Neue Bildergallerie: Band 7 [Neue Aufl., Reprint 2021]
 9783112464564, 9783112464557

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Bildergallerie Siebenter

Mit

XX.

Band.

Kupfertafeln.

Berlins

1800.

Bey Oebmiake dem Jüngern.

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in

Vorrede.

Auch dieser Theil der Bildergallerie

oder des

Schauplatzes der Natur schmeichelt sich,

Die Verfasser

Brüder nicht unwürdig zu seyn.

haben sich

Mühe

unterhaltend zu machen, aus

großem

ihn

gegeben,

und

seiner

lehrreich

und

den Stoff dazu

kostbaren und zum Theil selteneU

Werken zusammenzutragen,

niannS Handen sind.

die nicht in feder-

Sie hoffen,

durch die

Art der Bearbeitung nicht nur nützliche Kennt­

nisse zu verbreiten,

sondern auch, )( 2

was

ihnen

noch

5

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«och mehr am Herzen liegt, Sinn und Begierde

für dieselbe zu erwecken und in der Jugend die Lust zu erregen, von dem noch mehr zu lernen, wovon ste hier die ersten Grundbegriffe entwickelt

finden.

Der Gedanke, diese Absichten nicht ganz

verfehlt zu haben, ist ihre größte Belohnung^ Berlin, den 2. October 1799^



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Anhalt. Seite

Venus-Flieg»«-Falle ♦ • Ueber die Schmarotzerpflanzen Weißer Mistel . Die Vanille Die Seidenpflanze ♦ t Die Chinesermütze, oder der Hut-Affe ♦ Der Drechsler . , . Der Gvldschläger . W Der Auer-Ochs, Ur,Ochs Der angorische Bock und die angorische Ziege • • ch Der Serval Der große Ameisenfresser ♦ O ♦ einige Arten von Papageie» » 4 Der mvluckische Sittich . • Der kleine Kakatu mit fleischfarbenen Schnabel Der schwarte Kakatn • ♦

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Seite Der rothe Sittich-Lori Der kleine Sittich mit rosenrothem Kopfe und den lan­ gen Schwanifedern 116 Die kriegerischen Termite» . . . . u7 Etwas zur Vergleichung der kaltblütigen und warmblü« 140 tigen Thiere Die Brillen - Schlange 174 Die Rosenkranz-Schlange 184 Die Pipa, Tedo r85 192 Die fliegende Eidechse Der Lachs 195 207 Der Kabeljau »der Stockfisch 220 Der Schwertfisch 224 Der kleinzefleckte Hayfisch 227 Die Blattlaus Das Gummi-Lak-Insekt 2Z4 242 Der malabarische Kalao 246 Der große Pronierop« mit gekräuselte» Seitcnfedern Der europäische Kukqk 248 Der blaue Kukuk 257 Der GelbhalS . . 258 262 Der Seereiher . 26 4 Der Goldklippfisch, oder der plümiersche Goldfisch 26$ Der eingefaßte Klippfisch Die Seekröte 267 Der tweifarbige Klippfisch 269 270 Der Einhornfisch . Drei größte Sägfliege, HoljweSpe, SchwaniweSpe 27; Der Nuß^ Rüffel - Käfer 283 290 Der Iabiru Der ♦

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Seite 2-3 Der Savacou . sp6 Die Eidergans . 3 09 Die Krick-Ente 3io Der Kiebitz Der Fasan 315 321 Die Hausgrille . 332 DaS gemeine UferaaS 336 Der zweiäugige Host Die Buschratte 339 Der Iltis 345 Der Tiger-Iltis 349 Das Frettchen 351 Der gemeine Wiesel . 353 Das Zwergreh oder Jwerghirsch .... 355 Mädchen und Weib von de» chundurowischen (kundurvfSkischen Tatarn 357 Die Inguschen . . . 35Ein vornehmer Tscherkoß in gemeiner Haustracht und eine tscherkessisch« Fürstentechter . . 368 Ein tscherkessischer Fürst . . 369 Ein Truchmene . . 376 Das Mausvläum . . 378 . . 38» Ein Opfer ....

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Verzeichniß der Pränumeranten auf dem siebenten

Bande der neuen Bildergallerie, oder des neuen Schauplatzes dritter Band. Die Königliche Academie Militaire in Berlin. Die Academrsche Buchhandl. in Jena. Die Academ. Handlung in Mar­ burg , 7 Exemplare. Die Aead. Handlung in Stras, burq, 2 Exemplare. Hr- Caspar Heinrich Ahrens, Kaufmann zu Neuhaus im Bremischen — BürgermeisterAIbertinHannover. — Altag. Ammon. r- Pastor Amsberg zn Cummerow bey Malchin. — Senator Amsik. — Doetor Anderson 9 ExeMpl. Die Andräische Handlung iw Frankfurt, ; Exemplare. Hr. Kanzleidirektor Andrä. Senator Ankelmann. — Heinrich von Arnim. — von Arnim in Neu-Temmen. — Major von Lrnim auf GiP schendorf. — Landrath von Arnim in Schwarzensee Die Hrn. Artarja und Comp. in Wien Die Hrn. Buchhändler Bacbmann und Gundermann in Hamburg, 41 Exemplare. Hr Johann Tobias Balzer in Dadme. — Johann Carl Gottfried Bal-er in Dahme. ~ Kaufmann Barej.

Herr I. H. Barbiez. — Traug.BarchewU; inSchmieF dederq. Frau Oberforstrrieistenn v. Barr nem/^, geb. v. Schuleuburg. H. Bolcholdi. Professor der Nalurges hlchte tn Stettin. — Gedeimerath Boumggrren— Vuchhändl. Vaumearmer tn Leipzig, 4 Exemplare. — Amtsrath Bayer in Quartschen. Dem.Charlotte Theodora Amalia Becherer. Hr VuchhandlerBeck in Nörd­ lingen , 3 Exemplare. Dem. Wrlh'lmrne Behrends. Hr. Justiz Amtmann Behrends, tu Reirlsb ra. — Horror I. P. Vekmann. — Buchhändler Beer inLeipzig/ 3 Exemplare. — Benzioueüi. — I. G. Berg inAnclam, 9 Ex. — Kaufmann Berger in Neu­ stadt Eberswalde. — Gottfried Verger. — Christian Gottlieb Berger. — Friedrich Ludw. Besko. — Kammerherr und Prälat v. Blankensee in Filehne. — Joh. Christ. Wilhelm Blell in Brandenburg. — I. H. Blter. — I. Sam. Blume in Schlawe, 2 Exemplare. — Buchhändler Blumauer in Wien. — Ludwig Blumberg. Herr

Herr Candidat Blumenthal in Der Kaufmann le Coq. Ivlcho zn Rathenau, 2 Expl. — Hausvogt Coß in Belekede. — Buchhändler Bohn inHam- Hr. August Crantz. — Buchhändler Cratz in Freybürg, 13 Exemplare. Die Hrn. Bohn und Comp. in berq. — Buchhändler Creutz in Mag­ Lübeck, 14 Exemplare. Hr. Ludwig von Bodelwing. deburg, i Exemplar. Dem. Mar. de la Ci uix. Fr!. Sophie von Bodelwing. Hr Buchhandl Crufius in Leip-. Hr. Ludwig Bonte. zig, 6 Exemplare. Dem. Johanna Maria Magda­ — Buchhandl Däuizer in Düslena Bofilinska. seldorff, 2 Exemplare. Hr. Regiments-Quartiermei­ ster Brand in Eldingen. — Johann Salomon Dankert in Frankfurt a. M. — Friedrich Philipp Gebhard — Johann David Dankert in von Bredow. Friedrich Ludwig Wilhelm Frankfurt a. M. — Prediger Danz in Neustadt, von Bredow. 3 Exemplare. Fr. Majorin von Bredow. Hr. Breest. — Banquier Daun. — I. P. 2. Dirßlna, Schulleh­ -T- Aug. Ferdinand Bretsch. rer ui Perleberg, 8 Exempl. — Regierungsadvokat Brill in — Buchhändler Dietrich in Darmstadt. Göttrngen, 3 Exemplare. — Brock. — Buchhändler Brönner in — Christ. Wilh. Dippe in Hal­ berstadt. Frankfurt, 3 Exemplare. Dem. Henriette Dippe. — Inspektor Brose. Die Brucknersche Wandlung in — Wllhelmrne Dippe. Frl Henriette von Dörnberg. Danzig, 6 Exemplare. Hr. Fritz von Dörnberg. Dem- Wtlbelmrne Bruder. — Louis von Dörnberg. Die Fr. Gräfin v. Brühl. Hr. Friedrich Graf von Brühl. — Johann Caspar Dorge. — Buchhändler Brummer in — Obnst von Driesen, Flügel Copenhagen, 12 Exempl. Adjudant Sr. Kayserl. Ma­ jestät in Petersburg. — Leopold von Bülow in Jer­ — Drost von Münchhausen in chel Graf S- für Louise v. Bülow. Hardeysen. — Dume. Hr. Eourtier Butze. — Knegsrath Dreyer." — Cabanee. — Land - und Landschafts-Rath — Prediger Dünow zu Iernikow. von Chmieleyky. — S. Düsterwald in Riesen­ — G. R. Caps. burg. — Junker Gustav von Cariflev. Der Bildhauer Eben. — Amtsrath Caspari. Die Hrn. Buchhändler Ehrhard — von Clermont. und Löfiund in Stuttgard. Der Erbprinz vonCoburgHochf. Durchlaucht. Dem. Jeaunette Eichbolz. Hr. von Eichmann, Erbherr auf — Banquier Cohen. Cösternitz, Nrederäse u. SteaHr. Peter Andreas Collomb in ItH. Frankfurt a. M. — Jacques le Comte. — §. H. Eimke. Dem. Johanna Eiselen. — Gedeimerath le Coq. Hr. Präsident Eisenberg. — Direktor le Coq. Hery

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Herr Kaufmann Ephraim. Herr Hauptmann v. Garren, — See. Erben zu Altenhof. vom Jung - Schwennschen — Fr W Ernst. Regiment. — Buchhändl. Ernst in 2ued- — Prof. Gedike, zu Bansten. linbura, 4 Exemplare. Die Hru. Buchhändler Gehra — Buchhändler Er-llnger in und Haupt in Neuwied. Frankfurt, 6 Exemplare. Hr. Baron von Geist, genannt — Buct Händl. Ettinger inGov. Bären. tha/ 3 Exemplare. — Leopold Genedl in Glatz. — Oberförster Ewald. — Paul Genedl rn Glatz. — Faber in Frankfurt, 2 Expl. Dem. Henr. Genedl in Glatz. — Hofrath Falke ui Hannover. Hr. Prediger Georgi in Collin. — Nttterschattsrath von Ger­ — Condltor Fecht. hard — I. C. Feige, Rektor zu — Buchhändl.Gerlach in Dres­ Bernau. den, 16 Exemplare. Dem. Johanne Charlotte Fell­ — F. Gerlach, Geh. Sekretär« nus in Schönau. — August Gerioff. Hr. Buchhändler Felsecker in — Cantor Gerödorf. Nürnberg, 6 Exemplare. Dkr Domaincnr nndSt.Joban— Fendler in Cospendorf. ntter - Maltheser - Ordens— Kaufmann Fetttng. Kammerrath Hr GrcjVke. — Salzinp.ktvr Fischer in Hr. Traugott Glasty in Wal­ Gneftn. denburg — Buchhändler Fleckeisen in — Referendarius Gieske. Helmftäot, r Exemplare. — Baurnsp^ktor Glaswald. — Buchhändler Fleischer in — Göbels und Unzer tu Kö­ Leipzig, 7c Exemplare. nigsberg , 2 Exemplar. FrauG^h Rätlün Flesch, 2 Expl. — Fr.C. Th Gönner in Berlin. Dem.I E. L. C. FlcssowzuVer- — Reglerungs'ath Göring. seschar bei Brandenburg. — Postsekret. Greck. Hr. H. C. G, Flitner, 8 Expl. Iettchen Grebin. Magister Flitner auf Neu­ Dem. — CH- Hrrrr. Beate ^klebsch. hof bey Düben— Eleonore Griebsch. — v Flottmann, Kammerrath- Hr. Buchhändler Grieöbach in — Maj. v. Forcade auf Schlei­ Cassel. witz. — Buchhändler Groß in Hal­ — Francon. berstadt. — Ameise- u.Zovsekretair Fran­ — Ernst Th. Gruber, Sohn ke in Brandenburg. des Herrn MagrstratsrathS Franz, Erbprinz zu Coburg, Gruber zu Brode in GalliHochfürstl. Durchl. zien. Hr. Geh Rath Friedel. Dem. I. I. Gunther in Glogau— Buchhändler Friedrich in Li< — Henriette Günther. bau, 'o Exemplare. — C- Günther in Magdeburg. — Buchhändler Frommann in — M. C. Günther in Magdeb. ZüUichau, 14 Exemplare. Hr. Buchbinder Günther in — Buch!). Füchsel in Zerbst 6 Glogau, 28 Exemplare. Exemplare. Fr. Oberhofmeist. von Gund— Gustav Adolph Fuß. lach. — Buchhindl. Gabler in Jen- Hr. Major von Guionneau. 2 Exemplare. — Kammerrath Gutike. Herr

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Herr Kammerherr von Haack. .Herr Inspector Hildebrandt. — An tsrathHaakenaufFrauen- — • Johann Carl Hlljcber. dorf. — Justiz - Amtmann Hermann Dem. Auguste Haack. in Ferbellin. — Hak.l zu Sanssouci. — Ioh. Carl August Hirschel. Hr. ^’be nur. Frnanzrath Ba­ — Post - Secutär Hoberk tn ron von ter Hagen. Hamm, 3 Exempl. — Fvrstsecret. Höne in Driesen. — Prediger Hahn. — Cantor Hahn. — Johann Chnstlan Hoffmann Herr^ Gebrüder Hahn. Buchin N' tt - Brander b. 4 Expl. hu M?r tn Haunovu 40 Expl. — v. Hoff, Auaust Friedrich. — H inr. Wlihelm Haaken in — PredrgerHKffketnGrosköten. Staiqard ir Pommern. — Buchhändler Hoffmann in Hamburg, 40 Exemplare. — Inst zrath Haaken zu NeuenDame ow. — Postsecretär Hobek, 4 Expl. — Haiy *n Copenhagen. — Krl gsrarh Hofmeister. — Buchhändler Hammerick in — Kaufmann Hotzecker. Alton««, 5 Exemplare — Kammersecretär Homeyer. Dem Dorothea von Hammer­ — G. Fnanzrath Oozlg. stein in Nienburg. — Apothek.Honrlch tnSchlawe. Hr L. Baron v- Hamwerstein. Dem. Amalia Hudemann in Bernau. Graf S. für Melusine Baro­ nesse v. Hammerstein. Du Hrn.Hortin und Comp. in Bern, 4 Exempl. Hr. Harf in Mietau. — Prediger Harting in Burg. Hr. Heinr Frieds. Huth in Fr. Obristl. von Hartmann, ged. Frankfurt. V0N LkchNVWsky. — C. H. Iänschen Waldenburg. Hr. Buchhändler Hanknoch in — H. G. H. D. Iahn in Per­ Riga, 36 Exemplare. leberg. — D Hartmann aus Magdeb. — Haufmann Hartmann in — Kircheninspektor Ideler in Wilsnak. Halberstadt, 4 Exemplare. — C. W- Hartmann tn Magde­ — IS. Jesse, Königl. Erb­ pächter zu Breetz. burg. — Heinrich von Hautcharmoy. — von Ilten in Gestorf. — Graf von Jugenheim. — Doctor und Apotheker Hem­ König!. Churfürst!. Intellienzpel. Comt. in Hannover, 39 Expl. — Kaufm. Heitmann, 3 Expl. — F. F W. Helm inPrnnslin. Das Intelligenz, Comtoir in Leipzig, 12 Exemplare. — HelmS, Elb- Zoll-AmtsHr. Isecke in Filehne, 2 Expl. Assistent. — Buchhändler Hellwing in. - Ising. — Moses und Jacob Benjamin Hannover, 4 Exemplare. Itzig. — Graf von Henkel. — Kaufm. P Henkel mHamb. Frau Oberbauräthin Itzig. ' Hr. Benjamin Jacob Itzig. — Henning in Rossen. — Buchhändler Iversen. Dem. Johanna Henschel. Dem Iunghendell zu Verchen. Hr. Heusler. Die Hrn. Hermsdorf und Anton Hr.BuchhändlerKaffkeinStetin Görlitz, 5 Exemplare. tin, 8 Exempl. — August Wühelm Hertig. Uräulnu vonKalitschinIerbst. — D- W. Hildebrandt inPotsd. Frau Maiorln von KamkeHerr

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Herr Oberamtmann Karbe. — BuchhändlerKaven tn Altona, i2 Exemplar. r- Ehrenfrred Heinrich Aug. v. Keff nbrtncf von Griebow. — Gottl. M'chaeUs Keibel. — Frredr. W-lh Ernst. Keibel. — C W. Keibel. Madame Kersten. — Keßler und Schulze. — Stadtftcretär und JustizCvmmrssarius Kind in Lüvdeke. Hr. Christian Gottlob Kießling, Kaurmann in Hrrschderg. — Klimm im Gr. Tschrrne. — I. C. L. Klunt. — v. Kleist, Cdurf. Sächsischer Laudschafts-DrrectorinMelse dorf bei Dahme. — Wilhelm von Knebel — v. jlnoblaud) in Ferchesar. — Secretär Knoblauch. — George Friedrich Knothe. *r- HofrathKoch in Wettitt bei Halle. D.m Will). KShnemann. Hr. C. H.W. A. v. Königsdorf, aus dem Hause Kobernrst. — Friedrich Wilhelm v. Kol­ be. — Buchhändler Joh. Friedrich Korn rn Breslau, 27 — Buchhändler W. G. Korn in Breslau, 73 Exemps Die Kinder des Herrn Pachter Anton Krause in Wenaven. Hr. Krisch.

Äladame la Colonel Comtesse de Krochow.

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Julie und Louise Laeanal. Hr. Prediger Lambert in Insten bura, 4. Exemplare. Der Geh. Tribunalsrath Herr dm Lamprecht.

— Lendre'e,

— Apotheker Lange in Zoffen. Dem. Carol. Langenmayer in Schmiedeberg. — Ferdinand Wild. Lauster. — Ernst von Ledebur. — Oberbackmeister Lehmann. Dem. Lehmann. Hr.KammerrathLemke in Balz. — Buchb. Lehmann in Thorn. 6 Exemplare. — W. Lesser. — Schullehrer Leuschner in -Oberschmiedeberg PrinzeßLudwig, Königl.Hoheit. Hr. Dan. Loevy. — Salomon Daniel Loevy. — Lietzmann. Dem. Caroline Lietzmann. — Amalta Lindemann. Hr. von Lrnsingerr. — Prediger Lisko in Branden­ burg. — Buchhändler Löwe in Bresl. — Haus Friedr. Hernr. Gottlotz v. Llrtowltz auf Schönau. — C H.Graf von Lottum. Fr. Obrist vM^owtzvw geb. v. Barnewrtz, 7 Exemplare. Frl. Fnederrke vonLowtzow. — Lvudevigue von Lowyow. Hr Buchhandl Lübeck in Bay­ reuth, 3 Exemplare. — Carl Lüdeke. — Kriegesr.LüdemanninCiSllN. — August Lüdersdorff. — H. F. v. Lüttwttz inSch-nau. — Maurrmeister Lutze. Dem.Henrrette Carolme Louise Maaß in Srrelin. Hr. Buchhändl.Maken in Leer, 2 Exemplare, -r. von Manteufel. — Mappes. — von Marwitz.

Hr.Justrzbürgermeister Krockisitts in Deutsch Crone. — Ober^orstmelster y. Kropp. — D. Krüger, in Neustadt Eberswalde. — Buchhalter Krüger. — Ernst Th. Bened Küchler. — Johann Will) Kühnel. — Henir Friedr. Sam. Kumm. Buchhändler Kummer in Leipzig, 10 Exemplare. — vyn Mauderode, Hott. Kurella.

Herr

Herr von Marcvnnay G. Rath. Herr Leopold Neuhaus . — Obttttlcuse- undZollr.Nr'ckel — kudwig Maurer. — Louis Mayet. in Brandenburg a. d. Havel. — Buchhändler Nis*olvvius in — Mehring tn Schlawe. Königsberg, 16 Exemplare. — SchullehrerMeister inBuschDem. Fnederique Louise Doro­ vorwerk. thea Nitsche in Medzibvr. -- Geheim. Rath D. Meyer in Hr. F. W. Nirche in Medzibor, Breslau, n Exemplare. — Buchhändl. Meyer tn Lem­ — Kassirer Nölvichen. go, 2 Exemplare. — Iimmermeister Oett l. — Mengen in Hamburg. — Ohnesorqe tn Cottbus. Dem. Wilhelmine Metzger. — Geh. RathOelricks, 2 Erps. Hr. Buchhdl. Metzler In Statt­ — C. W. A. Oldekop in Riga. gard, 3 Exemplare. — Christ. Friedr. Wild. Olt--Madame Michaut. — Buchhändler Palm in Err Hr- I. H. G. Michaelis. langen, 3 Exemplare. — Gvttl. Michaelis in Pase­ — 3. F. Parysius in TeMvlin. walk. — Candidat Michelsen zu Ro­ —" Fr. Iac. Will). Poßtorff. — Buchhändler Patzowölo in stock. Wien, 2 Exemplare. — Uhrmacher Mollinger, — Lorenz Möllerstädt in Flens­ — Perthes in Hamburg,rvTxdl. — Geh. Seeretar Pst'tzmann. burg. — Geh. Rath Mönnich. Frau Stadträthinn Pietsch­ mann. Dem. M. C. L. Ch. §. Aug. Hr- Graf von Podeweils. Mvüenhauer. Alphonse Monod Paye. Hr. Momm in Colberg. — Buchhändler Monath und — P'schül Kühler in Nürnberg, 3 Expl. — Joy. Gudenam Polichnow. Dem. Mariane Pope. — Morino und Comp. — BuchhandlerMontag in Re­ Hr. Postreer. Pralle in Cclle, 4 Exemplare. gensburg, 2 Exempl. — Moser, Köntgl. OberBau< — Buchhändler Prost und Storch in Copenhaaen, 7 Rath. , . — C. Mühlmann inAüllichau. Exemplare. — 3. H. Moritz in Hamburg, — Protzen in Muste:hauscn. — Carl Heinr. Ludw. Gottlieb 3 Exemplare. — Mutzenbtcher. Gans, edler He-r zu Purlitz. — BuchhändUrMüller in Riga, Frl. Luguste von Puttkammer, 26 Exemplar. in Pohrow. — Geheimr. Müller, d. Erste. Hr. Eugen von Puttkammek, Dem. Charlotte Müller. in Pobrow. — E W. Müller. — Theodor von Puttkammek, — FlorentineWilhelm.Müller. in Pobrow. Hr. H. L. Müller tn Hannover. Frl. Emilie von Puttkammek, in Pobrow. — Apotheker Mulert in Rum­ melsburg. H. A * * * für; Töchter in Ma­ — Müller, Kaufm. in Brest. rienwerder. — Forstmeister Netter in Cros­ — Kriegesrath Rache in Ma­ sen. rienburg. — Geh. Finanzrath Neuhaus. Frl. H. Cy» Elis, von Rahmel. Dem. Juliane Neuhaus. Herr

Herr Pred. Redlich in Quer­ Herr Carl Aug. Ferd. Rüppel. bisch. — Fried. Ernst Rüscher in Han­ — Rehfeld in Posen. nover. — Capellmeister Reichard. — Löwy Salomon. — Reymanu in Breslau. Die Hrn.Schaumburg u. Comp. — Buchhändler Reinike in Leip­ in Wien, ^6 Exemplare. zig, 4 Exemplare. Dem. Auguste Scheel. — Ioh. Daniel Reineke in Hr. von Schelichau in Gotha. Frau Majorin von Schi» rstadt. SpandauDem. Dor. Sophie Reineke in Hr. Mauermeister Schilske. Spandau. — Johann Christian SchioFrau Geh. Räthin von SchlaHr. G Exem- — Buchhändler Schröder in Brauuschwekg, 2 Ex.mplPlar. _ — Jnspect Schröder zu Putzar. — Baron von Robert. — Postverwalrer Schubart tu — Roßmann in Ratibor. Bremen, 3 Exempl. — Rorhe und Comp. z Exem­ — Kurt Amal. Gottfr. Sclmbplar. bert aus Lubzin bei Gellnow. — Senator Rucker, 3 Exem­ — Kaufmann Schüler plar. _ — Schütz, Licenteinnehmer zu — von Ruhle. Wustrow. — Regiments-Quartiermeister Die Schulbuchhandl. in Braun­ Rümpler. . schweig, 6 Exemplar Dem. Ernest. Hennette Nup­ Die Gräfin von Schulenburg. pel. Herr

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Herr Kriegesrath Schulz. Dem. Susanne Maria Schulz in Franks, a. M. — Rebecca Schulz. < Hr. L. L. Schulz in Perleberg. — Geh. Finanzrath v. Schulz. — Ad. Wilh. Ferd Schulze. — Dan. W. Schulze in Stet­ tin. — Carl Friedr. Aug. Schulze. — Kaufmann Schulze. — Böttchermeister Schulze in Grabow. — Christ. Friedr. Schulze in Wrietzen. — Johann Joachim Dietrich Schulze. Ludw. Schumann zu Tilsit in Ostpreußen. DieHrn. Buchhändler Schwan und Götz in Mannheim, 6 Exmplar. Hr. Ludw. Carl Schmers in Al> tona. Fräulein Friederike Freyin von Schweinitz in Damsdorf. Hr. Adolph Graf von Schwe­ rin. Seliger sen Buchbinder in An­ germünde. Hr. Kanzelky-Direktor Sellin. — Lieferant Siebert. Buchhändler Scvsrin in Weisenfels, 2 Exempl. Dem- Siebecke. Hr. Buchhändler Siegert 12 Exempl. Dem. Philipp. Svtzmann. Hr. Splittegarb. — Candidat Sponholz. — Buchhändler Stahel und Ki­ lian in Pest, 6 Exemplar. — Rendant Steglich, 2 Exem­ plar. — von Steinwehr. Frau Lieutnant von Sternfeld in Nienburg. „ Hr. Buchhändler Stiller inRo, stock, 6 Exemplar. — Carl Friedr. Stocken. — Nuntius Stockfisch. — Amtsrath Stoppelberg.

C

Herr Pred. Stubemund in Bei­ lin. Fräul. Ottilie Friederike Wil­ helmine LouiseCharlotteEnnlie von Sydow. Hr- C. F. Sydow aus Königs­ berg in der Neumark. Das Ordensfräul. von Sydow in Iehdenik. Hr. Baron Thiele von Thiele­ feld, Herr von und zu Chem­ nitz in der Niederlausitz. — Senator Thilo in Alr-Stettin. — Pastor Thimäus zu Bar­ singhausen. Frau vou Thieffenhausen in Dahlwitz. Hr. Pred. Thörl in Celle. Dem. Johanne Franciske Ca­ roline Tdomachewska in Heilsberg. Sri. von Thümen. Hr. Friedr. Linke. Frau von Tiefenhausen. Hr- Friedr. Will). Töpfer. — Burgnm ister Lortilowkus in Insterburg. — Traktes — Buchhändler Trampe in Halle. — Friedrich Wilhelm Treue in Nauen. Dem. Friederike Dorothea Wil, helmine Treue. Dorothea Clisab. Treue, geb. Arnold. Hr. I. C. A. Ludwig Treuer aus Fürstenwalde. — KammersecrttärLreutlerin Groß Glogau— Carl George Christian Treutler in Waldenburg. — Buchhändler Troschel in Danzig, 6 Excmpl. Dem. E. Ern. Louise Trmtte. Hr. Tschöpel, Königl. LotterieEinnehmer in Nimpsch. Hr. Buchhändler Vandenhoek und Ruprecht in Göttingen, 6 Exemplare. Herr

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Herr Buchhändler Varrentrapp rn Frankfurt!), 12 Exemplar. — I. E. F. Uebertchär aus NteDerschlesien. Präsident von Ungnade 6 Exemplare. — August Unholj. — Gellerm. Seeretär Völker 2 Exemplare. Dem Loutse Vogel. Hr. Gel). Secret. Voigt. — Graf v. UxküL Güldenband zu Donau. Demoiselle Christine Wäder in Schmiedeberg. — Fnederrke Waldkirch in Schmtedeberg. Hr. Waauer sen— Waase Secret, und Registra­ tor der König! Aceise- und Zoll-Direktion in Branden­ burg. von Waldow in Mohrenthien. — Buchhändl. Walther inDresden, 2 Exempl. Pastor Waltsgott zu Glauche tu Schlesien. — Jacob Weedelaar in Elbin­ gen. — Stadtratb Werdenrann. *- Weidmann König!. LotterieEinnehmer. — H Weinhold, Kaufmann. — Geh. Secretar Weite. Der König!. Prinz Wilhelm v. Preuren. Dem. Charl. Wilhelm. Elisab. Werß in Breslau. Hr. Kammerrath Weiöberk. — Weitmann. — Wendt. — PvstsecretärWerNtchinCöSlin, 2 Exempl. — G. Archivarins Wernitz.

c

Herr Will). Westfeld. — IustrzrathWichers inDanzig^ — Joh. Friedr. Wregandt. — Professor Wildenow. Dem. Friederike Wilhelms. Dorothea Wilhelms. Hr.. Carl Willermann. — Doetor Willisch in Witten­ berg. — Buchhändler Willmanns in Bremen, 6 Exemplar. — Ged. Secretar Winter. Dem. Wrlhelmine Winyen. — Friederike Juliane Charlotte Schenk von Winsterstede zu Schwachhausen bei Celle. Hr. 3. C. G Wittke Apothe­ ker in Zehdemck, 2 Exempl. — Buchhändl. Wohler in Ulm, 6 Exempl. Ktl. Wilhelmine von Wolde in Wusterwitz in der Neumark. Hr. Samuel Balthasar Wolffs — Heinr. Christ. Wolff. — Georg Ludw. Julius Heilig Wolkenhaar in Hameln. — Wörmes, Docror zu Wittstock. — Aua. Wilh. von Wulffem Dem. Wilhelmine Wutheke. Hr. Professor Zenker. Dem. Friederike Zeschke. Hr. von Ziegcnhvrn, Präsident ttt Bialystok. — Johann Peter Gottfr. Zierholdt. — Zimmermann, Kunsthändler in Hannover. — Postmeister Zimmermann. — Burgemeister Zimmermann in Prenzlow. — Regtments-Chirurgus Zim­ mermann. — Secretar I. G. »Zombrons ner.

Taf. L

Taf. L Kig. r. Die Venus--Fliegen-Falle» (Dionaea mufcipula.)

JJVetycett Gewächse besitzen die wunderbare Eigen» schafr, daß sie, nach einem empfangenen Stoße, eine bestimmte Bewegung äußern, die man nicht, als von dem Stoße allein bewirkt, ansehen kann, sondern die man als die Folge einer eigenthümlichen nach innern Gesetzen bestimmten Thätigkeit der Pflanze betrachten muß» Um den Lesern gleich anfangs die hier vor» kommenden Begriffe deutlich zu machen, bemerke ich, daß man alle Bewegungen int ganzen Weltall als die Erzeugnisse von drewrlri ganz verschiedenen Klassen von Kräften ansehen kann, und diese drei Kräfte sind die mechanischen, chemischenund organischen. Die mechanischen Kräfte beringen ihre Wirkungen, nach den allgemeinen Gesetzen der Bewegung, bloß durch Stoß oder Anziehung hervor: so sind z. D. da» Wehen der Zweige im Winde, so wie der Fall eine» Körpers, de? Pang eiyer Mühle,, der Lauf einer ge.

2

C

worfenett oder abgeschoffenen Kugel,

und selbst der

Lauf der Himmelskörper, lauter Erscheinungen,

die

aus den allgemeinen Bewegungs-Gesetzen befriedigend hergeleitet und erklärt werden können. Nicht so gut gelingt es uns mit den Erzeugnissen chemischer Kräfte, z. B. das Schmelzen der Metalle läßt sich nicht bloß

als eine durch einen Stoß von Fmercheilchen auf die Metalle verursachte Veränderung derselben erklären, weil auf diesem Wege höchstens eine Zerthe«lung tit

ein feines Pulver, aber durchaus nicht eine Verwand­ lung eines vcsten Körpers in einen flüssigen begreif­

lich werde» könnte.

Eben so geht es-mit der Auf­

lösung der Salze in Wasser, mit der Darstellung vester und flüssiger Körper in Lufcgrstalt, mit dem

Gefrieren des Wassers, und tausend ähnlichen Er­

scheinungen.

Am auffallendsten ist es dabei,

zwei chemisch vereinigte Körper,

daß

die nun zusammen

einen dritten bilden, ganz andre Eigenschaften äu­ ßern, als jeder von ihnen vorher: ko besteht z. B. der Zinnober aus Quecksilber und Schwefel, ohne doch weder die Flüssigkeit des einen noch die leichte Brennbarkeit des andern an sich zu haben. kenswerth ist hiebei,

Bemer»

daß zwei auf diese Weise mit

einander verbundene Körper durch keine mechanische Kraft wieder von einander getrennt werden können, sondern sich gänzlich wechselseitig durchdrungen ha­

ben.

Auch bei der feinsten Zerpulverung des Zinno­

bers wird man nicht auf einzelne Stückchen Schwe­ fel amd einzelne Quecksilberkügelchen treffen; sondern

auch das kleinste, kaum mehr sichtbare,

Staubkörn­

chen Zinnober enthält seine beiden Bestandtheile noch in

2

Z

L

in der genauesten Vereinigung, ohne daß man, auch

durch die stärksten Vergrößerungsgläser, im Stande wäre,

sie vereinzelt darin wahrzunehmen:

sie sind

nicht mit einander vermengt, wie man etwa aus gel­ bem und blauem Sande grünen bcrvorbrmgen könnte,

in welchem aber kein einziges Körnchen für sich eine grüne Farbe hatte;

sie sind mit einander gemischt,

und können nur dadurch getrennt werden, daß man sie mit einem dritten Körper in Verbindung setzt, der

zu einem der beiden Bestandtheile eine stärkere Ver­

wandtschaft besitzt, als diese gegen einander.

So er­

hält man das Quecksilber aus dem Zinnober wieder, wenn man ihn fein gepulvert mit feuerbeständigen

Lauqensalze, oder mit Kalkerde, oder mit Eisenfeile

in's Feuer bringt und destillirt, weil der Schwefel ge*

gen alle diese Stoffe eine stärkere Verwandschaft be, sitzt,

als gegen das Quecksilber,

und sich also von

diesem trennt, um sich mit jenen zu vereinigen.

Die

chemische Erscheinungen stehen eben so unter den Ge­

setzen der Verwandtschaft, wie die mechanischen un­ ter den Gesetzen der Bewegung: bet jenen wird dir

Mischung der

dabei ins Spiel kommenden Körper

verändert, und ihnen mit neuen Bestandtheilen auch neue Eigenschaften gegeben;

bei diesen

wird

bloß

Masse, Richtung oder Geschwindigkeit geändert, das

Wesen dec wirkenden

und

leidenden Körper selbst

bleibt dabei unverändert.

Von beiden Erscheinungen unterscheiden sich die organischen,

der Bewegung,

die weder nach allgemeinen Gesetze«

noch nach Gesetzen

Verwandtschaft allein,

sondern A 2

nach

der chemischen

Gesetzen der

Steil#

3 Reizbarkeit erfolgen.

4

t

Daß z. B. Pflanzen und Thie­

re die eingenommenen Nahrungssäfte in Theile von ihrer eigenen Natur verwandeln, kann weder durch bloß mechanische, noch durch bloß chemische Kräfte in ihnen erklärt werden. Zwar hat man beide Arten von Erklärungen ehemals versucht; aber man kann sich leicht von ihrer Unzulänglichkeit überzeugen. Die mechanischen Erklärer nahmen für jeden Bestandtheil

in den Nahrungsmitteln eine bestimmte Gestalt an, und gaben bei jedem Gefäße eine ähnliche, so daß es nun im Stande wäre, die seinen Mündungen an Gestalt ähnlichen Theile in sich aufzunehmen; aber das Gekünstelte, und dennoch Untaugliche dieser Erklä­ rungsart fällt zu sehr in die Augen, als, daß man sich bei ihrer Widerlegung aufhalte« dürfte.

rer sind die Chemiker zu widerlegen,

Schwe­

die den orga­

nischen Körpern theils die Kraft beilegen, die Nah­ rungsmittel in ihre ungleichartigen chemischen Be­ standtheile zu zersetzen, in den eigenthümlichen Absonderungsvermögen eine besondere anziehende Kraft für die ihnen zuträglichen Bestandtheile der mit ih­

nen in Berührung kommenden Säfte annehmen.

So

wenig man indessen, bei unserer große« Unkunde von

der eigenthümlichen Natur der organischen Körper, die Wirksamkeit chemischer Kräfte in derselben zu

läugnen berechtigt ist; so wenig ist man

doch auch

im Stande, durch diese allein ihre Verrichtungen zu erklärenDas Leben ist so wenig ein bloß chemi­

scher Proceß, daß im Gegentheil, sobald die Element« einer Pflanze, oder eines Thieres nach dem Tode den eigenthümlichen Wirkungen ihrer Anziehungskraft« über-

2

5

L

überlassen werden, Auflösung, Gähbung und Fäulniß erfolgen, und daß also die Lebenskraft vielmehr gr-

gen die bloß mechanischen, und bloß chemischen Kräfte in einen immerwährenden Kampfe sich befindet,

und

erst mit ihrem Verlöschen diesen das Schlachtfeld überläßt. Eine besondere Eigenthümlichkeit, der uns

freilich noch sehr unbekannten, und wahrscheinlich niemals ganz zu enträthselnden Lebenskraft besteht

darin, daß der organische Körper, während seines Lebens, die zu seiner Erhaltung dienlichen Bewegun­ gen und Zersetzungen vermöge seiner innern Thätig­

keit fortdauernd zu erhalten,

und gleichsam in sich

selbst zu schaffen vermag, indem er jede äußere Ein­ wirkung durch innere Kraft weiter verarbeitet. Wenn zwei Körper vermöge ihrer chemischen Verwandtschaft sich verbinden; so wird der eine vom andern gesät­

tigt, das heißt, der eine verliert die Fähigkeit noch mehr von dem andern in sich aufzunehmcn, wenn es ihm auch dargeboten wird. Schüttet man z. B.

zur Salzsäure so viel Ritrum (mineralisches Laugen­

salz), als dazu nöthig ist, um aus der Vereinigung beider das Kochsalz zu bilden;

so bleibt alles

noch

über die erforderliche Menge hinzugrthane Laugen­ salz frei und unverändert, als ob gar keine Salzsäure in dem Gefäß vorhanden wäre,

und diese ist als»

für alles übrige Laugensalz völlig unwirksam und gleichsam todt. Ganz anders verhält eS sich im leben­

digen organischen Körper. Wenn auch eine Pflanze oder ein Thier mit überflüssigem Nahrungsstoffe ver­ sorgt wird; so findet doch nie eine Sättigung im che­

mischen Sinne statt: der Ucberfluß bleibt nicht unver­ ändert

3 6 C in bett im Körper, wo er sonst den Tod verursachen

würbe, sobald er keine organische Gegenwirkung her« vorzubringen im Stande wäre;

auch wird er nicht

einmahl unverändert fortgeschafft,

sondern durch die

organischen Kräfte während seines Aufenthalts un­

unterbrochen verändert. Noch augenscheinlicher ist die Selbstthätigkeit der

Lebenskraft in den

eigentlich th krischen Vrrrichtun-

welcher den Hund gewahr wird,

Der Hgse,

gen.

kann unmöglich durch eine mechanische oder chemi­

sche Zuräi^oßungskratt zur Flucht getrieben werden, sondern

durch

eine Verkettung

von

Empfindungen

und Vo'strliungen, die als fein Begchrungsvermögen

wirk n, weiches seine Beine in Bewegung setzt.

Et­

was ähnliches geschieht bei allen willkürlichen Bewe­

gungen, So leicht es aber ist, in den angeführten Fällen,

die organische und thierische Kraft von der mechani­

schen und chemischen zu unterscheiden; so

schwer ist

es dennoch zuweilen, dir Gränzen dieser Kräfte zu bestimmen,

und bei einer einzelnen Erscheinung mit

Bestimmtheit anzugeben,

oder andern

ihren

Krystallisationen,

in tote fern sie der einen

Ursprung verdanke.

Es

giebt

die in ihrem Bau mehr Zartheit

oder Regelmäßigkeit zeigen, als manche der einfache­ ren Pflanzen- und Thier.Gatkungen: eben so giebt es

Bewegungen, über deren Ursprung man nicht min­

der zweifelhaft seyn kann. Unter den organischen Bewegungen z. B. unter­ scheidet man an einem Thiere die bloß organischen

(automatischen) und

die eigentlich

thierischen,

Zu dem

2>

7

C

dem letztern rechnet- man alle wegungen, die von der jenen,

diejenigen,

diejenigen Muskelbe­

Nervenkraft herrühren;

in den Muskeln

die

und noch

mehr in den Gefäßen ohne alle, oder vielleicht

ohne eine

so

deutlich

der Nerven entstehn.

zeichnenden

zu

nur

wahrgenommene Mitwirkung

Jene halt man für einen aus­

Unterscheidungezug

der

Thiere von den Pflanzen, denen man die letzte,

we­

eigenthümlichen

gen ihrer Saftbewegung, allenfalls zugesteht.

Den­

noch giebt es auch in der Pflanzenwelt Erscheinun­

gen, die mit den willkürlichen Bewegungen der Thier,

Muskeln auffastende Aehnlichkeit zeigen, und in dieser

Rücksicht eine vorzügliche Aufmerksamkeit verdienen.

Theils äußern sich diese Bewegungen bloß in gewissen Theilen der Blume,

fallen,

find:

wo sie weniger in die Augen

und daher erst in neueren Zeiten beobachtet theils an besondern kleinen Blattstielen,

wie

beim Hedysarum gyrans; theils an den größern Thei­ len der Blättern und deren Stielen, die sich, nach ei­ nem empfangenen Stoße,

so wie

die

Muskelfaser

nach einem angebrachten Reize, mehr oder weniger zusammenziehn. Zu diesen

empfindlichen Gewachsen, oder Fühl­

pflanzen, wie man sie oben deswegen nennt, weil man sich jede willkürliche Bewegung, wie die ihrigen we­ nigstens dem Scheine

nach sind, als von der Ner­

venkraft oder vom Empfindungsvermögen abhängig

denken muß, gehört auch die hier adgebildete FliegrnFalle, deren Bewegungen so sonderbar find, daß man

die davon gegebenen Nachrichten anfänglich lange be-

zweifelk hat,

bis sie durch bekannte

Naturforscher außer

>

8

C

außer allen Zweifel gesetzt find.

Damit unS aber die

Bewegungen dieser Pflanze desto deutlicher werden, müssen wir dieselbe vorher genauer kennen lernen. Die Dionäen haben zehn Staubfaden (Fig. r. Blüthe a"f und gehören also in hie zehnte Klasse M linncischen Systems, und zwar,

weil sie nur einen

Etaubweg haben, (der bei c zwischen zweien Staub­ fäden steht) in die erste Ordnung derselben. D>e Blumendecke der Dionäen (Fig. i, e) besteht aus fünf eiförmigen, etwas ausgehöhlten, zugespitzten Blatt«

chen von gleicher Größe, die kürzer als die Blumen-, kröne sind. Die Blumrnkrone (Fig. i bei a und b), besteht aus fünf länglichen, umgekehrt eiförmigen,

ausgehöhiten, stumpfen Blättern, die an beiden Sei­ ten neben der Spitze «inwärts gekräuselt, von unten an aufwärts mit sieben durchsichtigen Strichen verse-? hen, und alle fünf gleich groß find. Die Staubge­

fäße (wovon man zwei bei den Blüthen a und b an Heiden Seiten von c, und die übrigen in den andern

Blättern sieht), bestehn ans zehn Fäden von gleicher Größe, kürzer als die Blätter der Krone, und eben so vielen rundlichen Staubbeuteln,

Der darin ent­

haltene befruchtende Staub sieht unter einer starken

Vergrößerung wie eine dreiknotige Frucht aus.

Der

Staubweg (bei «), hat einen rundlichen Knopf, der innerhalb sämmtlicher Blumentheile steht; er ist et­ was niedergedrückt, und, wie eine Melone, mit Fur­

chen versehen, Der Griffel ist fadenförmig, etwas kürzer, als die Staubfäden. Die Narbe, oder die Spitze deö Griffels ist offen,

herum Mit Franzen versehn,

und am Rande rings

Die Frucht ist

eine

rund-

>

9

C

rundliche Kapsel mit einer einzigen Zelle. Die Saamenkörner find zahlreich, sehr klein, von eiförmiger Gestalt, auf dem Boden der Kapsel bevestigt. Alle diese Kennzeichen der Gattung der DionLen, findet man auch an der Venus» Fliegen-Falle, die krautartig in den MorrLsten von Nord-Carolina an den Gränzen von Süd-Carolina wachst, in einer nörd­ lichen Breite von ohngefahr z§ Grad, wo die Win­ ter kurz, und die Sommer sehr heiß sind. Die be­ sondern Kennzeichen dieser Art bestehen in Folgendem. Ihre Wurzeln sind schuppig, haben nur wenige Zasern, wie die Zwiebelgewächse, und sterben im Win­ ter nicht ab. Die Blätter (Fig. i, g. h. i. k. 1. m. n. o. p ) sind zahlreich, in,einen Kreis rund um den Stängel herumgestellt, und etwas unterwärts gebo­ gen. Sie sind saftig, und aus zweien Gliedern (wie bei i und r zu sehen ist) zusammengesetzt, wovon das untere (r, k), welches den Blattstiel vorstellt, platt, länglich, mit zwei hervorragenden Ecken versehen, und beinahe herzförmig, zuweilen auch an den Rändern vorwärts wie eine Säge ausgezackt ist. Das obere Glied (g, h, i u- s w.) oder das eigentliche Blatt besteht aus zweien Lappen: jeder hat eine halbeiför­ mige Gestalt, und am Rande eine Reihe steifer Bor­ sten, wie Augenwimpern, die sich zwischen einander legen, wenn sich das Blatt schließt (wie in o, h, i, 1, m zu sehen ist). Die obere Fläche dieser Dlattlappen ist (man sehe vorzüglich bei n) mit kleinen rothen Drüsen bedeckt, deren jede, unter einer starken Ver­ größerung, wie eine zusammcngedrückte Beere des Erdheerbaums (vburu?) gussteht. Zwischen de« Drüsen

5

io

C

Drüsen in der Mitte jedes Lappens, befinden sich drei sehr kleine aufrecht stehende Stacheln. Der Stängel ist etwa sechs Zoll hoch, rund, glatt, ohne Blätter, und endigt sich in einen Blumenstrauß. Die Blumen sind milchweiß, und stehen auf Stielen, an deren je# dem, da, wo er angewachsen ist, ein kleines, schma# les, zugespitztes Blumenblatt sich befindet. Das sonderbare Bewegungswerkzeug dieser Pflan« ze sind die an den Enden ihrer Blätter befindlichen beiden Lappen. Die zahlreichen, kleinen, rothen Drü« sen, die die obere Fläche des Blattes bedecken, schwitzen einen vielleicht süßen Saft aus, welcher kleine Thiere, Würmer und Jnsecten zum Genusse einladet: in dem Augenblicke aber, da ihre Füße diese zarten Theile berühren, werden die beiden Lappen des Blatt les durch diesen Reitz in Bewegung gesetzt, schlagen einwärts zusammen, fassen das Thierchen, legen die an ihrem Rande befindlichen Stacheln in einander, und drücken es todt. Damit es aber dem kleinen Gefangenen völlig unmöglich werde, sich wieder in Freiheit zu setzen; so fühlt er sich zugleich durch die drei kleinen, in der Mitte jedes Lappen- zwischen den Drüsen aufrecht stehenden Stacheln aufgespießt. Wenn die Lappen etwas so eingeschloffen halten: so öffnen sie sich nicht wieder, so lange dasselbe dazwischen steckt. Wenn man es herausnehmen kann, ohne ihnen Gewalt anzuthun, sv breiten sie sich wieder aus; wendet man aber Gewalt an, um sie zu öffnen, so bricht ge# meiniglich, wegen der Sprödigkeit der Fasern, der eine eher ab, als daß er nachgeben sollte. Man darf pdessen nicht glauben, daß sich diese Blätter bloß als­ dann

5

C

ii

dann fcfliefien, wenn sie von Würmern oder Infekten

berührt werben.

Wenn man einen Strohhalm oder

eine Grecknadel zwischen die Lappen bringt, so fassen sie es eben so vest, wie ein Jnsect. Lappen bei n ansgebreitet,

Man

sieht diese

an den übrigen Blattern

mehr oder weniger geschlossen,

und bei o und i In­

sekten zwischen ihnen festgehalten.

Der Grad

der

Empfindlichkeit der Pflanze richtet sich theils nach ihrem Wohlbefinden, und verliert sich, wenn sie zu

verwelken anfängt, theils nach der Wärme der Wit-

terwig.

Sie ist eine Sumpfpflanze, und kann in Eu­

ropa zwar überwintern, aber ihre Saamen werden, wenigstens in England, bis letzt nicht reif.

Weder der

Nutzen, den diese sonderbare Bewegungsfähigkeit für die Pflanze haben mag, noch die Art, wie dieses, der

auf einen Reitz erfolgenden Muskelbewegung so ähn­ liche, Aneinanderklappen oder in

der Lappen in dem Baue

den Bestandtheilen

derselben gegründet ist,

haben die Naturforscher bisher auf eine irgend be­ friedigende Art erklären können.

Ueber die Schmarotzerpflanzen.

Einlei­

tung zu Tafel l. Fig. 2. und Tafel II. Fig. 1. Man nennt diejenigen Gewächse, die größtentheilS von den Säften anderer leben und dieselben aussau-

gen,

Schmarotzerpflanzen.

Man kann aber

hierzu nicht alle Gewächse rechnen, die sich durch den ungewöhnlichen Aufenthalt auf andern Pflanzen auS-

zeichnen;

denn viele derselben würden sich eben so­

wohl mit abgestorbenen Holze, Knochen, Glas, Stroh

pnd

5

C

ii

dann fcfliefien, wenn sie von Würmern oder Infekten

berührt werben.

Wenn man einen Strohhalm oder

eine Grecknadel zwischen die Lappen bringt, so fassen sie es eben so vest, wie ein Jnsect. Lappen bei n ansgebreitet,

Man

sieht diese

an den übrigen Blattern

mehr oder weniger geschlossen,

und bei o und i In­

sekten zwischen ihnen festgehalten.

Der Grad

der

Empfindlichkeit der Pflanze richtet sich theils nach ihrem Wohlbefinden, und verliert sich, wenn sie zu

verwelken anfängt, theils nach der Wärme der Wit-

terwig.

Sie ist eine Sumpfpflanze, und kann in Eu­

ropa zwar überwintern, aber ihre Saamen werden, wenigstens in England, bis letzt nicht reif.

Weder der

Nutzen, den diese sonderbare Bewegungsfähigkeit für die Pflanze haben mag, noch die Art, wie dieses, der

auf einen Reitz erfolgenden Muskelbewegung so ähn­ liche, Aneinanderklappen oder in

der Lappen in dem Baue

den Bestandtheilen

derselben gegründet ist,

haben die Naturforscher bisher auf eine irgend be­ friedigende Art erklären können.

Ueber die Schmarotzerpflanzen.

Einlei­

tung zu Tafel l. Fig. 2. und Tafel II. Fig. 1. Man nennt diejenigen Gewächse, die größtentheilS von den Säften anderer leben und dieselben aussau-

gen,

Schmarotzerpflanzen.

Man kann aber

hierzu nicht alle Gewächse rechnen, die sich durch den ungewöhnlichen Aufenthalt auf andern Pflanzen auS-

zeichnen;

denn viele derselben würden sich eben so­

wohl mit abgestorbenen Holze, Knochen, Glas, Stroh

pnd

5

12

C

trttb allerlei Stein - und Erd-Arten begnügen, indem'

sie in diese Körper,

so wie in den Pflanzen,

denen man sie antrifft,

auf

bloß einen sichern Aufenthalt

suchen, ohne sich von ihren Saften zu erhalten. Solche

Schmarotzerpflanzen werden entweder selbst, oder auch ihre Saamen, durch Menschen, Vögel oder an­

dere Thiere, oder durch den Hauch deö Windes in aufgespaltenen Rinden, in moosige Wmkel zwischen

den Zweigen, oder in ausgefaulte Löcher alter Bäume

geführt,

wo ihre zarten Wurzelkeime zufällig einen

bequemen Platz zum Fortwachsrn finden,

ohne

mit

den Mutterpflanzen eben vest und dauerhaft vereinigt

zu seyn: dazu gehört das ganze Geschlecht der Baum­

oder Stein-Moose, die Schwamme, Blätterschwämme und Moose.

Die wahren Schmarotzerpflanzen

oder

Pflanzensauger unterscheiden sich von den Gewächsen,

deren Säfte sie

rauben, sowohl durch ihren beson­

deren Blumenbau, als durch das äußere Ansehen ih­ rer übrigen Theile,

und durch den Haupt-Umstand,

daß sie, um sich zu nähren, nothwendig ihren Sitz auf andere Gewächse haben müssen; ob sie gleich übri­

gens, eben so wie diese,

aus ihren eigenen befruchte­

ten Saamen entstehen.

Ihr keimender Saame wird von dem in seiner eigenen Haut enthaltenen, oder ihn doch umgebenden Schleim so lange genährt, bis der mehr aufquellende Körper des jungen Pflänzchens den Saft aus Oeffnungen an sich ziehen kann, die er in dem Gewebe

der Rinden theils schon durch seine Wurzelkeime ge­

macht hat,

theils unter und zwischen denselben in

dem feinen und lockern Splinte, beständig vermehrt und

D

«fit erweitert.

rZ

L

Die Fasern solcher Wurzeln pflegen

sich so zu vertheilen, daß sie das vielfache netzförmig«

Gewebe der Mutterpflanze überall durchflechten, und

sich damit tote ein höchst feines Gespinst vereinigen, wodurch besondere häutige, faserige unregelmäßige La­ gen oder Schichten entstehen, die zwischen einander unregelmäßig eingeschoben sind.

W>e sich aber die Gestalt und Ausbreitung man­ cher Schwämme, die zuweilen an den durch stockende Feuchtigkeit verdorbenen Bäumen, oder an anderm Holzwerk entsteht, überall nach dem besondern Bau

des Holzes richten muß;

so geht es auch den Wur­

zeln der Schmarotzerpflanzen.

Sie stoßen ihre war­

zenförmigen Fortsätze auf mancherlei Arten durch die Rinden unter sich in den weichen Splint, und suchen bis zu den markigen Zwischenräumen hindurchzudrin­ gen. Manchmal bilden sie, wenn sie bis zu einer gewissen Tiefe gedrungen find, eine dünne, breiteHaut, die sich kriechend in lauter spitzen Zipfeln verbreitet, und zwischen der innern Rinde und dem neuen jäh­ rigen Holzansatze so zunimmt, daß, sie zuletzt einen mittelmäßigen Ast völlig umwickelt, und der Länge nach vorwärts und rückwärts überzieht.

Da nun der jährige Zuwachs des Holzes auf der

innern Rinde beruht; so entsteht durch diese fremden, allenthalben dazwischen geschobenen saugenden Fort­

sätze, weiche das eigenthümlich« Gewebe des Holze­ zerstören, natürlich eine Krankheit des Baumes, die nur durch ein starkes Beschneiden und

durch da­

gänzliche Abhauen der fehlerhaft gewordenen Theile

gehoben werden Fann.

Denn die Wurzeln der Sau, . gepfianze

r

i4 r

gepflanze vertreten zuletzt in dem größten Theil der

Zwischenräume die Stelle des Markes, saugen alles an sich, und verstatten den Saften keinen weiteren Durchgang. Daraus entstehen allerlei höchst seltsame Mißgewächse an der angesogenen Pflanze, Abnahme ihrer Fruchtbarkeit und zuletzt gänzliches Absterben. Die wirklichen Saugepflanzen setzen sich entweder

an den Stämmen, Zweigen und Stielen, oder an den Wurzeln der Gewächse vest. Einige dauern nur ein Jahr, und diese setzen sich sowohl aus andere jäh, rige, als auch auf ausdauernde Pflanzen, vergehen

auf den letzter», und lassen nun ihren Saamen zurück: andere sind ausdauernd, und diese finden sich auch nur auf ausdauernden Gewachsen.

Ob es gleich auch bei uns Schmarotzerpflanzen giebt; so find sie doch in ungebaueten Ländern, wo ihre Fortpflanzung nicht gestört wird, z.B in Ame. rika und denk Inseln bei Afrika,

ungleich häufiger.

Man kennt sie dort unter den Namen Lianen (viel­ leicht von dem französischen lief binden, weil sie rheilS

die Bäume unter einander verbinden, theils wegen ihrer Zähigkeit zum Binden benutzt werden). Sie bilden gleichsam eine Art holzichter Seile, von unge­ meiner Läng« und ungleicher Starke, von einen hal­ ben Zoll bis zu sechs Zoll im Durchmesser. Sie lau­ fen mit ihren vielen Ranken zuweilen auf eine un,

glaubliche Länge fort, und verflechten die Bäume der­ gestalt unter einander, daß das Fortkommen in den Waldern dadurch oft unmöglich wird. Einige Reiser, die vom Winde oder von einem andern Zufall schief

gebogen werden, hängen sich oft so ausgespannk an die

3

15

C

die nahen Bäume, als ob man Schiffe und Masten mit einer Menge von Schiffstauen an ihnen erblickte. Zuweilen verdorrt der von ihnen umschlungene Baum erst unterwärts, bis er hernach gänzlich verfault und

vergeht:

alsdann bleiben

bloß die schneckenförmig

gewundenen Lianen in der Stellung übrig, worin sie

ihn ehemals umschlungen haben,

und bilden eine

sehr angenehm in die Augen fallende, gewundene, frei­ stehende, durchsichtige Säule, deren Schönheit die Kunst schwerlich nachzuahmen vermöchte. In Südamerika sind die Lianen in den innern

und

höhcrn Theilen von Guiana ungemein häufig.

Sie steigen ohne Blätter und Aeste auf die Gipfel der

höchsten Baume, und von hier wieder zur Erde her­ ab, schlagen hier eine neue Wurzel, und erheben sich wieder an dem zunächst stehenden Baume empor. So

gehen sie von Baum zu Baum in wagerechten, senk­ rechten und schiefen Richtungen nach allen Seiten,

verwickeln sich unter einander selbst, und umgeben die neben einander stehenden Baumstämme, die sie theils durch das bloße Umschlingen tobten, da indessen an­

dere in die Rinde anderer Bäume Wurzel schlagen, und diese durch Beraubung ihrer Nahrung verderben. Die größern Lianen werden häufig dazu gebraucht,

Lastschiffe vor Anker zu legen: dir kleinern werden in kleine Bänder gespalten, und man bedient sich ihrer auf mancherlei Weise, besonders zur Devestigung der

Strohdächer auf den Häusern: auch werden andere zu gönnen reifen verarbeitet. Sie schützen die Bäume, woran sie sich hängen, mit unglaublicher Kraft gegen den Anfall starker Stürme.

Wenn man in den gro-

ßm

3

>6 C

ßen Wilder» auf den Inseln Frankreich und Reunion Holzschläge anstellt, so pflegt man etwa zweihundert Bäume am Fuße zu durchschneiden. Sie bleiben den­ noch aufrecht stehen, so lange man die Lianen zwi­ schen ihnen unverletzt läßt. Hauet man aber diese ab, so stürzt ein ganzer Theil des Waldes auf ein­ mahl mit schrecklichem Geprassel zu Boden. Die Lianen haben mancherlei Eigenschaften und Kräfte. Einige sind unschädlich, andere sind mit ei­ nem so gefährlichen Gifte versehen, daß die Wilden sogar sich fürchten, sie zu zerschneiden, und daß sie ihre Pfeile durch Etntunken in den Saft derselben vergiften, der ihnen oft ein ganzes Jahr eine tödliche Kraft mittheilt. Dagegen dient eine Art von Lianen in Surinam, (die rothe oder Wasser-Liane) in Gegen­ den, wo weder Bäche noch Brunnen sind, zur Stil, lung des Durstes. Diese find dick, haben aber kleine, zarte, dünne, weiche, sehr angenehm grüne Blätter, ein geschmeidiges, schwammichtes, schweres Holz, und eine ziemlich dünne Kinde. Wenn nun die Ein­ wohner durstig sind, so hauen sie eine solche Liane etwa einen Fuß hoch über der Erde ab, und halten unter das abgehauene Ende ein Gefäß. Sogleich fließt ein helles, angenehmes Trinkwasser heraus, dem kein Regen- oder Qmll-Waffer an Güte gleich kommt, und das daber den Vorzug hat, immer gleich frisch zu seyn, der Zweig mag in der Sonne oder im Schat* ten stehen, bei Tage oder bei Nacht abgehauen wer­ den. Nur muß man dabei die Vorsicht beobachten, daß man die Liane, sobald sie unten abgehauen ist, vberwartS wenigstens drei bis vier Fuß west aufritzt, flitz

Ta£. I

D

i7

E

tarn das Walser nach unten zu locken, welches sonst sogleich aufwärts in dem Stamme in die Höhe stei­

gen würde: Man sieht aus dieser allgemeinen Uebersicht schon,

daß die Lianen und noch mehr also die Schmarotzer­ pflanzen überhaupt sehr weit von einander abweichem In der That gehören sie auch in den künstlichen Lehr­

gebäuden der Pflanzen-Anordnung zu ganz verschie­ denen Ordnungen und Klassen.

Doch wird diese all­

gemeine Nachricht von ihnen nicht unnütz

vor der

Beschreibung zweier einzelner Arten vorgehen, deren eine bei uns einheimisch, die zweite aber, obgleich aus Amerika herstammend, wegen ihrer Frucht allgemein

bekannt und beliebt ist»

Taf. I. Fig. 2»

Weißer Mrstel. (Vifcum album,Giri comun ou de ebene)»

D,-

ganze Gattung der Misteln gehört,

zige Erdmistcl ausgenommen,

zu

die

ein­

den Schmarotzer­

pflanzen, die man bloß auf Bäumen antrifft, woraus

sie ihre Nahrung ziehen.

Sie gehört in die zwei und

zwanzigste Klaffe des linneischen Systems,

weil ihre

beiden Geschlechter von einander getrennt, auf zwei

verschiedenen Pflanzen sitzen,

und zwar befindet sie

sich, da sie vier Staubfaden hat, in der vierten Ord­

nung dieser Klaffe,

Die männliche Pflanze hat einen ®

feier#

D

i7

E

tarn das Walser nach unten zu locken, welches sonst sogleich aufwärts in dem Stamme in die Höhe stei­

gen würde: Man sieht aus dieser allgemeinen Uebersicht schon,

daß die Lianen und noch mehr also die Schmarotzer­ pflanzen überhaupt sehr weit von einander abweichem In der That gehören sie auch in den künstlichen Lehr­

gebäuden der Pflanzen-Anordnung zu ganz verschie­ denen Ordnungen und Klassen.

Doch wird diese all­

gemeine Nachricht von ihnen nicht unnütz

vor der

Beschreibung zweier einzelner Arten vorgehen, deren eine bei uns einheimisch, die zweite aber, obgleich aus Amerika herstammend, wegen ihrer Frucht allgemein

bekannt und beliebt ist»

Taf. I. Fig. 2»

Weißer Mrstel. (Vifcum album,Giri comun ou de ebene)»

D,-

ganze Gattung der Misteln gehört,

zige Erdmistcl ausgenommen,

zu

die

ein­

den Schmarotzer­

pflanzen, die man bloß auf Bäumen antrifft, woraus

sie ihre Nahrung ziehen.

Sie gehört in die zwei und

zwanzigste Klaffe des linneischen Systems,

weil ihre

beiden Geschlechter von einander getrennt, auf zwei

verschiedenen Pflanzen sitzen,

und zwar befindet sie

sich, da sie vier Staubfaden hat, in der vierten Ord­

nung dieser Klaffe,

Die männliche Pflanze hat einen ®

feier#

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'8

C

»iertheiligen Kelch mit eirunden gleichförmigen Blätt­

chen, weder Blumenkrone noch Staubfäden, sondern auf jedem Kelchblättchen einen angewachsenen, läng­ lichten, zügespitztrn Staubbeutel. Die weibliche Pflanze steht etwas der männlichen entgegen, mit einer vier­

blätterigen Blümendecke, und kleinen eirunden, stiel­ losen, hinfälligen, auf dem Fruchtknoten vestsitzendeN

Kelchblättchen versehen. Auch ihr fehlt, so wie der männlichen, die Blumenkrone. Der länglich dreieckige

Fruchtknoten sitzt unten, und ist mit einem undeut­ lich vierspaltigen Rande bekränzt. Ein Griffel ist gar nicht Vorhänden. Die Narbe ist stumpf, und kaum sichtbar ausgeschnitten. Die Frucht besteht in einer kugelrunden, einfächerigen, glatten Beere, mit einem

einzigen, verkehrt herzförmigen, zusammengedrückten, stumpfen, fleischigen Saamen. Dir gemeine Mistel unterscheidet sich von den übrigen, nicht europäischen Arten dieser Gattung, durch feinen zweitheiligen Stängel und lanzenförmigen, stumpfen Blättern, in deren Winkel die Blumen-Aeh-

tea sitzen. Man steht Tafel t. Fig. i. bei u feine Bee­ ten, und bei v, w, x seine Kerne abgebildet.

Der Mistel hat Wurzel, Stamm, Blätter, Blü­ then und Früchte wie andere Pflanzen, und seine Blüthen sind von zweierley Geschlecht; beide Geschlech­ ter sind bald auf verschiedenen Pflanzen, bald auch

auf einem Stämmchen, und oft in gemeinschaftli­ chen Büscheln beisammen. Der Hauptstamm eines Mtstelstrauchs pflegt ein, zwei bis drei Daumen stark zu werden, und gabelförmig abgetheilte, oder zwei­ spaltige, gegliederte, anfangs grünlich gelbe, in hö­

herem

2)

ig

c

herein Alter kastanienbraune Aeste zu treiben, die nach

der Lage des Stammes, auf welchen sie einwurzeln, entweder aufwärts oder mehr unterwärts gerichtet

sind, auch diese Richtung stets beibehalten, und nicht, wie aridere Bäume, von unten nach oben zu gebogen werden. Die Blätter stehen paarweise, am oberen Theile der Zweige einander gegenüber, bleibest im Herbste sitzen, sind etwas dick, aber nicht saftig, da» bei steif, glatt, grün, länglich rund, am untern Ende schmal, ohne Zähne am Rande, der Länge nach mit sechs starken Rlbbrn oder Nerven durchzogen. Die

Blüthe kommt im Frühjahr zeitig zum Vorschein;

gewöhnlich auf den Knoten in dem Winkel der Ga­ beln. Die Blumen stehen in verschiedener Anzahl

bei einander. Der Mistel kommt auf mancherlei Baumen zum

Vorschein. In unsern Gegenden findet man ihn am häufigsten auf Fichten, Eichen, Birken, Weiden, Rü­ stern oder Ulmen, Eberäschen, weiße» Ahornbäumen, Haseln, großblätterigen Linden, Birnbäumen, Apfel» bäumen, Aelsbeerbäumen, Flieder, Weißdornsträucher,

Kreutzdorn,

den

großen

Hagebutten-

oder Rosen-

Sträuchen, und selbst auf Aeschen und Erlen.

Auch

wächst er auf Weiß« und Roth.Tannen, und dem zah» men Kastanienbaum. Man würde ihn noch viel häufiger auf Daumen

und Sträuchen antreffen, wenn sein Saame nicht oft durch starke Regen im Spätherbst« wieder abgespütt würde. Sein feiner, schwammichter Wurzelkeim, der sich wje eine am Ende kolbichte und gekrümmt« Warze ansetzt, muß. nicht allein in den lockern Stoff den B s Pim

2

20

C

Rinden eindringen, sondern auch seine verlängerten Fortsätze durch den Bast, den saftreichen und lockern Splint immer tiefer und weiter ausbreiten.

Wenn

er hieran verhindert wird, so vergeht er oft, ehe er im Stande ist, sich zu erheben und auszubreiten, bw sonders da er überhaupt sehr langsam wächst. Ge­ lingt es aber den getheilten warzenförmigen Fortsätzen des Wurzrlkeimes, tief genug in die Rinde einzudrin-

gen; so pflegen sie sich dergestalt darin auszubreiten, daß die Zacken des Baumes an der Stelle, wo der.

Mistel auffitzt, knotig werden,

wegen des durch die

Verletzung dahin gezogenen Saftes Auswüchse bilden,

und endlich nur schwache oder gar keine Triebe mehr machen können.

Der Mistel entzieht unterdessen dem

Zweige den Saft, und wachst immerfort. Ueber seine Wurzeln legen sich, bei dem jährlichen Zuwachse des Holzes, jährlich neue Splintlagen, bis sich der größte

Theil des saftreichen Splintes ht hartes und bestes Holz verwandelt hat. Dann pflegt der Baum - Ast abzusterben, aber der Mistel, ob er gleich keinen Saft mehr daraus ziehen kann,

noch eine Zeit lang fort­

zuleben, weil er seine Nahrung aus der Luft an sich zieht. Man will bemerkt haben,

daß aus dem Mistel­

saamen, wenn er zwei oder drei Ecken hat, (Fig. v), auch wohl drei bis vier kleine Wurzelkemie,

die an

einem kurzen, aus dem fleischigen Wesen der Saamen entspringenden, Seile hängen; wenn er hingegen länglich und ohne Ecken ist, (Fig. >v und x), nur eine einzige solche Warze hervorbreche; da alle übrig« Saamen sonst nur eine einzige Wurzel treiben. Ebe»

so

5

2i



so besonders ist die Befruchtung deß Mistels.

Was

bei andern Pflanzen die Staubbeutel heißen, ist bei

ihm nichts anders,

als ein erhabener schwammichter

Theil von weißlicher Farbe; der bei den Männchen

die innere Fläche der Blumen-Einschnitte größtentheilß einnimmt,

und daran vest angewachsen ist.

Er be­

sieht aus einem zellichten Gewebe, das von innen mit vielen hohlen Gängen von mancherlei Wendun­ gen versehen ist, die mit einander Gemeinschaft ha­ ben, und den Saamenstaub, wenn er allmählig aus dem Zellstoffe hervorkommt, aufnehmen, und ihn zu­

letzt durch rundliche Oeffnungen, die sich allenthalben

auf der Oberfläche dieses Werkzeuges zeigen, in die Höhle der noch geschloffenen Blumen absondern. Die männlichen Blumen öffnen sich nicht auf einmal, son­ dern allmahlig; und pflegen den in ihn ruhenden, schwefelgelben, durch seine kurzen Häkchen an einan­ der hängenden Saamenstaub alsdann der freien Luft auszusetzen. Insekten, vorzüglich mancherlei Arten von Fliegen, tragen ihn dann auf die weiblichen

Blumen, die, von ihm befruchtet, einen zur Fortpflan­

zung dienlichen Saamen tragen.

Die Beeren, (man

sehe u), worin der Saame befindlich ist, werden theils durch Vögel, an deren Schnabel und Federn sie an­

kleben, theils durch Winde an die Aeste der Baume gebracht, wo der Saame wegen deß ihn umhüllende« leimigen Stoffes leicht hängen bleibt. Auf alten Bäu­

men von recht vesiem Holze gedeiht der Mistel nicht; desto besser aber auf jungen, mit lockern Rinden und

safcrelchen Splint,

wo er leicht hineindringt, und

hinlängliche Nahrung findet.

Das

2>

M

C

Das Holz des Miftels ist ohne Geruch und ohne Geschmack, giebt aber, wenn es gekocht wird, einen eckclhuften, etwas betäubenden Geruch, den auch die Rinde besitzt, an welchen man auch einen zusammen« zsehrnden Geschmack findet. Es ist dicht, aber spröde, und nicht faserig, sondern die der Länge nach laufen­ den Fasern werden häufig von Querfasern durchschnit­ ten. Die Beeren find scharf und bitter, nach Einigen gefährlich, und dienen zur Bereitung drsVogelle« mS. Um diesen daraus zu verfertigen, kocht man die reifen Beeren mit Wasser so lange, bis sie aufspringen, hernach zerstößt man sie in einem Mör­ ser, und wäscht sie mit Wasser, bis sich ihr leimiger Stoff von allem häutigen absondert, und im Wasser aufgelöset hat. Man kocht dann dieses Wasser so weit ein, bis der Leim die gehörige Dicke bekommt. Der aus den Mistelbeeren bereitete Vogelleim hat vor dem aus Lemöhl gesottenen den Vorzug, daß er beständig einerlei Klebrigkeit und Dicke behält; da man diesen hingegen in ver Kälte durch zugegvssenes Oel verdünnen, bei heißem Wetter aber durch meh­ reres Kochen verdicken muß. Ehemals suchte man in dem Mistel auch unge­ meine Arzneikünste, fast gegen jeden gefährlichen Zu­ fall; in neuern Zeiten hat er aber sein Ansehen bei -en Aerzten verloren.

I 2A

L

Taf: II, Fig. i.

Die Vanille,

(Epidendmm Vanilla. - Vanille),

Lite- Vanille, obgleich ebenfalls,, so wie der Mistel/

eine Schmarotzer-Pflanze, die aber, außer dem den

Bäumen entzogenen Safte, zugleich mit eignen Wur­ zeln aus der Erde Nahrung an sich zieht, gehört mit diesem nicht einmahl zu einerlei Klasse,

sondern

im linneischrm System in die zwanzigste, in welcher die Staubfäden entweder an dem Griffel selbst ange­ wachsen sind, oder auf dem in Gestalt deS Griffels verlängerten Blumenboden sitzen, der den S ämpel

mit den Staubfäden trägt, und sich zum Theilinden Stämpel erstreckt. An der ersten Ordnung dieser

Klasse,

in welche auch die Vanille gehört, ist der

Fruchtknoten stets unten und zusammrngrdrehN von den fünf Krondlättern sind die zwei innern meistens in einen Helm eingenetgt; die Unterlippe macht das Honigbehältniß aus, und nimmt die Stelle des sech­ sten Kronblattes und des Stampels em.

Der Griffel

ist an dem innern Rande angewachsen, so daß man ihn mit seiner Narbe kaum unterscheiden kann:

Staubfaden sind immer zwei, sehr kurze, deren Staubbeutel von unterwärts offenen Zellen,

die am

innern Rande des Honigbehäktnisses angewachfen sind, bedeckt werden.

Die Frucht ist eine einfächrige, dreiklappt-

3>

«4


, an einem gleichbreiten Boden in jeOec Klappe hevestlgk.

Die Gattung,

(Epidendrum , hat

wozu

die Vanille gehört

statt des Blumenkelchs an jeder

Blume eine Scheide, d. i. ein längliches Blatt, des­

sen Gründliche den Stängel umfasst, die Blumen

vor ihrer Entwickelung bedeckt, nach der Entwickelung aber mehr oder weniger von ihnen adftchl, (wie Fig,

i bei a zu sehen ist): die Biumenkrone ist fünfdtätterig, und jedes einzelne Blatt länglich, .sehr lang und

weit abstehend:

das

Honigbehältniß

ist

an

der

Grundfläche röhrig, kreifelförmig, steht innerhalb der

Kconenblatter unterwärts, har eine schiefe, zweispaltig ge Mündung, die sehr kurze Oberlippe ist dreispaltig, die Unterlippe ist in eine

lange Spitze

verlängert,

(Fig. i bei b und b sieht man das Honigbehaltniß

zwhchen den Kronblättern stehn): di« beiden sehr kurzen Staubfäden fitzen auf dem Stampcl, und die Staubbeutel find von der Oberlippe des

Honigbe?

hältnisses bedeckt; der dünne, lange, gewundene Frucht­

knoten sitzt unten: der sehr kurze Griffel, dessen Nar­

be undeutlich ist, ist an die Oberlippe des Honigbee hältnisses anqewachsen: die Frucht ist eine sehr lange,

runde, fl-ifchige Schote mit klxinxst sehr zahlreichen Saamen (F'g. i. 0, Die Vanille, die, so wie di« meisten Arten die­

ser Gattung, eine Schmarotzerpflanze ist, unterschei­ det sich durch ihre eirundlänglichen, gerippeten, ohne Stiel am Stängel hepestiMn Hlgttxx (d) pnd ihre schnek-



95




44

C

Daterlande, nicht fort. Fehlt eS ihnen in den Wäl­ dern an Früchten und saftigen Pflanzen, so speisen sie Jnsecten, steigen auch wohl zu den Ufern der Flüsse und des Meeres hinab, um Fische und Krabben zu erhaben. Um Krebse zu fangen, stecken sie ihren

Schwanz dem Krebse zwischen die Scheeren, und ziehen ihn dann, wenn er zukneipt, hurtig an ihrem

Schwänze aus dem Wasser heraus, um ihn mit Be­ quemlichkeit zu verzehren. Sie pflücken Kokosnüsse, und wissen sehr geschickt, den Saft herauszuziehn, den sie trinken, und den Kern, den sie essen.

Sie

trinken auch das Zavi, das aus dem Bambusrohr herabträufelt, welches man ausdrückliflr dazu oben auf die Bäume legt, meln soll.

daß sich der Saft darin sam­

In denen Theilen voiuJndien, wo die alte

Indier weniger mit Muhamedanern und Christen ver­ mischt, und ihrer alten Religion nach treu sind,

die

es ihnen nicht erlaubt, ein Thier zu todten , weil sie Hi; Seelenwanderung glauben, sind die Affen in un­ ermeßlicher Anzahl,

kommen

jchaaLenweise in die

Stqdte, und treten zu allen Zeiten mit der größten Dreistigkeit in die Hauser, so daß Leute, die mit EßWaaren, besonders mit Obst und Hülsrnfrüchten han­ deln, sich sehr sor-faltig vor

ihnen hüten müssen.

In Amadabad, der Hauptstadt von Guzurata, sind zwei oder drei Hospitäler, worin auch lahme und kranke Affen verpflegt werden,

auch solche,

denen,

ohne eben krank zu seyn, der Aufenthalt daselbst ge­

fällt.

Zweimahl wöchentlich erscheinen alle Affen aus

der Nachbarschaft dieser Stadt von selbst,

und alle

zugleich auf den Straßen; und steigen oben auf die Dächer

2>

45

C

Dächer der Häuser, deren jedes eine kleine Terrasse har, wo sich der Bewohner in der

großen Mittags­

hitze gewöhnlich schlafen legen: an diesen beiden Ta, gen verfehlt man nicht, die Terrassen mit Reiß, mit

Zuckerrohr, wenn es die Jahreszeit dazu ist, mit Hirse

oder mit andern Eßwaaren für die Affen zu versehn. Denn wenn sie keinen Mundvorrath auf tiefe Ter­ rassen fänden, so würden sie die Dachziegel auf dem übrigen Theile des Hauses zerbrechen, und großen Schaden anrichten. Sie essen nichts, ohne es vorhör wohl zu untersuchen, und füllen sich, wenn sie satt sind, ihre Backentaschen noch zu einer künftigen

Mahlzeit. Kein Vogel darf sich unterstehn, sein Nest auf einem Baum zu bauen, *wo viele Affen in die Nach­

barschaft sind; denn sie unterlassen niemals, die Nester zu zerstreuen, und die Eier an die Erde zu werfen.

Sie sind völlig im Besitze der Herrschaft in

den Wäldern, wo sie sich aufhalten; denn weder Ti­ ger, noch Löwen, machen ihnen ihr Gebiet streitig, weil sie diesen, durch ihre Leichtigkeit, und durch die

Klugheit ihre Wohnungen ganz oben auf den Bau­ men aufzuschlagen, ohne Mühe entgehn. Die einzigen für sie furchtbaren Feinde, sind die Schlangen, mit denen sie in immerwährendem Kriege leben. Diese

find zum Theil groß genug, um auf einmahl einen ganzen Affen zu verschlingen, theils so listig, ihnen bis auf die Bäume nachzuspüren, und sie dort, vor­

züglich im Schlafe, zu überraschen.

raf.

5

Taf. IV.

46

C

Die obere Hglfte A.

Der Drechsler. (Tornator — le Tourneur.)

ütjr häufig muß man bei Handwerken, Gewerben

und Künsten gewissen rohen Stoffen die runde Gestalt einer Walze, eines Kegels, oder einer Kugel geben, oder fie auch inwendig nach eben diesen Gestalten aushöhlen, um sie gehörig bearbeiten, oder^ zweckmä­ ssig brauchen zu können. würde unendlich viel

Mühe,

Zeit und Genauigkeit fordern,

wenn man

diese runde Gestalt aus freier Hand hervorbringcn wollte: man hat daher sehr früh eine sehr einfache Maschine zu diesem Behufe erfunden, wo der zu bear­ beitende Körper sehr leicht immerfort in einem Kreise herumdewegt wird, und dadurch, daß er alle, von dem

Mittelpunkte seiner Bewegung gleich weit entfernten Punkte, seiner Oberfläche nach und nach einem schar­

fen Werkzeuge des Arbeiters darbietet, sehr leicht ab, gerundet werden kann. Die Hervorbringung einer

äußern Rundung, oder einer runden Aushöhlung durch kreisförmige Bewegung des bearbeitenden Kör­

per-,

macht das Wesentliche

Drechselns

auS.

queme Maschine, das

Die

des Drehens

zu

Drehen

diesem

Zwecke

oder

be­

oder die Dreh­

bank ist daher bei vielen Gewerben unentbehrlich.

Der

r 4? L Der Zinngießer, Rothgießer und Gelbgjeßer- st> wie der Verfertiger mechanischer Werkzeuge, und der Uhrge­ häuse nebst manchen andern Metallarbeitern und Holz­ arbeiten, müssen sich der Drehbank bedienen, um die von ihnen geforderten Werke zu Stande zu dringen. Bei diesen macht das Drehen aber nur eine zu andern Arbeiten gehörende, und eines fremden Zweckes we­ gen unternommene Nebenbeschäftigung aus, dagegen ist es bei dem eigentlichen Dreher oder Drechsler, der auch davon seinen Nahmen führt, das Hauptgeschäft. Zwar führen die Drechsler von den verschiede­ nen Stoffen, die sie bearbeiten, oder von dem Grabe der Geschicklichkeit, der zu ihrem Werke erfordert wird, die mancherlei Namen Der Holzdrechsler, Dla» se - Instrumentenmacher, Horndrechsler, Bein- oder Elfenbein-Drechsler, Vernsteindreher oder KunstdrechSler; die Hauptsache gber ist bey allen einerlei. Ob­ gleich also einige Uebung dazu gehören mag, von den Arbeiten der einen Art zu einer andern überzugehn; so wird es doch leicht seyn, sich von allen übrigen einen Begriff zu machen, wenn man mit der einen gehörig bekannt ist. Wenn man deutliche Einsicht in die Verrichtun­ gen deS Drechslers erlangen will; so unterscheidet man am bequemsten dreierlei von einander: i) die Bevestigung des zu bearbeitenden Körpers, so daß er eine kreisförmige Bewegung annehmen kann. 2) die Bewegung deS Drehens selbst, und 3) die Bear­ beitung während des Drehens. Um von den beiden ersten Stücken einen Begriff zu haben, muß man mit der Drehbank nnd. ihren Theilen bekannt seyn; das letzte

5>

48

C

letzte geschieht vermittelst verschiedener schneidender Werkzeuge. Wir müssen also mit Beschreibung der Drehbank den Anfang machen. Um in diese Beschreibung keine Verwirrung zu bringen, wollen wir denjenigen Theil der Drehbank, an welchem sich der Arbeiter befindet, und der jeder­ zeit vor entern Fenster seinen Platz erhalten muß, da­ mit das Licht gerade auf die abzudrehenden Körper fällt, den V ordert heil der Drehbank nennen, und diesen zuerst naher zergliedern, da in ihm der bear­ beitende Körper bevestigt wird. Das Hauptstück des Vordertheils sind zwei Ächene Balken, die viereckig bearbeitet, an jeder Sei­ tenlinie des Durchschnitts etwa fünf bis sechs Zoll, der Lange nach etwa fünf bis sechs Fuß lang und glatt gehobelt sind, und die in einer Höhe von ohngefahr drei Fuß entweder auf «zweien in der Mauer bevestigten Hölzern, oder auf ein paar starken, höl­ zernen Pfeilern so bevestigt seyn müssen, daß sie beide mit der Richtung des Fensters, vor welchen der Künst­ ler arbeitet, gleichlaufend liegen, aber durch einen Zwischenraum von etwa anderthalb Zoll von einan­ der getrennt sind. Dieser also vor den Fenster eben­ falls allenthalben gleich weit entfernte Zwischenraum zwischen den beiden beschriebenen Balken oder Rie­ geln heißt die Rin ne der Drehbank. Am linken Ende dieser Riegel, gerade in der Mitte derselben, also entweder in der Rinne, oder wenn dieselbe hinten ausgefüllt ist, an der Stelle, wohin ihre Fortsetzung treffen würde, steht ein, gewöhnlich unbeweglich bevrstigter hölzerner Klotz oder Stock, etwa einen Fuß hoch

)

49

C

Höch, und an allen Seitenlinien des Durchschnitts etwa sechs Zoll lang. An der rechts gelegenen Sei* tenfläche desselben, etwa zwei Zoll hoch von seiner obern Fläche, also zehn Zoll hoch über der Flache der beiden Riegel, steckt in diesem Klotze oder Stokke «in eiserner, vorn verstähltee und stumpf zugespitzter Stift, der um zwei Zoll weit aus ihm hervorsteht, und den Nahmen der geraden Pinne führt. Man denke sich nun an dem rechten Ende der beiden Rie­ gel einen gleichen Stock, mit einer gleichen, der vo« rigen gerade gegenüber stehenden Pinne; so wird man begreifen, wie rin Stück Holz, das den beiden Riegeln ohngefähr an Länge gleich käme, zwischen diesen beiden Pinnen, wenn sie in der Mitte seiner Breitenflächen bevestigt würden, sehr leicht in eine kreisförmige Bewegung zu setzen wäre. Da aber der zu bearbeitende Körper unmöglich immer die ganze Länge der Riegel haben kann, und da er, selbst wenn er sie hätte, sich doch schwer an einem bestimmten Punkte seiner Breitenflache zwischen zweien unbeweg­ lichen Pinnen würde bevestigen lassen, so mußte man darauf denken, diese zweite rechts gelegene Pinne so einzurichren, daß man sie in jede beliebige Entfernung von der zweiten bringen, und daselbst bevestigen konnte. Hieraus ergiebt sich nun die Nützlichkeit und Noth­ wendigkeit des längs der Riegel zwischen ihnen lie­ genden Rinne. Der rechts gelegene Stock nähmlich, der übrigens dem links gelegenen ähnlich ist, hat un­ ten noch einen Zapfen, ungefähr von der Dicke, daß er in die zwischen beiden Riegeln liegende Rinne paßt, und kann also in denselben bequem hin und D he»

3 5° C her geschoben werden.

Will man ihn an irgend ei­

ner bestimmten Stelle bevestigen,

so schiebt man ihn

dahin, und schlägt zwischen seinen Zapfen und fce.n

vordersten Riegel daselbst einen Stil ein. Durch diese Beweglichkeit des rechtsstehenden Stok-

kes längs der ganzen Rinne ist man nun im Stande, zwischen den beiden Pinnen der beiden Stöcke eben

so leicht ein kurzes, bevestigen.

als ein langes Stück Hol, zu

Der links gelegene Stock heißt von die­

ser Beweglichkeit auch der Reit stock; doch giebt eS Drehbänke, vorzüglich in Frankreich, wo beide Stöcke zwischen der Rinne beweglich sind.

Indessen ist die

Verschiebbarkeit des einen in den meisten Fällen hin­

länglich.

Wenn die

beiden Stöcke einander so nahe ge­

bracht werden, daß sich die Spitzen der beiden Pin­ nen berühren; so müssen dieselben nothwendig genau

auf einander treffen,

weil

sie

die Axe

der abzu­

drehenden Arbeit bestimmen, und diese also im ent­

gegengesetzten Falle schief liegen, und schief bearbeitet

werden würde.

Wenn aber beide Stöcke einander

ganz gleich wären, so würde die Fläche des Reicstocks, in welcher

sich die Pinne befindet, die rechte Hand

deS Arbeiters hindern, an diesem Ende mit völliger

Freiheit zu arbeiten, weil die Pinne nur ein paar Zoll

lang ist.

Um dieser Unbequemlichkeit zuvorzukommen,

ist der Reitstcck etwas kürzer,

als der links gelegene

Stock, um der rechten Hand des Arbeiters nicht zu nahe zu kommen, und die Pinne in jenen hat, damit

sie dennoch der geraden Pinne in diesem genau ge­

genüber

liege,

eine

hakenförmig

gebogene Gestalt. Von

2> 51 r Von dem Ende, welches in den Stock bevestigt ist,

erhebt sie sich in einen senkrechten Schenkel bis ober? halb desselben/ und erst in dieser Höhe kommt der» jenige Schenkel, der mit der geraden Pinne gehörig verlängert, genau zusammentreffen soll,

Von dieser

gebogenen Gestalt führt die Pinne des Reitstocks den Namen der krummen Pinne, im Gegensatz gegen die gerade Pinne des

unbeweglichen Stocks.

Man

kann sich von ihrer Gestalt eine gute Vorstellung ma» chen, wenn man sie mit einem lateinischen 2 vergleicht,

das von Elsen verfertigt wäre.

Der unterste Quer­

strich dieses Buchstabens ist in den Stock eingeschla,

gen, so daß nichts oder wenig von ihm sichtbar bleibt: der aufwärts gehende Strich geht, nur gera,

der oder senkrechter oder in dem Buchstaben, so weit über den Reitstock aufwärts,

bis er mit der geraden

Pinne des unbeweglichen Stocks in gleicher Höhe liegt:

der obere Querstrich ist nun die eigentliche mit der

geraden Pinne deö unbeweglichen Stocks gleich hoch liegende und einerlei Dienste mit derselben verrich­

tende Pinne. Aus dieser Beschreibung wird man sich hoffent­

lich eine deutliche Vorstellung davon machen können, wie das abzudrehende Stück

in den meisten Fallen

(denn wir werden nachher noch einer andern Ver­ richtung erwähnen müssen) so bevestigt wird / daß es

sich um die an den beiden Pinnen liegenden Mittel­ punkte seiner Seitenflächen sehr leicht umdrehen läßt.

Jetzt müssen wir zunächst sehen, wie dieses Um-re-

hrn bewirkt wird.

Dr

Zue

52

3>

C

Zur Hervorbringung dieser kreisförmigen Kewe»

gung des zu bearbeitenden Körpers, bedient man sich

verschiedene Mittel,

insbesondere der

Prellstange oder des Drehrades.

chen, von

jedem

Wippe,

der

Wir wollen versu­

einigermaßen unsern Lesern einen

Begriff zu machen, müssen sie aber darum bitten, sich

jetzt erst den

Hintern Theil einer Drehbank

über­

haupt vorzustellen.

Man denke sich also, an dem rechten und lin­ ken Ende des Vordertheils, ein Paar hölzerne Pfei­ ler errichtet, die um so viel als die Riegel des Vor­

dertheils von den Fenster entfernt sind, daß bequem

ein

ihn«« und dem

Arbeiter zwischen

Dordertheil

durchgehen kann, und deren Höhe etwa bis zu den

Riegeln des Vordertheils hinaufreicht, und durch ei­ nige mit den Riegeln des Vordertheils gleichlaufende unter einander befindliche Querhölzer verbunden sind,

an deren obersten sich die Bank befindet, auf welche nicht sitzt, sondern vielmehr

der Arbeiter eigentlich

hangt oder schwebt.

An

dem rechten und

Ende der Drehbank verbinden Boden ruhende Queerhölzer

linken

ein Paar auf dem

diesen Hintertheil

mit

dem Vordertheil. Um sich nun einen Begriff von der Wippe und deren Gebrauch zu machen, denke man sich neben ei­

nen, z. B. neben dem linken Pfeiler des Hintertheils «inen zweiten, um drei oder vier Fuß längeren Pfei­

ler errichtet, und oben aus demselben eine Vertie­ fung, in welcher eine hölzerne Stange von fünf bis

sechs Fuß vermittelst eines Bolzens so bevrstigt ist,

durchgesteckten eisernen

daß ihre beiden frei schwe­ ben'

3

5M

Lenden Enden, wovon dies über der Drehbank -e» oder

Endliche,

die Spitze

Drittheil länger ist,

um einen

der Wippe

als das andere links aus jener

Vertiefung hervorragende, sich aufwärts und abwärts bewegen können, und daß also diese Stange von der

Seite her, wie ein Waagebalken über der Drehbank schweben kann.

An beiden Enden dieser schwebenden

Stange ist eine starke Darmsaite bevestigt:

die an

der Spitze befindliche, ist zugleich mit dem einen Ende eines schmalen vier bis fünf Fuß langen Brettes ver«

bunden, dessen hinterstes Ende mit Leder auf dem Fußboden der Werkstätte bevestigt ist,

von

den Namen des Trittes

seinem Gebrauche

führt.

und welche-

Die von der Spitze der Wippe herabhängende

Darmsaite nämlich

hält

die

unbeveftigte

vordere

Seite des Tritts, an welcher sie sich befindet, bei dem ruhigen

Zustande

der

Drechselbank

in

der

Luft

schwebend: wenn man aber mit dem Fuße den Tritt niederdrückt, so zieht er die Spitze der Wippe durch die, zwischen beiden bevestigte Darmseite nothwendig

abwärts.

Schlingt man

diese Darmsaite

um da­

zwischen den beiden Pinnen bevestigte, zu bearbejtende

Stück Holz,

so dreht sich dies, während die Spitze

der Wippe an der Darmsaite durch den Tritt herum

lergezogen wird, um seine von der Pinne vestgrhalte-

ne Achse.

Damit aber

diese Bewegung fortgesetzt

werden könne, und der Tritt nicht, nachdem er ein­ mahl zu Boden gedrückt ist,

ruhig daselbst liegen

bleibe, ist an dem zweiten stärkern Ende der Wippe

ebenfalls eine starke Darmsaite angebracht, einer sogenannten Feder zusammenhän-t.

die mit Diese he»

sieht

3

steht aus

zweien

54

«

übereinander

gelegten

elastischen

Stangen, die auf dem Boden in der Richtung der

Werkstätte so angebracht sind, daß

die untere an

beiden Seiten auf dem Fußboden angenagelt, die obere aber nur an ihrem rechten Ende über der untern unbeweglich bevestigt ist.

Vermöge dieser Verbindung

zwischen beiden Stangen, muß

sich auch das anders

freie Ende der oberen Stange nicht

weit von der

untern entfernen, oder wenn es durch eine äußere Araft in die Höhe gezogen wird, sich wegen

seiner

Schnellkraft sogleich wieder denselben näher«,

und

von dieser steten Wiederherstellung der ursprünglichen

Lage, führt aber das Ganze den Nahmen der Fer

der,

und die beiden einzelnen

Stangen mögen die

Feder st angen heißen. Mit dem links gelegenen oder freien Ende der oberen Feder «Stange also, hängt die an dem

linken oder stärkeren Ende der

Wippe bevestigte Darmsaite zusammen.

Wenn daher

der Tritt die Spitze der Wippe niederzieht, so wird das stärkere Ende der Wippe nothwendig aufwärts

gezogen, eben so, wie der linke Theil eines Waagebal­ kens steigt, so bald der rechte sinkt:

steigende, stärkere Ende der Wippe, Ende der obern Federstange,

vermöge der zwischen

beiden befindlichen Darmsaite mit sich

aber es bleibt in

das aufwärts

zieht das freie in die Höhe;

dieser Höhe nicht länger, als es

durch die Last des Fußes, der vermöge des Trittes

die Darmsaite an der Spitze der Wippe niederdrückt, in derselben gehalten wird.

So bald der Arbeiter

den Fuß wieder hebt, so dringt die obere Federstange vermöge ihrer Schnellkraft wieder abwärts, um der

untern

3

55

C

untern Federstange naher zu kommen: dadurch wird auch das stärkere Ende der Wippe wieder herab, und

folglich die Spitzt

gezogen,

und so

der Wippe wieder

in die Höhe

kommt alles wieder in die Lage,

worin es sich befand,

ehe der Arbeiter den vordern

Theil des Trittes zu Boden drückte.

Tritt nach der Spitze der Wippe

Da die vom

gehende

Darm­

saite, um das zu bearbeitende Stück Holz geschlun­

gen ist,

so

dreht sich dies ebenfalls wieder zurück,

wenn der Arbeiter den Fuß wieder abhebt.

sich also in

einer ununterbrochenen

Es läßt

Bewegung um

seine bevestigte Achse halten, wenn der Arbeiter den Fuß, wie beim Spinnen, bald hebt, bald sinkt.

Die Prellstange hat mit der Wippe einige Aehnlichkeit, und unterscheidet sich vorzüglich darin von dieser, daß ihr stärkeres Ende nicht ebenfalls be­

weglich ist, und daß die Schnellkraft, vermöge deren die hinadgezogene Spitze wieder in die Höhe gezogen

wird, in der Stange selbst liegt,

ohne der Feder­

stange am Fußboden zu bedürfen.

Zu diesem Behufe

nimmt man eine sieben bis acht Fuß lange, am dick­

sten Ende drittehalb Zoll dicke,

am andern merklich

dünnere biegsame Stange, an einem Holze, welches lange feine Schnellkraft

oder Ahorn. Loch,

z. B.

behalt,

von Eschen

An dem dicksten Ende bohrt man ein

damit ein starker Nagel,

den man in einen

Balken an der Decke der Werkstätte schlägt,

hindurch geht.

leicht

Die Lage dieses Nagels muß so aus­

gesucht werden, daß die durch ihn

mit dem stärkern

Ende an der Decke bevestigte Stange mit ihrer Spitze

von hinten her über den vorderen Theil der Werk,

statt

J 5« C statt treffe.

An der Spitze der Prellstange wird ntm;

eben so wie vorher, an der Spitze der Wippe eine hänfene Schnur oder Darmsaite bevestigt, die wieder

um die Dreh-Arbeit geschlungen wird, und das vor­

dere Ende des Tritts, wenn alles in Ruhe steht, die Höhe hält.

Der niedergedrückte Tritt

in

setzt, ver­

möge der Darmsaite, das Stück auf der Drehbank

in Bewegung, und zieht zugleich die Spitze der Prell­ stange abwärts, die sich, sobald der Arbeiter den Fuß vom Tritte wieder aufhebt,

vermöge ihrer Schnell­

kraft sogleich wieder in die Höhe zieht,

stete Erneurung der

und so die

drehenden Bewegung für das

eingespannte Stück Hölz möglich macht. Um aber die Schnellkraft der Prellstange zu verstärken, wird etwa

in der Mitte der Stange an der Docke eine Unterlage angebracht, so daß nicht sowohl die ganze Stange,

als vielmehr nur ihre über diese Unterlage bis zur

Drehbank hervorragende Spitze durch die Kraft des

Trittes hinunkergezogen wird, ker in die Höhe schnellt.

und daher desto stär­

An der Stelle,

wo di«

Prellstange auf der Unterlage ruht, wird sie gewöhn­ lich etwas flach geschnitten, damit sie desto sicherer darauf liege.

Sie wird aber keinesweges auf der

Unterlage bevestigt,

rechts

sondern

läßt sich auf derselben

und links verschieben, und wenn man

das

hintere Ende des Tritts ebenfalls nicht an dem Bo­ den bevestigt;

so kann man die Schnur an allen

Stellen in der ganzen Länge der Drehbank anbringen, welches vorzüglich bei solchen Banken, wo beide

Stücke zwischen den Riegeln des Vorderthcils beweg­

lich find, nicht ohne Nutzen ist,

Um

Um sich endlich eine noch einfachere vermittelst

eines Rades in Bewegung gesetzte Drehbank vorzu« stellen, darf man sich nur an ein Spinnrad erinnern,

in welchem die Spule gerade so eine drehende Be­

wegung hat, wie der Drechsler dem

Holze geben will.

eingespannten

Bei einem Spinnrade,

wo die

Spule gerade über dem großen Rade angebracht ist, darf man sich nur den Tritt an der Seite angebracht,

und das von der Spinnerinn abwärts gekehrte Ende der Spule mit seiner Rolle als an dem einen unbe­

weglichen Stocke bevesiigt vorstellen, so hat man ohn-

gefahr den Begriff von einer so einfachen Drehbank, wie sie z. B. bei den Gürtlern gebräuchlich ist.

Bei

den Zinngießern ist sie schon etwas größer: das Rad

ist zur Seite angebracht, und wird an einem Hand­ griffe gedreht.

Bei den bisher beschriebenen Verrichtungen wird die Drehschnur allemahl um die Arbeit selbst einmahl,

oder auch öfter, hcrumgeschlungen.

Allein bei sehr

kurzen, oder bei kugelförmigen Arbeiten, würde dies unthunlich seyn.

Daher hat man dazu eine eigene

Bevestigungsart ersonnen, wo man statt der Stöcke

sich der Docken, oder, zum

genaueren Unterschiede

von den Stöcken, die zuweilen auch wohl Docke« ge­

nannt werden, der Hohldocken bedient, wovon ich mir aber

ohne besondere Kupfer

genügendes Bild zu machen getraue. che dieser Verrichtung

den Lesern kein

Das Wesentli­

besteht indessen darin,

daß

das zu bearbeitende Stück am Ende einer Spindel so beveftigt ist,

daß es von der einen Seite völlig

frei steht, und daß also der Arbeiter im Os-Os ist.

r 58 < es nach unb nach auf allen Seiten

Um dies möglich zu macken,

zu bearbeiten.

dc-nke man sich zuerst

ein Paar Stöcke in der Mitte nach der Richtung der Pinnen oder Zapfen so durchbohrt, daß statt dieser, eine metallene Spindel darin angebracht wäre,

die

mit einem oder mit beiden Enden über die Docken

noch hervorragt: zwischen den Docken befinde sich an dieser Spindel eine Vertiefung, um die Schnur her«

umschlagen zu können;

so wird sich diese

Spindel

eben so wie sonst das eingespannre Holz in Vewe-

gung setzen lassen.

Wird nun an dem einen, mit

Schrauben versehenen,

aus der Docke hervorragen«

den Ende der Spindel ein Stück Holz angeschraubt, dessen von der Spindel abstehendes Ende in Gestalt,

z. B. von einer Walze, aus^ehöhlt ist; so wird man in dieser Höhlung, oder Futter eine Walze bevestigen können, deren eines Ende aus derselben hervor­

stehen, und sich, da das Futter mit der Spindel stets gleichförmig bewegt wird, bearbeiten lassen wird. Hat man nun dieses aus dem Futter hervorstehende Ende

beliebig, z.B. in Gestalt einer Halbkuge', adgedreht; so läßt sich diese abgedrehete Hälfte eben so wie vor­

her in einem Futter bevcstigen, und man kann nun das vorher eingefütterte, zetzt freistehende Ende eben­

falls -u einer Halbkugel bearbeiten.

Dies Beispiel

wich die Nothwendigkeit eine Hohldocke in manchen

Fallen,

und zugleich auch die Einrichtung und den

Gebrauch, derselben, wenigstens einigermaßen deutlich

Dachen. Was endlich die Arbeit des Drehens oder Drech­ selns selbst betrifft, so besteht das Wesentliche davon ge-

>

5K

gewöhnlich darin, daß man dem umgedreheten St6e# per, indem man ein schneidendes Werkzeug gegen ihn hält, eine runde-Geftalt giebt. Man kann sich leicht vorstellen, daß ein zwischen die Pinnen eingespanntes Stück Holz, wenn man daran längs seiner ganzen Länge eine gehörig scharfe und dauerhafte Schneide unbeweglich anbringen könnte, zu einer vollkommen runden Walze geschnitten werden müßte, während es sich einmahl um seine Achse drehte. Da aber eine f» lange Schneide unmöglich zu handhaben seyn, auch in der Härte des umgedreheten Holzes einen zu star­ ken Widerstand finden würde, so muß man schnei­ dende Werkzeuge von geringerer Breite gegen ver­ schiedene Stellen des eingespannten Holzes nach ein­ ander halten, um ihm die verlangte walzenförmige Gestalt zu geben. Dabei wird es aber nothwendig seyn, die Schneide so zu halten, daß sie immer gleich weit von der Achse entfernt bleibe, und sich an jeder einzelnen Stelle nicht verrücke. So groß auch die Geschicklichkeit des Drechlers seyn mag, so wird er doch unmöglich im Stande seyn, seine Werkzeuge aus freier Hand diesen Forderungen gemäß zu behandeln. Um sich die Erfüllung derselben zu erleichtern, bedient er sich eines sehr nützlichen, aber sehr einfachen Werkzeuges, wovon wir unsern Lesern noch die Be­ schreibung schuldig sind, nämlich der Armschiene. Auf dieser können die Eisen, womit man das Holz abdrehet, sicher ruhn, damit sie den umgewälzten Holze ger hörig widerstehn, und zugleich darein einschneiden. Am gewöhnlichsten ist die Armschiene, ein schma­ les, neun bis zehn Linien dickes Brett, welches vor der Arbeit

3>

6o

C

Arbeit des Drechsler- so befestigt ist, daß er auf der

schmalen Seite desselben die schneidenden Werkzeuge,

womit er arbeitet, kann ruhen lassen. Zu diesem Ende dürfen nur quer durch die beiden Stöcke ein paar

Träger gehn, auf deren jedem eine Gabel angebracht

ist, worin man an beiden Seiten die Armschiene steckt. Und sie mit einer Druckschraube bevestigt.

Stücke, welch

man drechseln will,

Da

die

von ungleicher

Dicke sind, so muß die Armschiene ihrer zwischen den Pinnen bevestigten Achse

auch genähert oder davon

entfernt werden können.

Dieß geschieht, schr leicht,

wenn die beiden Träger,

in deren Gabeln sie ruht,

jeder in seiner Docke hin und her geschoben, und an

-er Stelle, wo er bleiben soll,

mit einer von der

Seite in die Docke hineingehenden Druckschraube be­ vestigt werden kann.

Der ungleiche Durchmesser der

Arbeit macht es auch nothwendig, die Armschiene zu­

gleich hoch und niedrig richten zu können:

am be­

quemsten erreicht man diesen Zweck, wenn man meh­ rere Armschienen von ungleicher Breite hat, und je#

-esmahl die erforderliche Breite auswählt;

andere

Verrichtungen zu diesem Behufe können hier füglich

übergangen werden, wo es nur auf eine kurze Ue­

bersicht desDrechselns ankommt. Ueberall bringt man die Armschiene gern so nahe als möglich, wo die ab,

zudrehende Arbeit, damit das Dreh-Eisen kurz hin­ ter seiner Schneide von ihr unterstützt werde.

Bei der Arbeit selbst muß man zuerst auf die Schärfe

der Eisen Acht haben,

Je weicher das Holz ist, desto

sorgfältiger muß man die Eisen schärfen, weil sonst

keine glajse und runde Fläche zum Vorschein kommt. Dec

6i C Der Drechsler muß daher mit verschiedenett Artett den Stahl gehörig zu härten, bekannt,

und im

Schleifen nicht ungeschickt seyn. Damit sich das Stück bey jedem Niedertreten deTritts mehreremal um seine Achse drehe, muß man die Schnur lieber um ein dünnes, als um ein sehr

dickes Ende der Arbeit umwickeln; denn wenn sie um eine Walze von zwei Zoll im Durchmesser geht, und

das Stück sich bey jedem Niedertreten zwei-

mahl umdrehen soll, so muß das Ende des Tritts

schon um einen ganzen Fuß niedergetreten werden: und viel tiefer kann der Arbeiter nicht niedertreten, wenn es ihm nicht bald zu beschwerlich werden soll. Hat man also ein dickes Stück, so ist es rathsam,

erst eine dünnere Stelle für den Gang der Schnur davon zu verfertigen, damit bey jedem Niedertreten alle Theile des Holzes wenigstens dreimahl unter das

Eisen kommen. Natürlich wird das zur Arbeit bestimmte Holz, ehe es eingespannt wird, durch Handbeil, Säge und Schneidemesser so weit bearbeitet, daß eS schon eine

wahre Aehnlichkeit mit derjenigen Gestalt zeigt, wozu es bestimmt ist.

Die ersten Eisen, womit die eingespannte Arbeit

aus dem Groben gearbeitet wird, heißen Röhren, weil sie an der Spitze einer halben flachen Walze

ähnlich ausgehöhlt sind; vorn sind sie wie eine Löffel­ spitze abgerundet, und in etwas aufgeworfen.

Mik

diesen Röhren wird der eingespannten Arbeit schon ohngefahr ihre künftige Gestalt gegeben: man hält sie ein wenig auf die Seit«, und hinten ein wenig niedriger.

> niedriger.

6s

C

Um die vorgeschriebene Gestalt nicht zu

verfehlen, muß man mit einem gewöhnlichen Zirkel nach einer angefertigten Zeichnung die Entfernung zwischen allen einzelnen Theilen des Stücks und die xär.ge einer jeden abmessen, und eben so mißt man

Mit dem Hohlzirkel die vertieften oder hervorsprin­ genden Theile, ob sie den bestimmten Durchmesser ha-

den.

In hohlen und runden Stellen, wohin außer

den Rohren kein anderes Dreh-Eisen kommen kann, müssen sie die Arbeit vollenden: bei den geraden und

erhabenen Stellen thut dieß der Meißel. Dieser wird, so wie die Röhre, hinten ein wenig niedrig gehalten, und man nimmt damit nur wenig Holz auf einmahl weg. Man muß die Schneide mit

ihrer Mitte wirken lassen, und muß sich wohl hüten,

wenn man sie auf der Lange des Stücks von der Rechten zur Linken, oder von der Linken zur Rechten führen will, daß nicht die Ecke des Instruments in

das Holz hineinfahre, und zu tiefe Einschnitte mache. Ueberhaupt werden die gröberen Werkzeuge, womit man arbeitet oder schartet, Schrot stähl er, die fei­ nern Schlichtstähler genannt.

Um ein Stück Holz inwendig auszuhöhlen, be­ dient sich der Drechsler zweierlei Arten von Bohrer,

der Löffelbohrer und den Zervilbohrer. Die Löffelbohrer sind gewöhnliche Bohrer, vorn mit einer löffelähnlichen Schneide an einem langen Stiel, am andern Ende gewöhnlich mit einem

senkrecht auf dem Stiel stehenden hölzernen Hefte,

oder auch mit einer Schraube versehen. Der Drechs­ ler bohrt mit Hülfe der Drehbank auf «ine doppelte

Art.

r 6z L Art. Wenn nämlich das Loch nicht tief werden sokt, so wählt er einen Bohrer, den er mit seinem hin« tern Ende an die Spindel der Hohldocke anschrauhen kann, und halt den zu durchbohrenden Körper in freier Hand den Bohrer entgegen: weil er aber auf diese Weise die gleichförmige Richtung des Körpers leicht um etwas verfehlen könnte, und alsdann ein schiefes Loch bohren würde, so muß er sich bei tie« fern Löchern, z. B. wenn er ein Pfeifenrohr durch­ bohren will, einer andern Verrichtung bedienen. In diesem Fall schraubt er den auszubohrenden Körper selbst an das Futter der Hohldocke, so daß er mit dem Ende, in welches das Loch hineing^bohret werden soll, völlig frei stehl. Damit aber der Bohrer als­ dann eine gleiche Richtung und Lage behalte, muß er ihn unterstützen. Zu diesem Ende ist a» der einen Seite der Hohldocke noch ein schmales, nach der Länge der Drehbank laufendes Brett nach Art einer Arm­ schiene bevestigt, worauf verschiedene senkrecht stehende Zapfen befindlich sind, und ähnliche Zapfen stehen auf der Lehne der Bank, auf welcher der Drechsler sitzt. Man legt nun zwischen zwei Zapfen des Lehn­ bretts und zweien Zapfen der Lehne einen Stab nach der Breite der Drehbank, und auf diesem ruht der Bohrer vor dem auszubohrenden Körper, welchen der Bohrer nach und nach entgegengeschoben wird, wäh­ rend man ihn durch Treten auf der Spindel der Hohl­ docke umdreht, und so ein gerades Loch immer tiefer hineinbohrt. Des Zervilbohrers bedient sich der Drechs­ ler, um vvrgebohrte Löcher zu erweitern, und größere Aus-

> 64 T Aushöhlungen zu machen» Dieser besteht aus einer stählernen Klinge, etwa in Gestalt eines Meißels, woran vorn eine schmalere Spitze befindlich ist, beide Seiten der Klinge aber schneidend sind. Die Spitze greift in das vorgebohrte Loch, und die Schneiden der nachfolgenden breiteren Klinge erweitern hernach dasselbe. Da die Theile eines Ganzen oft zusammengeschraubt werden müssen, so muß der Drechsler sowohl die äu­ ßere, als die innere Schraube, (die erste heißt auch die Schraubenspindel, die letzte gewöhnlich die Schrau­ benmutter) zu verfertigen wissen: dieß geschieht am leichtesten vermittelst zweier Schraubeisen von ver­ schiedener Art. ttnr die Schraub« hervorzu­ bringen , gebraucht der Künstler einen Meißel, der vorn statt der Schneide fünf bis sieben schräge ab­ geschärfte Zähne hat. Der Zapfen, auf welchem das Gewinde zu einer Schraubspindel ausgeschnitten wer­ den soll, muß vorher auf der Drehbank gehörig rund gedrehet seyn. Alsdann setzt der Drechsler die Zähne des Schraubmetßels an, laßt das Ganze auf der Dreh­ bank umlaufen, und schneidet die Schraubengänge ein. Zu jedem solchen Schraubenmeißel, womit eine äußere Schraube eingeschnitten wird, gehört auch ein eigenes Eisen, um die dazu passende Schraubenmut­ ter zu verfertigen. Dieses hat nicht vorn, sondern seitwärts, so wie die Schärfe einer Messerklinge, schief abgeschärste Zähne, so daß man es eine Schrauben­ säge nennen könnte. Die Zähne der Schrauben säge müssen in die Zähne des Schraubenmeißels genau passen, wenn. man beide an einander hält. DiAus-

5

65

C

Aushöhlung zue Muttetschraube wird vorläufig nach der Stärke der Schraudenspindel

mit einem Löffels

bohrer oder Zervilbohret ausgebohrt.

Zn diese Aus,

Höhlung halt nun der Drechsler die Zahne der Schrau-

bensäge, und schneidet die inneren Schraubengänge ein, indem ec zugleich die Arbeit auf der Drehbank

umlaufen laßt.

Zuletzt muß die Schraubensptndel irt

die Miitkcrschraube gut eingetricben werden.

Die Schraubeneisen des Horndrechslers, die kleir ner sind, als beim Holzdrechsler, haben keinen hölzer­ nen Haft, heißen Schraubenftähler, und die zusam, men gehörigen Schraudeneisen

befinden

immer

sich

an einem Stück; am einen Ende das Eisen zur Schraudenspindel, am andern zu der dazu passenden Schraubenmutter.

Andere Arten, Schrauben zu ver­

fertigen, würden hier zu weitlauftig zu beschreiben,

und ohne eigene Kupfer nicht verständlich seyn. Um die fertig gedreheten Arbeiten zu glätten und zu polircn, bedient man sich bei Hoizardeiten theils

der Fischhaut, oder dec getrockneten Haut der Ro­

che, deren Narbenseite so scharf wie eine Feile, aber weit feiner ist, oder auch der noch feinern Floßfeder;

theils des Schachtelhalms/ eines dünnen/

rohr­

ähnlichen Gewächses, das auf Wiesen und an feuchten Orten wächst, und dessen Stiele der Länge nach

gestreift sind.

Horn wird mit Baumöhl und Trippel

einer magern rauh

anzufühlenden Thon-Erde; El­

fenbein m>t weißer Kreide, Trippel und Leinöl, und Metall mit Bimsstein, Trippel, Schmärgel, einem mit

Kieselerde

vermischten

Eisenkalk

und

mit

Bäumöl

polirt.

E

Taf,

2>

Taf. IV.

66

C

Die untere Hälfte B.

Der Goldschlager. (Bractearius. — Bat­ teur d’or).

Goldschläger sind freie Künstler, die Gold und Silber zu den feinsten Blättchen schlagen, die dem bekanteren Gold- und Silber-Schaum, dec von Mes­ sing oder versilbertem Messing auf eine ähnliche Art verfertigt wird, an Dünne zum Theil noch übertreffen. Der rohe Stoff des Goldschlägers ist das Gold, das er aber nur in einer fast vollkommenen Reinheit zu seinen Arbeiten gebrauchen kann. Die Reinigung desselben ist daher fein erstes Geschäft. Beim Gold­ schläger, so wie bei allen Arbeitern, die ein reineres Gold, als das gewöhnliche gebrauchen, wird hierzu das Gießen des Goldes durch Spießglanz angewandt, wovon ich also erst meinen Lesern einige Nachricht ertheilen muß. DaS Spießglas oder Spießglanz ist ein Metall, von zinnweißer Farbe) mäßig hart, so spröde, daß es sich leicht zu Pulver stoßen läßt, und ohne Geruch oder Geschmack. ES hat einen blätterigen Bau, deu man auch an ihm äußerlich wahrnehmen kann, wenn man eS nach dem völligen Schmelzen langsam erkal­ ten läßt, und bildet auf dec Oberfläche eine Art von Stern. An der duft verliert es nur wenig von sei­ nem

r 6?

L

fient Glanze, tinb testet nicht eigentlich; anch hat Wasser ganz und gar keine Wirkung darauf. Man unterscheidet das rohe oder schwefelhaltige Spießglas von dem Spießglanzmetall oder dem Spießglaskönig. Wenn man schwefelhaltiges Spießglas mit Golde zusammen schmelzt: so verbindet sich der größte Theil des Spießglanzes mit dem Golde, und der Schwefel sammlet sich mit weniger Cpießglanz oben auf. Und nun dem Golde andere Metalle, z.B. Silber, Kup­ fer oder Eisen beyzemischt, so verbinden sie sich mir dem Schwefel des Spießglanzes, zu welchem sie eine nähere Verwandschaft haben, als zum Golde, und man erhält das Gold von ihnen befreit und rein, wenn man das Spießglas, mit welchem allein es nun noch verbunden ist, durch die Hitze davon treibt. Da sich der Schwefel des Spießglanzes lieber mit den übrigen, dem Golde beyzemischten Metallen vereinigt, indem er zum Spießglase eine sehr geringe,' und zum Golde gar keine Verwandschaft hat; so verläßt er das Spießglas, das nun mit dem Golde in Ver­ bindung tritt. Und da jene schwefelige Schacke daGold nicht auflöset, so schwimmt sie wegen ihrer ge­ ringeren eigenthümlichen Schwere oben auf. Durch bloßen Schwefel würde sich die Reinigung des Goldes nicht so gut bewirken lassen, weil er allein zu früh verbrennt: da sich aber das Spießglas von dem Golde hernach nicht ohne Beschwerde wieder abscheiden läßt, so nimmt man von diesen auch nicht mehr, als dazu nöthig ist, die voreilige Verbrennung deS Schwefels zu hindern, und man nimmt daher, wenn das Gold nur achtzehntartig ist, d»i. wenn in 24 Karat nur 18 E 2 Karat

)

68

C

Karat reines Gold enthalten sind, auf ledes Karat, welches das Geld in einer Mark (oder sechzehn Loth)

weniger hat,

ein halbes Loth Schwefel zum rohen

Spießglanze hinzu.

Um die Reinigung des Goldes auf diese An gl verrichten, nimmt man einen geräumigen Jpser, (von

dem Städtchen

Ips

in Oesterreich) oder

Passauer

Schmelztiegel, der so groß ist, daß er zehnmahl mehr Gold fassen könnte, als gereinigt werden soll, wenn

man ihn auf zwei Drittheile angefüllet harte, weil sich die schmelzenden Materien,

wenn sie im Flusse

sind, aufblähen, bringt ihn mit dem unreinen Golde

in eine Esse vor das Geblase,

und das Gold erst m

Fluß: dann trägt man an Gewicht zweimahl so viel gestoßenes, langstrahliges, schwefelhaltiges Spießglas,

das so wenig als möglich von andern Metallen ent« hält, nach und nach hinzu, so dass das vorher hinge« tragene schon immer völlig in Fluß ist, ehe man fri­

sches hmzuthut.

Nach jebcm Einträgen bedeckt man

den Tiegel sogleich,

Minuten

und

läßt die Materien einige

lang wohl und klar fließen:

nur in dem

Fall des über ein Viertel fremder Theile enthaltenen

Goldes nimmt man auch noch, ist, bloßen Schwefel hinzu.

wie oben angeführt

Heruach gießt man das

wohlgeschinolzene Gemenge in einem Gieß pu ckel (ein kegelförmiges, unten fp tz zugehendes Gefäß von ge­ gossenem Eisen), den man vorher erwärmt, und mit Wachs oder Fett ausgeschmiert hat.

schwere

mit dem

Hier sinkt das

Spießglase zusammengeschmolzene

Gold unten nach der Spitze zu herab, und die leich­ tere Schlacks fließt oben.

Damit sie sich leicht von jenen

>

69

C

jenen trenne, muß stegehörig dünnflüssig seyn:

auch

sucht, man daS Hinabsinken des Goldes noch dadurch zu befördern, daß man mit einem Hammer gelinde an den Gießpuckel anschlagt, um die flüssige Masse

etwas zu erschüttern, und die schweren Theile nach unten zu befördern. Nachdem alles erkaltet ist, stürzt man es aus, und ist dann leicht im Stande, die Schlacke von dem gediegenen Metall, (dem Metall­

könige) durch einen Hammer chlag zu trennen.

Da

aber die Schlacken noch leicht etwas Gold enthalten können, so schmelzt man sie in eben dem Tiegel von neuem, gießt sie wieder aus, wie zuvor, schlagt den König aufs neue ab, und wiederhohlt dies Verfahren,

bis man kein Metall mehr unten in die Spitze des Gießpuckels findet. Eben so ist auch der zuerst er­ haltene König des mit Spießglas zusammengeschmol­ zenen Goldes noch nicht von allen beigcnnschten frein-

den Metallen ganz rein; man schmelzt ihn daher zum zweitenmahl, auch wohl zum drittenmahl auf die vor­ her beschriebene Weise, mit derselben Menge Spirß-

glanz. Der erhaltene König wird durch Kratzen und Bärsten von den hin und wieder anhangenden Schla­

cken, die man, wenn das Gold silberhaltig gewesen ist, sämmtlich aufhebt, sorgfältig gereinigt.

Durch die bisher angegebene Verrichtungen, hat man nun das Gold von allem übrigen Zusatze be-

freut, und bloß in Verbindung mit dem Spicßglanze.

Um dies nun ebenfalls abzuscheiden, reines Gold zu erhalten,

und ein ganz

bringt man den auf die

beschriebene Art erhaltenen Metallkönig in einen star­ ken Tiegel, der nur zur Hälfte damit angefüllt wird,

vor

vor das Gebläse, wo sich der Spießglanzkönig durch

die Hitze verflüchtigt, und das feuerveste Gold zurück-

bleibt.

Damit aber der verfliegende Spleßglaskönig

nicht einen Theil des Goldes mit sich fortreiße, giebt man anfangs ein gelindes Feuer, hinreichend ist# zu erhalten.

das nur so eben

den König im Flusse und glanzend Auch befördert man das Verrauchen

des Spießglases dadurch, daß man mit einem Hand­ blasebalge auf die Oberfläche des fließenden Metalls

Diese

bläset.

das

ganze Verrichtung heißt daher auch

Verblasen

des

Spießglanzkönigs.

Wenn kein dicker Rauch mehr aufsteigt, so verstärkt

man das Feuer, weil das Gold in eben dem Grade, wie sich

das Spießgkas von ihm zerstreuet,

desto

mehr Hitze zum Schmelzen erfordert,

da

jene Mischung viel leichtflüssiger war.

Wenn endlich

kein Rauch mehr zu spüren ist,

eS durch

und die Oberfläche

des fließenden Goldes schön meergrün

aussieht,

so

hört man mit dem Blasen auf, und streuet, um die etwa noch eingemischten Spießglanzrheilchen gänzlich wegzudringen, etwas weniges Salpeter, mit oder oh» ne Borax darauf, wiederhohlt dieses einigemahl, und

gießt bann das tzöllig gereinigte Gold gehörig in ei«

Nßn Gießpuckes aus. Diese Art, das Gold von allen übrigen Metallen.

zu reinigen,

ist die

wohlfeilste und

vollkommenste;

nur ist dabei sehr zu bedauern, daß die Dämpfe des .Spießglanzes beim Verblasen für die Gesundheit der

Arbeiter nachtheilig und gefährlich sind. Dec Goldschläger muß auf diesem Wege selbst

das Dukatengold reinigen, weil es ihm sonst zu sei-

3

71

ner Arbeit nicht rein genug seyn würde. Weil aber das ganz reine Gold etwas blaß auszufallen pflegt, so pflegt er mit dem gereinigten Golde noch den ad)# ,ten Theil ungereinigtes Dukatengold zusammen zu schmelzen, welches noch etwas weniges Kupfer in sich enthält, und dadurch die Farbe des reinen Goldes erhöht. Das so vorbereitete Gold wird in einen Einguß gegossen, der, so wie der Gießpuckel auS gegossenen Eisen besteht, sich aber von jenem dadurch unterscheidet, daß er oben und unten gleich weit und viereckig ausgehdhlt ist. Bei einer Goldstange von i8 Ducaten oder 5 Loth, betragt die Länge ohnge, fahr einen Fuß, die Breite und Dicke einen Zoll. Diese aus dem Einguß wieder herausgenommene viereckige Stange, führt den Namen eines Gold­ zahns. Nach seiner Erkaltung glühet ihn der Goldschlager drei bis viermahl, und schmiedet ihn bei jedem Glühen auf dem Amboß, bis er ihn zu einem zwar längeren, aber schmaleren und dünneren Viereck gebildet hat, wovon ;ede Seite nur drittehalb Linien, also von ihrer Länge, so wie sie aus dem Eingüsse kam, nicht mehr den vierten Theil beträgt. Dies Glühen und Schmieden des Zahns, dient nicht bloß dazu, ihn dünner zu machen, und so zu seiner Verarbeitung vorzubereiten; denn die- hätte man durch Eingüsse von geringerer Weite ohne die Mühe des Schmiedens bewirken können: sondern vorzüglich dazu, das Metall, welches hernach so erstaunlich dünn geschlagen werden soll, dehnbarer und geschmeidiger zu machen. Die

2> 72 C Die nächste Verdünnung bekommt das Gold nun -uf dem Ziehwcrk. Dies bestehl aus zweien etwa

zehn Zoll hohen, zwei Zoll breiten, und einen Zoll dicken eisernen Wänden, die über anderthalb Zoll weit von einander stehn, und oben und unten durch

zwei eiserne Riegel vereinigt lind, und zwei, änderthalb Zoll lange und dicke, aus dem besten Eisen ge­ schmiedete und gehärtete Walzen tragen, die man jede an einer eignen Kurbel in entgegengesetzter Rich­

tung dreht, um den zwischen ihnen befindlichen Gold­ zahn. bei jedem Walzen dünner zu pressen. Damit

dies geschehen kann, ist

die obere Walze beweglich,

so daß man sie hinauf und hinab schieben, und folg» lich ihre Entkernung von der untern Walze willkür­ lich ändern kann. So oft also der Goldzahn zwi­ schen beiden Walzen durchgezoge» ist, wird die obere etwas weiter hinabgeschoven, damit er wieder um et­

was mehr verdünnt werde.

Vor beiden Walzen, in

der Gegend, wo sie einander am nächsten sind, ist ein dünner eiserner Stab gngenietxt, in dessen Mitte sich ein Loch befindet,

wodurch man

beim Ziehe» den

Goldzahn steckt, damit er auf der Walze eine gerade Richtung behalt«, und der eben darum der Einlaß heißt, Auf dem Ziehwcrk wird nun der oben er­ wähnte, einen Zoll breit und dich gegossene und dann

drittehalb Linien breit und dick geschmiedete Golbzahn so lange immer dünner gepreßt, indem man die Walze nach jedem Durchziehen näher an

einander

schraubt, bis seine ursprüngliche Länge von einem Fuß sich in zwölf Fuß verwandelt hat.

Durch

73




84

C

gelegt und zusammen verkauft. Außer diesen ver­ fertigt der Goldschlager auch andere Metallblättchen, die entweder mit etwas Kupfer versetzt sind, um ih­ nen eine röthere Farbe zu geben, oder weniger dünn geschlagen werden, z. B. das Fabrikengold, dessen man sich in den Gold- und Silber-Fabriken, unter andern zur Vergoldung silberner Dräthe, bedient, und wozu aus einem Ducaten nur vier Blatter, zu vier Zoll Länge und Breite, also von 16 Flachenzoll geschlagen werden. Dies Gold wird bloß in den Quetschformen geschlagen, und da aus einem Duca­ ten nur 64 Flachenzoll werben, so behält eS noch so viel Starke, daß es rauscht, wird daher auch nach, dem Gewichte verkauft. Eben so verfertigt der Goldschlager auch Silberblättrr von verschiedener Dicke, die er auf die­ selbe Art wie die Goldblättchen macht; nur daß sie nicht in der dritten Pergament-Form oder Dünn­ quetsche geschlagen werden, weil sich das Silber lange nicht so stark, rote das Gold, strecken läßt. Auch verfertigt der Goldschläger Metallblättchen, die auf der einen Seite aus Silber, und auf der andern aus Gold bestehn, und die er Zwischgold nennt. Zu 18 Loth Silber nimmt man ic| Ducaten Gold. Wenn das Silber aus der zweiten Pergamentquetsche, und das Gold aus der ersten Haurform kommt, so wird auf jedes Blatt Silber ein Blatt Gold gelegt, und in eine eigne Form gebracht, die weder aus Per­ gament noch aus Goldschläger-Haut, sondern aus star­ kem Papier besteht, weil sich beide Metalle in diesen Formen, vielleicht weil dieselben etwas klebrig sind, nicht



85

C

nicht vereinigen. In der Papierfotm werde« die bei, den verschiedenen Metallblättchen, eben so, wie sonst in andern Formen geschlagen, und dadurch zu einem einzigen Blatte vereinigt. Die vereinigten Blatter dringt man hierauf in die erste Hautform, nachdem man sie durch einen Kreuzschnitt in 4 gleiche Vierecke zerrissen hat, und schlägt sie so lange, bis man von dieser Form von 550 Blattern anderthalb Loth Abgang wegnehmen kann, der an den Seiten aus der Form hervorgedrungen ist. Aldann wird jedes Blatt von neuem in vier Blätter getheilt, in der letzten Hautform völlig fertig geschlagen, in Vierecke an zwei Zoll Länge und Breite vermittelst des Karren zer­ schnitten, und in Büchern von 25 Blattern verkauft. Noch ist ein Kunstgriff bemerkenswerth, durch welchen der Goldschläger seine Formen in brauchbar rem Stande erhält. Die Dünste in der Werkstätte ziehen sich in die Formen, der Anstrich von Gewürz wird hierdurch klebrig, und dadurch werden die Me­ tallblätter beim Ausdehnen gehindert, so daß sie, nach dem Ausdrucke des Goldschlägers keinen Schuß haben. Damit also die Arbeit des Künstt lers nicht hiedurch verzögert werde, muß er die Form, so oft sie gebraucht ist, von dieser Nässe befreien. Er bestreuet deshalb jede Seite derselben mir Marienglas, und reibt es mit einem rauhen Hasenfuße ein, wodurch das Klebrige deS Anstrichs weggenommen wird. Damit er aber auch die Nässe vertreibe, wel­ che sich in das Inwendige der Form-Blätter hinein­ gezogen hat, wird die Form zwischen zwei dünnen buchenen Brettern in eine Presse gebracht, wo sie zwischen

3

86

C

zwischen zwei starken eisernen Platten,

die

durch

Schrauben einander genähert werden können, scharf zu­

sammen gezogen, und dadurch die Nässe heraus getrieben wird. Um zu entdecken, ob sich noch Feuchtigkeit darin versteckt halte, legt er auf die polierte Seite seines Hammers eine Zange oder einen Ring, stellt die Form darauf,

und halt sie dergestalt,

durch alle Blatter durchblasen kann.

daß er

Ist noch Nasse

darin, so verrath sie sich dadurch, daß sie sich in Dunstgestalt an das kalte Metall des Hammers setzt,

und man muß dann mit

den Pressen noch länger

fortsahren. Auf ctie ähnliche Art wie die edlen Metalle, wer­ den auch die unedlen zu dünnen Blättchen verarbei1«t.

Wenn man Messing dünn schlägt, daß es so

zart wiePappier wird; so entsteht das Rauschgold, Flittergold, Knistergold, Luggold, (Lügengold) welches die Flittergoldschläger dadurch verfer­ tigen, daß sie Messingblech zwischen einer gehörig zu­ bereiteten Lederform mit dem Hammer schlagen. Aus eben diesen Stoffen, oder aus gereinigten Kupfer ma­

chen sie, nach Art der Goldschläger, den Gold schäum. Versilbertes Messing oder Zinn giebt auf eine ähn­

liche Weise das Rauschsilber, und in der höchsten Feinheit den Silberschaum. Die »nächten Gold­ schläger gebrauchen bei ihrer Arbeit die abgenutzten Formen der ächten Goldschläger, und flicken die Lö­ cher in denselben mit Hausenblase zu.

Taf.

3>

87

Taf. V.

C

Fig. i.

Der Auer-Ochs. Ur-Ochs. (Bos Taurus oder Urus. — l’Aurochs). D° Gattung des Rindviehs, unstreitig für den Men­

schen eine der wichtigsten Thirrgattungen, gehört nebst den meisten wichtigen Hausthieren zu der Ordnung der Saugthiere mit gespaltenen Klauen.

Sie hat,

wie mehrere Gattungen aus dieser Ordnung, oben

keine, unten acht Vorderzähne, und gar keine Eck­ zähne, und hohle, glatte Hörner. Diese zahlreiche Gattung ist über einen großen Theil der Erde ver­

breitet, und scheint nur dem Hunde in der Biegsam­ keit des Naturells, sich an größere Grade der Kälte und Hitze zu gewöhnen, nachstehen zu müssen.

Man

findet ihn von dem 64sten Grade der Breite an, in Lappland, Sibirien und Kamschatka, und in Nord­ amerika bis zum saften Grade. Der ganze gemäßigte Erdstrich ernährt Ochsen von vielfach veränderter Größe, Farbe und Gestalt; aber auch die Hitze des

Erdreichs ist ihnen, wenn die Weide nur gut ist, nicht zuwider. So genießen in Afrika die Fulah-> und

Mandingo-Neger nebst den Abyssiniern, so wie Ma­ dagaskar und das Kap der guten Hofnung eben f» wohl die Vortheile dieser Gattung, wie Indien, die

sundaischen und die philippinischen Inseln in Asien, und Peru, Brasilien und Südamerika, bis gegen PatagoN'kN

r

tuen hin.

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L

DaS nach Süd ? Amerika gebrachte eurv,

päische Rindvieh hat sich in den unbewohnten Ebenen von Paraguay so stark vermehrt, daß man zu,

weilen gegen achtzigtausend Stück,

bloß der Felle

wegen, gefangen und getödtet hat. Es giebt, wie man bei einer so weit verbreiteten

Thiergattung nicht anders vermuthen kann, eine große

Anzahl von Verschiedenheiten unter dem Rindvieh.

Die meisten hangen freilich, so wie bei dem Hunde, vom Himmelsstriche ab; doch kommt es beim Ochsen, weil er in Ansehung der Nahrungsmittel mehr ein­ geschränkt ist, auch vorzüglich auf deren Beschaffen­ heit an. Der Buckel des Ochsen, der in Madagaskar einen halben Centner wiegt, verliert sich anderswo gänzlich. Selbst die Hörner sind keine sichere Kenn­

zeichen verschiedener Arten;

denn in England und

Schottland sinder man gehörntes und ungehörnteg Rindvieh, das von einerley Stamm entsprungen ist.

In Island findet man nur diejenigen ohne Hörner, die man, aus Mangel an Weide, mit einem Teige von sauren Fischen zu füttern pflegt. Eben so ab­ wechselndist die Farbe, man trifft sie unter dem Rind­ vieh fast in allen Schattirungen von rothbraun, braun, schwarz und weiß; doch sind zuweilen in einigen Län­

dern gewisse Farben beim Rindvieh vor andern häu­ fig, z.B. in Italien und Pohlen die graue, auf ei­ nigen Küsten von Afrika und Indien die weiß-schwarzgefleckte, und in vielen Gegenden Deutschlands die roth­

braune. Auch andere Beschaffenheiten derHaare sind sehr

abwechselnd.

Den Bison an derHudsvnsbay, der un­

geachtet seine» Buckels wohl nicht mit dem afrikani­

schen

2

89

L

scheu Buckelochsen, welcher sich durch die meisten Theile von Afrika und dem wärmern Asien verbreitet hat, zu einerlei Abart gehört, hat wollenartiges, oder viel* mehr seidenartiges Haar: bei unserm Hornvieh ist dasselbe steif und kurz, und der Elephanten-Ochse ist beinahe kahl. Endlich finden sich in Ansehung der Größe bei dem Rindvieh fast eben so große Ungleichheiten, wie bei den Hunden. Die nördlichen, kalten Gegenden Sibiriens, wo die Weiden äußerst schlecht sind, haben kleines, elendes, oft hornloses Rindvieh. Die Ochsen in Persien sind klein; dagegen gehören die kalmücki­ schen und ukrainischen, wegen guter Nahrung, zu den größten ihrer Art. In denen Theilen der Schweiz, wo das Rindvieh die fettesten Weiden an den Ge­ birgen benutzt, ist es zweimahl so groß, wie in dem benachbarten Frankreich. Die größten Ochsen sollen in Abyssinien seyn, woher eben der Elephanten-Stier, wahrscheinlich ein abyssinischer Ochse, nach Rom ge­ bracht wurde: wenigstens fand ein Abyssinier die größ­ ten ungarischen Ocbsen nur sehr mittelmäßig, auch behaupten Reisende, daß die abyffinischen Schlqchtochftn zweimahl so groß, wie die europäischen sind, und zwanzig Quart enthalten: eine Behauptung, die er­ staunlich große Thiere voraussetzt, die man aber doch schwerlich bezweifeln kann, da die Römer auch von den Auer - Ochsen des alten Deutschlands erzählen, daß man sich ihrer Hörner zum Trinkgeschirr bediente, uud daß ein solches Horn gegen sechzehn Quart halte. Das wärmere Asien und die gemäßigten Theile von Afrika scheinen dem Rindvieh am besten zu bekommem

J men.

90

C

In diesen wächst eS nicht nur zu einer vorzüg-

lichen Größe;

sondern hier zeigt es such vorzügliche

Seelenkräfte.

Der Hottentotte bewacht seine Heerden

durch abgerichtete Ochsen, die dem Hunde an Ver­

ständigkeit nichts nachgeben. laufene Vieh

wieder zusammen,

gegen

die Heerde

Sie treiben das ver­

Räuber

und

vertheidigen

und Raubthiere.

In

Italien thut der Ochse die Dienste eines Reit, Pfer­ des.

Er

regieren,

laßt und

sich,

selbst

vermag,

bei

ohne

Zaum,

einer Mischung

leicht

von

Weizenmehl, Butter und schwarzem Zucker, sechzig

Tage hinter einander, täglich neun deutsche Meilen

zurückzulegen. Ohne Zweifel

gehört

der Auer-Ochse,

der

Stammvater unsers gewöhnlichen zahmen Rindviehs,

mit dem gepuckelten Bison zu einerlei Gattung. Der Nahme Bison kommt vielleicht nur von dem starken

bisamhaften Geruch, welchen alte nnd sonderlich brün­

stige Stiere am stärksten von sich geben.

Auch wird

in hohem Alter das zottige Haar am Vordertheile des

Haares am stärksten, wodurch ältere Auerochsen ein buckeliges Ansehen bekommen.

Niemals bekommt der

wilde Auerochse einen höhern Buckel, als ihm die

zwischen den Schulterknochen stark

hervorstehenden

Fortsätze der Rücken'.Wirbelbeine von Natur geben;

außer daß die immer dichter und höher wachsenden Haarzotten über den Schultern die natürliche Erhö­

hung im Alter merklicher machen.

Dagegen ist der

Fettbuckel, der das zahme Rindvieh in Persien, Indien und andern mittägigen Gegenden unterschei­ det,

5 gi c der, den man aber wohl an keinen wilden Ochsen finden möchte, eine bloß zufällige, von überflüssiger Nahrung und andern Umständen im zahmen Zustande erzeugte Anhäufung des Fettes, wie diejenige, die sich bei Schaafen am Hintertheile, an den Nieren, oder am Schwänze, bei den Menschen gewöhnlich an den innern Theilen des Unterleibes zeigt. Selbst der Büffel soll sich, so weit er auch sonst vom gewöhnli­ chen Rindvieh entfernt scheint, mit der zahmen Kuh fruchtbar begatten, und scheint also zu einerlei Gat­ tung mit denselben zu gehöre«. Der nordamerika­ nische Bison endlich scheint von dem Auerochsen vor, züglich nur durch sein feines Haar verschieden zu seyn, welches weiter über die Schulter hinwegreicht, und sich zu Zeugen und anderm Gebrauche verarbei­ ten läßt; außerdem ist sein Hintertheil etwas schwa­ cher, unstreitig aber gehört er, da seine Begattung mit zahmen Rindern nicht unfruchtbar ist, mit den­ selben zu einerlei Gattung. Der Auerochs oder Ur-Ochs, dessen Name von dem alten Worte Ur, so viel als Wald, Herkommen soll, ist eins der größten und stärksten vierfüßigen Thiere. Seine Länge beträgt von der Schnautze bis zum After über zehn Fuß, die Höhe des VordertheikS bis auf den Rücken sechs Fuß. Der Kopf ist dritte­ halb Fuß lang, und hat im größten Umfange fünf Fuß. Der senkrechte Durchmesser beträgt, durch die Brust genommen, fast vier, aber durch den Hinter­ theil noch nicht drei Fuß. Die Schnautze ist gegen acht Zoll breit, die Augen stehen, wenn man ihren Abstand nach der Krümmung mißt, um anderthalb 8»ß,

> 9a

äußern

z

igo L

äußern Bau verglichen hatte.

Eines Morgens fand

er das Weibchen ganz still am Ufer sitzen, und mst den Hinterfüßen außerordentliche Bewegungen machen, ohne einen Augenblick von der Stelle zu gehen, wo es sich mit dem Bauche und Vorderfüßen angeklam­ mert hatte, um sich vest zu halten, und seine Geburt

zu vollbringen.

Nach sieben Minuten sah er einen

ganzen Haufen Eier^ (Laich), welche die Pipa auf den Sand abgesetzt hatte, zum Vorschein kommen. Der Beobachter hatte Lust, sich dieses E

197

C

stnen Männchen in einem stumpfen Huken aus, der

in eine Vertiefung des Oberkiefers einpaßt.

In der

Kiemrnhaut hat er zwölf, in der Brustflosse vierzehn,

in der Bauchflosse zehn,

in der Afterflosse dreizehn,'

in der Schwanzflosse ein und zwanzig, und in der Rückenflosse vierzehn Strahlen. Der Kopf ist keil­ förmig und gegen den großen Körper nur klein.

In-

beiden Kinnladen sieht man am Rande spitze Zahne,

zwischen welchen kleinere und bewegliche find.

befindlich

An der Oberkinnlade find nicht nur mehr,

als an der untern, sondern auch noch auf beiden Seiten des Gaumens zwei. Reihen spitzer Zahne vor­

handen. Außerdem sind noch einige einwärts ge­ krümmte auf beiden Seiten des Schlundes, nahe an den Kiemen, so wie auch auf der Zunge sechs bis acht, die hinterwärts gebogen sind: der Gau­ men ist glatt. Die Stirn, das Genick und die Ba­

cken sind schwarz, mischt.

bei

den letzten mit Blau ver­

Die Augen sind klein,

haben einen schwar­

zen Stern, einen silberfarbenen Ring uud gelbe Au­ genwinkel. Der Rücken ist schwarz; die Seiten sind über der Linie bläulich,

unter derselben silberfarben

uud zuweilen mit grauen Flecken besetzt.

Kehle und

Bauch haben eine gelbröthliche, die Kiemenhaut eine gelbe, die Brustflosse am Grunde ebenfalls eine gel­

be, gegen den Rand zu aber eine bläuliche Farbe. Die Bauch, und Afterflosse sind gelb, und über er­ stem ist eine Mittelfiosse zu sehn. Die halbmondför­

mige Schwanzflosse hat eine blaue, die Fettstoffe ei­ ne schwarze und die gefleckte Rückenflosse eine graue Farbe.

Die Schuppen sind von mittlerer Größe und gehen

5 gehen leicht ab.

198

C

Die schwarze Seitenlinie lauft ge­

rade nach dem Schwänze hin. Diese Beschreibung

des

weiblichen

hier abqe-

bildeten Lachses paßt nicht ganz auf den männlichen; denn der Lachs dient zum Beweise,

den Fischen,

daß auch bei

wie in andern Thierklassen, zuweilen

eine merkliche Verschiedenheit zwischen beiden Geschlech­ Der Kopf ist am Männchen viel

ten Statt finde.

Die obere

länger und gleicht einem Schweinrüffel.

Kinnlade ist an der Seite bogenförmig ausgeschnit­ ten,

lauft in

eine Spitze aus und steht,

wie beim Weibchen,

eben so

vor der untern etwas hervor;

hat sie gegen das Ende eine Vertiefung,

inwendig

in welche der

Haken der untern Kinnlade einpaßt.

Dieser Haken

am Unterkiefer, der vorzüglich

Unterscheidung

dessen

beider Geschlechter

willen man

dient,

zur

und um

anfangs das Männchen,

unter

-em Namen Hakenlachs für eine ganz eigne Art gehalten hat, ist knorpelicht und an der untern Kinn» lade beweglich.

Gaumen,

Außerdem ist beim Männchen auch der

der im Weibchen nur ein Paar einzelne

Zähne hat, mit zwei Reihen spitzer Zähne besetzt:

auch hat jenes viele runde, gelbe und braune Flecken

auf dem Kopfe, anstatt daß das Weibchen nur einen

solchen

Fleck am

die Seiten

Kiemendeckel

hat:

eben so

sind

des Männchens mit ungleich mehreren

schwarzen Flecken von unbestimmter Figur gezeichnet, da sie bei dem Weibchen seltener und halbmondförmig sind:

und endlich hat jenes an den Seiten nach dem Bauche zu viele gelbrothe oder kupferfarbige Flecke, die die­

sem! mangeln.

Diese

Flecken haben wahrscheinlich den

3

C

199

den Nahmen Kupferlachs veranlaßt,

Männchen

an

einigen Orten führt:

den 'das

aber sie sind

nicht zu allen Zeiten in gleicher Menge und Schön­

Nach der Laichzeit sind sie blasser

heit vorhanden.

und in geringerer Anzahl, als vor derselben.

Der

Bauch ist bei einigen Männchen weiß, bei andern

schmutzig grau.

Seine Schwanzflosse endlich hat ei­

nen größeren Ausschnitt als die weibliche.

Der Lachs hat gleichen Anspruch auf den Nah­

men eines Fluß- oder See-Fisches.

Er wird in

süßem Wasser gebohren, wächst aber im Meere aus, und hält sich hernach den Sommer hindurch in den

Flüssen, auf.

während des Winters hingegen im Meere

Vorzüglich gehört er im nördlichen Weltmeere

zu Hause,

und kommt aus diesem in die damit zu­

sammenhängenden

Ströme und

Laich darin abzusetzen.

nur dem

in

allen

Flüsse,

europäischen

nördlichen Weltmeer,

Flüssen,

wie auch

telst der Ostsee in Verbindung stehn, in Kamschatka,

um seinen

Man findet ihn daher nicht die

mir

nur vermit­ sondern auch

Grönland,» Newfoundland und den

nördlichen Theilen von Amerika.

Der Trieb, seine

Eier in süßen Wasser abzusetzen, treibt ihn an, das

mit reichlicher Nahrung für ihn versehene Meer zu verlassen, und in die von Menschen beunruhigten und mit tausend Gefahren und Hindernissen seinem Auf­

gange widerstrebenden Flüsse hinanfzusteigen. gelingt es ihm auch,

Nachstellungen

Häufig

den vielfachen und sinnreichen

der Fischer glücklich zu entkommen;

ob es gleich nur durch eine Art von Wunder möglich scheint, daß er z. V. aus der Nordsee den ganzen Rhein

200

>




208

C

ptn bedeckte», auf beiden Seiten etwas zusammen, gedrückten Körper. Der Kopf ist länglich, keilför» mig und mit einer breiten Stirn versehn- die Mund­ öffnung ist weit und beide Kinnladen find mit kleinen, spitzen, einwärts gebogenen Zähnen besetzt, auch die untere noch bey einigen mit Bart­ fasern versehn. Die Zunge ist breit, glatt, der Gaumen aber von kleinen Zähnen rauh, und an dem Gaumen im Schlunde verschiedene, ebenfalls rauhe Knochen. Die Augen stehen nahe am Schei­ tel, find rund, groß und mit einer Nickhaut ver» sehn. Die doppelten Nasenlöcher sind nahe an den Augen befindlich. Die Kiemenöffnung ist, so wie der Kiemendeckel, groß; der letzte ist aus drei Blätt­ chen zusammengesetzt, davon das unterste mit einer Haut eingefaßt ist; die Kiemenhaut ist stark und wird von sieben bis acht Strahlen unterstützt; am Rumpfe sind sieben bis zehn Glossen befindlich, wo­ von zwei an der Brust, eben so viele an der Kehle und hinter dem After, eine am Schwänze, drei am Ri^ cken sitzen, die sämmtlich weiche Strahlen haben. Der After steht beinahe in der Mitte des Körpers. Die Schellfische werden nicht nur in der Nordund Ostsee, sondern einige auch im mittelländischen und andern Meeren angetroffen. Sie sind, eine einzige Art> ausgenommen, Meerbewohner, und ge­ hen nicht in den Fiüssen. Der Kabeljau zeichnet sich durch seine verhaltnißmäßig größeren Schuppen vor den übrigen Fischen dieser Gattung aus. In der Kiemenhaut befinden sich sieben, in der Brustflosse sechzehn, in der Bauch» flösse

3>

stosse sechs,


n Gestalt eines Schwertes sich endigende Oberkinn­

lade dient ihnen zum hinlänglichen Unterscheidungs­ zeichen.

Die Fische dieser Gattung

haben einen spindel­

förmigen, in der Mitte dicken und starken Körper,

sinen zahnlosen Mund, und der Schwanz endigt sich jn eine

sichelförmige

Flosse.

Der

>

220 ,C

Der Kabeljau hat

ein

weichliches Leben, und

stirbt sehr bald, wenn er aus seinem salzigen Ele­ mente in süßes Wasser gerath.

Weil sein Geschmack

ungleich besser ist, wenn man ihn frisch genießt, so su­ chen ißii die holländischen Fischer, mittelst durchlöcher»

ter Sch ffe,

nach den großen Seestädten zu bringen.

Die englischen Schiffer wissen durch einen Nadelstich seiner Schwimmblase die Luftdichtigkeit zu benehmen,

wodurch der Fisch genöthigt wird,

im Grunde des

durchlöcherten Schiffes zu bleiben, da er dann länger am £eben bleibt.

Taf. IX.

Fig. Z.

Der Schwertfisch. (Xiphias gladius l’Epee de mer, l’empereur, l'ef-

X)ie Schwertfische gehören zu derjenigen Ordnung

der Fische, die gar keine Baucbflössen hat, und ihre >n Gestalt eines Schwertes sich endigende Oberkinn­

lade dient ihnen zum hinlänglichen Unterscheidungs­ zeichen.

Die Fische dieser Gattung

haben einen spindel­

förmigen, in der Mitte dicken und starken Körper,

sinen zahnlosen Mund, und der Schwanz endigt sich jn eine

sichelförmige

Flosse.

Der

J>

22V

C

Der eigentliche Schwertfisch unterscheidet

sich durch die lange in der Mitte niedrige Rücken­ flosse von seinem amerikanischen Gattungsverwandten. In der Kiemcnhaut sind sieben, in der Brustflosse

siebzehn, in der Afterflosse achtzehn, in der Schwanz­ flosse sechs und zwanzig, rer zu fassen; Räuber statt der

225

C

denn sie gehören unter die größten

Die meisten Hayfische sind

im Weltmeer.

Schuppen

mit zarten Stacheln versehen,

wodurch ihre Haut rauh wird, welche die Eigenschaft hat, bei Nacht zu leuchten.

Einige haben außerdem

noch am Rücken einige große Stacheln, alle aber ha­ ben Brust- Rücken- Bauch- und Schwanz- nur wenige auch After-Flossen. Die Hayfische wohnen fast in allen Meeren, vor­ züglich im südlichen und nördlichen Weltmeer. In der Ostsee erscheinen sie nur selten,

desto

häufiger

sind einige Arten in der Nordsee.

Man fängt sie mit großen Angelhaken an eiser­

nen Ketten,

denn einen Strick würden sie bald zer­

beißen: der beste Köder ist faulendes Fleisch.

Man

nutzt ihre Haut zum Poliren, auch gebrauchen es die

Norweger statt Leder, und aus der Leber macht man einen sehr fetten Thran,

ist.

der von vorzüglicher Güte

Eine Leber von einem achtzehn bis zwanzig Fuß

langen Hayfi'ch

liefert -gewöhnlich

halb Tonnen Thran.

zwei bis brilte-

Sie gereichen zu einer Größe

von acht, zehn und zwölf Klaftern,

oder zwei und

siebzig Fuß, und bis zu einem Gewichte von viertau, send Pfund; daher hat ein einziger einmahl fünfzehn Tonnen Thran gegeben.

Der kleingefleckte Hay unterscheidet sich von den

übrigen Fischen

seiner Gattung

am

sichersten

durch die beiden zusammen gewachsenen, in eine Spitze

sich endigenden Bauchflossen.

Sein Körper ist, den

weichen Bauch ausgenommen,

röthlich,

der Kopf

groß, und die halbdurchsichrige Schnautze lang.

P

Die Nasen

r 226 e Nasenlöcher stehen zwischen dem Ende der Schnautze

und dem Munde in der Mitte: und furchtbar bewaffnet;

der Mund ist weit

denn jede Kinnlade ist mit

vier Reihen einwärts gekrümmter sägeförmiger Zahne besetzt. 1

Jeder Zahn hat drei Spitzen,

wovon die

mittlern lang, die an den Seiten kürzer sind.

Zunge ist breit, glatt und frei.

Die

An den halb bedeck­

ten Augen sieht man einen schwarzen, etwa in einem

weißen Ringe, und hinter derselben die Wasserlöcher.

In der Nähe der starken Brustflossen sind die fünf Luftlöcher sichtbar.

Der Rücken ist bräunlich, rund,

die Seiten wenig zusammengedrückt.

Der After liegt

innerhalb der verwachsenen Bauchfloffen, und die bei­ den harten, einen Zoll langen, knorpelichten Körper,

welche daselbst hervorragen, werden von den Natur­ kundigen für Geschlechtstheile gehalten. Der Schwanz ist länger, als der Rumpf. ^Die After- und vordere

Rücken-Flosse sind klein, letztere

am Rücken, die

stehn weit hinten

erste hinter den Bauchflossen,

hinterste dem After gegenüber.

flosse Hai nicht weit vom Ende einen

schnitt.

die

Die schmale Schwanz­

starken Ein­

Die Haut ist glänzend, und an den dichten,

harten, hervorstehenden sternförmigen Stacheln rauh, daher sie auch zum Glätten gebraucht wird. Der kleingefleckte Hayfisch findet sich

nicht nur

im mittelländischen Meere und in der Nordsee, son­

dern auch in Ostindien.

Er wird nur zwei bis drei

Fuß groß, und ist also der kleinste unter den Hayfischen.

Er ist sehr raubgierig, und verzehret alles,

waS erzwingen kann.

Menschen essen ihn,

seines

thranigen Geschmacks wegen, nur im Nothfall, und

be-

- j-Uwfw /

227

C

benutzen sonst nur feine Leber,

Thran giebt.

die

einen schönen

Er gehört zu den lebendig gebührenden

Thieren, und soll seine Jungen nach und nach von sich geben,

denn die Fischer versichern,

Weibchen stets trächtig finden.

daß sie die

Die Weibchen sollen

aua> die Männchen an Größe übertreffen.

Fig. i. 2. Z. 4. 5.

Taf. X.

Die Blattlaus.

Aphis. — Le puceron.

Blattlaus gehört zu der Ordnung der Insekten

Die zu

mit Halbflngeln.

dieser Ordnung gehörigen

Thierchen, unter welchen die Schaben, Heuschrecken

und Wanzen die bekanntesten sind, und die also sehr wichtige Feinde unserer Gerathschaften und Kleider, so wie unserer Nahrungsmittel enthält,

und die zum

Theil den Menschen selbst nicht verschont, ist an Bil­

dung sehr ungleich.

Die meisten Halbflügler haben

vier Flügel, wovon die obern meistens halblederartig, halb häutig sind,

und daher halbe Flügeldecken hei­

ßen; andere hoben ganz häutige Flügel windle Blatt­ laus;

und andere

sind nur mit zwei, auch wohl,

besonders die Weibchen, mit gar keinen Flügeln ver­ sehn.

Diese Flügel der Halbflügler liegen größten-

theilS auf einander, bald platt auf den Rücken mehr oder minder gekreuzt, bald hängen sie frei an den Seiten herab,

und decken sich nur an dem obern P »

Rande.

>

227

C

benutzen sonst nur feine Leber,

Thran giebt.

die

einen schönen

Er gehört zu den lebendig gebührenden

Thieren, und soll seine Jungen nach und nach von sich geben,

denn die Fischer versichern,

Weibchen stets trächtig finden.

daß sie die

Die Weibchen sollen

aua> die Männchen an Größe übertreffen.

Fig. i. 2. Z. 4. 5.

Taf. X.

Die Blattlaus.

Aphis. — Le puceron.

Blattlaus gehört zu der Ordnung der Insekten

Die zu

mit Halbflngeln.

dieser Ordnung gehörigen

Thierchen, unter welchen die Schaben, Heuschrecken

und Wanzen die bekanntesten sind, und die also sehr wichtige Feinde unserer Gerathschaften und Kleider, so wie unserer Nahrungsmittel enthält,

und die zum

Theil den Menschen selbst nicht verschont, ist an Bil­

dung sehr ungleich.

Die meisten Halbflügler haben

vier Flügel, wovon die obern meistens halblederartig, halb häutig sind,

und daher halbe Flügeldecken hei­

ßen; andere hoben ganz häutige Flügel windle Blatt­ laus;

und andere

sind nur mit zwei, auch wohl,

besonders die Weibchen, mit gar keinen Flügeln ver­ sehn.

Diese Flügel der Halbflügler liegen größten-

theilS auf einander, bald platt auf den Rücken mehr oder minder gekreuzt, bald hängen sie frei an den Seiten herab,

und decken sich nur an dem obern P »

Rande.

1 Rande.

228

C

Niemals aber schließen sie durch eine gerade

Rath so dicht an einander, wie die Flügeldecken der Käfer.

Der Kopf und das Maul der Halbflügler ist ge< gen die Brust niedergedrückt, und bei einigen Gattun-

gen mit bedeckten Kinnladen und Freßspitzen, bei den meisten aber mit einem gegen die Brust zugekehrten

Außer den zwei großen netzför­

Saugerüssel versehn.

migen Augen haben einige noch kleinere Nebenaugen. Die Verwandlung der Jnsecten dieser Ordnung ist nicht sehr auffallend.

Im Zustande ihrer Vollkom­

menheit legen sie ihre Eier ins Wasser, oder in die Erde, oder auf Pflanzen, nur wenig sind lebendig ge­ bührend.

Aus den Eiern kommt eine dem vollkom­

menem Jnsecte ganz ähnliche Larve unmittelbar zum Vorschein, die bloß ungeflügelt ist, die aber nach ei­ nigen Häutungen Ansätze zu Flügeln enthält, und da­

durch zu einer halbvollständigen Puppe wird,

bis sie sich endlich in das ganz vollkommene Jnsect

verwandelt.

Doch giebt es auch einige,

Flügel bekommen,

die niemals

obgleich andere Wesen ihrer Art

damit versehen sind.

Was die Blattläuse insbesondere betrifft; so sind die Arten derselben

sehr zahlreich:

denn fast jede

Pflanze hat ihre eigenthümliche Art, obgleich auch ei­

nige Acten auf mehreren Pflanzen leben.

Dadurch

entsteht auch eine große Verschiedenheit an Gestalt

und Farbe unter ihnen.

Es giebt Blattläuse fast von

allen Farben, wie z. B. unter den Blattläusen der

Rose, die hier (Fig. i) in natürlicher Größe vorgestellt sind, einige grün, einige roth aussehn, und die

in

I

'229

C

in vergrößerter Gestalt dargestellten (Fig. 2, z, 4, 5) sämmtlich eine verschiedene Farbe haben.

Eben so

haben nicht alle die beiden trompetenförmigen Hörn,

chen am Hinterleibe, die man bei den meisten (Fig. z, 4z 5) gewahr wird.

Auch giebt es

oft in leinerlei

Art, ja in einerlei Familie geflügelte und ungefiügelte Blattläuse, und zwar ohne alle Beziehung auf den Geschlechtsunterschied: wenn sie geflügelt sind, (Fig. z, 4, 5) so stehen ihre vier Flügel aufrecht in die Höhe.

Am meisten kommen sie noch alle an ihren sechs zum Gange eingerichteten Füßen, an ihren das Bruststück

an Länge übertreffenden Fühlhörnern und an ihrem «mgebogenen Rüssel überein, den man bald hervorgestreckt (Fig. z) bald nach unten zurückgcbogen findet, wie man sehen kann, wenn sie unter einem Vcrgrö,

ßerungsglase auf den Rücken liegen i(Fig. 5).

Dieser Rüffel

oder Saugestachel ist eben

das

Werkzeug, wodurch sie den Pflanzen so schädlich wer­ den: indem sie ihn durch die oberste Haut der Pflanze stecken, tun den Saft derselben auszusaugcn. Art des Ernährens dient zugleich

gung:

Diese

zu ihrer Bevesti-

denn weil ihr Saugestachel in der Pflanze

steckt, so fallt keine ab, man mag das Blatt oder den Stängel, woran sie sitzen, auch noch so viel drehen,

wenden, oder selbst erschüttern.

Auf den Rosen, wo

sie besonders häufig -an den Stielen sitzen, und mit

einem besonders langen Saugestachel versehen sind, halten sie sich an demselben so vest, daß sie sich eint«

gemahl daran im Kreise herumdrehen können, und

daß kein Regen sie abspült.

Sie halten sich gern in

Gesellschaft nahe bei einander, so daß mehrere tau­ send^

>

2Z0

C•

sende in einen Fleckchen versammelt zu seyn pflegen,

der noch keinen Zoll lang oder breit ist.

Bei genaue«

rer Beobachtung einer solchen Schaar überzeugt man sich sehr bald, daß die Verschiedenheit ihrer Farbe

ein

keinesweges

Unterscheidungszeichen

verschiedener

Arten ist, indem man ein und eben dasselbe Thierchen

bald grün,

bald roth,

oft auch wohl halb grünlich

und halb röthlich findet.

nämlich,

Unter der dünnen Haut

die ih en Leib umgiebt, schimmern jedes«

mahl die Säfte hervor, die sie so eben genießen oder

genossen haben; daher sind sie auf Rosenstöcken mei­ stens

grün

roth,

oder

auf

den

Hollunderblättrrn

schwarz u. s. w.

ununterbrochen

Die scheinen ziemlich

mit ihrer

Ernährung beschäftigt zu seyn, und geben den über­ flüssigen Nahrungssaft,

durch

die (bei Fig. z, 4, .5

sichtbaren) trompetenförmigen Hörnchen ihres Hinter­ leibs wieder von sich,

in deren untern weiten Ende

man immer einen Safttropfen findet.

Bei einigen,

z. B. bei den Blattläusen der Rose und Linde ist die­ ser Saft honigsüß. Honig thau genannt,

Er wird im gemeinen Leben

so wie

man die bestäubten

Arten der Blattläuse selbst Mehlthau zu nennen pflegt. Der Honigthau dient den Ameisen, zum Theil auch

den Bienen, zur Nahrung. Zwischen

den Blattläusen wird man durch ein

Vergrößerungsglas wahr,

die sie

verlassen haben;

sich häuten,

weiße umherliegende Häute ge-

bei ihren

ehe

verschiedenen Häutungen

denn jede Blattlaus muß fünfmahl

sie ein vollkommenes Wesen ihrer

Art und zur Fortpflanzung ihres Geschlechts tauglich

wird.

5 wird.

2ZI

C

Diese fünf Häutungen ab.er folgen so schnell

auf einander, daß sie wohl in den ersten vier und zwanzig Stünden ihres Daseyns schon vollbracht sind.

Eine Hauptmerkwürdigkeit bei den Blattläusen ist ihre Fortpflanzungsart. Man findet den ganzen Frühling und Sommer hindurch keine einzige männliche Blattlaus;

sondern lauter Weibchen, die zur Ver­

mehrung ihres Geschlechts allein hinlänglich sind, in­ dem sie lebendige Jungen zur Welt bringen. Auf diese Weise vermehren sich die Weibchen bis etwa ins

zehnte Glied,

lebendige

Jungen

indem ein jedes gegen hervor bringt,

die

hundert sämmtlich

wieder Weibchen find, wovon ein jedes nach einer kurzen Zeit einer eben so zahlreichen Nachkommen­ schaft das Leben giebt, so daß während eines Som­ mers viele Billionen Blattläuse aus einer einzigen Mutter im Frühlinge entstehn können. Diese Ver­

mehrungsart dauert aber nur bis zum October: alsdann werden nicht mehr lauter Weibchen zur Welt ge­ bracht, sondern es kommen auch Männchen zum Vorschein,

welche die Weibchen befruchten.

Wenn

nun die Weibchen immer fortführen, bloß lebendige Jungen zur Welt zu bringen; so gäbe es längst keine Blattläuse mehr; denn sie würden während des Winters erfrieren. Um also die Gattung zu er­ halten, hat die Natur ein sehr sonderbares Hülfsmittel

benutzt.

Die letzte Zeugung jedes Jahrs (etwa die zehnte)

kommt nicht mehr lebendig zur Welt; sondern die befruch­ teten Weiber von der vorigen Zeugung legen Eier, oder

geben vielmehr Hülsen von sich, in welchen zwar die jungen

3

2Z2

C

jungen Blattläuse schon völlig ausgebildet liegen, aber

doch njcht eher als im nächsten Frühjahr daraus her­ vorbrechen:

sonderbar genug ist es, daß unter allen

diesen im Frühlinge aus ihren Hülsen hervorschlüpfenden Blattläusen kein einziges Männchen ist, sondern daß sie alle wieder lebendige Jungen gebühren.

So

haben also die Blattläuse die auffallende Sonderbar­

keit an sich, daß sie-sich bald durch ein einziges, bald durch beide Geschlechter fortpflanzen,

bald lebendig

gebühren, und bald wieder Eier legen. In der That hat also die Natur mit einer höchst

zärtlichen

Sorgfalt

durch so wundersame Anstalten

für die Erhaltung und zahlreichen Vermehrung dieser

kleinen Wesen gesorgt;

Gezenanstalten fehlen dieser

viel

aber sie hat es auch nicht an lassen,

um der Vermehrung

verzehrenden Schmarotzer Schranken zu

setzen.

Nicht bloß richten die Wanzen und Mücken un­ ter den zahlreichen Schaaren

der Blattläuse

große

Verwüstungen an; nicht bloß sind verschiedene Larven

von Käfern und Fliegen dazu angewiesen,

eine be­

trächtliche Anzahl davon zu ihrer gewöhnlichen Nah­ rung zu verbrauchen, wie man denn auch nicht selten

solche Maden zwischen ihnen findet, die einen Theil der Pflanze

gänzlich

von diesen schädlichen Gästen

gereinigt haben: es giebt noch besondere Thierchen,

die gänzlich auf

die Körper der Blattläuse angewie­

sen sind, und ohne dieselbe gar nicht

einmahl zum

Daseyn gelangen könnten.

Diese

Todfeinde

der

Blattläuse

sind

kleine

Schlupfwespen, die noch kleiner als die Blatt­

läuse,

r

lause,

2ZZ

bei den Blattläusen

c auf den Rosenstöcken

schwarz find, gelbe Hinterschenkel und einen eirunden Hinterleib haben. Die Weibchen dieser kleinen Thie­ re setzen fich auf den Körper einer Blattlaus, bohren mit ihrem am Ende des Hinterleibs befindlichen Lege­ stachel ein höchst feines Loch in dieselbe,

und läßt

dann eins von ihren unendlich kleinen Eiern hinein­ fallen. Nach einiger Zeit entsteht aus diesem Ei eine

kleine Made in den Körper der Blattlaus, die aber viel kleiner ist, als diese ihre Behausung.

Dieser un­

dankbare Gast zehrt nun von der Kraft der Blatt­

laus, in welcher er das Leben empfing, saugt ihr alle Säfte aus, und nimmt immer mehr an Größe zu, bis die lebendige Herberge, worin er wohnt, zuletzt bloß Haut und Hülse wird. Auch alsdann verläßt er fie nicht; sondern die ausgehöhlte Blattlaus dient ihm nun zu seinem Verwandlungsplatze. Er spinnt sich in der ausgezehrten Hülse der Blattlaus ein

liegt darin eine Zeitlang als Puppe, und kommt her­ nach als Fliege zum Vorschein, indem er endlich sein Gespinnst und die Blattlaus durchbohrt: in dieser Ge­ stalt fängt er dann bei den übrigen auf dem Blatte

noch sitzenden Blattläusen das Mordgeschäft von neuem an, die eben aus einer Blattlaus hervorge­ krochene Fliege legt ihre Eier in die Nachkommen der­

selben Blattläuse , die ihr und ihren Geschwistern zu ihrer ersten Nahrung und zum Sicherheitsorte wäh­ rend ihrer Verwandlung gedient haben. Daher findet man so oft unter den übrigen Blattläusen vertrocknete

und ein Loch darin, durch welches die kleine Fliege entwischt ist, um wieder die Nachkommenschaft de­ rer

r

234

c

rer ju bekriegen, deren sie bei ihrer erste« Geburt zum Verderben gereichte.

Taf. X.

Fig. 6. 7. 8- 9. 10. 11. 12.

Das Gummi - Lak - Jnsect. Coccus Lacca. — lnfecte de Reime laque.

xJaö Gummi-Lak-Insect gehört zu eben derselben Ordnung der Halbflügler, wozu die Blattläuse nebst mrhrern meistens schädlichen Thierchen gehören; aber es scheint, so wie die meisten übrigen Arten seiner Gattung, nämlich der Schildläuse, den Nachtheil ei­ nigermaßen zu ersetzen, den uns die übrigen Gattun­ gen dieser Ordnung zufügen. Die Schildläuse überhaupt unterscheiden sich von den übrigen Gattungen der Halbflügler durch fa­ denförmige Fühlhörner, sechs zum Gehen eingerichtete Füße, einen weißen Körper und den Saugstachel auf der Brust. Das Weibchen ist ohne Flügel und mit einem Schilde bedeckt. In dem unvollkommenen Zustande, als Larve, ist das Männchen dem Weib­ chen ganz ähnlich; nach der Verpuppung aber erscheint es mit zwei Flügeln, wovon der obere etwas dichter ist und mit zwei langen Schwanzborsten. Die Weib­ chen der Schildläuse setzen sich, wenn sie schwanger sind, an die verschiedenen Bäume vest, worauf jede Art von ihnen lebt; die Jungen schlüpfen daselbst in­ ner-

r

234

c

rer ju bekriegen, deren sie bei ihrer erste« Geburt zum Verderben gereichte.

Taf. X.

Fig. 6. 7. 8- 9. 10. 11. 12.

Das Gummi - Lak - Jnsect. Coccus Lacca. — lnfecte de Reime laque.

xJaö Gummi-Lak-Insect gehört zu eben derselben Ordnung der Halbflügler, wozu die Blattläuse nebst mrhrern meistens schädlichen Thierchen gehören; aber es scheint, so wie die meisten übrigen Arten seiner Gattung, nämlich der Schildläuse, den Nachtheil ei­ nigermaßen zu ersetzen, den uns die übrigen Gattun­ gen dieser Ordnung zufügen. Die Schildläuse überhaupt unterscheiden sich von den übrigen Gattungen der Halbflügler durch fa­ denförmige Fühlhörner, sechs zum Gehen eingerichtete Füße, einen weißen Körper und den Saugstachel auf der Brust. Das Weibchen ist ohne Flügel und mit einem Schilde bedeckt. In dem unvollkommenen Zustande, als Larve, ist das Männchen dem Weib­ chen ganz ähnlich; nach der Verpuppung aber erscheint es mit zwei Flügeln, wovon der obere etwas dichter ist und mit zwei langen Schwanzborsten. Die Weib­ chen der Schildläuse setzen sich, wenn sie schwanger sind, an die verschiedenen Bäume vest, worauf jede Art von ihnen lebt; die Jungen schlüpfen daselbst in­ ner-

3

235

C

nerhalb des Körpers der Mutter aus den Eiern, und kriechen durch die Hintere Spalte des Rückens, bei einigen auch durch den Rücken hervor; indeß die Mut­ ter stirbt, nachdem sie ihr letztes Geschäft, die Er­

haltung ihrer Art, vollendet hat. Hierauf laufen die Jungen auf die Pflanzen, auf denen sie gebohren wor­ den, saugen am Safte derselben,

häuten sich einige#

mahl, eben so wie die Blattläuse, und gelangen so allmählig zum Zustande ihrer Vollkommenheit.

Es giebt einige Arten von Schildläusen, die auch

in Deutschland, obgleich die meisten nur auf Ge­ wächshaus-^Pfianzen, die bei uns im Freien nicht ausdauern, gefunden werden.

Dahin gehört, nebst ei­

nigen andern, die man zuweilen auf Caffecbäumen, Ananas und auf mehrrrn Pflanzen aus mittäglichen

Gegestden

SchUdlaus,

gewahr

wird,

vorzüglich

die Orangen-

die sich leicht auf Orangenbäumen ein­

findet, wenn man dieselben nicht fleißig abreibt, wie eine Art brauner Schuppen auf der Rückseite der Blätter sitzt und durch Aussaugen des Saftes den Orangenbäumen schadet, ohne selbst uns einigen Nu­ tzen zu gewähren. Nützlicher ist schon die europäische

Cochenillenlaus, die sich, in Polen vorzüglich,

doch

auch in Sachsen, an den Wurzeln des Knauelkrauts und vielleicht auch anderen Pflanzen in sandigen Ge­ genden findet, und einen rothen Saft in sich enthält,

der zum Färben benutzt werden kann.

In Spanien,

Portugal! und Frankreich sammelt man eine andere

Art von Schildlausen, die sich an den Stech-Eichen befinden, und daselbst die Kermes- oder ScharlachBeeren hervorbringen, die in ihrem natürlichen Zu­ stande

5 2z6 C stände bläulich glänzend, mit Essig besprengt und ge­

dörrt, aber braunrot!) aussehen, und die man theils in den Apotheken zum Kermessyrup und andern Be­ reitungen,

theils zur Hervorbringung einer hochro­

then Farbe benutzt. Noch vortheilhafter, als diese europäischen Schild­

läuse, sind zwei ausländische Arten, deren eine in Amerika, die andre in Ostindien einheimisch ist. Je­

ne/ die sich in Mexiko auf dem indianischen Feigen­ baum (Cactus Opuntia) aufhält, und nicht nur dort, sondern auch in Spanien, wohin sie von dort ver­

pflanzt ist, mit vieler Sorgfalt gezogen wird, indem man die Pflanzen wartet und gegen den Regen ver­

wahrt, giebt uns die als Farbestoff so berühmte und kostbare Cochenille: dieser aber, deren Beschreibung wir hier eigentlich liefern, verdanken wir das Gummi-

Lak, wovon das Schell-Lak,

dessen wir uns zur

Verfertigung des feinsten Siegellacks, so wie auch zu Firnissen und Lackirungen, zum Mahlen und Färben bedienen, eine der besten Arten ist. Das Gummilak-Jnsect, dessen Heimath die

gebirgigen Gegenden von Hindostan an beiden Seiten des Ganges ist, weshalb auch das Gummitak vor­

züglich aus Bengalen,

Malabar, Pegu und andern

ostindischen Gegenden zu uns kommt, besteht fast nue aus Kopf und Rumpf, wie man Fig. 6, 7 und 8 se­ hen kann, wo es, aber sehr vergrößert, theils von oben (Fig.6), theils von unten (Fig.?), theils von -er obern und untern Seite zugleich (Fig. 8) abgebil­ det ist. Das ganze Thierchen bildet einen eiförmigen, platt gedrückten rothen Körper mit zwölf feinen Queer-

Ringen;

> Ringen;

237

nicht größer,

C

als eine kleine Laus.

Der

Rücken sieht aus (Fig. 6) wie ein Schildkrötendeckek; der Bauch (Fig.?) ist platt; die Fühlhörnör sind halb

so lang als der Körper,

fadenförmig,

auseinander stehenden Härchen.

mit kleinen

Am After hinten be­

findet sich ein weißer Punkt mit zwei Härchen, dem Körper an Länge gleich kommen.

man (Fig. 7) drei Paar Füße,

die

Unten sieht

halb so lang als der

Körper. Zwar haben die Beobachter bisher weder geflü-

gelte Gummilak-Jnsecten,

noch einen GeschlechtSun-

terschied, noch eine Begattung derselben wahrgenom­ men, wahrscheinlich ist es indessen, daß die GummiLack-Insekten, die man ruhig sitzen sieht, eben

wie die bei uns bekannten, lauter Weibchen sind, die

ihre Eier unter sich legen, sie mit dem schildförmigen Körper bedecken und über ihre Nachkommenschaft ster­

Auch in unsern Gegenden hat man erst durch

ben.

fortgesetzte Beobachtung entdeckt, daß zu den Schild­ läusen auf den Orangeblättern, ehe das Eierlegen ge­

schieht, etwa am Ende desMärzes, eine kleine schwärz­ liche kaum sichtbare

Weibchen kommt,

männliche Fliege zu

und durch seine Begattung

demselben seine Eier fruchtbar macht.

dem mit

Spätere Beob­

achtungen werden vielleicht lehren, daß sich das Gum­

mi -Lak-Jnsect auf eine ähnliche Art fortpflanzt.

Wie aber auch die Jungen zu ihrem Dasein ge»

langen mögen, so weiß man doch, daß sie in unserm Wintermonat, oder im December, zum Vorschein kom­

men.

Sie kriechen dann eine Zeitlang auf den Bäu­

men, auf denen sie gcbohren sind, herum, und kle­ ben

r

2Z8

c

brn sich hernach an den saftigen Enden der jungen

Aestchen vest.

Hier sitzen sie wie kleine Hügelchen,

deren Bauch,

Fühlhörner und Schwanzhaare nicht

Um den Rand ihres Körpers

mehr zu sehen sind.

herum sind sie mit einer klebrigen, etwas durchsichti­ gen Flüssigkeit umgeben, vermittelst deren sie gleich­

sam an den Zweig angeleimt werden.

Diese Flüssig­

keit nimmt nach und nach zu; weil sie dieselbe allmähso wie die Blattläuse den feinen

lig ausschwitzen,

wollichten Stoff, der ihnen den Nahmen des Mehl­ thaues zuz-eht.

Endlich bildet diese harzige Feuchtig­

keit eine vollständige Zelle, worin sich das Jnsect ein­ schließt , und diese Zellen eben sind das Gummilack.

Um die Mitte des Märzes sind die Zellen voll­

kommen fertig und das Jnsect liegt nun wie ein ei­ förmiger,

glatter,

lebloser Sack,

rother,

stumpfen Ende ausgezackt,

der am

und mit eiyem schönen,

rothen Safte angefüllt ist, auf dem Aestchen, wvr» auf er

sich

December

angesiedelt

findet man

Im November und

hat.

in diesem rothen Safte der

Alten zwanzig bis dreißig eiförmige Junge, welche diesen Saft,

den Leichnam ihrer Mutter, die ihnen

in ihrem eignen Tode die Quelle ihrer ersten Nah­

rung

der

liefert,

rein aufzehren,

Verstorbenen

ein

dann in die Seite

Loch bohren,

herauskriechen

und ihre abgestreifte Haut zurücklassen. gestreifte

Stoff,

Hülle der Jungen ist

den man in den leeren Zellen des Sten­

gellacks findet. solch«

Diese ab­

der weiße häutige

Zellen

von außen,

Fig. 9,

io,

ii und 12 stellen

dieser Jnsecten dar,

nämlich Fig. 9.

Fig, 10. und ri, von innen im Durch,

schnitt,

3 schnitt,

C

239

in ihrer natürlichen, so wie Fig. 12. in ih­

rer vergrößerten Gestalt. Die Lak-Jnsecten

und so nahe

bei

Theil im Stande ist, fertigen:

sitzen gewöhnlich so zahlreich

einander, daß kaum der sechste

eine vollständige Zelle zu ver­

die übrigen kommen sämmtlich um,

werden von verschobenen Jnsecten gefressen.

die äußersten Aefte der Bäume,

secten sitzen, gen,

und Auch

worauf diese Jn­

sind mit einem rothen Staube überzo­

und müssen,

da ihnen fast aller Nahrungs­ die Blät­

saft entzogen wird, natürlich verwelken: ter schrumpfen zusammen,

werden mit einer schmu­

Auch

tzig schwarzen Farbe überzogen und fallen ab.

hierin zeigt sich eine Aehnlichkeit zwischen den Lak»

Jnsecten und Blattläusen: bei

überhäufter

Menge

Pflanzenblätter hervor,

denn auch diese bringen

gänzliche welche,

Schwärze

mit dem

der

ausge­

schwitzten Hvnigsafte der Blattläuse vermischt, einen glänzenden und so vesten Firniß geben,

daß

kaum

der stärkste Platzregen ihn abzuspülen vermag.

Diese große Menge der

tert die Verpflanzung zum andern;

Lak-Jnsecten

denn wenn sich Vögel auf die mit ih­

nen haufenweise bevölkerten Zweige setzen;

ben

viele

erleich­

derselben von einem Baume

von

so blei­

ihnen an ihren Füßen sitzen,

und

werden dadurch auf andere Bäume getragen.

Man sindet die Lak-Jnsecten nur auf viererlei

Bäumen in Hindostan, auf zwei Arten von Feigen­

bäumen (Ficus religiofa und Ficus indica) einem Pla-

sv (Plafo horti malabarici) und einem Wegdorn (Rham­ nus jujuba).

Merkwürdig ist eS, daß jene Feigenbäu­ me

3

240

C

me bei jeder Verwundung einen Milchsaft ausschwktzen, der augenblicklich die Dicke und Zähigkeit des

Syrups annimmt, an der Luft hart wird, und den Zellen der Lak>-Insekten ähnlich ist, und daß man eben­ falls durch einen Einschnitt in den Plasobaumein rotheS, in der Arzneikunde unter dem NahmenPlasogummi be­ kanntes Harz erhält, das wie Gummilack aussieht.

Hieraus sieht man,

daß die Lak-Insekten den Saft

dieser Bäume nur hervorlocken, indem sie durch ih­ ren Stich die Stellen reizen, wo sie sich angesiedelt haben:

da indessen dieser aus den Bäumen durch

andere Verwundung hervorgelockte Saft nicht eher Gummilack wird, bis er durch den Körper dieser

kleinen Thierchen gegangen ist; so muß er doch ei­ nige Verwandlung bei diesem Durchgänge leiden. Man findet den Gummilack in Indien in so un­

geheurer Menge, daß man, auch bei zehnmal stärke­ rer Nachfrage, die Markte damit versorgen könnte. Alle Mühe des ersten Verkäufers besteht darin, die Aeste abzubrechen und auf den Markt zu bringen. Der beste Lak ist dunkelroth und nicht durchlöchert, indem die Aeste abgebrochen sind, ehe die jungen In­

sekten den schönen rothen Saft ihrer Mutter verzehrt und ihre Zellen verlassen haben; der blassere und durchlöcherte ist weit geringhaltiger. Die Engländer unterscheiden vier Akten von Lak nach Verschiedenheit der Zubereitung. Das St,

den, so tote an der Wurzel des wirklichen Schnabels

eine Linie von eben der schwarzen Farbe, alles übrige, ist gelblich weiß, doch ist auch der innere Theil des Schnabels und Gaumens schwarz. Eine weiße, faltige Haut faßt beide Seiten nebst der Wurzel des wahren untern Schnabels, gleich ei­

ner Kinnbinde ein, und legt sich bei den Winkeln des Schnabels in die schwarze Haut vest, welche die Au­ gen umgiebt; lange, nach hinten gebogene Augen­ wimpern decken das Augenlied, das Auge ist lebhaft, und wird braunroth, wenn der Vogel in Bewegung gerath, der nach Verhältniß des ungeheuren Schna­ bels klein aussehende Kopf ist einem Holzheherkopf an Gestalt sehr ähnlich, so wie überhaupt dieser Kakao

in seinem ganzen Umrisse eine Zusammensetzung von Hetzer, Raben und Elster scheint. Die Federn auf dem Kopfe und dem Halse sind schwarz, und lassen sich in die Höhe richten, welches

der Kalao, wie der Holzschreier, oft thut: die Fe­ dern auf dem Rücken und den Flügeln sind ebenfalls schwarz, und alle haben einen schwachen, violettgrünen Wiederschein: auch bemerkt man auf einige Federn

der

>

245

c

-er Flügeldecken einen braunen, unregelmäßigen Rand,

die Febern, welche sich leicht über die andern tmporr heben, scheinen wie bei dem Hetzer aufgeblasen zu seyn. Bauch und Unterleib sind schmutzig weiß, zwi­ schen den großen schwarzen Schwungfedern sind die äußern allein an der Spitze weiß, der Schwanz be­

steht aus sechs weißen, an der Wurzel schwarzen Fe­ dern, vier davon sind ganz schwarz: die Füße find

schwarz, dick, mit breiten Schuppen stark bedeckt, die Nagel sind lang, aber nicht spitz, und scheinen zum Anfassen und Vefthalten geschickt. Der Vogel springt auf eine Entfernung von zwei Fuß

vorwärts oder

zur Seite, wie Hetzer und Elstern, ohne zu gehen. In seiner ruhigen Stellung hält er den Kopf nach hinten, und zwischen den Schultern zurück gebogen:

bei Unruhe oder Verwunderung wirft er den Kopf in die Höhe, macht sich größer, und nimmt'eine stolze Mine an; im Ganzen indessen ist sein Blick nieder­

geschlagen und einfältig, seine Bewegungen sind ha­ stig und unangenehm, und die Züge, die er von. der .Elfter und dem Raben hat, geben ihm ein etwas un* sdles Ansehen.

Ob es gleich unter den Kalao's kör­

nerfressende Arten giebt, und man auch einen mala»

barischea Kalao, den man in Paris hielt, Salat fres­

sen sah, den er zwischen dem Schnabel zerbrach, so

fraß doch eben dieser rohes Fleisch, nahm Ratzen zu sich, und fraß sogar einen kleinen Vogel, den man

ihn lebendig hiniparf. Er wiederhohlte oft ein dum­ pfes Geschrei, rük, rük, ließ auch von Zeit zu Zeit

eine andere weniger rauhe und schwächere Stimme hören, die völlig dem Glucken einer Puthenne glich,

wenn diese ihre Jungen führt.

Er

r

246

c

Ec hat nicht über drei Monat in Paris gelebt, Und der Himmelsstrich scheint ihm also daselbst zu kalt gewesen zu - seyn. Man sah ihn zuweilen sich ausrccken, seine Flügel gegen die Sonne öffnen, und lvieoec zittern, wenn eine Wolke dieselbe verbarg, »der wenn ein kleiner Windstoß ihn traf.

Taf. XL

Fig. 2.

Der große Promerops mit gekräuselten Seitenfedern. (Upupa magna. — Grand

Promerops ä paremens frifes). Dieser Vogel gehört in die Ordnung derer, die kurz«

Füße, einen nicht dicken, bei den meisten Gattungen geraden Schnabel von mittelmäßiger Länge hqben, und unter denen die mancherlei Arten von Spechten und Kolibri's die bekanntesten sind. Man rechnet ihn gewöhnlich zu der Gattung der Wiedehopfe, »eil er, so wie diese, einen erhabenen, gebogenen, etwas zu­ sammengebrückten und stumpfen Schnabel, eine stumpfe, dreieckige, sehr kurze und ungetheilte Zunge, und freie, von einander abgesonderte, und nicht zusammen »erwachsene Zehen oder Gangfüße hat. Da jn# dessen der eigentliche Wiedehopf, und die ihm am nächsten verwandten Arten mit einem Zopfe geziert sind, so unterscheiden einige Naturforscher die Prome# pppen, oder die Wiedehopfe ohne Zopf von den et# gent#

r

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Ec hat nicht über drei Monat in Paris gelebt, Und der Himmelsstrich scheint ihm also daselbst zu kalt gewesen zu - seyn. Man sah ihn zuweilen sich ausrccken, seine Flügel gegen die Sonne öffnen, und lvieoec zittern, wenn eine Wolke dieselbe verbarg, »der wenn ein kleiner Windstoß ihn traf.

Taf. XL

Fig. 2.

Der große Promerops mit gekräuselten Seitenfedern. (Upupa magna. — Grand

Promerops ä paremens frifes). Dieser Vogel gehört in die Ordnung derer, die kurz«

Füße, einen nicht dicken, bei den meisten Gattungen geraden Schnabel von mittelmäßiger Länge hqben, und unter denen die mancherlei Arten von Spechten und Kolibri's die bekanntesten sind. Man rechnet ihn gewöhnlich zu der Gattung der Wiedehopfe, »eil er, so wie diese, einen erhabenen, gebogenen, etwas zu­ sammengebrückten und stumpfen Schnabel, eine stumpfe, dreieckige, sehr kurze und ungetheilte Zunge, und freie, von einander abgesonderte, und nicht zusammen »erwachsene Zehen oder Gangfüße hat. Da jn# dessen der eigentliche Wiedehopf, und die ihm am nächsten verwandten Arten mit einem Zopfe geziert sind, so unterscheiden einige Naturforscher die Prome# pppen, oder die Wiedehopfe ohne Zopf von den et# gent#

>

247

C

gentlichen Wiedehöpfen, und machen aus beiden zwei verschiedene Gattungen. Die Promeropen unterschei­ den sich außerdem auch durch einen viel höheren Wuchs, und einen gemeiniglich weit längern Schwanz von den Wiedehöpfen, auch sind die Promeropen in Asien, Afrika und Amerika, die Wiedehöpfe aber ausschließend in der alten Welt einheimisch, und in Amerika nicht anzutreffen. Der hier (Fig. s) abgebildete Promerops unter­ scheidet sich von den übrigen durch die zwei großen Sträuße von gekräuselten Seitenfedern, welche sam­ metartig, und mit den schönsten Farben schattirt sind. Diese Federsträuße bestehn aus langen Flügeldeckfe­ dern, neun an der Zahl, die sich heben, indem sie sich oberwarts krümmen, wo die Schleißen sehr kurz sind, und die langen Schleißen an der entgegengesetz­ ten Seite desto mehr zeigen, da diese dann die er­ habene Seite wenden; die fünfzehn mittlern Flügel­ deckfedern, und sogar einige von den Schulterfedern haben ebenfalls diese besondere Gestalt, heben sich ebenfalls wie ein Fächer, und sind auch an ihrer Spitze mit einem glänzend grünen Rande geschmückt, der sich in Blau und Violet verändert, woraus auf den Flü­ geln eine Art von Kranz entstehet, der, so wie er nach dem Rücken hingehet, immer etwas breiter wird. Eine andere Merkwürdigkeit ist, daß unter die­ sen krausen Federn an jeder Seite zwölf oder fünf­ zehn lange Federn hervorkommen, wovon die dem Rücken zunächst gelegenen unverbunden sind, und die sämmtlich eben denselben zwischen Grün und Blau spielenden Wiederschein haben. Kopf und Bauch ha» ben

2>

C

248

den ein schönes spielendes Grün, das aber weniger

lebhaft, als auf den Seitenfedern glanzt.

Eci allen übrigen Federn ist die herrschende Farbe ein glänzendes Schwarz, mit blauen und violetten Strahlen bereichert, alle Federn sind nicht nur für

das Au^e, sondern auch für das Gefühl sammetarti'g.

Der lange Schwanz macht, daß der sonst sehr

längliche Leib nur kurz scheint.

Schnabel und Füße

Die Länge des Vogels beträgt vierte«

find schwarz.

halb Fuß, der Schnabel beinahe drei Zoll, die Flü­ gel sind kurz, der Schwanz ist sechs bis sieben und zwanzig Zoll, und besteht aus zwölf stufenförmigen, breiten und spitzen Federn, wovon die kürzesten sechs bis sieben, die längsten ohngefähr zwanzig Zoll länger,

als die Flügel sind.

Taf. XI.

Fig. 3.

Der europäische Kukuk.

(Cuculus cano-

rus. — Le Coucou). Der Kukuk gehört nebst den Raben, Krähen, Dah­ len, Elstern, Hehern, Paradiesvögeln u. s. w. in die­ jenige Ordnung der Vögel, die einen starken, oben

erhabenen Schnabel von mittelmäßiger Größe, und kurze Füße hat. Die Gattung der Kukuke hat einen fast runden Schnabel, Nasenlöcher, die mit dem Rande Herporstehen,

eine pfeilförmige,

flache,

ungerheilte Zunge,

2>

C

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den ein schönes spielendes Grün, das aber weniger

lebhaft, als auf den Seitenfedern glanzt.

Eci allen übrigen Federn ist die herrschende Farbe ein glänzendes Schwarz, mit blauen und violetten Strahlen bereichert, alle Federn sind nicht nur für

das Au^e, sondern auch für das Gefühl sammetarti'g.

Der lange Schwanz macht, daß der sonst sehr

längliche Leib nur kurz scheint.

Schnabel und Füße

Die Länge des Vogels beträgt vierte«

find schwarz.

halb Fuß, der Schnabel beinahe drei Zoll, die Flü­ gel sind kurz, der Schwanz ist sechs bis sieben und zwanzig Zoll, und besteht aus zwölf stufenförmigen, breiten und spitzen Federn, wovon die kürzesten sechs bis sieben, die längsten ohngefähr zwanzig Zoll länger,

als die Flügel sind.

Taf. XI.

Fig. 3.

Der europäische Kukuk.

(Cuculus cano-

rus. — Le Coucou). Der Kukuk gehört nebst den Raben, Krähen, Dah­ len, Elstern, Hehern, Paradiesvögeln u. s. w. in die­ jenige Ordnung der Vögel, die einen starken, oben

erhabenen Schnabel von mittelmäßiger Größe, und kurze Füße hat. Die Gattung der Kukuke hat einen fast runden Schnabel, Nasenlöcher, die mit dem Rande Herporstehen,

eine pfeilförmige,

flache,

ungerheilte Zunge,

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Z49

C

Zunge, und die Zehen so gestellt, daß zwei nach vorn, zwei nach hinten gebogen sind, oder Kletterfüße.

Am europäischen Kukuk ist der Schwanz zuge­

rundet, schwärzlich, und weiß punktirt. Schon vor zweitausend Jahren wußte man, daß der Kukuk Eier legt, wie andere Vögel, daß er aber

kein Nest macht, sondern jedes -@i in die Nester an­ derer Vögel legt, und dabei oft die Eier frißt, die er

daselvst vorfindet, daß er einer fremden Brüterin die Sorge überläßt, seine kleine Nachkommenschaft auszubrüten, daß

diese Pflegemutter alle diese Sorgen

bereitwillig auf sich nimmt, und mit so glücklichem Erfolge ihren Zögling nährt, daß er fett genug wird,

um eine gute Speise abzugeben; ferner, daß sich daS Gefieder der Kukuke mir dem Wachsthum sehr ver­

ändert, und endlich, daß die Kukuke in den ersten Frühlingstagen anfangen, zu erscheinen, und sich hö­ ren zu lassen, daß sie bei ihrer Ankunft schwache Flü­ gel haben, und daß sie in den Hundstagen schweigen.

Dieß ist auch noch jetzt das Vorzüglichste ans der Na­

turgeschichte des Kukuks, und zwei Jahrtausende ha­ ben unsere Kenntnisse von ihm noch sehr wenig wei­ ter gebracht, obgleich in seiner Naturgeschichte noch manches dunkel und streitig ist.

Man hat sich bei

der Beschreibung dieses Vogels mehr bemühen müs­

sen, Mährchen von ihm zu widerlegen, als in der Erforschung der Wahrheit weiter vorzudringen. Es ist gewiß, daß das Kukuksweibchen ihre Eier

in fremde Nester legt,

und zwar nur ein einziges in

jedes Nest; denn es gehört unter die seltensten Ausnah­

men, wenn man zwei junge Kukuke in einerlei Rest

sin-

findet. Sie bringt das erste Ei zu Anfänge des Juni, und legt bis zur Mitte des Juli fast alle acht Lage rin Ei in ein anderes Nest. Vielleicht liegt schon hierin, daß ihre Eier so langsam nach einander zur Vollkommenheit kommen, eine Ursache, warum fie dieselben nicht zusammen ausbrüten kann, sondern dieses Geschäft andern Vögeln auflegen muß. Diese Gewohnheit des Kukuks zeichnet ihn vor allen andern Vögeln aus, denn wenn auch einige ihre Eier nicht selbst brüten, wie die Strauße, die sie zuweilen der Sonnenhitze überlassen, oder wenn andere auch zu­ weilen in, einem fremden Neste brüten, dessen Be­ wohner sie verjagt haben, wie sich z.B. die Sperlinge der Schwalbennester bemächtigen; so giebt es doch keinen Vogel außer dem Kukuk, der seine Eier von andern Vögeln ausbrüten, und seine Jungen von fremden futtern ließe. Das Kukuksweibchen legt seine Eier in die Ne­ ster einer großen Anzahl verschiedener Arten von Vögeln, z. B. der Rothkelchen, Weidenzeisige, der Mönche, der weißen und gelben Bachstelzen, der Bastard-Nachtigallen, der Zaunkönige, Schneekönige, Meisen, Nachtigallen, Rothschwänze, Lerchen, Heide­ lerchen, Wieselerche, Hänflinge, Grünlinge, Blutsin­ ken, Droßeln, Hetzern, Amseln, Neuntödter, vorzüg­ lich häufig aber der gemeinen und grauen Grase­ mücken. Wenn das Nest, worin man den jungen Kukuk antrifft, einem kleinen Vogel gehört, so findet man, «s durch die Größe und Schwere des fremdartigen Bewohners gewöhnlich platt gedrückt und verunstal.

-2>

251

C

tet: eben diese Ursache macht auch, -aß die Sier oder Jungen der Pflegemutter zuweilen aus dem Neste geworfen werden; aber es ist ein bloßes Mahrchen, daß der ausgedrütete Kukuk seine Stiefgeschwister, oder gar s,ine Pflegemutter auffreffe. Selbst die auS dem väterlichen Hause seinetwegen verjagten Jungen kommen nicht immer um: wenn sie schon etwas stark find, und das Nest nahe an der Erde, an einem gut gelegenen Orte gebauet, und die Witterung günstig ist; so setzen sie sich oft in dem Moose oder Laub» werk in der Nahe, und ihre Eltern sorgen für fie, ohne darum den fremden Zögling zu verlassen. ES ist daher eine weise Einrichtung, daß die Kukuksmutter ihr Ei am liebsten in die Nester solcher Vö­ gel legt, die an der Erde bauen, z. B. deS Rothkelchens und des Zaunkönigs. In die Nester der übri­ gen Vögel, die nicht auf der Erde bauen, und über deren Nest sie sich wegen der Bauart desselben, oder wegen ihrer Größe nicht setzen kann, muß sie daS Er, das sie auf die Erde gelegt hat, in dem Schna­ bel erst hinauf tragen. Doch bleibt ihr nicht oft eine Wahl, in welches Nest sie ihr Ei legen will, denn das Loos, die Pflege desselben zu übernehmen, trifft unter denen, in deren Nester sie zu legen pflegt, jedes­ mahl denjenigen Vogel, der gerade alsdann, wenn das Kukuksei im Mutterleibe zur Reife gelangt ist, sein letztes Ci gelegt hat, und also zu brüten anfangt. Man hat viel darüber gestritten, ob sich die klei­ nen Vögel nicht gegen den Besuch der Kukuksmutter mit ihrem Eie sträuben, man hat sogar zu bemerken geglaubt, daß fie dieselbe von ihrem Neste wegbeißen und

2>

252

C

und verfolgen, aber neue Beobachtungen kzeugen für das Gegentheil. Die kleine Zaunkömginn, sagt man z. B., die über ihren Eiern brütet, fliegt sogleich,

wenn der Kukuk bei ihrem Neste ankommt, von dem­ selben herab, und macht ihn Platz, daß er sein Ei

desto bequemer einschieden könne.

Sie hüpft und

spielt unterdessen um ihn herum, und lockt fröhlich das Männchen herbei, als ob es sich mit über de«

Besuch eines so großen Vogels freuen sollte.

Der

Kukuk wirft alsdann die Eier, die dem seinigen im

Wege liegen, entweder selbst aus dem Neste, oder die Pflegemutter thut es, um das fremde Ei desto besser bedecken zu können. Größere Vögel brüten

zuweilen eins oder zwei von ihren eignen Eiern zu­ gleich mit dem KukukSei aus; allein gewöhnlich ster­ ben ihre Jungen doch in den ersten Tagen, weil ih­ nen der gefräßige Stiefbruder alle Nahrung weg­

nimmt, denn welche Arbeit muß es nicht z. B. dem kleinen Zaunkönige kosten, einen so großen Vogel mit hinlänglicher Nahrung zu versorgen, da er in sei­ nem kleinen Schnabel nur die kleinsten Jnsecten fas­

sen kann! dennoch sorgt die kleine Stiefmutter mit unermüdeter Geduld für den großen Stiefsohn, und

scheint sich über den schnellen Wachsthum zu freuen, womit er ihre fleißige Wartung belohnt. Die rechte Mutter bekümmert sich nicht weiter um ihr Kind.

,©ie mag nun durch Schwäche, durch Besonderheiten in ihrem Bau, oder durch Furcht vor der Gefräßig­ keit ihres Männchens von dem Bau eines eigenen

Nestes abgehalten werden,

Nachkommenschaft

dem

genug sie empfiehlt ihre

allgemeinen Mitleiden

des

gan-

3

253




255

C

Jedermann kennt den Gesang des Kukuks, we­ nigstens seinen gewöhnlichen, der fast in allen Spra­

chen Einfluß auf seinen Namen gehabt hat,

sich

so

deutlich

weil er

durch Buchstaben nachahmen läßt.

Dieser Gesang gehört ausschließend

dem Männchen

zu; das Weibchen hat ein eignes Gluchzen glu, glu,

glu, womit es den Liebesruf des Männchens beant­ wortet oder hervor!ockt

Die eben auSgeschlüpsten

Jungen haben auch einen Ruf, der an Feinheit dem

Geschrei

der

Rothkelchen

und

Grasmücken

nicht-

nachgiebt, und den sie wohl durch Nachahmung er­

lernen.

Den Kukuksgesang nehmen die Jungen erst

im zweiten Jahr an. Abgleich der Kukuk Vogel-Eier frißt, und man auch Pflanzentheile, ja selbst kleine Sterne in seinen

Magen gefunden hat, so machen doch Jnsecten seine Haupt-Nahrung aus. Die Kukuke sind ziemlich allgemein in der alten

Welt verbreitet, und auch in Amerika giebt es Vö­

gel, die man zu dieser Gattung rechnen muß.

Der

europäische Kukuk wird in den kalten und gemäßig­ ten Ländern Europ'as und Asiens nur im Sommer angetroffen: er geht bis Lappland und bis Kamschatka

gegen Norden hinauf.

Das Gefieder des Kukuks ist bei einzelnen Vö­ geln oft verschieden.

Sehr häufig ist bei dem Männ­

chen die obere Seite des Kopfes und Körpers, Deckfedern

des

Schwanzes,

und

die kleinen

die der

Flügel, nebst den großen Deckfedern des Rückens,

schön aschfarben;

die großen Deckfedern der Mitte

des Flügels brannroth gefleckt,

und an den Enden weiß;

r

256

r

weiß; die entferntesten vom Rücken, und die zehn

ersten Federn des Flügels sind

dunkelaschgrau, die

innere Seite derselben ist röthlich weiß gefleckt; die sechs folgenden Federn sind an beiden Seiten braun, mit fuchsrothen Flecken, und am Ende weiß einge­

faßt: Kehle und der Unrerhals hell aschfarben, das übrige der untern Seite des Körpers in die Quere

braun gestreift auf schmutzig weißem Grunde:

die

Federn der Lende sind eben so, und fallen an jeder Seite in Gestalt von Handkrausen auf die Fersen;

die Fersen sind auswärts bis auf die Hälfte ihrer Länge mit aschgrauen Federn besetzt. Die Federn des Schwanzes sind schwärzlich, an den Enden weiß. Die acht mittlern sind beim Schaft

und am innern, die zwei mittlern auch am Rande weiß gefleckt; die letzte an jeder Seite über weiß gestreift; der Regenbogen im Auge farben, zuweilen gelb; der Schnabel auswärts

äußern ist quer ist nuß­ schwarz,

einwärts gelb; die Mundangeln pomeranzenfarbig;

die Füße gelb, und etwas von dieser Farbe geht auch nach der Wurzel des untern Schnabels. An den Weibchen, die sonst dem Männchen sehr gleichen, findet man oft auf den Seiten des Halses

Spuren von braunen Streifen, die man beim Männ­ chen nicht antrifft. Die Jungen sind bunter als die alten, und er­

halten erst nach dem zweiten Mausern ihre eigentliche veste Farbe; doch kann man schon Männchen und

Weibchen vorher unterscheiden, denn das Männchen sieht immer auf dem Rücken dunkelaschgrau aus, hat aber noch allenthalhyi weiß eingefaßte Flecken.

Ein

r

257

c

Ein erwachsener Kukuk wiegt etwa acht oder zehn Loth, und ist dreizehn bis vierzehn Zoll lang, wovon der Schnabel etwas über einen Zoll beträgt. Die Ränder des Oberkiefers sind nach der Spitze zu aus, gekantet, doch nicht bei allen Jungen; die Nasenlöcher find länglich, ihre Orffnung ist mit einem vorsprin, genden Rande eingefaßt, und hat in der Mitte ein kleines weißliches Korn, welches sich fast so hoch als dieser erhebt; die ungespaltene Zunge ist an der Spitze dünn; der innerste Hinterzehe ist der schwäch­ ste und gebogenste von allen, die beiden vordersten Zehen sind am Grunde durch eine Haut verbunden, die Flügelausbrettung beträgt zwei Fuß, der Schwanz, der zwei Zoll länger ist, als d,e, Flügel, achtehalb Zoll.

Taf. XL

Fig. 4.

Der blaue Kukuk. (Cuculus corpore coeruleo. — Coucou bleu de Madagafcar.) 4Jec blaue Kukuk, oder Toitsou, wie er in seinem Vaterlande Madagaskar beißt, hat auf allen feinen Federn ein schönes Blau, und diese schöne Einförmigkeit wird noch durch die sehr glänzenden Schattirungen von Violet und Grün gehoben, die an den Schwungfedern in den Flügelnstrahlen, so wie R durch

r

257

c

Ein erwachsener Kukuk wiegt etwa acht oder zehn Loth, und ist dreizehn bis vierzehn Zoll lang, wovon der Schnabel etwas über einen Zoll beträgt. Die Ränder des Oberkiefers sind nach der Spitze zu aus, gekantet, doch nicht bei allen Jungen; die Nasenlöcher find länglich, ihre Orffnung ist mit einem vorsprin, genden Rande eingefaßt, und hat in der Mitte ein kleines weißliches Korn, welches sich fast so hoch als dieser erhebt; die ungespaltene Zunge ist an der Spitze dünn; der innerste Hinterzehe ist der schwäch­ ste und gebogenste von allen, die beiden vordersten Zehen sind am Grunde durch eine Haut verbunden, die Flügelausbrettung beträgt zwei Fuß, der Schwanz, der zwei Zoll länger ist, als d,e, Flügel, achtehalb Zoll.

Taf. XL

Fig. 4.

Der blaue Kukuk. (Cuculus corpore coeruleo. — Coucou bleu de Madagafcar.) 4Jec blaue Kukuk, oder Toitsou, wie er in seinem Vaterlande Madagaskar beißt, hat auf allen feinen Federn ein schönes Blau, und diese schöne Einförmigkeit wird noch durch die sehr glänzenden Schattirungen von Violet und Grün gehoben, die an den Schwungfedern in den Flügelnstrahlen, so wie R durch

r

258

c

durch die Schattirungen von reinem Violet oder der schwächsten Schattirung von Grün, die an den Ruderfrdern im Schwänze zurückstrahlen: endlich giebt die schwarze Farbe an den Füßen und dem Schna­ bel diesem Hellen Gemählde einen Schatten. Die ganze Lange dieses Kukuks beträgt siebzehn Zoll, der Schnabel sechszehn Linien; die Ausbreitung der Flügel beinahe zwanzig Zoll; der Schwanz, der sechs Zoll länger ist als die Flügel, hat neun Zoll Länge, und besteht aus zehn Federn, wovon die bei­ den mittelsten etwas langer, als die Seitenfedern sind, weshalb er als abgerundet erscheint.

Taf. XI.

Fig. 5.

Der Gelbhals. (Motacilla pensilis, — Le Cou-jaune ) dieser niedliche Vogel gehört zu der Ordnung der Singvögel, die sich durch kurze, schlanke Füße und einen kegelförmigen scharf zugespitzten Schnabel aus­ zeichnen,- und paarweise beisammen leben. Die Gattung, welche der GelbhalS nebst der Nachtigall, dem Rothkelchen/ den Bachstelzen, den Zaunkönigen und den vielerlei Arten von Grasmücken ausmacht, denen er am nächsten verwandt ist, hat einen pfriemenförmigen, geraden Schnabel mit fast gleichen Kinnladen, verkehrt eiförmige Nasenlöcher, eine

r

258

c

durch die Schattirungen von reinem Violet oder der schwächsten Schattirung von Grün, die an den Ruderfrdern im Schwänze zurückstrahlen: endlich giebt die schwarze Farbe an den Füßen und dem Schna­ bel diesem Hellen Gemählde einen Schatten. Die ganze Lange dieses Kukuks beträgt siebzehn Zoll, der Schnabel sechszehn Linien; die Ausbreitung der Flügel beinahe zwanzig Zoll; der Schwanz, der sechs Zoll länger ist als die Flügel, hat neun Zoll Länge, und besteht aus zehn Federn, wovon die bei­ den mittelsten etwas langer, als die Seitenfedern sind, weshalb er als abgerundet erscheint.

Taf. XI.

Fig. 5.

Der Gelbhals. (Motacilla pensilis, — Le Cou-jaune ) dieser niedliche Vogel gehört zu der Ordnung der Singvögel, die sich durch kurze, schlanke Füße und einen kegelförmigen scharf zugespitzten Schnabel aus­ zeichnen,- und paarweise beisammen leben. Die Gattung, welche der GelbhalS nebst der Nachtigall, dem Rothkelchen/ den Bachstelzen, den Zaunkönigen und den vielerlei Arten von Grasmücken ausmacht, denen er am nächsten verwandt ist, hat einen pfriemenförmigen, geraden Schnabel mit fast gleichen Kinnladen, verkehrt eiförmige Nasenlöcher, eine

2)

259

C

eine faserichte ausgeschnittene Zunge, und die sämmt» lichen Arten derselben, deren wir

beinahe 200 ken­

nen, nähren sich von Jnsecten, und wandern daher

im Winter in warme Gegenden, halten sich an Flüs,

sen auf, nisten an Ufer in Gesträuchen,

und haben

lange nicht völlig bis an die Knie befiederte Füße.

Der Gelbhals,

der auf der Insel Domingo zu

Hause ist, gehört zu den wenigen Vögeln der neuen Welt, die mit einem schönen reizenden Farbespiel zugleich einen angenehmen Gesang und einen vorzügli­

chen Kunsttrieb verbinden. Auf

dem Kopfe des

Gelbhalfes

herrscht eine

schwarzgraue Farbe, und wird Helle, indem sie am Halse herabgeht,

und sich an den Federn auf dem

Rücken in dunkelgrau verwandelt.

Sie wird durch

das schöne Gelb gehoben, das sich über Kehle, Hals und Brust erstreckt.

Eine weiße Linie,

die um das

Auge herumgeht, vereinigt sich mit einem kleinen gel­

ben Flecken zwischen dem Auge und dem Schnabel; der Bauch ist weiß; die Seiten weiß mit schwarzgrau

gesprenkelt; die Flügeldeckfedern sind in waagerechten

Streifen schwarz und weiß gefleckt; mau sieht auch auf den Schwungfedern sechszehn große weiße Fle­

cken auf jedem Flügel, mit einem kleinen weißgrauen

Rande an der Spitze der großen Fahnen.

Der Schwanz

besteht aus zwölf Ruderfedern, wovon die vier äußern große weiße Flecken haben: eine schuppige, feine und grünlich graue Haut deckt die Füße; der Voge! ist vier Zoll neun Linien lang, hat acht Zoll in Flügelbreit«

und wiegt anderthalb Quentchen.

9i a

So

3

rbo C

So wie man von dieser Beschreibung die Ge» Aalt und den Wuchs einer Grasmücke erkennt; so findet man diese Aehnlichkeit auch in ihrem Gesänge und ihren Sitten. Der Gelbhals läßt seinen ange­ nehmen Gesang fast das ganze Jahr hindurch hören. Besonders nach dem strömenden und kurzen Regen, der auf Domingo so häufig ist, spannt das Männchen alle Kräfte seiner Kehle an, und läßt ganze Stun­ den lang seine treffliche Stimme erschallen. Das Weibchen singt auch, aber ihr Gesang ist weniger ab­ wechselnd, taktmäßig und anhaltend als die Stimme ihres Gatten. Der Gelbhals wohnt, wie die Grasmücken über­ haupt, am liebsten an den Ufern der Flüsse, an ab­ gelegenen Wiesen, Quellen und feuchten Regenbächen: er flattert von Zweig zu Zweig, von Baum zu Baum, und läßt immer seinen Gesang tönen, indem er die Lüfte durchkreuzt: er jagt Schmetterlingen, iiFliegen und Raupen nach, und frißt zwar einige reife Baum­ früchte, aber wahrscheinlich nur, um in ihnen die Würmer aufzusuchen, die sich bei vollkommener Reife zuweilen darin befinden. Es scheint nicht, als ob der Gelbhals, so wie andere Arten seiner Gattung reise, und die Insel Domingo verlasse: obgleich sein Flug schnell ist; so möchte er doch nicht hoch und anhal­ tend genug seyn, daß er über die Meere zu ziehen vermöchte. Außer der Schönheit des Gefieders und Gesan­ ges und der Munterkeit des Naturells zeichnet sich der Gelbhals auch durch die Geschicklichkeit aus, wo­ mit er sein Nest anlegt und bauet. Er bauet es nicht auf

D

261

C

auf Baumen, wie andere Bögel, 1 da, wo die Aeste sich theilen; sondern er hangt es an Ranken, die von einem Baume zum andern gehn, besonders an denen, auf, die von den über die Flüsse oder tiefe Regenbä­ che sich Herüberbeugendenden Zweigen herabhängen: hier flechtet er mit Ranken das Nest an, das autrockenen Grashalmen, aus Fasern von Blattern und kleinen sehr dünnen Wurzeln besteht, die er mit der größten Kunst zusammengewcbt hat, und das eigent­ lich eine kleine kugelförmige Matratze bildet, die dick und allenthalben gegen den Regen undurchdringlich gewebt, und am Ende von dem Faden einer flattern­ den Ranke so gut bevestigt ist, daß es sich von jedem Winde treiben laßt, ohne davon verletzt zu werden. Um die Jungen in diesem Neste noch besser gegen allen Angriff zu schützen, beobachtet der Gelbhals beim Bau desselben noch einen eignen Kunstgriff. Anstatt ihm eine Oefnung oben oder an der Seite zu lassen, giebt er ihm dieselbe ganz unten: er selbst kommt nicht anders hinein, als daß er darin in die Höhe steigt, und dieser untere Raum ist nur gerade groß genug, damit er selbst in den innern Theil seiner Wohnung gelange, wo sich das Nest eigentlich befindet, welches von diesem besondern Gange durch eine Schei­ dewand getrennt wird, über welche man fort muß, um zu der Wohnung der Familie hinab zu gelangen, welche rundum mit einer weichen Pflanzenseide aus­ gefüttert ist. Durch diese so mühsame als kluge Anstalt werden Ratzen, Raubvögel und Schlangen von dem Neste abgehalten und die Eier in Sicherheit ausgebrütet. Wenn

2Ö2

C

Wenn aber die Jungen erst ausfli'egen können;

so

kommt doch eine große Anzahl von ihnen durch die Nachtculen, Ratzen und die braunen Katzen um, die

einen grausamen Krieg gegen die Gelbhälschen füh-

ren.

Sie können also niemals sehr zahlreich werden,

da das Weibchen nur drei oder vier Eier legt und nur einmahl im Jahre heckt.

Taf. XII.

Fig. i.

Der Seereiher. Chaetodra comntus — Le Heron de mer. XJcr Seereiher gehört zu der Ordnung der Brust«

flosser, deren Bauchflossen grade unter den Brustflos­ sen sitzen und zu der zahlreichen Gattung der Klipp­

fische, wozu auch Fig. 2. und Fig.; auf dieser Tafel gehören, und wovon unsre Leser schon eine Art, näm,

lich den Spritzfisch (Schauplatz der Natur I. S. 369.) kennen gelernt haben.

Die Klippfische zeichnen sich in

der Ordnung der Bruflflvsser durch die borstenartigen Zahne aus.

Ihr Körper ist breit, dünn, von beiden

Seiten zusammcngedrückt, mit harten Schuppen be­

deckt und bei den meisten mit Querstreifen geziert.

Kopf und Mundöffnung sind klein,

die Lippen zum

Hervorstrecken und Zurückziehn eingerichtet: die Zähne

find beweglich, gleich lang, dicht beisammen und en­ digen sich in eine Spitze.

Die Augen sind klein, rund,

mit einer Nickhaut versehn, und stehen unweit des Schei-

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C

Wenn aber die Jungen erst ausfli'egen können;

so

kommt doch eine große Anzahl von ihnen durch die Nachtculen, Ratzen und die braunen Katzen um, die

einen grausamen Krieg gegen die Gelbhälschen füh-

ren.

Sie können also niemals sehr zahlreich werden,

da das Weibchen nur drei oder vier Eier legt und nur einmahl im Jahre heckt.

Taf. XII.

Fig. i.

Der Seereiher. Chaetodra comntus — Le Heron de mer. XJcr Seereiher gehört zu der Ordnung der Brust«

flosser, deren Bauchflossen grade unter den Brustflos­ sen sitzen und zu der zahlreichen Gattung der Klipp­

fische, wozu auch Fig. 2. und Fig.; auf dieser Tafel gehören, und wovon unsre Leser schon eine Art, näm,

lich den Spritzfisch (Schauplatz der Natur I. S. 369.) kennen gelernt haben.

Die Klippfische zeichnen sich in

der Ordnung der Bruflflvsser durch die borstenartigen Zahne aus.

Ihr Körper ist breit, dünn, von beiden

Seiten zusammcngedrückt, mit harten Schuppen be­

deckt und bei den meisten mit Querstreifen geziert.

Kopf und Mundöffnung sind klein,

die Lippen zum

Hervorstrecken und Zurückziehn eingerichtet: die Zähne

find beweglich, gleich lang, dicht beisammen und en­ digen sich in eine Spitze.

Die Augen sind klein, rund,

mit einer Nickhaut versehn, und stehen unweit des Schei-

r 26Z c Scheitels: die Nasenlöcher find doppelt, klein, nahe am Auge befindlich. Die Kiemenhaut hat bald drei, bald mehr Strahlen: bei einigen erblickt man am Backenknochen unweit des Mauls, oder am -KieMendeckel einen Stachel: bei den meisten ist die Rücken-After-und Schwanz - Flosse steif und mir Schuppen besetzt. Bei allen findet man in der Rü­ cken- und After-Flosse Stacheln, deren Anzahl bei den einzelnen Arten verschieden ist. Die Fische dieser Gattung halten sich in den heißen Himmelsstrichen von Asien, Afrika und Amerika, am häufigsten in den ost­ indischen Gewässern auf. Merkwürdig ist eS, daß wir in den europäischen Meeren kaum zwei oder drei von der großen Anzahl brr zu dieser Gattung gehö­ rigen Arten, aber in dem pyrenäischen Gebirge deut­ liche Abdrücke davon, in Schiefer antreffen. Die besondern 'Merkmahle des Seereihers sind der röhrenförmige Mund, der dritte sehr lange Strahl in der Rückenflosse, und die mondförmige Schwanz­ flosse. In der Kiemenhaut zählt man vier, in der Brustflosse achtzehn, in der Bauchflosse sechs, in dec Afterflosse zwei und dreißig, in der Schwanzflosse sechszehn und in der Rückenflosse fünf und vierzi« Strahlen. Der Körper des Seereihers ist dünn und mit sehr zarten Schuppen bedeckt. Die gleich langen Kinnla­ den sind mit einer doppelten Reihe von Zähnen ver­ sehn. Die dicht am Scheitel stehenden Augen haben einen schwarzen Stern und einen gelblichen Ring. Der rundliche Kiemendeckel besteht aus einem einzigen Stück: die Kiemcnöffnung ist weit, und die Kiemen­ haut

r 264 c hau» liegt unter dem Deckel verborgen.

Die nahe

am Rücken laufende Seitenlinie bildet einen starken Bogen, und der Alter befindet sich in der Mitte des

Körpers.

Die weiße Grundfarbe wird durch die

schwarzen Querstreifen verschönert.

Der vordere, wel­

cher das Auge mit umschließt, ist bei einigen Fischen durch eine schmale, hellere Stelle der Länge nach ge­ theilt. In der Rückenflosse findet man drei harte und fünf und vierzig weiche Strahlen.

Der Seereiher, zuweilen auch Stachelkopss ge­ nannt, halt sich in Ostindien auf, und hat ein wohl­

schmeckendes Fleisch.

Taf. XII.

Fig. 2.

Dee Goldklippfisch, oder der plümiersche Goldfisch. Chaetodon aureus. — La Dorade de Plumier.

«Dieser zu der vorigen Gattung gehörige Fisch un­ terscheidet sich durch die schöne Goldfarbe, womit er

prangt, und durch den starken Stachel am Backen­ knochen. In der Brustflosse sind zwölf, in den Bauch­ flossen sechs, in der After- und Schwanz-Flosse fünf­ zehn und in der Rückenflosse vier und zwanzig

Strahlen. Der Körper ist bis an den Schwanz eiförmig, und, Brust-und Bauch-Flosse

ausgenommen, mit harten

r 264 c hau» liegt unter dem Deckel verborgen.

Die nahe

am Rücken laufende Seitenlinie bildet einen starken Bogen, und der Alter befindet sich in der Mitte des

Körpers.

Die weiße Grundfarbe wird durch die

schwarzen Querstreifen verschönert.

Der vordere, wel­

cher das Auge mit umschließt, ist bei einigen Fischen durch eine schmale, hellere Stelle der Länge nach ge­ theilt. In der Rückenflosse findet man drei harte und fünf und vierzig weiche Strahlen.

Der Seereiher, zuweilen auch Stachelkopss ge­ nannt, halt sich in Ostindien auf, und hat ein wohl­

schmeckendes Fleisch.

Taf. XII.

Fig. 2.

Dee Goldklippfisch, oder der plümiersche Goldfisch. Chaetodon aureus. — La Dorade de Plumier.

«Dieser zu der vorigen Gattung gehörige Fisch un­ terscheidet sich durch die schöne Goldfarbe, womit er

prangt, und durch den starken Stachel am Backen­ knochen. In der Brustflosse sind zwölf, in den Bauch­ flossen sechs, in der After- und Schwanz-Flosse fünf­ zehn und in der Rückenflosse vier und zwanzig

Strahlen. Der Körper ist bis an den Schwanz eiförmig, und, Brust-und Bauch-Flosse

ausgenommen, mit harten

Td£ xn.

> 265 c harten, ge,ähnelten Schuppen besetzt. Die Mundöff­ nung ist klein: beide Kinnladen find mit borstenarti­ gen Zähnen bewaffnet: die Lippen find stark: die dop­ pelten Nasenlöcher stehn dicht bei den Augen, die ei­ nen schwarzen von einen röthlichen Ring umgebene« Stern haben. Der Kiemendeckel besteht aus einem Blättchen, das sich an der Brustflosse in eine Spitze endigt: die Kiemenöffnung ist weit, und die Kiemen­ haut liegt unter dem Deckel versteckt. Die Seitenli­ nie fangt mehr beim Auge an und bildet.einen fla« chen Bogen: der After ist beim Anfänge der After­ flosse sichtbar. Die Flossen sind am Grunde gelb, an den Enden grün. In der Rückenflosse findet man zehn, in der Afterflosse zwei Stacheln. Die Strah­ len in sämmtlichen Flossen sind vielzweigig: die Schwanz» und Brust-Flossen rund, die übrigen sichelförmig. Dieser schöne Fisch bewohnt die Gewässer bei den antillischen Inseln, und gehört zu den Raubfischen, weil sein Mund mit solchen Zähnen versehen ist, die zum Vcsthalten der Beute geschickt find.

Taf. XII. Fig. Z. Der eingefaßte Klippfisch. Chaetodon marginatus. — La Banderoliere bordee. vJCan erkennt diesen schönen Klippfisch an seinen in eine Spitze auslaufenden und braun eingefaßten Flos­ sen. In der Brustflosse zählt man zwölf, in der Bauch­ flosse

> 265 c harten, ge,ähnelten Schuppen besetzt. Die Mundöff­ nung ist klein: beide Kinnladen find mit borstenarti­ gen Zähnen bewaffnet: die Lippen find stark: die dop­ pelten Nasenlöcher stehn dicht bei den Augen, die ei­ nen schwarzen von einen röthlichen Ring umgebene« Stern haben. Der Kiemendeckel besteht aus einem Blättchen, das sich an der Brustflosse in eine Spitze endigt: die Kiemenöffnung ist weit, und die Kiemen­ haut liegt unter dem Deckel versteckt. Die Seitenli­ nie fangt mehr beim Auge an und bildet.einen fla« chen Bogen: der After ist beim Anfänge der After­ flosse sichtbar. Die Flossen sind am Grunde gelb, an den Enden grün. In der Rückenflosse findet man zehn, in der Afterflosse zwei Stacheln. Die Strah­ len in sämmtlichen Flossen sind vielzweigig: die Schwanz» und Brust-Flossen rund, die übrigen sichelförmig. Dieser schöne Fisch bewohnt die Gewässer bei den antillischen Inseln, und gehört zu den Raubfischen, weil sein Mund mit solchen Zähnen versehen ist, die zum Vcsthalten der Beute geschickt find.

Taf. XII. Fig. Z. Der eingefaßte Klippfisch. Chaetodon marginatus. — La Banderoliere bordee. vJCan erkennt diesen schönen Klippfisch an seinen in eine Spitze auslaufenden und braun eingefaßten Flos­ sen. In der Brustflosse zählt man zwölf, in der Bauch­ flosse

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266

C

flösse acht, in der Afterflosse sechSzehn, in der Schwanz­ flosse zwanzig und in der Rückenflosse fünf und zwan­ zig Strahlen. Außer diesen Merkmalen unterscheidet er sich noch von den übrigen Klippfischen dadurch, daß er an der After- Schwanz - und Rücken,Flosse keine Schuppen und bloß in der letzten harte Strahlen hat. Kopf und Bauch sind weißlich, Seiten und Rücken gelb; die Schuppen groß; die Bauch- Brust- After- und der Hintere Theil der Rücken-Flosse grau, der vorde­ re Theil der letzten nebst der gabelförmigen Schwanz­ flosse gelb. Sämmtliche Flossen haben, außer den zwölf Stacheln im Rücken, vielzweigige Strahlen. Die Seitenlinie hat die bei diesen Fischen gewöhnli­ che Beugung; der After aber liegt der Schwanzflosse viel näher, als bet den übrigen Arten dieser Gat­ tung: die Kiemenhaut liegt frei: die Augen, in de­ nen ein schwarzer Stern von einem silberfarbigen Ringe umgeben ist, haben statt der gewöhnlichen run­ den eine längliche Oeffnung und vor ihnen nimmt man ein Paar kleine runde Oeffnungen wahr. Dieser Klippfisch, dem die acht hellbraunen Bän­ der ein vorzüglich schönes Ansehen geben, bewohnt das Meer um die antillischen Inseln, wo er sich am steinigen Ufer und an solchen Stellen aufhält, wo sich die Flüsse ins Meer ergießen. Er sucht daselbst kleine Fische zu seiner Nahrung, hat ein wohlschmeckendes Fleisch und wird nicht leicht größer, als etwa sieben Zoll von der Schnauze bis an die Schwanzflosse.

Taf.

r

267

c

■tos. XII.

.4*'

Die Seekröte. Lophius hiftrio. — Le Crapaud de mer.

aJie Seekröte gehört in die Ordnung derer Fische,

die zwischen den Knorpelfischen und Grätenfischen in den letzten durch die Flossen-, und

der Mitte stehn,

übrigen Gräten, den ersten aber dadurch ähnlich find, daß

ihnen der Kieferndeckel,

oder

die Kiefernhaut

»der beides fehlt. Die Gattung der Seeteufel, welcher die Seekröte »«gehört, zeichnet sich durch die wie ein EllenbogenIhr Kopf ist un«

Gelenk gebildeten Brustflossen aus.

-terwärtS zusammengedrückt,

der Mund mit vielen

spitzen Zähnen besetzt, die breite Zunge ebenfalls mit

einigen Zähnen bewaffnet; die Augen sitzen am Schei» tel, die Nasenlöcher sind klein.

Die Kiemenöffnung

steht auf der Seite und M einfach. am Körper in der Mitte:

penlos und locker;

Der After liegt

die Haut ist dünn, schup,

am Rumpfe sind sieben Flossen,

zwei an Brust und Bauch, eine am After, Schwanz und Rücken.

Die Rücken.- und After» Flosse stehen

einander gegenüber, beide nicht weit von der Schwanz,

flösse. Die Seeteufel leben vom Raube,

pflanzen sich

durch Eier fort und halten- sich im Meere auf. Die

3

268

C

Die Seekröte unterscheidet sich t>oh den übrigen Arten dieser Gattung durch den rauhen Körper und

den abgestumpften Kopf. In der Brustflosse zählt man elf, in der Bauchfloffe fünf, in der Afterflosse sieben, in der Schwanzflosse zehn, und in der Rü­ ckenflosse zwölf Strahlen.

Der Kopf ist klein, die untre Kinnlade steht vor der obern hervor, und beide sind mit ganz kleinen Zähnen wie eine Raspel besitzt. Statt der Zunge findet man bloß in der Mitte einen etwas erhabenen Knorpel. Sowohl die Lippen als der übrige Körper

sind mit Fasern besetzt. Der Körper ist an beiden Seiten zulammengedrückt und wird durch die darauf

befindlichen Häkchen rauh. Kopf und Rücken sind vorn eiwaS breit, nach hinten zu aber scharf, der Bauch dick und hervorstehend;

dicht an der Ober,

lippe sieht man eine knorpelichte und gestreifte elasti­ sche Faser, an deren Ende zwei fleischigte länglich« Körper sitzen; hinter dieser ist noch ein anderer stär­

kerer fleischtgter Strahl, uni» zwischen diesem und der Rückenflosse ein noch dickerer befindlich: beide find durch eine Haut am Rücken befestigt und ober» wärts mit vielen Fasern besetzt, und dienen diesem

dicken und zum Schwimmen ungeschickten Geschöpfe statt einer Angelruthe um andere Fische anzulocken. Die

Nasenlöcher

stehen

unweit des Mundes.

Die runden Augen haben einen schwarzen Stern in ei­

nem gelben braungestrahlten Ringe. Die Kiemenöff­ nung ist klein. Seiten und Rücken dieses Fisches find gelb,

der Bauch braun.

Körper und Flossen sind

mit unbestimmten braunen Streifen und mit Flecken

von

r 269 c von unbestimmter Figur geziert; die Streifen sind bei einige« breit, bei andern bloße Linien. Die Brust- und Bauch-Floffen geben diesem sonderbaren Geschöpfe das Ansehn eines vierfüßigen Thieres; die übrigen Flössen aber zeigen, daß er zu den Fischen gehört; doch fehlt ihm, wie seiner ganzen Gattung, die Seitenlinie. Die Haut am Bauche ist locker und nur hie und da durch kleine Fasern am Fleische be­ festigt. Dieser'Fisch lebt in Brasilien und China vom Rau« be und halt sich hinter MeergraS oder hinter Steine verborgen, um seinen Raub zu erwischen. Er wird neun bis zehn Zoll lang.

Taf. XII.

Fig. 5.

Der zweifarbige Klippfisch. Chaetodon bicolor. — La Grifelle.

Unter den vielen sonderbar gezeichneten Fischen, die uns der heiß« Himmelsstrich liefert, unterscheidet sich dieser besonders durch die zwei abstehenden Farben. In der Brustflosse sind vierzehn, in der Bauchflosse sechs, in der Afterflosse achtzehn, in der Schwanzflosse sechzehn, und in der Rückenflosse fünf und dreißig Strahlen. Dieser Fisch macht gleichsam den Uebergang von den Klippfischen zu den Barschen. Er hat eine längli­ ch«

r 269 c von unbestimmter Figur geziert; die Streifen sind bei einige« breit, bei andern bloße Linien. Die Brust- und Bauch-Floffen geben diesem sonderbaren Geschöpfe das Ansehn eines vierfüßigen Thieres; die übrigen Flössen aber zeigen, daß er zu den Fischen gehört; doch fehlt ihm, wie seiner ganzen Gattung, die Seitenlinie. Die Haut am Bauche ist locker und nur hie und da durch kleine Fasern am Fleische be­ festigt. Dieser'Fisch lebt in Brasilien und China vom Rau« be und halt sich hinter MeergraS oder hinter Steine verborgen, um seinen Raub zu erwischen. Er wird neun bis zehn Zoll lang.

Taf. XII.

Fig. 5.

Der zweifarbige Klippfisch. Chaetodon bicolor. — La Grifelle.

Unter den vielen sonderbar gezeichneten Fischen, die uns der heiß« Himmelsstrich liefert, unterscheidet sich dieser besonders durch die zwei abstehenden Farben. In der Brustflosse sind vierzehn, in der Bauchflosse sechs, in der Afterflosse achtzehn, in der Schwanzflosse sechzehn, und in der Rückenflosse fünf und dreißig Strahlen. Dieser Fisch macht gleichsam den Uebergang von den Klippfischen zu den Barschen. Er hat eine längli­ ch«

2> 270 C che Gestalt, einen gezähnelten und mit einem Strahl

»ersehenen Kiemendeckel mit denen letzter«, aber die bor­

stenartigen Zähne und steifen Flossen mit denen erster» gemein.

Der dicke Kopf und der halbe Leib nebst dem

Schwänze ist weiß, das übrige aber braun: die Bauch­

flossen sind klein, die Brustflossen klar, die Rücken-und

Afterflossen bis an den Rand mit Schuppen besetzt: in der letzten sind drei und in jener fünfzehn Strahlen einfach und hart.

Die übrigen Strahlen in allen

Flossen find weich und vielzweigig,

ersten Strahl

wenn man den

in der Bauchflosse ausnimmt.

Die

großen Augen haben einen schwarzen Stern in,einem

silberfarbigen Ringe.

Der große Kiemendeckel be­

aus einem einzigen Blättchen.

steht

Dieser Fisch

hält sich in beiden Indien auf.

Taf. XII. Fig. 6.

Der Einhomflsch. Batistes Monoceros. —Licorne de mer.

XJi« Hornfische, welche mit den Seeteufeln (Fig. 4.)

zu

einerlei

Ordnung

gehören,

durch die kleinen Stacheln,

Seiten

unterscheiden 'sich

womit ihr von beiden

zufammengedrückter Körper besetzt ist,

unb

welche ihn rauh anzufühlen machen, und durch die

Endigung des

Bauchs,

der sich nebst dem

Rücken in eine Schneide endigt.

Die Gränzen deS

scharfe

Kopfes

2> 270 C che Gestalt, einen gezähnelten und mit einem Strahl

»ersehenen Kiemendeckel mit denen letzter«, aber die bor­

stenartigen Zähne und steifen Flossen mit denen erster» gemein.

Der dicke Kopf und der halbe Leib nebst dem

Schwänze ist weiß, das übrige aber braun: die Bauch­

flossen sind klein, die Brustflossen klar, die Rücken-und

Afterflossen bis an den Rand mit Schuppen besetzt: in der letzten sind drei und in jener fünfzehn Strahlen einfach und hart.

Die übrigen Strahlen in allen

Flossen find weich und vielzweigig,

ersten Strahl

wenn man den

in der Bauchflosse ausnimmt.

Die

großen Augen haben einen schwarzen Stern in,einem

silberfarbigen Ringe.

Der große Kiemendeckel be­

aus einem einzigen Blättchen.

steht

Dieser Fisch

hält sich in beiden Indien auf.

Taf. XII. Fig. 6.

Der Einhomflsch. Batistes Monoceros. —Licorne de mer.

XJi« Hornfische, welche mit den Seeteufeln (Fig. 4.)

zu

einerlei

Ordnung

gehören,

durch die kleinen Stacheln,

Seiten

unterscheiden 'sich

womit ihr von beiden

zufammengedrückter Körper besetzt ist,

unb

welche ihn rauh anzufühlen machen, und durch die

Endigung des

Bauchs,

der sich nebst dem

Rücken in eine Schneide endigt.

Die Gränzen deS

scharfe

Kopfes

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2?i

C

Kopfes und Rumpfes lassen sich nicht genau bestim­ men. Die Mundöffnung ist eng und beide Kinnla­ den sind mit Zähnen besetzt. Die Kiemenöffnung ist schmal und steht höher al- die Brustflossen. Dee Kiemendeckrl fehlt und die Kiemenhaut, welche ver­ borgen liegt, ist mit zwei knorpeligen Strahlen be­ setzt. Auf dem Bauche stehen zwei Flossen, deren vordere bei einigen zwischen den Augen sitzt, und alsdann nur aus einem Stachel besteht,. woher eben der Name der Hornfische kommt. Diese Fische können den Bauch etwas aufblasen. Unter der Haut desselben liegt ein starker Knochen, dessen Ende daraus hervorragt und von kleinen Strahlen rauh ist. Die Hornfische gehören zu den fleischfressenden Thieren, erreichen zum Theil eine ansehnliche Größe: verschiedene prangen mit schönen Farben, die mei­ sten werden für giftig gehalten. Nur eine Art hält sich im mittelländischen Meere auf, die übri­ gen außer Europa. Den Etnhornfisch erkennt man an den einen Strahl, welcher die erste Rückenflosse vorstrllt und zwischen den Augen befindlich ist, und an den ein und fünfzig Strahlen in der Afterflosse. Sonst sind in der Brustflosse fünfzehn, in der Schwanzflosse zwölf und in der zweiten Rückenflosse acht und vier­ zig Strahlen. Dieser Fisch ist von beiden Seiten zusammenge­ drückt, ehr dünn, und durchaus rauh anzufühlen. Der Grund ist grau und braun marmorirt. Der Kopf ist groß, abschüssig- die Mundöffnung klein, jede Kinnlade mit acht, am Grunde breiten in eine Spitze

3

2?r

C

Spitze auslaufenden Zähnen versehn, und die untere die längste. Die Lippen find beweglich; die Augen stehen nahe am Wirbel und haben einen schwarzen Stern in einem gelben Ringe. Gleich vor den Au­ gen bemerkt man zwei längliche Oeffnungen, die wahrscheinlich zu den Geruch- und Gehör-Werkzeu­ gen führen: vor und über den Trustflossen sieht man die schmale, schräge laufende Kiemenöffnung. Die beiden Seiten ohne die gewöhnliche Seitenlinie laufen oben und unten in eine Schneide aus. Die Bauchhöhle ist weit und der After liegt dem Munde etwas näher, als der Schwanzflosse. Der Strahl, weicher die Stelle der Bauchflosse vertritt, liegt in­ nerhalb der äußeren Haut verborgen, und derjenige, welcher die erste Rückenflosse vorstellt, ist nach hinten gebogen, an der Hintern Seite an beiden Rändern fein gezackt, und unterwärts durch eine besondere Haut am Rücken bevestigt. Sämmtliche Flossen find gelb, nur die Schwanzflosse hat drei braune Streifen. Die Rücken- und After-Flosse haben ein­ fache, die Schwanz- und Brust-Floffen aber ge­ theilte Strahlen. Man findet diesen Fisch in den chinesischen und Brasilianischen Gewässern, wo man ihn mit der An­ gel und mit dem Hamen fängt, aber ihn, weil er sehr dünn ist und ein zähes Fleisch hat, nicht son­ derlich achtet. Ec lebt von der Brut der Krebse und Polypen, und wird einen Fuß und darüber lang.

Taf.

__________________________

273 C

5

Taf. XIII. Fig. i bis 5. Die größte Sagfliege, Holzwespe, Schwanz­ wespe. (Sirex Gigas. — L/Uiocere

oder Mouche ä Scie.)

g io bei a) am hintersten Ende des Körpers zwei kurze Spitzen,

welche ihr in ihrer Höhle zum Unwenden dienen, welches die einzige ihr mögliche Bewegung in die­ sem Zustande ist,

die sie auch oft und sehr schnell

verrichtet. Nach ein paar Monaten, gewöhnlich zwischen den ersten und zwanzigsten August, legt der in dieser Pup­

penhaut verschlossene Käfer seine zarte Puppenhülle «ach und nach ab, bleibt aber, weil seine Theile noch nicht die nöthige Harte haben, noch gegen acht Tage

in der Erde verborgen. Dann erst wagt er sich aus feinem dunklen Gewölbe hervor, und erscheint nun als ein gelbbrauner Rüsselkäfer, (Fig. 6). Beide Ge­

schlechter dieser Käferart sind aber einander vollkom­ men

r fiten ähnlich.

r

289

Der kleine Kopf, das Bruststück und

die Flügeldecken

haben bei

beiden

auf ihrer rund

erhabenen Oberfläche eine gelbbraune, die sechs Füße aber eine gelblichrvthe Farbe.

Der Kopf nebst den unterwärts gekrümmten Rüs­

sel machen das Hauptkennzeichen dieser Käfergattung Der Kopf Ist kugelrund, und wie ein Filz, mit

aus.

gelbbraune» Härchen belegt.

Man

sieht an demsel­

ben sehr deutlich die beiden plattrunden, schwarzen

Augen, zwischen denen nach vorn zu der Rüssel steht,

welcher vorn an seinem, dem Ansehen nach stumpfen

Ende, zwei kurze Spitzen führt, die dem Käfer viel­ leicht beim Eierlegen, zur Vorbereitung der Stelle, wohin er das Ci legen will, bchülflich find, und zwi­

schen denen

findet.

sich auch die Oeffnung des MundeS be­

In der Mitte des Rüssels sind die

Fühlhörner, (Fig. 6 bei e e) eingelenkt.

beiden

ZedeS der­

selben besteht eigentlich aus zwei Theilen: der erste, der unmittelbar an der Einlenkung liegt, (Fig. 6 von e bis f) wird an seinem Ende dick und kolbenför­

mig, und sieht eben so rothbraun aus, wie der Rüssel selbst: der zweite Theil (Fig. 6 von k bis g) besteht

aus zehn kleinen Absätzen oder Gelenken, von wel­ chen das letzte das dickste, und ein jedes an seinem

dickern Ende mit einigen hellbraunen Härchen besetzt ist.

Der Rüsselkäfer kann seine Fühlhörner auf sehr

mannigfaltige Art hin

und her bewegen,

da denn

sein Rüffel jedesmahl 'tin anderes Ansehen bekommt. Man darf sich nicht wundern, daß sich die Lar,

ven des Nuß »Rüsselkäfers bloß in Haselnüsse, lom­ bardischen Nüssen und anderen dieser Art, aber nicht T

in

>

2Y0

C

iit welschen Nüssen (Wallnüssen) findet.

Wenn auch

nicht der bittere Geschmack der äußern Schaalc den

Käfer zurückhielte, hier sein Ei anzubringen, so würde doch

die Larve in der welschen Nuß schwerlich gedei­

hen können, weil sie einen zu weiten Weg durch die

grüne und durch

die

machen

holzichre Schaale zu

hatte, ehe sie an den Kern, von dem sie allein leben kann, gelangen könnte;

da hingegen bei den Hasel­

nüssen der Kern unmittelbar unter der im August noch ziemlich dünnen und weichen Schaale liegt.

Der Nuß-Rüffelkäfer gehört zu den kleinern Ar­ ten dieser Gattung.

viel größere Art,

In beiden Indien giebt es eine

welche als Käfer die Größe des

Feucrschröters oder Hirschkäfers erreichen, der bekannt­

lich nächst den Krebsen das größte deutsche Jnsect ist, und deren Larve die Dicke eines Fingers hat.

Diese

Larven stecken in dem Marke der Sagopalme, heißen deswegen Palmbohrer, und werden von den In­

dianern gebraten als ein Leckerbissen gegessen.

Taf. XIV.

Der Iabiru.

Fig. i.

Mycteria americana. — Le Jabiru.

yjian sicht es diesen Vogel auf den ersten Blick an,

daß er zu der Ordnung der Sumpfvögel gehört, die

in ihren allgemeinen Ansehn.und in der Lebensart mehr,

>

2Y0

C

iit welschen Nüssen (Wallnüssen) findet.

Wenn auch

nicht der bittere Geschmack der äußern Schaalc den

Käfer zurückhielte, hier sein Ei anzubringen, so würde doch

die Larve in der welschen Nuß schwerlich gedei­

hen können, weil sie einen zu weiten Weg durch die

grüne und durch

die

machen

holzichre Schaale zu

hatte, ehe sie an den Kern, von dem sie allein leben kann, gelangen könnte;

da hingegen bei den Hasel­

nüssen der Kern unmittelbar unter der im August noch ziemlich dünnen und weichen Schaale liegt.

Der Nuß-Rüffelkäfer gehört zu den kleinern Ar­ ten dieser Gattung.

viel größere Art,

In beiden Indien giebt es eine

welche als Käfer die Größe des

Feucrschröters oder Hirschkäfers erreichen, der bekannt­

lich nächst den Krebsen das größte deutsche Jnsect ist, und deren Larve die Dicke eines Fingers hat.

Diese

Larven stecken in dem Marke der Sagopalme, heißen deswegen Palmbohrer, und werden von den In­

dianern gebraten als ein Leckerbissen gegessen.

Taf. XIV.

Der Iabiru.

Fig. i.

Mycteria americana. — Le Jabiru.

yjian sicht es diesen Vogel auf den ersten Blick an,

daß er zu der Ordnung der Sumpfvögel gehört, die

in ihren allgemeinen Ansehn.und in der Lebensart mehr,

r

291

c

mehr, als fn der Bildung des Schnabels, wonach die

übrigen Ordnungen vorzüglich bestimmt werden, einander Übereinkommen.

mit

Ihre Schenkel sind alle­

mahl am untern Theile über

den Knien mehr oder

weniger unbefiedert und ihre Füße meist mit vier Ze­ hen versehen, davon drei allemahl einwärts, und ei­ ner nach hinten liegt,

die bald gespalten,

bald zur

Hälfte, zuweilen auch durch eine Schwimmhaut ver­ bunden sind.

Auch sind die Füße lang

(man sehe

Figur I. 2. und 5. dieser Tafel) damit diese Thiere

bequem in Sümpfen und an feuchten Orten ihrer Nah­ rung und ihren Geschäften nachgehen können: außer­ dem haben sie alle einen langen Hals,

und meistens

einen langen Schnabel, ihr Körper ist eiförmig, et­

was zusammengrdrückk, und die Schwanzfedern kurz. Ihre Zunge ist sieisch-g und ungespalten.

Sie nisten

meistens an der Erde und in Sümpfen.

Ihr Fleisch

ist schmackhaft, und wird von einigen Arten nebst den Eiern gegessen: sie nähren sich meistens von Fischen

und Wafferinseeten. Die Gattung, wozu der Jabiru gehört (Mycterfa)

hat einen etwas in die Hohe gebogenen spitzen Schna,

bel: die obere Kinnlade ist dreieckig und ganz grade, die untere ebenfalls dreikantig, ist die Höhe steigend:

zugespitzt und in

die Stirn ist kahl,

die Nasenlö,

cher schmal, die Füße vierzehig.

Die Natur, welche in den feuchten Gegenden des Amazonen- und Oronoko-Flusses die Gewürme so sehr

vermehrte, scheint hier zugleich Vögel hervortzebracht

zu haben, die ihrer übermäßigen Vermehrung Schran­

ken setzten! sie scheint sogar die Stärke derselben nach T 2

der

2

292

C

der Größe der ungeheuren Schlangen, gegen die sie

kämpfen sollten, und ihren Wuchs nach der Tiefe des Schlammes, worin sie umherwandern müssen, abgemessen zu haben.

Zu diesen Vögeln gehört der Jabi-

An Höhe übertrifft er den Kranich, und sein Leib ist doppelt so dick, er nimmt also an Größe und Stärke den ersten ru, der viel größer ist, als unser Storch.

Rang unter den Sumpfvögeln ein.' Der Schnabel des Iabiru ist eiw mächtiges Vertheidigungsmittel.

Er ist dreizehn Zoll lang und von

der Grundfläche drei Zoll breit: er ist scharf schnei­ dend, an den Seiten breit' wie ein Beil, an einen

breiten Kopf kräftigen Hals.

beveftigt, und ruht auf einen dicken Dieser aus einen harten Horn ge­

bildete Schnabel ist in einem Bogen leicht in die Hö­ he gekrümmt und schwarz.

Der Kopf ist nebst zwei

Drittheilen des Halses beim Iabiru mit einer schwar­ zen und kahlen Haut bedeckt, die am Hinterkopfe mit

einigen grauen Haaren besetzt ist: die Haut des vier bis fünf Zoll hohen, an Dicke einem Manns-Arme

gleichen Unterhalses hat ein lebhaftes Roth und bil­ det bei diesen Vogel, dessen Federn ganz weiß sind, einen schönen breiten Halsband. Die Füße find stark,

mit großen schwarzen Schuppen bedeckt, auf einer Höhe von fünf Zoll ohne Federn, und dreizehn Zoll hoch. Eine Häutige Verbindung zeigt sich zwischen den Zehen und geht über anderthalb Zoll von dem

äußern Zehen zum mittleren. Der Schwanz ist breit und ragt nicht über die liegenden Flügel hervor. Der Vogel, welcher nur einen Fuß lang .ist, hat in senkrechter Höhe wenig­

stens

2

293

C

stens fünftehalb Fuß, und sie würde, wenn ec den

langen Schnabel in die Höhe streckte,

beinahe sechs

Fuß betragen: er ist der größte Vogel in Guiana. Der Jabiru halt sich an abgelegenen Orten an

den Ufern der Seen und Flüsse in Cayenne, Guiana und Brasilien auf: sein Fleisch, obgleich gewöhnlich

sehr trocken, schmeckt nicht übel.

Er wird in der Re­

genzeit! fett, und dann essen ihn die Amerikaner am liebsten: sie tödten ihn leicht mit einer Flinte und so­ gar durch Pfeilschüsse.

Taf. XIV. Fig. 2.

Der Savacou. Cancroma cancrophaga,-— Le Savacou brun et huppe.

-Die Gattung der Sumpfvögel, wozu der Savacoq

gehört, zeichnet sich durch einen höckerigen Schnabel aus, dessen obere Kinnlade die Gestalt eines umge­ kehrten Kahns hat. Auch der Savacou gehört in den Gegenden von

Guiana und Brasilien in

Süd-Ameiika zu Hause.

Er würde durch seine Bildung und durch seine Le­ bensart zu den Reihern gehören, wenn ihn Nichtsein breiter und abgestumpfter Schnabel sehr weit davon

entfernte, und von allen übrigen Sumpfvögeln auS-

zeichnete.

Dieser besteht gleichsam auS zwei Löffeln,

die mit ihrer hohlen Seite einer gegen den andern

2

293

C

stens fünftehalb Fuß, und sie würde, wenn ec den

langen Schnabel in die Höhe streckte,

beinahe sechs

Fuß betragen: er ist der größte Vogel in Guiana. Der Jabiru halt sich an abgelegenen Orten an

den Ufern der Seen und Flüsse in Cayenne, Guiana und Brasilien auf: sein Fleisch, obgleich gewöhnlich

sehr trocken, schmeckt nicht übel.

Er wird in der Re­

genzeit! fett, und dann essen ihn die Amerikaner am liebsten: sie tödten ihn leicht mit einer Flinte und so­ gar durch Pfeilschüsse.

Taf. XIV. Fig. 2.

Der Savacou. Cancroma cancrophaga,-— Le Savacou brun et huppe.

-Die Gattung der Sumpfvögel, wozu der Savacoq

gehört, zeichnet sich durch einen höckerigen Schnabel aus, dessen obere Kinnlade die Gestalt eines umge­ kehrten Kahns hat. Auch der Savacou gehört in den Gegenden von

Guiana und Brasilien in

Süd-Ameiika zu Hause.

Er würde durch seine Bildung und durch seine Le­ bensart zu den Reihern gehören, wenn ihn Nichtsein breiter und abgestumpfter Schnabel sehr weit davon

entfernte, und von allen übrigen Sumpfvögeln auS-

zeichnete.

Dieser besteht gleichsam auS zwei Löffeln,

die mit ihrer hohlen Seite einer gegen den andern

294

r

c

angebracht sind: der obere Theil hat aus der erhabe­ nen Seite zwei tiefe Furchen, die von den Naselöchern ausgehn und sich so verlängern,

daß die Mitte ehe

erhabene in eine kleine gebogene Spitze ausgehende Kante bildet: die untere Hälfte deS Schnabels, auf

welcher die obere paßt, ist gleichsam nur ein Rahmen,

über welchen die verlängerte Haut der Kehle gespannt ist: beide Kinnbacken sind am Rande scharf, und be-

stchew aus vestcin sehr hartem Horn: dieser Schnabel ist von den Winkeln bis an der Spitze vier Zoll lang

und hat zwanzig Linien in seiner größten Breite,

Bei einer so starken, scharf schneidenden Bewaff­ nung, wodurch der Savacou andern Vögeln furcht­ bar werden könnte, scheint er dennoch von sanften

Er bewohnt

Sitten zu seyn,

die überschwemmten

Ebenen von Süd-Amerika und hält sich längs den Flüssen auf, wo die Fluth nicht hinkommt: hier setzt

er sich auf Bäumen in der Nähe des Wassers, und

erwartet den Borbeizug der Fische, von denen er sich nährt,

und über welche er herfällt, indem er ein­

taucht, aber sich, ohne im Wasser zu verweilen, bald

wieder erhebt.

Er geht mit gebogenem Halse und mit

gewölbten Rücken

in

einer gezwungen

scheinenden

Stellung, mit einem eben so traurigen Wesen, wie

der Reiher;

er hält sich von bewohnten Gegenden

entfernt: seine Augen,

die sehr nahe beim Ursprünge

des Schnabels liegen, geben ihm ein wildes Ansehen. "'Benn er gefangen ist, so knarrt er mit seinem Schna-

kiegen^ei Zorn und Unruhe erhebt er seine lange Fe-

rinen 8«b dem Wirbel. Außer

3)

295

C

Außer dem braunen Savacou mit dem Zopfe findet man noch einen gefleckten und einen grauen ohne

Zopf; wahrscheinlich aber machen alle drei nur eine

einzige Art aus.

Der Federbusch ist vielleicht das

Zeichen des Männchens: der graue, der alsdann des­ sen Weibchen seyn würde, hat einen Absatz desselben in den vom Hintertheile des Kopfes herabhängenden

Federn.

Der Unterschied des

braunen und grauen

Gefieders kann desto eher von einer Ungleichheit des Geschlechts cder Alters herrühren, da der bunte Sa­ vacou den Uebergang zwischen beiden zeigt.

Uebri-

genS sind die Gestalt und die Verhältnisse des brau­

nen und grauen Savacou ganz einerlei. Der hier abgebildete braune Savacou hat mehr

graurothgelbes, als graubläuliches in seinem Gefieder.

Die Genickfedern sind schwarz und bilden einen

sie­

ben oder acht Zoll langen Büschel, der auf den Rücken

hinabfällt,

und aus

flatternden gegen acht Linien

breiten Federn besteht. Der graue Savacou hat grauweißb'äuliches Ge»

fieber mit einem dem Rücken.

kleinen schwarzen Gürtel hoch auf

Der Unterleib ist schwarz mit rothgelb

vermischt: Vorderhals und Stirn sind weiß; der Auf­ satz des Kopfes, der hinterwärts spitz herabfällt, ist*

schwarzbläulich. Alle Savacou's haben eine bloße Kehle: die Haut, welche dieselbe

bedeckt,

scheint

eines

beträchtlichen

Aufschwellens fähig zu seyn, und ist, so wie die Fü­ ße,

gelblich,

davon lang:

die Zehen sind dünn und die Nägel

die hintere Zehe

ist neben der Ferse,

nahe an der äußern Zehe, mir einem Gelenk versehen,

wie

>

ag6

c

wie bei den Reihern: der Schwanz ist kurz und reicht nicht über den zusammengelegten Flügel hinaus: die

ganze Länge des Vogels beträgt ohngefähr zwanzig Zoll.

Taf. XIV. Die Eidergans.

Fig. Z.

Anas molliflima.—L’oye ä duvet.

sobald man nur die Haut erblickt, welche an die­

sem Vogel die Zehen von der Wurzel bis an die Spi­ tze verbindet, und daraus seine Schwimmfüße er­ kennt;

so weiß man,

daß er zu der Ordnung der

Schwimmvögel gehört, von Füßen

auszeichnen,

die sich durch diese Art

die ihnen verhältnißmäßig

sehr weit nach hinten zu stehn und daher zum Rudern

sehr

geschickt,

zum Gehen desto unbequemer sind.

Der Oberschnabel dieser Ordnung von Vögeln endigt

sich meistens in ein kurzes Häkchen, und ist, wie der untere, bei den mehresten mit einer zähen Haut über­

zogen.

Sie haben einen rauhen,

men, eine fleischige Zunge,

stacheligen Gau­

und ein so dichtes fettes

Gefieder, daß fein Wasser dadurch dringt, und daß bei einigen

Arten

sogar

ein Schrotschuß abprallt.

Sie halten sich an den Ufern des Meeres, der Seen, der Flüsse, auf Inseln, Klippen, in Schilf und ähn­ lichen Stellen auf.

Gewöhnlich legen sie

nur ein einzi-

>

ag6

c

wie bei den Reihern: der Schwanz ist kurz und reicht nicht über den zusammengelegten Flügel hinaus: die

ganze Länge des Vogels beträgt ohngefähr zwanzig Zoll.

Taf. XIV. Die Eidergans.

Fig. Z.

Anas molliflima.—L’oye ä duvet.

sobald man nur die Haut erblickt, welche an die­

sem Vogel die Zehen von der Wurzel bis an die Spi­ tze verbindet, und daraus seine Schwimmfüße er­ kennt;

so weiß man,

daß er zu der Ordnung der

Schwimmvögel gehört, von Füßen

auszeichnen,

die sich durch diese Art

die ihnen verhältnißmäßig

sehr weit nach hinten zu stehn und daher zum Rudern

sehr

geschickt,

zum Gehen desto unbequemer sind.

Der Oberschnabel dieser Ordnung von Vögeln endigt

sich meistens in ein kurzes Häkchen, und ist, wie der untere, bei den mehresten mit einer zähen Haut über­

zogen.

Sie haben einen rauhen,

men, eine fleischige Zunge,

stacheligen Gau­

und ein so dichtes fettes

Gefieder, daß fein Wasser dadurch dringt, und daß bei einigen

Arten

sogar

ein Schrotschuß abprallt.

Sie halten sich an den Ufern des Meeres, der Seen, der Flüsse, auf Inseln, Klippen, in Schilf und ähn­ lichen Stellen auf.

Gewöhnlich legen sie

nur ein einzi-

TZZ'X/Ä'

D

C

897

einziges, ober nur wenige Eier; sind aber durch ihr

Fleisch, Fett, und ihre Federn von mannichfaltigem Nutzen.

Die Gattung der Ganse und Enten unterscheidet sich in dieser Ordnung durch ihren stumpfen, erha­

benen,

innerlich mit blättrigen Zähnen

versehenen

Schnabel und durch ihre stumpfe an den Seiten mit

Federn besetzte Zunge.

Da viel mehr, als hundert

Arten zu dieser Gattung gehören; so hat man sie in

vier Unter-Abtheilungen oder Familien geordnet, je nachdem sie entweder einen an der Wuazel höckeri­

gen, oder daselbst platten Schnabel,

oder zurückge­

bogene Schwanzfedern, oder endlich einen Federbusch auf dem Kopfe haben.

Die Eiderganz gehört, da

ihr Schnabel an der Wurzel glatt ist, zu der zweiten

Familie. Der Kopf der Eidergans ist vorn an den Sei­ ten

zusammengedcückt,

drückt;

des

der

Racken flach niederge­

die Federn sind, besonders an den Seiten

Schnabels

am

kürzesten,

und sehen wie ein

Federsammet aus, werden aber nach und nach län­ Der Hals ist rückwärts

ger, und länglich schmaler.

ganz oben zugleich mit dem Racken flach gebrückt,

mit länglich schmalen Federn. Der Schnabel ist walzenförmig, an den Sei­ ten

bei

den Nasenlöchern etwas zusammengedrückt,

eben so dick als breit, an der Wurzel fast dreieckig.

Der Oberschnabel ist auswendig,

oben vor der

Mitte, nahe

an seinem Rücken von zwei eirunden

Nasenlöchern

durchbohrt,

schief einwärts hineingehn;

die

von

der Spitze her

er endigt sich in einem etwas

298

2> etwas

C

niedergebeugten

schmaleren,

und

stumpfes

Haken von der Größe einer halben Haselnuß, wel­ cher bloß liegt; der übrige Theil des Oberschnabels

ist mit einer Wachshaut überzogen, die hinter den Nasenlöchern durch die einwärts laufenden Federn des Kopfes in

zwei

auf der Stirn zwischen den

Federn auflaufende und runzliche Theile getheilt wird,

die sich mit einer runden Spitze einem Daumen weit vom Auge endigen. Der Oberschnabel ist inwendig hohl, auf dem Rande an den Seiten, den Haken ausgenommen, mit etwa dreißig deutlichen, flachen und spitzen Zähnen versehn, die sich inwendig vor

dem

häutigen

Spitzen endigen.

Rande

mit

kaum herauönehenden

des an der Spitze

Der Rand

befindlichen krummen Hakens ist gekerbt.

Der Un­

terschnabel ist unten flach, inwendig rinnenartig, mit aufstehenden, auswendig zahnigen Seiten. Es stehen etwa 40 Zähne, wie in die Höhe stehende

Bleche, quer darin aufgerichtet;

die Spitze ist aus-

Kehöhlt, vorn zugerundet und gekerbt. Die Haut des Schnabels ist blaßgrün,' die Endstücken des Ober- und Uuterschnabels sind weißgelb. Die Augen sitzen an der Seite des Kopfs, na­

he am Scheitel. Die Zunge ist fleischig, länglich, stumpf, gegen das Ende zu schmäler, und wird

oben durch eine kleine aber merkliche Oeffnnng, die

auf jeder Seite einen kleinen knochenartigen Knoten hat,

in zwei Theile getheilt.

Ihr Rand ist auf je»

der Seite mit vierzehn Zähnen versehn, von welchen

die ersten und größten vor jener Oeffnung anfangen:

die übrigen werden allmählig kleiner und ereignen sich

1

299

C

sich sämmtlich gegen die Wurzel der Zunge, sind auf den Seiten zusammengedrückt und nach hinten zu aus­ gehöhlt.

Langs des Zungenrandes liegen, oben und

unten vor den Zähnen, mit diesen fast gleich lange

Franzen, die aus unzähligen kleinen Haaren bestehn.

Auch die Wurzel der Zungen endigt sich mit einer doppelten Quer-Reihe herausstehender feiner Spitzen.

Die Flügel bestehen aus

sechs

und zwanzig

Schwungfedern, wovon die beiden ersten gleich lang, .die übrigen bis zur zehnten allmählig kürzer sind, so daß diese nur halb so kurz, als die erste, auch rund­

licher am Ende, als die neun ersten ist.

Don der elf­

ten bis zur zwanzigsten sind sie alle gleich lang lund

kürzer als die zehnte, breiter und, die spitzere zwanzigste ausgenommen,

an

den Federn abgestumpft.

hintersten sind schmalspitzig.

Beim Männchen merk­

lich länger als die mittelsten, beugt,

Die

und so 'zurückge­

daß sie wie ein halber Mond über die vor­

dersten Schwungfedern des zusammengefalteten Flü­ gels herüberhängen; beim Weibchen aber kaum ge­

beugt, und kaum länger, als die mittelsten. Der Schwanz ist etwas abgerundet, aber die vierzehn am Ende spitzen Ruderfedern von glei­

cher Länge. Die kurzen,

zusammengedrückten,

gelbgrünen

Beine sitzen, wie bei Schwimmfüßen gewöhnlich ist, etwas zurück, die Knie sind vorn nackt. Von den vier ebenfalls

gelbgrünen

Zehen,

stehen drei

nach vorn und sind durch eine bleifarbige Schwimm­ haut verbunden:

die beiden äußersten sind die läng­

sten und gleich groß, dec innerste ist auf der auswen­

digen

2)

3oo

C

digen Seite mit einer Seitenhaut versehn. Der einzelne Hinterzehen ist halb so lang als die übri­ gen und hat eine niederhängende Haut.

Sämmtliche

vier Zehen sind mit Klauen versehn. Die Größe der Eidergans hält das Mittel zwischen der gemeinen Gans und Ente, und ist ohngefähr einer türkischen Ente gleich. Das Männ­

chen ist etwas größer als das Weibchen.

Die Län-

ge von dem Ende des Schnabels bis ans äußerste Ende des Schwanzes beträgt einen Fuß und elfte--

der Schnabel ist von der Spitze bis zur

halb Zoll:

Gurgel sechstehalb Zoll, der Schwanz drei und drei Viertel Zoll lang.

Die Spitzen der ausgebreiteten

Flügel stehen um zwei Fuß und

acht Zoll von ein­

ander: zusammengefallet reichen die Flügel ohnge­ fähr die Mitte des Schwanzes. Das vorzüglichste Kennzeichen der Eidergans ist

hie hinter

den Nasenlöchern durch die Federn des

Kopfs in zwei Theile getheilte Wachshavt des Schna­ bels.

Uebrigens ist das Männchen oben auf dem

Leibe und am Halse weiß, oben an der Brust bleich­

weiß,

unter dem Bauche

und in der Mitte oben

auf dem Schwänze schwarz. Ganz oben auf den Kopf hat es eine glänzende schwarze Farbe, die hinten auf den Kopf durch einen am Halse einwärts laufenden weißen Streif getheilt wird, hinten auf dem Halse ist die Farbe glänzend grasgrün. Die

Schwungfedern sind schwarz, aber die hintersten weiß, die Schwanzfedern ebenfalls schwarz. (Man sehe Fig. 3.) schwarzer

Das Weibchen ist gelbbraun,

Ouerflrcken:

voll

am.Untrrleibe dunkelgrau, mit

2

meistens

mit

3oi

schwarzen

C

Schwanz- und Schwung-

Die Dcckfedern der mittelsten Schwungfe­

Federn.

so wie diese selbst,

dern find, Spitzen:

daher entstehen,

schwarz mit weißen

wenn die Flügel zusam­

mengefaltet sind, zwei weiße, schmale Quer-Einfassun­ gen derselben.

Die I u n g e n, die im Juni und Juli ge­

wöhnlich aus ihren Eiern hervorkommen, haben die

Gestalt, aber noch nicht die Farbe der Eltern.

der Federn sind sie anfangs,

Statt ohne Unterschied des

bloß mit bleichschwarzen Pflaumfedern Das Weibchen bekommt dann zu Ende

Geschlechts, bedeckt.

des ersten Jahres fast eben solche Federn wie die Mutter,

Farbe höher,

und die beiden Einfassungen der Flü­

gel zeigen sich deutlicher.

ersten und

dentlich

mit dem Alter wird die

nur etwas heiler:

Die Männchen Haden im

zweiten. Jahre schwarz und weiß unor­

gesprenkelte Federn,

und selbst im dritten

Jahr noch auf dem weißen Halse und der rötylichen

Brust einige ausgestreute schwarze Flecken und errei­

chen erst im vierten Jahr ihre vollkommene Farbe. Dec Eidervogel hält sich nicht auf inländischen Seen, auf.

sondern

bloß auf dem nördlichen Weltmeer

Man findet ihn im Sommer bei Grönland,

Island, Norwegen, den Farbe-Inseln, bei Schott­ land,

England,

Bernholm,

schwedischen Küsten,

Inseln,

Christiansö, an den

bei den in der Ostsee gelegenen

auch bei Spitzbergen und Nord-Amerika.

Er halt sich vom Anfänge des Frühlings bis zum

Herbste beständig an den Ufern auf, um daselbst für seine Nachkommenschaft zu sorgen. Jungen erst groß genug,

Sind aber die

um sine Seereise auszu» halten.

2

und sich ihr Futter in der Tiefe des Meers

halten,

so begeben sie sich mit den Alten gegen

zu suchen,

den

C

ZO2

Winter ins offene Meer,

wahrscheinlich weil

sich die Fische und andere Seethiere, wovon sie sich

dann

nähren,

in

der

Tiefe

verbergen,

und am

Strande also, wo auch ohnehin das Meer zuweilen

zufriert, keine Speise für sie zu hoffen ist. Gegen den Anfang des Frühlings im Februar,

oder Aprill,

Marz

wahrt,

der

je nachdem

versammeln sie sich

Winter lange

dann wieder bei allen

Landküsten und Inseln, wo sie sich im Sommer auf­ Das Männchen paart sich im dritten, das

halten.

Weibchen im ersten Jahr. Die Eidervögel leben paarweise beisammen, da fon$ bei den meisten See­

vögeln

Männchen

ein

Weibchen

mehrere

nimmt.

Weil aber die Anzahl der Männchen größer,

als

der Weibchen ist; so sieht man mehrere Dutzend von ihnen sich um ein Weibchen schlagen, indem sie sich

mit dem Schnabel beißen, und hitzig auf einander losfahren, so daß sie haufenweise bald über bald un­

ter dem Wasser sind.

Dies dauert zuweilen länger,

als einen ganzen Tag, und das Weibchen,

der Gegenstand des Kampfes ist, dem Haufen,

bis die übrigen,

welches

folgt unterdessen

einen einzigen aus­

genommen, die Flucht ergreifen.

Der

zurückgebliebene Sieger

genießt nun

den

Lohn seiner Anstrengung und erhält das Weibchen

allein

und

unangefochten.

In

der l Paarungszeit

schreien beide Geschlechter beständig; wie unsre gemeinen Enten,

das Weibchen

das Männchen mit ei­

nem

2 Zog C. Ton,

nem

den

man

starken, groben,

mit einem

stöhnenden ao, oder Huhu vergleicht.

Nach der Paarung sucht sich das Weibchen eine bequeme Stelle,

um ihre Eier zu legen.

sten wählt es dazu wüste,

Landes, in

oder kleine Inseln,

Gras,

Meergras,

Am lieb­

unbebauete Spitzen des

oder

und macht sein Nest auch

auf die

bloßen

wo sich etwas Moos findet, um ihre er­

Klippen,

sten Federn daran zu bevestigen.

Gern sucht es sich

Höhlen unter hervorhangenden Klippen oder in Ge­

sträuch und Hecken, und Schweden.

auf,

besonders unter Wacholderbü­

wo sich dieselben finden,

schen,

wie in Norwegen

Auch sieht es bei dieser Wahl dar­

daß es vor den feuchten und regnichten West­

winden Schutz finde, und bereitet sein Nest zuweilen wohl eine halbe Meile weit von der Küste.

Sobald die Eidergans über die Stelle des Ne­ stes entschlossen ist, pflückt sie sich Federn aus der Brust,

um sie mit Gras,

Dinge zu

ihrem

Meergras oder andere

Baue zu verbrauchen,

das Männchen behülflich ist.

wobei ihr

Nach Verschiedenheit

des Alters legt sie fünf bis acht Eier; denn die jün, gern Weibchen legen am wenigsten: nach Vollendung dieses Geschäfts beginnt sie zu brüten.

Dabei rupft

sie sich noch mehr Federn aus, und macht daraus ei­

nen großen hohen Rand um das Nest, unter welchem sie fast gänzlich bedeckt liegt, und wodurch zugleich die

Eier wider die Kälte verwahrt und vor Raubvögeln verborgen werden, wenn sie dieselben verläßt, um sich auf der See Futter zu suchen.

Das Männchen wech­

selt mit ihr zwar nicht beim Brüten ab, hält aber doch in

} 34 C in der Nahe des Nestes auf dem WafferjWache, um

sie durch fein Geschrei zu warnen, wenn sich ein Mensch oder ein Raubthier nähert. Wenn die Eier durch einen Unfall wegkommen, so soll daS Männ­ chen dem auf das Wasser zu ihm kommenden Weib­ chen übel begegnen, und heftig mit den Flügeln schla­

gen, und zuweilen verlassen.

So lange das Weib­

chen hoffen kann, dem herannahenden Feinde ver­ borgen zu bleiben, hält es sich ruhig aus seinen Eiern, und verbirgt den Kopf in seinen Dunen, oder im Meergrase und Moose, deren braune Far­ be es sehr unkenntlich macht. Außer dem Männ­

chen hat das Weibchen noch eine zweite Schildwache an der Schwarzmöwe, die auf den hohen Klippen steht,

und

von wo sie weit umher das Land Übersicht,

sogleich,

sobald sie einen Menschen oder ein

Thier gewahr wird, durch ihr Geschrei der Eider­

ganz ein Zeichen giebt. Wenn.das Weibchen vier Wochen auf dem Neste gesessen hat, so fangen die Jungen an, herauszukrie­ chen, und alsdann verläßt das Männchen feine Fa­ milie.

Auch die Mutter verweilt nun nicht mehr

länger auf dem Lande, als bis sie ihre Jungen Kraft

genug zur Reise zutraut.

der See entfernt ist:

Wenn das Nest weit von

so legt sie sich nieder, läßt

die schwachen Jungen auf ihren Rücken klettern, und führt sie so in einem sanften Fluge fort. Die Weib­ chen jeder Gegend kommen nun auf dem Meere zu­

sammen, und dadurch verlieren die Jungen die Kennt­ niß ihrer Mutter, so daß manche Weibchen nun plötz­

lich kinderlos werden, andere hingegen zwanzig und mehr

3 ZüZ C mehr Junge bei sich haben.

So lange die Kleinen noch

schwach sind, noch nicht untertauchen, oder lange ge# nug unter Wasser bleiben können, halt sich ihre Füh» red« mit ihnen am Strande auf, und arbeitet stets Mit den Füßen im Wasser, um es trübe zu machen,

Und Jnsecten

oder andere kleine Thiere aus

dem

Grunde zur Nahrung ihrer Pfleglinge aufzurühren» Auch verläßt sie dieselben in der größten Gefahr Nicht. Wirft man mit einem Steine nach ihnen; so

Nähert sie sich mit oft wiederhohltem Geschrei

der

Stelle, woher er kam, während die Jungen ihre Flucht ins Meer nehmen; erst dann, wenn die­ se um einen guten Weg voraus und in Sicherheit sind, eilt sie ihnen nach. Sobald die Jungen groß

genug sind, um sich auf dem Meere zu ernährens so verlassen sie nebst den Alten das Land, und feie?

chen, wenn sie müde werden, diesen auf den Rücken, so daß man von den Alten nur den Hals, und von den Junge» nur sehr wenig über dem Wasser sieht»

Wenn man der Eidergans ihre Eier wegnimmt, so legt sie zum zweitenmahl, aber wenigere Eier und

in ein anderes Nest. Nimmt man ihr z. B. die er­ sten fünf Eier, so legt sie hernach drei, nimmt märt auch diese, so legt sie nur eins: werden ihr aber die

Eier auch zum drittenmahl genommen;

so legt sie

nicht weiter, verläßt diese Stelle gänzlich und sucht sich in folgenden Jahr eine andere» Da sich das Weibchen bei diesen Störungen zwei, oder dreimahl

pflücken muß, um ein neues Nest zu machen; so kommt ihr alsdann das Männchen zu Hülfe und tupft sich U eben?

3>

306

C

ebenfalls, welches, wegen der weißen Brust des Männr

chens, die weißcsten Dunen giebt. Die Nahrung des Eidervogels besteht in Fischen, Muscheln, Schnecken, Krebsen und andern Wasser­

thieren, auch die kleinsten Seegewürme mitgercchnet. Er taucht sehr tief unter, man sagt auf zehn bis zwölf Klafter. Er verschlingt todte und lebendige Fische,

und ist besonders nach dem Eingeweide derselben sehr gierig, er hohlt cs vom Grunde herauf, wenn es die Fischer in die See werfen. DieMöwen, selbst sind nicht imStande nach ihrer Nah­

rung unter Wasser zu gehn, schwärmen haufenweise um

dieEidervögel herum, und wenn einer von ihnen mit der

heraufgehohlten Beute an der Oberfläche des Wassers erscheint; so rauben sie ihm dieselbe. Sonst leben die Eidervdgel mit andern Seevögeln in friedlicher Ge-

sellschaft.

Ihrem Feinde, dem See-Adler, entgehen

sie durch untertauchen.

Ihre Eier und selbst ihre Jun­

gen werden oft von Raben und Krähen verzehrt. Der Fuchs, der Seehund und andere Raubthiere stel­

len ebenfalls ihren Eiern nach. Die Grönländer benutzen vom

Eidervogel Nur

das Fleisch und die Eier. Sie stellen eigne Jagden auf der See seinetwegen an, und berauben ihm so

vieler Jungen und Eier, als sie nur habhaft werden

können.

Die Alten werden mit Wurfpfeilen erlegtr

die Jungen kann man, wenn man in einem Boote sachte auf sie zu rudert, ans Land treiben, wo sie die Köpfe in die.Wacholderbüsche oder ins-hohe Gras stecken, und sich dann mit den Händen greifen lassen, wie man auch die jungen wilden Gänse fängt. Auch in

3

Z07

L

in Norwegen und Schweden, wo man das Fleisch

der Eidervogel zu thranig findet, werden die Eier gesammelt und wie Hüner-Eier verbraucht.

Den vorzüglichsten Nutzen gewahrt der Eidervo-

gel durch seine Dunen, die unter den Nahmen der Eiderdunen, oder verstümmelt Edderdunen, Ottedunen, bekannt genug und unter allen Federn am leichtesten, weichsten und erwärmendsten sind. Sie sind ge­ meiniglich grau uud an dec Wurzel weiß und nehmen nach ihrem Gewicht einen großen Raum ein, ob sie gleich so gut zusammenhängen, daß man sie schütteln

kann, ohne daß sie wegfliegen.

Sie werden vorzüg­

lich zum Füllen der Betten und Decken gebraucht und theuer bezahlt. Diese Eiderdunen werden aus dem Neste des Cldervogels genommen; aber nicht allenthalben auf ei­ nerlei Art und zu gleicher Zeit. Die Isländer, die

sich am besten darauf verstehn, aus dem Besuche der Eidergänse den größtmöglichen Vortheil zu zichn, ent­ blößen das Nest einigemahl, während die Eier gelegt

werden,

und zwingen dadurch den Vogel,

sich so

viele Dunen auszurupfen, als er nur irgend entbeh­ ren kann, und wenn es wahr ist, daß hierdurch auch das Männchen genöthigt werden kann, sich zu rupfen; so würde der Vortheil dieses Verfahrens noch größer seyn»

Auch Haden die Isländer den Eidervogel gewissermaßen

gezähmt; so daß sie im Stande sind, ihn auf eigne da­ zu eingerichtete kleine Inseln zu erpflanzen, oder ihn dahin zu bringen, daß er dicht bei ihrem Hause nistet, in welchem Fall sie aber ihr Vieh und beson,

der- ihre Hunde, wenn sie auf einer Insel wohnen, U 2

nack

3>

30'8

C

nach dem vcsten Lande bringen lassen.

Die Menschen

können dann zwischen den Nestern herumgehn,

ohne

daß die Mutter vom Neste fliegen, und auf diese Weise wird in Island eine ansehnliche Menge Eider­ dunen eingesammelt und an die dänischen Kaufleute

abgesetzt. In Norwegen werden die Eiderdunen bloß von

den verlassenen Nestern eingesammelt, nach derHaupt-

stadt Bergen gebracht, und von da ausgeführt. Dunen gehören aber nicht jedem,

Die

der sich ihrer bs-

machtigen kann, sondern dem Eigenthümer der Ge-

gend, in oder vor welcher der Vogel sein Nest berei­ tet. Alle Eiderdunen auf Grashalm z. B. gehören dem Stalthalrcr auf Christiansö. Man sammelt die Dunen am besten nach einigen

trockenen Tagen. Um sie von dem Moose, Heide, Stroh oder Meergrase zu reinigen, womit sie im

Neste verbunden sind, werden sie den Tag hindurch auf alte Seegel im Sonnenschein ausgebreitct, wo­ durch sie täglich reiner in die Sacke kommen, worin man sie des Abends verwahrt.

Nachdem sie auf diese

Art völlig getrocknet sind, wird in jeden Sack wenig gethan, und diese Säcke in einem erwärmten Back-

Ofen gut ausgedörrt.

Alsdann werden die gedörr,

ten Dunen auf einer offenen Bank, die aus verschie­

denen dicht neben einander liegenden hölzernen Stä­ ben, nach Art einer Wagenleiter, nur viel dichter ge­ macht ist, mit Stöcken ausgeklopft, wodurch dann die Unreinigkeiten zwischen den

Stäben durchfallen,

und die bloßen Dunen, die hernach nur noch einmahl ausgelesen werden, rein Zurückbleiben. An ander»

Orten

5

3»9

C

Orten werden sie getrocknet, und auf Körben oder Hörden gereinigt.

Auch werden sie in Norwegen und

Schweden an einem Bindfaden durch Schwingen und Schlagen gereinigt, wie die Hutmacher ihre Wolle zu schwingen und zu schlagen pflegen. Die von todten Vögeln gerupften Dunen sollen nicht so gut seyn, als die aus dem Neste genomme­

nen.

Auch ist dies sehr erklärbar.

Zum Neste rupft

sich der Vogel bloß die ausgewachsenen reifen Dunen aus,

beim Abrupfen des Vogels aber nimmt man

auch diejenigen mit, die erst im Hcrvorsprossen sind, und erst nach einem Jahre die völlige Reife erlangt haben würden. Da man für die Eiderdunen jährlich mehrere tausend Thaler einnimmt, so hat die dänische Regie­

rung die Ausrottung des Eidervogels ihren Untertha­

nen verboten.

Auch verdient er um desto mehr ge­

schont zu werden, da es in den Gegenden, wo er sich aushält, eine Menge anderer Seevögel giebt, deren Fleisch an Geschmack dem (einigen nichts nach-

giebt, und die nicht, wie er, durch ihre Erhaltung

einen größeren Vortheil bringen könnten.

Taf. XIV. Die Krickente.

Fig. 4.

(Anas Crecca. — La Cercelle.)

Die Krick Ente hat mit der Eidergans die Ordnung, Gattung und Familie gemein.

Eie ist nur etwa halb f*

5

3»9

C

Orten werden sie getrocknet, und auf Körben oder Hörden gereinigt.

Auch werden sie in Norwegen und

Schweden an einem Bindfaden durch Schwingen und Schlagen gereinigt, wie die Hutmacher ihre Wolle zu schwingen und zu schlagen pflegen. Die von todten Vögeln gerupften Dunen sollen nicht so gut seyn, als die aus dem Neste genomme­

nen.

Auch ist dies sehr erklärbar.

Zum Neste rupft

sich der Vogel bloß die ausgewachsenen reifen Dunen aus,

beim Abrupfen des Vogels aber nimmt man

auch diejenigen mit, die erst im Hcrvorsprossen sind, und erst nach einem Jahre die völlige Reife erlangt haben würden. Da man für die Eiderdunen jährlich mehrere tausend Thaler einnimmt, so hat die dänische Regie­

rung die Ausrottung des Eidervogels ihren Untertha­

nen verboten.

Auch verdient er um desto mehr ge­

schont zu werden, da es in den Gegenden, wo er sich aushält, eine Menge anderer Seevögel giebt, deren Fleisch an Geschmack dem (einigen nichts nach-

giebt, und die nicht, wie er, durch ihre Erhaltung

einen größeren Vortheil bringen könnten.

Taf. XIV. Die Krickente.

Fig. 4.

(Anas Crecca. — La Cercelle.)

Die Krick Ente hat mit der Eidergans die Ordnung, Gattung und Familie gemein.

Eie ist nur etwa halb f*

z>

Zio

C

so groß, wie die gewöhnliche wilde Ente, wiegt etwa dreiviertel Pfund, und ist bis auf die Füße fünfzehn

Zoll lang.

Der Schnabel ist breit, schwarz, vorn et­

was eingedrückt, der Regenbogen weißbraun, der Kopf von oben, so wie Hals und Kehle braunroth.

Vom Schnabel geht ein weißer Strich zu den Augen, wo er sich in zwei Aeste theilt, deren einer über, der

andre unter dem Auge fortläuft. Der Körper ist von oben voll schwarzer und weißer Wellen. Aus den Flügeln befindet sich ein grauer, unten und hin­ ten schwarz, vorn weiß eingefaßter Spiegel. Dies Thierchen ist von einem vorzüglich guten Geschmack,

und hält sich an

den Seeufern von Europa und

Asien auf.

Taf. XIV.

Der Kiebitz.

Fig. 5.

(Tringa vanellus. — Le vaneau.)

«*Ud5 Ansehen der Figur verräth sogleich, daß der

Kiebitz, eben so wie der Jabiru und Savacou, zu den Sumpfvögeln gehört. Die Strandläufer, in deren Gattung er eine Stelle einnimmt, unterscheiden sich durch den fast runden, mit dem Kopfe ziemlich gleich langen Schnabel, schmale Nasenlöcher und vierzehige

Füße, besonders aber dadurch, daß der Hinterzehe mir ein Gelenk hat, und höher, als die andern am Schien-

z>

Zio

C

so groß, wie die gewöhnliche wilde Ente, wiegt etwa dreiviertel Pfund, und ist bis auf die Füße fünfzehn

Zoll lang.

Der Schnabel ist breit, schwarz, vorn et­

was eingedrückt, der Regenbogen weißbraun, der Kopf von oben, so wie Hals und Kehle braunroth.

Vom Schnabel geht ein weißer Strich zu den Augen, wo er sich in zwei Aeste theilt, deren einer über, der

andre unter dem Auge fortläuft. Der Körper ist von oben voll schwarzer und weißer Wellen. Aus den Flügeln befindet sich ein grauer, unten und hin­ ten schwarz, vorn weiß eingefaßter Spiegel. Dies Thierchen ist von einem vorzüglich guten Geschmack,

und hält sich an

den Seeufern von Europa und

Asien auf.

Taf. XIV.

Der Kiebitz.

Fig. 5.

(Tringa vanellus. — Le vaneau.)

«*Ud5 Ansehen der Figur verräth sogleich, daß der

Kiebitz, eben so wie der Jabiru und Savacou, zu den Sumpfvögeln gehört. Die Strandläufer, in deren Gattung er eine Stelle einnimmt, unterscheiden sich durch den fast runden, mit dem Kopfe ziemlich gleich langen Schnabel, schmale Nasenlöcher und vierzehige

Füße, besonders aber dadurch, daß der Hinterzehe mir ein Gelenk hat, und höher, als die andern am Schien-

ZU

2 Schienbein Gattung

liegt.

schon

C

Unsere Leser haben ehemals

aus

den Streithahn

dieser kennen

gelernt. Der Kiebitz hat seinen Namen von seinem Ge­

schrei, daS man dadurch nachzuahmen gesucht hat, so wie er oben darum im Französischen zuweilen dix-huit genannt wird. Dieser Vogel hat dicke Federn, und sehr dichte Flaumfedern, die nahe am Leibe schwarz find.

Der untere Theil und der Rand der Flügel

find nach der Schulter zu weiß, so auch der Bauch,

die beiden äußern Federn am Schwänze, und die erste Hälfte der übrigen: eine weiße Spitze findet fich an jeder Seite des Schnabels, und ein schwarzer Strich über dem Auge wie eine Augenbraune. Alle übrigen Federn haben einen schwarzen Grund, der

aber durch schönen Schimmer von metallartigen Glanze, der ins Grüne und Goldrothe spielt, beson­ ders auf dem Kopfe und von den Flügeln geschmückt

ist. Das Schwarze an der Kehle und dem Vorder­ halse ist mit fleckcnförmigcm Weiß vermischt, aber auf der Brust bildet dieses Schwarz unvermischt einen breiten rundlichen Schild, der so wie das Schwarze

auf den Schwungfedern

einen grünen

erzfarbenen

Glanz hat. Die Schwanzdeckfedern find rothgelb. Der Schnabel ist schwarz, ziemlich klein und kurz, die Füße sind roth, hoch und dünn.

nicht auf der Stirn,

Der Zopf, der

sondern auf dem Hinterkopfe

bcveftigt ist, besteht aus fünf bis sechs zarten, dünnen schön schwarzen Fedcrfasern, wovon die beiden obern bei weitem die längsten sind, und die übrigen be­ decken.

Beide Geschlechter sind wenig von einander

ver-

> verschieden.

r

3i2

DaS Männchen hat eine schwarze, das An dem Männchen ist

Weibchen eiqe weiße Kehle.

die äußerste Rückenfeder weiß mit einem unter der

Spitze schwarzen

der

Fleck,

dem

Weibchen

fehlt.

Peberhaupt sind die Farben bei dem Weibchen schwä-

cher, und die schwarzen Theile mit Grau vermischt; auch ist sein Kopf kleiner und schmäler,

Männchen.

als beim

An der Größe ist gar kein Unterschied

zwischen beiden Geschlechtern. Pogels beträgt

Die völlige Länge des

elf oder zwölf Zoll, und «n Dicke

kommt er etwa der gemeinen Taube gleich, Der Kiebitz hat sehr starke Flügel, und gebrauche

sie auch; denn er fliegt anhaltend und hoch:

wenn

er auf der Erde sitzt, sy schwingt er sich auf, springt und läuft in kleinen abgesetzten Sprüngen über den

Boden hin,

Er ist unaufhörlich in Bewegung, und

nimmt im Fluge allerlei Lagen an: er erhält sich so­ gar mit dem Bäuche

in der

Höhe oder

auf

Seite, so daß die Flügel senkrecht stehn, eine lang in der Luft:

der

Zeit­

kein Vogel macht schnellere Wen­

dungen, und flattert mit mehr Leichtigkeit.

Die Kiebitze

im Februar

kommen

und

März

pach dem letzten Thauwetter und mit dem Südwinde

häufig auf den Miesen an,

und wissen mit großer

Geschicklichkeit die Würmer daselbst zu finden,

und

durch Stampfen mit den Füßen hervorzulocken.

Sie

kymmen so zahlreich an,

daß der

Boden zuweilen

pon dem Weißen ihrer Flügel gefärbt zu seyn scheint, penn sie auffliegen wollen »»allein diese großen Ge­

sellschaften veruneinigen sich, so bald

sich die erste

HrühlingSwärme spüren läßt, wo die Männchen un­ ter

3 ZiZ

C

ter einander um die Weibchen kämpfen.

Sie leben

hernach, paarweise drei Monate hindurch beisammen. Das Kiebitzweibchen legt im April drei oder vier längliche, dunkelgrüne, sehr schwarz gefleckte Eier.

Zu seinem Neste sucht es kleine über dem Boden

etwas erhöhcte Hügel in sumpfigen Gegenden,

roc»

durch der Bau zwar gegen den Anwachs des Wassers

gesichert, aber auch ganz frei und offen dargelegt wird. Um sich einen bequemen Platz zu verschaffen, sucht die künftige Mutter

sich eine kleine mit der

Erde gleich Hohe Rundung im Grase zu machen, das aber von der Hitze des Brütens bald rund herum verwelkt, so daß man darnach sicher wissen kann, ob die Eier schon bebrütet sind oder nicht. Diese Eier werden an vielen Orlen gesammelt, und als Lecker*

bissen genossen. Die Brutzeit des Kiebitz dauert zwanzig Tage. Das Weibchen brütet unavlässig: wird es etwa genö­

thigt das Nest zu verlassen, so schleicht es erst eine Strecke im Grase fort, und fliegt nicht eher auf, bis es weit genug von den Eiern entfernt zu seyn glaubt, tun nicht mehr durch sein Aufstiegen die Stelle des

Nestes zu verrathen. Die alten Weibchen, deren man ihre Eier weggenommen hat, begeben sich in das

aufschießende Getreide, zweitenmahl;

und legen

da ruhiger zum

die jungen aber legen zwei, zuweilen

wohl dreimal vergebens an einerlei Ort, aber das

letztemahl nur zwei Eier, oder gar nur ein einziges. Die kleinen Kiebitze laufen zwei oder drei Tage

nach der Geburt im Grase herum, und folgen ihren Eltern,

Diese verrathen oft durch ihr« Besorgniß

die

ZI4

2

C

-ie kleine Familie, und entdecken deren Aufenthalt, indem fic das unruhige Geschrei, womit sie über dem

Kopfe des Jägers hin und her ziehn, bei seiner An­

näherung an denselben vermehren: die Jungen drükfen sich bei dem ersten Zeichen der Gefahr nieder; wenn sie aber merken, daß man ihnen auf der Spur

ist, so laufen sie davon,

ihrer Geschwindigkeit, gen.

und man kann sie, wegen

ohne Hund nicht leicht fan­

Sie sind alsdann ganz mit schwärzlichen Flaum­

federn unter langen weißen Haaren bedeckt; aber im

Juli mausern sie, und bekommen das schöne Gefieder

der Eltern.

Im Herbste vereinigen sich die alten und jungen Kiebitze einer Gegend wieder, und in wenigen Tagen bilden sie Schaaren von fünf bis sechshunderten.

Sie schweben zusammen in der Luft,

oder streifen

auf den Wiesen umher, oder verbreiten sich nach ei­ nem Regen über das beackerte Land. Sie halten sich nicht über vier und zwanzig Stunden in einem Bezirk auf; denn wenn die Ge­ gend in einem Tage von Würmern erschöpft ist, so

muß sich der Haufe den andern Tag weiter begeben. Im October sind die Kiebitze am fettesten, weil sie alsdann, da die Würmer in dieser feuchten Jahres­ zeit zu tausenden aus der Erde hervorkommcn, reichlichste Nahrung finden;

die

aber die kalten Winde

gegen das Ende dieses Monats treiben die Würmer in die Erde zurück, und nöthigen also die Kiebitze, sich zu entfernen. So müssen sie, gleich allen übrigen Vögeln, die sich von Würmern nähren, bei Annähe­ rung deS Winters die nördlichen Gegenden verlassen, um

r 315 c tim in den südlichen, wo alsdann die Regenzeit ihren Anfang nimmt, ihre Nahrung zu suchen. Dürre des

Die dortige

Sommers bringt für die wurmfressenden

Vögel dieselbe Wirkung hervor, wie bei uns die Kalte

des Winters, weil sich das Gewürme nur bei feuchter und gemäßigter Witterung

Erde zeigen kann:

auf

der

Oberfläche

der

deshalb müssen alle diese Vögel­

gattungen mit dem Frühlinge die südlichen Länder verlassen, und ihre Nahrung in den nördlichen finden. Der Kiebitz wird durch ganz Europa, bis an die

östliche Gränze von Asien, und auch im Innern dieses Weltthrils, z. B. in Persien, häufig gefunden.

Matt

jagt sie des Nachts bei Fackelschein, oder lauert ihren Jungen durch Lockvögel, oder durch Nachahmung ih­

rer Stimme auf; denn der Kiebitz ist ein sehr lecker-

haftes Gericht.

Taf. XV.

Die Titelvignette.

Der Fasan (Phasianus Colchicus. — Le Faifan, und dessen Fang am Kuban und Kumaflusse.

ajie Fasanen find am Terek, am Kuban, am Kumafluffe, auch im Schilfe um das kaspische Meer, und

im ganzen Kaukasus vom schwarzen bis ans kaspische Meer m ihrem rechten Paterlqnde,

Denn der Nahme Fasan

r 315 c tim in den südlichen, wo alsdann die Regenzeit ihren Anfang nimmt, ihre Nahrung zu suchen. Dürre des

Die dortige

Sommers bringt für die wurmfressenden

Vögel dieselbe Wirkung hervor, wie bei uns die Kalte

des Winters, weil sich das Gewürme nur bei feuchter und gemäßigter Witterung

Erde zeigen kann:

auf

der

Oberfläche

der

deshalb müssen alle diese Vögel­

gattungen mit dem Frühlinge die südlichen Länder verlassen, und ihre Nahrung in den nördlichen finden. Der Kiebitz wird durch ganz Europa, bis an die

östliche Gränze von Asien, und auch im Innern dieses Weltthrils, z. B. in Persien, häufig gefunden.

Matt

jagt sie des Nachts bei Fackelschein, oder lauert ihren Jungen durch Lockvögel, oder durch Nachahmung ih­

rer Stimme auf; denn der Kiebitz ist ein sehr lecker-

haftes Gericht.

Taf. XV.

Die Titelvignette.

Der Fasan (Phasianus Colchicus. — Le Faifan, und dessen Fang am Kuban und Kumaflusse.

ajie Fasanen find am Terek, am Kuban, am Kumafluffe, auch im Schilfe um das kaspische Meer, und

im ganzen Kaukasus vom schwarzen bis ans kaspische Meer m ihrem rechten Paterlqnde,

Denn der Nahme Fasan

> 3i6 C Fasan oder Phasan, Phasian zeigt schon an, daß sie von dem Phasis- Flusse im ehemaligen Kolchis, oder dem Fasch, wie er jetzt heißt, im jetzigen Mingrelien

herstammen.

Noch jetzt sind die Fasanen dieser Ge-

gendcn die schönsten und größten,

die man kennt.

Von hier haben sie sich durch Griechenland bis ge­ gen Norden, von der Ostsee bis zum Vorgebirge der fluten Hofnung, und östlich durch Madrin und die Tartarei bis an die äußersten Gränzen von China

und Japan verbreitet.

Sie sind jetzt nicht nur in

einem großen Theile von Afrika und Asien, sondern

auch in mehrer» Ländern Europa's, in Spanien, Ita­ lien, Frankreich, Deutschland, Böhmen und England einheimisch, und durch die Europäer auch nach St.

Dornngc und andern Gegenden von Amerika ver­ pflanzt word n.

Der Fasan

ehört zu der Ordnung der Haus­

vögel, die darin Übereinkommen, daß sie einen

er­

habenen Schnabel haben, dessen obere gewölbte Kinn­

lade gewölbt ist, mit ihrem Rande über die untere hervorfteht, daß ihre Nasenlöcher mit einer erhabe­ nen Haut halb bedeckt sind, daß sie mehr als zwölf Schwanzfedern haben, daß die drei vorder» von ih­ ren vier Zehen am ersten Gelenk mit einander ver­ bunden sind, und unten Hervorragungen haben, und

das Männchen an dem Schienbeine meistens mit ei­ nem Horn versehen ist. Sie nähren sich von Pflanzensaamen, die sie in ihrem Kropfe einweichen, kok­ ten ihre Jungen zur Speise, beschützen und führen

sie, bis sie sich mausern, werden meistens leicht zahm, zznd nützen durch ihre Eier,

so wie durch ihr reines

und

2>

317

und schmackhaftes Fleisch.

C

Die Pfauen, Puten, Perl-

hüner, Wachteln, Rebhüner, Hasel-Birk-, und AuerHühner sind nächst unsern gemeinen Haushühnern

in dieser Ordnung am bekanntesten. Der Fasan gehört mit unsern gewöhnlichen Haus­ hühnern zu einerlei Gattung, die sich durch die an

den Wangen befindliche blaffe und glatte Haut unter­ scheidet.

Er gleicht an Größe dem gemeinen Haus­

hahn, ist besonders an den beiden scharlachfarvigen

Rmgrn der Wangen kennbar, die mit Wärzchen und kleinen Federn besetzt sind, und in deren Mitte die

Augen stehn, so wie durch die beiden goldgrünen Fe­ derbüschel, die sich in der BegattungSzeit an jeder Seite über den Ohren erheben. Die Federn am Halse und auf dem Bürzel sind an ihrem äußern Ende, wie einige Federn rm

Pfauenschwanze,

herzförmig

ausgeschnitten. Die Farbe des Gefieders ist nicht bei allen gleich. Gewöhnlich ist bei dem Hahn oben auf dem Kopfe

bald ein glänzendes Aschgrau, bald ein vergoldetes Dunkelgrün zu sehen. Der Vordertheil des Kopfs, die Kehle,

der Oberhals schwimmen abwechselnd in

einer goldgrünen, bald ins dunkelblaue, batd ins glän­ zende violett spielende Farbe. Das Uebrige des Hal­ ses, nebst Brust, Bauch und den Seiten ist mit sehr

funkelnden, purpurartigen, kastanienbraunen Federn bedeckt, die noch ein sammetartig spielendes Schwarz und lebhaftes Violett an ihrem Ende zeigen. Der

keilförmige Schwanz ist über zwanzig Zoll lang, und seine achtzehn Nudcrfedern sind aus einem

grau,

oliven­

schwarz, einem pmpurartigen kastanienbraun und

r

318

und etwas braunroth gemischt.

c

Ein Theil der Schön«

heil der Farbe hängt beim Fasan nicht nur von zu­

fälligen Umstanden der auffallenden Lichtstrahlen, son­ dern auch von der Verbindung und der veränderli­

chen Lage der Federn selbst ab.

Denn sobald man

eine Fasanenfeder einzeln in die Hand nimmt, so verschwindet der grüne Schimmer sogleich, und man erblickt nichts, als braun oder schwatz.

Die Spulen

oder Kiele der Hals- und Rückenfedern haben eben­ falls eine schöne goldgelbe Farbe, als ob es wirkliche Goldblättchen wären.

Die Weibchen oder Hennen sind kleiner, und min­ der schön befiedert, als die Männchen. Ihr Gefieder besteht gewöhnlich bloß in einer Mischung von braun, graubraunroth und schwärzlich. Der kahle Ring um die Augen ist enger, als bei den Hähnen, und mit

kleinen, fleischernen, hellrorhen Warzen besetzt. Die Verbindungöhaut zwischen den Zehen ist bel den Fasanen größer, als bei andern staubscharrenden Hausvögeln.

Sie scheinen dadurch den Wasservögeln

naher zu kommen, und halten sich auch in der That gern in morastigen Gegenden, oder in ebenen Wal­ dungen auf. Das Geschrei des Hahns, denn die Henne

hört man fast nie, ist widrig, und hält die Mitte zwischen dem Geschrei des Pfauen und des Perlhuhns, doch kommt es dem letzten am nächsten. Die Fasanen, obgleich vom Menschen mit Wohl­ thaten überhäuft, entfernen sich doch gern von seinen Wohnungen, zähmen.

und sind wild, scheu, und schwer zu

Die Hähne sind sehr eifersüchtig auf ein­

ander, und kämpfen bis auf den Tod»

Das Weib­

chen

r chen bereitet

319

c

sein Nest allein in dem dunkelsten und

verborgensten Winkel ihres Aufenthalts, aus Stroh,

Blättern und ähnlichen Dingen.

So

wenig Kunst

sie dabei anzuwenden scheint, so will sie es doch selbst

machen.

Wenn man ihr auch ein völlig fertiges und

sehr bequem zubereitetes Nest anbietet, so zernichtet

sie es wieder, zerstreut die Bestandstücke desselben, und

ordnet sie hernach wieder nach eignen Gutbefinden. Die Fasanenhennen legen wenigstens in unsern Gegenden, nur einmahl des Jahrs, etwa zwölf bis zwanzig, oder wenn man sie der Mühe des Brütens überhebt, und ihre Eier von Hünern oder Truthüh­

nern ausdrülen laßt, auch wohl gegen fünfzig Eier, jeden zweiten oder dritten Tag eins.

Die Eier sind

kleiner als Hühnereier,, und ihre Schaale viel zarter,

als bei den Taubeneiern.

Sie sind

grünlich grau,

mit braunen Flecken rund herum zirkelweise bezeich­

net, und jede Henne kann etwa achtzehn derselben

ausdtüten.

Man behauptet, daß die Hähne nur vom

vorigen Jahr, und fruchtbare Hennen nicht über drei

Jahr alt seyn dürften.

Nach zwanzig, oder wie an­

dere sagen, nach vier und zwanzig, oder gar dreißig Tagen kommen die jungen Fasanen zum Vorschein, die, wie alle Hühnerarten, sogleich laufen können, so

bald sie aus dem Ei gekrochen sind.

Ueberhaupt lau­

fen die Fasanen sehr viel schneller, als die gemeinen

Hühner, und fliegen nicht leicht auf, wenn sie nicht plötzlich aufgejagt werden, oder wenn das Gras feucht

ist, und sie sich aus ihrem Lager gern weiter begeben wollen.

Die

3

3'20

C

Die Fasanen werden, wie die gemeinen Hühner, sechs bis sieben Jahr alt: sie nähren sich von Doh­ nen, Mohrrüben, Ertoffeln, Zwiebeln, Krautkohl und

Pastinak, welche Pflanzen man daher in den Fasa-

nerien zu pflanzen pflegt, auch von Weinbeeren, Wach­ holderbeeren, Brombeeren und Mispeln: aber auch aus dem Thierreiche von Ameiseneiern, Ohrwürmern, Tausendfüßen, allerlei Gewürmen, Schnecken, und selbst von Kröten. Jin Herbst sind sie am fettesten,

und gehören dann, wenn sie zugleich jung sind, zudenauserleserdsten, und, was sonst so selten damit verbunden zu seyn pflegt, zu den gesundesten Leckerbissen. Die Habichte, Hühnergeier und Raubvögel, so wie die Füchse, Marder, wilde Katzen, Wiesel und Iltisse stel­ len ihm nicht weniger nach, als der Mensch, und die Elstern und Krähen suchen sich ihrer Jungen und Eier zu bemächtigen. Der Mensch bringt diese schmack­

haften Vögel entweder dadurch in seine Gewalt, in­

dem er sie theils in eignen großen Gehegen halt, wo er sie auf Verlangen leicht habhaft werden kann, theils sie in ihrem freien Natursrande vor dem Spür­ hunde des Tages, oder auch des Nachts schießt, oder

sie in Steckgarnen, oder im Treibzeuge, oder endlich in Schlingen fängt.

Die am Kuban und Kuma-

Flusse gebräuchliche Verrichtung zu

der letzten Art

des Fanges stellt die Titel-Vignette vor Augen. Da die Fasanen im dichten Schilfe dieser Ge­ genden kenntliche Fußsteige austreten, in welchen sie hin und her laufen, so fängt man sie mit Schlin­

gen, die auf diese ihre Steige so aufgelegt werden,

wie es hier adgrbildet ist.

Die Schlinge ist an einte rlafti»

r

72.

Un.rn.jot.

Z ya-vn.32.

2>

321

L

elastischen Ruthe (a) bevestigt, die man niederbiegt, und wird zugleich um ein Hölzchen (b) geschlungen, welches durch die Ruthe und Schnur angezogen, den Querstock (c c) an einen in der Erde bevestigten Bo, gen oder Sprieg.l andrückt, und nur eben hält.

Auf

diesem Querstocke ruhen verschiedene, quT über den Steig gelegte Stäbchen (ec), über welchen die Schlinge

ausgebreitet ist.

Sobald

der Fasan auf eins dieser

Stäbchen tritt, so wird der Querstock durch das Ge­

wicht

des Vogels niedergedrückt,

das Hölzchen (b)

lakt los, die elastische Ruthe (a) schwellt in die Höhe,

zieht die Schlinge um die Füße des Vogels augen­ blicklich zu, und hebt ihn mit sich in die Luft, so baß

er sich nicht wieder losmachen kann.

Taf. XVI.

Fig. i bis 7.

Die Hausgrille. (Gryllus domefticus. — Le Grillen). Die Grillen gehören zu der Ordnung der Halbflüg­ ler, so wie die Blattläuse und die Schildläuse, bei

welchen d>e allgemeinen Eigenschaften dieser Ordnung schon angeführt sind, (man sehe die Erläuterung von

Tafel X im Anfänge).

Die Gattung der Grillen oder

Grashüpfer unterscheidet sich in dieser Ordnung durch starke, meist gezähnte Kinnladen,! durch vier fadenför­ mige Freßspitzen und herabhängende Flügel,

X

wovon

die

2>

321

L

elastischen Ruthe (a) bevestigt, die man niederbiegt, und wird zugleich um ein Hölzchen (b) geschlungen, welches durch die Ruthe und Schnur angezogen, den Querstock (c c) an einen in der Erde bevestigten Bo, gen oder Sprieg.l andrückt, und nur eben hält.

Auf

diesem Querstocke ruhen verschiedene, quT über den Steig gelegte Stäbchen (ec), über welchen die Schlinge

ausgebreitet ist.

Sobald

der Fasan auf eins dieser

Stäbchen tritt, so wird der Querstock durch das Ge­

wicht

des Vogels niedergedrückt,

das Hölzchen (b)

lakt los, die elastische Ruthe (a) schwellt in die Höhe,

zieht die Schlinge um die Füße des Vogels augen­ blicklich zu, und hebt ihn mit sich in die Luft, so baß

er sich nicht wieder losmachen kann.

Taf. XVI.

Fig. i bis 7.

Die Hausgrille. (Gryllus domefticus. — Le Grillen). Die Grillen gehören zu der Ordnung der Halbflüg­ ler, so wie die Blattläuse und die Schildläuse, bei

welchen d>e allgemeinen Eigenschaften dieser Ordnung schon angeführt sind, (man sehe die Erläuterung von

Tafel X im Anfänge).

Die Gattung der Grillen oder

Grashüpfer unterscheidet sich in dieser Ordnung durch starke, meist gezähnte Kinnladen,! durch vier fadenför­ mige Freßspitzen und herabhängende Flügel,

X

wovon

die

2

Z22

C

die untern gefaltet sind. Die Hinterfüße dienen zum Springen, und an jedem Fuße befinden sich zwei Krallen. Diese Gattung, deren meiste Arten dem Wie­ sewachs und Getreides schädlich sind, begreift deren so viele, daß es nöthig gefunden ist, sie in fünf ver­ schiedene Familien abzutheilen, die von manchen Na­ turforschern als eben so viele eigne Gattungen ange­ sehen worden. Die erste Abtheilung hat einen kegel­ förmigen Kopf, der länger ist, als der Vorderleib, nebst degenförmigen Fühlhörnern; die zweite unter­ scheidet sich durch einen verlängerten, in der Mitte scharf erhabenen Brustschild, und durch fadenförmige Fühlhörner, die kürzer sind, als die Brust: die dritte hat zwei Schwanzborsten nebst borstenförmigen Fühl­ hörnern, und die Männchen der dazu gehörigen Ar­ ten machen das bekannte zirpende Geräusch, welches' ihnen eben den Nahmen der Gryllen zugezogen hat, obgleich das griechische Stammwort (y^xxo; gryllos) ursprünglich vom Grunzen der Schweine gebraucht wird; in der vierten Familie haben die Weibchenam Schwänze einen Ansatz, womit sie ihre Eier in die Erde legen, sonst hat sie ebenfalls borstenförmige Fühl­ hörner; die fünfte endlich erkennt man an faden­ förmigen Fühlhörnern und am getheilten Schwänze. Die HauSgrill,e, die, wie man leicht errathen wird, zu der dritten Familie der Grashüpfer gehört, führt auch den Nahmen des Heimchens: in bei­ den Benennungen zeigen die ersten Silben an, daß sie in menschliche Wohnungen zu Hause oder einhei­ misch ist. Sie hält sich aber nicht in allen Häusern, sondern nur in. denen auf, worin Brod gebacken, Bräunt-

2

C

Z2Z

Branntwein gebrannt, oder Vier gebrauet wird, und auch in diesen

lieber

auf dem Lande, als in den

Städten. Man merkt ihre Gegenwart in solchen, oder

durch ihren

den benachbarten Häusern,

nicht bloß

zirpenden Gesang, sondern

man findet sie auch alt

und jung beisammen, in der Nahe der Oefen,

Ka­

mine, und Destillirblasen, zwischen den Mauersteinen, und unter

Menge.

dem Fußboden in

Ihr

einer nur zu großen

Beisammensein zeigt,

daß sie ein ge-

selliges'Leben führen, so wie man aus dem Umstande,

daß man das ganze Jahr hindurch alte und junge

findet, zu dem Schluffe berechtigt ist, baß sie sich zu allen Zeiten paaren.

Der Eingang zu ihrer Woh­

nung ist gewöhnlich eng, inwendig aber findet man

dieselbe so viel erweitert, als es die Anzahl der Be­

wohner erfordert.

Ihre Speise besteht vorzüglich in

nassem und feuchtem Getreide:

schon

ihre Natur,

denn auch die Feldgrillen lieben die Nässe des Thaues,

und außerdem die Wärme, worin

fit sich beständig

aufhalten, bringt ihnen einen Widerwillen gegen ganz trockene Nahrungsmittel bei.

Finden sie

nichts an­

ders zu trinken, so pflegen sie aus Durst wohl schwi­

tzige und nasse Kleider und Schuh anzufreffen.

Bei

Tage halten sie sich gewöhnlich verborgen, aber Abends und Nachts gehen sie ihrer Nahrung

nach.

Die

völlig Erwachsenen fliegen dann auch wohl aus einem Hause ins andere, wenn sie die Fenster offen finden.

Gerathen sie dann in ein Haus, wo sie keine hinläng­ liche Nahrung, und sich eben darum einsam finden,

so zirpt das verlassene Männchen traurig nach einer Gattin, und dar Aberglaube hört in diesem Klage-

£ 2

ton

3

324

C

ton die Ankündigung eines im Hause bevorstehenden

Todesfalles.

Jetzt wollen wir die Hausgrille von ihrem Ei bis zu ihrer vollkommenen Gestalt verfolgen, und ihre Veränderungen unsern Lesern beschreiben.

Die Eier,

(Fig. i), die das Weibchen mit seinem Legestachel in

die Erde legt, sind gelblich weiß, länglich, und lie­ gen gewöhnlich in der Erde oder im Schutte senk­

recht.

Zehn oder zwölf Tage nach dem Legen kom­

men daraus/

wenn sie hinlängliche Warme haben,

die ganz kleinen jungen Grillen hervor,

die sich in­

nerhalb acht Tagen durch fleißigen Genuß der Nah­ rung so weit vergrößern, sind.

wie sie Fig. s abgebildet

Alsdann legen sie zum erstenmahl ihre Haut

ab: halten sich aber, so wie bei jeder Häutung, dar­

nach

eine Zeitlang verborgen,

Nahrung

nachgehen.

ehe sie wieder ihrer

Die zweite Häutung geschieht,

wenn sie die Größe von Fig. z erreicht haben, wo

man sie schon eher für Grillen erkennen kann; deutlicher kann man dieß in Fig. 4,

noch

wo man aber

auch noch weder Flügelscheiden, noch ein Unterschied des Geschlechts an ihnen gewahr wird; ob sie gleich in allen ihren übrigen Theilen schon den vollkommen

Erwachsenen ähnlich sind, auch schon die gelblichbraune Farbe derselben haben.

Bald darauf geht die dritte

Häutung vor, und die Grille bekommt die Gestalt

Fig. 5-

An dieser ist schon das Geschlecht zu erken­

nen, denn das Weibchen führt nun schon den Legsta­ chel (Fig. 5 a), der zwar noch

kurz, und nur den

vierten Theil so groß, als beim völlig Erwachsenen ist,

aber dem Männchen gänzlich mangelt.

Weiter

giebt

2

C

325

giebt es auf dieser Stufe der Reife noch keinen sicht­ baren

Geschlechtsunterschied, aber

die

schon kenn­

baren Flügelscheiden deuten an, daß dem Thiere noch eine neue Häutung bevorsteht.

In diesem Grade der

Vollkommenheit erblickt man auch schon deutlich die

auf den Gelenken des Hinterleibes auf einem gelbli­

chen Grunde sich zeigenden dunklern Punkte, die an den kleinern auch schon vorhanden, aber nur von ei­ nem scharfsichtigen Auge zu entdecken sind.

In ei­

nem Alter von sechs Wochen oder zwei Monaten häu­

tet sich die Grille endlich

zum vierten und letzten­

mahl, auch nach dieser Häutung behalt sie, so wie

nach jeder vorigen, etwa eine halbe Stunde lang, eine weißliche Farbe, bis die neue äußere Haut an der

Luft etwas erhärtet ist, und binnen eben dieser Zeit

kommen ihre vier Flügel hervor,

die innerhalb dieser

halben Stunde der Länge und Breite nach auswach­

sen.

Nur die Unwissenheit also kann die weißen Gril­

len für eine besondere Art, und

nur ein thörichter

Aberglaube kann sie für eine üble Vorbedeutung halten. In der sechsten Figur erblicken wil^das Männ­

chen der Hausgrille in seiner vollkommenen Gestalt. Das Weibchen unterscheidet sich von demselben theils in dem Ansehen seiner Flügel, die bei ihm völlig

glatt, beim Männchen aber mit vielen krummlaufen­

den und starken Adern durchzogen sind,

theils noch

auffallender durch den Legestachel, der dem Männchen

gänzlich fehlt, beim Weibchen aber fast so lang wle der ganze Hintertheil des Leibes, von brauner Farbe, steif, bis ans Ende beinah gleich dick, dort aber mit

einer kleinen kolbenförmigen, oder keilförmigen Spitze

ver-

5> versehen ist.

C.

326



Außerdem zeigt sich bei beiden Geschlech­

tern kein sichtbarer Unterschied. Das Unterscheidungskennzeichen 'der

Hausgrille

von den übrigen Grillen »Arten liegen theils in ih­

rem gelblichgrauen Körper, theils in dem zugerundc-

geschwänzten Unter­

ten Brustschilde,

den langen,

flügeln und den

einfachen Vordersätzen.

glänzenden

einen runden,

Kopf,

an

Sie hat jeder Seite

desselben ein rundes schwarzbraunes Auge, und von einem Auge zum andern quer über den Kopf einen braunen

Streif,

so

wie einen ähnlichen nahe am

Halse und einem etwas kleineren über dem Munde. Vorn an den Augen sind die haarförmigen,

nach

allen Seiten beweglichen Fühlhörner eingelenkt, ver,

möge deren die Grille, weil sie den ganzen Leib an Länge übertreffen,

Der

kann.

die beiden

Mund

vorder»

vor sich und hinter sich fühlen hat

vier Freßspitzen,

langer

Gelenke des Hinterleibes

wovon

An dem letzten

sind.

zeigt sich- auch an jeder

Seite eine ziemlich lange Spitze, die nicht sehr hart,

aber doch etrvSs steif ist.

Der Vorderleib hat oben

oder eine ebene Fläche,

einen Schild,

so groß wie

der Kopf, mit drei großen braunen Flecken auf dem

gelben

Grunde.

Die ^beiden

Seitentheile dieses

Schildes stehen gerade abwärts, und machen an je­ der Seite eine

ähnliche Schärfe,

wie die obenher

flachen und nach den Seiten gebogenen Flügeldecken.

Das erste und mittelste Paar der Füße ist viel zar­ ter und kürzer, als das hinterste.

sind

dick,

besonders haben

An dem letzten

die obern Schenkel sehr stark und

eine Helle gelbbraune Farbe, und sind mit

2

327

C

mit etwas dunkleren Querstreifen schräge durchzogen.

Der zweite,

oder mittlere Theil dieser Springfüße

viel geschmeidiger,

ist zwar

besonders am Kniege­

am Ende aber wird er stärker, und da ste­

lenke;

hen auch die größten Stachelspitzen von den beiden

Reihen, die an den Seiten hinauf bis ans Kniege­ lenk gehn und immer kleiner werden.

Theil idieser Springfüße besteht,

erst aus

schrecken,

einem

Der »letzte

wie bei den Heu­

längern und dann au-

vier ganz kleinen Gelenken;

die letzten machen den

eigentlichen Fuß aus und sind am Ende mit einer doppelten hakenförmigen Klauenspitze versehn. Vorderfuß der übrigen Paare ist eben so

Der

gebauetr

das erste ist unter dem Vorderleibe, die beiden an­ unter

dern

dem Hinterleibe eingelenkt.

Vermöge

des letzten Paars macht die Hausgrille eben so große

Sprünge,

wie die Heuschrecke.

Obgleich die Unterflügel,

wenn sie ausgebreitet

die obern an Länge übertreffen, so lassen sie

sind,

sich doch so in Falten legen, daß sie von diesen bis auf ihre beiden Spitzen, die man in Fig. 6. bei c. unter den Flügeldecken zwischen den beiden Hintern Fühlspi­

tzen hervorragen sieht. beiden Geschlechtern braun:

sich

Die untern Flügel sind bei

weiß,

durchsichtig

und

vorn

die Oberflügel des Männchens unterscheiden

von

den weiblichen und sind das Instrument,

womit die Männchen ihre Musik machen, ,um die Weibchen anzulocken;

männlicher

Oberflügel

daher ist hier bei Fig. 7. ein

noch

besonders

abgebildet.

Die eigenthümliche Farbe ist gelblich, das aber wie

grau

aussieht,

weil die weißen Unterflügel etwas

328

2>

C

das Merkwürdige dieser Flügel

dadurch scheinen;

aber liegt in ihrem Adergcfiechte.

7.)

man

siebt

Oben (bei b. Fig.

hier denjenigen Theil des Flügels,

der Grille den äußern Rand desselben aus­

der an

macht und längs der Seite herabgeht;

den Rand,

blickt man

schlossen sind,

bei d. er­

wenn die Flügel ge­

der,

oben auf dem Rücken liegt.

Bei e.

liegt die Einlenkung des Flügels und von hier an laufen die Adern gegen f. hin, nach dem äußeren

schmalen

Ende des Umrisses.

Unter diesen Adern

zeichnet sich eine besonders aus,

die mit einer be­

sonders dunkelbraunen Farbe nahe an dem vordern

Rande hinläuft, kerbung hat,

und sich da,

verkröpft,

wo dieser eine Ein­

hernach aber an dem äu­

ßern runden Umrisse bei t. verlohren zugeht: diese scheint vorzüglich den Flügel in seiner Steifigkeit zu

So weit diese Ader von dem äußern Um­

erhalten.

risse absteht, auch

so breit ist auch derjenige Theil des

der sich zur Seite herabbiegt, so wie sich

Flügels,

das

äußerste

runde Ende nach -dem Hintern

Theile des Leibes der Grille hinabkrümmt.

An der

Einlenkung entspringt eine andere Hauptader, viel

stärker und Heller als die oben beschriebene, die wel­

lenweise Runzel

geschwungen

schräge

in

gegen

eine erhabene Falte oder

die Mitte

des untern oder

Hintern Umrisses (bei d ) zuläuft, und oben den von

dieser Ader

an will.

beiden

eingeschloffenen

Flügeln

einander,

Am Ende der vorigen

andere halbrund

der,

an

Raum reibt die Grille wenn sie singen

Ader sieht man zwei

geschwundene Adern neben einan­

und bei dem Zusammenstöße dieser beiden mit jener

r

c

329

jener entspringt wieder eine faltenförmige Ader,

die

sich schräge querüber schwingt und bis dahin geht, wo sich die vordere braune Aber verkröpst.

Unter

dieser laufen noch vier andere, weit feinere in glei­

Diese sämmtliche Adern halten die

cher Richtung. Flügel der

Grille ausgespannt und tragen viel zu

den das Männchen durch das Zu-

dem Tone bei,

Flügel hervorbringt.

Diese

sammenreiben

seiner

Adern werden

bei dem Reiben der Flügel mit einer

unglaublichen Geschwindigkeit von einander abgesto« und erregen dadurch den kreischenden Schall

ßen,

des Heimchens,

wobei die flache Höhlung des horn-

Flügels

gleichsam zn einem Resonanzboden

artigen

dient, der den Schall verstärkt und schärfer macht.

Wenn

man

die

Flügel verletzt,

oder ab schneidet,

so wird die Musik des Heimchens sogleich verstimmen

oder verstummen. zirpe auf

Die Feldgrillen machen ihr Ge­

aber bei den Heimchen

eben diese Art,

wird es schneller und öfter abgebrochen, klingt auch weniger hell.

Die Absicht dieses Zirpens ist bei den

Grillenmännchen und

deshalb

Wunsch

die Herbeilockung

währt

befriedigt ist.

zu diesem Zwecke dient,

Folgerung ziehn,

des Weibchens,

es ununterbrochen, bis dieser

Daraus,

daß das Zirpen

kann man mit Recht die

daß es den Jnsecten nicht gewiß,

wenigstens nicht allen, an Gehör fehlt, welches man

aus dem

Singen der Mücken sieht,

bei denen die

singenden ebenfalls lauter Männchen sind, und durch diesen Gesang die Weibchen zu sich rufen.

Wenn

Stimme

das

Weibchen,

durch

die einladend«

bewogen, dem schwirrenden Männchen na­

he



C

33°

he genug gekommen ist, ?um es imi't feinen langen Fühlhörnern erreichen zu

so stößt es das­

können;

selbe damit dnf um ihm seine Gegenwart anzuzeigen. Das Männchen Art,

und

erwiedert

diesen Gruß auf

gleiche

der Bund der Liebe ist nun geschloffen.

Das Männchen bückt sich,

halt seinen Rücken dar,

und das Weibchen besteigt denselben, wie cs bei al­

len

Heuschrecken

geschieht,

weil

die Defruchtung

des Weibchens wegen seines langen Legesrachcls nicht Sobald das Weib­

anders vollbracht werden könnte.

chen den Rücken ides Mannes erklettert hat,

es seinen Legcstachel zurück,

beugt

so daß er dem Männ­

chen gerade vor dem After zu sichen kommt,

und

dieses schenkt ihm dann ein helles Krysialltröpfchen, wie ein

helles kleines Sandkörnchen,

welches bis zu

den Eiern fließt, aber nicht sogleich von dem Weib­ chen in seinen Hinterleib eingezogen, sondern wohl einige Stunden außen herumgetragen wird.

geschehener der den

Nach

Befruchtung verläßt das Weibchen wie­

Rücken des Mannes,

und beide berühren

sich zum Abschiede noch einyial mit den Fühlhörnern. Wegen des unangenehmen Geschreies, und wegen

des Schadens, den die Heimchen zuweilen anrichten, sucht man sich gern von diesen Gästen zu befreien.

Um sich eine oder ein Paar ruhige Nächte zu lverschaffen, darf man nur einige schwarze Feldgrillen in der Gegend aussctzen, wo jene sich aufhalten.

Diese

sind höchst eifersüchtig, halten die schwirrenden Heim»

chcnmänner für ihre Nebenbuhler,

und ruhen nicht

eher, bis sie dieselben zum Weichen gebracht haben.

Diese Stille dauert aber.natürlich nicht länger,

bis sich

5 sich die haben. Ein

schwarzen

anderes

33i

C

Feldgrillen

Mittel,

das

wieder

verlaufen

dauerhafter wirkt,

aber bei welchem man sich auch auf einige Zeit aus den Zimmern, wo man es anwenden will, entfernen muß, besteht darin, daß man frische Blatter und Blüthen von Hollunder auf recht glühende «Kohlen

wirft, wovon sich der Rauch in alle Ritzen zieht und die meisten Heimchen tödtet. Dieses Hülfsmittel muß einigemal)! wiederhohlt werden, und man hat davon den erwünschten Erfolg, bis etwa neue Heimchen

aus der Nachbarschaft sich wieder einfinden. Endlich kann man sich wenigstens eine große Er­ leichterung bei dieser Hausplage verschaffen, wenn

man an die Stellen, wo sich die Heimchen am häu­ figsten aufhalten, mehrere Bündel trockenes Erbsen­ stroh hinlegt. Sie sollen dasselbe begierig aufsuchen, um darin zu nisten, und man kann also von Zeit zu Zeit diese Bündel, wenn sie sich darin gesammelt ha­ ben, fortnehmen und verbrennen. Um die Heimchen in geringerer Anzahl zu fangen, legt man ein Glas in die Nähe ihrer Schlupfwinkel so, daß die Hals-Oeffnung etwas höher zu stehen

kommt als der Boden und macht von der Erde bis zu der Oeffnung des Glases eine hölzernes Brücke von

einem kleinen Spon, den man hie und da mit etwas Zucker bestreuet. Sie gehen demselben nach, kommen

so. bis an den Hals der Flasche und fallen leicht hin­ ein.

Will man ihre ganze Lebensart beobachten, so

muß man ein einzelnes Paar, denn mehrere Männ­

chen vertragen sich nicht zusammen, in ein Zuckerglas bringen, worin man vorher eine Querhand hoch Er­

be

5

332

C

-e hinein gethan hat, und diese etwa mit einem ir­

denen Geschirr so zudecken, daß am Rande ein Paar Löcher bleiben, wodurch sie auskriechen und einkrie­ chen können.

Papier

Oben muß man dann das Glas mit

zubinden,

damit sie. nicht

herausspringen

können.

Taf. XVI.

Fig. 8.

Das gemeine Uferaas. (Ephemere vulgata. — L’Ephemere commune). tu escs Insect gehört zu den Netzflüglern,

bei

denen sich die stärkern Gefäße ,der vier Flügel in der bloßen oft durchsichtigen Haut netzförmig verbreiten.

Sie haben am Schwänze oft Häckchen, oder Borsten, nie aber einen Stachel.

Ihre Larve ist von verschie­

dener Gestalt, immer aber mit sechs Füßen versehn.

Die Puppe ist bei einigen haldvollständig, bei andern unvollständig, das heißt, im ersten Fall

sich, frißt und hat Flügelschneiden,

bewegt sie

im zweiten hat

sie unbewegliche Füße und Flügel und bewegt sich sehr langsam.

Als Larve und Puppe leben die Netzflügler

häufig im Wasser von andern Wafferthieren, nach der Verwandlung zwar in der Nähe

des Wassers,

doch stets im Trockenen, und alsdann ernähren sie sich zum Theil von andern Jnsecten, theils nehmen sie gar keine Nahrung zu sich, sondern begatten sich,

und

5

332

C

-e hinein gethan hat, und diese etwa mit einem ir­

denen Geschirr so zudecken, daß am Rande ein Paar Löcher bleiben, wodurch sie auskriechen und einkrie­ chen können.

Papier

Oben muß man dann das Glas mit

zubinden,

damit sie. nicht

herausspringen

können.

Taf. XVI.

Fig. 8.

Das gemeine Uferaas. (Ephemere vulgata. — L’Ephemere commune). tu escs Insect gehört zu den Netzflüglern,

bei

denen sich die stärkern Gefäße ,der vier Flügel in der bloßen oft durchsichtigen Haut netzförmig verbreiten.

Sie haben am Schwänze oft Häckchen, oder Borsten, nie aber einen Stachel.

Ihre Larve ist von verschie­

dener Gestalt, immer aber mit sechs Füßen versehn.

Die Puppe ist bei einigen haldvollständig, bei andern unvollständig, das heißt, im ersten Fall

sich, frißt und hat Flügelschneiden,

bewegt sie

im zweiten hat

sie unbewegliche Füße und Flügel und bewegt sich sehr langsam.

Als Larve und Puppe leben die Netzflügler

häufig im Wasser von andern Wafferthieren, nach der Verwandlung zwar in der Nähe

des Wassers,

doch stets im Trockenen, und alsdann ernähren sie sich zum Theil von andern Jnsecten, theils nehmen sie gar keine Nahrung zu sich, sondern begatten sich,

und

und legen ihre Eier entweder auf das Wasser, wenn die Larve daselbst zu leben bestimme ist, oder in den warmen Sand, oder auf die Blätter.

Die Gattung der Hofte oder Tagfliegen, wozu das Uferaas gehört, hat am Munde vier ganz kleine

Freßspitzen, dazu pfriemenförmige Fühlhörner, drei

große Nebenaugen, vier aufrechtstehende Flügel, wo» von die hintersten durch ihre besondere Kleinheit zu

einem Hauptmerkmahl dienen.

Am Schwänze finden

sich zwei oder drei Borsten.

Die Larven der Hofte leben im Wasser, haben an den Seiten der Bauchringe kleine Schwimmblätt-

chen, graben sich in lehmigen Ufer, waagerechte wal-

zenförmige Röhren,

um den Fischen, denen sie zur

Nahrung dienen, zu entgehen; die Fischer suchen sie aber daselbst hervor und bedienen Fischfänge als eine Lockspeise.

sich

ihrer

beim

Sie verwandeln sich

nach zwei Jahren gegen den Sommer in eine halb­

vollständige Puppe, die im August ohngefähr

nach

der Oberfläche des Wassers schwimmt, wo ihre Haut aufspringt und das geflügelte

Jnsect aus derselben

hervorsteigt und aufs Trockene fliegt: daselbst häutet es sich nochmals, und diese Hülle bleibt daselbst haf­

ten.

Larve und Puppe leben vermuthlich von Was­

serpflanzen.

Der vollkommen entwickelte Host nimmt

gar keine Nahrung weiter zu sich, sondern beschäftigt

sich bloß noch mit der Fortpflanzung seiner Art.

Das

Weibchen legt siebenhundert bis achthundert Eier, und lebt höchstens einen Tag lang; daher der Name Tag­

fliege, Eintagsfliege,

so wie von ihrer Menge

an den Ufern und ihrer Brauchbarkeit zur Nahrung

2>

oder Aasung

334

für die Fische

C der Name des Ufer-

Aases. Man theilt die Hofte in zwei Familien, je nach­

dem sich ihr Schwanz in zwei oder drei Borsten en­

digt.

Das gemeine Uferaas

(wie Fig. 9 zeigt)

gehört zu

und »unterscheidet

sich

der letzten außerdem

durch seine braungefleckten Flügel uud seinen braunen Leib.

Man sieht die Puppe des gemeinen Uferaases Fig. 9, wo man ihren Puppenzustand an den beiden

auf

der Rückenfläche nahe

an

einander liegenden,

dunkelgrauen Flügelschciden erkennt: alles übrige an

ihr ist rothbraun.

Der Kopf ist nicht sonderlich groß;

eben so die Augen, die doch scharfsichtig seyn müssen,

da das Thier der Nachstellungen sehr behende aus­ weicht.

Vorn am Kopfe stehn zwei lange haarförmi­

ge Fühlhörner:

das erste Gelenke hinter dem Kopfe

ist wenig größer, als dieser; aber der zum Vorder­ leibe gehörige übrige Theil ist der stärkste und dickste

Theil der Puppe: unter beiden Theilen haben die sechs zarten, braunen Füße ihre Ginlenkung. Dee Hinterleib besteht aus acht bis neun, zu immer dünnern Gelenken.

gegen hinten

An beiden Seiten des

Hinterleibs zeigen sich sechs floßfedernähnliche Schwimm»

blättchen, deren getheiltes Ende mehr oberwärts, seitwärts steht.

als

Das letzte Glied des Leibes ist mit

drei haarförmigen, langen Spitzen

versehn, wovon

die mittlere grade aus, die beiden übrige« schräge auswärts stehn, so daß jede von diesen mit der mitt­

lern bei ihrem Ursprünge spitze Winkel macht.

Beim

Sitzen wird das Ende des Hinterleibes in die Höhe

ge-

2

335

C

gekrümmt, und der Kopf abwärts gebogen;

daher

auch der Rücken in eine erhabene Lage kommt: die Schwjmmblattchen an den Seiten, die vielleicht zum Lufchohlen dienen, find auch während des Stillsitzens in beständiger Bewegung. Wenn die Zeit der Verwandlung für die Puppe herannaht, so schwimmt sie nicht nur nach der Ober­ fläche deS Wassers, sondern ihre Haut scheint alsdann

auch so aufgequollen und mit Luft angefüllt zu seyn,

daß sie sich wohl nicht mehr in der Tiefe aufhalten -könnte, wenn sie auch wollte: endlich zerplatzt die Haut auf dem Rücken, und das geflügelte Jnsect zieht sich nach und nach aus seiner ehemaligen Hülle heraus. Es macht sich aber nicht eher völlig davon los, bis seine vier Flügel völlig ausgewachsen und er­ härtet sind: bis dahin dient ihm die halb leere Pup­ penhaut zu einem kleinen Schiffe, worauf er noch so lange ruht, bis es im.Stande ist, davon zu fliegen.

Der gemeine Hoft unterscheidet sich theils durch die drei Schwanzborsten, die so lang, als fein ganzer

Körper sind, theils durch die vier braungrauen, ne­

belartig gefleckten, schillenden Flügel, die er im Sitzen stets über sich zusammen gelegt hält, und wovon die untern kaum ein Drittheil so groß, wie die oberen sind. Die Fühlhörner sind jetzt weit kürzer, als an der Puppe. Der ganze Leib hat einen dunkelbrau­ nen Glanz. Dieses gemeine Uferaas ist in einigen Gegenden, z.B. in Kärnthen, so häufig, daß man sich seiner zum Düngen der Felder bedient.

Taf.

336

2>

Taf. XVI.

C

Fig. 10. 11. 12. 13.

Der zweiäugige Host. (Ephemera bioculata.)

Larve, Puppe und ausgebildetes Jnsect weichen, bei dieser Art, die sich in ihrer vollkommenen Ausbildung

(Fig. 13) durch ihre weißen, netzförmigen Flügel und ihren durchsichtigen Unterleib unterscheidet,

auch zu

der Familie der mit zwei Schwanzborsten versehenen

Hofte gehört,

merklich genug von der vorigen ab.

Beide aber sind

in den

warmen Tagen des April

oder Mai in erstaunlicher Menge, sowohl im Wasser, als in der Luft anzulreffen.

Man sieht F g. 10 die Larve dieses Höftes halb die in der Gestalt

erwachsen,

der drei hintersten

Rudcrfedern sowohl, als der zwölf Schwimmdlattchen, der Puppe (Fig. 11) etwas ungleich ist.

Die Larve

wird bei der vierten Häutung zur Puppe (Fig. n).

Diese trägt, den Leib stets,

krümmt.

wenn sie an einem Orte sich still halt,

wie die Figur zeigc,

oberwärts ge­

Ihre Grundfarbe ist ockerbraun, h>e und

da mit etwas dunkleren Punkten geziert, die an dem

kurzen Vorderleibe seltener sind, und diesem dadurch

«in blasseres Ansehen geben.

Der Kopf ist an dieser

Art viel größer, als an den vorigen, und gleicht fast

dem Kopfe der Heuschrecken.

Die beiden Au,;en sind

wegen ihrer Größe sehr deutlich zu sehn,

und über

ihnen

3>

331 t

ihnen rügen ein Paar kurze, haardünne Fühlhörner hervor.

Obenher ist der Kopf der Lange nach mit

einigen dünnen Strichen bezogen,

und der Vorder,

leib, unter welchem die sechs zarten Füße eingclenkt sind, zeigt auf seiner Oberfläche statt der Flügelschei-

den nur einige schuppenförmige Blätter.

dickesten Absätzen des

An den sechs ersten und

Hinterleibes sind an jeder Seite sechs Schwimmblätt, chen eingelenkt, die fast alle zwölf gleich groß sind, an Gestalt

einer Fischschuppe

fast

aber sehr dünn und durchsichtig

gleich kommen,

Auch

sind.

diese

Hoftpuppe hält dieselbe beim Sitzen keinen Augenblick still.

Der Übrige Leib geht hinten allmählig spitz zu,

das Ende aber ist nicht mit Haarspitzen wie an der Puppe des gemeinen Uferaases (Fig 8), sondern mit

drei federähnlichen Werkzeugen versehen,

die Man

drei Ruderfedern nennen könnte, denn sie zeigen wirk­

lich jede, der Länge nach, einen Kiel,

der bei den

mittelsten an beiden, bei den andern aber nur an der

Diese

innern Seite mit zarten Fasern bewachsen ist.

Ruderfedern laufen vorn und hinten spitz zu, sind daselbst ockergelb, in der Mitte aber, am breitesten sind,

wo

und

sie

findet man die Fasern weißlich,

den Kiel hingegen daselbst schwarz.

Alle drei stehen

in einerlei Fläche neben einander, und

im Sitzen be­

wegt sie die Puppe beim Aufheben und Senken des Leibes.

Sie schwimmt so schnell, wie ein kleinerFisch,

und vom Ufer zu, sollte man bei dem Anblicke der

Hoftschwarme im

Wasser

Fische zu sehen glauben.

leicht

eine Brut junger

Bei herannahendre Ver,

Wandlung kommen sie, so wie die Puppen des ge,

V

mei-

2>

338

C

meinen Hosts der Oberfläche des Wassers immer nä­ her, und die Verwandlung selbst geschieht im Mai, aber auch oft erst später im Sommer. Fig. i2. zeigt eine Puppe, indem eben der geflü­ gelte Host aus derselben hervorkommt, und dies geht ziemlich geschwinde zu, obgleich das vollkommene In­ sekt so lange verweilt, bis Flügel und Leib gehörig gefärbt und erhärtet sind. Gewöhnlich läßt der aus­ schliefende Host seine Puppenhülle im Wasser zurück; oft aber kann er sich dort nicht völlig davon los­ machen: dies hinderte ihn aber nicht, aus dem Was­ ser empor zu fliegen, und seine vorige Haut hernach außer demselben abzustreifen; besonders häufig bleibt sie an den getheerten Theilen der Schiffe hangen oder haften, wo man um die Zeiten der Verwand­ lung diese leeren Bälge in großer Menge antrifft. Die VerschiedenheitÄr des zweiäugigen Höftes (Fig. 13) von den gemeinen (Fig 9) fallen zum Theil sogleich in die Augen. Besonders haben sich die drei Ruderfedern der Puppe jetzt in einfache Schwanzborften verwandelt, deren nur zwei an der Zahl sind, und die ehemaligen Ruderfedern an Länge über­ treffen. Sobald die Hofte ausgekrochen sind, welches Nachmittags, oder gegen Abend, zu geschehen pflegt, so sieht man sie Tausenden fliegen. Ihr erstes und einzigesWeschäft besteht darin, daß sie sich paaren, aber den folgenden Tag sind sie alle schon todt. Am Abend des zweiten Tages sieht man wieder einen neuen Schwarm aus dem Wasser hervorkommen, den man am dritten wieder, häufig wie Schneeflocken, auf,

2>

339

L

auf, und an stehenden Wassern todt liegen sieht. Int geflügelten Zustande dienen sie nicht nur den Vögeln zur Speise, denen sie, weil ihre Erscheinung gerade in die Brüthezeit fällt, sehr willkommen sind, sondern auch ihre ehemaligen Feinde, die Fische, lauern ihnen noch auf, wenn sie etwa dem Wasser zu nahe fliegen, oder todt hineinfallen. Daher die Forellen um diese Zeit am schmackhaftesten seyn sollen. Das Hoftwechchen legt einige hundert Eier, theils ins Wasser, theils auch auf Bäumen, Büsche, oder an die Erde in der Rahe des Wassers, wovon eine große Zahl, die nicht durch einen günstigen Zufall ins Was» ser hineingelrieben wird, versterben muß.

Taf. XVII.

Fig. i.

Die Buschratte. (Didelphys dorfigera. — Le Philander de Surinam,) ©I. Buschratte gehört zu den Säugethierpn von

der Ordnung der Nager, und zwar zu der Gattung der echten Beutelthiere, welche eine Zwischen­ gattung ausmachen, wodurch mehrere Ordnungen mit einander verbunden werden. Die Zähne sind bei den echten Beutelthieren zahlreicher, als bei allen übrigen Säugethieren, wenn man einige Wallfische davon ausmmmt. Alle echten Beutelthiere haben acht Schneidezähne in der unK 9 lern,

2>

339

L

auf, und an stehenden Wassern todt liegen sieht. Int geflügelten Zustande dienen sie nicht nur den Vögeln zur Speise, denen sie, weil ihre Erscheinung gerade in die Brüthezeit fällt, sehr willkommen sind, sondern auch ihre ehemaligen Feinde, die Fische, lauern ihnen noch auf, wenn sie etwa dem Wasser zu nahe fliegen, oder todt hineinfallen. Daher die Forellen um diese Zeit am schmackhaftesten seyn sollen. Das Hoftwechchen legt einige hundert Eier, theils ins Wasser, theils auch auf Bäumen, Büsche, oder an die Erde in der Rahe des Wassers, wovon eine große Zahl, die nicht durch einen günstigen Zufall ins Was» ser hineingelrieben wird, versterben muß.

Taf. XVII.

Fig. i.

Die Buschratte. (Didelphys dorfigera. — Le Philander de Surinam,) ©I. Buschratte gehört zu den Säugethierpn von

der Ordnung der Nager, und zwar zu der Gattung der echten Beutelthiere, welche eine Zwischen­ gattung ausmachen, wodurch mehrere Ordnungen mit einander verbunden werden. Die Zähne sind bei den echten Beutelthieren zahlreicher, als bei allen übrigen Säugethieren, wenn man einige Wallfische davon ausmmmt. Alle echten Beutelthiere haben acht Schneidezähne in der unK 9 lern,

)

C

54°

Die beiden ersten

lern, zehn in der obern Kinnlade. in der obern Kinnlade sind

am

am längsten, und stehn

Ende der Schnautze von

Schneivezähnen etwas entfernt:

den

übrigen

an einander an der Seite der Kinnlade: Schneidezähne

kleinen

diese übrigen stehen die obern

bedecken und verbergen die

wenn die Kinnladen geschloffen sind.

untern,

Die Anzahl der

Hundszähne oder Eckzähne ist vier: die beiden ober­ sten sind viel größer, und ihre Spitzen, anstatt un­

ten in Zahnhöhlen eingesenkr zu werden, stehen nach außen zu frei.

Endlich kommen zu diesen zwei und

zwanzig Vorder- und Eck-Zähnen noch acht und zwan­

zig Backenzähne, sieben an feder Seite in jeder Kinnla­ de: die drei vordersten sind dreieckig, an der äußern

und innern Seite stach,

und haben am Ende eine

Spitze, wie die Backzähne der fleischfressenden Thiere,

die vier Hinteren aber sind stumpf, wie zähne der Nagethiere.

die Back­

Wenn man also die sämmt­

lichen fünfzig Zähne der echten Brutelthiere in Be­

trachtung zieht, so muß man glauben, daß sie eigent­

lich fleischfressende Thiere sind,

auch

mit Pflanzennahrung

Diese Vermuthung

wird durch die Be­

Mangel thierischer Kost sättigen.

trachtung

die sich aber beim

der innern Nahrungswerkzeuge

noch un­

terstützt.

Bekanntlich haben die fleischfressenden Thiere

kürzere,

die pflanzenfressenden

weide,

aber

längere Einge­

und bei den Beütclthieren findet man den

Grimdarm nicht lang, und den Btinddarm, wie hei den fleischfressenden Thieren, kurz und nicht dicker, als den Grimdarm.

Wenn

>

Wenn

34i

c

die echten Beutelthiere, nach ihren Zäh­

nen betrachtet, das Mittelglied zwischen den sonst in

ihren äußersten Gattungen so sehr verschiedenen Ord­ nungen der Nagethiere und der reißenden Thiere zu

machen

scheinen; so

verbinden sie von der andern

Seite wieder, wenn man auf ihre Bewegungswerkzeuge Rücksicht nimmt,

diese

Ordnungen

mit den

Sie habe» nämlich, eben so wie diese, einen

Affen.

Daumen an den Hinterfüßen, der von den übrigen Zehen adsteht, diesen entgegen gelegt werden kann,

so daß er dazu dient, Körper zu umfassen und zu er­ greifen.

Dieser Daumen ist bei allen Arten dieser

Gattung ohne Nägel.

Die Vorderhände sind durch

ihre langen, spitzen, rinncnförmigen Nägel ebenfalls

sehr bequem dazu,

pest zu halten.

sich an den umfaßten Zweigen

Selbst wenn diese Einrichtung der

Füße noch einen Zweifel darüber ließe, daß die Beu-

telthierr bestimmt sind, auf Bäumen zu leben; so fällt doch derselbe

bei

weg, an welchem erkennt.

Erblickung ihres

WlckctschwanzcS

man sicher die kletternden Thiere

Sie wickeln ihn um die Aeste, hängen sich

an ihm ganz allein auf, und bedienen sich seiner so­

gar,

um die Nahrung damit zu erreichen und zum

Munde zu bringen. Dasjenige, was an dieser Thiergattung zuerst die

Wißbegierde der Naturforscher erregt hat, ist die son­ derbare Beschaffenheit der Geburtsglieder.

Andere

Besonderheiten derselben in beiden Geschlechtern, die

sich nicht wohl ohne Abbildungen, woran eS bis jetzt noch fehlt, verständlich

machen lassen; so steht die

Gebärmutter, worin die Frucht entwickelt wird, nur

durch

durch eine kleine, in den unbefruchteten gar nicht einmahl sichtbare Oeffnung mit der Scheide in Ver­ bindung, durch welche die Jungen zur Welt gebracht werden. Wenn also die Kleinen in der Gebahrmut­ ter zu eben demselben Grade der Reife wie bei an­ dern Saugethieren gelangten, so würden sie an dem

Orte ihrer Empfängniß verschlossen bleiben, und nicht

nach der Scheide kommen können: daher muß die Geburt der Beutelthiere beständig eine zu frühzeitige Fehlgeburt seyn, und wirklich bringen Mütter dieser Art, die gegen sechzig Pfund wiegen, Jungen von ein und dreißig Granen, und solche, die die Größe

eines großen Schweins haben, Jungen von der Größe

einer Maus zur Welt. Damit aber so schwache We­ sen, wie die Beutelthiere bei ihrer Geburt sind, den­ noch erhalten werden könnten, mußte eine besondere Sorgfalt angewandt, und die Mutter in ihre» in­ nern Theilen ganz auszeichnend gebildet werden.

Die weiblichen Dcutclthiere haben zu dieser Ab­ sicht unter dem Bauche, hinter dem Nabel einen Beu­ tel oder eine Tasche, die mit einigen Muskeln, wo­

durch sie geöffnet oder geschlossen werden kann, um­ geben ist. Diese Tasche wird durch Knochen unter­ stützt, die diesem Weibchen allein unter allen Sauge-

thiercn eigenthümlich sind; sie sind lang, flach, und an dem vordem Rande ein wenig innerhalb des Schaamknochens eingelenkt: die Säugewarzen sitzen nicht an der Brust, sondern sie gehen in diese Tasche hinein. In diese Taschen werden die Jungen bei ih­ rer so frühen Geburt ausgenommen. Das Weibchen

ksüm.nt sich deshalb so, daß sich die Tasche, so weit

2>

343

C

«s möglich ist/ der Oeffnung der Mutterschekde nähert; die eigenthümlichen Knochen und Muskeln der Ta­

diese Annäherung zu

schen tragen kräftig dazu bei,

bewirken, und vermittelst dieser Stellung des Weib­ chens kommen die halbgebildeten Jungen unmittelbar

aus der Scheide in die Tasche. Hier werden sie von den Häuten derselben, welche die Mutter nach Will-kühr an den Bauch anziehen kann,.stets weich und warm gehalten.

Die erste Zeit hindurch bleiben sie

immerwährend an den Säugewarzen, wie angeleimet,

vest hängen:

wenn sie Kraft und Größe genug er­

langt haben, um

sich bequem bewegen zu können,

kommen sie aus der Tasche hervor, um stärkere Nah­ rung, als die Muttermilch zu suchen.

das Gehen beschwerlich wird,

Sobald ihnen

kehren sie wieder m

die Tasche der Mutter zurück, um daselbst zu ruhen

und zu schlafen;

besonders aber eilen sie,

wenn sich

das Geschrei der mütterlichen Zärtlichkeit aus Besorg-

niß über ihr Schicksal hören läßt, sich

der hinein zu stürzen.

sogleich wie­

Die Mutter wartet geduldig,

bis sie sich auf dem Grunde der Tasche versteckt ha-> den, schließt dann die Oeffnung, und entzieht dann ihre Familie der drohenden Gefahr durch die Flucht.

So auszeichnend der Bau der Geburtsrheile bei den Beutelthieren ist, so kommt er doch nicht einer

einigen Thiergattung zu, sondern die Kanguru's und der Phalanger haben dieselbe mit ihnen gemein, ob

sie gleich m den Zähnen und dem Bau der Füße viel zu weit von ihnen abweichcn, als daß man sie in

einerlei Gattung

ordnen könnte.

wieder andere Thiere,

Dagegen giebt es

die in Yen Hauytmerkmahley

r

344

c

yiit den ächten Beutelthieren völlig übereinstimmen,

pnd die man ihrer Gattung nothwendig

beizählen

znuß, ob sie gleich nicht mit der zur Aufnahme der Jungen geschickten

Tasche versehen sind.

Diese Tae

schenhaut wird bei den Thieren, wo sie deutlich vor? Handen ist, durch eine Verdoppelung des Fells gebilbet,

das in sich selbst eingeschlagen ist,

und diese

Verdoppelung bildet, wenn sie groß und tief ist, die vorher beschriebene Tasche. Bei einigen Arten ist sie so wenig tief, daß sie sich nur als Quer- und Län? ge-Falten zeigt, und daß also der eigentliche Beutel

bei diesen

Thieren fehlt,

obgleich sie alte übrigen

Werkzeuge und Sitten der mit Taschen versehenen an sich Haden, und auch bei ihnen die Querfalten sa

gestaltet sind, daß sie die Geburt erleichtern,

Obgleich aber die jungen Deutelthiere dieser Ars ten unter dem Bauche ihrer Mutter keine sichere Zu­ flucht gegen die Verfolgung ihrer Feinde finden kön­ nen, so hat doch die Natur bei ihnen die Tasche durch

ein anderes Werkzeug zu ersetzen gewußt. Bei den achten Beutelthieren ohne merklichen Beutel nämlich klettern die Jungen auf den Rücken ihrer Mutter, «nd halten sich auf demselben veft, indem sie mit ihren Wickelschwänzen den Schwanz der Mutter um­ schlingen. In dieser ihnen natürlichen Stellung trägt

sie die Mutter von einem Orte zum andern. Der Anblick der Figur (Fig. i) zeigt schon, daß die Buschratte zu dieser Abtheilung in derGattung der Beutelthiere gehört. Sie hat die Größe einer

gewöhnlichen Ratte. Ihre Augen sind mit einer dun­ kelbraunen Einfassung umgeben. Schnautze, Stirn,

Brust,

>

345

C

Brust, Bauch und Füße sind weißgelb/ der Rücken

gelbbraun, der Schwanz weißlich, und am Männchen mit bräunlichen Flecken gezeichnet.

Der Schwanz ist

sehr lang, Mm Umwickeln eingerichtet, schuppig wie

bei den Mäusen, und eben so wie die sp'tzen steifen Ohren ganz kahl.

Die fünf Zehen an den Vorder­

füßen haben stumpfe, die an

den Hintern aber, den

Daumen ausgenommen, spitzige Klauen.

Die Zitzen

strhen unten am Bauche in einen Kreis gestellt. Das Lhierchen lebt in Surinam in Höhlen unter der Erde. Das Weibchen wirft fünf bis sechs Junge,

die bei

einer bevorstehenden Gefahr sogleich, wie oben ange­ geben worden ist, auf dem Rücken der Mutter flüchten.

Fig. 2.

Taf. XVII.

Der Iltis.

(Muftela putorius. — Le Putois).

345

C

Brust, Bauch und Füße sind weißgelb/ der Rücken

gelbbraun, der Schwanz weißlich, und am Männchen mit bräunlichen Flecken gezeichnet.

Der Schwanz ist

sehr lang, Mm Umwickeln eingerichtet, schuppig wie

bei den Mäusen, und eben so wie die sp'tzen steifen Ohren ganz kahl.

Die fünf Zehen an den Vorder­

füßen haben stumpfe, die an

den Hintern aber, den

Daumen ausgenommen, spitzige Klauen.

Die Zitzen

strhen unten am Bauche in einen Kreis gestellt. Das Lhierchen lebt in Surinam in Höhlen unter der Erde. Das Weibchen wirft fünf bis sechs Junge,

die bei

einer bevorstehenden Gefahr sogleich, wie oben ange­ geben worden ist, auf dem Rücken der Mutter flüchten.

Fig. 2.

Taf. XVII.

Der Iltis.

(Muftela putorius. — Le Putois).

346

C

äußersten, auf jeder Seite befindliche, etwas weiter in den Mund hinein, als die übrigen. Die beiden

äußersten und die beiden mittelsten haben oben eine Kerbe. Seitenzähne findet man einen an jeder Seite weit länger, al» die übrigen gekrümmt, inwendig es# fig: auch diese sind oben langer als unten. Backen« zähne.. sind oben vier bis fünf, unten fünf bis sechs.

Die vordern sind kleiner, und nur mit einer, die Hin­ tern größer, und mit mehrern Spitzen versehen. Die letzte obere ist breit und vertieft, klein und einfach.

der letzte untere

An jedem Fuße befinden sich fünf Zehen, die vom

von einander abgesondert, und mit spitzen unbeweg­ lichen Klauen bewaffnet sind: die äußern sind kleiner als die mittlern. Die Daumenzehe steht etwas höher

als die übrigen. Der Kopf ist bei den Thieren dieser Gattung mager und flach: die Augen stehen der Schnautze näher, als den rundlichen kurzen Ohren. Die Zunge ist glatt, der Leib schlank, vorn und hinten gleich dich, die Beine kurz. Die Marderarten leben bloß im Trocknen, haben

einen hüpfenden Gang, klettern und springen mit großer Leichtigkeit und Geschicklichkeit, besonders sind fie ungemein geschickt, durch enge Wege zu schlüpfen. Ihre Nahrung besteht in frischem Fleisch und Obst­ früchten. Die Weibchen bringen mehrere Jungen zur

Welt, und saugen sie aus vier auf dem Bauche be­ findlichen Warzen.

Sie wohnen in Höhlen und Lö­

chern, ruhen am Tage, und gehen Nachts auf dem Raub aus.

Der

5>

347

C

Der Iltis ^unterscheidet sich von dem 'eigentlichen

Marder durch die weniger feine Bildung drS Kopfes, der bei ihm dicker, aber vorn mit einer spitzeren Schnautze versehen ist, so wie durch seinen kürzeren

Schwanz, am meisten aber durch die Farbe. Die Schnautze ist zwischen der Nasenspitze und den Augen kastanienbraun, und diese Farbe zieht sich auf den Backen dis an die Mundwinkel herab. Die Ober« llppe bedeckt ein gegen die Augen hin zackiger Fleck, der mit dem Weißen des Kinnes zusammenfließt, das an den Mundwinkeln hin nach den Ohren zuläuft,

und eine zwischen diesen und den Augen mondför­ mige breite Binde bildet, die sich mitten auf der Stirn vorwärts senkt, und ins bräunliche fällt. Die langem Barrhaare sind schwarzbraun, die kürzeren

weiß. Die Ohren bräunlich und weiß eingefaßt. Am ganzen Leibe ist, die Grundwolle lichtgelb, und das längereHaar dunkel kastanienbraun.

Die verschiedene

Dichte desselben verursacht, daß die Mitte des Rük«

kens, die Beine und der Schwanz schwarzbraun fal­ len, an den Seiten des Halses und des Leibes aber die hellgelbe Farbe stark und angenehm zwischen der

schwarzbraunen Hervorst cht.

Die

untere Seite des

Halses und d:e Gegend zwischen den Beinen ist schwarz­ braun, über die Brust und den Bauch lauft der Länge nach ein brauner Strich.

Die Länge des Thiers be­

trägt fünfzehn Zoll. Der Iltis wohnt in den gemäßigten Theilen von Europa, etwa von Italien bis Pohlen, in Häusern,

Scheunen und Ställen, auf Böden, in alten Mauer­ werk, unter den Reißholzhaufen, unter den Bäumen,

-je

348

>

C

die hohle Wurzeln haben, und in Steinklippen-: auch

sinder man ihn in den Steppen des russischen Reich-, zuweilen von weißlicher Farve.

Die vorzüglichste Nahrung des Iltis sind Vögel

und Eier; daher haben Fasane, Feldhühner, Hühner,

Tauben und anderes Federwild, auch die wilden Vö­

gel in den Gehölzen, an ihnen einen thätigen Feind. Er beißt so viele todt,

kann, tragt sie weg,

als er nur habhaft werden

oder frißt ihnen das Gehirn

Die Eier säuft er auf der Stelle aus, wo er

aus.

sie findet.

Im Sommer schleicht er auch Kaninchen

und Hamstern in ihrem Baue nach, so wie den Mäu­ sen und Maulwürfen auf freiem Felde.

Im Winter

weiß er in den Quellen, Bachen und Teichen, wo Lö­

cher im Eise sind, Frösche und Fische aufzusuchen/ auch geht er an die Bienenstöcke, und verwüstet sie,

um sich mit d>m Honige, wovon er ein großer Lieb­ haber ist, zu sättigen.

Ec schläft am Tage, und geht seiner Nahrung -ei Nacht nach.

Er gräbt weiter nicht,

als daß er

in die Scheunen und Ställe Löcher, auch wohl Röh­ ren unter der Erde hin macht.

Wenn er angegrif,

feit wird, so stellt er sich m:t gekrümmten Buckel und

funkelnden Augen gegen seinen Gegner, zischt, grunzt, und läßt den ihm eignen üblen Geruch, wovon er

seinen

lateinischen und französischen, Nahmen

hat,

und weswegen er auch im deutschen zuweilen Stink­

wiesel heißt, stärker als sonst spüren.

Dieser rührt

von einer klebrigen Materie her, tfie aus zweien ne­

ben dem After befindlichen Bläschen, eben so wie die besser riechende

bei den Zibethkatzen und Mardern adge-

5 abgesondert wird.

wohl

349

C

Ein saugendes Weibchen kommt

auf ein ungewöhnliches Geräusch sogleich auS

feinem Schluvfwinkel hervor, und ist dann dreist ge-

Nug, einen vermeintlichen Feind anzugreifen. Die Brunstzeit

Oer Iltisse ist im Februar, die

Männchen streiten unter einander um die Weibchen, welche neun Wochen

trächtig gehen, und sechs bis

sieben Junge an stillen einsamen Orten, in Gebäuden,

in hohlen Daumwurzeln und Feisklüften werfen, die

von

ihnen

lange; gesäugt

werden, und gegen den

Herbst die Mutter verlassen, um sich selbst zu ernähren. Man fängt die Iltisse in Fallen.

Ihr Balg wird

weniger geschätzt, als er seiner Güte wegen verdienen würde,

weil

er seinen natürlichen Geruch niemals

ganz verliert.

Taf. XVIL

Fig. Z.

Der Tiger-Iltis. (Muftela sarmatica» — Le Perouasca). Der Tiger-Iltis ist dem gemeinen Iltis sehr ähitt

lich, unterscheidet sich aber von ihm durch den schmä­

lern Kopf,

langem Leib, langem Schwanz, und im

Ganzen (Beine und Schwanz ausgenommen), kürzer« Haare. Der Kopf ist schwarzbrautt.

Die Oberlippe von

der Nase an bis hinter den Mundwinkel Nebst dem

Kinne

5 abgesondert wird.

wohl

349

C

Ein saugendes Weibchen kommt

auf ein ungewöhnliches Geräusch sogleich auS

feinem Schluvfwinkel hervor, und ist dann dreist ge-

Nug, einen vermeintlichen Feind anzugreifen. Die Brunstzeit

Oer Iltisse ist im Februar, die

Männchen streiten unter einander um die Weibchen, welche neun Wochen

trächtig gehen, und sechs bis

sieben Junge an stillen einsamen Orten, in Gebäuden,

in hohlen Daumwurzeln und Feisklüften werfen, die

von

ihnen

lange; gesäugt

werden, und gegen den

Herbst die Mutter verlassen, um sich selbst zu ernähren. Man fängt die Iltisse in Fallen.

Ihr Balg wird

weniger geschätzt, als er seiner Güte wegen verdienen würde,

weil

er seinen natürlichen Geruch niemals

ganz verliert.

Taf. XVIL

Fig. Z.

Der Tiger-Iltis. (Muftela sarmatica» — Le Perouasca). Der Tiger-Iltis ist dem gemeinen Iltis sehr ähitt

lich, unterscheidet sich aber von ihm durch den schmä­

lern Kopf,

langem Leib, langem Schwanz, und im

Ganzen (Beine und Schwanz ausgenommen), kürzer« Haare. Der Kopf ist schwarzbrautt.

Die Oberlippe von

der Nase an bis hinter den Mundwinkel Nebst dem

Kinne

> Kinne weiß.

35°




Z52

C

welche sonst den Iltis agszeichnet,

die letzten sind

meistens männlichen, die erstem weiblichen Geschlechts.

Das Frettchen ist kleiner als der Iltis, das Weibchen kaum über einen Fuß lang, das Männchen etwas

weniger langer. Das Frett gehört ursprünglich in Afrika zu Hause,

von wo es nach Spanien und dem übrigen südlichen Europa gebracht ist.

Indessen ist es in diesem neuen

Wohnorte nicht so angeartet, daß es sich im Freien erhalten und vermehren könnte; sondern man muß

es im Hause versorgen und füttern.

Gewöhnlich er­

hält man ein paar davon in Tonnen oder Kisten bei­ sammen, wo man ihnen ein Lager von Werg zuberei­ tet, und füttert sie mit Kleie, Brod, Milch und der«

gleichen.

Sie haben einen heftigen Begattungstrieb,

und pflegen gewöhnlich zweimahl jährlich, oder wenn sie zuweilen ihre Jungen in dem Augenblicke, da sie zur Welt kommen, verzehren, auch dreimahl, meistens

fünf oder sechs, doch auch wohl neun Junge nach einer sechswöchentlichen Schwangerschaft zu werfen.

Das Frett ist ein Erbfeind des Kaninchens, und man bedient sich seiner daher in England, Frankreich und Deutschland, um diese aus ihren Bauen heraus

in die davor gestellten Netze zu jagen: man pflegt es an der Schnautze zu knebeln, damit es sie nicht selbst

in ihrem Lager tödte, und ihnen das Blut aussauge. Die Kaninchen haben vor dem Frett eine so unglaub­ liche Furcht, daß sie sich deswegen gar nicht retten können, wenn sie von ihn» angegriffen werden.

Frettchen ist zwar böse und wild,

Das

doch läßt es sich

von demjenigen anfassen, der es füttert.

Diese Thiere

schlafen

353

2

C

schlafen viel und tief, und haben einen widrigen Ge­

ruch an sich, der desto stärker ist, je mehr sie sich er­ hitzen oder gereitzt werden.

Ihre Bewegungen sind

ungemein leicht, und zugleich so kraftvoll, daß sie die viermahl größeren Kaninchen leicht besiegen.

Taf. XVII.

Fig. 5.

Der gemeine Wiesel. (Muftela vulgaris. — La belette ) 3lit

Gestalt kommt diese- Thier dem Marder sehe

nahe. dern

Seine Farbe ist in kalten und warmen Län­ bald

dunkler,

in Men,

bald Heller:

nicht

aber tn Deutschland und eben so warmen Gegenden, wird eS gegen den Winter weiß.

Cs ist oben röthlich-

gelb, mehr oder weniger dunkel, unten weiß.

Sein

Schwanz hat Fein schwarzes Haar, oder doch sehr we­ nig, wodurch es sich von dem Hermelin unterscheidet,

dessen

Schwanzspitze stets

sind nicht weiß,

big:

ein

schwarz ist.

Die Füße

sondern mit dem Rücken gleichfar­

kleiner Fleck

von eben

derselben Farbe

steht hinter jjedem Mundwinkel. Es ist nur sechs bis sieben Zoll, der Schwanz nur fünfDiertelzoll lang.

Dieser kleine Wiesel wird

wohl,

alS

in

von Europa und Asien gefunden.

im Freien,

in den kältesten so­

gemäßigten und wärmern Gegend«! Er hält sich Heils

in den trockenen Ufern der BKye und

Flüsse, in Hügeln, Klippen, bohlen Bäumen, theils

Z

»vr-

353

2

C

schlafen viel und tief, und haben einen widrigen Ge­

ruch an sich, der desto stärker ist, je mehr sie sich er­ hitzen oder gereitzt werden.

Ihre Bewegungen sind

ungemein leicht, und zugleich so kraftvoll, daß sie die viermahl größeren Kaninchen leicht besiegen.

Taf. XVII.

Fig. 5.

Der gemeine Wiesel. (Muftela vulgaris. — La belette ) 3lit

Gestalt kommt diese- Thier dem Marder sehe

nahe. dern

Seine Farbe ist in kalten und warmen Län­ bald

dunkler,

in Men,

bald Heller:

nicht

aber tn Deutschland und eben so warmen Gegenden, wird eS gegen den Winter weiß.

Cs ist oben röthlich-

gelb, mehr oder weniger dunkel, unten weiß.

Sein

Schwanz hat Fein schwarzes Haar, oder doch sehr we­ nig, wodurch es sich von dem Hermelin unterscheidet,

dessen

Schwanzspitze stets

sind nicht weiß,

big:

ein

schwarz ist.

Die Füße

sondern mit dem Rücken gleichfar­

kleiner Fleck

von eben

derselben Farbe

steht hinter jjedem Mundwinkel. Es ist nur sechs bis sieben Zoll, der Schwanz nur fünfDiertelzoll lang.

Dieser kleine Wiesel wird

wohl,

alS

in

von Europa und Asien gefunden.

im Freien,

in den kältesten so­

gemäßigten und wärmern Gegend«! Er hält sich Heils

in den trockenen Ufern der BKye und

Flüsse, in Hügeln, Klippen, bohlen Bäumen, theils

Z

»vr-

3 vorzüglich im Winter,

354

C

in und bei den Wohnungen

der Menschen auf. Die Wiesel nähren sich von kleinen und jungen Vögeln, Mause,

so wie von allen Arten der Ratten und denen sie gefährlicher sind, als selbst die

Katzen, weil sie ihnen in ihren Schlupfwinkeln nachspühren: auch von jungen Hasen, Kaninchen und

Schlangen.

Sie beißen ihren Raub ins Genicke,

bringen mehr um, als sie auf einmahl fressen kön­

nen,

und

tragen

die gemachte Beute zusammen,

um sie nach und nach zu verzehren. Die Eier der brütenden Hühner. Tauben, Fasanen, Rebhühner

und anderer Vögel tragen sie weg, aus. Sie schlafen am Nachts.

Tage,

und saufen sie

und rauben des

Sie werfen im Frühlinge sechs, acht und mehr

Junge auf einem Lager,

das sie sich von Stroh,

Heu, Blättern und dergleichen in unzugänglichen Lö­

chern und Winkeln machen.

Wenn sie Gefahr für

ihre Jungen merken, so tragen sie eins nach dem andern geschickt im Munde an einen sichern Ort.

Sie lassen sich zahm machen, wenn man sie jung aufzleht, und werden dann sehr artig und spielend, ohne die geringste Tücke blicken zu lassen; nur leiden sie nicht, daß man sie im Fressen stört.

Taf.

355

2>

Laf. XVII.

C

Fig. 6.

Das Zwergreh, derZwerghirsch. (Moschus pygmaeus. “ Le Chevrotain des Indes.) «Die Figur dieses Thierchens zeigt, daß es zu dm

Thieren mit gespaltenen Klauen,

Hirschen,

Schaafen, den

Kameelen,

Antilopen zu einerlei

also mit Rindern, der Giraffe und

Ordnung gehört.

Uns

streitig ist es unter allen, wenigstens unter den der

kannten Thieren

kleinste.

dieser Ordnung,

bei

weitem das

Es ist von der Spitze der Nase, bis an

den

Anfang

Fuß

lang.

des Schwanzes, nicht viel über einen Die

rothfahle Farbe seines Haares,

seine langen und dünnen Beine und die Leichtigkeit

in seiner Gestalt geben ihm einige Aehnlichkeit mit dem Hirsche, wovon man ihn auch den Nahmeu beigelegt,

und dadurch seine geringe Größe noch auffallender ges

macht hat.

Bei genauerer Betrachtung, sieht man abeö

bald, daß Zweeghirsch und Hirsch gar nicht zu einer, lei Gattung gehören.

Sein Maul ist nicht breit:

die

Nase geht eben, so weit hervor, wie die Oberlefze,

wie bei Hirschen, Dannhirschen und Rehen, und zieht

sich nicht hinterwärts zurück, wie die Nase der Böcke, Widder und Antilopen: Augen sind groß,

Vorderbeine.

die

die Stirn ist schmal, die Hinterbeine

länger als die

Der Zwrrghirsch hat keine ThränenZ 2

höhlen

356

2

c

höhlen wie Hirsche und Antilopen.

zweiten Zehengliedern,

Zwischen de«

besonders an den Hinterfü­

findet man ein kleines nicht tiefes Loch, wo­

ßen,

durch sein Fuß einige Aehnlichkeit mit dem Fuße der Gazellen bekommt. Die Spitze des Mauls,

Seiten des Kopfes,

Leibes,

das Kreuz,

der Obertheil und die

des Halses, der Brust und des die hintere Seite des Schwan­

zes, die Außenseite der Ohren,

die Schulter,

der

die Außenseite des Border-Arms, des Beins

Arm,

und des Schenkels, ein Theil von der innern Sette

des Beine, derfüße,

die vorder« Beinröhren und die Vor­

der .Hintcrtheil und die Seiten der Hintern

Beinröhren und der Hinterfüße haben verschiedene

falbe oder röthliche Schattirungen:

der Obertheil

des Kopfes, des Halses und des

des Stirnblattes,

Leibes sind dunkelroth und braun untermischt:

das

Rothe an den Beinen und an den Seiten des Kopfs, des Halses und des Leibes ist heller, beinahe falb;

der

Untertheil

des Unter-Kinnbackens,

die Kehle,

die untere Brust, der Bauch, ein Theil von der in­

wendigen Sette des Beins

und des Vorderarms,

der Vorder, Theil der untern Beinröhren und Fü­

ße, nebst der Vorderseite des Schwanzes, find weißlich, der Hals unten zum Theil weiß, zum Theil falb.

Die dünnen,

niedlichen Füße dieses ThierchenS,

die an Dicke einem Menfchenfinger nicht gleich kom­ men,

werden

in Gold eingefaßt, und zu Pfeifen­

räumern gebraucht.

Die hier abgebildete Art soll

in Ostindien und auf der Küste von Guinea in Afri­ ka einheimisch seyn, aber noch ist in der Naturge­

schichte

Taf. XFUJT.

3

357

C

schichte derselben und der damit verwandten Arten manches unaufgeklärt.

Taf. XVIII.

Fig. i und 2.

Mädchen und Weib von den chundurowischen,

(kundurofskischen) Tatarn.

Vliese Tatarn gehören zu dem Hauptstamme der Nogaier, die ihren Nahmen einen mongolischen Feldherrn Nogm verdanken sollen, der gegen das Ende des dreizehnten Jahrhunderts von einem Chan von Kaptschak mit einem starken Heer abgesandt wurde, um die -ander zenseits des schwarzen Mee­ res zu erobern, der sich auch wirklich die Gegenden vom Don bis zur Donau unterwürfig machte, sich aber hernach für unabhängig von seinem Herrn er­ klärte und ein eigenes Reich stiftete, das aber schon unter seinem Nachfolger wieder zerfiel. Dennoch scheinen sich die Nogaier von der Wolga bis an den Ural und von hier bis an den Jrtisch verbreitet zu haben, und erst zur Zeit der russischen Oberherr­ schaft von den Kalmücken aus diesen Gegenden ver­ drängt zu seyn. Jetzt bewohnen sie die Steppen an der Nordseite des kaukasischen Gebirges und des schwarzen Meers bis an und über der Donau, und bestehen aus vielen größern und kleinern Stämmen^ die

3

357

C

schichte derselben und der damit verwandten Arten manches unaufgeklärt.

Taf. XVIII.

Fig. i und 2.

Mädchen und Weib von den chundurowischen,

(kundurofskischen) Tatarn.

Vliese Tatarn gehören zu dem Hauptstamme der Nogaier, die ihren Nahmen einen mongolischen Feldherrn Nogm verdanken sollen, der gegen das Ende des dreizehnten Jahrhunderts von einem Chan von Kaptschak mit einem starken Heer abgesandt wurde, um die -ander zenseits des schwarzen Mee­ res zu erobern, der sich auch wirklich die Gegenden vom Don bis zur Donau unterwürfig machte, sich aber hernach für unabhängig von seinem Herrn er­ klärte und ein eigenes Reich stiftete, das aber schon unter seinem Nachfolger wieder zerfiel. Dennoch scheinen sich die Nogaier von der Wolga bis an den Ural und von hier bis an den Jrtisch verbreitet zu haben, und erst zur Zeit der russischen Oberherr­ schaft von den Kalmücken aus diesen Gegenden ver­ drängt zu seyn. Jetzt bewohnen sie die Steppen an der Nordseite des kaukasischen Gebirges und des schwarzen Meers bis an und über der Donau, und bestehen aus vielen größern und kleinern Stämmen^ die

3 die zuweilen ändern.

358

C

ihren Aufenthalt und ihren Nahmen

Die kundurofskischen Nogajer bilden eine beträchtliche Horde, die an der Achtuba, einem Arme

der untern

Wolga,

in Zelten umherzieht, und et­

wa tausend Jurten zahlt. Sie waren ehemahls von einem Zweige der Kalmuken, den Torgot, unterjocht worden: da aber diese im Jahr 1770 nach der Scongarei entflohn, befreieten sich die Chundurewer, in­ dem sie sich auf den Inseln der Wolga unter der

Festung Krasnojarsk in Sicherheit begaben.

Im kras-

nojarskischen Kreise beträgt die Zahl dieser Tatarn, nach der neuesten Zählung, 1630 männliche Seelen, ste zieh» daselbst von Krasnojarsk bis in die Gegend von Sassikol mit ihren Heerden und Filzgezelten um­ her, sind reich an Schaafen, und besonders an Rind­

vieh, welches ihnen vorzüglich zum Ziehen.und Tra­

gen bei ihren Wanderschaften dient,

weil sie noch

keine Kameele haben. Auch an Pferden haben sie keinen Mangel, aber diese sind nicht von der besten Zucht. Die Kleidertracht, der Weiber und Mädchen dieser Nation unterscheidet sich in manchen Stücken von der Tracht der übrigen Nogajer.

Die Mädchen (Tafel

xviii. Fig. 1) tragen eine aus Rinden gemachte, roth

überzogene und mit Blechen verzierte Schaube in Ge­ stalt eines Bienenkorbes, rund umher mit Korallen und kleinen Münzen behängt, auf dem Kopfe: ein

Kleid von dem bumesten Seidenzeuge, das sie finden können, mit schmalen, aber langen Aermeln, auf der Brust herunter bis zum Gürtel mit blechernen

oder

5

359

oder silbernen Schleifen f,

C

Knöpfen,

Schellen

und

Ringen besetzt, und über die Schulter einen Riemen,

oder eine Schnur, woran ein mit Blech beschlagenes Futteral für abergläubische Anhängsel und gemeiniglich

eine große Schnecke aus dem Geschlecht der Porzella, nen bevestigt ist.

Die Weiber (Fig.2) sind die un-

z-erlichsten Geschöpfe von der Welt, und im Sommer mit einem bloßen einfarbigen Oberkleide und einem

we-ßen Luche über «den Kopf, worüber sie «ine gemeine Pelzmütze setzen, angethan.

Alle tragen in ihrem rech­

ten durchbohrten Nasenläppchen einen

Ring,

den

auch die sonü viel zierlicheren astrachanischen Tata­

rinnen zu ihrem Schmucke rechnen, und an welchem oft Korallen, Perlen oder Edelsteine bevestigt sind.

Taf. XVIII.

Fig. 5 und 6.

Die Inguschen.

tüte Inguschen sind ein durch Sprache, Wuchs und Gesichtsbildung vor

allen

übriaen Bewohnern

des

zwischen dem schwarzen und kaspischen Meer hinstreir

chenden Caukasischen Gebirges unterschiedener VolSstamm:

sie

heißen

auch Galgai

selbst kamur (Gebirgbewohner).

und nennen sich Sie sind

in der

Sprache mit den Tschetschengen verwandt, welche sie Natschcha nennen.

Ihre Aussprache ist, als ob sie

Steine im Munde hielten.

Sie sollen ein ehrliche-

eapfers

5

359

oder silbernen Schleifen f,

C

Knöpfen,

Schellen

und

Ringen besetzt, und über die Schulter einen Riemen,

oder eine Schnur, woran ein mit Blech beschlagenes Futteral für abergläubische Anhängsel und gemeiniglich

eine große Schnecke aus dem Geschlecht der Porzella, nen bevestigt ist.

Die Weiber (Fig.2) sind die un-

z-erlichsten Geschöpfe von der Welt, und im Sommer mit einem bloßen einfarbigen Oberkleide und einem

we-ßen Luche über «den Kopf, worüber sie «ine gemeine Pelzmütze setzen, angethan.

Alle tragen in ihrem rech­

ten durchbohrten Nasenläppchen einen

Ring,

den

auch die sonü viel zierlicheren astrachanischen Tata­

rinnen zu ihrem Schmucke rechnen, und an welchem oft Korallen, Perlen oder Edelsteine bevestigt sind.

Taf. XVIII.

Fig. 5 und 6.

Die Inguschen.

tüte Inguschen sind ein durch Sprache, Wuchs und Gesichtsbildung vor

allen

übriaen Bewohnern

des

zwischen dem schwarzen und kaspischen Meer hinstreir

chenden Caukasischen Gebirges unterschiedener VolSstamm:

sie

heißen

auch Galgai

selbst kamur (Gebirgbewohner).

und nennen sich Sie sind

in der

Sprache mit den Tschetschengen verwandt, welche sie Natschcha nennen.

Ihre Aussprache ist, als ob sie

Steine im Munde hielten.

Sie sollen ein ehrliche-

eapfers

z>

360

c

tapfres Volk seyn, das seine Unabhängigkeit, gleich mehrerer kaukasischen Völkerschaften, zu behaupten weiß,

und nur unter Aeltesten steht, die zugleich die OpferPriester sind. Sie sind fast die einzige Völkerschaft im Kaukasus, welche den Schild als Vertheidigung^ Waffe beibehalten hat. Diese Schilde sind von Holz,

mit Leder überzogen, und mit eisernen eirunden Bän­ dern beschlagen.

Der kurze knotige Spieß dient theils

zur Wehr, theils auch, um auf den Zweigen, wenn

er mit der Spitze in die Erde gesteckt wird, die Büchse aufzulegen, und desto richtiger zu zielen. Sie sind vortreffliche Schützen, haben wenig Ackerbau und

Viehzucht und leben arm.

Sie wohnen um den Ur­

sprung des Kumbelee und Sunscha bis an das östliche

Ufer des Terek unter dem hohen Gebirge und grän­ zen an die Osseten.

verwandten,

Die Karabulaken, ihre Stamm,

gränzen westlich an die Inguschen und

östlich an die Tschetschengen.

Alle drei Völker reden

fast einerlei Sprache, die mit keiner bekannten MundArt, außer der in Tuschet üblichen, die geringste

Ähnlichkeit hat.

Man begreift diesen Volksstamm

unter den gemeinschaftlichen Namen MitzdschegiS (Miktschessen) oder Kisti (Kiftanzen, Kisten), und es scheint ein Ueberbleibsel der eigentlichen Alanen zu

seyn.

Die Inguschen haben bei sich einen aus einem

Berge rinnenden starken Salzquell,

dessen Sole so

stark seyn soll, daß aus zwei Schläuchen Sole ein Schlauch Salz erhalten wird. Auch ist in ihrem Be­ zirke eine alte Kirche vorhanden, die, obgleich sie alle

Zeichen eines hohen Alters an sich trägt, noch sehr

»est

2>

vest und unverfallen ist.

361

C

Oben an der Vorderseite soll

eine gothische Inschrift befindlich seyn. Von eben der Schrift find die Bücher, die in der Kirche als ein

Heiltgthum aufbewahrt werden, und die mit golde, nrn, blauen und schwarzen Buchstaben in lateinischer Sprache geschrieben Jtpn sollen.

Diese Kirche wird

noch immer von den Inguschen wohl bewahrt, ob sie sich gleich jetzt zum mahomedanischen Glauben neigen: sie hat auch veste Einkünfte, die in Vieh bestehn.

Sie halten sie so heilig, daß sie von weitem gegen sie niederfallcnd anderen, und daß Niemand sich getrauet

hineinzugehn.

Ihre wichtigsten Schwüre geschehen im

Namen dieser Kirche, und sie würden den hart strafen, der falsch darauf geschworen Hütte. In Krank­

heiten und Unglück ist sie ihre einzige Zuflucht.

Um

die Kirche sind gegen dreißig kleine Wohnungen gebauet, als ob dort vormals ein Kloster gewesen wäre. Die Inguschen haben mehreremahl den Schutz Rußlands gesucht, und wünschen nichts mehr,

als

daß man ihnen Ländereien in der Ebene anweisen möchte, wodurch sie, als gute Landwirthe, nützliche

und veste Unterthanen werden würden.

Taf.

I

Taf. XVIII,

362

C

Fig. 3 und 4.

Ein vornehmer Tscherkoß in gemeiner Haus­ tracht (Fig. 3) und eine tscherkossische

Fürstentochter (Fig. 4).

D ie! kriegerische Völkerschaft der Tscherkosscn, Tscherr kaffen, oder Citcaffier, wohnet in den nördlichen Vor­

gebirgen des Kaukasus, und breitet sich von da in die schöne Ebene aus/ von wo sie die ältern Bewohner verdrängt und den größer« Theil davon sich unter­

worfen hat. Sie sind eine Art von Rittern, die ein vollkommenes Lchrspstem unter sich und gegen ihre Unterthanen beobachten, wie es die deutschen Ritter ehemals in Preußen und Liefland mit noch viel grö­

ßerer Strenge und Unmenschlichkeit eingeführt hatten. Stellt man sich in diesen Gesichtspunkt, und setzt man mit ihnen voraus, daß die Fürsten und dec

Adel allein die Nation ausmachen/ und weiß man endlich, daß ihre Unterthanen fast sämmtlich durch Krieg unterjochte Sklaven von andern Nationen sind,

welche die Sprache ihres Herren angenommen haben, so muß man gestehen, daß sie als solche gelinde genug behandelt werden, daß bei einem solchen Volke die

aristokratische Verfassung natürlich ist, und daß bei einem

tapfern,

freien

Rittergeschlecht,

dem jedes

fremde Joch unerträglich scheint, die beständigen Kriege und Widersetzlichkeiten, erst gegen die krimmischen

3

363

C

mischen Chane und jetzt gegen Rußland ders erwartet werden konnten.

nicht an­

Em Glück für Ruß­

land ist es, daß innere Fehden, und die unter vielen uneinigen kleinen Fürsten zertheilte Macht dieses Hel­

denvolkes dasselbe weniger gefährlich macht: ein noch größeres wäre es,

wenn cs

den Russen

gelänge,

diese kriegerische Schaaren ohne Verminderung ihrer

Tapferkeit und ihres Heldenmuths zu guten Bürgern zu machen, und etwas zur Ordnung

zu gewöhnen,

weil gewiß nie eine entschlossenere und furchtbarere,

leichte Reiterei auf das Schlachtfeld gebracht werden könnte.

Derjenige Theil der Tscherkossen, der zu den rus­ sischen Unterthanen -gerechnet wird, auch durch die im Frieden mit der Pforte (1783) vestgesctzte Gränze

am Kubanfluffe als zu Rußland gehörig anerkannt ist, bewohnt die kleine und große Kabarda, eder die Gegend um die Quellen des Terek,

Die Kabardiner halten sich dem Ursprünge nach

für Araber, und könnten vielleicht Ueberbleibsel derje­ nigen Heere seyn, welche ehemals die Kalifen an den

Kaukasus schickten: auch scheint ihr Rittergeist diese Angabe eher zu bestätigen, al- ihr zu widersprechen. Andere leiten sie von den Mameluken, noch andere von den Alanen her. Daß sie ehemals in der Krim

Besitzungen gehabt haben, beweiset die allgemeine Sage nebst mehreren Namen von Gegenden und Oer­ tern ; ob sie aber erst von da her nach dem Kaukasus nordöstlich hrraufgekommen sind, oder vielmehr von hieraus in früheren Zeiten ihre Eroberungen dahin

erstreckt haben, ist noch unausgemacht.

Alle Tschcrr

kossischen

r 364 c kossischen Geschlechter nennen sich Adigee, d. i. In­ selbewohner.

Ihre Geschichte ist eben so Herkunft.

Anfangs scheinen sie

ungewiß, wie ihre

mit einem großen

Theile des Kaukasus unter Georgien gestanden zu ha, den.

Im sechszehntcn Jahrhundert kamen sie,

bei

Trennung des georgischen Reichs, unter die Oberherr­

schaft der Krim, und begaben sich hernach unter den

Schutz des russischen Zaaren Iwan Wassielewitsch, der 1560 eine Tscherkessische Fürstin zur Ehe nahm.

Im

siebzehnten Jahrhundert standen sie wieder unter der

Krim.

Im Anfänge des achtzehnten suchten sie sich

von diesem Joche zu befreien, wurden aber durch einen Einfall des krimmischen Chans in die Kabarda

genöthigt,

durch

das Versprechen eines künftigen

Schutzgeldes den Frieden zu erkaufen.

Sie brachten

dem Chan nun viele Mädchen zum Geschenk; führten

aber am Tage des Friedensschlusses den Tatarn einen Ucberfluß von starken Getränken zu, und überfielen

nun, da diese in der Nacht berauscht in vestem Schla­

fe lagen,

das krimmische Lager, machten den Chan

nieder, und sprengten das ganze Heer auseinander. Zur Sicherheit suchten sie nun wieder Rußlands Schutz, sind aber bis jetzt immer sehr unsichere und unruhige

Unterthanen gewesen.

Sie waren vor etwa sechzig

Jahren noch Christen und sind auch jetzt sehr unwis­

sende und wenig eifrige Muhamedaner. Die Tscherkossen überhaupt,

und besonders die

Kabardiner, wohnen in Dörfern, die sie von Zeit zu

Zeit,

entweder

wegen

zunehmender Unreinlichkeit,

oder wegen Unsicherheit oder anderer Unbequemlich­

keiten

r 365 c feiten verlassen, wo fle dann nur das beste Sparren und Schirr Holz nebst ihrem Hausgeräthe mitneh, men, und das übrige verbrennen. Sie suchen sich

dann eine andere, bequeme neue Dorfstelle aus. Wenn sie sich etwas abgelegen vom Wasser anbauen; so su­ chen sie durch kleine Verdammungen einen Nebenca­ nal aus dem nächsten Bache zu sich zu leiten, worin sie, so wie auch die krimmischen Tatarn, sehr geschickt sind. Sie bauen ihre Wohnungen in einem oder mehreren Kreisen oder Vierecken dicht an einander;

so daß der innere Raum einen gemeinschaftlichen, ge­ räumigen Viehhof vorftellt, der nur eine einzige Pforte hat, von den Häusern ganz eingeschlossen und gewissermaßen durch sie vertheidigt ist.

Außer den

Kreisen steht gemeiniglich das aus mehreren Gemächern bestehende Haus des Fürsten oder U s d e n einzeln, und hin und wieder stehen, ebenfalls einzeln, vierecki­ ge, etwa zwei Faden weite Gaststuben, mit einem

Kamine, kleinen Divan und aller Bequemlichkeit zue Aufnahme für Ankömmlinge. Auch find hin und wie­ der im Freien geflochtene runde Hütten mit einem in die Erde gegrabenen Abtritte einzeln hingebauet. Rund um das Dorf stehen eingehagte Heu- und

Korn-Haufen, auch wohl auf der Erde bevestigte große Körbe mit Dächern, in welchen man das ge­ droschene Getreide aufschüttet. Die Häuser selbst sind längliche Vierecke, vier bis fünf Faden lang, nicht viel über anderthalb Fa­ den breit, aus dicht geflochtenem Korbwerke, welches

von außen und innen mit Thon dicht verschmiert wird. Auf den Stützen des Flechtwerks ruht ein fla­

ches

r

366

c

ches Dach von leichtem Sparrwecke, mit langem Grase gedeckt.

Das ganze Haus besteht aus einem großen

Zimmer der Frau, und einem kleinen Nebenzimmer

der Sklavinnen und Mädchen.

Das große Zimmer

hat eine Thür von der Straße her, und

dem innern Hofplatze hinaus, zur linken am Eingänge.

in

eine nach

der andern Ecke,

An der vordem Wand ist

inwendig ein geflochtener und beworfener Kamin mit einem geraumen Rauchfange und kurzem Schornsteine.

Neben denselben ist an demjenigen Ende des Zimmers, wo der Ausgang nach dem Hofe ist, eine breite Ru­

hebank, oder ein Divan, mit geschnitzten Lehnen, und guten Teppichen und Polstern angebracht, und dane­

ben ein Fenster nach der Straße, durch welches man Ueber der Ruhe­

in die Stube hineinsteigen kann.

bank und an der ganzen Wand herum hängen,

an

Pflöcken und Stangen, allerlei Weibergeräth, Näh­

werk, Kleider, Pelzwerk und an Querstangen unter

dem Dache der eingesammelte Vorrath von türkischen Weizen oder Mays in ganzen «ehren, welche sie in

der Asche rösten und die ausspringenden Körner theils zur Leckerei vorsetzen, theils auf ihren Kriegszügen,, nebst ihren Hirsekäsen, als einen gewöhnlichen, leich­

ten und

hüngerstillenden

Der Mann

Mundvorrath

wohnt gemeiniglich

in

mitnehmen.

einer besondern

Wohnung und laßt sich, wenn Fremde gegenwärtig

sind, nicht gern bei. seiner Frau sehn. Die Tscherkossen sind schönes Volk.

men,

stark

sind

überhaupt genommen ein

Die Manner, besonders, die Vorneh­

meistens

gebauet,

'

sehr

von großem Wüchse, schmächtig

über

den

schlank,

Hüften, klein

r f(eih von Fuß,

367

c

stark in der Faust und in der Füh­

rung des Säbels.

Sie haben meistens ein römi­

sches Gesicht und ein kriegerisches Ansehen, doch merkt man an Einigen schon Spuren von ihrer Ver­ mischung mit nogaischen Tatarinnen. Die Weiber sind zwar nicht alle Tscherkossische Schönheiten, aber

mehrentheils wohlgebildet, weiß von Haut, dunkel­

braun oder schwarz von Haaren, und vyn regelmä­ ßigen Gestchtszügen. Man findet unter ihnen mehr Schönheiten, als unter irgend einer andern ungesit­ teten Völkerschaft. Die Tscherkoffen sind in ihren Dörfern und Häusern,

lich.

auch in Kleidung und Speisen sehr rein«

Ihre Hauskleibung ist

deutlich genug.

Die

aus

der Abbildung

Tracht der Frauen bleibt bis

zur ersten Niederkunft dieselbe, da sie dann erst den Kopf mit einem weißen Tuche zu bedecken anfangen, welches über der Stirn glatt angezogen, unter dem

Kinn aber zusammen geheftet wird.

Den jungen

Mädchen wird etwa im zehnten oder zwölften Jahr, von der Brust bis an den Hüften, ein Schnürkleid oder breiter Gürtel von rohgarem Leder dicht um

den Leib genäht, oder bei Vornehmen mit silbernen

Heften bevestigt, welches sie bis zur Drautnacht nicht ablegen dürfen, wo es der Bräutigam selbst mit ei­ nem schneidenden scharfen Dolche, oft nicht ohne Gefahr für die Braut, löset. Ueber dem Hemde tragen die Mädchen ein Schnürchen , weil das Un­ terkleid, welches bis auf die Knöchel reicht und dem

männlichen, gleich ift> steht.

vorn der Länge nach offen

Die Weiber aber tragen weite Beinkleider.

Unter

r 363 c Unter einer,

fast der Männermütze gleichenden Mü­

tze tragen die

Mädchen das Haar hinten in einem

dicken, mit Leinwand überzogenen Zopfe. Nebst

dem oben

erwähnten ledernen

(Fig. 4>)

Schnürgürtel

sucht man den schlanken Wuchs der Mädchen auch

die nur aus wenig Milch

durch 'eine magere Kost,

und Gebackenen besteht,

Nach dem

zu befördern.

Schönheitsideal der Tscherkossen und auch der Tür­

ken,

muß ein Frauenzimmer über den Hüften ganz

zusammengezogen seyn und einen nach unten hervor­ gedrängten Unterleib' haben.

aus

mer

Wenn die Frauenzim­

dem Hause zu gehen genöthigt sind,

tragen sie

eine

so

Art von Stelzenschuhen (man sehe

Fig. 4.), um die Socken rein zu halten, und an deu

Das Schminken wird bei

Händen Fausthandschuhe.

ihnen

für ein

Zeichen

der

Unzüchtigkeit gehalten;

doch dürfen sich Mädchen wohl die Nägel mit der

Kna (Balsamina) roth färben. Auch

durch

die Männer suchen sich von Jugend auf

den Riemen,

an welchem der Säbel hängt,

den Leib möglichst zusammen zu schnüren,

und sind

daher fast alle über den Hüften außerordentlich schmal.

Durchgängig haben sie auch sehr kleine Füße, weil sie dieselben m ihren saffiauenen Socken, die ihnen

das Ansehen von Tänzern geben, und mit welchen sie auch zu Pferde sitzen,

schließen.

so eng als möglich ein­

Die Kleidung der Männer ist (wie Fig. 3.

zeigt) leicht, nett und anständig, in vielen Stücken

der tatarischen ähnlich, aber von leichterem Zuschnit­

te..

Auf der Brust hat das Oberkleid allemahl eine

durchnaheke,

kleine

Tasche auf jeder

Seite,

um

Patro-

Taf XIX.

3 369 C Patronen hinein zu stecken. Auf dem Kopfe, den sie nach polnischer Art scheren, nach welcher sie auch den Stutzbart stehen lassen, tragen sie eine melonenförmige, oder auch niedrigere, mit Baumwolle ge« polsterte und durchnähete Mütze, die von den Reichen verschiedentlich mit Tressen geziert wird. Ueber dem Untrrkleide von leichter Seide tragen die Vor­ nehmen zuweilen eine kurze, reiche Weste, gleichsam statt des Harnisches, mit oder ohne Ueberrvck. Da» Oberkieid von Tuch oder andern dickern Zeugen ist etwas kürzer, als das Untergewand, mit geschlitzte« Aermeln, oft mit Pelz verbrämt. Die Beinkleider sind mit einem Knieriemen versehn und die Socken mit kleinen Tressen oder Stickwerk eingefaßt, welche da« Weibsvolk selbst sehr künstlich von Gold- und SilberFaden verfertigt.

Taf. XIX.

Fig. 2,

erblickt man eine« Tscherkosflschcn Fürsten oder Edelmann, wie er im »ollen Putze zum Besuche geht, wo er über das Untergewand seinen Panzer und volle Rüstung anlegt, und darüber zuweilen, wie er auch hier abgebildet ist, eine weiße Panzerweste. Die Pan, zer sind aus polirtrn, stählernen Ringen verfertigt, und kommen theils auS Persien, theils aus Kubescha zu den Gebirgvölkern. Der Helm, an welchen eben, falls ein Netz von Ringeln bis auf die Schultern hängt, ist nebst den Armschienen von polirtem Stahl. Im Gürtel wird dabei gemeiniglich Dolch und Pistole geAa tragen.

3 369 C Patronen hinein zu stecken. Auf dem Kopfe, den sie nach polnischer Art scheren, nach welcher sie auch den Stutzbart stehen lassen, tragen sie eine melonenförmige, oder auch niedrigere, mit Baumwolle ge« polsterte und durchnähete Mütze, die von den Reichen verschiedentlich mit Tressen geziert wird. Ueber dem Untrrkleide von leichter Seide tragen die Vor­ nehmen zuweilen eine kurze, reiche Weste, gleichsam statt des Harnisches, mit oder ohne Ueberrvck. Da» Oberkieid von Tuch oder andern dickern Zeugen ist etwas kürzer, als das Untergewand, mit geschlitzte« Aermeln, oft mit Pelz verbrämt. Die Beinkleider sind mit einem Knieriemen versehn und die Socken mit kleinen Tressen oder Stickwerk eingefaßt, welche da« Weibsvolk selbst sehr künstlich von Gold- und SilberFaden verfertigt.

Taf. XIX.

Fig. 2,

erblickt man eine« Tscherkosflschcn Fürsten oder Edelmann, wie er im »ollen Putze zum Besuche geht, wo er über das Untergewand seinen Panzer und volle Rüstung anlegt, und darüber zuweilen, wie er auch hier abgebildet ist, eine weiße Panzerweste. Die Pan, zer sind aus polirtrn, stählernen Ringen verfertigt, und kommen theils auS Persien, theils aus Kubescha zu den Gebirgvölkern. Der Helm, an welchen eben, falls ein Netz von Ringeln bis auf die Schultern hängt, ist nebst den Armschienen von polirtem Stahl. Im Gürtel wird dabei gemeiniglich Dolch und Pistole geAa tragen.

r

370

c

tragen - und um Vie Hüften der Bogen und Köcher Legürtet^

Bei geringeren Besuchen wird nur der

Panzer unter dem Oberkleide- und dabei der Säbel und die Mütze getragen.

In Fig. 4. sieht man ei­

nen Tscherkoffen in votier Rüstung zu Pferde. Ge­ meine Tscherkossen sieht man über Feld fast immer,'

auch bei ziemlicher Sonnenhitze mit ihren gewalkten/

zottigen Filzmänteln (Figi 1.) über den Schultern gehen und reiten; wenn sie keinen Säbel oder kein Gewehr bei sich haben, so tragen sie einen zwei Arschinen (etwa 4; Fuß) taugen Stab- der oben ei­ nen großen-

eisernen Knopf und unten eine, zwei

Spannen lange- scharfe eiserne Spitze hat, den sie

äuch wie einen Wurfspieß werfen können» Wohlha­ bende und Edelleute gehen nie ohne Säbel, und nicht aus dem Dorfe, ohne völlig bewaffnet zu seyn,

und die beiden Brusttaschen Mit scharfen Patronen gefüllt zu habenIhre Geistlichen lasten den ganzen Bark wachsen

und tragen meisten- einen blutrothen Turban - und

längere scharlachrothe Kleider. kosseN schlechte,

Obgleich die Tfcher-

und fast nur den Nahmen Nach,

MuhaMedaner sind; so stehen doch die wenigen un» ter ihnen befindlichen Geistlichen in großem Ansehen.

Die Fürsten und Ritter haben kein anderes Ge­ schäft, als Krieg, Raub und Jagd. Sie leben gerade

so, wie die Ritter des Mittelalters, reiten und schwei­ fen umher, halten Trinkgelage, oder unternehmen Streifzüge. Die Usden oder Edeln, halten das Volk in Ordnung, und sind dem Fürsten bloß den Dienst im Kriege schuldig.

Die Unterthanen oder Bauern,

>

37i

C

Hauet»? die den Fürsten und Rittern blinden Gehökfam leisten, und mit Gut und Blut unter der Ge­ walt des Fürsten stehn, find erblich, werden über nicht verkauft. Sie ackern das Land mit große» Pflügen, die fie mit sechs bis acht Ochse» bespannen­ weiden die Heerde», fahren Hotz herbei, baue» die Wohnungen, ernten und machen Heu» Bei der Ernte helfen auch die Weiber und Mädchen? die überhaupt bei de» Tscherkossen nicht so eingeschränkt und mänr »rrscheu sind, wie bei den krimschen Tatar». Jede Mannsperson unter den Bauern muß dem Fürste» drei Tage Heu schlagen, Und zum Hause tiefern, drei Tage Holz hauen und einfahren, und ein Fuder, öder fieben Säcke Hirse für jede» Ochsen, de» er hat, tie­ fern; auch muß ein Bräutigam aus diesem Stande dem Herrn zwei Kühe und zwei Ochsen geben: au­ ßerdem haben fie keine Abgaben» Die von de» TscherkoffeN unterjochten Gebirgvölkek aber gebe» gewöhnlich aus jeder Familie jährlich ein Schaaf, oder dessen Werth oh Filzen, Filzmantetn? Tuch, Kupfergeschirr und dergleichen. Jeder, der Schaafs hat, seine Heerde mag groß oder klein seyn, giebt dem Fürsten im Sommer, wenn fie sich auf bet» freien Felde aufhalten, ein Schaaf, und dafür hätt dieser beständig offene Tafel» Ueberhaupt muß sich der Fürst dukch Freygebig­ keit, Gastfreiheit und Güte der Liebe Und Treue sei­ ner Unterthanen im Kriege zu versichern wissen, ob ihn gleich keine ausdrücklichen Gesetze einschränkend Er kann einen Unterthan, wen» er es verdient- für «inen Edeln oder Usdett erklären; er kann auch ei* Aa i nent

2 372 C nein andern alles nach Willkühr wegnehmen. Bei -roßen Unternehmungen versammelt er die Edeln, und dem Volke werden ihre Beschlüsse bekannt gemacht. Jeder Mann, der den Säbel führen kann, besonders die Usden, muß mit dem Fürsten zu Felde ziehn, und Feigheit wird mit der äußersten Verach­ tung bestraft. Man kann die Macht der Kabardiner etwa auf 10000 Gemeine und 1500 Usden rechnen. Zwei heilige Gewohnheiten, welche die Tscherkosfen mit den meisten kaukasischen, und mit andern un­ gesitteten Völkerschaften gemein haben, werden bei ihnen besonders strenge beobachtet: das Gastrecht und die Blutrache. Jenes ist auf bestimmte Grundsätze gebracht, und wer sich unter feinem Schutze befindet, ist vollkom­ men sicher. Der Gaftfreund schützt ihn im Nothfall mit Lebensgefahr, läßt ihn nicht ohne Rittcrgeleit ziehn, und übergiebt ihm seinen Blutsverwandten. Ein am Gaste verübter Mord wird eben so strenge, wie der Mord eines BlutSfreundes gerächt. Ein Fremdsing, der sich unter den Schutz eines Weibes hegiebt, oder die Brust des Weibes mit dem Munde berühren kann, wird, wenn er auch ein Feind, ja -er Mörder eines Blutsverwandten wäre, wie «in «igner Blutsfreuud geschont und beschützt. Eben so gewissenhaft wird aber auch die Blut­ rache bei den Tscherkoffen beobachtet. Den Mord eines Blutsfreundes muß der nächste Verwandte oder Erben, wenn er auch zur Zeit der That noch ein Kind ist, früh oder spät, öffentlich oder heimlich an dem Leben des Mörder- rächen, wenn er nicht als ein

ein Verworfener aus der Gesellschaft auSgestoßen sey« will. Diese Rache erbt sogar auf die Nachkommen­ schaft, und auf den ganzen Stamm, und selbst die ganze Verwandtschaft des Todtschlägrrs wird für schuldig gehalten. Wenn diese Nothwendigkeit, ver­ wandtes Blut zu rächen, nicht abgekauft, oder durch Heirath, oder durch Vergleich aufgehoben wird, so geht sie zwischen zwei Familien bis inS Unendliche fort. Fürsten und Usdens nehmen nie einen Blut­ preis, sondern fordern stets Blut um Blut. Bei Heirathen wird genau auf den Rang ge­ sehn. Jungen Leuten beiderlei. Geschlechts ist freier Umgang mit einander gestattet: wenn aber ein Kind heirathet, so darf es sich ein ganzes Jahr lang, oder bis in der Ehe ein Kind gebohren ist, vor den El­ tern nicht sehen lassen. Bis dahin besucht der Mann die junge Frau auch nur heimlich durch das Stuben­ fenster: zeitlebens aber ist er nicht gegenwärtig/ wenn seine Frau von Fremden besucht wird, hört nicht ein­ mahl gern von ihr reden, und würde sich beleidigt glauben, wenn man ihn nach ihrem Befinden fragte. Mach der ersten Niederkunft erst giebt der Vater der Tochter die volle Mitgabe, nimmt ihr bei einem des­ falls Angestellten Besuche die Mädchen-Mütze ab, und legt ihr das Schleiertuch an, welches sie nach­ her tragen muß. Sonderbar ist bei diesem Volke die Erziehung der Fürstenkinder. Als hielten sie es für unmöglich, daß Fürstenkinder im väterlichen Hause gedeihen könnten, werden dieselben, sogleich nach der Geburt, einem Edelmann, oft nicht einem der reichsten, zur

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Erziehung übergeben. Die Eltern, sonderlich dev Pater, sehen den Sohn nicht eher wieder, bi- er p>e Waffen zu führen im Stande, und erwachsen, Md die Tochter, bis sie verheirathet ist. Der Erzie­ her muß für alles sorgen, den Knaben anführen, bewaffnen, und wenn er als Krieger brauchbar ist, seinem Vater vorstellen. Sein Lohn dafür besteht bloß in dem Antheil, den ihm der Pflegling von aller Beute giebt, die er machen kann, Die Töchter wer» den, um recht schmächt'g zu bleiben, kümmerlich er« nährt, im Sticken, Rehen, Portenweben, Strohmat­ ten- und Körbchen-Flechten und andern zierlichen weiblichen Hausarbeiten unterrichtet, unh von ihrem Pflegevater ftandesmäßig verheirathet, Der Rationaltanj der Tscherkoffen besteht darin, haß einige sich in eine Reihe stellen, und den Tact mit den Händen klatschen, indem sie beständig die Hilben A-ri-rq-ri-ra, die drei ersten lang, die beiden setzten kurz, und um einen Ton tiefer singen. Der Tänzer tanzt ihnen gegen über auf einerlei Stelle, seine langen Kleider hinten mit den Händen zusam­ men haltend, unh oft ziemlich krumm niedergebeugt, «m selbst auf die Bewegung seiner Füße zu sehen, mit welchem er, fast wie im schottischen Tanze, alle Möglichen Versetzungen und Bewegungen nach dem Takte macht, und mchrentheils ganz steif auf den Zehen im Dreieck herumhüpft, welches desto schwe» per seyn muß, da die Socken, welche ex an den Füsien hat, ohne steife Sohlen sind. Der Tänzer jauch­ tet dabei zuweilen mit einer Stimme, als wenn er ymher gepeischt würde,

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