Neue Bildergallerie: Band 13 [Reprint 2021 ed.]
 9783112464625, 9783112464618

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Neue

Bildergal lerie DreyzehnterBand. Mit

XX

Kupfertafeln.

enthalt von allem den Kern, das Wiffenswertheste, jedoch in einer Vollstandigsteit, die der Forderung und dem Bedürfniß des sich Unterrichtenden vollkom­ men genüget. Vorzüglich sind solche Gegenstände

hcrausgchoben, welche der Sinn mit Leichtigkeit auf­ faßt und mit Interesse bewahrt, welche die Wißbe­ gierde reizen, zur Selbstunterhaltung ermuntern und den Geist ist einer ewigen Thätigkeit neuer Gedanken erhalten. Welch ein Vorzug gebührt einer solchen Lektüre vor dem Roman! Dem Roman, der den Kopf leer laßt, den Geist blendet, unk nicht selten das Herz verdirbt; dagegen die Völkerkunde in ihrem bescheidenen Gewände der Wahrheit, und dennoch mit einem unerschöpflichen Reichthum von Gegenstän­ den und Auftritten! Nur an ihrer Hand wird der Mensch zu jenem großen allgemeinen Wissen hingelei­ tet, das die ganze Schöpfung umfaßt, das seinem Leben die reichste Fülle, die größte Ausdehnung, den unaussprechlichsten Genuß giebt, das ihm zum Ver­ ehrer, zum innigsten Vertrauten der ganzen Narur macht. Um der Vorstellung von der Lage der Lander zu Hülfe zu kommen und um die Gegenstände der Natur zu verdeutlichen, sind diesem Werke Karten und Ku­ pfer beygefügt, und dessen Werth und Brauchbar­ keit dadurch beträchtlich erhöhet worden. Auch für äußere Eleganz, für gutes Schreibpapier und gute Ausführung der Kupfer und Karten hat der Verle­ ger gesorgt. Ein jeder Band ist 45 Bogen stark. Der Pranumerationsor'is eines jeden Bandes ist 2 Rthlr. 20 Gr. Der Ladenpreis aber 3 Thlr 22 Gr. Liebhaber, welche sich an unterzeichnete oder eine andre solide Handlung wenden, und auf den 4ten Band mit 2 Thlr. 20 Gr. pranumeriren, erhalten auch noch die drey ersten Bande (Auierika, Afrika und Ast n) für den wohlfeilen Pranumerationspreis. Mit 5 Banden soll das, Ganze beendigt

und somit eine interessante Beschreibung der ganzen Welt geliefert werden.

Das Aufsehen, welches dieses Werk erregte, hat ihm selbst im Auslande einen solchen Beyfall gewon­ nen, daß es in Paris ins Französische übersetzt tour­ te ; da unterdeß diese Uebersetzung nicht ganz correkt und mit dem Original übereinstimmend ausgefallen ist, so hat die Verlagshandlung selbst eine Ueber­ setzung ins Französische veranstaltet, welche wie das deutsche Original mit eben den Kupfern und Karten verseh»« worden und in allen Buchhandlungen, jeder Band für 4 Thl. gebunden, zu haben ist. Berlin, den ifiett Oktober 1504. Wilhelm Oehmigke der Jüngere,

Buchhandl. am Packhofe Nr. 9.

Pranumerationsanzeige, Der Weltumsegler oder Reise durch alle fünf Theile der Erde, mit vorzüg­ licher Hinsicht auf ihre Bewohner, auf die Schönheiten und Merkwürdigkeiten der Natur und Kunst rc. Zum Selbstunterricht der Ju­ gend , zweckmäßig abgefaßt von D. F. S ch äfe r, Gouverneur bei dem König!. Hof- PagenInstitut zu Potsdam. Erster, Zweyter und Dritter Band. Amerika, Afrika und Asien. Mit 24 illuminirten Kupfern und Karten. Pränumerations-Preis, jeder Band 2 Thlr. 20 Gr. Ladenpreis, jeder Band 3 Thlr. 22 Gr. Berlin, 1804. Bey Oehinigke dem Jüngern.

^^er Weltumfealer hat mm zwei Crdtheile durch­

wandert, und seine Begleiter mit ihren Merk­ würdigkeiten bekannt gemacht. Er führte sie zu­ rrst in die neue Welt, wo sie bald von majestäti­ schen Scenen der Natur, bald von wundervollem Gebilde in der organischen Schöpfung überrascht wurden. Hier erblickten sie die Cordileren mit ihren himmelan ragenden, noch nie erstiegenen Gipfeln, und verfolgten über Felsengrüfte den König aller

Flüsse, den Amazonenfluß in unabsehbaren Ebenen; in jenen mit nie vergänglichem Schnee erfüllten Eis­ thalern , sahen sie die Natur in ihrem ewigen Todes­ schlaf; hier wandelten sie durch prachtvolle Fluren mit den köstlichsten Pflanzen und Gewachsen bedeckt, durch ungeheure Waldungen von den trefflichsten Hölzern — und welch ein Kontrast zwischen den zahllosen Völkerschaften dieses großen Continents! Von dem riesenartigen Patagonier bis zum zwergartigen Eskimocr, von dem friedlichen Peruaner bis zum krie-

gerischen Wilden, der in seiner Gefangenschaft mit fast unmenschlicher Fühllosigkeit den entsetzlichsten

Martern hohnlachelnd trotzt, und dennoch Sei seinem unersättlichen Trieb nach Krieg, Mord und Blut der Feinde, eine Unverletzbarkeit des Völkerrechts ächtet, die die hochgepriesene Kulrur der Europäer errökhen macht; hier fanden sie ein Vock, dessen Manner und Weiber eine verschiedene Sprache redeten; dort folg­ ten sie mit gepreßtem Herzen dem entwürdigten Neger auf sein? Plantatzen, und auf Penshlvaniens lachen­ den Fluren athmeten sie wieder Freiheit Md Mensch­ lichkeit. Die zweite Reise gieng in das Wunderland der Alten in -A fr i k a' s brennende Wüsten. Hier, gleich­

sam in dem Trcibhazise der Welt, wo in Luft und Strömen, im Meere Mrd im Sande alles von Leben und Fruchtbarkeit wimmelt, erstaunten sie über die fast sichtbare Schnelligkeit der Entwicklung aller or­ ganischen West«, über die kollossalischcn Formen der Thier - und Pflanzenschöpfung, und ihren ungeheu­ ren Reichthum an Arten und Individuen; Negervä­ ter von 200 lebenden Kindern, ja, Ncgerkönige, die mit Hülfe ihrer Söhne, Enkel und deren Sklaven eine Armee von 2000 Mann in's Feld stellten und den Feind schlugen; Neger mit Tiegerzahneni zwerg­ artige E'cphantenjager; Menschen- und Heuschrecken­ fresser; Heere streitender Weiber; ungeheure Staaten von einem einzigen Despoten mit eisernem Scepter re­ giert, neben kleinen Republiken, ja neben patri­ archalischen Regierungen, und unter allen den Men­ schen als verkäuflichen Sklav. Mit diesem anziehenden Gemälde von Landern, von Sitten und.Gewerben ihrer Bewohner, ist zwar überall eine genau bestimmte geographische und topo­ graphische Ansicht verbunden; aber das Ganze ist so to.it von aller Trockenbeit entfernt, daß der Leser nie ermüdet das Werk aus der Hand legen wird. Es

An den Buchbinder. Der Vogen U muß in der Mitte durchschnitten, und genau ans die fortlaufende Seitenzahl gemerkt werden.

Vorrede «sL/ie Wißbegierde des Menschen kann eben so wenig je gestillt, als die Quelle neuer Erfahrun­

gen und Belehrungen in der Natur je erschöpft werden.

Nach vielen Jahrhunderten noch wird,

wiejeht, der größte Forscher gestehen müssen, es

sey noch vieles zu berichtigen, zu prüfen, vieles zu ergründen, und des Stoffes zur Untersuchung

in den Fächern der Natur- und Völkergeschichte werde täglich mehr!

Drang nach Fortschreiten

und Ausbildung ist dem großen Ganzen aner­

schaffen,

und der Mensch theilt diesen mit dem

Ganzen, und darum rastet er nicht, scheut nicht

Noth, nicht Gefahr, beut Gut und Leben, um )( a

alles.

)

o

(

möglich ist- mit dem Geiste zu

alles, was

umfassen, damit er zu sich selbst und zu andern

sprechen könne: diese Wahrheiten sind mein, und die eurigen durch mich! Uns liegt schon seit einer schönen Reihe von Jahren die Psticht ob, den Schritten nachzuge­

hen,

welche andre kühne Menschen,

von En­

thusiasmus für das Große und Schöne ergriffen,

von.glücklichen Verhältnissen geleitet, von einer heiligen Vorsehung geschützt, um für euch,

theure Freunde,

vollbracht haben, neue Ansichten,

die eure Kenntniß - und Freudenmasse zu iseemch-

ren im Stande wären, aufzufinden.

Seit Jah­

ren steht ihr in schöner Anzahl um uns her, und

lauscht unsern Worten,

an den Abbildungen, deutlichen suchen.

Und findet Vergnügen

womit wir jene zu ver­

Heißt uns auch dießmal will­

kommen, und nehmt zum voraus das Versprechen hin, es werde euch nicht gereuen dürfen, auch

diese Blätter eurer vollen Aufmerksamkeit gewür­

digt zu haben.

Ihr werdet des Neuen manches,

vieles

)

o

(

vieles entdecken, auch manche Berichtigung, die

wir den neuesten Fortschritten des Zeitalters dan­ ken: ihr werdet Gefahren und Mühen mit den großen Männern im Geiste theilen, welche auch

für euch alles wagten, im kalten rauhen Norden tausendmal ihr Leben an einem Haar hängend erblickten,

im glühenden Süden dem Anhauch

tödtender Seuchen sich darboten, beuten ihrer Wanderungen,

und die Aus­

die wir euch durch

Abbildungen versinnlichen, werden euch frohe Au­

genblicke gewähren.

Ueber den Merkwürdigkei­

ten des Auslandes haben wir die vaterländischen

nicht übersehen,

und

die

erhabne Natur hat

durch uns keine Schmälerung ihrer Rechte erlit­ ten , sie äussere sich unter welchem Himmelsstriche sie wolle; und leider ist die Kenntniß-des Vater­

landes noch immer nicht so vollständig, daß wir ruhig sprechen dürften: dieß ist abgethan.

Eure Tage werden sich verschönern, Leser,

theure

wenn ihr in euren Bemühungen,

der

Wahrheit stets näher zu kommen, nie ermüdet: der

)

O

(

der weiseste Mensch ist stets auch der beste, und

das

innere

Weisheit,

Zeugniß

der mühsam

erworbenen

der unerschütterlichen Unschuld

und

Güte ist der höchste Lohn, der dem Menschen hier zugetheilt wird.

freuen,

Wie sehr mögen wir uns er­

mitgewirkt zu haben,

Lohn werde,

daß euch dieser

und euch eigen bleibe durch das

ganze Leben.

Geschrieben im September 1804.

Inhalt.

Inhalt 3 Seite i s Sierra Leone. 3 Der Cullungee. 33 3 Theben. 5 97 io6 3 Tempeltrümmer zu Luxor. Osymaudias, Memnon, Phamenophis, tu der Thebaide. HZ s 121 Da- Todtenftld daselbst. 126 DaS allerneueste vom Elephanten. 3 3 Levers Viverre. 158 S Das rundfleckige Moschusthier. l6o r« 3 Die Meerotter. I6i Levers Neuntödter. i6r 3 Der Agami. 164. S Der Angola Geyer. 165 3 Der zackige Flaschenbaum. 166 3 Der schuppige Flaschenbaum. 167 S Der unachte Gummigurt. 168 Der Auerhahn und das Auerhuhn, 170 S Die Taube aus Neu-Südwales. 173 s Der Gambia Schwan. 174 fl s 1 Callaas. » 175 P q S 176 Der Orleau. Der

)

O

(

9 Seite Der Kirschlorbeerbaum. S 9 Die virginische Scharlachbeere. s e 0 5 Die sibirische Echneerose. S 9 Die Insel St. Ludwig. 9 9 Der gefleckte Kernbeisser. £ s Der Tabua» Papagey. s 9 Der Melazan Apfel. S S Der Liebe- - Apfel. 9 Die Brechnuß. 9 S s Die PatateS. D 9 9 Die Anacvndo. 9 Der Nachtaffe. Merkwürdige Raupe auf der Insel Malta. 9 Der Pompadour-Papagey. 5 S Der Bauinhacker deS Sir LeverS. 0 Der Bengalische Papagcy. Der Vpbi«. z S Der purpurrothe Rakervogel. S 0 Der kupferfarbige Kukuk. 9 9 Grimme'S MoschuSthier. 9 Der Kahau. « » s Der Moloch. Erne Reise über das Meer im Schlitten. ? S Szenen aus Finnland. Jagdlust, Jagdgewinn u. s. w. der Finnländer. 9 s Die Aelster aus Lapland. Die Cedern des Libanon. Ansicht des Flusse- Nähr QadeS, oder des heiligen. s 0 Der My - attik. -

179 183 185 186 216

216 217 219

220

222 223

230 232 241 242

244

245 264 265

266 268

271 272

284 296 309

3H 318

322

Pränu-

Pränumeranten - Verzeichniß der neuen Bildcr-

gallerie.

DieAkademische Buchbandl. in Hr. Trg. Barchewitz in Schmie­ Frankfurt, 4Erempl. deberg. Die Akademie-Handl, in Mar­ Frau Oberforstmeisterin v.Varburg, 7 Erempl. newitz geb. v. Schulenburg. Die Akadem. Handl, in Stras­ Hr. Bartholdi, Professor der burg, rErempl. Naturgeschichte in Stettin. Hr. Caspar Heinrich Ahrens, — Geheimrath Baumgarten. Kaufmann zu Neuhaus im. — Buchhändler Baumgartner in Leipzig, 4 Erempl. Bremischen. — Bürgermstr. Albert in Han­ Dem.Charlotte TheodoreAmalie Becherer. nover. — Ammon. Hr. Buchhändler Beck in Nörd­ — Senator Amsik. lingen, zErempl« Dem. Wilhelmine Behrends. — Docror Anderson. Die Andrasche Handlung in Hr. Justiz-Amtmann Behrends in Reinsberg. Frankfurt, zErempl. Hr. Kanzleydirekror Audra. — Doctor I. P. Beckmann. — Buchhandt. Beer in Leipzig, — Senator Ankelmaun. — Heinrich von Arnim. 3 Eremplare« — v. Arnim in Neu - Temmen. r- Benzionelli. — Landrath von Arnim in —J.G.Berg in Anklam 9 Erpl. Scvwarzensee. — Kaufmann Berger in 'Neu­ Die Hrn. Artaria und Comp« stadt Eberswalde. — Gottfried Berger. in Wien. Die Hrn, B chhandler Bach­ -- Christian Gottl. Berger. mann und Gundermann in -- Friedr. Ludw. Besko. — Kammerherr und Prälat v. Hamburg, 41 Er-'mvl. Blankensee in Filehne. Hr. Johann Tobias Balzer in — Job. Christ. Wilhelm Blell Dahme. — Joh. Carl Gottft. Balzer in Brandenburg. in Dahme. — I. H. Blier. Kaufmann Barez. — I. Sam. Blume in Schla— Jt. H. Barbiez. we, -Erempl. Herr

-

o

Hr. Buchhändler Vlumauer in Wien. — Ludwig Blumberg. — Caudidat Biumeuthal in goldio zu Rarhenau, 2 Erp. —' Buchhändler Bohn in Ham­ burg/ izErempl^ Die Hrn. Bohn und Comp. in Lübeck, 14Ercm.pl. Hr. Ludwig von Bodelwing. Frl. Sophie von Bodelwing. Hr. Ludwig Vonte. Dem. Johanne Marie Magda­ lene Bosiliuska. Hr. Friedrich Philipp Gebhard von Bredow. — Friedrich Ludwig Wilhelm von Bredow. Fr. Majorin von Bredow. Hr. Ana. Ferdinand Bretsch. — Regierungsadvokat Brill in Darmstadt. — Brock. — Buchhändler Brönner in Frankfurt, 3 Erempl. — Inspektor Brose. Die^Brückuersche Handlung in Danzig, 6 Erempl. Dem. Wilhelmine Brüder. Die Fr. Gräfin v. Brühl. Hr. Friede. Graf von Brühl. -1- Leopold von Bülow in Jetchel. Graf S für Louise v. Bülow. Hr. Conrlier Butze. — Cabanee. — Land- und Landschafts-Rath v. Ebmielevky. — G. 9i. Caps. — von Carifien. — Amlsrath Caspari. — von Clermont. Der Erbprinz v. Coburg Hochs. Durchlaucht. Hr. Banquier Cohen. — Peter Andreas Collomb, in Franks, a. M. — Jaegues le Comte. — Gr. heim rath le Coq. — Direktor le Coq.

(

Der Kaufmann le Coq. — Hausvogt Coß in Belekede — August Crantz. — Buchhändler CratzinFreyberg. -- Buchhandl. Creutz in Mag­ deburg. Dem. Mar. de la Croir. Hr. Buchhändler Cruslus in Leipzig, 6 Erempl. — Buchhandl. Dantzer in Düs­ seldorf, 2 Erempl. — Johann Salomon Dankert in Franks. a.M. — Johann David Dankert in Franks, a. M. — Prediger Danz in Neustadt 3 Erempl. — I. P. L. Dießlng, Schulleh­ rer in Perleberg, Eugen von Puttkammer in Pobrow. — Theodor von Puttkawmer, in Pobrow. Frl. E-nilie von Puttkammer in Pobrow. — $*** für 3 Töchter in Ma­ rienwerder. Hr. Kriegsrath Rache in Ma­ rienburg. Frl. Helene Charlotte Elisab. von Gahmel. Hr. Prediger Redlich in Querbisch. — Rehfeld in Posen. — Capellmeister Reicbard. — Reimann in Breslau. — Buchhändler Reimcke in Leipna, 4 Exempl. — Johann Daniel Reinek in Spandau. Dem. Dorothee Sophie Rei­ neke, in Spandau.

O

( Hr. Geh. Rath Reufner. Dem. Josephe Renner. S. Durchl. der regier. Fürst, Heinrich der Zöste Reuß in Lobenstein. Hr. Buchhändler Richter in Dresden/ 6 Ep-nipl. — Prediger C. Rudolph Rich­ ter in gr. Ziethen. —Carl Friedr. Wilh. Riemann. —Ober- Feld - Staadsmedicus Riemer. — Carl Riesenberg. — Buchhändler Ritscher in Hannover, 5 Exempl. — Rltter, Consul in Fürsten­ walde. — Canonieus Wilh. Ritz, — Carl Friedr. Wilh. Röhrig. — Pvstverwalter Rohrs ju Brüggen. Fr. Regim. Chirurg. Rboden. — Kaukm. Rohde in Anklam. Hr. General v. Rvdich Exeell. — Röder und Wesel, Ex. — Baron von Robert.' — Roßmann in Ratibor. — Rothe nnd Comp. 3 Expl. — Senator Rucker, 3 Expl. — von Rühle, t — Regimmts^uartiermeister RMpler. Dem. Ernest. Henriette Rüppel, Hr. Carl Aug. Ferd. Rüppel. — Friedrich Ernst Ruscher in Hannover. — Löwy Salomon. DieHrn. Schaumburg u.Comp. in Wien, 16 Exempl. Dem. Auguste Scheel. Hr. von Schelickau in Gotha. Frau Majorin v. Schierstädt. Herr

) > c Hr. Maurermeister Schilske. — Joh. Christ. Schi». Frau Geh. Räthin v. Schlabrcndorf. Hr. Graf von Schlabrcndorfin Grüben. — Landrath von Schöning IN Morrn. — Kricgsrath Schlößer. Dem. Joh. Christ. Schmidt, Tochter des Herrn Canzlep' DircclvrS. Hr. Ludwig Schmidt. — Schnackenberg, CanonicuS. — Landrath von Schöning in Worm. — Geh. Finanrrath Schom­

mer. — Arthur Schoppenhauer in

Hamburg. Dem. Louise Wilh Schreiber. — Philipp. Charl. Schreiber. Hr. Wilh. Gottl. Schreiber. — Buchhändler Schreiner' in Düsseldorf, 6 Exempl. — Post- Commissarius Schrö­

der in Marienwerder, 2 Exp. — Friedrich Schröder. — Obcr-Accise- u. Zollrath Schröder iij Brandenburg. —• Buchhändler Schröder in Braunschweig, 2 Exempl. —Jnsvect. Schröder ru Putzar. — Postverwalter Schubart in Bremen, 3 Exempl. — Kurt Amalius Gottfried Schuddert aus Lubzin bey Gollnow. — Kaufmann Schüler. — Schütz, Licenteinnehmer iu Wustrow.

Die Schul.Buchhandlung in Braunschweig, 6 Exempl. Die Gräfin von Schulcnburg. Hr. Kricgsrath Schulz. Dem. Susanne Marie Schul; in Frkf. a. M. — Rebecca Schul;. Hr. L. L. Schulz in Pcrleberg. — Geh. Finanzrath v. Schulz. — Adolph Wilh. Ferd.Schulze. — D. W. Schulze in Stettin. — Carl Friede. Aug. Schulze. — Kaufmann Schulze. — Böttchermeister Schulze in Grabow. — Christ. Friedr. Schulze in Wrietzen. — Johann Joachim Dietrich Schulze. — Ludw. Schumann zu Tilse in Ostpreußen. Die Hrn. Buchhändler Schwan u. Götz in Mannheim, 6 Exp. Hr. Ludw. Carl Schwers in Altona. Fräul. Friederike Freyin von Schweinitz in Damsdorf. Hr. Adolph Graf v. Schwerin. — Seliger.fen. Buchbinder in Angermünde. — Canzley-Dircctor Sellin. — Lieferant Siebert. — Buchhändler Severin in Weißenfels, 2 Exempl. Dem. Siebecke. Hr. Buchhändler Siegert, 12 Exempl. Dem. Philipp. Sotzmann. Hr. Splittegarb. — Candidat Sponholz. — Buchhändl. Stahel u. Kiliau in Pest, 6 Exempl. Herr

)

Hr. Rendant Steglich, 2 Expl. — von Sreinwehr. Frau Lieutn. von Sternfeld in Nienburg. £r. Buchhändler Stiller in Rostock, 6 Exempl. — Carl Friedrich Socken. — Amtsrach Stoppelberg. — Pred. Studemund in Bellin. Fräul. Ottilie Frieder. Wilh. Louise Charlotte Emilie von Sydow. Hr. C. F. Sydow aus Königs­ berg in der Neumark. Das Ordensfräulein von Sy­ dow in Zehdenick. Hr. Baron Thiele von Thiels­ feld. — von und zu Chemnitz in der N^ederlausi'tz. — Senator Thilo in Alt-Stet­ tin. — Pastor Thimaus zu Barfinahauscn. Frau von Thiessenhausen in Dahlnntz. Dem. Johanne Franziske Ca­ roline Thomachewska in Heilsberg. Frl. von Thümett. Hr. Friede. Tielke. — Friedr. Wilh. Töpfer. — Bürgermeister Tortilowinö in Insterburg. Hr. Buchb. Trampe in Halle. — Friedrich Wilh. Treue in Nauen. Dem. Friederike Doroth. Wil­ helmine Treu. Dorothea Elisab. Treue, geb. Arnold. Hr. 3. C. A. Ludwig Treuer ans Fürstenwalde

o

(

Hr. Kamitterkecretair Treutler in Groß Glogau. —Carl George Christian Treutler in Waldenburg. — Buchhändler Troschel in Danzrg, 6 Exempl. Dem. E. Ern. Loune Truitte. Hr. Buchhändler Vaudenhrek und Ruprecht in Gömngen, 6 Exenrpl. — Buchhändl. Darrentrapp in Franks. 12 Exempl. — I. E. F. Uebcrschär aus Niederschlefien. — Präsident von Ungnade, 6 Exempl. — August Unbolz. — Geheim. Seeretair Völker, 2 Exempl. Dem. Louise Vogel. Hr. Graf v. Uxkül Güldenband zu Donau. Demoss. Christine Wader in S miedeberg. — Friederike Waldkirch in Scluuredeberg. Hr. Wagner sen. —. Waase, Secret, und Regi­ strator der König!. Acciseund Zoll-Direction in Bran­ denburg. — v. Waldow kn Mohrenthien. — Hofbuchhändler Walther in Dresden, 2 Exempl. — Pastor Waltsgott zu Glauche in Schlesien. — Buchhändler Wappler iu Wien, 2 Exempl. — Sradtrath Weidemann. — Weidmann, König!. Lotterie Einnehmer. — Weinhold, Kaufmann. Herr

) Hr. Geh. Secretak Weite. Der König l. Prinz Wilhelm von Preußen. Dem. Charl. Wilhelm. Elis. Weiß in Breslau. Hr. Kammerrath WeiSbcck. — Posrsccretair Wernich in Cöslin, 3 Excmpl. — G. Archivariuö Wernitz. — Wilh. Westfeld. — Justizr.Wichcrs in Danzig. — Joh. Friedr. Wiegandt. — Professor Wildenow. Dem. Friederike Wilhclmi. — Dorothea Wilhelmi. Hr. Carl Willermann. — Dr. Wlllisch in Wittenberg. — Buchhändl. Willmanns in Bremen, 6 Excmpl. Dem. Wilhelmine Wintzen. Dem. Friederike Juliane Char­ lotte Schenk V. Winsterstede

tu Schwachhausen bey Celle.

o

(

Hr. I. C. G. Wittke, Apotheker in Ichdnick, 2 Exempl. Hr. Buchhändl. Wohler in Ulm, 6 Excmpl. Irl. Wilhelmine von Wolde in Wusterwitz i.d. Neumark. Hr. Sam. Balthasar Wolff. — Hcinr. Christ. Wolff. — Georg Ludw. Jul. Heinrich Wolkenhaar in Hameln. — WormcS, Doctor zu Wittstock. — Aug. Wilh. vonWulffen. Dem. Wilhelmine Wutyeke. Hr. Professor Zenker. Dem. Frieder. Zeschke. Hr. Johann Peter Gottfried Zierholdt. — Zimmermann, Kunsthandl. in Hannover. — Postmeister Zimmermann. — Rcgimentschirurg. Zimmer­

mann. — Secret. J.G. Zombronner.

Sierra

Sierra Leone. Beschreibung

dieses Landes,

seiner Einwohner,

Produkte und Regierungsform;

Schilderung

der Volkssitten und Gewohnheiten; Geschichte

der europäischen Anpfianzungen daselbst. (Taf. i. Fig. 1—4.)

«^/urch die Benennung Sierra Leone bezeichnet

der Geograph einen großen, in vieler Hinsicht bedeu­

tenden Erdstrich des westlichen Afrika, den ein Fluß

gleiches Nahmens befeuchtet Und fruchtbarer macht. Er ist unter dem i5ten Grade 7 Minuten der Länge,

und unter dem 8ten Gr. 30 Min. der Breite.

Der

Nahme hat seinen Ursprung von den Gebirgen im Innern des Landes,

und von den Löwen,

dort angetroffen werden.

welche

In Wahrheit ein Land,

über welches die milde Natur ihre Segnungen in sehr

reichem Maase ausgestreut hat.

Nicht nur alle Er­

zeugnisse , deren das gemeine Bedürfniß des mensch­ lichen Lebens benöthigt ist,

vorhanden,

sind dort überreichlich

sondern auch solche,

deren Gebrauch

den Wunsch nach Bequemlichkeit befriedigt, und die A

nicht

) nicht

2

(

eigentlich nothwendig zur

Lebensbedingung/

sondern nur dazu vorhanden sind, um des Menschen

Tage zu verschönern und angenehmer zu machen. Was hier die Natur freywillig gethan hat,

würde

kaum durch eine noch so vollständige Landes-Ausbil­

dung hoher getrieben werden können/ Die Eingebohrnen beschäftigt vorzüglich der An­

bau des Reißes und des Maniok; und die Art, wie

sic diesen Pflanzen die nothwendige Pflegt angedeihen lassen, beweißt ihre große Sorgfalt für diesen Theil der Landeskultur.

Reiß ist der Hauptzweig ihres

Verkehrs mit Andern. feuchten Lagen,

Er gerath sehr vorzüglich in

doch auch, nur dünner, aber an

Gehalt der Körner besser, auf Anhöhen.

Der Ma­

niok hingegen erfordert offnen, sandigen Boden, und wird seinem Bedürfniß gemäß angebaut.

Das dar­

aus bereitete Mehl ist die gewöhnliche Kost der Ein-

gebohrnen.

Sie besorgen außerdem noch den Anbau

von Jgnamcn, süßen Pataten, Erdpistazien, Kohl und Erbsen: sie legen Maiskörner, und erndten ihn

mchreremal im Jahre; denn dort kraucht der Mais

nur drey Monate, um bis zu seiner völligen Reife zu gelangen.

Auch kennen und pflanzen sie zwey Ar­

ten von Hirse, womit sie ihr Hausgeflügel füttern, und aus dem Stiel von der gröbsten Art wissen sie

einen sehr kühlenden Saft zu pressen, welcher der Gesundheit heilsam ist. Bana-

Bananen, Pomeranzen, Citronen, wachsen dort

im Freyen, Früchte.

und tragen das ganze Jahr hindurch

Die Orangen sind größer, wohlschmecken­

der, als in Europa; aber die vor langer Zeit von Portugiesen hieher verpflanzten Limonen sind bis auf

eine sehr kleine Fruchtart ausgeartct. gegen,

Ananas hin­

die man dort in Wäldern und an sanften,

etwas feuchten Abhängen frey wachsend findet, über­ treffen die europäischen an Saft und Wohlgeschmack.

Die Eingebohrnen wenden einigen Fleiß auf ihren Anbau. An Fruchtbaumen, die wild wachsen, besitzt das

Land den Cocos-Nußbaum, der sich aber doch in größerer Menge an den Ufern des Flusses Sherbro ausbreitet; den Butterbaum, welcher hier allenthal­ ben gedeiht; Tamarinden verschiedner Art; den Fei­

genbaum aus Europa, mit Früchten von der Größe einer Haselnuß,

schmack.

aber von sehr angenehmen Ge­

.Dennoch wird diese Frucht nicht als Nah­

rungsmittel benützt, weil sie gewöhnlich ein Aufent­

halt vieler Insekten ist. Eine eigene Art von Feigenbaum, durchaus von dem unsrigen verschieden, und nur in Ansehung sei­

nes Saamens

ihm ähnlich,

tragt eine

köstliche

Frucht von der Größe eines Apfels: sie ist fast rund

und schmeckt höchst angenehm.

Die besten Wald­

lagen erzeugen diesen in Europa noch wenig bekannA 2

ten

ten Baum.

Ueberhaupk ist das

Land

reich an

mehreren, sehr verschiedenen Arten von Feigenbaumcn, mehr oder minder dem gemeinen Baume ähn­

lich, deren mannigfaltig geformte Früchte zum Ge­ nuß laden. Der antillische Abrikosenbaum wächst hier in ei­

ner, von dem westindifchen etwas abweichenden Ge­

stalt , aber an Wohlgeschmack der Früchte diesem kei­ neswegs nachstehend.

Sehr häufig trifft man eine

Art von Johannisbeeren an, die den Nahmen Ante-

desma führt, und genau wie unsre rothe schmeckt. Aber den Vorzug des Saftes und Wohlgeschmacks

vor allen andern Früchten haben in Sierra Leone die

Kirscbcn:

kaum eine andre laßt sich mit ihnen in

Vergleichung bringen. Nicht minder gut und häufig, Landern des

heisen Erdgürtels,

als in andern

kömmt hier der

Brodbaum fort , der sandigen, niedrigen Lagen vor­ züglich hold ist.

Man halt ihn in einiger Entfer­

nung für einen alten Acpftlbaum:

seine Frucht ist

ziemlich so groß wie der gemeine Apfel, frisch sehr

nährend , und im Geschmack unserm Brode ähnlich, aber bey langem Liegen verschwinden Geschmack und

Geruch,

welche an

der frischen Frucht

vorzüg­

lich sind. Auch ist eine Art wilder Reben in diesem Lande

einheimisch, doch ähnelt die schwarze,

rauhscharfe, saure,

saure, runde Frucht unsern Weintrauben nicht; es scheint aber möglich,

die Rebe durch Wartung zu

veredlen, und ihr dadurch eine bessere Ausbeute ab­

zugewinnen. Bey vieler Mannigfaltigkeit ist doch die Anzahl

der Gemäße - Arten in Sierra Leone weniger beträcht­ lich, als bey uns,

oder in Frankreich.

Nur dem

Geschmack nach, bringt das Land in reichem Ueber-

fluß eine Art Sauerampfer hervor, an Gestakt gänz­ lich von dem unsrigen abweichend.

Der Portulak

entkeimt dort dem Boden schon drey Tage nach der Aussaat;

er gerath auf Anhöhen,

Ufern nahe liegen.

die den Fluß-

Seine Blatter sind als spezifikes

Heilmittel bey Verwundungen aller Art berühmt. Die Blätter des Gombo werden wie unser Spinat

benützt:

fast

von

gleicher Beschaffenheit ist

die

Pflanze, welche Calalou dort genannt wird, und in

Ncubrüchen,

als

Merkmahl

der

Fruchtbarkeit,

wächst.

Diese Vortheile, welche das Land sich ftlbst ver­

dankt, erhöht die Bemerkung , daß auch alle Pflan­ zen des südlichen Amerika hier gedeihen, und gleich üppig, wie dort, wuchern.

Das Zuckerrohr steht

in keiner westindischen Kolonie besser, als hier, und

vom Kaffeebaum hat man sogar zwey einheimische

Arten entdeckt, die bisher unbekannt waren.

Den­

noch ist der westindische mit Glück und Nutzen angepflauzt

) pflanzt worden,

6

(

und soll nun dem levantischen an

Güte der Dohnen nichts nachgeben.

Tabak der ge­

meinen Art wachst hier sehr gnt, aber er ist kein Ge­ genstand des Anbaues.

Und um die Liste der Nutz­

pflanzen von der edelsten Art,

welche dieses schöne

Land bereichern, in nichts mangelhaft zu lassen, so

dürfk» wir auch die Baumwollenstaude nicht überse­ hen, welche sich fast überall in großer Menge zeigt. Und Wolle liefert, die der Seide an Feinheit ähn­

lich ist.

Auch an Spezereien hat das Land Ueberfluß.

Der Malaguetta-Pfeffer wächst hier

sehr häufig;

nicht weniger allgemein der äthiopische, von den Be­ wohnern statt des schwarzen Pfeffers angewcndet.

Die' Muskatnuß,

zwar etwas verschieden von der

bieher bekannten Art, hat gleiche Güte, wie diese;

v n der Blüthe einer Pflanze,

nennt,

die man Barreliera

und wie Thimian riecht,

macht man den

nehmlichen Gebrauch, wie von dem Thimian.

Eine

andere Gcwürzart, von den Einwohnern Tomato ge

nannt, mit rother eckiger Frucht, wird zur Zuberei­

tung des Reißes benützt, so wie ein andres Gewürze, Macbeck, von feinem aber wenig auffallendem Ge­ schmack,. das aus der Rinde eines sehr hohen und

kostbaren Baumes gezogen wird, den Eingebohrnen als Arzneimittel dient.

Man hat in Sierra Leone

eine neue Art von Fieberrindc entdeckt, die unter dem

Nahmen

Nahmen der Quinquina bekannt ist,

und in der

Folge ein bedeutender Gegenstand des Handels wer­ den wird, weil ihre Heilkräfte geprüft und bewahrt gefunden worden sind.

Von den Portugiesen wird

eine andre hier berühmte Frucht, Cola genannt, eben so wie die Quinquina benützt, und steht als Heilmit­

tel in großer Achtung.

Sie senden alljährlich kleine

Fahrzeuge längs der Küste hin, und lassen einsam­ meln , so viel sie bekommen können.

Häufig ist auch

der Strauch, aus dessen Nuß das Castoröhl gezogen

wird, in diesen Gegenden. Nicht auf diese Mannigfaltigkeit an nützbaren, nährenden und heilenden Pflanzen hat die Natur hier

ihre Freigebigkeit beschränkt r der Bewohner vermißt auch solche Gegenstände nicht, die er zu seinem bloßen

Vergnügen gebrauchen kann.

So spendet Sierra

Leone einen Ueberfluß an Färbestoffen.

Aus dem

Dutterbaume wird ein herrliches Gelb ausgeschieden,

und der Indigo, der hier wild wächst, liefert das

schönste Blau. Mehrere Pflanzensäfte geben Schwarz und Roth,

und an allen Gummi-Arten ist diese

Küste überreich.

Wenig bekannt sind die Fossilien in Sierra Leoner der europäische Fleiß gräbt jetzt darnach, und bald

werden wir auch wissen,

welche Mineralien,

viel-

leicht kostbare, die Eingeweide des Landes enthalten. Gleich

)

8

(

Gleich gesund, wie für das Gedeihen der Pflanzey, ist dieser Erdstrich auch für mancherley Thier-

garrungen, welche daselbst theils einheimisch, theils durch Europäer aus andern Gegenden dahin versetzt worden sind,

Mehrere von unsern Hauschieren ver­

mehren sich dort,

und manche werden sogar fett;

aber doch ist dieß weniger häufig, als in Europa.

Die Wolle der Schaafe verwandelt sich in feines

Haar: die Hitze ist zu drückend für sie, macht sie un­ scheinbar und mager; sie vermehren sich nur wenig. Desto besser kommen Ziegen und Schweine fort, und

werden so fett und schmackhaft, wie in andern Lan­ dern,

Wilde Schweine, Antilopen, Eichhörnchen,

gehören hier in die Reihe der Thiere,

Mensch sich uährt,

wovon der

Zu.gleichem Zweck werden alle

Arten von Geflügel gehegt, die wir in Europa als

Hausthiere kennen, und nirgends vermehren sie sich stärker, als in Sierra Leone.

Die Demoiselle aus

Numidien (eine Gattung von Reiher) laßt sich zäh­

men , und schmeckt vortrefflich,

Enten und Tauben

erhalten hier einen vorzüglich guten Geschmack, aber

Gänse und Kalektztten ertragen das Clima nicht.

An F sehen aller Art hat das dortige Meer gro­

ßen Ucbcrfluß, auch den süßen Wassern fehlt es nicht daran,

Selbst der Wallfisch zeigt sich bisweilen an

den Küsten.

Man genießt Fische aller Art, und fin­

det

bet sie sehe gut; nur der Aal ist dort aus deck Verzeichniß eßbarer Fische ausgestrichen. Austern und andere Schaalthiere giebt es in großer Menge: sie werden von den Eingebohrnen gesammelt und zur Nahrung benützt. Grüne Schildkröten sind sehr gemein in Sierra Leone, und werden oft von einer verhältnißwidrigen Größe gefunden. Auch das süße Wasser nährt Schildkröten, und überall hat sich auch die LandSchildkröte in Menge dort verbreitet. Man genießt sie daselbst, und würde wahrscheinlich, bey so gro­ ßem Ueberfiusse, der dort statt findet, einen Handels­ zweig, durch ihre Ausfuhr nach Europa^ daraus machen können.

Unter den Zoophiten jener Gegend verdient der gemeine Schwamm angemeikt zu werden, der dort alle sandigen Ufer gleichsam bedeckt, und in großer Menge ausgeführt werden könnte. Freylich fehlt es einem so helfen Erdstriche auch nicht an gefährlichen Raubthieren; der Löwe, der Leopard, die Hyäne, gehören zu den größer», Bi­ samkatzen und mehrere Arten von Wieseln zu den klei­ neren. Diese letzter» sind auch hier hie gefürchtetefielt Feinde der Hühnerhöfe. Affen giebt es sehr viele, und von sehr verschie­ denen Arten. Der Sapanzee, ein häufiger Bewoh­ ner

)

(

io

»er der Gebirge des Landes, ähnelt dem Menschen noch mehr, als dcrOnrang-Outang.

Er erreicht

eine Höhe von fünf Fuß und tragt ein schwarzhaari­

ges Fell mit dicken, langen Haaren auf dem Rücken, mit kurzen und sanfteren auf der Brust und dem

Bauche besetzt.

Das Gesicht ist haarlos:

Hande

und Kopf ähneln den Handen und dem Kopfe von ei­

nem alten Neger, nur daß die Kopfhaare nicht wol­ lig sind.

Er ißt, trinkt, schlaft, sitzt auf die nehm­

liche Art, wie der Mensch.

In dem ersten Jugend­

alter kriecht dieser Affe auf Vieren; bey erwachsenen

Jahren geht er gerade aufrecht an einem Stabe.

ist stets sanft und gut.

Er

Crokodille und die gefürch­

teten Caymans von zehn bis zwölf Fuß Lange wer­

den dort auch gefunden, Unter sechs dort entdeckten Eidexen-Arten ist der

Guana und das Cameleon.

Die Schlangen sind zahl­

Sie beschleichen zur Nachtzeit die Wohnungen,

los.

die nicht sorglich verwahrt sind,

Hühnerhauser.

und plündern die

Die größte, welche man bisher dort

bemerkt hat, maß achtzehn Fuß in der Lange.

Auch

sie wurde nicht giftig befunden. Eben so zahllos, und noch weit mehr, sind die

Insekten. miten. Gebäude.

Zu den merkwürdigsten gehören die Ter­

Sie zernagen und zerstören ganze hölzerne

Die Ameisen fressen die Vorräthe auf: Motten

J

II

f

Motten, Grillen, zerstören Tuch, Leinewand u. dgl. Es giebt dort Maringonie's, Sandfliegen,

Scor-

pione, Taranteln, Tausendfüßler, aber auch wilde Bienenschwärme, welche Wachs und Honig im Ue-

berfiuß liefern.

So gleicht sich auch hier das Böfe

mit dem Guten aus,

und der Mensch weiß das

Schlimme zu vermindern oder unschädlich zu machen,

um das Gute mit desto größerer Sicherheit genießen zu können.

Gewürme scheinen dort nicht häufig zu seyn, nur

die gefährliche Art, welche die Schiffseiten zerfrißt,

ist hier vorzüglich groß und für solche Schiffe höchst verderblich, welche nicht mit Kupfer belegt sind.

Die Eingebohrncn bestehen

aus verschiedenen

Neger-Racen: man bezeichnet sie mit den Nahmen

der Bullams, Bagos, Tommanies, Suzo's, Mandingos.

Letztere sind Muhamedaner.

Sie beobach­

ten zum Schein die Gebote des Koran sehr strenge, und suchen ihnen mit dem größten Eifer Anhänger zu

verschaffen.

Lebhaft von der Idee durchdrungen,

das Gewissen Anderer zu beherrschen, versäumen sie

keine Gelegenheit, ihrer Sekte Schüler anzuwerben. Ist Gewalt in ihrer Hand, so bekehren sie, ächt mu-

hamedanisch, mit den Waffen: sind sie der schwächere Theil, so nehmen sie zur Ueberredungskunst,

und Verschlagenheit ihre Zuflucht.

List

Sie lehren unentgeld-

)

12

(

«ntgeldlich die arabische Sprache lesen und schreiben. Feiner und gescheuter als die Uebrigen wissm sie die

Schwachen und Thorheiten andrer Negerstanune zu benützen.

Sie haben den Schein strenger Sitten

und inniger Gottcsverehrung, und verstehen es, sich in den Ruf der Heiligkeit zu versetzen.

Vorzüglich

geben sie sich das Ansehen, als beherrschten sie alle

Zauberer.

Sie treiben Handel mit kleinen Talisman,

deren Besitz gegen Uebel schützen soll; kurz, sie ver­

stehen die Kunst, sich in das Vertrauen der Fürsten und Stammhaupter einzuschleichen,

und diese nun

fast überall und unumschränkt zu beherrschen r so ste­

hen sie denn an der Spitze der Staatsregierung unter dem Titel der höchsten Diener des Bookman.

Nichts

bars phne ihr Mitwiffen und Einwirken geschehen. In ganz Afrika ist unter den Negern, die Mu-

Hameds Lehre bekennen, die Beschneidung allgemein

eingeführt; aber merkwürdig ist die Gewohnheit in Sierra Leone, auch die Töchter dieser religiösen An­ ordnung zu unterwerfen. Die Sache wird sehr feper-

lich genommen,

und in den Schleyer einer Weihe

gehüllt.

Alljährlich, in der schönen Jahreszeit, und im Anfänge des Neumonds werden alle mannbare junge

Mädchen einer Stadt versammelt; in der Nacht vor dem geweihten Tage, an dem die Ceremonie gesche­

hen

hen soll, führen die Frauen aus der Stadt die ganze junge Schaar feyerlich in den abgelegensten Theil ei­ nes Waldes.

Von Raum zu Raum werden Zeichen

an den Wegen angebracht,

um jeden Ungeweihten

zu warnen, daß er sich nicht verwegen diesem heili­

gen Aufenthalte nähere.

Keine Mannsperson darf

um diese Zeit den Wald betreten.

Diese Abwesenheit

der Töchter dauert einen Monat und einen Tag.

Ueberhaupt kein Mensch darf die Abgesonderten in

diesem ganzen Zeitraume erblicken, außer einer alten Frau, welche jene Ceremonie verrichtet, und an je­

dem Morgen frische Lebensmittel in den Wald tragt.

Wird diese durch Krankheit oder andere Vorfälle ge­ hindert,

ihr Geschäft bis an das Ende des vorge­

schriebenen Zeitraumes fortzuführen, andere zu dieser Pflege ersehen,

keines von den Mädchen erblicken.

so wird eine

aber auch sie darf Bey ihrer Annä­

herung an den Wald ruft sie laut, legt ihren Speise­

vorrath auf einer gewissen Stelle nieder, und eilt, so schnell sie kann, davon, um weder zu sehen, noch

gesehen zu werden. oder zufällig,

Denn wer, es sey aus Vorsatz,

durch einen Blick dieses Heiligthum

entweiht, wird mit dem Tode bestraft.

Nach dieser langen Abgrzogenheit, wodurch Kör­ per und Geist die nöthige Stimmung erhalten sollen,

die höher« Wahrheiten der Religion zu erfahren, werden

werden diese Mädchen in den Gewohnheiten und in

dem Aberglauben ihres Landes unterrichtet;

denn

früher hält man sie nicht für fähig, dergleichen Leh­

ren zu begreifen und in der Folge mitjumachen.

Nächtlicher Weile werden sie wieder in die Stadt zurückgeführt.

Junge und alte Frauen empfangen

sie daselbst ganz nackend.

So durchlaufen sie nun in

einer Art von Prozession, von musikalischen Instru­ menten begleitet, die Straßen bis an den Morgen.

Würde während dieser Zeremonie ein Mann ertappt, der sich irgendwo verborgen hielte, wo er seine Neu­

gierde befriedigen zu können hoffte, er wäre sogleich

des Todes, wenn er nicht etwa einen Sklaven statt seiner stellen könnte. Auf diesen monatlangen Aufenthalt im Walde folgt ein neuer Probemonat andrer Art.

Während

desselben werden jene Geweihten täglich in einem feyerlichen Umgang beym Schall musikalischer Instru­

mente, von Kopf bis zu Fuß verschleyert, vor die Wohnung der Vornehmsten geführt.

Sie singen

und tanzen dort so lange, bis man sie mit einem klei­ nen Geschenk beehrt.

Von nun an gelten sie für er­

wachsen und volljährig.

So sonderbar dieser Ge­

brauch ist, und so wenig man über seine Entstehung auf eine vernünftige Spur kommen kann, so halten

ihn dennoch die Frauen in so hohen Ehren, daß man dort

IS

)

(

dort eine Frau nicht gröber beleidigen und Herabseyen

sie habe dieser

kann, als wenn man ihr vorwirft, Zeremonie nicht beygewohnt-

Die

andern

Völker dieses Küstenlandes,

die

Dullams, Bagos, Suzo's und Tommanies sind Gö­ tzendiener.

Sich einen vollständigen Begriff von ih­

ren Religionsgrundsatzen zu machen, ist fast unmög­

lich.

Es fehlt ihnen ein fixer Gegenstand der Anbe­

tung ; ihr Gottesdienst ist stets nur Sache des Ein­

zelnen, jeder erschgfft und schnitzt sich seine Götter selbst nach Willkühr; eben so wenig kann sich der Eu­

ropäer, der nicht Augenzeuge war, ritte Vorstellung von den zahlreichen,

lächerlichen,

rohen Formen

machen, welche alle die Gottheit bezeichnen sollen.

Ein Haupt-Artikel ihres Glaubens ist die Be­ hauptung, daß ein Gott, welcher über ihrem Haupte feinen Wohnsitz hat, das ganze Weltall regiere.

Alles, was ihnen begegnet, Gutes oder Böses, kömmt von diesem höchsten Wesen, es sey denn, daß

cs ein Zauberer über sie verhängt habe.

Aber dieser

allgemeine Begriff von einer ewigen Vorsehung bleibt

todt und wirkungslos bey diesen Negern;

weder

Dankbarkeit für empfangene Wohlthaten, noch Un­ terwerfung, Abbitte,

durch Versöhnungsopfer und

Gaben, oder auch nur durch Reue und Gebet, wird

dadurch bey ihnen erzeugtSie

i6

)

(_

Sie haben es mit einer Menge böser Geister oder Teufel zu thun.

Diese sind Diener ihres Gottes,

und diesen bringen sie Geschenke.

Diese Teufelchen,

der Erde allmächtige Beherrscher, werden durch kleine,

aus Thon verfertigte, Figuren, die der Menschen­

gestalt ziemlich ähnlich sind, versinnlicht.

Der Ne­

ger weißt ihnen eine Stelle unter einem Baume an, wo er eine Nische mit trocknen Baumblättern sorglich

ausfüttert, und den Fetisch hincinstellt. dieser kleine Teufel.

So heißt

Er baut einen kleinen Altar vor

der Nische, den er mit alten und ne^en Zeuglappen,

Tellern,

Scherben von Tassen,

Kupferringen,

Töpfen,

Glasern,

falschen Perlen und andern Nichtig»

keilen behängt und belegt.

Niemals wählt er Ge­

genstände von Werth aus seinem Eigenthum.

der Fetisch versöhnt,

Soll

zu Huld und Gnade bewogen

werden, so ergreift der arme Neger eine gute Fla­

sche Branntwein, tritt vor den Altar, gießt ein klein

wenig auf denselben, als Antheil des Teufelchens an dem Opfer,

und er selbst verschlingt das Uebrige,

vor diesem stehend, in großen Zügen.

D-e guten Fetische,

die Lieblinge des Hauses,

sind von Holz gröblich geschnitzt, und acht bis zwölf

Zoll hoch; sie werden schwarz bemahlt und gelten als Schutzgötter des Hauses.

Aber nur in Zeiten der

Noth kümmert sich der Neger um sie; hat er nichts

ju

zu wünschen, bedarf er, seiner Meinung nach, ihres

Beystandes nicht,

so stehen sie vergessen und ver­

nachlässigt. Zhren guten Geistern, die in dec Luft so große

Gewalt üben sollen, wie die Teufel auf der Erde, bringen sie bey jedem wichtig scheinenden Ereigniß kleine Opfer.

Diese sind gewöhnlich von sehr gerin­

gem Werth, aber angenehm und wirksam, sie mö­ gen bestehen, aus was sie wollen.

Es wird als

großes Verbrechen angesehen, eines von der Stelle

hinweg zu nehmen, wo man es findet, selbst wenn es ein Gegenstand ist, halten sollte.

den niemand für ein Opfer

Der Entwender wird der Strafgerech-

tigkcit übergeben, und wehe ihm, wenn er arm, und

der von ihm Beleidigte reich und mächtig ist! Wenig­

stens die Freyheit verliert er sicher, wenn er nicht gar mit dem Tode bestraft wird. So sind die religiösen Meinungen dieser Afrika­

ner;

es ist schwer,

in denselben den Aberglauben

und die Thorheit abzusondern, von welchen beyden

diese noch sehr rohen Menschen beherrscht werden. Die Staatsform anbelangend, so haben dieMan-

dingo's, da, wo siegelten, eine Art von Monarchie

gegründet; es sind Wahlreiche, und die Könige sehr beschrankt.

Das Ansehen des Stammführers oder

Fürsten gleicht dem eines Familienvaters in der alten

)

18

(

Zeit; jedes Dorf erkennt die Gewalt eines solchen; aber alle Bezirke und Dörfer von einer Nazion ste­

hen unter der Leitung eines Königs.

Die Mandingo's, das mächtigste und zahlreichste Volk an dieser Küste, räumt dem Könige der Foolhs eine Art von Obergewalt ein; aber fie sehen ihn nie­

mals,

fragen ihn in Nichts um Rath, geben ihm

von Nichts,

was bey ihnen vorfällt,

Kenntniß.

Ihre ganze Unterthänigkeit besteht darin, daß sie mit Achtung und Ehrfurcht von ihm sprechen, und ihn als Gewalthaber über ein sehr ausgedehntes Reich,

welches sich vom Gambia bis zum Capo monte er­ streckt, betrachten.

Die Bullams, Bagos, Tom-

manics erkennen keine andre Obergewalt, als die ih­

res Stammführers.

Wer König werden will, muß eine genaue Kennt­ niß der Landessitten, und Beredsamkeit, wenigstens Wohlredenheit und Verstand, oder, wie sich die Ne­

ger darüber aüsdrücken, einen guten Kopf haben:

er soll nüchtern seyn,

Klagen gern anhören,

und

verständig schlichten; er muß Uebelthäter verfolgen und züchtigen, und um dieß zu können, im Besitze

von recht vielen Sklaven seyn, die ihm jur Beobach­ tung der Gesetze und zur Volljiehung der Strafen behülflich sind.

Selten ist ein solcher Fürst oder König aus dem

Lande, das er beherrscht.

Weit lieber unterwerfen sich

sich diese Schwarzen einem Fremdling,

der Muth

und Kraft hat, die Herrschaft an sich zu ziehen, als einem aus ihrem eignen Volke. Der König ist berechtigt, bey seinem Tode einen

Statthalter zu ernennen, der unter feinem Nahmen

die Regierung so lange förtsetzt, bis das Volk einen

neuen König wählt. und mächtig,

Ist dieser Statthalter gewandt

so säumt er nicht,

sich zugleich die

ganze Verlassenschaft des vorigen zuzueignen.

Bis

zur Wahl des neuen Oberhauptes bleibt er auch in

dem Besitze dieser Erbschaft.

Und der Fall ist nicht

selten, daß ein solcher Statthalter entweder selbst,

wenn er sich in seinem Ansehen zu befestigen wußte,

die Königswürde erhalt, oder sein bescheidneres Amt

eines Statthalters, im Nahmen des Verstorbenen, bis an das Ende seines Lebens ausübt.

So beherrschte Sierra Leone noch vor kurzem ein

solcher König ohne Titel.

Er war schon seit mehr

als zehn Jahren Stellvertreter des Verstorbenen;

seine Unterthanen, die ihn sehr liebten, trugen ihm ost die Königswürde an, aber er schlug sie aus, zu­

frieden mit der Gewalt, die nicht prahlte, und ihm eben darum desto gewisser blieb.

Die Einkünfte des Königs bestehen vorzüglich in Geschenken, welche ihm diejenigen darbrmgen, seines Ansehens bedürfen.

die

Diese Spenden müssen

B 2

mit

)

20

C

mit -em Vermögen des Darbringers, und mit der Wichtigkeit der Sache, wegen welcher er die könig­

liche Hülfe anspricht, im Verhältniß stehen.

Der

Arme ;ahlt wenig; bey wichtigen Gegenständen darf

der Reiche nicht weniger als den Werth eines Skla­ ven geben.

Außerdem vermehren auch die Geschenke,

welche von den Europäern, die auf der Küste Han­ del treiben, gegeben werden müssen, und oft sehr

bedeutend sind, den Schatz des Königs.

Dem Könige wird als Zeichen seiner Würde -er Schwanz eines Elephanten auf einer Stange befestigt,

vorgetragen r oft aber ist cs auch ein falscher Tressen­

hut, der ihn kenntlich macht, gewöhnlich eine Spende

der Europäer.

Der König begreift die vollziehende Gewalt, und das Recht, in letzter Instanz abzuurtheln, in sich; aber demohngeachtet betrachtet sich auch jeder Vor­

steher eines Dorfes oder einer Stadt als Eigenthü­ mer und Alleinherrscher.

Diese verschiedenen Vor­

steher oder Häupter beruft der König in wichtigen

Angelegenheiten zu

sich,

und

giebt

ihnen

seine

Befehle.

Mit dem Tode eines Königs oder Oberhauptes erlöscht auch sogleich aller Glanz und Vortheil, den

dieser, so lange er lebte, auf feine Anverwandten übergetragen hat.

Sie werden in keinem Stücke von ihrem

)

31

(

ihrem Volke ausgezeichnet, und gelten wie der ge­ meinste Mann.

Jeder von ihnen treibt nun die. Be­

schäftigung oder das Handwerk, womit er sich näh­ ren zu können glaubt, und es ist nicht selten, den Sohn eines Königs um Lohn als Bootsknecht bey

einem europäischen Capitän dienen zu sehen. Die Neger von Sierra Leone erkennen kein ande­

res Eigenthumsrecht, als den gegenwärtigen Besitz.

Läßt ein Pflanzer oder Landbauer sein Stück Feld lie­

gen, so kaun es der erste beste aus seinem Stamme

Einem Fremden kömmt

an sich ziehen und anbauen.

aber das Recht nicht zu, sich ohne Bewilligung ir­

gendwo anzusiedeln.

Cs gelten keine andere Gesetze,

als das alte

Herkommen, das sich von Mund zu Mund fortpflanzt.

Alle Streitsachen werden von dem Könige, mit Zu­ ziehung der Stammeshäupter in öffentlicher Volks­

versammlung geschlichtet.

Dennoch giebt es auch

eine Gattung von Rechtsbeyständen oder Advokaten unter diesen Negerstämmen,

welche die Rechte der

Partheyen vertheidigen, und Palaver talkers heißen. Prozesse werden gewöhnlich nach der Billigkeit und

nach den vorgebrachten Beweisen entschieden.

Mei­

stens aber ist der schwächere Theil ein Opfer der Be­ drückung des stärkeren.

Wer den Prozeß verliert,

muß alle Unkosten zahlen.

Bey

)

22

(

Bey Streitigkeiten mit Europäern wird minder

strenge auf Recht und Billigkeit gesehen, auch den Prozeß gewinnen,

Wenn sic

so kömmt ihnen doch

nichts daraus zn gute: nie werden ihnen Entschädi­

gungen zuerkannt, aber stets müssen sie die Kosten zahlen, sie mögen gewinnen oder nicht.

Fragt der

Europäer die Schwarzen um den Grund dieses Der«

fahrens, so werden sie ihm antworten: die weißen Männer gewinnen viel Geld, .es kann ihnen nie

daran fehlen, Jedes Hquptverbrechen wird mit Tod ober Skla­

Doch ist jetzt die Todesstrafe selten,

verei) bestraft.

nur bey den Maydingo's ist sie noch im Gebrauche, und diese machen, als Mnhamedaner, wenige Um­ stande.

Auf Zauverey steht Verlust der Freyheit:

Giftmischer, Ehebrecher und dergleichen Uebelthater

werden an ihrem Vermögen gestraft, Eigen ist die Art, Schulden einzukassiren, bey den Negern von Sierra Leone. Heimzahlung

einer

Schuld

Ist der Termin zur

verstrichen,

und der

Schuldner zögert, oder verweigert die Zahlung, so

begehrt der Gläubiger Hülfe von dem Könige oder

Stammesfürsten.

Diese legen dem Schuldner die

Zahlung auf: befolgt er diesen Befehl nicht, so er­

hält der Gläubiger das Recht, sich des Schuldners oder

eines

von

seinen

Sklaven zu bemächtigen.

Wohnt

Wohnt dieser in einer andern Stadt, oder in einem andern Dorfe, dann ergreift der Gläubiger den er­

sten Freund oder Mitbürger seines Schuldners, und

sperrt ihn so lange ein, bis er befriedigt ist

So

wird es nun Sache des ganzen Stammes, oder der ganzen Stadt, und der Schuldner muß zahlen, und auch den Eingekerkerten entschädigen.

Unter allen gesetzlichen Einrichtungen, die in je­

nem Lande gelten, ist keine seltsamer, als der Pur­ rah.

Eine Eigenheit, die eine umständliche Beschrei­

bung verdient.

Der Purrah wurde angeordnet, um

Kriege und Streitigkeiten zu beendigen, welche der Stolz,

die Eifersucht, und überhaupt die Reizbar­

keit jener Menschenrace durch ganze Alter fortsetzen würde.

Eine Gesellschaft eng verbundner,

freyer

Manner, gleichsam Racher des Unrechts, wird mit dem Nahmen Purrah bezeichnet.

Jeder Freye, der

dreyßig Jahre alt ist, kann Mitglied werden.

Er

muß sich bey seiner Aufnahme vielen geheimen Ge­ brauchen unterwerfen, das Gelübde der Verschwie­ genheit ablegen, und dieses so strenge halten, als

die europäischen Freymaurer, mit denen jene verbün­ deten Neger in dieser Hinsicht verglichen werden kön­

nen.

Auch giebt es noch andre Berührungspuncte

zwischen beyden Gesellschaften, so, der Großmeister oder Führer des Purrah in jedem Bezirk, und die

gänzliche Ausschließung der Weiber. Nur

)

24

(

Nur im äußersten Nothfall wird dieser Bund in

„■

Tharigkcir versetzt; aber sobald das Gesetz deswegen bekannt gemacht ist, ist die Gewalt des Bundes groß

und verderblich.

Sind zwey Völkerschaften in Krieg

verwickelt, und der Feindseligkeiten müde, aber keine will der andern die ersten Friedensantrage machen,

so wenden sie sich an einen benachbarten König, als Schiedsrichter.

Uebernimmt dieser sein Amt,

so

macht er beyden Theilen bekannt, er könne es langer nicht dulden, daß Freunde sich wechselsweise verder­ ben, und daß der Krieg das Land entvölkere:

ec

wolle ihren Streit gütlich beylegen, und werde dem,

der seine Vermittlung ausschlage, schicken.

den Purrah zu.

Verwirft ein Theil diesen Antrag, so wird

der gefürchtete Bund feyerlich in Bewegung gesetzt.

Sobald dieß geschehen ist, und so lange er in

Thätigkeit bleibt, müssen alle Feindseligkeiten aufhö­

ren,

und jeder kann seinen friedlichen Gefchäften

nachgehcn.

Ist aber dennoch einer oder der andere

von den Streitenden so sehr von Rache entflammt,

daß er, diesem Schreckensbunde zum Trotze, fort­ fährt, seinem Feinde zu schaden, so steht auf die erste Nachricht von diesem feindlichen Beginnen der Bund auf, um furchtbare Rache zu nehmen.

spenstige

wird

Der Wider­

auf jede mögliche Art von

einem

Schwarm von vierzig bis fünfzig Kriegern überfal­ len

) len und getödtet.

SS

(

Bey der Annäherung -es Bundes

flicht Jedermann, er sey wer er wolle.

Wer verwe­

gen genug ist, diese Krieger vor seiner Hausthüre zu

erwarten, wird in Stücken zerhauen, und diese wer­

den

so sehr zerstreut,

daß Nichts übrig bleibt.

Gleiche furchtbare Rache bedroht diejenigen, welche

dem Bunde Folgsamkeit verweigern. Es ist unmöglich, den Schrecken mit Worten zu schildern,

welchen dieser Bund bey dem gemeinen

Haufen erregt.

Der Arme glaubt, in die Bundes-

Mitglieder sey der Teufel gefahren, sie vermögen al­ les mögliche Böse zu vollbringen, ohne daß es mög­ lich sey, ihnen selbst Leid zuzufügen.

Daher nimmt

und raubt auch der Purrah alles, was er braucht,

und was ihm gefallt, wo er es irgend findet, ohne

einigen Widerstand zu erfahren.

In Afrika, wie

überall, bringt der Schrecken bey ganzen Volksmas-

scn die nehmliche Wirkung hervor.

Dort in Sierra

Leone wird ein solches Schreckenssystem durch gute

Gründe gerechtfertigt, durch den Wunsch, Frieden herzustellen und das Unglück des Krieges zu vertil­ gen.

Rettung vieler Menschen ist der edle Zweck.des

Purrah, der aber oft und meistens in den Mitteln ausartet.

Diese Greuelscenen und dieser gesetzlose Zustand, wo kein Eigenthum ficher ist, «nd alles Lebende bebt, wahrt

)

26

(

währt so langt, bis der Friede geschlossen ist: mit diesem Augenblick hat die Gewalt ein Ende, und je­ der gewaffnete Bundesbruder tritt zum friedlichen

Hecrd und zu seinem gewohnten Gewerbe zurück. Die Hauptleidenschaft des glühenden Afrikaners, Durst nach Rache, ist dort die Haupturfache häufi­

ger Kriege und vieles Jammers.

Beschließt ein gan­

zes Volk Krieg, so ist dieser allgemein; jeder Ein­ zelne nimmt Theil daran, jedes Glied des einen Vol­ kes sieht in dem Einzelnen aus einem andern einen Feind, und sucht ihn zu Grunde zu richten.

Be­

kriegt eine Stadt die andere, ein Stamm den andern,

so bleibt der übrige Theil des Volkes unangefochten. Alles ist dabey auf Plünderung, auf gänzliche Ver­

nichtung angelegt.

Ein Dorf zu überfallen und zu

verbrennen, Alles, was lebt, hinwegzuführen, und die Gef-tngnen zu Sklaven zu machen, darin besteht

die ganze Kriegerehre dieser Neger. Die Küsten-Neger haben den Gebrauch ihrer al­ ten National-Waffen abgelegt, und bedienen sich des

Sabels und der Flinte;

tiefer im Lande aber, wo

weniger Verkehr mit Europäern statt findet,

wird

Lanze, Schild, und der Bogen mit vergifteten Pfei­ len noch gebraucht.

Auch in Sierra Leone hat der Umgang mit Eu­

ropäern großen Einfluß auf Sitten und Lebensweise der

der Eingebohrnen gehabt: er brachte das engere Ge­

den Handels- und Gewerbsfleiß,

sellschaftsband,

Lust an Künsten , Liebe zur Arbeit, und neben vielen

traurigen und verderblichen Eigenschaften und Nei­

gungen , doch auch eine gewisse Art häuslicher Tu­ gend-hervor, die, wo sie endlich herrschend wird,

den Menschen hoch beglückt.

Die Bewohner der vom

Meerufer entfernteren Landgegcnden sind noch im Zustande der rohesten Wildheit,

Auch haben Beobachter es nicht übersehen, daß

die dortigen Küsteubewohner, so wie die meisten In­ sulaner jenes Meeres, ihre Stammesbrüder in den

innern Landgegenden an Kraft and gutem Aussehen

weit übertreffen.

Sie sind minder abergläubisch,

thätiger, tapferer, selbst besser gebaut als diese. Ohne Zweifel gründet sich diese Erscheinung auf den

Umgang mit Europäern und auf die dadurch eingcführte Lebensweise, und gewiß auch auf die gesündere

Luft an den Küsten, als im Innern eines so glühend

heisen Erdstrichs,

Die Bullams, Tommanies und Bagos sind stark, von guter Gesichtsbildung und

Farbe:

schöner schwarzer

gewöhnlich sind sie von mehr als mittler

Größe, haben gerade, nervige Glieder, nehme Züge.

und ange­

Vorzüglich vortheilhaft zeichnen sich

die Tommanies durch ungezwungne, anständige Hal­ tung

)

28

(

tung des Körpers aus, und ihre Weiber sind im All­ gemeinen schön. Diesen erst erwähnten Negervökkern stehen die

Suzo's an Gestalt und Farbe nach.

Sie sind klei­

ner, als jene; die Farbe ihrer Haut geht vom Schwar­

zen ins Gelbliche; ihre Lippen sind dick, und die Nase ist sehr platt.

Die Mandingo's aber sind in der That eine be­

sondre eigne Negerrace.

Sie sind groß, aber ma­

ger, und ihre Farbe ist schmuzig schwarz; sie haben sehr kleine Augen, und tragen lange Barte, wie ein

großer Theil der Juden in Europa.

Nur im Jünglings - und Mannesalter schneiden

die Bullams und Suzo's ihre Barthaare ab; gegen die Greisenjahre zu lassen sie den Bart wachsen.

Das

graue Haar, woraus alsdann der Bart besteht, gilt als Zeichen der Weksheit, und so als Schmuck des

Mannes, der es tragt. Der Unterschied zwischen freyen Negern und Sklaven ist so auffallend, in Ansehung des Blicks,

der Haltung des Körpers u. dgl., daß er auch ei­ nem Ungeübten sich schnell aufdrangen muß.

Würde

und edler Stolz stehen auf der Stirne aller freyen Schwarzen,

sein Blick ist fest, vertrauend,

zuver­

sichtlich: er fühlt sich, und zeigt dieß Gefühl seines Werthes.

Werthes.

Dee Sklave hingegen, von seiner leiden­

vollen Lage niedergebeugt, spricht und geht nicht an­

ders, als mit niedergeschlagenen Augen.

Sklaven

aus dem Innern des Landes sind kleiner,

weniger

kräftig und minder gut geformt, als wir bey freyen

Negern bemerken; aber solche, die an den Küsten ge-

bohren sind,

zeigen keinen Unterschied zwischen sich

und ihren Herren. Die Sprache der Suzo-Neger scheint Mutter­ sprache der übrigen zu seyn; diese gleichsam siüd wohl

nur Mundarten von jener.

nehm klingend.

Sie ist sanft und ange­

Aber sehr verschieden ist die Sprache

der Mandingo's von den übrigen, wie sie selbst von

allen andern Negerstämmen verschieden sind;

es ist

verdorbenes Arabisch, und gänzlich verschieden von

der Sprache in den Schulen, die sie daher Sprache des Gebetes nennen.

Auch in Sierra Leone ist der Charakter des Ne­

gers ziemlich dem allgemeinen Afrikaner-Charakter gleich: er ist und bleibt überall einerley; stolz, drü­

ckendherrisch, außer, wenn Rache im Busen lodert; denn alsdann heuchelt der Schwarze; unversöhnlich,

treulos und

voll Verstellung bey Beleidigungen,

hauptsächlich aber nach jeder Gelegenheitsich unge­

straft zu rächen, sehr lüstern; übrigens sanft und gastfrey gegen Jedermann,

und merkwürdig durch einen

einen hohen Grad von Unbeständigkeit im Geschmack und in der Aufführung. Nichts vermag es, beson­ ders diesen Zug zu vertilgen.

Die Frtmen lieben Reinlichkeit sehr, und voll­ bringen mit außerordentlichem Fleiß ihre häuslichen Pflichten. Sie entwöhnen ihre Säuglinge nicht eher, als bis sie im Stande sind, allein zu gehen, und der Mutter eine Calebassenschale voll Wasser zu bringen. Diesen Zeitpunkt sucht die Mutter so sehr als möglich zu beeilen, weil sie sich als Saugende von dem Mann gänzlich entfernt halten muß, und in dieser Periode eine zärtliche Annäherung von ihm als großes Ver­ brechen angesehen werden würde. Die Neger von Sierra Leone lieben ihre kleinen Kinder leidenschaft­ lich , und es schadet gleichsam der Ehre einer Frau, wenn sie nicht Mutter wird. Niemand erträgt die unsäglichen Leiden der Entbindung mit größerem Muth als eine Negerin dieser Gegend: keine Klage, kaum ein lauter Seufzer, und doch sind sie in einem so wichtigen Augenblick sich selbst überlassen und von keiner Gehülfin unterstützt. Wenige Zeit nachher tre­ ten sie wieder in ihre gewöhnliche Tagesordnung ein. Die Hausbeschäftigung dieser Negerinnen, wel­ che ihnen die größte Freude zu gewähren scheint, ist anziehend durch Einfachheit: in solchen Stunden kann man sie sehr heiter sehen. Gegen Abend nehm­ lich

tich wird Baumwolle zur Hand genommen, und die

Vornehmste von den Frauen, die selbst mit der Zu­

bereitung oder mit Spinnen sich beschäftigt, ordnet traulich

die Verrichtungen aller andern weiblichen

Hausgenossen, Frauen unb Sklavinnen, von denen sie umlagert wird, wahrend eine aus der Gesellschaft die Arbeit durch angenehme kleine Märchen und Ge­

schichten verschönert.

Die Erzählerin wird -bgelöst,

und diese Einrichtung bringt Mannigfaltigkeit her­ vor ; ältere Frauen sprechen von Zauderern und Ge­ spenstern, jüngere von Blumen und Küssen.

Auch

vertreiben sich Manner und Frauen bisweilen die Zeit

mit kleinen Glücksspielen, aber nicht gemeinschaftlich,

sondern getrennt von einander. Vor allem andern lieben beyde Geschlechter den Tanz höchst leidenschaftlich, und versäumen nie, sich

diesem Vergnügen so oft als möglich zu überlassen, und ganz hinzugeben.

untergang,

Eine Stunoe nach Sonnen­

besonders bey Hellem Mondschein, be­

ginnen ihre Tänze, und dauern bis Mitternacht.

Sie

werden im Freyen gehalten und gewähren einen über­

raschenden, seltsamen Anblick.

Außer diesen Aben­

den giebt manches frohe Ereigniß im Hause, die Ge­ burt eines Kindes, der Besuch eines Freundes oder einer ehemaligen Bekannten häufige Gelegenheit zu

Tänzen, die man Callungöe nennt.

sang ist meistens dabey verbunden:

Tanz und Ge­

große, lange

)

?2

c

Trommeln geben den Takt an. Die Tänzer und Tän­

zerinnen , die sich bey einem Cullungee ergötzen wol-

len, erscheinen in sonderbarem Putze, der dem gan­

zen Auftritt ein mahlerisches Ansehen giebt.

Unsre

Leser finden eine Abbildung davon auf der ersten Ta­ fel dieses Buches.

Die Tanzenden tragen eine hohe,

fi-itzzulaufende Mütze, die aus Rohr geflochten und

großen und bunten Federn geziert ist.

mit vielen,

Um die Augen, Nase und den Mund her bestreichen

sie sich blau, oder weis, und ihre Hüften sind von

einer Art von Schürze umgürtet, die aus Schilfrohre

zusammengesetzt wird, uud bis gegen die Knie reicht. In jeder Hand halten und schwingen sie zwey

kleine, schmale und abgeebncte Holzstückchen, welche

fie oft zusammenschlagen, den Takt damit angeben, und eben so, wie tanzende Spanier mit Castagnetten,

verfahren.

Die Bewegungen dieser schwarzen Tän­

zer und Tänzerinnen sind sehr üppig, ihre Lust wird

laut, und die Freude überschreitet oft die Linie des

Schönen und Anständigen.

Die entschiedne Tanzlust der Neger dieser Küste findet in verschiedenen Lebenspunkten Gelegenheit zur

Befriedigung.

Bey dem Tode eines Mitgliedes ei­

ner Familie, eines Verwandten oder Freundes wird, der Trauer ungeachtet,

der Tanz nicht vergessen.

Man feyert das Wha, oder die Trauer, und diese schmerz-

)

?2

c

Trommeln geben den Takt an. Die Tänzer und Tän­

zerinnen , die sich bey einem Cullungee ergötzen wol-

len, erscheinen in sonderbarem Putze, der dem gan­

zen Auftritt ein mahlerisches Ansehen giebt.

Unsre

Leser finden eine Abbildung davon auf der ersten Ta­ fel dieses Buches.

Die Tanzenden tragen eine hohe,

fi-itzzulaufende Mütze, die aus Rohr geflochten und

großen und bunten Federn geziert ist.

mit vielen,

Um die Augen, Nase und den Mund her bestreichen

sie sich blau, oder weis, und ihre Hüften sind von

einer Art von Schürze umgürtet, die aus Schilfrohre

zusammengesetzt wird, uud bis gegen die Knie reicht. In jeder Hand halten und schwingen sie zwey

kleine, schmale und abgeebncte Holzstückchen, welche

fie oft zusammenschlagen, den Takt damit angeben, und eben so, wie tanzende Spanier mit Castagnetten,

verfahren.

Die Bewegungen dieser schwarzen Tän­

zer und Tänzerinnen sind sehr üppig, ihre Lust wird

laut, und die Freude überschreitet oft die Linie des

Schönen und Anständigen.

Die entschiedne Tanzlust der Neger dieser Küste findet in verschiedenen Lebenspunkten Gelegenheit zur

Befriedigung.

Bey dem Tode eines Mitgliedes ei­

ner Familie, eines Verwandten oder Freundes wird, der Trauer ungeachtet,

der Tanz nicht vergessen.

Man feyert das Wha, oder die Trauer, und diese schmerz-

schmerzliche Ceremonie ist so beschaffen, daß ein Frem­

der sie für ein Freudenfest halten sollte.

Am Abend

vor dem zur Wehklage bestimmten Tage versammeln

sich die nächsten und entfernteren Verwandten, Be­ kannte und Freunde des Verstorbenen vor seinem Hause;

sie erheben sein Lob in Liedern und tanzen

bey Trommclschall.

Jeden Augenblick verändern sich

die Formen und Wendungen des Tanzes; jetzt sind alle Anwesende in einem weiten Kreis, den sie um

die Musik her führen, beschäftigt: alle singen, alle begleiten mit taktgercchtem Händeklatschen die letzten, stets wiederkehrenden Zeilen ihres Gesanges;

jetzt

tanzt eine einzelne Person aus der Gesellschaft von

den übrigen umlagert, die im Kreise umher nieder­

kauern,

klatschen, und

Schlußzcile wiederholen;

im Chor

des

Gesanges

und wieder ein Weilchen

darauf sind drey oder auch vier in voller Tanzbewegung, die ihre Kunst auf die mannigfaltigste Art in Sprüngen und Stellungen zu entwickeln suchen, bis

sie erschöpft von andern Paaren abgeloßt werden.

Chorgefang und Händeklatschen geht dabey ununter­

brochen fort. geschossen.

Zwischen durch wird stark mit Flinten

Diese

Feyerlichkcit, dieses

Schießen

dauert ohne Unterbrechung vom Abend bis zum lich­ ten Morgen, und wird drey aufeinander folgende

Nachte lang wiederholt.

Tabak und Branntwein

werden den Anwesenden in großem Ueberfluß gereicht. C

War

)

34

l

War der Verstorbene ein Mann von Bedeutung,

oder sind seine Verwandte und Freunde reich, so

wird dieses üppige, zweymal

lermvölle Trauerfest ein oder

im Jahre erneuert und mehrere folgende

Jahre wieder angesagt.

Arme Leute sammeln oft

sehr lange an den vielen dazu nöthigen Dorrathen an

Tabak und Branntwein, und lassen sich den Erwerb sauer werden, um sodann das Gesammelte an einem solchen Abend mit Freunden und Bekannten verpras­ sen zu können;

denn erfolgen muß das Trauerfest

auf die üppig möglichste Art, es zögere auch noch so lange.

Man könnte diese Fcyer, wobey sich beydt Ge­ schlechter vereint einfinden und beschäftigen, die öf­ fentliche Trauer nennen;

denn es findet noch eine

andere, gleichsam häusliche, statt, bey welcher den

Frauen des Verstorbenen die Hauptrolle bleibt.

Den

Bullams und Tommanies ist sie vorzüglich eigen.

Wer diese Art von Trauer anlegt, um das An» denken des Verstorbenen ehrenvoll zu erhalten und seinen Verlust kund ju thun, bekleidet den Kopf mit einer Binde von weisser Leinwand oder Coton, die so

weit über die Augen herabgeht, daß man darunter nur auf die Erde vor sich nieder sehen kann:

mit

mehreren Reihen von aufgefaßten Körnern von aller­

ley Art werden Hals und Hüften umwunden: ver-

heira-

heirathete Frauen tragen nut ein einziges sehr leich­

tes Gewand t Tuntungee.

Es ist einer solchen Leidtragenden strenge verbo­ ten, mit andern Leuten weder zu essen, noch zu trin­

ken, nicht einmahl die Zubereitung von Nahrungs­ mitteln ist ihr erlaubt.

Abek alltäglich wird wah­

rend dieser Trauer vor dem Hause d-s Verstorbenen

geschmaußt, die Trommel gerührt und getanzt. Der bey diesen Gastmahlen gebrauchten Gefäße darf sich niemand

als die Gaste bedienen.

Die Zeit dieser

Trauer ist durch kein Gesetz bestimmt: der Wille und

die Laune derer, welche sie anordneN/ bestimmt dieß. Gemeiniglich steht der Mutter, oder Tante, oder ei­

ner andern von den nächsten bejahrten Verwandtin-

nen das Recht der Bestimmung zu.

Man hüllt vor­

züglich junge Mädchen, die sich den Jahren der Reife nähern, in diese Trauer, um ihre Tugend vor den Anfällen lüsterner Männer zu schützen; denn während

dieses Zeitraums sichert jene Verhüllung die Leidtra­ genden sogar vor allem Umgang mit dem andern Ge­ schlechte j unauslöschliche Schande für das Mädchen

und harte Strafe für den Mann ist auf die Urbertrctung gesetzt. Auch um andrer Ursachen willen kann eine Fran

sich und ihr ganzes Haus in Trauer hüllen; z. B. wenn der MaNn sie hart beleidigt oder vernachlässigt.

C 2

Gewöhn-

Gewöhnlich aber dauert dieser 'Versuch nicht lange; der Mann eilt durch eine Friedensspende den Unniuth und Zorn

der Dclcidigtcn

zu versöhnen.

Diese

Spende besteht aus einer Ziege, aus einigem-Geflü­

gel, Tabak und einer Parthie Branntwein, die hin­ reichend ist, um dagegen, ein neues Gewand, Tun-

tunqöe, zu erhandeln.

Mürbe gemacht durch diese

neuen Beweise der Liebe bietet die gestrenge Hausher­

rin die Hände willig zum Frieden.

Durch diese seltsame Art der Trauer befestigt die Frau ihr Ansehen, macht seine Gültigkeit bemerklich,

und übt Rache an dem Beleidiger; denn so lange sie

trauert, ist es dem Manne hart verboten, mit sei­ nen Beyschläferinnen mnzugchen. In Sierra Leone ist die Trommel das vorzüg­

lichste Musikinstrument, und es giebt drey Arten, an

Größe, nach ihrer Bestimmung, verschieden.

Die

eine große, aus hartem Holze verfertigt, ist inwen­

dig ausgehölt; beyde Enden sind wieder fest durch eingelassene Böden verwahrt, aber an der Seite ist

eine länglich viereckige Oeffnung angebracht.

spielt diese Trommel,

wie gewöhnlich,

Man

mit zwey

Schlegeln, ihr Schall ist stark, durchdringend, bey ruhiger Luft in weiter Entfernung hörbar, und ver­

ursacht großen Lcrm. Eine andre Art ist viel leichter, von leichtem Holz, auf die Weife wie die erstere ausgchölt, und

oben

)

37

C

oben nnd unten mit getrockneten Ziegen- oder Schaaf-

fellen durch Saiten scharf bespannt.

Bisweilen hat

sie eine Lange von sechs bis acht Fuß, und zwey bis drey im Durchmesser.

An beyden Enden sind oft

Zahne oder Stückchen Kupfer so befestigt, daß ihre Bewegung den Ton unterstützt und durch ein starkes

Geklingel noch verstärkt.

Auch Saiten-Instrumente sind

diesen Negern

nicht unbekannt: sie verfertigen selbst eine Art von

roher Guitarre, und eine Gattung Harfe oder Lira, die aber nur zwey Fuß hoch ist.

Die Saiten beste-

hen aus Pflanzenfasern und Haaren aus dem Schwanz der Elephanten.

Am Sherbro-Fluße bedienen sich

die Eingebohrnen auch einer Schakmey von Rohr mit vier Löchern,

und einer Trompete aus einem Ele­

phantenzahn verfertigt. Wir sprachen schon weiter oben von dem Reis

als Hauptnahrungsmittel dieser Neger.

nen und kochen ihn.

Sie trock­

Er wird mit Palmenöhl zubc-

reitet, und erhalt oft eine sehr scharfe Sauce, die

aus Fischen, Fleisch und Gemäßen gezogen und stark

gepfeffert ist.

Fleisch essen diese Schwarzen äußerst

wenig,

getrocknet oder geräuchert noch lieber als

frisch.

Sie sind übrigens gute Köche, und wissen

ihren Speisen einen sehr angenehmen Geschmack zu

geben.

Manner und Stauen essen besonders, und tritt'

trinken über Tisch Wasser.

Sie halten zwey Mahl­

zeiten, früh um zehn Uhr eine, die andre bey Sonneiiun.ergänz.

Nur bisweilen machen die Männer

eine kleine Ausnahme von dieser Regel, indem sie des Morgens sehr frühe ein mäßiges Mahl genießen.

Was ihr Kunsifleiß, der sich bloß auf häusliche Bedürfnisse erstreckt, hervorbringt, ist äußerst zier­

lich und fein,

dürftiger

und um so mehr zu bewundern,

je

und unvollkommner die Werkzeuge sind,

womit sie solche verfertigen.

Männer und Frauen

helfen sich gemeinschaftlich im Spinnen und Weben der baumwollenen Zeuge, auch in Bereitung der Klei­ Gewöhnlich kartetschen und spinnen Frauen die

der.

Baumwolle,

Manner weben,

und versehen das

Handwerk des Schneiders. Ihre Kleidung ist äußerst bequem und einfach. Junge Knaben und Mädchen tragen das Tuntungöe, eine Art von Binde oder Schcrpe, welche die Hüften

nmgicbt,

wird.

und zwischen den Beinen durchgewunden

Durch die verschiedene Art, sich diese Binde

anzulegcn, wird das Geschlecht unterschieden.

Bey

der Verheirathung vertauschen die Frauen diese Hülle mit einem Stück Zeug in Form einer Schürze, welche bis auf die Hälfte der Beine herabgeht.

Sehr leidenschaftlich ist die Lust der Sierra Leona Negerinnen zum Putz.

Sie behangen den Hals mit

Ioral-

Korallen und Glasperlen, umgeben die Aerme mit klei­

nen Ringen von Metall, bringen da und dort Ket­ ten, Gehänge, Perlenschnüre u. dergl. an, und be­

mahlen sich auf die bunteste,

mannigfaltigste Art:

Eine solche Regresse, die so eben ihren Putz vollendet hat, verdient besehen zu werden.

Ueber ihr gewöhn­

liches kurzes Röckchen wirft sie ein andres von ro­

ther Seide; ein seidnes Schnupftuch, das am Halse befestigt wird,

hangt vorn herab,

als Brusibede-

ckung, den Schntztüchern der Kinder beym Speise­ tisch ähnlich.

Ein andres Tuch von der nehmlichen

Farbe ist auf dem Kopfe befestigt.

Große Ohrge­

hänge beschweren die Ohren, große Reihen von Ko­ rallen und Glasperlen den Hals, auch Ketten von

Silber und Gold,

An den Knöcheln sicht man we­

nigstens zwey oder drey Manilles, und fünf bis sechs Ringe an jedem Finger.

Sie bemahlt sich die Stirne

mit Roth und Weis, schert entweder die Haare glatt ab, oder so sonderbar, daß Gestalten von Kreuzen

und Zirkeln daran sichtbar werden.

Hinter ihr wan­

dern ihre Sklavinnen, gewöhnlich Mädchen von zehn bis vierzehn Jahren, die schönsten, welche sie finden kann,

mit Korallen und Perlen geschmückt;

eia

Stück Seidenzeug oder feinen indischen Zeug über die linke Schulter übergewopfen,

und davon herab­

hängend.

Die Kleidung der Männer ist ein weites Hemde mit

mit sehr weiten Aermeln, die an den Knöcheln der

Hande nicht anschließen; weite Beinkleider, die bis zur Wade reichen, und ein Hut oder eine kleine Mütze dein Kopf genau anpassend, und aus Zeug, der im

Lande gearbeitet wird, verfertigt.

Sehr häufig sieht

man sie in bloßem Köpf und nackten Füßen, die An­

führer oder Fürsicn ausgenommen, welche die Sit­ ten der Europäer auch in des Bekleidung nachzuah­

men suchen.

Das Volk der Mandingo's macht

hierin eine Ausnahme, und unterscheidet sich durch

den Gebrauch einer rothen Mütze und rother Sanda­ len, und ziert Beinkleider und Hemden mit Sticke-

reyen.

Es giebt Leute unter tiefem Negervolke,

welche sehr schön sticken. Ohne den Bclmos geht kein Mann aus seinem

Hause,

Dieß ist ein großes Messer, das dem Be­

sitzer zur Vertheidigung dient, und an der rechten Hüfte gerade herabhangend getragen wird.

Ein klei­

neres, das sie ebenfalls selten zu Hause lassen, wird zum Zerlegen der Speisen gebraucht.

Meistens wählen die Neger jenes Landes die

Ufer eines Flußes zur Stelle, wo sie ihre Dörfer er­

bauen, und suchen überhaupt den Fischfang nahe bey ihren Wohnungen betreiben zu können.

Man er­

kennt sie gewöhnlich an großen Baumgruppen, von

welchen diese Dörfer gleichsam umschlossen sind, hin­

ter

ter welche sie sich zu verbergen scheinen.

Nie rodet

der Neger mehr Land, nie macht er mehr davon uv»

bar , als er zum höchsten Bedürfniß der Ansiedlung braucht: die starken alten Baume bleiben daher ganz

nabe von den Wohnungen stehen; die Luft wird da­ durch in ihrem Durchzuge gehindert, und der Auf­ ungesund.

enthalt

Bey

stärkerer

Betriebsamkeit

würde der daraus erfolgende Schaden für die Ge­ sundheit verschwinden,

und das Clima besser wer­

Was den Anbau eines Dorfes oder einer so­

den.

genannten Stadt selbst befrist, so ist dieser nie regel­

mäßig:

nirgends erblicht man gerade Gassen.

Je­

der wählt sich einen Fleck, wo er fein Haus begründen will, er errichtet so viele kleine Häuserchen oder

Hütten,

als er Frauen und Domestiken hat;

alle

sind im Zirkel gestellt, und diesen umgiebt eine Ein­ fassung von starken Palisaden.

Da diese aus frisch

gehauenen Stammen besteht,

und die Vegetation

dort sehr thätig ist, so bedarf es nur einiger Mo­ nate, um die ganze Umzäunung ausfchlagen und ei­ nen lebendigen Zaun zu sehen.

Die Wirkung ist

sehr schön, welche dieser Anblick hervorbringt.

Wo viele Bewohner sich nahe beysammen finden, bildet sich eine Stadt, oft von großem Umfang, und

eingeschlossen von einer Erdmauer, oder von starken

Palisaden umgeben.

Sind die Bewohner in Krieg

verwickelt, so werden an jedem Abend nach Sonnen­

unter«

Untergang mehrere Barrieren geschlossen, und in kei­

nem Fall, ohne alle Ausnahme, vor Morgen wie­ der geöffnet.

Mehrere Schildwachen besetzen und

sichern allnächtlich diese verschlossenen Zugänge. Die Häuser haben nur ein Stockwerk, und sind entweder rund, oder längliche Vierecke.

Die Wände

werden aus eingcsenkten Pfosten errichtet, die durch

dichten, zähen Thon verbunden, und in ihren Zwi­

schenräumen ausgefüllt sind. Gras bedeckt.

Das Dach ist mit

Zwey einander gerade entgegengesetzte

Thüröffnungen bewirken in jedem Hause ehren so star­

ken Luftzug, daß der Raum lm Innern stets frisch bleibt, die Sonne mag auch noch so heiß brennen. Die äußere Seite der Wände ist mit weissem Thon

verputzt, oder

den man dort in dem Flußbette findet,

auch,

und häufiger mit einer seifenartigen

Erde, die in den Gegenden um den Sherbro gefun­

den wird. Die Thüren des Hauses find von den unsrigeu gänzlich verschieden,

und bestehen in Matten,

man auf und ablassen kann.

die

Ist diese herabgelassen,

so darf niemand in die Hütte ohne Anmeldung ge­ hen r dieß würde für die größte Unhöflichkeit angese­ hen werden.

Ist sie aufgezogen, so geht Jeder ge­

radezu in die Hütte.

Tiefer

Tiefer im Lande bauen die Eingebohrnen große Hauser von Backsteinen, die an der Sonne getrock­ net find.

Sie halten viele Jahre, wenn der Bewoh­

ner sie gegen allzu schlimme Witterung durch An­

dauung von Schutzdächern, u. dcrgl. zu sichern ver­

steht,

In keiner von diesen Wohnungen ist ein Ka­

min, obgleich die Bewohner Abends und Morgens

Feuer darin anmachcn, um zu kochen und die schäd­ lichen Insekten zu verjagen,

Arme Leute, Sklaven und Kinder legen sich zur Nachtruhe auf Matten oder getrocknete Felle,

die

man auf bey Boden hinbreitet; freye Neger und sol­ che , die sich etwas zu Gute thun, schlummern in ei­ ner Art von Alkoven hinter Vorhängen,

die eben­

In dem Zimmer des

falls aus Matten bestehen.

Mannes sieht als Hausgerathe ein Koffer, worin er

seine Schatze und Kleider verwahrt.

Er ist mit einer

Matte oder mit einer Thierhaut bedeckt, und seine

Oberfläche dient den Waffen des Besitzers zur Nie­ derlage.

Das Zimmer der Frauen enthält alles

Haus- und Wirthschaftsgeräthe, Matten, Stühle, Gefäße,

und

auch

ein

Spiegel

ist

darin nicht

vergessen.

Im Mittelpunkte einer jeden Stadt steht ein an allen Seiten offenes Gebäude:

es ist Has Gericht­

haus, in der Landessprache Burroe genannt;

dort

findet

findet man die Advokaten, dort werden alle öffent­ liche Angelegenheiten betrieben. Auch trift man in den Städten kleinere Burrees

an, worin Schule gehalten und die Jugend unter­ richtet wird. In dem Lande der Mandingo's befindet sich in

feder Stadt eine Moschee, von deren Minaret herab

das Volk jum Gebet gerufen wird, wie in der Tür­

key.

Vielweiberei) gilt in ihrem weitesten Sinne bey

diesen Küstenvölkern.

Die Frau wird oft als Band

des Friedens zwischen zwey bedeutenden Männern an­ gesehen, die mit einander in Feindschaft- lagen.

Ei­

ner giebt dein andern beym Friedensschluß seine Toch­ ter zur Frau, um des neuen Freundes desto gewisser zu seyn.

Nicht nur bey den Anführern der verschie­

denen Stamme ist dieses oft der Fall, sondern auch bey Privatpersonen von Ansehen, und der Beobach­

ter findet darin einen Grund,

warum reiche und

mächtige Manner von so vielen Weibern umgeben

sind.

Ost wird ein Mädchen, gleich nachdem sie ge-

bohren worden,

verlobt.

Bey den Suzo-Negern

bleibt eine solche Frühverlobte in dem Hause ihrer

Mutter bis zu dem Zeitpunkt der Reife, wo sie dem Manne übergeben wird.

Am Tage der Hochzeit stellt der künftige Ehe­

mann auf dem Wege, den die Braut bis zu ihm geht,

in

in gehörigen Zwischenräumen mehrere von seinen Leu­ ten, die mit Branntwein und Erfrischungen wohl ver­ sehen seyn müssen.

Fehlten diese letzteren Erforder­

nisse, die Führer der Braut würden auf Haldem Wege vmwendcn.

Nahem sie sich,

nach mancher einge­

nommenen Erfrischung, nach mancher fröhlichen. Pause,

der Stadt, worin der Bräutigam wohnt, so werden sie von seinen Freu den und Vertrauten empfangen,

welche ihre Freude durch Klatschen, durch neue starke Züge aus der Branntweinflafche, und durch häufiges

Schießen mit Flinten und Pistolen zu erkennen geben. Hierauf lädt eine alte Frau das junge Mädchen auf die Schultern; man bedeckt die Schöne sorgfältig mit

einem zarten großen Schleyer, denn von diesem Au­ genblick an bis nach der Hochzeit darf kein Mann sie

sehen.

Sklaven gehen vor der alten Frau her und

breiten Matten auf den Weg hin, denn sie darf jetzt nicht mehr die bloße Erde berühren.

So kömmt die

Braut in dem Haufe des Bräutigams an, mit einem

großen Gefolge von den beyderseitigen Verwandten, welche singen, tanzen und ihre Gewehre losschießen.

Bey andern Negervölkern dieser Küste, denBul-

lams, Bagos, Tommanies, behält der künftige Gatte seine junge Verlobte von ihrer ersten Kindheit an in

seinem Hause.

Die Aeltern des Mädchens erhalten

von ihm ein Geschenk, welches mit seinem Vermögest

im

)

v

-0

im Verhältniß stehen muß.

Hält der künftige Gatte

das ihm anvertraute Mädchen übel, so steht den Ael-

tern das Recht zu, gegen Zurückgabe des Geschenkes ihr Kind wieder zu fordern, so wie int Gegentheil der Mann jeden Augenblick berechtigt ist, das Kind zu­

rück zu schicken, wenn er das dafür gegebene Geschenk nicht wieder verlangte

Für ihre Todten haben diese Völkerschaften große Verehrung: sie erweisen ihnen die letzte Pflicht voll

Achtung, voll herzlicher Theilnahme.

Man begräbt

die Todten: heilig iss der Platz, wo sie ruhen; in ei­

nem Walde außerhalb der Stadt.

Sie glauben, kei­

ner sterbe, ohne es voraus zu wissen, es wäre denn,

daß er durch Zauberei- oder Vergiftung hinwegge­ rast würde.

Der Leichnam wird,

in weisse Laken eingehüllt,

in einen offnen Sarg gelegt. Jünglinge,

Diesen tragen sechs

oder sechs erwachsene Mädchen,

nach

dem Unterschiede des Geschlechts des zu Begrabenden, auf dem Kopfe.

Vor ihnen her geht einer seiner

Freunde, der einen grünen Zweig in der Hand trägt,

und über die Art des Todes mehrere Fragen an den Verstorbenen thut.

„Hast du," spricht er, „deinen

Tod vorausgesehen? Starbst du eines natürlichen To­ des? Hat man dich vergiftet? oder durch Zauberey gelobtet?" Diese

Diese und dergleichen Fragen macht der Freund

an den Verstorbenen, die Trager beantworten sie in seinem Nahmen nach gewissen Bewegungen seines Kör­ pers; denn sie behaupten, der Lobte rühre und be­

wege sich bey diesen Fragen.

Giebt er, natürlich

nur in der Einbildung dieser Leute, an, seine Todes­ art sey natürlich gewesen,

so fragt man ihn weiccr,

was ihn denn bewogen habe, zu sterben, und seine Freunde zü verlassen?

Etwa aus Verdruß, daß du

nichti reich genug wärest, dir eben so schöne Kleide^

eine eben so schöne Flinte^ wie der und jener, anzuschaffen?

War's aus Verdruß und Verzweiflung,

daß

du dich nicht an dem oder jenem Feinde rachen konn­

test?^ Aber seine eingebildete Antwort mag auch benen­ nen, wen sie will, dennoch geben die Gesetze den Hin­ terlassenen kein Recht,

seinen Mörder aufzuspüren.

Eine Bewegung vorwärts, die der Verstorbene ma­ chen soll, deutet auf Vergiftung und Zauberey;

in

diesem Falle muß der Todte die Mitschuldigen ent­ decken.

Es entstehen daher große und neue Fragen.

Man benennt mehrere Personen, selbst die Glieder der Familie

nicht ausgeschlossen.

Schweigt

aber

der

Todte über diesen Gegenstand, so sagen die versam­

melten Neger: er sey ungehalten darüber, daß man seine Verwandten so hart beschuldige; sie bitten ihn

daher, er möge den Schuldigen angcben.

Und nun

werden dem Todten mehrere Nahmen seiner ehemali­

gen

gen Feinde laut genannt.

aufzuklaren,

Um die Sache noch mehr

wird von dem Verstorbenen verlangt,

er mochte bey der Nahmensbenennung des Schuld­

haften gegen den Zweig anstoßen, den einer von den Freunden vorantragt.

Glauben die Fragenden eine

solche Bewegung zu bemerken, so ist die Schuld des­

sen, der genannt wurde, hinlänglich erwiesen.

Er­

folgen, oder vielmehr, wollen drey Bewegungen be­

merkt worden seyn, so zeigt dieß Verhexung, zwey, Vergiftung an.

Sogleich wird nun der Schuldhafte

ergriffen: ist Zauberey seine Schuld, so büßt er sie durch den Verlust seiner Freyheit; ohne alle Umstande wird er verkauft.

Oft greift das empörende Unrecht

soweit, daß, wenn der Verstorbene ein vornehmer, reicher Mann war, der Beschuldigte aber ein Armer,

man nicht nur den Familienvater, sondern die ganze

Familie mit ihm zu Sklaven verkauft.

Bey der Be­

schuldigung der Giftmischerey wird der Beschuldigte zu einer in der That noch Hartern Probe aufbewahrt,

die er selten glücklich bestcht. Hat man nehmlich den Leichnam in das Grab ge­ legt, und,

alter Gewohnheit gemäß, seine besten

Kleider, mit allem,

was man nothwendig für ihn

halt, mit hineingeworfen, so kehrt die Verfammlung zu dem Angeklagten zurück, der indessen nur so ein-

geschlosseu war, daß er entwischen kann.

Man be­

richtet ihm, daß die Gesetze ihn zur Sklaverey ver­ dammen.

) dämmen.

er.

49

(

In dieser schwachen Verwahrung bleibt

Sobald es daher Nacht wird, entflieht er in die

nächste Stadt. Hier fleht er um den Schutz des Für­

Er be­

sten, der für unpartheyisch gehalten wird.

zeugt,

daß er unschuldig und falsch angeklagt sey,

und verlangt die Probe des rothen Wassers. ses Verlangen wird verwilligt,

Die­

und nun ruft eine

öffentliche Kundmachung die Freunde des Verstorbe­ nen auf, bey dieser Probe zu erscheinen.

An dem dazu bestimmten Tage wird der Ange­ klagte auf einen etwas erhabenen Stuhl gesetzt, na­

ckend bis auf einen Gürtel von Blattern.

Alsdann

verzehrt er in Gegenwart aller Bewohner der Stadt

und vieler Auswärtigen, welche diese Feyerlichkcit hier zusammendrängt, etwas Reis, oder Cola, und trinkt vergiftetes Wasser.

Stirbt er davon, so ist

seine Schuld erwiesen, und dieß ist meistens der Fall;

schadet ihm das Gift nichts, so wird er nach vier

und zwanzig Stunden frey.

Während dieser Zeit

darf er auch kein Ausleerungsbedürfniß, Natur fordert, befriedigen:

das die

kann er deß nicht fo

lange aushalten, so wird es als einen Beweis der

Schuldhaftigkeit eben so gut angesehen, als wäre er gleich von der Wirkung des Giftes todt nicdergefallen.

Hat er alles überstanden, so wird er noch ge­

nöthigt, die Lanze und Gesänge mitzumachen, welche, D

um

3

50

i

um seine Unschuld zu verherrlichen, eine ganze Nacht hindurch angeordnet werden.

Trist die Beschuldigung der Zauberey einen, der

nicht verkauft werden kann, entweder weil er zu alt ist, oder die Ehre seiner hohen Familie darunter lei­

den würde, wenn eines von ihren Mitgliedern Skiavenbande trüge,

so wird der überwiesene Beklagte

auf ei» Feld außerhalb der Stadt geführt, wo er sich

selbst ein Grab graben muß, während ihn seine Wäch­ ter und andre um ihn her versammelte Zuschauer aus­ schelten.

„Du tobtest andre," sagen sie zu ihm,

„ du sinnest auf Verderben und Elend für andre, und

dachtest nicht, daß der Lod auch dich zu gerechter Strafe ereilen werde!"

Der Unglückliche setzt bey

diesen Vorwürfen seine Arbeit mit scheinbarem Gleichmuth fort; von Zeit zu Zeit antwortet er auch wohl: „Ich habe, es ist wahr, jenen gctödtet, weswegen

ihr mich wieder todten werdet.

Auch an vieler An­

dern Mord bin ich schuld, und wenn ich am Leben bliebe,

würde ich noch viele unglücklich machen!"

Er nimmt von Zeit zu Zeit das Maas an seinem Körper wegen der Lange und Tiefe der Grube.

Ist

diese nun weit und tief genüg, so setzt man den Ver-

urrheilten an das eine Ende, das Gesicht gegen die Grube gekehrt.

Einer von den Umstehenden giebt

ihm einen fürchterlichen Schlag ins Genicke, wovon er, wo nicht todt, doch betäubt, in die Grube fallt.

Man

)

5i

(

Man bedeckt ihn mit Erde > und vollendet seine Hin­ richtung durch Einschlagen eines sehr spitzen Pfahls,

welcher dieses arme Opfer des Aberglaubens durch­

dringt.

Die Grube wird nun vollgefüllt, und der

Nahme des Unglücklichen wird der ewigen Vergessen­

heit übergeben. Wer die Giftprobe glücklich bestanden hat, erhalt

hinfort allgemeines Vertrauen: er kann eine Klage gegen die Freunde und Verwandte des Verstorbenen anbringen,

und sie zu Strafe und Entschädigung

wegen falscher Anklage verurtheilen lassen.

Sie müs­

sen ihm eine bedeutende Abfindung geben.

So sehr deutlich Betrug und Aberglauben aus diesen schaudererregenden Gewohnheiten jener schwar­

zen Volker hervorfchen, so ist doch noch keines von den verschiedenen Volkern am Sierra Leone, am Se­ negal und Gambia in der Aufklärung so weit fortge­

rückt, um dieß einzusehen, und einen so barbarischen Gebrauch

abzuschaffen,

wen»

er

gleich

noch so

alt ist.

Alle wilde Völker glauben im Zustande ihrer ro­ hen Unwissenheit an Bezauberungen und Hexereyen,

aber nirgends ist dieser schändliche Aberglaube tiefer

eingewurzelt, als bey diesen Negervölkern.

Wenn

ein Krokodil einen Menschen verschlingt, der Leopard ein Schaaf ans der Heerde frißt, Vieh und Mensch D 2

erkrackkt.

erkrankt, ober plötzlich dahin stirbt, sogar bey jedem sonderbaren Traum, bey jeder außerordentlich schei­

nenden Begebenheit ist der Zauberer im Spiel, und

nie, wenn man ihn auf die beschriebne, abscheuliche Art entdeckt, entgeht er der grausamen Ahnung des Gesetzes, das Rache über ihn ausruft.

Diese rohen Menschen setzen ein grenzenloses Ver­ trauen auf kleine Talismane, welche sie Gris - gris

nennen, und am Halse, am Gürtel, an Beinen und Armen

tragen.

Jeder Gris-gris hat eine eigne

Kraft, der eine schützt gegen Kugeln, der andre ge­

gen Gift, wieder andre bewahren vor Feuer und Was­ ser, und wird jemand, seiner Talismane ungeachtet,

gctvdtet, oder ertrinkt, oder geht im Feuer zu Grunde,

so sprechen diese Neger: die Gris-gris des Feindes von diesem Verunglückten seyen kräftiger gewesen als

seine eignen.

Doch geben sie zu, gegen Kanonen­

schüsse helft der Gris - gris nichts.

Diese Talismane

sind aus Ziegenfellen verfertigt, und haben verschie­

dene Größen und Gestalten, von einem bis zu drey Zollen.

Sie werden mit einer Art Pulver und mit

Papierstückchen,

welche arabische Schriftzüge aus

dem Koran enthalten, erfüllt.

Die Priester derjeni­

gen Stämme, welche zu Muhameds Lehre übergctrcten sind, verfertigen sie, und handeln damit.

Auch

beschäftigen sie sich mit Wahrsagen, und das blinde Volk glaubt ihnen alles.

Sic lesen im Buche des Schick-

Schicksals, wissen Diebe und Ehebrecher zu entde­ cken, und verrichten Wunder.

Bey wilden Völkern ist die Heilkunst gewöhnlich

mit Wahrsagerkünsten vermischt, und in den Handen der Priester und Zeichendeuter; aber in Sierra Leone

sind alte Weiber die Aerzte der Kranken.

Sie hei­

len durch äußerst einfache Mittel aus dem Pflanzen­

reiche, und sind besonders bey Verwundungen außer­ ordentlich erfahren und glücklich.

Beobachter sicht Kuren,

die ihn,

Der europäische

selbst wenn er

Kenner der Chirurgie ist, in Erstaunen setzen.

Diese

Weiber verrichte» ihr menschenfreundliches Amt mir großer Treue, und besorgen ihre Kranken sehr gnt. Wechselfieber sind die gemeinsten Krankheiten in

diesen Gegenden.

Auch sie werden durch die einfach­

sten Mittel vertrieben, und diese sind dort immer un­

trüglich.

Der allzu häufige Genuß des Palmweins,

der gebranncen Wasser, und die ausschweifende Le­ bensweise dieser Neger erzeugen auch hier viele Krank­ heiten, an denen unmäßige, schwelgerische Menschen

in Europa leiden.

Sie werden alle einfach behan­

delt, und das Clima selbst erleichtert ihre Heilung.

Die Pocken find dort bey weitem nicht so ansteckend,

wie bey uns, und seltner an den Küsten, als im Innern. Fremde haben mit andern Krankheiten zu kam-

vfen.

Die traurigste, verderblichste für ste ist die

pfen. Ruhr.

Das beste Mittel, sich dafür sicher zu stel­

le», Hst Mäßigkeit,

ein Leben gleichweit entfernt

von Ausschweifung als von Entbehrung.

Die Lage dieses Landes war von jeher für den

europäischen Sechandel wichtig,

vorzüglich seitdem

die Bearbeitung amerikanischer Besitzungen den An­

kauf schwarzer Menschen als Sklaven nothwendig zu

machen schien.

Es waren französische Seefahrer,

welche dieses Küstenland nach der erweiterten Schifffahrtskunst zuerst wieder entdeckten, und Handels­ verbindungen mit dessen Bewohnern eröffneten.

Ih­

nen folgten die Portugiesen, in alten Zeiten die er­ fahrensten und kühnsten zur See; sie errichteten feste Niederlassungen, übrig sind.

wovon aber kaum noch Spuren

Aber selbst, diese Spuren beweisen, daß

die Punkte der Ansiedlungen mit Verstand ausge-

wahlt waren.

Wir glauben, es werde unfern Lesern und LesÜ

rinnen nicht unangenehm seyn, in die Geschichte des

allmahlig größeren Einflußes der Europäer auf die Bewohner eines Landes, das wir ihnen umständlich beschrieben haben, einige Blicke zu thun,

und den

gegenwärtigen Zustand europäischer Besitzungen da­

selbst kennen zu lernen, Die Macht der Portugiesen,

deren Seefahrer­ ruhm

)

55

c

rühm jetzt fast verschwunden ist, sind "nur noch im Besitze von St. Paul, Basson und einer kleinen Vestung ju Whyoa.

Der Hauptort ihrer Besitzungen

ist St. Paul, und von dort aus führen sie alljähr­

lich viele Sklaven nach Brasilien.

Uebrigens findet

man an den beyden Ufern des Sierra Leone sehr viele

Portugiesen,

welche sich gleichsam die Rechte der

Eingebohrncn durch ihre Anpflanzung erworben ha­

ben.

Sie unterscheiden sich wenig von diesen, und

leben einsam, ohne eine zusammenhängende Volks­ masse zu bilden.

Andre Europäer haben sich lange

Zeit nur auf einzelne Besuche beschränkt,

um den

Sklavenhandel hier zu treiben, und noch jetzt folgen

die Amerikaner diesen Grundsätzen. Auch sah man bisweilen Privatleute aus Europa

sich hier ansiedlen, deren Absichten keine andern wa­

ren , als das Aufkäufen der unglücklichen Schwarze» desto bequemer und reichhaltiger betreiben zu können.

Sie verweilten längere oder kürzere Zeit.

Alle er­

reichten ihr Ziel, alle ließen Spuren ihres gewinn­ süchtigen Fleißes,

und fast immer noch deutlichere

von ihrer Grausamkeit zurück.

Aus der Zahl der

Engländer, welche sich durch solche Versuche hier be­ rüchtigt machten, hat sich die Geschichte eines Man­

nes, Nahmens Ormond, erhalten, welche sich vor

ungefähr drcysig Jahren ereignete. nem Schiffe,

Er kam auf ei­

das zum Sklavenhandel ausgerüstet

war.

war, nach Sierra Leone, und diente als Gehülfe in einem Comtoir; endlich errichtete er eine eigne Faktorcy für seine Rechnung in dem etwas mehr gegen

Norden liegenden Theile des Landes.

Dieser Mann

konnte weder lesen noch schreiben, dennoch aber be­

trieb er seinen Handel mit so viel Klugheit und Glück,

daß er in wenigen Jahren ein Vermögen von hundert

und achtzig tausend Thalern zusammenscharrte. Sein Schicksal endete nicht glücklich, aber auf ihm selbst

lag die Schuld.

Die Grausamkeiten dieses unaus­

sprechlich harten Mannes übersteigen allen Glauben. Man versichert als reine Wahrheit, er habe denen von seinen Sklaven, die er im Handel nicht los wer. den konnte,

Steine an den Hals gebunden und sie

zur Nachtzeit in den Fluß geworfen.

Einmal ließ

er einen von seinen Untergebenen, den er eines ver­ übten Unrechts beschuldigte, binden, und gab ihm

eigenhändig vierhundert Ruthcnstreiche, woran der Unglückliche starb.

Die Greuel, welche er verübte,

sind so schrecklich,' daß wir uns mit der Erzählung

dieser wenigen Beyspiele begnügen,

ohne mehrere

anzugeben.

Ormond war aber bey allem Glücke selbst sehr wenig bcneidenswerth,

im Gegentheil er verdiente

noch mehr Mitleid als Verachtung.

Der Mann war

von der rohesten Volksklasse, und hatte nie einige Er­

ziehung oder Bildung erhalten, er quälte sich selbst

durch

) durch Aberglauben, Wahrsagern ab,




riz

(

Er erbaute sich ein kostbares Grab, das mit fei­

ner, und seiner Mutter, und feines Sohnes Bild­ säulen geschmückt war, und so mannichfaltige Ver­ zierungen und kostbare Einrichtungen enthielt, daß ihre Beschreibung in den Werken der Alten mehr das

Gepräge der Erdichtung als der Wahrheit zu haben

scheint.

Kein ägyptischer König konnte sich eines

prachtvolleren Grabes rühmen, als er.

Ein unge­

heuer großes Portal, zwey Morgen Landes in der Länge, und fünf und vierzig Ellen in der Höhe mes­

send , führte zu einem viereckigen Säulengange, des­ sen Seiten je vier Morgen Landes (Plethra) lang,

und sechzehn Ellen hoch waren.

Die Decke war aus

einem Steine gehauen, welchen Sterne auf blauem

Grunde schmückten.

Ein zweytes Portal hinter die­

sem Sanlengange, dem ersteren gleich an Form und Größe, aber noch schöner verziert, folgte nun.

Drey

Bildsäulen standen daselbst, jede aus einem Steine gehauen, wovon die größte den König vorstellte. Sie saßen auf einer Art von Lehnstühlen oder Thronen, und die größte war in so übertrieben großen Verhält­

nissen ausgearbeitet, daß ein Fuß von ihr sieben El­

len maß.

Die Bildsäule der Mutter hatte drey Kro­

nen auf dem Haupte,

als Tochter,

Gemahlin und

Mutter, eines Königs.

Ein neuer Säulengang folgte nun; darin waren die Schlachten des Helden abgebildet.

H

In der Mitte stand

stand ein Altar unter freyem Himmel.

Wo dieser

weite Gang aufhörte, stand ein Gebäude im Viereck errichtet, davon jede Seite jwey Morgen Landes in

der Lange maß.

In halberhobner Arbeit waren Ge-

richtsstühle und Gerichtspersoneü an den Wänden ab­

gebildet.

Hinter diesem Gebäude stieß matt auf einen

Lusiplatz, der von Häusern umgeben war, an wel­

chen man viele Arten gemahlter Speisen, und den Kö­

nig als Opfernden dargestellt erblickte.

Auf diese Ge­

bäude folgte eine Büchersammlung mit der Aufschrift: ArzneykaMmer für den Geist.

Abbildungen

ägyptischer Gottheiten zierten sie: der König opferte allen.

Unmittelbar an diese Halle stieß ein Gebäude

von seltener Art, worin zwanzig Betten stunden, wie

bey den Gastmahlen der Alten üblich waren.

Nach

mehreren kleineren Kammern stieg man endlich zu dem Begräbnisse selbst hinan, über welchem man oben ei­ nen goldenen Ring erblickte, der 365 Ellen im Um. freife hielt, und eine Elle dick war.

Die Tage des

Jahres und Auf- und Niedergang der Sterne waren

daran abgetheilt und bemerkt.

Kambyfes zerstörte

das Grabmal, und raubte den goldenen Zirkel.

Auf

der Bildsäule des Königs stand die Inschrift: Ich

bin Osymandias, König der Könige: wer meine Größe und den Ort wissen will, wo ich ruhe, der wag es mich in einem meiner Werke übertreffen.

Unter

) Unter

IIS

(

den. Merkwürdigkeiten

des Alterthums

zeichnete sich diese Statue ganz vorzüglich aus, nicht

durch ihre ungeheure Größe und die Kühnheit ihrer Idee und Ausführung,

sondern auch durch Töne,,

welche aus ihr hervorgingen.

Viele Stellen der Al­

ten sprechen davon, daß man die Memnonssaule habe, reden, tönen hören.

Wenn die Sonne üufging, gab

sie einen fröhlichen Schall, beym Untergang der Sonne einen klagenden von sich.

Sie soll bisweilen geweint

und ganze Orakel ausgesprochen haben-

Ihr Ton,

sagt man, war dem Tont zu vergleichen, den eine

Lyra giebt, wenn eine Saite att ihr springt.

Bis in,

das vierte Jahrhundert nach Christi Geburt hörte matt diesen Klang;

denn die Nachrichten,

die uns

in den alten Reisebeschreibern aufbewahit sind , las­

sen sich nicht wohl verwerfen, wie einige Neuere ver­ sucht haben. Pausanias, ein Grieche, erzählt als Augenzeuge

folgendes: Ich sah die Colossal-Bildsäule irt Theben auf der Westseite des Nils bey dett Königs-Grabern.

Sie ist in sitzender Stellung, und tönt vernehmlich.

Viele halten sie für die Statue des Memnon;

die

Thebatter selbst behaupten, es sey ihr König Phamenophis, andre wollen den Sesostris in ihr erkennen.

Kambyses zerstörte sie , und so ist noch jetzt der obere Theil des Hauptes bis zur Mitte des Rumpfes abge­ worfen.

Noch hat sich der untere Theil in sitzender

H 2

Stel

Stellung ganz erhalten , und tönt täglich bey Son­ nenaufgang wie eine Lyra, woran eine Saite springt.

Strabo, der Römer- bestätigte späterhin diese Be­ merkung des Pausanias.

Bey ihm sind es zwey Sta»

tuen in sitzender Stellung, die Arme auf die Knie ge­

legt.

Wir

Sie stehen, sagt er, nahe beysammen.

dürfen nicht zweifeln,

daß auch er die nehmlichen

Statuen bey seiner Beschreibung vor Augen gehabt

habe, wie der Grieche, ob jener gleich von zweyen, dieser nur von einer spricht.

darin:

Die Ursache finden wie

Pausanias erwähnte der Mcmnons - Statue,

ihres Tons wegen, nur beyläufig,

als Beyspiel;

denn vorher hatte er von andern Steinen gesprochen,

die, wenn sie an einander geschlagen würden, Töne geben ; aber Strabo, der Aegyptens Lage und Merk­ würdigkeiten beschrieb, mußte beyder gedenken.

Die

eine, sagt er, steht noch unbeschädigt, die andre ist zerbrochen, wie man sagt, durch ein Erdbeben. Man

behauptet, der auf dem Fußgestelle noch sitzende Theil gebe alltäglich einen Ton von sich, als ob eine Saite

auf der Leyer sanft gestrichen würde. Ich selbst hörte

mit dem Aelius Gallus, den seine Freunde und Sol­ daten begleiteten, ungefähr um die erste Stunde die­

sen Ton.

Ich will aber nicht entscheiden, ob ihn

das Fußgestellc, oder die Statue von sich gab, oder einer von den Umstehenden ihn bewirkte.

Pokoke

)

ii7

■ (

Pokoke und Norden besuchten unter den neuern Reisenden diese merkwürdigen Trümmer, aber- der al­ lerneueste,

der sie sah, zeichnete und beschrieb, ist

auch hier Denon, dem wir treffliche Nachrichten über

die Merkwürdigkeiten Aegyptens verdanken.

In der Gegend des Dorfes Medinet-a-Bou, sagt Pokoke, fand ich zwey sitzende Bildsäulen, die ich Memnons-Bildsäulen nennen will.

Ueber einen

halben Tag lang blieb ich dort: sie sind aus einem harten Granit von besdndrer Art, der dem Adlerstein

ähnlich ist, und Politur annimmt, gearbeitet.

Die

eine ist von. einem einzigen Stein, die andre oberhalb

der Arme abgebrochen: die Arme liegen auf den Knie­ scheiben", und sind aus fünf Lagen von Steinen zu­

sammengesetzt. Auch fehlt ein Theil des Fußes. Auf dem Fußgestelle dieser etwas beschädigten Statue steht eine griechische Inschrift, und mehrere kleinere befin­

den sich an dem Knöchel und Schenkel der Bildsäule

selbst; sie sind in griechischer und lateinischer Sprache

und enthalten theils Lobeserhebungen des Memnon, theils Zeugnisse derer,

haben.

welche den Schall gehört

Wegen Harte des Steins ist diese Schrei­

berey schlecht ausgefallen.

sagt auch:

Eine dieser Inschriften

mich, den tönenden Stein, beschädigte

Kambyses. Was die Verhältnisse der Größe dieser beyden

Colossal-Bildsäulen betrifft, so werden sie unsern Le­ ser»

)

US

fern einigermaßen klar werden, wenn wir sagen, daß die Beine von der Sohle bis zum Knie neunzehn Fuß messen, und der untere Theil der Sohle fünf Fuß breit ist. Der Stuhl, worauf sie sitzen, ist bey der einen dreysig Fuß hoch und zwanzig breit, bey der andern drey und dreysig hoch und neunzehn breit, Denon sah diese Bildsäulen nicht, ohne seine Be­ merkungen darüber zu äußern, die in mancher Hin­ sicht von den bereits mitgetheilten abweichen. Er zeichnete beyde, und seiner Zeichnung sind wir bey der verjüngten Darstellung (Taf. 2. Fig. 9.10. ) gefolgt. Diese Verjüngung ist allzu beträchtlich, als daß dar­ aus ein wirksamer Begriff hervortreten könnte, Zwey große sitzende Gestalten, sagt er, lockten mich in die Ebene. Nach Herodot's, Strabo's und andrer Berichten mußte sich die berühmte Bildsäule des Osymandias, die größte unter den ägyptischen Eolossen, dabey befinden. Dieser König hatte sich auf ein so kühnes Unternehmen so viel eingebildet, haß er an das Fußgestelle eine Inschrift setzen ließ, -worin er die menschliche Macht aufforherte, hieran, so wie an seinem Grabmahle zu freveln. Die beyden stehenden Figuren sind, nach Denon's Meinung, Bildnisse der Mutter und des Sohnes: die des Kö­ nigs ist dahin, und nur >N einem unförmlichen Gra­ nitfelsen, der dabey unter andern Trümmern liegt, glaubt

glaubt der französische Beschreibet die Resie der könig­

lichen Bildsäule selbst zu finden.

Es scheint nicht,

als wenn er diese Behauptung hinlänglich zu bewei­ sen im Stande wäre,

welche den Meinungen aller

frühern Beobachter widerspricht..

Wenigstens waren

schon zu Pausanias und Strabo's Zeiten nur die noch

jetzt vorhandenen beyden Gestalten zu sehen, und eine davon, wie die Inschriften an ihr beweisen, wurde damals und bisher allgemein für die tönende Osyman-

dias- oder Memnons - Säule gehalten.

Der Eindruck, welchen diese beyden Riesenbilder auf den Beschauenden machen, muß außerordentlich

seyn: ihre Größe verhält sich ungefähr zur gewöhnli. d)tn Menschengröße wie i zu 9; sie sind fünf und

fünfzig Fuß hoch. Der Mensch sicht daher recht arm­ selig und klein an der Seite seines Nachbildes. Beyde Figuren sitzen aufThronsesseln mit beyden Händen auf den Knieen, in der Stellung eines Ruhenden. Diese

ist steif, aber nicht unrichtig r an den von Alter und Beschädigungslnst verschont gebliebenen Theilen zeigt

sich ein harter Styl der Bearbeitung. An dem Stuhle der einen sind Basreliefs und kleine Figuren angebracht,

aus deren Ueberresten noch Annehmlichkeit

der Erfindung und Zartheit im Ausdruck bemerklich werden.

Auf das Bein der nördlichen sind mit grie­

chischer Schrift Nahmen vornehmer Reisenden aus dem

)

120

(

dem Alterthume elngeritzt, die den Laut der Bildsäule zu hören gekommen waren. In den ältesten Zeiten der ägyptischen Priester­

regierung durfte sich kein Mensch diesen Bildsäulen

nähern, und der Laut nur in einiger Entfernung ge­ hört werden.

Vielleicht war diese Einrichtung von

den Priestern um deswillen gemachtdamit ste desto

leichter und sicherer diejenigen täuschen konnten, für

welche

die Bildsäule Töne

und Orakel ausspre­

chen sollte. Daß die ganze Sache ein Märchen, und nie der von so vielen bezeugte Schall aus der Bildsäule wirk­

lich gehört worden seyn sollte, ist kaum glaublich, da

so bedeutende Menschen die Sache bejahen.

Würde

sich selbst in dem aufgeklärten Zeitalter Hadrians, die

Gemahlin dieses Kaisers,

Sabina,

eine Gelehrte,

umgeben von Gelehrten, die mit ihr nach Aegypten gereist waren, um des Landes Merkwürdigkeiten zu

sehen,

leicht

und jene Töne der Bildsäule zu hören, so haben tauschen lassen,

wenn alles Erdich­

tung war?

Der Schatten,

Beschädigung,

den die beyden, auch in ihrer

als Denkmale menschlicher Eitelkeit

und Kraft, noch merkwürdigen,

und in ihrer Art

einzigen Riesengestalten, bey aufgehender oder nieder­ gehender Sonne über die Gefilde ausbrciten,

zieht sich

)

L2I

(

sich weit dahin, bis gegen die felstgten Höhen voll und fallt um so mehr

unterirdischer Wohnungen,

ans, da die Gegend öde und kahl, und nirgends ein

Punkt ist, der eine Vergleichung mit ihnen auszu-

halten vermag.

Wir können dieses kleine Blatt nicht aus den Händen legen, ohne noch, in Hinsicht auf jenes Fel­

sengebirge, dessen durch menschliche Kunst hervorgcbrachte Oeffnungen und Eingänge vom weitem sicht­

bar werden, einiges über diese finstern Wohnungen,

und über die Graber bey Theben überhaupt hinzuzufügen,

Schon in den ältesten Zeiten nannte man eine

felsige Gegend bey Theben,

wo die Leichname der

Bewohner ihre Ruhestätte fanden, das Todtenfeld, Viereckige regelmäßige Oeffnungen sind hier in die schiefbchauene Seite des Felsenberges durch Kunst

gemacht, welche zu doppelten und dreyfachen Kam­ mern führen, die man jenem genannten Zwecke wid­

mete.

Jetzt bewohnt eine Menge Menschen diese dü­

stern Höhlen, die,

weil ihre Lebensart verwildert,

sich fast immer in dem Zustande des Aufruhrs gegen die Regierung befinden,

nnd oft ihren Nachbarn

furchtbar werden.

Dieses Todtenfeld oder die Todtenstadt von The­ ben siegt nordwestlich von her Stadt auf der niedri­ gern

)

L2I

(

sich weit dahin, bis gegen die felstgten Höhen voll und fallt um so mehr

unterirdischer Wohnungen,

ans, da die Gegend öde und kahl, und nirgends ein

Punkt ist, der eine Vergleichung mit ihnen auszu-

halten vermag.

Wir können dieses kleine Blatt nicht aus den Händen legen, ohne noch, in Hinsicht auf jenes Fel­

sengebirge, dessen durch menschliche Kunst hervorgcbrachte Oeffnungen und Eingänge vom weitem sicht­

bar werden, einiges über diese finstern Wohnungen,

und über die Graber bey Theben überhaupt hinzuzufügen,

Schon in den ältesten Zeiten nannte man eine

felsige Gegend bey Theben,

wo die Leichname der

Bewohner ihre Ruhestätte fanden, das Todtenfeld, Viereckige regelmäßige Oeffnungen sind hier in die schiefbchauene Seite des Felsenberges durch Kunst

gemacht, welche zu doppelten und dreyfachen Kam­ mern führen, die man jenem genannten Zwecke wid­

mete.

Jetzt bewohnt eine Menge Menschen diese dü­

stern Höhlen, die,

weil ihre Lebensart verwildert,

sich fast immer in dem Zustande des Aufruhrs gegen die Regierung befinden,

nnd oft ihren Nachbarn

furchtbar werden.

Dieses Todtenfeld oder die Todtenstadt von The­ ben siegt nordwestlich von her Stadt auf der niedri­ gern

) gern Abdachung

I22

(

der lydischen Gebirgkette.

Der

Felsen ist zu einer schiefen Flache behauen, und darin

sind doppelte Gallerten ausgehölt, an welche hie Grab­

kammern stoßen.

Diese Aushölungen sind in zahllo­

ser Menge vorhanden, und nehmen über eine Halbe

Stunde Weges ins Gevierte ein.

Auf die Schmückung der Grabwohnungen ver­

wendeten die alten Aegypter fast noch größere Sorge, als auf die Verzierung ihrer Tempel,

Sie zeugen

von eben so vieler Kunst und Pracht, unter der Erde verschwendet, als Tempel, Obelisken und Piramiden auf derselben.

Die dem Fluß-Ufer am nächsten lie­

genden sind nur wenig verziert,

hinter einem dop­

pelten regelmäßigen Gange, der auf Pfeilern ruht, sind Reihen von Kammern angebracht, meistens sehr regelmäßig.

Fänden sich nicht deutliche Spuren von

Gräbern, und sogar ganze einbalsamirte Körper, man müßte glauben,

Aegyptens,

hier hätten die ältesten Bewohner

eine Art von Trogloditen,

gewohnt;

oder haben auch wirklich diese ausgearbeiteten Höhlen erst zu Wohnplätzen gedient, und sind in der Folge in Grabstätten umgeschaffen worden?

möglich,

Es ist sehr

Je weiter diese Felsenkammern sich über

das Ufer erheben, desto reicher werden sie an Verzie­ rungen, so, daß dem Beobachter, wegen der Pracht

an Mahlereyen, Bildhauer-Arbeiten u. s. w., und zugleich wegen der hier abgebildeten Gegenstände selbst,

)

I2Z

(

selbst, die er hier findet, kein Zweifel übrig, daß

dieß Gräber der Helden und Vornehmen seyen.

Ein­

samer nur liegen die Graber der Könige, und haben noch schöner gearbeitete Sarkophage.

Die Entfer­

nung dieser Heldengraber von der Ebene mag in An­ sehung ihrer höhern Lage, als jene gemeineren Grüfte,

ungefähr so viel betragen, als die höchste Höhe eines Hauses in Theben betragen mochte.

Alles, was

man von Bildhauerarbeit an den Tempeln in Aegy­

pten steht, steht diesen kostbaren Wandverzierungen

und Kunstwerken in diesen Grabern weit nach.

Die

Aegypter erschöpften ihre Kenntnisse, um den stillen

Wohnungen die höchste Kunstzierde zu verschaffen. Die

uflterikdischen Gallerten

laufen

zuweilen

durch Thon- und feine Kalklagen hin, und in diesem Falle sind die darauf befindlichen Bilder so scharf,

und mit so festen Strichen gearbeitet, als man sie in

Marmor nie sieht, reine Umrisse,

Sie haben höchst ungezwungne,

Häufig stellen sie kleine Scenen auS

der Natur dar, in. welchen freye, tadellose Bewegung an den Platz jener steifen Stellungen treten, welche

man sonst in Bildern der Aegypter zu sehen gewohnt ist.

Die entfernteren Personen und Gegenstände, per­

spektivisch dargestellt, sind selbst in ihrer geringen Erhovenheit so trefflich ausgedrückt,

daß es selbst in

Metall nicht möglich seyn würde, sie besser und mit mehr Verhältniß zum Ganzen sichtbar zu machen.

Der

)

im

c

Der Beobachter findet nicht wenig Ursache, sich über die geringe Bejiehung dieser Arbeiten auf den Ort, wo sie sind, zu wundern: ohne Mumien würde man diese Grotten gar nicht für Graber halten. Man

sieht Gaukler, Seiltänzer, Esel, die allerhand Künste

machen, u. dergl.

Eben so auffallend ist der Grund­

riß dieser Grotten; manche sind so weitläuftig, und

in ihren Wendungen so verwickelt, daß man glau­

ben sollte, sie seyen zu gottesdienstlichen Gebrauchen, unter der Erde gefeyert, benützt worden.

Nach meh­

reren schön verzierten Zimmern kömmt man in lange Gange,

düster und öde:

in mannigfaltigen Krüm­

mungen gehen sie vor- und rückwärts,

und schei­

nen einen großen Platz einzunchmen; traurig, ernst,

schmucklos sind diese Gange.

Da und dort stößt

man auf Kammern mit Bilderschrift: enge Wege ne­

ben Abgründen, tiefe Brunnen, worein man nur auf eine sehr beschwerliche Weise,

die Arme gegen die

Wände stützend, und die Füße in Löcher steckend, die

in dem Felsen angebracht sind, kommen kann.

Hat

man auf diesem schauerlichen Wege den tieferen Bo­

den erreicht,

so findet man andre ausgeschmückte

Kammern, und neue Brunnen, oder Schachten, um

noch tiefer in die Erde einzudringen. langen,

Durch einen

schräge emporsteigenden Gang kömmt der

müde Forscher wieder in ein offenes Zimmer, gerade neben dem, wo man die Grotten zuerst berührt hat.

Tage

)

125

(

Tage würden erforderlich seyn, um diese Irr­

gange genau zu untersuchen. Zn einigen Kammern sicht man Abbildungen von

feyerlichen Leichenprozesstoncn, die äußerst merkwür­

dig sind.

Götzenbilder werden von Priestern auf

Tragbahren getragen, Leute mit Fahnen begleiten sic;

andre, Mit Prachtgefaßen von verschiedner Art und

Form, mit Waffen, Gerathschasten, Lebensmitteln, Koffern, find dabey;

Weiber gehen in Reihen und

spielen auf musikalischen Instrumenten; dann folgen

Gruppen von Sängerinnen, welche ihre Lieder mit Harfen- und Guitakrenfpiel begleiten.

In den Grabern der Könige enthalt die eigentliche Grabkammer einen Sarkophag aus Granit r auf dem Deckel liegt eine sehr erhoben gearbeitete Gestalt auf

dem Rücken, mit priesterlichem Kleid und Kopfputz. Der Eingang ist stets ohne Verzierung, einfach, bey

einem wie bey dem andern.

Fort-

)

126

(

Fortschritte

in den Beobachtungen der neuestm Na­

turforscher über die Elephanten, ihre Le­ bensweise, Neigungen u. s. w. Taf. z. Fig. 4. 5.

^choil in dem ersten Bande der Dildergalleric stell­ ten wir den Elephant in die Reihe der merkwürdigen

Thiere, welche dort abgebildet und beschrieben wur­

den;

allein unvollkommen war beydes, denn noch

immer hatten die Naturforscher nicht alles Merkwür­

dige an diesem Coloß des festen Landes ergründet,

und dem neueren, genaueren Prüfungsgeiste blieben

noch viele Lücken offen.

Unermüdbar ist der Fleiß

gebildeter, nach Vollendung strebender Menschen, und ihm verdanken wir in den neuesten Zeiten die wichtig­

sten Aufklärungen über die Lebensweise und Neigun­ gen jenes Geschöpfs.

Wir halten uns für berechtigt,

den früheren Aufsatz, der sich mit demselben in un­ serm ersten Bande beschäftigt, hier zu ergänzen, und,

zum bleibenden Vergnügen unsrer Freunde und Leser,

mit einigen besonders auffallenden Kunstdürstellungen in

)

127

(

zu belegen, welche wir von den neuesten Originalblät-

tern der Ausländer entlehnt haben. Die Eroberung Hollands durch die siegreichen Kriegsheere

der französischen Republik erleichterte

diese genaueren Beobachtungen; unter der Beute be­

fanden sich zwey lebende Elephanten, welche nach Pa­ ris geführt wurden, und in dem Garten der auslän-

difchen Gewächse des National-Museums Aufenthalt und Verpflegung erhielten.

Ihre Geschichte ist so

unterhaltend, daß wir ihr hier eine Stelle anweisen. Zufällig waren beyde von verschiedenem Geschlecht,

und die Beobachtungen an beyden mußten daher um

so reichhaltiger werden. Kaum ein Jahr alt, wurden sie in den Wäldern

der Insel Ceylan ihren Müttern entrissen, und von

der holländischen ostindischcn Handelsgesellschaft zu

Geschenken für den Statthalter von Holland bestimmt. Jene Insel des indischen Ozeans erzeugt vorzüglich

schöne Elephanten, die sich leicht zähmen lassen und sehr gelehrig sind.

Ehe die beyden jungen Gefange­

nen aus dem Mutterlande abgeführt wurden, pflegte

man sie mit großer Sorgfalt, Um sie an den Umgang mit Menschen zu gewöhnen.

Hierauf wurden sie ein­

geschifft, überstanden die weite Seereise, und erreich­ ten im Jahre 1784 glücklich den Hafen von Fließin­

gen.

In Klein Loo, einem Sommeraufenthalte des

)

128

(

des oranischen Hofes, ward ihnen ihte Wohnung an­

gewiesen.

Das Weibchen erhielt den Nahmen Mar-

grethe, das Männchen Hans, und beyde gewöhn­ ten sich leicht un ihre Nahmen. ")

Um sie zur wei­

tern Reise nach dem Haag, wo der Statthalter da­ mals wohnte, vorzubereiten, führte man sie oft ins

Freye, und nun; nach Haag, wo nicht nur der Hof, sondern auch dir übrigen Bewohner große Freude an

beyden fanden. Noch waren beyde im Alter der Kind­ heit, und besaßen einen hohen Grad von jener An­

muth , welche dem ersten Iugendalter eigen ist.

Je­

dermann fand sie allerliebst, und beyde Thiere gefie­ len sich ungemein wohl in der Freyheit, welche ihnen

hier gewahrt wurde. den sie Zutritt,

Bey allen Feyerlichkeiten fan­

man lud sie ein und nahm sie stets

wohl auf: denn noch hatten sie nichts von jener ab­ schreckenden Größe, welche , wenn sie erwachsen sind,

den schwächer» Menschen gleichsam aus Gefühl ihres drückenden Uebergewichts, von ihnen entfernt.

Un­

gehindert durften sic in den Garten umhergehen, und

selbst von dem Eintritt in die Sale hielt man sie nicht ab: ganz leicht und sicher stiegen sie Treppen auf und

ab.

Sie wanderten durch alle Zimmer hindurch,

spielten, neckten sich, und wurden geneckt und geliebkoßt,

*) In Indien wird der männliche Elephant durch die Benennung Hans, der weibliche durch das Wort Partie unterschieden.

koßt, und zur Stunde der Mittagstafel fanden sie

ihren Platz im Saale stets mit Leckerbissen, Früchten

u. dergl. besetzt, und durften Wein und Branntwein

trinken.

Alles ward dabey so angeordnet,

daß sie

die vorzügliche Gelenkigkeit und Nutzbarkeit ihres

Rüssels zeigen konnten. So lange sie Günstlinge blieben, hatte ihnen nie»

mand etwas vorzuwerfen; unter sich selbst und mit allen denen, in deren Hausern und Gärten sie Zutritt

fanden, herrschte die größte Eintracht; man liebkoßte, schmeichelte, und wurde wieder geschmeichelt.

Ein

Dichter, der sie in jenem köstlichen Zeitpunkt gesehen

hatte, würde sich gewiß an das goldne Zeitalter er­ innert haben, wo kein Geschöpf dem andern gefähr­ lich oder lästig war.

Aber ihr Glück war von keiner

Dauer, sie empfanden schon nach Verlauf eines Jah­

res das gewöhnliche Schicksal aller Günstlinge.

Sie

wurden nach Groß Loo, fünf und zwanzig franzö­ sische Meilen von Haag, verwiesen, wo sie für im-

mer dazu verurtheilt waren, in der Sammlung selt­ ner lebender Thiere des Prinzen verwahrt zu werden.

Dort verminderte sich unter der Menge andrer merk­

würdiger Thiere bald die Aufmerksamkeit,

die man

ihnen bisher erzeigt hatte, und nur selten unterbrach

ein kurzer Besuch des Statthalters die Einförmigkeit

ihrer Sklaverey,

noch seltner die Erscheinung von

andern Fremden und Inländern; denn ohne besondre

A

Erlaub-

)

I3Q

(

Erlaubniß erhielt niemand Zutritt.

So stand eS im

Buche des Verhängnisses, sie sollten vierzehn Jahre daselbst verweilen, ehe eine neue unerwartete Begebenheit sie in ein andres Land führte, und sie einer

neuen Herrschaft unterwürfe»

In Groß Loo wurden die Liebkosungen, deren die beyden guten Thiere sonst gewohnt waren, immer seltner,

und hörten endlich ganz auf: sie erhielten

täglich rin einfaches, passendes Futter, ohne alle Ab­

wechslung,

unveränderlich in Maas Und Gewicht,

wenn nicht anders ihr Cornak, der sie aus Indien

begleitet hatte, seinem Speiseantheile etwas abbrach, um den ihrigen zu vermehren. Auch starb im Januar

1788 dieser erste, treue Gefährte und Besorger ihrer ersten Lebensperiode: ein andrer, Nahmens Tomson,

ward ihnen zum Pfleger gegeben.

Beyde Thiere stan­

den damals im siebenten Jahre: ihre Höhe betrug

vier Fuß, auch zeigte sich noch keiner von den großen Zähnen.

Erst im Jahre 1789 erschienen diese.

Don dieser Periode an verschlimmerte sich das Schicksal der beyden Elephanten. Freyheitskrieg erhob sich,

Der französische

und überschwemmte und

verheerte weit und breit alle benachbarten Länder.

Das oranische Fürstenhaus nahm Theil an dem Bunde

der Völker gegen Frankreichs Volkssenat.

Eine Ar­

mee drang gegen Holland vor, und im Drange der Umstande

)

131

(

Umstände wurde die Sammlung seltner Thiere in

Groß Löo von den Verwaltungszweigen aufgegeden und vernachlässigt.

Die Kosien ihrer Unterhal­

tung waren allzu beträchtlich für diesen Zeitpunkt der Noth, und die Generalstaateu standen im Begriff,

die beyden Elephanten zu schlachten, um sich die Aus­

gaben für ihren Unterhalt zu ersparen.

Allein ihr

Pfleger, Tomson, den die erhaltene Nachricht von

diesem Regierungsbefchluß allzu heftig erschütterte,

durch täglichen Umgang seinen Pfleglingen mit Liebe

zugethan, entschloß sich, sie zu retten.

Er erbot sich,

beyde Thiere fernerhin zu unterhalten, wenn ihm der Ueberrest

ihres Futtervorraths

überlassen würde;

auch schwur er, sie nicht zu überleben, wenn er durch alle mögliche Hülfsquellen, welche seine Sparsamkeit

und fein Fleiß eröffnen würde, nicht im Stande seyn

sollte, sie länger zu ernähren. Noch war die Entschließung nicht erfolgt, als

ein englisches Truppenkorps durch Groß Loo zog und

dort verweilte.

Nichts blieb von den Anführern un­

versucht, weder Versprechen, noch Drohungen, um

den guten Tomson von seiner Pflicht abzuleiten, und zu vermögen, seine Pflegethiere den Engländern zu-

zufähren; allein der wackere Mann erklärte, nur auf

besondern bestimmten Befehl seiner Obern werde er seine Stelle verlassen, und einer Pflicht entsagen, die

ihm theuer geworden sey.

Durch dieses muthvolle I 2

Betra»

Betragen rettete Tomson sich und seine Lieblinge, und

selbst der Vorrach von Lebensmitteln, welcher für sie bestimmt war, blieb verschont.

Mehr als einmal

gaben die Engländer sogar Soldaten zur Begleitung für Tomson her, wenn die Herbeyschaffung des nö­

thigen Brodes ihm weite Ausgänge nöthig machte.

Aber bald erschienen die Franzosen als Sieger:

über gefronte Ströme und Seen hatten sie sich einen Weg in das Innere des Landes gebahnt, und so es

erobert-

Sie kamen nach Groß Loo, wo die armen

Elephanten im kalten Winter aus Mangel an Vor­ sorge der Aufseher sogar an dem nöthigen Holze Noch litten,

welches sonst zur Heizung ihrer Bchältuiffe

angewiesen wurde.

Die französische Reuterey mußte

überall die Fuktervorräche zusammenraffen, um be­ stehen zu können; aber dennoch blieb das, was den

beyden Elephanten gehörte,

unangetastet,

und die

feindlichen Soldaten selbst waren es, welche das feh­

lende Holz zur Feuerung herbeyschassten.

Ihr Eifer

für die Erhaltung dieser Thiere war ganz uneigen­

nützig, denn noch war nichts darüber beschlossen, ob sie in Holland bleiben, oder nach Frankreich geführt

werden sollten. Es giebt gar eigne Menschen, die für Schönhei­ ten der Natur kein Gefühl haben, und nur das für

schön halten, was den Gaumen kitzelt und den Ma­ gen

gen füllt. Einem von dieser Gattung hatte das Schick­ sal die Stelle eines Befehlshabers in Groß Loo ange­ wiesen.

dern, wollte.

Hier konnt' er, vermöge seines Amtes, for­

ausfchrciben,

nehmen,

was und so viel er

Aus der Menagerie des Statthalters wurde

nun sein Hühnerhof, und mit der gezognen Pistole in

der Hand ging er nun oft an den Behältnissen vor­ über, und tödtetc unerbittlich grausam Goldfasane,

Perkhüncr und Mandarinsenten.

Je glanzender die

Federn, je mannigfaltiger an Farben, um so mehr

reizten die armen Gefangenen seine heisse Begier. Ob­ gleich Tomson seine Elephanten als eine viel zu harte

Speise für den Magen eines so leckern Mannes hielt,

so bekümmerten ihn doch die Verwüstungen, welche dieser anrichtete; seine Sorge stieg, da er die schön­

sten amerikanischen Rehe- und Hirscharten unbarm­ herzig bluten sah, Thiere, die jeder Kenner und Neu­ gierige bewundert hatte.

Tomson wagt' es daher,

den Obergeneral von diesem Unfuge zu benachrichten,

und es erging nicht nur der strengste Befehl, hinfort jene seltne Sammlung nicht weiter zu verheeren, son­ dern man beorderte auch hinlängliche Mannschaft zur

Bewachung derselben.

So rettete seine Wachsamkeit

noch vieles, das in der Folge zu der Erweiterung und Verschönerung des sogenannten National-Muscums in Paris beytrug. Endlich wurde durch einen Vertrag mit

Holland die französische Republik Eignerin aller Na­

turalien-

134

)

(

turaliensammlungen, Bibliotheken, Kunstgegenstände, u. s. w-, welche der Statthalter bisher besessen hatte.

Die Menagerie zu Groß Loo war davon nicht aus» geschlossen.

Diesem Vertrag zu Folge kam hierauf der Volks» Repräsentant Alquier nach Holland, mit der Voll­

macht, die vorzüglichsten Thiere jener Sammlung, und nahmentlich die beyden Elephanten, nach Frank­ reich bringen zu lassen.

Diese letztere Aufgabe hatte

große Schwierigkeiten; kleinere Geschöpfe verwahrte man sorgfältig in Käfigen, schiffte sie ein, und war

mit ihnen in Paris, fast ehe noch die Zubereitungen zur Reise der beyden Colossen des Thierreichs fertig

waren.

Tomson erhielt für seine bisherigen Mühen

und Sorgen Entschädigung, und wurde mit einem

festen Jahresgehalt bedungen, auch in Paris ihrCornak zu bleiben.

Von jetzt an wurden sie auf Kosten

der Republik besorgt. Es währte lange, bis die Behältnisse und Wägen fertig waren, worauf beyde abgeführt werden soll-,

ten; denn man hielt es für rathsam, einen großen

Theil der weiten Reise zu Lande mit ihnen zu machen. Kaum war das Männchen in den für ihn bestimmten Kasten getreten, als es, von der tiefsten Traurigkeit

ergriffen, alles versuchte, um sich aus diesem neuen Kerker zu befreyen

gen bezeugten dieß.

Die mannigfaltigsten Bewegun­ Endlich bemerkt der Elephant eine

)

T?5

(

eine Art von Erschütterungen der Seite der Thüre:

sogleich entschließt er sich, hier durchzubrechen.

Er

beginnt stärkere Angriffe mit seinem Rüssel, rüttelt,

drangt diese schwache Seite des Behältnisses,

und

zerbricht sie; mit Geräusche schleudert er die Trüm­ mer weit von sich, und zeigt großen Gefallen an dem Lerm, welchen ihr Herabstürzen verursacht.

Jetzt

läßt er ernsthafte Töne schreyend hören, dann durch­ dringendere^ schärfere, und so wiederholt er abwech­

selnd sein Frendengeschrey.

In einer stolzen Stellung

scheint er sich nun selbst zu gefallen, und alles, was

verkündet innere Zufriedenheit über sei-

er thut,

ncn Sieg.

Sogleich mußte nun der Wunsch, wieder zu sei­ ner bisherigen Lebensgefährtin zu kommen, in ihm erwachen, denn er suchte ämsig alles zu entfernen, was ihn hindern könnte, davon zu gehen.

Die nehm­

liche Sorgfalt, welche man angewendet Hatte, um

sein Eingehen in das neue Gefängniß zu erleichtern, unterstützte ihn bey diesem Wunsch, es wieder zu ver­ lassen.

Mit Vertrauen stieg er einher, und erreichte

triumphirend seine vorige Wohnung.

Beyde schienen

sich sehr über diesen Sieg zu freuen, und streichelten, und liebkoßt n sich.

Erst vier Monate spater war

ein festeres Gefängniß auf einem noch besser eingerich­ teten Wagen fertig, und nun kostete es Mühe, den Elephanten dahin zu locken. Er schien voll Mißtrauen

gegen

gegen Erwachsene, und konnte nur durch Lisi betro­

gen werden.

Man richtete ein Kind dazu ab, und,

(weil das arglose Thier nicht ahnetc, daß das kleine

Geschöpf schon betrügen könne,) diesem folgte Hans in sein neues Gefängniß, wo er wahrscheinlich Lecker­ bissen erwartete.

Die Lisi war sehr einfach:

das

Kind warf Erdapfel so nahe an seine Vorderfüße, daß er sie nicht anders aufnehmen konnte, als wenn er hinter sich ging, und da dieses Spiel stets wiederholt wurde, so stand Hans, fast ohne es zu merken, in

Sogleich schloß man

feiner neuen Nciscwohnung.

die Thüre zu, die so stark war, daß alle Versuche, sie zu erbrechen, fruchtlos, blieben.

Doch ließ man

den Wagen drey Tage lang vor dem vorigen Wohn­ orte stehen: diese ganze Zeit über hörte der Gefangne

nicht auf, seine Versuche,

wieder zu erneuern.

sich zu befreyen, immer

Parkie ward nun auch in ihr

neues Behältniß gelockt. Die Abreise beschäftigte viele Menschen; Gaffer

gab es dabey zu Tausenden, Holländer und Franzo­

sen; die erstem überzeugt, der Versuch werde nicht gelingen, diese schweren Geschöpfe auf eben so lästi­

gen Maschinen fortzubewegen;

die Franzosen aber

voll Vorgefühl der Freude des Gelingens.

General

Macdonald hatte die nöthigen Pferde gesendet; man

spannt sie an; die Wägen krachen, brechen mit Ge­

töse aus ihren Standpunkten, und rollen unter dem

freu-

)

137

C

freudigen Klatschen der Ausländer, zu großem Er­

staunen aller Jnnlander,

glücklich fort.

„ Gewiß,

diesen Hexenmeistern," sprachen die Hollander, „kann auch gar nichts widerstehen; sie setzen alles durch!" Aber kaum war der Reisezug eine halbe französi­

sche Meile von dem Orte der Abfahrt entfernt, als sich an dem Wagen, worauf Hans geführt wurde, eine beträchtliche Beschädigung zeigte.

Die ange­

strengtesten Kräfte von sechzehn Pferden waren jetzt nichtig zur Weiterreise, und der ganze Zug dadurch

genöthigt, stille zu halten. Die Fortsetzung der Reise

wäre allzu gewagt gewesen, denn der Wagenkasten hing so gefährlich, daß Hans gewiß Schaden genom-

men hatte.

Allein es waren Handwerksleutc nöthig,

um diese Ausbesserung zu besorgen, und vor allem

mußte erst die Erlaubniß zur Rückkehr nach Groß Loo eingeholt werden.

Es ging ein Eilbote ab, man ließ

Handwerksleute kommen, die sogleich ihre Arbeit be­ gannen. Diese ermüdete den armen Hans sehr. Dazu

kam die steigende außerordentliche Winterkälte, wel­

che durch angebrachte Wärmemaschincn kaum gemil­

dert , und für so weichliche Thiere erträglich gemacht werden konnte.

Vcyde wurden von Tag zu Tage ma­

gerer, und ihre Gesundheit schien sehr zu leiden. Par­

kte hielt sich besser, als Hans. Man hatte dem Cornak Tomson noch einen an­

dern,

(

i ?i>

dern, Nahmens Lassaigne, zugegeben; Tomsonwar

sogar abwesend;

Lassaigne glaubte durch Wein die

verlornen Kräfte seiner Pfleglinge wieder herzustellen.

Aber es kostete ihm viele Mühe, bis er seine Absicht Brod in Wein getaucht ermunterte beyde

erreichte.

Dieses wurde nun ihr Frühstüch auf der

wieder.

Reise.

Hans bezeugte sich sehr dankbar, liebkoßte

Lassaigne,

aber ohne seine weit größere Zärtlichkeit

gegen Tomson zu vermindern, diesen Vorzug sehr deutlich.

und ost bezeugte er

Indessen verschlimmerte

sich die Witterung noch stets; es wurde daher, so­ bald der Wagen ausgebessert war, beschlossen, die

Rückkehr des Eilboten nicht zu erwarten,

sondern

ohne Befehl nach Groß Loo zurück zu fahren.

Und

diese Vorsicht war gut; denn, da noch vier sehr rauhe

Tage vergingen, ehe die Antwort kam, so würden Hans und Parkie gewiß draufgegangen seyn.

Denn

im freyen Felde war nicht Schutz genug für sie möglich.

Es ist auffallend, welche merkwürdige Punkte ihr

Wiedereintritt in die ehemalige Menagerie dem Beob­ achter darbot.

Der verständige Sinn Beyder leuch­

tete sehr hervor.

Als die Behältnisse, nun geöffnet,

vor der Thüre ihrer ehemaligen Wohnung stillstanden, so zauderten Beyde, hineinzugehen.

Sic überlegten

diesen Schritt wohl, von welchem sie neue Gefahr befürchteten.

Mit dem Rüssel betasteten sie alles,

rechts

)

(

rechts und links, ehe sie hineintraten, und dann er­

griff jedes von ihnen etwas Erde, und schleuderte es gegen die Zuschauer.

der

neuen

Das war gleichsam ein Zeichen

Ihr

Besitzergreifung.

Wiedereintritt

wurde nun durch Geschrey gefeyert, das bald tiefer, bald höher war, und mehr und minder durchdrang.

Es waren Freudengesänge:

Thränen liefen Beyden

häufig über die Wangen herab, und Beyde liebkoßten

sich auf das zärtlichste.

Man baute indessen neue

Reisewagen, bequemere, festere, und dießmal verei­ nigten sich mehrere französische Ingenieurs mit den

Arbeitern, um gewiß zum Zweck zu gelangen.

Es

glückte sehr gut; die rauhe Zeit war vorüber, man brachte die Elephanten in ihre Behältnisse, und be­ stimmte hundert Pferde, um sie fortzuschaffen.

Dießmal hofften die Holländer vergeblich auf das abermalige Mißlingen der Reife, denn schon am er­

sten Tage kam der Zug ohne Anstoß nach Dewenter, drey französische Meilen von Groß Loo.

Hier wur­

den sie eingefchifft, um die Assel hinab bis nach Zwal und Camps zu fahren.

Von da setzten sie über die

Zuidersee in den Kanal von Nuyden, um nach Utrecht,

und, auf einem Arm des Rheins, dann in den Lech, hierauf in die Merwe, worein sich dieser ergießt, und so nach Rotterdam zu kommen.

Hier wurden ihre

Vorräthe erneuert; man kam aus der Merwe in den

Golf

I.JO

(

Golf von Biesbos, dann nach Dordrecht, wo man ruhiges Wetter abwartete, um über einen Theil des

mittelländischen Meeres sicher nach Berg-op. zoom zu kommen.

Der günstige Augenblick schien gekom­

men, man schiffte die Thiere ein, aber sie hatten neue Qualen zu überstehen.

Kaum waren sie auf dem

Meere, als sich ein fürchterlicher Sturm erhob. Die

dadurch verursachten Erschütterungen setzten Beyde in die grausamste Lage.

Unsre Leser werden sich ei­

nen Begriff davon zu machen vermögen, wenn sie die ungeheuren Massen dieser Thiere in Erwägung ziehen,

die nun von einer Seite ihrer Kammern zur andern geworfen, kaum sich zu halten fähig waren.

Aber

auch hier halfen sie sich so gut wie möglich.

Mit

großer Kraft umschlangen sie die dichtesten Stangen, stemmten sich mit den Füßen fest an, und wußten mit großer Geschicklichkeit ihre Lage zu erleichtern.

Sturm wurde endlich so stark,

Der

daß man auf einer

Rhede Anker werfen, und daselbst drey Tage verwei­

len mußte.

Der Wind wurde sanfter, der Himmel

klarte sich auf, und ohne weitern Unfall erreichte mau

Berg-op-zoom am zwey und zwanzigsten Tage nach der Abreise von Groß Loo. Die Reift ging nun nach Antwerpen, dann auf

der Schelte nach Gent, nach Oudenaerde, Condö, Valenciennes, Bruchain, Cambray.

Dort wurden

sie wieder ausgeschifft und wanderten zu Lande bis an

die

)

I4l

(

die Oise, die in die Seine fließt.

Man brachte die

lästigen Wagen noch einmal zu Schiffe, zum letzten Male; denn auf der Seme schwammen sie bis nach

Paris.

Hier endigte die Reise, welche, wegen der

vielen Umwege, die man zu machen genöthigt war,

hundert und neunzig französische Meilen betrug. Ein großer Zeitraum war dazu erfordert worden,

denn

seit dem Tage, wo beyde Elephanten, jeder in einem besondern Kasten verwahrt wurden und sich auf ihren Reisewagen befanden,

chen.

waren zehn Monate verstri­

Es mußte merkwürdig seyn, nach so langer

Zeit ihre Wiedervereinigung zu beobachten.

In dem Garten der ausländischen Gewächse zu Paris war ein geräumiges Haus mit zwey Abtheilun­

gen für diese neuen Bewohner eingerichtet worden, fest und wohl verwahrt: Hans betrat es zuerst, und unterließ nicht, seine Kraft und Gewandheit an allen

Theilen desselben sogleich zu prüfen, aber ohne Er­ folg.

Eine eiserne, auf Rollen bewegliche Gitter­

thüre blieb nicht unbemerkt von ihm;

sie führte,

wenn sie geöffnet wurde, in die zweyte Abtheilung,

wo Parkie wohnen sollte.

Der Elephant erforschte

also gleich die Art, wie diese Thüre geöffnet werden

mußte, schob sie zurück und ging in diese zweyte Kammer.

Parkie.

Und, wahrend er nun frühstückte, kam Zehn Monate hatten sie sich nicht gesehen.

Ihre

)

(

l42

Ihre Freude war außerordentlich.

Von seltsamen,

mannigfaltigem Geschrey ertönte das ganze Haus: Beyde holten tief Athem und bliesen ihn schnell und

stark von fich.

an die Wangen,

räusch,

Partie schlug heftig mit den Ohren

und verursachte dadurch ein Ge­

ganz dem ähnlich,

welches große Vögel

mit ihren Flügeln hervorbringen,

und cs schien,

als ob nun zur Zufriedenheit beyder Thiere nichts mehr fehle. Jetzt erst waren Beyde an der rechten Stelle, wo

jede ihrer Bewegungen und Aeußerungen von Gelehr­ ten und Künstlern beobachtet und ausgezeichnet wur­

den.

Neue Ansichten boten sich dar, und manches,

was man bisher nur ahnete, wurde nun jur Gewiß­

heit gebracht, mancher neue Zug entdeckt, und so das

Feld des menschlichen Wissens sehr erweitert.

Kein

ähnliches, der Jugend und ihren Freunden gewidme­

tes Werk hat den Kopf des merkwürdigen Thieres seiner besondern Aufmerksamkeit gewürdigt, und nur selten sind getreue Nachbildungen beygefügt worden.

Wir halten es daher für wahre Bereicherung des Wer­ thes unsers Buches, hier unter 11, 12, 13, 14, der

dritten Tafel diese Abbildung sowohl des ganzen Ko­ pfes in verschiedenen Ansichten,

als auch einzelner

Theile desselben besser, als bisher, geben zu können.

Alle Verhältnisse sind daran sichtbar, und werden hin­ reichen, eine bestimmte Idee zu geben.

Wie ganz an­ ders

ders erscheint hier der Kopf des Elephanten, als wir ihn in andern Bilderbüchern sehen! Besonders 12 ist

sehr merkwürdig; es zeigt den Kopf von vorne, wenn der Rüffel hoch emporgehoben, und der Mund eröff­

net ist.

Die fast viereckige Form des Kopfes wird

daran recht sichtbar.

13 fitUt das Ende des Rüssels

vor, und unsre Leser werden sowohl die beyden Naslöcher, als auch die kleine fleischige Verlängerung,

die einem Finger ähnlich sieht, flicht unbemerkt las­ sen.

In der That hat sie auch ganz die Eigenschaft

eines Fingers, und dient dem Thiere dazu, alles da-

mit zu betasten und zu ergreifen.

Selbst das kleinste

Stück Geld faßt es damit, lößt Knoten und Schlei­

fen auf, und zeigt große Gewandheit, Ueberlegung

und Kraft in Anwendung desselben.

Rüssel in der Beschäftigung,

14 zeigt den

dargebotenes Futter

aufzunehmen, um es in den Mund zu stecken. Wir übergehen eine wörtliche Schilderung des

Elephantcnrüffels, die unsern Lesern schon im ersten

Bande der Bildergallerie gegeben worden ist. Nr. 15 und 16 der dritten Tafel giebt uns Ge­

legenheit, über die Art, wie diese Thiere trinken, zu sprechen.

Wohl kein anderes Geschöpf trinkt, wie

der Elephant, gleichsam in zwey Verrichtungen, kein

anderes schöpft erst mit einem von seinen Organen

den Trunk, und trägt ihn in den Mund.

Unsre Le­ ser

144

)

C

ser erblicken hier zwey Elephanten, um diese beyden Verrichtungen anschaulich zu machen.

nächst an einer Quelle,

Der eine, zu­

taucht die Oeffnung seines

Rüssels in das Wasser, und zieht es bis in ein Be­ hältniß empor, welches sich in dem Kopfe zwischen

den Augen befindet.

Es ist groß genug, um einen

guten Vorrath von Wasser aufzunehmen.

Der Rüs­

sel selbst schwillt bey dieser Verrichtung beträchtlich auf, und verlängert sich.

Ist das Behältniß gehö­

rig angefüllt, so krümmt der Elephant den Rüssel ge­ gen den Mund, steckt das Ende bis an den Schlund hinein, und läßt das gesammelte Wasser in den Hals

hinabsirömen.

Dabey entsteht ein mächtiges Geräu­

sche, wie wenn man etwas aus einem großen Gefäße

in das andre gießt.

Die Lippen bewegen sich nicht,

der Mund saugt daher nicht, wie bey andern Thie­

ren:

bloß durch die aus den Naslöchern ausströ­

mende Luft wird das Wasser in den Leib hinab­ gestürzt.

Nicht ohne bewegende Ursache scheint die Natur

bey dem Elephanten ihren gewöhnlichen Weg verlas­

sen zu haben.

Wenn der Hals mit den übrigen Kör-

prrtheilen in richtigem Verhältniß bleiben sollte, so

war diese sonderbare Einrichtung nothwendig.

In

keinem Fall konnte der Elephant, so wie er ist, mit dem Mund auf die Erde, viel weniger in das Was­ ser reichen, das meistens noch tiefer liegt: ihm war

also

also der Rüssel mit allen seinen Kräften und Geschick­

lichkeiten nothwendig. Auch bey dem Genuß der Speisen, die alle aus dem Pflanzenreiche genommen sind, bedient sich der Elephant des Rüssels als Mittel, sie aufzufassen und

in den Mund zu stecken.

Dabey zeigt das Thier aus­

serordentliche Besonnenheit.

Kleinere Früchte mit

Schalen, Kernen, Nüsse, Aprikosen, bringt es ganz

in den Mund, und zermalmt die darin befindlichen Steine oder Kerne augenblicklich mit seinen sehr star­

ken Mahlzahnen; große Fruchtarren, Melonen und bergl. hebt es in die Höhe, und schlagt solche, um

sie zu zerschellen, gegen die Erde, oder schiebt sie un­ ter den Fuß, um sie zu zerbrechen und Stückweise zu

verzehren.

Wenn der Elephant Trauben frißt, so

zerdrückt er sie im Munde, verschlingt den Saft, und

wirft die Kamme auf den Boden.

Nichts ist interes­

santer als die fleißige und haushälterische Art, wie

der Elephant kleine Körner, Reis u. dergl. verzehrt.

So lange der Vorrath beträchtlich ist, halt er ihn mit dem Rüssel in einem Haufen zusammen, und nimmt daraus, indem er das Ende des Rüssels zu­

sammenkrümmt, wie bey Nr. 14, so viel er packen

kann: dieß steckt er in den Mund, ordnet nun den Haufen wieder,

und wiederholt diese Verrichtung,

bis endlich nur noch einzelne zerstreute Körnchen um­

her liegen.

Keines bleibt unbenützt: der Elephant

ergreift jedes einzeln mit dem am Rüssel befindlichen

Finger, als ob er es auftüpfte, zieht die auf diese

Weise gesammelten Körner mit dem Athem in den

Rüssel, und bringt sie nun in den Mund, indem er sie durch Athmen wieder von sich stößt.

Er findet

großes Behagen an dieser mühsamen Arbeit, wie un­

sere Kinder sich gern damit belustigen, die letzten Bro­ samen von den Leckerbißchen , die man ihnen gegeben

hat, aufzusuchen. Taf. 4. Fig. 17. i8. Der Elephant liebt feuchte, schattige Lagen, Gestade von Flüssen, worein er sich

freudig stürzt und hindurchschwimmt.

Seines gro­

ßen Riesenkörpers ungeachtet thut er dieß mit aus­ nehmender Leichtigkeit und Geschicklichkeit.

Man

hatte in Paris diese Lust am Bade und am Besprützen mit Wasser bey den Elephanten.bemerkt, es ward daher für sie außerhalb ihrer Wohnung unter freyem

Himmel ein großes Wasserbehaltniß angebracht, tief genug, um alle Bewegungen zuzulassen.

Mit sicht­

barer Freude näherten sie sich diesem an warmen Ta­

gen,

stürzten sich in das Wasser, sprangen darin,

walzten, legten sich, erregten Wellen und Schaum

durch Schläge mit den Vorderfüßen, sammelten Was­ ser mit dem Rüssel auf, und sprühten es weit von

sich, gegen einander, oder auch gegen sich selbst, als

Mittel, die Haut zu reinigen und Fliegen zu verscheu­ chen.

In großen Dogen strömt der gesammelte Was-

servor-

servorrath hervor, und lößt sich itt sanfte Regentro­

pfen auf.

Wahrend ihres Spiels in den selbst erreg­

ten Wellen lassen sie freudige Töne, die Zeugen ihres

Vergnügens, hören.

Man sieht die Gewandheit und

Leichtigkeit, womit der Elephant seinen Riesenkörper bewegt, nirgends besser, als wenn er das Bad ge­ nießt: er ist dabey voll Thätigkeit/ und recht eigent­ lich froh.

Auch noch wenn er das Bad verlaßt, dauert

seine Freude und Geschäftigkeit fort: diefe äußern sich auf alle möglich« Weise.

Er hupft, spielt, springt,

schreyt, aber gleich ist er auch darauf bedacht, sich das Bad bleibend nützlich zu machen.

Besonders

empfindlich sind ihm die Stiche der Mücken und an­

drer geflügelten Insekten.

Um sie minder fühlbar zu

machen, überzieht er den ganzen Körper, so lange er

feucht ist, mit feiner Erde.

Diefe kratzt er mit den

Klauen auf, stößt sie mit dem Fuß vorwärts, und zerstampft sie zu Staub.

Mit dem Rüssel ergreift er

sie nun, und überstreut den ganzen Leib, selbst den Kopf damit.

Daraus entsteht eine Art von Bewaff­

nung gegen die Angriffe der Insekten. Oft auch walz: er sich im Staube, um desto geschwinder zum Ziel 5:1

kommen. Die Beobachtung der Naturforscher ist merkwür­

dig , daß der Elephant bisweilen Staub, der durch

Regen zu einer festen Masse geworden ist, aufgreier

K 2

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