mit Rudern fortbewegt wurden; als die Karthager plötzlich das Feuer auf ihnen sahen, soll das für sie so schmerzlich gewesen sein, als wenn Karthago selbst in Flammen stände. Mit den Uberläufern verfuhr man härter als mit den entlaufenen Sklaven: wer Latiner war, wurde mit dem Beil enthauptet, die Römer gekreuzigt. Vor vierzig Jahren war zuletzt Friede mit den Karthagern geschlossen worden, als Q. Lutatius und A. Manlius Konsuln waren. Der Krieg begann 23 Jahre später im Konsulat von P. Cornelius und Tib. Sempronius, beendet wurde er im 17. Jahr unter den Konsuln Cn. Cornelius und P. Aelius. Scipio soll später oft gesagt haben, zunächst habe ihn die Ruhmsucht des Tib. Claudius, dann die des Cn. Cornelius daran gehindert, diesen Krieg mit dem Untergang Karthagos zu beenden. Als in Karthago das erste Aufbringen des Geldes den von dem langen Krieg Erschöpften schwierig schien und man im Senatsgebäude trauerte und weinte, sah man Hannibal lachen, wie es heißt. Als Hasdrubal Haedus ihm vorwarf, daß er bei dem allgemeinen Weinen lache, w o er doch selbst die Ursache der Tränen sei, sagte er: „Wenn man so, wie man den äußeren Gesichtsausdruck mit den Augen sieht, auch sehen könnte, wie einem im Inneren zumute ist, würde euch unschwer klar werden, daß dieses Lachen, das ihr tadelt, nicht das eines fröhlichen, sondern eines durch das Unheil fast außer sich geratenen Herzens ist; doch es ist keineswegs so unangebracht, wie es diese eure sinnlosen und unpassenden Tränen sind. Damals hättet ihr weinen müssen, als uns die Waffen genommen, die Schiffe in Brand gesteckt und auswärtige Kriege verboten wurden; denn an jener Wunde

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bellis; illo enim vulnere concidimus. Nec est, cur vos otio vestro consultum ab Romanis credatis. Nulla magna civitas diu quiescere potest; si foris hostem non habet, domi invenit, ut praevalida corpora ab externis causis tuta videntur, sed suis ipsa viribus onerantur. Tantum nimirum ex publicis malis sentimus, quantum ad privatas res pertinet, nec in iis quicquam acrius quam pecuniae damnum stimulat. Itaque cum spolia victae Carthagini detrahebantur, cum inermem iam ac nudam destitui inter tot armatas gentes Africae cerneretis, nemo ingemuit; nunc, quia tributum ex privato conferendum est, tamquam in publico funere comploratis. Quam vereor, ne propediem sentiatis levissimo in malo vos hodie lacrimasse." Haec Hannibal apud Carthaginienses.

Scipio contione advocata Masinissam ad regnum paternum Cirta oppido et ceteris urbibus agrisque, quae ex regno Syphacis in populi Romani potestatem venissent, adiectis donavit. Cn. Octavium classem in Siciliam ductam Cn. Cornelio consuli tradere iussit, legatos Carthaginiensium Romam proficisci, ut, quae ab se ex decern legatorum sententia acta essent, ea patrum auctoritate populique iussu confirmarentur.

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Pace terra marique parta, exercitu in naves imposito 45 in Siciliam Lilybaeum traiecit. Inde magna parte mili1 tum navibus missa ipse per laetam pace non minus quam victoria Italiam effusis non urbibus modo ad habendos

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sind wir zusammengebrochen. Und es besteht kein Anlaß, zu glauben, die Römer hätten für eure Ruhe gesorgt. Keine große Bürgerschaft kann lange ruhig bleiben; wenn sie draußen keinen Feind hat, findet sie ihn zu Hause, wie ja auch kraftstrotzende Körper vor äußeren Krankheitsursachen sicher zu sein scheinen, aber an ihren eigenen Kräften schwer zu tragen haben. Natürlich, wir spüren von dem Unglück des Staates nur das, was unsere persönlichen Verhältnisse berührt; und dabei regt uns nichts mehr auf als der Verlust des Geldes. Daher hat niemand geseufzt, als dem besiegten Karthago die Rüstung genommen wurde, obwohl ihr saht, daß es da waffenlos und nackt unter so vielen bewaffneten Völkerschaften Afrikas hilflos zurückgelassen wurde; jetzt, w o eine Abgabe aus Privatmitteln aufgebracht werden muß, jammert ihr laut, als wenn der Staat zu Grabe getragen würde. Wie sehr fürchte ich, daß ihr bald merkt, daß das Übel, über das ihr heute weint, das geringste gewesen ist." Dies sagte Hannibal vor den Karthagern. Scipio berief eine Heeresversammlung ein und beschenkte Masinissa neben seinem väterlichen Königreich zusätzlich noch mit der Stadt Cirta und den übrigen Städten und Ländereien, die vom Königreich des Syphax in die Gewalt des römischen Volkes gekommen waren. Dem Cn. Octavius befahl er, die Flotte nach Sizilien zu führen und sie dem Konsul Cn. Cornelius zu übergeben, den Gesandten der Karthager, nach R o m zu gehen, damit die Entscheidungen, die er in Ubereinstimmung mit den Ratschlägen der zehn Kommissare getroffen hatte, durch einen Beschluß des Senats und die Anordnung des Volkes bestätigt würden. Nachdem der Friede auf dem Lande und auf dem Meer errungen war, ließ er das Heer die Schiffe besteigen und setzte nach Lilybaeum auf Sizilien über. Von dort schickte er einen großen Teil seiner Soldaten zu Schiff weiter; er selbst gelangte durch Italien, das sich über den Frieden nicht weniger freute als über den Sieg und w o man nicht nur aus den Städten herausströmte, um ihm Ehre zu erweisen, sondern

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honores, sed agrestium etiam turba obsidente vias Romam pervenit triumphoque omnium clarissimo urbem est invectus. Argenti tulit in aerarium pondo centum viginti tria milia. Militibus ex praeda quadringenos aeris divisit. Morte subtractus spectaculo magis hominum quam triumphantis gloriae Syphax est Tiburi haud ita multo ante mortuus, quo ab Alba traductus fuerat. Conspecta tamen mors eius fuit, quia publico funere est elatus. Hunc regem in triumpho ductum Polybius, haudquaquam spernendus auctor, tradit. Secutus Scipionem triumphantem est pilleo capiti imposito Q . Terentius Culleo omnique deinde vita, ut dignum erat, libertatis auctorem coluit. Africani cognomen militaris prius favor an popularis aura celebraverit an sicuti Felicis Sullae Magnique Pompei patrum memoria coeptum ab adsentatione familiari sit, parum compertum habeo. Primus certe hie imperator nomine victae ab se gentis est nobilitatus; exemplo deinde huius nequaquam victoria pares insignes imaginum titulos claraque cognomina familiarum ceperunt.

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auch Scharen der Landbevölkerung die Wege belagerten, nach R o m und zog in dem berühmtesten aller Triumphzüge in die Stadt ein. E r brachte 123000 Pfund Silber in den Staatsschatz. Jedem Soldaten teilte er aus der Beute 400 As zu. Syphax wurde durch den Tod mehr der Schaulust der Menge als dem Ruhm des Triumphierenden entzogen; er starb kurz zuvor in Tibur, wohin er von Alba aus gebracht worden war. Sein Tod erregte jedoch Aufsehen, weil er auf Staatskosten bestattet wurde. Polybios, ein keineswegs zu verachtender Gewährsmann, überliefert, dieser König sei im Triumphzug mitgeführt worden. Q. Terentius Culleo folgte Scipio bei dem Triumph mit einer Filzkappe auf dem Kopf, und er verehrte ihn dann sein ganzes Leben lang, wie es recht war, als den Mann, dem er seine Freiheit verdankte. Ob den Beinamen Africanus zuerst die Zuneigung der Soldaten oder die Gunst des Volkes in Umlauf gebracht hat, oder ob er, wie zur Zeit unserer Väter bei Felix Sulla und Magnus Pompejus, von der Schmeichelei seiner Freunde ausging, habe ich nicht recht in Erfahrung bringen können. Dieser Feldherr ist jedenfalls als erster mit dem Namen des von ihm besiegten Volkes geehrt worden. Nach seinem Beispiel erhielten dann andere, die keineswegs vergleichbare Siege errungen hatten, auszeichnende Titel für ihre Bildnisse und berühmte Beinamen für ihre Familien.

PERIOCHAE LIBRI XXVII

PERIOCHA

Cn. Fulvius proconsul cum exercitu ab Hannibale ad Herdoneam caesus est. Meliore eventu ab Claudio Marcello consule adversus eundem ad Numistronem pugnatum est. Inde Hannibal nocte recessit; Marcellus insecutus est et subinde cedentem pressit, donee confligeret; priore pugna Hannibal superior, sequenti Marcellus. Fabius Maximus pater consul Tarentinos per proditionem recepit. Claudius Marcellus, Τ. Quinctius Crispinus consules speculandi causa progressi e castris insidiis ab Hannibale circumventi sunt; Marcellus occisus, Crispinus fugit. Lustrum a censoribus conditum est. Censa sunt civium capita CXXXVIICVIII; ex quo numero apparuit, quantum hominum tot proeliorum adversa fortuna populo Romano abstulisset. In Hispania ad Baeculam Scipio cum Hasdrubale et Hamilcare conflixit et vicit. Inter alia captum regalem puerum eximiae formae ad avunculum Masinissam cum donis dimisit. Hasdrubal, qui cum exercitu novo Alpes transcenderat, ut se Hannibali iungeret, cum milibus hominum LVI caesus est, capta V CCCC M. Livi consulis ductu, sed non minore opera Claudi Neronis consulis, qui, cum Hannibali oppositus esset, relictis castris ita, ut hostem falleret, cum electa manu profectus Hasdrubalem circumvenerat. Res praeterea feliciter a P. Scipione in Hispania et a P.

DIE A N T I K E N

INHALTSANGABEN

INHALT VON BUCH XXVII

Der Prokonsul Cn. Fulvius wurde mit seinem Heer von Hannibal bei Herdonea erschlagen. Mit günstigerem Ausgang kämpfte der Konsul Claudius Marcellus gegen ihn bei Numistro. Von dort zog Hannibal bei Nacht ab. Marcellus setzte ihm nach und bedrängte ihn auf seinem Rückzug immerzu, bis er kämpfte; in einer ersten Schlacht war Hannibal überlegen, in einer folgenden Marcellus. Der Konsul Fabius Maximus, der Vater, nahm Tarent durch Verrat wieder in Besitz. Die Konsuln Claudius Marcellus und T. Quinctius Crispinus, die zum Erkunden aus ihrem Lager ausgeritten waren, wurden von Hannibal in einem Hinterhalt umzingelt; Marcellus fiel, Crispinus entfloh. Das Reinigungsopfer wurde von den Zensoren durchgeführt. Vom Zensus erfaßt wurden 1 3 7 108 Bürger; aus dieser Zahl ging hervor, wieviel Menschen das widrige Geschick so vieler Kämpfe dem römischen Volk entrissen hatte. In Spanien kämpfte Scipio bei Baecula mit Hasdrubal und Hamilkar und siegte. Einen Knaben aus königlichem Geschlecht und von außerordentlicher Schönheit, der neben anderem in seine Hand gefallen war, entließ er mit Geschenken zu seinem Onkel Masinissa. Hasdrubal, der mit einem neuen Heer die Alpen überschritten hatte, um sich mit Hannibal zu vereinigen, wurde mit 56000 Mann erschlagen, in Gefangenschaft gerieten 5 400; den Oberbefehl hatte dabei der Konsul M. Livius, aber nicht geringer war der Anteil des Konsuls Claudius Nero, der zwar Hannibal bekämpfen sollte, doch sein Lager verlassen hatte, wobei er den Feind täuschte, mit einer erlesenen Schar abgerückt war und Hasdrubal umzingelt hatte. Außerdem enthält das Buch erfolgreich durchgeführ-

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Periochae

Sulpicio praetore adversus Philippum et Achaeos gestas continet. LIBRI XXVIII P E R I O C H A

Res in Hispania prospere gestae a Silano Scipionis legato et ab L. Scipione fratre adversus Poenos, a P. Sulpicio proconsule socio Attalo rege Asiae adversus Philippum regem Macedonum pro Aetolis referuntur. Cum M. Livio et Claudio Neroni consulibus triumphus decretus esset, Livius, qui in provincia sua rem gesserat, quadrigis invectus est, Nero, qui in collegae provinciam, ut victoriam eius adiuvaret, venerat, equo secutus est, et in hoc habitu plus gloriae reverentiaeque habuit; nam et plus in bello quam collega fecerat. Ignis in aede Vestae neglegentia virginis, quae non custodierat, exstinctus est; caesa est flagro. P. Scipio in Hispania cum Poenis debellavit XIIII anno eius belli, quinto post anno, quam ierat, praeclusisque in totum possessione provinciae eius hostibus Hispanias recepit; et a Tarracone in Africam ad Syphacem regem Massyliorum transvectus foedus iunxit. Hasdrubal Gisgonis ibi cum eo in eodem lecto cenavit. Munus gladiatorium in honorem patris patruique Carthagine Nova edidit, non ex gladiatoribus, sed ex his, qui aut in honorem ducis aut ex provocatione descendebant; in quo reguli fratres de regno ferro contenderunt. Cum Gisia urbs obpugnaretur, oppidani liberos et coniuges rogo exstructo occiderunt et se insuper praecipitaverunt. Ipse Scipio, dum gravi morbo implicitus

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te Unternehmungen des P. Scipio in Spanien und des Prätors P. Sulpicius gegen Philipp und die Achäer. I N H A L T VON B U C H XXVIII

In Spanien glücklich durchgeführte Unternehmungen des Silanus, des Legaten Scipios, und seines Bruders L. Scipio gegen die Punier werden berichtet und solche des Prokonsuls P. Sulpicius im Bunde mit Attalos, dem König von Kleinasien, gegen Philipp zugunsten der Ätoler. Als den Konsuln M. Livius und Claudius Nero der Triumph bewilligt worden war, zog Livius, der in seinem Amtsbereich den Oberbefehl gehabt hatte, mit einem Viergespann ein; Nero, der in den Amtsbereich seines Kollegen gekommen war, um ihm zum Sieg zu verhelfen, folgte zu Pferde, und in diesem Aufzug genoß er mehr Ruhm und Achtung; denn er hatte auch im Krieg mehr geleistet als sein Kollege. Das Feuer im Tempel der Vesta erlosch durch die Unachtsamkeit einer Jungfrau, die es nicht im Auge behalten hatte; sie wurde mit der Geißel gezüchtigt. P. Scipio brachte in Spanien den Krieg mit den Puniern zu Ende im 14. Jahr dieses Krieges, im fünften Jahr nach seiner Ankunft, Schloß die Feinde ganz vom Besitz dieser Provinz aus und gewann Spanien zurück. Und von Tarraco aus setzte er nach Afrika über zu Syphax, dem König der Massylier, und Schloß mit ihm einen Vertrag. Hasdrubal, der Sohn Gisgos, speiste dort mit ihm auf demselben Speisesofa. In Neu-Karthago veranstaltete er ein Gladiatorenspiel zu Ehren seines Vaters und seines Onkels, nicht mit Gladiatoren, sondern mit Leuten, die zu Ehren des Feldherrn oder aufgrund einer Herausforderung in die Arena hinabstiegen; dabei kämpften Prinzen, die Brüder waren, mit dem Schwert um die Königsherrschaft. Als die Stadt Gisia angegriffen wurde, töteten die Bürger ihre Kinder und Frauen auf einem Scheiterhaufen, den sie errichtet hatten, und stürzten sich obendrein hinein. Während Scipio selbst von einer schweren Krankheit befallen war, brach in einem

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est, seditionem in parte exercitus motam confirmatus discussit rebellantesque Hispaniae populos coegit in deditionem venire. Et amicitia facta cum Masinissa rege Numidarum, qui illi auxilium, si in Africam traiecisset, pollicebatur, cum Gaditanis quoque post discessum inde Magonis, cui Carthagine scriptum erat, ut in Italiam traiceret, R o m a m reversus consulque creatus. Africam provinciam petenti contradicente Q . Fabio Maximo Sicilia data est permissumque, ut in Africam traiceret, si id e re publica esse censeret. Mago Hamilcaris filius a minore Baliari insula, ubi hiemaverat, in Italiam traiecit.

L I B R I XXIX P E R I O C H A

Ex Sicilia C. Laelius in Africam a Scipione missus ingentem praedam reportavit et mandata Masinissae Scipioni exposuit querentis, quod nondum exercitum in Africam traiecisset. Bellum in Hispania finitum victore Romano, quod Indibilis excitaverat; ipse in acie occisus, Mandonius exposcentibus Romanis a suis deditus. Magoni, qui Albingauni in Liguribus erat, ex Africa et militum ampla manus missa et pecuniae, quibus auxilia conduceret, praeceptumque, ut se Hannibali coniungeret. Scipio a Syracusis in Bruttios traiecit et Locros pulso Punico praesidio fugatoque Hannibale recepit. Pax cum Philippo facta est. Mater Idaea deportata est Romam a Pessinunte, oppido Phrygiae, carmine in libris Sibyllinis invento pelli Italia alienigenam hostem posse, si mater Idaea

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Teil seines Heeres eine Meuterei aus; sobald er wieder gesund war, schlug er sie nieder und zwang die Völker Spaniens, die den Krieg Wiederaufnahmen, sich zu unterwerfen. Und er schloß Freundschaft mit Masinissa, dem König der Numider, der ihm Hilfe versprach, wenn er nach Afrika übersetze, auch mit den Leuten von Gades, nachdem Mago von dort weggegangen war, dem man aus Karthago geschrieben hatte, er solle nach Italien übersetzen. Dann kehrte er nach Rom zurück und wurde zum Konsul gewählt. Als er Afrika als Aufgabengebiet haben wollte, sprach sich Q. Fabius Maximus dagegen aus, und man gab ihm Sizilien und erlaubte ihm, nach Afrika überzusetzen, wenn er meine, das sei im Interesse des Staates. Mago, der Sohn Hamilkars, setzte von der kleineren Insel der Baliaren, wo er überwintert hatte, nach Italien über. I N H A L T VON B U C H X X I X

C. Laelius, den Scipio von Sizilien aus nach Afrika geschickt hatte, brachte ungeheure Beute zurück und teilte Scipio die Aufträge Masinissas mit, der sich darüber beklagte, daß er sein Heer noch nicht nach Afrika hinübergeschafft habe. Der Krieg in Spanien, den Indibilis ausgelöst hatte, wurde mit einem römischen Sieg beendet; er selbst fiel in der Schlacht, Mandonius wurde auf Forderung der Römer von seinen Landsleuten ausgeliefert. Mago, der sich in Albingaunum im Gebiet der Ligurer befand, wurde aus Afrika eine ansehnliche Schar geschickt und Geldmittel, mit denen er Hilfstruppen anwerben sollte, und ihm wurde befohlen, sich mit Hannibal zu vereinigen. Scipio ging von Syrakus ins Gebiet der Bruttier hinüber und nahm Locri, nachdem er die punische Besatzung vertrieben und Hannibal in die Flucht geschlagen hatte. Mit Philipp wurde Frieden geschlossen. Die Mutter vom Ida wurde aus Pessinus, einer Stadt in Phrygien, nach Rom geschafft, nachdem man in den Sibyllinischen Büchern den Spruch gefunden hatte, der Feind aus der

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deportata Romam esset. Tradita est autem Romanis per Attalum, regem Asiae; lapis erat, quern matrem deum incolae dicebant. Excepit P. Scipio Nasica Cn. filius eius, qui in Hispania perierat, vir optimus a senatu iudicatus, adulescens nondum quaestorius, quoniam ita responsum iubebat, ut id numen ab optimo viro exciperetur consecrareturque. Locrenses legatos Romam miserunt, qui de inpudentia Plemini legati quererentur, qui pecuniam Proserpinae sustulerat et liberos eorum ac coniuges stupraverat. In catenis Romam perductus in carcere est mortuus. Cum falsus rumor de P. Scipione proconsule, qui in Sicilia erat, in urbem perlatus esset, tamquam is luxuriaretur, missis ob hoc legatis a senatu, qui explorarent, an ea vera essent, purgatus infamia Scipio in Africam permissu senatus traiecit. Syphax accepta in matrimonium filia Hasdrubalis Gisgonis amicitiam, quam cum Scipione iunxerat, renuntiavit. Masinissa, rex Massyliorum, dum pro Carthaginiensibus in Hispania militat, amisso patre Gala de regno exciderat. Q u o per bellum saepe repetito aliquot proeliis a Syphace, rege Numidarum, victus in totum privatus est et cum ducentis equitibus exsul Scipioni se iunxit et cum eo primo statim bello Hannonem Hamilcaris filium cum ampla manu occidit. Scipio adventu Hasdrubalis et Syphacis, qui prope cum centum milibus armatorum venerant, ab obsidione Uticae depulsus hiberna communiit. Sempro-

Inhaltsangaben Fremde könne aus Italien vertrieben werden, wenn man die Mutter vom Ida nach R o m schaffe. Sie wurde aber den Römern von Attalos, dem König von Kleinasien, übergeben; es war ein Stein, den die Einwohner als Mutter der Götter bezeichneten. R Scipio Nasica, der Sohn jenes Gnaeus, der in Spanien umgekommen war, nahm sie entgegen, der vom Senat als der beste Mann beurteilt worden war, ein junger Mann, der noch nicht das Quästorenalter hatte, weil der Orakelspruch es ja so befahl, daß diese Gottheit von dem besten Mann in Empfang genommen und geweiht werden solle. Die Einwohner von Locri schickten Gesandte nach Rom, die sich über die Schamlosigkeit des Legaten Pleminius beklagen sollten, der das Geld der Proserpina weggenommen und ihre Kinder und Frauen geschändet hatte. E r wurde in Ketten nach Rom gebracht und starb im Kerker. Da ein falsches Gerücht über den Prokonsul P. Scipio, der sich in Sizilien befand, in die Stadt gelangte, als führe er ein ausschweifendes Leben, wurden deswegen Gesandte vom Senat geschickt, die herausfinden sollten, ob das wahr sei; aber Scipio konnte das üble Gerücht widerlegen und setzte mit Genehmigung des Senats nach Afrika über. Syphax erhielt die Tochter Hasdrubals, des Sohnes Gisgos, zur Frau und kündigte die Freundschaft auf, die er mit Scipio geschlossen hatte. Masinissa, der König der Massylier, hatte, während er auf der Seite der Karthager in Spanien Kriegsdienste tat, nach dem Tode seines Vaters Gala die Königsherrschaft nicht erlangt. Er suchte sie oftmals im Krieg zurückzugewinnen, wurde aber in mehreren Kämpfen von Syphax, dem König der Numider, besiegt und ihrer völlig beraubt, Schloß sich als Vertriebener mit 200 Reitern Scipio an und tötete als sein Verbündeter gleich zu Beginn des Feldzugs Hanno, den Sohn Hamilkars, mit einer ansehnlichen Schar. Durch die Ankunft von Hasdrubal und Syphax, die mit fast 100000 Bewaffneten gekommen waren, wurde Scipio gezwungen, die Belagerung von Utica aufzugeben, und bezog ein festes Winterlager. Der Konsul Sempronius kämpfte im Gebiet

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nius consul in agro Crotoniensi prospere adversus Hannibalem pugnavit. Inter censores M. Livium et Claudium Neronem notabilis discordia fuit. Nam et Claudius Livio collegae equum ademit, quod a populo damnatus actusque in exilium fuerat, et Livius Claudio, quod falsum in se testimonium dixisset et quod non bona fide secum in gratiam redisset. Idem omnes tribus extra unam aerarias reliquit, quod et innocentem se damnassent et posthac consulem censoremque fecissent. Lustrum a censoribus conditum est. Censa sunt civium capita CCXIIII. LIBRI XXX P E R I O C H A

Scipio in Africa Carthaginienses et eundem Syphacem Numidiae regem Hasdrubalemque pluribus proeliis vicit adiuvante Masinissa; bina hostium castra expugnavit, in quibus quadraginta milia hominum ferro ignique consumpta sunt. Syphacem per C. Laelium et Masinissam cepit. Masinissa Sophonibam, uxorem Syphacis, filiam Hasdrubalis, captam statim adamavit et nuptiis factis uxorem habuit. Castigatus a Scipione venenum ei misit, quo ilia hausto decessit. Effectumque multis Scipionis victoriis, ut Carthaginienses in desperationem acti in auxilium publicae salutis Hannibalem revocarent. Isque anno sexto decimo Italia decedens in Africam traiecit temptavitque per conloquium pacem cum Scipione conponere, et cum de condicionibus pacis non convenisset, acie victus est. Pax Carthaginiensibus petentibus data est. Hannibal Gisgonem pacem dissuadentem manu sua detraxit; excusata deinde temeritate facti ipse pacem suasit. Masinissae regnum restitutum est.

Reversus in urbem Scipio amplissimum nobilissi-

Inhaltsangaben von Croton erfolgreich gegen Hannibal. Zwischen den Zensoren M. Livius und Claudius Nero gab es einen bemerkenswerten Streit; denn Claudius nahm seinem Kollegen Livius das Pferd, weil er vom Volk verurteilt und in die Verbannung geschickt worden war, ebenso Livius dem Claudius, weil er falsches Zeugnis abgelegt und sich mit ihm nicht aufrichtig versöhnt habe. E r versetzte auch alle Tribus bis auf eine unter die Aerarier, weil sie ihn unschuldig verurteilt und später zum Konsul und Zensor gemacht hatten. Das Reinigungsopfer wurde von den Zensoren durchgeführt. Vom Zensus erfaßt wurden 214 oooMann. I N H A L T VON B U C H XXX

Scipio besiegte in Afrika die Karthager und den nämlichen Syphax, den König von Numidien, und Hasdrubal in mehreren Kämpfen, von Masinissa unterstützt; er eroberte zwei Lager der Feinde, in denen 40 000 Mann mit Schwert und Feuer dahingerafft wurden. Syphax nahm er mit Hilfe von C . Laelius und Masinissa gefangen. Masinissa verliebte sich sogleich in die gefangene Sophoniba, die Frau des Syphax, die Tochter Hasdrubals, heiratete sie und hatte sie zur Frau. Von Scipio getadelt, schickte er ihr Gift; sie nahm es und starb. Durch die vielen Siege Scipios wurde erreicht, daß die Karthager, zur Verzweiflung getrieben, Hannibal zurückriefen, damit er helfe, ihren Staat zu retten. Und er verließ im 16. Jahr Italien, setzte nach Afrika über und versuchte in einem Gespräch mit Scipio Frieden zu schließen; nachdem sie sich über die Friedensbedingungen nicht hatten einigen können, wurde er in einer Schlacht besiegt. Den Karthagern wurde auf ihre Bitte hin Friede gewährt. Hannibal zog Gisgo, der vom Frieden abriet, eigenhändig von der Rednerbühne herunter. E r entschuldigte sich dann für die Unbesonnenheit der Handlung und riet selbst zum Frieden. Masinissa erhielt die Königsherrschaft zurück. In die Stadt zurückgekehrt, feierte Scipio einen sehr

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mumque egit triumphum, quem Q. Terentius Culleo senator pilleatus secutus est. Scipio Africanus incertum militari prius favore an populari aura ita cognominatus sit; primus certe hie imperator victae a se nomine gentis nobilitatus est.

Mago bello, quo in agro Insubrium cum Romanis conflixerat, vulneratus, dum in Africam per legatos revocatus revertitur, ex vulnere mortuus est.

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prächtigen und sehr denkwürdigen Triumph, bei dem ihm der Senator Q. Terentius Culleo mit einer Filzkappe folgte. Ob Scipio den Beinamen Africanus zuerst durch seine Beliebtheit bei den Soldaten oder durch die Gunst des Volkes erhielt, ist ungewiß; jedenfalls ist dieser Feldherr als erster mit dem Namen der von ihm besiegten Völkerschaft gefeiert worden. Mago war in dem Krieg, den er im Gebiet der Insubrer mit den Römern geführt hatte, verwundet worden, und während er, durch Gesandte nach Afrika zurückgerufen, zurückfuhr, starb er an der Wunde.

P A P Y R U S R Y L A N D S 491 col. II ]δεναι [..] ταδ[. ... πε]μψάμενοιτοϊς πρεσβ]ευταΐς έδωκαν το]ύς όρκους καϊ έλυσ]ανήδητήν αίχμα]λωσίαν των έχθρων άκηκοότες .. ,εύ]πειθεστερ ]τ[ο]ύςπαροχε]τας περί των όρκίων] έξαπέστειλαν σ]ύν τοις άπό της Καρχηδόνος και πα]ρ' αύτών τούς άποίσοντας τά όρκια και ληψομένους παρ' αύτών. οι μεν οΰν άπό 'Ρώμης κατήραν εις τήν τοϋ Σκιπίωνος πάλιν [οι] δέ Φοίνικες ώς ήκον εις τήν Καρχηδόνα και τά διοικημένα [π]ερί 25 της ειρήνης [ήγγέιλαν] .'



..] ν[

] ωτακ.[.

col. I l l θ[ β?ϊ.'.'... . 35 των [ έξ[ πρός αύτο[ΰς άθετοϋντε[ς τούς όρκους, απέστειλαν 40 φέροντας άντ[ι τής ειρήνης τον πό[λεμον. τούτο [υ μεν ουν άγγελθέντ[ος άμφοτέροις [τοις 45 στρα[τοπέδοις... μέν[ δυ[ χ[

P A P Y R U S R Y L A N D S 491 . . . sie schickten..., leisteten den Gesandten die Eide und ließen schon die gefangenen Feinde frei. Da sie hörten, daß die...

. . . nachgiebiger... wegen der E i d e . . . schickten sie zusammen mit den Karthagern auch ihrerseits Leute, die die Eide überbringen und sie von jenen entgegennehmen sollten. Jetzt trafen die Römer in der Stadt Scipios ein. Als aber die Phöniker nach Karthago kamen und berichteten, was bezüglich des Friedens vereinbart worden w a r , . . .

. . . Indem sie (die Karthager) ihnen (den Römern) gegenüber die beschworenen Abmachungen aufkündigten, schickten sie sie zurück, die statt des Friedens Krieg brachten. Als dies beiden Heeren gemeldet w u r d e , . . .

VERZEICHNIS DER ABWEICHUNGEN VOM TEXT DER AUSGABE V O N P. G . W A L S H , L E I P Z I G 1982 U N D 1986 Neben den von P. G. Walsh benutzten Siglen bezeichnen Π, Π 1 , Π 2 Übereinstimmung von Ρ bzw. P 1 oder P 2 mit CRMBDAN. Abweichend von Walsh bezeichnen ττ, IT1, TT2, TTx Übereinstimmung von Ρ bzw. Ρ 1 , P 2 oder P x mit mindestens vier der Handschriften C R M B D A N . 27. Buch 1,8 2,2 4.7 4.8 5.2 5.5 5.9 6.3 7.6 7,9 7,9 8,3 8,16 9,13 10,5 1 ο, 11

pugnantium L J K : oppugnantium A N (oppidantium TT) contuderit J K : contudisset Π Popilium A N J K : Popillium π ex quinque pondo auri Π : auream ex quinque pondo SpLJK ubi Π : ibi SpLJK tandem terram J K : terram, tandem Π atque in J K : et ad Π vocatae codd.: vocatae (aliae) Walsh sed S p L J K : quod Π Fulvio codd.: (Q.) Fulvio Walsh FabioJK:Q. Fabion (rem) reiecerunt Gronovius : reiecerunt codd. regnum qua Π : qua regnum A P LJ quid domum Conway et Johnson (cf. quid infra) : quod domum codd. eos iusserunt ττ2Αχ : iusserunt SpLJK servabatur Π : servaretur SpN° 2 LJK

Verzeichnis der Abweichungen 11,2 11,2 ii,2 11.6 ii,8 14.7 14,11 15.5 16,4 16.8 17,7 17,11 18.2 18.6 19.9 20.7 20,11 22.4 22,6 23.5 24,i 25,13 27.3 27.5 27.6 27,13 27,13 28.10 28,13

6n

ostium TTL 1 (hostium C FBNJK): Ostiae (hostiae CX) lacus Π (locus J K ) : lucus Crevier aedis Π : aedes (edes A p N OI JK) et obsecratio C ' N ^ L J K : obsecratio Π Ii censores Drakenborch : duo censores SpA p N° 2 LJK dissupatis (disputatis π): dissipatis CA P N" 2 LJK dissupatos (dissupatas P): dissipatos L Livius codd.: Laevinus Unger vacuus edd. vett.: vagus codd. interroganti scriba Drakenborch in comm. (interroganti scribae C X A P N°'LJK) : interrogatus scribae Walsh (interrogatis scribae Π) in (officinis in)cluso Perthes (cf. XXVI 51,8): incluso A P N° 2 LJK tarnen Sp?N x L : tarn ÜL'JK. caperent N° 2 LJK : acciperent Π crepido scripsi : altera crepido edd. Basil, a. i9)· 3: mit dem Heer: „Es können nur die Freiwilligen gewesen sein (s. 1,12), da nach § 6 der Prätor P o m p o nius die Cannensischen Legionen erhält" (W. Weissenborn - H . J. Müller). 7: wurde das Volk befragt: Normalerweise erfolgte die Verlängerung der Amtszeit durch den Senat. 14, 3: zwei Sonnen: Vgl. XXVIII11,3 mit Anm. 3: bei Nacht... taghell: Vgl. XXVIII11,3 mit Anm.

Erläuterungen 3: eine Fackel: Ein Meteor. 8: der noch nicht das Quästorenalter erreicht hatte: Für die Wahl zum Quästor wurde schon damals, nicht erst seit der Lex Villia annalis von 180 (XL 44,1), ein Mindestalter von 27 Jahren vorausgesetzt. 1: Nachdem das Schiff an der Tibermündung erschienen war: Am 4. April 204. 2: Claudia Quinta: Nach der Legende (Ον., fast. 4,293328) lief das Schiff im Tiber auf Grund, und den vereinten Bemühungen der Menge gelang es nicht, es wieder flottzubekommen. Da bat Claudia die Göttin, ihren Dienst anzunehmen und dadurch ihre Unschuld zu bestätigen, und brachte das Schiff mühelos wieder in Fahrt. - Nach einer anderen Uberlieferung (Cie., har. resp. 27) wurde Claudia ausgewählt, zusammen mit dem jungen P. Scipio Nasica die Göttin in Empfang zu nehmen, weil man sie für die tugendhafteste der römischen Frauen hielt. In der Vorhalle des Tempels der Mater Magna stand später ihre Statue (Val. Max. 1,8,11; Tac., ann. 4,64,3)· 3: in den Tempel der Victoria: Der heilige Stein wurde im Tempel der Victoria niedergelegt, weil die Römer hofften, seine Übertragung nach Rom würde ihnen den Sieg bringen. Der eigene Tempel der Mater Magna Idaea, mit dessen Bau auf dem Palatium dicht beim Tempel der Victoria man alsbald begann (37,2), wurde am 10. April 191 geweiht ( X X X V I 36,3/4). 4: am 12. April·. Wahrscheinlich versehentlich statt pridie nonas Apriles, am 4. April; s. zu § 1 1 . 4: Megalesien: Nach der griechischen Benennung der Göttin (Μήτηρ Μεγάλη). Die Megalesien wurden jedes Jahr zunächst am 4. April, dem Tag der Ankunft des heiligen Steins, gefeiert; später, wohl seit 191, zogen sie sich bis zum 10. April, dem Tag der Tempelweihe, hin. - Bei den anläßlich der Tem-

zu Buch XXIX

15, 2: 5:

8: 9:

10:

16, 1: 1: 2: 2: 3:

695

pelweihe im Jahre 191 gefeierten Megalesien wurden nach X X X V I 36,4 zum erstenmal auch szenische Spiele aufgeführt, darunter der „Pseudolus" des Plautus (s. die Didaskalie). die zwölf Latinerkolonien...: 209 v.Chr.;s. X X V I I 9,7-14; 10,10. je zehn führende Männer: „Der Gemeinderat der latinischen Kolonien bestand aus 100 Mitgliedern (decuriones conscriptive), welche in 10 Dekurien eingeteilt waren. Die an der Spitze der einzelnen Dekurien Stehenden waren die decern primi, welche einen besonderen Ausschuß bildeten und bisweilen als Vertreter des Gemeinderates erschienen" (W. Weissenborn - H. J. Müller). Gesandte: Die decern primi jeder Gemeinde. Vermögenssteuer von einem Tausendstel: Es ist der gleiche Steuersatz wie in Rom. - Die Bundesgenossen mußten bisher nur Soldaten stellen und den Sold für sie bezahlen. Den aufsässigen Latinerkolonien wird jetzt zusätzlich eine jährliche direkte Geldzahlung abverlangt. die Zensusunterlagen... nach Rom gebracht: Noch im gleichen Jahr kommen die 12 Latinergemeinden dieser Forderung nach, s. 37,7. eine andere Sache: Siehe X X V I 36,1-12. in seinem und M. Claudius' Konsulat: 21 ο v. Chr. die Staatskasse leer: X X V I 3 5,2.10. die Plebs nicht imstande..., eine Kriegssteuer zu entrichten: X X V I 35,5-6.9. die Konsuln des... fünften Jahres: 200 konnte wegen des Krieges in Makedonien die dritte Rate nicht zurückgezahlt werden; man fand einen Kompromiß, indem der Staat den Gläubigern Staatsland zur Verfügung stellte ( X X X I 13,2-9). Erst 196, nachdem der 2. Makedonische Krieg zu Ende war, wurde der Rest der Staatsschuld beglichen ( X X X I I I 42,2-4).

696

Erläuterungen

4: die Leiden der Einwohner von Locri: Vgl. 8,6-9; 9,11-12. 6: in ungepflegtem und häßlichem Aufzug: Zum Zeichen der Trauer hatten sie Haar und Bart wachsen lassen und dunkle Kleidung angelegt. 17, 1: wie Locri an Hannibal verraten wurde: Siehe X X I V 1,2-13; X X I X 8,2. 1: wie es... wieder in eure Gewalt gekommen ist: 6,1 7> 10 · 6: von Hamilkar... erlitten haben..., was wir erleiden: Vgl. 8,6-7. 8: bei eurem Feldherrn unsere Zuflucht gesucht: Es dürfte sich um einzelne Bürger von Locri handeln, die sich wie die Verbannten (s. 6,5.8) in den Schutz der Römer begeben hatten. 12: Ungeheuer... zu beiden Seiten der Meerenge: Skylla und Charybdis, s. Horn., Od. 12,55-126.201259.426-446. 18, 2: fremde aufnehmt: Demnach müßten die Gesandten von Locri am 4. April, als die Mater Magna in Rom ankam, dort gewesen sein. 4: neben anderen schändlichen Taten, die er an unserer Bürgerschaft wegen unserer Treue zu euch verübte: Die Locrenser waren 280 nach der Schlacht bei Heraclea auf die Seite des Pyrrhos getreten (Just. 18,1,8/ 9), hatten aber 277 oder 276, als Pyrrhos in Sizilien war, die epirotische Besatzung umgebracht und sich wieder den Römern angeschlossen (App., Samn. 21,1; Zonar. 8,6). Als Pyrrhos 275 aus Sizilien zurückkehrte, brachte er Locri wieder in seine Gewalt, ließ die Stadt plündern und raubte den Schatz der Proserpina. - Anders begründen die Plünderung des Heiligtums Diod. 27,4,3; Dio 10, frg. 40,48. 5: Die Flotte...: Vgl. 8,10; Diod. 27,4,3; Val. Max. 1,1, ext. 1; App., Samn. 12,2; Dio 10, frg. 40,48.

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6: starb er eines unrühmlichen... Todes: Siehe perioch. 14 mit Anm. 8: wagten sie... ihre tempelschänderischen Hände nach jenen unantastbaren Schätzen auszustrecken: Vgl. 8,9. o: läßt der Zorn der Göttin... nicht auf sich warten: Vgl. 8,n - 9 , 1 2 . o: Einigemal... in offenem Kampf... zusammengestoßen: Den 9,2/3 berichteten konkreten Anlaß der blutigen Zusammenstöße erwähnt der Sprecher der Gesandten nicht. 1: wenn nicht Scipio... dazugekommen wäre: Das Eingreifen Scipios (9,8) hatte die Lage in Locri nicht wesentlich verändert. 2: ,Doch beim Herkules...': Mit dem scheinbaren Einwand leitet der Redner zu dem Nachweis über, daß sich auch im Schicksal des Pleminius und der beiden Militärtribunen das Walten der Göttin zeigt. 6: in dem schweren Krieg mit Croton: In der Mitte des 6. Jahrhunderts. Der Krieg wurde 548 durch die Schlacht an der Sagra zugunsten von Locri entschieden, der Legende nach durch das Eingreifen der Dioskuren; s. Diod. 8,32; Strab. 6,1,10; Just. 20,2, 10-3,9. 8: soll auch kein anderer ahnden können als ihr: „Wir wünschen, daß keiner es könne, d. h. daß ihr nicht einem anderen Volke (den Puniern) unterliegen und diesen die Rache überlassen müßt" (W. Weissenborn - H . J . Müller). 3: das Heiligtum: Auch die curia, das Senatsgebäude, ist ein Heiligtum, s. Gell. 14,7,7. Ob die Senatssitzung dort oder in einem Tempel stattfand, läßt sich nicht erkennen. 4: die Meuterei der Soldaten: 206 in Sucro, s. X X V I I I 2

4>5

-

2

9>12·

4: wüte er gegen sie: Scipio hatte in Sucro nur die 3 5

Erläuterungen

6: 12:

12: 12: 20, 2: 10: 11:

21, 1:

4:

Rädelsführer hinrichten lassen, s. X X V I I I 26,2/3; 29,11. seinen Aufgabenbereich ohne Auftrag des Senats verlassen: Siehe zu 6,8. mit einem Umhang und offenen Halbschuhen: Wie die Griechen. Die konservative Mehrheit des Senats erwartete von ihm als Prokonsul, daß er die Toga und den geschlossenen römischen Schuh (calceus) trug. Diese Vorwürfe gegen Scipio gehen nach Plut., Cato mai. 3,6, auf Cato zurück, der Scipios Quästor war. Sie werden noch Tac. ann. 2,59,1, zitiert. Leibesübungen: „Mit gymnastischen Übungen nach griechischer Art, die von den Römern geringgeschätzt wurden" (W. Weissenborn - H. J. Müller). Gefolge: Legaten, Militärtribunen und persönliche Freunde, die Scipio begleiteten. gerade erst: Im Jahr 210; s. X X V I 18,6-9. berührt: Was der Göttin geweiht war, durfte von Unbefugten nicht berührt werden. sollten die Tribunen diesen Adil auffordern, ihn zu verhaften: Auch der Ädil konnte den Prokonsul Scipio - zumal außerhalb von Rom - nicht verhaften, wie Livius annimmt. Die Mitsendung der beiden Tribunen und des Ädils ist lediglich ein Versuch, Scipio einzuschüchtern. Vgl. auch IX 36,14 und J. Bleicken, Das Volkstribunat der klassischen Republik 10, Anm. 1 und 92, Anm. 3. nach Neapel ins Exil: Pleminius suchte sich nach dieser Version der Strafe durch ein freiwilliges Exil in Neapel zu entziehen. In Neapel wäre er sicher gewesen, da die Stadt mit Rom einen Vertrag hatte, der das Asylrecht einschloß; s. zu X L I I I 2,10. mit dem, was sie selbst mitgebracht hatten: Nach Val. Max. 1,1,21 legten die Römer doppelt soviel, wie geraubt worden war, in die Schatzkammer der Proserpina.

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12: verurteilten sie und schickten sie in Ketten nach Rom: Der Prätor und seine Ratgeber sprachen die Angeklagten schuldig. Aber das Strafmaß wurde nicht festgelegt, sondern die Angeklagten nach Rom überstellt, damit vor dem Volk gegen sie Anklage erhoben werden konnte. Auch Fabius hatte gefordert, daß Pleminius in Rom der Prozeß gemacht wurde, s. 19,5. - Scipio war gegenüber den beiden Militärtribunen ebenso verfahren, s. 9,8. 22, 4: Heer: Nach Zonar. 9,11 hatte Scipio während des Winters in Sizilien weitere Soldaten eingestellt. 5: ihn als ersten: Er hatte vor seinem Kollegen die nötige Stimmenzahl erhalten; vgl. X X V I I I 38,6. 8: häufiger vorgeführt: Bei Hochverratsprozessen (perduellio) mußten drei Verhandlungen an nicht aufeinander folgenden Tagen stattfinden. 28 Tage später wurde dann in einer vierten Volksversammlung das Urteil gefällt. 10: C. Clodius Licinus wurde 4 n. Chr. nachgewählter Konsul. Er hat offensichtlich das Konsulat erst in vorgerücktem Alter erhebliche Zeit nach der Abfassung seines Geschichtswerks erreicht. Es ist nicht nötig, anzunehmen, Livius habe § 10 bei einer späteren Überarbeitung seines Werkes eingefügt oder es handle sich um die Randbemerkung eines späteren Lesers (s. C. Cichorius, R E IV 1,78, und H. Peter, H R R II, p. CVII). 10: Pleminius...: Diese Überlieferung ohne Angabe der Quelle auch X X X I V 44,6-8. - Vgl. Sail., Cat. 43,2 und 50,1/2. 10: aufgrund eines Gelübdes: Es handelt sich um ein Gelübde, das P. Sulpicius Galba im Jahr 200 für die siegreiche Beendigung des 2. Makedonischen Krieges geleistet hatte; s. X X X I 9,6-10 und X X X I V 44,6 mit Anm. 10: in seinem zweiten Konsulat: Im Jahr 194.

700

Erläuterungen

ι ο: in das Tullianum: Das unterirdische Gewölbe des Mamertinischen Kerkers, in dem die Hinrichtungen stattfanden. 23, 3: wovon oben berichtet ist: X X V I I I 18,2. 3: es war auch von einer Verschwägerung die Rede bei ihm gewesen: Oben nicht erwähnt. 4: beschleunigte die Hochzeit: Die Hochzeit fand im Winter 205/204 statt. 6: daß der König auch mit Scipio ein Bündnis geschlossen: Siehe X X V I I I 18,12 mit Anm. 24, 4: Hauptquartier: Im Palast Hierons II., vgl. Cie., Verr. 4,118; 5,80. 10: was es an Soldaten... in Sizilien gab: Die CannaeLegionen, die 7000 Freiwilligen Scipios (XXVIII 46,1), deren Zahl vielleicht inzwischen weiter angewachsen war (s. zu 22,4), und die aus Locri abgezogenen 3000 Mann (6,9; 19,9). 13: er werde sie nach Afrika mitnehmen: Schon gleich nach seiner Ankunft in Afrika hatte Scipio eine Reihe von Soldaten aus den Cannae-Legionen in sein Freiwilligenheer eingereiht ( X X I X 1,12-13). 14: 6200 Fußsoldaten: Die höchste Zahl, die für eine Legion überliefert ist; gewöhnlich standen in der Legion damals 4200 Fußsoldaten. 25, 2: }5 000 Soldaten und Reiter: G. De Sanctis, Storia dei Romani III 2, 562-564, nimmt an, Scipio sei einschließlich der Besatzung der 40 Kriegsschiffe mit etwa 40 000 Mann nach Afrika gefahren. 10: M. Porcius Cato - er war damals Quästor: So auch Cie., Cato 10; Brut. 60. Nach Nep., Cato 1,3; 2,2 und Plut., Cato mai. 3,5/6, war Cato dagegen 205 Quästor. D. Kienast, Cato der Zensor 17, vermutet, Cato sei 205 Quästor des Konsuls Scipio gewesen; mit der Verlängerung von Scipios Befehlsgewalt sei auch die Amtszeit seines Quästors verlängert worden; vgl. auch F. Leo, Geschichte der römischen Literatur 155, Anm. 2.

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701

12: die Emporien: Das Gebiet westlich und südlich der Kleinen Syrte. - Scipio wollte wohl kaum so weit weg von Sizilien landen. Wahrscheinlich handelt es sich um eine falsche Uberlieferung in der von Livius benutzten Vorlage. Scipio dürfte von Anfang an eine Landung in der Nähe von Utica geplant haben. 26, 2: früher jedesmal zwei Konsuln mit zwei Heeren: Im Jahr 256 M. Atilius Regulus und L. Manlius Volso (Polyb. 1,29,1-10), 255 M. Aemilius Paulus und Ser. Fulvius Nobilior (Polyb. 1,36,5 - 37,3). 2: die Anzahl der Kriegsschiffe in diesen Flotten: Nach Polybios fuhren die Römer 256 mit 370 Kriegsschiffen nach Afrika (1,25,7; 1,28,14; 1,29,1), 255 mit 350 (1,36,10). Beide Angaben sind wahrscheinlich überhöht; s. F. W. Walbank zu Polyb. 1,25,7-9. 27, 2: das Volk und die Plebs von Rom: Siehe dazu Th. Mommsen, Römische Forschungen I 169. 5: warf die rohen Eingeweide, wie es Sitte ist, ins Meer: Vgl. Verg., Aen. 5,237^; 5,775 f. 8: Vorgebirge des Merkur: Die östliche Spitze der Bucht, an der Karthago und Utica liegen; heute Kap Bon. 9: weiter abwärts: Weiter südlich innerhalb der Bucht; der Wind trieb die Flotte dann aber in westliche Richtung auf Utica zu. 12: Vorgebirge des Schönen: Das Vorgebirge Apollos an der Westspitze der Bucht von Karthago; heute Kap Farina. 13: an Land gesetzt: Wahrscheinlich an der Südseite des Vorgebirges. 14: Aegimurus: Insel vor der Bucht von Karthago zwischen dem Vorgebirge des Merkur und dem Vorgebirge des Schönen; heute Zembra. - Vgl. X X X 24,914: zu der Insel Aegimurus abgetrieben: Diese Darstellung ist offensichtlich durch das X X X 29,6 berichte-

Erläuterungen

702

28, 5: 7:

7: 29, 6: 7: 8: 10: 11:

12:

13: 30, 1:

5:

te Schicksal der Schiffe des Prätors Cn. Octavius beeinflußt. nach den Konsuln M. Atilius Regulas und L. Manlius: 256 v. Chr.; s. zu 26,2. von jenem Scipio... geschlagen: Hasdrubal war 207 einem Kampf mit Scipio ausgewichen (XXVIII 2,14-16); 206 war er bei Ilipa geschlagen worden (XXVIII 1 4 , 1 - 1 6 , 8 ) . aus Spanien vertrieben: Siehe X X V I I I 1 6 , 1 4 ; 17,13. starb ihm der Vater. Ende 207 oder Anfang 206. auch Oezalces tot: Oezalces starb nicht lange nach Gaja im Sommer 206. mit wechselndem Glück: Danach scheint dieser Zweig auch in der Vergangenheit vorübergehend die Herrschaft an sich gebracht zu haben. In diesem Kampf: Im Spätsommer 206. den Knaben Lacumazes... als König: Nach dem Erbfolgerecht der Maesulier hätte nach dem Tod Capussas Masinissa als das älteste Mitglied des Königshauses König werden müssen. Karthagerin... den König Oezalces geheiratet: Die Karthager, die auf Fortdauer des Bündnisses mit den Maesuliern (s. zu X X V I I 4,5) großen Wert legten, wollten damit den König an sich binden. alte Gastfreundschaft: Mazaetullus und Syphax waren beide mit dem bei den Maesuliern herrschenden Königshaus verfeindet. setzte er von Spanien nach Mauretanien über. Ohne das Einverständnis der Karthager, da er von seinen Streitkräften nichts mitnehmen konnte. Offensichtlich war er den Karthagern inzwischen verdächtig geworden. Vielleicht hatte die karthagische Frau des Oezalces nach Masinissas Besuch (s. zu X X V I I I 16,11) den Karthagern Mitteilung gemacht. bei Thapsus: Weiter nicht bekannter Ort in Numidien.

zu Buch XXIX

703

8: von Syphax gewaltige Hilfstruppen: Es ging Syphax weniger um Lucumazes (s. 31,1) als um Mazaetullus. 11: dieselbe ehrenvolle Stellung..., die Oezalces einst bei Gala eingenommen: Entsprechend dem Erbfolgerecht der Maesulier. 31, 5: in einem Gebiet: „Das Gebiet beider Könige war durch den Ampsaga-Fluß getrennt, in dessen Nähe wohl der Landstrich, um den es sich hier handelt, zu suchen ist" (W. Weissenborn - H. J. Müller). 7: Bellus: Im Bergland der Kroumirie. 8: Hütten: Runde (Cato, orig. frg. 78 P.) oder längliche Hütten (Sail., Jug. 18,8), die leicht auf einem Wagen von einem Ort zum anderen geschafft werden konnten (Plin., nat. 5,22). 32, 6: Clupea: Die Lage des Ortes ist nicht bekannt. 8: Ein gewaltiger Fluß: Der Bagradas (heute Medjerda). 33, 9: bis zur Ankunft des Laelius: Das Zusammentreffen Masinissas mit Laelius (4,7 - 5,1) ist wohl richtiger vor seiner Niederlage gegen Syphax und Vermina anzusetzen; s. zu 4,7. 10: Masinissa... zu Scipio gekommen: Rückkehr zum Ausgangspunkt des Masinissa-Exkurses (29,4). 10: mit einer bescheidenen Reiterstreitmacht: So auch Polyb. 21,21,2. 34,1: die Reiterabteilung mitsamt ihrem Anführer verloren: 29,1. 3: Lager bei Utica: Südwestlich der Stadt; s. J. Kromayer - G. Veith, Antike Schlachtfelder III 2, 579 f. 6: Salaeca: Bei App., Pun. 15 Locha; wahrscheinlich das heutige Henchir el Bey. 7: Eine Reitertruppe hat ihr Sommerlager in Häusern: Vgl. X X V I I 20,10. 9: Hügel: Etwa 6 km von Utica entfernt bei dem Sattel zwischen dem Djebel Menzel Roul und dem Djebel

Erläuterungen

704

16: 35, 2:

2:

8: 9: 13: 36, 1:

1:

3: 8: 10:

Douimis; s. J. K r o m a y e r - G. Veith, a. a. 0 . 5 8 0 - 5 8 2 . - N a c h App., Pun. 14, wurde der Hinterhalt beim Turm des Agathokles gelegt. verfolgten... 3 ο Meilen weit: Ubertreibend. derselbe Vorgang zweimal erzählt: Auch heute nehmen die meisten Historiker an, daß es sich in 28,10 29,3 und 3 4 , 1 - 3 5,5 tatsächlich u m zwei verschiedene Darstellungen desselben Vorgangs handelt. Die Dublette fand sich so schon in der Hauptquelle, der Livius in diesem Abschnitt folgt. Hanno... in Gefangenschaft geraten: N a c h App., Pun. 14; Dio 17, frg. 57,67; Zonar. 9,12 w u r d e er gegen Masinissas Mutter ausgetauscht. viele Fachleute... zusammengehalten: Vgl. XXVI 47>2; Ji,7; Polyb. 10,17,6.9/10.15. auf Syphax Einfluß gewonnen: Vgl. 23,3-10. Vorgebirge: Vgl. die Beschreibung des Platzes bei Caes., civ. 2,24,2-3. Sizilien: N a c h der Vertreibung der Karthager blühte die sizilische Landwirtschaft wieder, s. XXVII 5,4/5· Italien: N a c h dem Rückzug Hannibals nach Bruttiu m und dem römischen Sieg am Metaurus (207) war der größte Teil Italiens von den Schrecken des Krieges befreit, die Bevölkerung konnte aufs Land zurückkehren und ihre Felder wieder bestellen, s. XXVIII 11,8/9. Bi s dahin war das vom Krieg heimgesuchte Land selbst auf Getreideeinfuhr angewies e n ^ . XXVIII 4,7. Togen: Vgl. 3,5 mit Anm. Die Fortuna Primigenia wurde in Praeneste verehrt. Etrurien: Zur UnZuverlässigkeit Etruriens und den römischen Gegenmaßnahmens. XXVII 21,6/7 mit Anm.; 22,13; 2 4> I _ 9i 38,6; XXVIII 10,4-5 (Beginn der Untersuchungen durch M. Livius im Jahre 206); 45,14 mit Anm.; 46,13 mit A n m .

zu Buch X X I X

37, ι: Erster des Senats... Q. Fabius: Wie schon 209, s. X X V I I 11,12. 1: eine Rüge erhielten sieben: Sie wurden aufgrund ihres Lebenswandels aus dem Senat ausgestoßen; vgl. X X I V 18,2-5; X X V I I 11,12; X X X I X 42,5/6. 2: Tempel des Venus: Am Ostende des Circus Maximus auf der Seite zum Aventin; vgl. X 31,9. 2: Sitzreihen: Vgl. I 35,8; 56,2; XLV 1,7. 2: Tempels der Mater Magna: Vgl. 14,13 mit Anm. 4: einst durch einen ungerechten Spruch verurteilt: Siehe X X V I I 34,3 mit Anm. 5: Das Reinigungsopfer fand am Ende der Zensur statt. Das in den §§ 5/6 und 1 1 - 1 7 Mitgeteilte gehört also ins Jahr 203. 6: 214 000 Mann·. 208, als die im Heer stehenden Bürger noch nicht mit erfaßt wurden, waren 137108 Bürger geschätzt worden. 7: nahmen sie... entgegen: Siehe 15,10. 8: Staatspferd: Siehe zu X X X I X 42,6. 9: ihrer alten Feindschaft: Siehe X X V I I 3 5,7. 9: befahl..., sein Pferd zu verkaufen: Das bedeutete die Ausstoßung aus den Reitercenturien. Aber diese Maßnahme konnte ebenso wie die in den §§12 und 13 erwähnte Versetzung unter die Aerarier nur von beiden Zensoren gemeinsam getroffen werden. Da hier kein gemeinsamer Beschluß der Zensoren vorliegt, waren diese Anordnungen des Livius und Claudius nicht rechtswirksam. 1 o: falsches Zeugnis gegen ihn abgelegt: Bei dem Prozeß, in dem Livius verurteilt worden war; vgl. Val. Max. 4>2>2·

10: sich nicht aufrichtig und ehrlich mit ihm versöhnt habe: Wahrscheinlich hatte man sie wie schon zu Beginn ihres Konsulats (XXVII 35,6-9), so auch zu Beginn ihrer Zensur aufgefordert, ihre alten Streitigkeiten zu begraben.

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Erläuterungen

12: die Gesetzmäßigkeit seiner Amtsführung beschworen: Wie es üblich war, wenn ein römischer Beamter sein Amt niederlegte. 12: zur Schatzkammer hinaufgestiegen: Hier überreichten die Zensoren am Ende ihrer Amtszeit den Quästoren die Zensus-Listen. 12: unter die Aerarier versetzt: Siehe zu X L I I 1 0 , 4 . 38, 1: In diesem Sommer... im Gebiet der Bruttier: Im Anschluß an 36,9. 1: Consentia hatte im 2. Punischen Krieg mehrfach die Seite gewechselt, s. zu X X V I I I 1 1 , 1 3 . 7: ein noch sehr junger Mann: Vgl. X L I I 28,13 m i t Anm. 8: goldenes Viergespann auf das Kapitol: Vgl. X X X V 41,10; X X X V I I I 35,4. 8: Jupitermahl: Siehe zu X X V I I 36,9. BUCH x x x

1, 2: Ligurien war durch Mago bedroht. 4: auch im Krieg...: Livius bringt im allgemeinen eine solche rühmende Charakteristik erst nach dem Tod eines bedeutenden Mannes (ζ. B. 26,7-10 nach dem Tod des Q. Fabius Maximus). F. Münzer, Römische Adelsparteien und Adelsfamilien 190, Anm. 1, hat vermutet, Livius folge hier Coelius Antipater, der seinem Schüler, dem großen Redner L. Licinius Crassus, zuliebe den P. Licinius Crassus anläßlich seiner Rückkehr aus Bruttium gewürdigt habe. 5: reich: Er führte als erster der Licinii Crassi den Beinamen Dives. 6: Kenner des Pontifikalrechts: P. Licinius Crassus war bereits vor 216 Pontifex, seit 212 Pontifex maximus (XXV 5,2-4). 6: Kriegsruhm: Lediglich aus seinem Prokonsulat ist

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1: 4:

8:

2:

3: 2: 3:

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ein militärischer Erfolg überliefert, nachdem er vorher eine Niederlage erlitten hatte; s. X X I X 36,6-9. die von dem Karthager Mago zerstörte Stadt Genua: 205 hatte Mago die Stadt eingenommen ( X X V I I I 46,8), war dann aber von dort weitergezogen. Kerntruppen... nach Afrika gebracht: Siehe X X I X 24,12/13. im Vorjahr Prätor: Octavius war 204 Proprätor ( X X I X 36,1); die Prätur hatte er 205 erreicht ( X X V I I I 38,11). die der Diktator T. Manlius Torquatus gelobt hatte: X X V I I 33,8; diese Spiele wurden aber erst im folgenden Jahr durchgeführt, s. 17,11/12. ein größerer Kreis der Sonne: Die Sonne war von einem doppelten Ring umgeben (vgl. Obseq. 20). Die Beschreibung ist alles andere als klar; W. Weissenborn - H. J. Müller verstehen „ein größerer Kreis, so feurig wie die Sonne". fehlte... der Kopf der Leber: Vgl. VIII 9,1 mit Anm. und X X V I I 26,13/14. wie oben gesagt ist: X X I X 3 6,1-3. er belagerte Utica: Scipio hatte die Belagerung im Herbst beim Herannahen von Hasdrubal und Syphax abgebrochen ( X X I X 35,12). Erst nach dem erfolgreichen Überfall auf die beiden feindlichen Lager nahm Scipio die Belagerung von Utica wieder auf (8,1). seine Bemühung, Syphax wieder zu gewinnen: Nach Polyb. 14,1,3 gingen die Verhandlungen von Scipio aus. Anders App., Pun. 17; Dio 17, frg. 57,72; Zonar. 9,12. blindlings... zusammengetragen: „Sie trafen keine Auswahl und nahmen jede Art Holz, das sich irgendwie als Baumaterial eignete" (W. Weissenborn - H. J. Müller). - Auch die Unterkünfte in den römischen Lagern waren aus brennbarem Material, s. X X V I I 3,2/3; Bell. Hisp. 16,2.

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Erläuterungen

4, ι: Centurionen der ersten Rangklasse: Vgl. X L I I 32,7 mit Anm. 4: Als die Sache ziemlich häufig verhandelt worden war: Inzwischen war es Frühling, s. § 10. 1 1 : den er zuvor in Besitz gehabt hatte: Siehe X X I X 35,7· 5, 2: die Signale ertönt: Vgl. zu X X V I I 47,3. 6, 9: weihte der Feldherr dem Volcanus und steckte sie in Brand: Vgl. I 37,5; X X I I I 46,5; X L I 12,6. 7, 1: die nächstgelegene Stadt der Afrikaner: Nach App., Pun. 24, Anda. 3: an einem befestigten Ort: Nach Polyb. 14,6,12 Abba. 5: Sufeten: Vgl. X X X I I I 46,3 mit Anm. und X X X I V 61,15. Auch andere punische Städte wie Gades hatten Sufeten, s. X X V I I I 37,2. 7: Barkidenpartei: Die Anhänger des Hamilkar Barkas und seiner Söhne, s. zu X X I 2,4. 13: nach wenigen Tagen: Nach Polyb. 14,7,9 waren es 30 Tage. 8, 2: zog... gegen die Feinde: Nach Polyb. 14,8,2 erreichte Scipio am fünften Tag die Große Ebene. 3: die sogenannte Große Ebene: Die Ebene von Souk el-Kremis am Bagradas (h. Medjerda). 5: Principes... Hastati... Triarier: Vgl. VIII 8,5-13 und zu X X X I V 15,6. 8: gewannen Syphax und Hasdrubal... Flucht: Nach Polyb. 14,8,14 floh Syphax in sein Reich, Hasdrubal nach Karthago. Livius nimmt dagegen an, Hasdrubal sei mit Syphax nach Numidien geflohen, vgl. auch 11,3. 9, 1: Laelius und Masinissa ...zur Verfolgung von Syphax und Hasdrubal: Nach Polyb. 14,9,2 verfolgten sie nur Syphax; s. auch die vorige Anm. 5: sprach man: Im karthagischen Senat. 6: die bereitlag...: Vgl. 3,4. 6: Schiffslager: Siehe X X I X 35,13.

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9: ins Wasser gezogen: Nach 3,4 bereits vorher geschehen. 1: 17 Meilen entfernt: Polyb. 14,10,5 gibt 120 Stadien an; in Wirklichkeit nur 10 Meilen. 1: die Flotte der Feinde: Nach App., Pun. 24, setzten die Karthager 100 Schiffe ein; die Römer hatten nach dieser Stelle nur 20 Kriegsschiffe zur Verfügung. 3: Brücken: Fallbrücken, die von den Belagerungstürmen aus den Übergang auf die feindlichen Mauern ermöglichten. 9: auf dem Meer, wo sie selbst stärker waren: Das trifft nur für die Anfangszeit des 1. Punischen Krieges zu, bevor die Römer die Enterbrücken einsetzten. Im 2. Punischen Krieg waren die römischen Seestreitkräfte den karthagischen überlegen. 9: Rusucmon: Vielleicht das heutige Ghar el-Melh. 7: diese selbst: Die Stangen waren mit Eisen beschlagen. 0: Etwa 60 Lastschiffe: Nach X X I X 26,3 war Scipio mit 400 Lastschiffen nach Afrika gekommen. 1: Laelius und Masinissa: Vgl. 9,1. 1: freudig wie bei ihrem lang ersehnten König: Vgl. X X I X 30,7; 32,13. 4: von den römischen Centurionen gelernt: Siehe X X I V 48,3-12. 8: Kampf: Nach Ον., fast. 6,769, fand diese Schlacht am 22. Juni 203 statt; das entspricht nach Derow, Phoenix 30, 1976, 272, dem 23. Mai des Julianischen Kalenders. 1: die Einheiten der Legionen: Nach 9,1 verfügten Laelius und Masinissa bei der Verfolgung des Syphax nicht über Legionen. 5: ungeheure Menschenmenge: Es handelt sich um Menschen vom Land, die in die Hauptstadt geflohen waren. 1: Sophoniba: Nach einer wenig glaubhaften Überlie-

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Erläuterungen

ferung (Diod. 27,7; App., Hisp. 37; Pun. 10; Dio 17, frg. 57,51; Zonar. 9,11) war sie, ehe sie Syphax versprochen wurde, mit Masinissa verlobt gewesen. 18: sich rasch zur Liebe hinreißen lassen: Vgl. X X I X 2

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13, 4: Spanien... verlassen.. ./SieheXXVIII 17,11 - 1 8 , 1 2 . 7: daß er Masinissa...: Siehe X X I X 3 1 , 7 - 33,9. 8: das frühere Schicksal des Mannes verglichen mit dem jetzigen: Vgl. XLV 8,6. 9: was er sich dabei gedacht habe...: Vgl. Herodot 1,87,3· 12: Hochzeitsfackeln: „Bei den Römern wurde die Braut am Abend des Hochzeitstages unter Vortragen von Fackeln in das Haus des Bräutigams geführt" (W. Weissenborn - H. J. Müller). 14, 1: weckte er bei Scipio keine geringe Besorgnis: Scipio fürchtete, Sophoniba könne auch Masinissa auf die karthagische Seite ziehen. 3: Scipio ...in Spanien: Siehe X X V I 49,11 - 50,14. 3: kamen Laelius und Masinissa dazu: Inzwischen war einige Zeit verstrichen, in der Laelius und Masinissa die Städte von Syphax' Reich besetzten, in denen noch Besatzungen des Königs lagen (12,22). 4: in Spanien gekommen: X X V I I I 16,1-12; 35,1-13. 11: Fehler: „Durch Widerstand gegen die Auslieferung der Sophoniba" (W. Weissenborn - H. J. Müller). 15, 7: ohne... geheiratet zu haben: „Wenn ich mir vorher den Tod gegeben hätte und nicht noch sozusagen auf meinem Grab eine neue Ehe eingegangen wäre, die mich mit neuem Lebensmut erfüllte" (W. Weissenb o r n - H . J . Müller). 1 1 : goldenen Kranz: Vgl. VII 10,14; 26,10; 37,1; X X V I 48,14. 11: Opferschale: Für Trankspenden an die Götter.

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11: kurulischen Sessel: Siehe zu XXVII 4,8. 11: Elfenbeinstab: Ein Zepter mit dem Adler des Jupiter, das der Triumphator trug. 11: bestickten Toga... mit Palmblättern verzierten Tunika: Siehe X 7,9 mit Anm. 16, 3: die dreißig Angesehensten... einen hochheiligen Rat: Die Regierungsmannschaft innerhalb des karthagischen Senats; s. W. Huß, Geschichte der Karthager 462f., und WdF 654, 253 f. 4: aus der Gegend..., aus der sie stammten: Aus Phönikien; die Proskynese war vor allem bei den Persern üblich. 5: den Anfang der Schuld Hannibal... zugeschoben: Vgl. XXI 5,1-2; 6,1-2.5.8; 7,4; 9,3; 10,3.6; 16,5; 18,4. - Auch die Mehrheit des karthagischen Senats hatte sich auf die Seite Hannibals gestellt, s. XXI 10,1; 11,1; 16,1; 18,4-14. 6: zweimal ins Verderben gestürzt: Im 1. und 2. Punischen Krieg. 10: Gallien: Das Diesseitige Gallien. 10: Inseln... zwischen Italien und Afrika: Da Sizilien, Sardinien und Korsika bereits in der Hand der Römer waren, sind hier die Baliaren, Pityusa und Malta gemeint. 12: j000 Talente: Ebenso Polyb. 15,8,7. 14: damit Hannibal unterdessen nach Afrika übersetze: Vgl. 9>5·7~9· 15: Waffenstillstand: Nach Eutr. 3,21,2 wurde der Waffenstillstand für 45 Tage abgeschlossen. 17, 2: Alba: Alba Fucens; auch König Perseus von Makedonien wurde hier interniert, s. XLV 42,4. 13: Tunika mit breitem Streifen: Die Senatoren trugen eine Tunika mit breitem Purpurstreifen. 18, 1: kämpften... mit dem Punier Μago: Mago stand seit 205 in Oberitalien; s. XXVIII 46,7-13; XXIX 4,6; 5,2-9; 13,4; 36,10-11; XXX 1,10.

Erläuterungen ίο: Hastati: Siehe VIII 8,5 f. mit Anm. und die Anm. zu X X X I V 15,6. 19, 5: starb ...an seiner Wunde: Nach einer anderen Überlieferung, die keinen Glauben verdient, gelangte Mago nach Afrika, wurde aber wieder nach Italien zurückgeschickt (Zonar. 9,13), wo er bis zum Jahre 200 geblieben sein soll (Nep., Hann. 7,1; App., Pun. 49; 54; 59); dann forderten die Römer seinen Abzug (Nep., Hann. 7,3/4). Zu Tode kam er nach dieser Uberlieferung 193 auf der Überfahrt von Karthago nach Syrien, entweder durch Schiffbruch oder von der Hand seiner eigenen Sklaven (Nep., Hann. 8,2). 6: Gallien - denn auch dorthin war er vorgerückt: Gallien war seit 204 M. Cornelius Cethegus zugewiesen ( X X I X 13,1; X X X 1,7); Servilius ging wohl nur dorthin, um seinen Vater zu befreien. 7: die... gefangengenommen worden waren: Siehe X X I 25,2-7. Daß der Vater als Gefangener der Bojer noch lebte, war seit 209 bekannt, s. X X V I I 21,10. 7: Tanne tum: Vgl. X X I 25,13. 9: der auf dem kurulischen Stuhl gesessen hatte: Er war Prätor gewesen. 9: entgegen den Bestimmungen der Gesetze: Siehe zu X X V I I 21,10. 9: kehrte er wieder in seinen Aufgabenbereich zurück: „Seine Rückkehr nach Rom hatte den Zweck, den früher von ihm bekleideten Ämtern und der damals ausgeübten Amtstätigkeit die Rechtsgültigkeit zu sichern" (W. Weissenborn - H. J. Müller). 10: fielen... ab: Dublette zu X X I X 38,1. 11: Der Konsul kämpfte mit Hannibal im Gebiet von Croton: Dublette zu X X I X 36,4-9. Valerius Antias hat diese Schlacht ein Jahr später datiert als die übrigen Quellen des Livius. 20, 2: die mich... zur Rückkehr zu nötigen suchten: Die

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2: 2: 6:

6: 7: 8: 9:

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Gegner Hannibals im karthagischen Senat, unter denen der in § 4 genannte Hanno eine führende Rolle spielte. - Zu dem Vorwurf Hannibals s. J. Seibert, Hannibal 450. Verbot, mir Ersatz und Geld zu schicken: Vgl. XXVIII 12,9; 42,18. - Siehe aber XXVIII 46,14. durch seine Eifersucht und Mißgunst: Vgl. Nep., Hann. 1,2. viele Leute italischer Abstammung... getötet: Nach Diod. 27,9 sollen es 20000 Mann gewesen sein. Es dürfte sich um ein von den Römern erfundenes Greuelmärchen handeln. das Heiligtum der Juno Lacinia: Bei Croton. Hannibal... aus dem Land der Feinde abzog: Im Herbst 203. seine Soldaten nicht, noch blutig von dem Sieg bei Cannae, nach Rom geführt: Siehe XXII 51,1-4; XXIII 18,13; XXVI 7.3· 100 000 Bewaffnete... niedergehauen: Nach XXII 7,2 fielen am Trasumennus 15 000 Römer, nach XXII 49,15 bei Cannae 48 200 Römer und Bundesgenossen, nach XXII 59,5; 60,14; XXV 6,13 50000 bzw. mehr als 50 000. - Vgl. auch XXIII11,9. bei Casilinum: Hannibal belagerte Casilinum 216/ 215 mehrere Monate, bis die Besatzung schließlich, vom Hunger bezwungen, kapitulierte (XXIII 17,7 18,9; 19,1-18). Bereits 214 wurde die Stadt von den Römern zurückerobert (XXIV 14,1; 19,1-11). Cumae: Nachdem die Kampaner Cumae 215 vergeblich zum Abfall von den Römern zu überreden versucht hatten und ein hinterlistiger Uberfall vereitelt worden war (XXIII 35,1-36,1), belagerte Hannibal Cumae einige Zeit erfolglos (XXIII 36,2-8; 37,1-9). Nola: Hannibal versuchte in den Jahren 216/215 dreimal vergeblich, Nola in seine Gewalt zu bekommen (XXIII 14,5-13; 16,2-16; 43,5-46,8).

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Erläuterungen

9: seine Schwungkraft verloren: Die Zeit der großen Siege Hannibals endete mit Cannae. 21, 1: obwohl ihnen das vom Senat auf getragen gewesen sei: Bisher nicht erwähnt. 3: Gesandte aus Sagunt: Vgl. X X V I I I 39,1-21. 1 1 : Laelius... schon entlassen: Anders 17,2. 12: Villa publica: Das 435 errichtete Amtsgebäude auf dem Marsfeld (IV 22,7), das den Zensoren bei der Durchführung des Zensus und der Truppenaushebung zur Verfügung stand und auch der Unterbringung auswärtiger Gesandtschaften diente. Vgl. auch X X X I I I 24,5. 22, 2: eigenmächtig Krieg angefangen: Vgl. 16,5. 4: daß es bei dem Frieden bleiben dürfe, der zuletzt mit C. Lutatius geschlossen worden sei: Der Friede von 241, der den 1. Punischen Krieg beendete, s. perioch. 19. - Anders die 16,10-15 von Scipio erhobenen und von den Karthagern angenommenen Forderungen. 6: Curie: Hier und 23,1 für den Tempel der Bellona (21,12) gebraucht. 2 3 , 1 : in größerer Nähe: C. Servilius hatte Etrurien als Aufgabengebiet, Cn. Servilius Bruttium; s. 1,8. 5: der zweimal Konsul gewesen war: Siehe zu X X I X 11,3. 6: seine Friedenshoffnung darauf gegründet, daß Hannibal und Mago nicht aus Italien zurückgerufen würden: 16,10 ist zwar eine der Bedingungen Scipios, daß ihre Heere Italien verlassen sollen; aber das sollte aufgrund des Vertrages geschehen, nicht vor seinem Abschluß. 7: würden die Karthager alles vortäuschen: Vgl. 16,14; 30,27. 8: ohne einen Friedensschluß erreicht zu haben: P. Ryl. III 491; Polyb. 15,1,3; 15,4,8; 15,8,9; App., Pun. 32 und Eutr. 3,21,2 berichten dagegen, Senat und Volk von Rom hätten den Friedensvorschlag gutgehei-

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24, 1: 2: 3: 4:

8: 9: 9: 25, 3:

3: 4:

ßen. Nach Dio 17, frg 57,74, und Zonar. 9,13 lehnte der Senat zunächst Verhandlungen mit den Karthagern ab, solange noch feindliche Truppen in Italien ständen, stimmte den Bedingungen aber zu, sobald Hannibal und Mago Italien verlassen hatten. Der Livianische Bericht geht auf die Erfindung eines Annalisten zurück. setzte der Konsul Cn. Servilius... nach Sizilien über: Huß, Geschichte der Karthager 413, Anm. 76, bezweifelt die Richtigkeit dieser Angabe. der Prätor: Der Stadtprätor P. Aelius Paetus. für eben diese Aufgabe zum Diktator ernannt: Nach den Fast. Cap. war er Diktator zur Durchführung der Wahlen. bei den Städten Italiens, die... abgefallen waren, ...zu untersuchen: Nach App., Hann. 61, erließ der Senat eine Generalamnestie, von der nur die Bruttier ausgenommen waren, die als erste nach der Schlacht bei Cannae abgefallen waren und am längsten an der Seite Hannibals ausgehalten hatten. Vgl. auch Fest.,p. 28 L., und Gell. 10,3,19. das Vorgebirge Apollos: Vgl. X X I X 27,12 mit Anm. Aegimurus: Vgl. X X I X 27,14 mit Anm. Calidae Aquae: Ort mit heißen Quellen im Osten des Golfs von Karthago, heute Hammam Kourbes; vgl. Strab. 17,3,16 und Tab. Peut. Als diese... beinahe mißhandelt worden wären: Nach Polyb. 15,1,5-14 reizten die Gesandten die karthagische Volksversammlung durch heftige Vorwürfe. die Beamten, durch deren Hilfe eine Gewalttat verhindert worden war: Nach App., Pun. 34, Hanno und Hasdrubal Haedus. an den Fluß Bagradas: Scipio hat sich demnach inzwischen wieder von Tynes (s. 16,1) in das Lager bei Utica begeben.

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Erläuterungen

5: sei es, daß heimlich von Karthago Botschaft geschickt worden war: Nach Polyb. 15,2,6 erhielt Hasdrubal aus Karthago den Befehl zum Angriff auf das römische Schiff. 6: Vorgebirge:Vgl. X X I X 35,13. 8: sie selbst aber entkamen unversehrt: Vor allem die Gesandten; von der Besatzung des Schiffes waren nach Polyb. 15,2,15 und App., Pun. 34, während des Kampfes die meisten gefallen. 10: Scipio erklärte ihnen...: Polyb. 15,4,2.5-9 schreibt, die karthagischen Unterhändler seien im römischen Lager angekommen, während Scipio „von Stadt zu Stadt zog, wobei er nun allerdings keine freiwillige Unterwerfung mehr annahm, sondern sie mit Gewalt eroberte und die Einwohner in die Sklaverei verkaufte, um seine Erbitterung gegen die Feinde wegen der Treulosigkeit der Karthager kundzutun". Baebius, der während der Abwesenheit Scipios im Lager das Kommando führte, habe die karthagischen Unterhändler wegen des Anschlags auf die römischen Gesandten festgehalten, so daß sie um ihr Leben gefürchtet hätten; als Scipio davon erfuhr, habe er ihm befohlen, die Karthager freundlich zu behandeln und sie nach Hause zu entlassen. 12: bei Leptis: Leptis minor zwischen Thapsus und Hadrumetum, heute Lemta. 12: setzte dort die Truppen an Land: Im Spätherbst 203. Nach Polyb. 15,1,10 landete Hannibal vor dem Überfall auf die römischen Transportschiffe; der Bruch des Waffenstillstands steht dadurch in direktem Zusammenhang mit Hannibals Rückkehr nach Afrika. 26, 2: aus den verbündeten Städten in Griechenland: W. Weissenborn - H. J. Müller denken an Apollonia und Dyrrhachion.

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2: daß ihr Gebiet von Streitkräften des Königs verwüstet worden war: Vgl. 42,2.6. - X X X I I 33,3 und Polyb. 18,1,14 ist davon die Rede, daß Philipp nach dem Frieden von Phoinike Gebiete in Illyrien an sich gebracht habe. Beide Nachrichten stehen wohl im Zusammenhang miteinander. Ob sie Glauben verdienen oder ob es sich um die Erfindung eines römischen Annalisten handelt, der durch diesen Vertragsbruch Philipps Schuld am Ausbruch des 2. Makedonischen Krieges unterstreichen wollte, ist umstritten. 3: 4 000 Mann..., um die Karthager zu unterstützen, ...eine beträchtliche Menge Geld: Vgl. 33,5; 42,4.6.8.9; X X X I 1,10; 11,9; Sil., Pun. 17,4191.; Frontin., strat. 2,3,16. Bei dieser Nachricht handelt es sich um die Erfindung eines Annalisten, „um den Makedonenkönig des Vertragsbruches zu bezichtigen und Rom einen Vorwand für einen zweiten Krieg zu geben" (J. Seibert, Hannibal 463). 4: Gesandte: Die Existenz dieser Gesandtschaft ist wie die ihr zugrunde liegenden Vorwürfe umstritten. 5: Der Clivus Publicius führte vom Forum Boarium auf den Aventin. 7: daß er 62 Jahre Augur war: Siehe auch Plin., nat. 7,156. - F. Münzer, Römische Adelsfamilien und Adelsparteien 54, vermutet, Fabius habe als Nachfolger seines Großvaters Q. Fabius Maximus Gurges im Alter von 16 bis 18 Jahren das Augurenamt erhalten. 8: Beinamen: Den Beinamen Maximus hatte Q. Fabius Rullianus (bzw. Rullus) 304 erhalten, s. IX 46,15. 8: seinen Vater: Nach Plut., Fab. 1,3, war Q. Fabius Maximus Rullus, der wie Fabius fünfmal Konsul war, nicht der Großvater, sondern der Urgroßvater. Der Großvater Q. Fabius Maximus Gurges, Konsul 292 und 276, und der Vater Q. Fabius Maximus Gur-

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ges, Konsul 265, sind für Livius zu einer Person verschmolzen. vorsichtig: Siehe X X I I 12,2.6; 15,1; 18,9/10; 23,1/2; 25,14; 39,20. Der Magister equitum M. Minucius Rufus gab ihm den Schimpfnamen Cunctator, Zauderer ( X X I I 12,12), der dann zu seinem Ehrennamen wurde. wie Ennius sagt: Unus homo nobis cunctando restituit rem (ann. 370 V.). sein Sohn Q. Fabius Maximus: Wahrscheinlich sein Enkel; der Sohn des Fabius, der 213 Konsul gewesen war, starb vor dem Vater (Cie., Cato 12). in Etrurien... Untersuchungen über Verschwörungen der führenden Männer: Vgl. X X I X 36,10-12 mit Anm. P. Sulpicius, den er zum Diktator ernannt hatte: Siehe zu 24,3. alle Tribus entschieden sich für P. Scipio: Schon vor einem Jahr war beschlossen worden, Scipio solle das Kommando in Afrika bis zur Beendigung des Krieges haben (1,10). Den anderen verlängerte man die Befehlsgewalt: Sp. Lucretius in Ligurien, P. Cornelius Lentulus in Sardinien, L. Cornelius Lentulus und L. Manlius Acidinus in Spanien sowie Cn. Octavius bei der Flotte. Mit nicht mehr als 16Legionen: Im Vorjahr waren es noch 20 gewesen (2,7). die... gelobt hatte: Im Jahre 208, s. X X V I I 33,8; vgl. auch X X X 2,8 mit Anm. Statorius: Siehe X X I V 48,3-12. beinahe im Feldherrnzelt seines Vaters... geboren, zwischen Waffen aufgewachsen und erzogen: Vgl. X X I 1,4; 43,15; X X X 37,9· kaum zum Jüngling herangereift, schon Feldherr: Hannibal wurde 221 im Alter von etwa 25 oder 26 Jahren zum Feldherrn gewählt, s. X X I 3,1.

zu Buch X X X

71?

5: alt geworden: Übertreibend, Hannibal war damals etwa 45 Jahre alt; vgl. auch § 10. 6: mit Mauer- und Wallkränzen: Siehe zu VI 20,7 und zu X 46,3. Die Römer stellen sich vor, daß es bei den Karthagern die gleichen Auszeichnungen gebe wie im römischen Heer. 7: Rutenbündel, wie Hannibal sie erschlagenen Feldherren genommen: Nach Coelius Antipater, frg. 45 P., waren es 72. 1: zweimal im Kampf geschlagen: Indem Reitertreffen ( X X I X 34,8-17) und in der Schlacht in der Großen Ebene ( X X X 8,3-9). 1: wie ein Werkzeug des Schicksals: Vgl. X X I I 53,6. 1: nach Hadrumetum: Nördlich von Leptis, wo er gelandet war; heute Sousse. 1: Hannibal war schon nach Hadrumetum gekommen: Bald nach der Landung in Leptis. Der Livianische Bericht ist irreführend, da bei ihm der Jahreswechsel und der Bericht über die Stimmung in Rom und Karthago dazwischenliegen. 1: ließ einige Tage verstreichen... und eilte dann von dort... nach Zama: Hannibal blieb bis zum Herbst 202 in Hadrumetum. In dieser Zeit bemühte er sich um Verstärkung seines Heeres; Polyb. 15,3,5-7 berichtet, daß der Numiderfürst Tychaeus ihm 2000 Reiter zuführte. Nach Polyb. 15,5,3 brach Hannibal einige Tage nach der in der folgenden Anmerkung mitgeteilten Aufforderung der Karthager von Hadrumetum nach Zama auf. 1: aufgeschreckt durch beängstigende Nachrichten..., daß alles rund um Karthago von bewaffneten Streitkräften besetzt sei: Das Gros der römischen Truppen stand in Wirklichkeit weit von Karthago entfernt im Landesinneren. Polyb. 15,5,1 berichtet: „Als die Karthager sahen, wie die Städte eine nach der anderen zerstört wurden (s. zu 25,10), schickten sie zu

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Erläuterungen

i: 2/3:

4:

9:

1 o: 30,1:

4:

Hannibal und baten ihn, nicht länger zu zögern, sondern dem Feind entgegenzurücken und die Entscheidung in der Schlacht zu suchen." Zama: Wahrscheinlich Zama Regia, heute Seba Biar. Kundschafter... aufgegriffen... ließ sie im Lager herumführen... schickte sie zu Hannibal zurück: Ob die Episode historisch ist oder ob es sich um eine Legende handelt, ist umstritten. Vorbild, ob für Scipio oder den Erfinder der Legende, ist Xerxes, der 480 drei griechische Kundschafter ähnlich behandelte (Herodot 7,146,1 - 147,1); auch für P. Valerius Laevinus ist ein entsprechendes Verhalten gegenüber einem Kundschafter des Pyrrhos im Jahre 280 überliefert (Dion. Hal. 19,11; Frontin., strat. 4,7,7; Eutr. 2,11,2; Zonar. 8,3). Vgl. auch Tac., hist. 3,54,2. Masinissa hatte sich inzwischen erfolgreich bemüht, seine Herrschaft in seinem eigenen Reich und im ehemaligen Reich des Syphax zu festigen; s. Polyb. 15,4,3-4; 15,5,13. Es scheint ihm jedoch nicht gelungen zu sein, Syphax' Sohn Vermina ganz zu verdrängen; s. 36,7/8; X X X I 1 1 , 1 3 - 1 8 ; 19,5-6. Naraggara: Heute Sidi Youssef. Das bei Polyb. 15,5,14 überlieferte Μάργαρον ist vielleicht entstellt aus Ναράγαρα. - G. Veith, Antike Schlachtfelder III 636-638, vermutet ein anderes Naraggara in der Ebene von Draa el Meinan. Hannibal besetzte einen Hügel vier Meilen von dort: Die Entfernung von Zama nach Naraggara beträgt in der Luftlinie etwa 80 km. jedem beliebigen von den Königen und Feldherren ... vergleichbar: Livius denkt wohl hauptsächlich an Alexander und Pyrrhos. Vgl. auch X X X V 14,5-12. diesem Krieg... ein Ende gesetzt: Vgl. schon X X I 46,8.

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721

5: der erste römische Feldherr..., mit dem ich gekämpft habe: 2 x 8 am Ticinus, s. X X I 4 6 , 1 - 1 0 . 7 : Sizilien und Sardinien: Hannibal spielt hier auf den 1. Punischen Krieg an. 8: Wir haben... getrachtet: Sowohl Karthager wie Römer. 8: ihr fast an euren Toren und Mauern die Feldzeichen und Waffen der Feinde gesehen: Im Jahr 211, s. X X V I 9 , 6 - 1 1 , 8 . 1 o: als alter Mann: Siehe zu 2 8 , 5 . 12: Nachdem du kaum das waffenfähige Alter erreicht hattest, hast du einen Oberbefehl übernommen: Im Alter von 2 5 Jahren erhielt Scipio 210 den Oberbefehl in Spanien, s. X X V I 1 8 , 6 - 1 9 , 9 . 13: vier punische Heere von dort vertrieben: Vgl. XXVIII 2 8 , 9 mit Anm. und XXVIII 4 3 , 1 4 . 1 4 : zwei Heere geschlagen: Entweder wie 2 8 , 1 1 zu verstehen oder auf den Sieg in der Großen Ebene (7,i3 8 , 9 ) zu beziehen, wo die vereinigten Heere des Hasdrubal und Syphax geschlagen wurden. 1 4 : zwei Lager... in Brand gesteckt: 5 , 1 - 6 , 9 . 14: so viele Städte seines Reiches: 12,22. 1 4 : so viele unseres Herrschaftsgebietes: Siehe 9 , 2 und die Anm. zu 2 5 , 1 0 . 17: mein Lager zwischen dem Anio und eurer Stadt aufgeschlagen: Siehe zu § 8. 1 7 : zweier Brüder beraubt: Hasdrubal war 2 0 7 am Metaurus gefallen (XXVII 4 9 , 4 ) , Mago 2 0 3 auf der Rückfahrt von Italien seiner Wunde erlegen (19,5). 2 3 : M. Atilius: M. Atilius Regulus hatte 2 5 6 in Afrika erfolgreich gegen die Karthager gekämpft. Als die Karthager um Frieden baten, stellte er so harte Bedingungen, daß diese die Verhandlungen abbrachen. Im folgenden Jahr wurde Regulus von dem in karthagischen Diensten stehenden spartanischen Söldnerführer Xanthippos geschlagen und geriet in

Erläuterungen

28: 31, 1: 2: 4: 4: 4:

5: 32, 4:

4: 4: 9: 11: 33, 1: 1:

Gefangenschaft. - Vgl. auch X X V I I I 42,1; 43,17/ 18. den Frieden... abgelehnt: 22,1 - 23,8. in der Hoffnung auf deine Ankunft...: Vgl. 16,14; *3>7; 29>5· von den Bedingungen des früheren Friedens: 16,1015· die Gefahr der Mamertiner: Siehe perioch. 16 mit Anm. und Bd. III, S. 655 f. der Untergang Sagunts: 219; s. X X I 7,1 - 18,14. fromme und gerechte Waffen: Vgl. I 32,3-14; V 27,6 f.; VII30,17; I X 1 , 1 ο f.; X X X 1 6 , 9 ; X X X I I I 29,8; X X X I X 36,12; X L I I 23,6; 47,8; Cie., rep. 3,34.35; auf eine Einzelperson übertragen: III 25,3; mehr formalistisch: I 22,3-7; IX 8,6; 10,10; 1 1 , 1 1 ; Cie., rep. 2,31· die Götter... einen Ausgang entsprechend menschlichem und göttlichem Recht: Vgl. X X I 10,5.9. am folgenden Tag: Wahrscheinlich im Oktober 202, das genaue Datum ist nicht bekannt; siehe auch zu 36,8; vgl. J. Seibert, Forschungen zu Hannibal 316 f. - Nach Polyb. 15,9,2 rückten die Heere im Morgengrauen zum Kampf aus. der beiden mächtigen Völker: Vgl. X X I 1,2. die beiden tapfersten Heere: 35,7-10 und Polyb. 15,16,3-4 ist das Heer Hannibals differenzierter gesehen. bei den Aegatischen Inseln: Hier errangen die Römer 241 den Seesieg, der den 1. Punischen Krieg entschied, s. perioch. 19. Hastati... Principes... Triarier: Vgl. X X X 8,5 mit Anm. Kohorten: Siehe zu X X V I I I 14,11. Zwischenraum: Gewöhnlich standen die Manipel der Principes hinter den Lücken des ersten Treffens. Bei Zama stellte Scipio die Einheiten der Principes

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2:

2:

3:

5: 5:

5: 6: 8: 16:

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und der Triarier aber genau hinter denen der Hastati auf, so daß sich die Gassen für die Elefanten durch die ganze römische Aufstellung hinzogen. Siehe auchPolyb. 15,9,7. Laelius... Quästor: „Wahrscheinlich ist er bei seiner Anwesenheit in Rom (s. 17,1; 2 1 , 1 1 ) als Kandidat aufgetreten und zum Quästor gewählt worden" (W. Weissenborn - H. J. Müller). ohne Losentscheid: Im allgemeinen entschied das Los auch über die Aufgabenbereiche der Quästoren. Bei Laelius legte der Senat Wert darauf, daß er Scipio weiter unterstützte. mit den Plänklern: Nach Polyb. 6,21,9 f. hatte eine Legion von 4200 Mann 1200 Hastati, 1200 Principes, 600 Triarier und 1200 Plänkler (velites), stärkere Legionen entsprechend mehr. Zur Bewaffnung der Plänkiers. X X X V I I I 21,13. Ligurer... Gallier... Baliaren: Wohl aus dem Heer Magos. Karthager und Afrikaner: Nach 3 5,9 hatte Hannibal zu diesen Truppen am meisten Vertrauen. Livius scheint anzunehmen, daß es sich hier um den Kern der Truppen handelt, die Hannibal aus Italien mitgebracht hatte (s. 20,5). Nach Polyb. 15,11,6-12; 15,16,4 stehen diese Veteranen jedoch im dritten Treffen. Bei den im zweiten Treffen stehenden Karthagern und Afrikanern dürfte es sich um Truppen handeln, die Hannibal nach App., Pun. 36, von Hasdrubal übernommen hatte. Legion der Makedonen: Siehe zu 26,3; 34,5 und 35,7 ist die Legion der Makedonen nicht erwähnt. in angemessenem Abstand: Nach Polyb. 15,11,2 mehr als ein Stadion, d. h. etwa 200 m. bei denen weder Sprache noch... gleich war: Vgl. X X V I I I 12,3 f. aus der römischen Schlachtlinie... getrieben,... zum

Erläuterungen

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34, 3:

7:

1 o: 12: 35, 7:

9:

Fliehen brachten: Sie rannten zwischen den beiden Heeren zum rechten Flügel und richteten bei den dort stehenden karthagischen Reitern große Verwirrung an. Also drängten beim ersten Ansturm die Römer die Schlachtreihe der Feinde sogleich von der Stelle: Etwas anders Polyb. 15,13,2-3: „Die Söldner waren anfangs durch ihre Tollkühnheit und ihre Gewandtheit im Fechten überlegen und verwundeten viele Römer; dank dem festen Zusammenhalt ihrer taktischen Verbände und ihrer besseren Bewaffnung drangen diese jedoch allmählich mehr und mehr vor." da die Karthager sich gezwungen sahen, zugleich mit den Feinden und ihren eigenen Leuten zu kämpfen: Polyb. 15,13,5-8 berichtet: „Da die Söldner sie mit dem Tod bedrohten, mußten sie wohl oder übel zugleich gegen ihre eigenen Leute und gegen die Römer kämpfen, und da sie wie von Sinnen und infolgedessen mit ganz ungewöhnlicher Tapferkeit fochten, töteten sie viele von ihren eigenen Leuten und von den Römern... Von den Söldnern und den Karthagern wurden die meisten, teils von den eigenen Leuten, teils von den Hastati, an Ort und Stelle niedergemacht." gerieten ihre Einheiten ... durcheinander: Nach Polyb. 15,13,7 geschah das im Kampf mit der zweiten Linie der Karthager. zu den eigentlichen Feinden: Nach Polybios das dritte Treffen, die Veteranen, die Hannibal aus Italien mitgebracht hatte. diese aus dem Abschaum aller möglichen Völkerschaften zusammengewürfelten Menschen: 20,5 nennt Livius nur Ligurer, Gallier, Baliaren und Mauren. - V g l . auch X X V I I I 12,3. die karthagischen und afrikanischen Soldaten... die Italiker: Siehe zu 33,5.

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7*5

2: P. Lentulus: 203 als Prätor, 202 als Proprätor in Sardinien; vgl. 24,5. 2: mit j o Kriegsschiffen sowie 100 Lastschiffen: Diese Flotte wurde vielleicht nach Afrika geschickt, weil die Flotte des Tib. Claudius nach schweren Sturmschäden in Sardinien festlag (39,1-3). 3: also: „Da seine Flotte so bedeutend verstärkt war, daß er eine Blockade unternehmen konnte" (W. Weissenborn - H. J. Müller). 3: Cn. Octavius hatte 204 das Kommando über eine Flotte von 40 Schiffen erhalten ( X X I X 13,5); 203 und 202 war dieses Kommando verlängert worden ( X X X 2,4; 27,9).- Vgl. 24,6-8. 4: Wollbinden und Ölbaumzweige waren Zeichen der Bittflehenden. Vgl. X X I V 30,14; X X V 25,6; X X I X 16,6; X X X I 1 7 , 1 1 ; X X X V 34,7; X X X V I 20,1; X X X V I I 28,1; X L V 26,3. 7: Vermina: Siehe zu 29,4. 8: am ersten Tag der Saturnalien: Am 17. Dezember. Das Datum entspricht nach Derow, Phoenix 30, 1976, 272, dem 25. November 202 des Julianischen Kalenders; die Schlacht von Zama, die ungefähr zehn Tage vorher stattgefunden hat, fiele dann etwa auf den 15. November. Wenn jedoch am Ende des Amtsjahres 203 kein Schaltmonat eingefügt wurde, fällt der Sieg über Vermina auf den 2. November des Julianischen Kalenders, die Schlacht bei Zama etwa auf den 23. Oktober. 9: an derselben Stelle wie vorher: Siehe 9,10 - 10,1; 16,1. 10: was für eine ernste Sache das sei...: Bei den Vorbereitungen zur Landung in Afrika hatte Scipio auch an die Zerstörung Karthagos gedacht, s. X X I X M311: die Erwartung eines Nachfolgers: Siehe 27,1-5; 40,715·

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Erläuterungen

37, ι: die Friedensbedingungen: Siehe Η. H. Schmitt, Die Staatsverträge des Altertums III Nr.548. 2: die Städte und das Gebiet... sollten sie behalten: Das gilt nur für die karthagischen Gebiete in Afrika, s. Polyb. 15,18,1. 3: Elefanten: Einige von ihnen wurden im 2. Makedonischen Krieg eingesetzt, s. X X X I 36,4. 4: Krieg führen dürften sie...: Nach Polyb. 15,18,4 durften sie außerhalb von Afrika überhaupt keinen Krieg führen, in Afrika nur mit Genehmigung der Römer. 4: Vertrag mit ihm: Nicht bei Polybios; s. dazu Η. H. Schmitt, a.a.O. 306, und P. G. Walsh, ANRW II 30.2, 1062. 5: für die Hilfstruppen: Anders Polyb. 15,18,6: „Sie sollten das römische Heer für drei Monate mit Proviant versorgen und ihm so lange den Sold zahlen, bis eine Entscheidung über den Vertrag aus Rom eingetroffen sei." 7: in der Volksversammlung: Nach Polyb. 15,19,2-9 spielte sich die Szene zwischen Hannibal und Gisgo im Senat ab, nachdem die Gesandten dort die Friedensbedingungen mitgeteilt hatten. 1 1 : die beschuldigt wurden: Die in Verdacht standen, etwas von der Schiffsladung an sich gebracht zu haben. 13: Hannibal... zu König Antiochos gefahren... die Auslieferung Hannibals forderte: Die Auslieferung Hannibals wurde erst 195 gefordert, dieser floh daraufhin zu Antiochos (XXXIII 45,6 - 49,7). Scipio widersetzte sich nach X X X I I I 47,4 der Forderung nach einer Auslieferung Hannibals. 38, 1: die Quästoren: Auffallend ist der Plural. W. Weissenborn — H. J. Müller nehmen an, Livius habe neben Laelius, dem Quästor Scipios, der allerdings auf dem Weg nach Rom war (36,3), an den Quästor von Sizi-

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lien gedacht, von wo die Schiffe gekommen waren. W. Sontheimer denkt an das Personal des Laelius. Forchhammer hält das Uberlieferte quaestores für falsch und liest quaestor. 6: In Rom... bei der ersten Kunde von der Wiederaufnahme der Feindseligkeiten: Livius greift hier weit zurück auf den Anfang des Jahres. Der Bruch des Waffenstillstands (24,9-12) erfolgte nach ihm im Jahre 203. Daß die Nachricht davon erst 202 in Rom eingetroffen sein soll, ist damit nur schwer zu vereinbaren. 8: In Cumae schien sich die Sonnenscheibe zu verkleinern: Vielleicht am 19. Oktober 202; die Sache ist jedoch umstritten. 10: Apollospiele: Am 13. Quinctilis; vgl. auch zu X X V I I 2

3>7>·

10: vor der Porta Collina beim Tempel der Venus Erycina: Dieser Tempel bestand damals noch nicht; er wurde erst am 23. April 181 geweiht (XL 34,4). Es gab aber einen älteren Tempel der Venus Erycina auf dem Kapitol, s. X X I I 9 , 1 ο; 1 ο, 1 ο; X X I I I 31,9. 1: Loretum: Zwischen Cosa und Populonium; sonst nirgendwo erwähnt. 4: um nicht... nach Rom zurückgerufen zu werden: Er hatte Etrurien als Aufgabenbereich, s. 27,5. 4: ernannte... C. Servilius Geminus zum Diktator: Es ist das letztemal, daß in Rom ein Diktator ernannt wird. Die Diktaturen Sullas und Caesars sind anderer Art. 4: ging in seinen Aufgabenbereich: Erst spät im Jahr, s. 8: die Spiele: Die Plebejerspiele, die vom 4. bis zum 17. November stattfanden. 8: Jupitermahl: Am 13. November. 8: Die Spiele zu Ehren der Ceres werden hier zum erstenmal erwähnt; der eigentliche Festtag war der 19. April. Ob sich die Spiele damals schon wie zu

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Erläuterungen

8:

40, 1:

4: 9: 12: 41, 4: 5: 9: 42, 1:

Ovids Zeiten (fast. 4,393-712) vom 12. bis zum 19. April hinzogen, ist fraglich. Senatsbeschluß: Wenn Livius' Mitteilung richtig ist, muß es sich um die Cerialien des Jahres 201 handeln. Der Wahldiktator ist noch im Amt, d. h., die Wahlen sind immer noch nicht durchgeführt, und die neuen Beamten haben rund einen Monat nach dem vorgesehenen Termin ihr Amt noch nicht angetreten. Th. Mommsen, Römisches Staatsrecht I 607, Anm. 1, hält die Notiz des Livius für „zerrüttet"; andere ähnlich. die Gesandten aus Afrika, die römischen und die karthagischen zugleich: Von der Ankunft des Laelius, der die Siegesnachricht nach Rom bringen sollte (36,3), ist nichts berichtet. Er muß im Dezember des damaligen römischen Kalenders in Rom eingetroffen sein, da er unmittelbar nach dem Sieg, einige Tage vor dem 17. Dezember (36,8), nach Rom geschickt wurde. die Gesandten... König Philipps: Siehe zu 42,1. was im Vorjahr schon der Konsul Tib. Claudius vergeblich versucht habe: 27,2-5. nach einer Vereidigung: Vgl. X X V I 33,14 mit Anm. und X L I I 21,5. schon eine Reihe von Jahren: Seit 206 QiXVHl}8,i). L. Cornelius und L. Manlius sollten die alten Soldaten nach Italien heimführen: Lentulus kehrte 200 zurück ( X X X I 20,1), Manlius 199 (XXXII 7,4). 14 Legionen und 100 Kriegsschiffe: Im Vorjahr waren es noch 16 Legionen gewesen, s. 27,10. die Gesandten Philipps: Diese makedonische Gesandtschaft ist wahrscheinlich ebenso wie die Gesandtschaft der verbündeten Städte in Griechenland, die 203 mit Beschwerden über Philipp nach Rom gekommen sein soll (26,2/3), u n d die daraufhin erfolgte Entsendung einer Gesandtschaft an Philipp

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3:

4: 6: 6: 11: 11:

7*9

(26,4), über die in den folgenden §§ berichtet wird, von einem Annalisten erfunden. eine Aushebung durchgeführt, ...zum Krieg gereizt. .. in regelrechter Schlacht gekämpft: Dadurch hätte er als Gesandter das Völkerrecht verletzt und die Römer ins Unrecht gesetzt. Ein vergleichbares Verhalten der drei Fabier, die als Gesandte zu den Galliern geschickt wurden (V 36,6-8), wird im Gegensatz zu § 10 als eine der Ursachen für die Niederlage an der Allia hingestellt (V 36,6; 51,7). die Makedonen..., die bei Hannibal gegen Sold gedient hätten: Siehe 26,3 mit Anm. Purpurträgern: Mitglieder des Hofstaates. Verwandte des Königs: Ehrentitel in der engsten Umgebung des Königs. ihr Alter und ihre Würde: Im Gegensatz zu der Gesandtschaft des Jahres 203; s. 22,5 f. es werde ehrlich über den Frieden verhandelt: Im Gegensatz zu den früheren Verhandlungen, s. 16,14; 23.7·

14: von ihrem Glück besonnenen und maßvollen Gebrauch zu machen: Vgl. XLV 8,6. 15: Hanno hatte im karthagischen Senat die Opposition gegen die Barkidenpartei angeführt; s. X X I 3,2 - 4,1; 1 0 , 2 - 11,1; X X I I I 1 2 , 6 - 13,6. 15: die Gelegenheit... nutzen: Hanno hatte 216 nach dem Sieg bei Cannae von der Möglichkeit eines Friedens gesprochen (XXIII 12,11/12), aber zugleich darauf hingewiesen, daß die Römer wohl kaum zu einem Friedensschluß bereit sein würden. 17: durch Schonen der Besiegten: Vgl. X X V 16,12; X X V I 14,2; XXVIII 25,13; Caes., Gall. 2,14,5; c i y · 3,98,2; Cie., off. 1,35; Sali., Cat. 9,3.5; Verg., Aen. 6,853; App., Pun. 58. 20: einer der Senatoren: Nach App., Pun. 62, P. Cornelius Lentulus, ein Verwandter des Konsuls.

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Erläuterungen

43, ι: Cn. Lentulus wünschte eine Fortsetzung des Krieges, weil er hoffte, dadurch Ruhm gewinnen zu können; s. 40,7. 2: die Volkstribunen M'. Acilius und Q. Minucius...: Vgl. 40,9. 4: Aufgrund dieser Befragung entschied der Senat: Nachdem die Volksversammlung in der Sache entschieden hatte, konnte der Konsul keinen Einspruch mehr einlegen. 4: unter Mitwirkung von zehn Kommissaren: Eine solche Kommission wird zum erstenmal bei der Beendigung des 1. Punischen Krieges erwähnt (Polyb. 1,63,1-3). Vgl. auch X X X I I I 24,7; X X X V I I 55,4; 56,1. 5: in die Stadt gehen ...zu dürfen: Dies wurde im allgemeinen Gesandten der Feinde nicht gestattet; die Senatssitzungen für sie fanden daher regelmäßig außerhalb des Pomeriums im Tempel der Bellona statt. 9: die Fetialen: Siehe zu 124,4. 9: Kieselstein: Zur Verwendung dieses Kieselsteins bei dem Opfer, das den Vertrag besiegelte, s. I 24,7-9. ~ Eine davon abweichende Formel bei Polyb. 3,25,79; Plut., Sulla 10,4; Fest.,p. 102 L. 9: Kräuterbüschel: Ein von der Burg genommenes Büschel mit Wurzel und Erde, das die Fetialen im fremden Land schützen sollte; s. I 24,4-6; Plin., nat. 22,5; Fest.,p. 424-426 L. 9: Feldherr: In der sakralen Formel wird der alte Titel praetor gebraucht, der ursprünglich den höchsten Beamten bezeichnete, der zugleich Feldherr war; vgl. III 5 5,11 /12; Fest., p. 249 L. 9: die heiligen Büschel: Offensichtlich andere als die, die sie von Rom mitgebracht hatten. 10: zu den oben genannten Bedingungen: 37,1-6. 12: Einige überliefern, es seien joo jeder Art gewesen: Übertreibung.

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1: zuletzt Friede mit den Karthagern geschlossen: 241 am Ende des 1. Punischen Krieges. 2: 23 Jahre später: 218. 3: Ruhmsucht des Tib. Claudius,... des Cn. Cornelius: Siehe 27,2-5; 40,7-15. - Damit nicht ein Nachfolger die Früchte seines Sieges erntete, mußte Scipio auf eine rasche Beendigung des Krieges bedacht sein, s. auch 36,11. 3: mit dem Untergang Karthagos zu beenden: Vgl. 36,10; App., Pun. 57. - Scipio und seine Freunde im Senat wünschten jedoch nicht die Zerstörung Karthagos, s. App., Pun. 57-61. 8: wenn sie draußen keinen Feind hat, findet sie ihn zu Hause: Das soll zunächst als Prophezeiung für Karthago gelten. Der Gedanke hat aber allgemeine Gültigkeit; er stammt aus der in der Mitte des 2. Jahrhunderts v. Chr. in Rom geführten Diskussion, ob man Karthago vernichten (Cato) oder im eigenen Interesse als ernstzunehmenden Gegner erhalten solle (Scipio Nasica);s. Poseidonios, F G r H 87 F 112 >3 " 7 (= Diod.34/3 5>33>3-7); Sali., Jug. 4 1 , 1 - 4 2 , 5 ; Aug., civ. 1,30. - Siehe dazu auch M. Geizer, Kleine Schriften II 39-72. 2: Cirta: Die Hauptstadt von Syphax' Reich, s. 12,3. 3: demKonsulCn. Cornelius zu übergeben: Vgl. 41,6-8. 4: er starb kurz zuvor: So auch App., Pun. 28. 4: von Alba aus: Vgl. 17,2. 5: Polybios: Hier erwähnt Livius zum erstenmal Polybios als Quelle. Vgl. X X X I I I 10,10; Cie., rep. 2,27; off. 3,113. 5: mit einer Filzkappe auf dem Kopf: Dem Symbol der Freiheit. Wenn Sklaven freigelassen wurden, erhielten sie daher eine solche Filzkappe. - Befreite Kriegsgefangene folgten auch sonst mit dem pilleus dem Triumphwagen, s. X X X I I I 23,6; Plut., Flam. 13.9-

Erläuterungen 7: als erster mit dem Namen des von ihm besiegten Volkes geehrt: Schon 263 hatte M \ Valerius Maximus nach der Einnahme von Messana den Beinamen Messalla erhalten,s. Sen., dial. 10,13,5. Nach der Sage war sogar bereits im frühen 5. Jahrhundert Cn. Marcius nach der Eroberung von Corioli mit dem Beinamen Coriolanus geehrt worden (II 33,5-9). 7: für ihre Bildnisse: Auf den Inschriften unter den Wachsmasken, die im Atrium senatorischer Familien standen, waren die Ämter und Ehrentitel verzeichnet.

PAPYRUS RYLANDS 49 I LITERATUR

C . H . Roberts, Catalogue of the Greek and Latin Papyri in the John Rylands Library Manchester III, Manchester 1938, no. 491. A. Körte, Ryl. Pap. 491: Geschichte des zweiten punischen Krieges, A P F 1 4 , 1 9 4 1 , 1 2 9 - 1 3 1 . W. Hoffmann, Ein Papyrusfund zum Frieden von 203, Hermes 7 6 , 1 9 4 1 , 270-282. M.Gigante, Una fonte antiromana sulle trattative romanocartaginesi del 203 a. C . (PRyl. 491), Aegyptus 30, 1950, 77-92. M. Treu, der Papyrus übr die Friedensverhandlungen des Jahres 203 v. Chr. (Ryl. Pap. III, nr. 491), Aegyptus 33, 1953,30-56. Η. H. Schmitt, Die Staatsverträge des Altertums III, München 1969, Nr. 548. G. A. Lehmann, Polybios und die ältere und zeitgenössische griechische Geschichtsschreibung: einige Bemerkungen, in: Polybe (Entretiens sur l'Antiquite Classique, Tome X X ) , Vandcevres-Geneve 1974, 145-205 (darin 174 f., 1 8 2 - 1 8 6 und 196-200 zu P. Ryl. 491). B. Scardigli, I trattati romano-cartaginesi, Pisa 1991. Der aus dem Fayum oder aus Oxyrhynchos stammende Papyrus gehört nach dem Schrifttyp in die zweite Hälfte des 2. Jahrhunderts v. Chr. Da auf seiner Rückseite eine Liste aus den letzten Jahren der Regierungszeit Ptolemaios' VIII. steht, muß der Text auf der Vorderseite vor 130 v.Chr. geschrieben sein. E r stammt aus einem in der Mitte des Jahrhunderts verfaßten Geschichtsabriß.

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Erläuterungen

Col. I enthält nur unbedeutende Reste: neben Z. 1 7 . . . ] . ης neben Z. 1 8 . . . ] αρα, neben Z. 2 4 . . . ] δο. Situation: Die Karthager haben nach der Vernichtung der beiden Lager bei Utica, ihrer Niederlage in der Großen Ebene und der Gefangennahme des Syphax im Spätsommer 203 um Frieden gebeten. Die Friedensbedingungen sind in den Verhandlungen mit Scipio festgelegt worden; mit dem Abschluß dieser Verhandlungen setzt der Papyrustext ein. 2: Roberts und Hoffmann glauben, der erste Satz des Papyrus spiele in Rom. Der Vertrag wird danach zunächst von den Römern vor der karthagischen Delegation, die nach Rom gekommen ist, beschworen (vgl. Polyb. 15,1,3)· Dann überbringen römische Gesandte die Eide nach Karthago und sollen dort die Eide der Karthager entgegennehmen (Z. 15-18). Ahnlich wird 189/188 der Friedensvertrag mit Antiochos III. zunächst in Rom, dann in Apameia beschworen (Polyb. 21,24,3; 2 i j44> 1 / 2 ; Liv. X X X V I I 55,3; X X X V I I I 39,1.5). Bei den Gefangenen, die freigelassen werden, muß es sich, wenn Rom der Schauplatz ist, um Karthager handeln, die in Kriegsgefangenschaft geraten waren und um deren Freilassung die karthagischen Unterhändler gebeten hatten; Entsprechendes berichtet Liv. X X X 43,5-8 zum Jahre 201. - [πε]μψάμενοι ist in diesen Zusammenhang nur schwer einzuordnen. Treu und Lehmann nehmen dagegen an, der erste Satz des Textes führe nach Karthago. Bei der hier erwähnten Eidesleistung kann es sich dann nur um das Beschwören eines Präventiwertrags gegenüber den Abgesandten Scipios handeln; der Eid für den eigentlichen Friedensvertrag wird von den Karthagern erst nach der Entscheidung von Senat und Volk von Rom gefordert (Z. 17). Die Gefangenen sind

zum Papyrus Rylands 491

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nach dieser Interpretation römische Kriegsgefangene, von deren Freilassung anläßlich der Friedensverhandlungen von 203 auch Liv. X X X 16,15, Dio 17, frg. 57,74, und Zonar. 9,13 berichten; als römische Friedensbedingung ist ihre Freilassung bei Polyb. 15,8,7, Liv. X X X 16, 10 und App., Pun. 32 erwähnt. Treu ergänzt in Z. 2 [διαπε]μψάμενοι und übersetzt: „Sie schickten eine eigene Gesandtschaft ab und gaben den Gesandten die Eide und ließen bereits die Kriegsgefangenen frei." Von der Ankunft der karthagischen Gesandtschaft in R o m und ihren Verhandlungen dort kann in der folgenden Lücke nicht berichtet worden sein; dazu ist sie zu kurz. Z u M. Gigantes Annahme, der Anfang des Papyrus führe ins römische Lager (a. a. 0 . 8 3 ; ebenso B. Scardigli 315), bemerkt M. Treu a. a. 0 . 4 3 , Anm. 2, treffend, dann hätte Scipio die Eide der Karthager selbst entgegengenommen, sie nicht durch Gesandte entgegennehmen lassen. 7: Da sie hörten...: Was in diesem Satz berichtet wird, geschieht zweifellos in Rom. Treu ergänzt und übersetzt ]. άκηκοότες Als die Römer gehört δ' οί έν 'Ρώμ]η[ι γενομεhatten, daß diejenigenνους εύ]πεΐ/θεστέnachgiebiger geworρ ο υ ς . . ] τ[ο]ύς παρεξεden waren, die über λ,έγξαν] τάζ περί τ'ών den Vertragsabschluß όρκίων] κτλ. (verkehrterweise) Vorwürfe erhoben hatten, usw. 13: λάνσ]: „The supplement in this line is shorter by two letters than would be expected: cf. 1.43" (Roberts). 20: Stadt Sapios: Das Lager Scipios bei Utica. Hier hatte sich in den Jahrzehnten nach der Beendigung des Krieges eine dauerhafte Siedlung gebildet, die bei

Erläuterungen

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21:

24:

26:

37:

Caes., civ. 2,24,2 und Ptol., geogr. 4,3,6, erwähnt wird; s. Lehmann, a. a. 0 . 1 8 4 . Als aber die Phöniker nach Karthago kamen: Bei Polyb. 15,4,5-9 und Liv. X X X 25,9/10 kehrt die karthagische Delegation nicht direkt nach Karthago zurück, sondern kommt zunächst ins römische Lager. was bezüglich des Friedens vereinbart worden war: Nach Liv. X X X 16,10-12 hatte Scipio die Friedensbedingungen genannt; diese waren vom Senat bestätigt worden; vgl. auch Polyb. 15,4,8. In der Lücke am Ende von Col. II und am Anfang von Col. III ist berichtet, daß man sich in Karthago zur Ablehnung der Friedensbedingungen entschloß. Die Karthager müßten demnach damit gerechnet haben, daß die von Scipio ganannten Bedingungen durch Verhandlungen in Rom gemildert werden könnten; das war aber nicht geschehen. Indem sie...: Roberts ergänzt und übersetzt: προς αύτο[ύς άπαιτοΰντε[ς τοΰς δρκους κτλ.

. . . when the Romans came to them demanding the oaths, they sent them back bringing war instead of peace.

EINFÜHRUNG IN DIE B Ü C H E R X X V I I - X X X DES LIVIUS

In der Mitte der 3. Dekade ist eine deutliche Zäsur gesetzt. Während die Bücher X X I - X X V von der Überlegenheit der Karthager in der Anfangsphase des Krieges und dem Durchhaltewillen des römischen Volkes handeln und erst 2 1 2 mit der Einnahme von Syrakus ein erster großer Erfolg der Römer berichtet werden kann, wendet sich das Blatt mit Buch X X V I , das mit dem Amtsantritt der Konsuln des Jahres 2 1 1 einsetzt. Auf allen Kriegsschauplätzen treten jetzt Ereignisse ein, die eine für die Römer günstige Entwicklung erkennen lassen: in Italien die Einnahme von Capua, in Griechenland das Bündnis mit den Ätolern, in Sizilien die Übergabe von Agrigent, in Spanien die Einnahme von Neu-Karthago 1 . Dazu wird in diesem Buch mit der Wahl des jungen Scipio zum Feldherrn für Spanien der Mann an die Spitze eines Heeres gestellt, der den Krieg siegreich für Rom beenden sollte 2 .

1 Die spanischen Ereignisse der Jahre 2 1 1 bis 208 (Untergang der Scipionen, Eintreffen des jungen Scipio in Spanien, Einnahme von Neu-Karthago, Schlacht bei Baecula) erscheinen bei Livius - in Anlehnung an Coelius - ein Jahr zu früh. Infolgedessen steht der Untergang der Scipionen, der einzige empfindliche Rückschlag, den die Römer 2 1 1 hinnehmen mußten, noch in Buch X X V , stört also nicht die Reihe der großen in Buch X X V I berichteten römischen Erfolge. W. Hoffmann, Hermes-Beiheft 8, 1942, 68-70, nimmt an, Coelius sei bewußt von der überlieferten Chronologie abgewichen, „um die große Wende des Krieges deutlich zu machen". - Livius selbst weist X X V I I 7,5/6, ohne Namen zu nennen, auf die abweichende Datierung seiner Quellen für die spanischen Ereignisse hin. Von 207 an datiert er die spanischen Ereignisse richtig; D i o dagegen folgt bis zu Scipios Rückkehr aus Spanien der falschen Chronologie (17, frg. 57,56). 2 Schon X X I I 53,6, in der dunklen Stunde von Cannae, ist er als „der vom Schicksal bestimmte Führer für diesen Krieg" bezeichnet.

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Bezeichnend für die Änderung der Lage ist, daß jetzt zum erstenmal die Zahl der Legionen reduziert werden konnte 1 und daß die Stimmung in Italien sich grundlegend wandelte 2 . Buch X X V I I führt zunächst den Bericht über das Jahr 21 ο zu Ende. Auf dem italischen Kriegsschauplatz konnte Marcellus in Samnium die Versorgungsdepots Hannibals in Marmoreae und Meies mit ihren riesigen Vorräten einnehmen. In Apulien kam es jedoch zu einer Katastrophe: bei Herdonea, das unter dem Eindruck der römischen Erfolge an die Seite der Römer zurückkehren wollte, vernichtete Hannibal das Heer des allzu sorglosen Prokonsuls Cn. Fulvius. Uber Herdonea erging ein Strafgericht: die für den geplanten Abfall Verantwortlichen wurden hingerichtet, die übrigen Bewohner, denen Hannibal nicht mehr traute, nach Metapont und Thurii umgesiedelt. Während in R o m tiefe Bestürzung herrschte, bewahrte Marcellus die Ruhe und wandte sich gegen Hannibal, der inzwischen im Gebiet der Lukaner stand. Bei Numistro kam es zu einer Schlacht, in der es weder Sieger noch Besiegte gab 3 . Hannibal zog darauf nach Apulien ab, Marcellus folgte ihm, und den Rest des Jahres belauerten sich hier die beiden Feldherren gegenseitig. In Capua, das im Vorjahr erobert worden war und unter den harten Strafmaßnahmen für seine Abtrünnigkeit litt, wurde eine Verschwörung aufgedeckt und die Schuldigen zum Tode verurteilt. Der Numiderkönig Syphax, mit dem die Scipionen schon drei Jahre zuvor Kontakte geknüpft hatten, wies im Lauf des Sommers den Senat auf sein gespanntes Verhältnis zu den Karthagern hin und bat um ein Freundschaftsbündnis. Die römischen Gesandten, die ihm als Zeichen der Freundschaft 1

X X V I 2 8 , 1 3 , gegenüber 1 , 1 3 . X X V I 38,1. 5 So auch Plut., Marc. 24,6/7. Nach Frontin, strat. 2,2,6 war Hannibal hier siegreich. 2

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Geschenke überbrachten, sollten anschließend versuchen, auch die Freundschaft anderer Fürsten in Nordafrika zu gewinnen; eine gleichzeitige Gesandtschaft nach Alexandria sollte die seit langem bestehende Freundschaft zwischen Rom und dem Ptolemäerreich erneuern. Da Marcellus in Apulien gebunden war, wurde der andere Konsul, M. Valerius Laevinus, zur Durchführung der Konsulwahlen von Sizilien nach Rom gerufen. Voller Stolz berichtete er dem Senat, daß der Krieg in Sizilien zu Ende sei, daß man sich in der Provinz wieder sicher fühlen könne und das Leben dort seinen normalen Gang gehe. Doch bevor noch die Wahlen durchgeführt waren, traf ein Bericht des Messala ein, den Laevinus zu einem Erkundungs- und Plünderungszug nach Afrika geschickt hatte: Die Karthager bereiteten neue Operationen vor; Hasdrubal solle Verstärkungen erhalten, von Spanien nach Italien ziehen und dort gemeinsam mit seinem Bruder Hannibal den Krieg führen; und eine Landung auf Sizilien solle zur Wiedereroberung der Insel führen. Beide Mitteilungen, vor allem aber die Vorstellung, daß Hasdrubal ein zweites karthagisches Heer nach Italien führen werde - hier klingt ein Leitmotiv an, das Buch XXVII bis zu seinem Ende durchzieht weckten große Ängste. Laevinus wurde aufgefordert, schnellstens zur Durchführung der Wahlen einen Diktator zu ernennen und zum Schutz seines Aufgabenbereiches nach Sizilien zurückzukehren. Wegen der Ernennung des Diktators kam es dann aber zu Auseinandersetzungen mit dem Konsul; er kehrte schließlich nach Sizilien zurück, ohne einen Diktator bestimmt zu haben. Der Senat wandte sich nun an Marcellus, und dieser ernannte, wie es der Senat und Volk wünschten, Cn. Fulvius Flaccus, den Bezwinger von Capua, zum Diktator. Bei den Konsulwahlen gab es erneut Streit, diesmal zwischen dem Diktator und den Volkstribunen, weil es sich abzeichnete, daß das Volk den die Wahl leitenden Diktator zum Konsul wählen wollte. Aber nüchterne Erwägungen trugen schließlich über alle Bedenken den Sieg davon,

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und mit Fulvius und Q. Fabius Maximus wurden zwei bewährte Heerführer zu Konsuln für 209 gewählt. A m Ende des Sommers griff eine karthagische Flotte die Küsten Sardiniens an und kehrte, ohne daß die Reimer es verhindern konnten, mit reicher Beute nach Afrika zurück. Nach-der Wahl der Konsuln erscheint Laelius als Sieges bote Scipios mit der Nachricht von der Einnahme Neu-Karthagos 1 . Auch er teilt mit, was er aus Gefangenenaussagen über den geplanten Zug Hasdrubals nach Italien weiß; die sich dadurch abzeichnende Gefahr wird so am Ende dieses Jahresberichtes noch einmal unterstrichen. Bei den latinischen Bundesgenossen Roms machte sich 209 Kriegsmüdigkeit bemerkbar. Zwölf der dreißig Latinerkolonien erklärten sich außerstande, weitere Soldaten zu stellen und den Sold für sie aufzubringen. Die Besorgnis in R o m war groß, als sie trotz alles Zuredens der Konsuln auf ihrer Weigerung beharrten. U m so wichtiger war es, daß die übrigen 18 Kolonien versicherten, sie würden nach wie vor ihre Pflichten gegen Rom erfüllen und seien, falls es gefordert werde, sogar zu zusätzlichen Leistungen bereit. Senat und Volk dankten den treuen Kolonien; die aufsässigen ereilte die Strafe erst fünf Jahre später zu Beginn des Jahres 204: die Zahl der von ihnen zu stellenden Soldaten wurde drastisch erhöht, dazu mußten sie eine Sondersteuer entrichten 2 . Daß auch die römische Bevölkerung an die Grenzen der Belastbarkeit gelangt war, hatte das Vorjahr deutlich gezeigt; nur mit Mühe war es dem Senat durch das eigene Beispiel gelungen, die Bürger noch einmal zu einem finanziellen Sonderopfer zu bewegen 3 . In diesem Jahr griff man auf 1 Seine Ankunft in R o m ist wie die ins Jahr 209 fallende Eroberung von NeuKarthago von Livius falsch datiert; s. S. 737, Anm. 1. 2 X X I X 15,1-15. 3 XXVI 35,1-36,12.

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einen Schatz zurück, der für Notfälle in der Staatskasse lag: ihm wurden 4 000 Pfund Gold für die Bedürfnisse der verschiedenen Heere entnommen. Den Operationsplan für 209 bestimmte Fabius: sein Kollege Fulvius sowie Marcellus, dessen Kommando verlängert worden war, und die Besatzung von Regium sollten Hannibal binden, damit er selbst Tarent angreifen konnte. Nach den Kämpfen des Vorjahres hatten Hannibal und Marcellus den Winter in Apulien verbracht. Marcellus, der in seinem übersteigerten Selbstgefühl überzeugt war, von allen römischen Feldherren sei keiner wie er geeignet, sich mit Hannibal zu messen, griff den Wunsch des Fabius begierig auf und rückte, sobald es möglich war, gegen den Punier, der bei Canusium stand und die Stadt zum Abfall von Rom zu bewegen suchte. Sobald Hannibal von seinem Anmarsch hörte, zog er ihm entgegen, wich aber bald in günstigeres Gelände aus, das ihm mehr Möglichkeiten zur Täuschung des Feindes bot. Marcellus folgte ihm stetig; schließlich gelang es ihm, den Gegner zur Schlacht zu zwingen; diese endete nach zweitägigem Kampf mit Marcellus' Niederlage. Nach Livius' Darstellung wollte Marcellus sich damit nicht abfinden, machte seinen Soldaten heftige Vorwürfe und führte sie am nächsten Tag noch einmal in den Kampf. Bei dieser Schlacht, die mit einem Sieg der Römer geendet haben, ihnen aber auch erneut schwere Verluste gebracht haben soll, handelt es sich jedoch um die Erfindung eines Annalisten, der einen Ausgleich für die vorausgegangene Niederlage schaffen wollte . Hannibal setzte sich in der nächsten Nacht nach Bruttium ab, w o Caulonia von der Einheit aus Regium bedrängt wurde. Apulien war damit für den Augenblick zwar vom Feinde frei; aber Marcellus hatte das strategische Ziel, das ihm aufgetragen war, nicht erreicht. 1 Anders J. Seibert, Hannibal 346, der die X X V I I 13,1 - 14,14 dargestellte Schlacht für historisch hält, aber annimmt, sie habe nicht mit einem Sieg, sondern mit einer erneuten Niederlage des Marcellus geendet.

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D a er schwerste Verluste erlitten hatte und viele seiner Leute verwundet waren, konnte er Hannibal nicht weiter folgen, so daß dieser wieder völlige Operationsfreiheit gewann. Fabius' Kollege C n . Fulvius brachte die Hirpiner und einen Teil der Lukaner wieder unter römische Herrschaft; seine Unterhandlungen mit den Bruttiern über deren Unterwerfung blieben dagegen erfolglos. D u r c h Fulvius' Vorstoß schrumpfte das von Hannibal kontrollierte Gebiet weiter zusammen. Fabius selbst eroberte zunächst Manduria im Gebiet der Sallentiner, rückte dann vor Tarent, schlug an der Westseite der Hafeneinfahrt sein Lager auf und traf alle Vorbereitungen z u m Angriff auf die Stadt von der Land- und Seeseite. A b e r es ging dann leichter, als er gedacht hatte. Durch Zufall erhielt er Verbindung zu dem Kommandanten einer bruttischen Besatzungseinheit, und er konnte diesen z u m Verrat bewegen. Während ein Teil seiner Truppen bei Nacht von der Burg, v o m Hafen und von der See her einen Scheinangriff machte, ließen die Bruttier Fabius von der Ostseite her in die Stadt. D e r Widerstand brach rasch zusammen, die Stadt wurde den Soldaten z u m Morden und Plündern überlassen. Unterdessen hatte Hannibal die Angreifer v o n Caulonia zur Kapitulation gezwungen 1 . A l s er hier von dem Angriff des Fabius auf Tarent hörte und heraneilte, war es z u spät; die Stadt war bereits gefallen. Sein Versuch, Fabius in eine Falle z u locken, mißlang; dieser wurde durch Zeichen der Götter gewarnt. Was Livius für 209 aus Spanien mitteilt, ist wie das für 212 bis 210 v o n dort Berichtete ein Jahr zu früh datiert. D u r c h die Freilassung der spanischen Geiseln und Gefangenen nach der Einnahme v o n Neu-Karthago sowie durch

1 W e n n der A n g r i f f auf C a u l o n i a auch scheiterte, so hatte er nach dem Plan des Fabius d o c h seinen Sinn erfüllt: Hannibal w a r v o m Hauptgeschehen abgelenkt w o r d e n , so daß Fabius beim A n g r i f f auf Tarent v o n ihm nicht gehindert w u r d e .

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Geschenke gewann Scipio von Tag zu Tag mehr das Vertrauen und die Zuneigung der Spanier; auch spanische Fürsten traten auf seine Seite, als erster zu Beginn des Winters Edesco, der Fürst der Edetanen, später Indibilis und Mandonius, die mächtigen Fürsten der Ilergeten, die lange die Sache der Karthager unterstützt hatten. Hasdrubal, der Bruder Hannibals, dessen Heer am wenigsten weit von Scipio entfernt war, wollte möglichst bald kämpfen, ehe sich die Situation durch den Übertritt weiterer Spanier auf die römische Seite für ihn weiter verschlechterte. Auch Scipio wünschte den Kampf so bald wie möglich, bevor die beiden anderen in Spanien stehenden Heere der Karthager sich mit den Truppen Hasdrubals vereinigten. Er zog daher, ohne auf Widerstand zu stoßen, weit nach Westen bis Baecula, w o Hasdrubal stand. Die ersten Römer, die eintrafen, schlugen die feindlichen Vorposten in die Flucht. Hasdrubal verlegte in der folgenden Nacht seine Truppen auf eine Höhe, w o sie durch einen Fluß im Rücken und Steilhänge an der Front und an den Seiten geschützt schienen. Die Römer bezwangen aber am nächsten Tag die Steilhänge zunächst von den Flanken her, dann auch in der Mitte; die Feinde suchten sich durch die Flucht zu retten. Aber Scipio hatte vorsorglich die Fluchtwege besetzen lassen; so wurden 8000 vom Heer Hasdrubals erschlagen, 12000 gerieten in Gefangenschaft. Hasdrubal, der die Kriegskasse und die Elefanten schon vorher in Sicherheit gebracht hatte, zog sich in Richtung auf den Tagus zurück. Wenige Tage später trafen die Führer der beiden anderen karthagischen Heere, Hannibals Bruder Mago und Hasdrubal, der Sohn des Gisgo, mit ihm zusammen; gemeinsam berieten sie über das weitere Vorgehen. Hasdrubal sollte sein Heer mit Spaniern auffüllen und, wie es der Senat von Karthago beschlossen hatte, über Gallien nach Italien ziehen; Hasdrubal, der Sohn des Gisgo, sollte auch die Truppen Magos übernehmen, sein Heer nach Lusitanien führen und einem Kampf mit den Römern aus dem Wege gehen, Mago

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unterdessen auf den Baliaren neue Hilfstruppen anwerben, der mit ihnen verbündete Numider Masinissa schließlich mit 3 ooo Reitern in das Diesseitige Spanien einfallen. Scipio ließ von den Gefangenen die Afrikaner verkaufen, den Spaniern schenkte er großzügig die Freiheit; auch den jugendlichen Neffen Masinissas, der ohne dessen Wissen an der Schlacht teilgenommen hatte, entließ er reich beschenkt. Im Kriegsrat nach der Schlacht waren manche dafür, Hasdrubal unverzüglich nachzusetzen. Doch Scipio fürchtete, die Reste von Hasdrubals Heer könnten sich mit den beiden anderen Heeren vereinigen und er hätte es dann mit einem zahlenmäßig überlegenen Gegner zu tun. Also kehrte er nach Tarraco zurück und sicherte lediglich die östlichen Pyrenäenpässe. So konnte Hasdrubal ungestört in Spanien neue Soldaten anwerben, über die westlichen Pyrenäen nach Gallien abziehen und im Frühjahr 207 in Italien erscheinen 1 . Z u Ende des Berichts über das Jahr 209 stellt Livius fest, daß der Ruhm Scipios, der seit seiner Ernennung zum Oberbefehlshaber in Spanien immer mehr zur beherrschenden Figur der Darstellung wird, den der anderen großen Feldherren dieses Krieges, eines Fabius, Fulvius und Marcellus, zu überstrahlen begann. Marcellus wurde wegen seiner Kriegführung in diesem Jahr heftig angegriffen, man wollte ihm sogar das Kommando entziehen. Als er aber selbst in Rom erschien, verstummten die Vorwürfe, und er wurde mit T. Quinctius Crispinus zum Konsul für 208 gewählt. Weil man für 208 Angriffe der karthagischen Flotte auf die Küsten des römischen Gebietes fürchtete, wurden die Seestreitkräfte in Sizilien und Sardinien verstärkt, dazu ein weiterer Flottenverband zum Schutz der Küste Mittelitaliens aufgestellt. Auch f ü r Etrurien war man in Sorge, es könne 1 Fabius hielt Scipio später vor, seine Entscheidung, Hasdrubal abziehen zu lassen, sei ein folgenschwerer Fehler gewesen ( X X V I I I 42,14 f.).

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dort zu einer Erhebung kommen 1 . Arretium wurde daher besetzt und 120 Kinder der arretinischen Senatoren als Geiseln genommen, auch das übrige Etrurien scharf überwacht, so daß dort jede Erhebung unmöglich wurde. Den beiden Konsuln, Marcellus und Crispinus, hatte der Senat Italien als Aufgabenbereich gegeben. Ihr Aufbruch zu den Heeren verzögerte sich, weil sie beim Opfern Zeichen von schlechter Vorbedeutung erhielten. Auch eine ungewöhnlich große Anzahl anderer Zeichen der Götter wurde gemeldet. Bei den Opfern, die zur Sühnung dieser Zeichen dargebracht wurden, verkündeten die Eingeweide der Opfertiere ebenfalls lange Zeit Unheil. Dieses Unheil traf dann, wie Livius vorausgreifend mitteilt, nicht den Staat, sondern die beiden Konsuln. Crispinus brach als erster in das Gebiet der Lukaner auf und rückte von dort weiter vor in das Gebiet der Bruttier, um Locri anzugreifen. Als er erfuhr, daß Hannibal gegen ihn heranzog und daß Marcellus inzwischen ebenfalls R o m verlassen hatte und bei seinem Heer in Venusia eingetroffen war, brach er den Angriff auf Locri ab und zog nach Apulien, um gemeinsam mit seinem Kollegen gegen Hannibal zu operieren. Die beiden Konsuln hatten zwischen Venusia und Bantia ihre Lager nahe beieinander. Hannibal war Crispinus gefolgt und lagerte nicht weit von ihnen. Die Römer hofften, Hannibal zu einer Schlacht reizen und ihn bei ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit schlagen zu können. Aber Hannibal ließ sich auf eine Schlacht mit dem stärkeren Gegner nicht ein, es kam nur zu einer Reihe von kleineren Scharmützeln. Die Konsuln glaubten, sie könnten Hannibal so den ganzen Sommer in Apulien binden, und forderten L. Cincius auf, von Sizilien aus nach Bruttium überzusetzen und erneut 1 Schon eine Reihe von Jahren hatte man den hinhaltenden Widerstand der Bevölkerung Etruriens gegen die wachsende Last des Krieges gespürt, seit 2 1 2 standen darum zur Sicherheit wieder römische Truppen in diesem Gebiet.

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Locri anzugreifen; ein Teil der Besatzung von Tarent sollte ihn dabei unterstützen. Aber Hannibal erfuhr davon und legte den aus Tarent heranziehenden Römern einen Hinterhalt; weit mehr als die Hälfte der Römer fielen oder gerieten in Gefangenschaft; der Rest floh nach Tarent zurück. Daher mußte Cincius alleine versuchen, die Stadt zu nehmen. In Apulien kam es bald darauf durch die Leichtfertigkeit der Konsuln zu der großen Katastrophe, die die Vorzeichen angekündigt hatten. Zwischen den römischen und karthagischen Stellungen lag eine bewaldete Anhöhe, der zunächst keine der beiden Seiten Beachtung geschenkt hatte. Hannibal hatte dann aber gemeint, dieser Hügel sei für einen Hinterhalt geeignet, man könne von hier aus kleinere Gruppen, die sich zu weit vom römischen Lager entfernten, abfangen, und hatte bei Nacht, von den Römern unbemerkt, eine Abteilung numidischer Reiter dorthin geschickt. Auch bei den Römern meinte man inzwischen, man solle diese Höhe besetzen, damit der Feind es nicht tue. Beide Konsuln wollten den Hügel persönlich erkunden 1 . Dabei nahmen sie nur 220 Reiter, Etrusker und Fregellaner, mit. Die Numider ließen sie zunächst ungestört hinaufkommen, dann brachen sie von allen Seiten aus ihrem Versteck hervor. Die Etrusker ergriffen sogleich die Flucht, die Fregellaner setzten sich tapfer zur Wehr. In dem kurzen, heftigen Kampf, der entbrannte, fiel Marcellus mit einem Teil seiner Leute; Crispinus, der von zwei Wurfspießen getroffen war, und ein Rest der römischen Reiter retteten sich mit Mühe ins Lager. Durch die Unvorsichtigkeit der Konsuln 2 hatte Hannibal einen bedeutenden Vorteil errungen; fürs erste war von den 1 Eine Annalisten haben berichtet, Marcellus habe vor dem Erkundungsritt den Göttern geopfert und dabei - ähnlich wie vor dem Aufbruch zum Heer ungünstige Zeichen erhalten, sich aber darüber hinweggesetzt; s. X X V I I 26,13/14, ebenso auch Val. Max. 1,6,9 u r | d Plut., Marc. 2 9 , 8 - 1 1 . 1 Polyb. 10,32,7 - 33,7 tadelt Marcellus für seine Unvorsichtigkeit; diesem Urteil schließen sich Liv. X X V I I 2 7 , 1 1 ; 33,10 und Plut., Marc. 28,4-6; 30,2; 33,6-8, an.

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verstörten römischen Heeren keine Initiative mehr zu erwarten. Crispinus zog sich in der nächsten Nacht in die Berge zurück, wo er sich sicherer fühlen konnte. Hannibal, der mit der Leiche des Marcellus auch dessen Siegelring in die Hand bekommen hatte, hoffte, mit Hilfe dieses Siegels die Stadt Salapia, die von ihm abgefallen war, überlisten zu können. Crispinius, der etwas Derartiges ahnte, hatte aber rechtzeitig die Städte der Umgebung von dem Vorgefallenen unterrichtet und sie gewarnt, einem Schreiben mit dem Siegel des Marcellus Glauben zu schenken. So blieb die Bevölkerung von Salapia vor dem Strafgericht, das der Punier über sie verhängen wollte, bewahrt. Da in Apulien für ihn nichts mehr auszurichten war, zog Hannibal wieder nach Bruttium, um Locri von der Belagerung durch Cincius zu befreien. Bei seiner Ankunft flohen die römischen Belagerer, von Panik ergriffen, auf ihre Schiffe und segelten zurück nach Sizilien. Auch der zweite Versuch der Römer, in diesem Jahr Locri zu nehmen, war damit gescheitert. Sobald Crispinus merkte, daß Hannibal abgezogen war, ließ er das Heer des Marcellus durch dessen Sohn nach Venusia führen. Er selbst ging mit seinen Legionen nach Capua und unterrichtete den Senat vom Schicksal des Marcellus und seiner eigenen Verwundung. Nicht lange danach scheint er seine Truppen nach Tarent geführt zu haben, um die Stadt vor einem möglichen Angriff Hannibals zu schützen. Gegen Ende des Jahres starb er hier 1 an den Folgen seiner Verwundung; zuvor hatte er noch einen Diktator zur Durchführung der Wahlen und der Spiele ernennen können. Von Sizilien aus operierte in diesem Jahr ein römischer Flottenverband unter M. Valerius Laevinus erfolgreich an der afrikanischen Küste und besiegte eine punische Flotte, die sich ihm entgegenstellte. 1

Die Uberlieferung über den Ort seines Todes schwankt ( X X V I I 33,6).

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Was Livius für das Jahr 208 aus Griechenland berichtet, sind Ereignisse, die sich in Wirklichkeit schon 209 abgespielt haben 1 . Die Achäer wurden im Sommer dieses Jahres gleichzeitig von den Spartanern und den Ätolern bedrängt und riefen den Makedonenkönig Philipp V. zu Hilfe. Als dieser heraneilte, suchten ihm die Ätoler, von einem römischen und einem pergamenischen Kontingent unterstützt, bei Lamia den Weg zu versperren, wurden hier aber in zwei Schlachten besiegt und zogen sich hinter die Mauern der Stadt zurück. Philipp begab sich in das nahe gelegene Phalara. Hierhin kamen Gesandte von Ptolemaios IV., Rhodos, Athen und Chios, die Frieden zwischen Philipp und den Ätolern vermitteln wollten. Ihr eigentliches Anliegen war dabei, ein weiteres Anwachsen der makedonischen Macht zu verhindern, die für die Freiheit und Selbständigkeit der Griechen eine Bedrohung darstellte; auch die Römer und Pergamener sollten keinen Grund finden, sich in die griechischen Angelegenheiten einzumischen. Es kam jedoch keine Einigung zustande, man vertagte sich und beschloß einen Waffenstillstand für 30 Tage. Philipp begab sich zunächst nach Euböa und sicherte die Insel gegen einen erwarteten Landungsversuch des Attalos. Dann ging er nach Argos, w o ihm die Bürgerschaft die Durchführung des Herafestes und der Nemeischen Spiele übertrug. Nach dem Herafest wurden die Verhandlungen über einen Frieden im achäischen Aigion wieder aufgenommen; aber auch jetzt kam es zu keinem Ergebnis. Die Lage hatte sich inzwischen für die Ätoler erheblich verbessert, da Attalos auf Ägina gelandet und die römische Flotte nach Naupaktos gekommen war. Sie stellten daher hohe Forderungen, die Philipp und seine Verbündeten empört ablehnten. Der König kehrte zur Feier der Nemeischen Spiele nach Argos zurück. Während er noch mit den 1 Siehe zu X X V I I 30,9. - Der Fehler ist bei der Übertragung der von Polybios nach Olympiadenjahren berichteten Ereignisse auf die römischen Konsulatsjahre entstanden.

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Vorbereitungen für das Fest beschäftigt war, landete die römische Flotte zwischen Sikyon und Korinth und plünderte diesen fruchtbaren Landstrich Achaias. Philipp reagierte schnell, überraschte mit seiner Reiterei die Römer und trieb sie auf die Schiffe zurück. Wieder in Argos, legte er die Zeichen seiner königlichen Würde ab und gab sich leutselig als Bürger unter Bürgern, um die Bevölkerung für sich einzunehmen; zugleich stellte er jedoch hemmungslos den Frauen nach und machte sie sich durch Geschenke, Schmeicheleien oder Drohungen gefügig; dieses Treiben setzte er auch nach den Spielen noch eine Reihe von Tagen fort. Dann brach er mit seinen Streitkräften auf, um zusammen mit den Achäern die ätolische Besatzung aus Elis zu vertreiben; er wußte nicht, daß inzwischen die römische Flotte nach Kyllene gefahren war und 4000 Römer als Verstärkung nach Elis geschickt hatte. Im Kampf mit den Eleern, Ätolern und Römern wurde Philipp geschlagen. A m nächsten Tag brachte er eine Fliehburg der Eleer, in der 4 000 Menschen mit ihrem Vieh Sicherheit suchten, in seine Gewalt. Gleich darauf aber zwangen ihn schlechte Nachrichten aus seinem Königreich zur Rückkehr: ein gewisser Aeropos hatte sich gegen ihn erhoben, Lychnidos und einige Dörfer der Dassareten an sich gebracht und wiegelte die Dardaner auf; diese fielen, noch ermutigt durch ein Gerücht von Philipps Tod, in Makedonien ein. Mit Philipps Rückkehr scheint sich die Lage in Makedonien rasch wieder beruhigt zu haben. Auf die Wahl der Konsuln für 207 verwandte man größte Sorgfalt, da man in diesem Jahr mit dem Eintreffen Hasdrubals in Italien rechnen mußte. Man wollte C . Claudius Nero, der im Ruf stand, zu raschen Entscheidungen zu neigen, einen bedächtigen Kollegen an die Seite stellen. M. Livius schien dazu besonders geeignet 1 . Aber er hatte es noch nicht 1 Wichtiger noch dürfte gewesen sein, daß M. Livius ein erfahrener Feldherr war, der sich 2 1 9 im Krieg gegen Demetrios von Pharos bewährt hatte (s. Dio 12, frg. 53; Vir. ill. 50,1; Zonar. 8,20).

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verwunden, daß er 218 wegen Unterschlagung eines Teils der Beute aus dem 2. Illyrischen Krieg verurteilt worden war, und wollte sich nicht von dem Volk, das ihn damals verurteilt hatte, erneut zum Konsul wählen lassen. Doch der Senat redete ihm ins Gewissen, stellte ihm das Beispiel des Camillus vor Augen, der es dem Volk nicht nachtrug, daß es ihn in die Verbannung geschickt hatte, und überwand so seinen Widerstand. Nach dem Livianischen Bericht hielt Hasdrubal sich ein ganzes Jahr in Gallien auf und warb dort Hilfstruppen an. Damit überbrückt Livius die Zeit zwischen dem falsch datierten Aufbruch Hasdrubals aus Spanien 1 und seiner Ankunft in Italien im Frühjahr 207. Die große Erregung, die das Volk angesichts seines erwarteten Erscheinens ergriffen hatte, spiegelt sich in der großen Zahl der jetzt gemeldeten Zeichen der Götter wider. C. Claudius Nero erhielt durch das Los Bruttium als Aufgabenbereich, M. Livius Gallien; außerdem standen in Bruttium in diesem Jahr zwei weitere Heere mit jeweils zwei Legionen unter Q. Fulvius und Q. Claudius, in Gallien neben M. Livius noch zwei Legionen unter dem Prätor L. Porcius Licinus. Die Heere im Norden sollten möglichst bald Hasdrubal entgegentreten, damit er nicht die oberitalischen Gallier und die unzuverlässigen Etrusker zu einer Erhebung gegen R o m aufstacheln könne, die Heere im Süden gleichzeitig Hannibal festhalten und verhindern, daß er seinem Bruder entgegenzog. Beide Konsuln erhielten außerordentliche Vollmachten für die Auswahl und Verstärkung ihrer Truppen. Z u Beginn des Frühjahrs meldete der Prätor L. Porcius, daß Hasdrubal die Alpen überschreite und daß 8 000 Ligurer sich anschickten, zu ihm zu stoßen. In Italien angekommen, versuchte Hasdrubal als erstes, Placentia einzunehmen; aber der Versuch blieb erfolglos. 1

Siehe S. 737, Anm. 1 und S. 742 f.

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Inzwischen hatten beide Konsuln Rom verlassen und sich in ihre Aufgabengebiete begeben. In der Stadt machte sich zunehmend Angst breit. Ein Zweifrontenkrieg in Italien stand bevor, Hasdrubal schien nicht weniger gefährlich als Hannibal. Man dachte an die Schicksalsschläge und Erfolge, die sich im bisherigen Verlauf des Krieges die Waage gehalten hatten. Würde das auch in Zukunft noch so sein? Die Schilderung dieser Angst läßt den Leser nachvollziehen, welche Bedeutung das Schicksal Hasdrubals für den weiteren Verlauf des Krieges hatte. Zwischen Hannibal und Hasdrubal scheint keine Absprache über ihr Vorgehen bestanden zu haben; Hannibals Verhalten spricht dafür, daß er einen Durchstoß seines Bruders nach Apulien erwartete. Seine eigenen Unternehmungen in diesem Frühjahr brachten nicht die erhofften Ergebnisse. Einen Vorstoß in das Gebiet der Sallentiner mußte er schon beim Anmarsch abbrechen. Auch der Versuch, abgefallene Städte in Lukanien zurückzugewinnen, scheiterte; C. Claudius Nero zog nach Grumentum, wo Hannibal lagerte, und schränkte ihn in seiner Bewegungsfreiheit ein 1 . Er konnte aber nicht verhindern, daß Hannibal sich nach Apulien absetzte, dann aus Metapont Verstärkung holte und von dort sogleich wieder nach Apulien zurückkehrte, um bei Canusium die weitere Entwicklung abzuwarten. All diesen Bewegungen des Puniers folgte Claudius Nero mit seinem Heer, ohne ihn packen zu können. Hasdrubal hatte inzwischen die Belagerung von Placentia abgebrochen und war über Ariminum hinaus vorgestoßen. Der Prätor L. Porcius hatte das mit seinen verhältnismäßig schwachen Kräften nicht verhindern können. Südlich des 1 In der Schilderung der Schlacht bei Grumentum hat offensichtlich ein Annalist seiner Phantasie die Zügel schießen lassen. In Wirklichkeit hat hier wohl nur ein kleineres Gefecht stattgefunden, in dem Hannibals Plänkler eine Schlappe erlitten; s. dazu auch J. Kromayer - G . Veith, Antike Schlachtfelder III418.

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Metaurus bei Sena 1 trat dem Feind dann aber der Konsul M. Livius - vielleicht schon jetzt zusammen mit L. Porcius entgegen und brachte ihn zum Stehen. Bei seinem Aufbruch von Placentia hatte Hasdrubal versucht, seinen Bruder durch einen Brief aufzufordern, in Umbrien zu ihm zu stoßen. Der Brief wurde aber abgefangen und Claudius Nero übergeben. Da beschloß dieser, sich mit einem Teil seines Heeres am Kampf gegen Hasdrubal zu beteiligen, um hier eine rasche Entscheidung herbeizuführen. Er teilte dem Senat seine Absicht mit und ordnete zugleich Truppenverlegungen an, um Hasdrubal alle möglichen Wege zu versperren. Als man in R o m von Neros Plan erfuhr, steigerte sich die Angst noch. Man fürchtete, Hannibal könne das Lager mit den Resten des Neronischen Heeres überfallen oder Nero selbst nachsetzen. Mit den besten Leuten seines Heeres eilte dieser indessen in einem Gewaltmarsch nach Norden. Die Bevölkerung des Gebietes, durch das der Weg führte, war unterrichtet worden und versorgte das Heer mit allem Nötigen. In etwas mehr als sechs Tagen legte Nero die rund 400 km bis zum Lager des Mitkonsuls zurück. Bei Nacht rückte er hier ein; der Feind sollte zunächst noch nichts merken. Im Kriegsrat am nächsten Tag waren viele dafür, Neros Truppen ein paar Tage der Ruhe zu gönnen; Nero aber pochte darauf, das Überraschungsmoment auszunutzen. So rückte man zum Kampf aus. Auch Hasdrubal hatte sein Heer zur Schlacht aufgestellt. Aber er bemerkte, daß der Feind Verstärkung erhalten hatte. Unverzüglich zog er sein Heer ins Lager zurück und suchte sich zunächst Gewißheit zu verschaffen. Zwar waren die beiden römischen Lager nicht vergrößert worden, doch im Lager des Konsuls ertönten zwei Signale; das konnte nur bedeuten, daß auch der zweite Konsul dort 1 Einige Forscher nehmen an, das sei bereits nördlich des Metaurus geschehen, w o die Via Flaminia die Adria erreichte; s. die Ubersicht bei J. Seibert, Forschungen zu Hannibal 244.

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eingetroffen war. Hasdrubal sah sich einem überlegenen Feind gegenüber; dazu quälte ihn die bange Frage, was mit seinem Bruder geschehen war. Noch in der Nacht räumte er das Lager und zog sich zum Metaurus zurück. Die Wegführer hatten ihn im Durcheinander des Aufbruchs verlassen; so fand er den Ubergang über den Fluß nicht. Am Morgen kamen die Römer heran, Hasdrubal hatte keine Zeit mehr, ein Lager aufzuschlagen, und formierte sein Heer zur Schlacht. Seine linke Flanke war durch einen Hügel gedeckt. Auf dem rechten Flügel stand er selbst M. Livius gegenüber. Verbissen kämpften hier die Legionen des Livius mit den spanischen Kerntruppen Hasdrubals. Der rechte Flügel der Römer unter Claudius Nero schien indessen zur Untätigkeit verdammt, weil der vor ihm liegende Hügel sich als unüberwindliches Hindernis erwies. Nero wollte aber nicht vergeblich herbeigeeilt sein. Mit einem Großteil seiner Truppen zog er hinter den eigenen Linien auf die andere Seite des Kampfgeschehens, warf sich auf die rechte Flanke des Feindes und stand bald auch in seinem Rücken. Damit war die Schlacht entschieden, von allen Seiten wurden die Feinde niedergehauen; andere gerieten in Gefangenschaft, ein Teil der Gallier und Ligurer konnte sich durch die Flucht retten. Hasdrubal wollte den Untergang seines Heeres nicht überleben und suchte den Tod. Ehe die Siegesbotschaft Rom erreichte, wurde dort die Angst der Ungewißheit immer beklemmender 1 . Endlich kam die erlösende Nachricht, zuerst als unbestimmte Kunde, dann in einem Brief des Proprätors L. Manlius Acidinus aus dem Lager bei Narnia, schließlich durch die Abgesandten der Konsuln. Manche konnten es zunächst nicht fassen; erst als das Schreiben der Konsuln eintraf, schwanden die letzten Zweifel. Unbeschreiblicher Jubel erfüllte die Stadt,

1 Zum drittenmal erscheint hier das Angstmotiv im Zusammenhang mit der Schlacht am Metaurus.

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spontan dankte man den Göttern, der Senat ordnete ein dreitägiges Dankfest an. C . Claudius Nero kehrte unmittelbar nach der Schlacht nach Apulien zurück. Seine Rechnung war aufgegangen: Hannibal hatte sich nicht aus seinem Lager gerührt. In brutaler, menschenverachtender Art unterrichtete der Konsul Hannibal von dem Geschehenen: er ließ den Kopf Hasdrubals vor die Posten der Feinde werfen 1 . Das Wort des zutiefst getroffenen Hannibal, er erkenne das Schicksal Karthagos, zeigt am Ende des 27. Buches, daß auch dem Punier die Tragweite des römischen Sieges klar war. Jeglicher H o f f nung beraubt, gab er Metapont und die Teile Lukaniens, die noch unter seiner Kontrolle gewesen waren, auf und zog sich nach Bruttium zurück. Zu Beginn von Buch X X V I I I berichtet Livius, was im Lauf des Jahres 207 auf den außeritalischen Kriegsschauplätzen geschehen ist. Den Anfang bilden die Ereignisse in Spanien, dem Land, das in diesem Buch den breitesten Raum einnimmt 2 . Auch nach der Niederlage, die sie bei Baecula erlitten hatten, und dem Abzug Hasdrubals nach Italien gaben die Karthager den Widerstand nicht auf und schickten ein neues Heer unter Hanno nach Spanien. So standen hier den Römern wieder drei karthagische Heere gegenüber; während Hasdrubal, der Sohn Gisgos, weiter im äußersten Süden blieb, zogen Hanno und Mago ins Landesinnere, w o sie Keltiberer als Söldner anwarben. Gegen diese Hauptstreitmacht der Karthager schickte Scipio M. Silanus mit 10000 Mann und 500 Reitern. E r konnte sich unbe1 Im scharfen Kontrast zur Ritterlichkeit Hannibals, der nach der Leiche des Flaminius suchen ließ (XXII 7,5) und L. Aemilius Paulus, Tib. Gracchus und Marcellus ehrenvoll bestattete (XXII 52,6; X X V 17,4/5; X X V I I 28,1). Val. Max. 5,1, ext. 6 führt Hannibal dafür unter den Beispielen für humanitas et dementia (Menschlichkeit und Milde) bei Nichtrömern an. 2 Von den insgesamt 46 Kapiteln des 28. Buches spielen 30 in Spanien. Der Mittelteil des Buches mit den Ereignissen des Jahres 206 wird von den Vorgängen in Spanien völlig beherrscht.

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merkt nähern und brachte dem Feind eine vernichtende Niederlage bei; Hanno geriet mit vielen anderen in Gefangenschaft, Mago entkam mit etwa 2 000 Mann und rettete sich zu Hasdrubal. Gegen diesen stieß dann Scipio mit dem Kern seines Heeres vor. Der Karthager fühlte sich einem Kampf nicht gewachsen, verteilte sein Heer weit über das Land auf viele Städte und brachte sich selbst nach Gades in Sicherheit. Da ein Angriff auf die einzelnen Städte langwierig gewesen wäre, kehrte Scipio um, ließ aber Orongis, die reichste Stadt dieser Gegend, durch seinen Bruder Lucius angreifen. Orongis ergab sich; doch durch ein Mißverständnis oder weil die Römer eine List befürchteten, wurden die Verteidiger, die die Stadt übergeben wollten, hingeschlachtet. Was dann aus Griechenland mitgeteilt wird, ist - wie schon die Ereignisse des Jahres 209 - falsch datiert und gehört ins Jahr 208. Die makedonischen Gebiete in Mittelgriechenland wurden von der See her durch Unternehmungen der römisch-pergamenischen Flotte, Philipps Verbündete durch Einfälle der Ätoler und Spartaner in Schrecken gehalten. Philipp konnte die Gefährdung seiner Bundesgenossen zwar nicht verhindern, eilte aber dank guter Nachrichtenübermittlung den heimgesuchten Gebieten jeweils rasch zu Hilfe und zwang die Angreifer überall wieder zum Rückzug. So waren alle Erfolge der Römer und ihrer Verbündeten in diesem Jahr nur von vorübergehender Dauer. Philipp dagegen konnte zufrieden auf das Jahr zurückblikken. Auf dem Lande hatte er sich als der Überlegene erwiesen: w o seine Truppen auftauchten, hatten die Gegner ihre Unternehmungen abgebrochen; die ätolischen Stellungen an den Thermopylen hatte er mühelos überrannt, hatte auch seinerseits Schläge gegen die Ätoler geführt und ihnen einige Orte in Mittelgriechenland genommen. Vor allem aber

1

Siehe S. 748 mit Anm. 1.

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hatte das Kräfteverhältnis sich dadurch zu seinen Gunsten verschoben, daß Attalos mit seiner Flotte die griechischen Gewässer verlassen hatte, als der mit Philipp befreundete König Prusias von Bithynien in das pergamenische Königreich einfiel. Da Philipp der römischen Flotte kaum etwas entgegenzusetzen hatte, begann er mit dem Bau von ioo Schiffen. Die Bemühungen Ptolemaios' IV. und der Rhodier, in getrennten Verhandlungen mit den Kriegsparteien Frieden zu stiften, blieben auch in diesem Jahr erfolglos. A m Ende des Jahresberichts lassen die umjubelte Rückkehr der Konsuln nach Rom und ihr gemeinsamer Triumph noch einmal das große Ereignis dieses Jahres lebendig werden, den Sieg am Metaurus. Dabei stellt das Volk den Anteil des C . Claudius Nero an diesem Erfolg über den des M. Livius. Die Wahlen und die Mitteilungen über die von den Ädilen durchgeführten Spiele markieren den Ubergang zum Jahr 206. Diesem Jahr ist der große Mittelteil des 28. Buches gewidmet. Daß sich jetzt der Senat und die Konsuln bemühten, die geflohene Landbevölkerung zur Rückkehr auf das Land zu bewegen, ist ein Zeichen für die wiederbeginnende Normalität in Italien. Im Süden unterwarfen sich auch die letzten Lukaner wieder der römischen Herrschaft, auch dies eine Folge des Sieges am Metaurus. Hannibal war nach der Niederlage und dem Tod seines Bruders Hasdrubal wie gelähmt und hockte untätig im äußersten Winkel Bruttiums; an dieser Stelle würdigt Livius bewundernd die Leistungen des großen Feldherrn 1 . In Spanien rafften sich die Karthager trotz der im Vorjahr erlittenen Schlappen noch einmal zum Widerstand auf: 1 W. Will, Mirabilior adversis quam secundis rebus, W J A 9, 1983, 1 5 7 - 1 7 1 , zeigt, daß Livius von der Schlacht am Metaurus an, nach der Hannibal für R o m und Italien keine Gefahr mehr darstellte, die Größe des feindlichen Feldherrn voll anerkennt und an seinem Schicksal Anteil nimmt.

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Hasdrubal, der Sohn Gisgos, und Mago hoben im Baetisgebiet neue Truppen aus; mit 50000 Fußsoldaten und 4 500 Reitern lagerten sie bei Ilipa 1 , fest entschlossen, eine Schlacht zu liefern. Scipio zog dem Feind entgegen. U m zahlenmäßig nicht unterlegen zu erscheinen, verstärkte er seine Truppen unterwegs durch spanische Hilfskräfte auf insgesamt 45 000 Mann. Auf diese Hilfstruppen glaubte er sich aber nicht unbedingt verlassen zu können; sie sollten daher nur mit weniger wichtigen Aufgaben betraut werden. Als Scipio unweit vom Feind sein Lager aufschlug, griffen die Karthager überraschend an, wurden aber zurückgeschlagen. Auch in den folgenden Tagen wiederholten sich diese Angriffe. Dann standen beide Heere einander eine Reihe von Tagen gegenüber, ohne daß weiter etwas geschah, auf beiden Seiten die Kerntruppen im Zentrum, die spanischen Bundesgenossen auf den Flügeln. Für den Tag, an dem er kämpfen wollte, änderte Scipio die A u f stellung: er nahm die Spanier in die Mitte, die römischen Legionen auf die Flügel. Im Morgengrauen griffen seine Reiter und Leichtbewaffneten die feindlichen Vorposten an, zugleich rückten die Fußtruppen aus. Die Karthager stürzten, von dem Angriff überrascht, aus ihrem Lager. Viele Stunden kämpften Reiter und Leichtbewaffnete miteinander, während die Fußtruppen auf Distanz blieben. A m Mittag gab Scipio seinen Reitern und Leichtbewaffneten das Signal zum Rückzug, formierte sie neu hinter den Flügeln und griff dann mit dem Fußvolk an. Die im Zentrum stehenden Spanier sollten ganz langsam vorrücken, die Legionen auf den Flügeln schnell und sich zugleich nach rechts und links entfalten, die Reiter und Leichtbewaffneten den Feind von den Flanken her umfassen. Auf

1 Bei Livius Silpia; s. die Anm. zu X X V I I I 1 2 , 1 4 . ~ H'P a liegt nicht so nahe bei Baecula, wie Livius annimmt ( X X V I I I 15,5 f.), sondern ein erhebliches Stück weiter westlich. Hasdrubal rettete sich einen Tag nach seiner Niederlage auf einen Hügel, der nicht weit vom Meer entfernt war ( X X V I I I 16,8).

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den Flügeln waren die frisch ausgehobenen spanischen Hilfstruppen der Karthager den kampferprobten römischen Legionen nicht gewachsen. Als das römische Zentrum endlich herankam, gingen auch die punischen Kerntruppen zurück, von Hunger und Durst gequält und vom langen untätigen Abwarten zermürbt. Ein heftiger Regenguß beendete die Schlacht und verhinderte, daß das punische Lager genommen wurde. Da ein Teil ihrer Bundesgenossen zu den Römern überlief, zogen die Karthager in der Nacht ab. Die römische Reiterei verlegte den Geschlagenen den Rückzug über den Baetis. Daher wandte sich Hasdrubal nach Westen. Sein Abmarsch wurde durch römische Reiterei und Leichtbewaffnete immer wieder gestört; schließlich holten ihn auch die Legionen ein und richteten ein Blutbad an; Hasdrubal rettete sich mit 6 ooo Mann auf einen Hügel. Da die Lage aussichtslos war, floh er selbst zu Schiff weiter nach Gades. Scipio überließ Silanus die Belagerung des Hügels und kehrte nach Tarraco zurück. Das feindliche Heer löste sich jetzt rasch auf. Masinissa, der erkannte, daß sich das Blatt gewendet hatte, knüpfte erste Kontakte mit Silanus und begab sich dann vorübergehend zurück nach Afrika, um sich zu vergewissern, ob er bei einem Seitenwechsel mit der Unterstützung seiner Völkerschaft rechnen könne 1 . Mago segelte wie Hasdrubal nach Gades; die von ihren Feldherren verlassenen Reste des punischen Heeres liefen über oder retteten sich durch die Flucht. Das letzte punische Heer war somit zerschlagen, die Karthager aus Spanien vertrieben, wie Livius am Schluß des 16. Kapitels herausstellen kann. Sein Ehrgeiz ließ Scipio sogleich nach noch größerem Ruhm trachten, sein Blick ging nach Afrika, wo er den Gegner endgültig bezwingen wollte. Damit ist das Thema ge1 Nach dem Tode seines Vaters Gaja war die Herrschaft an seinen Onkel Oezalces gelangt.

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nannt, das das letzte Viertel der dritten Dekade beherrscht. Schon jetzt suchte Scipio den mächtigen Numiderkönig Syphax als Bundesgenossen zu gewinnen 1 , zunächst durch Laelius, dann, indem er selbst zu ihm fuhr. Gleichzeitig bemühte sich auch Hasdrubal, der Sohn Gisgos, um die Freundschaft des Syphax. So trafen beide Feldherrn unter dem Dach des Königs zusammen. Nach der scipiofreundlichen Überlieferung, der Livius bei der Darstellung der Begegnung folgt, war Syphax - wie auch Hasdrubal - von der Liebenswürdigkeit Scipios überwältigt und versprach den Römern seine Unterstützung. Nach einer anderen Überlieferung, die Livius später heranzieht 2 , kam es bei dem Zusammentreffen zu einer geheimen Absprache zwischen Syphax und Hasdrubal; ausschlaggebend soll dabei gewesen sein, daß der Karthager dem König seine Tochter Sophoniba versprach. Wahrscheinlich machte der Numider, dem das Werben der beiden Feldherren um seine Gunst schmeichelte, aber keiner der beiden Seiten eine bindende Zusage. In Spanien gab es immer noch eine Reihe von Gemeinden, die sich der römischen Herrschaft nicht beugen wollten. Ilurgia 3 traf ein hartes Strafgericht, Castax ergab sich, als Scipio heranrückte. Weitere Städte, die noch abtrünnig waren, sollte L. Marcius unterwerfen; Astapa, das immer mit besonderer Leidenschaft gegen die Römer gekämpft hatte, rechnete nicht mit Begnadigung; die Männer suchten den Tod im Kampf, nachdem sie zuvor dafür gesorgt hatten, daß ihre Frauen und Kinder und ihre Habe nicht in die Hand der verhaßten Römer fielen. Währenddessen löste Scipio in Neu-Karthago die Gelübde für die Beendigung des Krieges in Spanien ein und feierte Spiele zum Andenken an 1 Scipios Vater und Onkel hatten bereits 2 1 3 mit Syphax Freundschaft geschlossen ( X X I V 4 8 , 1 - 1 3 ) . Davon erwähnt Livius in Buch X X V I I I nichts, so daß der Eindruck entsteht, als knüpfe Scipio völlig neue Kontakte. 2 X X I X 23,3. 5 Bei Livius Iliturgi und Castulo; s. zu X X V I I I 19,1.

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seinen Vater und seinen Onkel, die dort 2 1 1 gefallen waren. Daß er dann von einer schweren Krankheit befallen wurde, stellte die errungenen Erfolge wieder in Frage; alles bisher Erreichte schien zusammenzubrechen. Mandonius und Indibilis, die sich von dem Zusammengehen mit den Römern mehr versprochen hatten, fielen ab. Mago hoffte, mit ihrer Hilfe Spanien zurückerobern zu können. Dazu kam es im römischen Lager bei Sucro zu einer Meuterei. Als aber die erwartete Nachricht von Scipios Tod nicht eintraf, distanzierte sich der größte Teil der Meuterer von den Rädelsführern, ein Zeichen dafür, wie sehr die gesamte Entwicklung an Scipios Person hing. Bald kam die Meldung, daß Scipio wieder völlig genesen sei. Die sieben Militärtribunen, die er nach Sucro schickte, verstanden es, die Meuterer zu beschwichtigen. Die Soldaten waren bereit, sich dem Urteil Scipios zu unterwerfen, und rechneten mit seiner Milde. Wie es im Kriegsrat beschlossen worden war, wurden nur die 35 Rädelsführer bestraft, die Masse kam mit einer scharfen Zurechtweisung davon. Ein Versuch der Karthager, von Gades aus, dem letzten Stützpunkt, der ihnen in Spanien noch geblieben war, im Baetisgebiet eine neue Streitmacht aufzustellen, konnte durch das rasche Eingreifen des L. Marcius zerschlagen werden. Nach der Beendigung der Meuterei wandte sich Scipio gegen Mandonius und Indibilis. Sie wurden in zwei Kämpfen besiegt, erlitten dabei hohe Verluste und sahen sich gezwungen, sich zu ergeben. Im Gefühl seiner Überlegenheit zeigte Scipio sich ungewöhnlich großzügig: Sie brauchten keine Geiseln zu stellen und durften sogar ihre Waffen behalten; lediglich eine Geldbuße in Höhe des Soldes für die römischen Soldaten wurde ihnen abverlangt. Masinissa, der zuvor schon mit Silanus erste Kontakte geknüpft hatte und inzwischen wieder aus Afrika zurückgekehrt war, traf jetzt heimlich mit Scipio zusammen und erklärte nochmals seine Bereitschaft, in Zukunft mit den

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Römern zusammenzuarbeiten. E r glaubte zweifellos, bei der Veränderung der Kriegslage am ehesten im Bund mit den Römern sein väterliches Reich zurückgewinnen zu können; dazu kam glühende Bewunderung für Scipio, die zu einer lebenslangen Freundschaft zwischen beiden führte. Nachdrücklich entwickelte der Numider Scipio seine Vorstellungen, daß er ihm vor allem in Afrika eine wertvolle Hilfe sein könne; wenn Scipio nach Afrika komme, werde das Schicksal Karthagos rasch besiegelt sein. Abermals wird so auf das große Thema der beiden letzten Bücher der Dekade hingewiesen. Da die Hoffnungen, die Mago auf die Meuterei im römischen Heer und auf die Erhebung der Ilergeten gesetzt hatte, nicht in Erfüllung gegangen waren, gab er Spanien endgültig verloren und schickte sich an, nach Afrika zurückzukehren. Aber in Karthago hatte man anderes mit ihm im Sinn: E r sollte nach Italien fahren, dort Ligurer und Gallier anwerben und ähnlich wie zuvor sein Bruder Hasdrubal in Italien eine zweite Front eröffnen. Auf der Fahrt nach Osten versuchte er Neu-Karthago zu überrumpeln, wie es Scipio vor drei Jahren getan hatte, wurde aber unter empfindlichen Verlusten zurückgeschlagen. Als er daraufhin nach Gades zurückkehren wollte 1 , ließ man ihn hier nicht mehr ein. Eine Gruppe von Gaditanern hatte schon zuvor die Stadt den Römern in die Hand spielen wollen; der Plan war aber entdeckt worden und hatte sich zerschlagen. Seines letzten Stützpunktes beraubt, segelte Mago zunächst nach Pithyusa und überwinterte auf der kleineren Insel der Baliaren. Von dort fuhr er im nächsten Frühjahr nach Ligurien. Nachdem Mago Spanien verlassen hatte, ergab sich Gades den Römern. Scipio kehrte dann nach Rom zurück und berichtete dem Senat über seine Taten. Trotz seiner großen Erfolge konnte 1 Warum Mago nach dem gescheiterten Überfall auf Neu-Karthago nach Gades zurückkehrt, wird nicht klar; er war doch auf dem Weg nach Italien.

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er keinen Triumph feiern, weil er in Spanien nicht als Inhaber eines der hohen Staatsämter, sondern mit außerordentlicher Vollmacht kommandiert hatte 1 . Sein Einzug in die Stadt glich aber dennoch einem Triumphzug, da er die gewaltige Menge des erbeuteten Silbers vor sich her in die Staatskasse tragen ließ. In überschwenglicher Begeisterung wählte das Volk ihn dann zum Konsul für das kommende Jahr. Man hoffte allgemein, daß er, wie er die Karthager aus Spanien vertrieben hatte, so auch den Krieg gänzlich beenden werde. In der ersten Senatssitzung des Jahres 205 bedankte sich eine Gesandtschaft aus Sagunt für alles, was die Römer seit 219 für ihre Stadt getan hatten 2 . Die Auseinandersetzungen um den Aufgabenbereich, den Scipio übernehmen sollte, beherrschen die letzten Kapitel des 28. Buches. E r selbst brannte darauf, nach Afrika überzusetzen; das Volk teilte diesen Wunsch 3 . Aber der größere Teil des Senats, zumal die Älteren, war dagegen. Der greise Fabius machte sich zu ihrem Sprecher. Zum einen wies er darauf hin, daß ein Kommando in Afrika für dieses Jahr nicht vorgesehen sei; zum anderen schien es ihm wichtiger, zunächst Hannibal aus Italien zu vertreiben; erst dann dürfe man daran denken, die Karthager in ihrem eigenen Land an1 Fünf Jahre später gestattete man L. Cornelius Lentulus, einem der Nachfolger Scipios, der wie dieser das Kommando in Spanien gehabt hatte, ohne Inhaber eines der hohen Staatsämter gewesen zu sein, den Kleinen Triumph (ovatio), s. XXVIII 38,4. Daß man bei Scipio, der erheblich Bedeutenderes geleistet hatte, nicht auf diesen Ausweg verfiel, hat seinen Grund darin, daß ein großer Teil des Senats, vor allem die Alteren, Scipio nicht gerade freundlich gesonnen war. 2 Kapitel 39 hat Überleitungsfunktion: es eröffnet die Ereignisse des Jahres 205, verweist andererseits noch einmal auf Spanien, das im Bericht über das Jahr 206 im Mittelpunkt gestanden hat. 3 Die Andeutung, daß Scipio mit Hilfe des Volkes die Erlaubnis zum Übergang nach Afrika ertrotzen wollte, wenn der Senat sie ihm verweigerte, ist unhistorisch. Scipio hat in seinem ganzen Leben nie das Volk gegen den Senat ausgespielt. Das Motiv ist von einem Annalisten der Caesarischen Zeit in die Überlieferung hineingebracht worden; er wollte damit Caesar anprangern, der oft seine Ziele mit Hilfe des Volkes gegen den Senat durchsetzte.

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zugreifen. E r glaube nicht, was Scipio prophezeie: wenn er nach Afrika gehe, werde Hannibal aus Italien abgezogen werden. In schwärzesten Farben malte er dagegen aus, was geschehen könne: Hannibal werde vielleicht wiederum Rom bedrohen; und Scipio und sein Heer könnten in Afrika ein ähnliches Schicksal erleiden wie M. Atilius Regulus im Ersten Punischen Krieg oder die Athener bei ihrem SizilienUnternehmen. In seiner Entgegnung warf Scipio dem Fabius vor, daß seine Haltung von Eifersucht bestimmt und die angebliche Besorgnis um sein Schicksal nichts als Scheinheiligkeit sei, und zeigte auf, wieviel schlimmer es für die Karthager sei, wenn man sie in ihrem eigenen Land bedrohe, als wenn man Hannibal aus Italien zu vertreiben suche. Der Senat nahm Fabius' Rede freundlicher auf als die Scipios. Aber Scipio erhielt doch neben dem Kommando in Sizilien die Erlaubnis, nach Afrika überzusetzen, wenn es das Interesse des Staates erfordere. Der andere Konsul sollte den Kampf gegen Hannibal führen. Auch bei der Bewilligung der Mittel für seine Aufgaben bekam Scipio den Widerstand des Senats zu spüren; er erhielt weder zusätzliche Land- noch Seestreitkräfte, man erlaubte ihm lediglich, Freiwillige in seinen Aufgabenbereich mitzunehmen und von den Mitteln, die die Bundesgenossen ihm zur Verfügung stellten, Schiffe zu bauen. Insgesamt meldeten sich 7000 Freiwillige, ein stolzer Vertrauensbeweis für Scipio, und von den Bundesgenossen erhielt er die Mittel für den Bau von 30 Schiffen; sie wurden innerhalb von 45 Tagen hergestellt. Mit dieser Streitmacht begab er sich nach Sizilien. Das Geschenk, das aus der beim Sieg über Hannibals Bruder Hasdrubal gemachten Beute für den Gott von Delphi angefertigt worden war und jetzt überbracht wurde, stellt am Ende des 28. Buches eine Verbindung zum Ende des 27. Buches, dem Sieg am Metaurus, her. Auch die Landung Magos in Ligurien beschwört die Erinnerung an das erst

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zwei Jahre zurückliegende Eindringen Hasdrubals in Italien wieder herauf. Mago konnte Genua einnehmen, und viele Gallier strömten ihm zu; die Römer trafen Vorkehrungen, sein Vordringen abzufangen. Im Gebiet der Bruttier kam es 205 zu keinen bedeutenden Kampfhandlungen, da beide Seiten von einer Seuche, die Karthager dazu vom Hunger gequält wurden. Der Schlußsatz des Buches berichtet, daß Hannibal im Heiligtum der Hera bei Croton eine Inschrift mit einem Verzeichnis seiner Taten anbrachte, gleichsam als Schlußstrich unter seine Kriegführung in Italien. A m Anfang von Buch X X I X , dessen Kernthema die Invasion Afrikas bildet, teilt Livius mit, wie Scipio in Sizilien die 7 000 Freiwilligen, die er mitgebracht hatte, in Centurien aufteilte und sie durch Soldaten der Cannae-Legionen, die beim Angriff auf Syrakus mitgewirkt und daher Erfahrung im Angriff auf Städte hatten 1 , verstärkte. Durch die gerechte und zügige Regelung der Verhältnisse in Syrakus gewann er das Vertrauen der ganzen Provinz. Laelius wurde im Lauf des Jahres zu einer Plünderungsfahrt an die afrikanische Küste geschickt 2 . Bei den Karthagern löste seine Landung Panik aus; man glaubte allgemein, es sei Scipio selbst. Als man erkannte, daß es sich nur um einen Plünderungszug handelte, atmete man auf und bat Philipp V., Mago und Hannibal, alles zu tun, um ein Ubersetzen Scipios nach Afrika zu verhindern. Ehe Laelius Afrika wieder verließ, fand sich Masinissa bei ihm ein und drängte die Römer, möglichst bald herüberzukommen, solange die Karthager mutlos und Syphax durch Kämpfe mit seinen Nachbarn gebunden sei. Aber die Landung in Afrika verzögerte sich noch. Scipios Aufmerksamkeit wandte sich Locri zu. Er nutzte eine Gelegenheit, die sich ihm bot, die Stadt zurückzuerobern. Durch 1

Siehe zu X X I X 1 , 1 2 . Nach J. Seibert, Hannibal 420, war das eigentliche Ziel dieser Fahrt, einen geeigneten Landeplatz zu erkunden. 2

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Verrat gelangte eine von Regium herangeführte Einheit bei Nacht in eine der beiden Burgen der Stadt; aber in der zweiten Burg konnten sich die Punier halten. Von beiden Seiten rückte Verstärkung heran. Doch nach einem Ausfall der Römer gab Hannibal die Stadt verloren, auch die Besatzung der zweiten Burg zog ab. In der Folge kam es zu schlimmen Ubergriffen der römischen Besatzung gegen die Bevölkerung. Sogar das berühmte Heiligtum der Proserpina wurde von Pleminius, dem römischen Stadtkommandanten, beraubt. Die Wirren, die darauf in der Stadt folgten, deutet Livius als Strafe der Göttin. In Locri lagen zwei verschiedene Einheiten, die eine unter dem K o m m a n d o des Pleminius, die anderen unter dem zweier Militärtribunen. Zwischen den Soldaten beider Truppenteile war es zu tätlichen Auseinandersetzungen gekommen. Die Leute des Pleminius, die dabei den kürzeren gezogen hatten, beklagten sich bei ihrem Befehlshaber; der lud die Tribunen vor und wollte sie mit Ruten züchtigen lassen. Aber sie wurden von ihren Soldaten befreit, und diese mißhandelten-Pleminius und verstümmelten ihn an N a s e und Ohren. Daraufhin kam Scipio persönlich nach Locri, gab dem Pleminius recht und befahl, die Tribunen in Fesseln nach R o m zu schaffen. Nach der Abreise des Feldherrn ließ Pleminius die Tribunen jedoch qualvoll töten, ebenso eine Reihe Bürger von Locri, die sich wegen seiner Übergriffe bei Scipio beschwert hatten. Das brachte auch diesen, der für Pleminius Partei ergriffen hatte, in üblen Ruf. In Spanien hatte sich Indibilis nach Scipios Weggang erneut erhoben; er glaubte, mit Scipios Nachfolgern leichtes Spiel zu haben. Aber diese besiegten ihn rasch, Indibilis selbst fiel in der Schlacht. Jetzt ging man härter gegen die Aufständischen vor als noch vor wenigen Monaten: sie mußten Mandonius und die anderen Antreiber des Aufruhrs zur Hinrichtung ausliefern, ihre Waffen abgeben, Geiseln stellen, doppelten Sold für dieses Jahr, Getreide für sechs Monate und Kleidung für das Heer liefern.

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Mago erhielt aus Karthago Fußsoldaten und Reiter zur Verstärkung und erhebliche Geldmittel zum Anwerben von Liguren und Galliern. Die beiden römischen Heere, die gegen ihn im Felde standen, vereinigten sich, bezogen bei Ariminum Stellung und warteten sein weiteres Vorgehen ab. Als die Sibyllinischen Bücher wegen eines Steinregens eingesehen wurden, fand man dort den Spruch: Wenn ein auswärtiger Feind Krieg nach Italien getragen habe, könne er vertrieben und besiegt werden, wenn die Große Göttermutter aus Pessinus nach Rom gebracht werde. Der mit Rom befreundete König Attalos von Pergamon überließ den römischen Gesandten den heiligen Stein, von dem die Einwohner sagten, er sei die Mutter der Götter. Zu Beginn des Jahres 204 konnte die Göttin in R o m festlich empfangen werden. In den Jahren 207 und 206 hatten die Römer sich um den Krieg in Griechenland kaum gekümmert 1 . Philipp nutzte die Gelegenheit, fiel in Ätolien ein und zwang die Ätoler 206 zu einem Sonderfrieden. 205 konnte durch epirotische Vermittlung auch der Krieg zwischen Philipp und den Römern beendet werden, da beide Seiten den Frieden wollten 2 . Den

1 Siehe zu X X I X 12,1. - Die Schlacht bei Mantineia im Spätsommer 207, in der die Achäer unter Philopoimen über die Spartaner siegten und in der Machanidas fiel (Polyb. 1 1 , 1 0 , 9 - 1 8, io), hat Livius als für die römische Geschichte weniger wichtig nicht erwähnt. Auch andere Taten der Bundesgenossen beider Seiten im 1. Makedonischen Krieg wie die Einnahme von Tegea durch die Spartaner (wahrscheinlich 208) und die Rückgewinnung von Lissos durch Skerdila'idas und Pleuratos (um 208) bleiben unberücksichtigt. 2 Anders interpretiert J. W. Rieh, P C P h S 210, 1984, 1 3 6 - 1 5 1 , die Überlieferung: Als im Frühjahr 207 Ptolemaios IV., Chios, Mytilene und Amynander erneut versuchten, den Krieg in Griechenland zu beenden (App., Mak. 3,1-2), hätten die Ätoler die Römer aufgefordert, entweder dem Frieden zuzustimmen oder sie wirksam zu unterstützen. Die Römer hätten ihre Hilfe zugesagt und das habe die Ätoler bewogen, sich bei der Wiederaufnahme der Verhandlungen im Sommer dieses Jahres (Polyb. 11,4,1 - 6,8; App., Mak. 3,3-4) für eine Weiterführung des Krieges zu entscheiden. Daraufhin erfolgte der Vorstoß Philipps nach Ätolien. Im Frühjahr 206, kurz nachdem die Ätoler, enttäuscht über das Ausbleiben der versprochenen Unterstützung, den Sonder-

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Römern ging es dabei vor allem darum, möglichst viele Kräfte für den Endkampf gegen Karthago freizuhaben. Da die Kriegslage sich inzwischen entscheidend zu ihren Gunsten geändert hatte, wollten die Römer es nicht länger hinnehmen, daß die zwölf Latinerkolonien sich nach wie vor weigerten, Soldaten zu stellen 1 , und zwangen sie zu Beginn des Jahres 204, sich mit der doppelten Zahl von Soldaten wieder am Krieg zu beteiligen; dazu mußten sie ihre Vermögenssteuer von nun an in R o m abliefern. Auch die Lage der Staatsfinanzen hatte sich inzwischen so weit gebessert, daß man mit der Rückzahlung der Kriegsanleihe vom Jahr 2 1 0 beginnen konnte. In dieser Zeit erschien eine Gesandtschaft aus Locri in Rom, um sich über die Ubergriffe zu beklagen 2 . Der Senat war über die Untaten empört und beschloß, Pleminius in R o m den Prozeß zu machen 3 , den Locrern Genugtuung zu verschaffen und die Tempelschändung zu sühnen. Ebenso empört war man aber auch darüber, daß Scipio sich so entschieden auf die Seite des Pleminius gestellt hatte. Fabius nutzte die Gelegenheit zu weiteren Angriffen: Scipio untergrabe die militärische Disziplin, man solle ihm das Kommando entziehen. Andere warfen Scipio vor, daß er sich weit von römischen Gewohnheiten entfernt habe und wie ein sizilischer Grieche auftrete. Schließlich einigte man sich darauf, eine Kommission nach Sizilien zu senden, die die Vor-

frieden mit Philipp geschlossen hatten, sei Sempronius mit Truppen, die zu Beginn des neuen Konsulatsjahres aufgestellt worden waren, nach Illyrien gekommen. Er habe vergeblich versucht, die Atoler zur Wiederaufnahme des Krieges zu bewegen. Der Friede von Phoinike zwischen den Römern und Philipp sei dann im Herbst 206 geschlossen worden (vgl. auch H. Tränkle, Livius und Polybios 221). Sempronius sei nicht kurz nach diesem Frieden, sondern ein Jahr später im Herbst 205 nach R o m zurückgekehrt. 1 Siehe S. 740. 2 Im Bericht der Gesandtschaft (17,1 - 18,20) verwendet Livius eine andere Quelle als bei der Darstellung der Vorgänge (8,6 - 9,12). 3 Pleminius starb im Kerker, ehe das Urteil über ihn gesprochen wurde.

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würfe gegen Scipio überprüfen sollte. E r führte den Abgeordneten seine Land- und Seestreitkräfte vor und überzeugte sie davon, daß er alles auf das beste für den Krieg in Afrika vorbereitet habe. In der Hoffnung, daß Scipio den Krieg beenden werde, forderten sie ihn auf, so bald wie möglich überzusetzen. Auch der Senat Schloß sich nach dem Bericht der Kommission dieser Meinung an und gestattete Scipio, selbst zu entscheiden, welche der in Sizilien stehenden Truppen er nach Afrika mitnehmen wolle. Im Laufe des Winters 205/204 gelang es den Karthagern, Syphax auf ihre Seite zu ziehen, indem Hasdrubal, der Sohn Gisgos, ihm seine Tochter Sophoniba zur Frau gab. Nicht lange danach suchte Syphax auf Betreiben Hasdrubals Scipio mit der Drohung, er werde bei einer Invasion Afrikas an der Seite der Karthager kämpfen, von einer Landung abzuhalten. Diese Gesandtschaft des Syphax beschleunigte jedoch Scipios Pläne. E r schickte die Gesandten umgehend zurück, um zu verhindern, daß seine Soldaten von dem Bündnis der Karthager mit Syphax erfuhren und dadurch beunruhigt wurden. Der Heeresversammlung erklärte er, wie zuvor schon Masinissa dränge ihn jetzt auch Syphax, so bald wie möglich nach Afrika zu kommen. In Lilybaeum, w o alle in Sizilien stehenden Soldaten zusammenkamen, bildete er aus seinem Freiwilligenheer und dem Kern der Cannae-Truppen 1 zwei ungewöhnlich starke Legionen von jeweils 6 200 Fußsoldaten und 300 Reitern und traf die letzten Vorbereitungen zur Überfahrt. Eindrucksvoll ist das Zusammenziehen der Schiffe und der Truppen, die Einschiffung, Scipios Gebet und Opfer, das Auslaufen der riesigen Invasionsflotte 2 und die Überfahrt mit ihren wechselnden Wind- und Sichtverhältnissen beschrie1 Livius hebt hervor, daß Scipio die Soldaten, die der Niederlage bei Cannae entkommen waren, nicht für Feiglinge hielt ( X X I X 24,12). Er selbst hatte als Militärtribun bei Cannae mitgekämpft. 2 Die Darstellung dieses Ereignisses bildet den Höhepunkt des 29. Buches. Sie erinnert an die berühmte Schilderung des Auslaufens der athenischen Flotte nach Sizilien im Jahre 415 bei Thukydides (6,30,1 - 32,2).

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ben. A m zweiten Tag erblickten die Römer die afrikanische Küste, am dritten Tag landeten sie beim Kap des Schönen. Auf dem Land und in den Städten, vor allem in Karthago selbst, war man von Schrecken ergriffen. Man verfügte in Afrika über kein Heer, das dem der Römer gewachsen war, über keinen Feldherrn, der es mit Scipio aufnehmen konnte. Die Römer hatten ihr Lager in der Nähe des Landungsplatzes aufgeschlagen, unternahmen von dort aus Vorstöße in die Umgebung und machten reiche Beute. Masinissa stieß mit 200 Reitern zu ihnen. Ein erstes Unternehmen der karthagischen Reiterei endete mit deren Niederlage 1 . In einem Exkurs schildert Livius, wie Masinissa, der in der Folge zum bedeutendsten Bundesgenossen der Römer wurde, in den Thronwirren 2 nach dem Tode seines Vaters Gaja und seines Onkels Oezalces versucht hatte, die Herrschaft über die Maesulier zurückzugewinnen. 206 besiegte er mit verhältnismäßig schwachen Kräften zunächst den jungen König Lacumazes, dann Mazaetullus, den eigentlichen Machthaber. Aber er konnte sich der gewonnenen Herrschaft nicht lange erfreuen. Hasdrubal hetzte Syphax gegen ihn; dessen erdrückender Ubermacht war Masinissa nicht gewachsen, er mußte sich mit dem Rest seiner Getreuen auf einen Berg zurückziehen und suchte von dort aus die Umgebung heim. Abermals bestürmten die Karthager Syphax, Masinissa den Garaus zu machen. Sein Feldherr Bucar vernichtete die Streitmacht Masinissas. Man glaubte, auch er selbst sei auf der Flucht umgekommen; aber Masinissa war, wenn auch ver1 Diese Begegnung wird zweimal dargestellt: nach dem ersten Bericht (28,10 29,1) handelt es sich um ein gescheitertes Erkundungsunternehmen, nach dem zweiten (34,1; 34,4 - 35,3) wird die karthagische Reiterei aus der Stadt Salaeca heraus- und in eine Falle gelockt. 2 Mazaetullus erhob sich gegen Capussa, den Nachfolger des Oezalces. Wahrscheinlich kam es zu diesem Staatsstreich auf Betreiben der Karthager, die von Masinissas Plänen erfahren hatten, auch Capussa nicht recht trauten und mit Hilfe von Mazaetullus und Lucumazes das Bündnis mit den Maesuliern retten wollten.

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wundet, mit zwei Reitern entkommen. Als er, der Totgeglaubte, bei seiner Völkerschaft wieder auftauchte, gelang es ihm ein zweitesmal, die Herrschaft zurückzugewinnen. Doch dann zog Syphax wieder selbst mit seinem Sohn Vermina gegen ihn und vertrieb ihn aus seinem Land. In der Folgezeit bis zur Landung Scipios hielt Masinissa sich mit wenigen Reitern im Gebiet der Kleinen Syrte zwischen den punischen Emporien und dem Gebiet der Garamanten versteckt. Die Römer zogen nicht lange nach ihrer Landung vor Urica und begannen die Stadt zu belagern. Erst im Spätherbst, als Syphax mit einem starken Heer herankam, wagte Hasdrubal, der bedrängten Stadt Hilfe zu bringen. Scipio sah sich gezwungen, nach fast 40 Tagen die Belagerung abzubrechen, und bezog ein Winterlager auf einem langgestreckten Vorgebirge bei Utica. Im Gebiet der Bruttier besiegte Hannibal durch einen Überraschungsangriff auf dem Marsch das Heer des Konsuls P. Sempronius, wurde aber gleich darauf von den vereinigten Heeren des Konsuls und des Prokonsuls P. Licinius geschlagen und zog sich nach Croton zurück. Mehrere Städte der Bruttier, darunter Consentia, traten daraufhin auf die Seite der Römer. Hannibal blieb nur noch ein Küstenstreifen am Jonischen Meer, der von Thurii bis zum Gebiet von Locri reichte. In Etrurien führte unterdessen der andere Konsul M. Cornelius mit großer Strenge Untersuchungen gegen eine Reihe angesehener Etrusker, die mit Mago Kontakte geknüpft hatten. Mit den am Ende der Jahresberichte üblichen Mitteilungen, den Wahlen für das kommende Jahr sowie dem Bericht über die Veränderungen in den Priesterkollegien und über die Amtstätigkeit der Ädilen, schließt das 29. Buch. Buch X X X berichtet über die Ereignisse der Jahre 203 bis 201. Sein großes Thema ist der Endkampf in Afrika und der Abschluß des Friedens; alles andere tritt demgegenüber in den Hintergrund.

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Bei der Ämterverteilung für das Jahr 203 wurde Scipios Befehlsgewalt in Afrika verlängert, bis der Krieg dort zu Ende sei. Gleichzeitig beschloß der Senat ein Bittfest, daß der Feldzug in Afrika dem römischen Volk, Scipio und seinem Heer Glück bringe. Wie das Volk schon lange, so stand nun auch der Senat vorbehaltlos hinter seinem großen Feldherrn. Auch die Befehlshaber der verschiedenen Provinzen unterstützten Scipio von sich aus mit Kleidung und Getreide, Waffen und Nachschub jeder Art. Hasdrubal lagerte in Sichtweite von Scipios Winterlager bei Utica, Syphax nicht weit davon. Die karthagische Flotte sollte den Römern mit Beginn des Frühjahrs den Nachschub abschneiden; zu Lande und zur See blockiert, hätte Scipio dann in eine schwierige Lage kommen können. Doch er war auf der Hut und bereitete sich darauf vor, die Belagerung von Utica wiederaufzunehmen. Gleichzeitig versuchte er in Verhandlungen, Syphax auf seine Seite zu ziehen. Dieser hoffte offensichtlich im Einvernehmen mit Hasdrubal - , Frieden vermitteln zu können: die Römer sollten aus Afrika, die Punier aus Italien abziehen. Die Verhandlungen kamen jedoch nicht von der Stelle, da keine Seite von ihren Forderungen abgehen wollte. Durch seine Unterhändler erfuhr Scipio indessen, daß die Unterkünfte der Karthager aus Holz, die der Numider gar nur aus Schilf und Binsenmatten seien, und beschloß, die Lager der Feinde in Flammen aufgehen zu lassen. Während er sich zum Schein nachgiebig zeigte, ließ er durch die Unterhändler alles weiter ausspionieren. Mit dem Ende des Winters drängte er dann auf einen Abschluß der Verhandlungen. Syphax glaubte, der Römer wolle unbedingt zu einem raschen Friedensschluß kommen, und verschärfte seine Bedingungen. Das gab Scipio den erwünschten Vorwand 1 . Er erklärte Syphax, der römische Kriegsrat lehne sei1 Livius äußert kein Wort der Kritik an Scipios Verhalten. Bei Hannibal hätte er sicherlich von Tücke (frans) gesprochen, s. ζ. Β. X X I I 43,1; 48,1; X X V I 6 , 1 1 ; X X V I I 16,14; 28,3.6.

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ne Bedingungen ab; er könne für sich jedoch Frieden erlangen, wenn er sich von den Karthagern lossage. Demonstrativ nahm Scipio am folgenden Tag die Belagerung von Utica wieder auf. In der Nacht führte er seine Streitkräfte an die Lager der Feinde heran und warf zunächst in das Lager der Numider, dann in das der Karthager Feuer. Wer den Flammen entkam, lief den Römern und Masinissa in die Arme. 40 000 Mann verloren das Leben, 5 000 gerieten in Gefangenschaft; Syphax und Hasdrubal entgingen dem Verderben mit nur 2 000 Fußsoldaten und 500 Reitern. Die Karthager und Syphax entschlossen sich, trotz der schweren Verluste den Kampf fortzusetzen. Rasch wurden neue Verbände aufgestellt; dazu trafen 4 000 Söldner ein, die man in Spanien angeworben hatte. Als Scipio erfuhr, daß Hasdrubal und Syphax wieder mit 30000 Mann im Felde standen, rückte er ihnen mit dem Kern seines Heeres entgegen. N u r einen Monat nach der Einäscherung der beiden Lager kam es in der Großen Ebene zur Schlacht. Die frisch ausgehobenen Truppen der Karthager und Numider wurden von den kampferprobten römischen Truppen mühelos in die Flucht geschlagen; die spanischen Söldner, die nicht auf Gnade hoffen konnten, kämpften bis zum letzten Mann. Die Karthager rechneten damit, daß Scipio nun bald ihre Stadt angreifen werde. Sie wollten ihr Schicksal nicht länger dem abermals geschlagenen Hasdrubal anvertrauen und beschlossen, Hannibal zurückzurufen 1 . Ihre Flotte sollte unterdessen versuchen, die römischen Schiffe, die bei Utica lagen, zu überrumpeln. Scipio hatte inzwischen eine Reihe von Städten unterworfen und war nach Tynes vorgestoßen. Von dort beobachtete er das Auslaufen der karthagischen Flotte und führte seine Truppen rasch nach Utica zurück. Die römischen Kriegsschiffe waren für die Belagerung Uticas umgerüstet worden 1 Daß gleichzeitig auch Mago den Befehl zur Rückkehr erhielt, geht aus X X X 19,2/3 hervor.

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und für eine Seeschlacht nicht einsatzfähig. Scipio stellte darum die Transportschiffe in vier Reihen wie eine Mauer vor die Kriegsschiffe, verband sie fest miteinander und brachte ι ooo Mann zur Verteidigung auf sie. Da die Feinde sich Zeit ließen, konnte Scipio diese Maßnahmen rechtzeitig vor ihrem Eintreffen abschließen. So kamen die Karthager an die römischen Kriegsschiffe nicht heran, konnten aber 60 Transportschiffe losreißen und nach Karthago abschleppen. Masinissa und Laelius setzten unterdessen Syphax nach. In seinem Heimatland wurde Masinissa von seinen Landsleuten freudig begrüßt. Syphax gab nicht auf, zog ihnen mit frischen Truppen entgegen, wurde aber erneut geschlagen und geriet in Gefangenschaft. Seine Hauptstadt Cirta ergab sich daraufhin. Noch am selben Tag heiratete Masinissa Sophoniba, die Gattin seines Todfeindes, ergriffen von ihrer Schönheit und bewegt von ihrer Bitte, sie nicht in die Hände der Römer fallen zu lassen. Während Masinissa und Laelius die Städte von Syphax' Reich in ihren Besitz brachten, wurden Syphax und die anderen Gefangenen zu Scipio geführt. Auf die Frage, warum er zum Feind der Römer geworden sei, schob Syphax alle Schuld auf Sophoniba. Scipio scheint befürchtet zu haben, sie könne auch auf Masinissa ähnlichen Einfluß gewinnen. Als Masinissa und Laelius ins Lager bei Utica zurückkehrten, stellte Scipio daher Masinissa zur Rede und wies ihn nachdrücklich darauf hin, daß nicht er, sondern die Römer über Sophonibas Schicksal zu entscheiden hätten. Da Masinissa keinen Ausweg sah, schickte er seiner Frau Gift und stellte sie vor die Wahl, aus dem Leben zu scheiden oder in die Hände der Römer zu fallen; sie wählte den Tod. Scipio suchte Masinissa zu trösten, tadelte ihn aber gleichzeitig wegen seiner übereilten Entscheidung. A m nächsten Tag ehrte er in einer Heeresversammlung Masinissa und Laelius für ihren Sieg über Syphax. Dadurch wurde Masinissa wieder besänftigt, da er sich der Erfüllung seiner H o f f nung nahe sah, König von ganz Numidien zu werden.

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Als Scipio nun wieder nach Tynes vorrückte, schickten die Karthager, bestürzt über die Gefangennahme des Syphax, eine Gesandtschaft mit der Bitte um Frieden. Voller Verachtung schildert Livius das kriecherische Auftreten dieser Gesandten und ihren Versuch, die Schuld am Krieg auf Hannibal und seine Parteigänger abzuwälzen. Scipio nannte ihnen die Friedensbedingungen: Auslieferung aller Gefangenen, Uberläufer und entlaufenen Sklaven, Abzug der punischen Heere aus Unter- und Oberitalien, Verzicht auf Spanien und alle Inseln zwischen Italien und Afrika, Auslieferung aller Kriegsschiffe bis auf 20, dazu eine Kriegsentschädigung in Höhe von 5 000 Talenten 1 . Die Karthager nahmen diese Bedingungen an, vereinbarten mit Scipio einen Waffenstillstand und schickten Gesandte nach Rom. Livius versichert, es sei den Karthagern mit der Bitte um Frieden nicht ernst gewesen; sie hätten nur Zeit gewinnen wollen bis zur Ankunft Hannibals. Als Laelius mit Syphax und anderen vornehmen Gefangenen nach R o m kam und über die Erfolge in Afrika berichtete, löste das dort ungeheure Begeisterung aus. Den Gesandten Masinissas, die gleichzeitig in R o m eingetroffen waren, erklärte der Senat, Scipio habe recht daran getan, ihm den Königstitel zu geben, und ehrte ihn mit Geschenken. In Oberitalien stießen im Sommer dieses Jahres P. Quinctilius Varus und M. Cornelius mit Hannibals Bruder Mago zusammen. Als dieser nach zähem Kampf schwer verwundet wurde, gab sein Heer die Schlacht verloren und zog sich zur Küste zurück. Hier erreichte Mago der Befehl des karthagischen Senats zur Rückkehr nach Afrika. Auf der Uberfahrt starb er an den Folgen seiner Verwundung. Ein Teil seiner Schiffe soll vom Kurs abgekommen und in die Hände der Römer gefallen sein. 1 Die als Variante überlieferten 5 000 Pfund Silber kommen als verhältnismäßig geringe Summe nicht in Betracht.

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Gleichzeitig 1 kamen auch zu Hannibal die Boten des karthagischen Senats, die ihn zurückriefen. Zutiefst aufgewühlt nahm er den Befehl entgegen und gab seinen politischen Widersachern, die verhindert hatten, daß er aus der Heimat ausreichende Unterstützung erfuhr, schuld an der Entwicklung der Dinge. Lange Jahre hatte er in Italien mit größtem Erfolg gekämpft, zuletzt, nach der Niederlage und dem Tod seines Bruders Hasdrubal am Metaurus, auf verlorenem Posten ausgeharrt. Er hatte geahnt, daß man ihn zurückrufen würde, und vorsorglich Schiffe bereitgestellt. Den Kern seines Heeres nahm er mit nach Afrika. Eine Menge italischer Bundesgenossen, die ihm nicht folgen wollten und sich ins Heiligtum der Hera Lakinia geflüchtet hatten, ließ er dort niedermachen. Als die Nachricht vom Abzug Hannibals und Magos nach Rom gelangte, war die Freude groß; mancher war aber auch besorgt um Scipio, der nun gegen zwei weitere Heere und Feldherren zu kämpfen hatte. Die Älteren erinnerten an die Nöte, die man seit Hannibals Alpenübergang hatte durchstehen müssen, und man dankte den Göttern in einem fünftägigen Fest dafür, daß Italien nach 15 Jahren endlich vom Feind befreit war. Livius berichtet, die Gesandten der Karthager hätten in R o m nicht von den Friedensbedingungen gesprochen, die Scipio ihnen genannt hatte, sondern um Erneuerung des Friedens von 241 gebeten. Laelius und Fulvius, die Abgesandten Scipios, erklärten, die Karthager suchten nur Zeit zu gewinnen bis zur Rückkehr Hannibals und Magos; Scipio habe gewollt, daß die feindlichen Heere aufgrund des Friedensvertrages, nicht aber vor seinem Abschluß aus Italien 1 Das Abfallen einer Reihe bruttischer Gemeinden, durch das Hannibal vor dem Eintreffen des Befehls zur Rückkehr weiter isoliert wird, und die Schlacht, die nach Valerius Antias in diesem Jahr im Gebiet der Bruttier stattgefunden haben soll, sind Dubletten zu den X X I X 36,4-9 und 38,1 berichteten Ereignissen. 203 kam es hier nicht mehr zu nennenswerten Kämpfen.

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abgezogen würden; wenn die Feldherren erst einmal zurückgekehrt seien, würden die Karthager sich um keine getroffene Vereinbarung mehr kümmern. Der Senat beschloß daraufhin, der Krieg solle weitergehen. Mit dieser Darstellung, die auf eine annalistische Vorlage zurückgeht, steht Livius allein; alle anderen Quellen berichten übereinstimmend, Senat und Volk von Rom hätten den Friedensvorschlag unter den Bedingungen Scipios gutgeheißen 1 . Noch während des Waffenstillstands, der für die Zeit der Friedensverhandlungen angesetzt war, geriet eine Flotte, die von Sizilien aus Nachschub für Scipio heranschaffte, vor der afrikanischen Küste in einen Sturm. Der größte Teil der Schiffe wurde in den Golf von Karthago zur Insel Aegimurus und nach Calidae Aquae getrieben und von ihren Besatzungen verlassen. Das Volk von Karthago forderte lärmend, man solle diese Schiffe an sich bringen und nach Karthago holen. So geschah es dann auch. Empört über diesen Bruch des Waffenstillstands, schickte Scipio Gesandte nach Karthago. N u r mit Mühe konnte verhindert werden, daß das Volk handgreiflich gegen sie wurde. Die Gesandten forderten daher hinreichenden Schutz für ihre Rückkehr. Karthagische Schiffe gaben ihnen das Geleit, aber nur ein Stück; dann kehrten sie um. Kurz darauf griffen andere karthagische Schiffe von der Flotte, die bei Utica lag, das Schiff der Gesandten an. Mit knapper N o t entkamen sie den Angreifern. Damit war der Waffenstillstand ein zweitesmal gebrochen 2 . 1 Siehe die Anm. zu X X X 23,8. - J. Seibert, Hannibal 453 f., glaubt dagegen, die Verhandlungen hätten sich ähnlich abgespielt, wie Livius sie darstellt. 2 Die Wegnahme der römischen Transportschiffe ist zweifellos historisch; sie wird auch im Friedensvertrag von 202 erwähnt ( X X X 37,6; Polyb. 15,18,3; App., Pun. 54). Der Anschlag auf das Leben des römischen Gesandten ist dagegen wahrscheinlich eine römische Propagandalüge. Die karthagerfreundliche Darstellung der Vorgänge im Papyrus Rylands 491 (s. S. 606 f.) erwähnt weder den Bruch des Waffenstillstands durch das A u f bringen der römischen Versorgungsschiffe noch die Protestgesandtschaft

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Bald danach 1 kehrten die karthagischen Gesandten, von Laelius und Fulvius geleitet, aus R o m zurück. Scipio entließ sie unbehelligt nach Karthago und bereitete sich auf die Fortsetzung des Krieges vor. Unmittelbar nach diesen Vorfällen landete Hannibal in Afrika 2 . A m Ende des Berichtes über das Jahr 203 stehen wie üblich Ereignisse aus Rom. Dabei wird Q. Fabius Maximus gewürdigt, der hochbetagt in diesem Jahr starb. In R o m strebten die Konsuln nach einem Einsatz in Afrika, um an dem Ruhm, den Krieg beendet zu haben, Anteil zu erhalten. Als Hannibal Italien verlassen hatte, konnte Cn. Servilius, der Bruttium als Aufgabenbereich hatte, nur durch den Machtspruch eines eigens dazu eingesetzten Diktators daran gehindert werden, nach Afrika überzusetzen. 202 losten die Konsuln auch um Afrika, obwohl das Volk beschlossen hatte, Scipio solle dort den Krieg zu Ende führen. Das Los fiel auf Tib. Claudius; er sollte mit 50 Schiffen nach Afrika fahren und neben Scipio das Kommando haben. Neben der Hoffnung auf einen baldigen Sieg Scipios wuchs in R o m auch die Sorge um ihn. Man malte sich die Gefahr aus, die der große Gegner und sein Heer für Scipio bedeuteten. Vor diesen Befürchtungen hebt sich dann der entscheidende Sieg am Ende dieses Jahres um so heller ab. Die Karthager bereuten nach der Rückkehr Hannibals, um Frieden gebeten zu haben. Sie hofften, Hannibal, der so

Scipios und den anschließenden heimtückischen Überfall auf die römischen Gesandten. Hier beschließen die Karthager vielmehr erst nach der Rückkehr ihrer Gesandten aus R o m , empört über die Härte der Friedensbedingungen, den Krieg fortzusetzen. Diese Entscheidung wird den bald danach in Karthago eintreffenden römischen Gesandten mitgeteilt und dabei der beschworene Vertrag und der Waffenstillstand in aller Form aufgekündigt. 1

Nach Polyb. 15,4,5 erhebliche Zeit später, zu Beginn des Amtsjahres 202. Nach Polyb. 1 5 , 1 , 1 0 war Hannibal vor dem Uberfall auf die römischen Transportschiffe nach Afrika zurückgekehrt. Diese Tradition ist auch Liv. X X X 28,10 und 29,5 zu fassen. 2

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große Taten vollbracht hatte, könne auch jetzt Rettung bringen; andererseits dachten sie mit Schaudern an Scipio, der ihre Heere aus Spanien vertrieben und ihnen in Afrika so schwere Schlappen beigebracht hatte. Wo die Schilderung der kriegerischen Ereignisse dieses Jahres einsetzt, entsteht der Eindruck, als seien erst wenige Tage seit Hannibals Landung in Afrika verstrichen. In Wirklichkeit ist es bereits der Herbst 202, fast ein Jahr nach seiner Rückkehr. Über das, was in der Zwischenzeit geschehen ist, die Bemühungen Hannibals um Verstärkung seines Heeres, den Zerstörungs- und Plünderungszug Scipios durch das karthagische Gebiet sowie Masinissas Erfolge bei der Festigung und Ausdehnung seiner Herrschaft in Numidien 1 , berichtet Livius nichts. Vom karthagischen Senat gedrängt, den Verwüstungen und Plünderungen Scipios ein Ende zu machen, brach Hannibal ins Landesinnere auf, w o Scipio operierte. Seine Kundschafter, die von Zama aus das römische Lager erkunden sollten, wurden abgefangen; im Gefühl seiner Überlegenheit ließ Scipio sie im Lager herumführen und schickte sie dann zu Hannibal zurück. Der war über die Siegeszuversicht seines Gegners zutiefst betroffen; um den Ausgang der bevorstehenden Schlacht besorgt, bat er Scipio um eine Unterredung. Dieser sagte zu, und zwischen den beiden Lagern bei Naraggara trafen die beiden Feldherren zusammen. Ein an seinem Schicksal gereifter und geläuterter Hannibal bittet hier um Frieden. A m eigenen Beispiel zeigt er die Unbeständigkeit des Glücks auf und warnt Scipio davor, alles bisher Erreichte in einer Schlacht aufs Spiel zu setzen. Warnend weist er auch auf das Schicksal des M. Atilius Regulus hin, der im 1. Punischen Krieg den Karthagern den Frieden verweigerte und dann vernichtend geschlagen wurde. Dazu stellt er die Sinnlosigkeit von Kriegen heraus, die zur Ausdehnung der eigenen Macht geführt werden: für den Ge1

Polyb. 15,3,5-4,4; 5,1.

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winn fremden Landes seien die Menschenverluste, die der Krieg fordere, ein zu hoher Preis. E r wolle Frieden, und die Karthager seien bereit, auf Spanien und die Inseln zwischen Italien und A f r i k a zu verzichten. Scipio lehnte Hannibals Vorschlag ab; dieser gestehe den Römern nicht mehr zu, als sie ohnehin hätten, fordere gar nach dem Vertragsbruch günstigere Bedingungen als die des Vorjahres. Dazu wies er die Darstellung zurück, daß die R ö m e r im Krieg mit Karthago ihr Machtgebiet erweitern wollten. In beiden Kriegen seien die Karthager die Angreifer gewesen. Die R ö m e r hätten diese Kriege im Interesse ihrer Bundesgenossen, der Mamertiner und der Saguntiner, auf sich genommen. Wie die Götter im vorigen Krieg der gerechten Sache den Sieg gegeben hätten, so werde es auch jetzt sein. Ein Friedensschluß sei nur möglich, wenn die Karthager zu den Bedingungen, die er im vorigen Jahr genannt habe, eine angemessene Buße f ü r die Kaperung der Transportschiffe und den Angriff auf die Gesandten leisteten. Andernfalls müßten die Waffen entscheiden. A m nächsten Tag rückten die Heere zur Schlacht aus. Scipio ließ in seiner Aufstellung Gassen f ü r den erwarteten Angriff der Elefanten; auf dem linken Flügel stand Laelius mit der italischen Reiterei, auf dem rechten Masinissa, der wenige Tage zuvor mit i o o o o seiner Landsleute ins römische Lager zurückgekehrt war. In Hannibals Heer bildeten Söldner aus den verschiedensten Völkern das erste Treffen, Karthager und Afrikaner das zweite, die aus Italien mitgebrachten Veteranen das dritte 1 ; v o r dem ersten Treffen standen die Elefanten, auf dem rechten Flügel die karthagischen Reiter, auf dem linken die numidischen. Die Trompetenund Hornsignale der R ö m e r setzten die Elefanten in Schrekken; ein Teil von ihnen rannte in die eigenen Reihen und 1 Nach der Schilderung der Schlacht geht Livius X X X 35,4-9 noch einmal auf die Aufstellung von Hannibals Heer ein, über die sich Scipio und andere bewährte Feldherren anerkennend geäußert haben.

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brachte gleich zu Beginn der Schlacht die numidische Reiterei durcheinander. Ahnlich erging es wenig später den karthagischen Reitern, als die Elefanten auf sie losstürmten, die in die Gassen der römischen Aufstellung gelangt, aber von dort durch einen Hagel von Geschossen vertrieben worden waren. Masinissa und Laelius nutzten die Verwirrung und jagten die feindliche Reiterei auf beiden Flügeln in die Flucht. Dann stießen die Fußtruppen zusammen. Das erste Treffen der Feinde wurde von den Römern rasch zurückgedrängt; das zweite Treffen leistete keine Hilfe und nahm auch die Zurückweichenden nicht in seine Reihen auf; es kam sogar zu Kämpfen zwischen den Leuten des ersten und zweiten Treffens. Livius hält dieses zweite Treffen für die Kerntruppen Hannibals und läßt im Kampf mit ihm die Entscheidung fallen. Richtiger ist die Darstellung des Polybios. Danach wichen auch die Karthager und Afrikaner des zweiten Treffens nach mörderischem Kampf. Die Veteranen Hannibals schlossen vor ihnen ebenso ihre Reihen, wie diese es zuvor gegenüber den Söldnern des ersten Treffens gemacht hatten; so blieb ihnen nur die Flucht nach beiden Seiten in das offene Feld. Vor dem Angriff auf das dritte Treffen, die besten Soldaten Hannibals, ließ Scipio die Hastati haltmachen und schickte die Principes und Triarier auf die Flanken. Als die Römer und Hannibals Veteranen dann zusammenstießen, gab es noch einmal einen äußerst harten und erbitterten Kampf. Doch im rechten Augenblick kamen Masinissa und Laelius von der Verfolgung der feindlichen Reiter zurück und griffen den Feind im Rücken an; damit war die Schlacht entschieden. 20 000 vom Heer Hannibals fielen, ungefähr ebenso viele gerieten in Gefangenschaft. Er selbst floh nach Hadrumetum. Von dort nach Karthago gerufen, erklärte er dem Senat, der Krieg sei verloren, nur ein Friedensschluß könne Karthago noch retten. Scipio, der die Verzweiflung der Karthager für einen

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raschen Friedensschluß ausnutzen wollte, segelte mit der Flotte nach Karthago. In der Nähe der Stadt kam ihm ein Schiff mit zehn Gesandten entgegen, die um Frieden baten. Er bestellte sie nach Tynes. Während er mit seinem Heer dorthin vorrückte, wurde gemeldet, Syphax' Sohn Vermina ziehe heran, um den Karthagern Hilfe zu bringen. Mühelos wurden seine Truppen geschlagen, Vermina selbst entkam. Bei den Verhandlungen in Tynes zeigte sich der römische Kriegsrat zum Frieden bereit; denn eine Belagerung Karthagos erschien schwierig und würde lange dauern; und Scipio selbst wollte nicht, daß ein anderer den Krieg beendete. So wurden den Besiegten die Friedensbedingungen genannt. Sie waren härter als die des Vorjahres: die Karthager sollten nur noch zehn Kriegsschiffe behalten dürfen, auch alle Elefanten ausliefern, außerhalb von Afrika keinen Krieg mehr führen dürfen, in Afrika nur mit Genehmigung der Römer; die Kriegsentschädigung wurde auf ioooo Talente erhöht, dazu mußten 100 Geiseln gestellt werden. Ein Waffenstillstand sollte nur gewährt werden, wenn zuvor die gekaperten Transportschiffe und ihre Ladung zurückgegeben würden. Als ein gewisser Gisgo die karthagische Volksversammlung zum Durchhalten aufrufen wollte, zerrte Hannibal ihn in höchster Erregung von der Rednerbühne und machte auch dem Volk klar, daß der Friedensschluß eine Notwendigkeit sei. Die Karthager waren daraufhin zur Annahme der Bedingungen bereit, gaben die gekaperten Schiffe zurück, zahlten für die geraubte Ladung eine Entschädigung und schickten zum Abschluß des Friedensvertrages Gesandte zum römischen Senat. Livius beendet den Bericht über die Ereignisse dieses Jahres wie üblich mit den Vorgängen in Rom. Beim Eintreffen der Siegesnachricht beschloß man hier ein dreitägiges Dankfest. Die Konsuln des Jahres 201 traten verspätet ihr Amt an, da die Wahlhandlung mehrfach durch Unwetter gestört wor-

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den war. Als nach der Verteilung der Amtsbereiche die karthagischen Gesandten vorgelassen wurden 1 , mahnte ihr Sprecher die Römer, in ihrem Glück, wie sie es gewohnt seien, Maß zu halten und den Besiegten gegenüber Milde walten zu lassen. Der Senat war zum Frieden bereit, aber der Konsul Cn. Lentulus legte aus persönlichem Ehrgeiz sein Veto ein. Darum brachten die Volkstribunen M'. Acilius und Q. Minucius die Sache vor das Volk, und der Friede wurde dort beschlossen. Danach gab es für den Konsul keine Einspruchsmöglichkeit mehr, auch der Senat konnte jetzt dem Frieden zustimmen. Scipio sollte, von zehn Kommissaren beraten, die Einzelbestimmungen festlegen und dann das Heer zurückführen. Großzügig gestattete man den Unterhändlern, ihre gefangenen Landsleute zu besuchen, und ließ 200 von ihnen frei. In Afrika wurde unter den von Scipio gestellten Bedingungen Frieden geschlossen. Die Flotte der Karthager wurde aufs Meer hinausgeschleppt und dort verbrannt; dieser Anblick soll für die Karthager so schrecklich gewesen sein, als würde Karthago selbst in Flammen stehen. Als die erste Rate der Kriegsentschädigung gezahlt werden mußte und man im karthagischen Senat deswegen jammerte und weinte, lachte Hannibal bitter und warf den Senatoren vor, daß sie sich das Unglück des Staates offensichtlich erst dann zu Herzen nähmen, wenn es ihnen selbst materielle Einbußen bringe. Mit der Rückkehr Scipios nach Italien und seinem Triumph schließt die dritte Dekade. Die weiteren Ereignisse des Jahres 201, die überwiegend zur Vorgeschichte des 2. Makedonischen Krieges gehören, bringt das 3 1 . Buch.

1 Die davor berichteten Verhandlungen mit einer Gesandtschaft König Philipps sind wahrscheinlich unhistorisch; s. zu X X X 42,1.

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In den Büchern X X V I I - X X X berichtet Livius über das Geschehen in Rom und Italien hauptsächlich nach Valerius Antias 1 . Für diesen Bereich tritt L. Coelius Antipater 1 , auf dem die Bücher X X I / X X I I weitgehend fußen, von Buch X X I I I an mehr und mehr zurück; er bleibt aber die Hauptquelle für die Ereignisse in Spanien. Bei den Vorgängen in Griechenland und Afrika folgt Livius einem oder mehreren Annalisten, deren Darstellung in ihrem Kern auf Polybios 1 zurückgeht2; ob es sich dabei um L. Coelius Antipater, Q. Claudius Quadrigarius1 oder Valerius Antias handelt, läßt sich nicht entscheiden3. Neben der jeweiligen Hauptquelle zieht Livius ständig andere Darstellungen zum Vergleich heran, darunter gelegentlich auch Polybios; häufig weist er auf Abweichungen unter seinen Quellen hin, gewöhnlich in allgemeinen Wendungen, vereinzelt auch mit Nennung des Namens 4 . Das Gerüst der Darstellung bilden wie bei allen Annalisten die römischen Amtsjahre. Dabei sind die Ereignisse auf den verschiedenen Schauplätzen vielfach miteinander verwoben, auch über die Jahres- und Buchgrenzen hinweg. Jedes Buch hat seinen eigenen Schwerpunkt: Buch X X V I I den Zug Hasdrubals und sein Ende am Metaurus, Buch X X V I I I die Unterwerfung Spaniens, Buch X X I X die Landung Scipios in Afrika, Buch X X X die entscheidenden Erfolge dort und das Ende des Krieges. Scipio ist die Hauptfigur in den letzten Büchern der drit1 Zu Valerius Antias, L. Coelius Antipater, Polybios und Q. Claudius Quadrigarius s. Bd. I, S. 627 mit Anm. 4; Bd. II, S. 489; Bd. IV, S. 426-428 und Bd. VII, S. 5 50 f. 2 Siehe H. Tränkle, Livius und Polybios 193 ff. 5 Nach X X I X 3 5,2 scheint die Darstellung der ersten Kämpfe nach der Landung Scipios in Afrika auf Claudius Quadrigarius zurückzugehen. 4 Namentlich genannt werden L. Coelius Antipater (XXVII 27,13; XXVIII 46,14; X X I X 25,3; 27,14; 35,2), Valerius Antias (XXVIII 46,14; X X I X 35,2; X X X 3,6; 19,11; 29,7), C. Clodius Licinus (XXIX 22,10) und Polybios (XXX 45,5; auch Graeci auctores X X I X 27,13 muß wohl auf ihn bezogen werden).

7»4

Einführung

ten Dekade. Nachdem er mit 17 Jahren seinem Vater in der Schlacht am Ticinus angeblich das Leben gerettet (Buch X X I ) , nach der Schlacht bei Cannae als Militärtribun die Fahnenflucht junger Adliger verhindert (Buch X X I I ) , nach dem Tod seines Vaters und Onkels 21 ο das Kommando in Spanien übernommen, dort eine Wende herbeigeführt, 209 Neu-Karthago erobert und im folgenden Jahr weitere Erfolge errungen hat (Buch X X V I / X X V I I ) , beherrscht er von Buch X X V I I I an das Geschehen völlig. E r führt die Unterwerfung Spaniens zu Ende; dann richten sich seine Gedanken sogleich auf Afrika, und er nimmt mit dem Numiderfürsten Syphax Kontakt auf. Als Konsul setzt er 205 gegen den Widerstand des Q. Fabius und eines Großteils des Senats durch, daß er mit dem Aufgabenbereich Sizilien die Erlaubnis erhält, nach Afrika überzusetzen, wenn es im Interesse des Staates liege. In Sizilien formt er sein Heer und seine Flotte zu einer so schlagkräftigen Streitmacht, daß nun auch der Senat überzeugt ist, Scipio werde mit diesem Heer die Karthager besiegen, und ihn auffordert, den Krieg nach Afrika zu tragen. Hier zwingt er die Karthager durch seine Erfolge, Hannibal aus Italien zurückzurufen, besiegt diesen bei Zama und entscheidet damit den Krieg. Mit diesen Leistungen stellt Scipio die großen Waffentaten eines Q. Fabius, M. Claudius Marcellus, Cn. Fulvius, M. Livius und C . Claudius Nero in den Schatten. Was ihn treibt, ist nicht persönlicher Ehrgeiz, sondern seine Liebe zu Rom, von dem er glaubt, daß es unter dem Schutz der Götter steht und darum unüberwindlich ist 1 . Wie kleinlich wirken dagegen die Eifersucht eines Q. Fabius und der hemmungslose Ehrgeiz eines M. Servilius, Tib. Claudius und Cn. Lentulus, die ihn um den Preis seiner Siege bringen möchten! Hannibal ist nach seinen großen Erfolgen in den ersten Kriegsjahren und seinem Vorstoß nach R o m ( 2 1 1 ) auf den 1 Siehe X X V I I I 2 8 , 1 0 - 1 2 in der Rede des von schwerer Krankheit Genesenen vor den Meuterern in Sucro.

Einführung

785

Süden Italiens beschränkt. E r ist zwar noch immer ein schrecklicher Gegner, stellt aber keine ernsthafte Bedrohung mehr dar. Während er bis zur Schlacht am Metaurus noch in Apulien und Lukanien operiert, verharrt er danach wie gelähmt in Bruttium, bis er 203 nach Afrika zurückkehren muß. Livius stellt diesen Niedergang keineswegs triumphierend, sondern einfühlsam und nicht ohne Anteilnahme dar. Ehe es zur Entscheidungsschlacht kommt, versucht Hannibal in einer Unterredung mit Scipio das Schlimmste zu verhindern und für sein Volk einen günstigen Frieden zu erlangen; besiegt verschließt er die Augen nicht vor den Tatsachen und setzt sich vorbehaltlos für einen raschen Friedensschluß ein.

Die für die Zeit des 2. Punischen Krieges überlieferten Daten entsprechen nicht den Daten des späteren Julianischen Kalenders 1 ; das scheint Livius allerdings nicht bewußt gewesen zu sein. Nach den Angaben bei Polybios und ihm 2 fiel Syphax etwa in der zweiten Maihälfte des Julianischen Kalenders in Gefangenschaft; nach Ovid, fast. 6,769 geschah es am 22. Juni. Der römische Kalender wich damals also um etwa einen Monat vom Julianischen Kalender ab. Für das Jahr 190 ist eine exakte Angabe möglich: die Sonnenfinsternis vom 14. März dieses Jahres ist bei Livius auf den 1 Literatur zum römischen Kalender in den letzten Jahren des 2. Punischen Krieges: P. Marchetti, La marche du calendrier romain de 203 ä 190, A C 42, 1973, 473—

496;

P. S. Derow, The Roman Calendar, 2 1 8 - 1 9 1 Β. C., Phoenix 30, 1976, 265281; J. Briscoe, A Commentary on Livy. Books X X X I V - X X X V I I , O x f o r d 1981, 17-26; P. Brind'Amour, Le calendrier romain, Ottawa 1983; J. Seibert, Forschungen zu Hannibal, Darmstadt 1993, 346-352. 2 Polyb. 14,2,1; 7,9; 8,2.4; i°>4; Li v · X X X 4,10; 7,13; 8,3.4; 9,1; 1 1 , 1 .

786

Einführung

I i . Quinctilis datiert; die Abweichung vom Julianischen Kalender betrug also in diesem Jahr 1 1 7 Tage. F ü r die Zeit von 203 bis 190 ist es demnach nur zweimal zu der üblicherweise alle zwei Jahre stattfindenden Einfügung eines Schaltmonats gekommen. In welchen Jahren das geschah, ist umstritten. Von diesen Tatsachen ausgehend, hat D e r o w 1 den 23. Mai 203 des Julianischen Kalenders als Datum der Gefangennahme des Syphax ermittelt. Für die Zeit davor nimmt er die übliche Einfügung eines Schaltmonats in jedem zweiten Jahr an 2 .

1 2

A . a . O . 272. Diese Auffassung ist umstritten.

LITERATURHINWEISE ZU BUCH X X V I I - X X X Vgl. die Literaturhinweise in Bd. IV, S. 429 ff.

Ausgaben und Kommentare Titi Livi ab urbe condita, recognoverunt et adnotatione critica instruxerunt R. S. Conway et S. K. Johnson (Oxford Classical Texts)) Tomus IV: Libri X X V I - X X X , Oxford 1935, Nachdruck .1995·. Titi Livi ab urbe condita libri (Bibliotheca Teubneriana), Libri X X V I - X X V I I , recognovit P. G. Walsh, Leipzig 1982, 2 i989Libri X X V I I I - X X X , recognovit P. G. Walsh, Leipzig 1986. Livy, with an English Translation by F. G. Moore (Loeb Classical Library) Vol. VII: Books X X V I - X X V I I , London - Cambridge/ Mass. 1943, Nachdruck 1989. Vol. VIII: Books X X V I I I - X X X , Cambridge/Mass. London 1949, Nachdruck 1989. T. Livi ab urbe condita libri, erklärt von W. Weissenborn, bearbeitet von H. J. Müller (Sammlung griechischer und lateinischer Schriftsteller mit deutschen Anmerkungen), 6. Band: Buch 27-28 ( 4 i9io) und Buch 29-30 (4i899), Nachdruck Dublin - Zürich 1975. P. J. Smith, Scipio Africanus and Rome's Invasion of Africa. A Historical Commentary on Titus Livius, Book X X I X , Amsterdam 1993.

788

Literaturhinweise

Zu Livitis

XXVII-XXX

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Überlieferung

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Literaturhinweise

789

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79°

Literaturhinweise

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INHALTSÜBERSICHT UND PARALLELÜBERLIEFERUNG

BUCH XXVII 1,1-7,6

Ereignisse des Jahres 2iov.

1,1-2,12

Der Krieg in Süditalien - Frontin., strat. 2,2,6; 2,5,21; Plut.,

Chr. (Forts.)

Marc. 24,5-9; App., Hann. 48-49; Eutr. 3,14,6; Oros. 4,18,3 3,1-7

Aufdeckung einer Verschwörung in Capua. Regelungen für die Bevölkerung von Acerrae und Nuceria - App., Hann. 49

3,8-9

Maßnahmen für die Burg von Tarent

4,1-4

Rückberufung des M. Valerius Laevinus zu den Wahlen - Plut.,

4,5-15

Verhandlungen mit König Syphax. Geschenke an ihn und ande-

Marc. 24,10 re Fürsten Afrikas. Gesandtschaft nach Alexandria. Zeichen der Götter - Polyb. 9,1 i a , i - 3 5,1-7

Bericht des M. Valerius Laevinus über die Lage auf Sizilien Ascon., in Pison. 52; Eutr. 3,14,6

5,8-19

Erkundungsunternehmen des M. Valerius Messala in Afrika. Rückkehr des M. Valerius Laevinus nach Sizilien. Ernennung eines Wahldiktators - Plut., Marc. 24,10; 2 5 , 1 - 2

6,1-12

Wahl der Konsuln und Prätoren

6,13-14

Operationen einer karthagischen Flotte gegen Sardinien

6,15-19

Tod und Nachwahl von Priestern. Die Zensur des L . Veturius Philo und des P. Licinius Crassus. Amtsführung der Adilen

7,1-6

Bericht des C. Laelius über die Situation in Spanien. Besorgnis wegen Hasdrubals Abzug nach Italien

7,7-21,10

Ereignisse des Jahres 209 v. Chr.

7,7-17

Festlegung der Aufgabenbereiche und der Truppenverteilung Plut., Marc. 25,2

8,1-10

Besetzung von Priesterstellen - Val. Max. 6,9,3

8,11-19

Aushebungen. Verteilung der Truppen in Italien und Sizilien

9,1 - 1 0 , 1 0

Weigerung von zwölf Kolonien, weiter Soldaten zu stellen

Inhaltsübersicht

792

ίο,11—13

Bereitstellung von Gold für die Heere und ihre Ausrüstung

11,1-6

Sühnung von Wunderzeichen - Plut., Marc. 28,3

11,7-16

Zensorenwahlen. Amtsführung der Zensoren

12.1-6

Der Feldzugsplan des Fabius - Polyb. 10,1,10; Plut., Fab. 22,1; Marc. 25,3

12,7-15.1

Marcellus' Kämpfe mit Hannibal in Apulien - Plut., Marc. 25,3 - 26,8; Oros. 4,18,4

15.2-3

Unterwerfung der Hirpiner, Lukaner und Volcejer. Kontakte mit den Bruttiern

15.4-7

Fabius erobert Manduria. Vorbereitungen für den Angriff auf Tarent

15,8 15,9-16,9

Die Lage bei Caulonia nach Hannibals Ankunft Wiedereinnahme von Tarent - Sil., Pun. 15,320-333; Plut., Fab. 21,1 - 22,8; Marc. 21,4/5; Dicta Rom., Fab. Max. 5; Vir. ill. 43,6; App., Hann. 49; Polyain. 8,14,3; Eutr. 3,16,1-2; Aug., civ. 1,6; Oros. 4,18,5; Zonar. 9,8

16,9-16

Kapitulation der Belagerer von Caulonia. Gescheiterter Versuch Hannibals, Fabius in einen Hinterhalt zu locken - Plut., Fab. 19,7-8; 23,1; Zonar. 9,8

17,1-20,8

Der Krieg in Spanien 1 : Übertritt des Edesco, des Indibilis und des Mandonius zu den Römern. Die Schlacht bei Baecula. Kriegsrat der karthagischen Feldherren - Polyb. 10,34,1

-

40,12; Val. Max. 5,1,7; Sil., Pun. 15,410-492; Vir. ill. 49,9; App., Hisp. 24.28; Dio 16, frg. 57,42.48; Eutr. 3,15,5; Oros. 4,18,7; Zonar. 9,8 20,9-13

Die Stimmung in Rom - Plut., Marc. 27,1-5

21,1-5

Verhandlungen über Marcellus. Wahlen - Plut., Marc. 27,5-7

21,6-10

UnZuverlässigkeit der Etrusker. Spiele; die Ädilen - Plut., Marc. 28,1; Zonar. 9,9

22,1-36,9

Ereignisse des Jahres 208 v. Chr.

22,1-13

Verteilung der Aufgabenbereiche und der Truppen

23.1-7

Zeichen der Götter. Bittag; Opfer. Gelübde wegen der Spiele für Apollo - Plut., Marc. 28,3

24.1-9

Die Lage in Arretium

1 Die X X V I I 17,1 - 20,8 berichteten Ereignisse aus Spanien gehören in das Jahr 208; s. S. 737, Anm. 1.

Inhaltsübersicht

793

25,1-5

Verhandlungen über Tarent - Cie., de or. 2,273; Cato 1 1 ; Plut.,

25.6-10

Der Tempel des Honos und der Virtus - Cie., nat. deor. 2,61;

Fab. 23,3-4; Dicta Rom., Fab. Max. 6 Val. Max. 1,1,8; Plut., Marc. 28,2 25,11-29,6

Der Krieg in Bruttium und Apulien. Tod des Marcellus und schwere Verwundung des Crispinus. Gescheiterter Uberfall Hannibals auf Salapia- Polyb. 10,32,1 - 33,8; Cie., Cato 75; Val. Max. 1,6,9; 5»1» e x t · 6; Plin., nat. 11,189; Sil., Pun. 15,334-398; Plut., Marc. 29,1 - 30,4; App., Hann. 50.51; Vir. ill. 45,7/8; Eutr. 3,16,4; Oros. 4,18,6.8; Zonar. 9,9

29.7-8

Flottenunternehmen des M. Valerius gegen die afrikanische

29.9-33,5

Der Krieg in Griechenland 1 : Erfolg Philipps V. bei Lamia. Ver-

Küste geblicher Vermittlungsversuch Ptolemaios' IV., der Rhodier, Athener und Chier. Eingreifen Attalos' I. in den Krieg. Philipp in Argos. Niederlage Philipps bei Elis. Einfall der Dardaner nach Makedonien - Polyb. 10,25,1 - 26,10; 41,1 - 42,8; App., Mak. 3; Just. 29,4,7-10; Zonar. 9,9 33,6-35,14

Tod des Crispinus. Große Spiele. Wahlen. Verteilung der Aufgabenbereiche und der Truppen - Val. Max. 4,2,2; 7,2,6; Sil., Pun. 15,594-600; Vir. ill. 50,2; Zonar. 9,9

36,1-4

Hasdrubal in Gallien - Sil., Pun. 15,493-501

36,5-9

Einsetzung neuer Priester. Abschluß der Zensur des P. Sempronius Tuditanus und des M. Cornelius Cethegus. Amtsführung der Ädilen

3 6 . 1 0 - 5 1 , 1 3 Ereignisse des Jahres 207 v. Chr. 36,10-14

Verteilung der Aufgabenbereiche der Prätoren. Verteilung der

37,1-15

Sühnung von Wunderzeichen

Legionen 38,1-12

Aushebungen

39,1-14

Hasdrubals Ankunft in Italien - Polyb. 1 1 , 1 , 1 ; Sil., Pun. 15,502-

40,1-9

Auszug der Konsuln. Stimmung in R o m - Polyb. 1 1 , 1 , 1 ; Val.

514; App., Hann. 52; Eutr. 3,18,2; Oros. 4,18,9; Zonar. 9,9 Max. 9,3,1; Sil., Pun. 1 5 , 5 1 5 - 5 2 1 ; Flor. 2,6,49.50.51 1 Die X X V I I 29,9 - 33,5 berichteten Ereignisse aus Griechenland und Makedonien gehören in das Jahr 209; s. S. 748 mit Anm. 1.

Inhaltsübersicht

794

40,10-42,17 Erfolge gegen Hannibal in Apulienund Lukanien - Flor. 2,6,51; Vir. ill. 48,2; Zonar. 9,9 43,1 -4$, 12

C. Claudius Neros Zug nach Umbrien. Besorgnis in Rom Polyb. 11,1,1; Val. Max. 7,4,4; Sil., Pun. 15,522-590; Frontin., strat. 1,1,9; Flor. 2,6,52; Vir. ill. 48,2; App., Hann. 52; Ampel. 18,12; Zonar. 9,9

46,1 -49,9

Die Schlacht am Metaurus. Tod Hasdrubals - Polyb. 11,1,2 3,3; Coel., hist. frg. 30 P.; Hör., carm. 4,4,37-44; Val. Max. 3,7,4; 7,4,4; Sil., Pun. i5,59i-593;6oi-8o8;Frontin., strat. 1,1,9; 1,2,9; 2,3,8; 4,7,15; Flor. 2,6,50.52; Suet., Tib. 2,1; Vir. ill. 48,2; App., Hann. 52; Ampel. 18,12; Eutr. 3,18,2; Oros. 4,18,9-14; Zonar. 9,9

50,1-51,13

Rückmarsch des C. Claudius Nero nach Apulien. Eintreffen der Siegesnachricht in Rom. Dankfest. Rückzug Hannibals nach Bruttium - Polyb. 11,3,4-6; Sil., Pun. 15,809 - 16,2; Frontin., strat. 2,9,2; Flor. 2,6,53; Vir. i"· 48,3-4; App., Hann. 54; Eutr. 3,18,2; Oros. 4,18,15; Zonar. 9,9

B U C H XXVIII 1,1 - 1 0 , 7 1,1-4,4

Ereignisse des Jahres ιογν. Chr. (Forts.) Der Krieg in Spanien. Sieg des M. Silanus über die Keltiberer und Karthager. Einnahme von Orongis - Frontin., strat. 1,3,5; Sil., Pun. 16,28-77; Vir. ill. 49,9; Zonar. 9,8

4,5-7

Flottenunternehmen des M. Valerius Laevinus gegen die afrikanische Küste

5,1-8,14

Der Krieg in Griechenland 1 - Polyb. 10,41,1 - 42,8; 11,7,1; App., Mak. 3; Dio 17, frg. 57,57-58; Just. 29,4,7-10; Zonar.

9," 9,1-20

Rückkehr und Triumph der Konsuln - Enn., ann. 301 V.; Polyb.

10,1-7

Wahlen. Untersuchungen in Etrurien und Umbrien. Römer-

11,3,3; Val. Max. 4,1,9; Vir. ill. 48,5; 50,2 und Plebejerspiele

1 Die XXVIII 5,1 - 8,14 berichteten Ereignisse aus Griechenland und Makedonien gehören in das Jahr 208; s. S. 755.

Inhaltsübersicht

795

10,8-38,11

Ereignisse des Jahres io6v.

10,8-11,7

Verteilung der Aufgabenbereiche und der Truppen. Zeichen

Chr.

der Götter und ihre Sühnung - Val. Max. 1,1,6; D i o 17, frg. 57,59-60 11,8-11

Aufforderung an die Landbevölkerung, aufs Land zurückzukehren

11,12 -12,9

Der Krieg in Bruttium. Rückkehr der Lukaner unter die Herrschaft der Römer. Würdigung Hannibals - Polyb. 1 1 , 1 9 , 1 - 7 ; Diod. 29,19; Sil., Pun. 16,2-22; Zonar. 9,11

12,10-17,1

Der Krieg in Spanien: Die Schlacht bei Silpia (Ilipa). Vertreibung der Karthager aus Spanien. Siegesnachricht nach R o m Polyb. 1 1 , 2 0 , 1 - 24,9; Strab. 3,3,8; Sil., Pun. 1 6 , 2 3 - 2 7 . 7 8 - 1 1 4 ; App., Hisp. 25-28; D i o 17, frg. 57,53; Zonar. 9,8

17,2 - 1 8 , 1 2

Scipio bei Syphax. Abschluß eines Bündnisses - Polyb. 11,24a, 1 - 4 ; Val. Max. 9,8,1; Sil., Pun. 16,170-274; Vir. ill. 49,10; App., Hisp. 29-30; Pun. 10; Zonar. 9,10

19,1-21,1

Bestrafung von Iliturgi und Castulo - Polyb. 1 1 , 2 4 , 1 0 ; App., Hisp. 32; Zonar. 9,10

21,1-10

Leichenspiele für Scipios Vater und Onkel - Val. Max. 9 , 1 1 , ext.

22,1-23,8

Eroberung von Astapa. Ubergabeangebot aus Gades - Polyb.

24,1-29,12

Erkrankung Scipios. Abfall des Mandubius und des Indibilis.

1; Sil., Pun. 1 6 , 2 7 5 - 5 9 1 ; Zonar. 9,10 1 1 , 2 4 , 1 1 ; App., Hisp. 33; Zonar. 9,10 Meuterei im Lager bei Sucro - Polyb. 1 1 , 2 5 , 1 - 30,5; App., Hisp. 34-36; D i o 16, frg. 57,47; Zonar. 9,10 30,1 - 31,4

Sieg über Hanno. Die Seeschlacht bei Carteja - Enn., ann. 302 V; App., Hisp. 31

31,5-34,12

Unterwerfung der Ilergeten - Polyb. 1 1 , 3 1 , 1 - 3 3 , 6 ; App., Hisp.

3 5,1-13

Treffen Scipios mit Masinissa - Sil., Pun. 16, 1 1 5 - 1 6 9 ; Vir. ill.

37; Zonar. 9,10 4 9 , 1 1 ; App., Hisp. 37; Pun. 10; Zonar. 9 , 1 0 . 1 1 36,1-37,10

Letzte Unternehmungen Magos in Spanien. Ubergabe von G a d e s - C i e . , Balb. 34; App., Hisp. 37; Zonar. 9,10

38,1-11

Rückkehr Scipios nach Rom. Wahlen - Polyb. 1 1 , 3 3 , 7 - 8 ; Val. Max. 2,8,5; 8,15,1; Sil., Pun. 16,592-596; Plut., Fab. 25,1; Vir. ill. 49,12; App., Hisp. 38; Dio 17, frg. 57,56; Oros. 4,18,17; Zonar. 9,ii

796

Inhaltsübersicht

3 8,12 - 46,16 Ereignisse des Jahres 20 f v. Chr. 3 8 , 1 2 - 3 9 , 2 2 Festlegung der Aufgabenbereiche. Die Gesandtschaft von Sagunt im Senat 40,1-45,21

Auseinandersetzungen über die weitere Kriegführung. Die Spiele Scipios. Geschenk aus der Kriegsbeute an den delphischen Apollon. Spenden der Bundesgenossen für die Flotte Scipios-Sil., Pun. 16,597-700; Plut., Fab. 2 5 , 2 - 2 6 , 2 ; App., Hann. 5 5; Pun. 7; Zonar. 9,11

46,1-16

Weggang der Beamten in ihre Aufgabengebiete. Landung Magos in Ligurien. Die Situation in Bruttium - Polyb. 3,56,4; 1 5 , 1 , 1 1 ; App., Hann. 54-55; Pun. 7.9; Zonar. 9,11

BUCH XXIX 1,1 - 1 2 , 1 6

Ereignisse des Jahres 20f v. Chr. (Forts.)

1,1-18

Maßnahmen Scipios in Sizilien - Val. Max. 7,3,3; App., Pun. 8; Zonar. 9,11

1,19-3.5

Erhebung in Spanien. Tod des Indibilis. Unterwerfung der Auf-

3.6-5,1

Plünderungsfahrt des Laelius nach Afrika - App., Pun. 9;

5 >2-9

Verstärkung für Mago. Verhandlungen Magos mit den Ligurern

ständischen - App., Hisp. 38 Zonar. 9,11 und Galliern - Zonar. 9.11

6,1-9,12

Einnahme von Locri. Übergriffe der Römer. Der Streit des Pleminius mit den Militärtribunen - Diod. 27,4,1-5; Val. Max. 1 , 1 , 2 1 ; App., Hann. 55; Zonar. 9,11

10,1 - 1 1 , 1 4

Seuche im Lager des P. Licinius. Zeichen der Götter. Beschluß, die Große Göttermutter vom Ida nach Rom zu holen; Gesandtschaft nach Pergamon. Wahlen. Spiele; die Ädilen. Weihe des Tempels der Virtus - Enn., ann. 303-308 V.; Cie., har. resp. 27; Diod. 34/35,33,2; Ον., fast. 4,255-272; Strab. 12,5,3; App., Hann. 56; Sil., Pun. 17,1-7; Dio 17, frg. 57,61; Oros. 4,18,16 Ereignisse in Griechenland 1 : Friede zwischen Philipp und den Atolern. Friede zwischen Philipp und den Römern - Polyb.

1

Es handelt sich um die Ereignisse der Jahre 207 bis 205.

Inhaltsübersicht

797

18,1,14; App., Mak. 3; Dio 17, frg. 57,59; Just. 29,4,11; Zonar. 9.11 13,1-38,8

Ereignisse des Jahres 204 v. Chr.

i3,i-8

Verteilung der Aufgabenbereiche. Aushebung - Zonar. 9,11

I4,i-i4

Zeichen der Götter und ihre Sühnung. Empfang der Göttermutter vom Ida in R o m - C i e . , har. resp. 27; Diod. 34/35,33,1-3; Ον., fast. 4,273-348; Plin., nat. 7,120; Sil., Pun. 17,8-47; Suet., Tib. 2,3; Vir. ill. 44,1; 46,1-2; App., Hann. 56; Dio 17, frg. 57,61; Min. Fei. 7,3

15,ι - I6,3

Maßnahmen gegen die zwölf unbotmäßigen Kolonien. Rückzahlung der Anleihe

16,4-22,12

Klage der Locrenser wegen der Übergriffe. Entsendung einer Kommission zur Überprüfung der Vorwürfe. Entlastung Scipios. Der Prozeß gegen Pleminius - Diod. 27,4,5-7; Val. Max. 1 , 1 , 2 1 ; 3,6,1; Tac., ann. 2,59,1; Plut., Cato mai. 3,6-8; App., Hann. 55;Dio 1 7 , f r g . 57,62

23. 1 " 2 4 , 3

Vorkehrungen der Karthager zur Verteidigung ihres Landes. Ihr Bündnis mit Syphax. Botschaft des Syphax an Scipio - Sil., Pun. 17,59-75; Frontin., strat. 2,7,4; App., Hisp. 37; Pun. 10; Polyain. 8,16,7; Zonar. 9,12

24,4-27,15

Scipios Überfahrt nach Afrika - Enn., ann. 309 V.; Coel., hist, frg. 41 P.; Diod. 27,5; Nepos, Cato 1,3; Frontin., strat. 2,7,4; Sil·, Pun. 17,48-58; Plut., Cato mai. 3,5; Flor. 2,6,55; Vir- ill. 49,12; App., Pun. 13; Dio 17, frg. 57,63; Oros. 4,18,17; Zonar. 9,12

28,1-11 '-3 29,4-33,10 34,1-36,3

Bestürzung in Karthago - Enn., ann. 310 V.; Coel., hist. frg. 41 P.; Dio 17, frg. 57,64 Erste Unternehmungen Scipios in Afrika - Plut., Fab. 26,3; App., Pun. 14; Polyain. 8,16,8; Dio 17, frg. 57,63; Zonar. 9,12 Ankunft Masinissas im römischen Lager. Sein bisheriges Schicksal - App., Pun. 10-14; Zonar. 9,12 Maßnahmen der Karthager. Römischer Sieg bei Salaeca. Eintreffen von Hasdrubal und Syphax vor Utica - App., Pun. 1 4 - 1 7 ; Dio 17, frg. 57,65-69; Eutr. 3,20,3; Oros. 4,18,17; Zonar. 9.12

36,4-12

Kämpfe mit Hannibal in Bruttium. Untersuchungen in Etrur i e n - D i o 17, frg. 57,70; Oros. 4,18,18; Zonar. 9,12

37>I-I7

Die Amtsführung der Zensoren - Val. Max. 2,9,6; 7,2,6; Suet.,

Inhaltsübersicht

79 8

Tib. 3,2; Vir. ill. 50,3; Dio 17, frg. 57,70-71 38,1-8

Erfolge in Bruttium. Wahlen in Rom. Nachwahl von Priestern. Die Amtstätigkeit der Ädilen - Polyb. 1 3 , 1 0 , 1 - 3 ; App., Hann. 56 BUCH XXX

1,1 - 26,12

Ereignisse des Jahres 203 v. Chr.

I,1-2,13

Verteilung der Aufgabenbereiche. Bittag. Große Spiele. Zei-

3,1 - 6,9

Erfolgreicher nächtlicher Uberfall auf Syphax' und Hasdrubals

chen der Götter und ihre Sühnung - Dio 17, frg. 57,52 Lager bei Utica - Polyb. 14,1,1 - 5,15; Sil., Pun. 17,76-108; Frontin., strat. 1,1,3;

2,5,29; Plut., Fab. 26,3; Flor. 2,6,56;

Vir. ill. 49,13; App., Pun. 17-23; Dio 17, frg. 57,72; Eutr. 3,20,3; Oros. 4,18,18-19; Zonar. 9,12 7,1 - 8,9

Neue Aushebungen der Karthager. Die Schlacht in der Großen E b e n e - P o l y b . 1 4 , 6 , 1 - 8 , 1 4 ; Sil., Pun. 17,109-148; Flor. 2,6,56; App., Pun. 24; Oros. 4,18,20

9,1-10,21

Unterwerfung des umliegenden Gebietes. Beschluß der Karthager, Hannibal zurückzurufen. Angriff auf die Flotte der Römer vor Utica - Polyb. 14,9,1 - 1 ο, 12; Sil., Pun. 1 7 , 1 4 9 - 1 5 7; Plut., Fab. 26,3; Flor. 2,6,57; App., Pun. 24-25.31; Oros. 4,19,1; Zonar. 9,12

II,1-12,4

Niederlage und Gefangennahme des Syphax - Coel., hist, frg. 44 P.; Sil., Pun. 1 7 , 1 1 2 - 1 4 5 ; Plut., Fab. 26,3; App., Pun. 26; Dio 17, frg. 57,73; Eutr. 3,20,4; Oros. 4,18,21; Zonar. 9.13

12,5-15,14

Masinissa besetzt Cirta und heiratet Sophoniba. Syphax vor Scipio. Das Ende der Sophoniba - Diod. 27,6-8; App., Pun. 2 7 28.32; Oros. 4,18,21; Zonar. 9,13

16,1-15

Bitte der Karthager um Frieden - Polyb. 15,1,6-8; App., Pun. 31.32; Dio 17, frg. 57,74; Eutr. 3,20,4; 3 , 2 1 , 1 - 3 ; Oros. 4,18,21; Zonar. 9,13

17,1-14

Laelius mit dem gefangenen Syphax in Rom. Danksagung Masinissas - App., Pun. 28,32; Zonar. 9,13

18,1 - 19,6

Der Krieg in Oberitalien: Kampf mit Mago im Gebiet der Insubrer; Verwundung Magos. Rückberufung Magos; sein Tod auf der Rückfahrt nach Karthago - Zonar. 9,12.13

Inhaltsübersicht

799

19,6-9

C . Servilius befreit seinen Vater und C . Lutatius aus der G e f a n -

19.10-20,9

Die Lage in Bruttium. Ubertritt mehrerer Städte auf die Seite

genschaft der Bojer der Römer. Kampf mit Hannibal im Gebiet v o n C r o t o n . R ü c k berufung Hannibals - D i o d . 27,9; N e p . , H a n n . 6 , 1 ; Sil., Pun. 1 7 , 1 5 8 - 2 9 1 ; Flor. 2,6,52; Vir. ill. 42,6549,14; A p p . , Hann. 57-60; Pun. 33; Eutr. 3,20,5; 2 1 , 1 ; Oros. 4 , 1 9 , 1 , Zonar. 9,12.13 21,1-10

Die Stimmung in R o m . Auslieferung karthagischer Werber durch die Saguntiner. Dankfest - A p p . , Pun. 3 1 ; Zonar. 9 , 1 4

21.11-23,8

Verhandlungen über den Frieden in R o m - P. R y l . I I I 491; A p p . , Pun. 3 i . 3 2 . 3 5 ; D i o I 7 , f r g . 57,74;Eutr. 3 , 2 1 , 2 ; Z o n a r . 9 , 1 3

24,1-4

C n . Servilius w i r d untersagt, nach A f r i k a überzusetzen. Untersuchungen in den abgefallenen Städten Italiens

24,5-25,12

Uberfall der Karthager auf römische Transportschiffe unter Bruch des Waffenstillstands. A n g r i f f der Karthager auf die römischen Gesandten. L a n d u n g Hannibals in A f r i k a - P. R y l . I I I 491; P o l y b . 1 5 , 1 , 1 - 2,15; 1 5 , 4 , 5 - 1 2 ; D i o d . 2 7 , 1 1 . 1 2 ; Plut., Dicta R o m . , Scip. mai. 5; A p p . , Pun. 33.34.3 5; D i o 17, frg. 57,75; Eutr. 3,22,1.2; O r o s . 4 , 1 9 , 1 ; Zonar. 9,13

26,1-12

Bericht griechischer Verbündeter v o n Ü b e r g r i f f e n Philipps V. und v o n Gerüchten, er unterstütze die Karthager. Feuersbrunst in R o m . D e r Getreidepreis. Tod des Q . Fabius Maximus. R ö m e r - und Plebejerspiele. Wahlen - Val. M a x . 8,13,3; Plut., Fab. 27,2; D i o 1 7 , frg. 57,76

27,1 - 39,8

Ereignisse

27,1-12

Verteilung der Aufgabenbereiche. G r o ß e Spiele - Zonar. 9,14

28,1-11

des Jahres

202 v. Chr.

Die Stimmung in R o m und in Karthago - Plut., Fab. 26,4; Zonar. 9,14

29,1-31,10

Hannibals Kundschafter im römischen Lager. Seine Unterredung mit Scipio - Enn., ann. 3 1 2 / 3 1 3 V.; P o l y b . 15,5,3

-

9,1;

N e p . , H a n n . 6,2; Flor. 2,6,58; A p p . , Pun. 39; Eutr. 3,22,2; Oros. 4,19,2; Zonar. 9,14 32,1 - 3 5 , 1 1

Die Schlacht bei Z a m a - Enn., ann. 3 1 4 / 3 1 5 V.; P o l y b . 15,9,2 16,6; N e p . , Hann. 6,3-4; Sil., Pun. 1 7 , 2 9 2 - 6 1 7 ; Frontin., strat. 2,3,16; Plut., Fab. 2 7 , 1 ; Flor. 2,6,58-61; Vir. ill. 42,6; 49,14; A p p . , Pun. 40-47; Eutr. 3 , 2 3 , 1 - 2 ; O r o s . 4,19,2-3; Zonar. 9,14

36,1-38,4

Vorrücken gegen Karthago. Bitte der Karthager u m Frieden.

Inhaltsübersicht

8 oo

Sieg über Vermina. Friedensverhandlungen - Enn., ann. 3 1 6 V.; Polyb. 15,15,2; 15,18,1 - 19,9; Flor. 2,6,56; Vir. ill. 49,15; App., Pun. 4 8 - 5 5 ; D i o 1 7 , f r g . 57,82; Eutr. 3,23,2; Oros. 4,19,4; Zonar. 9.14 38,5 - 39,8

Der Getreidepreis. Zeichen der Götter und ihre Sühnung. Mißgeschick der Flotte des Tib. Claudius Nero. Tod und Nachwahl eines Pontifex. Die Amtsführung der Ädilen. Spiele für Ceres Zonar. 9,14

40,1-45,7

Ereignisse des Jahres 201 v. Chr.

40,1-6

Eintreffen der Siegesnachricht in Rom. Dankfest. Wahlen -

40,7 - 41,9

Verteilung der Aufgabenbereiche - App., Pun. 56

42,1-10

Verhandlungen mit den Gesandten König Philipps V. - D i o 17,

Plut., Fab. 27,1

frg· 57.76 42,11 -44,3

Die Gesandten der Karthager im Senat. Das römische Volk billigt den Frieden. Friedensschluß - Diod. 2 7 , 1 3 - 1 8 ; Nep., Hann. 7,1; Val. Max. 2,7,12; 5,1,1a; Sil., Pun. 17,618-624; App., Pun. 57-65; D i o 17, frg. 57,83-85; frg. 59; Eutr. 3,23,3; Oros. 4,19,5; Zonar. 9,14

44,4-11 44,12-45,7

Hannibals Meinung von den Karthagern Scipios letzte Anordnungen in Afrika. Seine Heimkehr und sein Triumph - Polyb. 16,23,1-7; Val. Max. 5,2,5; Sil., Pun. 17,625-654; Plut., Dicta Rom., Scip. mai. 7; App., Pun. 65-66; D i o 17, frg. 57,86; Eutr. 3,23,3; Oros. 4,19,6; Zonar. 9,14

ZEITTAFEL 226 221 220 219 Frühjahr 218

Ebrovertrag mit Hasdrubal Hannibal zum Strategen gewählt Streit um Sagunt Einnahme von Sagunt durch Hannibal Hannibal überschreitet den Ebro. Kriegserklärung an Karthago

218-201

ZWEITER PUNISCHER K R I E G

218 217 2 .Sext. 216 215

Alpenübergang Hannibals Schlacht am Trasumennischen See Schlacht bei Cannae Bündnis Hannibals mit Philipp V.

215-205

ERSTER MAKEDONISCHER K R I E G

215 214 Winter 213/2 212 212 211

Tod Hierons II., Wirren in Syrakus Beginn der Belagerung von Syrakus Tarent an Hannibal verraten Beginn der Belagerung von Capua Rückeroberung von Syrakus Vorstoß Hannibals auf Rom; Einnahme von Capua Niederlage und Tod von Cn. und P. Cornelius Scipio in Spanien Römisch-ätolisches Bündnis Einnahme von Agrigent; Ende des Krieges auf Sizilien P. Cornelius Scipio in Spanien Einnahme von Carthago Nova Rückgewinnung von Tarent Schlacht bei Baecula Zug Hasdrubals nach Italien Schlacht am Metaurus

211 211 210 210-206 209 209 208 208/207 207

8o2 206 206 205 204 204 203 202 201

Zeittafel Schlacht bei Ilipa; Ende der karthagischen Herrschaft in Spanien Sonderfrieden der Ätoler mit Philipp V. Friede von Phoinike zwischen Rom und PhilippV. Uberführung der Mater Magna nach Rom Landung Scipios in Afrika Hannibal verläßt Italien Schlacht bei Zama Friedensschluß

DIE KONSULN, DIKTATOREN UND MAGISTRI EQUITUM von 2 1 0 bis 201 v. Chr. 210 M. Claudius Marcellus (zum viertenmal) M. Valerius Laevinus (zum zweitenmal) Diktator1·. Q. Fulvius Flaccus Magister equitum: P. Licinius Crassus Dives 209 Q. Fabius Maximus Cunctator (zum fünftenmal) Q. Fulvius Flaccus (zum viertenmal) 208 M. Claudius Marcellus (zum fünftenmal; im Amtsjahr gefallen) T. Quinctius Crispinus (nach schwerer Verwundung im Amtsjahr gestorben) Diktator: T. Manlius Torquatus Magister equitum: C. Servilius Geminus 207 C. Claudius Nero M. Livius Salinator (zum zweitenmal) Diktator: M. Livius Salinator Magister equitum: Q. Caecilius Metellus 206 L. Veturius Philo Q. Caecilius Metellus 205 P. Cornelius Scipio P. Licinius Crassus Dives Diktator: Q. Caecilius Metellus Magister equitum: L. Veturius Philo 204 M. Cornelius Cethegus P. Sempronius Tuditanus

1 Bei den Diktaturen handelt es sich 210, 207,205, 203 und 202 um Diktaturen zur Durchführung der Wahlen, 208 um eine Diktatur zur Durchführung der Wahlen und der Spiele; vgl. Bd. III, S. 681, Anm. 2.

Konsuln

Cn. Servilius Caepio C. Servilius Geminus Diktator: P. Sulpicius Galba Maximus Magister equitum: M. Servilius Geminus M. Servilius Geminus Tib. Claudius N e r o Diktator: C. Servilius Geminus Magister equitum: P. Aelius Paetus Cn. Cornelius Lentulus P. Aelius Paetus

V E R Z E I C H N I S DER E I G E N N A M E N

Acarnanes, Völkerschaft im Westen Mittelgriechenlands, mit Philipp V. verbündet: X X V I I I 5,5; 7,18; X X I X 12,12.14 Acerrae, Ort in Kampanien: X X V I I 3,6.7 Achaei, Völkerschaft im Norden der Peloponnes, mit Philipp V. verbündet: X X V I I 29,9; 30,6.9.11-15; 31,8.10.11; 32,1-3.10; 33,4.5; X X V I I I 5,5; 7,17; 8,6.7.10; X X I X 12,14 M'. Adlius, 210 als Gesandter nach Alexandria geschickt: X X V I I 4,10; 25,2 M'. Acilius Glabrio, 202/201 Volkstribun, 197 plebejischer Ädil, 196 Prätor, 191 Konsul, seit 200 Decemvir: X X X 40,9; 43,2 Adberbal, Unterfeldherr Magos: X X V I I I 30,4-12 Aegates insulae vor der Westküste Siziliens (hier 241 die Entscheidungsschlacht des 1. Punischen Krieges): X X X 32,9 Aegimurus, Insel vor der nordafrikanischen Küste: X X I X 27,14; X X X 24,9.11.12 Aegina, Insel im Saronischen Golf, seit 210 im Besitz von Attalos I.: X X V I I 3 ° > " ; 3 3 > 4 · 5 ; X X V I I I 5,i;7,11 Aegium, Hauptstadt des Achäischen Bundes: X X V I I 30,9-16; X X V I I I 7,17; 8,1-6.10 Aegyptus: X X V I I 30,4 P. Aelius Paetus, 204 plebejischer Ädil, 203 Prätor, 202 Magister equitum zur Durchführung der Wahlen, 201 Konsul, 199/198 Zensor, seit 208 Augur: X X V I I 36,5; X X I X 38,4; X X X 1,9; 17,3.6; 21,10; 22,5; 24,2.3; 39,4.8; 40,5.6.8.12; 41,4.9; 44,2 P. Aelius Tubero, 202 plebejischer Ädil, 201 und 177 Prätor: X X X 39,8; 40,5; L. Aemilius Papus, 205 Prätor; Decemvir: X X V I I I 38,11.13; 46,3 Μ. Aemilius Papus, Curio maximus: X X V I I 6,16; 8,1 L. Aemilius Paulus, Sohn des folgenden, 219 und 216 Konsul, bei Cannae gefallen: X X V I I I 28,12 M. Aemilius Paulus, 255 Konsul: X X I X 26,2 M. Aemilius Regillus, 217 Prätor; Flamen des Mars (oder des Quirinus?): X X V I I 33,8; X X I X 11,14; 38,6; s. zu X X I X " . 1 4 Aenianes, die Bewohner der Landschaft Ainis in Mittelgriechenland: X X V I I I 5>r5 sinus Aenianum, der Golf der Ainianen, gewöhnlich Maliacus sinus (s.d.) genannt: X X V I I I 5,15

8o6

Namenregister

Aeropus, Illyrer (?), Empörer gegen Philipp V.: X X V I I 32,9 Aeropus, 206/205 Stratege der Epiroten: X X I X 12,11 Aesculapius, Gott der Heilkunst: X X I X 1 1 , 1 Aesemia, Kolonie in Samnium: X X V I I 10,3-6.8.9 Aetoli, Völkerschaft in Mittelgriechenland, seit 212 mit den Römern verbündet: X X V I I 15,7; 29,9.10; 30,1-5.10-14; 31,9.11; 32,1.3.4.10; 33,3.5; X X V I I I 5,4.5.8.13; 7,3.10.12.14; 8,8.9; X X I X 12,1.2.4.5.7 Africa, Afri: passim Africanus: s. P. Cornelius Scipio Africanus Africus, von Afrika kommender Wind, SW-Wind: X X X 24,7 Agathocles, 316-289 Herrscher von Syrakus: X X V I I I 43,21 Agathyma auf Sizilien: X X V I I 12,5 Agrianes, thrakisch-makedonische Völkerschaft am Oberlauf des Strymon: X X V I I I 5,12 Alba Fucens, Kolonie im Gebiet der Aequer: X X V I I 9,7-14; 10,1.10; X X V I I I 11,3; X X I X 1512 5-15; 37,7; X X X 17,2; 45,4 aqua Albana bei Alba Longa: X X V I I 1 1 , 3 Albanus mons bei Alba Longa: X X V I I 1 1 , 2 Albingauni, die Bewohner von Album Ingaunum: X X I X 5,2; s. die Anm. z. St. C. Albius aus Cales, 206 Anführer der Meuterer im Heer Scipios: X X V I I I 24,13; 25,2; 26,5.6.10.15; 27,5.14-16; 28,9; 29,7.8.10.11 Alcibiades, athenischer Politiker des 5. Jahrhunderts: X X V I I I 41,17 Alexandrea, Hauptstadt von Ägypten: X X V I I 4,10 Alipbera, Ort auf der Peloponnes: X X V I I I 8,6 Alpes, Alpini: X V I I 35,10; 36,4; 38,6; 39,1.4.6-10; X X V I I I 42,13.20; 46,8.10; X X I X 5,9; X X X 19,6; 22,2; 28,5 Alsium, Kolonie in Etrurien: X X V I I 3 8,4/5 Amitemum, Stadt im Gebiet der Sabiner: X X V I I I 45,19 Amynander, König der Athamanen: X X V I I 30,4.12; X X I X 12,12 Anagnia, Ort in Latium: X X V I I 4,12; X X I X 14,3; X X X 2,11 Anio, Nebenfluß des Tiber: X X X 30,17 Antias Valerius: s. Valerius Antias Anticyra, Ort in Phokis: X X V I I I 8,7 Antiocbus III., 223-187 König von Syrien: X X X 37,15 Sex. Antistius, 208 als Gesandter nach Massilia geschickt: X X V I I 36,3-4 Antium, Kolonie in Latium: X X V I I 38,4/5; X X V I I I 1 1 , 2 ; X X X 2,10 Anxur, Kolonie in Latium: X X V I I 38,4/5 Pythius Apollo, Apollon als Gott des Orakels von Delphi: X X I X 10,6 aedes Apollinis in Rom: X X I X 37,11 ludi Apollinares, Spiele zu Ehren des Apollo: X X V I I 11,6; 23,5-7; X X X 38,10

Namenregister

807

Apollinis promunturium in Nordafrika: X X X 24,8 Apollonia, Ort im Ozolischen Lokris: X X V I I I 8,9 Apollonia, Stadt in Illyrien, seit 229 unter römischem Schutz: X X I X 12,5.6 Aprilis mensis: X X I X 14,14 Apulia: X X V I I 2,10.12; 21,7; 25,13; 42,10; 46,9; 50,1; X X V I I I 9,12 Aquae: s.Calidae Aquae P. Aquilius, 210 zum Aufkaufen von Getreide nach Etrurien geschickt: X X V I I 3,9 Aratus, achäischer Politiker, 219/218 Stratege des Achäischen Bundes: X X V I I 31.8 Ardea, Kolonie in Latium: X X V I I 9,7-14; 10,1.10; X X I X 15,2.5-15; 37,7 Ardiaei, illyrische Völkerschaft: X X V I I 30,13 Argentanum, Ortschaft in Bruttium: X X X 19,10 Argestaeus campus in Makedonien: X X V I I 33,1 Argi, Hauptstadt der Argolis: X X V I I 30,8.9.17; X X V I I I 5,5; X X I X 18,6 Aricia, Ort in Latium: X X X 38,9 Ariminum, Kolonie am Adriatischen Meer: X X V I I 7,11; 10,3-7.9; X X V I I I 38,13; 46,13; X X I X 5,9; X X X 1,9 Armilustrum, Platz auf dem Aventin: X X V I I 37,4 tribus Amiensis: X X I X 37,10 Arpinum, Ort in Latium: X X X 2,12 C. Arrenius, 210/209 Volkstribun: X X V I I 6,2-5.9.11 L. Arrenius, 210/209 Volkstribun: X X V I I 6,2-5.9.11 L. Arrenius, vielleicht identisch mit dem vorigen, 208 als Befehlshaber der Bundesgenossen in karthagische Kriegsgefangenschaft geraten: X X V I I 26,12; 27,8 Arretium, Stadt in Etrurien: X X V I I 21,6.7; 22,13; 24,1-8; X X V I I I 45,16.17; 46.13 Arvemi, Völkerschaft im Jenseitigen Gallien: X X V I I 39,6 Asia, Kleinasien: X X V I I 29,10; X X V I I I 7,10; X X I X 11,1.5 Astapa, Stadt in Spanien: X X V I I I 22,2 - 23,5 Atella, Ort in Kampanien: X X V I I 3,7; 37,2 Athamanes, Völkerschaft im Bergland des Pindos: X X V I I 30,4; X X I X 12,12 Athenae, Athenienses: X X V I I 30,4.5.12; X X V I I I 41,17; 43,20; X X I X 12,14; s · auch Attica Μ. Atilius Regulus, 267 und 256 Konsul: X X V I I I 42,1; 43,17.18; X X I X 26,2; 28,5; X X X 30,23 M. Atilius Regulus, 213 Prätor, 210 als Gesandter nach Alexandria geschickt: X X V I I 4,10 C. Atilius Senanus, 218 Prätor; Augur: X X V I I 6,15

8o8

Namenregister

Atintania, Gebiet im südlichen Illyrien: X X V I I 30,13; X X I X 12,13 C. Atrius aus Umbrien, 206 Anführer der Meuterer im Heer Scipios: X X V I I I 24,13; 25,2; 26,5.6.10.15; 2 7 , 5 . 1 4 - 1 6 ; 28,4.9; 29,7.8.10.11 Attalas /., 2 4 1 - 1 9 7 Herrscher von Pergamon, seit 2 1 1 mit den Römern und Atolern gegen Philipp V. verbündet: X X V I I 29,10; 30,1.2.7.8.10.11; 33,4.5; X X V I I I 5,1.2.4.10.13.18.19; 6,1.7; 7,4-10.12.18; 8,3.14; X X I X 11,2.6.7; 12,14 Attenes, Fürst der Turdetaner: XXVIII15,14.15 Attica: X X V I I I 8,11; s. auch Athenae Aufugum, Ortschaft in Bruttium: X X X 19,10 Augustus Caesar: X X V I I I 12,12 M'. Aulius, 208 als Befehlshaber der Bundesgenossen gefallen: X X V I I 26,12; 27,8 C. Aurelius Cotta, 202 Prätor, 200 Konsul: X X X 26,11; 27,9 M. Aurelius Cotta, 216 plebejischer Ädil, seit 204 Decemvir; X X I X 38,7; X X X 26,4; 42,3.5.6.10 C. Aurunculeius, 209 Prätor: X X V I I 6,12; 7,8.14; 22,6 C. Aurunculeius, 207 Militärtribun: X X V I I 41,9 Ausetani, spanische Völkerschaft: X X I X 1,25; 2,2,5; 3>3 Aventinum, Hügel in Rom: X X V I I 37,7.10 L. Baebius Dives, 203 als Gesandter Scipios nach Karthago geschickt, 189 Prätor: X X X 25,2-8 Cn. Baebius Tamphilus, 205/204 Volkstribun, 200 plebejischer Ädil, 199 Prätor, 182 Konsul: X X I X 37,17 Baecula, Ort in Spanien: X X V I I 18,1 - 20,1.3; X X V I I I 13,5 Baesidiae, Ortschaft in Bruttium: X X X 19,10 Baetica, Gebiet im Südwesten Spaniens am Baetis: X X V I I I 2,15 Baetis, Fluß in Spanien: X X V I I I 16,2.3; 2 2 > : ! 30,1.3 Baga, König der Mauren: X X I X 30,1.2.4 Bagrada, Fluß in Nordafrika: X X X 25,4 Baliares, Inseln östlich von Spanien: X X V I I 20,7; X X V I I I 37,4.5; 42,13 maior Baliarium insula: X X V I I I 37,5-7 minor Baliarium insula: X X V I I I 37,8.9; 46,7 Baliares, die Bewohner der Baliarischen Inseln: X X V I I 2,6; 18,7; X X V I I I Μ»1! 37>6; X X X 33,4 Bantia, Ort in Apulien: X X V I I 25,13 Barana factio in Karthago: X X X 7,7; 42,12 Baranus, Sohn des Hamilkar Barkas (Hannibal, Hasdrubal, Mago): X X V I I I 1,4; 12,13 Bargullum, Ort in Illyrien: X X I X 12,13 Bastetani, Völkerschaft im Süden Spaniens: X X V I I I 3,3

Namenregister

809

aedes Bellonae, Tempel der Kriegsgöttin auf dem Marsfeld in Rom: XXVIII 9,5.7-10; 38,1-3; X X X 21,12 - 23,7; 40,2-4 Bellus, Berg in Nordafrika: X X I X 31,7-10.12; 32,2-4 Beneventum, Kolonie in Samnium: XXVII 10,3-6.8.9 Bergae, Ortschaft in Bruttium: X X X 19,10 Bithynia, Königreich in Kleinasien: X X V I I 30,16; XXVIII 7,10; X X I X 12,14 Blossii, Familie in Capua: X X V I I 3,4.5 Boeotia, Landschaft nördlich von Attika: X X V I I 30,7; 32,11; XXVIII 5,5.8.11; 7,16; 8,11; X X I X 12,14 Boi, gallischer Stamm in Oberitalien: X X V I I 21,10; X X X 19,7 forum bovarium in Rom: X X V I I 37,15; X X I X 37,2 Brundisium, Kolonie in Kalabrien: X X V I I 10,3-7.9 Bruttium, Bruttii: X X V I I 1,5; 7,7; 12,4-6; 15,1.3.8.9.17.18; 16,6; 25,11.13; 29,1.3; 35,10.12; 36,13; 38,7; 40,12; 41,1; 42,16; 51,13; XXVIII 10,8; 11,13; 12,6-8; 38,13; 42,18; 44,9; 45,9-11; 46,2.15; X X I X 6,2; 11,9; 13,1.3.8; 36,4; 38,1; X X X 1,2.3.6.8; 19,10; 20,5; 27,7; 33,6; 40,5; 41,1 Bucar, Trappenführer des Syphax: X X I X 32,1-9 Bulotus, Fluß in Bruttium: X X I X 7,3 M. Caecilius Metellus, 214 Quästor, 214/213 Volkstribun, 209 aus dem Senat ausgestoßen: X X V I I 1 1 , 1 2 - Wahrscheinlich versehentlich statt L. Caecilius Metellus, s. die Anm. z. St.; vielleicht Bruder der beiden folgenden M. Caecilius Metellus, vielleicht Bruder des vorigen und des folgenden, 208 plebejischer Ädil, 206 Prätor: XXVII 36,9; XXVIII 10,3.9; X X I X 11,3-8 Q. Caecilius Metellus, vielleicht Bruder der beiden vorigen, 209 plebejischer Ädil, 208 kurulischer Ädil, 207 Magister equitum zur Durchführung der Wahlen, 206 Konsul, 205 Diktator zur Durchführung der Wahlen, seit 216 Pontifex: X X V I I 21,9; 36,8; 51,3.5; XXVIII 9,19.20; 10,1.2.8.10.14; 11,5.8.11-13; 45,9.11; 46,3; X X I X 10,2.3; 11,9.11; 20,1; 21,1; X X X 23,3-4; 26,2 Caere, Stadt in Etrurien: X X V I I 23,3; XXVIII 11,3; 45,15 Sex. Caesar: s. Sex. Iulius Caesar Calatia, Ort in Kampamen: X X V I I 3,7 Cales, Kolonie im Gebiet der Ausonen: X X V I I 9,7-14; 10,1.10; XXVIII 24,13; 27,5; 29,7; X X I X 15,2.5-15; 37,7 Calidae Aquae in Nordafrika: X X X 24,9.12 C. Calpumius Piso, 211 Prätor: X X V I I 6,1; 7,9.10; 21,6; 22,4.13 Camerinum, Stadt in Umbrien: XXVIII 45,20 Campania, Campani: X X V I I 3,1.4; 9,10; 11,8; 23,2; 25,1; 33,6; XXVIII 28,6; 46,4-6; s. auch Capua

8ιο

Namenregister

Cannae, O r t in Apulien: XXVII 12,11; 40,3; XXIX 24,12; XXX 20,9; 30,12 Cannensis pugna (216 v.Chr.):XXVII 1,4; 2,2; 11,12; i2,n;49,5;XXVIIl44,4; XXX 20,9 Cannensis exercitus: XXVII 7,11-13; 9,4; 11,14; 22>9! XXVIII 10,13; XXIX 13,6; 24,11-14 Canusium, O r t in Apulien: XXVII 12,7 - 1 $,1; 42,15 Capena, O r t in Etrurien: XXVII 4,14.15 porta Capena in Rom: XXIX 11,13 Capitolium, Hügel in Rom: XXVII 37,9; XXVIII 9,16; 38,8.14; 39,15.18; XXIX 38,8; X X X 2,9; 27,1; 39,8 Capua, Stadt in Kampanien: XXVII 3,1-5; 5,17; 6,1; 7,8.10; 11,2; 12,2; 22,4; 2 3>2; 2 9 ä 35>m; 3 6 > γ 3; 37.3; -»«w-h; 43>9; x x v m 10,15; 2 M ; 41,13; XXIX 13,6; X X X 2,10; s. auch Campania Capussa, Sohn des Oezalkes, 206 für kurze Zeit König der Maesulier: XXIX 29,7-10; 30,1.8 Caroles, Stadt auf Sardinien: XXVII 6,14; X X X 39,3 porta Carmentalis in Rom: XXVII 37,11.13 Carseoli, Kolonie im Gebiet der Aequiculer: XXVII 9,7-14; ιο,ι.ιο; XXIX 15,2.5-15; 37,7 Carteia, Stadt in Spanien: XXVIII 30,3.6; 31,1 Carthago, Carthaginienses: passim Carthago Nova, Hauptstadt Spaniens: XXVII 7,2.5; 17,7; 18,8; 22,7; XXVIII 4,2; 17,5.11.12; 18,12; 21,1; 25,10; 26,1.4.7.8; 28,9; 31,2; 32,2; 36,4-13; 42>5 Carthalo, Kommandant der karthagischen Besatzung von Tarent: XXVII 16.5 Casilinum, O r t in Kampanien: XXX 20,9 Casinum, O r t in Latium: XXVII 23,2 Cassandrea, Stadt auf der Halbinsel Pallene/Chalkidike: XXVIII 8,14 Castulo, Stadt in Spanien: XXVIII 13,4.5 saltus Castulonensis in Spanien: XXVII 20,3 Castulo, fälschlich statt Castax, Stadt in Spanien: XXVIII 19,1-4; 20,8-12 Catina, Stadt auf Sizilien: XXVII 8,19 Q. Catius, 210 plebejischer Ädil: XXVII 6,19; 43,12; XXVIII 45,12 Catulus: s. Lutatius Catulus Caulonia, Stadt in Bruttium: XXVII 12,6; 15,8; 16,9 Celtiheri, spanische Völkerschaft: XXVIII 1,4.6-9; 2,4-13; 24,4; 42,8; XXX 7,10; 8,6.8.9 Cenchreae, Hafen im Osten von Korinth: XXVIII 8,11 Cerduhelus, spanischer Kommandant von Castulo: XXVIII 20,11 Cerealia, Fest zu Ehren der Ceres: XXX 39,8 aedes Cereris in Rom: XXVII 6,19; 36,9; XXVIII11,4

Namenregister

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Chalcis, Stadt auf Euboea: XXVII 30,7; XXVIII 5,11.18; 6,8-11; 7,2; 8,3.11.12 Chins, Insel vor der kleinasiatischen Küste: XXVII 30,4.5.12 Cimbii, Ort in der Nähe von Gades: XXVIII 37,1 L. Cincius Alimentus, 210 Prätor, 207 als Gesandter des Senats zum Konsul Crispinus geschickt; Geschichtsschreiber: XXVII 5,1; 7,11.16; 8,16; 26,3; 28,13; 29,4.5 M. Cincius Alimentus, vielleicht Bruder des vorigen, 205/204 Volkstribun: XXIX 20,11; 22,1 Circei, Kolonie in Latium: XXVII 9,7-14; io,i.io;XXIX 15,2.5-15; 37,7 Cirta, Hauptstadt von Syphax' Königreich in Nordafrika: XXIX 32,14; X X X ",3-7-9; 4 4 . " Cirte, spanischer Name des Baetis: XXVIII 22,1 Gallia Cisalpina: XXVII 38,6; 49,8 Clampetia, Ort in Bruttium: XXIX 38,1; X X X 19,10 Clastidium, Ort in Oberitalien (222 Sieg des M. Claudius Marcellus über die Insubrer): XXVII 25,7; XXIX 11,13 Claudia Quinta: XXIX 14,12 Claudii, die Familie der Claudier: XXVII 20,12 P. Claudius, 207 Befehlshaber der Bundesgenossen: XXVII 41,7 Q. Claudius, 208 Prätor: XXVII 21,5; 22,3; 23,1; 29,6; 36,13; 38,8; 40,11.13; 43,2; XXVIII 10,10.15; 11,12 Tib. Claudius Asellus, 207 Militärtribun, 206 Prätor: XXVII 41,7; XXVIII 10,3.9.14 Tib. Claudius Asellus, 205 plebejischer Adil: XXIX 11,13 M. Claudius Marcellus, um 224 und 216 Prätor, 222, 215, 214, 210 und 208 Konsul, 214-211 Oberbefehlshaber auf Sizilien; 208 in einem Hinterhalt gefallen; Augur: XXVII 1,1-2.15; 2,1-2.4-12; 4,1-2.4; 5,18.19; 7,8.11; 10,12; 12,2; 1 2 , 7 - 1 5 , 1 ; 16,8; 20,10 - 21,4.7; 22,1.2.11; 23,1.4; 25,7-10.1214; 26,1-4.10-14; 27,1.2.5-7.10-14; 28,1.2.4.5.9.15; 29,1.2.4; 33,7.10,11; 34,5; 35,12; 36,5; 40,7; 44,5; XXVIII 28,12: XXIX 1,12; 11,13; 16,1; X X X 27,11 M. Claudius Marcellus, Sohn des vorigen, 208 Militärtribun, 205/204 Volkstribun, 200 kurulischer Ädil, 198 Prätor, 196 Konsul, 189/188 Zensor; Pontifex: XXVII 26,12; 27,7.10.13; 29,1; XXIX 11,13; 2 0 > : ι ; 22,n C. Claudius Nero, 212 Prätor, 207 Konsul, 204/203 Zensor: XXVII 14,4; 34,1-3.9-11.15; 35,5-10; 36,10.12.14; 37,1; 38,1.6.8-10; 39,3; 40,1.7.10.13.14; 41,2; 41,5-42,15.17; 43,4 - 44,4.9; 45,1 -46,12; 47,4.5.8; 48,1.2.4.5.12-17; 50,1.2.4.11; 51,4.8.11; XXVIII 9,2-18.20; 10,1.10; 11,12; 42,17; XXIX 37,1-17 Tib. Claudius Nero, Vetter des vorigen, 204 Prätor, 202 Konsul: XXIX 11,11; 13,2.5; 36,1.2; X X X 26,1; 27,1-5.11,12; 38,6.7; 39,1-3; 40,9; 44,3

8l2

Namenregister

App. Claudius Pulcher, 215 Prätor, 212 Konsul: X X V I I 23,5 Cleopatra, Königin von Ägypten: X X V I I 4,10; in Wirklichkeit Arsinoe III., die Schwester und Gattin Ptolemaios' IV., s. die Anm. z. St. C. Clodius Licinus, Geschichtsschreiber aus dem 1. Jahrhundert v. Chr., 4 n. Chr. Konsul: X X I X 22,10 Clupea, Stadt in Nordafrika: X X V I I 29,7-8 Clupea, Stadt in Nordafrika: X X I X 32,6 Clusium, Stadt in Etrurien: X X V I I I 45,18 L. Coelius Antipater, Geschichtsschreiber aus dem 2. Jahrhundert v. Chr.: X X V I I 27,13-14; X X V I I I 46,14; X X I X 25,3; 27,14.15; 35,2 porta Collina in Rom: X X X 38,10.11 Consentia, Hauptort der Bruttier: X X V I I I 1 1 , 1 3 ; X X I X 38,1; X X X 19,10 Corbis aus Ibes in Spanien: X X V I I I 21,6-10 Corcyra, Insel vor der Küste von Epirus, seit 229 unter römischem Schutz: X X V I I 15,7 Corinthius sinus, der Golf von Korinth: X X V I I I 7,18; 8,8 Corinthus, Stadt auf der Peloponnes: X X V I I 31,1; X X V I I I 7,16; 8,10 Coriolanus: s. Cn. Marcius Coriolanus M. Cornelius Cethegus, 213 kurulischer Ädil, 2 1 1 Prätor, 209/208 Zensor, 204 Konsul, seit 213 Pontifex: X X V I I 11,7-10.12-16; 25,5; 36,6; X X I X 11,10; 13,1.8; 15,5.6.11.14; 16,3.6; 20,4; 36,10-12; 37,1; 38,2-5; X X X 1,7; 18,1-5; 21,1 Cn. Cornelius Dolabella, 208-180 Opferkönig: X X V I I 36,5 Cn. Cornelius Lentulus, 205 kurulischer Ädil, 201 Konsul; Augur: X X I X 11,12; X X X 40,5-9.12; 41,4.6.8.9; 43,1; 44,2.3.13 L. Cornelius Lentulus, 2 1 1 Prätor, seit 213 Decemvir: X X V I I 14,4 L. Cornelius Lentulus, Bruder des Cn.Cornelius Lentulus, 206-200 Prokonsul in Spanien, 205 kurulischer Ädil, 199 Konsul: X X V I I I 38,1; 45,10; X X I X 1,19; 2,1-3.7-13; 11,12; 13,7; X X X 2,7; 27,9541,4.5 5er. Cornelius Lentulus, 207 kurulischer Ädil, 205 Miltitärtribun in Spanien: X X V I I I 10,6; X X I X 2,8.11.12 L. Cornelius Lentulus Caudinus, 209 kurulischer Ädil: X X V I I 21,9 P. Cornelius Lentulus Caudinus, wahrscheinlich Bruder des vorigen, 203 Prätor: X X I X 38,4; X X X 1,9; 2,4.8; 3,1; 24,5; 27,9; 36,2.3; 41,2 Cn. Cornelius Scipio, 222 Konsul, 211 in Spanien gefallen: X X V I I 4,6; 40,4; 44,6; X X V I I I 13,2; 19,2; 21,1; 25,6; 28,12.13; 32,6; 39,4-6.18; 41,14.15; 42,4.8; 43,10.12.18; X X I X 1,20; 14,8; X X X 30,13 L. Cornelius Scipio, Bruder des Africanus, Legat seines Bruders in Spanien, Sizilien und Afrika, 193 Prätor, 190 Konsul: X X V I I I 3,2.4-16; 4,2.4; 17,1; 28,14; X X I X 7 Ä 25,10; X X X 38,4; 40,1 P. Cornelius Scipio, Bruder des Cn. Cornelius Scipio, Vater des Africanus, 218 Konsul, 211 in Spanien gefallen: X X V I I 4,6; 40,4; 44,6; X X V I I I 13,2; 19,2;

Namenregister

813

21,1; 25,6; 28,12.13; 32,6; 39>3~6.I8; 41,14.15; 42,4.8.20; 43,10.12.18; X X I X 1,20; X X X 30,5.13; 44,2 P. Cornelius Scipio Africanus, Sohn des vorigen, um 236 geboren, 213 kurulischer Adil, 210-206 Oberbefehlshaber in Spanien, 205 und 194 Konsul, 199/198 Zensor, seit 199 Princeps senatus, 184 oder 183 gestorben: passim Ρ Cornelius Scipio Nasica, Sohn des Cn. Cornelius Scipio, 197 kurulischer Adil, 194 Prätor, 191 Konsul: X X I X 14,8.10.11 P. Cornelius Sulla, 212 Prätor: X X V I I 23,5 L. Cornelius Sulla Felix, um 97 Prätor, 88 und 80 Konsul, 82-79 Diktator: X X X 45,6 Corsica: X X X 39,2 Cosa, Kolonie am Tyrrhenischen Meer: X X V I I 10,3-6.8.9; X X X 39,1 M. Cosconius, Militärtribun, 203 gefallen: X X X 18,15 Cremona, Kolonie in Oberitalien: X X V I I 10,3-6.8.9; X X V I I I 1 1 , 1 0 . 1 1 Creta, Cretenses: X X V I I I 7,6 Croton, Stadt in Bruttium: X X I X 18,16; 36,4.9; X X X 19,11 Culchas, spanischer Fürst: X X V I I I 13,3 Cumae, Stadt in Kampanien: X X V I I 23,2; X X X 20,9; 38,8 Cycliadas, achäischer Politiker, 210/209 und 201/200 Stratege des Achäischen Bundes: X X V I I 31,10.11 Cyllene, Hafen im Gebiet von Elis: X X V I I 32,2 Cynus, Ort in Lokris: X X V I I I 6,12 Dardani, illyrisch-thrakische Völkerschaft nördlich von Makedonien: X X V I I 32,9; 33,1; X X V I I I 8,14 Dassaretii, illyrische Völkerschaft im Westen von Makedonien: X X V I I 32,9 C. Decimius Flavus, 209 Militärtribun: X X V I I 14,8 Delphi: X X V I I I 45,12; X X I X 10,6; 11,5 Demetriacus sinus, der G o l f v o n Demetrias: X X V I I I 5,18 Demetrias, Stadt in Thessalien: X X V I I 32,11; X X V I I I 5,2.3.15; 7,3; 8,13 Demetrium, Ort in der Phthiotis: X X V I I I 6,7 Democrates, tarentinischer Befehlshaber: X X V I I 15,15; 16,3 Derdas, 206/205 Stratege der Epiroten: X X I X 12,11 flamen Dialis, der Flamen des Jupiter: X X V I I 8,4.9 lucus Dianae bei Anagnia: X X V I I 4,12 Dimallum, Stadt in Illyrien: X X I X 12,3.13 Doris, Landschaft in Mittelgriechenland: X X V I I I 7,13 Drepana, Ort auf Sizilien: X X V I I I 41,5 Drumiae, Ort in Phokis: X X V I I I 7,13 Dymae, Stadt in Achaia: X X V I I 3 1 , 9 - 1 1 5 3 2 , 1 1 Dyrrachium, Stadt in Illyrien, seit 229 unter römischem Schutz: X X I X 12,3

8i4

Namenregister

Edesco, spanischer Fürst: X X V I I 17,1.2 Elatia, Hauptort von Phokis: XXVIII 7,3.13.14 Elis, Landschaft im Nordwesten der Peloponnes: XXVII 31,9-11; 32,1-10; 33,5; XXVIII 7,14; X X I X 12,14 Emporia, Gebiet in Nordafrika: X X I X 25,11.12; 33,9 Emporiae, Hafenstadt in Spanien: XXVIII 42,3 Q. Ennius, römischer Dichter (239-169 v. Chr.): X X X 26,9 Epanterii Montani, Bergvolk in den Seealpen: XXVIII 46,9.11.14 Epicydes, sizilisch-karthagischer Mischling, 213 nach einem Staatsstreich zusammen mit seinem Bruder Hippokrates zum Strategen von Syrakus ernannt: X X V I I 8,15 Epirus, Epirotae: X X I X 12,8-12.14 Erythrae, Ort im Ozolischen Lokris: XXVIII 8,8 Eryx, Ort auf Sizilien: X X V I I I 41,5 Erycina Venus: s. Venus Erycina Etruria, Etrusci: X X V I I 3,9; 6,1; 7,9.10; 8,12; 21,6.7; 2 M ; 24,6-7-9; 26,11; 27,5.6; 35,2.11; 36,13; 37,6; 38,6; XXVIII 10,4.5.11; 28,6; 45,14; 46,13.14; X X I X 5,5.6.9; 13,1; 36,10-12; 38,2.5; X X X 1,2.6.8; 19,6; 26,12; 27,5.6; 39,4; 41.3 Euboea, Insel vor der Ostküste Mittelgriechenlands: X X V I I 30,7; 32,11; XXVIII 5,5.16.18; 7,1.2; 8,13 Eugenium, Ort in Illyrien: X X I X 12,13 Eupalium, Ort im Ozolischen Lokris: XXVIII 8,8 Euripus, die Meerenge zwischen Euboea und dem Festland: X X V I I I 5,18; 6,9.10; 7,2 Europa: X X V I I 29,10 L. Fabius, 203 als Gesandter Scipios nach Karthago geschickt: X X X 25,2-8 M. Fabius Buteo, 203 kurulischer Ädil, 201 Prätor: X X X 26,6; 40,5; 41.2-9 Q. Fabius Maximus, Sohn des Q. Fabius Maximus Cunctator, 216 Militärtribun, 215 kurulischer Ädil, 214 Prätor, 213 Konsul: XVII 8,13; 29,4.5; XXVIII 9,1; 40,9; 43,5; s. auch zu X X X 26,10 Q. Fabius Maximus, Sohn des vorigen, seit 203 Augur: X X X 26,10 Q. Fabius Maximus Cunctator, um 235 kurulischer Ädil, 233, 228, 215, 214 und 209 Konsul, 230/229 Zensor, 221 und 217 Diktator, seit 209 Princeps senatus; seit 265 Augur, seit 216 Pontifex; 203 gestorben: X X V I I 6,3.8.11; 7,7.9.15; 8,11.13; 9,7-12.14; 10,1.2.5.6.10-13; 1 1 , 1 . 1 1 . 1 2 ; 12,1-4.6; 15,4-7; 15,9 - 16,10.12-16: 20,9; 21,8; 22,2; 25,1.5.11; 34,9; 35,6; 40,8; XXVIII 40,2 - 43,5.7-9.17.18.21; 44,9-11.17.18; X X I X 15,2; 19,1.3-9; 20,1; 37,1; X X X 26,7-10; 28,2 Q. Fabius Maximus Gurges, nach Livius Vater des vorigen (s. aber die Anm.

Namenregister

815

zu X X X z6,8), 295 kurulischer Ädil, 292 u n d 276 Konsul, 289/288 Zensor (?), Princeps senatus; Augur: X X X 26,8 Q. Fabius Maximus Rullus, Vater des vorigen, 331 kurulischer Ädil, 325 Magister equitum, 322, 310, 308, 297 u n d 295 Konsul, 315 Diktator, 304/ 303 Zensor, Princeps senatus: X X X 26,8 Felix Sulla: s. L. Cornelius Sulla Felix lucus Feroniae, der heilige H a i n der Feronia, einer sabinischen Gottheit, im Gebiet von Capena: X X V I I 4,14.1$ Firmum, Kolonie in Picenum: XXVII 10,3-7.9 Flaccus: s. Q . Fulvius Flaccus C. Flaminius, 227 Prätor, 223 und 2 1 7 Konsul, 220/219 Zensor: X X V I I 6,7; 33,8; X X V I I I 28,12 circus Flaminius in Rom: X X V I I 21,1; X X V I I I 1 1 , 4 aedes Fortis Fortunae in Rom: X X V I I 1 1 , 3 Fortunae aedes in Capua: X X V I I 1 1 , 2 ; 23,2 Fortuna Primigenia: X X I X 36,8 Fregellae, Kolonie am Liris: X X V I I 10,3-7.9; 26,11; 27,6; X X V I I I 11,3 Frentani, Völkerschaft an der Adria: X X V I I 43,10 Frusino, O r t in Latium: X X V I I 37,5; X X X 2,12; 38,9 Ser. Fulvius, 255 Konsul: X X I X 26,2 Cn. Fulvius Centumalus, 214 kurulischer Ädil, 213 Prätor, 2 1 1 Konsul, 210 bei Herdonea gefallen; X X V I I 1 , 3 - 1 2 . 1 4 ; 2,1; 7,12; 8,13; X X V I I I 28,12 C. Fulvius Flaccus, Bruder des Q . Fulvius Flaccus, 209 Legat seines Bruders: X X V I I 8,12 Cn. Fulvius Flaccus, Bruder des folgenden, 212 Prätor: X X V I I 1,9; 7,13 Q. Fulvius Flaccus, 237, 224, 2 1 2 und 209 Konsul, 231 Zensor, 215 u n d 214 Prätor, 213 Magister equitum zur D u r c h f ü h r u n g der Wahlen, 2 1 0 Diktator zur D u r c h f ü h r u n g der Wahlen, seit 216 Pontifex: XXVII 3,1-2.5; 5 , 1 7 - 1 9 ; 6 , 1 - 9 . 1 1 . 1 2 ; 7,7.9.10; 8,11.12; 9 , 7 - 1 2 . 1 4 ; 10,1.2.5.6.10-12; 1 1 , 1 . 7 ; 12,1.2; 15,2-3; 20,9.13; 22,2.4; 23,5; 25>6; 3J,i3.14; 36,13; 40,14; 42,17; X X V I I I 41,13; 45,2.4.5; X X I X 15,2 Q. Fulvius Gillo, 202 kurulischer Ädil, 200 Prätor: X X X 21,12; 23,6-7; 25,9; 39.6 M. Furius Camillus, 403 Zensor, 401, 398, 394, 386, 384 und 381 Konsulartribun, 396,390, 389, 368 und 367 Diktator: XXVII 34,14 M. Furius Crassipes, 187 und 173 Prätor: X X X 42,5 L. Furius Purpurio, 210 Militärtribun: X X V I I 2,10 Gades, Stadt in Spanien: X X V I I 20,4; X X V I I I 1,2; 2,12.15.16; 4,3; 12,13; 16,8.13; 2 3»6-8; 30,1.4; 31,1.2; 32,8; 35,2.13; 36,1.3; 3 7 , 1 - 2 . 1 0 Gala, König der Maesulier, Vater Masinissas: X X V I I 5,11; 19,9; X X V I I I

8ι6

Namenregister

35,ιο; X X I X 29,5; 30,3.7.10.11; 31,2.5; 32,14; 33,9; X X X 11,1; 12,6; 17,8; s. zu X X V I I 5,11 tubus Galeria: X X V I I 6,3 Gallia Cisalpina, Galli: X X V I I 7,8; 10,12; 22,5; 25,7; 35,10.11; 36,11.12; 38,6; 39,1; 44,3', 46,10; 49,8; X X V I I I 9,1.12; 10,12; 11,10; 36,2; 38,13; 46,11; X X I X 3,15; 5,3-9; 11,13; 13,2-4; X X X 1,7; 16,10; 18,1.9.10; 19,3.6; 27,7; 28,5;33>4·9 Gallia Transalpina, Galli: X X V I I 20,5; 36,1-3; 38,11; 39,6; 43,1; 44,7; 48,5.7.15.17; X X V I I I 42,3; X X X 28,5 sinus Gallicus, der Golf von Genua: X X X 19,2 Garamantes, Völkerschaft in Nordafrika: X X I X 33,9 Genua, Stadt der Ligurer: X X V I I I 46,8; X X I X 5,2; X X X 1,10 L. Genucius, 210 als Gesandter zu Syphax geschickt: X X V I I 4,7 Gisgo, Karthager, Vater Hasdrubals: X X V I I 20,7.8; X X V I I I 1,2; 1 2 , 1 3 ; X X I X 23.3; 28.7 Gisgo, karthagischer Politiker: X X X 37,7.8 Gracchus: s. Tib. Sempronius Gracchus fossa Graeca in Kampanien: X X V I I I 46,4 Graecia, Graeci: X X V I I 22,10; 30,1.5.10; 35,3; X X V I I I 5,8; 8,14; 9,1; 43,21; X X I X 1,16; 11,1.3.10; 12,1; 16,6; X X X 26,2 Graeci auctores: X X I X 27,13 Graecae litterae: X X V I I I 46,16 Graecus sermo: X X V I I 11,5 Grumentum, Ort in Lukanien: X X V I I 41,1 - 4 2 , 1 3 Hadria, Kolonie an der Adria: X X V I I 10,3-7.9 Hadrumetum, Stadt in Nordafrika: X X X 29,1; 35,4.10 Hamilcar Barcas, karthagischer Politiker und Feldherr, Vater Hannibals, Hasdrubals und Magos: X X V I I 44,6; 49,4; X X V I I I 12,13; 4 1 ,4-5; 46,7; X X X 28,4 Hamilcar, karthagischer Flottenbefehlshaber: X X V I I 6,13/14 Hamilcar, karthagischer Kommandant in Locri: X X I X 6,16; 8,7.11; 17,5 Hamilcar, Sohn des Gisgo: X X I X 34,1 Hannibal (247/6- 183/2): passim Hanno, karthagischer Kommandant von Metapont: X X V I I 42,16 Hanno, karthagischer Feldherr: X X V I I I 1,4.5; 2>J r> 4>4> 12,10 Hanno, Unterfeldherr Magos: X X V I I I 23,7; 30,1.2 Hanno, karthagischer Truppenführer: X X I X 29,1 Hanno, Sohn des Hamilkar, des Sohnes Gisgos, karthagischer Truppenführer: X X I X 34,1.4-17; 35,2 Hanno, karthagischer Politiker, Gegner der Barkiden: X X X 20,4; 42,15 Hasdrubal, Sohn des Gisgo, karthagischer Feldherr: X X V I I 20,1-8; X X V I I I

Namenregister

817

1,2; 2,12.14.1$; 3,3; 4,3; 12,13.15; 14,1-3.5.10.11; 15,2.8.16; 16,3.6.8.9.13; 17,13.16; 18,1-11; X X I X 23,3.4.6-8; 28,7; 31,1-4; 34,2; 35,9.10; X X X 3,3; 4,2.5.6.11.12; 5,6; 6,7; 7,1.3.7.9.10.13; 8,2-4.6.7.9; 9,1; 11,3; 12,11.16; 13,5; 14,10; 15,6; 16,2; 28,3 Hasdrubal, Sohn des Hamilkar Barkas, Bruder Hannibals, 207 am Metaurus gefallen: X X V I I 5,11.12; 7,3; 17,3/4.8.17; 18,1.5.7.8.20; 19,1; 20,1-8; 35,10; 36,1.4; 3 8,2.6; 39,1.4.6.10-13; 40,6; 43,1.3.8.9; 44,3.6-10; 46,4.9.10; 4 7 , 1 - 1 1 ; 48,2.5-11; 49,2-4; 51,4.8.11; X X V I I I 1,1.4; 9,12-14; 10,5.12; 12,6; 42,8.14.15; 45,12; 46,12; X X X 30,17 Hasdrubal, karthagischer Flottenbefehlshaber: X X X 24,11.12; 25,5 Hasdrubal Haedus, karthagischer Politiker, Gegner der Barkiden: X X X 42,12-17.21; 44,5 C. Helvius, Militärtribun, 203 gefallen: X X X 18,15 M. Helvius, Militärtribun, 209 gefallen: X X V I I 12,16 Heraclea, Stadt in Malis: X X V I I I 5,13.14; 7,3.14 Heraea, Stadt auf der Peloponnes: X X V I I I 7,17; 8,6 Heraea, Fest zu Ehren der H e r a in Argos: X X V I I 30,9 hercule, hercules: X X V I I I 32,8; 43,16; 44,12; X X I X 18,12; 28,7; X X X 42,16 Herdonea, O r t in Apulien: X X V I I 1,3-14; 2,1 Hiberus, der Ebro: X X V I I I 24,5; 33,1; 39,14; 42,4; X X X 22,2 Hieroll., 269-215 König von Syrakus: X X V I I 8,16 Himilco, K o m m a n d a n t der Karthager in Castulo: X X V I I I 20,11 Hippo Regius, Stadt in Nordafrika: X X I X 3,7; 4,2; 5,1; 32,14; s. die Anm. zu 3.7 Hirpini, Völkerschaft im Bergland von Samnium: X X V I I 1 5 , 2 Hispania, Hispani: passim citerior Hispania: XXVII 20,8; XXVIII 4,3 ulterior Hispania: X X V I I 20,3; X X V I I I 12,13; 3 4 , 1 2 aedes Honori et Virtuti vota: X X V I I 25,7-9 aedes Honoris in Rom: X X V I I 2 5,9 A. Hostilius Cato, 207 Prätor: XXVII 35,1; 36,10-12; XXVIII 10,14 C. Hostilius Cato, Bruder des vorigen, 207 Prätor: X X V I I 35,1; 36,10.11; 50,9; 51,8 C. Hostilius Tubulus, 209 Prätor; X X V I I 6,12; 7,8.11; 11,6; 22,4.13; 24,1-3.7.9; 35,2.14; 36,13; 40,10.11.13.14; X X V I I I 10,15; 45,10; X X I X 13,6 Ibes, Stadt in Spanien: X X V I I I 21,6 mater Idaea, Kybele, die Muttergottheit v o m Ida: X X I X 10,5.8; 11,6-8; 14,5.10-14; 37,2 Ilergetes, spanische Völkerschaft: X X V I I I 24,3; 27,5; 29,2; 31,3; 32,4.5.810.12; 33,1 -34,1.4.5.12; X X I X 1,19; 2,5.9; 3>3 Iliturgi, fälschlich statt Ilurgia, Stadt in Spanien: X X V I I I 19,1 - 20,7.9; 2

81 δ

Namenregister

Ilium, O r t in Kleinasien: X X I X 12,14 Illyrii: X X V I I 32,4 Ilva, Insel vor der Küste Etruriens: X X X 39,2 Indibilis, Fürst der Ilergeten: X X V I I 17,3.9-17; 19,7; X X V I I I 24,3; 25,11; 26,4; 27,5.13; 28,5; 3 1 , 5 - 7 ; 32,2.9; 33,1.17; 34,3.5.8-10; 42,8; X X I X 1 , 1 9 - 2 5 ; 2,14.15; 3,2 Ingauni, ligurischer Stamm: X X V I I I 46,9.11; X X X 19,1 Insani monies, Bergkette auf Sardinien: X X X 39,2 Insubres, gallischer Stamm in Oberitalien: X X X 18,1 Interamna, Kolonie in Latium: X X V I I 9,7-14; 10,1.10; X X I X 15,2.5-15; 37.7 Italia, Italid: passim vicus Iuganus in Rom: X X V I I 37,13 Sex. Iulius Caesar, 208 Prätor, als Gesandter des Senats z u m Konsul Crispinus geschickt: X X V I I 21,5; 22,3.9; 2 3>'(?); 29>4-5 C. Iunius Bubulcus, 291 u n d 277 Konsul: X X V I I 6,8 M, Iunius Pennus, 205 plebejischer Ädil, 201 Prätor: X X I X 11,13; X X X 40,5 M. Iunius Silanus, 212 Prätor, 210-206 P r o p r ä t o r in Spanien: X X V I I 7,17; 22,7; X X V I I I 1,5-7.9; 2,1-3.14; 13,3.5; I 4 > I 5 - I 7 - 1 9 - 2 0 ; 16,9.11.15; 17,11; 26,7; 28,14; 34> I J Iunonis Laciniae templum bei C r o t o n : X X V I I I 46,16; X X X 20,6 Iuno Regina: X X V I I 37,8.11.13 aedis Iunonis reginae in Rom: X X V I I 37,7.15 signa Iunonis reginae: X X V I I 37,12.15 aedes Iunonis Sospitae in Lanuvium: X X I X 14,3 Iuppiter Optimus Maximus: X X V I I I 28,11; 38,8; 39,15; s. auch flamen Dialis aedes lovis Statoris in Rom: X X V I I 37,7 aedes lovis in Caere: X X V I I 23,3 aedes lovis in Cumae: X X V I I 23,2 aedes lovis in Minturnae: X X V I I 37,2 aedes lovis in Satricum: X X V I I I 1 1 , 2 aedes lovis in Tarracina: X X V I I I 11,1 aedes lovis in Tusculum: X X V I I 4,11 lovis epulum: X X V I I 36,9; X X I X 38,8; X X X 39,8 signum lovis auf dem Albaner Berg: X X V I I 1 1 , 2

Lacedaemon, Lacedaemonii: X X V I I 29,9; X X V I I I 5,5; 7,17; 43,19; X X I X 12,14 Lacetani, spanische Völkerschaft: X X V I I I 24,4; 26,7; 27,5; 34,4 Ladnium, Heiligtum bei C r o t o n : X X V I I 25,12

Namenregister

Lacumazes, jüngerer Sohn des Oezalkes, 206 für kurze Zeit König der Maesulier: X X I X 29,7.11; 30,5.6.8.10-12; 3 1 , 1 C. Laelius, Freund Scipios, um 235 geboren, ab 209 Legat Scipios in Spanien, Sizilien und Afrika, 197 plebejischer Ädil, 196 Prätor, 190 Konsul: X X V I I 7,1-4; 17,8; 18,15.17; X X V I I I 17,7-9.12.16; 19,9.18; 23,8; 28,14; 30,3.6-12; 31,1.2; 33,3.11; X X I X 1,14; 3,7.8; 4,3.7-9; 5,1; 6,1; 24,5; 25,5.10; 33,9; X X X 5,4.5; 9,1; 1 1 , 1 ; 12,2.7.8.20-22; 14,2.3; 15,13; 16,1; 1 7 , 1 - 3 ; 2 1 , 1 1 ; 23,6-7; 25,9; 33,2.16; 35,1; 36,3; 41,8 C. Laetorius, 216 kurulischer Ädil, 210 Prätor, seit 209 Decemvir: X X V I I 7 , 1 1 ; 8,4; X X I X 12,5 L. Laetorius, 202 plebejischer Ädil: X X X 39,8 Laevinus: s. Valerius Laevinus Lamia, Ort in Malis: X X V I I 30,1.3 Lanuvium, Ort in Latium: X X I X 14,3 Larinum, Ort zwischen dem Gebiet der Frentaner und Apulien: X X V I I 43,10 Larisa, Hauptstadt von Thessalien: X X V I I I 5,2.12 Larisus, Fluß auf der Peloponnes: X X V I I 3 1 , 1 1 Latium, Latini: X X V I I 9,1-5; X X V I I I 1 1 , 8 ; 1 5 , 1 ; 32,6; X X I X 3,12; 15,2; 19,9; 24,13; 27,2; X X X 41,5; 43,13 Latine, Latina lingua: X X V I I 28,9; X X I X 1 7 , 1 1 Latini auctores: X X I X 27,13 Lemtius, Insel in der Ägäis: X X V I I I 5,1.10 Lentulus: s. Cornelius Lentulus Leptis, Stadt in Nordafrika: X X X 25,12 M. Licinius, Militärtribun, 209 gefallen: X X V I I 12,16 P. Licinius Crassus Dives, 2 1 2 kurulischer Ädil, 2 1 0 Magister equitum zur Durchführung der Wahlen, 210 Zensor, 208 Prätor, 205 Konsul, seit vor 216 Pontifex, seit 212 Pontifex maximus: X X V I I 5,19; 6,17/18; 8,4.5; 2 I >Ji 22,3; 34,6; X X V I I I 11,6; 38,6.12.13; 4 1 , 1 3 ; 42,17; 44,11; 45,8.11; 46,2; X X I X 10,1-3; 13,1; 36,6-8; X X X 1,3-6 L. Licinius Lucullus, 202 kurulischer Ädil: X X X 39,6.7 L. Licinius Pollio, 208 als Gesandter des Senats zum Konsul Crispinus geschickt: X X V I I 29,4.5 P. Licinius Varus, 210 kurulischer Ädil, 208 Prätor: X X V I I 6,19; 8,8-10; 21,5; 22,3.12; 23,7; 51,3.5 Ligures, Völkerschaft in Oberitalien: X X V I I 39,2; 48,7.10.15; 49,8; X X V I I I 36,2; 42,13; 46,8.9.14; X X I X 5,2-4.7-9; X X X 1,2.6; 19,1.4; 33,4.9 Lilybaeum, Hafenstadt auf Sizilien: X X V I I 5,9; 29,8; X X V I I I 4,7; X X I X 24,7-10; 26,1.7; X X X 45,1 T. Livius: X X V I I 1,13: 7,5/6; 8,5; 10,7; 27,12/13; X X V I I I 12,2; X X I X 14,1.9; 2

3>3;

2 7 . 1 3 ; 2 9>5; 3 3 > i ° ; 35.2; X X X 3 Ä 1 6 , 4 · " ;

45.6

820

Livius Andronicus,

Namenregister

römischer Dichter des 3. Jahrhunderts v. Chr.: X X V I I

37.7 M. Livius Μ acutus, 2 1 4 - 2 0 9 Kommandant der Burg von Tarent: X X V I I 15,5; 2

5>3 - 5S 34>7

C. Livius Salinator, Sohn des folgenden, 204 kurulischer Ädil, 202 und 191 Prätor, 188 Konsul, seit 2 1 1 Pontifex: X X I X 38,8; X X X 2 6 , 1 1 ; 27,7; 41,1 M. Livius, seit 204 mit dem Beinamen Salinator, 219 und 207 Konsul, 207 Diktator zur Durchführung der Wahlen, 204/203 Zensor: X X V I I 3 4 , 3 8 . 1 0 - 1 5 ; 3 5 . 5 - ! ° ; 36,10.12.14; 37,1; 3 8 , 1 . 6 - 1 1 ; 39,3; 40,1.7-9; 43,12; 45,3.12; 4 6 , 1 - 2 . 5 - 1 2 ; 47,4.5; 48,3.4.6.9-11; 49,8; 50,11; 51,4.8; X X V I I I 9 , 1 I I . 1 5 - 1 8 . 2 0 ; 1 0 , 1 - 4 . 1 1 ; 42,17; 45,10; 46,13; X X I X 5,5.9; 13,4; 3 7 , 1 - 1 7 ; X X X 23,1 Locri, Stadt in Bruttium: X X V I I 2 5 , 1 1 - 1 4 ; 26,3/4; 28,13—17; X X I X 6,1; 6,4 9,12; 16,4 - 1 9 , 3 . 5 - 9 . 1 1 . 1 3 ; 20,3.5.10.11; 2 1 , 4 - 1 1 ; 22,7 Locris, Landschaft in Mittelgriechenland: X X V I I I 6,12 Loretum, Hafen in Etrurien: X X X 39,1 Lucani: X X V I I 2,4; 7,7; 15,2.3; 25,6; 35,10; 4 1 , 1 ; 42,17; 4 3 , 1 1 ; 44,3; 5 1 , 1 3 ; X X V I I I 1 1 , 1 5 ; 28,4 Luceria, Kolonie in Apulien: X X V I I 10,3-7.9 M. Lucretius, 2 1 1 / 2 1 0 Volkstribun: X X V I I 5,16 M. Lucretius, 207 Legat Scipios: X X V I I 38,12 Sp. Lucretius, 206 plebejischer Ädil, 205 Prätor: X X V I I I 3 8 , 1 1 . 1 3 ; 46,3.12; X X I X 5,5.9; 13,4; X X X 1,9.10; 27,9 Lucullus: s. Licinius Lucullus Lusitania im Westen Spaniens zwischen Durius und Anas: X X V I I 20,8 C. Lutatius Catulus, 242 Konsul: X X V I I I 38,9; 41,3; X X X 22,4 C. Lutatius Catulus, Sohn des vorigen, 220 Konsul, 2 1 8 - 2 0 3 ' n Gefangenschaft bei den Bojern: X X X 19,7.8 Q. Lutatius Cerco, Bruder des Konsuls von 242, 241 Konsul, 236 Zensor: X X X 44,1 Lychnidus, Stadt in Illyrien: X X V I I 32,9 Lymphaeum, Ortschaft in Bruttium: X X X 19,10 Macedonia, Macedones: X X V I I 7,15; 22,10; 30,9; 31,8; 32,9; 33,1; X X V I I I 5,7.12; 6,6; 8,14; X X I X 1 2 , 1 3 ; X X X 26,2; 33,5; 4 2 , 1 - 7 . 1 1 Machanidas, 2 1 1 - 2 0 7 Tyrann von Sparta: X X V I I 29,9; X X V I I I 5,5; 7,14.17; 8,3 Maecia tribus: X X I X 37,13 Maedi, thrakische Völkerschaft: X X V I I I 5,7 Maesessi, Völkerschaft in Spanien: X X V I I I 3,3 Maesulii, Volk in Nordafrika: X X I X 29,10; 3 1 , 1 - 8 ; 3 2 , 4 . 1 2 - 1 4 ; 33,9; X X X 1 1 , 1 ; 44,12

Namenregister

821

Μ, Maevius, Militärtribun, 203 gefallen: X X X 18,15 Magni Campi in N o r d a f r i k a (203 Schlachtfeld): X X X 8,3 Magnus Pompeius: s. C n . P o m p e i u s M a g n u s Mago, S o h n des H a m i l k a r Barkas, jüngster B r u d e r H a n n i b a l s , 203 in Ligurien tödlich v e r w u n d e t : X X V I I 20,1-8; X X V I I I 1,4; 2,3-5.11; 12,13.15; 13,6; 16,13; 23>7! 3 ° > M ; 3!>3; 3 2 > 8 ·9; 35.3; 3 6 , 1 - 37> 10 ; 42,8.13; 46,7.8.10-12; X X I X 3,15; 4,6; 5,2-6.8.9; 13,4; 36,10.11; X X X 1,10; 18,1.6.9.12.13.15; 19,1.2.4.5.12; 2 i , ι ; 23,6; 30,17 Mago, karthagischer K o m m a n d a n t v o n Locri: X X V I I 2 8 , 1 4 - 1 6 Maliacus sinus, der Golf v o n Malis: X X V I I 30,3 Mamertini, k a m p a n i s c h e Söldner in Messana: X X V I I I 28,6; X X X 31,4 C. Mamilius Atellus, 208 plebejischer Adil, 207 Prätor, seit 209 C u r i o maximus: X X V I I 8,2,4; 3 W 36,9-12; 38,12; X X V I I I 10,13; X X X 26,4 Q. Mamilius Turrinus, 207 plebejischer Adil, 206 Prätor: X X V I I I 10.3.7.9.12; 11,11 Mandonius, F ü r s t der Ilergeten, B r u d e r des Indibilis: X X V I I 17,3.9.15-17; X X V I I I 24,3; 25,11; 26,4; 27,5.13; 28,5; 3 1 , 5 - 7 ; 32,2.9; 33,1.17; 34,3-11; 36,1; 42,8; X X I X 3,1.3.4 Manduria, Stadt im G e b i e t der Sallentiner: X X V I I 1 5 , 4 A. Manlius, Militärtribun, 208 gefallen: X X V I I 26,12; 27,8 L. Manlius, 256 Konsul: X X I X 26,2; 28,5 L. Manlius Acidinus, 210 Prätor, 206-199 P r o k o n s u l in Spanien: X X V I I 4,4; 5,16.17; 35,3; 5 ° , 8 ; X X V I I I 3 8 , 1 5 4 5 , 1 0 ; X X I X 1,19; 2,1-3.10,13; 1 3 , 7 ; X X X 2,7; 27,9; 4ΐ,4·5 A. Manlius Torquatus, 247/246 Zensor, 244 u n d 241 Konsul: X X X 44,1 T. Manlius Torquatus, wahrscheinlich B r u d e r o d e r N e f f e des vorigen, 235 u n d 224 K o n s u l , 231 Zensor, 208 D i k t a t o r z u r D u r c h f ü h r u n g d e r W a h l e n u n d d e r Spiele; Pontifex: X X V I I 11,10; 33,6-9; 34,10; 35,1; X X X 2,8; 27,11; 39,6 P. Manlius Volso, 210 Prätor: X X V I I 6,14; 7,14 Marcellus: s. C l a u d i u s Marcellus M. Maräus, O p f e r k ö n i g : X X V I I 6,16; 36,5 Cn. Mar aus Coriolanus, r ö m i s c h e r Patrizier, 491 zu d e n Volskern ü b e r g e t r e ten: X X V I I I 29,1 M. Mar aus Ralla, 204 P r ä t o r : X X I X 11,11; X X X 2,5; 38,4; 40,1 L. Marcius Septimus, 2 1 1 nach d e m Tod der beiden Scipionen v o r ü b e r g e h e n d Befehlshaber des spanischen Heeres, seit 206 Legat Scipios: X X V I I I 14,15-17.19.20; 1 7 , 1 1 ; 19,4; 21,1; 22,1; 23,5.8; 28,13; 30,2; 31,2; 34,12; 35,2; 42,5 lucus Maricae bei M i n t u r n a e : X X V I I 37,2 Marmoreae, O r t in S a m n i u m : X X V I I 1,1 Marrucini, V ö l k e r s c h a f t in Mittelitalien: X X V I I 43,10; X X V I I I 45,19

822

Namenregister

Mars: X X V I I 12,10; X X V I I I 19,11; 21,8; 41,14; X X I X 3,11; X X X 30,20 aedes Mortis in Capua: X X V I I 23,2 flamen Martialis, der Flamen des Mars: X X I X 11,14; 38,6 Martius mensis: X X V I I 7,7; X X X 39,5 Marsi, Völkerschaft in Mittelitalien: X X V I I I 45,19 Masaesulii, Volk in Nordafrika: X X V I I I 17,5; X X I X 30,10; 32,14; X X X 7,11; 11,2.8-11; 44,12 Masinissa, Sohn des Gala (Gaja), Fürst der Maesulier: X X V I I 5,11; 19,9-11; 20,8; X X V I I I 13,6; 1 6 , 1 1 - 1 2 ; 3 5,1-6.8-13; 42,9; 44,7; X X I X 3,1454,7- 5,1; 6,1; 24,5; 29,4-6.13; 30,1 - 33,10; 34,8-17; 35,3; X X X 5,1.4.5.9; 8,5-759,1; 1 1 , 1 ; 12,2.6.7.10-22; 13,7.13.14; 1 4 , 1 - 1 1 ; 15,1-7.9-12.14; 16,1; 17,7-14; 2 1 , 1 1 ; 29,4; 3 3 , 2 . 1 ^ 1 3 ; 35,1; 37,4; 44,12 Massilia, griechische Kolonie in Gallien: X X V I I 36,1-3 Massiva, numidischer Prinz, Neffe des Masinissa: X X V I I 19,8-12; X X V I I I 35.8 mater deum, Mater Magna: s. mater Idaea aedes Matris Magnae auf dem Palatium: X X I X 37,2 aedes Matris Matutae in Satricum: X X V I I I 1 1 , 2 P. Matienus, 205 Militärtribun: X X I X 6,9; 9,1-6.8.10; 18,7-14; 19,2 Mauri, Mauretania in Nordafrika: X X V I I I 17,5; X X I X 30,1.2.4; X X X 33,4.10.13 Maximus: s. Fabius Maximus Mazaetullus, Angehöriger einer Seitenlinie des Königshauses der Maesulier, Vormund des Lacumazes: X X I X 29,8-13; 30,8-10.12 Megalesia, Spiele zu Ehren der Mater Magna: X X I X 14,14 Megalopolis, Stadt in Arkadien, seit 235 Mitglied des Achäischen Bundes: X X V I I I 8,6 Megara, Hauptstadt der Landschaft Megaris südwestlich von Attika: X X V I I I 7,16 Meies, Ort in Samnium: X X V I I 1,1 Menippus, Heerführer Philipps V.: X X V I I 32,10; X X V I I I 5,11.12 Mercuripromunturium in Nordafrika: X X I X 27,8 Messana, Stadt auf Sizilien: X X V I I I 28,6; X X I X 7,2.7; 8,5; 9,8; 20,11; 21,8 Messene, Hauptort von Messenien: X X V I I 33,5 Messenii, Völkerschaft im Südwesten der Peloponnes: X X V I I 30,13; X X I X 12,13.14 Metapontum, Stadt am Golf von Tarent: X X V I I 1,14; 1 6 , 1 1 - 1 6 ; 42,15.17; 43,2; 51,13 Metaurus, Fluß in Umbrien: X X V I I 47,9 Metellus: s. Caecilius Metellus Mintumae, Kolonie in Latium: X X V I I 37,2.3; 38,4/5 M. Minucius Rufus, 221 Konsul, 217 Magister equitum: X X V I I I 40,10.11

Namenregister

823

Q. Minucius Thermus, 202/201 Volkstribun, 198 kurulischer Ädil, 196 Prätor, 193 Konsul: X X X 40,9; 43,2 Montani: s. Epanterii Montani Q. Minucius Scaevola, 215 Prätor, Decemvir: X X V I I 8,4 Mulviuspons im Norden von Rom: X X V I I 5 1 , 2 Mutina, Stadt in Oberitalien: X X V I I 21,10 Muttines, Libyphöniker, tritt 210 auf die Seite der Römer und übergibt ihnen Agrigent: X X V I I 5,6-7; 8,18 Nabis, 207-192 Tyrann von Sparta: X X I X 12,14 Naraggara, Ort in Nordafrika: X X X 29,9 Namia, Kolonie in Umbrien: X X V I I 9,7-14; 10,1.10; 43,9; 50,6.8; X X I X 15,2.5-15:37,7 Naupactus, Hafenstadt in Atollen: X X V I I 29,9; 30,11; 31,1.3; 32>2 Neapolis: X X I X 21,2 Nemea, die Nemeischen Spiele zu Ehren des Zeus: X X V I I 30,9.17; 31,1-9 Nepete, Kolonie in Etrurien: X X V I I 9,7-14; 10,1.10; X X I X 15,2.5-15; 37,7 ara Neptuni im Circus Flaminius: X X V I I I 1 1 , 4 Nicaea, Ort am Golf von Malis: X X V I I I 5,18 Nicias, 209/208 Stratege des Achäischen Bundes: X X V I I I 8,10 Nico, tarentinischer Offizier: X X V I I 16,3 Nola, Stadt in Kampanien: X X X 20,9 Norba, Kolonie in Latium: X X V I I 10,3-7.9 nostrum mare, das Mittelmeer: X X V I I I 1 , 3 Nuceria, Ort in Kampanien: X X V I I 3,6 Numidae, nordafrikanische Völkerschaft: X X V I I 1 , 1 1 ; 5,11; 8,15; 18,7; 19,9.11; 26,8; 27,3-9; 2 8,15-17; 38,11; 42,10.11; 43,1; X X V I I I 11,13; 13,8; 35,1.4.5.8; 42,7.9; 44,5; X X I X 6,2; 7,5; 17,5; 23,4.7; 24,4; 29.6; 3ο.3·7; 34,5; X X X 3,9; 4,2.7; 5,4.9; 6,9; 7,11; 8,5-7; 9,1; 1 1 , 1 ; 12,13.15.18.22; 13,2; 15,14; 17,1.4.11.14; 18,7; 33,2.7.10.13; 36,8 Numistro, Ort in Lukanien: X X V I I 2,4-10 Nursia, Stadt im Gebiet der Sabiner: X X V I I I 45,19 Obba, Stadt in Nordafrika: X X X 7,10 Oceanus: X X V I I 20,4; X X V I I I 1,2; 2,15; 12,10; 16,3; 23,7; 30,3; 32,8; 34,12; 36.13; 37.1°; 39,14: 43,14 Ocriculum, Ortschaft in Bruttium: X X X 19,10 Cn. Octavius, 206 plebejischer Ädil, 205 Prätor: X X V I I I 38,11.13; 46,3.14; X X I X 13,5; 36,1.2; X X X 2,4; 24,6-8; 27,9; 36,3.6; 41,6-8; 44,13 Oezalces, Bruder des Gala (Gaja), 2θ7(?)/2θ6 für kurze Zeit König der Maesulier: X X I X 29,5-7.12; 30,1.11; 31,2

824

Namenregister

Μ. Ogulnius, 210 zum Aufkaufen von Getreide nach Etrurien geschickt: X X V I I 3,9 Olbia, Stadt auf Sardinien: X X V I I 6,13 Olympia, Heiligtum in Elis: X X V I I 3 5,3 Olympia, die Olympischen Spiele: X X V I I I 7,14 Opus, Hauptstadt des Opuntischen Lokris: X X V I I I 6,12; 7,4-10.12; 8,3.12 Orestis, Landschaft im Westen von Makedonien: X X V I I 33,1 Oreus, Oreum, Stadt auf Euböa: X X V I I I 5,18 - 6,8.11; 7,1.4.5.10.18; 8,12.13 Orongis, Stadt in Spanien: X X V I I I 3,2 - 4,2 Orsua aus Ibes in Spanien: X X V I I I 21,6-10 Ostia, Kolonie an der Tibermündung: X X V I I 22,2; 23,3; 38,4.5; X X I X 14,10 T. Otadlius Crassus, 217 und 214 Prätor; Pontifexund Augur: X X V I I 6,15 Oxeae, Inselgruppe im Süden der Echinaden vor der Küste Akarnaniens: X X V I I I 7,18 Paccius, angesehener Bruttier: X X V I I 15,3 Paeligni, Völkerschaft in Mittelitalien: X X V I I I 45,19 Paestum, Kolonie in Lukanien: X X V I I 10,3-6.8.9 Palatium in Rom: X X I X 14,14; 37,2; X X X 38,9 Pandosia, Ort in Bruttium: X X I X 38,1 Panhormus, Stadt auf Sizilien: X X I X 1,14 Parthini, illyrische Völkerschaft: X X I X 12,3.13 Patrae, Hafenstadt in Achaia: X X V I I 29,9 Paulus: s. Aemilius Paulus Peparethus, Insel in der Ägäis mit Stadt gleichen Namens: X X V I I I 5,10.16.18 Pergamum, Königssitz in Kleinasien: X X I X 11,7 Perusia, Stadt in Etrurien: X X V I I I 45,18 Pessinus, Heiligtum in Phrygien; X X I X 10,5; 11,7 Petelia, Ort in Bruttium: X X V I I 26,5.6 Phalara, Ort am Golf von Malis: X X V I I 30,3.4.12 Pheneus, Ort in Arkadien: X X V I I I 7,16 Philemenus, tarentinischer Offizier: X X V I I 16,3 Philippus V., 222/121- 179 König von Makedonien (215-205 Erster römischmakedonischer Krieg): X X V I I 15,7; 29,9; 30,1-5.7-9; 30,14- 33,5; X X V I I I 5,2.3.6-17; 6,1; 7,1.3.5-10.12-17; 8 , 1 - 1 4 ; X X I X 4)4! H A 12,1-12.14; X X X 26,2-4; 40,4.6; 42,1.2.5-8 Philippus, 206/205 Stratege der Epiroten: X X I X 1 2 , 1 1 . 1 2 Phlius, Stadt auf der Peloponnes: X X V I I I 7,16

Namenregister

825

Pbocis, Gebiet in Mittelgriechenland: X X V I I I 5,16; 7,3 Phoenice, O r t in Epirus: X X I X 12,11 Pbrygia, Landschaft in Kleinasien: X X I X 11,7 Phthiotis, Landschaft in Mittelgriechenland: X X V I I I 6,7; 7,12 Picenum, Gebiet in Mittelitalien: X X V I I 43,11; 44,3 Pityusa, Insel westlich der Baliaren: X X V I I I 37,3.4 Placentia, Kolonie in Oberitalien: XXVII 10,3-6.8.9; 39,11-14; 43,1; X X V I I I 11,10.11 Piator, makedonischer K o m m a n d a n t von Oreos: X X V I I I 6,1.4.7; 7»1 Q. Pleminius, 205 Legat Scipios, K o m m a n d a n t von Locri: X X I X 6,9.16; 8,5.7.8.11; 9,1-4.6-12; 16,5.7; 17,2.10-14.20; 18,7-14.19.20; 19,2.3.5.11; 20,3; 21,1.2.4.7.9.11.12; 22,7-10 Pleuratus II., illyrischer Fürst, Sohn des Skerdila'idas, mit den R ö m e r n verbündet: X X V I I 30,13; X X V I I I 5,7; X X I X 12,14 Poenus, Punicus: passim; vgl. Carthago, Carthaginienses prius Punicum bellum,der Erste Punische Krieg (264-241): XXVIII12,5; 3 8,9; 41,3.4; 43,18; 44,13; X X I X 26,1.4 bellum Punicum secundum (218-201): X X I X 26,4 P. Poetelius, 210 als Gesandter zu Syphax geschickt: XXVII 4,7 tribus Pollia: X X I X 37,8 Polybius, griechischer Geschichtsschreiber (um 200 - um 120): X X X 45,5 Polycratia, Gattin des Aratos: XXVII31,8 Polyphantas, H e e r f ü h r e r Philipps V.: X X V I I 32,10; X X V I I I 5,11 Cn. Pompeius Magnus, 70,55 und 52 Konsul: X X X 45,6 M. Pomponius Matbo, 217 Prätor; Augur und Decemvir: X X I X 38,7 Μ. Pomponius Matbo, 207 plebejischer Ädil, 204 Prätor; X X V I I I 10,7; 45,12; X X I X 11,11; 13,2.6; 20,4-6.8.11; 21,3-9; 21,1 1 - 2 2 > 6 ; 24,8; 25,5; 26,7; X X X 2 >3i 27'9 Pontiae, Insel vor der Küste Latiums, Kolonie: X X V I I 10,3-6.8.9 P. Popilius, 210 als Gesandter zu Syphax geschickt: XXVII 4,7 Populonium, Stadt in Etrurien: XXVIII 45,15; X X X 39,2 M. Poraus Cato, 205/204 Q u ä s t o r Scipios, 199 plebejischer Ädil, 198 Prätor, 195 Konsul, 184/183 Zensor: X X I X 25,10 L. Porcius Licinus, 210 plebejischer Ädil, 207 Prätor: X X V I I 6,19; 35,1; 36,1012; 39,1.2; 46,5-12; 47,4; 48,1.2.4; X X V I I I 9,1; 10,12 L. Postumius Albinus, 234 und 229 Konsul, 216 als Prätor u n d designierter Konsul im Kampf mit den Bojern gefallen: X X V I I I 28,12 L. Postumius Megellus, 305, 294 und 291 Konsul: X X V I I 6,8 Potidania, O r t im Ozolischen Lokris: X X V I I I 8,9 Praeneste, Stadt in Latium: X X V I I I 9,4.5 Praetutii, Völkerschaft im Süden von Picenum: X X V I I 43,10 Privemum, O r t in Latium: X X V I I 11,4

826

Namenregister

Proserpina, Tochter der Ceres, Göttin der Unterwelt: XXIX 18,7.10.12.15.16.18.19 fanum Proserpinae in Locri: X X I X 18,3.15.16.18; 20,10 thesauri Proserpinae im Heiligtum von Locri: X X I X 8,9-11; 18,4-6.8.15-17; 19,7-8; 21,4 Prusias /., um 230 - 182 König von Bithynien: X X V I I 30,16; X X V I I I 7,10; X X I X 12,14 Ptolomaeus IV. Philopator, 221 - 204 König von Ägypten: X X V I I 4,10; 30,4.5.12; X X V I I I 7,13 clivus Puhlicius in Rom: X X V I I 37,15; X X X 26,5 C. Publicius Bihulus, 210/209 Volkstribun: X X V I I 20,11.12; 21,2-4 Pulchri promunturium in Nordafrika: X X I X 27,12 Puteoli, Hafenstadt am Golf von Neapel: X X X 21,11 Pylus, Ort in Messenien: X X V I I 30,13 Pyrenaeus: X X V I I 19,1; 20,1 Pyrgus, befestigter Platz bei Elis: X X V I I 32,7-9 Pyrrhias, 210/209 Stratege der Atoler: X X V I I 30,1 Pyrrhus, 305 - 302 und 297 - 272 König der Molosser in Epirus; 280 - 275 Invasion Italiens: X X V I I I 28,4; X X I X 8,9.10; 18,3-6 Pythius Apollo: s. Apollo Quinctilis mensis: X X V I I 23,7 M. Quinctilius Varus, Sohn des folgenden: X X X 18,5 P. Quinctilius Varus, 203 Prätor; Flamen des Mars: X X I X 38,4; X X X 1,9; 2,8; 3,1; 18,1-5.14; 21,1; 27,7 T. Quinctius Crispinus, 209 Prätor, 208 Konsul: X X V I I 6,12; 7,8.10; 21,5; 22,1.2.4.11; 23,1.4; 25,6.11-14; 26,1-4.10-12; 27,5-8.10.11; 28,1-4; 29,1-6; 33,6.7.10.1 r; 35,2.12; 40,7; 44,5; X X V I I I 28,12; X X X 27,11 T. Quinctius Flamininus, 20 5/204 Proprätor in Tarent, 199 Quästor, 198 Konsul, bis 194 Oberbefehlshaber in Griechenland, 189/188 Zensor: X X I X 13.6 aedes Quirini in Rom: X X V I I I 1 1 , 4 M. Raecius, 208 als Gesandter nach Massilia geschickt: X X V I I 36,3-4 Reate, Stadt im Gebiet der Sabiner: X X V I I I 45,19; X X X 2,10 Regium, Stadt in Bruttium: X X V I I 12,4; X X V I I I 28,2.6; X X I X 6,4.5.9.10; 9,1; 21,1.3.7 Rhium, Meerenge bei Patrai: X X V I I 29,9; X X V I I I 7,18 Rhodanus, die Rhone: X X V I I 39,4 Rhodus: X X V I I 30,4.5.12; X X V I I I 7,13 Roma, Romani: passim Rusellae, Stadt in Etrurien: X X V I I I 45,18

Namenregister

8*7

Rusucmon, Hafen in Nordafrika: X X X 10,9 Sabini, Völkerschaft in Mittelitalien: X X V I I I 45,19 Saguntum, Stadt in Spanien: X X V I I I 39,1-21; X X X 21,3-5; 22,2; 31,4 Salaeca, Stadt in Nordafrika: X X I X 34,6-17; 3 5,4 Salapia, Ort in Apulien: X X V I I 1,1.5; 27,5—13 Sallentini, Völkerschaft im Südosten Italiens: X X V I I 15,4; 22,2; 36,13; 40,10.11.13 aedes Salutis in Rom: X X V I I I 1 1 , 4 Samnium, Samnites: X X V I I 1,1.15; 2,4; 43»s; X X V I I I 28,4 Sardinia: X X V I I 6,13/14; 7,8.14; 22,6-8; 36,11.12; X X V I I I 10,9.14; 38,13; 46,14; X X I X 13,2.5; 36,1.2; X X X 1,9; 2,4; 3,2; 19,5; 24,5; 30,7.25; 38,5; 39,2; 40,5; 41,2.9 Saticula, Kolonie in Latium: X X V I I 10,3-7.9 Satricum, O r t in Latium: X X V I I I 1 1 , 2 Saturnalia prima, der erste Tag der Saturnalien, der 17. Dezember: X X X 36,8 Savo, Stadt im Alpengebiet: X X V I I I 46,10 Scerdilaedus, illyrischer Fürst, mit den Römern verbündet: X X V I I 30,13; 33,3! X X V I I I 5,7 Scipio: s. Cornelius Scipio Scipionum nomen: X X V I I I 32,6 Scotusa, Ort in Thessalien: X X V I I I 5,12.15; 7,3 L. Scribonius Libo, 217/216 Volkstribun, 204 Prätor: X X I X 11,11; 13,2; X X X i,7 Sedetani, Völkerschaft in Spanien: X X V I I I 24,4; 31,7; X X I X 1,26 C. Sempronius Blaesus, 210 Legat des Q . Fulvius Flaccus: X X V I I 6,1 Tib. Sempronius Gracchus, 216 kurulischer Ädil, Magister equitum, 215 und 213 Konsul, 212 in einem Hinterhalt gefallen: X X V I I I 28,12 Tib. Sempronius Gracchus, seit 204 Augur: X X I X 38,7 C. Sempronius Longus, Vater des folgenden: X X V I I 6,16 Tib. Sempronius Longus, 218 Konsul; Decemvir: X X V I I 6,16; X X X 44,2 Tib. Sempronius Longus, Sohn des vorigen, 201/200 Volkstribun, 198 kurulischer Ädil, 196 Prätor, 194 Konsul, seit 210 Augur und Decemvir: X X V I I 6,16 P. Sempronius Tuditanus, 214 kurulischer Ädil, 213 Prätor, 209/208 Zensor, 205 Prokonsul in Griechenland, 204 Konsul: X X V I I 11,9-16; 25,5; 36,6; X X I X 11,10; 12,2.5.9.11-13.16; 13,1.3.8; 15,5.6.11.14; 16,3.6; 20,4; 36,4-8; 37,1; 38,1; X X X 1,3; 27,7 Sena, Kolonie an der Adria: X X V I I 38,4.5; 46,4 Septimius Marcius: s. L Marcius Septimius L. Sergius, 203 als Gesandter Scipios nach Karthago geschickt: X X X 25,2-8 M. Sergius, 205 Militärtribun: X X I X 6,9; 9,1-6.8.10; 18,7-14; 19,2

8ι8

Namenregister

Cn. Servilms Caepio, 207 kurulischer Ädil, 205 Prätor, 203 Konsul, seit 213 Pontifex: XXVIII 10,6; 38,11.13; 46,6.13; XXIX 38,3; XXX 1,1.2.8; 2,6.8; 3,1; 19,10.11; 21,1; 23,2; 24,1-3 C. Servilius Geminus, vor 218 Prätor, 218-203 i n Gefangenschaft bei den Bojern: XXVII 21,10; XXX 19,7-9 C. Servilius Geminus, Sohn des vorigen, vor 209 Volkstribun, 209 plebejischer Ädil, 208 kurulischer Ädil, Magister equitum zur Durchführung der Wahlen und der Spiele, 206 Prätor, 203 Konsul, 202 Diktator zur Durchführung der Wahlen, seit 210 Pontifex, seit 183 Pontifex maximus; Decemvir: XXVII 6,15; 21,9.10; 33,7; 35,1; 36,8; XXVIII 10,3.9.13.16; 45,8; XXIX 38,3; XXX 1,1.2.8; 2,6.8; 3,1; 19,6-9; 23,1.2; 26,12; 27,6; 39,4.8; 40,4 Cn. Servilius Geminus, Onkel des C. und M. Servilius, 217 Konsul: XXVII 6.7; 33,8 M. Servilius Geminus, Sohn des von den Bojern gefangenen C. Servilius Geminus, 204 kurulischer Ädil, 203 Magister equitum zur Durchführung der Wahlen, 202 Konsul, seit 211 Augur: XXIX 38,8; XXX 24,4; 26,1; 27,16.11.12538,6; 39,4; 41,3 Setia, Kolonie in Latium: XXVII 9,7-14; 10,1.10; XXIX 14,3; 15,2.5-15; 37,7 M. Sextilius aus Fregellae: XXVII 10,3.4 M. Sextius Sabinas, 203 plebejischer Ädil, 202 Prätor: XXX 26,11; 27,7; 40,16 libri Sibyllini: XXIX 10,4 Sicilia, Siculi: passim Sicyon, O r t in Achaia: XXVII 31,1; 33,2 Signia, Kolonie in Latium: XXVII 10,3-7.9 M. Silanus: s. M. Iunius Silanus Silpia, O r t in Spanien: XXVIII 12,14 Sinuessa, Kolonie in Latium: XXVII11,2.4; 37,5! 38,4.5 Sopater, Heerführer Philipps V.: XXX 26,3; 42,4.6 Sophoniba, Tochter Hasdrubals, Gattin des Syphax: XXIX 23,3.4.7.8.10; XXX 3,4; 7,8.9; 11,3; 12,11-22; 13,5.11-14; 14,1.2.9.10; 15,2.4-8 Sora, Kolonie am Liris: XXVII 9,7-14; 10,1.10; XXIX 15,2.5-15; 37,7 Spoletium, Kolonie in Umbrien: XXVII 10,3-6.8.9 Statorius, römischer Centurio, militärischer Berater des Syphax: XXX 28,3 Sucro, O r t in Spanien: XXVIII 24,5; 26,5; 28,7; 29,12; XXIX 19,13 Suessa, Kolonie im Gebiet der Aurunker: XXVII 9,7-14; 10,1.10; XXIX 15,2.5-15; 37,7 Suessetani, Völkerschaft in Spanien, mit Rom verbündet: XXVIII 24,4 C. Sulpicius Galba, vielleicht Sohn des P. Sulpicius Galba Maximus, seit 202 Pontifex: XXX 39,5 Ser. Sulpicius Galba, wahrscheinlich Bruder des folgenden, 209 kurulischer

Namenregister

Ädil, seit 203 Pontifex: X X V I I 21,9; X X I X 11,3-8; X X X 26,10 P. Sulpkius Galba Maximus, 211 u n d 200 Konsul, 210-205 Oberbefehlshaber auf dem griechischen Kriegsschauplatz, 203 Diktator zur D u r c h f ü h rung der Wahlen: X X V I I 7,15; 10,12; 22,10; 30,2; 31,1-3; 32,2; 33,4.5; X X V I I I 5,1.2.18.19; 6,1.7.8.12; 7,4.11; 8,3; X X I X 12,2; X X X 24,3.4; 26,12 Sunium, Kap an der Südspitze Attikas: X X V I I I 8,11 superum mare, das Adriatische Meer: X X V I I 38,4 Sutrium,

Kolonie in Etrurien: X X V I I 9,7-14; 10,1.10; X X I X 15,2.5-15;

37.7 Syphax, König der Masaesulier in Nordafrika: XXVII 4,5; XXVIII 17,4-10.16; 18,1.2.4-6.8.10.12; 42,7.9; 44,7; X X I X 3,14; 4,4.8; 23,2 - 24,6; 28,7; 29,13; 30,5.6.8.10; 31,1-8.12; 32,1.3.14; 33,1-5.7; 34,2; 35,9-11; X X X 3,4-7.10; 4,1.2.4-9.11.12; 5,4.6.9; 6,7; 7,3.7-9.11-13; 8,1-4.6.7.9; 9,1; 11,2-5.8; 12,1.2.4.5.7.8.13.15.21.22; 13,1-14; 14,1.2.7.9.10; 15,6.14; 16,1.2; 17,1.2.4.8; 28,3.11; 30,14; 36,7; 40,3; 44,12; 45,4.5 Syracusae: XXVII 16,7; X X V I I I 43,21; X X I X 1,13.15-18; 6,8; 9,8; 19,12; 22,1; 24,1 minor Syrtis, die Kleine Syrte: X X I X 33,8.9 Tagus, Fluß in Spanien: X X V I I 19,1 Tannetum, O r t in Oberitalien: X X X 19,7 Tarentum, Stadt in Kalabrien: X X V I I 3,8-9; 7,7.15; 8,19; 9,10; 10,13; I 2 . 2 - 3 ! 15,4-7; 1 5 , 9 - 16,12.15; 20,9: 21,8; 22,2.3.9; 25,1-5.11; 26,4-6; 29,3.6; 33,6; 35,2.4.14; 36,13; 38,8; 40,10-12; 43,2; X X V I I I 10,15; X X I X '3)6 Tarquinii, Stadt in Etrurien: X X V I I 4,14; X X V I I I 45,15 Tarracina, O r t in Latium: X X V I I 4,13; X X V I I I 1 1 , 1 ; X X I X 14,3.6 Tarraco, Stadt in Spanien: X X V I I 7,1; 17,6.8; 20,3; X X V I I I 4,4; 13,4; 16,10.15; 17,11; 19,4; 34,12; 35,12; 42,4.5 Q. Terentius Culleo, Senator, 201 aus karthagischer Kriegsgefangenschaft befreit, 190/189 Volkstribun, 187 Prätor: X X X 43,11; 45,5 C. Terentius Varro, 218 Prätor, 216 Konsul: X X V I I 24,1.2.5.6.8.9; 35,2; 36,13; X X V I I I 10,11; X X X 26,4 Thapsus, O r t in Nordafrika: X X I X 30,5.6 Thebae Phthioticae, Stadt in der Phthiotis: X X V I I I 7,12 Thermopylarum saltus, der Thermopylenpaß am Golf von Malis: X X V I I I 5,8; 7.3 Thessalia, Landschaft in Mittelgriechenland: X X V I I 30,7; 32,11; X X I X 12,14 Thraces: X X V I I I 5,7 Thurii, Stadt in Bruttium: X X V I I 1,14; 26,5 Tiberis: X X I X 14,11; X X X 38,10

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Namenregister

Tibur, Stadt in Latium: X X X 45,4 Tisaeum, Berg an der Südspitze von Magnesia: X X V I I I 5,17 Tithronion, Ort in Phokis: X X V I I I 7,13 Thronion, Hauptort des Epiknemidischen Lokris: X X V I I I 7,10.12.13 Tralles, illyrischer Stamm: X X V I I 32,4 Trasumennus, der Trasumennische See in Etrurien (217 Schlacht am Trasumennischen See): X X V I I 6,7; 1 2 , 1 1 ; 40,3; X X X 20,9; 30,12 Trebia, Fluß in Oberitalien (218 Schlacht an der Trebia): X X V I I 39,14 Cn. Tremelius Flaccus, 203 plebejischer Adil, 202 Prätor: X X I X 11,3-8; X X X 26,11; 27,8; 41,2 Triphylia, Landschaft im Westen der Peloponnes: X X V I I I 8,6 Tubulus: s. C. Hostilms Tubulus Tullianum, das Gefängnis in Rom: X X I X 22,10 Turdetani, spanische Völkerschaft am Baetis: X X V I I I 15,14.15 Turdetani, Turduli, spanische Völkerschaft in der Nähe von Sagunt: X X V I I I 39,8.1 i;s. zu X X V I I I 39,8 Tusci: s. Etruria, Etrusci Tusculum, Stadt in Latium: X X V I I 4,11 vicus Tuscus in Rom: X X V I I 37,15 Tynes, Stadt in Nordafrika: X X X 9,10-12; 16,1; 36,6.7.9 Umbria: X X V I I 43,9; 50,6; X X V I I I 10,5; 24,13; 27,5; 28,4; 29,7; 45,19 Utica, Stadt in Nordafrika: X X V I I 5,8/9; X X V I I I 4,5; X X I X 28,11; 34,3; 35,6-12; X X X 3,3; 4,10-12; 7,4; 8,1; 9,6.7.10; 10,1; 25,5; 36,2.3.6 Valerius Antias, Geschichtsschreiber des 1. Jahrhunderts v. Chr.: X X V I I I 46,14; X X I X 35,2; X X X 3,6; 19,11529,7 M. Valerius Falto, 203 kurulischer Adil, 201 Prätor: X X I X 11,3-8; 14,5; X X X 26,6; 40,5; 41,1 C. Valerius Flaccus, 199 kurulischer Adil, 183 Prätor, seit 209 Flamen des Jupiter: X X V I I 8,4-10 L. Valerius Flaccus, Bruder des vorigen, 201 kurulischer Ädil, 199 Prätor, 195 Konsul, 184/183 Zensor, seit 184 oder 183 Princeps senatus: X X V I I 8,5 M. Valerius Laevinus, 227 und 215 Prätor, 220 und 210 Konsul, 2 1 4 - 2 1 1 Oberbefehlshaber auf dem griechischen Kriegsschauplatz: X X V I I 4,3-4; 5,1-6.10.13-18; 7,9. Ii.16; 8,13.15-19; 12,4; 22,9; 29,7-8; 34,5.9; X X V I I I 4.5-7; 10,16; 46,13; X X I X 11,3-8; 16,1.2; X X X 23,5.8; s. zu X X I X 11.3 M. Valerius Messala, 226 Konsul, 210/209 Flottenbefehlshaber: X X V I I 5,1.810.15; 7,3·ΐ6 Vei, Stadt in Etrurien: X X V I I 37,1

Namenregister

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Velabrum in Rom: X X V I I 37,15 Velitrae, Stadt in Latium: X X X 38,8 aedes Veneris in Rom: X X I X 37,2 aedes Erycinae Veneris in Rom: X X X 38,10 Venusia, Kolonie in Apulien: X X V I I 2,11; 10,3-7.9; 20,10.12; 21,3; 22,12; 25,10.12.13; 29,1; 40,13; 41,2; 42,14.15 L. Verginius, Militärtribun: X X V I I 43,4 Vermina, Sohn des Syphax: X X I X 33,1.2.5.7.8; X X X 36,7.8; 40,3 aedes Vestae in Rom: X X V I I I 1 1 , 6 . 7 Vestaiis: X X V I I I 1 1 , 6 L. Veturius Philo, 220 Konsul, 217 Diktator, 210 Zensor: X X V I I 6,17/18; 34.6 L. Veturius Philo, Sohn des vorigen, 2x0 kurulischer Ädil, 209 Prätor, 206 Konsul, 205 Magister equitum zur Durchführung der Wahlen: XXVII 6,12.19; 7>8; 10,12; 22,5.6; 51,3.5.6; XXVIII 9,19.20; 10,2.8.10.14; 11,5.8.11-13; 38,6; 45,9; 46,2; X X I X 11,9; X X X 38,4; 40,1-3; s. auch zu X X V I I 7,11. Tib. Veturius Philo, seit 204 Flamen des Mars: X X I X 38,6 Decius Vihellius, 282 Kommandant der kampanischen Legion in Regium: XXVIII 28,4 Vihius, angesehener Bruttier: X X V I I 15,3 aedes Victoriae auf dem Palatium: X X I X 14,14 P. Villius Tappulus, 204 plebejischer Ädil, 203 Prätor, 199 Konsul: X X I X 38,4; X X X 1,9; 2,2.8; 3,1; 27,8; 41,6 aedes Virtutis an der Porta Collina in Rom: X X V I I 2 5,9; X X I X 11,13 Volaterra, Stadt in Etrurien: X X V I I I 45,15 Volcanus: X X X 6,9 Volcei, Ort in Lukanien: X X V I I 1 5 , 2 Volsinii, Stadt in Etrurien: X X V I I 23,3 Xanthippus, spartanischer Söldnerführer, 256/255 in karthagischen Diensten: X X V I I I 43,19 Zama, Ort in Nordafrika: X X X 29,1.2