Neue Bildergallerie: Band 9 [Neue Aufl., Reprint 2021]
 9783112464724, 9783112464717

Table of contents :
Vorrede
Inhalt
Der amerikanische Strauß
Der schwarze Schwan
Die Insel Staffa
Der Drachenblutbaum
Das Wachsinsekt
Die Wachtel
Die chinesische Wachtel
Das Rebhuhn
Das geperlte Rebhuhn
Das griechische Rebhuhn
Das Schnabelthier
Der Canadische Springer
Der türkische Hund
Der Mangostan-Baum
Eingang der Höhlen am Peter-berge bei Mastricht
Der Affenbrodbaum
Der Zittwer
Die Paradieskörner
Die Maluinische Wachtel
Das Rebhuhn mit dem rothen Halse
Das Europäische Nothhuhn
Die Haubenwachtel
Der Butterbaum in Afrika
Das Cochenille-Insekt
Der Cactus, die Erdfeige
Ueber Cochin - China und die Cochin-Chineser
Der Meergott der Chineser
Die Vorsehung, ein Götzenbild der Chinese
Der wilde Hund aus Cayenne
Das Kloster auf dem Bernhardsberg
Der Affe mit dem Hundekopf
Der Affe mit dem Schweinskopfe
Der Alouate
Der Wolfsbastard
Der gemeine Fink
Der Bergfink
Der Schneefink
Das wandelnde Blatt
Die Seeorgel
Ueber die Einwohner Aegyptens, ihre häusliche Lebensart, Putz, Tänzerinnen u. s. w
Beleuchtung des heiligen Berges bei Teruna-Mally
Beobachtungen über die Haushaltung der Spinnen, und ihre Geschicklichkeit die Witterung vorherzusagen
Die Tropfsteinhöhle bei Slains in Nordschottland
Der Donnergott der Chineser
Von dem Nutzen, den die Kenntniß der Natur überhaupt gewährt
Wilhelm Dehmigke des Jüngern neue Verlagsbücher zur Leipziger Michaelis - Messe 1801, welche auch in allen andern soliden Buchhandlungen um beigesetzte Preise zu haben sind

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'eae

rJTT^XIX

Neue

Bildergallerie Neunter Band.

Mit XX. Kupfertafeln. Berlin, i go 2. Bei Oehmigke - em Jünser».

Seinem

jungen

Kunstfreund, dem

dreizehnjährigen Sohn des würdigen

Herrn Bibliothekars Biester j u Berlin, au« Dankbarkeit für die Güte, womit sein Herr Vater

diese Arbeit erleichtert hat,

-«widmet

von

C.

A.

H i r s ch m a n n.

Vorrede.

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« England entdeckte man neuerlich

Cisternen, welche die Römer erbaut hatten, und wor­ an,

bei der Eröffnung das zu ihrem Bau benutzte

Hol; mit den Fingern zerrieben werden konnte, das dabei

befindliche Eichenholz aber

war.

In der Themse

hart,

wie Stein

wurde bei Oatlands vor 60

Jabren ein Pfahl gefunden,

der vor 1843 Jahren,

54 Jahre vor Christi Geburt, war eingerammt wor­

den, und zu einer Vertheidigungsanstalt gehört hatte, wodurch Cassivellaunus die Landung Casars erschwerte.

Im Jahr 1790 war das Holz an diesem Pfahle noch so hart, daß ihn kaum eine Säge verletzen konnte. Unter den Bäumen, die in südlicheren Weltgegen­ den eine ungewöhnliche Stärke und Höhe erreichen, ist der Affenbrodbaum, Adansonia.

Er übertrifft die

vorherbeschriebenen Bäume an Umfang, und ist die größte aller Baumgattungen. Auf der Insel St. Jago

steht der hier abgrzeichnete,

und hat 56 Fuß am

Stamme im Umfang;

einer von den zwei Haupt­

ästen mißt 42 Fuß, der andere 26 Fuß im Umfang.

Die Einwohner der Insel nennen ihn Kabisera ober Baobab.

(Fig- 25.)

Der Zittwer. Amomum

Zedoaria L>.

(Taf. VIII. Fig. 26.)

Gehört zu den A^nei- Pflanzen, und ist in Ostin­ diens gebirgigten Gegenden, auch in China und Cochin-China zu Haufe.

Man gebraucht in den Apo­

theken zweierlei Sachen aus dem Pflanzenreiche un­

ter dem Nanren Zittwer, den Zitwersamen (Wurmsa­

me) und die Zitwerwurzel. Rede.

Von letzterer ist hier die

Unsre Apotheker erhalten sie in zwei bis drei

Zoll langen Stücken,

die höckrigt,

knotig und voll

Runzeln, auch an beiden Enden zugespitzt sind, unge­ fähr so dick, wie ein kleiner Finger, aussen von weiß­ grauer, innen von bräunlicher Farbe.

Der Geruch

dieser getrockneten Wurzelstückchen ist dem des Ing­ wers oder auch des Kainpfers

ähnlich, und schnell

eindringend, btt Geschmack ungefähr wie Rosmarin,

gewürzhast bitterlich und hitzenb. Es giebt lange und runde Zittwerwurzeln; die

runde ist schwächer an Geruch und Geschmack, aber

beide find nur Theile einer Pflanze.

Die Aerzte

und Apotheker nennen sie Zedoaria,

und kannten

lange Zeit hindurch die Pflanze nicht,

von welcher

diese Wurzel genommen wird.

scher entdeckten jene.

Erst «euere Naturfor­

Sie gehört zu der Gattung

von Pflanzen, die man Amome nennt, und wird in

sandigem Boden, den sie vorzüglich liebt, wohl zwei Fuß hoch.

Die Wurzel stirbt im Winter nicht ab.

Ihre Blatter sind oval und spitzig. (Fig. 26.)

Der

Blumenstiel hat keine Blätter, und die weißen Blu­ men von veilchenartigem Gerüche reihen fich locker

um ihn herum. (Fig. 27.) Die Ostindienfahrer bringen sie getrocknet, auch

bisweilen schon in Scheiben,

oder der Länge nach

zerschnitten, aus Bengalen. Es wird durch Destilla­ tion ein feines Oel daraus gezogen, das zur Stär­ kung des Magens dienen, Schweiß und Urin treiben, auch den Umlauf des Bluts fördern soll.

Fig. 26. stellt das Blatt, Fig. 27. den Blumen­ stengel, Fig. 28. eine einzelne entfaltete Blume, Fig.

eg. die Wurzel dar. (Fig. 26. 27. 2g. ag.)

)

SS

c

Die Paradieskörner. Amomum grana Paradisi. (Taf. Vlll. Fig. 50.)

L>as Vaterland der Pflanze, von welcher die soge­ nannten Paradieskörner kommen, ist ebenfalls Ostin­

dien. vor.

Aber auch die Küste von Afrika bringt sie her­

Sie gehört zu der Gattung der Amomen.

Die

Wurzel dauert fort, wenn auch nach der Reife der Samen die Blätter abgewekkt sind, und treibt all­ jährlich wieder.

Die Blätter find von eirunder, stark

zugespitzter Form. (Fig. 50.)

Es bilden sich an dem

kurzen Blumenstiel eine Menge Samenkapfeln, die eine dünne, zähe, leicht zu biegende, der känge nach

gefurchte, ftisch rothglänzeude, Echaale haben, an welcher oben ein breiter, runder Knopf befindlich ist. (Fig. 51-) So lange die Frucht noch frisch ist, steckt

unter der Schaale etwas fleischigtes, was angenehm

sauer schmeckt.

Die Samenkapsel hat drei Abthei­

lungen, worin die ungleichgeformten, auswendig ro­ then, inwendig weißen Samenkörner verwahrt wer­

den. (Fig. 32. ss.)

Man nennt diese auch Main-

gete, oder Melegnette, von der afrikanischen Stadt

)

6o

(

Melege, andre nennen fie auch Pfeffer von Guinea,

oder afrikanischen Pfeffer.

Sie riechen etwas weni­

ges gewärzhaft und schmecken wie Pfeffer. Auch wird

ein gewärzhaft riechendes zartes Oel durch Desiiliren aus diesen Körnern gezogen.

Sonst wurden sie, ihrer

reizenden, hitzebringrnden Kraft wegen, in der Heil­ kunde gebraucht: jetzt sind sie aber ein Gegenstand des Wuchers der Gewärzkrämer worden, welche den gestoßenen Pfeffer damit verfälschen. Als Hausmittel gegen das Fieber diese Körner anzuwenden, ist schäd­

lich und unnütze.

Dennoch giebt es thörigte Men­

schen, die ihnen hierin Kräfte beimessen, so wie sie vofl andern auch in Backwerk eingestreut werden. In Fig- 50. 31. ist das ganze Gewächs mit

Samen, Blättern und Wurzel, und in Fig. 32. 33.

find einzelne geöffnete Samenkapseln abgebildet. (Fig. 30. 31. 32. 33.)

/ ff/

/A

)

6-

(

Die Maluinische Wachtel. Tetrao Falklandicus.

(Taf. IX. Fig. 54.)

Hm unsre jungen Freunde mit noch einigen Wachtelgattungeu bekannt zu machen, haben wir die hier

benannte hinzugefügt, welche mit zu den schönsten ge­

hört.

Sie ist von gleicher Größe mit unserer inlän­

dischen gemeinen Wachtel, und bis zum Schwänze 8 Zoll lang. Man hat sie auf den maluinischen In­ seln, die wir auch unter der Benennung: Falklands­ inseln kennen,, entdeckt, und ausgesiopfte Exemplare davon nach Europa gebracht, wodurch die Naturkun-

diger wenigstens in den Stand gesetzt wurden,

sie

nach ihrem Aeussern kennen zu lernen, aber von ih­ rer Lebensart und Nahrung konnte man bisher noch wenig erfahren, weil es den Reisenden in jene Län­

der bisher an Zeit und Gelegenheit fehlte, Beobach­ tung darüber anzustellen. Die Falklands- oder ma­

luinische Wachtel hat einen starken, bleifarbenen Schna­ bel.

Die Farbe des obern Theils ihres Körpers ist

hellbraun, gegen die Mitte zu sind die Federn dunk­ ler, und haben am Ende zwei bis drei gebogene Streifen von dunkelbrauner Farbe.

)

62

(

Seitwärts am Kopfe find weiße kleine Federe in die Hauptfarbe des Ganzen eingesprengt: Kinn, Vorderhals und Brust haben eine braungelbe Farbe, und Flecken und krumme Striche von dunkelbraun. Bauch, Schenkel und After find mit weißen Federn bedeckt; an den dunkelbraunen Schwingen befindet fich eine hellere Einfassung. Auch der Schwanz ist braun von Farbe, und mit etwas blasseren Streifen besetzt. Die Beine find ebenfalls braun. Nach dem ganzen Aeussern dieses ausländischen Vogels zu schließen, muß er flink und lebhaft seyn, und ein heiteres Aussehen, auch vielleicht, wegen sei­ ner etwas größer» Schwungfedern, als wir an un­ srer gemeinen Wachtel sehen, mindere Beschwerde beim Auffluge haben, als diese. Schade, daß man, wie gesagt, diese Wachtelgat­ tung nur aus Naturaliensammlungen und Zeichnun­ gen kennt, ohne übrigens mehr von ihrer Sitte in der Heimakh zu wissen. Nicht einmal so viel läßt fich bestimmen, ob sie auch alljährlich von den Maluinischen Inseln auswandre, wie die bei uns einhei­ mische Wachtel zu thun gewohnt ist. (Fig. 34-)

)

6z

(

Das Rebhuhn mit dem rothen Halse. Tetrao rubricollis. (Taf. IX. Fig. 55)

Es ist in Afrika zu Hause,

und heißt daher auch

bei einigen das afrikanische Rebhuhn.

Eine Eigen­

heit, und daher ein sehr kennbares Unterscheidungszei­ chen dieses Vogels von andern, ist, daß er an der Kehle

und

am Halse überhaupt durchaus federlos,

aber statt her Frbrrn mit einer schön rothen glat­ ten Haut bekleidet ist.

Man bezeichnet ihn daher

auch bisweilen mit der Benennung des glattkehlige« Rebhuhns.

-Wir finden es auf folgende Art von den Na­ turforschern beschrieben.

Seine Länge

beträgt

nur

dreizehn Zoll, es ist also kleiner, als unser gemeines Rebhuhn.

Der Schnabel ist

kurz und

von

rother

Farbe, rin federloser, gegen vorn spitzer rother Raum

umgiebt die Augen, diesen faßt ein weißer Streif von Federn ein, der auch über dem Auge und unten um

den kahlen Fleck am Halse hinlauft, von der Schnabelwurzel aus, wo beide anfangen. dem größten Theil des Körpers

Die Federn an

find von brauner

)

64

(

Farbe, oben auf dem Rücken dunkel gefleckt.

Seit­

wärts am Halse, und unten am Leibe ist weiß die hervorstechende Farbe der Federn, die braune Streifen

haben.

Mitten auf der Brust und am Bauche ist es

größtentheils bräunlich,

sind weiß.

Hintere und Schenkel aber

Der Schwanz ist 1 Zoll lang, von brau­

ner Farbe und wie ein Fächer gestaltet.

das Männchen an den rothe

Auch tragt

Füßen einen Sporn.

Es ist zu beklagen, daß außer diesen Merkmalen

und Unterscheidungszeichen

noch

nichts

wesentliches

über die Sitten und Lebensart dieses Vogels gesagt werden

kann,

da ihn

seit seiner Entdeckung zwar

schon viele gefangen, aber keinesweges gehörig beob­

achtet haben.

(Fig. 35-)

Das Europäische Nothhuhn. Tetrao rufus. (Taf. IX. Fig. 36.)

Wir Wollen auch mit diesem Vogel unsre jungen Freun­

de bekannt machen, da er bisweilen mit dem gemeinen Rebhuhn verwechselt zu werden pflegt.

Auch nennen

mehrere

)

6Z

mehrere diese Gattung das

( rothe Rebhuhn.

Es ist

aber vom gemeinen sehr wesentlich verschieden, so daß

dieser Unterschied schon bei dem bloßen Anblick auf­ fallt, wenn unsre Leser die Figur 56, mit Figur 12 der vierten Tafel vergleichen wollen. Das Rothhuhn ist größer, als das gemeine Reb­ vierzehn Zoll lang,

und

mit ausgefpannten

Flügeln 1 Fuß neun Zoll breit.

Der Schnabel ist

huhn,

von hochrother Farbe, der Stern im Auge blaßroth: so auch die Beine,

deren Zehen mit dunkelbraunen

Nägeln besetzt sind.

ES ist eines der schönsten unter den verschiede­ nen -Rebhühnern, und gehört überhaupt zu den schö­ nen Vögeln sowohl unsres Welttheils, als der übri­ gen.

Man kann keine feinere Zeichnung sehen, als

die ist, welche man auf den Federn desselben findet,

und welche im Ganzen eine sehr angenehme sanfte Wirkung macht.

Der vordere Theil des Kopfes ist

graubraun, der Hintere rothbraun, und hat schwarze

Flecken. Eben so ist der obere Theil des Halses roth­ braun. Ueber den Rücken, die Flügel und den Schwanz zieht eine braune Farbe hin, die aber mit aschgrau vermischt, oder schmuzig scheint.

Ein scharlachrother

Fleck ohne Federn, und voll kleiner Warzen, ist hin­ ter den Augen zu sehen.

Von reiner weißer Farbe

sind Kehle, Wangen und der vordere Theil des Hal­

ses, und dieser Theil ist durch einen schmalen schwarzen

Strich, der von der Wurzel des Schnabels anfängk,

wie mit einem seidenen Bande eingefaßt, welcher, sich nach der blaß aschgrauen Brust hinabsenkt, und um

sie herbiegt. Bauch, Seiten, Schenkel und After haben gelb-

E

)

66

(

lich roth zur Grundfarbe, nur ist diese an den Sei­

ten noch mit halbmondförmigen Flecken besetzt, an denen weiß,

schwarz und orangefarb mit einander

strichweise abwechseln. Die Schwingen von grau­ brauner Farbe sind ihrer Spitze zu an den äußern

Fahnen gelblich eingefaßt;

im Schwänze, der sich

schmal rundet, haben vier mittlere Federn eine grau­ braune Farbe, fünf aber haben diese Farbe nur auf der einen Seite, und sind auf ihrer Außenseite gelb­ roth, die fünf äußern hingegen ganz gelbroth auf bei­

den Seiten. Minder schön ist das Weibchen, und besonders durch eine schmuzig weiße Farbe am vor­ dem Theile des Halses, durch eine nicht so hochund reinschwarze Einfassung dieses Theiles,

so wie

auch dadurch zu erkennen, daß die Farbe des Ober­

leibes mehr ins aschgraue fallt. Man hat die Art und Weise dieses auch

im

südlichen Deutschland, im Oesterreichischen, in Böh­ men einheimischen Rebhuhns genau beobachtet.

Sein

eigentliches Vaterland ist Frankreich, Spanien, Ita­

lien und Griechenland.

mäßigte und warme

Es lrebt überhaupt nur ge­

Erdstriche,

und

meidet kalte.

Schon in England ist es selten, und brütet wenig­

stens dort nicht.

Desto häufiger ist es in Afrika an­

zutreffen, wo es z. D. auf der Küste von Guinea die Größe des Haushuhns erreicht. Auch in Indien, und

auf den Inseln des Mittelländischen Meeres findet

man es

häufig.

Doch

machen

die

verschiedenen

Wohnorte auch mehrere, oft nicht unbedeutende, Ver­ schiedenheiten.

Bergigte Gegenden mit Wald sind sein liebster Aufenthalt, es meidet und haßt feuchte, niedrige La-

gen, in denen es durchaus nicht fortzukommcn scheint. Seiner Lebensart nach, hat es viel mit dem gewöhn­

lichen, (Taf. 4. Fig. 12.) beschriebenen Rebhuhn ge­ Es genießt Insekten, Getraide aller Art, Sa­

mein.

men, junge Saat, Gras und Kohlblatter.

Nach den

Nahrungsmitteln, die es genossen, richtet sich der Ge­ schmack, den das Fleisch hat.

weilen besser,

Dieser ist daher bis­

vorzüglich,

bisweilen minder

immer

aber gut.

Zur Brütungszeit gräbt oder scharrt das Weib­ chen ein flaches Loch in die Erde, und legt sechszehn

dis achtzehn Eier in dieses Nest,

welche weiß und

rothgefleckt, aber etwas kleiner a!S die Eier des ge­ meinen Rebhuhns sind.

Oft nimmt es sich nicht ein­

mal so viel Mühe um sein Nest, seine Eier zwischen Steine,

sondern es legt

die dann beim Brüten

die Hitze zusammenhalten, und die Zeitigung der Jun­

gen

befördern.

Männchens gegen von

In Ansehung der Zärtlichkeit des das Weibchen,

dem gemeinen Rebhuhn.

hat dieses nichts

Es nimmt durchaus

keinen Anthefl an den Sorgen des Weibchens um die Eier; es kümmert sich überhaupt zur Brütezeit nichts

um dieses.

Auch fehlt ihm der hohe Grad von Ge­

selligkeit und häuslicher Eintracht,

welcher bas ge­

meine Rebhuhn für den Beobachter interessant und liebenswürdig macht. Zwar lebt es in größeren und kleineren Haufen,

nennt,

die

man Truppen

oder Völker

aber diese Verbindungen sind mehr zufällig,

auch fehlt ihnen die Innigkeit und der genaue Ver­

band, welcher die Gesellschaften der gemeinen Rebhüh­ ner auszeichnet. Das Rothhuhn lockt sich nicht, wenn

ein Trupp sich zerstreut hat. E 2

)

68

(

Weder Alte noch Junge können an die Gefan­

genschaft leicht gewöhnt werden, man muß, um sie in Vogelgärten zu haben, Eier sammeln,

Haushühnern

ausbrütcn lassen,

und von

und die erhaltenen

Jungen gleich den Fasanen behandeln.

Kenner behau­

pten, es sey auch bei der subtilsten Behandlung den­

noch sehr schwer, sie fortzubringen, und erwachsen zu erhalten. Selbst wenn sie auf erwähnte Art ausge­ brütet, also mit dem Zustande der Freiheit nicht be, kannt worden, sollen sie doch, nach dem Berichte des

Le Roi, nur kümmerlich leben, nach und nach ihre Munterkeit verlieren, und bei beständiger Traurigkeit bald sterben.

Davon müßte der Grund in ihrer un­

bezwingbaren Liebe zur Freiheit, und der daraus ent­

springenden Unzufriedenheit mit

Sklaverei liegen.

dem Zustande der

Vielleicht daß dies bei den Roth-

hühnern in Frankreich und Deutschland wirklich der Fall ist;

aber in allen Gegenden, wo sie leben, ist

diese Unbezahmbarkeit nicht bemerkt worden.

Wenig­

stens giebt der Gelehrte Tournefort Beispiele an, aus denen erhellet, daß sich dieses Rebhuhn sogar leicht an Sklaverei gewöhne.

Er erzählt, daß die Einwohner der Insel Scio die Kunst verstehen, es gänzlich zu zähmen, und zum

Hausthiere zu machen. Sie treiben es in großen Heerden auf die Felder, wo es für seine Nahrung sorgt, und den Tag über abwesend ist.

Am Abend

pfeift jeder Eigenthümer der verschiedenen Familien, aus denen die Heerde besteht, und so gleich kehrt jede Familie in das Haus seines Herrn zurück, aus wel­ chem sie ain Morgen ausgetrieben worden war.

Auch in den Schriften der Griechen und Römer

)

6g

(

finden fich Nachrichten, daß diese Rothhuhner zahm gemacht,

und sogar zu allerlei Künsten abgerichtet

werden konnten.

Einige soll man auch sogar fingen

gelehrt haben.

Das Männchen ist sehr eifersüchtig,

und begehrlich:

es kämpft mit aller Kraft um den

Belltz eines Weibchens, und dem Sieger in solchen Kämpfen, die meistens blutig, oft tödlich find, wird das Weibchen zu Theil.

Aus dieser Kampflust

zieht

der Mensch

Vor­

theile für seine eigne Belustigung, und richtet, z. V.

auf der Insel Cypern, die Männchen zu Kämpfen

ab, die alsdann, wie in England die Hahnengefechte, öffentlich geschehen, und allgemeines Vergnügen ver­ breiten.

Es ist ziemlich schwierig, Rothhähner zu schie­

ßen, oder zu fangen, wenn ste im Freien leben. Ihr Aufenthalt auf Bergen, in Wäldern, schützt fie gegen Angriffe;

und fie wissen diese Schutzwehr noch da­

durch zu verbessern, baß fie bei Gefahr den steinig­ ten, felfigten Lagen ihres Wohnorts zu eilen, wohin oft der Jäger nicht kommen kann. Selbst auf Bäu­

men hat man fie stille und verborgen fitzend bemerkt,

um den Nachstellungen zu entgehen.

Wenn fie fich

aber ins freie Feld wagen, find sie noch leichter als

das gemeine Rebhuhn zu erhaschen;

denn ihr Flug

ist gerade und schwer, dabei machen fie großes Ge­ räusch. In Sardinien wird förmlich Treibjagd in den

Bergen auf fie gemacht: man scheucht und jagt sie aus den Wäldern heraus ins Freie, und schießt fie, oder

fängt fie in Netzen, die lang und enge find, und die Form eines Sackes haben.

Der Treiber ist mit ei-

nem Stück Leinentuch vorn bedeckt, wodurch er un­ kenntlich wird.

Damit er sehe, sind in der Gegend

der Augen zwei Löcher eingeschnitten.

So treibt er

die Hühner vor sich her, dem Netze zu, und ist er glücklich, viele anzutreffen, so kann er in einigen Ta­ gen fünfhundert Gefangene machen.

In Sardinien

ist diese Jagd jedermann erlaubt, und demohngeachtet ist die Menge der Rothhühner so groß, daß man

sie zur Begattungszeit mit Händen greifen kann. Leckere Mäuler

machen viel Wesens von dem

Wohlgeschmack des Rothhuhns; sie ziehen ihr Fleisch

dem des gemeinen

Rebhuhns vor.

Ihre Nahrung

hat aber, wie fcho« gejagt, vielen Einstuß auf ihren Werth. So ;. B. gehört ein gebratenes Rothhuhn

auf der Insel Minorka zu den größten Leckerbissen,

so lange es sich nur mit Körnern nährt; sobald es aber die Beeren des Mastixbaums (pistacia lentiscus)

genießt, verliert es seinen Wohlgeschmack, und da­ durch seinen Werth auf den Tischen der Schlemmer. Nach dem Genuß von Thymian schmeckt auch das Fleisch ganz gewürzhaft. Weil das Rothhuhn auf Sardinien in außeror­

dentlicher Menge vorhanden ist, so ist auch sein Preiß dort außerordentlich geringe; er ist sogar geringer, als beim gemeinsten andern Fleisch.

Die französischen Köche wissen Pasteten von vortreflichem Geschmack zu backen, wobei sie das Fleisch

vom Rothhuhn anwenden; so eine Rothhuhnpastete in Paris kostet nicht wenig, aber sie soll gut schmecken.

(Fig. 36.)

Tetrao cristatus.

aas. IX. Fig. 57-)

Diesen Namen führt eine schöne Wachtelgattung,

deren Vaterland Mexiko und Guiana ist. Ein Fe­ derbusch, -er hinter dem Oberkopfe einen Zoll lang hinaussteht, und sich krümmt, hat ihr diesen Namen verschafft. Ihr Schnabel ist etwas kürzer, als bei der gemeinen Wachtel, Uber stark und braun von Farbe. Sonst gleicht sie an Bildung unsrer gemei­ nen Wachtel, nur sind ihre Federn ganz anders ge­ zeichnet. Scheitel, Haube und Kinn haben eine roth­ gelbe Farbe; Wangen, Hals, Rücken, und der Unter­ leib bis zum After sind schäckig, in einer Mischung von gelbroth, braun, schwarz und weiß. Am Halse und den Wangen ist mehr von der gelbrothen Farbe zu sehen. Die Flägelschwingen haben eine braune Farbe, und weiße Einfassungen, so auch der Schwanz, der noch grauschäckig ist. In Mexiko heißt die Haubenwachtel Guauthzone, kolin. Der Ton ihrer Stimme ist rührend und kläg­ lich: er zieht an, als ob man Mitleid haben sollte.

Noch

hat auch

hier

Vie Naturgeschichte nicht

so vollständig gemacht werden, als bei andern Vö­ geln: man hat diese Wachtel in Ansehung ihrer Sit­ ten und Lebensart noch nicht hinlänglich beobachtet,

so daß man nur vermuthen, nicht aber mit Gewiß­ heit behaupten kann, daß sie darin unsrer einheimi­ schen Wachtel gleich sey. (Fig. 37.)

Der Butterbaum in Afrika. (Taf. X. Fig. 38.)

Ein kühner Reisender der neuesten Zeit, der engli­

sche Wundarzt MungoPark, hat diesen sehr merkwürdi­

gen Baum in Afrika entdeckt und bekannt gemacht.

Cr

reifete im Jahr 1795 von einer kleinen englischen Fak­

torei am Ufer des Gambia aus, und drang fast hun­

dert deutsche Meilen in das Innere von Aftika vor, den Strom aufwärts.

Er lernte Gegenden und Län­

der kennen, von welchen man bisher noch nichts ge­

wußt hatte. Vielleicht ist es uns in der Folge möglich, das merkwürdigste aus seiner Reisebeschreibung für

unsre jungen Freunde auszuheben.

Hier berühren wir nur einen vorzüglichen Ge­ genstand aus dein Pflanzenreiche, den Butterbaum.

Die

Landeseinwohner

des

Königreiches

Bambarra,

, nennen ihn Shea, und nach ihrer Aussprache Schi.

Er wachst wild in Waldern.

Park vergleicht ihn mit

der amerikanischen Eiche, und die Frucht mit einer

spanischen Olive.

In beiliegender Zeichnung Fig. 58.

ist ein Zweig, und Fig. 59. und 40. eine ganze und zerschnittene

Frucht dargestellt.

Der

Kern

dieser

Frucht, der in einer dünnen grünen Schaale wächst,

und von einem weißen Mark umschlossen ist,

wird

an der Sonne getrocknet, und im Wasser ausgekocht.

Da schwimmt denn die Butter oben auf dem Was­ ser, und wird, wenn dieses kalt ist, als eine Rinde

abgenommen.

Diese Pflanzenbutter

Wohlgeschmack,

ist

von hohem

und unsrer Butter aus Kuhmilch

schon um deswillen vorzuziehen,

weil sie ein Jahr

lang ausdauert, ohne eingesqlzen zu seyn.

Im In­

nern von Afrika, so weit Mungo Park es bereistte, ist die Bereitung dieser Pflanzenbutter ein Haupter-

werbszweig, und ein wichtiger Gegenstand des Han­ Dieser Reisende hat nicht bemerkt,

dels.

daß die

Landesbewohner Fleiß auf den Anbau des Baumes Verwendern

Sie rotten ihn nur nicht aus, sondern

lassen ihn stehen,

wenn sie andre Waldbäume um­

hauen. Der spekulative Sinn der Europäer hat schon

an die Verpflanzung dieses Baumes in andre Welt­ gegenden gedacht.

Bei uns könnt' er, eines heißeren

Himmelstriches gewohnt, nicht gedeihen, vielleicht aber in den Ländern von Asien und Amerika, wo die Eu­

ropäer Pflanzungen haben, und von dort aus würde

)

74

dann die gewonnene Butter

c

nach Europa gebracht

werden.

(Fig- 38. 39- 4o.)

Das Cochenille-Insekt. Cocus

cacti

coccinelliferi.

(Taf. X. Fig. 4‘.)

Den

meisten von

unsern Lesern

ist die Cochenille

wenigstens in so fern bekannt, daß sie solche als ei­

nen kostbaren Färbestoff haben nennen

hören,

aber

sehr vielen wird es angenehm seyn, eine naturhistori­ sche Beschreibung

nisses

hier zu

dieses merkwürdigen Naturerzeug­

finden.

Die Abbildung in vorliegen­

der Nummer leitet uns dazu an.

Unter Cochenille versteht man kleine, ,runzlichte, hochrothe Körner, von denen man lange Zeit nicht

wußte, ob es Samenkörner einer ausländischen Pflan­ ze, oder getrocknete Kaferchen seyen.

Erst in neueren

Zeiten haben die Naturkundiger Licht über diesen Ge­ genstand verbreitet. Diese Körner gehören dem Thierreiche zu, und

find die Ueberreste des gewaltsam getödtcten Insektes. Amerika ist sein Vaterland, und die Gewirmsucht der

Menschen ist dort sehr besorgt, das Insekt alljährlich

zu vervielfältigen.

Man hat zu diesem Ende große,

weitläuftige Anstalten in Mexiko und Brastlien errich­ tet, worin es genährt und gepflegt wird, so wie man i

Deutschland Maulbeerpflanzungen angelegt hat, um

den Seidenbau emporzubringen.

Wir werden weiter

unten von jenen Pflanzungen sprechen.

Das Cochenille-Insekt ist in Fig. 41. und.45. in seiner natürlichen Größe, in Fig. 42. und 44. ver­

größert dargestellt.

Es hat einen convexen Rücken,

und sowohl Männchen

als Weibchen. ist mit sechs

schönen, hrllrothen Füßen versehen. Das Männchen ist

ein vorzüglich schönes und zartgebildetes Insekt, über und über von der schönsten

Füße sind besonders hochroth. ovaler Form,

rothen Lackfarbe.

Die Brust ist von

und mit dem Kopfe durch

feines Band verbunden.

Die

ein

sehr

Die Fühlhörner sind von

der halben Lange des ganzen Körpers,

äußersten Spitze kugelförmig.

und an der

Vielleicht daß der Na­

turforscher Sinne eine andere Gattung kennen lernte, als die hier abgebildete, da er dem Infekt, in feiner

Beschreibung, einen geraden Rücken, schwarze Füße,

und zugespitzte Fühlhörner beilegte. Dom Hintercheile unsres Insektes aus gehen zwei weiße Faden, wie feine Federn, welche wohl dreimal länger sind, als der Leib.

Es hat zwei strohfarbene

Flügel, von äußerst feinem Gewebe, die an den Sei­ ten aufwärts stehen. Dem Weibchen

fehlen die Flügel,

geformt, und hat einen convexen Rücken. mit einer

es ist oval

Dieser ist

weißen Substanz bedeckt, welche wie die

feinste Baumwolle ober Flaumfeder aussieht.

Am

Unterleibe befinden sich mehrere Queerstriche.

. Vorn an der Brust ist das Maul, mit einem purpurrothen Rüssel versehen, welchen das Infekt zum Saugen des Pflanzensastes gebraucht, von dem es sich nährt. Auch das Weibchen hat sechs Füße

von hochrother Farbe.

Es begattet sich 20 Lage

nach seiner Ausbildung, und stirbt, wenn es die über­ große Anzahl seiner Jungen hervorgebracht hat. Diese

sehen anfangs aus wie Punkte,

und man hält sie

eher für kleine Eierchen, als für Thiere.

Auch be­

wegen sie sich in den ersten 24 Stunden ihres Da­ seyns fast gar nicht, aber nach Verfluß diefer Zeit

rennen sie schnell auf dem Blatte umher, auf wel­ chem sie gebohren sind.

Noch kam» sie aber das un­

bewaffnete Auge nicht unterscheiden; und unter dem Vergrößerungsglase sehen sie um diese Zeit aus, wie Pünktchen von einer unförmlichen rothen Substanz,

die mit weißen, höchst feinen Flaumfedern oder Dau­ nen bedeckt ist. Erst nach drei bis vier Lagen braucht

man kein Glas mehr, um diese daunenartige Bede­ ckung zu erkennen, und nun geht es mit dem Wachs­

thums des Insektes sehr schnell voran, bis es die

Größe eines Reißkornes erreicht hat.

wird,

Je größer es

desto mehr vermindert sich seine Lebhaftigkeit,

und wenn es seine ganze Größe erreicht hat, bleibt

es auf seiner Stelle am Blatte festsitzen, unbeweglich, wie todt. Um diese Zeit muß man es einfammeln, weil es später Junge zur Welt bringt, und dann

stirbt und für den Farbestoff verloren geht. Unter einem Häufchen von Insekten, welche mit

dem gedachten weißen Puder, oder der daunenartigen

Substanz bedeckt, auf einem Blatte beisammen sitzen, sicht man meistentheils

einige walzenförmige,

senk­

recht emporstehende Puppen; das sind eingesponnene

Männchen,

die dann nach ihrer Verwandlung mit

Flügeln versehen sind.

Diese stechen wohl drei Tage

früher aus dem Gewebe hervor, als das Insekt seine völlige Bildung erlangt. So, mit Flügeln geschmückt, leben sie nur drei bis vier Tage, und wenden diese

an, die Weibchen fruchtbar zu machen.

Bei der Gewinnung und Bereitung der Coche­ nille wird auf folgende Art zu Werke gegangen. Wenn die Regenzeit

vorüber ist,

werden erst

kleine Bändel von sehr feinem Moose auf die Sta­

cheln des Cactus festgesteckt: in diese Bündel verkrie­ chen sich die Weibchen, wenn sie Junge hervoröringen

wollen, ihrer zehn bis zwölf zusammen, und schon nach

wenigen Tagen lebt und webt alles auf dem ganzen Blatte voll junger Insekten.

Bald breiten sie sich

über die ganze Pstanze aus, und sind bald großkund

reif, um eingesammelt zu werdend Einige dazu beson­

ders abgrrichtete Sclaven gehen wöchentlich einigemal

von Pstanze zu Pflanze, und streifen mit einem Stäb­ chen von Bambusrohr, das wie eine Feder geschnit­

ten ist,

die ausgewachsenen Insekten in

ein Gefäß

ab, wohl vorsehend, daß keine Halbgewachsenen oder

ganz Junge damit abgenommen

werden.

Ueberall

lassen sie mehrere recht schöne große Weibchen sitzen, damit durch diese die weitere Fortpflanzung bewirkt werde.

Sclaven von schlechter Art verhindern solche,

indem sie unachtsam alles abstreifen, und weder die nöthige Anzahl von Weibchen, noch auch die Jungen

schonen.

Ist durch dieses Einsammeln eine gute Anzahl zufammengebracht worden,

so wird eine Quantität

davon um die andere in eine flache irrdene Schüssel gest., m, und lebendig auf Kohlen gesetzt. Da mässen denn die armen Thiere, unter langsamen stetem Um­

rühren mit einem zinnernen Griffel, lebendig rösten und elend sterben.

Dieses Umrähren wird so lange

fortgesetzt, bis von der daunenartigen Substanz nichts mehr zu sehen ist, und alle wäßrigten Theile gänzlich

verdünstet sind.

Auch sprüzt man,

schnelle Rösten zu

um das allzu

welches

verhindern,

der Farbe

schädlich ist, von Zeit zu Zeit Wasser über sie hin. Wenn nun endlich eine dunkelrothe Farbe sie um und um überzieht, und ihre erste Gestalt sich in Körner

verwandelt, die mehr zum Pflanzen- als Thierreiche zu gehören scheinen, so ist dies das Zeichen, daß sie genug geröstet sind. Im Oktober beginnt die Pflege

und das Einsammeln der Insekten, und dauert fort bis zum März.

Sonst hatte in Brasilien der König

von Portugal allein das Recht, Cochenille zu sammeln, aber nach neueren Nachrichten ist dieser Manufaktur­

zweig nun allgemein Preis gegeben, und es liegt we­ der an Mangel von Freiheit,

noch an den in der

That schönen Pflanzungen, welche daselbst befindlich sind, sondern allein an der Nachläßigkeit und Träg­ heit der Portugiesen in Brasilien, daß sie nicht weit

re ichere Erndten alljährlich machen, und dadurch den

hohen Preis vermindern können,

in welchem dieser

Färbestoff steht. Wie die meisten Thiere hat das Cochenille-Insekt auch einen gefährlichen Feind, der auf der nehmlichen Pflanze lebt, und jenes zu seiner Nahrung aufftißt. Die-

)

79

c

fts feindliche Insekt hat zwei Flügel, gehört zn den Fliegen, und hat, wenn es ganz ausgewachsen ist, Aehn-

lichkeit mit dem Infekte, das man Ichneumon nennt,

nur daß dieses vier, jenes nur zwei Flügel hat.

Die

Larve, oder Raupe dieser Fliege kriecht in die dau­ nenartige Substanz des Cochenille-Insektes und ist

alsdann von diesem nur dadurch verschieden, daß ihr Körper langer, und mit größeren Füßen versehen ist, auch leicht von der daunenartigen Substanz getrennt

werden kann, welche an dem Cochenille-Insekt eigent­ lich festsitzt. Sobald die Larve der Flkege merkt, daß sie ihrer Verwandlung nahe sey, so verläßt sie die Daune des

Insektes,

und besetzt irgend eine

freie Stelle des

Blattes. Nun wächst sie, gleichsam zusehends, und ändert die Farbe, von hochroth in hellgelb mit braunfleckigten Ringen, die um den ganzen Leib hinlaufen.

Sie erstarrt einige Tage später, aber bald zeigt sich

wieder Bewegung; denn nun zieht sie ihre ringförmi­ gen Streifen krampfhaft zusammen, und stößt dadurch

einen beträchtlichen Tropfen von einem reinen Safte aus, der roth färbt. Ist dies geschehen, so erfolgt ihr Verpuppen, wozu sie sich an einem Stachel des

Blattes festhängt.

Nach einiger Zeit kriecht sie als

Fliege aus der Puppe.

Sie tödtet die Cochenille-Insekte, und wird also

von den Cactus-Pstanzern, als eine Feindin ihrer An­

stalten, wieder verfolgt und ausgerottet. (Fig. 41. 42. 43- 44-)

)

8o

c

Der Cactuö, die Erdfeige. Cactus Opuntia Lin*

(Taf. X. Fig. 45 )

Wie wir schon erwähnt haben, ist diese Pflanze der Aufenthalt des Cochenille-Insektes, und ihr Säst seine Nahrung. Sie ist in Südamerika einheimisch, und wird dort, wenigstens in Brasilien,

Orumbela

genannt. Ihr dickes, fleischigtes Blatt wächst an kei­

nem Stiele, sondern gleich aus dem Stamme, und dann Blatt aus Blatt hervor.

Es ist von ovaler

Form, auf der obern Seite flach, oder deutlicher ein wenig einwärts gekrümmt, und hat runde, einen Zoll

lange, spitzige Stacheln.

An Farbe sind die Blätter

innen und außen dunkelgrün, werden aber immer

Heller, endlich gelblich, wenn sie älter sind. Die Blü­ the, so wie die daraus entstehende Frucht, eine Art von Feige, bilden sich, den neuerzeugten Blattern gleich, ohne Stiel an den Seiten,

eines Blattes.

oder an dem Rande

Wenn die Frucht ihre volle Reife er­

langt hat, kann man einen scharlachrothen Saft aus

ihr pressen,

der, wenn er genossen wird,

den Urin

scharlachroth färbt.

Man

)

8i

(

Man hat sonst geglaubt, die rothe Farbe, welche das Cochenille-Infekt enthalte,

sey

eine Folge des

Genusses der Safte des Cactusblattes, aber das ist wenigstens an dem Safte der Blatter nicht zu erken­

nen, denn der hat keine Farbe, sondern ist klar, wie Wasser.

Ob auf einer Pflanze junge Insekten vor­

handen seyen, davon kann man sich leicht überzeugen;

man darf nur darnach sehen, ob sich auf der vertief­ ten Seite der Blatter eine feine weiße Substanz bil­ de, als ob Puder darauf gestreut wäre.

So beginnt

das Daseyn der Insekten sich dem Auge darzustellen.

Weiter hin wird diese weiße Substanz immer stärker, wolligter, daunenartiger.

Die Pflanze erreicht eine auffallende Höhe, sie wird bis auf zwanzig Fuß hoch, und in diesem Ver­

hältniß sind dann auch ihre Blätter, groß oder klein, die untersten am größten; und der ganze Bau eine-

solchen großen Gewächses giebt ihm ein sehr auffal­ lendes Ansehen,

mit den

das nicht recht im Zusammenhang

übrigen Pflanzen und

Baumen zu

stehen

scheint, an denen man Laub, Blatt, Stiele, Zweige zu finden gewohnt ist.

Ganz eigen sieht daher erst eine

ganze Pflanzung von diesen Gewachsen aus, die in

Reihen geordnet sind, wie Weinreben.

Für den Ge­

nuß der Insekten, wohl auch für die Bequemlichkeit der Pflanzer und Einsammelnden scheint es zuträgli­

cher zu seyn, wenn die Pflanze nicht über acht Fuß hoch wird.

größeren

Man verhindert daher absichtlich ihren

Wachsthum

Blätterknospen.

durch

Ausreißen

der

neuen

Sie laßt sich sehr leicht vervielfäl­

tigen; man darf nur rin Blatt ausbrechen, und wäh-

F

)

62

(

renb der Regenzeit in die Erde stecken,

so entsteht

daraus eine neue Pflanze.

(Fig- 45-)

Ueber

Cochin - China und die Cochin-Chinesek. (Taf. XI. Fig. 46.)

Au« Stauntons

Di- Bay von Turon

Reise.

in Cochin-China war die

nächste Stelle, wo wir hoffen konnten,

für unsre

Schiffe fichern Ankerplatz- für unsre erkrankte Mann­

schaft gute Aufnahme, und für uns alle reichen Ver­ rath an Lebensmitteln zu finden.

Wir richteten dort­

hin unsre Fahrt, und sahen schon am Abend, nach­

dem wir die Insel Condore verlassen hatten, die süd­ lichste Landspitze des großen Striches festen Landes, der zu China wenigstens ehemals gerechnet werden konnte. Man kömmt nehmlich bei dieser Landspitze an

Cambobia, weiterhin an Tstompa, und zuletzt an Co­ chin-China.

Vor Zeiten waren diese drei kleinen

Königreiche Theile von China, und rissen sich erst im dreizehnten Jahrhundert davon los, als die Mongo­

len aus der Tartarei in China einbrachen, und fich

-^/.VZ

des Reiches bemeisterten. Bei den damaligen allge­ meinen Unruhen schüttelte der Statthalter, dem die Chineser die südliche Halbinsel ihres Reichs unterge­ ben hatten, zu welcher nordwärts Tung-quin, süd­ wärts aber, noch jenseits Cochin-China, auch Tsiompa und Cambodia gehörten, das Joch ab, ward selbst Herrscher, und wohnte in Tung-quin. Seinem Bei­ spiele folgte nachher wieder einer von seinen Unker­ statthaltern in Cochin-China, und machte sich unab­ hängig. Dem Namen nach erkannten sie zwar den Kaiser von China noch eine Zeitlang als ihren Lehn­ herrn; aber in der That waren sie unabhängig, und blieben es seither. Der Küste von Cambodia können sich große Schiffe nicht nähern, weil das Land von feiner süd­ lichen Spitze an bis zu dem Ausflusse des CambodiaSkromes mit Untiefen umgeben, und daher das Was­ ser nur für Boote fahrbar ist. Auch ist das Land nicht weit in der See sichtbar, denn es hak die al­ lerniedrigsten Ufer mit einigem Gesträuche bewachsen. Tsiompa hingegen ist durch ftinen höhern Boden zu erkennen. Es sieht wie schön gebautes Land aus, ist aber, bei genauerer Untersuchung, an der Seeseite nichts, als eine ungeheure Steppe öden gelben San­ des, aus welchem sich öde Felfenstrecken, und hinter bissen kahle Felsenberge sich erheben. Wir segelten bei dem Vorgebirge Varella vor­ über, das unter zwölf Grad fünfzig Minuten nörd­ licher Breite liegt, auch führte uns eine starke See­ strömung nahe bei den Jnstln Pulo Canton, und Pulo Racan vorbei. Beide waren gut angebaut, und schienen ftuchtbar zu seyn. Wir befanden uns schon F-

seit mehreren Tagen dem Königreiche Cochin-China gegen über, vor welchem, auf eine Strecke von vier­ hundert Meilen, Gruppen von Inseln und von Fel­

sen liegen, zwischen welchen und der Käste des festen

Landes hinzufahren, wegen häufiger Sturmwinde und Seeströmungen, sehr gefährlich ist.

Bei Windstillen

ist das Schiff in Gefahr, von den Strömungen ge­

gen Inseln und Felsen unaufhaltbar getrieben zu werden, und beim Sturmwinde an den Kästen des

festen Landes zu scheitern.

Hier in dieser Gegend der

Welt nennt man Typhon, was sonst auf dem Meere ein Orcan heißt: es find höchst gefährliche Stürme, weil fie sich von einer Gegend schnell nach der an­ dern drehen, und so immer wechseln.

Seefahrer erkennt aber

ihr Annaheru

Der achtsame

an gewissen

Vorzeichen, und sucht sich zu ihrem Empfang best­

möglichst vorzubereiten. Es schien uns am 2Zten Mai, als ob wir die

Anwendung dieser Vorsichtsregeln höchst nöthig hät­

ten, denn alles verkündigte ©surrn. An diesem über­ aus schönen Tage überzog sich bei Sonnenuntergang der ganze Horizont mit einer brennenden Röthe, und die Lust wurde voll Dünste. Das Quecksilber im

Barometer fiel plötzlich stark.

Gleich nach Untergang

der Sonne erhob sich in Nordwest ein dickes, schwar­ zes Gewölk, das am Rande glänzte und fcuerrothe Stellen hatte.

Der ganze Horizont umwölkte sich ei­

nen Augenblick nachher; wir erwarteten den Sturm,

nahmen die obersten Masten und Stangen ab, und ließen nur wenige Segel ausgespannt; so konnten wir vom Sturme wenig beschädigt werden. Aber nicht lange, so verzog sich das Gewölk, und nach ei-

tilgen mäßigen Windstößen stieg das Quecksilber wie­

der auf seinen vorigen Grad.

Des andern Morgens

sahen wir den Einschnitt der Küste von Cochin-Chi­

na, der uns die Bay von Turon zu styn schien, wo­

hin wir zu steuern Willens waren. Sie war es auch wirklich.

Wir entdeckten zwischen uns und der Küste eine große Anzahl von Fischerbooten, welche auf den Fisch­ fang ausgelaufen waren. Wir riefen dem nächsten

davon zu, daß wir einen Lootsen haben müßten, der unfte Schiffe

in

die Bay hineinführte, allein

es

schien, als hatten sie wenig Lust, sich mit uns in Verbindungen einzulaffen; denn sie zogen augenblick­

lich ihre Segel auf, und eilten dem Lande zu. Eines von unsern Schiffen hatte indeß ein Doot in die See gebracht, und ließ damit Jagd auf diese Fahrzeuge der Landes-Eingebornen machen. Wir

wollten im Guten oder durch Gewalt «inen des We­

ges erfahrnen Mann von ihnen erhalten.

Bald hatte

das Boot einen jdlchen Kahn erreicht, und brachte einen alten Mann,

mit wenigen schneeweißen Haa­

ren und tief liegenden Augen, zu uns an Bord. In feinem Kahne waren »och zween jüngere Leute, seine Gehülfen, und wahrscheinlich seine Söhne, zurückge­

blieben; als vom Mitgenommenwerden die Rede war,

sh wollte lieber der alte Mann diese Gefahr bestehen, als seine Kinder Preis geben.

Er schien zu glauben,

daß wir ihn gewiß tödten würden. Am Bord unsers Schiffes war er ganz außer

sich, und stand wie versteinert vor Schrecken und Erstaunen.

Er konnte die Geräumigkeit des Schiffes,

die großen Kanonen, und die Menge von Menschen

)

86

(

gar nicht fassen: das war für ihn eine neue Welt,

und gewiß hielt er uns für schlimme Gesellen. Die unabsehbaren Mastbäume erregten vorzüg­ lich fein Erstaunen: immer blickte er scheu nach ih­ nen empor, als wäre er bange, sie stürzten ein, und

erschlügen ihn.

Man sprach chinesisch mit ihm, aber

selbst die Dollmetscher verstand er kein Wort.

Und

was er sprach, klang auch diesen ganz fremde.

Man

fragte ihn schriftlich, allein er bedeutete, daß er we­ der lesen noch schreiben könne.

Selbst die Benennun­

gen Cochin-China und Turon waren fremd für ihn,

denn bei den Landes-Eingebornen heißen beide an­ ders, und diese von frühern Seefahrern angenommene

Namen sind im Lande unbekannt.

Man mogte dem

alten Manne noch so oft und viel begreiflich machen, daß ihm kein Leides geschehen sollte,

seine Furcht nicht;

dennoch wich

er fiel alle Augenblicke auf die

Knie nieder, und weinte.

Besonders groß war sei«

Jammer, wenn beim Ab- und Zulaviren das Schiff

sich vom Lande entfernte, weil er dann fürchtete, wir möchten ihn auf ewig von seinem Vaterlande hinweg­ führen.

Wir setzten ihm Essen vor, aber er muß­

te gezwungen werden, nur etwas weniges zu genie­

ßen. Nur einige spanische Piaster, die wir ihm schenk­ ten, hatten Reiz und bleibenden Werth für ihn. Er wickelte sie sorgfältig in einem Zipfel seines Kleides.

Nach tausendfachen Bemühungen, uns ihm ver­

ständlich zu machen, begriff er endlich, wozu wir fei­

nen Beistand suchten; das bemhigte ihn.

Er zeigte

uns die Einfahrt in die Bay, die für einen Fremden

schwer zu finden ist.

Von Süden her ist die Gegend der Bay von

Luron an einer großen Masse von Marmorfelsen jn die von

erkennen,

weitem

einer ungeheuer großen

Ritterhurg, einigermaßen dem alten Schlosse Dum­

barton an

der Clyde

in Schottland

ähnlich sieht.

Weiterhin wird man ein hohes, aus dem Meere steil emporsteigendes, Vorgebirge gewahr, welches nur durch

eine niedrige Erdjunge mit dem festen Lande verbun­

den ist.

Es steht auS, wie Gibraltar, und wird von

den europäischen Seefahrern auch so genannt.

Um

die nordöstlichste Spitze dieses Vorgebirges herum ist der Eingang in die Bay,

Der alte Mann,

dessen wir uns nun Lls ge­

zwungenen Lootsen bedienten,

beschrieb uns die An­

kerstelle dadurch, daß er den linken Arm krum bog, (vermuthlich, um die hinter der Bay gelegenen Berge anzudeute»,) und nun mit dem Zeigefinger der rechten

Hand in gehöriger Entfernung von jener Krümmung

gegen den Boden herab fuhr. , Da, meinte er, soll­

ten wir ankern.

Allein wir konnten von seinem Ra­

the noch nicht Gebrauch machen, der heftigen Wind­

stöße wegen,

die unter Donner und Blitz bald da,

bald dort wehten.

Wir mußten wieder das weite

Meer suchen, und bis zum s6ten Mai hin und her laviren, bis wir endlich die Anker in der Bai werfen

konnten.

Unser Cochin-Chineser erhielt nun reichliche

Bezahlung, mehr für seine Angst, als für seine Dien­ ste,

und

wir

schickten

ihn

im Boote

ans Land.

Kaum war dieses nahe genug am Uftr, als er rasch,

wie ein Jüngling heraussprang, und über Hals über

Kopf davon rannte, auch sahen wir ihn nachher nie wieder.

Unsre erste Sorge war, am Ufer einen Fleck zu

)

88

(

finden, wo wir unsre Kranken unter Zelten bringen könnten. Has Ufer war sehr passend dazu: der Bo­ den trocken, von einem kieinen Bach gewässert, kein

Morast in der Nahe.

Nach Beendigung dieses Ge­

schäftes, und nachdem das ganze Schiff von oben

bis unten gelüftet und gereinigt war, ward ein Boot nach der Stadt Turon abgefertigt, die am Ufer eines Flusses liegt, der in die Bay fällt, um die Obrigkeit des Landes von unsrer Ankunft zu benachrichtigen, und um Lebensmittel gegen marktgängige Preise an­

zusuchen. Aber ehe noch unser Boot abfuhr, erschien m einem Fahrzeuge, w.e es hier zu Lande üblich ist, eine obrigkeitliche Person aus der Sradt, kam zn uns

an Bord, und fragte um die Ursache des Erscheinens

so großer und so kriegerisch gerüsteter Schiffe-

Sonst

kommen nur chinesische Junkemund klekne SMsse aus Macao hierher, die zwar nach Art der europäischen gebaut, aber nicht bewaffnet sind.

Unser Erscheinen erregte daher Aufmerksamkeit,

und unser rüstiger Zustand Besorgniß

ren wir bald nachher,

Auch erfuh­

warum die Landesemwobner

durch den Anblick fremder großer Schiffe in Unruhe

gerathen seyn konnten.

Turon stand nehmlich da­

mals, nebst einem großen Theile des Königreiches Cochin-China, unter der Herrschaft eines jungen Prin­

zen,

dessen

Oheim diesen Theil des Landes wider

Recht und Gesetz an sich gebracht hatte,

während

der Nachkömmling des rechtmäßigen Regenten noch

den südlichen Theil des Reiches besaß, und auf Bei­

stand aus Europa hoffte, durch den er das übrige wie­ der an sich bringen zu können glaubte.

Seine Vor­

fahren hatten die Einführung des Christenthums be-

günstigt, und europäische Missionäre im Lande zugeEinen dieser Missionäre hatte der Padst zum

lassen.

Bischof von Cochin-China erhoben, und dieser

war

sogar mit dem Thronfolger nach Frankreich geschickt worden,

um die dortige Regierung zur Theilnahme

an jenen Streitigkeiten zu vermögen, um dem jungen

Prinzen sein ganzes Reich wieder zu verschaffen, wo­

gegen er sich verpflichtete den Handel der Franzosen in diesem Lande auf alle mögliche Art zu begünsti­ gen.

Französischer Seits hatte man Waffen, Muni­

tion und Schiffe versprochen,

bereits mit hieher geschickt,

rechtmäßigen

Thronerben

Hülfe warteten.

auch einige Offiziers

die nnn noch bei dem

waren,

und

täglich

auf

Turon hingegen gehörte jetzt dem

Gegner des rechtmäßigen . Thronerben, der daher bei

unserer Ankunft glauben mußte, daß wir von Frank­ reich abgeschickt wären,

ihn anzugreifen und zu ver­

dränge».

Unsre Dollmetscher hatten auch hier Noth, ver­ standen zu werden, und mußten alles schreiben und schreiben lassen, weil die Schriftsprache der Cochin Chineser mit

der der Chineser zwar

einerlei,

ihre

Aussprache hingegen durchaus gänzlich verschieden ist, so daß kein Cochin-Chineser einen Chineser verstehen kann, wenn er nur spricht, und so auch umgekehrt.

Es vergingen einige Tage, gehren einige Wirkung erfolgte.

ehe auf unser Be­ Wenn sonst Schiffe

an einem frembett Lande ankern, so ist gewöhnlich gleich alles bereit, Lebensmittel in Menge herzufäh-

ren, und entweder gegen Waaren umzutauschen, oder

gegen baar Geld zu verkaufen; eine Menge Böte der Landeseingebornen umgiebt dann dieft.Schiffe, und

)

9o

(

zieht Vortheil aus ihrer Anwesenheit. Hier nicht; kaum ein oder zwei Kähne waren in den ersten Ta­ gen zu sehen. Auch am Lande war wenig zu bekom­ men, und sehr theuer. Ohne Zweifel hatte der Statt­ halter einen Bericht über unsre Ankunft an seinem König geschickt, und so lange, bis er Verhaltungsbe­ befehle erhalten hatte, allen Handel mit uns verboten. Doch es währte nicht lange, so kam ein, dem Ansehen nach, vornehmer Staatsbeamter von Turon an, um uns zu bewillkommen. Das Schiff, welches ihn führte, sehen unfre Leser in der Abbildung Fig. 48- Es ist eigen genug gestaltet und geziert, um als eine ausländische Seltenheit gezeichnet zu werde«. Eine halbbedeckte Galeere, leicht und spitzig gebaut, und darum zum Gefthwindseegeln tauglich. Hier in der Bay ward es gerudert: die Ruderer standen zehn auf jeder Seite, in bunter Mischung der Kleiber und ihrer Farben, und bewegten das Schiff mit kurzen, abwärts gehenden Ruderschlägen. Vorn und hinten war es mit bunten Wimpeln geschmückt, und hatte eine Cajätte, die sich durch die grellesten Farben aus­ zeichnete, und oben mit Fahnen, Spießen, und an­ dern Kennzeichen des Amtes und Ranges des Abge­ sandten, wie mit Siegesdenkmahlen, bepflanzt war. Der vornehme Man«, der in diesem Schiffe zu uns kam, trug ein weites, herabhängendes seidenes Kleid, hatte einen chinesischen Dollmetscher bei sich, und zeigte in seinem Betragen vielen Anstand, Er brach­ te neun Lastboote voll Reiß, frisches Gemüse, Obst, Fleisch und Fische zum Geschenke mit, und von jetzt an führten uns auch die Landeseinwohner Lebensmit-

) td

9x

(

in Menge, und zu billigen Preisen zu.

Auch kam

der Gouverneur von Turon selbst zu uns an Bord, um den Lord Macartney zu bewillkommen.

Er lud

diesen und das ganze Gefolge ein, ans Land zu kom­ men, mit der Versicherung, daß wir, so lange es uns

belieben würde, hier zu bleiben, sämtlich seine Gästs seyn sollten.

Kurz, die Cochin-Chineser zeigten den

besten Willen, uns mit Achtung und Freundschaft zu

begegnen. Endlich aber entdeckten sie ihr Anliegen,

wir ihnen Waffen und Munition

zukommen

daß laffey

mögten; sie äußerten amter der Hand, wenn wir uns

des Prinzen, der jetzt hier, und in den nördlichen Ge­

genden des Landes Oberherr war, annehmen wollten, so würde man uns, was wir nur verlangen könnten,

gern bewilligen.

Es stand auch in der That ein we­

nig bedenklich um diesen Prinzen;

stritten Reichs.

denn außer ihm

sich izoch drei andre um den Besitz

Die südlichste Provinz

welche Donai genannt wird, rechtmäßigen Beherrscher bei;

dieses

von Cochin-China,

stand dem ehemalige^

die mittlere,

Quin-

nong genannt, hielt es q«t dem Rebellen, der jenem den Thron bestritt, untT der Rebelle war wieder vor seinem jüngern Bruder auf der Flucht.

auf diesen verlassen,

Er hatte sich

und ihn zum Statthalter der

nördlichsten Provinz erwählt; aber anstatt sich damit zu begnügen,

hatte dieser das nahegelegene König­

reich Tung-quin angegriffen, und, trotz der chinesi­ schen Hülfsvölker, die es vertheidigten, erobert.

Nun

nannte er sich König von Tung-quin und Cochin -

China, und strebte nun, den Ueberrest von letzterem Weiche seinem Bruder, und dem Sohne des ehemali-

gen rechtmäßigen Regenten zu entziehen.

Er war

ein guter Krieger, und rüstete sich selbst zu einer Un­ ternehmung gegen China; aber er starb im Septem­ ber 1792, ehe noch diese Rüstungen vollendet waren.

Mit seinem Tode erhoben sich zwei neue Bewer­ ber um seine Besitzungen, ein in der Ehe, und ein

außer der Ehe erzeugter Sohn.

Letzterer war der äl­

teste, und hatte in Tung-quin den Thron bestiegen;

der jüngere, ehelich erzeugte Sohn, dessen Mutter eine Königstochter aus Tung-quin war, herrschte in Tu-

ron und dem übrigen, von feinem Vater besessenen

Theil von Cochin- China, und strebte nach dem Be­ sitze von Tung-quin, zu dem er sich von seiner Mut­

ter her Mehr als jener geeignet glaubte. Schon zwanzig Jahre lang dauerten diese inner­ lichen Kriege, und das Land war dadurch gar sehr

entvölkert

und

entkräftet.

Gerade jetzt hatte keine

von den streitenden Partheien ein entschiedenes Ueber-

gewicht über die andre, ein Schwerdt hielt das an­ dre in der Scheide; aber jeder Gewalthaber strebte nur

nach neuen Kräften, um seine Nebenbuhler anzugreifen und zu Grunde zu richten.

Allein wir fanden es der Klugheit nicht gemäß,

irgend eine Parthei zu ergreifen.

Wir erwiederten

Höflichkeit mit gleichem Betragen, und Geschenke mit

Gegengeschenken, die den Landeseingebornen nicht we­ niger angenehm seyn konnten, als uns ihre Lebens­

mittel.

So wurde das eingeleitete Verkehr, aber mit

vieler Vorsicht, ohne Störung, fortgesetzt. Die Bay von Turon ist eigentlich ein Seehafen,

ein sehr

geräumiger und sicherer.

In den vielen

Einschnitten, welche das Ufer hat, ist Schutz gegen

alle mögliche Richtungen des Wind.es. grund ist sicher,

das Meer

ruhig.

Der Anker­

Von drei oder

vier Uhr Morgens dis um gleiche Stunde Nachmit­ tags weht der Seewind, dann lößt ihn der Landwind

ab, der

dann die

Uhr Morgens weht.

Ankerplätze suchen,

übrige Zeit bis wieder zu drei

Die Schiffe können so günstige wo sie die Kühlung des Land-

und Seewindes empfangen; auch ist hier der Landwind ungemein wohlthätig und rein, weil- er weder über Sand, noch Moraste, sondern unmittelbar von den Bergen herabkömmt.

Mitten in der Bay ist eine

Insel, an deren steilem Ufer das Meer so viel Tiefe hat, daß" man dort die Schiffe bequem ausbessern

kann.

Die benachbarten Thäler sind fruchtbar an

Reiß, und haben Viehzucht, es ist daher nicht be­

schwerlich, Lebensmittel zu erhalten. Auch ist die See

reich an Fischen. Die Fischerboote, der wir hier viele sahen, hatten

ein runhes Dach, unter welchem der Besitzer mit sei­ ner ganzen Familie lebte. Den Kindern waren große

Stücke von Flaschenkürbissen an den Hals festgebun­

den, um, wenn sie aus dem Boote fallen, ihren Kopf aus dem Wasser empor zu erhalten.

Wenn diese

Cochin-Chinesischen Fischer ans Land-kommen, opfern sie ihren Götzen auf kleinen Altären, die sie zwischen die Aeste der Bäume zu stellen pflegen.

Ihre Opfer

bestehen in Reiß, Zucker, und andern Eßwaaren, da­ bei zünden sie kleine Stückchen von einem geweihten, wohlriechenden Holze an.

Sie glauben dadurch sich

einen guten Fischfang, und den Ihrigen Schutz gegen alles Unglück zu verschaffen.

Die Stadt Turon

liegt an den Ufern

eines

) Flusses,

See fällt.

94

(

der am südlichen Ende des Hafens in die An seiner Mündung ist ein sehr einfacher

Wachtthurm, nehmlich

vier überaus hohe Pfosten,

duf deren Spitzen ein Fußboden auf Queerbalken,

Und über diesem ein leichtes Dach ruht.

Der Wäch­

ter steigt an einer Leiter empor, und kann nord- und

südwärts alle ankommenden Schiffe weit in der See

erblicken. Unweit diesem Wachtthurm ist ein Zoll­ haus, wo sich alle den Fluß aufwärts gehende

Schisse angeben mässen.

in

das Meer strömt,

Der Fluß ist hier, wo er ungefähr

sechshundert Fuß

breit, und so reißend, daß er sich im Hafen «in tie-

fts Bett gemacht, und zu beiden Seiten den Sand

so sehr aufgewählt hat, daß dieser zur Zeit der Ebbe wie ein Damm sichtbar und ganz trocken wird. Auf diesem Sanddamme sahen wir den Pelikan,

oder Kropfgans, (diesen Vogel kennen unsre jungen

Leser aus dem sten Bande der neuen Bildergallerie.)

Im Flusse lag eine chinesische Junke,

und mehrere

große Landesboote vor Anker, andre seegelten aus Ungefähr eine englische Meile weit von

und ein.

der Mündung liegt die Stadt Turon am westlichen

Ufer, das sanft gegen das Wasser herabläuft.

Die

Häuser waren zum Theil mit Bäumen umpflanzt,

und die Kinder liefen nackend am Ufer umher. der von kaum zwei Jahren sprangen,

Kin­

spielten und

schwammen im Wasser, wie junge Enten.

Die Einwohner nennen sowohl die Stadt, als auch den Fluß und die Bay Han-san.

gleicht jetzt einem Dorfe,

Die Stadt

aber vor bem Kriege soll

sie ansehnlicher und wohlhabender gewesen seyn. Die Häuser sind nun größten Theils aus Bambusrohr

erbaut,. niedrig,

und

haben Dächer von Reißstroh.

Sie sind, nur die Gegend um den Marktplatz ausge­

nommen, fast alle mit Baumen umpflanzt, oder lie­ gen in der Mitte eines Gartens, worin der ArecaNuß-Baum zwischen andern wohlriechenden Stauden­

gewachsen vorzüglich

Jenseits

häufig zu sehen ist.

der Stadt sahen wir kleine Waldgen von Citronen, Pomeranzen, Pisang, und Areca-Nuß-Baumen, aus

deren Schatten Hauser, zum Theil auch Ruine» von Hausern, hervorragten.

Auf der

andern Seite des

Flusses, der Stadt gegen über, waren Pflanzungen

von Taback, Reiß und Zuckerrohr, mit regelmäßigen Zäunen umgeben. Der Anbau war mit vielem Fleiße

besorgt, daher gab es auch auf dem Markte reichen Vorrath an Gemüsen aller Art, die der hiesige Him­

melsstrich

hervorbringt,

auch

Ueberfluß, besonders Enten,

Geflügel

in

großem

unter andern auch den

Schlangenvogel, (Plotus melanogaster), der mit zu­ sammengenahten Augenliedern zum Verkauf gebracht

wird, weil er mit seinem spitzen Schnabel auf alles

Glänzende loshackt, und daher den Augen dessen ge­ fährlich wird, der ihm zu nahe kömmt. Orffentliche Fleischbänke

sahen wir nicht,

aber

daß von den Cochin-Chinesern alle Arten von Haus­ thieren geschlachtet und genossen werden, davon sahen

wir den Beweis bei einem Gastmahle, welches uns zu Ehren der vornehmste Beamte

gab.

Mehr als

hundert Speisen standen auf der Tafel, alle in tiefen

Näpfen angerichtet,

und in drei Reihen, einer auf

dem andern stehend.

Fleisch aller Art,

Diese Gerichte bestanden aus

Fischen und Geflügel,

aus Enten, aus Obst und Backwerk.

vorzüglich

Rindfleisch und

Schweinefleisch

waren

in viereckige kleine

Würfel

zerschnitten, und mit sehr schmackhaften Brüden ver­ sehen.

Jedem Gast war ein Teller voll abgekochten

Reißes jugetheilt, den man hier anstatt des Brodes genießt, und ein Paar Stacheln vom Stachelschwein,

die man hier als Messer und Gabel gebraucht. Löffel hatten die Form einer Schaufel,

von Porcellän.

Die

und waren

Am Ende der Mahlzeit wurde eine

Art sehr geistigen Reißbranntweins in kleinen Schaa­

ken herumgeboten.

Wein scheint nicht im Gebrauche

zu seyn, obgleich die Cochin-Chineser Weinstöcke ha­ ben, die am Gebirge ohne Pflege wachsen, und Trau­

ben bringen.

Wenn den Cochin-Chinesern die Kunst

bekannt wäre, aus Trauben und Obst durch Wäh­

rung Wein zu bereiten, so würden sie wohl bald dar­ an mehr Geschmack finden, als an dem brandwein­

artigen Getränke, das hier sehr in Mode, und sehr beliebt ist.

Unser Wirth ließ sich dies besser schme­

cken, als wir;

er füllte sein Trinkgefäß mehreremal

bis oben an, leerte es auf einen Zug, und schwang

es dann in der Luft herum, recht so wie eS bei uns

die lustigen Zecher zu machen pflegen.

So ging er

uns mit gutem Beispiele voran. Nach Tische führte er seine Gäste spazieren, und besorgte die Aufführung eines Schauspiels, auf einem

ausdrücklich dazu errichteten Theater.

Aus Mangel

an Kenntniß der Cochin-chinesischen Sprache, mußten wir uns damit begnügen, was wir aus dem Geber­ denspiel schließen konnten.

Ein zänkischer Alttv und

ein dummer Bedienter hatten die Hauptrolle» in dem Stücke, und ihre Possen dienten allen Anwesenden zu großer Belustigung.

Der Bediente war dem Bajazzo der

der Italiener ähnlich, und mogte in diesem Fache ein vorzüglich guter Schauspieler seyn.

Eine Menge Menschen hatte sich' um das The­ ater her versammelt, auf allen benachbarten Baumen

saßen die Eingebornen, um an den Stellen, wo die Umzaumung

Schauspielhauses

des

nicht ganz dicht

war, uns Fremdlinge zu betrachten, die ihnen inter­ essanter dünkten, als selbst das Schauspiel. Als wir vom Schauspiele zurückgingen, bat man

uns durch Zeichen, einige Augenblicke stille zu stehen.

Eine alte Frau, der das Gehen beschwerlich fiel, kam

auf uns zu.

Sie hatte von den ftemben Männern

sprechen gehört, welche dieses Weges vorbei sommert

sollten, und da sie vorher noch keine Menschen unserer Art gesehen, so hatte sie nach ihren schwachen Kräften diese Gelegenheit zu benutzen gesucht, ihre Neugierde

zu befriedigen.

Sie trat neugierig

heran zu uns,

aber doch mit vieler Bescheidenheit,

und mit einer

Mi ne, die wegen der Freiheit, mit welcher sie unsern Gang

bat.

beunruhigt

hatte,

gleichsam um Verzeihung

Als sie unsre Gestalt, Bildung, Kleidung von

Kopf bis zu Fuß eine Zeitlang genau beobachtet hat,

te, dankte sie für unsre Nachsicht, und ging, so zu­

frieden, als hätte sie die Erfüllung eines Lieblings­

wunsches erreicht, ihres Weges zurück.

Spatziergang verschaffte uns

Eben dieser

auch Gelegenheit,

die

Körpergewandtheit der Cochin-Chineser bei einem ih­

rer Spiele zu beobachten.

In einem ziemlich weiten

Kreise standen sieben oder acht junge Leute beisam­ men, und spielten Federball,

aber keiner

hatte ein

Rackett, oder Strankett, und keiner bewegte, wenn

der Ball auf ihn zukam, .und von ihm weiter geschlaG

gen werden sollte, weder Hand noch Arm, sondern sprang in die Höhe, und schlug den Ball mit der Fußsohle hoch empor. So blieb er eine gute Zeit lang in Gange, denn selten fehlte einer von den Spielenden, weder den Ball, noch die Richtung, nach welcher er ihn schlagen sollte. Der Ball bestand aus einem Stücke rund auf­ gewickelten Leders, und war mit Faden zusammenge­ bunden. Wie ein Trichter steckten drei Federn im Ball, und zwar oben sehr weit auseinander, unten hingegen so nahe beisammen, daß sie alle drei durch das in der Mitte einer kleinen Kupfermünze befind­ liche Loch gingen, ob dieses gleich nicht über £ Zoll ins Gevierte Raum hatte. Einige von diesen Ku­ pfermünzen lagen in der hohlen Mitte des Balls, so daß bei jedem Schlage ein klingendes Geräusch ent­ stand, als ob dadurch der Nachbar aufmerksam ge­ macht werben sollte. Aber nicht beim Spiel allein bemerkten wir die große Gewandheit der Eingebornen, ihre Füße fast so gut wie ihre Hande zu gebrauchen. Auch bei ihren Arbeiten war dies sichtbar. Hier zu Lande geht nehmlich alles barfuß, die vornehmste Dame im Seidenzeug, wie die niedrigste, der vornehme Mann im Staatskleide, wie der ärmste Fischer. Dadurch entgehen sie der Gefahr, durch übelgemachte und durch die Mode entstellte Schuhe die Beweglichkeit der Zehen zu verlieren: sie können solche daher auch zu vielfachem Gebrauch anweuben. Namentlich treiben die Schiffbauer ihr Gewerbe mit Hand und Fuß im eigentlichsten Sinn. Die ge­ wöhnlichste Art ihrer Boote ist blos aus fünf Blau-

fett, ohne Ribben zusammengefügt: man krümmt fie durch Feuer, und fügt sie dann an dem Vorder- und Hinterende scharf zusammen, und verstreicht dann die Fugen mit Kalk, der aus Muschelschaalen zubereitet wird. Die Cochin-Cbineser verfertigen sogar aus geflochtener Arbeit eine kleine Art von Kähnen, die dann durchaus mit diesem künstlichen Kalk bestrichen werden. Am Vordertheile der Boote ist auf jeder Seite ein Auge angemahlt, wahrscheinlich, um die Behutsamkeit und Vorsicht anzudeuten, welche ein Haupterforderniß eines guten Seemanns ist. Uebrigens sind die Boote der Coch in- Chinesee so gut gebaut, daß sie selbst von unvorhergesehenen Stößen der Wellen nicht umschlagen, und zugleich schnell seegeln, ohne zu schwanken. Das Boot, welches dem vornehmen Be­ amten dieser Gegend zügehörte, war ganz so, nur in einem größeren Maaßstabe, als die gewöhnlichen, gebauct; am Vordertheile saß als Verzierung ein ge­ schnitzter Tigerkopf, das Hinterchell wa,r mit bunten und vergoldeten Schnörkeln ausgefchmäckt. Hier in Cochin-China ist auf einem Schiffe der Ehrenplatz auf dem Vordertheile, anstatt daß bei uns Euro­ päern das Hinterverdeck des Schiffes (Fig. 48.) für die ehrenvollste Stelle geachtet wird. Auf der hier beigefügten Abbildung dieses Schiffes sitzen daher auch die Vornehmsten auf dem Vordertheile, und werden von ihren Bedienten durch Schirme gegen die Hitze gedeckt. Den Cochin-Chinesern sind zwar wissenschaft­ liche Kenntnisse fremd, aber sie wissen diesem Man­ gel durch beständige Aufmerksamkeit auf den möglichen G ä

)

100

(

Nutzen aller Gegenstände, von denen sie umgeben sind,

und durch Geschicklichkeit, den daran entdeckten Nu­ tzen in der Anwendung zu vervielfältigen, sehr abzu­ helfen. Ihren Feldbau, z. B-, fanden wir so schön

und so hochgetrieben, als er bei irgend einer gebilde­ ten Nation nur immer seyn kann,

und in andern

Gewerben sind sie in Ansehung wesentlicher Hand­ griffe vielleicht einen Schritt weiter, als die cultivir-

teste Nation in Europa.

Sie läutern z. B. ihren

Zucker viel besser als wir.

Wenn der Syrup geschie­

den, und der Zucker bereits körnig und fest ist, so

legen sie ihn in Schichten, einen Zoll dick und zehn Zoll im Durchmesser unter einen eben so großen Ab­

schnitt von dem krautartigen Stamm des Pisangbaumes. Der wässerige Saft, den dieser Baum enthält, trieft durch den Zucker hin, und nimmt alle im Sie­ den noch zurückgebliebene fremde Theile mit sich fort,

so daß dieser nun so rein, wie möglich, löchrig und

schwammig, wie ein Honigwaben erscheint.

Beim

Auflösen in Thee oder Wasser, blieb auch nicht der mindeste Bodensatz zurück. In Europa gießen die Iuckerfiedrr den, im Sieden körnig geworbenen, Zucker

in Formm,

welche die Gestalt eines Kegels haben,

und legen auf die zu oberst gekehrte breite Fläche der Masse eine Lage nassen Thons: aber durch dieses Ver­ fahren wird nur die äußere Fläche, welche dem Thon am nächsten liegt, und nicht einmal diese rein genug

geläutert.

Uebrigens muß auch die Verfahrungsart

der Cochin-Chineser nicht mehr Kosten verursachen, als die unsrige, wir würden sonst auf den Märkten den Zucker nicht wohlfeiler erkauft haben, als sonst

)

(

101

an irgend einem andern Orte, wo Zuckerpflanzen nnd Siedereien find.

Eben so, bloß durch Fertigkeit, welche durch Er­

fahrung erlangt worden,

nicht durch Büchergelehr-

samkeit, wissen sie außerordentlich gut, mit Bereitung der Metalle umzugehen. Eisen, und verfertigen

Sie schmelzen sehr gutes Luntenflinten- Wurfspieße

und andres Waffcngeräthe daraus. zierlich war ihre Töpferarbeit. ten,

Nicht minder

Kurz, was sie mach­

war geschickt und schnell gemacht, sie waren

selbst gute Diebe, und kamen nicht sehr aus der Fassung, wenn man sie ertappte.

Dagegen war auch

ihre Freigebigkeit wieder ungemein groß, und selbst zum Theil in solchen Angelegenheiten, wo andre Völ­

kerschaften es nicht sind, und durchaus keinen Scherz

verstehen.

Die Cochin-Chineser boten z. B. mehre­

ren von unserer Gesellschaft, ihre Frauen und Töch­ ter mit großer Bereitwilligkeit an.

Dieses

Volk

scheint überhaupt wenig oder keinen Werth auf Ent­

haltsamkeit zu legen, die wir mit Recht für eine 6er, schönsten Tugenden halten.

Aber diese dem gedach­

ten Volke nachtheilige Bemerkung ist doch

Ansehung der geringeren,

Menschenklasse,

wahr,

nur in

aber freilich zahlreichsten

und besonders in Ansehung

solcher Leute, die am meisten mit Fremden umgehen. Doch können wir auch den höher» Standen durchaus kein Lob wegen irgend einer Art von Enthaltsamkeit beilegen; sie hatten und übten nur größere Gewalt,

ungerecht zu seyn, und versinnlichten und vervielfal» tigten nur mehr noch, als das gemeine Volk, ihren Genuß.

Ihr größerer Wirkungskreis verschaffte ih­

nen die Gelegenheit dazu.

Sie hatten «ine Menge

)

102

(

Beischläferinnen, die sie einsperrten, und brückte» ohne Scheu und Schande das arme Volk, welches erduldete, als ob es gar keinen Begriff von seinen Rechten, und von seiner Kraft, sie ausjuüben, hätte. Die Gewalt des Mächtigern ist daher ganz willkührlich, und weder Religion noch Moral mildert sie: auch fällt, jum Beweise des erniedrigenden Einflusses derselben, der Niedrige vor dem Höher» ganz jur Erde nieder, Die Erfahrung hat gelehrt, daß der Unterschied des Ranges unter den Gliedern eines Staates, dem Emporkommen der Künste sehr Vortheilhaft gewesen ist; aber hier in Cochin-China hat er diese Wirkung noch nicht geäußert, wenigstens in Ansehung der Mahler- und Bildhauerkunst nicht Dagegen ist die Musik nicht ganz ohne Fortschritte geblieben, Der Lord Macartney wurde zu einem Feste genöthigt, welches der Gouverneur des Bezirks am 4ten Ju­ nius, dem Geburtstage des Königs von England, veranstaltete. Es begann mit einem großen Mittags­ mahl, und nach diesem wurde ein Schauspiel gege­ ben, welches mit der großen italienischen Oper ver­ glichen werden konnte, Das Stück war aus der Geschichte genommen, in Reeitativen, Arie» und Chören bearbeitet, und ganz in Musik gefetzt. Eine von de» Schauspielerinnen konnte für eine recht gute Sängerin gelten; im Takte waren aber alle Mikspielende so fest, daß sie ihn nicht nur mit der Stimme, sonder» mit jedem einzelnen Gliede der Finger und Zehen angaben, Die Musik-Instrumente der CochinChineser, sowohl blasende, als Saiten-Instrumente, sind an Form ungefähr den unsrige» ähnlich, auch

)

io5

(

zu einer gleichen Wirkung berechnet; aber sie find sehr roh und elend gearbeitet. Dennoch belustigten sich die Eingebornett mehr an ihren rauhen Tönen, als an -en Concerten aus Europa, welche der Lord durch seine Capelle im Beiseyn vieler Cochin-Chinefer, und gleichsam, um ihnen einen Begriff von unse­ rer Musik zu geben, aufführen liest. Das Gebäude, worin die Tafel gedeckt war, schien ausdrücklich für die Feier dieses Tages errich­ tet zu seyn. Es war inwendig mit buntgedrucktem englischem Cattun ausgeschlagen, und selbst die Klei­ dung der Leibwache des Gouverneurs schien gewählt zu seyn, um uns Engländern zu gefallen; denn sie bestand aus kurzen Oberjäckchen von -unkelrothem Tuche, das aus englischen Fabriken zu seyn schien. Dergleichen Waaren erhalten die Cochin-Chtnefer durch die Portugiesen von Macao aus, und diese kaufen zum Handel hieher alles auf, waS in CantoN nicht Abgang gefunden hat, und bringen es hier theuer an. Nur müssen sie sich manche Spende an die Ober-Gewalthaber, und manche Erpressung ge­ fallen lassen. Die Soldaten in Cochin-China tragen, außer ei­ nem Säbel, eine sehr lange Picke, die mit einem Büschel rythgefärbter Haare verziert ist. Roth ist die Hoffarbe oder Ehrenfarbe hier zu Laude, in wel­ che sich niemand kleiden, otzer auch nur damit schmü­ cken darf, der nicht in einem öffentlichen Amte steht, oder sonst Erlaubtnß dazu erhalten hat. Weik wir an diesem Festtage auch den Geburtstag unstrs Kö­ nigs feierten, so ließ der Lord seine Leibwache am Lande maneuvriren, Schwenkungen machen, und ei-

)

io4

(

nige Salven geben: dieses erregte allgemeines Stau» nen, und wurde besonders von den Cochin-Chinesi­

schen Soldaten gar sehr bewundert. Zwar hat der lange Krieg das Land sehr ent­ völkert, aber dennoch soll die Anzahl der stehenden

Soldaten sehr beträchtlich, und davon in der Haupt­

stadt des Landes Hue-fu, vierzig englische Meilen von Turon, eine Garnison von dreißigtausend Mann seyn, welche theils Flinten nach europäischer Art, theils Luntenflinten führen.

Auch wird

hier zu Lande

der Elephant

Kriegsdienste abgerichtet und gebraucht.

zum

Es kostet

Mühe, dieses von Natur friedliche Thier so weit zn bringen,

daß es kämpfend gegen Menschen angeht.

Er muß daher förmlich abgerichtet werden. führt ihn

gegen eine Reihe ausgrstopfter

Man

Puppen,

welche als Soldaten gekleidet und geordnet sind, und treibt ihn an, diese mit dem Rüssel zu ergreifen und in die Luft zu schleudern, oder mit den Füßen zu treten.

Thiere von sanfter Art, wie der Elephant, die nur

von Kräutern und Früchten, nicht von Fleisch leben,

find zu einem solchen Grade von Wuth und Verläugnung ihres Naturells schwer zu bringen.

Ein Knabe

lenkt meistens dieses große Geschöpf, auf dem Hals

desselben fitzend, nach Gefallen und leicht. Das Fleisch

des Elephanten wird in Cochin -

China gespeißt, und wird hier als Leckerbissen ange­

sehen.

Es giebt nur wenige Länder,

Menschen genossen wird.

wo es von

Läßt ein Fürst oder Statt­

halter einer Provinz einen Elephanten schlachten, so

sendet er den vornehmste« Männern im Lande etwas

)

io5 (

davon, die es als ein Geschenk von Werth, und als eine vorzügliche Gunstbezeugung ansehen. Die Cochin-Chineser ziehen Fleisch von Büffeln dem Rindfleische vor, genießen aber gar keine Milch, und melken also auch kein Thier. Es ist merkwür­ dig, daß fle im Kriege nicht durch die Noth auf die­ ses Nahrungsmittel hingeleitet wurden, da doch wah­ rend desselben mehr als einmal Hungersnoth entstan­ den ist. Man versicherte uns sogar, daß in derglei­ chen kläglichen Zeitläuften oft das Fleisch der in der Schlacht getödteten Feinde öffentlich auf dem Markte feil geboten, und statt anderer Nahrungsmittel von den Einwohnern genossen worden sey. Einmal während des Krieges machten die Ein­ wohner des Reichs Tung-quin einen Einfall in Cochin-China, und plünderten die nördlichen Provinzen mit der Hauptstadt an Gold und Silber rein aus, und was übrig blieb, mußte seitdem für Lebensmittel Nach China wandern, woher fle auf Junten gebracht wer­ den. Vorher war Cochin- China sehr goldreich, man schlämmte es aus den Flüssen, mnd fand es in den Bergwerken gediegen, und so unvermischt, daß es nur zur Schmelze gebracht zu werden brauchte. Man verfertigte Puy, kostbares Hausgeräthe, z. B. auch Degengefäße daraus, und belegte selbst die Degen­ scheide mit Goldblech. Auch wurden Waaren dagegen umgetauscht, wozu es in Barren zu vier Unzen zusammengefchmolzen wurde. Silberbergwerke hatten ehemals die Einwohner nicht im Lande, oder betrieben sie wenigstens so schlecht, daß man Silber gegen Gold sehr vortheilhaft vertauschen konnte: jetzt aber hat man im

)

io6

(

Lande selbst entweder mehrere angelegt, oder man hat die Abscheidung des Silbers von andern Metal­ len besser gelernt; denn jetzt werden die ausländischen Waaren größtentheils in Silberwaaren, zwölf Unzen schwer, bezahlt. Dieses Silber hat ebenfalls eine« hohen Grad von Reinheit. Sonst, ehe der Krieg alles zerrüttete, brachten die Bewohner der Gebirge häufig Goldstaub, wohl­ riechendes, in ganz Ostindien sehr geschätztes, Adler­ holz, Pfeffer, Wachs, Honig, Elfenbein in die Ebe­ nen herab zu Markte, und kauften dagegen Reiß, Baumwolle, wollene Zeuge, Eisen; aber seit den ver­ heerenden Kriegszeiten hat alles Verkehr der Berg­ leute mit den Bewohnern des platten Landes aufge­ hört. Diese letzteren bauen vorzüglich Reiß, ArecaNuß, Betel-Kraut, Taback, Zimmt, Seide, Baum­ wolle und,Zuckerrohr, welches das Haupt-LandesProdukt ist. Die Ureinwohner des Landes sind eben die Be­ wohner der Gebirge, von denen die Rede war, Als vor Zeiten die Vorfahren der jetzigen Bewohner der Ebenen von China aus über Cochin- China herfielen, und es eroberte«, so flüchteten sich die überwältigten Ureinwohner in die gegen Westen liegende Gebirgs­ kette, und auf die hohen Berge, durch welche CochiuChina von Eambodia getrennt wird. Eben so han­ delten einst die alten Britannen, da ihr Land von Italien und Germanien her angegriffen wurde; sie retteten sich in die Gebirge von Wales. Man hat uns erzählt, daß diese cochin-chinesi­ schen Hochländer roh und wild seyen, stark von Gestchtszügen und schwarz von Farbe; auch ihr Betra-

)

107 (

gen soll sehr versthieden und abstechend von dem der Bewohner des platten Landes seyn, die schöner als

jene gebildet und nicht von so ganz dunkler Farbe

sind. Die Bewohner der Ebenen rühmte man sonst, ehe der bürgerliche Krieg ausbrach, und Ordnung

und Recht zerstörte, und allen Lastern die Thore öff­ nete, als ein gefälliges, vertragliches und gutmüthi­

ges Volk, und in der That, so fanden wir den Land­

bauer noch jetzt. Ihre Gesichtsbildungen waren größteu'h^'ls lebhaft und verständig. Im Lande war jetzt die Zahl des weiblichen Geschlechts größer als die des männlichen; daher bauten auch Weiber und

Mädchen das Feld, und verrichteten alle beim Acker­

Ihren Wohnungen

geschäfte vorkommende Arbeiten.

fehlte die Reinlichkeit nicht, und da man hier zu

Lande unter einem so milden Clima fast das ganze

Jahr hindurch unter freiem Himmel zubringen kann,

so fehlte es diesen Wohnungen auch nicht an Geräu­ migkeit. Man kennt und pflanzt hier zwei Gattungen

von Reiß; den gewöhnlichen, der halb unter Wasser gezogen wird, und den Bergreiß.

Er wird in leich­

tem, trocknem Boden angebaut, und gedeiht da sehr gut, vorzüglich auf dem Rücken der Berge.

gräbt das zu seinem Anbau

Man

bestimmte Land um,

steckt die Saamenkörner, und überläßt ihre Befeuch­ tung dem Regen und Thau,

der hinreicht,

ob er

gleich von der Zeit des Pflanzens an bis zur Erndte

hier nur sparsam'und selten fällt.

Beide Reißgat­

tungen sind das vornehmste Nahrungsmittel der Ein­

wohner, und nebst dem Zuckerrohr rin Hauptgegen­

stand ihres Feldbaues.

Reiß ist auch hier zu Lande

)

io8

(

ein weit größeres Bedürfniß, als bei uns, denn man ißt ihn abgekocht statt Brod, und mit einem gerin­ gen Zusätze von Oel, Gewürz, und ganz wenigem

Fleisch lebt hier

der

größte

Theil

der Menschen.

Wenn man sich etwas zu Gute thun will, so sind

Branntwein, Tabak, Areca-Nuß und Betelkraut das

Mittel dazu; beide letztere Naturprodukte mischen die

Einwohner mit Wasser und Muschelkalk, und kauen diese breiartige Substanz

unabläßig.

Allein es ist

nicht schwer, diese Liebhaberei des Gaumens in Cochin- China zu befriedigen, da sowohl der Areca-Nußbaum, als auch das Betelkraut im Lande sehr häu­

fig sind.

Daher gehört ein seidner Beutel, der ver­

schiedene Facher zur besonderen Aüfbewabrung dieser Gegenstände hat, eben so unentbehrlich zum Anzuge, als die Kleidung selbst, und es ist nicht leicht jemand zu sehen, der diesen Beutel nicht am Gürtel träge.

Ist man reich genug, um einen Bedienten dazu be­ sonders zu halten,

so muß dieser Taback und Ta­

backspfeife dem Herrn beständig nachtragen, und ihm überall zur Sekte seyn.

Der Herr tragt den Beutel

mit Areca-Nuß und Betelblatt selbst, wechselt mit

Kauen und Tabackrauchen ab,

und weiß sich durch

eine« Facher, den jeder Vornehmer fährt, lieblich zu kühlen.

So ein reicher Cochin-Chinefer ist unsern jun­ gen Freunden in der Fig. 46. und sein Bedienter in

Fig. 47. der Uten Tafel abgebildet. Der dicke Here läßt es sich recht wohl seyn, in seiner trägen Ruhe, und der Bediente hat nichts zu thun, als aufzulauern,

bis die Hand des Gebieters sich nach dem neuen Labsal der langen Pfeife ausstreckk, oder, um auch

) log C diese nicht zu rühren,

ein Wink ihm befiehlt, sie

wohlzubereitet darzubieten. Die ganze Stellung des Mannes, der so sitzen und ruhen kann, verräth seine

Lust am Müßiggehen, und den Hang leicht zu erhaltenden Genüßen.

Er

zu üppigen,

ist

in weiße

Seide gekleidet, einfach und leicht, uud die Liverek des Bedienten ist nicht ohne Schmuck. Das, was

an seiner Weste steckt,

ist wohl ein kleiner Pfeifen­

stopfer, oder Räumer, und unter dem Arme wird er

das Tuch halten, womit sich der Gebieter im Noth­

falle den Schweiß abkrocknen lassen kann. Jedermann raucht in Cochin-China Tabak, doch Männer mehr als Weiber.

Dies gehört hier mit zu

den Mitteln, beschäftigt zu scheinen, ohne cs zu seyn,

und nicht nur unter den Vornehmern, sondern auch unter den Mannspersonen der niedern Stände ist Faulheit und Müßiggang an der Tagesordnung, in­ deß die Weiber im Hause und auf den Feldern die

Arbeit verrichten.

Da gilt denn die Pfeife als Zeit­

vertreib, und giebt doch das Ansehen, als ob matt et­

was thue.

Ruhe gehört in einem so warmen Him­

melsstriche zu den höchsten Glückseeligkeiten, nach denen die Männer mit großem Eifer ringen. In den Städ­

ten ist das Loos der Weiber, nicht weniger thätig zn seyn als auf dem Lande, und welche noch Zeit und

Freiheit übrig-hat, dient da den fremden Kaufleuten als Agentin, Mäklerin, und zugleich sind sie die Con-

cubinen derselben. Sie beweisen diesen in ihren Auf­ trägen aller Art die höchste Treue. Es wird in Co-

chin-China nicht für beschimpfend, gehalten, die Bei­ schläferin eines Mannes zu seyn.

Auch haben die

Weiber daselbst größere, dem männlichen Geschlechte

)

HO


deren Arbeiten am bedeu­

tungsvollsten sind, dargestellt sind. T

dem Nordschottischen Gebirge, nahe den Ruinen

des Schlosses Slains, das dem Grafen von Huntly gehörte und im Jahre »594 von König Jacob dem sechsten zerstört wurde, har die Natur in ihrer ge­

heimsten Werkstätte, Höhlen und Klüfte kunstreich mit Säulen geschmückt,

die den Beobachter mit stiller

Ehrfurcht für ihre Werke erfüllen.

Die hier abgebil­

dete ist eine der kunstreichsten, aber auch der schauer­

vollsten von diesen unterirrhifchen Prachtgewölben. Der Engländer Thomas Pennant, der sie besuch­

te, und dessen Reisebeschreibungrn sehr geschätzt find, schildert fie fy.

„Unser vier besuchten,

so sind ungefähr feine

Worte, mit Fackeln diese berühmte Kluft.

Wir klet­

terten einen rauhen und gefährlichen Abhang hinab,

)

295

um den Eingang zu erreichen. mit Schaudern.

schreibung,

( Ich betrat die Höhle

Die Finsterniß war über alle Be­

und wirkte gewaltig auf meine Empfin­

Unsre Fackeln, die hier nur wie Laternen in

dungen.

neblicher Nacht schimmerten, und nur einen kleinen

Fleck kärglich erhellen konnten, trugen dazu bei, den Begriff der tiefsten Dunkelheit noch mehr zu erhöhen.

Das Gewölbe des Felsen ist zu hoch, als daß es von einem

so

schwachen Lichte

berührt werden

sollte.

Große Pfeiler von Tropfstein scheinen das Gewölbe zu stützen, und zeigen die geheimen Arbeiten in ihrer

höchsten Würde.

Eine von der Decke und durch die­

selbe beständig abrinnende Feuchtigkeit hat diese mäch­ tigen Pfeiler gebildet. zu,

ehe nur einer

konnte.

Es gehören Jahrtausende da­ feine

jetzige Gestalt bekommen

Einige von ihnen hatten noch nicht den Bo­

den erreicht, und hingen drohend vow-Gewölbe herab.

Die vollendetsten von diesen Tropfsteinbildungen hat­

ten Spalten udd Löcher, als ob eine ätzende Materie an ihnen nagte.

Einzeln haben sie die Gestalt von

Orgelpfeifen, im Zusammenhang aber sehen sie gothi­ schen kannelirten Pfeilern ähnlich," Es ist dies hier keine unrechte Stelle, von der eigentlichen Entstehung des Tropfsteins einige Worte hinzuzufügen.

Man nennt alle diejenigen Massen, welche aus Wasser, das, von der Erde eingesogen, durch darunter liegende Kalklagen durchgeseigert, mit Kalktheilen an­

gefüllt, und an der Decke einer im innern der Felfen befindlichen Höhle hangen geblieben ist, durch das Verdünsten an der Lust, und das darauf folgende Aneinandertreten

und ^Verhärten der Kalktheile ent-

)

sg6

C

standen sind, Tropfsteine, Stalaktiten, Tofsteine, Ein­

Alkes Wasser, auch das hellste, hat Erdtheile in

top.

sich, mehr oder weniger. im Kessel zu Boden.

Diese fallen beim Sieden

In der Natur geschieht

ohne Sieden, auf die Weife,

haben.

das

die wir eben benannt

Ist erst ein solcher Wassrrtropfen durch das

Verdünsten erhärtet, so folgt dann ein anderer auf eben diesem Wege, und setzt seine Erdtheile an den

erster» an, und so fort, bis endlich nach tausend und

taufend Jahren eine ganze Masse daraus wird, die endlich den Boden der Höhle erreicht. Wo viel Was­ ser durchfeigert und auf den Boden der Höhle herab

trieft, da entstehen dann, eben so, die mannigfaltig­

sten Gestalten, die gegen die Decke empor wachsen. In Deutschland

ist die Baumannshöhle ihrer

Tropfsteingestalten wegen berühmt; nur neuer an Ruf, aber noch merkwürdiger find die schauervollen Berg-

kläfre bei Müggendorf im preuß. Furstenthum Bai-

reuth.

Man kann Kalk aus den Tropfsteinen bren­

nen, aber der feinere Erwerbsfleiß benutzt die Helle­

sten davon zu nützlichen Kleinigkeiten, zu Messer- und Gcbelhesten u. s. w., welche vorzüglich schön aussehen.

(Fig. 70.)

)

297 (

Der Donnergott der Chineser, (Taf. xx. Fig. 7--)

Avie ganz verschieden von dem erhabenen Ideale, welches sich die Künstler in Griechenland von ihrem

Donnergott bildeten, ist dieser chinefische, der einem Ungeheuer gleicht, welches die Üppigste Phantasie er­ Dennoch ist die sinnbildiiche Darstellung

sonnen hat.

nicht ohne Charakter.

Auf Gewitterwolken geht fein

Gang: er wälzt einen Ring neben sich hin, der mit verschiedenen, in China gebräuchlichen Pauken,

die

auf mannigfaltige Art geformt und verziert sind, be­ hängt ist.

In der einen Hand hält er ein Instru­

ment mit Zacken, welches den Donnerkeil versinnli­

chen soll, in der andern einen Stab, der ihm dazu dient, um auf die Pauken zu schlagen.

Dadurch soll

das Getöse angedeutet werden, welches der Donner verursacht.

Er ist mit schwarzen Flügeln abgeöildet,

mit denen seine Schultern besetzt sind, und auch an

der Stelle der Ohren sind kleinere Flügel angebracht,

Sinnbilder der Geschwindigkeit,

auf seinem Kopf, umwickelt ist.

Er ttägt eine Krone

dessen Hintertheil mit einem Tuch

Sein Antlitz ist mißgestaltet; unter der

breiten festen Stirn rollen die Augen Verderben dro-

)

298

(

hend, und ein großer Adlerschnabel nimmt die Stelle

des Mundes ein.

Der Erfinder dachte sich seinen

Gott als ein Ungeheuer, das die armen Geschöpfe An den Hüften tragt er

anpackt und verschlingt.

eine kurze Schürze, die mit kleinen Flammen verziert, und durch eine Scherpe zusammen gehalten ist. Die Beine endigen mit häßlichen Krallen, den Ädlerklauen ähnlich, auch damit bedroht und packt er seine Ge­ Unsern jungen Lesern

schöpfe, um sie zu strafen.

wird es aus dieser Darstellung klar, wie wenig erha­ ben und wie unwürdig die Begriffe der Chineser von

der Gottheit seyn müssen, da sie solche in dergleichen Bildern versinnlichen! Unter dem Gewölle,

worauf der

Donnergott

ruht, oder wandelt, ist in den chinesischen Gemälden etwas von der Erde zu sehen, auf welcher zerschmet­ terte Menschen und Thiere liegen, die durch die Wir­

kung des Donners getödtet worden sind, auch liegen Trümmer von Hausern

und

ausgerissene

Bäume

umher. Bisweilen

steht dieser Donnergott

Krallen auf der Achse eines Rades,

mit seinen

um damit die

Eile und das Rollen des Donners gleichsam in ei­ nem Bilde auszudrücken.

In der chinesischen Sprache heißt er Lui-dschin. (Fig- 71.)

)

299

(

Von dem Nutzen, den die Kenntniß der Natur überhaupt gewährt.

Der Zweck des menschlichen Daseyns ist Weiterrü­ cken jur Vollkommenheit. Nichts ist tauglicher zu seiner Erreichung, als die Betrachtung der Natur; für die Mähen, für die lohnvollen Sorgen, welche sie erfordert, ist der Mensch bestimmt. Denn, wenn es eine Wahrheit ist, daß die ganze Schöpfung die Ehre des unendlichen Werkmeisters und die Offenbahrung

feiner Vollkouimenheiten zum ersten Endzweck habe,

so fällt es von selbst in die Augen, daß der Mensch nur darum zum Bewohner

dieser Erde erschaffen,

und mit fünf Sinnen begabt worden sey, welche mit so vieler Weisheit eingerichtet sind, die Eindrücke kör­

perlicher Dinge zu empfinden, damit es dem Weltall auch in diesem Theile der Schöpfung nicht an einem vernünftigen Wesen mangle, das die Vollkommenhei­ ten des Urhebers bewundern könne.

So können wir

durch das, was wir in den natürlichen Dingen wahr­

nehmen,

durch untrügliche Vernunftschlässe auf die

Eigenschaften Gottes kommen.

Die innere Möglich­

keit der Dinge fährt uns auf de« Verstand Gottes

und dessen Beschaffenheit; die äussere Möglichkeit der-

)

3oo

(

selben leitet unS auf den Willen Gottes; die Wirk­ lichkeit derselben bringt uns zu der Erkenntniß seiner Macht; ihre Absichten und die Art und Weise, wie

ihr Wesen eingerichtet ist,

um

diese

zu erreichen,

nebst der Verknüpfung eines Dinges mit dem andern, wodurch das in ihnen wirklich wird, was durch ihr

Wesen Veränderliches in ihnen möglich ist, leitet uns zur Erkenntniß der Weisheit Gottes.; und die Voll­ kommenheit der Dinge in ihrer Art, ihr mannigfalti­

ger Vortheil,

und

die befonderen Umstände,

worin

sich jedes befindet, laßt uns in diesem hohen, weisen,

mächtigen Gott auch zugleich einen höchst wohlwol­

lenden, gütigen Gott erkennen.

die Gewißheit der

So kann uns ferner

Wirklichkeit eines jeden Dinges/

ehe es noch kömmt, den Begriff von der UnveränderUchkeit und Allwissenheit des Schöpfers geben

die

Zufälligkeit der Dinges überzeugt uns von der Noth­

wendigkeit des göttlichen Wesens; und indem wir fin­ den, daß kein Ding etwas von sich selbst, sondern al­ les von Gott hat, so gelangen wir zu dem Begriffe

von dem Eigenthum« Gottes!" Nach diesem kurzen, aber vollständigen Grundriß,

den der großer Denker Wolf von den Wahrheiten, die uns die Naturlehre in der göttlichen Vollkommen«

Heit anbietet,

entworfen hat,

lassen sie uns,

junge

Freunde, de» großen Schauplatz der Natur näher betrachten, und den Blicken des ächten Naturforschers

nachgehen, wenn et auf der unendlichen Stuffenleiter der Dinge dis zum Thron des Allmächtigen aufzustei«

gen wagt.

Um sich her erblickt er seine Wohnung, de» Erd­

ball »der vielmehr nur einen kleinen Theil vdn der

) Oberfläche desselben. Theilen keine

5oi

(

Dieser ist aus den einfachsten

zusammengesetzt;

seine

Sinne

finden

hier

künstliche Verbindung der Theile zu einer be­

stimmten Verrichtung zu bewundern.

Aus der Ver­

mischung und dem Zusammenhang ähnlicher Klümp­ chen sind die Körper des Minrralreichs entstanden,

und geben den leichtesten Begriff von einer einfachen Zusammensetzung, welches die Naturforscher das Wachsen durch äusseres Anhängen der Thei­

le nennen. Aber schon bei dieser einfachen Zusammensetzung

wird eine uvendliche Verschiedenheit der Form sicht­ bar, der Schwere,

der Art des Zusammmenhangs,

der Wirkung der Elemente auf dieselben.

In der ei­

nen zeigt sich eine bestimmte, immer gieid) sonnige Ge­

stalt, das Ange bemerkt,

faßt sie le-cht,

und wählt

die Kennzeichen der Arten zum Behuf der Erinne­ rung: dahin gehören die Salze, die Crystalle, Spa-

the, u. s. w.

In andern hingegen ist die Figur der

Theile unsern Sinnen verborgen, obgleich die Gleich­

förmigkeit in Zufammensetzung des Ganzen auch eine regelmäßige Figur der Theile vermuthen läßt;

von

dieser Art sind die meisten Gattungen der Felsen, alle Erdarten, Metalle und Halbmetalle.

Nicht minder

groß ist auch ihre Verschiedenheit in Ansehung ihrer eigenthümlichen Schwere von der leichtesten Erdart einer Steinkohle bis auf das vollkommenste Metall;

sie muß in der allerersten Zusammensetzung der fein­

sten Bestandtheile ihren Grund haben, da das be­ stimmte Verhältniß der Schwere auch in den kleinsten

Theilen wahrgenommen wird. Wieder eine andere Verschiedenheit entdeckt sich

)

bei Betrachtung des

302

(

Zusammenhangs der

Körper;

daher giebt es weiche, harte und zerbrechliche,

feste

und biegsame zugle'ch, elastische u. s. w-, und in al­

len diesen Eigenschaften werden

verschiedene

Grabe

sichtbar, welche nach bestimmtem Maaß sich immer

bei den bestimmten Arten und Geschlechtern wahrneh­

men lassen.

N ch eine Verschiedenheit entdeckt sich

durch die Wirkung der Elemente auf dieselbigen; ei­

nige verlieren in der freien Luft ihren Zusammenhang, zerfallen in Staub und verwittern; andre, wie die Kalksteine, erhärten in der Luft; einige zerfallen im

Wasser zu dem feinsten Staub wie die Merge,'arten;

andere werden dadurch erweicht, und hängen zäh an einander, so die verschiedenen Arte» von Thon; noch

andre lösen sich im Wasser völlig auf, machen mit demselben einen gleichförmigen, durchsichtigen, flüssi­

gen Körper aus, lassen sich durch, dir Ausdünstung eines

Theils

des

Wassers

wieder

absondern

schießen in Krystallen an, wie z. B. die Sal'e.

nige erfordern

eine

Verbindung des

Wassers

und Ei­ mit

scharfen Salztheilen, um sich von demselben auf glei­

che Weise auflösen zu lassen, wie die Metalle und Halbmetalle. Das Feuer

verbrennt einige zu Kalkerde,

nimmt ihnen ihre Festigkeit,

eine lockere Erde,

be­

und verwandelt sie in

die sich sehr leicht zerreiben laßt,

und sich mit dem Wasser unter einer starken Erhi­

tzung in eine zähe Masse vereinigt, die an der freien Luft nach und nach hart wird; andere zerfallen in Gips, eine Art von Erde, die mit Wasser befeuchtet,

ohne vorhergegangene Erhitzung, schnell in eine sehr harte Masse zusatnmenbackt.

Wieder andere lassen

)

(

303

sich zu Glas schmelzen; einige bleiben im Feuer un­ verändert, nur daß sie ihre Härte vermehren, wie wir es am Lavezst^n, Amiant u. s. w. bemerken; an­

dre fließen bei einem bestimmten Grad von Hitze in

einem glänzenden, undurchsichtigen Fluß, nehmlich alle Metalle; bei einem noch heftigeren Grad von Hitze

verwandeln sie sich in eine Art von Kalk, und end­ lich, wenn diese Verstärkung fortgesetzt wird, in flie­

ßendes Glas. Andre, die schwefelartigen Körper, brennen in of­

fenem Feuer, lösen sich dadurch in ihre Bestandtheile auf, und verbreiten durchdringende Gerüche.

Diese Verschiedenheiten machen nach ihren ver­ schiedenen Verhältnissen in dem einfachsten Theil des großen Naturreiches

eine zahllose Menge von Ge­

schlechtern und Arten aus, und indem sie sich in un­

endlich abwechselnden Verhältnissen mit einander ver­ mischen,

so entstehen immer

neue Verschiedenheiten

und vermehren die Zahl der neuen Gattungen und Abänderungen ins Unendliche. stimmte

Geschlechter,

Gattungen lassen;

durch

die

deutliche

sich

Linne zählt 514 be­ alle

in

Merkmale

verschiedene unterscheiden

und schon aus dieser scheinbar kleinen Zahl

von Geschlechtern läßt sich eine, alle Einbildungs­ kraft übersteigende Zahl von einzelnen Erdarten her­

ausbringen,

die aus den Vermischungen dieser Ge­

schlechter möglich sind. Indessen sehen wir den schönsten Zusammenhang

dieser Theile, aus deren Verbindung der wunderbare Dau des Erdballs entstanden ist.

Bald thürmen sich Felsen über Felsen gegen den Himmel empor, und erzeugen die prächtigen Alpenge-

)

3o4

(

birqe,

die

uns durch ihre Majestät in Erstaunen

setzen;

aus

ihren Lenden

Ströme,

und

führen

fließen

den

die Quellen der

niedrigeren

Theilen

der

Erde Erquickung, Fruchtbarkeit und Leben zu; und aus dem

Bergkolossen

Schooße jener

wachsen

die

kräftigsten Krauter hervor, von denen zahlreiche Heer-

den friedlicher Hausthiere ihre Nahrung erhalten; oder sie erheben sich in sanften,

wellenförrnigen

Hügeln,

an denen köstliches Quellwasser entspringt,

und der

Weinstock und die Obstkultur freundlich gedeihen; oder sie hängen in weit ausgebreitete Ebenen zusammen, worin das zur Erhaltung des Menschengeschlechtes so

nützliche Getreide gebaut

wonnen wird.

Noch

und in reichem Maaß ge­

andre senken sich

gegen

den

Mittelpunkt der Erde zu tief ausgehöhlten Behältern der Wasser in Meeren und Seeü; und alle diese so wichtige Veränderungen verrichten sie nach den höchst

einfachen Gesetzen

der Bewegung,

Forscherblick eines Newtons

durch

welche

sich dem

wenige Versuche

entdeckten, und doch so reich an unendlichen Wirkun­ gen sind.

Noch immer verweilten wir bei dem allereinfach­ sten Theile der Schöpfung, und doch sehen wir schon

bei

Und

jedem Schritt Spuren der Unendlichkeit.

doch kennen wir nur den kleinsten Theil des Erdballs,

von dessen innerer Beschaffenheit, die Wirkungen der Erdbeben, die feuerspeiende Berge, die heißen Quel­

len, so wie die Entdeckungen in den Bergwerken, mit

Schauer verborgene Wunder muthmaßen lassen. Aber wie

sehr steigt dieses Erstaunen des

be­

trachtende« Menschen, wenn er seine Blicke auf die

Bestimmung dieser Theile in der allgemeinen Haus­ haltung

3o5

)

(

Haltung der Dinge richtet, und in seinen Betrachtun

gen zu dem Pflanzenreiche fortschreitet, welches seine

Nahrung und den Grundstoff seiner Theile aus dem Mineralreich entlehnt,

und die unendliche Verschie­

denheit, welche in ihm herrscht, eben diesen verschieden­

sten Mischungen der Erdarten, und der verschiedenen Lage der Berge und Thaler zu verdanken hat, indem

auf diefe Weise die Pflanzen dem Einfluß der Gestir­

ne und den Veränderungen der Luft in unendlich man­ nigfaltigen Stellungen ausgesetzt werden.

Im Pflanzenreiche vermehrt sich das Wunder­ Wir erblicken hier nicht mehr

bare ins Unendlrche.

einfache Körper, die durch den Zusammenhang ähnÜcher Klümpchen entstanden sind, obgleich auch schon, von dieser Seite betrachtet, eine weit größere Ver­ schiedenheit und zusammengesetztere Mischungen vor­ kommen, als in dem Mineralreich; sondem das, was

hier unsere Betrachtung am meisten verdient, ist die

wundervolle Einrichtung

kunstvolle

ihrer

ausmachen,

Maschine

welche eine

Theile,

durch

welche der

weiseste Endzweck der Erhaltung und Fortpflanzung der Gewächse erreicht wird.

Die

ganze Pflanze ist aus unzähligen kleinen

Röhren und Bläschen zusammengesetzt,

in welchen

die aus der Erde» eingesogene Säfte aufbewahrt, be­ wegt und verändert werben, bis sie zur Nahrung der Pflanze tauglich sind, ihr Wachsthum befördern, und

endlich den letzten Zweck

ihres Daseyns,

das Ei

oder den Samen hervorbringen, aus welchem, wenn

er eine seiner Schoos

der

Natur

Erde

angemessene Stelle

gefunden,

eine

U

neue

in

dem

Pflanze

)

3o6

(

hervorkeimt, welche durch den gleichen Bau ihrer Theile eine gleiche Bestimmung erfüllt.

Diese Verrichtung der Pflanzen heißt ihr Leben, und durch dieselbe unterscheiden sie sich vdn den Kör­

pern des Mineralreiches: sie erfordert aber eine er­ staunliche Verschiedenheit und weife Einrichtung der Theile,

indem in einer und

verschiedene

Verrichtungen

eben derselben Pflanze

wahrgenommen

welche zysammenstimmen mässen, um jenen Zweck zu erreichen.

werden,

letzten

Sie sind in zwei Classen abge­

theilt; die eine dient zur Erhaltung, die andre zur Fortpflanzung. Zur Erhaltung die Wurzel, der Sten­

gel, die Blätter, und von diesen hat jedes wieder be­ sondere

Geschäfte.

Die Wurzel saugt durch zarte

hohle Fasern den Nahrungssaft aus der Erde, worin sie meistenthetls festfitzr, die Gefäße des Stengels lei­ ten ihn in die Höhe, und verändern ihn durch die abwechselnde Insammenziehung oder Ausdehnung der

Gefäße, in welchen er sich bewegt, befördern die Ver­ mischung desselben mit den eigenthümlichen Säften

der Pflanze, bis er zu denen ihm aufgetragenen Ver­ richtungen tauglich wird.

Aus ihm werden die be­

sonderen Säfte, die einer jeden Pflanze eigen sind, z. B. die Harze, Terpentine, Gummi, Zucker, wieder in

eignen dazu bestimmten Gefäßen abgesondert, die Aus­

dünstungen ersetzt, die Zwischenräume der ausgedehn­

ten Fasern ausgefüllt, haß so die Pflanze selbst sich erhalten, und auf eine bestimmte Größe emporwach­

sen kann. Die Zergliederung eines Pflanzenstengels hat den

Naturforschern diese wunderbaren Mittel gezeigt, wo­ durch dieser Zweck erfüllt wird. Lassen sie uns, junge

)

50?

C

Freunde, ihre Aufmerksamkeit nicht fehlen, wenn wir

sie bitten,

mit uns bis in diefe geheime Werkstätte

einzudrmgen. Unter der Bedeckung der äusseren glatten Haut

enthält der Stengel eine lockere Rinde, ein Gewebe von Saft- und Luftfasern, zwischen denen sich kleine

Bläschen anhängen, welche die Bewegung der Säfte und ihre Mischung möglich machen.

An der inner­

sten Seite verdickt sich dieses Gewebe, und bildet die

Krümmung, welche gegen den Mittelpunkt der Pflan­ ze je langer je dichter und fester wird, daselbst aber einen Raum übrig

einfchließt.

läßt, welcher das innere Mark

Dieses nun vertheilt sich

in

unzählige

Aeste, welche die festeren Bestandtheile der Holzfasern

durchdringen, und an der Rinde in Gestalt der Kno­

spen hervorsprossen, die durch ihre Entwickelung in eine neue Pflanz« auswachfcn, und fb, besonders bei den Bäumen, Has gleiche Gewächse ins Unendliche

vermehren. Die Bestimmung der Blätter selbst scheint diese zu seyn, durch unsägliche kleine Oeffnungen die Luft,

und die darin schwimmenden, zur Nahrung dienlichen, Theile einzusaugen, den oben erwähnten Gefäßen

des Stengels

zur Erleichterung ihrer Verrichtungen

zUzuführen, zugleich aber durch Ausdünstung die Pflanze von den, durch die Bewegung scharf gewor­ denen Säften zu befreien.

Die zweite Classe der Verrichtungen der Pflan­ zen

besteht

in

dem

Geschäfte

der

Fortpflanzung.

Hierzu ist die Blume mit ihren verschiedenen Theilen bestimmt. Im Kleinen ist die Blume der Inbegriff aller Theile der Pflanze selbst, und scheint eine Ent-

U 2

Wickelung der Markfasern zu seyn, welche wegen des Widerstandes der durch das Aufwachsen hartgewor­

den Fibern, und wegen der Abnahme der Triebkraft

nicht mehr in neue Aeste auswachsen,

sondern sich

und

schwächeren

zusammenziehen,

dann durch den

Trieb sich in die verschiedenen Theile der Blume ent­ falten, so daß aus der Substanz der Rinde der Kelch,

aus der Wölkung im Innern des Stengels die Blu­

menblätter, aus Len Holzfasern die Staubfaden, aus dem Mark die Blumenkolbe, und aus der Vereini­

gung der zartesten Fasern des Marks

der Samen

entsteht, der durch den Staub der Staubfaden belebt wird, indem sich solcher durch

die Blumenkolbe mit

dem Grundstoffe des Samens in dem Samenbehält­ niß

In einem fast unmerklichen, zusam­

vereinigt.

mengewickelten Keim schließt der Same im Inwendi­ gen seiner markigen Substanz alle Theile einer neuen Pflanze ein,

und er allein ist der letzte Zweck aller

dieser Pflanzen-Verrichtungen;

denn sobald er seine

Vollkommenheit erreicht hat, fangen alle übrige Theile

der Pflanze an zu welken, und nach und nach durch

Fäulniß in Erde

zu zerfallen,

welche wieder dem

Mineralreich neue Kräfte zur Ernährung der lebenden

Pflanzen giebt. Alle diese Verrichtungen sind allen Pflanzen ge­

mein , und. richten sich nach einem allgemeinen Gesetze

der Natur, welches sich den genauesten Beobachtun­

gen der

scharfsinnigsten Geister entdeckt, und ihren

ununterbrochenen Fleiß

im Beobachten

belohnt hat,

da sie daraus einen ziemlich deutlichen Begriff von

dem Wachsthum und der Fortpflanzung

haben schöpfen können-

der Theile

)

509

(

Aber wie arm und eingeschränkt bleibt hier die Kenntniß auch des geübtesten Naturforschers,

wenn

er auf die unendliche Verschiedenheit der Pflanzen Achtung giebt, in deren jeder nach gleichen Gesetzen, ganz eigene,

von allen andern. Arten unterschiedene,

Säfte sich erzeugen, die sich durch den Geruch, Ge­

schmack und andre Eigenschaften unterscheiden, ob sie

gleich aus den nehmlichen Crdarten entstanden sind.

Man hat in der Gartenkunst die Mittel erfun­ den, die gleiche Art von Blumen in hundert verän­

derten Farben hervorzubringen; aber welcher Natur­

forscher besitzt Scharfsinn genug, auch nur ein wahr­

scheinliches System zu erdichten, welches diese wun­

derbare Begebenheit erklären könnte. Giebt man Struktur in

aber zugleich auf die

den bestimmten Arten

verschiedene

und Gattungen

Acht, so vermehrt sich die Schwierigkeit, die Wunder der Natur zu ergründen, ins Unendliche, und bei je­ dem Schritt, den wir in diestn Untersuchungen thun,

müssen wir mit

heiliger Ehrfurcht die Unendlichkeit

des Schöpfers der Natur verehren. Täglich vermehrt sich die Zahl der neuentdeckten

Gewächse: die Kräuterkenner ober Botaniker haben

schon mehr als zwölftausend bestimmte Arten beschrie­

ben, die sich durch eine besondere Einrichtung die

Augen

fallenden Theile unterscheiden,

der in

ob matt

gleich dabei auf die Abweichungen in Ansehung ihrer

Größe, Farbe,

Geschmack,

Geruch

nicht Rücksicht

nimmt.

Wählen wir aber die besondern Gewächse von

jeder

Pflanzenart

zum

Gegenstand

unsrer Untersu­

chung, so entdecken wir immer neue Verschiedenheiten,

)

5io

(

so daß in her nehmlichen Pflanze, wo alle Theile auf

das allergenaueste gleich bestimmt sind, sich neue Un­ terscheidungszeichen

kenntlich

machen.

Ein

Baum

z. B, tragt viele tausend Blätter, alle find in Anse­ hung der Figur, Dichtigkeit, Farbe, Oberfläche u. s. w. einander so ähnlich, daß ein Kenner aus einem einzelnen Blatt die bestimmte Art des Baumes beur­ theilen kann; vergleiche man sie aber gegen einander, so wird man unter vielen tausenden nicht zwei finden,

in welchen nicht schon durch das bloße Auge Unter­ schiede sichtbar werden. So sehr ist die Natur, wohin wir blicken, mit

Wundern erfüllet, die uns unsre Unwissenheit,

und

die Unendlichkeit Gottes mit lauter Stimme kund

wachen. Bei diesem Beispiele bleiben wir in zweifel­ haftem Erstaunen, ob die wunderbare Uebereinstim­ mung so vieler tausende von Blättern, oder ihre un­

endliche Verschiedenheit unsrer Betrachtung und Be­ wunderung würdiger sey. Bisher haben wir in der allgemeinen Haushal­

tung der Dinge die einfachen Körper des Mineral und Pflanzenreiches betrachtet, und allenthalben Spu­ ren einer

deckt.

allmächtigen Ordnung und Weisheit ent­

Alles ist da mit einander auf das genaueste

verbunden, jeher Theil her Natur bittet dem andern hülfreiche Hand, das Mineralreich beherbergt die Pflanzen, und giebt ihnen ihre Bestandtheile und Nah­ rung, und wenn diese sterben, zerfallen sie wieder zu

Erde, und geben so dein Mineralreiche di? erborgten Schätze zurück. Nickt weniger Schönheit und Ordnung

finden

wir bei der Verbindung des Pflanzenreichs mit dem

) Thierreiche.

3"

(

wird die höchste Stufe

Hier

von

der

Kunst und Weisheit des ewigen Erschaffers sichtbar,

da sich noch mit dem Leben der Pflanzen Empfin­

dungskraft der Sinne,

und willkährliche Bewegung

vereinigt. Das

Thierreich

hat

zu

seiner Erhaltung

und

Nahrung das Pflanzenreich nöthig; in diesem müs­

sen die rohen Säfte

des Mineralreiches ausgekocht

und tauglich gemacht werden, damit jenes eine dem

zarten Bau der thierischen Theile angemessene Nah­ rung erhalten möge. Wie einer, den lange Zeit ein Kerker des Tages­

lichtes beraubt hat, wenn ihn jetzt seine siegreiche Un­

schuld aus dem dunkeln Gewölbe herausführt,

und

sich die Schönheiten der Schöpfung in einer weit of­

fenen Gegend seinem Blicke wieder darstellen,

von

dem allzustarken Eindruck des Lichtes geblendet, nichts

unterscheivet, und cha -er Schmerz zwingt, das Auge

zu

schließen,

er bald wieher begierig eröffnet,

das

seine Seele an den ihn umgebenden rührenden Scenen

zu sättigen;

wenn

nun nach und

nach

das Auge

seine Kräfte wieder erlangt, sich nicht satt sehen kann,

von Gegenstand zu Gegenstand schnell hineilend,

so

sieht der Geist, verwirrt und unentschlossen, auf die

Menge von Gegenständen,

welche von allen Seiten

seine Aufmerksamkeit und Bewunderung an sich rei­

ßen, indem er seine Blicke auf das Thierreich hinhef­

tet.

Hier entdeckt sich ihm zuerst der Bau seines

Körpers,

dessen

Natur - Lehrer

geheimste

Albin

vor

der

große

begierigen

Augen

Triebfedern seinen

aufgedeckt hat. Lange Jahre hat dieser Weise die stärksten See-

lenkrafte nur dieser Betrachtung geweihet, die auch die meisten Lebensstunden eines Hallers,

der einen

alle Vorstellung übersteigenden Fleiß mit der Scharf­

sinnigkeit eines Genie verband, beschäftigt haben, so

wie sie schon die immerwachsende, nie gesättigte Lern­ begierde von vielen hundert Weisen ihr ganzes Leben

hindurch unterhalten, und für tausendfache Leiden und

Mähen entschädigt hat.

Am Ende, mußten alle geste­

hen, daß sie durch ihre ununterbrochene Forschungen

doch noch nicht weiter gekommen seyen, als zu den vieles blieb immer auch

ersten Graden des Lichtes:

den Weisesten unerforschlich.

Der gütige Schöpfer hat so viele Weisheit auf diesen edelsten Theil unter den Körpern des Erdballs

verwendet, daß er mit Recht verdient, eine Welt im

Kleinen genannt zu werden.

den ist

Unsern jungen Freun­

in frühern Bänden der Bildergallerie eine

Kenntniß von dem Ban thierifcher Körper, besonders

deren Wieder­

des menschlichen, mitgetheilt worden,

höhlung hier zu weit führen würde, so daß wir uns hier mit der allgemeinen Anmerkung begnügen,

daß

auch in diesem vorzüglichen Theile unstes Naturrei­ ches so viele Uebereinstimmung unendlicher Verschie­

denheiten, so viele Allmacht und Weisheit des großen Schöpfers zu bewundern sey, als im Bau der gan­

zen Welt überhaupt.

Und doch hat der Mensch hier nichts besonderes vor dem Affen; er macht in der großen Haushaltung der Erde ein Geschlecht mit ihm aus.

Das kleinste Insekt ist zu Erhaltung des Iwe­

ckes seines Daseyns

mit

eben

so

wunderwürdigen

Gliedern versehen, als das größeste Thier.

Man be-

) 5*3 ( trachte nur die Wohnung der Bienen, und die Werke der geschäftigen Einwohner dieses weise eingerichteten

Staates.

Ihr Honig, den sie aus den Pflanzensäf­

ten schöpfen, so wie der Stoff, aus welchem sie ihre

Zellen bereiten, und welchen sie aus dem Samenstaub gewinnen, lassen uns auf eine kunstvolle Einrichtung

ihrer Eingeweide schließen,

nicht minder wunderbar

als chie Eingeweide des Menschen. Die Behendigkeit ihrer Flügel und Füße, die Bewegung des Stachels,

u. s. w. setzen alle, zur Bewegung der Thiere dienen­

de Theile von Muskeln, Nerven, Blut, Pulsadern voraus, wie wir sie bei größeren Thieren bemerken. Betrachten wir zugleich die weise Einrichtung ihres Staates, die Eintheilung ihrer Geschäfte, die Aus­

wahl der Pflanzen, bestimmten

und einzelner Pflanzentheile zu

Verrichtungen,

welche

so

viele

Aehn--

lichkeit mit den freien Verrichtungen unsrer Seele haben; dann erliegt der Geist unter der Last der Be­ griffe, die er nicht zu entwickeln vermögend ist, und entdeckt mit heiliger Ehrfurcht den Finger der Gott­ heit, der in diesem einzigen kleinen Gegenstände, deren

die ganze Erde eine unergründlich ist,

unendliche Menge enthält,

so

als in dem Bau der Veste des

Himmels. Nur mit einem sehr flüchtigen Auge haben wir

die drei Reiche der Natur durchlaufen, nur ganz kurz die Verbindung derselben unter einander berührt; al­ lenthalben sind uns die Spuren der überaus hohen

Macht und Weisheit sichtbar worden. Dieser

schöne

Zusammenhang

macht

unfern

Erdball aus, in welchem wir einen beständigen Um­

lauf und Wechsel der Dinge durch tausendfältige Ab-

)

3*4

(

änderungen bemerken, welche nach den Gesetzen der Bewegung, durch die Wirkungen der Elemente her­ vorgebracht werden, und doch bei allen diesen Verän­

derungen, welche einem schnell fließenden Strom gleich

sind,

erhalt sich

immer ein sich ähnliches schönes

Ganze, dessen dunkle Vorstellung unsre Seele erquickt,

und uns von der Größe des Geistes, der solche in

ihrem ganzen Zusammenhalt» einsiehet,

einen schau­

ervollen Begriff giebt. Allein, wie so gar nichts ist dieser, nach unsrer

Einsicht so unendliche Erdball, in dem erstaunlichen

Meere des ganzen Firmaments, bei dessen Ausmes­ sung der Durchmesser unsers Erdballs in einen klei­ nen Punkt verschwindet.

Wenn man annimmt, daß ein gutes menschliches

Aüg«. acht. Fall weit von dem Gegenstände, den es deutlich sehen will, entfernt seyn müsse; ferner, daß es nicht mehr übersehen kann, als den Raum, der in einem rechten Winkel eingefchloffen, dessen Durchmes­

ser, nach Grundsätzen der Optik, zweimal so groß, als diese Entfernung,

also sechszehn Zoll ist,

so ist

das Maaß desjenigen, was ein Mensch auf einmal

deutlich sehen, und seinem Verstand deutlich darstel­ len kann, einem Würfel von sechszehn Zoll gleich,

d. i., wie 4096 Zoll

im Körper.

Da aber der

Durchmesser der Erdkugel, nach der Berechnung des ssassini, 472692924 Zoll betragt,^ so verhält sich der

menschliche Verstand zu einem Verstände, welcher fä­

hig wäre, diese ganze Erdkugel auf einmal deutlich

zu begreifen, wie 1 zu 40 Quadrillionen.

Nach die­

den Würfel der Kugel, welche alle Weltgebäude, die sich sen Voraussetzungen berechnen die Weltwcisen

">

3'5

(

bemerken lassen, in sich schlösse, zu 478601,103401, 88549»,200000 Erddicken.

Nimmt man an, daß jeder Fixstern im Firma­

ment eine Sonne sey,

um die sich, wie nm unsre

Sonne, 15 Irrstem« bewegen,

unsrer Erde ähnlich,

die zusammen in dem Firmament eben den Raum einnehmen, wie unser Sonnensystem; ferner, daß in

jedem Raum von 4 Graden 500 Fixsterne sich befin­ den, wie Galliläi durch Fernrohren im Orion wahr­ genommen hat; so müßte sich ein Verstand, der auf

einen einzigen Augenblick alle Weltgebäyde übersehen, deurlich fassen könnte, zu dem, der unsre Erdkugel auf einen Blrck deutlich übersteht, wie 80 zu einer Otti­

lien verhalten. Wollte man sich also den Verstand, der alle Weltgebaude begreifen kann, als eine Linie vor­

stellen,

so muß diese in 1000 Theile, einer davon

wieder in 1000, ein tausendster davon wieder in 1000 deren einer wieder in. 1000 getheilt, und diese Thei­ lung dreizehnmal wiederholt werden; wenn endlich der letzte Theil herauskömmt, so muß man ihn noch

in 12500 Therle theilen, ehe das Theilgen, welches den menschlichen Verstand ausdrückt, hervorkömmt. Und doch ist dieser berechnete Verstand, so unbe­ greiflich uns seine Zahlen sind,

nur ein unendlich

kleiner Theil von dem Verstand Gottes, welcher sich

auf einmal alle mögliche Welten, und von allen, wie von unsrer Erde, in die unendlich kleinsten Theile al­

les übersieht. Wenn wir die Gegenstände, die in einem Raum

von 4096 Zollen, welcher die Kugel unsrer Vorstel­ lungskraft darstellt, nach den Entdeckungen, die wir

den Vergrößerungsgläsern zu verdanken haben, bc-

) sie c rechnen,

so werden wir eine, alle Einbildungskraft

übersteigende Menge der Theile, herausbringen., die Gott auf einmal in diesem Raum übersteht- Diese entsetzliche Zahlen verschwinden in einen Punkt, tveNn

wir betrachten, daß der unendliche Verstand zugleich alle Vorstellungen und Gedanken aller vernünftigen Geschöpfe deutlich einfehe.

Wohin führen uns diese Betrachtungen, die ins

Unermeßliche gehen? Vor den Thron des Endlosen, wo Macht, Weisheit und Güte tri der höchsten Voll­ kommenheit vereinigt find.

Siehe von dieser Höhe

auf das menschliche Geschlecht herab — die Weis­ heit des

fcharfstnnigsten Denkers

ist

kaum ein Tropfen Wasser im Ocean.

nichts

mehr:

Ach, auch die­

ses Gleichniß ist noch viel zu stolz; jedes Maaß, mit welchem sich ein endlicher Geist gegen den Unendli­ chen abzumessen wagt, ist verwegner Uebermuth. Aber wie könnte, da uns die Naturlehre die Un­

endlichkeit Gottes, gleichsam mit unser» Sinnen füh­ len läßt, dieses Gefühl etwas anderes, als tiefe Ehr­ furcht, Liebe und Bewunderung des göttlichen We­

sens hervorbringen?

und welche Wissenschaft könnte

daher erhabener und nützlicher genannt werden, als die Naturwissenschaft?

Kein Wunder, daß die weisesten unter den Men­ schen, auch diejenigen, die von dem Feuer des Gei­

stes Gottes entflammt, ein vollkommenes Bild wah­

rer Weisheit hinterlassen,

ihre höchsten Lobgesänge

aus der Betrachtung der Natur gleichsam geschöpft haben, welche noch jetzt im Innersten unsrer Seele ei­ nen heiligen Schauer erwecken! Wenn wir uns bei diesen Betrachtungen von

)

3'7

(

von dem ersten Erstaunen erhohlt haben, so mässen solche nothwendig fruchtbar an wichtigen Entschlüssen werden; der unendliche Unterschied, den wir zwischen

dem schrankenlosen Verstände Gottes und unserm eig­

nen so sehr beschrankten bemerken,

muß uns das

Siegel der -Weisheit, die Demuth tief in unser Herz drücken. und seine

werden den Gottesleugner bedauern,

Wir

verführerischen Lockungen verachten;

mit

freudigem Danke werden wir in den göttlichen Offen­

barungen

wahren

den

einzigen

Weg

zu

unserm

Glücke suchen, und uns freuen, der Leitung eines

so erhabenen Führers auf unserm Pfad durch das Leben zu folgen.

Mögen unsre Schicksale seyn, wel­

che sie wollen, wir werden die Hand, die sie lenkt, ohne Klagen

verehren,

da sie die höchste -Weisheit

zum Grunde und unser Wohl zum Zweck hat, wenn wir es auch nicht «infthea. Kein Erdengläck, kein

Schimmer wird uns blenden, kein Leiden ganz dar­

nieder drücken; unser Leben wird in stiller Zufrieden­ heit freundlich hinfließen. Je stärker unsre Seelenkräfte durch dieses Stu­

dium der Natur werben, desto weniger Mühe wird es uns kosten, diese unbedingte Unterwerfung zu er­ langen. Ein alter Weiser, Bacon, drückt sich vortreflich darüber aus: „wer nur in leichten Zügen aus der Quelle der Philosophie schöpft, wird vielleicht zu den Grundsätzen des Atheismus hingefährt, wer aber in vollen Zügen aus ihr trinkt, wird zum Glau­

ben an ein höchstes heiliges Wesen hingeleitet!"

Durch diese Betrachtungen wird uns unsre Be­

stimmung deutlich; wir sehen ein, daß alle Vorzüge, alle

Würde und

Vollkommenheit

der

menschlichem

)

518

(

Natur nur von der Veredlung unsres Geistes abhän-

gen, und daß wir nur dadurch unserm Schöpfer nä­ her kommen können. Das Beispiel der Gottheit muß uns anfeuern, ihr in Ansehung unsres Willens ähnlich zu werden.

So wird es in uns alle gesellschaftlichen Tugenden entflammen, alle Kräfte in Bewegung setzen, den Nu­ tzen der menschlichen Gesellschaft zu befördern; reiner Eifer für das gemeine Beste, Liebe zur Ordnung, Ge­ rechtigkeit und Güte werden die schönen Früchte die­

ser

Bemühungen

seyn:

Gott ähnlich

ftyn,

durch

Wohlthun, das wird unsre höchste Freude werden. Nur dadurch, so lehrt uns die Betrachtung der Natur, unterscheiden wir uns von den Thieren, nur dadurch werden wir würdig, die Schöpfung zu be­

herrschen. In der Natur ist nichts als Ordnung, lauter Schönheit, lauter Dollkomlneiiheir, alles arbei­

tet da zu einem bestimmten Zweck; wie sollten wir allein eine unglückliche Ausnahme machen, und den Zweck unsres Daseyns durch Laster verletzen wollen?

Es würde so viel heißen, als fich unter die niedrig­ sten Geschöpfe herabwürdigen zu wollen.

Darum

erkannten

und

rühmten

die weisesten

Sittenlehrer aller Zeiten und Völker den Schauplatz'

der Natur als die sicherste Bahn zur Tugend.

„Be­

ttachte die Natur, sagt der weise Antonin, in ihren

Wirkungen, und handle, wie sie. Es ist Tugend, wenn du nach freier Ueberlegung das ausäbst, was dort durch die natürlichen Triebe geschieht.

„Gehe zur Ameise; sagt einer von den Lehrern dtt heiligen Schrift, und beschaue ihre Wege, damÜ

du weise werdest:

Wo ist ihr König, ihr Zwingherr?

)

5*9

(

Und doch sammelt sie Speise im Sommer, und trägt Nahrung zur Zeit der Erndte in ihre Wohnung: und du schläfst, Fauler? Wenn wirst du wach und thätig

werden?" Und selbst unser göttlicher Lehrer fährt un­ sre Blicke auf die Natur: aus ihren Werken schöpft

er das Gesetzbuch sär seine Anhänger.

„Seht, sagt

er, wie die Lilie wächst auf dem Felde: sie kann nicht

arbeiten, nicht weben: und dennoch konnte sich Salo­ mon in seinem königlichsten Putze nicht köstlicher schmücken, als diese Blume bekleidet ist."

So fruchtbar die Naturlehre zur Veredlung un­ sres Geistes, zur Verbeßrung unsres Herzens seyn kann, eben so bequem ist sie auch, die Kräfte unsres

Verstandes zu scharfen.

Sie giebt uns die beste Ge­

legenheit an die Hand, die Vernunftlehre nach allen Theilen in Ausübung zu bringen. Dir Beobachlnngen der Natur gewöhnen unsern Geist zu genauer Aufmerksamkeit auf alles, was uns

umgiebt; diese ist die Quelle aller Erkenntniß. Wer sich in Versuchen übt, wird bald erfahren, wie seine Begriffe an Klarheit gewinnen, und wie sehr dadurch die Deutlichkeit in den Vorstellungen der Einbildungs­

kraft zunimmt. Nicht weniger

hilft uns die Naturwissenschaft

zu deutlichen Begriffen, mit denen wir die Merkmale der Dinge, welche sie von einander unterscheiden, uns

vorstellen.

Diese erfordern eine fortgesetzte Aufmerk­

samkeit, die sich mit der Untersuchung aller Theile einer vorkommenden Sache verbindet,

selbst derjeni­

gen, die sich oft vor unsern Sinnen verbergen. Zu diesen Uebungen ist die Werkstatte eines Na­ turforschers am bequemsten;

er betrachtet mit ge-

spannten Sinnen die ihm vorkommenden Dinge auf

allen Seiten; er "untersucht sie sogar mit künstlichen Instrumenten, die feine Sinne schärfer machen, oder

durch neue Verbindungen mit andern Körpern, und bringt so ihre verborgenen Eigenschaften ans Licht.

Diese Uebung in deutlichen Begriffen

bei Be­

trachtung der Natur hat vor den abstrakten Begriffen

den Vortheil, daß man hier die gesuchten Merkmale

der Dinge mit seinen Sinnen unterscheiden, und alle Theile wirklich zerlegt vor sich sehen kann. Wie leicht muß es da nicht werden, die abge­

sonderten Begriffe von den Ordnungen, Geschlechtern

und Arten der Dinge sich lebhaft einzudrücken! Sulzer, der die Zusammenstimmung aller Wissenschaften zur

Vervollkommnung der Menschen

so lebhaft einsah,

macht« daher in seinem vortreflichen Merkchen von der Erziehung der Kinder mit Recht die AnmerkMg:

wenn ein Lehrer die Botanik versteht, so hat er ein unendliches Feld, die Aufmerksamkeit und das or­ dentliche Nachdenken feiner Schäler zu üben, wenn

er sie lehrt, Beschreibungen von Blumen zu machen. Weil bei den Blumen der Unterschied verschiedener Geschlechter und Arten oft ziemlich klein ist, so würde dieses ungemein viel zur Aufmerksiunkeit und Ord­ nung beitragen.

Und weil Blumen ohnehin Sachen

sind, mit denen die Kinder gern umzugehrn pflegen,

so würde ich, wenn mir die Einrichtung einer öffent­

lichen Schule aufgetragen wäre, alle Tage eine Stun­ de für die Botanik anordnen."

Was hier Sulzer von der Botanik sagt, kann mit gleichem Recht auch auf die andern Theile der

Naturgeschichte,

sonderlich die Historie der Insekten, ange-

)

521

C

angewendet werden, die in unsern Tagen nicht weni­ ger als die Botanik ausgearbeitet und in Ordnung

gebracht worden, und nicht weniger als sie die Neu­ gier reizt. Diese Uebung in deutlichen Begriffen zieht eine Leichtigkeit in Urtheilen und Schlüssen unmittelbar

nach sich, da diese aus der Vergleichung der Begriffe und ihren Verbindungen oder Trennungen entstehen, und deswegen desto richtiger und gründlicher werden, je deutlicher unsre Begriffe find.

Dies ist insonder­

heit klar in Ansehung der Schlüsse,

da wir aus den

Merkmalen einer Sache schließen, unter was für ei­ nen allgemeinen Begriff dieselbige gehöre; hier müs­

sen also die sinnlichen Vorstellungen von den Merk­ malen,

welche die Betrachtung der Körper an

die

Hand giebt, die Uebung ungemein erleichtern. Daher die M«ßk»nst, w-lch- tuU ver Rarurlehre unzertrenn­ lich vereint ist, von den weisesten Männern für das beste Mittel angesehen wird, den Verstand und die

Urtheilskraft zu scharfen. Ueberdies niacht uns die Naturlehre in unfern Schlüssen behutsam, und lehret uns, gegen Ueberei-

lungen und Vorurtheile auf unsrer Huk zu seyn, da

man hier unzählige Beispiele findet, daß die wahr­ scheinlichsten Schlüsse der tiesbenkendsten Weltweifen

durch eine einzige Beobachtung

umgestürzt

worden

find.

Als Haller die Eigenschaften der Theile unsres

Körpers in Ansehung der Reizbarkeit und Empfind­ lichkeit untersuchte, sah er mit Bestürzung, daß in den Flächsen und Häuten des Gehirns und der Brust,

die man bisher für den Sitz der Schmerzen und Em-

$

pfindlichkeit gehalten hatte, eine völlige Unempfindlich­ keit herrsche.

Durch diese Beobachtung wurde das

allgemein angenommene System auch -er weisesten und besten Aerzte zu Boden gestürzt. Wenn wir das bishergesagte mit dem Bau un­

sres Körpers selbst vergleichen, -er unsrer Seele als

ein treuer Gefährde und geschicktestes Werkzeug,

die

Körperwelt durch die Sinnest fich vorzustellen,

ge­

schenkt worden, so mässen wir daraus schließen, daß

die Betrachtung der Natur die wahre Bestimmung der vernünftigen Einwohner unsers Erdballs aus­ mache.

Im Stande der Unschuld der ersten noch unver­ dorbenen Menschen war sie gewiß eine der wichtig­

sten Beschäftigungen der Bewohner der Erde;

die

schönen Dichtungen Miltons und Bodmers, welche

V0N diesem Begriff miSgehen, gewinnen Naher einen­

hohen Grad von Wahrscheinlichkeit, der unser Mit­ gefühl erregt, und uns unwillkührlich an das reizende Bild einer unschuldigen Lebensart,

die in der Be­

trachtung der Natur Beschäftigung und Freude fin­

det, hinzieht. Aber noch erschöpfen alle diese Vorzüge der Na­ turlehre den Nutzen derselben lange nicht, und es

steht uns noch ein weites Feld offen, von den Vor­ theilen, die sie dem menschlichen Geschlecht auch für

den Leib darbietet, zu sprechen. Alle Künste, welche zur Ernährung, Erhaltung und Gesundheit unsres Leibes dienen;

welche

die verlohrne Gesundheit wieder

alle Mittel, Herstellen,

und die Trennung des Körpers hindern; alles, was zur Bedeckung und Beschützung des Leibes, oder zur

) Belustigung

der

(

523

Sinnen

Zweige der Naturwissenschaft, vermehren

sich

in

alles

dient;

gleichem

und

dieses

sind

diese Vortheile

Verhältniß,

wie

das

Wachsthum dieser Wissenschaft, da sie nichts anderes sind, als Anwendungen der Kräfte und Eigenschaften der natürlichen Körper. Daher kommen die Fort­

schritte, welche die Arzneiwissenschaft und Haushal­ tungskunst in unsern Tagen so vorzüglich machen,

da jeder Theil derselben zu einem würdigen Gegen­

stand

der Betrachtung

worden ist.

forschender

Daher kommt es,

Weisen

erhoben

daß wir in unsrem

Vaterlande, gleichsam im Wetteifer, den Feldbau be­ fördert, ihn mit neuen Entdeckungen bereichert, Fa­

briken und Gewebe verbessert, die Schiffahrt gesichert und vereinfacht,

Künste und

Handwerker vervoll-

kommt, und das freudige Bestreben sehen,

sich von

der Anhänglichkeit andrer Nationen, »ett denen wir bisher in Ansehung der Nothwendigkeiten und Be­

quemlichkeiten des Lebens abhingen, frei zu machen.

Einem einzelnen großen unermüdbaren Naturfor­ scher hat oft eine ganze Nation in allen diesen Ge­

genständen ihr Fortfchreiten zu verdanken. Die Schweden sind uns ein Beispiel; die Mühen, die Verdienste ihres großen kinnö, sind ihnen zu reichem

Seegen worden.

Er hat unstreitig durch seine außer­

ordentlichen Talente, und deren Anwendung, so lang er lebte, der Naturgeschichte einen so hohen Grad des

Wachsthums geschenkt, als sie in so vielen hundert Jahren nicht erlangt hatte; fern tiefsinniger Geist ent­ deckte alle Mängel, die vor ihm das Emporkommen einer so edlen, der menschlichen Gesellschaft so wich­

tigen, Wissenschaft verhindert hatten.

X -

Er bahnte sich

)

324

(

einen ganz neuen Weg, die Werke der Natur zu un­ tersuchen, und so zu bestimmen, so zu beschreiben, daß jeder natürliche Körper zu allen Zeiten und an allen Orten mit Gewißheit erkannt, und also seine Kräfte

und Eigenschaften mit Sicherheit zum Nutzen ange­

Reich an diesen Einfichten

wendet werden können.

durchwanderte er die Körperwelt, mit außerordentli­ chem Fleiß:

er ermunterte eine Menge Schüler, die

mit gleichem Eifer alle Weltgegenden durchreiseten,

um neue Schätze der Natur aufzudecken, und ihrem Vaterlande die Vortheile andrer Nationen zu ver­ schaffen.

Er machte

fich

die Erfahrungen anderer

Gelehrten, die in verschiedenen Weltgegenden ihr Le­ ben den Beobachtungen der Natur gewidmet hatten, zu eigen, verbesserte ihre Werke, setzte fie in ein neues

Licht, und konnte endlich sein Natursystem,

als ein

ewig bleibendes Denkmal seines Ruhms festseven, das jeden Kenner in Erstaunen setzt. Durch seine unzählichen Entdeckungen wurde die

Arzneikunst, die Landwirthschaft, die Haushaltungs­ kunst bereichert, und den Nationen neues Licht angejändet, das nicht wieder erlöschen wird. Uebersehen wir mit einem Blick diese Vortheile,

welche dem Menschengeschlecht aus der Naturlehre zufließen; so wird in unsrer Seele ein hohes, schönes Bild von der Vortreflichkeit dieser Wissenschaft rege, und wir können nicht umhin, allen Eifer auf das Stu­ dium derselben zu wenden, und die Augenblicke für die glücklichsten unsres Lebens zu halten, in denen wir

uns, frei von äusserem Zwang, ihr ganz widmen können.

Wir können besonders das Glück unsrer jungen

)

325

(

Freunde nicht genüg erheben, denen von guten El­ tern und weisen Lehrern alle Mittel an die Hand ge­ geben werden, um ihnen jene frohen Stunden zu be­ reiten, welche die Betrachtung der Natur und ihrer mannigfaltigsten Erzeugnisse gewährt. Reine Liebe und eiftigrs Bemühen in der Ausbildung des Geistes und Veredlung des Herzens, muß der Dank seyn, den diese jungen Glücklichen ihren Wohlthätern dar­ bringen.

)

Z26

(

Wilhelm Oehmigke des Jüngern neue Verlags­

bücher

zur Leipziger Michaelis - Messe

1801,

welche auch in allen andern soliden Buchhand­

lungen um beigesehte Preise zu haben sind.

Almanach der Musen und Grazien für baS Zahr 1802. Erste Fortsetzung des Kalenders der Musen und Gra, zien, von F. W. A. Schmidt, Prediger zu Werneuchen, mit Kupf. g. Berlin 1802, gebund. 1 thl. 12 gr. — dasselbe mit illuminirten Kupfern, 8. Berlin 1802, gebunden 2 thl. 8 gr. Almanach de» Mode und de« Geschmacks für Damen, auf das Zahr iuO2z zur Kunde eleganter Gegensranvr und zur Beurtheilung des Schönen in der Tanzkunst, Schau­ spielkunst, Musik, Zeichenkunst, Mahlerei, Stickerei u. s. w. mit Kupf. Berlin 1802 geb. 1 thl. 16 gr. — dasselbe Buch mit ausgem. Kupf. geb. 2 thl. 8 gr. Anmuth und Schönheit aus den Mysterien der Natur und Kunst, für ledige und verheirathcte Frauenzimmer, neue verm. Aust. 8- Berlin 1802, geb. 1 thl. 12 gr. — mit tllumin. Kupf. 8. Berlin 1802, geb. 2 thl. 8 gr. Der Anekdotenfreund, eine Sammlung von kleinen Er­ zählungen, Schwänken, Epigrammen u. s. w. ie u. 2s Heft, neue Auflage 8- Berlin 1802. 12 gr. Neueste Anweisung zur gründlichen Erlernung des Whist­ spiels, 4te verbesserte Ausg. 8- Berlin 1802. 4 gr. Arzney für Hypochondrtsten, eine Sammlung von Erzäh­ lungen, Schwänken, Anekdoten, Einfällen, Epigrammen und Recepten zur Verdauung bei Mahlzeiten, 8- Ber­ lin 1802, geb. 22 gr. Augustin (F. L. D.) vom Galvanismus und dessen medi­ zinischer Anwendung, mit einem Kupfer, gr. 8. Berlin 1802 10 grG. W. Bartholdy (Professor der Mathematik am Gym­ nasium zu Stettin) Anleitung zur mathematischen, phy-

)

Z2?

c

fischen und Staats-Geographie, rr Theil mit Kupfern und Karten, 2te verm. u. verbess. Aufl. gr. 4- Berlin 1802 2 thl. 12 gr. v. Blankensee Abhandlungen über die Landwirthschaft in der Neumark re. m. Kps. gr. 6- Berl. 1802 1 thl. 12 gr. Chambon, Abhandlung über die Kinderkrankheiten, rr Bd. 2te Abtheil. gr. 8. Berlin 1802. 16 gr. Euterpe, ein musikalisches Weihnachtsgeschenk für junge Damen, von Gürlich, Hahn, Himmel, Hurka, Sei­ del und Zelter, Fol. Berlin 1802 gxb. 2 thl. 20 gr. les Contes jaunes ou le livre de Fenfance, par Frevflle nouvelle edition avec figures enluminees, 8Berlin 1802. sauber gebunden 1 thl. Frevtlle, die gelben Erzählungen oder das Buch der Kind­ heit, 4te Aufl., mit frauzösilchem und deutschem Texte und Kupfern, 8. Berlin 1802 geb. 1 thl. Gallerte der interessantesten Frauenzimmer aus der alten und neuen Welt m Zügen von Liebe, Treue und Edel­ sinn, für die Edlern des schönen Geschlechts, mit Kupf. 8. Berlin 1802, geb. 1 thl. 16 gr. — dasselbe mit illumintrten Kupfern, geb. 2 thl. 8 gr. Gallerte der Welt, in einer bildlichen und beschreibenden Darstellung von merkwürdigen Ländern; von Völkern nach ibrem körperlichen, geistigen uno bürgerlichen Zustande; von Thieren; von riratnc. und Kunfterzeugnissen; von Unsichren der schönen und erhabenen Natur; von alten und neuen Denkmahlen, mit beständiger Hinsicht auf Besörderung der Humanität und Aufklärung, von I. D. F- Rumvf und G. W. Bartholdy, gr. 4. mit Kpf. ior Heft, Berl. 1802. 1 thl. 4 gr. — dasselbe mit illnmtnirten Kupfern 1 thl. 22 gr. — dasselbe auf engl. Pap. m. illum. Kupf. 2 thl. 8 gr. Gallerte der Welt 116 Heft gr. 4. m. Kupf. 1 thl. 4gr. — dasselbe mit illumimrten Kupfern i thl. 22 gr. — dasselbe auf engl. Pap. mit illum. Kupf. 2 thl. 8 gr. Halle, I. S. Giftpflanzen, zur Verhütung trauriger Vorfälle in den Haushaltungen, 2r Bd. 4te gänzlich umgearbeitete und verbesserte Aufl. mit 8 illum. Kup­ fert. gr. 8- Berlin 1802 1 thl. 6 gr. Hayne termini botanici iconibus illustrati oder bota­ nische Kunstsprache durch Abbildungen erläutert mit ei­ ner Vorrede von D. Wildenow, 76 Heft mit 5 illuminirten Kupsertafeln. Fol. Berlin 1802 1 thl. 12 gr. Liebe und Genuß, Skizze eines größeren wahrhaften Ro­ mans, 8. Venedig 1802. geh. 16 gr. Lord Makartney Gesandschafrsreise nach China aus dem

)

Z28

(

Englischen frei bearbeitet, zum Nutzen und Vergnügen der Jugend, von Hirschmann, mit Kupfern gr. 6- Der, lin igoi i thl. — dasselbe mit illumimrten Kupfern i thl. 12 gr. Carl Müchlers Gedichte, 2 Bände. Neue vermehrte und verbesserte Auflage mit allegorischen und landschaftli, chen Kupfern, 8- Berlin 1602. 2 thl. 16 gr. — dasselbe auf Velinp. beste Ausg. 8- 1802 5 thl. Schauplatz, neuer, der Natur, in einet Reihe merkwür­ diger Gemählde, von vorzüglichen Völkerschaften, Thie­ ren, Pflanzen und Ansichten schöner Gegenden. 5r Bd. mit Kupfern, gr. 8 Berlin 1302 2 thl. 8 gr. — dasselbe Buch mit illuminirtrn Kupfern 3 thl. 20 gr. Weltumsegler, der, oder Reise durch alle fünf Theile der Erbe mit vorzüglicher Hinsicht auf ihre Bewohner, auf die Schönheiten der Natur und Kunst, zum Selbstun­ terricht der Jugend zweckmäßig abgefaßt von Schäfer, (Königlicher Pagenhofmeister in Potsdam) ister Band mit 8 illuminirten Kups. und einer Karte von Sotzmann 4- Berlin 1801. 3 thl. 22 gr.

I n

Commission.

Gellert« Fabeln und Erzählungen, 2 Theile, neue Aufl. 8. Berlin iooa 6 gr. — dasselbe Buch mit 12 schwarzen Kupfertafeln, 8 Ber­ lin 1802 12 gr. — dasselbe Buch mit 12 illum. Kupfertafein, 8. Berlin 1802. 16 gr.