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German Pages 177 [384] Year 1806
Neue
Bildergal lerie DreyzehnterBand. Mit
XX
Kupfertafeln.
enthalt von allem den Kern, das Wiffenswertheste, jedoch in einer Vollstandigsteit, die der Forderung und dem Bedürfniß des sich Unterrichtenden vollkom men genüget. Vorzüglich sind solche Gegenstände
hcrausgchoben, welche der Sinn mit Leichtigkeit auf faßt und mit Interesse bewahrt, welche die Wißbe gierde reizen, zur Selbstunterhaltung ermuntern und den Geist ist einer ewigen Thätigkeit neuer Gedanken erhalten. Welch ein Vorzug gebührt einer solchen Lektüre vor dem Roman! Dem Roman, der den Kopf leer laßt, den Geist blendet, unk nicht selten das Herz verdirbt; dagegen die Völkerkunde in ihrem bescheidenen Gewände der Wahrheit, und dennoch mit einem unerschöpflichen Reichthum von Gegenstän den und Auftritten! Nur an ihrer Hand wird der Mensch zu jenem großen allgemeinen Wissen hingelei tet, das die ganze Schöpfung umfaßt, das seinem Leben die reichste Fülle, die größte Ausdehnung, den unaussprechlichsten Genuß giebt, das ihm zum Ver ehrer, zum innigsten Vertrauten der ganzen Narur macht. Um der Vorstellung von der Lage der Lander zu Hülfe zu kommen und um die Gegenstände der Natur zu verdeutlichen, sind diesem Werke Karten und Ku pfer beygefügt, und dessen Werth und Brauchbar keit dadurch beträchtlich erhöhet worden. Auch für äußere Eleganz, für gutes Schreibpapier und gute Ausführung der Kupfer und Karten hat der Verle ger gesorgt. Ein jeder Band ist 45 Bogen stark. Der Pranumerationsor'is eines jeden Bandes ist 2 Rthlr. 20 Gr. Der Ladenpreis aber 3 Thlr 22 Gr. Liebhaber, welche sich an unterzeichnete oder eine andre solide Handlung wenden, und auf den 4ten Band mit 2 Thlr. 20 Gr. pranumeriren, erhalten auch noch die drey ersten Bande (Auierika, Afrika und Ast n) für den wohlfeilen Pranumerationspreis. Mit 5 Banden soll das, Ganze beendigt
und somit eine interessante Beschreibung der ganzen Welt geliefert werden.
Das Aufsehen, welches dieses Werk erregte, hat ihm selbst im Auslande einen solchen Beyfall gewon nen, daß es in Paris ins Französische übersetzt tour te ; da unterdeß diese Uebersetzung nicht ganz correkt und mit dem Original übereinstimmend ausgefallen ist, so hat die Verlagshandlung selbst eine Ueber setzung ins Französische veranstaltet, welche wie das deutsche Original mit eben den Kupfern und Karten verseh»« worden und in allen Buchhandlungen, jeder Band für 4 Thl. gebunden, zu haben ist. Berlin, den ifiett Oktober 1504. Wilhelm Oehmigke der Jüngere,
Buchhandl. am Packhofe Nr. 9.
Pranumerationsanzeige, Der Weltumsegler oder Reise durch alle fünf Theile der Erde, mit vorzüg licher Hinsicht auf ihre Bewohner, auf die Schönheiten und Merkwürdigkeiten der Natur und Kunst rc. Zum Selbstunterricht der Ju gend , zweckmäßig abgefaßt von D. F. S ch äfe r, Gouverneur bei dem König!. Hof- PagenInstitut zu Potsdam. Erster, Zweyter und Dritter Band. Amerika, Afrika und Asien. Mit 24 illuminirten Kupfern und Karten. Pränumerations-Preis, jeder Band 2 Thlr. 20 Gr. Ladenpreis, jeder Band 3 Thlr. 22 Gr. Berlin, 1804. Bey Oehinigke dem Jüngern.
^^er Weltumfealer hat mm zwei Crdtheile durch
wandert, und seine Begleiter mit ihren Merk würdigkeiten bekannt gemacht. Er führte sie zu rrst in die neue Welt, wo sie bald von majestäti schen Scenen der Natur, bald von wundervollem Gebilde in der organischen Schöpfung überrascht wurden. Hier erblickten sie die Cordileren mit ihren himmelan ragenden, noch nie erstiegenen Gipfeln, und verfolgten über Felsengrüfte den König aller
Flüsse, den Amazonenfluß in unabsehbaren Ebenen; in jenen mit nie vergänglichem Schnee erfüllten Eis thalern , sahen sie die Natur in ihrem ewigen Todes schlaf; hier wandelten sie durch prachtvolle Fluren mit den köstlichsten Pflanzen und Gewachsen bedeckt, durch ungeheure Waldungen von den trefflichsten Hölzern — und welch ein Kontrast zwischen den zahllosen Völkerschaften dieses großen Continents! Von dem riesenartigen Patagonier bis zum zwergartigen Eskimocr, von dem friedlichen Peruaner bis zum krie-
gerischen Wilden, der in seiner Gefangenschaft mit fast unmenschlicher Fühllosigkeit den entsetzlichsten
Martern hohnlachelnd trotzt, und dennoch Sei seinem unersättlichen Trieb nach Krieg, Mord und Blut der Feinde, eine Unverletzbarkeit des Völkerrechts ächtet, die die hochgepriesene Kulrur der Europäer errökhen macht; hier fanden sie ein Vock, dessen Manner und Weiber eine verschiedene Sprache redeten; dort folg ten sie mit gepreßtem Herzen dem entwürdigten Neger auf sein? Plantatzen, und auf Penshlvaniens lachen den Fluren athmeten sie wieder Freiheit Md Mensch lichkeit. Die zweite Reise gieng in das Wunderland der Alten in -A fr i k a' s brennende Wüsten. Hier, gleich
sam in dem Trcibhazise der Welt, wo in Luft und Strömen, im Meere Mrd im Sande alles von Leben und Fruchtbarkeit wimmelt, erstaunten sie über die fast sichtbare Schnelligkeit der Entwicklung aller or ganischen West«, über die kollossalischcn Formen der Thier - und Pflanzenschöpfung, und ihren ungeheu ren Reichthum an Arten und Individuen; Negervä ter von 200 lebenden Kindern, ja, Ncgerkönige, die mit Hülfe ihrer Söhne, Enkel und deren Sklaven eine Armee von 2000 Mann in's Feld stellten und den Feind schlugen; Neger mit Tiegerzahneni zwerg artige E'cphantenjager; Menschen- und Heuschrecken fresser; Heere streitender Weiber; ungeheure Staaten von einem einzigen Despoten mit eisernem Scepter re giert, neben kleinen Republiken, ja neben patri archalischen Regierungen, und unter allen den Men schen als verkäuflichen Sklav. Mit diesem anziehenden Gemälde von Landern, von Sitten und.Gewerben ihrer Bewohner, ist zwar überall eine genau bestimmte geographische und topo graphische Ansicht verbunden; aber das Ganze ist so to.it von aller Trockenbeit entfernt, daß der Leser nie ermüdet das Werk aus der Hand legen wird. Es
An den Buchbinder. Der Vogen U muß in der Mitte durchschnitten, und genau ans die fortlaufende Seitenzahl gemerkt werden.
Vorrede «sL/ie Wißbegierde des Menschen kann eben so wenig je gestillt, als die Quelle neuer Erfahrun
gen und Belehrungen in der Natur je erschöpft werden.
Nach vielen Jahrhunderten noch wird,
wiejeht, der größte Forscher gestehen müssen, es
sey noch vieles zu berichtigen, zu prüfen, vieles zu ergründen, und des Stoffes zur Untersuchung
in den Fächern der Natur- und Völkergeschichte werde täglich mehr!
Drang nach Fortschreiten
und Ausbildung ist dem großen Ganzen aner
schaffen,
und der Mensch theilt diesen mit dem
Ganzen, und darum rastet er nicht, scheut nicht
Noth, nicht Gefahr, beut Gut und Leben, um )( a
alles.
)
o
(
möglich ist- mit dem Geiste zu
alles, was
umfassen, damit er zu sich selbst und zu andern
sprechen könne: diese Wahrheiten sind mein, und die eurigen durch mich! Uns liegt schon seit einer schönen Reihe von Jahren die Psticht ob, den Schritten nachzuge
hen,
welche andre kühne Menschen,
von En
thusiasmus für das Große und Schöne ergriffen,
von.glücklichen Verhältnissen geleitet, von einer heiligen Vorsehung geschützt, um für euch,
theure Freunde,
vollbracht haben, neue Ansichten,
die eure Kenntniß - und Freudenmasse zu iseemch-
ren im Stande wären, aufzufinden.
Seit Jah
ren steht ihr in schöner Anzahl um uns her, und
lauscht unsern Worten,
an den Abbildungen, deutlichen suchen.
Und findet Vergnügen
womit wir jene zu ver
Heißt uns auch dießmal will
kommen, und nehmt zum voraus das Versprechen hin, es werde euch nicht gereuen dürfen, auch
diese Blätter eurer vollen Aufmerksamkeit gewür
digt zu haben.
Ihr werdet des Neuen manches,
vieles
)
o
(
vieles entdecken, auch manche Berichtigung, die
wir den neuesten Fortschritten des Zeitalters dan ken: ihr werdet Gefahren und Mühen mit den großen Männern im Geiste theilen, welche auch
für euch alles wagten, im kalten rauhen Norden tausendmal ihr Leben an einem Haar hängend erblickten,
im glühenden Süden dem Anhauch
tödtender Seuchen sich darboten, beuten ihrer Wanderungen,
und die Aus
die wir euch durch
Abbildungen versinnlichen, werden euch frohe Au
genblicke gewähren.
Ueber den Merkwürdigkei
ten des Auslandes haben wir die vaterländischen
nicht übersehen,
und
die
erhabne Natur hat
durch uns keine Schmälerung ihrer Rechte erlit ten , sie äussere sich unter welchem Himmelsstriche sie wolle; und leider ist die Kenntniß-des Vater
landes noch immer nicht so vollständig, daß wir ruhig sprechen dürften: dieß ist abgethan.
Eure Tage werden sich verschönern, Leser,
theure
wenn ihr in euren Bemühungen,
der
Wahrheit stets näher zu kommen, nie ermüdet: der
)
O
(
der weiseste Mensch ist stets auch der beste, und
das
innere
Weisheit,
Zeugniß
der mühsam
erworbenen
der unerschütterlichen Unschuld
und
Güte ist der höchste Lohn, der dem Menschen hier zugetheilt wird.
freuen,
Wie sehr mögen wir uns er
mitgewirkt zu haben,
Lohn werde,
daß euch dieser
und euch eigen bleibe durch das
ganze Leben.
Geschrieben im September 1804.
Inhalt.
Inhalt 3 Seite i s Sierra Leone. 3 Der Cullungee. 33 3 Theben. 5 97 io6 3 Tempeltrümmer zu Luxor. Osymaudias, Memnon, Phamenophis, tu der Thebaide. HZ s 121 Da- Todtenftld daselbst. 126 DaS allerneueste vom Elephanten. 3 3 Levers Viverre. 158 S Das rundfleckige Moschusthier. l6o r« 3 Die Meerotter. I6i Levers Neuntödter. i6r 3 Der Agami. 164. S Der Angola Geyer. 165 3 Der zackige Flaschenbaum. 166 3 Der schuppige Flaschenbaum. 167 S Der unachte Gummigurt. 168 Der Auerhahn und das Auerhuhn, 170 S Die Taube aus Neu-Südwales. 173 s Der Gambia Schwan. 174 fl s 1 Callaas. » 175 P q S 176 Der Orleau. Der
)
O
(
9 Seite Der Kirschlorbeerbaum. S 9 Die virginische Scharlachbeere. s e 0 5 Die sibirische Echneerose. S 9 Die Insel St. Ludwig. 9 9 Der gefleckte Kernbeisser. £ s Der Tabua» Papagey. s 9 Der Melazan Apfel. S S Der Liebe- - Apfel. 9 Die Brechnuß. 9 S s Die PatateS. D 9 9 Die Anacvndo. 9 Der Nachtaffe. Merkwürdige Raupe auf der Insel Malta. 9 Der Pompadour-Papagey. 5 S Der Bauinhacker deS Sir LeverS. 0 Der Bengalische Papagcy. Der Vpbi«. z S Der purpurrothe Rakervogel. S 0 Der kupferfarbige Kukuk. 9 9 Grimme'S MoschuSthier. 9 Der Kahau. « » s Der Moloch. Erne Reise über das Meer im Schlitten. ? S Szenen aus Finnland. Jagdlust, Jagdgewinn u. s. w. der Finnländer. 9 s Die Aelster aus Lapland. Die Cedern des Libanon. Ansicht des Flusse- Nähr QadeS, oder des heiligen. s 0 Der My - attik. -
179 183 185 186 216
216 217 219
220
222 223
230 232 241 242
244
245 264 265
266 268
271 272
284 296 309
3H 318
322
Pränu-
Pränumeranten - Verzeichniß der neuen Bildcr-
gallerie.
DieAkademische Buchbandl. in Hr. Trg. Barchewitz in Schmie Frankfurt, 4Erempl. deberg. Die Akademie-Handl, in Mar Frau Oberforstmeisterin v.Varburg, 7 Erempl. newitz geb. v. Schulenburg. Die Akadem. Handl, in Stras Hr. Bartholdi, Professor der burg, rErempl. Naturgeschichte in Stettin. Hr. Caspar Heinrich Ahrens, — Geheimrath Baumgarten. Kaufmann zu Neuhaus im. — Buchhändler Baumgartner in Leipzig, 4 Erempl. Bremischen. — Bürgermstr. Albert in Han Dem.Charlotte TheodoreAmalie Becherer. nover. — Ammon. Hr. Buchhändler Beck in Nörd — Senator Amsik. lingen, zErempl« Dem. Wilhelmine Behrends. — Docror Anderson. Die Andrasche Handlung in Hr. Justiz-Amtmann Behrends in Reinsberg. Frankfurt, zErempl. Hr. Kanzleydirekror Audra. — Doctor I. P. Beckmann. — Buchhandt. Beer in Leipzig, — Senator Ankelmaun. — Heinrich von Arnim. 3 Eremplare« — v. Arnim in Neu - Temmen. r- Benzionelli. — Landrath von Arnim in —J.G.Berg in Anklam 9 Erpl. Scvwarzensee. — Kaufmann Berger in 'Neu Die Hrn. Artaria und Comp« stadt Eberswalde. — Gottfried Berger. in Wien. Die Hrn, B chhandler Bach -- Christian Gottl. Berger. mann und Gundermann in -- Friedr. Ludw. Besko. — Kammerherr und Prälat v. Hamburg, 41 Er-'mvl. Blankensee in Filehne. Hr. Johann Tobias Balzer in — Job. Christ. Wilhelm Blell Dahme. — Joh. Carl Gottft. Balzer in Brandenburg. in Dahme. — I. H. Blier. Kaufmann Barez. — I. Sam. Blume in Schla— Jt. H. Barbiez. we, -Erempl. Herr
-
o
Hr. Buchhändler Vlumauer in Wien. — Ludwig Blumberg. — Caudidat Biumeuthal in goldio zu Rarhenau, 2 Erp. —' Buchhändler Bohn in Ham burg/ izErempl^ Die Hrn. Bohn und Comp. in Lübeck, 14Ercm.pl. Hr. Ludwig von Bodelwing. Frl. Sophie von Bodelwing. Hr. Ludwig Vonte. Dem. Johanne Marie Magda lene Bosiliuska. Hr. Friedrich Philipp Gebhard von Bredow. — Friedrich Ludwig Wilhelm von Bredow. Fr. Majorin von Bredow. Hr. Ana. Ferdinand Bretsch. — Regierungsadvokat Brill in Darmstadt. — Brock. — Buchhändler Brönner in Frankfurt, 3 Erempl. — Inspektor Brose. Die^Brückuersche Handlung in Danzig, 6 Erempl. Dem. Wilhelmine Brüder. Die Fr. Gräfin v. Brühl. Hr. Friede. Graf von Brühl. -1- Leopold von Bülow in Jetchel. Graf S für Louise v. Bülow. Hr. Conrlier Butze. — Cabanee. — Land- und Landschafts-Rath v. Ebmielevky. — G. 9i. Caps. — von Carifien. — Amlsrath Caspari. — von Clermont. Der Erbprinz v. Coburg Hochs. Durchlaucht. Hr. Banquier Cohen. — Peter Andreas Collomb, in Franks, a. M. — Jaegues le Comte. — Gr. heim rath le Coq. — Direktor le Coq.
(
Der Kaufmann le Coq. — Hausvogt Coß in Belekede — August Crantz. — Buchhändler CratzinFreyberg. -- Buchhandl. Creutz in Mag deburg. Dem. Mar. de la Croir. Hr. Buchhändler Cruslus in Leipzig, 6 Erempl. — Buchhandl. Dantzer in Düs seldorf, 2 Erempl. — Johann Salomon Dankert in Franks. a.M. — Johann David Dankert in Franks, a. M. — Prediger Danz in Neustadt 3 Erempl. — I. P. L. Dießlng, Schulleh rer in Perleberg, Eugen von Puttkammer in Pobrow. — Theodor von Puttkawmer, in Pobrow. Frl. E-nilie von Puttkammer in Pobrow. — $*** für 3 Töchter in Ma rienwerder. Hr. Kriegsrath Rache in Ma rienburg. Frl. Helene Charlotte Elisab. von Gahmel. Hr. Prediger Redlich in Querbisch. — Rehfeld in Posen. — Capellmeister Reicbard. — Reimann in Breslau. — Buchhändler Reimcke in Leipna, 4 Exempl. — Johann Daniel Reinek in Spandau. Dem. Dorothee Sophie Rei neke, in Spandau.
O
( Hr. Geh. Rath Reufner. Dem. Josephe Renner. S. Durchl. der regier. Fürst, Heinrich der Zöste Reuß in Lobenstein. Hr. Buchhändler Richter in Dresden/ 6 Ep-nipl. — Prediger C. Rudolph Rich ter in gr. Ziethen. —Carl Friedr. Wilh. Riemann. —Ober- Feld - Staadsmedicus Riemer. — Carl Riesenberg. — Buchhändler Ritscher in Hannover, 5 Exempl. — Rltter, Consul in Fürsten walde. — Canonieus Wilh. Ritz, — Carl Friedr. Wilh. Röhrig. — Pvstverwalter Rohrs ju Brüggen. Fr. Regim. Chirurg. Rboden. — Kaukm. Rohde in Anklam. Hr. General v. Rvdich Exeell. — Röder und Wesel, Ex. — Baron von Robert.' — Roßmann in Ratibor. — Rothe nnd Comp. 3 Expl. — Senator Rucker, 3 Expl. — von Rühle, t — Regimmts^uartiermeister RMpler. Dem. Ernest. Henriette Rüppel, Hr. Carl Aug. Ferd. Rüppel. — Friedrich Ernst Ruscher in Hannover. — Löwy Salomon. DieHrn. Schaumburg u.Comp. in Wien, 16 Exempl. Dem. Auguste Scheel. Hr. von Schelickau in Gotha. Frau Majorin v. Schierstädt. Herr
) > c Hr. Maurermeister Schilske. — Joh. Christ. Schi». Frau Geh. Räthin v. Schlabrcndorf. Hr. Graf von Schlabrcndorfin Grüben. — Landrath von Schöning IN Morrn. — Kricgsrath Schlößer. Dem. Joh. Christ. Schmidt, Tochter des Herrn Canzlep' DircclvrS. Hr. Ludwig Schmidt. — Schnackenberg, CanonicuS. — Landrath von Schöning in Worm. — Geh. Finanrrath Schom
mer. — Arthur Schoppenhauer in
Hamburg. Dem. Louise Wilh Schreiber. — Philipp. Charl. Schreiber. Hr. Wilh. Gottl. Schreiber. — Buchhändler Schreiner' in Düsseldorf, 6 Exempl. — Post- Commissarius Schrö
der in Marienwerder, 2 Exp. — Friedrich Schröder. — Obcr-Accise- u. Zollrath Schröder iij Brandenburg. —• Buchhändler Schröder in Braunschweig, 2 Exempl. —Jnsvect. Schröder ru Putzar. — Postverwalter Schubart in Bremen, 3 Exempl. — Kurt Amalius Gottfried Schuddert aus Lubzin bey Gollnow. — Kaufmann Schüler. — Schütz, Licenteinnehmer iu Wustrow.
Die Schul.Buchhandlung in Braunschweig, 6 Exempl. Die Gräfin von Schulcnburg. Hr. Kricgsrath Schulz. Dem. Susanne Marie Schul; in Frkf. a. M. — Rebecca Schul;. Hr. L. L. Schulz in Pcrleberg. — Geh. Finanzrath v. Schulz. — Adolph Wilh. Ferd.Schulze. — D. W. Schulze in Stettin. — Carl Friede. Aug. Schulze. — Kaufmann Schulze. — Böttchermeister Schulze in Grabow. — Christ. Friedr. Schulze in Wrietzen. — Johann Joachim Dietrich Schulze. — Ludw. Schumann zu Tilse in Ostpreußen. Die Hrn. Buchhändler Schwan u. Götz in Mannheim, 6 Exp. Hr. Ludw. Carl Schwers in Altona. Fräul. Friederike Freyin von Schweinitz in Damsdorf. Hr. Adolph Graf v. Schwerin. — Seliger.fen. Buchbinder in Angermünde. — Canzley-Dircctor Sellin. — Lieferant Siebert. — Buchhändler Severin in Weißenfels, 2 Exempl. Dem. Siebecke. Hr. Buchhändler Siegert, 12 Exempl. Dem. Philipp. Sotzmann. Hr. Splittegarb. — Candidat Sponholz. — Buchhändl. Stahel u. Kiliau in Pest, 6 Exempl. Herr
)
Hr. Rendant Steglich, 2 Expl. — von Sreinwehr. Frau Lieutn. von Sternfeld in Nienburg. £r. Buchhändler Stiller in Rostock, 6 Exempl. — Carl Friedrich Socken. — Amtsrach Stoppelberg. — Pred. Studemund in Bellin. Fräul. Ottilie Frieder. Wilh. Louise Charlotte Emilie von Sydow. Hr. C. F. Sydow aus Königs berg in der Neumark. Das Ordensfräulein von Sy dow in Zehdenick. Hr. Baron Thiele von Thiels feld. — von und zu Chemnitz in der N^ederlausi'tz. — Senator Thilo in Alt-Stet tin. — Pastor Thimaus zu Barfinahauscn. Frau von Thiessenhausen in Dahlnntz. Dem. Johanne Franziske Ca roline Thomachewska in Heilsberg. Frl. von Thümett. Hr. Friede. Tielke. — Friedr. Wilh. Töpfer. — Bürgermeister Tortilowinö in Insterburg. Hr. Buchb. Trampe in Halle. — Friedrich Wilh. Treue in Nauen. Dem. Friederike Doroth. Wil helmine Treu. Dorothea Elisab. Treue, geb. Arnold. Hr. 3. C. A. Ludwig Treuer ans Fürstenwalde
o
(
Hr. Kamitterkecretair Treutler in Groß Glogau. —Carl George Christian Treutler in Waldenburg. — Buchhändler Troschel in Danzrg, 6 Exempl. Dem. E. Ern. Loune Truitte. Hr. Buchhändler Vaudenhrek und Ruprecht in Gömngen, 6 Exenrpl. — Buchhändl. Darrentrapp in Franks. 12 Exempl. — I. E. F. Uebcrschär aus Niederschlefien. — Präsident von Ungnade, 6 Exempl. — August Unbolz. — Geheim. Seeretair Völker, 2 Exempl. Dem. Louise Vogel. Hr. Graf v. Uxkül Güldenband zu Donau. Demoss. Christine Wader in S miedeberg. — Friederike Waldkirch in Scluuredeberg. Hr. Wagner sen. —. Waase, Secret, und Regi strator der König!. Acciseund Zoll-Direction in Bran denburg. — v. Waldow kn Mohrenthien. — Hofbuchhändler Walther in Dresden, 2 Exempl. — Pastor Waltsgott zu Glauche in Schlesien. — Buchhändler Wappler iu Wien, 2 Exempl. — Sradtrath Weidemann. — Weidmann, König!. Lotterie Einnehmer. — Weinhold, Kaufmann. Herr
) Hr. Geh. Secretak Weite. Der König l. Prinz Wilhelm von Preußen. Dem. Charl. Wilhelm. Elis. Weiß in Breslau. Hr. Kammerrath WeiSbcck. — Posrsccretair Wernich in Cöslin, 3 Excmpl. — G. Archivariuö Wernitz. — Wilh. Westfeld. — Justizr.Wichcrs in Danzig. — Joh. Friedr. Wiegandt. — Professor Wildenow. Dem. Friederike Wilhclmi. — Dorothea Wilhelmi. Hr. Carl Willermann. — Dr. Wlllisch in Wittenberg. — Buchhändl. Willmanns in Bremen, 6 Excmpl. Dem. Wilhelmine Wintzen. Dem. Friederike Juliane Char lotte Schenk V. Winsterstede
tu Schwachhausen bey Celle.
o
(
Hr. I. C. G. Wittke, Apotheker in Ichdnick, 2 Exempl. Hr. Buchhändl. Wohler in Ulm, 6 Excmpl. Irl. Wilhelmine von Wolde in Wusterwitz i.d. Neumark. Hr. Sam. Balthasar Wolff. — Hcinr. Christ. Wolff. — Georg Ludw. Jul. Heinrich Wolkenhaar in Hameln. — WormcS, Doctor zu Wittstock. — Aug. Wilh. vonWulffen. Dem. Wilhelmine Wutyeke. Hr. Professor Zenker. Dem. Frieder. Zeschke. Hr. Johann Peter Gottfried Zierholdt. — Zimmermann, Kunsthandl. in Hannover. — Postmeister Zimmermann. — Rcgimentschirurg. Zimmer
mann. — Secret. J.G. Zombronner.
Sierra
Sierra Leone. Beschreibung
dieses Landes,
seiner Einwohner,
Produkte und Regierungsform;
Schilderung
der Volkssitten und Gewohnheiten; Geschichte
der europäischen Anpfianzungen daselbst. (Taf. i. Fig. 1—4.)
«^/urch die Benennung Sierra Leone bezeichnet
der Geograph einen großen, in vieler Hinsicht bedeu
tenden Erdstrich des westlichen Afrika, den ein Fluß
gleiches Nahmens befeuchtet Und fruchtbarer macht. Er ist unter dem i5ten Grade 7 Minuten der Länge,
und unter dem 8ten Gr. 30 Min. der Breite.
Der
Nahme hat seinen Ursprung von den Gebirgen im Innern des Landes,
und von den Löwen,
dort angetroffen werden.
welche
In Wahrheit ein Land,
über welches die milde Natur ihre Segnungen in sehr
reichem Maase ausgestreut hat.
Nicht nur alle Er
zeugnisse , deren das gemeine Bedürfniß des mensch lichen Lebens benöthigt ist,
vorhanden,
sind dort überreichlich
sondern auch solche,
deren Gebrauch
den Wunsch nach Bequemlichkeit befriedigt, und die A
nicht
) nicht
2
(
eigentlich nothwendig zur
Lebensbedingung/
sondern nur dazu vorhanden sind, um des Menschen
Tage zu verschönern und angenehmer zu machen. Was hier die Natur freywillig gethan hat,
würde
kaum durch eine noch so vollständige Landes-Ausbil
dung hoher getrieben werden können/ Die Eingebohrnen beschäftigt vorzüglich der An
bau des Reißes und des Maniok; und die Art, wie
sic diesen Pflanzen die nothwendige Pflegt angedeihen lassen, beweißt ihre große Sorgfalt für diesen Theil der Landeskultur.
Reiß ist der Hauptzweig ihres
Verkehrs mit Andern. feuchten Lagen,
Er gerath sehr vorzüglich in
doch auch, nur dünner, aber an
Gehalt der Körner besser, auf Anhöhen.
Der Ma
niok hingegen erfordert offnen, sandigen Boden, und wird seinem Bedürfniß gemäß angebaut.
Das dar
aus bereitete Mehl ist die gewöhnliche Kost der Ein-
gebohrnen.
Sie besorgen außerdem noch den Anbau
von Jgnamcn, süßen Pataten, Erdpistazien, Kohl und Erbsen: sie legen Maiskörner, und erndten ihn
mchreremal im Jahre; denn dort kraucht der Mais
nur drey Monate, um bis zu seiner völligen Reife zu gelangen.
Auch kennen und pflanzen sie zwey Ar
ten von Hirse, womit sie ihr Hausgeflügel füttern, und aus dem Stiel von der gröbsten Art wissen sie
einen sehr kühlenden Saft zu pressen, welcher der Gesundheit heilsam ist. Bana-
Bananen, Pomeranzen, Citronen, wachsen dort
im Freyen, Früchte.
und tragen das ganze Jahr hindurch
Die Orangen sind größer, wohlschmecken
der, als in Europa; aber die vor langer Zeit von Portugiesen hieher verpflanzten Limonen sind bis auf
eine sehr kleine Fruchtart ausgeartct. gegen,
Ananas hin
die man dort in Wäldern und an sanften,
etwas feuchten Abhängen frey wachsend findet, über treffen die europäischen an Saft und Wohlgeschmack.
Die Eingebohrnen wenden einigen Fleiß auf ihren Anbau. An Fruchtbaumen, die wild wachsen, besitzt das
Land den Cocos-Nußbaum, der sich aber doch in größerer Menge an den Ufern des Flusses Sherbro ausbreitet; den Butterbaum, welcher hier allenthal ben gedeiht; Tamarinden verschiedner Art; den Fei
genbaum aus Europa, mit Früchten von der Größe einer Haselnuß,
schmack.
aber von sehr angenehmen Ge
.Dennoch wird diese Frucht nicht als Nah
rungsmittel benützt, weil sie gewöhnlich ein Aufent
halt vieler Insekten ist. Eine eigene Art von Feigenbaum, durchaus von dem unsrigen verschieden, und nur in Ansehung sei
nes Saamens
ihm ähnlich,
tragt eine
köstliche
Frucht von der Größe eines Apfels: sie ist fast rund
und schmeckt höchst angenehm.
Die besten Wald
lagen erzeugen diesen in Europa noch wenig bekannA 2
ten
ten Baum.
Ueberhaupk ist das
Land
reich an
mehreren, sehr verschiedenen Arten von Feigenbaumcn, mehr oder minder dem gemeinen Baume ähn
lich, deren mannigfaltig geformte Früchte zum Ge nuß laden. Der antillische Abrikosenbaum wächst hier in ei
ner, von dem westindifchen etwas abweichenden Ge
stalt , aber an Wohlgeschmack der Früchte diesem kei neswegs nachstehend.
Sehr häufig trifft man eine
Art von Johannisbeeren an, die den Nahmen Ante-
desma führt, und genau wie unsre rothe schmeckt. Aber den Vorzug des Saftes und Wohlgeschmacks
vor allen andern Früchten haben in Sierra Leone die
Kirscbcn:
kaum eine andre laßt sich mit ihnen in
Vergleichung bringen. Nicht minder gut und häufig, Landern des
heisen Erdgürtels,
als in andern
kömmt hier der
Brodbaum fort , der sandigen, niedrigen Lagen vor züglich hold ist.
Man halt ihn in einiger Entfer
nung für einen alten Acpftlbaum:
seine Frucht ist
ziemlich so groß wie der gemeine Apfel, frisch sehr
nährend , und im Geschmack unserm Brode ähnlich, aber bey langem Liegen verschwinden Geschmack und
Geruch,
welche an
der frischen Frucht
vorzüg
lich sind. Auch ist eine Art wilder Reben in diesem Lande
einheimisch, doch ähnelt die schwarze,
rauhscharfe, saure,
saure, runde Frucht unsern Weintrauben nicht; es scheint aber möglich,
die Rebe durch Wartung zu
veredlen, und ihr dadurch eine bessere Ausbeute ab
zugewinnen. Bey vieler Mannigfaltigkeit ist doch die Anzahl
der Gemäße - Arten in Sierra Leone weniger beträcht lich, als bey uns,
oder in Frankreich.
Nur dem
Geschmack nach, bringt das Land in reichem Ueber-
fluß eine Art Sauerampfer hervor, an Gestakt gänz lich von dem unsrigen abweichend.
Der Portulak
entkeimt dort dem Boden schon drey Tage nach der Aussaat;
er gerath auf Anhöhen,
Ufern nahe liegen.
die den Fluß-
Seine Blatter sind als spezifikes
Heilmittel bey Verwundungen aller Art berühmt. Die Blätter des Gombo werden wie unser Spinat
benützt:
fast
von
gleicher Beschaffenheit ist
die
Pflanze, welche Calalou dort genannt wird, und in
Ncubrüchen,
als
Merkmahl
der
Fruchtbarkeit,
wächst.
Diese Vortheile, welche das Land sich ftlbst ver
dankt, erhöht die Bemerkung , daß auch alle Pflan zen des südlichen Amerika hier gedeihen, und gleich üppig, wie dort, wuchern.
Das Zuckerrohr steht
in keiner westindischen Kolonie besser, als hier, und
vom Kaffeebaum hat man sogar zwey einheimische
Arten entdeckt, die bisher unbekannt waren.
Den
noch ist der westindische mit Glück und Nutzen angepflauzt
) pflanzt worden,
6
(
und soll nun dem levantischen an
Güte der Dohnen nichts nachgeben.
Tabak der ge
meinen Art wachst hier sehr gnt, aber er ist kein Ge genstand des Anbaues.
Und um die Liste der Nutz
pflanzen von der edelsten Art,
welche dieses schöne
Land bereichern, in nichts mangelhaft zu lassen, so
dürfk» wir auch die Baumwollenstaude nicht überse hen, welche sich fast überall in großer Menge zeigt. Und Wolle liefert, die der Seide an Feinheit ähn
lich ist.
Auch an Spezereien hat das Land Ueberfluß.
Der Malaguetta-Pfeffer wächst hier
sehr häufig;
nicht weniger allgemein der äthiopische, von den Be wohnern statt des schwarzen Pfeffers angewcndet.
Die' Muskatnuß,
zwar etwas verschieden von der
bieher bekannten Art, hat gleiche Güte, wie diese;
v n der Blüthe einer Pflanze,
nennt,
die man Barreliera
und wie Thimian riecht,
macht man den
nehmlichen Gebrauch, wie von dem Thimian.
Eine
andere Gcwürzart, von den Einwohnern Tomato ge
nannt, mit rother eckiger Frucht, wird zur Zuberei
tung des Reißes benützt, so wie ein andres Gewürze, Macbeck, von feinem aber wenig auffallendem Ge schmack,. das aus der Rinde eines sehr hohen und
kostbaren Baumes gezogen wird, den Eingebohrnen als Arzneimittel dient.
Man hat in Sierra Leone
eine neue Art von Fieberrindc entdeckt, die unter dem
Nahmen
Nahmen der Quinquina bekannt ist,
und in der
Folge ein bedeutender Gegenstand des Handels wer den wird, weil ihre Heilkräfte geprüft und bewahrt gefunden worden sind.
Von den Portugiesen wird
eine andre hier berühmte Frucht, Cola genannt, eben so wie die Quinquina benützt, und steht als Heilmit
tel in großer Achtung.
Sie senden alljährlich kleine
Fahrzeuge längs der Küste hin, und lassen einsam meln , so viel sie bekommen können.
Häufig ist auch
der Strauch, aus dessen Nuß das Castoröhl gezogen
wird, in diesen Gegenden. Nicht auf diese Mannigfaltigkeit an nützbaren, nährenden und heilenden Pflanzen hat die Natur hier
ihre Freigebigkeit beschränkt r der Bewohner vermißt auch solche Gegenstände nicht, die er zu seinem bloßen
Vergnügen gebrauchen kann.
So spendet Sierra
Leone einen Ueberfluß an Färbestoffen.
Aus dem
Dutterbaume wird ein herrliches Gelb ausgeschieden,
und der Indigo, der hier wild wächst, liefert das
schönste Blau. Mehrere Pflanzensäfte geben Schwarz und Roth,
und an allen Gummi-Arten ist diese
Küste überreich.
Wenig bekannt sind die Fossilien in Sierra Leoner der europäische Fleiß gräbt jetzt darnach, und bald
werden wir auch wissen,
welche Mineralien,
viel-
leicht kostbare, die Eingeweide des Landes enthalten. Gleich
)
8
(
Gleich gesund, wie für das Gedeihen der Pflanzey, ist dieser Erdstrich auch für mancherley Thier-
garrungen, welche daselbst theils einheimisch, theils durch Europäer aus andern Gegenden dahin versetzt worden sind,
Mehrere von unsern Hauschieren ver
mehren sich dort,
und manche werden sogar fett;
aber doch ist dieß weniger häufig, als in Europa.
Die Wolle der Schaafe verwandelt sich in feines
Haar: die Hitze ist zu drückend für sie, macht sie un scheinbar und mager; sie vermehren sich nur wenig. Desto besser kommen Ziegen und Schweine fort, und
werden so fett und schmackhaft, wie in andern Lan dern,
Wilde Schweine, Antilopen, Eichhörnchen,
gehören hier in die Reihe der Thiere,
Mensch sich uährt,
wovon der
Zu.gleichem Zweck werden alle
Arten von Geflügel gehegt, die wir in Europa als
Hausthiere kennen, und nirgends vermehren sie sich stärker, als in Sierra Leone.
Die Demoiselle aus
Numidien (eine Gattung von Reiher) laßt sich zäh
men , und schmeckt vortrefflich,
Enten und Tauben
erhalten hier einen vorzüglich guten Geschmack, aber
Gänse und Kalektztten ertragen das Clima nicht.
An F sehen aller Art hat das dortige Meer gro
ßen Ucbcrfluß, auch den süßen Wassern fehlt es nicht daran,
Selbst der Wallfisch zeigt sich bisweilen an
den Küsten.
Man genießt Fische aller Art, und fin
det
bet sie sehe gut; nur der Aal ist dort aus deck Verzeichniß eßbarer Fische ausgestrichen. Austern und andere Schaalthiere giebt es in großer Menge: sie werden von den Eingebohrnen gesammelt und zur Nahrung benützt. Grüne Schildkröten sind sehr gemein in Sierra Leone, und werden oft von einer verhältnißwidrigen Größe gefunden. Auch das süße Wasser nährt Schildkröten, und überall hat sich auch die LandSchildkröte in Menge dort verbreitet. Man genießt sie daselbst, und würde wahrscheinlich, bey so gro ßem Ueberfiusse, der dort statt findet, einen Handels zweig, durch ihre Ausfuhr nach Europa^ daraus machen können.
Unter den Zoophiten jener Gegend verdient der gemeine Schwamm angemeikt zu werden, der dort alle sandigen Ufer gleichsam bedeckt, und in großer Menge ausgeführt werden könnte. Freylich fehlt es einem so helfen Erdstriche auch nicht an gefährlichen Raubthieren; der Löwe, der Leopard, die Hyäne, gehören zu den größer», Bi samkatzen und mehrere Arten von Wieseln zu den klei neren. Diese letzter» sind auch hier hie gefürchtetefielt Feinde der Hühnerhöfe. Affen giebt es sehr viele, und von sehr verschie denen Arten. Der Sapanzee, ein häufiger Bewoh ner
)
(
io
»er der Gebirge des Landes, ähnelt dem Menschen noch mehr, als dcrOnrang-Outang.
Er erreicht
eine Höhe von fünf Fuß und tragt ein schwarzhaari
ges Fell mit dicken, langen Haaren auf dem Rücken, mit kurzen und sanfteren auf der Brust und dem
Bauche besetzt.
Das Gesicht ist haarlos:
Hande
und Kopf ähneln den Handen und dem Kopfe von ei
nem alten Neger, nur daß die Kopfhaare nicht wol lig sind.
Er ißt, trinkt, schlaft, sitzt auf die nehm
liche Art, wie der Mensch.
In dem ersten Jugend
alter kriecht dieser Affe auf Vieren; bey erwachsenen
Jahren geht er gerade aufrecht an einem Stabe.
ist stets sanft und gut.
Er
Crokodille und die gefürch
teten Caymans von zehn bis zwölf Fuß Lange wer
den dort auch gefunden, Unter sechs dort entdeckten Eidexen-Arten ist der
Guana und das Cameleon.
Die Schlangen sind zahl
Sie beschleichen zur Nachtzeit die Wohnungen,
los.
die nicht sorglich verwahrt sind,
Hühnerhauser.
und plündern die
Die größte, welche man bisher dort
bemerkt hat, maß achtzehn Fuß in der Lange.
Auch
sie wurde nicht giftig befunden. Eben so zahllos, und noch weit mehr, sind die
Insekten. miten. Gebäude.
Zu den merkwürdigsten gehören die Ter
Sie zernagen und zerstören ganze hölzerne
Die Ameisen fressen die Vorräthe auf: Motten
J
II
f
Motten, Grillen, zerstören Tuch, Leinewand u. dgl. Es giebt dort Maringonie's, Sandfliegen,
Scor-
pione, Taranteln, Tausendfüßler, aber auch wilde Bienenschwärme, welche Wachs und Honig im Ue-
berfiuß liefern.
So gleicht sich auch hier das Böfe
mit dem Guten aus,
und der Mensch weiß das
Schlimme zu vermindern oder unschädlich zu machen,
um das Gute mit desto größerer Sicherheit genießen zu können.
Gewürme scheinen dort nicht häufig zu seyn, nur
die gefährliche Art, welche die Schiffseiten zerfrißt,
ist hier vorzüglich groß und für solche Schiffe höchst verderblich, welche nicht mit Kupfer belegt sind.
Die Eingebohrncn bestehen
aus verschiedenen
Neger-Racen: man bezeichnet sie mit den Nahmen
der Bullams, Bagos, Tommanies, Suzo's, Mandingos.
Letztere sind Muhamedaner.
Sie beobach
ten zum Schein die Gebote des Koran sehr strenge, und suchen ihnen mit dem größten Eifer Anhänger zu
verschaffen.
Lebhaft von der Idee durchdrungen,
das Gewissen Anderer zu beherrschen, versäumen sie
keine Gelegenheit, ihrer Sekte Schüler anzuwerben. Ist Gewalt in ihrer Hand, so bekehren sie, ächt mu-
hamedanisch, mit den Waffen: sind sie der schwächere Theil, so nehmen sie zur Ueberredungskunst,
und Verschlagenheit ihre Zuflucht.
List
Sie lehren unentgeld-
)
12
(
«ntgeldlich die arabische Sprache lesen und schreiben. Feiner und gescheuter als die Uebrigen wissm sie die
Schwachen und Thorheiten andrer Negerstanune zu benützen.
Sie haben den Schein strenger Sitten
und inniger Gottcsverehrung, und verstehen es, sich in den Ruf der Heiligkeit zu versetzen.
Vorzüglich
geben sie sich das Ansehen, als beherrschten sie alle
Zauberer.
Sie treiben Handel mit kleinen Talisman,
deren Besitz gegen Uebel schützen soll; kurz, sie ver
stehen die Kunst, sich in das Vertrauen der Fürsten und Stammhaupter einzuschleichen,
und diese nun
fast überall und unumschränkt zu beherrschen r so ste
hen sie denn an der Spitze der Staatsregierung unter dem Titel der höchsten Diener des Bookman.
Nichts
bars phne ihr Mitwiffen und Einwirken geschehen. In ganz Afrika ist unter den Negern, die Mu-
Hameds Lehre bekennen, die Beschneidung allgemein
eingeführt; aber merkwürdig ist die Gewohnheit in Sierra Leone, auch die Töchter dieser religiösen An ordnung zu unterwerfen. Die Sache wird sehr feper-
lich genommen,
und in den Schleyer einer Weihe
gehüllt.
Alljährlich, in der schönen Jahreszeit, und im Anfänge des Neumonds werden alle mannbare junge
Mädchen einer Stadt versammelt; in der Nacht vor dem geweihten Tage, an dem die Ceremonie gesche
hen
hen soll, führen die Frauen aus der Stadt die ganze junge Schaar feyerlich in den abgelegensten Theil ei nes Waldes.
Von Raum zu Raum werden Zeichen
an den Wegen angebracht,
um jeden Ungeweihten
zu warnen, daß er sich nicht verwegen diesem heili
gen Aufenthalte nähere.
Keine Mannsperson darf
um diese Zeit den Wald betreten.
Diese Abwesenheit
der Töchter dauert einen Monat und einen Tag.
Ueberhaupt kein Mensch darf die Abgesonderten in
diesem ganzen Zeitraume erblicken, außer einer alten Frau, welche jene Ceremonie verrichtet, und an je
dem Morgen frische Lebensmittel in den Wald tragt.
Wird diese durch Krankheit oder andere Vorfälle ge hindert,
ihr Geschäft bis an das Ende des vorge
schriebenen Zeitraumes fortzuführen, andere zu dieser Pflege ersehen,
keines von den Mädchen erblicken.
so wird eine
aber auch sie darf Bey ihrer Annä
herung an den Wald ruft sie laut, legt ihren Speise
vorrath auf einer gewissen Stelle nieder, und eilt, so schnell sie kann, davon, um weder zu sehen, noch
gesehen zu werden. oder zufällig,
Denn wer, es sey aus Vorsatz,
durch einen Blick dieses Heiligthum
entweiht, wird mit dem Tode bestraft.
Nach dieser langen Abgrzogenheit, wodurch Kör per und Geist die nöthige Stimmung erhalten sollen,
die höher« Wahrheiten der Religion zu erfahren, werden
werden diese Mädchen in den Gewohnheiten und in
dem Aberglauben ihres Landes unterrichtet;
denn
früher hält man sie nicht für fähig, dergleichen Leh
ren zu begreifen und in der Folge mitjumachen.
Nächtlicher Weile werden sie wieder in die Stadt zurückgeführt.
Junge und alte Frauen empfangen
sie daselbst ganz nackend.
So durchlaufen sie nun in
einer Art von Prozession, von musikalischen Instru menten begleitet, die Straßen bis an den Morgen.
Würde während dieser Zeremonie ein Mann ertappt, der sich irgendwo verborgen hielte, wo er seine Neu
gierde befriedigen zu können hoffte, er wäre sogleich
des Todes, wenn er nicht etwa einen Sklaven statt seiner stellen könnte. Auf diesen monatlangen Aufenthalt im Walde folgt ein neuer Probemonat andrer Art.
Während
desselben werden jene Geweihten täglich in einem feyerlichen Umgang beym Schall musikalischer Instru
mente, von Kopf bis zu Fuß verschleyert, vor die Wohnung der Vornehmsten geführt.
Sie singen
und tanzen dort so lange, bis man sie mit einem klei nen Geschenk beehrt.
Von nun an gelten sie für er
wachsen und volljährig.
So sonderbar dieser Ge
brauch ist, und so wenig man über seine Entstehung auf eine vernünftige Spur kommen kann, so halten
ihn dennoch die Frauen in so hohen Ehren, daß man dort
IS
)
(
dort eine Frau nicht gröber beleidigen und Herabseyen
sie habe dieser
kann, als wenn man ihr vorwirft, Zeremonie nicht beygewohnt-
Die
andern
Völker dieses Küstenlandes,
die
Dullams, Bagos, Suzo's und Tommanies sind Gö tzendiener.
Sich einen vollständigen Begriff von ih
ren Religionsgrundsatzen zu machen, ist fast unmög
lich.
Es fehlt ihnen ein fixer Gegenstand der Anbe
tung ; ihr Gottesdienst ist stets nur Sache des Ein
zelnen, jeder erschgfft und schnitzt sich seine Götter selbst nach Willkühr; eben so wenig kann sich der Eu
ropäer, der nicht Augenzeuge war, ritte Vorstellung von den zahlreichen,
lächerlichen,
rohen Formen
machen, welche alle die Gottheit bezeichnen sollen.
Ein Haupt-Artikel ihres Glaubens ist die Be hauptung, daß ein Gott, welcher über ihrem Haupte feinen Wohnsitz hat, das ganze Weltall regiere.
Alles, was ihnen begegnet, Gutes oder Böses, kömmt von diesem höchsten Wesen, es sey denn, daß
cs ein Zauberer über sie verhängt habe.
Aber dieser
allgemeine Begriff von einer ewigen Vorsehung bleibt
todt und wirkungslos bey diesen Negern;
weder
Dankbarkeit für empfangene Wohlthaten, noch Un terwerfung, Abbitte,
durch Versöhnungsopfer und
Gaben, oder auch nur durch Reue und Gebet, wird
dadurch bey ihnen erzeugtSie
i6
)
(_
Sie haben es mit einer Menge böser Geister oder Teufel zu thun.
Diese sind Diener ihres Gottes,
und diesen bringen sie Geschenke.
Diese Teufelchen,
der Erde allmächtige Beherrscher, werden durch kleine,
aus Thon verfertigte, Figuren, die der Menschen
gestalt ziemlich ähnlich sind, versinnlicht.
Der Ne
ger weißt ihnen eine Stelle unter einem Baume an, wo er eine Nische mit trocknen Baumblättern sorglich
ausfüttert, und den Fetisch hincinstellt. dieser kleine Teufel.
So heißt
Er baut einen kleinen Altar vor
der Nische, den er mit alten und ne^en Zeuglappen,
Tellern,
Scherben von Tassen,
Kupferringen,
Töpfen,
Glasern,
falschen Perlen und andern Nichtig»
keilen behängt und belegt.
Niemals wählt er Ge
genstände von Werth aus seinem Eigenthum.
der Fetisch versöhnt,
Soll
zu Huld und Gnade bewogen
werden, so ergreift der arme Neger eine gute Fla
sche Branntwein, tritt vor den Altar, gießt ein klein
wenig auf denselben, als Antheil des Teufelchens an dem Opfer,
und er selbst verschlingt das Uebrige,
vor diesem stehend, in großen Zügen.
D-e guten Fetische,
die Lieblinge des Hauses,
sind von Holz gröblich geschnitzt, und acht bis zwölf
Zoll hoch; sie werden schwarz bemahlt und gelten als Schutzgötter des Hauses.
Aber nur in Zeiten der
Noth kümmert sich der Neger um sie; hat er nichts
ju
zu wünschen, bedarf er, seiner Meinung nach, ihres
Beystandes nicht,
so stehen sie vergessen und ver
nachlässigt. Zhren guten Geistern, die in dec Luft so große
Gewalt üben sollen, wie die Teufel auf der Erde, bringen sie bey jedem wichtig scheinenden Ereigniß kleine Opfer.
Diese sind gewöhnlich von sehr gerin
gem Werth, aber angenehm und wirksam, sie mö gen bestehen, aus was sie wollen.
Es wird als
großes Verbrechen angesehen, eines von der Stelle
hinweg zu nehmen, wo man es findet, selbst wenn es ein Gegenstand ist, halten sollte.
den niemand für ein Opfer
Der Entwender wird der Strafgerech-
tigkcit übergeben, und wehe ihm, wenn er arm, und
der von ihm Beleidigte reich und mächtig ist! Wenig
stens die Freyheit verliert er sicher, wenn er nicht gar mit dem Tode bestraft wird. So sind die religiösen Meinungen dieser Afrika
ner;
es ist schwer,
in denselben den Aberglauben
und die Thorheit abzusondern, von welchen beyden
diese noch sehr rohen Menschen beherrscht werden. Die Staatsform anbelangend, so haben dieMan-
dingo's, da, wo siegelten, eine Art von Monarchie
gegründet; es sind Wahlreiche, und die Könige sehr beschrankt.
Das Ansehen des Stammführers oder
Fürsten gleicht dem eines Familienvaters in der alten
)
18
(
Zeit; jedes Dorf erkennt die Gewalt eines solchen; aber alle Bezirke und Dörfer von einer Nazion ste
hen unter der Leitung eines Königs.
Die Mandingo's, das mächtigste und zahlreichste Volk an dieser Küste, räumt dem Könige der Foolhs eine Art von Obergewalt ein; aber fie sehen ihn nie
mals,
fragen ihn in Nichts um Rath, geben ihm
von Nichts,
was bey ihnen vorfällt,
Kenntniß.
Ihre ganze Unterthänigkeit besteht darin, daß sie mit Achtung und Ehrfurcht von ihm sprechen, und ihn als Gewalthaber über ein sehr ausgedehntes Reich,
welches sich vom Gambia bis zum Capo monte er streckt, betrachten.
Die Bullams, Bagos, Tom-
manics erkennen keine andre Obergewalt, als die ih
res Stammführers.
Wer König werden will, muß eine genaue Kennt niß der Landessitten, und Beredsamkeit, wenigstens Wohlredenheit und Verstand, oder, wie sich die Ne
ger darüber aüsdrücken, einen guten Kopf haben:
er soll nüchtern seyn,
Klagen gern anhören,
und
verständig schlichten; er muß Uebelthäter verfolgen und züchtigen, und um dieß zu können, im Besitze
von recht vielen Sklaven seyn, die ihm jur Beobach tung der Gesetze und zur Volljiehung der Strafen behülflich sind.
Selten ist ein solcher Fürst oder König aus dem
Lande, das er beherrscht.
Weit lieber unterwerfen sich
sich diese Schwarzen einem Fremdling,
der Muth
und Kraft hat, die Herrschaft an sich zu ziehen, als einem aus ihrem eignen Volke. Der König ist berechtigt, bey seinem Tode einen
Statthalter zu ernennen, der unter feinem Nahmen
die Regierung so lange förtsetzt, bis das Volk einen
neuen König wählt. und mächtig,
Ist dieser Statthalter gewandt
so säumt er nicht,
sich zugleich die
ganze Verlassenschaft des vorigen zuzueignen.
Bis
zur Wahl des neuen Oberhauptes bleibt er auch in
dem Besitze dieser Erbschaft.
Und der Fall ist nicht
selten, daß ein solcher Statthalter entweder selbst,
wenn er sich in seinem Ansehen zu befestigen wußte,
die Königswürde erhalt, oder sein bescheidneres Amt
eines Statthalters, im Nahmen des Verstorbenen, bis an das Ende seines Lebens ausübt.
So beherrschte Sierra Leone noch vor kurzem ein
solcher König ohne Titel.
Er war schon seit mehr
als zehn Jahren Stellvertreter des Verstorbenen;
seine Unterthanen, die ihn sehr liebten, trugen ihm ost die Königswürde an, aber er schlug sie aus, zu
frieden mit der Gewalt, die nicht prahlte, und ihm eben darum desto gewisser blieb.
Die Einkünfte des Königs bestehen vorzüglich in Geschenken, welche ihm diejenigen darbrmgen, seines Ansehens bedürfen.
die
Diese Spenden müssen
B 2
mit
)
20
C
mit -em Vermögen des Darbringers, und mit der Wichtigkeit der Sache, wegen welcher er die könig
liche Hülfe anspricht, im Verhältniß stehen.
Der
Arme ;ahlt wenig; bey wichtigen Gegenständen darf
der Reiche nicht weniger als den Werth eines Skla ven geben.
Außerdem vermehren auch die Geschenke,
welche von den Europäern, die auf der Küste Han del treiben, gegeben werden müssen, und oft sehr
bedeutend sind, den Schatz des Königs.
Dem Könige wird als Zeichen seiner Würde -er Schwanz eines Elephanten auf einer Stange befestigt,
vorgetragen r oft aber ist cs auch ein falscher Tressen
hut, der ihn kenntlich macht, gewöhnlich eine Spende
der Europäer.
Der König begreift die vollziehende Gewalt, und das Recht, in letzter Instanz abzuurtheln, in sich; aber demohngeachtet betrachtet sich auch jeder Vor
steher eines Dorfes oder einer Stadt als Eigenthü mer und Alleinherrscher.
Diese verschiedenen Vor
steher oder Häupter beruft der König in wichtigen
Angelegenheiten zu
sich,
und
giebt
ihnen
seine
Befehle.
Mit dem Tode eines Königs oder Oberhauptes erlöscht auch sogleich aller Glanz und Vortheil, den
dieser, so lange er lebte, auf feine Anverwandten übergetragen hat.
Sie werden in keinem Stücke von ihrem
)
31
(
ihrem Volke ausgezeichnet, und gelten wie der ge meinste Mann.
Jeder von ihnen treibt nun die. Be
schäftigung oder das Handwerk, womit er sich näh ren zu können glaubt, und es ist nicht selten, den Sohn eines Königs um Lohn als Bootsknecht bey
einem europäischen Capitän dienen zu sehen. Die Neger von Sierra Leone erkennen kein ande
res Eigenthumsrecht, als den gegenwärtigen Besitz.
Läßt ein Pflanzer oder Landbauer sein Stück Feld lie
gen, so kaun es der erste beste aus seinem Stamme
Einem Fremden kömmt
an sich ziehen und anbauen.
aber das Recht nicht zu, sich ohne Bewilligung ir
gendwo anzusiedeln.
Cs gelten keine andere Gesetze,
als das alte
Herkommen, das sich von Mund zu Mund fortpflanzt.
Alle Streitsachen werden von dem Könige, mit Zu ziehung der Stammeshäupter in öffentlicher Volks
versammlung geschlichtet.
Dennoch giebt es auch
eine Gattung von Rechtsbeyständen oder Advokaten unter diesen Negerstämmen,
welche die Rechte der
Partheyen vertheidigen, und Palaver talkers heißen. Prozesse werden gewöhnlich nach der Billigkeit und
nach den vorgebrachten Beweisen entschieden.
Mei
stens aber ist der schwächere Theil ein Opfer der Be drückung des stärkeren.
Wer den Prozeß verliert,
muß alle Unkosten zahlen.
Bey
)
22
(
Bey Streitigkeiten mit Europäern wird minder
strenge auf Recht und Billigkeit gesehen, auch den Prozeß gewinnen,
Wenn sic
so kömmt ihnen doch
nichts daraus zn gute: nie werden ihnen Entschädi
gungen zuerkannt, aber stets müssen sie die Kosten zahlen, sie mögen gewinnen oder nicht.
Fragt der
Europäer die Schwarzen um den Grund dieses Der«
fahrens, so werden sie ihm antworten: die weißen Männer gewinnen viel Geld, .es kann ihnen nie
daran fehlen, Jedes Hquptverbrechen wird mit Tod ober Skla
Doch ist jetzt die Todesstrafe selten,
verei) bestraft.
nur bey den Maydingo's ist sie noch im Gebrauche, und diese machen, als Mnhamedaner, wenige Um stande.
Auf Zauverey steht Verlust der Freyheit:
Giftmischer, Ehebrecher und dergleichen Uebelthater
werden an ihrem Vermögen gestraft, Eigen ist die Art, Schulden einzukassiren, bey den Negern von Sierra Leone. Heimzahlung
einer
Schuld
Ist der Termin zur
verstrichen,
und der
Schuldner zögert, oder verweigert die Zahlung, so
begehrt der Gläubiger Hülfe von dem Könige oder
Stammesfürsten.
Diese legen dem Schuldner die
Zahlung auf: befolgt er diesen Befehl nicht, so er
hält der Gläubiger das Recht, sich des Schuldners oder
eines
von
seinen
Sklaven zu bemächtigen.
Wohnt
Wohnt dieser in einer andern Stadt, oder in einem andern Dorfe, dann ergreift der Gläubiger den er
sten Freund oder Mitbürger seines Schuldners, und
sperrt ihn so lange ein, bis er befriedigt ist
So
wird es nun Sache des ganzen Stammes, oder der ganzen Stadt, und der Schuldner muß zahlen, und auch den Eingekerkerten entschädigen.
Unter allen gesetzlichen Einrichtungen, die in je
nem Lande gelten, ist keine seltsamer, als der Pur rah.
Eine Eigenheit, die eine umständliche Beschrei
bung verdient.
Der Purrah wurde angeordnet, um
Kriege und Streitigkeiten zu beendigen, welche der Stolz,
die Eifersucht, und überhaupt die Reizbar
keit jener Menschenrace durch ganze Alter fortsetzen würde.
Eine Gesellschaft eng verbundner,
freyer
Manner, gleichsam Racher des Unrechts, wird mit dem Nahmen Purrah bezeichnet.
Jeder Freye, der
dreyßig Jahre alt ist, kann Mitglied werden.
Er
muß sich bey seiner Aufnahme vielen geheimen Ge brauchen unterwerfen, das Gelübde der Verschwie genheit ablegen, und dieses so strenge halten, als
die europäischen Freymaurer, mit denen jene verbün deten Neger in dieser Hinsicht verglichen werden kön
nen.
Auch giebt es noch andre Berührungspuncte
zwischen beyden Gesellschaften, so, der Großmeister oder Führer des Purrah in jedem Bezirk, und die
gänzliche Ausschließung der Weiber. Nur
)
24
(
Nur im äußersten Nothfall wird dieser Bund in
„■
Tharigkcir versetzt; aber sobald das Gesetz deswegen bekannt gemacht ist, ist die Gewalt des Bundes groß
und verderblich.
Sind zwey Völkerschaften in Krieg
verwickelt, und der Feindseligkeiten müde, aber keine will der andern die ersten Friedensantrage machen,
so wenden sie sich an einen benachbarten König, als Schiedsrichter.
Uebernimmt dieser sein Amt,
so
macht er beyden Theilen bekannt, er könne es langer nicht dulden, daß Freunde sich wechselsweise verder ben, und daß der Krieg das Land entvölkere:
ec
wolle ihren Streit gütlich beylegen, und werde dem,
der seine Vermittlung ausschlage, schicken.
den Purrah zu.
Verwirft ein Theil diesen Antrag, so wird
der gefürchtete Bund feyerlich in Bewegung gesetzt.
Sobald dieß geschehen ist, und so lange er in
Thätigkeit bleibt, müssen alle Feindseligkeiten aufhö
ren,
und jeder kann seinen friedlichen Gefchäften
nachgehcn.
Ist aber dennoch einer oder der andere
von den Streitenden so sehr von Rache entflammt,
daß er, diesem Schreckensbunde zum Trotze, fort fährt, seinem Feinde zu schaden, so steht auf die erste Nachricht von diesem feindlichen Beginnen der Bund auf, um furchtbare Rache zu nehmen.
spenstige
wird
Der Wider
auf jede mögliche Art von
einem
Schwarm von vierzig bis fünfzig Kriegern überfal len
) len und getödtet.
SS
(
Bey der Annäherung -es Bundes
flicht Jedermann, er sey wer er wolle.
Wer verwe
gen genug ist, diese Krieger vor seiner Hausthüre zu
erwarten, wird in Stücken zerhauen, und diese wer
den
so sehr zerstreut,
daß Nichts übrig bleibt.
Gleiche furchtbare Rache bedroht diejenigen, welche
dem Bunde Folgsamkeit verweigern. Es ist unmöglich, den Schrecken mit Worten zu schildern,
welchen dieser Bund bey dem gemeinen
Haufen erregt.
Der Arme glaubt, in die Bundes-
Mitglieder sey der Teufel gefahren, sie vermögen al les mögliche Böse zu vollbringen, ohne daß es mög lich sey, ihnen selbst Leid zuzufügen.
Daher nimmt
und raubt auch der Purrah alles, was er braucht,
und was ihm gefallt, wo er es irgend findet, ohne
einigen Widerstand zu erfahren.
In Afrika, wie
überall, bringt der Schrecken bey ganzen Volksmas-
scn die nehmliche Wirkung hervor.
Dort in Sierra
Leone wird ein solches Schreckenssystem durch gute
Gründe gerechtfertigt, durch den Wunsch, Frieden herzustellen und das Unglück des Krieges zu vertil gen.
Rettung vieler Menschen ist der edle Zweck.des
Purrah, der aber oft und meistens in den Mitteln ausartet.
Diese Greuelscenen und dieser gesetzlose Zustand, wo kein Eigenthum ficher ist, «nd alles Lebende bebt, wahrt
)
26
(
währt so langt, bis der Friede geschlossen ist: mit diesem Augenblick hat die Gewalt ein Ende, und je der gewaffnete Bundesbruder tritt zum friedlichen
Hecrd und zu seinem gewohnten Gewerbe zurück. Die Hauptleidenschaft des glühenden Afrikaners, Durst nach Rache, ist dort die Haupturfache häufi
ger Kriege und vieles Jammers.
Beschließt ein gan
zes Volk Krieg, so ist dieser allgemein; jeder Ein zelne nimmt Theil daran, jedes Glied des einen Vol kes sieht in dem Einzelnen aus einem andern einen Feind, und sucht ihn zu Grunde zu richten.
Be
kriegt eine Stadt die andere, ein Stamm den andern,
so bleibt der übrige Theil des Volkes unangefochten. Alles ist dabey auf Plünderung, auf gänzliche Ver
nichtung angelegt.
Ein Dorf zu überfallen und zu
verbrennen, Alles, was lebt, hinwegzuführen, und die Gef-tngnen zu Sklaven zu machen, darin besteht
die ganze Kriegerehre dieser Neger. Die Küsten-Neger haben den Gebrauch ihrer al ten National-Waffen abgelegt, und bedienen sich des
Sabels und der Flinte;
tiefer im Lande aber, wo
weniger Verkehr mit Europäern statt findet,
wird
Lanze, Schild, und der Bogen mit vergifteten Pfei len noch gebraucht.
Auch in Sierra Leone hat der Umgang mit Eu
ropäern großen Einfluß auf Sitten und Lebensweise der
der Eingebohrnen gehabt: er brachte das engere Ge
den Handels- und Gewerbsfleiß,
sellschaftsband,
Lust an Künsten , Liebe zur Arbeit, und neben vielen
traurigen und verderblichen Eigenschaften und Nei
gungen , doch auch eine gewisse Art häuslicher Tu gend-hervor, die, wo sie endlich herrschend wird,
den Menschen hoch beglückt.
Die Bewohner der vom
Meerufer entfernteren Landgegcnden sind noch im Zustande der rohesten Wildheit,
Auch haben Beobachter es nicht übersehen, daß
die dortigen Küsteubewohner, so wie die meisten In sulaner jenes Meeres, ihre Stammesbrüder in den
innern Landgegenden an Kraft and gutem Aussehen
weit übertreffen.
Sie sind minder abergläubisch,
thätiger, tapferer, selbst besser gebaut als diese. Ohne Zweifel gründet sich diese Erscheinung auf den
Umgang mit Europäern und auf die dadurch eingcführte Lebensweise, und gewiß auch auf die gesündere
Luft an den Küsten, als im Innern eines so glühend
heisen Erdstrichs,
Die Bullams, Tommanies und Bagos sind stark, von guter Gesichtsbildung und
Farbe:
schöner schwarzer
gewöhnlich sind sie von mehr als mittler
Größe, haben gerade, nervige Glieder, nehme Züge.
und ange
Vorzüglich vortheilhaft zeichnen sich
die Tommanies durch ungezwungne, anständige Hal tung
)
28
(
tung des Körpers aus, und ihre Weiber sind im All gemeinen schön. Diesen erst erwähnten Negervökkern stehen die
Suzo's an Gestalt und Farbe nach.
Sie sind klei
ner, als jene; die Farbe ihrer Haut geht vom Schwar
zen ins Gelbliche; ihre Lippen sind dick, und die Nase ist sehr platt.
Die Mandingo's aber sind in der That eine be
sondre eigne Negerrace.
Sie sind groß, aber ma
ger, und ihre Farbe ist schmuzig schwarz; sie haben sehr kleine Augen, und tragen lange Barte, wie ein
großer Theil der Juden in Europa.
Nur im Jünglings - und Mannesalter schneiden
die Bullams und Suzo's ihre Barthaare ab; gegen die Greisenjahre zu lassen sie den Bart wachsen.
Das
graue Haar, woraus alsdann der Bart besteht, gilt als Zeichen der Weksheit, und so als Schmuck des
Mannes, der es tragt. Der Unterschied zwischen freyen Negern und Sklaven ist so auffallend, in Ansehung des Blicks,
der Haltung des Körpers u. dgl., daß er auch ei nem Ungeübten sich schnell aufdrangen muß.
Würde
und edler Stolz stehen auf der Stirne aller freyen Schwarzen,
sein Blick ist fest, vertrauend,
zuver
sichtlich: er fühlt sich, und zeigt dieß Gefühl seines Werthes.
Werthes.
Dee Sklave hingegen, von seiner leiden
vollen Lage niedergebeugt, spricht und geht nicht an
ders, als mit niedergeschlagenen Augen.
Sklaven
aus dem Innern des Landes sind kleiner,
weniger
kräftig und minder gut geformt, als wir bey freyen
Negern bemerken; aber solche, die an den Küsten ge-
bohren sind,
zeigen keinen Unterschied zwischen sich
und ihren Herren. Die Sprache der Suzo-Neger scheint Mutter sprache der übrigen zu seyn; diese gleichsam siüd wohl
nur Mundarten von jener.
nehm klingend.
Sie ist sanft und ange
Aber sehr verschieden ist die Sprache
der Mandingo's von den übrigen, wie sie selbst von
allen andern Negerstämmen verschieden sind;
es ist
verdorbenes Arabisch, und gänzlich verschieden von
der Sprache in den Schulen, die sie daher Sprache des Gebetes nennen.
Auch in Sierra Leone ist der Charakter des Ne
gers ziemlich dem allgemeinen Afrikaner-Charakter gleich: er ist und bleibt überall einerley; stolz, drü
ckendherrisch, außer, wenn Rache im Busen lodert; denn alsdann heuchelt der Schwarze; unversöhnlich,
treulos und
voll Verstellung bey Beleidigungen,
hauptsächlich aber nach jeder Gelegenheitsich unge
straft zu rächen, sehr lüstern; übrigens sanft und gastfrey gegen Jedermann,
und merkwürdig durch einen
einen hohen Grad von Unbeständigkeit im Geschmack und in der Aufführung. Nichts vermag es, beson ders diesen Zug zu vertilgen.
Die Frtmen lieben Reinlichkeit sehr, und voll bringen mit außerordentlichem Fleiß ihre häuslichen Pflichten. Sie entwöhnen ihre Säuglinge nicht eher, als bis sie im Stande sind, allein zu gehen, und der Mutter eine Calebassenschale voll Wasser zu bringen. Diesen Zeitpunkt sucht die Mutter so sehr als möglich zu beeilen, weil sie sich als Saugende von dem Mann gänzlich entfernt halten muß, und in dieser Periode eine zärtliche Annäherung von ihm als großes Ver brechen angesehen werden würde. Die Neger von Sierra Leone lieben ihre kleinen Kinder leidenschaft lich , und es schadet gleichsam der Ehre einer Frau, wenn sie nicht Mutter wird. Niemand erträgt die unsäglichen Leiden der Entbindung mit größerem Muth als eine Negerin dieser Gegend: keine Klage, kaum ein lauter Seufzer, und doch sind sie in einem so wichtigen Augenblick sich selbst überlassen und von keiner Gehülfin unterstützt. Wenige Zeit nachher tre ten sie wieder in ihre gewöhnliche Tagesordnung ein. Die Hausbeschäftigung dieser Negerinnen, wel che ihnen die größte Freude zu gewähren scheint, ist anziehend durch Einfachheit: in solchen Stunden kann man sie sehr heiter sehen. Gegen Abend nehm lich
tich wird Baumwolle zur Hand genommen, und die
Vornehmste von den Frauen, die selbst mit der Zu
bereitung oder mit Spinnen sich beschäftigt, ordnet traulich
die Verrichtungen aller andern weiblichen
Hausgenossen, Frauen unb Sklavinnen, von denen sie umlagert wird, wahrend eine aus der Gesellschaft die Arbeit durch angenehme kleine Märchen und Ge
schichten verschönert.
Die Erzählerin wird -bgelöst,
und diese Einrichtung bringt Mannigfaltigkeit her vor ; ältere Frauen sprechen von Zauderern und Ge spenstern, jüngere von Blumen und Küssen.
Auch
vertreiben sich Manner und Frauen bisweilen die Zeit
mit kleinen Glücksspielen, aber nicht gemeinschaftlich,
sondern getrennt von einander. Vor allem andern lieben beyde Geschlechter den Tanz höchst leidenschaftlich, und versäumen nie, sich
diesem Vergnügen so oft als möglich zu überlassen, und ganz hinzugeben.
untergang,
Eine Stunoe nach Sonnen
besonders bey Hellem Mondschein, be
ginnen ihre Tänze, und dauern bis Mitternacht.
Sie
werden im Freyen gehalten und gewähren einen über
raschenden, seltsamen Anblick.
Außer diesen Aben
den giebt manches frohe Ereigniß im Hause, die Ge burt eines Kindes, der Besuch eines Freundes oder einer ehemaligen Bekannten häufige Gelegenheit zu
Tänzen, die man Callungöe nennt.
sang ist meistens dabey verbunden:
Tanz und Ge
große, lange
)
?2
c
Trommeln geben den Takt an. Die Tänzer und Tän
zerinnen , die sich bey einem Cullungee ergötzen wol-
len, erscheinen in sonderbarem Putze, der dem gan
zen Auftritt ein mahlerisches Ansehen giebt.
Unsre
Leser finden eine Abbildung davon auf der ersten Ta fel dieses Buches.
Die Tanzenden tragen eine hohe,
fi-itzzulaufende Mütze, die aus Rohr geflochten und
großen und bunten Federn geziert ist.
mit vielen,
Um die Augen, Nase und den Mund her bestreichen
sie sich blau, oder weis, und ihre Hüften sind von
einer Art von Schürze umgürtet, die aus Schilfrohre
zusammengesetzt wird, uud bis gegen die Knie reicht. In jeder Hand halten und schwingen sie zwey
kleine, schmale und abgeebncte Holzstückchen, welche
fie oft zusammenschlagen, den Takt damit angeben, und eben so, wie tanzende Spanier mit Castagnetten,
verfahren.
Die Bewegungen dieser schwarzen Tän
zer und Tänzerinnen sind sehr üppig, ihre Lust wird
laut, und die Freude überschreitet oft die Linie des
Schönen und Anständigen.
Die entschiedne Tanzlust der Neger dieser Küste findet in verschiedenen Lebenspunkten Gelegenheit zur
Befriedigung.
Bey dem Tode eines Mitgliedes ei
ner Familie, eines Verwandten oder Freundes wird, der Trauer ungeachtet,
der Tanz nicht vergessen.
Man feyert das Wha, oder die Trauer, und diese schmerz-
)
?2
c
Trommeln geben den Takt an. Die Tänzer und Tän
zerinnen , die sich bey einem Cullungee ergötzen wol-
len, erscheinen in sonderbarem Putze, der dem gan
zen Auftritt ein mahlerisches Ansehen giebt.
Unsre
Leser finden eine Abbildung davon auf der ersten Ta fel dieses Buches.
Die Tanzenden tragen eine hohe,
fi-itzzulaufende Mütze, die aus Rohr geflochten und
großen und bunten Federn geziert ist.
mit vielen,
Um die Augen, Nase und den Mund her bestreichen
sie sich blau, oder weis, und ihre Hüften sind von
einer Art von Schürze umgürtet, die aus Schilfrohre
zusammengesetzt wird, uud bis gegen die Knie reicht. In jeder Hand halten und schwingen sie zwey
kleine, schmale und abgeebncte Holzstückchen, welche
fie oft zusammenschlagen, den Takt damit angeben, und eben so, wie tanzende Spanier mit Castagnetten,
verfahren.
Die Bewegungen dieser schwarzen Tän
zer und Tänzerinnen sind sehr üppig, ihre Lust wird
laut, und die Freude überschreitet oft die Linie des
Schönen und Anständigen.
Die entschiedne Tanzlust der Neger dieser Küste findet in verschiedenen Lebenspunkten Gelegenheit zur
Befriedigung.
Bey dem Tode eines Mitgliedes ei
ner Familie, eines Verwandten oder Freundes wird, der Trauer ungeachtet,
der Tanz nicht vergessen.
Man feyert das Wha, oder die Trauer, und diese schmerz-
schmerzliche Ceremonie ist so beschaffen, daß ein Frem
der sie für ein Freudenfest halten sollte.
Am Abend
vor dem zur Wehklage bestimmten Tage versammeln
sich die nächsten und entfernteren Verwandten, Be kannte und Freunde des Verstorbenen vor seinem Hause;
sie erheben sein Lob in Liedern und tanzen
bey Trommclschall.
Jeden Augenblick verändern sich
die Formen und Wendungen des Tanzes; jetzt sind alle Anwesende in einem weiten Kreis, den sie um
die Musik her führen, beschäftigt: alle singen, alle begleiten mit taktgercchtem Händeklatschen die letzten, stets wiederkehrenden Zeilen ihres Gesanges;
jetzt
tanzt eine einzelne Person aus der Gesellschaft von
den übrigen umlagert, die im Kreise umher nieder
kauern,
klatschen, und
Schlußzcile wiederholen;
im Chor
des
Gesanges
und wieder ein Weilchen
darauf sind drey oder auch vier in voller Tanzbewegung, die ihre Kunst auf die mannigfaltigste Art in Sprüngen und Stellungen zu entwickeln suchen, bis
sie erschöpft von andern Paaren abgeloßt werden.
Chorgefang und Händeklatschen geht dabey ununter
brochen fort. geschossen.
Zwischen durch wird stark mit Flinten
Diese
Feyerlichkcit, dieses
Schießen
dauert ohne Unterbrechung vom Abend bis zum lich ten Morgen, und wird drey aufeinander folgende
Nachte lang wiederholt.
Tabak und Branntwein
werden den Anwesenden in großem Ueberfluß gereicht. C
War
)
34
l
War der Verstorbene ein Mann von Bedeutung,
oder sind seine Verwandte und Freunde reich, so
wird dieses üppige, zweymal
lermvölle Trauerfest ein oder
im Jahre erneuert und mehrere folgende
Jahre wieder angesagt.
Arme Leute sammeln oft
sehr lange an den vielen dazu nöthigen Dorrathen an
Tabak und Branntwein, und lassen sich den Erwerb sauer werden, um sodann das Gesammelte an einem solchen Abend mit Freunden und Bekannten verpras sen zu können;
denn erfolgen muß das Trauerfest
auf die üppig möglichste Art, es zögere auch noch so lange.
Man könnte diese Fcyer, wobey sich beydt Ge schlechter vereint einfinden und beschäftigen, die öf fentliche Trauer nennen;
denn es findet noch eine
andere, gleichsam häusliche, statt, bey welcher den
Frauen des Verstorbenen die Hauptrolle bleibt.
Den
Bullams und Tommanies ist sie vorzüglich eigen.
Wer diese Art von Trauer anlegt, um das An» denken des Verstorbenen ehrenvoll zu erhalten und seinen Verlust kund ju thun, bekleidet den Kopf mit einer Binde von weisser Leinwand oder Coton, die so
weit über die Augen herabgeht, daß man darunter nur auf die Erde vor sich nieder sehen kann:
mit
mehreren Reihen von aufgefaßten Körnern von aller
ley Art werden Hals und Hüften umwunden: ver-
heira-
heirathete Frauen tragen nut ein einziges sehr leich
tes Gewand t Tuntungee.
Es ist einer solchen Leidtragenden strenge verbo ten, mit andern Leuten weder zu essen, noch zu trin
ken, nicht einmahl die Zubereitung von Nahrungs mitteln ist ihr erlaubt.
Abek alltäglich wird wah
rend dieser Trauer vor dem Hause d-s Verstorbenen
geschmaußt, die Trommel gerührt und getanzt. Der bey diesen Gastmahlen gebrauchten Gefäße darf sich niemand
als die Gaste bedienen.
Die Zeit dieser
Trauer ist durch kein Gesetz bestimmt: der Wille und
die Laune derer, welche sie anordneN/ bestimmt dieß. Gemeiniglich steht der Mutter, oder Tante, oder ei
ner andern von den nächsten bejahrten Verwandtin-
nen das Recht der Bestimmung zu.
Man hüllt vor
züglich junge Mädchen, die sich den Jahren der Reife nähern, in diese Trauer, um ihre Tugend vor den Anfällen lüsterner Männer zu schützen; denn während
dieses Zeitraums sichert jene Verhüllung die Leidtra genden sogar vor allem Umgang mit dem andern Ge schlechte j unauslöschliche Schande für das Mädchen
und harte Strafe für den Mann ist auf die Urbertrctung gesetzt. Auch um andrer Ursachen willen kann eine Fran
sich und ihr ganzes Haus in Trauer hüllen; z. B. wenn der MaNn sie hart beleidigt oder vernachlässigt.
C 2
Gewöhn-
Gewöhnlich aber dauert dieser 'Versuch nicht lange; der Mann eilt durch eine Friedensspende den Unniuth und Zorn
der Dclcidigtcn
zu versöhnen.
Diese
Spende besteht aus einer Ziege, aus einigem-Geflü
gel, Tabak und einer Parthie Branntwein, die hin reichend ist, um dagegen, ein neues Gewand, Tun-
tunqöe, zu erhandeln.
Mürbe gemacht durch diese
neuen Beweise der Liebe bietet die gestrenge Hausher
rin die Hände willig zum Frieden.
Durch diese seltsame Art der Trauer befestigt die Frau ihr Ansehen, macht seine Gültigkeit bemerklich,
und übt Rache an dem Beleidiger; denn so lange sie
trauert, ist es dem Manne hart verboten, mit sei nen Beyschläferinnen mnzugchen. In Sierra Leone ist die Trommel das vorzüg
lichste Musikinstrument, und es giebt drey Arten, an
Größe, nach ihrer Bestimmung, verschieden.
Die
eine große, aus hartem Holze verfertigt, ist inwen
dig ausgehölt; beyde Enden sind wieder fest durch eingelassene Böden verwahrt, aber an der Seite ist
eine länglich viereckige Oeffnung angebracht.
spielt diese Trommel,
wie gewöhnlich,
Man
mit zwey
Schlegeln, ihr Schall ist stark, durchdringend, bey ruhiger Luft in weiter Entfernung hörbar, und ver
ursacht großen Lcrm. Eine andre Art ist viel leichter, von leichtem Holz, auf die Weife wie die erstere ausgchölt, und
oben
)
37
C
oben nnd unten mit getrockneten Ziegen- oder Schaaf-
fellen durch Saiten scharf bespannt.
Bisweilen hat
sie eine Lange von sechs bis acht Fuß, und zwey bis drey im Durchmesser.
An beyden Enden sind oft
Zahne oder Stückchen Kupfer so befestigt, daß ihre Bewegung den Ton unterstützt und durch ein starkes
Geklingel noch verstärkt.
Auch Saiten-Instrumente sind
diesen Negern
nicht unbekannt: sie verfertigen selbst eine Art von
roher Guitarre, und eine Gattung Harfe oder Lira, die aber nur zwey Fuß hoch ist.
Die Saiten beste-
hen aus Pflanzenfasern und Haaren aus dem Schwanz der Elephanten.
Am Sherbro-Fluße bedienen sich
die Eingebohrnen auch einer Schakmey von Rohr mit vier Löchern,
und einer Trompete aus einem Ele
phantenzahn verfertigt. Wir sprachen schon weiter oben von dem Reis
als Hauptnahrungsmittel dieser Neger.
nen und kochen ihn.
Sie trock
Er wird mit Palmenöhl zubc-
reitet, und erhalt oft eine sehr scharfe Sauce, die
aus Fischen, Fleisch und Gemäßen gezogen und stark
gepfeffert ist.
Fleisch essen diese Schwarzen äußerst
wenig,
getrocknet oder geräuchert noch lieber als
frisch.
Sie sind übrigens gute Köche, und wissen
ihren Speisen einen sehr angenehmen Geschmack zu
geben.
Manner und Stauen essen besonders, und tritt'
trinken über Tisch Wasser.
Sie halten zwey Mahl
zeiten, früh um zehn Uhr eine, die andre bey Sonneiiun.ergänz.
Nur bisweilen machen die Männer
eine kleine Ausnahme von dieser Regel, indem sie des Morgens sehr frühe ein mäßiges Mahl genießen.
Was ihr Kunsifleiß, der sich bloß auf häusliche Bedürfnisse erstreckt, hervorbringt, ist äußerst zier
lich und fein,
dürftiger
und um so mehr zu bewundern,
je
und unvollkommner die Werkzeuge sind,
womit sie solche verfertigen.
Männer und Frauen
helfen sich gemeinschaftlich im Spinnen und Weben der baumwollenen Zeuge, auch in Bereitung der Klei Gewöhnlich kartetschen und spinnen Frauen die
der.
Baumwolle,
Manner weben,
und versehen das
Handwerk des Schneiders. Ihre Kleidung ist äußerst bequem und einfach. Junge Knaben und Mädchen tragen das Tuntungöe, eine Art von Binde oder Schcrpe, welche die Hüften
nmgicbt,
wird.
und zwischen den Beinen durchgewunden
Durch die verschiedene Art, sich diese Binde
anzulegcn, wird das Geschlecht unterschieden.
Bey
der Verheirathung vertauschen die Frauen diese Hülle mit einem Stück Zeug in Form einer Schürze, welche bis auf die Hälfte der Beine herabgeht.
Sehr leidenschaftlich ist die Lust der Sierra Leona Negerinnen zum Putz.
Sie behangen den Hals mit
Ioral-
Korallen und Glasperlen, umgeben die Aerme mit klei
nen Ringen von Metall, bringen da und dort Ket ten, Gehänge, Perlenschnüre u. dergl. an, und be
mahlen sich auf die bunteste,
mannigfaltigste Art:
Eine solche Regresse, die so eben ihren Putz vollendet hat, verdient besehen zu werden.
Ueber ihr gewöhn
liches kurzes Röckchen wirft sie ein andres von ro
ther Seide; ein seidnes Schnupftuch, das am Halse befestigt wird,
hangt vorn herab,
als Brusibede-
ckung, den Schntztüchern der Kinder beym Speise tisch ähnlich.
Ein andres Tuch von der nehmlichen
Farbe ist auf dem Kopfe befestigt.
Große Ohrge
hänge beschweren die Ohren, große Reihen von Ko rallen und Glasperlen den Hals, auch Ketten von
Silber und Gold,
An den Knöcheln sicht man we
nigstens zwey oder drey Manilles, und fünf bis sechs Ringe an jedem Finger.
Sie bemahlt sich die Stirne
mit Roth und Weis, schert entweder die Haare glatt ab, oder so sonderbar, daß Gestalten von Kreuzen
und Zirkeln daran sichtbar werden.
Hinter ihr wan
dern ihre Sklavinnen, gewöhnlich Mädchen von zehn bis vierzehn Jahren, die schönsten, welche sie finden kann,
mit Korallen und Perlen geschmückt;
eia
Stück Seidenzeug oder feinen indischen Zeug über die linke Schulter übergewopfen,
und davon herab
hängend.
Die Kleidung der Männer ist ein weites Hemde mit
mit sehr weiten Aermeln, die an den Knöcheln der
Hande nicht anschließen; weite Beinkleider, die bis zur Wade reichen, und ein Hut oder eine kleine Mütze dein Kopf genau anpassend, und aus Zeug, der im
Lande gearbeitet wird, verfertigt.
Sehr häufig sieht
man sie in bloßem Köpf und nackten Füßen, die An
führer oder Fürsicn ausgenommen, welche die Sit ten der Europäer auch in des Bekleidung nachzuah
men suchen.
Das Volk der Mandingo's macht
hierin eine Ausnahme, und unterscheidet sich durch
den Gebrauch einer rothen Mütze und rother Sanda len, und ziert Beinkleider und Hemden mit Sticke-
reyen.
Es giebt Leute unter tiefem Negervolke,
welche sehr schön sticken. Ohne den Bclmos geht kein Mann aus seinem
Hause,
Dieß ist ein großes Messer, das dem Be
sitzer zur Vertheidigung dient, und an der rechten Hüfte gerade herabhangend getragen wird.
Ein klei
neres, das sie ebenfalls selten zu Hause lassen, wird zum Zerlegen der Speisen gebraucht.
Meistens wählen die Neger jenes Landes die
Ufer eines Flußes zur Stelle, wo sie ihre Dörfer er
bauen, und suchen überhaupt den Fischfang nahe bey ihren Wohnungen betreiben zu können.
Man er
kennt sie gewöhnlich an großen Baumgruppen, von
welchen diese Dörfer gleichsam umschlossen sind, hin
ter
ter welche sie sich zu verbergen scheinen.
Nie rodet
der Neger mehr Land, nie macht er mehr davon uv»
bar , als er zum höchsten Bedürfniß der Ansiedlung braucht: die starken alten Baume bleiben daher ganz
nabe von den Wohnungen stehen; die Luft wird da durch in ihrem Durchzuge gehindert, und der Auf ungesund.
enthalt
Bey
stärkerer
Betriebsamkeit
würde der daraus erfolgende Schaden für die Ge sundheit verschwinden,
und das Clima besser wer
Was den Anbau eines Dorfes oder einer so
den.
genannten Stadt selbst befrist, so ist dieser nie regel
mäßig:
nirgends erblicht man gerade Gassen.
Je
der wählt sich einen Fleck, wo er fein Haus begründen will, er errichtet so viele kleine Häuserchen oder
Hütten,
als er Frauen und Domestiken hat;
alle
sind im Zirkel gestellt, und diesen umgiebt eine Ein fassung von starken Palisaden.
Da diese aus frisch
gehauenen Stammen besteht,
und die Vegetation
dort sehr thätig ist, so bedarf es nur einiger Mo nate, um die ganze Umzäunung ausfchlagen und ei nen lebendigen Zaun zu sehen.
Die Wirkung ist
sehr schön, welche dieser Anblick hervorbringt.
Wo viele Bewohner sich nahe beysammen finden, bildet sich eine Stadt, oft von großem Umfang, und
eingeschlossen von einer Erdmauer, oder von starken
Palisaden umgeben.
Sind die Bewohner in Krieg
verwickelt, so werden an jedem Abend nach Sonnen
unter«
Untergang mehrere Barrieren geschlossen, und in kei
nem Fall, ohne alle Ausnahme, vor Morgen wie der geöffnet.
Mehrere Schildwachen besetzen und
sichern allnächtlich diese verschlossenen Zugänge. Die Häuser haben nur ein Stockwerk, und sind entweder rund, oder längliche Vierecke.
Die Wände
werden aus eingcsenkten Pfosten errichtet, die durch
dichten, zähen Thon verbunden, und in ihren Zwi
schenräumen ausgefüllt sind. Gras bedeckt.
Das Dach ist mit
Zwey einander gerade entgegengesetzte
Thüröffnungen bewirken in jedem Hause ehren so star
ken Luftzug, daß der Raum lm Innern stets frisch bleibt, die Sonne mag auch noch so heiß brennen. Die äußere Seite der Wände ist mit weissem Thon
verputzt, oder
den man dort in dem Flußbette findet,
auch,
und häufiger mit einer seifenartigen
Erde, die in den Gegenden um den Sherbro gefun
den wird. Die Thüren des Hauses find von den unsrigeu gänzlich verschieden,
und bestehen in Matten,
man auf und ablassen kann.
die
Ist diese herabgelassen,
so darf niemand in die Hütte ohne Anmeldung ge hen r dieß würde für die größte Unhöflichkeit angese hen werden.
Ist sie aufgezogen, so geht Jeder ge
radezu in die Hütte.
Tiefer
Tiefer im Lande bauen die Eingebohrnen große Hauser von Backsteinen, die an der Sonne getrock net find.
Sie halten viele Jahre, wenn der Bewoh
ner sie gegen allzu schlimme Witterung durch An
dauung von Schutzdächern, u. dcrgl. zu sichern ver
steht,
In keiner von diesen Wohnungen ist ein Ka
min, obgleich die Bewohner Abends und Morgens
Feuer darin anmachcn, um zu kochen und die schäd lichen Insekten zu verjagen,
Arme Leute, Sklaven und Kinder legen sich zur Nachtruhe auf Matten oder getrocknete Felle,
die
man auf bey Boden hinbreitet; freye Neger und sol che , die sich etwas zu Gute thun, schlummern in ei ner Art von Alkoven hinter Vorhängen,
die eben
In dem Zimmer des
falls aus Matten bestehen.
Mannes sieht als Hausgerathe ein Koffer, worin er
seine Schatze und Kleider verwahrt.
Er ist mit einer
Matte oder mit einer Thierhaut bedeckt, und seine
Oberfläche dient den Waffen des Besitzers zur Nie derlage.
Das Zimmer der Frauen enthält alles
Haus- und Wirthschaftsgeräthe, Matten, Stühle, Gefäße,
und
auch
ein
Spiegel
ist
darin nicht
vergessen.
Im Mittelpunkte einer jeden Stadt steht ein an allen Seiten offenes Gebäude:
es ist Has Gericht
haus, in der Landessprache Burroe genannt;
dort
findet
findet man die Advokaten, dort werden alle öffent liche Angelegenheiten betrieben. Auch trift man in den Städten kleinere Burrees
an, worin Schule gehalten und die Jugend unter richtet wird. In dem Lande der Mandingo's befindet sich in
feder Stadt eine Moschee, von deren Minaret herab
das Volk jum Gebet gerufen wird, wie in der Tür
key.
Vielweiberei) gilt in ihrem weitesten Sinne bey
diesen Küstenvölkern.
Die Frau wird oft als Band
des Friedens zwischen zwey bedeutenden Männern an gesehen, die mit einander in Feindschaft- lagen.
Ei
ner giebt dein andern beym Friedensschluß seine Toch ter zur Frau, um des neuen Freundes desto gewisser zu seyn.
Nicht nur bey den Anführern der verschie
denen Stamme ist dieses oft der Fall, sondern auch bey Privatpersonen von Ansehen, und der Beobach
ter findet darin einen Grund,
warum reiche und
mächtige Manner von so vielen Weibern umgeben
sind.
Ost wird ein Mädchen, gleich nachdem sie ge-
bohren worden,
verlobt.
Bey den Suzo-Negern
bleibt eine solche Frühverlobte in dem Hause ihrer
Mutter bis zu dem Zeitpunkt der Reife, wo sie dem Manne übergeben wird.
Am Tage der Hochzeit stellt der künftige Ehe
mann auf dem Wege, den die Braut bis zu ihm geht,
in
in gehörigen Zwischenräumen mehrere von seinen Leu ten, die mit Branntwein und Erfrischungen wohl ver sehen seyn müssen.
Fehlten diese letzteren Erforder
nisse, die Führer der Braut würden auf Haldem Wege vmwendcn.
Nahem sie sich,
nach mancher einge
nommenen Erfrischung, nach mancher fröhlichen. Pause,
der Stadt, worin der Bräutigam wohnt, so werden sie von seinen Freu den und Vertrauten empfangen,
welche ihre Freude durch Klatschen, durch neue starke Züge aus der Branntweinflafche, und durch häufiges
Schießen mit Flinten und Pistolen zu erkennen geben. Hierauf lädt eine alte Frau das junge Mädchen auf die Schultern; man bedeckt die Schöne sorgfältig mit
einem zarten großen Schleyer, denn von diesem Au genblick an bis nach der Hochzeit darf kein Mann sie
sehen.
Sklaven gehen vor der alten Frau her und
breiten Matten auf den Weg hin, denn sie darf jetzt nicht mehr die bloße Erde berühren.
So kömmt die
Braut in dem Haufe des Bräutigams an, mit einem
großen Gefolge von den beyderseitigen Verwandten, welche singen, tanzen und ihre Gewehre losschießen.
Bey andern Negervölkern dieser Küste, denBul-
lams, Bagos, Tommanies, behält der künftige Gatte seine junge Verlobte von ihrer ersten Kindheit an in
seinem Hause.
Die Aeltern des Mädchens erhalten
von ihm ein Geschenk, welches mit seinem Vermögest
im
)
v
-0
im Verhältniß stehen muß.
Hält der künftige Gatte
das ihm anvertraute Mädchen übel, so steht den Ael-
tern das Recht zu, gegen Zurückgabe des Geschenkes ihr Kind wieder zu fordern, so wie int Gegentheil der Mann jeden Augenblick berechtigt ist, das Kind zu
rück zu schicken, wenn er das dafür gegebene Geschenk nicht wieder verlangte
Für ihre Todten haben diese Völkerschaften große Verehrung: sie erweisen ihnen die letzte Pflicht voll
Achtung, voll herzlicher Theilnahme.
Man begräbt
die Todten: heilig iss der Platz, wo sie ruhen; in ei
nem Walde außerhalb der Stadt.
Sie glauben, kei
ner sterbe, ohne es voraus zu wissen, es wäre denn,
daß er durch Zauberei- oder Vergiftung hinwegge rast würde.
Der Leichnam wird,
in weisse Laken eingehüllt,
in einen offnen Sarg gelegt. Jünglinge,
Diesen tragen sechs
oder sechs erwachsene Mädchen,
nach
dem Unterschiede des Geschlechts des zu Begrabenden, auf dem Kopfe.
Vor ihnen her geht einer seiner
Freunde, der einen grünen Zweig in der Hand trägt,
und über die Art des Todes mehrere Fragen an den Verstorbenen thut.
„Hast du," spricht er, „deinen
Tod vorausgesehen? Starbst du eines natürlichen To des? Hat man dich vergiftet? oder durch Zauberey gelobtet?" Diese
Diese und dergleichen Fragen macht der Freund
an den Verstorbenen, die Trager beantworten sie in seinem Nahmen nach gewissen Bewegungen seines Kör pers; denn sie behaupten, der Lobte rühre und be
wege sich bey diesen Fragen.
Giebt er, natürlich
nur in der Einbildung dieser Leute, an, seine Todes art sey natürlich gewesen,
so fragt man ihn weiccr,
was ihn denn bewogen habe, zu sterben, und seine Freunde zü verlassen?
Etwa aus Verdruß, daß du
nichti reich genug wärest, dir eben so schöne Kleide^
eine eben so schöne Flinte^ wie der und jener, anzuschaffen?
War's aus Verdruß und Verzweiflung,
daß
du dich nicht an dem oder jenem Feinde rachen konn
test?^ Aber seine eingebildete Antwort mag auch benen nen, wen sie will, dennoch geben die Gesetze den Hin terlassenen kein Recht,
seinen Mörder aufzuspüren.
Eine Bewegung vorwärts, die der Verstorbene ma chen soll, deutet auf Vergiftung und Zauberey;
in
diesem Falle muß der Todte die Mitschuldigen ent decken.
Es entstehen daher große und neue Fragen.
Man benennt mehrere Personen, selbst die Glieder der Familie
nicht ausgeschlossen.
Schweigt
aber
der
Todte über diesen Gegenstand, so sagen die versam
melten Neger: er sey ungehalten darüber, daß man seine Verwandten so hart beschuldige; sie bitten ihn
daher, er möge den Schuldigen angcben.
Und nun
werden dem Todten mehrere Nahmen seiner ehemali
gen
gen Feinde laut genannt.
aufzuklaren,
Um die Sache noch mehr
wird von dem Verstorbenen verlangt,
er mochte bey der Nahmensbenennung des Schuld
haften gegen den Zweig anstoßen, den einer von den Freunden vorantragt.
Glauben die Fragenden eine
solche Bewegung zu bemerken, so ist die Schuld des
sen, der genannt wurde, hinlänglich erwiesen.
Er
folgen, oder vielmehr, wollen drey Bewegungen be
merkt worden seyn, so zeigt dieß Verhexung, zwey, Vergiftung an.
Sogleich wird nun der Schuldhafte
ergriffen: ist Zauberey seine Schuld, so büßt er sie durch den Verlust seiner Freyheit; ohne alle Umstande wird er verkauft.
Oft greift das empörende Unrecht
soweit, daß, wenn der Verstorbene ein vornehmer, reicher Mann war, der Beschuldigte aber ein Armer,
man nicht nur den Familienvater, sondern die ganze
Familie mit ihm zu Sklaven verkauft.
Bey der Be
schuldigung der Giftmischerey wird der Beschuldigte zu einer in der That noch Hartern Probe aufbewahrt,
die er selten glücklich bestcht. Hat man nehmlich den Leichnam in das Grab ge legt, und,
alter Gewohnheit gemäß, seine besten
Kleider, mit allem,
was man nothwendig für ihn
halt, mit hineingeworfen, so kehrt die Verfammlung zu dem Angeklagten zurück, der indessen nur so ein-
geschlosseu war, daß er entwischen kann.
Man be
richtet ihm, daß die Gesetze ihn zur Sklaverey ver dammen.
) dämmen.
er.
49
(
In dieser schwachen Verwahrung bleibt
Sobald es daher Nacht wird, entflieht er in die
nächste Stadt. Hier fleht er um den Schutz des Für
Er be
sten, der für unpartheyisch gehalten wird.
zeugt,
daß er unschuldig und falsch angeklagt sey,
und verlangt die Probe des rothen Wassers. ses Verlangen wird verwilligt,
Die
und nun ruft eine
öffentliche Kundmachung die Freunde des Verstorbe nen auf, bey dieser Probe zu erscheinen.
An dem dazu bestimmten Tage wird der Ange klagte auf einen etwas erhabenen Stuhl gesetzt, na
ckend bis auf einen Gürtel von Blattern.
Alsdann
verzehrt er in Gegenwart aller Bewohner der Stadt
und vieler Auswärtigen, welche diese Feyerlichkcit hier zusammendrängt, etwas Reis, oder Cola, und trinkt vergiftetes Wasser.
Stirbt er davon, so ist
seine Schuld erwiesen, und dieß ist meistens der Fall;
schadet ihm das Gift nichts, so wird er nach vier
und zwanzig Stunden frey.
Während dieser Zeit
darf er auch kein Ausleerungsbedürfniß, Natur fordert, befriedigen:
das die
kann er deß nicht fo
lange aushalten, so wird es als einen Beweis der
Schuldhaftigkeit eben so gut angesehen, als wäre er gleich von der Wirkung des Giftes todt nicdergefallen.
Hat er alles überstanden, so wird er noch ge
nöthigt, die Lanze und Gesänge mitzumachen, welche, D
um
3
50
i
um seine Unschuld zu verherrlichen, eine ganze Nacht hindurch angeordnet werden.
Trist die Beschuldigung der Zauberey einen, der
nicht verkauft werden kann, entweder weil er zu alt ist, oder die Ehre seiner hohen Familie darunter lei
den würde, wenn eines von ihren Mitgliedern Skiavenbande trüge,
so wird der überwiesene Beklagte
auf ei» Feld außerhalb der Stadt geführt, wo er sich
selbst ein Grab graben muß, während ihn seine Wäch ter und andre um ihn her versammelte Zuschauer aus schelten.
„Du tobtest andre," sagen sie zu ihm,
„ du sinnest auf Verderben und Elend für andre, und
dachtest nicht, daß der Lod auch dich zu gerechter Strafe ereilen werde!"
Der Unglückliche setzt bey
diesen Vorwürfen seine Arbeit mit scheinbarem Gleichmuth fort; von Zeit zu Zeit antwortet er auch wohl: „Ich habe, es ist wahr, jenen gctödtet, weswegen
ihr mich wieder todten werdet.
Auch an vieler An
dern Mord bin ich schuld, und wenn ich am Leben bliebe,
würde ich noch viele unglücklich machen!"
Er nimmt von Zeit zu Zeit das Maas an seinem Körper wegen der Lange und Tiefe der Grube.
Ist
diese nun weit und tief genüg, so setzt man den Ver-
urrheilten an das eine Ende, das Gesicht gegen die Grube gekehrt.
Einer von den Umstehenden giebt
ihm einen fürchterlichen Schlag ins Genicke, wovon er, wo nicht todt, doch betäubt, in die Grube fallt.
Man
)
5i
(
Man bedeckt ihn mit Erde > und vollendet seine Hin richtung durch Einschlagen eines sehr spitzen Pfahls,
welcher dieses arme Opfer des Aberglaubens durch
dringt.
Die Grube wird nun vollgefüllt, und der
Nahme des Unglücklichen wird der ewigen Vergessen
heit übergeben. Wer die Giftprobe glücklich bestanden hat, erhalt
hinfort allgemeines Vertrauen: er kann eine Klage gegen die Freunde und Verwandte des Verstorbenen anbringen,
und sie zu Strafe und Entschädigung
wegen falscher Anklage verurtheilen lassen.
Sie müs
sen ihm eine bedeutende Abfindung geben.
So sehr deutlich Betrug und Aberglauben aus diesen schaudererregenden Gewohnheiten jener schwar
zen Volker hervorfchen, so ist doch noch keines von den verschiedenen Volkern am Sierra Leone, am Se negal und Gambia in der Aufklärung so weit fortge
rückt, um dieß einzusehen, und einen so barbarischen Gebrauch
abzuschaffen,
wen»
er
gleich
noch so
alt ist.
Alle wilde Völker glauben im Zustande ihrer ro hen Unwissenheit an Bezauberungen und Hexereyen,
aber nirgends ist dieser schändliche Aberglaube tiefer
eingewurzelt, als bey diesen Negervölkern.
Wenn
ein Krokodil einen Menschen verschlingt, der Leopard ein Schaaf ans der Heerde frißt, Vieh und Mensch D 2
erkrackkt.
erkrankt, ober plötzlich dahin stirbt, sogar bey jedem sonderbaren Traum, bey jeder außerordentlich schei
nenden Begebenheit ist der Zauberer im Spiel, und
nie, wenn man ihn auf die beschriebne, abscheuliche Art entdeckt, entgeht er der grausamen Ahnung des Gesetzes, das Rache über ihn ausruft.
Diese rohen Menschen setzen ein grenzenloses Ver trauen auf kleine Talismane, welche sie Gris - gris
nennen, und am Halse, am Gürtel, an Beinen und Armen
tragen.
Jeder Gris-gris hat eine eigne
Kraft, der eine schützt gegen Kugeln, der andre ge
gen Gift, wieder andre bewahren vor Feuer und Was ser, und wird jemand, seiner Talismane ungeachtet,
gctvdtet, oder ertrinkt, oder geht im Feuer zu Grunde,
so sprechen diese Neger: die Gris-gris des Feindes von diesem Verunglückten seyen kräftiger gewesen als
seine eignen.
Doch geben sie zu, gegen Kanonen
schüsse helft der Gris - gris nichts.
Diese Talismane
sind aus Ziegenfellen verfertigt, und haben verschie
dene Größen und Gestalten, von einem bis zu drey Zollen.
Sie werden mit einer Art Pulver und mit
Papierstückchen,
welche arabische Schriftzüge aus
dem Koran enthalten, erfüllt.
Die Priester derjeni
gen Stämme, welche zu Muhameds Lehre übergctrcten sind, verfertigen sie, und handeln damit.
Auch
beschäftigen sie sich mit Wahrsagen, und das blinde Volk glaubt ihnen alles.
Sic lesen im Buche des Schick-
Schicksals, wissen Diebe und Ehebrecher zu entde cken, und verrichten Wunder.
Bey wilden Völkern ist die Heilkunst gewöhnlich
mit Wahrsagerkünsten vermischt, und in den Handen der Priester und Zeichendeuter; aber in Sierra Leone
sind alte Weiber die Aerzte der Kranken.
Sie hei
len durch äußerst einfache Mittel aus dem Pflanzen
reiche, und sind besonders bey Verwundungen außer ordentlich erfahren und glücklich.
Beobachter sicht Kuren,
die ihn,
Der europäische
selbst wenn er
Kenner der Chirurgie ist, in Erstaunen setzen.
Diese
Weiber verrichte» ihr menschenfreundliches Amt mir großer Treue, und besorgen ihre Kranken sehr gnt. Wechselfieber sind die gemeinsten Krankheiten in
diesen Gegenden.
Auch sie werden durch die einfach
sten Mittel vertrieben, und diese sind dort immer un
trüglich.
Der allzu häufige Genuß des Palmweins,
der gebranncen Wasser, und die ausschweifende Le bensweise dieser Neger erzeugen auch hier viele Krank heiten, an denen unmäßige, schwelgerische Menschen
in Europa leiden.
Sie werden alle einfach behan
delt, und das Clima selbst erleichtert ihre Heilung.
Die Pocken find dort bey weitem nicht so ansteckend,
wie bey uns, und seltner an den Küsten, als im Innern. Fremde haben mit andern Krankheiten zu kam-
vfen.
Die traurigste, verderblichste für ste ist die
pfen. Ruhr.
Das beste Mittel, sich dafür sicher zu stel
le», Hst Mäßigkeit,
ein Leben gleichweit entfernt
von Ausschweifung als von Entbehrung.
Die Lage dieses Landes war von jeher für den
europäischen Sechandel wichtig,
vorzüglich seitdem
die Bearbeitung amerikanischer Besitzungen den An
kauf schwarzer Menschen als Sklaven nothwendig zu
machen schien.
Es waren französische Seefahrer,
welche dieses Küstenland nach der erweiterten Schifffahrtskunst zuerst wieder entdeckten, und Handels verbindungen mit dessen Bewohnern eröffneten.
Ih
nen folgten die Portugiesen, in alten Zeiten die er fahrensten und kühnsten zur See; sie errichteten feste Niederlassungen, übrig sind.
wovon aber kaum noch Spuren
Aber selbst, diese Spuren beweisen, daß
die Punkte der Ansiedlungen mit Verstand ausge-
wahlt waren.
Wir glauben, es werde unfern Lesern und LesÜ
rinnen nicht unangenehm seyn, in die Geschichte des
allmahlig größeren Einflußes der Europäer auf die Bewohner eines Landes, das wir ihnen umständlich beschrieben haben, einige Blicke zu thun,
und den
gegenwärtigen Zustand europäischer Besitzungen da
selbst kennen zu lernen, Die Macht der Portugiesen,
deren Seefahrer ruhm
)
55
c
rühm jetzt fast verschwunden ist, sind "nur noch im Besitze von St. Paul, Basson und einer kleinen Vestung ju Whyoa.
Der Hauptort ihrer Besitzungen
ist St. Paul, und von dort aus führen sie alljähr
lich viele Sklaven nach Brasilien.
Uebrigens findet
man an den beyden Ufern des Sierra Leone sehr viele
Portugiesen,
welche sich gleichsam die Rechte der
Eingebohrncn durch ihre Anpflanzung erworben ha
ben.
Sie unterscheiden sich wenig von diesen, und
leben einsam, ohne eine zusammenhängende Volks masse zu bilden.
Andre Europäer haben sich lange
Zeit nur auf einzelne Besuche beschränkt,
um den
Sklavenhandel hier zu treiben, und noch jetzt folgen
die Amerikaner diesen Grundsätzen. Auch sah man bisweilen Privatleute aus Europa
sich hier ansiedlen, deren Absichten keine andern wa
ren , als das Aufkäufen der unglücklichen Schwarze» desto bequemer und reichhaltiger betreiben zu können.
Sie verweilten längere oder kürzere Zeit.
Alle er
reichten ihr Ziel, alle ließen Spuren ihres gewinn süchtigen Fleißes,
und fast immer noch deutlichere
von ihrer Grausamkeit zurück.
Aus der Zahl der
Engländer, welche sich durch solche Versuche hier be rüchtigt machten, hat sich die Geschichte eines Man
nes, Nahmens Ormond, erhalten, welche sich vor
ungefähr drcysig Jahren ereignete. nem Schiffe,
Er kam auf ei
das zum Sklavenhandel ausgerüstet
war.
war, nach Sierra Leone, und diente als Gehülfe in einem Comtoir; endlich errichtete er eine eigne Faktorcy für seine Rechnung in dem etwas mehr gegen
Norden liegenden Theile des Landes.
Dieser Mann
konnte weder lesen noch schreiben, dennoch aber be
trieb er seinen Handel mit so viel Klugheit und Glück,
daß er in wenigen Jahren ein Vermögen von hundert
und achtzig tausend Thalern zusammenscharrte. Sein Schicksal endete nicht glücklich, aber auf ihm selbst
lag die Schuld.
Die Grausamkeiten dieses unaus
sprechlich harten Mannes übersteigen allen Glauben. Man versichert als reine Wahrheit, er habe denen von seinen Sklaven, die er im Handel nicht los wer. den konnte,
Steine an den Hals gebunden und sie
zur Nachtzeit in den Fluß geworfen.
Einmal ließ
er einen von seinen Untergebenen, den er eines ver übten Unrechts beschuldigte, binden, und gab ihm
eigenhändig vierhundert Ruthcnstreiche, woran der Unglückliche starb.
Die Greuel, welche er verübte,
sind so schrecklich,' daß wir uns mit der Erzählung
dieser wenigen Beyspiele begnügen,
ohne mehrere
anzugeben.
Ormond war aber bey allem Glücke selbst sehr wenig bcneidenswerth,
im Gegentheil er verdiente
noch mehr Mitleid als Verachtung.
Der Mann war
von der rohesten Volksklasse, und hatte nie einige Er
ziehung oder Bildung erhalten, er quälte sich selbst
durch
) durch Aberglauben, Wahrsagern ab,
riz
(
Er erbaute sich ein kostbares Grab, das mit fei
ner, und seiner Mutter, und feines Sohnes Bild säulen geschmückt war, und so mannichfaltige Ver zierungen und kostbare Einrichtungen enthielt, daß ihre Beschreibung in den Werken der Alten mehr das
Gepräge der Erdichtung als der Wahrheit zu haben
scheint.
Kein ägyptischer König konnte sich eines
prachtvolleren Grabes rühmen, als er.
Ein unge
heuer großes Portal, zwey Morgen Landes in der Länge, und fünf und vierzig Ellen in der Höhe mes
send , führte zu einem viereckigen Säulengange, des sen Seiten je vier Morgen Landes (Plethra) lang,
und sechzehn Ellen hoch waren.
Die Decke war aus
einem Steine gehauen, welchen Sterne auf blauem
Grunde schmückten.
Ein zweytes Portal hinter die
sem Sanlengange, dem ersteren gleich an Form und Größe, aber noch schöner verziert, folgte nun.
Drey
Bildsäulen standen daselbst, jede aus einem Steine gehauen, wovon die größte den König vorstellte. Sie saßen auf einer Art von Lehnstühlen oder Thronen, und die größte war in so übertrieben großen Verhält
nissen ausgearbeitet, daß ein Fuß von ihr sieben El
len maß.
Die Bildsäule der Mutter hatte drey Kro
nen auf dem Haupte,
als Tochter,
Gemahlin und
Mutter, eines Königs.
Ein neuer Säulengang folgte nun; darin waren die Schlachten des Helden abgebildet.
H
In der Mitte stand
stand ein Altar unter freyem Himmel.
Wo dieser
weite Gang aufhörte, stand ein Gebäude im Viereck errichtet, davon jede Seite jwey Morgen Landes in
der Lange maß.
In halberhobner Arbeit waren Ge-
richtsstühle und Gerichtspersoneü an den Wänden ab
gebildet.
Hinter diesem Gebäude stieß matt auf einen
Lusiplatz, der von Häusern umgeben war, an wel
chen man viele Arten gemahlter Speisen, und den Kö
nig als Opfernden dargestellt erblickte.
Auf diese Ge
bäude folgte eine Büchersammlung mit der Aufschrift: ArzneykaMmer für den Geist.
Abbildungen
ägyptischer Gottheiten zierten sie: der König opferte allen.
Unmittelbar an diese Halle stieß ein Gebäude
von seltener Art, worin zwanzig Betten stunden, wie
bey den Gastmahlen der Alten üblich waren.
Nach
mehreren kleineren Kammern stieg man endlich zu dem Begräbnisse selbst hinan, über welchem man oben ei nen goldenen Ring erblickte, der 365 Ellen im Um. freife hielt, und eine Elle dick war.
Die Tage des
Jahres und Auf- und Niedergang der Sterne waren
daran abgetheilt und bemerkt.
Kambyfes zerstörte
das Grabmal, und raubte den goldenen Zirkel.
Auf
der Bildsäule des Königs stand die Inschrift: Ich
bin Osymandias, König der Könige: wer meine Größe und den Ort wissen will, wo ich ruhe, der wag es mich in einem meiner Werke übertreffen.
Unter
) Unter
IIS
(
den. Merkwürdigkeiten
des Alterthums
zeichnete sich diese Statue ganz vorzüglich aus, nicht
durch ihre ungeheure Größe und die Kühnheit ihrer Idee und Ausführung,
sondern auch durch Töne,,
welche aus ihr hervorgingen.
Viele Stellen der Al
ten sprechen davon, daß man die Memnonssaule habe, reden, tönen hören.
Wenn die Sonne üufging, gab
sie einen fröhlichen Schall, beym Untergang der Sonne einen klagenden von sich.
Sie soll bisweilen geweint
und ganze Orakel ausgesprochen haben-
Ihr Ton,
sagt man, war dem Tont zu vergleichen, den eine
Lyra giebt, wenn eine Saite att ihr springt.
Bis in,
das vierte Jahrhundert nach Christi Geburt hörte matt diesen Klang;
denn die Nachrichten,
die uns
in den alten Reisebeschreibern aufbewahit sind , las
sen sich nicht wohl verwerfen, wie einige Neuere ver sucht haben. Pausanias, ein Grieche, erzählt als Augenzeuge
folgendes: Ich sah die Colossal-Bildsäule irt Theben auf der Westseite des Nils bey dett Königs-Grabern.
Sie ist in sitzender Stellung, und tönt vernehmlich.
Viele halten sie für die Statue des Memnon;
die
Thebatter selbst behaupten, es sey ihr König Phamenophis, andre wollen den Sesostris in ihr erkennen.
Kambyses zerstörte sie , und so ist noch jetzt der obere Theil des Hauptes bis zur Mitte des Rumpfes abge worfen.
Noch hat sich der untere Theil in sitzender
H 2
Stel
Stellung ganz erhalten , und tönt täglich bey Son nenaufgang wie eine Lyra, woran eine Saite springt.
Strabo, der Römer- bestätigte späterhin diese Be merkung des Pausanias.
Bey ihm sind es zwey Sta»
tuen in sitzender Stellung, die Arme auf die Knie ge
legt.
Wir
Sie stehen, sagt er, nahe beysammen.
dürfen nicht zweifeln,
daß auch er die nehmlichen
Statuen bey seiner Beschreibung vor Augen gehabt
habe, wie der Grieche, ob jener gleich von zweyen, dieser nur von einer spricht.
darin:
Die Ursache finden wie
Pausanias erwähnte der Mcmnons - Statue,
ihres Tons wegen, nur beyläufig,
als Beyspiel;
denn vorher hatte er von andern Steinen gesprochen,
die, wenn sie an einander geschlagen würden, Töne geben ; aber Strabo, der Aegyptens Lage und Merk würdigkeiten beschrieb, mußte beyder gedenken.
Die
eine, sagt er, steht noch unbeschädigt, die andre ist zerbrochen, wie man sagt, durch ein Erdbeben. Man
behauptet, der auf dem Fußgestelle noch sitzende Theil gebe alltäglich einen Ton von sich, als ob eine Saite
auf der Leyer sanft gestrichen würde. Ich selbst hörte
mit dem Aelius Gallus, den seine Freunde und Sol daten begleiteten, ungefähr um die erste Stunde die
sen Ton.
Ich will aber nicht entscheiden, ob ihn
das Fußgestellc, oder die Statue von sich gab, oder einer von den Umstehenden ihn bewirkte.
Pokoke
)
ii7
■ (
Pokoke und Norden besuchten unter den neuern Reisenden diese merkwürdigen Trümmer, aber- der al lerneueste,
der sie sah, zeichnete und beschrieb, ist
auch hier Denon, dem wir treffliche Nachrichten über
die Merkwürdigkeiten Aegyptens verdanken.
In der Gegend des Dorfes Medinet-a-Bou, sagt Pokoke, fand ich zwey sitzende Bildsäulen, die ich Memnons-Bildsäulen nennen will.
Ueber einen
halben Tag lang blieb ich dort: sie sind aus einem harten Granit von besdndrer Art, der dem Adlerstein
ähnlich ist, und Politur annimmt, gearbeitet.
Die
eine ist von. einem einzigen Stein, die andre oberhalb
der Arme abgebrochen: die Arme liegen auf den Knie scheiben", und sind aus fünf Lagen von Steinen zu
sammengesetzt. Auch fehlt ein Theil des Fußes. Auf dem Fußgestelle dieser etwas beschädigten Statue steht eine griechische Inschrift, und mehrere kleinere befin
den sich an dem Knöchel und Schenkel der Bildsäule
selbst; sie sind in griechischer und lateinischer Sprache
und enthalten theils Lobeserhebungen des Memnon, theils Zeugnisse derer,
haben.
welche den Schall gehört
Wegen Harte des Steins ist diese Schrei
berey schlecht ausgefallen.
sagt auch:
Eine dieser Inschriften
mich, den tönenden Stein, beschädigte
Kambyses. Was die Verhältnisse der Größe dieser beyden
Colossal-Bildsäulen betrifft, so werden sie unsern Le ser»
)
US
fern einigermaßen klar werden, wenn wir sagen, daß die Beine von der Sohle bis zum Knie neunzehn Fuß messen, und der untere Theil der Sohle fünf Fuß breit ist. Der Stuhl, worauf sie sitzen, ist bey der einen dreysig Fuß hoch und zwanzig breit, bey der andern drey und dreysig hoch und neunzehn breit, Denon sah diese Bildsäulen nicht, ohne seine Be merkungen darüber zu äußern, die in mancher Hin sicht von den bereits mitgetheilten abweichen. Er zeichnete beyde, und seiner Zeichnung sind wir bey der verjüngten Darstellung (Taf. 2. Fig. 9.10. ) gefolgt. Diese Verjüngung ist allzu beträchtlich, als daß dar aus ein wirksamer Begriff hervortreten könnte, Zwey große sitzende Gestalten, sagt er, lockten mich in die Ebene. Nach Herodot's, Strabo's und andrer Berichten mußte sich die berühmte Bildsäule des Osymandias, die größte unter den ägyptischen Eolossen, dabey befinden. Dieser König hatte sich auf ein so kühnes Unternehmen so viel eingebildet, haß er an das Fußgestelle eine Inschrift setzen ließ, -worin er die menschliche Macht aufforherte, hieran, so wie an seinem Grabmahle zu freveln. Die beyden stehenden Figuren sind, nach Denon's Meinung, Bildnisse der Mutter und des Sohnes: die des Kö nigs ist dahin, und nur >N einem unförmlichen Gra nitfelsen, der dabey unter andern Trümmern liegt, glaubt
glaubt der französische Beschreibet die Resie der könig
lichen Bildsäule selbst zu finden.
Es scheint nicht,
als wenn er diese Behauptung hinlänglich zu bewei sen im Stande wäre,
welche den Meinungen aller
frühern Beobachter widerspricht..
Wenigstens waren
schon zu Pausanias und Strabo's Zeiten nur die noch
jetzt vorhandenen beyden Gestalten zu sehen, und eine davon, wie die Inschriften an ihr beweisen, wurde damals und bisher allgemein für die tönende Osyman-
dias- oder Memnons - Säule gehalten.
Der Eindruck, welchen diese beyden Riesenbilder auf den Beschauenden machen, muß außerordentlich
seyn: ihre Größe verhält sich ungefähr zur gewöhnli. d)tn Menschengröße wie i zu 9; sie sind fünf und
fünfzig Fuß hoch. Der Mensch sicht daher recht arm selig und klein an der Seite seines Nachbildes. Beyde Figuren sitzen aufThronsesseln mit beyden Händen auf den Knieen, in der Stellung eines Ruhenden. Diese
ist steif, aber nicht unrichtig r an den von Alter und Beschädigungslnst verschont gebliebenen Theilen zeigt
sich ein harter Styl der Bearbeitung. An dem Stuhle der einen sind Basreliefs und kleine Figuren angebracht,
aus deren Ueberresten noch Annehmlichkeit
der Erfindung und Zartheit im Ausdruck bemerklich werden.
Auf das Bein der nördlichen sind mit grie
chischer Schrift Nahmen vornehmer Reisenden aus dem
)
120
(
dem Alterthume elngeritzt, die den Laut der Bildsäule zu hören gekommen waren. In den ältesten Zeiten der ägyptischen Priester
regierung durfte sich kein Mensch diesen Bildsäulen
nähern, und der Laut nur in einiger Entfernung ge hört werden.
Vielleicht war diese Einrichtung von
den Priestern um deswillen gemachtdamit ste desto
leichter und sicherer diejenigen täuschen konnten, für
welche
die Bildsäule Töne
und Orakel ausspre
chen sollte. Daß die ganze Sache ein Märchen, und nie der von so vielen bezeugte Schall aus der Bildsäule wirk
lich gehört worden seyn sollte, ist kaum glaublich, da
so bedeutende Menschen die Sache bejahen.
Würde
sich selbst in dem aufgeklärten Zeitalter Hadrians, die
Gemahlin dieses Kaisers,
Sabina,
eine Gelehrte,
umgeben von Gelehrten, die mit ihr nach Aegypten gereist waren, um des Landes Merkwürdigkeiten zu
sehen,
leicht
und jene Töne der Bildsäule zu hören, so haben tauschen lassen,
wenn alles Erdich
tung war?
Der Schatten,
Beschädigung,
den die beyden, auch in ihrer
als Denkmale menschlicher Eitelkeit
und Kraft, noch merkwürdigen,
und in ihrer Art
einzigen Riesengestalten, bey aufgehender oder nieder gehender Sonne über die Gefilde ausbrciten,
zieht sich
)
L2I
(
sich weit dahin, bis gegen die felstgten Höhen voll und fallt um so mehr
unterirdischer Wohnungen,
ans, da die Gegend öde und kahl, und nirgends ein
Punkt ist, der eine Vergleichung mit ihnen auszu-
halten vermag.
Wir können dieses kleine Blatt nicht aus den Händen legen, ohne noch, in Hinsicht auf jenes Fel
sengebirge, dessen durch menschliche Kunst hervorgcbrachte Oeffnungen und Eingänge vom weitem sicht
bar werden, einiges über diese finstern Wohnungen,
und über die Graber bey Theben überhaupt hinzuzufügen,
Schon in den ältesten Zeiten nannte man eine
felsige Gegend bey Theben,
wo die Leichname der
Bewohner ihre Ruhestätte fanden, das Todtenfeld, Viereckige regelmäßige Oeffnungen sind hier in die schiefbchauene Seite des Felsenberges durch Kunst
gemacht, welche zu doppelten und dreyfachen Kam mern führen, die man jenem genannten Zwecke wid
mete.
Jetzt bewohnt eine Menge Menschen diese dü
stern Höhlen, die,
weil ihre Lebensart verwildert,
sich fast immer in dem Zustande des Aufruhrs gegen die Regierung befinden,
nnd oft ihren Nachbarn
furchtbar werden.
Dieses Todtenfeld oder die Todtenstadt von The ben siegt nordwestlich von her Stadt auf der niedri gern
)
L2I
(
sich weit dahin, bis gegen die felstgten Höhen voll und fallt um so mehr
unterirdischer Wohnungen,
ans, da die Gegend öde und kahl, und nirgends ein
Punkt ist, der eine Vergleichung mit ihnen auszu-
halten vermag.
Wir können dieses kleine Blatt nicht aus den Händen legen, ohne noch, in Hinsicht auf jenes Fel
sengebirge, dessen durch menschliche Kunst hervorgcbrachte Oeffnungen und Eingänge vom weitem sicht
bar werden, einiges über diese finstern Wohnungen,
und über die Graber bey Theben überhaupt hinzuzufügen,
Schon in den ältesten Zeiten nannte man eine
felsige Gegend bey Theben,
wo die Leichname der
Bewohner ihre Ruhestätte fanden, das Todtenfeld, Viereckige regelmäßige Oeffnungen sind hier in die schiefbchauene Seite des Felsenberges durch Kunst
gemacht, welche zu doppelten und dreyfachen Kam mern führen, die man jenem genannten Zwecke wid
mete.
Jetzt bewohnt eine Menge Menschen diese dü
stern Höhlen, die,
weil ihre Lebensart verwildert,
sich fast immer in dem Zustande des Aufruhrs gegen die Regierung befinden,
nnd oft ihren Nachbarn
furchtbar werden.
Dieses Todtenfeld oder die Todtenstadt von The ben siegt nordwestlich von her Stadt auf der niedri gern
) gern Abdachung
I22
(
der lydischen Gebirgkette.
Der
Felsen ist zu einer schiefen Flache behauen, und darin
sind doppelte Gallerten ausgehölt, an welche hie Grab
kammern stoßen.
Diese Aushölungen sind in zahllo
ser Menge vorhanden, und nehmen über eine Halbe
Stunde Weges ins Gevierte ein.
Auf die Schmückung der Grabwohnungen ver
wendeten die alten Aegypter fast noch größere Sorge, als auf die Verzierung ihrer Tempel,
Sie zeugen
von eben so vieler Kunst und Pracht, unter der Erde verschwendet, als Tempel, Obelisken und Piramiden auf derselben.
Die dem Fluß-Ufer am nächsten lie
genden sind nur wenig verziert,
hinter einem dop
pelten regelmäßigen Gange, der auf Pfeilern ruht, sind Reihen von Kammern angebracht, meistens sehr regelmäßig.
Fänden sich nicht deutliche Spuren von
Gräbern, und sogar ganze einbalsamirte Körper, man müßte glauben,
Aegyptens,
hier hätten die ältesten Bewohner
eine Art von Trogloditen,
gewohnt;
oder haben auch wirklich diese ausgearbeiteten Höhlen erst zu Wohnplätzen gedient, und sind in der Folge in Grabstätten umgeschaffen worden?
möglich,
Es ist sehr
Je weiter diese Felsenkammern sich über
das Ufer erheben, desto reicher werden sie an Verzie rungen, so, daß dem Beobachter, wegen der Pracht
an Mahlereyen, Bildhauer-Arbeiten u. s. w., und zugleich wegen der hier abgebildeten Gegenstände selbst,
)
I2Z
(
selbst, die er hier findet, kein Zweifel übrig, daß
dieß Gräber der Helden und Vornehmen seyen.
Ein
samer nur liegen die Graber der Könige, und haben noch schöner gearbeitete Sarkophage.
Die Entfer
nung dieser Heldengraber von der Ebene mag in An sehung ihrer höhern Lage, als jene gemeineren Grüfte,
ungefähr so viel betragen, als die höchste Höhe eines Hauses in Theben betragen mochte.
Alles, was
man von Bildhauerarbeit an den Tempeln in Aegy
pten steht, steht diesen kostbaren Wandverzierungen
und Kunstwerken in diesen Grabern weit nach.
Die
Aegypter erschöpften ihre Kenntnisse, um den stillen
Wohnungen die höchste Kunstzierde zu verschaffen. Die
uflterikdischen Gallerten
laufen
zuweilen
durch Thon- und feine Kalklagen hin, und in diesem Falle sind die darauf befindlichen Bilder so scharf,
und mit so festen Strichen gearbeitet, als man sie in
Marmor nie sieht, reine Umrisse,
Sie haben höchst ungezwungne,
Häufig stellen sie kleine Scenen auS
der Natur dar, in. welchen freye, tadellose Bewegung an den Platz jener steifen Stellungen treten, welche
man sonst in Bildern der Aegypter zu sehen gewohnt ist.
Die entfernteren Personen und Gegenstände, per
spektivisch dargestellt, sind selbst in ihrer geringen Erhovenheit so trefflich ausgedrückt,
daß es selbst in
Metall nicht möglich seyn würde, sie besser und mit mehr Verhältniß zum Ganzen sichtbar zu machen.
Der
)
im
c
Der Beobachter findet nicht wenig Ursache, sich über die geringe Bejiehung dieser Arbeiten auf den Ort, wo sie sind, zu wundern: ohne Mumien würde man diese Grotten gar nicht für Graber halten. Man
sieht Gaukler, Seiltänzer, Esel, die allerhand Künste
machen, u. dergl.
Eben so auffallend ist der Grund
riß dieser Grotten; manche sind so weitläuftig, und
in ihren Wendungen so verwickelt, daß man glau
ben sollte, sie seyen zu gottesdienstlichen Gebrauchen, unter der Erde gefeyert, benützt worden.
Nach meh
reren schön verzierten Zimmern kömmt man in lange Gange,
düster und öde:
in mannigfaltigen Krüm
mungen gehen sie vor- und rückwärts,
und schei
nen einen großen Platz einzunchmen; traurig, ernst,
schmucklos sind diese Gange.
Da und dort stößt
man auf Kammern mit Bilderschrift: enge Wege ne
ben Abgründen, tiefe Brunnen, worein man nur auf eine sehr beschwerliche Weise,
die Arme gegen die
Wände stützend, und die Füße in Löcher steckend, die
in dem Felsen angebracht sind, kommen kann.
Hat
man auf diesem schauerlichen Wege den tieferen Bo
den erreicht,
so findet man andre ausgeschmückte
Kammern, und neue Brunnen, oder Schachten, um
noch tiefer in die Erde einzudringen. langen,
Durch einen
schräge emporsteigenden Gang kömmt der
müde Forscher wieder in ein offenes Zimmer, gerade neben dem, wo man die Grotten zuerst berührt hat.
Tage
)
125
(
Tage würden erforderlich seyn, um diese Irr
gange genau zu untersuchen. Zn einigen Kammern sicht man Abbildungen von
feyerlichen Leichenprozesstoncn, die äußerst merkwür
dig sind.
Götzenbilder werden von Priestern auf
Tragbahren getragen, Leute mit Fahnen begleiten sic;
andre, Mit Prachtgefaßen von verschiedner Art und
Form, mit Waffen, Gerathschasten, Lebensmitteln, Koffern, find dabey;
Weiber gehen in Reihen und
spielen auf musikalischen Instrumenten; dann folgen
Gruppen von Sängerinnen, welche ihre Lieder mit Harfen- und Guitakrenfpiel begleiten.
In den Grabern der Könige enthalt die eigentliche Grabkammer einen Sarkophag aus Granit r auf dem Deckel liegt eine sehr erhoben gearbeitete Gestalt auf
dem Rücken, mit priesterlichem Kleid und Kopfputz. Der Eingang ist stets ohne Verzierung, einfach, bey
einem wie bey dem andern.
Fort-
)
126
(
Fortschritte
in den Beobachtungen der neuestm Na
turforscher über die Elephanten, ihre Le bensweise, Neigungen u. s. w. Taf. z. Fig. 4. 5.
^choil in dem ersten Bande der Dildergalleric stell ten wir den Elephant in die Reihe der merkwürdigen
Thiere, welche dort abgebildet und beschrieben wur
den;
allein unvollkommen war beydes, denn noch
immer hatten die Naturforscher nicht alles Merkwür
dige an diesem Coloß des festen Landes ergründet,
und dem neueren, genaueren Prüfungsgeiste blieben
noch viele Lücken offen.
Unermüdbar ist der Fleiß
gebildeter, nach Vollendung strebender Menschen, und ihm verdanken wir in den neuesten Zeiten die wichtig
sten Aufklärungen über die Lebensweise und Neigun gen jenes Geschöpfs.
Wir halten uns für berechtigt,
den früheren Aufsatz, der sich mit demselben in un serm ersten Bande beschäftigt, hier zu ergänzen, und,
zum bleibenden Vergnügen unsrer Freunde und Leser,
mit einigen besonders auffallenden Kunstdürstellungen in
)
127
(
zu belegen, welche wir von den neuesten Originalblät-
tern der Ausländer entlehnt haben. Die Eroberung Hollands durch die siegreichen Kriegsheere
der französischen Republik erleichterte
diese genaueren Beobachtungen; unter der Beute be
fanden sich zwey lebende Elephanten, welche nach Pa ris geführt wurden, und in dem Garten der auslän-
difchen Gewächse des National-Museums Aufenthalt und Verpflegung erhielten.
Ihre Geschichte ist so
unterhaltend, daß wir ihr hier eine Stelle anweisen. Zufällig waren beyde von verschiedenem Geschlecht,
und die Beobachtungen an beyden mußten daher um
so reichhaltiger werden. Kaum ein Jahr alt, wurden sie in den Wäldern
der Insel Ceylan ihren Müttern entrissen, und von
der holländischen ostindischcn Handelsgesellschaft zu
Geschenken für den Statthalter von Holland bestimmt. Jene Insel des indischen Ozeans erzeugt vorzüglich
schöne Elephanten, die sich leicht zähmen lassen und sehr gelehrig sind.
Ehe die beyden jungen Gefange
nen aus dem Mutterlande abgeführt wurden, pflegte
man sie mit großer Sorgfalt, Um sie an den Umgang mit Menschen zu gewöhnen.
Hierauf wurden sie ein
geschifft, überstanden die weite Seereise, und erreich ten im Jahre 1784 glücklich den Hafen von Fließin
gen.
In Klein Loo, einem Sommeraufenthalte des
)
128
(
des oranischen Hofes, ward ihnen ihte Wohnung an
gewiesen.
Das Weibchen erhielt den Nahmen Mar-
grethe, das Männchen Hans, und beyde gewöhn ten sich leicht un ihre Nahmen. ")
Um sie zur wei
tern Reise nach dem Haag, wo der Statthalter da mals wohnte, vorzubereiten, führte man sie oft ins
Freye, und nun; nach Haag, wo nicht nur der Hof, sondern auch dir übrigen Bewohner große Freude an
beyden fanden. Noch waren beyde im Alter der Kind heit, und besaßen einen hohen Grad von jener An
muth , welche dem ersten Iugendalter eigen ist.
Je
dermann fand sie allerliebst, und beyde Thiere gefie len sich ungemein wohl in der Freyheit, welche ihnen
hier gewahrt wurde. den sie Zutritt,
Bey allen Feyerlichkeiten fan
man lud sie ein und nahm sie stets
wohl auf: denn noch hatten sie nichts von jener ab schreckenden Größe, welche , wenn sie erwachsen sind,
den schwächer» Menschen gleichsam aus Gefühl ihres drückenden Uebergewichts, von ihnen entfernt.
Un
gehindert durften sic in den Garten umhergehen, und
selbst von dem Eintritt in die Sale hielt man sie nicht ab: ganz leicht und sicher stiegen sie Treppen auf und
ab.
Sie wanderten durch alle Zimmer hindurch,
spielten, neckten sich, und wurden geneckt und geliebkoßt,
*) In Indien wird der männliche Elephant durch die Benennung Hans, der weibliche durch das Wort Partie unterschieden.
koßt, und zur Stunde der Mittagstafel fanden sie
ihren Platz im Saale stets mit Leckerbissen, Früchten
u. dergl. besetzt, und durften Wein und Branntwein
trinken.
Alles ward dabey so angeordnet,
daß sie
die vorzügliche Gelenkigkeit und Nutzbarkeit ihres
Rüssels zeigen konnten. So lange sie Günstlinge blieben, hatte ihnen nie»
mand etwas vorzuwerfen; unter sich selbst und mit allen denen, in deren Hausern und Gärten sie Zutritt
fanden, herrschte die größte Eintracht; man liebkoßte, schmeichelte, und wurde wieder geschmeichelt.
Ein
Dichter, der sie in jenem köstlichen Zeitpunkt gesehen
hatte, würde sich gewiß an das goldne Zeitalter er innert haben, wo kein Geschöpf dem andern gefähr lich oder lästig war.
Aber ihr Glück war von keiner
Dauer, sie empfanden schon nach Verlauf eines Jah
res das gewöhnliche Schicksal aller Günstlinge.
Sie
wurden nach Groß Loo, fünf und zwanzig franzö sische Meilen von Haag, verwiesen, wo sie für im-
mer dazu verurtheilt waren, in der Sammlung selt ner lebender Thiere des Prinzen verwahrt zu werden.
Dort verminderte sich unter der Menge andrer merk
würdiger Thiere bald die Aufmerksamkeit,
die man
ihnen bisher erzeigt hatte, und nur selten unterbrach
ein kurzer Besuch des Statthalters die Einförmigkeit
ihrer Sklaverey,
noch seltner die Erscheinung von
andern Fremden und Inländern; denn ohne besondre
A
Erlaub-
)
I3Q
(
Erlaubniß erhielt niemand Zutritt.
So stand eS im
Buche des Verhängnisses, sie sollten vierzehn Jahre daselbst verweilen, ehe eine neue unerwartete Begebenheit sie in ein andres Land führte, und sie einer
neuen Herrschaft unterwürfe»
In Groß Loo wurden die Liebkosungen, deren die beyden guten Thiere sonst gewohnt waren, immer seltner,
und hörten endlich ganz auf: sie erhielten
täglich rin einfaches, passendes Futter, ohne alle Ab
wechslung,
unveränderlich in Maas Und Gewicht,
wenn nicht anders ihr Cornak, der sie aus Indien
begleitet hatte, seinem Speiseantheile etwas abbrach, um den ihrigen zu vermehren. Auch starb im Januar
1788 dieser erste, treue Gefährte und Besorger ihrer ersten Lebensperiode: ein andrer, Nahmens Tomson,
ward ihnen zum Pfleger gegeben.
Beyde Thiere stan
den damals im siebenten Jahre: ihre Höhe betrug
vier Fuß, auch zeigte sich noch keiner von den großen Zähnen.
Erst im Jahre 1789 erschienen diese.
Don dieser Periode an verschlimmerte sich das Schicksal der beyden Elephanten. Freyheitskrieg erhob sich,
Der französische
und überschwemmte und
verheerte weit und breit alle benachbarten Länder.
Das oranische Fürstenhaus nahm Theil an dem Bunde
der Völker gegen Frankreichs Volkssenat.
Eine Ar
mee drang gegen Holland vor, und im Drange der Umstande
)
131
(
Umstände wurde die Sammlung seltner Thiere in
Groß Löo von den Verwaltungszweigen aufgegeden und vernachlässigt.
Die Kosien ihrer Unterhal
tung waren allzu beträchtlich für diesen Zeitpunkt der Noth, und die Generalstaateu standen im Begriff,
die beyden Elephanten zu schlachten, um sich die Aus
gaben für ihren Unterhalt zu ersparen.
Allein ihr
Pfleger, Tomson, den die erhaltene Nachricht von
diesem Regierungsbefchluß allzu heftig erschütterte,
durch täglichen Umgang seinen Pfleglingen mit Liebe
zugethan, entschloß sich, sie zu retten.
Er erbot sich,
beyde Thiere fernerhin zu unterhalten, wenn ihm der Ueberrest
ihres Futtervorraths
überlassen würde;
auch schwur er, sie nicht zu überleben, wenn er durch alle mögliche Hülfsquellen, welche seine Sparsamkeit
und fein Fleiß eröffnen würde, nicht im Stande seyn
sollte, sie länger zu ernähren. Noch war die Entschließung nicht erfolgt, als
ein englisches Truppenkorps durch Groß Loo zog und
dort verweilte.
Nichts blieb von den Anführern un
versucht, weder Versprechen, noch Drohungen, um
den guten Tomson von seiner Pflicht abzuleiten, und zu vermögen, seine Pflegethiere den Engländern zu-
zufähren; allein der wackere Mann erklärte, nur auf
besondern bestimmten Befehl seiner Obern werde er seine Stelle verlassen, und einer Pflicht entsagen, die
ihm theuer geworden sey.
Durch dieses muthvolle I 2
Betra»
Betragen rettete Tomson sich und seine Lieblinge, und
selbst der Vorrach von Lebensmitteln, welcher für sie bestimmt war, blieb verschont.
Mehr als einmal
gaben die Engländer sogar Soldaten zur Begleitung für Tomson her, wenn die Herbeyschaffung des nö
thigen Brodes ihm weite Ausgänge nöthig machte.
Aber bald erschienen die Franzosen als Sieger:
über gefronte Ströme und Seen hatten sie sich einen Weg in das Innere des Landes gebahnt, und so es
erobert-
Sie kamen nach Groß Loo, wo die armen
Elephanten im kalten Winter aus Mangel an Vor sorge der Aufseher sogar an dem nöthigen Holze Noch litten,
welches sonst zur Heizung ihrer Bchältuiffe
angewiesen wurde.
Die französische Reuterey mußte
überall die Fuktervorräche zusammenraffen, um be stehen zu können; aber dennoch blieb das, was den
beyden Elephanten gehörte,
unangetastet,
und die
feindlichen Soldaten selbst waren es, welche das feh
lende Holz zur Feuerung herbeyschassten.
Ihr Eifer
für die Erhaltung dieser Thiere war ganz uneigen
nützig, denn noch war nichts darüber beschlossen, ob sie in Holland bleiben, oder nach Frankreich geführt
werden sollten. Es giebt gar eigne Menschen, die für Schönhei ten der Natur kein Gefühl haben, und nur das für
schön halten, was den Gaumen kitzelt und den Ma gen
gen füllt. Einem von dieser Gattung hatte das Schick sal die Stelle eines Befehlshabers in Groß Loo ange wiesen.
dern, wollte.
Hier konnt' er, vermöge seines Amtes, for
ausfchrciben,
nehmen,
was und so viel er
Aus der Menagerie des Statthalters wurde
nun sein Hühnerhof, und mit der gezognen Pistole in
der Hand ging er nun oft an den Behältnissen vor über, und tödtetc unerbittlich grausam Goldfasane,
Perkhüncr und Mandarinsenten.
Je glanzender die
Federn, je mannigfaltiger an Farben, um so mehr
reizten die armen Gefangenen seine heisse Begier. Ob gleich Tomson seine Elephanten als eine viel zu harte
Speise für den Magen eines so leckern Mannes hielt,
so bekümmerten ihn doch die Verwüstungen, welche dieser anrichtete; seine Sorge stieg, da er die schön
sten amerikanischen Rehe- und Hirscharten unbarm herzig bluten sah, Thiere, die jeder Kenner und Neu gierige bewundert hatte.
Tomson wagt' es daher,
den Obergeneral von diesem Unfuge zu benachrichten,
und es erging nicht nur der strengste Befehl, hinfort jene seltne Sammlung nicht weiter zu verheeren, son dern man beorderte auch hinlängliche Mannschaft zur
Bewachung derselben.
So rettete seine Wachsamkeit
noch vieles, das in der Folge zu der Erweiterung und Verschönerung des sogenannten National-Muscums in Paris beytrug. Endlich wurde durch einen Vertrag mit
Holland die französische Republik Eignerin aller Na
turalien-
134
)
(
turaliensammlungen, Bibliotheken, Kunstgegenstände, u. s. w-, welche der Statthalter bisher besessen hatte.
Die Menagerie zu Groß Loo war davon nicht aus» geschlossen.
Diesem Vertrag zu Folge kam hierauf der Volks» Repräsentant Alquier nach Holland, mit der Voll
macht, die vorzüglichsten Thiere jener Sammlung, und nahmentlich die beyden Elephanten, nach Frank reich bringen zu lassen.
Diese letztere Aufgabe hatte
große Schwierigkeiten; kleinere Geschöpfe verwahrte man sorgfältig in Käfigen, schiffte sie ein, und war
mit ihnen in Paris, fast ehe noch die Zubereitungen zur Reise der beyden Colossen des Thierreichs fertig
waren.
Tomson erhielt für seine bisherigen Mühen
und Sorgen Entschädigung, und wurde mit einem
festen Jahresgehalt bedungen, auch in Paris ihrCornak zu bleiben.
Von jetzt an wurden sie auf Kosten
der Republik besorgt. Es währte lange, bis die Behältnisse und Wägen fertig waren, worauf beyde abgeführt werden soll-,
ten; denn man hielt es für rathsam, einen großen
Theil der weiten Reise zu Lande mit ihnen zu machen. Kaum war das Männchen in den für ihn bestimmten Kasten getreten, als es, von der tiefsten Traurigkeit
ergriffen, alles versuchte, um sich aus diesem neuen Kerker zu befreyen
gen bezeugten dieß.
Die mannigfaltigsten Bewegun Endlich bemerkt der Elephant eine
)
T?5
(
eine Art von Erschütterungen der Seite der Thüre:
sogleich entschließt er sich, hier durchzubrechen.
Er
beginnt stärkere Angriffe mit seinem Rüssel, rüttelt,
drangt diese schwache Seite des Behältnisses,
und
zerbricht sie; mit Geräusche schleudert er die Trüm mer weit von sich, und zeigt großen Gefallen an dem Lerm, welchen ihr Herabstürzen verursacht.
Jetzt
läßt er ernsthafte Töne schreyend hören, dann durch dringendere^ schärfere, und so wiederholt er abwech
selnd sein Frendengeschrey.
In einer stolzen Stellung
scheint er sich nun selbst zu gefallen, und alles, was
verkündet innere Zufriedenheit über sei-
er thut,
ncn Sieg.
Sogleich mußte nun der Wunsch, wieder zu sei ner bisherigen Lebensgefährtin zu kommen, in ihm erwachen, denn er suchte ämsig alles zu entfernen, was ihn hindern könnte, davon zu gehen.
Die nehm
liche Sorgfalt, welche man angewendet Hatte, um
sein Eingehen in das neue Gefängniß zu erleichtern, unterstützte ihn bey diesem Wunsch, es wieder zu ver lassen.
Mit Vertrauen stieg er einher, und erreichte
triumphirend seine vorige Wohnung.
Beyde schienen
sich sehr über diesen Sieg zu freuen, und streichelten, und liebkoßt n sich.
Erst vier Monate spater war
ein festeres Gefängniß auf einem noch besser eingerich teten Wagen fertig, und nun kostete es Mühe, den Elephanten dahin zu locken. Er schien voll Mißtrauen
gegen
gegen Erwachsene, und konnte nur durch Lisi betro
gen werden.
Man richtete ein Kind dazu ab, und,
(weil das arglose Thier nicht ahnetc, daß das kleine
Geschöpf schon betrügen könne,) diesem folgte Hans in sein neues Gefängniß, wo er wahrscheinlich Lecker bissen erwartete.
Die Lisi war sehr einfach:
das
Kind warf Erdapfel so nahe an seine Vorderfüße, daß er sie nicht anders aufnehmen konnte, als wenn er hinter sich ging, und da dieses Spiel stets wiederholt wurde, so stand Hans, fast ohne es zu merken, in
Sogleich schloß man
feiner neuen Nciscwohnung.
die Thüre zu, die so stark war, daß alle Versuche, sie zu erbrechen, fruchtlos, blieben.
Doch ließ man
den Wagen drey Tage lang vor dem vorigen Wohn orte stehen: diese ganze Zeit über hörte der Gefangne
nicht auf, seine Versuche,
wieder zu erneuern.
sich zu befreyen, immer
Parkie ward nun auch in ihr
neues Behältniß gelockt. Die Abreise beschäftigte viele Menschen; Gaffer
gab es dabey zu Tausenden, Holländer und Franzo
sen; die erstem überzeugt, der Versuch werde nicht gelingen, diese schweren Geschöpfe auf eben so lästi
gen Maschinen fortzubewegen;
die Franzosen aber
voll Vorgefühl der Freude des Gelingens.
General
Macdonald hatte die nöthigen Pferde gesendet; man
spannt sie an; die Wägen krachen, brechen mit Ge
töse aus ihren Standpunkten, und rollen unter dem
freu-
)
137
C
freudigen Klatschen der Ausländer, zu großem Er
staunen aller Jnnlander,
glücklich fort.
„ Gewiß,
diesen Hexenmeistern," sprachen die Hollander, „kann auch gar nichts widerstehen; sie setzen alles durch!" Aber kaum war der Reisezug eine halbe französi
sche Meile von dem Orte der Abfahrt entfernt, als sich an dem Wagen, worauf Hans geführt wurde, eine beträchtliche Beschädigung zeigte.
Die ange
strengtesten Kräfte von sechzehn Pferden waren jetzt nichtig zur Weiterreise, und der ganze Zug dadurch
genöthigt, stille zu halten. Die Fortsetzung der Reise
wäre allzu gewagt gewesen, denn der Wagenkasten hing so gefährlich, daß Hans gewiß Schaden genom-
men hatte.
Allein es waren Handwerksleutc nöthig,
um diese Ausbesserung zu besorgen, und vor allem
mußte erst die Erlaubniß zur Rückkehr nach Groß Loo eingeholt werden.
Es ging ein Eilbote ab, man ließ
Handwerksleute kommen, die sogleich ihre Arbeit be gannen. Diese ermüdete den armen Hans sehr. Dazu
kam die steigende außerordentliche Winterkälte, wel
che durch angebrachte Wärmemaschincn kaum gemil
dert , und für so weichliche Thiere erträglich gemacht werden konnte.
Vcyde wurden von Tag zu Tage ma
gerer, und ihre Gesundheit schien sehr zu leiden. Par
kte hielt sich besser, als Hans. Man hatte dem Cornak Tomson noch einen an
dern,
(
i ?i>
dern, Nahmens Lassaigne, zugegeben; Tomsonwar
sogar abwesend;
Lassaigne glaubte durch Wein die
verlornen Kräfte seiner Pfleglinge wieder herzustellen.
Aber es kostete ihm viele Mühe, bis er seine Absicht Brod in Wein getaucht ermunterte beyde
erreichte.
Dieses wurde nun ihr Frühstüch auf der
wieder.
Reise.
Hans bezeugte sich sehr dankbar, liebkoßte
Lassaigne,
aber ohne seine weit größere Zärtlichkeit
gegen Tomson zu vermindern, diesen Vorzug sehr deutlich.
und ost bezeugte er
Indessen verschlimmerte
sich die Witterung noch stets; es wurde daher, so bald der Wagen ausgebessert war, beschlossen, die
Rückkehr des Eilboten nicht zu erwarten,
sondern
ohne Befehl nach Groß Loo zurück zu fahren.
Und
diese Vorsicht war gut; denn, da noch vier sehr rauhe
Tage vergingen, ehe die Antwort kam, so würden Hans und Parkie gewiß draufgegangen seyn.
Denn
im freyen Felde war nicht Schutz genug für sie möglich.
Es ist auffallend, welche merkwürdige Punkte ihr
Wiedereintritt in die ehemalige Menagerie dem Beob achter darbot.
Der verständige Sinn Beyder leuch
tete sehr hervor.
Als die Behältnisse, nun geöffnet,
vor der Thüre ihrer ehemaligen Wohnung stillstanden, so zauderten Beyde, hineinzugehen.
Sic überlegten
diesen Schritt wohl, von welchem sie neue Gefahr befürchteten.
Mit dem Rüssel betasteten sie alles,
rechts
)
(
rechts und links, ehe sie hineintraten, und dann er
griff jedes von ihnen etwas Erde, und schleuderte es gegen die Zuschauer.
der
neuen
Das war gleichsam ein Zeichen
Ihr
Besitzergreifung.
Wiedereintritt
wurde nun durch Geschrey gefeyert, das bald tiefer, bald höher war, und mehr und minder durchdrang.
Es waren Freudengesänge:
Thränen liefen Beyden
häufig über die Wangen herab, und Beyde liebkoßten
sich auf das zärtlichste.
Man baute indessen neue
Reisewagen, bequemere, festere, und dießmal verei nigten sich mehrere französische Ingenieurs mit den
Arbeitern, um gewiß zum Zweck zu gelangen.
Es
glückte sehr gut; die rauhe Zeit war vorüber, man brachte die Elephanten in ihre Behältnisse, und be stimmte hundert Pferde, um sie fortzuschaffen.
Dießmal hofften die Holländer vergeblich auf das abermalige Mißlingen der Reife, denn schon am er
sten Tage kam der Zug ohne Anstoß nach Dewenter, drey französische Meilen von Groß Loo.
Hier wur
den sie eingefchifft, um die Assel hinab bis nach Zwal und Camps zu fahren.
Von da setzten sie über die
Zuidersee in den Kanal von Nuyden, um nach Utrecht,
und, auf einem Arm des Rheins, dann in den Lech, hierauf in die Merwe, worein sich dieser ergießt, und so nach Rotterdam zu kommen.
Hier wurden ihre
Vorräthe erneuert; man kam aus der Merwe in den
Golf
I.JO
(
Golf von Biesbos, dann nach Dordrecht, wo man ruhiges Wetter abwartete, um über einen Theil des
mittelländischen Meeres sicher nach Berg-op. zoom zu kommen.
Der günstige Augenblick schien gekom
men, man schiffte die Thiere ein, aber sie hatten neue Qualen zu überstehen.
Kaum waren sie auf dem
Meere, als sich ein fürchterlicher Sturm erhob. Die
dadurch verursachten Erschütterungen setzten Beyde in die grausamste Lage.
Unsre Leser werden sich ei
nen Begriff davon zu machen vermögen, wenn sie die ungeheuren Massen dieser Thiere in Erwägung ziehen,
die nun von einer Seite ihrer Kammern zur andern geworfen, kaum sich zu halten fähig waren.
Aber
auch hier halfen sie sich so gut wie möglich.
Mit
großer Kraft umschlangen sie die dichtesten Stangen, stemmten sich mit den Füßen fest an, und wußten mit großer Geschicklichkeit ihre Lage zu erleichtern.
Sturm wurde endlich so stark,
Der
daß man auf einer
Rhede Anker werfen, und daselbst drey Tage verwei
len mußte.
Der Wind wurde sanfter, der Himmel
klarte sich auf, und ohne weitern Unfall erreichte mau
Berg-op-zoom am zwey und zwanzigsten Tage nach der Abreise von Groß Loo. Die Reift ging nun nach Antwerpen, dann auf
der Schelte nach Gent, nach Oudenaerde, Condö, Valenciennes, Bruchain, Cambray.
Dort wurden
sie wieder ausgeschifft und wanderten zu Lande bis an
die
)
I4l
(
die Oise, die in die Seine fließt.
Man brachte die
lästigen Wagen noch einmal zu Schiffe, zum letzten Male; denn auf der Seme schwammen sie bis nach
Paris.
Hier endigte die Reise, welche, wegen der
vielen Umwege, die man zu machen genöthigt war,
hundert und neunzig französische Meilen betrug. Ein großer Zeitraum war dazu erfordert worden,
denn
seit dem Tage, wo beyde Elephanten, jeder in einem besondern Kasten verwahrt wurden und sich auf ihren Reisewagen befanden,
chen.
waren zehn Monate verstri
Es mußte merkwürdig seyn, nach so langer
Zeit ihre Wiedervereinigung zu beobachten.
In dem Garten der ausländischen Gewächse zu Paris war ein geräumiges Haus mit zwey Abtheilun
gen für diese neuen Bewohner eingerichtet worden, fest und wohl verwahrt: Hans betrat es zuerst, und unterließ nicht, seine Kraft und Gewandheit an allen
Theilen desselben sogleich zu prüfen, aber ohne Er folg.
Eine eiserne, auf Rollen bewegliche Gitter
thüre blieb nicht unbemerkt von ihm;
sie führte,
wenn sie geöffnet wurde, in die zweyte Abtheilung,
wo Parkie wohnen sollte.
Der Elephant erforschte
also gleich die Art, wie diese Thüre geöffnet werden
mußte, schob sie zurück und ging in diese zweyte Kammer.
Parkie.
Und, wahrend er nun frühstückte, kam Zehn Monate hatten sie sich nicht gesehen.
Ihre
)
(
l42
Ihre Freude war außerordentlich.
Von seltsamen,
mannigfaltigem Geschrey ertönte das ganze Haus: Beyde holten tief Athem und bliesen ihn schnell und
stark von fich.
an die Wangen,
räusch,
Partie schlug heftig mit den Ohren
und verursachte dadurch ein Ge
ganz dem ähnlich,
welches große Vögel
mit ihren Flügeln hervorbringen,
und cs schien,
als ob nun zur Zufriedenheit beyder Thiere nichts mehr fehle. Jetzt erst waren Beyde an der rechten Stelle, wo
jede ihrer Bewegungen und Aeußerungen von Gelehr ten und Künstlern beobachtet und ausgezeichnet wur
den.
Neue Ansichten boten sich dar, und manches,
was man bisher nur ahnete, wurde nun jur Gewiß
heit gebracht, mancher neue Zug entdeckt, und so das
Feld des menschlichen Wissens sehr erweitert.
Kein
ähnliches, der Jugend und ihren Freunden gewidme
tes Werk hat den Kopf des merkwürdigen Thieres seiner besondern Aufmerksamkeit gewürdigt, und nur selten sind getreue Nachbildungen beygefügt worden.
Wir halten es daher für wahre Bereicherung des Wer thes unsers Buches, hier unter 11, 12, 13, 14, der
dritten Tafel diese Abbildung sowohl des ganzen Ko pfes in verschiedenen Ansichten,
als auch einzelner
Theile desselben besser, als bisher, geben zu können.
Alle Verhältnisse sind daran sichtbar, und werden hin reichen, eine bestimmte Idee zu geben.
Wie ganz an ders
ders erscheint hier der Kopf des Elephanten, als wir ihn in andern Bilderbüchern sehen! Besonders 12 ist
sehr merkwürdig; es zeigt den Kopf von vorne, wenn der Rüffel hoch emporgehoben, und der Mund eröff
net ist.
Die fast viereckige Form des Kopfes wird
daran recht sichtbar.
13 fitUt das Ende des Rüssels
vor, und unsre Leser werden sowohl die beyden Naslöcher, als auch die kleine fleischige Verlängerung,
die einem Finger ähnlich sieht, flicht unbemerkt las sen.
In der That hat sie auch ganz die Eigenschaft
eines Fingers, und dient dem Thiere dazu, alles da-
mit zu betasten und zu ergreifen.
Selbst das kleinste
Stück Geld faßt es damit, lößt Knoten und Schlei
fen auf, und zeigt große Gewandheit, Ueberlegung
und Kraft in Anwendung desselben.
Rüssel in der Beschäftigung,
14 zeigt den
dargebotenes Futter
aufzunehmen, um es in den Mund zu stecken. Wir übergehen eine wörtliche Schilderung des
Elephantcnrüffels, die unsern Lesern schon im ersten
Bande der Bildergallerie gegeben worden ist. Nr. 15 und 16 der dritten Tafel giebt uns Ge
legenheit, über die Art, wie diese Thiere trinken, zu sprechen.
Wohl kein anderes Geschöpf trinkt, wie
der Elephant, gleichsam in zwey Verrichtungen, kein
anderes schöpft erst mit einem von seinen Organen
den Trunk, und trägt ihn in den Mund.
Unsre Le ser
144
)
C
ser erblicken hier zwey Elephanten, um diese beyden Verrichtungen anschaulich zu machen.
nächst an einer Quelle,
Der eine, zu
taucht die Oeffnung seines
Rüssels in das Wasser, und zieht es bis in ein Be hältniß empor, welches sich in dem Kopfe zwischen
den Augen befindet.
Es ist groß genug, um einen
guten Vorrath von Wasser aufzunehmen.
Der Rüs
sel selbst schwillt bey dieser Verrichtung beträchtlich auf, und verlängert sich.
Ist das Behältniß gehö
rig angefüllt, so krümmt der Elephant den Rüssel ge gen den Mund, steckt das Ende bis an den Schlund hinein, und läßt das gesammelte Wasser in den Hals
hinabsirömen.
Dabey entsteht ein mächtiges Geräu
sche, wie wenn man etwas aus einem großen Gefäße
in das andre gießt.
Die Lippen bewegen sich nicht,
der Mund saugt daher nicht, wie bey andern Thie
ren:
bloß durch die aus den Naslöchern ausströ
mende Luft wird das Wasser in den Leib hinab gestürzt.
Nicht ohne bewegende Ursache scheint die Natur
bey dem Elephanten ihren gewöhnlichen Weg verlas
sen zu haben.
Wenn der Hals mit den übrigen Kör-
prrtheilen in richtigem Verhältniß bleiben sollte, so
war diese sonderbare Einrichtung nothwendig.
In
keinem Fall konnte der Elephant, so wie er ist, mit dem Mund auf die Erde, viel weniger in das Was ser reichen, das meistens noch tiefer liegt: ihm war
also
also der Rüssel mit allen seinen Kräften und Geschick
lichkeiten nothwendig. Auch bey dem Genuß der Speisen, die alle aus dem Pflanzenreiche genommen sind, bedient sich der Elephant des Rüssels als Mittel, sie aufzufassen und
in den Mund zu stecken.
Dabey zeigt das Thier aus
serordentliche Besonnenheit.
Kleinere Früchte mit
Schalen, Kernen, Nüsse, Aprikosen, bringt es ganz
in den Mund, und zermalmt die darin befindlichen Steine oder Kerne augenblicklich mit seinen sehr star
ken Mahlzahnen; große Fruchtarren, Melonen und bergl. hebt es in die Höhe, und schlagt solche, um
sie zu zerschellen, gegen die Erde, oder schiebt sie un ter den Fuß, um sie zu zerbrechen und Stückweise zu
verzehren.
Wenn der Elephant Trauben frißt, so
zerdrückt er sie im Munde, verschlingt den Saft, und
wirft die Kamme auf den Boden.
Nichts ist interes
santer als die fleißige und haushälterische Art, wie
der Elephant kleine Körner, Reis u. dergl. verzehrt.
So lange der Vorrath beträchtlich ist, halt er ihn mit dem Rüssel in einem Haufen zusammen, und nimmt daraus, indem er das Ende des Rüssels zu
sammenkrümmt, wie bey Nr. 14, so viel er packen
kann: dieß steckt er in den Mund, ordnet nun den Haufen wieder,
und wiederholt diese Verrichtung,
bis endlich nur noch einzelne zerstreute Körnchen um
her liegen.
Keines bleibt unbenützt: der Elephant
ergreift jedes einzeln mit dem am Rüssel befindlichen
Finger, als ob er es auftüpfte, zieht die auf diese
Weise gesammelten Körner mit dem Athem in den
Rüssel, und bringt sie nun in den Mund, indem er sie durch Athmen wieder von sich stößt.
Er findet
großes Behagen an dieser mühsamen Arbeit, wie un
sere Kinder sich gern damit belustigen, die letzten Bro samen von den Leckerbißchen , die man ihnen gegeben
hat, aufzusuchen. Taf. 4. Fig. 17. i8. Der Elephant liebt feuchte, schattige Lagen, Gestade von Flüssen, worein er sich
freudig stürzt und hindurchschwimmt.
Seines gro
ßen Riesenkörpers ungeachtet thut er dieß mit aus nehmender Leichtigkeit und Geschicklichkeit.
Man
hatte in Paris diese Lust am Bade und am Besprützen mit Wasser bey den Elephanten.bemerkt, es ward daher für sie außerhalb ihrer Wohnung unter freyem
Himmel ein großes Wasserbehaltniß angebracht, tief genug, um alle Bewegungen zuzulassen.
Mit sicht
barer Freude näherten sie sich diesem an warmen Ta
gen,
stürzten sich in das Wasser, sprangen darin,
walzten, legten sich, erregten Wellen und Schaum
durch Schläge mit den Vorderfüßen, sammelten Was ser mit dem Rüssel auf, und sprühten es weit von
sich, gegen einander, oder auch gegen sich selbst, als
Mittel, die Haut zu reinigen und Fliegen zu verscheu chen.
In großen Dogen strömt der gesammelte Was-
servor-
servorrath hervor, und lößt sich itt sanfte Regentro
pfen auf.
Wahrend ihres Spiels in den selbst erreg
ten Wellen lassen sie freudige Töne, die Zeugen ihres
Vergnügens, hören.
Man sieht die Gewandheit und
Leichtigkeit, womit der Elephant seinen Riesenkörper bewegt, nirgends besser, als wenn er das Bad ge nießt: er ist dabey voll Thätigkeit/ und recht eigent lich froh.
Auch noch wenn er das Bad verlaßt, dauert
seine Freude und Geschäftigkeit fort: diefe äußern sich auf alle möglich« Weise.
Er hupft, spielt, springt,
schreyt, aber gleich ist er auch darauf bedacht, sich das Bad bleibend nützlich zu machen.
Besonders
empfindlich sind ihm die Stiche der Mücken und an
drer geflügelten Insekten.
Um sie minder fühlbar zu
machen, überzieht er den ganzen Körper, so lange er
feucht ist, mit feiner Erde.
Diefe kratzt er mit den
Klauen auf, stößt sie mit dem Fuß vorwärts, und zerstampft sie zu Staub.
Mit dem Rüssel ergreift er
sie nun, und überstreut den ganzen Leib, selbst den Kopf damit.
Daraus entsteht eine Art von Bewaff
nung gegen die Angriffe der Insekten. Oft auch walz: er sich im Staube, um desto geschwinder zum Ziel 5:1
kommen. Die Beobachtung der Naturforscher ist merkwür
dig , daß der Elephant bisweilen Staub, der durch
Regen zu einer festen Masse geworden ist, aufgreier
K 2
in '■
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