Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg [55]

Table of contents :
Werner Sprung, Zehnten und Zehntrechte um Nürnberg ... 1
Albert B ü h 1 e r , Kloster Stams, München, Nürnberg und die Reichskleinodien
unter Karl IV......................................................................72
Horst Pohl, Das Rechnungsbuch des Nürnberger Großkaufmanns
Hans Praun von 1471 bis 1478 .................................................... 77
Hedwig Kömmerling-Fitzler, Der Nürnberger Kaufmann
Georg Pock (f 1528/29) in Portugiesisch-Indien und im Edelsteinland
Vijanyanagara...........................................................................137
Richard Klier, Zur Genealogie der Bergunternehmerfamilie Schütz
in Nürnberg und Mitteldeutschland im 15. und 16. Jahrhundert 185
Theodor Gustav Werner, Zur Geschichte Tetzelscher Hammerwerke
bei Nürnberg und des Kupferhüttenwerks Hans Tetzeis auf
Kuba........................................................................................................214
Constantin Kooznetzoff, Das Theaterspielen der Nürnberger
Meistersinger.................................................................................. 226
Dieter W u 11 k e , Typen der chronikalischen Einträge über die Aufstellung
des Sebaldusgrabes............................................................238
Gottfried S e e b aß , Die Reformation in Nürnberg . . . . 2 52
Werner Schultheiß, Baukosten Nürnberger Gebäude in reichsstädtischer
Zeit.................................................................................. 270
Erich Mulzer, Der Nürnberger Fach werkbau..............................300
Karl K o h n , Historische und bauliche Bemerkungen zum sog. Leistenkeller
(früher Herrenkeller) am Weinmarkt.....................................332
Helmut H ä u ß 1 e r , Das Alter des Hauses Maxplatz 48 . . . 337
Helmut Frhr. Haller von Hallerstein und Klaus F r ä ß 1 e ,
Gedenkausstellung: Der „Griechen-Haller“............................................ 342
Gerhard Hirschmann, Nürnberger Handwerkerleben. Beiträge
zur Geschichte der Zinngießerfamilie Marx..................................... 3 58
Wilhelm Raimund Beyer, Hegels Verbindung zum Hause von Tücher 366
Ernst D e u e r 1 e i n , Die Waffenruhe von Gräfenberg 1866 . . 373
V
BUCHBESPRECHUNGEN
Archive und Geschichtsforschung. Studien zur fränkischen und bayerischen Geschichte,
Fridolin Solleder zum 80. Geburtstag dargebracht, hrsg. von Horst H e 1 d m a n n ,
Neustadt/Aisch 1966. (Matthias Thiel)................................................................... 3 84
Werner Schultheiß : Satzungsbücher und Satzungen der Reichsstadt Nürnberg
aus dem 14. Jahrhundert, Nürnberg 1965. (Wolfgang v. Stromer) . . . . 387
Gustav Voit : Das Wachstafelzinsbuch der Reichsveste zu Nürnberg von etwa 1425
und das Reichslehenbuch der Herren von Berg aus dem Jahre 1396, Nürnberg 1967.
(Wolfgang v. Stromer)................................................................................................. 390
Das Bistum Bamberg. 2. Teil: Die Pfarrorganisation, bearb. von Alfred Wen de -
hörst, Berlin 1966. (Gerhard Hirschmann)............................................................391
Nürnberger Totengeläutbücher II: St. Lorenz 1454—1517, bearb. von Helene Burger,
Neustadt/Aisch 1967. (Arnd Müller) .......................................................................... 393
Caritas Pirdcheimer: Quellensammlung. 3. Heft: Briefe, bearb. von J. Pfänner,
Landshut 1966. Fritz Schnelbögl).........................................................................................393
Fritz B 1 a i c h : Die Reichsmonopolgesetzgebung im Zeitalter Karls V., Stuttgart 1967.
(Werner Schultheiß). ........................................................................................................396
Wilhelm Schwemmer : Die Schulden der Reichsstadt Nürnberg und ihre Übernahme
durch den bayerischen Staat, Nürnberg 1967. (Rudolf Endres) .... 398
Walter G r ö n e r t : Die Entwicklung des Gaststättenrechts in der freien Reichsstadt
Nürnberg seit dem 14. Jh., Erlangen 1968. (Walter Lehnert) .... 399
Theodor Gustav Werner : Scripta Mercaturae, München 1967. (Wolfgang v.
Stromer).....................................................................................................................................400
Willy K ö n i g s : Im Namen und Geleite Gottes, Nürnberg 1967. (Werner Schultheiß) 401
Günther Feh ring und Anton Reß: Die Stadt Nürnberg. Bayerische Kunstdenkmale
Bd. X, München 1961. (Wilhelm Schwemmer)...............................................403
Hans Max Frhr. v. A u f s e ß und Ursula Pfistermeister : Nürnberg, Frankfurt
1967. (Erich Mulzer)........................................................................................................404
Eugen Kusch : Nürnbergischer Schatzbehalter. Kunstwerke des alten Nürnberg,
Nürnberg 1960. (Günther Bräutigam)................................................................................. 406
Hanns Hubert Hofmann: Die Nürnberger Stadtmauer, Nürnberg 1967. (Emst
Eichhorn).................................................................................................................................... 407
Erich Mulzer: Nürnberger Erker und Chörlein, Nürnberg 1965. (Ernst Eichhorn) 409
Karl Oettinger : Die Bildhauer Maximilians am Innsbrucker Kaisergrabmal,
Nürnberg 1966. (Günther Bräutigam)..........................................................................411
Elisabeth Rücker : Maria Sibylla Merian 1647—1717, Nürnberg 1967. (Dieter Schug) 414
Wilhelm Schwemmer : Johann Adam Klein: Ein Nürnberger Meister des 19. Jahrhunderts,
Nürnberg 1966. (Fritz Zink)................................................................................. 415
Karl Heinz Bartels : Drogenhandel und apothekenrechtliche Beziehungen zwischen
Venedig und Nürnberg, Frankfurt 1966. (August Jegel).................................................. 417
Heinz G o ß m a n n : Das Collegium pharmaceuticum Norimbergense und sein Einfluß
auf das Nürnberger Medizinalwesen, Frankfurt 1966. (August Jegel) . . . 417
Ernst Emil Ploß: Ein Buch von alten Farben, Heidelberg-Berlin 1962. (Gerhard
Pfeiffer).....................................................................................................................................418
Conrad Wiedemann: Johann Klay und seine Redeoratorien, Nürnberg 1966.
(Hans Recknagel)..................................................................................................................... 418
VI
Nürnberger Meisterdichtung in der Vergangenheit, Nürnberg, Glock und Lutz. (Herbert
Maas).................................................................................................................................... 419
Nürnberger Mundartdichtung in der Gegenwart, Nürnberg, Glock und Lutz. (Josef
Pfänner).................................................................................................................................... 421
Fränkische Bibliographie, hrsg. von Gerhard Pfeiffer, Würzburg 1965. (Rudolf
Frankenberger)..................................................................................................................... 422
Deutscher Glockenatlas, Band Bayrisch-Schwaben, bearb. von Sigrid Thurm, München-
Berlin 1967. (Fritz Schnelbogl)....................................................................................423
Hellmut Kunstmann : Mensch und Burg, Nürnberg 1967. (Wilhelm Schwemmer) 424
Dieter Harmening : Fränkische Mirakelbücher, Würzburg 1966. (Bemward
Deneke).................................................................................................................................... 426
Bernhard Sicken : Das Wehrwesen des fränkischen Reichskreises. Aufbau und
Struktur (1681—1714), Nürnberg 1967. (Gerhard Hirschmann).......................................427
Erwin Riedenauer : Gesandter des Kaisers am Fränkischen Kreis, München 1965.
(Bernhard Sicken)...............................................................................................................428
Martin Krieger : Die Ansbacher Hofmaler des 17. und 18. Jahrhunderts, Ansbach
1966. (Horst Heldmann) .............................................................................................429
Adolf Schwammberger : Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon, Fürth 1967.
(Leo Schuster)...................................................................................................................... 430
Wilhelm Schwemmer : Kunst in Stadt und Land Hersbruck, Hersbruck 1967.
(Arnd Müller)...................................................................................................................... 431
Wilhelm Lederer: Bürgerbuch der Stadt Kulmbach 1250—1760, Kulmbach 1967.
(Walter Lehnert)...................................................................................................................... 432
Uuizinburc — Weißenburg 867—1967. Festschrift zur 1100-Jahrfeier, Weißenburg 1967.
(Matthias Thiel)...................................................................................................................... 432
Alfred Estermann : Bad Windsheim. Geschichte einer Stadt in Bildern. Bad
Windsheim 1967. (Rudolf Endres)........................................................................................ 433
Otto Borst: Eßlingen am Neckar. Geschichte und Kunst einer Stadt, Eßlingen
1967. (Werner Schultheiß)........................................................................................................434
Dieter Kreil: Der Stadthaushalt von Schwäbisch Hall im 15./16. Jahrhundert,
Schwäbisch Hall 1967. (Rudolf Endres)................................................................................... 434

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Mitteilungen des

Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg

55. Band 1967—68

Nürnberg 1968 Selbstverlag des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg

Im Aufträge des Vorstandes des Vereins herausgegeben von Städt. Archivdirektor Dr. Werner Schultheiß und Städt. Oberarchivrat Dr. Gerhard Hirschmann Für Form und Inhalt der Aufsätze und Rezensionen sind die Verfasser verantwortlich. Der Verein dankt für Druckzuschüsse der Stadt Nürnberg, der Stadtsparkasse Nürnberg, dem Bayer. Kultusministerium und dem Bezirkstag von Mittelfranken.

Gesamtherstellung Buchdruckerei Ph. C. W. Schmidt, Neustadt/Aisch Klischees: Firmen Döss und Reinhardt, Nürnberg Alle Rechte, auch des Abdrucks im Auszug, Vorbehalten. Copyright by Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg (Geschäftsstelle: 85 Nürnberg, Egidienplatz 23—27)

IV

INHALT Werner Sprung, Zehnten und Zehntrechte um Nürnberg ...

1

Albert B ü h 1 e r , Kloster Stams, München, Nürnberg und die Reichs­ kleinodien unter Karl IV......................................................................72 Horst Pohl, Das Rechnungsbuch des Nürnberger Großkaufmanns Hans Praun von 1471 bis 1478 ....................................................

77

Hedwig Kömmerling-Fitzler, Der Nürnberger Kaufmann Georg Pock (f 1528/29) in Portugiesisch-Indien und im Edelstein­ land Vijanyanagara...........................................................................137 Richard Klier, Zur Genealogie der Bergunternehmerfamilie Schütz in Nürnberg und Mitteldeutschland im 15. und 16. Jahrhundert

185

Theodor Gustav Werner, Zur Geschichte Tetzelscher Hammer­ werke bei Nürnberg und des Kupferhüttenwerks Hans Tetzeis auf Kuba........................................................................................................ 214 Constantin Kooznetzoff, Das Theaterspielen der Nürnberger Meistersinger.................................................................................. 226 Dieter W u 11 k e , Typen der chronikalischen Einträge über die Auf­ stellung des Sebaldusgrabes............................................................238 Gottfried S e e b aß , Die Reformation in Nürnberg

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2 52

Werner Schultheiß, Baukosten Nürnberger Gebäude in reichs­ städtischer Zeit.................................................................................. 270 Erich Mulzer, Der Nürnberger Fach werkbau..............................300 Karl K o h n , Historische und bauliche Bemerkungen zum sog. Leisten­ keller (früher Herrenkeller) am Weinmarkt.....................................332 Helmut H ä u ß 1 e r , Das Alter des Hauses Maxplatz 48

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337

Helmut Frhr. Haller von Hallerstein und Klaus F r äß 1 e , Gedenkausstellung: Der „Griechen-Haller“............................................ 342 Gerhard Hirschmann, Nürnberger Handwerkerleben. Beiträge zur Geschichte der Zinngießerfamilie Marx..................................... 3 58 Wilhelm Raimund Beyer, Hegels Verbindung zum Hause von Tücher Ernst D e u e r 1 e i n , Die Waffenruhe von Gräfenberg 1866

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366 .

373

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BUCHBESPRECHUNGEN Archive und Geschichtsforschung. Studien zur fränkischen und bayerischen Geschichte, Fridolin Solleder zum 80. Geburtstag dargebracht, hrsg. von Horst H e 1 d m a n n , Neustadt/Aisch 1966. (Matthias Thiel)................................................................... 3 84 Werner Schultheiß : Satzungsbücher und Satzungen der Reichsstadt Nürnberg aus dem 14. Jahrhundert, Nürnberg 1965. (Wolfgang v. Stromer) . . . . 387 Gustav Voit : Das Wachstafelzinsbuch der Reichsveste zu Nürnberg von etwa 1425 und das Reichslehenbuch der Herren von Berg aus dem Jahre 1396, Nürnberg 1967. (Wolfgang v. Stromer)................................................................................................. 390 Das Bistum Bamberg. 2. Teil: Die Pfarrorganisation, bearb. von Alfred Wen de hörst, Berlin 1966. (Gerhard Hirschmann)............................................................391 Nürnberger Totengeläutbücher II: St. Lorenz 1454—1517, bearb. von Helene Burger, Neustadt/Aisch 1967. (Arnd Müller) .......................................................................... 393 Caritas Pirdcheimer: Quellensammlung. 3. Heft: Briefe, bearb. von J. Pfänner, Landshut 1966. Fritz Schnelbögl).........................................................................................393 Fritz B 1 a i c h : Die Reichsmonopolgesetzgebung im Zeitalter Karls V., Stuttgart 1967. (Werner Schultheiß). ........................................................................................................ 396 Wilhelm Schwemmer : Die Schulden der Reichsstadt Nürnberg und ihre Über­ nahme durch den bayerischen Staat, Nürnberg 1967. (Rudolf Endres) .... 398 Walter G r ö n e r t : Die Entwicklung des Gaststättenrechts in der freien Reichs­ stadt Nürnberg seit dem 14. Jh., Erlangen 1968. (Walter Lehnert) .... 399 Theodor Gustav Werner : Scripta Mercaturae, München 1967. (Wolfgang v. Stromer)......................................................................................................................................400 Willy K ö n i g s : Im Namen und Geleite Gottes, Nürnberg 1967. (Werner Schultheiß) 401 Günther Feh ring und Anton Reß: Die Stadt Nürnberg. Bayerische Kunst­ denkmale Bd. X, München 1961.(Wilhelm Schwemmer)...............................................403 Hans Max Frhr. v. A u f s e ß und Ursula Pfistermeister : Nürnberg, Frank­ furt 1967. (Erich Mulzer)........................................................................................................404 Eugen Kusch : Nürnbergischer Schatzbehalter. Kunstwerke des alten Nürnberg, Nürnberg 1960. (Günther Bräutigam)................................................................................. 406 Hanns Hubert Hofmann: Die Nürnberger Stadtmauer, Nürnberg 1967. (Emst Eichhorn)..................................................................................................................................... 407 Erich Mulzer: Nürnberger Erker und Chörlein, Nürnberg 1965. (Ernst Eichhorn) 409 Karl Oettinger : Die Bildhauer Maximilians am Innsbrucker Kaisergrabmal, Nürnberg 1966. (Günther Bräutigam)..........................................................................411 Elisabeth Rücker : Maria Sibylla Merian 1647—1717, Nürnberg 1967. (Dieter Schug) 414 Wilhelm Schwemmer : Johann Adam Klein: Ein Nürnberger Meister des 19. Jahr­ hunderts, Nürnberg 1966. (Fritz Zink)................................................................................. 415 Karl Heinz Bartels : Drogenhandel und apothekenrechtliche Beziehungen zwischen Venedig und Nürnberg, Frankfurt 1966. (August Jegel).................................................. 417 Heinz G o ß m a n n : Das Collegium pharmaceuticum Norimbergense und sein Ein­ fluß auf das Nürnberger Medizinalwesen, Frankfurt 1966. (August Jegel) . . . 417 Ernst Emil Ploß: Ein Buch von alten Farben, Heidelberg-Berlin 1962. (Gerhard Pfeiffer)......................................................................................................................................418 Conrad Wiedemann: Johann Klay und seine Redeoratorien, Nürnberg 1966. (Hans Recknagel)...................................................................................................................... 418

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Nürnberger Meisterdichtung in der Vergangenheit, Nürnberg, Glock und Lutz. (Herbert Maas)..................................................................................................................................... 419 Nürnberger Mundartdichtung in der Gegenwart, Nürnberg, Glock und Lutz. (Josef Pfänner)..................................................................................................................................... 421 Fränkische Bibliographie, hrsg. von Gerhard Pfeiffer, Würzburg 1965. (Rudolf Frankenberger)...................................................................................................................... 422 Deutscher Glockenatlas, Band Bayrisch-Schwaben, bearb. von Sigrid Thurm, Mün­ chen-Berlin 1967. (FritzSchnelbogl).................................................................................... 423 Hellmut Kunstmann :Menschund Burg, Nürnberg 1967. (Wilhelm Schwemmer) 424 Dieter Harmening : Fränkische Mirakelbücher, Würzburg 1966. (Bemward Deneke)..................................................................................................................................... 426 Bernhard Sicken : Das Wehrwesen des fränkischen Reichskreises. Aufbau und Struktur (1681—1714), Nürnberg1967. (Gerhard Hirschmann)....................................... 427 Erwin Riedenauer : Gesandter des Kaisers am Fränkischen Kreis, München 1965. (Bernhard Sicken)............................................................................................................... 428 Martin Krieger : Die Ansbacher Hofmaler des 17. und 18. Jahrhunderts, Ansbach 1966. (Horst Heldmann) .............................................................................................429 Adolf Schwammberger : Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon, Fürth 1967. (Leo Schuster)...................................................................................................................... 430 Wilhelm Schwemmer : Kunst in Stadt und Land Hersbruck, Hersbruck 1967. (Arnd Müller)...................................................................................................................... 431 Wilhelm Lederer: Bürgerbuch der Stadt Kulmbach 1250—1760, Kulmbach 1967. (Walter Lehnert)...................................................................................................................... 432 Uuizinburc — Weißenburg 867—1967. Festschrift zur 1100-Jahrfeier, Weißenburg 1967. (Matthias Thiel)...................................................................................................................... 432 Alfred Estermann : Bad Windsheim. Geschichte einer Stadt in Bildern. Bad Windsheim 1967. (Rudolf Endres)........................................................................................ 433 Otto Borst: Eßlingen am Neckar. Geschichte und Kunst einer Stadt, Eßlingen 1967. (Werner Schultheiß)........................................................................................................434 Dieter Kreil: Der Stadthaushalt von Schwäbisch Hall im 15./16. Jahrhundert, Schwäbisch Hall 1967. (RudolfEndres)................................................................................... 434

VII

VERZEICHNIS DER MITARBEITER Beyer, Wilhelm Raimund, Dr., Prof., Salzburg, Richard-Strehle-Straße 16 Bräutigam, Günther, Dr., Konservator, 85 Nürnberg, Harmoniestraße 2 B ü h 1 e r , Albert, 75 Karlsruhe, Beifortstraße 2 Deneke, Bernward, Dr., Konservator, 85 Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Kartäusergasse 1 Deuerlein, Ernst, Dr., Hochschulprof., 8 München 55, Oberauer Straße 9 Eichhorn, Ernst, Dr., Bezirksheimatpfleger, 852 Erlangen, Schillerstraße 29 Endres, Rudolf, Dr., Studienrat, 852 Erlangen, Dechsendorfer Straße 2 Fräßle, Klaus, cand. phil., 78 Freiburg i. Br., Reutebachgasse 5 Frankenberger, Rudolf, Dr., Oberreg. Bibliotheksrat, 852 Erlangen, Hedenusstraße 19 Haller v. Hallerstein, Helmut, Frhr., Dipl.-Ing., 8501 Großgründlach, Schloß Häußler, Helmut, Dr., 85 Nürnberg, Siemensstraße 28 Heldmann, Horst, Dr., 85 Nürnberg, Bierweg 104 Hirschmann, Gerhard, Dr., Oberarchivrat, 8 5 Nürnberg, Gemgrosstraße 26 Jegel, August, Dr., Stud. Prof., i. R., 85 Nürnberg, Rennbahnstraße 39 Klier, Rudolf, Dr., Oberstudienrat i. R., 85 Nürnberg Wiesenstraße 177 Kömmerling-Fitzler, Hedwig, Dr., Prof., 678 Pirmasens, Buchsweilerstraße 94 Kohn, Karl, cand. phil., 85 Nürnberg, Obere Krämersgasse 12 Kooznetzoff, Constantin, Dr., Department of Germanic Studies, University of Melbourne, Parkville 2, Australien Lehnert, Walter, Dr., Archivrat, 8501 Wölkersdorf, Breitenfeldstraße 41 Maas, Herbert, Dr., Oberstudienrat, 85 Nürnberg, Kachletstraße 45 Mulzer, Erich, Oberstudienrat, 85 Nürnberg, Viatisstraße 242 Müller, Arnd, Dr., Studienrat, 85 Nürnberg, Hintermayrstraße 19 Pfänner, Josef, Dr., 85 Nürnberg, Jochensteinstraße 36 Pfeiffer, Gerhard, Dr., Univ.-Prof., 85 Nürnberg, Schnepfenreuther Weg 15 Pohl, Horst, Dr., 85 Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Kartäusergasse 1 Recknagel, Hans, Dramaturgieassistent, 8501 Altdorf b. Nürnberg, Flurergasse 4 Schnelbögl, Fritz, Dr., Archivdirektor, 85 Nürnberg, Archivstraße 17 Schug, Dieter Dr., Bibliotheksrat, 852 Erlangen, Hartmannstraße 128 Schultheiß, Werner, Dr., Archivdirektor, 8 5 Nürnberg, Moosstraße 14 Schuster, Leo, Dr., Dipl.-Kfm., 851 Fürth i. Bay., Würzburger Straße 98 Schwemmer, Wilhelm, Dr., Direktor der städt. Kunstsammlungen i. R., 8 5 Nürnberg, Lindenaststraße 63 S e e b a ß , Gottfried, Dr., wissenschaftl. Assistent, 2 Hamburg 67, Wietreie 2 Sicken, Bernd, Dr., Stipendiat, 58 Hagen-Selbecke, Zur Höhe 7 Sprung, Werner, Oberstudienrat, 85 Nürnberg, Kamminer Straße 14 v. Stromer, Wolfgang Frhr., Dr., Priv.-Doz., 852 Erlangen, Donaustraße 16 Thiel, Matthias, Dr., Archivrat, 85 Nürnberg, Spittlertorgraben 100 Werner, Theodor Gustav, 8 München 13, Schellingstraße 100 W u 11 k e , Dieter, Dr., 34 Göttingen, Baumschulenweg 12 Zink, Fritz, Dr., Oberkonservator, 85 Nürnberg, Hoppertstraße 5

VIII

ZEHNTEN UND ZEHNTRECHTE UM NÜRNBERG Ein Beitrag zur Frühgeschichte der Umgebung Nürnbergs Von Werner Sprung Wenn wir bedenken, daß die Zehnten eine der schwersten finanziellen Belastungen des Bauerntums im Mittelalter waren und weit in die Neuzeit hineinreichten, so mag eine eingehendere Betrachtung dieser Abgabe durchaus angebracht sein. Audi hat Erich Freiherr von Guttenberg in seiner Schrift „Kirchenzehnten als Siedlungszeugnisse im oberen Maingebiet“ *) auf die hohe Bedeutung dieser Zehnten für die Erkenntnis der frühen Entwicklungszeit einer Landschaft hingewiesen. Erstaunlich ist es, daß diese Zehntrechte im Nürn­ berger Umland in der Forschung der jüngsten Vergangenheit keine besondere Beachtung fanden. Vermutlich standen bisher einer gründlicheren Untersuchung die Viel­ schichtigkeit und die überaus große Zahl der Zehntbesitzer wie auch die lücken­ hafte Überlieferung sowie das weitverstreute und nicht leicht auffindbare Quel­ lenmaterial im Wege. Die vorliegende Studie umfaßt als Untersuchungsraum das Umland von Nürnberg und Fürth in einer ungefähren Entfernung von 20 Kilometern, so wie der Raum bereits in dem von H. H. Hofmann bearbeiteten Historischen Atlas Nürnberg-Fürth abgesteckt ist*2). Dabei soll eine großzügige Gesamtschau über diesen Raum geboten werden, der sich je nach der Quellenlage eine ein­ dringlichere Einzelforschung anschließen wird. „Dabei kommt es“, um mit den Worten E. von Guttenbergs zu sprechen, „zunächst noch gar nicht darauf an, eine geschlossene Gesamtkonzeption zu finden, oder die Frage nach dem zeitlichen Ablauf des Besiedelungsvorganges zu klären, als vielmehr eine ge­ sicherte Grundlage für die Klärung dieser Fragen zu bieten.“ Daß hierbei immer wieder die Frage nach der Frühzeit, oftmals unausgesprochen, auftaucht, ist wohl selbstverständlich. Zunächst mag ein kurzer Hinweis über die geschichtliche Entwicklung des Zehntrechtes angebracht sein. Zwar begegnet uns die Abgabe des Zehnten als eine Einrichtung des jüdischen Rechts bereits in der Bibel, dazwischen steht jedoch das römische Imperium mit seiner Rechtsauffassung. „Das Christentum hat das jüdische Zeremonialrecht nicht rezipiert. Das christliche Priestertum hatte nämlich andere Voraussetzungen, es ging nicht aus einer geschlechter­ mäßig abgegrenzten Kaste Wie die Leviten hervor“ 3). So werden dann auch erst im sechsten Jahrhundert auf den Konzilien in Gallien die Forderungen *) Erich Freiherr von Guttenberg: Kirchenzehnten als Siedlungszeugnisse im oberen Main­ gebiet. JffL. Bd. 6/7 1941. l) H. Hubert Hofmann: Nürnberg-Fürth. Hist. Atlas v. Bayern. Teil Franken. München 1954. 3) Chr. Meurer: Das Zehnt- und Bodenzinsrecht in Bayern. Stuttgart 1898 S. 3 ff.

1

MVGN 55 (1967/68) Zehnten und Zehntrechte

nach der Entrichtung des Zehnten von allen Früchten erhoben und bei ihrer Verweigerung unter Strafe des Kirchenbannes gestellt. Dieser kirchliche An­ spruch wird erst nach 200 Jahren durch die Staatsgesetzgebung der Franken­ herrscher unterstützt. Karl der Große macht durch das Capitulare von Heristal (Cap. I, 48) im Jahre 779 die Zehntpflicht aller Untertanen für das ganze fränkische Reichsgebiet verbindlich 4). In Bayern wurde in der Regierungszeit Tassilos III. auf der 2. Aschheimer Synode im Jahre 756 bei der Ordnung des Kirchenwesens die Leistung der Zehnten „unter notfalls zwangsweiser Beitreibung“ gefordert5). Hier auf der Synode ging es bereits um die Unterstellung der Geistlichen unter ihre Bischöfe und um die Verwaltung des Kirchengutes ausschließlich durch die Bischöfe. Allmählich entwickelten sich aus den Zehntbezirken die Pfarrsprengel, in denen die Geistlichen neben ihren eigentlichen Aufgaben auch die Eintreibung der Zehnten besorgten. Diese Zehnten wurden nach genauen Teilungsvor­ schriften aufgeteilt. Die römischen Vorschriften sahen eine Vierteilung vor: 1. an den Bischof, 2. an den Klerus, 3. an die Armen (d. h. für die Pfarrseelsorge), 4. an den Kirchenbau (die fabrica). In Spanien galt eine Drittelung: 1. an den Bischof, 2. an den Klerus, 3. an die Kirchenfabrik. Das vor allem bei Eigenkirchen angewandte Drittelungschema ist dabei in Deutschland der Drittelung der Gerichtsgefälle nachgebildet: 2/3 erhielt der Gerichtsherr, 1/3 der Richter, demnach erhielt der Eigenkirchenherr 2/3 des Zehnten, 1/3 sein Pfarrer; dies galt vor allem im östlichen bayerischen Rechtsgebiet, in den Bistümern Bamberg und Eichstätt4). So hätte der Zehnt in den einzelnen Pfarreien zum Kirchen- bzw. Pfarreinkommen gezählt, jedoch war später dem Pfarrer meist nur noch der Kleinzehnt und der Blutzehnt als Einkommen geblieben. Der Großzehnt dagegen gelangte in die Hände privater Personen und wurde während des ganzen Mittelalters frei verkauft, gelegentlich auch verschenkt. Zuweilen wurde der Zehnt auch auf dem Weg der Verpfändung seitens der Bischöfe in ihrer ständigen Geldnot der Kirche entfremdet; so gelangte er an Stifte und Klöster, meist aber an Privatpersonen. Dafür hatten jedoch die Bezieher der Zehnten die Pflicht, die Baulast an Kirchen, Pfarr- und Mesnerhäusern zu tragen, wenn das Kirchenvermögen nicht hinreichte 6). Diese Pflicht war später nach den verschiedensten Rechtsordnungen be­ stimmt: in Alt-Bayern galt die sogenannte tridentinische Zehntbaupflicht, es ist sonst noch das Mainzer Recht, die Würzburger Ordnung und die Bamberger Diözesanobservanz bekannt. Dagegen sehen nach der Reformation, in der die Zehntrechte fortbestanden, die Kulmbacher Konsistorialordnung und das in Ansbach-Bayreuth geltende Allgemeine Landrecht keine Zehntbaupflicht vor 7). In der Landbeschreibung des Joh. Georg Vetter von 1732 finden wir gelegent­ liche Hinweise auf diese Baupflicht8), so für die Kirche in Leerstetten. Den 4) H. Rössler—G. Franz: Sachwörterbuch zur Deutschen Geschichte. München 1958. Stich­ wort: Zehnt. 5) Math. Simon: Evang. Kirchengeschichte Bayerns. München 1958 S. 47 f. 6) Franz Xaver Büchner: Versuch kirchlicher Zentralverwaltung. S. 67. "O Meurer S. 88. 8) Joh. Gorg Vetter: Topographie oder Beschreibung des Burggrafentums unterhalb des Gebirgs. 1732 Bd. II im St. A. N. Rep. 120 Ansbacher Ämterbeschreibungen Nr. 69 a II.

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MVGN 55 (1967/68) Zehnten und Zehntrechte

Zehnt besitzt das Kloster Ebrach, „hingegen muß das Kloster das Pfarrhaus im baulichen Wesen erhalten, auch dem Pfarrer die meiste Besoldung geben" (Vetter S. 326). Daß der Zehent ursprünglich die Besoldung der Geistlichen ausmachte, dafür finden wir immer wieder Hinweise: . . . „in Laubendorf und Dürrnbach, allwo der Hopfen-, Heu-, Pferd-, Käß-, Lämmer-, Schweine-, Gans-, Hühner-, Erbsen-, Linsen-, Flachs-, Hanf-, Kraut-, Rüben- und all anderer kleiner Zehenten nebst 2 Schober Stroh vom gr. Zehenten einem Pfarrer zu Lauben­ dorf als ein Besoldungsstück gebühret." (Vetter S. 112.) Damit haben wir auch schon einen Blick auf die Arten des Zehnten ge­ tan. Es wird der große und kleine Zehnt unterschieden, ferner gibt es noch den Haus- oder Blutzehnt (im Altdorfer Gebiet auch Rauch- oder Hauszehnt genannt). Eine Zehentbeschreibung des Klosters Ebrach für das Amt Katzwang gibt uns folgenden Aufschluß: Großer Zehnt „Unter dem großen Zehent werden alleinig gerechnet und verstanden Korn, Weizen, Hafer, Gerste und Tabake, wiewohl der Tabakzehnt jährlich speciatim ordinarie [= gewöhnlich besonders] um Geld hingelassen [= ver­ pachtet] wird." Kleiner Zehent „Hierunter wird verstanden das übrig alles als Erbsen, Linsen, Wicken, Haydel [= Buchweizen], Hirsch [= Hirse], Kraut, Rüben, Zwiebeln, Flachs, Hanf etc." Lebendiger Zehent, sonst auch blutig oder Hauszehnt genannt „Nota: zu Eybach und Röttenbach [bei Schweinau] gibt man von einer Kuh 1 Pfennig und an andern Orten 8 Pfennig, dann von einer Schweinsmutter 18 Pfennig und einer jungen Brut, es seien Hühner, Gänse oder Enten 9 Pfennig, alles nach altem Brauch" ®). Ferner hatten die Röthenbacher Bauern die Verpflichtung (aus dem Großzehnt) 2 Fuhren Stroh zu liefern: „duo plaustra straminum" heißt es 1340 im Klosterurbar910); 1581 lautet die Anweisung im Lehenbuch: „Item die zu Röttenbach sind auch schuldig auff zween Geul Stroe gnug hereinzugeben, dagegen sy den Mist haben, da aber einer [da]mit seumig und nicht nach notturft uf 2 Geul stroe brechte, was dann der Schaffner für stroe darüber ausgeben wurdt, soll der an deme die Ordnung des Streyens ist, sollch gelt on alle einred dem Schaffner wieder erstatten" n). In dem Urkataster von 1833 ist darin noch die Strohlieferung, für jedes bäuerliche Anwesen aufgeteilt in einzelne Schober, genau vermerkt. Dies mag als ein Beispiel für die Beständigkeit dieser Zehntabgaben dienen. Im allgemeinen erfahren wir wenig davon, wie die „Auszehntung" vor sich ging. Es ist anzunehmen, daß bei der Einbringung der Ernte durch die 9) St. A. N. als Abgabe vom St. A. Bbg. von 1953. Seite 119. Beschreibung der Ebracher Zehnten im Amte Katzwang von c. 1680. 10) Franz Wegele: Monumenta Eberaciensia. Nördlingen 1863. n) St. A. N. RA Schwabach Nr. 24 Lehenbuch d. Amtes Katzwang v. 1581.

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Bauern der Zehntpächter (oder der Amtsknecht) zugegen war und darauf achtete, daß jeweils der zehnte Teil stehen oder bei Rüben z. B. die entspre­ chende Reihe liegenblieb. Für die Auszehntung gab das Egidienkloster zu Nürnberg folgende Anweisung: Man gibt in den Stadeln den Zehnten von den Wägen herab. Der Zehender [= der Zehntpächter] soll helfen abladen und die Garben von den Wägen zählen und allewege die zehnte Garbe nehmen. Von Erbsen, Wicken, Linsen, Bohnen und Kichern [= eine Erbsenart] nimmt man den Zehnten, wenn gedroschen wird. Von Kraut und Rüben läßt man zu Felde das zehnte Beet stehen. (StadtA. N., F 34 S. 62 Salbuch des Egid. Klo­ sters um 1474.) Die Einbringung war dann Sache des Zehntpächters; oftmals gab es Streit, weil er ohne Wissen der Bauern das Feld vorher betreten hatte. Daß der Zehntpächter seinerseits nun nichts veruntreute, darauf wurde er von dem Zehntherrn oftmals eidlich verpflichtet: „Zu wissen, daß ein jeglicher der Zehntbestandner mit Handgeben Treue an Eids statt geloben soll meinem gnä­ digen Herrn, dem Propst.“ (St.A. Bbg. Stdb. 4630 Am Beginn des Zinsbuches des Stiftes St. Stephan zu Bamberg vom Jahre 1477.) Die Anweisung des dompropsteilichen Amtmannes an die Zehntbeständer [= Pächter] in Fürth lau­ tete im Jahre 1674: . . . „wann das Getreid vom Feld eingeschnitten und ausgetroschen, unverzüglich an guten unverfälschten Körnern, auch Kauffmanns Guet auff des Dom Capitels Casten gen Nürnberg auff ihren selbsteignen Ko­ sten liefern“ lla). „Man habe bisher von allem dem, was ins Band gebunden würde, in die Stadt auf den Kasten hineingefahren“, lautet die Aussage eines betagten Bauern auf dem Schübelsberg [im Osten der Stadt Nürnberg] um 1750 in einem Zehentstreit mit dem Stift St. Stephan zu Bamberg12). So ist auch der Ausdruck zu erklären: „gibt das 10. Band oder 20. Band“, d. h. der Großzehnt ist bereits geteilt und der Zehntherr erhält z. B. bei dem 20. Band nur noch 2/s des Zehnten. Anders dagegen ist der Ausdruck gemeint, wenn es heißt: „der groß Zehnten, die vier Pand, gehört der Pfarr zu Altdorf“ 13), hier unterliegt nur ein Viertel der Ernte überhaupt der Zehntpflicht. Auch in der Aussage des Bauern von Schübelsberg hören wir davon, daß der Hof „nur nach den 4. Banden ausgezehntet“ wird. Er gibt als Grund hierfür die wenig ertragreichen Sandfelder des Hofes an und fügt dann noch hinzu: „Ein Acker oder Feld gebe aber den Zehenden nur einmal des Jahres, ein mehreres gehöre sich niemals.“ n) Wegen dieses sog. Nachzehnten ist oftmals in unserer Gegend heftiger Streit entbrannt14), so in Wetzendorf besonders heftig in den Jahren nach der Reformation. Unter dem Druck der Bauemunruhen hatte nämlich der Nürnberger Rat in einem gedruckten Ratsmandat vom 23 Mai 1525 die Auf­ hebung des lebenden und kleinen Zehnten verkündet15): „ . . . daß fürderhin aller lebendiger Zehend als Füllen, Kälber, . . . desgl. der kl. Zehent, den man den toten Zehent nennt als Heidel, Hirse, Erbsen, Heu, Hopfen .. . und alle andere Schmalsaat ganz tot und ab seien und von keinem Euren Rats Bürgern lla) Gemeindearchiv Stadeln bei Fürth. Akt Nr. 30. “) St. A. N. Rep. 4 Nr. 586. 13) St. A. N. Rep. 59 Nr. 23 f. 64 Zinsbuch d. Pflegamtes Altdorf 1541. 14) St. A. N. A-Laden S I L 37 Nr. 23 und B-Laden SIL 186 Nr. 4. 15) im Stadtarchiv Nbg. aufbewahrt.

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und Verwandten, geistlichen und weltlichen und derselben Angehörigen weder genommen noch gegeben werden solle ... “ l6). Nachdem sich aber das Stift St. Stephan an den Bischof gewandt hatte, sicherte ihm Bischof Weigand in einem Brief zu, daß er sich weiterhin wegen der Zehentstreitigkeiten mit der Stadt Nürnberg verwenden wolle 17). Auch nachdem der Nürnberger Rat auf Betreiben des Schwäbischen Bundes in einem Mandat vom 8. Juli 1527 seine Anordnung wegen des Zehenten hatte rüde­ gängig machen müssen, ist der Streit über den Schmalsaatzehnten und sog. Nachzehnten in den folgenden Jahren keineswegs behoben. Mit allem Nach­ druck und wohl auch meist mit Erfolg verteidigt der Bischof Weigand (und später 1572 Bischof Veit) die Zehentrechte seiner Geistlichen, bis im Jahre 1585 endgültig der Streit in einem Vertrag beigelegt wird: 1. Von aller Schmalsaat, auch von „pauzwiffel“ [= Saatzwiebeln], wird der Zehnt entrichtet. 2. Wo bereits Korn gestanden, das verzehntet wurde, wird kein NachsaatZehnten erhoben 18). Vor der Reformation war es für den geistlichen Zehntherren einfacher, mit den Bauern fertig zu werden, wenn sie den Zehnten verweigerten, wie uns ein Beispiel aus Röthenbach (b. Schweinau) zeigt. In einem Brief von 1446 II. 6. schreibt Friedrich Spalter, Plebanus in Katzwang, er habe die coloni und alle Einwohner im Dorfe Röthenbach, in der Pfarrei Katzwang gelegen, exkommu­ niziert, weil sie den Zehnten verweigerten 18a). Wenn wir den Ausdruck „gibt den Zehnten zu Feld und zu Dorf, groß und klein, tot und lebendig“ finden, so ist damit der sog. Universalzehnt gemeint, der den großen und kleinen sowie den Haus- oder Blutzehnt einschließt. Er wird auch als der Altzehnt bezeichnet, manchmal auch Dorfzehnt, im Gegensatz zu dem Neubruchzehnt (decimae novalium), für den die Bezeichnungen Novalzehnt oder Reut[äcker]zehnt gebräuchlich sind. Er wird meist als Getreidezehnt von später gerodeten Flurstücken in der Dorfmark erhoben, davon erhält die Pfar­ rei ein Drittel des Zehnten, die übrigen 2/s der Eigentümer an Grund und Boden 19). Ein Beispiel aus der nächsten Umgebung Nürnbergs mag dies verdeutlichen. Im Jahre 1365 verkauft Konrad Waldstromer d. Ä. den Ebnem von den Äckern, das Dorneck genannt, 2/s an den Zehnten, die ein Lehen des Eichstätter Bi­ schofs waren, das andere Drittel gehört zu der Pfarrei Katzwang20). Diese Äcker am Dorneck [oder später Dömig genannt] sind ein Bestandteil der 200 Morgen großen Fürreuthen aus dem südlichen Reichswald, mit denen 1340 Kaiser Ludwig die beiden Amtleute des Reichswaldes belehnt hatte: „und hinab 16) St. A.N. Rep. 4 Nr. 587. 17) St. A. Bbg. Rep. B 115 Nr. 39 Literalien des Stiftes St. Stephan. 18) StadtA. N. S Wetzendorf Nr. 1. 18a) G. Heckei: Die Pfarrei Katzwang im Mittelalter, in Schwabacher Heimat Jg. 10 Nr. 1 S. 3 ff. 19) v. Guttenberg: Kirchenzehnten S. 69 und 96. 20) Germ. N. Museum Kressen-Archiv L IX Fasz. Nr. 3 (Pergam. Urk.).

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nach Schweinau und das doemeck genannt bei Röttenbach“ 21). Dies Flur­ stück Dornig ist heute die Anlage bei der Hohen Marter in Schweinau. Daß der Bischof von Eichstätt hier als Grundherr über den Zehnten ver­ fügt, ist unwahrscheinlich, eher doch wohl als Diözesanbischof. Ebenso ist die Schenkung von Reuthzehnten des Bamberger Bischofs zu verstehen, wenn wir lesen, daß in einer Urkunde von 1360 der Bischof Lupoid von Bamberg „alle die Reutzehnten, die uns angehörent gelegen auf den zweien weldem Nürn­ berger forsten hie diesseit und jenseit des Wassers dem Spital vor dem Newen Tor [= Heilig-Kreuz] verleiht“ 21a). Dagegen bleibt etwas unklar die Vorladung vor das Domkapitel nach Eich­ stätt an Otto den Forstmeister und Berthold den Lehner in Nürnberg zur Ver­ antwortung wegen Neuzehnten 21b). Ebenfalls als der zuständige Bischof und nicht als Grundherr verzichtet 1307 Bischof Andreas von Würzburg auf den ihm zustehenden Teil des Neubruchzehnten aus dem Wald bei Zirndorf und schenkt ihn den Nonnen des Klaraklosters zu Nürnberg22). Bereits im Jahre 1059 war es zwischen den Bischöfen von Würzburg und Bamberg wegen der Zehnten aus den Neubrüchen zu einem heftigen Streit auf der Synode gekom­ men 22a). Für den Augustinereremitenorden bestand laut päpstlichen Privilegien seit 1255 Zehntfreiheit der Neubrüche, dies bestätigt Bischof Berthold von Bamberg in einer Urkunde von 1267 dem Orden erneut23). Diese Zehntfreiheit wird dann auf allen Besitz, gegenwärtigen wie zukünftigen, von Papst Benedikt XI. im Jahre 1304 sämtlichen Frauenklöstem des Augustinerordens zugesichert24). Gelegentlich mußte ein Grundherr auch einmal auf sein Zehntrecht am Neubruch verzichten, so der Abt von Heilsbronn im Jahre 1314, nachdem in einem Streit zwischen dem Kloster und einem Nürnberger Bürger der Schult­ heiß und die Schöffen zu Nürnberg entschieden hatten, daß der Neuzehnt auf Klostergrund in Schwaighausen dem Konrad Reder, seiner Frau und seinen Söhnen auf Lebzeiten gehören, danach erst an das Kloster fallen solle ”). In späterer Zeit gab es viel Streit um den Zehnten von Neubrüchen im Gebiet von Cadolzburg und Roßtal. Hier beanspruchte nun der Markgraf als Grundherr sehr oft den Novalzehnten von Flurstücken, der ihm wahrscheinlich rechtmäßig nicht zukam. Vielleicht waren diese neugerodeten Hurstücke altes Ackerland gewesen, das aber in der langen Zeit des 30jährigen Krieges nicht bebaut worden war und daher mit Wald und Gebüsch überwachsen war. Im Streit mit dem Markgrafen als dem Grundherrn mußten oftmals die Besitzer 21) StadtA. N. Urkundenregesten. Urk. v. 1340 Juli 3, ebenso bei A. Scharr: Die Nbger Reichsforstmeisterfamilie Waldstromer, in Mitt. 52 S. 18 f. Jedoch ist bei Scharr die Angabe und Lokalisation des Flurstückes „doemeck“ falsch, es muß Röthenbach bei Schweinau heißen. 21a) StadtA. N. Urk.-Reg. Urk. v. 1360 Jan. 1. 21b) StadtA. N. Urk.-Reg Urk. v. 1392 März 22. Ä2) StadtA. N. Urk.-Reg. Urk. v. 1307 Febr. 27. 22a) E. v. Guttenberg: Regesten der Bischöfe von Bamberg. Nr. 312. 23) NUB (= Nürnberger Urkundenbuch) Nr. 430. 2i) StadtA. N. Urk.-Reg. Urk. v. 1304 Febr. 28. *5) StadtA. N. Urk.-Reg. v. 1314 Dez. 9.

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des Altzehnten den kürzeren ziehen, da nicht das Recht, sondern die Macht den Ausschlag gab **). Schon frühzeitig war der Zehnt, wohl um Streitigkeiten vorzubeugen, auf eine bestimmte Höhe festgesetzt worden, zuweilen sogar in Geld, dies letztere geschah meist bei größeren Entfernungen des zehntpflichtigen Dorfes oder Fel­ des vom Zehntherm. Wenn nun der Feldertrag voraussichtlich durch Wetter­ unbilden gemindert war, dann konnte vom zehntpflichtigen Bauern oder vom Zehntpächter um Nachlaß ersucht werden. Das Stift St. Stephan zu Bamberg schrieb vor: . . . „Auch ob Schäden in einem oder mehreren Zehnden entstan­ den, es wäre mit Heeren, Reißen [= Krieg], Hagel oder Wind, so soll ein jeglicher Zehender [= Zehentpächter] zu rechter Zeit melden und fürbringen, den Schaden lassen besehen, darann erkennen lassen ein Propsts Anwalt mit andern Biderleuten, was gebührlich und recht sei nachzulassen. Welcher Ze­ hender solches zu rechter Zeit nicht fürbringt und der Schäden besehen läßt, soll unser gnädiger Herr, der Propst, nicht sein schuldig nachzulassen" 27). Aus diesen Zehentnachlässen kann man, wenn die Zehentbücher eines Amtes lückenlos vorliegen, vielfach wertvolle Aufschlüsse über die Auswir­ kungen der Kriegszeiten (30jähriger Krieg) oder über Mißwachs und Unwetter erhalten 28). In manchen Zehntbereichen fand auch ohne Aufforderung durch den Zehnt­ pächter ein „Zehntritt" statt. Bei diesem Ritt durch die Zehntflur wurde dann das Getreide besichtigt und danach die Höhe des Zehntertrages festgesetzt. Wir wissen von solchen Zehntritten im Bereich des Klosters Engelthal29) und vom Landalmosenamt Nürnberg zusammen mit dem Dompropsteiamt Fürth 29a). Fürreuthen Zu den Fürreuthen sei im folgenden eine kurze Ausführung eingefügt. Es sind dies die Rodungen aus dem Reichswald. Die späteren Bezeichnun­ gen Vorreith oder Vorderreith lassen den Namen als vorderste oder nächste Reuthen am Wald erscheinen. Meines Wissens erscheint die Bezeichnung Fürr e u t h zum erstenmal in der Urkunde vom 6. August 1294: . .. „terra, que ab antique et de jure nürunge et furreuthe dicitor", worin König Adolf bestimmt, daß dieses Land „communitati deserviat" [d. h. der Bürger­ schaft dienen soll] und den Auftrag gibt, nicht zu erlauben, daß irgend jemand sich einfallen läßt, dies vorgenannte Land zu bebauen. (NUB Nr. 870.) Wenig später befiehlt König Heinrich in einer Urkunde vom 26. August 1309 den Nümbergern, den Reichswald beiderseits der Pegnitz, der vor 50 *6) St. A. N. Rep. 4 Nr. 212—218. 27) St. A. Bbg. Standbuch 4630 Zinsbuch d. Stiftes St. Stephan v. 1477. *8) Vgl. W. Sprung: Geschichte der Gemeinde Stadeln, in Fürther Heimatblätter. 1961 Nr. 1 S 6 ff *•) St. A. N. RA Altdorf Nr. 10*. 29a) Germ. N. Museum Nr. 34 232 a „Ein Nümbergisches Zehntregister“, in der Mitte des 17. Jh. abgefaßt (1646—1667).

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Jahren durch Brand oder auf andere Weise verwüstet worden war und hernach von manchen Leuten in Acker verwandelt worden sei, wieder zu Wald zu machen. (Urk.Reg. Stadtarchiv Nbg.) Genau ein Jahr später, am 29. August 1310, noch vor seinem Aufbruch nach Italien, gebietet der König den Forstmeistern und Zeidlern des Nürn­ berger Reichswaldes, sich bis Allerheiligen vor dem Schultheißen und dem Rat eidlich zur Wiederaufforstung des Waldes zu verpflichten. (Urk.Reg. Stadt­ archiv Nbg.) Wieweit dies durchgeführt worden ist, wissen wir nicht. Bei der kurzen Regierungszeit dieses Herrschers — er starb bereits 3 Jahre später in Italien — und bei der Sorglosigkeit, mit der man seine mitgeführte Reichs­ kanzlei behandelte, ist nicht anzunehmen, daß seine Anordnung sehr genau ausgeführt wurde. So wird denn auch 1340 ein breiter Gürtel von Fürreuthen um den südlichen Reichswald in der Größe von 200 Morgen, angefangen bei Laufamholz bis über Eibach hinaus, den beiden Amtleuten des Waldes zu Lehen gegeben als Ausgleich für die Aufgabe gewisser anderer Rechte. Aller­ dings mit der Einschränkung, daß sie in diesen Fürreuthen keine größeren Siedlungen errichten sollten, höchstens 3 Höfe mit je einer Seide dazu. Diese Regelung wird 1347 von Kaiser Karl IV. bestätigt. In einem Ver­ gleichsbrief vom Jahre 1364 wird nun nochmals der Besitz dieser Fürreuthen, besonders um Steinbühl, Schweinau und Röthenbach, zwischen dem Forst­ meister Franz Koler mit den Waldstromem, den Hallern und Pfinzing abge­ grenzt. (GNM Kressen-Archiv LIX Fasz. N. Nr. 2.) Kaiser Karl IV. belehnt im Jahre 1358 seinen Obersten Kammermeister Schwincke von Hasenburg mit dem Lichtenhof, der vordem eine solche Fürreuth war (Fr. Nagel: Die Herren­ sitze Lichtenhof und Hummelstein Mitt. 38, S. 97 ff.). Nach 1400, als der Rat in den Besitz der Reichswälder gelangt war, wird die Rodung längst abgeschlossen gewesen sein. Eine feste Ordnung unterband jede weitere Ausdehnung in den Wald hinein, wie uns die ältesten Markungs­ bücher des Lorenzer Reichswaldes von 1443 und 1482 beweisen [StAN. Rep. 75/1 Nr. 275a und Nr. 323.] Nur noch gelegentlich darf mit Erlaubnis des Rates im Reichswald gerodet werden, wie aus einem Verlaß der Herren Altern vom 21. 3. 1581 erkennbar wird. „ . .. die leeren Plätze und Egerten umäckem und mit allem vleiß be­ sämen lassen und diese mit vorwissen des Rats auch vererben lassen [StAN Rep. 751 Nr. 184.] Um 1690 hat der General Paulus Tücher 14 Morgen Fürreuth für seinen Besitz in Maiach erhalten, für die er dem Waldamt zinsen muß. [StAN Rep. 752 Nr. 1.] Wer erhielt nun die Zehnten von diesen spät gerodeten Fürreuthen? Es scheint keine allgemein gültige Bestimmung vorhanden gewesen zu sein, wie ein Aktenstück mit dem Titel „Zehnten von Neubrüchen“ nach 1700 ver­ muten läßt. [Landeskirchl. Archiv Nbg. Rep. 10a Nr. 7 Fach 105 Nr. 4.] Der Rat neigte dazu, diese Novalzehnten dem Landalmosenamt überweisen zu lassen, es wird aber kein bindender Beschluß gefaßt. Aus den herangezogenen Beispielen geht hervor, daß man im Jahre 1446 der Pfarrei Wöhrd den Zehn­ ten aus einer Fürreuth zugewiesen hat, wogegen der Schaffer von St. Sebald

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Einspruch erhob. [StAN Rep. 751 Nr. 184.] Aus dem Salbuch von St. Lorenz um 1450 ersieht man, daß dies Gotteshaus ebenfalls Zehnten aus einer Für­ reuth bezog. [StAN Rep. 59 Nr. 3 Bl. 68b.] Das vom Rat der Stadt befragte Waldamt erklärt ebenfalls, daß das Zehntrecht unterschiedlich gehandhabt worden sei, es fänden sich aber keinerlei kaiserliche Privilegien, die einer Auszehntung der Fürreuthen entgegenstünden. Soweit die allgemeinen Ausführungen über die Zehnten. Wenn wir uns nun unserem Untersuchungsgebiet zuwenden, so überrascht zunächst die ver­ wirrende Fülle von Einzelbekundungen und Nachrichten über Zehnten, meist sind es Streitigkeiten. Wenn wir die Zehnten nach den Zehntherren unter­ suchen, lassen sich ganz bestimmte Zehntgruppen feststellen. Als erste von ihnen begegnet uns die des Bamberger KollegialStiftes St. Stephan; unmittelbar im heutigen Stadtgebiet stoßen wir auf den Treibbergzehnt des Stifes 30). Dieses Gebiet bietet sich noch 1621 auf dem Stadtplan des Paul Pfinzing als eine große grüne Fläche im Nordosten der Stadt dar 31). Heute wird das Gelände von der Tucherbrauerei eingenommen und ist als Platz für die künftige Wirtschaftshochschule vorgesehen. Aus vielen Urkunden32) erfahren wir, daß die Äcker und Gärten dort Reichslehen sind oder Besitz darstellen, der dem Reichsgut entnommen wurde, wie z. B. die Breitensteiner Lehen dort. Das älteste Zinsbuch des Stiftes St. Stephan vom Jahre 1477 vermerkt: „Treypperg. Item den Zehend hat Hanns Peyer und Cunz Wagner um 44 fl. und die also par bezalt“. Es ist nicht ersichtlich, für welche Zeit diese Summe zu zahlen war, denn sie erscheint für ein Jahr recht hoch. Später (1565) be­ trägt der Zehnt 6 Sümer Korn Nürnberger Maß und wird in Geld abgelöst; im Jahre 1581 wird für das Sümer Korn 5 fl. und 1 Ort gerechnet. Es ist aber anzunehmen, daß zu den Feldern am Treibberg selbst noch weitere Äcker vor dem Mauerring in diesen Zehnten gehörten, wie sich aus einem Eintrag eines Egidier-Salbuches entnehmen läßt33). Als in der Mitte des 18. Jahrhunderts 30) Vgl. zum Treibberg-Zehnten: St. A. Bbg. Stdtb. 4630, ferner B 115 Nr. 40; St. A. N. Rep. 4 Nr. 586/87/88. 31) siehe auch Hofmann, Atlas S. 17. 32) Urk. v. 133 8 Mai 5 Berthold Tücher kauft ein Haus, Acker u. Garten von Fritz Teufel, der Besitz ist Breitensteiner Lehen; Urk. v. 13 50 Sept. 27 die Witwe des Fritz Teufel verkauft einen Acker, ist ein Lehen des Hermann von Rabenstein; Urk. v. 13 57 Nov. 21 dort ein Acker der Holzschuher erwähnt; Urk. v. 1369 März 14 Ludwig Rindsmaul verzichtet auf seine Rechte an einer Hofstatt u. einem Garten, die Reichslehen sind; Urk. v. 1374 Jan. 4 Friedr. Holzschuher verzichtet auf Hof u. Garten, am Treibberg gelegen. 1393 Hans Pirckheimer hat Äcker am Treibberg hinter der Vesten 1406 Jan. 28 Sebald Pfinzing erhält vom Burggrafen einen Garten hinter der Burg am Treibberg. 1425 Okt. 2 ein Garten am Treibberg, der dem Kartäuserkloster gehört; 1494 Kaiser Maximilian belehnt Endres Rech, B. z. N., mit etlichen Häusern, Stadeln und Gärten zu Nbg. in der „Vorstadt am Treibberg“. 33) StadtA. N. Fol. 34 Salbuch des Egidienklosters von c. 1474. i

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erhebliche Streitigkeiten zwischen den Gemeinden des Knoblauchlandes mit dem Stift St. Stephan wegen des Zehnten entstanden sind, greift der Rat zu Nürnberg ein. Bei dieser Gelegenheit findet der Ratsbeauftragte bei seinen Recherchen auch einen Faszikel von dem sogenannten „Dreyberg-Zehnten“ und fragt, was es mit diesem Zehnten auf sich habe, den er beim Frais- und Frevel­ amt (/) gefunden habe. Zu diesem Zehnten gehörten Felder von St. Johannis, Großreuth, Kleinreuth und Thon, deren Besitzer aber den Zehnt von „Heidel, Rüben und Obst verweigerten, welche ihn aber früher gegeben hätten“ 34). 1754 beginnt der bambergische Zehntkommissar eine neue Zehnt-Beschrei­ bung anzulegen, diese konnte aber bisher noch nicht gefunden werden. Wir müssen vielleicht auch noch bedenken, daß der Treibberg ja erst um 1388 durch den neuen Mauerring in das Stadtgebiet eingefügt und damit von den außenliegenden zugehörigen Zehntfeldern abgetrennt wurde. Es mag auch noch von Interesse sein zu hören, daß Lorenz Tücher von seinem Vater Martin den alten Grundbesitz am Treibberg erbte und dort in den Jahren 153 3—1544 die steinerne Behausung, das bekannte Tucherschloß, errichtete 35). Weiter besaß das Kollegiatstift St. Stephan Zehnten aus 31 Gärten vor der Stadt36), in einer Streitsache um 1752 werden sogar 43 Gärten erwähnt37). Das Stift mußte einen jahrzehntelangen Prozeß (1746—1762) mit dem kaiserl. Rat Joh. Gottfried Groß zu Erlangen führen, da dieser sich weigerte, den auf dem Rohlederergarten liegenden Gartenzehnt zu entrichten. Wo die anderen zehntbaren Gärten lagen, läßt sich nicht genau ermitteln, da in dem von Dr. F. Nagel erstellten Kataster des Burgfriedens keine Zehntabgaben gemacht werden. Wahrscheinlich lagen die Gärten vor dem Tiergärtnertor und dem Neuen Tor. Hier besaß auch das Egidienkloster, wie noch dargelegt wird, das Zehntrecht in einigen Gärten, während die Gärten im Osten der Stadt vor dem „Wöhrder Türlein“ nach Wöhrd zu in den Sebalder-Zehnten fielen und dem sog. Schafhofzehnten zugerechnet wurden. In den Gärten vor dem Tiergärtnertor besaß das St. Egidien­ kloster zu Nürnberg ausgedehnte Zehentrechte. Den ersten Hinweis hierauf finden wir in einer Urkunde vom Jahre 1333 (Mai 25), darin wird ein „durch Stadtbrief nachgewiesener Zehnten aus dem Garten vorm Thiergartnerthor, der ehedem der Pignot war“ als Stiftung des Berthold Pfinzing d. Älteren an den Abt und Konvent zu St. Gilgen (= St. Egidien) erwähnt38). Das Gültverzeichnis des Klosters von 1383 nennt ungefähr 18 Gärten, wahrscheinlich vor dem Tiergärtnertor, die den Zehnten entrichten, dann folgen 5 weitere Zehnten aus Gärten vor dem Neuen Tor und St. Johannis. „Item der Mulner zu der Weydenmul tenet [= gibt] den zehent von seinem gartten pey der mul gelegen.“ Auch der Besitz des Siechkobels St. Johannis ist dem Kloster St. Egidien zehntpflichtig, wie uns dasselbe Gültverzeichnis dartut: 34) St. A. N. Rep. 4 Nr. 586/87/88 und 588 a. 35) Ludwig Grote: Die Tücher. München 1964 S. 24. **) St, A. Bbg. Stdb. 4634 f 175 Zinsbuch von 1587. 37) St. A. N. Rep. 4 Nr. 587. 88) StadtA. N. Urk.-Reg. Urk. v. 1333 Mai 25.

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„Item dye selben sydien tenent jerlichen czu geben allen czehent klein 3 sumer lauters korns mynder oder mer alß es den jarganck hat“ 39). Da keine

Herkunft dieses Zehntrechts bei dem sonst recht sorgfältigen Salbuchschreiiber vermerkt ist, können wir darüber nur Vermutungen anstellen. In der Schen­ kungsurkunde über die Othmarskapelle (auf der Burg) durch Burggraf Fried­ rich an das Egidienkloster vom 4. Mai 1267 heißt es „in omni iure patronatus et singulis usibus decimis, ortis [= hortis], areis et aliis redditibus acquisitis hactenus . . In der Bestätigungsurkunde von Bischof Berthold von Bamberg für diesen Übergang des Patronatsrechtes findet sidi wieder der Passus: .. . cum decimis ...40). Zweifellos stammten diese Zehnten aus Gärten und Feldern vor der Burg aus dem Reichsgut und dienten vor allem zur Besoldung des Priesters der St. Othmarskapelle auf der Burg. Die Mehrzahl der Zehnten des Stiftes St. Stephan erstreckt sich auf das sog. Nürnberger Knoblauchsland. Das älteste erhaltene Zins­ buch des Stiftes vom Jahre 1477 gibt uns einen Überblick über die zehntpflichtigen Dörfer und ihre Abgaben41): Tennenlohe, Gründlach, El­ tersdorf, Boxdorf, Steinach, Braunsbach, Krafts­ hof, Buch, Thon, Neunhof, Erlenstegen und der bereits genannte Treibberg. Die beiden letzten zahlen bar, sonst erhält das Stift den Zehnt in Korn, d. h. es ist der große Feldzehent, der dem Propst des Stiftes zukommt. Einen Teil davon muß er dem Stift weitergeben42). Doch gehörten noch mehr Dörfer in den Zehenten des Bamberger Stiftes. Die beiden Dörfer Wetzendorf und Almoshof lieferten ihren Zehent an die Kapitels­ herren selber, die ihn dann nach einem bestimmten Verteilerschlüssel unter sich aufteilten43). Oft sind dies hohe Geldsummen, denn 1568 zahlt Wetzen­ dorf 220 fl., Almoshof 70 fl., die Zahl der Kanoniker, unter die dies Geld auf­ geteilt wird, beträgt 18 44). Mit den Gemeinden der Dörfer Kleinreuth h. d. Veste (in den Zinsbüchern oft als „Reutles“ vermerkt) und Bruck waren frühzeitig Vereinbarungen getroffen worden, nach denen der Zehnt in Geld (Kleinreuth 27 fl. und Bruck 15 fl.) in die Oblei des Stiftes gegeben wer­ den sollte. Im Jahre 1448 verpflichtet sich die Gemeinde in Kleinreuth h. d. Veste jährlich für den „Zehnten klein und groß mit allen seinen Zugehörungen“ 27 fl. als Erbzins den Obleiherren des Stiftes zu reichen 45), bereits 1392 war zwischen den Bauern zu Kleinreuth und dem Chorherren Leupold von Seckendorf eine Einigung über den Zehnten zustande gekommen: „ob die Bauern von den Äckern, davon sie den Zehnten geben oder gegeben haben, einen oder mehr Zehnten geben die vor alter her Weizen, Korn oder anderes Getreide getragen hatten und daraus Weingarten, Hopfgarten, Paumgarten oder Wiesen machten oder die Schmalsaat [Rüben und Gemüse] zögen, 3«) StadtA. N. Cod. man. 1072 XII. 8. fol. 40) NUB Nr. 425 u. 435. 41) St. A. Bbg. Stdb. 4630. St. A. Bbg. Stdb. 4634 f. 183. 4S) St. A. Bbg. Stdb. 4634 f. 190. 44) St. A. Bbg. B 115 Nr. 41 Literalien d. Stiftes St. Stephan. 45) St. A. Bbg. Stift. St. Stephan Urkunden Nr. 309.

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die sollten das alles redlich und recht verzehnten“ **). Daß solch eine Einigung notwendig wurde, läßt darauf schließen, daß zu dieser Zeit offenbar durch die zunehmende Bevölkerung in der Stadt eine Umstellung in der landwirtschaft­ lichen Anbauweise in größerem Umfang erfolgt sein muß. Diese Umstellung auf den Gemüsebau muß dann in der Folgezeit so zugenommen haben, daß man seitens des Stiftes auf die zeitraubende und mühsame Auszehntung der Schmalsaat verzichtete und den Dorfzehnten in einen fixierten geldlichen Erb­ zins ablöste, wie die Urkunde vom Jahre 1448 ausweist. In Bruck (bei Erlangen) besaß das Stift St. Stephan nicht den gesamten Zehnten des Dorfes, sondern nur von 100 Morgen47), welche die Flur­ bezeichnung „im Obenhinaus" trugen und auch von 2 Höfen und 2 Gütern in Bruck sowie von der Pueg (Büg) über das Wasser gelegen, die zum Gottes­ haus in Eltersdorf gehörten48). Diese Streulage des Zehntbereiches brachte offenbar dem Zehnteinnehmer viel Ärger. So wurde 1410 vom Landgericht zu Nürnberg dem Hans Häußlein von Bamberg ein „Ervollungsbrief“ auf den Zehnt zu Bruck, der des Stiftes St. Stephan wäre, erteilt49). Viel Freude an diesem Zehnt scheint er aber nicht gehabt zu haben, denn 5 Jahre später tritt sein Sohn diese Zehntrechte wieder in einem Gerichtsbrief ab 50). 1441 muß wiederum ein Streit über den Zehnten zwischen dem Stift und den Dorfbewoh­ nern, deren Sprecher ein Conrad Kepf ist, beigelegt werden. Zuletzt kommt dann im Jahre 1517 zwischen den betreffenden zehntpflichtigen Bauern zu Bruck und den Stiftsherrn zu Bamberg ein Vertrag zustande, in dem sich die Bauern zu einer jährlichen Zahlung von 15 Gulden in die Oblei an Stelle des hergebrachten Zehnten verpflichten51). Neben dem Stift St. Stephan in Bam­ berg treten in Bruck noch weitere Zehntherren auf52). Wie nun die ZehntVerhältnisse sich auf der Dorfflur verhalten, müßte eine besondere Ortsfor­ schung ergeben. Ähnlich liegen die Zehntverhältnisse in Eltersdorf, wo das Stift nur den Anspruch auf die Hälfte des Groß- und Kleinzehnten besaß, die andere Hälfte teilten sich die Kirche zu Eltersdorf und die Besitzer des ge­ teilten Kellerhofes (Eltersdorf Haus-Nr. 35 u. 36) 53). So trat hier (wie auch in Ronhof) der merkwürdige Umstand ein, daß ein Bauer den andern zehntete. Wenn auch das Zinsbuch des Bamberger Stiftes von 1477 54) für das Dorf „Grindelach“ eine Zehntlast von 50 Sumer Korn vorsieht, so besitzt auch hier das Stift St. Stephan nicht den gesamten Zehnten des Dorfes; von ungefähr 8 Gütern in Großgründlach sowie vom gesamten Ort Reutles besitzt 4fls) St. A. Bbg. Stift St. Stephan Urkunden Nr. 310. 47) Auch in Altdorf finden wir ein 100 Morgen großes Flurstück „das preiting veldt“, das dort offenbar das Salland des ehemaligen Königshofes war. (St. A. N. RA Altdorf Nr. 26 f. 20). 48) St. A. Bbg. Stdb. 4747 Obleibuch d. Stiftes St. Stephan f. 7 ff. 4Ö) St. A. Bbg. Stift St. Stephan Urk. Nr. 238. 50) St. A. Bbg. Stift St. Stephan Urk. Nr. 239. 51) St. A. Bbg. Stdb. 4747 S. 7—12. “) St. A. N. RA Erlangen Nr. 62 Grundkataster von 1835. M) St. A. N. Finanzamt Erlngen Nr. 70 Grundkataster v. 1835 sowie Nr. 16. und 17 Steuer­ fassionen v. 1812 für die Orte Bruck und Eltersdorf. 54) St. A. Bbg. Stdb. 4630.

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die Pfarrei Gründlach den großen und kleinen Zehn­ ten55) (sowie den dritten Teil am Zehnten zu Großreuth h. d. Veste, die andern 2/3 besaß die Schloßherrschaft zu Großgründlach)58). Ferner gehört ein großer Teil (bei 100 Morgen!) der Flur in Gründlach und Reutles in den sog. Manhöfer Zehnt, den sich der Dompropst zu Bamberg und das Landalmosenamt zu Nürnberg teilen. Der Hauszehnt von Gründlach und Reutles gehört der Pfarrei Gründlach. So nimmt es nicht Wunder, wenn in der Zeit nach dem 30jährigen Krieg, in der die Felder lange Jahre brachgelegen hatten, die Besitzer durch die Pest dahingestorben oder in die Stadt geflohen waren, erhebliche Zwistigkeiten bei diesen verwickelten Zehntrechten entstanden. Das Stift St. Stephan erhebt vor dem Land- und Bauerngericht zu Nürnberg Klage wegen Beeinträchtigung seiner Zehntrechte. Der Besitzer von Großgründlach, Junker Carl Pfinzing, weiß aber mit Hilfe von Urkunden und anderen Rechtsmitteln seine Ansprüche so ein­ deutig nachzuweisen, daß die Stiftsherren nach 3jähriger Prozeßdauer mit ihrer Klage nicht durchdringen und abgewiesen werden 57). Auch hier läßt sich nur nach eingehender Kenntnis der Ortslage und der Ortsgeschichte klären, welches von den Zehntrechten der ältesten Siedlung des Ortes angehört. M. E. dürften die des Bamberger Stiftes hier die jüngsten sein, während die ältesten mir die der Pfarrei in Reutles zu sein scheinen, wobei noch die Frage erhoben werden kann, ob nicht die eigentliche Pfarrei in Reutles zu suchen ist58). Die dompropsteilichen Zehntrechte dürften dann der Ausbauzeit nach 1000 angehören. Zuletzt erhebt sich nun die Frage nach der Herkunft der Zehntrechte des Bamberger Stiftes St. Stephan. In dem großen Zehntprozeß, den das Stift seit dem Jahre 1752 mit den Gemeinden von 8 Dörfern des Knoblauchlandes (Buch, Neunhof, Boxdorf, Thon, Tennenlohe, Kraftshof, Steinach und Braunsbach) führte, wird der Rechtstitel als „seit unfürdenklichen Zeiten bestehend“ be­ zeichnet59). Im Jahre 1796 endet der Streit mit einem Vergleich, in dem dann für jedes Dorf der Zehnt (als Naturalzehnt) fixiert wird. Urkundlich begegnet uns der Zehnt des Stiftes St. Stephan zum erstenmal im Jahre 1339 (3. Nov.), darin bekennt ein Ulrich Sutor u. a. vor Gericht, daß sie den Kleinzehnten der Propstei St. Stephan in Bamberg zu geben haben von den Gütern, die in der Markung Buch in der Pfarrei Poppenreuth bebaut werden60). (Dies ist auch die erste urkundliche Erwähnung von Poppenreuth als Pfarrei!) In einem späteren Differentialakt61) von 1763/1771 findet sich als Beilage aus früherer Zeit angefügt die Überschrift eines nicht mehr vorhandenen Faszikels: 55) M) 57) 58) 59) 60)

St. A. N. Rep. 59 Zinsbuch der Pfarrei Gründlach von 1541. H. v. Haller: Schloß und Dorf Großgründlach; in: Altnürnb. Landschaft 1065 S. 3 3/34. St. A. N. RA Erlangen Nr. 102. in Fortsetzung ähnlicher Gedanken bei v. Haller, Großgr. S. 17. St. A. N. Urk. päpstl. u. fürstl. Privilegien Nr. 777. St. A. Bbg. Stift St. Stephan Urk. Nr. 237; ebenso Looshom, Gesch. d. Bistums Bamberg. S. 530, auch bei Schornbaum, Archiv-Inventare mfr. Pfarreien, hier Pfarrei Poppenreuth. 61) St, A. N. Rep. 4 Nr. 588 a.

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„Herr Christoph Welser, Thumprobst zu Regensburg und Probst zu St. Stephan zu Bamberg contra etliches eines erbar Rats Untertanen uff dem Land von wegen des kleinen und großen Zehenden so weyland die haylige Kaiserin S. Kunigund der Probstei zu St. Stephan zu Bamberg gestiftet...A° 1525“ E. v. Guttenberg weist darauf hin, daß eine Gründungsurkunde des Stiftes nicht überliefert ist, wie überhaupt der Urkundenbestand des Stiftes aus dem 11. u. 12. Jahrhundert schon vor Anlage des ältesten Kopialbuches um 1400 verlorenging. Nach Ansicht v. Guttenbergs ist das Stift ein bischöfliches Eigenstift entgegen der späteren Tradition, welche die Gründung des Stiftes durch Kaiser Heinrich II. oder seiner Gemahlin Kuni­ gunde geschehen läßt62). In der Germania Sacra63) berichtet von Guttenberg, daß der 1. Bischof des Bistums Bamberg Eberhard I. vor dem 29. Oktober 1009 das Kanoniker-Stift St. Stephan in Bamberg mit Hilfe königl. Schen­ kungen gründet. Dies würde sich dann mit dem Faszikel vom Jahre 1525 decken, daß die Zehntrechte des Stiftes aus königlicher Hand kamen. Aber bestanden die Zehntorte schon damals vor 1009, man denke an Klein­ reuth h. d. Veste, Thon und Almoshof? Dies ist wohl kaum anzunehmen. Hier müssen wir eine endgültige Antwort schuldig bleiben. Nur wenige der zehntpflichtigen Dörfer weisen eine ältere Siedlungsstruktur auf, so etwa Eltersdorf, Gründlach, Buch und Wetzendorf, während gerade die meisten Orte wie Steinach, Braunsbach, Thon, Kleinreuth h. d. Veste, Almoshof, Kraftshof, Neunhof und Tennenlohe einer jüngeren Ausbauzeit angehören dürften. Sollten sie alle aus einer älteren Zehntflur herausgenommen sein? Etwa Thon und Almoshof aus der Wetzendorfer Flur? In Wetzendorf und Almoshof gab es tatsächlich eine 4 Morgen große Wechselflur, wie die Zehntbeschreibung beider Dorffluren erkennen läßt64). Neben diesen Zehnten des Stiftes St. Stephan zu Bamberg finden wir eine weitere ziemlich große Zehntgruppe im Nürnberger Knoblauchsland. Es ist die des Sebalder Amtes des Landalmosens zu Nürnberg. Leider sind wir über diese quellenmäßig nicht so gut unterrichtet wie über die Bamberger Stiftszehnten. In das Sebalder Amt zehnten die Dörfer Poppen­ reuth, Höfles, Sack, Schnepfenreuth und Schniegling (auch heute noch fast alle zur Pfarrei Poppenreuth gehörig), ferner das Dorf Lohe und der Schafhof. Die Höhe der Abgaben, die in Korn als „Zehnt zu Feld“ von allen Dörfern, nur in Schnepfenreuth als „Zehnt zu Dorf“ zu leisten waren, ersehen wir aus der Reihe der Zehntbücher des Landalmosenamtes seit 1525 65). Außerdem werden die Zehnten sehr eingehend in dem sog. „Nümbergischen Zehnt­ register“ vermerkt66). Dieses Büchlein enthält einen sehr interessanten ZehntUmritt. Im Amtshaus des Landalmosens kommen die Amtsleute zusammen, um dann kurz vor der Ernte die Zehntflur der Dörfer abzureiten und den vor62) E. v. Guttenberg: Regesten d. Bisch, v. Bbg. Nr. 73. 63) Germania Sacra II, 1 Das Bistum Bamberg. S. 95 (bearbeitet von E. v. Guttenberg, Berlin 1937, Nachdruck 1963). 84) St. A. Bbg. Stift St. Stephan Literalien Nr. 53. ®5) StadtA. N. Fol. Nr. 116/117/118/112/119. Zehntbücher des Landalmosens zu Nürnberg von 1525—1811. M) Germ. N. Museum Nr. 34 23 a „Nürnbergisches Zehntregister“.

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aussichtlichen Ertrag abzuschätzen. Dieser Sebalder Zehnt-Umritt soll hier in der Originalfassung wiedergegeben werden, da er uns einen guten Überblick über den Zehentbereich gibt: Erstlich reit man .. . zum Läufer thor hinaus fast bis zu St. Jobß allda auf die linke hant neben dem heußlein so an dem gotshaus stehet, oben weg hinauf auf den Schafhof zu alsdann durch die unterste spitzen des waldes bis zu der Zigelhütten, die laß man hart an der linken hant ligen und reit denselben weg daran hinab, hernan über den breiten Espan bis gegen der Lohe reit man hart am Dorf hin und laßts an der rechten hant liegen und also fort bis auf Schnepfen­ reuth, Höfles, Poppenreuth und wieder anheim. Alsdann heit man die mahlzeit bei dem Herrn Pfleger im Augustinerkloster/' Bei genauer Durchsicht entdeckt man, daß die Dörfer Sack und Schniegling fehlen. Diese werden wahrscheinlich während eines anderen Umrittes besich­ tigt, nämlich von Schweinau aus. Der Zehnt zu Schafhof umfaßt nicht nur die Felder dieses erst spät entstandenen Hofes, sondern ist der Sammelname für den Zehnten der umliegenden Höfe und Gärten 67). Die älteste uns erhaltene Beschreibung dieses Schafhofzehnten stammt aus dem Jahre 1482 (als Auszug aus dem von Sebald Schreyer angelegten Salbuch der Sebalder-Pfarre)68). „Scheffhof. Zehnt zu St. Sebolds Pfarr gehörig. Item das ganze Feld an der Zigelhütten bey Schoppershof an biß gein Werdt an das Wasser und Gärten geben die Zehntgarben. Item die Gärten von beiden Seiten der Landwehr und recken sich gegen der Stadt in des Postners Plechschmidts Garten, 2 Lehen zu Ziegelstein; der ganze Spitalberg ist des Neuen Spitals gibt das 30. Band; 2 Höfe zu Erlenstegen; Felder bei St. Jobst bis an den Kueberg und ein Drittel des Kueberg-Gartens." Noch ausführlicher ist eine spätere Beschreibung (vermutlich aus dem 16. Jh.)69), demnach gehören in diesen Zehnt ungefähr 15 Gärten, der ganze Rechenberg und die Wünzelburg, 4 Höfe auf dem Weigelshof, die Felder um den Spitalberg, der Deumentenhof, der Schafhof, der Petzoldsgarten zur Hälfte, die andere Hälfte besitzt St. Stephan zu Bamberg; der Spitalhof, deren Besitzer auch gleichzeitig die Zehntpächter sind, der untere und der obere Veilhof. Eine letzte Beschreibung wird uns vom Jahre 1775 geboten, sie enthält fast die gleichen Angaben. 67) Leider ist bisher noch nicht eine zusammenfassende Schrift über die erst in späterer Zeit entstandenen Höfe im Nordosten Nürnbergs erschienen. Gelegentliche Hinweise finden sich bei Schnelbögl (JffL. 10), bei Wilh. Kraft und Aug. Nagel. Ferner ist als Einzelschrift erschienen Gerh. Pfeiffer „Der Spitalhof“ in Nbger Schau 1940 H. 5. 68) Landeskirchl. Arch. Nbg. Rep. 10 a Fach 105 Nr. 1 Bl. I — Das vorgenannte Salbuch ist nicht das bekannte große Salbuch der Sebalder Pfarrei (im St. A. N Rep. 59 Nr. 1), sondern es wird als das „braune pergament geschriebene“ Salbuch de Anno 1482 des Sebald Schreyer bezeichnet, konnte aber bisher in keinem Nürnberger Archiv gefunden werden. Es hätte sicherlich auch eine Beschreibung der übrigen Zehnten der Sebalder Pfarrei enthalten. fi9) wie Anm. 68).

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Mit diesem Schafhof-Zehnten ist der Zehnt des Stiftes St. Stephan zu Bam­ berg, der in Erlenstegen erhoben wurde, eng verzahnt. So blieben natürlich auch die Streitigkeiten nicht aus. Dies führte dazu, daß das Stift seine alte Beschreibung erneuerte: Der Stiftszehnt beginnt beim Schübelsberg; der Brezengarten, aber nur zur Hälfte ist bambergisch, ebenso die Gärten dort, ganz bambergisch sind die Felder um St. Jobst, die Steinplatte und der Thumenberg, sowie die Felder im Wald bei Erlenstegen . . . „und endlich über ein Stücklein Wald hinüber an den Dorf - und Hohlweg gegen Mitternacht beschließen die mit Wald umfangen Ebnerische zehentbare Felder den Bamberger Zehnt. Dieser Zehnt nach Bamberg [= Stift St. Stephan] muß von allen Früchten des Jahres einmal gegeben werden" 70). Dazwischen liegt noch als ein Einzelstück der Schoppershof 71), sein Zehnt ist ein Lehen des Bamberger Domkapitels72). Im Jahre 1422 verleiht Bischof Friedrich von Bamberg dem Cunz von Laufamholz mit anderen Gütern auch den Zehnten über den Schoppershof bei Nürnberg73). Wenn wir uns die Lehensverhältnisse dieser Gegend anschauen, so fällt uns eine grundlegende Übereinstimmung auf: das Gebiet des Sebalder Zehnten ist burggräfliches Lehen. 1395 kaufen die Tücher das Dorf Lohe, alle Güter des Dorfes gehen von dem Burggrafen zu Nürnberg zu Lehen 74). 1390 eignet Burggraf Friedrich den Kartäusern den Weigelshof, der von der Burggrafschaft zu Lehen geht75). Auch der Schafhof, 1361 erstmals urkundlich bezeugt76), gehörte zum Bestand des Burggrafentums, und zwar diente er wie es ja der Name verrät, als Hof zur wirtschaftlichen Versorgung der Reichsveste mit Schafen. So fehlten diesem Hofe die Gespanne zur Bewirt­ schaftung der dazu gehörigen Felder; aus diesem Grunde mußten die Bauern aus den Dörfern des Reichsvestenamtes nämlich aus Buch, Höfles, Schnepfen­ reuth und Schniegling im Frühjahr und Herbst Frondienste zum Pflügen lei­ sten 77). Daß diese Dienstbarkeit bereits in die frühe burggräfliche Zeit vor 1400 reichen muß, wird daraus ersichtlich, daß ein Feldlehen in Budi, dessen zugehöriger Hof im Städtekrieg von 1388 zerstört und nie mehr aufgebaut wurde, später noch zu der „Schafhoffronde" herangezogen wurde, obwohl die Besitzer dieses Feldlehens längst in anderen Dörfern (in Poppenreuth und Braunsbach) wohnten. Auch sonst gab es manchen Streit wegen dieser Fronde auf dem Schafhof77a). 70) 71) «) 73) 74) 75) 76) 77)

L. K. A. Rep. 10 a Fadi 105 Nr. 1 BL II. bereits in einer Urk. v. 1361 März 7 genannt. Wilh. Kraft in Mitt. 53 S. 7. StadtA. N. Urk.-Reg. 1422 Mai 19. StadtA. N. Urk.-Reg. 1395 Dez. 1. StadtA. N. Urk.-Reg. 1390 Okt. 20. StadtA. N. Urk.-Reg. 1361 Mai 25. in dem Rustikalkataster von 1812 (St.A. N. RA Erlangen) für die Dörfer Buch, Höfles, Schnepfenreuth findet sich diese Schafhof-Fronde noch genau verzeichnet, sogar die ver­ schiedenen Mahlzeiten, die der Schafhofbauer den dienstpflichtigen Bauern am Arbeitstag reichen mußte/ 77a) St.A. N. Rep 761 Nr. 3 54.

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Nach dem Verkauf des Sebalder Reichswaldes durch den Burggrafen be­ stätigt der Kaiser Sigismund den Nürnbergem .. . „alle recht auf dem walde bei Nürnberg auf dem lande der seiten St. Sebaldspfarr gelegen mit sampt den Schafhof genannt Katzenloe ...78) In der Folgezeit ist dann dieser Schafhof an das Heiliggeist-Spital gekom­ men, nicht wie man erwarten sollte, in die Verwaltung des Nürnberger Vesten­ amtes. Der Feldbestand wurde mit dem ehemaligen Kislinghof vereinigt. Dieser Hof wurde 1361 von den Herren von Breitenstein dem Heiliggeist-Spital auf Bitten des Rates übereignet und wurde fortan allgemein der Spitalhof ge­ nannt79). Seit dem Jahr 1565 werden beide Höfe wieder getrennt und unter ihren eigentlichen Namen als Schafhof und Spitalhof an einzelne Bauern in Erbleihe ausgegeben 80). Um Erlenstegen herum, also im Gebiet des Zehnten, den das Stift St. Stephan zu Bamberg besitzt, finden wir sehr viel Reichslehen oder frei eigenen Besitz, wie Marie Glöckner in ihrer Arbeit über die Besitzer des Thumenbergs (Plattnersberg) darlegt81). Mit Recht weist sie darauf hin, daß bereits 1216 der Reichsschultheiß Giselherus sich nach einem Besitz ..de Erlin­ stegen“ nannte, so daß wir hier an dem wichtigen Übergang über die Pegnitz einen Reichsbesitz vermuten dürfen. Der Flurbesitz der Gemeinde Ziegelstein ist zehntfrei, wie dem Urkataster von 183 5 zu entnehmen ist82). Irgendwelche Gründe hierfür bringt auch die Ortsgeschichte von Ziegelstein nicht83). Entschieden älteren Datums dürfte der Zehnt sein, welcher der Kirche St. Sebald im Mittelalter aus den Dörfern des westlichen Teils des Knoblauch­ landes zufloß; nämlich aus Poppenreuth, Sack, Höfles, Schniegling und Schnepfenreuth. Alle diese Dörfer sind nach Poppenreuth gepfarrt. Wir wissen, daß im 14. Jahrhundert die Pfarrei Poppenreuth mit der Pfarrkirche St. Sebald, ihrer Tochterkirche, uniert war 84), d. h. der Pfarrer saß in Nürnberg, während in Poppenreuth für ihn ein viceplebanus tätig war85). Dann wird 1379 durch päpstliche Autorität wieder ein eigener Pfarrer in Poppenreuth eingesetzt. Es ist ein streitbarer Mann, Konrad Sauer, der in der Folgezeit mit dem Sebalder Pfarrer Wolfgang Dürr mancherlei Prozesse um seine Pfarrechte in Poppen78) StadtA. N. Urk.-Reg. 1427 Okt. 31. 79) StadtA. N. Urk.-Reg. 1361 März 7. 80) Vgl. die Gültbüdier des Hl.-Geist-Spitals im StadtA. N.; ferner Gerh. Pfeiffer „Der Spitalhof". 81) Marie Glöckner: Lorenz Stäuber. Mitt. 52 S. 210 f. «) St.A. N. RA Nürnberg Nr. 139. 83) Julius Kelber: „Die ehemalige Dorfgemeinde Ziegelstein", Nürnberg 193 8 und 1939. M) Germania Sacra II S. 269. 85) In Ergänzung zu den Angaben über die Pfarrei Poppenreuth in d. Germ. Sacra sei noch hinzugefügt: für das Jahr 13 54 (Urk. v. 13 54 Okt. 30) wird ein Nycolaus plebanus in Poppenreuth genannt, während als Pfarrer von beiden Kirchen der Priester Cunrat von Poppenreuth anzusehen ist, er wird auch als Altarist von St. Sebald genannt; 13 55 (Aug. 29). erscheint er nochmals in einer Beurkundung vor dem Stadtgericht zu Nürnberg. Sein Nachfolger ist dann ein Albrecht Krauter. 2

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reuth führen muß88). Im Jahre 1385 ergeht nun ein Schiedsspruch für diesen Streit, dessen erster Punkt für uns besonders wichtig ist: Sauer: soll auf die Zehnten, die er für die Pfarrei Poppenreuth beansprucht, die aber seit alters zur Pfarrei St. Sebald gereicht wurden, keinen Anspruch mehr erheben und soll dazu beitragen, daß diese Zehnten immer bei St. Sebald bleiben87). Wenn Konrad Sauer keine Unterlagen besessen hätte und man wohl auch damals nicht das Bewußtsein gehabt hätte, daß die Zehnten zu der eigentlichen Mutterkirche Poppenreuth gehörten, hätte er schwerlich seine Ansprüche erheben können. Daß er mit seiner Forderung nicht durchkam, lag wohl weniger an seinem guten Recht als an den damaligen Machtverhältnissen; schließlich hatte er den gesamten Rat der Reichsstadt gegen sich, der einer seiner Haupt­ kirchen nicht die Einkünfte schmälern lassen wollte. Von der Beschaffenheit dieser Zehntabgaben erfahren wir Genaueres erst in späterer Zeit, als nach der Reformation der Besitz der Sebalder Kirche dem sog. Landalmosenamt zugeführt worden war. In diesen landalmosischen Zehnt­ büchern 88) wird zwar der Zehnt zu Feld und zu Dorf unterschieden, jedoch ist in der Art der Abgaben kein Unterschied ersichtlich. Es handelt sich in beiden Fällen um den sog. großen Zehnt, der auf dem Felde bei der Ernte erhoben wurde. Zuweilen hatte sich eine abweichende Gewohnheit durch den einzelnen Zehntpächter herausgebildet. So erfahren wir aus einer Beschwerde, im Jahre 1577 an den Rat gerichtet89), daß in Schniegling und Schnepfenreuth der Zehnt von Erbsen und anderen Hülsenfrüchten bisher in den Städeln gereicht wurde, jetzt aber schon auf dem Felde geliefert werden soll. Ebenso wurde das Korn auch nicht mehr auf dem Felde, sondern nach dem Dreschen im Stadel abge­ liefert, jede zehnte Metze war abzuliefern. Auf diese Weise behielten die Bauern das kostbare Stroh für sich. Ähnliche Gewohnheiten hatten wir ja bereits aus den Zehntablieferungsvorschriften des Egidienklosters für das Dorf Gaiganz und Pommer erfahren. Diese Form der Zehntabgabe aus dem Stadel begegnet uns noch im Süden von Nürnberg, nämlich auf dem Lichtenhof als sog. Sackzehnt, das heißt nach dem Dreschen war jeder zehnte Sack Korn abzugeben. Zu der Zehntflur der Gemeinde Sack gehörte damals auch die Ortschaft Bislohe (ein Herrensitz mit 3 Bauernhöfen)90). Im Jahre 1758 verweigerten die Besitzer von Bislohe dem Zehntpächter in Sack den schuldigen Zehnten, kamen aber trotz allen Sträubens nicht durch 91). 88) Die Einzelheiten dieses Streites finden sich bei E. Reicke, Mitt. 26 S. 27 f.; über die Hintergründe dieses Streites unterrichtet uns Josef Kraus in seiner Schrift „Die Stadt Nürnberg in ihren Beziehungen zur römischen Kurie während des Mittelalters“ in Mitt. 41 S. 11 ff. 8T) St.A. N. Amts- und Standbücher Nr. 39, 2. Urkunde v. 138 5 März 3. P8) Stadt.A. N. Foliantenreihe der Zehntbücher des Landalmosens. 89) St.A. N. Rep. 74 a Landalmosen Akt Nr. 2476. 90) über Bislohe vgl. Helmut Mahr: Bislohe. Die Geschichte eines Herrensitzes im Knoblauchs­ land, in Fürther Heimatbl. 1963 Nr. 3/4. 91) L. K. A. Nbg. Rep. 10 a Fach 104 Nr. 3. Zehnt zu Sack.

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Von einem Hauszehnt, der andernorts auch als lebendiger oder Blutzehnt bezeichnet wird, sowie von der Abgabe des kleinen Zehnten finden wir in der Pfarrei Poppenreuth keinerlei Hinweise. Westlich schließt sich an diesen Poppenreuther (später Sebalder) Zehnten die große Zehntgruppe der Fürther St. Michaelskirche an. Doch ist die Kirche wohl niemals ganz im Besitz dieses Zehnten gewesen, sondern mußte ihn mit der Bamberger Dompropstei teilen, wie es das älteste Urbar der Dompropstei vom Jahre 1468 darlegt92). Dort ist zunächst nicht die Teilung mit der Fürther St. Michaelskirche erwähnt, sondern es ist von einer Verpachtung über 2 Jahre die Rede: „Item im Amt Fürth werden sie von zweien Jahren gebauet, die sein ver­ lassen [= verpachtet] worden in den nächsten zwei vergangenen Jahren so hernach folget: Furth; Groß- u. Kleinreuth; Niederfarrnbach [= Unterfarrnbach]; Höfen; Obernfarrnbach [= Burgfarrnbach]; Tampach [= Dambach]; Suntersbuhl; Sweinaue; Hiltmannsdorf; Bernbach; Heroltshofe [= Herboldshof] und Mann­ hof; Stadeln; Fürenberg [= Ober- u. Unterfürberg]; Gebersdorf; Mugenhofe; Geusmidshove [= Geismannshof]. In der Grube [als Flurbezeichnung nicht näher bestimmbar, vielleicht die Wolfsgrube in der Nähe von Hiltmannsdorf am Farrnbach] den Zehnten hat Wilhelm Schenk zu Cadoltzburg, soll das bringen nach Nürnberg auf den Kasten; Egersdorf; Rannhofe [= Ronhof]. Der Zehnt besteht nur aus Korn. Der Pächter muß Handlohn für den Zehnten zur Hälfte dem Dompropst, zur andern Hälfte dem Amtmann zu Fürth bezahlen. Wenn wir uns den Umfang dieses domprpsteilichen Zehntbereiches näher ansehen, so erkennen wir, daß es das Gebiet der alten Hofmark Fürth ist, die uns ja auch in diesem Umfang — von einzelnen Veränderungen an dem Rand­ gebiet abgesehen — bereits aus den Schenkungsurkunden des Burggrafen Konrad von 1303, 1307 und 1314 bekannt ist. Durchweg die gleichen Ortschaften finden wir auch in den Zehntbüchem des Landalmosens (und zwar des Lorenzer Amtes) verzeichnet93). In dem bereits genannten Nürnberger Zehntregister finden wir wiederum einen Zehentumritt, der uns nochmals den ganzen Um­ fang dieses Zehntbereiches aufweist, doch muß wegen der Größe des Gebietes der Umritt in zwei Parteien erfolgen. Die Amtleute des Almosens und der Dompropstei kommen hierfür in Schweinau zusammen. Nicht in allen Dörfern erfolgte die Teilung des Zehnten zur gleich Hälfte; in Höfen bezog die Dompropstei 2U des Zehnten, dagegen in Großreuth, Kleinreuth und Weikershof, die zusammen eine Zehentflur bildeten, nur ein Drittel; in Eberhardshof und Muggenhof sowie in Mannhof und Herboldshof wurde der Zehnt nur alle 2 Jahre verpachtet und dann zur gleichen Hälfte ver­ teilt. Im Gostenhof besaß das Lorenzer Amt des Almosens den Zehnten allein. 92) St.A. Bbg. Stdb. 3001, für die spätere Zeit das Zehntbuch von 1690—1747 im St.A. N. RA Fürth Nr. 1005. 93) s. Anm. 65). 2*

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Das weist wohl darauf hin, daß der Gostenhof nicht mehr in den Bereich des Königshofes Fürth gehörte. Aus einer Beschreibung vom Jahre 1474 des Dorfes D a m b a c h , in dem das Egidienkloster sehr viel Grundbesitz hatte, ersehen wir, daß der Bach mitten im Ort die Grenze der beiden Bistümer Bamberg und Würzburg bildete, so daß die eine Ortshälfte zur Pfarrei Fürth, die andere nach Zirndorf pfarrte ... „zehnt alle Ding groß und klein . . . Der Zehnt in Zirndorfer Pfarr gehört dem Pfarrer daselbst. Der Zehnt in Fürther Pfarr gehört gen St. Lorenzer Pfarr in Nürnberg halbs und gen Bamberg dem Thumprobst halbs" 94). Der Kleinzehnt im bambergischen Ortsteil von Dambach war noch ge­ teilter: die Hälfte erhielt die Dompropstei Bamberg, ein Viertel die Pfarrei Fürth und das letzte Viertel der Pfarrer zu Burgfarrnbach 95). In dem würzburgischen Ortsteil bezog die Pfarrei Zirndorf den sog. Blutzehnten aus 13 Häusern, d. h. von jeder Kuh mußten 2 Kr. gegeben werden; der Kleinzehnt lag bereits in Privathand. Man sieht, wie verwickelt die Zehntverhältnisse in einem einzigen Dorf sein konnten. Etwas ungewöhnlich sind auch die Zehntverhältnisse in R o n h o f, nach Fürth eingemeindet. Wir besitzen eine sehr genaue Beschreibung der Zehntflur aus dem Jahre 1589 96). Danach besitzt das Almosen (gemeint ist das Landalmosenamt) von einem großen Teil der Flur, der nach Poppenreuth zu liegt, allein den großen Zehnt (= die zehnte Garb), westlich davon nach Stadeln zu nur 1/s des gr. Zehnten, die andern 2/z erhält das Dompropsteiamt in Fürth. Daneben gibt es noch einen dritten Zehnten: „so hat ein Bauer Hans Hof fei allda zu Ronhof auch einen Zehenden in seinen Hof gehörig/* In dem einige Jahrzehnte später, um 1625 verfaßten, sog. Ansbachischen 16-Punkte-Bericht lesen wir: „Der Zehend zur Ronhof wird von dem Dom­ probst und von denen zu Nürnberg miteinander verlassen [= verpachtet] um 19 oder 20 Sümer, wird aber nur der vierdt [!] Teil uff des Domprobst Kasten geschüttet." Dagegen verzeichnet das (um 1660 verfaßte) Nürnberger Zehend­ register des Landalmosens eine Halbteilung zwischen Dompropstei und Land­ almosenamt in Nürnberg für die Zehntflur Ronhof und Gänsanger. Was ist nun richtig? Entweder hat im Laufe der Zeit eine Regulierung des Zehnten stattgefunden oder die Angaben stimmen nicht, im letzten Fall möchte ich aber den Angaben der Bauern in der Zehntbeschreibung von 1589 mehr Glauben schenken; auch werden in ihr die Bauern als zum Ronhof, Kronach und Gens­ anger genannt. »Cronach und Ronhof sind jeder Zeit für eine Gemein ge­ achtet worden", lesen wir an anderer Stelle in dem Zehntregister. Für die (Orts- oder Flur- ?) Bezeichnung Gänsanger gibt es vielleicht im folgenden eine Erklärung. Das Egidienkloster zu Nürnberg besitzt in Ronhof einen Zehnten, welcher der „Gens-Zehende" genannt wird. Der Schreiber des Salbuches von 1474 gibt uns eine Erklärung für diesen seltsamen Namen. „Man nennt diesen Zehenden den Gens-Zehenden, darumb denn vor etlichen Jahren, bei 50 oder 60 Jahren, hat man alle Jahr für den Zehenden nicht mehr dann eine Gans ®4) StadtA. N. Fol. Nr. 34. 95) St.A. N. RA Fürth, Kataster der Klein- und Blutzehnten. ,J6) St.A. N. RA Fürth, Kataster der Klein- und Blutzehnten.

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gegeben" 97). Er berichtet dann weiter, daß dieser Zehnt von einem Feld, das 13 Morgen Acker groß ist, gezahlt wird. „Das felde ligt an der haide zwischen Ronhof und Fürth am Kirchsteige.“ Diese 13 Morgen sind auf 4 Besitzer aufgeteilt. Wahrscheinlich ist dieser Zehnt ein Novalzehnt für ein erst später gerodetes Waldstück, und es dürfte die Bezeichnung Gensanger mit diesem Ganszehnt irgendwie in Beziehung stehen. Nun sagt zwar der Klosterschreiber, er wisse nicht, wie dieser Zehnt in den Besitz des Klosters gekommen sei, er vermutet, daß einmal vorhandene Urkunden verlorengegangen seien; doch findet sich in dem großen Schutzbrief König Heinrichs VII. für das Egidienkloster im Jahre 1225 2. 7. eine Erwähnung Kronachs als Klosterbesitz: „Kronach quatuor mansos cum advocatia“ 98). Es kann sich hier wohl nicht um den Ort Kronach selbst handeln, denn dieser kleine Weiler umfaßte noch um 1450 nur 3 Anwesen: 2 Hofhälften und ein Gut dazu; konnte also um 1225 nur ein einzelner Hof gewesen sein. Viel­ mehr muß hier das lat. Wort mansus einfach „das Stück Land, die Hufe“ be­ deuten. Dann wären es eben die 4 Feldstücke zu 13 Morgen, von denen das Kloster den sog. „Gens-Zehnt“ bezog und der Zusatz „cum advocatia“ würde bedeuten, daß bei irgendwelchen Streitigkeiten das Klostergericht zuständig ist. Der Schreiber des Salbuches (von 1474) vermerkt auch noch für diesen Zehnt: ist lauter frey aygen, unvogtpar und unsteuerpar von menniklich und allain unserm closter zu sant Gilgen.“ Von wem nun dieser Zehnt an das Kloster gestiftet wurde, läßt sich nur vermuten, vielleicht war es auch der groß­ herzige Stifterkönig Konrad III., der ja um 1140 das ganze Wetzendorf (b. Nürnberg) dem Kloster schenkte. Um Kronach finden wir frei eigenes Gut und Reichsgut. 1326 verkauft Barteimes der Reichhaintz „seine Güter (es ist ein geteilter Hof) die aigen sind“ ") und 1396 werden in dem von Bergsdien Reichslehenbuch Hans und Sebald Tücher mit einem Gut belehnt 10°). Anders verhält es sich in Ronhof, hier kommt aller Besitz als Lehen aus der Hand des Dompropstes zu Bamberg. Und doch soll uns die Betrachtung der Zehnten wiederum an die Frühgeschichte des Ortes führen. Wir hatten bei der Zehntbeschreibung des Dorfes vom Jahre 1589 gelesen, daß sich ein Teil des Zehnten im Besitz des Bauern Hans Hofei befand. Wie war dieser Zehnt in die Hand eines einfachen Bauern gekommen? Zur Erklärung müssen wir ein klein wenig in die Ortsgeschichte ausgreifen. 1464 hatte der Bauer Heinz Flintsch von dem Nürnberger Patrizier Bertold Haller einen Bauernhof gekauft, der ein freies Mannlehen der Dompropstei Bamberg war. Später entstand wegen dieser Eigenschaft des Hofes als freies Mannlehen zwischen dem Sohn Hans Flintsch und dem Dompropst Veit Truchseß, ein heftiger Streit, der vom Jahre 1487— 1491 dauerte und in dem der Bauer Hans Flintsch in seiner Berufung bis zum 97) s. Anm. 94). 98) NUB Nr. 203 und Nr. 523. Prof Pfeiffer als Herausgeber des Urkundenbuches denkt an

die Stadt Kronach in Oberfranken und versieht daher die Stelle mit einem Fragezeichen. 99) Germ. N. Museum Urkunden. Urk. v. 1326 März 6. I0°) Gustav Voit: Das Wachstafelbuch der Reichsveste zu Nürnberg u. das Lehenbuch der v. Berg, Nürnberg 1967 S. 49 Nr. 9.

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Kaiser ging 101). Darauf entbrannte ein neuer Streit wegen dieses Hofes in der Erbauseinandersetzung mit der Schwester vor dem Nürnberger Stadtgericht (1497), der sich dann vor dem Gericht des dompr. Amtmannes in Fürth fort­ setzte 102). 1516 erbt der Sohn Hans Flintsch (neben 4 Brüdern) den Hof und willigt, wahrscheinlich des Streitens müde, in die Umwandlung des Hofes in ein Zinslehen ein, dafür erhält er vom Dompropst den dritten Teil des Zehnten zum Ronhof103). Diese Familie Flintsch, die noch weiteren Besitz im Dorf hatte, war so angesehen, daß zeitweilig der Ort Ronhof auch den Namen Flintschhof trug. 1523 verkauften die Söhne diesen Hof104)» und so wird auch der Zehnt in fremde Hände und zuletzt an den Bauern Hans Hofei gekommen sein. Ähnlich wie in Poppenreuth dürfen wir uns den Besitzvorgang der Zehnten in Fürth vorstellen. Ursprünglich gehörten die Zehnten der bischöflichen bambergischen Oberpfarrei St. Michael in Fürth; ja in ältester Zeit wohl ganz zu der Kirche (Kapelle) und dem Königshofe Fürth; dann nach der Gründung des Bistums Bamberg anläßlich der Schenkung des Königshofes Fürth an das Bamberger Domkapitel mag die Teilung der Zehnten verfügt worden sein, so daß nur noch die Hälfte der Getreidezehnten der Fürther Kirche verblieb, während das Dompropsteiamt die andere Hälfte bezog, die Hauszehnten standen nach einer Notiz des Egidiersalbuches um 1474 dem Fürther Pfarrer zu [Das Dorf Kronach] „zehntel das Getreide nach S. Lorenzen hier, den Hauszehnt dem Pfarrer zu Fürth, ..." 104a). Mit der Umkehr des Verhältnisses von Mutter- und Tochterkirche (wohl um 1300) zwischen St. Michael-Fürth und St. Lorenz-Nürnberg, sind dann auch die Zehnten an die Nürnberger Kirche gelangt105). Mit dem Einzug des Kirchen­ gutes in der Reformationszeit gelangten dann die Großzehnten in die Ver­ waltung des Nürnberger Landalmosens, ins Lorenzer Amt, der Kleinzehnt ist jedoch dem Fürther Pfarrer als Einnahme geblieben, wie einem Büchlein der Fürther Pfarr-Registratur zu entnehmen ist: „Des Pfarrers zu Fürth jährliche Einkommen an Zinsen, Gülten und Zehnten 1526" 106). In Burgfarrnbach, einer 1349 von Fürth getrennten Tochterkirche, erhält die Pfarrei nur die Hälfte des Kleinzehnten, während das Landalmosenamt die andere Hälfte bezieht. Sonst besaß der Pfarrer in Burgfarrnbach noch als Ein­ nahmen eine Reihe weiterer Zehnten, die als Novalzehnten aus erst später gerodetem Land angesprochen werden müssen 107), so den Fürberger-Zehnt oder 101) St.A. Bbg. Dompropstei Urkunden, Nr. 2923 v. 1464 Okt. 31 sowie Nr. 2925 und 2926; ferner St.A. N. Urkunden des 7-farbigen Alphabets Nr. 3620—3677, wobei sich nicht alle Urkunden auf diesen Prozeß beziehen, außerdem noch St.A. N. S YI1 L 45 Nr. 1 (Akte vom Jahre 1491). 102) St.A. Bbg. Dompropstei Urkunden Nr. 2927 v. 1497 Dez. 1. St.A. N. Rep. 207 a Nr. 300 fl 16 f und 27 f. 133) St.A. Bbg. Dompr.-Urk. Nr. 2929 und Nr. 2930. 104) St.A. Bbg. Dompr.-Urk. Nr. 2932 und Nr. 2934. 104a) Stadtarchiv Nbg., F 34. 105) Vgl. hierzu Jos. Krauß: Die Stadt Nürnberg in ihren Beziehungen zur römischen Kurie während des Mittelalters, in Mitt. 41 S. 11 f.; ebenso Christian Millack: „Die Pfarrei Fürth von ihren Anfängen bis zur Reformation“, in Fürther Heimatblätter 1956. 106) Schombaum: Archiv-Inventare. Pfarrei Fürth-St. Michael Nr. 4 u. 5. 107) ebenda Pfarrei Fürth-Burgfarrnbach Nr. 21 Register und Verzeichnis der Zehnten von 1569—1612.

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die Herbon’schen-Zehnten, auch der Annaberger-Zehnt [auf dem Gelände des früheren Industrieflughafens, heute ist dieses Gebiet von modernen Häuser­ blocks restlos zugebaut]. Wegen mancher dieser Zehnten gab es im 18. Jahr­ hundert Streitigkeiten mit den markgräflichen Beamten, die diesen Noval­ zehnten laut grundherrlicher Rechte beanspruchten108). Vergleichen wir nun noch einmal die Zehnten, wie sie im Bereich der Fürther St. Michaelskirche und der Poppenreuther Pfarrei bestanden, so er­ geben sich grundlegende Unterschiede. Der Fürther Zehnt ist geteilt zwischen der Bamberger Dompropstei und der Kirche, und zwar genau zur Hälfte, wie es üblich war zwischen dem Grundherrn und der Pfarrei. In Poppenreuth ist der Zehnt in einer Hand, und zwar als Großzehnt bei der Kirche. Später geht dieser Zehnt unter politischer Entwicklung von der Mutterkirche Poppenreuth zur Tochter-Kirche St. Sebald und nach der Reformation in das entsprechende Amt des Almosens über. Von einem Kleinzehnt in der Poppenreuther Pfarrei ist nichts überliefert. Dagegen erhalten der Fürther Pfarrer wie auch der Pfarrer in Burgfarrnbach in ihrer Pfarrei einen Teil der dort üblichen Kleinzehnten zur Besoldung. Diese grundlegende Verschiedenheit der Zehntverhältnisse läßt nun aber auch die Frage nach dem Verhältnis der beiden Kirchen zueinander, nach einem etwaigen Filialverhältnis aufkommen. Bestand wirklich ein solches Ab­ hängigkeitsverhältnis der Poppenreuther Kirche von der Fürther, dann müßte die Trennung noch vor der Bamberger Zehntregulierung zwischen der Dom­ propstei und der Fürther Pfarrei eingetreten sein. Eine spätere Regelung der Zehnten hätte sicher einen urkundlichen Niederschlag gefunden. Oder aber wir nehmen für Poppenreuth — aus Mangel an urkundlicher Nachricht zunächst hypothetisch — eine Eigenkirche mit einem sehr kleinen Sprengel als Seelsorgebereich an. Dieser hätte außer dem Pfarrdorf Poppen­ reuth nur noch Schniegling und die Sacker Flur umfaßt. In Sack finden wir nämlich außer den reichslehenbaren Höfen noch einen bambergisch dompropsteilichen Hof mit dem „Recht des Brauens und Mulzens“. Im Löffelholzi­ schen Salbuch des 16. Jahrhunderts wird dieser Hof immer noch als „Eichstätter Lehen“ verzeichnet. In Poppenreuth selbst ist der Grundbesitz um den Pfarrhof herum, ein bischöflich würzburgisches Lehen, und zwar aufgeteilt als V3 bischöflich und 2U thumfeldisch (die Herren von Thumfeld waren zum Teil würz­ burgische Ministeriale)109). Ein gleiches TeilungsVerhältnis finden wir z. B. auch in Sünderbühl, wo der Herrensitz Vs bischöflich bambergisches Lehen und 2/z Dompropsteilehen ist. Beide Lehensverhältnisse in Poppenreuth wie in Sack, lassen — wenn auch nicht zwingend — auf einen Siedlungskem schließen, der bereits vor der Gründung des Bistums Bamberg bestand und nicht mehr in die Fürther Schenkung von 1007 einbezogen wurde. Als sich darauf nach der Gründung Nürnbergs der Poppenreuther Pfarrsprengel nach Osten erweiterte, symbolhaft dargestellt in der Überführuno des Leichnams des Hl. Sebald nach 108) ebenda Nr. 104, 112, 116, 145, 150, 169, 171. i°9) ygi Looshorn, Gesch. d. Bist. Bamberg. 2. Bd. S. 839 u. 855.

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Nürnberg 110), da kamen nach und nach die Rodungsorte Höfles und Schnepfen­ reuth als Lehen der Burg dazu; diesen Zustand gibt der Poppenreuther Zehnt­ bereich wieder. Merkwürdigerweise gehörte das Dorf Buch zwar als Burglehen zum Reichsvestenamt und pfarrte nach Poppenreuth, den Zehnten gab es aber an das Stift St. Stephan in Bamberg. Bei der mangelhaften urkundlichen Überlieferung wird wohl niemals eine restlose Klärung dieser Fragen möglich sein, und wir werden wohl immer auf Vermutungen angewiesen bleiben. Doch wenden wir uns nun wieder weiter nach Westen. An das große Zehnt­ gebiet des ehemaligen Krongutes Fürth schließt sich nördlich der Zenn dann die kleine Pfarrei Vach an mit den beiden Dörfern Flexdorf und Ritzmannshof. Unter den vom Eichstätter Bischof Gundekar zwischen 1057 und 1075 geweihten Kirchen und Kapellen befand sich auch die Kapelle zu Vach (Uache) m). Bis zum Jahre 1422 blieb Vach nach Zirndorf eingepfarrt, wurde dann erst eine selbständige Pfarrei mit den beiden vorgenannten Dör­ fern 112). Eine merkwürdige Tatsache, wenn wir bedenken, daß Vach im Gebiet des Würzburger Bistums liegt und von seiner Mutterkirche räumlich durch die bambergische Pfarrei Burgfarrnbach getrennt ist. Paul Schöffel gibt uns die treffende Erklärung hierfür: „alle von Gundekar im Bistum Würzburg ge­ weihten Kirchen sind Eigen-Kirchen des Hochstiftes Eichstätt oder von Eich­ stätter Eigenklöstem“ 113). Nun nimmt es auch nicht wunder, wenn das Hoch­ stift Eichstätt die Zehnten in Vach besitzt und verleiht114). Außer einer Ver­ leihungsurkunde vom Jahre 1375 besitzen wir leider erst aus späterer Zeit genauere Angaben über den Zehnten, der als großer und kleiner Zehnt ent­ richtet und nach einem früheren Besitzer der „Schnöden-Zehnt“ genannt wurde. Seine Besitzer sind uns seit 1541 bekannt, im Jahre 1713 erwirbt ihn der Nürn­ berger Patrizier Chr. Gottfr. Volckamer zu Kirchensittenbach; er ist auch der Administrator der Tetzel-Stiftung und kauft für sie diesen Zehnten mit Zu­ stimmung des Bischofs von Eichstätt115). Der Zehnt muß aber schon geteilt gewesen sein, denn in einem dicken Akt (der leider durch Kriegseinwirkung und Feuchtigkeit halb zerstört ist) wird im Jahre 1669 seitens des Eichstätter Amtes Abenberg Anspruch auf diesen Zehnten zu Vach als Eichstätter Lehen erhoben 116). In diesem Differential-Akt wird sogar behauptet, daß der Schnöden-Zehnt nur die Hälfte oder V3 zu beanspruchen habe. An anderer Stelle n°) Vgl. Wilh. Kraft: St. Sebald im Rahmen der ältesten Geschichte Nürnbergs, in Mitt. 3 8

S. 165 ff. in) Heidingsfelder: Regesten der Bischöfe von Eichstätt. Innsbruck 1914 Nr. 251. 112) Paul Schöffel, in Zeitschr. f. bayr. Kirchengesch. H. 17 S. 15, vgl. auch E. v. Guttenberg: Die Königskirche Fürth. 1930, in 66. Jb. d. Hist. Y. f. Mfr. 118) Paul Schöffel: Der Archidiakonat Rangau am Ausgang des Mittelalters, in JffL. Bd. 5 S. 135. 114) StadtA. N. Urk.-Reg. Urk. v. 1375 Juni 4. 115) St.A. N. Rep. 5001 Urk. v. 1713 Okt. 13, StadtA. N. Tetzeirepertorium S. 590 Nr. 1—20. Es ist allerdings nur die Repertoriumsübersicht erhalten, da im Jahre 1824 dem Gerichts­ assessor Loesch sämtliche vorhandenen Urkunden u. Akten (also von 1541 an) von der Stiftungs-Administration ausgehändigt wurden. 116) St.A. N. Rep. 4 Nr. 590.

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heißt es „dieser Schnöden-Zehnt besteht aus dem 4. Anteil am großen und kleinen Zehnten zu Vach, Ritzmannshof und Flexdorf" 117). Der Vetterschen Topographie von 3 732 entnehmen wir: „Der große Zehnten gehört meistens den Herren Volckamer von Sittenbach, ist Eichstätter Lehen, es gibt auch noch einen anderen Zehnten allda, der Braun-Zehnden genannt, hat derzeit auch die Sittenbacher Stiftung; wovon doch ein Teil der Pfarrer als ein Besoldungsstück nebst dem Blut-Zehenden zu erheben hat" 118). Die Pfarrei Vach bezieht den ganzen Blutzehnt sowie den Kleinzehnten zu­ sammen mit zwei weiteren Besitzern von Kleinzehnten. In Vach besteht der Blutzehnt aus dem zehnten Stück von Lämmern, jungen Schweinen, Hühnern, Gänsen und Enten; dann in Geldbeträgen, nämlich von jeder Kuh 2 Kreuzer und 4 Heller 119). Hier in Vach begegnet uns in unserem Untersuchungsgebiet zum erstenmal ein Blutzehnt, d. h. eine Abgabe von dem lebenden Vieh im Stall oder auf der Weide. In dem bisher behandelten Gebiet des Bistums Bamberg war diese Zehntart nicht anzutreffen, so daß er wohl als typisch für das Eichstätter Bistum erscheinen muß. Im Norden von Vach liegt dann der Pfarrsprengel Frauenaurach mit den Dörfern Kriegenbrunn und Hüttendorf; er ist wahrscheinlich aus der Urpfarrei Büchenbach um 1270 herausgezogen worden und durfte seine Zehn­ ten bei der Trennung behalten 12°). Das Kloster zu Frauenaurach war einstmals ein Frauenklösterlein zum Heiligen Geist, in Nürnberg am Paniersplatz ge­ legen. Im Jahre 1269 wurde es durch eine Urkunde des Papstes Innocenz V. dem Dominikanerorden eingereiht, darauf im Jahre 1276 aus der Stadt nach Niederaurach, wie es damals hieß, verlegt. Hier hatten die Gründlacher aus ihrem bambergischen Lehensbesitz den Fundus für eine dauerhafte Kloster­ gründung geschaffen. Von den Zehnten findet man nur gelegentlich einen Ein­ trag, so im Salbuch des Egidienklosters für den Ort Kriegenbrunn: „der Zehnt groß und klein gehört dem Kloster zu Frauenaurach" m). Das weitere Gebiet nördlich und westlich gehört zu den Urpfarrsprengeln Büchenbach und Herzogenaurach, deren Zehnten durch H. H. Hofmann eingehend beschrieben worden sind 122). Wir dürfen auf diese Aus­ führungen verweisen und bringen im Anhang eine Aufstellung der zehnt­ pflichtigen Orte beider Pfarreien. Wenn wir uns nun dem Süden zuwenden, so soll der Bereich der großen Pfarreien Zirndorf, Cadolzburg, Roßtal und m) St.A. N. RA Fürth Nr. 2670, vgl. hierzu auch Schornbaum: Archiv-Inventare. Pfarrei Vach Nr. 1 Pfarrzehntbuch von 1542; Nr. 3 Zehntbeschreibung von 1652; Nr. 12 Großer und kleiner Zehnten 1710. 11&) St.A. N. Rep. Nr. 120 Nr. 69 a II S. 140. 119) St.A. N. RA Fürth Kataster der Klein- und Blutzehnten. 120) H. Hubert Hofmann: Herzogenaurach. S. 134; dazu noch Joh. Bischoff in Erlanger Bau­ steine 5. Jgg. Heft 5 S. 97; außerdem die Schrift von Wilh. Kraft: Vom Alten Spital in Nürnberg, in der Festgabe für Karl Schornbaum, Neustadt a. d. Aisch 1950 S. 37 Anm. 3). m) StadtA. N. Fol. 34. 122) H. H. Hofmann: Herzogenaurach S. 133 ff.

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Langenzenn mit ihren Zehnten beschrieben werden. Dabei ist vom Ver­ fasser weniger daran gedacht, durch eigene Archivalienfunde neue Gesichts­ punkte im Blick auf Frühzeit und ehemalige Zusammenhänge der Pfarreien zu geben, als vielmehr durch gewissenhaftes Zuammentragen des vielfach weit verstreuten Materials den Umfang und die Größe dieser Pfarreien aufzuweisen. Ist doch die Pfarreiorganisation dieses Gebietes westlich von Fürth grund­ legend von Paul Schöffel in seinem Werk „Der Archidiakonat Rangau am Ausgang des Mittelalter“ dargelegt worden123). Ohne es im einzelnen an­ zugeben, werden uns seine geschichtlichen Ausführungen bei der Betrachtung der einzelnen Pfarreien als Grundlage dienen. Beginnen wir mit der Pfarrei Zirndorf. Wir hatten bereits ge­ sehen, daß sie die Mutterkirche von Vach ist. Sie war eine Eigenkirche des Bischofs von Eichstätt, der somit das Patronatsrecht an der Pfarrkirche besaß. Im Jahre 1343 wird sie von dem Bischof Otto von Würzburg dem Domstift Eichstätt inkorporiert. Ihr Pfarrsprengel umfaßt die Ortschaften Zirndorf, Altenberg, Kreutles, Ober- und Unterasbach, Unterdeutenbach, Ober- und Unterweihersbuch, Rehdorf, Anwanden, Lind, Wintersdorf und Leichendorf, Stein und Dambach. Wie sieht es nun mit den Zehnten in diesem Gebiet aus? In einer Urkunde vom Jahre 1375 124) erhält der Nürnberger Bürger Conrad Zingel als Zinslehen des Bischofs von Eichstätt den Groß- und Kleinzehnt zu Zirndorf sowie in Vach und Oberasbach, ferner den Zehnt in Unterasbach aus einem Hof und einer Wiese sowie den Zehnt zu Hetzelshof [= ein abgegangener Hof westlich von Stein b/Nbg.] 125). Dazu hat die Pfarrei den Blut- und Kleinzehnten aus einer Reihe von Häusern in Zirndorf 126) sowie in Dambach. In Oberasbach haben später die Fürer von Haimendorf den großen und kleinen Zehnt zu Dorf und Feld vom Hochstift Eichstätt zu Lehen 126a). Dagegen tragen die von Löffelholz in Unterasbach, Kreutles und Neumühle ein Drittel des Zehnten vom Domkapitel zu Eichstätt zu Lehen, während die andern 2/s das Domkapitel selbst innehat127). Den Blutzehnten nimmt in diesen Orten zum größten Teil die Pfarrei Zirndorf ein, von jeder Kuh jährlich 2 Kr., doch finden sich für den Kleinzehnten neben den Familien Fürer und Löffelholz noch 3 weitere Besitzer im Kataster einge­ tragen 128). Daneben hatte das Hochstift Eichstätt auch noch Grundbesitz in diesen Ortschaften, den wir wohl mit Recht als den ältesten Teil der Besiedlung ansprechen dürfen. Dann befindet sich sehr viel Reichsgut um Zirndorf, das einer späteren Ausbauzeit unter der Führung der Herren von Berg zu­ zuschreiben ist. Haben diese doch ganz in der Nähe ihre Stammburg Altenberg gehabt. So finden wir denn auch viele Zehnten als Reichslehen oder später als 123) s. Anm. 113).

124) StadtA. N. Urk.-Reg. 1375 Juni 4. In der von Deinhard veröffentlichten Pfarreiorganisation (c. 1430) findet sich dieser Hof noch [unter 1258) als Hetzelstorf. 12e) St.A. N. RA Fürth Kataster der Blut- und Kleinzehnten. 126*) St.A. N. RA Fürth Nr. 2623. 127) St.A. N. RA Fürth Nr. 2668. 128) St.A. N. RA Fürth Nr. 1677. 12s)

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ansbachische Lehen verzeichnet. Betrachteten sich doch die Markgrafen von Ansbach später oftmals als die Rechtsnachfolger der Herren von Berg. Um einen Noval- oder Reutzehnten, welcher der Pfarrkirche gestiftet wurde, mag es sich in der folgenden Urkunde vom 29. I. 1318 handeln 129): Heinricus genannt Späte, Kantor der Bamberger Kirche und richtiger Pfarrer [verus pastor] der Pfarrkirche Zirndorf bekennt, daß die Wiese genannt Weschenacker beim Dorf Zirndorf von der Pfarrkirche zu Lehen gehe und dem Pfarrer V2 Pfund Wachs als Jahreszehnt gibt. 1370 kauft Michel Grundherr den großen und kleinen Zehnten zu Zirn­ dorf, der Reichslehen ist von dem Ritter Marquard Rindsmaul und vererbt ihn weiter an Eberlein Kötzler zu Zirndorf 13°). Zweifellos handelt es sich bei dem Kieselgutzehnt um einen Novalzehnten. Dieser kam durch Stiftung in das Reiche Almosen zu Nürnberg, dessen Stifter 13 88 der Nürnberger Bürger Burk­ hard Sailer war 131). Bergsche Reichslehen stecken sicherlich in den Zehnten, die das burggräfliche Urbar von 1414 nennt: „Die Zehenden zu Zirndorf, Jakob und Lorenz Grolant sind damit als burggräfliche Lehen belehnt“. Aus den von Bergschen Reichslehen kommen auch die Zehnten, die das St. Klara­ kloster zu Nürnberg in Kreutles besitzt. In einem Salbuch findet sich eine Ab­ schrift, „wie man zum Reutlein oder Kreutles zehenden soll“ I32). In dem Sal­ buch von 1314 findet sich auch ein interessanter Hinweis auf den Ortsnamen Kreutles in dem Satz „daz ist ein annder gute zu dem kalten gerewte“133). Mir will scheinen, daß dieses Wort „kalt“ soviel bedeutet, daß der Ort einmal eine Zeitlang eine Wüstung war, d. h. von seinen Bewohnern aus irgend­ welchen Gründen verlassen war und das Herdfeuer der Höfe erloschen oder „kalt“ war 134). Noch etwas Interessantes über die Lehensrechte in diesem Ort Kreutles: Die Nonnen besitzen hier einen Hof, „den Herr Fridrich Graf von Wirttemberg den Frauen durch Gott gegeben hat und darüber ein brief under seinem insigel datum 1289 Jahr“ 135). Auch das Egidienkloster zu Nürnberg besitzt in Ober­ asbach ein Gut, das einstmals den Grafen von Württemberg als Lehensherren gehörte und 1457 dem Kloster durch Schenkung zu eigen überlassen wurde 136). Wahrscheinlich ist es der Hof, den der Graf Eberhard von Wirttemberg dem Henslein Vogt zu Wendelstein im Jahre 138 3 verleiht; jedoch sein Vater Hein­ rich Vogt trug diesen Hof bereits zu Lehen 137). Von einem anderen Hof in Oberasbach berichtet Vetter in seiner Topographie, daß er als ansbachischer Hof zehntfrei war, aber dafür an der Kirchweih die Geistlichen speisen mußte. 129) St.A. N. Amts- und Standbücher Nr. 337 BI. 173. 13°) StadtA. N. v. Grundherr. — Familienarchiv, Urkunden v. 1370 April 8; von 1374 Jan. 7; 1382 Juni 20. 1S1) Joh. Winkler: Der Güterbesitz der Nbger Kirchenstiftungen usw. in Mitt. 47 S. 190. 132) St.A. N. Rep. 59 Nr. 128 f. 150^. 133) St.A. N. Rep. 59 Nr. 120 f. 41. 134) für die symbolische Bedeutung des Herdfeuers s. W. Sprung, Der Eberhardshof u. Muggenhof, in Mitt. 50 S. 60 und Anm. 3 5) dort. 185) St.A. N. Rep. 59 Nr. 117 f. 50; Originalurk. im Germ. N. Museum Hs 28 894. Vgl. auch NUB 775. StadtA. N. Fol. 34. 137) StadtA. N. Urk.-Reg. v. 1383 Okt. 3 (Original im v. Praunschen Familienarchiv).

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Auch in Altenberg finden wir das gemischte Zehntverhältnis: ein Hof zehntet nach Klein-Abenberg, also ins Eichstättische Amt, während zwei Höfe ins Klaraamt zu Nürnberg ihren Zehnt lieferten, ein vierter Hof zehntet dem Junker Braun (offenbar ansbachisch). Wenn wir nun wissen, daß im Jahre 1285 der Bischof von Eichstätt den Nonnen des Klaraklosters „ein holz gelegen bei der ehemaligen Burg Berge" (prope locum castri quod quondam dicebatur Berge)138) zu einem Jahrtag schenkt, so liegt die Vermutung nahe, daß die Burg Altenberg ebenfalls auf Eichstätter Grund entstanden ist139). Jedenfalls gehört das Eichstätter Lehensgut auch hier zum Siedlungskern. Schauen wir nun noch kurz in die anderen Pfarrdörfer 14°) l In Lind geht der Zehnt ans Kloster Münchaurach, ebenso zum Teil in Anwanden, er ist aber ursprünglich Eichstätter Lehen. In Anwanden finden Wir auch noch einen Holz­ zehnt, der nach Cadolzburg geleistet wird; der Reitäckerzehnt [— gleich Reuth­ zehnt] geht als Reichslehen in das Lehenamt nach Ansbach 141), beide Zehnten sind hier Novalzehnten und verraten wiederum den jüngeren Ausbau um einen Eichstätter Ortskern. Sehr strittig und verwickelt liegen die Zehntverhältnisse in Rehdorf, ein Teil geht an die Pfarrei Zirndorf, scheint also älterer Natur zu sein, der größere Teil des Zehnten ist ansbachisch, davon aber wieder ein gewisser Teil von dem Grafen von Öttingen, und auch von Nürnberg bean­ sprucht wurde. Deswegen wurde ein langwieriger Prozeß am kaiserlichen Kam­ mergericht geführt. In Leichendorf und in Wintersdorf gehörte der große und kleine Zehnt fast ausnahmslos der Pfarrei Zirndorf, nur in Leichendorf gab es noch einen Zehnten, mit dem Kaiser Maximilian den Schnieglinger Bauern Konrad Hofmann im Jahre 1510 belehnt. 1745 kauft das Gotteshaus zu Zirn­ dorf auch diesen Zehnten 142). In Oberweihersbuch ist ein Teil des Ortes nach Cadolzburg gepfarrt, der den Zehnten auch dorthin entrichtet; von den nach Zirndorf eingemeindeten Höfen sind einige zehntfrei, die ansbachischen Höfe zehnten den Kressen, sind also offenbar ehemalige Reichslehen. Die Orte Unterweihersbuch und Stein sind zehntfrei. An der Südgrenze des Pfarrsprengels liegt Unterdeutenbach, 7 Höfe dieses Weilers sind nach Zirndorf gepfarrt, während die Schmiede und das Wirtshaus zur Kirche in Dietersdorf gehörten. Die Zehnten dieses Ortes Unterdeutenbach gehörten verschiedenen Zehntherren, wie auch die Lehens­ verhältnisse recht verschieden waren. In früher Zeit besaßen die Pfinzing mehrere Höfe, die teils frei eigen, teils Lehen des Bischofs von Eichstätt waren. Der Deutschordens-Kommende zu Nürnberg wurden 2 Halbhöfe, die eichstättisch waren, gestiftet oder verkauft, dafür wurde der Bischof von Eichstätt mit Pfinzigischem Eigenbesitz in Ödenberg (bei Heroldsberg) abgefunden 143). Im 138) NUB Nr. 702, ebenso St.A. N. Rep. 59 Nr. 117. 139) Ähnliche Gedanken bei A. Scharr in Altnbger Landschaft 13. Jg. H. 3 S. 94. 14°) Die folgenden Angaben sind — wenn nicht anders vermerkt — der Vetterschen Topo­ graphie von 1732 entnommen. 141) ln dem Lehenbuch der Herren v. Berg (vom Jahre 1396) (bereits genannt. Siehe Anm. 100). 142) Vgl. Schornbaum Archiv-Inventare. Pfarrei u. Pfarramt Zirndorf. Es sind viele Urkunden sowie Zehntbücher und Akten von Zehntstreitigkeiten vorhanden. 143) Mon. Zoll. II. Nr. 459 Urk. v. 1304 Mai 25; vgl. auch Bundschuh: Geogr. Statist-topogr. Lexikon von Franken, Ulm 1799, 4. Bd. S. 242, Ortsartikel Oedenberg.

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Jahre 1364 tragen die Brüder Conrad und Berthold Pfinzing ihren anderen frei eigenen Hof in Unterdeutenbach dem Bischof von Würzburg zu Lehen auf als Ersatz für Güter in Altendettelsau, die sie dem Kloster Heilsbronn verkauft haben 144). Die Pömer stifteten den Zehnt aus ihren Höfen in Unterdeutenbach in die Pfründe des Johannisaltars zu St. Sebald in Nürnberg; diese Pfründe war 1350 durch Heinrich Pömer errichtet worden145). Das Gut des Klaraklosters (offenbar ein ehemaliges von Berg'sches Reichslehen) war vom Zehnt befreit. Der Name des Ortes lautete im Mittelalter immer Teuffenbach [= Tiefen­ bach] hier bildete die von Ansbach über Bertoldsdorf kommende Altstraße 14($), die dann durch den Haselgraben über Röthenbach nach Nürnberg weiterführte, die Südgrenze der Pfarrei Zirndorf. Die Ortschaft Oberdeutenbach, ebenfalls an diesem wichtigen Straßenzug gelegen, pfarrte nach Dietersdorf und reichte den Zehnten dem Kloster Ebrach. Wohl zur Sicherung dieser Reichsstraße befand sich in Ober­ deutenbach in staufischer Zeit ein Reichsministerialensitz. Im Jahre 1273 schenkt Bruno von Immeldorf aus dem Geschlecht der Laufamholzer den Non­ nen des Klosters Engelthal einen Hof (curiam) mit einem Turm und Baum­ garten und andrem Zubehör, d. h. einem Weingarten 147). Zum Sprengel der Pfarrei Dietersdorf gehörten folgende Ortschaften; Oberdeutenbach, Krotten­ bach, Göckenhof, Nemsdorf, Ober- und Unterbaimbach, Holzheim, Mühlhof, Oberwolckersdorf, Raubershof und Dietersdorf selbst als Pfarrdorf. Dieses Gebiet gehörte einstmals zum Krongut Schwabach 148). Durchweg besitzt das Kloster Ebrach den Großzehnten in diesen Dörfern, während der kleine Zehnt auf geteilt ist; meist sind die Empfänger dieses Kleinzehnten irgendwelche Amtspersonen in Schwabach: der Stadtrichter, der Bürgermeister und Rat, die Geistlichen, das Kornamt zu Schwabach. Hieraus ist die Bindung an das ehe­ malige Königsgut Schwabach klar ersichtlich. Einen außerordentlich großen Umfang hat die Pfarrei Roßtal. Sie ist zweifellos eine der ältesten der ganzen Gegend. Wieweit der Sprengel in die Frühzeit reichte, kann nur vermutet werden. Mit dem Jahr 954 tritt Roßtal in das Blickfeld der Geschichte durch den Kampf Kaiser Ottos I. mit seinem Sohn Ludolf. „Wohl aus königlichem Besitz und vielleicht als Zubehör von Langenzenn kam Roßtal an Bamberg“ 149). Um 1050 erscheint Roßtal als 144) StadtA. N. Urk.-Reg. Urk. v. 1364 April 17. Belehnungen seitens des Würzburger Bi­ schofs finden 1412, 1456 u. 1467 statt. St.A. Würzbg. Lehnb. Nr. 14 f. 174; Nr. 21 f. 3, Nr. 24 f. 108. 145) Winkler, Landalmosen S. 192. 146) Vgl. hierzu Gerhard Hirschmann: Stein b. Nbg. Nürnbg. 1962 S. 2; diese kleinen Turm­ hügel erwähnt auch W. Schultheiß in seiner Kleinen Gesch. Nürnbergs, Nürnberg 1966 S. 28. 147) NUB Nr. 458 Urk. v. 1273 April 20. 148) Gottlob Heckei: Katzwang und seine Pfarrei im Mittelalter, in Schwabacher Heimat Jg. 10 Nr. 1. 149) P. Schöffel: Der Archidiakonat Rangau. S. 163. Vgl. auch die Kontroverse, die sich um die Frühzeit Roßtals erhob: A. Ortegel: Irmingard von Hammerstein im östlichen Franken, in Mitt. 39. 1944; und dazu die scharfe Ent-

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bambergischer Besitz. Ende des 13. Jahrhunderts gingen die bambergischen Besitzungen endgültig an die Burggrafen über, nur das Patronatsrecht der Pfarrei blieb in Händen Bambergs. Noch 1383 erklagt der Prokurator des Bischofs von Bamberg, Conrad Zwingei, im Gericht zu Nürnberg vor dem Hof­ richter König Wenzels die Rechte und Nutzgewähr auf die Kirchenlehen zu Roßtal mit allen ihren Zugehörungen 150). Erst 1393 verzichten die Burggrafen gegenüber dem Hochstift auf ihre ver­ meintlichen Ansprüche an dem Pfarrlehen 151). Diese geschichtliche Entwicklung können wir auch der zunächst verwirren­ den Fülle von Angaben über die Zehntherren in dem großen Pfarrsprengel abspüren. In Roßtal, Buttendorf, Weitersdorf, Stöckach und Weinzierlein ist von dem großen Zehnt 2/z ein Reichslehen, das andere Drittel gehört dem Hochstift Bamberg, ebenso in Fernabrünst, das eigentlich zur Pfarrei Groß­ habersdorf gehört. Auch die Herren von Leonrod begegnen uns oft als Inhaber von reichs­ lehenbaren Zehnten, den sie dann an Nürnberger Patrizier und andere Privat­ personen weiterleihen. Ein großer Teil des Zehnten gehört der Pfarrei, dem Pfarrer selber oder auch dem Schulmeister als Besoldung, so letzterem im Ortsteil Roß­ tal und von der Kernmühle; in Egersdorf hat der Pfarrer den großen und kleinen Zehnten sowie den Blutzehnten; in Bronnamberg hat die Kirche ein Drittel am Großzehnt; in Kastenreuth hat der Pfarrer ein Drittel vom Klein­ zehnt, in Rairersaich hat der Pfarrer den ganzen Großzehnt, ebenso in Tretten­ dorf 152). Bei einigen Zehntherren ist meist gar nicht auszumachen, wer der eigentliche Lehensherr ist und woher der Zehnt letzter Hand stammt. Audi die vielen Prozesse in den einzelnen Zehentstritten bringen oft keine Klarheit. Erst eine sorgfältige Ortsforschung könnte hier ein klares Bild ergeben. So hat sich der Verfasser bemüht, zunächst im Anhang eine dorfweise geordnete Über­ sicht der Zehntverhältnisse zu geben, wobei noch manche Lücke offenblieb. Aus dem Roßtaler Pfarrsprengel haben sich dann noch im Laufe der Zeit eine Reihe von Tochterkirchen herausgelöst, deren Zehntverhältnisse wir ganz kurz betrachten wollen: Buchschwabach, Regelsbach, Ammerndorf, Vinzenzenbronn und wahrscheinlich auch Großhabersdorf. Wie in Roßtal finden wir in gegnung durch H. H. Hofmann in seiner Dissertationsschrift „Herzogenaurach“, Nürnberg 1949. Um eine sachliche Klarlegung bemühte sich Hans Kreutzer in seiner ortsgesch. Abhandlung: „1000 Jahre Roßtal.“ Festschrift 1954. 150) StadtA. N. Urk.-Reg. 13 83 Okt. 13. 151) Mon. Zoll. II. 320 Nr. 503. 158) St.A. N. Rep. 4 Nr. 212—214 Zehnten zu Roßtal, in Nr. 214 eine gute Zehntbeschreibung von Roßtal, ferner noch Nr. 216—218; St.A. N. Rep. 4 Nr. 215 Zehnt zu Weiters­ dorf; StadtA. N. Tetzel-Repertorium S. 580 Zehnten zu Roßtal u. Stöckach, ebenda Urk.Reg. v. 1377 Mai 22 und 13 83 Okt. 13, Germ. N. Mus. Urk. d. Pfarrgemeinde Kalch­ reuth in Abschriften, hier: Urk. v. 1345 Okt. StadtA. N. Fol. 34 Egidienkloster, Zehnt zu Egersdorf, ebenda Urk.-Reg. v. 1349 Okt. 17 und 1340 März 6, betr. Zehnt zu Weitersdorf; eine Reihe von Zehntbelehnungen finden sich auch im Reichslehenbuch der Herren von Berg (s. Anm. 100), St.A N. Rep. 59 Nr. 1 Salbuch St. Lorenz von 1430 S. 43 betr. Zehnt zu Banderbach, auch im v. Berg’schen Reichslehenbuch.

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Buchschwabach das TeilungsVerhältnis zwischen Reichsgut und dem Besitz des Hochstifts Bamberg, wobei dieses den Kleinzehnt innehat, während der gesamte Großzehnt Reichslehen ist, der vor 1700 zu einem Viertel und zu dreiviertel verliehen wird 153), dann aber als ganzer Zehnt in den Besitz des Carl Wilhelm v. Welser gelangte; im Jahre 1393 hören wir zum erstenmal von diesem Zehnt154). Nach dem Urbar der Dompropstei zu Bamberg von 146S 155) besitzt Erasmus Schürstab als dompr. Mannlehen das halbe Dorf Buchschwabach, die Vogtei darüber, das Recht daselbst den Kirchtag zu schützen und auch den kleinen Zehnt daselbst, die andere Hälfte des Dorfes hat sein Bruder Hans Schür­ stab, wohnhaft zu Neuses bei Neustadt, derzeit dem Ludwig von Eyb verkauft. Die kleine Pfarrei Regelsbach, deren ehemalige Zugehörigkeit zur Kirche von Roßtal durch die Lage erschlossen wird 155a), hatte in früher Zeit als Patronatsherren Friedrich Ebner von Nürnberg. Dieser stiftete nun 1279 die Pfarrei dem Klarakloster in Nünberg mit aller Zugehörung „und denselben zehent mit andern torfern so darein gehören .. 1SÖ). Es sind dies die Dörfer Hengdorf, Leuteishof und Kleinweismannsdorf157). Ammerndorf ist wahrscheinlich auch aus dem Roßtaler Pfarrsprengel herausgelöst und ursprünglich wohl eine Würzburger Eigenkirche, schon vor 1256 ist das Patronatsrecht von dem Würzburger Bischof Iring und dem Dom­ kapitel an das Kloster Heilsbronn geschenkt worden. Zwei Drittel des Groß­ zehnten erhält das Verwalteramt des Klosters Heilsbrdnn, das andere Drittel sowie den ganzen kleinen Zehnt und auch den Blutzehnt bekommt die Pfarrei zur Besoldung der Geistlichen und auch zur baulichen Unterhaltung von Kirche, Pfarr- und Schulhaus 158). Die kleine Pfarrei Vinzenzenbronn besteht nur aus dem gleich­ namigen Dorf. Das Patronat besitzt der Propst des Stiftes St. Jakob zu Bam­ berg. Dies mag hinreichend beweisen, daß auch diese kleine Pfarrei einstmals aus dem Roßtaler Sprengel gelöst wurde. Um 1700 (oder auch schon früher?) bestand eine enge Bindung an die Pfarrei Großhabersdorf: alle 3 Wochen hielt deren Pfarrer in Vinzenzenbronn den Gottesdienst ab und nahm dafür den Kleinzehnt des Dorfes Vinzenzenbronn, der Großzehnt mußte an das mark­ gräfliche Kastenamt in Cadolzburg geliefert werden 159). 153) St.A. N. Rep. 4 Nr. 216. 154) StadtA. N. Urk.-Reg. 1393 Jan. 31. St.A. N. Rep. 5001 Urk. Nr. 13 v. 1430 Okt. 16, ferner Urk. Nr. 14 v. 1452 Dez. 1, dann 1521 April 17 und weitere Belehnungen mit dem Viertel dieses reichslehnbaren Zehnten in den Jahren 1532—1620, vgl. auch das v. Berg’sche Reichslehnbuch. ,55) St.A. Bbg. Stdb. 3001 f. 145^ und 148b. 155a) so Schöffel a. a. O. Jedoch läßt der Name des Kirchenpatrons St. Georg wie auch das Patronatsrecht der Familie Ebner auf eine ehemals ritterliche Eigenkirche schließen. 156) St.A. N. Rep. 7 a Bl. 1 Urk. Nr. 599 v. 1279 Jan. 29. 157) Vetter Topogr. S. 300 ff. 158) ebenda. 159) ebenda.

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Die Kirche zu Großhabersdorf ist eine Eigenkirche der Bischöfe von Eichstätt, auch das Kirchenpatrozinium der Heiligen Walburga weist dies aus. 1265 gibt Bischof Hildebrand von Eichstätt dem Burggrafen Friedrich „das Amt samt Patronatsrecht zu Hadwarsdorf auf Lebenszeit als Lehen“ 160). Das Recht der Vogtei des Dorfes war in Händen der Grafen von Öttingen bezw. der Herren von Leonrod, erst 1444 vertauschten diese den Besitz an den Markgrafen von Ansbach 161). Die Pfarrei umfaßt die Dörfer Großhabersdorf, Ballersdorf, Hornsegen, Oberreichenbach und Fernabrünst. Der letzte Ort zeigt uns wieder durch seinen Zehnten (2/3 Reichslehen, 1/s Hochstift Bamberg) seine Zusammengehörigkeit mit dem ehemaligen Sprengel der Großpfarrei Roßtal, wie dies ja auch schon bei der Filialkirche Vinzenzenbronn ersichtlich wurde. Die Dörfer Ballersdorf und Hornsegen geben den gesamten Zehnt an die Pfarrei Großhabersdorf, im Pfarrdorf selbst erhält der Pfarrer 1/s des kleinen Zehnten (= Kreutzzehend genannt); 2!z davon sowie der gesamte Groß­ zehnten gehören dem Kastenamt Cadolzburg. Zur Besoldung des Geistlichen berichtet Vetter: der Pfarrer erhält seine Besoldung aus Pfandgütern und Zehn­ ten, der Schulmeister und Meßner aber vom Gotteshaus oder den Heiligen (= Pfarrvermögen). Der Ort Oberreichenbach ist durch einen kleinen Bach getrennt, ein Teil gehört zur Pfarrei Großhabersdorf, hier erhält der Pfarrer einen Teil des Groß­ zehnten, der andee Teil ist frei eigen als Koberger Zehnt bezeichnet; dazu bezieht die Pfarrei noch einige Zehnten von Feldstücken, also ausgesprochener Novalzehnt. Der andere Ortsteil von Oberreichenbach gehört nach Dietenhofen. Hier sind nun 2/3 des Großzehnten ein Reichslehen, während das andere Drittel dem Pfarrer von Dietenhofen zukommt. In seinem Werk: „Stammesgrenzen“ nennt E. von Guttenberg162) Bürglein und Dietenhofen zwei erschlossene Königsmarken, doch wird dies von anderer Seite bezweifelt: „Ob Dietenhofen jemals Königshof war, ist unsicher“ 1G3). Seit 1265 ist ein Rittergeschlecht von Dietenhofen belegt. Auf Grund der Zehntverhältnisse will es mir jedoch scheinen, als ob der ganze Raum um Dietenhofen einschließlich der Pfarreien Großhaslach und Bürglein, der eben bis zur Grenze des Roßtaler Ursprengels vorangetrieben wurde, eine einzige Königsmark gebildet haben. Im Jahre 1265 erhält das Klo­ ster Heilsbronn, das bereits 1132 auf einem Eigengrund der Abenberger Grafen gegründet worden war, das Patronat über die Pfarrei Bürglein von den Orts­ herren Ulrich und Gottfried von Sulzbürg, zur Pfarrei gehören Bürglein, Gott­ mannsdorf und Triebendorf. Später, im Jahre 1408 wird sogar ein Zehent­ vertrag mit dem Bischof von Würzburg geschlossen: das Kloster erhält den Großzehnten, der Pfarrer den Kleinzehnten. Das Widdum ( = das Pfarrgut) ist 160) Heidingsfelder: Regesten d. Bisch, von Eichstätt. Nr. 833. 161) Franz Xaver Büchner: Das Bistum Eichstätt. I. u. II. Eichstätt 1937 S. 836. 162) E. v. Guttenberg: Stammesgrenzen u. Volkstum im Gebiet der Rednitz und Altmühl, in JffL. Bd. 8/9 S. 70 u. 75. 103) H. Dalihammer: Dietenhofen, in Handb. d. Hist. Stätten Deutschis. Bayern, 2. Aufl. 1965 S. 138.

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gült- und zehntfrei184). Doch scheinen später Änderungen eingetreten zu sein, denn der gesamte Zehent aus den Dörfern Bürglein, Böllingsdorf, Gottmanns­ dorf, Bonnhof, Hörlesdorf, Hochstätt und Münchzell geht nach Dietenhofen ins Amt oder zur Pfarrei. In llnterschlauersbach hält der Dietenhofener Kaplan in der dortigen Kirche den Gottesdienst ab und bekommt dafür ein Drittel des Zehnten. Kehlmüntz gehört zu beiden Pfarreien Bürglein und Großhaslach, der Zehnt wird aber nach Dietenhofen geliefert. Weitere Dörfer der Pfarrei Groß­ haslach zehnten nach Dietenhofen: Kotteldorf, Triebendorf, Neuhöflein, letz­ teres nur iU des Großzehnten, das andere Viertel besitzen die Herren von Leonrod, selbst in Schwaighausen, das zur Pfarrei Großhabersdorf gehört, geht ein Teil des Zehnten an das Vogtamt in Dietenhofen 185). Wenn man noch einmal diese vielen Zehentangaben überschaut, liegt die Vermutung nahe, in Dietenhofen eine große Königsmark zu suchen, deren Krongutskirche die Zehnten der gesamten Umgebung besaß. „Die heutige Kirche geht in ihren Ursprüngen auf einen romanischen Bau zurück, der Altar wird dem Meister des Martha-Altars, einem Zeitgenossen Dürers, zuge­ schrieben." 166) Langenzenn zählt nicht nur zu den ältesten Pfarreien, sondern ist auch räumlich die größte. 903 wird uns erstmals die Königsmark „Cenna“ genannt, wenig später (954) hält hier Kaiser Otto der Große eine Reichsver­ sammlung ab. Obwohl es 1021 an den Bischof von Bamberg geschenkt wurde, kam es doch als Leibgedinge der Abenberger Rangaugrafen an die zollerischen Burggrafen. 1369 wurden erstmals die Burggrafen von Nürnberg als Patronats­ herren genannt. Dann wandeln die beiden Burggrafen Johann und Friedrich die Stadtpfarrei in ein Augustinerchorherrenstift um 187). Zur Ausstattung dieses neugegründeten Stiftes werden nun die bisherigen Zehenten der Pfarrei verwendet168). Vetter berichtet: „Das Klosteramt hat folgende Intraden [= Einkünfte] . . . darunter Getreide-, Hopfen-, Heu-, Käsund Lämmerzehnten in der Stadt Langenzenn und noch 22 Getreid und teils kleine Zehnten in den umliegenden Ortschaften, nämlich ... [es werden nun alle Ortschaften genannt, vgl. den späteren Anhang!] . . ,169). Sicherlich dienten diese reichen Einkünfte nicht nur zu dem Lebensunterhalt der Chorrherren, sondern wohl auch zu der prachtvollen Bauausstattung des Klosters, die wir heute noch bewundern. In Laubendorf ist das Patronatsrecht bambergisch geblieben, wohl seit der Zeit von 1021, auch erhält der Pfarrer hier zu seiner Besoldung aus den Orten Laubendorf und Dürrenbuch den Kleinzehnt und den Hauszehnt, sowie 2 Schober Stroh aus dem Großzehnt170). Das burggräfliche Salbuch des Amtes Cadolzburg von 1414 m) vermerkt auch noch für den Ort Laubendorf: hat 164) 165) 166) 167) 168) 169) 17°) m)

Büchner: Bist. Eichst. Pfarrei Bürglein; ferner Hist. V. f. Mfr. 3 3 S. 152. Vetter: Topogr. nochmals Dalihammer s. Anm. 163). H. H. Hofmann: Langenzenn, in Hist. Stätten S. 389. Mon. Zoll. Bd. 6 S. 5 50 Nr. 503. Vetter: Topogr. S. 111/12. Vetter: ebenda. St.A. N. Rep. 122 Ansbacher Salbücher Nr. 139, abgedr. in Mon. Boica Bd. 47 S. 572 ff.

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burggräfliche Zinnsleute, die aber fast alle auch nach Bamberg zinsen. In Dürrenfarnbach zinsen 2 Höfe dem Obleier des Klosters St. Michel zu Bam­ berg. In diesem Ort ist der große Zehnt sogar als burggräfliches Lehen an den Nürnberger Bürger Conrad Haller verliehen worden. Auch in dem am Rande des großen Langenzenner Pfarrspengels liegenden Seukendorf ist der Zehnt als burggräfliches Lehen Conrad Zenner (ebenfalls Nürnberger Bürger) verliehen, nicht an das Kloster Langenzenn gestiftet worden 172). Aus der Lage und dem gemeinsamen Patronatsherren (nämlich dem Burg­ grafen) möchte Schöffel für die Pfarrei Cadolzburg auf ein ehe­ maliges Filialverhältnis zu Langenzenn schließen. Doch scheint mir dieser Schluß nicht zwingend zu sein. Außerdem lesen wir am Anfang des burggräf­ lichen Salbuches von 1414: „Die Burg und Veste hat die Herrschaft zu Lehen von dem Stifte zu Ellwangen, unter der Bedingung: wenn sie will kann sie widerrufen und dafür einen Hof zu Reindorf an der Zenn empfangen, auf dem jetzt Herman Gugel­ weid sitzt." 173) Wir wissen, daß dieses Stift Ellwangen in der Frühzeit weiteren Besitz in unserer Gegend besaß: 823 schenkt Kaiser Ludwig der Fromme ihm den Ort Gunzenhausen, auch die Pfarrei Katzwang gehört dem Stift, ohne daß wir wissen, wann und von wem gestiftet oder verpfändet. Ebenso könnte die Burg oder Veste zu Cadolzburg von einem königlichen Herrn an das Kloster Ellwan­ gen gekommen sein, ob nicht auch die ganze Pfarrei, wir wissen es nicht. Später hat Ellwangen wegen der großen Entfernung kein Interesse mehr an dem Besitz und verkauft die Güter, so 1296 die Pfarrei Katzwang an das Kloster Ebrach. Ähnlich könnte es auch mit der Pfarrei Cadolzburg sein; erst ab 1246 urkundet der Burggraf Konrad hier. Es ist doch auffallend, daß kein zehntpflichtiger Ort der Pfarrei Cadolzburg zur Ausstattung des Klosters Langenzenn heran­ gezogen wird, während alle übrigen Filialkirchen, rücksichtslos liefern müssen. Es hat den Anschein, als ob es sich von vornherein bei Langenzenn und Cadolz­ burg um zwei völlig unabhängige Pfarreien handelt und daß dies auch noch 1409 von dem Burggrafen als dem Patronatsherrn beider Pfarreien so empfun­ den wurde. Selbst als Burggraf Friedrich V. zu Cadolzburg eine Frühmesse stiftete, wurde der Zehntbereich der Pfarrei nicht angetastet, sondern es wurden zur Ausstattung dieser Frühmesse von ihm 2/s des großen und kleinen Zehnten zu Gögelndorf (bei Heilsbronn gelegen) gestiftet174). Wenige Tage zuvor hatte er aber eine Kaplanei zu Rossendorf gestiftet, dabei scheute er sich nicht, den Zehnten des Dorfes, der jährlich 10 Sümer Getreide betrug, aus der Langenzenner Pfarrei zu nehmen und der neuen Kaplanei zu übertragen. Aus­ genommen blieb nur der Zehnt, den die Frühmesse zu Langenzenn erhielt175). 172) Burggr. Salbuch v. 1414; für den Zehnten zu Seukendorf vgl. auch die Zehntbeschr. in dem Akt Nr. 626 St.A. N. Rep. 74 a/2; außerdem Winkler, Landalmosen: der Zehnt zu Feld in Seukendorf gehörte ins Kartäuserkloster zu Nbg., wahrscheinlich ist es ein Reuth­ zehnt. 173) Vgl. auch Mon. Zoll. II. Nr. 102 und 103. 174) Mon. Zoll. V. Nr. 17 Urk. v. 1379 Jan. 28. 175) ebenda Nr. 15 Urk. v. 1379 Jan. 21.

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Dagegen muß es wohl als ein Akt der Repräsentation, weniger des Pa­ tronatsrechtes anzusehen sein, wenn an 2 Jahrtagen zu Langenzenn die Prie­ sterschaft folgender Orte erscheinen mußte: die Pfarrer zu Roßtal, Cadolzburg, Zirndorf, Ammerndorf, Vinzenzenbronn, Bürglein, Hadmannsdorf, Großhas­ lach, Emskirchen, Frauenaurach, Regelsbach, Laubendorf, Erlbach, Burgfarrn­ bach; dazu die Frühmesser zu Cadolzburg, Erlbach. Emskirchen und die Kapläne zu Frauenaurach und Buttendorf178). Der Zehntbereich Cadolzburgs deckt sich vollständig mit dem Umfang der Pfarrei. Im Jahre 1581 heißt es in einer Zehntbeschreibung, anläßlich eines Streites: der Pfarrer von Cadolzburg bezieht den großen und kleinen Zehnten von Steinbach, Gremersdorf, Gonnersdorf und Stinzendorf177). Später scheint eine Änderung darin eingetreten zu sein, daß nicht mehr der Pfarrer, sondern das burggräfliche Kastenamt diesen Zehnten bezog. Auf der Cadolzburger Markung selbst gab es 4 verschiedene Zehnten, die aber allesamt in das Kastenamt geliefert werden mußten. „Des bluts- und Obstzehendes hingegen ist eine ganze Bürgerschaft befreyet, der Bauhof aber solchen allein zu geben schuldig.“ 178) In Altdorf finden wir gleiche Zehntverhältnisse vor: „Item die von Altdorf in der Stadt geben kein klein Zehendt von Lämmer, Hühnern, Schweinen noch Obstzehnt oder andern, ist also von alter herkummen.“ 179) Wogegen der Amtshof, wie in Cadolzburg der Bauhof, mit seinen 100 Morgen in dem „preiting Veldt“ den Zehnten an die Herrschaft leisten muß. Sicherlich keine zufällige Parallele, sondern in beiden Gemeinwesen, Altdorf wie Cadolzburg, dürfte eine gemeinsame Grundlage vorhanden gewesen sein: ein Königsgut mit einer Königsmark. Doch wenden wir uns nun wieder aus dem „fernen Westen“ dem eigent­ lichen Nürnberger Stadtgebiet zu. Die Linie Gebersdorf—Schweinau bildete die Grenze des Zehntbereiches, der zwischen der Bamberger Dompropstei und der Nürnberger St. Lorenzkirche geteilt war. Südlich daran stößt die Gemeindeflur von Röthenbach (bei Schweinau). Erst im Jahre 1922 war dieser Ort zusam­ men mit Eibach und Reichelsdorf aus dem Landkreis Schwabach in das Nürn­ berger Stadtgebiet eingemeindet worden. Kirchlich gehörte dieser schmale Landstreifen zwischen dem Reichswald und der Rednitz zu der alten Pfarrei Katzwang; aus ihr hatte sich der heutige Eibacher Pfarrsprengel im Jahre 1447 getrennt, doch war bereits 1343 in Eibach von den Mottem eine Frühmesse gestiftet worden. Wenn die Katzwanger Pfarrei tatsächlich ein Teil der Schwabacher Königs­ mark war, wie es die Lage vermuten läßt, dann müßte die Trennung schon im 176) Burggr. Salbuch v. 1414 Amt Cadolzburg. 177) St.A. N. Rep. 111 a Nr. 5 I f. 56; hier in Stinzendorf besitzen die Haller ein Gut, das ein Lehen der Grafen von Öttingen war und ihnen 1457 geeignet wird. (R. Endres: in Mitt. 51 S. 73). 178) Vetter: Topogr. S. 51. 179) St.A. N. RA Altdorf Nr. 26 Salbuch der Herrschaft Altdorf v. 1509. 3

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8. Jahrhundert erfolgt sein180). Ähnlich wie Gunzenhausen, das 823 durch Kaiser Ludwig den Frommen dem Kloster Ellwangen (in Württemberg) ge­ schenkt worden war, muß Katzwang in den Besitz dieses Klosters gelangt sein. Im Jahre 1296 wird dem Kloster Ebrach der Kauf der Güter um Katzwang vom Kloster Ellwangen bestätigt: „Bebaute und unbebaute Äcker, Wiesen, Weiden, Wälder, Fischwasser, Gülten, große und kleine Zehn­ ten, ... ferner das Patronatsrecht der Pfarrkirche und die etwa unerlaubter Weise von jenen Gütern entfremdeten Rechte.“ 181) Doch scheint in diesem Kauf nicht der ganze Zehntbereich der Pfarrei eingeschlossen gewesen zu sein; denn Conrad von Kulmbach, der als Ebracher Schaffer die Kaufverhandlungen mit Ellwangen geführt hatte, berichtet in seinen Aufzeichnungen außerdem noch, daß er vom Bischof von Eichstätt weitere Abgaben gekauft habe. Der Eichstätter Bischof habe noch Zehnten zu seinem Seelenheil geschenkt, wofür er ihm freiwillig 170 Pfd. Haller gegeben habe 182). Schwerlich wird sich bei diesen ungenauen allgemeinen Angaben feststellen lassen, was aus dem Besitz des Klosters Ellwangen und was aus der Hand des Eichstätter Bischofs für den Katzwanger Bereich erworben wurde. Es ist wahrscheinlich anzunehmen, daß das Kloster Ellwangen mit dem Erwerb des Patronatsrechtes von Katzwang die Zehnten der damals (etwa um 800 ?) bestehenden Dörfer und Höfe besaß und daß der Bischof die Zehnten aller später entstandenen Orte innehatte. Oder war sogar nach Diözesanrecht eine Teilung der Zehnten erfolgt, wonach der Bischof die Hälfte und die Pfarrei die andere besaß, oder eine Teilung nach dem Maße 1:2, d. h. also, daß der Zehnt gedrittelt wurde? Wir wissen es nicht. Jedenfalls scheint damals im Jahre 1296 das Kloster Ebrach alle Zehn­ ten der Pfarrei Katzwang vereinigt zu haben. 1304 erhält der neue Vikar Chunrad in Katzwang davon als Besoldung den gesamten Kleinzehnt in den Dörfern Katzwang, Wölkersdorf, Reichelsdorf und Greuth; d. h. also den Kleinzehnt des nächsten um Katzwang liegenden Bereiches. Bald darauf, am 27. 9. 1309, verkauft der Ebracher Abt die Zehnten (wahrscheinlich sind es die Großzehnten) von Gustenfelden, Schwarzenlohe und Limbach an den Nürn­ berger Bürger Friedrich Holzschuher um 400 Pfd. Haller183). Es kann sich bei diesem Verkauf nur um einen Teil der Zehnten gehandelt haben, denn wir finden später diese Orte in anderen Quellen noch als zehntpflichtig für das Kloster Ebrach verzeichnet. So vermerkt um 1475 der Schreiber des Egidiersalbuches für das Dorf Gustenfelden: „in Katzwanger Pfarr, der Zehnt gehört ins Kloster Ebrach" 184). Um einen Novalzehnt von einem Eigengut könnte es sich bei der folgenden Stiftung handeln, wenn am 29. März 1315 der Nürnberger Bürger Cunrad Wiglein den Sondersiechen bei St. Johannes in Nürnberg einem Zehnt (von 6—8 Sümer Korn) in Wölkersdorf zum Unterhalt einer sondersiechen Frau stiftet165). 180) 181) 182) 183) 184) 185.)

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G. Heckei, Katzwang S. 1. Württbg. Urkdb. X. Bd. S. 459. nach G. Heckei, Katzwang. ebenda, dort sind auch die entspr. Quellen genannt. StadtA. N. Fol. 34. StadtA. N. cod. man. 4° 2 Bl. 6b.

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Eine genaue Übersicht über die zehntpflichtigen Orte mit ausführlichen Angaben über Höhe und Art der Zehnten bringt erstmals das Ebracher Kloster­ urbar, etwa um 1340 abgefaßt186). Es sind folgende Orte: Gustenfelden, Limbach, Wölkersdorf [Unterwolkersdorf], Schwarzenlohe [Kleinschwarzenlohe], Greuth, Reichelsdorf, Gaulenhofen, Eibach und Röthenbach [bei Schweinau]. In der Aufzeichnung der gleichen Orte um 1400 befindet sich bei Neusess und Schwarzenlohe der lateinische Zusatz „minor“, d. g. es handelt sich also um die Ortschaften Klein schwarzenlohe und Klein neuses, beide nörd~ lieh der Schwarzach gelegen; somit ist dieser Fluß als die Südgrenze der Katzwanger Pfarrei anzusehen. Die beiden Orte Groß schwarzenlohe und (Groß) Neuses gehörten schon zur Pfarrei Schwabach. Daher ist der Vorgang um die Rückgabe von Neuzehnten des Ritters Ulrich von Kudorf (1298 Dez. 18)187) an das Kloster Ebrach und die Entschädigung dafür mit Klostergütem in Schwarzenlohe ein Vorgang innerhalb der Pfarrei Schwabach. Der Hinweis im Nürnberger Urkundenbuch auf die Zehntverhältnisse in den nördlich anschließenden Gemeinden (um Eibach) ist unzutreffend. Die in dem ältesten Eichstätter Lehenbuch gannten Zehnten in Lodshof bei Butiglerstein, in Eibach und Wiesenhof betreffen Orte um das heutige Hilpoltstein in Mittelfranken187a). Wir hatten ja bereits gesehen, daß in dem Nürnberger Eibach das Kloster Ebrach der Zehntherr war. Diesen Besitz in und um Katzwang, der in einem besonderen Amt Schwabach/Katzwang zusammengefaßt war, behielt das Kloster Ebrach bis zur Säkularisation im Jahre 1803 188). Werfen wir noch einen kurzen Blick über die Südgrenze der alten Pfarrei Katzwang, über die Schwarzach. Hier reichte die Königsmark Schwabach bis nach Leerstetten (von G. Heckei gedeutet als Larenstetten = Hofstätte beim Weideland), das mit den Orten Großschwarzenlohe, mit der Ehringmühle und dem kleinen Furth (am Hembach gelegen) einen eigenen Pfarrsprengel bildete. Die Zehnten erhielt das Klosteramt Ebrach in Schwabach. Die Dörfer Groß-Neuses, Penzendorf, Igelsdorf und Schaftnach pfarrten dagegen nach Schwabach, der Zehnt ging ebenfalls in das Klosteramt, der Kleinzehnt und der Blutzehnt an die Stadt Schwabach, so wie wir es bereits in der Pfarrei Dietersdorf gesehen hatten. Für den Empfang der Zehnten mußte das Kloster Ebrach aber in Leerstetten das Pfarrhaus „im baulichen Wesen“ erhalten (d. h. es hatte die Baulast) und auch dem Pfarrer die „meiste Besoldung“ geben. Die Kirche und das Schulhaus erhält das Gotteshaus oder der „Heyligen“ 189). herausggb. Von Franz Wegele siehe Anm. 10). 187) NUB Nr. 784. 187a) Vgl. hierzu F. Schnelbögl: Butiglerstein und Walpersreuth, in Altnbger Landsch. 11. Jg. H. 2 S. 47 und NUB Nr. 784 Anm. 1. 188) Für die Zehnten des Klosters Ebrach sei hingewiesen auf E. v. Guttenberg: Quellen zur Besitz- und Wirtschaftsgesch. des Klosters Ebrach, in JffL. 3. Bd. S. 13 ff., sowie auf das Werk von Hildegard Weiß: Die Zisterzienserabtei Ebrach. München 1962. Eine Fülle von Quellenmaterial über die Zehnten des Amtes Katzwang verwahrt das St.A. N. im Repertorium Rentamt Schwabach. 18») Vetter, Topogr. S. 326 f. 188)

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Der Siedlungsstoß von der Rednitz ostwärts das Hembachtal hinauf in den Wald scheint einer jüngeren Zeit anzugehören. Um Schwand, dessen Namen auf die Rodung hinweist 19°), bildete sich ein neuer Pfarrsprengel, dessen Orte alle nach Eichstätt zehnten, d. h. in das Eichstätter Amt in Kleinabenberg. Es sind dies die Orte Rednitzhembach, Mittelhembach, Harm, Sperberslohe und Dürrenhembach, Pruppach und Meckenlohe 191). Eine kleine Zehntgruppe bildet sich im nördlichen Teil des Lorenzer Waldes um das Kloster Pillenreuth, das 1345 entstanden war. 1392 be­ ansprucht das Kloster gegenüber dem Rat der Stadt Nürnberg den Zehnten von den Weihern bei Pillenreuth nämlich „Kunigspruck, Reytenpüchel, das Erleich, der weiße see und der weyr darynne daz hawse stund“ 192). Bald darauf, im Jahre 1409, verkaufen der Burggraf Friedrich und seine Gemahlin dem Kloster Pillenreuth „unsern Zehnten zu Herpersdorf und zu Worzeldorf und von den Huben zu Komburg, die darein zehnten und was sonst dazu gehört“ für 780 fl. Rheinisch 193). Diese Zehnten werden wohl noch aus der Zeit herrühren, da der Burggraf (nach dem Reichsbutigler ?) sich für den Reichswald verantwortlich fühlte: „Gegen Ende des 13. Jahrhunderts ist ein besonderes Interesse des Königs, des Burggrafen und der Stadt am Lorenzer Wald festzustellen“ lö4). Vielleicht sind diese Zehnten einfach entfremdetes Reichsgut. Ähnlich mag es sich um dem Zehnten vom Gostenhof verhalten. Wir hatten gesehen, daß der Einflußbereich der Bamberger Dompropstei bei den Ortschaf­ ten Geismannshof, Eberhardshof und Muggenhof aufhörte. Der Zehnt zum Gostenhof gehörte im 16. Jahrhundert dem Nürnberger Landalmosen, und zwar dem Lorenzer Amt, vorher besaß ihn wohl die Kirche St. Lorenz, obwohl wir auch hierüber keine Aufzeichnung besitzen. Es ist nun anzunehmen, daß die Burggrafen, zu deren Hausgut das Dorf Gostenhof bis zum Jahre 1342 gehörte 195), auch die Zehentherren waren und den Zehnten an die Lorenzer Kirche gestiftet oder verkauft haben. Im Norden der Stadt besaß ja die Sebalder Kirche ebenfalls Zehnten in Lohe und um den Schafhof herum, also in einem Gebiet, das ehedem grundherrlich den Burg­ grafen gehörte; auch hier hatten wir eine Stiftung oder einen Verkauf an die Sebalder Kirche angenommen. Betrachten wir nun den Zehnten der weiteren kleinen Dörfer und Höfe im Süden der Reichsstadt Nürnberg. In dem Weiler Sandreuth, der wohl von Schweinau aus in jüngerer Zeit als Einzelhof ausgebaut und dann der Deutsch-Ordenskommende in Nürn19°) nach Bude, Oberdeutsches Flumamenbuch S. 25 3 ist „Schwand“ ein Ort, wo geschwendet wurde. Das Schwenden bedeutet eine Rodung ohne Auswerfen der Baumstöcke, oftmals nur ein Abbrennen des Hochwaldes, während beim Reuten die Wurzelstöcke ausgehoben wurden. — Geschichtlich begegnet uns der Ort Schwand (Lkr. Schwabach) erstmals als „opidum Swant“ in einer Urk. von 1267 (NUB Nr. 426), dann in der Belehnungsurk. für den Burggr. Friedrich von Nürnberg im Jahre 1273 (NUB Nr. 461). 191) Vetter, Topogr. S. 326 ff. 1W) StadtA. N. Urk.-Reg. 1392 Aug. 5. 1M) Mon. Zoll. VI. Nr. 519 Urk. v. 1409 Aug. 7. 194) A. Scharr, Waldstromer in Mitt. 52 S. 3. 195) s. H. H. Hofmann, Atlas S. 29.

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berg gestiftet wurde 198), ist der Zehnt zur Hälfte geteilt zwischen der Kirche zu Eibach und dem königlichen Rentamt Fürth 197). Die Kirche zu Eibach hatte niemals ein Zehntrecht, sondern wird diesen halben Zehnt erst nach der Auf­ lösung des Landalmosenamtes im Jahre 1808 erhalten haben, während das königl. Rentamt in Fürth der Rechtsnachfolger des ehemaligen Dompropstei­ amtes Fürth wurde. Somit haben wir in Sandreuth den östlichsten Punkt des ehemaligen Fürther Zehntbereiches vor uns. In G i b i t z e n h o f ist die Flur durchgängig zehntfrei, ebenso ist die Flur um Hummelstein von allen Zehnten befreit; während der in der Flur Lichtenhof bestandene Zehnt schon seit langer Zeit in einen ständigen Sackzehnt umgewandelt worden war; er wurde von dem Besitzer des Gutes Hs.-Nr. 33 erhoben198). Der Tafelhof war ebenfalls zehntfrei199), ln Steinbühl besitzt die Familie von Behaim den Groß- und Kleinzehnten20n). In dem Dorf befanden sich am Ende der reichsstädtischen Zeit elf Nürnberger Grundherrschaften, von denen die Fürer von Haimendorf den Hauptanteil des Ortes mit einem Schlößchen innehatten. Dieser Besitz ist ein Breitensteinisches Mannlehen201), von dem Schwemmer mit Recht vermutet, daß es sich um ehe­ maliges Reichsgut handelt, das in der Zeit des Interregnums an die Familie von Stein (auf der Burg Hilpoltstein) gekommen ist. So werden sicherlich auch die Zehnten einstmals Lehen des Reiches gewesen sein. Mit den Vororten Gleis­ hammer und Zerzabelshof befinden wir uns bereits in dem Mögeldorfer Pfarrsprengel, der sich aus folgenden Ortschaften zusammensetzte; Dutzenteich, Gleishammer, Hammer, Laufamholz, Malmsbach, Mittelbürg, Mögeldorf als Hauptdorf, Mühlhof bei Erlenstegen, Oberbürg, Röthenbach a. d. Pegnitz, Schnackenhof, Schwaig, Unterbürg und Zerzabelshof. Die Mögeldorfer Kirche ist eine Tochterkirche von Altdorf; wie es uns noch im Jahre 1541 ein Altdorfer Zinsbuch verrät 202), „zu wissen das vor jahren die Pfarrkirch Lein­ berg wie auch Megeldorf, Feucht und Komburg gen Altdorf gehört haben und hat der ainig [= der alleinige] recht Pfarrer sein Wohnung zu Rasch gehabt und durch Capellanen [= Kaplane] obenangezeigte Kirchen versehen müssen“. Die Loslösung Mögeldorfs muß sehr frühzeitig erfolgt sein, denn im Jahre 1360, als der Graf von Nassau seinen Besitz zu Altdorf an die Burggrafen zu Nürnberg verkauft, (darunter den Kirchensatz und Zehnten), wird Mögeldorf nicht mehr genannt. Es ist ungefähr folgender Vorgang anzunehmen; wie bei anderen Altdorfer Tochterkirchen besaß der Pfarrer zu Mögeldorf einen Teil des Zehnten, den anderen größeren Teil wird der Reichsministeriale als Verwalter des Reichsgutes zur Besoldung als Reichslehen erhalten haben. Nach m) Ygj hierzu Wilh. Kraft, Vom Alten Spital S. 38, dort auch auf die Quellen in Anm. 10) hingewiesen; vgl. hierzu auch die Kritik Pfeiffers in NUB Nr. 964. — Als einen ver­ hinderten weiteren Ausbau des Hofes müssen wohl die Angaben in der Urkunde v. 1360 (März 12) anzusehen sein. (St.A. N. Nbger Salbuch Nr. 131 Bl. 119). 197) St.A. N. RA Nbg. Nr. 97 Urkataster von 183 5. 198) ebenda. 199) St.A. N. RA Nbg. Nr. 134. 20°) ebenda RA Nbg. Nr. 132. 201) St.A. N. RA Fürth Rep. 225/10 II Nr. 2673, vgl. auch W. Schwemmer, Herrschaft Breitenstein, S. 71 f. 202) St.A. N. Rep. 59 Nr. 23 Zinsbuch des Landpflegamtes Altdorf von 1541 f. 264.

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dem Interregnum blieben die Zehnten ganz in seiner Hand, kamen später durch Verkauf in fremde Hände und zersplitterten durch Weiterverkauf. „So wissen wir, daß der Mögeldorfer Zehent im Jahre 1401 zum mindesten teil­ weise bereits in Privatbesitz war. Ab 1500 waren es die Holzschuher, die den ganzen Zehnt in ihren Besitz brachten und ihn bis zur Ablösung im 19. Jahrhundert behielten." 203) Der Zehnt umfaßte den Groß- und Kleinzehnt, den Blut- und auch noch den Heuzehnt dazu. Die Holzschuher besaßen so auch Zehentrechte in Malmsbach, Schwaig und Gleishammer, im letzteren Ort treten neben ihnen noch vier weitere Zehntherren auf: die Haller, die Tetzel, die Löffelholz und sogar der Wirt vom Galgenhof 204). In Zerzabels­ hof haben die Löffelholz 1568 mit der Forsthube auch den Zehnten von den Hallern gekauft. In der Zehntbeschreibung wird besonders darauf hingewiesen, daß es sich eigentlich um zwei Zehnten handelt, der eine habe dem Pfarrei von Mögeldorf zugestanden, ein frei lauter eigener Zehent und unverlehenbar, der andere Zehnt rührt vom Reich 205). Zu Mögeldorf gehörte auch die kleine Pfarrei Fischbach, um 1400 mit eigenem Gotteshaus entstanden und von Mögeldorf mit einem Kaplan kirchlich versorgt; noch 1541 vermerkt das Altdorfer Salbuch: „Item die Pfarr zu Altdorf hat ein Erbar Rat zu Nürnberg zu leihen, zu besetzen und entsetzen und dazu die Underpfarrn Leinburg, Feucht, Kornburg, Mögeldorf und V i s c h p a c h.“ 206a) Erst 1580 wird durch Ratsverlaß offiziell diese Bindung zu Mögeldorf gelöst 206b). Der Zehnt als Groß- und Kleinzehnt und auch als Heuzehnt von einigen Wiesen gehört zu 2/3 der Schlüsselfelder Stiftung zu Nürnberg, ist reichslehen­ bar, das andere Drittel der Pfarrei Fischbach 206c). Altenfurt, einst nur die kleine Kapelle mit einem Bauernhof daneben, aus dem sich der Herrensitz der Freiherrn von Scheurl entwickelte, gehörte dem Egidienkloster zu Nürnberg, pfarrte nach Feucht, war vom Zehnt befreit 207). Bevor wir in der Betrachtung der Zehnten fortfahren, wird es notwendig sein, den geschichtlichen Werdegang des Ortes und der Pfarrei Altdorf zu würdigen. Leider besitzen wir noch keine umfassende Ortsgeschichte, so daß wir gezwungen sind, uns aus einer Reihe von Einzelbeiträgen 208) ein zusammenhängendes Bild zu verschaffen. 203) L. Beyer: „Mögeldorf, eine Häusergeschichte" Nbg. 1964 S. 21. 204) St.A. N. RA Nürnberg Nr. 98. 2°5) Germ. N. Mus. v. Löffelholz. Familien-Archiv Kopialbuch Nr. 12 f. 65. 2(M}a) St.A. N. Rep. 59 Nr. 23 f. 48. 2oßb) ebenda RA Altdorf Nr. 1048 Grundkataster von 183 5. 206c) Ed. v. Schuh: „Fischbach b. Nbg." in Altnbger Landsch. 1954 S. 5. 207) StadtA. N. Fol. 34 Salbuch des Egidienklosters. 208) Für die Geschichte Altdorfs sei folgendes vermerkt: a) der Ortsartikel Altdorf im Bd. Histor. Stätten bietet eigentlich wenig und bedürfte dringend der Überarbeitung durch eine fachkundige Hand. b) ein guter Überblick, wenn auch für unsere Zwecke zu knapp gehalten, findet sich bei H. H. Hofmann, Atlas S. 29 f., dort auch Hinweise auf die ältere Literatur: Will und Dannenbauer. c) Wichtige Mitteilungen bietet Pfarrer Schmidt-Eismannsberg in dem Aufsatz: „Die Pfarrverhältnisse in Altdorf vor 1308—1500" im Evang. Gemeindebl. f. d. Dekanat

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Nach neueren Ergebnissen ist die Michaelskirche in Rasch die Mutterkirche von Altdorf bis zum Jahre 1345, die Kirche in Altdorf wird zwischen 1071 und 1075 von Bischof Gundekar II. von Eichstätt geweiht, sicherlich war dies die zum Krongut Altdorf gehörige Kirche oder Kapelle, ob sie eine Vorläuferin gehabt hat, läßt sich nur vermuten. Ebensowenig wird uns ein solcher Königs­ hof in Altdorf durch irgendeine Urkunde bezeugt, nur die späteren Rechts­ verhältnisse wie auch die engen Beziehungen zum Königshaus lassen einen Königshof mit einer weitausgedehnten Königsmark vermuten. So befreit 1281 König Rudolf „die Seinigen zu Altdorf" von dem Zoll in Nürnberg. Sein Nachfolger, König Albrecht verpfändet Altdorf mit anderem Reichsgut an Graf Emrich von Nassau 209), 1308 wird die Pfarrei Rasch dem Kloster Waldsassen unterstellt210), wobei unklar bleibt, wieweit sich dies auf die Verhältnisse in Altdorf auswirkt, auch wann diese Unterstellung unter das Kloster ihr Ende fand. Der Graf Johann von Nassau verkaufte im Jahre 1360 (am 22. Febr.) Altdorf mit allen seinen Zugehörungen an den Burggrafen Albrecht von Nürn­ berg 2n). Hierbei werden auch erstmals die Zehnten erwähnt, die zu den Orten gehörten, außerdem noch gesondert einige Zehnten von Orten, in denen der Grundbesitz offenbar dem Grafen nicht mehr gehörte, z. B. in Diepersdorf, Leinburg u. a. m. Später, d. h. im Jahre 1372 erhält Herzog Swantibor III. von Pommern durch Heirat diesen gesamten Besitz, den er aber bald wieder seinem Schwager Rupprecht d. Jüngeren, Pfalzgraf bei Rhein, verkauft. In dieser Ver­ kaufsurkunde vom 13. 6. 1393 212) werden die Zehnten genau aufgeführt: „So seien das die Zehent .. .“ insgesamt aus 3 5 Orten. Im Jahre 1400 hat dann der Pfalzgraf Rupprecht II. die Patronatsrechte und Pfarrlehen (und damit auch einen Teil des Zehnten) von Altdorf und seiner Tochterkirchen Feucht, Kornburg, Leinburg und Mögeldorf an die (1386 gegründete) Universität Hei­ delberg abgetreten. Pfalzgraf Joh. I. von Neumarkt hatte auf Veranlassung seiner Frau im Jahre 1400 das Kloster Gnadenberg gestiftet. Dieses erhielt zur Ausstattung die Zehnten in Ober- und Unterrieden, Prackenfels und Rasch zum 4. Band, d. h. nur teilweise. Dafür waren von Pfalzgraf Otto I. von PfalzMosbach diese Zehnten gegen den Ort Deinschwang mit Zugehörungen [in der Pfarrei Trauenfeld gelegen] eingetauscht worden 213). Im Bayerischen Erbfolgekrieg wird Altdorf von den Nürnbergern erobert, im Frieden wird es ihnen als Besitz zugesprochen. Die Reichsstadt errichtet aus diesem neuen Besitz ein eigenes Landpflegeamt. Gegen eine hohe Ablösungs­ summe erwirbt die Stadt Nürnberg im Jahre 1526 das Patronatsrecht und die Pfarrlehen von Altdorf und seiner Tochterkirchen von der Universität Heidel-

209) 21°) 211) 212) 213)

Altdorf 1932; ferner in dem Aufsatz „Rasch und Altdorf, Mutter- und Tochterkirche“ in Altnbger Landsch. 1954 S. 24 f. d) auch Pfarrer Heinrich Wich bringt in seiner (heute schon etwas veralteten) „Geschichte Kornburgs“ (ersch. 1911 in Nbg.) recht aufschlußreiches Material auf S. 28 ff., aller­ dings unter dem Blickpunkt von Kornburg. Mummenhof: Der Besitz der Grafen von Nassau, in Mitt. Bd. 15, S. 9. Schmidt a. a. O. Mon. Zoll. III. Nr. 429. StadtA. N. Urk.-Reg. v. 1393 Juni 13. St.A. N. RA Altdorf Nr. 26 Salbuch der Herrschaft Altd. v. 1509 f. 182.

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berg, der Kurfürst und Pfalzgraf Ludwig gibt dazu seine Einwilligung214). Bis zur Ablösung im 19. Jahrhundert blieb das Landpflegamt (d. h. also die Stadt Nürnberg) im Besitz dieser Zehnten 215). Nun zu den Zehnten in ihren Besonderheiten. In der Stadt Altdorf selbst gehört der Zehnt groß und klein zur Hälfte der Herrschaft, die andere Hälfte dem Pfarrer, auch von Kraut, Rüben und Flachs wird gezehntet, jedoch haben die Stadtbewohner seit alters ein Vorrecht — wie auch schon in Cadolzburg besprochen —: es wird von Lämmern, Hühnern, Schweinen und Obst kein Zehnt entrichtet. Sonst findet sich in manchen Orten folgende Tei­ lung des Großzehnten: 2U erhält die Herrschaft, Vs der Pfarrer, in Burgthann ist es so, daß 2 Jahre lang der Kasten, d. h. die Herrschaft, das 3. Jahr der Pfarrer den bereits fixierten Zehnten erhält. In Hagenhausen ist das Verhältnis einmal umgekehrt. Das Patronat über die dortige Kirche hat das Amt Altdorf, das Lehen der Pfarrei gehört dem Kloster Gnadenberg. Vom Zehnt erhält der Pfarrer in Hagenhausen 2/3, das andere Drittel hat der „gemein stat Altdorf" (die Stadtgemeinde zu Altdorf) als Reichslehen, wofür sie alljährlich 8 fl. in die Engelmesse zu Altdorf geben. Wir sehen, wie verwickelt die Zehntverhält­ nisse sein können. Doch würde es zu weit führen, die Zehntverhältnisse im Altdorfer Raum im einzelnen aufzuführen. Daß die Pfarrei Feucht aus dem PfarrSprengel von Leinburg herausgelöst wurde, erfahren wir aus dem Salbuch von 1509:218) „Diese Pfarr Feucht ist separiert und teilt worden von Leinburg. Derselbig Pfarr [= zu Feucht] Lehnherr ist die Hochschul zu Heidelberg." Die Zehnten in und um Feucht begegnen uns erstmals im Jahre 1387. Die Herren von Reicheneck besitzen die Zehnten (ob groß, klein, gesamt oder nur teilweise ist nicht genau ersichtlich) von Feucht, Ochenbruck, Affalterbach, Gauchsmühle und Hahnhof als Reichslehen, 1471 ist Heinrich Link von Schwa­ bach der Besitzer, 1480 folgt dann Endres Rech (Reich) zu Nürnberg. Wir er­ fahren aber auch aus einer Urkunde von 1490, daß der Nürnberger Bürger Stephan Peßler dem Rech den gr. und kl. Zehnten zu Feucht verkauft. Eine genaue Ortsforschung müßte diesen Widerspruch klären, wahrscheinlich hatten die Herren von Reicheneck nicht den gesamten Zehnten in ihrer Hand. Im Jahre 1525 erwirbt die Kirchengemeinde Feucht alle diese Zehnten und bleibt fortan in deren Besitz 216a). Am Weitesten nach Westen vorgeschoben ist die Pfarrei Korn­ burg. Als Pfarrorte gehören dahin: Kornburg, Kleinschwarzenlohe, Königs214) Vgl. hierzu das Zinsbuch des Landpflegamtes Altdorf von 1541 St.A. N. Rep. 59 Nr. 23 f. 264 ff.

215) Die im Anhang befindliche Aufstellung der Zehnten erfolgte nach folgenden Quellen: St.A. N. Rep. 59 (Nürnberger Salbücher) Nr. 19, 22, 23 und 27., ebenda RA Altdorf/ Pflegamt Altd. Nr. 8 b, 26, 27, 29 und 1466; ferner wurden aus der Topographie von Vetter die Abschnitte Richteramt Komburg, Oberamt Burgthann und Amt Schönberg herangezogen. 216) St.A. N. RA Altdorf Nr. 26 f. 239. — Am 2. Mai 1366 wurde die Pfarrei Feucht von der Leinburger Pfarrei abgetrennt. (Jahresber. Hist. V. f. Mfr. 28 S. 65 sowie Lang Reg. Boica 9, 148). 216a) siehe hierzu Schornbaum, Archiv-Inventare. Pfarrei Feucht Nr. 3—6. sowie Fr. Xaver Büchner: Das Bistum Eichstätt. Pfarrei Feucht.

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hammer, Herpersdorf, Worzeldorf, Pillenreuth. Doch zehntet von allen nur Kornburg selbst den Großzehnten nach Altdorf, während die übrigen Orte — wie wir bereits gezeigt haben — z. Teil an das Kloster Ebrach oder ins Kloster Pillenreuth ihren Zehnten entrichten. In Kornburg besitzt der Pfarrer als Ein­ kommen 6 Sümer Korn aus dem Großzehnten, den gesamten Kleinzehnten, dazu den Rauch- oder Hauszehnten, aber nicht aus allen Häusern. Außerdem erhält der Pfarrer den kleinen Zehnten vom Hinterhof bei Maiach. Dieser Hof gehörte kirchlich zu Eibach und grundherrlich zur Deutsch-Ordenskommende in Nürnberg217). Für diesen Kleinzehnten geben (laut Vertrag von 1544) die Deut­ schen Herren dem Pfarrer zu Kornburg jährlich zu Michaelis 7 fl. Außerdem erhielt der Kornburger Pfarrer den Kleinzehnten von dem Hof zu Wendelstein am Berg und von den Gütern, die über der Schwarzach gegen den Wald zu lagen. Aus dem Kornburger Sprengel ist sicherlich auch die Pfarrei Wendelstein und später die Kirche zu Röthenbach b. St. Wolfgang herausgelöst worden, jedenfalls wurde Röthenbach im Jahre 1478 abgetrennt217a). Der Zehnt zu Röthenbach ist Reichslehen; wie zwei Urkunden von 1561 und 1400 218) ausweisen, erhielt der Pfarrer von Wendelstein ebenfalls ein Drittel. In dem Pfarrdorf Wendelstein218a) erhielt der dortige Pfarrer aus fast allen Höfen den großen und kleinen Zehent, ebenso teilweise aus Sorg und Nerreth, die zur Pfarrei gehörten; während in Raubersried und auf 4 Höfen in Nerreth der Zehnt bereits an das Eichstätter Amt zu Kleinabenberg ging. Die Kirche zu L e i n b u r g ist um 1400 von Altdorf getrennt worden, wie uns das Zinsbuch des Landpflegamtes zu berichten weiß: „Zur selben Zeit ist Altdorf Pfalzgrafen Rupprechts gewesen, als der zum Römischen König erwelt was, hat er aus gnaden die Kirchen von Altdorf geteilt und ein itzliche für sich selbsten zu einer Pfarrkirchen gemacht und die begabt, das sie mit den zufelligen Einkommen einen Pfarrer erhalten möchten. Und sonderlich die Zehenden, so ein Pfarrer zu Leinburg hat, vom Kasten zu Altdorf gewendt.“ 219) So ganz kann diese Mitteilung nicht stimmen, denn wir hatten bereits aus einem Salbuch von 1509 erfahren, daß die Pfarrei Feucht von Leinburg ab­ getrennt worden sei; hier werden beide gleichzeitig von Altdorf separiert. In Leinburg selbst wieder eine Merkwürdigkeit, hier erhält der Pfarrer den Ge­ treidezehnten (= der Großzehnten) nicht von den Höfen, die seit alters zum Egidienkloster in Nürnberg gehörten, es sind dies 3 Höfe und 3 Güter, diese geben dem Pfleger zu Altdorf den großen und kleinen Zehnten 22°). Ursprüng­ lich gehörte wohl auch das Dorf Oberhaidelbach in die Pfarrei Leinburg, denn 217) St.A. N. Rep. 59 Nr. 23 f. 71 f. — Der Hinterhof (bei Maiach) wurde 1414 in dem Zinsbuch des Elisabeth-Spitals zu Nürnberg als „der Hof zu dem hintern Maiach“ be­ zeichnet. 217a) H. Wich: Kornburg. S. 28. 218) StadtA. N. Urk.-Reg. 1361 Dez. 29 und 1400 Jan. 17. 218a) Der Kirchensatz zu Wendelstein war Reichslehen. Heinrich von Kornburg wird 1347 durch König Karl damit belehnt, ebenso 1401 Steffan von Kornburg (Nach Emst Wiedemann: Die Frühmesse zu Wendelstein, in Beitr. z. bayer. Kirchengesch. 26. Bd. H. 2.) 219) St.A. N. Rep. 59 Nr. 23 f. 264 f. 22°) StadtA. N. Fol. 34.

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der Zehnt groß und klein mußte ins Amt nach Altdorf geliefert werden, wie der Verkaufsurkunde von 1360 zu entnehmen ist221), ebenso dem Salbuch des Egidienklosters das dort einen Hof besaß, den bereits König Konrad um 1140 dem Kloster gestiftet hat 222). Das Dorf Oberhaidelbach gehört zur Pfarrei Entenberg, die Zehnten dieser Pfarrei besitzt größtenteils das Kloster Engelthal 223), das außerhalb unserer Betrachtung bleiben soll. Vermerkt sei nur noch, daß auch hier wie im Nürnberger Landalmosenamt alljährlich an 4 verschiedenen Tagen ein Umritt stattfand, an dem das Getreide besichtigt wurde. Wenn wir so den Zehntbereich der großen Urpfarrei Rasch—Altdorf 224) überblicken, so können wir feststellen, daß die Zehnten im großen und ganzen von der Amtsherrschaft Altdorf (meist zu 2/s) und von der Pfarrei Altdorf (zu Vs) oder einer ihrer Tochterkirchen eingenommen werden. Mögeldorf wird frühzeitiger herausgelöst worden sein, ebenso die Pfarreien Altenthann und Oberferrieden, wo nur noch in Burgthann Altdorfer Zehnten zu finden waren. 128 8 hatte sich hier in Burgthann eine burggräfliche Lehenherrschaft gebildet, teils aus Reichsgut, das von Baiern gefordert war, teils auch aus gekauften Gütern und Lehenrechten des Eichstätter Hochstiftes 225). So ist die verschiedene Zehentherrschaft hier erklärlich, wobei nicht klar ist, ob der Zehnt der Pfarrei Oberferrieden ursprünglich zu Altdorf gehörte oder eichstättisch war. Doch dürfte bei aller Verschiedenheit durch die Zehnten der Umfang des großen Krongutbezirkes Altdorf klar erkennbar geworden sein. Wenden wir uns nun wieder dem Norden und Nordosten unseres Unter­ suchungsgebietes zu. Dabei mag uns die Aufstellung der Pfarreiorganisation leiten, wie sie F. Schnellbögl darlegt 226). Am weitesten nach Osten in den Reichswald hinein reichen die beiden Pfarreien Heroldsberg und Kalchreuth, beide Tochterkirchen der Kirche zu Neunkirchen am Sand. In Heroldsberg besitzt das Egidienkloster zu Nürnberg 2/z vom Zehnten groß und klein, dazu auch noch den Blutzehnden, das andere Drittel gehört dem Pfarrer daselbst. Es findet sich im Klostersalbuch auch noch der Zusatz: „item 24 Pfennig geben wir jerlich zu ostern oder wer den zehenden bestet in die pfarr zu Opfer und opferwein den comminicanten das zu Gots tisch geet“ 227). Die Herkunft des Zehnten wird als Stiftung König Konrads UI., [der dem Kloster auch das ganze Dorf Wetzendorf bei Nbg. um 1140 schenkte] bezeichnet „nach Inhalt der Privilegien König Heinrich VII. und König Rudolf 221) ebenda Urk.-Reg. Urk. v. 1360 Febr. 22. 222) wie Anm. 220). 223) Vgl. G. Voit: Geschichte des Klosters Engelthal. Diss. Erlangen 195 8 S. 66—72 Zehnten des Klosters. 224) St.A. Nr. RA Altdorf Nr. 10 e Verzeichnis der Amtszehnten des Klosters Engelthal. ÖR) H. H. Hofmann, Atlas S. 30. 226) F. Schnelbögl: Lauf-Schnaittach. Eine Heimatgeschichte. S. 19; derselbe: Zur Siedlungs­ geschichte des Raumes Erlangen-Forchheim-Gräfenberg, in JffL. Bd. 14 1954 S. 141 ff. 227) StadtA. N. Fol. 34.

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II." 228). Danach erweist sich die Urkunde von 1297 Mai 1., in welcher der Burg­ graf Friedrich diesen Zehnten dem Kloster geschenkt, hat als glatte Fälschung229). Ein kurzer Blick in die Ortsgeschichte von Heroldsberg zeigt uns den Besitz als Reichsgut, das an den Grafen von Nassau verpfändet worden war und von dessen Nachkommen im Jahre 1361 an Burggraf Albrecht verkauft wurde. Durch Heirat geriet das Dorf Heroldsberg mit Amt und Gericht an Herzog Swantibor von Pommern, von dem es dann 1391 die Brüder Heinrich und Con­ rad Geuder kauften; vorher hatten diese schon Einzelbesitz in Heroldsberg von Brand und Peter den Großen erworben. Jn der Urkunde vom 11. Mai 1387 ist über diesen Besitz vermerkt „der vom Reich zu Lehen geht" 23°). Auch im nahen Stettenberg besaß das Egidienkloster den Zehnten231). Wahrscheinlich ist der Besitz in dem kleinen Dorf Oedenberg, zwischen Heroldsberg und Günthersbühl gelegen, frei eigener Besitz (später ein Lehen des Bistums Eich­ stätt), der den Pfinzing bereits in früher Zeit gehörte 232). Aus den späteren Hinweisen auf die Besitzer des Ortszehnten läßt sich jedenfalls kein klares Bild gewinnen. Seit dem 14. Jahrhundert ist der Ort im Besitz eines Geschlechtes, das sich nach ihm nennt; die Kirche in Dehnberg [nördlich von Lauf] ist uns als eine Eigenkirche der Oedenberger seit 1342 bekannt 233). Ebenso wie Heroldsberg ist Kalchreuth ein altes Reichsgut, beide zusammen bildeten urpsrünglich wohl eine Königsmark, mitten in den Reichs­ wald hineingerodet. Urkundlich erscheint es erstmals 1298 als Besitz der Nürn­ berger Burghut, die den Nürnberger Burggrafen zu Lehen gegeben wurde, 1342 verkaufen die Burggrafen mit Urkunde vom 26. April dem Nürnberger Bürger Ulrich Haller „unser Dorf zu Kalchreuth und alle unsere Güter, die wir in demselben Dorfe haben, als freies und lediges Eygen" 234). Es handelt sich aber nur um einen Teil des Dorfes und der Gerichtsbarkeit. Die Zehnten wer­ den nicht erwähnt, waren wohl auch nicht in dem Besitz eingeschlossen, denn 1343 wird dem Ulrich Haller der Kauf des halben Zehnten zu Kalchreuth, der zu Lehen ging von dem Burggrafen zu Nürnberg, bestätigt 235). Als Ulrich Haller im Jahre 1345 von Johannes Seereuther dessen Behausung zu Kalch­ reuth gekauft hatte, wird dieser Seereuther als Eigenherr vieler Güter und Zehnten der Umgegend genannt 236). Es gab offenbar noch mehr Zehntbesitzer in Kalchreuth, denn 1346 vermacht ein Marquart Dornpentz [1142 erscheint das Dorf Dormitz unter dem Namen „Dorenbenze"!] seiner Tochter und deren Mann jährlich 4 Sümer Korn aus einem Zehnten zu Kalchreuth. Nach seinem Tode soll ihnen der ganze Zehnt zufallen 237). ^ Hiermit wird auf den Schutzbrief von 1225 durch König Heinrich VII Bezug genommen. Vgl. NUB Nr. 203 . . . idem rex contulit duas partes decime in Heroltsperc ... 229) siehe hierzu NUB Nr. 921. 23°) StadtA. N. Urk.'Reg. v. 13 87 Mai 11. 231) siehe Anm. 227). 232) s. Anm. 143) ferner St.A. N. Rep. 190 I a Nr. 1, das älteste Lehenbuch des Hochstiftes Eichstätt (datiert um 1300); sowie G. Wunder: Die Pfinzing ... In Mitt. 49 S. 37. 233) Schnelbögl, Lauf-Schnaittach S. 22. 234) Originalurk. im v. Hallerschen Familienarchiv. 235) Regest, im Pfarrarchiv Kalchreuth. Urk. v. 1343 Juni 23. 23e) ebenda Urk. v. 1345 Okt. 21. 237) Stadt.A. N. Urk.-Reg. Urk. v. 1346 Febr. 10.

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Zu der Gemeinde Kalchreuth gehörten noch folgende Orte: das Dorf Käs­ wasser und Wolfsfelden, sowie die 3 Weiler Stettenberg, Gabersmühle und Minderleinsmühle. Bereits 13 39 wird dem Ulrich Haller und seinem Bruder Peter unter anderen Gütern der Zehnt zu Käswasser bestätigt23S). Wolfsfelden, mitten im Wald gelegen, war ein Lehen der Burggrafen. Nach wechselvollem Geschick ist dieser Ort im Jahre 1900 aus forsttechni­ schen Gründen durch den bayerischen Staat dem Erdboden gleichgemacht wor­ den 239). Es scheint, daß die Haller niemals den Zehnten ganz besessen haben, denn im Urkataster von 1835 heißt es: „Die freiherrl. von Hallersche Familie nimmt zwar in der Flur und dem Dorfe Kalchreuth den Zehent, groß und klein, tot und lebendig, besucht und unbesucht in Anspruch, allein von der Gemeinde ist dieses Zehntrecht im allgemeinen sowie der Anspruch der Klosterstiftung Neunkirchen [= Neunkirchen am Brand, das Kloster wurde 1313/14 mit Un­ terstützung des Bischofs Wulfling von Bamberg gegründet] auf Kleinzehnt nicht anerkannt." *40) Ob nicht doch entgegen Schnelbögls Darstellung der Pfarreiorganisation (Pfarrkirche Kalchreuth eine Filiale von Neunkirchen am Sand) hier in der Forderung des Kleinzehnten eine Abhängigkeit von der alten Pfarrei Neun­ kirchen am Brand vorliegt? Altes Reichsgut finden wir auch ostwärts um N e u n h o f 241). Dieser Reichsbesitz wurde vom König Rudolf am 1. Jan. 1279 dem Ritter Ulrich von Schlüsselberg verpfändet, er bestand aus den Dörfern Neunhof, Günthersbühl, Ober- und Unterschöllenbach sowie Tauchersreuth und der Gabermühle (Herburgemule). Später gelangte (im Jahre 1347) die Herrschaft Neunhof als Reichs­ lehen an die Burggrafen von Nürnberg. 1403 wurde Neunhof von der Reichs­ lehenschaft befreit und ein freies Eigen, das die Burggrafen an den Nürnberger Bürger Berthold Pfinzing verkauften 242). Sei dem 17. Jahrhundert finden wir dann die Welser im Besitze von Neunhof. Doch sind hier die Zehnten keine Reichslehen, sondern bischöflich-bambergische Lehen: Bischof Otto von Bam­ berg schenkt im Jahre 1109 dem Stift St. Jakob in Bamberg die Zehnten zu Neunhof, Brand, Beerbach und Tauchersreuth 243). Dann verpfändet Bischof Leupold im Jahre 1302 den Zehnten in Geschaidt und den beiden Dörfern Schöllenbach dem Wigelin von Neuenmarkt, seinem Freund und Nürnberger Bürger um 176 Pfd. Heller mit Wiederlösungsrecht 244), diese werden nach dem Rückkauf dem Kanonikerstift in Neunkirchen im Jahre 1314 zur Ausstattung gegeben 245). Offenbar ist der Zehnt in Geschaidt dem Kloster nicht ganz gegeben worden, denn 1338 wird dem Heinrich Grundherr ein Viertel an dem Zehnten zu dem „Gescheiden, so Bischof Bamberger Lehen" verkauft. 1370 besitzt Michael Grundherr sogar den halben Zehnt zu dem 238) 239) 24°) 241) 242) 243) 244) 245)

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v. Hallersches Familienarchiv. Urk. v. 1339 März 23. Vgl. August Sieghardt: Nürnberger Umland. Nbg. 1956 I. Bd. S. 90. St.A. N. Rep. Finanzamt Erlangen Nr. 87. G. Voit: Die Schlüsselberger in Neunhof, in Altnbger Landsch. 1966 S. 62 f. StadtA. N. Urk.-Reg. v. 1403 Mai 31 und 1403 Aug. 13. Bericht d. Hist. V. Bamberg Nr. 21 (1858); auch Schnelbögl, Lauf-Schnaittach S. 18. StadtA. N. Urk.-Reg. v. 1302 Juli 2. ebenda Urk.-Reg. v. 1314 Jan. 8.

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Gescheide 246). Daß die beiden Orte, Groß- und Kleingeschaidt, schon ein sehr hohes Alter haben, hat mit großer Wahrscheinlichkeit Joh. Bischoff darge­ legt247). Im Jahre 1309 wird vor dem Nürnberger Stadtgericht dem Fritz Mül­ ler von der langen Bruck [an der Schwabach in der Nähe von Dormitz] bestätigt, daß er von Jakob Schopper den Zehnten, der vom Bischof von Bamberg zu Lehen ging, gekauft habe 248). Ferner verpfändet ein Steffan Ußmer im Jahre 1489 seine drei Zehnten zum Günthersbühl, zu H a n i s [wahrscheinlich der Ort Honigs bei Langensendelbach] und Klein­ sendelbach, die aus dem Erbe der Barbara von Till stammen und Bamberger Lehen sind 249). Mitten in diesen Ortschaften, deren Zehnten bambergisch sind, liegt Eschenau. Es stammt aus altem Reichsgut und ist wohl frühzeitig freieigen geworden. Hier herrschten bis zum Anfang des 14. Jahr­ hunderts die Herren von Eschenau, deren Stammvater der Ritter Otnandus um 1050 war. Ihnen folgten die Weigel, die uns schon um 1302 in Schöllenbach als Zehntbesitzer begegnet waren. Auch in Eschenau scheinen sie den Zehnten besessen zu haben, denn Stephan Weigel soll als Stifter der Pfarrei Eschenau dem Pfarrer von Kirchröttenbach für die Abtrennung gewisse Rechte am Hauszehnten eingeräumt haben 25°). Dies konnte er aber nur, wenn er über die Zehentrechte als freies Eigen verfügte. So konnte der Nachfolger im Besitz von Eschenau Stephan von Wolfstein bei dem Verkauf der Veste und des dazu­ gehörigen Besitzes im Jahre 1383, auch den Kirchsatz der Pfarrei an Nikolaus Muffel und Ulrich Haller übergeben251). Wenn wir nochmals diese vielen Einzeltatsachen überblicken, so können wir sagen, daß die Zehntrechte in diesem Raum, südlich der Schwabach bis zum Reichswald hin, dem Bamberger Bischof gehören, daß nur in den 3 größeren Orten Eschenau, Heroldsberg und Kalchreuth die Zehnten aus Königshand kamen, der über sie als der Grundherr des gerodeten Waldes verfügen konnte. Sicherlich spielt hier die sogenannte Revindikationspolitik Heinrichs III. eine Rolle 252), wobei die Bamberger Rechte sich aus der großen Schenkung nach 1021 an das Bamberger Bistum herleiten mochten. Haben wir doch auch nörd­ lich davon viele bischöflich bambergische Zehntrechte, die sich um die Burg Marloffstein (nämlich Marloffstein, Rosenbach und Emreuth) und um die bambergische Hofmark Schellenberg gruppieren, so Honigs, Baad, Effelterich, Langensendelbach, Hetzles, Neunkirchen am Brand, Adlitz, Dormitz, Kleinsendelbach, Herpersdorf, Poxdorf, Igelsdorf und Bräu­ ningshof 253). 24°) Urkunden im Familienarchiv der Familie v. Grundherr (StadtA. N.). 247) Joh. Bischoff: Die Zeidelhuben im Sebalder Reichswald, in JffL. Bd. 16 S. 91 ff. In dieser Schrift ist sehr viel wertvolles Material über die Ortschaften am Rande des Reichswaldes enthalten. 248) StadtA. N. Urk.~Reg. 1369 Okt. 24. 249) St.A. N. Urk. d. 7färb. Alph. Nr. 3632. 25°) Schnelbögl, Lauf-Schnaittach S. 20. 251) StadtA. N. Urk.-Reg. v. 13 83 Aug. 23. 252) Vgl. H. H. Hofmann, Herzogenaurach S. 33. 253) nach der Aufstellung, die E. v. Guttenberg in „Kirchenzehnten" auf S. 197 und 238 bringt.

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Sicherlich gehören diese Dörfer alle zu den Orten, die im Jahre 1062 zu­ sammen mit Forchheim an den Bamberger Bischof zurückkommen. Über die Zehntrecht in Erlangen [wohl das rechts der Rednitz gelegene Dorf] erfahren wir erstmals im Jahre 1002, als König Heinrich II. dem St. Johannisstift Haug bei Würzburg Kirchengut in Forchheim, zu dem damals Erlangen auch gehörte, stiftete 253a). Nach der Gründung des Bistums Bamberg vertauschte Bischof Heinrich von Würzburg das Kirchengut Erlangen (Forchheim, Eggolsheim und Kersbach) und die Zehnten dieser Dörfer im Jahre 1017 an Bischof Eberhard von Bamberg 253b). Auf dem Rathsberg bei Erlangen (Ratzmannßberg) gehörte der große und kleine Zehnt der Dompropstei zu Bamberg 253c). In den Dörfern Pommer und Gaiganz besitzt das Nürnberger Egidienkloster den Zehnten zu Dorf und Feld, als großen und kleinen Zehn­ ten 254). Diese sind als Lehen des Landgrafen zu Leuchtenberg bereits im Jahre 1319 im Besitz des Klosters Ensdorf (Oberpfalz) und werden 1442 an das Egidienkloster zu Nürnberg verkauft. 1467 kaufte das Kloster auch den Zehn­ ten zu Aspertshofen (bei Kirchensittenbach), der ebenfalls ein Leuchtenberger Lehen war. In Effeltrich, das ja bereits als zur Hofmark Schellenberg gehörig genannt wurde, erwirbt das Kloster St. Egidien im Jahre 1441 (1458) das ganze Dorf mit dem Zehnten von Martin von Wildenstein, der es als Bamberger Lehen besaß 255). Wie auch die Wildensteiner die Burg und das Amt Schellen­ berg lange Zeit als Bamberger Lehen in Besitz hatten 256). Als Bamberger Lehen gehörte ihnen, den Wildensteinern, auch der Zehnt in Ermreuth und ein Zehnt zu Langensendelbach 257). Im Jahre 1315 verpfändet Bischof Wülfing von Bamberg dem Magister Ulrich, Kanoniker bei St. Jakob in Bamberg und Pleban bei St. Lorenz, und dem Pleban Ulrich in Fürth gewisse Zehnten in Neunkirchen, Brunn, Michel­ bach, Rotenberg und Sendelbach 258). Wahrscheinlich handelt es sich um Neun­ kirchen am Brand, Langen- oder Kleinsendelbach, sowie um Veitsbronn, Obermichelbach und den kleinen Weiler Rothenberg, der nach Obermichelbach gepfarrt ist. Dem bambergischen Dompropsteiamt Büchenbach gehörten als Streubesitz die Zehnten in Bubenreuth (als Dorfzehnt), sowie in den kleinen Ortschaften Affalterbach und Lindelbach, beide bei Stöckach gelegen, ferner eine kleine Zehntgruppe nördlich davon in Oberehrenbach, Thuisbrunn und Seidmar25eiTr^H,u:|«uH(u.

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