Kritische Gesamtausgabe. Band 15 Briefwechsel 1819–1820: Briefe 4686–5200 9783111215884, 9783110775525

Berlin-based theologian and philosopher Friedrich Schleiermacher (1768–1834) had a broad network and corresponded extens

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Kritische Gesamtausgabe. Band 15 Briefwechsel 1819–1820: Briefe 4686–5200
 9783111215884, 9783110775525

Table of contents :
Inhaltsverzeichnis
Verzeichnis der Briefe
Einleitung der Herausgeber
Editorischer Bericht des Bandherausgebers und der Bandherausgeberin
Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel
Briefwechsel Januar 1819 bis Dezember 1820
Briefe 4686–5200. Part 1
Briefe 4686–5200. Part 2
Abkürzungen und editorische Zeichen
Archive der Briefmanuskripte
Literaturverzeichnis

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Friedrich Schleiermacher Kritische Gesamtausgabe V. Abt. Band 15

Friedrich Daniel Ernst

Schleiermacher Kritische Gesamtausgabe Im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften herausgegeben von Lutz Käppel und Andreas Arndt, Jörg Dierken, André Munzinger, Notger Slenczka

Fünfte Abteilung Briefwechsel und biographische Dokumente Band 15

De Gruyter

Friedrich Daniel Ernst

Schleiermacher Briefwechsel 1819–1820 (Briefe 4686–5200)

Herausgegeben von Simon Gerber und Sarah Schmidt

De Gruyter

Dieser Band wurde im Rahmen der gemeinsamen Forschungsförderung von Bund und Ländern im Akademienprogramm mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege des Landes Berlin erarbeitet.

ISBN 978-3-11-077552-5 e-ISBN (PDF) 978-3-11-121588-4 Library of Congress Control Number: 2023931572 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2023 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Satz: Meta Systems Publishing & Printservices GmbH, Wustermark Druck und Bindung: Beltz Grafische Betriebe GmbH, Bad Langensalza www.degruyter.com

Inhaltsverzeichnis Verzeichnis der Briefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

VII

Einleitung der Herausgeber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XXXV I. Die Kritische Schleiermacher-Gesamtausgabe . . . . . . . . . . XXXV II. Die V. Abteilung (Briefwechsel und biographische Dokumente) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XXXV III. Editorische Grundsätze für die V. Abteilung ab Band 11 XXXVI 1. Textgestaltung und textkritischer Apparat . . . . . . . . XXXVI 2. Druckgestaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XXXIX Editorischer Bericht des Bandherausgebers und der Bandherausgeberin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XLI Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XLVII

Briefwechsel Januar 1819 bis Dezember 1820 Briefe 4686–5200

.......................................... 3

Abkürzungen und editorische Zeichen Archive der Briefmanuskripte

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 611

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 613

Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 614

Verzeichnis der Briefe Das * vor der Briefnummer bezeichnet erschlossene Briefe. 4686. Von Joachim Christian und Wilhelmine Gaß. Breslau, Freitag, 1. 1. bis Sonnabend, 2. 1. 1819 . . . . . . . *4687. Von Luise Gräfin von Voß. Vor dem 2. 1. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4688. An Luise Gräfin von Voß. Berlin, Sonnabend, 2. 1. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4689. Von Ernst Moritz Arndt. Bonn, Freitag, 8. 1. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4690. An Ludwig Gottfried Blanc. Berlin, Sonnabend, 9. 1. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4691. An Immanuel Bekker. Berlin, Sonnabend, 9. 1. bis Dienstag, 19. 1. 1819 . . . . . . 4692. An Joachim Christian Gaß. Berlin, Sonntag, 10. 1. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4693. An Ferdinand Dümmler. Berlin, Mittwoch, 13. 1. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4694. An Simon Veit. Berlin, Mittwoch, 13. 1. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4695. An Philipp Julius Abegg. Berlin, Donnerstag, 14. 1. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4696. Von Friedrich Gottfried Carl Pfeffer. Aken, Freitag, 15. 1. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4697. Von Carl Ritschl und dem Konsistorium der Provinz Brandenburg (auch an die Berliner Kreissynode). Berlin, Donnerstag, 21. 1. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4698. Von Ludwig Gottfried Blanc. Halle, Freitag 22. 1. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4699. An Ludwig Jonas. Berlin, Sonntag, 24. 1. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4700. An Ernst Moritz Arndt. Berlin, Mittwoch, 27. 1. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

3 9 9 10 12 14 18 20 21 21 21

24 24 27 28

VIII

Verzeichnis der Briefe

*4701. Von Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Vor dem 31. 1. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4702. An Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Berlin, Sonntag, 31. 1. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4703. Von Joachim Christian Gaß. Wohl Januar 1819 ............................... 4704. Von Joachim Christian Gaß. Breslau, Freitag, 5. 2. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4705. Von Immanuel Bekker. Rom, Sonnabend, 6. 2. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4706. An August Wilhelm Goetze (Götze). Berlin, Montag, 8. 2. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4707. Von Ernst Moritz Arndt. Bonn, Montag, 8. 2. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4708. An Immanuel Bekker. Berlin, Dienstag, 9. 2. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4709. An Henriette Herz. Berlin, um den 9. 2. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4710. Von Immanuel Bekker. Rom, Sonnabend, 20. 2. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4711. Von Karl Heinrich Sack. Februar 1819 oder früher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4712. Von Philipp Julius Abegg. Hannover, Mittwoch, 3. 3. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4713. Von Johann Justus Cunz. Koblenz, Donnerstag, 4. 3. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4714. An Friedrich Lücke. Berlin, Montag, 8. 3. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4715. Von Anne (Nanny) Arndt. Bonn, Ende Februar/Anfang März 1819 . . . . . . . . . . . . . . 4716. An Luise von Willich. Vor dem 14. 3. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4717. Von Henriette Herz. Rom, vor dem 14. 3. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4718. An August Twesten. Berlin, Sonntag, 14. 3. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4719. Von Luise von Willich. Poseritz, Sonntag, 14. 3. bis Dienstag, 23. 3. 1819 . . . . . 4720. An das Kultusministerium (auch von der historischphilologischen Klasse). Berlin, Donnerstag, 18. 3. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

30 30 33 33 36 37 38 39 41 41 42 42 44 46 46 47 48 48 51

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Verzeichnis der Briefe

4721. Von Georg Christian von Heydebreck. Berlin, Donnerstag, 18. 3. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4722. Von Christoph Wilhelm Hufeland. Berlin, Sonntag, 21. 3. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4723. Von Immanuel Bekker. Rom, Sonnabend, 27. 3. 1819 oder früher . . . . . . . . . . . . 4724. An Wilhelm Bäumer. Berlin, Sonnabend, 27. 3. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4725. Von Christian August Brandis. Rom, Sonnabend, 27. 3. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4726. An Johann Justus Cunz. Berlin, Sonntag, 28. 3. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4727. An Barthold Georg Niebuhr. Berlin, Sonntag, 28. 3. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4728. Von Friedrich von Mühlenfels. Grimmen, Montag, 29. 3. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4729. An Christoph Wilhelm Hufeland (auch von der philosophischen Klasse). Berlin, Mittwoch, 31. 3. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4730. Von Friedrich Lücke. Großbodungen, Sonnabend, 10. 4. 1819 . . . . . . . . . . . . . . 4731. Von Joachim Christian Gaß. Breslau, Sonnabend, 10. 4. bis Dienstag, 13. 4. 1819 . . . 4732. An Immanuel Bekker. Berlin, Dienstag, 13. 4. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4733. Von Henrich Steffens. Breslau, um den 13. 4. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4734. An Friedrich von Mühlenfels. Berlin, Mittwoch, 14. 4. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4735. An Gustav Wiggers. Berlin, Mittwoch, 14. 4. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4736. An Heinrich Christoph und Dorothea (Doris) von Willich (auch von Henriette Schleiermacher). Berlin, vor dem 18. 4. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4737. Von Heinrich Christoph von Willich. Sagard, Sonntag, 18. 4. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4738. Von Unbekannt. Vor dem 19. 4. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4739. An Henriette Herz. Berlin, Freitag, 23. 4. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

IX

57 58 58 59 64 73 73 75

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X

Verzeichnis der Briefe

4740. An Immanuel Bekker. Berlin, Sonnabend, 24. 4. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4741. Von Luise von Willich. Sagard, Sonntag, 25. 4. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4742. Von Friedrich Heinrich Christian Schwarz. Heidelberg, Dienstag, 27. 4. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4743. Von Johann Christian Tiemann. Vor dem 28. 4. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4744. An Ludwig Gottfried Blanc. Berlin, Mittwoch, 28. 4. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4745. An Ernst Moritz Arndt. Berlin, Mittwoch, 28. 4. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4746. An Karl Heinrich Sack. Berlin, um den 28. 4. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4747. Von Luise von Willich. Poseritz, Freitag, 30. 4. bis Sonnabend, 1. 5. 1819 . . . . . . 4748. Von Friedrich Samuel Theodor Pritzbuer. Garz, April 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4749. Von Henrich Steffens. Breslau, Sonnabend, 8. 5. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4750. An J. Berg. Berlin, vor dem 10. 5. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4751. An Ludwig von Mühlenfels. Berlin, Mittwoch, 12. 5. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4752. An Christian August Brandis. Berlin, Sonnabend, 15. 5. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4753. Von August Jenchen. Schweidnitz, Sonnabend, 15. 5. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4754. Von Joachim Christian Gaß. Breslau, Sonntag, 16. 5. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4755. An Ernst Moritz und Anne (Nanny) Arndt. Berlin, vor dem 17. 5. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4756. Von Anne (Nanny) Arndt. Bonn, vor dem 17. 5. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4757. Von Luise Benda. Posen, Montag, 17. 5. 1819 oder früher . . . . . . . . . . . . . . 4758. An Ernst Moritz Arndt. Berlin, Montag, 17. 5. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4759. Von J. Berg. Berlin, Dienstag, 18. 5. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Verzeichnis der Briefe

4760. Von Immanuel Bekker. Florenz, Freitag, 21. 5. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4761. Von August Hermann Niemeyer. Halle, Sonnabend, 22. 5. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4762. An Friedrich Samuel Theodor Pritzbuer. Berlin, Sonntag, 23. 5. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4763. An August Hermann Niemeyer. Berlin, Dienstag, 1. 6. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4764. Von Unbekannt. Vor dem 2. 6. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4765. An Henrich Steffens. Berlin, Mittwoch, 2. 6. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4766. An Joachim Christian Gaß. Berlin, Mittwoch, 2. 6. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4767. Von Wilhelm Bäumer. Bodelschwingh, Mittwoch, 2. 6. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . 4768. Von Ernst Moritz Arndt. Bonn, Donnerstag, 3. 6. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4769. Von O. Z. Berlin, Sonnabend, 5. 6. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4770. Von Anne (Nanny) Arndt. Bonn, Freitag, 11. 6. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4771. Von Ernst Moritz Arndt. Bonn, Sonnabend, 12. 6. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4772. Von Christian August Brandis. Lucca, Mittwoch, 16. 6. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4773. Von Johann Rudolf von Plehwe. Posen, Sonnabend, 19. 6. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4774. Von Luise Reichardt. Deptford, Dienstag, 22. 6. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4775. Von Henriette Herz. Vor dem 26. 6. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4776. An Immanuel Bekker. Berlin, Sonnabend, 26. 6. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4777. An Daniel Friedrich Sotzmann (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Sonntag, 27. 6. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4778. Von Henrich Steffens. Breslau, Sonntag, 27. 6. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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XII

Verzeichnis der Briefe

4779. An Ernst Moritz Arndt. Berlin, Montag, 28. 6. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4780. Von John Philippart. London, Juni 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4781. Von Prinz August von Preußen. Berlin, Sonnabend, 3. 7. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4782. Von Karl Georg von Raumer. Breslau, Montag, 5. 7. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4783. Von Cleophea Schlatter. Sankt Gallen, Montag, 5. 7. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4784. Von Ernst Moritz Arndt. Bonn, Donnerstag, 8. 7. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4785. Von Anne (Nanny) Arndt. Bonn, Donnerstag, 8. 7. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4786. Von Wilhelm Bäumer. Bodelschwingh, Mittwoch, 14. 7. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . 4787. An Friedrich Lücke. Berlin, Sonnabend, 17. 7. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4788. Von Ludwig Gottfried Blanc. Halle, Montag, 19. 7. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4789. Von Ernst Moritz Arndt. Bonn, Dienstag, 20. 7. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4790. Von August Twesten. Kiel, Dienstag, 20. 7. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4791. Von Antonio Maria Vassalli-Eandi. Turin, Mittwoch, 21. 7. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4792. An das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Freitag, 23. 7. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4793. Von Friedrich Lücke. Bonn, Freitag, 23. 7. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4794. An Christian Samuel Weiß (auch von Philipp Konrad Marheineke). Berlin, Mittwoch, 28. 7. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4795. Von Ernst Moritz Arndt. Bonn, vor dem 31. 7. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4796. Von Immanuel Bekker. Venedig, Juli 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4797. Von Joachim Christian Gaß. Juni/Juli 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Verzeichnis der Briefe

4798. Von Anne (Nanny) Arndt (auch an Henriette Schleiermacher und Caroline Schede). Bonn, Ende Juli 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4799. Von Joachim Christian Gaß. Breslau, Sonntag, 1. 8. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4800. An Karl Georg von Raumer. Berlin, Dienstag, 3. 8. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4801. An Wilhelm Bäumer. Berlin, Dienstag, 3. 8. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4802. An Friedrich Herzberg. Berlin, Freitag, 6. 8. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4803. An Joachim Christian Gaß. Berlin, Freitag, 6. 8. 1819 ......................... 4804. An Ludwig Gottfried Blanc. Berlin, Sonnabend, 7. 8. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4805. An Immanuel Bekker. Berlin, Sonntag, 8. 8. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4806. An Ehrenfried von Willich (auch von Henriette Schleiermacher). Berlin, um den 8. 8. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4807. An O. Z. Berlin, Montag, 9. 8. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4808. An Luise Reichardt. Berlin, Montag, 9. 8. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4809. An Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Kassel, Andernach und Bonn, Montag, 16. 8. bis Montag, 23. 8. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4810. An Friedrich Lücke. Bonn, Dienstag, 24. 8. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4811. An Georg Andreas Reimer. Bonn, Dienstag, 24. 8. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4812. Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher (auch an Henriette Schleiermacher). Berlin, Freitag, 27. 8. bis Sonnabend, 28. 8. 1819 . . . . . . 4813. Von Christian August Brandis und Immanuel Bekker. Venedig, Mittwoch, 1. 9. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4814. Von Ernst Zimmermann. Darmstadt, Donnerstag, 2. 9. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4815. Von August Hermann Niemeyer. Halle, Freitag, 3. 9. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

XIII

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191 192 192

192 195 195

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XIV

Verzeichnis der Briefe

4816. Von Friedrich Bleek. Berlin, Dienstag, 7. 9. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4817. Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Berlin, um den 7. 9. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4818. Von Johann Friedrich Möller. Erfurt, Dienstag, 14. 9. bis Donnerstag, 7. 10. 1819 . . . . 4819. Von Heinrich Christoph von Willich. Sagard, Sonntag, 19. 9. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4820. An Karl August Fürst von Hardenberg. Bonn, vor dem 30. 9. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4821. An August Twesten. Bonn, Donnerstag, 30. 9. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4822. Von Bernhard Dräseke. Bremen, Donnerstag, 30. 9. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4823. Von August Twesten. Kiel, Sonntag, 3. 10. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4824. Von Friedrich Heinrich Christian Schwarz. Heidelberg, Sonnabend, 9. 10. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4825. Von Wilhelm Bäumer. Bodelschwingh, Mittwoch, 13. 10. 1819 . . . . . . . . . . . . . . 4826. Von Joachim Christian Gaß. Breslau, Mittwoch, 13. 10. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4827. An das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Montag, 18. 10. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4828. An Karl Freiherr von Stein zum Altenstein (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Dienstag, 19. 10. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4829. An Friedrich Christoph Perthes. Berlin, Dienstag, 19. 10. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4830. An das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Mittwoch, 20. 10. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4831. An Wilhelm Martin Leberecht de Wette (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Montag, 25. 10. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4832. An das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Sonnabend, 30. 10. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Verzeichnis der Briefe

*4833. Von Wilhelm Christian und Elise Müller. Herbst 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4834. Von August Twesten. Kiel, Montag, 1. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4835. Von Anne (Nanny) Arndt. Dienstag, 2. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4836. An Joachim Christian Gaß. Berlin, Sonnabend, 6. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4837. Von Wilhelm Martin Leberecht de Wette. Weimar, Sonntag, 7. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4838. An Johann Friedrich Möller. Berlin, Montag, 8. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4839. Von Johann Hörz. Berlin, Montag, 8. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4840. Von Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Donnerstag, 11. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4841. An Karl Heinrich Frentzel. Berlin, Freitag, 12. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4842. Von Karl Heinrich Frentzel. Berlin, Sonnabend, 13. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4843. An Karl Heinrich Frentzel. Berlin, Sonntag, 14. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4844. An Caroline Schede. Berlin, Montag, 15. 11. 1819 oder früher . . . . . . . . . . . . . 4845. Von Karl Heinrich Frentzel. Berlin, Montag, 15. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4846. An Karl Heinrich Frentzel. Berlin, Montag, 15. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4847. An Georg Wilhelm Friedrich Hegel. Berlin, Dienstag, 16. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4848. An Wilhelm Martin Leberecht de Wette. Berlin, Dienstag, 16. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4849. An das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Mittwoch, 17. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4850. Von Georg Wilhelm Friedrich Hegel. Berlin, um Mittwoch, 17. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4851. Von Ludwig Gottfried Blanc. Halle, Donnerstag, 18. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

XV

231 232 237 237 240 243 244 245 246 246 247 248 248 249 249 250

250 251 251

XVI

Verzeichnis der Briefe

4852. Von Johann Friedrich Möller. Erfurt, Donnerstag, 18. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4853. Von Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Freitag, 19. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4854. An Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Sonnabend, 20. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4855. An Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Sonnabend, 20. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4856. Von Karl Heinrich Frentzel. Berlin, Sonnabend, 20. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4857. Von Luise Gräfin von Voß. Gievitz, vor dem 21. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4858. Von Johann Rudolf von Plehwe. Posen, Sonntag, 21. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4859. Von Wilhelm Martin Leberecht de Wette. Weimar, Sonntag, 21. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4860. An Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Dienstag, 23. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4861. An Joachim Christian Gaß. Berlin, vor dem 24. 11. bis Mittwoch, 1. 12. 1819 . . . . . . 4862. An Luise Gräfin von Voß. Berlin, Sonntag, 28. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4863. Von Joachim Christian Gaß. Breslau, Sonntag, 28. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4864. Von Heinrich Philipp Baron von Medem. Berlin, Sonntag, 28. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4865. An Antonio Maria Vassalli-Eandi. Berlin, Mittwoch, 1. 12. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4866. An das Kultusministerium (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Donnerstag, 2. 12. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4867. Von Wilhelm Martin Leberecht de Wette. Weimar, Freitag, 3. 12. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4868. Von Christian August Brandis. Vor dem 6. 12. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4869. An Karl Joseph Hieronymus Windischmann. Berlin, wohl Montag, 6. 12. 1819 oder früher . . . . . . . . . 4870. An Ernst Moritz Arndt. Berlin, Montag, 6. 12. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

253 254 254 255 256 257 257 258 262 262 265 267 270 270

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Verzeichnis der Briefe

4871. An Immanuel Bekker. Berlin, Montag, 6. 12. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4872. Von Heinrich Philipp Baron von Medem. Berlin, Mittwoch, 8. 12. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4873. Von Wilhelm Martin Leberecht de Wette. Weimar, Mittwoch, 8. 12. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4874. An das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Donnerstag, 9. 12. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4875. An Wilhelm Martin Leberecht de Wette. Berlin, Sonnabend, 11. 12. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4876. An Georg Friedrich Gotthelf Laue. Berlin, Sonntag, 12. 12. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4877. Von Heinrich Philipp Baron von Medem. Berlin, Dienstag, 14. 12. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4878. Von Antonio Maria Vassalli-Eandi. Turin, Mittwoch, 15. 12. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4879. Von Christian Wilhelm Schwartz. Rudolstadt, Sonnabend, 18. 12. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . 4880. An Hermann Olshausen. Berlin, Sonntag, 19. 12. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4881. An Luise von Willich. Berlin, Sonntag, 19. 12. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4882. An das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Donnerstag, 23. 12. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4883. An das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Donnerstag, 23. 12. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4884. An die Theologische Fakultät. Berlin, Donnerstag, 23. 12. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4885. Von Immanuel Bekker. Paris, Freitag, 24. 12. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4886. An Karl Heinrich Frentzel. Berlin, Montag, 27. 12. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4887. Von Gustav Anton von Mühlenfels. Stralsund, Freitag, 31. 12. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4888. Von Philipp Karl Buttmann. Berlin, Ende 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

XVII

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XVIII

Verzeichnis der Briefe

4889. Von Friederike Israel. Zwischen 1814 und 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4890. An Hans Graf von Bülow (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Sonntag, 2. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4891. An Karl Heinrich Frentzel. Berlin, Sonntag, 2. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4892. An das Kultusministerium (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Sonntag, 2. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4893. Von Ernst Moritz Arndt. Bonn, Sonntag, 2. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4894. An Christlieb Benjamin Hering. Berlin, Donnerstag, 6. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4895. Von Immanuel Bekker. Paris, Donnerstag, 6. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4896. Von Unbekannt (Schany?). Donnerstag, 6. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4897. An Philipp Konrad Marheineke. Berlin, Freitag, 7. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4898. An Friedrich Schultz. Berlin, Freitag, 7. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4899. Von Heinrich Philipp Baron von Medem. Berlin, Freitag, 7. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4900. An Immanuel Bekker. Berlin, Sonnabend, 8. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4901. An Karl Freiherr von Stein zum Altenstein (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Montag, 10. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4902. An Johann Joachim Bellermann. Berlin, Mittwoch, 12. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4903. An Hermann Olshausen. Berlin, Mittwoch, 12. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4904. Von Caroline Rosine Gräfin von Hopffgarten. Berlin, Sonnabend, 15. 1. 1820 oder früher . . . . . . . . . . . *4905. Von Friedrich Schultz. Berlin, vor dem 16. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4906. An Friedrich Schultz. Berlin, Sonntag, 16. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Verzeichnis der Briefe

4907. Von Wilhelm Christian Müller. Bremen, Sonntag, 16. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4908. An Ludwig Gottfried Blanc. Berlin, Montag, 17. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4909. Von Christlieb Benjamin Hering. Stolp, Mittwoch, 19. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4910. Von Christoph von Hochwächter. Donnerstag, 20. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4911. Von Ernst Moritz Arndt. Bonn, Donnerstag, 20. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4912. Von Christian Zeh. Rudolstadt, Donnerstag, 20. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4913. An die historisch-philologische Klasse. Berlin, um den 20. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4914. Von Immanuel Bekker. Paris, Freitag, 21. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4915. Von Christian August Brandis. Paris, Freitag, 21. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4916. An Friedrich Christoph von Trützschler. Berlin, Sonntag, 23. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4917. Von Friedrich Schultz. Berlin, Sonntag, 23. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4918. An Friedrich Schultz. Berlin, Donnerstag, 27. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4919. An Wilhelm Martin Leberecht de Wette. Berlin, Sonnabend, 29. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4920. An Ernst Moritz Arndt (auch von Henriette Schleiermacher). Berlin, Sonntag, 30. 1. bis Dienstag, 1. 2. 1820 . . . . . . . . 4921. An die Theologische Fakultät. Berlin, Montag, 31. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4922. Von Karl August Gottlieb Dreist. Bunzlau, Dienstag, 1. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4923. An Christian August Brandis. Berlin, wohl Anfang Februar 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4924. Von Klamroth. Greifswald, vor dem 7. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4925. Von Georg Friedrich Koch. Stettin, vor dem 7. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

XIX

306 309 312 313 313 314 316 316 317 325 325 326 326

326 330 331 334 337 337

XX

Verzeichnis der Briefe

*4926. Von Carl (Charles) Schleiermacher. Schmiedeberg, vor dem 7. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4927. An Klamroth. Berlin, Montag, 7. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4928. Von Luise von Willich. Vor dem 9. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4929. Von Ludwig Gottfried Blanc. Halle, Mittwoch, 9. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4930. An Gustav Anton von Mühlenfels. Berlin, Donnerstag, 10. 2. bis Montag, 14. 2. 1820 . . . . . 4931. An Anne (Nanny) und Ernst Moritz Arndt. Berlin, Sonnabend, 12. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4932. Von Ernst Moritz Arndt (auch an Henriette Schleiermacher). Bonn, Sonnabend, 12. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4933. Von Karl Joseph Hieronymus Windischmann. Bonn, Sonnabend, 12. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4934. An Charlotte von Kathen. Berlin, Montag, 14. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4935. An August Hermann Niemeyer. Berlin, Dienstag, 15. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4936. An Ludwig Gottfried Blanc. Berlin, Dienstag, 15. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4937. Von Johann Heinrich Gottlieb Karsten. Vor dem 16. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4938. Von Carl (Charles) Schleiermacher. Schmiedeberg, Mittwoch, 16. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . 4939. Von Gustav Anton von Mühlenfels. Stralsund, Freitag, 18. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4940. Von Wilhelm Martin Leberecht de Wette. Weimar, Freitag, 18. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4941. An Ernst Moritz und Anne (Nanny) Arndt. Berlin, Sonnabend, 19. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4942. An Karoline von Mühlenfels. Berlin, Sonnabend, 19. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4943. Von Anne (Nanny) und Ernst Moritz Arndt. Bonn, Sonntag, 20. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4944. Von Gottlieb Benjamin Gerlach. Jahnsdorf, Sonntag, 20. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

337 338 338 338 339 339

341 344 346 347 347 348 349 349 350 353 353 353 354

Verzeichnis der Briefe

4945. An Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Montag, 21. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4946. An Christoph von Hochwächter. Berlin, Montag, 21. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4947. An Elise Müller (auch von Ehrenfried von Willich). Berlin, Dienstag, 22. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4948. An Carl (Charles) Schleiermacher. Berlin, Dienstag, 22. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4949. Von Karl Heinrich Sack. Bonn, vor dem 24. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4950. Von Unbekannt (Schany?). Donnerstag, 24. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4951. Von August Twesten. Kiel, Sonntag, 27. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4952. Von Charlotte von Kathen. Vor dem 28. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4953. An Joachim Christian Gaß. Berlin, Dienstag, 29. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4954. Von Heinrich Philipp Baron von Medem. Berlin, Mittwoch, 1. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4955. Von Ernst Moritz Arndt. Bonn, Freitag, 3. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4956. An Georg Heinrich Ludwig Nicolovius. Berlin, vor dem 4. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4957. Von Georg Heinrich Ludwig Nicolovius. Berlin, Freitag, 3. 3. oder Sonnabend, 4. 3. 1820 . . . . . . . *4958. Von Wernicke. Berlin, Sonnabend, 4. 3. 1820 oder früher . . . . . . . . . . . . *4959. An Wilhelm Martin Leberecht de Wette. Berlin, Sonnabend, 4. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4960. An Christian August Brandis. Berlin, Sonnabend, 4. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4961. Von Frederick Christian Sibbern. Kopenhagen, Sonnabend, 4. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4962. Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Berlin, Montag, 6. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4963. Von Joachim Christian Gaß. Breslau, Donnerstag, 9. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4964. Von Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Donnerstag, 9. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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XXII

Verzeichnis der Briefe

*4965. An Heinrich Christoph von Willich. Berlin, Freitag, 10. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4966. Von Wilhelm Martin Leberecht de Wette. Weimar, Sonnabend, 11. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4967. An Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Montag, 13. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4968. An August Boeckh. Berlin, Montag, 13. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4969. Von Heinrich Philipp Baron von Medem. Berlin, Mittwoch, 15. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4970. Von Gustav Anton von Mühlenfels. Um den 15. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4971. An das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Sonnabend, 18. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4972. An Luise Benda. Berlin, Sonnabend, 18. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4973. An Johann Rudolf von Plehwe. Berlin, Sonnabend, 18. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4974. An Immanuel Bekker. Berlin, Sonnabend, 18. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4975. Von Christian August Brandis. Paris, Sonnabend, 18. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4976. Von August Hermann Niemeyer. Halle, Sonnabend, 18. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4977. An Ernst Moritz Arndt. Berlin, Dienstag, 21. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4978. An Karl Freiherr von Stein zum Altenstein. Berlin, Dienstag, 21. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4979. Von Karl Freiherr von Stein zum Altenstein. Vor dem 24. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4980. An Frederick Christian Sibbern. Berlin, Freitag, 24. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4981. Von Joachim Christian Gaß. Glogau, Sonntag, 26. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4982. Von Daniel W. Schlegel. Berlin, Montag, 27. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4983. Von Friedrich Lücke. Bonn, Dienstag, 28. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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378 379 379 379 382 386 387 389 389 390 392 394 395

Verzeichnis der Briefe

*4984. Von Johann Rudolf von Plehwe. Vor dem 29. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4985. Von Ernst Moritz Arndt. Bonn, Freitag, 31. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4986. An Immanuel Bekker. Berlin, Sonnabend, 1. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4987. Von August Boeckh. Berlin, Sonnabend, 1. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4988. Von Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Dienstag, 4. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4989. An Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Mittwoch, 5. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4990. Von Wilhelm Bäumer. Vor dem 6. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4991. Von Samuel Schlegel (auch an das Vorstandskollegium der Dreifaltigkeitsgemeinde). Berlin, Donnerstag, 6. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4992. Von Immanuel Bekker. Vor dem 7. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4993. Von Gustav Anton von Mühlenfels. Stralsund, Freitag, 7. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4994. An den Geldverwendungsausschuss. Berlin, Montag, 10. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4995. An August Boeckh. Berlin, Dienstag, 11. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4996. Von Joachim Christian Gaß. Breslau, Mittwoch, 12. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4997. An Karl Freiherr von Stein zum Altenstein. Berlin, Donnerstag, 13. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4998. Von Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Donnerstag, 13. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4999. An Gustav Anton von Mühlenfels. Berlin, Freitag, 14. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5000. Von Carl (Charles) Schleiermacher. Schmiedeberg, Freitag, 14. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5001. An Karl Heinrich Sack. Berlin, Sonnabend, 15. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5002. An Ernst Moritz Arndt. Berlin, Sonnabend, 15. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Verzeichnis der Briefe

*5003. Von Immanuel Bekker. Paris, Sonnabend, 15. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5004. Von Christian August Brandis. Paris, Sonnabend, 15. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5005. Von Neumann. Altlandsberg, Sonnabend, 15. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . 5006. Von Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Montag, 17. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5007. Von Carl (Charles) Schleiermacher. Dienstag, 18. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5008. An Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Freitag, 21. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5009. Von Johann Bernhard Stappenbeck. Perleberg, Freitag, 21. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5010. An Cords. Berlin, Sonnabend, 22. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5011. Von Gottlieb Friedrich Kühne. Grünefeld, Sonnabend, 22. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5012. An das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Mittwoch, 23. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5013. An die Theologische Fakultät. Berlin, Sonntag, 23. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5014. An Johann Valentin Teichmann. Berlin, Sonntag, 23. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5015. Von Luise von Willich. Poseritz, Sonntag, 23. 4. bis Freitag, 28. 4. 1820 . . . . . . . 5016. Von August Twesten. Kiel, Montag, 24. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5017. An Carl (Charles) Schleiermacher. Berlin, Sonnabend, 29. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5018. An Johann Bernhard Stappenbeck. Berlin, Sonnabend, 29. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5019. An Karl August Gottlieb Dreist. Berlin, Sonntag, 30. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5020. An das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Dienstag, 2. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5021. An Georg Andreas Reimer. Berlin, Dienstag, 2. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Verzeichnis der Briefe

5022. Von Heinrich Philipp Baron von Medem. Berlin, Mittwoch, 3. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5023. Von Samuel Just. Biala, vor dem 6. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5024. An das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Sonnabend, 6. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5025. An Georg Andreas Reimer. Berlin, Sonnabend, 6. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5026. An Bernhard Dräseke. Berlin, Sonnabend, 6. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5027. An August Twesten. Berlin, Sonnabend, 6. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5028. An Luise von Willich (auch von Henriette Schleiermacher). Berlin, vor dem 7. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5029. Von Ludwig Jonas. Wusterhausen, Sonntag, 7. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5030. Von Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Montag, 8. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5031. Von Carl (Charles) Schleiermacher. Vor dem 9. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5032. An das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Freitag, 12. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5033. Von Heinrich Philipp Baron von Medem. Berlin, Freitag, 12. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5034. An Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Sonnabend, 13. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5035. An Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Sonnabend, 13. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5036. An Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Berlin, Sonntag, 14. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5037. Von Ernst Moritz Arndt. Bonn, Mittwoch, 17. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5038. An Immanuel Bekker. Berlin, Donnerstag, 18. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5039. An Samuel Just. Berlin, Sonnabend, 20. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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XXVI

Verzeichnis der Briefe

*5040. Von Samuel Just. Biala, Sonnabend, 20. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5041. An die Theologische Fakultät. Berlin, Sonntag, 21. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5042. Von Wilhelm Martin Leberecht de Wette. Weimar, Dienstag, 23. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5043. An das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Montag, 29. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5044. An August Neander. Berlin, Montag, 29. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5045. An das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Dienstag, 30. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5046. An Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Sonnabend, 3. 6. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5047. Von Wilhelm Dreist. Dirschau, Dienstag, 6. 6. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5048. Von Henriette Herz. Vor dem 9. 6. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5049. Von Theodor Schmidt. Erfurt, vor dem 9. 6. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5050. An Johann Joachim Bellermann und Hermann Olshausen. Berlin, Sonntag, 11. 6. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5051. An Hermann Olshausen und Friedrich Bleek. Berlin, Sonntag, 11. 6. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5052. Von Luise von Willich. Putzar, Dienstag, 13. 6. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5053. Von Karl Sederholm. Charkow, vor dem 14. 6. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5054. Von Bernhard Dräseke. Bremen, Mittwoch, 14. 6. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5055. Von Metzler. Frankfurt am Main, vor dem 17. 6. 1820 . . . . . . . . . . . . . 5056. An Ernst Moritz Arndt. Berlin, Dienstag, 20. 6. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5057. An Friedrich Lücke. Berlin, Dienstag, 20. 6. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5058. Von August Hermann Niemeyer. Halle, Dienstag, 20. 6. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Verzeichnis der Briefe

XXVII

*5059. Von Ernst Sartorius. Göttingen, um den 20. 6. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5060. Von Frau von Wobeser. Labuhn, vor dem 21. 6. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5061. An Samuel Marot (auch von Konrad Gottlieb Ribbeck). Berlin, Donnerstag, 22. 6. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5062. Von Gustav Anton von Mühlenfels. Stralsund, Donnerstag, 22. 6. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5063. An das Kultusministerium (auch vom Reorganisationsausschuss). Berlin, Freitag, 23. 6. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5064. An Friedrich Wilhelm III. von Preußen. Berlin, Montag, 26. 6. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5065. Von Ernst Moritz Arndt. Bonn, Mittwoch, 28. 6. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5066. Von Friedrich Wilhelm III. von Preußen. Vor dem 4. 7. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5067. Von Heinrich Philipp Baron von Medem. Berlin, Mittwoch, 5. 7. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5068. Von Heinrich Christoph von Willich. Sagard, Mittwoch, 5. 7. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5069. An Gottlieb Benjamin Gerlach. Berlin, Sonnabend, 8. 7. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5070. An Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Montag, 10. 7. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5071. Von Immanuel Bekker. London, Montag, 10. 7. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5072. Von Heinrich Philipp Baron von Medem. Berlin, Mittwoch, 12. 7. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5073. Von Friedrich Lücke. Bonn, Donnerstag, 13. 7. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5074. An Wilhelm von Humboldt. Berlin, Freitag, 14. 7. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5075. Von Wilhelm von Humboldt. Berlin, Freitag, 14. 7. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5076. Von Luise von Willich. Stubbenkammer, Poseritz und Sagard, Sonnabend, 15. 7. bis Sonnabend, 25. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5077. An Johann Heinrich Gottlieb Karsten. Berlin, Sonntag, 16. 7. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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480 485 485 487 487 488 489 489 491 491 492 494 494

495 501

XXVIII

Verzeichnis der Briefe

5078. An das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Mittwoch, 19. 7. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5079. Von Gottlieb Benjamin Gerlach. Jahnsdorf, Mittwoch, 19. 7. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5080. An Helvetius Graf zu Dohna-Schlobitten. Berlin, Sonnabend, 22. 7. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5081. Von Ehrenfried von Willich. Prenzlau, vor dem 26. 7. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5082. Von Döring. Wohlau, vor dem 29. 7. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5083. An die Theologische Fakultät. Berlin, Montag, 31. 7. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5084. Von August Twesten. Kiel, Montag, 31. 7. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5085. Von Wilhelm Christian Müller. Bremen, Dienstag, 1. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5086. An Ernst Moritz Arndt. Berlin, Donnerstag, 3. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5087. An Karl Joseph Hieronymus Windischmann. Berlin, Donnerstag, 3. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5088. An die Theologische Fakultät. Berlin, Freitag, 4. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5089. An die Theologische Fakultät. Berlin, Sonnabend, 5. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5090. Von Christian August Brandis. Kopenhagen, Sonnabend, 5. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . *5091. Von Ehrenfried von Willich (auch an Henriette Schleiermacher). Poseritz, Sonnabend, 5. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5092. Von Karl Heinrich Sack. Montag, 7. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5093. An Carl (Charles) Schleiermacher. Berlin, Dienstag, 8. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5094. Von Georg Andreas Reimer. München, vor dem 9. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5095. Von Frau Schardius. Rügenwalde, vor dem 9. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5096. An Ehrenfried von Willich (auch von Henriette Schleiermacher). Berlin, Donnerstag, 10. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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513 514 514 514 514

515

Verzeichnis der Briefe

*5097. An Karoline von Mühlenfels (auch von Henriette Schleiermacher). Berlin, Freitag, 11. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5098. Von Gottfried von Mühlenfels. Stockholm, vor dem 12. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5099. An August Neander. Berlin, Sonnabend, 12. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5100. An Philipp Konrad Marheineke. Berlin, Sonntag, 13. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5101. An August Tholuck. Berlin, Sonntag, 13. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5102. Von Johann Georg Tralles. Berlin, Mittwoch, 16. 8. 1820 oder früher . . . . . . . . . . . . *5103. An Henriette Herz. Berlin, Freitag, 18. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5104. An Samuel Marot. Berlin, Montag, 21. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5105. An Frau von Wobeser. Berlin, Montag, 21. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5106. An das Kultusministerium (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Mittwoch, 23. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5107. An Johann Georg Tralles, Johann Elert Bode, Friedrich Karl von Savigny und Philipp Karl Buttmann. Berlin, Mittwoch, 23. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5108. Von Henriette Herz. Lanke, vor dem 25. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5109. An Gustav Anton von Mühlenfels. Berlin, Freitag, 25. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5110. An Philipp Karl Buttmann. Berlin, Montag, 28. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5111. An Gottfried von Mühlenfels. Berlin, Dienstag, 29. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5112. An Karl Schleiermacher (Junior). Berlin, Dienstag, 29. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5113. Von Joachim Christian Gaß. Anklam, Donnerstag, 31. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5114. An Carl (Charles) Schleiermacher. Berlin, Freitag, 1. 9. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

XXIX

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XXX

Verzeichnis der Briefe

*5115. Von Karl Schleiermacher (Junior). Küstrin, Freitag, 1. 9. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5116. An Karl Schleiermacher (Junior). Berlin, Sonntag, 10. 9. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5117. An Prieve. Berlin, Sonntag, 10. 9. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5118. Von Ernst Moritz Arndt. Bonn, Montag, 11. 9. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5119. Von Johann Wilhelm Rauterberg. Hamburg, vor dem 12. 9. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5120. Von Luise Benda. Posen, Donnerstag, 14. 9. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5121. Von Gustav Laue. Eberswalde, vor dem 15. 9. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5122. An Gustav Laue. Berlin, Dienstag, 19. 9. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5123. Von Ludwig Gottfried Blanc. Giebichenstein, Dienstag, 19. 9. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . 5124. An Gustav Laue. Berlin, Mittwoch, 20. 9. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5125. An Luise Benda. Berlin, Mittwoch, 20. 9. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5126. An Johann Rudolf von Plehwe. Berlin, Mittwoch, 20. 9. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5127. Von Luise Reichardt. Niendorf, Mittwoch, 20. 9. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5128. Von Friedrich von Schlichtegroll und der Münchener Akademie der Wissenschaften. München, vor dem 26. 9. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5129. Von Gottfried von Mühlenfels. Stockholm, vor dem 26. 9. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5130. Von Theodor Schwarz. Wiek, Dienstag, 26. 9. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5131. Von Friedrich Backofen. Kladow, vor dem 30. 9. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5132. An Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Berlin, Sonnabend, 30. 9. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5133. Von Gustav Anton von Mühlenfels. Groß Kordshagen, Sonnabend, 30. 9. 1820 . . . . . . . . . . .

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Verzeichnis der Briefe

5134. An Karl Freiherr von Stein zum Altenstein. Berlin, Montag, 2. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5135. An Ernst Moritz Arndt. Berlin, Dienstag, 3. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5136. Von Johann Gebhard Ludwig Baldenius. Wusterhausen, vor dem 4. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5137. Von Wilhelm Martin Leberecht de Wette. Weimar, Mittwoch, 4. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5138. Von Gottfried von Mühlenfels. Stockholm, vor dem 5. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5139. Von Carl (Charles) Schleiermacher. Schmiedeberg, vor dem 6. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5140. Von Carl (Charles) Schleiermacher. Schmiedeberg, Freitag, 6. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5141. An das Kultusministerium (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Sonnabend, 7. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5142. An Gottfried von Mühlenfels. Berlin, Sonnabend, 7. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5143. An Ernst Moritz Arndt. Berlin, Sonnabend, 7. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5144. An Prieve. Berlin, Sonnabend, 7. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5145. Von Johann Rudolf von Plehwe. Glogau, Sonnabend, 7. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5146. An Gustav Anton von Mühlenfels. Berlin, Montag, 9. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5147. Von Wilhelm Seiler. Vehlefanz, vor dem 10. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5148. Von Ernst Moritz Arndt. Bonn, Sonnabend, 14. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5149. An Ludwig Tieck. Berlin, Sonntag, 15. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5150. An Martin Karl Hinrich Lichtenstein. Berlin, Montag, 16. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5151. An das Kultusministerium (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Dienstag, 17. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5152. An Karl Freiherr von Stein zum Altenstein (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Mittwoch, 18. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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XXXII

Verzeichnis der Briefe

5153. An Georg Andreas Reimer. Berlin, Mittwoch, 18. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5154. An das Kultusministerium (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Donnerstag, 19. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5155. An das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Mittwoch, 25. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5156. Von Witwe Ebel. Berlin, vor dem 26. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5157. An das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Donnerstag, 26. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5158. An Witwe Ebel. Berlin, vor dem 27. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5159. An Gustav Anton von Mühlenfels. Berlin, Freitag, 27. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5160. An Ferdinand Freiherr von Schrötter. Berlin, Freitag, 27. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5161. Vom Kultusministerium. Berlin, Montag, 30. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5162. Von Gustav Anton von Mühlenfels. Groß Kordshagen, Montag, 30. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . 5163. Von Ferdinand Freiherr von Schrötter. Marienwerder, Montag, 30. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . *5164. Von Anne (Nanny) Arndt. Oktober 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5165. Von Prieve. Vor dem 1. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5166. An das Kultusministerium (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Mittwoch, 1. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5167. An das Kultusministerium (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Donnerstag, 2. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5168. An Martin Friedrich Rabe. Berlin, Donnerstag, 2. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5169. An Friedrich Schultz (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Sonntag, 5. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Verzeichnis der Briefe

XXXIII

5170. An Aloys Hirt (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Sonntag, 5. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5171. An das Kultusministerium (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Montag, 6. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5172. Von Helvetius Graf zu Dohna-Schlobitten. Dienstag, 7. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5173. An Aloys Hirt. Berlin, Dienstag, 7. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5174. An Friedrich Schultz. Berlin, Dienstag, 7. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5175. Von Friedrich Schultz. Berlin, Donnerstag, 9. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5176. An das Kultusministerium (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Sonnabend, 11. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5177. An Martin Friedrich Rabe. Berlin, Sonnabend, 11. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5178. An Friedrich Wilhelm III. von Preußen (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Sonntag, 12. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5179. Von Ernst Gottfried Adolf Böckel. Greifswald, Sonntag, 12. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5180. Von Johann Rudolf von Plehwe. Gnadenfrei, Sonntag, 12. 11. bis Dienstag, 14. 11. 1820 *5181. Von Michael Friedländer. Paris, Mittwoch, 15. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5182. Von Ernst Moritz Arndt. Bonn, Mittwoch, 15. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5183. Von Ludwig Gottfried Blanc. Halle, Mitte November 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5184. An Prieve. Berlin, Sonnabend, 18. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5185. An Karl Schleiermacher (Junior). Berlin, Sonnabend, 18. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5186. An August Weigel. Berlin, Sonnabend, 18. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5187. An Wilhelm Martin Leberecht de Wette. Berlin, Sonnabend, 18. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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XXXIV

Verzeichnis der Briefe

5188. Von Ludwig Gottfried Blanc. Halle, Sonntag, 19. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5189. An das Kultusministerium (auch von August Boeckh und der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Montag, 20. 11. bis Donnerstag, 30. 11. 1820 . . . 5190. Von Ernst Moritz Arndt. Bonn, Dienstag, 21. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5191. An Georg Andreas Reimer. Berlin, Donnerstag, 23. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5192. An Johann Wilhelm Süvern (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Sonnabend, 25. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5193. Von Gustav Anton von Mühlenfels. Stralsund, Montag, 27. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5194. An Helvetius Graf zu Dohna-Schlobitten. Berlin, Sonnabend, 2. 12. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5195. Von Gustav Anton von Mühlenfels. Stralsund, Montag, 18. 12. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5196. Von Joachim Christian Gaß. Breslau, Donnerstag, 28. 12. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5197. Von Wilhelm Christian Müller (auch von Elise Müller an Henriette Schleiermacher). Florenz, Freitag, 29. 12. 1820 bis Montag, 1. 1. 1821 . . . 5198. Von Wilhelm Martin Leberecht de Wette. Weimar, Sonnabend, 30. 12. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5199. An Ludwig Gottfried Blanc. Berlin, Sonntag, 31. 12. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5200. Von Helvetius Graf zu Dohna-Schlobitten. Sonntag, 31. 12. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Einleitung der Herausgeber I. Die Kritische Schleiermacher-Gesamtausgabe Die Kritische Gesamtausgabe (KGA) der Schriften, des Nachlasses und des Briefwechsels Friedrich Schleiermachers, die seit 1980 erscheint, ist in die folgenden Abteilungen gegliedert: I. Schriften und Entwürfe, II. Vorlesungen, III. Predigten, IV. Übersetzungen, V. Briefwechsel und biographische Dokumente. Die Gliederung richtet sich nach den literarischen Gattungen in Schleiermachers Werk, wobei den einzelnen Abteilungen jeweils auch der handschriftliche Nachlass zugewiesen wird. Der Aufbau der Abteilungen orientiert sich am chronologischen Prinzip.

II. Die V. Abteilung (Briefwechsel und biographische Dokumente) Die V. Abteilung enthält die Briefe von und an Schleiermacher sowie – in gesonderten Bänden – biographische Dokumente. Die Briefe werden in chronologischer Folge geordnet und fortlaufend nummeriert; dabei werden Briefe, die nur erschlossen sind, mit einem Sternchen gekennzeichnet. Maßgebend für die Einordnung eines Briefes ist der Beginn der Niederschrift. Briefe, die nur ungefähr datierbar sind, werden am Ende des für die Niederschrift in Frage kommenden Zeitraums eingeordnet. Briefe, bei denen Schleiermacher nur durch seine amtliche Funktion als Empfänger erschließbar ist, bleiben unberücksichtigt, sofern sie keine wesentlichen, Schleiermacher selbst betreffenden Informationen geben.

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III. Editorische Grundsätze für die V. Abteilung ab Band 11 Die folgenden Grundsätze schließen sich an die für die I. Abteilung in der Fassung von KGA I/1 an, tragen aber den Besonderheiten der Edition des Briefwechsels Rechnung. Die besonderen Grundsätze für die Edition biographischer Dokumente werden in den editorischen Berichten der jeweiligen Bände dargelegt. Mit der Fertigstellung von Band 9 (Briefwechsel 1806–1807) lief das Akademienvorhaben „Schleiermacher Kritische Gesamtausgabe“ an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften aus. Im Rahmen des 2012 eröffneten Akademienvorhabens „Friedrich Schleiermacher in Berlin 1808–1834. Briefwechsel – Tageskalender – Vorlesungen“ werden für den Briefwechsel reine Textbände erarbeitet; historische Einführung, Sachapparat und Register sollen in selbständigen Kommentarbänden veröffentlicht werden. Bisher sind vier Textbände (KGA V/10, KGA V/11, KGA V/12 und KGA V/13) und ein Kommentarband für den Briefwechsel 1808–1810 erschienen (KGA V/ K1). In den Textbänden wird der Briefwechsel in kritischer Gestalt vollständig zur Verfügung gestellt. Ein editorischer Bericht gibt die nötigen Informationen über Verfahren und Besonderheiten. Anmerkung zum Brief, in der Auskünfte über die Gründe zur Datierung bzw. Umdatierung sowie zur Erschließung nicht überlieferter Briefe, aber auch Eingangsvermerke, Adressen, Briefeinlagen u. Ä. mitgeteilt werden, stehen ab Band KGA V/12 schon im Textband und nicht erst im Kommentarband. Der textkritische Apparat bietet Nachweise zur Überlieferung und Textkonstitution. Für die Briefe an Schleiermacher werden Textänderungen lediglich in Ausnahmefällen dokumentiert; Textänderungen in Briefen von Schleiermacher werden verzeichnet, sofern sie inhaltlich von Belang sind. Die Brieftexte der Jahre (1808–1816) und mit ihnen diverse Recherchemöglichkeiten stehen auch auf der digitalen Editionsplattform „schleiermacher digital“ (https:// schleiermacher-digital.de/) für die Nutzer zur Verfügung.

1. Textgestaltung und textkritischer Apparat Die Kritische Gesamtausgabe bietet grundsätzlich den Wortlaut, die Schreibweise und die Zeichensetzung der Quelle. Für die erforderlichen Eingriffe gelten die folgenden Regeln, die sich in erster Linie auf Handschriften (Originale und Abschriften) beziehen, die den überwiegenden

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Teil der Textzeugen bilden. Sie gelten sinngemäß auch für die Behandlung von Drucken als Textzeugen. a) Als Brieftext gilt die für den Empfänger bestimmte Mitteilung einschließlich Datierung, Anrede, Schlussformeln und Unterschrift. Beilagen von Schleiermachers Hand sind grundsätzlich Bestandteil des Textes. In begründeten Fällen können sie in Regestform geboten werden. Eine Beschreibung der Textzeugen erfolgt im Sachapparat, wenn relevante zusätzliche Informationen mitzuteilen sind (Adresse, Empfangs- und Beantwortungsvermerke, Anstreichungen, Bemerkungen, Hinweise auf Einschlüsse, Hinweise auf das Brieftagebuch des Tageskalenders usw.). b) Der textkritische Apparat informiert über die Überlieferung eines Briefes durch Nachweis der Handschrift (H) bzw. – sofern diese nicht vorliegt – der Abschriften (h), ferner durch Nachweis des Erstdrucks (D) und weiterer Drucke (D1, D2, …), soweit sie wesentliche Ergänzungen oder Revisionen des Erstdrucks bieten. Ist das Original eines Briefes nicht verfügbar, wird die Überlieferung mit der größten Nähe zum Original zugrunde gelegt; in diesem Fall weist der Apparat die jeweilige Textgrundlage nach. Bei mehreren sekundären Überlieferungen werden belangvolle Varianten im Apparat vermerkt. Ergänzen sich mehrere Überlieferungen, wird aus diesen ein Brieftext konstituiert. Dabei wird eine Vereinheitlichung von Orthographie und Interpunktion nicht angestrebt. Sind bei einem Brief Konzept und endgültige Fassung überliefert, werden aufschlussreiche Abweichungen des Konzepts im Apparat vermerkt. Ist die endgültige Fassung nur sekundär überliefert, gilt das erhaltene Konzept als maßgeblicher Textzeuge. In diesem Fall werden die Abweichungen der endgültigen Fassung im Apparat nachgewiesen. c) Es wird der vorhandene oder (bei mehreren Textzeugen) rekonstruierbare Text eines Briefes in der letztgültigen Gestalt des jeweiligen Textzeugen wiedergegeben. Wichtige Belege für den Entstehungsprozess (Streichungen, Korrekturen, Umstellungen) werden bei Briefen von Schleiermacher im Apparat mitgeteilt. Bei Briefen an Schleiermacher werden sie nur ausnahmsweise dokumentiert. d) Zusätze zum ursprünglichen Text, die vom Schreiber eindeutig eingewiesen sind, werden in den laufenden Text eingefügt. Sie können (vor allem bei Briefen von Schleiermacher) mit der Formel „mit Einfügungszeichen“ und mit Angabe des ursprünglichen Ortes im Manuskript im Apparat nachgewiesen werden. Anmerkungen und Fußnoten des Schreibers werden am Briefende wiedergegeben. Ist ein Zusatz vom Schreiber nicht eingewiesen, aber seine eindeutige Einordnung durch Sinn oder Position

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Einleitung der Herausgeber

möglich, so wird er ebenfalls eingefügt mit Nachweis im textkritischen Apparat. Zusätze, die sich nicht eindeutig in den Textzusammenhang einfügen lassen, werden am Ende des Briefes wie Postskripta wiedergegeben. e) Bei Abbreviaturen (Abkürzungen, Kontraktionen, Kürzeln), deren Sinn eindeutig ist, werden unter Weglassung eines evtl. vorhandenen Abkürzungszeichens die fehlenden Buchstaben im Text kursiv ergänzt. Chiffren für Wörter (z. B. Θ für Gott) werden ebenfalls im Text kursiv aufgelöst und im Textband im editorischen Bericht zusammengestellt. Abbreviaturen und Chiffren, deren Auflösung unsicher ist, werden im Text belassen; für sie wird gegebenenfalls im Apparat ein Vorschlag mit der Formel „Abk. wohl für“ gemacht. Damals geläufige Abkürzungen werden nicht aufgelöst. Soweit sie heute nicht mehr geläufig sind, werden sie im Kommentarband im Abkürzungsverzeichnis mit ihren Auflösungen zusammengestellt. Die durch Überstreichung bezeichnete Verdoppelung von m und n wird stillschweigend ausgeschrieben. In allen Fällen, wo (z. B. bei nicht ausgeformten Buchstaben, auch bei der verkürzten Endsilbe -en) aufgrund der Flüchtigkeit des Schreibers nicht eindeutig ein Schreibversehen oder eine gewollte Abkürzung zu erkennen ist, wird das betreffende Wort ohne weitere Kennzeichnung in der üblichen Schreibweise des jeweiligen Schreibers vollständig wiedergegeben. f) Offenkundige Schreib- und Druckfehler werden im Text korrigiert, Versehen dann, wenn es für das Verständnis erforderlich ist. Im Apparat wird – ohne weitere Angabe – die Schreibweise des Originals angeführt. In zweifelhaften Fällen wird eine Konjektur im Apparat mit der Angabe „Kj …“ vorgeschlagen. g) Fehlende Wörter und Zeichen, die für das Textverständnis unentbehrlich sind, werden in eindeutigen Fällen kursiv in eckigen Klammern ergänzt. In Zweifelsfällen wird im Apparat mit der Formel „zu ergänzen wohl“ ein Vorschlag gemacht. In den Fällen, wo das Zeilenende eindeutig den Punkt am Satzende vertritt, wird dieser stillschweigend ergänzt. Ferner werden fehlende Umlautzeichen in eindeutigen Fällen stillschweigend ergänzt; hingegen werden fehlende diakritische Zeichen (wie Akzente, Spiritus-Zeichen) in fremdsprachigen Stellen nicht ergänzt. h) Ist ein Brief nur bruchstückhaft überliefert, so wird der Überlieferungsverlust innerhalb eines Absatzes durch ein in kursive eckige Klammern eingeschlossenes Spatium gekennzeichnet. Ein umfangreicher Überlieferungsverlust wird durch ein in kursive eckige Klammern gesetztes

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Spatium gekennzeichnet, das auf einer gesonderten Zeile wie ein Absatz eingerückt wird. Eine Beschreibung erfolgt im textkritischen Apparat. Bei geringfügigen Textverlusten (z. B. Siegelabriss), wo Wortteile oder Wörter mit Sicherheit oder großer Wahrscheinlichkeit ergänzt werden können, werden diese im Text in kursiven eckigen Klammern kursiv ergänzt. Der Apparat gibt in diesem Fall einen Hinweis. i) Sind im Manuskript Umstellungen von benachbarten Wörtern oder Satzteilen vorgenommen worden, so wird – bei Briefen von Schleiermacher – im Apparat mit der Formel „umgestellt aus“ die Vorstufe angegeben. Bei Umstellungen von Sätzen oder Satzteilen über einen größeren Zwischenraum wird der ursprüngliche Ort unter Verwendung der Formel „mit Umstellungszeichen“ angegeben. k) Sind im Manuskript Wörter, Buchstaben oder Zeichen gestrichen worden, so wird – bei Briefen von Schleiermacher, sonst nur ausnahmsweise – das Gestrichene im Apparat in )Winkelklammern* unter Angabe des Ortes im Manuskript mitgeteilt. Wurden Streichungen vorgenommen, aber nicht vollständig durchgeführt, so werden die versehentlich nicht gestrichenen Partien in ))doppelte Winkelklammern** eingeschlossen. Belangvolle Änderungen in schließlich gestrichenen Passagen werden in eckigen Klammern mit den entsprechenden Erläuterungen mitgeteilt. l) Unsichere Lesarten werden in unvollständige eckige PKlammernS eingeschlossen. Nicht entzifferte Wörter oder Wortteile werden durch ein in unvollständige eckige Klammern gesetztes Spatium gekennzeichnet P S; bei zwei oder mehr unleserlichen Wörtern wird dieses Zeichen doppelt gesetzt und eine genauere Beschreibung im Apparat gegeben.

2. Druckgestaltung a) Die auf dem Überlieferungsträger eines Briefes befindlichen Texte werden recte wiedergegeben. Zutaten des Herausgebers werden kursiv gesetzt; ebenso archivalische und editorische Bemerkungen auf den Überlieferungsträgern. Unterschiedliche Schrift- und Drucktypen des Textzeugen (z. B. Devotionsschrift, deutsch, lateinisch, Fraktur, Antiqua) werden einheitlich in Antiqua wiedergegeben. Sie werden nur dann berücksichtigt, wenn der Wechsel der Schriftart ein Zitat (Kenntlichmachung durch Anführungszeichen) oder eindeutig eine Hervorhebung (Kenntlichmachung durch Sperrdruck) anzeigt.

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b) Graphische Elemente eines Briefes, die keine sachliche Bedeutung haben, werden nicht reproduziert (Anordnung von Datum, Anrede, Unterschrift, Schnörkel, Füllstriche und dgl.). Hochgestellte Endungen (z. B. bei Ordnungszahlen) werden nivelliert, Kustoden stillschweigend fortgelassen. Graphische Varianten von Zeichen (wie doppelte Bindestriche, verschiedene Formen von Abkürzungszeichen oder Klammern) werden stillschweigend vereinheitlicht. Unterschiedliche Zeichen, mit denen der Briefschreiber auf Anmerkungen verweist, werden einheitlich durch Ziffern wiedergegeben und innerhalb jedes Briefes durchgezählt. Werden bei Zitaten die Anführungszeichen an jedem Zeilenanfang wiederholt, bleibt dies stillschweigend unberücksichtigt. Datumsangabe, Anrede und Schlussformeln (einschließlich Unterschrift) werden, sofern sie vom Brieftext deutlich abgesetzt sind, ohne Berücksichtigung des Zeilenbruchs jeweils als ein Absatz behandelt, wobei die Anordnung (rechts- oder linksbündig) dem Textzeugen angeglichen wird. Abkürzungen werden hier nicht aufgelöst, soweit ihre Bedeutung aus der editorischen Kopfzeile ersichtlich ist. c) Unterschiedliche Kennzeichnung von Absätzen (Leerraum, Einrücken) wird einheitlich durch Einrücken der ersten Zeile eines neuen Absatzes wiedergegeben. Lässt ein Leerraum zwischen Absätzen ein von der Trennung in Absätze deutlich unterschiedenes Gliederungsprinzip erkennen, wird er durch eine Leerzeile wiedergegeben. d) Seitenwechsel des zugrundeliegenden Textzeugen wird im Text durch einen senkrechten Strich wiedergegeben. Seit den Textband KGA V/10 sind Paginierung bzw. Foliierung der Manuskripte am Rande angegeben. Wo eine Angabe des Zeilenbruchs sinnvoll erscheint, wie z. B. bei Adressen, wird dieser durch einen Schrägstrich im Text angezeigt. e) Die Beziehung des textkritischen Apparats auf den Text erfolgt durch Zeilenangabe mit Lemmata. Kommt in einer Zeile das gleiche Bezugswort mehrfach vor, wird ein zusätzliches Bezugswort angeführt. Die Bezugswörter werden durch das Lemmazeichen ] von der folgenden Mitteilung abgegrenzt. Im Namen der Herausgeber Lutz Käppel

Editorischer Bericht des Bandherausgebers und der Bandherausgeberin Die editorischen Grundsätze für die V. Abteilung (Briefwechsel und biographische Dokumente) in ihrer Modifikation ab Band 10 sind oben beschrieben. Zu den Einzelheiten der textkritischen Edition der Briefe vgl. die oben abgedruckten editorischen Grundsätze. Zur Orientierung der Leserin und des Lesers sei an dieser Stelle daran erinnert, dass Texte (und eben auch Briefe) zu Beginn des 19. Jahrhunderts keiner Rechtschreibnorm unterlagen und dass sich in freier schriftlicher Rede manche Ungereimtheit und mancher grammatische Fehler einschleicht, die nicht auf eine mangelhafte Transkription zurückzuführen sind. Der Editor und die Editorin des Textbandes KGA V/15 haben nur dann in Form von Textanmerkungen eingegriffen, wenn sich bei solchen Unregelmäßigkeiten Verständnisprobleme ergeben hätten. Auch die Archivierung von Briefen unterliegt keiner Norm, so dass Paginierungen, die nicht von Archivaren vorgenommen wurden, auch nicht nachträglich erfunden werden können. Zur besseren Orientierung und zur ersten Erschließung der Texte bieten die Textbände: a. eine Liste der Briefe in chronologischer Sortierung, b. eine Liste der Korrespondenz nach Korrespondenzpartnerinnen und -partnern, verbunden mit einem Überblick über die biographischen Eckdaten der Korrespondenzpartner und -partnerinnen sowie eine Kurzcharakterisierung der nach Briefpartnerinnen und -partnern sortierten Korrespondenz vom 4. 1. 1819–31. 12. 1820. Es folgen: c. die überlieferten und erschlossenen Briefe in chronologischer Folge in textkritischer Form unter Angabe der Anmerkungen zur Datierung und Erschließung der Briefe und gegebenenfalls deren Beilagen, d. ein Verzeichnis der Abkürzungen und editorischen Zeichen, e. ein Verzeichnis der Archive der Briefmanuskripte sowie f. eine Literaturliste mit den in den Druckhinweisen und in den Anmerkungen zum Brief zitierten bibliographischen Angaben. Die Jahre 1819 und 1820 sind für Preußen, die Berliner Universität und auch für Friedrich Schleiermacher von besonderer politischer Brisanz. Sie

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stehen unter dem Vorzeichen zunehmender Repression gegen die liberalen gesellschaftlichen Kräfte durch den preußischen Staat. Ein zentrales Ereignis, das viele andere Ereignisse nach sich zog, ohne sie in ihrem Umfang zu verantworten, ist die Ermordung des Schriftstellers, Theaterdichters und russischen Generalkonsuls August Friedrich Ferdinand von Kotzebue (1761–1819) durch den Burschenschaftler und Theologiestudenten Karl Ludwig Sand am 23. März 1819. Der Trostbrief von Schleiermachers Kollegen und Freund Wilhelm Martin Leberecht de Wette an die Mutter des Täters war der Regierung ein willkommener und gesuchter Anlass, Rechte und Freiheiten der Berliner Professorenschaft einzuschränken. Seit Monaten standen die Studierenden und Professoren unter Beobachtung, ihre Korrespondenz wurde abgefangen, ihre Publikationen zensiert und sie selbst zum Verhör einbestellt. Politischen Ausdruck erfuhr dieser Kurswechsel in den Karlsbader Beschlüssen im Sommer 1819, die weitreichende Einschränkungen u. a. der zuvor errungenen Rechte auf Presse- und Meinungsfreiheit vorsahen. Schleiermacher ist in dieser Zeit, im Studienjahr 1819/20, zum vierten und letzten Mal Dekan der Theologischen Fakultät. Nachdem de Wette wegen des erwähnten Trostbriefes an Sands Mutter seine Professur an der Berliner Universität verloren hat, schreiben Schleiermacher und seine Kollegen letzten Endes erfolglose Eingaben zu Gunsten de Wettes, versuchen, den Unterricht an der Fakultät mit dem nunmehr reduzierten Lehrkörper aufrechtzuerhalten und sammeln (unter Schleiermachers Leitung) Geld, um de Wette sein verlorenes Gehalt zu ersetzen. Qua Amt kümmert Schleiermacher sich auch um die Unterstützung bedürftiger Studenten in Form eines Mietzuschusses. Universitätspolitisch bedeutend ist sein Engagement für die Freiheit der Wissenschaften, was in zahlreichen Eingaben und Briefen, die Schleiermacher als Dekan der Fakultät konzipierte, zum Ausdruck kommt. Nicht nur deshalb steht Schleiermacher im Fokus der Demagogenverfolgung: Er gilt überhaupt als Feind der Monarchie, Teilnehmer an subversiven Gesellschaften und Ideengeber revolutionärer studentischer Umtriebe. Unter Verdacht steht auch sein Schwager Ernst Moritz Arndt in Bonn; unter dessen im Juli 1819 von der Polizei beschlagnahmten Papieren befinden sich Briefe von Schleiermacher, die, wie aus Akten des Geheimen Staatsarchivs hervorgeht, von den Staatsschützern intensiv ausgewertet werden. Die Korrespondenz Schleiermachers mit Familie, Freunden und Kollegen zeugt von einer steten (berechtigten) Sorge vor möglichen Hausdurchsuchungen, Öffnung und Beschlagnahme von Papieren und Briefen, ja Entfernung aus dem Amt. Kummer bereitet in Familien- und Freundeskreisen zudem die Mitte 1819 erfolgte Inhaftierung Ludwig von Mühlenfels’, eines Neffen

Editorischer Bericht des Bandherausgebers und der Bandherausgeberin XLIII

von Schleiermachers Frau Henriette, der mehrere Monate in der Berliner Hausvogtei festgehalten wird. Schleiermacher tauscht sich brieflich mit Mühlenfels’ Vater über den Fall und mögliche Interventionen zugunsten des Inhaftierten aus; auch mit dem als Schriftsteller berühmten aber hier in seiner Funktion als Richter gefragten E.T.A. Hoffmann bespricht Schleiermacher sich über den Fall. Als keine Eingabe die erwünschte Freilassung herbeiführt, entkommt Mühlenfels schließlich in einer spektakulären Flucht nach Schweden. Hinsichtlich seiner akademischen Tätigkeit erweitert sich in diesen Jahren Schleiermachers System der Wissenschaften um die 1819 erstmals gehaltene Vorlesung über Ästhetik. Schleiermacher liest oft drei und nicht nur zwei Vorlesungen im Semester und beginnt, seine Dogmatik, die „Glaubenslehre“, in Buchform auszuarbeiten. Als Herausgeber der neugegründeten (und gediegenen, aber nicht sehr langlebigen) „Theologische[n] Zeitschrift“ (zusammen mit de Wette und Friedrich Lücke) wirbt er um Beiträge. Als zeitweise federführender Sekretar der Akademie der Wissenschaften kümmert Schleiermacher sich u.a. um den noch fortdauernden Umbau des Akademiegebäudes in der Straße „Unter den Linden“. Für das Akademieunternehmen einer kritischen Aristoteles-Ausgabe korrespondiert er mit Immanuel Bekker und Christian August Brandis, die im Auftrag der Akademie in Italien, Frankreich, England und Kopenhagen Handschriften der Werke Aristoteles’ und seiner Kommentatoren sichten. Sie erstatten Schleiermacher ausführliche Berichte über den Stand der Arbeit und die Funde vor Ort – Schleiermacher ist Ansprechpartner für alle inhaltlichen, aber auch finanziellen Fragen. Seine bereits 1816 gehaltene Akademierede „Ueber die griechischen Scholien zur Nikomachischen Ethik des Aristoteles“ wird 1819 veröffentlicht. Im April 1819 kann Schleiermacher sein 25jähriges Ordinationsjubiläum begehen, im Mai den zehnten Hochzeitstag. 1820 erscheint neben der zweiten Auflage der zweiten Predigtsammlung die vierte Sammlung, die „Predigten über den christlichen Hausstand“. Im Juni 1819 tagt die Provinzialsynode der Bezirke Berlin und Potsdam. Wie bei den Berliner Synoden 1817 und 1818 sitzt Schleiermacher im Moderamen, diesmal jedoch nicht als Präses, sondern als Assessor. Nach dem Abschluss der Provinzialsynode kann Schleiermacher seinen Freunden Joachim Christian Gaß, Wilhelm Bäumer und Gottfried Ludwig Blanc und seinem Schwager Ernst Moritz Arndt in Bonn befriedigt berichten, die Synode habe tatsächlich den Umbau der bisherigen Konsistorialverfassung in eine Synodalverfassung mit Laien auf allen Ebenen und die Umwandlung der Konsistorien in Ausschüsse der Synoden in Antrag gebracht. Dies solle dann auf der

XLIV Editorischer Bericht des Bandherausgebers und der Bandherausgeberin

kommenden Landes- oder Generalsynode aller preußischen Provinzen verhandelt werden, wo die Westfalen und Wittenberger auf jeden Fall mit den Brandenburgern stimmen würden. Tatsächlich aber scheitert der synodale Umbau der Kirche, und eine preußische Generalsynode kommt erst Jahrzehnte nach Schleiermachers Tod zustande. Mitte des Sommers 1820 (Abfahrt am 9. August) begeben Schleiermachers sich mit Kind und Kegel (nur Ehrenfried von Willich, Schleiermachers Stiefsohn bleibt bei seiner Stieftante Charlotte Schleiermacher in Berlin) auf eine zweimonatige Reise nach Bonn zu Ernst Moritz und Anne (Nanny) Arndt und deren Familie. In Bonn unternimmt die Familie kleinere Abstecher nach Köln, Trier und ins Siebengebirge. Attraktion im Hause Arndt ist der Mitte Juni geborene Siegerich Arndt. Kummer bereitet das gesamte Jahr über der Gesundheitszustand der jüngsten Tochter Hildegard, die sich jedoch immer wieder erholt. Am 12. Februar 1820 folgt dann, am achten Geburtstag von dessen Schwester Gertrud, die Geburt von Schleiermachers erstem und einzigem Sohn Nathanael. Während sich im Kontext der politischen Repression der Kontakt zu de Wette und Ernst Moritz Arndt weiter intensiviert, wird Schleiermachers enge Freundschaft mit dem Naturphilosophen und Mineralogen Henrik Steffens in den Jahren 1819 und 1820 auf eine Probe gestellt. Viele Berliner Freunde nehmen aufgrund der Steffens’schen Schriften im Kontext der Breslauer Turnfehde Abstand von Steffens. Insgesamt sind die Jahre 1819 und 1820 in politischer, kirchlicher, wissenschaftlicher und privater Hinsicht intensiv und bedeutend. Im Rahmen von Schleiermachers ganz unterschiedlichen amtlichen Funktionen kommt es nicht nur zu vielen neuen persönlichen Kontakten, die auch der Briefwechsel dokumentiert, sondern auch zu einer sehr umfangreichen administrativen Korrespondenz. Bei der Sichtung der Akten im Rahmen der amtlichen Tätigkeit Schleiermachers für eine eventuelle Aufnahme in die KGA-Briefausgabe zeigte sich, dass die Gattung Brief innerhalb der Voten, Mitteilungen, Konzepte, Umlaufakten und Begleitschreiben kaum exakt zu bestimmen ist. Schreiben der einzelnen Institutionen wurden von verschiedenen Mitgliedern konzipiert, gingen in den Umlauf, wurden dann von den Mitgliedern oder einem Schreiber abgeschrieben, wobei sie zum Teil nur die Unterschrift der Institution tragen, manchmal jedoch auch noch einzelne Namen ausweisen. Schleiermacher schrieb also selbst Briefkonzepte und Notizen, er kommentierte Entwürfe, zeichnete sie gegen, er unterschrieb oder war als Stellvertreter und Verantwortungsträger im Namen der Institution indirekt präsent. Was die Datierung angeht, so folgt dieser Band bei amtlichen

Editorischer Bericht des Bandherausgebers und der Bandherausgeberin XLV

Briefen, die an einem späteren Tag verschickt wurden, als Schleiermacher sie konzipiert hat, dem Datum des Konzeptes. Für die Edition wurden Briefe ausgewählt, die speziell an Schleiermacher gerichtet sind oder von ihm geschrieben oder konzipiert sind und die für Umfang, Art und Profil seiner amtlichen Tätigkeit charakteristisch sind. Vollständigkeit kann bei dieser Art des Schriftverkehrs im vorliegenden Rahmen nicht gegeben werden. Weiteres Material bieten Max Lenz’ Geschichte der Berliner Universität und Adolf Harnacks Geschichte der Berliner Akademie. Sämtliche nachträglich aufgefundene und erschlossene Briefe werden in einem Ergänzungsband der Briefausgabe aufgenommen, der nach Abschluss der regulären Briefedition alle Nachträge für die gesamte Briefedition vereinigt. Wir danken allen Personen und Institutionen, die uns bei der Bearbeitung des Bandes unterstützt haben: Die Abteilung Telota an der BerlinBrandenburgischen Akademie der Wissenschaften hat für die Schleiermacherforschungsstelle eine XML-basierte Datenbank erarbeitet und in stetem Austausch mit uns immer weiter verbessert; diesen Band haben Sascha Grabsch, Lou Klappenbach, Dr. Frederike Neuber und Jan Wierzoch von der Entstehung bis zur Drucklegung betreut. Wir danken Prof. Dr. Andreas Arndt, Projektleiter des Akademienvorhabens „Schleiermacher in Berlin 1808–1834“ und unserem verstorbenen Kollegen Dr. Wolfgang Virmond, die an den Vorarbeiten zu dem vorliegenden Band wesentlichen Anteil hatten. Ein besonderer Dank gilt unserer Kollegin Dr. Carolyn Iselt für die sorgfältigen Korrekturdurchsichten dieses Bandes. Als studentische Hilfskraft haben Esra Inci und Frederik Kaufmann, als Praktikant Matthis Glatzel die Fertigstellung des Bandes ebenfalls mit großem Engagement unterstützt, dafür sei ihnen gedankt. Auch Dr. Albrecht Döhnert und Lena Hummel vom Verlag Walter de Gruyter möchten wir den besten Dank für ihre Unterstützung während der Redaktion und Herstellung des Bandes aussprechen. Und schließlich sei auch Prof. Dr. Lutz Käppel als geschäftsführenden Herausgeber der KGA Schleiermachers für alle Ratschläge und Hinweise herzlich gedankt. Berlin, im Mai 2023 Simon Gerber & Sarah Schmidt

Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel Das * vor der Briefnummer bezeichnet erschlossene Briefe. Briefwechsel mit Personen Abegg, Philipp Julius (gest. 1827) Konsul und Kaufmann *4695. An Philipp Julius Abegg. Berlin, Donnerstag, 14. 1. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4712. Von Philipp Julius Abegg. Hannover, Mittwoch, 3. 3. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . Altenstein, Karl Freiherr von Stein zum (1770–1840) preußischer Staatsmann, 1817 Kultusminister 4828. An Karl Freiherr von Stein zum Altenstein (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Dienstag, 19. 10. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4901. An Karl Freiherr von Stein zum Altenstein (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Montag, 10. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4978. An Karl Freiherr von Stein zum Altenstein. Berlin, Dienstag, 21. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4979. Von Karl Freiherr von Stein zum Altenstein. Vor dem 24. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4997. An Karl Freiherr von Stein zum Altenstein. Berlin, Donnerstag, 13. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5134. An Karl Freiherr von Stein zum Altenstein. Berlin, Montag, 2. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5152. An Karl Freiherr von Stein zum Altenstein (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Mittwoch, 18. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . Arndt, Anne (Nanny) Maria Louise (1786–1869) Schleiermachers Halbschwester, heiratet 1817 Ernst Moritz Arndt 4715. Von Anne (Nanny) Arndt. Bonn, Ende Februar/Anfang März 1819 . . . . . . . . . .

21 42

224

303 389 389 412 542

554

46

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*4755. An *4756. Von 4770. Von 4785. Von 4798. Von

*4835. Von 4931. An *4941. An 4943. Von *5164. Von

Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel

Ernst Moritz und Anne (Nanny) Arndt. Berlin, vor dem 17. 5. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anne (Nanny) Arndt. Bonn, vor dem 17. 5. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anne (Nanny) Arndt. Bonn, Freitag, 11. 6. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anne (Nanny) Arndt. Bonn, Donnerstag, 8. 7. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anne (Nanny) Arndt (auch an Henriette Schleiermacher und Caroline Schede). Bonn, Ende Juli 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anne (Nanny) Arndt. Dienstag, 2. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anne (Nanny) und Ernst Moritz Arndt. Berlin, Sonnabend, 12. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Moritz und Anne (Nanny) Arndt. Berlin, Sonnabend, 19. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . Anne (Nanny) und Ernst Moritz Arndt. Bonn, Sonntag, 20. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anne (Nanny) Arndt. Oktober 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

110 111 128 160

178 237 339 353 353 564

Arndt, Ernst Moritz (1769–1860) Historiker und Schriftsteller, ab 1817 Professor in Bonn und Schleiermachers Schwager 4689. Von Ernst Moritz Arndt. Bonn, Freitag, 8. 1. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 4700. An Ernst Moritz Arndt. Berlin, Mittwoch, 27. 1. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 4707. Von Ernst Moritz Arndt. Bonn, Montag, 8. 2. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 4745. An Ernst Moritz Arndt. Berlin, Mittwoch, 28. 4. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96 *4755. An Ernst Moritz und Anne (Nanny) Arndt. Berlin, vor dem 17. 5. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110 4758. An Ernst Moritz Arndt. Berlin, Montag, 17. 5. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112

Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel

4768. Von Ernst Moritz Arndt. Bonn, Donnerstag, 3. 6. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4771. Von Ernst Moritz Arndt. Bonn, Sonnabend, 12. 6. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4779. An Ernst Moritz Arndt. Berlin, Montag, 28. 6. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4784. Von Ernst Moritz Arndt. Bonn, Donnerstag, 8. 7. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4789. Von Ernst Moritz Arndt. Bonn, Dienstag, 20. 7. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4795. Von Ernst Moritz Arndt. Bonn, vor dem 31. 7. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4870. An Ernst Moritz Arndt. Berlin, Montag, 6. 12. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4893. Von Ernst Moritz Arndt. Bonn, Sonntag, 2. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4911. Von Ernst Moritz Arndt. Bonn, Donnerstag, 20. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4920. An Ernst Moritz Arndt (auch von Henriette Schleiermacher). Berlin, Sonntag, 30.1. bis Dienstag, 1. 2. 1820 . . . . 4931. An Anne (Nanny) und Ernst Moritz Arndt. Berlin, Sonnabend, 12. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4932. Von Ernst Moritz Arndt (auch an Henriette Schleiermacher). Bonn, Sonnabend, 12. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4941. An Ernst Moritz und Anne (Nanny) Arndt. Berlin, Sonnabend, 19. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4943. Von Anne (Nanny) und Ernst Moritz Arndt. Bonn, Sonntag, 20. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4955. Von Ernst Moritz Arndt. Bonn, Freitag, 3. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4977. An Ernst Moritz Arndt. Berlin, Dienstag, 21. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4985. Von Ernst Moritz Arndt. Bonn, Freitag, 31. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5002. An Ernst Moritz Arndt. Berlin, Sonnabend, 15. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . .

XLIX

122 130 153 159 165 177 274 298 313

326 339

341 353 353 365 387 397 417

L

Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel

5037. Von Ernst Moritz Arndt. Bonn, Mittwoch, 17. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5056. An Ernst Moritz Arndt. Berlin, Dienstag, 20. 6. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5065. Von Ernst Moritz Arndt. Bonn, Mittwoch, 28. 6. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5086. An Ernst Moritz Arndt. Berlin, Donnerstag, 3. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5118. Von Ernst Moritz Arndt. Bonn, Montag, 11. 9. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5135. An Ernst Moritz Arndt. Berlin, Dienstag, 3. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5143. An Ernst Moritz Arndt. Berlin, Sonnabend, 7. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5148. Von Ernst Moritz Arndt. Bonn, Sonnabend, 14. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5182. Von Ernst Moritz Arndt. Bonn, Mittwoch, 15. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5190. Von Ernst Moritz Arndt. Bonn, Dienstag, 21. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . .

456 474 485 508 526 543 547 550 581 587

Backofen, Friedrich Ludwig Christian (gest. 1840) seit 1813 Pfarrer in Kladow *5131. Von Friedrich Backofen. Kladow, vor dem 30. 9. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 540 Bäumer, Wilhelm (1783–1848) reformierter Theologe, 1813 Pfarrer in Bodelschwingh 4724. An Wilhelm Bäumer. Berlin, Sonnabend, 27. 3. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4767. Von Wilhelm Bäumer. Bodelschwingh, Mittwoch, 2. 6. 1819 . . . . . . . . . . . . 4786. Von Wilhelm Bäumer. Bodelschwingh, Mittwoch, 14. 7. 1819 . . . . . . . . . . . 4801. An Wilhelm Bäumer. Berlin, Dienstag, 3. 8. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4825. Von Wilhelm Bäumer. Bodelschwingh, Mittwoch, 13. 10. 1819 . . . . . . . . . .

59 120 161 181 218

Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel

LI

*4990. Von Wilhelm Bäumer. Vor dem 6. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 403 Baldenius, Johann Gebhard Ludwig (1766–1843) 1800 Archidiakon in Wusterhausen, 1807–1842 Oberpfarrer und Superintendent ebenda *5136. Von Johann Gebhard Ludwig Baldenius. Wusterhausen, vor dem 4. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . 543 Bekker (Becker), August Immanuel (1785–1871) Altphilologe, Schleiermacherhörer, Professor in Berlin seit 1810 4691. An Immanuel Bekker. Berlin, Sonnabend, 9.1. bis Dienstag, 19. 1. 1819 . . 4705. Von Immanuel Bekker. Rom, Sonnabend, 6. 2. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4708. An Immanuel Bekker. Berlin, Dienstag, 9. 2. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4710. Von Immanuel Bekker. Rom, Sonnabend, 20. 2. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4723. Von Immanuel Bekker. Rom, Sonnabend, 27. 3. 1819 oder früher . . . . . . . . 4732. An Immanuel Bekker. Berlin, Dienstag, 13. 4. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4740. An Immanuel Bekker. Berlin, Sonnabend, 24. 4. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4760. Von Immanuel Bekker. Florenz, Freitag, 21. 5. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4776. An Immanuel Bekker. Berlin, Sonnabend, 26. 6. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . *4796. Von Immanuel Bekker. Venedig, Juli 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4805. An Immanuel Bekker. Berlin, Sonntag, 8. 8. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4813. Von Christian August Brandis und Immanuel Bekker. Venedig, Mittwoch, 1. 9. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4871. An Immanuel Bekker. Berlin, Montag, 6. 12. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4885. Von Immanuel Bekker. Paris, Freitag, 24. 12. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

14 36 39 41 58 81 88 115 141 178 189 201 276 291

LII

Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel

*4895. Von Immanuel Bekker. Paris, Donnerstag, 6. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4900. An Immanuel Bekker. Berlin, Sonnabend, 8. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4914. Von Immanuel Bekker. Paris, Freitag, 21. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4974. An Immanuel Bekker. Berlin, Sonnabend, 18. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4986. An Immanuel Bekker. Berlin, Sonnabend, 1. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4992. Von Immanuel Bekker. Vor dem 7. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5003. Von Immanuel Bekker. Paris, Sonnabend, 15. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5038. An Immanuel Bekker. Berlin, Donnerstag, 18. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . *5071. Von Immanuel Bekker. London, Montag, 10. 7. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . .

300 302 316 379 398 404 417 457 491

Bellermann, Johann Joachim (1754–1842) Kirchenhistoriker, Philosoph und Pädagoge, seit 1804 Direktor des Gymnasiums zum Grauen Kloster in Berlin 4902. An Johann Joachim Bellermann. Berlin, Mittwoch, 12. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 305 5050. An Johann Joachim Bellermann und Hermann Olshausen. Berlin, Sonntag, 11. 6. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 468 Benda, Luise geb. von Mühlenfels, Schwester der Henriette Schleiermacher, verheiratet seit 1810 mit Wilhelm (von) Benda (ab 1825 geadelt) 4757. Von Luise Benda. Posen, Montag, 17. 5. 1819 oder früher . . . . . . . . . . 111 *4972. An Luise Benda. Berlin, Sonnabend, 18. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . 379 5120. Von Luise Benda. Posen, Donnerstag, 14. 9. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . 528 *5125. An Luise Benda. Berlin, Mittwoch, 20. 9. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 535

Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel

LIII

Berg, J. Mitglied der Dreifaltigkeitsgemeinde, korrespondiert 1819 mit Schleiermacher *4750. An J. Berg. Berlin, vor dem 10. 5. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105 4759. Von J. Berg. Berlin, Dienstag, 18. 5. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114

Blanc, Ludwig Gottfried (1781–1866) 1806 französisch-reformierter Prediger in Halle, ab 1809 dort Domprediger, Freund Schleiermachers 4690. An Ludwig Gottfried Blanc. Berlin, Sonnabend, 9. 1. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 4698. Von Ludwig Gottfried Blanc. Halle, Freitag, 22. 1. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 4744. An Ludwig Gottfried Blanc. Berlin, Mittwoch, 28. 4. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 4788. Von Ludwig Gottfried Blanc. Halle, Montag, 19. 7. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163 4804. An Ludwig Gottfried Blanc. Berlin, Sonnabend, 7. 8. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186 4851. Von Ludwig Gottfried Blanc. Halle, Donnerstag, 18. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . 251 4908. An Ludwig Gottfried Blanc. Berlin, Montag, 17. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 309 4929. Von Ludwig Gottfried Blanc. Halle, Mittwoch, 9. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 338 4936. An Ludwig Gottfried Blanc. Berlin, Diensstag, 15. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 347 5123. Von Ludwig Gottfried Blanc. Giebichenstein, Dienstag, 19. 9. 1820 . . . . . . . . . . . . 531 5183. Von Ludwig Gottfried Blanc. Halle, Mitte November 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 582 5188. Von Ludwig Gottfried Blanc. Halle, Sonntag, 19. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 584 5199. An Ludwig Gottfried Blanc. Berlin, Sonntag, 31. 12. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 602

LIV

Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel

Bleek, Friedrich (1793–1859) 1814–1817 Studium der Theologie in Berlin (dort Schleiermacherhörer), ab 1821 außerordentlicher Professor in Berlin 4816. Von Friedrich Bleek. Berlin, Dienstag, 7. 9. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 206 5051. An Hermann Olshausen und Friedrich Bleek. Berlin, Sonntag, 11. 6. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 469 Bode, Johann Elert (1747–1826) Astronom, 1772 an die Akademie nach Berlin berufen, Mitglied der Akademie seit 1786, 1787 Direktor der Sternwarte der Akademie 5107. An Johann Georg Tralles, Johann Elert Bode, Friedrich Karl von Savigny und Philipp Karl Buttmann. Berlin, Mittwoch, 23. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 521 Böckel, Ernst Gottfried Adolf (1783–1854) 1809 Pastor in Danzig, 1820 Professor in Greifswald 5179. Von Ernst Gottfried Adolf Böckel. Greifswald, Sonntag, 12. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . 575 Boeckh, August (1785–1867) (Alt)Philologe, Schleiermacherhörer in Halle, seit 1807 Professor in Heidelberg, seit 1810 in Berlin, seit 1814 Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften 4968. An August Boeckh. Berlin, Montag, 13. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 376 4987. Von August Boeckh. Berlin, Sonnabend, 1. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 401 4995. An August Boeckh. Berlin, Dienstag, 11. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 407 Brandis, Christian August (1790–1867) 1818 Privatdozent für Philosophie in Berlin, 1821 ordentlicher Professor in Bonn 4725. Von Christian August Brandis. Rom, Sonnabend, 27. 3. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 4752. An Christian August Brandis. Berlin, Sonnabend, 15. 5. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . 106 4772. Von Christian August Brandis. Lucca, Mittwoch, 16. 6. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131

Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel

4813. Von Christian August Brandis und Immanuel Bekker. Venedig, Mittwoch, 1. 9. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4868. Von Christian August Brandis. Vor dem 6. 12. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4915. Von Christian August Brandis. Paris, Freitag, 21. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4923. An Christian August Brandis. Berlin, wohl Anfang Februar 1820 . . . . . . . . . . . . . . 4960. An Christian August Brandis. Berlin, Sonnabend, 4. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4975. Von Christian August Brandis. Paris, Sonnabend, 18. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5004. Von Christian August Brandis. Paris, Sonnabend, 15. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5090. Von Christian August Brandis. Kopenhagen, Sonnabend, 5. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . .

LV

201 274 317 334 367 382 417 511

Bülow, Ludwig Friedrich Victor Hans Graf von (1774–1825) 1808–1811 Finanzminister des Königreichs Westphalen, 1813 preußischer Finanzminister, 1818 preußischer Handelsminister 4890. An Hans Graf von Bülow (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Sonntag, 2. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 295 Buttmann, Philipp Karl (1764–1829) 1796 Sekretär der Königlichen Bibliothek in Berlin, seit 1806 Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften 4888. Von Philipp Karl Buttmann. Berlin, Ende 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 293 5107. An Johann Georg Tralles, Johann Elert Bode, Friedrich Karl von Savigny und Philipp Karl Buttmann. Berlin, Mittwoch, 23. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 521 5110. An Philipp Karl Buttmann. Berlin, Montag, 28. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 522 Cords Kaufmann in Hamburg *5010. An Cords. Berlin, Sonnabend, 22. 4. 1820

. . . . . . . . . . . . . . . . . 422

LVI

Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel

Cunz, Johann Justus (1774–1853) 1803 evangelischer Pfarrer in Koblenz, Gegner der königlichen Agende 4713. Von Johann Justus Cunz. Koblenz, Donnerstag, 4. 3. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . 44 *4726. An Johann Justus Cunz. Berlin, Sonntag, 28. 3. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73 Döring Person in Wohlau *5082. Von Döring. Wohlau, vor dem 29. 7. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 504 Dohna-Schlobitten, Carl Friedrich Ferdinand Alexander Graf zu (1771– 1831) preußischer Staatsmann, 1808–1810 preußischer Innenminister, danach auf den Familiengütern, Freund Schleiermachers *4701. Von Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Vor dem 31. 1. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 4702. An Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Berlin, Sonntag, 31. 1. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 *4988. Von Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Dienstag, 4. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 401 5036. An Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Berlin, Sonntag, 14. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 453 5132. An Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Berlin, Sonnabend, 30. 9. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . 540 Dohna-Schlobitten, Helvetius Carl Friedrich Georg Albrecht Graf zu (1789–1821) Bruder des Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten (1771–1831); preußischer Offizier *5080. An Helvetius Graf zu Dohna-Schlobitten. Berlin, Sonnabend, 22. 7. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . 504 *5172. Von Helvetius Graf zu Dohna-Schlobitten. Dienstag, 7. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 570 *5194. An Helvetius Graf zu Dohna-Schlobitten. Berlin, Sonnabend, 2. 12. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . 591 5200. Von Helvetius Graf zu Dohna-Schlobitten. Sonntag, 31. 12. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 605

Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel

LVII

Dräseke, Johann Heinrich Bernhard (1774–1849) seit 1814 Pfarrer an St. Ansgarii in Bremen 4822. Von Bernhard Dräseke. Bremen, Donnerstag, 30. 9. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . 215 *5026. An Bernhard Dräseke. Berlin, Sonnabend, 6. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 436 5054. Von Bernhard Dräseke. Bremen, Mittwoch, 14. 6. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . 473

Dreist, Karl August Gottlieb (1784–1836) Pädagoge, Schüler Schleiermachers in Halle, 1814–1827 Pädagoge am Zahnschen Waisenhaus in Bunzlau, 1827–1832 beim Kultusministerium in Berlin tätig, 1834 Regierungs- und Schulrat in Stettin 4922. Von Karl August Gottlieb Dreist. Bunzlau, Dienstag, 1. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 331 *5019. An Karl August Gottlieb Dreist. Berlin, Sonntag, 30. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 431

Dreist, Friedrich Wilhelm Theodor (1791–1851) Studium in Berlin, 1817 Prediger in Dirschau, 1822–1831 Pfarrer in Herrndorf und Schlobitten 5047. Von Wilhelm Dreist. Dirschau, Dienstag, 6. 6. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 465

Dümmler, Ferdinand (1777–1846) Buchhändler in Berlin, Freund Georg Reimers, 1815 verheiratet mit Caroline Reinhardt 4693. An Ferdinand Dümmler. Berlin, Mittwoch, 13. 1. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

Ebel Witwe in Berlin *5156. Von Witwe Ebel. Berlin, vor dem 26. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 559 *5158. An Witwe Ebel. Berlin, vor dem 27. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 560

LVIII

Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel

Frentzel, Karl Heinrich (1758–1824) Sekretär im Departement der Auswärtigen Angelegenheiten, seit 1791 Archivar der Berliner Akademie der Wissenschaften 4841. An Karl Heinrich Frentzel. Berlin, Freitag, 12. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 246 4842. Von Karl Heinrich Frentzel. Berlin, Sonnabend, 13. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . 246 4843. An Karl Heinrich Frentzel. Berlin, Sonntag, 14. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 247 4845. Von Karl Heinrich Frentzel. Berlin, Montag, 15. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 248 4846. An Karl Heinrich Frentzel. Berlin, Montag, 15. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 249 4856. Von Karl Heinrich Frentzel. Berlin, Sonnabend, 20. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . 256 4886. An Karl Heinrich Frentzel. Berlin, Montag, 27. 12. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 291 4891. An Karl Heinrich Frentzel. Berlin, Sonntag, 2. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 296 Friedländer, Michael (1769–1824) Arzt und Naturforscher, lebte seit 1804 in Paris *5181. Von Michael Friedländer. Paris, Mittwoch, 15. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 581 Gaß, Joachim Christian (1766–1831) ab 1810 Kirchenrat und ab 1811 Professor der Theologie in Breslau, Freund Schleiermachers 4686. Von Joachim Christian und Wilhelmine Gaß. Breslau, Freitag, 1.1. bis Sonnabend, 2. 1. 1819 . . . 3 4692. An Joachim Christian Gaß. Berlin, Sonntag, 10. 1. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 4703. Von Joachim Christian Gaß. Wohl Januar 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 4704. Von Joachim Christian Gaß. Breslau, Freitag, 5. 2. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 4731. Von Joachim Christian Gaß. Breslau, Sonnabend, 10. 4. bis Dienstag, 13. 4. 1819 79 4754. Von Joachim Christian Gaß. Breslau, Sonntag, 16. 5. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109

Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel

4766. An *4797. Von 4799. Von 4803. An 4826. Von 4836. An 4861. An 4863. Von 4953. An 4963. Von 4981. Von 4996. Von 5113. Von 5196. Von

Joachim Christian Gaß. Berlin, Mittwoch, 2. 6. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Christian Gaß. Juni/Juli 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Christian Gaß. Breslau, Sonntag, 1. 8. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Christian Gaß. Berlin, Freitag, 6. 8. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Christian Gaß. Breslau, Mittwoch, 13. 10. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Christian Gaß. Berlin, Sonnabend, 6. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Christian Gaß. Berlin, vor dem 24. 11. bis Mittwoch, 1. 12. 1819 Joachim Christian Gaß. Breslau, Sonntag, 28. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Christian Gaß. Berlin, Dienstag, 29. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Christian Gaß. Breslau, Donnerstag, 9. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Christian Gaß. Glogau, Sonntag, 26. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Christian Gaß. Breslau, Mittwoch, 12. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Christian Gaß. Anklam, Donnerstag, 31. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Christian Gaß. Breslau, Donnerstag, 28. 12. 1820 . . . . . . . . . . . . . .

Gaß, Wilhelmine Frau des Joachim Christian Gaß 4686. Von Joachim Christian und Wilhelmine Gaß. Breslau, Freitag, 1. 1. bis Sonnabend, 2. 1. 1819 . . .

LIX

117 178 179 184 220 237 262 267 360 372 392 407 524 592

3

Gerlach, Gottlieb (auch Gottlob) Benjamin (1770–1844) seit 1793 Feldprediger beim Regiment von Katte in Landsberg (Warthe), seit 1805 Prediger in Jähnsdorf (Crossen) 4944. Von Gottlieb Benjamin Gerlach. Jahnsdorf, Sonntag, 20. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . 354

LX

Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel

*5069. An

Gottlieb Benjamin Gerlach. Berlin, Sonnabend, 8. 7. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 489 5079. Von Gottlieb Benjamin Gerlach. Jahnsdorf, Mittwoch, 19. 7. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . 502

Göschen, Johann Friedrich Ludwig (1778–1837) Jurist, 1811 außerordentlicher und 1813 ordentlicher Professor in Berlin, 1822 Professor in Göttingen 4840. Von Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Donnerstag, 11. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . 245 4853. Von Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Freitag, 19. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 254 4854. An Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Sonnabend, 20. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . 254 4855. An Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Sonnabend, 20. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . 255 4860. An Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Dienstag, 23. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 262 4945. An Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Montag, 21. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 356 4964. Von Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Donnerstag, 9. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 373 4967. An Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Montag, 13. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 375 4989. An Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Mittwoch, 5. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 402 4998. Von Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Donnerstag, 13. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . 413 5006. Von Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Montag, 17. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 420 5008. An Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Freitag, 21. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 421 5030. Von Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Montag, 8. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 449 5034. An Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Sonnabend, 13. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . 452 5035. An Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Sonnabend, 13. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . 453 5046. An Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Sonnabend, 3. 6. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 464

Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel

5070. An

LXI

Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Montag, 10. 7. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 489

Goetze (Götze), August Wilhelm (1792–1876) deutscher Jurist, Gerichtsassessor in Berlin 1819, ab 1821 am Oberlandesgericht in Magdeburg 4706. An August Wilhelm Goetze. Berlin, Montag, 8. 2. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 Hardenberg, Karl August Fürst von (1750–1822) preußischer Staatsmann und Reformer, seit 1810 Staatskanzler *4820. An Karl August Fürst von Hardenberg. Bonn, vor dem 30. 9. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 212 Hegel, Georg Wilhelm Friedrich (1770–1831) Philosoph, seit 1818 Professor für Philosophie an der Berliner Universität 4847. An Georg Wilhelm Friedrich Hegel. Berlin, Dienstag, 16. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 249 4850. Von Georg Wilhelm Friedrich Hegel. Berlin, um Mittwoch, 17. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . 251 Hering, Christlieb Benjamin (gest. 1827) Kaufmann in Stolp *4894. An Christlieb Benjamin Hering. Berlin, Donnerstag, 6. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 300 4909. Von Christlieb Benjamin Hering. Stolp, Mittwoch, 19. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 312 Herz, Henriette (Jette) (1764–1847) geb. de Lemos, Salonnière, Freundin F. Schleiermachers *4709. An Henriette Herz. Berlin, um den 9. 2. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 *4717. Von Henriette Herz. Rom, vor dem 14. 3. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 4739. An Henriette Herz. Berlin, Freitag, 23. 4. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 *4775. Von Henriette Herz. Vor dem 26. 6. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141 *5048. Von Henriette Herz. Vor dem 9. 6. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 468

LXII

Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel

*5103. An

Henriette Herz. Berlin, Freitag, 18. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 518 *5108. Von Henriette Herz. Lanke, vor dem 25. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 521 Herzberg, Friedrich (1763–1822) 1792–1822 zweiter lutherischer Prediger an der Dreifaltigkeitskirche Berlin 4802. An Friedrich Herzberg. Berlin, Freitag, 6. 8. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183 Heydebreck, Georg Christian von (1765–1828) 1815–1824 Oberpräsident der Provinz Brandenburg 4721. Von Georg Christian von Heydebreck. Berlin, Donnerstag, 18. 3. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . .

57

Hirt, Aloys (1759–1837) Archäologe, Professor für Archäologie seit 1810 an der Berliner Universität, Mitbegründer der Berliner Museen 5170. An Aloys Hirt (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Sonntag, 5. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 569 5174. An Aloys Hirt. Berlin, Dienstag, 7. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 570 Hochwächter, Christoph Ludwig von (1769–1838) Mann der Pauline von Hochwächter, Herr auf Groß und Klein Miltzow *4910. Von Christoph von Hochwächter. Donnerstag, 20. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 313 *4946. An Christoph von Hochwächter. Berlin, Montag, 21. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 357 Hörz, Johann seit 1819 Kalkant an der Dreifaltigkeitskirche 4839. Von Johann Hörz. Berlin, Montag, 8. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 244

Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel

LXIII

Hopffgarten, Caroline Rosine Gräfin von (1788–1860) Geb. von Reuß, geschiedene von Odeleben, seit 1814 Frau des Dom- und Kammerherrn Graf Karl Ludwig von Hopffgarten zu Freiberg (1780– 1828) *4904. Von Caroline Rosine Gräfin von Hopffgarten. Berlin, Sonnabend, 15. 1. 1820 oder früher . . . . . . . 306 Hufeland, Christoph Wilhelm (1762–1836) Arzt, seit 1801 Leiter der Berliner Charité und Leibarzt der Königin Luise von Preußen 4722. Von Christoph Wilhelm Hufeland. Berlin, Sonntag, 21. 3. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 4729. An Christoph Wilhelm Hufeland (auch von der philosophischen Klasse). Berlin, Mittwoch, 31. 3. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 Humboldt, Wilhelm von (1767–1835) Schriftsteller, Sprachphilosoph und preußischer Bildungsreformer, Bruder des Alexander von Humboldt *5074. An Wilhelm von Humboldt. Berlin, Freitag, 14. 7. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 494 *5075. Von Wilhelm von Humboldt. Berlin, Freitag, 14. 7. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 494 Israel, Friederike (1777–1829) geb. Stenzler, Freundin Schleiermachers aus dem Schwedisch-Pommernschen Freundeskreis 4889. Von Friederike Israel. Zwischen 1814 und 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 294 Jenchen, August Garnisonprediger in Schweidnitz 4753. Von August Jenchen. Schweidnitz, Sonnabend, 15. 5. 1819

. . . . . . . . . . . . 108

Jonas, Ludwig (1797–1859) Theologe, Schüler, Freund und Nachlassverwalter Schleiermachers; Prediger, Kirchenpolitiker und Politiker in Berlin 4699. An Ludwig Jonas. Berlin, Sonntag, 24. 1. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27

LXIV

Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel

5029. Von Ludwig Jonas. Wusterhausen, Sonntag, 7. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . 438 Just, Samuel (gest. 1826) Musiker, heiratete Sophia Caroline Schleyermacher, Halbschwester Schleiermachers *5023. Von Samuel Just. Biala, vor dem 6. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 434 *5039. An Samuel Just. Berlin, Sonnabend, 20. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . 459 *5040. Von Samuel Just. Biala, Sonnabend, 20. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 459 Karsten, Johann Heinrich Gottlieb (1793–1865) 1817 Lehrer am Friedrich Wilhelm-Gymnasium in Berlin, 1819 Archidiakon in Züllichau *4937. Von Johann Heinrich Gottlieb Karsten. Vor dem 16. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 348 *5077. An Johann Heinrich Gottlieb Karsten. Berlin, Sonntag, 16. 7. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 501 Kathen, Charlotte (Lotte) von (1777–1850) geb. von Mühlenfels, Salonnière auf Rügen, Frau des Karl Ludwig Emanuel von Kathen, Schwester der Henriette Schleiermacher 4934. An Charlotte von Kathen. Berlin, Montag, 14. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 346 *4952. Von Charlotte von Kathen. Vor dem 28. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 360 Klamroth Person in Greifswald, möglicherweise Vater des Studenten Heinrich Klamroth *4924. Von Klamroth. Greifswald, vor dem 7. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . 337 *4927. An Klamroth. Berlin, Montag, 7. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 338 Koch, Georg Friedrich Pädagoge in Stettin *4925. Von Georg Friedrich Koch. Stettin, vor dem 7. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 337

Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel

LXV

Kühne, Gottlieb Friedrich (1765–1830) seit 1793 Pfarrer in Grünefeld *5011. Von Gottlieb Friedrich Kühne. Grünefeld, Sonnabend, 22. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . 423 Laue, Georg Friedrich Gotthelf (1750–1826) 1795–1801 Kriegs- und Steuerrat in Eberswalde, Vater von Gustav Laue *4876. An Georg Friedrich Gotthelf Laue. Berlin, Sonntag, 12. 12. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 281 Laue, Gustav Leopold Sigismund (geb. 1798) zum Sommersemester 1818 in Berlin für Theologie immatrikuliert, Schleiermacherhörer 5121. Von Gustav Laue. Eberswalde, vor dem 15. 9. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . 529 5122. An Gustav Laue. Berlin, Dienstag, 19. 9. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 531 5124. An Gustav Laue. Berlin, Mittwoch, 20. 9. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 535 Lichtenstein, Martin Karl Hinrich (1780–1857) 1811 Professor der Zoologie an der Universität Berlin 5150. An Martin Karl Hinrich Lichtenstein. Berlin, Montag, 16. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 553 Lücke, Gottfried Christian Friedrich (1791–1855) seit 1818 Professor der Theologie in Bonn *4714. An Friedrich Lücke. Berlin, Montag, 8. 3. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4730. Von Friedrich Lücke. Großbodungen, Sonnabend, 10. 4. 1819 . . . . . . . . . 4787. An Friedrich Lücke. Berlin, Sonnabend, 17. 7. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4793. Von Friedrich Lücke. Bonn, Freitag, 23. 7. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4810. An Friedrich Lücke. Bonn, Dienstag, 24. 8. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4983. Von Friedrich Lücke. Bonn, Dienstag, 28. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

46 77 162 174 195 395

LXVI

Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel

5057. An

Friedrich Lücke. Berlin, Dienstag, 20. 6. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 475 5073. Von Friedrich Lücke. Bonn, Donnerstag, 13. 7. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . 492 Marheineke, Philipp Konrad (1780–1846) Professor der Theologie in Erlangen, seit 1807 in Heidelberg, 1811 in Berlin 4897. An Philipp Konrad Marheineke. Berlin, Freitag, 7. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 301 5100. An Philipp Konrad Marheineke. Berlin, Sonntag, 13. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 517 Marot, Samuel (1770–1865) reformierter Theologe, 1808 Prediger an der Neuen Kirche in Berlin, 1816 auch Superintendent 5061. An Samuel Marot (auch von Konrad Gottlieb Ribbeck). Berlin, Donnerstag, 22. 6. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . 478 5104. An Samuel Marot. Berlin, Montag, 21. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 519 Medem, Heinrich Philipp Baron von Quästor der Universität Berlin 4864. Von Heinrich Philipp Baron von Medem. Berlin, Sonntag, 28. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4872. Von Heinrich Philipp Baron von Medem. Berlin, Mittwoch, 8. 12. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4877. Von Heinrich Philipp Baron von Medem. Berlin, Dienstag, 14. 12. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4899. Von Heinrich Philipp Baron von Medem. Berlin, Freitag, 7. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4954. Von Heinrich Philipp Baron von Medem. Berlin, Mittwoch, 1. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4969. Von Heinrich Philipp Baron von Medem. Berlin, Mittwoch, 15. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5022. Von Heinrich Philipp Baron von Medem. Berlin, Mittwoch, 3. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5033. Von Heinrich Philipp Baron von Medem. Berlin, Freitag, 12. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

270 278 282 302 364 377 433 452

Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel

LXVII

5067. Von Heinrich Philipp Baron von Medem. Berlin, Mittwoch, 5. 7. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 487 5072. Von Heinrich Philipp Baron von Medem. Berlin, Mittwoch, 12. 7. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 491 Metzler lebt in Frankfurt am Main, wohl Kaufmann *5055. Von Metzler. Frankfurt am Main, vor dem 17. 6. 1820 . . . . . . . . . 473 Möller, Johann Friedrich (1789–1861) 1815 Diakonus an der Barfüßerkirche in Erfurt, 1829 Pastor, 1843 Generalsuperintendent der Kirchenprovinz Sachsen 4818. Von Johann Friedrich Möller. Erfurt, Dienstag, 14. 9. bis Donnerstag, 7. 10. 1819 208 4838. An Johann Friedrich Möller. Berlin, Montag, 8. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 243 4852. Von Johann Friedrich Möller. Erfurt, Donnerstag, 18. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . 253 Mühlenfels, Friedrich von (1778–1852) Sohn des Bernhard Friedrich Gottlieb von Mühlenfels, Bruder der Henriette Schleiermacher, Herr auf Sissow 4728. Von Friedrich von Mühlenfels. Grimmen, Montag, 29. 3. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 *4734. An Friedrich von Mühlenfels. Berlin, Mittwoch, 14. 4. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84 Mühlenfeld, Gottfried von (1798–1850) Bruder des Ludwig von Mühlenfels *5098. Von Gottfried von Mühlenfels. Stockholm, vor dem 12. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . *5111. An Gottfried von Mühlenfels. Berlin, Dienstag, 29. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5129. Von Gottfried von Mühlenfels. Stockholm, vor dem 26. 9. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . *5138. Von Gottfried von Mühlenfels. Stockholm, vor dem 5. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . *5142. An Gottfried von Mühlenfels. Berlin, Sonnabend, 7. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . .

516 523 538 545 547

LXVIII

Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel

Mühlenfels, Gustav Anton von (1767–1849) Vetter zweiten Grades der Henriette Schleiermacher, Pfandträger Groß-Cordshagen 4887. Von Gustav Anton von Mühlenfels. Stralsund, Freitag, 31. 12. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . *4930. An Gustav Anton von Mühlenfels. Berlin, Donnerstag, 10. 2. bis Montag, 14. 2. 1820 . . 4939. Von Gustav Anton von Mühlenfels. Stralsund, Freitag, 18. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4970. Von Gustav Anton von Mühlenfels. Um den 15. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4993. Von Gustav Anton von Mühlenfels. Stralsund, Freitag, 7. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4999. An Gustav Anton von Mühlenfels. Berlin, Freitag, 14. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5062. Von Gustav Anton von Mühlenfels. Stralsund, Donnerstag, 22. 6. 1820 . . . . . . . . . . . . . . *5109. An Gustav Anton von Mühlenfels. Berlin, Freitag, 25. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5133. Von Gustav Anton von Mühlenfels. Groß Kordshagen, Sonnabend, 30. 9. 1820 . . . . . . . *5146. An Gustav Anton von Mühlenfels. Berlin, Montag, 9. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5159. An Gustav Anton von Mühlenfels. Berlin, Freitag, 27. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5162. Von Gustav Anton von Mühlenfels. Groß Kordshagen, Montag, 30. 10. 1820 . . . . . . . . . 5193. Von Gustav Anton von Mühlenfels. Stralsund, Montag, 27. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . 5195. Von Gustav Anton von Mühlenfels. Stralsund, Montag, 18. 12. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . .

auf

292 339 349 377 404 413 478 522 541 549 560 561 589 591

Mühlenfels, Karoline Christine Friederike von (1779–1824) Frau des Friedrich von Mühlenfels (1778–1852) *4942. An Karoline von Mühlenfels. Berlin, Sonnabend, 19. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . 353 *5097. An Karoline von Mühlenfels (auch von Henriette Schleiermacher). Berlin, Freitag, 11. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 515

Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel

LXIX

Mühlenfels, Ludwig von (1793–1861) Sohn des Gustav Anton von Mühlenfels, Neffe zweiten Grades der Henriette Schleiermacher 4751. An Ludwig von Mühlenfels. Berlin, Mittwoch, 12. 5. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105 Müller, Elise (1782–1849) Tochter des Wilhelm Christian Müller, Musikerin *4833. Von Wilhelm Christian und Elise Müller. Herbst 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 231 *4947. An Elise Müller (auch von Ehrenfried von Willich). Berlin, Dienstag, 22. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 357 5197. Von Wilhelm Christian Müller (auch von Elise Müller an Henriette Schleiermacher). Florenz, Freitag, 29. 12. 1820 bis Montag, 1. 1. 1821 594 Müller, Wilhelm Christian (1752–1831) Musiker, Schriftsteller, Kantor und Pädagoge in Bremen *4833. Von Wilhelm Christian und Elise Müller. Herbst 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4907. Von Wilhelm Christian Müller. Bremen, Sonntag, 16. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5085. Von Wilhelm Christian Müller. Bremen, Dienstag, 1. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5197. Von Wilhelm Christian Müller (auch von Elise Müller an Henriette Schleiermacher). Florenz, Freitag, 29. 12. 1820 bis Montag, 1. 1. 1821

231 306 508

594

Neander, August Johann Wilhelm (1789–1850) 1813 Professor der Theologie in Berlin 5044. An August Neander. Berlin, Montag, 29. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 463 5099. An August Neander. Berlin, Sonnabend, 12. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . 516 Neumann Person in Altlandsberg *5005. Von Neumann. Altlandsberg, Sonnabend, 15. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . 420

LXX

Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel

Nicolovius, Georg Heinrich Ludwig (1767–1839) Theologe, seit 1808 Staatsrat und Konsistorialrat in Berlin *4956. An Georg Heinrich Ludwig Nicolovius. Berlin, vor dem 4. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 366 *4957. Von Georg Heinrich Ludwig Nicolovius. Berlin, Freitag, 3.3. oder Sonnabend, 4. 3. 1820 . . . 366 Niebuhr, Barthold Georg (1776–1831) Historiker, seit 1810 Professor in Berlin und Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften 4727. An Barthold Georg Niebuhr. Berlin, Sonntag, 28. 3. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73 Niemeyer, August Hermann (1754–1828) Pädagoge, Philologe und Dichter, 1784 Professor der Theologie in Halle und Direktor der Franckeschen Stiftungen 4761. Von August Hermann Niemeyer. Halle, Sonnabend, 22. 5. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116 *4763. An August Hermann Niemeyer. Berlin, Dienstag, 1. 6. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116 4815. Von August Hermann Niemeyer. Halle, Freitag, 3. 9. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 205 *4935. An August Hermann Niemeyer. Berlin, Dienstag, 15. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 347 4976. Von August Hermann Niemeyer. Halle, Sonnabend, 18. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 386 5058. Von August Hermann Niemeyer. Halle, Dienstag, 20. 6. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 476 Olshausen, Hermann (1796–1839) Theologe, 1816 Hörer Schleiermachers in Berlin, 1820 Privatdozent in Berlin, 1821 außerordentlicher Professor in Königsberg 4880. An Hermann Olshausen. Berlin, Sonntag, 19. 12. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 284 4903. An Hermann Olshausen. Berlin, Mittwoch, 12. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 305 5050. An Johann Joachim Bellermann und Hermann Olshausen. Berlin, Sonntag, 11. 6. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 468 5051. An Hermann Olshausen und Friedrich Bleek. Berlin, Sonntag, 11. 6. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 469

Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel

LXXI

Perthes, Friedrich Christoph (1772–1843) Buchhändler und Verleger in Hamburg und Gotha, Neffe des Justus Perthes 4829. An Friedrich Christoph Perthes. Berlin, Dienstag, 19. 10. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 228 Pfeffer, Friedrich Gottfried Carl (1784–1845) 1810 Prediger in Aken bei Magdeburg, 1823 in Eggersdorf 4696. Von Friedrich Gottfried Carl Pfeffer. Aken, Freitag, 15. 1. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

21

Philippart, John (um 1784–1874) englischer Millitärschriftsteller 4780. Von John Philippart. London, Juni 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 Plehwe, Johann Rudolf von (1784–1835) Leutnant im 2. Garderegiment in Berlin, Turner, 1819 nach Posen setzt, Patenonkel von Nathanel Schleiermacher 4773. Von Johann Rudolf von Plehwe. Posen, Sonnabend, 19. 6. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4858. Von Johann Rudolf von Plehwe. Posen, Sonntag, 21. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4973. An Johann Rudolf von Plehwe. Berlin, Sonnabend, 18. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . *4984. Von Johann Rudolf von Plehwe. Vor dem 29. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5126. An Johann Rudolf von Plehwe. Berlin, Mittwoch, 20. 9. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5145. Von Johann Rudolf von Plehwe. Glogau, Sonnabend, 7. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . 5180. Von Johann Rudolf von Plehwe. Gnadenfrei, Sonntag, 12.11. bis Dienstag, 14. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

ver-

135 257 379 397 536 548

577

Preußen, Friedrich Wilhelm III. von (1770–1840) Sohn Friedrich Wilhelms II., seit 1797 König von Preußen *5064. An Friedrich Wilhelm III. von Preußen. Berlin, Montag, 26. 6. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 485

LXXII

Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel

*5066. Von Friedrich Wilhelm III. von Preußen. Vor dem 4. 7. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 487 5178. An Friedrich Wilhelm III. von Preußen (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Sonntag, 12. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 574 Preußen, Prinz August von (1779–1843) Sohn von August Ferdinand von Preußen, preußischer General 4781. Von Prinz August von Preußen. Berlin, Sonnabend, 3. 7. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 Prieve Hauptmann, Kommandant der 10. Kompanie der Garde-Artillierie-Brigade in Küstrin *5117. An Prieve. Berlin, Sonntag, 10. 9. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 525 *5144. An Prieve. Berlin, Sonnabend, 7. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . 547 *5165. Von Prieve. Vor dem 1. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 564 *5184. An Prieve. Berlin, Sonnabend, 18. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . 583 Pritzbuer, Friedrich Samuel Theodor (1731–1819) seit 1787 Propst in Garz auf Rügen, vorher Pfarrer in Reinkenhagen, Vater der Charlotte Pistorius 4748. Von Friedrich Samuel Theodor Pritzbuer. Garz, April 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103 *4762. An Friedrich Samuel Theodor Pritzbuer. Berlin, Sonntag, 23. 5. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116 Rabe, Martin Friedrich (1775–1856) Architekt, 1804–1842 Bauinspektor beim Oberhofbauamt in Berlin, 1804–1831 auch Professor an der Bauakademie 5168. An Martin Friedrich Rabe. Berlin, Donnerstag, 2. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . 567 5177. An Martin Friedrich Rabe. Berlin, Sonnabend, 11. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . 573

Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel

LXXIII

Raumer, Karl Georg von (1783–1865) seit 1811 Professor für Mineralogie in Breslau, seit 1811 verheiratet mit Friederike Reichardt, 1820 nach Halle versetzt 4782. Von Karl Georg von Raumer. Breslau, Montag, 5. 7. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 *4800. An Karl Georg von Raumer. Berlin, Dienstag, 3. 8. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181 Rauterberg, Johann Wilhelm (1791–1865) Theologe, 1816/17 Student Schleiermachers, 1820 Pastor An St. Georg in Hamburg *5119. Von Johann Wilhelm Rauterberg. Hamburg, vor dem 12. 9. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . 528 Reichardt, Luise (1779–1826) Komponistin und Chorleiterin in England und Hamburg, Tochter des Johann Friedrich Reichardt aus erster Ehe 4774. Von Luise Reichardt. Deptford, Dienstag, 22. 6. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . 139 *4808. An Luise Reichardt. Berlin, Montag, 9. 8. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192 5127. Von Luise Reichardt. Niendorf, Mittwoch, 20. 9. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . 536 Reimer, Georg Andreas (1776–1842) Verleger und enger Freund Schleiermachers in Berlin 4811. An Georg Andreas Reimer. Bonn, Dienstag, 24. 8. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5021. An Georg Andreas Reimer. Berlin, Dienstag, 2. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5025. An Georg Andreas Reimer. Berlin, Sonnabend, 6. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5094. Von Georg Andreas Reimer. München, vor dem 9. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5153. An Georg Andreas Reimer. Berlin, Mittwoch, 18. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5191. An Georg Andreas Reimer. Berlin, Donnerstag, 23. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . .

195 432 435 514 556 588

LXXIV

Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel

Ritschl, Georg Carl Benjamin (1783–1858) Seit 1810 Diakon an St. Marien in Berlin, 1817 auch Konsistorialrat 4697. Von Carl Ritschl und dem Konsistorium der Provinz Brandenburg (auch an die Berliner Kreissynode). Berlin, Donnerstag, 21. 1. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Sack, Karl Heinrich (1789–1875) seit 1818 Professor der Theologie und Pfarrer in Bonn *4711. Von Karl Heinrich Sack. Februar 1819 oder früher 4746. An Karl Heinrich Sack. Berlin, um den 28. 4. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97 *4949. Von Karl Heinrich Sack. Bonn, vor dem 24. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 357 5001. An Karl Heinrich Sack. Berlin, Sonnabend, 15. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . 414 *5092. Von Karl Heinrich Sack. Montag, 7. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 514 Sartorius, Ernst Wilhelm Christian (1797–1859) Theologe, 1819 Repetent in Göttingen, 1821 ao. Professor, 1821 o. Professor in Marburg, 1825 in Dorpat *5059. Von Ernst Sartorius. Göttingen, um den 20. 6. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . 477 Savigny, Friedrich Karl von (1779–1861) Jurist, seit 1808 in Landshut und seit 1810 in Berlin, Kollege F. Schleiermachers 5107. An Johann Georg Tralles, Johann Elert Bode, Friedrich Karl von Savigny und Philipp Karl Buttmann. Berlin, Mittwoch, 23. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 521 Schardius Frau aus Rügenwalde *5095. Von Frau Schardius. Rügenwalde, vor dem 9. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . 514 Schede, Caroline (1784–1834) geb. Wucherer, Freundin Schleiermachers, seit 1811 Frau des Karl Wilhelm Ludwig Schede (1774–1838) 4844. An Caroline Schede. Berlin, Montag, 15. 11. 1819 oder früher . . . . . . . . . 248

Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel

LXXV

Schlatter, Cleophea (1797–1860) später verheiratete Zahn, christliche Dichterin 4783. Von Cleophea Schlatter. Sankt Gallen, Montag, 5. 7. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . 158 Schlegel, Daniel W. Sohn des Dom-Kirchendieners Schlegel, Invalide 4982. Von Daniel W. Schlegel. Berlin, Montag, 27. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 394 Schlegel, Samuel (geb. 1780) Seminarist am Lehrerseminar, Militärängehöriger, Invalide, 1820 Kirchendiener an der Dreifaltigkeitskirche 4991. Von Samuel Schlegel (auch an das Vorstandskollegium der Dreifaltigkeitsgemeinde). Berlin, Donnerstag, 6. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 403 Schleiermacher, Johann Carl (Charles) (1772–1843) Schleiermachers Bruder, Apotheker in Schmiedeberg *4926. Von Carl Schleiermacher. Schmiedeberg, vor dem 7. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . *4938. Von Carl Schleiermacher. Schmiedeberg, Mittwoch, 16. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . *4948. An Carl Schleiermacher. Berlin, Dienstag, 22. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5000. Von Carl Schleiermacher. Schmiedeberg, Freitag, 14. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . *5007. Von Carl Schleiermacher. Dienstag, 18. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5017. An Carl Schleiermacher. Berlin, Sonnabend, 29. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . *5031. Von Carl Schleiermacher. Vor dem 9. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5093. An Carl Schleiermacher. Berlin, Dienstag, 8. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5114. An Carl Schleiermacher. Berlin, Freitag, 1. 9. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5139. Von Carl Schleiermacher. Schmiedeberg, vor dem 6. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . *5140. Von Carl Schleiermacher. Schmiedeberg, Freitag, 6. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . .

337 349 357 414 421 431 449 514 525 545 546

LXXVI

Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel

Schleiermacher, Friederike Charlotte (Lotte) (1765–1831) Erzieherin und Lehrerin in Gnadenfrei und Habendorf, Friedrich Schleiermachers Schwester, 1813 Umzug nach Berlin, 1814–16 Erzieherin in Potsdam, dann wieder in Berlin 4809. An Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Kassel, Andernach und Bonn, Montag, 16.8. bis Montag, 23. 8. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192 4812. Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher (auch an Henriette Schleiermacher). Berlin, Freitag, 27.8. bis Sonnabend, 28. 8. 1819 . . 197 *4817. Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Berlin, um den 7. 9. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 208 4962. Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Berlin, Montag, 6. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 371 Schleiermacher, Karl (Junior) (geb. um 1797) Sohn des Carl Schleiermacher *5112. An Karl Schleiermacher (Junior). Berlin, Dienstag, 29. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 523 *5115. Von Karl Schleiermacher (Junior). Küstrin, Freitag, 1. 9. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 525 *5116. An

Karl Schleiermacher (Junior). Berlin, Sonntag, 10. 9. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 525

*5185. An

Karl Schleiermacher (Junior). Berlin, Sonnabend, 18. 11. 1820

. . . . . . . . . . . . . . . . 583

Schlichtegroll, Adolf Heinrich Friedrich von (1765–1822) 1787 Gymnasiallehrer und Bibliothekar in Gotha, 1807 Generalsekretär der Münchener Akademie der Wissenschaften, 1812 Präsident, 1813 geadelt *5128. Von Friedrich von Schlichtegroll und der Münchener Akademie der Wissenschaften. München, vor dem 26. 9. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . 537 Schmidt, Theodor Karl ab 1816 Gymnasiallehrer in Langensalza *5049. Von Theodor Schmidt. Erfurt, vor dem 9. 6. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 468

Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel

LXXVII

Schrötter, Ferdinand Freiherr von (1785–1863) Sohn Carl Wilhelm Freiherr von Schroetters aus erster Ehe, in Marienwerder, Schwiegersohn Johann Christoph Wedekes *5160. An Ferdinand Freiherr von Schrötter. Berlin, Freitag, 27. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 560 5163. Von Ferdinand Freiherr von Schrötter. Marienwerder, Montag, 30. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . 563 Schultz, Christoph Ludwig Friedrich (1781–1834) Jurist, Philologe, Freund Goethes und Georg Reimers, ab 1809 Staatsrath in Berlin, 1819–1824 Regierungsbevollmächtigter bei der Berliner Universität 4898. An Friedrich Schultz. Berlin, Freitag, 7. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 301 *4905. Von Friedrich Schultz. Berlin, vor dem 16. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 306 *4906. An Friedrich Schultz. Berlin, Sonntag, 16. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 306 4917. Von Friedrich Schultz. Berlin, Sonntag, 23. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 325 *4918. An Friedrich Schultz. Berlin, Donnerstag, 27. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . 326 5169. An Friedrich Schultz (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Sonntag, 5. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 568 5174. An Friedrich Schultz. Berlin, Dienstag, 7. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 570 5175. Von Friedrich Schultz. Berlin, Donnerstag, 9. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . 571 Schwartz, Christian Wilhelm Jurist, Assistenz- und Kammerrat in Rudolstadt, 1828 Kammerpräsident 4879. Von Christian Wilhelm Schwartz. Rudolstadt, Sonnabend, 18. 12. 1819 . . . . . . . . . . . . 284 Schwarz, Friedrich Heinrich Christian (1766–1837) seit 1804 Professor der Theologie und Pädagogik in Heidelberg 4742. Von Friedrich Heinrich Christian Schwarz. Heidelberg, Dienstag, 27. 4. 1819 . . . . . . . . . . . . . . .

92

LXXVIII

Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel

4824. Von Friedrich Heinrich Christian Schwarz. Heidelberg, Sonnabend, 9. 10. 1819 . . . . . . . . . . . . . 216 Schwarz, Adolf Philipp Theodor (1777–1850) Neffe der Marianne Regina von Willich, 1814 Pfarrer in Wiek auf Rügen 5130. Von Theodor Schwarz. Wiek, Dienstag, 26. 9. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 538 Sederholm, Karl Theodor (1789–1867) Philosoph und Theologe, 1817 Pastor in Charkow, 1820 entlassen, ab 1821 Lehrer in Moskau *5053. Von Karl Sederholm. Charkow, vor dem 14. 6. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . 472 Seiler, Georg Christoph Wilhelm (1769–1860) 1801–55 Pfarrer in Vehlefanz *5147. Von Wilhelm Seiler. Vehlefanz, vor dem 10. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . 549 Sibbern, Frederick Christian (1785–1872) dänischer Philosoph 4961. Von Frederick Christian Sibbern. Kopenhagen, Sonnabend, 4. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . 369 4980. An Frederick Christian Sibbern. Berlin, Freitag, 24. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 390 Sotzmann, Daniel Friedrich (1754–1840) Kartograph in Berlin 4777. An Daniel Friedrich Sotzmann (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Sonntag, 27. 6. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143 Stappenbeck, Johann Bernhard Bürgermeister von Perleberg, Vater Wilhelm und Adolf Stappenbecks *5009. Von Johann Bernhard Stappenbeck. Perleberg, Freitag, 21. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 422 *5018. An Johann Bernhard Stappenbeck. Berlin, Sonnabend, 29. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . 431

Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel

LXXIX

Steffens, Henrich (1773–1845) norwegischer Naturphilosoph, seit 1804 Professor in Halle, 1811 in Breslau, 1832 in Berlin, Freund F. Schleiermachers 4733. Von Henrich Steffens. Breslau, um den 13. 4. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 4749. Von Henrich Steffens. Breslau, Sonnabend, 8. 5. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . 104 *4765. An Henrich Steffens. Berlin, Mittwoch, 2. 6. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117 4778. Von Henrich Steffens. Breslau, Sonntag, 27. 6. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144

Süvern, Johann Wilhelm (1791–1860) Philologe und Pädagoge, Lehrer in Berlin, seit 1809 Staatsrat in der Unterrichtsabteilung des Innenministeriums, seit 1817 des Kultusministeriums 5192. An Johann Wilhelm Süvern (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Sonnabend, 25. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . 589

Teichmann, Johann Valentin (1791–1860) Theaterhistoriker und Intendant, ab 1816 angestellt im Büro der Generalintendentur der königlichen Schauspiele Berlin 5014. An Johann Valentin Teichmann. Berlin, Sonntag, 23. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 425

Tholuck, Friedrich August Gottreu (1799–1877) Theologe, 1817–1820 Schleiermacherhörer in Berlin, 1820 Dozent und 1823 Professor in Berlin, seit 1825 Professor der Theologie an der Universität Halle 5101. An August Tholuck. Berlin, Sonntag, 13. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 517

Tieck, Ludwig (1773–1853) Dichter 5149. An Ludwig Tieck. Berlin, Sonntag, 15. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 552

LXXX

Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel

Tiemann, Johann Christian (1752–1821) 1774 Prediger in Dannigko, 1814 Superintendent in Gommern *4743. Von Johann Christian Tiemann. Vor dem 28. 4. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

93

Tralles, Johann Georg (1763–1822) Mathematiker und Physiker, seit 1804 Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Berlin und seit 1810 ordentlicher Professor für Mathematik an der Berliner Universität 5102. Von Johann Georg Tralles. Berlin, Mittwoch, 16. 8. 1820 oder früher . . . . . . . . 518 5107. An Johann Georg Tralles, Johann Elert Bode, Friedrich Karl von Savigny und Philipp Karl Buttmann. Berlin, Mittwoch, 23. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 521 Trützschler, Friedrich Christoph von (1768–1830) 1810 Vizepräsident des Kammergerichts in Berlin, 1819 Geheimer Oberrevisionsrat am rheinischen Revisions- und Kassationshof in Berlin, 1827 Präsident des Kammergerichts *4916. An Friedrich Christoph von Trützschler. Berlin, Sonntag, 23. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 325 Twesten, August Detlev Christian (1789–1876) seit 1814 Professor der Theologie in Kiel 4718. An August Twesten. Berlin, Sonntag, 14. 3. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4790. Von August Twesten. Kiel, Dienstag, 20. 7. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4821. An August Twesten. Bonn, Donnerstag, 30. 9. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4823. Von August Twesten. Kiel, Sonntag, 3. 10. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4834. Von August Twesten. Kiel, Montag, 1. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4951. Von August Twesten. Kiel, Sonntag, 27. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5016. Von August Twesten. Kiel, Montag, 24. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

48 166 212 215 232 358 429

Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel

LXXXI

5027. An

August Twesten. Berlin, Sonnabend, 6. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 436 5084. Von August Twesten. Kiel, Montag, 31. 7. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 506

Unbekannt (Korrespondenz mit nicht identifizierten Personen) 4738. Von Unbekannt. Vor dem 19. 4. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 *4764. Von Unbekannt. Vor dem 2. 6. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117 *4896. Von Unbekannt (Schany?). Donnerstag, 6. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 300 *4950. Von Unbekannt (Schany?). Donnerstag, 24. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 358 Vassalli-Eandi, Antonio Maria (1761–1825) Physiker, Universitätsprofessor und Direktor des Observatoriums und des naturhistorischen Museums in Turin, Sekretar der Turiner Akademie der Wissenschaften 4791. Von Antonio Maria Vassalli-Eandi. Turin, Mittwoch, 21. 7. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171 4865. An Antonio Maria Vassalli-Eandi. Berlin, Mittwoch, 1. 12. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 270 4878. Von Antonio Maria Vassalli-Eandi. Turin, Mittwoch, 15. 12. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 283 Veit, Simon (1754–1819) Bankier in Berlin, erster Mann der Dorothea Schlegel, geb. Mendelssohn (geschieden 1799) 4694. An Simon Veit. Berlin, Mittwoch, 13. 1. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 Voß, Luise Sophie Caroline Gräfin von (1729–1814) geb. Gräfin von Berg, seit 1800 Frau des August Ernst Graf von Voß *4687. Von Luise Gräfin von Voß. Vor dem 2. 1. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4688. An Luise Gräfin von Voß. Berlin, Sonnabend, 2. 1. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . .

9 9

LXXXII

Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel

*4857. Von Luise Gräfin von Voß. Gievitz, vor dem 21. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 257 4862. An Luise Gräfin von Voß. Sonntag, 28. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 265 Weigel, Johann August Gottlob (1773–1846) Bruder Carl Christian Leberecht Weigels, Inhaber der Verlagsbuchhandlung C. Weigel in Leipzig, 1795–1838 auch Universitätsproklamator *5186. An August Weigel. Berlin, Sonnabend, 18. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . 583 Weiß, Christian Samuel (1780–1856) Mineraloge, Privatdozent in Leipzig, 1808 Professor der Mineralogie in Leipzig, 1810 in Berlin, 1815 auch Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften 4794. An Christian Samuel Weiß (auch von Philipp Konrad Marheineke). Berlin, Mittwoch, 28. 7. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 176 Wernicke (Herr) arbeitet in der Verwaltung der Berliner Universität *4958. Von Herrn Wernicke. Berlin, Sonnabend, 4. 3. 1820 oder früher

. . . . . . . . 366

Wette, Wilhelm Martin Leberecht de (1780–1849) Theologe, seit 1807 Professor in Heidelberg, seit 1810 in Berlin (1819 abgesetzt), seit 1822 in Basel 4831. An Wilhelm Martin Leberecht de Wette (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Montag, 25. 10. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 230 4837. Von Wilhelm Martin Leberecht de Wette. Weimar, Sonntag, 7. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 240 *4848. An Wilhelm Martin Leberecht de Wette. Berlin, Dienstag, 16. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 250 4859. Von Wilhelm Martin Leberecht de Wette. Weimar, Sonntag, 21. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . 258 4867. Von Wilhelm Martin Leberecht de Wette. Weimar, Freitag, 3. 12. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 272 4873. Von Wilhelm Martin Leberecht de Wette. Weimar, Mittwoch, 8. 12. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . 279

Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel

*4875. An *4919. An 4940. Von *4959. An 4966. Von 5042. Von 5137. Von *5187. An 5198. Von

LXXXIII

Wilhelm Martin Leberecht de Wette. Berlin, Sonnabend, 11. 12. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . Wilhelm Martin Leberecht de Wette. Berlin, Sonnabend, 29. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . Wilhelm Martin Leberecht de Wette. Weimar, Freitag, 18. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wilhelm Martin Leberecht de Wette. Berlin, Sonnabend, 4. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wilhelm Martin Leberecht de Wette. Weimar, Sonnabend, 11. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . Wilhelm Martin Leberecht de Wette. Weimar, Dienstag, 23. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wilhelm Martin Leberecht de Wette. Weimar, Mittwoch, 4. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . Wilhelm Martin Leberecht de Wette. Berlin, Sonnabend, 18. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . Wilhelm Martin Leberecht de Wette. Weimar, Sonnabend, 30. 12. 1820 . . . . . . . . . . . . . . .

281 326 350 367 374 461 544 583 600

Wiggers, Gustav Friedrich (1777–1860) seit 1810 Professor der Theologie und Direktor des pädagogischen Seminars in Rostock *4735. An Gustav Wiggers. Berlin, Mittwoch, 14. 4. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84 Willich, Ehrenfried von (1807–1880) Sohn der Henriette Schleiermacher (verwitwete von Willich) und des Ehrenfried (Senior) von Willich, Stiefsohn F. Schleiermachers; später Jurist 4806. An Ehrenfried von Willich (auch von Henriette Schleiermacher). Berlin, um den 8. 8. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 191 *5081. Von Ehrenfried von Willich. Prenzlau, vor dem 26. 7. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 504 *5091. Von Ehrenfried von Willich (auch an Henriette Schleiermacher). Poseritz, Sonnabend, 5. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . 513 5096. An Ehrenfried von Willich (auch von Henriette Schleiermacher). Berlin, Donnerstag, 10. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . 515

LXXXIV

Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel

Willich, Margarethe Dorothea (Doris) von geb. Bokelmann, verw. Simon, dritte Ehefrau des Heinrich Christoph von Willich *4736. An Heinrich Christoph und Dorothea (Doris) von Willich (auch von Henriette Schleiermacher). Berlin, vor dem 18. 4. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84 Willich, Heinrich Christoph von (1759–1827) Pastor in Sagard auf Rügen, Bruder von Henriette Schleiermachers erstem Ehemann Ehrenfried von Willich *4736. An Heinrich Christoph und Dorothea (Doris) von Willich (auch von Henriette Schleiermacher). Berlin, vor dem 18. 4. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84 4737. Von Heinrich Christoph von Willich. Sagard, Sonntag, 18. 4. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 4819. Von Heinrich Christoph von Willich. Sagard, Sonntag, 19. 9. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 210 *4965. An Heinrich Christoph von Willich. Berlin, Freitag, 10. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 373 5068. Von Heinrich Christoph von Willich. Sagard, Mittwoch, 5. 7. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 488 Willich, Maria Christiane Luise von (1767–1849) Schwester von Schleiermachers verstorbenem Freund Ehrenfried von lich, Schwägerin seiner Frau Henriette (verw. von Willich) 4716. An Luise von Willich. Vor dem 14. 3. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4719. Von Luise von Willich. Poseritz, Sonntag, 14.3. bis Dienstag, 23. 3. 1819 . . 4741. Von Luise von Willich. Sagard, Sonntag, 25. 4. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4747. Von Luise von Willich. Poseritz, Freitag, 30.4. bis Sonnabend, 1. 5. 1819 . . 4881. An Luise von Willich. Berlin, Sonntag, 19. 12. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4928. Von Luise von Willich. Vor dem 9. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5015. Von Luise von Willich. Poseritz, Sonntag, 23.4. bis Freitag, 28. 4. 1820 . . .

Wil-

47 51 90 101 285 338 426

Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel

LXXXV

*5028. An

Luise von Willich (auch von Henriette Schleiermacher). Berlin, vor dem 7. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 438 5052. Von Luise von Willich. Putzar, Dienstag, 13. 6. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 469 5076. Von Luise von Willich. Stubbenkammer, Poseritz und Sagard, Sonnabend, 15. 7. bis Sonnabend, 25. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . 495

Windischmann, Karl Joseph Hieronymus (1775–1839) Arzt und Philosoph, 1803 Professor für Philosophie und Geschichte in Aschaffenburg, ab 1818 Professor an der neu gegründeten Universität Bonn *4869. An Karl Joseph Hieronymus Windischmann. Berlin, wohl Montag, 6. 12. 1819 oder früher . . . . . 274 4933. Von Karl Joseph Hieronymus Windischmann. Bonn, Sonnabend, 12. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 344 *5087. An Karl Joseph Hieronymus Windischmann. Berlin, Donnerstag, 3. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 509 Wobeser, Frau von Frau Rittmeister, Herrin auf Gut Labuhn, wohl Schwiegertochter des Franz Dietrich von Wobeser (1730–1807), der 1784 Gut Labuhn erwarb *5060. Von Frau von Wobeser. Labuhn, vor dem 21. 6. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 477 *5105. An Frau von Wobeser. Berlin, Montag, 21. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 520 Z., O. korrespondiert 1819 mit Schleiermacher über die Liturgie und die Synodalverfassung. 4769. Von O. Z. Berlin, Sonnabend, 5. 6. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125 *4807. An O. Z. Berlin, Montag, 9. 8. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192 Zeh, Christian Lorenz (1780–1843) Pfarrer und Konsistorialrat in Rudolstadt, 1827 Generalsuperintendent 4912. Von Christian Zeh. Rudolstadt, Donnerstag, 20. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . 314

LXXXVI

Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel

Zimmermann, Ernst Christoph Philipp (1786–1832) seit 1816 Hofprediger in Darmstadt, Herausgeber der Allgemeinen Kirchenzeitung *4814. Von Ernst Zimmermann. Darmstadt, Donnerstag, 2. 9. 1819 . . . . . . . . . . . . . . 204 Briefwechsel mit Institutionen Akademie der Wissenschaften (in Berlin), Geldverwendungsausschuss 4994. An den Geldverwendungsausschuss. Berlin, Montag, 10. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 406 Akademie der Wissenschaften (in Berlin), historisch-philologische Klasse 4913. An die historisch-philologische Klasse. Berlin, um den 20. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 316 Akademie der Wissenschaften in München *5128. Von Friedrich von Schlichtegroll und der Münchener Akademie der Wissenschaften. München, vor dem 26. 9. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . 537 Konsistorium der Provinz Brandenburg 4697. Von Carl Ritschl und dem Konsistorium der Provinz Brandenburg (auch an die Berliner Kreissynode). Berlin, Donnerstag, 21. 1. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . .

24

Kultusministerium (Preußen) 4720. An das Kultusministerium (auch von der historisch-philologischen Klasse der Akademie). Berlin, Donnerstag, 18. 3. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 4792. An das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Freitag, 23. 7. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172 4827. An das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Montag, 18. 10. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 222 4830. An das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Mittwoch, 20. 10. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . 229

Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel

4832. An

4849. An

4866. An

4874. An

4882. An

4883. An

4892. An

4971. An

5012. An

5020. An

5024. An

5032. An

5043. An

LXXXVII

das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Sonnabend, 30. 10. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Mittwoch, 17. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . das Kultusministerium (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Donnerstag, 2. 12. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Donnerstag, 9. 12. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Donnerstag, 23. 12. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Donnerstag, 23. 12. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . das Kultusministerium (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Sonntag, 2. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Sonnabend, 18. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Mittwoch, 23. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Dienstag, 2. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Sonnabend, 6. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Freitag, 12. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Montag, 29. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

231

250

271

280

286

288

297

378

423

432

434

450

463

LXXXVIII

Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel

5045. An

das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Dienstag, 30. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5063. An das Kultusministerium (auch von dem Reorganisationsausschuss). Berlin, Freitag, 23. 6. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5078. An das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Mittwoch, 19. 7. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5106. An das Kultusministerium (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Mittwoch, 23. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5141. An das Kultusministerium (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Sonnabend, 7. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5151. An das Kultusministerium (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Dienstag, 17. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5154. An das Kultusministerium (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Donnerstag, 19. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . 5155. An das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Mittwoch, 25. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5157. An das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Donnerstag, 26. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . 5161. Von dem Kultusministerium. Berlin, Montag, 30. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5166. An das Kultusministerium (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Mittwoch, 1. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5167. An das Kultusministerium (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Donnerstag, 2. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5171. An das Kultusministerium (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Montag, 6. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

464

480

501

520

546

553

557

557

559 560

564

566

569

Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel

5176. An

5189. An

LXXXIX

das Kultusministerium (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Sonnabend, 11. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . 571 das Kultusministerium (auch von August Boeckh und der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Montag, 20. 11. bis Donnerstag, 30. 11. 1820 585

Theologische Fakultät (Berlin) 4884. An die Theologische Fakultät. Berlin, Donnerstag, 23. 12. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . 4921. An die Theologische Fakultät. Berlin, Montag, 31. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5013. An die Theologische Fakultät. Berlin, Sonntag, 23. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5041. An die Theologische Fakultät. Berlin, Sonntag, 21. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5083. An die Theologische Fakultät. Berlin, Montag, 31. 7. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5088. An die Theologische Fakultät. Berlin, Freitag, 4. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5089. An die Theologische Fakultät. Berlin, Sonnabend, 5. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . .

289 330 424 460 505 509 510

Amtlicher Briefwechsel nach Tätigkeitsfeldern Akademie der Wissenschaften (Berlin) 4720. An das Kultusministerium (auch von der historisch-philologischen Klasse der Akademie). Berlin, Donnerstag, 18. 3. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 4722. Von Christoph Wilhelm Hufeland. Berlin, Sonntag, 21. 3. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 4729. An Christoph Wilhelm Hufeland (auch von der philosophischen Klasse). Berlin, Mittwoch, 31. 3. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 4777. An Daniel Friedrich Sotzmann (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Sonntag, 27. 6. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143

XC

Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel

4791. Von Antonio Maria Vassalli-Eandi. Turin, Mittwoch, 21. 7. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4841. An Karl Heinrich Frentzel. Berlin, Freitag, 12. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4842. Von Karl Heinrich Frentzel. Berlin, Sonnabend, 13. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . 4843. An Karl Heinrich Frentzel. Berlin, Sonntag, 14. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4845. Von Karl Heinrich Frentzel. Berlin, Montag, 15. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4846. An Karl Heinrich Frentzel. Berlin, Montag, 15. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4856. Von Karl Heinrich Frentzel. Berlin, Sonnabend, 20. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . 4865. An Antonio Maria Vassalli-Eandi. Berlin, Mittwoch, 1. 12. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4866. An das Kultusministerium (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Donnerstag, 2. 12. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4878. Von Antonio Maria Vassalli-Eandi. Turin, Mittwoch, 15. 12. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4886. An Karl Heinrich Frentzel. Berlin, Montag, 27. 12. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4890. An Hans Graf von Bülow (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Sonntag, 2. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4891. An Karl Heinrich Frentzel. Berlin, Sonntag, 2. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4892. An das Kultusministerium (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Sonntag, 2. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4901. An Karl Freiherr von Stein zum Altenstein (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Montag, 10. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4913. An die historisch-philologische Klasse. Berlin, um den 20. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4956. An Georg Heinrich Ludwig Nicolovius. Berlin, vor dem 4. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

171 246 246 247 248 249 256 270

271 283 291

295 296

297

303 316 366

Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel

*4957. Von Georg Heinrich Ludwig Nicolovius. Berlin, Freitag, 3. 3. oder Sonnabend, 4. 3. 1820 . . . *4978. An Karl Freiherr von Stein zum Altenstein. Berlin, Dienstag, 21. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *4979. Von Karl Freiherr von Stein zum Altenstein. Vor dem 24. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4994. An den Geldverwendungsausschuss. Berlin, Montag, 10. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5063. An das Kultusministerium (auch von dem Reorganisationsausschuss). Berlin, Freitag, 23. 6. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5074. An Wilhelm von Humboldt. Berlin, Freitag, 14. 7. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *5075. Von Wilhelm von Humboldt. Berlin, Freitag, 14. 7. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5102. Von Johann Georg Tralles. Berlin, Mittwoch, 16. 8. 1820 oder früher 5106. An das Kultusministerium (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Mittwoch, 23. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5107. An Johann Georg Tralles, Johann Elert Bode, Friedrich Karl von Savigny und Philipp Karl Buttmann. Berlin, Mittwoch, 23. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5110. An Philipp Karl Buttmann. Berlin, Montag, 28. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5134. An Karl Freiherr von Stein zum Altenstein. Berlin, Montag, 2. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5141. An das Kultusministerium (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Sonnabend, 7. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5151. An das Kultusministerium (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Dienstag, 17. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5152. An Karl Freiherr von Stein zum Altenstein (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Mittwoch, 18. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5154. An das Kultusministerium (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Donnerstag, 19. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . .

XCI

366 389 389 406

480 494 494

520

521 522 542

546

553

554

557

XCII

Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel

5166. An

das Kultusministerium (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Mittwoch, 1. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5167. An das Kultusministerium (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Donnerstag, 2. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5168. An Martin Friedrich Rabe. Berlin, Donnerstag, 2. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5169. An Friedrich Schultz (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Sonntag, 5. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5170. An Aloys Hirt (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Sonntag, 5. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5171. An das Kultusministerium (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Montag, 6. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5173. An Aloys Hirt. Berlin, Dienstag, 7. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5174. An Friedrich Schultz. Berlin, Dienstag, 7. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5175. Von Friedrich Schultz. Berlin, Donnerstag, 9. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5176. An das Kultusministerium (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Sonnabend, 11. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . 5177. An Martin Friedrich Rabe. Berlin, Sonnabend, 11. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . 5178. An Friedrich Wilhelm III. von Preußen (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Sonntag, 12. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5189. An das Kultusministerium (auch von August Boeckh und der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Montag, 20. 11. bis Donnerstag, 30. 11. 1820 5191. An Georg Andreas Reimer. Berlin, Donnerstag, 23. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . 5192. An Johann Wilhelm Süvern (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Sonnabend, 25. 11. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . .

564

566 567

568

569

569 570 570 571

571 573

574

585 588

589

Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel

Kirche 4697. Von Carl Ritschl und dem Konsistorium der Provinz Brandenburg (auch an die Berliner Kreissynode). Berlin, Donnerstag, 21. 1. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . *4750. An J. Berg. Berlin, vor dem 10. 5. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4759. Von J. Berg. Berlin, Dienstag, 18. 5. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4802. An Friedrich Herzberg. Berlin, Freitag, 6. 8. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4839. Von Johann Hörz. Berlin, Montag, 8. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4982. Von Daniel W. Schlegel. Berlin, Montag, 27. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4991. Von Samuel Schlegel (auch an das Vorstandskollegium der Dreifaltigkeitsgemeinde). Berlin, Donnerstag, 6. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5061. An Samuel Marot (auch von Konrad Gottlieb Ribbeck). Berlin, Donnerstag, 22. 6. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5104. An Samuel Marot. Berlin, Montag, 21. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Universität 4792. An

4794. An

4827. An

4828. An

4830. An

das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Freitag, 23. 7. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christian Samuel Weiß (auch von Philipp Konrad Marheineke). Berlin, Mittwoch, 28. 7. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Montag, 18. 10. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karl Freiherr von Stein zum Altenstein (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Dienstag, 19. 10. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Mittwoch, 20. 10. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . .

XCIII

24 105 114 183 244 394

403 478 519

172

176

222

224

229

XCIV

4831. An

4832. An

4840. Von 4849. An

4853. Von 4854. An 4855. An 4860. An 4864. Von 4872. Von 4874. An

*4876. An 4877. Von 4880. An 4882. An

4883. An

4884. An

Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel

Wilhelm Martin Leberecht de Wette (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Montag, 25. 10. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Sonnabend, 30. 10. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Donnerstag, 11. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Mittwoch, 17. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Freitag, 19. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Sonnabend, 20. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Sonnabend, 20. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Dienstag, 23. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heinrich Philipp Baron von Medem. Berlin, Sonntag, 28. 11. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heinrich Philipp Baron von Medem. Berlin, Mittwoch, 8. 12. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Donnerstag, 9. 12. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . Georg Friedrich Gotthelf Laue. Berlin, Sonntag, 12. 12. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heinrich Philipp Baron von Medem. Berlin, Dienstag, 14. 12. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hermann Olshausen. Berlin, Sonntag, 19. 12. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Donnerstag, 23. 12. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Donnerstag, 23. 12. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . die Theologische Fakultät. Berlin, Donnerstag, 23. 12. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . .

230

231 245

250 254 254 255 262 270 278

280 281 282 284

286

288 289

Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel

4898. An 4899. Von 4902. An 4903. An *4905. Von *4906. An 4917. Von *4918. An 4921. An *4924. Von *4925. Von *4927. An 4945. An 4954. Von *4958. Von 4964. Von 4967. An 4968. An 4969. Von

Friedrich Schultz. Berlin, Freitag, 7. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heinrich Philipp Baron von Medem. Berlin, Freitag, 7. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johann Joachim Bellermann. Berlin, Mittwoch, 12. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hermann Olshausen. Berlin, Mittwoch, 12. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . Friedrich Schultz. Berlin, vor dem 16. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Friedrich Schultz. Berlin, Sonntag, 16. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Friedrich Schultz. Berlin, Sonntag, 23. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Friedrich Schultz. Berlin, Donnerstag, 27. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . die Theologische Fakultät. Berlin, Montag, 31. 1. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klamroth. Greifswald, vor dem 7. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . Georg Friedrich Koch. Stettin, vor dem 7. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klamroth. Berlin, Montag, 7. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Montag, 21. 2. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heinrich Philipp Baron von Medem. Berlin, Mittwoch, 1. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wernicke. Berlin, Sonnabend, 4. 3. 1820 oder früher Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Donnerstag, 9. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Montag, 13. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . August Boeckh. Berlin, Montag, 13. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heinrich Philipp Baron von Medem. Berlin, Mittwoch, 15. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . .

XCV

301 302 305 305 306 306 325 326 330 337 337 338 356 364

373 375 376 377

XCVI

4971. An

4987. Von 4989. An 4995. An 4997. An 4998. Von 5006. Von 5008. An *5009. Von 5012. An

5013. An *5018. An 5020. An

5022. Von 5024. An

5030. Von 5032. An

Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel

das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Sonnabend, 18. 3. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . August Boeckh. Berlin, Sonnabend, 1. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Mittwoch, 5. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . August Boeckh. Berlin, Dienstag, 11. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karl Freiherr von Stein zum Altenstein. Berlin, Donnerstag, 13. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Donnerstag, 13. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Montag, 17. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Freitag, 21. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johann Bernhard Stappenbeck. Perleberg, Freitag, 21. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Mittwoch, 23. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . die Theologische Fakultät. Berlin, Sonntag, 23. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johann Bernhard Stappenbeck. Berlin, Sonnabend, 29. 4. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Dienstag, 2. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heinrich Philipp Baron von Medem. Berlin, Mittwoch, 3. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Sonnabend, 6. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Montag, 8. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Freitag, 12. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

378 401 402 407 412 413 420 421 422

423 424 431

432 433

434 449

450

Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel

XCVII

5033. Von Heinrich Philipp Baron von Medem. Berlin, Freitag, 12. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5034. An Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Sonnabend, 13. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5035. An Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Sonnabend, 13. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5041. An die Theologische Fakultät. Berlin, Sonntag, 21. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5043. An das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Montag, 29. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5044. An August Neander. Berlin, Montag, 29. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5045. An das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Dienstag, 30. 5. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5046. An Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Sonnabend, 3. 6. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5050. An Johann Joachim Bellermann und Hermann Olshausen. Berlin, Sonntag, 11. 6. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5051. An Hermann Olshausen und Friedrich Bleek. Berlin, Sonntag, 11. 6. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5067. Von Heinrich Philipp Baron von Medem. Berlin, Mittwoch, 5. 7. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5070. An Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Montag, 10. 7. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5072. Von Heinrich Philipp Baron von Medem. Berlin, Mittwoch, 12. 7. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5078. An das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Mittwoch, 19. 7. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5083. An die Theologische Fakultät. Berlin, Montag, 31. 7. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5088. An die Theologische Fakultät. Berlin, Freitag, 4. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5089. An die Theologische Fakultät. Berlin, Sonnabend, 5. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5099. An August Neander. Berlin, Sonnabend, 12. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . .

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XCVIII

Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel

5100. An

Philipp Konrad Marheineke. Berlin, Sonntag, 13. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5101. An August Tholuck. Berlin, Sonntag, 13. 8. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5121. Von Gustav Laue. Eberswalde, vor dem 15. 9. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . 5122. An Gustav Laue. Berlin, Dienstag, 19. 9. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5124. An Gustav Laue. Berlin, Mittwoch, 20. 9. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5150. An Martin Karl Hinrich Lichtenstein. Berlin, Montag, 16. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5155. An das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Mittwoch, 25. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5157. An das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Donnerstag, 26. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . 5161. Von dem Kultusministerium. Berlin, Montag, 30. 10. 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Briefwechsel Januar 1819 bis Dezember 1820

4686. Von Joachim Christian und Wilhelmine Gaß. Breslau, Freitag, 1. 1. bis Sonnabend, 2. 1. 1819 Breslau, den 1 Jan. 1819.

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Das alte Jahr habe ich doch müßen verstreichen laßen, so ungerne ich wollte, ohne Dir zu schreiben, was mir schon lange am Herzen lag. Dafür soll aber auch das neue mit diesem Briefe an Dich angefangen werden. Freilich bist Du, mein theuerster Freund den ich habe, meinen Gedanken und meinem Herzen immer gleich nahe, und es mag nicht leicht ein Tag vergehn, ohne mir etwas von Dir zu vergegenwärtigen, oder etwas von Dir zu lesen. Denn das gehört doch immer zu dem besten, was ich habe und was ich in mein etwas buntes und vielgestaltiges Wirken als seine innere Zusammenstimmung zu legen vermag. Darum sei mir vor Allen auch heute gegrüßt, Du Herrlicher und Lieber, und wenn ich heute den Vater unsres Herrn um etwas Gutes und ihm wohlgefälliges angerufen habe, so war auch das dabei, daß er es Dir mit Deinem Wirken in dem Reiche Seines Sohnes wolle gelingen laßen und Dich erfreuen mit einem langen Leben und mit dem Wohlsein der Deinigen. Herzlich verlangt mich oft, Dich ein Mal zu sprechen; aber ich sehe noch nicht, wie ich es möglich mache, wenn Du nicht etwa nach Schlesien kommst. Doch will ich die Hoffnung keinesweges aufgeben, es sei denn, daß Du etwa den nächsten Sommer nach Bonn reisen mögtest, was mir zu weit ist. Auch will ich nicht Pläne machen für die Zukunft, was auf alle Weise unsicher ist; aber auch nichts übersehn, was meinen Wunsch begünstigen kann. | D e n 2 t e n . Mit diesen Zeilen war gestern der Anfang im Schreiben gemacht, als die lieben Neujahrsbesuche mich unterbrachen. Inzwischen kam auch Dein lieber Brief an, der mich allerdings über mein langes Schweigen beschämt, uns aber auch einen so frohen Abend gemacht hat, daß Wilhelmine ordentlich begeistert ward und, was ihr lange nicht mehr begegnet ist, sogleich einen Vers machte, den ich Dir beilegen werde. Frei4686. Überlieferung: H: BBAW, SN 287/1, Bl. 123–126; D: Schleiermacher: Briefwechsel mit Gaß, S. 161–166 (gekürzt). Mit einer Einladung in Versform von Wilhelmine Gaß.

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Brief 4686

lich hast Du geschrieben, liebster Schleiermacher und ich fand, als ich aus dem Bade kam, Deinen Brief vor, darneben aber auch so viel aufgehobne Arbeit, daß ich seitdem fast immer zu krüpeln hatte, um wenigstens einen leidlichen Jahresabschluß machen zu können. Dies Mal also bin ich der Säumige. Ueber die wunderliche Turnfehde glaubte ich auch würdest Du längst unterrichtet sein, denn Schmehling hatte mir mal gesagt, er wolle Reimer ausführlich davon Nachricht geben, welches also auch nicht geschehen sein muß. Ich könnte Dich nun an Steffens verweisen, der Dir genug davon vorschreien wird; aber den eigentlichen Zusammenhang weiß er selbst nicht; nicht bloß darum weil er selbst so wüthend Partei genommen, sondern weil er, sobald der Teufel der Eitelkeit ihn reitet, weder hört noch sieht. Daher will ich Dir einige Hauptpunkte mittheilen, die seine Erzählung rektificiren und wie ich glaube den Zusammenhang der dummen Geschichte am meisten klar machen. Die Denunciation des Turnens und daß Masmann in Breslau angestellt sei u.s.w. an den | König hat zum Urheber den Präsidenten Kiekhöfer in Liegnitz und ist wohl entstanden aus Neid gegen Merkel, aus Haß gegen das Consistorium und aus Eitelkeit, sich auf Schmalzische Weise einen Orden zu verdienen, neben bei auch wohl seine ehemahlige Freundschaft für die Franzosen, deren Creatur er war, vergeßen zu machen. Denn ein andrer Grund bleibt nun nicht weiter übrig nachdem die Untersuchung gezeigt hat, daß auf der Ritterakademie wie allenthalben die Turner grade die fleißigsten und tüchtigsten unter den jungen Leuten sind. – Hier in Breslau ist der Streit allerding vorbereitet durch Paßows Buch und durch einige Debatte darüber in der philomathischen Gesellschaft. Aber das ist auch wieder alles, was man mit Bestimmtheit darüber sagen kann, und weit mehr Ursachen dazu liegen in der Opposition des Magistrats gegen die Königlichen Behörden, in dem noch immer fortdauernden Haß gegen die herberufnen Fremden und in der vermeinten Zurükksetzung der Einheimischen. Auch mag man wohl glauben, das nichtswürdige Betragen der Stadt Breslau im Jahr 13 und den Tumult gegen das Landwehredikt durch ein solches patriotisches Gewäsch wohlfeilen Kaufs gut machen zu können. – Mehr aber als dies alles hat freilich die Maurerei Theil an diesem wunderlichen Lärm. Denn schon ehe dieser anging, untersagten auswärtige und einheimische Maurer ohne alle weitere Veranlaßung ihren Kindern das Turnen und sämmtliche Turnfeinde, vielleicht Steffens allein ausgenommen, sind Maurer. Man weiß, daß der Gegenstand in den Logen verhandelt wird und eine Rede, die der Prorektor des Magdalenäums in der 57 glauben] gleiben

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Schule gehalten, ist zuvor in der Loge gelesen. – Andrer Seits ist nun durch die umständliche Untersuchung, womit Merkel beauftragt war und worüber die Akten bereits eingeschikkt sind, genügend | erwiesen, wie grundlos alle vorgebrachten Anschuldigungen gegen das Turnen sind, geringfügige Unbesonnenheiten abgerechnet, so daß für die gute Sache selbst wohl nichts zu besorgen ist. Davon ist aber auch kaum die Rede. Denn willst Du dies alles zusammen nehmen mit dem, was ich nach meiner nunmehr achtjährigen Erfahrung und Beobachtung aller hiesigen Verhältniße sonst noch reichlich hinzufügen könnte, Du würdest Dich leicht überzeugen, daß das Turnen nur ein leerer Vorwand, ein vorgeschobener Name und der eigentliche Streit der ist: ob die Freimaurer mit ihrer Philisterei, oder die redlichen Freunde des Guten mit ihrer tüchtigen Gesinnung herrschen oder in ihrem Streben gelten sollen. Dies ist auch Merkels Ansicht und er hat sich darüber – ganz unter uns gesagt – officiell so herrlich und kräftig ausgesprochen, daß ich ihm Hände und Füße hätte küßen mögen, als er es mir vorlas. Eben das ist bei mehreren Gelegenheiten auch im Collegio geschehen und da die Maurer dies wissen, so ist er der Gegenstand ihres wüthenden Haßes. Von ihnen kommt auch gewiß das Gerede, daß er seinen Abschied nehmen will, woran er zur Zeit Gottlob nicht denkt; daß aber in Berlin daran gearbeitet werden mag, ist wohl mehr als wahrscheinlich: wie ich denn glaube herausgebracht zu haben, daß Rosenstiel, Link, vielleicht auch Langermann hierbei wenigstens als Zwischenträger dienen. Vor 8 Tagen ging das Gerücht, Merkel solle nach Königsberg an Auerswalds Stelle gesezt und der Graf Hardenberg sein Nachfolger werden. Dies hieße freilich ihn gradezu verabschieden; aber ich kann es nicht glauben, denn etwas so offenbar ungerechtes und für Schlesien so unendlich nachtheiliges mögte doch weder beim StaatsCanzler, noch bei dem Könige durchzusetzen sein. Mit der Maurerei wird es fast arg und sie dringt krebsartig in alle Verhältniße ein. | Hier mögen leicht bei 2000 Mitglieder sein; man kann sich vor dem Gesindel kaum retten und bergen; doch hoffe ich, wir erleben noch das Ende dieser Nichtswürdigkeit, denn ich denke, es muß damit bald zu einer Entscheidung kommen und was jezt geschieht sind die lezten Anstrengungen sich zu halten. Nur muß man ja keine Furcht zeigen, sondern überall einen kräftigen Widerstand. Die hiesige Regierung stekkt ganz voll und im Consistorio sind noch 3 nachdem Wachler sich auf eine lobenswürdige Weise davon losgesagt hat. Einen ordentlichen tüchtigen Kopf aber finde ich nicht darunter und auch sonst nur wenige, die ich ihnen mißgönne. Schweigen können sie auch nicht, einer verräth den andern und es ließe sich manches herausbringen, wenn man sich darauf legen wollte. Lange haben sie sich wenigstens in einer Loge mit 3 Dingen

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Brief 4686

beschäftigt, mit der Wartburgsgeschichte, mit dem Turnen und mit Deinem Spinosismus, wie du denn überhaupt nicht die Ehre hast sonderlich bei ihnen angeschrieben zu sein. Ich weiß nicht, ob sich der alte Plunder in Berlin auch so wiederlich macht; wäre es, desto beßer, er würde so viel eher auseinander fallen. – An der eigentlichen Turnfehde habe ich einen nähern Antheil zu nehmen, keine Veranlaßung gehabt. Sie brach aus als ich im Carlsbade war und da sich die philomathische Gesellschaft förmlich in 2 Parteien darüber gespalten hatte, so nahm ich, allem Parteiwesen in solchen Dingen abhold, keinen weitern Theil daran, und habe vielleicht dadurch der guten Sache am meisten genüzt. – Von Steffens Benehmen hierbei mögte ich lieber ganz schweigen, da ich ihn auch in seiner großen Schwäche lieb habe und meine, daß man ein wankendes Rohr nicht zerbrechen müße. Freilich hat es mir nicht gelingen wollen, ihn von Unbesonnenheiten zurükkzuhalten, wenn er auch bitterlich weinte, aber wie ist dem zu helfen, der seine Schwäche nicht kennt! Daß er über das Turnen seine eigne Meinung hat und diese vertheidigen will; wer mag das | tadeln, selbst in dieser Einseitigkeit, da er es ohne Kenntniß der Sache selbst, auf seine Weise konstruirt, wie er es für seine Wiederlegung haben will. Aber wer mag auch vertheidigen, daß er sich der Partei der Schlechten zugänglich gemacht und sich zu ihrem Gewehrsmann hingegeben hat. An seinen Karrikaturen – ein übel gewählter Titel zu dem Buch – hat mir auch nichts gefallen, als der Abschnitt über die Preßfreiheit, wiewohl er viel zu breit ist, wie alles andre. Kaum kann man sich des Gedankens erwehren, das Buch sei für Geld geschrieben, nebenbei aber auch, sich der Partei der politischen Paläologen zu nähern und dem Adel und dem Militair angenehmes zu sagen. Diese Richtung hat er schon seit der Wartburgsgeschichte genommen und ich weiß ihn kaum gegen den Vorwurf zu rechtfertigen, daß er sich dort für übergangen ansieht. Vielleicht bringt Ihr ihn dort auf einen beßern Weg, wenigstens will ich das herzlich wünschen. Doch endlich genug von allen diesen Dingen, um noch Raum zu behalten für andre. Deinen schönen Aufsatz im ReformationsAlmanach habe ich mit großer Freude gelesen und danke Dir gewiß mit vielen andern für das klare reine Licht, das Du über den Gegenstand verbreitet hast. Man mögte sich fast ärgern, das nicht auch gefunden zu haben, und das ist das eigentliche Merkmal des Wahren. Dies Jahrbuch hat mir überhaupt beßer gefallen als das erste, denn eigentlich ist nur die Kleinigkeit von Heeren ganz gehaltlos, der Aufsatz von de Wette, obgleich ihm die Einheit fehlt und er willkührlich abbricht, recht brav. Mit dem ist auch wohl eine Widergeburt vorgegangen, die ich allerdings auf Deine Rechnung bringen mögte. Wie dem auch sei, ich habe mich sehr über seinen christlichen Sinn gefreut, auch

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das Buch für das Januarheft der theologischen [Annalen] angezeigt und noch 2 andre Recensionen dazu gegeben, die Du wohl leicht herausfinden wirst, wenn Dir das Journal zur Hand kommt. Daß Du mit Ernst an Deine Dogmatik denkst, ist vortreflich. Daß es Noth thut dies Studium zu erwekken, das doch der Mittelpunkt der ganzen Theologie ist, weißt Du | beßer als ich, aber daß es auch durch niemand anders geschehen kann, als durch Dich, glaub ich, weiß niemand beßer als ich. Sonst wäre ich wohl schon mit einer Einleitung zu einer wissenschaftlichen Darstellung des Christenthums unter den beiden Formen der Dogmatik und Moral hervorgerükkt. Aber ich wußte, es würde nicht tüchtig genug sein um einzugreifen in das Ganze des theologischen Studiums, und darum hab ich es gelaßen. Ueber den Brief an die Epheser mögte ich Dich wohl sprechen. Ich habe ihn kürzlich auch gelesen und es ist mir geschichtlich zweifelhaft, ob er wohl an die Epheser sein und somit die Ueberschrift echt sein könne. Ob ich ihn gleich nicht mit andern eben für den Inbegriff des ganzen Christenthums halten mögte, was doch mit gleichem Recht von andern Paulinischen Briefen auch gesagt werden kann, so ist mir doch das gewaltige Ringen des Gedankens mit der Sprache immer höchst interessant gewesen und daher hab ich ihn für eine der frühesten Arbeiten des Apostels und für das Werk eines noch ungeübten Stils in dieser Gattung gehalten. Ich kann auch nicht leugnen, ich mögte ihn so ungerne dem Apostel abgesprochen sehen und will ihn gleich, sobald es möglich ist, noch ein Mal darauf lesen. Wie bist Du mit unsres Schulz Bearbeitung des Hebräer Briefes zufrieden? Hast Du wohl hinein gesehen? Ich dächte die Einleitung wäre recht brav, die Uebersetzung aber könnte viel beßer sein. Sein Recensent in den theologischen Annalen (Schultes) meint gar, dies sei der für verloren gehaltne Brief an die Laodicäer; so etwas Wunderliches ist mir doch nicht vorgekommen. Von den Provinzialsynoden, deren bei uns dreie sein sollen, kann ich Dir noch nichts sagen, da die Creissynoden noch nicht ein Mal alle gehalten sind, und das Ministerium mit seinen Anordnungen wieder in die kürzesten Tage gerathen ist und die längsten hat verstreichen laßen. Da wir noch keine Generalsuperintendenten haben, so sind für die ProvinzialSynoden 3 Präsides ernannt, Bail, Worbs und Letsch in Hirschberg, die beiden ersten vom Ministerio, der dritte von uns. Eine dieser Synoden in Breslau halten zu laßen, haben wir absichtlich vermieden, damit das Ministerium nicht glauben soll, als wollten wir darauf einwirken. Bei Euch wird also Ribbeck den Vorsitz haben; schreib mir doch, ob er gewählt, oder dazu 146 angezeigt] Angezeigt

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ernannt ist. Das | Ministerium ist doch in seinen Anordnungen ganz unsicher und alle Mühe wäre umsonst, wenn man von ihm etwas tüchtiges erwarten wollte. Mit meinem Jahrbuch hab ich mir bei diesen Herren auch wohl keinen Dank verdient, wie ich aus manchen Reskripten merke, obgleich der Minister selbst mir sehr artig geantwortet hat. Ich kann den Leuten aber nicht helfen und werde mich auch nicht stören laßen. – Die hiesige Stadtsynode wird sich auch, wie ich von weitem höre, wieder gegen die Union erklären, doch hat Wunster bei dieser Gelegenheit auf einer Lutherischen Kanzel – zum ersten Mal seit der Reformation – gepredigt und das ist hier zu Lande schon etwas. Uebrigens hab ich hier die Reformirten in Verdacht, daß sie die Union noch weniger wollen als die Lutherischen. Sollten wir nicht, wozu es freilich noch das Ansehn hat, zu einem eignen akademischen Gottesdienst kommen, so würde ich vorschlagen, die Universität vereinigte sich mit der reformirten Gemeine; so erhielte die Union einen festen Mittelpunkt, an welchen sich gewiß bald eine ordentliche Gemeinde ansetzen sollte. Ich sehe sonst nicht, wie hier die träge Anhänglichkeit am Alten zu überwinden ist. Das Beichtgeld kann doch nicht ewig bleiben. Daß es sich nebst allen Akzedenzien auch bei den Lutherischen abschaffen läßt, davon hat uns die Gemeinde zu Landeshut ein rühmliches Beispiel gegeben. Ich habe dort die ganze Kirchenanstalt neu begründet, und die Gemeinde ist meinen Wünschen höchst bereitwillig entgegengekommen, denn von Ostern an hört dort alles Beichtgeld und Akzidenz auf und es tritt eine fixe Besoldung der 3 Geistlichen an Geld und Naturalien ein. In einer reichen Stadt wie Breslau müßte das noch eher möglich sein, wenn die Leute vernünftig wären. Die Menschen sind hier sonst gut, wenn man sie ordentlich behandelt; ich werde noch wohl hier und anderwärts ehnliche Versuche machen, aber ich kann nur selten reisen, auch nicht alles allein ausrichten. Hast Du ordentliche Nachrichten von der Synode in Herrnhut? Ich hoffe auch noch etwas davon zu erfahren, denn ich werde suchen Albertinis Bekanntschaft zu machen, der nach Gnadenfrei versezt und mir nun viel näher ist, als sonst. – Und nun bin ich mit dem Papier und der Zeit zu Ende. Wie es uns geht, soll Dir Reimer sagen, dem ich auch noch schreiben will, wogegen Du ihm auch aus diesem Briefe mittheilen kannst. Ob Deine Schwester glükklich entbunden ist, hast Du mir auch nicht geschrieben. Tausend Grüße an Euch Alle. Gott mit Euch. Gaß.

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4688. An Luise Gräfin von Voß. Berlin, Sonnabend, 2. 1. 1819 Berlin, den 2ten Januar 1819.

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Damit Sie sehen, gnädigste Freundin, daß Sie Ihre Kerze (denn bei Lampenschein schreiben Sie doch nicht) und Ihre Tinte nicht ganz an mir verlieren, so sende ich Ihnen die gedruckte Predigt die ich dem Küster geschenkt habe. Meinen Saz muß ich aber doch verfechten, wenigstens in dem Maß, daß ich nicht wünsche, daß diejenigen, welche eine Predigt gehört, sie hernach noch lesen – und dies will ich auch von der gegenwärtigen gesagt haben. Zunächst soll ich nun an die über die häuslichen Verhältnisse gehen; die Festpredigten aber sind ja ein altes Versprechen, welches ich selbst gegeben. Warum soll ich aber nicht abwarten, ob mir nicht hie und da noch bessere kommen als die ich schon habe? Mit der Predigt nehmen Sie nun auch unsre besten Wünsche zum neuen Jahr. Wir haben es hier recht fröhlich begonnen. Erst haben wir es eingetrunken und dann eingepredigt; aber das erste geschah auch in frommer Fröhlichkeit. Ich schreibe, weil ich leider fürchten muß, daß Sie heut und morgen noch nicht kommen, und es ist wohl auch gut, daß die Genesende sich erst recht vollkommen erholt, ehe Sie ihr diese Anstrengung zumuthen. Hernach aber, liebste Gräfin, kommen Sie nur ja wöchentlich, wenn Sie irgend können, mir liegt gar sehr daran, daß wir nicht zu allzugroßer Kürze genöthigt werden und ich will, was meine Zeit betrifft, schon Rath schaffen. Machen Sie mir nur meine sogenannten gelehrten Abhandlungen nicht gar zu sehr herunter! ich weiß schon, daß eben nicht allzuviel an ihnen ist, aber ich muß sie doch nun einmal schreiben pflichtmäßig, und also machen Sie mir das Herz nicht gar zu schwer dabei. Ich habe nun eben zwei Tage damit verloren ein paar, die nun gedruckt werden sollen, durch*4687.

Erschlossen aus Brief 4688, Z. 2–4 vom 2. 1. 1819.

4688. Überlieferung: D: Br. 2, 2. Aufl., S. 355 f. Mit einem Predigtdruck („Predigt am 18ten Weinmond 1818 in der Dreifaltigkeits-Kirche gesprochen von D. F. Schleiermacher“, Berlin 1819, KGA III/5, S. 503–512. Der 18. 10. war der Jahrestag der Völkerschlacht von Leipzig).

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Briefe 4688 – 4689

zusehen und auszubessern. Ich tröste mich eben damit, daß, wenn auch nicht der Abhandlungen wegen, es doch vielleicht sonst gut ist, daß ich auch in der Akademie bin, da sie einmal existirt. Bei uns, meine Gnädigste, ist auch Alles in leidlichem Stande; von unsrer leidenden Freundin haben Sie wohl nähere Nachricht. Ich kann nur sagen, daß ich sie gestern leidlich gefunden habe. Ich habe ihr schon wieder einmal einen magnetischen Irrthum nachgewiesen. Sie hatte eine Conjunktion mehrerer Planeten für einen Tag im voraus gefühlt, wo gar keine existirte. Ich habe mich mit den astronomischen Ephemeriden bewaffnen müssen um durchzudringen. Diese Kritik werde ich nicht aufhören zu üben, und wenn ich auch noch so sehr „dick“ gescholten werde. Mir hat sie auch wieder bedenkliche Krisen geweissagt, wenn ich nicht wieder an den Zauberkasten ginge, und zwar grade für die Zeit, wo es mir ziemlich wichtig ist recht frisch auf den Beinen zu sein, sonst hätte ich eigentlich die größte Lust einmal zu trozen und die Erfüllung herauszufordern, aber unter diesen Umständen gehe ich doch lieber hin. Jette und Lotte grüßen auf’s herzlichste; unser Herz und unsre Wünsche sind mit Ihnen.

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4689. Von Ernst Moritz Arndt. Bonn, Freitag, 8. 1. 1819 Bonn den 8n Wintermonds 19. Fröhliches Neujahr heiteres Leben und eine glückliche Main- und Rheinreise dieses Jahr, versteht sich zu uns! Deinen Brief, lieber Bruder, habe ich nicht ohne Erbauung gelesen. Es ließe sich über einige Anspiele und Anklänge deßelben profeßorisch und vorleserisch genug sich ausbreiten. Ich spare das aber alles für die Zeit, wo wir uns einmal wieder Stirn gegen Stirn sehen; da lockt Gelegenheit und Stunde und Blick und Wink einem alles natürlicher vom Herzen, als die Feder und der Brief, die so leicht auch an dem Unschuldigsten Verräther werden können, es vermögen oder dürfen. Sonst sollst du wißen, daß ich mit Gottes Hülfe und Gnade, auch wenn das Schlimmste geschähe, den Gleichmuth ziemlich zu behaupten und auf dem ehrlichen Wege zu bleiben hoffe. Dies Bleiben ist in dieser Zeit freilich kein Leichtes, und den 4689. Überlieferung: H: BBAW, SN 239, Bl. 46 f.; D1: Ernst Moritz Arndt. Ein Lebensbild in Briefen, S. 673–675; D2: Arndt: Briefe 1, S. 673–675.

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Meisten | mislingt es, wahrlich nicht so sehr aus Feigheit und Habsucht als aus Hoffart und Übermuth. Um solche Männer wie Schlegel ist es beim Lichte besehen doch ein Jammer. So ganz alle Spur von Ernst weggefaselt und weggewälscht so gar in Eitelkeit und in Aufblähung über das Elendste und in Anbetung des Nichtigsten verloren, daß es wirklich kaum auszuhalten ist. Von den Neustangekommenen ist mir Nees von Esenbeck der liebste, ein freundliches sinniges Männchen, der recht wie ein Lauscher und Belauscher aussieht. Unser Lücke wird sich auch zu einem hellen festen und muthigen Mann durcharbeiten. Was aber überhaupt aus uns werden und welche Richtung das Ganze nehmen wird, das liegt freilich noch im Schooße der Götter. Jetzt sind unser in allem etwa 16 und der Studenten ungefär so viele, daß auf jeden drittehalb kommen. Ich habe in zwei Vorlesungen, die ich halte (Teutsche Geschichte und Einleitung in die neuere Geschichte) von Studenten in jeder 5, und außerdem noch etwa ein halb Dutzend | Civilisten und Officiere. Die Philologen, von welchen der gutmüthige und humoristische Näcke mir am besten gefällt, haben wie billig fast allein ziemlich volle Auditoria Unser alter lieber Stein hat uns ein großes Geschenk gemacht, seine treffliche Mineraliensammlung, mit einem Briefe, den wir wohl hinter den Spiegel stecken können – freilich werden wir uns auch angreifen müßen seine Wünsche zu erfüllen. Diese soll einer unserer Naturae Curiosorum Ostern abholen kommen. Wir leben sonst ein vergnügtes Leiden – das war verschrieben, es sollte Leben heißen – und fangen an uns wieder zur Frische aufzurichten. Da wir nun die erste schwerste fünfvierteljährige Probe, wie wir meinen, ziemlich vernünftig und doch nicht zu vernünftig, bestanden haben, so wird hoffentlich kein Asmodi mehr zwischen uns kommen können. Wollte es sich schicken und fürchtete ich nicht in meinen Worten zu flüßig zu werden, so könnte ich deine Schwester wohl mal recht vor dir loben. | Unsre gute alte Lotte und deine Jette grüße auf das allerherzlichste von mir und sage ihnen, daß wir uns oft Flügel wünschen, um wie gute Geister uns in der Dämmerstunde mit an euren abendlichen Thetisch zu setzen. Unser Patchen, da es so lieblich und sinnig geschaffen, herze und segne sehr. Der Himmel erhalte euch das helle Kleinödchen! Und nun noch einmal Ade! Grüße alle Freunde, vor allen Reimers und Eichhorns. Dein EMA.

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4690. An Ludwig Gottfried Blanc. Berlin, Sonnabend, 9. 1. 1819 B. d 9t. Jan. 1819 Ihre schöne ObstSendung, lieber Freund hat mich ganz confus gemacht. Ich hatte mir vorgenommen Sie schriftlich um eine solche zu bitten, und Sie mit der Zahlung an Wucherer zu weisen, als dieser noch herkommen wollte. Daß ich das nicht gethan habe weiß ich ziemlich bestimmt, ich glaube also nun daß ich Sie schon mündlich darum gebeten habe, manchmal ist mir aber auch so als müßte es Ihr eigner schöner Einfall gewesen sein. Sezen Sie mich doch darüber aufs klare, und lassen Sie mich vorläufig Ihrer lieben Lotte für die trefliche Besorgung danken. Sie erhalten hiebei eine Predigt welche mein Küster bei meiner Gemeine zum Neujahr überreicht. Ich hatte nicht viel Auswahl, sonst hätte ich wol eine bessere nehmen können. Zum Theil habe ich sie auch deshalb gewählt weil solche Gelegenheitspredigten sonst gar nicht bekannt werden. Die besten die ich im Kriege gehalten sind leider untergegangen. An dieses gar unbedeutende Geschenk will ich aber gleich eine etwas mühsame Bitte anschließen: Ich habe nämlich für eine hiesige Gesellschaft übernommen die beiden Hallischen Lektionskataloge von 1787 herbeizuschaffen. Und wenn die Kataloge selbst | etwa nur im Archiv der Universität oder von Professoren zu haben wären, die sie nicht weggeben wollen dann wenigstens getreulich die AnfangsTermine der Lektionen aus ihnen ausziehen zu lassen. Thun Sie uns die Liebe mir dieses zu verschaffen, und zwar, wenn es Ihnen irgend möglich ist, noch im Laufe dieses Monats Meine Dogmatik ist nun angefangen zu schreiben an drei verschiedenen Enden, Anfang der Einleitung, Anfang des ersten Theils und Anfang des zweiten. Ich fing nemlich erst Mitte Novembers an damit mich mein Geburtstag in diesem großen Werk sollte begriffen finden; damals nun war ich im ersten Theil schon sehr vorgerükt, konnte meine Vorlesungen nicht mehr einholen, und ließ als ich bald darauf den zweiten Theil anfing den ersten liegen um nur im zweiten gleichen Schritt zu halten und das habe ich bis jezt gethan. Vom ersten Theil ist nur die Lehre von der Schöpfung nebst den Anfängen von Engeln und Teufel fertig; und die im Sommerhalbjahr 4690. Überlieferung: H: Jagiellonische Bibliothek Krakau, Handschriften-Abteilung, Schleiermacher; D: Br. 4, S. 243–245 (gekürzt). Mit einem Predigtdruck („Predigt am 18ten Weinmond 1818 in der Dreifaltigkeits-Kirche gesprochen von D. F. Schleiermacher“, Berlin 1819, KGA III/5, S. 503–512. Der 18. 10. war der Jahrestag der Völkerschlacht von Leipzig).

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gelesene Einleitung habe ich nebenher angefangen aber es sind nur einige Paragraphen davon geschrieben. Indeß glaube ich daß das fertige doch 10– 12 Bogen schon beträgt, so daß ich unter 30 Bogen wol nicht abkomme. Der Einfall kam mir in einer recht guten Stunde und ich konnte ihm nicht widerstehen; auch fühle ich mich seitdem ganz besonders frisch und tüchtig und bin mit dem gefertigten ziemlich zufrieden. Die äußere Form ist ganz die gewöhnliche; nur das macht sich wunderlich daß die Hauptsachen fast immer nicht in den §§ stehen | sondern in den Erläuterungen, ich weiß es aber nicht zu ändern; und tröste mich über den Mißstand damit, daß doch nun die Leute ordentlich lesen müssen. Denn der würde bald aufhören der eine flüchtige Uebersicht nehmen und bloß in §§ lesen wollte. Citirt wird nicht viel, und hier manches für das durchschossene Exemplar aufgespart, das nach meinem Tode zum Grunde der 2ten Auflage dienen kann. Was ich aber citire schreibe ich auch ganz hin, denn ich glaube so allein kann es von Nuzen sein. Wenn nichts bedeutendes dazwischenkommt so hoffe ich nun mit Gottes Hülfe das Werk in diesem Jahre zu fertigen, und dann ist Ein großer Stein vom Herzen. So bin ich sowol in mein eignes als in das allgemeine neue Jahr mit frischem Muth und sehr fröhlich eingerükt. Die Studenten beschenkten mich an meinem Geburtstag mit einem schönen silbernen Pokal, der nun an jedem festlichen Tage rund geht, und auch schon an jenem Abend selbst und an Sylvester seine Schuldigkeit gethan hat. Die entfernten Freunde sind dann immer eine der hellest klingenden Gesundheiten. Steffens ist jezt hier. Der arme Freund hat sich durch einige Unbesonnenheiten in seinen Karrikaturen und seinem Turnziel fast unsern ganzen Kreis so aufsäßig gemacht daß die Menschen ihn über alle Gebühr verkennen. Ich scheine der einzige zu sein der sich in sein Wesen so ganz finden kann, daß kein irre werden mehr möglich ist, und darum habe ich ihm auch treulich beigestanden. Er hat mir viel schöne Grüße aufgetragen. Ich habe leider noch nicht dazu kommen können seine Karrikaturen zu lesen sonst hätte ich ihn noch besser vertheidigen können. | Lassen Sie mich doch wissen lieber Freund was Dohlhoff von der ProvinzialSynode berichtet, und wie sich das Ding, wovon ich noch gar keinen rechten Begriff habe, gemacht hat. Die unsrige soll nun erst im Merz sein. Ich muss wol enden um noch zur rechten Zeit fortzukommen. Die schönsten Grüße an alle Freunde. Wie ist es denn mit Gutickes Kind geworden? Von Herzen der Ihrige Schleiermacher Meine Frau grüßt und fragt was Ihr Buch macht?

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Brief 4691

4691. An Immanuel Bekker. Berlin, Sonnabend, 9. 1. bis Dienstag, 19. 1. 1819 A / Monsieur le Professeur Bekker / franco Grenze / Rome / dal Minstro di / Prussia [Rückseite des zweiten Blattes] Berlin d. 9t. Jan. 19 Zuerst, mein lieber Freund, nach so langer Zeit die Geldsachen. Sie hatten Sich freilich die OctoberZahlung zeitig genug bestellt; aber Sie wissen doch daß sie vor dem 1ten October nicht zu haben war. Ich kam erst den 10ten zurük, hatte die Noth mich auf die neuen Vorlesungen taliter qualiter anzuschicken, und wollte da ich Ihre akademischen Gelder mitschicken wollte das Ende der akademischen Ferien und den nächsten Zusammentritt des Geldausschusses erwarten. Dieser verspätete sich aber zu sehr, und mit dem Hin und herschreiben hat sich die Sache so verzögert, daß meine Quittung von Schickler1 erst vom 7ten November datirt ist. Also konnten Sie am 21ten eiusdem das Geld noch nicht haben, und ich habe daher auch keine Nachfrage angestellt. Unterm 20ten December 18 habe ich nun abermals 1066 r 16 g übermacht, von denen ich Ihnen nun Rechenschaft gebe. Es sind die 800 r von der Akademie pro May–December inclusive und die 266 r 16 g Akademisches Gehalt vom 1ten Merz 1817 bis lezten Juni 1818. Nämlich am 1ten Merz 17 ist das Gehalt vakant geworden, die Bewilligung hat sich aber durch die bekannten Streitigkeiten verzögert und im October hatte ich mir die laufenden Quartale vom 1ten Juli ab bis Ende December gehoben. Nun aber muß ich Sie auch bitten mir mit der nächsten Gelegenheit die sich macht Zwei Quittungen zu schicken, die eine über 366 r 16 g akademisches Gehalt vom 1ten Merz 1817 bis ultimo December 1818 und die andere über 1200 r Reisegeld pro Januar–December 1818. Den Stempel um die erste werde ich dann hier umschlagen, die andere hoffe ich soll keines Stempels bedürfen. Jezt habe ich am 2ten Januar 250 r für Sie erhoben Universitäts und akademisches Gehalt, von diesen werde ich die 60 r an Dümler zahlen und das übrige noch eine Weile auf Probe liegen lassen ob etwa eine Anweisung von Ihnen kommt bis die akademische Zahlung auch wieder in Ordnung ist, sonst schicke ich denn 4691. Überlieferung: H: University of Chicago Library, Special Collections Research Center, Immanuel Bekker Papers; D: Schleiermacher: Briefwechsel mit Boeckh und Bekker, S. 97–103. 10 verspätete … und] mit Einfügungszeichen über der Zeile 11 sich] über der Zeile 17 die] folgt ))und** 20 f bis … December] mit Einfügungszeichen über der Zeile 21 ich] korr. aus s 25 Den] folgt )Quitt* 30 sonst] korr. aus sonde

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beides auf dem bisherigen Wege ab. Buttmann ist erst spät im November zurükgekommen und deshalb habe ich Ihre AugustWünsche für Furia und Fontana noch nicht an die Klasse bringen können. Es soll Montag geschehen und ich will den Brief nicht eher absenden bis ich Ihnen das vorläufige melden kann. Sonnabend den 16ten. Am Montag hat die Klasse beschlossen die beiden Correspon|denten vorzuschlagen, aber am Donnerstag, da ich nicht in der Akademie sein konnte, hat Buttmann vergessen die Sache zum Vortrage zu bringen, so daß sie nun wieder Acht Tage hinaus geschoben ist. Die diplomatischen Unterstüzungen welche Sie wünschen habe ich auch schon eingeleitet und hoffe daß alles ehe Sie Rom verlassen in Ihren Händen sein soll. – Die kritischen Untersuchungen über den Aristoteles müssen nun freilich auch beginnen. Auch habe ich schon den Anfang gemacht was ich von akademischer Thätigkeit aufbringen kann darauf zu richten, und denke im nächsten Monat meine Untersuchung über die Ethiken zu endigen und dann eine allgemeine über den Zusammenhang der Bücher anzufangen. Allein ich kann jezt wirklich nicht mehr thun als wozu die Reihe meiner Lesungen mich auffordert. Denn ich bin im Schreiben meiner Dogmatik begriffen, und muß sehr dringende Ursache haben mich davon abzumüßigen, so daß ich auch zum Briefschreiben um so viel weniger komme. Indeß ist es mir wirklich mit Ihnen und der Herz arg gegangen. Ihren Brief aus Florenz vom 10ten erhielt ich natürlich kurz vor meiner Abreise als ich mitten in den Synodalgeschäften saß, und das Feuer mir unter den Sohlen brannte wenn ich das schöne Wetter verstreichen sah. Die Akademie war auch damals schon auseinander gestoben und ich konnte also auch nichts thun. An die Herz wollte ich aus den Salzburger Alpen schreiben. Allein das sind solche Vorsäze! War das Wetter schön gewesen so waren wir tüchtig gegangen und kamen faul ins Quartier (das wir doch auch im Gebirge fern von großen Straßen nirgends so schlecht gefunden haben als Sie es in Italien beschreiben) und waren wir allzuschlechten Wetters wegen gefahren so war mir der Humor auch nicht auserlesen genug um ihn auf die Südseite hinüberzuschicken. So ist es denn unterblieben. In München sind mir die vier Tage auch ziemlich bunt und verworren vergangen. Thiersch habe ich nur so eben oberflächlich kennen gelernt und ein klein wenig von seinem übersezten Pindar gekostet; er war überdies im Ausgehen begriffen, was auch den Menschen nicht genießbarer macht. Nach meiner Rükkunft gab es den Synodalbericht zu machen, sich auf die Collegia vorzubereiten; Buttmann kam erst im November zurük und so verschlenderte sich die Academie. – Auf unsere Präliminarvorschläge hat

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Brief 4691

auch der Minister bis jezt nicht geantwortet. Man sagt er will die philosophische Klasse nicht aufheben um Hegel hineinzubringen. Solche Motion muß man nicht durchgehen lassen, und ich denke wir werden uns nun drauf sezen den Hegel doch nicht aufzunehmen. Wenigstens wenn alle denken wie Savigny und ich geschieht es gewiß nicht. Darüber liegt nun die ganze RegenerationsSache, denn wir können nichts eher thun bis wir auf unsre PräliminarVorschläge beschieden sind. Allerdings geht unser Hauptaugenmerk darauf wie den Klassen über die Gesamtheit[,] so den gemeinschaftlichen Arbeiten über die Abhandlungen das Uebergewicht einzuräumen. Das schlimmere ist nur daß die Mathematiker und Physiker von gemeinschaftlichen Arbeiten nichts wissen wollen. Ich habe indeß da mir diese Parthie zugefallen ist die Sache möglichst auseinanderzusezen und zu vermitteln gesucht. Daß der Schulze aus Coblenz ins Ministerium gekommen ist, und auch Koreff sich so gestellt hat, daß er jeden Augenblik wenn es seine Convenienz erfordert hineintreten kann, wissen | Sie wol schon. Der Räthe werden immer mehr, und es geschieht immer weniger. Jezt sind wir nun alle gespannt auf Uebermorgen weil wirklich etwas von Constitution gesagt werden soll. Wenn der Staatskanzler hätte glauben können wie fast alle Welt vom Gegentheil überzeugt war und gar nichts erwartete so hätte er sich diese eilige Anstrengung erspart; viel kluges fürchte ich wird es doch nicht sein. – Sie sehen ich kann Ihnen nicht so interessante Dinge berichten als Sie mir. Ich habe der Klasse alles irgend für sie bestimmte mitgetheilt. Buttmann scheint eine besondere Lust zu haben Ihre Aristophanea noch vor Ihrer Rükkunft zu besizen, und will Ihnen darüber schreiben. Wenn die gemeinsamen Arbeiten über die Memoiren siegen: so muß auch in den Memoiren der geschichtliche Theil mehr hervortreten, und vorläufige Notizen und interessante Auszüge wären wol für dieselben sehr geeignet. Unser jeziger Band für 1816 und 17 ist in der philosophischen Klasse so arm daß man den Tod derselben voraussehn muß. Eine Abhandlung von Ancillon über die Preßfreiheit und Eine von mir Ueber die Auswanderungsverbote sind alles. Der nächste Jahrgang wird allem Ansehn nach noch ärmer werden, weil meine noch unfertigen Untersuchungen über die drei Ethiken doch auch in die philologische Klasse gehören, und zu etwas anderem werde ich wol dies Jahr nicht kommen.

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Berlin den 19ten. Ich habe nun auch noch den 18ten vorüber gehn lassen um Ihnen die Neuigkeiten dieses berühmten Tages melden zu können. Ei-

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71 Motion] oder: Motive 102 über die] folgt )Nicko*

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nige Leute träumten von Constitutionsprincipien welche sollten bekannt gemacht werden, ja Hirt hatte schon eine völlig ausgearbeitete Constitution in der Tasche aus der er uns so manche Fragmente mit großer Andacht vorgetragen hat. Es ist aber nichts erfolgt. Das bedeutendste sind einige Veränderungen in den Ministerien, Wittgenstein ist Minister des Königlichen Hauses geworden und hat die Polizei an Schuckmann abgegeben, Schukmann dagegen die Ständischen und CommunalSachen aus denen ein neues Ministerium für Humboldt gebildet ist, viele Leute aber sind der Meinung er werde es nicht annehmen. Er hätte sehr Unrecht, denn es wird nur von ihm abhangen es zum wichtigsten unter allen zu machen. Von Kreuzschmerzen und Bandwürmern sollen an diesem Tage in allem nur 80 Menschen geheilt sein, welches sehr wenig ist. – Von den katholischen Kirchensachen verlautet noch nichts. Bartoldy soll in Aachen gesagt haben man habe ihn freilich um seine Meinung in der Sache gefragt, allein es sei ihm doch zu wunderlich vorgekommen, daß ein so junger Christ das Concordat machen sollte. Zum Gesandschaftsprediger in Rom soll wie ich höre nun Boehmer vorgeschlagen sein. Wenn sich Niebuhr nur nicht übereilt diesen Vorschlag anzunehmen. Denn nach allem was ich höre hat sich der Mann in einer solchen Jaenikeschen Orthodoxie versteinert, daß er wol schwerlich in Rom einigen Effect machen kann. Man muß einen wahrhaft frommen aber doch auch freien und lebendigen Menschen hinsezen, keinen einseitig beschränkten. – Die Bonner Universität hat angefangen aber freilich sehr unvollständig. Die Philologie ist durch Heinrich Naeke und Delbrück (der noch immer sehr katholisirt) besezt, und Welker wird noch erwartet. Zahlreicher also als bei uns. Theologische Studenten sind noch immer nicht da gewesen, aber die philosophische Facultät hat gut lesen können indem doch etwa 40 Studenten da waren. Bei uns ist nun Hegel angekommen, und man muß sehn wie es sich auf die Länge hält; Klagen über Unverständlichkeit werden freilich schon gehört, aber vielleicht giebt sich das. Mir ist es lieb daß ich nun meine philosophischen Segel wenigstens einziehen kann so bald ich will. Vor der Hand will ich nun noch im Sommer ein neues Kollegium lesen nämlich Aesthetik; daneben soll meine Dogmatik fertig werden, und weiter will ich nichts thun. – Unserm Brandis danken Sie doch vorläufig gar sehr für seine Zusendung die ich der Klasse mitgetheilt und von der ich auch schon vorläufig einen kleinen Gebrauch gemacht habe in einem Zusaz zu meiner kleinen Abhandlung über diese Scholien. Fände sich nur eine Gelegenheit sie ihm sobald sie gedrukt ist zuzuschicken! Schreiben werde ich ihm sobald seine 121 sei] korr. aus soll

125 daß] folgt )ich* 143 sie] über der Zeile

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Briefe 4691 – 4692

Geldverhältnisse von Seiten der Akademie völlig entschieden sind, worüber bei dem langsamen Gang vielleicht noch 4 Wochen vergehen können. Er traut mir hoffentlich zu daß ich mich bestrebe sie aufs beste zu besorgen. – Die 60 r an Dümmler sind bezahlt und seine Quittung in meinen Händen. 190 r liegen also für Sie noch bei mir. – Tausend Grüße an die Herz, der ich auch bald zu schreiben hoffe. Auch Niebuhr grüßen Sie schön mit seiner Frau und Bunsen. – Wissen Sie wol daß ich noch Neuigkeiten über die deutsche Litteratur von Ihnen erfahren habe? nämlich daß in der Allgemeinen Zeitung etwas über meine Ammonsche Fehde gestanden hat. Die Artikel über Preußen in dieser Zeitung scheinen übrigens immer von boshaften Menschen gemacht zu werden, und Sie werden sie wol gehörig zu würdigen wissen. Die Frau grüßt herzlich und die Kinder auch. Von ganzem Herzen Ihr Schleiermacher 1

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Nämlich über 505 r wovon 400 r Universitätsgehalt, 100 r akademisches beides 160 vom 1ten Juli bis Ende December und 5 r Facultätsgelder.

4692. An Joachim Christian Gaß. Berlin, Sonntag, 10. 1. 1819 Berlin d 10t Jan. 19 Nur in der Geschwindigkeit lieber Freund kann ich Dir mit dem zurükkehrenden Steffens ein Paar Zeilen schreiben als Hülle für die inliegende Predigt die ich dem Küster zu Neujahr geschenkt[.] Ich kann nicht sagen daß ich besonders damit zufrieden wäre, und erst nachdem ich sie gedrukt sah fiel mir ein daß eigentlich jede Zeile ein Stich auf unsern Allergnädigsten Herrn ist; allein ich habe wirklich vorher nicht an ihn besonders gedacht. Die Predigt ist nicht recht sonderlich ausgeführt allein sie hatte den Leuten doch 160 f Nämlich … Facultätsgelder.] mit Einfügungszeichen am linken Rand 400

505] korr. aus

4692. Überlieferung: H: Jagiellonische Bibliothek Krakau, Handschriften-Abteilung, Schleiermacher; D: Schleiermacher: Briefwechsel mit Gaß, S. 166–168 (gekürzt). Mit zwei Exemplaren der „Predigt am 18ten Weinmond 1818 in der Dreifaltigkeits-Kirche gesprochen von D. F. Schleiermacher“, Berlin 1819 (KGA III/5, S. 503–512). Der 18. 10. war der Jahrestag der Völkerschlacht von Leipzig.

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gefallen und mag auch immer ein Wort zu seiner Zeit sein. Auch hatte ich nicht viel Wahl da meine Predigten über die christliche Haustafel besonders sollen gedrukt werden und ich eine Festpredigt, der künftigen Samlung wegen, auch nicht nehmen wollte. Ich schicke Dir noch Ein Exemplar zu beliebigem Gebrauch – Was Steffens betrifft, so hat er einen schweren Stand hier gehabt. Unsere ganze Welt ist ihm aufsässig, und Reimer hat ihm sogar – was ich nun sehr ungerecht und thöricht finde – eine Art von Absagebrief geschrieben, wohl mehr von dem | jungen Volk verleitet als aus eigener Bewegung. Ich bin der einzige, der ihm recht beigestanden hat ohne sein Unrecht zu verkennen, wovon gar vieles von dem wenigstens was ihm hier am meisten zur Last gelegt wird auf die Flüchtigkeit des Schreibens muß gerechnet werden. Er wird Dir wohl allerlei erzählen. Die Karrikaturen habe ich leider immer noch nicht lesen können und darum hat an meiner Vertheidigung eigentlich auch immer etwas gefehlt. Denn ich bin überzeugt es muß doch seine ganze tiefe Gesinnung auch darin sein Mit den Freimaurern ist es hier wol nicht so arg; sie sind hier doch zu sehr gemischt. Aber Breslau ist recht der Ort so etwas zur Karrikatur zu bringen. Daß sie auf mich nicht gut zu sprechen sind ist wol sehr natürlich. Kündigte mir doch nach meiner Antischmalziade Gessler an sie würden eine Fehde mit mir anfangen. Da haben sie sich nun aber doch gehütet. Wegen meines Spinozismus können sie sich ja nun mit dem Christianus Timotheus alliiren. Dieser Streich ist doch so rein abgeglitten daß auch gar nicht die Rede davon gewesen ist. Ribbeck ist zum Präses der ProvinzialSynode ernannt und kann die Protokolle nicht durchackern. Ich für mein Theil habe immer noch keine officielle Nachricht ob ich in die Provinzialsynode komme ohnerachtet ich kein Superintendent bin oder nicht Reimer hat mir Deinen Brief mitgetheilt, der mich recht in Dein häusliches Leben versezt. Gott sei Dank daß nach soviel Stürmen auch wieder Ruhe und Wohlbefinden darin ist. Möchte sich auch Wilhelmine ungestört an dem Gedeihen des kleinen Völkchens freuen können. Könnte ich ihr doch auch einen poetischen Dank sagen für ihre freundliche Einladung. Allein eine Predigt eine Facultätssizung | und eine Katechisation an Einem Vormittage lassen höchstens Freiheit genug zur ungebundenen Rede übrig aber nicht Gehorsam genug zur gebundenen. Ich küsse ihr aber schönstens die Hand dafür daß ich nach so langer Zeit einmal wieder etwas von ihrer Hand gesehen, und wenn sich mein ReiseSchiksal bestimmt entscheidet will ich ihr dann meine Bitten selbst vortragen. Vor der Hand nämlich sieht es sehr danach aus daß wir nach Bonn gehn; versprochen ist es, und es müßte schon ein sehr entschiedenes Hinderniß dazwischen kommen.

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Briefe 4692 – 4696

Bleibt es aber noch dabei so wäre es ja gar zu schön wenn Ihr vorher ein wenig hieher kommen könntet? Es wäre schon der Mühe werth uns alle mit unsern sämtlichen Schäzen und dann auch das öffentliche Leben, in das doch wahrscheinlich bis dahin noch einige neue Elemente kommen einmal wieder anzusehn. Bei mir ist jezt bis auf meine alte im Kränkeln immer zunehmende Lotte alles wohl. Unser jüngstes Mädchen aber ist sehr bedeutend krank gewesen, wahrscheinlich hing es mit der Dentification zusammen, allein die Bakzähne die wir erwarteten sind doch noch nicht durchgebrochen In Deinem Briefe an Reimer thust Du Steffens doch wohl unrecht. Ich habe wenigstens keine Spur daß er eigene Angelegenheiten hier betrieben da sein Reisegesuch nicht nur viel älter ist, sondern er auch zu glauben schien es sei schon ganz in Ordnung. Daß die Schlechten ihn zu den ihrigen zählen wird hoffentlich nicht lange dauern, und es ist doch auch nichts andres als was mir auch begegnet ist in der Ammonschen Geschichte – Nun möchten nur alle Guten immer recht kräftig zusammenhalten, das thut am meisten Noth. Dann wird sich schon alles zum bessern kehren. Gott behüte euch ferner. Behaltet uns lieb. Empfiehl mich auch in Merkels Andenken. Ueber die Luthersstiftung erwarte ich noch das nähere von Dir. Hier bei der Universität sind etwa 120 r jährlich zusammengekommen – und aus Preußen habe ich noch gute Hofnungen Von Herzen der Deinige Schleiermacher

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4693. An Ferdinand Dümmler. Berlin, Mittwoch, 13. 1. 1819 In Auftrag des Herrn Professor Brandis gegenwärtig in Rom übermache ich Ihnen anbei 60 r preußisch Courant auf Abschlag seiner Rechnung, und bitte zugleich um die meinige ergebenst Schleiermacher 13/1. 19 53 einmal] korr. aus mit

wieder] mit Einfügungszeichen über der Zeile

4693. Überlieferung: H: Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, Handschriftenabteilung, acc. ms. 1946.15. Zu Dümmler als Empfänger vgl. Brief 4691, Z. 26–28 an Bekker (9. 1. 1819).

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4694. An Simon Veit. Berlin, Mittwoch, 13. 1. 1819 an Simon Veit 13. Januar (18)19

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Im Auftrag unserer Freundin Herz schickt Schleiermacher Geld an den Bankier Simon Veit. Schleiermacher

*4695. An Philipp Julius Abegg. Berlin, Donnerstag, 14. 1. 1819 Über die vorjährige Reise. Über das Befinden der Familie.

4696. Von Friedrich Gottfried Carl Pfeffer. Aken, Freitag, 15. 1. 1819

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Hochwürdiger Hochgelehrter Herr! Höchstzuverehrender Herr Doctor! Ew. Hochwürden müssen mich nothwendig für einen sehr nachlässigen Mann halten, weil ich auf Ihr verehrtes Schreiben vom September vorigen Jahres nicht, wie Sie wollten, im October sondern erst jetzt 3 Monathe später antworte. Meine einzige Entschuldigung wegen dieser ungebührlichen Säumniß ist die: Ich wollte Ihnen gern das Resultat der UnionsBemühungen in unse4694. Überlieferung: D1: Stargardt Autographen 555 (1961), Nr. 793; D2: Antiquariat Dr. Helmut Tenner 126 (1980), Nr. 671 Laut D1 „E. Br. m.U. O.O. 13.I.1819. 1 S. quer-8o. Mit Adresse. Fleckig und eingerissen.“ Laut D2 „E. Br. m.e.U. ‚Schleiermacher‘, e. Adress. an Simon Veit. 8 Zll. Dat. 13. Januar (18)19. Qu.-8o. [...] Im Falz hinterklebt, kl. Fehlstelle mit Verlust dreier Buchstaben, gebräunt.“ Zitat und Regest aus D2. *4695.

Erschlossen aus Brief 4712, Z. 2–3 vom 3. 3. 1819.

4696. Überlieferung: H: BBAW, SN 349, Bl. 1–3; D: Gerber: Kirchenreform, S. 88 (Erwähnung). Empfangsvermerk: „20t. Jan. 19“.

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Brief 4696

rer Stadt und Provinz melden, und das kann ich erst jetzt, wo ich von den Verhandlungen der Magdeburger ProvinzialSynode einiger Maaßen bin unterrichtet worden. Dadurch wie durch so manches Andere, was geschehen ist, habe ich nun leider die Überzeugung gewonnen, daß in unserer Provinz die Union für jetzt nicht zu Stande kommen wird. Zwar, so viel ich erfahren habe, fehlt es von Seiten der Lutherischen dazu nicht an Bereitwilligkeit; an vielen Orten, selbst in mehrern ganz lutherischen Dörfern, ist der evangelische AbendmahlsKultus eingeführt, und ziemlich überall haben die lutherischen Prediger | zur gänzlichen Vereinigung die Hand geboten. Allein diese dargebotne Hand ist von der andern Seite fast nirgends mit gleicher Bereitwilligkeit angenommen worden; die reformirten Geistlichen und Gemeinen unserer Provinz, so gering ihre Zahl auch gegen die Lutheraner ist, scheinen keinesweges die Ansicht der verehrten Männer ihrer Confession in der Hauptstadt zu theilen, sondern sich in der Opposition zu gefallen, um doch eine eigne abweichende Meinung zu zeigen, und ihr Steifsinn, (sit venia verbo) hat auch die liberalsten Vorschläge verworfen. In unserm Städtchen wünschte ich, daß das Konsistorium selbst die erste Einleitung zur Union machen oder doch seine Geneigtheit dazu unumwunden aussprechen möchte – dann wäre die Sache wahrscheinlich gelungen. – Indeß, wie ich Ihnen bereits gemeldet habe, wir erhielten auf unsere Eingabe keine Resolution, und mußten nun sehen, wie weit Privatunterhandlungen uns führen würden. Allein die hiesige reformirte Gemeine hat die uneigennützigsten und wahrhaft liberalen Anerbietungen des Magistrats und lutherischen Presbyteriums, sich mit uns näher zu verbinden, und alsdann an allen localen und besondern Vortheilen unserer Gemeine gleichen Theil zu haben – gar keiner Antwort gewürdigt. | Der reformirte Prediger hieselbst, Dr. Rommershausen, ein größerer Freund der Physik als der Theologie, ist daran unschuldig, denn eben er foderte uns lutherische Geistliche anfangs auf, zu dem großen Werke der Glaubenseinigung nach Kräften mitzuwirken, und glaubte die Zustimmung seiner Gemeine versichern zu können; er hat sich darin getäuscht, und nun wohl auch seine eignen Ansichten geändert. Genug, Niemand kann sagen, daß wir dabey nicht mit gehöriger Klugheit und Umsicht gehandelt hätten; denn wem soll man mehr Glauben beimessen wegen der Stimmung der Gemeine als eben ihrem Prediger! Auf ähnliche Weise ist es an mehrern Orten gegangen, und darum hat auf der ProvinzialSynode über diesen hochwichtigen Punkt nichts bestimmt werden können.

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Kaum ließ sich auch auf dem Wege, den man eingeschlagen hat, etwas besseres erwarten. Man hatte das schöne Beyspiel des Nassauschen Landes vor Augen. Warum ist man ihm nicht gefolgt? Theilt vielleicht das Ministerium die Besorgnisse des Herrn von Bülow über eine GeneralSynode? Sobald man es den einzelnen Gemeinen überließ: so hatten Eifersucht, Eigennutz und alle Leidenschaften freies böses Spiel, und mancher widersprach bloß aus Stolz, eine eigne abweichende | Meinung haben zu dürfen. Auch im günstigsten Falle konnte auf diesem Wege keine Einheit bewirkt werden, das hat die höchste Behörde gleich zu Anfang einsehen müssen. Aber man wollte Niemand zwingen! Auch jetzt unterwirft sich der Einzelne den Anordnungen der Gemeine, ohne über Zwang zu klagen, und nur vom ritus war ja die Rede; in der Lehre sind wir längst eins; wären wir sonst wohl evangelisch? Verzeihen Sie meine Weitläuftigkeit, es ist so schmerzlich, eine schöne mit aller Innigkeit ergriffne und lang genährte Hoffnung aufgeben zu müssen – Und warum? Bloß wegen des Eigensinns oder des Unverstandes einiger Wenigen von Einfluß – Und doch scheint die Regierung selbst an dem Gelingen zu verzweifeln, mindestens muß man das aus dem tiefen Stillschweigen schließen, das die Zeitungen Berlins und selbst die Konsistoria seit langer Zeit darüber beobachten. Und dennoch ist diese segensreiche Vereinigung möglich und leicht, das beweisen die Brüdergemeinen, wo sie längst besteht, und | denen man, wie man übrigens über sie urtheilen mag, doch wahrlich den Vorwurf des Indifferentismus nicht machen kann. Nun, ich vertraue auf Gott; ist es sein Wille, o so werden noch alle Wolken schwinden, und Brüder eines Glaubens nicht mehr eifersüchtig getrennt sondern liebevoll vereint mit gemeinsamer Kraft allen Ränken und Anfeindungen der Gegner glüklich widerstehen! – Empfangen Sie, Hochwürdiger Herr, meinen herzlichsten Dank für Ihren gütigen Brief, an dem mir alles, bis auf die Schriftzüge theuer und werth ist, und gestatten Sie es, daß ich mit der aufrichtigsten Ehrfurcht mich unterzeichne Ew. Hochwürden ganz gehorsamster Diener Pfeffer. Aken den 15ten Jan. 1819.

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Briefe 4697 – 4698

4697. Von Carl Ritschl und dem Konsistorium der Provinz Brandenburg (auch an die Berliner Kreissynode). Berlin, Donnerstag, 21. 1. 1819 An die hiesige deutsche Synode. (bei dem Herrn Prof. D. Schleiermacher abzugeben) Mit Wohlgefallen haben wir vernommen, daß die hiesigen reformirten Geistlichen sich bereit erklärt haben, die an der Gertraud-Kirche eintretenden Vakanzpredigten gemeinschaftlich mit ihren lutherischen Amtsbrüdern zu übernehmen. Wir sehen dies als einen neuen wichtigen Schritt zur Union an und können nur wünschen, daß diese Einrichtung nicht blos für den gegenwärtigen Fall, sondern auch für die Zukunft Statt finden möge. Da jedoch Mehrere von den lutherischen Predigern mit dieser Veranstaltung nicht ganz einverstanden zu seyn scheinen, sondern Bedenklichkeiten dagegen hegen: so fordern wir hiesige Synode auf, sich ungesäumt zu versammeln, die vorliegende Sache gemeinsam zu überlegen, und uns ihren Beschluß zu berichten. Berlin, 21. Jan. 19. K. Cons. der Pr. Bdbg Hs. Ritschl.

4698. Von Ludwig Gottfried Blanc. Halle, Freitag 22. 1. 1819 Halle den 22t Jan 19. Beyliegendes Blatt ist die ganze Frucht meiner Bemühungen um die Cataloge; weder die Pedelle, noch die Bibliothek, noch der Buchdrucker, noch das 4697. Überlieferung: H: GStA, I. HA, Rep 99, Nr. 36, Bl. 27; D: Geck: Schleiermacher als Kirchenpolitiker, S. 209 (Zitat). 4698. Überlieferung: H: BBAW, SN 253, Bl. 106 f.; D: Gerber: Kirchenreform, S. 88 (Erwähnung). Mit einem Billet von Georg Christian Knapp an Blanc (SN 253, Bl. 108): „Die beiden Lectionscatalogen von 1787. habe ich nicht gefunden: aber aus meinen ZuhörerVerzeichnißen weiß ich mit Gewißheit, daß die Sommerlectionen in gedachtem Jahre am 14. May, und die im Winter den 15. October angegangen sind, und daß diese Tage auch auf beiden Lectionscatalogen gestanden haben. d. 18. Januar. 1819. Knapp.“ – Beantwortungsvermerk: „beantw d. 28t. Apr.“

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Archiv besitzen sie. Der Dr Knapp hat mir endlich noch aus der Noth geholfen, und wenn es nur auf diesen Termin ankam, so glaube ich können Sie Sich vollkommen auf ihn verlassen: er versichert solange er Dozent sey stets mit dem angekündigten Tage seine Vorlesungen wirklich eröfnet zu haben und dies ist genau in seinem Buche bemerkt. Wir haben bey der Gelegenheit herausspeculirt daß Ihnen und andern damals hier studierenden wohl nur in Beziehung auf einen zu haltenden Schmaus an diesen Terminen etwas gelegen ist. Wie kommt Steffens nach Berlin? und wie können die Freunde der Turngeschichten wegen an ihm irre werden? Ich kenne, da hier nicht geturnt wird, die Sachen nur aus seinem Turnziel und aus einer Schrift des Conrectors Menzel, und muß gestehen daß ich, wenn es dort so aussieht, ich ganz seiner Meinung bin. Die Abrichterey, das etwas ungeschlachte und heidnische Wesen mit christlichen Floskeln überkleistert, ist mir recht im Innersten zuwider. Nebenbey hat mir die Gewandheit mit welcher er den Kayssler abfertigt ungemeine Freude gemacht. Viel eher möchte ich ihm seinen wunderlichen Aristocratismus und etwas Vornehmthuung in den Carrikaturen vorwerfen; doch auch darüber weiß ich woran ich bin mit ihm und wie das eigentlich in ihm aussieht. – Eine Biographie von Steffens in den Zeitgenossen mit W. unterzeichnet, hat mir wehe gethan. Es kommt uns seinen näheren Freunden ganz so vor als sey sie großentheils aus seiner Feder geflossen als man ihn um Materialien ersuchte und das W. hat nur eine, bombastische Einleitung und einen eben solchen Schluß hinzugefügt. Zu der Dogmatik schenke Ihnen der Himmel Gesundheit und Freude. Es ist hohe Zeit daß so etwas erscheine, das wird einmal ein Stein des Anstoßes werden für viele und ein Zeichen dem widersprochen wird, auf daß vieler Herzen Gedanken offenbar | werden. Ich freue mich unendlich darauf. Von der Provinzial Synode weiß ich Ihnen nicht viel tröstliches zu sagen, der arme Dohlhoff ist kaum mit dem Leben davongekommen, er war als er zurückkam so angegriffen, daß er ein Nervenfieber befürchtete. Er war als der einzige Reformirte vom Consistorium in Magedburg dem Präses Nitsch als Beysitzer zugegeben. Dies empörte die andern so sehr, daß mehrere sich anfänglich weigerten einer Synode beyzuwohnen wo ein Reformirter VizePräses wäre und nur mit der äußersten Mühe ist es Nitsch und Neander gelungen sie friedlich zusammenzubringen. Eine Abendmahlsfeyer ist deshalb unterblieben weil Dohlhoff auf unsren Rath erklärte bey dieser Gelegenheit sich nicht den Lutherischen Ritus gefallen lassen zu können. Bey den Verhandlungen wurden die milden und gemäßigten Nitsch, Neander, Delbrück und andre gänzlich übergerannt von einigen Schreyern wie vorzüglich Döring und ein gewisser Fritsch aus Quedlinburg der zu diesem

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Briefe 4698 – 4699

Behuf eine kleine Schrift vertheilte worin er sich durchaus gegen die Vereinigung erklärte. Jede versöhnende Meinung wurde sogleich überschrien und selbst dem armen Nitsch der Vorwurf des Sozinianismus gemacht. Kurz, nach Dohlhoffs Erzählung kann man sich keinen ärgern Pharisäismus denken als den dieser sächsischen Superintendenten, und ganz deutlich ist es daß die Wuth gegen alles Preußische hierbey eine Haupt Rolle gespielt hat. Die Vereinigung ist also hier gänzlich abgewiesen worden und was sonst noch im Einzelnen beschlossen worden, davon wußte mir Dohlhoff nichts zu sagen und vertröstete mich auf die nun wohl bald ihm zukommenden Protokolle. Die Leute haben so krasses Zeug über das Abendmahl vorgebracht, der eine sagte: er müsse seinen Heiland sehen und schmecken, daß ich glaube sie würden lieber katholisch als sich einer geistigeren Ansicht zu fügen. Das HauptUnglück war, daß kein wissenschaftlich überlegener, mit Muth und Rede begabter Mann den Vorsitz führte. Dem armen Dellbrück sollen seine Sachsen das Leben so sauer machen, daß wir uns schon freuten er werde die erledigte Stelle in Giebichenstein an|nehmen, die nun ein alter Prediger aus Magdeburg, Neide, erhält. – Ob Sie nun als Präses der Synode zur ProvinzialSynode kommen werden? oder ob man bey den Superintendenten stehen bleiben wird? Mit meinem Buche geht es leidlich schnell; zu Ostern denke ich mit dem 1ten Bande fertig zu seyn; es werden aber wenigstens 3 wo nicht 4, und ob vor Beendigung des Ganzen etwas gedruckt werden wird, kann ich noch nicht bestimmen. Der arme Gulike hat sein jüngstes Kind verlohren, es ist nur 1 1/2 Monat alt geworden. Es konnte nicht leben, ein Theil der Lunge war unentwickelt wie beym Fötus. Ueberhaupt ist dieser laue Winter mörderisch, besonders für Kinder. Daß Raumer wahrscheinlich bald hierherkommen wird wissen Sie wohl schon. So lieb es mir ist ihn hier zu haben, so leid thut es mir daß die Spannung zwischen ihm und Steffens über das Turnwesen ein Haupt Grund ist der ihn bewegt sich von Breslau wegzuwünschen. Mit meiner Frau geht es diesen Herbst und Winter Gottlob ganz leidlich, sie hat nur wenige und unbedeutende Anfälle gehabt. Vielen Dank für Ihre schöne Predigt. Haben Sie wohl Brettschneiders Aphorismen über die Vereinigung gelesen? Wenn der Mann nur die Consequenzen der Prädestination nicht so unbillig urgirte und Ihren Ausspruch, daß jemehr Leben in der Kirche, je mehr müsse sich der Gegensatz über diesen Punct ausbilden, nur recht verstanden hätte, so wäre ich wohl mit ihm zufrieden.

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Den Aepfel Einfall muß ich ganz allein vindiziren, und es freut mich wenn sie wohlbehalten angekommen sind. Nun leben Sie wohl theuerster Freund, viel schöne Grüße an Ihre liebe Frau, an Caroline, die Gott behüten wolle bey ihrer bevorstehenden Entbindung, und an alle Freunde. Blanc

4699. An Ludwig Jonas. Berlin, Sonntag, 24. 1. 1819 Herrn / Cadettengouverneur Jonas. [Bl. 1v]

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Es sind mir seit leztem Freitag so gar verschiedenartige Dinge durch den Kopf gegangen daß ich den Anknüpfungspunkt der lezten dogmatischen Stunde ganz verloren habe. Ich habe die Hofnung ganz verloren daß sich mein Gedächtniß wieder erholen wird, und Sie würden mir einen wesentlichen Gefallen erzeigen wenn Sie mir entweder durch den Ueberbringer oder wenn das nicht möglich ist Morgen früh ins Sprechzimmer hinein mit ein Paar Worten aufschreiben oder sagen wollten was ich zulezt ausgeführt habe. Können Sie aber vielleicht sich heute einen freien Abend machen und zu uns kommen: so ist das das allerbequemste und angenehmste. Schleiermacher Sonntag 24t.

4699. Überlieferung: H: Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, Handschriftenabteilung, Nachlass Jonas, Mappe 7, Bl. 1; D: Jonas: Zur Erinnerung, S. 41. Das Datum ergibt sich daraus, dass Jonas vom 1. 12. 1818 bis 29. 2. 1820 als Gouverneur (Erzieher) und wissenschaftlicher Hilfslehrer an der Königlichen Kadettenanstalt in Berlin tätig war und Schleiermacher im Wintersemester 1818/19 über Dogmatik las.

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Brief 4700

4700. An Ernst Moritz Arndt. Berlin, Mittwoch, 27. 1. 1819 Berlin d 27t. Jan. 19

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Es thut mir sehr leid lieber Bruder daß ich Dir nicht gleich wieder geschrieben, um Dir anzukündigen daß Dir doch noch etwas unangenehmes bevorstände nämlich eine große Allerhöchste Nase. Nun fürchte ich Du hast die schöne Bescherung schon unvorbereitet erhalten da wir auch schon heute Abend ein allgemein drohendes und warnendes MinisterialRescript haben verlesen bekommen, welches gewiß seiner ganzen Fassung nach auf derselben Kabinetsordre beruht. Gern hätte ich es Dir vorher verkündet, da Du in den strengeren Staatsdienstverhältnissen doch gewissermaßen noch ein Neuling bist. Nun begrüße ich Dich eben hintennach auf das freundlichste als meinen SpezialCollegen im Besiz der großen Nase. Denn Du weißt doch wol daß auch ich im Jahr 1813 von wegen eines Artikels im preußischen Correspondenten eine solche bekam die sich mit der Deinigen auf jeden Fall messen kann. Denn es war, sobald ich mich unterstehen würde mich noch einmal in politische Dinge zu mischen (NB als ZeitungsRedacteur) von unfehlbarer Kassation von allen meinen Aemtern die Rede. Ich that aber nichts als im Protokoll mir eine weitere Vertheidigung vorbehalten und dann eine schriftliche Deduction einreichen und um Untersuchung des mir angeschuldigten | politischen Getreibes bitten. Diese Verteidigung hat Schuckmann gewiß ad acta gelegt und der König ohnerachtet ich auch an Albrecht eine Abschrift schickte nie einen Buchstaben davon gesehn. Ich habe aber alles sehr lustig abgeschüttelt, und halte mir die Sache nur noch als einen Schinken im Salz. Hoffentlich lieber Bruder wirst Du es eben so machen, und wenn Du noch eine zweite Nase bekomst wie ich bald darauf noch eine Staatskanzlerische bekam wegen eines Censurstreites mit LeCoq, auch die eben so deponiren. Ich denke aller guten Dinge sind drei, aber bis zur dritten habe ich es troz aller angewandten Mühe noch nicht bringen können. Dir wird nun gewiß Altenstein die Pille doch etwas anständiger versilbern als mir Schuckmann tat der mit seiner ganzen Bärenhaftigkeit mündlich auftazte, aber so im Gespräch von mir gekirrt 4700. Überlieferung: H: GStA, I. HA, Rep. 76 I, Anhang II, Schuckmann Nr. 55, Bl. 31 f.; D1: Rade: Schleiermacher in politischer Untersuchung, Sp. 971; D2: Meisner: Schleiermacher als Mensch 2, S. 291–293 (Korrekturen zu D1, gekürzt); D3: Lenz: Geschichte der Königlichen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin 4, S. 353–355. 17 im] folgt )Verfol* 28 doch] korr. aus noch

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wurde, daß er hernach ordentlich mit dem Maulkorb herumging. Es giebt wol keine ärgere Erbärmlichkeit für einen König als solche Schnippchen in der Tasche zu schlagen, und darum kann man sie ihm ja wol gönnen. Der gute Mann hat sich so wieder vor einigen Tagen sehr prostituirt. Da hat am Krönungsfest der Eylert ein erbärmliches Geschwäze in der Domkirche von der Kanzel gemacht über den schreklichen Zeitgeist, wie alle Kräfte über die Ufer getreten wären wie überall Freiheit und Gleichheit gefordert würde, aller Respekt vor den höheren Ständen verschwunden wäre, und wie sich nun die Ritter alle verbinden sollten dem Unwesen ein Ende zu machen. So daß sich auch die Ritter alle vornahmen wenn Montag die Revolution aus|bräche wollten sie sie tüchtig auf die Finger klopfen sollte sie aber auch Dienstag noch nicht kommen: so wollten sie sie Abends mit der Laterne suchen. Da ist der gute Mann hernach auf der Cour herumgegangen und hat ausgerufen „schöne Rede gehört, sehr zwekmäßig. Kann sich Mancher ins Gewissen greifen.“ – Doch was soll man über den albernen Schnak noch ein Wort verlieren. – Auf die an uns erlassene Verfügung aber worin es heißt „der König wolle auf seinen Universitäten keine Lehrer dulden die so unnüze und unschikliche Sachen schrieben[“] haben wir beschlossen eine recht ernstliche Gegenvorstellung an den Minister einzureichen um ihn auf den Kontrast zwischen diesen unbestimmten Ausdrücken und der ganz bestimmten Drohung aufmerksam zu machen. Es wäre wol sehr gut, wenn alle Universitäten – denn wahrscheinlich ist es doch eine Circularverfügung – dasselbe täten; aber doch bitte ich Dich von meiner Mittheilung keinen Gebrauch im Senat oder sonst zu machen. Genannt bist Du übrigens in der Verfügung nicht, sondern es kommt alles für den welcher die Geschichte nicht kennt wie aus der Luft. Manche Leute hatten geträumt, es sollten allerlei constitutionelle Präliminarpunkte am 18ten oder 24ten bekannt gemacht werden, allein es hat sich alles auf die kleinen MinisterialVeränderungen beschränkt, die nur bedeutend werden können wenn Humboldt seine Sache mit einem außerordentlichen Ernst treibt, den ich ihm doch eigentlich nicht zutraue. Unsere alte Lotte grüßt sehr herzlich Dich und Deine Frau; aber sie ist dermalen sehr elend ganz matt und voller Schmerzen. Meine | Frau grüßt auch sehr und liegt dermalen ganz wohlbehägig hier auf meinem Sofa. Die Proben, läßt sie Nanna sagen, würde sie nächstens schicken, nämlich sie habe schon welche holen lassen, aber aus Mißverstand habe man ihr fal-

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Briefe 4700 – 4702

sche geschikt. Die Kinder haben schon wieder die eifrigsten Briefe geschrieben welche nur auf Gelegenheit warten. Gott befohlen von Herzen Der Deinige Schl

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*4701. Von Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Vor dem 31. 1. 1819 Bittet um weitere Einladungen zur Teilnahme an der Jubelstiftung zur Unterstützung der armen Verwandten Luthers und um die Übersendung glaubensstärkender Schriften. Optiert für eine Synodalverfassung der Kirche. Über die religiösen Zustände in Ostpreußen.

4702. An Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Berlin, Sonntag, 31. 1. 1819 Berlin den 31t. Jan. 19 Ihre Sendung mein gnädigster Freund ist eingegangen; aber ich befinde mich damit aus Mangel an gehöriger Instruction in einer Verlegenheit aus der Sie mich reißen müssen. Unser italiänischer Freund hatte mir schon früher geschrieben ich würde von Ihnen 600 r für ihn erhalten und hatte mir den Weg bezeichnet, wie ich sie ihm sollte zukommen lassen. Diese sind daher sogleich abgegangen; 100 r habe ich mit dem lebhaftesten Dank für die lutherische Stiftung pro 1818 und 19 in Empfang genommen. Aber was mache ich mit den übrigen 300? Ueberwiegend vermuthe ich zwar daß sie auch nach Italien bestimmt sind; allein da Sie so gar kein Wörtchen *4701. Erschlossen aus Brief 4702 (31. 1. 1819). Mit einer Geldsendung von 400 Talern, davon 100 für die Jubelstiftung zur Unterstützung der armen Verwandten Luthers. 4702. Überlieferung: H: GStA, VI. HA, Fürstliches Hausarchiv Dohna, 2151; D: Schleiermacher: Briefe an die Grafen zu Dohna, S. 69–72. Mit der „Predigt am 18ten Weinmond 1818 in der Dreifaltigkeits-Kirche gesprochen von D. F. Schleiermacher“, Berlin 1819 (KGA III/5, S. 503–512) und einer weiterzureichenden schriftlichen Bitte um Unterstützung der Jubelstiftung zugunsten von Luthers armen Verwandten.

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darüber sagen so denke ich mir doch auch als möglich es könne irgend jemand anders darauf angewiesen sein der sich nur noch nicht gemeldet habe, und warte also auf Ihre nähere Bestimmung. Für Ihre so großmüthige Subscription danke ich Ihnen auf das herzlichste. Aus Ihrer Aeußerung schließe ich daß um auch andern die Sache vorzulegen Sie eine mittheilbare Aufforderung wünschen, und eine solche bin ich daher so frei beizulegen. Außerdem lasse ich noch eine Predigt mitgehn, welche ich meinem Küster auf seine Bitten geschenkt habe um sie statt der sonstigen schlechten Verse als Neujahrsgabe bei der Gemeine zu ver|theilen. Es blieb wenig zu wählen übrig da noch eine Sammlung Predigten aus dem vorigen Jahre auf Verlangen soll gedrukt werden. – Was die Glaubensfesten Schriften betrifft, welche Sie wünschen liebster Graf: so denke ich, daß sowol in jener Abhandlung im ReformationsAlmanach die sich Ihres Beifalls erfreut als auch in der Ammonschen Streitschrift das Wesen des protestantischen Glaubens sehr klar ausgesprochen ist. Aber ich kann Sie nun noch auf etwas anderes und umfassenderes verweisen. Ich bin nämlich jezt dabei eine Dogmatik zu schreiben, wo denn mein ganzer Glaube ausführlich vorgetragen wird. Aber freilich eigentlich populär kann ein mit griechisch und latein durchspiktes und in Paragraphen und Anmerkungen abgefaßtes Buch nicht werden, und wenn sich gegen meinen Willen und die ausdrükliche Absicht des Buches unwissenschaftliche Leser daran machen werden so könnten sie leicht in ihrem Glauben mehr geirrt werden als befestigt. Nur der eigentlich theologischen Welt wünsche ich damit ein nicht ganz unbedeutendes Geschenk zu machen. Dies ganze Jahr werde ich aber noch reichlich damit zu thun haben und an wenig anderes denken können. Es ist mir auch ganz recht jezt so gründlich beschäftigt zu sein, daß ich selbst an den öffentlichen Angelegenheiten wenig theilnehme; denn der unsinnige Argwohn von oben herab und die Intriguen die auf diesen Grund gegen einzelne Menschen gespielt werden, dies alles nimmt täglich zu, und man ist des unschuldigsten Wortes nicht mehr sicher, daß es nicht verdreht und herumgetragen wird. Ja bis in die Vorlesungen sogar die theologischen | geht das Spioniren wie einer meiner Kollegen noch kürzlich erfahren hat. Aus diesem unwürdigen Zustande sieht man noch gar keine Erlösung. Ueber die neuen Ministerialveränderungen möchte ich wohl Ihre Meinung wissen. Mir kommt es nur wunderlich vor, daß man glaubt man könne ein Ministerium nach Belieben zerschneiden und eins aus einigen Schnippeln zusammenflicken; und ich glaube nicht daß man Vertrauen zu einer Regierung verlangen kann, welche so deutlich zu erkennen giebt, daß sie sich 17 lasse] korr. aus lege

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Briefe 4702 – 4704

selbst nur nach persönlichen Rüksichten einrichtet. Uebrigens k a n n ein großer Gewinn daraus entstehn daß Humboldt ins Ministerium kommt; ob aber die Polizei besser bei Herrn von Schuckmann aufgehoben ist als bei Fürst Wittgenstein, das bezweifle ich. Herr von Kampz soll in der betrübten Lage sein, daß er nicht von der Policei lassen will und daß Herr von Schuckmann ihn deprecirt. Was die geistlichen Angelegenheiten betrifft: so freue ich mich daß wir ganz einerlei Ansicht und einerlei Ziel vor Augen haben. Hilft uns nur Gott zu der rechten Synodalverfassung, so wird es sich mit der hohen Geistlichkeit schon von selbst geben. Aber die Synodalverfassung kann wieder nur auf wohleingerichteten Presbyterien sicher ruhen, und auf diese müssen wir nun zunächst aus allen Kräften lossteuern. Ich halte es eben für einen der bedeutendsten Vortheile welche die Union herbeiführen muß, wenn die Refomirten sich richtig dabei benehmen, daß die Lutheraner auch Antheil bekommen müssen an dem Guten der reformirten Kirchenverfassung. Wogegen ohne Union bei der gemeinschaftlichen Verwaltung beider Kirchen durch | Eine Behörde die Verfassung der reformirten Gemeinen auch bald ganz einschlafen muß, wie großentheils schon geschehen ist Ueber den religiösen Zustand in Ihrer Gegend von dem ich mancherlei durcheinander (vorzüglich von Professor Vater) gehört geht mir erst durch Ihren Brief das rechte Licht auf. Aber wie wird zu helfen sein? Auch der treflichste Geistliche würde eine ungeheure Ausdauer nöthig haben und noch weit mehr wenn er nicht ein Preuße wäre. – Nicolovius hat mich auch aufgefordert nachzusinnen wen man nach Königsberg schiken solle; aber die Forderungen sind zu groß. Es ist schon selten daß einer für Kanzel und Katheder zugleich gut ist, und nun gar noch das Consistorium dazu. – Mit der katholischen Kirche bei uns scheint es denn auch sehr schlecht zu gehn, und so lange Schmedding am Ruder bleibt, der eine fürchterliche Eitelkeit in der Opposition hat, sehe ich auch keine Besserung. Auch hier ist gar nichts festes, und die beste Hofnung ist doch noch die eines großen Staates eigentlich unwürdige daß man sich hintendrein an das anschließen wird, was die kleineren mit vereinten Kräften werden ausgerichtet haben. Den Grafen Helvetius haben wir Aussicht bald hier zu sehen. Ich fürchte nur daß seiner Gesundheit doch am Ende der Dienst in den milderen Rheingegenden noch besser zusagen wird als die Ruhe in der Heimath. Denn es ist doch offenbar daß das südlichere Klima ihm so wohl gethan hat. Unsere herzlichsten Empfehlungen an die theuren Ihrigen. Bleiben Sie uns gnädig und gewogen. Schleiermacher

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4703. Von Joachim Christian Gaß. Wohl Januar 1819 Herrn / Doktor Schleiermacher / Hochwürden [Bl. 119v]

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Kannst Du mir nicht durch Reimer die Schmalkaldischen Artikel schikken, die bei der ReformationsJubelfeier abgedrukkt wurden; sie sind hier nicht in den Buchhandel gekommen. Was wird aus der neuen theologischen Zeitschrift von de Wette und Lücke? Für die Luthersstiftung hoff ich hier noch etwas thun zu können, wie wohl es schwierig ist. Künftig mehr davon.

4704. Von Joachim Christian Gaß. Breslau, Freitag, 5. 2. 1819 Breslau, den 5 Febr 19.

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Du erhältst diese Zeilen mit Rehdiger, der wieder zum Staatsrath einberufen ist und morgen abreist. Viel gute Wünsche begleiten ihn von hier; aber schwerlich wird für jezt etwas davon in Erfüllung gehn, denn man läßt es sich gar zu sehr merken, daß man von einer Repräsentation und Verfaßung noch nichts wissen will. Das ist warlich betrübt, denn man wird doch ein Mal an dies Werk gehen müßen und sich vielleicht unter ungünstigen Umständen abzwingen laßen, was man freiwillig zur endlichen Beruhigung aller geben könnte. Doch laßen wir das jezt, liebster Schleiermacher es ist schon unerfreulich daran zu denken und mehr noch davon zu schreiben.

4703. Überlieferung: H: BBAW, SN 287/1, Bl. 119. Dieses separat überlieferte Blatt mit eigener Adresse gehört wahrscheinlich zum Brief 4686 vom 1.–2. 1. 1819. Auf den Zeitraum 1818/1819 weist das Reformationsjubiläum sowie der Hinweis auf die Lutherstiftung (vgl. Brief 4632 (KGA V/14) vom 31. 8. 1818 und Brief 4683 (KGA V/14) vom 28. 12. 1818). Da Gass in seinem Brief vom 1. und 2. Januar sich für eine lange Schreibpause entschuldigt, kann dieses Billet nicht vor dem 2. 1. 1819 geschrieben worden sein. 4704. Überlieferung: H: BBAW, SN 287/1, Bl. 127 f.; D: Schleiermacher: Briefwechsel mit Gaß, S. 168–171 (gekürzt).

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Brief 4704

Für die schöne Predigt nimm meinen herzlichen Dank! Das zweite Exemplar habe ich Merkel gegeben, der gar viel von Dir hält, und dem als einem Manne, der ein frommes christliches Hauswesen führt, Deine Gabe sehr lieb war. Wir freuen uns schon gemeinschaftlich auf Deine Predigten über die christliche Haustafel, die ja wohl Ostern kommen werden und womit Du gewiß vielen Herzen ein ersehntes und willkommnes Geschenk machst. Zu diesen gehören wir auch, denn ich habe Dir wohl schon geschrieben daß ich hier fast gar nicht in die Kirche gehe, allenfalls noch zu Scheibel, denn so verkehrt er in seinen Schriften ist, so weiß er auf der Kanzel, was er will. Bei den übrigen Stadtpredigern ists fast nicht auszuhalten. Ich freue mich daher auf den Universitätsgottesdienst, der vielleicht bald nach Ostern anfangen wird, um meiner eignen Erbauung willen. Von Steffens kann ich Dir leider wenig erfreuliches sagen. Was er mir von seinem Aufenthalt in Berlin erzählte, hat wenig Zusammenhang und was er zu seiner Rechtfertigung vorbringt, ist so sehr mit sophistischer Zuthat versezt, daß sich nichts ordentliches heraus bringen [läßt]. Gleich nach seiner Rükkehr | wollte er in einer eignen Schrift über diese Reise seine ganze Ansicht frei von aller Beziehung auf das Turnen noch ein Mal aufstellen; ich höre aber jezt, daß er es verschiebt und will wünschen, daß er es ganz laßen mag. Daß ihm, wie Du meinst, in der Eilfertigkeit des Schreibens manches entschlüpft sei gegen seine Absicht und beßre Meinung, will er selbst auf keine Weise zugeben und ich habe mit mehreren seiner Freunde wörtlich aus seinem Munde gehört, in seiner Rede gebe er manches preis, wenn er aber schreibe, dann stehe ein Gott bei ihm und seine Feder könne er einst ruhig unter seinen Sarg legen. Das ist viel, doch mögte es hingehen, denn es war ja auch nur eine Rede; was mir aber am meisten mißfällt und worüber wir recht ernsthaft an einander gekommen sind, ist daß er seine Angelegenheiten auf das Catheder bringt, wohin nur die Wissenschaft gehört, und dadurch eine Spaltung unter den jungen Leuten veranlaßt, die schon zu Schlägereien geführt hat und sehr zum Nachtheil der Universität enden kann. So lieb ich ihn habe, so hätte ich doch gewünscht er wäre nach Bonn versezt, denn er ist hier in der augenscheinlichten Gefahr, alle eigne Haltung zu verlieren; oder wäre nur sein Reisegesuch bewilliget, um ihm eine andre Richtung und ein andres Interesse zu geben. Ich sinne genug darauf, was für ihn zu thun sei, kann aber noch nichts finden und fürchte sogar ganz mit ihm auseinander zu kommen, doch ganz ohne meine Schuld. Wie gefällt es Dir denn, daß man Augusti nach Bonn sezt? Hier hat niemand etwas gegen sein Weggehen und die Universität verliert gar nichts an ihm; aber warlich Bonn wird auch nichts durch ihn gewinnen. Ists denn

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so große Noth um academische Docenten? Ich dächte doch nicht. Viel verlieren wir aber durch die beiden Raumers und es ist nichts werth, eine Universität zum Vortheil der andern zu plündern. | Was mich selbst betrifft, so muß ich nun schon ernstlich an die Fortsetzung des Jahrbuchs denken. Das zweite werde ich mit einer Abhandlung über das Wesen der Kirchenzucht eröfnen, womit ich schon ziemlich weit gediehen bin. Es ist mir hierbei eingefallen, eine Partie Exemplare besonders abziehen zu laßen, als eine eigne kleine Schrift und sie der Berliner Synode zu dediciren, nicht nur um den viel besprochenen Gegenstand in Bewegung zu bringen, sondern auch um an meinem Theil einen Verkehr zwischen den Provinzen in Beziehung auf das Synodalwesen einzuleiten und eine gegenseitige Mittheilung über einzelne Hauptpunkte. Was meinst Du dazu? Mißfällt Dir aber der Gedanke, oder findest Du dergleichen noch nicht angebracht; so bitte ich Dich es mir zu sagen, denn ungern mögte ich einen Mißgriff machen, oder Anstoß geben. Ich weiß freilich wohl, daß aus unsern kirchlichen Einrichtungen so wenig etwas wird, als aus der Constitution für den Staat für jezt wenigstens, aber darum muß man weder für jene noch für diese aufhören das seine zu thun, am wenigsten aber den Glauben daran aufgeben. Wenn sich nur eins von beiden, sei es Kirche oder Staat entwikkelt, oder einer beßern Gestaltung näher rükkt, so müßte der zurükkbleibende Theil schon folgen, daher scheint mirs gerathen nur recht ernstlich an eine Kirchenreform zu denken, so wird auch das bildende Princip im Staat von Seiten der Gesinnung gereinigt und gestärkt. – Es sollte ja wenn ich nicht irre unter Marheineckes Redaktion ein Journal für die Synodalangelegenheiten herauskommen; dies ist auch wohl unterblieben und doch wäre eine öffentliche Mittheilung über die Gegenstände der Verhandlungen wohl zu wünschen. Wie es in unserm Hause und sonst hier steht, wird dir Rehdiger wohl gelegentlich erzählen. Die arme Wilhelmine hat wieder ein Geschwür am Ohr gehabt und viel gelitten. Gott gebe, daß die Deinen alle wohl sind. Grüß freundlich Deine Frau, auch die gute Lotte | und Reimers. Den Brief des leztern habe ich vor einigen Tagen erhalten; er hat mir aber statt de Wettes Dogmatik deßen Sittenlehre beigelegt. Diese ist mir auch interessant, doch weiß ich nach der Vorrede und Inhaltsanzeige noch nicht recht, was er will; auch kommt mirs etwas wunderlich vor eine systematische Behandlung der Theologie mit der Sittenlehre anzufangen, wie es hier die angegebene Absicht ist, die doch immer nur der Dogmatik nachfolgen kann. Doch man muß sehen, was daraus geworden ist. Weißt Du nicht

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einen ordentlichen Theologen für uns an Augustis Stelle? Wenn mir doch der Himmel ein Mal einen ordentlichen Collegen bescheren wollte! Lebe wohl, mein theurer Freund, und behalt uns lieb! Gaß. Von Deiner Schwester in Bonn haben wir noch immer nicht erfahren, womit Gott ihren Ehestand gesegnet hat.

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4705. Von Immanuel Bekker. Rom, Sonnabend, 6. 2. 1819 (Alta Germania / Nord) / A l’académie Royale / des sciences / Classe de philosophie. / Secrétaire M. Schleiermacher. / Berlin [Bl. 22v] Rom 6 Februar 19 Die Freundin, die mich mit der Inlage beehrt, sagt mir daß Sie schon im November vorigen Jahres an mich zu schreiben gehabt. Ein so lästiges Geschäft erlauben Sie mir zu erleichtern dadurch daß ich angebe worüber ich Auskunft bedarf. 1. Ich habe zuletzt bald hinter einander 750 und 1500 Gulden erhalten. Für welche Fristen? In welchen Terminen zahlt überhaupt die Academie? Und zahlt sie seitdem ich die 200 R Gehalt habe, noch 1200 für die Reise? 2. Ist von der Academie oder dem Ministerium irgend etwas geschehn um mein ganzes Gehalt auf die Casse der erstern zu verlegen? Und auf welche Summe würde der Antrag gehn? 3. Überträgt mir die Academie die Redaction ihrer Ausgabe des Aristoteles? Und auf welche Bedingung? 4. Habe ich mich solcher Vorschläge, wie ich mir für Furia und den seitdem verstorbenen Fontana herausgenommen, und alles ähnlichen das Gelingen meiner Arbeit bezweckenden, durchaus zu enthalten, als die nicht einmal mit einer Antwort berücksichtigt werden sollen? 5. Da die erwähnte Arbeit unvollständig bleibt, wenn ich dafür nicht im nächsten Winter die Pariser und im Frühling drauf die Englischen Bibliotheken benutzen kann, darf ich auf den nöthigen Zuschuss rechnen? Und auf wieviel für mich und für Brandis? 4705. Überlieferung: H: BBAW, SN 250, Bl. 22; D: Schleiermacher: Briefwechsel mit Boeckh und Bekker, S. 103 f. Mit einer Einlage (vielleicht von Henriette Herz).

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6. Wird bei der in Rede stehenden Wiedergeburt der Academie einige Rücksicht darauf genommen, daß, wenn das Inschriftenwerk und der Aristoteles dereinst fertig sind, der Klasse Mittel und Antriebe bleiben zu Unternehmungen gleicher Art? Oder ist es vermessen die kritische Revision der gesammten Griechischen Litteratur als einen ihrer Zwecke zu hoffen? 7. Haben Sie die Güte gehabt an Dümmler die 60 R zahlen zu lassen? 8. Soll ich von Reimer schlechterdings nicht erfahren was aus den Papieren geworden ist die er von mir, zu meinem großen Befremden, nach Breslau gegeben hat? Mit Ergebung Ihr I.B.

4706. An August Wilhelm Goetze (Götze). Berlin, Montag, 8. 2. 1819

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Da Herr Propst Hanstein mich vor einigen Tagen gleichfalls zum Behuf eines Ehrengedächtnisses auf den seligen Hermes um meine Altarrede gebeten hat: so bin ich so frei zu fragen ob Ihr Unternehmen noch zu Stande kommt? Im verneinenden Fall würde ich mir die Rede zurük erbitten; im bejahenden scheint es mir doch immer übel, daß zwei ähnliche Unternehmungen sich durchkreuzen, indem doch gewiß eine der andern Abbruch thut. Schleiermacher 8/2. 19

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Überlieferung: H: BBAW, SN 750/1.

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Briefe 4707 – 4708

4707. Von Ernst Moritz Arndt. Bonn, Montag, 8. 2. 1819 Bonn den 8n Febr. 1819.

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Lieber Bruder. Deinen lieben Nasenzuspruch und Nasentrost hab’ ich erhalten und ich muß dir gestehen, daß im Ganzen meines seligen Bruders Fritz Nasenlied zum Wein zu singen lustiger ist. Das Schlimmste bei solchen Nasengeschichten sind die langen Nasen, welche dieser und jener, der so seinen Aktienantheil in einem allgemeinen Reskript pro rata mit empfängt, dazu machen, jene zierlichen und jungfräulichen Leute, deren feiner und kluger Bedächtigkeit oder Behutsamkeit, die sie Weisheit nennen, solch ein Geschenk nie wiederfahren kann. Das wirst du aber gestehen, daß so eine Nase, man mag sie welk und getrocknet oder eingesalzen und in spiritus bekommen doch immer etwas stinkt, besonders wenn man an die größeren Nebenbeziehungen denkt. Übrigens sollst du mich in diesem Punkt nicht für ein unschuldiges Jungfernherz halten. Bei meinem ersten politischen Anlauf im Jahr 1803 | als ich mein Büchlein über die Leibeigenschaft in Pommern und Rügen schrieb, bin ich gleich gehörig eingeweiht worden. Meine theuren Freunde die Herren von Bagevitz waren mit dem Buche zum König Gustav Adolf gelaufen, der in jenem Jahr grade in Pommern anwesend war, und hatten ausgeklaubte Stellen mit Bleistift unterstrichen, wo ich einzelne schwedische Herrscher und ihre Regierungen oder vielmehr Nichtregierungen etwas frei beurtheilt hatte; sie hatten gemeint man könne mich einstweilen ein wenig einstecken, wo weder Sonne noch Mond hineinscheint, und mich dann allmälig dem Fiskal übergeben. Der damalige Statthalter von Pommern Graf Eßen ließ mich kommen und sagte, der König scheine nicht übel Lust zu haben, jenen landesmännischen Vorschlägen beizufallen. Zugleich zeigte er mir das Buch mit den unterstrichenen Stellen und fragte etwas verlegen: was ich meinte anfangen oder antworten zu können? Ich bat mir eine Bleifeder aus, unterstrich auch meine Stellen und sagte: Haben Euer Excellenz die Gnade und laßen diese Stellen den König auch einmal lesen; vielleicht besinnt er sich | eines Andern. Er versprach es und that es, und wirklich ward der König andern Sinnes, und das kleine Buch wandte mir seine Gewogenheit zu und veranlaßte das tiefere Hineingucken in die Leibeigenschaft und die ersten Fragen und Vorschläge zur Aufhebung derselben. 4707. Überlieferung: H: BBAW, SN 239, Bl. 48 f.; D: Ernst Moritz Arndt. Ein Leben in Briefen, S. 202 f. Mit einer Abschrift von Arndts Brief an Hardenberg (7. 2. 1819, Ernst Moritz Arndt. Ein Leben in Briefen, S. 199–201 = Arndt: Briefe 1, S. 685–687).

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Solche gute Früchte wird nun der Vierte verrufene Theil wohl weder mir noch dem Volke nicht bringen Übrigens sollst du wißen, der Minister Altenstein hat mir die Sache trocken und gemeßen und etwas breit aufgetischt und in dem Sinn, als habe ich in jugendlicher Heftigkeit mich übermeßen. Wunderlich, daß die Leute voraussetzen, daß die ehrliche nackte Wahrheit eine tolle und taumelnde Trunkenboldin ist, die von sich nichts wiße. Ich habe recht gut gewußt und weiß recht gut, was ich thue und treibe, und kann mit jenem äschyleischen Prometheus sagen: ἑκων ἑκων ἡμαρτον, οὐκ ἀρνησομαι. Ich habe dem alten Herrn eben so trocken und einfach wieder geantwortet. Dem Staatskanzler habe ich mich verpflichtet gehalten, weil er öfter zu mir und gegen mich herausgetreten ist, zu schreiben, wie hiebei liegt, damit sie | nicht glauben, ich sey ein durch Schuld Zerdroschener und Zermalener, und fühle auch als solcher. Du aber zeige dies Papier keinem als Eichhorn, damit kein Geschwätz entsteht. Sonderbar leidlich war, daß der Himmel diese Pille behonigte; denn denselben Tag bekam ich Briefe von meinem ältesten Bruder, daß große Hoffnung sey, daß bei gebeßerten Verhältnißen der Gewerbe in der Heimath ich von einem Vermögen, das ich fast verloren gegeben, doch für meinen Part noch wohl 2000–3000 Rthl in Fristen von ein paar Jahren herauslangen könne. Das ist nicht übel, wenn man Hoffnung hat, einen guten Tag durch einen gnädigsten Willen mir nichts dir nichts übers Knie gebrochen zu werden. Gott mit Euch allen! Grüße lieb Weib und Kinder und wiße, ihr werdet uns herzlich gegrüßt kommen, wenn ihr im Sommer eine Mein und DeinReise wagen wollt. EMA.

4708. An Immanuel Bekker. Berlin, Dienstag, 9. 2. 1819 A / Monsieur le Professeur Bekker / Roma / dal Ministro di Prussia / frei Grenze [Rückseite] 4708. Überlieferung: H: University of Chicago Library, Special Collections Research Center, Immanuel Bekker Papers; D: Schleiermacher: Briefwechsel mit Boeckh und Bekker, S. 104 f. Mit einem Diplom (Empfehlungsschreiben) für Franceso del Furia und einem Brief an Henriette Herz. Dieser Brief ging zusammen mit einem Brief von Reimer an Bekker ab.

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Briefe 4708 – 4710

Berlin d 9t. Febr. 19 Buttmann hat es mir sehr eilig gemacht Ihnen nun auch das Diplom für Furia gleich zuzusenden. Fontana soll nach seiner Aussage gestorben sein. Ich habe es in den Zeitungen nicht gelesen; ist es also falsch so kommen Sie nur gleich protestando ein damit keine schädliche Jalousien eintreten. Wegen der diplomatischen Unterstüzung ist auch an das Ministerium geschrieben. Das ist der Weg der uns angewiesen worden und der freilich etwas langsam ist. Wegen Brandis sind wir in einiger Verlegenheit und werden wol die erste Sendung an ihn machen müssen ohne ihm eine bestimmte Verheißung zu geben. Es liegt aber auch daran daß er keinen bestimteren Wunsch ausgesprochen hat, und ich nicht einmal weiß ob er unter dem Mehr was er wünscht noch mehr verstanden hat als daß die 400 r die ihm erst auf das Jahr bestimmt waren auf das halbe Jahr gesezt sind, wie schon geschehen ist, und daß so fortgefahren werde. Dieses würde gar keine Schwierigkeit haben, braucht er mehr so wird es sich hernach schon finden; gleich von vorne herein mochte ich nicht mehr verlangen wegen der fortwährend niedrigen Stimmung der mathematischen Klasse. Die inneren Verhältnisse, die wie Sie hieraus sehn durchaus einer Umbildung bedürfen sind noch immer nicht geordnet weil der Minister sich nicht entschließen kann den Selbstmord der philosophischen Klasse gut zu heißen – vermuthlich zugleich weil er gern seinen Freund Hegel hinein haben will. Was sonst hier Neues geschehen ist wissen Sie schon. Ob Humbold die ihm angebotenen MinisterialPfragenS annimmt darüber ist noch nichts bekannt. Ich hoffe indeß daß er es thut; und vermuthe es auch da wie mir eben Koreff sagt Frau von Humboldt in Sechs Wochen hier zu sein denkt. – Marheinecke hat gegen des Bischoffs Eylert erbärmliche SchmalzWasser Predigt eine sehr wakere Christliche Predigt eines Laien drucken lassen, die allgemein guten Eindruk im Gegensaz gemacht hat. Nehmen Sie dies für keinen Brief; ich schreibe nächstens ordentlich und auch an Brandis sobald ich wieder an meine Aristotelica kommen kann. Da Sie doch eine Unsumme von Porto für das thörichterweise versiegelte Diplom auslegen müssen so lege ich noch ein Paar Worte an unsere Freundin ein. Wilken ist zum ordentlichen Mitglied ernannt nebst Rühs und Seebek dem Optiker, aber an Göschen will Ihre Profezeihung noch immer nicht in Erfüllung gehen

35–37 Wilken … gehen] am linken Rand

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9. 2. – 20. 2. 1819

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*4709. An Henriette Herz. Berlin, um den 9. 2. 1819

4710. Von Immanuel Bekker. Rom, Sonnabend, 20. 2. 1819 (Alta Germania / Nord) / A l’académie Royale / des sciences / Classe de philosophie. / Secrétaire M. Schleiermacher / Berlin [Bl. 23v] Rom 20 Febr. 1819. 5

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Sie werden die Fragen erhalten haben die ich Ihnen vor vierzehn Tagen gestellt habe, gestellt in recht übler Laune und doch nicht übel zu deuten, wenn Sie in Ihrer Billigkeit erwägen wie wenig erfreuliches mir hier bleibt, sobald mir die Erinnerung an und die Hoffnung auf Berlin getrübt wird. Was von jenen Fragen die Vergangenheit angeht ist durch Ihren und Reimers Brief erledigt: für die Zukunft thut das Eine Noth daß ich bei meiner Zurückkunft nicht unter 2000 R Gehalt vorfinde. Dann findet sich von selber Aristoteles und was etwa sonst begehrt werden möchte. Mit dem Aristoteles geht es in der That schon recht gut. Ich mag nicht herzählen was ich allbereits zusammenhabe: aber soviel darf ich sagen daß ich mit zureichendem Grunde hoffe nicht unter den Erwartungen der Klasse zu bleiben, wofern ich noch ein Jahr wie ich wünsche fortarbeiten kann. Nach Ostern nämlich, vielleicht erst zu Anfang Mais, geh ich nach Flo[renz] im Junius ungefähr über Modena nach Mailand, im August nach Venedig, wo mich Reimer treffen könnte, da es ja doch unv[er]zeihlich wäre Mailand zu sehn ohne Tirol und Venedig. Von da aus ließe sich die ganze Schweizerreise gemeinschaftlich machen. Sie reisen doch mit? Daß mir Reimer meinen Plato schicke ist ganz unnöthig. Unserm Freund Buttmann gönnte ich sehr gern meine Aristophanea; aber theils hoffe ich sie noch vollständiger zu erhalten theils fehlt mir die Gelegenheit. Die Quittungen schicke ich sobald ich kann.

*4709.

Erschlossen aus Brief 4708, Z. 32–34 (9. 2. 1819).

4710. Überlieferung: H: BBAW, SN 250, Bl. 23; D: Schleiermacher: Briefwechsel mit Boeckh und Bekker, S. 105 f.

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Briefe 4710 – 4712

Leben Sie wohl und bleiben mir geneigt. Ihrer Frau und Ihrer Schwester empfehlen Sie mich. Daß ich noch zwei 6 März in der Fremde sein soll ist hart. I.B. Brandis und Bunsen empfehlen sich. Die Niebuhr befindet sich übler als je; es scheinen ihre Augen bedroht. Er schreibt um Urlaub nach Neapel.

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*4711. Von Karl Heinrich Sack. Februar 1819 oder früher Er müsse für die neue Bonner evangelische Gemeinde einen Katechismus verfertigen. Über das Verhältnis zu den Katholiken. Vermutet, dass Schleiermacher das englische Religionswesen geringschätze. Bittet um ein Heft mit Schleiermachers Vorlesung über die alte Philosophie.

4712. Von Philipp Julius Abegg. Hannover, Mittwoch, 3. 3. 1819 Hanover 1819 Merz 3. Ich danke Ihnen: Mein hochehrwürdiger Herr, und sehr hochgeschäzter Freund! für Ihr Schreiben vom 14ten Januar das mir von Emden hierher geschikt ist, weil ich seit Weynachten hier bin. Alles was Sie mir darin von Ihnen und den Ihrigen gesagt haben, hat grosses Interesse für mich. Die Reiße welche Sie gemacht haben hat Sie gewis bereichert. Der lebendige Geist der in Ihnen ist, hat wohl viel Schönes und Gutes aufgefaßt, was auf Gottes Erde, so mannichfaltig und reichlich zu gewahren ist. Und durch Sie wird solche Kentniß weiter verbreitet, so, daß diese Reisse Vielen Tausenden vielleicht Gutes schaft, ohne dass Sie’s wißen. *4711. Erschlossen aus Brief 4746 (um den 28. 4. 1819). Da Schleiermacher dort schreibt, seine Antwort habe Sacks Einführung als Pfarrer an der neuen Bonner evangelischen Gemeinde (März 1819) abgewartet, ist dieser Brief wohl im Februar 1819 oder früher geschrieben. Zum Inhalt vgl. Brief 4746, Z. 37–49. 94–103. 4712.

Überlieferung: H: BBAW, SN 236, Bl. 1 f.

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Daß Ihr Kind hergestellt ist, und der Mutter Faßung und Muth Ihnen Freude gemacht hat, darüber freu ich mich mit, und, sehe der geliebten Gattin und Mutter in Gedanken in’s schöne Aug, und freue mich Ihrer aller herzinniglich. Von den anmuthigen, mir so vorzüglich wohlgefälligen Schwestern hätt ich auch gern etwas erfaren. Wäre sie, die Schleiermacherin, deren eine die Begleiterin des Kräftigen deutschen Arndts geworden seyn soll, so, würde sie mir dadurch, noch um so werther geworden seyn, weil ich den Arndt sehr hochachte und werth halte einer so liebenswürdigen Frau, wie die vortrefliche Schwester in meinen Augen ist. Den vorigen Winter hab ich mit Frau Akersloot und meinem Hanchen in Amsterdam zugebracht, weil ich glaubte auswandern zu müssen, um meine Heringfischerei Besizungen Nachbargleich benuzen zu können, was ich als Hanoveraner nicht konnte. Die Regierung | hat aber izt den Vorsaz zu erkennen gegeben: die Heringfischerei zu erhalten und die Landesstände berathschlagen sich izt darüber: welche Mittel dazu vorhanden und anwendbar sind. Während davon abhängig ist: ob ich die Heringfischerei aus Ostfriesland fortsezen kan, oder, nach den Niederlanden auszuwandern gezwungen seyn werde. Im November bereits reißte ich von Emden ab, ward aber unterweges mit einer heftigen LungenEntzündung behaftet, und muste heimkehren, in naher Todes Gefahr, die aber Gott gnädiglich abgewendet hat, so, daß ich meine Reiße, jedoch nun begleitet durch meine treuen Reißegefährtinnen, Frau Akersloot, und, Hanchen wieder antreten, und, hierher vollenden konte. Unsere LandesVerfassung soll von London unterweges seyn. Bis dahin liegts im Dunkel: was unsere Landes Stände, Gutes zu würken vermögen. Bis hie wird nur an dem Steuern-System mit Langweiligkeit gearbeitet, und, viel Geld in Hanover verzehrt, während die öffentlichen Kaßen baar seyn sollen. Ostfriesland passt, als ein Küsten Land das Seehandel und Seefahrt zu seinem Bestehen bedarf, nicht, zu Hanover: wo es gänzlich an der Kentniß fehlt, welchen Einfluß auf National-Wohlfahrt der Seehandel hat, und welche Mittel angewendet werden müßen, solchen SeeVerkehr zu erhalten, und, auszubreiten. Die Preußen sind unterrichteter. Mehr noch die Holländer und Britten. Ob es sich mit der Zeit im KönigReich Hanover bessern wird, muß die Zeit lehren. Ich für mich, der ich vom Seehandel gelebt habe und nur durch den mich nüzlich zu machen, gelernt habe fühle mich, noch zur Zeit, izt, hier im Land am unrechten Ort. Lebe jedoch des Glaubens: dass es sich beßeren | wird. An der Vereinigung der beiden protestantischen Bekäntniße wird in Ostfriesland gearbeitet, und, zwar Lutherischer Seits. Die Mittel, welche angewendet werden, bringen aber Uneinigkeit, stat Einigkeit zu wege, weil

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es mehr auf die Erden Güter, welche die reformirten Gemeinden sich erworben, und, von den VorElteren ererbt haben, angesehen zu seyn scheint, wie auf die innige Vereinigung der Gemüther. Theilen Sie mir doch mit: was Sie in neuerer Zeit geschrieben haben. Durch den Herrn Kettler der Sie kent, und, den Herren Ewald bekandt ist werd ich es bekommen können und wie sichs versteht, dankbar bezalen. Ich habe von einem Streit gehört, den Sie über Harms 95 Säze geführt haben sollen, und obwohl ich wenig Zeit und Gelegenheit habe, dergleichen zu lesen. So les ich doch gerne, was Sie schreiben. Den kräftigen Marheineke grüssen Sie doch gelegentlich von mir, und den geistvollen Göschen und dessen Gattin, Schwester des Herrn Delbrük, in deren Familien Kreis ich mannichmals so hoch wohl gewesen bin. Auch die Frau Herz, Ihre andächtige Zuhörerin. Es grüssen Sie, und, alle die Ihrigen, meine treuen Begleiterinnen; Frau Akersloot, und, Hanchen, so, wie ich, Sie alle, herzlich, und, innig grüsse. In nächster Woche, hoffe ich, auf meiner Heimreiße, zu Bremen, ein Familienfest, die Verlobung meines Bruders Tochter mit Herrn Glogstein zu feiern, und den Herrn Dräseke wiederzusehen, der, wie ich mit Vergnügen erfaren habe, in Bremen bleiben wird. Meinen Sohn, hof ich, in Bremen anzutreffen. Die Mutter aber, leider! nicht, weil Gicht-Schmerz sie hindert, in gegenwärtiger JahrsZeit zu reißen. Gott sei mit uns Allen. Amen! P.J. Abegg von Emden.

4713. Von Johann Justus Cunz. Koblenz, Donnerstag, 4. 3. 1819 Hochwürdiger, Hochgelehrter. Insonders Hochzuverehrender Herr Doctor und Professor! 56 und … bezalen] mit Einfügungszeichen am linken Rand 4713. Überlieferung: H: BBAW, SN 466/2, Bl. 1f.; D: Gerber: Kirchenreform, S. 83 (Erwähnung). Anlage (Bl. 3 f.): „Grundsätze der Vereinigung der evangelischen Confessionen, worin die Kreis-Synoden des Großherzogthums Niederrhein übereinstimmen“. – Beantwortungsvermerk: „beantw d 28t. Merz 1819“.

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Der lebhafte Wunsch in einer der wichtigsten Angelegenheiten, der Union, welche alle denkende Freunde des Christenthums in gegenwärtiger Zeit lebhaft anspricht, auf meinem geringen Standpuncte auf die zweckmäßigste Weise zu wirken – so wie die Persönlichkeit Ew Hochwürden und das was Sie bisher für jene wichtige Angelegenheit gethan und geschrieben haben, dieses veranlaßt die Freyheit Ihnen durch Folgendes eine kleine Beschwerde in Ihrem weiten GeschäftsKreise zu verursachen. – Auch in dieser Provinz ist das Unionswerk durch die bekannten Hohen und Allerhöchsten Verfügungen im Antrieb. – Die 72. lutherischen und 97. reformirten Pfarreyen des hiesigen KonsistorialBezirks sind vorläufig in 11 gemeinschaftlichen Kreis-Synoden vereinigt. Sämtliche Geistliche derselben haben die evangelische Vereinigung unter sich und für ihre Gemeinden ausgesprochen und die mehrsten, ehemals verschiedenen Gemeinden an einem Orte, sind seit dem ReformationsJubiläo auch durch gemeinschaftlichen Ritus vereinigt. – Von allen Seiten wünschten indessen die hiesigen KreisSynoden, es mögen gewisse einfache Grundsätze der Einigung vorgelegt, durch deren Annahme oder Modificirung man sich an einem Ziele treffe, um nicht durch allzu lange Verhandlung die gute Stimmung erkalten zu lassen. – Das KultusMinisterium hatte hiesigem Konsistorium zu seiner Zeit zugesagt, daß solche Grundsätze von Oben kommen – jedoch auch die Synoden den Gegenstand fortwährend berathen sollten. – Demgemäß hatte man dann in den letzten hiesigen Kreis-Synoden aufgetragen – die verschiedenen Ansichten – in Absicht mehr gedachter EinigungsGrundsätze aufzustellen, welche ich mir die Freyheit nehme Ew. Hochwürden in der Anlage gehorsamst beyzufügen. | Durch mancherley Umstände verspätet, wird die erste ProvinzialSynode in dieser Provinz erst den 20 April gehalten und der altersschwache Superintendent meines Kreises, hat mich ersucht seine Stelle zu vertreten. – Da nun auf dieser ProvinzialSynode – die Union einen Hauptgegenstand der Verhandlung ausmacht und aus allen vorgelegten EinigungsGrundsätzen ein einfaches Ganze aufgestellt werden soll – da ich auf dieser bevorstehenden Sitzung einen vermehrten Einfluß erhalten habe; so ist es mir von hoher Wichtigkeit – über den Gegenstand der Vereinigung den richtigen Gesichtspunkt zu fassen. – Einen recht großen Dienst würden mir daher Ew. Hochwürden erzeigen, wenn Sie die gefällige Mühe übernehmen wollten, mir bis zum 1 8 t e n A p r i l , Ihr ganz kurzes dahingehendes Gutachten mitzutheilen: 1) was würden Sie zu beykommenden Grundsätzen, hauptsächlich a b oder h i n z u t h u n – oder zu welchen Fortsetzungen die ProvinzialSynode geleitet wünschen?

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Briefe 4713 – 4716

2) Halten Sie es nicht für rathsam, daß man es nicht nur zulasse, sondern befördere – daß sich unsere Provinz wenn sich die Majoritæt – dafür gestimmt zeigte, in solchen einfachen Grundsätzen darum vorläufig einige, weil ein Werk Gottes, wie dies in Frage stehende, nicht auf u n g e w i ß e Zukunft aufgehalten werden sollte? – | Schließlich mögen Ew. Hochwürden verzeihen, wenn ich, veranlaßt durch mein Verhältniß das Geheimniß des gegenwärtigen – so wie gütige Nachsicht dieser Beschwerde ergebenst [zu wahren] bitte – und die herzliche Versicherung der ausgezeichneten Hochachtung hinzufüge, womit ich die Ehre habe zu verharren Hochdero gehorsamer Dr. Cunz evangelischer Pfarrer und KonsistorialRath Coblenz den 4ten März 1819 in GeschäftsEile.

*4714. An Friedrich Lücke. Berlin, Montag, 8. 3. 1819 Spricht eine herzliche Gratulation zur Verlobung aus. Er arbeite an seiner Dogmatik, die Dogmatik von Marheineke sei schon da; über eine goldene Medaille.

4715. Von Anne (Nanny) Arndt. Bonn, Ende Februar/Anfang März 1819 [ ] scheint es nun unter Bischofsleitung, dem sie sich anvertraut, und der ein sehr guter Artzt ist, etwas beßer zu gehen. Solte diser Brif früher als Profeßor Nees von Esenbek ankommen, der Brife mit bringt, so bitte ich dich den Gingan wenn er noch nicht abgeschikt ist, mit ihm zu schikken, *4714. Erschlossen aus dem Beantwortungsvermerk zu Brief 4667 (KGA V/14, 21. 11. 1818). Zum Inhalt vgl. Brief 4730, Z. 2–13. 22–27. 89–91 (10. 4. 1819). 4715. Überlieferung: H: BBAW, SN 240, Bl. 83. Der Brief ist im Vorfrühling (nicht lange nach dem 18. 2., Anne (Nanny) Arndts Geburtstag, da sie sich für Briefe und Geschenke bedankt) geschrieben. Das Jahr ergibt sich aus der erwarteten Ankunft Nees von Esenbecks in Berlin (vgl. Brief 4745, Z. 45–47, 28. 4. 1819).

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mit der Thebüchse kann es allenfals auch ganz bleiben, es ist eine schwierige sache, du bekömst sie gewiß nicht so wie meine ist. Manches Ergötzliche und Tragische ließe sich von unserm Europäischen Herrn von Schlegel Erzählen, dis ist aber beßer für das Mündliche. Es gibt jetzt bei uns viel Laufens und Treibens wegen des Baues, für Arndt, und für mich mit Mädchen geschichten, die ich für mich und Andere zu Mithen habe, nur läßt sich dies hir leichter als in Berlin abmachen, auch brauche ich für mich nur eine neue zum Sommer, eine von meinen beiden vorjährigen habe ich noch und behalte sie auch. Nun also für dismal Lebewohl, Grüße alle Freunde, besonders die Kinder, und sage ihnen Tausend Dank für die Brife und Geschenke, Jetten danke ich noch besonders für das Nadelbuch und den nidlichen Brif, Karl Sak läßt auch alle Kinder | Grüßen und freut sich ihres andenkens. Der Frühling will mit Macht kommen. Die Knospen werden nur von einem rauhen Nordwinde zurük gehalten. Lebe nun Wohl. Nanny

4716. An Luise von Willich. Vor dem 14. 3. 1819

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Aus der langen Zeit, in der zwischen ihnen kein Brief gewechselt wurde, solle kein gänzliches Briefschweigen werden. Charlotte Schleiermacher sei den Winter über schwach gewesen. Er habe ihren Gruß, der zu seinem Geburtstag eingegangen sei, schon erwartet. Über sich und die Kinder. Die verwitwete Iphigenie Alberthal habe sich verlobt. Caroline Schede sei eines Knaben genesen. Einer seiner Freunde sei sehr krank. Nanny Arndt erwarte ein Kind; Schleiermachers wollten zu dessen Taufe nach Bonn kommen, wenn wir dann noch reisen können.

4716. Überlieferung: h: BBAW, SN 427, Bl. 157v. (14.–23. 3. 1819).

Regest und Zitat aus Brief 4719

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Briefe 4717 – 4718

*4717. Von Henriette Herz. Rom, vor dem 14. 3. 1819 Über das gesellige Leben in Rom. Über die Route ihrer kommenden Rückreise nach Deutschland.

4718. An August Twesten. Berlin, Sonntag, 14. 3. 1819 Berlin d 14t. Merz 19 Habe ich Ihren Brief vom September schon erwiedert lieber Freund oder nicht? ich weiß es wahrhaftig nicht aber ich glaube noch kaum. Denn ich erhielt ihn erst nach meiner Rükkunft von der süddeutschen Reise und seitdem weiß ich wol wie ich in der Flucht gewesen bin. Sei ihm aber, wie ihm wolle, nun Graf Ranzau reiset will ich der Gelegenheit wahrnehmen ihm einige Zeilen mitzugeben und auch zu versuchen ob er die Kleinigkeiten mitnehmen will, die seitdem von mir ausgegangen sind. Es sind nur zwei akademische Abhandlungen beide von wenig Bedeutung, die eine ein Vorläufer der künftigen Vorarbeiten über den Aristoteles, die andere hat wol auch nur Interesse durch die Art wie in einen kleinen Gegenstand einige größere Gedanken verflochten sind. Dann eine Predigt die gewiß auch besser zu hören gewesen ist als zu lesen. Den größeren Aufsaz über die symbolischen Bücher werden Sie ja wol auch gelesen haben, und mir gelegentlich sagen wie weit wir zusammenstimmen in dieser Sache. Aber die Kleinigkeiten nehmen noch kein Ende. Der Rationalismus ist ausgesezt, dagegen will ich mich künftige Woche an eine Abhandlung über die Gnadenwahl geben die vorläufig die Stelle von jener einnehmen soll. Schelten Sie mich nicht. Die kleinen Sachen müssen sich nach den großen strecken, und dar*4717. Erschlossen aus Brief 4718, Z. 66–69 an Twesten (14. 3. 1819). Zum Inhalt vgl. auch Brief 4739 (23. 4. 1819). 4718. Überlieferung: H: Stadt- und Landesbibliothek Dortmund, 13555; D: Heinrici: D. August Twesten, S. 341–344 (gekürzt). Mit den Akademieabhandlungen über die griechischen Scholien zur Nikomachischen Ethik und über die Auswanderungsverbote und der „Predigt am 18ten Weinmond 1818 in der Dreifaltigkeits-Kirche gesprochen von D. F. Schleiermacher“, Berlin 1819 (KGA III/5, S. 503–512). 4 erhielt] über )fand* nach] über )bei*

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vor dem 14. 3. 1819 20

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aus | ist dieser Wechsel entstanden. Kurz vor meinem Geburtstag nämlich fiel es mir recht schwer aufs Herz daß wenn ich ihn recht vergnügt und ohne geheime Pein begehen wolle, er mich in einem tüchtigen Werk finden müßte, und aufgeregt durch die vorigen Beschäftigungen und mancherlei Ereignisse gab ich mich daran meine Dogmatik zu schreiben, die ich eben lese. Allein ich fing zugleich beim ersten Anfang, und beim Anfange des ersten Theils und beim Anfang des zweiten [an] – wo ich eben im Lesen stand, und dachte nun den Rationalismus einzuflicken, wenn ich in der Ausarbeitung der Einleitung an diese Stelle käme. Allein ich mußte das dreifache Arbeiten bald aufgeben, und mich nur dran halten das Lesen mit dem Schreiben zu begleiten. Auch das habe ich nur fortsezen können eben bis an die Lehre von der Gnadenwahl, und da nun durch Bretschneider und Schulthes die Sache wieder aufgeregt ist an sich und in Bezug auf mich und auf die Union: so will ich erst diesen Gegenstand für sich behandeln; und dann wünsche ich gar sehr im Sommer und Herbst meine Dogmatik fertig zu machen. Nur freilich ist es schlimm daß ich für den Somer ein neues Kollegium angekündigt habe, das ich schon lange im Schilde führe aber wozu noch nichts vorbereitet ist, nämlich Aesthetik. Nun wünschen Sie mir immer Gottes Segen zu diesen Unternehmungen zwischen denen mir noch Synoden Gesangbücher Akademie quer durch gehn. Die Dogmatik liegt mir jezt wirklich mehr am Herzen als die Ethik; aber damit diese doch auch nicht ganz zurükbleibe, habe ich neulich in der Akademie ein Paar Grundzüge aus der Construction des Tugendbegriffs vorgetragen, die nun also doch nächstes Jahr gedrukt werden. – Die Unächtheit von 1 Timotheus ist mir wieder recht fest stehen geblieben bei der Erklärung; aber | eben so auch die Aechtheit von 2 Timotheus und Titus. Eichhorn erscheint mir hier ganz windig. Sonst habe ich wirklich nicht viel gemacht und alle Hände voll zu thun gehabt um die nothdürftigen Citate zur Dogmatik, so weit ich sie geschrieben, einzusammeln. Was aber die Reinhardsche, die ich sonst nie gebraucht, für ein schlechtes Buch ist, das hat mich überrascht Daß Sie nicht nach Bonn gekommen sind lieber Freund das gehört nun so zu den Dingen die θεῶν ἐν γου´νασι κεῖται, und es ist nichts weiter drüber zu sagen. Hätte man Sie von hier aus gezwungen so würden Sie Sich, glaube ich, bald in Bonn sehr wohl befunden haben; aber es hat eben nicht sein sollen. Nun gebe Ihnen nur Gott recht viel Freude in Kiel im Hause und im Amte, damit es uns auch nicht leid zu thun brauche. Unsere Theologen in Bonn (die nun durch Augusti vermehrt werden, damit doch ein alter Doctor da sei) haben diesen Winter noch volle Muße gehabt. Die Bekanntmachung kam zu spät als daß noch viele hätten von der neuen Universität Gebrauch machen können; Ostern hoffen wir soll sie besser bevölkert

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Briefe 4718 – 4719

werden. Aber denken Sie daß Heinrichs von Harms lutherisirt den guten Ferdinand Delbrück verführt hat, und daß diese beiden förmlich dagegen protestirt haben man solle die protestantische Gemeinde in Bonn nicht als eine evangelische einrichten, sie möchten die neue Religion nicht. Ich fürchte daß ihm das dort in mancher Hinsicht unangenehme Verhältnisse bereitet, indeß für die scheint er einmal gemacht zu sein. Von unserer Freundin Herz habe ich in dieser Zeit öfter Briefe gehabt. In Neapel hat sie sehr an ihrer Gesundheit gelitten und sich in Rom nur langsam erholt. Uebrigens gefällt sie sich noch immer und widersteht tapfer allen katholischen Lockungen. Brandis wird mit Bekker wahrscheinlich noch dies Jahr in Italien zubringen. Dieser wird also an unserer logischen Preisfrage nicht arbeiten. Aber da wir eine neue Frist gestellt haben | so dächte ich Sie machten Sich doch darüber her. Sie müssen Sich die Sache nur nicht zu gefährlich denken. Indessen von theologischen Arbeiten wie die welche Sie bezeichnen möchte ich Sie durch nichts abhalten. Auf eine Einleitung nach meiner Idee wäre ich sehr begierig. Ich habe noch gar nicht gewagt daran zu gehn. Was den Augustinus betrifft so hat Wiggers in Rostock den ersten Theil eines ähnlichen Werkes schon fertig und sucht einen Verleger dazu. Ich kenne den Mann nicht; allein ich glaube schwerlich daß er auf Ihrer Fährte geht. Von Niebuhrs sind die Nachrichten nicht gut; Gretchen hat sehr gekränkelt, und leidet jezt so an ihren Augen, daß man es bedenklich findet. Er will mit ihr nach Neapel gehn. – Unser Neander ist mit seiner Gesundheit und dem ganzen Leben noch auf dem alten Fleck, und es ist bewundernswerth wie er sich seine Lebendigkeit und Thätigkeit erhält. An seine Gnostiker bin ich leider noch nicht gekommen Und nun muß ich abbrechen und gebe Ihnen die freundlichsten Grüße für Ihre Tine und die Hensler und die besten Wünsche für Ihr Kindchen. Bei mir ist alles wohl und frisch. Ich lege auch meine verlegten akademischen Abhandlungen bei weil ich nicht weiß ob Sie sie schon haben. Ist dies der Fall so disponiren Sie über das Exemplar nach Wohlgefallen. Gott befohlen und lassen Sie bald wieder von Sich hören. Von ganzem Herzen der Ihrige Schleiermacher

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Ihr Hasselmann ist wieder einer unserer besten Seminaristen.

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4719. Von Luise von Willich. Poseritz, Sonntag, 14. 3. bis Dienstag, 23. 3. 1819 Poseritz, Sontag Morgens, den 14t Mrz –19

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Wohl hast Du Recht lieber Schleiermacher, und wenn es ein gänzliches Schweigen würde, wenn es das werden könnte, Dir würde es immer nicht so schaden wie mir – Das ist wahr, ich mag die Worte betrachten wie ich will – so aber lieber Bruder wie Du sie meintest, wenn ich Dich recht kenne, ist’s wohl am erfreulichsten und beruhigendsten für mich! ich weiß es wohl, daß Du im Herzen die Deinen nicht verläßt, ich weiß es wohl – und doch schadet es mir so recht viel – – weil ich nicht bin was Du bist – wenn ich im Eußern so ganz getrennt von Euch stehe. Doch es wird wohl so auch von Gott kommen, und – wie kurz ist d i e s Leben, dort vereinigt Alle die ewige Liebe! Denke nur oft an mich mein guter Bruder, und laße mir in Deinen Herzen voll Liebe, auch meinen Plaz nie verlihren, mir ist auch eigentlich daran nicht bange, und dann komt ja wohl hir oder dort die Zeit die das bringt was einem gut und diehnlich ist. Gedenke meiner im Gebet, geliebter Bruder damit ich immer reiner und beßer werde! bitte auch Du Gott unsern Vater, daß er mir den rechten Weg zum frommen Leben immer klarer werden laße. Ich bin einge Zeit in Stralsund gewesen, und habe mich recht erkvikt in der großen Kirchenversamlung, und darin an Mahnkes und Furchaus Predigten. 4 Wochen war ich da gewesen, wie Kathens die zum Petri Termin kamen, mich den 23ten Februar wieder mit zurük nahmen, ich blieb noch in Götemitz, vom Dinstage bis zum Sontage, dann holten mich die Poserizer, die nebst den Plüggentinern in Götemitz gebeten waren, wieder ab. Malchen Willich, das liebe Mädchen, war auch in Poseriz, und ist zu meiner recht innigen Freude noch hir. Damit Du wieder ein bischen Begriff von unserm Leben und Weben bekömst, so will ich dir von dieser lezten Zeit ein wenig erzählen. In Götemitz, empfingen uns Abends gegen 6 die 4 jüngern Kinder in vollem Jubel, Friederikchen hatte den The bereit, und so versammelte sich nach den ersten Begrüßungen alles um den runden Thetisch. Vater, Mutter, Lina, Herr Müller ich, waren die Zuhausegekomnen. Lina war so lange, wie ich bei der Israel, bei Furchaus gewesen, nun von Lotte, die Dir hir in der Rechnung fehlen wird, wieder bei Furchaus geblieben. Nachdem 4719. Überlieferung: H: BBAW, SN 427, Bl. 155–157. von Willich und an Henriette Herz. 4 mag] mach

Mit Briefen an Ehrenfried

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Brief 4719

der The, schneller als in Berlin getrunken war, fielen wir über die Ahnenfrau her – und verschlukten sie – einge würgten etwas daran, wie ich z.B., denn hätte ich mich d e m Graul und Greuel hingeben wollen – wir waren Alle nicht sehr erbaut dadurch, habt Ihr es denn gesehen? wenn | es gut gegeben wird, muß es ja kaum zum aushalten sein? – Um 10 zog das ganze Haus, Kathen voran hinauf, um sich zu Schlafen zu legen. Der Morgen versammelt alle, Klein und Groß, Alt und jung im Wohnzimmer, zum Frühstük. Ich war immer zu erst da, weil mich der Torfrauch immer zuerst aus dem Bette trieb. Dann kam Kathen, der immer sehr freundlich war dann Lina, das Frühstük zu besorgen, dann die Kinder Herr Müller und zulezt das beste, ein wenig blas, aber freundlich und lieb wie immer. Nach dem Frühstük, noch eh die versammelte Geselschaft aus einander geht, liest die liebe Hausmutter, ein Lied aus einem alten Gesangbuche, und dann ein Kapittel aus der Biebel vor, und um 9 geht Herr Müller mit seinen Kindern hinauf und die Übrigen an ihr Tagewerk, die Kathen Lina und ich blieben wenn das nötige besorgt, und Kathen auch weg war, still bei einander, und erfreuten uns einge Stunden des Tags an Lavaters Phisionomik. War es nicht hübsch lieber Schleiermacher, daß ich an einem dieser Morgen Deinen Brief erhielt? nicht wahr das ist Dir lieb darum schreibe ich es Dir, es ist sonderbar, daß es sich nun öfter schon getroffen hat, wenn ich recht liebe langersehnte Briefe erhalten habe, ich immer mit der Kathen zusammen gewesen bin, und dadurch doppelte Freude genoßen habe. Denn immer und ewig bleibt es sich gleich in mir, daß alles G e m e i n s c h a f t l i c h e jedes Glük in mir erhöht; und niemand kann es weniger entbehren als ich – ich halte das daher ordentlich für die Aufgabe eines Lebens – da nun wo ich stehe (im häuslichen nehmlich) auch d a es über mich zu gewinnen das Leben zu nehmen so heiter als möglich – als m ö g l i c h ! um nicht das Gute was ich darin habe, zu übersehen Dein Brief kam, wie ich zwischen der Kathen und Lina auf dem Sopha saß, das große Buch auf dem Schooß, und daraus vorlesend, und dann gemeinschaftlich, noch mal anschauend, worüber wir lasen, jeder seine Meinung gesagt hatte, wie freuten sich die, welche Lavaters Sinn getroffen, denn gewöhnlich waren wir verschiedner Meinung. Doch nun noch zur Tagesordnung, um 12 zieht man sich an, halb eins wird gegeßen – dann geschlummert, ich spielte dann gewöhnlich mit Herrn Müller oder eins von den Kindern Schach, die Kinder spielen es alle recht gut. Um 5 wird The getrunken, nach dem The, (dies Mal leider ein dummer Roman) gelesen. Dan wie gewöhnlich. Nun muß ich für jezt 61 das … übersehen] mit Einfügungszeichen am linken Rand

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schließen es ist Sontag, ich und Malchen sind nicht in die Kirche gegangen, doch nun ists | Zeit, mich mal nach andern Dingen um zu sehen. Heute sollen wir in Neparmitz sein, wo auch Kathens sind sonst wäre es rein nicht auszuhalten. Ich freue mich das Blatt liegen zu haben, ich bin doch mehr bei Euch wenn ich schreibe und nun, da du so freundlich schreibst, als läge keine Zeit dazwischen, kann ich mirs wohl z e u g e n , ein mal wieder ein Blatt liegen zu haben, wodurch ich bei Dir bin Den 23ten Über 8 Tage sind vergangen, ohne Dich schriftlich in diesem Blade begrüßen zu können. Es fiel so manches vor, was mich hinderte zu schreiben. Einge Tage der vergangnen Woche haben wir ein Mahl wieder recht das Inselleben gefühlt. Zum Donnerstage hatten wir Geselschaft geladen, Dinstag wollte Sophie eine kleinen Reise zur Stadt machen, und mit Schlichtkrull der Mittwoch im Prediger Kränzchen auf der Altenfähre war, zurük kommen, Lina Kathen, kam Dienstag zu mir und Malchen, mit der sollten wir Mittwoch nach Götemitz kommen, und dort mit Schlichtkrulls zusammen treffen, doch es erhob sich am Dienstag ein Wind, der so stieg und anhielt daß Sophie in der Stadt sizen muste, bis zum Freitage. Eben so ging es Malchen, und mir, wie wir eine Woche früher am Sontage nach Stralsund fuhren, um Madam PGleizS, eine Sängerin vom Hamburger Theater zu hören, wir wollten Dienstag zurük, und musten Sturms halber bleiben, bis Sonabend, uns wars nicht unangenehm, und gerne ergaben wir uns dem Schiksaal, und genoßen bei Israels wo wir wohnten viel Angenehmes. Auch der Arzt von Rügen war 3 Tage eingeschloßen in Stralsund, und seine Kranken seufzten umsonst nach ihm. Willich war unter den Kranken, doch Gottlob, nicht gefährlich krank, wo er freilich nun schon über 6 Wochen still wieder liegen muß – der Arzt nennt es ein Reuhmatisches Fieber. Das Fieber hat ihn nun zwar schon seit 3 Wochen verlaßen, seit 8 Tagen aber erst kann er schlafen, und hat er Appetit zum Eßen, ist aber so matt, daß er erst eine Stunde auf sein kann, und nur am Stock bis jezt, die Stube hat auf und nieder gehen können. Hane schreibt[,] er hat eine so große Sehnsucht nach Thätigkeit, deshalb macht er Versuche mit vorlesen, was ihn aber immer zurüksetzt, er ist übrigens, schreibt sie[,] immer milde und heiter, und hoft von einem Sontage zum Andern den Nächsten predigen zu können. Willich läßt sich nicht leicht hinunter bringen was muß es doch recht sein? – ich habe eine große Sehnsucht zu ihm hin und freue mich sehr daß ich und Malchen zum Stillenfreitage da sein werden! Denke Dir uns beide am Grünen Donnerstag auf 79 f in … Blade] Kj. auf diesem Blatt 80 fiel] viel

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Brief 4719

der Fahrt dahin. Herr Müller predigt dort am stillen Freitage, und Malchen und ich werden mit ihm fahren. Ich bin dann das heilige Osterfest in Sagard, lieber Schleiermacher, kann man nicht auch in so kleinen Dingen Gottes Liebe fühlen. Sieh’ – ach ich mag es um Sophien immer nicht aussprechen – wie i c h nicht finde in dieser Kirche, was mein Gemüth verlangt – und stöhrt mich in der Kirche hir so viel, was nicht abzuendern ist, und – wodurch mein Leben, so traurig wird – doch stille lieber Bruder – ach behalt es für Dich – Gott wird mir gewiß ein mal geben was mir Noth ist, ohne Klage | will ich es erwarten – Schleiermacher, lieber Bruder, kömt denn die Sehnsucht nicht auch von Gott? so komt ja auch die Erfüllung von seiner Liebe, wenn sie rein ist, und wie sie ihm bekenen könen. So wird ja die Sehnsucht ein Seegen, und ist schon in sich Erfüllung! Ostern kann Willich noch nicht predigen – dauert er dich nicht? Das schöne, schönste Fest! Dir ist glaube ich, Weihnachten lieber? mir war es immer Ostern, ach Schleiermacher, wenn Christus sich seinen Jüngern wieder zu erkenen gibt – wenn er auf dem Wege mit ihnen wandelt, ihr Auge ihn nicht erkennt, und doch ihr Herz ihn fühlt! Wenn er unter ihnen tritt und „Friede sei mit Euch“ zu ihnen spricht! wenn Er sagt M a r i a ! welche Hoffnung, welche Zuversicht zur ewigen Liebe hat Er uns darin gelaßen, uns Allen! Die Liebe höret nimmer auf! So ist die gute alte Lotte so schwach den Winter gewesen? ihre stille Geduld kenne ich, ihren frommen ergebenen Sinn, und denke oft daran grüße sie recht Schwesterlich innig von mir, mögte ich sie doch ein mal noch wieder sehn, ich wollte es beßer noch empfangen deucht mir, wie ich es that da ich es haben konnte, die Herz will uns besuchen, wenn sie zurük kömt – ich sage Lotte nichts davon, aber, glaubst D u nicht daß sie die Reise aushalten könnte hirher? daß es ihr bekommen würde? Dir nur sage ich es daß ich g e r n e ohne daß sie es sehr merken sollte, für ihre Pflege und Bequemlichkeit sorgen wollte, so viel mir immer möglich wäre! Nun weiß ich es auch daß die Herz sich zu unserm Christlichen Glauben öffentlich bekannt hat – eine eigne neue innige Liebe hat mir dieses noch zu ihr gegeben! und uns alle hat es mit Freude erfüllt! Hat sie wohl unsre Briefe erhalten? ich bat Jettchen Dich um die Besorgung derselben zu bitten in einem Briefe den ich Jettchen Neujahr schrieb, es wird doch nicht der Brief an Jettchen verlohren sein? mögte er nicht verlohren sein! grüße sie herzlich So hast du meinen Gruß an Deinem Geburtstage wirklich erwartet? und lieb wäre er Dir gewesen? – ja Sieh’ lieber Bruder, d a s eben ist’s – hätte ich nicht gezweifelt daran, so hättest Du es wohl gefühlt daß ich bei 119 bekenen] folgt ))kennen** 131 sie] Sie

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Euch war – darum schadet mir Schweigen mehr als Dir – ich grüße Dich wohl im Herzen, ich war wohl auch den 6ten März bei Euch und freute mich daß es S o n a b e n d war, und du mit den Deinigen frühstücken konntest und sie Dich hatten – Wie so herzlich danke ich Dir für Deinen lieben lieben Brief, ich glaubte es wirklich nicht mehr, einen Brif von Dir zu bekommen, und war zur Ruhe gekommen. W i e danke ich Dir für das was Du mir über Dich selbst sagst, ich verstehe Dich darin wie ich Dich in manchem frommen Augenblick verstanden habe! Gott erhalte Dir Dein schönes Glück, und das Glük es stets dankbar zu erkennen und – behüte Dein Herz vor großem Schmerz! – Was Du mir von den Kindern schreibst hat mich sehr gefreut, und beruhigt und erquikt was Du von Friede sagst! hat er die rechte Liebe und Ve r t r a u e n zu Dir? ach s o ist er geborgen! d a n n ist mir gar nicht mehr bange um ihn und kleine Jette? auch von der sprichst Du so lieb und milde! wie sollte sie denn | nicht auch gedeihen. Und Lieschen das süße Kind? Schleiermacher ist es denn Egoistisch, wenn ich Dich bitte, den Kindern mich bisweilen zu nennen? Wie kann ich mir das süße Leben lebhaft denken! so – ja daß mir die Thränen in den Augen kommen. H e r z l i c h e n Dank noch ein Mahl für das was Du mir deswegen schreibst. Den 29ten ist nun Friedes Geburtstag, ich will Heute noch die versprochnen Pfeffernüße backen, und dann Dich bitten, wenn sie noch zur rechten Zeit kommen, sie an diesem Tage nebst beikommendes Brifchen an Ehrenfried zu geben. Doch weiß ich nicht ob ich kleine Jette auch früher versprochen habe daß sie sie vertheilen sollte, dann muß es dabei bleiben, wenn sie nicht selbst bereut ist es ihr zu überlaßen. Haben sollten die Kinder sie gerne an Friedes Geburtstag, richte Du es ein, wie es ihnen am erfreulichsten ist? bitte!! und daß sie an ihre Tante Luise denken? Was hast du zu Dreist und Sophie Willich gesagt? sie sind beide sehr glüklich, ich denke ich werde nun wohl in Sagard bleiben bis Dreist kömt, in Sagard wird er Sophie finden und dort wird den 17ten Mai die Hochzeit. PCristineS die älteste von den Schwestern wird wahrscheinlich zu ihrem Bruder Friz gehen, und Line mit Barnekows, auf einge Zeit nach Paris, nun sage noch Einer daß wir Rügenerinnen nicht reisen! – Die Alberthal also heirathet wieder? ja, das freut mich auch, sie war wirklich liebenswürdig! bleibt sie denn in Berlin? Caroline Schede hat also kein Lieschen wieder bekommen? – Der Knabe wird ihr wohl auch lieb sein, doch wünschte sie ein kleines Mädchen – grüße sie doch recht von mir lieber Schleiermacher. Hiebei erfolgt noch einmal ein Brief an der Herz, b i t t e besorge ihn so bald als du kannst! Ich will nun dies Blatt noch 160 gedeihen] gedhein 167 nebst] nebb

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Briefe 4719 – 4721

bis Morgen offen laßen, dann kommen | die Götemizer mit noch andern Geladenen, ich muß noch Kuchen dazu backen und die Pfeffernüße, und dann will ich Dir noch einen Gruß von der Kathen mit einlegen. Was ist es denn für ein lieber Freund der dir so krank ist? Kenne ich ihn? Nannys neue Hoffnung freut mich recht, es wäre doch hübsch wenn Du ihr Kindchen taufen könntest, „w e n n w i r d a n n n o c h r e i s e n k ö n e n “ schreibst du? ist dies eine leise Andeutung vielleicht lieber Schleiermacher? Doch das hätte Jettchen wohl ihrer Schwester geschrieben, dann aber verstehe ich nicht was Du meinst. Wann werde ich nun Mahl wieder von Euch hören, doch es kömt mir das erfreuliche immer unerwartet, so will ichs denn wieder ruhig n i c h t warten. Kommen denn dies Jahr nicht einge Berliner? Pischon hats schon PkvickS abgeschlagen, Carl Sack und Lücke sind auch in Bonn, schreibt mir Nanny und Lücke ihr besonders lieb, auch soll er eine sehr niedliche Frau haben. Schleier grüße doch die Menschen die ich dort noch kenne so herzlich von mir! Reimers haben mich wohl so sachtchen vergeßen – doch Ludchen nicht, grüße sie[,] auch Jettchen, und die Dümmler – und nun will ich nur aufhören, denn sonst höre ich wieder nicht auf zu grüßen. Sage Luis wenn er noch da ist, er möge mich und Malchen doch von hir nach Sagard abholen. Grüße meinen Schrader noch, und ach b i t t e auch ein Mahl Eichhorns, auch ihn? Schlichtkrulls sind wohl, und grüßen bestens, Malchen bittet noch besonders darum, ich lese jezt manches mit Malchen, allein mit ihr, Morgens wenn keine Stöhrung kömt, in der Biebel, und einge von Deinen Kirchenliedern. Mit Sophie lese ich Wendelgarde, oder Glaube Liebe Hoffnung, von Appenzeller. Auch die Phantasiestücke von Hoffmann. Malchen treibt auch Englisch und liest mir öfters aus Oßian vor, den sie im Englischen leichter und schöner findet als im Teutschen. Nun zum anrüren und Mengen backen.

4720. An das Kultusministerium (auch von der historischphilologischen Klasse). Berlin, Donnerstag, 18. 3. 1819 Die Reisenden der Akademie in Italien Herren Bekker und Brandis haben in ihren Berichten an die historisch-philologische Klasse öfters bedauert, 4720. Überlieferung: H: BBAW, Archiv, II–VIII, Nr. 252, Bl. 39. Das Kultusministeriums antwortete am 19. 4., das Außenministerium habe den Gesandten am österreichischen Hof beauftragt, sich entsprechend zu verwenden (Bl. 40 in derselben Akte).

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daß in den italienischen Bibliotheken so wenige Stunden zum Arbeiten bestimmt sind und also ihre Geschäfte einen unverhältnißmäßigen Zeit und Geld-Aufwand erfordern. Außergewöhnliche Begünstigungen sind aber nur durch Einschreiten der höchsten Autoritäten zu erlangen; und es ergeht daher an Ein hohes Ministerium unsere gehorsamste Bitte bei den Kaiserlich Oesterreichischen, Königlich Sardinischen und Großherzoglich Toskanischen Regierungen sich dahin zu verwenden daß unsern Reisenden welche noch in Mailand Turin Florenz und Venedig die Vergleichung Aristotelischer Handschriften fortsezen wollen in Betracht ihrer Zuverläßigkeit und ihres Charakters als Beauftragte der Akademie die Vergünsitgung verschafft werde nicht auf die gewöhnlichen Stunden mit der Vergleichung der Handschriften beschränkt zu sein und am liebsten, welches Herr Bekker in Paris so leicht erlangt, die Handschriften zu ihrem Gebrauch in ihre Wohnungen zu erhalten. Berlin d 18t. Merz 1819 conc. Schleiermacher Buttmann

4721. Von Georg Christian von Heydebreck. Berlin, Donnerstag, 18. 3. 1819

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Ewr. Hochwürden übersende ich in Folge des von des Königlichen Geheimen Staats-Ministers Herrn Freiherrn vom Altenstein mir gewordenen Antrages zum Andenken der feierlichen Theilnahme an dem, am Reformations-Feste in der St. Nikolai-Kirche gehaltenen evangelischen Abendmahl, beigehend die auf Befehl Seiner Majestät des Königs zum Gedächtniß der Reformations-Jubelfeier geprägte goldne Medaille, als ein Ehren-Geschenk für Sie, mit dem ergebensten Ersuchen, mir über den Empfang eine Bescheinigung zugehen zu lassen. Berlin, den 18ten März 1819. Königl. wirklicher Geheimer Rath und Ober-Präsident der Provinz Brandenburg. v Heydebreck An den Präses der Berlinschen Synode und Prediger an der DreifaltigkeitsKirche, Herrn Dr. Schleiermacher Hochwürden h i e s e l b s t . 4 also] folgt )vielmehr* 6 es] folgt )gehört* 11 in Betracht] mit Einfügungszeichen über )wegen* 4721.

Überlieferung: H: BBAW, SN 478.

Mit einer Gedenkmedaille.

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Briefe 4722 – 4724

4722. Von Christoph Wilhelm Hufeland. Berlin, Sonntag, 21. 3. 1819 Ew. Wohlgbh muß ich ergebenst bitten, beyliegende Anfrage gefälligst an die Philosophische Klaße der Akademie gelangen zu laßen, da ich, wie die Beylage zeigt, an dieselbe von der physikalischen Klaße, der ich sie zuerst vorgelegt hatte, gewiesen worden bin. Berlin d. 21. Mart. 1819 DHufeland

*4723. Von Immanuel Bekker. Rom, Sonnabend, 27. 3. 1819 oder früher Brandis und er würden mit ihren Studien in Italien vor Mitte August fertig werden. Über Henriette Herz’ Rückreise nach Deutschland. Fragt nach Schleiermachers Ethik.

4722. Überlieferung: H: BBAW, Archiv, II–IX, Nr. 19, Bl. 8. Die Beilage (ein Vorschlag für die Preisfrage der Akademie der Wissenschaften und dessen Verweis an die philosophische Klasse durch die physikalische Klasse) liegt der Akte nicht bei. Schleiermacher hat auf dem Brief für die anderen Mitglieder der philosophischen Klasse notiert: „Meine Herren Collegen ersuche ich hievon gefälligst im Voraus Notiz zu nehmen damit wir die Sache in der nächsten Klassensizung Montag den 29ten hujus besprechen können. Damit bis dahin ein jeder vorläufig unterrichtet sei bitte ich den Umlauf nicht länger als 24 Stunden bei sich zu behalten. Berlin d 22t. Merz 1819 Schleiermacher.“ Savigny, Ancillon, Tralles und Link haben danach unterschrieben. *4723. Erschlossen aus Brief 4725, Z. 306–309 vom 27. 3. 1819 von Brandis. Zum Inhalt vgl. Brief 4739, Z. 7–9 vom 23. 4. 1819 an Henriette Herz, Brief 4752, Z. 13–16 von Brandis (15. 5. 1819) und Brief 4740, Z. 43–44 (24. 4. 1819).

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4724. An Wilhelm Bäumer. Berlin, Sonnabend, 27. 3. 1819 Berlin, den 27. März 1819.

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Hochehrwürdiger Hochzuehrender Herr Prediger! Zuvörderst erlauben Sie mir mich über die ungebührliche Verzögerung meiner Antwort zu rechtfertigen. Ihr geehrtes Schreiben vom 31. Aug. pr. langte hier an, während ich auf einer Reise im südlichen Deutschland in unsern Ferien begriffen war; und durch ein Versehen bei einem unterdeß vorgefallenen Wechsel der Dienerschaft ist es geschehen, daß mehrere Briefe und Pakete, die an mich eingegangen waren, nämlich alle die, für welche kein Postgeld zu erlegen war, mir nicht eingehändigt wurden, und erst am Ende des Jahres zum Vorschein kamen. Ohne einen solchen unglücklichen Zufall wäre mein langes Schweigen umsoweniger zu entschuldigen, je wichtiger der Gegenstand ist und je mehr ich mich durch die im Auftrag Ihrer hochwürdigen Synode mir gemachte Mitteilung geehrt finden muß. Erlauben Sie mir nun, Ihnen ohne Rückhalt, unter der Voraussetzung jedoch, daß Sie davon außerhalb der Synode keinen weiteren Gebrauch machen, meine ganze Ansicht über unsere kirchlichen Angelegenheiten auszusprechen. Daß ich unter Ihnen für einen aufrichtigen Freund eines selbständigen kirchlichen Gemeinwesens gelte, freut mich herzlich, und es hat damit seine vollkommne Richtigkeit; ich wollte nur, ich könnte eben so sehr ein tätiger Beförderer desselben sein; allein dies hat hiesigen Ortes seine großen Schwierigkeiten. Schon im Jahr 1811, als ich Mitglied der Ministerialabtheilung für den öffentlichen Unterricht war, habe ich in einem ausführlichen voto mich über die Mängel unserer Consistorialverfassung erklärt und auf eine Presbyterial- und Synodalverfassung gedrungen und diese Ueberzeugung habe ich auch seitdem niemals geändert. Allein die Unverträglichkeit der Synoden und der Consistorien habe ich eben so wenig in jenem voto berührt, als ich hernach zweckmäßig fand, als der Entwurf zur Synodalverfassung erschien, dies öffentlich auszusprechen, wiewohl im vertrauten Gespräch auch mit ministeriellen Personen dieser Gegenstand öfter vorgekommen und einstimmig die Überzeugung ausgesprochen worden ist, daß entweder die Synoden wieder absterben müßten, oder wenn sie wirklich ins Leben kämen, werden ihnen früher oder später 4724. Überlieferung: D: Mulert: Zwei Briefe Schleiermachers zur Kirchenverfassungsreform, S. 520–527.

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Brief 4724

die Consistorien weichen müssen. In dieser Hinsicht nun habe ich immer vorzüglich auf die westfälische und rheinische Geistlichkeit gerechnet. Wir hier hatten nur königliche Superintendenten und Consistorien, und müssen froh sein, daß der Staat uns vorläufig Synoden daneben gibt, die Sie mit Recht noch für keine wahren Synoden erklären. Sie dort hatten schon immer wahre Synoden und haben also vollkommnes Recht auf Ihrer alten Kirchverfassung zu bestehen. Ich bin nicht dafür, daß überall alles über Einen Leisten geschlagen werden soll; aber wo eine Vereinigung stattfinden soll zwischen Gesellschaften die bisher ungleiche Rechte gehabt, da kann der Staat doch unmöglich verlangen, daß der mehrberechtigte von seinem Recht verlieren soll, sondern er muß dem minderberechtigten das gleiche Recht ertheilen. Dies muß schon der lutherischen Kirche Ihrer Provinz bei ihrer Vereinigung zu Einer Synode mit der reformierten zu statten gekommen sein, und es muß auch uns zu statten kommen, wenn sich allmählich die Verfassung mehr concentrirt. Sie müssen standhaft beharren, wir müssen vorsichtig entgegenkommen, und Sie müssen unsere Gesinnung nicht verkennen, wenn wir nicht gleich auf alles Anspruch machen, was Sie schon haben. Wir sind zufrieden, daß wir vorläufig ein wenngleich noch nicht ganz förmliches Versprechen erhalten haben, daß von der höchsten Behörde künftig keine kirchlichen Gesetze ausgehen sollen, ohne daß die Entwürfe dazu von den Synoden wären berathen worden. Wir haben in Anspruch genommen, daß bei Erledigung der Superintendentur die Synoden das Vorschlagsrecht haben sollten, und eben so bei Predigerstellen königlichen Patronats. Auch von der Aufnahme der Laien in die Synoden ist in unserer Beurtheilung des Synodalentwurfes die Rede gewesen, aber allgemein möchte dieses bei uns jetzt gleich gar nicht geraten sein, da unser Bauerstand zu wenig umsichtig und gebildet ist, die Edelleute aber und die königlichen Pächter der Mehrzahl nach in Gleichgültigkeit gegen alles Religiöse versunken sind. Wir werden also schon noch eine Weile ohne Laien synodiren müssen, bis die Presbyterien erst überall errichtet sind und ihre Wirkung hervorgebracht haben. Da ferner nach dem SynodalEntwurf die Provinzialsynoden nur aus den Königl. Superintendenten, welche sämtlich als königliche Beamte anzusehen sind, bestehen sollen, so haben wir auf der einen Seite darauf angetragen, daß die Synoden noch ein Mitglied sollten deputieren können, auf der andern darauf, daß der Generalsuperintendent nicht auch ein Mitglied königl. Behörden, sondern rein von der Geistlichkeit gewählt sein dürfe. Die ersten Provinzialsynoden sind natürlich nach der Form des Entwurfs gehalten worden; aber die Resultate auch, soviel ich bis jetzt weiß, nicht bedeutend gewesen. In unserer Provinz ist noch keine abgehalten. Wie ich nun in den diesseitigen Provin-

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zen der einzige gewählte Vorsitzer einer Kreissynode gewesen bin, so werde ich auch das einzige nicht beamtete Mitglied einer Provinzialsynode sein. Daß Sie nun auch, was diesen Punkt, die Praesides der Synoden betrifft, auf Ihrer alten Verfassung halten, scheint mir sich ganz von selbst zu verstehen; und da wir nun auch die linke Flanke, nämlich die Provinz Posen, die auch eine alte Synodalverfassung hat, gedeckt haben, so hoffe ich, das Centrum wird allmählich weiter fortgeschoben werden. Am wenigsten scheinen unsere Synoden Lust zu haben, das richtende Amt zu übernehmen, sondern möchten dies mit dem darauf haftenden odio am liebsten den Consistorien belassen. Ich wünsche aber nichts sehnlicher, als daß Sie Ihres Orts auch diesen Theil Ihrer Verfassung recht standhaft verfechten und glücklich durchbringen möchten. Nur wundert mich, daß Sie nie wesentliche Unbequemlichkeiten gespürt haben von dem Recht der Synoden, über die Reinheit der Lehre einzelner Prediger Untersuchungen anzustellen. Es ist wohl ein Zeichen, daß bei Ihnen die Differenzen nicht so groß sind. Bei uns möchte ich ihnen doch dies Recht nur in dem Falle zugestehen, wenn in der Gemeine selbst Klagen entstanden, welche nicht haben gehoben werden können. Auf eine Zuziehung der Gemeinden zur Wahl der Prediger haben wir auch schon angetragen, nur freilich auch der bisherigen Lage gemäß auf eine beschränkte Art. Und so wäre nichts in Ihren Grundsätzen, worüber ich nicht mit Ihnen völlig einverstanden wäre, wiewohl ich einsehe, daß wir manches davon nur durch allmähliche Annäherung erlangen können. Der Baedeckersche Kirchenordnungsentwurf scheint übrigens bei vielem Verdienstlichen von Ihren Ansichten bedeutend abzuweichen und für Ihre Lage viel zu viel die Consistorien vorauszusetzen, gegen welche Sie eigentlich immer protestieren müßten. Auch werden sie in der Tat bei einer rechten Synodalverfassung eine unnütze Last für den Staat, deren er sich wird zu entledigen suchen, wenn wir ihm nur erst für die Synoden genug werden abgedrungen haben. Am wenigsten werden wohl die Behörden dahin zu bringen sein, den Synoden auch die Prüfungen der Kandidaten zu überlassen, wiewohl sie von unsern Consistorien, deren Sprengel offenbar zu groß ist, nichts weniger als zweckmäßig betrieben werden. Besonders, fürchte ich, hat sich die rheinische Geistlichkeit in dieser Hinsicht in keinen recht guten Kredit gesetzt. Und in einer Provinzial-Synode muß es doch immer möglich sein, eine tüchtige Examinationskommission zu konstituieren. Mir scheint Ihre Ängstlichkeit in der Wahl des Praeses dieser Sache nachtheilig. Denn ob man in jeder Klasse einen findet, der zugleich ein tüchtiger Praeses der ExaminationsCommission ist, das möchte ich, wenigstens nach dem Maßstab, den wir hier anlegen können, sehr bezweifeln. Aber warum sollen die Klassen hier-

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in so eifersüchtig sein? warum sollen sie nicht glauben, ihre vollkommene Gleichheit sei doch immer in der Freiheit der Wahl gesichert? Erlauben Sie mir nun nach diesen allgemeinen Mittheilungen, deren Eilfertigkeit und Flüchtigkeit ich zu entschuldigen bitte, noch einige Bemerkungen über einzelne Punkte Ihres Entwurfs, dessen Lesung mir übrigens großen Nutzen gebracht hat, und mich bei meinem Antheil an dem ferneren Gang dieser wichtigen Angelegenheit in vieler Hinsicht leiten soll. Was zuerst die Presbyterien betrifft, haben Sie da keine nachtheiligen Folgen von dem Wechsel der Kirchenämter bemerkt? Ich dächte ein guter Armenpfleger und noch mehr ein guter Kirchmeister könne ein schlechter Aeltester sein. Und wenn auch solche zu finden wären, so besorge ich doch, daß, da die Gemeine immer nur Armenpfleger zu wählen hat, sie nicht genug darauf achten wird, was diese nach 2 Jahren von selbst werden. Bei uns übrigens legt das Verhältnis der Patrone der Errichtung der Presbyterien die meisten Schwierigkeiten in den Weg; und es ist an mehreren Orten in Vorschlag gekommen, ihnen mit Belassung aller ihrer Rechte im Presbyterium keinen notwendigen Platz zu geben, sondern dagegen das Presbyterium als die Kontrolle für den Gebrauch ihrer Rechte anzusehen. – Die meisten unserer Kreissynoden haben den Scriba von Aufzeichnung eines gleich nach der Sitzung verlesbaren Protokolls dispensiert und ihm gestattet, das Protokoll zu Hause auszuarbeiten. Daran hatte wohl eben soviel der Mangel an Übung als die Lebhaftigkeit der Debatten Schuld. Es ist aber nicht gut, indem es dem Scriba zuviel Freiheit läßt, und ich preise Sie glücklich, daß Sie die strenge Form festhalten können. Allmählich, hoffe ich, muß es sich bei uns auch finden. – Aus eben dem Mangel an Übung hat sich bei uns die Ordnung entwickelt, daß jedes Mitglied, welches einen Antrag machen will, ihn, ehe das Convocatorium erlassen wird, an den Vorsitzer muß gelangen lassen, damit alle Anträge im Convocatorium erwähnt werden können. Es wurde von zu Vielen geklagt, daß sie zur Beratung nicht vorbereitet wären. Daß alle Anträge einzelner Kreissynoden durch die Provincialsynode erst an die übrigen Kreissynoden gebracht werden müssen, haben wir auch nothwendig gefunden, bedauern aber, daß dadurch, bis feststehende Ausschüsse der Provinzialsynode eingerichtet sind, die Geschäfte gar sehr verzögert werden. Für unsere Kreissynode haben wir schon vom Consistorio die Genehmigung eines solchen permanenten Ausschusses erhalten, und hoffentlich wird die Sache auf der Provinzialsynode auch in Antrag kommen. Ein bei uns noch sehr streitiger Punkt ist der von der Kirchenzucht. Gewiß würden weit weniger ein bestimmtes Gefühl dagegen haben, wenn die Gemeinen ordentlich repräsentiert wären, und wenn man in den großen Städten nur diejenigen der Kirchenzucht unterwürfe, welche sich

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durch den Gebrauch der Sakramente dem engeren Gemeinverbande freiwillig einverleibten. Nämlich bei uns wird am meisten gefürchtet, daß die ganz unkirchlichen Menschen doch die Einwilligung des Staates in Einrichtung irgend einer Kirchenzucht hindern, und daß die Lauen dadurch in offne Gegner würden verwandelt werden. Was aber bei Ihnen die Ausschließung noch mehr involviert, als die Abhaltung von den Sakramenten, habe ich nicht recht sehen können. Denn die Suspension des Stimm- und Wahlrechts in der Gemeinde ist doch von selbst ein Annexum von jener. Ich bin bei uns unter den Vertheidigern der Kirchenzucht gewesen, aber nicht aus dem Gesichtspunkt eines Strafrechtes, der bei Ihnen vorzuwalten scheint, da doch in einem rein geistigen Verbande keine eigentliche Strafe denkbar ist, sondern nur aus dem Gesichtspunkt, daß die Gemeine sich selbst müsse schützen können, um in der Erreichung ihres Zwecks nicht gehindert zu werden. Dies ist der einzige, von dem ich glaube, daß er sich in der protestantischen Kirche festhalten läßt. – Über die bei Ihnen herrschenden Ansichten hierüber und über manches andere würde ich klarer sehen, wenn auch Ihr Entwurf zur Kirchenordnung in meinen Händen wäre, der gewiß von dem Baedecker’schen sehr abweichen wird. Unserer Kreissynode ist schon im Herbst von oben her ein Entwurf zur Kirchenordnung zur Berathung vorgelegt worden, der, fast nur in Fragen bestehend, doch nicht so glücklich abgefaßt war, daß es leicht gewesen wäre, nach Anleitung desselben unsere Ansichten zusammenzustellen. Sobald unsere Provinzialsynode gehalten ist, welches im April oder May geschehen soll, werde ich mir die Freiheit nehmen, Sie mit dem Wesentlichsten, was dort vorgekommen ist, bekannt zu machen. Sie müssen aber auf einen sehr langsamen Gang gefaßt sein. Denn unter den Superintendenten müssen natürlich viele Verteidiger der Consistorialverfassung sich finden. Ich will es wagen mit einigen Anträgen vorzutreten, welche auf die Beschleunigung der Sache abzwecken; allein ich wage nicht den Erfolg zu verbürgen, da ich bei dem bisherigen gänzlichen Mangel an Communication das Personal zu wenig kenne. Zum Praeses der Provinzialsynode ist für diesmal von dem Ministerio Herr Probst Ribbeck ernannt, bis die Frage wegen der Generalsuperintendenten entschieden sein wird. Ich kann nicht umhin, nochmals meinen Wunsch zu äußern, daß, wenn für jetzt bei uns die Mehrheit sich noch nicht für eine reine Presbyterialund Synodalverfassung erklärt, die westliche Geistlichkeit, die große Verschiedenheit der Lage bedenkend, den Muth doch nicht möge sinken lassen. Ist auch bei uns nur die Minorität auf Ihrer Seite, so ist es doch gewiß eine kräftige, welche allmählich durchdringen wird. Auch die Union hat auf der Magedeburger Provinzialsynode großen Widerstand gefunden; dies ist in unserer Provinz weniger zu besorgen und ebenso in Pommern,

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und die Prinzipien werden dieselben sein, von denen auch Sie ausgegangen sind. Auf unserer Kreissynode ist schon auf eine allgemeine Agende für jede Provinz angetragen worden. Da der Heidelberger Katechismus bei den Reformierten unserer Provinz gar nicht mehr im Gebrauch ist, so ist vorgeschlagen, nur im kleinen Katechismus Lutheri die Fragen über das Sakrament zweckmäßig abzuändern. Die wirkliche Vereinigung kann bei uns nur von einzelnen Gemeinen ausgehen, und solcher sind schon mehrere zu Stande gekommen und einige noch im Werk. Nur bei den Simultangemeinen sind die Versuche bisher immer gescheitert. Soviel für jetzt. Ich ersuche Sie, der Dolmetscher meines Dankes zu sein für das Vertrauen, womit Ihre Geistlichkeit mich beehrt und wünsche, daß der Faden der Verbindung nicht wieder abreißen möge. Vor allen Dingen wird es sehr nützlich sein, wenn wir uns in gegenseitiger Kenntnis erhalten von allen Schritten, welche sich auf das Verhältnis der Kirche zum Staate beziehen. Mit Gottes Hülfe gedenke ich im Herbst meine Schwester in Bonn zu besuchen, und bei dieser Gelegenheit auch meines Vaters Vaterstadt Elberfeld zu begrüßen. Sollte es mir möglich sein, bis in Ihre Gegenden zu kommen, Ihre persönliche Bekanntschaft zu machen und die meines Schulgefährten H. Aschenberg zu erneuen, so würde mir das sehr erfreulich und gewiß auch unsern gemeinschaftlichen Bestrebungen förderlich sein. Lassen Sie Sich meinen brüderlichen Gruß und meine herzliche Hochachtung gefallen. Schleiermacher.

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4725. Von Christian August Brandis. Rom, Sonnabend, 27. 3. 1819 Alta Germania / Nord / A l’Academie Royale des / Sciences, classe de philosophie / Secrétaire Mr. Schleiermacher / à / Berlin / fr [Bl. 10v] Rom d. 27sten Merz 1819. Vor allem habe ich Ihnen, hochverehrter Herr Doctor, für die mir so überaus gütige Vermittelung, der ich Sicherstellung meiner Geldangelegenheiten verdanke, den innigsten Dank zu sagen. Wenn mir die Academie halbjährig 400 r bewilligt so habe ich, mein Universitätsgehalt eingerechnet, für dieses 4725. Überlieferung: H: BBAW, SN 259/1, Bl. 7–10. Mit Brief *4723 von Bekker (27. 3. 1818 oder früher) als Einlage. – Beantwortungsvermerk: „beantw d 15t. Mai“ (Brief 4752).

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Jahr auf 1400 r, also nur 100 r weniger als ich nach vorläufigem Ueberschuß zu bedürfen glaubte zu rechnen, und hoffe mich so einrichten zu können, daß ich reiche; auf jeden Fall werde ich nur in dringendem Nothfall um Nachschüße bitten. Ich sende heute eine Quittung auf 400 r (für die Monate Januar bis Juny) an die Gebrüder Benecke ein; dürfte ich wohl bitten der Hauptcasse die Weisung gegen meine Quittung die Summe zu zahlen, zukommen zu lassen? Der festgesetzte Termin unsrer Abreise nach Florenz (der erste May) naht heran und glücklicher Weise sind unsre Arbeiten weit genug gefördert, ihn nicht weiter hinausschieben zu dürfen. Bekker ist schon seit mehreren Wochen mit den ihm zur Bearbeitung zugefallenen Aristotelicis fertig; und ich habe nicht mehr nach, als sich in einem Monat abmachen lässt. Unser hiesiger Aufenthalt, das dürften wir behaupten, hat tüchtig geschafft und wohl fast die Hälfte der Arbeit, soweit sie in Bibilotheken abgemacht werden muß, ist gethan; freilich werden wir in andern, wenigstens den Italienischen, Bibliotheken in gleicher Zeit kaum halb so viel beschaffen können, als hier, wo wir arbeiten konnten solange unsre Kräfte es erlaubten und durch keine Festtage unterbrochen wurden. – Die Resultate sind, wie sich’s erwarten ließ, für die verschiedenen Bücher sehr verschieden ausgefallen. Bekker ist mit der Ausbeute für die naturhistorischen Schriften, die bisher er allein bearbeitet, sehr zufrieden; eben so mit dem was die schöne Handschrift des Organon’s gegeben. Wovon die Vergleichung bisher mir allein zugefallen, hat freilich nicht gleiches Glück erfahren; für die Politik haben die drey hier vorhandenen Handschriften fast gar keine Ausbeute ergeben; doch habe ich um ganz sicher zu gehn, von jeder einige Bücher verglichen, so daß alle drey zusammengenommen die zweyte vollständige Vergleichung ausmachen. Es ist mir kaum mehr zweifelhaft, daß die sieben Codices der Politik, die ich bis jetzt kenne Abschriften ein und derselben Handschrift sind, und aus eben der Handschrift auch der Text der Ausgaben geflossen ist. Etwas mehr ist für die Oeconomik gewonnen; eben so für die Probleme, zu denen ich eine Handschrift vollständig, vier andre theilweise verglichen habe; alle fünf Handschriften sind sehr neu und stimmen so sehr überein, daß vollständige Vergleichung aller vollkommen unnüz gewesen seyn würde. Von den besonders schadhaften Stellen wird leider keine einzige gebessert. Glücklicher Weise haben wir in Venedig einen alten membranaceus zu erwarten. Zu dem Buche περὶ θαυμασίων ἀκουσμάτων habe ich die hier vorhandenen zwey Handschriften, wovon die eine Abschrift der andern zu seyn scheint, nicht ohne einigen Gewinn verglichen; aber noch gewaltig viel schadhaftes bleibt nach. Zu dem Buche de Xenophane Melisso et Gorgia, zu dem ich die Vergleichung eines bombycinus schon hatte, zwey neue |

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Handschriften[,] mehr um nichts unversucht zu lassen dem wichtigen Büchelchen zu helfen, als weil sichs der Mühe sonderlich verlohnt hätte. Für die Mechanik und περὶ ἀτόμων γραμμῶν haben drey Handschriften recht hübsche kleine Zusäze und Verbesserungen gegeben; für letzteres bleibt freilich noch viel zu wünschen übrig. Eben so darf ich mit dem Erfolg der Vergleichung zweyer Handschriften zu den Büchern de coelo und de generatione et corruptione, und einer zu der Meteorologie und den parvis naturalibus, de coloribus ect. zufrieden seyn – Im allgemeinen berechtigen uns unsre bisherigen Erfahrungen schöne Ausbeute zu versprechen für die Metaphysik (wofür wir noch alte membranacei in Venedig und Paris finden werden), die naturhistorischen und die kleinen physischen Schriften (das Buch de coloribus mit einbegriffen und ganz besonders für dieses). Weniger abweichend von den Ausgaben wird der neu zu constituirende Text in den grössern physischen Schriften ausfallen, wenn nicht etwa der alte membranaceus in Venedig ganz unerwartetes leistet. Für das Organon ist die Ausbeute aus dem herrlichen membranaceus von der Art gewesen, daß Bekker sich überzeugt hält nur sehr alte Handschriften dürften zu den logischen Schriften verglichen werden, da es fast ausschliesslich auf Ausglättung des Textes ankomme. Die Nicomachische und sogenannte grosse Ethik haben, wie Sie wissen, durch den von Bekker in Florenz verglichenen membranaceus sehr gewonnen, und einen ähnlichen haben wir sicher noch zu erwarten, vielleicht mehrere. Was hier für diese beyden Ethiken ist, findet Bekker nicht der Vergleichung werth und freilich hatte ja auch mein bombycinus in Florenz gar zu wenig gegeben. Mit der Eudemischen Ethik, für die Bekker hier verglichen, steht’s schlimm; und leider dürfen wir nicht hoffen alte Handschriften irgendwo zu finden. Nicht weniger schlimm siehts mit dem Buche de Xenophane ect. aus; am allerschlimmsten vielleicht mit der Politik; so viel wir bis jetzt wissen existirt nur ein einziger bombycinus (in Paris), der nicht vollständig ist und nach Versicherung eines jungen Philologen, Dr. Haase, der ihn versucht hat, wenig Trost geben soll; alte membranacei scheinen gar nicht zu existiren. Von der furchtbaren Masse ungedruckter Commentare arbeite ich mir Gott Lob den grössten Theil schon hier in Rom vom Halse. Da meine Erwartungen und Ansprüche von vorn herein sehr mässig waren, so habe ich nicht über getäuschte Hoffnungen zu klagen. – Von einer guten Anzahl anonymer Commentare zur Physik haben sich die meisten mit gedruckten identisch erwiesen; die Abschreiber hatten nur aus mehreren entlehntes, ohne Namen zu nennen, zusammengeschrieben und hin und wieder abgekürzt. Psellus und Michael Ephesius sind freilich nur in Lateinischen Uebersetzungen gedruckt; aber es bedarf wohl keiner Entschuldigung, daß ich

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mich der Mühe überhoben die Originale zu excerpiren; sie sind in der That zu geringfügig. Nur zwey hierher gehörige Handschriften enthalten Anecdota, und zwar die eine Scholien zu den ersten anderthalb, die zweyte zu dem 4ten 5ten und 6ten Büchern; sie scheinen grossentheils aus Simplicius und Johannes Philoponus entlehnt zu seyn. | Die Notiz, daß sich Johannes Philoponus zu den vier letzten Büchern der Physik in der Vaticana finde, will sich wie mehrere ähnliche, nicht bestätigen – Ungedruckte Scholien zur Meteorologie in einem Codex der Ottoboniana, sind auch von geringer Bedeutung; und was ich daraus excerpirt, wird sich am Ende schon im Olympiodor finden, den ich nicht zur Hand habe. – Die παρεκβολαὶ des Damascius zu den Büchern vom Himmel, habe ich, da sie von einem in seiner Art ehrenwerthen Mann herrühren, der ungerechterweise mehr als seine Zeitgenossen vernachlässigt ist, und von geringem Umfange sind, ganz abgeschrieben. Es sind nicht eben mit Verstand gemachte Auszüge vielleicht nicht allein aus dem Commentar zu den Büchern de caelo, sondern zugleich aus einigen andern Büchern des Damascius. In einem bombycinus fand ich die Einleitung des Damascius zu den Büchern de caelo und als Randanmerkungen seinen Commentar zu den ersten Capiteln; auch dieses habe ich der Vollständigkeit wegen abgeschrieben, wiewohl es nur bekannte Notizen enthält. – Mit dem vom gedruckten abweichenden Text des Simplicius de caelo, so weit er hier vorhanden, habe ich mich schon früher beschäftigt; doch werde ich ehe wir reisen, den gedruckten Text und meine Excerpte wieder durchgehn, um nachzuholen, was mir etwa entgangen seyn könnte. – Was sich zu den Büchern de anima, bey weitem grösstentheils aus Johannes Philoponus entlehnt, in einem guten membranaceus findet, habe ich gleichfalls früher benuzt, und jetzt nur wieder durchzugehen. – Für die Bücher de generatione et corruptione und die parva naturalia findet sich hier nichts ungedrucktes. – Zu einem der naturhistorischen Werke aber fürchte ich, wird hier ein anecdoton seyn; ich fürchte es weil schwerlich etwas einigermassen bedeutendes zu erwarten ist, und mir, da ich von naturhistorischen Kenntnissen sehr entblösst, auch mit den hierher gehörigen Aristotelischen Büchern wenig bekannt bin, die Benuzung sehr schwer fallen würde. – Jetzt beschäftigen mich die logischen Commentare; der grösste Theil des ungedruckten ist aus dem XIV und XV Jahrhundert und wohl sicher nicht werth durchgearbeitet zu werden. Vom Alexander ist mir bis jetzt nichts ungedrucktes vorgekommen; wohl aber ein Commentar zu dem elenchis sophisticis, angeblich von Ammonius, den ich noch nicht habe durchgehn können; denn leider wird diese an sich sehr ermüdende Arbeit durch die Schwierigkeit gedruckte Exemplare zu erhalten noch sehr erschwert. In diesen Tagen habe ich mit dem Philosophen David zu thun und nachdem ich mich durch seinen sehr

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langweiligen Commentar zu Porphyrius Isagoge durchgearbeitet, in der Einleitung zu den Categorien recht hübsche Notizen gefunden. Wer der Mann gewesen und wann er gelebt, darüber hat sich bisher nichts bestimmtes ergeben; auf jeden Fall lebte er nach Ammonius und höchst wahrscheinlich vor Michael Psellus, dessen Einleitung zur Philosophie aus ihm geschöpft zu seyn scheint; auch der anonyme Commentar in dem alten membranaceus des Organon zum Porphyrius und den Categorien, mit den feinsten und zierlichsten Uncialen und sicher nicht nach dem XI Jahrhundert geschrieben, scheint aus ihm entlehnt zu seyn. In einigen Tagen würde ich vielleicht bestimmteres darüber sagen können – Am längsten haben mich die Commentare zur Metaphysik beschäftigt, und die Arbeit ist nur unterbrochen, noch nicht völlig beendigt. Asclepius ist unerträglich weitschweifig | und leer, und ich bin sehr froh, daß er entweder nicht über die ersten sechs Bücher hinausgekommen ist, oder ein gütiges Geschick mir und etwanigen Unglücksgenossen die folgenden Folianten erspart hat. Was er Gutes hat, ist fast ohne Ausnahme aus Alexander entlehnt, gewöhnlich noch verflacht und der historischen Notizen beraubt; alles übrige enthält fast nur Versuche seines Lehrers und ἥρως Ammonius, zu dessen Ehre ich annehmen will, daß sein Schüler ihn nicht besser als den Alexander behandelt, Aristoteles und Plato unter sich und mit allen ältern Philosophen in Einstimmung zu bringen; und zwar Versuche, die noch gehaltloser sind als ähnliche bey andern Neuplatonikern. Meine Excerpte werden nicht nur diese Klage rechtfertigen, sondern zugleich, daß sie nicht ausführlicher ausgefallen. – Dagegen aus Alexander, wiewohl eine Lateinische Uebersetzung existirt, ziemlich viel excerpirt zu haben, glaube ich nicht bereuen zu dürfen. Für den Aristotelischen Text hätte allerdings selbst schon aus der Uebersetzung viel genommen werden können, und sie ist von den Herausgebern, wenigstens bis zu Sylburg, ihn selbst eingeschlossen, auf eine unbegreifliche Weise vernachlässigt worden; doch kann man sich bey allen critisch oder historisch wichtigen Stellen mit der Uebersetzung nicht begnügen. Sehr schäzbar sind in diesem Commentar die leider nur zu sparsamen Erwähnungen und Beurtheilungen älterer Lesarten; noch schäzbarer die Nachrichten, die Alexander aus Aristoteles verlorenen Büchern über die Ideen, von den Phythagoreern und der Philosophie, oft ohne sie zu nennen, entlehnt hat. Wenn man nämlich die bestimmten Anführungen aus Aristoteles Büchern von den Pythagoreern, wie sie bey ihm und andern, besonders bey Johannes Philoponus de anima vorkommen, mit dem was er an andern Orten über die Pythagoreer sagt, vergleicht, so kann es kaum zweifelhaft bleiben, daß er sich fast durchgängig genau an die Aristotelische Darstellung hielt. Eine Zusammenstellung alles dessen, was sich als geradezu aus

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Aristoteles Büchern über die Pythagoreer nachweisen lässt, oder was sich nach sichrer Vergleichung als solches ergiebt, würde, glaube ich, eine sichre Basis für Sonderung Pythagoreischer Dogmen liefern; hoffentlich gewinne ich diesen Sommer Zeit eine solche Zusammenstellung zu versuchen. Eben so scheint Alexander aus der Aristotelischen Schrift de ideis entlehnt zu haben, was er besonders in den hierher gehörigen sehr schwierigen Capiteln des ersten Buches zur Erläuterung beybringt. Wörtlich ausgeschriebene Stellen darf man freilich bey’m Alexander nicht erwarten; aber es ist ja schon erwünscht genug, auch wenn man von dem Werth der Notizen, die zugleich mitgegeben werden, absieht, sich von dem Inhalt verlorener Aristotelischer Bücher vollständiger zu unterrichten; und Zusammenstellung alles hierher gehörigen, wie möglichst vollständige Fragmentensammlung, wird ja wohl ohne Zweifel mit im Plane der von der Academie beabsichtigten Ausgabe liegen. – Ausser den 12 Büchern, die Sepulveda übersetzt hat, finden sich in einem Codex, der die letzten jener Bücher enthält, Commentare zu dem XIIIten und XIVten; nach vorläufiger Ansicht möchte ich sie für später halten; die eigentliche Bearbeitung aber steht mir noch bevor. Die ersten 12 Bücher übrigens gehören unbezweifelt dem | Alexander; daß der Name in den Handschriften fehlt ist sonderbar; aber Asclepius führt zuvieles mit bestimmter Bezeichnung aus ihm an und ist hier ein vollgültiger Gewährsmann. Außer diesen Commentaren zur Metaphysik findet sich ein andrer als anonym bezeichnet, meistens paraphrasisch; es ist der von Franciscus Patritius übersetzte von dem Johannes Philoponus (sicher ohne allen Grund) zugeschriebenen; und so dürftig, daß ich erst alles übrige was hier noch zu thun ist, vollendet haben muß, bevor ich ihn zu excerpiren mich entschliesse. Den Syrian, der ja auch in Lateinischer Uebersetzung gedruckt ist, werde ich durchgehn, wo mir grade Zeit bleibt; man findet Abschriften auf fast allen Bibliotheken. Eben so ᾽Ερεννίου φιλοσόφου ἐξήγησις εἰς τὰ μετὰ τὰ φυσικα, eigentlich eine neuplatonische Einleitung zur Metaphysik, aus der sich zur Berichtigung des Textes oder Erklärung schwieriger Stellen gar nichts ergiebt. – Sehr traurig ists, daß keiner der Commentatoren zur Beseitigung der Zweifel, die sich über die Zusammensetzung dieses Aristotelischen Werks so vielfältig darbieten, etwas leistet. Alexander stösst einigemahl an, wo der Mangel an Zusammenhang zu auffallend ist, geht aber durchaus nicht in Untersuchungen ein. Ueberhaupt scheint nur gegen klein ᾶ ernstlicher Zweifel erhoben zu seyn; alles übrige beseitigte man, vielleicht mit der bey Asclepius erwähnten und gebilligten Annahme, Aristoteles habe das unvollendete Werk an den Eudemus geschickt und der es aus andern Aristotelischen Büchern ergänzt, nachdem Aristoteles darüber hin gestorben. Bey dergleichen kann man sich freilich nicht beruhigen; es ist

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zu offenbar, daß das Werk aus mehrern nach Anlage und Ausführung von einander abweichenden Theilen zusammengesetzt ist, die freilich wohl alle ohne Ausnahme wenn nicht verschiedene Entwürfe des Aristoteles selbst waren, doch seiner nächsten Schule angehören. Ueber das Nähere aber hat sich mir noch immer keine Ansicht darbieten wollen, die lange Stich gehalten hätte. Ihren Untersuchungen über die Commentare zur Ethik und noch mehr über die verschiedenen Ethiken selbst sehe ich als einem Leitstern für ähnliche Untersuchungen mit Sehnsucht entgegen. Meine Excerpte aus den Commentaren schwellen nach gerade tüchtig an; verbunden mit Untersuchungen über die gedruckten und ungedruckten Commentare und den daraus sich ergebenden Resultaten für die Geschichte der Commentation des Aristoteles im allgemeinen, möchten sie sich schon eignen gedruckt zu werden; denn die gewaltige Masse der Anecdota in extenso abdrucken zu lassen, wird wohl nicht leicht jemanden in den Sinn kommen. Jene Beylagen werde ich nach Kräften vorbereiten, und dann die Bestimmung der Academie erwarten – Neben der Beschäftigung mit den Commentatoren, die die ganzen langen Sessionen hindruch ohne Unterbrechung fortgesetzt sehr ermüdet, habe ich nachdem die Vergleichungen zum Aristoteles beendigt waren, eine Handschrift zu den physischen Schriften des Theophrast verglichen; hin und wieder ist dem kläglich zugerichteten Text wirklich aufgeholfen und vielleicht findet sich ja wohl noch besseres in andern Bibliotheken; von drey außerdem hier befindlichen Handschriften dieser Bücher | sind zwey ohne Zweifel und die dritte wahrscheinlich, Abschriften jener ersten. Was für diese Schriften geschieht kommt mittelbar auch Aristotelischen Büchern wieder zu gute, namentlich den Problemen; denn offenbar besteht ein Theil dieses wunderlichen Aggregats aus Theophrastischen Stellen. Bekker hat eine alte Handschrift für die neun ersten Bücher der Pflanzengeschichte verglichen (zur Vergleichung des Xten und der caussae plantarum fehlt bis jetzt ein Exemplar), zunächst für Profeßor Schneider; so bringen wir vielleicht Stoff zu einer neuen Ausgabe dieses Aristotelikers zusammen; freilich müsste sich dazu noch manches günstig fügen. – Da ich darauf bedacht bin die Beschäftigung mit den Aristotelischen Commentatoren zu benuzen, um die Fragmente der bedeutenderen Griechischen Philosophen, älterer und neuerer, einigermassen vollständig zu sammeln, so möchte ich die hierher gehörigen Hauptstellen, namentlich aus Simplicius zur Physik, Clemens und Eusebius, in guten Handschriften vergleichen, aber bis jetzt fehlt’s an Zeit und für den Simplicius an einem Exemplare. Auch die hiesigen Handschriften dieser Schriftsteller scheinen nicht von Bedeutung zu seyn. Für Sextus Empiricus, der eigentlich ebenfalls hierher gehörte, habe ich

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bis jetzt in keiner Italienischen Bibliothek einen einigermassen erträglichen Codex gefunden; eben so scheint für Diogenes Laertius aus Handschriften durchaus keine Hülfe zu erwarten zu seyn. Bekker trägt mir auf Ihnen zu sagen, daß er mit sichrer Gelegenheit die verlangten Quittungen abgesandt, den erwarteten Brief von Profeßor Buttman noch nicht erhalten habe. Er bittet außerdem seiner Frage in Rücksicht Englands eingedenk zu seyn und die Academie darauf aufmerksam zu machen, wie wichtig es auch seyn müsse Abschriften der jetzt in England sich befindenden Griechischen Inschriften zu erhalten, besonders da Dr Osann Schwierigkeit mache was er abgeschrieben der Academie abzutreten. Darf ich Ihnen, hochverehrter Herr Doctor, nun noch einige Worte über eine Sorge sagen, der ich mich nicht ganz entschlagen kann? Bevor mir der Auftrag an den Vorarbeiten zu einer Ausgabe des Aristoteles Theil zu nehmen ward, hatte mir der Minister von Altenstein die Zusicherung gegeben mich dem König für eine ordentliche Professur in Bonn vorzuschlagen. Sehr fürchte ich, daß bey der Verlängerung meiner Abwesenheit die mir zugedachte philosophische Lehrstelle besetzt werden wird, und das wäre in der That traurig für mich. Denn so erwünscht mir auch academische Wirksamkeit in Berlin seyn würde, so fühle ich doch dringend das Bedürfniß mich erst an einer kleinern Universität vorzubereiten und einzuüben, um nicht gar zu verzagt auftreten zu dürfen; und dann, wie darf ich hoffen in Berlin eine einigermassen sichere und sorgenfreye Existenz zu gewinnen? Die Universität zahlt schon jetzt sehr bedeutend für Philosophie und würde schwerlich Gehalt für einen neuen ordinarius auswerfen können; traurig wäre doch aber allerdings für mich, wenn ich bey der Vollendung unsrer Aristotelischen Arbeiten | in der academischen Laufbahn um keinen Schritt vorgerückt wäre und die Aussichten auf häusliche Existenz wieder in eine unbestimmte Zukunft hinaus geschoben hätte. Möchten Sie, hochverehrter Herr Professor, meine Angelegenheit bey’m Minister vertreten wollen und ihn bewegen können die noch unbesetze philosophische Professur in Bonn für mich aufzubehalten. Michaelis nächsten Jahrs sind ja spätestens unsre Bibliotheksarbeiten vollendet; allenfalls könnte ich mich ja auch wohl so einrichten schon Ostern 1820 fertig zu seyn; oder dränge der Minister darauf die philosophische Professur noch zum Winter besetzt zu sehn, so erlaubte mir ja vielleicht die Academie von Italien unmittelbar nach Bonn abzugehn und später, etwa in verlängerten Ferien was in Paris zu thun ist nachzuholen. Auch in dem Fall, daß nur die Academie mir einigen Antheil an der ferneren Bearbeitung des Aristoteles verstatten wollte, würde, glaube ich, meine Entfernung von Berlin, wenigstens für’s erste ohne bedeutende Nachtheile seyn; denn die ersten Jahre werden wohl

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über Bearbeitung der gedruckten Commentare hingehn und später, wenn alles zur Redaction vorbereitet wäre, würde das Ministerium mir ja wohl verstatten einen Winter in Berlin zuzubringen. Aber sollte man mir eine feste Anstellung in Berlin bestimmen möchte man mir dann doch auch eine sorgenfreye Existenz sichern und mich nicht bis zu unsrer Rückkehr in einer Ungewissheit lassen, die nicht anders als drückend für mich seyn kann und mir Verlegenheiten verschiedener Art bringt; so weiß ich z.B. nicht wohin ich meine Bücher und andren Sachen, die von Rom, Florenz und später, um die Unannehmlichkeiten des Reisens in Frankreich mit Gepäck zu vermeiden, von der Französichen Grenze abgeschickt werden müssen. Sie verzeihn mir, so wage ich zu hoffen, daß ich auch in dieser Angelegenheit wiederum meine Zuflucht zu Ihnen, hochverehrter Herr Doctor, nehme; aber mögen Sie Sich auch überzeugt halten, daß ich auf’s lebhafteste erkenne, wie alles was Sie für mich thun, mir Verpflichtungen auflegt, die nur durch Anstrengung aller Kräfte und eifrigstes Bestreben die Bürgschaft zu lösen, die Sie ja durch jede Verwendung für mich einlegen, ausgesprochen werden können. Was etwa Neues zu erzählen wäre wird ohne Zweifel die Einlage vorweggenommen haben, und auch wohl berichten wie Bekkern und mir die Freude wird bis Florenz, und wenn dort alles nach Wunsch geht, bis Mailand die Hofräthin Herz und Frau von Humboldt zu begleiten. – Mit dem Augenübel der Niehbur geht’s etwas besser; aber daß wirklich Gefahr vorhanden, kann man sich nicht verhehlen, wenn man ihren verstorbenen Vater gekannt hat; und das Clima von Rom kann natürlich nicht vortheilhaft wirken. – Die Herz wird sich doch am Ende freuen, wie sehr sie sichs auch zu verbergen sucht, dem renegatischen Frauenhause zu entkommen; die Schlegel fährt freilich fort mild und duldsam zu seyn mit sichtbarer Anstrengung; ob mit wirklicher weiß ich nicht, denn was so äusserlich ist wie dieser Religionseifer, tritt wohl ganz leicht zurück wenn etwas andres äusserliches den Plaz verlangt; aus Eitelkeit und um es bey’m rechten Namen zu nennen, ist am Ende der bey weitem grösste Theil solcher Frömmigkeit zusammengesetzt. – Wenn nur der Prediger, der ja endlich kommen soll, ein tüchtiger Mann ist. Niebuhr und Bekker grüssen herzlichst; Bunsen empfiehlt sich Ihrem gütigen Andenken so wie ich mich Ihrer Frau Gemahlin. Mit den herzlichsten Wünschen und innigster Verehrung Ihr Ch.A. Brandis | 10v

Sollten Sie mich durch einige Zeilen erfreuen wollen, so bitte ich bis Mitte May nach Florenz (alla cura del Signore Luigi Wollff, Banchiere), später nach Mailand (posta ferma) zu addressiren.

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*4726. An Johann Justus Cunz. Berlin, Sonntag, 28. 3. 1819

4727. An Barthold Georg Niebuhr. Berlin, Sonntag, 28. 3. 1819 Berlin d. 28t. Merz 19

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Ich habe es dem Ueberbringer dieses, Herrn D. Clausen aus Kopenhagen nicht abschlagen können liebster Niebuhr ihm ein Paar Zeilen mitzugeben an Sie um ihn Ihrer Freundlichkeit zu empfehlen. Lassen Sie sie mir zu Liebe soviel gelten daß er sehe es wäre nicht ganz dasselbe gewesen wenn er ohne sie gekommen wäre. Er wird sich gern über mancherlei von Ihnen belehren lassen und sehr dankbar sein wenn er sich hie und da in seinen wissenschaftlichen und Kunstbestrebungen Ihres Schuzes erfreut. Leider kann ich diese Gelegenheit nicht einmal dazu benuzen Ihnen Neues von uns – wie wenig es auch erfreulich sei – zu melden; denn ich würde Sie nur an Dinge erinnern, die Sie schon vergessen haben ehe Sie dieses lesen. Aber dazu will ich diese Gelegenheit wahrnehmen Ihnen meinen herzlichen Dank zu sagen für alle Freundlichkeit welche Sie meiner Freundin Herz beide bewiesen haben, die hoffentlich, wenn dieses zu Ihnen gelangt, wieder auf deutschem Boden ist, allen Anfechtungen ihrer katholischen Freunde und Freundinnen glüklich entronnen. Möchte Ihnen doch gelingen was Sie in dieser Hinsicht Gutes beabsichtigen und Sie an dem jungen Manne für den Sie Sich bestimmt haben alles finden was Sie wünschen. Ich habe ihn nur einen flüchtigen Augenblick gesehen und einen recht bestimmten Eindruk hat er mir nicht | gemacht. Jakobi’s Tod wird Sie auch bewegt haben wie er mir immer noch im Gemüthe liegt. Es ist mir nun doppelt erfreulich daß ich noch im vorigen Jahre seine Bekanntschaft machen konnte. Solche durchaus edle und schöne Naturen sind leider selten genug ja ich kann ehrlich sagen auch Schwächen die sonst selbst Freunde und Verehrer von ihm zugestanden sind mir nicht sichtbar geworden ohnerachtet die Gelegenheit dazu nicht fehlte. Das mildernde Alter muß sie hinweggenommen haben. Mir ist ein voll*4726.

Erschlossen aus dem Beantwortungsvermerk zu Brief 4713 (4. 3. 1819).

4727. Überlieferung: H: BBAW, Archiv, Sammlung Niebuhr, 275; D: Briefe aus Niebuhrs Nachlass Bd. 1, S. 25–27 (gekürzt).

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kommen reiner Eindruck von dem herrlichen Manne geblieben, und auch das befriedigende Gefühl daß er mich persönlich lieb gewonnen hat. Mich betrübt aber daß er nun eines so zufälligen Todes gestorben ist. Ist man erst so alt geworden so scheint mir auch billig daß man an der reinen Nothwendigkeit der erschöpften Lebenskraft sterbe. Mir war der Gedanke gekommen und ziemlich fest geworden ihm meine Dogmatik an der ich jezt schreibe, zuzueignen dadurch unserm Verhältniß ein kleines Denkmal zu sezen, und zugleich nach meinem Vermögen Jakobis eigentliches Verhältniß zum Christenthum ins Licht zu stellen. Ich will nicht wünschen daß dieser gescheiterte Entwurf ein böses Vorzeichen werde für das Werk selbst. Wie wird es nun mit der unvollendeten Ausgabe von Jakobis Werken werden? wahrscheinlich wird Roth sie übernehmen und dadurch ihre Freundschaft verewigen. – Bald ist nun jenes Geschlecht auch ganz ausgestorben – sehen wir ein neues heranwachsen zum Ersaz? Für die Gelehrsamkeit ist mir nicht bange aber die Philosophie und | die Poesie scheinen wenig ausgezeichnete Jünger unter den jüngeren zu haben. Darum pflegen Sie nur desto mehr die bildende Kunst der Deutschen in Rom, und hüten daß sie nicht ganz den freien protestantischen Boden verlasse. Möchten wir nur bald beruhigende Nachrichten erhalten nach den lezten besorglichen über das Befinden Ihrer lieben Frau deren Andenken ich mich herzlich empfehle! Mein Mitgeüfhl ist nicht stumpfer deshalb weil ich fortfahre ein Glükspilz zu sein in meinem häuslichen Leben. Ich fürchte die Nemesis und hüte mich vor Uebermuth. Vom öffentlichen schweige ich, wenn ich gleich von dem Elend desselben reden könnte ohne Furcht Sie an längst vergessene Dinge zu erinnern. Denn wo liegt die Hofnung daß es im mindesten besser sein werde nach einem halben Jahre als es jezt ist? Lachen so lange man kann, warten so lange man muß, reden soviel man darf, aber sich ärgern niemals, das scheint die höchste Weisheit zu sein der ich mich aus allen Kräften befleißige. Es geht auch so ziemlich damit, bis auf den lezten Punkt Gott befohlen lieber Freund. Meine Frau grüßt und wir wünschen Ihnen beiden beide recht viel erfreuliches. Schleiermacher

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4728. Von Friedrich von Mühlenfels. Grimmen, Montag, 29. 3. 1819 Grim den 29t März 1819.

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Geehrtester Schwager! Werden Sie nun nicht böse, wenn ich Ihnen mit der Bitte mir etwas in Berlin auszukundschaften, viele Mühe und Beschwerde verursachen sollte. Die Sache ist jedoch sehr wichtig für mich und ich weiß mich wahrlich an keinem andern als an Sie zu wenden. Es haben sich nehmlich ganz unerwartet noch zwei Lehns-Vettern mit ihren Ansprüchen auf Sissow gemeldet, die wenn sie sich sollten legitimiren können, mir sehr viel zu schaffen machen würden, indessen hoffe ich daß diese lieben Vettern nur von halber Raçe sind, und mir daher nicht werden gefährlich werden. Der eine steht als Portépée Fähnrich bei Kaiser Franz Grenadier, und der andere | bei Artillerie. Beide geben als ihren Vater den ehemaligen Capitain im Infanterie Regiment von Arnim, Gustav von Mühlenfels an, und bezeichnen ihre Mutter als eine geborne Schmidt. Dieser Gustav Mühlenfels war um so viel mir bekannt mit einer Lange verheirathet, aus welcher Ehe keine männliche Descendenz hinterblieben ist, es kömt daher nur darauf an ob Mühlenfels schon vorher mit der Schmidt verheirathet gewesen ist. Obgleich ich der festen Ueberzeugung bin daß das Leztere nicht der Fall gewesen, indem ich Mühlenfels von meiner Kindheit an persönlich gekannt, ihn ab und zu in Berlin auch gesehen, und von dieser Verheirathung | schlechterdings etwas müßte erfahren haben; so ist die Möglichkeit dennoch nicht gerade zu in Abrede zu stellen, und ersuche ich Sie daher recht dringend und freundlich, mir wo möglich hierüber einige nähere zuverlässige Nachricht zu verschaffen. Meine Frau und Kinder besonders Lina grüssen Sie und die Ihrigen herzlichst, und ich bitte in gütigen Andenken zu erhalten Ihren Schwager Mühlenfels

4728. Überlieferung: H: BBAW, SN 333, Bl. 4 f. 14t. April“.

Beantwortungsvermerk: „beantw

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Briefe 4729 – 4730

4729. An Christoph Wilhelm Hufeland (auch von der philosophischen Klasse). Berlin, Mittwoch, 31. 3. 1819

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Die philosophische Klasse der Akademie erkennt die Wichtigkeit der von Ihnen gestellten Preisfrage allein sie findet sich dennoch außer Stande die beiden Fragen in Ihrem ursprünglich an die physikalische Klasse gerichteten Schreiben zu bejahen Denn was den zweiten Punkt betrifft so hat sie über ihren Antheil an dem zu Preisaufgaben bestimmten Fonds erst im Jahre 1820 für das Jahr 1822 zu disponiren; und was den ersten betrifft, so ist das Ihrem Schreiben beigelegte Programm vielleicht als Erklärung eines Einzelnen sehr zweckmäßig, wäre aber, weil es schon gewißermaßen Parthei nimmt, nicht geeignet eine Preisaufgabe der Akademie, welche völlig unpartheiisch gestellt sein muß, ins Publicum zu bringen. Es würden also der Klasse, auch wenn Sie auf den gewünschten Zuschuß Verzicht leisten wollten, nur die beiden Vorschläge übrig bleiben, daß Sie ihr entweder wenn die Akademie die Preisfrage zu der ihrigen machen sollte, die Umarbeitung des Programms anheimstellen oder daß die Preisfrage unter Ihrem | Namen erscheine, und die Klasse nur das Richteramt über die eingegangenen Aufsäze übernähme. Allein, auch diese Vorschläge wagt sie nicht Ihnen gegenwärtig zu thun, weil sie niemanden in ihrer Mitte hat, der Muße genug hätte, um zum Behuf dieser Entscheidung alle seit Malthus über diesen Gegenstand erschienenen Schriften aufs neue durchzulesen. Solche auch durch den Besiz der ganzen Litteratur des Fachs competente Richter würden Sie gegenwärtig leichter außer der Akademie finden als in deren schwach besezten philosophischen Klasse, die kein einziges rein akademisches Mitglied besizt. Sollten Sie dennoch überwiegend wünschen diese Preisfrage unter die Auspicien der Akademie zu stellen: so kann die Klasse Ihnen nur vorschlagen Ihren Antrag im Jahre 1820 zu erneuern, und wünschte, daß sie alsdann besser im Stande sein möge sich demselben zu unterziehen. Berlin d 31t März 1819 Die philosophische Klasse der Akademie conc. Schleiermacher An Den Königl Leibarzt Herrn Staatsrath Hufeland Ritter des rothen Adlerordens 2r Klasse Hochwohlgebohren 4729. Überlieferung: H: BBAW, Archiv, II–IX, Nr. 19, Bl. 10. 4 Schreiben] über )Fragen* 6 bestimmten] über )gestellten* 10 gestellt] mit Einfügungszeichen über der Zeile 22 deren] über )ihr* philosophischen] mit Einfügungszeichen über der Zeile 26 besser] mit Einfügungszeichen über der Zeile

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31. 3. – 10. 4. 1819

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4730. Von Friedrich Lücke. Großbodungen, Sonnabend, 10. 4. 1819 Großbodungen den 10ten Apr. 19.

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Ihren freundlichen und liebevollen Brief, mein verehrtester Freund, habe ich zwar aus lauter Freude darüber am schönen Rheinufer auf einer herrlichen Anhöhe im Freyen noch gelesen; beantworten aber konnte und wollte ich ihn nicht eher, als hier am Orte der Ruhe, an der Seite meiner freundlichen Henriette. Darüber werden Sie gewiß nicht böse werden; und auch darüber nicht, daß er nun unter angenehmen Störungen kürzer werden wird, als er in Bonn geworden seyn würde Wie soll ich Ihnen danken für die herzlichen Zeilen an dem schön gewählten Tage! Je näher der entscheidende Moment rückt, desto mehr drängt sich alle Freude, Lust, Angst und Wehmuth in meiner Seele zusammen; und jedes schöne Vorzeichen, wie Ihr Brief, wird von mir wohl beachtet und festgehalten. Ich reiste an einem schönen Tage von Bonn ab durch blühende Felder, immer hart am gewaltigen und begeisterten Rhein, und kam, so oft mich auch die Nemesis ängstlich machte, doch glücklich hier an. Nun noch einige Tage, dann ist die sehnsuchtsvolle Braut, mein treues Weib, und ich eile mit ihr, gleich Tags darauf, fort in die schöne und milde Frühlingsgegend in das kleine Häuschen, das wir Ihnen zu Michaelis recht hübsch einrichten und schmücken wollen, wenn Sie bey uns einziehen und das Glück schauen wollen, woran wir auch Ihnen einen Theil dankbar anweisen. | Von gelehrten Sachen bin ich zu unruhig, Ihnen viel zu schreiben, so viel es auch in Ihrem Briefe der Art zu beantworten gäbe. Nur dieß, daß wir uns Alle freuen, Sie so frisch an Ihrer Dogmatik arbeiten zu sehen, ich sie mit Sehnsucht erwarte und schon vorläufig in meiner Geschichte der Theologie den Platz prophetisch bezeichnet habe, wo sie stehen und die Köpfe und Herzen bewegen wird. In Göttingen sprach ich den jungen Planck, der Ihnen mit vieler Liebe zugethan ist, aber gegen Ihren Lukas in einem Lateinischen Festprogramm aufgetreten ist, das zu meinem Bedauern noch nicht fertig war. Er will nur die beyden ersten Kapitel des Lukas angreifen. Nach Allem, was ich hörte, wird es nicht viel verfangen, und nur Einzelnes bekämpfen. Es scheint aber, als sollten Sie mit Planck in einem steten Duell begriffen seyn. 4730. Überlieferung: H: Jagiellonische Bibliothek Krakau, Handschriften-Abteilung, Friedrich Lücke; D: Christophersen: Friedrich Lücke 2, S. 227–231. Beantwortungsvermerk: „beantw“.

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Briefe 4730 – 4731

Der alte Planck sprach sehr brav über die kirchlichen Verhältnisse namentlich mit Rom und fürchtete sehr von den vereinzelten Unterhandlungen der Fürsten mit Rom. Hannover sagt er, habe sich zur Gemeinschaft 2Mahl angeboten, habe aber aus dem Ministerium nicht einmahl Antwort erhalten und Niebuhr habe das Ministerium bey der Hannöverschen Gesandtschaft in Rom entschuldigt mit der nicht seltenen Nachläßigkeit. In Berlin kann man gar nicht recht wissen, was die Katholischen im Schilde führen; sie wollen nichts weniger, als ganz und gar | wieder im Mittelalter leben. Stollbergs und Schlegels theils fromme, theils ästhetische Ideen schaden sehr viel; die Polemik ist nöthig und ich denke, ich werde ein gutes Werk thun, wenn ich einmahl nach einigen Jahren ein tüchtiges polemisches Werk gegen Stollberg schreibe, gegen die KirchenGeschichte, die so fromm sie ist, doch die Wahrheit immer versteckt. Unserer Universität geht es besser; es scheint, als triebe der Frühling. Mit Augusti und Gieseler sind wir wohl zufrieden. Aber ein tüchtiger Dogmatiker fehlt. Mit KirchenGeschichte und Exegese kann man nicht Alles ausrichten. Über Gieseler freue ich mich; wir haben zusammen in Halle studirt. Nur wünschte ich, daß er, jünger als ich, mir nicht vorgezogen würde, da ich im Diplom als der jüngste ordinarius bestellt bin. Das muß aufgehoben werden, sonst wäre ich jünger, als jung; und es könnten leicht Mißverhältniß[e] entstehen. Sprechen Sie doch einmahl darüber gehörigen Ortes. Ehe wir keinen Kölner Bischof haben, trauen uns die Katholischen nicht. Warum zögert man denn so lang? Nur um Gotteswillen keinen von den jetzigen Generalvikarien in Aachen, oder Münster. Das sind rasende Zeloten. Hätte ich nicht Eil, ich schriebe Ihnen viel darüber. Man lernt in Bonn viel, was man anderswo gar nicht so sehen kann. Nur Christliche Liebe und Protestantische Klarheit und F e s t i g k e i t kann uns erhalten und sicher stellen gegen die Pfaffen. Sack und ich, wir haben schon manchen Strauß ausgefochten, der uns | hart angriff. Sorgen Sie nur, daß die Katholischen Facultäten zum Theil aus Schülern von Hug, zum Theil von Sailer besetzt wird. Das sind die beyden Spitzen jetzt, die in Bonn vereinigt werden müssen. Das Ministerium scheint uns auf dem Korne zu haben. Außer der allgemeinen Universitätsnase haben wir einen langen Denkzettel über unseren Catalog erhalten, der zum Theil einen Monolog des Ministers enthielt. Es war aber darin eine ungeziemende Correctur von Arndts Vorlesungen über Studium und Leben; und eine lange, ganz unklare Stelle, daß wir uns der Speculation enthalten sollten. Vergleichen muß künftig unterbleiben, wenn wir nicht ärgerlich werden sollen. – Der Senat hat tapfer darauf geantwortet. – Schlegel hat’s aufgesetzt.

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Aber ich muß schließen. Jettchen fragt, bist du noch nicht fertig? Sie singt mir einstweilen aus der Alceste. Aufs schönste läßt sie grüßen, Sie und Ihr ganzes Haus. Sie hat Sie recht lieb und freuet sich auf den lieben Mann, der Michaelis gegen sie gewiß so freundlich und spaßhaft seyn würde, wie im Briefe gegen mich. Ja sie meinte, es müßte hübsch seyn, wenn sie Ihnen erst in Bonn ein heiteres Mahl vorsetzen könnte, als junge Hausfrau. Donnerstag nach dem Feste ist unsre Hochzeit. Ihres Segens, Ihrer Liebe sind wir gewiß. Sobald ich in Bonn in Ruhe seyn werde, schreibe ich mehr. Heute ein herzliches Lebewohl und viele Grüße an die jugendliche Frau und an die lieben Kinder, an die gute Schwester, an Alle, vorzüglich an Reimers. Arndts waren wohl. Das Unglück wird dießmahl gewiß die Nanny verschonen. Arndt haut tapfer darauf los, frisch wie immer. Gott befohlen! Der Ihrige Lücke. Zur schönen goldenen Medaille, gratuliren wir von Herzen. Die beste Medaille ist in dem Werke selbst. Marheinekes Dogmatik ist also schon da. Ich werde sie gleich kaufen. Grüßen Sie DeWette und Boekh. Vom ersten erwarte ich täglich einen Brief.

4731. Von Joachim Christian Gaß. Breslau, Sonnabend, 10. 4. bis Dienstag, 13. 4. 1819 Breslau, den 10 Apr 19.

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Ueberbringer dieser Zeilen, ein junger Theologe, will versuchen, sich auf der dortigen Universität zu einem akademischen Docenten vorzubereiten. Er heißt B r e ß l e r, hat sehr viel guten Willen, ist auch immer fleißig und von tadelloser Aufführung gewesen. Wir haben ihn daher zu einer Unterstützung zu dem genannten Zwekk in Vorschlag gebracht, die ihm auch zu Theil geworden und wir entlaßen ihn nicht ohne Hoffnung eines guten 77 sie] Sie 84 f gewiß … immer.] am linken Rand 86 Gott befohlen!] am linken Rand 87 … Ihrige] am linken Rand 88 Lücke.] am linken Rand 89–92 Zur … Brief.] am linken Rand der zweiten Seite 4731. Überlieferung: H: BBAW, SN 287/1, Bl. 129 f. Mit Drucksachen für Reimer und einer Einlage für Karl Nikolaus von Rehdiger. – Beantwortungsvermerk: „beantw mit d folgden“.

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Briefe 4731 – 4732

Erfolgs. Daher erlaubst Du mir wohl, daß ich ihn Dir empfehle und Dich bitte, Dich berathend und fördernd seiner anzunehmen. Du wirst bald sehen, ob etwas aus ihm zu machen ist. Das Gutachten über die Kirchenzucht, wovon ich Dir schon geschrieben, hoffte ich auch mitschikken zu können; der Drukk ist aber nicht fertig geworden, doch erhältst Du es vielleicht in 14 Tagen. Den Gedanken, es der Berliner Synode zu dediciren, habe ich aufgegeben, da mir zufällig eine Synodalpredigt von Hanstein zu Gesicht gekommen, der auch ein Gutachten über eben diesen Gegenstand beigefügt ist. Nun mögte der Mann denken, ich wollte mich neben ihn stellen, oder mit ihm wetteifern und das fällt mir eben nicht ein. Die Leute im Ministerio sind mir ohnehin nicht grün und laßen es sogar auf eine nicht zu lobende Weise in Reskripten merken, auch sehe ich es aus einem Briefe von Nikolovius; und wiewohl mich dies in meinem amtlichen Verfahren nicht irre machen wird, so will ich sie doch außerhalb desselben nicht reizen und ich denke, das wirst du billigen. | Daß Du die goldne Medaille erhalten, ist mir doch eine erfreuliche Erscheinung gewesen, weil ich daraus sehe, daß Du auf der ProvinzialSynode vorzüglich thätig gewesen bist, und auch gerne eine Annäherung darin finden mögte, die wohl hoffen läßt, daß Du wieder mehr mit der allgemeinen Leitung der kirchlichen Angelegenheiten wirst in Verbindung kommen. Das muß auch geschehen, wenn es damit zu bestimmten Resultaten gedeihen soll, denn von denen, die bisher am geschäftigsten dabei waren, läßt sich gar nichts erwarten. Bei uns geht es auch nicht, wie ich wünsche. Noch sind nicht alle Kreissynoden gehalten und die Provinzialsynoden werden sich wohl bis Johannis verziehen. Der leztern sollen 3 sein, und das scheint mir auch verkehrt; denn nun müßen doch diese wieder zu einer Gesammtstimme der Schlesischen Geistlichkeit vereinigt werden und da dies nur möglich ist durch das Consistorium, so wird am Ende die Meinung des leztern und nicht die der erstern an die Landessynode abgegeben werden. Mit der Union, die in Schlesien am wenigsten schwürig sein sollte, will es auch nicht vorwärts und es ist nur in einigen Punkten gelungen, wo jedoch immer, wenn man die Sache beim Lichte besieht, gesagt werden mag, die wenigen Reformirten eines Ortes, die sich der größern Gemeine angeschloßen, seien Lutherisch geworden, und so sollte es doch eigentlich nicht sein. In allen diesen Dingen fühle ich für mich das Nachtheilige, daß mir zu einem tüchtigen Einwirken auf das Ganze der Provinz in solchen Dingen, ein geistliches Amt fehlt, oder auch von mir selbst gerne absehend, daß Breslau keinen tüchtigen Geistlichen hat. Und wenn ich auch, wie ich glaube, mit den nächsten Wintervorlesungen, mein Amt als Universitäts-

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prediger antrete; so wird man mich als Geistlichen auch schwerlich für voll ansehen; doch läßt sich dabei nichts ändern und so will ich darum auch ohne Sorge sein. | Den 13ten. Ich bin verhindert, diesen Brief ordentlich zu vollenden und kann jezt nur noch wenig beifügen. Unser Steffens ist etwas ruhiger geworden und scheint überhaupt von politisiren zurükkzukommen, besonders da auch seine so genannte gute Sache den Leuten von beiden Parteien nicht gefallen will. Ueberhaupt würde man sich, des Streites von allen Seiten müde und da die Turnfreunde so höchst mäßig und ruhig verfahren sind, vielleicht einander wieder genähert haben, wenn die Ermordung Kotzebues nicht aufs neue alles wieder in Bewegung zu bringen und den lezten Lärm noch größer zu machen drohte, als es der erste schon gewesen ist. Hilf Himmel, welch ein Unsinn kommt zum Vorschein und wie viel Erbärmlichkeit von Oben und Unten! Ich kann noch nicht glauben, daß dieser Vorfall die große Entscheidung, die nothwendig kommen muß, etwa beschleunigen werde; aber merkwürdig ists daran der Menschen Gesinnung zu erfahren; und das wird bei Euch sein, wie bei uns. – Wir sind wohl, besonders kann ich dies von mir rühmen, da sich die guten Folgen des Carlsbades immer mehr gezeigt haben. Was wir im Sommer betreiben werden, weiß ich noch nicht, denn auf so lange muß man nicht mehr voraus denken, doch ist zunächst ein Gartenquartier gemiethet. – Die gedrukten Beilagen sind für Reimer bestimmt mit der Bitte, solche in den dortigen Journalen abdrukken zu laßen. | Ich wollte ihm selbst deshalb schreiben; es geht aber nicht mehr. Grüß ihn und die Seinigen von uns allen, auch Rehdiger, an den ich Dich bitte, die Einlage gelangen zu laßen, vor allem aber grüßen wir Dich und Deine Frau freundlichst und herzlichst und bitten Euch uns lieb zu behalten. Lebe wohl! G.

4732. An Immanuel Bekker. Berlin, Dienstag, 13. 4. 1819 A / Monsieur le Professeur Bekker / de Berlin / frei Grenze / Rome / dal Ministro di Prussia [Rückseite] 63 zu] folgt ))zu** 4732. Überlieferung: H: University of Chicago Library, Special Collections Research Center, Immanuel Bekker Papers; D: Schleiermacher: Briefwechsel mit Boeckh und Bekker, S. 106–108.

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Briefe 4732 – 4733

Berlin d 13t. April 1819 Es ist recht gut lieber Freund daß Ihr zweiter Brief sobald hinter Ihrem ersten vom Februar drein kam denn mir war schon ganz bange geworden, daß mein Brief möchte verloren gegangen sein. Merken Sie Sich nur das für die Zukunft; es scheint wir halten ein ziemlich gleiches Maaß ich von Faulheit Sie von Geduld. Wenn Ihnen die lezte reißen will wird auch die erste schon überwunden sein. Von Ihren Fragen kann ich leider die meisten gar nicht beantworten. Ich habe neuerlich wieder auf Ihre gewöhnlichen Reisegelder angetragen, und es für meine Pflicht gehalten den Geldausschuß aufmerksam darauf zu machen, daß Sie nun 200 r akademisches Gehalt hätten; allein es vereinigten sich zu meiner Freude alle Stimmen dahin, daß es unschiklich sein würde Ihnen deshalb Ihre Reisegelder zu kürzen. Was Brandis anbelangt: so ist es schlimm daß er mir keinen bestimteren Wink gegeben hat. Ich hatte indeß schon den ersten Antrag auf die 400 r die er empfangen hat so gestellt, daß er nur für das Jahr 1818 verstanden ist, und habe nun ohne genaue Zeitbestimmung wieder auf 400 r angetragen, welche also der Academie nach für Januar–Juni gerechnet würden so daß er 800 r erhielt. Kann er damit, da doch das Zusammenreisen und leben manches erleichtert auskommen so ist das wol das wünschenswertheste. Geht es aber nicht so wäre es wol am besten wenn Sie dies der Klasse auseinandersezten. Das Diplom für Furia werden Sie hoffentlich erhalten haben. Auf unser Gesuch um diplomatische Unterstüzung in Wien und Turin und Florenz haben wir noch keine Antwort indeß hat mich Nicolovius noch neuerlich versichert, daß dergleichen Gegenstände immer mit dem größten Eifer vom auswärtigen Ministerio betrieben würden. Die Regeneration der Akademie ist noch im weiten Felde indem wir auf unsere Präliminarfragen noch keine Antwort vom Minister haben. Daß wir auf gemeinsame Arbeiten große Rüksicht genommen haben bedarf wol keiner Versicherung. Die Mittel zu ähnlichen Arbeiten werden gewiß, so lange die Akademie besteht, der Klasse bleiben, die Antriebe dazu müssen aus der Klasse selbst hervorgehn. Aber so große Projekte wie die ganze griechische Litteratur so lange im Voraus zu machen, das lasse ich mir gern gefallen, wenn Sie es thun wie sollte ich aber dazu kommen irgend eine Garantie darüber zu geben? Es komt ja alles darauf an wie jede Unternehmung von der Majorität der Klasse angesehn wird, und was für andere Unternehmungen sich neben jeder aufthun. Was aber Ihre Gehaltverhältnisse betrifft lieber Freund so kann ich Ihnen nichts besseres rathen als einmal recht offen und gründlich darüber an Süvern zu schreiben. Denn ich könnte ja auch gar nichts anderes thun als daß ich mit ihm darüber

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redete, und warum wollten Sie erst einen Mittelsmann aufstellen da Sie gewiß Ihre Sache selbst am besten führen können. Thun Sie das doch ja je eher je lieber. – Ich habe nun noch von Ihnen die übriggebliebenen r 190 und die jezt eingegangenen 250 ich habe bis jezt auf die Anweisung der 400 gewartet allein wenn sie nicht diese Woche eingehn: so sende ich Sonnabend das Geld an Schickler. Machen Sie nun in Rom Ihre Anstalten für den Fall daß es erst nach Ihrer Abreise ankäme. Die Quittungen aber schicken Sie mir doch eiligst, Schröder bombardirt mich unaufhörlich darum. Ueber die Reise schreibt Ihnen Reimer wol selbst. Ich komme auf keinen Fall mit. Nanny hat uns mit Kind und Kegel zu sich nach Bonn entboten. Grüßen Sie alle Freunde: meine Frau dankt freundlich daß Sie Sich des 6ten Merz erinnert. – Mit Rühs hätte ich Ihnen vielleicht mancherlei schicken können wenn ich Zeit gehabt hätte mich zu besinnen.

4733. Von Henrich Steffens. Breslau, um den 13. 4. 1819 An / Prof. Dr. Schleiermacher [Bl. 87v]

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Lieber Schleiermacher! Der dir diesen Brief bringt ist Bresler ein Theolog, der jezt, mit öffentlicher Unterstützung, in Berlin fortstudieren wird, um sich zum academischen Lehrer zu bilden. Er war einer meiner vorzüglichsten Zuhörer und ich darf ihm dir unbedingt empfehlen. Ein stiller, fleissiger, herrlicher Mensch, so redlich und voll Liebe, wie ich wenige kenne, und, was leider immer seltener wird, auch verständig. Ich wollte dir nun auch einen langen Brief schreiben; aber wo soll ich anfangen. Entweder die Verrücktheit der Zeit hätte wirklich auch zwischen uns eine stöhrende Verwirrung gewälzt – wie soll ich sie abwehren – Ich kenne sie weiss Gott nicht – oder es ist nicht der Fall, so hat die anscheinende Verwirrung wenigstens den alten Anknüpfungspunkt verrückt, und es war ein eigenes Schicksahl, dass ich zweymahl in Berlin war, und beidemahl, erst durch 51–55 Ueber … besinnen.] am linken Rand 4733. Überlieferung: H: BBAW, SN 396, Bl. 86 f.; D: Br 4, S. 247 f. (gekürzt). Beantwortungsvermerk: „beantw. mit dem vom 8t. Mai zusammen.“ Gemeint ist Brief *4765 (2. 6. 1819) – Zur Datierung: Der Brief wurde zusammen mit Brief 4731 von Gaß (10.– 13. 4. 1819) überbracht. 6 und] von

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äussere, dann durch innere Zerstreuung, fast mehr von dir entfernt ward, als dir nahe gebracht – Aber welche eine Masse von Unsinn hat sich aufgethan! Klarer, unerreichbarer Fridrich Nicolai, der Virtuos des Verständnisses, möchtest du wieder aufleben, um nur im Unverstandenen Ordnung zu bringen. Ich halte mich den Kopf zusammen, und weiss oft nicht wo ich bin – Und ein edler Jüngling sollte als Opfer | dieser grauenhaften Bestialitæt, dieser furchtbaren Dummheit fallen – Gott erleuchte die Schwachen an Verstand, bessere die Schlechten, aber erlaube, herrlicher Freund! nicht, dass ein Gespenst einer thörichten, unverständigen Zeit, sich zwischen uns drænge – Dein Steffens

*4734. An Friedrich von Mühlenfels. Berlin, Mittwoch, 14. 4. 1819

*4735. An Gustav Wiggers. Berlin, Mittwoch, 14. 4. 1819 Antwort auf Brief 4684 (30. 12. 1818).

*4736. An Heinrich Christoph und Dorothea (Doris) von Willich (auch von Henriette Schleiermacher). Berlin, vor dem 18. 4. 1819 Erfreuliches über Theodor von Willich. Über Kotzebues Ermordung. *4734.

Erschlossen aus dem Beantwortungsvermerk zu Brief 4728 (29. 3. 1819).

*4735. Erschlossen aus dem Beantwortungsvermerk zu Brief 4684 (KGA V/14, 30. 12. 1818). – Der erste Band des Wiggers’schen Werks, um dessen Verlegung es in Wiggers Anfrage gegangen war, erschien 1821 nicht bei Reimer, sondern im Berliner Verlag Rücker. *4736. Erschlossen aus Brief 4737, Z. 2–4 (18. 4. 1819), zum Inhalt vgl. Brief 4737, Z. 20–21. 66–68.

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4737. Von Heinrich Christoph von Willich. Sagard, Sonntag, 18. 4. 1819 Sag. den 18 Apr 19

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Meine gute Frau, lieber Schleiermacher, vergönnt es mir, dein und Jettchens Schreiben zu beantworten, da sie grade nicht recht daran, und weil ich sonst noch nicht viel kann. Mir ist es auch gar recht, einmahl wieder bei dir zu seyn. Was den wakkren Ehrenfried betrift, so wird meines Theodors mündlicher Bericht meinen schriftlichen ergänzen. Daß er uns allen grosse Freude gemacht, ist beiden Eltern ohnehin klar und Beschwerde gar nicht; seine innige Herzlichkeit gegen uns alle that uns wohl – aber nur kurze Zeit konnte er hier seyn, das Theodor weiter auseinandersezzen wird. Die alte Sünde, sagt meine Frau, soll vergessen und Ihr beide bedankt seyn für die dem Luis erwiesene Liebe. Er wird nun hier hoffentlich bei der Regierung angestellt und fügt es sich sehr günstig, daß der Director ein Freund seines Vaters ist und sich sehr zu ihm hingezogen fühlt – wie fleissig er gewesen und ob das gefruchtet, wird nun das examen und die Praxis mehr noch zeigen – Er muß seine Gefahr stehen und wird zugleich Militär; was dann am besten geht, muß er fest halten. In Berlin wäre er mir doch zu kostbar geworden fernerhin; ich würde erschöpft werden, da ich auch den Theodor, die Töchter hier, eine fast Hülflose Tochter mit 5 Kindern in Schweden habe – und keine Hofnung mehr von meiner Badeanstalt noch von ausländischen Schäzzen habe. Mein Theodor, über den | du uns ein so erfreuliches Zeugniß ablegst, meint nun nur noch 1/2 Jahr auf dem Gymnasio zu bedürfen, und es scheint mir auch so. Manches ist wohl auch da versäumt, das ich ungern vermisse – orator-Übungen wenig, Declamation und dergleichen fast garnicht; ebenfalls NaturGeschichte Physik pp wird er wenig auf die Akademie mitbringen – Freilich kann ich auch dorten nicht reformiren; eins aber gönnte ich ihm noch für dies lezte 1/2 Jahr, auch als Bedürfniß und nötige Vorbereitung für das akademische Leben; nemlich daß er mit dem Billet, frei auszugehen, beehrt würde, das er nach meiner vollen Überzeugung nicht misbrauchen wird. Könntest du mir das bei Snethlage noch für ihn auswürken, würde mirs lieb seyn. Und dann wieder ist am Scheidewege zu stehen und sich zu einem bestimten Fach entschliessen zu müssen, ist aber, von keinem speziellen Trieb bisher angeregt, in peinlichem Wanken. Ich habe ihm nun zwar solches aus- und ihm zu-geredet, allererst nach dem 1sten academischen Semester seinen 4737.

Überlieferung: H: BBAW, SN 421, Bl. 40 f.

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Endschluß zu fassen und gesucht, ihn auf den rechten Standpunkt zu führen; indes würdest du mir und ihm eine Wohlthat erweisen, wenn du ihm mit darin zu Hülfe kämest – ich meiner Seits lasse ihm darin völlige Freiheit und bestimme ihm sogar nicht einmahl die Zahl der akademischen Jahre, lasse auch gar keinen Wunsch für ein bestimmtes Ziel in mir aufkommen, denn alles ist ungewiß, habe ihm aber gerathen, wenn er nicht eine sichre | Anregung fühlt, das 1ste academische Jahr dazu anzuwenden, daß er sich in den verschiedenen ihm sich darbietenden Fächern umsehe, das immer nicht schaden kann – Er ist überdem verständig und gutmüthig genug, sich, nachdem ich ihn mit meinen Umständen bekannt gemacht, einschränken zu wollen; meint mit 350 r hiesig, oder 385 dortigem Geld, dorten reichen zu können – was sagst du dazu? denn Peinlichkeit wollte [ich] ihm nicht gerne aufbürden – Übrigens scheint er für Berlin, ohnerachtet der Kostbarkeit, fest entschieden und ich willige ein in Hofnung, daß vieleicht endlich vom Staat, wie für das Militair, so für die studirende Jugend dort eine Vorkehrung zu wohlfeilerer Wonung getroffen wird – denn die StubenMiethe ist doch über alle Gebühr – Kannst du mir einmahl darüber schreiben, werde ichs mit Dank annehmen. Was wird denn endlich aus unserm Reform- und UnionsStreben werden? meine 12wöchentliche Unthätigkeit hat mich glüklicher Weise zum blossen Zuschauer gemacht, da ich sonst als Senior und Deputirter hätte mitstimmen müssen – Ich gestehe dir, daß ich wenig Freude daran habe, von den ersten Insertionen an in den Zeitungen über das ReformationsFest bis zu den lezten Discussionen. Mögten sie doch zu dem Beschluß führen: dem Gang der Zeit nicht in den Weg zu treten, auch nicht sie zu übereilen; es sich bei immer grösserer Vorsicht in Anstellung der Staatsbeamten und christlichen Lehrer machen zu lassen, wie es sich nun macht – möchte doch der König heraus | scheiden und die Hoch- und Tief-Gelehrten als solche aus dem ganzen Handel! mögten wir doch nicht überschwemmt und zusammengepaßt werden durch neue Symbola, Agenden, Formulare usw! Hülf doch dazu, was du kannst und Gott gebe sein Gedeihen, daß Christus einmahl wieder Freude habe an seiner Kirche! Was wird es werden mit Kotzebues Ermordung? (Dies gilt Jettchens Brief) hat man nicht längst alles zu hoch aufgenommen, was unsre Jugend treibt – schlägt man nicht ganz unrechte Wege mit ihr ein? Hilf doch Steuer halten, lieber Bruder, daß man mehr lenke, leite, dämpfe und anrege als mit schwerer Faust und harter Haut gleich über sie herfalle zu zwingen, zu zerren, zu stossen! es geht ja nicht, das hat uns doch unsere Zeit wohl gelehrt. Ists möglich – gelingt es mir mit Annehmung eines Gehülfen zum Herbste – kann ich ein Paar Hundert Rthlr erübrigen; so komme ich künf-

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tiges Frühjahr mit Frau und 2 Töchtern nach Berlin – Wir sind Euch den Gegenbesuch schuldig und laden Euch dann zum Herbste hieher ein – aber freilich so zu meinem jährlichen Etat gehört das Reisen nicht wie bei Euch – Meine Gesundheit fühlt sich wieder; nur sind noch nicht alle Kräfte wieder da – werden noch auf einige Jahre, hoffe ich, sich wieder stärken, daß ich ferner Euch und den Meinigen angehören möge. CvW.

4738. Von Unbekannt. Vor dem 19. 4. 1819 [ ] Hochwolgebohren die Ihnen ad Nr. 400 [ ]

4739. An Henriette Herz. Berlin, Freitag, 23. 4. 1819 Berlin den 23ten April 1819.

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Im Zweifel, meine liebe Freundinn, ob Dich dieser Brief noch | in Rom finden wird schicke ich ihn unserem Rühs nach, der dann doch dafür sorgen kann daß er Dir nachkommt. Lotte kündigt mir auch an daß sie noch einen Brief an Dich in Arbeit hat; und ich hoffe sehnlich daß wir nächstens eine Anweisung bekommen werden wohin wir Dir zu schreiben haben, denn aus Deinen und Beckers letzten Äußerungen ist kein rechter Vers zu machen, sie scheinen nicht sonderlich zusammen zu stimmen. Warum wollt Ihr denn wieder über Verona gehen? giebt es denn nichts Neues mehr zu sehen auf dem Rückwege daß Ihr in den alten Fußtapfen 4738. Überlieferung: H: BBAW, SN 43/2, Bl. 9v. Rückseite eines Zettels zum Anfang einer Vorlesung über den Hebräerbrief (über Verfasser, Zeit und Adresse des Hebräerbriefes). Das Deckblatt der Präparation (SN 43/1, Bl. 1) lautet: „Zum Briefe an die Hebräer. 1812 angefangen den 8ten Junius geendigt den 24ten Julius in 4 Stunden wöchentlich. 1816 angefangen den 22ten April, geendigt den 11ten Junius in 5 wöchentlichen Stunden. 1819 angefangen den 19ten April.“ Der Zettel wird zu einer der späteren beiden Vorlesungen gehören, der Brief ist also spätestens kurz vor dem 19. 4. 1819 geschrieben worden. 4739.

Überlieferung: h: BBAW, SN 751, Bl. 79; D: Br 2, S. 345 f. (gekürzt).

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Briefe 4739 – 4740

wieder zurückkehren müßt? – Bei uns ist alles erstaunlich ruhig bis auf den todten Kotzebue, der spukt und tobt ganz gewaltig herum und wenn sich ein Paar Leute zanken hat er sie gehetzt. Dabei sind viele Menschen in Angst ob wohl die Universität bestehen wird: ich bin ganz ruhig, weil mühsame Sachen nicht leicht geschehen. – Ich feiere heut meine silberne Kirchenhochzeit und habe mir dazu meine theologischen Freunde gebeten. Viel Ursache habe ich Gott zu danken für diese 25jährige Amtsführung, und ein Stück möchte ich in die zweite Hälfte auch noch hineinleben, vollenden werde ich sie nicht: werden sich unterdeß auch schon andre finden die meine Stelle einnehmen. Gott befohlen meine liebe liebe Freundinn! wärst Du nur erst wieder bei uns. Grüße herzlich alle Freunde. Dein alter treuer Schleier

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4740. An Immanuel Bekker. Berlin, Sonnabend, 24. 4. 1819 A / Monsieur le Professeur Bekker / fr Grenze / Florence / alla cura del Sig Luigi Wolff / Banchiere [Rückseite des zweiten Balttes] Erst heute Theuerster habe ich Ihr Geld an Schickler schicken können. Ich glaubte am sichersten zu gehn wenn ich ihn bat es Ihnen auf dem bisherigen Wege zukommen zu lassen, indem ich darauf rechne daß Sie vielleicht schon in Rom Credit darauf entnommen haben und durch Niebuhr oder Bunsen die nöthige Fürsorge werden getroffen haben. Die Sendung beträgt 1090 r preußisch Courant, womit es folgenden Zusammenhang hat 1.) Ihr Gehalt pro Januar–Merz nach Abzug der an Dümmler gezahlten 60 r thut r 190 2.) Ihr Gehalt pro April–Juni 250 3. Reisegelder pro Januar – incl Juni denn das Ministerium hat gleich halbjährig angewiesen 600 4. Rükständiges Hallisches Gehalt 52. 23.2 wovon ich die 2 r 23 g 2 d zu Deckung der Stempelauslagen zurükbehalten 50 1090

4740. Überlieferung: H: University of Chicago Library, Special Collections Research Center, Immanuel Bekker Papers; D: Schleiermacher: Briefwechsel mit Boeckh und Bekker, S. 108–110.

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Ueber den lezten Posten von 52 r 23 g 2 d erbitte ich mir nun baldmöglichst noch eine besondere Quittung in der Art daß Ihnen dieses rükständige Gehalt durch den Kriegsrath Schroeder für Rechnung der Universität Halle sei ausgezahlt worden. Uebrigens verzehren Sie alles in Gesundheit, oder sammeln sich einen kleinen Schaz. Ihrer künftigen hiesigen Angelegenheiten wegen eröfnen Sie doch bald Ihre Correspondenz mit Süvern und richten Sie am liebsten Ihren Brief so ein daß Süvern ihn erforderlichen falls dem Minister mittheilen kann. Die Kozebuesche Ermordung macht bei uns den wunderlichsten und unangenehmsten Spuk. Sie hat das ganze Turnwesen auf lange Zeit wahrscheinlich ruinirt denn die Sache war auch nach den Steffenschen Angriffen in einem sehr guten Gange[.] Nächstdem wird sie wahrscheinlich wieder die Universitätssperre herbeiführen und was sie noch sonst für Einfluß auf die Constitution der Universitäten haben kann liegt noch im Dunkeln. Unser ehrlicher Plehwe schwebt auch auf Veranlassung dieser Geschichte in Gefahr nach Bromberg | exilirt zu werden und wer weiß was noch sonst alles für kleine Schwärmer plagen werden. Das schlimmste ist daß selbst Leute wie Gneisenau sich seitdem verrüktes Zeug in den Kopf sezen lassen. Indeß die Flügel muß man deshalb doch nicht hängen lassen. Daß der König uns unsern Garten wieder weggenommen, und wir statt dessen ziemlich dicht um das Haus herum ein eisernes Gitter bekommen wissen Sie vielleicht schon. Beschuldigen Sie nur nicht den armen Senat; wir haben gethan was wir konnten; es ist nur zu weitläuftig zu erzählen. Der Garten wird zur Promenade gezogen und in seiner Mitte ein Gebäude für Panoramen aufgeführt. Die Immatriculation ist in diesem halben Jahre troz der Sperre von Jena und des Verrufs von Göttingen unerwartet schwach, nur die Zahl der Theologen mehrt sich. Nach meiner Ethik fragen Sie? nicht nur sie schläft sehr sanft sondern auch die angefangene Dogmatik ruht, und ich zweifle ob die Aesthetik die ich nun lese und die Hermeneutik über die ich leider mein Heft verloren habe, und der Brief an die Hebräer den ich auch einmal wieder durcharbeiten muß mich dazu kommen lassen werden, sie wie ich gehofft hatte diesen Sommer zu vollenden. Die Aesthetik knüpft indeß an die Ethik an, und so kommt sie mir wenigstens nicht aus dem Sinne. Die akademischen Angelegenheiten sind noch nicht weiter, indeß meint Süvern sie würden nun vorwärts gehn, und deshalb wünsche ich auch daß Sie Ihre Sache in Anregung brächten Es fehlt mir an Zeit mehr hinzuzufügen. An Brandis schreibe ich nach der nächsten Klassensizung. Danken Sie ihm indeß für seinen schönen aus-

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Briefe 4740 – 4741

führlichen Bericht. Sein Geld ist auf seine Quittung bereits ausgezahlt. Bei uns ist alles wohl und grüßt herzlich. Berlin d 24t. April 1819 Schleiermacher

4741. Von Luise von Willich. Sagard, Sonntag, 25. 4. 1819 Sagard den 25t Apr. –19

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Lieber Schleiermacher, Es ist Heute Sontag, Theodor wird Euch Heute Euren Ehrenfried, der uns viele Freude gemacht hat, wieder bringen. Die Uhr ist 11 und nun ist die Post wohl da. Lieber Bruder, Ihr habt uns, uns Allen große Freude gemacht! Ich wollte ich könnte nur einen Tag bei Euch sein um Euch zu erzählen wie sehr der Knabe uns oft an Ehrenfried erinnerte – ja sein Gemüth ist voll Liebe! wie trat das oft in einzelnen Momenten und kleinen Begebenheiten so lebendig hervor – Gewiß lieber Schleiermacher, unter Gottes und Eurer Leitung wird er ein guter Mensch werden nicht wahr Schleiermacher? Es gab eine Zeit wo ich leise Sorge trug – so vieles ist seitdem anders geworden. Wie ich das lezte Mal in Berlin war, schien mir oft seine Heftigkeit in Trotz über zu gehen, wo er nur gehorsam hätte üben sollen, oft schien er mir, sich Unwahrheiten zu erlauben – mein Trost war Deine Klugheit, Deine Liebe, Jettchens reiner Sinn und reiner Wille, und die Liebe Gottes die höher ist als Alles! ob auf beides nicht immer noch muß geachtet werden, wist Ihr gewiß beßer als ich, vergieb es mir, du lieber Bruder, daß ich das aussprach, und sage es lieber Jettchen nicht, wenn es ihr von mir nicht lieb wäre. | Du glaubst nicht wie liebenswürdig und hübsch der Knabe hir war, und wie ähnlich oft D i r in seinen Einfällen Manieren und Eußerungen. Ein p a r kurze Geschichten wo er wirklich D u war muß ich Dir erzählen. Willich hat einen Wirtschaftsführer der einen guten Kopf größer ist als Luis, und als alle Männer von gewöhnlicher Größe. Friede hatte ihn noch nicht gesehen, wie wir den ersten Abend ins Eßzimmer kamen, wo er schon war. Friede maaß ihn mit den Augen wirklich als wenn ich Dich sah, wandte sich dann zu Herrn Müller und sagte, wie im vorübergehen, 4741.

Überlieferung: H: BBAW, SN 427, Bl. 160 f.

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„Er hatte K n o c h e n wie ein Gaul“ – er ist nehmlich bei seiner Größe noch von starkem Gliederbaue. Ein ander Mal, bei Tische, sprach Herr Pieper mit mir von der kleinen Jette, wie er immer die Sorge gehabt habe sie nicht richtig zu behandeln, wegen ihrer großen Reizbarkeit, und E m p f i n d l i c h k e i t , ach das lezte (sagte ich) ist leider ein F a m i l i e n f e h l e r und es hat mich oft beunruhigt, daß ich nicht früher gesucht habe mich frei davon zu machen und mir ist oft gewesen als könne dies Einfluß auf dem Kinde gehabt haben – als sei es wohl Erbsünde – wir sprachen zwar leise, aber indem ich das sagte, bemerkte ich daß Friede mich aufmerksam ansah, es wurde nicht weiter gesprochen, die Geselschaft stand auf, Ehrenfried kam gleich zu mir, faste mir an beide Hände, sah mir grade | ins Gesicht, und sagte: (Schleiermacher mit e[inem] Gemisch von Ähnlichkeit die an Dich und Ehrenfried zug[leich] erinnerte) „ja, ja, es ist ein Familienfehler, der bei mir sehr schwach, bei dir und Jette aber sehr stark ist“ dann fegte er mich um und gab mir einen Kuß und sprang weiter. Vieles hübsche, und manches höchst lächerliche könnte ich Dir noch von ihm erzählen, wenn es nicht zu weitläuftig würde. Wenn Theodor nicht zu müde ist so wollte er zu Mittage bei Euch sein, und so werden sie Euch alles erzählen, was sich erzählen läßt, auch daß Lotte mit ihren Kindern hir ist – Ich bin Heute um 4 Uhr aufgestanden um Willich zur Hand zu gehen beim B r e c h e n weil er leider nach Theodors Abreise wieder Fieber gehabt hat, was wohl gewiß aus Gemüthsbewegung entstand – Es konnte ihm nicht verborgen bleiben, daß leider, Hjort, Lottchen n i c h t hatte wollen allein Reisen laßen, die Verwandten, in Schweden denen er zur Plage dort ist, hatten ihn mit Geld bestochen, Lottchen nicht allein reisen zu laßen – Lottchen hatte es zu spät erfahren – Er ist nun in Stralsund – Lottchen mit 4 kleinen Kindern hir – Willich, der noch sehr schwach war, ist durch das alles sehr zurük gesezt – Heute nun hat er ein Brechmittel nehmen müßen und fühlt sich sehr erleichtert – wir sind | [n]un in leiser Unruhe daß Hjort kommen könnte, was er uns versprochen hat nicht zu thun, da ihm Sagard zuwiedern ist – was daraus werden wird weis der Himmel. Willich will g e r n e Lottchen mit den Kindern versorgen, wenn E r sich von den Seinigen will füttern laßen aber – Durch diesen Rückfall ist Willich außer Stand gesezt fürs erste in Lottchens Schicksaal zu dringen, sie wird hir mit ihren 4 Kindern wovon das jüngste 1/4 Jahr ist, mit Liebe umpfangen und für manchen Schmerz getröstet, doch a b g e n o m m e n ist er damit nicht – die arme Lotte – der arme Willich – die arme Mariane die ja ihre Mutter war – 51 daß] das 57 daß] das

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Briefe 4741 – 4743

Die Willich schließt die Kinder in ihre Arme mit Liebe und Sorgfalt, und Lottchen fühlt das dankbar. Wie es weiter wird, werde ich Euch mittheilen, wenn etwas entschieden ist, doch bitte ich Dich n u r, gewiß n u r Jettchen Theil daran nehmen zu laßen – „Es giebt Verhältniße die geschont sein wollen“ – N a c h m i t t a g s . Willich befindet sich sehr leidlich nach dem Brechmittel, er ist ein wenig aufgestanden, und mit Gotteshülfe wird es so vorüber gehen. Heute hat Schlichtkrull hir gepredigt. Künftigen Sontag predigt Frank, dann denkt Willich am Bettage selbst [zu] predigen, aber wird er es können? – Nun soll ich herunter kommen, es soll Sappho gemeinschaftlich gelesen werden. Adieu lieber Schleiermacher, die Bobbiner sind auch hir. Lebe wohl.

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4742. Von Friedrich Heinrich Christian Schwarz. Heidelberg, Dienstag, 27. 4. 1819 Sr Hochwürden / Herrn Staatsrath u Professor / Dr Schleiermacher / in / Berlin. / D. G. [Bl. 24v] Heidelberg den 27t. Apr. –19. Nehmen Sie, mein verehrungswürdigster Freund, einen recht innigen Gruß alter, treuer Freundschaft von mir durch den Überbringer dieses an. Dieser ist Dr. Philosophiae Ullmann von hier, ein junger theologisch und philologisch gebildeter Gelehrter, den sein reger Bildungstrieb nach Berlin und zu Ihnen führt, und das mit Recht, um von dort mit geistigen Schätzen bereichert zu unserer Universität als thätiger Bürger zurückzukehren. Es bedarf also keiner weitern Empfehlung für ihn, um von Ihnen freundlich aufgenommen zu werden, außer daß ich noch das hinzusetzen muß, was sich indessen bald bey ihm zeigt, daß Herz und Gemüth seinem Geiste nicht nachstehn. Bisher lebte ich geistig viel mit Ihnen, obgleich brieflich schon seit langem nicht mehr. Über Ihre Unionsschriften habe ich ein Paar Worte öffentlich gesagt, welche zeigen, daß unsere Ansichten die Zeit über hierin nicht sehr auseinander gegangen sind. Aber offen sage ich Ihnen, weil Sie mir 4742.

Überlieferung: H: BBAW, SN 390, Bl. 23 f.

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unendlich lieb sind, daß ich den Ton minder scharf gewünscht hätte – nicht in der Dialektik, denn Ihrer Meisterschaft in derselben können | und dürfen Sie nicht untreu werden, sondern in den persönlichen Berührungen; doch hat mir der Ton Ihres vornehmen Gegners noch weher gethan. – Wie wir nun aber im Ganzen und allen Theilen der Dogmatik zusammen stehen, werde ich hoffentlich bald erfahren, und ich bin voll Sehnsucht nach dieser Erfahrung. Für mich stehe ich in der Hauptsache fest, aber wenn wir in Streit kämen, wäre mir es vor Ihrer Dialektischen Kunst bange, obgleich ich auch durch sie gewinnen würde. Unsere kirchliche Glaubenslehre, auch als Wissenschaft, liegt mir täglich mehr am Herzen, denn ich erkenne darin Gottes-Wort, und dazu den beständigen (äußeren und inneren) Kampf mit Menschen-Wort. Unsere philosophischen S y s t e m e erscheinen mir täglich mehr in ihrer Nichtigkeit. – Doch ich muß abbrechen da ich noch grade die Zeit zu diesen Zeilen vor HErrn Dr Ullmanns Abreise fand. Sind Sie gesund? Sind es die Ihrigen? Sehen wir uns bald wieder einmal? Und brauche ich die Bitte zu wiederholen, daß Sie mit Ihrer lieben Gattin unserer in Liebe gedenken? Mit Verehrung der Ihrige, Schwarz.

*4743. Von Johann Christian Tiemann. Vor dem 28. 4. 1819 Über die Wittenberger Provinzialsynode vom 18. November 1818, die milde verlaufen sei.

*4743.

Erschlossen aus Brief 4744, Z. 22–25 (28. 4. 1819).

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Brief 4744

4744. An Ludwig Gottfried Blanc. Berlin, Mittwoch, 28. 4. 1819 Ich kann Münchow nicht reisen lassen ohne ihm da er durch Halle geht wenigstens einen Gruß an Sie mitzugeben, und da ich glaube Ihnen meine früheren Academica alle geschickt zu haben so will ich die neuesterschienenen ohnerachtet sie Sie an sich nicht besonders interessiren werden, beilegen, falls Münchow sie mitnehmen kann. Der wunderliche Mensch hat mir erst als er Abschied nahm gesagt daß er verheirathet ist, und so habe ich seine Frau nicht mit Augen gesehen. Lassen Sie sie Sich nicht auch so durch die Lappen gehn. Die Steffensschen Geschichten sind mir so fatal daß ich lieber nichts darüber schreibe. Raumer wird Ihnen wol mündlich genug davon erzählen. Nun hat er durch seine g u t e S a c h e , die das grade Gegentheil von dem enthält was er öffentlich zu sagen uns hier versprach alles noch viel krauser durch einander gerührt, und an dem vorläufigen gänzlichen Untergang des Turnwesens aus dem soviel schönes hätte werden können ist er gewiß nicht wenig Schuld. Mir hat er jezt zuerst seit er hier war ein kurzes Brieflein geschrieben, worin aber nichts steht als daß ihm die alten Anknüpfungspunkte zwischen uns beiden verrükt seien. – Der W[,] welcher seine Biographie gezeichnet[,] ist gewiß derselbe Major Willisen den man auch in Breslau allgemein als den Urheber seines aristokratischen Sparrens ansieht, und der ihn dahin gebracht hat | daß er nirgend lieber und fast nirgends sonst ist als bei dem abgeschmackten Prinz Biron Daß es auf Ihrer ProvinzialSynode ohnegefähr so gehn würde hatte ich mir schon gedacht, nur nicht ganz so arg, und Ihr weichlicher Herr Tiemann hatte mir eine so milde Beschreibung gemacht daß ich schon glaubte ich habe mich ganz geirrt. Man hätte die Unionssache gar nicht schon überall hinbringen sollen sondern nur da wo es sich von selbst gefunden hätte. Oder wenn auch dort so sollte man die Provinzialsynode anders zugeschnitten haben, und es wäre wol in vieler Hinsicht besser gewesen die Neupreußen vor der Hand noch ganz zu isoliren. Dem Quedlinburgischen Fritsch, der ja sonst aufgeklärt genug ist, hätte ich diesen Starrsinn am wenigsten zugetraut. – Unsere Provinzialsynode, zu der ich auch eingeladen bin, steht auf den 4ten Juni an, und ich hoffe etwas besser soll es 4744. Überlieferung: H: Jagiellonische Bibliothek Krakau, Handschriften-Abteilung, Schleiermacher; D: Br. 4, S. 245–247. Mit Schleiermachers neuesten wissenschaftlichen Veröffentlichungen, wohl Akademievorträgen. 3 will] über )schike* 29 die] folgt )Alt* 30 Fritsch] Friztsch

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auf derselben hergehn. Das Ministerium hat das Präsidium constituirt aus Ribbeck Hanstein und Marot, welcher aber von den lezteren beiden Assessor und welcher Scriba ist, das constirt nicht. Bretschneiders Aphorismen habe ich erst vor nicht langer Zeit gelesen und bin daran für unsere neue theologische Zeitschrift eine Abhandlung Ueber die Lehre von der Erwählung großentheils in Bezug auf ihn zu schreiben, welche eine Art von Vorläufer meiner Dogmatik sein kann. Diese liegt seit einger Zeit, und ich bin grade an diesem Artikel stehen geblieben. Ob ich nun das ganze Werk | diesen Sommer werde vollenden können steht dahin. Die Aesthetik kostet Zeit, und leider hat mich das Unglük betroffen mein hermeneutisches Heft zu verlieren, so daß mir dies Colleg auch mehr Zeit kostet als ich rechnete. Die GesangbuchsCommission nimmt auch ihre Portion weg. Wie übrigens es hier bei uns täglich bunter und verrükter wird, das sehen Sie wol aus der Ferne auch; doch haben wir hier mehr den unmittelbaren erquicklichen Genuß davon. Man muß so still als möglich zusehn, denn das Talent mißzuverstehen ist so ins unendliche gesteigert daß mit Reden gar nichts auszurichten steht. Nur darf man sich eben deshalb auch um so weniger geniren, und wo es mir Vergnügen macht laß ich mein Zünglein nach Lust spazieren. Aber nun sagen Sie doch einmal ernstlich wollen Sie denn durchaus gar niemals herkomen? Es ist zwar recht schön wenn Sie fleißig über Ihrem Buche sizen (nur das finde ich ganz unzwekmäßig daß Sie nicht eher mit dem Druk wollen anfangen lassen bis Sie fertig sind) aber seine Freunde besuchen und die Hauptstadt einmal beriechen ist auch schön und ich dächte Sie machten in den langen Tagen einmal Anstalt. Mit dieser Ermahnung und den herzlichsten Grüßen an Ihre Lotte will ich Sie denn auch für diesmal Gott befehlen denn das Feuer brennt mir auf den Nägeln. Schleiermacher B. 28/4. 19

55 Druk] über )Buche*

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Briefe 4745 – 4746

4745. An Ernst Moritz Arndt. Berlin, Mittwoch, 28. 4. 1819

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Nun lieber Bruder wie steht es denn? Wohl dem der ein Haus zu bauen hat und gute Hofnung für seine Frau, und ein junges Kindlein von Universität zu pflegen, denn der hat weniger Zeit sich von den Tollheiten der Welt afficiren zu lassen als wer wie ich in einem ganz ruhigen und gewöhnlichen Lebensgang fortschreitet. Der lezte Gegenstand unserer Unterhaltung liegt so weit hinter uns daß kaum mehr davon zu reden ist. Doch kann ich Dir nur sagen daß Dein Brief an Hardenberg mir große Freude gemacht hat, und noch mehr der Eichhorn mich versicherte, dieser Ton käme auch wirklich an bei dem Manne und er könne ihn vertragen. Seitdem ist nun Kozebue todt, und gewiß was der alte Sünder auch verbrochen hat, es kann keine Hölle für ihn geben wenn er weiß welchen Lärm sein Tod auf dieser armen deutschen Erde macht denn seligeres Futter giebt es nicht für seine Eitelkeit. Noch hat ja die Furcht nicht ganz aufgehört daß er noch alle Universitäten mit sich in die Grube ziehn werde. | Selbst ganz honette Leute lassen sich thörichtes Zeug vorschwazen und einreden. Gneisenau zum Beispiel hat mich und Reimer seit dieser Zeit gar nicht gesehn und zu Hüser gesagt „das wäre doch nun die Folge von dem wie die Jugend gelehrt werde, und ein ordentlicher Mann dürfe damit keine Gemeinschaft haben.[“] Eine ernstere Sorge aber lieber Freund ist der auch durch Kozebues Tod veranlaßte, man kann wol sagen vorläufige Untergang des Turnwesens; und es scheint mir etwas sehr wichtiges daß ein verständiger Plan gemacht werde um das was mir die Hauptsache dabei ist, nämlich die frohe Verbrüderung der ganzen Jugend auf eine andere Weise durch Privatverbindungen mehrerer mit Söhnen begabter Familienväter die dann andere Jugend an sich ziehn könnten fortzusezen. Leider habe ich nur keine Zeit so ernsthaft an diese Sache zu denken als ich möchte und auch nicht das Geschik dergleichen in Gang zu bringen, und ich möchte darin ganz vorzüglich auf Dich sehen, und ich wünsche daß Du uns dazu Anschlag geben und Deine hiesigen Freunde privatim in Bewegung sezen mögest. – Unsern guten Plehwe hat auch ein schlimmer Rükschlag | getroffen. Sein Herzog hat ihm einen Fallstrik gelegt und er ist hineingegangen, und hat sich in einem Verhör so unbefangen über ihn selbst geäußert, daß er nun 4 Wochen Arrest hat und als a g g r e g i r t e r H a u p t m a n n nach Po4745. Überlieferung: H: GStA, I. HA, Rep. 76 I, Anhang II, Schuckmann Nr. 55, Bl. 34 f.; h1: GStA, I. HA, Rep. 77, Tit. 21, Lit. Sch, Nr. 6, Bl. 43; h2: GStA, I. HA, Rep. 77, Tit. 21, Lit. Sch, Nr. 6, Bl. 44; D: Arndt: Nothgedrungener Bericht, S. 120–122; Textgrundlage: H. 5 unserer] korr. aus der

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sen versezt ist. Der herrliche Junge ist dabei so fromm und weich daß es eine wahre Freude ist. Gott wird ja alles segnen und gute Früchte tragen lassen wenn er uns auch einiges Ungewitter nicht ersparen kann Ein Ungewitter scheint auch wirklich noch über den Universitäten zu hängen indes hoffe ich zu Gott etwas wesentliches soll ihnen nicht widerfahren. Heilsam aber könnte es wol sein wenn die inländischen in eine nicht officielle Verbindung träten um in wichtigen Fällen gemeinsame Maaßregeln zu treffen. Schwierig ist das leider sehr. Gebt uns doch bald wieder Nachricht von eurem Ergehn. Unser Ehrenfried hat mit Theodor Willich eine Ferienreise nach Rügen gemacht zu aller Tanten und seiner eigenen großen Freude. Grüße Deine Frau herzlich. Mit Nees bekommt sie ausführlichere Briefe. Das große Pack, was dieser einmal auf sich | genommen hat konnte Münchow ohnehin nicht mitnehmen. Wie geht es denn zu daß Helvetius nicht kommt? Grüßt ihn und Frizens herzlich. Dein treuer Bruder Schl. B. 28t. Apr. 19

4746. An Karl Heinrich Sack. Berlin, um den 28. 4. 1819 Herrn / Professor und Prediger Sack / Hochwürden / in / Bonn / hiebei ein Buch. / H.P.S. [Rückseite des zweiten Blatts]

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Sie wissen, lieber Freund, wie es mit dem Schreiben leider nur zu oft geht, und haben es mir gewiß nicht als einen Mangel an Liebe und Andenken ausgelegt. Hintennach habe ich auch immer Ursach gefunden mich zu freuen daß ich noch nicht geschrieben hatte. Zuerst als ich Ihre Schrift über England gelesen, aber nun wollt ich auch gleich schreiben. Dann kam Ihre Einführung und nun habe ich auch noch Ihre Antrittspredigt gelesen. Sie sind so schön im Zuge, daß wenn nicht grade ein Freund reiste und es 4746. Überlieferung: H: Universität Bonn, Archiv der Theologischen Fakultät; D: Schleiermacher: Briefe an einen Freund, S. 14–17. Mit einem Buch als Einlage (wohl ein Heft mit Sacks Sittenlehre). – Der Brief datiert aus der Zeit des Sommersemesters 1819, noch vor der Provinzialsynode Anfang Juni. Da er von Münchow mitgenommen wurde, ist er etwa gleichzeitig mit Brief 4745 (28. 4. 1819) an Arndt und Brief 4744 (28. 4. 1819) an Blanc geschrieben. Die archivalische Angabe „Sommer 1819“ ist unpräzise.

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Brief 4746

mich nun mächtig triebe zu schreiben, sich gewiß bald wieder etwas schönes ereignen würde, was ich mich freuen würde noch erwartet zu haben. Aber ich will aufhören mich noch länger über mich selbst aufzuhalten, und Sie nun endlich herzlichst und freundlichst begrüßen in Ihrem nun ganz erfüllten Wirkungskreise. Denn wenn Sie diesen wol etwas langsam reisenden Brief erhalten haben Sie auch wol schon angefangen zu lesen. Ihre Antrittspredigt um mit dem lezten anzufangen, hat mir Ihr Bruder mitgetheilt und sie hat mir in ihrer einfachen Würde sehr wohl gefallen. Ihre Gemeine kann daraus sehen nicht nur was Sie Selbst von Sich und ihr verlangen, sondern auch was sie nicht von Ihnen zu erwarten hat, und das mag ihr wol auch sehr heilsam sein, denn etwas falschen Geschmak an Blümelei erwarte ich doch auch in jenen Gegenden. Ueber die Union habe ich gehört hat es doch dort auch noch einige Debatten gegeben; wenigstens sind Nachrichten hergekommen daß Heinrich und Delbrück eine Protestation dagegen eingelegt. Von lezterem hat es mich gefreut daß er doch noch soviel Eifer für das protestantische überhaupt hat und auf der andern Seite leid gethan, daß er sich von einem Manne verleiten lassen, von dem ich leider glauben muß, daß es ihm nicht außerordentlich von Herzen geht. – Wegen der Liturgie, besonders der Abendmahlsliturgie würde ich der Meinung sein, daß Sie Sich vor der Hand nur etwas provisorisches, und, um das der Gemeine desto besser bemerklich zu machen, nicht ganz festes und immer gleichmäßig wiederholtes zusammensezten weil hoffentlich doch der von unsrer Synode gemachte Vorschlag aus den in einer jeden Provinz gültigen Formularen eine ProvinzialAgende mit Hinweglassung des Controversen zusammenzustellen durch die Behörden an alle ProvinzialSynoden wird gebracht werden. Dazu liefern Sie ja einen schönen Beitrag wenn Sie die Ihnen zunächst liegenden Formulare unterdeß in diesem Sinne mit mancherlei Varianten bearbeiten. Einen | Katechismus zu verfertigen ist eine Aufgabe die ich Ihnen nicht beneide; aber unter den Umständen welche Sie anführen sind Sie wol fast in der Nothwendigkeit; denn willkührlich einen zu wählen aus der Unzahl vorhandener ist leicht eben so schwierig. Ich habe mich nun schon lange ganz davon entwöhnt und denke auch dabei zu bleiben; es ist aber ein anderes in einer neuen Gemeine wo jeder soviel möglich an allem muß theilnehmen können, und zumal wenn die Eltern einen Katechismus selbst wünschen. Ich wünsche Ihnen recht viel Weisheit von oben dazu um alles zu erbauen und wo möglich von keiner Seite Anstoß zu geben. In das Verhältniß zu den Katholiken kann ich mich nicht recht hinein denken, es mag wol manches schwierige haben. Meine Methode würde wol die sein gar nicht an sie zu denken, wo sie mir nicht 32 den] korr. aus jede 33 Formularen] korr. aus Pro

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bestimmt in den Weg träten. Nur sollte ich nicht Methode gesagt haben; denn ich würde ganz unwillkührlich so handeln; allein das läßt sich eben deshalb Niemandem empfehlen dem es nicht eben so von selbst kommt und ist eben etwas ganz subjectives. Nees sagt mir daß Sie vorzüglich viel mit Windischmann sind, und es freut mich daß die Religionsdifferenz Sie nicht hindert an einem recht freundschaftlichen Verhältniß. Wenn es dergleichen Berührungen erst mehrere giebt so werden auch die Kirchen allmählig in ein richtigeres Verhältniß kommen. Danken Sie ihm für die Zusendung seiner kleinen Schrift. Sie ist sehr wohlgemeint, und das herzliche Bekenntniß kann nicht anders als rühren; aber es scheint mir bedenklich solche Sekten-Namen wie Pantheismus, die nun eben im Begriff sind einzuschlafen, wieder aufzuwecken ohne daß mit recht dialektischer Strenge gesagt werde was man meint. Wer bei Ihnen die protestantische Philosophie (weil man doch einmal den wunderlichen Unterschied gemacht hat über den die meisten Katholiken lächeln) lehren wird, ist noch immer nicht bestimmt, und man sollte beinahe glauben die protestantische Philosophie sei eben so schwer zu finden als die katholische Theologie. Wir scheinen mit Hegel sehr gut versorgt, wenigstens findet er viel Beifall, und ich werde bald in Ueberlegung ziehn können ob es nicht eben so gut ist ich ziehe mich von den philosophischen Kollegien zurük um Zeit zum Schreiben zu gewinnen. Doch muß ich erst recht wissen ob es auch nöthig ist von irgend einer Seite ein Gegengewicht zu halten. Was sonst jezt die Universitäten trifft und bedroht ist uns gemeinschaftlich. Der Unsinn und die Störrigkeit siegen in unserer Verwaltung auf allen Seiten so sehr daß auch die treflichste Besezung der Behörden keine Sicherheit für irgend etwas gutes mehr gewährt, und es scheint in der gegenwärtigen Lage nichts übrig als mit Gelassenheit zuzusehen auf welchem Wege die Vorsehung es zum besseren führen will – ich fürchte auf keinem anmuthigen. Ich fühle es als das größte Glük für mich daß ich aus der Verwaltung geschieden bin. Lassen Sie uns nur in dem besten Sinn und auf das kräftigste auf die Jugend wirken; das ist das beste was wir thun können, damit einst wieder gut gemacht | werde was jezt so gewaltsam verdorben wird. Meine Dogmatik ist eine gute Ecke fortgeschritten; allein ob ich sie diesen Sommer beendigen werde daran bezweifle ich doch sehr. Mir ist das Unglük begegnet mein hermeneutisches Heft verloren zu haben, das macht mir einen bedeutenden Strich durch die Zeit, da ich mir nun doch beim Lesen ein Neues anlegen muß, und leider nicht einmal dafür stehen kann daß es so gut wird als das Alte war. Dabei ist noch manches Andere zurükgeblieben denn die Predigten welche Sie im Meßverzeichniß finden 50 so] folgt )denken* 52 etwas] korr. aus s

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Briefe 4746 – 4747

werden sind keinesweges fertig, und müssen da sie angekündigt und von Manchen erwartet werden doch in Stand gesezt werden. Die Zeitschrift soll auch beginnen, und ich bin eben dabei eine Abhandlung über die Lehre von der Erwählung für dieselbe zu schreiben. Dabei wird Anfang Juni die Provinzial-Synode endlich gehalten werden, die GesangbuchsCommission kostet einige Zeit und manche verkrümelt sich bekanntlich auf mancherlei Weise. Ihre Schrift über England hat mir viel Freude gemacht. Auch irren Sie Sich wirklich in der Meinung daß ich das englische Religionswesen gering schäzte; ich kannte es dazu zu wenig und habe von manchem erst jezt eine lebendigere Anschauung gewonnen. Nur die englische Theologie der neueren Zeit schäze ich gering, weil sie so gar nicht von der Stelle geht und uns auch nicht die geringste Ausbeute liefert nicht einmal auf dem historischen Gebiet. Was ich vornehmlich in Ihrer Schrift noch gewünscht hätte zu finden ist eine Notiz über die Verwaltungsweise in der bischöflichen Kirche. Ihren Wunsch eine Abschrift von meinem Heft über die Geschichte der alten Philosophie zu haben habe ich leider vergessen, und finde ihn zu meinem Schrecken jezt in Ihrem Brief. Ich will indeß gleich Anstalt dazu machen und Verabredung mit Ihrem Bruder treffen. Vielleicht kann es Ihnen Nees noch mitbringen, wo nicht dann die nächste Gelegenheit. Dagegen schicke ich Ihnen Ihr Heft über die christliche Sittenlehre jezt mit, wenn anders Münchow Plaz hat es mitzunehmen Grüßen Sie Lücke und seine Frau, und sagen Sie ihm meinen Glückwunsch daß er die gefürchtete ewige Jugend glücklich los geworden; er sollte nur machen daß seine Frau auch damit zufrieden wäre. Seiner Heirathsanzeige aber in den hiesigen Zeitungen sei ein Unglük begegnet; die Censur habe Ort und Datum und wahrscheinlich also auch einige empfindsame Reden aus besonderer Genialität gestrichen und bloß die Ueberschrift und die Namen stehen lassen. Erzählen Sie ihm auch wir hätten in einem fröhlichen Convent in Charlottenburg seine Hochzeit aber freilich erst 2 Tage hernach gefeiert, und dabei seine unglükliche Bestimmung bedauert, daß je mehr Mühe er sich gäbe die Lücken in der Welt auszufüllen um desto mehr Lücken er hereinbringen werde. Doch ich will aufhören sonst referire ich noch mehr Thorheiten, und will nur noch wünschen daß ich die junge Frau schon etwas leidend als Lükenbüßerin finden möge. – Gott befohlen gedenkt unsrer in Liebe. Frau und Schwester grüßen herzlich. Schleiermacher 104 alten] über der Zeile

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Es wurde anders als ich dachte lieber Schleiermacher ich hatte den Wunsch den Frühling ein Mal wieder auf Jasmund zu begrüßen, wozu ich nicht kam seit meine Mutter gestorben ist, ich hatte mich recht gefreut auf das junge Grün in Stubbenkammer, und auf die Fülle von Blumen, dort, und in der Brunnenau, allein es ging nicht, weil Sophie etwas Reuhmatismuß in der Schulter fühlte, wenn sie gleich es nicht verlangte daß ich mit zurükkam, so hätte ich doch auch nicht ruhig bleiben können, als Belohnung sehe ich es nun an, daß Sophie ganz wohl ist. Der Frühling ist ja auch überal! und die Herreise war gar schön. Wir fuhren (den 27ten) den Wind im Rücken der Sonne entgegen, wir nahmen unsern Weg durch die Prora über Puttbus, das Meer war still und schön, die Buchen in der Prora waren so eben ausgeschlagen, und die zarten Blätter sahen aus, wie kleine Kinder, die sich aus der Wiege erheben, ich kann Dir nicht sagen lieber Bruder, wie mir immer das Herz aufgeht, wenn ich so auf dem Wege auch nur zwischen Sagard und Poseriz bin, und mir immer neu bleibt das Schöne und Herrliche, und wie ich dann immer an unsre Reise in Schlesien denke, das Schönste was ich im Leben gehabt habe!, so war mir nie zu Muthe, und – nicht beneiden, sondern so | herzlich gönne ich es jedem der es oft genießen kann, und wünschte es jedem, es wenigstens ein Mal nur gehabt zu haben. Puttbus erhebt sich immer mehr zum schönen Badeort, und ich finde es schöner als Dobbran denn der Fürst spart nichts an zweckmäßigen Gebäuden, und die ganze Anlage ist im großen Stiel. A m 1 t M a i . Guten Morgen lieber Schleiermacher! Du bist wohl auch schon lange auf? Die Uhr ist halb 8. Ich habe schon oft an Euch gedacht beim Spargel stechen, was Heute bei der lang entbehrten milden Luft, mein erstes Geschäft war. Ich wollte ich könnte sie Jettchen hinüber werfen in ihre Küche, wenigstens mit ihr teilen. Dann habe ich gelesen lieber Bruder, eins von Deinen Kirchenliedern, dann in der Bibel, und das dritte Hauptstück in Kempis, „Lass die Wahrheit selbst – deine Lehrmeisterin sein“ mir ist dies Buch sehr theuer und lieb, und gern wende ich zwischen 7 und 8 die Zeit des Morgens dazu an, ein Lied, etwas in der heiligen Schrift und in Kempis zu lesen. 4747.

Überlieferung: H: BBAW, SN 427, Bl. 162 f.

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Briefe 4747 – 4748

Habt Ihr denn nun ausgestritten lieber Schleiermacher? Über die Thesen? (ich weiß nicht ob ich’s recht schreibe) ach das ist ja wieder ein rechter Zustand gewesen – und war es denn nöthig? ich dachte Heute Morgen wie ich in Kempis las, an Dich und allen Streitern „Es kommt doch alles von E i n e m Worte her, und alle Dinge zeugen im Grunde nur von E i n e m | Worte, und dies Eine Wort, ist daßelbe Wort das im Anfang war, und jezt auch zu uns redet“ und – W i r g l a u b e n a l l a n E i n e n G o t t . Hat damit nicht all Fehd ein Ende? – Abends Schleiermacher. Hiord ist hir – und will nach Sagard – und wir dürfen es nicht zu laßen, wie soll es werden? – Du glaubst nicht wie fade und erbärmlich der Mensch ist – Er kam Gestern gegen Abend, ich mogte mir die Morgenstunde nicht verderben, Dir von ihm zu schreiben – Es ist ein unleidlicher Tag gewesen – Schlichtkrull hatte den Vorwand des Studirens Sophie die Wirtschaft – ich Schlachtopfer nicht[,] dann sitzen und hören das dumme Gespräch. Bei der grösten Erbärmlichkeit, ist er noch ein eitler aufgeblasner Thor – ich habe kein Blatt vor den Mund genommen – aber dann ist der Mann im Stande süßlich zu betteln, und sich über die Art wie ich es sage zu ammusieren – er ist zu fade – ich begreife nicht wie Lottchen selbst als 17Jähriges Mädchen sich von dem mir unangenehm hübschen Gesicht hat könen bestechen laßen, wie sie – ach ich fürcht sehr n o c h nicht wird von ihm laßen – sonst hette sie ihn n i c h t müßen mit kommen laßen – Willich hat eine ordentliche Angst vor ihm – w i e wird es werden | ich habe es ihm baf vor den Kopf gesagt er müße n i c h t nach Sagard reisen – Lieber Schleiermacher, ich wollte noch an Lotte schreiben, aber ich kann nun nicht mit der ungestöhrten Ruhe wie ich ihr nur schreiben mögte – Lieber Bruder grüße die fromme Seele von mir! und sage ihr wie ich so oft im Herzen ihrer gedenke, und mit Gottes Hülfe ihr immer näher kommen werde! Grüße Jettchen, Ehrenfried den alten lieben Jung, klein Jette! alle Kinder auch Theodor, sage ihm daß ich nicht mehr in Sagard bin. Schlichtkrulls grüßen Deine Luise Laße mir doch b i t t e sagen ob du die Kammisöler die ich dir stricke t r a g e n kannst, oder ob Du sie doch nur so annimst. Ich habe jetzt eine neue Art gesehen die vorn und hinten zu sind, und wie ein Hemd über gezogen werden dazu muß ich aber das Maas haben wie stark Du bist.

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4748. Von Friedrich Samuel Theodor Pritzbuer. Garz, April 1819

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Mein Verehrungswürdiger Freund! Kan man aus großer Sehnsucht nach einem Gute in eine Lethargie verfallen? Darf man es?? Darüber mögt ich wohl ein Stündchen mit Ihnen verplaudern. Wie ich aber auf diese wunderliche Frage, da ich an Sie schreibe, gerate, das will ich Ihnen kurtz sagen: Ich sehe plötzlich Ehrenfried vor mir – Meine Phantasie regt sich wunderbar, doch so daß sich der kümmerliche Heerd mit dem Brenstoff verrät – ihre Kraft, ihre Macht will sich in starke Sehnsucht äußern, sie kan sich aber nicht erhalten – Denn sie will Gegenwart des Guten haben, und dazu ist weder Anschein noch Hoffnung. Sie mein Theurer Verehrter! Sie und mein Ahrndt fehlen mir: und in meinem 89sten Jahre mit Geschäften überhäuft, die der gesunde lebhafteste Geist und Körper kaum faßen und bearbeiten kan, unter solchen Umständen kan ich mich nicht verjüngen wie ein Adler. Ihn tragen – ja wohl! auf meiner Brust – aber lebendige Schwingen tragen mich nicht einmahl mehr, von hier biß Stettin. Dorthin bin ich mit meinen Mitbrüdern zur ProvintzialSynode beschieden; obwohl unser Herr GeneralSuperintendent es versucht hat abzuwenden, und zu bitten, daß die provinzialSynode möge in Greifswald gehalten werden. Aber o! das leidige Alter! was verliere ich mich, da ich nicht mehr reisen kan? Zwar wird sich der Senior dieser Diöcese an meiner Stelle dahin vielleicht begeben müßen. Allein Berichte anhören müßen, heißt so viel, als Brocken aufsamlen, die von des Herrn Tische fallen. Noch mehr! ich höre Sie haben Sich vorgenommen im Herbst nach Bonn zu reisen. | Kan man[,] fällt mir wieder ein, aus großer Sehnsucht in Lethargie zurückfallen? darf man es? Durchaus nicht sage ich nun. O mein Verehrter Freund! Bonn mit allen seinen herlichen Umgebungen kenne ich nicht; aber schwach und lebhaft, lebhaft und schwach, versetz ich mich doch in den trauten Cirkel meiner innigst verehrten Freunde, da doch die Sehnsucht, Bonn, nicht in Gartz verwandeln kan. Was bleibt mir Armen anders übrig als Sie zu bitten, mich mit einem Brief zu erquiken? Denn die großen Andeutungen von Verbeßerungen mit unserm KirchenWesen, das ist das einzige was mir in meiner Schwachheit noch Reitz gibt. Nichts fast gar nichts, als was mechanisch ist dazu beytragen zu können, macht mir Eckel. Denn hier in unserer Provintz herscht 4748. Mai“.

Überlieferung: H: BBAW, SN 352. 7 Macht] macht

Beantwortungsvermerk: „beantw. d. 23t.

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Briefe 4748 – 4751

Verwirrung, Egoisterey, Kleben am alten, mit und ohne Grund. Daher Protestiren, biß auf die krausen Kragen in Stralsund. Solte ich mich nicht nach Ihrer Gegenwart sehnen, um wie ein Prophet sagt: Jerusalem mit Laternen zu durchsuchen? Sie arbeiten abermahl an ein wichtiges Werck, womit Sie uns aufs neue Beschenken wollen. Gott schencke Ihnen Gesundheit und Muße! So bald es aus der Preße komt, | erfahr ich es doch von Ihnen: Nicht wahr? Meine Sehnsucht wird wenigstens eine Zeitlang Nahrung genug finden. Mit ausnehmender Hochachtung, nechst hertzlichem Gruß an Jetgen, und Ihre Verehrungswürdige Schwester, bin ich die kurtze Spanne meines Lebens noch Der Ihrige Pritzbuer Gartz den Apr. 1819

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4749. Von Henrich Steffens. Breslau, Sonnabend, 8. 5. 1819 Hrn / Professor Dr. Schleiermacher / Berlin / d.G. [Bl. 89v] Breslau den 8 May 1819 Lieber Schleyermacher! Der Überbringer dieses Briefes, Dr. Atterboom, der Schwede, ist dir, glaube ich schon bekannt. Er hat sich lange in Rom aufgehalten, wo er viel mit der Herz und die übrigen Frauen zusammen war. I c h habe den Atterboom ausserordentlich lieb, er war der e r s t e , der in Schweden sich anschloss an das, was uns einst so wichtig dünkte, ja uns das Einzig-Hohe und Würdige schien, und was jezt kaum geduldet wird – er hængt mit inniger Liebe an dieser Zeit – doch auch das wird dir nicht fremd seyn, denn die Helwig hat ja viel von ihm gesprochen. – Ich möchte auch jezt d i r etwas sagen, doch was? Ich frage mir immer selbst, in der That mit grossem Ernst, der mir doch manchmahl komisch vorkommt, – aber was hat man denn mit dir gewollt, und welche Hofnungen hast du erregt, die jezt alle vernichtet sind? warum dieses Lermen? – da kömmt es mir denn wirklich vor, als röche ich etwas – ich muss dir aber gestehen, der Gestank ist nicht lieblich – von Hören und Sehen ist bey der ganzen eckelhaften Sache gar nicht [die] Rede. Ich wende die Nase weg 4749. Überlieferung: H: BBAW, SN 396, Bl. 88 f.; D: Br 4, S. 248 (gekürzt). wortungsvermerk: „beantw d 2t. Jun“.

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und lasse den Deckel fallen, der s o l c h e Geheimnisse verbirgt. Sieh! lieber Schleyermacher! dass du nun in deiner heitern, klaren, vornehmen Næhe einen | solchen Gestank dulden kannst, dass du nur einen Augenblick meynst, man müsse die Albernheit dulden, damit sie die Erbärmlichkeit vernichte, und das bloss desswegen, weil sie den g u t e n Willen hat, alles so dumm zu machen, wie sie es vermag – Lieber, herrlicher Freund! du, dem ich glaubte so ganz anzugehören, ich muss dir sagen, dass ich es nicht begreife. Wirst du böse darüber, desto besser – habe ich Unrecht nun um desto besser und ich will Abbitte thun, mit dem Jubel des glücklichsten Triumphs. Grüss deine Henriette – Dein Freund Steffens

*4750. An J. Berg. Berlin, vor dem 10. 5. 1819 Nachfrage wegen einer Kirchenstuhlangelegenheit.

4751. An Ludwig von Mühlenfels. Berlin, Mittwoch, 12. 5. 1819 An / Herrn Ludwig v. Mühlenfels / Kölln [Umschlag]

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Lieber Mühlenfels Sie haben ja ewig nichts von sich hören lassen, und ich nehme die Gelegenheit wahr einem befreundeten Reisenden, den Kammergerichtsrath Focke Ihnen zu empfehlen um Sich in Kölln seiner etwas anzunehmen. Meine Frau grüßt herzlich und um mein ganzes Haus steht es Gott sei Dank gut. Ihr Bruder hat uns öfter besucht und wir haben uns seiner Besserung herzlich gefreut. Nun aber ist er vor geraumer Zeit abgereist wie ich höre ohne daß wir es vorher bestimmt erfahren haben, und ich will nur herzlich wünschen daß er auch gründlich hergestellt sei. Der 22 das] dass *4750.

Erschlossen aus Brief 4759, Z. 8–11 (18. 5. 1819).

4751. Überlieferung: H: GStA, VI. HA, Nachlass Ludwig von Mühlenfels, Nr. 3, Bl. 48; D: Patsch: Ludwig von Mühlenfels, S. 255 f.

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Briefe 4751 – 4752

Anschein war recht gut. – Was unsern Plehwe für ein Schiksal betroffen hat wissen Sie vielleicht schon. Der arme Schelm hat nun die Hälfte seines Arrestes ausgesessen; dann hat er noch 14 Tage Urlaub, in denen er sich mit uns lezen kann, und hernach muß er in sein Exil nach Posen. Er hat sichs freilich durch übel angebrachte Freimüthigkeit bereitet, und Gott lenkt ja alles zum Besten. Wie sonst alles um uns her aufgerührt scheint aber ohne daß Aussicht zu einem heilsamen Resultat wäre, wie manches Gute wieder zu verschwinden und manches schlechte wieder oben zu schwimmen scheint, das wissen Sie wol ohne mich. Nun wir wollen den Muth nicht verlieren und jeder an seinem Orte thun nach Vermögen um das Gute zu fördern auf dem rechten Wege, aber auf dem auch ohne alle Menschenfurcht und Aengstlichkeit. Es soll mich freuen wenn wir einmal wieder von Ihnen hören, Gutes von Ihrer Gesundheit und von Ihrer Wirksamkeit. Gott befohlen. Schleiermacher Berlin d 12t. Mai 1819

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4752. An Christian August Brandis. Berlin, Sonnabend, 15. 5. 1819 A / Monsieur le Professeur Brandis / de Berlin / Florence / alla cura del Sig Luigi / Wollff Banchiere / fr. Grenze. [Bl. 2v] Endlich mein lieber Freund muß ich Ihnen doch wenn auch nur mit ein Paar Worten meinen und der Klasse herzlichen Dank bringen für Ihre ausführlichen und reichhaltigen Berichte. Es geht ja nun immer heller auf was zu hoffen ist; und ich möchte nur bitten daß Sie beide nach gerade anfingen sich miteinander über den Plan der zu veranstaltenden Ausgabe zu beraten, um wo möglich gemeinschaftlich, oder wenn Ihre Ansichten zu different wären, jeder für Sich Ihre Meinung der Klasse vorlegen zu können am liebsten ehe Sie Italien verlassen. Ueber Ihre weitere Reise will ich nicht eher als durchaus nothwendig ist die bestimmten Anträge machen, weil ich immer hoffe es verlautbart bald etwas über die Aussichten der Akademie überhaupt. Bleibt es indessen dabei wie Becker mir schrieb, daß Sie im August 4752. Überlieferung: H: BBAW, SN 742, Bl. 1 f. Zur Datierung: Der Umschlag (Bl. 2v) ist gestempelt: „20 Maggio“, eine Datierung auf das Jahr ist anhand des Beantwortungsvermerkes auf Brief 4725 vom 27. 3. 19 möglich. 5 Berichte.] folgt )sagen* 10 nicht] folgt )gern*

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in Italien fertig sind: so will ich auf jeden Fall im Laufe des künftigen Monats die Sache in Gang bringen, und sie dann aus allen meinen Kräften fördern. Es freut mich, daß Sie mit meinen bisherigen Vermittlungen zufrieden sind. Wir haben nun auch die Nachricht daß an die Gesandschaften die Ordre ergangen ist Ihnen alle mögliche Begünstigungen auszuwirken, und hoffen daß Herrn von Krusemarks Anwesenheit mit dem Kaiser in Italien die Sache am besten wird gefördert haben. Nach Turin ist dieselbe Bitte ergangen; allein leider ist in Ihren und Bekkers lezten Briefen nicht mehr die Rede von einer Reise dorthin. Wir unsererseits wünschen sehr daß Sie diesen ersten Entwurf wieder vornehmen. Denn wie lange kann es währen ehe wieder Zwei solche Männer nach Italien gehn. Es wäre auch vorzüglich interessant | wenn Sie in Turin Nachrichten darüber einziehen könnten was wol in Cagliari zu erwarten ist, wovon man ja meines Wissens so sehr wenig weiß. Vertreten Sie doch diese Angelegenheit bestens auch bei Bekker. Was Ihre künftige Lage betrifft lieber Freund, so muß ich aus Aeußerungen von Süvern schließen daß es noch von dem Ausgang anderer mir unbekannter Unterhandlungen abhangen wird ob man Ihnen eine Professur in Bonn anbieten wird. Ich für mein Theil gestehe Ihnen gern, daß ich es für die Sache des Aristoteles nicht wünsche. Wenn der Minister für die Akademie erreicht was er wünscht, und wir uns mit ihm über die künftige Gestaltung derselben einigen können, so meine ich, wir suchen Sie wenn auch nur für einige Jahre mit der Akademie in eine Verbindung zu sezen welche uns Ihre Thätigkeit für den Aristoteles sichert, und wobei Ihnen doch zugleich Ihre Universitätslaufbahn auf eine oder die andere Art fest und bestimmt vorgezeichnet wäre. Sobald sich die Sache von einer von beiden Seiten etwas mehr entwickelt will ich Ihr Interesse bestens wahrnehmen und Sie von den Aussichten die sich eröfnen benachrichtigen. Im Laufe des Sommers muß das ja auf jeden Fall geschehen. Auf meine Kleinigkeit über die Scholien legen Sie ja keinen Werth; Sie werden nicht mehr daraus lernen, und was ich aus Ihren Briefen beigebracht, ist das beste darin. Meine Untersuchungen über die Ethiken selbst sind in der Ausführung leider noch sehr zurük; das Resultat ist aber kürzlich dieses, daß ich dem Aristoteles selbst keine von allen dreien so wie sie sind zuzuschreiben wage. Daß Schneiders Theophrast voreiligerweise schon erschienen ist, wissen Sie ja wohl. Indeß lassen Sie Sich das nicht abhalten für den Theophrast selbst zu sammeln. – Für die Metaphysik erwarte ich die besten Aufklärungen von dem was Sie über die verlornen Werke des Aristoteles zusammen bringen werden. Bis jezt liegt mir die Sache ganz im dunkeln. Gar 51 Werke] über )Bücher*

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zu gern | möchte ich bei der Bearbeitung des Aristoteles an allem was in das Gebiet der höheren Kritik einschlägt einen recht kräftigen Antheil nehmen; allein ich kann es nur wagen wenn auch Sie hier sind; denn Sie beide werden mir doch immer die genaue Kenntniß des Einzelnen suppliren müssen die ich in dem Grade nicht haben kann als Sie sie Sich jezt erworben haben. Grüßen Sie unsern Freund und unsre Freundin wenn sie noch bei Ihnen ist, und sagen Sie lezterer, ihr Brief wäre abgesendet; nächstens würde ich auch an sie schreiben. Da übrigens grade heute noch Mitte Mai ist, so adressire ich noch nach Florenz, und hoffe Sie werden auf jeden Fall dort Vorsehung getroffen haben. Daß ich Ihnen nichts von Kozebueschem und anderm Spuk schreibe verzeihen Sie mir wol. Noch sieht ja niemand wo das Ding hinaus will. Gott befohlen Schleiermacher

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Haben Sie und Bekker denn irgend etwas mit Schlegel haben können? hat er noch ein wissenschaftliches Interesse? Ist er von der Curia über die Maße ausgezeichnet worden?

4753. Von August Jenchen. Schweidnitz, Sonnabend, 15. 5. 1819 Schweidnitz, am 15ten Mai 1819 Hochwürdiger Herr, Hochzuverehrender Herr Professor, Indem Ew. Hochwürden ich beiliegende kleine Schrift überreiche, bringe ich Ihnen das beste Geschenk dar, welches ich geben kann, nämlich ein solches, das allein kommt aus der Liebe. Ob die Gabe an sich Werth habe oder nicht, kann hierbei nicht gleichgültig sein; sie würde, wäre sie geistlos, den Grund, weshalb sie vor Ihnen erscheint, sofort aufheben und zerfiele in sich selbst. Aber ich fürchte nicht, auch wenn Sie tadeln müßten, Ihre Entscheidung. Viel mehr bitte ich um dieselbe mit freudiger Zuver57 sie] korr. aus Sie 4753. Überlieferung: H: BBAW, SN 311. Mit einem Exemplar von Jenchens Schrift „Ueber die Vereinigung der beiden protestantischen Kirchen“.

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sicht, weil ich auf das bestimmteste weiß, daß das Ihnen unbekannte und doch so innig befreundete Verhältniß, in welchem ich zu Ihnen stehe, durch Ihre Werke aus meinem innersten Leben hervorgegangen, und da bedarf’s keiner näheren Erkenntniß, um Ihr Urtheil | zu einem tieferen Verständniß in mir zu bilden. Nur noch diesen Wunsch wollen Ew. Hochwürden genehmigen: Habe ich Ihnen in meiner Schrift das Zeugniß der Reife zur Union vorgelegt, so nehmen Sie mich in Ihren Bund freundlichst auf mit der festen Ueberzeugung, es werde allein der Geist desselben sein, der mich treibt, fröhlich in Hofnung zu streuen selbst da, wo zur Zeit die Aussicht zur Ernte noch fern ist. Mit der innigsten Verehrung Ew Hochwürden gehorsamster Jenchen

4754. Von Joachim Christian Gaß. Breslau, Sonntag, 16. 5. 1819 Breslau, den 16 My 19.

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Hierbei erhältst Du von der kleinen Schrift über die Kirchenzucht 4 Exemplare die Du wohl die Güte hast, an ihre Adressen gelangen zu laßen. Das unadreßirte soll zu deiner Disposition bleiben und magst Du es dem geben, der sich für den Gegenstand intereßirt, etwa de Wette, oder wen Du sonst willst. Dich aber, mein theurer Freund, mögte ich wohl bitten, gelegentlich in den Aufsatz hinein zu sehn und mir zu sagen, wie Du damit zufrieden bist. Dem Ganzen liegt Deine Ansicht vom ethischen Handeln nach dem christlichen Prinzip zum Grunde, die sich mir immer mehr an kleinern und größern Darstellungen bewehrt hat und ich würde mich gar sehr freuen, wenn du sie nicht entstellt fändest. Was die Sache selbst betrifft, so ists wohl möglich, daß ich es weder den Geistlichen, noch den Weltlichen recht gemacht habe und daher von beiden gleich viel leiden werde. Das soll mich aber nicht sehr rühren; freuen aber werde ich mich immer, wenn irgend jemand etwas beßres darüber zu sagen weiß. Grüß Rehdiger freund4754. Überlieferung: H: BBAW, SN 287/1, Bl. 131 f.; D: Schleiermacher: Briefwechsel mit Gaß, S. 170 (Zitat). Mit Sonderdrucken von Gaß: „Ueber das Wesen der Kirchenzucht im Sinne des Protestantismus und über die Möglichkeit ihrer Herstellung“, in: Jahrbuch des protestantischen Kirchen- und Schulwesens von und für Schlesien 2 (1819), S. 1–112. – Beantwortungsvermerk: „beantw d 2t. Jun. 19“.

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lich, er wird wohl re bene gesta bald zurükkommen, indeß wünschte er den Aufsatz bald zu lesen und darum ist er beigelegt. Deine Predigten über den christlichen Hausstand sind erschienen, aber noch nicht hier angekommen und zur Dogmatik | macht wenigstens der Meßkatalog Hoffnung. Das ist vortrefflich. Aber ich werde hier oft nicht bloß von den Philologen, sondern auch von andern Leuten gefragt, was denn aus dem Platon werden solle und ob Du die Hand davon abgezogen habest. Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll; willst Du es mir sagen? Bei uns, ich meine auf unsrer Universität geht es wunderlich zu. Von der Adresse wegen des bekannten Mordes wirst Du schon gehört haben; innerlich hängt die Sache noch viel erbärmlicher zusammen, als sie sich äußerlich ausnimmt. An Steffens bin ich nun völlig irre geworden und es scheint mir unvermeindlich, daß ich wenigstens einige Zeit vermeiden muß, ihn zu sehen. Dieselben Studenten, die auf eine so absurde Weise ihre Sittlichkeit dokumentiren wollen, kränken ihre Lehrer selbst im Auditorio, wie kürzlich dem braven Bartels begegnet ist; jenes findet Steffens ganz vortreflich und dieses wäre er sehr geneigt, sophistisch zu entschudligen, wenn man ihn nur dazu kommen ließe. Darneben ist die Juristen Fakultät ihrer völligen Auflösung nahe, denn sie hat dermalen einen einzigen Profeßor, auf den zu rechnen ist. Von Eurer Provincialsynode höre ich immer noch nichts und wie es mit der Unionssache steht, erfährt man auch nicht. Sag doch Rehdiger darüber mündlich etwas Bescheid, | denn ich will Dir nicht zumuthen, viel zu schreiben. Das kann ich aber heute auch nicht und unterlaßen wollte ich es noch weniger, da es schon 8 Tage verschoben ist. Wir haben eine Gartenwohnung vor dem Thor bezogen und sind alle wohl. Ich wünsche, daß Du es mit den Deinigen auch sein magst. Wir grüßen Euch und Reimers herzlich. Lebe wohl! Gaß.

*4755. An Ernst Moritz und Anne (Nanny) Arndt. Berlin, vor dem 17. 5. 1819 Charlotte Schleiermacher lasse sich magnetisieren. Am 2. Mai hätten die Studenten gesungen. Er halte morgens drei Stunden Vorlesungen, ohne *4755. Erschlossen aus Brief 4758, Z. 1–2 vom 17. 5., Brief 4770 vom 11. 6. (dort auch zum Inhalt) und Brief 4771 vom 12. 6. 1819. Mit einem Paket.

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gefrühstückt zu haben. Über Ehrenfried von Willichs Heimkehr von einer Turnwanderung. Karoline Fischer gehe es gut. Die Familie wolle Mitte August nach Bonn abreisen.

*4756. Von Anne (Nanny) Arndt. Bonn, vor dem 17. 5. 1819 Arndts richteten nach der Schließung der öffentlichen Turnplätze das Turnwesen privatim wieder ein; über Steffens; fragt, wann Schleiermachers voraussichtlich nach Bonn kommen.

4757. Von Luise Benda. Posen, Montag, 17. 5. 1819 oder früher Posen den 17ten 1819

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Auch Sie lieber Schleier! müßen heute ein paar Worte von mir lesen, und zwar eine große Bitte die ich Ihnen vorzutragen habe. Sie erinnern sich gewiß der Angelika Thümen, die bei der Hochzeit ihrer Schwester der Frau von Winterfeld in Berlin war; und sowohl durch die Traurede die Sie dieser hielten, als durch Ihren theilnehmenden Frohsinn Fräulein Angelika in so hohem Grade begeisterten, daß es Ihnen wirklich kaum jemals vollkommner gelungen seyn kann. Diese glückliche Person hat nun endlich das Ziel ihres Wünschens erreicht, und ist mit einem Husaren-Rittmeister, jung, hübsch und recht brav, versprochen, nachdem sie unendliche Kränkungen erlitten, durch das zu lebhaft sprechende Verlangen ihres Herzens. Alle Welt ist sehr erfreut über dies glükliche Ereigniß, als wäre ihm selbst eins begegnet, da wir sie ausser ihrer Thorheit alle schätzten und liebten. So viel als Einleitung, mein lieber Bruder um meiner Bitte, oder vielmehr den Wunsch der Thümen | leichter Eingang bei Ihnen finden zu laßen. Es ist nehmlich die Sehnsucht Sie lieber Schleier an dem Tage reden *4756. Erschlossen aus Brief 4758, Z. 9–11. 48–54 (17. 5. 1819). Wohl mit einem Büchlein (vgl. Brief 4770, Z. 10). 4757.

Überlieferung: H: BBAW, SN 251, Bl. 24.

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Briefe 4757 – 4758

zu hören, der nun ihr ganzes Hoffen in sich faßt, und könnte sie ihr Glück aus Ihren Händen empfangen, so wäre es ganz vollkommen. Sie bittet also um eine Traurede, die sie einem hiesigen Geistlichen vorlegen will, und ob sie gleich fühlt, daß Sie selbst der beste Theil zu Ihren frommen Worten fehlen mein lieber Schleier, so meint sie doch, sie würde Sie im Geiste sehen, und Ihnen tausendfältig für die Erhöhung ihres Glükes danken. Erst zu Johannis wird ihre Hochzeit seyn wo alle versammelten Geschwister zugleich das 50Jährige Dienst-Jubiläum des alten Vaters feiern werden. Können Sie diesen Wunsch erfüllen, so thun Sie es gewiß lieber Bruder, und können Sie es nicht, so sind Ihre Gründe die Rechten. Ich bitte also um ein paar Worte, und schließe mit der herzlichsten Liebe. Ihre Luise.

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Wo ich nicht ganz irre sind zwei Brieflein von mir unterwegens das eine mit Münchow das andere mit Focke aber ich kann doch unmöglich den lieben Nees an dem wir beide Jette und ich wahre Freude gehabt haben reisen lassen ohne Dich lieber Bruder wenigstens zu grüßen. Sonst bin ich eben gar nicht aufgelegt zum Schreiben sondern recht maulfaul. Ueberall von Thorheiten umgeben, was soll man machen? von ihnen reden lohnt nicht, und von ihnen schweigen, wenn man einmal redet geht gar nicht. Und das ist eben das Elend daß sie das unmittelbare Leben entsezlich verkümmern und austroknen. Es freut mich aus Nannas Brief zu sehn daß ihr dort schon rasch vorgeschritten seid das Turnwesen privatim wieder einzurichten. Ich laborire auch schon lange an dem Gedanken, aber er will sich mir noch nicht so gestalten daß auch das recht wieder hineinkomme was mir dabei das wichtigste ist, nemlich die allgemeine Kameradschaft der Jugend | und ich wollte Du unterrichtetest mich in einem müßigen Augenblik etwas genauer darüber, wie es dort gemacht und was besonders in dieser lezten Hinsicht geschehen ist. Die Sache ist hier freilich viel 4758. Überlieferung: H: GStA, I. HA, Rep. 76 I, Anhang II, Schuckmann Nr. 55, Bl. 37 f.; h1: GStA, I. HA, Rep. 77, Tit. 21, Lit. Sch, Nr. 6, Bl. 45; h2: GStA, I. HA, Rep. 77, Tit. 21, Lit. Sch, Nr. 6, Bl. 126; D: Arndt: Nothgedrungener Bericht, Bd. 2, S. 122–125; Textgrundlage: H.

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schwieriger als dort. Ich habe schon einmal mit Eiselen (denn Jahn ist weniger mein Mann) darüber gesprochen, der meint aber man solle noch warten bis der lezte Plan auch seine Entscheidung vom Könige habe. Einen nämlich der nach allem was ich davon gehört recht vernünftig gewesen sein soll hat der Herr gänzlich verworfen und unserm Altenstein gesagt er nehme die Sache viel zu wichtig wenn er glaube daß irgend etwas dadurch erreicht werden könne. Sie sei höchstens zu dulden aber der Staat könne, da sie in gar keine Staatszweke eingreife auch nichts dafür thun. Vor allen Dingen aber dürfe von Turnfesten, Turnfahrten und Turnliedern gar nicht die Rede sein. Nach dieser traurigen Aeußerung ist nun, um die Sache nur zu Ende zu bringen und doch etwas zu retten ein neuer Plan gemacht dessen Inhalt mir nicht bekannt ist; aber auch der liegt schon lange vor ohne zur Entscheidung zu kommen. Der Herr hat unterdeß wichtigere Dinge zu thun nemlich uns armen Berlinern die Fenster einschießen | zu lassen. – Mir ist nun jenes Warten gar nicht recht gelegen denn wenn ein ganzer Sommer so hinginge: so wäre schon viel verloren, und die Schwimmschule gewährt doch nur einen schwachen Ersaz. Es ist mir schon betrübt zu sehen mit welcher Leichtigkeit die Knaben den Verlust des Turnplazes ertragen. Anfangs zwar wollten Göschens Otto und Ehrenfried den König zur Rede stellen und waren wirklich schon bis auf die Rampe gekommen wo die Schildwacht sie zurük wies, nun aber haben sie sich gefunden als wäre nichts. Ueber Universitätssachen scheint auch noch gebrütet zu werden, aber Nees wird wol mehr davon wissen als ich, denn er hat den Minister häufig gesehn und der vermeidet mich ganz. Ich hoffe zu Gott daß sie nichts ganz verderbliches in dieser Hinsicht schmieden werden. Von eurem Bonn hatten wir geglaubt, es würde sich nach der freiwilligen Sperre von Jena plözlicher heben als nun doch der Fall ist; indeß hat auch dies sein Gutes, und wenn vor der Hand nur so viel von jeder Sorte da sind daß alle Lehrer in Thätigkeit sein können. Nees wird euch erzählen wie er alles im Hause gefunden, und auch daß eben die Fischer wieder bei uns eingezogen ist. – Deiner Frau sage doch was sie über Steffens in ihrem und | Deinem Namen geschrieben dagegen wüßte ich wirklich nicht viel einzuwenden. Auch sein Büchlein über Kozebues Ermordung ist nur aus der Einbildung geflossen daß über alles muß geschrieben werden und namentlich von ihm, und Unbesonnenheiten sind auch wieder mit untergelaufen. Nanna hat auch gern wissen wollen wenn wir kommen. Aber ich kann es leider noch nicht genau sagen; es 45 viel] folgt )Gut*

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Briefe 4758 – 4760

komt darauf an wenn ich im Stande sein werde meine Collegia zu schließen; mein Bestreben wird aber sein Mitte August abzureisen. Nees habe ich auch mit meinem Gelüst bekannt gemacht eine Reise nach Trier und durch die Pfalz zurük zu Fuß zu machen, und er meint es wäre dabei mehr auf ihn zu rechnen als auf dich. Mir liegt es aber sehr am Herzen dieses Stük Deutschland bei dieser Gelegenheit, wenn auch nur im Fluge kenen zu lernen – nämlich in dem Fluge den man zu Fuß machen kann. Nun Gott befohlen lieber Bruder, und eine glükliche Stunde für Nanna. Schl. B. 17t. Mai 19

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Reimer ist in Leipzig und Tiek ist unterdeß hier dessen Bruder aus Italien schon länger hier ist.

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4759. Von J. Berg. Berlin, Dienstag, 18. 5. 1819

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Indem ich Ew Hochwürden meinen ganz ergebensten Dank für den mir nun ordnungsmäßig bewilligten Sitz in dem Fensterstuhl Littera C. No. 12 hiermit abstatte, gebe ich mir die Ehre zu bemerken, daß ich den früheren Platz und zwar aus Unkunde meiner Seits dadurch erhielt, daß ich den KirchenDiener bei einer Gelegenheit bat, mir doch auf immer einen beständigen Platz anzuweisen, welches er jedoch ohne Bezahlung da ich in dem Wahne stände, ich würde darüber eine Berechnung erhalten, that[,] und den Schlüßel ließ meine Frau selbst machen. Ew. Hochwürden bitte ich ganz ergebenst, die Sache nun auf sich selbst beruhen zu laßen, die späte Beantwortung Dero | geehrten Zuschrift meiner Abwesenheit wegen zu entschuldigen und zu erlauben, daß ich mich hochachtungsvoll nenne Ew. Hochwürden ganz gehorsamster J. Berg Berlin den 18 Mai 1819

4759. Überlieferung: H: ELAB, 10405, Nr. 752, Bl. 40. machers: „pr. 19t. Mai“.

Empfangsvermerk Schleier-

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17. 5. – 22. 5. 1819

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4760. Von Immanuel Bekker. Florenz, Freitag, 21. 5. 1819 Florenz 21 Mai 19.

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Wie Sie sehen, mein theuerster Freund, habe ich Ihren Rath befolgt und meine Sache selbst geführt. Ob gut, das wird der Erfolg zeigen. Fällt der anders als ich wünsche, so bleibt mir nichts übrig als meine Papiere, so weit ich deren Herr bin oder werde, und allenfalls mich selbst in England unterzubringen, wohin mir Aussichten eröffnet sind. Können Sie, so tragen Sie bei die Entscheidung zu beschleunigen: spätestens muss ich sie in Paris wünschen. Freilich weiß ich noch immer nicht ob die Academie meine Reise dorthin genehmigt, so wenig als wie sie es mit der Redaction der Aristotelischen Ausgabe zu halten gedenken. Den Vatican habe ich mit der Beruhigung verlassen können nichts was in meinen Kreis gehört entbehrt zu haben, Dank sei es Niebuhr, der uns die Erlaubnis ausgewirkt alle Tage, ohne Ausnahme für die unzähligen Vacanzen, sechs bis sieben Stunden zu arbeiten. Die letzten Wochen hat mich außer einem recht guten Thucydides besonders Isocrates beschäftigt, für den ich den Ur- und Normalcodex in einem Urbiner gefunden zu haben glaube. Die sämmtlichen Codices des Isocrates gehen nämlich in zwei Familien auseinander, die, nebst der Vollständigkeit oder Unvollständigkeit der Antidosis, auch in der Stellung der einzelnen Reden und in der Constitution des Textes beträchtlich verschieden sind: die alte und vollständige Recension findet sich in jenem Urbiner in einer Reinheit und Eigenthümlichkeit, wovon es in der ganzen Litteratur wenig Beispiele geben dürfte. Furia schließt uns die Bibliothek, seitdem er Correspondent ist, eine halbe Stunde früher als sonst: daher ich, schon in 8 Tagen weiter zu gehn genöthigt, wenig zu Stande bringen werde außer einer schon das vorige Mal angefangenen Thiergeschichte und dem zum Glück gar schlechten Harpokration. Von diplomatischer Verwendung spüre ich nichts[,] für die neue Geldsendung (doch an Valentini? der mich noch nicht avisirt hat) danke ich Ihnen: von meiner Wirthschaft scheinen Sie aber doch fast zu geringe Begriffe zu haben. Die Quittungen schicke ich mit erster Gelegenheit. Mein Bankier in Mailand Tommaso Carli, in Venedig Siri & Wilhalm: diese werden also auch wohl Briefe annehmen. In Mailand dürfte ich kurze 4760. Überlieferung: H: BBAW, SN 259/3, Bl. 3. Mit einem Brief an Süvern (vgl. Brief 4776, Z. 3–5 vom 26. 6. 1819). – Beantwortungsvermerk: „beantw. d 26t. Jun.“ 31–34 Mein … Ihrigen.] am linken Rand Zeit bl

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Briefe 4760 – 4766

Zeit bl[eiben und] schwerlich mehr Willfährigkeit finden als vor zwei Jahren. Empfehlen Sie mich den Ihrigen.

4761. Von August Hermann Niemeyer. Halle, Sonnabend, 22. 5. 1819 Nehmen Sie, mein geehrtester Freund das beykomende Allerley mit gewohnter Güte auf und beurtheilen es mit der Nachsicht welcher man bey den Meistern sicherer ist, als bey den Halbmeistern. Uns geht es nach einem schweren durch Krankheiten der Kinder trüben Winter wohl. Daß ich selbst PnamentlichS noch wohlauf bin wird Ihnen mein kühner Entschluß noch auf meine alten Tage eine Reise nach England zu machen, nicht eben bey Bell oder Lankaster in die Schule zu gehen, wohl aber das Land zu sehen, wo die PTradersS und Lankasters gehauset haben und wo Shakespeare die Ideen zu seinen Schöpfungen empfangen hat. Die Vorbereitungen dazu sind schon recht ernstlich und der Termin hängt nun von der Reisegesellschaft (einer ist Buchhändler) ab. Möge es Ihnen und allem was Ihnen theuer ist indeß recht wohl gehen. Die Meinigen empfehlen sich herzlichst. Ihr Niemeyer Halle den 22t. My. 19.

*4762. An Friedrich Samuel Theodor Pritzbuer. Berlin, Sonntag, 23. 5. 1819

*4763. An August Hermann Niemeyer. Berlin, Dienstag, 1. 6. 1819 4761. Überlieferung: H: BBAW, SN 342, Bl. 18. Mit einer eigenen Druckschrift, wohl: „Akademische Predigten und Reden, vorzüglich bey feierlichen Veranlassungen. Nebst einer kirchenhistorischen Abhandlung“, Halle 1819. – Beantwortungsvermerk: „beantw d. 1t. Jun. 19“. *4762.

Erschlossen aus dem Beantwortungsvermerk zu Brief 4748 (April 1819).

*4763.

Erschlossen aus dem Beantwortungsvermerk zu Brief 4761 (22. 5. 1819).

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*4764. Von Unbekannt. Vor dem 2. 6. 1819 Die geheime Polizei sei verstärkt worden; sie habe Schleiermacher ins Visier genommen.

*4765. An Henrich Steffens. Berlin, Mittwoch, 2. 6. 1819 Strenge Antwort auf Steffens’ zwei letzte Briefe. Steffens verstumme gegen seine alten Freunde auf unnatürliche Weise. Rügt Äußerungen, die Steffens im Streit um das Turnen gemacht hat. Wirft ihm vor, über alles schreiben zu wollen. Steffens’ Versuch, ihn (Schleiermacher) zu widerlegen, gründe sich auf ein Missverständnis. Steffens habe die Erbärmlichkeit zu Hilfe gerufen.

4766. An Joachim Christian Gaß. Berlin, Mittwoch, 2. 6. 1819 B. d 2t. Jun. 1819 Rehdiger reist einen Tag früher als er neulich sagte, und das sezt mich nun – bei der lieben Gewohnheit alles auf den lezten Tag zu verschieben – auf einen sehr eilfertigen Brief zurük statt eines recht gemächlichen worauf *4764. Erschlossen aus Brief 4766, Z. 26–28 (2. 6. 1819). Der Absender könnte Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten sein. *4765. Erschlossen aus den Beantwortungsvermerken von Brief 4733 (um den 13. 4.) und Brief 4749 (8. 5. 1819) sowie aus Brief 4766, Z. 50–53 (2. 6. 1819). Zum Inhalt vgl. Brief 4778 (27. 6. 1819). 4766. Überlieferung: H: Jagiellonische Bibliothek Krakau, Handschriften-Abteilung, Schleiermacher; D: Schleiermacher: Briefwechsel mit Gaß, S. 172–174 (gekürzt). Mit seinen letzten gedruckten Akademieabhandlungen, wohl: „Ueber den Werth des Socrates als Philosophen“ (1818, KGA I/11, S. 199–218), „Ueber die griechischen Scholien zur Nicomachischen Ethik des Aristoteles“ (1819, KGA I/11, S. 219–237), „Ueber die Auswanderungsverbote“ (1819, KGA I/11. S. 251–269).

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Brief 4766

ich gehofft hatte. Zuerst will ich einige Irrthümer in Deinen beiden lezten Briefen berichtigen. Du scheinst zu meinen unsere Provinzialsynode; sie beginnt aber erst übermorgen, und Ribbeck, (den mit Hanstein und Marot zusammen das Ministerium zum Praeses ernannt) hat mich auf heute Abend noch zu einer PräliminarConferenz eingeladen. Er und auch die beiden andern haben zu meiner großen Verwunderung und Freude schon in einer früheren den besten Willen erklärt auf eine recht freie Kirchenverfassung (d.h. Synoden mit Laien in allen Abstufungen) Gewählte Superintendenten und GeneralSuperintendenten, Gesezgebung ganz bei der Synoden mit bloßer Bestätigung der Staatsbehörden p zu dringen, so daß ich sogar rathen mußte nichts zu übereilen. Doch dies für jezt unter dem strengsten Siegel der Verschwiegenheit. Ferner scheinst Du irgend einen Accent auf meine goldene Medaille zu legen. Das ist aber nichts; ich habe sie bloß als Praeses der Kreissynode und bloß in Bezug auf das gemeinschaftliche Abendmahl erhalten. Auch gestehe ich gern, lieber Freund, daß ich jezt gar keine andere Stellung in der Kirche begehre; mein einziger Wunsch wäre nur, erst sicher zu sein daß ich auch auf die Landessynode komme. Bricht hernach überhaupt die | Synodalverfassung durch und gewinnt Kraft so wird sich die Stellung eines jeden und so auch die meinige von selbst finden. Ich stehe übrigens mit der Regierung ganz auf dem alten Fuß; denn auch Altenstein sieht mich gar nicht und fragt mich um nichts. Vielmehr hat mir noch neulich ein guter Freund geschrieben, er wisse bestimt daß die insgeheim neuerdings sehr verstärkte geheime Polizei auch mich ganz besonders in Obhut genommen. Das mag sie haben. – Ein anderer Irrthum ist, daß meine Predigten erschienen sind. Es war die Absicht; aber ich habe nicht daran kommen können, sondern die Nachschriften der jungen Leute woraus sie hervorgehen sollen liegen noch und warten auf meine Revision. Die Dogmatik liegt jezt auch, und ich arbeite in den wenigen Stunden die mir bleiben an einer Abhandlung über die Erwählungslehre welche unser neues Journal mit eröfnen soll. Meine Kollegia kosten mich diesmal unverhältnißmäßig viel Zeit, da ich für die Aesthetik nichts vorgearbeitet habe und von der Hermeneutik mein Heft verloren gegangen ist so daß ich sie auch neu ausarbeiten und aufschreiben muß. Zu den Hebräern mache ich auch neue Vergleichungen, und so kann ich fast nur Sonnabend und Sonntag zu andern Arbeiten kommen. Die Dogmatik und der Lukas müssen aber nothwendig erst fertig werden ehe ich irgend mit Ernst wieder an den Plato gehen kann. Das kannst du män11 in] korr. aus z

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niglich sagen, aber auch daß ich nicht etwa der Sache überdrüßig bin, sondern ihn gewiß vollende wenn mich nicht der Tod vorher abhält. Deine Schrift über die Kirchenzucht habe ich nur | durchlaufen können, und bis jezt nichts darin gefunden womit ich nicht einstimmte. Nur das Eine wollte ich hättest du nicht so bestimmt ausgesprochen daß die Kirchenverfassung nur mit der Constitution kommen kann da ja die katholische Kirche überall eine Verfassung hat, und auch unsere Kirche in Westfalen eine Verfassung hatte ohne das Land. An Steffens lege ich Dir einen Brief ein, den Du ja wohl besorgen kannst wenn Du ihn selbst auch nicht siehst. Er hat mir zweimal Nichts geschrieben, ich habe nun versucht ihm etwas zu antworten, was ihn wenigstens auf seinen Zustand aufmerksam machen kann. Aus Deinem Briefe muß ich schließen, daß er sich wieder in neue Stänkereien eingelassen hat. Raumern habe ich noch nicht ordentlich über diese Dinge sprechen können, er wird mir dann das nähere wol erzählen. Die Adresse ist für einen so alten Geschäftsmann wie Raumer doch ein allzu dummer Streich. Uebrigens scheint die Krisis für die Universitäten ja eine glükliche Wendung zu nehmen. Der Staatskanzler hat neulich zu einem großen Diner eine Menge Professoren inclusive Rector und Dekane laden lassen und bei Tisch die Gesundheit der Universität Berlin ausgebracht; ohne Absicht war das gewiß nicht, und sollte wenigstens andeuten, daß man den Universitäten die Ermordung Kozebues und die Friesisch Okenschen Tollheiten nicht zurechnen wolle. – Nein diese Stourdzaschen und Kozebueschen Geschichten waren doch über alle Begriffe. Kannst du dir aber denken daß seit dieser Zeit ganz auffallend Gneisenau mich gar nicht mehr bei sich sieht da ich sonst fast wöchentlich bei ihm war. Er scheint überhaupt | allerlei Anstekungen Raum gegeben zu haben. Ich lasse es laufen und denke es wird wiederkommen. – Daß sich unser Herr auf den Rutschbergen beim ersten Versuch so gewaltig die Nase gestoßen hat ist eine köstliche Geschichte Nun wünsche uns vor allen Dingen nur Gottes Segen zu unserer Provinzialsynode; berichten will ich dir dann schon was sich ergeben hat. Wie ich aber in der Zeit fertig werden will, von 6–9 lesen, von 9–3 in der Synode dann gehn noch Akademie, Gesangbuchscommission und Seminarium ihren Gang, und nichts vorgearbeitet für die Collegia! Nun, man muß durch. Ribbeck meint wenn wir uns sputeten könnten wir in Acht Tagen fertig werden, also werden es wol 14 werden. Ich schike dir meine lezten Academica mit da ich glaube daß Du die früheren alle hast; besonders interessant sind sie wol nicht. Jezt muß ich sobald die Gnadenwahl beseitiget ist daran denken meine Untersuchungen über die Aristotelischen Ethika zu beendigen die im nächsten Jahrgang

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Briefe 4766 – 4767

sollen gedrukt werden und dann erst kann ich die Dogmatik wieder vornehmen. Was sagst du zur Dogmatik von Marheinecke? Ich habe nur erst geblättert; mir scheint das speculative unreif und das kirchliche kommt nirgends recht heraus. Einiges scheinen Ausfälle auf mich zu sein die aber bloß von seiner Unkunde meiner Bestrebungen zeugen. Grüße Deine Wilhelmine aufs schönste. Meine Frau und Schwester grüßen herzlich. Gott befohlen und laß bald wieder von Dir hören. Schleiermacher Meine Aesthetik gefällt mir bis jezt nicht übel aber ich weiß noch nicht wie ich fertig werden soll. Mitte August möchte ich doch gern reisen da uns Arndts erwarten.

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4767. Von Wilhelm Bäumer. Bodelschwingh, Mittwoch, 2. 6. 1819 Bodelschwingh bey Dortmund den 2ten Juny 1819 Hochwürdiger; Hochzuehrender Herr Doctor; Ihr sehr geehrtes Schreiben vom 27 März dieses Jahres für welches Sie meinen und meiner Amtsbrüder herzlichen Dank annehmen wollen, macht mich dreist die Unterhaltung mit Ihnen über unsere kirchlichen Angelegenheiten fortzusetzen. Ihre Bemerkung in Hinsicht des Wechsels der Kirchenämter bey den Presbyterien ist so richtig, daß sie mir gleich nach Bekanntmachung meines Entwurfs in dem Westfälischen Anzeiger von mehreren auf gleiche Weise gemacht wurde. Der betreffende §. wird auch wohl dahin abgeändert werden, daß aus dem ganzen Collegium der Ältesten einige ausgewählt werden die mit der Verwaltung des Kirchenfonds mit der Aufsicht über die 4767. Überlieferung: H: BBAW, SN 466/1/2, Bl. 1 f.; D: Geck: Schleiermacher als Kirchenpolitiker, S. 230. 264 (Zitate). Beiliegend: „Entwurf einer Kirchenordnung für die evangelische Kirche des Synodalbezirks der Grafschaft Mark und der derselben beygefügten Districte“ (Bl. 3 f.); „Vortrag der zur Entwerfung einer Verfassungsurkunde und Kirchenordnung ernannten Deputirten Erkenzweig, von der Kuhlen und Bäumer“ (September 1818, Bl. 5–7); „An die Dortmunder Kreissynode. Von dem Prediger Bäumer zu Bodelschwingh“ (über den Entwurf einer Kirchenordnung, Bl. 8–25); § 246–277 der Kirchenordnung (Bl. 26– 29). – Empfangs- und Beantwortungsvermerk: „pr d 18t. Jun beantw d 3t Aug“. 9 sie] Sie

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kirchlichen Gebäude und der Vorsorge für die Armen für die ganze Zeit ihrer Theilnahme am Presbyterio beauftragt werden. Ich hatte mich bey der Bestimmung jenes Punktes an die bisherige Observanz in vielen Gemeinden unsers Landes gehalten. Patronatkirchen sind in der Rheinischen Provinz und in unserm Lande nur sehr Wenige, und die Gerechtsame der Patronen beschränken sich gewöhnlich nur auf die Predigerwahl; wo in den meisten Fällen noch die Gemeinden das Recht haben die Dreyzahl zu ernennen. Die Verwaltung des Kirchenvermögens haben überall bisher die Presbyterien besorgt, dem Patron stand höchstens das Recht zu jährlich eine Einsicht der Rechnungen zu verlangen. So viel ich weiß haben die meisten Kreissynoden unsers Landes dafür gestimmt die Patrone in die Presbyterien aufzunehmen Auch in unsern Klassical- und Synodal-Versammlungen machte die Abfassung des Protocolls große Schwierigkeit; wir haben uns diese dadurch erleichtert, daß jeder Vortrag einige Tage vor der Versammlung | dem Praeses schriftlich in einer bestimmten Form eingereicht werden muß. Jeder muß sich mit einem Antrage zu einem Beschluß oder Urtheil endigen, welcher durch Mehrheit der Stimmen angenommen oder verworfen wird. Alle Vorträge werden dann dem Protocoll als Anlagen beygefügt und in diesem wird mit Hinweisung auf die Anlage kurz das Nöthige bemerkt. Wenn diese Form strenge beobachtet wird; so wird die Führung des Protocolls leicht und die Verhandlungen sind doch in einiger Ausführlichkeit zu Papier gebracht. Ich bin so frey die bey uns wirklich beschlossene und genehmigte Geschäfts- und Disciplinarordnung, welche einen Abschnitt der von mir und zweyen andern Predigern unserer Synode entworfenen Kirchenordnung bildet, beyzufügen; so wie auch zwey Vorträge die in dieser Form unserer letzten Synodalversammlung vorgelegt wurden; damit Sie daraus ersehen wie wir uns in Hinsicht der Geschäftsführung in unsern Versammlungen zu helfen gesucht haben. Was die einzuführende oder bey uns zu erneuernde Kirchenzucht betrift; so halte ich sie für durchaus nothwendig; wenn ein würkliches kirchliches Gemeinwesen stat finden und sich daßelbe seegensreich erweisen soll. Auch unter uns sind viele gegen dieselbe doch nur von lutherischer Seite; so wie sich auch unter uns eine jedoch an Zahl kleine Parthey findet die die Consistorialverfassung vorzieht, zu welcher auch wohl der Herr Generalsuperintendent Bädeker zu zählen seyn möchte Ich füge noch mein Gutachten über den Berliner Entwurf einer Kirchenordnung bey; die in demselben geäußerten Ansichten sind bey 4 Kreissynoden unserer Gegend die herrschenden gewesen. Da es mir für diesen Augenblick nicht möglich ist Ihnen den Entwurf zur Kirchenordnung an

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Briefe 4767 – 4768

welchem ich mitgearbeitet habe beyzulegen; so habe ich doch das Inhaltsverzeichniß beygefügt | aus welchem die Anordnung des Ganzen, auf welche, wie ich glaube, viel ankommt, zu ersehen ist. Sie geben mir die angenehme Nachricht, daß Sie kommenden Herbst unsere Gegenden besuchen würden. Wollten Sie die Güte haben mich zu seiner Zeit zu benachrichtigen an welchen Tagen Sie in Hamm, Unna, Schwelm oder Elberfeld diese Orte liegen alle auf Ihrem Wege, Dortmund nicht ganz, seyn würden; so würde ich Sie an Einem derselben aufsuchen, um das Glück zu haben Ihre persönliche Bekanntschaft zu machen, die ich schon längst durch mehrere Ihrer geistreichen Schriften zu meinem großen Vortheil gemacht habe. Herrn Aschenberg werde ich Ihre Ankunft melden, der, wie viele, über dieselbe sehr erfreut seyn wird. Eine Provinzialsynode in dem Sinn des Berliner Entwurfs ist hier noch nicht gehalten worden; wird aber doch bald und wahrscheinlich in Lipstadt gehalten werden. Wahrscheinlich wird es auf unseren bisherigen Synoden noch Debatten über die Competenz dieser ganz neu gebildeten Synode absetzen, da zu derselben Deputirte aus Minden Ravensberg Teklenburg kommen, mit denen wir bisher hinsichtlich unserer Verfassung in keiner Gemeinschaft standen. Indem ich mich Ihrer Gewogenheit bestens empfehle verbleibe ich mit der vollkommensten Hochachtung Ew. Hochwürden gehorsamer Diener Bäumer Einige Unrichtigkeiten in den Abschriften werden Sie leicht bemerken und entschuldigen.

4768. Von Ernst Moritz Arndt. Bonn, Donnerstag, 3. 6. 1819 Bonn den 3n Jun. 1819. Dem treuen Dohna, den wir so ungern verlieren und der so gern etwas mitnehmen will, muß ich doch etwas mit aufsatteln; das Beste wird er aber 4768. Überlieferung: H: BBAW, SN 239, Bl. 50 f.; D: Ernst Moritz Arndt. Ein Lebensbild in Briefen, S. 206–209.

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wohl mündlich bestellen und euch von uns und von andern Dingen und Leuten allerlei erzählen. Zuerst herzlichen Dank für Deinen lieben Brief, den Münchow mitgebracht hat, und für alle Meldungen und Nachrichten, auch für die unerfreulichen. Ich wünschte dir dagegen Lustigeres zu geben; aber es ist allenthalben trüb und schwül und fängt an hin und wieder wurmig zu werden: und dahin arbeiten die Thoren ja. Zu unserer Jugend zu unserem regen Leben zu grüner Hoffnung, worin wir hier fern vom leeren Getratsch und Geklatsch aufblühen sollen, wünschest du uns Glück, mir zu meinem Häuschen? Alles lieb, aber jung und grün geht es auch hier nicht auf, weder für die Anstalt noch für mich. Der Minister sitzt mir persönlich auf dem Leibe, vom Zaune brechend, so daß ich schon ein paarmal zugefühlt habe, ob ich denn schon der fette äsopische Kettenhund mit dem zerscheuerten Halse und den ausgefallenen Zähnen bin oder ob noch ein bischen von der magern Wolfsart an mir ist; kommt das öfter, so muß ich ihnen freilich die ganze Pastete hinwerfen. Unter diesen Umständen seh ich meinen Hausbau kaum als eine Freude an, weil sie vielleicht meinen können, mich ungestrafter necken zu können. Indeßen wann es fertig ist und man seine Sachen um sich her ein wenig geordnet hat, so wird Gott ja Muth geben, das Rechte zu thun und das Schlechte nicht zu leiden. In die Lage von Kohlbauern – und wenn endlich nur ein Kohlkopf bleibt – können viele ehrliche Leute jetzt kommen. Du merkst aus diesem, daß ich verstimmt bin, und wirklich hab ich die letzten 6 Wochen sehr unheiter verlebt und mich oft über mich selbst geärgert, weil es in mir | dunkel rund zu gehen anfing, so daß der Geist seine Schwingung verlor und jede Arbeit mir entsetzlich sauer ward. Ich fühle noch davon, aber ich fühle gottlob auch, daß ich dieses unsaubere Wesen um jeden Preis abschütteln muß, wenn ich mir klar bewußt werde, daß es nicht in mir selbst sondern in unreinen Verhältnißen seinen Grund hat. Es giebt Leute, die jetzt wohl darauf lauschen können, einen erst schlecht zu machen und dann wegzuwerfen. Ich hoffe, das soll mir nicht geschehen; so wie mir hoffentlich, wann es zum Brechen kömmt, auch die traurige Maulfülle glücklich mangeln soll. Denn das sind wir der Zeit schuldig, daß jeder ordentlich rede, wohin es auch fahre; sie wird ihre Bahn schon weit machen, wenn mancher von uns auch ein wenig Kies darauf werden sollte. Siehst du, dies klingt tragisch. Es weiß auch keiner, wohin es mit ihm laufen kann, wenn’s toll wird, und keiner soll sich vermeßen. Bis jetzt trägt sichs noch; sollte aber der wurmige Schlangenkopf, der mir jetzt nur noch außen erscheint, auch aus mir heraus zu bohren beginnen, dann, hoff’ ich zu Gott, werd ich das Rechte finden und den Kopf, den tückischen Lispler,

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Briefe 4768 – 4769

abreißen: wie denn der alte Ehrlichste und Getreueste einem in der wirklichen Noth immer am nächsten ist. Darauf verlaße ich mich auch ein bischen; denn ich hab’ es oft erfahren. Groß ist die Schweinerei und Eselei der Feigheit und Dummheit an allen Ecken und wie sie’s treiben, bereiten sie sich und uns zum Unheil, was alle Rechtschaffene und Frische durch lichten und fröhlichen Sonnenmuth, welchem man auch seine kleinen Thorheiten und Üppigkeiten erlaubt, so lustig hätten bereitet und gebohren werden sehen. Man kann wohl sagen: geht es so nicht, so geht es anders und die Zeit wird nicht in der Geburt ersticken; aber wir sind keine Götter, die über einer reichen Fluth von Thränen und Blut, die | wir heranbrausen hören, wie der schaffende Geist über seinem Chaos jauchzen und lächeln dürfen. Was wird man nicht herauspreßen und welche Geschichten, wenn es so nur noch ein paar Jahre fort geht! An die Krippe binden läßt die Zeit sich nicht wie ein Ochs, der bloß freßen will – er hat auch nicht Futter genug, daß er immer im Wiederkäuen bleiben könnte – fühlt er das mürbe Seil um die Stirn, er wird die Hörner brauchen. Wenn es aber ekelhaft ist, wie die Minister und Ministerlein und Polizeien es treiben, so ist die schriftstellerische Gaukelei, die endlich sich bewußt zu werden anfängt im Schlechten, das Unausstehlichste, wie sie sich den armen Tag, den sie für einen lahmen und dummen Krüppel hält, zustutzt und für den Junker und Pfaffen alles zurecht legen mögte. Aber drei Jahrhunderte haben in Schweiß und Noth und Blut nicht nach redlicher Erkenntniß gerungen, damit dies die ganze Ausbeute würde. Sie werden es sehen, wir aber werden es mitfühlen. Ihr Evangelium ist ein demokratisches ohne Pabst, und wollen die Könige mit Junkern herrschen, so werden sie mit ihren Ultras und allen zierlichen Liebhabern des Ritterthums, das dem Bürgerthum die Schuhriemen nicht auflösen will, das Fersengeld geben müßen. Und die Universitäten und die Jünglinge? Und wir sollen sie halten? Aber wie schwer jetzt, da sie wirklich zum Theil zu sehr sthenisirt sind und durch allerlei Bremsen und Wespen immer mehr gestachelt werden! Aber darin irrt freilich Steffens und Konsorten, daß er meint, sie leiden an einem u n b e s t i m m t e n Übel. O wahrlich nein, sie fühlen den Puls des Augenblicks und jeder Bauer fühlt ihn; und das ist zugleich Trost und Gefahr. Aber doch, wie einige bis zu Tollheit und Verworrenheit gesteigert werden können, könnten andere – die jüngsten, die jetzt eintreten – bei der Flauheit und Bangigkeit der meisten Meister und der Überpolizeierei leicht wieder in den alten gemeinen Schlamm leerer Renommisterei und trauriger Lüderlichkeit versenkt werden. |

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Doch wozu dies alles, was du viel beßer weißt und verstehst als ich? Von Fröhlicherem! Denn in einigen Wochen hoffe ich dir von meinem lieben Weibe Lustigeres melden zu können, als vor einem Jahre. Das gute Kind befindet sich gottlob recht wohl, ja sie hat die letzten Monate sich äußerst frisch gezeigt, und geht ihrer Stunde muthig entgegen. Sie kann vielleicht bälder da seyn, diese Stunde, als Helvetius mit diesem Papier bei euch eintrifft. Die Herz hat geschrieben, sie will gegen Ende dieses Monats aus Italien zu uns kommen und sich bei uns ein paar Wochen besehen. Das könnte meiner Frau dann etwas recht Willkommenes und Erwünschtes seyn. An euch und eure Reise, die ihr nicht verschieben sollt – denn die menschlichen Jahre sind ungewiß – denken wir mit Freude. Vielleicht hat sich in uns und an uns dann Manches abgeklärt und aufgeklärt, was jetzt noch dunkel hängt. Auf jeden Fall ist das lebendige Wort Stirn gegen Stirn erfreulicher als das papierne, das oft zu viel zu sagen scheint aber immer viel zu wenig sagt. Grüße dein Weib die alte Lotte und alle Kinder und Freunde, insonders Eichhorn und seine Frau. Lisbethchen erzähle, daß die Reben bald in Blüthe stehen werden und daß diese Woche noch das Dach auf unser Häuschen gesetzt werden wird. Gott mit euch! Nanna grüßt sehr. Dein EMA.

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S.H.T. Ein Mann, welcher ohne eigentlich zum geistlichen Stande zu gehören, doch an allen Erscheinungen, welche auf das kirchliche Leben einwirken, den lebhaftesten Antheil nimmt, übersendet Ewr Hochwürden hierbei eine vielleicht wenig bekannte, oder doch längst vergessene Schrift einer wahrhaft christlichen Synode. Er ist innig überzeugt, daß die Beherzigung dieser wohlgemeynten und herzlichen Ansprache der Kirche mehr Segen bringen würde, als alle bisherigen und zukünftigen Verhandlungen über Union und Liturgie, Synodalverfassung und Kirchenzucht, und er sieht es mit 4769. Überlieferung: H: BBAW, SN 464, Bl. 1–2. Beantwortungsvermerk: „beantw. d 9t. Aug.“ – Mit einer handgeschriebenen Abhandlung.

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Brief 4769

wahrem Schmerze, daß man das Uebel welches die Kirche drückt immer nur in den äußeren Formen und nicht in dem eigentlichen Herzen der Kirche, nämlich in den Schulen und in dem geistlichen Stande selber sucht. So lange die verschiedenen Gemeinden eines Landes und selbst einer Stadt, auch wenn sie zu derselbigen Confession gehören, doch ohne Störung und Anstoß für andere, verschiedene Gebräuche und verschiedene Verfassung haben können, so lange kann auch d i e j e t z i g e Trennung zwischen den Lutherischen und den Reformirten für kein erhebliches Uebel gelten, aber die Zusammenschmelzung bisher getrennter zwar, doch nicht feindseliger Gemeinden kann großes Uebel herbeiführen, wenn dadurch wohl erworbene Rechte der Prediger oder der Gemeinden gekränkt und die Schwachen im Glauben geärgert würden, | was doch schwerlich ganz zu vermeiden sein wird. Unsere Liturgie scheint mir, den äußeren Bestandtheilen nach, vollständig und gut. Gesang, Predigt und Gebet sind doch die einzigen wesentlichen Elemente der Erbauung; wer diese nicht findet, wenn ihm jene Elemente würdig und in würdiger Umgebung geboten werden, der kann doch nur sein eigenes Herz anklagen, wenn er die christliche Versammlung ohne Erbauung verläßt. Aber freilich, dafür müßte man sorgen, daß die herrlichen Sangweisen, welche uns eine glaubensreiche Zeit überliefert hat, nicht allmählig unter uns aussterben, wie denn viele schon ausgestorben sind, – daß der stillere aus dem Gemüth hervorbrechende Gesang nicht ausarte in ein heilloses, den Ohren wehthuendes Geschrei, wozu der unverständige Gebrauch der vollen Orgel auch das Seinige beiträgt – daß der seelenvolle Ton der menschlichen Stimme nicht überschrieen werde von den Geigen und Pauken und Trompeten, die in vielen Kirchen die Festandacht stören, – daß endlich, wie bei feierlichen Gelegenheiten wohl mehr als ein Mal geschehen ist, das Lob des Gekreuzigten nicht aus dem Munde derer gehört werde, denen das Kreuz, seitdem es gepredigt ward, ein Ärgerniß ist. Dafür müßte man sorgen, daß das Altargebet nicht wie ein opus operatum hergesagt und von der Gemeinde ohne Theilnahme angehört oder überhört werde, denn leider ist es ein ziemlich allgemeiner Gebrauch, daß die Gemeinde während des Gebetes nicht ein Mal aufsteht, was sie doch thut, wenn der Prediger sie mit dem Segen entläßt, und daher um | so eher thun sollte, wenn sie in Gedanken vor Gott steht, dafür endlich müßte man sorgen, daß man in der Predigt nicht eine durch ihre Länge und scholastische Form ermüdende Abhandlung oder gar Vorlesung höre, anstatt durch die Betrachtung des inneren Lebens eines christlichen Ge33 beiträgt] Beiträgt

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müths das eigene innere Leben geweckt, gestärkt und erfrischt zu sehen. Aber das alles schaffen weder Kreis- noch Provinzial noch LandesSynoden; einiges schafft eine verständige Ueberlegung und Verabredung mit den Gemeinden; anderes will nicht in feierlichen Sitzungen, sondern in stiller Jahre langer Uebung und Heiligung des Gemüthes vorbereitet sein. Von der Synodalverfassung weiß ich nur so viel daß sie nicht das Heil der Kirche schaffen wird, so lange diese nicht in ihrem Inneren vollkommen gesund ist; aber von der Kirchenzucht weiß ich und ich fühle mich gedrungen es zu sagen, daß wenn sie etwas mehr sein will als eine Kirchenordnung und deren positive Satzungen einzugreifen sucht in das bürgerliche Leben, anstatt dasselbe durch die innere Kraft des Geistes zu veredeln und nach und nach zu einem c h r i s t l i c h e n Leben umzugestalten, sie die Gemüther der Laien dem kirchlichen Leben nur noch mehr entfremden und die unglückliche Stimmung gewisser Behörden noch mehr aufreizen wird, welche ohnehin, ich weiß nicht mit wie vielem Recht oder Unrecht, geneigt sind, überall Spuren einer hierarchischen Gesinnung zu finden. Eine andere sorgfältigere und länger fortgesetzte Bildung zum geistlichen Amte, die nicht bloß mehr Gewandtheit sondern vor allen Dingen mehr Liebe zu dem Stande der Demuth und geistlichen Aufopferung geben und e r h a l t e n könnte, eine umsichtigere, von Laune und Zufall mehr unabhängige Besetzung der geistlichen Stellen, eine innigere Verbindung und lebendige Wechselwirkung zwischen der Kirche und der Schule, die ihrer Entstehung und ihrem Wesen nach eine c h r i s t l i c h e Anstalt sein soll, – das glaube ich sind | die einzigen Mittel, welche langsamer zwar aber sicher das erstorbene kirchliche Leben wieder erwekken müssen. Nach unserer jetzigen Ansicht aber ist zum Predigtamte tüchtig, wer drei Jahre studiert und ein leidliches Examen bestanden hat; befördert wird, wer Empfehlungen Verbindungen oder mehr Glück hat, und die Schulen werden entweder als ein Gegensatz oder, was vielleicht eben so schlimm ist, als ein armseliger Anhang der Kirche betrachtet. Wie das letzte Uebel aus dem ersten nothwendig folgte und sich im Laufe der Zeit immer vergrößern muß, ist leicht einzusehen; aber Verordnungen von einer Provinzial-Synode erlassen, werden hier am wenigsten fruchten. Mögte es Ihnen, Hochverehrter Herr Doctor, gefallen, die beiliegende Schrift, so weit es möglich ist, zur Kenntniß der hier versammelten Geistlichen zu bringen, oder was vielleicht noch zweckmäßiger sein würde, in einer eigenen Schrift der gesammten evangelischen Geistlichkeit vorzuhalten, was der Kirche in unseren Tagen noth thut und was nicht. Es wäre doch ein Jammer, wenn diese Zeit ohne segensreiche Folgen für die Kirche vorüber ginge.

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Briefe 4769 – 4770

Die Schrift, welche ich Ihnen hier mittheile, bitte ich nach gemachtem Gebrauch unter der Aufschrift: an O. Z. in der Maurerschen Buchhandlung abzugeben, oder unter der nämlichen Aufschrift zu bemerken, daß Sie dieselbe zu behalten wünschen. B. den 5ten Junius 1819.

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4770. Von Anne (Nanny) Arndt. Bonn, Freitag, 11. 6. 1819 Bonn den 11ten Juny

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Gestern Vormittag erschien Focke mit deinem Brife, und den Tag zuvor war Nees angekommen, dem es ja sehr gut in Berlin gefallen hatt, er ist ganz voll davon, und meint er habe orndlich Heimweh nach Berlin, es freut mich daß er Euch gefallen hatt, daß es bei Jettchen der fall sein würde hatte ich mir gedacht, von dir wuste ich es nicht recht, nun wir haben hir mehr Liebenswürdige Profeßoren, mancherlei Art die solt Ihr alle kennen lernen. Nees freut sich schon allerlei kleine Fußwanderungen mit dir zu machen, nach Trier hatt auch Lücke Lust, die Pfaltz ist ihm aber etwas zu viel. Für das geschikte Büchlein danken wir, es ist uns recht lieb gewesen. H e l v e t i u s ist zwar abgereist, da er aber an Verschidenen orten unterwegs sich aufhalten und so erst ende des Monats nach Berlin kommen wird, so sende ich dise Zeilen mit der Post, denn dis möchte wohl der letzte Brif sein den ich vor der Reise nach Deutschland schreibe, Helvetius wird auf keinen Fall durch Berlin kommen ohne Euch zu sehen, er hatt sich vielerlei vorgenommen was er Euch alles erzählen will, auch bringt er einen Brief mit. Die alte Lotte im Magnetischen Zaubersaal? Das hätte ich nicht gedacht, wenn es ihr nur gut tuht dann soll sie sich doch ja diese erleichterung verschaffen, ich grüße sie | sehr, und wünsche daß der Warme Sommer ihre Leiden etwas mildern möge. Auch hir haben am 2ten May die Studenten in einem Garten nicht fern von unserer künftigen Wohnung, gesungen und gejubelt, und ich habe ihnen von dort aus mit Vergnügen zugehört. Daß du dir zumuthest 3 Stunden hintereinander ohne Früstük zu lesen, ist doch ein bischen viel, wenn es dir auch sonst nicht schlecht 4770. Überlieferung: H: BBAW, SN 240, Bl. 52 f. Das Jahr ergibt sich aus Lückes Heirat im April 1819 und Schleiermachers bevorstehender Reise nach Bonn. 5 daß] das 19 daß] das

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bekömt, so ist es doch wohl angreifend, Arndt liest auch um 6 uhr mit lehrem Magen, um 7 uhr Früstükt er aber mit mir, und list um 8 uhr die zweite stunde. Frau Lücke Gefält sich recht gut hir, und mir gefält sie immer beßer sie ist ein fröliches Naturkind, blüht wie eine Rose, und siht, wenn sie weiß und blau angezogen ist oft s e h r N i d l i c h aus, und Lücke ergötzt es sehr wenn mann es findet. Frau vonn Münchow habe ich noch nicht gesehen, doch soll ich mit auf der Liste von den Frauen die sie persönlich will kennen lernen stehen, sie soll übrigens eine angenehme und gescheute Frau sein, aber g a r n i c h t Hübsch, ihre Mutter die auch mit hir ist, soll eine angenehme und Geistreiche Frau sein. Das wird ja ein großes ergötzen gewesen sein mit Ehrenfried, war denn Louise auch zuhause? Neulich bekamen wir von Arndts Bruder in Putbus die Traurige Nachricht, daß seine hübsche kleine Frau Gestorben ist, ihre Gesundheit fing sehr ann sich zu beßern | und zu stärken, sie hatten alle die beste hofnung, da bekam sie ein hitziges Gallenfieber, woran sie Gestorben ist, ein par Wochen früher meldete uns Ludwig Arndt seine Verlobung, er Heurathet eine Schwester, von Arndts jüngster Schwester ihrem Mann. Freilich solte Jettchen Schelte haben, daß nun Nees auch ohne einen orndlichen Brief gekommen ist, ich möchte beinahe wie Louise Willich sagen, Schleiermacher ist noch der beste, der schreibt doch noch zuweilen orndlich und Ausfürlich, es soll ihr dismal noch verzihn sein, in der hofnung daß sie recht viel erzählen wird wenn sie hir ist. Die Fischer Grüße von uns sehr, und ich freue mich daß es ihr so gut geht. Nun möchte ich dich doch ermahnen lieber Schleiermacher, daß ihr Euch auf eurer herreise doch so wenig als möglich Unterwegs aufhaltet, daß du mitte August zu Reisen denkst, ist gut, tuhe es nur auch. Nun viele herzliche Grüße ann a l l e . Lebt Wohl und laßt auch wieder vonn euch hören. Das Pakket das Nees mitgebracht, hatt etwas Unglük erlitten, da er es nicht im Wagen haben konte, so ist es Naß geworden, und muß es lange gewesen sein, denn als ich es aufmachte roch es ganz Stokkig, ein Stük Zeug, welches mir nicht einmal gehört ist auch voller Stockflekke die nicht außgehen. In dem Briefe mit Helvetiuß bekomt ihr eine umständlichere | Beschreibung von Lückes Frau. Die hisigen Dohnas Grüßen, Sie sind alle Wohl, und die 5 Kinder mit, und sehr Nidlich besonders ist das kleine zwillings Mädchen ganz wundernidlich. Die Herz erwarte ich ende des Monats hir bei uns. Nun noch einmal Lebewohl und Grüße an alle Freunde, besonders ann Reimers. Nanna Arndt. 49 daß] das

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Briefe 4771 – 4772

4771. Von Ernst Moritz Arndt. Bonn, Sonnabend, 12. 6. 1819 Bonn den 12n Jun. 19.

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Lieber Bruder. Wir haben freilich den Helvetium mit Briefen schon vor 8 Tagen vorangeschickt, da er aber langsam reiset, so, meint meine Frau, sey es gut, daß sie, damit ihr ihretwegen nicht sorget, einige Zeichen von sich gebe. Welchen ich hier mein Weniges hinzukritzeln will. Nees und Focke haben beide das Ihrige gebracht und du sollst herzlichen Dank haben für alle lieben Worte und Nachrichten, insonders auch für die Nachricht, daß ihr für die Herbstreise noch lustig rüstet. Gebe Gott zu seiner Zeit einen guten Wind und glücklichen Auslauf! Was meinen Wind betrifft, so lieg’ ich leider unter der dumpfen | und unerfreulichen Luft der Unlust vor Anker, worin ich zwar fleißig hineinblase, die ich aber doch nicht erregen kann, daß sie ihre Nebel weiter wälzt. Denn du sollst wißen, mancherlei Sorge hat sich um mich gehäuft, die ich sonst nicht gekannt habe und die ich in ihrer schwarzen Versammlung nicht habe vermuthen können. Mancherlei Neckereien von oben, die wiederkommen und die nicht öfter so wiederkommen dürfen, und Gott, der das Seine hinzuthut, der es freilich am besten weiß, was jedem frommt. So ist mir die sehr unlustige Botschaft gekommen, daß wider alles Erwarten Israel seine Zahlung eingestellt hat. Mit diesem hangen meine armen Brüder so zusammen, daß der eine Fall den andern zieht, und da muß auch ich den Verlust von meinem bischen Vermögen fürchten, was mir jetzt | unbequemer ist denn je, da ich mich in Stein an den Rhein hinsetzen will und fürchten kann, daß ich diese Steine für andre auf einander gelegt habe. So daß ich das, was sonst fröhlich vor mir aufgestiegen wäre, vielleicht als eine unnütze Sorge und Arbeit und eine Last am Ende vielleicht betrachten muß, weil ich nicht weiß, ob nicht auch das ein Nagel zum Sarge meines Glückes wird. Doch dies unter uns. Siehe, lieber Bruder, so faßt uns die Macht, gegen welche wir nichts vermögen, sondern nur fühlen, wie wir Staub und Schatten sind. Diese Macht hat mich seit ein paar Jahren so vielseitig gefaßt, daß ich kleingläubig werden könnte meines Glückes; doch vielleicht hellt es sich beßer auf, als es jetzt aussieht, und leuchten wieder sonnigere Tage auf.

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Überlieferung: H: BBAW, SN 239, Bl. 52 f.; D: Arndt: Briefe 2, S. 16–18.

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Wie es hier geht? Matt wie allenthalben; es wurmt. Wie kann | es anders seyn, da man oben die Zeit so verkennt und mishandelt. Da sie ihr Gutes und Heiteres fürchten, so wird sie ihnen ja ihr Schlimmes und Düsteres geben, wovon sie auch einen Theil geladen hat. Aus den Würmern können Schlangen werden; wovor uns Gott bewahren wolle! Gott mit euch, und die allertreuesten Grüße! Dein EMArndt. Mein liebe Nanna befindet sich gottlob sehr wohl und wir hoffen einen fröhlichen Ausflug des Vögeleins in diese Welt, die einem nicht immer die beste Welt däucht.

4772. Von Christian August Brandis. Lucca, Mittwoch, 16. 6. 1819

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Ich würde Ihnen, hochverehrter Herr Doctor, unmittelbar nach Empfang Ihres Briefes gesagt haben, wie höchst erfreulich mir sein aufmunternder Inhalt gewesen, hätte ich nicht zur Beantwortung einiger darin enthaltener Puncte erst Bekkers Meinung, der den Tag vorher in Begleitung der Damen nach Mailand abgereist war, einholen wollen. – Was nun zuerst die Reise nach Turin betrifft, so hatten wie sie halb und halb aufgegeben, weil der Catalog so sehr wenig verspricht: doch werden wir nun sehn ob sie nicht irgenwie ohne zu grossen Zeitverlust einzuschieben ist. Ueber Cagliari dürfen wir auch wohl kaum hoffen in Turin einigermaßen sichres zu erfahren: so wenigstens hat Graf Truchseß Niehburn versichert. Der Erfolg einer Reise nach Sardinien selbst möchte allerdings sehr mißlich seyn: sollte inzwischen die Academie Grund haben dort, wenn auch nur für Inschriften etwas von Bedeutung zu erwarten, so bin ich sehr willig mich der Reise zu unterziehn, und würde dann vorschlagen mich nachdem wir unsre Arbeiten in Venedig beendigt, also etwa zu Anfang Octobers gehn zu lassen: gerade dann würde sich die Reise ohne Gefahr machen lassen; während der Sommermonate aber ist die Luft sehr schlecht. Graf Truchseß verspricht für einen solchen Fall mit den besten Empfehlungen auszurüsten. Sollte es nun die Academie zweckmäßig finden eine solche Reise unternehmen zu lassen, so möchte ich freilich ferner vorschlagen mich dann von Cagliari aus über Spanien nach Paris, wo ich Bekker wiedertreffen würde, zu dirigiren, um 4772.

Überlieferung: H: BBAW, SN 259/1, Bl. 11 f.

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Brief 4772

die Escurialbibliothek mitzunehmen, die wenigstens einiges von Bedeutung zu enthalten scheint. Im Februar spätestens März würde ich ja hoffentlich in Paris seyn. Für meine Gesundheit hätte ich nichts zu fürchten, da mir gerade Seereisen sehr zuträglich sind. Um einige Vermehrung der Summe, die mir die Academie ausgesetzt, müsste ich freilich antragen: doch dächte ich mit einer Zulage von 400 r zu reichen. Uebrigens bitte ich aus diesem Erbieten nicht auf sonderliche Reiselust zu schliessen; die ist in der That so ziemlich gebüßt: aber als jüngerer halte ich mich verpflichtet da als Freywilliger vorzutreten, wo es der Unanehmlichkeiten mehr als der Annehmlichkeiten giebt: Bekker hat außerdem in Paris längere Zeit zu thun als ich, da ihm die Redner und manches andre obliegt. Doch möchte ich bitten es Bekker frey zu stellen ob er die Reise, im Fall sie unternommen werden sollte, mitmachen, oder sollte man die Kosten scheuen, ob er sie allein machen wolle. Doch dies alles ja nur, damit wenn etwa die Academie dergleichen Absichten haben sollte, ihre Ausführung in eine passende Zeit fallen möge: denn haben wir einmahl Italien verlassen, so würde Reise nach | Sardinien und Spanien ungleich mehr Zeit kosten. – Der Plan der zu veranstaltenden Ausgabe, meint Bekker, könne sich wohl nur auf Bestimmung der Gestalt beschränken, in welcher die Commentare zu geben, und schiebt ihn daher mir allein zu. Ich werde mir die Sache nach Kräften bedenken und wenn wir erst wieder zusammen sind, auch Bekkers Theilnahme an der Berathung zu gewinnen suchen: doch werde ich bis ich nicht in Paris Uebersicht des ganzen gewonnen, wohl nur sehr vorläufige Vorschläge einreichen können. Zu bedenken ist auch noch die Anordnung der Schriften, und da rechnen wir ganz vorzüglich auf Sie, hochverehrter Herr Doctor. Für das Fremdartige (physiognomische Probleme und dergleichen) was den Ausgaben des Aristoteles beygegeben zu werden pflegt, haben wir bisher nicht gesammelt, aber auch noch nichts von Bedeutung gesehen. Wieweit meine Aristotelischen Arbeiten bis Anfang April gediehen waren und was ich bis Anfang May noch zu thun vorhatte, habe ich Ihnen schon berichtet und darf jetzt daher nur hinzufügen, daß ich, bis in den letzten Tagen vor unsrer Abreise beschäftigt, so ziemlich beschickt habe, was ich mir vorgesetzt hatte. In Florenz lag mir zuerst ob[,] einen bombycinus zu den Problemen zu vergleichen, und da wir aller angewandten Mühe ohngeachtet nicht über 4 1/2 Arbeitsstunden auf der Laurentiana erlangen konnten, nahm die Vergleichung ziemlich viel Zeit. Der Erfolg ist nicht eben bedeutend gewesen, wiewohl der Codex ganz gut aussah. Darauf war ein andrer bombycinus genau anzusehn, der eine Auswahl von Problemen in der wunderlichsten Ordnung oder vielmehr Unordnung enthält. Von einem neuen chartaceus der Probleme überzeugte ich mich sehr bald, daß die Ver-

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gleichung der Mühe durchaus nicht lohnen werde. Sehr hübsche Lesarten hat ein Codex zu dem Buche περὶ θαυμασίων ἀκουσμάτων gegeben. Codices zu andern Büchern hatte ich nur anzusehn; eben so das meiste was von Commentatoren vorhanden ist. Dagegen mußte ich genauer durchsehn, zu manchen Stellen vergleichen und verschiedenes abschreiben aus den Commentaren des Alexander zur Metaphysik, der sich in dem schönen membranaceus findet, den ich in vorigem Jahr mit so bedeutendem Erfolg für die Metaphysik verglichen. Der Text ist nämlich bis ins zweyte Buch sehr abweichend von dem gewöhlichen, den die Lateinische Uebersetzung gefolgt ist und den ich in Rom excerpirt hatte: im dritten Buche verliert sich die Verschiedenheit ganz. Leider nur hat uns der membranaceus von Thatsachen nichts mehr erhalten, als der gewöhliche Text, vielmehr manches ausgelassen, andres excerpirt: nur weniges ist deutlicher und bestimmter ausgedrückt. – Schöne Ergänzungen und Lesarten habe ich in einem bombycinus für Theophrasts Bücher περὶ πυρὸς und περὶ αἰσθήσεως gefunden: beym ersteren ist am Ende bemerkt τέλος Θεοφράστου περὶ πυρὸς καὶ τῆς αὐτοῦ μεταφράσεως – übrigens findet sich nichts als der gewöhnliche Text, die Metaphrase müsste also wohl darin verwebt seyn – die Ueberschrift ist ausgeschnitten. Bekker hat Schneidern meine Varianten zum Gebrauch angeboten: doch werde ich sie erst senden, wenn ich was etwa die übrigen Italienischen Bibliotheken für die kleinen Theophrastischen Bücher enthalten, gesammelt habe: daß der Schneidersche Text schon gedruckt ist, muß ich allerdings sehr bedauern. Sobald ich mir nur ein Exemplar verschafft haben werde, fange ich an die Theophrastischen | kleineren Bücher ernstlich zu studieren – sie enthalten in der That schöne Sachen, namentlich das Buch περὶ αἰσθήσεως. Auch für das metaphysische Fragment habe ich in Florenz verglichen und einige gute Varianten gefunden. – Diese Arbeiten, wiewohl ich keine Viertelstunde verloren, zwangen mich 14 Tage länger in Florenz zu bleiben, als Bekker. Vor vier Tagen, gleich nachdem ich meine Bibliotheksarbeiten beendigt bin ich hierher abgereist. – Hierher und nicht nach Mailand unmittelbar, – in Vertrauen auf die Nachricht der Academie; die Genehmigung derselben für diese Extrareise, wie es die Form gebot, vorher einzuholen, erlaubte nicht die Zeit. Das Römische Clima nämlich und auch wohl das anhaltende Sitzen im kalten Bibliothekslocal hatten mein altes Brustübel von neuem recht aufgeregt, und zu ihm gesellten sich hartnäckige Unterleibsbeschwerden, so daß ich meines Vaters wiederholten Rath, mich zu Anfang des Sommers, an einem Italienischen Badeort ruhig zu halten und Cur zu brauchen, endlich nothgedrungen habe nachgeben müssen. Zwar war das Uebel noch nicht so heftig geworden, daß es mich von meinen Bibliotheksarbeiten abgehalten hätte, doch drohte es so zu

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Briefe 4772 – 4773

werden und machte mich für einen grossen Theil der übrigen Zeit unfähig etwas ordentliches vorzunehmen. Hier in den von schönbewachsenen Bergen eng eingeschlossenen, fast möchte ich sagen, Deutschen Flußthälern ist mir schon in diesen wenigen Tagen weit beßer geworden: und hoffentlich werde ich nach etwa drey Wochen neugestärkt zur Arbeit zurückkehren können – zuerst gehe ich nach Mailand, dann nach Venedig. Meine künftige Bestimmung lege ich vertrauensvoll in Ihre Hände, verehrtester Herr Doctor, und bin überzeugt, daß wie sie’s auch einleiten mögen, Ihre Bestimmungen die besten seyn werden – auch wüsste ich in der That mich kaum für das eine oder andre selbst zu bestimmen. Mögen Sie aber auch überzeugt seyn, daß ich alles was Sie für mich thun mit herzlichstem Dank erkenne. – Glauben Sie wohl, daß im Fall man mich für Berlin bestimmt, mir ein Gehalt, – natürlich im ganzen – von 1500 r werden würde? – an Einnahmen außer dem Gehalt könnte ich in solchem Fall nicht wohl Rechnung machen, da mich die Aristotelica so sehr beschäftigen würden. Mit Schlegeln hat keiner von uns, auch nicht Niebuhr, etwas haben können – und Niebuhr hat wiederholt versucht ihn auf wichtige Puncte zu bringen, oder ihn dabey festzuhalten: Schlegel ist immer ausgewichen oder abgesprungen, vielleicht mehr aus einer sichtbar mit seinem corpus gleichmässig wachsenden Geistesträgheit, als aus Scheu sich offen und unumwunden zu äussern. Mehr als Anecdoten, Wortspiele, höchstens Aphorismen hat er selten gegeben; selbst seine Kunstansichten äußerten sich ziemlich stumpf oder lahm. Auch der Religionseifer soll sehr abnehmen, besonders so weit er zu lästigen Entsagungen verleiten könnte: von Festen hat er gar nichts wissen wollen und soll sogar Weltleuten durch eine auf unangenehme Weise sich äußernde gourmandische aufgefallen seyn. Uebrigens scheint [er] in einer sehr unangenehmen Lage zu seyn: seine Stelle in Frankfurt hat er verloren, ohne nur einmahl bestimmte Aussicht auf eine andre wiederzuerhalten. In Rom schien er nicht eben andre Geschäfte | zu haben, als sich morgens 10 Uhr bey’m Fürsten Metternich einzufinden und sich nach dem Befinden und den Befehlen Seiner Durchlaucht zu erkundigen. Auf jeden Fall spielt er eine sehr untergeordnete Rolle und wird von den rohen Oesterreichern unwürdig behandelt; nicht einmahl des Fürsten, geschweige denn des Kaisers Kunsturtheil war er nur einigermassen zu bestimmen im Stande. Ist Ihnen wohl meines Vaters Buch über psychische Curen und Magnetismus vorgekommen? ich habe es gerade in diesen Tagen erhalten und läugne nicht, daß michs auf’s lebhafteste beschäftigt und interessiert – ich meine die Grundansichten müssten durchaus die wahren seyn und wäre sehr begierig ein Wort von Ihnen darüber zu hören. Möchte doch meinem

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Vater werden, was er so lebhaft wünscht, Ihre persönliche Bekanntschaft zu machen. Darf ich bitten mich Ihrer Frau Gemahlin und den Herrn der Academie und Universität, die sich meiner erinnern, bestens zu empfehlen? Mit aufrichtigster Verehrung und den herzlichsten Wünschen, hochverehrter Herr Doctor Ihr ergebenster Ch.A. Brandis. Bäder von Lucca den 16ten Juny 1819 Sollten Sie mir bald nach Empfang dieses Briefes zu schreiben haben, so bitte ich nach Mailand (Signor Giuseppe Maria Poggi), später nach Venedig unter der Addresse des Herrn Johann Heinzelmann zu schreiben Professor Rühs war bey meiner Abreise aus Florenz d.h. Sonnabend Nachmittag den 12ten, noch nicht angekommen: ich bedaure es unbeschreiblich ihn nicht zu sehn, durfte aber nicht länger als gerade Noth that, in Florenz verweilen, zumahl ich hier so viel Zeit verlieren muß. Uebrigens findet er dort andre Deutsche, die ihm mit Rath und That an die Hand gehn können, namentlich Herrn von Przystanowsky

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Lieber Vater Schleiermacher, wir wissen daß denen die Gott lieben alle Dinge zum Besten dienen wie du uns lehrest durch unsren Herrn Jesum Christ. Amen. Nun ich will alles erzählen. Als ich der Gnade Gottes befohlen von euch ging, wie mich denn der Segen des Herrn durch dich erquikket und erkräftiget hat, geleiteten mich die Brüder und Jahn, und wir führten mancherlei Rede über alles was unter uns Noth ist wie sie dir das wohl werden erzählt haben doch walte Gott daß wir das eine was Noth thut ergreifen mögten in unsrem Herrn Jesum Christ, wie du uns lehrst ein freudiges ungetheiltes Leben zu führen zur Ehre Gottes. – Da sprach ich mit Ulrich und Rüdiger nicht unberufen denn sie selbst wollten es und habe mit Leiden erfahren daß ihnen das Kreuz Christi Thorheit und Aergerniß ist. Um 159 Przystanowsky] Prztstanowsky 4773. das

Überlieferung: H: BBAW, SN 351, Bl. 1–5.

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der Liebe willen zu diesen Brüdern und ob nicht dahinter verborgen sei ein Stück unsres Herzens bei | den Alten, Jahn und Fries wollt ich dir dies alles schreiben auf daß du alles weißt, auch hab ich mit einen jungen Pohlen gesprochen dem seines Volks Sache am Herzen lag und ihn ermahnt nicht müde zu werden und den Herrn zu erkennen in seinem Volk. Dieser war es der mich an einen ihrer Obersten wieß einem reichen Mann von dem man auch ausrufen mögt, wie schwerlich werden die Reichen Gottes Reich ererben der nöthigte mich mit ihm zu reisen und wollte von der deutschen Freiheit wissen daß er sie unter seinen Pohlen einführen könnt und ich sagte ihm die Freiheit lasse sich nicht einführen denn sie ist ein hohes himmlisches Gut aber sie sollten ihr armes Volk frei lassen und zum Gebrauch des göttlichen Worts helfen und sie selbst sollten danach leben wo sie das thäten würde der Geist sie frei machen und das sei alles was ich ihm zu sagen habe, denn ich sahe wie das eine unverständige Frage war und wollte von ihm. | Doch nötigte er mich zu bleiben daß ich ihm diese Worte recht auslegte und da hab ich ihm von seiner Nichtswürdigkeit und Sünde gesagt denn das sei der erste Schritt zur Freiheit daß wir arm schlecht und recht wandeln doch hat er mich bei dem allen fast lieb gewonnen und so kamen wir nach Breslau, am dritten Tage, alwo wir voneinander gingen und ich sein in meinem Gebet gedenke daß ihn der Herr zu seiner Ruhe einführen möge Lieber Vater so bin ich denn bald von diesen gegangen die Brüder hier zu sehn mit dem Gebet daß der Herr Christus uns Gemeinschaft gebe zu seines Namens Ehre. Unsren lieben Schmähling sahe ich nur eine Stunde da mußt er mit den General Ziethen fort: doch wieß mich der an Harnisch einen treuen und festen Menschen und der hat mich herumgeführt und ich ließ ihm seinen willen so bin ich bei Raumers bei Gaas bei Keisler bei Schneider bei Staatsrath Rüdiger und auch bei Scheibel gewesen. | Und habe auch die Jünglinge gesehn und das will ich dir mit Freuden sagen daß unter allen diesen ohne den Scheibel eine aufrichtige Liebe ist und in ihren Hütten eine wahrhaft christliche Zucht; Wir ließen das Gewirr dieser Thörichten Zeit dahinter auch von mir erzählte ich nur soviel als dienlich war die Gemüther zu beruhigen und streckten uns nach dem vorgesteckten Ziel in gegenseitiger Lieb und nimmer soll diese Zeit so reicher Liebe aus meinem Gedächtnis kommen. So gab ich denn Nachricht von euch und eurer Liebe in dem Herrn und wir bestäthigten uns unsren Beruf in dieser Zeit alles wilde und wüste Leben der Kräfte zu zügeln und in einen geisti14 daß] das 20 daß] das 26 daß] das 28 daß] das das

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gen Kampf umzuschaffen denn geistig muß überwunden werden. Die geistigen Waffen aber sind das Schwerdt des Geistes Glaube zum Schild Gottvertraun | zum Harnisch, Hoffnung zur Nahrung Gerechtigkeit zum Gang, und das Kreuz zum Siegeszeichen unsrer Pilgerschaft: aber Friede Freude Geduld Güthigkeit Freundlichkeit sind unsre Siegeszeichen und Wahrhaftigkeit zur Freiheit die Krone der Ehren in unsrem Herrn Jesum Christ. Und so wird ein Volk seines Eigenthums die dürftige Erde verherrlichen und ein ganzes ungetheiltes Leben des Menschen Lohn sein, auch über dich war viel Fragens denn sie meinten du lehrest etwas neues ihnen unverständliches PehreS unser lieber Schmeling der treu erfunden ist in allen Dingen und ich haben von euch ein wahrhaftiges Zeugniß abgelegt: daß sie froh wurden und Gott die Ehre gaben über alles das ihr thut, da meinten Gaass und Harnisch ich sollte mit ihnen zu Scheibel gehn und wir fanden ihn daß er uns freundlich grüßete und eine Frage an mich richtete | wie es in Berlin stände und ob ich Gemeinschaft hätte mit Jäneke und Kotwitz und Neander denn das seien Gläubige so sagt ich – ja auch Schleiermacher und Wette kenne ich daß Gott diese treuen Väter segne: so sagt er ihr seid Ungläubige und ich fragt ihn im Zorn wie er solche arge Lästerung ausstoßen konnt und wo er das Recht genommen euren heiligen Taufbund zu leuchnen und eur Leben zu richten, und wäre das eine feige und teuflische Art nach der Bibel zu leben und der Pharisear und Heuchler Geschäft von anbeginn gewesen und würde dadurch das heilige Wort Christi verkehret und ich hätte mein Leib und Blut gern gegeben diese hündische Art zu Grunde zu richten denn durch solcher Buben Art kommt viel Leiden über unschuldige Seelen doch mein ich er wird genug haben Gott segne euch ihr lieben Väter daß ihr in Christo diese schändliche Art überwinden mögt Amen. | Dann hab ich auch einen treuen Mann Namens Winterfeld gefunden und bin hier in Posen mit ihm zusammen er besucht hier den General Thümen Gott segne dieses threue Gemüth wie er den Herrn liebt und in Christo dich erkannt hat. Nun lieber Vater sollst du auch wissen wie es mir hier geht: Von den Obersten bin ich über die masen freundlich aufgenommen worden ohne daß sie sagten hier sei nichts zu reformiren, doch können sie sich nicht verschließen und sind froh daß sie zu der alten guten Art gewiesen werden die halten sie nicht als Reformation, und so ist es daß der Mensch denkt er müße viel zu wieder thun dem ewigen Rath Gottes: weil er sich mit der Erden begnügt und seine himmlische Berufung in Christo Jesu gering achtet: Doch sei Gott gelobt der uns 56 ganzes] ganzen 58 PehreS] wohl im Sinne von „aber“ 60 daß] das 62 daß] das 65 daß] das 66 seid] seit 74 daß] das 80 daß] das 81 daß] das 83 daß] das

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eine selige Hoffnung gegeben hat in unsren Herrn Jesum Christ daß wir nun hinfort die Brüder ungefärbt lieben und unsre Sünde bekennen und ihr absterben | Es ist hier ein groß Elend zu schauen von unglauben und Aberglauben und allen gräulichen Sünden die darin ihre Wurzel haben. Doch mögt ich dem Volk von dem Herrn Christ sagen bis sie ihn lieben und darin die Fülle der Gnaden emfangen – Siehe lieber Vater: was ihr im Herzen tragt ist ja das allereinfältigste die überschwänkliche Erkenntnis unsres Herrn Jesum Christ in aller Kunst und Wissenschaft ein ganzes ungetheiltes Leben in aller Unschuld und Reinigkeit durch ihm den Sohn Gottes der unsren Willen gereiniget und gestärket hat. Daß ich doch das Volk zu euch führte und zu der ewigen Quell in euch ihr lieben treuen Väter die ihr mich gezeuget habt: denn so ich durch meinen Herrn Christ bete um Kraft und Stärke und Erneurung hör ich immer die göttliche Antwort, ich habe mir übrig bleiben lassen das unvergängliche Erbe in deinem Volk die durch des Lammes Blut gereiniget sind | Lieber Vater du hältst mir meine Thorheit zu gut. Darum sage ich alles. Sie haben mir hier das Turnen Schwimmen den Gesang und so Gott will das Ewangelium zu treiben bei der ganzen Division übertragen. Dazu mich mein Herr und Heiland durch eur Gebet segnen wird, auf daß wir alle samt der Wahrheit Zeugen seien Meine äußerliche Uebungen sind aber diese ich beträchte wie der Geist des Herrn in Luther seinen Engel unsres Volks Propheten das Wort gedeutet hat Mit einen Jüngling nahmens Sommerfeld, mach täglich einen Dauerlauf um der Schwachheit des Fleisches willen und denke eurer immerdar: und der lieben Mütter und Kindlein und der Mari, doch sehne ich mich nach eurer leiblichen Nähe und nach dem Frieden eurer Hütten. Den wolle unser liebe Herr bei euch mehren als das höchste Erdengut und das tiefe Gemeinniß vor der entarteten Welt daß wir bei allem Kämpfen und Streiten | Frieden haben in unsrem Herrn Jesum Christ: ich hätte wohl noch viel zu sagen und auch wenig, was du nicht schon alles weißt Grüße die liebe Mutter daß sie gesegnet sei zu deiner Freude, und es mach dabei bleiben daß die lieben Kindlein das Angesicht ihres Vaters im Himmel schauen, PehreS der Friede den errinnere an das Lied was ich ihm zum Gedächtniß gesagt habe denn er hat einen schweren Kampf zu bestehn: Grüße die alte gute Lotte der Herr tröste sie mit reichem Trost des zukünftigen Lebens. Grüße den Vater Wette der mich unbeholfenen Menschen so 86 daß] das 96 Daß] Das 105 daß] das 114 Gemeinniß] Kj. Geheimniß entarteten] untarteten daß] das 117 daß] das 118 daß] das 119 PehreS] wohl im Sinne von „aber“

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liebet und Bläck mit dem langen Hemde und Jonas und die Freunde deines Hauses Der Herr segne Dich du Hütter seiner Gemeind daß sie doch alle erkennten wie gut du es mit ihnen meinst Dein Sohn: Johan Rudolph Plehwe: ich denke immer an Paul Ulrich leb wohl. Amen. Den 19ten Juni 1819:

4774. Von Luise Reichardt. Deptford, Dienstag, 22. 6. 1819 Deptford. Den 22ten Juny.

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Wie ich denn bey allem Guten was mir begegnet vor allen andern an Sie zu denken pflege, mein allerbester Freund, so geht es mir auch diesmahl so, und um so mehr indem der kleine Kreis lieber Freunde, in welchem ich hier so still und glücklich lebe, Ihnen womöglich eben so ganz und herzlich ergeben ist als ich selbst es bin. Sie glauben es nicht wie eng die Liebe zu Ihnen, zu Ihren Schriften und dem herrlichen Geist der aus ihnen spricht, uns in kurzer Zeit verbunden hat, und ich schreibe daher recht im Namen unser aller um Ihnen zu danken, guter Schleiermacher, und um Sie zu bitten uns ein Wort der Liebe herüber zu senden. Mein Freund Benecke, der Hausvater, hat einige Ihrer Predigten gar trefflich ins Englische übersetzt um sie den Engländern mitzutheilen, einer seiner liebsten Wünsche bleibt Sie in Berlin zu besuchen und wir haben einen schönen Plan entworffen daß er sodann über Hamburg geht und mich mitnimmt. Dieser in jeder Hinsicht seltne Mensch, ist einer der erleuchtetsten Geister die ich auf Erden gefunden und es würde Ihnen recht wohl mit ihm werden. Ich vermag es nicht auszudrücken, wie diese herrliche Gegend und der schöne Geist der Liebe in diesem Hause, der mich so oft an das Väterliche erinnert, auch Sie mir nahe bringt und wie ich dann so innig fühle wie viel 124 daß] das 4774. Überlieferung: H: BBAW, SN 357, Bl. 38 f. Zur Datierung: Luise Reichardt lebte von April bis September 1819 in Wilhelm Beneckes Familie bei London; vgl. M.G.W. Brandt: Leben der Luise Reichardt, 2. Aufl., Basel: Bahnmeier’s Verlag C. Detloff 1865, S. 48. – Beantwortungsvermerk: „beantw 9t Aug.“

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Briefe 4774 – 4776

ich Ihrer Freundschaft zu verdanken habe. Die See-reise, die auf meinen von | langen Leiden geschwächten Körper so entsezlich wirkte, und der Abschied von Deutschland und allen meinen Freunden, machen einen so starken Abschnitt in meinem Leben, daß, nun ich anfange mich zu erholen jene glücklichen Tage da ich Sie kannte mir fast näher liegen, als alles was nach dem mit mir vorging, und so darff es Sie nicht wundern wenn mein Herz mit der alten Zutraulichkeit sich zu Ihnen wendet in einem Augenblick wo Sie es vieleicht am wenigsten erwarten. England ist ein herrliches, reiches Land, Natur und Kunst biethen so vielfachen Genuß dar, daß ein gefühlvolles Herz wie das meine es kaum tragen kann. Nur eine Stunde von London leben wir so vollkommen ländlich wie ich es dieser ungeheuren Stadt so nahe für ohnmöglich gehalten hätte. Die reizende Gegend enthüllt ganz im Grossen alles was wir in Giebichenstein im Kleinen so dankbar genossen. Unabsehbare hellgrüne Wiesen, köstlich bewachsene Hügel, Wasser, mit den reizendsten Uffern, große und kleine Holzungen; und die mildere Luft macht dies alles so viel genießbarer. London erinnert in der Bauart oft an Berlin doch ist auch diese weit größer und die wunderschönen grünen Plätze in allen Theilen der Stadt machen es im Sommer | sehr freundlich. Eine Aufführung des Messias die ich hier hörte muß ich in vieler Hinnsicht zu dem Vollkommensten rechnen was ich in meinem Leben gehört habe mann fühlt daß Händel selbst diesem Institut Vorsteher war, es ist eine ganz andre Sache, ich habe alle meine Bemerkungen darüber aufgeschrieben um sie in Zukunft für uns zu benutzen. Nun seegne Sie Gott, mein theurer Freund, Sie und Ihr ganzes Haus! – Benecke wünscht daß ich frage warum Sie den Plato nicht weiter schreiben; finden Sie ein Viertelstündchen für uns und Sie wollen einen Brief an den Hofrath Falk nach Hannover senden so erhalte ich ihn mit dem Königlichen Packet umsonst. Meine Addresse ist: Mr. W. Benecke. Deptford. London. Ich habe so lange aus Ihrem Kreise nichts gehört daß ich glaube, ein Brief von Ihnen, der mir sagt daß es Ihnen wohl geht und daß Sie meiner gedenken, könnte mich gesund machen. Leben Sie herzlich wohl und erhalten mir Ihr Wohlwollen L. Reichardt Ist es denn wahr daß ein neuer Band Ihrer Predigten im Werke ist Perthes wußte bey meiner Abreise nichts davon, es könnte uns in diesem Augenblick fast nichts glücklicheres begegnen es müße denn seyn daß Sie selbst zu uns kämen. Mit treuem Herzen L.R.

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*4775. Von Henriette Herz. Vor dem 26. 6. 1819 Sie vermisse auf der Rückreise von Rom Brandis.

4776. An Immanuel Bekker. Berlin, Sonnabend, 26. 6. 1819 A / Monsieur le Professeur Bekker / franco Grenze / Milano / alla cura del Sig Tommaso / Carli Banchiere [Rückseite zweites Blatt]

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Ihren Brief an Süvern liebster Freund habe ich gleich bestellt und hatte nicht nöthig noch mein Interesse an Ihnen besonders in die Wageschale zu legen. Es traten unterdeß für mich die Geschäfte der ProvinzialSynode ein die mir zwar viel Freude machten, mich aber auch so ganz in Anspruch nahmen daß ich kaum die nothwendigsten Vorbereitungen zu meinen Collegien bestreiten konnte. Ich konnte daher auch erst ganz kürzlich in einer außerordentlichen Klassensizung auf einen Beschluß wegen Ihrer Pariser Reise dringen, und der ist denn dahin erfolgt daß dem Geldausschuß aufgetragen werden solle das nöthige wegen Ihrer beider ferneren Reisegelder vorläufig bis Ende Merz 1820 zu veranlassen damit Sie Ihre Aristotelischen Bemühungen in Paris fortsezen könnten. Ich sezte nemlich voraus, da Sie Sich einmal in die Bearbeitung der Werke gewissermaßen getheilt haben, daß Brandis gern mitgeht wie er auch früher geäußert, ohnerachtet ich jezt wieder ganz ungewiß geworden bin da die Herz klagt daß sie ihn auf der Reise vermissen würde, und auch Ihr lezter Brief eher klingt als gingen Sie allein nach Mailand und Venedig. Von dem Minister haben wir Nachricht daß Fürst Metternich Ihretwegen nach Mailand und Venedig die nöthigen Befehle gestellt, von Florenz stand freilich nichts in der Verfügung und in Mailand vermag die Regierung wenig. Indessen hoffe ich daß Sie durch Niebuhr der ja der Umstände kundig sein muß eine Adresse bekommen haben an den Grafen Castiglione, Schwiegersohn der Ambrosiana, durch den Wilken gleich die Schränke geöfnet bekam. Ihre Frage wegen der künftigen Herausgabe des Aristoteles habe ich ebenfalls zur *4775.

Erschlossen aus Brief 4776, Z. 13–18 (26. 6. 1819 an Bekker).

4776. Überlieferung: H: University of Chicago Library, Special Collections Research Center, Immanuel Bekker Papers; D: Schleiermacher: Briefwechsel mit Boeckh und Bekker, S. 110–113. 11 beider] mit Einfügungszeichen über der Zeile

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Briefe 4776 – 4777

Sprache gebracht, aber mit keinem andern als dem von mir im voraus erwarteten und wo ich nicht irre Ihnen auch schon geweissagten Erfolg daß die Klasse erklärte es sei viel zu zeitig hierüber im voraus einen Entschluß zu fassen und müsse dieser ausgesezt bleiben bis Ihre Arbeiten beendigt wären und das ganze Geschäft sich übersehen lasse. Dies ist so natürlich daß ich glaube Sie Selbst werden nichts dagegen einzuwenden | haben. Wenn wir ruhig hier beisammen sind wird sich das am besten ordnen lassen, und Sie haben ja nicht die mindeste Ursache zu befürchten daß Sie dabei werden in den Hintergrund gestellt werden. Auch hoffe ich der natürlich sehr langsame Gang dieses großen Werkes werde Ihre Ungeduld nicht reizen da Sie Sich ja unterdessen soviel schöne Zwischengeschäfte bereitet haben, wie denn schon der Fund des Isokrates etwas vortrefliches ist. Wie freue ich mich der Zeit wo Sie wieder hier sein und wir hoffentlich manche schöne Lesung zusammen machen werden; denn jezt werde ich leider täglich unwissender. – Noch in jener Sizung lezten Dienstag sagte mir Süvern er werde mir ein Briefchen an Sie zum Einlegen schicken, gestern Abend aber im Pausanias nahm er es zurük und bat mich ich möge Sie nur herzlich grüßen und Ihnen sagen, 2000 r Ihnen gleich zu schaffen werde unmöglich sein; allein er hoffe gewiß Sie noch diesen Sommer auf 1500 zu bringen und was dann noch fehle werde sich wenn Sie erst wieder zurük wären nach und nach finden. Ich glaube auch wol selbst, daß erst wenn über den neuen Zustand der Akademie entschieden ist er ganz übersehen kann woher und wieviel er im Stande ist für Sie zu thun. Meine lezte Geldsendung an Sie ist ohne Zweifel an Valentini gegangen und ich hoffe sie wird in Ordnung gekommen sein; die bevorstehende will ich nun wo möglich unmittelbar an Siri und Wilhalm gehen lassen um Ihnen Zwischenspesen zu ersparen. Diesen Brief hingegen adressire ich noch nach Mailand in der Hofnung daß Sie dort nicht so schnell fortgekommen sein werden als Sie fürchten Unser Reimer ist heute abgereiset; aber ich fürchte mit einem ziemlich unsichern Plan, und da er Ende August wieder hier zu sein gedenkt um bei der Niederkunft seiner Frau nicht zu fehlen so zweifle ich fast daß er bis Mailand und Venedig kommen wird. Daß es uns so unmöglich geworden ist dort mit Ihnen zusammen zu treffen ist Schade: allein hätten wir auch wirklich Bonn aufgeben oder es mit der Schweiz vereinigen können so hätten wir doch erst im September in Mailand sein können, und dann sind Sie wol schon auf dem Wege nach Paris. Statt dessen denke ich nun wenn es sich thun läßt eine Fußreise von Bonn nach Trier und Saarbrück und von da durch die Pfalz zurük zu machen, und dann den Rükweg 48 im Stande] über ) PerbötigS *

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durch Westfalen | um soviel möglich in dieser Zeit vom deutschen Vaterlande zu sehen und besonders kirchliche Bekanntschaften anzuknüpfen. Leider werden damit die ganzen Ferien aufgehn; ich werde unvorbereitet zu einem neuen Collegio kommen das ich im Winter lesen will und werde es dann schwer haben zugleich bis Ostern meine Dogmatik zu vollenden. Die Herz wird wie Nanny mir schreibt am Ende des Monates in Bonn erwartet, also haben Sie Sich wahrscheinlich schon in Florenz von den Damen getrennt. – Neues begegnet bei uns so wenig, daß seit langer Zeit des Königs auf den Rutschbergen zerschlagene Nase und Plehwes durch eine Intrigue des Herzog Carl bewirkte Versezung nach Posen das größte Aufsehn gemacht haben. Es wäre endlich Zeit daß größere Dinge geschähen. Gott befohlen, herzliche Grüße an Brandis wenn er bei Ihnen ist. Ich hoffe vor meiner Reise noch von Ihnen zu hören, und besonders wenn Sie mir noch etwas aufzutragen haben wünsche ich daß es baldmöglichst geschehe. Schleiermacher Berlin d 26t. Jun. 1819

4777. An Daniel Friedrich Sotzmann (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Sonntag, 27. 6. 1819

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Auf die Anfrage vom 5ten Juni wird Ihnen hiedurch eröfnet daß die Akademie in den Eintausch der von Herrn Reimer angebotenen Exemplare aus der allgemeinen Kenntniß vom Mangel älterer Jahrgänge schon eingewilligt hatte ehe Ihre Anzeige vom 17ten März anni prioris einging. Da nun Herr Reimer hernach zu erkennen gab daß er auf jene Einwilligung hin die fraglichen Jahrgänge PentstundenS so konnte die Akademie das gegebene Wort um so weniger zurüknehmen als von einem Vortheil oder Nachtheil ihrer Kasse hiebei gar nicht die Rede sein kann. Sie werden also demgemäß die von Herrn Reimer dargebotenen Exemplare in Tausch anzunehmen und ihm in Abrechnung zu bringen hiedurch beauftragt Berlin d. 27t. Juni 1819 Das Sekretariat der Akademie conc Schleiermacher An Herrn Kriegsrath Sotzmann 4777.

Überlieferung: H: BBAW, Archiv, II–XVI, Nr. 151, Bl. 31.

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Brief 4778

4778. Von Henrich Steffens. Breslau, Sonntag, 27. 6. 1819 Breslau. den 27 Junii 1819

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Lieber Schleiermacher! obgleich dein letzter Brief sehr strenge und hart ausgefallen ist, muss ich dennoch bekennen, dass er mir gewissermassen willkommen war, weil ich es recht sehr liebe, dass man sich völlig rein und unumwunden ausspricht, den Streitpunkt schonungslos ins Auge fasst und hinstellt, wie mir scheint das einzige Mittel um sich zu verständigen. Ich habe mich, durch die kurzen Zeilen, die ich dir schrieb, wie die Studenten es nennen, in Avantage gesetzt, einen unbestimmten und mir keinesweges deutlichen Streit, in einen bestimmten verwandelt und bin wenigstens nicht mehr in der Lage, dass ich keinen Anknüpfungspunkt finden kann. Du hast mir einen solchen verschafft und ich ergreife ihn mit Freuden. Unter alle Vorwürfe, die dein Brief in reichem Maasse enthält, hat mir keiner mehr befremdet, als der, dass ich gegen meine alten Freunde auf eine unnatürliche Weise verstummte. Etwas, das wirklich mit meiner Gesinnung und Natur so wenig übereinstimmt, dass es vor allem ein unnatürliches Verhältniss voraussetzt. Aber, um Gottes Willen, wer hat dir eine solche Nachricht gebracht? Unzählichemahl habe ich mich diesen Freunden, von denen ich noch nicht lassen kann, gestellt, ihre Vorwürfe gehört, die Hand gereicht, ja unverdiente Demüthigung mit einer Geduld ertragen, die sich nur aus | Tiefe meiner Zuneigung mir selber erklärbar ist, wie oft habe ich gesagt, dass ich bereit bin mich immer von Neuem zu stellen, wie oft versucht, und immer von Neuem den Punkt zu bezeichnen, von welchen aus wir uns verständigen könnten? Hundertmahl abgewiesen erschien ich wieder bis man mich den Rücken wiess, und dieses ist so allgemein bekannt und die Freunde, die sich von mir getrennt haben wissen das so genau, dass ein Vorwurf, wie der genannte sich nur aus einer Verblendung erklären lässt, die allen Begriff übersteigt. Daher stelle ich mich auch dir, und will mich verantworten, wie ich bereit bin mir einen Jeden zu stellen, der mich auffordert – Ich habe von jeher es gehasst, wenn die Menschen in allgemeinen Angelegenheiten des Geschlechts, mögen es wissenschaftliche oder gesellige seyn, sich durch Rede oder Schrift einer blinden Willkühr überliessen, und hier und da, über dieses oder jenes Meinungen, wie sie die Zeit darbothen, 4778. Überlieferung: H: BBAW, SN 396, Bl. 90–98; D: Br 4, S. 249–257 (gekürzt). 33 darbothen] Kj. darboth

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huldigten und verbreiteten – Das einzige sichere Mittel schien mir die, nach innen unendliche, Grenze einer eigenthümlichen Natur, die, in sich selber sich besinnend, sich ihrer Art nach zu entwickeln suchte. Was ich an andern hasste suchte ich selbst zu entgehen, und habe nie | gesprochen oder geschrieben, ohne die Gewissheit zu haben, dass alles zusammenhieng und seine Bedeutung erhielt aus einem innern Leben, dessen naturgemæsse, stete und in sich begründete Entwickelung eine jede Äusserung zur lebendigen Taat steigerte. Ich nenne eine solche Entwickelung die innere lebendige Wahrheit des Daseins, und meine heiligste Religion ist die feste Zuversicht, dass diese Wahrheit, in ihrer bestimmten Form, zugleich die allgemeine des Geschlechts ist, dass die eigenthümliche Natur, rein auf ihrem Punkt festgehalten, eine jede andere bestätigt und erlöst, dass eine jede solche Äusserung Freiheit ist und Liebe. Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Die wahre Liebe ist Affirmation auf jeden Punkt, rein allgemein, und rein persönlich zugleich. Ich nenne eine solche reine Persönlichkeit eine einfache Natur im Gegensatz gegen diejenigen, deren über alle Zeit hinausliegende Kern und Grundlage des Daseyns von den Erzeugnissen der Zeit und ihre verwirrende Begriffe zugedeckt und zurückgedrængt ist, wodurch ein unstätes, in sich verworrenes Streben entsteht, welches alle Klarheit und Sicherheit entbehrt. Selbst in der Natur finden wir eine doppelte Reduction, eine, welche die einfachen Stoffe hervorbringt, die die Unendlichkeit ausser sich haben – in den chemischen Process, und eine höhere, | die organische Reduction, die Ernährung, ein Process welcher die allerinnerste, unendliche Einfachheit der erzeugenden Natur enthüllen will, und in der Persönlichkeit aufblüht. Bey dieser kann der grössere und geringere Umkreiss der erscheinenden Wirksamkeit keinesweges den Werth bestimmen, sondern lediglich die innere Wahrheit einer in sich klaren Natur. Zusammengesetzte Naturen nenne ich solche, die man als blosse Erzeugnisse herrschender Ansichten betrachten muss und der eigentliche Sinn aller meiner Betrachungen geht dahin, zu zeigen, wie ein leitender, göttlicher Ruf an unsere Zeit ergangen ist, jene höhere organische Reduction des eigenthümlichen Lebens, der innern Ernæhrung, an der Stelle des tödtenden, chemischen Processes zu setzen, der sich durch die Verstandesreduction der Begriffe kund thut. Wohl weiss ich, dass sie nie vollständig seyn kann, aber wie ich vermag suche ich auf das eifrigste und unablässigste gegen eine jede falsche Composition, die sich als Landesmünze einschleichen möchte zu warnen, nur diejenige Legierung duldend, die um den Cours in der erscheinenden Welt möglich zu machen, durchaus nothwendig ist. Wie ich 63 geht] gehen

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nun, indem ich meinem ganzen Leben, als Naturforscher und als Mensch überhaupt, einem solchen | Streben widmend, dahin gerathen könnte, den Sinn für einfache Natur, den ich auf alle Weise, ja allein möchte ich sagen achte, abzustumpfen, ist mir durchaus unbegreiflich. Vielmehr muss ich behaupten und als einen Vorzug, den ich mir bewusst bin vor Manchen in dieser verworrenen Zeit zu besitzen, es betrachten, dass ich den heiligen Werth der Einfachheit bestimmter ausgesprochen habe, als die meisten, wie es dir klar seyn würde, wenn du es der Mühe werth gefunden hättest meine verschriene Carricaturen zu lesen. Was die Äusserungen, die du wahrscheinlich rügst, denn deutlich hast du sie nicht bezeichnet, betrifft, so werde ich noch einmahl auf diese zurückkommen. Ich bin mir völlig bewusst, dass ich bey allem was ich öffentlich Sprach und schrieb, einen innern Trieb, so rein und rücksichtslos verfolgte wie ich es vermochte. Um sicher zu seyn in dieser Rücksicht habe ich niemals fremde Probleme gelöst, sondern immer nur eigene, habe immer nur solche zu lösen gesucht die sich mir bey den Standpunkt des innern Lebens aufdrængte, die ich, wenn ich beruhigt seyn wollte, nicht abzuweisen vermochte, die ich also zwar, nach meiner Ansicht mit Freiheit und Liebe, aber dennoch völlig unwillkührlich behandelte, habe sie nie getrennt, sondern immer in den grossen innigen Zusammenhang des Ganzen betrachtet. Ich hielt mich für überzeugt, dass was so, als | gesetzmæssige Entwickelung des eigenen Daseyns hervortraht, auch etwas allgemein Menschliches haben müsste, und handelte zuversichtlich in dieser Überzeugung. So suchte ich dasjenige, was mir das Heiligste in der Welt war rein und unabhängig von allem Zufälligen der Erscheinung zu erhalten, gewiss, das was mir der innern Betrachtung hingegeben, als das Beruhigende und Ordnende erschien, auch für die Verwirrung der Begebenheiten, wie für die Verwirrung der Gedanken, etwas Beruhigendes enthalten müsste. Ich bin nicht gleichgültig dabei, wenn dieses, was mir das Heiligste ist, von allen verkannt wird, dann am Wenigsten, wenn eine schöne Hofnung uns blühend entgegentrat und in der Verwirrung der Zeit verstummte. Wie schön war die Zeit, die wir gemeinschaftlich in Halle verlebten! Das Höchste soll man tief ergreifen, dass es nicht ein Gemeingut der Flachen wird, je enger es sich zusammendrængt in der Seele derer, die berufen sind, desto gewisser wird es ein Gemeingut im tiefsten Sinne. Ich kann den Schmerz nicht überwältigen, der sich dicht andrængt an die Lust der klaren Einsicht, denn die Unklarheit im Leben ist keine mir fremde, das Schicksahl des Geschlechts ist mein eignes, und seit es mir gelang die erscheinenden Schranken zwischen das Äusse|re und Innere zu durchbrechen muss ich, voll Wehmuth und innern Schmerz das Schicksahl des Volks, die Sünde

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der Zeit tragen als eine innere, und die Betrachtung der Geschichte gönnt uns die reine Freude nie, die aus der Betrachtung der Natur entspringt. Du scheinst mir einen Vorwurf machen zu wollen, als wenn ich glaubte, dass man über alles schreiben sollte. Nein, lieber Freund! das habe ich nie geglaubt – Das aber gewiss, dass was uns im grossem, innern Zusammenhange klar geworden dem Geschlecht gehört, dass es Betrachtungen giebt, die wenn sie eine bestimmte Sicherheit erhalten haben sich wie unwillkührlich von der verborgenen Geburtsstätte losswinden, um ein eigenes Leben zu führen in Freude und Schmerz. Und haben wir diese Geburt nicht künstlich herbeigeführt, ist sie naturgemæss aus der Entwickelung eines ganzen Lebens entsprungen, dann sollen wir ihr nicht wehren, vielmehr gewähren lassen. Du scheinst in deinem Brief einen Unterschied zwischen Schrift und That anzunehmen, den du zum Glück für die Wissenschaft nicht allein, sondern auch für die religiöse Gesinnung, durch eigene Schriften vernichtet hast. Was wære That in der Welt, wenn dein segensreicher Einfluss als Lehrer, Schriftsteller und Prediger nicht eine That genannt werden sollte! Auch erinnere ich mich sehr wohl | dass du mir eben in Berlin vorwarfst, dass ich vergessen zu haben schiene, dass meine Schrift über das Turnen eine That wære, die mit aller der Umsicht und Erwægung ausgeführt werden müsste, die man überhaupt von einer That mit Recht fordern könnte. Hierbei muss ich nur noch bemerken, dass ein anderer Vorwurf, den du mir machst, als wenn ich in der guten Sache d i c h hätte wiederlegen wollen, indem ich dich völlig misverstanden hätte, mich gar nicht trifft. Denn ich weiss keine Stelle in dieser kleinen Schrift, die auf irgendeine Weise gegen dich gerichtet wære, wie ich überhaupt, aus der Verwirrung, mit welcher tausend Einwürfe auf mich loss stürmten, die einzelnen nur mit Mühe herauszuheben vermag. Ich bin indessen ganz damit zufrieden, dass man meine Schriften nicht als blosse Gedanken-Äusserungen, sondern als Thaten ansieht, die, aus einem Leben, nicht aus einem blossen Denken entspringen, lebendig eingreifen in die bewegte Welt. Die Umsicht und Erwägung nun, die eine solche That erfordert, ehe sie ausgeführt wird und als solche sich hervorwagt werde ich nun redlich, wie ich es meyne, darstellen. Das erste also ist die reine, aus einer innern rücksichtslosen Betrachtung entspringende Entstehung. Eine solche ist nichts bloss mensch|liches, und es ist nicht Hochmuth, vielmehr Demuth dieses zu erkennen. Was auf eine solche Weise sich in der betrachtende Seele erzeugt ist schon eine geschichtliche That und dem Betrachtenden ist die Kunde gegeben um sie mitzutheilen. Ich 119 ein] folgt ))ein**

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habe mir gedacht, wenn es etwa, was ich freilich leugne, möglich wære aus den geringfügigsten Stoffen, durch Handgriffe, die der Unkundigste mit Leichtigkeit sich [zu] eigen machen könnte, Gold in grosser Menge hervorbringen. Eine solche Entdeckung würde ohne allen Zweifel die gröste bedenklichste Verwirrung in allen geselligen Verhältnissen erzeugen. Sollte man sie geheim halten? Ich verneine es auf das allerbestimmteste. Ja höchst gefæhrlich ist die hochmüthige Reflexion, die über die Folgen grübelt. Ein ganzes Volk ist, seinem Wesen nach in einem jeden redlichen Bürger ganz, seine Zweifel und Sorgen soll es theilen, keinen Schaden zudecken. Was sich naturgemæss entwickelt kann nicht in der Darstellung zurückgehalten werden, ohne eine gefæhrliche Hemmung auf jeden Punkt zu werfen, und so innig ist das geistige Leben in allen seinen Theilen verwebt, dass ein jedes künstliche Zurückhalten tödtend auf das Ganze wirken muss. Ungehemmte fröhliche Entwickelung einer jeden geistig gesunden Eigenthümlichkeit ist das Wesen des Staats, es kann daher nichts in seinem Wesen liegen, was diese hemmte, eine jede solche Hemmung gehört zu den Zufälligkeiten der Erscheinung über | welche das Wesen herausragt. Das ist die eigentliche innere Wahrheit des volksthümlichen Daseyns, die Folgen stehen in Gottes Hand. Ich betrachte den vorliegenden Fall. Nichts ist tödtender und zerstörender in unseren Tagen, als jene reflectirenden Theorien, die die tiefe Wurzel des Naturlebens ausreissen, weil Stürme den Gipfel entblätterten, und mit plumper Hand an die zartesten, verborgensten Fasern bessern wollen. Aufschreyen möchte ich, wenn ich das thörichte Unternehmen sehe und das Herz blutet mir, wenn die Gestalten der Vorzeit unter das schneidende Messer zucken. In der Arzneykunde wollen sie die Gesundheit, in der Erziehung die Gesinnung und den Menschen, in der Politik den Staat erst von den Aussen hinein ausbessern und dann aufbauen. Und wenn nun ein Ungeheuer, aus diesen drey Albernheiten zusammengesetzt, aus der völligen Abstumpfung alles Sinnes für einfache Natur erzeugt, sich über die unschuldige Kindheit ergiesst, wenn ich erkenne, wie es nichts Einzelnes ist, vielmehr eine gefæhrliche Concentration aller ungesunden Säfte der Zeit, die auf einen Punkt durchbrechen, um aus der Schwäche die Stärke, aus der Feigheit der gegenwærtigen Zeit den Muth einer zukünftigen zu erzeugen, dann schliesse ich, die Gefahr erkennend, mich an die stillen Keime des tiefer begründeten Lebens in der Zeit, um zu retten, was zu retten ist, und fühle | mich berufen dazu, wie die Mutter, die den ertrinkenden Säugling aus dem Wasser rettet, und frage weder Freund noch Feind – Ihr behauptet das Ungeheuer sey gar nicht da. Ich beschæftige mich jezt mit der Freimaurerey und da kommen die Freymaurer und versichern

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mir, dass es gar keine Freimaurer gäbe und suchen es zu beweisen. Ich muss gestehen dies Ding hat einen Schein. Es ist möglich, dass in Berlin, wo hundert Thorheiten mit einander ringen, die genannte sich nicht so bemerkbar gemacht hat, obgleich sie eben da entstand – nun desto besser, dass ich in der Lage versetzt ward sie in ihre freyere Ausbildung wahrzunehmen. Aber gesetzt die völlige Ausbildung der Krankheit hätte den Gipfel nicht erreicht, den ich erkannt zu haben meine und ich wahrlich nicht allein, so ist hier ja nicht davon die Rede, sondern von den Symptomen, und ihre tiefe Bedeutung als ein Grundirrthum, welches sich aus Richtungen der Zeit erzeugt hat und einen gefæhrlichen Vereinigungspunkt s u c h t oder g e f u n d e n hat, das ist völlig einerley – Mein Kampf war völlig rein, es kann keiner irgendeinen Reiz von aussen nachweisen, der nicht organisch von der innersten Tiefe meiner Ansicht aus, auf gesunde Weise assimilirend gewirkt hatte. Nun traten meine Freunde mir entgegen. Ich war mir der innern Wahrheit meines Strebens wohl bewusst, sicher | dass noch nie ein Bürger im Staate die Freyheit mehr schæzte als ich, nicht den Götzen des Begriffs, sondern die wahre Freiheit, die in den nie abgestumpften Sinn für einfache Natur ihre einzige Quelle erkennt. Da trath zuerst Raumer hervor – ein braver, redlicher suchender Mensch – aber verdammt zum ewigen Suchen. Eine wunderbare Schlingpflanze, die allenthalben, bald hier, dann da einen Anknüpfungspunkt wo sie wurzeln kann gesucht, eine Zeitlang an diesen Punkt gedeiht, dann verwelkt und einen andern suchen muss. So hatte er sich an mich festgehängt, dann an Werner, dann an Hauy, dann an Pestalozzi, und als ich in den Krieg gieng kündigte er mir die Freundschaft auf, weil kein Gelehrter Blut vergiessen soll. Aber er fand in der allgemeinen Begeisterung keinen Anhaltspunkt für ein immer wechselndes, schwankendes Daseyn und musste zwey Monathe später selbst mit – Dieser gute Mensch trat mit der sonderbaren Forderung hervor, dass ich seinen eben geschäzten Wurzelpunkt schonen sollte – Konnte ich es? Die Übrigen nenne ich nicht. Sie wollten meinen Ruf brauchen, sie schonten mich aus Rücksichten und lobten meinen Streit selbst um mich zu gewinnen, sie schimpfen jezt ihrer Natur gemæss – das kümmert mich wenig. Aber Merkel und Gass, die zusammen gehören muss ich noch nennen. Es ist mir gewiss, dass Gass ein braver Mensch ist, wie Raumer, durchaus | redlich. Aber was sollte ich mit der verworrenen Composition von FreymaurerCabale, schlechte Stadtverordneten und Minister anfangen? – Eine fremde Erbärmlichkeit gab das Ganze einen gehässigen Anstrich. Ich ward nach 195 die] folgt ))die**

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Berlin berufen um zu denunciren. Ich weiss wohl, ich hätte meinen Abschied nehmen sollen, hätte mit Frau und Kind ins Elend gehen sollen. Dass ich es nicht that machte mich schwach – Ich bin völlig stark oder völlig schwach. Ich musste büssen für eine Unordnung des Lebens, die meine wahre Sünde ist. Und dennoch, ich hätte wohl den Muth gehabt das Äusserste zu wagen. Aber bald entdeckte ich, dass das Geschrey, als hätte ich denunciren wollen, keinesweges von der Polizey, mag sie so schlecht seyn, wie sie will, herrührte, sondern von den in Wuth gesetzten fanatischen Haufen. Was mir damals sehr wahrscheinlich war, w e i s s ich jezt mit völliger Gewissheit. Ihr ein Opfer zu bringen war ich nicht verpflichtet. Hier traten andere Freunde hervor. Ein heller Haufen. Wie unwürdig sie mich behandelten, wie sie das tief verletzte Gefühl misbrauchten weisst du. Der gute Reimer ist wahrlich keine einfache Natur, denn wenn wir das confuse Compositum von halbverdauten Kram, aus seinem Waarenlager entsprungen, von ihm abtrieben, ihn reducirten auf seine ursprüngliche pommersche Natur, wird er wahrlich ganz anders erscheinen. Dann das Eichhörnchen, – wahrlich kein fliegendes, ich habe die Emsigkeit mit der er den Stamm der Zeit auf und niederläuft, | stets beweglich die Rinde benagt, wohl bewundert, aber leider die Blüthe hat er niemals erreicht, die schwebt in den sonnenhellen Æther auf den leichten Zweig, für seine Körperlichkeit zu hoch und zu zart. Ich habe diese Männer gewähren lassen, aber zum Henker, wenn das flache Volk mit breite Füsse in meiner Blüthenwelt herumtrappt, soll ich, aus Respect für die Einfalt, die Bæren nicht vertreiben? – Habe ich an sie gedacht? Ich komme zu den Hauptpunkt. Ich habe sagst du die Erbärmlichkeit zu Hülfe gerufen – Wo – zeig mir eine Stelle, die sie nicht abweist. So hat Luther die Fürsten veranlasst die Kirchengüther zu plündern, was sie auch redlich thaten, hat den dreissigjæhrigen Krieg, Jammer und Elend und eine Erschlaffung, wenigstens äusserlich, des Geschlechts für Jahrhunderte hervorgerufen – und dennoch verdient den Segen. Aber wer hat die Erbärmlichkeit bewaffnet? Die Fanatiker, diese allein. Hätte das Volk, seiner innern Nichtswürdigkeit sich bewusst, nicht alle Besinnung verloren, wäre irgend einer hervorgetreten, der mich Gerechtigkeit wiederfahren liesse, der, redlich wie ich, die Sache, mit Wærme aber mit Würde, behandelt hätte, der beschrænkt hätte, was in meinen Behauptungen vielleicht zu weit gienge, müsste die Sache, wære sie eine gute, nicht siegreich hervorge|treten? War nicht Zeit genug ehe von der unschlüssigen Regierung irgend etwas geschah? Bis wir eine Repræsentation haben – sind die Schriftsteller die Repræsentanten und danken wir Gott, dass diese

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nicht gehemmt sind, ausser wo sie sich die unsinnigen, die fast nie wissen was sie wollen, selber hemmen. Das Verheimlichen eines klaren, ja eines geahndeten Schadens ist die gröste Thorheit. Wie die Wachteln meinen, dass man sie nicht sehe, wenn sie den Kopf verbergen, glaubt das Volk ihre Thorheit wird nicht wahrgenommen, wenn man übereinkömmt sie nicht zu berühren[.] Hast du gegen diesen reinen Triumph der unumwundenen und festen Überzeugung, die wenn sie nicht als leere Meinung in der Luft schwebt, das heilige Recht hat laut zu werden ohne Rücksichten zu kennen, irgend etwas gesagt, was treffend wære, dann habe ich es freilich vergessen oder nicht gehört. Ich kann mir so etwas nicht einmahl denken, ohne in einer Casuistik zu verfallen, die ich verabscheue. Es giebt andere, auch vorzügliche Mænner, die da meinen, ich hätte mich nicht mit dem Volk gemein machen sollen. Diese freilich kennen mich ganz und gar nicht, von ihre Vornehmheit ist in meiner Seele keine Spur. Sie möchten mich als ein Don Quixot darstellen. Nun, bei meiner Seele, die Staubwolke, der ich entgegengieng entstand wenigstens nicht aus einer Schaafsheerde, | das zeigt ihre Angriffe. Eine furchtbare Masse von Lügen, Betrug, Verläumdung, Nichtswürdigkeit jeder Art ist gegen mich hervorgetreten, nicht ein einziges treffendes Wort habe ich vernommen, und das Schlimste ist, meine Freunde, die einfache Naturen, haben sich so ganz in den Haufen der Schimpfenden verloren, es so wenig der Mühe werth gehalten sich von diesen gegen mich über zu sondern, dass ich mit den redlichsten Willen nicht im Stande bin zu sagen, wo die absolute Nichtswürdigkeit aufhört, wo die verblendete Freundschaft anfængt. Was soll ich nun thun? Wer hat mich belehren, auch nur wollen? – Eine Lehre nehmlich, wie ich verlangen darf, die mich trifft, ist nirgends zum Vorschein gekommen. Soll ich feigherzig einen Kampf aufheben, den ich besonnen beschloss und ritterlich auszukämpfen denke weil Freunde sich unter den Pöbel mischen und ihm schimpfen helfen? Und wo ist die Quelle dieser Wuth, die ich glücklich genug war zu entdecken, indem ich sie gegen mein Streben lenkte, gegen welches sie nichts vermag? Entsprungen ist sie aus jenen Mittelpunkt der Erziehung, dessen Zerstörung du und viele brave Eltern bedauerst. Ich bin ganz ruhig bey diesen Vorwurf, dessen Bedeutung ich gar nicht verstehe. | Was nun dein Verhältniss zu mir in dieser Sache betrifft, so will ich, wie in Allem, ganz offenherzig seyn. Du hast dich nicht von mir, wie das alberne Volk getrennt, was ich erkenne, aber du hast mich nicht vertheidigt, oder widerlegt. Auch eine Widerlegung wære eine Vertheidigung, und 269 Das] Dass 280 Volk] folgt ))nicht** 284 zeigt] Kj. zeigen

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Briefe 4778 – 4779

warum? Du hattest eben keine Zeit meine Bücher zu lesen. Ich verlange nicht, dass du im Wasser springen sollst jedesmahl, wenn ich schwimme, aber wenn ich im Begriff bin zu ertrinken, erwarte ich es von deiner Freundschaft. Ja so blind war ich, dass ich bisher glaubte dass die rücksichtslose Offenherzigkeit, die sich selbst nichts vorgaukelt, aber auch nicht duldet, dass das Geschlecht sich selber was vorlügt, eben das war, was du an mich vorzüglich schätzest. Dass ich nun befürchtete, dass diese Passivitæt uns entfernen könnte, auch innerlich, war natürlich, dass ich diese Furcht äusserte, musst du meiner freundschaftlichen Anhänglichkeit zu Gute halten, dass sie nicht unbegründet war beweist leider dein Brief. Dass ich glaubte, dass du die Albernheit, die sich an dich anschliesst, mehr wie billig, duldetest ist wahr – Ich glaube erstens keinesweges, dass sie immer in der Welt erbärmlich ist, sie hat leider oft eine zerstörende Kraft gezeigt, obgleich, was sie selber erzeugt, freilich die Erbärm|lichkeit wird, ich möchte daher, bey meiner Theilnahme an das Leben der Zeit, zweitens, keinesweges die Albernheit überlassen die Erbärmlichkeit zu besiegen, denn dadurch entsteht eben eine neue Erbärmlichkeit und ich habe drittens den Glauben, dass etwas Höheres und Besseres sich, über beide, wenn auch nicht vernichtend, was freilich unmöglich ist, doch zurückdrængend, siegreich erheben kann, wenn nur die Besseren es wagen sich gemein zu machen, die wahre Popularität im edlern Sinne. Schließlich noch dieses. Ich weiss recht gut, dass die Erbärmlichkeit sich an mich andrængt. Ich gebe dir mein heiliges Wort, dass ich sie mir vom Leibe halten will – Auch habe ich schon manches abzuweisen Gelegenheit gefunden, und Vertreter, die wie ich, rein sind und bleiben werden. Ich werde daher g a r keine Piecen mehr schreiben. Ich bedaure es gethan zu haben. Was gieng mir Kotzebues Ermordung an? Mögen sie klatschen pro und contra. Wer mit mir zu thun haben will, soll das Ganze mühsam ergreifen oder gar nicht; – Auch fühle ich mich, unmittelbar in diesem am Reinsten und Stärksten – Sollten diese Zeilen zur wechselseitigen Verständigung beytragen, desto besser für uns beide. Nur dieses – Schriften fordere ich von dir gar nicht, nur bestimmtes Urtheil. Steffens

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27. 6. – 28. 6. 1819

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4779. An Ernst Moritz Arndt. Berlin, Montag, 28. 6. 1819 Berlin d 28t. Jun. 19

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Nun Glück zu mein lieber Bruder! Eben ist der ehrliche Bleek von uns gegangen der uns aus einem Briefe von Burchardi die Nachricht von der glüklichen Entbindung Deiner Frau noch dazu an einem so schönen Tage mitgetheilt hat. Ich kann nicht sagen daß ich diesmal in Sorgen war um Nanna, aber nun fühle ich doch die größte Ungeduld nach eigenen und neueren Nachrichten. Laß Dich also erbitten in der nächsten Zeit recht fleißig wenn auch nur ein kleines Gesundheitsblättlein zu schreiben. Nun ich denke der kleine Ankömmling wird Dir wol manche Sorge verscheucht haben, und so möchte ich eigentlich nicht auf Deinen lezten Brief eingehn. Von Israel habe ich seit der ersten Nachricht die uns Luise gab nichts gehört; ich sehe aber die Sache gar nicht für so schlimm an, und hoffe bei dem großen und wohlbegründeten Ansehn des Mannes wird er durch Veranstaltungen wie sie ja in solchen Fällen nicht selten sind, noch gehalten werden. Wegen Deiner amtlichen Verhältnisse kann ich nicht klar sehen, aber aus einer Aeußerung von Süvern möchte ich schließen daß wenn Du etwas späteres meinst als die Geschichte mit dem Lectionsverzeichniß – von der Süvern sagte du hättest sie gar nicht übel nehmen sollen, was ich nicht beurtheilen kann, da ich sie nicht kenne, es Dir nicht vom Ministerium gekommen ist, sondern wenn nicht von tieferem Orte her, dann persönlich vom Minister, und im leztern Fall ist es am leichtesten abzuschütteln und auch für die Zukunft vorzubeugen. Altenstein ist überhaupt ein gar wunderlicher Mensch von sehr gutem Willen in dem gewöhnlichsten Sinn des Wortes aber er thut gar vielerlei was er nicht will denn er scheint sich in eine große Abhängigkeit gestekt zu haben von Witgenstein auf der einen und Koreff auf der andern Seite, und gegen Dich mag ihn wol der Witgenstein noch immer anschüren der Deine Antipolizei nicht vergessen kann und in Aachen gesagt haben soll, entweder du nicht Professor oder er nicht Minister – Unser ganzes Verwaltungswesen wird überhaupt immer miserabler und es will die höchste Zeit werden daß etwas dazwischen fährt. Ich dachte die große Gelindigkeit mit welcher selbst die Bairische 4779. Überlieferung: H: BBAW, SN 739/2, Bl. 3; h1: GStA, I. HA, Rep. 76 I, Anhang II, Schuckmann, Nr. 55, Bl. 51; h2: GStA, I. HA, Rep. 77, Tit. 21, Lit. Sch, Nr. 6, Bl. 38; h3: GStA, I. HA, Rep. 77, Tit. 21, Lit. Sch, Nr. 6, Bl. 55; D1: Arndt: Nothgedrungener Bericht 2, S. 125–127; D2: Br. 2, 2. Aufl., S. 361 f. (Versetzung des Datums an den Anfang); Textgrundlage: H. Mit Einlagen für Henriette Herz. 11 ersten] über )lezt*

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Briefe 4779 – 4781

Regierung von den Ständen behandelt wird sollte den Leuten Muth machen den Schritt endlich zu thun dem sie doch nicht ausweichen können. Mit unserer Provinzialsynode hier ist es sehr gut gegangen und fast einmüthig beschlossen worden dem König den Wunsch vorzutragen die Consistorialverfassung ganz aufzuheben und eine reine Synodalverfassung natürlich mit Zutritt von Deputirten der Gemeinden einzurichten. In Magdeburg ist im wesentlichen dasselbe geschehn und nur zu wünschen daß die rheinische und westfälische Geistlichkeit ihre Verfassung recht fest reclarmirt dann wird die Sache ja wohl durchgehen müssen. Es wäre ja wol auch an sich ganz recht das Constituiren mit der Kirche anzufangen, und ich hoffe es soll dann darauf auch für das übrige ein besonderer Segen ruhen. Nun Gott befohlen grüße Nanna herzlich von uns Allen. Gott sei weiter mit ihr und dem Knaben, und laß Dir unsre Bitte um fleißige Nachricht ans Herz gelegt sein. Bei uns steht alles gut. Helvetius ist noch nicht da, aber sein Bruder Wilhelm der seit einiger Zeit hier ist erwartet ihn heute. Die Herz hat sich ihre Briefe nach Bonn bestellt, und ich bitte Dich also die Einlagen ihr zu verwahren. Dein F. Schl.

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4780. Von John Philippart. London, Juni 1819 London P Duplicate

S / Professor Schleiermacher / Berlin [Bl. 2] Military Library, Whitehall, London 17th October 1818 –

Sir I trust my motive will be received as an excuse for this intrusion. I am desirous of recording authentic accounts of the most distinguished Foreign Princes, Statesmen, Public and Literary Characters of Europe, in the same manner as I have written those of all the British Generals in my Work the Royal Military Calendar and in other publications which I have Edited. From the plan of the undertaking those individuals who afford assistance for the purpose of rendering it accurate cannot be regarded as their own 4780. Überlieferung: H: BBAW, SN 350, Bl. 1 f. Geringfügig veränderte Kopie von Brief 4654 (17. 10. 1818, KGA V/14). Der Umschlag wurde am 10. 8. in Hamburg abgestempelt. 1 Berlin] darunter von anderer Hand: Whlm

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Historiographers which would be objectionable: – They simply narrate facts, and leave the colouring to the Editor. If therefore you would be so obliging as to direct my being supplied with a sketch of your career either written in French or English I should have the greatest pleasures in paying to it every attention, and observe the almost confidence towards the communication. It is my wish to accompany the Memoir by such Documents and Papers as you may consider essential to the full accomplishment of the object I have in view: and also to embellish the Work with your Portrait if I can be honoured and obliged with one. | Should this meet your attention I will do myself the honor of communicating further on the subject – I have the honor to be With every consideration Sir Your most obediant humble Servant John Philippart Knight Attached to the Establish[ment] of His Royal Highness the Duke of Kent Professor Schleiermacher P.S. June 1819 – I should be further obliged if you would have the kindness to direct your reply and such papers as you may be inclined to honor me with to be forwarded to this plane, by a private hand or under a cover to your Embassy in this Country –

4781. Von Prinz August von Preußen. Berlin, Sonnabend, 3. 7. 1819

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Der Wunsch, Meiner aeltesten Tochter Eveline von Waldenburg eine recht gute, zuverlässige, allen Verhältnissen angemessene Erzieherin zu geben, veranlaßt Mich, Ew. Wohlgebohren ergebenst zu bitten, Mir eine solche, wo möglich, durch Ihre gütige Bemühungen zu verschaffen, wozu es Ihnen, bey Ihrer ausgebreiteten Bekanntschaft, nicht an Gelegenheit fehlen wird. Hinsichts Meiner Forderungen bemerke Ich nur, daß strengste Mo4781.

Überlieferung: H: BBAW, SN 243, Bl. 1.

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Briefe 4781 – 4782

ralität mit sanftem aber festem Character, feiner Bildung und so viel Kenntniß der neueren Sprachen pp verbunden seyn muß, um den PrivatUnterricht wiederholen zu können; dabey muß die Erzieherin in mittleren Jahren, völlig gesund und im Besitz der Kenntniß weiblicher Arbeiten seyn. Indem Ich Dieselben freundschaftlichst ersuche, sich gefälligst nach einer solchen Person zu bemühen, wünsche Ich nur, daß Sie diese Angelegenheit vor der Hand | noch nicht allgemein verlautbaren mögen, und erneuere Ihnen die Versicherung Meiner Achtung und Werthschätzung. Berlin den 3n July 1819. August.

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An den Herrn Professor Schleiermacher.

4782. Von Karl Georg von Raumer. Breslau, Montag, 5. 7. 1819 Breslau den 5ten Juli 1819 Ich fühlte das Bedürfniß Ihnen ein Paar Zeilen zu schreiben, bester Schleiermacher, ein äußerer Umstand tritt hinzu, der mich antreibt. Wie oft bedauerte ich, daß mein Berliner Aufenthalt mit der Synode zusammenfiel, und mir so die Gelegenheit fehlte, Sie einmal ganz müßig zu sehn und zu sprechen. Ich hatte recht viel auf dem Herzen, bin aber verdorben zu raschen Äußerungen, und bedarf eines allmähligen Einlebens oder Wiedereinlebens. Zudem fehlte mir bei dem ganz ungewohnten Berliner Leben die rechte Seelenstille. Mögte ich Sie einmal in Giebichenstein bei mir sehn, und mich da recht ruhig, herzlich und gründlich mit Ihnen besprechen. Nichts liegt mir mehr am Herzen als die Jugendbildung. Gern hätte ich mit Ihnen über meine Art zu leben und zu lehren gesprochen, über mein vergegangenes Leben und über meine Wünsche und Pläne für die Zukunft. Ich würde von Ihnen gestärkt und erbaut worden seyn. Ich glaube Ihr Brief hat auf Steffens gewirkt. Ob t i e f erneuend kann ich nicht sagen, aber verändert fand ich ihn; auch H. und W. waren milder. Er äußerte daß er Ihnen eine lange Antwort geschickt, aus dieser werden Sie am Besten die Wirkung abnehmen können. Sein ganzes Leben ist nur zu sehr aus dem Gleise. Die Zeit verlangt zu viel, einen neuen Menschen 4782. Überlieferung: H: BBAW, SN 353, Bl. 21 f. d 3t. Aug.“

Beantwortungsvermerk: „beantw.

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nicht blos einen geflickten. | Sie haben, bester Schleiermacher, die schöne aber schwere Aufgabe nicht etwa gleichgültig neutralisirend, sondern christlich kräftig zu vermitteln. Despotisches und Revolutionaires, Hemmendes und Durchgehendes, Caput mortuum und flüchtiges Gas, welche Elemente finden sich nicht in Breslau zusammen! Mögte die Gewalt des Evangelii alle auf die rechte Bahn leiten. Mag die Jugend von Ihnen Geduld in Hoffnung und Demuth in der Kraft lernen! – Sie wissen, wie viel ich auf Jahn halte, er wirkt aber hier nicht wie er sollte, und manche Vorwürfe seiner Gegner haften. Durch Sie wird die Jugend das Maas finden, mögten Sie nur auch persönlich auf Jahn wirken! – Die äußere Veranlassung meines Schreibens ist diese. Przystanowski bereist Italien. Sein letzter Brief an mich war aus Viterbo vom 1 5 t e n F e b r u a r. Er hatte Reisegeld erhalten, wollte von Viterbo über Florenz und Carrara nach Teutschland gehn, und hier etwa im April eintreffen. Er ist noch nicht eingetroffen, und hat seit dem 15ten Februar an n i e m a n d geschrieben. Seine Schwester hat sich seinetwegen an mich gewendet, und ich gestehe daß ich diesmal für ihn wahrhaft besorgt bin, da er in den letzten 9 Monaten beständig allein geognostische Reisen gemacht hat. Ich wünschte | deshalb sehr durch Becker und Niebuhr in Rom und Florenz – hier wollte er vor der Rückreise nach Teutschland etwas verweilen – Nachrichten über Przystanowski einzuziehn. Da nun von Berlin aus gewiß häufige Gelegenheit an Niebuhr ist, so bitte ich Sie inständigst an Niebuhr und Becker ein paar dringende Zeilen in dieser Angelegenheit zu schreiben. Möglich wäre es auch, er läge krank und ohne Geld in Florenz. Vielleicht wüßte Friedrich Tieck guten Rath zu geben. Man könnte auch wohl einmal in Carrara anfragen, ob er sich da hat sehn lassen. Sie wißen, bester Scheiermacher, welch unersetzlicher Verlust Przystanowski wäre, und so werden Sie gewiß meinen Wunsch erfüllen. – Reimer ist nun wohl schon in Ulm. Dürfte ich Sie wohl noch um eine Kleinigkeit bitten? Wollten Sie nämlich wohl an Reimers Geschäftsträger sagen: er mögte doch zu den Abdrucken meiner Schlesischen Karte recht gutes Papier nehmen, was durchaus nicht einsöge, weil sonst – worauf so viel ankommt – die Illumination völlig misriethe. – Ich bitte Ihre liebe Frau und Kinder herzlich zu grüßen, und die gute Reimer nebst den Ihrigen und alle Bekannten. Besonders auch de Wette, den ich sehr liebgewonnen. Sagen Sie allen | nochmals meinen herzlichsten Dank für die freundliche Aufnahme. Leben Sie recht wohl bester Schleiermacher. Gott erhalte Sie und stärke Sie Ihr treuer Raumer. Meine Frau grüst herzlich

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Briefe 4783 – 4784

4783. Von Cleophea Schlatter. Sankt Gallen, Montag, 5. 7. 1819 Dem lieben Vater Schleiermacher / Durch eine liebe Hand. [Bl. 2v]

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Lieber Vater, und mein Bruder, in unßerm einnen Herrn –. Vergeben Sie daß ich so frey bin als eine unbekante, und doch bekannte Ihnen gerade zu, zuschreiben meine große Freude, Sie in Christo gefunden und erkannt zu haben –. Der liebe Hauptman Pletsche hatt uns erzählt daß Sie Christum den treuen Zeugen für uns; lieb haben – hatt später eine Predigt von Ihnen gesandt, die unßere Seelen angesprochen hatt – Wir antworteten durch den Geist – daß wir Sie lieb haben, daß unßere Seelen erquikt waren –. Habt Ihr gefühlt, wie schön es ist, Wahrheit suchen und lieben, und doch jeden stehn und fallen lassen seinem Herrn –. Sagten Sie, O Ja lieber Freund, ich glaube von ganzem Herzen, die Wahrheit, müße uns also frey machen, daß wir jeden, der sie nicht liebt, und vorgiebt sie zu lieben ruhig seinem Herren überlassen –. Wenn wir nemlich vom Herrn nicht eigentlich beruffen sind der Wahrheit | Zeugniß zu geben, dah eben hat sie mich noch nicht so frey gemacht die liebe Wahrheit ich werde oft so innerlich u n r u h i g , wenn ich den Heuchler sehe wie er einhergeht im Kleide der Unschuld, wie er der Stime in seinem innern Gewalt anthut, und den Heiligen Geist dämpft, und ich dann schweigen ja oft noch helfen muß heucheln, Gottes Weisheit bestimmte meinem Geschlecht das S c h w e i g e n , und Er wußte wohl warum –. Darum ist meine Bitte zu Ihm, daß Er mir die F r e y h e i t zu schweigen schenken möge, bitten Sie lieber Vatter auch für uns 5 Schwestern, die wir noch kleine Kinder sind in Christo, zusammen gepflanzet in einem Geist aus Gnaden, aus unendlicher Va t t e r l i e b e , damit oft eins sey des andern Trost, und eines trage des andern Last –. Wir wollen auch gedenken an Sie alle, die uns so lieb sind; gutt hatt es der liebe Vatter gemacht, daß er auch uns gesandt hatt den l i e b e n Vatter Reimer, wir sind gestärkt worden | und erfreut über unßern gemeinschaftlichen Glauben –. Haben nicht viel gesprochen weil wir so schüchtern sind, doch wohl gefühlt, daß wo zwey versamelt sind in seinem Nahmen, Er mitten unter ihnen ist, – sie einnes sind, in seinem Nahmen –. – Vergeben Sie, daß ich so undeutlich schrieb – gedenken Sie unßer, und behalten uns lieb, damit wir oft zusamen komen in der Liebe, und grüßen 4783. Überlieferung: H: BBAW, SN 371, Bl. 1 f. 31 ihnen] Ihnen

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Sie, und ein Häuflein das dort ist, wie Vatter Reimer sagt, alle unßere Lieben; O Gottlob daß in Christo kein ansehn der Person gilt, so kann sich auch kein Bruder des andern schämen –. Wir sind allzumahl nur Einer in Ihm –. auf diesem Grund steht unßer Glaube und unßere Liebe zu Ihnen auch. ich umfasse Sie in dießer Liebe, als ihre mit-Schwester in Christo Jesu. Cleophea Schlatter St Gll den 5 Jully 1819

4784. Von Ernst Moritz Arndt. Bonn, Donnerstag, 8. 7. 1819 Bonn den 8n Jul. 19.

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Das ist ja ein vertrackter Streich! Denn wenn ich deinen Brief richtig gelesen und verstanden habe, so ist mein erster Siegesfreudenschuß, den ich den 19ten sogleich den Tag nach der Ankunft des Siegerich gethan habe und zwar grade auf unsre alte gute Lotte losgeknallt, noch nicht angekommen gewesen, als du deinen letzten Brief vom 28ten Juni schriebest; oder sollte er gar irgendwo aufgerißen und dann weggeworfen seyn? wie es mir leider oft mit Briefen geht, daß sie gar nicht zur Stelle kommen. Dies will ich doch diesmal nicht glauben; vielleicht ist er nun angelangt und hat sich nur auf irgend einer Station etwas ausgeruht. Auf jeden Fall wird doch der zweite Brief, den ich den 24–25 Juni etwa an Jettchen geschrieben, wohl | zur Stelle gekommen seyn. Ich habe übrigens beide selbst zur Post getragen. Du sollst nun wißen, lieber Bruder, daß du lange vorher bestimmt warst, bei dem Bübchen Gevatter zu stehen. Du kannst dich nun nur mit den Deinigen auf ein treues Gebet und einige gute Wünsche für ihn schicken auf den 18ten dieses, wird ein Sonntag Vormittag seyn zwischen 11 und 12 Uhr, wo der kleine Schelm gekristet werden soll. Übrigens wiße, daß er lauter Karle und Friederiche zu Paten hat und daß der Karl Friederich mit dem Karl Balderich um die Vorderstelle gekämpft haben würde, wenn das Kerlchen nicht den rechten Einpaß gemacht und sich die rechte Siegesstunde des herrlichen Siegestages erlesen hätte. Nun kann ichs nicht wenden, er muß Siegerich heißen und mag künftig | sehen, wie er der Geburtsstunde und dem Namen Geltung verschaffen will. 35 daß] das 4784.

Überlieferung: H: BBAW, SN 239, Bl. 56 f.; D: Arndt: Briefe 2, S. 21 f.

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Briefe 4784 – 4786

Was ihn sonst betrifft, so gedeiht er ganz wohl und ist mit starken Gliedern und guter Kehle zur Welt gekommen und hat ein paar feine recht dunkelblaue Augen im Kopf und Hände wie Sankt Oswald weiland, wegen seiner breiten Hände und Füße berühmt. Seine Mutter meint aber, er sey niedlich, wie die Mütter denn so meinen. Sie hat gottlob bis jetzt für ihn zu leben und fängt an sich zu erholen. Deine Mitgevattern sind F r i t z e Eichhorn und unser Dohna K a r l e Stein Geßler mein ältester Bruder mein Sohn; Gevatterin die Großmutter Schleiermacherin. Die Herz erwarten wir übermorgen von Frankfurt. Ich hoffe, sie wird wohl einen Monat | bei uns bleiben und von dem schönen Italien erzählen. Gott segne eure Arbeiten im Weinberge des Herrn und gebe ihnen Wirklichkeit! Wenn die Regierung doch wüßte, wie viele vergebliche ja verhaßte Last sie in aller Hinsicht von ihren Schultern auf die des Volks abzusenken hätte. Seid herzlich gegrüßt und gehabt euch wohl bis zur Mein- und Deinreise. EMArndt.

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4785. Von Anne (Nanny) Arndt. Bonn, Donnerstag, 8. 7. 1819 den 8ten July 1819 Recht unangenehm ist es, daß der ausfürliche Brief, den Arndt am 19ten Juny an die alte Lotte schrieb, scheint verlohren gegangen zu sein, hoffentlich ist der zweite den er 8 Tage später ann Jettchen schrieb angekommen. Mir geht es ja Gott sei Dank gut, nur noch etwas Matt, wozu die schrekliche Hitze wohl das ihrige beiträgt, der kleine liebe junge ist auch recht Munter, und siht sich schon recht hell mit seinen Augen alles ann. Uebermorgen kömt die Herz hir ann, es wird mir ganz sonderbar sein sie hir bei uns zu sehen, ich denke sie bleibt wohl 8 bis 14 Tage hir; und wird dann wohl mit Euch irgend wo zusammentreffen. Nun lebt alle Wohl und schreibt bald orndlich, ich Grüße alle Kinder, und alle Freunde Herzlich. Nanna Arndt. sind denn die Brife und der Hut durch Frau von Bornstedt angekommen? 4785.

Überlieferung: H: BBAW, SN 240, Bl. 39.

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4786. Von Wilhelm Bäumer. Bodelschwingh, Mittwoch, 14. 7. 1819

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Hochwürdiger Hochzuehrender Herr Doctor; Von einem Freunde sind mir beykommende Exemplare der 48 No des Westfälischen Anzeigers überschickt worden, mit der Bitte Ihnen dieselben zuzusenden; indem er wünscht, daß Sie den unter dem Titel: Öffentlichkeit enthaltenen Aufsatz in denselben lesen und Ihrer Aufmerksamkeit würdigen möchten. Sie sehen aus demselben wie weit man in unserm Lande gerne gehen möchte. Ich bin nicht der Meinung, daß unsere Synodalversammlungen, etwa wie Ständeversammlungen, bey offenen Thüren gehalten werden; aber daß die Verhandlungen und die Gegenstände derselben vor und nach den Versammlungen in Tagesblättern oder auf andere zweckmäßige Weise bekannt gemacht werden dies halte ich nicht allein für nützlich; sondern auch für nothwendig; wenn ein allgemeineres Interesse an den kirchlichen Angelegenheiten geweckt werden und eine öffentliche Meinung in Hinsicht derselben weiter verbreitet | als jetzt noch, sich bilden soll. Aus den Zeitungen habe ich gesehen, daß Ihre Provinzialsynode ihre Sitzungen geendigt hat. Wie zweckmäßig würde es seyn wenn die Resultate der Verhandlungen jeder Provinzialsynode öffentlich bekannt würden; eine Synode könnte der andern zum Vorbilde dienen; die Verschiedenheiten in den Meinungen würden sich eher ausgleichen, oder auch schärfer ausgebildet sich einander gegenüberstellen; im gesellschaftlichen und schriftstellerischen Verkehr würden manche Punkte lebhafter besprochen, und ein endliches Resultat auf sichererm Wege herbeygeführt werden; stat daß jetzt alles in den Acten und Protocollen verborgen ist, und man in einer Provinz nicht weiß, welche Meinungen sich in einer andern gebildet haben. Noch wurde ich ersucht; Sie zu bitten das Eine der beyden beykommenden Blätter dem Präsidenten der Immediat JustizCommission Herrn Sethe zu überreichen, wenn sich Ihnen dazu eine schickliche Gelegenheit darbieten sollte. Ich verbleibe mit der grösten Hochachtung und Verehrung Ihr gehorsamer Diener Bäumer Bodelschwingh bey Dortmund den 14ten July 1819 4786. Überlieferung: H: BBAW, SN 466/1/3, Bl. 1. Mit zwei Exemplaren des Westfälischen Anzeigers. – Beantwortungsvermerk: „beantw d 3t. Aug“.

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Briefe 4787 – 4788

4787. An Friedrich Lücke. Berlin, Sonnabend, 17. 7. 1819 An / Herrn Professor Lücke / Bonn / H [Rückseite] Berlin, d 17t. Jul. Ein ausführlicher Brief meiner Frau an meine Schwester der aber wahrscheinlich später als dieser ankommt erzählt von den hiesigen Geschichten. Beim Abgang desselben wußten wir schon daß Kampz erzählt Arndt sei und zwar am 12ten arretirt. Seitdem hat sich das Gerücht verbreitet Arndt sei schon heimlich hier eingebracht. Dies nun wäre gräulich, und vorzüglich deshalb wende ich mich an Sie da Nanny vielleicht nicht in der Lage ist mit Sicherheit schreiben zu können mit der Bitte mir doch baldigst eine authentische Nachricht von dem was sich zugetragen zukommen zu lassen, und ja nicht zu glauben daß wir hier alles wissen. Hat man sich irgend Atrocitäten erlaubt: so sollte doch die Universität die Sache zu der ihrigen machen. Ueberhaupt möchte auch weit mehr daran sein als ich glauben kann so sollte man doch ja die Gelegenheit wahrnehmen um von allen Seiten auf gesezliche Bestimmungen gegen die ungeheure Polizeigewalt, und auf bestimmte und gänzliche Unterordnung derselben unter die Justiz zu dringen! Hier fängt sich an einiges der Art zu regen und besonders hat auf eine von Reimers Consulenten eingereichte Bittschrift das Staatsministerium angefangen sich in die Sache zu mischen, und auf die baldigste Verweisung derselben an die ordentlichen Gerichte anzutragen. Die Anregungen zu dem ganzen Verfahren sollen nach Einigen aus Oestreich und nach andern aus Rußland gekommen sein und das lezte ist das wahrscheinlichste. Das ärgste was übrigens von hier gefundenem verlautbart sind noch Unvorsichtigkeiten und Tollheiten mit dem Munde, die vor Gericht keinesweges auf Conspiration oder Mordanschläge können gedeutet werden. Bei Reimer ist nun die Entsiegelung angekündigt worden, die wol Montag vor sich gehen wird; sie hat nun außer ihrem Consulenten auch noch ihren Bruder hier und da wird wol alles in der gehörigen Form vor sich gehen müssen. Seit Gestern wo meiner Frauen Brief abging ist übrigens hier nichts weiter geschehen als daß noch ein Paar Studenten arretirt worden sind deren Papiere schon früher genommen waren. Jahns gräuliche Fortschleppung vom Krankenbette seines Kindes kennen Sie aus den 4787. Überlieferung: H: Jagiellonische Bibliothek Krakau, Handschriften-Abteilung, Schleiermacher; D1: Br. 4, S. 257–259 (gekürzt); D2: Christophersen: Friedrich Lücke 2, S. 232–234. 22 und das] das korr. aus der

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Zeitungen. Die auswärtigen Zeitungen werden wol nicht ermangeln bald den gehörigen Lärm zu schlagen. Arndts Brief vom 8ten habe ich heute noch erhalten, weiß aber nun nicht ob ich noch denken soll daß Morgen getauft wird. Möchte nur der guten Nanny der Schrek nicht geschadet haben. Gott befohlen. Er gebe einen fröhlichen Ausgang. Nächstens mehr. Grüßen Sie alles. Schleiermacher

4788. Von Ludwig Gottfried Blanc. Halle, Montag, 19. 7. 1819 Halle den 19tn July 19.

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Die albernen Gerüchte welche vor einigen Tagen auch in Beziehung auf Sie, liebster Schleiermacher hier umhergingen[,] sind, ich kann es nicht leugnen, die Veranlassung daß ich heute schreibe. Daß es mich nicht einen Augenblick ernstlich beunruhigen konnte, wenn von zwey Seiten her aus Berlin geschrieben wurde Sie und de Wette und Savigny und was weiß ich wer, seyen bei Nacht und Nebel arretirt, das brauche ich Ihnen wohl nicht erst zu betheuern; aber desto mehr habe ich mich über die eben so lieblosen als einfältigen Urtheile vieler geärgert die eine solche Dumheit von Seiten der Regierung für möglich halten konnten. Ein Brief von Schede an Wucherer hat uns bald die Sache so weit aufgeklärt als es bisjetzt vielleicht möglich ist. Mir und jedem Unbefangenen hier will es denn doch scheinen als sey die ganze Wolle des großen Geschreys nicht werth, namentlich ist die Versiegelung von Reimers Papieren, die ich für gegründet halten muß, doch in der That etwas stark. Aber freilich wer kann die Freude messen die gewisse Leute empfunden haben müssen, die beständig nur von geheimen Verbindungen träumen, als sie nun wirklich, wie sie behaupten eine Haupt und StaatsVerschwörung gefunden. Mir fällt dabey immer mein General Bongars in Cassel ein, der in dem einzigen Besuche womit er mich beehrte, nicht müde wurde zu wiederhohlen: la conspiration est là. Möge dies alles nur nicht ein allzutäppisches Zufahren und ungeschicktes Eingreifen in das Wesen unsrer Universitäten zur Folge haben; denn wie eben besagtem General Bongars | so sind auch jetzt wohl die têtes académiques den Leu4788. Überlieferung: H: BBAW, SN 253, Bl. 109 f.; D: Blanc: Briefe an F. Schleiermacher, S. 67–68. Beantwortungsvermerk: „beantwortet d 8t. Aug.“.

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ten am meisten im Wege. Noch eine sehr ernstliche Seite hat dies alles für mich wenn ich an unsern Steffens denke. Er fühlt zu tief und zu zart um nicht sich heimlich schämen zu müssen, daß von manchen seiner wackren Freunde solche abgeschmakte Gerüchte gehen konnten und es jetzt gewiß keinem einfallen konnte ihn unter die Zahl der Verdächtigen zu stellen. Das ist mir eine harte Strafe für seine unüberlegten leidenschaftlichen Reden; ich hoffe er muß nächstens deshalb an Sie schreiben; ihm zu schreiben habe ich jetzt den Muth nicht. Nun von etwas anderem. Ich muß sehr zerstreut gewesen seyn als ich Ihnen schrieb Fritsche in Quedlinburg sey der HauptSchreyer auf der Wittenberger Synode gewesen, da Quedlinburg gar nicht zu unsrem Bezirke gehört: es sollte heißen Fischer in Querfurth. Wenn aber Tiemann nichts von widerwärtigen Auftritten wissen wollte, so meint er vielleicht es sey deshalb schon friedlich abgegangen, weil man Dohlhoff nicht zur Thür hinaus geworfen hat. Haben Sie Muße und Lust uns etwas über Ihre Synode zu schreiben so wird es uns ungemein lieb seyn. – Meine Frau hat schon ein paarmal gefragt wann Sie denn kämen? so gewiß rechnet sie darauf, daß Sie auch dies Jahr wieder einen kleinen Abstecher hieher machen werden. – Mein Buch rückt vor, ein Band wenigstens ist fertig; aber auch nach der Meinung unsres besten Buchhändlers Schwetschke, wird es besser seyn mit dem Druck noch zu warten. Auch würde es mich gewaltig stören wenn die Correctur, die ich nothwendig selbst besorgen muß, noch zur Arbeit hinzukäme. | Nehmen Sie für diesmal vorlieb; es schien mir doch nothwendig daß Sie wüßten wie Ihre Freunde hier denken. Einen sehr angenehmen Tag hatten wir hier neulich als der General Müffling bey Wucherer war: er wird Ende des Monats noch einmal durchkommen. Nun Gott befohlen und wenn es möglich ist, schreiben Sie bald ein Paar Zeilen. Ihre Predigten und das theologische Journal sind immer noch nicht da. Blanc

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4789. Von Ernst Moritz Arndt. Bonn, Dienstag, 20. 7. 1819 Bonn den 20n Jul. 19.

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Lieber Bruder. Weil es langweilig ist, etwas tausendmal von verschiedenen Seiten her und hin Gehörtes oder Selbstgesagtes wiederabzuleiern, so mag der D. Haas aus Köln das mündlich thun, was mich schriftlich langweilt. Die Herren haben säuberlich genug damit angefangen bei der Beschlagnehmung unserer Papiere gleich das Gesetz, unter welchem wir stehen, über das Knie zu brechen, da sie nur unter gerichtlicher Begleitung dies thun durften. Wir werden sehen, wie sie weiter fortfahren; man mögte fast sagen: je ungesetzlicher, desto beßer. Indeßen, wenn es bei der Untersuchung und Anklage und Vertheidigung den gesetzlichen Weg der Öffentlichkeit geht, sollen sie wahrlich ihr Theil zu thun bekommen, und wollen sie tief greifen, auch zu hören bekommen. Sie haben bei mir nun alle möglichen Briefe (auch manche von dir) alten Papierschwund, eigengemachte und fremde Pamphlets u.s.w. sogar alte Hemder und Hosen, die unter altem Papierschutt und Makulatur lagen, [(]zum Einwickeln von Bürsten Stiefeln etc. gebraucht bei’m Reisen) auch den PApurtimentsSpapiervorrath zusammengelesen; ich bin aber sichern Muthes; wohl mögen sie in diesem und jenem Brief Manches über sich selbst lesen können, wie es heißt H o r c h e r a n d e r Wa n d h ö r t s e i n e e i g n e S c h a n d , aber Briefe von Bündlern und über Bündelei und Bündlerei werden sich darin nicht finden. Soviel ich den Geheimnißkraam haße, so hab’ ich von jeher all dergleichen Zeug, sey es von Spähern oder Wirrköpfen an mich gebracht, immer abgelehnt, die Jünglinge aber, die ich kannte, gewarnt und vermahnt am Lichte zu thun, was das Licht nicht scheuen darf. Der Sache bin ich gewiß und also aus dieser Gewißheit und diesem guten Gewißen werd’ ich reinen Klang von mir geben können, so wie es mir auch an Klang nicht fehlen soll, ihnen frisch Red’ und Antwort zu geben, wenn sie mich wegen meiner Schriften verklagen sollten. Mir ist bis jetzt überhaupt wohl bei der ganzen Geschichte zu | Muthe, das traurige Ärgerniß abgerechnet, das der Knall derselben dem Namen des Königs und der preußischen Regierung in der Fremde machen wird, die nicht wißen wird, durch welche unbesonnene 4789. Überlieferung: H: BBAW, SN 239, Bl. 58; D: Arndt: Briefe 2, S. 24–26. Empfangsvermerk: „empf. d 1t. Aug“. 17 PApurtimentsSpapiervorrath] D liest: Apartementspapiervorrath

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und leidenschaftlich hinfahrende Menschen er veranlaßt worden ist. Ich hoffe demnach mit Gottes Hülfe, daß ich ruhig und ordentlich, wie auch weiter angegriffen und eingegriffen werde, meine Stellung behaupten und ohne ein zersplittertes Kordonsystem vertheidigen werde. Grüße alle Freunde und sage ihnen das; auch solchen, welche sie für Bündler halten. Gestern ist mein kleiner Karl Siegerich getauft worden. Das Kerlchen ist stark und lebendig und fängt an aus feinen und dunkeln blauen Augen zu schauen. Er und seine Mutter, die heut schon mit mir nach unserm Garten gelustwandelt ist, befinden sich gottlob sehr gut, wie auch die Herz, welche die vorige Woche ein paar Tage lahm war, da wir beide an Einem Tage, ich des Morgens im Schloße vor dem Auditorium sie des Abends in meinem Garten, als wir das Haus besahen, uns sympathetisch jeder seinen Nagel in den Fuß getreten hatten. Die Studenten betragen sich bis jetzt gottlob ruhig und ordentlich. Gott erhalt es so; denn jenen Gewißen wären Vorwände nun wohl erwünscht, um alles zu sprengen. Gott mit euch! Dein EMArndt.

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Mühlenfels in Köln ist auch verhaftet.

4790. Von August Twesten. Kiel, Dienstag, 20. 7. 1819 Kiel den 20sten Julii 19. Sie haben mir durch Ihren lieben Brief und die denselben begleitenden Geschenke (Ihre akademischen Abhandlungen) so viele Freude gemacht, daß ich recht über mein Unrecht erschrecke, da ich das Datum bemerke, meine Antwort und meinen Dank so lange verschoben zu haben. Die Schuld trägt eine lange und gefährliche Krankheit meiner Agnes, die nach einer kleinen Reise, die wir Ostern zu meinen Schwiegerältern unternahmen, mit dem Keichhusten zugleich von bösen Krämpfen befallen wurde, wodurch sie so herunterkam, daß wir 4 Wochen hindurch an ihrer Genesung zweifeln mußten und daß sie sich selbst jetzt noch nicht ganz erholt hat. Auch mit der Gesundheit meiner Tine will es gar nicht recht fort. Solche Umstände bringen so mancherley Störungen mit sich, daß über dem 4790. Überlieferung: H: BBAW, SN 408, Bl. 34–36; D: Heinrici: D. August Twesten, S. 344–350 (gekürzt).

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Abwarten einer günstigeren Zeit eine Woche nach der andern hingeht. Doch wollte ich jetzt wenigstens nicht länger zögern, damit mein Brief Sie träfe, ehe Sie vielleicht eine neue Reise anträten. Die Menge der Arbeiten, worauf Sie sich eingelassen haben, ist mir ein froher Beweis Ihrer besseren Gesundheit, die mir auch von denen, die Sie gesehen hatten, bestätigt worden ist. Daß unter jenen Arbeiten die Ethik nicht eine der hauptsächlichsten ist, thut mir doch Leid, so angenehm es mir auch ist, daß Sie Ihre Dogmatik ausarbeiten. Letzteres unter anderen auch deshalb, weil ich selbst über die Dogmatik zu lesen wünsche, und dazu gar gern einen Leitfaden von Ihnen hätte. Denn so wie Ihre Dogmatik mir den Zugang zur Theologie wieder geöffnet und mich zu Verständniß des Christenthums geleitet hat, so habe ich auch seitdem bey sorgfältigerer Umsicht unter den dogmatischen Arbeiten der Vorzeit und der Gegenwart nichts gefunden, was in dem Maaße wie sie dienen könnte, die Restauration unserer Theologie herbeyzuführen, deren sie so sehr bedarf; und indem ich in diesem halben Jahre über Ihre Encyclopädie lese, sehe ich, wie trefflich sich ein Compendium von Ihnen für meine ganze Weise eignet. Dennoch aber wiederhole ich meine Bitten, nicht zu lange mit Ihrer Ethik zu zögern, und gewiß nicht bloß aus Eigennutz; | ich bin überzeugt, daß dadurch auch das Publicum erst über die Bedeutung Ihrer wissenschaftlichen Arbeiten ganz orientirt werden wird, von dem jetzt ein so großer Theil, und zwar nicht bloß die Unfähigen, auf eine wunderliche und oft lächerliche Weise zwischen tiefem Respecte und seltsamen Misdeutungen schwankt, manches aber, wie z.B. die Encyclopädie, bey weitem nicht seiner Wichtigkeit nach zu schätzen weiß. Was den Rationalismus und die Gnadenwahl betrift, so kenne ich theils, theils glaube ich voraus bestimmen zu können, wie Sie darüber denken müssen; doch sehe ich besonders der zweyten Abhandlung mit vieler Begierde entgegen, und hoffe von dem Beyspiel einer tüchtigen dogmatischen Arbeit – wie wir eine solche seit lange gar nicht mehr gewohnt sind – neben dem unmittelbaren Gewinn auch eine bedeutende Anregung für dogmatische Gründlichkeit; was die erste betrift, so fürchte ich, daß Sie bey dem dermaligen Stande der Dinge tauben Ohren predigen, und es keinem Theile recht machen werden. Mir fällt übrigens hiebey ein, daß Sie als ein eignes Collegium eine Einleitung in die Dogmatik gelesen haben. Ich mögte gerne wissen, wes Inhalts und zu welchem Zweck? – Ueber den Aufsatz über die symbolischen Bücher glaube ich Ihnen schon gesagt zu haben, daß es mir scheint, man könne dieselben nicht in ihrem Gegensatz gegen die Katholiken als bindende Norm anerkennen, ohne es zugleich auch im Gegensatz gegen die Pelagianer in unserer Mitte zu thun; wenn aber dies, so kommen wir doch dahin, daß wir mittelst ihrer ein Theil unserer Theologen vom Clerus ausschlie-

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ßen; wenn nicht, so scheint mir eine Absagung des Katholicismus, inwiefern ich nicht glauben kann, daß der eigentliche Katholicismus je Freunde unter uns finden wird, die dennoch sich uns als Lehrer aufdringen mögten, insofern unnöthig, und, inwiefern die unter uns am meisten christlich gesinnten mehr ein mit den Katholiken gemeinschaftliches Interesse gegen den Deismus und Indifferentismus zu haben glauben, als ein mit den Deisten und Indifferentisten gemeinschaftliches gegen den Katholicismus, insofern der Gesinnung und der Ansicht vieler der Besten unter uns kaum gemäß. Auf der andern Seite sind mir die Schwierigkeiten einleuchtend geworden, die mit einer eigentlichen und strenge durchgeführten allgemeinen Verpflichtung auf die Symbole verknüpft seyn | würden, und neige ich mich daher zu der Meinung, sie als Urkunden des ursprünglichen Geistes und Charakters der Parthey rein der Wissenschaft zu übergeben, und keinen andern practischen Einfluß von ihnen zu fordern und zu erwarten, als den sie durch das Studium der Wissenschaft hervorzubringen im Stande sind. – Von Eichhorns Leichtsinn und Windigkeit in Verwerfung des zweyten Briefes an Timotheus und an Titus bin ich mit Ihnen aufs lebhafteste durchdrungen (wie mir denn überhaupt die Achtung, in der er als Kritiker steht, unbegreiflich ist); wie kommen Sie aber um die Annahme einer doppelten Gefangenschaft Pauli in Rom herum? ich für meine Person lasse mir die kirchliche Sage des doppelten Aufenthalts gerne gefallen (denn daß sie aus den Briefen abstammen sollte, kann ich nicht glauben; so genau sahen die Väter nicht zu); Sie erklären sich aber in Ihrem Sendschreiben dagegen; hier bleibt mir noch ein Knoten. – Wie denken Sie über die Briefe Johannis? Die Aehnlichkeit der Sprache und der Abstand der Gedanken vom Evangelium, dabey die Ueberschrift ὁ πρεσβυτερος, wollen sich mir noch gar nicht recht zu einem festen Resultate reimen. Die Apocalypse ist g e w i ß nicht vom Verfasser des Evangeliums und der Briefe. Sie fordern mich noch einmal zu der logischen Preisfrage auf; es gehören aber wirklich zur Beantwortung mehr Bücher, als ich hier haben kann, und als ich auch eigentlich lesen mag, besonders, da man ja auch die neuern Werke von Bardili und Hegel nicht würde umgehen können, die mir beide in ihrer Anlage verunglückt scheinen; denn was namentlich Hegel betrift, so müssen ihm die logischen Formen entweder mehr, oder sie können ihm auch das nicht bedeuten, was sie ihm bedeuten. Was für ein ganz anderer Geist ist doch in Ihrer Dialektik als in dieser Logik! oder sollte ich doch das Rechte darin nur nicht gesehn haben? Finden Sie wirklich etwas darin? ein College hier, Berger, ist sehr davon entzückt; aber noch soll ich das erste verständliche Wort von ihm (so wie auch von Thaden, der gleich sehr entzückt ist) hören, wodurch dieses Entzücken gerechtfertigt würde. Was meine Logik betrift, so wollte ich froh seyn, wenn ich nur

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erst mein Compendium der Analytik zu Stande gebracht hätte. Ich bin aber vorzüglich um den Anfang verlegen, und mache vielleicht höhere Forderungen an mich, als bey Gegenständen von so geringem Gehalt am Ende nöthig ist. | Zum Schriftsteller bin ich überhaupt nicht recht gemacht; ich gehe nicht leicht genug daran und störe mich durch zu viel Kritik. Jetzt läßt mir außerdem zu großen Unternehmungen mein Amt noch nicht Zeit genug; denn noch habe ich den abgesteckten Kreis meiner Vorlesungen nicht vollendet, viel weniger durchgearbeitet. Darum müssen Sie auch meine Einleitung ins Neue Testament so bald noch nicht erwarten. Da ich sie durchaus aus den Quellen, aus diesen aber so vollständig zu schöpfen denke, daß sie fürs erste eine zweyte Bearbeitung überflüssig machen soll, so ist es überhaupt keine Arbeit weniger Jahre. Doch darüber denke ich Ihnen ein ander Mal noch mehr zu sagen, und wünsche von Ihnen noch recht viel über Ihre Anforderungen an eine solche Arbeit und die Art, wie Sie sie eingerichtet wünschen würden, zu hören. Dies würde mir um so lieber seyn, weil es mich beym Durchgehn der Quellen auf manches aufmerksam machen könnte, was ich sonst vielleicht zu wenig beachten würde. Nach Bonn habe ich bis jetzt noch oft sehnsüchtig hinübergesehn; besonders da ich zu bemerken glaube, daß meine theologischen Collegen mich auch lieber dort sähen als hier. Zwar komme ich wenig mit ihnen in Berührung, doch hatte ich sowohl sonst schon Gelegenheit, diese Bemerkung zu machen, als vor kurzem bey einer Facultätssache, bey der sie es mich fühlen ließen, daß ich nicht Doctor der Theologie sey, und zwar auf eine Art, bey der ich freylich nicht zweifle, daß die Regierung sie zurechtweisen wird, die mich aber zugleich wünschen läßt, diesem Mangel auf eine andere Weise abgeholfen zu sehn als so, daß ich ihnen dafür verbindlich seyn müßte, wenn sie vielleicht am Ende selbst die Ertheilung der Doctorwürde als einen Ausweg ergreifen sollten. Dies veranlaßt mich zu der Frage, ob und auf welche Art Ihre Facultät wohl geneigt seyn mögte, mich zum Doctor zu creiren? Das, wozu ich mich erbieten kann um mich dieser Ehre würdig zu machen, ist freylich nur wenig; ich will mir nämlich diesen Winter einige freye Zeit zu verschaffen suchen, um meine Bemerkungen über die Apocalypse, vorzüglich kritischer Art (z.B. daß die Apocalypse nicht von dem Verfasser des Evangeliums und der Briefe seyn könne; daß die Eichhornsche Hypothese, der Verfasser habe den Sieg des Christenthums über Judenthum und Heidenthum darstellen wollen, durchaus unzureichend und irrig sey etc.) zusammenzustellen und zu einem kleinen, wie ich hoffe nicht ganz uninteressanten, Buche zu verarbeiten. Ob die Facultät damit zufrieden ist, darüber bitte ich Sie mir recht bald eine kleine

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Nachricht zu geben. So unangenehm | es mir an sich ist, etwas zu suchen, was frey ertheilt erst eigentlichen Werth hat, und was ich sonst nie entbehrt habe noch entbehren würde, so ist mir der pedantische Hochmuth meiner Collegen zu empfindlich, als daß ich mich nicht vor demselben zu schützen wünschen müßte; und wie ich am ungernsten von diesen Collegen selbst das Doctorat empfinge, so erhielte ich es am liebsten von der Facultät, der ich durch Sie ohnehin schon am meisten verdanke. Doch auf Bonn zurückzukommen, so haben die neuesten Vorfälle meine Sehnsucht etwas abgekühlt. Daß das, was in Berlin geschehen ist, auch hier die größte Sensation hat machen müssen, werden Sie gewiß voraussetzen; sie war um so größer, da das Gerücht das wirklich Geschehene ins Abentheuerliche vergrößerte; bald sollte die ganze Universität unter polizeyliche Aufsicht gestellt, bald Reimer verfolgt, bald Sie, De Wette, Bleek, sogar Neander verhaftet seyn. Ich verhielt mich von Anfang an ungläubig; besonders war ich in Ansehung Ihrer ruhig, da ich nicht einsah, was auch die arglistigste Verläumdung Ihnen in solcher Hinsicht sollte andichten können; bald berichteten Briefe und Zeitungen das Zuverlässige. Nun schien es uns freylich schlimm genug, daß die Verblendung einiger gereitzten Individuen (man schreibt hier das meiste auf die Rechnung von Kampz) mit Dingen, die sich gewiß wieder in Seifenblasen auflösen werden, ein für die Ruhe der Völker so gefährliches Spiel treiben könnten; aber eigentlich empört hat mich das, was wir nachher aus Bonn erfahren mußten, die Versieglung von Welckers und Arndts Papieren. Denn wie ich namentlich Welckern kenne, so bin ich von ihm überzeugt wie von mir selbst, daß eine staatsgefährliche Verbindung nie von ihm eingegangen werden kann; und wenn dann die größte Unschuld und Unbescholtenheit nicht davor sichern kann, daß nicht die vertraulichen Mittheilungen von Freunden und Verwandten fremden Händen übergeben werden, so ist das doch ein heilloser Zustand. Dafür rühme ich mir denn doch unsere Regierung, bey der wir wenigstens nichts von Preßzwang, Censur, Brieferbrechen u.s.w. wissen. Doch ist ja auch wohl zu erwarten, daß, wenn, wie ich nicht zweifle, sich zeigen wird, daß hier abermals höchstens nur die Unbesonnenheit einiger junger Leute in Ausdrücken, deren sie sich gegen Freunde bedienten, zu tadeln ist, daß dann eine eclatante Bestrafung der Lärmbläser dem empörten Gefühle Genugthuung geben wird. | Die politischen Regungen und Erwartungen sind hier stiller geworden; man sieht jetzt begierig dem Resultate entgegen, was aus den Berathungen einer in Kopenhagen zusammengerufenen, aber wohl am besten zusammengesetzten Commission zur Entwerfung einer Constitution für Holstein, hervorgegangen seyn wird. Da von diesem Resultat bis jetzt noch

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nichts verlautet ist (denn die Sache ist sehr geheim betrieben worden) so suspendirt jeder natürlich noch sein Urtheil; daher auf dieser Seite jetzt kein Streit, wenigstens kein neuer Streit; denn die Ritterschaft besteht fortwährend auf ihren alten Protestationen. Dagegen die kirchlichen Streitigkeiten dauern noch fort, und zwar auf dieselbe widerliche und kleinliche Art. Haben Sie die letzte Schrift von Harms gegen Lehmus gesehn? Dabey ist ihm doch auch Ammon wieder abgefallen, der überhaupt einen ehrenvollen Rückzug zu gewinnen sucht. Harms ist empfindlich; mich freut, daß Ihre Vorhersagung eingetroffen ist. Vor einigen Tagen lernte ich Geibel kennen, indem die Catalani mich zufällig nach Lübeck lockte. Er hat mir sehr wohlgefallen; doch scheint er mir alles etwas zu rosenfarben anzusehn, und daher mit allem zu sehr gleich zufrieden zu seyn. Auch hätte ich ihn mir mehr nach des alten Hermes Weise gedacht. Von dem Plane, Luthers Nachkommen betreffend, kann ich hier kein sonderliches Gedeihen rühmen. Wie geht es Ihnen dort? wenn besser, so könnte eine Nachricht davon auch hier zur Ermunterung nützlich seyn. Wollen Sie mir also etwas darüber sagen? Doch endlich muß ich einmal abbrechen; Sie werden über den langen Brief schon müde geworden seyn. Grüßen Sie recht viel und herzlich Ihre liebe Frau, Kinder und Schwester (Lotte ist ja wohl bey Ihnen?) Meine Tine trägt ebenfalls Grüße auf. Gott erhalte Sie recht gesund. Ihr Sie innigst verehrender und liebender Twesten.

4791. Von Antonio Maria Vassalli-Eandi. Turin, Mittwoch, 21. 7. 1819 A Monsieur / Monsieur Schleiermacher / Secrétaire de la Classe de Philosophie / de la Rle Académie des Sciences de / Berlin [Bl. 6v]

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Le Professeur Vassalli-Eandi Secrétaire Perpetuel de l’Académie Royale des Sciences de Turin A Monsieur Schleiermacher Secrétaire de la Classe de Philosophie de la Royale Académie des Sciences de Berlin 4791. Überlieferung: H: BBAW, Archiv, II–XVI, Nr. 63, Bl. 5 f. „pr 16t. Oct.“

Empfangsvermerk:

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Briefe 4791 – 4792

Monsieur et Illustre Collégue. J’ai reçu avec votre lettre du 31 Octobre dernier le volume de la Royale Académie des Sciences de Berlin, dont vous étes un des très-dignes Secrétaires, que votre illustre Compagnie a bien voulu adresser à l’Acedémie de Turin. Je ne manquerai pas de le présenter à sa premiere séance; en attendant interpréte des sentimens de mes Collégues je vous prie de presenter à votre illustre Académie les plus vifs remercîmens de l’Académie de Turin pour son précieux volume. J’espére que votre Académie aura reçu le deux derniers volumes (22e et 23e) de l’Académie de Turin que j’ai adressés à Monsieur le Secrétaire avec une lettre dans le mois d’Août de l’année derniere. Le paquet a été remis à Monsieur le Chevalier Spagnolini Consul de notre Roi à Livourne qui s’est chargé de vous le faire passer par le canal du Consul de Sa Majesté le Roi de Prusse. Je vous prie de dire bien des choses de ma part à Monsieur Tralles votre Collégue, et d’agréer les assurances de ma plus haute estime, et de ma considération très-distinguée Turin, ce 21 Juillet 1819. Vassalli-Eandi

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4792. An das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Freitag, 23. 7. 1819 An Ein hohes Ministerium der Geistl Unterrichts u MedicinalAngelegenheiten Zweite Abth. Der officielle Artikel über die seit kurzem ergriffenen polizeilichen Maaßregeln in No 58 der Staatszeitung giebt die Nachricht, daß „ächt jakobinische Lehren und Aeußerungen zum Theil aus Federn geflossen, welche zur Verbreitung der Grundsäze der Religion und Moral bestimmt sind“ Diese Ausdrücke können vorzüglich nur von Predigern und von akademischen Lehrern der Theologie verstanden werden. Das ihnen vorangehende besagt auch für einen aufmerksamen Lehrer keinesweges, daß die gemein4792. Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 59, Bl. 1. 4 giebt … daß] über )redet von* 8 Predigern] über )Geistlichen* 9 ihnen] mit Einfügungszeichen über der Zeile vorangehende] korr. aus vorhergehende

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ten Aeußerungen nur von Ausländern herrührten; und auch die spätere Stelle „So weit die Sache jezt schon vorliegt ist kein ruhiger Staatsbürger von diesem schädlichen Gift ergriffen“ gewährt eine solche Beruhigung nicht; sondern jeder kann sich dennoch berechtiget halten, die früheren Worte auch auf inländische und hiesige Geistliche und akademische Theologen zu deuten, von denen er etwa meint sie seien schon sonst für unruhig gehalten worden. Die unterzeichnete Facultät findet daher zu ihrem tiefsten Schmerz, daß jene officiellen Aeußerungen den ganzen Stand, dem sie angehört, einem Verdachte Preis geben, den nun jeder Schmähsüchtige nach Belieben auf Jeden einheimischen und auswärtigen der ihm mißfällig ist mit geheimnißvoller Berufung auf das was noch | aus den Akten zum Vorschein kommen werde hinlenken kann. Da nun überdies die Commission, von welcher die Untersuchung geleitet wird, sich sehr rücksichtslos erlaubt hat, behufs einer ganz geringfügigen Auskunft ein Miglied der Facultät vor sich zu laden: so halten wir es um so mehr für unsere Pflicht, Ein hohes Ministerium vertrauensvoll zu unserm Schuz aufzurufen, und bitten daher Hochdasselbe ganz gehorsamst durch das hohe Staatsministerium welches in dieser Angelegenheit sicherm Vernehmen nach auch anderweitig schon schüzend aufgetreten ist, eine beruhigende öffentliche Erklärung hochgeneigtest dahin zu bewirken, „daß jene Verdacht erweckende Aeußerung auf die Facultät durchaus keine Anwendung erleide“. Ein hohes Ministerium wird gewiß in dieser gehorsamsten Bitte nur die Treue der Facultät anerkennen vermöge deren sie ein großes Gewicht auf die officiellen Erklärungen legt, und den Wunsch, zu einer Zeit, wo der einmal aufgeregte Argwohn auch das reinste nicht verschont, ihren Ruf so unverlezt zu erhalten, als sie sich bewußt ist es zu verdienen. Berlin d 23t. Julius 1819 Die theologische Facultät Neander de Wette concepit Schleiermacher 23/7. 19

11 Ausländern] korr. aus Auswärtigen spätere] über )folgende* 16 Worte] über )Stellen* 17 meint] über )glaubt* 20 officiellen Aeußerungen] korr. aus officielle Aeußerung 21 geben] über )giebt* 32 dahin] mit Einfügungszeichen über der Zeile 35 f die Treue] über )den Wunsch* 36 f vermöge … Wunsch] mit Einfügungszeichen am linken Rand 38 einmal] über )nun*

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Brief 4793

4793. Von Friedrich Lücke. Bonn, Freitag, 23. 7. 1819 den 23st. July 19. Nicht Arndt, sondern nur Arndts Papiere sind in Beschlag genommen am 15ten dieses Monats. Früh um 5 1/2 Uhr sind bey Arndt und Welker (1 und 2.) Berlinische Commissarien (3 Officiere und 1. Policeyrath), nachdem sie dem Rector ein Ministerialschreiben von Wittgenstein vorgezeigt, eingebrochen und haben alle Papiere, bey Arndt sogar K ü n f t i g e s ein altes Hemde, genommen, in Säcke geworfen, versiegelt und in das Haus des Rectors geschleppt. Um 1 oder 2 Uhr war erst die Beschlagnahme der Papiere zu Ende. Die Art und Weise und die Sache selbst hat Groß und Klein empört; die Stadt war in großer Bewegung; unter Napoleon selbst, sagte man, sey dergleichen nicht vorgefallen, so ganz gegen alle Form und das ausdrücklichste Gesetz, das die Policey der Justiz unterordnet. Es war ein vollkommenes iustitium. Seit jenem Tage bis jetzt untersuchen nun die Berliner Herrn, lesen auf ein Mahl Griechisch, Latein wohl auch Hebräisch und recensiren nach den Grundsätzen der allerhöchsten Kritik; wundern sich aber, nichts zu finden. – Nanny hat sich nach dem ersten Schreck, da die Kerle an ihr Bett gerückt waren, bald gefaßt und ist ruhig; und auch der Knabe ist gesund, und seit dem 18ten ein Christ. Der Senat hat, nachdem es ihm gelungen war, die Studenten zur Ruhe zu bringen, gleich Tags darauf eine Protestation beschlossen, die Sache ganz zu der seinigen gemacht, die Gesetzesverletzung gründlich dargestellt und das Ministerium um Genugthuung gebeten; auch ist in dem Bericht gezeigt worden, daß nichts mehr heilig sey und alle Wissenschaft geknechtet, wenn die Hefte der Professoren, ihre zwischen Erscheinen und Nichterscheinen schwebenden Gedanken, nicht mehr sicher sind vor der Polizey. Der ganze Senat hat mit größter Einstimmigkeit den gutgefaßten Bericht unterschrieben, bis auf Einen, der sowohl bey der Verhandlung, als der Unterschrift a b s i c h t l i c h fehlte, H e r r v o n N e e s . Dieser hatte im Gasthofe schon zweydeutig geredet[,] und selbst grobe Erwiederungen des Bürgermeisters, der sich auf das Gesetz berufen im Streit mit ihm, hatten den kleinen Mann nicht zur Besinnung gebracht. Er ist klein genug, um des Ministers Schooßkind zu seyn; auch empfindsam genug, um allen Geist der Freyheit und alle 4793. Überlieferung: H: Jagiellonische Bibliothek Krakau, Handschriften-Abteilung, Friedrich Lücke; D: Christophersen: Friedrich Lücke 2, S. 234–238. Empfangsvermerk: „erh. d 31t. Jul“. 4 (3 … Policeyrath)] ohne Klammern mit Einfügungszeichen am linken Rand

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Gerechtigkeit wegzudemonstriren. Mir ist dabey Göthens Spruch eingefallen, kommt die Gelegenheit – werden es s c h l e c h t e G e s e l l e n . – H i e r gibt es mehr als Pflanzen und Akademien! Mühlensfels in Cöln ist förmlich arretirt. Als Gesetzkundiger hat er aber nur dem Procurator des Königes seine Papiere eingehändigt. Sein Betragen ist tapfer, selbst die Policeydiener staunen. Staatsrath Daniels ist immer zugegen bey dem Verhör. Die Immediatjustizcommission und der Appelhof – haben gegen das Verfahren und | gegen diese Cabinetsjustiz protestirt. Die Protestation ist schon in Berlin. Kommt keine Genugthuung: so ist der Geist der hiesigen Lande wieder so stark beleidiget, daß es schwer seyn wird, ihn zu besänftigen. Selbst das gute Weinjahr entschädigt nicht für solche Gesetzwidrigkeiten. Die beyden Welker, unschuldig wie die Sonne, gleich Arndt, sind darum, wie man sagt, in Untersuchung gezogen, weil die Gewissensinquisition, die der berüchtigte Crome, ein gefährlicher Feind von Welker dem älteren, angestiftet und geleitet, sie in Verdacht gebracht. Bey Mühlenfels inquiriren sie auf die S c h w a r z e n , mit welchem Namen man in Gießen die Deutschen Röcke bezeichnet hat; auch was er von Sand halte? Darauf hat Mühlenfels brav geantwortet; wegen des letztern die Ungebührlichkeit der Gedankeninquisition gerügt und sich erboten, dem Könige, aber nur ihm, Rechenschaft zu geben. Der ältere Welker ist an den König gegangen; der jüngere, der Jurist, hat einen tüchtigen Bericht an das Ministerium gesendet. Merkwürdig, daß in Koblenz Niemand arretirt, auch keines Papiere in Beschlag genommen. Die öffentliche Meinung ist hart empört und es wird von Berlin aus viel kosten, sie wieder vorzüglich in Koblenz zu beruhigen. Die Universität hat durch diesen Act der Gewalt von Oben besonderes Intereße geweckt, und die Leute sehen uns an als die Ihrigen, und als Theilhaber Eines Gesetzes. Ich fürchte aber die Frequenz der ärmlich und kränklich aufkommenden Anstalt wird sehr verringert werden. Der Naturalismus wird übermäßig begünstigt, die glänzenden Anstalten für Botanik und Astronomie fressen alles Geld, und für das Nothwendigste ist nichts mehr da. Man sollte nur, um die hiesigen Lande zufrieden zu stellen, von allen Astronomischen und Botanischen Thürmen zuerst einen Bischof ernennen, und die katholische Facultät vollzählig machen. Man bauet aber jetzt überall von Oben herab. Nees hat uns durch sein Schmeicheln in Berlin großen Schaden gethan. Das Ministerium wird immer gröber gegen uns, und mißtrauischer. Nun wollen sie sogar auch dieses Mahl den Rector ernennen aus 3 Candidaten, die wir vorschlagen sollen. In Berlin war es nie so. Aber man thut Alles, um uns hinter Berlin zurückzusetzen, und scheint Oben die Stiftung der Universität halb zu bereuen. Es ist keine Freude, hier Professor zu seyn. Aber wir müssen h i n d u r c h . |

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Briefe 4793 – 4795

Genug aber für diesmahl. Kommen Sie nur bald, in die schönen, wunderschönen Berge. Der liebe Gott hat Alles so schön gemacht und so herrlich bereitet, – aber die Menschen – –. Meine Henriette grüßt recht freundlich und freut sich gar sehr, Sie in unserm kleinen Häuschen zu empfangen. Grüßen Sie Alle. Arndts, und Herz, Alle grüßen. Der Ihrige Lücke. Bey Welker 1. dem Archäologen haben die Commissare als verdächtig behalten ein Gedicht von Voß auf das Befreyungsjahr 1813. in Abschrift; auch ein Französisches zu Gunsten und zu Ehren der Bourbons. Bey Welker 2. haben die Herren alle Briefe der Frau genommen, sogar einen angefangenen Brief seiner Schwägerin und die Briefe seiner Schwiegermutter aus Kiel, die aber hier ist. Die Holsteinerin will sich bey dem Gesandten in Berlin beklagen. Bewegen Sie doch die Leute, daß sie uns bald unser Seminar einrichten. Die Studenten warten darauf. Gelegentlich machen Sie es doch begreiflich, daß die Juristen Facultät noch eines 4ten Professors bedarf; sie bekommt sonst von Frankfurt keine Acten. Das Spruchcollegium leidet darunter.

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4794. An Christian Samuel Weiß (auch von Philipp Konrad Marheineke). Berlin, Mittwoch, 28. 7. 1819 Rectori magnifico Ewr Magnificenz beehre ich mich in der Anlage das durch mancherlei Umstände verzögerte Gutachten der Facultät über den Gegenstand des mitgetheilten Rescripts vom 10ten praecedentis zur Erledigung des geehrten Anschreibens vom 24ten praecedentis ergebenst zu übersenden. Berlin d 28 Jul 1819 Der Dekan der theol. Fac. DM 4794. Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 15, Bl. 9. Konzept von Schleiermacher geschrieben, von Marheineke als Dekan mit „DM“ (für Doktor Marheineke) gezeichnet. Mit einem Fakultätsgutachten über die lateinische Rede (Schleiermachers Konzept dazu: Bl. 8 in derselben Akte). 6 d … 1819] von Marheineke eingetragen

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23. 7. – vor dem 31. 7. 1819

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4795. Von Ernst Moritz Arndt. Bonn, vor dem 31. 7. 1819

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Lieber Bruder. Ihr sorgt also um uns, und wir leben gottlob unverzagt; ich wenigstens jetzt – wie es im Gedränge bei mir immer ist – und wenn es an Kopf und Kragen ginge. Sie untersuchen jetzt meine Papiere. Was finden sie? Daß ich der Freundschaft und Liebe der Besten genieße, wo ich gelebt habe, und hie und da ein Wort, das sie sich auf den Nagel schreiben können: Horcher an der Wand hört seine eigne Schand. Bündelei können sie bei mir nicht finden; denn die Geheimnißkrämerei ist mir verhaßt wie die Hölle, und die Jugend, wo sie mit dummen Einfällen mich berühren will, hab’ ich von jeher zur Zucht und Stille ermahnt und in festem stillem Sinn das Freie Edle und Keusche zu pflegen, bis die Mannheit zur Tugend und Würde des Lebens nach außen hin reif ist. Also was wollen sie? Ich begreife es nicht; wollen sie die Zeit zurücktreiben? eher können sie in ihrer tollen Leidenschaftlichkeit alles verderben als das. Wollen sie nun auf mich fallen; nur meine Schriften können sie antasten, und da will ich ihnen schon Rede stehen. Wollen sie schrecken, daß man sich von ihnen ein wenig beschimpfen und dann wegstoßen laßen soll? O sie kennen mich noch nicht; mein Muth wächst wie die Klemme wächst, und für ihre Krippe geb’ ich kein Tröpfchen schwer erworbner Ehre hin. Du sollst also wißen, daß es mir gut gehen wird und daß ich wie ein Mann schußfest stehen werde; denn | ich stehe auf gutem sicherm Boden der Wahrheit und des Rechts. Eben so stehen die beiden wackern Welcker; die hat Crome angeschwärzt. Siehe so pfeifen die Mäuse der Schande. Und meine Mäuse? – Übrigens bitt’ ich euch von allen dummen Gerüchten und Lügen aus der Ferne höchstens ein Sechszehntel zu glauben. Meine Frau und der Siegerich grüßen herzlich und befinden sich sehr wohl. Der Junge gedeiht von Tage zu Tage mehr und fängt an niedlich zu werden. In seiner Geburtsstunde und in seinem Namen liegt ein gutes Omen. Übrigens meld ich dir, daß ich keinen Briefwechsel habe als mit alten Freunden und daß alle Schwirrbelei und Wirbelei mit Thoren oder Gauklern oder fantastischen Jünglingen fern von mir liegt. Von deinen Briefen haben sie auch. Was finden sie dort? Zuweilen eine Klage, auch wohl einen Klang des Zorns, daß es hier unter dem Monde nicht vernünftiger hergeht. Gott mit euch allen! Dein EMA. 4795. Überlieferung: H: BBAW, SN 239, Bl. 60; D: Ernst Moritz Arndt. Ein Lebensbild in Briefen, S. 212 f. Empfangsvermerk: „empf. d 31t. Jul. 19“.

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Briefe 4796 – 4799

*4796. Von Immanuel Bekker. Venedig, Juli 1819 Auftrag in Bezug auf den Kreditbrief an Schickler. Über die Rechte der Akademie an Bekkers Aufzeichnungen über Aristoteles. Über die Beteiligung der Akademiemitglieder an der Aristoteles-Ausgabe. Über die Edition der jüngst von Niebuhr entdeckten Institutiones Gaii.

*4797. Von Joachim Christian Gaß. Juni/Juli 1819

4798. Von Anne (Nanny) Arndt (auch an Henriette Schleiermacher und Caroline Schede). Bonn, Ende Juli 1819 Ich weiß eigentlich nichts hinzuzusetzen zu dem was Arndt gesagt hatt, wenn Euch kein hinderniß kömt, und Ihr vorlieb nehmen wolt wie Ihr uns findet so erwarten wir Euch mit Freuden, auch daß mein kleiner Sigerich troz aller Gesundheit doch sehr Unruhig ist, macht es eben nicht sehr angenehm im Hause, ich und ein Mädchen haben den ganzen Tag mit ihm zu tuhn, doch wenn ich bedenke daß Ihr künftiges Jahr gar nicht kommen könt, so Wünsche ich troz allem doch daß ihr kommen möget, laßt Euch also durch diese unannehmlichkeiten nicht abhalten. So heiter Arndt auch dise Fatale Geschichte beginnen sah, so hatt es Ihn und die andern nach *4796. Erschlossen aus Brief 4805, Z. 4–35 (8. 8. 1819), zum Inhalt vgl. auch Brief 4805, Z. 50–53. *4797. Erschlossen aus Brief 4803, Z. 4–5 (6. 8. 1819); Schleiermacher erwähnt hier, dass er den vorletzten Brief von Gass noch nicht beantwortet habe, der vorletzte nicht erschlossene Brief von Gass sei jedoch beantwortet. 4798. Überlieferung: H: BBAW, SN 240, Bl. 73. Dieser Brief (der zeitlich zwischen Siegerich Arndts Geburt am 18. 6. 1819 und der Abreise der Schleiermachers nach Bonn kurz nach Schleiermachers Brief 4805 an Immanuel Bekker vom 8. 8. 1819 geschrieben wurde) gehört offenbar mit Ernst Moritz Arndts Brief 4789 (20. 7. 1819) oder Brief 4795 (vor dem 31. 7. 1819) zusammen. Mit Blättern für „Jettchen“; ungewiss ist, um wen es sich handelt. 6 daß] das

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gerade doch verstimt, dies hoffe ich soll sich aber geben wenn Ihr hir seid, wenn Arndt nur nicht fort muß, das ist das einzige unangenehme was ich fürchte. Ueberhaubt kann ich wohl sagen ist mir recht Melankolisch zu muthe, was hatt [man] nach disem allen nicht für trübe außichten in die Zukunft, da mann sich ja alles erlaubt. Doch Mündlich hirvonn. Grüßt alte Lotte, die Kinder und Reimers, bringt nur ja die Eichhorn mit, Sak freut sich zu sehr. Ihr schreibt wohl noch einmal wie lange ihr unterwegs zu sein denkt, und ob ihr wirklich den 9ten abreiset. N. Arndt. | Liebe Caroline ich Grüße dich Herzlich und bitte dich diese Blätter sogleich an Jettchen zu schikken. Ich binn Gesund, und mein kleiner lieber junge auch, mehr zu sagen habe ich heute nicht Zeit, schöne Grüße an Wilhelmine und Karl, die Hertz ist hir, und g ä n z l i c h unverändert in ihrem Weesen. Deine N Arndt Laßt doch von Euch hören.

4799. Von Joachim Christian Gaß. Breslau, Sonntag, 1. 8. 1819 Herrn / Doktor Schleiermacher / Hochwürden [Bl. 134v] Breslau, den 1 Aug. 19

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Deinen freundlichen Gruß durch Lichtenstädt habe ich erhalten und darneben manches von ihm erfahren, was mir unter den gegenwärtigen Umständen lieb war. Seit dem aber kann ich zu wenig, oder gar keinen sichern Nachrichten von dort kommen, welches ich jedoch mehr für ein gutes als für ein übles Zeichen halte. Ich wollte Dir schon immer mit der Post offen und grade schreiben, denn meinethalben mag jeder wißen, wie ich über den ganz zur Unzeit angefangenen Lärm denke, aber man hat es mir hier doch wiederrathen und es ist auch wohl auf jeden Fall beßer, die klägliche Geschichte erst völlig abblitzen zu laßen, dann aber recht ernst, freimüthig und tüchtig drein zu fahren, welches auch hoffentlich nicht unterbleiben wird. Sonst habe ich oft gewünscht, man mögte Dich und mich und andre 4799. Überlieferung: H: BBAW, SN 287/1, Bl. 133 f.; D: Schleiermacher: Briefwechsel mit Gaß, S. 175 f. (gekürzt). Beantwortungsvermerk: „beantw. d 6 t“.

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Briefe 4799 – 4801

Leute von der rechten Gesinnung auch vorladen, so könnte man der Sache vielleicht jezt schon eine andre Wendung geben, woran die Menschen für jezt nicht zu denken scheinen. Der ganze Lärm macht hier wenig Eindruck und man ist ziemlich allgemein überzeugt, es sei gar nichts dahinter. Was die Zeitungen bis jezt darüber enthalten ist auch das Erbärmlichste was darüber gesagt werden kann und erfährt auch so weit ich höre eine allgemeine Verachtung. Alle Rechtlichen und Guten sind zur Zeit um keinen, deßen Name hierbei genannt worden | auch nur im mindesten besorgt, und erwarten, daß die Kamptzischen demagogischen Umtriebe mit den Schmalzischen geheimen Verbindungen in dieselbe Kategorie gehören und daß wie die Geschichte auf dem naßen Wege der Tinte angefangen, sie sich auf dem troknen des allgemeinen Gelächters enden werde. Dies leztre wünsche ich indeß nicht, sondern meine man müße die Sache von der andern Seite mit dem größten Ernst auffaßen, damit das Volk endlich erfahre, woran es ist und wer die Verdächtigen sind und wer die Getreuen und Wohlgesinnten. Und so hoffe ich eigentlich recht viel Gutes und einen neuen Schritt zu dem, was die Verhältniße des öffentlichen Lebens fodern. Im Auslande, namentlich in Sachsen, ist viel Jubel über das dumme Zeug das bei uns vorgeht und diese Schande muß auf die zurükkgewälzt werden, die sie verdienen. Uebrigens meint man auch hier, die Anregung sei aus Wien, oder aus Heßen gekommen. Ists Dir nicht möglich, liebster Schleiermacher mir einige Zeilen zu schreiben? Wir würden uns alle unendlich freuen, denn man erfährt eigentlich nichts zuverläßiges. Willst Du den Brief nicht grade zu an mich adressiren, so schikk ihn an den Rehdiger in Striese bei Breslau, oder an den Grafen Gröben, oder an den Obrist Leutnant Stockhausen. Vor allen Dingen schreib mir von Ahrendt und Reimer, wo sie denn eigentlich sind. | Auch um sie sind wir unbesorgt, vielmehr kann es gut sein, wenn sie vernommen werden, wohl aber um die Frauen gar sehr und daher müßt Ihr uns etwas von Euch hören laßen. Man sagt hier, die polizeiliche Untersuchung werde durch den RegierungsRath Granow geführt. Den kenne ich von Stettin her als einen saubern nichtsnutzigen Gesellen und doch sollte man grade solche Dinge wenn man glaubt sie nicht vermeiden zu können, in die reinsten Hände legen. Aber auch das kann zum Guten führen, denn man muß sich fast freuen über die dummen Streiche und je mehr desto beßer. Wir grüßen Euch alle herzlichst, laßt uns nicht lange auf Nachricht warten und schreib nur unter der Adreße der Rehdiger, denn die beiden andern sind verreist. Gott sei mit Euch! Gaß. 32 auf] auch

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*4800. An Karl Georg von Raumer. Berlin, Dienstag, 3. 8. 1819 Beantwortung von Raumers Anfrage wegen Przystanowskis Schicksal.

4801. An Wilhelm Bäumer. Berlin, Dienstag, 3. 8. 1819

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Zwei Schreiben von Ihnen, mein geehrtester Herr und Freund, habe ich zu beantworten, von denen das erste besonders reich ausgestaltet war. Bei dessen Ankunft war unsere Provinzialsynode noch im Gange; diese hat mich mit meinen übrigen Arbeiten soweit in Rückstand gebracht, daß auch meine Correspondenz seitdem fast ganz gelegen hat und bei meiner nahe bevorstehenden Abreise bin ich auch jetzt außer Stande, auf Ihre gütigen Mittheilungen einzeln einzugehen, sondern bewahre dies für das so Gott will uns bevorstehende Gespräch. Nur im Allgemeinen will ich Ihnen herzlich danken und Ihnen gestehen, daß Sie es uns in Vielem, was Geschäftsgewandheit und Umsicht betrifft, zuvorthun, und daß in den Ansichten Ihre Entwürfe mit den unsrigen im wesentlichen zusammenstimmen, und alles übrige, soweit es nöthig ist, sich sehr leicht auf den ersten General-Synoden, die wir haben werden, ausgleichen wird. Unsere Provinzial-Synode hat denn Gott sei Dank fast einstimmig den Wunsch ausgesprochen, die Consistorialverfassung in eine reine Synodalverfassung zu verwandeln, auch gleich die Methode, wie dies in unsern Gegenden geschehen könne, angegeben. Die Magdeburger hat den Wunsch zwar auch ausgesprochen, aber erklärt, sie halte die Sache für jetzt noch unausführbar und sich mit Vorschlägen zur allmählichen Annäherung begnügt. Diese werden also auf der General-Synode uns auch beistimmen. Unsere Prov.-Synode hat nun darauf angetragen, daß eine General-Synode, die vorläufig freilich nur aus Geistlichen bestehen könne, baldmöglichst zusammenberufen werde, um einen allgemeinen Beschluß der Geistlichkeit wenigstens über diesen Hauptpunkt zu fassen, damit hernach ein Verfas*4800.

Erschlossen aus dem Beantwortungsvermerk zu Brief 4782 (5. 7. 1819).

4801. Überlieferung: D: Mulert: Zwei Briefe Schleiermachers zur Kirchenverfassungsreform, S. 527–530. Datierung anhand des Beantwortungsvermerks zu Brief 4767 (2. 6. 1819) und zu Brief 4786 (14. 7. 1819).

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Briefe 4801 – 4802

sungsentwurf dem König zur Bestätigung vorgelegt werden könne, der nur die Hauptpunkte enthalte, denen zufolge hernach in allen Provinzen die einzelnen Synoden zusammenberufen und die Verwandlung der Consistorien in Synodalausschüsse vor sich gehen könne, auf denen dann alles übrige berathen, und das noch fehlende Allgemeine auf der ersten wahren Generalsynode völlig beschlossen werden könne. Mein dringendster Wunsch ist nun, daß Ihre Kirche gegen eine solche vorläufige General-Synode, für die sie ja einen andern Namen in Vorschlag bringen kann, nicht etwa ihrer Unvollständigkeit wegen protestiere. Denn es ist ja doch das einzige Mittel, wie zum ersten Mal alls Provinzialkirchen zusammentreten können. Durch diesen Antrag ist auch die Trennung der allgemeinen Verfassungsurkunde von allem bloß Ceremoniellen sowie von der Kirchenordnung schon bevorwortet und das letzte alles bleibt dann ausgesetzt, bis die Verfassung überall realisiert ist. Ich wünschte weniger meinet- als der guten Sache wegen, daß ich nur einige Wahrscheinlichkeit hätte, auf diese allgemeine Vor-Synode auch zu kommen, um auch in dieser letzten Instanz mein Scherflein geben zu können, welches nächst dem höchst wohltätigen und dem entscheidenden Einfluß der Herren Ribbeck und Hanstein auf der Provinzial-Synode doch auch nicht ganz unnütz gewesen ist. – Auch was die Kirchenzucht betrifft, ist die Sache besser gegangen, als ich erwartete, allein das Nähere darüber ist zu weitläufig für die briefliche Mittheilung. So haben wir auch in Bezug auf die Patronatverhältnisse nach meiner Überzeugung die beste Auskunft getroffen, die unter den hier gegebenen Umständen, die freilich von den Ihrigen sehr differieren, nur möglich war. Ihr zweites Schreiben betreffend, so habe ich das andere Exemplar der Nummer des Anzeigers, der jetzt ein sehr zweckmäßiges Blatt wird, an H. Sethe abgeschickt, ihn aber seitdem noch nicht gesehen. Sobald unsere Synodalversammlungen erst wirklich gesetzgebend sind, muß allerdings auch eine gewisse Öffentlichkeit derselben eintreten; und ich wüßte auch nichts besseres als Auszüge aus den Verhandlungen. Allein nach Verschiedenheit des Interesse am Kirchlichen möchte sich das wohl in jeder Provinz verschieden gestalten. Übrigens bin ich nicht ganz gegen alle öffentlichen Sitzungen, sondern glaube, daß diese, zweckmäßig ausgespart, sehr wirksam sein könnten, zumal wo die Versammlung in größeren Städten ihren Sitz hat, das Interesse an dem Kirchenwesen zu erhöhen. Nur anfangen darf man damit nicht sogleich in solchen Gegenden, wo das ganze Synodalwesen noch neu ist. Und nun, mein Theurer, muß ich mich aus gänzlichem Mangel an Zeit beurlauben, und will Ihnen nur noch den nötigen Vortrag über meine Reise

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machen. Nächsten Montag, den 9. Aug. denke ich mit Gottes Hülfe abzureisen und den 21. und 22. bei meinem Schwager Arndt in Bonn einzutreffen. Ihre Gegenden denke ich erst auf dem Rückwege zu besuchen, den ich in den letzten Tagen des September antreten will. In der Zwischenzeit gedenke ich noch eine Reise nach Trier, Saarbrück und durch die jenseitige Pfalz nach Bonn zurück abzumachen. Das Nähere würde ich Ihnen dann von Bonn aus nach meiner Rückkunft von dieser Zwischentour melden. Sollte aber eben grade Ende September und Anfang Oktober Ihre Lippstadt’sche Provinzial-Synode fallen, so bitte ich Sie, mir dieses baldmöglichst nach Bonn zu schreiben und Ihre Vorschläge hinzuzufügen, was für eine andere Einrichtung sich vielleicht treffen ließe. Bis dahin Gott befohlen mit Bitte um die Fortdauer Ihres Wohlwollens. Schleiermacher. Noch eins. Es hat sich zufällig ergeben, daß unter meinen näheren hiesigen Freunden zwei Universitätsfreunde von Ihnen sind, die mir herzliche Grüße aufgetragen haben, nämlich Herr Prediger Grell und der erst seit kurzem hier wohnende Justiz-Commissarius Reinhardt, ein weitläufiger Verwandter von mir, der damals wohl noch die theologische Laufbahn verfolgte.

4802. An Friedrich Herzberg. Berlin, Freitag, 6. 8. 1819

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Ewr Hochwürden ersuche ich ergebenst, da ich mit Gottes Hülfe Montag abzureisen gedenke das Praesidium des KirchenvorstandsCollegii gefälligst jezt schon zu übernehmen, und bei der nächsten Versammlung die übrigen geehrten Glieder des Collegii mit meinen besten Wünschen für die Zeit meiner Abwesenheit, die bis in die ersten Tage des Octobers dauern wird, freundschaftlich von mir zu begrüßen Die unabgemachten zwei Sachen beehre ich mich Ihnen anbei zuzustellen. Wegen der Ebertschen habe ich mein votum beigelegt und bitte Sie ergebenst es dem Collegio mitzutheilen. Was den Streit der Leichenträger betrift so hatte der wohlselige Herr p Hecker diese Sache schon in der lezten Conferenz vortragen wollen, sie ist aber der CassenSachen wegen 4802. Überlieferung: H: ELAB, 10405, Nr. 752, Bl. 42; D: Reich: Schleiermacher als Pfarrer, S. 479 f. 10 den] korr. aus die

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Briefe 4802 – 4803

liegen geblieben. Meines Erachtens müßten die beiden Küster zunächst separatim darüber gehört werden | und wenn der p Grahl eine unbefugte Neuerung gemacht hat muß er zur Restitution angehalten werden. Kann er sich aber mit irgend etwas schüzen so muß wenigstens eine genaue Bestimmung für die Zukunft gemacht werden. Hochachtungsvoll und ergebenst Schleiermacher 6/8. 19

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4803. An Joachim Christian Gaß. Berlin, Freitag, 6. 8. 1819 An / Herrn Consistorialrath Gaß / Hochwürd / Breslau [Rückseite des zweiten Blattes] Berlin d 6t. Aug 19 Deinen vorlezten Brief zu beantworten lieber Freund habe ich wirklich nicht mehr Zeit wiewohl ich es mir fest vorgenommen hatte. Denn jezt ist Freitag Mitternacht, und Montag früh soll die Reise fort gehn, und ich habe außer dem Ende meiner Abhandlung über die Gnadenwahl noch entsezlich viel zu thun. Aber nun ist heute Abend Dein lezter vom 1ten und auf den muß ich doch ein Paar Worte wenigstens erwiedern. Nur etwas zuverläßiges über den Ursprung der ganzen Sache weiß ich Dir nicht zu sagen. Daß auswärtige Reklamationen der nächste Grund seien darüber ist man einig; aber ob aus Gießen oder Wien oder Petersburg, darüber nicht. Daraus aber daß anderwärts so gar nichts ähnliches geschieht möchte ich fast schließen, daß die Leute die hier die Sache am meisten betreiben d.h. eigentlich Witgenstein jene Reclamationen erst extrahirt haben und nun sind wir eben ganz allein in die Patsche hinein gegangen. Allerlei Manövres deuten ziemlich bestimmt darauf, daß die Leute nun schon ziemlich im klaren darüber sind daß sie sich blamirt haben, wie sie sich heraus ziehen werden wird man wol bald sehen. Denn | lange können sie die Sache wol nicht mehr auf diesem Punkt der Inquisition und Fehme gar nicht halten. Gestern haben sie noch 4803. Überlieferung: H: Jagiellonische Bibliothek Krakau, Handschriften-Abteilung, Schleiermacher; D: Schleiermacher: Briefwechsel mit Gaß, S. 176–178. Unter der Adresse steht von anderer Hand: „Ich durfte den Brief öfnen um ihn Ew Hochwohlgebohrn zu überreichen. Darf ich ihn mir wohl in einer Stunde beim Portier wieder abhohlen?“.

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einen inquirirt, dem sich sein Inquirent durchaus nicht hat nennen wollen; und mehreren jungen Leuten haben sie das Ehrenwort abgenommen nichts von den Verhören auszusagen. Meiner Ueberzeugung nach werden sie nichts fischen womit sie vor den Gerichten bestehen könnten, sondern höchstens ein paar unbesonnene Schreibereien. Arndts Papiere sind genommen, und sogar hat man ihm die Taschen am Leibe visitirt, aber weder er noch die beiden Welkers sind vernommen. Sie sollen eine sehr schöne kräftige Vorstellung beim Könige eingereicht haben. Reimer ist noch immer nicht hier; ja es sind noch keine Nachrichten daß er von der Sache unterrichtet ist; die Briefe haben ihn auf seiner Schweizerreise nicht treffen können, und er findet sie wahrscheinlich erst beim Ausgang aus der Schweiz in Basel. – Mine Reimer hat bei der ganzen Sache eine bewundernswürdige Fassung bewiesen. Ueber mich haben sich die Leute begnügt das unsinnigste Zeug zu schwazen; indessen einige meiner Freunde glauben noch immer man warte nur auf meine Abreise um auch über meine Papiere herzufallen – Uebrigens gebe ich der Hofnung daß die Geschichte zu etwas wesentlich gutem führen wird keinen Raum; ich sehe noch nicht woran sich das knüpfen und wer den Muth haben sollte den gehörigen | Lärm zu schlagen. Die hiesigen Superintendenten haben eine Erklärung gefodert über die Stelle in der Staatszeitung von den zum Dienst der Religion bestimten Federn. Kampz hat geantwortet, die Stelle könne ja auch von jungen Männern gemeint sein die sich zu geistlichen PAemternS erst vorbereiten. Nun sind sie still. Die Facultät hat sich an unser Ministerium gewandt in derselben Sache, hat aber noch nicht erfahren daß etwas geschehen. Nein, die Schlaffheit ist überall viel zu groß und auch das wird nicht benuzt werden. – Hecker ist plözlich gestorben und heute schon ist Marheinecke zu seinem Nachfolger an der Kirche ernannt. Aber die Accidenzen sind schon so zwischen ihm und Herzberg getheilt, daß alle Hofnung auf die Union der beiden Gemeinen wieder verschwunden ist, wenigstens bis etwa Herzberg einmal abgeht. So wenig überlegt man die Sachen. Unsere ProvinzialSynode hat denn eine gänzliche Aenderung der Kirchenverfassung in Vorschlag gebracht. Die Consistorien sollen sich in freigewählte Ausschüsse der ProvinzialSynode verwandeln, und das Ministerium in einen solchen der GeneralSynode. Dem Minister und dem Oberpräsidenten soll nur wie es in Westfalen war die Bestätigung bleiben. Superintendenten und GeneralSuperintendenten sollen gewählt werden, aber auf Zeitlebens, und in die Synode weltliche Deputirte in gleicher Anzahl mit den geistlichen gerufen werden. Diese Ideen gingen fast einstimmig durch und 26 noch] korr. aus auch

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wir haben nun auf baldigste Berufung einer vorläufigen GeneralSynode angetragen um sie ganz zu verarbeiten. Auch sonst noch sind ganz gute Sachen gemacht. Ich wurde als Assessor ins Moderamen gewählt, ohnerachtet [von den] Auswärtigen nur Einer mich persönlich kannte. | Doch nun muß ich auch schließen und gebe Dir nur noch die herzlichsten Grüße an Wilhelminen mit. Daß Nanny am 18ten Juni einen Knaben geboren weißt Du wol. Sie befinden sich gut und auch der Schreck hat ihnen nicht geschadet. Wie immer der Deinige Schl

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4804. An Ludwig Gottfried Blanc. Berlin, Sonnabend, 7. 8. 1819 Berlin d 7t. Aug 1819 In den Wagen kann ich doch nicht steigen lieber Freund ohne Ihnen ein Paar Zeilen zu antworten. Nämlich Uebermorgen gedenke ich mit Frau und einigen Kindern nach Bonn zu reisen; aber über Halle geht es diesmal nicht, sondern über Magdeburg und Cassel, was ich noch gar nicht kenne, dann die Lahn herunter und so über Coblenz oder Neuwied nach Bonn. Den Rükweg wollen wir dann über Cölln Düsseldorf Elberfeld Grafschaft Mark, Herzogthum Westfalen Pyrmont und Hildesheim nehmen. Das ist die diesjährige Reise wenn nicht noch etwas dazwischen kommt und Gott Glück und Segen giebt. Arretirt also bin ich nicht wie Sie sehn, auch meine Papiere sind mir nicht genommen. Wie weit es aber davon gewesen ist das will ich nicht entscheiden. Man hat hier überhaupt sehr milde operirt gegen die furchtbare Verschwörung. Jahn ist doch der einzige der ohne Urtheil und Recht auf die Festung geschleppt wird, und Reimer nächst ihm der einzige angesessene Mann dessen Papiere weggenommen sind. Das andere sind doch nur junge Leute die nun seit 4 Wochen festsizen sie wissen nicht warum. Ein Paar haben sie sogar schon frei gelassen, aber leider ihnen das Ehrenwort abgenommen nichts von dem zu sagen was mit ihnen ist verbandelt worden, so daß wir um nichts gebessert sind und immer 4804. Überlieferung: H: Jagiellonische Bibliothek Krakau, Handschriften-Abteilung, Schleiermacher; D: Br 4, S. 259–262 (gekürzt). 11 das] korr. aus in

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noch nicht | wissen ob die Verschwörung hat zu Lande oder zur See ausbrechen sollen. Aber die Leichtigkeit mit der man sich an diese Arrestationen und Versiegelungen gewöhnt, giebt mir nun eine Vorstellung von der Heiterkeit der Franzosen mitten in der ärgsten Schrekenszeit. – Arndt hat auch nicht Stadtarrest wie einige Zeitungen verkünden, sondern das ärgste was ihm wiederfahren ist, ist daß sie ihm bei der Wegnahme seiner Papiere auch die Taschen am Leibe visitirt haben. Wenn das nicht grade nobel ist so ist es doch zutraulich. Doch genug von diesem großen Staatsstreich Von unserer ProvinzialSynode kann ich Ihnen nur erfreuliches sagen. Ich bin mit in dem fünfköpfigen Moderamen gewesen; es bestand also aus 3 Lutheranern und 2 Reformirten. Nämlich Ribbeck Hanstein und Marot hatte das Ministerium als Praesidium ernannt; ich wurde zum Assessor gewählt und Küster zum Scriba. Die Hauptsache ist daß wir auf eine gänzliche Veränderung der Kirchenverfassung angetragen haben. Weltliche Deputirte der Presbyterien in die Kreissynode, und der Kreissynode in die ProvinzialSynode, und der ProvinzialSynode in die LandesSynode. Die Superintendenten und GeneralSuperintendenten gewählt, und die Consistorien in gewählte Ausschüsse der ProvinzialSynode, das Ministerium in einen gewählten Ausschuß der LandesSynode sich verwandelnd. Doch so daß die gegenwärtigen bleiben, und bei Erledigungen eingewählt wird. Der Minister und die Oberpräsidenten behalten dann den Auftrag die Beschlüsse der Landes und ProvinzialSynoden zu prüfen ob nichts gegen das Interesse des Staates darin ist, und sie dann zu bestätigen. Die Ausschüsse sollen besondere bloß zum Examiniren aggregirte Mitglieder haben, das erste Examen pro licentia aber überall bei den theologischen Facultäten sein. Dies gewährt vielerlei Vortheile | aber mir ist schon fatal zu Muthe vor der unangenehmen und vielen Arbeit. Die Unionssache ist auch ganz gut gegangen, man hat die Grundsäze unserer Kreissynode aber nicht ohne vielseitige Erwägung angenommen und eine Commission zur Sammlung einer gemeinschaftlichen ProvinzialAgende beschlossen. Auch daß jezt schon jeder Candidat der nach dem neuen ritus communicirt bei jeder Gemeine die diesen angenommen hat anstellungsfähig ist. Ueber die Kirchenzucht waren die Meinungen am meisten getheilt. Doch ist auch hier angenommen worden im Allgemeinen ein Recht ärgerliche Menschen vom Abendmal zurükzuweisen, ein Recht der Presbyterien zu ermahnen, und diejenigen welche sich nicht stellen wollen von derselben Gemeine auszuschließen, aber kein allgemeiner Kirchenbann. Jedem aber der jezt schon confirmirt ist soll es frei stehen sich von diesem näheren Verband auszuschließen und auf die 26 die] folgt )Visit zur*

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Briefe 4804 – 4805

bisherige Weise fortzuleben, nur daß er dann auch an dem Recht Prediger und Presbyteren zu wählen keinen Theil nimmt. Die Patrone werden in ihrer jezigen Stellung gelassen und sind nicht nothwendig im Presbyterio. Jede Gemeine aber hat das Recht das Patronat abzulösen und besonders soll bei jedem Güterverkauf darauf Bedacht genommen werden. Das sind die Hauptpunkte aus denen sich gehörig zusammengestellt ein recht hübsches Ganze macht. Von andern einzelnen Anträgen schweige ich um nicht zu weitläuftig zu werden. Es wird – jedoch nur für die Mitglieder – ein Auszug aus dem Protokoll gedrukt, und den will ich Ihnen dann einmal communiciren. Uebrigens habe ich bei der ganzen Sache den Ribbeck sehr lieb gewonnen, und auch seinerseits hat die Entfernung in der er sich von mir hielt aufgehört und wir sind auf einen recht brüderlichen Fuß gekommen. Ich habe auch neulich für ihn in Nicolai Kirche gepredigt. Den plözlichen Tod von Hecker werden Sie wissen und Marheinecke wird nun mein College. Herzberg den man verbessert durch Beilegung eines großen Theils von Marheineckes Accidenzien wird uns zwar Noth genug machen, aber ich denke doch wir werden in Jahresfrist die Union beider Gemeinen zu Stande bringen. Der gute Delbrück hatte sehr auf diese Stelle speculirt aber eben um keine Kabinetsordre zu bekommen hat die Regierung so sehr geeilt die Stelle zu besezen Das theologische Journal ist nun wenigstens im Druck. | Meine Abhandlung über die Gnadenwahl macht den Anfang es fehlt noch ein kleiner Zipfel daran der auch noch fertig geschrieben werden soll. Die Predigten aber liegen leider noch – Von Steffens habe ich einen großen Brief aber er ist so entsezlich voll Persönlichkeiten, daß ich nur noch mehr in der Ueberzeugung bestärkt worden bin daß an seinem ganzen Betragen in dieser Sache persönliche Verhältnisse den meisten Theil haben, vorzüglich aber scheint mir Willisen, der doch nur ein sehr verfehlter Marwiz sein mag, in etwas hineingeredet zu haben, was er wenigstens wol sehr aristokratisch gemeint hat. Zum Wachsen Ihres Buches gratulire ich; ich wollte ich säße auch erst wieder an meiner Dogmatik. Und nun auch kein Wort weiter. Die schönsten Grüße an Frau Lotte und alle Freunde. Schleiermacher Von Reimer sind nun Nachrichten da, daß er die Wegnahme seiner Papiere weiß. Er nimmt es sehr leicht und war noch unentschlossen ob er seine Reise deshalb abkürzen sollte. Vielleicht treffe ich ihn noch unterwegens. Gott befohlen

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4805. An Immanuel Bekker. Berlin, Sonntag, 8. 8. 1819 A / Monsieur le Professeur Bekker / Venetia / alle cura dei Sig Siri / & Wilhalm Banchieri [zweites Blatt Rückseite] Berlin d 8t Aug 19 5

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Leider komme ich doch nicht eher als indem ich im Begriff bin in den Wagen zu steigen dazu Ihren Venetianischen Brief zu beantworten. Nun muß ich mit dem Bekenntniß anfangen daß ich Ihren Auftrag wegen des Creditbriefes an Schiklers nicht ausgerichtet habe. Die Sache ist mir nicht so klar daß ich sie durch ein Billet mit Sicherheit hätte abmachen können; und selbst aufs Comtoir zu gehn dazu habe ich wahrhaftig keine Zeit gehabt. Ich habe mich um so leichter darüber getröstet, da mir Mine Reimer Ihren Brief an Reimer mitgetheilt hat und ich daraus gesehen habe daß Sie über mein Geldsenden beinahe klagen. Die Sache wird also nicht so eilig sein daß Sie sie nicht durch einen Brief an Schikler sollten noch zu gehöriger Zeit in Ordnung bringen können. Ich habe daher auch Ihr leztes Gehalt vom Juli–September nicht an Schicklers abgegeben, sondern es liegt ruhig bei mir, und ich würde es an Reimer zur Verwahrung gegeben haben wenn er vor meiner Abreise angekommen wäre. Dermalen leihe ich es von Ihnen weil mein Geldmann von dem ich Avancen zu nehmen pflege grade verreist ist, lasse aber Auftrag zurück daß es wenn Sie darüber disponiren gezahlt werden kann. Schreiben Sie in dem Fall nur an Reimer. Was die weiteren Bewilligungen anbelangt so hat die Akademie vorläufig um Verlängerung Ihres Urlaubes und Reisegehaltes nur bis Ende Merz gebeten und auch erhalten; die Londoner Reise auch die meint man sei doch erst ein Gegenstand weiterer Berathung. Wenn Sie nun eine Zahlungseinrichtung gemacht haben, und wollen noch während meiner Abwesenheit d.h. bis etwa 10ten October über einen Theil dieses Geldes disponiren, so schreiben Sie nur an Buttmann als KlassenSecretar oder an Boeckh als Vorsteher des Geldausschusses. Die Quittung für Halle habe ich erhalten und abgegeben. – Es ist noch eine Stelle in Ihrem Briefe die ich ohne Kenntniß Ihres Briefes an Reimer gar nicht verstehen würde. Allein hierin kann

4805. Überlieferung: H: University of Chicago Library, Special Collections Research Center, Immanuel Bekker Papers; D: Schleiermacher: Briefwechsel mit Boeckh und Bekker, S. 113–116. 4 indem] in über )nach* 23 auch die] auch korr. aus PmS

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Briefe 4805 – 4806

ich Sie keinesweges loben. Das Recht der Akademie auf Ihre Aristotelischen Papiere ist eines der unbezweifeltesten die sich denken lassen; und Sie können es auf durchaus gar keine Weise ohne Zustimmung der Akademie ablösen. Doch der traurige Fall für den Sie Sich dies scheinen reserviren zu wollen wird ja hoffentlich nicht eintreten. Von einem Plan der Ausgabe scheinen wir ganz verschiedene Vorstellungen zu haben denn was Ihnen das nothwendigste scheint die Theilnahme der übrigen Akademiker zu bestimmen; das rechne ich gar nicht dahin, sondern dies ist eine reine Verabredung der Klasse. Hingegen, in welchem Maaß und unter welcher Form man den Lesern die vollständige Kenntniß des kritischen Apparats mittheilen will? wie man die Commentare mittheilen will, ob jeden besonders ausziehn, oder was in jedem über eine Stelle vorkommt als Scholien zusammen stellen? ob man ganz die alte Ordnung beibehalten, oder das wahrscheinlich unächte bestimmter sondern will? dergleichen giebt es ja noch mancherlei und nicht ganz leichtes, und darüber | meinte ich sollten Sie uns bald einmal beiderseits Ihr Gutachten geben. Im Excerpieren möchte ich eben nicht daß sich Brandis genirte. Man kann leichter zu wenig nehmen; und was man nicht zur Ausgabe brauchen kann, das ist ja doch zu einem möglichen Gebrauch künftiger deutscher Philologen näher in den Archiven der Klasse als in Italien – Vom Caius weiß ich nichts als daß daran gedrukt wird und daß Savigny darüber liest; gesehen habe ich aber noch kein Blatt davon. Hier scheint jezt ziemlich viel Italien zusammenzukommen. Tiek und Rauch sind schon seit einiger Zeit hier, die beiden Schadows sind unterwegens, Reimer ist schon mit ihnen in der Schweiz zusammengetroffen. Eben ist noch Johannes Veit angekommen, der mich verfehlt und meiner Frau gesagt hat wie leid es ihm thue [daß er] grade während seines kurzen Hierseins meine Predigten entbehren müsse. Das klingt doch gar nicht recht nach seinem Hyperkatholicismus. – Die Herz ist in Bonn macht von da allerlei kleine Reisen und tritt in den ersten Tagen des September mit Frau von Humboldt die Rükreise hieher an. Ich hoffe also daß wir sie noch in Bonn finden. Dort hat am 18ten Juni Nanny einen Knaben gebohren welcher schon anfängt als Karl Siegerich berühmt zu werden. Wir gehen nun das Knäblein beschauen, nicht nur außer mir meine Frau und sämmtliche Kinder – bis auf Ehrenfried: sondern mit uns reiset auch noch in einem eigenen Wagen Frau Eichhorn mit einer Schwägerin und einer Nichte. Denken Sie welche Karawane in welcher ich der einzige Mann bin. Finde ich Gesellschaft so mache ich von Bonn aus noch 33 auf] über der Zeile 39 dahin,] folgt )Q über )von* 48 man] mich

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eine Fußreise nach Trier und Saarbrück den Rükweg nehmen wir durch Westfalen. Und so will ich mir eine glükliche Reise von Ihnen wünschen lassen und Abschied nehmen. Denn von den hiesigen Polizeigeschichten Ihnen zu schreiben, ekelt mich, da ich nicht weiß, wieviel Sie schon davon wissen und bei welchem Ei des Unsinns ich anfangen soll. Meine Frau grüßt herzlich und auch Lotte, welche meint, wenn ich schriebe, erführe sie es selten, und an die Herz – noch an sonst jemand – habe sie seit langer Zeit nichts schreiben PgenugS, doch aber einmal Sie durch die Herz gegrüßt. Grüßen Sie mir Brandis und sagen Sie ich hoffte ihm vom Rhein aus zu schreiben. Von Herzen der Ihrige Schleiermacher

4806. An Ehrenfried von Willich (auch von Henriette Schleiermacher). Berlin, um den 8. 8. 1819 [Henriette Schleiermacher:] Berlin (Sommer 1819).

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Ohne ein Abschiedswort an Dich, mein liebes Kind, kann ich doch nicht reisen. Ich drücke Dich an mein Herz und bete über Dich inniglich zu unsrem himmlischen Vater, daß er Dich in seinen gnädigen Schuz nehme, Dir bewahre Leib und Seel ungefährdet, vor allem aber die Seele, daß immer mehr das Gefühl in Dir erwachen möge, daß bei den tausend Abwegen, die einem jungen Gemüth drohen, es sich nicht selbst bewahren kann, sondern frühe sich zu Gott, dem alleinigen Retter, wenden muß. Möge Gott mein Gebet erhören! Wir werden uns lange nicht sehen, mein lieber Ehrenfried, und ich werde mich oft nach Dir sehnen; schreibe mir fleißig und alles, wozu Dein Herz Dich treibt, auch wenn Dir etwas merkwürdiges begegnet, kannst Du es in Dein Tagebuch schreiben, damit ich es lese, wenn ich wiederkomme. Noch einmal Gott befohlen, mein theures Kind, der Geist Deiner Mutter wird oft um Dich sein. Deine Schwestern küssen Dich tausendmal. Deine treue Mutter [Friedrich Schleiermacher:] Mein lieber Sohn, ich stimme allem von Herzen bei, was Deine liebe Mutter Dir sagt, und wünsche nicht nur, sondern 4806. Überlieferung: D: Br. 2, S. 346 f. Der Brief muss kurz vor der Abreise der Schleiermachers nach Bonn (wohl 9. 8. 1819) geschrieben sein.

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Briefe 4806 – 4809

hoffe auch, daß der Aufenthalt bei so lieben Menschen Dir in jedem Sinne heilsam sein wird. Gott segne Dich und bewahre Dich, und auch wenn Du zu Hause kommst, denke recht darauf der guten Tante Lotte das Leben zu erleichtern, damit wir uns recht fröhlich wiedersehen. Dein treuer Vater Schl.

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*4807. An O. Z. Berlin, Montag, 9. 8. 1819

*4808. An Luise Reichardt. Berlin, Montag, 9. 8. 1819

4809. An Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Kassel, Andernach und Bonn, Montag, 16. 8. bis Montag, 23. 8. 1819 Kassel d 16t. Aug 19 Die Eichhorn ist viel fleißiger, sie hat schon zweimal an ihren Mann geschrieben; aber sie hat es freilich auch leichter als ich unter dem vielen Kindergetöbse wo es keinen freien Augenblick giebt und keinen leeren Plaz. Ich verlasse mich darauf daß Du durch Eichhorn bisher von uns gehört hast. Hier sind wir vorgestern Abend angekommen bleiben heute noch hier und gehn Morgen früh weiter. A n d e r n a c h den 20ten. Abends. Du siehst an dem bisherigen den guten Willen. Ich wurde gleich beim Anfang von einem Fremden unterbrochen, den ich in Berlin kennen gelernt hatte und bin seitdem nicht wieder zum Schreiben gekommen. In Kassel hörte ich, daß schon vor mehreren Tagen *4807.

Erschlossen aus dem Beantwortungsvermerk zu Brief 4769 (5. 6. 1819).

*4808.

Erschlossen aus dem Beantwortungsvermerk zu Brief 4774 (22. 6. 1819).

4809. Überlieferung: H: BBAW, SN 767/B, Bl. 14 f.; D: Meisner: Schleiermacher als Mensch 2, S. 304–306 (gekürzt).

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um den 8. 8. – 23. 8. 1819

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Reimer dort durchgereist war, und daß wir ihn also zwischen Magdeburg und Kassel verfehlt hatten. Es freute mich um so mehr zu wissen, daß er nun schon zu Hause war, als Mine mir bei Abschied besonders trübe vorgekommen war. Auf unser Begegnen hatte ich um so weniger gerechnet als es zwischen Magdeburg und Kassel drei verschiedene Straßen giebt und ich nicht vorher hatte bestimmen können, welche unser Fuhrmann wählen würde. Nun kam noch dazu daß wir in der Meinung etwas näher zu fahren auch nicht nach Magdeburg gekommen waren sondern es links hatten liegen lassen; der Versuch bekam uns aber nicht sonderlich, sondern wir mußten ihn mit einem erbärmlichen Nachtquartier und einem schlechten Mittag | büßen. Solche Kleinigkeiten abgerechnet, und dann, daß Hildchen einige Tage an Diarrhöe gelitten, ist es uns vollkommen gut gegangen. Aufgehalten haben wir uns nur die zwei Tage in Kassel wo wir von Mariens (die Dich herzlich grüßen läßt) Verwandten sehr freundlich aufgenommen wurden. Eine Fahrt nach Wilhelmshöhe nahm den größten Theil des einen, und ein Gang durch die Bibliothek den Antikensaal und die Bildergallerie des andern Tages weg. Der Tag an dem wir in Cassel ankamen hatte das ausgezeichnete daß wir am Morgen durch Göttingen kamen, wo ich aber keinen Menschen besuchte als Frau von Loder, eine alte Bekannte von Halle her. Zwischen Göttingen und Kassel kamen wir noch durch die sehr schöne Gegend von Münden am Zusammenfluß der Werra und Fulda, und von hier an fing eigentlich der Weg an gebirgig und theilweise sehr schön zu werden. Die schönsten Punkte ehe wir an den Rhein kamen waren Marburg und Weilburg beide wie die Schlösser auf die Städte an Bergen an den Ufern der Lahn gebaut. Gestern haben wir dann auf der neuen Schiffbrücke bei Coblenz den Rhein passirt, ich habe in Koblenz den General Pfuhl besucht und von dem die beruhigende Versicherung erhalten daß Arndts seitdem nichts unangenehmes passirt ist. Dann sind wir längst des Rheins, Neuwied am jenseitigen Ufer vorbei welches wir für diesmal nur begrüßen konnten bis hieher gefahren und werden heute Nachmittag bei guter Zeit in Bonn sein. Sobald dort die Post abgeht sollst Du diesen Brief erhalten. Bis dahin hoffe ich wirst Du mittelbar oder unmittelbar durch Eichhorn Nachricht von uns gehabt haben. B o n n , Montag den 23ten früh. Von Andernach bis Bonn ist längst des Rheins ein wunderschöner Weg, der sich wol mit allem messen kann was wir anno 1814 | höher herauf vom Rhein schönes gesehen. Bei der herrlichen Kunststraße hätten wir ihn in wenig Stunden zurüklegen können, 14 nun] korr. aus w

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Briefe 4809 – 4811

allein wir wollten nicht gegen Mittag ins Haus brechen, sondern frühstückten unterwegens so daß wir erst gegen 3 Uhr ankamen. Die Kinder hatten schon während der ganzen lezten Stunden einen Jubel im Wagen der gar nicht zu ertragen war, und nun kannst Du Dir die Bewillkommnung denken, die dann auch von Arndts und Nannys Seite so herzlich war, daß wir völlig beruhigt wurden. Nachdem wir Kaffe getrunken gingen wir nach Arndts neuem Hause vor der Stadt, welches wir schon von der Straße aus geahndet hatten, und welches noch im October bezogen werden soll. Es ist nicht groß aber gar zwekmäßig eingerichtet und hat die wundervollste Aussicht – doch davon wird Reimer schon erzählt haben Gestern war ich dann während Jette aus und einpakte in Sacks Predigt und machte die nothwendigsten Besuche und nach Tisch wurde in Gesellschaft von Sacks und Lückes ein Spaziergang nach dem Kreuzberg gemacht, einem Berge hinter der Stadt mit einer Wallfahrtskirche wo auch eine sehr schöne Aussicht ist und wo auch die Stadt sich sehr schön ausnimmt. Der heutige Tag soll auch noch mit Besuchen und kleinen Spaziergängen hingehn; aber Morgen soll auf den Drachenfels, eine Kuppe des Siebengebirges gestiegen werden. Weiter kann ich Dir für jezt noch nichts bestimmen. Jette und ich mit Hildchen sind in einem großen hübschen Zimmer logirt. Die Kinder schlafen neben uns an, die 3 kleinen auf der Erde, und Jette hütet sie, unser Mädchen mit den Hausmädchen zusammen. Arndt ist unverändert, Nanny sieht bleich [aus] ist aber wohl und frisch | und sogar etwas stärker geworden. Der kleine Siegerich ist ein braver Junge, aber keinesweges so schwierig wie Nanni ihn darstellt; sie gesteht, daß er sich seitdem bedeutend gebessert habe. Vorgestern nach Arndts Hause hin wurde er abwechselnd von ihr und ihm getragen, Gestern blieb Nanny mit ihm zu Hause Und nun will ich Dir und den Hausgenossen für jezt Lebewol sagen liebe Lotte. Hoffentlich ist zu Hause nichts besondres vorgefallen; aber ich wünsche doch recht sehnlich bald etwas zu hören, ja eigentlich hoffte ich halb und halb schon ein Brieflein vorzufinden. Ehrenfried grüße herzlich von uns allen, und sage ihm, ich hoffte weder von Dir noch Philippine eine Klage über ihn zu hören, und daß er sich auch meiner dringenden Ermahnung, ja so fleißig zu sein, daß er Michaelis ganz aus Quinta heraus käme recht ernstlich erinnern möge. Sollte er Dir je Noth machen und es würde Dir zu kraus: so sei so gut gleich ein Paar Zeilen an Pfund zu schreiben und den zu fragen, ob Du ihn unterdeß könntest dort in Verwahrung geben. Grüße alle Freunde von uns Allen; an Reimer denke ich noch 68 3] korr. aus 2

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selbst ein Zettelchen zu schreiben. Sei Gott befohlen, der Dich gesund erhalten und stärken wolle, von Deinem treuen Bruder Schl. 90

Du weißt doch, daß Du alle Dienstag Donnerstag und Sonnabend herschreiben kannst, und soviel ich bis jezt zu berechnen vermag zum leztenmal den 18ten September

4810. An Friedrich Lücke. Bonn, Dienstag, 24. 8. 1819 Herrn Professor D. Lücke [Rückseite] Dienstag [24]t früh

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Erst bei unserer Nachhausekunft habe ich von Nanny erfahren daß heute nicht nur Windischmanns sondern auch Ihr Geburtstag ist. Wer sollte nun wol Ihre Art und Weise ihn zu begehen tadeln oder stören wollen? Aber auch in Ihrer Abwesenheit wollen wir uns alles Guten erfreuen das Ihnen in diesem lezten Jahre geworden ist, am meisten aber darüber daß Sie heute in der tiefsten Ruhe und Stille sein können und doch nicht mehr einsam sind. Bringen Sie heute Abend auch Windischmann meinen freundlichen Gruß Schleiermacher

4811. An Georg Andreas Reimer. Bonn, Dienstag, 24. 8. 1819 Bonn d 24t. Aug. An Reimer Es war freilich eher zu erwarten daß wir uns verfehlen als daß wir uns treffen würden liebster Freund, da ich die Tour die wir nehmen würden 4810. Überlieferung: H: Jagiellonische Bibliothek Krakau, Handschriften-Abteilung, Schleiermacher; D: Christophersen: Friedrich Lücke 2, S. 238 f. 4811.

Überlieferung: H: BBAW, SN 761/1, Bl. 104.

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Briefe 4811 – 4812

vor der Ankunft des Fuhrmanns nicht genau bestimmen konnte (wir sind aber über Braunschweig gegangen) und da Du wahrscheinlich Tag und Nacht gefahren bist. Ich war aber sehr froh von Grimm zu hören daß Du schon so lange durchpassirt und also damals gewiß schon zu Hause warest. Denn da wir und Reinhardt fast zugleich abreisten, und Eichhorn nach Amaliens Abreise auch nicht mehr dieselbe Veranlassung hatte so oft ins Haus zu kommen schien mir Mine etwas sehr verlassen. Ob nun sogleich und was in der scheußlichen Geschichte zu thun sei darüber werden unsere juristischen Viermänner Dich gewiß auf das zwekmäßigste berathen. Die Polizeileute haben nun schon durch das naivste Aussprechen des überspanischen ärgsten Despotismus und durch einlenkende Widersprüche und schaamlose Lügen so viele Blößen gegeben, daß sie die Publicität der ganzen Sache auf das äußerste fürchten müssen. Mit dieser Drohung also wird man freilich, da doch noch nicht alle Pressen in Deutschland geschlossen sind, im einzelnen von ihnen erreichen was man will. Allein wie unser guter König sich vor der Welt wegen dieser schmählichen Geschichte anders reinigen will als indem er den Witgenstein und Kampz auf das eclatanteste wegjagt, das sehe ich nicht ein. Sage uns doch recht bald ein Wort darüber, was für eine Wirkung die Denunciation die Mühlenfels gegen das Polizeiministerium eingereicht hat in Berlin hervorbringt. Dieser Schritt erscheint mir sehr wichtig und entscheidend indem er zugleich die ganze Confusion unsres | gegenwärtigen Zustandes ans Licht bringt, indem constitutionell für die hiesige Provinz Mühlenfels das Recht zu dieser Denunciation hat, eigentlich aber doch keine Behörde existirt bei der sie eingereicht werden kann. Meines Erachtens müßte die ImmediatJustizCommission unmittelbar an den König gegangen sein mit der Bitte ihr die Behörde namhaft zu machen welche interimistisch die Stelle der Cour imperiale vertreten solle. Nun lieber Freund habe ich noch ein Paar Bitten an Dich. Zuerst daß Du Lotten aushelfen mögest wenn sie mit ihrem Gelde nicht reicht, und ich fürchte beinahe daß dies der Fall sein wird da Jette bei ihrer Berechnung nicht Rüksicht darauf genommen hat daß doch vielleicht Holz wird gekauft werden müssen. Dann daß Du Dich etwas mit um die Anstreicherei in den oberen Gemächern mit bekümmern mögest damit alles so geschehe daß der unerhörten Wanzennoth möglichst dadurch abgeholfen werde. Die projectirte Veränderung mit dem unteren Corridor und der gelben Stube hat wegen architektonischer Schwierigkeiten aufgegeben werden müssen. 14 das] korr. aus die

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Grüße alle die Deinigen und alle Freunde. Gott gebe Minen eine gute Stunde und Dir einen fröhlichen Geburtstag, den wir hier recht fröhlich mitfeiern wollen Dein treuer Freund Schl.

4812. Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher (auch an Henriette Schleiermacher). Berlin, Freitag, 27. 8. bis Sonnabend, 28. 8. 1819 Berl. d 27te A 1819

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Erst seit einigen Tagen meine Lieben, bin ich zu der innern Heiterkeit gelangt – die ich mir gewünscht und von Gott erfleht habe, um einige Zeilen schreiben zu können – Gott gebe, daß ich recht bald etwas von Euch zu lesen bekomme ich habe viel erlitten – durch einen Traum – vom 16–17 1 – mehr war es ein lebhaftes Bild. Die Sorge um Hildis und das stille Denken an die Kleine, trat mehrere Tage ganz in Hintergrund nur an Dich lieber Bruder – dachte ich – mein Gedanke – war ein Seufzer – ein Gebet – ach ich war dankbar für jede Art von Beschäftigung – und für die Töne – die ich in herzerhebenden Chorälen hervorbringen konte –! Am 24ten dieses – hatte ich wieder einmahl eine schlime Crise mit Erbrechen – doch wurde mir bald nachher ganz leicht ich konte gegen Abend – einige Zeit bei | dem Gewimmel aushalten. Reimers Kinder waren Alle bei uns – und noch ehe wir zu Bette giengen – ward sie glüklich vom 7ten Sohn entbunden – Am 2 3 t e n befriedigte ich meine Sehnsucht eine Ausfahrt zu wagen – ich war in belle vue mit P h i l i p i n e und der guten Hennig die für j e n e hier arbeitete – sie empfiehlt sich recht herzlich – das Wetter war wie gemacht – für eine alte Lotte – ein kleines Stück bin ich unterstüzt von jenen – umhergegangen habe am Waßer geseßen – um 7 fuhr ich durch einen kleinen Umweg wieder zu Hause unsre liebliche Lorchen konte wegen den Besorgungen für die Fischer zum GeburtsTag nicht dabei sein – auch ich habe ihr geschrieben weil sie mich durch die Schwester ausdrüklich dazu aufforderte – Ehrenfried kam am 20 spät Abends wohlbehalten hier an | er ist noch 4812. Überlieferung: H: BBAW, SN 375/23, Bl. 27 f.; SN 375/24, Bl. 17–19. fiehlt] empfhielt

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Brief 4812

sehr vergnügt über seinen dortigen Auffenthalt – vorzüglich aber durch die Bekantschaft mit einem Fräulein Wedel – deren Bruder dort früher in Pension war – auch an die Eltern hatte er einen Brief abzugeben – welches er am andern Morgen eiligst bestelte – Sontag den 22ten gieng er mit George Reimer – nach GroßBeeren – er kam früher wieder als ich ihn erwartet hatte – Montag war er sehr heiser – klagte über Halsweh da hat ihn die alte Tante mit Flieder gepflegt und ihm des Morgens ein Halstuch umgebunden. Mittag war er wieder wohl – bis jezt habe ich nur einen Auftritt mit ihm gehabt – es ging übrigens ganz still ab – er gieng als ich ihm kaum gedroht hatte, ihn vom Tisch weg zu schikken – – als er es nur einsah – war er sehr zärtlich – – Gestern Abend war Philipine aus – ich hatte die Fröland bei mir | ich rief ihn – als es was zu eßen gab – – die Gute hatte viel Freude an dem Jungen – ob sie ihn schon durchschaute – aber mit Karl darf man ihn nicht viel zusammenlaßen – Der komt übrigens Mittag und Abend – wenn ihn nicht Geschäfte – abhalten – oder ich es ihm absage – welches nur geschieht wenn die Fröland bei mir ist. Liebe Jette Du wirst doch nicht zürnen – aber ich habe Dir es gleich gesagt – daß ich – wenn dieser sich ganz ausschließt nicht mit dem Geld auskomme – davon habe ich jezt schon eine Uebersicht – es wird alles genau in besondre Abtheilungen aufgeschrieben so – daß du etwas zu lesen bekomst – wenn du etwa an den langen Abenden lange Weile haben könntest – – hier sehe ich | die Mienen, eines jeden von Euch – und das verschiedenartige Lächeln – ach wie gern, laße ich mich auslachen; auch wohl schelten (denn es kan jezt meine Nerven nicht angreifen) Wenn Ihr nur Alle wohl und heiter seid! Es ist leider alles so gekomen Ihr seid bald 3 Wochen weg und noch habe ich keine Zeile – Gott gebe, daß alles gut steht. Jezt kan ich doch schon mehr an Alle, und jedes Einzelne denken – meine Hildis ist wieder mehr in den Vordergrund gerükt – bei dem Anblick jedes kleinen Geschöpfes dieses Alters kan ich wieder mit süßer Wehmuth an das liebliche Wesen denken – so wie die ersten 8 Tage – – Hier will ich für jezt aufhören das schreiben greift mich zu sehr ann – ich werde zu – daß – und nachher sollen wir Beide – Philipine und ich – an der ganz einfachen GeburtsTagFeyer des lieben Reimers Theil nehmen – lebt wohl. |

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D 28te Heute sollen diese Blätter abgehen. Philipine schreibt auch, aber Ehrenfried entschuldigt sich – er grüßt Alle recht herzlich – so wie die lieben Reimers Alle mir viel Grüße auftrugen – Bleek und Pleve, und der Stein – Tieck waren gestern Abend unten – sonst kein Fremder –

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Reimer war zuweilen recht ironisch – aber im ganzen innerlich sehr bewegt – ich habe ihm nach meiner Art einige Zeilen geschrieben die er sehr freundlich aufgenommen hat – Mine, war Gestern den Umständen nach recht wohl – Heute soll sie wieder sehr reizbar sein – – Dietrich scheint entweder an den Zähnen zu leiden, oder die Masern bekommen zu wollen – die Adelgunde schon hat. Der Allerjüngste ist recht wohl – und sieht sehr ausgebildet aus Annen und Moriz ähnlich. Die kleine Anne hat mir Heute Grüße | an Alle aufgetragen, besonders aber an Arndt ihren Pathen –! Ach könte ich doch einen Abend wenn Ihr Alle recht ruhig und heimlich zusamen sizt – in eurer Mitte sein – mich des Frohsins – der Ironie – und wie denn die besondern Auswüchse des Geistes alle heißen –, von Herzen erfreuen – – Wie oft – Ihr wißt es – habe ich mir da ich doch noch leben soll die Kraft gewünscht mit reisen zu könen, um in Bonn während Ihr Frauen Land oder Rhein Parthien macht – die Kleinen bei mir zu haben – – jezt kann ich nichts thun, als zu Gott flehen, daß Er Alle groß und Klein in seinen gnädigen Schutz nehme – ohngeachtet es mir an Beschäftigung aller Art, und Bewegung nicht fehlt (so daß ich mich wenig gestärkt habe: so überfällt mich doch öfters eine schrekliche Angst die mit Schmerzen im Körper verbunden ist – die ich mir nicht nehmen kann.[)] | Nun meine Innigstgeliebten – Brüder und Schwestern, und Kinder, ich drükke Euch Alle an mein liebend Herz – – und bitte recht sehr – mir wenn auch jezt die Briefe sich begegnen, wie ich hoffe doch recht bald und ausführlich zu schreiben – wie Ihr dort lebt – wer weiß ob diese Blätter den alten Friz noch treffen, ob er nicht schon seine FußReise angetreten hat – – ach wie gern hätte ich eher geschrieben, wenn ich Kraft – Freudigkeit gehabt hätte. – – Unser Domesticale ist kein liebliches freundliches Kleeblatt dieserhalb habe ich manches durchzustehn gehabt – und recht innig zu Gott gefleht – daß Haß und Rache minder Plaz nehmen möge in ihren Herzen – Caroline hat bis jezt noch keinen Dienst übrigens habe ich gegen sie der Arbeit wegen keine Klage. – 4 Tage hat sie freilich zu ihrer Reise nach Spandau gebraucht doch hinderte sie auch der Regen – – Christiane die in den lezten Tagen Deines Hierseins zu Kleinmütig war – eine Bitte an Dich zu thun | wünscht 2 Tage in Potsdam bei ihrer Schwester zu verbringen – da ich glaube was dem Einen recht ist auch dem andern billig – so habe ich es ihr versprochen – so bald es sich thun läßt – – damals gieng es nicht so lange Winkel abwesend war – Nun liebste Jette, nur eine Frage oder, 2 – 1te soll gar nichts in Eurer SchlafStube – wo ich jezt noch liege vorgenommen werden – da nicht nur die Tapeten zerreißen – sondern auch große Löcher in der Mauer sind! – Daß die gelbe Stube neu Tapeziert wird –

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Briefe 4812 – 4813

habt Ihr befohlen – aber der Castellan, der übrigens nichts zu sagen hat – findet es für den künftigen Winter ganz unnötig – indem er es für beßer gehalten hätte – wenn nur ausgebeßert würde was zerkrazt ist – und die Verschönerung mit der einstigen in der BalconStube – gemacht würde – dann hättet ihr 2 ordentliche Zimmer doch das war eine vergebliche Rede – die 2te Frage – worüber ich bestimt zu antworten bitte – – weil der BurgVogt | gar zu bestimt an Buchstaben sich hällt – übrigens überall zu wenig ausgesprochnes und accordirtes findet – wünscht Ihr nicht die Fußdecke in der BalconStube zu finden wenn Ihr komt – wie auch Mine Schede die nächst Karl sehr grüßt, versichert – daß dann schon die Abende kühl – und zum einheizen doch noch zu früh – – bitte liebe Jette – sprich darüber ein bestimtes Wort – – jezt steht und liegt alles wohl ausgeklopft in der Fischer Stube – kurz vor eurer Ankunft laße ich erst alles einrichten – die Vorhänge habe ich im WaschSchrank, bitte – vergeßt nicht die 2 Fragen – eure SchlafStube und die Deckke. Den lieben Arndt – Nany und Sigerich dann auch die Freunde die Eichhorn und ihren Bruder – Lükke – Alle grüße ich herzlich – Schreibt doch recht aufrichtig ob Hildis von mir spricht – – ach ich kan nicht von Euch los liebe Jette – umarme alle Deine Kinder und die liebe Luise von Namen der alten Lotte ich habe am Sontag Spilecke predigen gehört – und mich sehr gefreut Karl der sich Allen herzlich empfiehlt – trägt mir auf zu melden – daß bey der parole bekant gemacht worden: General Ziethen in Schlesien hätte einen Bericht hergesendet – woraus erhellt – daß dort, mehrere Offizire – in Demagogische Verbindungen sich eingelaßen – vermöge deßen hier Alle vor dergleichen gewarnt – – und bei des Königs Ungnade – alle deutsche Röcke und ThurnZeug dem militair gänzlich untersagt ist 1

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denselben Abend – war Reimer so freundlich mich einen Augenblik zu besuchen und sagte sie hatten sich Alle in Magdeburg sehr gewundert daß Schleiermacher 130 sich nirgends bey den Bekanten sehen laßen

120 von] Kj. im 122 ich … gefreut] am linken Rand von Bl. 18 123–128 Karl … ist] vom oberen Rand von Bl. 17v auf den oberen Rand von Bl. 18, 18v, 17, 27, 27v, 28, 28v, 19 und 19v überlaufend empfiehlt] empfhielt 129–131 denselben … laßen] mit Einfügungszeichen vom linken Rand von Bl. 27 auf den linken Rand von Bl. 27v überlaufend

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4813. Von Christian August Brandis und Immanuel Bekker. Venedig, Mittwoch, 1. 9. 1819

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[Brandis:] Erlauben Sie mir, hochverehrter Herr Profeßor, einige vorläufige Nachrichten über das was ich getrieben seit ich Ihnen zuletzt geschrieben, und über die Pläne für die Fortsetzung unsrer Reise nach Bonn [an Sie] zu richten, den ausführlichen Bericht aber mir vorzubehalten, bis ich Sie wieder in Berlin weiß. Lucca verließ ich, wie ich versprochen, nach nicht ganz vierwöchentlichem Aufenthalt, und zwar um vieles gesünder. In Modena, wohin ich mich zunächst wandte, fand ich einen zahlreicheren Aristotelischen Apparat als ich erwartet, darunter zwar keine alten Handschriften, die es verdient hätten ganz durchcollationirt zu werden, aber manche curiosa, namentlich einen Commentar des Olypiodor zu den Categorien, der mir bis dahin nicht vorgekommen, woraus David seine Weisheit geschöpft und einen vollständigen Johannes Philoponus zu den vier letzten Büchern der Physik, den durchzuarbeiten ich einem, der längere Zeit daran zu wenden ich umso eher überlassen konnte, da Montfaucon in der Coisliniana einen Philoponus zu den vier letzten Büchern der Physik aufführt. Wichtiger waren nur die vom gewöhnlichen Griechischen Text der Probleme des Alexander und den Lateinischen Uebersetzungen abweichenden Handschriften der Alexandrinischen Probleme, sie haben mich überzeugt, daß selbst zur Bearbeitung der Aristotelischen Probleme die Alexandrinischen mit behandelt werden müßen; ob sie in der Ausgabe des Aristoteles aufzunehmen ist freilich eine andre Frage. Ich habe Hand ans Werk gelegt und werde den Griechischen Text um mehr als ein Drittheil vermehrt geben können. Nachdem ich fünf Tage vollauf in Modena beschäftigt gewesen ging ich nach Mailand, wo gleichfalls die Zahl der Aristotelischen Handschriften viel bedeutender ist, als wir geglaubt: ich habe gegen siebenzig gesehn und aufgezeichnet und habe nicht Grund zu vermuthen, daß man mir etwas vorenthalten, wiewohl man mir wie allen Fremden was von Catalogen vorhanden zu zeigen verweigerte, das bedeutendste darunter sind drey kleinere membranacei etwa aus dem 12ten oder Anfang des XIIIten Jahrhunderts, die Acroasis, de Caelo, de Anima, kleinen Phyiken und 2 Bücher der Meteorologie mit dem Commentar des Alexander enthaltend: daß für diese Schriften nichts sehr außerordentliches zu erwarten, bestätigen auch diese Handschriften – doch würde ich sie der Vollständigkeit wegen durchcollationirt haben, wenn mir nicht der Venetianische Catalog eine Handschrift aus dem XI Jahrhundert für alle physischen Schriften versprochen hätte, und Bekker 4813.

Überlieferung: H: BBAW, SN 259/1, Bl. 13 f.

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Brief 4813

sehr getrieben, sobald wie möglich überzukommen. Inzwischen habe ich de anima ganz, das übrige stellenweis collationirt. – Da aber | der hiesige Codex viel neuer ist, möchte es denke ich besser seyn das versäumte nachzuholen, wenn auch der im Pariser Catalog aufgeführte Codex der Physica, Metaphysica, Probleme ect. wirklich alt seyn muß. Hier nun habe ich manches stellenweis verglichen einzelnes ganz, aber da Bekker das schöne Organon schon collationirt hatte, durchaus nichts bedeutendes gefunden: außerdem beschäftigen mich die Commentare, namenlose an ihren Mann zu bringen, was ich in andern Bibliotheken durchgearbeitet anzusehn: neue finden sich nicht außer einem vom Modenesischen wie es scheint abweichenden Olympiodor zu den Categorien; in diesen Tagen habe ich die Alexandrinischen Probleme vor. Im ganzen gewinnen wir immer mehr die Ueberzeugung, daß für Text wie für Commentare wohl die grössere Hälfte der Arbeit geschehn und ein sechsmonatlicher Aufenthalt in Paris geringe Nachlese lassen wird. Wir hatten vor, wie Ihnen Bekker geschrieben haben wird, von hier über Wien und München nach Paris zu gehn: aber theils ist an beyden Orten wohl sehr wenig zu erwarten, theils ist es zu ungewiß ob wir während der Vacanzen in den Wiener Bibliothek wenigstens, Zutritt erhalten würden, und der Umweg ist wirklich bedeutend, außerdem wünschen wir nach Mailand auf acht bis zehn Tage zurück zu kommen, in der Hoffnung der Vacanzen ohngeachtet die Erlaubniß zu erhalten jenige drey Handschriften vollends zugebrauchen, da wir nichts weiter nicht einmahl zu sehn begehren, und der nähere Weg führt uns über Turin, wo wir freilich, wenn nicht etwa seit der Catalog bekannt gemacht, aus aufgehobenen Klöstern unbekannte Schäze hinzugekommen, sehr wenig für uns zu erwarten ist: endlich haben wir von hieraus bis Paris Diligencen, auf dem andern Wege langsame Vetturine oder nicht viel schnellere Beförderung mit dem Oesterreichischen Postwagen. Den Durchflug durch Deutschland aufzugeben wird uns zwar schwer genug, doch viel weniger seid wir wissen, daß Sie schon den 16ten October in Berlin zurückseyn wollen, wir also bey Verlängerung unsres Aufenthalts in Venedig Sie nicht, wie wir früher gehofft, mehr am Rhein treffen würden: einige Tage mit Ihnen, hochverehrter Herr Professor, wäre freilich eine herrliche Erquickung nach aller – in Italien – erlittenen Drangsal, eine Erquickung, die man sich schon durch Umwege und Verzichtleistung auf Turin erkaufen möchte. Von hier reisen wir sobald Bekker mit seinem dickleibigen Phothius fertig ist, in spätestens 12 Tagen: ich habe nicht mehr nothwendiges zu thun, doch finde ich immer Gelegenheit meine Zeit für den Aristoteles anzuwenden. Uebrigens verhehle ich Ihnen nicht, daß ich mich gar sehr weiter sehne: mögen die unsäglichen Be45 abweichenden] abweichender 50 wird,] folgt ))vor**

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schwerden meiner | Reisen von Lucca hierher oder hiesige Luft und Waßerlocalitäten daran Schuld seyn, ich habe mich hier seit meines vierwöchentlichen Aufenthalts wiederholt sehr übel gefühlt, und namentlich an den Augen gelitten, die daher außer der Bibliothekszeit sorgfältig zu schonen mir noch jetzt dringende Pflicht ist: glücklicher Weise bin ich durch mein Uebelbefinden nicht eben viel von meinen Bibliotheksarbeiten abgehalten. – Spätestens Mitte Octobers denken wir in Paris zu seyn. Die Nachrichten aus dem Vaterlande können nicht anders als bitter stimmen: mögen die Ruchlosen, die das Mährchen von Verschwörungen erneuern und zu Verunglimpfungen des Preußischen Namens so vielen nur zu erwünschte Gelegenheit geben, ihren gerechten Lohn davon tragen. Was die Zeitungen von den Verfassungprojekten des Staatskanzlers zu berichten wissen, ist auch nicht erbaulich. Gott beßere es. Aus Rom sind die Nachrichten im ganzen gut: bey Niebuhrs gehts leidlich. Bunsen arbeitet fleißig über’s Attische Erbrecht und wird bey der Gelegenheit auf verwandte Gegenstände geführt: auch er wünscht sehnlichst ins Deutsche Vaterland zurückzukommen; natürlich ist nicht daran zu denken bevor Niebuhr zurückgeht. Mögen Sie, hochverehrter Herr Professor, zu Ihrer Reise besseres als Italienisches Wetter haben. Ihrer Frau Gemahlin und Frau Schwester bitte ich mich bestens zu empfehlen. Mit den besten Wünschen und innigsten Verehrungen, hochgeehrtester Herr Professor Ihr ergebenster Ch.A. Brandis Venedig den 1sten Sept. 1819. [Immanuel Bekker:] Ich danke Ihnen für den Brief vom 8, der nach dem dummen Zeitungsgeträtsch doppelt willkomen [war]. Geld habe ich hoffentlich noch genug um nach Paris zu kommen. Von da aus erlaube [ich] mir zu bitten um alles dann fällig gewordene mit Einschluss des schon nach Augsburg abgegangenen1 Extremum illum Arethusa mihi concede laborem. Von dem Recht der Academie auf meine Papiere kann ich in Ihre Ansicht nicht eingehn. Ich zweifle ob der Academie gezieme einem Mitglied die bloße Anschaffung des rohen Stoffes zuzumuthen, zumal mir der ich gegen solche Zumuthung schon auf Anlass des Cajus protestirt habe, an dem mir Unrecht geschehn ist, freilich weniger als Niebuhrn. Sie Glücklicher haben dergleichen Arbeiten nie gemacht; ich, nach sechsjähriger Erfahrung, weiß daß ich daran gesetzt nur darüber eingebüßt, was kein Geld vergütet. Da ich nun keinen Freund habe dem ich sie schenken könnte (Sie

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Briefe 4813 – 4815

sind anderweitig beschäftigt), so bin ich mir schuldig sie selber zu gute zu machen. Darum verlange ich die Redaction. Die wird mich nicht nähren: darum verlange ich anderwärts her mein tägliches Brod. Verweigert mir jene die Academie, dieses das Ministerium, so glaube ich allerdings meine Verpflichtung erledigt durch Erstattung des Vorschusses, der ja auch unerstattet nicht weggeworfen ist sobald das Werk, das er möglich machen sollte, zu Stande kömmt. Ob dieser mein Glauben dem positiven Rechte gemäß ist weiß ich nicht: er ruht aber auf so lebendigem Gefühl daß ich eher zu einem Aeußersten kann getrieben werden das die Treiber grauen dürfte, als Preis geben was ich mit saurer Mühe erworben. Von Süvern habe ich noch immer keine Zeile. Reimer hat mir geschrieben, aber in übler Laune, die ihm freilich jetzt nicht zu verübeln ist. Grüßen Sie Ihre Frau und Nanny und Arndt. Wie hätte ich mich gefreut Sie alle zusammen zu sehn! Sie werden es verdienstlich finden daß ich einem theologischen Autor das Opfer dieser Entsagung bringe. Ich bin nämlich an dem Bessarionischen Codex der Bibliothek des Photius geraten und werde noch an acht Tagen damit zu thun haben. Der Herz haben Sie die Güte zu sagen daß sie nicht nach München an mich schreibe, wie ich sie gebeten hatte. Rühs bleibt den September in Florenz, vom October an den Winter in Rom: vorher wollte er mit uns reisen. Bunsen hat einen zweiten Knaben. Niebuhr habe eine Abhandlung für die Academie geschrieben über den Armenischen Eusebius. Mit dem protestantischen Prediger scheint man über die Maße zufrieden. Von Herzen Ihr I.B. 1

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vielleicht kommen dazu auch hundert Scudi, die ich Przystanowskin beauftragt 140 habe an Sie einzuzahlen.

*4814. Von Ernst Zimmermann. Darmstadt, Donnerstag, 2. 9. 1819 Über eine geplante Ausgabe der Kirchenväter.

132 sie] Sie 139 f vielleicht … einzuzahlen.] am linken Rand *4814. Der Briefeingang des Tageskalenders (Januar 1820) vermerkt zum 1. 1.: „2 Sept. Zimmermann in Darmstadt wegen seiner Handausgabe der KirchenVäter“. 1822 erschien von Zimmermann eine Ausgabe der Kirchengeschichte Euebs von Cäsarea.

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4815. Von August Hermann Niemeyer. Halle, Freitag, 3. 9. 1819 An / des Herrn Doctor Schleyermacher / Hochwürd / B e r l i n / dE. [Bl. 19v]

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Ueber einer Menge während meiner Abwesenheit eingegangener Briefe, finde ich, mein verehrter Freund auch – zufällig später als andre – auch den Ihrigen vom 1 Juni. Ich war schon am 26ten May abgereiset; so konnten Sie keine Antwort haben. Sie hätten sie sonst gewiß erhalten, hätte ich auch mit einem Fuß schon im Wagen gestanden. Denn einen iungen Studirenden mit 60 R zu erfreuen – das hätte ich mir nicht nehmen laßen. Nun, fürchte ich, komm ich zu spät, und einem Andern ist die Freude geworden. Indeß eil ich anzufragen, ob noch res integra ist, in welchem Fall ich gewiß gewißenhaft wählen will, und nur um Frist bis zum PneuenS Anfang der Collegien bitte. Meine Reise ist sehr glücklich gewesen; ich hoffe auch die Ihrige. Was indeß vorgefallen ist, wird Sie, hoff ich auch, so wenig als mich beunruhigt haben. Ich habe den Gerüchten wenig Glauben beygemeßen. In England sind wir übrigens so ziemlich Alle als Unruhige und Ungläubige in schlimmem Ruf, und schwerlich ist meine Versicherung, daß es doch so gar arg nicht sey, ia daß selbst viele weiland Neologen sich alle Mühe gäben wieder Paläologen zu werden, durchgedrungen. Eigentlich wißen die Theologen von uns gar nichts; einige wenige Namen (Schleusner, RosenMüller, Hauptautor der Fellows und Scholars und Students) ausgenommen. Bey dem Allen sind doch die Engländer wo es aufs Praktische ankommt, und auf Wirken ins Allgemeine unsre Meister. Für das Mechanische (Lesen, Schreiben) wird in den überfüllten Schulen ü b e r a l l e m e i n e E r w a r t u n g viel geleistet, und von d i e s e r Seite des Unterrichts, aber auch nur von dieser, ist etwas zu lernen. Darin steht es in unsern meisten Land und Volksschulen viel, viel schlechter. Die Regsamkeit der Kinder ist außerordentlich. Aber Kant und Campe würden ihren Gräuel sehn, an dem unbändigen Ehrtriebe, der der gewaltige Hebel ist. Ich empfehle mich herzlich zu Andenken und Freundschaft. Der Ihrige Halle den 3 Sept 19. Niemeyer

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Überlieferung: H: BBAW, SN 342, Bl. 19.

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Brief 4816

4816. Von Friedrich Bleek. Berlin, Dienstag, 7. 9. 1819 Herrn Professor S c h l e i e r m a c h e r [Bl. 8v kopfstehend] Berlin den 7 Septbr. 19.

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Tante Lotte hat mich gebeten, einige Zeilen für Sie mit einzulegen, worin ich Ihnen von dem Ganzen der hiesigen Fahrten Bericht erstattete. Daß sie es hier bis jetzt nur noch immer ärger treiben, würden Sie sich wol kaum als möglich denken, wenn Reimer Sie nicht schon darauf vorbereitet hätte. Auf de Wette’s Verhör wegen des Briefes an die Mutter Sandts ist noch weiter nichts erfolgt. Wie die Sache angefangen wurde, konnten wir nicht anders erwarten, als daß augenbliklich Absetzung oder wenigstens Suspendirung dekretirt werden würde; doch der König ist jetzt grade abwesend in Schlesien, und wer weiß, was er bei seiner Rückkehr aufstellt. De Wette ist übrigens, so sehr er Anfangs angegriffen war, jetzt ganz ruhig, auf Alles gefaßt, und wird die Sache aufs Äußerste treiben. Wie sehr wünsche ich nur wie Alle, daß Sie erst wieder hier wären! Würde gegen de Wette irgend eine außerordentliche Maaßregel unternommen, so traue ich zwar auch dem übrigen Senat recht guten Willen zu, bin aber doch überzeugt, daß bei Ihrer Anwesenheit die zu ergreifenden Maaßregeln eine ganz andere Gestalt gewinnen würden. – Reimer hat jetzt Antwort vom Könige „seine Beschwerde wegen der Wegnahme der Papiere sei ganz ungegründet, da er (der König) sich nach gehöriger Untersuchung überzeugt habe, daß der obwaltende Verdacht gegen Reimer diese Maaßregel hinlänglich rechtfertige, und sie mit der möglichsten Schonung vollzogen sei; übrigens solle die Sache auf dem gesetzmäßigen Wege betrieben werden, | und Reimer könne deßhalb ganz ruhig sein“. Eine solche Antwort auf eine Vorstellung, wie Reimers war, worauf ich erwartete daß die Sache sogleich einen ganz andern Gang nehmen würde, könnte einem allen Glauben und allen Muth rauben. – Reimer wollte gleich wieder von neuem an den König gehen, hatte auch schon Etwas aufgesetzt; doch weiß ich nicht, ob er es abgegeben hat. – In diesen Tagen ist hier strenge Untersuchung der staatsverrätherischen Verschwörung der Dreiundfünfziger, die das Zeugniß über Jahn (der bis zu dieser Stunde noch nicht ein einziges Mal verhört ist) unterschrieben haben; eine eigne Commißion ist deßhalb niedergesetzt, bestehend aus Jordan, dem Major Meron und einem Referendar; und vorläufig 4816. Überlieferung: H: BBAW, SN 254/1, Bl. 7 f.; D: Schmidt, Schleiermachers Ethik des Wissens, S. 48 (Zitat).

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sind in zwei Sitzungen alle diejenigen vernommen, die auf irgend eine Art in königlichen Diensten stehen; die vorgelegten Fragen sind, ob das ihre Unterschrift sei, und ob sie dabei die Absicht gehabt hätten, daß es in ein öffentliches Blatt eingerückt würde. Auf die Bejahung beider Fragen steht, wie es heißt, nach der Cabinetsorder, Absetzung; doch ist bis jetzt noch nichts erfollgt; gestern sind die letzten verhört, der eine Weiher, Leopold Plehwe und der Kompagniechirurgus Maaßmann; letzterer ist schon vorher wegen derselben Sache mit 8tägigem Arrest bestraft und hat, weil er sich nicht versetzen lassen wollte, seinen Abschied erhalten. Überall lautet das Urtheil der vornehmen Philister hierüber, die jungen Leute hätten zwar als Menschen sich recht brav benommen, aber als Offiziere oder überhaupt nur als königliche Beamte (warum nicht auch als solche, die einst dergleichen zu werden wünschen) hätten sie doch Unrecht gehabt so zu handeln! Das Beste übrigens ist, daß noch Alle guten Muthes sind und keiner von Gnade spricht. – | Allenthalben gibt es doch jetzt Unruhen. So eben höre ich, daß in Kiel Schlägereien zwischen den Studenten und Soldaten gewesen sind, wobei auf beiden Seiten mehrere gefährliche Verwundungen vorgefallen sind. Gewiß hängt auch das mit den hiesigen demagogischen Umtrieben zusammen. In Folge der darüber gehaltenen Untersuchungen ist bereits die Burschenschaft in Kiel e n t d e c k t und aufgehoben. – Auch hier ist die Burschenschaft durch einen mächtigen Anschlag aufgehoben! – Ihre Abhandlung ist jetzt, 7 1/2 Bogen stark, vollendet. Obgleich ich sie noch nicht wieder im Zusammenhange gelesen habe, so ist sie mir doch so schon sehr lehrreich gewesen; doch hoffe ich von den Gegnern, daß sie Sie mit dieser Einen Arbeit nicht werden abkommen lassen. Mit den Correktoren werden Sie zufrieden sein, wenigstens im Allgemeinen. – Jetzt sind meine Sibyllina daran. Ich will mich freuen, wenn sie fertig sind; die Arbeit ist mir unter und außer den Händen zu alt geworden. Das nonum prematur in annum hat wol sein Gutes, aber auch sein Unangenehmes, wenigstens für den Autor; man traut zuletzt seinen Worten selbst am allerwenigsten. – De Wette wird auch noch einen Theil seiner Abhandlung über die neueren Moral-Systeme fertig machen fürs erste Heft. Derselbe läßt jetzt außer einer Abhandlung über Protestantismus und Katholicismus, die für den ReformationsAlmanach geschrieben war, noch etwas Populäres über die Sünde wider den heiligen Geist drucken, was er in diesen Tagen geschrieben hat, und das jetzt schon unter der Presse ist. Er hat mir aufgetragen, Sie recht herzlich zu grüßen, eben so Leopold, der in diesen Tagen mit Rudolph in Frankfurt zusammengewesen ist. – Leben Sie recht wohl. Morgen wird eine große Weinprobe in Charlottenburg angestellt,

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Briefe 4816 – 4818

was bekanntlich am besten geht, wenn man sich [dabei flei]ßig der Abwesenden erinnert, was wir nicht unt[erlassen wollen.] Viele herzliche Grüße an die liebe Mutter, wie an sämtliche Kl[eine.] Lücke und Burchardi, die mir gottlob Beide Briefe schuldig sind [ ] | Die theologische Fakultät hat nach ihrer Antwort ans Ministerium wieder ein monitum erhalten wegen der Nicht-Achtung des früheren, und zwar besonders in Hinsicht der Apokalypse. Neander ist nach Carlsbad gereist, wenn ihn nicht etwa unterwegs die öster[reichische P]olizei aufgehalten hat, da er schon in mehreren Zeitungen als demagog[ischer Umtriebe] verdächtig und wegen derselben zur Untersuchung gezogen bezeichnet ist.

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*4817. Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Berlin, um den 7. 9. 1819

4818. Von Johann Friedrich Möller. Erfurt, Dienstag, 14. 9. bis Donnerstag, 7. 10. 1819 Erfurt den 14ten Sept. 1819. Hochwürdiger Herr! Hochzuverehrender Herr Doctor! Die inliegende gedruckte Anzeige von der Keyserischen Buchhandlung mag die Stelle einer Einleitung meines Briefes vertreten und mich entschuldigen, daß ich es wage, nur Ihren Schriften nach mit Ihnen bekannt, diese schriftliche Verbindung anzuknüpfen. Nur das Eine habe ich hinzuzusetzen, daß die dort unterzeichnete Handlung solid und sicher, auch nach dem frühen Tode ihres Besitzers, fortbesteht, und sich jezt doppelt bemüht, den Verpflichtungen in allen vorkommenden Verhältnissen auch ferner zu genügen, welche der Verstorbene gewissenhaft zu erfüllen strebte. Dem dritten und lezten Jahrgang des ReformationsAlmanachs hatte der Herausgeber noch im Leben sorgfältig durch Herbeyschaffung der Kunstbeylagen – (Kupferstiche von Calvin, Reuchlin, Moritz von Sachsen, Lu*4817.

Erschlossen aus Brief 4816, Z. 3–4 (7. 9. 1819 von Bleek).

4818. Überlieferung: H: BBAW, SN 331, Bl. 1 f. d 8t. Novb“.

Beantwortungsvermerk: „beantw.

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ther im Tode, Wibrandis Rosenblat und einige Handschriften) – vorgearbeitet; darum konnte man das Unternehmen nicht fallen lassen, wozu ich sonst wohl, wegen der immer größer werdenden Entfernung vom JubelJahre, und der damit zusammenhängend sich offenbarenden Abkühlung der Gemüther gerathen hätte. Und da es nun, eben unter diesen Umständen, ganz besondere Pflicht des Herausgebers wird, das Buch aufs Beste auszustatten, so unterstehe ich | mich, auch Ew. Hochwürden wieder zu einem Beitrag aufzufordern, um so getroster, weil doch der ReformationsAlmanach immer eine ehrenvolle Stelle unter den Erscheinungen der Zeit in historisch wissenschaftlicher Hinsicht behaupten wird. Die Wahl des Gegenstandes bleibt Ihnen überlassen, insofern Ihnen vielleicht eine in das allgemeine Wohl der Kirche, oder in die Geschichte der Vergangenheit eingreifende Ideenreihe vorliegt, welche auf diesem Wege am schicklichsten öffentlich werden könnte. Doch erlaube ich mir eine Bitte vorzutragen, mit dem herzlichsten Gesuch, dieselbe womöglich nicht unberücksichtigt und ungeprüft zu lassen. Calvins Bildniß soll an der Spitze stehn, und eben damit ist eine Hauptrichtung bestimmt, welche schon Herr Keyser diesem Bande zu geben wünschte. Eine kleine Biographie des Mannes wird in den Bildersaal gestellt werden; aber Aufschlüße über den Gang seiner Bildung, über die Richtung welche sein Geist nahm, und Darstellung seines Systems in Bezug auf die Nachtmahlslehre und die Praedestination, und seines Verhältnisses zu den reformirten Schweizer-Kirchen – das ist ein Feld, zu dessen Bearbeitung ich nur Sie einladen möchte, und welches leer zu lassen wohl sehr unschicklich seyn dürfte. O, wenn Sie mir das zusagen wollten! Es wäre jezt eben recht an der Zeit, wenn | ein b e w ä h r t e r Theolog den innern philosophischen Zusammenhang der Praedestinations-Theorie entwickeln, und, wie sie sich dem Calvin darstellte, zeigen wollte. Wie mancher würde sich beschämt versöhnen lassen; der nach dem ersten Eindruck zu urtheilen und zu verwerfen gewohnt war! Seit ich Ihr Sendschreiben an Herrn Dr. Ammon gelesen, habe ich diesen Wunsch genährt und an Ihre Person geknüpft. – Sollte es Ihnen wirklich nicht möglich seyn zu willfahren, oder in den hier durch die Form des Buchs gesteckten Grenzen eine solche Arbeit zu liefern, so muß ich Sie ganz ergebenst bitten, mir in Ihrem Antwortschreiben gefälligst einen Mann vorzuschlagen, der nach Ihnen dazu am meisten geschickt wäre. Aber es würde mich betrüben – doch das ist freilich kein Grund zur Uebernahme. Daß Sie mich an meine im zweiten Jahrgang angefangene Bildungsgeschichte der Reformirten Kirche erinnern und die Aufgabe an mich zurückweisen sollten, kann ich nicht glauben, aber das werden S i e mir auf

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Briefe 4818 – 4819

redliche Versicherung glauben, daß ich mich eben nach jenem Versuch recht völlig überzeugt habe, daß ich zur Uebernahme dieses zweiten durchaus nicht gerüstet bin; und das um so weniger, da ich als Redacteur mich ganz rein in meinen Grenzen halten muß. Weil Sie mich nicht kennen setze ich noch hinzu, daß diese Bemerkung mit der auf Widerspruch lauernden und ausfordernden Bescheidenheit nichts gemein hat, sondern völlig der innern Wahrheit entspricht. Bis Ende dieses Jahres ist der äußerste Termin zur Einlieferung der schriftlichen | Arbeiten. Sollten Sie meinen Wunsch Statt finden lassen, so darf ich wohl bald auf einige Zeilen von Ihrer Hand, vielleicht auch darauf hoffen den Gegenstand, und die u n g e f ä h r e Ausdehnung Ihrer Arbeit voraus zu erfahren. Briefe unter der Addresse: A n d i e R e d a c t i o n d e s ReformationsAlmanachs – durch Keysers Buchhandlung i n E r f u r t kommen in meine Hände. Mit wahrer Hochachtung Ew. Hochwürden gehorsamer Diener J.F. Möller Diacon an d. Barfüßer Kirche. N.S. Die Absendung dieses Briefes habe ich bis zum 7ten October aufgeschoben, weil ich hoffe Ihnen melden zu können, welchen Gegenstand Herr Dr. Plank in Göttingen der schon vor dem Jahre eine Arbeit zum 3ten Jahrgang des ReformationsAlmanachs zu liefern versprochen, sich erwählt habe. Da ich jedoch bis heute keine Antwort erhalten, so trage ich billig Bedenken, noch länger zu warten, um so mehr, da, im Fall Sie meinen Wunsch erfüllen könnten – an ein Zusammentreffen nicht eben zu denken ist.

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4819. Von Heinrich Christoph von Willich. Sagard, Sonntag, 19. 9. 1819 Dem / Herrn Professor Schleiermacher / pp pp / in / Berlin. [Bl. 43v] Sagard den 19.IX.19. Schon früher wollte ich dich begrüssen, geliebter Bruder, und dir mein herzliches Willkommen sagen zu deiner Rückkehr vom Rhein, von einer Reise, die dir gewiß für Geist und Herz sehr fruchtbar gewesen – weiß 4819.

Überlieferung: H: BBAW, SN 421, Bl. 42 f.

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auch schon, daß du mit voller Kraft dein eigentliches Tagewerk wieder angegriffen und die Lehrbegierige Jugend um dich versammelt hast. Mein Theodor hat mir von dir geschrieben, daß du ihn sehr gütig als deinen Zuhörer aufgenommen und wie dein Vortrag ihn schon ergriffen habe. Wirst du ihm nachhelfen, wenn er dreist genug ist, dich über ihm gebliebne Dunkelheiten anzutreten? Hoffentlich auch wieder, wenigstens habe [ich] es ihm gerathen, seinen Entschluß für das eine | oder andre Fach bis nach dem 1sten, wenn nicht nach dem 2ten Semestre verschieben und ich vertraue dir, du wirst seine Wahl richtig leiten, da das Umsatteln späterhin in meisten Fällen sehr widerlich und nachteilig ist. Wie er schon meine Gedanken kennt, wird er sich hoffentlich von unsichern irdisch meistens Bodenlosen Lebensplänen, noch weniger von dem Schein-Reiz dieser oder jener beqwemern, angenehmeren, vortheilhafteren Lage verleiten lassen zu einer dadurch schon profanirten Wahl. Nur das wünsche ich, daß er es abwarte, was unsre Concilia produziren werden – Schleudern sie uns Jahrhunderte hinter Luther, ja hinter Christus zurük, die beide wollten daß der GottesGeist, und nicht seine vermeinten Stellvertreter mit ihren noch so fromm gläubig ausgepuzten Meinungen, uns in alle Wahrheit leiten und die Wahrheit uns frei machen solle, so thut er wohl, den neuern G e i s t l i c h e n der christlichen K i r c h e nicht, sondern den Brüdern der Gemeinde des Herrn, wie sie zu der Apostel Zeiten bestand, beizutreten. Ich gestehe dir, lieber Schleiermacher, mit Furcht und Sorge würde ich der LandesSynode entgegen zittern, wenn ich nicht mit Greiling zu dem Engel mit dem flammenden Schwerdte, zu dir das Vertrauen hätte, du werdest allem Heillosen Unfug zu steuern Kraft, Muth und | Veranlassung haben. Habe ich gleich fast keine Stimme, denn hier ist es – wie wohl in den Meisten Dioecesen der Fall gewesen, daß die abweichende vor denen, die das in verba magistri jurare bald aus Trägheit, bald aus Furcht festhalten, nicht hat zu Worte kommen können, da überdem die Superintendenten meistens ihr votum zuerst und ohne angeführte Gründe in Synodis aufstellten; so liegt mir doch die religieuse (nicht kirchliche) Vereinigung, die sich ja ohne Anstoß von selbst macht; die vorseiende Zwangs-Kirchen-Disziplin sehr am Herzen, wie das ganze Gebäude der neu werden sollenden Kirchenordnung, Liturgie pppp. Gebt uns nur an allen Gemeinden fromme verständige pp Prediger, gute Schul- Erziehungs- und Armen-Anstalten und Gott wird es segnen – Mich jammert mit dir des Volks, wo wir so fortfaren zu bauen und zu bessern, wie wir angefangen haben! Aber wie kann der Redacteur Eurer Berliner Zeitung so grausam seyn, uns da den schlagenden Zufall unsres Arnds zu melden ohne Weiteres? Das Bulletin! oder er verdient die Geissel – Wir alle hier sich in nicht

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Briefe 4819 – 4821

geringen Sorgen und hat es uns vieleicht, wie wir hoffen, Grundloser Weise erschüttert, wer straft ihn? Auch der Herz neben all den deinigen unser herzliches Willkommen! CvW

*4820. An Karl August Fürst von Hardenberg. Bonn, vor dem 30. 9. 1819 Bietet sich an, bei der drohenden Absetzung der Verteidiger Jahns als selbst Betroffener zu vermitteln.

4821. An August Twesten. Bonn, Donnerstag, 30. 9. 1819 An / Herrn Professor Twesten / Kiel [Rückseite des zweiten Blattes] Bonn d 30t. Sept. 1819 Lieber Freund ich habe mir Ihren Brief mit hieher genommen da er zu kurz vor meiner Abreise ankam als daß ich ihn hätte beantworten können. Uebermorgen treten wir nun unsere Rükreise an, und ich müßte mich schämen nicht wenigstens das gethan zu haben. Aber schlecht wird es gehen; denn die Frau pakt schon um mich her, da wir Morgen noch auf dem Lande zur Weinlese sind, und die Kinder schwirren. Leider bin ich hier zu gar nichts gekommen. Kaum habe ich einige flüchtige Blicke in mein neues Collegium thun können und mir schwindelt vor allen Untersuchungen die ich noch anzustellen habe. Eine Reise mit meiner Frau über Kölln in das Bergische, eine zweite mit Lücke und den Welkers nach Trier, eine dritte mit Calker und Grooss (den Sie ja auch kennen gelernt haben) nach Neuwied haben viel Zeit weggenommen, und die übrige ist mit Herumstreichen im Siebengebirge und mit häuslichem und städtischem Faulenzen hingegangen. Schön ist es hier auch ein guter Ton unter Professoren und Studenten, und *4820.

Erschlossen aus Brief 4821, Z. 49–57 an Twesten (30. 9. 1819).

4821. Überlieferung: H: Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, Handschriftenabteilung, Autogr. I/330/1; D: Heinrici: D. August Twesten, S. 351–354 (gekürzt).

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es ist mir oft eingefallen daß es noch schöner wäre wenn Sie auch hier wären. Doch ich will uns beiden das Herz nicht schwer machen, und auf der andern Seite könnte es gar lächerlich scheinen wenn ich Ihnen jezt leid machen wollte nicht ins preußische gekommen zu sein. Auf eine eigentliche Beantwortung Ihres Briefes sehe ich aber wohl kann ich mich doch nicht einlassen. Weshalb ich Ihnen vorzüglich gern gleich nach meiner Ankunft hier geschrieben hätte ist Ihre Anfrage wegen der Doctorpromotion. Unsere Statuten haben wir imer noch nicht (nämlich die Facultätsstatuten) aber wir können in diesem Punkte auch jezt schon nicht anders verfahren als in dem Entwurf dazu steht. Abwesend nämlich kann nur promovirt werden auf einen schriftlichen Antrag zweier Facultätsmitglieder dem die Facultät einstimmig beitreten muß, und dieser Antrag | soll außer bei ausgezeichneten Geistlichen motivirt sein durch Anführung bestimmter Schriften des zu promovirenden. Gesucht darf eine solche Promotion gar nicht werden sondern durchaus nur frei ertheilt. Auch habe ich Sie schon eher fragen wollen ob es Ihnen recht wäre so von uns promovirt zu werden; aber ich hätte gern noch etwas theologisches von Ihnen außer der Ausgabe der Confessio zu nennen gehabt. Wenn Sie nun warten wollen bis Ihre Kritik über die Apokalypse erschienen ist so will ich mich dann mit Neander zusammenthun und zweifle gar nicht an der Einstimmigkeit aller Kollegen Daß ich bei den neuesten Reactionen bis jezt so glüklich durchgekommen bin – da man Grundsäze ausgesprochen hat bei denen es gar keines Scheins von Verdacht bedarf um in eines Mannes Schreibtisch einzubrechen – hat mir lange zur Verwunderung gereicht jezt aber erwarte ich ein anderes, und bin auch für DeWette nicht ohne Besorgniß. Dem lezten ist eine Abschrift eines Briefes vorgehalten worden den er bald nach der Ermordung an Sands Mutter geschrieben hat, und der König soll selbst gesagt haben, habe er den Brief wirklich geschrieben so müsse er abgesezt werden. De Wette hat an den König geschrieben war aber nach meinen lezten Nachrichten noch ohne Antwort. Daß die Sache schon seit mehreren Wochen in diesen terminis liegt giebt einige Hofnung; die meinige ist neuer. Der König hat nämlich auch denen welche das günstige Zeugniß für Jahn abgelegt haben die Absezung angedroht, ja nach einer wiewol unsichren Nachricht soll sie an einigen schon vollzogen sein. Sobald ich es gehört eilte ich mich in einem Schreiben an den Staatskanzler als Rathgeber und in einem gewissen Sinne Autor in dieser Sache anzugeben, und dies ist noch so neu, daß ich nicht weiß was meiner wartet, wenn ich nach 26 schon] über )noch*

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Briefe 4821 – 4823

Berlin komme. Meinen Mann will ich stehn, aber für den Ausgang kann ich nicht gut sagen. An eine eclatante Bestrafung der Lärmbläser ist gar nicht zu denken; die gute Folge aber die ich erwarte ist die, daß das Interesse an der Constitution dadurch weit allgemeiner verbreitet werden wird als bei uns bisher der Fall war Meine Abhandlung über die Gnadenwahl ist nun gedrukt. Ob sie den Ruhm eines gründlichen dogmatischen Verfahrens verdienen wird steht dahin; so wie ich sie in der Erinnerung habe scheint mir noch viel daran zu fehlen, ich habe sie gar zu zerstückelt seitenweise schreiben müssen. Das ganze Stük des Journals wird wol erst eben fertig werden wenn ich zurükkomme und Sie sollen es dann gleich erhalten. – DeWette hat unterdeß etwas über die Sünde wider den heiligen Geist drucken lassen worauf ich recht neugierig bin; er scheint durch den Revolutionsalmanach das populäre Gebiet liebgewonnen zu haben. Gott gebe daß der Winter nicht zu stürmisch wird damit ich die Dogmatik und leider auch die Kritik über die Aristotelischen Ethiken vollenden kann. Doch das ist fürchte ich zuviel gehofft, und doch kann ich das leztere nicht unterlassen weil sonst gar nichts von mir in die akademischen Abhandlungen käme. Das Leben Christi wird mir je länger desto unbekannter und verwikelter, und ich fürchte meine Zuhörer werden sehr skeptisch erbaut von dannen gehen. Einiges häusliche Leiden haben wir hier auch gehabt. Unsere Hildegard ist von einer langwierigen Diarrhöe heimgesucht worden, bei der mir ein Paar Tage vor einem schleichenden Fieber bange war. Das Uebel ist noch nicht gänzlich gehoben und ich wünsche sehnlich gutes Wetter zur Rükreise. Sonst hat sich alles hier sehr erfrischt, und auch meine Frau macht, um mit | den Zeitungen zu reden, glükliche Fortschritte. Die Nanny stillt ihren kleinen Sigerich und er nimmt zusehends täglich zu an Leib und Seele. Arndt hat sich ein schönes Haus vor der Stadt am Rhein gebaut, und in 14 Tagen wollen sie es beziehen. Die schönsten Grüße an Sie und Tine besonders auch von Nanny; möchten wir nur bald hören daß Mutter und Kind wieder vollkomen wohl sind. Gott befohlen, von Berlin aus mehr. Von Herzen der Ihrige Schleiermacher

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4822. Von Bernhard Dräseke. Bremen, Donnerstag, 30. 9. 1819 Bremen, 30 Sept. 19.

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Diese Zeilen, Hochverehrter, haben keinen andern als den bescheidenen Zwek, den jungen Mann, welcher Ihnen mit dem Blatte sich nahen wird und auf Ihrer berühmten Universität seine in Jena angefangenen Studien fortzusetzen denkt, Ihrer Gewogenheit aufs allerherzlichste zu empfehlen. Wie glüklich würde er seyn, wenn ers zuweilen wagen dürfte über das, was ihm Wichtiges vorkommt, Ihren Rath einzuholen! | Daß i c h s wage mit einer unbedeutenden, meiner neuesten, Gabe an das Publicum vor Ihnen zu erscheinen, wird Ihre Nachsicht verzeihen. Wer kommt gern, wo er huldigen will, mit leerer Hand! Gott segne Ihr Wirken, daß es Ihm zur Verherrlichung und noch vielen Tausenden auf Erden, wie bisher, zum Segen diene. Mit Ehrfurcht, lebenslang, Ew Hochwürden treuergebner Dräseke.

4823. Von August Twesten. Kiel, Sonntag, 3. 10. 1819 Kiel den 3ten October 1819.

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Durch diese Zeilen wünsche ich Ihnen zunächst einen jungen Holsteiner, H a n s e n , zu empfehlen, von dessen religiösem Interesse und wissenschaftlichem Streben ich recht viel erwarte, wenn er auch noch nicht zu der Reife wie Hasselmann gediehen ist. Demnächst mögte ich Sie zugleich auch an eine Antwort auf meinen letzten Brief mahnen, woran Sie bisher wohl durch Ihre Reise nach Bonn gehindert worden sind. Wenn ich an diese Ihre Reise denke, so dauert es mich doch immer, daß nicht auch ich 4822. Überlieferung: H: BBAW, SN 275, Bl. 4. Mit einer eigenen Schrift („Ueber Confessionswesen und Kirchenvereinigung in ihrem Verhältniß zum Evangelio“, Braunschweig und Lüneburg 1819, oder einem Predigtdruck). 4823. Überlieferung: H: BBAW, SN 408, Bl. 37; D: Heinrici: D. August Twesten, S. 350 f. (gekürzt).

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Briefe 4823 – 4824

Sie dort habe wieder sehen können, so sehr auch sonst die vorgefallene Ungebühr den reitzenden Aufenthalt verleiden muß. Doch nun kommt ja wohl die Reihe Ihres Besuches auch bald einmal wieder an uns, nicht wahr? Da Sie jetzt Süd und West bedacht haben, so müssen Sie im nächsten Sommer den Norden bedenken! Ich habe viel von einer Zeitschrift gehört, die Sie mit De Wette herausgeben wollten, und ich gestehe Ihnen, nicht ganz gern; ich fürchte nämlich, daß Sie durch die Theilnahme daran an den größern Arbeiten gehindert werden mögen, wodurch Sie sich um unsere Literatur und Kirche gewiß verdienter machen, als durch einzelne Beyträge zu einer Zeitschrift; die, wenn auch schneller, doch nie ein so aufmerksames Publicum findet, als ein größeres Werk, was allein Ihren Namen an der Stirn trägt. Ja, so sehr ich De Wette in vieler Hinsicht achte, so wünschte ich doch, daß Sie und Ihre Arbeiten in den Augen des Publicums mehr von ihm geschieden erschienen, indem ich von dem Gegentheil manch verworrenes Urtheil befürchte, was ich nicht heilsam finde. Doch das ist das Geringere; und überhaupt bescheide ich mich über einen Plan nicht eigentlich urtheilen zu können, den ich nur von Hörensagen kenne. Das von Ihnen angekündigte Leben Jesu mögte ich gerne mit bey Ihnen hören! es gehört auch mit in meinen Plan. Von Ihrem Lukas scheint mir dies keins der geringsten Verdienste, daß aus demselben eine hellere Anschauung vom Leben und Wirken Christi hervorgeht, als aus irgend einem mir bekannten Buche. Erhalten wir denn bald den zweyten Theil? Recht viele Grüße bitte ich Sie an Ihre liebe Frau und Schwester zu bestellen. Lassen Sie micht nicht zu lange auf eine, wenn auch kurze, Antwort harren. Mit unveränderlicher Liebe und Verehrung Ihr Twesten.

4824. Von Friedrich Heinrich Christian Schwarz. Heidelberg, Sonnabend, 9. 10. 1819 Heidelberg den 9ten Oct. –19 Gerne erlaube ich mir es Ihnen, verehrungswürdigster Freund, einen Hausgenossen und Zuhörer von mir zu empfehlen; denn er ist es in vorzüglichem 4824.

Überlieferung: H: BBAW, SN 390, Bl. 25 f.

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Grade würdig. Es ist der Überbringer dieses Briefes; ein Theologe aus dem Bergischen, Namens Hallbach, ein Schüler von dem Pfarrer Strauß zu Elberfeld, ein wohlbegründeter, pflichttreuer fleißiger, stiller, edelsinniger junger Mann. Er hat schon einige Jahre philologische und theologische Collegien gehört, und will nun auch zu Ihren Füssen sitzen, überhaupt die Meister in Berlin hören. Mein Rath stimmte diesem Plane zu, und der Erfolg wird uns bey diesem braven jungen Theologen vielleicht ganz vorzüglich rechtfertigen. Denn er ist kein übergeisterter Neuling, sondern ein gründlicher Denker von jener reinen und höheren WahrheitsLiebe, welche ich die evangelische nennen möchte. Können Sie ihn in seinen Studien berathen, so thun Sie es doch; jedes Wort von Ihnen | wird ein Samenkorn in seiner treuen, wißbegierigen Seele seyn. Er hat in meinem Hause einige Jahre in mehreren Gegenständen unterrichtet, besonders in der lateinischen und griechischen Sprache, und hat hierdurch nicht nur seinen Elberfelder Wohlthätern, die ihn mit Geld (wie ich vermuthe) unterstützen, zu seiner Freude Erleuchtung gewonnen, sondern sich auch selbst und seinen Schülern sehr nützlich gemacht; denn er hat seine gute Lehrgabe schon ziemlich gebildet. Auch hierin darf ich ihn kühnlich empfehlen. Nun aber erfreue ich mich auch dieser Gelegenheit, Sie, Theuerster, recht freundlich und herzlich zu begrüßen. Ich habe ja so lange Ihnen kein Wörtchen zugesendet. Im Geiste und in gedruckten Worten habe ich mich indessen manchmal mit Ihrem Geiste unterhalten, und das nicht minder zu meiner Belehrung, wie in früheren Jahren. Ihr Geist ist mir nicht entschwunden, und deß freue ich mich. Ob der Gang meiner Begriffe mich in Übereinstimmung mit Ihren Lehren gehalten hat, nämlich so weit es früher der Fall war, möchte ich wohl wissen, und bin daher mit | jeder Messe begieriger, um ihre dogmatischen und ethischen Ideen weiter dargelegt zu sehen. Auch ist mir Ihr Gemüth nicht entschwunden; die Verirrungen der Zeit haben mich überhaupt nicht im Urtheil über Freunde irre gemacht; und mein Herz ist Ihnen liebevoll zugethan, wie immer, und das lassen Sie ihm auch. Mit innigster Verehrung der Ihrige Schwarz.

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Brief 4825

4825. Von Wilhelm Bäumer. Bodelschwingh, Mittwoch, 13. 10. 1819 An / Den Herrn Schleiermacher / Doctor und Professor der Theologie / Hochwürden / in / Berlin [Bl. 4v] Bodelschwing bey Dortmund den 13 October 1819 Hochwürdiger Hochzuehrender Herr Doctor; Ein Zufall machte, daß ich Aschenbergs Brief welcher mich auf den 3ten und 4ten October nach Hagen einlud zu spät bekam, und dadurch bin ich des Vergnügens beraubt worden Ihre persönliche Bekanntschaft zu machen. Was in Lippstadt auf unserer Synode verhandelt ist, werden Sie gewiß von Florschütz, Zimmermann, Aschenberg ausführlich gehört haben. Mein Entwurf zu einer Kirchenverfassung ist dem wesentlichen Inhalt nach durchgegangen. Bey den Verhandlungen über die KirchenOrdnung war das Bemühen der meisten dahin gerichtet alle verschiedene und oft sehr von einander abweichende Observanzen in unserer Provinz aufrecht zu erhalten, und so sind häufig Bestimmungen festgesetzt worden die eigentlich Nichts bestimmen. Sobald unsere Verhandlungen gedruckt sind; werde ich mir die Freiheit nehmen Ihnen dieselben zuzusenden. Von einem Freunde habe ich die Verhandlungen der Berliner Provinzialsynode erhalten; sehr hat mir das beyliegende Schreiben des Moderamens an das Consistorium gefallen. In den Verhandlungen selbst ist mir manches nicht recht klar geworden; so der Unterschied zwischen der Pfarrgemeinde und der freyen Gemeinde. Meiner Meinung nach kann es nur zweyerley geben: Was zur Gemeinde gehört und nicht, was zur Kirche gehört und nicht; so die Meinung Ihrer Synode über die Kirchenzucht; Suspension und Absetzung des Predigers habe ich nicht gefunden; Gewundert habe ich mich darüber, daß Ihre Synode die Nothtaufe ferner gestattet; die Reformirten haben sie nie gekannt und in unseren ältesten KirchenOrdnungen ist sie verboten. Zu den lebenslänglichen Superintendenten werden sich unsere 4825. Überlieferung: H: BBAW, SN 466/1/3, Bl. 2–4; D: Geck: Schleiermacher als Kirchenpolitiker, S. 262 f. 265 (Zitate). Mit einem ausgeschnittenen Stück eines Briefes von Natorp an Bäumer (Bl. 3); dort steht: „Sollte Herr Schleiermacher noch zu Ihnen kommen, so fragen Sie ihn doch, ob er nicht auch über die Angelegenheiten der Liturgie, des KatechumenenUnterrichts, des Katechismus, des Gesangbuchs pp etwas schreiben wolle. Er ist der rechte Mann dazu und hat die gehörige Autorität, um die rechte Bahn zu bezeichnen. Sagen Sie ihm, wir würden in unsern Synoden seine Andeutungen schon geltend zu machen wissen.“

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Kreissynoden nie verstehen; und wenn sie, wie bey uns, kein Gehalt ziehen; so fallen sie schon von selbst weg. Möchte Ihre Synode sich doch kräftig gegen alle Accidenzien erklärt haben; wenn auch noch kein Weg zu sehen ist, um eine angemessene Entschädigung für dieselben auszumitteln; so muß es doch oft und so laut als möglich gesagt und gezeigt werden, daß sie verderblich sind. Was Ihre Synode wegen der Formulare festgesetzt hat, ist herrlich, unsere Synode hat sich auf eine ähnliche Weise erklärt. | Ich bin von unserer Synode beauftragt allen Provinzialsynoden unseres Landes, unsre Lippstädter Verhandlungen mitzutheilen; wie wir auch wünschen, daß dieses von allen Provinzialsynoden gegenseitig geschehen möge. Könnten Sie mir nicht die Generalsuperintendenten der kirchlichen Provinzen jenseit der Weser nennen, ich weiß sonst würklich nicht, wie ich den mir gewordenen Auftrag zur Ausführung bringen soll. Wann wird die Reichssynode zusammen kommen und wie wird sie zusammengesetzt werden? Unsere Synode hat darauf angetragen, daß es jedem Prediger des Landes erlaubt werden möge den Sitzungen der Reichssynode beyzuwohnen, und wenn auch nicht mitzustimmen, doch seine Meinung zu sagen. Von dieser Erlaubniß würden nur die Prediger der Hauptstadt und in der Nähe derselben Gebrauch machen können. Herr Consistorialrath Natorp, der sich Ihnen empfehlen läßt, wünscht der Reichssynode beywohnen zu können; er würde auf derselben gewiß nützlich seyn. Ließe es sich nicht einleiten, daß er zu dieser berufen würde? Ich lege ein Blättchen bey, das ich aus einem Briefe Natorps an mich ausgeschnitten habe. Es enthält eine Bitte an Sie; ich füge zu derselben nur die um Erfüllung derselben hinzu. Wir Geistlichen in der Provinz Westphalen setzen auf Sie vornehmlich unser Vertrauen, und würden Sie gerne deputiren uns auf der Reichssynode zu vertreten, wenn es angehen könnte. Verzeihen Sie, daß ich Ihnen mit meiner Schreiberey wieder beschwerlich falle. Einliegendes Blättchen wird mich einigermaßen entschuldigen. Mich Ihrem Wohlwollen empfehlend verbleibe ich mit der aufrichtigsten Hochachtung Ihr gehorsamer Diener Bäumer. Viele Viele herzliche Grüße an Reinhard, wenn Sie ihn sehen, Einige Zeilen von ihm die mir sagen wie es ihm geht und wie er lebt, würden mich sehr erfreuen. Ich habe 1 1/2 Jahr mit ihm auf einer Stube gewohnt; auch an Grell gelegentlich einen Gruß 51 das] daß

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Brief 4826

4826. Von Joachim Christian Gaß. Breslau, Mittwoch, 13. 10. 1819 Herrn / Doktor Schleiermacher / Hochwürden [Bl. 136v] Bresl. den 13 Okt 19

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Hoffentlich, mein theurer Freund, bist Du glükklich von Deiner Reise zurükkgekomen und darum sollen Dich auch gleich diese Zeilen begrüßen. Lieber wäre ich freilich selbst bei Dir, denn des Schreibens kann wenig sein und es müßte wohl lieber gesprochen werden, was zu thun sei. Zuvor kann ich mir noch nicht vorstellen, daß es mit den Frankfurter Beschlüßen zur buchstäblichen Erfüllung kommen wird, wenn man es gleich ernstlich genug meinen mag. Das Inquisitionstribunal ist wohl nur beschloßen, um die begonnene Untersuchung, in der sich die ängstlich gesuchten Beweise immer nicht finden wollen dem Bundestage, der sich immer mehr zum allgemeinen deutschen Pakkesel einrichtet, auf den Rükken zu legen, die Schande zur Theilung aller Bundesstaaten zu bringen und die ganze Sache so langsam fortzuschleppen, bis sie den Leuten, wie man wünschen mag, aus dem Sinn kommt. Das Unternehmen gegen die Presse und gegen die Universitäten, ist das unsinnigste und unausführbarste, das sich auch in sich selbst zerstören wird. Doch würde ich in Beziehung auf die leztern rathen, daß sämmtliche deutsche Universitäten eine Versicherungskasse errichteten, aus welcher jedem Profeßor, mit dem man nach dem Frankfurter Beschluß verfährt, ein Gehalt von 1000 rthlr – wenn er vorher redet und 600 wenn er ehrlos ist, gezahlt würde. Eine Universität, die daran nicht Theil nähme, wäre proscribirt und der Profeßor der sich ausschlöße, auch. Ich mögte doch wißen, was man dagegen thun wollte, denn wer dies gewaltsam unterdrükkt, der will die Barbarei. Die ganze Geschichte ist eine Folge der Carlsbader Conferenzen wobei Oestreich am thätigsten scheint ge|wesen zu seyn und dies hängt wie ich glaube mit den Machinationen der Jesuiten zusammen. Eine freie Verfaßung und eine Volksrepräsentation ist mit den Catholicismus eben so unverträglich, als der Protestantismus, wo er recht durchdringt, sie nothwendig herbeiführt. Oestreich ist auf eine beschwerliche Weise in der Flucht. Ein Paar junge Leute, die von hier nach Heidelberg durch Böhmen gehen wollen, sind an der Grenze zurükkgewiesen. In Prag, wo die Studenten weder geturnt, noch die Wartburg be4826. Überlieferung: H: BBAW, SN 287/1, Bl. 135 f. Mit dem „Jahrbuch des protestantischen Kirchen- und Schulwesens von und für Schlesien“. – Beantwortungsvermerk: „beantw. d 7t. Nov.“ 12 legen] lägen

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schikkt, noch eine Burschenschaft errichtet, oder sich deutsch gekleidet haben, ist es in diesem Sommer zu recht freien Bewegungen gekommen und namentlich haben sie den bekannten Oestreichschen Studienplan nicht mehr befolgen wollen. Sogar haben sie in den Zusammenkünften den Sand hoch leben laßen, welches aber den Theilnehmern so übel bekommen ist, daß man sie sofort auf 10 Jahre unter das Militair gestekkt hat. Die Bewegungen, die allenthalben unter den jungen Leuten entstehen, auch wo sie von Außen nicht angeregt worden, ist sehr merkwürdig, aber auch beruhigend und erinnert an das Wort des Herrn, ich danke dir Vater daß du solches verborgen hast den Klugen und es geoffenbart den Unmündigen. Das beste ist, daß sich die Crisis nähert, daß die nicht sahen, sehend wurden und die da sahen blind werden. Gott wird helfen, aber nur durch harte Mittel; es wird ein Krieg kommen und dann werden die Leute erfahren, wie sie mit den Völkern daran sind und diese mit ihnen. Was könnte Preußen sein und ausrichten, wenn es die Zeit und seine Stellung begreifen wollte. O es ist ein Jammer und man mögte wünschen, nicht daran denken zu dürfen. Was jezt geschieht ist offenbar das verkerteste und kann nur verkertes zur Folge haben, man mag es ausführen, oder fallen laßen. | Du erhältst hierbei den 2ten Theil des Jahrbuchs, das doch zu meiner Freude hier in der Provinz nicht ohne Wirkung ist. Unsre Provinzialsynoden sind jezt gehalten, die Verhandlungen aber noch nicht eingegangen. Viel erwarte ich nicht davon, indeßen scheint es an manchen andern Orten auch nicht beßer zu gehn. Brescius hat mir die Frankfurter Verhandlungen zugeschikkt, die auch wenig Inhalt haben. Er schreibt mir, die Eurigen würden auch abgedrukkt und dann schikkst Du sie mir wohl, so wie ich auch Hoffnung habe, die Wittenberger und Magdeburger zu erhalten. Es will indeß verlauten (aus der Mark her) man wolle die Synoden wieder einstellen und ich halte eine solche Maasregel nicht für unmöglich, wenn man ein mal die Furcht vor aller geistigen Bewegung und besonders vor aller gemeinsamen Berathung nicht los werden kann. Man muß fast auf das Albernste gefaßt sein. Der König hat sich bei seinem lezten Hiersein recht gut über die Union erklärt und wir haben versucht, die Sache wieder in Bewegung zu bringen; ich zweifle aber ob mit Erfolg. Mit Breslau ist leider wenig anzufangen und seine ganze Kirchenverfaßung ein veraltetes und unwirksam gewordnes Ding, wovon die Leute nicht ein Mal begreifen wollen, daß es anders sein könnte. Scheibel hat wieder eine Schmähschrift ausgehen laßen, wovon man sogar dem Könige gesagt haben mußte, denn er erklärte sich öffentlich über die „falsche Richtung dieses Menschen“. Wenn Du irgend kannst, laß etwas von Dir hören, ich werde es auch thun. Wir wünschen, daß Du mit Frau und Kindern gesund sein magst.

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Briefe 4826 – 4827

Lebe wohl und behalt uns lieb. Ich werde immer Muth behalten und so viel ich vermag, am Rechten und Guten festhalten. Darauf verlaß. Lebe wohl, ewig der Dei[ne] G[aß]

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4827. An das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Montag, 18. 10. 1819 An Ein hohes Ministerium p Auf die unterm 16ten hujus an uns ergangene Aufforderung dafür zu sorgen, daß die für dies Semester bestimmten Vorlesungen des Herrn D. De Wette anderweitig versehn werden, verfehlen wir nicht ganz gehorsamst zu berichten, daß wir schon vor Eingang jener hohen Verfügung die Nothwendigkleit gefühlt hatten Einem hohen Ministerio pflichtmäßig zu erklären, wie wir die Verantwortlichkeit für die Vollständigkeit des Unterrichts hinsichtlich der durch die höchst betrübende Entlassung des D De Wette verwaisten Disciplinen bis zu zwekmäßiger Wiederbesezung seiner Stelle nicht übernehmen könnten. Es sind dieses vorzüglich die alttestamentische Exegese, die Einleitung in das alte und neue Testament die jüdische Archäologie, und die christliche Sittenlehre. In der Neutestamentischen Exegese und Dogmatik wird nur eine freilich sehr wünschenswerthe ja nothwendige Concurrenz vermißt. Was die Vorlesungen dieses Halbjahres betrift: so fühlen wir uns gedrungen in Bezug auf das Neutestamentische exegeticum Einem hohen Ministerio in Erinnerung zu bringen daß bisher regelmäßig zwei dergleichen Vorlesungen, die eine von Herrn D. De Wette die andere von dem unterzeichneten Dekan, sind gehalten worden, und daß außer einem Kriegssemester in welchem eine große Anzahl der Zuhörer nur eine möglich machte das Halbjahr das erste ist wo nur eine im Katalog steht. Allein auch dieses ist nur scheinbar; denn das Kollegium des unterzeichneten Dekans über das Leben Christi ist natürlich, nur unter 4827. Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 72, Bl. 21. 5 wir] über )die unterzeichnete Facultät* 7 für … Vollständigkeit] mit Einfügungszeichen über der Zeile 10 vorzüglich] korr. aus die 11 f Archäologie] über )Alterthümer* 17 regelmäßig] korr. aus regelmäßigen

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einer etwas andern Form, zugleich ein Collegium über die sämmtlichen Evangelien und wird ein eifriges Studium derselben von Seiten der Zuhörer voraussezen. Deshalb hatte auch die Facultät in ihren Berathungen über die Vorlesungen, wobei sie immer das Ganze ihrer Verpflichtungen endlich im Auge hat, hiegegen keine Einwendung. Indeß hat der unterzeichnete D. Neander schon früher ein exegetisches publicum über einen neutestamentischen Brief angeschlagen, und so ist auch hierin das mögliche | geschehen. Eben so will D Marheinecke statt der sonst doppelten Dogmengeschichten die Dogmatik lesen. Was hingegen die Arbeiten des D. De Wette am theologischen Seminar betrifft, so führen wir uns sämmtlich außer Stande sie zu übernehmen; und da es nicht schiklich sein würde einen Repetenten hier als ordentlichen Lehrer einzustellen, so wird diese Lücke nicht auszufüllen sein. Die traurige Lage der Facultät die eins ihrer edelsten Glieder verloren hat, ohne daß die Wunde auch nur verbunden wäre, haben wir nicht nöthig Einem hohen Ministerio zu schildern; und wünschen demselben viel glücklichen Erfolg in dem Bestreben einen Lehrer von eben so reiner Wahrheitsliebe und regem Forschungsgeist, eben so seltner Gelehrsamkeit eben so unermüdeter Thätigkeit und eben so kräftiger und schöner Einwirkung auf die Jugend in die erledigte Stelle zu sezen, damit wir dem nächsten Semester wenn auch nicht freudig und getrost, doch gegen die drückendste Noth gesichert entgegensehen können. Die theolog Facultät. Schleiermacher 18/10. 19

25 hatte] über )nahm* 27 hiegegen] korr. aus hiebei 29 das mögliche] über )eben so* 39 und … Forschungsgeist] mit Einfügungszeichen über der Zeile 39 f eben … Thätigkeit] mit Einfügungszeichen am linken Rand

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Brief 4828

4828. An Karl Freiherr von Stein zum Altenstein (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Dienstag, 19. 10. 1819 Obgleich die theologische Fakultät an den allgemeinen Erklärungen der Universität in Rücksicht des Dr. De Wette teil hat und in derselben auch ihre eigenen Grundsätze und Gesinnungen ausgesprochen sieht, so glaubt sie doch bei dieser schmerzhaften Angelegenheit ein zwiefaches eigentümliches Interesse zu haben, welches sie zu einer besonderen Erlärung in dieser Hinsicht auffordert. Erstlich muß die theologische Fakultät den Verlust dieses ihres achtungswürdigen Kollegen besonders schmerzlich empfinden, da sie am besten zu schätzen weiß, wie viel er in einer Reihe von Jahren als akademischer Lehrer durch seine seltene Gelehrsamkeit und seine rastlose, auf Kosten seiner Gesundheit angestrengte Tätigkeit auf dieser Universität geleistet hat. Wenn gleich sämtliche Mitglieder der Fakultät in manchen sehr wichtigen Punkten von dem theologischen System des Dr. De Wette sich entfernen, so zwingt sie doch auch die Pflicht der Gerechtigkeit, den uneigennützigen und unermüdeten Lehreifer und den strengen sittlichen Ernst des Dr. Wette, der an und für sich nicht anders als heilsam auf die Gemüter der Jugend einwirken konnte, durch eine gemeinschaftliche Erklärung anzuerkennen. Indem die Fakultät sich gedrungen fühlt, ihre Trauer über den unerwarteten Verlust eines ihr so wichtigen und zumal in dieser Zeit so schwer zu ersetzenden Amtsgehülfen zu bezeugen, indem sie nicht umhin kann, den Wunsch zu äußern, daß wenigstens dem würdigen Manne die Ausführung mehrerer für die Wissenschaft wichtiger Arbeiten durch die Zusicherung eines sorgenfreien Lebens möglich gemacht werden möge, wird sie zugleich durch ein noch allgemeineres, aber doch rein innerhalb der Grenzen ihres Berufs liegendes Interesse, das Interesse für die Erhaltung und Förderung gründlicher theologischer Wissenschaft und echter christlicher Religion, in dieser Sache zu sprechen aufgefordert. Sie fühlt sich verpflichtet, sich hier bei einem einzelnen wichtigen Falle gegen die Anwendung eines Prinzips zu verwahren, welches notwendig, wo es in Ausübung kommt, für beide die gefährlichsten Folgen nach sich ziehen muß. Die öffentliche Meinung erklärt zum Teil die Unzufriedenheit mit der dogmatischen Lehrweise des Dr. De Wette für einen vorbereiteten Grund des über ihn gefällten Urteils. Zwar spricht dagegen die Berufung des Dr. De Wette an die 4828.

Überlieferung: D: Lenz: Geschichte der Universität Berlin 4, S. 366–370.

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hiesige Universität, da derselbe seine theologischen Ansichten in Lehrvorträgen und Schriften schon früher offen dargelegt hatte, zwar sprechen dagegen die bei der Einrichtung der theologischen Fakultäten sämtlicher Landesuniversiäten dargelegten Grundsätze, nach welchen mit großer Weisheit die theologischen Fakultäten so vielseitig komponiert sind, daß jedes Übel in Grundsätzen, wenn ein solches wirklich vorhanden, durch die entgegengesetzten Grundsätze aufgehoben wird, aus welchem Kampfe der Meinungen die Wahrheit nur desto siegreicher hervorgehen kann: aber die von der Deutschen Bundesversammlung bekannt gemachten Beschlüsse drohen ja überhaupt mehr Beschränkung der akademischen Lehrfreiheit; und obgleich nicht ausdrücklich gesagt ist, daß sich diese insbesondere auf die theologische erstrecken würde, so gibt doch die Äußerung, wodurch zu den von den deutschen Universitäten verbreiteten, jetzt zu hemmenden Übeln auch die Vernichtung aller positiven Lehre gerechnet wird, zu Besorgnissen dieser Art wenigstens entfernte Veranlassung. Und die theologische Fakultät hält es daher für ihre heilige Pflicht, im voraus für die Behauptung der unbeschränkten theologischen Lehrfreiheit, mit welcher die öffentlichen Lehrer der Theologie notwendig das Vertrauen der Jugend und die Freudigkeit in ihrem Beruf verlieren müssen, den Schutz seiner für das Interesse der protestantischen Kirche so eifrigen Majestät anzuflehen, um so mehr als Allerhöchstdieselben einen früher stattgehabten Zustand ähnlicher Beschränkung gleich beim Antritt Ihrer Regierung aufzuheben geruht haben. Es sind zwei Parteien in der gegenwärtigen Zeit, welche aus zwei ganz entgegengesetzten Gesichtspunkten eine Beschränkung der theolgischen Lehrfreiheit antraten. Die eine geht von einem nur politisch-juridischen Standpunkt aus. Sie setzt die kirchlichen Lehrformen in eine Klasse mit allen übrigen positiven Staatseinrichtungen; die Kirchenlehrer sind nach dieser Ansicht nur Staatsdiener, und die theologischen Fakultäten sollen nach dieser Ansicht gleich allen anderen Fakultäten nur Staatsdiener bilden. Der Zweck dieser Partei wäre wohl leicht zu erreichen. Menschen, die sich dazu hergeben, eine vorgeschriebene Lehre mechanisch vorzutragen, ließen sich wohl leicht finden; aber mit solchen wäre dem Interesse des Evangeliums durchaus nicht gedient, da dies nur von solchen auf die rechte Weise und mit Segen gepredigt werden kann, welche von der Wahrheit desselben durch eigene Forschung überzeugt worden und die Wirkung desselben im inneren Leben aus eigener Erfahrung kennen gelernt haben. Näher steht der theolgischen Fakultät die andere Partei, bestehend aus wahrhaft frommen Männern, welche mit Freude bemerken, daß das Bedürfnis nach dem reinen göttlichen Worte, durch die großen Fügungen der Vorse-

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Brief 4828

hung hervorgerufen, sich wieder mächtiger bei dem Volke regt; aber mit einer dem menschlichen Eifer natürlichen Heftigkeit möchten sie gern auf einmal die Ernte vor sich sehen, die doch nach den Gesetzen menschlicher Entwicklung nur nach und nach reifen kann. Sie bedenken nicht, daß der Mensch am leichtesten schadet durch Zuvieltun, wenn er den Wegen der unerforschlichen Weisheit, welche die Entwicklung der Kirche Christi leitet, vorzugreifen und in die Rechte dessen, der allein über das Innere der freien Geister waltet, dadurch einzugreifen wagt. Wir stimmen mit solchen Männern überein in der Überzeugung, daß nur durch die Rückkehr zu dem Glauben an das einfache reine Evangelium die inneren Übel der Zeit auf eine gründliche Weise geheilt werden können; aber wir sind zugleich überzeugt, daß die protestantische Kirche in diesem Zeitalter der Gärung und Krise am wenigsten durch gewaltsame Unterdrückung einer der in diesem Gärungszustande hervorgetretenen und auf den Universitäten miteinander streitenden theologischen Geistesrichtungen jenem Ziele näher geführt werden könne. Die Geschichte der christlichen Kirche, von dem apostolischen Zeitalter an, zeigt uns, daß die christliche Lehre am leichtesten verfälscht und verderbt wurde, wo menschliche Autorität sie schützen wollte, hingegen, wo sie sich streng entwickeln konnte, durch ihre innere göttliche Kraft im Kampf mit mancherlei Irrtümern desto reiner und gewaltiger sich offenbarte, durch die verschiedenen Gegensätze menschlicher Geistesrichtungen, deren eine der andern nach der weisen Leitung der Vorsehung das Gegengewicht hielt, den Weg sich bahnte. „Das Wort Gottes“ – sagt Luther in einem Briefe an den Kurfürsten Friedrich den Weisen vom Jahre 1524 – „muß zu Felde liegen und kämpfen, man lasse die Geister aufeinanderplatzen und treffen“. So wird das göttliche Wort auch wohl in diesem Zeitalter am Ende wieder seine siegreiche Macht offenbaren, wenn man nur den freien Wirkungen desselben nicht vorzugreifen wagt und dadurch nicht Wahrheit, sondern Heuchelei, nicht den echten evangelischen Glauben, sondern eine Verschmelzung des Aberglaubens oder eines trüben Mystizismus mit einem im Verborgenen schleichenden Unglauben befördert; zu welcher traurigen Verschmelzung sich ja wirklich in der gegenwärtigen Zeit mehrere Elemente finden. Die Geschichte der Theologie in der neuesten Zeit bewährt bereits jene in der ganzen älteren Geschichte der Kirche gemachte Erfahrung. Denn wir sehen schon, wie manche antichristliche Richtung des theologischen Geistes gerade vermöge jener durch den Protestantismus gesicherten freien Entwicklung, indem sie sich vollständig aussprechen konnte, zuletzt sich selbst vernichtete. Und der Idealismus in der Religion, der aus der neueren Richtung der Theologie zuletzt hervorging, wurde doch, schon für mehrere

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ein Übergangspunkt von einer ganz unchristlichen und dem Christentum durchaus fremden Denkart zu einer echt und einfach christlichen. Doch man hält uns die traurigen Folgen entgegen, welche der Streit der Lehrer für die hin und her gerissenen und zuletzt in gänzliche Zweifelsucht und Ungewißheit gestürzten Gemüter der studierenden Jugend hat. Wir antworten zuerst mit den Worten Luthers in dem angeführten Briefe: „Werden etliche indes verwundet, so geht’s nach rechtem Kriegsverlauf. Wo ein Streit und Schlacht ist, da müssen etliche Fallen und verwundet werden. Wer aber redlich ficht, wird gekrönt werden“. Wir wollen jene von einer Seite nachteiligen Folgen des gegenwärtigen Zustandes der theologischen Fakultäten nicht wegleugnen; aber nach dem oben Gesagten sind wir auch überzeugt, daß alle Mittel, welche man dazu anwendete, um dies Übel mit einem Mal zu heben, nur dazu dienen könnten, es ärger zu machen und andere nicht weniger große Übel berbeizuführen. Denn es ist dies einmal in dem ganzen Zustande des jetzigen Zeitalters gegründet, und man müßte, um dies zu ändern, den Faden der Geschichte gewaltsam durchreißen, ein neues Zeitalter auf einmal herbeischaffen, was nicht in der Gewalt des Menschen steht und was zu untersuchen sich immer selbst straft. Einer einmal in dem Leben der Zeit vorhandenen Geistesrichtung würde man, wie die Geschichte lehrt, dadurch, daß man sie von außen zu unterdrücken suchte, nur desto zahlreichere und eifrigere Anhänger verschaffen. Übrigens hatte auch der sich bildende Theolog, um zu dem lebendigen Evangelium hindurchzudringen, in jedem Zeitalter Kämpfe und Versuchungen zu bestehen. In jeder Zeit war für den, der die einfachen Wahrheiten der Religion von ihrer tiefen Untersuchung, wozu der Theologe berechtigt und berufen ist, nicht zu unterscheiden weiß, die Gefahr, wie in der jetzigen, bloß in eingelernten Formeln, nur in andern als den jetzt herrschenden, sich herumzudrehen, statt zu dem belebenden Geiste des Evangeliums zu gelangen, und durch eine täuschende Scheinsweisheit, die nur in jeder Zeit eine andere Form hatte, sich einnehmen zu lassen, statt durch die immer verschiedenen menschlichen Forschungen zu der wahren Weisheit, die das göttliche Evangelium mit sich führt, den Weg zu finden. Zu allen Zeiten bewährte sich der goldene Spruch: „Theologum facit oratio, meditatio, tentatio“. Der Streit der entgegengesetzten theologischen Systeme in der gegenwärtigen Zeit hat auch wieder bei manchen den vorteilhaften Einfluß, daß er ihre geistige und sittliche Selbsttätigkeit weckt und sie dadurch dahin führt, das Rechte endlich zu finden. Dieselben Einwürfe, welche man hin und wieder gegen die unbeschränkte theologische Lehrfreiheit in der protestantischen Kirche gemacht hat, lassen sich mit durchgeführter Konsequenz selbst gegen das Wesen des freies Forschen in

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Briefe 4828 – 4830

der Schrift behauptenden Protestantismus im ganzen machen, und lassen sich dazu gebrauchen, wie sie von manchen dazu schon gebraucht worden sind, um die Notwendigkeit der Anerkennung einer äußeren Kirchenautorität zur Erhaltung der Einheit des Glaubens zu behaupten. Wirklich ist die Beschränkung der theologischen Lehrfreiheit unvereinbar mit der Verfassung der protestantischen Kirchen. Denn wer soll hier über die Reinheit der Lehre entscheiden? Die höchste Staatsgewalt? Wäre ihr das Recht einmal zugestanden, so ließe sich für die Zukunft gar keine Bürgschaft dafür geben, daß nicht aus der Anwendung desselben alle jene traurigen Zerrüttungen sollten hervorgehen können, welche aus dem Einflusse des Hofes auf die Kirche und der Vermischung des politischen und des kirchlichen Interesses unter den byzantinischen Kaisern hervorgegangen sind. Oder eine höchste geistliche Behörde? So droht die Gefahr einer neuen, dem Protestantismus feindseligen Hierarchie. Demnach glaubt die theologische Fakultät, deren Mitglieder durch ihren Beruf und ihren Doktoreid für das Beste der evangelischen Kirche nach Kräften zu arbeiten verpflichtet sind, und auf deren Gewissen man die Sorge für diese Gegenstände vorzüglich niederlegen sollte, durch Schweigen sich verantwortlich zu machen in jedem Falle, wo einem derselben so wichtigen Rechte auch nur von fern eine Beschränkung droht. Die theologische Fakultät hiesiger Universität Schleiermacher. D. Marheineke. Neander.

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4829. An Friedrich Christoph Perthes. Berlin, Dienstag, 19. 10. 1819 Berlin d 19t. Oct. 1819 Darf ich Sie wohl bitten werthester Herr und Freund der umstehenden Berichtigung, welche mir besonders für meinen Schwager Arndt von Wichtigkeit ist einen Plaz im Correspondenten zu besorgen, und die Kosten dafür unserm Freunde Reimer zu berechnen? Ich verbinde hiemit noch eine andere Frage Ob Sie es nämlich irgend für ausführbar halten zur Sicherstellung des D. DeWette so wie es in Eng4829. Überlieferung: H: Staatsarchiv Hamburg, Familie Perthes, 11b. Mit einem für den Hamburgischen Correspondenten bestimmten Artikel als Gegendarstellung einer Meldung über Ernst Moritz Arndt.

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land in ähnlichen Fällen geschieht eine öffentliche Subscription zu eröfnen, wozu aber um das allgemeine Interesse zu beweisen, nur eine unbedeutende Summe – etwa 2 PMarckS – von jedem angenommen würde. Mir wenigstens wäre dieses Verfahren für mein Gefühl das liebste. Aber freilich könnte es schwerlich von einem anderen Ort als von Hamburg oder Bremen ausgehen. Verzeihen Sie es der Eil und den Umständen daß ich nichts andres hinzufüge als herzliche Grüße an die Ihrigen und die Bitte um die Erhaltung Ihres freundlichen Wohlwollens. Sollte der Correspondent sich selbst nicht wiederlegen wollen so haben Sie wol die Güte die Anzeige nach Bremen zu schiken denn den Altonaer Merkur liest hier niemand. Schleiermacher

4830. An das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Mittwoch, 20. 10. 1819

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Indem Einem hohen Ministerio wir anliegend den Jahresbericht über die Arbeiten in dem unserer Leitung anvertrauten theologischen Seminar ganz gehorsamst überreichen, wiederholen wir die Bezeugung unseres innigsten Bedauerns über die jezt in denselben entstehende Lücke, und können unserem ausscheidenden Collegen das Zeugniß nicht versagen daß besonders auch diese Anstalt seit ihrem ersten Entstehen ihm sehr viel zu verdanken hat. Berlin d 20t. Octob. 1819 Die theol. Fac. Schl.

4830. Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 43, Bl. 119 (Konzept Schleiermachers)

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Briefe 4831 – 4833

4831. An Wilhelm Martin Leberecht de Wette (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Montag, 25. 10. 1819 Wir können uns gewiß überheben, was ohnedies der geschriebene Buchstabe nicht leisten könnte, Ew. Hochwürden den tiefen Schmerz zu schildern, den es uns verursacht, Sie, in dessen Gemeinschaft wir, so lange als Gott uns das Leben fristen will, unsere akademische Wirksamkeit fortzusetzen hofften, so unerwartet aus unserer Mitte gerissen zu sehen. Wir leiden durch dieses ungünstige Geschick eben so sehr als Sie; denn wenn Sie Sich aus Ihrer Laufbahn herausgerissen sehen, so fühlen wir uns in derselben durch Ihren Austritt gehemmt und gelähmt. Doch es ziemt uns deshalb eben so wenig, als Sie es thun, über das unvermeidliche zu klagen. Aber danken müssen wir Ihnen in unserem Namen für Ihre kollegialische Freundschaft und treue Mitberathung und Unterstützung, so wie im Namen der akademischen Jugend, deren wissenschaftliche Bestrebungen bis itzo auch von Ihnen geleitet worden sind, für den musterhaften Eifer, mit welchem Sie, seitdem unsere Universität bestrebt, Ihre Gelehrsamkeit und Ihre Gaben dem akademischen Lehramte gewidmet haben. Und bitten müssen wir Sie, unsere geistige Verbindung für den Dienst der Wahrheit und für die Förderung unserer Berufswissenschaften als unverletzlich durch irgend ein äußeres Ereigniß anzusehen. Für die Mittheilung der beygefügten Aktenstücke und der uns besonders bestimmten Erläuterung fühlen wir uns Ihnen verpflichtet. Hätten Ew. Hochwürden ahnen können, daß Ihr Brief an die Frau Sand, wie es leider geschehen zu seyn scheint, durch Abschriften vervielfältigt in mancherley Hände kommen würde, denen er ursprünglich nicht bestimmt war: so würden Sie gewiß manches genauer erwogen und vorsichtiger ausgedrückt haben, um auch von denen, welche das einzelne nicht nach Ihrem Charakter und Ihren allgemeinen Grundsätzen deuten können, nicht auf eine nachtheilige Weise mißverstanden zu werden. Wie wir uns nun außer Stande finden, in dem, was geschehen, eine Aenderung zu bewirken, müssen wir uns damit trösten, daß der harte Schlag, der uns trifft, nicht ohne göttliche Schikkung ist, und daß der Herr des Weinberges die Gaben eines Arbeiters, wie Sie sind, nicht wird

4831. Überlieferung: D: de Wette: Aktensammlung über die Entlassung des Professors D. de Wette, S. 41–43. Mit zurückzuschickenden Aktenstücken.

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unbenutzt lassen; in welcher Zuversicht zugleich alle die besten Wünsche, mit denen wir Sie begleiten, mit eingeschlossen sind. (gez.) Schleiermacher. Marheinecke. Neander.

4832. An das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Sonnabend, 30. 10. 1819

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Beim Eingang der verehrten Verfügung Eines hohen Ministerii vom 18ten war der Wernicke noch nicht einmal bei uns eingeschrieben so daß keiner von uns eine Notiz von ihm hatte. Seitdem hat er sich zwar hiezu gemeldet, jedoch ohne wegen der Miethsentschädigung ein Gesuch einzugeben. Wir haben ihn indeß auf der Expectantenliste notirt; auf welcher er aber noch 26 Inländer vor sich hat. Da nun unter diesen viele uns bekannte eben so fleißige als bedürftige Studirende sind, und sie zum Theil schon ein Jahr auf dies beneficium warten, auch das Versprechen haben in ihrer Reihe dazu zu gelangen: so hoffen wir Ein hohes Ministerium werde ein mehreres jezt für den Wernicke nicht verlangen, sondern ihn dahin bescheiden, daß er sich zuvörderst ordnungsmäßig bei der Facultät mit seinen Zeugnissen melde, demnächst aber warte bis er der Ordnung nach einrücken kann Berlin d 30t. Octob. 1819 Die theol. Facultät Schleiermacher legi Marheineke Neander

*4833. Von Wilhelm Christian und Elise Müller. Herbst 1819 Müllers fragen besorgt nach dem Befinden Hildegard Schleiermachers. 4832. Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 223, Bl. 42. 6 viele] über )mehrere* 7 als] über )und* Studirende] mit Einfügungszeichen über der Zeile sie] über )diese* 8 auch] über )und* *4833.

Erschlossen aus Brief 4907 (16. 1. 1820).

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Brief 4834

4834. Von August Twesten. Kiel, Montag, 1. 11. 1819 Kiel den 1 Novemb. 1819.

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Seit dem Empfange Ihres lieben aus Bonn geschriebenen Briefes habe ich nur auf die Nachricht von Ihrer Zurückkunft nach Berlin gewartet, um Ihnen zu antworten. Erst heute erhalte ich diese durch Bleeck, zugleich mit Ihrem Geschenke, der theologischen Zeitschrift, wofür ich Ihnen meinen herzlichsten Dank sage. Ihre Abhandlung über die Lehre von der Erwählung habe ich bereits gelesen, obwohl nur noch flüchtig, um mir erst eine Uebersicht des Ganzen zu verschaffen; es hat mir aber Inhalt und Darstellung so sehr gefallen, daß ich nicht begreife, warum Sie meine frühere Aeußerung; daß ich in ihr eine dogmatische Untersuchung, wie sie unsere Theologie zur Anregung und zum Muster bedürfe, zu finden hoffte, so bedenklich und fast zweifelnd haben erwiedern können. Mich hat es immer gewundert, wie streng lutherische Theologen der Calvinischen Theorie so abhold haben seyn können, und ich dächte, es müßte sich aus Luthers Schriften zeigen lassen, daß er selbst gar nicht so fern von ihr stand, daß es nur Melanchthons mildernder Einfluß war, der eine andere Ansicht kirchlich machte (wiewohl freylich die Verlierbarkeit der Gnade schon in der Augsburger Confession symbolisch bestimmt ist). Sie haben aber sehr einleuchtend gezeigt, wie nothwendig die Calvinische Erwählungstheorie mit der Lehre von der Unfähigkeit des Menschen, sich aus eignen Kräften zu bekehren, zusammenhängt, und ich denke doch nicht, daß viele Brettschneiders oberflächliche Ansicht theilen werden, als sey diese Lehre im Lutherischen System so wenig wesentlich, daß man sie leicht aufgeben könne. Eben so klar | ist Ihre Wiederlegung des Vorurtheils von einem der Sittlichkeit schädlichen Einfluß jener Theorie. Vorzüglich hat mich aber die weitere Aussicht interessirt, die Sie gegen das Ende des Aufsatzes eröffnen, und durchaus bin ich durch die rein theologische Methode, die im Ganzen herrscht, und die in den meisten, wenn nicht in allen dogmatischen Abhandlungen unserer Zeit bis auf die Ahndung selbst vermißt wird, angezogen worden. Daß aber die Augustinische und Calvinische Theorie viele Freunde erwerben werde, das glaube ich dennoch in jetziger Zeit nicht, theils wegen der pelagianischen Richtung der Zeit, theils, weil wirklich nur wenig Sinn für dogmatische Gründlichkeit und Consequenz vorhanden zu 4834. Überlieferung: H: BBAW, SN 408, Bl. 38–41; D: Heinrici: D. August Twesten, S. 354–359 (gekürzt).

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seyn scheint, theils wegen mancher Schwierigkeiten, die doch noch übrig zu bleiben scheinen. Daran nicht zu gedenken, daß nicht wenige auf eine andere Freyheit Anspruch machen werden, als dem Menschen nach jener Theorie übrigbleibt (wie ja auch die Katholiken thun, ungeachtet sie Augustinisch seyn wollen), so scheint sie mir besonders für die Praxis mancherley Schwierigkeiten darzubieten, indem man, ermahnend und abmahnend, kaum anders kann, als sich an die vorausgesetzte Kraft des Menschen wenden, den Mahnungen Folge zu leisten, wie auch ein Jansenist einmal gesagt hat, man müsse pelagianisch predigen, wenn auch augustinisch denken. Dies ist es, weshalb das Kantische Postulat der Freyheit zufolge des kategorischen Imperativs für viele eine so unbezwingliche Kraft hat. Zum Theil ist nun freylich hierauf schon von Ihnen geantwortet, aber doch noch nicht in einem solchen Umfang, daß ich, ohne die Aushülfe verschiedener Standpuncte (etwa eines practischen und theoretischen) damit ganz aufs Reine kommen könnte, und diese Aushülfe ist mir in der Seele zuwider. Dann mögte auch auf Veranlassung | Ihres letzten Theils, der sich auf die Milderung des horribile bezieht, jemand einwenden, daß das Böse demnach nicht so böse und verdammlich erschiene, als selbst in der Schrift (und auch bey Calvin) und daß diese Theorie, indem sie sich vom Manichäismus entferne, zu weit nach der andern Seite hinüberschlage; denn unser Feind sey doch nicht bloß σαρξ και αἱμα, sondern auch οἱ κοσμοκρατορες του σκοτους του αιωνος τουτου και τα πνευματικα της πονηριας εν τοις επουρανιοις. Doch das sind Gedanken, die mir beym ersten Lesen gekommen und eigentlich zur Mittheilung noch nicht reif genug sind. Nur noch Eins mögte ich daher noch fragen: ob die Lutherische Dogmatik doch nicht mit Recht die Vorherbestimmung zur Verwerfung leugnet, da das Nicht-seyende kein Gegenstand des göttlichen Wollens ist? Mögen Sie nun im Winter nur Zeit, Ruhe und Gesundheit genug besitzen, die Dogmatik zu vollenden; denn gar zu gern mögte [ich] im Sommer darüber lesen können; sonst müßte ich mich schon zum De Wetteschen Compendium der Lutherischen Dogmatik entschließen, welches mir unter den neuern seines historischen Charakters wegen noch am meisten gefällt. (Wie stimmen übrigens zu dieser und andern esoterischen Arbeiten des redlichen und geraden De Wette seine exoterischen Aufsätze, z.B. im Reformationsalmanach, und selbst seine Ethik? ich gestehe Ihnen, daß ich diese nicht recht zu reimen weiß; für bloße Darstellung oder Symbolik ist des Glaubens zu viel, und für Ernst zu wenig.) Doch schon bey dem Gedanken an die Ausarbeitung Ihrer Dogmatik fiel mir jenes treffliche Censurgesetz ein, womit der 18te October Sie be-

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schenkt hat, und bey welchem mir die Lust vergehn würde, irgend etwas für den Druck zu arbeiten – und zu noch bitterern Empfindungen fordert De Wettes Schicksal auf. Das sind also die Güter gewesen, die uns jener Tag, an dessen erster Feier in Berlin ich bis jetzt nicht ohne | Erhebung habe denken können, gebracht hat! die rechtlichsten und unbescholtensten Männer ohne Urtheil und Recht auf einen bloßen Privatbrief, der nicht ohne Schande in den Händen derer seyn wird, die ihn so misbrauchen, geächtet – und Beschlüsse, denen aus der Napoleonischen Zeit kaum so drückende und ungerechte an die Seite gestellt werden können, an dem Tage promulgirt, der einst als die Morgenröthe einer bessern Zeit begrüßt ward! und das – wegen eines blinden Lärms, für welchen selbst die Staatszeitung den Namen einer Verschwörung verbittet! – Allgemein ist bey uns die Indignation und erfüllt auch den, der sonst an nichts theilnimt, über die Verblendung der Regierung, von der sonst ganz Deutschland so großes hoffte, und die am Ende selbst den Bundestag, von dem wir noch nichts Gutes erfahren oder empfangen haben, dahin in Bewegung zu setzen gewußt hat, daß er uns die Güter nimt, die uns die Stürme der Revolution und der Napoleonischen Despotie gelassen hatten. Denn noch härter als Ihnen fällt die Censur uns, die wir bisher von keiner Censur gewußt haben; wiewohl wir doch hoffen, w e n n sie eingeführt wird (bis jetzt ist hier noch nichts promulgirt) daß es keine Preußische Censur seyn [werde], und wir wie in Dännemark ohne dieselbe auch ferner werden drucken lassen können, was uns beliebt. Ueberhaupt, solche Dinge werden hier nie geschehn, als bey Ihnen, und ich fange jetzt wirklich an, mir Glück zu wünschen, daß ich nicht unsere milde und gerechte Regierung mit einer solchen vertauscht habe, unter der Schritte der Art haben gethan werden können. Denn auch die Behandlung von Görres, dessen Schrift zwar strenge und ernst, doch ohne alle Beymischung von Persönlichkeit, durchaus würdig, | und dem größten Theile nach noch wirklich die allgemeine Stimme Deutschlands aussprechend auch hier befunden wird, ist darin wohl irgend etwas sichtbar von der Gerechtigkeit, die nicht eher urtheilt, als der Beklagte gehört ist, und der Würde, die die Wahrheit erträgt? und ihm noch die 1800 Thr. vorwerfen, die er vom Staate (doch wohl wegen eines verwalteten Amtes?) hat! Dazu giebt Preußen also Gehalte, damit man – die Wahrheit verschweige! Unbegreiflich ist die Blindheit, mit der die Machthaber verkennen, daß, wenn es ihnen gelingt, das Volk zu entmannen, der an allen Seiten von mächtigern Nachbarn bedrohte Staat in kurzer Zeit eine fremde Beute seyn wird. Wofür sollte denn auch z.B. der Rheinländer gegen 77 erster] Kj. erste

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Frankreich die Waffen ergreifen, oder der Ostpreuße gegen Rußland? Stehn Frankreich und Pohlen sich nicht besser als wir? Wehe wird mir, wenn ich an Deutschlands Zukunft denke. Denn ich fürchte nur zu sehr, daß es gelingen wird, das geknickte Rohr zu brechen und den glimmenden Docht zu löschen; und wenn ich dann bedenke, wie alles, was ich zu wirken wünsche und hoffe durch Rede und Schrift, an das Bestehn der Nation als Bedingung geknüpft ist, dann scheint es mir oft umsonst zu leben und zu arbeiten. – Ich komme aber schon zum zweyten Male in den Fall, mich wegen Expectorationen entschuldigen zu müssen, die in reiferer Gestalt vor Ihnen hätten erscheinen müssen. Aber, wer kann es lassen, bey solchen Calamitäten von dem zu reden, wovon das Herz voll ist? Der Vortrag des Präsidialgesandten am Bundestage, in welchem so leichtsinnig die Ehre der Deutschen Universitäten und Universitätslehrer an den Pranger gestellt wird (ungeachtet doch unter 400 Professoren keine 10 sind, denen selbst jene Herrn einen Klecks anhängen können; spräche jemand so von den Ministern, wie würden sie über die dema|gogische Unverschämtheit schreyen!) hat unsern academischen Senat veranlaßt, beym Könige um eine Erklärung einzukommen, daß er uns von solchen Beschuldigungen frey spreche, oder um die Erlaubniß, uns selbst in öffentlicher Schrift dagegen zu verantworten. Die (vom Etatsrath Cramer verfaßte) Eingabe ist so hübsch, daß ich wünschte, sie Ihnen mittheilen zu können; namentlich nimt sich eine, den Anklagen des BundestagsProtocolls genau entsprechende, feierliche Erklärung, daß wir uns frey wüßten von der Verbreitung des dünkelvollen Wahns, die Staaten zu reformiren, und unsre Jugend frey von Erbitterung gegen die bestehende Ordnung u.s.w. u.s.w. sehr gut aus, indem die Rhetorik des Bundestagspräsidiums, so auf den Kopf gestellt, sehr possierlich erscheint. Zugleich stellen wir darin das Harte und Ungerechte jener Maaßregel vor, nach der Professoren ohne rechtliches Gehör sollen entlassen werden können; das alle Wirksamkeit des Lehrers und sein Verhältniß zu den Schülern störende jener Aufpasserey durch den Regierungsbevollmächtigten; die alle academische Zucht untergrabende Anordnung, daß, welcher Studierende von einer Universität entfernt worden, auf keiner andern zugelassen werden soll (wir verlangen dabey Instruction, welche Strafen dann bey den Disciplinarvergehn, die sonst mit der Entfernung belegt wurden, künftig eintreten sollen); die Hoffnung, daß der König uns das so lange besessene Recht der Preßfreyheit nicht verkümmern werde. – Wir hoffen von dieser Vorstellung einige Wirkung. – Ueber die Apocalypse denke ich nun zu schreiben, und danke Ihnen im Voraus für das Weitere, wovon Sie mir geschrieben haben. Meine Zeit wird mir freylich auch diesen Winter noch etwas knapp. Ich brauche im-

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mer noch viel Zeit für meine Vorlesungen, und ich begreife nicht, wie Sie es machen, neben bey so vieles zu beschaffen, da Sie sich doch auch einen so großen Kreis gesteckt haben. Ich hoffe von Jahr | zu Jahr auf die Erleichterung der Uebung, aber noch vergebens. Am Ende tröste ich mich auch damit, daß es gut ist, wenn einer wie ich lieber in einem kleinern Kreise zu wirken, als das Mittelgut zu mehren sucht, was in den Bibliotheken dem Bessern den Platz beengt. Doch haben Sie durch Ihre freundlichen Worte im Anfang der Abhandlung meinem Augustinus einen neuen Anstoß gegeben; nur mögte ich doch vorher wissen, wie es mit dem Wiggersschen steht, um nicht gethane Arbeit zu thun. Ihnen wünsche ich noch Einmal recht viel Gesundheit und Ruhe zur Dogmatik. Ruhe meine ich besonders von störenden Geschäften und Mitgefühlen; denn daß Sie auch von jenen angeblichen Verfechtern der Monarchie etwas sollten zu fürchten haben, das glaube ich nicht, so oft auch das Gerücht Sie (und mit Ihnen Neander) in Untersuchung gerathen läßt. Freylich sichert ja jetzt keine Unbescholtenheit, und eine vaterländische Gesinnung ist wohl gar ein Grund des Verdachtes; aber Ihre Grundsätze sind zu häufig und öffentlich erklärt, als daß eine Beschuldigung demagogischer und staatsgefährlicher Umtriebe an Ihnen haften | zu können scheinen sollte. Auch wird man sich an Sie doch wohl nicht so leicht wagen, weil es dem Dinge den Boden ganz ausstoßen, und auch den Leichtgläubigsten den Glauben an die Wahrheit und Gerechtigkeit der erlassenen Bekanntmachungen und getroffenen Maaßregeln nehmen würde. Grüßen Sie recht viel Ihre liebe Frau und Familie (Ihr Kind ist doch ganz wieder hergestellt?) Meine Tine hat mich wiederholt aufgefordert, ihren Gruß nicht zu vergessen. Es geht ihr jetzt ziemlich gut, und so auch meiner Agnes, obgleich sie noch immer hustet. Schreiben Sie mir doch bald einmal wieder; in jetziger Zeit ist es wahrer Trost für mich. Wenn es freylich wahr ist, daß man in Berlin auch das Briefsiegel nicht mehr achtet (und aus manchem zu schließen, muß es ja wohl wahr seyn) so wird auch der briefliche Verkehr beengt und unerfreulich; aber um so wohlthuender wird doch auch das Bewußtseyn, daß es wenigstens Verhältnisse der Gesinnung giebt, denen niemand etwas anhaben kann. Mit treuer Liebe und Verehrung Ihr Twesten.

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*4835. Von Anne (Nanny) Arndt. Dienstag, 2. 11. 1819 Beruhigende Nachrichten.

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Zurükgekommen sind wir glüklich lieber Freund. Nur unsere kleine Hildegard die schon auf der Hinreise einen Anfall von Diarrhöe bekam wurde in Bonn krank indem das Uebel anfing ruhrartig zu werden. Es gab sich indeß so weit daß wir als es die höchste Zeit war reisen konnten, kam aber auf der Rükreise wieder so daß meine arme Frau der das Kind nicht vom Schooß kam zumal bei ihrer ziemlich vorgerükten Schwangerschaft sehr schwer hatte, und in den ersten Tagen nach unsrer Rükkunft war das Kind so schwach und abgespannt und aller Ton in den Eingeweiden so verloren daß ich fürchtete wir würden es verlieren. Doch wendete es sich Gott sei Dank bald zum besseren; und wenn gleich der Durchfall noch nicht ganz gehalten ist, so ist es doch wieder so munter und kräftig daß ich hoffe der bittere Kelch geht vorüber. – In Bonn fand ich bei Arndts alles wohl; die Nanny hat einen kräftigen Jungen, der sich zusehends entwikelte, und sie macht sich als Mutter recht niedlich. Sie wollten bald nach unserer Abreise in das neue Haus ziehn das er sich vor der Stadt am Rhein gebaut hat. Auch die Universität macht sich recht gut, und selbst der Zorn über die erlittene Unbill hatte eine erfreuliche Gestalt. Bald nach unserer Ankunft machte ich mit Jette eine kleine Abschweifung ins Bergische, und hernach mit Lücke und den Welkers eine Reise nach Trier. Was Du vielleicht in den Zeitungen von einer Zusammenkunft bei Görres gelesen hast ist rein erlogen man hat mir aber nicht erlauben wollen es in den hiesigen Zeitungen zu widerlegen sondern meine Anzeige ist höheren Orts zurükgewiesen worden. Von De Wettes Entsezung hörte ich zuerst in Magdeburg; doch war ich durch frühere Nachrichten vorbereitet. Diese schrei*4835.

Erschlossen aus Brief 4870, Z. 8–11 (6. 12. 1819).

4836. Überlieferung: H: BBAW, SN 750, 7 f.; D: Dilthey: Drei Briefe Schleiermachers an Gaß, S. 38–42 (gekürzt). Mit dem ersten Heft der Theologischen Zeitschrift (vgl. Brief 4863, Z. 75–82, 28. 11. 1819).

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Brief 4836

ende Ungerechtigkeit sucht ihres gleichen. Die Universität hat mit Verwendung gethan was sie konnte und sich selbst eine große Nase geholt. Alles was geschieht muß alle Menschen die bisher noch gleichgültig gewesen sind überzeugen wie nothwendig constitutionelle Einrichtungen sind. De Wette ist nun nach Weimar gegangen, und seine hiesigen Freunde machen jezt unter sich | eine Unterzeichnung um ihm wenigstens für das nächste Jahr sein Gehalt zusammenzuschießen. Eine allgemeine Assecuranz wäre freilich etwas besseres scheint mir aber große Schwierigkeiten zu haben welche bei uns durch die jezige Einrichtung der akademischen Senate noch erschwert werden. Eher glaube ich würden die gleichnamigen Facultäten mehrerer Universitäten zusammentreten können. Unser gestrenger Aufseher soll der Staatsrath Schulz werden; indeß ist noch nichts bekannt, und ich glaube er will sich nicht eher bestimmt erklären bis er seine Instruction kennt. Man spricht es soll eine entworfen aber doch noch nicht vollzogen sein welche diesen Aufsehern das Recht giebt sich alle Hefte vorlegen zu lassen.1 Viele meiner Collegen sind schon entschlossen sich einer solchen Einrichtung nicht zu fügen. Ich wenigstens gewiß nicht. Denn sei auch hernach die Ausführung noch so gelinde, so darf doch eine solche Herabwürdigung nicht ausgesprochen werden. Dieser Universitätszwang ist offenbar von Oestreich ausgegangen, wogegen ich fast wetten möchte daß die Mainzer Commission eine preußische Erfindung ist. Das lächerlichste ist daß indem die Machthaber schreien über die Idee einer deutschen Republik sie wirklich eine stiften, da ja offenbar die Fürsten wesentliche Theile ihrer Souveränität hingeben und sich in Gegenständen die ganz der inneren Verwaltung angehören einer Majorität unterwerfen. Am Rhein war alles voll Indignation über Mühlenfelsens gesezwidrige Verhaftung und Abführung hieher, und Daniels hat durch sein wankendes Betragen einen großen Theil seines Kredits in der Provinz verloren. Seine Cöllnischen Verhöre sind jezt in den Times abgedrukt, und enthüllen die Erbärmlichkeit der ganzen Geschichte, zumal sie hier immer gesagt haben er sei einer der schuldigsten. Dieser feste junge Mann fährt fort hier auch auf keine Frage zu antworten indem er durchaus darauf besteht vor seinen ordentlichen Richter gestellt zu werden. Zwei verhaftete sind jezt hier ohne Sang und Klang losgelassen ein Student und ein Gymnasiast. Dagegen soll gegen drei andere, unter denen auch Jahn, die Kriminaluntersuchung (wohlverstanden vor der neugestalteten Commission) eingeleitet | sein. Das Preßgesez ist nun das scheußlichste, und hier besonders wie in Bezug auf alle Carlsbader Beschlüsse beschämen uns die Baiern und Hannoveraner weit. Dieses zusammengesezte Censurwesen brütet auch noch über 40 sein] mit Einfügungszeichen über der Zeile 59 Student] korr. aus Studenten

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seiner theuren Einrichtung, und ein Buch das Boeckh jezt drucken läßt läuft seit acht Tagen von Haus zu Haus und sucht vergeblich seinen Censor. Ich schlug in der Akademie vor wir wollten für dies Quinquennium unsere Denkschriften suspendiren; das aber fand keinen Eingang. Man sagt es werde unterhandelt mit Ancillon er solle sich an die Spize des Censurwesens stellen lassen, er sei aber nicht recht geneigt. Nur hieraus ist glaube ich das Gerücht entstanden er solle Altensteins Ministerium erhalten. Meinetwegen waren auch nach meiner Rükkunft wieder viele Menschen sehr besorgt indeß scheint es ja nicht daß mir etwas bevorstehe. – Mein neues Collegium über das Leben Christi kostet mir viel Zeit, auch die Geschichte der griechischen Philosophie da ich sie so lange nicht gelesen und auch das leztemal gar nichts dazu gethan habe so daß ich bis jezt an meine Dogmatik noch nicht gekommen bin. Schwerlich kann man auch in der Stimmung sein etwas großes tüchtig zu arbeiten. Ueber das Leben Christi spräche ich gar gern mit dir, ich entdeke alle Tage neue Aufgaben und neue Schwierigkeiten. Von unseren geistlichen Angelegenheiten weiß ich nichts als daß unsere Provinzialverhandlungen jezt beim Consistorio zum Vortrag sind. Daß dies unsern Ansichten nicht günstig sein wird läßt sich im voraus erwarten, indeß schadet das auch nicht viel. Und meine Ahndung über den Fortgang der Sache wird sich vorzüglich daran knüpfen ob auf unser Gesuch die GeneralSynode möglichst zu beschleunigen wird Rüksicht genommen werden. Leider sind noch nicht alle ProvinzialSynoden abgehalten. Die Westfälischen beharren auch mit großem Ernst auf ihrer Verfassung, und ich habe mich über die Stimung die ich in dieser Hinsicht dort gefunden habe nur freuen können. Aus unsern Verhandlungen ist freilich ein Auszug gedrukt aber nur für die Mitglieder, und so habe ich auch nur Ein Exemplar von dem ich mich doch nicht trennen kann. Ich will indeß zusehn ob ich noch eins von Küster loseisen kann. Was man aus der Mark geschrieben haben kann vom Einschlafen der Synoden ist voreilig und vor der Hand gewiß ganz grundlos. | Du erhältst diesen Brief durch einen gewiß sehr wohlmeinenden Menschen den ich freilich nur kenne weil er sich auf eine sehr naive Art ein Paarmal an mich gewendet hat. Man sieht ihm aber dächte ich den besten Willen an, und da er in das dortige Seminarium will so muß er sich ja wol bei dir melden. Kann er es noch mitnehmen so erhältst Du zugleich ein Exemplar von unserer Zeitschrift. Ich bin neugierig was Du zu meiner Abhandlung über die Gnadenwahl, in der noch so manche Seitenblicke auf andere Dogmen vorkommen, sagen wirst. Ich fürchte daß manches für viele Leser noch nicht wird nahe genug zusammengestellt sein, und ich hätte zu dem Ende noch eine kurze Uebersicht geben sollen; allein ich war

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Briefe 4836 – 4837

wie gewöhnlich zulezt sehr eilig. Dies vorzüglich hat mich auch gehindert noch besondere Rüksicht auf Krause zu nehmen der es als den Rationalismus der Concordienformel ansieht daß sie den Prädestinationsbegriff aufgegeben. Implicite ist er freilich widerlegt allein das merken die Leute nicht leicht. Vielleicht werde ich veranlaßt in einem nächsten Stük noch erläuternde Zusäze zu machen. Wann dieses nächste Stük erscheinen wird und womit ich es sonst werde ausstatten können das liegt noch im Schooße der Götter. – Die Wiederbesezung von Heckers Stelle ist auch noch nicht entschieden. Die Regierung hat als Pastor Marheinecke vocirt; allein Herzberg hat sich hinter den Staatskanzler gestekt, und man kann noch nicht für den Ausgang stehen. Das Directorat spricht man jezt würde Bernhardi bekommen; die Absicht dabei ist nun wol, daß alsdann Spillecke Director des Werders werden soll; man fürchtet aber da auch wieder die Intriguen eines unfähigen Menschen. Marheinecke soll es übrigens auch empfinden was es heißt eine so große Gemeine mit der Professur zu verbinden. Er kann sich freilich viel auf Herzberg entladen; dieses Verhältnis aber soll auch auf eine wunderliche Art geändert sein, von der ich doch PfürchteS daß sie der Union beider Gemeinen, die sonst so leicht wäre im Wege stehen wird. Und nun Gott befohlen mit den herzlichsten Grüßen an Wilhelmine. Unveränderlich der Eurige Schleiermacher 1

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Dies sage ich indeß nur unter dem strengsten Siegel der Verschwiegenheit.

4837. Von Wilhelm Martin Leberecht de Wette. Weimar, Sonntag, 7. 11. 1819 Herrn Professor Schleiermacher / in / Berlin / Einschl. [Bl. 4v] Weimar d. 7. Nov. 1819. Mein theurer Freund! So wäre ich denn nun in meinem Exil angelangt, und das Herz treibt mich jedem meiner Lieben in Berlin ein Wort der Sehnsucht und Wehmuth 126 Dies … Verschwiegenheit.] mit Einfügungszeichen am unteren Rand 4837. Überlieferung: H: BBAW, SN 419, Bl. 3 f.; D: www.dewettebriefedition.org/ index.php (zuletzt abgerufen am 22. 5. 2023), ID0117. Beantwortungsvermerk: „beantw d 16t.“ Mit einer Einlage, wohl für Charlotte Schleiermacher.

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zu schreiben. Es wird mir aber schwer, sehr schwer. Wie soll ich Worte finden um das Gefühl des Schmerzes zu schildern, von dem ich durchdrungen bin? Ich fürchte ins Rhetorische zu fallen, wie es schon diese Wendung ist; dadurch scheint mir was ich fühle eher entweiht als ausgedrückt zu werden. Aber du kannst dir es ja leicht vorstellen, wie mir zu Muthe ist in der Fremde, denn das ist mir meine ehemalige Heymath geworden. Ach mein theurer Freund und Bruder! wie sehr ich an dir gehangen habe, hast du vielleicht nicht gemerkt, so wie ich auch die Freundschaft, die ich gegen deine treffliche Frau im Herzen gehegt habe, nicht geäussert wie ich gesollt hätte, oder mit einer gewissen Unsicherheit und Verlegenheit geäussert habe, weil mir das Glück eures Umgangs nicht erlaubt war rein und froh zu genießen. Sag ihr, daß ihre Ahnung, die sie mir so bestimmt und zuverläßig verkündigt, mir ein schöner Trost geworden sey, zumal wenn ich darin zugleich einen Wunsch annehmen darf, wodurch sie freylich an prophetischer Bedeutsamkeit verlieren könnte. Ich wette, daß du hierüber mit deiner Frau scherzest; aber ich gebe mich ganz Preis, und da ich unmöglich Alles sagen kann, so gebe ich dir die Erlaubniß, soviel zu denken als du willst. Doch es ist besser ich sage es heraus und bekenne, daß mich deine Frau mit einer unwiderstehlichen Gewalt angezogen hat. Ihr scharfer strenger Blick hielt mich anfangs in kalter Entfernung, bis sich mir immer milder das seelenvolle Auge erschloß, an dem ich so gerne hing. Halte es meinem sehnsüchtigen Herzen zu gut, daß ich so offenherzig bin und vielleicht die Grenze der Schicklichkeit überschreite. Sehnsucht erfüllt mein ganzes Wesen, denn ich habe mit einem Schlage so viel Liebe verloren, daß ich ordentlich liebekrank bin. Niemand ist mir geblieben, den | ich mit vollem Gefühl an mein Herz drücken könnte. Nur Fries versteht mich, und diesen muß ich auch entbehren. Er nimmt übrigens sein und mein Schiksal zu leicht, so daß meine Sehnsucht von ihm schweigen muß. Hängen sie mich auf, sagte er, so muß ich lachen – dieß ist recht schön, denn es ist die Frucht einer großen Gemüthsruhe; aber ich bin, bey derselben Ruhe, sehr gerührt, und fühle ganz den Schmerz meines Verlustes. Er ist und bleibt unersetzlich. Und wenn ich auch meine Freunde in Berlin für unverloren halte, so bleibt doch immer der reine volle Verlust meiner Wirksamkeit. Mit euch bleibe ich in einem gewissen Zusammenhang, wiewohl die Trennung immer bitter und für mich gefährlich ist; aber die Spur meiner Wirksamkeit an der Universität wird bald bis auf das Andenken verwischt seyn, und ich zittere vor der Nachricht, daß meine Stelle besetzt wird. Die klar erkannte Unmöglichkeit, daß die Cabinetsorder zurükgenommen werden könne, wird mir durch den Wunsch, daß es geschehen möge, jetzt zweifelhaft, zumal da man hier sagt, der Grund meiner Entlas-

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Briefe 4837 – 4838

sung sey gar zu albern, als daß man nicht wieder gut machen werde, was man gefehlt. Ich wünsche jetzt meinen Gehalt zu behalten darum weil ich dann als eine überflüßige Last der Casse desto eher wieder angestellt werden könnte. Doch wirst du dazu herzlich den Kopf schütteln. Ich bin so weich, daß ich ungern daran gehe, etwas drucken zu lassen, um nicht noch mehr zu erbittern. Schreib mir bald und sprich mir Muth ein. Daß ich dich, den festen klaren Rathgeber, verloren habe, gehört auch zu meinem Unglück. Du warst mir Freund, Lehrer, Mitarbeiter, Alles! Ich lehnte mich sicher an dich, und wankte nicht. Fries wird unter dem Vorwand eines Urlaubs auf unbestimmte Zeit von Jena entfernt, behält aber Stelle und Gehalt. In seiner bekannten Unvorsichtigkeit hat er zu allen früheren Fehlern den hinzugefügt, daß er an die Studirenden seines Kreises eine Schrift erlassen hat, worinn er vor geheimen Gesellschaften mit praktischen Zwecken warnt, und bloß zu Vereinen für gemeinsame Verständigung räth und als Gegenstand und Wink zu denselben in hinlänglich mißdeutungsfähiger Kürze seine politische Ansicht darlegt. Diese Schrift ist zu den Akten gekommen, | und kann machen, daß er nach Mainz wandern muß. Wenn man ihn kennt und darüber hört, so kann man ihm nicht zürnen. Ich wünschte daß du ihn recht kenntest, wie kindlich einfältig, arglos, unbefangen, und frey und muthig, wie heiter und ruhig er ist. Sein durchgeistendes eckiges schneidendes Wesen in Wissenschaft, Rede und Schrift mildert und rundet sich in seiner schönen Persönlichkeit. Er weiß es sehr wohl, daß er nicht wirkt wie er soll, daß er mißverstanden wird, und wohl auch schadet; aber er kann es nicht ändern In Halle will man etwas für mich thun, nämlich beym König einkommen, daß ich meinen Gehalt behalte. Ich kann es nicht mißbilligen, freylich wird es immer nur als Bitte ausfallen. Lichtenstein hat mich bey seiner Durchreise besucht und mich sehr erfreut. Grüße alle meine Collegen. Von der Facultät hätte ich freylich noch Abschied nehmen sollen, aber ihr ließt mich zu lange auf eine Antwort warten und ich hatte keine Zeit mehr. Ich schließe dich in meine Arme, mein theurer Freund, ja mehr als Freund, mein Führer und Vater! Laß mich auch deine Frau an mein Herz drücken. Ich habe zu kalt von ihr Abschied genommen, um nicht zu weich zu werden. Deine Kinder küße ich zärtlich. Gott erhalte euch alle gesund und lasse das Kleine bald ganz genesen. Deiner Schwester gib dieses Blatt. Leb wohl! Der Deinige de Wette.

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7. 11. – 8. 11. 1819

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4838. An Johann Friedrich Möller. Berlin, Montag, 8. 11. 1819 An / Die Redaction des Reforma/tionsalmanachs / Adr d Keyserschen Buchhandlung / zu / Erfurt [Rückseite des zweiten Blatts]

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Ewr HochEhrwürden gefälliges Schreiben vom 14ten September und 7ten October, dem aber die gedrukte Ankündigung deren Sie erwähnen nicht beigefügt war, habe ich wol länger unbeantwortet gelassen als ich gesollt hätte. Allein um mich zu entscheiden ob ich Ihren PgütigenS Wünschen entsprechen könnte mußte ich noch einmal zusehn wieviel vielleicht in meinen Papieren wenigstens Andeutungen und Nachweisungen zu einem Aufsaz wie Sie ihn wünschen befindlich wären die mir die Arbeit erleichterten. Leider aber muß ich mich für ungerüstet erklären um eine Arbeit dieser Art so sehr sie mich sonst anzieht um Laufe dieses Winters zu vollenden; es wäre mir nur vielleicht möglich gewesen wenn ich im Frühjahr davon wäre unterrichtet worden. Auch bin ich in der That in Verlegenheit Ihnen | etwas anderes anzubieten; meine Beschäftigungen sind diesen Winter sehr gehäuft und mannigfaltig, und ich finde bei sorgfältiger Ueberlegung nicht daß etwas für den Almanach zwekmäßiges dabei abfallen könnte. Das einzige woran ich vielleicht denken könnte wäre ein kleiner Aufsaz über den Kirchengesang; doch bitte Sie nicht darauf zu rechnen da die Sache viel zu unsicher ist. Viel Raum würde er ohnedies nicht einnehmen, und komme ich wirklich zum Schreiben so werde ich ihn leicht, wenn ich für den Reformationsalmanach zu spät komme, anderwärts anbringen können. In dieser Ungewißheit tröste ich mich damit, daß ich wenigstens einen Theil Ihres Wunsches die Entwicklung der Prädestinationslehre schon nach meinen Kräften habe zu erfüllen gesucht. Ewr HochEhrwürden einen andern Theologen für diese Arbeit vorzuschlagen sehe ich mich gleichfalls außer Stande; unter meinen Bekannten wüßte ich niemand der etwa so gerüstet dazu wäre um noch vor Ablauf dieses Jahres etwas des Gegenstandes und des Ortes würdiges zu liefern. Und ich denke auch, wenn Sie wie ich vorausseze das Leben Kalvins bearbeiten werden einige fruchtbare Winke die Sie leicht einstreuen können 4838. Überlieferung: H: Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, Handschriftenabteilung, Sammlung Darmstädter, Slg. Darmstaedter 2d 1799; D: Henrici Autographen 5 (1911), Nr. 1246 (Beschreibung des Manuskripts). 7 PgütigenS] korr. aus W 13 worden] korr. aus gew

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Briefe 4838 – 4840

schon machen daß man eine eigne Bildungsgeschichte und Kritik weniger vermissen wird. | Eines so thätigen Mannes als Herr Kayser gewesen sein muß frühzeitiges Absterben hat mich schmerzlich überrascht und ich freue mich aus Ihrem Schreiben zu ersehn daß wenigstens die moralische Person sich demohnerachtet eines unverkümmerten Lebens erfreut, und möchte ihr nur wünschen daß sie bei allen litterarisch möglichen Unternehmungen eine so thätige und zwekmäßige Unterstüzung finden möchte als Ewr HochEhrwürden ihr beim ReformationsAlmanach leisten Hochachtungsvoll Ihr ergebenster D. Schleiermacher

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4839. Von Johann Hörz. Berlin, Montag, 8. 11. 1819 An / Sr. Hochwürden / Dem Herrn Doctor und Professor / Schleiermacher / in / Berlin. [Bl. 51v]

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Gehorsamstes Pro Memorium Ew. Hochwürden ersuche ich geneigt zu entschuldigen wenn ich es wahge HochDieselben meinen gehorsamsten Wunsch und Bitte vorzutragen. Vor ein und einem halben Jahr erhielt ich den Dienst als Orgelbälgetreter bey der Dreyfaltigkeits-Kirche, und schmeichle mir die schätzbare Zufriedenheit meiner Hochverehrten Obern erlangt zu haben. Da ich nun in Erfahrung gebracht, daß der KirchenDienerPosten nächstens offen, und anderweitig vergeben werden könnte, so gehet meine gehorsamste Bitte auf hochgeneigte Berücksichtigung, meiner, als ein durch schwere Zeitumstände gäntzlich zurück gekommener Familienvater von Drey unerzogenen Kindern, dessen Erwerb als SchneiderMeister wegen zu großer Überzahl der Berlinschen Meisterschaft auch nicht die dringendsten Bedürfnisse befridiget | Solte mir das unschätzbare Zutrauen von Seiten Ew. Hochwürden so wohl als auch Eines Hochlöblichen Kirchen-Vorstands-Kollegiums zu 4839. Überlieferung: H: ELAB, 10405, Nr. 752, Bl. 44. 51. Schleiermachers: „pr d. 10t. Nov. 1819“. 9 daß] das

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Theil werden, so werde [ich] stets meiner Pflichten getreu, als, ein williger, gehorsamer, rechtlicher, und ehrlicher Mann, mir dieses Zutrauens werth, und das Wohlwollen meiner hochverehrten Obern zu erwerben eifricht bemühet sein. Ew. Hochwürden gehormsamster Diener Johann Hörz. Berlin den 8. Novembr 1819

4840. Von Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Donnerstag, 11. 11. 1819

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Das vorgesetzte Ministerium hat die unterm 14ten vorigen Monats vom Senat eingereichte Nachweisung von den Emolumenten aller bey der Universität angestellten Individuen ungenügend befunden und deshalb mittelst Reskripts vom 4ten hujus noch eine Vervollständigung derselben schleunigst eingefordert, welche hauptsächlich durch mehrere Nachweisungen die einzelnen Fakultäten betreffend bewirkt werden soll, und zwar 1.) durch eine Nachweisung der in jedem Semester der drey letzten Jahre bey jeder Facultät Inskribirten, nach den Sätzen der Inskriptions-Gebühren angefertiget, nämlich zum vollen und halben Betrage, desgleichen gratis. Um Ewr Spektabilität soviel als möglich die Mühe dieser Arbeit zu erleichtern, werde ich nach dem UniversitätsAlbum diese Nachweisung entwerfen lassen und sie Ihnen zur Berichtigung nach Anleitung Ihres Albums überschicken. 2.) durch eine Nachweisung der seit dem Bestehen der Universität in jeder Facultät Promovirten und der von denselben gezahlten Gebührensätze, und | 3.) durch eine Nachweisung der in den drey letzten Jahren bey jeder Fakultät ertheilten Abgangszeugnisse gegen Gebühren und gratis. Nach diesen verschiedenen Nachweisungen soll alsdann berechnet werden, wie viel von den eingegangenen Gebühren jeder einzelne Berechtigte bezogen hat. Da das Ministerium schleunige Erledigung aller dieser Auflagen fordert, so ersuche ich Ew. Spektabilität ergebenst, die beyden zuletzt erwähnten 4840. Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 169, Bl. 4. Vorlagevermerk: „pr. 19t Nov.“

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Briefe 4840 – 4843

Nachweisungen in Rücksicht Ihrer Fakultät nebst der erforderlichen Berechnung mir sobald als möglich zukommen zu lassen. Die zuerst gedachte Nachweisung werde ich Ihnen zur Berichtigung unverzüglich mittheilen. Berlin den 11t Novbr 1819 Der Rektor der Universität. Goeschen facultatis theologicae decano spectabili.

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4841. An Karl Heinrich Frentzel. Berlin, Freitag, 12. 11. 1819 Da aus der Vergleichung dieser beiden Briefe hervorgeht daß die Akademie von Turin die Memoiren von den Jahren 1802 und 1803 so wie von denen 1812–1815 nicht erhalten hat: so ersuche ich Sie um Auskunft ob und auf welchem Wege diese Bände dorthin abgesendet worden sind. So wie ich bitte für künftige Fälle von der Notiz in dem Postscript des älteren Briefes bei der Absendung Gebrauch zu machen. Schleiermacher 12/11. 19

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Die Briefe erbitte ich mir mit der Antwort zurück

4842. Von Karl Heinrich Frentzel. Berlin, Sonnabend, 13. 11. 1819 Die Versendung der akademischen Abhandlungen nach Italien ist von jeher mit vielen Schwierigkeiten verbunden gewesen. Sie sind jederzeit nach Turin von hier aus mit Gelegenheit vorerst durch Buchhändler nach Leipzig und von dort über Augsburg nach dem Ort ihrer Bestimmung abgeschickt worden. Aber auch immer kam die Klage aus Italien, sie wären 4841. Überlieferung: H: BBAW, Archiv, II–XVI, Nr. 63, Bl. 6. Auf der Rückseite des Umschlags von Brief 4791 (21. 7. 1819) geschrieben. Mit Brief 4791 (21. 7. 1819) sowie Vassalli-Eandis allgemein an den Sekretar der Berliner Akademie gerichteten Brief vom 7. 8. 1818 (in derselben Akte, Bl. 3) als Anlage. 4842.

Überlieferung: H: BBAW, Archiv, II–XVI, Nr. 63, Bl. 7.

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11. 11. – 14. 11. 1819

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nicht angekommen. Zuweilen nach Jahren erhielt man Nachricht, nun hätte man sie erhalten. Daran waren gröstenteils die Kriege schuld. So erinnere ich mich von früheren Jahren der Versendung der hiesigen Mémoires nach Padua. Ein schon lange verstorbenes Mitglied der hiesigen Akademie war Mitglied der dortigen und unterhielt mit einem der dortigen Mitglieder fleissige Correspondenz. Dieses hielt streng auf die Versendung der hiesigen Mémoires nach Padua. Sie kamen aber dort einmal in zwei Jahren nicht an. Man schickte eine andere Sendung; und nun kamen die vorigen mit diesen zugleich an. Die ersten waren bei einem Buchhändler in Augsburg liegen geblieben; dieser war gestorben, und die Commission war in Vergessenheit gerathen. Dir Ankunft des neuen Pakets erinnerte an Absendung des aelteren und so ging nun Alles mit einmal fort. | Ich will nicht hoffen, daß es mit den in Turin jezt fehlenden eben so gegangen; ich glaube vielmer, der Krieg sey die Ursach gewesen; denn die richtige Ankunft des lezten Bandes zeigt die Regelmässigkeit des Ganges. Allein die fehlenden Bände können bei dem mannigfaltigen Wechsel der Regierung in Turin auch selbst abhänden gekommen seyn ohne daß dort Jemand im Stande ist, darüber Auskunft zu geben. Genehmigen Ew. Hochwürden den Vorschlag, so würde ich mir erlauben zu rathen, die fehlenden Theile noch einmal nach Turin zu schicken. Es sind noch Exemplare genug vorhanden, um die fehlenden in Turin zu ergänzen. Berlin den 13ten Novbr. 1819. Frentzel

4843. An Karl Heinrich Frentzel. Berlin, Sonntag, 14. 11. 1819 Die angestrichene Frage in meinem Briefe ist hierdurch noch nicht beantwortet. Datum und Art und Weise der Absendung verlange ich zu wissen. Schleierm. 14/11. 19

4843. Überlieferung: H: BBAW, Archiv, II–XVI, Nr. 63, Bl. 7v. unteren Blattende von Brief 4842 (13. 11. 1819).

Befindet sich am

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Briefe 4844 – 4847

4844. An Caroline Schede. Berlin, Montag, 15. 11. 1819 oder früher Es war freilich nur Vorsicht oder etwas Weichlichkeit, daß ich die allzufrühe Morgenluft scheute zumal ich am Mittwoch wieder einen schlimmen Tag hatte. Nun ist mirs recht lieb gewesen weil ich heute auch noch eine Leiche und eine Taufe hatte. Ich tröste mich damit, daß in meinem neuen Jahre doch noch wieder eine bessere Zeit kommen wird. Wenn Du nur auch ein Wort sagtest wie es Dir geht. Ich mochte gern nichts schlimmeres daraus schließen als in der sehr billigen Abneigung gegen die rauhe Luft liegt. Ein ernstliches Bestreben Dich zu sehen kann ich mir erst als Belohnung stellen wenn ich an einem Abschnitt meiner Arbeit bin. Hilde hat gestern Abend auch wieder sehr an Zahnweh gelitten was ihr doch wieder etwas innere Unruhe gab. Den schönsten guten Morgen. Dein getreuer Schl. 15/11.

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4845. Von Karl Heinrich Frentzel. Berlin, Montag, 15. 11. 1819 Aus dem beiliegenden Schreiben des Herrn p Catel werden Ew. Hochwürden ersehen, daß die frühere Versendung der Mémoires der Akademie, durch den Secrétaire perpetuel besorgt worden. Nach Einrichtung des jetzigen Secretariats habe ich die Versendung besorgt, und zeige hiemit pflichtmässig an, daß das nicht in Turin angekommene Volumen von 1812–13. durch die hiesige Flittnersche Buchhandlung abgeschickt, und

4844. Überlieferung: H: Privatbesitz Schede. Zur Datierung: Hildegard Schleiermacher scheint ca. 1–2 Jahre alt zu sein und noch das jüngste Kind, so dass es sich wahrscheinlich um das Jahr 1817, 1818 oder 1819 handelt. Ab 1820 hat Schleiermacher laut den Tageskalendern an keinem 15. 11. sowohl Taufe als auch Beerdigung gehalten. 4 meinem] mit Einfügungszeichen über der Zeile 4845. Überlieferung: H: BBAW, Archiv, II–XVI, Nr. 63, Bl. 7v. Unten auf Brief 4842 (13. 11. 1819). Mit einem Brief von Catel (15. 11. 1819) als Anlage (in derselben Akte, Bl. 8).

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15. 11. – 16. 11. 1819

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dieser das Volumen quaestionis im Monathe Juny oder July, (genau weiß ich das Datum nicht) 1817. durch Vogt übergeben worden ist. Berlin den 15ten Novbr. 1819. Frentzel.

4846. An Karl Heinrich Frentzel. Berlin, Montag, 15. 11. 1819

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Es fragt sich noch, ob Ewr Wohlgebohren nicht im Stande sein sollten eine ähnliche Auskunft wegen des gleichfalls fehlenden Bandes von 1814 und 15 zu verschaffen. Wegen des von 1802 und 3 wird denn wol nichts übrig bleiben als sie nachzusenden Schleiermacher 15/11. 19

4847. An Georg Wilhelm Friedrich Hegel. Berlin, Dienstag, 16. 11. 1819 Herrn / Professor Hegel [Rückseite]

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Um nicht eines über dem anderen zu vergessen Werthester Herr College, der Beauftragte des Hauses Hesse in Bordeaux heißt Rebstock und wohnt Alexanderplaz No 4. Uebrigens muß ich Ihnen eigentlich sehr verbunden sein, daß Sie das unartige Wort welches mir neulich nicht hätte entwischen sollen sogleich erwiederten, denn dadurch haben Sie den Stachel wenigstens gemildert, den die Heftigkeit welche mich überraschte in mir zurükgelassen hat. Ich wollte demnächst wohl es fügte sich, daß wir die Disputation da fortsezen könnten wo sie stand ehe jene ungehörigen Worte fielen. Denn ich achte Sie viel zu sehr, als daß ich nicht wünschen sollte mich mit Ihnen über 4846. Überlieferung: H: BBAW, Archiv, II–XVI, Nr. 63, Bl. 10. verschaffen] verschaffen könnten

2 des] folgt )B* 3 zu

4847. Überlieferung: H: Jagiellonische Bibliothek Krakau, Handschriften-Abteilung, Schleiermacher; D: Briefe von und an Hegel 2, S. 221.

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Briefe 4847 – 4851

einen Gegenstand zu verständigen der in unserer gegenwärtigen Lage von so großer Wichtigkeit ist. Schleiermacher 16/11. 19

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*4848. An Wilhelm Martin Leberecht de Wette. Berlin, Dienstag, 16. 11. 1819 Sorgt sich um de Wettes Gesundheit. Wäre er, Schleiermacher, damals in Berlin gewesen, wäre die Affäre de Wette anders verlaufen.

4849. An das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Mittwoch, 17. 11. 1819 An Ein hohes Ministerium der Geistlichen pp Angelegenheiten Da das erste Jahr der königlichen Miethsentschädigung mit Ende des Monats September abgelaufen ist: so ersuchen wir Ein hohes Ministerium den Betrag von 1800 r für das zweite Jahr vom 1ten October currentis bis ultimo Septembris 1820 hochgeneigtest so anzuweisen, daß die Kasse der wissenschaftlichen Anstalten den Antrag für das WinterSemester mit 900 r sofort, den für das bevorstehende Sommerhalbjahr aber Anfang April des künftigen Jahres gegen vorläufige Quittung an den UniversitätsSecretar Baron von Medem zahlen. Die Berechnung über die bisherige Verwendung werden wir mit den gehörigen Belegen noch vor Ende dieses Jahres gehorsamst einreichen. Berlin d 19t. Novemb. 1819 Die theol. Fac. Schl. 17/11. 19 *4848. Erschlossen aus dem Beantwortungsvermerk zu Brief 4837 (7. 11. 1819) und aus Brief 4859 (21. 11. 1819). Zum Inhalt vgl. Brief 4859, Z. 7. 72–74. 4849. Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 223, Bl. 31. 3 September] korr. aus October 4 1ten] folgt )Nov* 6 WinterSemester] folgt )sof* 10 bisherige] mit Einfügungszeichen über der Zeile

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4850. Von Georg Wilhelm Friedrich Hegel. Berlin, um Mittwoch, 17. 11. 1819

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Ich danke Ihnen, wertester Herr College, zuförderst für die in Ihrem gestern erhaltenen Billette gegebene Adresse der Weinhandlung, – alsdann für die Äusserungen, welche, indem sie eine neuliche unangenehme Vorfallenheit zwischen uns beseitigen, welche zugleich auch die von meiner Aufregung aufgedrungene Erwiderung vermittelt, und in mir nur noch eine entschiedene Vermehrung meiner Achtung für Sie, zurükläßt. Es ist wie Sie bemerken die gegenwärtige Wichtigkeit des Gegenstands, welche mich in einer Gesellschaft eine Disputation herbey zu führen verleitet hat, – die mir mit Ihnen fortzusetzen und zur Ausgleichung unserer Ansichten zu bringen nicht anders als interessant seyn könnte –

4851. Von Ludwig Gottfried Blanc. Halle, Donnerstag, 18. 11. 1819 Halle den 18tn Nov. 19

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Wucherer hat uns wenn nicht viel doch das erfreuliche von Ihnen gesagt, liebster Schleiermacher daß Sie wohl und munter sind. Wohl Ihnen wenn das was wir seit kurzem erlebt haben Sie nur auf Augenblike erschüttert und Ihre freudige Thätigkeit nicht stört. – De Wette habe ich hier nur auf einige Augenblicke bey Gesenius gesprochen und die Art wie er sein hartes Schiksal trägt und wie er sich darüber schriftlich gegen den König und die Universität geäußert[,] hat ihm meine ganze Ehrfurcht und Liebe gewonnen. Ich bin überzeugt wenn diese Sachen einst im Druk erscheinen, sie 4850. Überlieferung: H: Jagiellonische Bibliothek Krakau, Handschriften-Abteilung, Schleiermacher (wohl Konzept, Rückseite von Brief 4847; D: Briefe von und an Hegel 2, S. 221. 3 die] über )Ihre* indem sie] über )sowohl von Ihnen aus als für mich* 4 uns] folgt )auf eine Art Weise* 4 f welche ... Erwiderung] unter )welche* folgt )mir Aufregung* 5 vermittelt] folgt )hat* 6 entschiedene] über )aufrichtige* Vermehrung] folgt )der* für] über )gegen* zurückläßt.] folgt )Es und mir zugl zeigt daß Sie meine die* 6 f wie … bemerken] über der Zeile 8 Gesellschaft] folgt )verführt hat,* Disputation] korr. aus Discussion herbey] korr. aus herff 8 f die … zur] über )eines Gegenstands über den mir die* 9 Ansichten] folgt )zustande* 9 f zu bringen] über der Zeile 4851. Überlieferung: H: BBAW, SN 253, Bl. 111 f.; D: Blanc: Briefe an D. Schleiermacher, S. 68–69. Beantwortungsvermerk: „beantw. d. 17t. Januar 20.“

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Briefe 4851 – 4852

müssen auf jeden den günstigsten Eindruck für De Wette hervorbringen. Selbst die gleichgültigsten Menschen deren es hier viele giebt, sind über das Verfahren gegen ihn empört und die Juristen ins besondre können gar nicht begreifen, warum er nicht auf richterliche Untersuchung gedrungen. Die besten sind hier der Meinung er solle alle auf seine Entlassung Bezug habenden Actenstücke gedruckt an die theologischen, philosophischen und juristischen Facultäten aller deutschen Universitäten senden und ihr Gutachten darüber fordern. Sie werden doch nicht alle schweigen; wenigstens giebt das Gutachten eines seiner ehemaligen Collegen ihnen ein gutes Beyspiel und wird hier von mehreren für bündiger und evidenter als De Wettes Vertheidigung selbst gehalten. Daß aber das Urtheil | der Facultäten, als der einzigen competenden Behörde in solchen Dingen erkannt und ausgesprochen werde, das scheint mir viel wichtiger als daß man, wie die Leute hier wollen sich für De Wette um Wiedererstattung seines Gehaltes bey dem Könige verwende. Auch Raumer findet dies, nach dem was geschehen, etwas gemein. Wir haben Hofnung De Wette hier um Weihnachten oder Ostern auf einige Zeit zu sehen. Auch Gesenius habe ich bey dieser Gelegenheit recht lieb gewonnen; er ist auch einer von denen welche erst durch das Uebermaaß der Willkühr zur Theilnahme an diesen Angelegenheiten gezwungen worden ist. Ich brauche wohl nicht zu fragen was Willisen zur Ausgleichung zwischen Ihnen und Steffens ausgerichtet. Er war einen Abend bey mir und da mußte ich wohl sehen, daß er bey aller Liebe für Steffens doch eigentlich sein böser Genius ist. Raumer scheint sich hier ausschließlich an mich zu halten und obwohl wir über seine wichtigsten Lieblingsmeinungen, das Turnen, noch keinesweges uns geeinigt haben, so giebt es doch besonders wegen seiner schönen protestantischen Gesinnung mancherley Berührungspuncte zwischen uns. Vielleicht kommt er hier zu der friedlichen Mitte seiner Ansichten über welche ihn, wie mir scheint, die Breslauer Spaltungen hinausgetrieben hatten. Er rühmt mir Ihre jetzigen Predigten ganz außerordentlich und es wäre wohl schön wenn ein fleißiger Zuhörer uns wieder einmal ein Geschenk mit Ihren neuesten Vorträgen | machte. Ihre gewiß höchstbedeutende, aber auch gewiß sehr schwere Abhandlung über die Gnadenwahl, liegt noch beym Buchbinder. Ueber mein Buch hat mir der Buchhändler einen wie ich glaube sehr vortheilhaften Contract angeboten, so daß mir erdenklich bange wird ob der Mann auch nicht dabey verliert. Das wird mich wohl antreiben sehr fleißig zu seyn und in einem Jahre hoffe ich soll wo nicht das Ganze doch 3/4 zum Druck fertig seyn.

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Dieser Brief sollte, wenn es nach meinen Wünschen ginge Sonntag bey Ihnen eintreffen und Ihnen an diesem Tage wenigstens eine freundliche Erinnerung an die Liebe Ihrer abwesenden Freunde geben; wenn er indeß, wie wahrscheinlich[,] zu früh kommt, so mag das sich damit ausgleichen, daß die Aepfel welche meine Frau der Ihrigen zugedacht wahrscheinlich zu spät kommen. Die Post geht gleich ab, also von ganzem Herzen und recht ernstlich Gott befohlen liebster Schleiermacher. Diesen Winter sehen wir uns schwerlich, ich habe den Confirmanden Unterricht und auch sonst viel zu thun. Gott erhalte Sie gesund und wacker. Blanc

4852. Von Johann Friedrich Möller. Erfurt, Donnerstag, 18. 11. 1819 Erfurt den 18t. Nov. 1819.

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Ew. Hochwürden geehrtes Schreiben traf eben bey mir ein als ich den ersten Aufsatz in der neuen Theologischen Zeitschrift – über die Erwählungslehre gelesen hatte. Je inniger ich nun wünschen mußte, eine Arbeit ähnlicher Art von Ihnen zu empfangen, je zufriedener ich zu mir selbst sagte –: du hast den rechten Mann getroffen; desto näher lag mir nun auf der andern Seite die Besorgniß, ich könne doch wohl zu spät gekommen seyn. Und das hat sich leider bestätigt, und ist mir auch darum so schwer zu verschmerzen, weil Herr Canonikus Hirzel in Zürich schon eine ganz einfache | Lebensbeschreibung Calvins, mit Hinweglassung dessen was den Lehrbegriff angeht, zu liefern übernommen hat; und weil die Handlung von mancherley Seiten gehemmt, n u n auch den Termin der Einsendung bis Ende Februars zu verschieben gestattet. Sollte es Ihnen bis dahin etwa noch möglich seyn? – Ich thue diese Frage nicht, um Ihnen, verehrter Mann, wieder einen Brief nach Erfurt, ohne Nutzen, aufzubürden. N u r in dem Fall, daß Sie sich noch entschließen würden, müßte ich r e c h t b a l d um einige Zeilen bitten. Hat es indeß bey Ihrer frühern Erklärung sein Verbleiben, so bedarf es keiner Rückantwort; desto dringender ist aber dann mein Gesuch, die versprochene Arbeit über den Kirchengesang – einen jezt eben all|gemein 4852.

Überlieferung: H: BBAW, SN 331, Bl. 3 f.

10 Canonikus] folgt )Geß*

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Briefe 4852 – 4855

angeregten Gegenstand – mir zukommen zu lassen – und da noch ein Vierteljahr vor uns liegt, darf ich wohl um so zuversichtlicher um diesen Beitrag bitten, und Gewährung hoffen Mit der Versicherung meiner vollkommensten Hochachtung habe ich die Ehre zu seyn Ew. Hochwürden ganz ergebenster Möller.

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4853. Von Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Freitag, 19. 11. 1819 Ewr Spektabilität ersuche ich hierdurch ergebenst, mir diejenigen Studirenden Ihrer Fakultät gefälligst nahmhaft zu machen, welche im verwichenen Semester öffentliche Proben des Fleißes in derselben abgelegt haben, damit dem vorgesetzten Ministerium davon die vorgeschriebene Anzeige gemacht werden kann. Ich beziehe mich übrigens rücksichtlich dessen, was zu diesen öffentlichen Proben des Fleißes gerechnet werden soll, auf das Rektoratsschreiben; vom 7 Juni 1811, welches einer jeden Fakultät besonders zugegangen ist. Berlin den 19n Novbr. 1819. Der Rektor der Universität Goeschen facult. theologicae decano spectabili.

4854. An Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Sonnabend, 20. 11. 1819 Rectori magnificio Bei Gelegenheit der Nachzählung der in meiner Facultät ertheilten Abgangszeugnisse ist mir aufgefallen daß in meinem Albo die Studiosi 4853. Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 218, Bl. 4. Vorlagevermerk: „pr d 22t. Nov.“. 4854.

Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 11, Bl. 60.

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August Schröner aus Pommern inscribirt 1812 im April J.L. Hagenberg aus Westfalen F. Onnasch aus Pommern Friedrich Rudolf Marquard aus Magdeburg Wilhelm Schieferdecker aus der Mark, sämtlich im Herbst 1814 inscribirt; endlich Ludwig Flotow aus Meklenburg F.L.C. Matthius aus Pommern M.G. Grabow ohne Vaterland im Frühjahr 1815 inscribirt deren Matrikeln sämtlich abgelaufen nicht als abgegangen bemerkt sind. Ewr Magnificenz ersuche ich ganz ergebenst mir die etwanigen Nachweisungen ihres Abganges aus dem UniversitätsAlbo gefälligst zukommen zu lassen sollten sie aber da auch nicht gelöscht sein, die Vorladung derselben zu verfügen damit sie in contumeliam gelöscht werden können und nicht die bevorstehende Untersuchung über den Studienfleiß durch vergebliche Nachforschung erschwert werde. Berlin d 20 Nov. 1819 Der Dekan der theol. Fac. Schl 20/11 19

4855. An Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Sonnabend, 20. 11. 1819

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Rectori magnifico Auf Ewr Magnifizenz geehrtes Schreiben vom 11ten et praesentatum den 19ten beehre ich mich ad 2.) ergebenst zu melden daß bei der Facultät bis jetzt 5 Doctorpromotionen vorgefallen wovon 4 honoris causa, und die eine eines Anwesenden da es unser College Neander war ebenfalls gebührenfrei vollzogen wurde, wie jene. Licentiat sind 2 promovirt und haben jeder 50 r Gold bezahlt von welchen die Dekanatsgebühren betrugen jedesmal 5 r 17 damit] folgt )ich* 4855. Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 169, Bl. 5. 3 daß] folgt )nach meinem Album überhaupt 156* 7 jeder] folgt )10* 7 f welchen] folgt )100 r*

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Briefe 4855 – 4858

Die Gebühren der Facultäts Mitglieder das erstemal 13 r 8 g für jeden das zweite Mal 10 r ad 3 sind überhaupt nach meinem Album 156 Abgangszeugnisse ausgefertigt, in den drei lezten Jahren aber vom October 1816 an gerechnet 69. wovon die vollständigen Dekanatsgebühren 136 r jährlich also 45 r 8 g im Durchschnitt betragen würden. Ich bin jedoch außer Stande anzugeben, wieviele davon mögen gratis ausgefertiget sein, indem im Album darüber nichts bemerkt ist. Ewr Magnificenz gefälligen Nachweisung über den ersten Punkt sehe ich noch entgegen. Berlin d Der Dekan der theol. Fac Schl 20/11. 19

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4856. Von Karl Heinrich Frentzel. Berlin, Sonnabend, 20. 11. 1819

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Ich bin jezt im Stande, Ew. Hochwürden über die nicht geschehene Ankunft der Akademie-Abhandlungen von den Jahren 1804–11 und dem folgenden Bande 1813–14. in Turin Auskunft zu geben. Druk und Absendung der erstern hatte sich ungemein verzögert, und da leztere erfolgen solte, ward im Pleno der Akademie die Frage ausgesprochen, an welche auswärtige gelehrte Gesellschaften, Institute und Gelehrte die Abhandlungen unentgeldlich übersendet werden sollen? – Ich ward darüber befragt und nannte sie alle. Bei dieser Gelegenheit ward von einem oder zweien Mitgliedern bemerkt, daß die hiesige Akademie mit der in Turin eben in keiner Verbindung stehe; leztere habe ihre Abhandlungen seit mehreren Jahren der hiesigen nicht zugesendet. Und so ward beschlossen, der Turiner Akademie die hiesigen Abhandlungen nicht zu schicken. Nach einigen Jahren fing die Verbindung zwischen beiden Akademien wieder an, und nun ward mir der Auftrag, die hiesigen Abhandlungen der Turiner Akademie zuzusenden. Von Zusendung der früher erschienenen Teile war jedoch | nicht die Rede. Dies ist der wahre Zusammenhang der Sache, den 9 der] über )eines jeden* Mitglieder] korr. aus Mitglieds 12 vom … gerechnet] mit Einfügungszeichen am linken Rand 69] korr. aus 68 13 f wovon … würden.] mit Einfügungszeichen am linken Rand 14 Stande] folgt )zu* 4856.

Überlieferung: H: BBAW, Archiv, II–XVI, Nr. 63, Bl. 11.

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auch Vogt der Wahrheit gemäß bestätigen kann, da er das Einpacken und Fortschaffen der Abhandlungen besorgt hat, und sich jezt auch dieses Umstandes völlig erinnert. Berlin den 20ten November 1819. Frentzel.

*4857. Von Luise Gräfin von Voß. Gievitz, vor dem 21. 11. 1819 Gruß zum Geburtstag. Sie werde wohl auf einige Zeit nach Berlin kommen.

4858. Von Johann Rudolf von Plehwe. Posen, Sonntag, 21. 11. 1819 An den Doctor und Professor / Schleiermacher / zu Berlin [Bl. 7]

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Treuer Vater wir haben heute deinen Geburtstag gefeiert im Thümenschen Hause, Angelük Brachte deine Monologen mit und wir lasen von Alter und Jugend deines Lebens da nahm der liebe Vater Thümen das Wort und hielt uns eine Predigt über deine Rede daß er uns alles recht auslegete und ermahnete uns zu recht männlichen Kämpfen denn das wäre der Schwur der ewigen Jugend den du dir gelobet hast und ich wurde aufgefordert zu erzählen von dir und von deiner Arbeit in dem Herrn, und der Vater fuhr fort in seiner Rede zu sagen von seiner Trägheit aber auch seinem Muth alles zu überwinden denn er ist auch ein Jüngling im greisenden Alter und sagte obschon ich nicht sein kann wie Schleiermacher und Friedrich der Große so will ich trachten und ringen nach den vollkommnen Gaben und das solt ihr auch thun. Darauf tranken wir dein Wohl, und er sagte laßt uns besser werden das ist die Jugend die er meint und ich trank sein Wohlsein, des lieben Vaters, der mich so sehr erfreut hat. Daß ich meines Patriarchen in aller Liebe gedacht habe ja wir wissen den Quell des ewigen Lebens welcher ist Christus, und daß du ein fruchtbringender Rebe bist *4857. Erschlossen aus Brief 4862, Z. 2–4 (28. 11. 1819), zum Inhalt vgl. auch Brief 4862, Z. 61–63. 4858. Überlieferung: H: BBAW, SN 351, Bl. 6 f. Neben der Adresse ist der Poststempel: „Posen 25. Nov.“. 5 daß] das 15 Daß] Das 17 daß] das

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Briefe 4858 – 4859

davon überschwänglicher Segen fließt, wir haben dein Geburtsfest still und ernst gefeiert und gelauscht was dein Geist uns lehren möcht, ich aber bin nun daheim daß ich es dir schreibe und für dich und der lieben Deinigen Wohl bete und wo eins deiner Kindlein krank ist so bat ich für dasselbige und der Herr wolle dich und die Mutter und Kindlein segnen. | Die Thümenschen lassen dich grüßen, der Herr wolle es ihnen überschwänglich vergelten, meiner als eines armen geplachten und verlassenen Menschen nehmen sie sich an, und nun will ich noch erzählen wie es mir geht wie ich es dir versprochen habe, mich verlangt sehr daheim zu sein wo ich euch finden werde, ach daß es doch recht bald sein könnte ich bin des Sieges gewiß über Sünde Tod und Teufel durch den der mich mächtig macht, nur daß ich liebete wie er uns liebt ist meine Sorge und Gebet, mein Trost aber daß unsre Trübsal zeitlich und leicht ist und nicht werth der Herrlichkeit die an uns soll offenbar werden es muß ja die Kirche von einer Klarheit zur andern hindurch dringen bis alles Lichte wird und der vollkommne Sieg errungen ist, der Herr sei gelobt über alles was er über uns verhängt hat es ist nicht Zeit zu zagen und zu trauern zurück muss man nicht sehn unverrückt nach dem vorgesteckten Ziel hin – aber die Thränen der Sehnsucht der Liebe und Dankbarkeit mögen immerhin dem übergroßen Schmerz Linderung sein als ich meines lieben Vater Arendts und eurer gedenke ach gebt mir armen Menschen doch Nachricht ich verschmachte in meiner Noth, wo nicht Christus meine Beruhigung wäre da find ich alle alle auf der grünen Friedensaue unterm Schatten des heiligen Kreuzes und ist mir auch nun so bange wenn ich diese sanfte Last von mir werfen will aber das währt nicht über mein Vermögen der Herr sei gelobet der mich so reich um euret willen segnet

4859. Von Wilhelm Martin Leberecht de Wette. Weimar, Sonntag, 21. 11. 1819 An / den Herrn Prof. Dr. Schleiermacher / in / Berlin [Bl. 6v] 20 daß] das 27 daß] das 29 daß] das 30 daß] das

40 ist] ich

4859. Überlieferung: H: BBAW, SN 419, Bl. 5 f.; h1: GStA, I. HA, Rep. 77, Tit. 21, Lit. Sch, Nr. 6, Bl. 46 f.; h2: GStA, I. HA, Rep. 77, Tit. 21, Lit. Sch, Nr. 6, Bl. 48; D1: Lenz: Geschichte der Königlichen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin 2,1, S. 72 (Zitat); D2: Lenz: Geschichte der Königlichen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin 4, S. 370 f. (gekürzt); D3: http://www.dewettebriefedition.org/index.php (zuletzt abgerufen am 22. 5. 2023), ID0118. Beantwortungsvermerk: „beantw. mit dem folgenden“.

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Du hast mich, theuerster Freund, durch deinen Brief, in welchem bey allem Ernst immer deine bewunderswerte heitere Laune durchschimmert, mehr erfreut, als ich sagen kann. Ein Vorgefühl ließ mich den Morgen vor dem Empfang nach deiner Schrift wider Ammon greifen, an der ich mich wieder ergötzt habe. Um deine liebevolle Sorge um meine Gesundheit zuerst zu befriedigen, bemerke ich, daß ich gesund bin. Bis vorigen Montag glaubte ich einen großen Fortschritt in der Stärkung derselben gethan zu haben, da ich sehr wohl aussah; es war dieß aber wohl nur Folge einer inneren Erhitzung, die nachher in einem kleinen Anfall von Erbrechen und darauf folgender Ermattung sich Luft machte. Jetzt bin ich aber so wohl oder so unwohl, wie ich immer gewesen bin. Die Gemüthserschütterungen scheinen weniger gewirkt zu haben, als die unordentliche Lebensart. Der Müssiggang und die Zerstreuung, in der ich lebe, gibt mir einen gewissen Leichtsinn, der vielleicht gut ist. Nur einzelne Augenblicke zeigen mir meinen Verlust. Ihr in Berlin scheint die Sache schlimmer anzusehen, als ich, weil ihr nicht wie ich gefühlt habt, daß meine Lage in Berlin so nicht bleiben konnte. Gott hat mir den Riß so erträglich als möglich gemacht. Von meiner Familie habe ich vor der Hand nur durch Carl Nachricht. Eine Stelle: „Ludwig (mein Sohn) wird wohl aufs Gymnasium kommen“ ergriff mich schmerzhaft – du kannst wohl merken warum. Aber ist es meine Schuld, daß ich geschehen lassen muß, worüber ich kein Urtheil habe? Die Nothwendigkeit gebietet, mich zu ergeben. Doch denke ich auch wieder, es sey zu hart, wie das Schicksal mit mir spielt. Ich bin unklug, das ist wahr, aber wird dieser Fehler immer so hart gestraft? Und muß ich von zwey Seiten wegen dieses Fehlers büßen? Wie viele schließen mit Unklugheit und noch dazu aus unedler Leidenschaft eine Ehe, die doch nachher leidlich gelingt. Ich aus der reinsten Gesinnung, aus ächter Hingebung, aber nur nicht mit der besten Menschenkenntniß – und dafür erhalte ich solchen Lohn. Dasselbe gilt von meinem Verhalten in Berlin. Doch wozu solche Klagen? Noch dazu da ich so leichtsinnig bin, daß ich schon daran denke, was man mir gewissermaßen hier anbietet, eine Superintendentur anzunehmen. Ich werde zu Weihnachten predigen bey einem meiner Schwäger, und dann vielleicht hier. Schon in Berlin hatte ich Lust mich darin zu versuchen. Es war wohl Neid über dich, das den Gedanken in mir weckte. Ohne Scherz, ich glaube, daß vor der Hand für mich nichts besseres zu tun ist, und daß ich von der Kanzel nur desto sicherer auf das Katheder zurückkehren kann. Krause ist rettungslos krank – wie? wenn du hieher kämest und ich unter dir arbeitete und wir zusammen eine theologische

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Brief 4859

Schule errichteten? Einen Schüler werde ich bald erhalten, der meinetwegen wöchentlich hieher kommen will von Jena – ein kleiner Anfang, aber doch ein Anfang. Das zweyte – so gern ich eine geistreiche Betrachtung von dir über meine Streitfrage läse, so bin ich doch ganz zufrieden mit dem Stück aus deinem Entwurf der Facultätsantwort, und nehme es als Privatgutachten gern an, will es auch drucken lassen, doch nicht unter deinem Namen. Du brauchst deine Zeit notwendiger, ich entbinde dich davon. Jene Stelle habe ich mir abgeschrieben, und zu meinen Aktenstücken gelegt. | Wegen des Drucks meiner Aktenstücke habe ich an Mohr & Winter geschrieben. Die Ausarbeitung wollte ich mir leicht machen, indem ich nur eine Vorrede vorsetzen und die Aktenstücke folgen lassen wollte, worunter auch meine Schrift an die Facultät und dein Gutachten. Du scheinst eine Rechtfertigung über den Brief nothwendig zu halten – aber ist die an die Facultät nicht hinreichend, so ließe ich sie lieber weg. Worin das Sündhafte der Sandschen Ueberzeugung bestanden habe, kann ich, wie ich glaube, auf sich beruhen lassen. Genug, daß er in sündhaftem Zwiespalt mit der Gesellschaft war. Oder meinst du doch, ich solle mich noch tiefer darauf einlassen? Da ich an den Minister geschrieben habe, ich sey nicht in dem Fall, eine solche Schrift, wie der König voraussetze, ausgearbeitet zu haben, nämlich eine Vertheidigungsschrift, so möchte ich auch nachher nicht eine solche herausgeben, sondern im eigentlichen Sinn bloße Aktenstücke. Eile ist übrigens, glaube ich, nicht nöthig, so wie mir die ganze Rechtfertigung durch eine solche Schrift nicht sehr nöthig scheint. Ihr könnt mich davon nicht überzeugen. Professor Hand, einer der wenigen durch gute Gesinnung ausgezeichneten, räth mir davon ab. Nun folge ich zwar Euch, aber ich halte es für kein Unglück, wenn ich verhindert werde. Dann wende ich mich an den Bundestag, und beklage mich, daß ich nicht einmal diese Genugthuung in Deutschland finden könne. Was meinst du hiezu? – Was die Protestation betrifft, so weiß ich nicht, ob sie wo anders als in jener Schrift niedergelegt werden könne. Ich will dir das Bedeutendste der Schrift mittheilen, ehe ich sie drucken lasse. – Wohl hast du Recht, wenn du fühlst, es sey alles anders gegangen, wenn Du in Berlin gewesen wärst. Ich hätte dich gleich bey der ProtokollAufnahme zu Rath gezogen, hätte die ungeschikte Erklärung nicht eingegeben, hätte, von dir beruhigt, meinem Unmuth nicht Luft gemacht in der Sünde wider den heiligen Geist – und so wäre alles nicht geschehen. Ich wollte mich gern trösten, wenn ich darin eine reine Fügung sehen könnte, aber ich fürchte die Bösewichter haben es so angelegt.

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Du hältst eine wissenschaftliche Thätigkeit für nothwendig in Hinsicht auf meine Gesundheit – es mag seyn, aber nothwendiger ist sie für die Herstellung meiner Stimmung. Gut ist es, daß ich den 2. Theil meiner Dogmatik für eine neue Auflage durchsehen soll – dieß lockt mich am ersten an den Schreibtisch. Meine Bücher, die ich erst kürzlich aufgestellt, sehen mich einladend an. Lücke schreibt mir, daß er noch nichts für die ZeitSchrift fertig habe, und eine Kritik über Neanders und Ewalds Gnostiker liefern wolle. Ich werde ihn antreiben. Bleek wird ungeduldig seyn. Ich liefere den Beschluß meines Artikels gewiß noch vor Ostern. Und du? bleibst bey deiner Dogmatik? Ja wohl, die mußt du vollenden. Vater will gern an meine Stelle – und hofft, ihr werdet ihn vorschlagen. Er sagt mir das mit einer merkwürdigen Offenheit. Er behauptet, jetzt sehr fleißig und eifrig Exegese des Neuen Testaments zu lesen. Ich enthalte mich billig alles Urtheils. Ich habe heute morgen den Großherzog gesprochen – wobey nichts herausgekommen ist. Indessen will er doch meine Aktenstücke lesen. | Hernach war ich in der Kirche. Sie war leer, ConsistorialRath Horn predigte, einer der bessern Prediger, der einen schönen Vortrag hat und nicht gehaltlos spricht, aber doch nicht ergreift. Das hiesige Volk lebt noch sehr in der gebildeten Gottlosigkeit, die in den früheren Jahren herrschte. Es fehlt an einer großen erregenden Kraft. Ein gewisser Professor Vent nimmt sich meiner sehr freundschaftlich an, und scheint mir besonders gewogen zu seyn. Käme es auf ihn an, so würde ich hier GeneralSuperintendent. So muß ich mir nach und nach meine Freunde erwerben. Der Himmel wird ja helfen. In Erlangen hat man daran gedacht, mich zur 4. Professur der Theologie vorzuschlagen; aber die Bundesbeschlüsse schrecken. Lebt wohl, ihr Theuren! Der Seegen des Himmels ruhe auf euch. Denkt fleißig an mich. Deiner Frau küsse ich zärtlich die Hand, die Zuversicht auf ihre Freundschaft macht mich sehr glücklich. Küsse mir deine lieben Kinder. Auch deiner Schwester meinen herzlichen Gruß. Grüße alle meine Freunde, vor allen Reimer, Bleek, Meyer, Eichhorn, Buttmann. Dich meinen Geistesbruder und Herzensfreund schließe ich fest an mein Herz. Der Deinige dW

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Briefe 4860 – 4861

4860. An Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Dienstag, 23. 11. 1819 Rectori magnifico Ewr Magnificenz beehre ich mich in Bezug auf das geehrte Schreiben vom 19ten hujus hiedurch ergebenst anzuzeigen daß bei der theologischen Facultät im lezten Sommerhalbjahr keine solche öffentliche Proben des Fleißes, welche zu erwähnen wären vorgekommen sind. Berlin d. 23t. Novemb. 1819 Der Dekan d. theol. Fac. Schl 23/11. 19.

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4861. An Joachim Christian Gaß. Berlin, vor dem 24. 11. bis Mittwoch, 1. 12. 1819 Lieber Freund da ich nun von Ribbeck ein Exemplar unserer Verhandlungen die eigentlich nur für die Mitglieder auszugsweise gedrukt werden erhalten habe: so will ich sie auch nicht länger liegen lassen ohnerachtet ich an Dein zweites Jahrbuch noch nicht gekommen bin, Dir also darüber nichts sagen kann, und auch sonst nicht viel tröstliches oder auch nur erhebliches zu melden habe. Unsere Verhandlungen werden schon seit wenigstens 4 Wochen beim hiesigen Consistorio verhandelt und noch ist man wie mir Ritschl neulich sagte nicht einmal zu den Hauptpunkten gekommen. – Seit ich dieses angefangen zu schreiben und leider gleich davon mußte ist allerdings manches erhebliche vorgefallen. Die Ernennung der UniversitätsCommissarien ist bekannt gemacht, und im Ganzen so ausgefallen, daß so lange diese bleiben das schlimmste was durch die Einrichtung möglich gemacht ist nicht geschehen wird. Wir hätten uns wol nicht leicht einen besseren wünschen können als Schulz; er hat auch gleich so begonnen daß man sieht er hat vor ein recht kräftiger Schuz der Universität zu sein und ich glaube nicht leicht, daß ihm einfallen wird dem Geist eines Lehrers eine andere Richtung geben 4860. Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 218, Bl. 5. 5 zu erwähnen] korr. aus erwähnt zu 4861. Überlieferung: H: BBAW, SN 750, Bl. 9 f.; D: Dilthey: Drei Briefe Schleiermachers an Gaß, S. 42–45 (gekürzt). Mit dem gedruckten Protokoll der Berliner Provinzialsynode (4.–22. 6. 1819). Der Anfang des Briefes ist offenbar vor der Ernennung Friedrich Schultz’ zum Kommissar für die Universität Berlin (24. 11. 1819) geschrieben.

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zu wollen. – Kräftig wird nun euer Neumann wol nicht sein, aber seine Schwäche ist doch hoffentlich von der unschädlichsten Art. Am schlimmsten sind leider wol die Bonner daran da Rehfues sich dort völlig unbeliebt gemacht hat; und diese | Ernennung ist entweder eine absichtliche Kränkung der Universität oder die schmählichste Unbeholfenheit und Unkunde. Auf diese Weise also ist Arndts Schlagfluß, der an sich so ganz falsch war, doch wahr geworden; denn ich glaube es wird sie alle dort der Schlag etwas gerührt haben bei dieser Nachricht! – Auch ist soeben das OberCensurCollegium ernannt worden. Präsident desselben ist der alte Raumer, Mitglieder sind Ancillon, Eylert (der einzige Theologe) Sack nemlich der Geheime OberJustizRath Langermann, Professor von Raumer, Wilken, Herr Beckedorff der kryptokatholische Erzieher der Prinzessin Friedrich, der erst drohte gleich ins geistliche Ministerium zu kommen, und sich nun begnügt auf diesem Wege in den Dienst zu schleichen – und noch zwei oder drei andere die mir nicht beifallen. Empfohlen ist ihnen in der Kabinetsordre die Preßfreiheit möglichst zu beschüzen. Einige sind gut, aber das politische wird es bei des alten Raumers ängstlicher Philisterei schlimm genug haben; und manche auch an sich gute Männer werden doch nicht den Muth haben, was ein Censor erster Instanz einmal gestrichen hat, wieder zu erlösen. Das Spioniren, was diesem Collegio besonders zur Pflicht gemacht ist im CensurEdict, das wird wol vorzüglich dem saubern Beckedorff anheimfallen, und ich fürchte ganz besonders, daß er den Universitäten und der Akademie speciell wird vorgesezt werden. – Mit einem andern Gerücht, welches ich erst gestern vernommen und dessen Quelle ich gar nicht kenne, nämlich von einem bald zu erwartenden Religionsedikt, will ich dich lieber noch nicht erschrecken. Bestimmter spricht man von einem neuen SteuerEdikt, welches sanctionirt werden soll ohne durch den Staatsrath zu gehen. Der|gleichen nimmt sich indem wirklich an der Constitution gearbeitet wird gar sonderlich aus und bestärkt mich in dem Vermuthen, dass es vollkommen unmöglich ist daß der König von der Regierung durch Cabinetsordres entwöhnt werde, da man sich nicht einmal die Gewalt anthun kann diese kleine Formalität, die doch kaum eine leise Annäherung an ein constitutionelles Leben ist, zu beobachten. Auch verheißt ja die neue Genzische Saalbaderei über die Karlsbaderei nur ständische Versamlungen im Geiste der früheren, das heißt also möglichst aristokratische steife und leere. – Mit alle dem, liebster Freund, muß man die Ohren steif halten und den Kopf überm Wasser; und so habe ich denn auch mein 51tes Jahr troz aller harten Schläge ganz heiter zurükgelegt, und will ebenfalls das Ver46 König] folgt )sich*

47 die] über der Zeile Gewalt] korr. aus gewog

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Briefe 4861 – 4862

sprechen in Deine Hand legen den Muth und die Thätigkeit nicht sinken zu lassen. De Wette ist noch in Weimar ohne Hofnung daß der Großherzog sich etwa wagen sollte ihn in Jena anzustellen. Indeß haben Andere ihm zugeredet er solle sich darauf einüben eine Superintendentur dort annehmen zu können. Das also muß man doch für möglich halten. Hier sind unterdeß eine Anzahl Freunde und Collegen zusammen getreten um ihm fürs erste sein Gehalt zu sichern, und die Sache geht ziemlich doch fehlen zu meinem Verdruß noch ein Paar hundert Thaler. Laß dies aber unter uns bleiben denn an die große Glocke kann man doch die Sache ohne Nachtheil nicht hängen, wenngleich die Studenten die ihm zum Abschied einen Becher geschenkt haben noch bis jezt ohne Kreuzigung davon gekommen sind. – Die UntersuchungsCommission über die sogenannten Umtriebe hat sich wie es scheint zur Maxime gemacht alle vierzehn Tage einmal die Kerkerthüre | ein wenig zu öfnen, damit Einer von den allerunschuldigsten und freiheitshungrigsten hinausschlüpfen kann. Gegen Jahn ist die Criminaluntersuchung wirklich verhängt auf Janke’s (dessen Du Dich wol noch erinnerst) Denunciation, die aber als Jahn verhaftet ward noch nicht existirte, sondern die man jezt erst ich weiß nicht womit hinterm Ofen hervorgelokt hat. Consistorialrath sollte Janke werden, heißt es, es sei aber eine allgemeine Protestation eingelaufen; und der Mann, da bei der Denunciation, die auf Verbindungen in den Jahren 11 und 12 lauten soll, nichts rechtes heraus kommen will, soll auch schon gesagt haben, es werde ihm wol nichts übrig bleiben als sich todt zu schießen. Doch was soll ich Dir noch mehr vorklatschen. Rehdiger habe ich noch nicht viel gesehn; es ist auch bei uns im Hause noch nicht so, daß wir eben Gesellschaft sehn können. Das katarrhalische Wesen geht unter den Kindern herum und auch meine Frau leidet recht sehr daran. Ich halte mich für jezt noch tapfer; meine Collegia gehn auch gut von Statten, und von dem über das Leben Christi wünschte ich wol eine Nachschrift zu erhalten die ich Dir einmal mittheilen könnte. Auch die Geschichte der Philosophie macht mir Arbeit genug, da ich sie so lange nicht gelesen habe, und so bleibt mir wenig Zeit übrig Gott befohlen, grüß Wilhelminen aufs herzlichste. Unverändert von ganzem Herzen der Deinige Schleiermacher In dem Begleitungsbericht, der freilich mehr fürs Ministerium als für das Consistorium gemacht ist, haben mir die Collegen eine Stelle gestrichen, 65 ihm] korr. aus ihne 81 katarrhalische] korr. aus kath

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des Inhalts wir waren ja gar nicht sicher, daß nicht der Landesherr einmal katholisch würde, und deshalb wäre es um so wichtiger der evangelischen Kirche zur rechten Zeit die nöthige Selbstständigkeit wieder zu geben. Berlin d 1t. Dec. 19

4862. An Luise Gräfin von Voß. Berlin, Sonntag, 28. 11. 1819 Berlin, den 28sten November 1819.

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Nicht ehe bin ich dazu gekommen, gnädigste Freundin, Ihnen zu danken für den Gruß, womit Sie mich an meinem Geburtstag erfreut haben, als heute an dem Ihrigen. Daß Sie nicht bei uns sind, hätte ich mir gern gefallen lassen; denn Giebitz ist Ihnen doch jezt heimischer als Berlin. Wenn ich nur wüßte, ob Sie die Ihrigen Alle um sich haben, und mir ein lebendiges Bild machen könnte, wie Ihr Fest begangen wird. Das meinige hatte nicht so viel ausgezeichnetes als vor dem Jahre, denn 50 Jahr wird man nur Einmal; auch kam gleich des Morgens mancherlei, was mich aus dem rechten Geburtstagsgefühl aufstörend in eine dumpfe Beschäftigung mit Kleinigkeiten verwickelte; aber doch hatte es auch sein schönes; unser Hildchen hatte Alles überstanden, und wie sie mir mit einer Blume entgegen kam, konnte ich es Gott recht innig danken, was für einen bittern Kelch er hat vorübergehen lassen. Dann hatte ich zu taufen und zu trauen, und der Sonntag selbst war das Todtenfest, so daß der ganze Kreislauf des menschlichen Lebens auch in Bezug auf meinen Beruf vor mir stand. Sie denken es wohl, wie mich das bewegte, und in diesem Gefühl lassen Sie mich Ihnen heute noch besonders danken, daß Sie mir auch den besondern Antheil an Ihrem Leben gegönnt haben, der in dem Unterricht der Kinder liegt. Möge Gott seinen bleibenden Segen dazu geben, daß auch unter allen Verwickelungen mit der Welt, die ihnen mehr oder weniger bevorstehen, das Gute immer kräftiger gedeihe und Ihnen von Groß und Klein Ihrer lieben Kinderschaar immer mehr mütterliche Freuden blühen und reifen. Gerathen die Kinder fromm und wollen das Rechte; so können wir uns leicht trösten, wenn es uns nicht gelingen will, viele von den verworrenen Knoten in der Welt zu lösen; denn sie werden dann auch das ihrige thun. Das Gefühl dieser Verwirrungen kann Ihnen Ihren Festtag nicht so unmittelbar getrübt haben als mir. Mir sind sie etwas stark entgegen getreten 4862.

Überlieferung: D: Br. 2, 2. Aufl., S. 365–367.

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Briefe 4862 – 4863

und ich kann sie nicht als bloße Sprachverwirrungen ansehen. Sie haben mir einen lieben Freund gekostet und ich fühle mich an der einen geistigen Seite wie gelähmt. Aber Sprachverwirrungen sind sie freilich auch und so arge, daß man mit der Rede gar nicht mehr durchkommt; denn man versteht sich in den gemeinsten Worten nicht mehr. Ich habe es deshalb auch ganz aufgegeben über diese Gegenstände Gespräche zu führen, und finde es am vortheilhaftesten mich auf die strengste Defensive zu beschränken, das heißt: mir nur, so viel es sich thun läßt, meinen unmittelbarsten Wirkungskreis klar zu halten. Einer hat eben mächtig in Oberon’s Horn gestoßen und ich sehe Wenige, die sich nicht drehten, aber in diesem wilden Tanz eine Menge solcher buntscheckigen und unerwarteteten Verbindungen, wie Wieland sie beschreibt. Schlimmer ist es aber auch nicht als Oberon’s Horn; sie werden Alle vom Taumel müde werden und hinfallen, und dann wird Alles wieder seinen ordentlichen Gang gehn als ob nichts geschehn wäre. So hoffe ich wenigstens bis jezt. Sie sind doch nicht so viel de l’ancien régime, daß Sie den Oberon kennen? – und so wollen wir nicht gar zu besorgt in unser neues Jahr hineintreten, sondern es Gott überlassen, die Narrheiten der Welt zur rechten Zeit zu zügeln oder zu strafen. Mich drückt etwas andres, was Sie nicht drücken kann, nämlich meine Schulden. Ein Jahr nach dem andern geht hin, und außer dem unmittelbarsten Geschäft kommt nichts zu Stande. Es ist mir schon nur zu gewiß, daß ich nicht jedes gegebene Wort werde lösen können. Wenn ich nur das wichtigste noch könnte zu Tage fördern! aber in Berlin ist zu viel, was sich einer recht tüchtigen schriftstellerischen Thätigkeit, der ich sonst einige Jahre wohl noch fähig wäre, entgegenstellt. Nun, wie Gott will! wenn ich nur ganz sicher wäre, daß ich es nicht durch Faulheit und Weichlichkeit verschulde. – Von Plehwe bekomme ich heute einen lieben Brief, der mir unter anderm erzählt, er habe an meinem Geburtstag mit der Thümenschen Familie aus den Monologen Jugend und Alter gelesen. Was ich da eben schrieb, scheint gewaltig nach dem Alter zu schmecken. Die Jugend ist aber auch schon dahinter her um sich lustig darüber zu machen, und im Ernst ist sie noch keineswegs gesonnen das Feld zu räumen. Es ist gar schön, daß Sie uns die Aussicht geben auf einige Zeit herzukommen. Daß wir nicht viel von Ihnen haben können, darauf mache ich mich schon im Voraus gefaßt; es wird indeß doch etwas abfallen. Die Madonna steht noch auf dem Geburtstagstisch, von den Blumen umgeben, und ich nehme nun, da ich den Gedanken an Sie damit verbinden kann, gern alle Vorwürfe zurück, die ich mir oft darüber gemacht habe sie nicht zu besitzen.

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Gott sei mit Ihnen, liebste Freundin, heute und immer, und erhalte und Seinen Frieden ungetrübt; alles übrige mache er nach Seinem Wohlgefallen. Jette grüßt herzlich. Von ganzem Herzen, wie immer Ihr treu ergebener Schleier.

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Deinen Brief vom 6ten habe ich erst vor drei Tagen erhalten und ich will gleich eilen, Dir dafür zu danken und einige Zeilen zu erwiedern, da ein Freund mir eine Gelegenheit nachweisen will, die nächstens nach Berlin geht und ich übermorgen nach Hirschberg reise, dem alten braven Superintendenten Letsch bei seiner 50jährigen Amtsjubelfeier die Einsegnungsrede zu halten. Zuvörderst freuen wir uns, daß Deine kleine Hildegard Euch erhalten ist und daß Du einem neuen Segen Deines Hauses entgegensiehst. Mögte Gott Dir noch einen Sohn geben und mögte er Dir heute geboren werden, das sollte ein doppelter Festtag für mich sein, denn heute ist mein kleiner lieber Wilhelm 6 Jahr alt. Er entwikkelt sich recht herrlich, liest und schreibt schon ziemlich, hat eine vorherrschende Anlage zum zeichnen, was aber mehr als das alles sagen will, er ist bei der größten Lebendigkeit und ausgelaßnen Fröhlichkeit, ein gar liebes und frommes Kind, dazu jezt auch ganz gesund und frisch aussehend, wie eine Frühlingsblume. Cäcilie macht uns auch Freude, es fehlt ihr nicht an Anlagen und natürlichem Geschikk und darneben ist sie höchst gut. Wilhelmine, die in einer angenehmen Gartenwohnung diesen Sommer ihre Gesundheit recht gestärkt hatte, ist doch im Herbst von rükkehrenden Uebeln nicht verschont geblieben; wir hoffen aber, es soll überstanden sein, da Frühling und Herbst sie immer nekken. Von mir endlich kann ich rühmen, daß ich seit der Carlsbader Cur fast ununterbrochen wohl gewesen bin und von allen kleinen Gebrechen, die sich schon eingefunden hatten und zu bedeutenden Beschwerden zu werden drohten, völlig scheine geheilt zu sein. Hier, mein theurer Freund, hast Du mahl etwas von unsrer allerseitigen | Wenigkeit, daß wir doch auch mit unserm äußern Leben im Zusammen4863. Überlieferung: H: BBAW, SN 287/1, Bl. 137 f.; D: Schleiermacher: Briefwechsel mit Gaß, S. 178–181 (gekürzt). Beantwortungsvermerk: „beantw d 29t. Febr“.

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Brief 4863

hange bleiben und Du erfahren mögst, daß Gott es uns wohlgehen läßt im Hause bei aller Wiederwärtigkeit außer demselben. Sonst freilich ists arg genug, mein liebster Schleiermacher und kann noch übler werden, doch denk ich, wir werden auch das überstehn. Noch hoffte ich, man würde zur Besinnung kommen und einzulenken suchen, auch waren wie es mir schien ziemlich zuverläßige Nachrichten von einer Ministerialveränderung hier, die Sache muß aber abgeblizt sein. Das ist auch gut, denn mit Halbheiten, woran wir schon viel zu viel haben, ist niemandem gedient und zu etwas tüchtigem würden wir auch auf diesem Wege nicht gelangt sein. Was wir erleben ist derselbe Gang auf welchem sich immer das Gute entwikkelt, wenn Gott dem Menschengeschlecht hat helfen wollen; mehr als ein Mal haben die Menschen dies erfahren, aber sie werden nicht klüger, weil sie nicht beßer werden. Mit den Universitäten wissen wir nun auch, wie wir daran sind und die Instruktion enthält zwar nicht, was Du besorgtest, aber doch mancherlei, was nicht viel beßer ist. Wie sich Schulz zu dem Amt eines solchen Aufsehers hat hergeben können begreife ich kaum; wogegen es mir von unserm Neumann sehr begreiflich ist. Welcher Nichtswürdigkeit ist hier Thür und Thor geöfnet, und ich sehe schon, wie wenige unter meinen Collegen den Gehorsam gegen das Gesez mit der Behauptung ihrer Würde als akademische Lehrer werden zu behaupten wissen. Persönlich sollte mich die Sache wenig berühren, wenn ich nicht unglükklicher Weise Dekan und also auch Senatsmitglied wäre, doch soll es sich schon machen. Unser braver Merkel ist 8 Tage vor Publikation dieser Edikte durch eine Cabinettsordre vom Curatorio entbunden worden, sehr höflich und mit großen Dank- und Zufriedenheitsbezeugungen. Für ihn und auch für die Provinz | ist dies recht gut; für eine solche Instruktion ist er nicht der Mann und wäre sie ihm aufgedrungen, es hätte seinen ohnehin schon lange genährten Entschluß, seine völlige Entlaßung nachzusuchen, nur mehr beschleunigen können. Ich bin nun begierig was auf den übrigen deutschen Universitäten geschehen wird; Heidelberg mag leicht am übelsten wegkommen nebst Freyburg, am Besten ohne Zweifel Tübingen und vielleicht Jena. Mit dem Preßgesez haben die Leute sogar angefangen, sich zu überbieten, so wie der Bundesbeschluß und Baden uns, da es das Reden verbietet. Welch ein edler Wetteifer! Das non plus ultra alles Unsinns und aller Erbärmlichkeit ist aber doch das Cirkulare von Bernsdorf an die übrigen Höfe, das gewiß aus besondrer Freundschaft gegen Preußen von einem fremden Minister durch die Hamburger Zeitung der Welt mitgetheilt ist. Nein so etwas übersteigt doch alles Maas und allen Glauben und läßt voraussehn, was noch kommen wird. Die ganze Reaktion scheint von drei Punkten auszugehn, vom Adel das alte Militair mit eingeschloßen, von den Jesuiten und von den Freimaurern; keiner aber von allen dreien begreift, daß er den andern und sich

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selbst mit sein Grab bereitet. Auch mancher von denen, die wir sonst zu den beßern rechneten, wird abfallen. Leider besorg ich dies auch von Rehdiger, mit dem ich schon einen harten Straus gehabt habe über sein Princip des Vermittelns, das nicht mehr fest zu halten ist. Er wird Dich wohl besuchen, nimm Dich aber mit ihm in Acht, ganz rein ist er nicht mehr und der alte Junkersinn regt sich und nekkt ihn. Gott wird alles überstehn helfen, das weiß ich und Du und ich werden schwerlich ein heitres Alter erleben. Das sei darum, wenn nur unsre Kinder eine beßre Zeit sehn. Für die theologische Zeitschrift danke ich Dir freundlich; leider aber konnte ich nur hineinsehn bis jezt, so sehr mich verlangt die Abhandlung von der Gnadenwahl zu lesen und noch mehr muß ich bedauern, daß ich wohl erst in den Weihnachtstagen die Ruhe finden werde, die ich mir zu dieser Lektüre wünschen muß. Wenn ich zu Hause komme | soll das neue Schulgesez in einer eignen Commißion berathen und eine Provinzialschulordnung dazu entworfen werden, und das wesentlichste dabei wird mir wohl anheimfallen. Dann ist der Bericht des Consistoriums über die Provinzialsynoden zu erstatten und das ist ohnehin meine Arbeit. Die kurrenten Arbeiten und das Lesen läuft daneben, denn der Mensch hat stündlich seine Plage. Euren Auszug aus den Synodalverhandlungen muß Du mir durchaus schikken, ich kann Dir nicht helfen und sollte es auch Dein Exemplar sein, D u e r h ä l t s t e s n ö t h i g e n f a l l s i n 8 Ta g e n z u r ü k k . Ich werde keinen übeln Gebrauch davon machen; solche Mittheilungen aber scheinen mir nöthig und in diesem Fall auch rathsam zu sein, da ich Dir wohl nicht sagen darf, daß unser Consistorium die Wirksamkeit der Synoden auf alle Weise gefördert hat, wie Du auch aus dem lezten Jahrbuch – das Dir doch hoffentlich zu Händen gekommen ist – sehen kannst, und auch künftig fördern wird. Je mehr Uebereinstimmung in den Anträgen und Mittheilungen ist, desto eher wird auch von der allgemeinen Landessynode etwas ordentliches zu erwarten sein. – An De Wette denken wir auch hier und ich denke, daß ihm in den nächsten Wochen ein freundlicher Beweis davon zukommen soll. Hast Du Dich denn seinetwegen, oder über die Dialektik mit Hegel überworfen? Es ist davon wieder ein wunderliches Gerede hierher gekommen, woraus ich noch nicht klug werden kann. Ach ja wohl mögte ich mit Dir sprechen über Dein Collegium über das Leben Christi. Seit ich es angekündigt las hab ich mich damit herum getragen und es ist mir eine Deiner ersten Aeußerungen seit wir uns kennen, zurükkgekommen, nämlich wie Du wolltest nach dem Platonischen Gastmahl ein Aehnliches schreiben und mit einer Lobrede auf Christum endigen. Ich mag Dich nicht bitten, mir darüber zu schreiben; aber ich 104 Gastmahl] folgt ))wolltest**

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Briefe 4863 – 4866

sehe, es wird mich so lange treiben, bis ich nach Berlin reise und unerwartet in Dein Zimmer trete. Ich kann aber auch dann nicht mehr als heute Dir sagen, daß ich Dich immer und ewig lieben werde. Tausend Grüße an Deine Frau. G.

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Daß ich Albertinis Bekanntschaft gemacht, habe ich Dir wohl schon geschrieben? Du erhältst diesen Brief durch Brescius, den ich Dir empfehle.

4864. Von Heinrich Philipp Baron von Medem. Berlin, Sonntag, 28. 11. 1819 Ew Spectabilität habe ich die Ehre, den von mir unterm 11ten November currentis erlaßnen Anschlag in Ansehung derjenigen Studenten, welche die Miethsentschädingungen in den letzten Wochen des vorigen Semesters nicht erhoben hatten, hierdurch ganz ergebenst zu übermachen. Berlin d 28t Novbr 1819 Baron v Medem.

4865. An Antonio Maria Vassalli-Eandi. Berlin, Mittwoch, 1. 12. 1819 Monsieur et illustre Collégue J’ai reçu avec Votre lettre du 7 Aout 1818 les Volumes 22 & 23 des Memoires de Votre illustre Academie le 28 Octobre dernier. Je les ai pre111 f Daß … geschrieben?] am linken Rand von Bl. 137 Rand von 137v

113 Du … empfehle.] am linken

4864. Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 223, Bl. 32. Am linken Rand des Blattes hat Schleiermacher mit Datum vom 30. 11. aufgelistet, welche Studenten als gemütskrank abwesend oder als abgegangen nicht mehr zu führen sind, wer an ihre Stellen tritt und wer somit auf die Liste gehört. Eine Reinschrift dieser Aufstellung steht auf Bl. 33 in derselben Akte. 4865. Überlieferung: H: BBAW, Archiv, II–XVI, Nr. 63, Bl. 4. )vers la fin du*

3 Academie] folgt

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senté à l’Academie à sa premiere séance, et c’est comme interprete de ses sentimens que je vous prie, Monsieur le Secretaire, de vouloir présenter à votre savante Compagnie ses plus vifs remercimens. Nous regrettons seulement, que ces précieux Volumes ont été plus de quatorze mois en chemin, et nous ferons recherches si c’est la faute du Consul de votre Roi a Livourne, qui nous en a privé so long tems Votre lettre du 21 Juiliet dernier m’a ete remise le 16 Octobre. Quant à nos mémoires, je vous adresserai Monsieur les Volumes de 1802 et 1803 et de 1812 et 1813 qui semblent vous manquer encore, en esperant que le Volume de 1814 et 1815 qui a été recommande a Leipsic aux bons offices des libraires Treuttel et Wurz de Strasbourg ne manquera pas d’arriver | Je vous prie Monsieur, d’agréer les assurances de ma plus haute estime Schleiermacher Berlin ce 1 Decembre 1819. A Monsieur le Professeur Vassalli-Eandi, Secretaire perpetuel de l’Academie Royale des Sciences de Turin

4866. An das Kultusministerium (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Donnerstag, 2. 12. 1819

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An Ein hohes Ministerium p In Bezug auf die verehrliche Verfügung vom 11ten August et praesentatam den 20ten October anni currentis erlaubt sich die Akademie Einem hohen Ministerio gehorsamst vorzustellen, daß die einzelne Nachweisung dessen, was bei den Beobachtungen der lezten großen Sonnenfinsterniß verausgabt worden eines Theils in Bezug auf die eigentliche Function der OberRechenkammer überflüßig scheint, da ihr die Sachkenntniß zur Beurtheilung der Zwekmäßigkeit dieser Ausgaben nicht zugemuthet werden kann. Anderen Theils sind Beläge in der strengen Form der OberRechen-

4 et] folgt )elle m’a chargée* 5 de] korr. aus des 6 savante] über der Zeile Compagnie] korr. aus c 13 Leipsic] korr. aus Leipz 19 Vassalli-Eandi] Vassalli-Candi 4866.

Überlieferung: H: BBAW, Archiv, II–VII, Nr. 10, Bl. 8.

6 worden] folgt )in B*

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Briefe 4866 – 4867

kammer, nämlich Quittungen der lezten Empfänger in dem gegenwärtigen Fall wo es großentheils darauf ankam junge Gelehrte, welche man beschwerliche Reisen machen ließ, auf eine anständige Art zu honoriren, nicht einmal beizubringen. Die Akademie kann sich nicht enthalten zugleich zu äußern, daß wenn der OberRechenkammer in ähnlichen Fälle eine genaue Recherche zugestanden würde, sie dadurch von vielen wissenschaftlichen Unternehmungen zurückgehalten werden könnte, welches zu veranlassen gewiß nicht die Absicht des hohen Ministerii ist. Die Akademie hofft deshalb daß in diesem und künftigen ähnlichen Fällen eine allgemeine Bescheinigung derselben hinreichend sein wird, und legt für den gegenwärtigen Fall eine solche eventualiter gehorsamst bei Die Akademie d. Wissn. —— In Auftrag der Akademie der Wissenschaften bescheinige ich hiedurch, daß die unterm 2ten November 1816 an Herrn Professor Tralles gezahlte Summe von 558 r zu den Beobachtungen der Sonnenfinsterniß wirklich verausgabt worden ist, und daß genannten Herr Tralles, welcher mit der Leitung dieses Geschäftes beauftragt war, der Akademie darüber genügende Rechenschaft abgelegt hat. Berlin d 2t. Dec. 1819 Die Akademie d. Wissn Schl

4867. Von Wilhelm Martin Leberecht de Wette. Weimar, Freitag, 3. 12. 1819 Herrn Prof. Dr. Schleiermacher / in / Berlin / Einschl. [Bl. 7v] Weimar d. 3. Dec. 19. Mein theuerster Freund! Seebeck wird dir gesagt haben, daß ich mit dem Druck meiner Aktenstücke noch auf etwas warten muß. Schon wollte ich 10 Empfänger ] korr. aus K

in] korr. aus bei 11 welche] korr. aus welchen

4867. Überlieferung: H: BBAW, SN 419, Bl. 7; h1: GStA, I. HA, Rep. 77, Tit. 21, Lit. Sch, Nr. 6, Bl. 49; h2: GStA, I. HA, Rep. 77, Tit. 21, Lit. Sch, Nr. 6, Bl. 50; D: http:// www.dewettebriefedition.org/index.php (zuletzt abgerufen am 22. 5. 2023), ID0119. Beantwortungsvermerk: „beantw 11t. Dec.“

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dir sie zur Durchsicht schicken, als ich eine Nachricht erhielt, die der weiteren Nachforschung werth ist. Nächstens hoffentlich mehr. – Der Artikel im OppositionsBlatt war für Weimar berechnet und wird Euch hoffentlich nicht mißfallen. Auch habe ich mich müssen erklären gegen eine verläumderische Mißdeutung meiner Sünde wider den heiligen Geist, was ihr in der Halleschen Allgemeinen LiteraturZeitung und im A Blatt lesen werdet. Nie habe ich eine Antikritik oder etwas ähnliches ausgehen lassen, dießmal scheine ich aber nicht schweigen zu dürfen. Ich höre, daß Nitzsch an meine Stelle gerufen ist. Dann müßt ihr aber noch jemand für das Alte Testament haben, und ich wünsche dir Gesenius und dich ihm zum Collegen. Ich brauche dir nichts zu sagen, als daß er nicht abgeneigt ist, um dich anzufeuern, dafür zu wirken. Aber freylich wünschte ich, daß meine Stelle noch offen blieb, denn du magst mich auslachen, aber ich gestehe dir, daß ich noch immer nicht daran verzweifele, sie wieder einzunehmen. Wenn Jahn und die andren alle schuldlos befunden werden, sollte ich allein gestraft werden? und gegen mich hat man ohnehin eine Bosheit und Niederträchtigkeit ausgeübt, die Ihr noch nicht wißt. Seit einigen Tagen bin ich fleißig gewesen in Widerlegung der Kästnerschen Agape, welche hier Beifall gefunden, unter andren bey Göthe. Diese Schrift ist wahrhaft unverschämt. Bey der Gelegenheit habe ich mich mit mehreren Quellen bekannt gemacht, und dieß war vorzüglich die Absicht, warum ich die Arbeit übernahm. Göthe hat meinen Besuch nicht angenommen, vielleicht läßt er mich noch rufen. Ich stelle mir vor, daß er nicht viel von mir hält, da er auf meine Freunde nichts hält, und so zweydeutig in seiner Gesinnung ist. In Heidelberg hat die Polizey mehrmals nachgefragt, ob ich nicht da sey. Kaum darf ich es wagen, im Frühjahr meine Familie zu besuchen. Mein Carl schreibt mir von den dortigen Vorlesungen nicht viel Gutes. Paulus soll im Frühjahr darauf angetragen haben, daß ich berufen würde – das beste Mittel, es zu verhindern, was jetzt ohnehin nicht geschehen kann. Könnte ich nur einmal wieder eine Predigt von dir hören. Krause gibt sich Mühe, treibt es aber zu kalt und verständig. Meine Gedanken sind stets bey Euch. Oft sitze ich zwischen dir und deiner Frau am Theetisch – ein Platz, der mich ganz glücklich gemacht haben würde, wenn auf der Erde ein Glück ganz wäre, und wenn in Berlin für mich ein Glück gewesen wäre. Nun genieße ich jenes Glück aber in der Erinnerung ganz rein und ungestört. Herzliche Grüße! Der Deinige dW.

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Briefe 4868 – 4870

*4868. Von Christian August Brandis. Vor dem 6. 12. 1819

*4869. An Karl Joseph Hieronymus Windischmann. Berlin, wohl Montag, 6. 12. 1819 oder früher Über Hildegard Schleiermachers Befinden. Verspricht ein Heft mit Ausarbeitungen seiner Vorlesung über die griechische Philosophie.

4870. An Ernst Moritz Arndt. Berlin, Montag, 6. 12. 1819 Berlin d 6t. Dec. 19 Glück auf denn lieber Bruder, zum neuen Hause, und ich will auch gleich sagen zu Deinem neuen Lebensjahr, dessen Anfang wir hier fröhlich begehen wollen, und möge Dir der falsche Schlagfluß ein recht langes und gesundes Leben bedeuten. Uns hat die Nachricht nicht sehr erschreckt; ich lief gleich mit Reimer um zu hören woher sie käme und da wir vernahmen aus dem Nürnberger Correspondenten so ließ sich doch kaum denken, daß man sie auf diesem bedeutenden Umweg zuerst erhalten sollte. Bald kam denn auch Nannas Brief vom 2ten November der sich etwas lang aufgehalten hatte aber uns ganz beruhigte weil an eben diesem Tage die Nachricht in Nürnberg gedrukt ist. Wie aber jemand darauf gekommen ist sich das zu ersinnen begreife ich nicht. Indeß hat es etwas wahres; ich glaube wenigstens ihr *4868. Erschlossen aus Brief 4871, Z. 69–70 (6. 12. 1819). – Mit einer Einlage an Schneider. *4869. Erschlossen aus Brief 4933 (12. 2. 1820). Das Datum des Briefes ergibt sich aus der Vermutung, dass Schleiermacher diesen Brief zusammen mit Brief 4870 (6. 12. 1819) an Arndt verschickt hat. Zum Inhalt vgl. Brief 4933, Z. 15–18. 55–59. 4870. Überlieferung: H: Bonn, Stadtarchiv und Stadthistorische Bibliothek, III, 11/5; D1: Arndt: Nothgedrungener Bericht, S. 315–317 (gekürzt, redaktionell bearbeitet); D2: Meisner: Schleiermacher als Mensch 2, S. 310 (teils gekürzt, teils ergänzt gegenüber D1, Korrekturen zu D1) Mit verschiedenen Dingen für die Familien Arndt und Windischmann, darunter Brief *4869. 2 zum] korr. aus und

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werdet Alle einen kleinen Schlag darüber bekommen haben, daß | Rehfues euer Oberaufseher geworden ist. Wir sind mit Schulz sehr zufrieden, und er hat gewiß nicht nur die beste Absicht sondern auch das nöthige Geschick um was schlimm gemeint war zum Guten ausschlagen zu machen. Bei uns im Hause steht Gott sei Dank alles gut, Hildchen ist wieder auf den Beinen und da sie einen sehr gesunden Appetit hat so wird sie sich ja wol bald ganz erholen. Meine Frau fängt auch an von einem heftigen Katarrh wieder klar zu werden. Nur alte Lotte hat grade einige schlimme Tage weshalb sie auch wol nicht selbst schreibt. – Auch uns steht vielleicht ein Umzug bevor. Denn da Rust sich ein Haus gekauft hat so ist die Rede davon das untere Quartier zu nehmen; nur wissen wir noch nicht ob wir uns werden bequem einrichten können. Sonst habe ich hier alles auf dem alten Fleck gefunden – bis auf De Wette dessen Entsezung nun freilich die gräulichste Geschichte ist. Ich fühle mich ordentlich in meiner UniversitätsThätigkeit wie auf Einer Seite gelähmt. Nun Gott wird auch dieses nicht umsonst haben geschehen lassen. Die Universität hat für ihre Verwendung nichts als eine Allerhöchste lange Nase bekommen | und hat hernach wol nichts weiter thun können als was jezt geschieht, daß gute Freunde in aller Stille zusammentreten um ihm fürs erste sein Gehalt fortzuzahlen. Er hält sich in Weimar ganz ruhig, wird aber doch hoffentlich bald daran gehn die ganze Geschichte drucken zu lassen. – Alle Freunde sind wohl, nur die Eichhorn noch ziemlich beim Alten. Gneisenau habe ich einmal bald nach unserer Rükkunft besucht, aber seit dem nichts von ihm gesehen oder gehört. Er soll sich von allen alten Bekannten unserer Art sehr zurükziehn, so muß man ihn denn gehn lassen. Von den Verhafteten sind Einige frei, Andere wie Jung und Follenius [sollen] jezt zur Kriminaluntersuchung gezogen sein, Jahn auch, lezterer auf eine Denunciation von Jahnke, welche jedoch schlechten Fortgang haben soll. Mühlenfels soll noch immer nicht antworten; ich habe ihn einmal gesehn und wohl gefunden. Den schon losgelassenen Lieber hat man neulich noch ein mal vorgeladen wegen eines Briefes von Calker, so daß es scheint als hätte man auf den jezt auch ein Auge geworfen, offenbar wohl nur um noch einen Professor mehr auf der Liste zu haben. Nanna wird wol so gut sein mit der Einlage an Windischmann meine Philippchen | an dessen Frauen zu besorgen, die Tasse an die Frau, das Kreuz mit dem Kettchen an die Tante. Die Kleinigkeiten welche sich Nanna bestellt hatte habe ich gleich mit dazu packen lassen. 39 Jahn] korr. aus Jahnke

47 an die] die am linken Rand

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Briefe 4870 – 4871

Grüße alle Freunde und Nachbarn auf das freundlichste, und laßt Euch einen milden Winter wünschen in eurem wohlumwehten Hause. Bei uns fängt er ziemlich scharf an zu regieren. Gott befohlen F. Schl.

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4871. An Immanuel Bekker. Berlin, Montag, 6. 12. 1819 A / Monsieur le Professeur / Bekker / franco / Paris / Rue Notre Dame des / victoires No 12. [Rückseite] Berlin d 6t. Dec. 1819 Endlich wird es die höchste Zeit daß ich von mir hören lasse. Ich weiß nicht ob Sie mein langes Stillschweigen entschuldigen werden allein ich bin seit unserer Rükkunft die erst gegen Mitte October erfolgte so untergesunken gewesen theils in häuslichen Sorgen um unsere kleine Hildegard die uns auf der Rükreise bedeutend krank wurde und die ich eine Zeitlang kaum hoffte zu behalten, theils in Unmuth und vergeblichen Bestrebungen in der DeWetteschen Sache und in Arbeiten zu neuen oder umzuarbeitenden Vorlesungen, dies alles mit einer Masse von kirchlichen Geschäften durchspikt. Zuerst nun was Ihre Reise nach England betrifft so habe ich die Sache in der ersten Klassensizung nach unserer Rükkunft zum Vortrag gebracht; allein das Resultat was ich Ihnen mittheilen kann wird Ihnen wieder nicht befriedigend sein. Nämlich die Klasse war natürlich sehr geneigt in Ihre Reise nach England zu willigen: allein sie fand es noch viel zu früh um die Sache an den Geldausschuß zu bringen, und eine vollkomne Gewißheit ist doch erst als dann zu haben. Menschlicher Weise kann man dies freilich nur als eine Formalität ansehn die noch fehlt, und ich wollte Sie sähen es auch nur so an. Uebrigens wünschte die Klasse auch, da doch ihr Interesse unmittelbar nur der Aristoteles ist, zu wissen ob Sie irgend bestimmtere Kunde haben von etwas für den Aristoteles zu erwartendem in England. Denn es wäre doch, zumal jezt auch andere Klassen anfangen bedeutende Ansprüche an die Fonds der Akademie zu machen, immer sehr unangenehm, wenn jemand hintennach behaupten könnte es sei bei der 4871. Überlieferung: H: University of Chicago Library, Special Collections Research Center, Immanuel Bekker Papers; D: Schleiermacher: Briefwechsel mit Boeckh und Bekker, S. 116–119. Mit einem Brief von Henriette Herz. 6 seit] korr. aus im

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Reise nach England gar nichts herausgekommen für den Aristoteles. Doch es fällt mir eben ein, daß Buttmann es ja übernahm im Namen der Klasse an Sie zu schreiben, und daß Sie also dies wahrscheinlich schon wissen. – – Ihre Geldgeschäfte anlangend habe ich Sie so verstanden als sollte ich Ihnen nach Neujahr das aufgesam[melt]e Geld schicken. Ich muß Sie indeß nochmals bitten denn ich glaube Ihnen schon einmal darüber geschrieben [zu hab]en, daß Sie mir in dieser Hinsicht nichts auflegen, als daß ich das Geld einziehe und an Schickler besorge, und [daß S]ie die Güte haben mögen, wenn Sie mit diesem ein neues besonderes Arrangement treffen wollen, ihm selbst [ein P]aar Worte zu schreiben. Was Sie mir in dieser Hinsicht schrieben war mir nicht recht klar und also werde ich es auch schlecht [genu]g ausgerichtet haben. Es ist mir sehr verdrießlich daß ich jezt durchaus nicht finden kann, wann und wo Sie sind [und] seitdem noch einmal schrieben ich solle Ihnen dann auch das in Augsburg liegende Geld zusenden, wovon ich doch gar nicht unterrichtet bin weder wie das Geld dorthin gekommen noch wieviel es beträgt, noch wie ich mich damit in Verbindung sezen soll. Sobald Geschäfte dieser Art complicirt werden und besondere Besuche oder Briefe erfordern um mich zu orientiren, so bin ich außer Stande sie zu übernehmen. – Von der Redaction ließ ich in jener Sizung auch ein Wörtchen fallen; aber ohne allen Erfolg, und, wie ich Ihnen gern gestehe ohne allen Nachdruck. Denn ich selbst kann eben so wenig als meine Collegen absehn, wie die Klasse einen Beschluß fassen kann über einen Gegenstand, der sich durchaus noch gar nicht übersehn läßt. Wie Ihre Angelegenheiten im Ministerium stehen weiß ich nicht; denn mit Süvern ist nun seit er Director im Ministerio geworden ist noch weniger zu reden. Wahrscheinlich liegt sie mit und bei der Reorganisation der Akademie, da man Ihre Verbesserung wahrscheinlich lieber auf diese legen will als auf die Universität. Sind Sie nur erst hier so werden wir die Sache schon treiben können. Für De Wette der nun seit mehreren Wochen in Weimar ist hat sich die Universität beim König unmittelbar verwendet, aber nur eine lange Nase bekommen die mir sehr sauer geworden sein würde ruhig einzustecken, wenn die Verwendung nicht schon vor meiner Rükkunft wäre geschehen gewesen. Für De Wette ist nichts weiter herausgekommen als daß man ihm noch ein Almosen von Einem Gehaltsquartal hat nachwerfen wollen, welches er natürlich ausgeschlagen hat. Unter guten Freunden und Collegen geht jezt eine Subscription herum, um vorläufig wenigstens für das bevorstehende Jahr sein Gehalt zusammenzubringen. Es fehlen wie Buttmann sagt noch 3 bis 4 hundert Thaler, und Ihr Beitrag, wenn Sie einen geben wollen, wird also immer noch willkommen sein. De Wette der in dieser ganzen Sache eine vortrefliche Haltung gezeigt hat

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Briefe 4871 – 4873

schreibt übrigens ziemlich heiter und freilich mit einem tiefen Gefühl von dem Verlust seines ganzen Wirkungskreises. Seine Stelle ist noch nicht besezt: doch spricht man von Vater der sie nun freilich auf keine Weise ausfüllen kann. – Brandis Brief mit der Einlage an Schneider und der Ihrige an die Herz ist eben eingegangen, und da die Herz eben hier ist so hat sie ihr Theil gleich in Empfang nehmen können. Die Einlage hat sie mir schon vor einigen Tagen zugestellt, und sie ist also hierauf keine Antwort. – Die Meinigen grüßen herzlich; meine Frau ist leider auch sehr katarrhalisch, auch Hildchen ist durch dergleichen Uebel in ihrer Genesung zurükgehalten worden, doch scheint jezt alles über zu sein. An meinem Geburtstag ist beim kreisenden Becher auch aller entfernten Freunde die her denken würden herzlich und fröhlich gedacht worden. – Brandis sagen Sie vorläufig seine Abbestellung des Simplicius sei eben zur rechten Zeit eingegangen; in den Weihnachtsferien schreibe ich ihm ausführlich

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4872. Von Heinrich Philipp Baron von Medem. Berlin, Mittwoch, 8. 12. 1819

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Ew Spectabilität habe ich die Ehre in Gemäßheit der geehrten Zuschrift vom 6ten hujus anliegend ein Verzeichniß derjenigen Studirenden hiedurch ganz ergebenst zu übersenden, welche sowohl pro Oktober als pro November die Miethsentschädigungen bezogen haben. Sämmtliche Empfänger haben die Verordnung von Ew Spectabilität vom 11ten November dieses Jahres gelesen und unterzeichnet, wonach alle Berechtigte diese Unterstützungsgelder in den 3 letzten Tagen jedes Monats post numerando erheben sollen. Sobald erst diese Angelegenheit ganz in Ordnung sein wird, werde ich eine vorschriftsmäßige Liste aller Berechtigten entwerfen laßen, da sie jetzt wo noch so viele Stellen leer sind, nur immer unvollständig sein kann. | Das von Ew Spectabilität unterm 30ten mensis praecedentis erlaßene Decret wegen des Eintritts der Sieben Expectanten an die Stelle der Ausgeschiede66 und] korr. aus auch 77 Sie] sie 4872. Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 223, Bl. 34. Mit einem Verzeichnis der Empfänger der Mietentschädigung. Am linken Rand von Bl. 34 ein Aktenvermerk Schleiermachers, wie weiter zu verfahren sei und wer sich wo melden solle, um die Entschädigung in Empfang zu nehmen (vom 8. 12.).

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nen beehre ich mich, nachdem solches von dem Herrn RegierungsBevollmächtigten vollzogen worden ist, hierbei ganz ergebenst zurück zu reichen da ich das Original inserirt habe Berlin den 8t Decbr 1819 Baron v Medem

4873. Von Wilhelm Martin Leberecht de Wette. Weimar, Mittwoch, 8. 12. 1819 Herrn Professor D. Schleiermacher / in / Berlin. [Bl. 9v] Weimar d. 8. Dec. 19.

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Mein theurer Freund! Ich habe dir in der lutherschen Angelegenheit eine Eröffnung zu machen. Es befinden sich hier zwey junge Luther, ungefähr 15 Jahre alt, wohlgebildete muntere Knaben, die man hieher gezogen hat, ohne sie versorgen zu können. Der Eisenach-Rudolstädter Verein kümmert sich nicht um sie. Sollten wir nicht einen Theil unseres Fonds für sie anweden? Mit 50 r jährlich für jeden ist geholfen. Ich würde die Aufsicht einem hiesigen Geistlichen anvertrauen, sie in die Schule thun und dann abwarten, wofür sie zu brauchen sind. Sie möchten gern studiren, doch wissen sie eigentlich noch gar nichts, und sind ganz roh. Falk hat sie in seinem Frömmeley-Institut, dem würde ich sie abnehmen, da sie von ihm verdorben werden. Sobald du dich vorläufig entschließest, will ich dir eine genaue Nachweisung über ihre Genealogie, die etwas unsicher seyn soll, und über das Uebrige geben. Vielleicht könnte man dem Verein davon Nachricht geben, und seine Zustimmung verlangen, damit die Einheit des Unternehmens nicht gestört würde. Das übrige Geld kann man ihm vielleicht überlassen, wiewohl er es nach der Art, wie er sich gegen uns benomen, kaum verdient. Die 28 r, die ich dir von den Studirenden in Berlin übergeben habe, könntest du mir auf jeden Fall überlassen, um etwas vorläufig für die Knaben zu thun. Die Verwendung wollte ich bey den Gebern schon verantworten. Vergiß nicht, mir s o g l e i c h darüber zu schreiben. Meinen Bericht über meine Entlassung wollte ich dir schon längst zur Begutachtung schicken, als ich eine Nachricht erhielt, welche mich nöthigt noch zu warten. Ich habe Seebeck davon etwas angedeutet – doch besinne 4873. Überlieferung: H: BBAW, SN 419, Bl. 8 f.; D: http://www.dewettebriefedition.org/ index.php (zuletzt abgerufen am 22. 5. 2023), ID0121.

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Briefe 4873 – 4876

ich mich recht, so habe ich dir dieses schon geschrieben, und mehr getraue ich mir nicht zu schreiben. Mein Leben ist übrigens so einförmig, daß ich dir wenig Neues von mir erzählen kann. Mein Gemüthszustand ist leidlich, nur die Entbehrung meiner Kinder packt mich zuweilen etwas hart. Ich helfe mir mit einem Seufzer. Ich bin jetzt schon gesellig, und finde Geschmack am Umgang von mancherley Menschen. Sonst war das nicht der Fall, indem ich streng meinen Weg für mich ging. Ich bin auch jetzt viel heiterer, weil ich mich nicht so gedrückt und zerknickt, wie sonst, fühle. So hat mein Unglück auch diese gute Seite. Nach 10 Jahren, denke ich, werde ich darüber noch viel heiterer urtheilen. Leb wohl mein theurer Freund mit den Deinigen und denke so viel an mich als ich an dich. Gott erhalte dir den äusseren Frieden, den innern kann dir ja nichts stören. Es ist jetzt, wie es scheint, deinetwegen Alles ruhig. Grüße Reimer. Der Deinige dW.

4874. An das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Donnerstag, 9. 12. 1819 An ein hohes Ministerium p Der am 10ten November beei uns eingegangenen hohen Verfügung vom 1ten gemäß überreichen wir anliegend gehorsamst einige Abhandlungen aus dem lezten Jahre, nämlich 4874. Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 43, Bl. 123a. Mit Abhandlungen. Am Rand des Konzepts schreibt Schleiermacher: „Herr College Neander wird bemerken daß ich eine andere Abhandlung gewählt als die von ihm angeschlagene von Benecke. Ich erbitte mir seine Beistimmung zu dieser Veränderung aus folgenden Gründen 1.) konnte ich bei der großen Armuth von Abhandlungen aus meiner Abtheilung, denn ich hatte nur die Wahl zwischen zweien, nicht füglich eine andere als die von Benecke einsenden 2.) ist die Breslersche in dem Bericht auch geeichnet [sic!], und es muß das Ministerium noch besonders interessiren etwas von Bresler, den es unterstüzt, zu erhalten. Schl“. – Marheineke notiert: „Ich wünschte mir, daß bei dieser Gelegenheit das Ministerium gebeten würde, nach der größeren Zahl seiner jetzigen Mitglieder auch den Etat des Seminars zu erhöhen D Marheineke“. – Neander notiert: „Ich stimme Allem bey Neander.“ 2 hohen] mit Einfügungszeichen über der Zeile

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8. 12. – 12. 12. 1819 5

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aus der historischen Klasse 1) Zwei zusammengehörige Abhandlungen von Milo Ueber die Ursachen der Christenverfolgungen 2) Eine von Bresler Ueber die Briefe des Bonifacius. aus der philologischen Klasse 1.) Eine Abhandlung von Benecke dem älteren über die Neutestamentlichen Stellen welche von der Erlösung handeln 2.) Eine von Hasselmann Ueber den zweiten Theil des Jesajas und 3.) eine von Olshausen über die Voraussagungen des Zephanias Wir bemerken dabei nur daß in der Neutestamentlichen Abtheilung die Wahl diesmal sehr beschränkt war indem bei dieser während des lezten Jahres aus mancherlei in unserm Jahresbericht angeführten Gründen besonders wenig Abhandlungen eingegangen waren. Berlin d 9t. Dec. 1819 Die theol. Fac Schl.

*4875. An Wilhelm Martin Leberecht de Wette. Berlin, Sonnabend, 11. 12. 1819

*4876. An Georg Friedrich Gotthelf Laue. Berlin, Sonntag, 12. 12. 1819 Verspricht, Laues Sohn, den Theologiestudenten Gustav Laue, wieder unter die Empfänger der königlichen Mietentschädigung aufzunehmen.

6 Milo] folgt )de causis per* 14 in] korr. aus b

11–15 Wir … waren.] mit Einfügungszeichen am linken Rand

*4875.

Erschlossen aus dem Beantwortungsvermerk zu Brief 4867 (3. 12. 1819).

*4876.

Erschlossen aus Brief 5121, Z. 3–7 (vor dem 15. 9. 1820) von Gustav Laue.

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Briefe 4877 – 4878

4877. Von Heinrich Philipp Baron von Medem. Berlin, Dienstag, 14. 12. 1819

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Ew Spectabilität beeile ich mich in Gemäßheit des Decrets vom 11ten hujus die verlangte Liste derjenigen Studirenden hierdurch ganz ergebenst zu übermachen, welche für den Monat Oktober dieses Jahres die Miethsentschädigung bezogen haben mit einer Angabe des Termins seit wann sie im Besitz dieses Beneficiums sind. Unter die 50 Beneficienten, welche die Liste benennt, ist auch der Baur mit aufgenommen worden, desgleichen die Studirenden Zelle und Schirmer, welche erst auf die ergangene Citation ihre Miethsentschädigung am 11ten dieses Monats | noch kürzlich bezogen haben. Ersterer pro Oktober und November, Letzterer nur für den Oktober, weil im November statt desselben bereits der Rhein eingetreten ist. Wenn Ew Spectabilität die Bescheinigung für die Sieben neu eingekommen, welche das inliegende Decret benennt und welche zu Folge desselben erst vom November an die Miethsentschädigung bezogen haben, vom 1ten Oktober an ausfertigen und sie demnach zu einer nachträglichen Erhebung berechtigten; so würden für den Oktober mit Inbegriff des Baur und der jetzt drey Citirten Neumeier, Crüger und Sauer Alle 60 Stellen besetzt sein. Eben so verhält es sich im Monat November, da in demselben mit Inbegriff des Schein statt des Schirmer 56 Studirende die Unterstützung bezogen haben, Baur ist demnach der 5te und die drey Citirten, oder die welche | an ihre Stelle treten, der CitationsTermin ist bereits abgelaufen, geben die Zahl 60. Demnach würden Ew Spectabilität für künftiges Jahr die Stellen aller derjenigen zu vergeben haben, welche schon Ein Jahr im Besitz derselben sind; wohin die drey jetzt Citirten auch gehören. Der Registrator Wernicke hat wegen vieler Geschäfte die Acht Bescheinigungen der für dieses Semester Eingetretenen noch nicht ausfertigen können, wird aber solche morgen Ew Spectabilität zur Unterschrift vorlegen laßen. Vielleicht bestimmen Sie bis dahin noch gefälligst, wie es mit dem Terminus a quo gehalten werden soll? Bei dem p Rhein steht es fest, daß seine Berechtigung nur mit dem 1ten November anheben kann. Berlin den 14t Decbr 1819 Baron v Medem.

4877.

Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 223, Bl. 39 f.

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14. 12. – 15. 12. 1819

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4878. Von Antonio Maria Vassalli-Eandi. Turin, Mittwoch, 15. 12. 1819 A Monsieur / Monsieur Fr. Schleiermacher / Secretaire de la Classe de Philosophie / de la Royale Académie des Sciences de Berlin / Berlin [Bl. 13 av]

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Le Professeur Am.M. Vassalli-Eandi Secrétaire Perpetuel de l’Académie Royale des Sciences de Turin A Monsieur F. Schleiermacher Secrétaire de la Classe de Philosophie de la Royale Académie des Sciences de Berlin Monsieur le Secrétaire J’ai reçu le 6 Juillet dernier le volume de Mémoires de l’Académie Royale des Sciences de Berlin pour les années 1814 et 1815 adressé à notre Académie, avec votre lettre d’accompagnement du 31. Octobre 1818. Notre Académie se trouvant en vacances je n’ai pu le présenter qu’à sa rentrée. La Compagnie a été très-sensible à ce témoignage de bienveillance de l’Académie de Berlin, et elle m’a chargé de lui en temoigner sa vive reconnaissance. J’espére que l’Académie de Berlin aura reçu les volumes 22me, et 23me de Mémoires de notre Académie que j’ai eu l’honneur de lui adresser avec une lettre d’accompagnement en date du 7 août 1818. Monsieur le Chevalier Spagnolini Consul genéral de notre Roi à Livorno s’est chargé de faire parvenir le paquet à son adresse par le canal du Consul du Roi de Prusse à Livorno. Comme le volume 24me de notre Académie va sortir bientôt je vous prie de vouloir bien me faire savoir si je peux vous l’envoyer par le même canal, ou bien si vous en avez un meilleur à m’indiquer. Je viens de recevoir la lettre de Monsieur votre Collégue Buttmann avec la question pour le concours de l’année 1821, je ne manquerai pas de les présenter a la premiere séance de notre Académie; en attendant interpréte de ses sentimens, je vous prie d’en remercier l’Académie dont vous étes un de très-dignes organes. Agréez les assurances de ma plus haute estime, et de ma considération très-distinguée Turin ce 15 Décembre 1819. Vassalli-Eandi

4878. Überlieferung: H: BBAW, Archiv, II–XVI, Nr. 63, Bl. 13. 13a. merk: „pr. d 31t. Dec.“.

Empfangsver-

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Briefe 4879 – 4881

4879. Von Christian Wilhelm Schwartz. Rudolstadt, Sonnabend, 18. 12. 1819

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Ew. Wohlgebohren statte ich für Ihre so wirksame Verwendung für das lebendige Denkmal Luthers den innigsten Dank ab. Sie haben dadurch einen neuen Beweiß Ihrer edlen | Gesinnungen für Beförderung des Wahren und Guten an den Tag geleget. In einem Aufsaz unsers würdigen Herrn Hofpredigers Zeh wird die Anerkennung hierüber öffentlich in dem Reichsanzeiger | ausgesprochen werden. Dieser Aufsaz circulirt schon seit langer Zeit unter einigen Männern in der hiesigen Gegend, die sich für diese Unternehmung intereßirt haben, und die ein Zeugniß über die ihm mitgetheilten Arbeiten der jungen Luthers geben sollen, damit das Publicum Vertrauen | zu der Anstalt, und der gehörigen Verwendung der Gelder bekommt. Sobald dieser Aufsaz erscheint sollen Sie einige Exemplarien davon erhalten. Ihre so reichlichen Beiträge sollen in der nächsten JahresRechnung mit aufgeführet werden. Herr Hofprediger Zeh und Herr Director Fröbel empfehlen Ihnen sich nebst mir angelegentlichst. Mit ausgezeichneter Hochachtung bin ich Ihr gehorsamster Diener Chrst Schwartz. Rudolstadt den 18ten Dec. 1819.

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4880. An Hermann Olshausen. Berlin, Sonntag, 19. 12. 1819 Nach Abschnitt IX § 2 der Statuten der Universität ist zunächst erforderlich daß Sie um den Licentiatengrad zu erwerben Ihr triennium academicum nachweisen. Die übrigen vorläufigen Forderungen erledigen sich durch das was Sie geleistet und durch Ihre Anstellung als Repetent. Nach demselben § haben Sie zunächst ein Examen vor der versammelten Facul4879. Überlieferung: H: BBAW, SN 388, Bl. 1 f. Dec. 19“.

Empfangsvermerk: „empf 26ten

4880. Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 106, Bl. 45. 2 um … erwerben] mit Einfügungszeichen am linken Rand

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18. 12. – 19. 12. 1819

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tät zu bestehen, welches sich über alle theologischen Hauptdisciplinen verbreitet. Da Sie indeß in Ihrem Schreiben vom 15ten October anni currentis die Promotion vorzüglich zu wünschen scheinen um als Privatdocent auftreten zu können, derjenige aber der sich nach erworbenem Licentiatengrad habilitiren will nach Abschnitt VIII § 4 der Statuten die Fächer anzeigen muß über welche er lesen will: so fordere ich Sie auf diese Anzeige gleich jezt zu machen, um den Examinatoren dadurch Gelegenheit zu geben sich hiernach näher zu bestimmen. Zu dem Examen hat die Facultät den 3ten Januar 1820 bestimmt, an welchem Tage ich Sie einlade sich um 11 Uhr im Universitätsgebäude, mit der heiligen Schrift in der Ursprache versehen, einzufinden. Sie werden demnächst nach Abschnitt IX § 2 über Theses oder wenn Sie es vorziehn auch über eine Dissertation disputiren; jedoch muß diese oder jene zuvor der Facultät zur Billigung vorgelegt werden, bei welcher Gelegenheit ich mich dann über den Termin der Disputation mit Ihnen einigen werde. In Ihrer Habilitation würde dann nur noch eine öffentliche Vorlesung in deutscher Sprache über ein von der Facultät vorgeschriebenes oder gebilligtes Thema aus dem Umkreise der Disciplinen welche Sie lesen wollen gehören. Schl. 19/12. 19 An Den Repetenten bei der theol Facultät H Olshausen hier

4881. An Luise von Willich. Berlin, Sonntag, 19. 12. 1819

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(19. 12. 1819). „Daß wir unseren Vater P r i z b u e r verloren haben, die Nachricht fand ich in Bonn vor als ich eben von einer kleinen Ausflucht zurükkam und sie hat mich tief ergriffen. Mein Gott es ist PeineS P S PgewordeneS kräftige P S PalleinS große köstliche Sache!“ ist P S P S wie es PWS (PbeiS PKöllnS) dort im Hause gefallen mag P S P S PdarinS. Auf Reisen hörte er „die unerhörte Absezung von De Wette, der mir seit den letzten Jahren PimerS näher gekommen und mir zulezt ein sehr 12 den Examinatoren] korr. aus dem Examen korr. aus zu 17 Dissertation] korr. aus Disp 4881.

Gelegenheit] korr. aus eine

Überlieferung: h: BBAW, Nachlass Dilthey, 116/2.

16 versehen]

6 Wette] folgt ))“**

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Briefe 4881 – 4882

lieber Freund geworden war. Das hat mir hart ans PLebenS gegriffen und ich werde es so bald nicht verwinden.“ P S PmachenS P S P S, die PmehrS ins Große gehn – von denen die widrige Einrichttung mich in meiner Amtsthätigkeit PfastS PbeständigS PumgiebtS. „Die allgemeine Unsicherheit und das PdarbendeS Gefühl PderS P S PAllerS das PmanS PfrüherS PnieS so gehabt hat.“ Von Arndts, wie sie mit ePiSnandePrS PlebenS das ist eine Lust PanzusehnS. Nun sind sie PeinS PdennS PwenigS PheiterS! Gott lasse alle PKronenS, die PaufS Arndts PHauptS PumwehenS, glüklich PvSorPbeigehnS.

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4882. An das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Donnerstag, 23. 12. 1819 An Ein hohes Ministerium p Einem hohen Ministerio überreichen wir nunmehr anliegend ganz gehorsamst die Rechnung über die 1800 r Miethsentschädigungsgelder welche für das Universitätsjahr 1818/19 an die Facultät gezahlt worden sind, und zwar nach Vorschrift der verehrlichen Verfügung vom 7ten December für jedes Semester besonders. Jede Rechnung ist von 2 Volumina Belägen begleitet. Die dem 1ten Volumen eines jeden Semesters vorgeheftete vom Dekan vollzogene Liste der Theilnehmer ist als die ursprüngliche Zahlungsordre an die Quästur anzusehen. So oft im Lauf des Semesters ein neuer Theilnehmer eingerükt ist, findet sich vor seiner ersten Quittung eine besondere Anweisung des Dekans an die Quästur. Wir bemerken nur noch gehorsamst 1.) Daß die zweite Rechnung mit einem aufgesammelten Bestand von 52 r 12 g schließt; welches allerdings gar nicht stattfinden sollte, und welches wir gehorsamst bitten ja nicht einem Mangel an Theilnehmern zuzuschreiben. Sondern es ist dieser Bestand daher entstanden daß manche die Universität verlassen haben ohne 15 PeinS PdennS] Kj. denn ein 4882. Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 223, Bl. 48 f. Mit Rechnungen und Belegen über die Mietsentschädigungsgelder für Studenten im Studienjahr 1818/19. 4 für das] über )in dem Jahre* 6 besonders.] folgt )verrechnet* 7 vorgeheftete] folgt )Liste* 8 ursprüngliche] mit Einfügungszeichen über der Zeile 12 zweite] mit Einfügungszeichen über der Zeile

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Anzeige davon zu machen wodurch ihre Positionen stehn geblieben sind, da wenn die Facultät von ihrem Abgang unterrichtet gewesen wäre sogleich Andere würden an ihre Stelle getreten sein. Diese | Unordnung hat erst beim Abschluß der Rechnung können bemerkt werden und es ist nun auch für die Zukunft eine Einrichtung getroffen worden [durch] welche das Müssigstehen der angewiesenen Portionen verhindert wird. Wir bitten nun um Erlaubniß diese 52 r 12 g in dem jezt begonnenen Semester außerordentlich verrechnen zu dürfen, so daß wir einige deren Termin schon abgelaufen sein könnte noch länger an dem beneficio theilnehmen lassen 2.) Sind viele Quittungen nicht von der in unseren hochgeneigtest genehmigten Vorschlägen festgestellten Beschaffenheit, ja einige so mangelhaft daß ihnen die wesentliche Beschaffenheit die Zahlung der Summe zu beschleunigen fehlt; andere zwar Bescheinigungen sind, aber nicht von dem Empfänger ausgestellt. Diese Versehen sind daher entstanden daß das Concept unseres Berichtes vom 24ten Juli 1818, auf welchen wir in der hohen Verfügung vom 12ten September desselben Jahres lediglich verwiesen werden, ehe die Auszahlung anging verlegt worden war, und es daher dem Rendaten an der gehörigen Vorschrift fehlte. Da indeß kein Zweifel obwalten kann daß nicht die Summen wirklich gezahlt und in den Nuzen der dazu berechtigten verwendet worden sind: so bitten Ein hohes Ministerium wir ganz gehorsamst diesen Mangel für diesmal zu übersehen, in der Voraussezung daß auch dieser bei der nächsten Ablegung der Rechnung nicht mehr vorkommen werde. 3.) Ist im April dieses Jahres der Studiosus Haupt zur Perception gekommen auf eine bloß eventuelle Zahlungs|ordre des Dekans, ohne daß nachgewiesen worden, daß eine Stelle damals erledigt gewesen, indem die hachherige wirkliche Zahlungsordre seinen Eintritt erst vom 1ten Mai an festgesezt. Hätten also alle berechtigten wirklich erhoben: so würden diese 2 r 12 g gefehlt haben und der Rendant hätte sie bezahlen müssen. Da sie indeß gegenwärtig, wenn sie von ihm eigezogen werden sollten, nur dem Bestande der 52 r 12 g zuwachsen würden, und doch der Absicht gemäß verwendet worden sind: so ersuchen Ein hohes Ministerium wir gehorsamst die 2 r 12 g nicht defactiren zu wollen. Wir hoffen Ein hohes Ministerium werde diese mannigfaltigen Mängel der Neuheit der Sache wegen entschuldigen und uns hochgeneigtest Decharge ertheilen 22 angewiesenen Portionen] über )ertheilten Summen* verhindert] korr. aus verhinderte 25 sein könnte] über )ist*

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Briefe 4882 – 4884

Was aber in der eben angezogenen verehrlichen Verfügung die Aufgabe betrifft die Rechnung für das izt laufende Halbjahr im Februar einzusenden: so bemerken wir gehorsamst daß wir um die Ordnung desto sicherer zu erhalten nicht wünschen von der monatlichen Auszahlung abweichen zu müssen, und daß wenn wir bei dieser bleiben die lezten Gelder erst Ende März verausgabt werden. Berlin d 24 Dec. 1819 Die theol. Fac. Neander D Marheineke conc Schleierm 23/12. 19

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4883. An das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Donnerstag, 23. 12. 1819 An Ein hohes Ministerium p Da die Miethsentschädigungsgelder, welche die unterzeichnete Facultät für 60 Studirende mit 1800 r bezieht nach der in der hohen Verfügung vom 22ten Juni 1818 enthaltenen Anzeige nur auf 2 Jahre Allerhöchst bewilligt worden sind, und dieser Termin mit Ende des laufenden Universitätsjahres anläuft so dürfen wir nicht länger säumen Einem hohen Ministerio unsere gehorsamste Bitte vorzutragen, daß ihm gefallen möge durch seine hohe Verwendung diese königliche Wohlthat der Facultät auch für die Zukunft zu sichern. Wie erwünscht sie den Studirenden ist, und manchem seine Subsistenz erst möglich macht, manchem sie so erleichtert, daß er weniger Zeit erwerblichen Nebenbeschäftigungen zu widmen brauche haben wir gewiß nicht nöthig Einem hohen Ministerio erst auszuführen. Vielmehr sind wir überzeugt, daß es nur unserer einfachen Bitte bedarf, 53–58 Was … werden.] mit Einfügungszeichen am linken Rand 53 der … angezogenen] korr. aus derselben 55 um] korr. aus w 57 die … Gelder] korr. aus das lezte Geld 4883. Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 223, Bl. 50. Schleiermachers Konzept wurde den beiden anderen Mitgliedern der Fakultät durch Brief 4884 (23. 12. 1819) mitgeteilt, die es dann unten auf Bl. 50v gezeichnet haben. 5 laufenden] über )jezigen* 7 f durch … Wohlthat] korr. aus diese königliche Wohlthat durch seine hohe Verwendung 13 sind] korr. aus ist

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um Hochdasselbe für die Gewährung derselben zu interessiren, wenn wir auch noch nicht bestimmt nachzuweisen vermögen wie dieses beneficium auf die Frequenz der Facultät gewirkt habe. Theils ist diese überhaupt schwer zu bestimmen da | hier so viele Ursachen zusammen, und auch in verschiedenem Verhältniß einander entgegenwirken, theils ist auch die Zeit hiezu offenbar zu kurz, indem erst allmählig unter den Studirenden und durch diese weiter im Publicum sich eine richtige Vorstellung dieses Benficii und davon daß es in der Ordnung einem jeden dazu irgend qualificirten wirklich zustatten kommt verbreiten kann. Wir glauben die verstärkte Theilnahme an dem theologischen Seminar unbedenklich unter die guten Folgen dieses Benefices zählen zu können und hoffen zuversichtlich daß sich dieselben je länger je mehr werden bemerklich machen Berlin d 27 Dec. 1819 Die theol. Fac. conc Schl 23/12.

4884. An die Theologische Fakultät. Berlin, Donnerstag, 23. 12. 1819

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Collegae coniunctissimi Anliegend lege ich Ihnen ergebenst 1.) den Entwurf zum Ueberreichungsbericht der Rechnungen über die Miethsentschädigung pro October 1818–September 1819 2.) den Entwurf zu einem Gesuch an das Ministerium wegen Fortsezung dieser Zahlungen vor mit der Bitte mir beide baldmöglichst mit Ihrer Genehmhaltung wieder zukommen zu lassen. Zugleich lege ich Ihnen die Expectantenliste bei mit dem Bemerken daß dieselbe auch nur vorläufig und lediglich als der Auszug der protokollari14 wir] über der Zeile 15 auch] folgt )wozu die Zeit offenbar zu kurz ist, indem erst jezt anfangs unter den Studirenden* 21 davon] korr. aus wie irgend] über der Zeile 22 glauben die] über )sind indeß fest überzeugt daß die gesegneten Folgen dieser Wohlthat immer mehr werden zu spüren sein. Die* 23 Seminar] folgt )glauben wir* 23 f unter … Benefices] mit Einfügungszeichen über )schon dahin* 4884. Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 223, Bl. 47. Mit Brief 4882 (23. 12. 1819, Konzept zum Rechnungsbericht über die Mietentschädigungen des akademischen Jahres 1818/19) und Brief 4883 (23. 12. 1819, Gesuch um Prolongierung dieser Unterstützungen) sowie einer vorläufigen Liste der Anwärter auf eine Mitentschädigung. – Unten auf Bl. 47v haben Neander und Marheineke ihre Zustimmung notiert.

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Briefe 4884 – 4886

schen Vernehmungen des Dekans anzusehn ist, bis sie die Bestätigung der Facultät erhalten hat. Diese Genehmigung erbitte ich mir nun vorzüglich für die von mir eingetragenen wenn keiner von Ihnen gegen einen der Aspiranten etwas einzuwenden hat. Ich bemerke dabei folgendes 1.) Der Ausdruk supplementarische Liste bezieht sich auf no 4 unserer Vorschläge, und bedeutet daß diese keine Armuthszeugnisse haben, und also die mit solchen versehenen ihnen vorgehen. Der Ausdruk „ursprüngliche Inhaber“ oder „alte Liste“ bedeutet daß diese das beneficium schon im ersten Jahre genossen haben und bis Ablauf des Jahres noch genießen, also alle übrigen Expextanten ihnen billig vorgehn. Nach der hiedurch bestimmten Ordnung wird also erst die eigentliche Expectantenliste anzufertigen und dem Herrn RegierungsBevollmächtigten vorzulegen sein. 2.) Wo ich die Schulzeugnisse nicht bemerkt habe, hatte ich sie im Album vor mir, und ich habe keines von no III aufgenommen 3.) Die in der Liste durchstrichenen waren als ich das Dekanat übernahm bereits zur Hebung gekommen. – Da ich noch mehrere Meldungen täglich erwarte: so bitte ich mir die Liste ebenfalls bald möglichst zurük. | Was die seit Uebernahme des Dekanats vorgefallenen Veränderungen betrifft so habe ich die Stelle derjenigen welche im September und October die Miethsentschädigung nie gehoben hatten und welche notorisch abgegangen waren die 11. auf der Liste als eingetreten bemerkten zur Hebung gelangen lassen, und bitte um nachträgliche Genehmigung. Ich hatte dagegen um so weniger Bedenken als ich voraussezen mußte, daß ihre Eintragung in die Expectantenliste bereits gebilligt sei, und der einzige mit No III versehene Schadow den Feldzug mitgemacht hat. Den Leonhardt habe ich zwischen ihnen übergangen, weil er damals noch kein testimonium paupertatis hatte und also nur auf die supplementarische Liste gehörte. Von Neujahr an werden nun die Theilnehmer sein 1.) Zehne welche erst seit Januar 1818 eingetreten sind. 2.) Die oben erwähnten Eilf 3.) Die auf der Liste verzeichneten neuen Expectanten mit und ohne Armuthszeugniß. 4.) Soviel bisherige Percipienten als noch Plaz haben Schleiermacher 23/12. 19. Nachträglich bemerke ich daß noch ein Liebig mit No III eingetreten ist, dessen ZeugnißNummer auf der Liste nicht bemerkt war. 13 Vorschläge,] folgt )daß* 14 keine] folgt )genehmig* 15 solchen] über )diesen* Der] korr. aus 2.) Wo 18 hiedurch] folgt )zu* 28 und] über )oder* 29 11.] über )10* 37 oben] über der Zeile Eilf] über )12, die oben bemerkten*

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23. 12. – 27. 12. 1819

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*4885. Von Immanuel Bekker. Paris, Freitag, 24. 12. 1819 Wegen der Forschungsgelder, über einen Aufenthalt in Straßburg, mit Einlagen.

4886. An Karl Heinrich Frentzel. Berlin, Montag, 27. 12. 1819

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Laut des Briefes vom 7ten August 1818 fehlten damals in Turin von unsern Denkschriften die Bände 1802. 1803. 1812 und 13. 1814 und 15. 1816 und 17. Nach dem Briefe vom 21ten Juli 1819 war dort eingegangen ein unterm 31. October 1818 abgesandter Band. Dies muß der von 1816 und 17 gewesen sein, welcher nach dem Flittnerschen Brief vom 17ten November dieses Jahres erst in der diesjährigen Ostermesse wirklich flott geworden ist. Es fehlen also in Turin außer den hiebei folgenden Bänden von 1802 und 1803 noch die beiden von 1812–13 und 1814–15. Diese | ersuche ich Sie also mit den hiebei folgenden von 1802 und 1803 auf dem bisherigen Wege, jedoch unter dem in dem PostScriptum des Turiner Briefes vom 7ten August 1818 gewünschten äußeren Umschlag ohne besonderes Schreiben, abzusenden. Schleiermacher 27/12. 19

*4885. Der Briefeingang des Tageskalenders (Januar 1820) vermerkt zum 2. 1.: „24 Dec. Bekker in Paris wegen Gelder und der Anwesenheit in Strasburg mit Einlagen“. 4886. Überlieferung: H: BBAW, Archiv, II–XVI, Nr. 63, Bl. 12. 1 damals] folgt )die B* 5 muß] korr. aus sollte dann müssen 6 welcher nach] über )Akad Allein* dem] korr. aus der

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Briefe 4887 – 4888

4887. Von Gustav Anton von Mühlenfels. Stralsund, Freitag, 31. 12. 1819

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Hochwohlehrwürdiger Herr! Hochzuehrender Herr Vetter! Schon längst würde [ich] mir die Erlaubniß genommen haben, mir in Rüksicht meines Ludewig, an Ew Hochwohlgebohren zu wenden und Deren Verwendung zu erbitten, aber ich hofte immer daß (da ich auf seynen rechtlichen und freymühtigen Charakter bauen darf, und er mir auch schon versichert keine Sträfliche Handelung oder Verbindung eingegangen zu haben, welche die Gesetze beahndet wissen wollen) die Sache sich von selbst Entwikeln würde, und er wegen wohl begangener Naseweißheit, so wie seynem Character angemeßner Kekheit, satsam gebüsset. Die verlängerte Strenge Haft, so wie die Nachteiligen Folgen derselben, auf seyne Gesundheit, lissen mir von meinem Vorsatz abgehen, mir umb seyne Angelegenheit, zu bekümmern, und ich forderte ihm auf mir Auskunft zu geben, ob vieleicht eine bittende Verwendung, bey Seiner Majestät unserm gerechten Könige, oder der Immediat Commission | führ ihn ruchbaar werden köne, wenn ich selber wagete. Ludewig erwiedert mir hier auf, wie es ihm nicht Ehrlaubt seye sich über der Sache auszulassen, daß es ihm nicht schwer werden würde sich zu rechtfertigen für seynem Competenten Gericht, daß aber eine Verwendung und Bitte von meiner Seyte, wohl wenig nutzen würde. Mir wil es aber scheinen, daß es mit zu denen Vater Pflichten gehöret sich seynes Sohnes anzunehmen, daß ein gerechter König, es nicht mißdeuten oder verargen kan, wenn ein Vater sich an ihm bittend wendet. Haben Sie die Gewogenheit, Hochzuehrender Herr Vetter der mir und den Meinen, so manche Beweise Ihres Wohlwollens gaben, mir wo möglich in dieser Sache mit deren guten Rath zu leiten, so wie in Kentniß zu setzen, was man meinem Sohn eigentlich zur last leget, umb darnach, fals Sie eine Bittende Vorstellung bey Seiner Majestät anpassend halten, selber [eine solche] einrichten zu könen. Ich benutze diese Gelegenheit zu gleich Ihnen und Ihrer Frau Gemahlin, meinen hertzlichen Dank noch abzustatten, für deren gütige Theilnahme, 4887. Überlieferung: H: BBAW, SN 335, Bl. 3 f. Empfangs- und Beantwortungsvermerk: „No 3 erh d. 6t Jan / beantw“. – Der Briefeingang des Tageskalenders (Januar 1820) vermerkt zum 6. 1. 19: „31 [Dezember] Hauptmann von Mühlenfels wegen seines verhafteten Sohnes mit Anzeige vom Tode der Schwiegertochter“. 5 daß] das 6 auch] auf 17 daß] das 19 daß] das 21 daß] das 22 daß] das

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welche Sie meinem Sohn Christian während seynes Aufenthalts in der P Sstadt bewiesen. | Derselbe ist zwar durch Gottes Hülfe föllig wieder hergestellet so daß er seyt 8 Monaten seynen Dienst verrichtet, allein die Vorsehung hat ihm noch die schrekliche Prüfung aufgeleget an 14ten dieses seyne trefliche edele Gattin zu verlihren, die Gram und unaussprechliche Liebe zu ihm unter die Ehrde gebracht. Wie besorget ich nun umb seynet willen seyn muß kann Ew HochwohlEhrwürden denken, daß dieser erschütternde Schlag, der ihm ein so theures Wesen raubete nachteilig auf seyne Gesundheit wirken könne. Mich und den Meinigen Deren fortdaurende Gewogenheit zu erhaltend angelegendt bittend, beharre mit der dankbarsten Hochachtung und aufrichtigen Ergebenheit als Ew Hochwohlehrwürden Meines Hochzuehrenden Herrn Vetters gehorsamst ergebner Diener Gustav Mühlenfels Stralsund den 31n Decbr 1819.

4888. Von Philipp Karl Buttmann. Berlin, Ende 1819 H. Schleiermacher / Nebst 1 Buch [Rückseite des zweiten Blatts] Ich schike Ihnen hier eine Dissertation damit Sie sehen ob Sie sie bei Ihren pythagorischen Untersuchungen brauchen können. Dabei zwei Stellen aus meinen Scholien 34 daß] das 38 daß] das 4888. Überlieferung: H: Chiacago University Library. Mit einem Buch (vielleicht aus der Berliner königlichen Bibliothek, deren Bibliothekar Buttmann war). – Der Brief ist auf einen Zettel von Charlotte Göschen an Buttmann geschrieben (ein Begleitschreiben zur Übersendung einer wohl griechischen Druckschriftprobe, auf der Rückseite des ersten Blatts und auf dem zweiten Blatt): „Herrn Professor Buttmann Ich soll Ihnen von Göschen sagen daß das Einliegende die griechische Probeschrift sey von welcher Sie wüßten Lotte Göschen.“ – Schleiermacher las im Wintersemester 1819/20 die Geschichte der griechischen Philosophie. In SN 93, Bl. 111–125 stehen zahlreiche (undatierte) Exzerpte Schleiermachers über Pythagoras und die Pythagoräer. An Gaß schrieb Schleiermacher, sein Kollegium über die griechische Philosophie koste ihn viel Zeit (Brief 4836, Z. 73–77, 6. 11. 1819). Die von Buttmann zur Edition gesammelten Scholien zur Odyssee sind offenbar noch nicht erschienen. All das spricht für eine Datierung des Briefes auf Ende 1819.

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Briefe 4888 – 4890

ad. Od. α, 1. Zur Erklärung des πολυ´τροπος als dessen der Einzelne mit den Menschen auf vielfache Art umgehen kann. Οὕτω καὶ Πυθαγόρας λέγεται πρὸς παῖδας ἀξιωθεὶς ποιήσασθαι λόγους διαθεῖναι πρὸς αὐτοὺς λόγους παιδικοὺς (Raffs Naturgeschichte, erste Ausgabe), καὶ πρὸς γυναῖκας γυναιξὶν ἁρμοδίους (Ehrenberg), καὶ πρὸς ἄρχοντας ἀρχοντικοὺς, καὶ πρὸς ἐφήβους ἐφηβικου´ς· τὸν γὰρ ἑκάστης (lege ἑκάστοις) πρόσφορον τρόπον τῆς σοφίας ἐξευρίσκειν, σοφίας ἐστίν, ἀ|μαθίας δὲ εἶναι τὸ πρὸς ἀνομοίους ἐντυγχάνοντα τοῦ λόγου τὸ μονότροπον. Ad versum 371. τοιοῦδ’ οἷος] Τοῦτο κατα (τὸν) τοῦ Πυθαγόρου λόγον. ἐκεῖνος γάρ φησιν ὡς ἐξω γενόμενος τοῦ σώματος ἀκήκοα ἐμμελῶς (ἐμμελοῦς emendavit Mai.) ἁρμονίας.

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4889. Von Friederike Israel. Zwischen 1814 und 1819 Nehmen Sie lieber Freund! Ihre schönen Schäze mit dem herzlichsten Dank zurück, schon als fremde Güther waren sie mir werth und nur späth konte ich mich von Ihnen trennen; was muß ihr Besitz, Ihnen erst sein, die Sie diese Guten von Angesicht kennen; und so rein von ihnen geliebt werden. Wie danke ich es Ihrem Herzen; daß Sie auch mein Mutter Glück fühlen konten; daß Sie es wißen, wie leicht mir dabei, jede andre Entbehrung, Verläugnung, und manche Mühe volle That – werden kan; ohne daß ich es Ihnen sagte, wißen Sie das alles, und darüber freue ich mich innig. Behalten Sie diese Erinerung für mich. Dankbar bleibt Ihnen die Meinige Friederike

4889. Überlieferung: H: BBAW, SN 272. Der Kontext dieses undatierten Briefes ist nicht klar zu rekonstruieren. Der Hinweis auf das „Mutterglück“ zeigt, dass er in die Zeit nach der Geburt von Friederike Israels Tochter (25. 11. 1813) gehört. Mit den „Schätzen“ sind vielleicht Bilder von Kindern des Schleiermacherschen Hauses gemeint. Aus den Briefen aus dem Rügener Familien- und Freundeskreis lässt sich der Kontakt zu Friederike Israel bis 1819 belegen (namentlich über Luise von Willich). Danach lässt sich keine Nachricht oder Kontaktaufnahme belegen, so dass eine Datierung vor 1820 sehr wahrscheinlich ist. 3 von Ihnen] Ihnen Kj. ihnen

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Ende 1819 – 2. 1. 1820

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4890. An Hans Graf von Bülow (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Sonntag, 2. 1. 1820

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An Des wirkl Königl StaatsMinister Hrrn Grafen v Bülow p Excellenz Hochgeborner Graf Hochgebietender Herr Staatsminister Die unterzeichnete Akademie der Wissenschaften ward im Junius 1818 auf eine so tumultuarische Weise genöthiget das Lokale welches sie bis dahin inne gehabt zu räumen und ein interimistisches zu beziehen daß sie von dieser ihr bevorstehenden Veränderung nicht eher etwas erfuhr bis die Zugänge zu ihrem Versammlungssalon durch Einreißung unbrauchbar gemacht waren, und sie hiedurch genöthiget wurde Erkundigungen einzuziehen. So war auch das ihr angewiesene interimistische Lokale, welches sie noch inne hat, so wenig angemessen, daß sie seitdem außer Stande gewesen ist das Publicum zu ihren statutenmäßigen öffentlichen Sizungen einzuladen. Hiedurch in Kenntniß gesezt, wie wenig der HofBauinspector Professor Rabe unter dessen Leitung der Bau begonnen hatte, gesonnen sei anständig zu verfahren oder Erkundigungen einzuziehen und Mittheilungen zu machen, ohne welche eine den Zwecken und der Würde der Akademie entsprechende Einrichtung ihres künftigen Lokals kaum zu erwarten war, wendete [sie] sich unterm 8ten Junius 1818 beschwerend an Seine Durchlaucht den Fürsten Staatskanzler | mit der Bitte den p Rabe zu den nothwendigen Communicationen anhalten zu lassen. Hierauf wurde derselbe von dem hohen Ministerio der geistlichen p unterm 18ten desselben Monats aufgefordert nach Rüksprache mit dem Sekretariat der Akademie eine genaue Beschreibung und Zeichnung des für sie projectirten künftigen Lokals einzureichen. Als aber auch dies ohne Erfolg blieb brachte die Akademie ihr gehorsamstes Gesuch unterm 10ten December 1818 nochmals bei Seiner Durchlaucht dem Fürsten Staatskanzler in Erinnerung. Sie erhielt darauf unterm 20ten desselben Monats den vorläufigen

4890. Überlieferung: H: BBAW, Archiv, II–II, Nr. 1, Bl. 12 f. Am linken Rand von Bl. 12 notiert Schleiermacher: „Meinen Hochgeehrten Herren Collegen theile ich dieses verspätete Concept mit den dazu gehörigen Akten zur Prüfung mit, und überlasse Herrn Professor Buttmann als nunmehrigem vorsizenden Sekretar das weitere zu besorgen. Schleiermacher 2/ 1. 20.“ Das Konzept ist noch von Tralles und Erman unterschrieben. 5 welches] über )in dem* 9 hiedurch] mit Einfügungszeichen über der Zeile 10 So war] über )Hiedur* 12 zu] korr. aus von 18 unterm] korr. aus be 24 einzureichen.] folgt )und* aber] mit Einfügungszeichen über der Zeile 27 vorläufigen] mit Einfügungszeichen über der Zeile

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Briefe 4890 – 4892

Bescheid daß Seine Durchlaucht ihre Beschwerden an des Herrn Staatsminister Freiherrn von Altenstein um den p Rabe zur Verantwortung zu ziehen und Auskunft über die Lage der Sache zu ertheilen, abgegeben habe. Dem ohnerachtet ist der Akademie in dieser Angelegenheit seitdem nichts zugekommen, und unwissend ob das ihr bestimte Lokale bereits angelegt sei oder nicht, unwissend wie lange sie noch in dem völlig unzureichenden gegenwärtigen werde bleiben müssen, und voll gerechter Besorgniß daß die Anlagen eines Baumeisters, welcher sich um ihre Bedürfnisse und Wünsche gar nicht bekümmert, den gnädigen Gesinnungen Seiner Majestät des Königes gegen dieses Institut wenig entsprechen möchten, sieht sich die Akademie genöthiget, Ewr Hochgräfliche Excellenz diese Angele|genheit darzulegen mit der gehorsamsten Bitte dem p Rabe zur Pflicht zu machen daß er die Zeichnung des künftigen Lokals der Akademie der Wissenschaften derselben mittheile damit sie sich über die Zwekmäßigkeit oder Unzwekmäßigkeit derselben gegen das ihr vorgesezte Ministerium äußern könne. Berlin d 2t Jan 1820 Die Akad. d. Wissensch. concipit Schleiermacher

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4891. An Karl Heinrich Frentzel. Berlin, Sonntag, 2. 1. 1820 Aus dem umstehenden Briefe werden Sie ersehen daß das mit dem Schreiben vom 31ten October 1818 abgegangene Volumen unserer Denkschriften nicht das pro 16 und 17 sondern das pro 1814 und 15 gewesen ist, und ersuche ich Sie demgemäß die Absendung nach Turin wenn sie nicht schon erfolgt ist zu modificiren. Das inliegende Aktenstük erfolgt zurük nachdem ich der Akademie darüber berichtet Schleiermacher 2/1. 20. 31 ist] korr. aus h 33 angelegt] korr. aus eingerichtet 36 bekümmert,] folgt )der Freigebigkeit und* 39 darzulegen … der] mit Einfügungszeichen über der Zeile gehorsamsten] korr. aus gehorsamst Bitte] über )vorzutra* 4891. Überlieferung: H: BBAW, Archiv, II–XVI, Nr. 63, Bl. 13a. Auf eine freie Seite von Brief 4878 von Vassalli-Eandi (15. 12. 1819) geschrieben. Mit Akten zum Austausch der Akademieabhandlungen zwischen Berlin und Turin.

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2. 1. 1820

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4892. An das Kultusministerium (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Sonntag, 2. 1. 1820

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An Ein hohes Ministerium der Geistln pp Auf die verehrte Verfügung vom 29ten November anni praecedentis erwiedern wir gehorsamst, daß die Uebereinkunft mit dem Buchhändler Reimer wegen des Tausches der Denkschriften nicht auf einer mündlichen Abrede beruht, und theilen seinen Vorschlag und was darauf in der Akademie beschlossen worden oben schriftlich gehorsamst mit.1 Aus dem doppelten Vorschlage des p Reimer geht nun wol unzweifelhaft hervor daß seine Absicht nur gewesen sein kann die angebotenen Jahrgänge zum Ladenpreise in Rechnung zu bringen und andere Jahrgänge dagegen mit dem Rabatt in Gegenrechnung anzunehmen. Von diesem Beschluß ward Herr p Frentzel beauftragt den p Sotzmann in Kenntniß zu sezen und es ist möglich daß ihm dieser Auftrag in nicht bestimt genug abgefaßtem Ausdruke ertheilt worden und dadurch der Mißverstand des p Sotzmann veranlaßt worden ist. Das Weitere stellen wir lediglich Einem hohen Ministerio anheim, indem der Geldpunkt in dieser Angelegenheit der Akademie durchaus fremd ist sondern es ihr nur darauf ankommen kann von allen Jahrgängen eine Anzahl Exemplare disponibel zu haben. Berlin d 2ten Januar 1820 Die Akad. d. Wiss. conc. Schleiermacher 1

NB. Copia des Reimerschen Schreibens vom 6ten Merz 1818 und des darauf vermerkten Decrets ist ex actis beizufügen Schl.

4892. Überlieferung: H: BBAW, Archiv, II–XVI, Nr. 151, Bl. 41. 4 wegen] über )nich* 10–14 Von … ist.] mit Einfügungszeichen am linken Rand 21 f NB. … Schl.] am linken Rand

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Brief 4893

4893. Von Ernst Moritz Arndt. Bonn, Sonntag, 2. 1. 1820 Bonn den 2n Januar 1820.

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Ein fröhliches Neujahr und alles Gute und Schöne, was ihr euch selbst pro modulo animi et fortunae wünschen möget und was der liebe Gott gewöhnlich umsonst giebt, zum Wiedergruß und zur Wiedergeltung für deine lieben Worte. – Wir haben unsre Ferien still verlebt – denn der Karl Treu ist nach Düßeldorf gelaufen – aber ganz vergnügt in diesen kürzesten und dunkelsten Tagen; gestern Abend indeßen haben wir unser Haus mit der ersten vollen Gesellschaft eingeweiht, und nicht ohne Klang und Freude. Vielleicht, daß wir wieder werden ausziehen müßen; aber was soll man sich die Vorsorge machen in dem kurzen Leben aus deßen weiterem Hause man doch nur zu bald ausziehen muß? Unter dem Schlage bin ich, wie du diesen Schriftzügen ansiehst, diesmal noch so hingelaufen. Was es weiter bedeutet, ob lange Tage ob kurze, das stehe dahin. Das Gute hat man wenigstens von solchem Schlag und von andern Schlägen, daß der Geist sich wieder harnischt und den alten Muth neu verstählt. Ich habe Augenblicke, wo ich mir vorkomme als in den beßeren | hoffnungsvollen Momenten der Jahre 1810 und 1812. Wenn das Allgemeine so tiefe Wunden erhält und die Minister zum Theil verworrenere Geschichten machen als die Studenten, da überwindet der Mensch, wenn er nicht gar schlecht und lebensgeitzig oder geldgeitzig ist, seines eigenen Schicksals Mislaune und Misgefühl leichter. Jetzt bin ich gottlob in der sicheren Ruhe, daß hundert Gensdarmen mich jede Stunde des Nachts aus dem Bette hohlen ja zur Henkerbühne schleppen könnten, ich glaube nicht, daß mir die Zunge stottern oder die Kniee schlottern würden. Dahin treiben sie in thörigter Übereilung und Unkunde der Zeit viele, die im friedlichen Lammsmuth gewiegt sich ohne diese Äußerlichkeiten nie bewußt worden wären, daß es noch andere Arten Muth giebt. Daß aber mein Muth nie das M in W verwandle, dafür wird mich ja Gott behüten, wie er mich bisher behütet hat. Oft kommt es einem vor, wenn man liest hört und sieht, was sich begiebt, als wenn man ein Siebenschläfer gewesen und die letzten 7 Jahre verschlafen hätte, so schwer wird es einem sich den schönen Traum aus den Augen zu reiben. Aber es muß wohl so seyn, und auch der klügste Sterbliche sieht in vielen Dingen doch nicht weiter 4893. Überlieferung: H: BBAW, SN 239, Bl. 61 f.; D: Ernst Moritz Arndt. Ein Lebensbild in Briefen, S. 217–219.

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als die Spitze seiner Nase; kann der Geist, der in dem letzten halben Jahrhundert erwacht ist zur Wiedergeburt der Völker sich nicht ernst und fest durchringen und das hervorbringen, was die Aufgabe der Zeit ist, wohl geordnete und gesetzliche Monarchien, | in welchen wie in England und Schweden alle Stände ihre Gebühr haben, so muß der arme nüchterne Flatterer und Flackerer, wie viele ihn nennen, vergehen, und verdiente es nicht beßer. Überhaupt hat diese Zeit viele Ähnlichkeit, wie mir däucht, mit der Epoche der Reformation, und kann in gewißer Hinsicht vielleicht ihr Schluß genannt werden, nur daß der mündigere Geist jetzt ein Riese geworden ist gegen das, was er damals war. Gebe Gott, daß dieser Riese nicht zu sehr gereitzt werde und daß noch mit Mäßigung geschehe und gewendet werde, was nach einigen Jahren vielleicht unwendbar ist! Kurz, lieber Bruder, wie es auch falle, an unserm Glücke mögen wir wohl verzweifeln dürfen, was die Menge so Glück nennt, aber unser braves Volk wird wohl bestehen und auch die Könige und Fürsten, wenn sie lieben und vertrauen und mit den Stolzen stolz seyn dürfen. Wollen sie uns aber wieder zum Jahre 1780 und 1790 zurücklegen, das halte ich so unmöglich als mit meiner Zunge den Rhein auszulecken, der Notabene dieser Tage sich in etwas fürchterlicher und überströmender Herrlichkeit erwiesen hat, jedoch ohne uns Hochwohnenden fürchterlich zu werden. Übrigens kann ich dir zu meinem Schlage ein paroli melden. Ich hatte diese Tage einen Brief von dem alten D. Müller in Bremen, der sich freut, daß ich noch lebe | aber jammert, daß dein süßes Hildchen laut Nachrichten aus Berlin in eine andere Welt hinübergangen ist. Beiläufig nun sollst du diese kleine Lieblichkeit und auch deine wiedergenesene Frau und alle alle Groß und Klein auf das allerfreundlichste grüßen, insonders Lisbethchen und die alte Lotte, der ich heitere und gesunde Stunden wünsche, damit sie ihre aufgeschwemmten Briefschulden mit dem Neuen Jahre mal abliquidire. Die Freunde hier sind bei’m Alten. An Windischmanns ist alles abgegeben und mit Danksagung empfangen. Sack wohnt jetzt in seinem recht hübsch eingerichteten Pfarrhause und es fehlt nur noch ein bunter Singvogel darin der sich auch wohl finden wird; von der Kirche haben wir auch Hoffnung, daß der König sie uns heiterer machen laßen wird, wie es des Schloßes würdig ist. Lücke war ein paar Wochen unwohl, jetzt wieder frisch. Auch Dohnas, die gestern bei uns waren; der kleine Siegmar scheint sich auch zu erholen. Wir sind sehr wohl und dein Pathe Siegerich wird bei aller freudigen Stärke und Gesundheit, in welcher er gleichsam fischlich gedeiht, auch 49 sie] Sie

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Briefe 4893 – 4898

von Tage zu Tage menschlich erweckter und anmuthiger und das geistige Würmchen guckt schon mit einigen sonnigen Flügelscheinen aus der Larve. Ade! Grüße die Freunde. Dein EMArndt.

*4894. An Christlieb Benjamin Hering. Berlin, Donnerstag, 6. 1. 1820 Über verspätete Zinsen (wohl in Bezug auf den Carl Schleiermacher gegebenen Kredit) und einen Besuch in Stolp auf einer Reise nach Ostpreußen.

*4895. Von Immanuel Bekker. Paris, Donnerstag, 6. 1. 1820 Kurze Wiederholung des am 24. 12. 1819 Mitgeteilten.

*4896. Von Unbekannt (Schany?). Donnerstag, 6. 1. 1820 Über Kabalen.

*4894. Der Briefausgang des Tageskalenders (Januar 1820) vermerkt zum 7. 1.: „An Hering durch Tetschow wegen verspäteter Zinsen und Ankündigung meines Besuches.“ Zur Datierung auf den 6. 1. und zum Inhalt vgl. Brief 4909, Z. 3–4 (19. 1. 1820). *4895. Der Briefeingang des Tageskalenders (Januar 1820) vermerkt zum 17. 1.: „6 Jan Bekker kurze Wiederholung des vorigen“. *4896. Der Briefeingang des Tageskalenders (Januar 1820) vermerkt zum 11. 1.: „6 Jan {Candid} {Schany} wegen angeblicher Kabalen“.

2. 1. – 7. 1. 1820

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4897. An Philipp Konrad Marheineke. Berlin, Freitag, 7. 1. 1820 An Prof. Marheineke. 7. I. 1820.

4898. An Friedrich Schultz. Berlin, Freitag, 7. 1. 1820

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An Den Königlichen RegierungsBevollmächtigten bei hiesiger Universität Geheimen OberRegierungsRath Schultz Hochwohlgebohren Der jezt in den Promotionsarbeiten für die theologische Licentiatur begriffene Repetent Herr O l s h a u s e n wünscht nach erlangtem gradus sich als Privatdocent zu habilitiren. Ich habe ihn daher angewiesen Ewr Hochwohlgebohren seine Zeugnisse vorzulegen, und sehe Ihrer gefälligen Erklärung über seine Admissibilität entgegen mit dem Bemerken, daß er angelegentlich wünscht seine Vorlesungen nach dem nächsten Lectionsverzeichniß einverleibt zu sehen. Berlin d. 7t. Jan. 1820 Der Dekan der theol Fac. Schl. 7/1. 20.

4897. Überlieferung: D: Henrici Autographen 108 (1926), Nr. 380. Laut D „Eigh. Brief m.U. (Berlin) 7.I.1820. 1 Seite. 4o. Mit Adresse. An Prof. Marheinike.“ 1 Marheineke] Marheinike 4898.

Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 135, Bl. 3.

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Briefe 4899 – 4901

4899. Von Heinrich Philipp Baron von Medem. Berlin, Freitag, 7. 1. 1820

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Decano spectabili Facultatis Theologiae Nachdem nunmehr von dem Herrn RegierungsBevollmächtigten sowohl die ExpektantenListe der Beneficienten der Miethsentschädigung, als auch das von Ew Spectabilität dieserhalb erlaßene Decret vom 30ten vorigen Monats beide vollzogen worden sind; so beehre ich mich, bevor von dem Herrn Wernicke die namentliche Liste aller Berechtigten für dieses Jahr angefertigt wird, Ew Spectabilität diese ExpectantenListe nebest dem betreffenden Decret hierauf nochmals ganz ergebenst vorzulegen; indem die Liste in der ersten Klasse nicht 28 sondern 29 Expectirirte enthält, wenn demnach alle diese, die Sich so der zweiten Klasse und alle die andern, welche | das Decret vom 30ten December bereits zur Perception kommen sollten so würden wir 61 Berechtigte haben. Ew Spectabilität stelle ich daher ganz ergebenst anheim geneigtest zu bestimmen, welche von den Expectirirten einzelnen noch ausscheiden soll. Zugleich bitte ich, um eine gefällige Bestimmung: wer die Monate November und December in die Stelle des Schirmer eintreten könne. Berlin den 7t. Januar 1820 Baron v Medem

*4900. An Immanuel Bekker. Berlin, Sonnabend, 8. 1. 1820 Antwort auf Bekkers Brief (24. 12. 1819) und Bericht über die für seine Forschungen bereitgestellten Gelder und Antwort auf seine Beschwerden. 4899. Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 223, Bl. 51. Mit Akten (Dekret und Listen) über Mietentschädigungen für bedürftige Studenten. Am linken Rand eine Aktennotiz Schleiermachers zur abweichenden Zählung, zur Aufnahme von C. Schmidt in die Liste und zur nötigen Benachrichtigung des Regierungsbevollmächtigten (vom 7. 1.). *4900. Der Briefausgang des Tageskalenders (Januar 1820) vermerkt zum 8. 1. 1820: „An Bekker Antwort auf 1. mit Bericht wegen seiner Gelder und Beschwerden.“; mit „1.“ ist Brief *4885 gemeint.

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7. 1. – 10. 1. 1820

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4901. An Karl Freiherr von Stein zum Altenstein (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Montag, 10. 1. 1820

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An Seine Excellenz den Hrn Staatsminister der geistl usw Frherrn v Altenstein NB. Abschrift des Artikels Correspondance particuliere Mayence 22 Nov. ist beizufügen Die Professoren Bekker und Brandis gegenwärtig in Paris haben der Akademie den abschriftlich anliegenden Artikel aus der französischen Zeitung la Renommée vom 2ten December vorigen Jahres mitgetheilt welcher auszugsweise einen angeblich durch den Badischen Commissarius Pfister

4901. Überlieferung: H: BBAW, Archiv, II–VIII, Nr. 252, Bl. 49a–51/1 (Konzept Schleiermachers); D: Lenz: Geschichte der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin 4, S. 377 f. (nach dem Mundum). Beigelegt ist der Zeitungsausschnitt („La renommée“, 2. 12. 1819, S. 670, in derselbe Akte Bl. 50), in dem es u.a. heißt: „Correspondance particulière. Mayence, 22 novembre. Voici la substance du premier rapport fait en date du 10 novembre à la diète germanique, séante à Francfort, par la commission centrale séante à Mayence. Ce rapport est signé par M. Pfister, membre de la commission, delégué du grand-duc de Bade, et bien digne de faire partie du tribunal de l’inquisition politique. ‚Depuis l’assasinat de M. de Kotzebue, le gouvernement badois a remarqué qu’il y avait de fréquentes réunions de savans allemands à Strasbourg. [...] Plus d’une fois, déja, on a eu lieu de soupçonner que de pareils individus recevaient de secours, d’une caisse formée au moyen de cotisations; et ce soupçon acquiert dans ce moment, plus de vraisemblance que jamais. Ce qui’il y a de plus remarquable, c’est que l’arriveée de M. Goerres à Strasbourg coïncide avec celle de cinq imprimeurs. Vu le peu de relations qui existent entre la librairie allemande et celle de la France, surtout depuis le décret de la diète du 20 septembre, le séjour de ces individus à Strasbourg ne peut avoir d’autre but que celui de continuer de publier leur libelles démagogiques et révoloutionnaires, et de les mettre en circulation dans l'Allemagne par la Suisse, l’A[l]sace et le Pays-Bas. M. Goerres va écrire sur le congrès de Carlsbad, et publiera un journal.‘ En finissant son rapport, la commission invite la diète à prendre les mesures nécessaires pour que les personnes qui se trouvent à Strasbourg, lorsqu’elles seront de retour dans leur ville natale, dans celle où elles font leur domicile ou bien dans les universités, soient mises sous la surveillance de la police; pour que MM. les professeurs Welker, Becker et Brandis, dès qu’ils seront arrivés à Bonn et à Berlin, rendent compte devant un juge d’instruction du voyage qu’ils ont fait à Strasbourg, et que leur dépositions soient communiquées à la commission centrale.“ – Die auf den 12. 1. datierte und von Buttmann unterzeichnete Reinschrift liegt in derselben Akte, Bl. 51–51/1. Dort hat Schleiermacher noch eine Marginalie eingefügt, die wir in Klammern wiedergeben. – Der Tageskalender notiert zum 10. 1.: „Die Eingabe der Akademie an den Minister gemacht.“ 2 Seine … Altenstein] von Buttmann korrigiert aus „Ein hohes Ministerium p“

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Briefe 4901 – 4903

von der CentralUntersuchungsCommission zu Mainz an den Bundestag zu Frankfurt erstatteten Bericht enthält wegen für gefährlich gehaltenen Zusammentreffens deutscher Gelehrten Studirenden und Buchdrucker in Frankfurt. Diesem Bericht ist eine Liste aller Personen dieser Art angehängt welche seit dem 13ten September in Strasburg gewesen, und in dieser sind die Namen jener Männer mit aufgeführt, welche eben auf dem Wege aus Italien nach Paris sehr unbefangen über Strasburg reisten zu einer Zeit wo ihnen nicht ahnen konnte daß Strasburg ein verrufener Ort sei indem als sie ihre Reise nach Frankreich antraten weder die Schrift des Herrn Görres confiscirt war noch die Bundestagsbeschlüsse zu ihrer Kenntniß gekommen. Jener Bericht aber schließt mit einem angeblich vom Bundestag angenommenen Antrag, daß alle genannten Personen bei der Rükkunft in ihre Heimath unter polizeiliche Aufsicht sollten gestellt und wegen ihres Aufenthaltes in Strasburg zur Untersuchung gezogen werden. Wenn nun gleich von einem solchen Verfahren gegen diese Männer, selbst wenn es mit dem angeblichen Bericht und dessen Erfolg vollkomne Richtigkeit hätte, unter den obwaltenden Umständen gewiß gar nicht die Rede sein könnte: so ist doch auf der andren | eben so gewiß, daß, gesezt auch der Bericht wäre untergeschoben, dennoch jene beiden unbescholtenen und achtungswerthen Gelehrten durch den gedachten Zeitungsartikel vor dem Publikum von Paris unter dem sie in Geschäften der Akademie noch bis ins Frühjahr hinein leben werden, auf eine höchst nachtheilige und ehrenrührige Weise compromittirt sind. Die Akademie kann die Verpflichtung nicht verkennen diese Männer deren einer ihr Mitglied ist, und deren gemeinschaftliche Reise sie selbst veranlaßt hat, (und von deren rastloser Thätigkeit in den ihnen ertheilten wissenschaftlichen Aufträgen sowol während ihres Aufenthaltes in Italien als auch jezt seitdem sie sich in Paris befinden, sie die vollgültigsten Beweise erhalten hat,) zu vertreten; aber sie fühlt auch daß ihr Zeugniß nicht Autorität genug habe um den leider unter dem Namen einer hohen Autorität ausgesprochenen völlig grundlosen Verdacht zu zerstreuen. Sie nimmt daher zu Euer Excellenz ihre Zuflucht mit der gehorsamsten Bitte Hochdieselbe wolle auf diejenige Weise welche Ihnen die angemessenste scheint eine den Professor Bekker und Brandis zur Recht9 von der] über )an den Bun* 15 aus] über )nach* Paris] über )Frankf* 16 ahnen] korr. aus ahen 17 sie] folgt )den Entwurf* 19 Jener] korr. aus Jenen schließt … einem] korr. aus ist ein 29 in] folgt )den* 33 selbst] über der Zeile 34–37 (und … hat,)] ohne Klammern mit Einfügungszeichen am linken Rand von Bl. 51/1 34 deren] korr. aus dessen 38 den] folgt )Verdacht welcher auf jene Männer gewesen* 40 Euer Excellenz] korr. aus Einem hohen Minist

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fertigung gereichende Erklärung in die französischen Tagesblätter gelangen lassen. Berlin p Die Akademie d. W conc. Schleiermacher 10/1 20.

4902. An Johann Joachim Bellermann. Berlin, Mittwoch, 12. 1. 1820

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Ewr Hochwürden ersuche ich ergebenst mir die Anzeige der Vorlesungen, welche Sie im bevorstehenden SommerSemester zu halten denken lateinisch und deutsch bis zum 15ten dieses gefälligst zukommen zu lassen Schleiermacher 12/1 20.

4903. An Hermann Olshausen. Berlin, Mittwoch, 12. 1. 1820

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Die von Ihnen eingereichten Thesen sind von der Facultät genehmiget worden, und Sie erhalten hiedurch die Autorisation sie druken zu lassen Auf dem Titel muß jedoch, da der Anschlag der Thesen an das schwarze Brett zugleich die öffentliche Bekanntmachung der Disputation ist, Zwek und Zeit derselben nahmhaft gemacht werden. Berlin d 12t Jan. 1820 Der Dekan der theol Fac. Schl. An Den Repetenten der theol. Fac. Hrrn Olshausen hier 45 Berlin p] von anderer Hand ergänzt: 12 Jan. 1820. 4902.

Überlieferung: H: Stadtbibliothek Berlin, GL 134, Bl. 192.

4903. Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 106, Bl. 48. 7 Dekan] korr. aus theol

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Briefe 4904 – 4907

*4904. Von Caroline Rosine Gräfin von Hopffgarten. Berlin, Sonnabend, 15. 1. 1820 oder früher Begleitbillet zur Übersendung einer Spende von drei Talern für die Armen.

*4905. Von Friedrich Schultz. Berlin, vor dem 16. 1. 1820 Wegen des Senatsantrages.

*4906. An Friedrich Schultz. Berlin, Sonntag, 16. 1. 1820 Antwort betreffend den Senatsantrag.

4907. Von Wilhelm Christian Müller. Bremen, Sonntag, 16. 1. 1820 An Herrn / Profeßor Schleiermacher / in Berlin / im Sackischen Palais / in der Wilhelmsstrasse [Bl. 46v] *4904. Der Tageskalender 1820 vermerkt zum 15. 1.: „Billet von Gräfin Hopfgarten mit 3 r für die Armen“. Am 18. 1. stattete Schleiermacher der Gräfin laut Tageskalender einen Besuch ab. *4905. Der Tageskalender 1820 vermerkt zum 16. 1.: „Erhalten und beantwortet Schulz Schreiben wegen des Senatsantrages.“ *4906. Der Tageskalender 1820 vermerkt zum 16. 1.: „Erhalten und beantwortet Schulz Schreiben wegen des Senatsantrages.“ 4907. Überlieferung: H: BBAW, SN 339, Bl. 45 f. Der Brief kann nicht, wie Müller ihn datiert, am 16. 12. 1820 geschrieben sein, da Müller mit seiner Tochter damals verreist war. Müller blickt auf die Reise an den Rhein im Sommer 1819 und auf den 11. Januar als noch nicht lange vergangen zurück; insofern wird „Dezember“ in „Januar“ zu korrigieren sein. – Auf Bl. 45 eine Notiz Schleiermachers: „Bischoffsstr No 12. D. Barkhausen“. – Der Briefeingang des Tageskalenders (Januar 1820) vermerkt zum 30. 1.: „16 Dec. D. Müller aus Bremen duch D. Barkhausen Bischofstr. 17.“

15. 1. – 16. 1. 1820

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Bremen den 16. Dez. 20. 5

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Lange haben wir schmerzlich auf Nachrichten von Ihnen gehofft; besonders in der fatalen Zeit, wo zwei Gerüchte uns beunruhigten, die von Arndts Schlagfluß und Ihrer Hildegard. Vom ersten haben wir gleich selbst Nachricht erhalten, daß es ein beabsichtigter Schlag politischer Natur gewesen; von Ihrem Unglück aber haben wir nichts näheres erfahren können – ohnerachtet eines dringenden Briefs, den wir an Sie geschrieben. Das Kind muß also noch leben, wie könnte sonst unsere herzliche Jette darüber so ganz schweigen. Elise war in jener Zeit wirklich krank aus lauter Herzensnoth. Um sie zu zerstreuen, schrieb ich nach Hamburg, an Mozart – (der vor 8. Tagen in Berlin Concert gegeben) daß er zu uns komme. Der wohnte 10. Tage bei uns im Hause und sein liebenswürdiges gebildetes Wesen zog Elise an – unterdeßen wir von Arndt eines besseren berichtet wurden. Auch habe ich vor 8. Tagen einen herrlichen Brief wieder von Arndt gehabt, voll Humor auf alles, auch aufs schlimmste gefaßt. Daß ich die liebenswürdigen Leute im Mai gesprochen, wissen Sie, hoffe ich. Also auch, daß ich mit einer hiesigen wohlhabenden Familie | durch die Schweiz bis Chamuni gemacht habe, hat Ihnen Reimer erzählt – Über München, Nürnberg durch mein Vaterland zurückgekehrt – bin ich im August gesund in der Heimath angekommen. Ich bin nicht blos ganz wohl, sondern ich fühle mich 10. Jahre verjüngt – und danke dieses kräftigere Dasein einem Freunde, der auch den Überbringer dieses, den jungen Dr. Barkhausen hat studiren und reisen laßen. Er bat mich, ihm, diesem seinen Vetter einige Addressen in Berlin zu geben, um Bekanntschaft mit dortigen Gelehrten zu gewinnen. Da ich nun in der Folge ihn als Bremischen Mitbürger bei Herrn Barkhausen treffen werde, so wollte ich mir dadurch selbst einen Genuß verschaffen, daß ich ihn zu Ihnen schicke, um dann freundschaftlicher über Berlin und von Ihnen zu reden. Sie können ihm, da er Arzt ist, Winke geben, mit Wo l f a h r t bekannt machen p Leben Sie denn recht wohl – heiterer, als es Ihre politischen Anläße verlangen – über die wir manchmal recht betrübt stöhnen – daß das schöne Ideal von Preußen so zu Wasser wird –. | Der Minister von Wangenheim in Frankfurt ein ganz vortrefflicher Kopf, den ich mehrmalen zu sprechen, Gelegenheit hatte – sagte mir in traulichem Gespräch – in Preußen ständen die Staatsregenten und die Liberalen wie in einer Pyramide an einander hinauf – und koncentrirten sich in Einem Kopf –

32 Ihre] ihre

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Briefe 4907 – 4908

wenn dieser einmal herabfalle, so würde es darauf ankommen, welche Seite beim Auseinanderfallen die andere zermalme oder unter sich bekomme Aber wenn solche Köpfe, wie Humboldt – Grollmann pp zurücktreten – was ist dann zu erwarten – Pfuel schien mir in Coblenz auch im Exil – Schreiben Sie mir aber nichts politisches – denn wenn ich nach Mainz geholt, in den d r e i S a u k ö p f e n (der Gerichtspalast) zum Verhör käme, was man mir eines Briefs wegen an Görres schon prophezeiht hat – so machts nichts – ich kann so lange abkommen bis sich die so genannten demagogischen Umtriebe in eine Lächerlichkeit auflösen – und das müßen sie doch bald. – Hat Ihnen Reimer gesagt, was ich bei Sand zu seiner Selbsterlösung zu thun willens gewesen? – So viel ist am jüngsten Tage ausgemacht daß Sand mit keinem Menschen etwas verabredet – und daß er nur das Organ der allgemeinen Gesinnung war. Schade daß der heroische Jüngling ein zu großes Opfer für den verfehlten Zweck gebracht – Hat wirklich | De Wette nichts anders verbrochen, als seinen Trostbrief – – Hier ist man wie beseßen, für die protestantische Mißions-Anstalt – man opfert viele 1000 – die Prediger empfehlen diesen neuen Illuminatismus auf der Kanzel, als christlich, und christlicher, als die Versorgung unserer benachbarten Armen. Ich habe etwas gegen diese Wuth des Mysticismus in der heutigen Bremischen Zeitung geschrieben. Sagen Sie mir Ihre Meinung darüber. Meine Elise grüßt Sie und Jette und die Kinder – und ich grüße Sie alle – und lache beim warmen Ofen über die rasende Kälte, die mich im Zimmer versteinern will. Am 11. Januar soll es hier 23. Grad Reaumur oder 20 Fahrenheit gewesen seyn und ich habe in Cöln – Godesberg – Lausanne – Lucern 100 ° Fahrenheit Hitze gehabt – also einen Unterschied von 120.° innerhalb 8 Monaten erlebt – Wer dabei nicht untergeht, hat noch Hoffnung zu leben Ihr M. Geben Sie doch endlich einmal vereinzelte Nachricht von sich und Ihren lieben Hausgenoßen – besonders von der todtgesagten Hildegard. In Dr. Barkhausens Händen ist Ihr Brief geborgen.

40 bekomme] Hier hat Müller die Zeichnung einer Pyramide eingefügt. An der Spitze der Pyramide steht „Humboldt – Grolmann“, an der Basis „Preus. Staat“, auf der dem Betrachter zugewandten Seite steht an der linken Kante „Liberalen“, an der rechten „alte Steife Herscher“, auf der rechts anschließenden Seite „Juden“. 68–70 Geben … geborgen.] am linken Rand von Bl. 45v

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Hätte ich Ihnen doch auf der Stelle geantwortet, lieber Freund, wie ich wollte, so wären nicht beinahe zwei Monate darüber hingegangen; aber ich weiß nicht mehr was mir dazwischen kam. Ihr Brief kam den Tag vor meinem Geburtstage und ich habe mich Ihres freundlichen Andenkens herzlich gefreut. Die Aepfel, welche uns vortreflich geschmekt haben und noch schmeken, kamen ein Paar Tage nacher, und meine Frau die eine passionirte Aepfelesserin ist bedankt sich bei Ihrer Lotte auf das schönste. An meinem Geburtstag ließ sich freilich das Gewicht dieser Zeit nicht ganz abschütteln; aber ich bin damit ganz zufrieden, denn es trägt sich am leichtesten wenn man es beständig fühlt. Wenigstens wird man dann in einzelnen Augenblicken wo es wieder etwas neues giebt nicht so heftig erschüttert. Daß es aber die Thätigkeit nicht störe wage ich von mir nicht zu behaupten; ich hoffe ja wenigstens daß ich mehr vor mich bringen würde als wirklich geschieht wenn Kopf und Herz ganz frei wären. Kanzel und Katheder leiden aber keinen merklichen Schaden aber die Arbeit am Schreibtische geht sehr flau; und wenn mir einmal besonders frisch zu Muthe ist und ich einen guten Ansaz nehme so dauert es eben doch nicht lange. Die mechanischen Geschäfte deren ich in Kirchen und Facultäts auch AkademieSachen seit meiner Rükkunft übermäßig viel gehabt habe sind mir insofern willkommen | denn die gehn immer gleich gut; aber sonst muß ich mich sehr anklagen. Ich nödle nun schon die ganze Zeit über den acht Predigten vom christlichen Hausstande, die ich doch im wesentlichen geschrieben vor mir habe, und bin doch noch nicht halb fertig, und meine Dogmatik liegt ganz brach. Doch ich will Ihnen nichts vorpinseln, sondern Ihnen nur die einzelne Predigt die mein Küster hat drucken lassen, und die ich Ihnen hier beizulegen denke zur freundlichen Nachsicht empfehlen. Denn es kommt mir wirklich vor als ob ich was gedrukte Predigten betrifft nicht eben im Vorschreiten wäre, sondern meine Predigten sich je länger je mehr zum bloßen Hören eigneten; mit dem sind die Leute noch immer leidlich genug zufrieden. Sie werden in der 4908. Überlieferung: H: Jagiellonische Bibliothek Krakau, Handschriften-Abteilung, Schleiermacher; D: Meisner: Schleiermacher als Mensch 2, S. 311–313 (gekürzt). Mit der gedruckten „Predigt am ersten Adventssonntag 1819“ (KGA III/5, S. 675–687). – Der Briefausgang des Tageskalenders (Januar 1820) vermerkt zum 18. 1.: „An Blanc Antwort auf seinen Brief vom November wegen DeWette p mit der Adventspredigt.“

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Brief 4908

einzelnen Predigt auch einige Beziehung auf die dumme Art finden mit der jezt die vornehmen Leute sich in die theologischen Dinge mischen wie denn der Herzog von Kumberland zum Beispiel von De Wette gesagt hat solch ein abscheulicher Mensch der nicht an die Gottheit Christi glaube müsse ja cassirt werden. Diese Predigt hat mir übrigens auch eine schmerzhafte Empfindung gemacht, indem ich als ich sie zur Correctur bekam zum erstenmal wieder ein imprimatur erblikte. Daß wir mit diesem Censurgesez noch den Bundestag selbst überboten haben, und daß wir nun kürzlich die ersten gewesen sind die einen nach Mainz abgeliefert haben, der auf besonderes Betreiben des Oesterreichschen Commissarii protestando ist zurük geschikt worden, beladet uns mit Schmach, und niemand fast sieht daß wir in Oestreichische Schlingen gefallen sind und eine Niederlage erlitten haben die alle 3 glüklichen Kriege Friedrich II reichlich aufwiegt. Das Herz blutet mir, wenn ich bedenke – es ist aber meine feste Ueberzeugung – daß jezt nur ein einziger tüchtiger Angriff von außen dazu gehörte den ganzen preussischen Staat zerfallen zu machen. Möge doch Gott dem König die Augen öfnen daß er sehe auf welche schändliche Weise er umsponnen ist. – Daß De Wette Ihnen so erschienen ist wie er ist freut mich sehr. Er hält sich noch fortwährend waker und frisch. Ein Quartalgehalt hat man ihm noch nach|werfen wollen, das hat er aber ausgeschlagen, und nun ist unter uns hier eine Unterzeichnung zu Stande gekommen, die ihm sein Gehalt für dieses Jahr sichert, und wol hoffentlich für das nächste erneuert werden wird, wenn sich bis dahin seine Lage nicht ändert. Die Regierung hat nun das praevenire gespielt und den Sandschen Brief und das Absetzungsdecret im Oppositionsblatt druken lassen. Ich hoffe das soll ihn um so mehr antreiben nun den ganzen Zusammenhang vor dem Publicum aufzudecken; denn er fing schon an zu zögern und die Sache sehr lahm zu betreiben. Beides war immer meine Idee: daß er auf gerichtliche Untersuchung dringen und die Sache vor alle Facultäten theologische und philosophische vereint bringen solle. Allein zu dem ersten war der erste Moment schon vorbei als ich zurükkam, und es ist gewissermaßen ersezt dadurch, daß er sich, als er jenes Almosen ablehnte, alle seine Ansprüche an die Regierung ausdrüklich vorbehalten hat. Das lezte kann doch erst füglich geschehn wenn die Sachen gedrukt sind, und ich will es ihm noch einmal ans Herz legen. – Was für ein Gutachten Sie meinen weiß ich nicht; ich vermuthe aber es kann kein andres sein als was gewissermaßen von mir herrührt. Hat er mich aber nicht genannt so thun Sie es lieber auch nicht. – Seine jezige Muße beneide ich De Wetten manchmal denn ich sehe 36 Diese] korr. aus Die folgt )einzelne*

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gar nicht ein wenn es in diesem Strudel fortgeht, wie meine Dogmatik und Ethik fertig werden sollen; und wer weiß ob ich nicht noch auf ähnliche Weise zu demselben Gut gelange – Meine Abhandlung wird doch nun wol vom Buchbinder erlöst sein, und ich bitte mir Ihr Urtheil darüber aus. Sehr schwer finde ich sie nun eben nicht, aber eben so wenig fürchte ich ist sie höchst bedeutend. Was Ammon darüber geschrieben habe ich noch nicht gelesen. Mich ekelt im Voraus vor dem Brei denn eines ordentlich dialektischen Verfahrens ist er einmal nicht fähig. Antworten werde ich ihm gewiß nicht, es müßte denn gelegentlich sein; die Akten liegen ja vor und jeder kann wählen was ihm recht ist. Er hat seinen Aufsaz unserm Minister geschickt, um auch da etwas zu wirken. – Meine neues Collegium über das Leben Christi beschäftigt mich viel, und ich hätte auch die Zeit gespart wenn ich früher dazu gearbeitet hätte; aber das geht nun einmal nicht. Jezt ist es noch eine rudis indigestaque moles, und würde erst etwas ordentliches werden wenn ich es zum zweitenmale läse Es ist aber das stärkst besezte Collegium was ich noch gehabt habe denn meine Liste zählt 135 Zuhörer – freilich ist das nichts gegen [das] Knappsche Seminar. Die schwersten Punkte habe ich noch vor mir, und vieles weiß ich noch gar nicht. Die Evangelien zähle ich nicht mehr wie oft ich sie schon gelesen habe und noch lesen werde. Im Sommer denke ich[,] wills Gott[,] zum ersten | mal über den Matthäus zu lesen; und dabei hoffe ich mit meinem Urtheil über diese schwierige Schrift aufs reine zu kommen. Willisen habe ich nur sehr flüchtig gesehen. Ich saß auf Kohlen denn meine Seminaristen warteten auf mich, und er kam sehr bald von Steffens ab auf das liebe Turnen wo wir denn unsere Behauptungen etwas schroff gegeneinander stellten so daß nichts gedeihliches dabei heraus kommen konnte. Ueber Steffens sagte ich ihm nur vorzüglich daß er meine Briefe gar nicht schien verstanden zu haben, und daß er die Sache immer wieder in Persönlichkeiten hineinspielte, so daß ich nun nichts mehr zu schreiben wüßte. Jezt, so sagt mir Rhediger, soll Steffens es öffentlich mit Thränen bedauert haben daß er die gegenwärtigen Dinge mit veranlaßt habe wider seinen Willen. Darüber könnte er sich nun wieder trösten, denn da ist sein Beitrag ein unendliches Minimum das sich ihm nur durch das Glas der lieben Eitelkeit vergrößert zeigen kann. Nächst Ihrer lieben Lotte grüßen Sie mir Raumer und seine Rieke recht herzlich. Ich wünsche ihm Glük dazu daß er sein Leben an dem lieben Ort wo es in mehr als einer Hinsicht anfing weiter führen kann, und daß er aus den Breslauischen Troubeln heraus ist. Aber wie geht es in Breslau? Da hat ja auch die Universität große Lüken, und eben solche fürchtet man in Bonn auch bald zu erfahren. Die unsrige ist auch nicht leicht zu stopfen,

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Briefe 4908 – 4911

und wer weiß was es bald neues giebt. Der gegenwärtige Zustand scheint mir ein Punkt zu sein auf welchem die Universitäten nicht stehn bleiben können. Geht man nicht bald zurük so fürchte ich stürzen die eigentlich lebendigen bald zusammen. Denn freilich Philisterthümer wie Leipzig können ewig leben. Aber auch in diesem Punkt ist keine Regierung so blind in das Zeug gegangen als die unsrige. Die Geschichten von Boyen Humboldt und Beyme sind mir noch dunkel und ich weiß Ihnen keine nähere Aufklärung darüber zu geben. Morgen ist nun wieder das liebe Ordensfest. Diesmal läßt der König nur eine kurze Anrede vor dem Altar ohne biblischen Text halten, und es sollen dazu 7 1/2 Minuten ausgesezt sein. Solche Kunststücke macht denn freilich ein Bischof am besten. Nun Gott befohlen. Er wird Licht und Finsterniß vertheilen wie es gut ist. Wenn nur jeder sein Stümpfchen zu rathe hält und sich nicht überreden läßt es unter den Scheffel zu stellen. Verzeihn Sie mir nun auch den langen Brief, ich habe fast zuviel geplaudert. In meinem Hause ist alles wohl und meine Frau sieht in 4 bis 6 Wochen ihrer Niederkunft entgegen. Grüßen Sie alle Freunde. – Noch Eins. Sind Ihnen denn unsere ProvinzialSynodalverhandlungen zu Gesichte gekommen? Ihr Oberpräsident der jezt hier mit in Umtrieben fischt soll große Lust haben geistlicher Minister zu werden. Das möchte ich nun dieser Angelegenheiten wegen am wenigsten wünschen. Von Herzen der Ihrige Schleiermacher

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4909. Von Christlieb Benjamin Hering. Stolp, Mittwoch, 19. 1. 1820 Stolpe den 19 Januar 1820. Sehr hochgeschätzter Freund! Es macht mir ein sehr grosses Vergnügen, aus Ihrem lieben Briefe vom 6 dieses zu ersehen, daß Sie gesonnen sind diesen Somer eine Reise nach Preußen zu machen, bei welcher Gelegenheit wir denn auch hier in Stolpe uns Ihrer gegenwart zu erfreuen haben werden. Ohne Ihnen mein hochge4909. Überlieferung: H: BBAW, SN 303, Bl. 32. Der Briefeingang des Tageskalenders (Februar 1820) vermerkt: „19 [Januar] Hering in Stolpe. Antwort auf Januar 1. [Brief *4894, 6. 1. 1820] wegen meines Besuchs.“

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achteter Freund ein Compliment machen zu wollen versichere ich Ihnen, daß alle Ihre Freunde und Bekannten worunter ich mich an der Spitze stelle hertzlich wünschen daß jenem Vorsatze nichts in die Quere kommen möge. Auf jeden Fall werden Sie Ihr Logis in meinem Hause nehmen und rechne ich dabei auf Ihre Discretion, daß Sie mit der Bewirtung eines Wittwers Nachsicht haben werden. Bis dahin verschiebe ich denn alle weitere Beantwortung der mir in Ihrem Schreiben mitgeteilten Berichte. Versichere Sie meiner fortwärenden Hochschätzung, und bin mit unwandelbarer Freundschafft und Hochachtung Ihr treu ergebenster Freund & Diener C.B. Hering.

*4910. Von Christoph von Hochwächter. Donnerstag, 20. 1. 1820 Rechtfertigung seines Schwiegersohns (wohl Adolph Mosson).

4911. Von Ernst Moritz Arndt. Bonn, Donnerstag, 20. 1. 1820 Bonn den 20n Januar 1820.

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Glück zum Neuen Jahr und Gesundheit und hellen Lebensmuth, wie das Licht seine Sonnenpferde wieder mehr bergan treibt! Uns hat das Neue Jahr wohl gefunden, d.h. frisch und gesund am Leibe, und dann laßen sich die kränklichen Umbstände des Geistes, um mit dem Schweitzer Franz Fidelis Jubile zu reden, auch leichter überwinden. Dein Herr Gevatter Siegerich insonders thut sich an Waidlichkeit Rundheit und Rosigkeit hervor und reckt bei der Frage: Siegich wie groß bist du? seine *4910. Der Briefeingang des Tageskalenders (Januar 1820) vermerkt zum 23. 1.: „20 [Januar] von Hochwächter wegen Rechtfertigung seines Schwiegersohns“. Laut Tageskalender waren Hochwächter und Mosson (als dessen künftiger Schwiegersohn) am 8. 1. bei Schleiermacher zu Besuch. 4911.

Überlieferung: H: BBAW, SN 239, Bl. 63; D: Arndt: Briefe 2, S. 57 f.

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Briefe 4911 – 4912

Hand symbolisch in die Wolken empor, nemlich soviel er davon faßen kann. An Windischmanns ist alles redlich abgeliefert und mit Danksagung empfangen. Die guten Menschen sind wohl; nur daß er an seinem alten Augenübel leiden muß. Wenn mein Zeitungstodtschlag etwas Vorbildliches gewesen, so werde ich sehr alt werden. Einst hat mir geträumt und geahnet, 89 Jahre. Da hätte ich denn noch Zeit, einige Umtriebe des Zeitrades mit zu erleben, wenn seine bewegten Speichen mich nicht früh aus der frierenden Erdbahn einem wärmeren Stern zuschleudern. In der That, wenn man so mal aus sich heraus schaut und durch die immer doch dunkelnden Nebelflecken seiner persönlichen Erbärmlichkeit, womit seit Adam doch jeder Sterbliche mehr oder weniger umschattet ist, einmal hell und klar durchblickt, so ist die Zeit, worin wir leben, wirklich ungeheuer, und könnte von dem Einzelnen in Leid und Freude wohl nicht ganz ertragen werden, wenn er sie oft so erblickte. Lebe wohl und nimm von uns den freundlichsten Gruß für dich und alle Haus- und Liebesgenoßen. Dein EMArndt.

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4912. Von Christian Zeh. Rudolstadt, Donnerstag, 20. 1. 1820 Hochwürdiger, Hochverehrter Herr Doctor! Ewr. Hochwürden empfangen hiermit 30. Abdrücke des im allgemeinen Anzeiger der Deutschen erschienenen Aufsatzes, welche Herr AssistenzRath Schwartz in seinem, über die an die Casse des Vereins für Luthers 4912. Überlieferung: H: BBAW, SN 435, Bl. 1 f. Mit 30 Sonderdrucken aus dem Allgemeinen Anzeiger der Deutschen (Jahrgang 1819, Bd. 2, Nr. 354 [30. 12.]; dort Sp. 3898– 3907 unter dem Titel „Nützliche Anstalten und Vorschläge. Im Namen des Vereins für Luther’s lebendiges Denkmahl“ ein Rechenschaftsbericht von Christian Zeh über die Arbeit des Vereins für Luthers lebendiges Denkmal mit Bestätigung der Rechnung durch Kammer- und Assistenzrat Schwartz) und einem Exemplar von Christian Zeh: „Sollen wir festhalten den Geist der Reformation? Eine Predigt am Feste der Reformation in der Hofkirche zu Rudolstadt gehalten“, Rudolstadt 1819. – Der Briefeingang des Tageskalenders (Februar 1820) vermerkt: „Zeh aus Rudolstadt mit Exemplaren von Rechenschaft über die Luthers.“

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lebendiges Denkmal eingegangenen 281 rth 12 g. Courant quittirenden Briefe versprochen hat zufolge einer Aeußerung, daß in Berlin oben genanntes Blatt wenig gelesen werde. Der Abdruck ist sehr verspätet worden, ich weiß nicht warum? Ich hatte die Herren DD. Nebe und Bretschneider, denen ich mit den Probearbeiten | beider Luther mein Manuscript zugesandt, freundlichst ersucht, wenn sie es für gut und nöthig erachteten, ein Vor- oder Nachwort dazuzuthun; es ist aber von keiner Seite etwas erfolgt, ob aus Mißtraun oder Vertraun? will ich nicht entscheiden; doch Lezteres hoffen. Der Kreis, in dem ich wirke ist klein; darum muß meine Liebe zur Sache ihre Hoffnung und Zuversicht auf den Eifer derer gründen, deren Reden und Thun weiter reicht, als das meine und eben darum betrachte ich mit starkem Vertraun Ewr. Hochwürden so gern als eine der Hauptsäulen, worauf unser Denkmal ruht und sicher ruhen wird. Man hat dem Vorsteher der Anstalt, Fröbel in Keilhau, ob er schon nie anders als begeistert von dem Werke spricht, den elenden Vorwurf eigennütziger Spe|culation gemacht. Um auch dem Unbilligen den Grund dazu zu nehmen, ist Fröbel gesonnen, die 2. früher schon von Herrn D. Nebe empfohlenen, bisher in der Falkischen Schule zu Weimar gewesenen Luther aus Diedendorf in diesem Jahre aufzunehmen, wenn er auch zunächst nur einen Zuschuß für Kost und Kleidung erhält, seine übrigen bei der Aufnahme Georgs und Ernst’s gemachten Forderungen will er entweder nie oder dann erst giltig machen, wenn die Casse des Vereins zu Kräften gekommen seyn wird. Ich habe meine ReformationsPredigt drucken lassen, wahrlich nicht, weil ich Werth in meine Arbeit setze, sondern weil ich überzeugt bin, daß man jede schickliche Gelegenheit zu anständiger, ernster Erinnerung an den vorgesetzten Zweck des Vereins ergreifen muß. Die Welt ist, wie sie war zu Luthers Zeit, | wenns auf den Beitrag zum Guten ankömmt, nie sattelvest; hebt man sie auf der einen Seite hinauf, fällt sie von der andern wieder herunter; darum muß man, scheint mirs, zu heben und zu halten nicht müde werden. Nur in solcher Beziehung mögen Ewr. Hochwürden die Beilage ansehen und Nachsicht ihren Mängeln schenken. Mit der ungeheuchelten Hochachtung Ewr. Hochwürden Gehorsamster Diener Christ. Zeh. Rudolstadt d. 20. Jan. 1820. 21 Unbilligen] Anbilligen

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Briefe 4913 – 4915

4913. An die historisch-philologische Klasse. Berlin, um den 20. 1. 1820

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Meine bloß einem unglüklichen Vergessen zuzuschreibende Abwesenheit in der lezten Klassensizung sezt mich in die Nothwendigkeit was ich aus dem Brief des Herrn Brandis mittheilen wollte, schriftlich in Antrag zu bringen. Daß er nämlich wünscht nach der Rükkunft aus England noch den Winter über in Paris seine Arbeiten über die Commentatoren des Aristoteles fortzusezen damit auch von dieser wichtigen Seite die Sache vollendet sei. Ich mache diesen Antrag von ganzem Herzen zu dem meinigen | und empfehle ihn der Klasse bestens. Ich glaube auch wir haben nicht Ursache an der Billigung des Ministerii zu zweifeln. Aber Herr Brandis wünscht baldige Entscheidung und deshalb müßte auf Verlängerung seines Urlaubs bis Ostern 1821 auch b a l d i g s t angetragen werden Bei der lezten Sizung des Geldausschusses hatte ich allerdings diesen Brief schon: allein ich konnte dort über diese Verlängerung keinen Antrag machen, da demselben die der Ansicht des Herrn Brandis beistimmende Meinung | der Klasse zum Grunde liegen mußte. Den Brief selbst lege ich bei, da er auch einige Notizen über das in England zu erwartende enthält und von der Gründlichkeit der Art wie Herr Brandis arbeitet Zeugniß ablegt Schleiermacher

*4914. Von Immanuel Bekker. Paris, Freitag, 21. 1. 1820 Über die bevorstehende Studienreise nach England.

4913. Überlieferung: H: BBAW, Archiv, II–VIII, Nr. 252, Bl. 48. 48a. Mit einem Brief von Brandis an Buttmann (Paris, 22. 2. 1819, in derselben Akte Bl. 46). – Der Tageskalender notiert zum 18. 1. 1820: „NachMittag die philologische Klassensizung vergessen“. Der Brief wird wenig später geschrieben sein. – Uhden notiert: „Mit Vergnügen trete ich dem Antrage bey Uhden.“ Dann unterzeichnen Hirt, Boeckh, Humboldt, Wilken, Ideler und Süvern. 2 was … aus] mit Einfügungszeichen über der Zeile 3 Brandis] folgt )danach* *4914. Der Briefeingang des Tageskalenders (Januar 1820) vermerkt zum 30. 1.: „21. [Januar] Bekker wegen der Reise nach England.“ (Vgl. auch den Brief 4915, Z. 259 von Brandis, 21. 1. 1820).

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Ich glaube jetzt nachdem ich einige Monate mich ausschließlich mit Aristotelischen Commentatoren beschäftigt den vor einiger Zeit von mir geäußerten Vorschlag näher bestimmen zu können und nicht länger anstehn zu dürfen, da wie ich höre die für unsre Reisen vorläufig festgesetzte Zeit mit Ende März abläuft. Die sich immer mehr bey mir festsetzende Ueberzeugung, daß man bey Bearbeitung der Commentatoren sich nicht darauf beschränken dürfe einzelne schwierige Stellen nachzusehn und die geradezu aufgeführten und beurtheilten Varias Lectiones auszuziehn, vielmehr dahin trachten müße den Aristotelischen Text soviel wie möglich Wort für Wort in dem paraphrastischen Theil der verschiedenen Commentatoren zu verfolgen, darf sich wohl um so eher Ihre Zustimmung, verehrtester Herr Doctor, versprechen, je bestimmter Sie Sich gleich zu Anfang des Unternehmens über die Wichtigkeit der Commentatoren für Constituierung des Aristotelischen Textes ausgesprochen. Ich gestehe daß ich damals gerade weil ich fast ausschließlich auf die ausdrücklich angegebenen Varianten mein Augenmerk gerichtet, Ihre Aeußerung nicht gehörig begriff und nun erst bey näherer Bearbeitung der Commentatoren zur Metaphysik von der Nothwendigkeit mich überzeugt habe meinen Arbeiten jene Richtung zu geben. Und in der That habe ich auf diese Weise theils Lesarten gefunden, die sich aus den Handschriften ganz verloren zu haben scheinen, theils für die Geschichte des Aristotelischen Textes hübsche Beyträge gewonnen und hin und wieder Gelegenheit gehabt bedeutende Varianten der Handschriften weiter zu verfolgen. Für die Metaphysik möchte freilich die Ausbeute bedeutender seyn als für irgend eine andre der commentirten Schriften aber selbst im Johannes Philoponus zu περὶ ψυχῆς habe ich einige völlig aus den Handschriften verschwundene und zwar sehr gute Lesarten aufgefunden und mehreres für Geschichte des Textes und der Handschriften. Voraussetzend nun, daß die Academie mich beauftragen werde fortzufahren was die Commentatoren für den Aristotelischen Text brauchbares enthalten, nach diesem Plan auszuscheiden, glaube ich vorschlagen zu 4915. Überlieferung: H: BBAW, SN 259/1, Bl. 15–18. Empfangsvermerk [Bl. 15]: „pr 30t Jan.“ – Der Briefeingang des Tageskalenders (Januar 1820) vermerkt zum 30. 1.: „21. [Januar] Brandis aus Paris Aristotelica und wegen Zuschuß zur Reise nach England.“

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Brief 4915

müssen mich diese Arbeit wenn nicht ganz doch großentheils in Paris vollenden zu lassen, wo für fast alle irgend bedeutende Commentatoren ein sehr schäzbarer handschriftlicher Apparat sich findet. Denn zuförderst scheinen mehrere Commentatoren so fehlerhaft gedruckt, oder vielmehr nach so schlechten Handschriften herausgegeben zu seyn, daß sie nur, wenn man handschriftliche Hülfsmittel zur Hand hat, mit Sicherheit zu gebrauchen sind. Aber auch wo der Text gut ist mögen sich oft genug seltnere gerade für den Aristotelischen Text wichtige Ausdrücke nur in einzelnen Handschriften erhalten haben, während sie aus andern ganz verschwunden oder durch Glossen ersetzt sind: so habe ich bey Alexander zur Metaphysik einigemahl in hiesigen Handschriften das in der Paraphrase berücksichtigte Wort gefunden, wo die Römischen Handschriften statt dessen die in der Erklärung enthaltene Glosse gaben. Ferner, die ζητὰ des Aristoteles finden | sich zwar selten in Handschriften vollständig, aber was sich findet verdient sehr verglichen zu werden, gerade weil sie manches von den Handschriften des blossen Aristotelischen Textes abweichendes enthalten und oft die Paraphrasen der Commentare, in denen sie sich finden, ergänzen: die Ausgaben nun, eben weil nicht leicht ein Codex die ζητὰ vollständig giebt, haben sie wohl gewöhnlich aus Handschriften oder Ausgaben des Aristotelischen Textes genommen, so daß sie, wie ich nun wieder bey Johannes Philoponus de Anima gefunden, mit dem was sich als Lesart aus dem Commentar ergiebt, oft geradezu in Widerspruch stehen. Diese ζητὰ aber in Handschriften zu vergleichen, ohne den Commentar selbst zu bearbeiten oder bearbeitet zu haben, ist oft, wo sie in den Text des Commentars ganz verschlungen sind, fast unmöglich und immer sehr mühsam und langwierig. Außerdem würde ich die nicht unbedeutende Anzahl noch durchzunehmender ungedruckter Commentatoren, ohne die gedruckten genau zu kennen, nur sehr unvollkommen benuzen können, oder gewaltig viel Zeit darauf verwenden müssen. Auch daß die in den Commentatoren enthaltenen Fragmente des Aristoteles und andrer Peripatetiker, deren sorgfältige Sammlung doch wohl bey dieser Arbeit besonders berücksichtigt werden muß, oft der Nachhülfe aus Handschriften bedürfen, verdient wohl in Anschlag gebracht zu werden. Endlich würde ich, nachdem ich die Commentatoren einer Schrift durchgenommen im Stande seyn für alle noch schwierig bleibenden Stellen, oder wo die Varianten für Geschichte des Textes wichtig scheinen, sämtliche hier vorhandene Handschriften des Aristotelischen Textes nachzusehn. Wollte mir nun die Academie Verlängerung meines Urlaubs bis Ostern 1821 auswürken und die mir ausgesetzten Reisegelder bis dahin verlängern, d.h. von neuem 800 r bewilligen, so würde sie mich in den Stand setzen die gedruckten und

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ungedruckten Commentare zur Metaphysik und den physischen Schriften bis ins 11te Jahrhundert, zum Organon bis ins siebente, hier vollständig oder mit wenigen Ausnahmen durchzuarbeiten. Daß ich tüchtig arbeiten muß um das angegebene in dieser Frist zu leisten weiß ich sehr wohl; doch habe ich auch den Umfang des zu leistenden und die Beschaffenheit der Arbeit hinlänglich kennen gelernt und erwogen, um mit Zuversicht versprechen zu dürfen, daß ich wozu ich mich hier anheischig mache durchführen werde, wenn mir der Himmel Gesundheit lässt, und das darf ich in der That hoffen. Sollte ich aber schon zu Michaelis zurückkommen, so müsste ich mich sehr beschränken und würde besonders für’s Organon, wo des Ungedruckten so sehr viel ist, in Verlegenheit seyn. Möge eine baldige Entscheidung mich in den Stand setzen ihr die Wahl meiner Arbeiten bey Zeiten anzupassen. Der Entschluß der Academie vorzuschlagen mich noch über Jahr und Tag in dieser Einsamkeit, wo ich keine menschliche Seele kenne, der ich mich näher anschliessen könnte, fortleben zu lassen, ist mir in der That hart angekommen, aber ich bin überzeugt, daß sich das Opfer, das zu bringen ich bereit bin, durch hübsche Ausbeute lohnen würde. Von der Abschrift der Commentare des Syrian und Alexander zur Metaphysik und der Bearbeitung des Asclepius und Pseudo-Alexander habe ich zwey Drittheile vollendet. Daß die unter Alexanders Namen herausgegebenen Commentare zum 5ten und folgenden Büchern unächt und viel jünger sind, kann ich jetzt mit Bestimmtheit behaupten: über das | vierte Buch bin ich noch nicht im reinen und weiß noch nicht, wie weit Alexander die Metaphysik commentirt hatte. Guten Handschriften zufolge war sein Commentar in zwey Bücher getheilt (Αλεξάνδρου Αφροδισιεως ὑπόμνημα τῶν εἰς δυ´ο τὸ πρῶτον), deren zweytes bey’m dritten Buche des Aristoteles anfängt. Bis zum Ende des dritten (Aristotelischen) Buches hält sich Asclepius dergestalt am Alexander, daß er nachdem er seine oder vielmehr seines Lehrers Ammonius θεωρία d.h. Inhaltsanzeige und allgemeine Erörterung des jedesmahligen Abschnittes gegeben, die Erklärung des Einzelnen fast ganz oder doch grösstentheils und zwar gewöhnlich beinah wörtlich von ihm entlehnt, gewöhnlich zwar nennt er den Alexander nicht, doch oft und bestimmt genug, um aus seinen Anführungen mit Sicherheit zu folgern, daß wir Alexanders Commentar zu den ersten drey (oder klein ᾶ besonders gerechnet zu den ersten vier) Büchern besitzen, wie Asclepius ihn vor Augen gehabt. Zu allen wichtigeren Stellen habe ich in meiner Abschrift des Alexanders den Asclepius verglichen. Vom 4ten Buche an weicht Asclepius von dem was wir unter Alexanders Namen haben ganz ab und erwähnt den Alexander so selten und unbestimmt, daß

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ich noch nicht zu entscheiden wage, ob er bis zu Ende des siebenten Buches, wo sein Commentar oder vielmehr was uns davon übrig ist, aufhört, einen fortlaufenden Commentar desselben vor sich gehabt; freilich habe ich mir auch noch nicht alle hierher gehörigen Stellen zusammengestellt: auf jeden Fall nimmt er nicht mehr, wie in den ersten Büchern die Hälfte seines Commentars aus Alexander: die ganze Manier seiner Erläuterungen ändert sich und mir ist nichts vorgekommen, was ich für Alexandrisch hätte nehmen können. Glücklicher Weise hält er sich näher an die Worte, als vorher, und wird für den Aristotelischen Text um so schäzbarer, je schlechter der sogenannte Alexander vom 5ten Buch an ist. In den ersten drey Büchern hatte er einen Aristotelischen Text vor sich, der seit Alexanders Zeiten schon bedeutend gelitten zu haben scheint, und verfuhr so wenig critisch, daß wo er selbst oder vielmehr ἀπὸ φωνῆς Αμμωνίου redet, er einer schlechten Lesart hin und wieder folgt und nachher, wo er den Alexander ausschreibt, eine bessere berücksichtigt, ohne dessen selbst inne zu werden. Vom fünften Buch an ergiebt sich dagegen aus seiner Paraphrase ein bedeutend besserer Text, als der dem Pseudo-Alexandrinischen Commentar zum Grunde liegende: Beweises genug, daß dieser letztere jünger seyn müsse, wenn es deren nicht noch andre gäbe. Einige hiesige Handschriften legten den Commentar zum 5ten Buch auch wirklich dem Michael Ephesius bey, aber nur hiesige, so viel ich bis jetzt weiß; und die folgenden Bücher sind gleichfalls schlecht genug demselben Ehrenmanne zugeeignet zu werden: frühere Commentare scheint er nicht vor sich gehabt zu haben, auch nicht den Asclepius. Uebrigens liefert auch er hin und wieder gute Ausbeute und da ich, wo Asclepius aufhört nichts andres habe (außer den Syrian zu den beyden letzten Büchern) muß ich mich schon entschließen ihn sehr genau durchzunehmen, wie schwer mirs auch wird Geduld und Aufmerksamkeit zusammenzuhalten. Daß ich mich entschlossen Syrian und besonders Alexander abzuschreiben, gereut mich nicht; Alexander enthält selbst des historischen Stoffes gar manches und dergestalt in seine Erklärungen verflochten, besonders im ersten Buche, daß Ausscheidung für Excerpte sehr schwer wird, und überall viel für den Aristotelischen Text: beyde | sind bedeutende Glieder in der Reihe Aristotelischer Commentatoren und möchten daher wohl verdienen abgedruckt zu werden; auf 60 bis 70 Bogen engen Drucks liessen sie sich wohl mit den Excerpten aus Asclepius und Pseudo Alexander zu den übrigen Büchern zusammenfassen. Die Excerpte aus ungedruckten Commentatoren zu den andern Aristotelischen Büchern werden wohl alle zusammengenommen nicht so viel Raum nehmen: denn nach meinen bisherigen Erfahrungen schmilzt es gewaltig zusammen, wenn man abschneidet, was aus schon

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gedruckten Commentatoren fast wörtlich entlehnt ist; wie viel mehr wenn erst abgenommen wird was wirklich critischen Werth hat und daher doch wohl als Beleg oder Rechtfertigung in die critischen Anmerkungen gehört. Doch möchten diese Anecdota immer einen tüchtigen Quart oder sogar Folioband geben, besonders wenn sich Abhandlungen zur Geschichte der Commentation des Aristoteles, wozu sich ohne Zweifel recht hübsche Materialien zusammenreihen werden, daran schlössen. – Daß ich mich übrigens entschließen musste die Commentatoren zur Metaphysik wiederum vollständig durchzugehn, obwohl ich Alexander und Asclepius schon in Rom excerpirt hatte, möge die Academie nicht zu sehr auf Rechnung meiner früheren Nachläßigkeit schreiben: in Italien, wo so viel zu collationiren und unsre Zeit sehr beschränkt war, musste ich mich begnügen das historisch brauchbare, ausdrückliche Erwähnungen von Varianten und Erörterungen besonders schwieriger Stellen auszuziehn; außerdem waren die Handschriften, besonders vom Asclepius, von dem hier der einzige brauchbare Codex sich zu finden scheint, lückenhaft und schlecht: freilich habe ich außerdem die Arbeit verständiger anzugreifen gelernt. Jetzt excerpire ich daher sehr viel mehr und besonders alles, wo eine seltne oder gar nicht in Handschriften des Aristoteles vorkommende Lesart zum Grunde liegt, oder wo ich über das was sich aus der Paraphrase für die Lesart schliessen liesse, nicht völlig im Klaren bin. Leid thut mir von dem unter Johannes Philoponus Namen Lateinisch herausgegebenen Commentar oder vielmehr Paraphrase hier keine griechische Handschrift zu finden: doch vielleicht entdecke ich ihn noch irgendwo, wo der Catalog ihn nicht erwarten lässt: die Nummer in der der Catalog diesen Commentar erwarten ließ, enthält nur den Aristotelischen Text. Unter allen Italienischen Bibliotheken enthielt nur die Vaticanische eine Abschrift, die ich wegen Mangels an Zeit nur so weit benuzen konnte, als zur literarischen Notiz reicht. Uebrigens ist der Commentar oder Paraphrase wohl ohne allen Zweifel viel jünger, als Johannes Philoponus. Zur Abwechslung – da ich seit einiger Zeit auch die Abende den Commentatoren zuwende, und im eigentlichen Verstande nichts andres treibe – habe ich in diesen Monaten Johannes Philoponus weitläuftigen Commentar zu περὶ ψυχῆς vorgenommen und werde ihn morgen beendigen. Er ist zwar incorrect, aber nach einer sehr guten Handschrift abgedruckt, dennoch ist mir ein hiesiger Codex von Nuzen gewesen: so überschreibt er z.B. das dritte Buch ἀπὸ φωνῆς Στεφάνου, und unverkennbar ist die Verschiedenheit dieses Buches von den übrigen: die allgemeine Exposizion des jedesmahligen Abschnittes wird viel ausführlicher und ist hin und wieder ganz ergözlich, die Paraphrase und Erklärung des einzelnen dagegen kür-

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zer und nachlässiger, und in seinen philosophischen Ansichten ist der Mann in der That selbstständiger als die meisten Commentatoren, nicht Syncretist und doch nicht | strenger Peripatetiker, wie Alexander u.a. Er hat die Commentare des Alexander und Plutarch und wie es scheint mancherley Neuplatonisches (z.B. vom Jamblich, Marinus) vor sich gehabt und ist wohl gewiß aus einer bessern Zeit, als der Stephanus, dessen Commentar zu der Rhetorik ich in Rom excerpirt habe. Wenn ich nicht irre, wird zu den Categorien ein Commentator Stephanus angeführt. Ich werde nun unverzüglich den Themistius und eine ungedruckte Paraphrase, die der hiesige Catalog aufführt durchnehmen, und dann des Simplicius Commentar, sobald meine Aristotelischen Schäze aus Rom anlangen. Meine eigenen Exemplare erleichtern mir die Arbeit sehr, da ich nun unterstreichen (alles critisch wichtige mit roth) und anderweitig bezeichnen kann, um leichter wiederzufinden. Außerdem lege ich mir Indices an, aus denen sich vielleicht manches brauchbare in die Aristotelischen Indices, die der Ausgabe doch wohl nicht fehlen dürfen, wird herübernehmen lassen, selbst hin und wieder lexicalisches: da ich nun auch überall, wo die Commentare für den Aristotelischen Text etwas liefern, in meinem Exemplar des Aristoteles darauf verweise, so hoffe ich werden auch Sie und Bekker meine Arbeiten ohne Schwierigkeit benuzen können. Leider fehlt mir nur noch manches von gedruckten Commentatoren und mehr wie 50 r kann ich nicht wohl an neue Anschaffungen wenden, da ich schon bedeutend dafür ausgegeben: sollte ich mir schmeicheln dürfen, was mir zu theuer ist oder sich bey Weigel, an den ich mich wenden werde, nicht findet, von der Berliner Bibliothek geliehen und zwar hierher zu erhalten und zugleich die Erlaubniß Varianten aus hiesigen Handschriften einzuschreiben und hin und wieder was ich zu bemerken wünsche mit Bleyfederstrichen zu bezeichnen? Ich würde, um Ihnen keine andre als die unvermeidliche Mühe zu verursachen, an Professor Buttmann oder Wilken schreiben, wenn ich nicht Ihrer Fürsprache zu bedürfen glaubte. Sollten Sie, hochverehrtester Herr Doctor, im Laufe des Sommers eins oder einige der commentirten Aristotelischen Bücher bearbeiten wollen, so würde ich, wenn Sie sie mir gütigst bezeichnen wollten, für die zuerst das Material aus den Commentatoren herbeyzuschaffen suchen und Ihnen baldmöglichst mit Abschrift der Varianten aus Handschriften übersenden. Ich hatte halbhalb vor zur Probe und zum Versuch einige Bücher nach meinen Materialien zu recensiren – vorläufig versteht sich – und mit Abschrift der nöthigen Belege Ihnen einzusenden: nur scheute ich den Zeitaufwand. Bekker hoffe ich auf jeden Fall Material zu mehreren Aristotelischen Werken nach Berlin mitzugeben, im Fall ich hier fortzuarbeiten

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beauftragt würde, da Sie doch wahrscheinlich schon nächsten Winter anfangen werden mit Bekker Aristotelica zu treiben. Die Erlaubniß für die Bücher, die ich aus Commentatoren bearbeite, besonders wenn ich zugleich die Vergleichung allein oder grossentheils gemacht, die erste vorläufige Rezension entwerfen zu dürfen, würde mir sehr erfreulich seyn und vielleicht ersprießlich, indem mich eine solche Arbeit wohl manchmahl darauf führen könnte dieses und jenes in Handschriften nochmals nachzusehn. Erhielte ich diese Erlaubniß so würde ich so wie ich meine Materialien zu einem Buche einschickte den Rezensionsentwurf, wozu ich ein Casaubonisches Exemplar bereit habe, beylegen. Daß ich selbst solche Entwürfe für durchaus vorläufig halten würde, darf ich wohl kaum erinnern: zu eigentlicher Bearbeitung, auch wenn mir nicht so manche Kenntnisse abgingen, ist hier ja nicht Zeit und welche Vorarbeiten höherer Art werden erst gemacht werden müssen, ehe überhaupt daran zu denken ist? Die tiefere grammatische Critik | würde ich auch ganz intact und dem Meister überlassen. – Welches Ziel sich die Rezension vorzustecken habe ist eine Frage, die wohl bey jedem der Aristotelischen Werke besonders erörtert werden muß: die eines bestimmten Commentators herzustellen könnte man sich aber schwerlich bey irgend einem vorsetzen; denn außer daß uns immer manche einzelne Data zu einer solchen Restaurazion fehlen werden, ist wohl schwerlich irgend einer der Aristotelischen Commentatoren nach einigermassen sichrer Critik verfahren, selbst nicht Alexander: manches alte wird, obgleich von den alten Critikern verworfen, wiederherzustellen seyn: so z.B. Metaphysik p. 14,26 μορυχώτερον für μετριώτερον; ein Wort das Alexander durchaus nicht gelten lassen will, Bekkern aber grosse Freude macht. Ueber den Vorschlag zur Reise nach England hat Bekker geschrieben; ich habe darüber nur zu bemerken, daß ich hoffen darf vielleicht einiges wenigstens literarisch merkwürdige zu finden und auf jeden Fall meine Arbeiten über die Commentatoren fortsetzen kann, da sich viele Handschriften der Art finden. Im Catalog der Bibliotheken Britanniens, dem einzigen, den ich nachsehen konnte, finde ich aus Oxforder Bibliotheken aufgeführt. A l e x a n d e r in Meteora (No 131. 738. 1194) Alexander in Parva Naturalia (?) (1196) Alexander in Analytica posteriora (1194) in Analytica priora (1195) in Topica (1195) in elenchos sophisticos (1195) in Metaphysica (1194) und Alexandri Commentaria et solutiones super Aristotelis problemata Graece (sic.) (1197). – wahrscheinlich Alexanders Probleme, aber vielleicht nach abweichender Zusammenstellung, die anzusehn mir nicht unwichtig seyn würde da ich zu den Alexandrinischen Problemen in

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Briefe 4915 – 4917

Italien ziemlich viel Anecdota abgeschrieben. Problemata Alexandri (1580) A s p a s i u s et E u s t r a t i u s in Ethica (1204. 1205. 1573[)] A m m o n i u s in Porphyrium (582) idem in librum de interpretatione (1198) J o h a n n e s P h i l o p o n u s in Categorias (145) in priora Analytica (1200. 145 155) in librum de Anima (713) in librum de Generatione et Coruptione et Meteora (1201) ejusdem Dialectica (116.) S i m p l i c i u s in Categorias (1581. 88). in Physica (1208. 1209. 152). in librum de Caelo (1210. 6553) Themistius (1207.152). Commentarium in Rhetoricam 722. David (145) Von Aristotelischen Büchern werden gleichfalls ausschließlich aus Oxforder Bibliotheken aufgeführt: Organon (890. 891. 177. 87. 1189) de Interpretatione cum scholiis (2140) Analytica posteriora (1571) Rhetorica (529. 1579) Physica (79 70. 1571) de Caelo, de Generatione et Corruptione (1571) Parva Naturalia (1190 1575) de Anima cum commentario anonymi (70) de mundo (125. 1580) de Historia Animalium (1575 und Bibliotheca Collegii Mertonensis | 737. 738) de partibus Animalium (Collegium Mertonense 738) de Generatione Animalium (1575. Collegium Mertonense 738) Ethica Nicomacheca (165. 1579. 1582. 1191. 1192) Ethica a d E u d e m u m (1579) Magna Moralia (70. 1579) P o l i t i c a (1192. 1579) O e c o n o m i c a (1579) Metaphysica (1577 und Bibliotheca Collegii Mertonensis 736) P r o b l e m a t a [(]1882. 145. 1580. und Collegium Mertonense 737.) Für Vollständigkeit will ich nicht stehn, da der Catalog sehr schlecht eingerichtet ist und ich sehr eilig war. Ebensoviel mag sich doch leicht in London finden. Auch in Cambridge ist verschiedenes. Daß ich mich leider außer Stand sehe die Reise nach England zu machen, ohne um einen außerordentlichen Zuschuß anzuhalten, wird auch Bekker geschrieben haben: 300 r zu dem mir ausgesetzten (d.h. in allem 700 r für das Sommersemester) würden reichen. Dürfte ich bitten im Fall die Academie die Reise nach England beschliesst und mir diese Summe zugesteht, dieselbe auf einmahl (d.h. die 700 r für das Sommerhalbjahr) und etwa im April mir auszahlen zu lassen? Man verliert so schon bedeutend bey dem nachtheiligen Curs auf Berlin, besonders aber wenn man kleine Summen zu beziehn genöthigt ist. 309 ist.] folgt ein ausgeschnittener Absatz

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Der wöchentliche Curier könnte sich um mich sehr verdient machen, wenn er mir Ihre Untersuchung über die Commentare zur Ethik mitbrächte; dürfte ich Sie um ein Exemplar bitten? Die mir für das zweyte Halbjahr 1819 bewilligten 400 r habe ich leider schon in Venedig bezogen und jetzt Quittung für den Rest, nämlich die 200 r für die ersten drey Monate diesen Jahres eingesandt, da eine Quittung auf halbjährigen Betrag zurückgewiesen wurde.

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*4916. An Friedrich Christoph von Trützschler. Berlin, Sonntag, 23. 1. 1820 Bitte um Erlaubnis, Mühlenfels zu besuchen.

4917. Von Friedrich Schultz. Berlin, Sonntag, 23. 1. 1820

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Euer Hochwürden benachrichtige ich auf die gefällige Anzeige vom 7ten dieses Monats daß gegen die Zulassung des Herrn Dr. Olshausen als Privat-Dozenten meinerseits kein Bedenken obwaltet. Berlin den 23n Januar 1820. Der Regierungs-Bevollmächtigte an hiesiger Universität Geheimer Ober Regierungs-Rath Schultz An den Herrn Decan der theologischen Facultät Professor Dr. Schleiermacher Hochwürden hier *4916. Der Tageskalender 1820 vermerkt zum 23. 1.: „An Trützschler wegen der Erlaubniß zu Mühlenfels geschrieben ohne Antwort“. 4917.

Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 135, Bl. 4.

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Briefe 4918 – 4920

*4918. An Friedrich Schultz. Berlin, Donnerstag, 27. 1. 1820 Antwort eine Universitätsangelegenheit betreffend.

*4919. An Wilhelm Martin Leberecht de Wette. Berlin, Sonnabend, 29. 1. 1820 Henriette Schleiermacher stehe kurz vor ihrer Niederkunft.

4920. An Ernst Moritz Arndt (auch von Henriette Schleiermacher). Berlin, Sonntag, 30. 1. bis Dienstag, 1. 2. 1820 Berlin d 30t Jan. Lieber Bruder ich habe mich Deiner freudigen und kräftigen Zusprache gar herzlich gefreut und wir sind alle dadurch gestärkt worden. Auch that uns Noth nachdem der Schlagfluß glüklich erledigt war auch bald zu wissen wie es mit der Ueberschwemmung geworden. Mir wollte wol manchmal das Ende der Bergpredigt einfallen, wenn wir lasen wie mächtig sich das Gewässer gebehrdet haben; aber der Schlagfluß war mir dann ein sicherer Bürge, daß die Zeitungen es gleich ausposaunen würden. Indessen bleibt mir noch die Furcht daß die Fluthen mögen sehr an den Ufern unter Deinem Hause gewaschen haben und ich wünsche daß die Umstände Dir bald gestatten mögen allmählich an eine gute Substruction zu denken. Die *4918. Der Tageskalender 1820 vermerkt zum 27. 1.: „Die lezte Antwort an Schulz zum Mundiren.“ *4919. Der Briefausgang des Tageskalenders (Januar 1820) vermerkt zum 29. 1.: „An De Wette Antwort auf vorjährigen“. Antwort auf de Wettes Brief 4873 (8. 12. 1819). Zum Inhalt vgl. auch Brief 4940, Z. 61–64 (18. 2. 1820). 4920. Überlieferung: H: Bonn, Stadtarchiv und Stadthistorische Bibliothek, III, 11/6 (mit Wasserschaden); D1: Arndt: Nothgedrungener Bericht, S. 317–321 (bearbeitet, gekürzt); D2: Meisner: Schleiermacher als Mensch 2, S. 313–316 (teils ergänzt, teils gekürzt gegenüber D1, Korrekturen zu D1). Der Briefausgang des Tageskalenders (Februar 1820) vermerkt zum 1. 2.: „Arndt diverse Relationen, nebst Weinbestellung“.

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Häuser gehören zu den Dingen die man besizen muß als hätte man sie nicht, aber doch auch als wollte man sie durchaus behalten, und ich wüßte doch auch nicht wie sie Dich zwingen sollten es zu räumen sondern ich dächte, es müßte sich schon machen lassen daß Du ruhig drin bleibest wenn sie Dir auch das Katheder nähmen. Uebrigens scheint ja der Sturm wegen des bekanntgemachten Briefes vorüber zu sein. Anfangs sagte man der alte Herr sei sehr wild innerlich und äußerlich beklage er sich daß ihr ihn nicht ganz hättet abdrucken lassen. Indeß das ließ sich nicht durchführen. Denn was ihr ausgelassen hattet war ganz unwesentlich, und so ist auch aus der Verkündigung die mir zu Ohren kam der Brief solle nun ganz gedrukt werden nichts geworden. Manche waren bange es möchte mehr geschehn, allein alles ist wieder still geworden. So meint man auch daß die noch verhafteten selbst Jahn bald werden los kommen bis auf Mühlenfels der mir ernstliche Sorge macht. Er bleibt nämlich beharrlich bei seinem System sich nicht einzulassen, und dies kann mit der Zeit noch einmal eine interessante Rechtsfrage werden. Die Rheinischen Justizleute behaupten er habe vollkommen recht; von den unsrigen behaupten einige unpartheiische | er habe nicht vollkommen Recht, sondern er könne sich hier einlassen instructionsweise nur mit dem Vorbehalt daß das Erkentniß von seinem ordentlichen Richter gefällt werde. Man hat ihm nun nach unserer Gerichtsordnung als einem hartnäckigen die Lectüre entzogen, und ich fürchte daß man successive noch härtere Dinge beginnt wenn er nicht nachgiebt. Uebrigens versicherte mich der Kammergerichtsrath Hoffmann er handle zu seinem eignen Schaden. Denn nach dem hiesigen Verfahren würde er wahrscheinlich ab instantia absolvirt, ein Geschworenengericht aber würde ihn wahrscheinlich verurtheilen. Morgen soll ich ihn nach langer Zeit einmal wiedersehn und ich wollte ich könnte irgend etwas dazu beitragen die Sache zu einem Ende hinaus zu führen. – Wie ich höre habt ihr dort vielerlei verdrießliche Begebenheiten; ich wundere mich aber gar nicht daß du nichts davon schreibst. Denn auch abgesehen vom Erbrechen sind diese Häkeleien zu weitläuftig zum Schreiben. Vielleicht hättet ihr mehr ausgerichtet wenn ihr auch nicht so bestimmt den Solms erbeten sondern nur den Rehfues deprecirt hättet. Die Geschichte mit dem Sichel erscheint höchst lächerlich, und wie es definitiv mit Schlegel wird haben wir hier noch nicht vernommen. Seine Schritte scheinen aber hier ziemlich allgemeinen Beifall gefunden zu haben. Grüße ihn doch herzlich von mir und ich ließe ihm gratuliren daß er es so halten könnte, und ich ließ ihn an die Auskunft erinnern hier an die Akademie allein zu kommen, die ja noch keinen DaumaufsAugedrükker bis jezt hat. Vorlesungen kann er ja als Akademiker hier auch halten. Ja er könnte sogar als Berlinischer Akademiker wie aus euren Statuten hervorgehn soll in Bonn bleiben und lesen. –

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Brief 4920

Hier ist auch schon ein kleiner Krieg mit dem Regierungsbevollmächtigten entstanden, wiewol das Verhältniß im Ganzen sehr gut ist und auch wol bleiben wird, und Schultz auch unläugbar der Universität schon manches Gute gethan hat. Den Krieg habe ich leider anspinnen müssen ich will Dir aber die Relation ersparen zumal noch nicht entschieden ist ob Schultz die Sache wird fallen lassen oder ans Ministerium bringen wird. – Die Ministerialveränderungen und Verminderungen werden euch auch wol unerwartet gekomen sein. Auf die neuen Steuergeseze, um derentwillen doch wahrscheinlich Humboldt und Beyme entlassen sind wartet man nun mit Schmerzen. Man sagt sie würden jezt aufs lebhafteste im Staatsministerium discutirt von da sie nun an den Staatsrath kommen sollen. Man spricht von einer Einkommensteuer die nun, wenigstens so wie es früher damit gehalten wurde das widrigste ist was ich mir denken kann. Dienstag 1ten Februar. Ich merkte noch zeitig genug daß Sonntag keine Reitpost zu euch geht wie ich fälschlich geglaubt hatte, und so ließ ich den Brief liegen und kann Euch nun auch noch Nachricht von Mühlenfels bringen den ich Gestern gesehen und viel herzliche Grüße von ihm. Ich habe ihn bis auf sein Auge an dem er immer noch leidet, wohl gefunden und tenax propositi ohnerachtet wie Hoffmann mir | sagte nichts weiter nöthig wäre als daß er zu Protokoll erklärte er genehmige alles was er in den Vernehmungen vor Daniels ausgesagt. Mühlenfels selbst schien auch wohl zu wissen daß keine nova gegen ihn vorgekommen. Er hat nun an den König geschrieben und ihn gebeten entweder dem Appellhofe in Kölln oder dem Revisionshofe hier die Rechtsfrage zur Entscheidung vorzulegen ob er ohne seine Pflicht gegen den Gerichtshof dem er angehöre zu verlezen sich vor der ImmediatCommission einlassen könne oder nicht, und wenn die Entscheidung bejahend ausfiele, wolle er sich sogleich stellen. Dies scheint nun ganz verständig und angemessen. Hoffmann meinte aber doch, es werde gar keinen Erfolg haben. Man hat nun angefangen ihn als einen hartnäckigen zu behandeln und ihm die Lektüre zu entziehen welches mir ganz verkehrt vorkommt. Denn man prostituirt sich mit Zwangsmitteln wenn sie nichts fruchten. Uebrigens habe ich ihn nicht einmal bewegen können etwas erquikendes zu sich zu nehmen und seiner magern Diät zu entsagen, und so scheint er sich auch auf Wasser und Brodt schon vorbereiten zu wollen. Er läßt auch alle rheinischen Freunde grüßen. – Und nun lieber Bruder weil ich gar nicht das Mühlenfelsische System habe sondern das Erquikliche recht gern zu Hülfe nehme in dieser Zeit, will ich Dich auch noch schließlich an den Weinkauf erinnern und Dich bitten bei 79 er sich] über )man*

sogleich] korr. aus ihn

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Deinem Pfarrer mir ein halb Fuder vom besten Aarbleichergewächs zu bestellen, indem noch ein Paar Freunde auch davon abhaben wollen. Es wird wol nun Zeit werden den Einkauf zu machen wenn man den günstigen Moment nicht vorbeigehen lassen will. Könntest du vielleicht auf demselben Wege auch zu einem guten weißen Bacharacher kommen so möchte ich von dem auch einen Ohm in meinen Keller ziehen, und versuche den französischen Tischwein ganz zu entbehren. Grüße alle Freunde herzlich. Windischmann sage er möchte nun doch einen Weg anzeigen so wollte ich ihm die erste Häfte seines Heftes die fertig bei mir läge schiken. Sack danke für seinen Katechismus, der mir im Ganzen recht wohlgefallen hat, und Lücke sage ich hätte ihm längst geschrieben, wenn ich nicht immer auf seinen Johannes gewartet hätte. Besonders herzlich grüße auch von uns Allen Dohnas und die ehrlichen Heidels wenn du zu ihnen kommst oder ihnen schreibst. Was machen denn die Kathenschen Jünglinge? Gott befohlen von Herzen! Meine Frau will auch noch schreiben vor Thorschluß und nimmt das Papier in Anspruch. Dein Schl. [Henriette Schleiermacher:] So manches freundliche Wort welches Du lieber bester Arndt uns zugeschrieben ist wenn von mir auch äußerlich unerwiedert doch nicht ungenoßen und unempfunden geblieben. Ich habe so meine Zeiten einer unbesiegbaren Schreibefaulheit. | Auch heute kann ich nichts als Euch beide aus Herzensgrund grüßen und Euch sagen wie sehr ich mich der guten Nachrichten von Euch freue wie klar Euer Leben wie Ihr es führt in dem reitzenden Häuschen mir vor Augen liegt, wie oft ich mich hin denke und fühle daß es wohl etwas großes ist und einem das Herz recht weit machen kann die Natur in so milder hoher Gestalt immer vor Augen zu haben, es ist ein Vorzug gegen den ich wenig zu setzen wüßte. Sage der lieben Nanny ich schriebe ihr wahrscheinlich noch ehe meine Stunde schlägt, sie kann sich mich denken in all den kleinen Zurüstungen begriffen die so wunderbar wehmüthig und freudig erwartungsvoll stimmen, mir wenigstens ist unbeschreiblich zu Muthe seit der Ernst des Lebens mich vielleicht zu sehr gefaßt hat und ich fast über mich wachen muß daß eine innerlich ablösende Stimmung nicht zu viel Gewalt in mir gewinne. Lebt wohl Ihr Lieben, nimm mit diesen höchst flüchtigen Zeilen vorlieb und gedenke meiner freundlich. Den kleinen Siegerich drüke ich in Gedanken an mein Herz. Eure Henriette. [Friedrich Schleiermacher:] Hildchen hat eine kleine Puppe, die sie nicht anders als ganz ausdrücklich Carl Siegerich nennt und sehr viel mit ihr zu schaffen hat.

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Briefe 4921 – 4922

4921. An die Theologische Fakultät. Berlin, Montag, 31. 1. 1820 Collegae coniunctissimi Anliegend communicire ich Ihnen ergebenst 1.) Die Verfügung wegen der Miethsentschädigungsrechnungen nebst den inliegenden Schematen 2) Die Eingabe des Studiosus Ristow Meines Erachtens ist ad 1 nichts zu thun als dem Herrn Secretario unter Communication der Verfügung die Umschreibung der Rechnung und die baldigste Anlage der einzelnen Quartalsrechnung pro October – December zu empfehlen ad 2 würde es wol hinreichen den Ristow mündlich zu bescheiden daß der ursprünglichen Einrichtung gemäß das beneficium für ihn cessiren mußte, und daß in dieser Hinsicht nichts besonderes für ihn geschehen könne. Zugleich schlage ich vor da die 52 r 12 g extra ordinem disponibel sind davon zunächst dem Claudius und dann dem Matern welche unter den abgegagenen die erst gemeldeten sind die monatliche rate so lange zu geben bis sie ordentlich eintreten können Schleiermacher 31/1. 20.

4921. Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 223, Bl. 56. Mit einer Verfügung des Kultusministeriums für Mietentschädigungsrechnungen und zugehörigem Schema sowie einer studentischen Eingabe in dieser Sache. – Unten auf dem Blatt haben Marheineke und Neander ihre Zustimmung notiert. – Schleiermacher hat das Schreiben laut Vermerk oben auf dem Blatt am 4. 2. 1820 „Domino Secretario zur gefälligen Berücksichtigung des von der Facultät gebilligten voti brevi manu mitgetheilt“. – Auf der Rückseite des Blattes das von Schleiermacher konzipierte Decretum zur Genehmigung durch den Regierungsbevollmächtigten, aus den noch vorhandenen und laut Verfügung des Ministerium disponiblen Überschüssen der Mietentschädigungsgelder seien die Studenten Claudius und Matern zu unterstützen.

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4922. Von Karl August Gottlieb Dreist. Bunzlau, Dienstag, 1. 2. 1820 Bunzlau, den 1 Febr. 1820.

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Mein verehrter Freund und Lehrer Theurer, lieber Schleiermacher Mein Herz hat mich oft getrieben, Ihnen zu schreiben; aber ich k o n n t e nicht. Nun aber ist der Drang, und die Freudigkeit, wenn auch mit Wehmuth untermischt da, und ich schreibe. Viele u n d a n k b a r e Schüler haben Ihnen schlecht gelohnt, lieber Schleiermacher – zu diesen gehöre ich nicht, zu diesen hat Ihr Herz mich auch nie gezählt. Viele haben sich, ich glaube nicht zu irren, wenn ich sage, im Dünkel einer angeflogenen, gezierten, modischen Frömmigkeit über Sie erhoben – auch zu diesen gehöre ich nicht. Aber in Schwindel schon dachte, und sagte ich: Ich hoffe mit Schleiermachers Lehre von Gott und göttlichen Dingen in Noth und Tod zu bestehen – und ich fiel, und unterlag – das war der B a n n , der mich so lange hinderte, das theure Herz wieder zu suchen und anzusprechen | Ich habe in Berlin, im Typhus, halb zwar im furchtbaren Kampfe der Naturkräfte, aber halb auch noch mit Bewußtseyn a u s Ve r z w e i f l u n g mir das Leben nehmen wollen, weil ich: 1) nicht wie Luther, Paul Gerhard u.a. b e t e n , in jedem Augenblick aus tiefer Noth rufen und schreien konnte – und dies darum, weil ich: 2) nicht an eine p e r s ö n l i c h e , unmittelbar hülfreiche, väterliche, mütterliche Nähe und Handreichung meines Herrn glauben gelernt; und 3) weil ich die geheimnißvolle Hülfe, die überirdische, der S a c r a m e n t e nicht hatte, und kannte. Soviel Ihnen, theurer Mann zum Aufschluß. Ein einzelnes Blatt findet sich unter meinen Papieren noch; auf demselben steht, was ich Kawerau in die Feder dictirt habe, daß er es als Wa h r h e i t verbreite aus allen Kräften, im Falle ich stürbe. – Der Inhalt ist: „Bringet Gott den Menschen doch p e r s ö n l i c h , als Person so nahe, als möglich – hütet Euch vor dem A l l g e m e i n e n in Sachen Gottes, wie vor dem Tode“ und [„]Lehret die geistigen Einwirkungen wirklicher b ö s e r, dämonischer Geister, wie die Bibel vom Teufel und den bösen Engeln spricht“ | 4922.

Überlieferung: H: BBAW, SN 276, Bl. 3–5.

Beantwortungsvermerk: „beantw.“

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Brief 4922

Genug davon, um Ihnen den Blick auf mein Innres zu öffnen, wodurch Mittheilung unter uns wieder möglich wird. Ich dachte wol eigentlich sonst immer: Was sollst, was kannst du ihm von Dir sagen? – Es kann ihm ja doch keine Freude machen. – Ich habe so aber große Gnade von Gott erfahren; denn ich l e b e noch, ich g e n e s e wunderbar schnell, und bin nicht w a h n s i n n i g . Mein theurer, lieber Schleiermacher, dem ich die erste Richtung und Wendung auf mein Heil, so weit Menschen dieselbe zu geben vermögen verdanke, der mir stets soviel Theilnahme und Liebe schenkte, preisen Sie mit mir Gott – Ach, er hat Großes an mir gethan! – Den ganzen Winter schon warfen sich Rheumatismen mir auf die Zähne und den Kopf. – Mitte Januar trat bei der Kälte die Gicht auf den Kopf zurück. Ich lag mehr als 8 Tage und Nächte s c h l a f l o s , ohne zu essen und zu trinken, in stetem Erschrecken, Gliederzucken, und starkem Kopfschmerz. Dabei eine unaufhörliche Kette von an sich wahren und guten Gedanken, aber ohne Ordnung an einander gereiht, und dabei volles Bewußtseyn. Der Arzt that seine Schuldigkeit, folgte mir aber auch in dem, | was ich durchaus forderte. Dies war, [1)] daß mir der Kopf geschoren und eine Kappe von spanischen Fliegen darauf gelegt würde 2) ein starkes Brechmittel, 3) eben solche Schweißmittel und Blutigel am Kopfe. Hiedurch ward das Uebel vom Kopfe abgeleitet, und es folgte nun eine Hämorrhoidalcolik. Viel Klystiere trieben, vielleicht schon alte, Infarcten weg u.s.w. u.s.w. – In den Nächten konnte ich vor Angst kaum mehr ausdauern. In der höchsten Noth ließ ich von Henning mir das heilige Abendmahl reichen, was aber noch heute meines Wissens hier niemand weiß; das hat nach meiner vollsten Ueberzeugung von innen den äußern Menschen gerettet. – Nun, lieber Schleiermacher, Gott hat mir soviel geschenkt, daß ich auch allen Menschen was schenken muß, da habe ich für Sie Ihr eignes Wort vor den Monologen auszuführen: Nichts Besseres vermag der Mensch dem Menschen darzubieten, als daß er ihm sein Inneres aufschließe. Ich schicke Ihnen das von Henning und mir redigirte Christliche Wochenblatt – Auf dem beiliegenden Zettel ist bemerkt, was von Ihrem Freund und Bruder Albertini herrührt. Was mir gehöre, mögen Sie selber erkennen. Viel habe ich nicht hinein geschrieben; aber was ich aufgenommen habe, hätte ich meist aus meiner Seele auch schreiben können. | Die folgenden Sachen, im Christlichen Wochenblatte sind von dem Bischoff Baptist von Albertini, jezt Prediger in Gnadenfrey

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Lieder der Gemeine zu Gnadenberg Zwei Lieder Zwei Gedichte Predigt am Himmelfahrts-Tage Predigt am 20t. nach Trinitatis Weihnachtslieder Neujahrslieder Predigt am Sonntag Quasimodogeniti Pfingstlieder Predigt über Matthäi 11. Predigt über Johannis 1,35 Predigt am Bibelfeste Predigt über Matthäi 8. Predigt über 2 Korinther 12. Wallfahrtslieder Predigt über 1 Mos. 32. Predigt am 2t. Advent Predigt über Römer 8. Predigt über Joh. 2. Predigt über Ephes. 5 Anbetung ihm pp. Die Feuertaufe Der Pilger und der Adler Die Wandelung Das Wort Wie dank ich dir pp Weihnachtslieder Dem alten und dem neuen Jahre

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Jahrgang Quartal oder Stück 1816. I.

Seite

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ebenso dito dito dito dito 1817. dito

– II – IV. dito I II

79. 109. 173. 347. 418. 1. 145

dito dito dito dito 1818. dito dito dito dito 1819. dito dito dito dito 1819. dito dito dito dito dito

dito III IV. dito I II III dito IV II dito III IV dito IV dito dito dito dito dito

169. 257. 319. 337. 9. 105. 241. 249. 385. 121. 172. 225. 313. 321.| 329. 337. 345. 353. 401. 409.

Die Einrichtung der Redaction des Wochenblattes war bisher folgende: das 1te und 3te Stück redigirte Henning, das 2 und 4te jedes Jahrganges ich Dst.

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Briefe 4922 – 4923

Die Gnade Gottes wird mir nur wahrscheinlich, da ich so große Nähe im Gemüthe habe, ein recht in Liebe thätiges Leben für meine Brüder gewähren. Da ich weiß, daß Sie rüstige Thätigkeit lieben: so muß es Sie freuen zu lesen, daß ich in den 5 Jahren in Bunzlau vielleicht mehr geschafft und gearbeitet habe, als im übrigen Leben zusammen. Würdigen Sie mich einer Antwort, theurer Schleiermacher, so wirds mich freuen. Hier in Bunzlau erfährt kein Mensch etwas von diesem Briefe. Wollen Sie ihn aber Ihrer lieben Gattin, dem lieben Pischon, und der lieben Auguste Grell, der ich bald schreiben werde, mittheilen, so dürfen Sie es gerne. Gott mit Euch, meine Theuren, und mit mir. Noch Eins lieber Schleiermacher, „das Wort von Ammon: daß in manchem Satze der Schleiermacherschen Streitschriften ein Centner von Superioritätsgefühl über den Gegner (Hochmuth) liege[“] – d a s Wort habe i c h nicht b e i S e i t e s c h a f f e n k ö n n e n . Nun habe ich A l l e s gesagt – Gelobt sei Jesus Christus Amen. Dst

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4923. An Christian August Brandis. Berlin, wohl Anfang Februar 1820 Es thut mir sehr leid mein geehrtester Freund daß ich Ihnen noch keinen vollständigen Bericht abstatten kann was in unsern Aristotelischen Angelegenheiten beschlossen worden. Allein ich will doch nicht länger anstehen ein Zeichen des Lebens von mir zu geben und Ihnen für Ihren reichhaltigen Brief herzlichst zu danken. Daß Sie Sich so in die Commentatoren vertieft vermehrt freilich Ihre Arbeiten ungemein, daß auch der Aristotelische Text nur auf diesem Wege rein kann aufgearbeitet werden, und daß nur durch 109–111 Die … gewähren.] am linken Rand von Bl. 3v 112–114 Da … zusammen.] am linken Rand von Bl. 4 115–119 Würdigen … gerne.] am linken Rand von Bl. 4v 120– 125 Gott … Dst] am linken Rand von Bl. 3 4923. Überlieferung: H: BBAW, SN 742, Bl. 3 f.; D: Br 4, S. 262 f. (Auszüge) Zur Datierung: Der Brief ist kurz vor Nathanels Geburt geschrieben. Mit einem Druck der Akademieabhandlung über die griechischen Scholien zur Nikomachischen Ethik und die von de Wette selbst herausgegebenen Aktenstücke zu seinem Fall („Aktensammlung über die Entlassung des Prof. D de Wette vom Theologischen Lehramt zu Berlin“, Leipzig 1820). – Der Briefausgang des Tageskalenders (Februar 1820) vermerkt: „Brandis vorläufige Antwort auf No 1 mit der Aristotelischen Abhandlung. Ist vergessen einzutragen“. No 1 ist Brandis’ Brief 4915 (21. 1. 1820).

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Eine solche möglichst in einem Zuge gemachte Arbeit eine gründliche Kenntniß dieses ganzen Litteraturzweiges und eine solche Charakteristik der Hauptpersonen kann ans Licht gefördert werden, durch welche zugleich die Sichtung des Aechten vom Unächten auf eine gründliche Weise kann befördert werden. Ich wünsche uns daher Glück zu dem heroischen Entschluß den Sie gefaßt haben noch ein Jahr dabei auszuhalten, und zweifle nicht daß die Akademie sich eben so darüber freuen, und dem Ministerio die dazu nöthigen Bewilligungen abfordern werde. Ich hoffe Ihnen in 14 Tagen bis 3 Wochen das bestimte darüber melden zu können. Ihr lezter Brief ist so schnell gegangen daß es beinahe ein Unfall zu nennen ist denn er kam leider ganz kurz nach der lezten philologischen Klassensizung an und ich muß also die nächste in 14 Tagen abwarten denn durch schriftliche Umläufe gewinnt man auch nichts. Ihre Wünsche die Bibliothek betreffend will ich noch heute an Wilken bringen und zweifle nicht an ihrer Gewährung wenn es nur zu erlangen sein wird daß man die Sachen mit dem Courier schicken kann welches hier schwieriger gemacht wird als billig. Daß ich diesen Sommer sollte an etwas Aristotelisches kommen können ist mir im höchsten Grade unwahrscheinlich. | Sollte es möglich sein so möchte ich am liebsten einmal wieder die Bücher περι ψυχης vornehmen, und wenn es Ihnen auf dem Wege liegt und nicht zuviel Zeit kostet so würde mich eine Probe von Ihrem Material und Ihrer Recension gewiß lüstern machen recht mit Ihnen und Bekker anzufassen. Auf jeden Fall wäre mir ein Vorschmak von Ihren Schäzen sehr erfreulich – Daß Sie überhaupt Ihren Materialen einen vorläufigen Recensionsentwurf beilegen ist wol etwas wozu Sie nicht erst eine Erlaubniß bedürfen, und was der philologischen Klasse sehr wünschenswerth sein muß. Denn was die definitive Textesconstitution betrifft so ist meine Ansicht daß man erst muß übersehn können ob und in wie fern nach dem was sich über die Geschichte des Textes durchblicken läßt und nach dem Charakter der vorzüglichsten Handschriften allgemeine Principien festgestellt werden können oder man jedes Buch seinen eignen Gang muß gehen lassen. Eben so möchte ich nicht wagen eine Meinung darüber abzugeben, wie weit wir uns in den Abdrukk der Comentatoren versteigen dürfen oder müssen, und wie derselbe in Beziehung auf das ganze Werk möchte am zweckmäßigsten einzurichten sein, bis wir erst alles beisammen haben und zählen und wägen können. Daß Sie Sich indices anlegen ist nun gar außerordentlich vortreflich aber es erscheint mir als eine ungeheuere Arbeit. Daß der Ausgabe selbst Indices nicht fehlen dürfen ist wohl ausgemacht; aber wie sie am zwekmäßigsten einzurichten seien, das erscheint mir auch noch als eine schwierige 35 und … fern] mit Einfügungszeichen über der Zeile 40 wie] korr. aus ob

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Briefe 4923 – 4926

Untersuchung. Doch ich will mich hüten mehr dergleichen zu sagen Bekker lacht mich imer aus wenn ich davon rede, daß von vielem noch gar nicht abzusehn sei wie es müsse gemacht werden. Daß Sie Unannehmlichkeit mit einer Quittung haben würden ahnete mir aus einem Ausdruk in einem der lezten Briefe, allein ich konnte keine abhülfliche Maaße treffen. Das Ministerium hatte uns auf Einmal für Sie Beide bis Ende Merz das Nöthige angewiesen, und die neuen Anträge werden erst in der nächsten Woche gemacht. Diese wollen wir nun bis Ende September stellen, und hoffen ja daß das Ministerium gegen den Zuschuß dessen Sie gewiß höchst nöthig bedürfen nichts werde einzuwenden haben. Wegen Ihres gemeinschaftlichen Briefes an den Minister hat sich Bekker so zweifelhaft ausgedrükt, daß ich Ihre Meinung nicht sicher abPnehmenS konnte und also nach meiner eignen handeln mußte. Daher habe ich ihn denn nicht nur abgegeben sondern auch, da es meine Ueberzeugung ist daß man über | dergleichen gegenwärtig bei uns nicht Lärm genug machen könne die Sache bei der Akademie zur Sprache gebracht die auch an den Minister geschrieben. Dieser hat Gestern geantwortet er habe schon auf Ihren Brief die dringendsten Anträge wegen Ihrer öffentlichen Rechtfertigung an den Herrn Staatskanzler gemacht und habe ihm nun auch den Bericht der Akademie noch nachgeschickt. Ich trug in der Akademie noch besonders darauf an man solle darauf dringen daß dem Granow unserm Commisarius in Mainz ein tüchtiger Verweis gegeben würde daß er Ihren Namen auf der Pfisterschen Liste hatte passiren lassen, allein das fand man nicht angemessen. Da Sie es verlangen so sende ich Ihnen meinen kleinen Aufsaz über die Scholien; allein Sie werden nichts daraus lernen es ist ein oberflächlich Ding womit ich nur die Absicht haben konnte das Interesse für den Gegenstand anzuregen da ich weder Zeit noch Hülfsmittel hatte um tiefer hineinzugehn. Ohne Ihren Beitrag würde ich gar nicht in den Abdruk gewilligt haben. Damit nun die Sendung doch etwas Gehalt habe so lege ich die De Wetteschen Aktenstüke bei, die Sie doch interessiren werden. Die Vorstellung der Universität an den König mitzutheilen hat das Ministerium nicht erlaubt – Man spricht jezt stark davon daß De Wette’s Stelle durch einen sächsischen Superintendenten besezt werden soll der sich meines Wissens nur durch einige litterarische Kleinigkeiten bekannt gemacht hat. Nun, ich darf am wenigsten dagegen sagen wenn man einen Prediger zum Professor macht, der noch wenig specimina von sich gegeben hat. Ich bedaure nur den armen Mann, denn ich weiß wie mir in meiner Haut zu Muthe ist. —— 52 hatte] korr. aus hat 57 hat] korr. aus haben 60 abgegeben] korr. aus abgeben

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Unsere Freundin Herz leidet seit einiger Zeit wieder sehr an allerlei Schmerzen, so daß sie länger nicht bei uns gewesen ist. Die aus Italien zurückgekommnen Deutschen sehe ich auch sehr wenig. Gott befohlen, ich lasse bald wieder von mir hören. Grüßen Sie indeß Bekker herzlich. Meine Frau grüßt und wankt wahrscheinlich nur noch wenige Tage herum Von Herzen der Ihrige Schleiermacher Es schien mir Anfangs aus Ihrem Briefe als wollten Sie gleich in Paris bleiben und gar nicht mit nach England gehn; und ich freute mich sehr als ich hernach das Gegentheil entnahm.

*4924. Von Klamroth. Greifswald, vor dem 7. 2. 1820 Mit Zeugnissen wegen Mietentschädigung.

*4925. Von Georg Friedrich Koch. Stettin, vor dem 7. 2. 1820 Mit Zeugnissen wegen Mietentschädigung.

*4926. Von Carl (Charles) Schleiermacher. Schmiedeberg, vor dem 7. 2. 1820 *4924. Der Briefeingang des Tageskalenders (Februar 1820) vermerkt: „Klamroth aus Greifswalde mit Zeugnissen wegen Miethsentschädigung“. Die Datierung ergibt sich daraus, dass Schleiermacher diesen Brief am 7. 2. 1820 durch Brief *4927 beantwortet hat. *4925. Der Briefeingang des Tageskalenders (Februar 1820) vermerkt: „Kroch in Stettin Einlage in dem vorigen [d.h. Brief *4924 von Klamroth, vor dem 7. 2. 1820] in derselben Sache“. *4926. Der Briefeingang des Tageskalenders (Februar 1820) vermerkt: „Carl aus Schmiedeberg mit Einlage an seinem Sohn, welche gleich abgeschikt ist“. Die Datierung ergibt sich daraus, dass der Brief im Briefeingang des Februars 1820 die Nummer 2 hat und vor Brief *4924 von Klamroth (Nr. 3) steht, den Schleiermacher am 7. 2. 1820 beantwortet hat.

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Briefe 4927 – 4931

*4927. An Klamroth. Berlin, Montag, 7. 2. 1820 Antwort auf Brief *4924 (vor dem 7. 2. 1820).

*4928. Von Luise von Willich. Vor dem 9. 2. 1820 Meldet ihre Ankunft in Berlin.

4929. Von Ludwig Gottfried Blanc. Halle, Mittwoch, 9. 2. 1820 Halle den 9ten Feb. 20. Eine traurige Nachricht und ein ebenso trauriger Auftrag an Sie, liebster Schleiermacher nöthigt mich diese Zeilen in Eil auf die Post zu schicken: Die armen Raumers haben ihr jüngstes Kind, den kleinen Engel, den Otto verlohren, heut um 2 Uhr nachmittags ist es nach langem herzzerreißenden Kampfe endlich sanft entschlafen. Alle 3 hatten das Scharlachfieber, Rudolph zuerst und ist nach wenigen Tagen außer Gefahr gewesen. Otto bekam es bald nachher und heftiger, dazu gesellte sich seit vorgestern die fürchterliche Bräune, an welcher alle menschlichen Mittel scheitern. Ich sah ihn heut früh im schrecklichen Todeskampfe und so war es seit 12 Stunden gewesen. Nun ist seit gestern auch Dorothea vom nemlichen Uebel befallen und auch ihr Zustand scheint bedenklich, weil das Uebel sich zuerst durch Halsweh geäußert. Die armen Freunde haben schreklich gelitten aber mit wahrhaft *4927. Der Briefausgang des Tageskalenders (Februar 1820) vermerkt zum 7. 2.: „Klamroth Antwort mit Bestellung an Antwortsstatt an Koch“. *4928. Der Briefeingang des Tageskalenders (Februar 1820) vermerkt zum 9. 2.: „Luise Willich meldet ihre Ankunft“. 4929. Überlieferung: H: BBAW, SN 253, Bl. 113. Der Briefeingang des Tageskalenders (Februar 1820) vermerkt zum 13. 2.: „Blanc Anzeige von dem Todesfall in Raumers Familie mit Auftrag“.

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bewunderungswürdigem Muthe; die Gefahr der beyden andern Kinder, oder doch wenigstens der Tochter läßt sie noch nicht erliegen. Auch der treue Arzt unser Freund Gulike ist tief erschüttert. Mich hat es ergriffen als wäre es mein eignes Kind. Die armen Raumers bitten Sie nur der Großmutter diese traurige Nachricht zu bringen. Gott gebe uns allen Trost und Kraft. Blanc

*4930. An Gustav Anton von Mühlenfels. Berlin, Donnerstag, 10. 2. bis Montag, 14. 2. 1820 Über Ludwig von Mühlenfels; Anzeige von Henriette Schleiermachers Entbindung.

4931. An Anne (Nanny) und Ernst Moritz Arndt. Berlin, Sonnabend, 12. 2. 1820 An / Frau Arndt / geb. Schleiermacher / in / Bonn [Umschlag] Berlin d. 12t. Februar. 20

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Früher als ich dachte erscheine ich wieder um Euch lieben Geschwister in der Geschwindigkeit zu sagen, daß Jette heute bald nach eilf Uhr sehr glüklich einen Knaben geboren hat. Mich hat die Sache entsezlich überrascht weil eigentlich der früheste Termin den sie sich ausgerechnet hatte der 20te war, sie aber schien schon seit einigen Tagen auf ein früheres Stündlein gefaßt vorzüglich wol weil die Fischer ihr, jedoch ohne magnetischen Zustand gesagt hat, sie habe ein bestimmtes Gefühl daß ihr Kind den 13ten fix und fertig sei. Gestern Abend nun bekam sie schon einige Ahndungen und machte alles fertig ich aber ganz ruhig in die Griechheit und konnte mich gar nicht vernehmen als heute früh um halb fünf Uhr *4930. Der Briefausgang des Tageskalenders (Februar 1820) vermerkt zum 14. 2.: „wegen seines Sohnes und Anzeige von Jettens Entbindung“. Vgl. auch Brief 4939 (18. 2. 1820). 4931. Überlieferung: H: Bonn, Stadtarchiv und Stadthistorische Bibliothek, III, 11/7. Der Briefausgang des Tageskalenders (Februar 1820) vermerkt zum 12. 2.: „Arndt Anzeige von Jettens Entbindung“. Die Einlage von Charlotte (Lotte) Schleiermacher hat Schleiermacher vergessen mitzuschicken, vgl. Brief 4943, Z. 21 f.

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Briefe 4931 – 4932

nach der Hebamme geschikt ward. Mine Reimer kam dann auch schon gegen 7 Uhr aber es leierte sich sehr langsam hin. Ich ging ab und zu, und die Abrede war daß ich gerufen werden sollte wenn es ernsthaft würde. Aber sie habens nicht gethan; sondern die Voss war eben bei mir um zu hören wie die Sache stände da kam Mine herein gesprungen und sagt „er ist da der kleine Junge.[“] – Frau Thümen hat ihre Sache vortreflich gemacht, Jette hat sich im Bett entbinden lassen, und das scheint ihr weit leichter geworden zu sein. Es ist zwar heute noch nicht der 13te sondern erst der 12te der kleine Junge scheint aber doch fix und fertig zu sein. Er ist zwar nicht außerordentlich groß aber wohl bei Leibe hat eine sehr breite Brust, breite Patschen und überhaupt die Gertrudsform jedoch alle die Leute be|haupten mit der Schleiermacherschen Nase. Seine Stimme hat er schon sehr bewährt, und auch schon tapfer gesogen sowol als auch die entgegengesezten Lebensverrichtungen ausgeübt. Jette läßt Dir Nanna sagen, sie sei ganz fertig gewesen und a l l e B r i e f e hätte sie noch schreiben wollen und a n d e r t h a l b D u z e n d Hemden zuschneiden. Glaube aber deshalb nicht, daß der Junge nakend liegt; er ist gleich sehr artig gebadet worden. Jette scheint mir weniger angegriffen als je, und so kann ich ja hoffen, daß alles gut gehen wird, werde aber auf jeden Fall über acht Tage ein Paar Zeilen berichten. Sagt doch allen Freunden die fröhliche Kunde. – Auf den Freitag erwarten wir Luise und Malchen Willich auf acht Tage Wüßte ich nun nebenbei noch sonst etwas erfreuliches aus der Welt zu schreiben so sollte das nicht gespart werden, allein es will nichts dergleichen passiren. – Alte Lotte ist zum Glück heute besser auf den Beinen als gewöhnlich, und hat mir inliegendes Blatt gegeben – Hildegard hat schon seit einigen Tagen vom Brüderchen immer gesprochen, so daß mir ganz bange war, wie man sie zurecht bringen sollte, wenn es nun ein Schwesterchen würde; sie erzählte die merkwürdigsten Dinge von ihm Gott befohlen ihr Lieben. Diese Freuden sind doch die besten die man in der Welt hat; und ich freue mich wenn alle Menschen, auch die mich für ihren gefährlichsten Feind halten, sie ebenso innig genießen als ich. Euer treuer Bruder Fr Schleier Gertruds Geburtstag ist auch heut, und wir haben also so Gott will künftig Zwei an einem Tage

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47 f Gertruds … Tage] am linken Rand der ersten Seite

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4932. Von Ernst Moritz Arndt (auch an Henriette Schleiermacher). Bonn, Sonnabend, 12. 2. 1820 Bonn den 12n Febr. 20.

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Dein letztes Geehrtes habe wohl empfangen und will dem Inhalt Wort für Wort mit Antwort dienen. Wie jener gedruckte Schlagfluß ist auch die donnernde und krachende Gefahr des hochgeschwollenen und Eisschollen treibenden Vaters Rhein gottlob unschädlich an uns hingegangen und immer noch 40 Fuß unter uns geblieben. Indeßen wollen wir, wenn und solange Gott uns auf dieser wirklich reitzenden Landecke bauen und wohnen läßt, alljährlich anpflanzen und mit Stecken und lebendigen Zäunen – welches die beste aller Einhägungen und Schirmungen ist, gegen streben; womit von mir schon ein Anfang gemacht worden und woran mein geschickter Colonus Mathes Hensler aus Keßenich και οἱ ἀμφὶ αὐτον bald ein Weiteres in den nächsten Wochen erschaffen soll. Von unsern Sachen hier zu schreiben wüßte ich in der That nicht viel, zumal da ihr an der großen Quelle sitzet und aus dieser großen Quelle alles brühwarm oder eiskalt schöpfet. Ganz anders ist das, was einem aus der Hauptstadt gemeldet wird, wo man mit der großen Glocke läutet: das sind für uns Kleinstädter, zumal für die bönnischen wahre Leckerbißlein – Schlegels habe ich dieser Tage nicht habhaft oder vielmehr faßhaft werden können, und nun ist er, wie ich höre auf einige Tage nach Köln verreist. Es scheint noch ungewiß, ob wir ihn verlieren; es wäre auch um unsere Armuth schade. Was man bis jetzt von Rehfues hört, macht ihm im Ganzen Ehre, und er scheint das allerdings schwere und kitzliche | Geschäft mit Klugheit und Mäßigung führen zu wollen. Freilich ist es schwer, in diesen Zeiten diese Linie halten zu können, und wer es kann, erit mihi magnus Apollo. – An Lücke und Sack hab’ ich bestellt. Ersterer sagte heute, als er an dem schönen sonnigen Nachmittage uns auf unserm Bauerngütchen vor dem Thore mit seiner schon etwas schweren Frau besuch4932. Überlieferung: H: BBAW, SN 239, Bl. 66 f.; D: Arndt: Briefe 2, S. 65–68. Der Briefeingang des Tageskalenders (Februar 1820) vermerkt zum 21. 2.: „12 [Februar] Arndt Antwort auf No 1. [Brief 4920, 30. 1.–1. 2. 1820] mit Einlage von Nanna an Jette u.a.“ – Mit Einlagen (vgl. Brief 4985, Z. 4–13 vom 31. 3. 1820): einem Brief an Luise von Willich, einem Brief von Anne (Nanny) Arndt an Henriette Schleiermacher mit „inliegenden Mustern und Aufträgen über Zeug“ und Brief von Windischmann an Schleiermacher (Brief 4933 vom 12. 2. 1820). – Beantwortungsvermerk: „beantw.“ 18 für] wir

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Brief 4932

te, ich mögte dir melden, Johannes der Täufer werde vielleicht früher ankommen als Johannes der Evangelist. – An Windischmann hab’ ich ausgerichtet; er hat einen Brief gelobt auf morgen früh: kömmt er, so erhältst du ihn mit diesem hier. – Den Mann Heidel in Köln – den ehrlichen und geschickten – und die Seinigen werd ich morgen sehen; denn ich muß auf ein paar Tage zur heiligen Stadt einige Geschäfte abzumachen, wozu die zweitägigen Faschingsferien, die alle Welt und unser Bruder Studio sich hier nimmt, mir die Zeit geben. Da soll er dann eure lieben Grüße warm erhalten. Um Mühlenfels sollte es mir leid thun, wenn er an seiner Gesundheit litte. Bei seinen trefflichen Anlagen und treuen Karakter könnte sich die brausende Jugend einmal noch zu einem festen und klaren Mann durchgähren wenn der zu feurige junge Most jetzt sein Gefäß nicht sprengt. – Reimers grüße herzlichst und sage ihm, er möge seinem jungen Freunde sagen, ich wiße hier durchaus keine paßliche Hauslehrerstelle für ihn doch habe ich einigen Freunden dafür Auftrag gegeben, und sollte sich etwas Aussichtliches und Annehmliches zeigen, so werde ich es flugs melden. Und nun wegen der großen Weingeschäfte das ist hier so leicht nicht zu machen, weil Bonn keine Stapelstadt ist und man alles einzeln kommen laßen und sogleich die Landfracht hieher die Octroi für den Eingang in die | Stadt, die Einschlagung in ein doppeltes Faß – wegen des weiten Landtransportes – und dergleichen die Kosten mitschwellt. Ich habe es gestern mit Weerth besprochen, wie es wohl zu machen. Halb und halb hab’ ich guten Ahrwein auf dem Kiker, der hier schon im Keller liegt bei einem Mann, der selbst bedeutende Weinberge an der Ahr hat; wollen sehen, ob sich da ein Handel treffen läßt, und ihn dann bis Frankfurt schiffen und von da zu Lande gehen laßen. Der Wein ist aber eben nicht wohlfeil, weil er so gut und sehr gesucht ist: 28–30 Kronthaler die Ohm. Ich hoffe dir also viertehalb bis vier Ohm schicken zu können und werde dir seiner Zeit das Weitere melden. Den weißen Wein wirst du aber durch Frankfurter Freunde gewiß sicherer und wohlfeiler ziehen als durch mich, der ich nicht selbst zur Stelle kommen und mich überzeugen kann, ob die Waare auch koscher ist. Schreibe mir doch mal, was Rühs macht und ob er noch lebt und wo? Von uns sollst du wißen und glauben, daß wir alle vier frisch und gesund sind und jetzt, wo der Lenz anfängt uns mit rosigen Morgen und Abendfittichen zu umfangen, unsre kleine Wohnung und die himmlische Lage mit Dankbarkeit gegen Gott genießen. Trocken und rein an den Wänden ist übrigens alles und an keiner Tapete ein Nebelfleck: das war der vorige glückliche Sommer. Auch von dem andern neuen Gewächs des

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verfloßenen Sommers, deinem Neffen und Gevatter Siegerich sollst du wißen, daß er sich von Woche zu Woche stattlicher fröhlicher und freundlicher entwickelt, so daß, wie die Schweden sagen, er Schein giebt, daß einst Volk aus ihm werden kann. Dein EMA. |

Liebes Jettchen. W i g g o Wigerich B a l d e r i c h Roderich S i e g b o l d Siggo, H e l m f r i e d H i l d e b o l d H i l d e r i c h Wunnibald – H i l d e g u n d e Hildburg Dietlinde G o d e l i n d e Etelinde G e r l i n d e H i l d e t r u d e R i c h i l d e I r m friede Siehe, liebes Kind, so spielt der holde Namenwahn um mich, wie weiland in den schönen nun vergangenen Tagen, die du wohl weißt, wo wir auf und um den Sofa und Thetisch von Zukünften und Namen fabelten und träumten. Nun winkt es wieder dahin, und natürlich muß ich auf einen Buben die Deutung stellen. Da wäre nun der Helmfried nicht übel, dem Ehrnfried gegenüber. Willst du solche Parallelen nicht, so wähle den klangreichen und kriegerischen Wiggo oder den H i l d e b o l d (auch bald; wenn du das lieber hörst) der neben H i l d c h e n herläuft oder den H i l d e r i c h , der dem H u l d r i c h , dem vielbezankten oder umzankten auf halbem Wege entgegenkömmt – Will aber der liebe Gott nur kleine Dirnen aus euch erschaffen, so wären H i l d e g u n d e (und wie niedlich ruft sich Gundchen und Lindchen) und G e r l i n d e wie paßende Läufer neben Gertrud und Hildegard. Ich habe aber noch mehrere feine Namen zur Wahl beigefügt. Deinem Mann aber kannst du sagen, daß er sie ohne Gefahr, seine Kappe zu mißen, bei der Taufe aufrufen kann, denn sie sind alle aus Urkunden teutscher Geschichten genommen – Dies zur Einleitung. Gott aber beglücke und segne deine Ausführung und Vollendung. Ich aber wünsche euch einen kleinen Buben. Gottlob, daß euer niedliches Hildchen wieder auf die Beine kommt. Grüße Patelinchen von dem alten Ohm. Auch grüße mir alle die lieben Drachen und erinnere sie des kleinen Weinguts einiger Trauben und ihrer Zimmer. Alte gute Lotte vor allen soll recht viele Grüße haben. Ist Luise Willich noch in Berlin, so gieb ihr die Einlage, sonst schaffe sie gelegentlich zu dem lieben Lande Rügen. Gott mit euch allen! Behaltet uns lieb. Dein EMArndt. 93 mißen,] D liest reißen

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Brief 4933

4933. Von Karl Joseph Hieronymus Windischmann. Bonn, Sonnabend, 12. 2. 1820 Bonn 12 Febr 1820

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Verehrter Freund! Ihr freundliches Schreiben hat mir bewiesen, daß Sie gerne unter uns verweilten, so wie ich dann überhaupt mit einer rechten Gewißheit weiß, daß wir uns lieb gewonnen haben und mehr und mehr erkennen werden, die wenigen Gespräche, welche wir ganz ungestört miteinander geführt waren allerdings nicht hinreichend uns über unsre philosophischen Ansichten und religiösen Überzeugungen vollkommen zu verständigen, aber ich denke doch, wir haben uns in die Seelen gesehen und es wird uns nicht leicht etwas begegnen, was uns aneinander befremdet. Auch gehören wir so ziemlich beide unter die wunderlichen zwar, aber doch sonst ganz löblichen Leute, welche Jahre lang gegeneinander schweigen können und dann doch nicht unbekannter miteinander geworden und den Faden der Verbindung verloren haben. Darauf habe ich auch bei dieser verzögerten Antwort gerechnet, aber nicht minder den innigsten | Antheil genommen an Ihrem und Ihrer lieben, verehrungswürdigen Frau und Ihrer guten Kinder Wohlergehen, insbesondre an unsrer lieben Hildegard. Was ich Ihnen schon mündlich andeutete, daß dieses liebe zarte Pflänzchen, wenn sie in ihrer Gesundheit gründlicher gedeihen solte, vorerst noch mehrere Krisen machen, mithin auch noch tiefer leiden müßte, ist also eingetroffen. Dies war, wie Sie wissen, vorzüglich der Grund, warum ich nicht entscheidender eingreifen mogte, da doch vor allem zu wünschen war, daß sie glüklich nach Hauße gebracht würde. Gott gebe, daß sich nun ihre Gesundheit befestigt, wozu ein v e g e t a t i v e s Leben und insbesondre auch der Gebrauch von lauen Bädern mit einigen, wenn möglich frischen aromatischen Kräutern und Blumen in den schönen Monaten wohlthätig mitwirken wird. Innerlich würde ich feine Nahrung vorzüglich aus Reis, Gerste, Habergraupen, Sago pp – etwas gebratenes Fleisch und Fleischbrühe bestehen lassen, dabei Eichelkaffee, abwechselnd mit Gerstenkaffee. Am Genuß | frischer heiterer Luft lassen Sie es nicht fehlen, nie aber gehe ihre Bewegung bis zur Ermüdung, nie 4933. Überlieferung: H: BBAW, SN 430, Bl. 3 f. Der Briefeingang des Tageskalenders (Februar 1820) vermerkt zum 21. 2.: „12 [Februar] Windischmann an mich. Wegen Hildchen und Antwort wegen des Hefts“. Der Brief wurde in Arndts Brief vom selben Tag verschickt, vgl. Brief 4985, Z. 4–13 (31. 3. 1820). – Beantwortungsvermerk: „beantwortet“, gemeint ist Brief *5087.

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bleibe sie über 9 Uhr des Abends auf und schlafe wenigstens 9–10 Stunden, auch wo möglich noch unter Tags. Dabei soll es die liebe, gute Mutter, die ich wegen ihrer Mütterlichkeit innig verehre, nie fehlen lassen an jenem wohlthätigen Hegen und Pflegen, welches die reinste magnetische Wirkung hat und alles übertrifft, was man so gewönlichen Magnetismus heißt, und dies wird und kann sie ja nicht fehlen lassen. – Was übrigens die unruhigen Nächte betrifft, so werden diese sich hoffentlich mit dem Frühling, wo die Natur das Aufwachende wieder mit sanft betäubender Gewalt in den Schlaf hineinziehen mögte, allmälich verlieren und der Sommer wird unsrer kleinen Freundin, so Gott will, weiter helfen. Ein besondrer Grund, warum ich so spät erwiedre, liegt noch darin, daß ich gerne vorerst Ihre Abhandlung über die Erwählungslehre ganz beendigt hätte, wozu mich aber ein Drang von Arbeit und die noch nicht ganz gehobene | (wiewohl gebesserte) Augenschwäche nicht hat kommen lassen. Und so etwas mag ich nicht so gerne vorgelesen haben, weil es die Innigkeit der Theilnahme stört. Ich sehe indeß schon einigermaßen, wo sie hinaus wollen und wenn wir auch hierüber schwerlich uns vereinigen, so erkenne ich doch, daß Sie Calvin so ziemlich vollendet haben und die Sache bis zum Gipfel der Entscheidung gebracht. Wir Katholischen können hiebei ganz ruhige Zuschauer seyn, denn wir sind der Überzeugung, daß es der nicht ganz verstandene Augustinus sey, der in diesen Streit hineingeführt hat und daß es eben der vollkommen verstandene Augustinus seyn dürfte, der ihn mit Gottes Gnade beendigt. Für Ihre gütige Besorgung des versprochnen Heftes bin ich sehr dankbar und freue mich, mich an Ihrer Hand in den griechischen Schulen umzusehen. Schicken Sie nur baldigst was Sie schon haben, auf dem P o s t w a g e n und sagen Sie mir doch zulezt auch, was die Kosten der Abschrift betragen. Meine Frau dankt schönstens für das reale und ideale Andenken und bleibt der frommen Verabredung mit Ihnen treu. Nicht minder die Tante. Alle die Meinigen grüßen. Lassen Sie und Ihre liebe Frau uns bestens Ihnen empfolen seyn und küssen für uns Ihre Kinderchen. Von Herzen der Ihrige Windischmann

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Briefe 4934 – 4936

4934. An Charlotte von Kathen. Berlin, Montag, 14. 2. 1820 An / Frau Charlotte v Kathen / geb. v Mühlenfels / Hochwohlgebohren / zu Götemiz / auf der Insel Rügel [Bl. 79v] Berlin d. 14t. Febr. 20.

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Liebste Lotte es scheint mir unendlich lange daß ich nicht unmittelbar zu dir geredet habe; nun ist es aber dafür auch ein recht freudiges Wort. Jette hat Vorgestern Sonnabend Mittag zwischen Eilf und Zwölf sehr leicht und glüklich einen Knaben geboren. Sie war diesmal mehr als sonst unsicher in ihrer Rechnung, woran wol die Reise mit Schuld sein mag; kurz es hatte sich die Meinung festgesezt vor dem 20ten wäre nichts zu erwarten. Zum Glück sagte ihr vor etwa acht Tagen die Fischer – wiewol nicht in irgend einem magnetischen Zustande – sie hätte ein bestimmtes Gefühl daß den 13ten das Kind völlig reif wäre und sie glaubte auch nicht daß sie es länger tragen würde. So beeilte denn Jette zum Glück ihre Anstalten und legte sich am Freitag Abend schon einige Ahndungen habend – von denen ich nichts wußte weil ich den Abend aus war – in der Wochenstube nieder, hatte die Nacht schon hinter meinem Rücken leise Wehen, und ich war im höchsten Grade überrascht als Morgens gegen 5 Uhr nach der Hebamme geschickt ward. Und so ging es denn ganz langsam und leicht vorwärts. Ich war ganz ruhig in meiner Stube weil ich nach öfterem Hin und hergehn glauben mußte es werde sich noch ein Paar Stunden hinziehn, als plözlich | die Reimer hereingesprungen kommt „er ist da der kleine Junge.“ So hörte ich denn noch eine kleine Weile das verdeckte Geschrei bis er völlig ans Licht kam und mir im Bade aussah wie ein kleiner preußischer Officier, mit einer so breiten und hohen Brust daß er gar keine Watte brauchte und schmaler Taille die ihm das Schnüren ersparen würde, leidlich breite Oswaldshände, wie Arndt sagt und ein Gesicht wie Gertrud. Bald nach Tisch sog er schon, in welcher Kunst er sich seitdem sehr vervollkomnet hat, und sie mit Leidenschaft ausübt. Die erste Nacht war vortreflich für Mutter und Kind; und das that Jetten um so mehr Noth als sie vorher zwei fast schlaflose Nächte gehabt. Kurz wir haben Ursache alles Gute zu hoffen. – Ich habe diesmal weniger als früher einen besonderen Wunsch nach einem Knaben gehabt. Das Gefühl durchdrang mich zu lebhaft, man wisse nicht was man sich wünsche, zumal in dieser Zeit. Unter den Kin4934. Überlieferung: H: BBAW, SN 753/1, Bl. 78 f.; D: Br 2, S. 347 f. Der Briefausgang des Tageskalenders (Februar 1820) vermerkt zum 17. 2.: „Lotte Kathen Anzeige von Jettens Entbindung“.

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dern aber war so beständig vom Brüderchen die Rede gewesen daß mir bange war, wie sie würden ins Geleise zu bringen sein, wenn es nun doch ein Mädchen wäre. Nun es ein Knabe ist kannst du denken, wie ich ihn mit Dank und Freude angenommen, und wie mein erstes Gebet zu Gott war um Weisheit von oben um ihn zu Seiner Ehre zu erziehen. Dazu vereinigt Euch nur mit mir, Ihr Lieben Alle. Ich lege diese Bitte in Deine Hände theure Schwester weil ich heute nirgend mehr hin schreiben kann, und so aufgehalten bin, daß mir fast bange wird auch dieser Brief kommt nicht | mehr zur Zeit auf die Post. Theile Allen in Deinem Bereich die frohe Botschaft mit, und laß uns bald etwas tröstliches von Deiner Gesundheit hören. Jette und Lotte und alles kleine Volk grüßt herzlich. Am Ende der Woche erwarten wir Luise und Malchen Willich. Von Herzen Dein treuer Bruder Schleiermacher

*4935. An August Hermann Niemeyer. Berlin, Dienstag, 15. 2. 1820 Bescheid über 50 Taler. Anzeige der Entbindung Henriette Schleiermachers.

4936. An Ludwig Gottfried Blanc. Berlin, Dienstag, 15. 2. 1820 Berlin d 15t Febr. 20 Ich habe Ihren traurigen Auftrag Gestern ausgerichtet, denn Sonntag war es als ich Ihren Brief erhielt zu spät; und die gute Großmutter, wenn gleich 40 schreiben] folgt )muß* 45 Woche] korr. aus Wort *4935. Der Briefausgang des Tageskalenders (Februar 1820) vermerkt zum 15. 2.: „Niemeier in Einlage [d.h. als Einlage im Brief 4936 an Blanc vom 15. 2. 1820]. Bescheid wegen der r 50 und Anzeige von Jettens Entbindung“. 4936. Überlieferung: H: Jagiellonische Bibliothek Krakau, Handschriften-Abteilung, Schleiermacher. Der Briefausgang des Tageskalenders (Februar 1820) vermerkt zum 15. 2.: „Blanc Anzeige vom ausgerichteten Auftrag und von Jettens Entbindung“. Mit Brief *4935 an Niemeyer (15. 2. 1820) als Einlage.

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Briefe 4936 – 4939

ihre Art überhaupt nicht ist heftig bewegt zu werden, war doch weil Rieke ihr die Sache sehr leicht dargestellt hatte, gar nicht auf eine solche Nachricht eingerichtet. Mir war der Auftrag um so schmerzlicher als ich wußte, daß wenn ich hereinträte die gute Frau mir mit herzlicher theilnehmender Freude entgegenkommen würde weil ich sie seit der glüklichen Entbindung meiner Frau von einem Jungen noch nicht gesehen, und so hatte ich es um so schwerer den Uebergang zu einer Trauerpost zu finden. Ich habe ihr übrigens zugleich nicht verschwiegen daß es mit Dorotheen auch so leicht nicht abgehn wird wie mit Rudolf, und Gott gebe, daß ich nicht noch eine zweite Trauerpost zu bringen bekomme. Grüßen Sie die armen | Freunde herzlich von mir, als einem der wol ihren Schmerz auch mitten in der Freude mitempfinden kann. Denn halb habe ich auch schon empfunden was es heißt ein Kind zu verlieren; denn es gab ein Paar Tage kurz nach unserer Rükkunft von der Reise wo ich nicht glaubte daß wir unsere Hildegard erhalten würden, sondern wo ich sie immer schon als Leiche sah und mich ergeben hatte in den schmerzlichen Willen Gottes, daß ich ein so geliebtes Pfand hinaufsenden sollte. – Die Mutter und Sophie werden nun um Ostern desto tröstlicher erscheinen in Giebichenstein. Bei mir geht alles Gott sei Dank sehr gut. Mutter und Kind sind wohl, und heute habe ich zum erstenmal gesehn daß der Junge sich so recht wohl behaglich in der Welt umsah eben als er seinen vierten Lebenstag begann. Eilig bin ich auch, und will Sie nur noch wie verloren fragen was denn Raumers neue Entdekungen der Hypothesen eigentlich sind von den | Versteinerungen und Conglomeraten von denen ich hier gehört habe? Von Herzen der Ihrige Schleiermacher

*4937. Von Johann Heinrich Gottlieb Karsten. Vor dem 16. 2. 1820 Über die Synodalverhandlungen.

*4937. Der Briefeingang des Tageskalenders (Februar 1820) vermerkt zum 16. 2.: „Karsten wegen der Synodalverhandlungen“.

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*4938. Von Carl (Charles) Schleiermacher. Schmiedeberg, Mittwoch, 16. 2. 1820 Glückwunsch zur Geburt des Sohnes. Er habe die Nachricht aus dem Nürnberger Correspondenten.

4939. Von Gustav Anton von Mühlenfels. Stralsund, Freitag, 18. 2. 1820

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Hochwohlgebohrner Herr! Hochzuehrender Herr Vetter! Grade an dem Tage an welchem [ich] Deren gütige Zuschrift von 10 dieses erhielte hatte [ich] bereits ein Begnadigungs Gesuch an Seine Majestät auf der Post gegeben es thut mir leidt nicht die mir gütigst gegebnen Aufklärungen an welchen es mir gäntzlich mangelte, benutzen zu können, indem ich nun fürchten muß daß es nicht in dem Sinn wie es mein Sohn wünschet abgefaßt. Ich habe Ludewig, davon die Abschrift zugesandt, auch an den Fürst Putbus welcher mein Göner [ist], und mir bey seyner Abreise von hier versprach, für meinen Sohn, fals es anpassend sey, sich zu verwenden, [ich habe ihm] die gantze Ansicht so wie [sie] selber zu meiner Kentniß gekommen mitgetheilet, und Seine Durchlaucht ersuchet mit dem FürstStatsKantzler über der Sache zu sprechen, ich fürchte nur theils von Ludewigs festem Character, so wie von seynem Benehmen, daß er keine Begnadigung annehme sondern bloß Recht verlanget, der so dann seyne Sache stäts wie dieser Arndt handeln wolte, verschlimert werden müße. Ich habe zwar diesen entgegen zu wirken versuchet, in dem ihm gebehten auf sich selbst etwas Rücksicht zu nehmen, und sich nicht gantz seyner Überzeugung zu opfern, allein seyne Stimmung scheinet mir keines Weges zum Nachgeben geneiget | da er mir in seynen Briffen vom 11ten dieses, bath ihm auf keinen Fall Unterstützung zu kommen zu lassen, in *4938. Der Briefeingang des Tageskalenders (Februar 1820) vermerkt zum 20. 2.: „16. [Februar] Carl aus Schmiedeberg Glükwunsch“. Zum Inhalt vgl. Brief 4953, Z. 3–9 (29. 2. 1820). 4939. Überlieferung: H: BBAW, SN 335, Bl. 5 f. Der Briefeingang des Tageskalenders (Februar 1820) vermerkt zum 21. 1.: „18 [Februar] Mühlenfels Ueber seine Eingabe an den König des Sohnes wegen“. 7 daß] das 14 daß] das

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Briefe 4939 – 4940

dem er von keinem Freund oder Verwanten etwas annehmen werde, und auch nicht da von sterben werde wenn man ihm auch auf des gewöhnlichen Gefangnen Kost heruntersetze, kurtz seyn gantzes schien mir noch sehr aufgereget und wenig zu nach geben geneiget. Dem ohn geachtet danke [ich] Ew Hochwohlgebohren aufs verbindlichste für alle Güte welche Sie so edelmühtig meinem Sohn bewiesen, und werde die nohtwendigen Auslagen für ihn sofort wieder erstatten, wenn [ich] von dem Belauf unterrichtet bin, ohne iedoch mir verpflichtet zu fühlen, wenn seyne Verhaftung, sich noch vieleicht sehr lange ausziehen solte, alle Kosten zu tragen. Würden Ew Hochehrwürdigen Derer Gütige Bemühung dahin ausdehnen wollen, mit dem Fürst Putbus zu sprechen, und ihm eine ausführlichere Ansicht von der Angelegenheit zu geben wie er gethan, so könte dieses vieleicht nutzbaar seyn doch unterstelle [ich] dieses gäntzlich Derer PzartSfinden, bitte aufs angelegenste, umb der Fortdauer Ihrer Gewogenheit für mich und den Meinigen, auch daß Sie die Güte haben wollen, mir fals etwas entscheidendes in Rücksicht Ludewigs vor gehen solte davon in Kentniß zu setzen, sich auch meiner und der Meinen | freudiger Theilnahme an der glüklich erfolgeten Vermehrung Derer Familie versichert zu halten, mich derselben insbesondere Derer Frau Gemahlin aufs gehorsamste zu empfehlen, so wie sich zu überzeugen, daß dankbare Verpflichtung mit der aufrichtigsten Hochachtung stets die Gesinnungen seyn werden welche zu bekennen für seyne Ehre halte Hochwohlgebohrner Hochzuehrender Herr Vetter Derer gehorsamst ergebner Diener Gustav Mühlenfels Stralsund den 18n Februar 1820.

4940. Von Wilhelm Martin Leberecht de Wette. Weimar, Freitag, 18. 2. 1820 Herrn Professor Dr Schleiermacher / in / Berlin [Bl. 10v] 37 daß] das 42 daß] das 4940. Überlieferung: H: BBAW, SN 419, Bl. 10; D: http://www.dewettebriefedition.org/ index.php (zuletzt abgerufen am 22. 5. 2023), ID0122. Der Briefeingang des Tageskalenders (Februar 1820) vermerkt zum 25. 2.: „18 [Februar] De Wette wegen Luther und Zeitschrift.“

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Warum ich deinen so langersehnten Brief, geliebter Freund, erst so spät beantworte, weiß ich wirklich nicht. Seit einiger Zeit war ich fleißig mit Luthers Werken beschäftigt, um eine Ankündigung zu Stande zu bringen: daher mag es kommen. Dieses Unternehmen erfüllt mich mit Muth, da es meiner Existenz einen gewissen Halt gibt. Die Sonne wird noch lange ausbleiben, und der Sturm kann noch lange währen. Da ichs nicht ändern kann, so will ich still seyn, und mich in mich zurückziehen. Oder wird man mich auch bis in meine litterarische Thätigkeit verfolgen? – Meine Gesundheit fängt auch an zu wanken, und ich habe zuweilen Kopf- und Zahnweh, das wahrscheinlich mit Hämorrhoiden zusammenhängt. Die Kettenhunde, die mich von Berlin aus anfallen, machen mir wenig Unruhe. Der Artikel in der Staatszeitung bestätigt die Wunsiedler Nachrichten, ist übrigens fein boshaft in der Wendung, daß man den Dürrschmidtschen Brief unter den BurschenschaftsPapieren gefunden habe. Es war Wangenheim, der mich durch Carl Beck um die Mittheilung des Briefs der Sand an mich (der mir übrigens ganz unbedeutend schien) bitten ließ, und ich war so unvorsichtig darein zu willigen. Aber wie hätte ich hier vorsichtig seyn sollen, da ich die größere Unvorsichtigkeit begangen hatte, jenen Brief zu schreiben. Meine Aktenstücke habe ich ohne alle Erläuterungen drucken lassen, und dieß gerade gefällt Vielen sehr. Ich sollte auch glauben, daß sie einen guten Eindruck machen. Du hast doch ein Exemplar erhalten, oder, wenn ich mich recht besinne, hatte ich dir mehrere, zur Vertheilung, zu übersenden befohlen. An die Fortsetzung der Uebersicht der Sittenlehre werde ich in diesen Tagen gehen, und mit Ende März hoffe ich sie schicken zu können. Lücke hatte lange nichts von sich hören lassen, vor kurzem schrieb er mir, daß er in den Weihnachtsferien krank gewesen, und nichts für die Zeitschrift habe machen können; er hatte auch keine Lust, so bald etwas zu lieferen, aber ich habe ihn angetrieben. Bleib du nur dabey, etwas zu machen. Allerdings bin ich sehr dafür, daß die ZeitSchrift fortgesetzt werde. Was du mir von deinen übrigen Arbeiten schreibst, ist mir sehr interessant. Wie gern möchte ich etwas kennen von deinem Leben Jesu und deiner Behandlungsart des Matthäus. Lücke schreibt mir, er sehe die Vortrefflichkeit der Synopsis täglich mehr ein; aber er ist auch Mitherausgeber. Wenn doch eine ordentliche Anzeige davon erschiene! Ich hatte gehofft, du würdest deinen Wanderstab nach Süden wenden, wo ich dich hätte treffen können. Mit dem anbrechenden Frühling will ich nach Heidelberg reisen. Carls Aufenthalt daselbst gereicht mir allerdings zum Trost. Es ist ein braver,

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Briefe 4940 – 4943

verständiger, liebevoller Junge, und ich liebe ihn als meinen Sohn. Seine Briefe gießen Balsam in meine Wunde. Er ist mit den dortigen Lehrern nicht zufrieden; Abegg, dessen Exegese er hört, ist ihm zu unkritisch, und Paulus, dessen KirchenGeschichte er hört, zu kalt und ungläubig. Im Hebräischen muß er sich mit Dr Lauter begnügen, der wenig mehr als Grammatik vorträgt. Creuzern lobt er. Er hatte Lust diesen Sommer nach Halle zu gehen, wo ihn Raumer gern zu sich nehmen will; aber ich wünsche, daß er noch ein halbes Jahr bleibt meiner Familie wegen. Dank euch ihr Guten für das Andenken, das ihr mir erhaltet! Meine Sehnsucht ist noch die alte, und wird es auch ewig bleiben. Preußen ist mein wahres Vaterland, und Krause stimmt mir darin bey, daß es dort doch recht gut sey. Wehe thut mir der Gedanke, daß bald keine Studierenden bey Euch meiner gedenken werden. So ist das wechselnde Universitätsleben! Die Jenaischen Studenten, die man hier sieht, empfehlen sich schlecht. Einen jungen Theologen habe ich kennen gelernt, der sich dem Lehrfach widmen will und voll Eifers ist. Dabey fällt mir eine hiesige Klatscherey ein, die man selbst bey Hofe glaubt. Es sollen mich auf hiesigen Marktplatz zwey Studenten unter Umarmungen mit dem Rufe begrüßt haben: Heil dir, edler Märtyrer, der du für das Vaterland sinkest! Für Deine Frau bitte ich den Himmel um Schutz und Segen, und grüße sie auf das herzlichste. Ich hoffe, Ihr werdet mich an Eurer bevorstehenden Freude auf eine nähere Weise Antheil nehmen lassen. Durch so innige Bande mit Euch vereint, sehne ich mich nach immer innigerer Verbindung. Gott sey mit Euch, Ihr Geliebten! Mein Herz ist stets bey Euch. Es thut mir Leid, daß Ihr ausziehen wollt, denn nun weiß ich mir Euch nicht mehr an Ort und Stelle zu denken. Wie vieles wird sich in Berlin geändert haben, wenn ich einmal wieder hinkommen sollte! Leb wohl, mein Freund! Der Deinige deWette N.S. Noch ein Paar Nachrichten. Fries ist mit seiner eben angetrauten Frau nach Holland gereist, weil er so bald noch nicht lesen darf, und sie dort eine Verwandte hat. – Der Graf Münster, der das Geschäft in Wunsiedel betreut, ist Baierscher RegierungsRath in Bayreuth. Requisitoriale und Protokoll hat er mit fortgenommen. Man erzählt sich hier einen Hallischen Studenten Exeß, der wahrhaft kannibalisch ist. Ich habe Kästner’s Agape recensirt, und bin deßwegen mit ihm in Streit gerathen. Wie gewöhnlich bin ich scharf, jedoch nicht ungerecht gewesen.

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*4941. An Ernst Moritz und Anne (Nanny) Arndt. Berlin, Sonnabend, 19. 2. 1820 Über das weitere Ergehen Henriette und Nathanael Schleiermachers.

*4942. An Karoline von Mühlenfels. Berlin, Sonnabend, 19. 2. 1820 Antwort an Karoline von Mühlenfels’ Anfragen an Henriette Schleiermacher, Anzeige von Henriette Schleiermachers Entbindung.

4943. Von Anne (Nanny) und Ernst Moritz Arndt. Bonn, Sonntag, 20. 2. 1820 Bonn den 20ten Febr. 1820

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Gestern kam dein Brif hir ann, Arndt meinte es sei ein GeburtsTagsBrif, er sah mir aber gleich nicht so aus, sondern mehr als ein anmelde Brif, und so war es denn auch. Nun Viel Glück zu dem kleinen Sohne! W i r können Euch nichts beßeres für ihn Wünschen, als daß er eben so, Stark, Gesund, Lieb und Freundlich werden möge, als sein kleiner Vetter Sigerich bis jetzt gewesen ist, und Euch eben so viel Freude machen möge, als wir an unserm lieben kleinen jungen haben. Ganz besonders freuen wir uns noch daß es denn endlich ein Sohn ist, nach all den Mädchen, und daß er grade an Gertrud ihrem GeburtsTage Gebohren, scheint mir eine gute vorbedeutung für ihn zu sein. Nun sind wir aber sehr Neugirig auf den Nahmen, sage uns ihn doch sobald er entschieden ist. Wohnt denn Louise *4941.

Erschlossen aus Brief 4955, Z. 2–8 vom 3. 3. 1820.

*4942. Der Briefausgang des Tageskalenders (Februar 1820) vermerkt zum 19. 2.: „Landräthin von Mühlenfels Antwort auf den umstehenden und Nachricht von Jettens Entbindung“. Mit „umstehende“ ist der am 18. 2. eingegangene Brief Karoline von Mühlenfels’ an Henriette Schleiermacher gemeint, zu dem der Briefeingang vermerkt: „Caroline von Mühlenfels an Jette FamilienNachrichten und Anfragen“. 4943. Überlieferung: H: BBAW, SN 240, Bl. 44 f. Mit Einlage an Wilhelmine Reimer. Der Briefeingang des Tageskalenders (Februar 1820) vermerkt zum 28. 2.: „Arndt und seine Frau. Antwort auf No 3 [Brief 4931, 12. 2. 1820] mit Einlage an Mine Reimer.“

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Briefe 4943 – 4944

bei Euch? das wird ja eine Glükseligkeit für sie sein daß sie den kleinen Sohn sehen kann. Alte Lotte hatt ja nun wohl sehr viel zu tuhn, mit der Wirtschaft, und Philippine hatt wohl die Kinder? Ist denn die | Fischer nicht im Hause? nach einem Brife von der Herz binn ich ganz irre geworden. Lükes und Sack hatt es Arndt gestern gleich gesagt, heute sollen es Dohnas und Windischmanns erfahren. Hildchen wird nun wohl den kleinen Karl Sigerich abschaffen, und der kleine Bruder wird deßen plaz einnehmen. Grüße mir alle Kinder aufs beste auch Hildchen, und alte Lotte, deren Blatt du vergeßen mitzuschikken. Ich denke wenn der kleine ungenante so alt ist als Hildchen jetzt, da werdet Ihr Euch wieder einmal in einen großen Familien Wagen setzen, und ihm den Rhein und die Rheinischen Verwanten Zeigen, dann ist das Graß um unser Haus wohl so daß er sich darauf Welzen kann, und die Bäume des kleinen Sigerich tragen dann wohl Pflaumen und Kirschen, und für die Alten ist, hoffe ich G e w i ß eine beßere Zeit, daß wir Lustiger als vorigen Herbst Leben können. Dise Außicht darfst du mir nicht nehmen. Nun Lebt Alle Herzlich Wohl, Jettchen soll sich ja gehörig Pflegen laßen. N. Arndt.| [Ernst Moritz Arndt:] [ ] gefreut ob der fröhlichen Botschaft, und auch die lieben Dohnas, welche laut aufjauchzeten, als ich ihnen die Meldung brachte. Grüße mir nun die gute Jette und halte sie besonders warm, weil sie sich endlich mit dem Langersehnten | [ ] Dein EMArndt.

4944. Von Gottlieb Benjamin Gerlach. Jahnsdorf, Sonntag, 20. 2. 1820 Jahnsdorf bei Crossen d 20ten Febr 1820 Mein wehrtgeschätzter Freund, Ich benutze eine Gelegenheit, mich bei dir in Erinnerung zu bringen. Ich habe nemlich die Preisfrage wegen den Gestalten der Logik in Deutsch13 sie] Sie 4944. Überlieferung: H: BBAW, SN 289, Bl. 1 f. Mit einer Abhandlung über die Preisaufgabe der Akademie der Wissenschaften. – Der Briefeingang des Tageskalenders (Februar 1820) vermerkt zum 27. 2.: „20. [Februar] Gerlach in Jahnsdorf mit Preisabhandlung“. Beantwortungsvermerk „beantw.“

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land zu beantworten versucht; und da ich nicht die rechte Addreße weiß, unter der ich sie zur Königlichen Academie gelangen laßen könte, so übersende ich sie dir zur gütigen weitern Besorgung. Ueber die Arbeit selbst steht mir kein Urtheil zu, aber über die Veranlaßung will ich einiges hinzufügen, welches du, als ein alter Freund und Bekannter mir nicht übel deutest – Seit 15 Jahre lebe ich zwar auf dem Lande, habe aber immer die Stunden meiner Ländlichen Einsamkeit und Muße der Lectüre philosophischer Schriften gewidmet. Als die Preisfrage zum ersten mal wegen der Gestaltung der Logik von mir in öffentlichen Blättern gefunden ward, so zog sie wegen ihres inern | Intereße meine Aufmerksamkeit an sich, aber sie schien mir zu schwer zu beantworten. Auch jezt in ihrer Gestalt ist sie nicht leicht, doch versuchte ich sie zu beantworten, und glaube zum Gewinn der Wissenschaft nach meinen wenigen Kräften beitragen zu können. – Dazu kam noch ein Motif entlehnt aus meiner häuslichen Welt, nehmlich auf eine anständige Weise etwas zu erwerben: – Die kleine Frau, die du am HochZeittage bei Irwings 1797 sahst – hat nicht weniger als 18 Kinder 11 Söhne 7 Töchter zur Welt geboren, wovon noch 4 Söhne und 7 Töchter leben. 3 Söhne sind schon, viel größer als ich in Sorau auf Schulen 2 Töchter auch schon, daß sie 16 und 19 Jahre alt, sich zur Heirath anschiken – Da kanst du leicht denken was dazu gehört – bei einem sehr mäßigen Einkommen. Hätten nicht die Mordbrenner, die Delitzen und Consorten, die 1815 in Berlin verbrannt worden, das Gärtchen verbrannt und der Krieg uns verwüstet und hart mitgenommen, so wären wir in einer viel beßern Lage. Doch Häuslichkeit und | Wirthschaft müßen uns helfen. Die 11 Kinder sind alle gesund und ich darf hinzusetzen gutgewachsen und wohl gebildet Ich war im Herbst 1818 in Berlin und wollte dich als einen alten Freund besuchen, aber du warst auf Reisen. Doch da ich bald einen Sohn oder gar 2 auf die Universität bringen will, so will ich mir denn die Freude machen, dich nach so vielen Jahren selbst zu sehen und zu sprechen: und ich hoffe daß du auch gegen meine Söhne freundschaftliche Gesinnungen haben werdest – Du stehst an einer Stelle, wo du durch deinen Geist und Herz schon viel gewirkt hast, und wirken wirst. Aber ich stehe in kleinem Wirkungskreise, bilde und erziehe meine Kinder, treibe Ackerbau, predige, catechisire studire und schreibe Kleinigkeiten. Ich bin zwar nicht reicher an Gold aber an vielen Erfahrungen durch mancherlei Verhältniße und Geschäfte geworden. Wenn mein Stolz mich auf einen andern weiten Wirkungskreis hinweiset, was wohl manchmal geschieht, so denke ich, so wie in den weiten Himelsräumen die lichten Flecke in den dunklen Räumen zerstreut sind, um überall Licht hinzubringen | so sei es auch auf diesen dritten Planet in unserm Sonnensystem, gut und nothwendig da ich dem

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Briefe 4944 – 4949

Optimismus, als ein Leibnitzian und kindlich gläubiger Christ von Herzen zugethan bin, und gern das Leben en gros betrachten mag, so kann ich mir alles was geschieht, als gut ansdeuten. Du als ein Profeßor der Philosophie lächelst vielleicht über mich einen philosophirenden Landman; aber ich befürchte nicht, daß deine mir bekannte Ironie mich dafür zu stark mit nehmen werde – Ich breche, rechnend auf deine alte freundschaftliche Gesinnung ab, und füge nur die Bitte hinzu, wenn es deine vielleicht sehr beschränkte Zeit erlaubt, mir doch zu melden, ob meine Arbeit angekommen und ob sie wohl nicht ganz umsonst sei – doch wenn auch dieß zu viel verlangt wäre, mich durch einige Zeilen zu beglücken. Meine Frau empfiehlt sich dir bestens und wenn wir an die ersten Tage unserer PVerheiratungS gedenken, so erwähnen wir deiner im Gespräch und auch dann, wenn etwas von dir in öffentlichen Blättern erwähnt wird. Leb wohl. Dein ergebenster Gerlach Prediger in Jahnsdorf

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4945. An Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Montag, 21. 2. 1820 Rectori magnifico Die theologische Facultät hat es wegen der den Facultäten überhaupt aufgelegten Verantwortlichkeit über die Vollständigkeit des Unterrichtes für ein wesentliches Stük der Facultätsstatuten gehalten daß sie hierüber bestimmte Festsezungen enthalten müßten. Sie hat daher in dem schon vorlängst dem hohen Ministerio eingereichten Entwurf zu den Statuten ihre Ansicht hierüber vollständig ausgesprochen, und glaubt sich hierauf um so mehr beziehen zu können als erforderlichen Falls Ewr Magnificenz das Concept dieses Entwurfs welches in den FacultätsActen befindlich ist Sich könnten vorlegen lassen. Dieses beehre ich mich Ewr Magnificenz auf das gefällige Schreiben vom 15ten hujus ergebenst zu erwiedern. D. Dek. d. th. Fac Schleierm 21/2. 20 4945. Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 16, Bl. 2. 8 Magnificenz] folgt )sowol als d H Regierungsbevollm* 10 Ewr Magnificenz] mit Einfügungszeichen am linken Rand

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20. 2. – vor dem 24. 2. 1820

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*4946. An Christoph von Hochwächter. Berlin, Montag, 21. 2. 1820 Antwort auf Hochwächters Brief *4910 (20. 1. 1820). Anzeige der Entbindung Henriette Schleiermachers.

*4947. An Elise Müller (auch von Ehrenfried von Willich). Berlin, Dienstag, 22. 2. 1820

*4948. An Carl (Charles) Schleiermacher. Berlin, Dienstag, 22. 2. 1820 Antwort auf die Briefe von Carl Schleiermacher.

*4949. Von Karl Heinrich Sack. Bonn, vor dem 24. 2. 1820 Er habe gefunden, was ihm für das Leben genügen werde. Über den Streit mit seinem Kollegen, dem Mediziner und Physiologen Christoph Heinrich Ernst Bischoff, mit dessen Tochter er sich verloben wolle. Bei dem von Schleiermacher im Aufsatz über die Erwählungslehre erörterten Problem *4946. Der Briefausgang des Tageskalenders (Februar 1820) vermerkt zum 21. 2.: „Hochwächter Antwort auf No 6 [die Zählung bezieht sich auf die Briefzählung des Monats im Tageskalender] Januar und Entbindungsanzeige“. *4947. Der Briefausgang des Tageskalenders (Februar 1820) vermerkt zum 22. 2.: „Elise Müller von Ehrenfried in Jettes Namen mit Nachschrift von mir“. *4948. Der Briefausgang des Tageskalenders (Februar 1820) vermerkt zum 22. 2.: „Carl in Schmiedeberg. Antwort auf 2 und 9.“ Es handelt sich um Brief *4926 (vor dem 7. 2. 1820) und Brief *4938 (16. 2. 1820). *4949. Der Briefeingang des Tageskalenders (Februar 1820) vermerkt zum 24. 2.: „Sack aus Bonn wegen Bischoff.“ Zum Inhalt vgl. auch Brief 5001, Z. 7–54. 77–79 (15. 4. 1820).

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Briefe 4949 – 4951

der Prädestination verstehe er nicht, wieso der Begriff der Zulassung manichäisch sein solle.

*4950. Von Unbekannt (Schany?). Donnerstag, 24. 2. 1820 Über erlittene Verfolgungen.

4951. Von August Twesten. Kiel, Sonntag, 27. 2. 1820 Kiel den 27sten Febr. 20.

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Die sich mir durch den jungen Grafen von Reventlou-Criminil, der bey der dänischen Gesandtschaft in Berlin angestellt ist, darbietende Gelegenheit, Ihnen wenigstens einen Gruß zuzusenden, ist mir zu einladend, als daß ich sie ungenutzt könnte vorübergehn lassen, obgleich er mir seine Abreise zu spät angezeigt hat, um Ihnen mehr als einen Gruß sagen zu können; er kömmt indeß aus einem Herzen, das Ihnen wie wenig andern in Verehrung und Liebe anhängt. Bey dem Unwillen, den mir die von De Wette herausgegebenen Actenstücke, und dem Schmerze, den mir der fortdauernde und fortschreitende Sieg der Servilen in dem für Deutschland und die evangelische Kirche so wichtigen preußischen Staate erregt, ist es mir doch eine große Beruhigung und ein großer Trost gewesen, daß man Sie ungestört und ungefährdet gelassen hat. Gerüchte bezeichneten dann und wann auch Sie zu einem ähnlichen Schicksal, | wie De Wette; jetzt, hoffe ich, können wir doch wohl g a n z ohne Sorge in Absicht Ihrer seyn. *4950. Der Briefeingang des Tageskalenders (Februar 1820) vermerkt zum 29. 2.: „24 [Februar] QSchanyR wegen erlittner Verfolgungen.“ 4951. Überlieferung: H: BBAW, SN 408, Bl. 42 f.; D: Heinrici: D. August Twesten, S. 360 f. (Auszug). Der Briefeingang des Tageskalenders (März 1820) vermerkt zum 10. 3. „Twesten Empfehlung von Reventlow. Ueber die Umstände, über Ammon. Ueber seine Apokalypse.“

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An der Vollendung der Dogmatik sind Sie aber vermuthlich durch den Einfluß solcher Dinge auf die innere Stimmung des Gemüthes verhindert? Was Sie auch gehindert hat, mir ist es sehr in die Quere gekommen; denn da ich zum ersten Male nächsten Sommer Dogmatik lesen werde, hätte ich mich gern der Hülfe Ihres Buches erfreut. Mit meiner Apocalypse geht es auch langsamer, als ich hoffte. Theils sind mehrere Vorgänger zu berücksichtigen, als ich, ehe ich manche gelesen, dachte; theils finde ich es nöthig, Evangelien, Briefe und Apocalypse von einem Ende bis zum andern in Absicht auf Sprache und Darstellung vergleichend und genau durchzugehn, um das, was m i r gewiß ist, auch zur vollsten Evidenz für andere zu steigern, und das ist eine ziemlich weitläuftige Arbeit; theils fordert die mir gesteckte Aufgabe, die Apocalypse als ein Glied der großen Reihe prophetischer Sagen und Schriften in das rechte | Licht zu stellen, eine genauere Beschäftigung mit dem Daniel, dem ganzen Neuen Testament, den dahingehörigen apocryphis und pseudepigraphis den Sybillinen und den Chiliastischen Meinungen; endlich wollte ich vollständige Nachrichten über die Wolfenbüttelschen Fragmente, oder vielmehr ihren Verfasser und sein Werk hinzufügen (wozu mir die in dem Fragmente über den Zweck Jesu etc. gemisbrauchten Erwartungen der Wiederkunft Christi Anlaß und die Gelegenheit, über die Ideen Lessings in Behandlung der Theologie, die zum Theil auch meine, und, irre ich nicht, auch die Ihrigen sind, zu reden, Lust giebt.) Dies alles macht das Unternehmen noch etwas weit aussehend, zumal, da mir meine Vorlesungen noch immer sehr viel zu thun geben. Denn der mir gesteckte Kreis ist noch lange nicht ermessen, und mir ist die Gabe versagt, leicht und ohne Anstrengung das, was ich will, auf eine mir genügende Weise mittheilen zu können; eine Gabe, die ich Ihnen fast beneide, wiewohl die Erleichterung, die sie Ihnen gewährt, der Welt und | auch mir zu Gute kömmt. Was sagen Sie zu der elenden und von einer unglaublichen Unwissenheit und Stumpfsinnigkeit zeugenden Ammonschen Widerlegung? – ein merkwürdiges Stück ist auch Asts Recension Ihres Plato in den Wiener Jahrbüchern, namentlich was er gegen Ihren kritischen Fundamentalsatz über die Beziehungen des Aristoteles auf die Platonischen Schriften sagt. – Grüßen Sie recht viel und herzlich die Ihrigen. Auch meine Tine grüßt. Ich weiß nicht, ob ich Ihnen schon geschrieben habe, daß sie mir zum May neue Vaterfreude verspricht. Wird es ein Sohn, so müssen Sie Gevatter seyn. Der Ueberbringer übrigens ist ein sehr trefflicher junger Mann, unter unserm jungen Adel mir der liebste. Wenn es daher nicht gegen Ihre Maximen läuft, mit einem Anhang von Diplomatie sich einzulassen, so bitte ich

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Briefe 4951 – 4953

Sie, ihm freundlich zu seyn, überzeugt, daß Sie ihn dessen werth finden werden. Von ganzem Herzen der Ihrige Twesten.

*4952. Von Charlotte von Kathen. Vor dem 28. 2. 1820 Antwort auf Brief 4934 (14. 2. 1820), der die Entbindung von Henriette Schleiermacher anzeigt.

4953. An Joachim Christian Gaß. Berlin, Dienstag, 29. 2. 1820 Berlin d 29t. Febr. 20 Weit länger mein lieber Freund als ich es wollte habe ich Dich warten lassen auf die Nachricht von meiner Frauen glüklichen Entbindung. Da nun auch mein Bruder in Schmiedeberg schon eher als ich es ihm schreiben konnte, aus dem Nürnberger Correspondenten – der sich noch immer nicht über mich zufrieden geben kann – erfahren hat daß meine Frau mir am 12ten dieses einen Sohn gebohren so muß ich fürchten daß ich auch Dir nichts Neues hiedurch sage sondern mir nur die zweite gute Nachricht übrig bleibt daß sich Mutter und Kind ganz erwünscht befinden. Alle unsere Freunde haben sich besonders gefreut daß es ein Knabe war. Ich meines Theils habe keinen Wunsch darüber genährt; denn man weiß ja nicht was man sich anwünscht. Nun er aber da ist bin ich herzlich dankbar, und wünschte daß mir vergönnt sein möchte ihn noch aus dem groben heraus zu arbeiten – Dein lezter Brief hat mir eine große Unruhe gemacht weil *4952. Der Briefeingang des Tageskalenders (Februar 1820) vermerkt zum 28. 2.: „Charlotte von Kathen Antwort auf No 7.“ 4953. Überlieferung: H: BBAW, SN 750, Bl. 11 f.; D1: Dilthey: Drei Briefe Schleiermachers an Gaß, S. 46–50 (gekürzt); D2: Schmidt: Schleiermachers Ethik des Wissens, S. 49 (Zitat). Der Briefausgang des Tageskalenders (Februar 1820) vermerkt zum 29. 2.: „Gaß Anzeige, Erkundigung wegen der Synodal Verhandlungen und Antworten“.

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ich daraus gesehen daß Du die hiesigen Provinzialsynodalverhandlungen noch nicht erhalten hattest. Ich wollte Dir gleich damals nur mit ein Paar Worten sagen daß ich sie einem nach Breslau abgegangenen Seminaristen Hoffmann mitgegeben. Allein ich beruhigte mich bald daß der vielleicht einen Posttag später möchte abgegangen sein, und daß du sie unmittelbar darauf müßtest erhalten haben, und so hoffe ich auch noch daß es ist. Doch ärgert es mich jezt daß ich Dir nicht gleich zur Sicherheit noch mein eignes Exemplar nachgeschikt habe. Vor mehreren Wochen hörte ich, daß endlich über diese Verhandlungen im Consistorio solle sehr eifrig in besondern Sizungen vorge|tragen werden und daß sich Heydebreck sehr bestimmt gegen die Emancipation der Kirche erklärt habe. Was aber nun das Ende geworden und ob die Sache bereits ans Ministerium gekommen, weiß ich nicht. Das Schlimmste was uns begegnen könnte, und wovor ich noch immer nicht aufhöre zu zittern wäre wenn Bülow Geistlicher Minister würde. Er ist nun schon lage hier in der UmtriebsCommission, man sagt nämlich er werde das hiesige Oberpräsidium bekommen und Heydebreck nach Stettin, Sack nach Magdeburg gehn, und da sich Altenstein so erbärmlich benimmt, daß sie ihn gewiß bald wegwerfen, und Bülow gewiß auf alle Weise nach einem Ministerio trachtet und aus Kirchenhaß wol keines lieber nähme als dieses: so stehe ich für nichts, wiewol man sagt Hardenberg selbst wolle ihn nicht sehr poussiren und dem Könige sei er persönlich zuwider. – Ueber die gegenwärtigen Angelegenheiten ekelts mich wirklich etwas zu schreiben. Die Staatszeitung radotirt über allen Begriff; viele meinen Beckedorf redigire diese herrlichen Auszüge. Daß man aber die armen Jungen noch immer sizen läßt und verkommen das ist himmelschreiend. Wäre nun Preßfreiheit so könnte man die Leute so in ihrer Blöße darstellen daß kein ehrlicher Mensch mehr mit ihnen umgehn geschweige dienen könnte, nun aber sizen sie sicher. Nun, wohl bekomme es ihnen. So ungern ich aber schreibe so gern spräche ich Dich. Nun habe ich zwar eine Art von Plan in den großen Ferien auf einer Reise nach Preußen durch Schlesien durchzufliegen; aber erstlich ist das noch lange hin und dann steht er noch auf sehr schwachen Füßen. Kannst Du also im Sommer oder Frühling einmal unerwartet hereintreten, so wirst du mir eine große Freude machen. Mit den Universitätsangelegenheiten geht es auch täglich schlimmer. Wir freuten uns erst nachdem das Uebel einmal da war den Schulz bekommen zu haben; allein ich glaube wir sind ziemlich davon zurükgekommen. Einen Strauß habe ich schon mit ihm gehabt indem er mir officiell die Gründe abfoderte zu einem Antrag den ich im 16 Dir] korr. aus Dich 21 zur] korr. aus zum

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Brief 4953

Senat gegen ihn gemacht habe. Er trieb das sehr gewaltig, ist aber nun damit abgeblizt, und es scheint nicht, daß er die Sache ans Ministerium bringen wird. Dabei habe ich die Sache so behandelt, daß kein offenbarer Bruch daraus entstanden ist. Nun aber hat er aus eigner Machtvollkomenheit ein Paar Studenten, wie wir bis jezt glauben müssen, nur wegen alter | Geschichten arretiren lassen, hat eben so eine unschuldige StudentenRessource Knall und Fall aufgehoben, und kurz es gewinnt das Ansehn als wolle er in alles eingehn was Kampz und Consorten begehren. So daß ich glaube es muß sehr bald zwischen dem Senat und ihm zu heftigen Auftritten kommen. Mir wünsche ich nur immer eben soviel Ruhe dabei zu behalten wie in der ersten Geschichte – In meinem Streit mit Hegel ging es mir nicht ganz so gut, da wurde ich heftig. Er trug nemlich vor der Staat habe Recht einen Lehrer abzusezen wenn er ihm nur sein Gehalt lasse. Diese Theorie nannte ich erbärmlich, und er gab es mir zurük. Weil ich aber doch das erste unfeine Wort gesprochen so schrieb ich ihm bei einer Gelegenheit die sich darbot ein paar entschuldigende Worte, so daß wir gar nicht überworfen sind. Hier hat man in Hofgesellschaften erzählt wir wären mit Messern aufeinander losgegangen. Da aber diese Geschichte gar bis nach Breslau gekommen ist: so hätte sie doch bis dahin wenigstens ein Mord müssen geworden sein. – Von Albertinis Bekanntschaft hast Du mir nichts geschrieben und ich möchte wohl wissen, wie ihr euch mit einander gehabt habt. Wie steht es denn überhaupt in Schlesien mit der Brüdergemeine? Nimmt ihr Einfluß und Anhang zu oder ab? haben sie ihre Erziehungsanstalten von aller Staatsaufsicht frei gehalten oder nicht? – Hier scheinen der Aristokratismus und die BuchstabenOrthodoxie einen immer festeren Bund zu schließen dem auch De Wette seinen Sturz verdankt. Hermes Nachfolger ist ein Prediger Löffler aus der Neumark geworden, der dort zu den Gläubigen soll gehört haben. In seiner Antrittspredigt wo Prinzeß Wilhelm, die auch häufig zu Hermes ging zugegen gewesen ist soll er für diese namentlich gebetet haben, daß doch Gott ihr Herz lenken möge auch fernerhin in diesem Kirchlein ihre Erbauung zu suchen. Daran habe ich für meine Person nun schon genug. – Die DeWetteschen Aktenstücke wirst Du doch hoffentlich gleich erhalten haben. Der Federkrieg den man seitdem gegen ihn angefangen hat ist auch recht jämmerlich und hier hat man nun gar einen ganz versoffenen Schriftsteller Kuhn gegen ihn auf die Beine gebracht. In Weimar schien man ihn erst begünstigen zu wollen; man muß aber bearbeitet und eingeschüchtert worden sein denn jezt hat man nicht 70 Da] korr. aus Daß

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einmal erlauben wollen, daß er einigen Kandidaten ein Conversatorium hielt. Krause scheint sich möglichst für ihn zu interessiren, allein der pfeift ja selbst auf dem lezten Loch. – An den Einfluß der Jesuiten und Freimaurer bei den gegenwärtigen Operationen kann ich noch nicht recht glauben. Die Freimaurer haben wol zu wenig Einheit es stecken ja Menschen von allen politischen Partheien darunter; und | die Jesuiten existiren bei uns gar nicht, die Rolle aber die Oestreich in der Sache spielt läßt sich auch ohne alle Jesuiten erklären. Der Maler Cornelius der mehrere Monate in München war erzählt es wären ernsthafte Anträge dorthin gemacht worden die Constitution wieder aufzuheben, und sie wären vorzüglich durch die Standhaftigkeit des Kronprinzen zurükgewiesen worden. Bei uns wird in diesen Tagen Vinke erwartet; man sagt vorzüglich weil man mit ihm die Communalordnung als die erste Stuffe der Constitution beraten wolle. Daß die neuen Steuergeseze in 5 Tagen haben sollen durch den Staatsrath getrieben werden nachdem sie wol 6 Wochen beim Staatsministerium geschwebt, wirst Du wol durch Rhediger wissen. Daß sich Altenstein zu einer solchen Verfügung hergegeben halte ich für eine seiner größten Erbärmlichkeiten. Eben so treibt er es auch mit der Universität, und wäre nicht der vortrefliche Frick (der Justitiarius des Ministerii) wir hätten schon skandalöse Dinge erlebt. Von Aufsicht über den Geist der Lehrer ist indeß Gott sei Dank noch nichts zu spüren, allein es wird kommen; und ich wenigstens will dann schon auf meinem Posten sein. Ich hoffe die meisten Andern auch; bis jezt wenigstens ist Hegel der einzige der uns das Schauspiel giebt dem Schulz unter den Rock zu kriechen Mit meinem Leben Jesu komme ich nun an den schwierigsten Abschnitt, die Leidens und Auferstehungsgeschichte, wo ich in der That mit vielem noch gar nicht bescheid weiß. Für den Sommer habe ich auch etwas übernommen wobei die Rechnung ohne den Wirt gemacht ist nämlich über den Matthäus zu lesen. Ich habe ihn zwar jezt wohl 10mal mit seinem Schatten Marcus durchgelesen aber noch keinesweges bin ich damit im Klaren. – Unserer Zeitschrift wünschte ich so gern Fortgang, aber ich weiß noch nicht wie ich dazu kommen soll zum nächsten Stück etwas zu liefern. Was du zur Gnadenwahl sagst nachdem Du sie gelesen werde ich ja wol gelegentlich hören. Jezt werden meine Predigten über die Haustafel gedrukt. Ich habe ziemlich gute Nachschriften allein sie bedürfen doch noch einer Bearbeitung und in der gerathen sie mir nun kathedermäßiger als sie gewesen sind; was mir freilich für die Leser weiter nicht leid thut, aber es giebt doch ein falsches Bild der Vorträge. 127 es] über )so*

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Briefe 4953 – 4955

Nun Gott befohlen. Im Hause steht alles gut, nur daß Hildegard seit ein Paar Tagen wieder Fieber hat und wir noch nicht wissen was draus wird. Dauert das lange oder wird schlimmer so kann doch kaum anders als die sonst sehr gute Gesundheit der Mutter dadurch angegriffen werden. Herzliche Grüße an Wilhelminen. Dein treuer Freund Schl.

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4954. Von Heinrich Philipp Baron von Medem. Berlin, Mittwoch, 1. 3. 1820

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Ew Spectabilität habe ich die Ehre hierdurch ganz ergebenst anzuzeigen: daß den Beiden Studierenden der Theologie Karrig aus Mecklenburg und Hecker aus Pommern die Bescheinigungen, daß ihnen vom 1ten Januar dieses Jahres an das Beneficium der Miethsentschädigung conficirt werden soll, noch immer nicht haben ausgehändigt werden können; da nach der Versicherung der Pedelle Beide noch immer verreißt sind. Dennoch sind pro Januar und Februar diese Beiden Stellen nicht besetzt, weshalb | ich mir Ew Spectabilität geneigte Bestimmung erbitte: ob solche für die Beiden Abwesenden offen erhalten, oder ob Ew Spectabilität anderweitig darüber disponiren wollen Berlin den 1t März 1820 Baron v Medem Quästor

4954. Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 223, Bl. 58. Am linken Rand eine Aktennotiz Schleiermachers an die Fakultätskollegen mit dem Vorschlag, die Gelder anderweitig zu verwenden (vom 1. 3.), notierter Zustimmung von Marheineke und Neander und einem dementsprechenden Decretum Schleiermachers (vom 6. 3.).

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Dein letztes Frohes und Erfreuliches, lieber Bruder, vom 19n des Februars haben wir mit Freuden empfangen und gelesen und wünschen, daß es mit euch allen und mit dem kleinen Ehren-Namen- und Hoffnungsträger und mit seiner Mutter noch so wohl stehe wie damals, oder vielmehr immer beßer in Wohligkeit und Wäligkeit, wie sich von selbst versteht, daß das bei den beiden Hauptintereßenten bei der Sache, nemlich Mutter und Kind, im Fortgehen seyn muß. Jetzt kann ich dir wenigsten von einer Sache den Anfang des Fortgangs melden, nemlich von unserm Weinhandel. Eben habe ich Herrn Feys in Bodendorf Brief beantwortet und 3 Ahm guten Ahrbleicher von dem | 1819ner Gewächs bei ihm bestellt. Dieser katholische Pfarrer hat selbst bedeutende und treffliche Weinberge an der Ahr, und ich hoffe, da ich seine Bekanntschaft durch Empfehlung des Ministers vom Stein gemacht, deßen Geschäftsführer er gewesen in jener Gegend und in einigen Dingen noch ist, er wird euch nicht begigeln noch gegen den kalvinischen Herrn Amtsbruder Tücke üben wollen. Er giebt den Wein auf der Stelle (zu Bodendorf an der Ahr, etwa 3 Meilen von hier) das Ahm zu 23 Kronthalern = 40 Rth Preußisch Kurant. Mit den Nebenkosten (als da sind Fäßer mit eisernen Reifen Fracht hieher zu Lande etc.) wird das Ahm hier zur Stelle in Bonn wohl zwischen 25– 26 Kronthaler kommen. Von hier werde ich den Wein durch Herrn Weerths | Besorgung auf dem Rhein nach Frankfurt und von da weiter den Landweg gen Norden gehen laßen. Wann er von hier abgesandt ist, werd’ ich dir’s melden und aviso und Spesenrechnung schicken. Meine Frau, die eben zu Bett geht und deren schlaftrunken erwachter Siegerich ihr etwas vormusicirt, bittet es nicht bei einem langen Schweigen bewenden zu laßen und bald wieder ein drittes und viertes Bulletin mit curiosis vom Stapel zu laßen. Sie läßt euch sagen, daß es ihr und ihrem runden Kreiselmann, der wirklich anfängt ein sehr lebendiger Heftikus 4955. Überlieferung: H: BBAW, SN 239, Bl. 64 f.; D: Arndt: Briefe 2, S. 59 f. Der Brief kann nicht vom 3. 2. 1820 datieren, da er auf Schleiermachers Brief *4941 vom 19. 2. 1820 antwortet, in dem es um das Ergehen Henriette und Nathanael Schleiermachers geht. So ist der 3. 3. das wahrscheinlichste Datum. Der Briefeingang des Tageskalenders (März 1820) vermerkt zum 12. 3.: „Arndt aus Bonn. Anzeige von dem gekauften Wein.“ Damit wird dieser Brief gemeint sein. – Beantwortungsvermerk: „beantw.“

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Briefe 4955 – 4960

und Feurikus zu werden, sehr wohl geht. Mir beginnt es auch beßer zu gehen, da ich die Ilias malorum der Bonner Hand|werker und Handlanger allmälig vom Halse kriege und die Vollendung meines Hausbaus sich immer mehr zuspitzt. Ich habe in Einem Jahre doch erfahren müßen, was es heißt ein neues Haus bauen; ein thörigtes Ding vielleicht, da die ganze Welt mehr und mehr wie ein altes mürbes Haus einzufallen droht. Sonst begiebt sich hier bei uns für den Augenblick nichts Neues; was wohl recht gut ist. Grüße alles herzlich auch die gute alte Lotte, die nun wohl genug zu wippeln und zu trippeln hat, und die guten Kinder aus der Heimath, die bei euch eingezogen sind. Inlage gieb mit Grüßen an Reimer Dein EMArndt.

*4956. An Georg Heinrich Ludwig Nicolovius. Berlin, vor dem 4. 3. 1820 Fragt, ob Nicolovius glaube, dass das Ministerium gegen die Verlängerung von Brandis’ Forschungsreise Einwände habe.

*4957. Von Georg Heinrich Ludwig Nicolovius. Berlin, Freitag, 3. 3. oder Sonnabend, 4. 3. 1820 Einverständnis des Ministeriums zu Brandis’ weiterer Forschungsreise.

*4958. Von Wernicke. Berlin, Sonnabend, 4. 3. 1820 oder früher Staatskanzler Hardenberg habe die Akten eingefordert. *4956.

Erschlossen aus Brief 4960 an Brandis (4. 3. 1820).

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Erschlossen aus Brief 4960, Z. 65–67 an Brandis (4. 3. 1820).

*4958. Der Tageskalender 1820 vermerkt zum 4. 3.: „Mittags das Billet von Wernecke daß der Staatskanzler die Akten eingefordert.“ Laut seiner eigenen Unterschrift (Brief 4409, KGA V/14, 29. 9. 1817) hieß der Universitätsmitarbeiter nicht Wernecke, sondern Wernicke.

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*4959. An Wilhelm Martin Leberecht de Wette. Berlin, Sonnabend, 4. 3. 1820 Trägt ihm Nathanael Schleiermachers Patenschaft an. Er werde doch nicht nach Halle reisen.

4960. An Christian August Brandis. Berlin, Sonnabend, 4. 3. 1820

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Seit meinem lezten werthester Herr Professor ist nun die Sache wegen Ihrer nächsten Bewilligungen ganz in Ordnung gebracht; der Antrag nämlich ist ganz so gemacht und an der Bewilligung des Ministeriums nicht zu zweifeln. Sie werden also 700 r pro Merz bis Ende September auf einmal haben können, und ich wünsche nur, daß Sie die Rechnung nicht ohne den Wirth gemacht haben und damit wirklich auskommen. Ich glaube man hätte eben so leicht die völlige Verdoppelung für die Zeit der Reise nach England in Antrag bringen können; allein ich wollte nicht über das hinaus gehn, was ich aus Ihren eigenen und Bekkers Briefen belegen konnte. Was die Verlängerung Ihres Urlaubes betrifft so ist es wieder meine Schuld daß noch nicht eben so weit über diese Sache entschieden ist, indem ich unglücklicherweise eine Klassensizung versäumt habe. Indeß ist die Klasse völlig mit Ihrem Wunsch einverstanden unserm Unternehmen auch von dieser Seite die nöthige Vollständigkeit zu geben, und es sind also nur noch die Formalien übrig. Ich glaube also, daß ich Ihnen verbürgen kann, Sie werden Ihre Zeit nicht verlieren, wenn Sie fortfahren nach dem größeren Maaßstab zu arbeiten, der Ihre Rükkehr auf nächsten Winter nach Paris voraussezt. Um indeß ganz sicher zu gehen habe ich an Nicolovius geschrieben ob er glaube, daß von Seiten des Ministerii | bedeutende Hindernisse gegen die Verlängerung Ihres Urlaubes eintreten könnten und ich hoffe jeden Augenblick auf seine Antwort, damit wir auch von dieser Seite *4959. Der Briefausgang des Tageskalenders (März 1820) vermerkt zum 4. 3.: „De Wette Gevatterbrief.“ Zum Inhalt vgl. auch Brief 4966, Z. 12 f. 4960. Überlieferung: H: BBAW, SN 742, Bl. 5; D: Br 4, S. 263 (Zitat). Mit Einlagen von Henriette Herz an Brandis und von Buttmann an Bekker und einem Blatt an Nicolovius (Brief *4956, vor dem 4. 3. 1820). – Der Briefausgang des Tageskalenders (März 1820) vermerkt zum 4. 3.: „Brandis wegen der englischen Reise und der Urlaubsverlängerung mit einer Einlage von der Herz an Brandis und von Buttmann an Bekker.“ 10 daß] folgt )sie*

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Briefe 4960 – 4961

vollkommen beruhigt sein können. Indeß ist dies nur ein Ueberfluß, da Süvern als die Sache in der Klasse circulierte durchaus kein Bedenken erhoben hat. Je mehr Sie mich durch Ihre Briefe in unser ganzes Unternehmen und die gründliche Art wie es betrieben wird eingeleitet haben, um desto mehr ist mein Verlangen gestiegen einen recht thätigen Antheil an demselben nehmen zu können. Wenn ich aber bedenke wie ich jezt zu gar keiner ordentlichen Arbeit kommen kann sondern alles angefangene liegen bleiben muß, mir kaum irgend eine Kleinigkeit jährlich vom Stapel läuft: so muß ich wol besorgen, daß nur sehr wenig auf meinen Theil kommen wird als guter Rath im Allgemeinen und gelegentliche Hülfe im Einzelnen. Und leider konnten es nur nachtheilige Begebenheiten sein, welche mich eines oder des anderen Geschäftes entbinden könnten, und auf dergleichen will ich doch lieber nicht rechnen. Ueber den gegenwärtigen Zustand der Dinge zu reden lohnt gar nicht; auch werden Sie wol eben so gut unterrichtet sein als wir d.h. sehr wenig. Mich dauert vornemlich daß die Regierung sich so vor den Augen von ganz Europa heruntersezt. Wenn die Wiener Conferenzen beendigt sind werden wir wol etwas deutlicher sehn wo die Sachen hinaus wollen. – Die Antwort des Ministerii wegen der CentralCommission und der PRenomméeS werden Sie auch erhalten haben wahrscheinlich eben so wie wir. Es ist lustig wie alles wieder auf die arme Preßfreiheit geschoben wird, und der unsinnige Pfistersche Bericht im Ganzen zugestanden, und es scheint daß der Staatskanzler nur privatim gegen Granow Ihnen eine Reparation gemacht hat. Daß nicht mehr herauskommen würde, war wohl zu sehn, indeß ist es mir doch immer lieb daß die Sache zur Sprache gekommen ist. Bei der Universität haben wir auch viel Noth und sehen noch harten Kämpfen entgegen; der Vorfechter habe ich dismahl auch wieder sein müssen. Meine Frau befindet sich nicht ganz so wohl als in der ersten Woche nach ihrer Entbindung; ich hoffe indeß es wird nicht von Folgen sein, der Kleine gedeiht gut ist aber ein sehr unruhiger Gast und die Mutter würde sich gewiß leichter erholen wenn er ihr etwas mehr Ruhe ließe. Ueber unsre logische Preisaufgabe ist nur Eine Abhandlung eingegangen die noch dazu einen Fehler in der Form hat, um deswillen ich sie kaum vorlegen kann. Den Preis würde sie aber ohnedies wol schwerlich gewonnen haben. Es thut mir leid daß das so ganz abgeblizt ist. Allein es will eben überhaupt mit den Preisaufgaben nicht recht mehr gehen, sie sind außer der Zeit – Ich muß nun doch schließen ohne Nicolovius Antwort abgewartet zu haben; es gilt aber auch gleich, wir wollen die Sache für eben so gewiß ansehn. Wegen Ihres Wunsches die Bibliothek betreffend 29 läuft] korr. aus laufen kann 58 außer] korr. aus aus

der] folgt )Reihe*

60 Ihres] ihres

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4. 3. 1820

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kann ich Ihnen auch gute Hofnung geben, und es wird nur noch darauf ankommen, daß Sie namhaft machen was Sie brauchen. Herzliches Lebewol mein werther Freund, und viele Grüße an unsern Becker Schleiermacher 65

N.S. Eben indem ich siegeln will komt Nicolovius Antwort, und da Buttmann mir doch eine so unförmliche Einlage geschickt hat so lege ich das Blatt auch noch bei

4961. Von Frederick Christian Sibbern. Kopenhagen, Sonnabend, 4. 3. 1820 Kopenhagen d. 4ten März 1820.

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Verehrtester Herr Professor! Ich habe es nicht lassen können, indem ich Ihnen für Ihre uns in der theologischen Zeitschrift mitgetheilte Abhandlung über die Lehre von der Erwählung meinen herzlichen und innigen Dank sage, mein Andenken bey Ihnen zu erneuern. Schon seit lange trug ich den Vorsatz bey mir Ihnen meine dankbare Empfindung ausdrücklich zu bezeugen, ja es schien mir Unrecht, Ihnen diese Dankesbezeugung vorzuenthalten, nachdem ich einmal Lust und Muth dazu gefaßt. Denn es ist doch recht und billig, daß ein Verfasser erfahre und wisse, was er wirkt, auch bey denen, die ihm entfernter stehen. Indessen verschob sich die Ausführung meines Vorsatzes einige Zeit, indem ich abwarten wollte, ob sich wohl der Keim zu einem ganz andern Briefe, als der gegenwärtige ist, in mir gestalten wollte. Allein ein solcher Brief, wie er mir im Sinne lag, will besonders wie meine Natur einmal ist, lange Zeit haben zur Reife. So lange will ich aber meine Danksagung nicht aufschieben, damit sie nicht gar ankomme, wenn es mehr als zu spät ist. – Ihre herrliche Abhandlung hat mir sehr zugesagt, mich höchlich erfreut, mehr fast, als mir recht und lieb war, wenn anders in solchen Fällen ein Zuviel denkbar ist. Ich habe seit mehrern Jahren über die christlichen Lehren mich oft in philosophisches Nachdenken und Sinnen vertieft, und einen Entwurf einer | ganz philosophischen Darstellung derselben meinen Zuhörern mitzutheilen versucht. Da hat nun Ihre Schrift, so 65–67 N.S. … bei] unten auf Bl. 5 4961. Überlieferung: H: BBAW, SN 391, Bl. 1 f. Der Briefeingang des Tageskalenders (März 1820) vermerkt zum 14. 3.: „Sibbern in Kopenhagen. Ueber die theologische Zeitschrift.“ Beantwortungsvermerk: „beantw.“

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Briefe 4961 – 4962

sehr sie mich angesprochen, doch manche Perturbation verursacht in den Bahnen, in denen meine Gedanken schon ganz ruhig zu wandeln anfingen. Es ist mir wie einem, der eine neue erfreuliche Bekanntschaft anzuknüpfen, einen neuen anziehenden und trefflichen Freund zu gewinnen anfängt, noch aber den neuen Freund nicht in den Kreis seiner vorigen Freundevöllig aufgenommen sieht; das neue bringt das gewohnte geliebte aus dem guten gewohnten Gleise, und der herrliche Gewinn ist anfangs nicht ohne störenden Einfluß, bis sich alles ausgeglichen. – So meinte ich es, wenn ich sagte, Ihre Schrift habe mich fast mehr erfreut, als mir lieb war. – Es ist Ihrer Art nicht, ich meine es von der Zeit her, da ich so oft die Freude hatte in Ihrem schönen Kreise mit zu seyn, zu wissen, es ist Ihrer Art nicht, gern Briefe zu schreiben; ist es doch mit mir auch der Fall. Darum sende ich Ihnen diesen Brief durch Einschluß und hoffe durch den Ueberbringer etwas von Ihnen zu hören. Es ist einer meiner vorigen Zuhörer, der Doctor der Medicin Otto aus Kopenhagen, der sich seit vorigen Herbst in Berlin aufgehalten. – Zugleich bin ich so frey, ihm den Auftrag zu geben, bey Ihnen die Adresse der Hofräthinn Herz zu erfahren. Ich weiß nicht, ob sie in Berlin ist, oder wo sonst und möchte ihr doch wieder einmal, nach langer Zeit, einen Brief schreiben. – | Noch erlauben Sie mir die Anfrage, ob die Herausgeber der theologischen Zeitschrift wohl geneigt seyn möchten, ein Paar Aufsätze von mir, über die ich gern Stimmen deutscher Männer vernehmen möchte, aufzunehmen. Der eine betrifft die Nothwendigkeit einer in die christliche Glaubenslehre völlig und durchgängig eingreifenden, sonst aber selbständig sich entwikkelnden philosophischen Erkenntniß; der andre die Natur und das Wesen des Bösen. – Beide werden kurz seyn, indem ich nicht glaube, daß es weitläuftiger Erörterungen bedarf um dasjenige in klares Licht zu stellen, was ich überhaupt aufzuhellen unternehmen möchte. – Doch ich werde, wenn ich erst Ihre Antwort auf diese Frage durch den Ueberbringer vernommen, bey Reimer die nähern Erkundigungen einholen, sobald die Aufsätze, die in dänischer Sprache seit langer Zeit entworfen, deutsch werden ausgearbeitet seyn. – Ich empfehle mich Ihrem gütigen Andenken, Ihrer Gemahlinn und Ihrem ganzen Kreise. Die wohlwollende Aufnahme, die ich bey Ihnen und den Ihrigen fand, lebt mir in dankbarem Andenken. Ihr ganz ergebener F. C. Sibbern. 36–38 Es … aufgehalten.] Hier notiert Schleiermacher am linken Rand: „Lezte Straße 14“

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4962. Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Berlin, Montag, 6. 3. 1820 D. 6t Mrz 20

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Einen Sohn in Jetchens Armen – mein lieber Einziger erhöhet in mir die Freude des heutigen Tages – – wie ich mich nie darüber aussprechen kann! mein lezter Wunsch Hienieden ist so zu sagen erfüllt – ob ich schon seit beinahe 2 Jahren zu hoffen und zu wünschen verlernt habe – – Von der immerwährenden Sehnsucht begleitet mein höchstes Ziel zu erlangen – die aber auch durch Gottes Gnade – – nun bei mancherley zunehmenden Uebeln in wechselnder Gestalt, mich seltner unmuthig macht – meine äußre Wirksamkeit nicht hemt – wie es wohl früher der Fall war – – – freut es mich innig – daß auch an mir der schöne Spruch in Erfüllung geht – – – Die Schwachen umgürtet der Herr mit Stärke denn – ich konte vor mehreren Wochen – mich nicht hinein denken – wie es gehen solte – – und siehe wie herrlich hilft Er mir aus – wenn ich den Kindlichen Blick von ihm nicht wende | Was aus dem Kindlein – und fernerhin aus dem Knaben werden soll (wie man zu sagen pflegt) dis mein Lieber – steht in ferner Zukunft – in welcher ich doch wohl nicht mehr bei Euch sein werde – Aber – ich habe das feste Vertrauen – daß, wenn der Herr eure Kleinen die jezt wie die OehlZweige um Euch her sind – – nicht früher in einen andern Garten verpflanzt – – Er gewiß Gnade geben wird – daß sie wachsen grünen und blühen zu Bäumen der Gerechtigkeit – dem Herrn zum Preise – Jedes mit seinen besondern Eigenthümlichkeiten – eben schlug ich folgenden Vers in der Loosung auf – ich will Ihnen meine Furcht ins Herz geben daß sie nicht von mir weichen Jeremia 32–40. Gott segne auch Dich mein Bester in allen Deinem Thun, mit seinem ganzen köstlichen Verdienst Lotte.

4962.

Überlieferung: H: BBAW, SN 375/17, Bl. 4 f.

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Briefe 4963 – 4965

4963. Von Joachim Christian Gaß. Breslau, Donnerstag, 9. 3. 1820 Breslau, den 9 Mz 20.

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Da ich den Nürnberger Correspondenten nicht lese, so bist Du, mein theurer Freund, allerdings der erste gewesen, durch den wir die lange schon gewünschte Nachricht von der Entbindung Deiner lieben Frau erhalten haben. Wir freuen uns von ganzem Herzen mit Dir über das Glükk, das Deinem Hause wiederfahren ist, und bitten Gott, daß er es Dir ungestört erhalten wolle. Ein Sohn mußte Dir doch noch geboren werden, damit Dir unter dem, wozu Dich Gott berufen hat, die Aufgabe nicht fehle, der Welt einen Sohn zu erziehen, auf welchem Dein Geist ruhen und der einst in Deinem Sinn wirken möge. Zu den Kindern muß man doch den in der Gegenwart sich immer aufs neue trübenden Blikk wenden, um sich wieder zu erheitern und wie einst der Herr hoffen, das Himmelreich werde zu ihnen, wenn auch weniger zu uns kommen. In Deinem und meinem Alter ist wohl auf keine erfreuliche Zeit mehr zu hoffen; sondern wohl nur eine immer steigende Verwirrung, auf die wir gefaßt sein müßen, und ich denke, wir beide haben uns darein ergeben, wohl wißend, daß wenn es deren geben soll, | die das Gute genießen, es auch an denen nicht fehlen darf, die es erkämpfen helfen. Darum wird es wohl unsre Sache sein, in unsern Kindern uns im Geist der beßern Zeit zu erfreuen, die wir nicht mehr erleben werden. Mehr, als diese wenigen Worte und damit Du doch wissest, wie herzlich Dein Brief uns erfreut hat, kann und will ich Dir heute nicht schreiben. Ich hoffe aber, Dich in kurzem zu sehn. In 14 Tagen habe ich ein Geschäft in Glogau und hatte schon ganz in der Stille darauf gedacht, von da in aller Eile einen Abstecher nach Berlin zu machen. Dein freundlicher, herzlicher Brief hat mir das Herz so groß gemacht, Dich und alle meine lieben Freunde auf ein Paar Tage zu sehen, daß es nun in allem Ernst beschloßen ist, mit Euch das Osterfest zu feiern. Freilich muß bis dahin noch manches beseitiget werden, damit die Reste nicht zu sehr anwachsen; ich will aber keine Mühe scheuen, wenn mir nur die Freude wird, ein Mal wieder mit Euch leben zu können. Grüße Reimer und sage ihm, daß ich ihm über seine Geldangelegenheiten selbst Bescheid bringen werde. Was Du mir geschikt, die theologische Zeitschrift und das Synodalprotokoll | ist richtig angekommen; was wir aber darüber zu besprechen haben, muß vorbehalten bleiben. Wir sind 4963. Überlieferung: H: BBAW, SN 287/1, Bl. 139 f. Der Briefeingang des Tageskalenders (März 1820) vermerkt zum 12. 3. „Gaß aus Breslau. Anzeige von seiner Ankunft.“

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ziemlich wohl, jedoch Wilhelmine nicht ganz. Es betrübt mich, daß ich sie nicht mitbringen kann; aber es geht nicht der Kinder wegen, und die Kürze der Zeit, die der Reise gewidmet sein kann, würde durch die unvermeidliche Beschwerde die Freude sehr vermindern, dies muß also vorbehalten bleiben. Tausend Grüße an Deine liebe Frau und an Reimers! Lebe wohl, ich bin und bleibe ewig und von ganzem Herzen Dein treuer Freund Gaß. Solltest Du zufällig Rehdiger sehn, so sage ihm n i c h t , daß ich zu Euch komme, durch ihn würde man es hier erfahren, ehe ich es will, und es ist leider dahin gediehen, daß man auch das Unschuldigste der Nachspürung und dem Mißverstehen entziehen muß.

4964. Von Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Donnerstag, 9. 3. 1820

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Nach dem § 2 des Reglements für die künftige Verwaltung der akademischen Disciplin ist der Rector verpflichtet, über die von ihm abgemachten Disciplinar Sachen eine kurze Registratur aufzunehmen und diese dem Dekan derjenigen Fakultät, zu welcher der Betreffende gehört, nachrichtlich vorlegen zu lassen. Diesem gemäß theile ich Ew. Spektabilität in der Anlage Abschrift einer, den studiosus R e i c h w a l d betreffenden Registratur mit. Berlin den 9 Maerz 1820. Der Rektor der Universität. Goeschen Facultatis theologicae Decano spectabili

*4965. An Heinrich Christoph von Willich. Berlin, Freitag, 10. 3. 1820 4964. Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 272, Bl. 1. Mit einem Bericht Göschens, er als Rektor habe den Theologiestudenten Ferdinand Reichwald, der sich in einer Rangelei einer Gruppe Maskierter, die ihn verfolgt hätten, erfolgreich erwehrt habe, zu behutsamerem Einsatz seiner Körperkräfte vermahnt (Bl. 2 in derselben Akte). Vorlagevermerk: „pr d 14t. Mz“. *4965. Der Briefausgang des Tageskalenders (März 1820) vermerkt zum 10. 3.: „Willich in Sagard durch Einlage“.

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Briefe 4966 – 4967

4966. Von Wilhelm Martin Leberecht de Wette. Weimar, Sonnabend, 11. 3. 1820 Herrn Dr Schleiermacher [Bl. 11v] Weimar d. 11. März 20. Mein theuerster Freund! Ich hoffe, Bleek wird seinen Auftrag ausgerichtet, und förmlich meinen Glückwunsch dargebracht haben, den ich hiermit von Herzen wiederhole. Einen Sohn darf man dir wohl gönnen, und man konnte es wünschen, daß es einen Sohn gäbe, der sich eines solchen Vaters rühmen könnte. Herzlichen Dank der Mutter, daß sie mir meinen Wunsch erfüllt hat, mich in ihre geistliche Verwandtschaft aufzunehmen, und es freut mich dieß um so mehr, da es der erste Sohn ist, den sie dir bringt. Sag ihr meinen besten Gruß mit dem herzlichsten Wunsch für ihr und ihrer Kleinen Wohlergehen. Ungern habe ich vernommen, daß Du von der Hallischen Reise zurücktrittst. Wie? könntest du vielleicht zu Pfingsten kommen? Ein Paar Tage Ferien habt ihr ja doch vielleicht, und ich wollte gern bis Wittenberg entgegen kommen. Ohnehin ist es mir ungelegen, zu Ostern nach Halle zu reisen, da ich gegen Pfingsten wieder nach Leipzig gehen muß, um Reimer zu sprechen. Ich mache also Bleek den Vorschlag, die Reise bis Pfingsten zu verschieben, und du hast Zeit dich zu besinnen. Ich bin fertig mit meiner Abhandlung über die Erwählung, und habe auch schon die Fortsetzung über die Sittenlehre unter der Feder. Ueber jene möchte ich erst deine Meinung hören, ehe ich sie zum Druck gebe. Ich habe wollen das Problem lösen, wie das Böse nicht für Gott sey, während es doch für den Menschen sey. Eine kitzliche Sache. Indeß ist der lutherische Lehrbegriff besser bey mir weggekommen als bey dir. Ich habe den Unterschied der voluntas antecedens und consequens gerettet, und wenn auch nicht die praevisio fidei, doch eine gewisse Bedingtheit des decretum electionis et reprobationis besonders des letzteren gerechtfertigt. Ich habe es geleistet durch die Unterscheidung des unmittelbaren und mittelbaren (reflectirten, geschichtlichen) Seyns und des offenbaren oder relativen und des verborgenen oder absoluten Gottes. Gewissermaßen Motto der Abhandlung ist die Stelle: der Vater richtet niemanden, sondern alles Gericht hat er dem Sohne übergeben. Ich bin begierig zu hören, was du davon sagest. 4966. Überlieferung: H: BBAW, SN 419, Bl. 11; D: http://www.dewettebriefedition.org/ index.php (zuletzt abgerufen am 22. 5. 2023), ID0123. Der Briefeingang des Tageskalenders (März 1820) vermerkt zum 15. 3.: „De Wette. Ueber seine Abhandlung von der Erwählungslehre.“

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Von meinen Aktenstücken sind 2500 Exemplare vergriffen, und 1000 neu aufgelegt. Doch wünsche ich nicht mehr, als daß die ganze Geschichte in Vergessenheit komme. Es giebt immer Leute, sogenannte officielle Seelen, die nicht zu überzeugen sind, nicht als wenn ich deren gerade hier gefunden hätte, aber ich will auch nicht behaupten, daß es deren hier nicht gebe. Wenn Ihr einmal in zahlreicher und fröhlicher Gesellschaft seyd, so sammelt doch für den armen S c h a d ein Almosen. Er ist in einem kläglichen Zustand, und ich bedauere ihn umso mehr, da er sich nicht die Liebe der Menschen zu erwerben weiß. Sag es doch Buttmann mit meinem Gruß, aber vergiß es ja nicht. Leb wohl mein Geliebter und grüße mir herzlich alle die Deinen. Der Deinige de Wette

4967. An Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Montag, 13. 3. 1820

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Magnifice Der Gebrauch der mir zugefertigten Liste der gegenwärtig hier anwesenden Theologie Studirenden bei der jezt schwebenden Untersuchung über den Studienfleiß veranlaßt mich zu folgenden ergebensten Anfragen. 1.) Vermisse ich darauf die Namen A l t g e l t , A u g u s t , R o h r l a c k , R u m s c h ü t t e l welche in meinem Album noch ungelöscht stehn. Da aber ihre Matrikeln erloschen sind so frage ich an ob ich sie unbedenklich auch in meinem Album löschen kann? 2.) Finde ich darin noch den Namen Eduard Schulz aus Höxter inscribirt im October 1816. von welchem in meinem Album bemerkt ist, daß da er am 22ten Juni 1818 citirt worden und nicht erschienen er für abgegangen zu halten sei. Daß er seit langer Zeit nicht vorhanden ist außer Zweifel und ich frage also an ob er nicht auch im Albo der Universität ohne weiteres zu löschen sei 3.) Ist bei dem Namen Carl Weitenkampf bemerkt er sei im UniversitätsAlbo als Jurist eingeschrieben. Daß er fortwährend theologische Colle4967. Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 11, Bl. 63. 9 f inscribirt … 1816.] mit Einfügungszeichen am linken Rand

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Briefe 4967 – 4970

gien | hört ist gewiß. Da aber in meinem Album nicht bemerkt steht woher er gekommen so ist es leicht möglich daß er von der juristischen Facultät übergegangen; und ich stelle Ew Magnificenz ergebenst anheim dies für beide Alba zu verificiren Berlin s. 13t. Merz. 1820 Der Dek. d. theol. Fac Schl

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4968. An August Boeckh. Berlin, Montag, 13. 3. 1820

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Decane spectabilis Folgende bei meiner Facultät inscribirte und noch nicht als abgegangen notirte hören in diesem Semester keine theologischen Vorlesungen 1.) Th. Westhoff aus Westfalen 2.) H Mellinghoff aus Mühlheim 3.) C.C.W Rheinthaler aus Erfurt 4.) J.A.F. Helm aus Meklenburg 5.) L. Lorenzen aus Holstein 6.) F.G. Starke aus Thüringen 7.) F.A.G. Tholuck aus Schlesien. 9.) M. Kartscher aus Schlesien 10.) G. Wreden aus Berlin 11.) H.L. Karrig aus Meklenburg 12.) G.A. Haake aus Schlesien 13.) F.S. Kahlbau aus der Mark 14.) Fz. Hecker aus Pommern 15.) A. Gerhard aus der Mark 16.) C.J.H. Hermes aus Schlesien Ewr Spectabilität ersuche ich um baldgefällige Auskunft ob und welche von diesen bei den | Lehrern Ihrer Facultät Vorlesungen besuchen. Berl. D. Dek. d theol. Fac Schl. 13/3. 20. Decano sp. Fac. philosoph 4968.

Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 11, Bl. 64.

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4969. Von Heinrich Philipp Baron von Medem. Berlin, Mittwoch, 15. 3. 1820

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Decano spectabili Facultatis Theologiae Nachdem nunmehr die Rechnung über die Miethsentschädigung für die Monate Oktober, November und December anni praecedentis nebst deren Belägen vollständig von mir geordnet und die zum Theil mangelhaften Quittungen durch andere vorschriftsmäßige ersetzt worden sind, beehre ich mich Ew Spectabilität in den Anlagen 1) das Namensverzeich[niß] der Beneficienten, welches Ew Spectabilität gefälligst aufzeichnen werden; 2) die Nachweisu[ng] der in diesem Zeitraum gezahlten Gelder, wozu das beifolgende [Paket] Beläge gehört, und 3) die Rechnun[g] über die Verwendung des Geldes | in diesem Quartal, hierdurch ganz ergebenst zu überreichen. Sowohl die Nachweisung, als auch die Rechnung sind Beide nach dem von dem Ministerio zugefertigten Schema angelegt worden. Wenn es Ew Spectabilität Zeit erlaubt, die Nachweisung und Beläge baldigst zu revidiren, so würde es gut sein, wenn das Ganze noch in den letzten Tagen dieser Woche dem Ministerio eingereicht werden könnte, um nächsten Montag zum Vortrage zu kommen. Mit der Umschreibung der Quittungen der vorjährigen Rechnung hoffe ich auch bald in Ordnung zu sein um solche nebst Zubehör, in kommender Woche, Ew Spectabilität zu überreichen. Berlin den 15t März 1820 Baron v Medem Quästor der Universität

*4970. Von Gustav Anton von Mühlenfels. Um den 15. 3. 1820 Er habe einen Kredit aufgenommen, über dessen Summe Schleiermacher verfügen solle, um den Bedürfnissen seines inhaftierten Sohnes aufzuhelfen. Bittet um Nachricht. 4969. Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 223, Bl. 60. Mit Akten und Quittungen betreffend die königliche Mietentschädigung für bedürftige Studenten. 12 Schema] Schemas *4970.

Erschlossen aus Brief 4993 (7. 4. 1820).

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Briefe 4971 – 4974

4971. An das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Sonnabend, 18. 3. 1820

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An Ein hohes Ministerium pp Einem hohen Ministerium überreichen wir gemäß der Verfügung vom 20ten Januar ganz gehorsamst die nach Anleitung derselben angelegte Berechnung über die Miethsentschädigung pro October – December anni praecedentis. Wenn in derselben noch die meisten urspünglichen Theilnehmer deren Jahr eigentlich mit Ende September abgelaufen war aufgeführt sind so können wir uns darüber nur auf folgende Weise entschuldigen. Das Concept zu unserm gehorsamst eingereichten Entwurf eines Reglements für die Verwendung war durch einen unglüklichen Zufall verloren gegangen und die bestätigende hohe Verfügung bezog sich lediglich auf die von der Facultät vorgeschlagenen Punkte. Als daher der unterzeichnete Dekan dies Amt nach dem Abgang des Herrn D. DeWette übernahm fand er in den Akten keine Anleitung, und es mußten erst Nachsuchungen nach jenem Concept angestellt, und als diese vergeblich waren eine Abschrift unserer Vorstellung von der Registratur Eines hohen Ministerii erbeten werden. Unterdeß waren die Zahlungen für den October schon vor sich gegangen, indem weder dem Dekan noch dem Rechnungsführer bestimmt erinnerlich war, daß die Perception auf Ein Jahr beschränkt sei. Auch ging aus dem bei der ersten Einrichtung erlassenen Anschlag nicht hervor, daß die Percipienten von dieser Beschränkung benachrichtigt worden, und der Professor Marheinecke der darüber hätte Auskunft geben können war abwesend, und es schien | zu hart die Zahlung auf einmal einzustellen ehe eine allgemeine Bekanntmachung erlassen worden. Daher haben die meisten ursprünglichen Percipienten ein Vierteljahr mehr empfangen, und wir hoffen daß Ein hohes Ministerium uns dieses aus den angeführten Gründen zu Gute halten wird. Der Unterschied wird dadurch zum Theil ausgeglichen, daß viele der ersten Theilnehmer doch gebeten haben sie aufs neue auf die Expectantenliste zu sezen, und nun also wenn ein günstiger Fall für sie eintritt um so später zur Hebung gelangen.

4971. Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 223, Bl. 61. 3 nach Anleitung] über der Zeile 12 dies] korr. aus das 20–22 und … abwesend] mit Einfügungszeichen am linken Rand 27 viele] über )die meisten* 28 f wenn … eintritt] mit Einfügungszeichen am linken Rand

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Die verbesserte Rechnung pro October 18/19 hoffen wir nächstens gehorsamst vorlegen zu können; sie hat sich bisher wegen der sehr mühsamen und schwierigen Umschreibungen der Quittungen verzögert. Berlin d Merz 1820 Die theol. Fac Schl 18/3. 20. Neander

*4972. An Luise Benda. Berlin, Sonnabend, 18. 3. 1820 Über Nathanael Schleiermachers Geburt.

*4973. An Johann Rudolf von Plehwe. Berlin, Sonnabend, 18. 3. 1820 Anzeige der Geburt Nathanael Schleiermachers und Bitte, bei diesem das Patenamt zu übernehmen.

4974. An Immanuel Bekker. Berlin, Sonnabend, 18. 3. 1820 A / Monsieur le Professeur Bekker / de Berlin / fr. / à / Paris / Rue Notre Dame des Victoires / No 12. [Rückseite des zweiten Blattes] *4972. Benda

Der Briefausgang des Tageskalenders (März 1820) vermerkt zum 18. 8.: „Luise Entbindungsanzeige“.

*4973. Der Briefausgang des Tageskalenders (März 1820) vermerkt zum 18. 3.: „Rudolph Plehwe dito [Entbindungsanzeige] und Gevatterbrief Einlage in den vorigen [Brief *4972 an Benda, 18. 3. 1820]“. 4974. Überlieferung: H: University of Chicago Library, Special Collections Research Center, Immanuel Bekker Papers; D: Schleiermacher: Briefwechsel mit Boeckh und Bekker, S. 119–121. Der Briefausgang des Tageskalenders (März 1820) vermerkt zum 18. 3.: „Bekker Anzeige vom Eingang der Geldbewilligung“.

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Brief 4974

Ich weiß nicht, lieber Freund, wo wir stehen geblieben waren mit Repliciren und Dupliciren und will also lieber ganz von frischem anfangen mit der Nachricht, daß Vorgestern die MinisteralBewilligung wegen Ihrer beiderseitigen Gelder eingegangen ist, und ich also auf Ordre warte ob ich sie Ihnen noch nach Paris oder nach London adressiren soll. Auch bitte ich Sie Brandis zu sagen, daß er seine Quittung über 700 r absenden kann. Soweit also wäre alles in Ordnung; das übrige was an Brandis Rükkehr nach Paris noch fehlt wollen wir nach Ostern besorgen Im Hause ist nicht alles in Ordnung, der kleine Junge, der mit Gottes Hülfe am ersten Ostertag soll getauft werden, scheint seit einigen Tagen seine bisherigen Fortschritte zu hemmen, und wenn er auch nicht krank ist so verräth doch seine große Unruhe daß er leidend ist. – Außerdem aber scheint noch ein großes Ungewitter über dem Haupte meiner Wenigkeit zu schweben. Man soll wüthend sein über den Brief der Facultät an De Wette und gar zu gern mir darüber zu Leibe wollen, nur sehe ich nicht, wie man in dieser Angelegenheit mich von den Andern trennen kann. So viel ist gewiß daß der Staatskanzler seit 14 Tagen sich die FacultätsAkten über diese Sache hat geben lassen, und daß er noch darüber brütet. Auch soll der Regierungsbevollmächtigte mich angeschwärzt haben als ob ich Umtriebe machte im Senat. Kurz Gestern wollte die ganze Stadt aus sehr guter Hand wissen ich sei suspendirt, und es ist leicht möglich daß ich es heut oder Morgen auch erfahre. – Unser Hausgenosse D. Rödiger der nach seiner zweiten Entlassung aus der Haft noch unter der moratorischen Cautel stand, sich aus dem Polizeibezirk von Berlin nicht zu entfernen, ist seiner Bitte an den Herrn Staatskanzler, daß er ihn dieser Cautel entlassen möge dahin gewährt worden, daß er binnen 14 Tagen das Land zu räumen, dabei aber sich eidlich zu verpflichten habe daß er binnen Jahr und Tag Deutschland nicht verlassen und sich erforderlichen Falles in Mainz stellen wolle. – Noch sind neuer|lichst allen Staatsdienern Geistlichen und Schullehrern die deutschen Röcke verboten worden; und wenn Sie also etwa in Italien deutsch geworden sind so französiren Sie Sich nur wieder in England. Ich wollte indeß doch auch Allen, die nicht Staatsdiener sind, rathen diese Deutschheit allmählig abzutragen, denn das allgemeine Verbot wird gewiß nicht lange ausbleiben zumal wenn es wahr sein sollte daß der Kaiser von Oestreich hier erwartet wird. – Bei der Universität geht es ziemlich bunt her. Der Regierungsbevollmächtigte hat 2 Studenten welche die ImmediatCommission entlassen hatte verhaftet, und da der Universitätsrichter erklärt, es gebe dazu in den Akten keinen rechtlichen Grund so 19 viel] korr. aus w 26 aus] korr. aus unt

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hat es Scenen gegeben in Folge deren lezterer einen Anfall von Nervenfieber bekommen und seinen Abschied gefordert hat. Einige wollen nun vermuthen Herr Granow der aus Mainz zurükkommt werde Universitätsrichter werden. Ich sinne ob ich nicht noch etwas angenehmes finde, und es fällt mir noch etwas ein, was Sie aber weniger interessirt, daß nämlich dem Consistorium zu Breslau die Aufsicht über die Schulen der Provinz genommen und dem Regierungsbevollmächtigten bei der Universität übertragen. Wahrscheinlich ist dies eine Persönlichkeit gegen Gass und Wachler. Es scheint aber auch dieses nicht von Herrn von Altenstein ausgegangen, sondern ihm von oben gegeben zu sein. Dabei komt mir noch ein kleiner Prozeß in Sinn den die Akademie gewonnen hat. Es sollten nämlich nach dem neuen CensurEdikt nun auch die Memoiren censirt werden. Als nun in der philosophischen Klasse die Commission versammelt war um die Abhandlungen auszuwählen erklärte ich, ich würde unter diesen Umständen keine hineingeben sondern hielt mich durch diese statutenwidrige Einrichtung auch meiner Verpflichtung entbunden. Savigny trat dieser Erklärung bei, und als die Sache ins Plenum kam ward nun beschlossen wobei Humboldts Votum vorzüglich wirksam war an den Minister | zu schreiben daß er e[ine g]ünstige Interpretation bewirken möge. Der Minister aber wollte nichts damit zu thun haben. Indeß hatte Ancillon die Sache in demselben Sinne auch im OberCensurCollegio in Anregung gebracht und die Akademie beschloß nun an den Staatskanzler zu gehn. Da ist nun die günstige Entscheidung gekommen, und diese Schmach wenigstens abgewehrt. Sonst hatte ein Graf Eglofstein bei der Regierung schon angefangen Boeckhs und Tralles Abhandlungen zu censiren. In Kleinigkeiten kann man schon einmal mit Erfolg remonstriren. Der Universität aber wird schwerlich eben so zu helfen sein, wiewol es toll ist, daß Anschläge an das schwarze Brett erst das Imprimatur haben müssen. Nun aber auch kein Wort mehr. Sobald sich etwas über mich entscheidet sollen Sie es erfahren. Auch Reimer heißt es soll nächstens vernommen werden. Glükliche Reise ins Land der ältesten Constitution! Meine Leute grüßen alle herzlich, mit Einschluß von Luise und Malchen Willich welche jezt hier sind gleich nach dem Fest aber abreisen. Gott befohlen. Schleiermacher 18/3. 20.

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Brief 4975

4975. Von Christian August Brandis. Paris, Sonnabend, 18. 3. 1820 A / l’Académie Royal des Sciences / Classe de philosophie – Secrétaire / Mr. Schleiermacher / Berlin [Bl. 20v] Hochverehrter Herr Doctor Obgleich ich heute nicht im Stande bin Ihre beyden höchst gütigen und aufmunternden Briefe wie ich sollte und mich gedrungen fühle zu erwiedern, darf ich nicht verschieben Ihnen wenn auch nur in aller Kürze und Eile zu sagen wie sehr ich mich gefreut meinen Plan zur Bearbeitung der Aristotelischen Commentatoren von Ihnen und durch Ihre Vermittelung von der Academie gebilligt zu sehn. Hin und wieder, ich will’s nur gestehn, ist meine Sehnsucht mich endlich einmahl wieder heimisch zu fühlen, ungestüm genug gewesen um den Wunsch in mir zu veranlassen es möge die Verlängerung meines Aufenthalts in Paris vereitelt werden: aber wenn ich der Bewilligung meines Vorschlages so gut wie gewiß bin behält die Liebe zur angefangenen Arbeit und die täglich steigende Ueberzeugung, daß sie nur hier ausgeführt werden könne, die Oberhand und ich danke es Ihnen von ganzem Herzen, daß Sie mir durch so höchst freundliche Vermittelung baldiger Entscheidung viel unnüz Sinnen und Sehnen erspart haben. Ueber meine Arbeiten heute nur weniges. Die Metaphysik und Bücher περὶ ψυχῆς hoffe ich hier d.h. bis Mitte oder spätestens Ende Aprils, soweit zu beendigen, daß ich in England nur für schwierige Stellen die dortigen Handschriften nachzusehn oder wenn sich wirklich recht altes fände zu collationiren habe, und in der Bearbeitung des Simplicius zur Physik weit genug zu kommen, um für das wichtige darin in England vergleichen zu können: die hiesigen Codices sind sehr schlecht. Mit den critischen Untersuchungen über die verschiedenen Commentatoren zur Metaphysik werde ich, wie ich glaube, so ziemlich aufs Reine kommen und sobald ich sie beendigt, die Resultate, solange das Einzelne frisch im Gedächtniß ist, kurz und vorläufig niederschreiben. Unerwartet habe ich einen soviel ich weiß nirgends sonst vorkommenden Commentar zu γ (IV Bücher, – klein ᾶ mitgerechnet) der Metaphysik, angeblich vom Syrian gefunden, aber noch nicht untersucht, was von dieser Ausgabe zu halten und ob er verdie4975. Überlieferung: H: BBAW, SN 259/1, Bl. 19 f. Mit einer Liste von Aristoteleskommentaren für die Berliner Bibliothek zur Beantwortung der Frage, welche davon diese nicht besitzt. – Der Briefeingang des Tageskalenders (März 1820) vermerkt zum 29. 3.: „18 [März] Brandis Aristotelica.“

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ne abgeschrieben zu werden. An die Bearbeitung der Commentare zu περὶ ψυχῆς habe ich mich schon seit einigen Wochen gemacht, jedoch so daß die Arbeiten zur Metaphysik nebenher fortgesetzt werden: inzwischen werde ich, ehe wir Paris verlassen Ihnen das gewonnene Material für Rezension des Aristotelischen Textes und vorläufige Abhandlung über die Commentatoren einsenden. Ich würde mich mehr beeilt haben, wenn ich nicht geglaubt aus Ihrem Brief abnehmen zu können, daß Sie erst im Sommer Zeit finden werden Sich mit diesem Aristotelischen Buche zu beschäftigen. Für den Text ist Themistius am wichtigsten aber freilich auch am schwierigsten zu benuzen. Außer den drey gedruckten Commentaren zu περὶ ψυχῆς findet sich hier ein ziemlich weitläuftiger von einem Sophonius, aus dem ich in Gefahr gewesen seyn würde vieles abzuschreiben, wenn ich nicht den Johannes Philoponus, den er vorzüglich benuzt, vorher durchgenommen hätte: jetzt kann ich mich mit wenigen Auszügen in sorgfältiger Benuzung für den Text begnügen. Vom Verfasser weiß ich noch nichts zu sagen, als daß er später als Psellus ist und durch sein Streben feinzierlich zu schreiben sich und die Leser martert. Daß ich obgleich ich mir bewusst bin nicht gefeyert zu haben, in diesen sechs Wintermonaten ausser einigen Collationen nur die Bearbeitung der Metaphysik und der Bücher περὶ ψυχῆς zu Stande bringe, soll mich nicht verzagt machen: denn die Masse der Auszüge und Abschriften, deren Umfang mir erst jetzt bey der Collation recht augenfällig wird, in Anschlag gebracht, glaube ich wohl ein Drittheil meiner Arbeit, soweit sie mit Zuziehung von Handschriften gemacht werden muß, beendigt zu haben. In England denke ich mich zunächst mit Simplicius de caelo zu beschäftigen, von dem hier nur ein und zwar sehr neuer Codex vorhanden, und dann ans Organon zu gehen. Da ich | Simplicius de Caelo und verschiedenes fürs Organon selbst besitze möchte ich die Bibliothek fürs erste nur um Ammonii Commentare in Categorias, Simplicii Commentare in Categorias und Πορφυρίου εἰς τὰς Αριστοτέλου κατηγορίας ἐξήγησις ersuchen: hoffentlich werden ich alle drey schon von England aus zurücksenden können. Einliegender Zettel enthält ein Verzeichniß sämtlicher mir fehlenden griechischen Commentatoren: Herr Professor Wilken oder Buttmann würden mich sehr verbinden, wenn sie was die königliche Bibliothek nicht besitzt, mit einem Kreuze bezeichnen und mir so den Zettel wieder zukommen lassen wollten, damit ich diese desiderata erwerben oder auf andern Bibliotheken so benuzen könne, daß mir der Besiz entbehrlich werde. Nun hätte ich, verehrtester Herr Doctor, noch eine ich kann wohl sagen Herzensangelegenheit Ihnen im Vertrauen zu eröffnen, oder wenn Sie es für nöthig halten, der Academie vorzutragen. Mein Vater, von dem ich

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Brief 4975

nun fast fünf Jahre getrennt bin, dringt je länger je mehr darauf, daß ich das Wiedersehn nicht länger verschieben dürfe, vorzüglich da sich seit meiner Abreise in unsern Familienverhältnissen so manches verändert: und auch ich fühle mich von Sehnsucht oft wie überwältigt und aller Fassung beraubt. Von England aus könnte ich mit Packetbot nach Hamburg und mit Dampfschiff von Kiel gehend, in höchstens 8 Tagen in Copenhagen seyn: die Rückreise von Copenhagen hierher würde mir nicht mehr als 12 höchstens 14 Tage nehmen und wahrscheinlich sich Gelegenheit finden sie mit einem Dänischen Curier, deren von Zeit zu Zeit gehn, noch schneller zurückzulegen. Die Wochen des Aufenthalts in Copenhagen sollten, das verspreche ich, nicht verloren seyn – wenn ich Abends mit meinem Vater seyn kann würde ich Morgens, wo er Kranke besucht, frisch und lustig meine Aristotelica arbeiten – und da die Copenhagener Bibliothek vielleicht die vollständigste Sammlung gedruckter Commentatoren besitzt, manche mit Randanmerkungen, so würde ich wohl sogar dort einiges bearbeiten können, was sich nirgendswo sonst fände. Endlich hat die hiesige Bibliothek sechs Wochen Herbstferien, die ich wenn nicht ganz doch wohl zum Theil verlieren würde. Gesetzt nun wir wären zu Anfang August in England fertig, so ginge ich dann eilig nach Copenhagen, arbeitete dort am Organon oder was sich etwa wichtigeres fände, fort und eilte, nachdem ich mit geringer Versäumniß mir neuen Muth und neue Freudigkeit geholt, nach Paris zurück, so daß ich gerade mit Wiedereröffnung der Bibliothek, Mitte Octobers, hier einträfe. Das glaube ich aufs festeste versprechen zu dürfen, mehr als vier Wochen sollten auf keinen Fall meiner Arbeit entzogen werden: und vierwöchentliche Ferien glaube ich fast zu verdienen und wieder einbringen zu können. Die Kosten würden nicht sehr bedeutend seyn und mein Vater gern das fehlende zuschiessen. Dürfte ich mir nun wohl schmeicheln daß die Academie eine solche Reise erlauben oder nicht mißbilligen würde? unterlasse ich sie, so würde ich erst im Sommer 1821 daran denken können meinen Vater wiederzusehn, hätte also noch anderthalb lange Jahre vor mir. Auch hier Ihre Zustimmung zu erhalten, hochverehrter Herr Doctor, würde mich unbeschreiblich glücklich machen Den Neugeborenen bewillkommnen unsre Glückwünsche über die Gebühr spät: aber wie lebhaft haben wir gewünscht unter denen seyn zu können, die sich an Ort und Stelle seiner Geburt freuten! und wenigstens haben wir nicht verfehlt sobald die Nachricht uns erreichte dem Neugeborenen wie den Aeltern ein herzliches Glückauf aus weiter Ferne zuzutrinken. Ihnen einen Sohn zu schenken ist einmahl eine Weisheit der Natur die sich begreift.

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Daß die öffentliche Calamität Sie ganz besonders schwer treffen müsse haben wir von Anfang an aufs lebhafteste gefühlt und oft genug besprochen. Ungünstige Begebenheiten, die Sie dem Aristoteles für einige Zeit ganz gewinnen könnten, verhüte der Himmel; aber liesse [sich] | nicht ein Jahr den jetzt so unerfreulichen Berufsgeschäften entziehn um es dem Aristoteles zuzuwenden, zu dem Zweck etwa Nachlese zu halten Italien zu besuchen und einmahl einigermassen wenigstens des Lebens wieder froh zu werden? Bekker und ich haben in der That einen Plan dieser Art mit so vieler Lust besprochen, daß nichts mehr fehlt als die Reiserute zu Papier zu bringen. Die Kosten sind, wenn man einigermassen die Italienischen Verhältnisse zu nehmen sich entschliesst, wie sie einmahl sind, bey weitem geringer als man sich denkt: mich kostete mein Reisen in Italien weniger als mein sehr frugales Stilleben in Paris. Doch das ist ja bis weiter nur ein Einfall, den jedoch Bekker nicht verfehlen wird mündlich in Anregung zu bringen. Auf jeden Fall rechnen wir aufs bestimmteste auf Ihre recht lebhafte Theilnahme am Aristotelischen Unternehmen: vorarbeiten wollen wir nach besten Kräften aber grosse Hauptsachen oder die Hauptsachen werden Ihnen überlassen bleiben müssen. – Die Indices über die Commentatoren gebe ich nicht auf; freilich muß ich mich möglichst beschränken, um sie durchführen zu können. Das sehr verbindlich gefasste Antwortsschreiben des Ministers hat auch uns nicht eben befriedigt: und von der Erlaubniß uns gegen die Artikel Französischer Zeitungen zu rechtfertigen, ihnen gelegentlich an diesem Vorfall die höchst verderblichen Folgen der Preßfreyheit darthuend, sind wir nicht versucht Gebrauch zu machen, zumahl wir das Hauptfaktum wohl unbestritten stehn lassen müssten. Ausserdem mag man sich nur trösten: die verderbliche Preßfreyheit wird ja auch hier in nächster Woche zu Grabe gebracht und freilich hat man hier wohl mehr Ursache sie zu scheuen als bey uns. In Spanien gehts über alle Erwartung rasch: den 5ten dieses erlässt der König [ein] Rescript an den Premierminister über Vorbereitung zur Einführung einer constitution[ellen] Verfassung, den 6ten erklärt er sich bereit die Cortes zusammenzuberufen, und [den] 8ten sieht er sich schon genöthigt die Verfassung der Cortes von 1812 zu beschr[änken, die] Inquisizion aufzuheben, die Gefängnisse zu öffnen usw. Die Madriter Briefe versichern der Jubel, den diese letzten Maßregeln verbreitet, sey nicht zu beschreiben: aber wer hats zu verantworten, wenn das Volk jetzt die Grenzen der Mässigung überschreitet und, was vorzüglich zu fürchten, wenn militärische Anarchie entsteht? Ballesteros hat vorzüglich den König vermocht diese letzten Schritte zu thun und war mit der Ausführung derselben, wie es

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scheint, beauftragt. Odonell hatte anstatt das Commando gegen die Insurgenten zu übernehmen, sich an der Spitze des Regiments A l e x a n d e r zum General en chef der Liberales erklärt: auch General Freyre hatte sich genöthigt gesehn sich für die Cortes zu erklären. Selbst die Geistlichkeit zeigt sich nicht sonderlich königlich gesinnt. Gott erhalte Sie und die Ihrigen, innigverehrter Herr Doctor, und lasse aus der schweren Zeit recht bald eine bessere Zukunft hervorgehn. Ihrer Frau Gemahlin und Madame Herz bitte ich mich bestens zu empfehlen. Bekker grüsst tausendmahl. Mit innigster Verehrung Ihr ergebenster Ch. A. Brandis

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Daß die schöne Aufgabe der Academie unbeantwortet geblieben ist ja recht sehr traurig: in Deutschland würde ich der Versuchung mich dran zu machen nicht widerstanden haben: in Italien war, auch die Aristotelischen Arbeiten und Sorgen abgerechnet, nicht dran zu denken. Herr Cousin hat angefangen Anecdota des Proclus herauszugeben: der erste Band enthält die nur in der Lateinischen Uebersetzung des Moerbeke vorhandenen Schriften de providentia et fato, de X dubitationibus circa providentiam, de malorum subsistentia. | Unter allen hiesigen Philologen scheint Mr. Le Trone am allgemeinsten anerkannt zu seyn: seine Anmerkungen zum Strabo sollen vorzüglich vieles in Geschichte und Topographie von Aegypten erklären. Wir haben noch nicht seine Bekanntschaft gemacht.

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4976. Von August Hermann Niemeyer. Halle, Sonnabend, 18. 3. 1820 Herrn / Doctor Schleyermacher / PHochWürdenS / Berlin / durch Gelegenheit / baldigt abzugeben [Bl. 21] Nach mancherley Berathung mit meinen Collegen, bin ich hinsichts des Stipendii über Herrn einig geworden, und übersende das Beyliegende, worauf wie ich hoffe die Auszahlung keine Schwierigkeit haben wird. 4976. Überlieferung: H: BBAW, SN 342, Bl. 20 f. Der Briefeingang des Tageskalenders (März 1820) vermerkt zum 21. 3.: „Niemeier mit der StipendienQuittung.“

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Haben Sie, Verehrter Freund die Güte das Geld an Herrn PFinkS zahlen zu laßen, so wird dem Empfänger dies Porto erspart. Sollte die Quitung nicht genügend seyn, so bitte ich nur um einen Wink darüber. Die herzlichste Theilnahme bezeuge ich Ihnen von uns Beyden, über die so schöne Vermehrung Ihrer häuslichen Freuden. Ruhe des Vaters und der Mutter Geist auf dem Kindlein. Ich lese eben in einem PHeinischenS Programm einen Glückwunsch an eine iunge Braut beym Athenäos der nun schon an Ihrer Verehrten Gattin ganz erfüllt ist θεοι, γενοιτο παντ’ ἀμεμπτος ἡ κουρη κἀφνειον ἀνδρα κὠνομαστον ἐξευροι και τῳ γεροντι πατρι κ ο υ ρ ο ν εἰς χειρας και μητρι κουρην εἰς τα γουνα κατθειη. Erhalte Ihnen nun Gott, womit er Sie erfreut hat. Herr Marheineke hat uns einen Tag geschenkt. Er wird hoffe ich von unserer Aufnahme zufrieden seyn. Wie kann ein im Umgang so klarer und harter Mann eine solche Dogmatik schreiben, wobey mir fast bey ieder Seite schwindelt. Doch ich finde mich überall nicht mehr | in die Theologie unsrer Zeit, und kann ihr bey dem besten Willen zuzulernen, und über vieles mir selbst noch dunkle, ins klare zu kommen, ihr nichts abgewinnen. Es geht mir mit De Wettes Moral eben so: Ich bin überall desorientiert. So mags einem wohl gehen, wenn man alt wird. Leben Sie wohl, lieber Freund und werden der kleinen Ferien recht froh. Ich habe gestern geschloßen und den 8ten May fangen wir erst wieder an. Sie haben Ihr Gutes genoßen. Das kommt von den PVerirrungenS. Die herzlichsten Empfehlungen aus meinem Hause der Ihrige Niemeyer Halle den 18 März 20.

4977. An Ernst Moritz Arndt. Berlin, Dienstag, 21. 3. 1820 Eigentlich, lieber Bruder, wollte ich Dir nicht eher schreiben, bis ich Dir etwas Entscheidendes über mich melden könnte. Nämlich seit länger als 4977. Überlieferung: D1: Arndt: Nothgedrungener Bericht, S. 321–323; D2: Br 2, 2. Aufl., S. 373–375 (offenbar nur Bearbeitung von D1). Der Briefausgang des Tageskalenders (März 1820) vermerkt zum 21. 3. „Arndt Antwort auf den Brief vom 12ten“ (d.h. Brief 4932 vom 12. 2. 1820).

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14 Tagen ist wieder die ganze Stadt voll davon, daß ich abgesetzt sei oder werden solle. Das factum, das dabei zum Grunde liegt, ist einmal, daß der Staatskanzler sich die Akten der Fakultät de Wettes Entlassung betreffend hat geben lassen, und dann, daß Schulz sehr darauf inquirirt hat, was für Gesundheiten ich am 9. Februar, wo die Studenten das Bewaffnungsfest feierten, ausgebracht habe. Aus den Aeußerungen wohlunterrichteter Männer muß ich auch schließen, daß wirklich Absichten gegen mich obgewaltet haben; indeß seit ein paar Tagen sagen dieselbigen, man könne die Sache für jezt als vorübergegangen ansehen; und so scheint es denn, als ob diesmal Recht vor Ungnade gewaltet habe. Indeß die Akten sind noch nicht zurückgestellt, also wollen wir noch nicht zu früh triumphiren. Daß sich Schulz zu solchen Dingen brauchen läßt – und es ist nicht das allein, sondern er soll mich auch angeschwärzt haben, ich sey es eigentlich, der bei allen Gelegenheiten den Staat zu gelinden Maaßregeln, besonders gegen die Burschenschaft, verführe – das ist sehr schmerzlich. Indessen ich will mich auf eine Weile noch gern alles Urtheils enthalten. Die Nothwendigkeit, jemand aufzugeben, kommt immer noch zeitig genug. Indem er aber die Burschenschaft Kamptzen zu Liebe verfolgt, begünstigt er die Landsmannschaften, die eigentlich das Verderben der Universität sind, auf das auffallendste. Doch ich kehre zu meinem Anfange zurück, daß ich die sichere Entscheidung meines Schicksals für jetzt nicht abwarten wollte, theils, weil der alten Lotte liegen gebliebener Brief mich mit sehr mahnenden Augen ansieht, theils weil ich doch meine dankbare Anerkennung Deines Ahrweinkaufs nicht glaube verschieben zu dürfen. Neues giebt es übrigens wenig. Die Kalumnienklage, welche Frau Jahn namens ihres Ehemanns gegen Herrn von Kamptz angestellt hat, ist durch eine Kabinettsorder für unstatthaft erklärt worden, und nun wird das Kammergericht sich wohl beruhigen müssen, nachdem es sowohl Bescheide des Justizministers als Belehrungen des Staatskanzlers zurückgewiesen hatte. Auf diesem Wege ist also keine Genugthuung zu erhalten; sonst könntest Du auch wohl eine Klage gegen die Staatszeitung anstellen. Denn das Herausreißen aus dem Zusammenhange ist doch offenbar kalumniös, und bei der letzten Stelle von den E x e k u t i o n e n u n d d e m P r e d i g e r, d e r e r s c h o s s e n w e r d e n s o l l unsinnig oder im höchsten Grade perfide. Denn hier läßt sich gar kein Zusammenhang mit demagogischen Umtrieben hineinerklären, und es kann kaum eine andre Absicht dabei zum Grund liegen, als Dir die rheinischen Katholiken auf den Hals zu hetzen. Wenigstens sollte man nun doch darauf dringen, die Sachen selbst in ihrem Zusammenhange dem Publikum vor Augen legen zu dürfen. Was man sich

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aber dabei denkt, diese bei allem unverdauten und zum Theil verkehrten doch in mancher Hinsicht verführerischen Aeusserungen des jungen Volks auch unter das alte Volk auf die Bierbänke zu bringen, das begreife ich nicht; und wenn es möglich wäre, bei uns eine Revolution hervorzubringen, so wäre das der rechte Weg dazu. Aus Briefen von mir haben sie etwas extrahirt, das ich wahrscheinlich an Dich über Beyme geschrieben. Ich besinne mich gar nicht auf dergleichen; ist es Dir etwa gegenwärtig? Was ich Dir einmal über Wittgenstein geschrieben, das scheinen sie also nicht extrahirt, wenigstens nicht herumpräsentirt zu haben sondern es fein für sich zu behalten. Auch gut. Es bleibt bei’m alten Sprichwort vom H o r c h e r a n d e r Wa n d . Unser Universitätsrichter ist über den Aerger mit Schulz krank geworden und hat seinen Abschied genommen. Sein Nachfolger ist noch nicht bekannt. Ich glaube auch nicht, daß unter diesen Umständen einer vom Kammergericht es übernehmen wird. Gott befohlen in eurem Hause! Die Kindlein grüßen und halten es wohl im Andenken. Berlin den 21. März 1820. Dein treuer Schl.

*4978. An Karl Freiherr von Stein zum Altenstein. Berlin, Dienstag, 21. 3. 1820 Vollmacht für Bekker für dessen Forschungsreise.

*4979. Von Karl Freiherr von Stein zum Altenstein. Vor dem 24. 3. 1820 Antwort auf das Schreiben vom 21. 3. 1820 (Brief *4978). 48 sie] Sie *4978. Der Briefausgang des Tageskalenders (März 1820) vermerkt zum 21. 3.: „Altenstein wegen der Vollmacht an Bekker“. *4979. Der Briefeingang des Tageskalenders (März 1820) vermerkt zum 24. 3.: „Altenstein Antwort.“

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Brief 4980

4980. An Frederick Christian Sibbern. Berlin, Freitag, 24. 3. 1820 Herrn / Professor Sibbern / Copenhagen [Rückseite des zweiten Blattes] Es ist sehr natürlich werthester Herr Professor daß Sie an mein Briefschreiben gar nicht mehr glauben wollen ja ich fürchte das Publicum wird eben so anfangen den Glauben zu verlieren daß ich mit ihm correspondiren wolle. Denn die kleinen Billete, über deren eines Sie Sich auch so gütig äußern wollen doch gar zu wenig sagen für den der noch soviel große Geschäfte abzumachen hat. Sie haben übrigens sehr recht, daß es dem Schriftsteller heilsam und erfreulich ist zu erfahren was er wirkt, und zwar auf anderm Wege als durch die Recensionen die mir wenigstens schon lange im höchsten Grade gleichgültig geworden sind ohnerachtet ich sparsamer als Andere damit bedient werde. Es ist mir sehr viel werth daß meine Abhandlung Ihre Aufmerksamkeit erregt hat, wiewol sie für den Philosophen wie mir scheint sehr unvollständig ist, und ihre Ergänzung erst finden kann in einer richtigen Theorie der Individualität, die ich bestrebt bin in der Ethik vorzutragen, aber nicht große Hofnung hege, daß sie, so wie sie aus meiner Feder kommen kann viel Beifall finden werde; sondern dies erwarte ich erst wenn ich das Glük gehabt habe Einige zu überzeugen welchen eine reichere Darstellungsgabe verliehen ist. Was sich nun in Ihren Gedanken mit mei|ner Ansicht noch nicht recht ausgleichen will, das freue ich mich genauer zu erfahren wenn Sie uns Ihre Abhandlungen schenken denn die Lehre von der Natur und dem Wesen des Bösen hängt mit der Sache doch auf das innigste zusammen. Mein lieber Freund und – leider! – ehemaliger Kollege DeWette hat mir auch eine Abhandlung angekündigt worin er die von mir gestellte Aufgabe [„]Wie das Böse für den Menschen sei für Gott aber nicht[“] auf eine wie ich vermuthen muß sehr tiefsinnige Weise zu lösen versucht. Und so ist es ja sehr schön wenn diese so nahe verwandten Discussionen auch recht nahe zusammenstehn. Ich trage daher auch gar kein Bedenken ohnerachtet die Herausgeber der Zeitschrift so sehr zerstreut sind und ich deren ausdrükliche Zustimmung noch nicht habe einholen können, dennoch im Namen derselben Ihr freundliches Anerbieten zu acceptiren. Das 2te Stück der Zeitschrift wird, hoffe ich, im Lauf des Mai erscheinen und das 3te am 4980. Überlieferung: H: Königliche Bibliothek Kopenhagen; D: Breve til og fra Sibbern 1, S. 84–86 (gekürzt). Der Briefausgang des Tageskalenders (März 1820) vermerkt zum 24. 3.: „Sibbern Antwort.“

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Ende des Sommers; vielleicht können nun Ihre Aufsäze noch zu dem ersteren zurükkommen. Viele neue Vorlesungen im theologischen sowol als philosophischen Gebiet welche ich seit mehreren Jahren successiv unternommen, und die, seitdem die Synodalverfassung angefangen hat sich unter uns zu entwickeln, sehr erweiterten kirchlichen Verhältnisse haben mich in allen schriftstellerischen Arbeiten sehr zurückgesezt; meine Ethik und meine Dogmatik liegen seit Jahren unvollendet im Pult. – Meine einzelnen in der Akademie der Wissenschaften gelesenen Abhandlungen größtentheils die Geschichte der Philosophie betreffend habe ich Ihnen durch Reisende schicken wollen; ob ich es aber wirklich gethan bin ich in der That ungewiß | Erlauben Sie mir nun noch Ihnen den häuslichen Kreis dessen Sie Sich so freundlich erinnern etwas bestimter vor Augen zu bringen. Daß meine Schwester mit Arndt verheirathet in Bonn lebt wo wir sie den lezten Herbst besucht haben wissen Sie vielleicht. Dafür habe ich nun eine Ihnen unbekannte ältere Schwester bei mir. Meine Frau hat mir vor einigen Wochen einen Knaben geboren, und mit diesem besteht nun unsere ganze Familie aus sechs Kindern zu denen noch ein siebentes kommt, welches eine kranke Freundin uns gleichsam zum Eigenthum übergeben. Meine Frau befindet sich Gott sei Dank wohl; aber dieser häusliche Zustand ist dennoch Ursach gewesen daß ich Herrn D. Otto nicht eigentlich in meine Familie habe einführen können, was mir sonst ein Vergnügen würde gewesen sein. Zu unserer Freundin Herz habe ich ihn hingewiesen Leben Sie wohl und sein Sie für Ihr fortwährendes Wohlwollen der Dankbarkeit versichert Ihres herzlich ergebenen Schleiermacher Berlin d. 24t. Merz 20.

47 Dafür] korr. aus Arndt

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Brief 4981

4981. Von Joachim Christian Gaß. Glogau, Sonntag, 26. 3. 1820 Glogau, den 26 Mz 20.

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Die Hofnung Dich zu sehen, worauf ich mich wie ein Kind gefreut hatte, ist mir für dies Mal rein zu Wasser geworden und ich muß wohl eilen, mein theurer Freund, Dich, bevor ich nach Breslau zurükkreise, davon zu benachrichtigen, damit Du mich nicht vergebens erwartest. Was mich zurükkhält, davon kann ich nur wenig sagen, da ich es selbst noch nicht gründlich weiß, was freilich wunderlich genug klingt, aber die doch die reine Wahrheit ist. So bald ich den rechten Zusammenhang weiß, sollst Du mehr erfahren; also für heute nur dies! Wenige Tage vor meiner Abreise von Breslau erhielten wir durch den Minister eine Cabinettsordre des Inhalts: Da neuere Vorfälle gezeigt hätten, daß das Consistorium seine Oberaufsicht über die Gesinnungen und Grundsätze der Lehrer nicht mit der gehörigen Strenge führe, so solle demselben für jezt und bis zur weitern Verfügung die Leitung der Gymnasien, Seminarien und öffentlichen Bildungsanstalten in Breslau genommen und dem außerordentlichen RegierungsBevollmächtigten für die Universität übergeben werden. Da wir nun durchaus nicht wißen, was damit gemeint sein kann, indem sich alles in einem ganz ruhigen Zustande | bei uns befindet; so haben wir uns sogleich mit einer Immediatvorstellung an den König gewendet und auf eine gerichtliche Versuchung angetragen, bevor die weitere Verfügung eintreten kann. Eigentlich werden nur drei Mitglieder des Collegiums von dieser Maasregel getroffen, der Prälat Skeyde katholischer und Wachler und ich protestantischer Seits, vermuthlich aber sind nur wir beide gemeint, denn jener erste ist ein ganz harmloses Wesen. Aber auch Wachler und ich wißen durchaus nichts, was auch nur den entferntesten Anlaß zu so etwas könnte gegeben haben. Zwar schrieb Rehdiger zu gleicher Zeit, der Hofmarschall Gröben wolle sich nicht ausreden laßen, daß ein hiesiger Gymnasienlehrer von einem seiner Schüler erstochen sei; dies ist aber doch etwas so absurdes, daß ich es mit jener Verfügung unmöglich in Verbindung bringen kann. Wie dem indeßen auch sei; so sind meine Freunde mit Bitten in mich gedrungen, meine Reise für jezt aufzugeben; ja, das Collegium selbst hat es zu seiner Angelegenheit gemacht, mich jezt nicht fortzulaßen, weil ich 4981. Überlieferung: H: BBAW, SN 287/1, Bl. 141 f.; D: Schleiermacher: Briefwechsel mit Gaß, S. 181 f. (gekürzt). Der Briefeingang des Tageskalenders (März 1820) vermerkt zum 29. 3.: „Gaß Absagebrief.“

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leicht übel ärger machen und den Verdacht erregen könnte, als stekke doch etwas dahinter, welches ich gut zu machen, abgeschikkt sei und so mögte ich die reine Sache des Consistoriums nur verderben, und was dergleichen mehr ist. | Ich meines Theils weiß nun eigentlich von solchen Besorgnißen gar nichts, da hier eigentlich weder etwas gut zu machen, noch zu verderben ist und die wahre Ursache der ganzen Maasnehmung, die schwerlich auf einer bloßen Angeberei beruht, wohl ganz anders wo zu suchen sein mögte, als die abmahnenden Mitglieder des Collegiums glauben. Dürfte ich daher meinem Gefühl folgen, so würde ich grade jezt reisen und der an sich doch nur gespenstischen Gefahr ohne alle Furcht entgegengehen. Andrer Seits will ich diese Besorgniß meinen Freunden auch nicht verargen und mich ihren Wünschen aus Rükksicht gegen das Consistorium fügen, so ungerne ich es thue. Es muß sich ohnehin bald mehr ergeben und vielleicht erfährst Du, was eigentlich an der Sache ist, früher als ich, nur muß es Dich nicht beunruhigen, wenn auch etwas härteres über uns, vielleicht über mich persönlich ergehen sollte und kannst Du Dich in alle Wege darauf verlaßen, daß ich weder im Ernst etwas zu besorgen habe, noch in irgend etwas, das kommen könnte den Muth verlieren werde. Für jezt habe ich keinen Kummer, als daß mir meine Reise vereitelt ist und ich will weiter nichts versprechen, mir auch nichts mehr vornehmen in dieser Beziehung. Um die Mitte des nächsten Monaths weiß ich eine Gelegenheit, mit der ich Dir recht | ausführlich schreiben und bis dahin hoffentlich Reimers Geldangelegenheiten in Ordnung bringen werde. Denn auch damit hat es mir noch nicht gelingen wollen, da mich der Buchhändler Holäufer bis zu meiner Abreise mit der Zahlung hingehalten hat. Sage dies doch Reimer nebst tausend freundlichen Grüßen an ihn und sein Haus. Lebe wohl, mein theurer Freund, wir grüßen Dich und Deine Frau. Gott sei mit Euch und Euern Kindern und gebe uns Allen, was ihm wohlgefällig ist, denn das wird für uns das beste sein. Ewig Dein treuer Freund Gaß.

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Briefe 4982 – 4983

4982. Von Daniel W. Schlegel. Berlin, Montag, 27. 3. 1820 Sr. Hochwürden, / dem Doktor und Professor hiesiger / Königlicher Universität / Herrn Schleiermacher. [Bl. 90v] Hochwürdiger Hochzuverehrender Herr Professor, Ew. Hochwürden unterstehe ich mich, gehorsamst eine Bitte vorzutragen. ich habe in Erfahrung gebracht, daß die Kirchendiener-Stelle bei der Dreifaltigkeits-Kirche vacant wird, und wage hier Ew. Hochwürden zu bitten, bei Besetzung dieser Stelle geneigtest auf mich Rücksicht zu nehmen. Die Stelle ist nicht einträglich, aber ich würde sie doch annehmen, indem ich mein Handwerk dabei würde treiben können. ich bin der Sohn des Dom-Kirchendieners Schlegel, und habe die beiden letzten Feldzüge mitgemacht. Meine in diesen Kriegen geschwächte Gesundheit erlaubt mir nicht, strenge und anhaltend fort zu arbeiten, woran meine Augen, welche auch gelitten, mich überdieß noch hindern. Daher würden Ew. Hochwürden mich Ihnen, bei gütiger Berücksichtigung, um so mehr verpflichten. ich verharre Ew. Hochwürden gehorsamer Daniel W. Schlegel Berlin, d. 27. März 1820.

4982. Überlieferung: H: ELAB, 10405, Nr. 752, Bl. 77. 90. d. 29t Merz 20.“

Empfangsvermerk: „pr

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27. 3. – 28. 3. 1820

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4983. Von Friedrich Lücke. Bonn, Dienstag, 28. 3. 1820 Herrn Prof. D. Schleiermacher / Hochwürden / in / Berlin [Rückseite des zweiten Blatts]

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So verkündige ich Ihnen denn die große Freude, die heut’ vor 8 Tagen meinem kleinen Hause widerfahren ist in der Geburt eines gesunden Mägdleins. An demselbigen Tage, Frühlingsanfang, an welchem der erste Cursus der Auslegung des Evangelium Johannes vollendet ward, kam die kleine Täuferinn Johanna Maria Agnes zur Welt und schauet schon jetzt lustig umher in aller Gesundheit und Schönheit. Mutter und Kind sind gesund und beyde jetzt des jungen Vaters einzige Welt, Friede und Freude. Als ich aber zur Henriette sagte, daß ich an Sie schreiben wollte und um ihre Grüße an das ganze Schleiermachersche Haus Groß und Klein darin, bat, sagte sie mir: Das ist Recht, schreib ja und schäme dich nur nicht, daß es nur ein Mägdlein geworden. Ich meinte aber, es sey bey Ihnen keine große Rechtfertigung nöthig, Sie hätten ja die Mädchen so lieb, daß Sie nach dreyen erst einen Knaben erhalten. – Diesen möge Ihnen Gott gesegnen, daß er, wie Sack mir neulich schrieb, da ich’s schon wußte, ein rechter Dialecticus werde, aber auch, wie ich will, ein rechter Theologus Ihres Namens und Ihrer Kraft. Seit Sie uns verlassen haben mit einem so schönen Gedächtniß allenthalben bey uns, hat Sie und mich manches Harte getroffen. DeWettes Unglück und Solgers Tod, beydes hat so auf mich gewirkt, daß ich drey Wochen lang hart darnieder gelegen habe. Jetzt habe ich mich wieder gefaßt und Alles noch mehr, als sonst, dem Herrn anheimgestellt, der am besten weiß, wie es Recht ist; denn die Menschen wissen es nicht mehr. Ihre Abhandlung im ersten Hefte der Zeitschrift hat mich sehr aufgeregt. Wäre ich irgend reif und könnte mich Ihnen gegenüberstellen, ich nehme die ernste Sache gegen Sie auf, aber wahrlich nicht anders, als mit dem größten Dank für so viel Licht und unendlich reiche Ideen. So aber muß ich Andern und Besseren überlassen, für unsere Lutherische Kirche zu streiten, deren jugendliche Kraft, die das vollendetste Denken und die durchgeführteste Schärfe des Verstandes aus Überfülle des Gefühls und 4983. Überlieferung: H: Jagiellonische Bibliothek Krakau, Handschriften-Abteilung, Friedrich Lücke; D: Christophersen: Friedrich Lücke 2, S. 241–244. Mit einem Brief an de Wette und einer Einlage an Reimer (vgl. Brief 5057, Z. 40–41). – Der Briefeingang des Tageskalenders (April 1820) vermerkt zum 9. 4.: „28 p. Lücke Entbindung seiner Frau Zeitschrift“. Beantwortungsvermerk: „beantw“.

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Briefe 4983 – 4985

Scheu vor Verletzung vermeidet, Sie ein bischen zu sehr verkannt haben mögen. Sie scheinen mir in Allem Recht zu haben, wenn es sich um vollendete Consequenz handelt; daß Sie aber, um diese Vollendung zu vollenden, in das Gebiet der theologischen Vermuthung haben hinaufsteigen müssen, und die ἐπουράνια erfassen, um die ἐπίγεια nicht unvollendet zu lassen, ist mir nicht entgangen, aber auch gar lieb gewesen. | Aber eben dabey mag man Sie fassen. Über Ammons Wisch habe ich mich im Namen meiner Kirche geschämt. Als wäre die Sache abgemacht auf der Stelle und mit schnellen Gegenreden. Ich hoffe aber und wünsche Ihnen selbst, daß Sie gewachsene oder würdigere Gegner finden, deren Keiner den Streit anfangen kann, ohne Ihnen Dank zu sagen für die neue Erweckung der Schlafenden und Todten. Es hat mir Leid gethan, im ersten Hefte nichts geliefert zu haben, und auf dem Titel müßig am Werke zu stehen. Sie hätten lieber meinen Namen weglassen sollen. Wenn Sie mit dem 2ten Hefte nicht zu sehr eilen, so schicke ich Ihnen zwischen Ostern und Pfingsten eine Abhandlung über Neanders Gnostiker, worum er mich selbst gebeten hat. Jetzt, da der erste Theil vom Johannes beendigt ist und nächstens in Ihrer kritischen aber gerechten und billigen Hand seyn wird, kann ich mit Muße daran gehen, und etwas ordentliches schaffen. Daher bitte ich Sie, das zweyte Heft nicht eher zu schließen und herauszugeben, als bis ich mit meinem Schärflein komme; die Welt möchte sonst meinen Namen noch schlimmer deuten, als Sie zuweilen im heiteren Scherz. Diesen Sommer soll ich Christliche Ethik lesen; ich fühle meine Schwäche: aber aus Liebe zur Facultät, in der Augusti nur gar zu pomadig ist, bringe ich selbst meine Schwachheit zum Opfer. Hoßbach hat mir eine Übersicht Ihrer Vorlesungen darüber mitgetheilt und ich finde darin genug, mich von dem gemeinen Wege, der mich längst angeekelt, zu entfernen und einen besseren zu suchen. Aber warum bin ich doch nicht früher nach Berlin gekommen und Ihr Zuhörer von Anfang an geworden? Nun noch Eine Bitte. Ich schrieb früher an DeWette und bat ihn, mir ehrlich zu sagen, wie es mit seinen ökonomischen Angelegenheiten stehe. Er antwortete mir natürlich ausweichend. Gesenius schrieb mir bald darauf von Sammlungen, meint aber jetzt, er werde, was hier gute Leute darbringen wollten, Michaelis auf seiner Rheinreise mitnehmen. Wie nun verhält sich dieß? Ich möchte gern viel thun, aber ich kann nur, was mir meine beschränkten Umstände erlauben. Geben Sie mir doch gefälligst genauere Auskunft, so bald es Ihnen möglich ist, wie und auf welchem Wege der Schonung man sein Schärflein mittheilt?

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Hier ist Alles gesund und munter. Nanny war heut Morgen hier mit dem kleinen immer dickeren Siegerich, der sich sein kleines Bräutchen angesehen hat und lachend und brummend sich gewundert über das noch kleinere Ding, die ihm ein kleines Geschenk gebracht. | Windischmanns, deren überschwengliche Güte und Hülfe wir nicht genug rühmen könen in diesen Tagen, befinden sich wohl; das ganze Haus denkt Ihrer mit vieler Liebe und Treue, und der alte Herr liebt Sie, um von Ihnen auch recht geliebt zu werden. – Sack wohnt auf seiner Pfarrey zu einsam und fast hypochondrisch. Wenn nur erst die Pfarrersfrau darin waltete! Dieses Briefchen haben Sie vielleicht am besten Gelegenheit zu besorgen, da DeWette wie er mir geschrieben zwischen Ostern und Pfingsten bald hier bald dort ist. Nun zum Abschied die schönsten Grüße von Allen und an Alle! Ihr getreuer Lücke. Bonn den 28st. März 1820.

*4984. Von Johann Rudolf von Plehwe. Vor dem 29. 3. 1820 Antwort auf Brief *4973 (18. 3. 1820); Übernahme des Patenamts bei Nathanael Schleiermacher.

4985. Von Ernst Moritz Arndt. Bonn, Freitag, 31. 3. 1820 B. den Charfrtag letzten Mz 1820. Warum ich dir, lieber Bruder, auf dein Letztes vom 21ten so geschwind schreibe, ist Folgendes die erste Veranlaßung: *4984. Der Briefeingang des Tageskalenders (März 1820) vermerkt zum 29. 3.: „Plehwe Antwort auf No 5.“ 4985. Überlieferung: H: BBAW, SN 239, Bl. 68; D: Arndt: Briefe 2, S. 81 f. Der Briefeingang des Tageskalenders (April 1820) vermerkt zum 12. 4.: „Arndt Anfrage wegen seines Briefs vom 12ten Februar“. – Beantwortungsvermerk: „beantw.“

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Briefe 4985 – 4986

Aus negativen, d.h. schweigenden, Gründen muß ich glauben, daß aus erklärlichen Ursachen ein den 13ten Februar zur Post gegebener Brief nicht in deine Hände gekommen. An folgenden Zeichen wirst du wißen, ob du Ja oder Nein hierauf sagen kannst. Er enthielt a) eine Zuschrift von mir an Jette, mit vielen trefflichen teutschen Buben- und Mädchennamen b) einen Brief an Luise Willich von mir c) einen Brief meiner Frau an Jette mit inliegenden Mustern und Aufträgen über Zeug d) einen Brief von Windischmann, enthaltend die wiederholte Bitte wegen der versprochenen Hefte, und seine Äusserung hinsichtlich der für Patelinchen zu befolgenden Diät. Er wünscht nun auch sehr zu wißen, ob du seine Zuschrift erhalten. Auf deinen letzten Brief läßt sich nun nicht viel sagen, als daß es ganz natürlich zugeht und daß mich nichts mehr wundern und erstaunen soll –. Wegen der Frage – glaube ich nicht, daß du in einem Briefe an mich Beymes Namen nur genannt, geschweige über ihn mir Einiges geschrieben. Ich weiß nur die E n t h a u p t u n g e n und den P r i e s t e r auch nicht zu deuten, noch woher sie den Unsinn gefangen; kann es ja seyn, daß sie endlich sagen, wie sie viel über jede Schnur hinaus wagen, einer sagt: Arndt hat gesagt etc. Ich habe übrigens, vor etwa 14 Tagen Gott weiß wie viele gravamina zu den gravaminibus nationis germanicae an den Staatskanzler auf zwei eng beschriebenen Bogen erlaßen und eben verlangt, daß ich künftig alle die Papiere, so weit sie sich auf politische Dinge und Ansichten beziehen, dürfe abdrucken laßen, was nun nicht mehr eine Bitte sondern ein Recht sey Der Wein wird abgestochen und völlig fertig bei euch ankommen. Gott mit euch! Viele herzlichste Grüße. Dein EMArndt.

4986. An Immanuel Bekker. Berlin, Sonnabend, 1. 4. 1820 A / Monsieur Bekker / Professeur de Berlin / à / Paris / Rue Notre Dame des / Victoires No 12. [Bl. 28v] 4986. Überlieferung: H: University of Chicago Library, Special Collections Research Center, Immanuel Bekker Papers; D: Schleiermacher: Briefwechsel mit Boeckh und Bekker, S. 121–124. Mit einer Liste der von Bekker noch einzureichenden Quittungen und einem Zettel für Brandis (über dessen Bibliotheksbestellungen nach Berlin). – Der Briefausgang des Tageskalenders (April 1820) vermerkt zum 1. 4.: „Bekker wegen seiner Gelder nebst den BibliotheksBestellungen an Brandis“.

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Berlin Sonnabd d 1t. Apr. 5

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Da ich aus Brandis leztem Briefe sehe, daß Sie noch bis gegen Ende Aprils in Paris bleiben so werde ich noch heute Ihr Geld zusammen 850 r an Schiklers übermachen zur baldigsten Uebersendung. Vom Ministerium werde ich gedrängt Ihre eigenhändigen Quittungen baldmöglichst zur Stelle zu schaffen, und es scheint mir beinahe einige Besorgniß obzuwalten ob ich bei der Unsicherheit meiner Lage auch noch für so viel gut sei. Ich habe mir also von der Kasse einen Zettel geben lassen was für eigenhändige Quittungen von Ihnen noch fehlen; diesen lege ich bei, muß aber noch einige Bemerkungen darüber machen 1.) Wo ich nicht irre habe ich für das Universitätsgehalt Quittungen von Ihnen bis Ende 1819 in Händen gehabt. Eine weiß ich ist bei mir verloren gegangen oder verlegt worden; nach dem Zettel scheinen es zweie gewesen zu sein. Das ist mir freilich nicht erinnerlich. Indeß stellen Sie nur über die 400 r vom 1ten Juli–ultimo Decembris aus wie Schroeder verlangt, es kann durchaus kein Nachtheil daraus entstehn 2.) Die 600 r sind vom 1ten Januar–ultimo Juni 1819 und die 900 vom 1ten Juli 1819–ultimo Merz 1820 und ich bitte Sie diese Termine mit zu bemerken 3.) Die lezte Zahlung von Reisegeldern beträgt 600 r und geht vom 1ten April–ultimo Septembris 1820. 4.) Ich sende zugleich mit ab das UniversitätsGehalt von 200 r pro 1ten April bis ultimo Juni 1820 und das akademische Gehalt von r 50 für denselben Termin und erbitte mir für beide ebenfalls die Quittungen. 5.) Wahrscheinlich fehlt auch noch die von Schroeder nicht mit notirte Quittung über das akademische Gehalt vom 1ten Juli–ultimo Decembris 1819 von 100 r. Denn gehabt hatten Sie es doch in dieser Zeit schon wenn ich mich nicht sehr irre. Schicken Sie mir also doch hierüber noch eine ReserveQuittung mit, die ich aber nicht eher ausliefern werde bis sie besonders verlangt wird 6.) Vor allen Dingen bitte ich sehr, daß Sie mir den Zettel von Schroeder mit den Quittungen wieder zurüksenden weil ich sonst leicht eine Verwirrung anrichten könnte. Soviel über die Geldgeschichte. Vor allem andern aber wollte ich am liebsten daß Sie mich dispensirten. Die Verwirrung in der alles schwebt und die Unsicherheit der Mittheilungen, dieses Gefühl hat drückenden Einfluß auf alle Briefe, auch auf solche | die man dem sichersten Courier mitgiebt. Seit einigen Tagen erfreuten mich meine guten Freunde mit der Versicherung daß das Ungewitter welches sich über meinem armen Haupt zusammenziehen wollte sich glüklich verzogen habe; heute wollen Manche 5 zusammen … r] mit Einfügungszeichen am linken Rand 23 von] korr. aus f korr. aus hab 29 sie] korr. aus S 39 sich] über der Zeile

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Briefe 4986 – 4988

schon wieder wissen, es sei ein neues im Anzuge. Sich bei solchen Nachrichten, die ich am liebsten gar nicht hörte, in seiner natürlichen Unbefangenheit zu erhalten ist nicht leicht. Bei der Universität ist es noch ziemlich beim Alten. Unser Universitätsrichter mit dem wir alle höchlich zufrieden waren, hat wegen Verdruß, den er mit Schulz über eine von diesem unternommene Verhaftung gehabt, seinen Abschied gefordert und wir wissen noch nicht was weiter werden wird. Gegen mich fährt Schulz in seinen freundschaftlichen Bemühungen fort, und an ihm wird es nicht liegen wenn ich nicht oben an zu stehen komme auf der Liste der verdächtigen Lehrer, welche wie es heißt der König heimlich entfernt wissen will. Dem Consistorium in Breslau hat man die Aufsicht über alle Schulen in der Stadt selbst genommen, weil es die Aufsicht über die Gesinnung der Lehrer nicht recht zu führen wisse, und man hat sie dem Regierungsbevollmächtigten bei der dortigen Universität ausschließlich übertragen. Gass und Wachler gegen welche beide es vorzüglich gemünzt zu sein scheint haben um Untersuchung gebeten; ich habe aber vom Erfolg noch nichts gehört. – Daß die Akademie die Censurfreiheit für ihre Denkschriften glüklich erfochten hat glaube ich Ihnen schon geschrieben zu haben. Sonst liegt auch da noch alles beim Alten. – Ein Herr Beckedorff, ich weiß nicht ob Sie ihn wol nennen gehört haben ist vortragender Rath beim Staatskanzler geworden, und bearbeitet wahrscheinlich jezt die wissenschaftlichen Gegenstände seitdem Koreff, wie man sagt, in Ungnade gefallen. Immer aus dem Regen in die Traufe. – Die Akten über die demagogischen Umtriebe sollen jezt, heißt es, an das Oberlandesgericht zu Breslau zum Spruch geschickt sein. So käme denn doch das wahrscheinlich zu Ende. Bei uns im Hause geht alles gut. Morgen Abend soll der Knabe getauft werden, wie er aber heißen wird wissen wir noch nicht. – Meine Frau und alte Lotte, deren Geburtstag gestern war, grüßen herzlich. Luise und Malchen bleiben noch nächste Woche hier. An den Spanischen Angelegenheiten kann ich noch keine rechte Freude haben; die Constitution ist zu schlecht, und es kann eben so leicht eine gemeine klägliche Revolution daraus entstehn als eine gescheute und wohlthätige Ordnung der Dinge. Die Stelle und Schnelle bleibt aber bewundernswerth. An Brandis kann ich heute nicht schreiben. Grüßen Sie ihn herzlich und stellen | ihm inliegenden Zettel wieder zu. Ammianus und Simplicius sollen nach Welkers Versicherung mit diesem Courier abgehn, Porphyrius ist nicht da, wie aus dem Zettel hervorgeht. Seine dänische Reise will ich 53 bei] über )dieser*

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besprechen und ihm mit dem nächsten Courier darüber schreiben der trifft Sie ja doch gewiß noch. Gott befohlen. Von Herzen der Ihrige Schleiermacher

4987. Von August Boeckh. Berlin, Sonnabend, 1. 4. 1820

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Ew. Spectabilität beehre ich mich hierbey das Verzeichniß der Studirenden der philosophischen Facultät, welche im vergangenen halben Jahre keine Vorlesungen gehört haben, ergebenst zuzufertigen, mit der Bitte dasselbe bey den Lehrern Ihrer Facultät gefälligst circuliren zu lassen, damit dieselben am Rande anmerken mögen, ob einer oder der andere bey ihnen höre, hernach aber die Liste baldigst an mich zurückgelangen zu lassen. Berlin den 1n April 1820. Der Decan der philosophischen Facultät Böckh An Den Decanus Spectabilis der theologischen Facultät.

*4988. Von Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Dienstag, 4. 4. 1820 Wünscht Schleiermacher noch 30 gesunde Jahre. Seinen Bruder Helvetius jetzt in seiner Nähe zu haben, tue ihm wohl. 4987. Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 11, Bl. 68. Mit einer Liste der an der philosophischen Fakultät eingeschriebenen Studenten, die im Wintersemester 1819/20 an keinem Kolleg teilnahmen. – Empfangsvermerk: „pr. 6t. Apr.“ Unten Notiz Schleiermachers: „Bei mir hört keiner von denen auf dieser Liste, deren Collegienfleiß noch nicht constatirt ist. Ihre gefälligen Aeußerungen erbitte ich mir baldmöglichst Schleiermacher 8/4. 20.“ Darunter hat Neander notiert, er kenne keinen. *4988. Der Briefeingang des Tageskalenders (Mai 1820) vermerkt zum 2. 5.: „4 April Dohna wegen meiner Reise dorthin mit Einlage an die Herz und von Helvetius an Jette.“ Mit einer Einlage an Henriette Herz und einem Brief von Helvetius Graf von DohnaSchlobitten an Henriette Schleiermacher. Zum Inhalt vgl. auch Brief 5036, Z. 6–7. 58–61. 71–73 (14. 5. 1820).

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Briefe 4989 – 4991

4989. An Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Mittwoch, 5. 4. 1820 Rectori magnifico In Beziehung auf Ew Magnificenz geehrtestes Schreiben vom 28 anni praesentis beehre ich mich zu bemerken daß die sub no 5 und 10 davon aufgeführten Körner und Ulrich in dem mir zugefertigten Alphabetischen Verzeichniß der anwesenden Theologie Studirenden nicht aufgeführt mir auch sonst nicht bekannt sind, und ich mir also erst nähere Auskunft über die ergebenst erbitte Nachdem nun durch die in diesem und dem geehrten Schreiben vom 20ten Merz enthaltenen Anweisungen die meisten von denen, über deren Fleiß aus den Collegienlisten nichts zu entnehmen ist, beseitiget sind: so habe ich auf die unterm 10ten Merz an mich ergangene Aufforderung nur noch zu berichten daß C.F. Berger aus Schlesien M. Kartscher aus Schlesien F.S. Kahlbau aus der Mark und A. Gerhard aus der Mark von den Pedellen theils aus Unkunde ihrer Wohnung theils weil sie verreist waren nicht haben gestellt werden können und stelle ich das weitere in Bezug auf sie ergebenst anheim G. Wreden aus Berlin soll nach Aussage der Pedellen gestorben sein und wünschte ich zu erfahren ob darüber im UniversitätsAlbo etwas constirt und ich ihn als gestorben löschen kann Tholuck aus Schlesien und Reichardt aus Pommern haben sich mit schweren Krankheiten welche sie seit Anfang des Semesters zu bestehn gehabt, entschuldiget, und da sie sonst als fleißig bekannt sind so wird ihre Aussage wohl genügen – D. theol. Fac Schl 5/4. 20

4989. Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 11, Bl. 67. 2 Ew Magnificenz] mit Einfügungszeichen über )das* 25 seit] über )von*

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5. 4. – 6. 4. 1820

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*4990. Von Wilhelm Bäumer. Vor dem 6. 4. 1820 Mitteilung von Synodalprotokollen aus Westfalen.

4991. Von Samuel Schlegel (auch an das Vorstandskollegium der Dreifaltigkeitsgemeinde). Berlin, Donnerstag, 6. 4. 1820 An / Ein Hochwürdig-Wohllöbliches Vorstands-Collegium / der hiesigen Dreifaltigkeits-Kirche. / Zur Erbrechung Sr. Hochwürden / [des] Herrn Dr. Schleiermacher. [Bl. 65v] 5

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Ein Hochwürdiges, Wohllöbliches VorstandsCollegium der DreifaltigkeitsKirche bitte ich gehorsamst um geneigte Nachsicht, daß ich mich erdreiste Dieselben mit einer ergebensten Bitte zu beschweren. Im Jahre 1799. wurde ich damals 19 Jahr alt von meinem Vater – dem Küster und Schullehrer in Rübehorst bei Neustadt an der Dosse – nach Berlin auf das SchullehrerSeminar des Herrn Professor Hartung gesandt, um mich dem Schulstande zu widmen, allein im nächsten Jahre gezwungen, in das damalige Regiment Prinz Ferdinand einzutreten, bald darauf avancirte ich zum Unterofficier, und ward nach Auflösung des Regiments dem Colbergeschen Leib-Regimente, und dann dem Normal-Bataillon und dem zweiten GardeRegimente zu Fuße einverleibt, in welchem ich auch während der letzten Feldzüge bis zum Jahre 1816. als Capitain d’Armes bei der Oeconomie-Kommission gedient, wie anliegendes Attest bekundet. Als Invalide trat ich ins Garde-Garnison-Bataillon, und da sich keine erwünschte Civil-Anstellung für mich fand, übernahm ich einstwillen die Stelle eines Revier-Aufsehers im hiesigen allgemeinen Garnison-Lazarethe, worüber anliegendes Zeugniß vom 21. Dezember vorigen Jahres näher spricht. Mein sehnlichster Wunsch im Civilfache angestellt zu sein, | ist aber bis jetzt unerfüllt geblieben, ungeachtet ich nach anliegendem Rescripte Einer Königlichen Regierung in Potsdam vom 6. Januar vorigen Jahres zur Anstellung notirt bin, nachdem ich vorher geprüfet worden. *4990. Der Briefeingang des Tageskalenders (April 1820) vermerkt zum 6. 4.: „Bäumer mit Synodalverhandlungen“. 4991. Überlieferung: H: ELAB, 10405, Nr. 752, Bl. 56. 65. Schleiermachers: „pr 8t. Apr.“ – Mit Zeugnissen.

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Briefe 4991 – 4993

Da ich nun in Erfahrung gebracht habe, daß bei der hiesigen Dreifaltigkeits-Kirche der Kirchen-Diener Ebert zur Ruhe gesetzt, und dessen Stelle anderweitig vergeben werden soll: so bin ich so frei, Ein Hochwürdiges Wohllöbliches VorstandsCollegium dieser Kirche gehorsamst zu bitten. Diese vakante Stelle mir geneigtest zu ertheilen. Indem ich meine Bitte wiederhole, und Pünktlichkeit und Pflichttreue im Dienste verspreche, verharre ich mit der größesten Hochachtung als Eines Hochwürdigen Wohllöblichen Vorstands-Collegiums gehorsamster Diener Samuel Schlegel, invalider GardeUnterofficier Berlin, den 6ten Aprill 1820.

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*4992. Von Immanuel Bekker. Vor dem 7. 4. 1820 Anweisung, sein Geld zurükzubehalten.

4993. Von Gustav Anton von Mühlenfels. Stralsund, Freitag, 7. 4. 1820 Hochwohlehrwürdiger Herr Professor! Hochgeehrtester Herr Vetter! Seit Anfangs Mertz habe [ich] immer von einem Posttag zum andern, auf Nachricht von Ludewig gehoffet, ich schrieb ihm der Zeit und benachrichtigte ihm von dem Erfolg meines Gesuchs beym Könige, worauf mir durch den Staatskantzler Fürst Hardenberg, eine Abschlägige Antwort der Art wardt, daß die Beendigung seyner Untersuchung lediglich von ihm abhange, wenn er sich von der ImediatComission einlassen wolte, und die *4992. Der Briefeingang des Tageskalenders (April 1820) vermerkt zum 7. 4.: „Bekker zu spät kommende Anweisung sein Geld zurükzubehalten.“ 4993. Überlieferung: H: BBAW, SN 335, Bl. 7 f. Der Briefeingang des Tageskalenders (April 1820) vermerkt zum 12. 4.: „7 [April] Mühlenfels Nachricht von der Antwort des Staatskanzlers und weitere Anfrage.“ – Beantwortungsvermerk: „beantw d 14t. April“. 7 daß] das

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irrige Ansicht und Beruffung die er aufgesezt entsagen – übrigens habe er sich sträflicher Theilnahme und Wirksamkeit, von revolutionairen Gesinungen, besonders in seynen vormahligen AmtsVerhältnissen zu Schulden kommen lassen, seyne Haft sey so leidlich wie [die] selbe den Umständen gemäß seyn köne ect. Da ich nun in dieser Sache nicht klar zu schauen vermag, und natürlich nur das Interesse meines Sohnes vor Augen, so bath [ich] ihm wenn nicht besondere Gründe ihm zurükhielten, sich nicht länger als Opfer seyner Grundsätze herzugeben, er habe genug gelitten, und möge seyne Gesundheit bedenken und so weiter. Am 11ten Mertz besorgete [ich] ein Creditif von 20 Friedrichdor auf den Herrn Grabow et Neubauer zu Ew Hochwohlehrwürden disposition, für meinen Sohn, in der Hofnung daß dieses vor der Hand zu seynen nöhtigsten Bedürfnissen ausreichen werde, einige Tage später benachrichtigte ich Ihnen | mein gütiger Freund und Gönner hie von, und ersuchte Sie gehorsamst mir doch einige Nachricht zu geben. Heute erhalte [ich] von der Baronesse PMunctzS aus Karlsruhe die traurige Nachricht, daß Ludewig seyt 6 Wochen auf Wasser und Brod sitze, und derselbe nur selten Suppe bekäme, alles ihm, so gaar seyn Hund genommen, und es in der besorglichsten Lage, wegen seyner Gesundheit gesetzet. Die Baronin eine treue Freundin von Ludewig, fordert meine Vater Pflicht auf alles für Ludewig zu wagen und zu thun, und da schreiben nicht helffe selbst über zu reisen und persöhnlich mir für denselben zu verwenden. Ich bin durch diese Aufforderung erschüttert und geängstiget, gerne bin ich bereit alles für meinen Sohn zu wagen und zu versuchen wenn nur ein vernünftiger Erfolg zu hoffen, allein wie vermag ich dieses bey den sich zeigenden Umbständen, ich schwanke von einem Entschluß zum anderen, und weiß durch aus keinen Rath zu finden. Leiten Sie mich bester Herr Vetter und sagen Sie mir kan und wird meine Gegenwart beym gänzlichen Mangel von Convention, für meinen Sohn nützlich seyn, recht gern will ich überkommen, ob gleich meine Frau bey ihrer bevorstehenden Entbindung mir ungern reisen läst, wenn es nur wozu nutzen kan, sollen Ew Hochwohlehrwürden aber die zweklosigkeit, dieser Reise selbst finden, so haben Sie doch die Gewogenheit mir andertweirtig zu rathen was ich zu thun habe, umb in etwas das Schicksaal meines Sohnes zu erleichtern. | Derer so oft meinem Ludewig bewiesnes Wohlwollen und Güte giebt mir die sichere Erwartung, daß Ew Hochwohlehrwürden ihm auch ietz noch 21 daß] das 26 daß] das 31 zu reisen] zureißen 36 zeigenden] Benutzenden 40 ihrer] Ihrer 46 daß] das

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Briefe 4993 – 4996

nicht verlassen, sondern ihm so wohlthätig gewesen unterstützet und seyne Tage erleichtert, ist aber der Baronesse PMunctzS Anführung gegründet, so beabsichtiget man wohl leider ihm durch harte Maßregeln mürbe zu machen, und ich muß dann fürchten daß Ludewig eher zu Grunde gehet als sich füget ein gemeiner Verbrecher ist er aber doch nicht, und eine anständige Behandelung ist man ihm schuldig Haben Sie die Gewogenheit mir mit einer baldigen Antwort zu beehren, erhalten mir und den Meinigen Derer Gewogenheit und Wollwollen, und versichern sich dagegen, der aufrichtigsten Hochachtung und Ergebenheit welche an Tage zu legen stets Ehre seyn wird Ew Hochwohlehrwürden gantz gehorsamstem Diener Gustav Mühlenfels Stralsund den 7n Aprill 1820.

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4994. An den Geldverwendungsausschuss. Berlin, Montag, 10. 4. 1820

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Da ich nicht weiß ob ich heute werde erscheinen können so bin ich so frei Ihnen – nicht meine Stimme, aber doch – meine Meinung zum beliebigen Gebrauch bei der Berathung mitzutheilen Da nämlich die physikalische Klasse ursprünglich nicht darauf angetragen hat, daß die Akademie die Herren Hemprich und Ehrenberg soll reisen lassen: so scheint mir nothwendig erst die Meinung der Klasse darüber einzuholen, ob sie auch auf diese Unternehmung einen solchen Werth legt, daß wenn sie vorausgesehen hätte, sie könne nur auf Kosten der Akademie realisirt werden, sie | darauf selbst würde angetragen haben. Wenn nun die physikalische Klasse sich bejahend erklärt und also die Unternehmung ganz zu der eignen macht: so scheint mir billig daß auch die Akademie die Kosten ganz übernimmt so weit die Fonds reichen. Dabei wird aber allerdings da schon zwei kostspielige Unternehmungen wirklich im Gange sind sehr viel auf die Rükstände ankommen, 50 daß] das 4994. Überlieferung: H: BBAW, Archiv, II–XVII, Nr. 18, Bl. 114. Laut Protokoll (in derselben Akte, Bl. 115) fand die Sitzung am 10. 4. statt, das Datum des Schreibens ist dahingehend zu korrigieren. Unter TOP 2 wurde die Forschungsreise der Herren Hemprich und Ehrenberg besprochen: Vorbehaltlich genügender Rücklagen solle die Akademie die Reise finanzieren.

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und man könnte vielleicht diese Gelegenheit benuzen um über diese eine bestimmte Angabe zu erlangen sua manu Schleiermacher 9/4. 20.

4995. An August Boeckh. Berlin, Dienstag, 11. 4. 1820

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Unter Rüksendung der mir unterm 1ten hujus mitgetheilten Liste zeige Ewr Spectabilität ich ergebenst an, daß von den auf derselben bemerkten Keiner bei den Lehrern der theologischen Facultät Vorlesungen besucht hat. Berlin den Der Dekan d theol Fac. Schl 11/4. 20

4996. Von Joachim Christian Gaß. Breslau, Mittwoch, 12. 4. 1820 Breslau, den 12 Apr 20.

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Mein kleines Brieflein aus Glogau wird hoffentlich bei Dir angekommen sein, mein theurer Freund. Seit ich nun wieder hier bin, ist es mir immer gewißer geworden, daß ich meinen ersten Vorsatz, zu Euch zu kommen nicht hätte aufgeben, sondern mich lieber sofort stellen und den Leuten etwas reinen Wein einschenken sollen, um zu versuchen, ob sie ihn noch wohl nehmen und Geschmakk dafür haben mögten. Denn mehr als ich je vermuthen konnte, soll ja durch mich der Bann, wovon das Consistorium getroffen ist, veranlaßt sein; eigentlich aber ist es wohl nur ein miserabler Vorwand und das Suchen nach einem Strikk, da man Jemanden hängen 4995. Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 11, Bl. 69. Mit einer zurückzusendenden Liste von Studierenden, die Brief 4987 angefügt war. 4996. Überlieferung: H: BBAW, SN 287/1, Bl. 143–146; D: Schleiermacher: Briefwechsel mit Gaß, S. 183–186 (gekürzt). Der Briefeingang des Tageskalenders (April 1820) vermerkt zum 19. 4.: „12 [April] Gaß Ueber die dortigen Consistorialangelegenheiten“.

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Brief 4996

will. Was mich dabei betrifft, ist dies. Unter den bei Reimer weggenommenen Papieren ist auch ein Brief von mir vom 4 April 1818 gefunden, worin es heißt: „Wir haben den Maßmann kommen laßen und ich denke, wenn er in der Prüfung besteht, ihn in eine Lehrerstelle zu bringen und ihn so bei dem Ministerio vorbeizulootsen, wenigstens würden sich die Leute sehr bloßgeben, wenn sie das Fortkommen dieses jungen Menschen offenbar hindern wollten. Uebrigens wird die Zeit immer verwikkelter und schwerlich auf einem leichten und graden Wege wieder | in das rechte Geleise kommen. Bei dem allen aber halte ich es für das beste, ruhig zu sein und in jedes Geschäft die möglichste Gewissenhaftigkeit zu zeigen.“ Von diesem Briefe hatte Wittgenstein eine Abschrift an Altenstein geschikkt und dieser – um doch etwas zu thun – eine Visitation des unter meiner Leitung und Aufsicht stehenden Schullehrerseminars durch Brescius veranlaßt, die für die Anstalt selbst sehr vortheilhaft ausgefallen ist. Dies war indeß nicht genug, denn bald darauf schikkte Altenstein auch eine Abschrift jenes Briefes an Merckel mit einer breiten Auseinandersetzung über die d i e n s t w i e d r i g e n Ausdrükke in demselben und mit dem Auftrage, mir darüber die gehörige ernste Vorhaltung zu machen, mir aber auch zu sagen, daß die Anstalt in gutem Zustande gefunden sei, daß er die Fonds derselben vermehren wolle und daß bei meinen sonstigen Verdiensten die ganze Sache nun auf sich beruhen möge und dergleichen. Dies alles geschah schon vor 3 Monathen und was war natürlicher als zu glauben, hiermit sei auch rechtlich alles abgethan, auch wenn man es gelten laße, aus freundschaftlichen Mittheilungen Verbrechen zu machen. Gleichwohl erfahre ich durch Rehdiger, daß man jenen Brief nun noch ein Mal hervorgesucht und daraus Anlaß zu der bekannten Maasregel gegen das Consistorium genommen, womit auch übereinstimmt, daß der StaatsCanzler Akten betreffend den Maßmann gefodert | hat, obgleich alles, was ihn betrifft, in der bekannten Untersuchung über den hiesigen Turnstreit so rein abgemacht ist, daß der König selbst dem Maßmann verziehen und das Consistorium schon vor Jahr und Tag durchaus von aller Verschuldung freigesprochen ist. Wie es sich indeßen damit verhalten mag, so habe ich gleich an Altenstein geschrieben, mich freimüthig über jenen Brief erklärt, alle Schuld, wenn nachdem doch alles längst abgemacht ist, noch irgend eine solche vorhanden sein könne, auf mich genommen und gebeten, davon jeden beliebigen Gebrauch zu machen, der das Consistorium exkulpiren kann. Das glaubte ich, was auch persönlich für mich daraus folgen mag, meinem Gewißen und dem Collegio schuldig zu sein, wie wohl ich weiß, daß dies nichts helfen wird. Denn der eigentliche Zusammenhang ist wohl ein ganz andrer. Man will nemlich, wie ich fürchte, Merckel aus dem Wege haben und die ganze nichtswürdige Operation ist vermuthlich gegen diesen ge-

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richtet. Das konnte man viel leichter haben, denn er geht gerne und alle die ihn lieb haben, müßen wünschen, daß der von ihm gesuchte Abschied erfolgen möge, damit er sich einer beßern Zeit, die doch kommen muß, aufspare, da er in der gegenwärtigen nichts ausrichten kann und unnöthiger Weise in dieser heillosen Wirtschaft zu Grunde gehen müßte. Man wird ihn schon suchen, damit hat es keine Noth, denn ob der Staat unter seinen hohen Beamten noch einen oder zweie hat, die ihm gleichen, ist mir zweifelhaft, daß er vielleicht keinen hat, der ihn | übertrifft, ist mir ziemlich gewiß. Wie es mit dem Consistorio und mit meinem Geschäftskreise werden soll, mag Gott wißen, aber darum will ich auch ihn dafür sorgen laßen. Man sagt nemlich, Neumann werde Präsident desselben werden, und das ist immer möglich, wie wohl es sich schwer begreifen läßt. Du hast wohl recht, unser Minister ist über alle Maaße erbärmlich, denn sonst könnte so etwas in seinem Departement gar nicht vorgehen; es gegen die lächerlichsten und nichtswürdigsten Dinge vor, ich könnte Dir viel davon erzählen, aber es lohnt nicht. Uebrigens hat der König auf unsre Bitte um Untersuchung noch nichts an uns gelangen laßen und das Ministerium auch nicht; die Verlegenheit, worin man sich befindet, ist sichtbar genug und der StaatsCanzler wird schon das miserabelste auffinden, sich daraus zu retten, dafür dürfen wir nicht bange sein und uns auch nicht eben darnach verlangen laßen. Den Erfolg wirst Du dort schon erfahren. Von Wachler und Paßow geht die Rede, daß man sie versetzen werde, halb und halb bin ich auch darauf gefaßt und es mag immerhin geschehen, denn so ungerne ich aus meinem herrlichen Wirkungskreise scheide, so werde ich doch wenig mehr darin nützen können, wenn ich Merkel verliere und jedes andre Verhältniß vorziehen, wenn ich unter Neumann arbeiten sollte. Dies ist ein miserabler Geselle, einfältig und eitel, schreibselig und peinlich, kriechend eingehend in alles schlechte und gewiß der emsigste Nachtreter von Eurem Schulz mit dem er sich immer in Uebereinstimmung erhält. Bis jezt sind | ihm, mit Ausschluß von 7 Profeßoren, alle übrigen und Steffens vor allen, sehr ergeben – die Studenten zeigen sich darin würdiger – ich sehe es aber schon kommen, wie das Reich mit sich selbst uneins werden wird. Ich meines Orts habe als Dekan auch einen kleinen Straus mit ihm gehabt, und ihn tüchtig zurecht gewiesen, worauf sich auch nichts erwiedern ließ. Um nun von allen diesen elenden Dingen auf etwas Erfreuliches zu kommen; so kann ich Dir nicht genug danken für die herrliche Abhandlung über die Gnadenwahl und mit mir gewiß alle, die für das wiederauflebende Studium der Dogmatik Sinn haben. Ich hätte es nie für möglich gehalten, so ohne alle Einmischung von Philosophie, rein aus der Mitte des Christenthums selbst, eine so schwürige Aufgabe zu lösen und von dieser Seite angesehen ist der Aufsatz das erste Beispiel der Art, das meines Wissens die

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Dogmatik aufweisen kann. Aber auch die ganze Entwikklung hat auch eine solche sich immer gleichbleibende Klarheit geht so unmittelbar, alles Beschränkende zur Seite laßend, (besonders S. 103 f.) auf das Große und Ganze des Gegenstandes zu und knüpft ihn doch zugleich so innig an alle großen Lehren des Christenthums: daß dem verständigen und christlichen Leser wohl kaum etwas zu wünschen übrig bleiben kann. Was die übrigen sagen werden, ist auch vorherzusehen. In viele wird es nicht eingehen, weil sie das Christenthum nicht kennen, andre werden viel reden von der Grübelei und noch andre meinen, Du habest zu den beiden positiven Bestimmungen, Gott mache selig wen er wolle und er mache selig ob praevisam fidem, nur die negative angegeben, indem Du | zwar nachgewiesen, wie Augustin und Calvins Lehre zwar den Gegensatz gegen den Pelagianismus und Manichäismus bilden und Luther sich bestrebe, der Allgemeinheit der Erlösung, die das religiöse Gefühl fodert, keinen Abbruch zu thun; es fehle aber dazu das Positive, das an die Stelle der Calvinischen und Lutherischen Formeln treten könne. Wiewohl sich [dies] nun, wie ich glaube, auch aus der Abhandlung selbst finden ließe, so mögte es doch vielleicht gut gewesen sein, Du hättest am Schluß als Resultat der Darstellung noch die Sätze, wie man sie in eine Dogmatik aufnehmen kann, bestimmt herausgehoben. Wem es aber an der Sache liegt, wird diese Mühe nicht scheuen. Beim ersten flüchtigen Durchblättern wollte es mir auch nicht recht eingehen, warum dem Bretschneider, der doch nur das alte ungesalzene Zeug wiederholt hatte, so viel Ehre geschah, daß auf ihn Rükksicht genommen wurde; beim zweiten Lesen aber sehe ich wohl wie er eben als Repräsentant der gewöhnlichen Ansicht gelten kann und zugleich die beste Gelegenheit geben konnte, auch von dieser Seite an die Union zu erinnern. In mir hast Du nun auch neben vielen andern die Lust angeregt, den Calvin zu lesen. Ich habe ihn schon vor der Reise herbeigeholt und angefangen zu lesen gleich von vorn herein zu meiner großen Freude, so viel unter den Stöhrungen in diesen Wochen geschehen konnte, und denke im Sommer damit fortzufahren, da ich wieder Dogmatik lese. Dazu ist mir nun durch Deine Abhandlung auch ein neuer Trieb geworden und ein schwüriger Punkt, der sonst nach mehreren Richtungen hin noch Dunkelheit verbreitete klar geworden. Unter denen die noch übrig sind, und mir vielleicht in der ganzen Dogmatik am meisten zum Kreuz gereichend, [sind] die Lehren von den lezten Dingen die schwierigsten. Ich gestehe sehr offen, wenig damit anfangen zu können, denn daß | sie in ihrer gegenwärtigen Gestalt nur noch symbolische Formen sind, die ihre wissenschaftliche Gestalt noch erwarten, kann doch für den akademischen Lehrer nur die 97 daß] das

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Aufgabe stellen, die Umbildung vor seinen Zuhörern wenigstens zu versuchen und dazu sind mir, ehrlich gestanden, die Kräfte noch nicht gewachsen. Kommst Du nicht mal auf diese Gegenstände, ich meine vor dem theologischen Publikum? Deine Vorlesungen über das Leben Christi haben meine Gedanken vielfach beschäftigt und unendlich würde ich mich freuen, wenn Du mir ein Heft darüber verschaffen könntest. Vergiß dies ja nicht, ich schikke es zurükk, sobald es gefodert wird. Auch schon dieserhalb wäre ich gerne zu Dir gekommen; doch kann dies noch geschehen, denn ich habe den Minister gebeten mich, wenn ich über jenen Brief noch vernommen werden sollte, lieber nach Berlin kommen, als es hier geschehen zu laßen. Mögte er dies doch thun, man könnte doch den Leuten gelegentlich die Wahrheit sagen. Neben allem übrigen sind sie doch auch unendlich dumm und bereiten sich ihr eigen Garn. So z.B. freuen sich hier die Landleute in den Schenken, aus der Spanischen Constitution zu lernen, wie man es eigentlich mit den Königen anfangen müße. Auch die Auszüge welche die Umtriebskommißion einrükken läßt haben auch eine der Absicht entgegengesezte Wirkung, denn die | Menschen hier zu Lande fangen an zu meinen, die jungen Leute hätten in vielen Dingen doch gar nicht so unrecht; andern ist die Sache ekelhaft, da nichts als Wiederholungen des alten mehr kommen. Wer wird denn nun eigentlich Dein College, Marheinike oder Herzberg? Du hast mir ja nichts weiter von dem Streit darüber geschrieben. Zum Nachfolger Altensteins hat man hier schon vor einigen Monathen Ancillon gemacht und bei diesem Tausch würde wenigstens nichts verloren. Von dem Fortgange der Synodalangelegenheiten wird es immer stiller und ich fürchte im Ernst, man läßt sie fallen, wenigstens sieht mir die Constellation nicht darnach aus, daß es zu einer Landes-Synode kommen könnte. Und nun Gott befohlen, mein theurer Freund, denn das ist doch immer das Beste. Ich muß auch noch an Reimer schreiben und werde ihn auf Dich in dem was ich geschrieben habe verweisen. Er soll sich nur wegen meines bei ihm gefundenen Briefes nicht beunruhigen, ich will ihn auch darum bitten, dies lohnt der Mühe nicht, mag daraus auch werden, was da will. Zerreiß aber doch diese Blätter, wie ich auch Deine Briefe alle bei Seite geschafft habe, denn ich bin nicht ohne Furcht, daß es noch übler wird, als es schon ist. Die Meinigen sind wohl, so weit wir alle es jezt sein können. Wir grüßen Euch Alle und bitten Gott täglich, daß er es mit Euch und uns wohl machen wolle. Was aber auch sein Wille ist, ich bin und bleibe ewig Dein treuer Freund G.

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4997. An Karl Freiherr von Stein zum Altenstein. Berlin, Donnerstag, 13. 4. 1820

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Hochgebohrner Freiherr Hochgebietender Herr Staatsminister Der hiesige Prediger Gronau an der Parochialkirche feiert wie Ewr Excellenz schon bekannt sein wird am Sonntag sein Amtsiubilaeum; und die theologische Facultät wünscht ihm ihrerseits durch Verleihung der Doctorwürde einen Beweis zu geben von der allgemeinen Achtung welche er sich durch eine gesegnete und tadellose Amtsführung erworben. Da nun aber die Facultät zwar in diesem Wunsche ganz einig ist, theologische Werke des Jubelgreises aber, wie Abschnitt IX § 7 unserer Statuten fordert der Promotion nicht zum Grunde gelegt werden können: so bedürfe wir dazu Ewr Excellenz besondere hohe Genehmigung, wie wir sie noch kürzlich in einem ähnlichen Falle huldreich erhalten haben. Daß die Facultät mich beauftragt diese Ewr Excellenz | hohe Genehmigung auf gegenwärtigem kürzstem Wege ganz gehorsamst nachzusuchen und um eine beschleunigte Entscheidung zu bitten werden Ewr Excellenz mit der Kürze der Zeit gnädigst entschuldigen. Wir konnten aber diesen gehorsamsten Antrag nicht eher vorlegen, indem bei Abwesenheit des Professor D. Marheinecke der Consistorialrath D Neander und ich nicht wohl ermächtiget waren einen Beschluß zu fassen. Einer huldreichen Gewährung entgegensehend verharre ich in tiefster Verehrung Ewr Excellenz ganz gehorsamster Schleiermacher als Dekan der theolog. Facultät Berlin d 13t. April 1820.

4997. Überlieferung: H: GStA, I. HA, Rep. 76, Va, Sekt. 2, Tit. 6, Nr. 1, Bd. 1, Bl. 160. Noch vom selben Tag (13. 4.) datiert Altensteins Antwort an die Fakultät mit Gewährung des Antrags (in derselben Akte Bl. 162).

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4998. Von Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Donnerstag, 13. 4. 1820

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Durch ein ministeriales Rescript vom 24ten vorigen Monats ist die Universität benachrichtiget worden, daß derselben auf das laufende UniversitätsJahr 450 r aus einem außerordentlichen fonds zu Prämien an Studirende bewilligt worden sind, welche in der Art vertheilt werden sollen, daß die philosophische Fakultät 150 r und eine jede der drey andern 100 r zu ihrer Disposition erhält. Ew. Spectabilität ersuche ich daher hierdurch ergebenst, bey Ihrer Fakultät die Bewerbung um die auszusetzende Prämien nach Maßgabe der ausgeworfenen Summe und mit Rücksicht auf die Ihrer Fakultät unterm 24ten April 1818 mitgetheilten, von dem Senat aufgestellten, und von dem Ministerio Grundsätze zu veranlassen, und mir nach eben diesen Bestimmungen die der Prämien für würdig geachteten Subjecte nochmals nahmhaft zu machen, damit über dieselben an das vorgesetzte Ministerium berichtet und die jedem Beneficiaten zuerkannte Summe erbeten werden könne. Berlin den 13ten April 1820. Der Rector der Universität Goeschen Decano spectabili facultatis theologicae.

*4999. An Gustav Anton von Mühlenfels. Berlin, Freitag, 14. 4. 1820 Antwort auf Brief 4993 (7. 4. 1820).

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Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 210, Bl. 140.

*4999. Der Briefausgang des Tageskalenders (April 1820) vermerkt zum 14. 4.: „Mühlenfels Antwort auf den Brief vom 7ten“.

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Briefe 5000 – 5001

*5000. Von Carl (Charles) Schleiermacher. Schmiedeberg, Freitag, 14. 4. 1820 Antwort auf Schleiermachers Brief vom 22. 2. 1820.

5001. An Karl Heinrich Sack. Berlin, Sonnabend, 15. 4. 1820 Herrn / Pastor und Professor Sack / Hochwürden / Bonn [Rückseite des zweiten Blatts] Berlin d 15t. April 20 Ein Brief wie der Ihrige mein lieber Freund sollte wohl eher beantwortet worden sein als nach beinahe zwei Monaten; allein der Frauen Wochenbett, der Rügenische Besuch und der Collegienschluß haben unbarmherzig alles Briefschreiben gelegt. Zuerst nun lassen Sie Sich meine herzliche Freude darüber aussprechen, daß Sie gefunden haben, wovon Sie überzeugt sind es werde Ihnen für das Leben genügen. Denn das ist doch die Hauptsache wogegen alles übrige nur für Kleinigkeit zu achten ist. Hätte ich Ihnen nur über das übrige wirklich zu rathen gewußt: so hätte ich troz aller Hinderungen eher geschrieben. Aber um Ihnen zu sagen daß es hier keinen Rath giebt dachte ich käme ich Zeit genug. Es ist freilich schlimm genug, daß, wenn Sie mir erlauben mich so auszudrüken, wie es sich mir im ersten Augenblick lebendig darstellte, zwei Seelsorger unter so besonderen Umständerwählungen an einander gestoßen sind. Denn es ist alles die wunderliche Seelsorgerei des guten Bischoff, von der ich in Bonn anderwärts her genug hören mußte und auch hier schon Proben gesehen habe, die er ungebührlich genug gegen Sie, aber ich möchte sagen noch ungebührlicher ge*5000. Der Briefeingang des Tageskalenders (April 1820) vermerkt zum 18. 4.: „14 [April] Carl in Schmiedeberg Antwort auf Februar No 11 mit Einlage an seinen abwesenden Sohn.“ Es handelt sich um eine Antwort auf Brief *4948 (22. 2. 1820) mit Einlage an Carl Schleiermachers Sohn Karl. 5001. Überlieferung: H: Universität Bonn, Archiv der Theologischen Fakultät; D1: Sack: Mittheilungen aus Briefen, S. 932 f. (Zitat); D2: Schleiermacher: Briefe an einen Freund, S. 17–20. Mit Brief *5002 (15. 4. 1820) an Arndt als Einlage. – Der Briefausgang des Tageskalenders (April 1820) vermerkt zum 15. 4.: „Sack. Antwort wegen Bischof mit Einlage an Arndt“.

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gen die Tochter, ausüben will. Allein ich glaube daß jeder Schriftwechsel die Sache nur noch tiefer verwirren muß, denn einen unbedeutsameren und eigensinnigeren Mann als Bischof mag es nicht leicht geben. Zwei Wege sehe ich nur in der Sache. Entweder daß Sie das Jahr geduldig ausharren und sich hernach mit ihrem Mädchen allein verständigen. Denn ich glaube nicht daß Ihr Grundsaz sie nur von den Eltern empfangen zu wollen dem entgegensein kann. Wenn die Eltern sie alsdann für mündig und frei erklären, so machen sie ja wirklich den Willen, den sie dann ausspricht, auch zu dem ihrigen. Aengstlich bleibt es immer noch so lange und zumal eine ganze schöne | Sommerzeit so auszuhalten. Aber es ist dann auch ein olim meminisse das schon der Mühe lohnt. Nur glaube ich daß Sie diesen Vertrag immer nur bedingungsweise unterzeichnen können, nämlich wenn nicht außerordentliche Umstände, deren sich ja viele denken lassen, eintreten, welche eine frühere Erklärung durchaus fordern. Ihr Verhältniß gegen Bischof halte ich in dieser Zeit nicht für so schwierig wie es Ihnen erscheint. Das wird ihm doch begreiflich zu machen sein, daß das Vertrauen sich nicht mehr durch schriftliche Erörterungen herstellen läßt sondern nur durch die längere unmittelbare Erfahrung des Lebens und so können Sie Sich möglichst allem Streit mit ihm aufschiebend entziehen und unter seinen und der Mutter Augen auf die gewohnte Weise mit Ihrer Geliebten umgehend sie für den Termin der Erklärung vorbereiten. Der andere Weg wäre der daß Sie erklärten Sie könnten das Recht Ihnen Erklärung zu verweigern nicht anerkennen und zugleich Ihre Erklärung machten. Allein dieser könnte die Sache auf eine bedenkliche Spize stellen, und ich glaube auch nicht daß es Ihrer Natur gemäß wäre ihn einzuschlagen. Für unrecht halte ich ihn auch nicht; denn Rede muß ja doch frei stehen und Bischofs Recht und Macht über das Kind ist doch nicht einmal ein ausschließendes sondern Sie könnten Sich die Erlaubniß sich gegen Ihre Geliebte zu erklären vom Hufeland holen, der sie Ihnen gewiß nicht versagen wird. Einige Ahndung von Ihrem Verhältniß schien man schon zu haben als wir in Bonn waren, und so kann es wohl sein daß auch die gesprächige Stadt Ihnen ein unangenehmer Gedanke ist; allein das sind Kleinigkeiten die Sie Sich ja immer so weit vom Leibe halten können als Sie wollen. Und so hoffe ich wird Ihr gutes Vertrauen nicht zu Schanden werden, sondern nach der Prüfung sich alles gut und fröhlich gestalten. Wie seit der Ankunft Ihres Briefes auch meine Lage geschwankt hat davon werden Sie wol gehört haben. Denn alle Berliner Gerüchte finden doch ihren Weg auch nach Bonn. Ob das Ungewitter ganz vorüber ist, 35 sein] über der Zeile 52 Sie] korr. aus man

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Briefe 5001 – 5004

weiß ich noch nicht auch ist die Atmosphäre so gemischt daß jeden Augenblick neue entstehn und wenn gegenwärtig niemand seiner Lage sicher ist so gehöre ich wohl unter die die es am wenigsten sind. Unsere Universität ist in einer wun|derbaren Lage, wir haben nun schon den zweiten Universitätsrichter und auch dieser, der Mittwoch eingeführt worden, hat gestern, wie es heißt, seine Entlassung gefordert. Mich hat unser Regierungsbevollmächtigter besonders aufs Korn genommen und sucht mich als den Aufhezer des Senats anzuschwärzen, hat sich auch ein Geschäft daraus gemacht darüber zu inquiriren was für Gesundheiten ich bei der lezten Feier des 9ten Februars ausgebracht, und wird überhaupt ganz unerwarteter Weise zu meinen thätigsten Widersachern gezählt. – Was die Kirchenverfassung betrifft so schweben wir auch in einigen Aengsten, indem viele behaupten Herr von Bülow der Oberpräsident trachte nach Herrn von Altensteins Ministerio, und wenn er dies wirklich erreicht möchte wohl an keine Synodalverfassung weiter zu denken sein. Sonst ist die Sache endlich soweit gediehen, daß von den meisten Provinzialsynoden auch die Consistorien beim Ministerio eingegangen sind, und daß Herr Ribbeck und Hanstein meinen man werde wenn die Umstände günstig bleiben für den Herbst auf eine GeneralSynode antragen können Ueber die Erwählungsabhandlung mehr mit Ihnen zu verhandeln würde mir recht erfreulich sein. Daß Ihnen aber das Manichaeische in dem Begriff der Zulassung nicht klar ist kann ich mir nicht erklären. Denn Zulassung ist ja ein ganz negativer Begriff der nur auf dem Gebiet der Wechselwirkung stattfinden kann, und Gott in dieses Gebiet sezen das führt nothwendig zum Manichaeismus weil er nur mit einem ursprünglich unabhängigen und entgegengesezten in Wechselwirkung sein kann. DeWette schreibt an einer Abhandlung die mich ergänzend widerlegen soll und nach der mich sehr verlangt. Die Ammonische ist wirklich zu unbedeutend und ich begreife nicht, warum der gelehrte Mann sich durch solche kleine Schreibereien um seinen Kredit bringen will. – Nun Gott befohlen für heute. Halten Sie Sich nur recht frisch, und lassen Sie bald einmal wieder ein Wörtchen von Sich hören, damit mir nicht bange sein darf daß Sie Sich zu sehr in hypochondrischen Ansichten gehen lassen. Lücke klagt auch schon Sie wohnten zu einsam im Pfarrhause – Frau und Kinder auch der kleine Herrmann Nathanael sind ganz wohl aber die arme Lotte leidet sehr, und ist seit zwei Tagen sogar bettlägerig. Die Einlage bittet um Bestellung. Von ganzem Herzen der Ihrige Schleiermacher

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*5002. An Ernst Moritz Arndt. Berlin, Sonnabend, 15. 4. 1820 Antwort auf den Brief vom 31. 3. 1820.

*5003. Von Immanuel Bekker. Paris, Sonnabend, 15. 4. 1820 Mit Quittungen. Bedauert, Schleiermacher mit seinen Aufträgen Mühe zu machen.

5004. Von Christian August Brandis. Paris, Sonnabend, 15. 4. 1820

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Hochverehrter Herr Doctor Die beygelegten Aristotelica haben in jeder Rücksicht nachsichtige Beurtheilung sich zu erbitten und recht ausdrücklich sichs auszubedingen nicht für Probearbeit genommen zu werden. Zwar war alles in guter Musse vorbereitet, aber in Eil um nicht all zu viel Zeit zu verlieren, musste die Abschrift der Vergleichungen gemacht und die critischen Beweisstellen aus den Commentatoren ausgeschrieben werden: dazu sind die Blätter auf dem Wege zur Bibliothek halb verunglückt – glücklicher Weise der erste Unfall, der meinen Aristotelischen Papieren begegnet und wiewohl ärgerlich genug doch noch lange nicht so arg wie er leicht hätte ausfallen können: wenigstens bin ich ohne Arme oder Beine zu verlieren davon gekommen. Statt der drey Bücher erfolgen kaum anderthalb, und zwar nur das erste mit vollständigem Apparat; beym zweyten musste ichs aufgeben die *5002. Einlage im Brief 5001 an Sack (15. 4. 1820). Der Briefausgang des Tageskalenders (April 1820) vermerkt zum 15. 4. 1820: „Arndt Antwort auf den Brief vom 7ten“ (gemeint ist Brief 4985 vom 31. 3. 1820). *5003. Der Briefeingang des Tageskalenders (Mai 1820) vermerkt zum 1. 5.: „15 April Bekker mit seinen Quittungen.“ Zum Inhalt vgl. auch Brief 5038 (18. 5. 1820). 5004. Überlieferung: H: BBAW, SN 259/1, Bl. 21 f. Mit Blättern der Ergebnissen der bisherigen Aristoteles-Forschungen. – Der Briefeingang des Tageskalenders (Mai 1820) vermerkt zum 1. 5.: „15 April Brandis in Paris mit Aristotelicis“.

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Brief 5004

Beckersche Collation (Codex A und B) mit auszuschreiben, da die Vergleichung drey verschiedener gedruckter Texte (des Baseler, Sylburger und Du Vallschen) zu langwierig war: meine Vergleichung zu der zweyten Hälfte ins Du Vallsche Exemplar zu übertragen werde ich hoffentlich in England tempus subsecivum finden: aus dem vollen Tag möchte ich nicht gern die Zeit dazu nehmen; und da einzelne Blätter wie diese leicht zu versenden sind wird mir Gelegenheit sie Ihnen nachzuliefern nicht entgehen. Was Handschriften für περὶ ψυχῆς liefern konnten scheint in der That so ziemlich erschöpft, wenigstens haben die acht Pariser Handschriften, die ich zu allen einigermassen schwierigen Stellen des ersten Buches verglichen nicht eine einzige brauchbare Lesart gegeben, die wir nicht schon gehabt hätten. Aus den Commentatoren habe ich wohl eher zu viel als zu wenig beygebracht, aber das überflüssige lässt sich leicht wegschneiden. Mein Zweck war jede Variante soviel wie thunlich in den Paraphrasen zu verfolgen, zunächst um, was bey einer Arbeit der Art gar leicht begegnen kann, nichts bedeutendes zu übergehn, und dann um Stoff für Geschichte des Textes herbeyzuschaffen aus dem sich nachher das bedeutende zu öffentlicher Bekanntmachung aussondern lässt. Da bey jedem einzelnen Fall sich die Fragen wiederholen, was könnte wohl der Paraphrast am Aristotelischen Ausdruck geändert, was wiederum der Abschreiber versehn haben, so kann wohl nicht die Rede davon seyn, daß solcher Stoff die Critik geradezu leiten solle, aber Gründe der Bestimmung wird sie doch hin und wieder in ihm finden. Am genausten an die Worte des Aristotelischen Textes hält sich Sophonius, aber leider hat er ihn nicht besser gelesen, als unsre besseren Handschriften ihn geben: Themistius entfernt sich in der Regel viel weiter von den Worten und ist daher mit viel mehr Vorsicht zu benuzen. Ich habe | ihn nach der besten hiesigen Handschrift bearbeitet, die noch immer jung genug ist und für wichtige Stellen eine andre Handschrift verglichen: ein gedrucktes Exemplar konnte ich mir hier nicht verschaffen. Vom Sophonius ist nur ein Codex vorhanden. Die aus den Commentaren am Rande bemerkten Varianten halte ich keinesweges alle oder nur grössten Theils für Lesarten, die sie in ihrem Aristotelischen Text gefunden, noch weniger für solche die wir wieder aufzunehmen hätten: aber wo ich die Annahme, daß sie anders gelesen, für möglich hielt, bemerkte ich das Wort worauf es ankam, ob etwa bisher nicht benuzte Handschriften die zum Grunde liegende Variante geben möchten. Die hiesigen Codices haben mir leider nichts geliefert. Nur für bedeutendere Stellen und wo der Context von einiger Wichtigkeit zu seyn schien, habe ich die berücksichtigten Worte der Commentare ausgeschrieben. – Die Versetzungen der 20 entgehen] entstehn

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Argumente der Arestotelischen Argumentation, die sich bey Themistius und Sophonius nicht selten finden, glaubte ich übergehn zu können, nachdem ich mich durch Vergleichung mit Johannes Philoponus und Simplicius überzeugt, daß sie überall nur erklärend seyen und sich auf abweichende Lesart daraus nicht schliessen lasse. Vielleicht möchte es passend seyn den Beweis, aus den wichtigeren hierher gehörigen Stellen geführt, in einer Anmerkung zusammenzufassen. – Sollte es nicht passend seyn ausser dem critischen Apparat auch den exegetischen, versteht sich nur für wichtigere Stellen und besonders wo die verschiedenen Erklärer bedeutend untereinander abweichen, aus den Commentaren auszuziehn? ich hatte vor eine Probe solchen Apparats zu versuchen, fand aber nicht Zeit, übrigens habe ich alles hierher gehörige mir bemerkt, so daß ich in der Folge eine solche Arbeit leicht nachholen könnte, im Fall Sie es für passend halten sollten. – Auch eine vorläufige Arbeit über die Commentare zu περὶ ψυχῆς, wie ich sie vorhatte, habe ich verschieben müssen, obgleich der Stoff grossen Theils bereit war. Hätte Bekker bis Ende dieses Monats hier Arbeit gefunden, so würde ich die Metaphysik so gut wie zu Ende gebracht haben; nun muß ich diese Arbeit bis zu meiner Rückunft unterbrechen. Der sich in einer hiesigen Handschrift findende Commentar des Syrian zum IIIten Buche der Metaphysik (γ) scheint ächt zu seyn und ich habe mich leider entschliessen müssen ihn abzuschreiben, wiewohl er wenig Trost giebt. Dem Himmel sey Dank daß ich die Abschriften von Commentaren grossentheils beendigt, sie haben mir gewaltig viel Zeit genommen, und doch glaube ich nicht gerade zu viel gethan zu haben mich mit ihnen einzulassen, da sie zur Ergänzung der Reihe Aristotelischer Commentatoren wesentlich sind. | Wie uns alle die Trauerposten aus dem Vaterlande und zunächst, wie man Ihre Wirksamkeit zu hemmen und Ihnen die Lebensfreudigkeit zu verkümmern sucht, mit Jammer und Unwillen erfüllen, lässt sich nicht ausdrücken. Wann und wie wird das enden? – In Spanien gehts ja bis jetzt noch ruhig genug zu, die Schreckensscenen von Cadiz abgerechnet: aber freilich gehörte ein Maß der Tugend dazu, die man wohl keiner Nazion zuzutrauen berechtigt ist, sich in ein so loses und luftiges Constitutionsgebäude, wie das ihrige einzuwohnen. – In England wird’s einem jetzt auch nicht sonderlich wohl werden können: wie lässt sich da helfen, wo die Quelle des Uebels ganz ausser dem Bereich des Staates und Volks liegt? Wollten die Begüterten grossmüthig genug seyn die Staatsschuld zu tilgen, so möchte für einige Jahre ein erträglicher Zustand gewonnen seyn, aber Handel und Gewerbe, wie sie früher blühten, kann wohl kein Sterblicher zurückbringen, und eben so wenig die Spuren tilgen, die übertriebener Handels und Erwerbgeist in der Sinnesart des Volks gelassen.

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Briefe 5004 – 5008

Ihrer Frau Gemahlin bitte ich mich bestens zu empfehlen. Mit den besten Wünschen und innigster Verehrung, hochverehrter Herr Doctor Ihr ergebenster Ch. A Brandis Paris d. 15ten April 1820. Daß ich so in der Hast schreibe bitte ich mit den Vorbereitungen zur Reise zu entschuldigen. – Briefe nach England würden wohl am sichersten durch die Gesandschaft gehen. Herrn von Bülow, dem wir durch Frau von Humboldt empfohlen, werden wir ersuchen die Besorgung zu übernehmen. Da ich statt eines Creditbriefes, wie ich ihn von Benecke verlangt, einen Wechsel erhalten, bin ich zu meinem Verdruß ohne Addresse für England. Was ich in den Aristotelischen Blättern unterstrichen möchte ich in den Text aufnehmen, das durchstrichene tilgen: auf das eigentlich grammatische habe ich mich vor der Hand gar nicht eingelassen; aber auch die übrigen Vorschläge sind nur ganz vorläufig: während man die Masse der Varianten abzuschreiben hat ist man nicht sehr geeignet den Stoff scharf ins Auge zu fassen. Auch die Arbeit aus den Commentatoren behalte ich mir vor einer genauen Revision zu unterwerfen, die mir nicht viel Zeit rauben wird.

*5005. Von Neumann. Altlandsberg, Sonnabend, 15. 4. 1820 Anmeldung zum 15. 5. (wohl die Hallesche Gesellschaft betreffend).

5006. Von Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Montag, 17. 4. 1820 Ew. Spectabilität beehre ich mich die Abschrift einer ministeriellen Rescripts vom 20ten vorigen Monats, wonach angeordnet wird, daß von nun an in den, den Promotions-Dissertationen, anzuhängenden Lebensläufen der zu *5005. Der Briefeingang des Tageskalenders (April 1820) vermerkt zum 18. 4.: „15 [April] Neumann in AltLandsberg Anmeldung zum 15ten“. 5006. Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 106, Bl. 54. Mit der Abschrift eines Reskripts des Kultusministeriums. Vorlagevermerk: „pr. 18 Apr. 20 Schl“.

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Promovirenden, nicht blos das Jahr, sondern auch der Tag ihrer ersten Immatriculation auf einer Universität angegeben werden soll, zur gefälligen Berücksichtigung bey Ihrer Facultät, hierdurch ergebenst mitzutheilen. Berlin den 17ten April 1820. Der Rector der Universität Goeschen Decano spectabili facultatis theologicae

*5007. Von Carl (Charles) Schleiermacher. Dienstag, 18. 4. 1820

5008. An Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Freitag, 21. 4. 1820

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Rectori Magnifico Auf Ewr Magnificenz geehrtes vom 12ten dieses beehre ich mich ganz ergebenst zu erwiedern 1.) Daß nachdem ich durch dasselbe in Stand gesezt worden den Körner in meinem Albo aufzusuchen ich in demselben bemerkt finde daß er im April 1819 abgegangen ist 2.) Der Wolfgang Ulrich ist aber in meinem Album nicht zu finden, und ist ohnstreitig bei der philosophischen Facultät eingeschrieben. 3. Von Berger und Kahlbau habe ich den Abgang bemerkt 4. Kartscher ist erschienen und hat bemerkt, daß er seine Studien längst auf mehreren Universitäten beendigt, und als er als Lehrer eines Grafen Solms hieher gekommen sich nur immatriculiren lassen weil er geglaubt sonst keine Vorlesungen besuchen zu dürfen. Diesen Besuch aber habe er schon im lezten Semester verändeter Lage wegen nicht mehr fortsezen können. Ich stellte ihm die Nothwendigkeit vor sein Verhältniß mit der Uni*5007. Der Briefeingang des Tageskalenders (April 1820) vermerkt zum 24. 4.: „18 [April] Carl mit Einlage von der Hintze und an seinen Sohn“. 5008. Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 11, Bl. 71. 5 im] korr. aus v

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Briefe 5008 – 5012

versität aufzuheben, und stellte ihm das Zeugniß zu daß er seinen Abgang gemeldet, habe ihn auch als abgegangen in meinem Albo notirt. 5.) Gerhard behauptete bei mir theologische Encyclopädie und Leben Jesu, auch bei Professor Wilken Geschichte gehört zu haben und brachte auch über das lezte ein Zeugniß bei, ohnerachtet auf der bei der philosophischen Facultät in Umlauf gewesenen Liste Herr Wilken ihn nicht als Zuhörer bemerkt hatte. Bei mir hatte er den Schein des Quaestor abzugeben vergessen und war also nicht auf meine Liste gekommen. | 6.) Wreden ist nach meinem Albo im Jahr 1817 aus der philosophischen zur theologischen Facultät übergegangen und im Jahr 1819 im Mai ich weiß nicht aus welchem Grunde zum zweitenmal inscribirt. Es wird also darauf ankommen, ob er noch hier ist, oder unter welchem Titel er gelöscht werden soll. Der Dek. d. theol. Fac Schl 21/ 4. 20.

*5009. Von Johann Bernhard Stappenbeck. Perleberg, Freitag, 21. 4. 1820 Gesuch um Mietentschädigung für den Studenten Wilhelm Stappenbeck.

*5010. An Cords. Berlin, Sonnabend, 22. 4. 1820 Spirituosenbestellung.

21 in] folgt )Wilken* 25 im Mai] mit Einfügungszeichen am linken Rand über )unter welchem Titel das* 31 21/] über )18/*

27 ob … noch]

*5009. Der Briefeingang des Tageskalenders (April 1820) vermerkt zum 25. 4.: „21 [April] Stappenbeck wegen Miethsentschädigung für seinen Sohn“. *5010. Der Briefausgang des Tageskalenders (April 1820) vermerkt zum 22. 4.: „Cords in Hamburg Bestellung eines Anker Rum.“

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21. 4. – 23. 4. 1820

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*5011. Von Gottlieb Friedrich Kühne. Grünefeld, Sonnabend, 22. 4. 1820

5012. An das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Mittwoch, 23. 4. 1820

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An Ein hohes Ministerium der Geistl pp Angelegenheiten Indem wir es mit der frohen Abreise des mitunterzeichneten D. Marheinecke vor dem Ablauf des lezten Semesters entschuldigen müssen, daß wir mit unsern gehorsamsten Vorschlägen zu den Praemien jenes Halbjahres zurükgeblieben sind: so müssen wir zugleich bekennen, daß wir uns bei der vermehrten Zahl der Seminaristen, deren wir im lezten Winter Siebzehn hatten in großer Verlegenheit befinden wem wir am liebsten die beiden Summen von 60 und 40 r zuwenden sollen, und daß wir höchlich bedauern, theils daß es uns in vielleicht günstigeren Zeiten nicht hat gelingen wollen eine Vermehrung der Fonds dieser Anstalt zu erlangen theils wir auch mit dem Stipendium des mons pietatis wir noch immer auf die reformirten Studenten beschränkt sind. Wir bringen indeß aus der historischen Klasse den Studiosus Uhlmann aus der Mark und zu der kleineren von 40 r aus der philologischen Klasse den Studiosus Bresler aus Schlesien in Vorschlag. Wir würden sehr gewünscht haben aus dieser auch dem Studiosus Eduard Thissen | aus Holstein und aus jener dem Franz Claudius eben daher ebenfalls eine Belohnung verschaffen zu können, ja was den lezten betrifft so haben wir nur um deswillen lieber den Uhlmann vorschlagen müssen weil dieser seine sehr lesenswerthe Abhandlung wirklich eingeliefert hat, Claudius aber durch seine schwankende Gesundheit an der gänzlichen Vollendung derselben ist gehindert worden. Wir können daher nicht umhin Einem hohen Ministerio diesen eben so würdigen als höchst bedürftigen Jüngling zu einer außerordentlichen Unterstüzung von 40–60 r die ihm als Praemie gegeben werden könnten ganz gehorsamst auf das dringendste zu empfehlen. *5011. Der Briefeingang des Tageskalenders (April 1820) vermerkt zum 24. 4.: „22 [April] Kühne in Grünefeld“. 5012. Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 219, Bl. 60 f. 22 diesen] korr. aus den

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Briefe 5012 – 5014

Was das Stipendium aus dem mons pietatis betrifft so beträgt es halbjährig 65 r und wir werden gehorsamst bitten diese unter unter die Gebrüder Eduard und Gustav Benicke aus Berlin zu theilen. Der ältere, wiewol er sich jezt vorzüglich philosophischen Studien widmen zu wollen scheint, ist doch im Seminarium sehr thätig gewesen und der jüngere hat sich ebenfalls als Anfänger lobenswerth ausgezeichnet. Da aber noch Ersparnisse aus diesem Fonds vorhanden sein müssen, welche wir jedoch nicht wünschen können zu schnell zu absorbiren: so werden wir gehorsamst vorschlagen auch dem Friedrich Geibel | aus Lübeck die gleiche Summe von 22 r 12 g huldreich zu bewilligen. Was die für die Leitung des Seminars ausgesezte Summe betrifft so sezen wir voraus daß die Kasse zur Zahlung derselben gegen die Quittung des Dekans ein für allemal angewiesen ist. D. theol. Fac. Schl 23/4. 20. D Marheineke Neander

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5013. An die Theologische Fakultät. Berlin, Sonntag, 23. 4. 1820

Collegae coniunctissimi Unter den auf der anliegenden Liste verzeichneten dermaligen Percipienten der Miethsentschädigung waren No 30 Hecker und No 50 Karrig zur Zeit ihres Eintrittes abwesend und haben sie pro Januarium et Februarium nicht erhoben. Ich ließ damit kein Rest entstände da ihre Rükkehr zweifelhaft war interimistisch die beiden Expectanten auf der gleichfalls anliegenden Liste No 1 Boehmer und No 2 Schramm eintreten, und seze voraus Sie werden dies genehmigen. Hecker ist seitdem zurükgekehrt und mit Anfang Merz eingetreten, wird daher auch bis Ende Februar participiren[.] Karrig aber ist seitdem gemäß einem Dekret des Herrn Rectors gelöscht worden. Für ihn wünsche ich nun B o e h m e r vom 1ten Merz ab eintreten zu lassen. 25 das] korr. aus den

34–36 des … ist.] mit Einfügungszeichen am linken Rand

5013. Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 223, Bl. 63. Mit Listen betreffend die Mietzuschüsse für Studenten. Unten auf dem Blatt haben Marheineke und Neander zustimmed unterschrieben.

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Nächstdem treten wie aus der Liste erhellt die No 1–5 gesezlich mit Ende Merz aus, und ich schlage vor statt dieser eintreten zu lassen die Exspectanten No 2 Schramm No 3 Kropatschek No 5 Caspar No 8 Kaiser No 13 Elsner; ich habe nämlich unter den neuren gleichzeitigen diejenigen ausgewählt welche mit dem Zeugniß No 1. gekommen sind. Ich ersuche schleunigst um Ihre Genehmigung um demnächst die Dekrete angeben zu können. Schleiermacher 23/4. 20 N.S. Da Jonas No 6 ultimo Aprilis austritt: so bringe ich in seine Stelle zugleich den Studenten Ludwig No 6 der Expectantenliste, dessen besondere Dürftigkeit mir bekannt ist in Vorschlag.

5014. An Johann Valentin Teichmann. Berlin, Sonntag, 23. 4. 1820 Herrn / GeheimSecretair Teichmann / Wohlgebohren [Rückseite]

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Ewr Wohlgebohren würden mich sehr verpflichten wenn Sie mir zu der für heute so plözlich bestimmten Oper Armide noch drei oder wenigstens Zwei Pläze so gut sie noch zu haben sein können für die Frauen meines Hauses verschaffen könnten. Hochachtungsvoll und ergebenst Schleiermacher 23/4.

13 Nächstdem] korr. aus Nächst dem 5014. Überlieferung: H: Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, Handschriftenabteilung, Autogr. I/2194; D: Stargardt Autographen 649 (1991), Nr. 826 (gekürzt). Das Billet an den Intendanten des Königlichen Schauspielhauses stammt wohl aus dem Jahr 1820, in dem Armide von Gluck in Berlin aufgeführt wurde (Rossinis „Armida“ wurde in Berlin 1832 aufgeführt, allerdings am Königstädtischen Theater). Schleiermacher selbst besuchte laut Tageskalender am 23. 4. Familie Alberti, bei der er Albertis Schwager Pistor und Arnims traf.

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Brief 5015

5015. Von Luise von Willich. Poseritz, Sonntag, 23. 4. bis Freitag, 28. 4. 1820 Poseriz, Sontag Morgens den 23t Apr.

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Die Sonne scheint so Frühlingsmilde in mein Zimmer, und wie ich Heute früh erwachte, warf sie die ersten Strahlen auf Dein Bild was über meinen Schreibtisch hängt, noch fast jeden Morgen bin ich seit ich zu Hause bin grade dann erwacht, ganz hell, aber – gleich wieder eingeschlafen ich weiß nicht wie? Kurz aber nur, denn die Sonne war noch nicht ganz vom Bilde weg, wenn das Mädchen kam und sagte: Die Uhr sei nun eben 5. Es machte mir beim Erwachen ein erfreuliches Gefühl lieber Bruder wie ich unvermutet – denn hir hing ich es jezt erst auf – Dein Bild so schön beleuchtet sah, es als ein Morgenopfer erschien wie die schönen Hiazinten und duftenden Veilchen die darunter stehen! Ja Schleiermacher! Gottes Sonne wird Dir immer leuchten und keine verderbliche Anschläge werden Dich treffen! Das ist meine Zuversicht, und mein Glaube, und meine Hoffnung!! Ich habe in Berlin gar keine Angst gehabt um Dich, nur sehr nahe ging es mir wenn Du jedes Gerede immer wieder erfährst, besonders wenn Du eben zur Kirche gingst, gerne hätte ich abgewand, manches, wenn es mir zu gekommen wäre – ich war zu fern, es kam mir nicht zu, könnte ich es unsichtbar [machen] – Lieber Bruder! ich habe viel Dank, für Dich, in, und auf dem Herzen, aber ich weiß nicht recht wo ich anfangen soll? Laße mir lieber alles in einem stillen Gefühl zusammen faßen – denn von Deiner herlichen Predigt, „was suchet ihr den Lebendigen bei den Todten“ von diesem g a n z e n heiligen Feste an –! bis auf das geringste Zeichen Deiner Güte, habe ich Dich Gottlob verstanden! und wiederhole mir oft im Gebet die Worte: [“]was s u c h e t i h r d e n L e b e n d i g e n b e i d e n To d t e n “!! unendlich freue ich mich, und innig daß diese Predigt gedruckt wird! So habe ich doch wieder viel gewonnen mein theurer Bruder durch diese Reise nach Berlin – schwer wurde mir wohl manches dabei zu überwinden – das Schicksaal führte wirklich sie herbei, ich strebte nicht darnach – ich s t r e b e nach nichts mehr geliebter Bruder, und habe doppelt innige Freude an dem was theures mir gegeben wird! und danke Gott dafür! Ja, der herrlichste Tag von allem war der erste Ostertag | Jettchens erstes Kirchengehen, und daß wir mit ihr da waren, machte mir eine rürende und stille Freude, die sie wohl so nicht merkte denn, geliebter Bruder das Heilige 5015. Überlieferung: H: BBAW, SN 427, Bl. 158 f. Mit einer Einlage an Caroline Schede. – Der Briefeingang des Tageskalenders (April 1820) vermerkt zum 30. 4.: „23 [April] Luise Willich wegen der Reise nach Rügen“. 2 in] folgt ))in** 25 daß] das

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Abendmal! und Deine Predigt die Taufe Deines Sohnes! es war so viel, und doch alles so Eins! daß die Herz nicht mit zum Altar ging, that mir weh – wie sie mir überhaupt in dieser Beziehung noch nicht so klar geworden ist, als ich hoffte und wünschte – Schleiermacher! Wie schön wäre es wenn Ihr dieses Jahr herkämt, mit all den lieben Kindelein –!! nun wärs noch möglich – nun träft Ihr uns vielleicht noch, die wir da sind alle, wie bald verlöscht das Leben des Einzelnen – und es kommen immer mehr leere Pläze, wohin man mit Wehmuth blickt – o bitte Jettchen, sich recht zu prüfen, w a s sie zurükhällt? diesen Sommer nicht zu kommen – die Kinder dürfen es wohl nicht das kleinste Kind, das liegt auf den Schoos – ich ahnde es wohl was es ist, aber – ich habe kein Recht es auszusprechen – aber bitte sie! denn was Jettchen will, willst auch Du, w o l l e Du sie bitten, so geschieht es woll! Sieh’ Kathens haben die Reise nach Berlin ganz aufgeben müßen, weil Christiane grade in der Zeit entbunden wird, wo nur Kathen reisen kann – komt u m d e r K a t h e n w i l l e n , ich habe sie zwar nicht krank gefunden, aber wie ein zarter Hauch sieht sie doch aus! nicht beunruhigen will ich Euch, denn sie ist gar nicht schwächer, und so recht lieb! ich habe mit Malchen einen recht schönen, ganzen ruhigen Tag bei ihr gehabt und mögte es Euch auch so gerne gönnen! ach komt doch n u n ! Doch stille, damit ich nicht zu lebhaft wünsche – es kömt ja wohl, was kommen soll, und darf und muß! – Von Greifswald aus habe ich den Morgen unsrer Abreise geschrieben. Wir kamen in Stralsund um 2 Uhr glücklich an, fanden die alte Tante u n v e r ä n d e r t in ihrem Lehnstul und – Sophie bei ihr, wir überraschten sie, und Sophie uns, bald trat auch Lotte Hjort herein, die wir s o überraschten daß sie vor Freude weinte! Sophie und Lotte reisten gegen Abend, Schlichtkrull war nicht mit. Malchen wollte noch gern einen Tag in Stralsund bleiben, und da wir doch mit unserer | Sophie auf Schlichtkrulls Wagen nicht weg kommen konnten, so blieben wir noch, und besuchten Sonabends alle Bekannte, den Abend brachten wir bei der Herrin still und angenehm zu. Sontag gingen wir in Monikes Predigt, und nahmen uns den Nachmittag auf der Fähre einen Wagen den ich bis auf 7 schilling noch just bezahlen konnte, und damit waren wir wieder in Poseritz. Mondtag wurde gepakt, Dinstag schon gearbeitet, und Herman Piepers Besuch angenommen, der immer mit vieler Theilnahme nach Jettchen und Ehrenfried fragt. 35 daß] das

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Briefe 5015 – 5016

Mittwoch waren Malchen und ich in Götemitz, wo wir fast nichts als von Euch und Berlin sprachen! Die Kalmarsche Geschichte macht mir ordentlich Plage, und ich komme mir vor wie der Mensch bei den wilden Thieren, der tausendmal dasselbe Lied wiederholen muß. Allein war ich mit der nicht, Kathen war auch unwohl, der Arme hatte sich Tags zuvor 3 Z ä h n e ausziehen laßen wegen heftiger Schmerzen er war sehr zahm und freundlich, Nachmittags kam auch Lanken von Plüggentin. Donnerstag kamen die Garzer, um uns gutentag zu sagen! Lotte sah s e h r wohl aus, und war so rein heiter wie ich sie lange nicht kenne, mögte es nur nicht so oft bei ihr wechseln, und sie endlich lernen, mit R u h e zu entbehren wornach sich das Gemüth vergeblich sehnt. Pistorius sah auch ganz keck aus, auch Herr Schulz war wohl. Nun lieber Schleiermacher will ich in die Poserizer Kirche gehen – lebe wohl für Heute!

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Mittwochs – Es ist Heute der algemeine Bettag, und doch gehe ich Heute nicht wieder in die Kirche – ach Schleiermacher! der Mensch kann nicht mehr geben als was er selbst hat – aber – nein es ist traurig hir in manchen Kirchen – der liebe Gott selbst muß jedes Herz erleuchten und erkvicken sonst sieht es doch schlim aus! Wenn ich in der Lotterie gewinne so will ich in der Gegend von Berlin wohnen, von wo ich alle Sontage in Deine Kirche gehen kann – wenigstens alle Jahre ein par mal. Ach Schleiermacher, komt doch her und predige hir – wie werdet Ihr es wehmüthig doch bereuen – wenn nun einge von uns stürben – und ihr diese dann später nicht mehr fändet –, und wenn auch ich es nun wäre – ja, ja, der Kopf tuth mir | wirklich sehr weh, was ich gar nicht kenne – es ist wohl keine Hoffnung daß Du etwas unruhig wirst? – Es wäre doch merkwürdig wenn dies der lezte Brief wäre den Du von mir bekomst? – Lieber Schleiermacher! für die Reise nach Zoßen danke ich dir noch herzlich! wie lieb haben diese Menschen Dich! ordentlich rürend war mir Wolfs Freude Dich zu sehen und bei sich zu haben – eine solche Herzlichkeit ist doch etwas recht erkvickendes! nicht wahr Schleiermacher? oder ist es nur Schwäche, oder Beschränktheit des Geistes, wenn einem das so wohl thut –? Sieh’ mich kann e i n herzliches Wort mit mehr Lebenswärme durchströmen – als es tausend Striche des Magnetismuß könnten – das macht wohl weil ich eine so grobe irdische Natur habe – dagegen könen die Striche nichts thun – und mein Geistige zu schwach zu wenig ist –? ja? ist es so? – Daß Du Jettchen und Ehrenfried mit nahmst, dankte ich Dir zwar auch, weil Du mir wohl auch eine Freude damit machtest, doch hatte ich mir recht vorgenommen nicht darum zu bitten, weil [ich] wieder gerne manches mit dir g e s p r o c h e n hätte was nun nicht anging, besonders über

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Ehrenfried selbst –! wozu ich in Jettchens Gegenwart zu blöde wirklich war – Ich freute mich daher, wie Du mich in Zoßen auffordertest im Garten zu gehen, mir war so leicht und unbefangen zu Muthe, und ich hätte manches gern Dir mitgetheilt, das wurde aber auch nichts, weil Julie mit ging. In Berlin hattest du immer zu arbeiten und doch für mich den Sinn nicht der mich offen und frei macht. Von dem was ich Euch über Malchen mittheilte weiß hir im Hause niemand etwas – selbst die Schwester nicht herzlich bitte ich Euch daher noch Mal, es g a n z s t i l l zu bewahren ich muste mich E u c h mittheilen lieber Bruder aus zwei Ursachen erstens um Euren Rath wegen Malchens Bitte[,] PSchn.S zu antworten[,] zu haben; und 2tens – weil ich es nicht überwinden konnte bei Jettchen so unzart zu erscheinen da sie meine Bitte mich diesen Winter einge Monate bei sich zu haben, abschlug nun d e n n o c h mich einzustellen a u f 7 Wo c h e n – nein wirklich – das konte ich nicht ertragen – und ein großes Opfer brachte ich Malchen – Lieber Bruder! grüße Jettchen und lebt wohl! Gott stärke Euch – Schleiermacher! Lebt recht wohl! haben die Kinder wohl mal von uns gesprochen? Mein gutes Jettchen!! Mein süßes Lieschen! Trudchen das Hildelein blieb mir ferner – weil ich sie nicht aufregen mogte Grüßt doch Alle Freunde! Reimers! Schedes! D i e s ü ß e n K i n d e r ! Lotte und den Kindern schreibe ich bald. Deine Luise. Einlage gib an Caroline Schede es war das erste was mir in die Hände fiel als ich bei Zuhausekommen mein Schreibpult öfnete

5016. Von August Twesten. Kiel, Montag, 24. 4. 1820 Herrn Professor Dr. S c h l e i e r m a c h e r / in B e r l i n . [Bl. 45v] 127 Schleiermacher! … von] auf dem Kopf stehend am unteren Rand von Bl. 158v 127 f uns … Trudchen] auf dem Kopf stehend am unteren Rand von Bl. 158 128 f das … mogte] am rechten Rand 130 Grüßt … K i n d e r !] auf dem Kopf stehend am unteren Rand von Bl. 159 131 f Lotte … Schede] am linken Rand 132 f es … öfnete] mit Einfügungszeichen am linken Rand von Bl. 158v 5016. Überlieferung: H: BBAW, SN 408, Bl. 44 f.; D: Heinrici: D. August Twesten, S. 361 f. (gekürzt). Beantwortungsvermerk: „beantw“. – Der Briefeingang des Tageskalenders (April 1820) vermerkt zum 29. 4.: „24 [April] Twesten Sein Sohn, und mein Ruf nach Kiel.“

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Briefe 5016 – 5019

Kiel den 24sten Apr. 20.

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Vorgestern morgen, den 22sten, ist meine Tine unerwartet, aber, Gott sey Dank! glücklich von einem gesunden Knaben entbunden worden. Auch verheißt uns das seitherige Befinden von Mutter und Kind ein besseres Gedeihen, als dessen sich anfangs meine Agnes erfreute. Nicht bloß, weil ich weiß, daß Sie an dem, was mir und den Meinigen Frohes begegnet, Antheil nehmen, eile ich Ihnen diese Vermehrung meines häuslichen Glückes zu melden, sondern auch, weil ich Sie bitten wollte, bey dem kleinen Ankömmling Pathen Stelle zu übernehmen. Leider wird es ihm ja schwerlich vergönnt seyn, in Ihrer Nähe aufzuwachsen; möge es ihm aber auch in der Ferne ein Antrieb seyn, denjenigen zu lieben und zu ehren, dem sein Vater so viel verdankt! Wollen Sie nicht die Güte haben, mir Ihre sämmtlichen Vornamen (denn ich meine, Sie haben noch andere als bloß Friedrich) für das Taufregister | baldigst zu melden? – Ungern gehe ich von diesem Gegenstande zu einem andern über, der mir schwer genug auf dem Herzen gelegen hat. Sie haben mir durch Rantzau sagen lassen, ich mögte Sie nicht zu sicher glauben. Aus einem spätern Briefe der Horkel schließe ich, daß ein schweres Ungewitter an Ihnen vorübergezogen ist. Was ist gewesen? und was ist es, was vielleicht auch jetzt Ihnen noch droht? Bey dem Schreck, den mir Rantzaus unerwartete Nachricht machte, entschloß ich mich hier zu einem Schritt, der wohl keine Folgen haben wird; der sie aber doch haben könnte, und von dem ich Sie daher noch kurz unterrichten muß. Ich benutzte nämlich die zufällige Anwesenheit unsers Curators, des Kanzlers Brockdorf, eines achtungswürdigen und freysinnigen Mannes; ich sagte ihm, was ich von Ihnen gehört hätte, und forderte ihn auf, wo möglich, ehe es dort zum Aeußersten käme, einen Ruf hieher für Sie zu veranlassen. Er ging auch darauf ein, und hat noch denselben Tag darüber nach Kopenhagen geschrieben. | Dort soll sich, wie ich gehört habe, der König nicht ungeneigt gezeigt haben; bedenklich aber die Minister. Sollte nun dennoch etwas darüber an Sie kommen, so bitte ich Sie, es den Unsrigen nicht übel zu deuten, wenn die Anträge Ihrer jetzigen Stellung in Berlin nicht angemessen sind (dazu haben wir zu wenig Geld) sondern es als einen Beweis des Wohlwollens anzusehn. Ob Sie freylich sich entschließen würden, in einen so kleinen Wirkungskreis einzutreten, und noch mehr, ob Sie sich entschließen würden, Ihren Feinden ungezwungen das Feld zu räumen: das war mir mehr als zweifelhaft. Auf der andern Seite hatte aber der Gedanke auch nur an die Möglichkeit, Sie für uns zu gewinnen, zu viel Reitz für mich, um mich ihm verschlie-

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ßen zu können. Haben sich seitdem die Wolken verzogen, so will ich nicht über getäuschte Hoffnung klagen, wenn es Ihnen nur wohl geht, und wenn Sie ungehindert einem größern Kreise Ihre Thätigkeit widmen können. Mehr erlaubt mir heute die Zeit nicht zu schreiben. Grüßen Sie [die] Ihrigen recht herzlich von mir, und behalten Sie [lieb] Ihren Ihnen treu ergebenen Twesten.

*5017. An Carl (Charles) Schleiermacher. Berlin, Sonnabend, 29. 4. 1820 Antwort auf zwei Briefe (vom 14. 4. 1820 und 18. 4. 1820).

*5018. An Johann Bernhard Stappenbeck. Berlin, Sonnabend, 29. 4. 1820 Gewährung einer Mietentschädigung für den Studenten Wilhelm Stappenbeck.

*5019. An Karl August Gottlieb Dreist. Berlin, Sonntag, 30. 4. 1820 Antwort auf Dreists letzten Brief. *5017. Der Briefausgang des Tageskalenders (April 1820) vermerkt zum 29. 4.: „Carl Antwort auf die Briefe vom 14ten und 18ten“. Es handelt sich um Brief *5000 (14. 4. 1820) und Brief *5007 (18. 4. 1820). *5018. Der Briefausgang des Tageskalenders (April 1820) vermerkt zum 29. 4.: „Stappenbeck in Perleberg bejahende Antwort.“ *5019. Der Briefausgang des Tageskalenders (April 1820) vermerkt zum 30. 4.: „Dreist Antwort“ (wohl auf Brief 4922 vom 1. 2. 1820).

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Briefe 5020 – 5022

5020. An das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Dienstag, 2. 5. 1820 An Ein hohes Ministerium der Geistlichen pp Der Student Westphal aus Berlin hat die StipendienRate von 50 r für das nun angefangene Sommerhalbjahr praenumerando in Empfang genommen. Daß seine Absicht gewesen wiewol sein triennium academicum bereists absolvirt noch diesen Sommer hier zu studiren, geht daraus hervor, daß er mehrere Vorlesungen angenommen, und bis jezt auch fleißig besucht hat. Er meldet aber nun seinen durch eine in Potsdam erhaltene Anstellung veranlaßten unmittelbaren Abgang an, und da das Seminarium für dies Semester eben erst eröfnet wird: so halten wir es für unsere Pflicht Einem hohen Ministerio dieses anzuzeigen, und stellen Höchstdemselben gehorsamst anheim ob der Westphal die von ihm schon in Empfang genommenen 50 r zurükzahlen soll. Berlin d 4 May 20. Die theol. Facultät Schl. 2/5. 20

*5021. An Georg Andreas Reimer. Berlin, Dienstag, 2. 5. 1820

5020. Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 219, Bl. 63. 7 seinen] korr. aus sein 13 4 … 20.] von anderer Hand nachgetragen *5021. Der Briefausgang des Tageskalenders (Mai 1820) vermerkt zum 2. 5.: „Reimer ein Zettel mit meiner Freiburger Bücherbestellung und mit dem Brief von Bekker“. Mit einer Bücherbestellung und einem Brief von Bekker als Einlagen.

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5022. Von Heinrich Philipp Baron von Medem. Berlin, Mittwoch, 3. 5. 1820

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Decano spectabili Facultatis Theologiae Ew Spectabilität beehre ich mich in der Anlage die Nachweisung nebst Aufnahmen zum Namensverzeichniß über die vom 1ten Oktober 1818 bis ultimo Septembris 1819 gezahlten Miethsentschädigungsgelder zu denen die beifolgenden 2 Volumen Beläge gehören hierdurch ganz ergebenst zu übermachen. Die Quittungen sind größtentheils nach einem von mir gegebenen Schema abgeschrieben worden, und bei denen wo dies wegen Abwesenheit der Empfänger nicht mehr möglich war, ist nach den Quittungen die Bescheinigung der Miethe beigefügt worden, so daß über die Richtigkeit der geleisteten | Zahlungen wohl kein Zweifel mehr statt finden kann. Den beiden Namensverzeichnissen füge ich zum Beweis der Richtigkeit die beiden älteren hier bei. Ew Spectabilität werden sie wohl gefälligst zur Unterschrift dem Herrn Professor Marheineke übersenden. Die Rechnungen und Nachweisungen sind von mir unterschrieben. Da nunmehr der Student Böhmer für den abgegangenen Karrig vom Monat März an die Miethsentschädigung erhoben hat; so habe ich nunmehr auch die Quartalsrechnung bis ultimo März schließen können, und beehre ich mich dieselbe nebst der dazugehörigen Nachweisung und dem Namensverzeichniße der Beneficienten Ew Spectabilität hierdurch ganz ergebenst zu übermachen. Für den Studierenden Brasler sind, wie die Nachweisung ergiebt, noch 2 r 12 g pro März reservirt worden. | Das hierzu gehörige anbeifolgende 1 Volumen Beläge, enthält lauter gedruckte Quittungen der Empfänger. Die Druckkosten sind mit Vergleichung des Herrn RegierungsBevollmächtigten aus der Rectoratskasse hergegeben worden. Die möglichst schleunigste Einreichung dieser Rechnungen mit der Bitte um die Anweisung einer UnterstützungsSumme für das laufende Semester bei dem vorgesetzten Ministerio stelle ich Ew Spectabilität ganz ergebenst anheim, da ich um die Berechtigten nicht in Verlegenheit zu laßen, mich

5022. Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 223, Bl. 66 f. Mit Akten über die Mietzuschüsse für Studenten. Am linken Rand von Bl. 66 eine Aktennotiz Schleiermachers an die Kollegen, bei denen er den Brief zirkulieren ließ (vom 6. 5.). 24 der] des

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Briefe 5022 – 5025

habe entschließen müßen, pro Monat April die Auslagen von 150 r courant zu übernehmen. Berlin den 3t Mai 1820 Baron v Medem Quästor

*5023. Von Samuel Just. Biala, vor dem 6. 5. 1820 Anzeige von der Geburt seines Sohnes.

5024. An das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Sonnabend, 6. 5. 1820 An Ein hohes Ministerium der Geistl p Einem hohen Ministerio überreichen wir hiebei ganz gehorsamst die dem unterm 14ten Januar anni currentis mitgetheilten Schema gemäß umgeschriebene Rechnung über die Verwendung der Königlichen Miethsentschädigung für die beiden Semester October 1818 bis Merz 1819 und Merz bis September 1819. Die Quittungen welche zuvor mangelhaft waren sind theils umgeschrieben theils so weit es sich nach der Abreise der Aussteller noch thun ließ durch die Bescheinigung der Miethe ergänzt und berichtigt, und hoffen wir es werde nunmehr nichts mehr im Wege stehn uns sowol über diese als über die unterm 25 Merz currentis eingereichte von den Monaten October – December 1819 hochgeneigtest definitive Decharge zu ertheilen. Mit derselben Bitte legen wir zugleich die Rechnung über die drei Monate Januar – Merz des laufenden Jahres ganz *5023. Der Briefeingang des Tageskalenders (Mai 1820) vermerkt zum 6. 5.: „Just in Biala Anzeige von der Geburt seines Sohnes.“ 5024. Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 223, Bl. 67v. 3 14ten Januar … currentis] von anderer Hand eingetragen; Schleiermacher schreibt am linken Rand: „NB inseratur datum ex actis“. 10 f sowol … 1819] mit Einfügungszeichen am linken Rand 10 25 Merz currentis] von anderer Hand eingetragen; Schleiermacher schreibt darüber: „(inseratur datum)“. 11 1819] folgt )darüber* 11 f definitive] über der Zeile

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3. 5. – 6. 5. 1820

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gehorsamst vor, bitten aber auch zugleich so gehorsamst als dringendst die Kasse geneigtest zu Zahlung der rata von 450 r auf die Monate April – Junius anzuweisen, indem die Zahlung pro April an die Beneficienten schon hat durch Vorschuß geleistet werden müssen. Berlin d 6t Maj 1820. Die theol Fac. Schl 6/5. 20 Neander. D Marheineke

5025. An Georg Andreas Reimer. Berlin, Sonnabend, 6. 5. 1820 Herrn G. Reimer / Leipzig [Rückseite] Berlin 6t. Mai

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Lieber Freund In der Hofnung daß es noch nicht zu spät ist bitte ich Dich von den Predigten, die ja nun wol in Leipzig sein werden 1 Exemplar an Blank und eins mit dem inliegenden Briefe durch Wahlstab oder durch eine Bremische Buchhandlung an Dräseke abgeben zu lassen, und zwar auf dem besseren Papier. – Ist unser Freund De Wette bei Dir so bringe ihm meinen herzlichsten Gruß und Bruderkuß, und laß Dir ja seine Abhandlung über die Erwählungslehre für das Journal geben. Was ihm in Heidelberg begegnet ist ist ja die Krone, und müßte manche Leute zur Schaam bringen, wenn sie dabei an die Gellertsche Fabel vom Mahler denken wollten. Erfrische und erqu[ike] ihn nur recht. Aber das wirst Du auch können ohne ei[ne] große Reise von der ich doch fürchte, daß sie unter den gegebenen Umständen, ohne euch große Freude zu gewähren, denn wie leicht könnte die durch ähnliche Scenen gestört werden, nur hier und anderwärts unnüzen Rumor anrichten möchte. Bei mir ist alles wohl und grüßt Dich herzlich Schleiermacher Ich treibe Dich nochmals von Cotta den fehlenden Bogen von Müller einzutreiben wenn ich nur wüßte welcher es wäre. Rükt er ihn aber gar nicht heraus so muß man ihn wirklich öffentlich züchtigen. 16 Beneficienten] korr. aus C

18 6t … 1820.] wohl von Neander eingetragen

5025. Überlieferung: H: Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, Handschriftenabteilung, Slg. Autogr., acc. ms. 1965. 3. Mit Brief *5026 (6. 5. 1820) an Dräseke als Einlage.

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Briefe 5026 – 5027

*5026. An Bernhard Dräseke. Berlin, Sonnabend, 6. 5. 1820 Begleitbrief zur Übersendung der vierten Sammlung Predigen.

5027. An August Twesten. Berlin, Sonnabend, 6. 5. 1820 Berlin d 6t. Mai 1820. Von meiner herzlichen Freude über die Vermehrung Ihres häuslichen Glükes lieber Freund brauche ich wol nicht viel Worte zu machen, und wie es mich bewegt, daß Sie mir einen näheren Antheil daran gönnen wollen das werden Sie Sich im allgemeinen auch wol denken. Aber es ist mir doch noch ganz besonders dabei zu Muthe wenn ich auf eine geistige Weise an eine Generation gebunden werde deren volles Jugendleben ich menschlichem Ansehn nach nicht mehr theilen werde. Der Ruhm und besonders der wissenschaftliche und schriftstellerische ist mir immer ein lächerlicher Gedanke gewesen. Der erste weil es dabei auf die Person gar nicht ankommt, und der andere weil die Schichten der papiernen Lava sich so dik anhäufen, daß was unter zweien liegt schon ganz vergraben ist und unerreichbar. Aber durch die Tradition der Liebe noch wenigstens dem dritten Geschlecht – denn Sie rechne ich billig schon zu meinem Sohnsgeschlecht – zugeführt zu werden, mit welchem nach Benzenberg das Menschengedenken abschließt, das ist | für mich eine reizende und rührende Aussicht und so freue ich mich innig dieser Sicherheit dafür daß in unmittelbarer geistiger Beziehung auf ihn selbst Sie einst Ihrem Sohne von Ihrer Freundschaft für mich reden werden. Und wenn es mir so gut wird ihn wenigstens als Knaben noch einmal in meine Arme zu schließen und ihm meinen Segen zu geben: so hoffe ich können wir in die Periode der er angehören wird mit froherer Zuversicht und etwas festerem Blick hinsehen *5026. Erschlossen aus Brief 5025, Z. 3–6 (6. 5. 1820) an Reimer und Brief 5055 vom 14. 6. 1820 von Dräseke. Mit Schleiermachers vierter Sammlung seiner Predigten. 5027. Überlieferung: H: Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, Handschriftenabteilung, Autogr. I/396/2; D: Heinrici: D. August Twesten, S. 362–364 (gekürzt). Der Briefausgang des Tageskalenders (Mai 1820) vermerkt zum 6. 5.: „Twesten Antwort auf den Gevater Brief.“ Gemeint ist Brief 5016 (24. 4. 1820), in dem Twesten Schleiermacher bat, Pate seines Sohnes zu werden.

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als jezt. Mir der ich so viel später Vater geworden bin und nicht die Aussicht habe meine Kinder und am wenigsten den kleinen Knaben noch bis zur beginnenden Mündigkeit zu geleiten ist doch noch ganz anders zu Muthe, wenn ich sie ihren Pathen empfehle als Ihnen sein kann. Das Ueberraschen scheint ja in Gebrauch zu kommen; meine Frau hat mich auch überrascht, wir hatten ihre Entbindung erst acht Tage später erwartet, und ich kann nur wünschen daß es bei Ihnen fortwährend so gut gehe als bei mir. Der kleine Junge gedeiht sehr gut und seine Entwiklung schreitet ganz ordentlich vorwärts. Bald wird er nun das dumme Vierteljahr zurükgelegt haben. Ihre Fürsorge für mich lieber Freund hat mich innig gerührt, und es wäre mir wol | sehr erwünscht wenn ein Unfall mich träfe bei einer Regierung die sich immer noch verhältnißmäßig sehr liberal gezeigt hat Schuz und Zuflucht zu finden. Dagegen möchte ich mich freilich auch schwer entschließen ohne die größte Noth meine hiesigen Verhältnisse zu verlassen, wenn sich nicht etwa entschiede, daß auch an die verheißene Kirchenverfassung nicht ferner zu denken sei. Gott sei Dank es scheint für den Augenblik sowol diese größere als auch meine eigene persönliche Gefahr vorüber zu sein. Das lezte indeß bedeutet nicht viel da meine sehr heftigen und intriganten Gegner nicht müde werden, und niemand dafür stehen kann wie bald sie wieder eine erwünschte Veranlassung finden. Ich bin überzeugt daß von meiner Seite die größte Ruhe und Stille; so wie das natürlichste, so auch das einzig zwekmäßige ist, und so wollen wir abwarten was kommt. Meine Frau hat sich auch immer vollkommen ruhig und ohne Furcht gezeigt. Unsere Universität nimmt sehr ab, und das gilt natürlich auch von den Theologen wiewol nicht in dem großen Maaß als eigentlich zu erwarten wäre. Ich habe in meinen theologischen Collegien zwischen 70 und 80 Zuhörer. Der Matthäus macht mir viel zu schaffen und die Geschichte der neueren Philosophie die ich seit 1812 nicht gelesen ebenfalls. Endlich ist ein kleines Bändchen längst versprochener | Predigten fertig geworden, und Reimer soll Ihnen von Leipzig aus ein Exemplar für Tine schicken die ich auf das herzlichste grüße und segne Gewinne ich nun zwischen allen Dekanatsgeschäften und kirchlichen Conferenzen hindurch etwas Zeit so gehe ich an die Dogmatik: ich bin auch fest entschlossen um sie doch etwas zu fördern in den nächsten Ferien nur eine ganz kurze Reise zu machen. Frau und Schwester grüßen herzlich. Die leztere hat seit einiger Zeit sehr viel gelitten, ist indeß nun wieder in der Besserung. Von ganzem Herzen der Ihrige Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher. 26 Ihnen] korr. aus ihnen

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Briefe 5028 – 5029

*5028. An Luise von Willich (auch von Henriette Schleiermacher). Berlin, vor dem 7. 5. 1820 Carl Schleiermacher werde zu Besuch kommen. Einladung an Luise von Willich nach Berlin. Er werde einige Exemplare seiner letzten Predigten (gemeint ist wohl die vierte Predigtsammlung mit den Hausstandspredigten) schicken.

5029. Von Ludwig Jonas. Wusterhausen, Sonntag, 7. 5. 1820 Mein theuerster Lehrer, Ich würde meinem Drange, an Sie zu schreiben, schon längst ein Genüge geleistet haben, wenn mich nicht immer die sehr nahe Aussicht, in einer Familienangelegenheit nach Berlin zu reisen, davon zurükgehalten hätte. Indessen mag sich die Reise noch bis nach Pfingsten hinziehen und so kann ich nicht länger säumen. Ueberdies habe ich so vieles im Herzen, das ich Ihnen i m m e r sagen mögte und darum n i e ganz und nie recht sagen kann, nemlich wie sehr ich Sie liebe und achte und wie sehr ich alle Ursach dazu habe. Aber ganz schweigen will und kann ich nicht davon. Es ist eine allgemeine Bemerkung, daß es dem Menschen schwer werde, seinen Haß zu verschweigen denen, welche er haßt. Das ist richtig und beweist, wie tief dem Menschen das Bedürfniß sich mitzutheilen einwohnt, da er selbst seine Schande mittheilen muß. Peinigend aber ist es, die Liebe stumm in der Brust zu verschließen. Es ist freilich die Natur der Liebe, daß sie nicht viel redet von sich selbst und lange kann es währen, ehe sie sich durch die Rede verkündet, aber einmal muß sie sich des Wortes bedienen, um desto kräftiger und seelenvoller ewig That seyn zu können. Das weiß ich aus *5028. Erschlossen aus Brief 5052, Z. 3–4 (13. 6. 1820). Der Brief ging an dem Sonntag ein, an dem Johannes 16,23 Evangelium und zugleich Predigttext war, also am 7. 5. 1820. Zum Inhalt vgl. Brief 5052, Z. 80. 98 sowie Brief 5076, Z. 87–88. 5029. Überlieferung: H: Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, Handschriftenabteilung, Nachlass Jonas, Mappe 4, Bl. 5 f. (Brief). Bl. 1. 3 f. (Konzept; Blatt 2 ist leer); D: Jonas: Zur Erinnerung, S. 36–41 (Brief). 33–36 (Konzept, gekürzt) Mit Einlagen an de Wette und Gaupp. – Der Briefeingang des Tageskalenders (Mai 1820) vermerkt zum 9. 5.: „Jonas über seine Studien“. – Beantwortungsvermerk: „mündl beantw.“

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eigner Erfahrung. Lange habe ich dieses Einmal gesucht, aber nie recht gefunden; oft war mir das Wort auf der Zunge und doch ging ich mit meinem offenbaren Geheimniß wieder von dannen, um es Ihnen ein andermal zu übergeben. Gestatten Sie mir dieses Einmal jetzt, wo ich im schmerzlichen Gefühl meiner Trennung von Ihnen das vollste Bewußtseyn habe von dem, was Sie mir sind. Ihnen verdanke ich es, daß ich die Menschheit gefunden habe. Hinabsteigend mit Ihnen in die Tiefen des menschlichen Geistes, bin ich bewahrt worden vor 2 entgegengesetzten Irrthümern. Weder eine bloße Abstraction ist mir die Menschheit, noch der Einzelne bloß ein Exemplar seiner Gattung, sondern als lebendige Eigenthümlichkeit wohnt mir in jedem Menschen die Menschheit. Indem Sie mich so die Menschheit finden gelehrt, habe ich auch in ihr meine eigenthümliche Stelle gefunden und zum Bewußtseyn bin ich darüber gekommen, daß ich nicht in diese oder jene einzelne Weltanschauung hineingerathen darf, woraus der Mensch so selten sich retten kann, sondern die Sehnsucht ist in mir erwacht, den Menschengeist zu erspähen in seinem Verhältniß zur Welt und alle nur möglichen Anschauungen aus diesem Mittelpuncte heraus selbstthätig zu gestalten. Nur so, weiß ich, kann die ganze Welt sich dem Auge des Geistes ganz enthüllen. Was ich von hier aus durch Gottes Gnade noch für die Wissenschaft werde, weiß ich nicht, aber was die Wissenschaft seyn wird für mich, das weiß ich, nemlich nichts Geringeres, als das ewige bewußte Suchen, wie diese Einheit und diese Mannigfaltigkeit Eines sind, wie die Einheit ist in der Mannigfaltigkeit und die Manngifaltigkeit in der Einheit. Was ich ferner als That im engern Sinne der Welt leisten werde, das weiß ich nicht, hängt auch nur vom Geber alles Guten ab, aber wie ich es leisten werde, das weiß ich; nemlich ohne Scheu werde ich mit meiner Eigenthümlichkeit zu durchdringen suchen was ich kann, aber nie werde ich mich so in mich hineinverlieren, daß ich nicht critisch über meiner eignen Eigenthümlichkeit stünde, was ihre Wahrheit ist, immer genauer erforschend, was für sie Irthum ist und mit ihr in ihrer Reinheit | nicht stimmt, immer schärfer ausschneidend, fremde Eigenthümlichkeiten, sofern sie nach ihrer Art die Menschheit darstellen, hegend und pflegend, kurz die Menschheit wollend und nicht mich, aber sie so wollend und fördernd, wie ich aus Freiheit und Nothwendigkeit muß. Dies Bewußtseyn, theurer Lehrer, verdanke ich Ihnen und es freut mich, dies endlich dankbar anerkennen zu können. Aber wahrlich, meine Liebe zu Ihnen ist noch ganz etwas andres, als diese Dankbarkeit und ich mögte um keinen Preis, daß Sie die letztere in mir für die erstere nähmen. Ich habe die Dankbarkeit gegen Sie weit eher gehabt, als die Liebe und längst schon bewunderte ich den tiefen Gelehrten, den fleißigen Lehrer, den geist-

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reichen Schriftsteller, ehe ich den Menschen kannte und liebte. Geliebt habe ich Sie erst, seitdem mir klar geworden ist, daß alles jenes nichts Einzelnes ist in Ihnen, nicht bloß einzelne Naturgabe, sondern daß es geheiligt ist und geeinigt durch den Geist Gottes, der durch die erlösende Kraft unsres Heilandes Ihnen geworden ist der Mittelpunct Ihres ganzen Menschen. Was noch Ihre Vortragsweise anbetrifft, so zog sie mich gleich unwiderstehlich an; denn weit entfernt, daß Sie, wie die meisten unsrer academischen Lehrer, bloß die Resultate Ihres Denkes geben sollten, geben Sie Ihr Denken selbst und die genauste Rechenschaft über jeden Schritt desselben. Wie aber der Prozeß des wissenschaftlichen Denkens in der Wirklichkeit nicht vor sich gehen kann, ohne daß der Denkende sich aller möglichen parallelen und der die seinige durchkreuzenden Gedankenreihen bewußt werde, so unterlassen Sie es auch nie, dieses Bewußtseyn mitzutheilen und die fremden Gedankenreihen zu entwikeln, wie Ihre eigne. Dadurch haben Sie den Vorwurf auf sich geladen, daß man aus Ihren Vorträgen selten Ihre Ansicht erfahre und in demselben Maaße auch keinen deutlichen, bestimmten Begriff von der vorgetragenen Sache. Soll ich den Sie lobenden Vorwurf in ein Bild fassen, so ist er folgender: Man versammelt sich um Sie, um unter Ihrer Anleitung eine Seereise zu machen. Bei Nacht und Nebel lichten Sie die Anker und das Chaos der Wege liegt vor dem Schiffe. Sie erklären, daß Sie eine Reise um die Welt machen wollen und setzen auseinander, daß wenn die Reise glüklich ablaufe, man denselben Punct wieder erreichen müsse, wovon man ausfahre, nur werde man ihn sehen am hellen Mittage in seiner ganzen Klarheit und von ihm aus werde man alles Uebrige ungetrübt durchschauen. Dieser stete Gedanke an das Ziel sey der Compaß, an dem jeder Weg geprüft werden müsse, eben so müsse er selbst aber jeden Augenblik geprüft werden, ob er auch nicht abweiche. Nun werden alle Wege von dem Umherkreuzenden befühlt und nur bedächtig langsam geht es weiter, weil an vielen Puncten Halt gemacht werden muß, um sich zu orientiren. Allmählig fängt es an zu dämmern und das forschende Auge kann sich schon die unendliche Mannigfaltigkeit von Wegen in eine bestimmte Vielheit sammeln. Nun sollte man denken, einer derselben, der Ihnen schon als am besten zum Ziele führend bekannt wäre, würde kurz und gut eingeschlagen, aber recht mit Fleiß nehmen Sie den Weg ganz rechts. Halt! heißt es, da ist ein gefährlicher Felsen! Gut, daß wir ihn zur rechten Zeit bemerkt haben, sonst wären wir gescheitert! Der Felsen wird dabei genau angesehen und gemessen und nachdem man ihn kennen gelernt hat, geht es weiter. Die Reisegesellschaft ist froh, daß es so abgelaufen ist und denkt, das werde ihr nicht wieder passiren. Während

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sie so guter Dinge sich dem Steuermann überläßt, lenkt er ganz links auf die entgegengesetzte Seite hinüber. Aber was giebt es nun? | einen gefährlichen Strudel, der, wenn das Schiff hineingerathen wäre, es unfehlbar würde verschlungen haben. Nachdem man sich vom Schrek erholt, wird auch der Strudel genau betrachtet und seine Tiefe zu messen versucht und dann erst lenkt der Steuermann auf die Mitte los und segelt behende zwischen Felsen und Strudel hindurch. Nach verschiedenen Krümmungen geht die alte Streiferei wieder los, erst links und rechts und dann mitten hindurch. So verfliegt ein halbes Jahr. Aber nun ist man doch in dem verheißenen sichern Hafen und übersieht ihn, wie er ist, und kennt nicht nur alle Wege, die in ihn hineinlaufen, und von ihm aus, sondern auch allemal den besten, je nachdem man irgend wohin will von ihm aus, oder von irgend wo in ihn hinein? Gehorsamer Diener! Der Herr Steuermann verläßt die Gesellschaft und empfiehlt sich mit den Worten: Nun lebt wohl und fahrt allein weiter. Nehmt euch aber vor den entgegenstehenden Felsen und Strudeln in Acht, dann kann es euch nicht fehlen, daß ihr glücklich und wohlbehalten – nicht beim Ziele ankommt, nein, dem Ziele immer näher kommt! Solche Reise, geliebter Lehrer, ist Ihr Vortrag wirklich, nur daß das Bild weder alles fassen, noch genau darstellen kann. Die verschiedenen Urtheile darüber fließen aber aus der verschiedenen Ansicht, in der, um im Bilde zu bleiben, die Glieder der Gesellschaft die Reise mitgemacht haben. Die Einen, welche aus lobenswerther Reiselust mitgefahren, aber zum Selbststeuern nicht geboren sind, rufen Ihnen nach: „Da geht er hin. Das ist wahr, mit ihm ist lustig Reisen, denn unbesehen läßt er nichts, aber ohne ihn weiterzufahren, ist eine bedenkliche Sache.“ Die Andern, denen es bloß darum zu thun war, an einem bestimmten Orte anzukommen, um daselbst ein Geschäft zu betreiben, das nach ihrer Meinung mit jenem Reisen gar nichts zu thun hat, aber bei dessen Annahme man doch wunderlicher Weise von der Reise soll erzählen können, sehen Ihnen nach und sagen: „Nun das ist ein schöner Streich, einen mitten auf dem hohen Meere schwimmen zu lassen. Nein, wir loben uns die Leute, die eine practische Reisebeschreibung liefern und lehren: von A fährt man ab, nach Z soll man hin. Die Reise ist bequem, denn in B. C. D. E. F u.s.w. sind gute Ankerplätze, wo man anhalten und Erfrischungen nehmen kann. Dabei hat man den Vortheil, daß man die Reise selbst in seinem Leben nicht zu machen braucht und wenn man auch nicht erfährt, ob der Erzähler jemals selbst die Reise gemacht hat, hört man doch wenigstens deutlich und bestimmt von ihm, was er immerhin auch bloß gehört haben mag, daß man, wenn man von A nach Z sanft auf der Oberfläche hinfährt, die Stationen B. C. D u.s.w. fin-

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det.“ Die dritten, deren innerer Beruf es ist, auf ihre eigne Hand Entdekungsreisen zu machen und die dazu nur eine Anweisung vom Steuermann haben bekommen wollen, nehmen gerührt Abschied von ihm und segeln getrost weiter, unbekümmert ob und wann sie im Hafen ankommen, auf jeden Fall aber fest entschlossen, das ganze Meer, was sie befahren, in seinen Höhen und Tiefen zu messen und zu ergründen. Ja es verdrießt sie nicht, wenn sie einsehen, daß der Hafen unerreichbar ist, in dessen Schutze alle Zweifelsstürme sich gelegt haben und von dem aus der forschende Blick in ungetrübter Klarheit was ist so durchschaut, daß er weiß, was es ist. In den Tiefen ihres Geistes aber | wohnt das Bewußtseyn, daß der wunderbare Hafen wirklich sey, und darum setzen sie ihre Reise wirklich fort, jeder auf seine Art und jeder des andern und den eignen Weg verstehend und prüfend an jenem innersten Bewußtseyn als dem treusten Compaß. Wiewol die Vortragsweise recht gut anders seyn kann, so halte ich doch diese für die der Weisheit academischer Lehrer angemessenste. Es gewinnen alle dabei. Die Tüchtigen und Fleißigen kommen zum Bewußtseyn über sich und die Wissenschaft und die Untüchtigen und Trägen laufen gleich davon. So wird am besten vermieden, was man Schule nennt, deren Symbolum das αὐτὸς ἔφα der Pythagoräer ist, stehende Sümpfe, die weder Zufluß noch Abfluß haben, zwar austrocknen, aber doch leider nur sehr allmählig. Sie sagten neulich einmal scherzweise, Ihr Name sey zu lang, als daß es Schleiermacherianer geben sollte. Aber hätten Sie nur ein Compendium geschrieben, worüber es seyn mögte, die Paragraphen möglichst kurz und alle Begriffe recht für das Examen und für den allgemeinen Hausbedarf definirt, es würden so viele sich Schleiermacherianer nennen, als es Exemplare vom Conversationslexicon giebt. Sie haben zwar ein Compendium über theologische Encyclopädie geschrieben, aber wozu soll das dienen? Auswendig kann und soll es nicht gelernt werden und zu seinem klaren Verständniß gehört ein doppeltes Interesse, für Wissenschaft und Religion, und ein lebendiger Geist, der jedem Interesse genügen und beide zur unauflöslichen Einheit verbinden kann, drei schöne Sachen, die selten beieinander sind. – Der Genius der deutschen Sprache hat doch kein herrlicheres Wort gebildet, als a u s w e n d i g lernen! – Was meine Studien betrifft in meiner jetzigen Einsamkeit, so geht es nur langsam damit von statten. Den ganzen überwiegend historischen Theil der Theologie habe ich in Berlin ziemlich vernachlässigt. Exegese, Dogmatik und Philosophiren zog ich vor und hatte überdies nie die Zeit, die ein großartiges Studium der Geschichte erfordert. Das unruhige Leben auf der Universtität wie im Cadettenhause trieb mich am meisten zu solchen Beschäftigungen, die die eigne That mehr in Anspruch nehmen, zum Aufnehmen

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hatte ich weniger Geduld. Indeß ärgert mich das nicht. Das bewegte Leben lehrt das Leben besser kennen, als dike Geschichtsbücher. Aber keiner fühlt nun auch drückender den Mangel an historischem Wissen, als ich und darum bin ich fleißig darüber her. Doch hätten wir nur bessere Geschichtsbücher! Die Erscheinungen einer jeden Zeit sind doch immer mehr zusammengesammelt, als zusammengearbeitet. Wie die politischen Geschichtsbücher meist nur Erzählungen sind von der Reihenfolge der Regenten, die Geschichte des Volkslebens aber vergebens darin gesucht wird, so ist die Kirchengeschichte überwiegend nur eine Geschichte des Clerus, das lebendige Bild der Kirche in ihrer Entwikelung ist sie noch nicht. In den Dogmengeschichten hat man die Knochen der Heiligen und Orthodoxen, in den Ketzergeschichten die Asche der verbrannten Ketzer aufbewahrt. Setzt man die Knochen zusammen, so kommt immer erst ein Skelett heraus und aus der Asche läßt sich sogar das nicht einmal machen. Ich wünschte, daß ich mich gleich ans Quellenstudium machen könnte. Den Augustin gebrauchen Sie doch noch nicht? An die eigentliche Lesung desselben habe ich noch gar nicht gehen können, weil ich noch nicht fertig bin mit der Geschichte der Theologie vor ihm, ohne die er doch nicht recht zu verstehen ist. Seine Lebensgeschichte ist mir sehr interessant, weil sich doch in ihm eine große, eigenthümliche Natur offenbart. – Wie geht es denn unserm theuren de Wette? Ich bin so frei einige Zeilen an ihn beizulegen mit der Bitte, sie ihm mit der nächsten Gelegenheit zukommen zu lassen. Ich habe lange nichts von ihm gehört, außer was vor einigen Tagen von ihm in der Zeitung stand. Fast fürchte ich, er wird bald im eigentlichen Sinne nicht mehr haben, wohin er sein Haupt leget. Aber was will die ganze Welt ausrichten gegen den Frieden in der eignen Brust! Unter diesem Panzer ist jedes Exil eine Kleinigkeit. – Das zweite beikommende Blatt bitte ich an Gaup zu geben, dessen jetzige Wohnung ich nicht weiß. – Grüßen Sie gefälligst all die Ihrigen und Reimer von Ihrem Sie treu liebenden Schüler Jonas. Wusterhausen an der Dosse d 7t May 1820. [Konzept zu diesem Brief:] Noch ehe ich in die Nothwendigkeit versetzt wurde, mich von Ihnen zu trennen, fiel es mir oft schwer aufs Herz, wenn ich an die Möglichkeit der Trennung dachte. Ich kam auf die Universität mit großer Liebe für die Wissenschaft, die ich noch nicht weiter kannte, als daß sie ein Suchen und Finden der Wahrheit sey. Daß auf der Schule die Wahrheit selbst noch nicht gesucht werde, daß viel weniger an ein Finden zu denken sey, das war mir schon längst klar geworden und ich

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hätte dem Joachimsthal nie einen Geschmak abgewonnen, wenn ich mich nicht damit beruhigt hätte, daß alles Treiben daselbst nothwendige Vorbereitung sey, die unbekannte Sehnsucht einst stillen zu können. Darum lernte ich fleißig die dictirten Jahreszahlen auswendig und Buttmann und Scheller wurden sehr hoch geachtet. Fragte ich mich nun öfters: was willst du denn eigentlich werden? so stand fest, daß ich studiren wollte. Ich hatte von Philosophie, von Philologie, Theologie, Jurisprudenz und Medicin gehört. Mein Lehrer de Marées konnte ganz trefflich alle grammatischen Regeln beider Sprachen, schrieb ein prächtiges Ciceronianisches Latein und wußte von jedem Wort, wie oft es im Tacitus, im Cicero, im Horatius u.s.w. vorkam. „Das ist ein Philologe!“ sagten wir uns untereinander. Aber so einer konnte ich nicht werden. Das Ganze kam mir überwiegend auf Gedächtnißsache hinaus und darin konnte ich den Zwek des Lebens nicht setzen. Ich dachte, es mag recht gut seyn, daß es solche Leute giebt, aber ein wahrhaftiges Leben, das den ganzen Menschen in Anspruch nimmt läßt sich aus den Phrasen nicht schöpfen, also ein Philologe wirst du nicht. Nicht viel besser kam mir die Medicin vor. Ich hörte, welche Kenntniß von der Natur ein Arzt haben müsse und diese schien mir so ins Einzelne zu gehen und im Einzelnen zu bleiben, daß ich nicht begreifen konnte, wie einer sich lebendig auf die Kräutertrokenkammer setzen könne. Dachte ich nun gar an die Medicinische Praxis, so glaubte ich, ich würde den Tod eines von mir behandelten Patienten nie überleben können. Mediciner konnte ich also auch nicht werden. Um die Jurisprudenz aber schien es mir eine herrliche Sache zu seyn. Recht und Gerechtigkeit aufrecht zu erhalten, welch ein hoher Beruf schien mir das! Bedachte ich aber wieder, daß ja der Richter nach einem Gesetzbuch richten müsse, was mit der gesunden Vernunft gar sehr zweierlei seyn könne, so kam mir auch das Geschäft des Juristen sehr kläglich vor. Nun blieb mir nur die Theologie und Philosophie übrig. Snethlage dictirte eine theologische Encyclopädie und nannte einen Wust von Disciplinen, die der Theologe sich aneignen müsse, schimpfte tüchtig auf die raisonnirende Vernunft und in einer wöchentlichen Religionsstunde, wo er die Genesis in Luthers Uebersetzung interpretirte, wurde mir jedesmal Angst und Bange. Wie das halbe Jahr um war, hieß die Sache Theologie. Das fiel mir nun sehr hart auf. Ich hatte immer schon heimlich gedacht, du studirst Theologie, denn welche höhere Wissenschaft kann es geben, als die es mit dem Dir | und allen Christen Höchsten zu thun hat? Welche Seeligkeit muß es seyn, was man glaubt, sich klar zu machen und dann andern zum Glauben zu verhelfen? Der Alte dachte ich, versteht gewiß nichts davon und wenn er auch am Ende Recht hätte, wenn auch die Theologie als Wissenschaft so ein Beinhaus

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wäre, eine Sammlung aller Knochen aus allen Wissenschaften ohne Fleisch und Blut, so muß doch das practische Wirken eines Theologen ganz andrer Art seyn und da träumte ich denn, was man aus sich selbst und der Welt alles machen könne. Aber die Philosophie ließ ich auch nicht außer Acht. Die muß gewiß etwas Vortreffliches seyn, meinte ich, da der alte Snethlage so ein Haar in ihr gefunden hat. Ich suchte nun alles zusammen, was ich von Philosophen gehört und gelesen hatte und es kam mir ungemein groß und erhebend vor, wenn ich mich erinnerte, wie einer sein ganzes Leben hindurch der Erforschung der geistigsten Dinge geweiht, wie ein andrer große Aussprüche gethan, wonach noch so mancher sein Leben gestalten könne und vornehmlich zog Socrates alle meine Bewundrung auf sich. Aber dachte ich, es sind doch mehr Leute so gestorben wie Socrates und sind keine Philosophen gewesen, es haben noch mehr Leute eben so viel, wo nicht mehr für das Wohl ihrer Mitbürger gethan und sie sind keine Philosophen gewesen. Was also an ihm die Hauptsache war, das brauchte nicht aus seiner Philosophie zu folgen. Wenn aber das Philosophie sey, daß einer mit der Erforschung des Höchsten, mit dem Suchen nach Wahrheit sich abgebe, so konnte ich mir nicht denken, daß es dazu besondre Leute geben sollte, vielmehr nahm ich an, daß das die Schuldigkeit eines Jeden sey, daß darnach auch jeder, der nur zum Bewußtseyn gekommen sey, von selbst strebe. Und nun dachte ich, wer giebt sich denn mehr ab mit dem Suchen nach Wahrheit als der Theologe? Wer will mehr das Höchste erforschen, als der allein nur in Gott leben soll? Du wirst ein Theologe sagte ich, wenn es eine Philosophie giebt, so müßen die Theologen die größten Philosophen seyn, nicht bloß solche, die allerlei feine Sachen aushecken und treffliche Regeln geben über alles, was in der Welt ist und noch werden soll, sondern solche, die selbst Hand an legen, das Erkannte um jeden Preis ins Leben zu bringen. Als ich diese Betrachtungen bei mir festgesetzt hatte, machte ich mein Abiturientenexamen und zog zur Universität. Aber der Krieg brach aus und ich wurde Soldat, ehe ich ein Auditorium zu sehen bekam. Ich wurde Soldat und bildete während dieser Zeit meine Hochschätzung gegen das öffentliche Leben und Wirken, die ich von frühester Jugend an gehabt hatte, immer mehr aus und wenn ich es auch nicht über die Wissenschaft stellte, so konnte ich mir doch nicht denken, daß es ohne dasselbe in irgend einem Gebiet Zufriedenheit des Innern geben könne. Mit dieser Ansicht kam ich zurük | und hörte bei Ihnen den Brief an die Hebräer und die catholischen Briefe, bei Neander die Kirchengeschichte und sonst nur philologische Vorlesungen bei Wolf und Boeckh. Es ist keiner jemals mit größern Erwartungen in ein Collegium gegangen, als ich und es war mir

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Brief 5029

ein sehr feierlicher Augenblik, als Sie aufs Katheder traten. Als ich die Einleitung in den Hebräerbrief gehört hatte, war ich entzückt und die Vorträge, die ich daneben hörte, wollten mir wenig schmeken, nicht etwa darum, weil den Männern Ihre Beredsamkeit abging, sondern weil mir der lebendigmachende Geist, der eben den Stoff so beherrscht, daß die Rede über denselben lichtvoll und klar nothwendig werden muß zu fehlen schien. Dazu hörte ich von nun an fleißig Ihre Predigten, die mich nicht nur auf das innigste erbauten, sondern auch mit Bewunderung erfüllten, wenn ich mir nachher ihren Bau nachconstruirte und darin neben der größten Einfachheit die höchste Kunst eines abgerundeten Ganzen wahrnahm. Einige Ihrer Predigten haben einen solchen Eindruck auf mich gemacht, daß ich sie schon seit mehreren Jahren, ohne irgend etwas aufgeschrieben zu haben, der Hauptsache nach noch völlig im Gedächtnisse trage und so wenn ich den Text zur Hand nehme, sie noch wieder herstellen kann, was bei mir viel sagen will, da mein Gedächtniß keine glänzende Rolle spielt. Doch im ersten halben Jahre war ich überwiegend nur receptiv, ich beschäftigte mich auch mehr mit der Philologie, als mit der Theologie. Weiterhin aber, als ich anfing, mehrere philosophische und theologische Collegia bei Ihnen zu hören, wuchs meine Achtung gegen Sie täglich. Was andre von Ihnen abschrekte, zog mich unwiderstehlich an. Man machte Ihnen nemlich den Vorwurf, daß, wenn man auch lange bei Ihnen gehört habe, man niemals wisse was man eigentlich habe. Man komme durch Sie weder selbst zu einer klaren Ansicht, noch könne man Ihre Ansicht herausfinden. Man werde gleichsam auf die offene See durch Sie geführt, wo man nichts sehe als Wasser und Himmel. Nun trete man die Schiffahrt mit Ihnen an. Ob Sie einen Compaß bei der Reise hätten, erfahre man gar nicht. Man höre bloß: Da, nehmt Euch in Acht, da ist ein ungeheurer Felsen und dann wieder: seht auch auf die andre Seite, da ist ein eben so großer Felsen und nun weiter frisch weg mit günstigem und ungünstigem Winde, wie es gerade komme hindurchgesegelt. Nach verschiedenen Krümmungen kämen dann wieder 2 Felsen und da ginge es dann wieder eben so. Das wäre nun recht gut, wenn man nur einmal ans Land käme, aber wenn das halbe Jahr aus wäre, so säße man immer noch in der Arche auf der offenen See und der Schluß wäre: nun segelt nur weiter, aber nehmt Euch vor den Felsen in Acht, denn wenn ihr auf den einen losfahrt, so fallt ihr, wenn ihr noch das Leben behaltet so ab, daß ihr gleich an den zweiten fliegt und die Mitte bekommt ihr dann schwerlich wieder. Da müsse man andre Leute loben, mit denen besser Reisen sey. Ehe man die Anker lichte, werde das ganze | Schiffsvolk von [dem] Capitain im Kreise versammelt und genau instruirt: Von A fahren wir aus,

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Z ist das Ziel unsrer Reise. Wir gehen in gerader Linie auf Z los und in B. C. D. E. F. u.s.w. sind gute Ankerplätze, wo wir anhalten und Erfrischungen einnehmen können. Die Instruction ist so summarisch, daß man allenfalls Bescheid wissen kann, ohne die Reise selbst mitzumachen. Sie verstehn mich wohl, was ich meine. Man verlangte einen Lehrer, der während des Vortrages nie denke, sondern Gedachtes dictire, damit man recht bequem auf seine Worte schwören könne. Die mühsame Reise mitzumachen, auf der der beste Weg selbst erst gesucht wird zum Ziele, war nicht ihre Sache. Solcher Studirenden giebt es leider sehr viele und für diese ist die gewöhnliche Vortragsweise zwar sehr bequem, aber gerade am verderblichsten, weil sie nie die kahl aufgestellten Resultate verstehen, da sie nie dieselben nachconstruiren. Es wäre darum große Weisheit academischer Lehrer, wenn ihr ganzer Vortrag nicht Erzählung des Gefundenen, sondern eine Anweisung wäre, aus den vorhandenen Quellen das, was man sucht, zu finden. Dann würden alle Tüchtigen und Fleißigen wahren Gewinn aus ihren Vorträgen ziehen und die Untüchtigen und Trägen würden gleich davon laufen. Dadurch würde auch am ehesten das vermieden werden, was man Schule nennt im schlechten Sinne des Worts und was ich wie die Sünde hasse, weil es für die Wissenschaft wie für das Leben überhaupt nichts Verderblicheres giebt, als solche stehenden Sümpfe, die weder Zufluß noch Abfluß haben, aber doch nur sehr allmählig austrocknen. Sie haben mir neulich einmal gesagt, Ihr Name sey zu lang, als daß es Schleiermacherianer geben sollte. Aber hätten Sie nur ein Compendium geschrieben, worüber es seyn mögte, die Paragraphen möglichst kurz und alle Begriffe recht für das Examen oder für den allgemeinen Hausbedarf definirt, es gebe so viele, die sich Schleiermacherianer nennen würden, als Exemplare vom Conversationslexicon gedrukt sind. Sie verstehen aber so etwas nicht. Ein Compendium über theologische Encyclopädie haben Sie geschrieben, es werden aber wenige seyn, die es zu lesen verstehen, noch wenigere, die darüber zu lesen verstehen. Warum? Weil es weder auswendig gelernt werden soll noch auswendig gelernt werden kann, sondern lebendig nachgebildet werden muß und dazu gehört Lust und Zeit und vor allen Dingen Verstand, 3 Dinge, die selten beisammen sind. Der Genius der deutschen Sprache hat in dieser Beziehung kein herrlicheres Wort gebildet als a u s w e n d i g lernen. In diesem Sinne wird es aber nie Schleiermacherianer geben, aber eine andre Schule werden Sie bilden, wenn Ihnen Gott das Leben fristet, worin jeder Schüler eine eigenthümliche Natur ist, die durch Sie ist angeregt worden, die ganze Welt eigenthümlich anzuschauen und was das Höchste ist, 351 finden.] folgt )Ihre Resultate könnten sie ganz für sich behalten.*

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Briefe 5029 – 5031

selbst noch critisch über die eigne | Anschauung sich zu stellen. Darum trösten Sie sich nur, daß sich noch keiner einen Schleiermacherianer nennen will. Das Ianer hat auch schon so etwas Fatales, denn wer nicht weiß, daß es aus den alten Sprachen entlehnt ist, denkt gewiß an die Ableitung von Ja und an eine Verwandschaft mit Jahnern. Beinahe komme ich ab von dem was ich Ihnen sagen wollte, nemlich daß ich unwiderstehlich mich zu Ihnen hingezogen gefühlt. Was ich dunkel in meinem Bewußtseyn trug, daß das ganze Leben Eines sey, das wurde mir bei Ihnen zur klarsten Anschauung. Schon meine überwiegend praktische Richtung gestattete mir nie, mich irgend einem einseitig aufgefaßten und durchgeführten System (und ein solches ist jedes) hinzugeben. Ich wollte vielmehr einen Prüfstein nicht nur aller bestehenden, sondern aller nur möglichen Systeme haben. Das ging nicht anders an, als die Tiefen des menschlichen Geistes zu erspähen und aus dem erkannten Verhältniß zwischen ihm und der Welt alle Möglichkeiten der Weltanschauung vor das Auge zu führen. Die ganze Menschheit schien mir andächtig um die große Sonne der Wahrheit zu stehen, die einzelnen Menschen die PunendlichenS Puncte der Peripherie, die alle erleuchtende Wahrheit der lebendige Mittelpunct aller zu seyn, ein wunderbarer Kreis, wo jeder Einzelne in der Peripherie so abhängig wäre vom Mittelpunct daß er ihn selber ganz in sich trüge und modificirt und individuell gestaltet nach seinem besondern Standpunct. Die Wissenden schienen mir diejenigen zu seyn, welche wiewohl sich der Individualität bewußt, doch über derselben stehend, die Individualitäten aller aus sich heraus durch innere Anschauung schaffen könnten um so eine Welt zu finden, deren Einheit und Mannigfaltigkeit Eines wäre, so daß die Einheit nur in der Mannigfaltigkeit und die Mannigfaltigkeit nur in der Einheit begriffen würde. Als das Höchste im Gebiete der wissenschaftlich künstlerischen Productionen dachte ich mir ein Werk, solche Weltanschauung in der Gesprächsform enthaltend, daß zwar die beiden möglichen Endpuncte glüklich gegen einander polarisirend aufrecht erhielten, dazwischen die Schaar derer, die dem einen oder dem andern Endpuncte mehr oder weniger zugekehrt wären und über allen ein Socrates, der in jedem der andern die Wahrheit und den Irrthum aufdeckte und mit großer Gewalt des Geistes die negative Wahrheit beider Endpuncte so ineinanderarbeitete, daß wenn auch nicht ein positives alles Einzelne Ueberflügelndes System daraus aufgebaut würde, doch nothwendig die Principien dazu klar gemacht werden müßten. Ein solches Werk wäre die höchste Critik und die absolute Geschichte des menschlichen Geistes, d.h. 399 um] und

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das Seyn desselben. Und bis jetzt habe ich auch noch nicht daran verzweifelt, daß Sie es auf irgend eine Weise noch einmal der Welt geben werden und wiewohl ich von Ihrer Ethik noch nichts gehört habe, so dünkt mich doch, sie müßte | so seyn, nur in einer andern Form. Es wird mich freuen, wenn im Winter Sie die Ethik lesen und ich sie hören kann.

5030. Von Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Montag, 8. 5. 1820

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Ew. Spektabilität ersuche ich hierdurch ergebenst, mir diejenigen Studirenden Ihrer Fakultät nahmhaft zu machen, welche im verwichenen Semester ö f f e n t l i c h e P r o b e n d e s F l e i ß e s in derselben abgelegt haben, damit dem vorgesetzten Ministerio davon die vorgeschriebene Anzeige gemacht werden kann. Ich beziehe mich übrigens rücksichtlich dessen, was zu diesen öffentlichen Proben des Fleißes gerechnet werden soll, auf das Rektorats-Schreiben vom 7 Junius 1811, welches einer jeden Fakultät besonders zugegangen ist. Berlin den 8ten May 1820. Der Rektor der Universität Goeschen

*5031. Von Carl (Charles) Schleiermacher. Vor dem 9. 5. 1820 Über seinen Sohn Karl.

5030. Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 11, Bl. 73. Empfangsvermerk: „pr. 9t. Mai“. Unten Notiz Schleiermachers: „Ich bitte um gefällige Notiz hierunter. Bei mir ist nichts dergleichen vorgekommen. Schl 10/5. 20“. Darunter haben Marheineke und Neander notiert, dass auch bei ihnen nichts vorgekommen sei. *5031. Der Briefeingang des Tageskalenders (Mai 1820) vermerkt zum 9. 5.: „Carl wegen seines Sohnes.“

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Brief 5032

5032. An das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Freitag, 12. 5. 1820

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An Ein hohes Ministerium der Geistl pp Mit dem Ablauf des nun begonnenen Sommerhalbjahrs endet auch das in unserm Reglementsentwurf für die theologischen Repetenten als Dauer des beneficii in Vorschlag gebrachte biennium für die gegenwärtigen Repetenten Olshausen und Bleek. Wiewol nun jener Entwurf der hohen Bestätigung noch immer entbehrt, und wir also keinen bestimmten Grund haben vorauszusezen ein hohes Ministerium wäre unserm Vorschlage gemäß in der Angelegenheit verfahren: so halten wir es doch für unsere Pflicht jenem Entwurf gemäß Einem hohen Ministerio die gehorsamste Bitte vorzutragen den beiden oben genannten theologischen Repetenten dieses beneficium noch auf Ein Jahr zu verlängern Wir wagen diese Bitte gestüzt auf folgende Gründe Erstlich wüßten wir dermalen noch keine andern Subjecte als Nachfolger der abgehenden mit festem Vertrauen in Vorschlag zu bringen wiewol unter den Mitgliedern unseres Seminars wol einer oder der andere binnen Jahresfrist sich vollkommen dazu eignen würde. Bleiben aber diese Stellen bis dahin leer ohne daß eine günstige Erfahrung bezeugt daß aus dieser Zwischenstellung der Uebergang in ein akademisches Lehramt wirklich gemacht wird: so möchte wol die ohnedies eher abnehmende Neigung zu diesem so wenig sicher gestellten Beruf bei keinem groß genug sein um in eine solche Stellung einzugehen. Wie nothwendig es aber ist künftige Lehrer für das Gebiet unserer Facultät um jeden Preis zu ziehen, darüber bedarf es wol keiner Erörterung. Zweitens ist Gefahr daß wenn den genannten beiden jungen Männern das beneficium nicht noch verlängert wird, auch sie zum großen Nachtheil der theologischen Wissenschaften die eingeschlagene Laufbahn wieder | verlassen würden. Denn was zuerst den Olshausen betrifft so hat sich dieser zwar bereits habilitirt, und könnte also auch wenn das beneficium eingezogen würde, fortfahren Vorlesungen zu halten; allein es ist bei der Dürftigkeit der Theologie Studirenden an einen Erwerb hievon so wenig zu denken daß

5032. Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 48, Bl. 12. 2 Ablauf] über )Ende* endet] über )läuft* 15 andere] folgt )ist, den der wir* 17 bezeugt] über )vorhanden ist* 20 Beruf] folgt )wol* in] mit Einfügungszeichen über der Zeile

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auch er, in Berlin wenigstens, ohne eine solche Unterstüzung als Docent nicht würde bestehn können. Der Bleek aber befindet sich in einer solchen Lage daß wenn er das beneficium jezt verlöre er in sein Vaterland zurükgehn würde um eine Anstellung als Prediger zu suchen; wogegen wenn er mit Hülfe dieser Unterstüzung noch Ein Jahr sich wissenschaftlich weiter ausbilden und im Lehren üben kann er dann völlig reif sein würde eine Professur zu übernehmen, und da ihm dieser schwerlich entgehen dürfte, so wäre er dann dem akademischen Leben für immer gewonnen Endlich sind in der gegenwärtigen höchst betrübten Lage der Facultät die Vorlesungen welche beide Repetenten mit sehr glüklichem Erfolge halten eine höchst erwünschte ja unentbehrliche Aushülfe indem Olshausen die Einleitung ins Neue Testament Bleek aber alttestamentische Exegese unterdeß vorzutragen und beide zugleich in die Neutestamentische Exegese unterstüzend eingegriffen haben so daß wenn auch anzunehmen wäre, daß bis zum Winter die erledigte Stelle zur vollkommenen Befriedigung der von uns nachgewiesenen Bedürfnisse wieder besezt wäre, und demnach ihre Hülfe überflüssig würde, die Verlängerung des beneficii doch nur eine billige Anerkennung der Dienste sein würde welche sie in der Zwischenzeit mit großer Treue und Uneigennüzigkeit geleistet haben. Wir dürfen hoffen Ein hohes Ministerium werde diesen Gründen Gerechtigkeit wiederfahren lassen und die hochgeneigte Gewährung unserer ganz gehorsamsten Bitte werde uns nicht entgehen. Berlin d 16 Maj 1820 Die theol. Facult Schl 12/5. 20. D Marheineke Neander.

31 auch] über der Zeile 33 jezt] am linken Rand verlöre] korr. aus verliert 35 sich] folgt )der akademischen* 37 entgehen] entstehen 52 entgehen] entstehen 53 16 … 1820] von Neander eingetragen

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Briefe 5033 – 5036

5033. Von Heinrich Philipp Baron von Medem. Berlin, Freitag, 12. 5. 1820

Decano spectabili Facultatis Theologiae Da die Studierenden Nissing und Johann Gottfried Müller aus Schlesien Beide abgegangen sind, und die Miethsentschädigung für den Monat April nicht mehr erhoben haben; so stelle ich Ew Spectabilität hierauf ganz ergebenst anheim diese beide pro April vacante Stellen wieder zu besetzen. An die Stelle des im Monat Mai auscheidenden Studenten Jonas tritt der Student Ludwig. Dagegen ist die durch den Abgang des Neudecker erledigte Stelle, von dem Monat Mai an, noch nicht besetzt Das Actenstück worinn die Abgangszeugniße der Theologen befindlich sind, erfolgt anbei Berlin den 12t Mai 1820 Baron v Medem

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5034. An Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Sonnabend, 13. 5. 1820

Rectori magnifico Ewr Magnificenz beehre ich mich auf die geehrteste Aufforderung vom 8ten ergebenst zu erwiedern daß in meiner Facultät keine öffentliche Proben des Fleißes im lezten Semester sind abgelegt worden. Berlin d Der Dekan d. theol Fac Schl. 13/5. 20. 5033. Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 223, Bl. 68. Mit einem Aktenstück mit Abgangszeugnissen der abgegangenen Theologen. – Am linken Rand Aktenvermerke Schleiermachers: Er schlägt für Nissing, Müller und Neudecker Schöne, Klamroth und Krümling vor (vom 13. 5.) und schreibt nach Zustimmung von Marheineke und Neander ein entsprechendes Dekret an den Regierungsbevollmächtigten Schultz (vom 15. 5.). 5034. Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 11, Bl. 74. 3 8ten] folgt )nach eingehalten*

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5035. An Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Sonnabend, 13. 5. 1820

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Rectori magnifico Aus dem anliegenden signum inscriptionis der philosophischen Facultät, welches mir der Ulrich anstatt selbst zu erscheinen durch den Pedell übersendet hat, um dessen Retradition er aber bittet, werden Euer Magnificenz wol Veranlassung nehmen mich von der Untersuchung über seinen Studienfleiß zu dispensiren und seine Facultät im UniversitätsAlbo umschreiben zu lassen, indem daraus ohnstreitig hervorgeht, daß er auch von Anfang an der theologischen Facultät nicht hat angehören wollen. Den Tod des Wreden habe ich im Albo bemerkt, und ist demnach Euer Magnificenz geehrtes vom 6ten hujus vollständig erledigt. Berlin d D. Dekan d theol Fac Schl 13/5 20.

5036. An Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Berlin, Sonntag, 14. 5. 1820 Sr / Des Königl StaatsMinisters, Grafen / zu Dohna p / Excellenz / Schlobitten [Rückseite des zweiten Blatts]

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Schon seit vielen Wochen liebster Graf bin ich damit umgegangen Ihnen durch Herrn von Brederlow einmal ordentlich zu schreiben aber ich habe immer nicht dazu kommen können; zum Glück ist er immer noch nicht abgegangen. Nun überrascht mich Ihr freundlicher Brief vom 4ten April 5035. Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 11, Bl. 75. 6 f und … lassen,] mit Einfügungszeichen am linken Rand 5036. Überlieferung: H: GStA, VI. HA, Fürstliches Hausarchiv Dohna, 2151; D: Schleiermacher: Briefe an die Grafen zu Dohna, S. 72–75. Der Briefausgang des Tageskalenders (Mai 1820) vermerkt zum 14. 5.: „Dohna Alexander Antwort mit Einlage von Jette an Helvetius und mit gedrukten und geschriebenen Predigten“. Mit einem Brief von Henriette Schleiermacher an Helvetius Graf zu Dohna-Schlobitten und mit gedruckten und von Hand nachgeschriebenen Predigten.

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Brief 5036

den ich aber erst vorgestern durch Major von Euchler erhalten. Unsere Freundin ist mir mit ihrer Anzeige zuvorgekommen; ich wollte Sie erst wenn ich der Sache etwas mehr sicher wäre fragen ob Ihnen mein Besuch auch gelegen wäre. Nicht als ob ich im geringsten an Ihren Gesinnungen zweifelte, sondern weil es doch wohl Gründe geben könnte ihn lieber auf ein andermal ausgesezt zu wünschen. Nun werde ich gewiß alles mögliche thun um dieses Projekt welches mir schon lange lieb geworden ist zu realisiren; nur ist mir noch nicht klar ob dies Jahr Geld zu einer Reise abfällt da ein neuer Ankömmling den Hausstand vermehrt hat, eine andere Wohnung bezogen werden soll, und die Universität bedeutend an Studierenden noch mehr aber die Zuhörerlisten an Honoraren abgenommen hat Von öffentlichen Angelegenheiten schreibe ich Ihnen gar nichts auch nicht bei dieser grossen Sicherheit. Denn Herr von Brederlow wird Ihnen alles, was Sie Selbst noch nicht wissen, viel besser sagen können als ich es selbst weiß der ich so tief in meinen eigentlichsten Geschäften size daß ich nur erfahre was am Theetisch erzählt wird, wenn nicht einmal ein auch sehr beschäftigter Freund mir eine vertrauliche Eröfnung macht. Auch von mir selbst weiß er Ihnen vielleicht mehr zu sagen als ich. Es soll nämlich etwas mit mir vorgegangen oder vielmehr an mir vorübergegangen sein, man soll mich haben absezen oder gar die ganze theologische Facultät haben auflösen wollen; aber ich weiß weder warum man es gewollt noch warum man es nicht gethan hat | auch nicht wer es gewollt und wer es gehindert hat, sondern nur ein etwas ängstlicher Freund bestürmte mich ich sollte irgend etwas thun um die drohende Gefahr abzuwenden, da er mir aber nicht recht zu sagen wußte was und wie so that ich nichts, und erst jezt nach Marheineckes Zurükkunft als dem Gerücht nach die Gefahr schon vorüber war hat die Facultät sich entschlossen zu einem confidentiellen Schreiben an den Staatskanzler über ihren Brief an De Wette von dem nämlich das ganze Ungewitter soll ausgegangen sein. Von dem Erfolg dieses Schreibens wissen wir noch nichts. Vielleicht weiß Herr von Brederlow von dem ganzen Zusammenhang der Sache mehr als ich habe erfragen wollen, denn ich mochte immer am liebsten nichts persönliches in mein Bewußtsein aufnehmen und ignorire wie der und jener über mich denkt und gegen mich handelt. Immer geht es leider nicht, und das zB. hat mir nicht verborgen bleiben können, daß ich der besondere Gegenstand des Hasses und der Verfolgung für unsern RegierungsBevollmächtigten den guten Schultz geworden bin. Indeß hoffe ich wenn ich es Ihnen ordentlich 22 erzählt] korr. aus vorzüg

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erzählen kann Ihren uneingeschränkten Beifall für mein Betragen in dem ganzen Verhältniß mit ihm zu erhalten. Er selbst thut mir am meisten leid denn dieser Gewaltposten gereicht ihm zur Versuchung und zum Strick, und entzieht ihm alles Vertrauen der Besseren; ich habe ihn lange genug vertheidigt auch nach seinem entschiedenen Bruch mit mir, aber jezt will es nicht mehr recht gehen. Meine Frau, die sich Ihnen herzlichst empfiehlt hat diese Absezungsgefahr ohnerachtet sie in ihre Wochenzeit fiel und die Sache ihr unmöglich verborgen bleiben konnte, sehr glüklich überstanden und auf alles gefaßt keinen Augenblik von Aengstlichkeit gehabt. Der kleine Knabe gereicht ihr zur großen Freude, und ich muß selbst gestehen er macht sehr gute Miene auch das kleinste Mädchen scheint den langen Schwächlichkeitszustand, der auf ihre schwere Krankheit während und nach unserer Reise folgte endlich ziemlich überstanden zu haben, so daß alles wohl und frisch ist bis auf meine älteste Schwester, die seit mehreren Wochen sehr leidet. Aber noch 30 Jahr frisch bleiben liebster Graf? Diesen gütigen Wunsch habe ich doch nicht ohne Lächeln lesen können. Es geht offenbar über die Kräfte einer so kleinen und mißlichen Maschine als die meinige. Und in der That wenn es so fortgeht wie die lezten Jahre: so | sehe ich auch nicht was dabei herauskommt. Es ist doch auch gar nichts zu Stande gekommen was die unmittelbare flüchtige Einwirkung überdauert, sondern alles bleibt angefangen im Pult liegen. Nur jezt ist ein kleines Bändchen Predigten endlich im Begriff in den Buchhandel auszufliegen, was ich aber auch mehr aufgehalten als gefördert habe, denn die Nachschriften haben über ein Jahr in meinem Pult gelegen ehe ihre Revision zu Stande gekommen ist. Sagen Sie doch dem Grafen Helvetius ich habe wirklich das meinige gethan ihm von recht guten Nachschriften den izigen Jahrgang abschreiben zu lassen. Allein der Abschreiber hat die Blätter so durch einander geworfen, daß die ganze Mühe vergeblich ist und noch einmal von vorn angefangen werden muß. Daß Graf Helvetius Nähe Ihr Wohlbefinden sehr erhöhen muß ist natürlich; ich wünschte nur Gott erfüllte seinen Wunsch den er gegen meine Frau geäußert, so würden Sie Beide noch weit besser daran sein. Daß Graf Friedrich wie ich höre von Bonn nach Trier versezt wird thut mir für die Universität und besonders auch für meine Geschwister ungemein leid. Den Trierern mag es aber sehr wohlthätig sein. Arndt hat mir geschrieben er habe an den Staatskanzler geschrieben wegen der aus allem Zusammenhang herausgerissenen Stellen aus seinen Briefen, und er sehe es nun als sein Recht an alles irgend politische aus seinen Papieren und Briefen drucken zu lassen. Dabei hat er nun woh[l an] das Censurgesez nicht gedacht. Mir ist es ungemein lieb

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Briefe 5036 – 5038

daß ich auch nicht einen einz[igen] unfreiwilligen Beitrag zur Staatszeitung geliefert habe Nun Gott befohlen, liebster Graf, in der schönen erfreulichen Hofnung des Wiedersehens. Empfehlen Sie mich allen den Ihrigen auf das angelegentlichste. Meine Frau denke ich schreibt noch ein Paar Zeilen an Graf Helvetius. Von ganzem Herzen Ihr treuergebenster Schleiermacher

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5037. Von Ernst Moritz Arndt. Bonn, Mittwoch, 17. 5. 1820

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Lieber Bruder. Dein Wein, nemlich 3 Ahm in zwei Fäßern, ist wohl verwahrt vor etwa 5 Tagen von hier zu Schiffe nach Frankfurt abgegangen, von wo er durch Besorgung von Herrn Metzler denn hoffentlich baldigst die weitere Landreise antreten wird. Warum er nicht früher gegangen, vernimm mit den eigenen Worten des Herrn Pfarrer Fey vom 1ten dieses. „Sie verzeihen, daß ich mit der Absendung des Weines so lange gezögert habe. Die Ursache ist, weil ich es für dienlicher hielt, den Wein nicht nur zum ersten Mal sondern zum zweiten Mal abstechen und klären zu laßen, besonders da derselbe einen so weiten Weg | zu machen hat. Ich fürchtete, der Wein mögte unterwegs unklar werden, wodurch ich und Sie Unehre gehabt hätten. Auch vielleicht bei der Ankunft der 2te Abstich versäumt werden mögte. Sie können daher die beiden Fäßer ohne Sorgen nach Berlin senden.“ – „Für die Zukunft wünschte ich zu wißen, wie viel Wein Sie brauchten, wenn ein guter Herbst wird, um im Herbst gleich Ihnen etwas Vorzügliches weglegen zu können.“ So weit Herr Fey. Ich wünsche nun, daß der Wein gesund ankommen möge. Mit der Zollerei hat es hier Probiren Einsenken von Flaschen in die Fäßer und versiegelte Paketirung und andere Schererei genug gehabt, wie du zu seiner Zeit wohl spüren wirst. Dafür | wird es nun dort in Berlin keine Mühe und Anfechtung weiter haben. 5037. Überlieferung: H: BBAW, SN 239, Bl. 71 f.; D: Arndt: Briefe 2, S. 83 f. Der Briefeingang des Tageskalenders (Mai 1820) vermerkt zum 29. 5.: „Arndt Meldung von dem abgegangenen Wein nebst Berechnung“. – Beantwortungsvermerk: „beantw.“

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Meine Auslage von Kronthalern 84 – 48 Stübern kannst du mir in Kronthalern oder Preußisch Kurant zahlen. (NB ein Kronthaler ist = 120 Stübern und ein Rth Preußisch Kurant 78 Stübern gleich) Wenn ich das Geld gegen Johannis erhalte, ist es früh genug. Vielleicht findest du Gelegenheit, es jemand mitzugeben, der hieher reist; sonst kannst Du es an Frege in Leipzig für Friedrich Weerth in Bonn auszahlen laßen, wenn du abgezogen, was meine Frau die deinige für uns einzukaufen gebeten hat oder vielmehr bitten wird. Neues begiebt sich hier nichts. Sonst weiß man kaum, wo das | alles hinaus will, indem sich nach allen Seiten hin und her Unheil aus Unheil wie Woge aus Woge wälzt und dießeits und jenseits, wenn man das ewige Recht nicht im Auge behält, Vorwand zu allem Übertriebenen gegeben werden oder doch gefunden werden kann. Ich will nicht leugnen, daß mir dies Blei nicht zuweilen auch schwer auf den Schultern liegt, obgleich wir sonst leiblich alle recht wohl sind und jetzt endlich eines lieblichen Lenzes zu genießen anfangen. Daß es bei euch auch so stehe und meist daß die beiden kleinsten Vögel im Neste recht gedeihen mögen, wünschen wir herzlich. Gott mit dir! Grüße alle die Deinigen und alle lieben Freunde. Dein EMArndt. Bonn den 17n Mai 20.

5038. An Immanuel Bekker. Berlin, Donnerstag, 18. 5. 1820 Berlin d 18t. Mai 20

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Wenn Sie in der That bedauern, lieber Freund, daß Sie mir manche kleine Bemühungen mit Ihren Angelegenheiten machen so will ich Ihnen Gelegenheit geben Sich auf das glänzendste in Vortheil zu sezen. Ein Sir John Philippart damals Secretary to the Duke of Kent schrieb zuerst im Jahr 1818 an mich um für ein Werk European characters welches er heraus 5038. Überlieferung: H: University of Chicago Library, Special Collections Research Center, Immanuel Bekker Papers; D: Schleiermacher: Briefwechsel mit Boeckh und Bekker, S. 124–126. Mit einer Einlage (Notizen über sein Leben) zu eventueller Übersetzung ins Französische oder Englische und Weitergabe an Philippart und einer Einlage von Schroeder. Der Briefausgang des Tageskalenders (Mai 1820) vermerkt zum 18. 5.: „Bekker durch Humboldt bestellt. Mit dem Auftrag an Philippart und der Einlage von Schroeder.“

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Briefe 5038 – 5040

geben wollte Notizen über mein Leben von mir zu erhalten. Dieser Brief verkrümelte sich weil er während meiner Reise nach Salzburg ankam, und ich erhielt ein Duplicat davon im Herbst 1819 mit der ausdrüklichen Bitte ihm das erbetene nur auf einem sichern Privatwege zuzustellen. Erkundigen Sie Sich doch in London was an dem Manne und an dem Werke ist, und je nachdem Sie finden ob es besser ist hineinzukomen oder herauszubleiben übergeben Sie ihm die Inlage oder auch nicht. Im lezten Falle stelle ich Ihnen ebenfalls gänzlich anheim ob Sie zwekmäßiger finden ihm eine Entschuldigung in meinem Namen zu machen oder die ganze Sache mit Stillschweigen zu übergehn. Wollen Sie ihm aber die Notizen zukommen lassen so müssen Sie – und das ist nun der schlimmste Punkt – die Mühe übernehmen sie französisch oder englisch umzuschreiben, denn darum hat er ausdrücklich gebeten. Ich gebe Ihnen dafür auch Vollmacht es sich durch Wegschneiden und abändern so bequem zu machen als Sie wollen. Hätte ich als ich dies niederschrieb schon gewußt daß Sie nach England gehn würden so hätte ich Ihnen | ohnedies bloß ein Register mit Jahrzahlen aufgeschrieben und alles andere Ihnen lediglich anheimgestellt. Sie können ja weit besser beurtheilen was dorthin paßt als ich. Dieses nun wäre meine Angelegenheit, nun zunächst zu den Ihrigen. Ich lege Ihnen einen Brief von Schroeder bei woraus Sie sehn werden was für Quittungen er noch vermißt. Was Ihr fixes Gehalt von dem laufenden Jahre betrifft so nehmen Sie doch ja seinen Vorschlag an mir gleich eine GeneralQuittung jedoch für jedes Gehalt besonders auf den ganzen Jahresbetrag auszustellen ich lasse mir dann seiner Zeit auch die einzelne Quittung die er nun von Ihnen schon hat mit zurükgeben. Uebrigens habe ich die Schuld auf ihn zurükgeworfen und ihn auf seinen eigenhändigen Zettel verwiesen. Die rükständigen Quittungen pro 1819 beeilen Sie aber doch möglichst Die Herz ist nun schon fort über Lanke nach Prenzlow und von da will sie nach Rügen gehn; sie hat sich in diesem Jahre von der schreklichen Magerkeit, die sie in Italien angenommen hatte doch schon ziemlich wieder erholt, und ihr Leben ganz auf die gewohnte Weise geführt. Ueber die Kleinheit Ihres Briefes war sie aber etwas außer sich, was Ihnen hoffentlich erfreulich sein wird. Sonst ist nichts zu berichten. Die Universitätsangelegenheit noch immer in der alten Schwebe, der Regierungsbevollmächtigte im Streit mit dem renitenten Senat. De Wettes Stelle noch nicht besezt, die theologische Facultät noch nicht absolvirt, die Frequenz von 1100 auf etwa 800 herabgesunken. Die Akademie immer noch ohne Organisation, aber schon wieder in großen Reiseunternehmungen für die physikalische Klasse unter dem Schuz des General Menu begriffen. Im Hause eine große Verwirrung indem wir ausziehn d.h. von oben nach unten, wo wir wegen

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leichterer Benuzung des Gartens und schönerer Einrichtung der Zimmer angenehmer, sonst | aber enger wohnen besonders ich. Wohl alles bei uns bis auf alte Lotte die lange sehr gelitten, der kleine Herrmann Nathanael dick und verständig für sein Alter der Frau bekommt das Nähren gut; ich bin oft angegriffen sonst aber gesund. Bei Reimers kränkelt ab und zu immer ein Kind im Besiz seiner Papiere ist er noch nicht wieder Brandis grüßen Sie schönstens; ich habe noch nicht dazu kommen können seine lezten Aristotelica anzusehn; es muß aber noch diesen Monat geschehn. Dann schreibe ich ihm auch. Ich hoffe nicht, daß ich ihm auf einen Geschäftspunkt der eilig wäre noch Antwort schuldig bin. Die Zeit bis zu Ihrer Rükkunft wird schnell vergehn, aber ich hoffe doch nicht daß Sie alles aufs Erzählen sparen werden, sondern daß wir auch noch vorher erfahren wie Ihnen die Engländer in Masse vorkommen. Gott befohlen, behalten Sie uns lieb, die Frau grüßt Sie beide Von Herzen der Ihrige Schleiermacher

*5039. An Samuel Just. Berlin, Sonnabend, 20. 5. 1820 Meldung und Antwort.

*5040. Von Samuel Just. Biala, Sonnabend, 20. 5. 1820

49 bis … gelitten] mit Einfügungszeichen über der Zeile *5039. Der Briefausgang des Tageskalenders (Mai 1820) vermerkt zum 20. 5.: „Just Meldung und Antwort.“ *5040. Der Briefeingang des Tageskalenders (August 1820) vermerkt zum 1. 8.: „Mai 20 Just in Biala durch Jung“.

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Briefe 5041 – 5042

5041. An die Theologische Fakultät. Berlin, Sonntag, 21. 5. 1820

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Collegae coniunctissimi Auf den von mir erlassenen Anschlag haben sich als Concurrenten zu den Prämien bei mir gemeldet die Studiosi Bresler Matern Uhlemann Langschmidt König Milow Fischer Kropatschek Ulrici Dunkel Kritz Olshausen Todt Glasewald Claudius Hansen Gaupp Die äußeren Umstände aller sind mir schon anderweitig bekannt, und sind bei keinem von der Art, daß ich nöthig gefunden hätte deshalb einem von der Concurrenz abzurathen Ich sezte ihnen also Sonnabend den 20ten um Drei Uhr im Universitätsgebäude den Termin an, und übertrug die Aufsicht über ihre Arbeiten dem Repetenten Bleek den ich dazu instruirt hatte. Dieser hat mir aber nur Arbeiten von folgenden eingeliefert Uhlemann Ulrici Fischer Hansen Gaupp König Matern Bresler Milow Olshausen indem die übrigen theils nicht erschienen, theils nach Ansicht der Aufgaben zurükgetreten sind, Claudius aber seine Arbeit zurükgenommen hat Da seit unserer Zusammenkunft eine Summe von 50 r hinzugekommen ist: so können | wir entweder die fünf beschlossenen Prämien von 20 r erhöhen etwa auf 20, 25, 30, 35, 40. welches aber wol schwerlich das beste wäre oder wir können von den 50 r Zwei neue Prämien machen von 20 und 30 oder von zweimal 25. In den beiden lezten Fällen würden wir 7 Concurrenten prämiren können, und von diesen Einen oder Zwei höher als die übrigen, 3 aber müßten durchfallen. Es wäre demnach zu bestimmen 1.) welche sollen durchfallen 2.) welche sollen höher prämirt werden. Soll ich nun indem ich diese Fragen vorlege mein votum hinzufügen: so schienen sich mir am unbedenklichsten zum Durchfalle zu qualificiren Ulrici der nur oberflächliches Floskelwesen treibt und Fischer der fast nirgends den rechten Punkt getroffen. Zum prämiren am unbedenklichsten Bresler Gaupp Milo Olshausen Uhlemann und Hansen. Zweifelhaft also werde ich bleiben zwischen Matern und König. Ersterer hat 2 Fragen ganz falsch gefaßt; lezterer eine sehr verworren behandelt er ist aber dabei verleitet worden indem er statt wirkliche Sünde muß natürliche Sünde gelesen 5041. Bl. 142.

Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 210, 7 sind] korr. aus waren

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21. 5. – 23. 5. 1820

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haben. Und wenn ich alles zusammennehme und mein Gefühl sprechen lasse so würde ich doch König unter die zu prämirenden sezen und Matern für diesmal durchfallen lassen, jedoch zur künftigen Berüksichtigung ihm diese Arbeit mit anrechnen. Höher zu prämiren als alle übrigen weiß ich keinen Einzelnen, und werde deshalb dafür stimmen aus den 50 r Zwei Prämien a 25 zu machen, und diese an Uhlemann und Gaupp zu geben. sua manu Schleiermacher 21/5. 20.

5042. Von Wilhelm Martin Leberecht de Wette. Weimar, Dienstag, 23. 5. 1820 Herrn Professor Schleiermacher / in / Berlin [Bl. 12v] Weimar d. 23. May 20.

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Mein herzlich geliebter Freund! Du hast mir zwar lange nicht geschrieben, aber den Brief an Reimer habe ich in Leipzig gelesen, und daraus gesehen, daß du meiner freundlich gedenkest. Meinen Glückwunsch zur vollzogenen Taufhandlung des kleinen Herrmann Nathanael bringe ich etwas spät nach, und ich danke Euch nochmals, daß Ihr mich mit in den Bund gezogen habt. Möge ich dem Kleinen je etwas werden können! Mutter und Kind sind, wie ich weiß, wohl, Gott erhalte und segne sie beyde! Deine Anwandlung von Krankheit ist hoffentlich vorübergegangen und wird nicht wiederkehren. Von meiner Reise wird dir Bleek und Reimer etwas erzählt haben. Ich habe sehr heitere Tage gehabt, und viel Güte und Freundschaft genossen. Das Zusammenseyn mit Reimer in Leipzig war zum Theil sehr gestört, aber wie wohl that es mir, an der Seite dieses Freundes einige Tage zuzubringen. Er kann einen wohl erheitern und erquicken durch seinen frommen festen Muth und seine Fülle von Liebe. In Halle, noch mehr aber in Giebichenstein ist es mir auch sehr wohl ergangen. Raumers haben mich mit herzlicher Liebe aufgenommen, und mir sehr glückliche Tage bereitet, deren Andenken 34 zusammennehme] korr. aus zusammennehmen

38 und werde] korr. aus Summe

5042. Überlieferung: H: BBAW, SN 419, Bl. 12; D1: Br 4, S. 264 f. (Auszug); D2: http:// www.dewettebriefedition.org/index.php (zuletzt abgerufen am 22. 5. 2023), ID0124. Der Briefeingang des Tageskalenders (Mai 1820) vermerkt zum 31. 5.: „De Wette aus Weimar, über seine Reise und seine Abhandlung.“

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Briefe 5042 – 5044

mir nie verlöschen wird. Ich habe recht erfahren, wie die ächte Frömmigkeit dem Familienleben erst die rechte Würde und Schönheit giebt, und das Haus zu einem Tempel macht. Deiner haben wir oft gedacht, und namentlich von Deinen Predigten gesprochen, von welchen die Capellmeisterin Reichardt und ihre Tochter Sophie fleißige Zuhörerinnen gewesen sind. Durch die Art zu leben, zu denken und zu fühlen, wie ich [sie] in Raumers Familie gefunden habe, bin ich recht inne geworden, daß ich überall in der Fremde bin ausser in der Nähe und dem Bereich von Berlin, wiewohl die schöne Gegend von Giebichenstein nicht vortheilhaft an Berlin erinnert. Aber freylich selbst in Halle fühlte ich mich in gewissen Cirkeln ganz fremd, und ich war froh, wenn ich mich nach Giebichenstein flüchten konnte. In Jena befiel mich auch dießmal eine trübe wehmüthige Stimmung, und Okens fade Witze waren nicht dazu geeignet, mich zu erheitern. Er hatte mich in Verdacht, daß ich mein Schicksal zu ernst nehme, weil ich finster aussah, und still war; ich konnte mich aber nicht bezwingen. Hier kommt es mir nun recht todt und kalt vor, und ich vermisse sehr die Gesellschaft der Ludecus-Voigt, die mich ganz allein von allen Weimarern vollkommen versteht, und die sich gegenwärtig in Bonn befindet. Reimer hat das Manuscript der Abhandlung über die Gnadenwahl mitgenommen, und ich wünsche, daß du es vorher lesest. Ich fürchte, daß ich durch die volle Darlegung meiner Meinung, die auf eignen Voraussetzungen ruht, zu viel Flanke gegeben habe. Sobald man mich nicht versteht, bin ich verloren. Sey so gut, mir die Differenzpunkte anzugeben, die sich zwischen deiner und meiner Lehre finden. Ist nicht ein solcher der Unterschied des unmittelbaren und mittelbaren Lebens? Darauf ruht aber die ganze Theorie. Ammon habe ich im Anfang sehr glimpflich mitgenommen. Seine Abhandlung ist aber weder gehauen noch gestochen. Im neuesten Stück des Magazins hat er sich auch über meine Aktenstücke ausgelassen, nicht ungünstig zwar, doch hat er einen Punkt als unhaltbar ausgezeichnet nämlich den vom Rechthandeln nach dem irrenden Gewissen, den ich (und auch du) nicht für den schwächsten halte. Leb wohl, mein Freund, an dem meine Seele hängt! Grüße deine mir so theure Frau, die Kinder und Schwester. Ich bin oft im Geiste bey Euch. Dein treu ergebner dW. Wegen meiner Reise rede noch recht ernstlich mit Reimer. Ich bin geneigt Alles aufzugeben, nur die Verabredung mit Hirzel kann ich nicht wohl aufgeben.

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23. 5. – 29. 5. 1820

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5043. An das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Montag, 29. 5. 1820

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An Ein hohes Ministerium der Geistlichen pp In der von Einem hohen Ministerio unterm 1ten Mai und praesentatum den 25ten erlassenen hohen Verfügung die Prämien der Seminaristen für das abgelaufene WinterSemester betreffend sind die in unserm Bericht vom 23ten April mit enthaltenen Vorschläge wegen Verwendung der halbjährigen Rate an dem mons pietatis gar nichts berüksichtiget, und wir erbitten uns darüber ganz gehorsamst einen nachträglichen hochgeneigten Bescheid. Die theolog. Facultät Schl. 29/5. 20

5044. An August Neander. Berlin, Montag, 29. 5. 1820

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Ich remittire noch einmal an Sie Werthester Herr College, um Ihnen erstlich zuzugestehen daß ich allerdings bei Bestimmung der Praemien von 25 r an Uhlemann und Gaupp mehr auf die mir bekannten äußern Umstände gesehen habe und den Arbeiten von Hansen und Olshausen allerdings denselben Werth nicht abspreche. Es kann dies auch beiläufig gesagt werden. Zweitens um noch zu entschuldigen daß ich Ihren Vorschlag aus den 50 r 2 Prämien à 20 u eine à 10 r zu machen nicht zur nochmaligen Berathung bringe. Es streitet aber mit den feststehenden Grundsäzen denen gemäß keine Prämie unter 20 r soll gegeben werden. Ich hoffe unter diesen Umständen auf Ihre gänzliche Beistimmung, damit wir recht einig in dieser Sache sind. Daß ich den Vorschlag des Collegen Marheinecke wegen des 5043. Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 219, Bl. 64. 4 sind] über )ist auf* 6 gar … berüksichtiget] über )keine Rüksicht genommen* 7 hochgeneigten] mit Einfügungszeichen über der Zeile 5044. Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 210, Bl. 143v. Unten auf dem Blatt hat Neander notiert: „Ich stimme gänzlich bei Neander“. 6 den] folgt )1*

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Briefe 5044 – 5047

Fischer in dem abgestatteten Bericht erwähne wird Ihnen auch wohl genehm sein – Vale et fave Schleiermacher 29/5. 20.

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5045. An das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Dienstag, 30. 5. 1820 An Ein hohes p. Ministerium der Geistl p. Angel Auf unsere ganz gehorsamste Vorstellung vom 27ten December 1819 wegen der mit Ende des jezigen Universitätsjahres ablaufenden ursprünglich nur vorläufigen Allergnädigsten Bewilligung der 1800 r jährlich zu Miethsentschädigungen sehen wir noch immer einer hochgeneigten Antwort entgegen. Wir haben dem ohnerachtet in guter Zuversicht bis jezt fortgefahren neue Aspiranten auf die Expectantenliste zu sezen denen aber vergebliche Erwartungen erregt zu haben uns je mehr ihre Anzahl wächst und je näher der entscheidende Termin rükt um desto schmerzhafter fällt. Wir glauben daher Eines hohen Ministerii Verzeihung zu erhalten wenn wir diese wichtige Angelegenheit Hochdemselben nochmals ganz gehorsamt in Erinnerung bringen. Die theol. Fac Schl. 30/5. 20

5046. An Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Sonnabend, 3. 6. 1820 Rectori magnifico In Bezug auf Ew Magnificenz geehrtes vom 13ten April currentis beehre ich mich jezt ergebenst zu berichten, daß die Facultät mit Einschluß der 5045. Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 223, Bl. 69. 8 f je … und] mit Einfügungszeichen am linken Rand 9 näher] korr. aus mehr 5046.

Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 210, Bl. 144.

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29. 5. – 6. 6. 1820

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nachträglich ihr zugeschriebenen 50 r unterm 14ten Mai durch einen öffentlichen Anschlag die Concurrenz eröfnet, und diesmal den Weg eingeschlagen hat mehrere Aufgaben zur schriftlichen Beantwortung ex tempore unter gehöriger Aufsicht zu stellen. Es sind nach abgehaltener Beurtheilung dieser Arbeiten von der Facultät folgenden Bewerbern die beigeschriebenen Summen zuerkannt worden, nämlich den Studiosis Uhlemann aus der Mark und Gaupp aus Schlesien jedem 25 r und den Studiosis Bresler aus Schlesien Hansen aus Holstein | König aus Berlin Milo aus der Mark und Olshausen aus Holstein jedem 20 r. Ewr Magnificenz ersuche ich nun ergebenst das Weitere gefälligst zu veranlassen Berlin d 6n Juny 1820. Der Dek d. th. Fac Schleierm 3/6. 20.

5047. Von Wilhelm Dreist. Dirschau, Dienstag, 6. 6. 1820 Dirschau den 6t. Junius 1820

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Wie gerne nutze ich die sich mir darbietende Gelegenheit Ihnen durch meinen Freund, den Kandidaten der Theologie Herrn M e r z von mir und meinem Leben endlich einmal Nachricht zu geben! Wie viel lieber möchte ich aber selbst Ihnen dies Blatt geben, Sie gar sehen, Sie gar sprechen, ja recht viel mit Ihnen gar reden! Ach mein Herz ist so voll Dankes im Andenken an schöne frühere Zeiten, die Sie uns, den Ihrigen, bereiteten, daß ich kaum weiß, womit ich anfangen soll, Ihnen zu erzählen – denn überall in meinem Leben und Würken sind Sie und das Leben, welches Sie in mir 6 zur] über )ex tempore* 8 Facultät] folgt )den* 9 Summen] folgt )bevor* Studiosis] folgt )den Studios* 21 6n … 1820.] von anderer Hand eingetragen 5047. Überlieferung: H: BBAW, SN 276, Bl. 6 f. Der Briefeingang des Tageskalenders (Juni 1820) vermerkt zum 16. 6.: „6. [Juni] Wilhelm Dreist; allgemeine Nachricht“.

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Brief 5047

wirkten und förderten – doch das zuvörderst, es ist viel klarer, viel mehr Saft und Blut geworden; das Leben selbst, die Zeit hat es aufgeschlossen, was Sie als Nahrung unserm Geiste gaben. Es ist nicht begraben geblieben als ein todtes Pfund; und wie Wissenschaft und schaffendes Leben so recht Eins sind, und sich gegenseitig erläutern und belegen, das ist der reiche Gewinn aus Ihrer Schule mir geworden. Kurz ich fühle mich in meinem Schaffen und Treiben so glücklich und wohl, und das habe ich unter allen Menschen, die ich kenne, Ihnen am | meisten zu danken. Wohl uns, daß diese Erinnerung keinem der Ihrigen geraubt werden kann. Nicht mehr; unsere akademische Zeit fiel schöner und war reicher, als die vielen vor uns und vielleicht auch – nach uns. Größeres kann allerdings im Schoße der Zukunft noch verborgen liegen, als wir hörten, sahen und durchlebten – herrlicher wieder einmal nach Tagen, wenn es erst recht finster geworden sein wird – Wer weiß, ob wir schon an dem negativen Ziele sind – Aber, ob wir die Morgenröthe sehen? – Zeit und Stunde ist ja allein dem Vater vorbehalten – haben wir doch damals den gewaltigen Stoß, vom Herrn dazu gewürdigt, mit geben helfen, der nun so viel Gegendruck findet, aber um dess willen mit immer mehr Kraft und in immer mehr Richtungen anschlägt, hier und da weckt und so dem Ziele zustrebt. Mögen wir damit uns genügen lassen. Was wir erfahren und gesehen, das kann uns doch Niemand entreißen – Wenn auch sonst Alles verknechtet und sich verknechten läßt, der Geist, der einmal Leben gewonnen, läßt sich doch nicht wieder in Fesseln legen. Ihn auch in dem kleinen Kreise meines Berufes zu wecken ist meines Lebens Aufgabe. Wie dies | ge- oder mißlingt – das mag sich wol in allen Kreisen, großen und kleinen gleich sein – denn der Grund ist ja derselbe – Auch ich habe in meinem Würkungskreise schon viel Kampf gehabt – doch ist das nicht ohne Segen geblieben – Ich denke auch, so lange Gott Kraft verleiht, so fort zu kämpfen, denn das übt ja das Leben und erhält es frisch und gesund. – Zwar ist die Aufgabe fast groß, denn nicht nur das Unkraut, das im eignen Garten wuchert, ist auszurotten; auch das fremde muß bekämpft werden – Drum sind wir hier zu Lande recht eigentlich die kämpfende Kirche – die Pfarrkirche ist hier die katholische, jedoch der größere Theil der Einwohner und Grundbesitzer evangelisch, außerdem aber noch viel staatsbürgerliches Unkraut, das, wenn es so fort wuchert, uns alle zu vertreiben droht. Mancherlei Reibungen entstehn aus all diesen Verhältnissen. Am meisten liege ich mit dem weltlichen Regimente des Ortes in Streit, das weder katholisch, noch evangelisch, am meisten jüdisch ist, oder lieber in Bezug auf das Höhere gar Nichts. Doch das scheint der Geist der Zeit, wenn dieser Modeausdruck gelten soll, so mit sich zu bringen. Nehme ich zu diesem äußern Kampfe noch den innern, den ich mit mir selbst oft zu bestehen habe, da der Geist

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so oft willig, aber das Fleisch träge und schwach sein will – so habe ich allerdings voll auf zu thun – doch tröste ich mich des Kreuzes, dieweil es das Himmelreich aufthut – Ich habe ja auch so viel Freude dabei, daß ichs gar nicht werth bin. So manches Heil bringende Werk ist mir gelungen. Ich weiß, daß ich eine Gemeinde besitze, die mich als ihren Hirten liebt. | Wie stark die Bande des Geistes sind in solcher Gemeinschaft, hab ich auch schon erfahren. Ich hätte nemlich glänzendere Aussichten und Anerbietungen. Die Welt empfahl sie mir sehr – doch ich habe überwunden und bin hier geblieben, weil Gott es will und ich meine, daß ich hier noch am rechten Orte stehe – Außerdem ist mir im eignen Hause eine ganz neue Welt im Kleinen aufgegangen, seit ich verheirathet bin – Ich lebe im Besitze meiner Sophie, die Sie ja auch wol kennen werden, höchst glücklich – Es ist eine so reine, tiefe Seele – dabei so reich an Liebe und Frömmigkeit, daß ich in ihr Alles habe – Unter Gottes Schutz wird sie Ende August neue Hoffnungen erfüllen und dadurch aufs neue mich auf eine noch nie gekannte Weise beglücken. Auch zu meinen Obern, besonders zum OberPräsidenten von Schön stehe ich in recht gutem Verhältniß – Möchten wir doch viel solcher Leute am Ruder haben; es würde bald anders werden. Es heißt, er soll von hier – das würd mich sehr schmerzen. – Der Hang gen Süden ist aber doch noch sehr lebendig in mir; das Leben scheint im Norden doch durch die Kälte zu erstarren – Dabei ists so traurig, daß der litterarische Verkehr so mangelhaft und schwierig ist – Danzig ist zwar nah, doch auch da wenig zu haben – In unserer Synode ist zwar ein Lesecirkel – Allein viel Ausbeute giebt auch der nicht, wie der Synodalverein überhaupt, in dem ich das Haupterforderniß, geistlichen Sinn und geistliches Leben fast ganz vermisse. Wir schreiben auch da genug, aber dabei bleibt es auch – und steht es nur auf dem Papier, so ists schon gut und recht. Daß Niemand zweien Herrn dienen kann, ist mir ein schmerzliches Gefühl in meiner Lage, indem ich bis zum Ableben des Rector emeritus auch Schulmann sein muß. Doch hat mir das sowohl, wie mein früheres collegialisches Verhältniß beim Consistorio fürs Leben und die Lebensklugheit manchen Vortheil gebracht. Kurz ich danke dem Herrn, denn er ist sehr freundlich – Gesund bin ich ziemlich – Sophie kränkelt oft. – Wie gern hörte ich nun auch von Ihnen und den Ihrigen! Doch bescheide ich mich – Ein großes Labsaal, wäre mir ein Brief von Ihnen. Doch auch ohne diesen höre ich nie auf zu sein Ihr dankbarer W Dreist Herzliche Grüße an Ihre liebe Frau – und Alles, was mich kennt und von mir wissen mag. Grell, Pischon, Sack pp – besonders auch an Ihre Schwe87–90 Herzliche … –] am linken Rand

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Briefe 5047 – 5052

ster Lotte, die ja wol bei Ihnen ist und Luise Willich, wenn sie noch in Berlin weilt. –

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*5048. Von Henriette Herz. Vor dem 9. 6. 1820 Wegen ihrer Reise nach Rügen.

*5049. Von Theodor Schmidt. Erfurt, vor dem 9. 6. 1820 Wegen seiner Schrift „Parmenides, als dialektisches Kunstwerk dargestellt“.

5050. An Johann Joachim Bellermann und Hermann Olshausen. Berlin, Sonntag, 11. 6. 1820 Ich beehre mich Sie zu ersuchen mir die Anzeige der Vorlesungen welche Sie im bevorstehenden Semester zu halten gedenken gefälligst bis zum 15ten hujus zukommen zu lassen. Berlin d 11t Jun 1820 Der Dekan der theol. Facultät Circulare An H Prof D. Bellermann u Lic. Olshausen

*5048. Der Briefeingang des Tageskalenders (Juni 1820) vermerkt zum 9. 6.: „Herz wegen ihrer Reise nach Rügen“. *5049. Der Briefeingang des Tageskalenders (Juni 1820) vermerkt zum 9. 6.: „Schmidt in Erfurt wegen seiner Schrift über Parmenides mit Einlage an Reimer“. 5050.

Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 72, Bl. 26.

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6. 6. – 13. 6. 1820

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5051. An Hermann Olshausen und Friedrich Bleek. Berlin, Sonntag, 11. 6. 1820

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Es macht mir Vergnügen Ihnen die auf einen Sie betreffenden Antrag der Facultät ergangene Ministerialverfügung hierunter abschriftlich mitzutheilen und Ihnen die Freude der Facultät über Ihre verlängerte akademische Wirksamkeit zu bezeugen. Berlin den 11t Juny 1820. Der Dekan d. theol Fac Schl. 11/6. 20. An Die Herren Repetenten Lic. Olshausen u Bleek

5052. Von Luise von Willich. Putzar, Dienstag, 13. 6. 1820 Putzar den 13t Juny – 20

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Lieber Schleiermacher! Es war ein schöner Sontag wie ich Deinen und Jettchens Brief erhielt. Es war nach langer Zeit, wieder ein mal so recht schöne Luft, so milde und erquickend. Ich allein war früh um 7 Uhr ohne unsre Hausleute in die Kirche gegangen, wir sangen das schöne Lied, „Dir dir Jehova will ich singen denn wo es doch ein solcher Gott wie du, Dir will ich meine Lieder bringen, gib mir des Geistes Kraft dazu –“ dann predigte Steinmetz recht erbaulich über das schöne Evangelium, „so ihr den Vater etwas bitten werdet in meinem Namen so wird ers Euch geben.[“] Recht innig erfüllt von diesem allen kam ich aus der Kirche in den Garten der nah am Kirchhofe liegt und wodurch der Weg zur Kirche führt, hir fand ich die liebe Gräfin botanisirend, mit ihr, ihr Mann, Hermann und D ü r r e , ersterer hir, | lezterer in Busow Lehrer. Wir konnten uns nicht von der schönen Lufft trennen und blieben bis Mittag draußen. 5051. Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 48, Bl. 14. In den ausgehenden Abschriften folgte laut Anweisung Schleiermachers noch eine Abschrift der erwähnten Ministerialverfügung. 1 die] korr. aus ein 3 akademische] am linken Rand 5 11t … 1820.] von anderer Hand (möglicherweise Neander) eingetragen 5052.

Überlieferung: H: BBAW, SN 427, Bl. 164–167.

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Brief 5052

Nachmittags kam die Mutter von Schwerinsburg und Graf Carl, leider war Pienchen die mir hir s e h r viel werth ist, mit einigen Kindern zu Hause geblieben. Im Garten wurde wieder Kaffe getrunken, ich war etwas weg gegangen, wärend deßen war die Posttasche gekommen, ich ging eben hinter der Laube weg wo die Geselschaft saß, und hörte daß der Graf sagte, hir ist für Luischen ein Brief aus Berlin, sie soll ihn aber erst auf den See haben, er steckte ihn eben in die Tasche wie ich kam. „Wo ist mein Brief, bitte geben Sie ihn mir[“] – erst hieß es, es sei gar keiner da, dann aber zeigte der Graf ihn mir von der Siegel Seite, ich sollte rathen von wem ich sah daß Du ihn versiegelt hattest, aber nicht die Addreße, diese sah Dürre, und sagte es ist auch Schleiermachers Hand, die kenne | ich sehr gut. Dieser sollte es nun auch entscheiden ob der Graf ein Recht habe mir mein Eigenthum auch nur eine Minute zu verweigern? – er ließ sich erweichen, und gab ihn mir ich ging nun damit auf mein Zimmer, und las die Briefe, w i e wohl sie mir thaten kannst Du denken – mir war unbeschreiblich wohl im Gemüth so ging es auf den stillen See der übersäät war von PSchmärenS es ist hir eine hübsche Gondel, wo man gesellig um einen Tisch herum sizt der in der Mitte der Gondel steht. Es war kalte Küche und reichlich Hochheimer Elfer mit genommen. Dieser Wein ist mir doppelt lieb weil er an sich so schön ist, und weil ich ihn oft bei Dir getrunken habe. Die Geselschaft war sehr fröhlich, es wurde viel gesungen und geklungen. Der Graf war ausgelaßen, und ich muste mich ordentlich im Harnisch setzen, worüber die Andern dann großen Jubel hatten – Ganz innerlich hatte ich doch noch mein apartes fröhliches Leben was Einge zu meiner Freude recht gut verstanden, und mir dadurch noch lieber wurden. | Ja es ist wohl schön, die Lieben immer in Sinn und Gemüthe tragen und bei tausend kleinen Gelegenheiten ihrer zu gedenken und wohl wäre es ein viel innigeres Leben mit ihnen als was das Schreiben giebt, wenn – man nicht so leicht angehaucht würde von der Thomas Natur – wenn man es w ü s t e : n u n gedenkt der Freund Deiner in Liebe – aber lieber Schleiermacher so recht innig kann man sich sehnen nach den Lieben – so innig – und weiß es ja doch nicht ob es ihnen auch so ist – Manchmal wohl fühle ich, besonders im Andenken an Ehrenfried die Erfüllung der Worte: die Lieben sehnen sich wohl auch, und senden uns der Sehnsucht Hauch! – aber der ist auch im Himmel wo nichts als Liebe ist! auf Erden ists doch anders – Darum lieber Bruder höre nur nicht ganz auf, mir zuweilen auch zu sagen daß ihr mit Liebe an mich denkt – denn Du glaubst nicht w i e 23 Sie] sie 52 wie] folgt ))ver**

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verlaßen man sich auf der Welt manchmahl fühlen kann – wenn dann e i n liebes Wort zu einem spricht, so ist alles wieder gut. Es ist nun alles wieder gut, und ich habe allen Schmerz vergeßen – und will es auch ganz still und ruhig erwarten was nun weiter wird – ob, und wann ich nach Poseritz zurück gehe weiß ich selbst noch nicht – gewiß aber | nach Rügen, wenn Ihr komt. Christine Willich ist jezt in Poseritz – Lottchen wäre mit ihren Kindern gerne da geblieben, doch ist sie nun nach Sagard zurük gekehrt, und wohnt im LindenHause weil Willichs Haus gebaut, und Mutters Haus vermiethet ist. Wa r u m sie nicht in Poseritz geblieben weiß ich nicht – Ich bitte Dich, dieses nur für Dich und Jettchen zu behalten. Zwei von meinen Bekanntinnen sind in kurzer Zeit gestorben, Jettchen Gadebusch, von der ich herzlich geliebt wurde, und die ich wieder liebte als eine treue Seele – Sie verlohr ihre Tante bei der sie gelebt hatte in Greifswald, und schrieb mir – was aus mir werden wird weiß ich nun nicht, sie konnte nicht hören und stand sehr einsam in der Welt bei aller Liebe und Treue die sie im Herzen trug, bei aller Aufopferung für Andre – da kam der Todt, und legte sie ins Grab, ich wuste nicht daß sie krank war, und hatte mich in der Krankheit recht nach ihr gesehnt wie ich aber genesete, erhielt ich die Nachricht daß sie gestorben sei – | ich genaß – Du sagtest ein Mal, Gott muß alles am besten wißen – so wird er es auch wohl wißen, warum mein Leben erhalten – und mich erkennen lehren – wozu ich lebe! Ich fühl mich sehr wohl lieber Bruder so recht neu gestärkt an Leib und Seele – Zwei Frühlinge gingen mir hin, sehr trübe – und ein schwerer innerer Kampf – und wie wohl, wie ruhig ist mir jezt zu Muth! o! Gott erhalte mich in seiner Gnade denn seine Güte ist es daß wir nicht gar aus sind, und seine Liebe ist alle Morgen neu! Dein Bruder kömt? ja das muß eine große Freude sein, im eigenen Hause den lieben Bruder haben, das gehört gewiß zum Seegen der eignen Häuslichkeit! Ich freue mich, daß ich die Zeit weiß wann Du ihn hast! Grüße ihn recht herzlich von mir, er war zu gütig gegen mich, als daß ich nicht glauben sollte, er erinnert sich meiner noch – Für mich bleibt diese Reise mit der liebste Punkt in meinem Leben und bleibe Dir immer dankbar dafür. | Ich muß wirklich noch ein Blatt anlegen denn ich muß doch wißen ob Fritze Deines Bruders Frau nicht mit kömt? Schleiermacher weist Du noch wie freundlich sie gleich gegen mich war? und wie gut? ich weiß es noch sehr gut grüße sie sehr von mir! Diesen Brief nimt der Graf mit, der Heute zum Wollmarkt reist. Wie lange er bleibt wird wohl auf das Glück des Handels ankommen. Kehlers

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Briefe 5052 – 5055

reisen zwischen hir und dem 21ten, Schleiermacher Du must es nicht unbescheiden nennen wenn ich Dich nach langem vergeblichen Hoffen, an Dein freiwillig gegebnes Versprechen erinnre, mir den neusten Theil Deiner Predigten zu schenken – willst Du ihn mir nun nicht schicken b i t t e !! und für die alte Tante, die sich so daran erquickt bitte ich Dich auch darum!! Herzlichen Dank daß ich Euch besuchen soll – ja das miteinander sein und Leben giebt doch der Freundschaft die schönste Nahrung – aber – Ihr komt nach Rügen d o r t sehen wir uns – schiebt es nicht wieder noch ein Jahr hinaus – und ists für Dich nicht möglich, wenigstens | nicht gleich, so schicke uns Jettchen die alte liebe Lotte und die Kindelein, Groß und Klein!! – ja? Schleiermacher und Du holst sie wieder. Lieber Schleiermacher! Sieh mich an! ja? – j a ! Nun dann ists schön – ich freue mich auf Alt und Jung – auf Klein und groß – Nun will ich noch an Theodor schrieben, und einen Kranz winden, für Caroline Schedens, Madonen, von SinnGrün und Epheu –, schade daß die Blumen so bald welken, am Sontage habe [ich um] Dein und Arnds Bilder die auf Hermanns Stube hängen ein paar sehr hübsche Crenze gewunden von Sinngrün blos und rothblühenden Kaprifolium – wie gerne gäbe ich ihn Euch selbst. Suche doch wenn Du es irgend kannst lieber Schleiermacher dem Grafen ein wenig entgegen zu kommen – er wird es wünschen Dich zu s p r e c h e n und vielleicht Deinen Rath wünschen wegen seines ältesten Sohnes – Habe herzlichen Dank, für die Freude die mir Deine lieben treuen Worte machten Deine Luise B i t t e – vergiß den Grafen nicht – das vorige Mal machte er gleich Besuch – auch die Gräfin – ist immer zu Jettchen gegangen –

*5053. Von Karl Sederholm. Charkow, vor dem 14. 6. 1820

119 f machte … gegangen –] am rechten Rand *5053. Der Briefeingang des Tageskalenders (Juni 1820) vermerkt zum 14. 6.: „Sederholm aus Charkow mit Abhandlung durch Herrn D. Ackermann (Linden 32.)“.

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5054. Von Bernhard Dräseke. Bremen, Mittwoch, 14. 6. 1820

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Hochverehrter! Erlauben Sie zweien lieben Bremern, von welchen Sie, wie von mir, gefeiert werden, dem Doctor der Theologie B u h l , meinem lieben Specialcollegen an St. Ansgarii, und dem Arzte, Doctor D ’ O l e i r a , Ihre persönliche Bekanntschaft zu machen. Beide freuen sich darauf. Daß ich beiden doch bald nach Berlin folgen könnte! Doch ich fürchte, daß mir dieses Jahr den Genuß noch nicht gewähren wird. Vor allem muß ich, in meinen diesjährigen Ferien meine Tochter, eine junge Ehefrau, die in diesem Sommer zum ersten Mal Mutter zu werden die himmlische Hoffnung hat, in ihrem trauten „Kloster Falkenhagen“ besuchen. | Wie sehr Ihr Geschenk mich erfreut habe, darf ich Ihnen nicht erst ausdrüklich bezeugen. Finden Sie aber keine Anmaaßung darin, wenn ich Ihnen durch die pilgernden Brüder eine Gegengabe mache, die – wenigstens das zufällige Verdienst hat, Ihrer Schrift durch den Inhalt verwandt zu seyn. Ihrem theuren Andenken empfehle ich mich mit aller der innigen Verehrung, die Ihnen seit lange und für immer mein Herz gewidmet hat. Gott erhalte, Gott stärke und segne mit allerlei himmlischem Segen Ihr theures Leben! Deß werden sich Tausende freuen. Und unter diesen Ihr Dräseke. Bremen, am 14 Junii 1820.

*5055. Von Metzler. Frankfurt am Main, vor dem 17. 6. 1820 Der bestellte Wein sei abgegangen. 5054. Überlieferung: H: BBAW, SN 275, Bl. 5. Mit einem Exemplar seines Buches: Der Fürst des Lebens und Sein neues Reich. Zweite Zugabe zu der Schrift: Christus an das Geschlecht dieser Zeit, 2. Aufl., Lüneburg 1820. Das Brieftagebuch des Tageskalenders 1820 vermerkt zum 22. 6.: „Draescke schickt durch Buhle die 2te Auflage seiner zweiten Zugabe“. *5055. Der Briefeingang des Tageskalenders (Juni 1820) vermerkt zum 17. 6.: „Metzler in Frankfurt am Main. Nachricht vom Abgang des Weins.“

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Briefe 5056 – 5057

5056. An Ernst Moritz Arndt. Berlin, Dienstag, 20. 6. 1820 Zuerst, lieber Bruder, den herzlichsten Dank für Deine Weinbesorgung. Die Bezahlung wird Freund Reimer durch die Seinigen Dir zukommen lassen. Eures Sigerichs haben wir an seinem denkwürdigen Geburtstage herzlich gedacht. Gott erhalten ihn Euch frisch und tüchtig! Unser munteres Studentenvolk, welches sich Gott sei Dank durch alle Plakkereien nicht kränken läßt, hat den 18ten in Treptow gefeiert, und ich bin auf die Gefahr, daß wieder ein Paar arretirt und über meine ausgebrachten Gesundheiten inquirirt werden mögten, mitten unter ihnen gewesen; denn es thut wohl jetzt mehr als jemals Noth, sich durch das Leben mit der Jugend zu erquicken. Man sagt, wir haben noch eine große Nase vom Fürsten Staatskanzler über unsere Gelindigkeit zu erwarten; es scheint also noch alles beim Alten und Freund Schulz oben auf zu sein. Einige hofften, in Wien würde etwas Milderndes unter die Carlsbader Tropfen gegossen werden, hiernach aber ist es kaum zu glauben. Daß Jahn nach Colberg freigelassen ist, werdet ihr wohl schon wissen; unter welchen Bedingungen er aber da eigentlich existirt, habe ich auch noch nicht vernommen; auch spricht man noch von neuen Inquisitionen, besonders in den Schulen. Von den komischen Geschichten, die bei Euch vorgefallen sein sollen, scheinen noch keine sichern Privatnachrichten hier angekommen zu sein, es sollte mir doch leid thun, wenn Heinrich eine ganz unnütze Geschichte sollte eingerührt haben, und dadurch die wohlerworbene gute Meinung einbüßen. Schlegeln habt ihr nun sicher: denn nachdem sie ihm die Indische Druckerei dort bewilligt haben, kommt er gewiß nicht hieher. Die schönsten Grüße an Windischmanns und unsre Freude an der Wiederherstellung der kleinen Walpurgis. Auch Sack grüße herzlichst und son5056. Überlieferung: h1: GStA, I. HA, Rep. 76 I, Anhang II, Schuckmann Nr. 55, Bl. 53 (gekürzt); h2: GStA, I. HA, Rep. 77, Tit. 21, Lit. Sch, Nr. 6, Bl. 40 (gleicher Textumfang wie h1 bei geringen Abweichungen in Orthographie und Interpunktion); D: Arndt: Nothgedrungener Bericht, S. 324 f. (gekürzt). Der Briefausgang des Tageskalenders (Juni 1820) vermerkt zum 20. 6.: „Arndt in Bonn mit Anweisung von Reimer an Weber auf die Weinbezahlung“. – Mit Brief 5057 vom 20. 6. an Lücke als Einlage. Dieser Brief ist nur auszugsweise in Abschriften durch Beamte im Kontext der Demagogenverfolung erhalten und durch den Druck überliefert. Textgrundlage Z. 1–5: Druck, Z. 5–24: h1, Z. 25–30: Druck 7 kränken] h2 und D lesen: knicken 9 mögten,] h2 liest: möchten,

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stige gute liebe Leute. – Unser Hermann Nathanael ist derb und lustig und alle Kinder desgleichen. Gott befohlen! Berlin den 20. Juni 1820. Dein treuer Schl.

5057. An Friedrich Lücke. Berlin, Dienstag, 20. 6. 1820 Berlin 20/6. 20.

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Gar spät komme ich mit meinem Glückwunsch lieber Freund. Dafür kann er nun leider doppelt sein denn laut Nannas Briefen hat ja doch Ihre liebe Frau späterhin bedeutend zu leiden gehabt. Das ist eben schlimm daß nicht immer aller Schmerz vorüber ist, wenn das Kind zur Welt geboren ist. Aber es geht ja damit in der geistigen Welt wie in der natürlichen. Nun auch das ist ja, Gott sei Dank, überstanden, und die väterliche und mütterliche Freude wird nun immer wachsen bei der zunehmenden Entwiklung des lieben Kindes. Und wegen des Mädchens, das lassen Sie nur gut sein. Ihr Spruch klingt beinahe als wenn Sie Selbst einigen Trost brauchten, und so will ich Ihnen denn den nicht vorenthalten den mir unseres Sacks Vater gegeben hat les garçons courent après les filles. Aber es thut mir noch gar nicht eben leid daß die Meinigen so spät anfangen nachzulaufen; sondern ich bin fortdauernd mit meinen drei Mädchen vollkommen zufrieden, und so gut mir auch der Junge gefällt so habe ich doch noch nie gedacht, wenn doch eins von den Mädchen auch schon ein Junge geworden wäre. Nun grüßt auch die Zeitschrift, und möchte gern nicht wieder mit bloßen Versprechungen abgewiesen werden. De Wette hat den Beschluß seiner Geschichte der Sittenlehre geschickt, Bleeks Fortsezung ist da, und noch eine Abhandlung von De Wette ist da, der nemlich Ihren Wunsch erfüllt hat und als mein Gegner aufgetreten ist. Ob er es aber Ihrer Kirche, oder vielmehr Ihrer Schule sehr zu Dank gemacht hat ist eine andere Frage. Ich hätte auch noch ein und anderes additamentum dazu auf dem Herzen; aber vielleicht findet sich noch ein ordentlicher Gegner und ich mache es 5057. Überlieferung: H: Jagiellonische Bibliothek Krakau, Handschriften-Abteilung, Schleiermacher; D1: Br 4, S. 263 f. (Auszug); D2: Christophersen: Friedrich Lücke 2, S. 244 f. Der Briefausgang des Tageskalenders (Juni 1820) vermerkt zum 20. 6.: „Lücke Einlage in dem vorigen [Brief 5056 an Arndt vom 20. 6. 1820]. Ueber seine Tochter und die Zeitschrift.“ 5 aller] korr. aus alles 9 wegen] korr. aus nach

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Briefe 5057 – 5060

dann auf einmal ab. Sie aber kann ich mit Ihrer Rechtfertigung nicht gelten lassen. Die Dogmatik kennt keine Ueberfülle des Gefühls, aber dem Verstande muß sie genügen sobald sie sich auf einen Gegenstand einläßt. Ein anderes ist wenn sie etwas für ein απορρητον erklärt; das steht ihr auch frei. Aber ein drittes giebt es nicht. Ich gebe übrigens in das zweite Stück, dessen Druk erst künftigen Monat anfängt nichts und so wird es um so wichtiger daß Sie eintreten, damit von 3 Herausgebern doch immer zwei auf dem Plan sind. – Ethik lese ich auch, und bin wieder in meinem alten Plan hineingegangen ohnerachtet eines Verdachts daß noch manches könnte besser gestellt werden: Für jezt suche ich nur zu ergänzen und verspare das übrige auf eine spätere Bearbeitung. Die Uebersicht, die Sie bekommen, ist wahrscheinlich die von Jonas, die mir sehr treu zu sein schien. – Was unsern Freund betrifft: so haben wir hiesigen uns zusammengethan um ihm, vorläufig auf dies Jahr, sein Gehalt zu sichern. Buttmann hat dabei die Einsamlung und Reimer die Austheilung; und durch Reimer könnten auch dortige Freunde an ihn gelangen lassen. Ihre Einlage an ihn ist gleich besorgt worden. Tausend schönste Grüße an Ihre liebe Frau, und sie möge sich nur nicht abschrecken lassen, und an die kleine Johanna. Und schreiben Sie auch bald einmal wieder. Was macht denn d e r J o h a n n e s ? Von Herzen der Ihrige Schleiermacher

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5058. Von August Hermann Niemeyer. Halle, Dienstag, 20. 6. 1820 Beunruhigende Nachrichten von der Krankeit meines neuen Schwiegersohns, die aber Gottlob! durch seine bald erfolgte Genesung, nur vorübergehend waren, beschleunigten meine Abreise so sehr, daß ich nur eben mit Mühe und Noth mit meinen Geschäften zustande kam. Sonst wäre ich gern noch ein Stündchen zu Ihnen gekommen, wie Ihnen Voigtel, wenn ers nicht vergeßen hat, gesagt haben wird. Indeß hat sich, hoffe ich, in Ihrem Hause Angenehmes zugetragen, woran, wenn es so ist, das meinige herzlichen Antheil nehmen wird, den ich Ihnen ausdrücklich von meiner Frau bezeugen soll. Heute nur noch ein Wink über Ihren angenehmen Auftrag. Nach vielem Ueberlegen finden meine Collegen und ich einen iungen Schlesier, PKandS PBurgmanS aus Hirschberg der Unterstützung am würdigsten. Er war von 5058.

Überlieferung: H: BBAW, SN 342, Bl. 22.

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seinen Eltern nicht zum Studiren bestimmt, und schon aufgedrungen. Aber der Trieb war unwiderstehlich. Armuth trieb ihn früher, als gut war, von der Schule. Aber sein Vater schrieb mir, es sey doch mehr in ihm, als in Vielen, die r e i f abgingen. So hat es sich bewährt. Er hat rüstig gearbeitet, und war PneulichS noch Pim PreiseS für eine nicht leichte Aufgabe. Aber – sein Vater hat nie studiert; also d i e s e Qualification hat er nicht. Und darum frage ich, eh ich die Quitung einsende, erst nach, um nicht zu fehlen. Haben | Sie nun die Güte mir PinS PderS PEileS mit 2 Worten zu melden 1) ob er angenommen werden soll. 2) ob PvorigeS Theilung etwa von 30 und 20 R unstatthaft ist. 3) ob eine Quitung von mir über die zu diesen Zweck erhaltenen 50 R hinreicht, oder ob sie den oder die Empfänger selbst ausstellen müßen? Wir sind alle wohl und leben einträchtig mit Kindern und Kindeskindern unter einander. der Ihrige Niemeyer Halle den 20t. Jun. 20.

*5059. Von Ernst Sartorius. Göttingen, um den 20. 6. 1820

*5060. Von Frau von Wobeser. Labuhn, vor dem 21. 6. 1820 Wegen einer Pensionsanstalt für ihre Tochter. *5059. Der Briefeingang des Tageskalenders (Juni 1820, Eintrag ohne Datum zwischen dem Eingang von Dräsekes Schrift „Der Fürst des Lebens und Sein neues Reich. Zweite Zugabe zu der Schrift: Christus an das Geschlecht dieser Zeit“, 2. Aufl., Lüneburg 1820, am 22. 6. und dem Empfang des vom 22. 6. datierten Briefes von G.A. von Mühlenfels) vermerkt: „Sartorius aus Göttingen mit seiner Schrift.“ („Drey Abhandlungen über wichtige Gegenstände“.) *5060. Der Briefeingang des Tageskalenders (Juni 1820) vermerkt zum 21. 6.: „von Wobeser Frau Rittmeister in Labuhn bei Lauenburg wegen Pensionsanstalt für Ihre Tochter“.

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Briefe 5061 – 5062

5061. An Samuel Marot (auch von Konrad Gottlieb Ribbeck). Berlin, Donnerstag, 22. 6. 1820 Die unterzeichneten jetzt hier anwesenden Mitglieder des Moderamens der hiesigen Synode wünschen, über einige Gegenstände, namentlich darüber, ob in diesem Sommer eine förmliche Synodalversammlung zu halten für nöthig erachtet wird, mit den hochgeehrten Herren Synodalen in einer Privatzusammenkunft sich besprechen zu können. Sie geben sich daher die Ehre, ihre hochgeschätzten Herren Amtsbrüder freundlich einzuladen, zu dieser Berathung am nächsten Montage, den 26ten Junius currentis Nachmittags um 4 Uhr in der Nicolaikirche sich gefällig einfinden zu wollen, und ersuchen Ewr Hochwürden ergebenst, diese Einladung den Herren Predigern Ihrer Superintendentur baldgefällig mitzutheilen. Zum Eintritt in die Kirche wird die Sakristeithüre geöffnet seyn. Berlin den 22. Jun. 1820. Schleiermacher Ribbeck

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An des Königl Superintendenten Herrn Marot Hochwürden

5062. Von Gustav Anton von Mühlenfels. Stralsund, Donnerstag, 22. 6. 1820 Hochwohlgebohrner Herr Professor! Hochzuverehrender Herr Vetter! Wenn ich bisher verfehlte Ew Hochwürden meinen herzlichen Dank abzustatten für Deren gütige Mittheilung so wie Antheil, an meines Sohnes Schiksal, so geschahe es theils weil ich mir sagen konte daß Sie ohnehin genug beschäftiget [seyen] und unter den Obwaltenden Umbständen nichts zu thun sey, theils weil ich doch nicht so gantz meines Sohnes Ansichten theile, die außerordentlichen ZeitEreignisse rechtfertigen gewissermassen ausserordentliche Mittel. Doch wenn man unschuldig ist, so ist eine Bitter5061. Überlieferung: H: ELAB, 10400, Nr. 163, Bl. 17. d. 22t Juni 1820.“

Empfangsvermerk: „Praes.

5062. Überlieferung: H: BBAW, SN 335, Bl. 9 f. Der Briefeingang des Tageskalenders (Juni 1820) vermerkt am Schluss der Liste: „Mühlenfels Eingabe an den König Entbindung seiner Frau.“ 5 Schiksal] Schiksals daß] das

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keit natürlich, und ein Beamter wie Ludewig wird nicht so leicht unter die Füsse getreten, auch ist es gut daß bisweilen solche Menschen auftreten, damit die BeamtenWilkühr sich doch einmahl voranstösset, es giebt ia ohnehin Böses genug in der Welt. Daß ich suchen würde die Anwesenheit unsres Königs zu benutzen vermuhteten Ew Hochehrwürden wohl, da mir gewichtigste Mäner aber versichterten daß Seine Majestät auf VergnügungsReisen, ungern von Angelegenheiten sich unterhalten liessen, aus mehreren Gründen aber auch ich nicht das Ansehen haben mochte mir als gantz gleichgültig in Ludewigs Angelegenheit zu bezeigen, so habe [ich] unter der Adresse des Herrn GeheimRahts | Albrechts denn gantz freymühtig mir eröfnete, beygehende supplic an Seine Majestät abgesandt, umb ein mereres deuchte mir konte ich nicht bitten. Gott gebe daß es von einigem Erfolg, und Ludewig nur auf freyen Füssen, denn ich kan mir nicht der Befürchtung erwehren, daß das lange sitzen ihm höchst Nachteilig werden muß. Ew Hochehrwürden bisherige gütige Theilnahme sichert mir selber auch vor der Folge zu, und daß Sie auch die Güte haben wollen auch ferner von der Entscheidung seynes Schiksaal zu unterrichten, da man ihm wohl nur selten zu schreiben erlauben wird. Meine gute Frau ward den 12ten May von einem Knaben glüklich entbunden, allein sie ist nachher recht krank gewesen, so daß sie sich seyt einigen Tagen erst auswagen kan, auch ich leyde an Gicht, hoffe aber daß wenn die Witterung minder ungünstig und wir erst auf dem Lande wieder hausen können, sich alles geben wird. Unsere gantz ergebenste Empfehlung bitte Derer Frau Gemahlin und Familie zu versichern, nebst der angelegenen Bitte | wenn die Herrschaften noch disen Sommer einen Ausflug nach Pommern machen sollen, uns doch die Freude Ihres Besuchs zu geben, ich der Ihnen Hochgeehrter Herr Vetter so vihle Verpflichtung schuldig bin, werde gewiß mit sämtlichen Meinen Bemühet seyn Sie, von der vollenkommensten Hochachtung und Ergebenheit zu überzeugen mit der stets zu PwünschenS bin Ew Hochwohlgeboren gehorsamster Diener Gustav v Mühlenfels Stralsund den 22n Juni 1820.

10 wird] wirt 11 daß] das 14 Daß] Das 16 daß] das 22 daß] das 26 daß] das 28 wird] wirdt 29 ward] wart 30 daß] das 31 daß] das

23 daß] das

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Brief 5063

5063. An das Kultusministerium (auch vom Reorganisationsausschuss). Berlin, Freitag, 23. 6. 1820 An das Hochpreißliche Ministerium p Der unterzeichnete Revisionsausschuß der Akademie der Wissenschaften muß zunächst über die Verzögerung seiner Arbeiten hochgeneigte Entschuldigung und Verzeihung erbitten. Zuerst die Ferien, und hernach abwechselnde Verhinderungen einzelner Mitglieder führten eine solche Zögerung herbei, daß er das verehrliche Rescript vom 3ten September 1819, welches sogleich allen Mitgliedern abschriftlich mitgetheilt wor[den] erst am 14ten Februar dieses Jahres in gemeinsame Berathung nehmen konnte. Der gegenwärtige gehorsamste Bericht ist das Ergebniß derselben, und daß er nicht eher abgestattet worden, ist lediglich die Schuld des mit der Redaction beauftragten und mit vielfältigen Arbeiten überhäuften Mitgliedes. Indem nun der Ausschuß das bereits a[usge]zogene Rescript in Erwägung nahm, mußte er zuerst nochmals prüfen, aus welchen Gr[ünden] sich wol eigentlich seit geraumer Zeit das Interesse der Akademiker an ihren Vereinigungen verringert habe, eine Verringerung, welche nicht nur die Majorität des Ausschußes empfindet, sondern auch die Minorität nicht abzuläugnen geso[nnen] ist. Das gute Vernehmen der Akademiker unter sich ist gewiß dasselbe; den Gehalt der Abhandlungen dürfte schwerlich in irgend einem Fach der unpartheiische Beurtheiler zurük stehend finden hinter den früheren; und sollte auch die Abwechselung der Mittheilungen geringer sein, was aber, wenn man die Liste zur Hand nimmt, nicht einmal in die Augen fällt, so kann doch dieser für den Ernst reifer Männer schon an sich unwichtige Umstand hier um so weniger bedeutend sein, als bei den vielen zwischen eintretenden Geschäften eines jeden Akademikers wol

5063. Überlieferung: H: BBAW, Archiv, II–I, Nr. 3, Bl. 75 f. (Konzept Schleiermachers mit Ergänzungen von Savigny und Fischer); D: Harnack: Geschichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften I/2, S. 710 (Zusammenfassung) Am linken Rand von Bl. 75: „Dieser Bericht ist nunmehr schleunigst zu mundiren. 23/6 20. Savigny“. 1 An … p] von Savignys Hand 4 f Zuerst … abwechselnde] korr. aus Abwechselnde 5 eine solche] über )diese* 6 herbei,] folgt )so* er] folgt )erst am 14t. Febr d.J.* 16 sondern] folgt )welche* 20 die Abwechselung] mit Einfügungszeichen über der Zeile der Mittheilungen] von Fischer gestrichen; statt dessen mit Einfügungszeichen am linken Rand: „in den Gesamtsitzungen“ 22 dieser] korr. aus dies um so weniger 24 Akademikers] mit Einfügungszeichen über der Zeile

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den wenigsten wenn die neue Sizung beginnt, der Eindruk der vorigen noch sehr lebendig sein möchte. Der Ausschuß kam daher leicht dahin überein, der Grund dieses Uebels müsse wohl in demjenigen liegen, was sich seit geraumer Zeit wirklich geändert hat. | Es sind nämlich durch die neuen Statuten zu den Gesamtsizungen erst die regelmäßigen Klassensizungen an besonderen Tagen hinzugekommen; die Sizungsthätigkeit der Mitglieder ist dadurch vervielfältigt und zerstückelt, während ihre übrigen Verhältnisse dieselben geblieben sind, und nur wenige der Akademie mehr Zeit als vorher widmen können. Es scheint natürlich, daß unter diesen Umständen weder die neuen Klassensizungen recht fröhlich gedeihen, noch die alten Gesamtsizungen sich der früheren Theilnahme unverringert erfreuen können. Die neuen Statuten scheinen daher, wahrscheinlich um nicht zuviel auf einmal zu verändern, auf einem Punkte stehen geblieben zu sein, der in der Lage unserer Akademie nur ein Uebergangspunkt sein kann, auf welchem wir uns schon zu lange und daher nicht ohne Unbequemlichkeit verweilt haben. Der Ausschuß sieht daher nur zweierlei vor sich; entweder muß die ganze Lage der Akademie sich ändern, oder wir müssen diesen Uebergangspunkt verlassen. Das erste würde geschehen durch Zuziehung einer gehörigen Anzahl solcher Mitglieder, welche ihre Zeit ausschließend oder wenigstens sehr überwiegend ihrem akademischen Verhältniß widmen, und den verdoppelten Anforderungen genügen könnten. Der Ausschuß indeß kann sich für diesen Vorschlag, wiewol auch Ein hohes Ministerium darauf hindeutet, nicht erklären. Nicht sowol weil der größere Theil der gegenwärtigen Mitglieder dann als Nebenpersonen erscheinen würde, noch weil er an der Leichtigkeit eine große Anzahl ausgezeichneter Männer hier zusammenzubringen oder an der Zulänglichkeit der Mittel zweifelte: sondern vorzüglich weil auch die Neuberufenen theils nur zu bald in andere Verhältnisse mehr oder minder verflochten sind, wie die ganze Lage dieser Stadt es mit sich bringt, theils auch eine rein akademische Muße der Erfahrung gemäß

25 neue] mit Einfügungszeichen über der Zeile vorigen] über )lezten* 32 f ihre … können] von Savigny unterpunktet, der statt dessen (mit Einfügungszeichen am linken Rand) vorschlägt: „zu gleicher Zeit auch in den meisten Geschäftskreisen Sessionen mannichfaltiger und zahlreicher geworden sind, so daß die zugleich einem Geschäftsberuf lebenden Mitglieder den zahlreicher gewordenen akademischen Sitzungen oft gar nicht, oder doch nicht mit ungetheilter freyer Theilnahme, beywohnen können“. 33 können] folgt )oder wollen* 46 genügen könnten] korr. aus geneigt wären 52 theils] mit Einfügungszeichen über der Zeile 53 verflochten sind] korr. aus würden verflochten sein

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Brief 5063

wol nur den wenigsten für ihren gelehrten Beruf gedeihlich sein würde. Es scheint also nur der andere Ausweg übrig zu sein, daß wir nämlich den Uebergangspunkt, auf dem wir uns jezt befinden, bald möglichst verlassen, entweder indem wir zum ehemaligen Zustand zurükkehren, oder indem wir auf dem durch die neuen Statuten eingeschlagenen Wege weiter fortschreiten. Welches von diesen beiden aber wünschenswerther sei, darüber sind die Meinungen auch bei der jezigen Berathung eben so getheilt geblieben, als sie es waren. Diejenigen, welche | das Wohl der Akademie in überwiegender Thätigkeit der Klassen suchen, glauben nicht, daß etwas Wesentliches erreicht wi[rd,] wenn die Gesamtsizungen, deren We[sen] in den Abhandlungen besteht, soweit beschränkt werden, daß immer wichtig[e] Abhandlungen vorkommen könnten. Denn von welchem Fach auch die Rede [ist] mit Ausnahme des rein speculativen so besteht bei dem gegenwärtigen Zustande der Wissenschaften die akademische Wichtigkeit vorzüglich in der Gründlichkeit einer sehr ins einzelne gehenden Untersuchung, und dieses Einzelne bleibt nothwendig dem Gelehrten von einem minder verwandten Fach in demselben Maaße fremd. Vielmehr können diejenigen, welche jene Ansicht aufgefaßt ha[ben,] nur dieses als ihr Ziel erkennen, daß Gesammtsizungen nur bestimmt würden damit die Klassen theils sich gegenseitig in Kenntniß sezen könnten von ihrer Thätigkeit in einem abgelaufenen Zeitraume, theils so oft eine hinreichende Veranlassung dazu vorhanden ist, sich über gemeinsame Angelegenheiten, die engeren Ausschüssen nicht überlassen bleiben können, zu berathen. Diejenigen, welche auf die bisherige Erfahrung sich berufend, das Lesen der Abhandlungen vor der Gesamtheit der Mitglieder als den Hauptzweck der Akademie betrachten, von dem man sie ohne Gefahr nicht entfernen könne, finden sich von ihren Besorgnissen nicht befreit, wenn auch allen Mitgliedern zu allen Klassensizungen der Zutritt frei steht, und jeder immer wissen k[ann,] was er in einer solchen zu erwarten hat, sondern ihr eigentliches Ziel ist dieses, daß die Klassen nur zusammentreten entweder im Auftrag des Plenum, oder um ihrerseits Anträge an dasselbe vorzubereiten. Indeß glaubte auch dieser Theil des Ausschusses nicht, daß | strenge Maaßregeln 55 den wenigsten] von Savigny korrigiert in: Wenigen würde.] folgt am linken Rand von Fischers Hand (dann durchgestrichen): „(In der Physik und Mathematik ist zusammenhängende Musse nicht nur gedeihlich, sondern nothwendig, wenn Wichtiges geleistet werden soll, wie sich aus der Natur der Sache, und geschichtlich würde erweisen lassen).“ 59 weiter] folgt )durch* 72 jene] korr. aus von jener Ansicht] folgt )ausgehen* 74 theils] mit Einfügungszeichen über der Zeile 79 f den … Akademie] von Savigny gestrichen, mit Einfügungszeichen am linken Rand: „das Wesentlichere“. Darunter hat Fischer notiert (dann durchgestrichen): „(Nicht der Academie, sondern der academischen Sitzungen).“ 81 auch] von Savigny korrigiert in: „gleich“

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gegen das Ausbleiben der Mitglieder, welche gleichsam ein negativer Jetton sein müßten, den Gesamtsizungen wesentlich aufhelfen könnten. Indem nun über diesen Präliminarpunkt auch nach Beherzigung alles dessen, worauf Ein hohes Ministerium uns in der Verfügung vom 3 September praecurrentis aufmerksam gemacht, eine Vereinigung unter den Mitgliedern des Ausschusses nicht zu Stande gekommen ist, bleibt dem Berichterstatter nur übrig auf die geschichtlichen Verhältnisse aufmerksam zu machen. Die Akademie hatte nämlich in ihrer ersten Periode von 1710– 1744, wie aus dem Statut vom 3ten Juni 1710 erhellt nur regelmäßige Klassen oder DepartementsSizungen, und nur außerordentliche vom Praesidio auszusezende Generalversammlungen.1 Erst unter dem Praesidio des Herrn von Maupertuis wurden durch das am 2ten Juli 1746 bekannt gemachte französische Reglement ohne Datum in dessen § XI angeordnet, daß die wöchentlichen Versammlungen aus den Mitgliedern aller Klassen zusammengesezt sein sollten. Indeß scheint es doch Gebrauch geblieben zu sein, daß mit den Lesungen Klassenweise abgewechselt würde, welches auch mit der in diesem Reglement projectirten gleichen Stärke aller Klassen zusammenstimmt. Nur erst in der späteren Zeit ist man hievon abgewichen, und hat für die Lesung die Ordnung nach dem Eintritt eingeführt, welches wegen der großen Ungleichheit der Klassen unvermeidlich war, und erst hiedurch haben die regelmäßigen Sizungen allen Zusammenhang mit der Eintheilung in Klassen verloren, und es gewinnt das Ansehn, als ob das Hervortreten besonderer Klassensizungen als eine natürliche Reaction gegen diese Veränderung, und also als ein Kampf gegen die vollständige Ausführung des Reglements von 1746 anzusehen ist in welchem zwar von den Klassen und ihren Directoren, aber von gar keiner eigenthümlichen Thätigkeit derselben die Rede ist. Was den zweiten Präliminarpunkt, nämlich das Eingehen der philosophischen Klasse, betrifft: so ist von demselben, da Ein hohes Ministerium seine Zustimmung dazu versagt hat, nicht weiter die Rede gewesen, und wir bitten nur um Erlaubniß, auch hier auf das geschichtliche aufmerksam zu machen. Die Akademie hatte nämlich, unter dem Praesidio von Leibniz selbst, durch das Statut vom 3ten Juni 1710 keine philosophische Klasse,

98 am] über )Reglement vom* 99 französische] mit Einfügungszeichen über der Zeile ohne Datum] mit Einfügungszeichen über der Zeile 111 anzusehen ist] mit Einfügungszeichen über der Zeile 111 f von den] über )die* 115 hohes] von hier an bis zum Schluss des Briefes am linken Rand 116 dazu] folgt von Savigny (mit Einfügungszeichen über der Zeile) ergänzt: „(unter Erinnerung an Leibnitz als den ersten Präsidenten der Akademie)“

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Briefe 5063 – 5065

wol aber war die historisch philologische getheilt in die occidentalische und orientalische, und erst mit dem Präsidenten Maupertuis im Jahr 1744 erhielt sie diese Klasse, wogegen jene beiden zusammengeschmolzen und der litteratura orientalis, und wie selbe zu Fortpflanzung des Evangelii unter den Ungläubigen nach dem Statut von 1710 benuzt werden sollte, nicht mehr besonders erwähnt wird. So daß die speculative Philosophie ganz eigentlich scheint als Gegensaz in die Stelle der früher gedachten Beziehung auf das Christenthum getreten zu sein. Daß die eigentliche Philosophie unter uns Deutschen eine andere Bedeutung hat als unter andern Völkern wird immer unverkennbar bleiben, wenn sie fortfährt auf unsern Universitäten die ihr gebührende Stelle einzunehmen. Wie sehr aber Leibniz Recht gehabt hat, sie nicht der Akademie vorzüglich anzuvertrauen, das zeigt auch die neueste Erfahrung, indem von den Sizungen der philosophischen Klasse mehrere ausfallen als wirklich zu Stande kommen, und aus den Gesammtsizungen der 2 Jahre 1818 und 19 nur eine einzige philosophische Abhandlung zum Druck kommen wird. Indem wir nun das weitere Einem hohen Ministerio gehorsamst anheimstellen, mit dem Bemerken, daß die Vorschläge über welche wir, ohne daß jene vorläufigen Punkte berichtiget werden, noch berathen könnten, nicht durchgreifend und für eine erhöhte Thätigkeit der Akademie entscheidend sein dürften, bitten wir hochdasselbe überzeugt zu sein, daß, wenn auch wesentliche Verbesserungen in dem gegenwärtigen Zeitpunkt wegen Verschiedenheit der Ansichten nicht sollten zu Stande kommen können, wir alle von dem gleichen Eifer beseelt sind, auch unter den bisherigen

120 f wol … erst] von Savigny unterpunktet, der statt dessen (mit Einfügungszeichen weiter oben am linken Rand) vorschlägt: „sondern die Gegenstände der 4 Klassen waren auf folgende Weise bezeichnet: 1.) Physik 2.) Mathematik 3.) ‚Ausarbeitung der teutschen Sprache, sammt denen vornemlich Alten Geist- und Weltlichen Geschichten des Vaterlandes‘ 4.) ‚Literatura insonderheit aber Orientalis‘ (histoire de l’academie p. 210), welche Eintheilung beinahe gänzlich mit der von uns in dem gehorsamsten Bericht vom Juli 1818 (unter Erinnerung an Leibnitz als den ersten Präsidenten der Akademie) vorgeschlagenen übereinstimmt. Erst“. war] korr. aus eine 122 diese … zusammengeschmolzen] von Savigny korrigiert in: „eine philosophische Klasse, wogegen die zwey lezten der ursprünglichen Klassen zusammengeschmolzen wurden“ 129 immer] folgt )daran* 134 Gesammtsizungen der] mit Einfügungszeichen über der Zeile 137 mit … daß] über )indem* 142 können] korr. aus könnt

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23. 6. – 28. 6. 1820

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Umständen aus allen Kräften das Bestmögliche in der Akademie zu erstreben, und durch ihre Arbeiten den Flor der Wissenschaften zu befördern. Der Reorganisationsausschuß der Akademie. Berlin 23 Jun. 1820. 1

Auch das Statut vom 24ten Januar 1744 beläßt es hiebei, nur daß zwei ordentliche Generalversamlungen angesezt werden, die zugleich öffentlich sein sollten.

*5064. An Friedrich Wilhelm III. von Preußen. Berlin, Montag, 26. 6. 1820

5065. Von Ernst Moritz Arndt. Bonn, Mittwoch, 28. 6. 1820 Bonn den 28n Jun. 20.

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Lieber Bruder. Der Wechsel ist von Weber sogleich geehrt, und ich habe statt der angewiesenen 129 Rthl 21 Gr. 107 Rthl 22 Gr. Preußisch Kurant wirklich empfangen, indem ich laut beifolgender Note von meiner Frau dir zu Gute 21 Rthl 23 Gr. abgerechnet habe, die sie deiner Frau schuldete: so daß du von Reimer wirklich nur 107 Rthl 22 Gr. empfangen hast. 145 befördern.] folgt (von Savignys Hand, dann durchgestrichen): „Zum Schlusse aber glauben wir noch erwähnen zu müssen, daß, wie verschieden auch übrigens die Ansichten geblieben sind, dennoch in dem Hauptinhalt des gegenwärtigen Berichts alle Mitglieder des Ausschusses einstimmig gewesen sind, in der Überzeugung nämlich, daß jede der hier dargestellten Alternativen vorzüglicher seyn möchte, als die unveränderte Fortdauer des gegenwärtigen Zustandes.“ 146 Der … Akademie.] von Savignys Hand 147 Berlin … 1820.] von Savignys Hand 148 f Auch … sollten.] mit Einfügungszeichen am linken Rand *5064. gesezt.“

Der Tageskalender 1820 vermerkt zum 26. 6.: „Das Schreiben an den König auf-

5065. Überlieferung: H: BBAW, SN 239, Bl. 73 f.; h: GStA, I. HA, Rep. 77, Tit. 21, Lit. Sch, Nr. 6, Bl. 135; D: Arndt: Briefe 2, S. 87–89. Mit einer Einlage von Anne (Nanny) Arndt an Henriette (Jette) Schleiermacher. Der Briefeingang des Tageskalenders (Juli 1820) vermerkt zum 7. 7.: „Arndt über die Weinzahlung, mit Einlage von Nanna an Jette Bestellungen enthaltend.“ Beantwortungsvermerk: „beantw.“

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Briefe 5065 – 5067

Ich wünsche nun nur, daß der Wein wohlbehalten anlange und meine, mit Accise etc. wird ja wohl nicht eben weiter Quälerei seyn, da hier bei der Absendung alles genug hin und her probirt visirt und verificirt ist. Wäre es, daß ihr Geschmack | bekömt zu dem Feyschen Wein – er hat das Ansehen und den Ruf eines sehr guten Mannes – so läßt sich die Absendung künftig durch ihn wohl etwas wohlfeiler vielleicht von Andernach aus machen. Übrigens ist wieder Hoffnung eines guten Jahrs, alle Stöcke sind voll; nur will es einen sehr warmen Sommer und Herbst, weil die Blüthe eben jetzt erst steht, welche voriges Jahr 2–3 Wochen früher war. Auch unsre Wenigkeit ist mit Scheinen – wohl der rechte Name der Weinblüthen, weil keine Hoffnungen leichter zerrinnen – reichlich behangen. Klein Siegerich und Karl Treu haben ihren Geburtstag zusammen gefeiert, da nur ein Tag dazwischen liegt. Das Kerlchen ist wirklich sehr | lieb lebendig und kräftig, obgleich nicht in diesen Tagen, wo einige Zähne, die zum Ausbruch stehen, ihn zuweilen fieberig durchläufig und also mislaunig machen. Mir gehts eben nicht beßer. Seit 14 Tagen leide ich an einem heillosen Schnupfen mit Kopf- und Zahnweh gesellschaftet, so daß ich oft fast dämisch bin. Das ist nun einmal mein althergebrachter m o r a s t i g e r Kopf – Schlegel nennt Adelung so, weil er so viele germanische Völkernamen von Küsten und Sümpfen ableitet – der durch einen Regen von 4 Wochen, der nun gottlob vorbei ist, neue Nahrung erhalten hat. Unser Heinrich macht sich freilich leicht Geschichten und sieht den Floh zuweilen für den Elefanten an, auch wenn er nicht auf ihn springt. Sonst, wo die Leidenschaft ihn nicht reißt, ein rechtschaffener Mann. | Die Darmstädter haben die Konstitution, die keine war und nicht einmal den Schein von einer hatte, mit Recht verworfen. Viel beßer von offenbarer Willkühr regiert werden als unter dem Schein der Gesetzlichkeit, wo keine ist. Von den Solmsen und Erbachen wird man doch wohl nicht sagen, daß sie Jakobiner oder Radikale sind. Den Brief an Lücke und die Grüße habe ich abgegeben. Gottlob seine Frau ist wieder frisch. Das sollt ihr denn auch seyn und bleiben, beßer als mir in meinem Zustand von pituita ist. Grüße mir lieb Weib alte gute Lotte und alle Kindelein klein und groß, am meisten Lisbethchen und das süße großäugige Patelinchen, auch alle Freunde, besonders die Hausgenoßen. Dein EMArndt.

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28. 6. – 5. 7. 1820

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*5066. Von Friedrich Wilhelm III. von Preußen. Vor dem 4. 7. 1820 Antwort, wohl auf Brief *5064.

5067. Von Heinrich Philipp Baron von Medem. Berlin, Mittwoch, 5. 7. 1820

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Decano spectabili Facultatis Theologiae. Ew Spectabilität verfehle ich nicht, hierdurch ganz ergebenst anzuzeigen: daß der Studirende der Theologie Herr Liebmann aus dem Herzogthum Sachsen gebürtig, die Universität verlaßen und er demnach pro Monat Juni die Miethsentschädigung zum letzten Mal bezogen hat. Ew Spectabilität stelle ich daher ergebenst anheim, dessen Stelle vom Monat July an wieder zu besetzen, so wie vom 1ten August an, die Stelle der alsdann ausscheidenden Studirenden Kritz und Lassahn; wobei ich ganz ergebenst bemerke, daß wegen meiner bevorstehenden Abreise zur Mitte dieses Monats, es zweckmäßig | sein dürfte, wenn diese drey Stellen von Ew Spectabilität jetzt bald angegeben würden, damit ich eine ganz richtige Liste der Beneficienten dieses Stipendii für die Monate July und August dem KassenAssistent Herrn Boll zurücklaßen kann. Berlin den 5t July 1820 Baron v Medem Quästor u Secretair der Universität

*5066. Der Tageskalender 1820 vermerkt zum 4. 7.: „Abends ging die Königliche Antwort ein“. Zum 5. 7. heißt es, Schleiermacher sei nach dem Bad mit dem Kabinettsschreiben zu Ribbeck gegangen. 5067. Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 223, Bl. 71. Aktennotizen am linken Rand von Bl. 71 und 71v: Schleiermacher macht zunächst drei Vorschläge für Studenten, die eine Mietentschädigung erhalten sollen (Liebetrut, Kruschwiz, Bölitz; vom 5. 7.). Marheineke wendet gegen Liebetrut ein, das Kultusministerium habe eine diesem zugesagte Unterstützung wieder ausgesetzt, bis er eine größere Zutrauenswürdigkeit dargelegt habe (vom 8. 7.). Schleiermacher dekretiert demgemäß die Unterstützung für Kruschwiz und Bölitz (vom 8. 7.).

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Briefe 5068 – 5070

5068. Von Heinrich Christoph von Willich. Sagard, Mittwoch, 5. 7. 1820

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Die Herren Prediger Hoßfeld und Schulz gönnen mir das Glück ihrer Bekanntschaft, geben mir Theil an ihrer Freude über deine Predigt, jüngst gehalten, über „Gott muss man mehr gehorchen pp[“] und erbieten sich zu Aufträgen. Da kann ich es denn nicht lassen, dir ein Glückauf zuzuschreiben zu dem heitern Muthe, der dich während aufziehender Gewitterwolken, wie ichs wuste, nicht verlassen und auch ferner in dir seinen Tempel hat – Möge nur dein Wort zu seiner Zeit alle taube Ohren und harte Herzen durchschmettern; insonderheit auch die zwei, in die wir hier nicht einmahl ein Hurrah hinein tönen durften; es waren alle Regungen, Äusserungen wenigstens, kindlicher Freude und rechter Liebe sehr unweise durchaus verboten und das hat das | Band eben nicht fester geschürzt, das uns mit dem alten Stamme verbinden soll – manche Inconvenienzen zur Folge gehabt und wie zierlich auch die Zeitungen sich über gnädiges Wohlgefallen äussern, es sind Redensarten. Mögte statt dessen einem weiter, als wir es bemerken konnten, geöfneten Auge ein helles Licht aufgegangen seyn, über die unzählbaren Mängel und unnennbaren Unvollkommenheiten, die uns hier drükken! Nun ist vielmehr auch die Hofnung dahin, daß der Aufgang dieses Sterns aus der Höhe uns Segen bringen werde – Wir leben, oder vielmehr sterben politisch, civiliter pp unter zahllosen protestationen, Kraftleeren reactionen, Sinnlosen Demonstrationen langsam dahin und treten vieleicht in mancher Rücksicht Jahrhunderte rückwärts – Alle Versuche für Kirche, Schulen, Armen, Verfassung pp etwas gedeihliches auszuwürken sind vergeblich – Landräthe, Regie|rungen, Oberpresidenten – so weit habe ich möglichst bombardirt, – scheinen taub und stumm gegen das Geschrei der dringendsten Noth – und vertrösten fort und fort: „es soll alles werden[“] und es wird Nichts – Bist du der Wächter, der Engel mit dem flammenden Schwerdte, so schlage ferner drein, ob es nicht endlich eine empfängliche Stelle trift. Ach! daß man nicht das Ohr des Königs hat!! Von deinem sonstigen Wohlergehen habe ich durch meinen Sohn öfters erfreuliche Nachrichten – du erweisest ihm viele Liebe, ich danke dir und bitte, sollte ihm je für den Augenblick GeldNoth zustossen, ihm deine Hülfe ferner a n z u b i e t e n , denn er ist blöde, mehr als gut ist und seine Wechsel, die von Hamburg aus durch Schickler kommen sollen, werden nicht immer promt besorgt – Ist es nicht möglich, ihn vom Militair, auch 5068. Überlieferung: H: BBAW, SN 421, Bl. 44 f. Der Briefeingang des Tageskalenders (Juli 1820) vermerkt zum 17. 7.: „Willich aus Sagard durch Hosbach“.

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vom freiwilligen Jahr zu dispensiren? ich fürchte für seine Gesundheit. Tausend Grüsse von allen hier an alle dort; nur nicht von meiner Frau, die in Holstein umher schwärmt. Dein CvW. Sagard den 5 Jul. 20.

*5069. An Gottlieb Benjamin Gerlach. Berlin, Sonnabend, 8. 7. 1820 Wegen seiner Preisabhandlung. Die Preisaufgabe sei noch einmal gestellt worden.

5070. An Johann Friedrich Ludwig Göschen. Berlin, Montag, 10. 7. 1820

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Magnifice Da laut des mir zur Unterzeichnung zugekommenen Begleitungsberichtes bei Einsendung des Entwurfes zum nächsten Lectionsverzeichniß das Begleitungsschreiben des Herrn Professoris eloquentiae mit eingereicht werden soll: so muß ich mir die Bemerkung erlauben, daß dadurch das wegen der Vorlesungen des Herrn Professors Bernstein vorgefallene dem hohen Ministerio auf eine sehr ungenügende Weise bekannt werden würde, wie denn Herr Professor Boeckh bei Entwerfung seines Schreibens an Ew Magnificenz gewiß eine Mittheilung desselben an Ein hohes Ministerium nicht vorausgesezt hat. Die Sache verhält sich aber folgendergestalt. Wenn Herr P r o f e s s o r B e r n s t e i n selbst gewünscht hätte daß eine oder mehrere seiner Vorlesungen unter das rubrum der theologischen Facultät gestellt würden so lag ihm nach II,17 der Statuten ob diese mir zuzusenden, und zwar ehe die Facultät sich der Vorlesungen wegen versammelte. Da er nun seine Anzeige mir gar nicht sondern nur dem Dekan *5069. Der Briefausgang des Tageskalenders (Juli 1820) vermerkt zum 8. 7.: „Gerlach in Jahnsdorf wegen seiner Preisabhandlung“. Zum Inhalt vgl. auch Brief 5079, Z. 31–32 (19. 7. 1820). 5070. Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 72, Bl. 24 f. 7 Weise] korr. aus A

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Briefe 5070 – 5072

der philosopohischen Facultät zugesendet: so hat er auf eine Einrückung derselben unter dem rubro der theologischen Facultät selbst verzichtet. Wenn ich also, aber erst nach dem 13ten | einen Zettel, worauf Vorlesungen des Herrn Professors Bernstein verzeichnet waren, brevi manu von dem Dekan der philosophischen Facultät erhielt: so konnte dies nur daher rühren daß die philosophische Facultät nicht angemessen gefunden diese Vorlesungen in ihrem rubrum aufzuführen. Es konnten aber alle übrigen angekündigten Vorlesungen, hebräische Archaeologie und alttestamentische Exegese als philologischen Inhalts sehr gut unter die philosophische gestellt werden, wie auch auf den meisten Universitäten mit ähnlichen Vorlesungen solcher Professoren, welche nicht der theologischen Facultät angehören geschieht. Herr Professor Bernstein hatte aber auch biblische Dogmatik angekündigt und es ist sehr natürlich daß Herr Professor Boeckh nicht angemessen fand diese Vorlesung unter das rubrum seiner Facultät zu stellen. Aber eben so wenig konnte ich es auf mich nehmen ohne Berathung mit der Facultät eine Vorlesung über eine solche rein theologische Facultätswissenschaft unter das rubrum der theologischen Facultät zu stellen und sie dadurch unseren Studirenden gleichsam im Namen der Facultät zu empfehlen. Ich konnte dieses nicht da weder Herrn Bernsteins PchristlicheS Gesinnung noch seine theologische Gelehrsamkeit mir im geringsten bekannt sind, und ich mich in dieser Hinsicht auch auf seine Berufung nicht beziehen konnte. Zu einer Berathung der Facultät aber war es theils zu spät, theils konnte ich mich auch nicht veranlaßt fühlen eine solche eher zu veranlassen als Herr Professor Bernstein | mir seinen Wunsch selbst bekannt machte. Indem ich also den Zettel den ich von dem Herrn Dekan der philosophischen Facultät ohne alle Zuschrift erhalten hatte diesem unberüksichtigt zurük sendete, hielt ich es für hinreichend mich gegen ihn auf den versäumten Termin zu berufen, indem es mir auch nicht zukam ihn aufmerksam darauf zu machen, daß nach VIII,3 der Statuten und nach dem Rundschreiben vom 6ten August 1819 er Herrn p Bernstein selbst an die theologische Facultät hätte verweisen sollen. Herr Professor Bernstein wird es also nur seiner Nichtbeachtung der Statuten zuzuschreiben haben, wenn für diesmal in Bezug auf seine Dogmatik nichts übrig bleibt als daß dieselbe wenn das hohe Ministerium dies genehmigt vielleicht unter einem andern Titel dem Verzeichniß der philosophischen Vorlesungen noch nachträglich einverleibt werde 33 unseren] korr. aus d 34 PchristlicheS] über )theologische* 44 f und … 1819] mit Einfügungszeichen am linken Rand

41 diesem] folgt )zur*

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Ewr Magnificenz stelle ich nach dieser Auseinandersezung ganz ergebenst anheim auf welchem Wege Ihnen gefällig sein wird den vollständigen Verlauf der Sache an Ein hohes Ministerium gelangen zu lassen. Berlin d 10t Jul. 1820 Der Dek. d th. Fac Schl. 10/7 20

*5071. Von Immanuel Bekker. London, Montag, 10. 7. 1820 Kurzer Arbeitsbericht mit Quittungen.

5072. Von Heinrich Philipp Baron von Medem. Berlin, Mittwoch, 12. 7. 1820

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Decano spectabili facultatis theologicae In der Anlage beehre ich mich Ew. Spectabilität 1) das Namensverzeichniß 2) die Nachweisung und 3) die Rechnung über die in den Monaten April, May und Juny currentis gezahlten Miethsentschädigungsgelder nebst 1 Volumen dazugehöriger Beläge hierdurch ganz ergebenst zu übermachen; indem ich das Namensverzeichniß mit Dero Unterschrift zu versehen bitte und die Einreichung sämmtlicher Piècen bei dem Hohen vorgesetzten Ministerio gehorsamst anheim stelle. Berlin den 12 July 1820. Der Quästor der Universität Baron v Medem *5071. Der Briefeingang des Tageskalenders (Juli 1820) vermerkt: „10 [Juli] Bekker aus London, kurzer Bericht mit Quittungen“. 5072. Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 223, Bl. 72. Mit Akten über die Mietentschädigung für bedürftige Studenten. Der Brief ist von anderer Hand geschrieben und von Medem unterschrieben. Aktennotiz Schleiermachers am linken Rand: „Apponantur Acta die Decrete wegen der Neueingetretenen Beneficienten enthaltend Schleiermacher 18/7. 20.“

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Brief 5073

5073. Von Friedrich Lücke. Bonn, Donnerstag, 13. 7. 1820 Endlich, mein theuerster Freund, kann ich Ihnen meine kleinen Symbole zu unserer Zeitschrift übersenden. Es ist mir sauer genug geworden, – mitten unter schweren Arbeiten über die Paulinischen Briefe, die Christliche Moral und den dritten Theil der KirchenGeschichte, – welche alle zum ersten Mahle gelesen werden, diese Paar Bogen, die viel Durchlesen, Suchen, und Nichtfinden gekostet haben, auszuarbeiten. Auf der hiesigen Bibliothek kann man unendlich viel noch suchen, aber nichts finden. – Ich bitte Sie nun, dafür zu sorgen, daß diese Paar Bogen noch mit abgedruckt werden in diesem Heft. Bleek, den Sie recht herzlich grüßen mögen, wird die Correctur gern übernehmen; für Deutlichkeit des Manuskripts ist gesorgt, und wenn er hie und da einen besseren Ausdruck weiß, so werde ich es ihm großen Dank wissen, wenn er ihn der Abhandlung schenkt. Für das nächste Stück bitte ich mir einen größeren Raum aus; bey diesem tröstet mich, daß die andern so viel haben. Da will ich aber zuerst auf eine kleine Streitschrift von Dr. Gratz, dem Katholischen Theologen hieselbst, gegen mich und meine Hermeneutik antworten; es wird eine polemische Analyse werden von dem Verhältniß der Protestantischen und Katholischen Hermeneutik. Da ich mit vielen älteren Theologen der letzteren die wissenschaftliche Freyheit abgesprochen habe wegen der Bestimmung des Tridentinums und die freyere Praxis der Hermeneutik in der Katholischen Kirche aus der nothwendigen Einwirkung der Protestantischen Kirche auf die Katholische die doch fortgestoßen weden muß, hergeleitet habe, so hat Gratz in seinen Apologeten des Katholicismus mich in Anspruch genommen, Marheinecke und PKaiserS auch, die Ähnliches gesagt haben. Er sucht aus dem Tridentinum die volle Freyheit der Wissenschaft zu erweisen. Da nun mit dieser Behauptung viele andere verbunden sind, worüber sich streiten läßt von unserem Bonnischen Standpunkte aus, Gratz aber nach gutem Kriegsrecht den Handel angefangen, so will ich auf dem Vorposten, wo mich meine Kirche hingestellt hat, die Waffen nicht verstecken und fortlaufen, oder verachtend stehen bleiben, sondern den nicht unwichtigen Streit aufnehmen, bey der Gelegenheit aber mich über vieles in meiner Hermeneutik und was dagegen ungerecht gesagt ist und gerecht, erklären. | 5073. Überlieferung: H: Jagiellonische Bibliothek Krakau, Handschriften-Abteilung, Friedrich Lücke; D: Christophersen: Friedrich Lücke 2, S. 245–247. Mit einem kleinen Beitrag für die Zeitschrift. Empfangsvermerk: „empf. d 1t. Aug 20.“. – Der Briefeingang des Tageskalenders (August 1820) vermerkt: „Lücke in Bonn mit Manuscript für die Zeitschrift“.

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Dieser Aufsatz denke ich wird etwa 4–5 Bogen einnehmen, habe ich dann etwa noch 4, um meine angefangene Abhandlung fortzusetzen, so bin ich zufrieden. – Gieseler will mir auch etwas geben über die Paschafeste. So denke ich, ist ein Heft fertig, und kann zu Weinachten erscheinen. Nun noch eine Bitte. Bis jetzt war es mir unmöglich, etwas für unseren Freund zu thun. Erste Einrichtung, – ein kärgliches Gehalt, wenig Honorar bey wenigen Theologen, ein etwas kärglicher Schwiegervater, der es uns sparsam zumißt, wachsende Bedürfnisse der Familie, – kurz es ist mir ohne Verletzung anderer Pflichten z u r Z e i t unmöglich. Nun aber wünschte ich, Reimer gäbe all’ mein Honorar für Alles, was ich in der Zeitschrift von nun an fleißig arbeiten werde, in die Kasse. Es thut mir wohl, den Beytrag erst zu erarbeiten. Wollen Sie das Reimer sagen, und mich bey sich und Andern darum im Stillen entschuldigen oder rechtfertigen? – Mein Johannes ist fertig. Tomus I. in etwa 14 Tagen werden Sie ihn haben. Seyn Sie dann nur gnädig. Ungnädig bin ich genug; denn das Kind gefällt mir nicht mehr. Es ist anders, wie bey der Agnes, unserem kleinen Töchterchen, das wird mir alle Tage lieber und herrlicher. Hätt es nie geglaubt, daß so ein kleines Thierchen einem so viel Freude machen könnte mit seinem stummen Wesen. Für Ihren Glückwunsch herzlichen Dank. Es kümmert mich auch jetzt nicht, ob die Jungen den Mädchen nachlaufen oder nicht; ich bin zufrieden und danke Gott, da Weib und Kind gesund sind und sommerhaft grünen und blühen. Was Sie mir über meinen Einwurf gegen Ihre Abhandlung sagen, ist ganz Recht. Aber das Unaussprechliche eben meinte ich, daß die Lutherische Kirche sich gehütet hat in der Dogmatik auf diesem Punkte auszusprechen. Ich habe gedacht einmahl neben Calvins Ansicht aufzustellen die Ansicht Luthers, und Melanchthons, wie er sie in einigen Streitschriften dargelegt, und dann zu vergleichen, was hie und da in den Flacianischen Streitigkeiten sich als Meinung unserer Kirche ausgesprochen hat. | Dazu aber habe ich jetzt keine Zeit. Ich hoffe indeß immer noch, der Streit soll nicht zerfallen. Bey uns steht es wie immer, Gutes und Schlechtes, wie überall. Alle grüßen herzlich. Windischmann läßt Sie mahnen. Ich habe getröstet, Sacks Bruder würde das Heft mitbringen. Arndts, und wen Sie sonst kennen außer Windischmann, alle befinden sich wohl.

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Briefe 5073 – 5076

Die Frau grüßt recht freundlich. Sie hält sich jetzt brav und frisch bey dem starken Kinde. – Grüßen Sie das ganze Haus und wer sonst mich lieb hat in Berlin. Gott befohlen! Der Ihrige Fr. Lücke. Bonn den 13t July 20. Seit ehegestern sind 3 Professorkinder geboren; Welcker hat einen Jungen. Gestern zählte man 18 Kinder der Professoren seit vergangenen Ostern. Welche Universität thut es uns darin gleich?

*5074. An Wilhelm von Humboldt. Berlin, Freitag, 14. 7. 1820 Wegen Immanuel Bekker.

*5075. Von Wilhelm von Humboldt. Berlin, Freitag, 14. 7. 1820 Antwort auf eine Anfrage wegen Immanuel Bekker.

*5074. Der Briefausgang des Tageskalenders (Juli 1820) vermerkt zum 14. 7.: „Humboldt wegen Bekker“. *5075. Der Briefeingang des Tageskalenders (Juli 1820) vermerkt zum 14. 7. 1820: „Humboldt Antwort wegen Bekker.“

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5076. Von Luise von Willich. Stubbenkammer, Poseritz und Sagard, Sonnabend, 15. 7. bis Sonnabend, 25. 11. 1820 Stubbenkammer, auf dem Königsstuhl den 15t July – 20

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Es ist angenehm, etwas außerordentliches zu genießen lieber Schleiermacher, das habe ich recht gefühlt, wie ich jene schöne, unvergeßliche Reise machte, so macht es mir jezt Freude, Dir ein mal von hir zu schreiben, bei Euch zu sein in weiter Ferne, ich weiß Ihr habt am liebsten von mir erzählende Briefe, so will ich Dir denn erzählen, daß ich hir sitze auf dem Königsstuhl: Unter der Dir wohlbekannten Buche steht eine Bank, und ein Tisch ich sitze hir ganz allein, und schaue ins weite, stille Meer – o wie herlich ist der Heutige Tag, unbeschreiblich schön! darum will ich nicht beschreiben. Ich fand eben eine Blume, wunder lieblich, wir wollten von Dir gerne wißen wie sie heißt? ich lege sie ein. Gestern war ein Profeßor von Wittenberg bei uns, er kam von Berlin, wie er weg war, um 5 Uhr, gingen Malchen und ich, nach Bobbin, wir hatten unsre Berliner Hüte auf, mit den grünen Schleiern, aber so, wie wir in Berlin, oft z u s a m m e n gegangen waren, und wir dachten beide recht lebendig an diese Zeit. In Bobbin, wehte vor Franks Türe, die Ostindische Flagge, die Mutter und Schwester gemacht, und ausgestelt haben, weil sie jezt Täglich, ihren Wilhelm erwarten. Er hat vor 14 Tagen aus London geschrieben. Gott hat ihn gnädig beschützt auf seiner großen Reise, er schreibt, daß er keinen Tag, auch nur unwohl gewesen sei, er wollte noch einge Geschäfte in London abmachen, und dann, in die geliebte Heimath eilen, bis sein Beruf ihn wieder treibt, aufs unendliche Meer wir freuen uns alle sehr auf ihn, er ist ein gar lieber Mensch. Die Eltern sind sehr glüklich, und ihre fromme Freude ist rürend, immer scheint ihnen der geliebte Sohn, aufs Neue von Gott geschenkt. Wir waren erst bei Franks, Lotte war erst mit ihren beiden Töchtern, – die recht lieb geworden sind, allein, nachher kam noch Frank der uns noch viel vom Könige erzählte, welchen er auf des Fürsten Puttbus Wunsch, hir auf Stubbenkammer entgegen genommen hatte. Der König hatte ihm sehr wohl gefallen, auch des Königs Eußerung, | wie er ans Ufer getreten war: „Das ist die Almacht Gottes, ich habe deßgleichen nie gesehen“. Der 5076. Überlieferung: H: BBAW, SN 427, Bl. 168–171. Der Briefeingang des Tageskalenders (November 1820) vermerkt zum 30. 11.: „Louise Willich Rügenische Nachrichten“. 31 Eußerung] korr. aus Empfindung

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Brief 5076

König hatte mit Frank manches, mehr freundlich bürgerlich, als Königlich gnädig geredet, und er hatte das kurz absprechende, gar nicht gefunden, auch nicht Picht, der Prediger in Gingst, in deßen Hause der König The getrunken; ihn hatte er unter andern gefragt ob er Kinder habe, auf die Antwort ja neune, hatte er gesagt: „nun, Kinder sind ein Seegen des Himmels“. Von Franks, gingen wir zu Tante Baier, die heiter und lebendig und frisch, war die liebe Mutter Schwester! sie setzte sich mit uns, gegen Sonnenuntergang gerichtet, auf den Berg, da saßen wir – wir köstlich war es, bis wir noch eh die Sonne ganz unter gegangen war gehen musten. Mienchen Rutz mit ihrem Töchterchen, und Malchen Frank begleiteten uns, bis die Sonne unter gegangen war. Nun stand der erste Silberstreif vom Monde, neben einer röthlichen Wolke, und geleitete uns. Wir gingen still und heiter neben einander, zwischen dem Korn. Der Abend war unendlich herlich und milde. Wir fanden die Unsrigen beim Abendeßen. Halb 5 Uhr, kam Julie Heute Morgen eben nach dem Saal, wo ich mit den übrigen Mädchen schlief, und wekte uns; Wir wollten, nach Stubbenkammer gehen. Lotte Hjort Julie Riane und ich, Malchen hatte leider die Woche, und Tante Mariane wollte sie nicht gerne mißen. Wir gingen um 6 Uhr aus, und waren in Stubbenkammer eh wirs uns versahen. Der Morgen war so schön wie wir nur wünschen konnten, milde aber keine heiße Luft, und meist bedekter Himmel. Unter Wegs schlug Julie vor, eine jede von uns sollte für Heute einen bekanten Herrn auf Stubbenkammer wünschen, das geschah, auch Du warst darunter ohne Dich zu fragen, ob Du Lust habest. Nun aber muß ich noch mein Völklein sehen, sie sind hinüber gegangen und ich will nun auch hinüber; Eben ist ein Fremder angekommen. 169

Poseriz den 30sten August. So gut ist mirs lange nicht geworden, Ehrenfried sitzt im Kirschen|Baum, und ich spreche aus meinem Fenster mit ihm. Gestern Abend kam er mit seinen Gefährten von Götemitz hir an, wie wir eben bei Tische saßen. Ganz wurden wir nicht überrascht, Theodor schrieb mit der lezten Post, daß er abgegangen sei. Sontag, den 23t Sept. Vorgestern fuhr ich Theodor Schwarz nach Glewitz entgegen, um 2 Uhr wollte er da sein. Ich war mit seinen Wagen, den Philippine von Wiek, über Poseritz schickte, früher schon da, und hielt den heißen Kaffe bereit. Er und seine Schwester Lina, die er mit aus Greifswald brachte, ließen mich nicht 66 den] folgt )30t*

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lange warten und ich empfing sie am Ufer, wie das Boot landete, so warteten wir ein Mal am Wittoschen Strande auf Dich und Nanny, Ihr aber kamt nicht. Recht herzlich war der liebe Theodor, und ganz Gemüthlich tranken wir nun erst den Kaffe, dann fuhren wir ab. Lina, setzte sich beim Kutscher, damit Theodor mir von der Reise erzählen könne, er wuste wohl daß ich am liebsten von Berlin hörte, und erzählte mir von Euch, von den Kindern, von der Herz von der Fischer, er rühmte Eure liebevolle Aufnahme, und freute sich der Bekantschaft mit der Fischer. Schleiermacher es bleibt mir doch immer ein Rätsel, weshalb die Fischer nicht wünschte mich zu sehen – wie gewiß glaubte ich der ihren Liebe zu sein, als ich in Berlin war, und nun – auf einen Brief den ich ihr gleich nach ihrer Genesung schrieb, habe ich nicht ein Mal erfahren ob sie ihn erhalten; und wenn sie mich nicht wirklich gerne sah, warum lies sie mir durch die Kinder sagen ich mögte kommen? Schleiermacher, willst Du sie ein Mal noch von mir grüßen? ich höre sie ist wieder sehr krank, wenn Jettchen nur nicht am Ende doch zu sehr angegriffen wird? – Du schriebst ein Mal Du würdest einge Exemplare Deiner lezten Predigten schicken, ich hoffte durch Theodor gewiß darauf, er hatte nichts für mich – auch keinen Brief, ein par liebe kleine Kinder Briefe doch, kein Brief von der alten Lotte? ja an Malchen Baier sagte er, zu Hause zeigte er mir den Brief, nicht neidisch, aber etwas wehmüthig sah ich den dicken Brief an. Es ist ein Bildnis darin sagte Lina | nun noch ein Brief sagte ich; es wurde ein wenig gespöttelt und ein Brief für mich fiel heraus. Die g u t e treue Lotte danke ihr so herzlich für ihre Freude welche sie mir machte. Eben, es ist Sontag, Morgens, habe ich eine Predigt von Dir, vorgelesen. Meta Schwarz, Lina und Sophien. „Das Zusammensein der Jünger unter sich, und mit dem Erlöser als Vorbild unsres vertrauten Lebens mit unseren Freunden.[“] Wir seegneten Dich für diese Predigt lieber Schleiermacher. Mir ist, als hette ich sie von Dir selbst schon gehört, doch mag ich sie wohl öfter schon gelesen haben, ich las sie das Mal nicht zu Ende weil ich zu bewegt wurde, Lina las und ich bin sehr gestärkt und erquickt dadurch. Ach daß doch bei der innigsten Sehnsucht, nach der ewigen Liebe, doch das Gemüth nicht rein bleibt von der Sünde – lieber Bruder, ach ich muß es Dir ein Mal recht klagen wie so schwach ich bin – immer – immer versinke ich wieder in denselben Fehlern – ach Schleiermacher wie glüklich sind die g u t e n Menschen! – o reiche jeder Schwäche die Hand, jedem den Du erreichen kanst, und mich schließe ein, in Dein Gebet! – 80 der ihren] Kj. ihrer

85 krank,] folgt )u nicht mehr bis* 94 machte.] folgt )den 25t Sept.*

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Brief 5076

Sagard, den 30ten October. Vier Wochen bin ich hir lieber Schleiermacher. Ich kam, ohne daß ich körperlich zu klagen wüste, doch krank hirher. Ich fühle mich viel wohler jezt, ich habe hir ein schönes stilles Leben gehabt, und mit Gotteshülfe wird dieser Aufenthalt, im Creise der Lieben, nicht ohne Seegen für mich sein. Ich war diesen Sommer sehr allein. Der Sommer ist vorüber. Ich habe hir, Morgens immer eine köstliche Stunde gehabt. Mit Hane und den Kindern, die mir wirkliche Arzenei ist, und Gott wird es an mir seegnen. Wir gehen Morgens gleich nachdem wir bei Mariane gefrühstükt haben, wärend die Willich noch schläft, Willich aber lange schon an seinen Schreibtisch sizt, mit Hane nach ihrem Zimmer, Malchen und ich, wir sitzen neben einander, Julie Therese, Riane und Hane. Hane liest uns vor, mit ihrer lieben milden Stimme, im Sinn ihres Geistes, und frommen Gemüths aus einem sehr schönen Buche, was Dir bekannt sein wird: Das Heiligthum der Menschheit, für gebildete, und innige Verehrer deßelben von Sailer. | 170

Poseritz d 21t November. G u t e n Morgen lieber Schleiermacher, lieber Bruder! es ist Heute Dein Geburtstag! Ich hoffte es sei möglich, Gestern mit der Post noch Nachricht von Euch zu erhalten – nun, sie hat mir nichts, nichts von Euch gebracht – Gott gebe daß es nicht zu schwer ist, was sie endlich doch bringen muß, denn ich habe nun wieder an Theodor, und große Jette geschrieben. Ob Du wohl zwischen den Deinen sitzt? ob sie wohl alle gesund um Dich versammelt sind? o gebe es Gott! Ich wollte Heute recht still bei Euch sein, aber es ist ein recht buschliger Tag – Die Gänse werden geschlachtet – das Morden ging schon an, um ein Uhr in der Nacht, alle Leute sind mit in Arbeit, und Sophie hat seit 8 Tagen an Rückenschmerz gelegen, Heute ist sie zwar aufgestanden, doch kann sie nicht heraus, und ich muß also immer in Bewegung sein. Einen Kuchen habe ich heute früh bei Licht aber doch gebacken, wenn ich den auftrage, sage ich ihnen daß es Dein Geburtstag ist. Hätte ich ihn doch auch für Euch backen können – Mir ist Heute recht wehmüthig nach Euch, aber nicht so, daß es Euch stöhren könnte, wenn ich da wäre – ich will ja nichts, als nur wißen, wer von Euch krank ist – Ich schrieb das Vorhergehende ohne zu wißen, ob ich es abschicken würde. Nun will ichs doch nur, Du hörst doch vielleicht gerne ein Mal von hir. Es ist hir auch alles ziemlich gut. Über Lotte Pistorius würdest Du Dich freuen wie gesund sie aussieht, ich war Sontag mit Schlichtkrull dort, ich erkwickte mich an ihrer Liebe ach Schleiermacher – sie und die Kathen sind recht treu! Auch auf Wittow habe ich mit Hane, die meinem Herzen sehr

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viel näher gekommen 4 recht schöne Tage gehabt. Wie innig wird man in Wiek immer empfangen, und wie viel schönes empfängt man dort immer! Eine Sorge haben die Armen aber wieder – der Lehrer der so wohlthätig auf ihre Kinder wirkte, wird Ostern von ihnen gehen, und sie wißen noch keinen wieder dem sie die Kinder so vertrauen könnten. Baiers waren auch in Wiek, den Sontag, vor Ernst Frank. | Baier instituirt, Baier war s e h r wohl! es war ein schöner Abend. Wohl eine Stunde, und länger war es s o : Schwarz und Alwine saßen auf dem Sofa, (in der Stube rechter Hand) und sprachen zusammen. Hane und Luise Vogel sang neben den Sofa. Jahnsen und Ernst Frank am Ofen im Gespräch. Ranke stand einsam am Klavier, und sein frommer Blick schwebte freuend über Alle. Baier und ich saßen am Fenster. Lange habe ich nicht ein so ruhiges fortgehendes Gespräch mit ihm gehabt als diesen Abend, wir gedachten der frühen Zeit, wie ich noch bei der Mutter war, und er in Bobbin, wie er oft ein tröstender Engel war wenn Mutter krank war – er gab mir die Hand, und versprach mir, so solle es bleiben! ja was ein Mal war, das bleibt in Ewigkeit! Er rühmte seine Gesundheit! er war so recht heiter und glüklich, auch der Schmerz in der Seite hatte ihm ganz verlaßen. Um 3 Wochen wollte er mit Frau und Kinder her kommen, und einge Tage hir, und einge Tage in Götemitz sein. Am nächsten Mondtage nun, sind die 3 Wochen um, ob sie kommen? – Sonabend den 25t Den Kuchen helf ich noch verzehren, aber schreklich weh that mir der Kopf, ich hatte mich erkältet, wie ich abgedekt hatte – muste ich mich aufs Bette legen, Du hättest es nicht gethan ich weiß es wohl. Nicht lange hatte ich gelegen, da kommen unerwartet die Götemitzer, und meldeten auch die N a s w i t z e r M. Baiern mit den Seinigen an. Ich nahm sie entgegen, aber muste mich richtig wieder nieder legen. Nun wurde es aber erst recht hübsch. Die liebe Kathen war lange allein bei mir, und dekte mich so sanft zu, und wir sprachen von Euch von Deinem Geburtstag, und sie beruhigte mich über Dein Befinden. Jettchen hatte an die Hochwächter geschrieben, und Dein Befinden nicht besonders erwähnt, nur daß Alles wohl sei – a c h G o t t l o b , u n d D a n k ! wie habe ich mich in der lezten Zeit gekwält – Nun mögt Ihr gerne nicht schrieben. Doch kleine Jette hätte es wohl mal können – ich hoffte ihr eine kleine Freude an ihrem| Geburtstage zu machen – Nun weis ich seit Gestern Abend durch einen lang ersehnte Brief von der lieben großen Jette, die kleine Gabe angekommen. Ob Dein Bruder wohl auch? – Welche Ruhe hat mir die Gestrige Nachricht gegeben A l l e sind wohl. Du bist sehr wohl schrieb Jette! G o t t l o b dann habt Ihr ja einen schönen Geburtstag gehabt! Die arme Fischer ist so s e h r krank und nicht mehr bei Euch? Schleiermacher, wenn

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Briefe 5076 – 5078

nur Jettchen nicht am Ende zu sehr darunter leidet – doch was will ich, immer hir sorgen – Schleiermacher willst du die Fischer noch ein Mal von mir grüßen? Recht herzliche Grüße habe ich von der Kathen und Pistorius an Dich! Schleiermacher die Herz ihr Brief ist recht weh geschrieben – ohne Klage zwar aber doch so weh, ach das Weh, wird recht weh, wenn man allein ist, gebe und erhalte doch Gott jeden Menschen ein treues Herz bis ans Ende! Malchen ist sehr erfreut – S. hat eine Organisten Stelle in Neubrandenburg – ach Schleiermacher könnte ich mich doch freuen – sie schreibt: „Der liebe Vater ist noch nicht recht erfreut darüber“ – und sie hofft daß ich es bin – warum bin ich es denn auch nicht? – da er doch ein guter Mann ist? – da Malchen ihn liebt, und sich kein größer Glück als seinen Besitz denken kann? – was nun weiter daraus wird weis ich noch nicht – S. hat jezt an Malchen und am Vater geschrieben, und Malchen hofft er werde nun bald kommen dürfen. Die ganze Sache wird immer noch als tiefes Geheimniß behandelt – und ich bitte Euch: nicht Euer Versprechen zu vergeßen – nur Dich und Jettchen, dürfte ich mich nach meinem Gefühl darüber mittheilen. Die Willich ist sehr glücklich mit Therese von Holstein zurükgekehrt, sie und Hane, und Philippine, haben so viel von PdortigenS Menschen erzählt, von Geibel und seiner Frau, daß ich auf eine Reise nach Holstein sameln will, und wenn wieder dahin gereist wird, mit reisen. Jetzt ist Lotte Hjorth mit ihren beiden Kindern hir, Christine | Willich kömt wieder zurük mit ihren Bruder – ohne zu wißen wohin – niemand hat die Arme besonders gern, weil sie sich nicht angenehm zu machen weiß – Sophien kann sie gewiß recht nützlich sein – ich werde nach Weihnacht auf einge Wochen nach Greifswald zu Schildeners gehen sie haben mich so liebevoll dazu aufgefordert, daß ich es wohl kann, dann gehe ich nach Putzar, auf wie lange weiß Gott! ich werde immer ruhiger über mein eußeres Schicksaal, es ist ja nun so wenig noch vom Leben nach – ich lege es in Seine Hand, es wird sich wohl wieder finden alles wie es sein soll. Hir ist alles wohl, und von Schlichtkrull ist es wohl gut und freundlich daß er gerne thut, was Sophien Freude macht, sie hat große Freude an Lottchens Kindern und Lotte ist – lieber hir, als in Sagard. Kömt nun, wie wahrscheinlich – Christine auch, so muß ichs wohl ansehen als Wink des Schicksaals, daß die guten Schwerins, nicht aufhören mich zu sich einzuladen – ach Schleiermacher, und doch traue ich mich selbst nicht mehr – wenn ihnen mein Wesen auf längere Zeit nicht so lieb bliebe – und nun – es gehe wie es gehe, mein Vater in der Höhe, der weis zu allen Sachen Rath –

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Du hast Dich ein Mal so Theil nehmend über meine Schwester Mariane geeußert, daß es Dir gewiß lieb ist zu hören, daß es ihr nun wieder recht gut geht – es ist nun alles wieder wie es war. Ein par schwere Jahre hat sie in drückender Unthätigkeit zu gebracht – so lange die Haushälterin da war – es ging mit der nicht länger – sie ist weg, und die Willich fühlt es wohl, sie ist sehr gut gegen Mariane, und diese ist wieder in Thätigkeit, und wieder wohler, und heitrer, sie gedenkt Euer in Liebe. Dieser Brief ist auch für Jettchen lieber Bruder. Willst Du wohl eine Gefälligkeit für mich haben? aber gleich wenn Du diesen Brif gelesen hast – Caroline Schede bitten, den Hut PnurS grade nach Poseritz zu addreßiren. Wiegt die Schachtel nicht über 3 1/2 £, und legt sie die Briefe offen in die Schachtel, so kostet es mit der Addreße daneben nicht mehr als ein einfaches Brifporto. Ludchen hat 2 P S brennen laßen die mögte ich gern mit in der Schachtel haben. Grüße alle und alle, besonders die Kinder Ich schicke es ab! Luise

*5077. An Johann Heinrich Gottlieb Karsten. Berlin, Sonntag, 16. 7. 1820 Mit den Protokollen der Berliner Provinzialsynode.

5078. An das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Mittwoch, 19. 7. 1820 An Ein hohes Ministerium der Geistl p Einem hohen Ministerio überreichen wir anliegend ganz gehorsamst die, so weit die königliche Bewilligung bis jetzt läuft, vorgelegte QuartalRechnung über die MiethsEntschädigung vom 1ten April bis ultimo Juni 236 f £, … daneben] mit Einfügungszeichen am linken Rand 238–240 nicht … Kinder] am linken Rand von Bl. 170 241 Ich … Luise] am linken Rand von Bl. 168 *5077. Der Briefausgang des Tageskalenders (Juli 1820) vermerkt zum 16. 7.: „Karsten in Züllichau mit den Abhandlungen der ProvinzialSynode.“ 5078.

Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 223, Bl. 73.

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Briefe 5078 – 5079

nebst dem vorschriftsmäßigen Namensverzeichniß und Nachweisung und den mit dieser übereinstimmend geordneten Belägen, und bitten um hochgeneigte Decharge für den Rechnungsführer Wir können bei dieser Gelegenheit nicht bergen, daß wir einer huldreichen Gewährung unserer unterm 27ten December anni praecedentis vorgetragenen und unterm 30ten Mai anni currentis wiederholten gehorsamsten Bitte mit desto größerem Verlangen entgegensehen als leider Ursachen genug vorhanden sind welche eine Verminderung der Frequenz überhaupt und in unserer Facultät besonders besorgen lassen. Berlin Die theol. Facultät Schl. 19/7. 20

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5079. Von Gottlieb Benjamin Gerlach. Jahnsdorf, Mittwoch, 19. 7. 1820 Jahnsdorf d. 19ten July 20

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Deine Antwort, lieber Freund, hat uns allen recht sehr viel Freude gemacht, besonders meiner Frau, der dabei durch eine dem weiblichen Geschlecht geläufigen Association, ihr tragischer Brautstand, ihre Hochzeit und die goldenen Flitterwochen einfiehlen, die nun wohl kaum kupfernen, wie jezt das Weltalter zu nennen. Du warst mit dem Briefe Veranlaßung zu vielen Reminiscenzen – doch ich muß deine freundschaftliche Gefälligkeit in Anspruch nehmen, und dich bitten, beiliegendes Manuscript, das jüngste Kind, zu versorgen. Du hast wohl Gelegenheit, es an eine Buchhandlung zu verkaufen. Ich weiß nicht was es wehrt ist. Wie du den Handel abschließest, so bin ich es zufrieden. Also will ich auch keinen bestimmten Preis festsetzen. Es mag so viel in merkantilischer Hinsicht wehrt seyn als du mir verschafst. Was nun aber die scientivische Seite betrifft, so nehme ich dich als Doctor und Professor der Theologie in Anspruch. Mir 1) dein bestimtes Ur|theil mir freimüthig, wie du es immer 8 einer] korr. aus einem 12 f überhaupt und] mit Einfügungszeichen über der Zeile 5079. Überlieferung: H: BBAW, SN 289, Bl. 3 f. Mit einem Manuskript. – Der Briefeingang des Tageskalenders (Juli 1820) vermerkt zum 24. 7.: „Gerlach mit Manuscript.“ 12 festsetzen] festzusetzen

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warst, mitzutheilen – Mir Ausstellungen zu machen, die die Form gelungener, den Inhalt gediegener machen. Besonders was die Tendenz in Ganz betrifft. 2) Ob es rathsam ist blos mit G.B.G mich zu bezeichnen oder ob ich beßer thue, mich gleich frei dazu zubekennen; oder erst weiterhin. Ich lebe so entfernt von allen Geselligen und literarischen Verkehr, daß ich gar keinem Entschluß darüber zu faßen, mir zutraue. Du besitzst das mir fehlende reichlich, und du wirst mir eben so lehrreiche als nützlich Winke geben können. Hältst du es für nöthig; noch in Rüksicht der Form und des Inhalts manches zu ändern, so sende es mir mit deinen Bemerkungen noch einmal retour – und ich will nachbeßern. Daß ich deinen Namen gebrauche wirst du wohl nicht mißbilligen; da du doch wirklich Repraesentant der einen Parthei bist. Ich denke, daß das gesagte keinen Schatten wirft; ob ich wohl streng die Wahrheit | zu sagen mich bemüht habe. Was die Wiederaufgabe der Preisaufgabe betrifft so will ich noch einmal um den Preis ringen. Aber hier, entblößet von allem Hilfsmittel –, ist der eigne Kopf das beste, aber d o c h n i c h t h i n r e i c h e n d . Du köntest nur, wenn es erlaubt ist, Mir doch besonders einige Winke geben, w i e und w o d u r c h ich beßer den Richtern ihre Forderung entsprechen kann; und besonders welche literarische Hülfsmittel, mich in den Stand setzen glücklich und l e i c h t hier zu arbeiten. Ich habe weiter nichts als Pacii Aristoteles’ Organon, den mir der Consistorialrath Brescius in Frankfurth geborgt hat. Seine Annotationes und des Porphyrius Isagoge sind nicht geeignet aufzuhellen, weil sie n i c h t ü b e r d e n A r i s t o t e l e s mit i h r e r A n s i c h t s t e h e n . Das Original ist weit verständlicher ich mag Aristoteles oder Kant lesen, als alle seine blinden und gläubigen Commentatoren. Sie wußten doch b e s t i m m t , was sie wollten. | Ich freue mich auf die Zeit wo ich werde mündlich mit dir über dergleichen sprechen können. Mag, wo es wohl nicht anders seyn kann, die Ansicht verschieden seyn, die Liebe zur Wahrheit, das reine Intereße dafür, nach Fichte haben wir gemein. Was Theologie wäre, setzte ich hin, alia est concordia Fidei, alia caritatis. Wann ich komme, das möchte entweder im August oder October seyn, so will ich meine älteste 20Jährige Tochter mitnehmen, die wenig die Welt gesehen, aber eine ziemlich fertige Wirthin ist und in ganzen Sinn des Worts einer großen Wirthschaft vorstehen kann, die Mutterstelle bei den kleinen Geschwistern vertritt, die sie wie ihre Mutter lieb haben, und auch mit ihrer Kunst die Kleider verfertigt – An ihre Stelle treten nun 2 andere 53 ihre] Ihre

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Briefe 5079 – 5083

Eine von 11 und eine von 16 Jahren – Ich habe zur Absicht, ihr bei honetter Familie ein anständiges Plätzchen zu verschaffen. Empfehlen wird sie sich bei näherer Bekanntschaft allein. Nun leb wohl, empfiehl uns deiner lieben Frau unbekant. Wir alle, meine Frau und ich grüßen und küßen dich nach alter Weise. Gedenk bald in ein Paar Zeilen deines dich liebenden und ergebenen Gerlachs

*5080. An Helvetius Graf zu Dohna-Schlobitten. Berlin, Sonnabend, 22. 7. 1820 Mit abgeschriebenen Predigten.

*5081. Von Ehrenfried von Willich. Prenzlau, vor dem 26. 7. 1820 Bericht von der Reise nach Prenzlau.

*5082. Von Döring. Wohlau, vor dem 29. 7. 1820 Über Seidlitz’ Anfrage über den Magnetismus.

*5080. Der Briefausgang des Tageskalenders (Juli 1820) vermerkt zum 22. 7.: „Helvetius Dohna mit abgeschriebenen Predigten durch Gelegenheit von Schaeffers Bruder.“ *5081. Der Briefeingang des Tageskalenders (Juli 1820) vermerkt zum 26. 7.: „Ehrenfried aus Prenzlau Reisebericht“. *5082. Der Briefeingang des Tageskalenders (Juli 1820) vermerkt zum 29. 7.: „Döring aus Wohlau – Seidliz Anfrage wegen Magnetismus“.

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5083. An die Theologische Fakultät. Berlin, Montag, 31. 7. 1820

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Collegae coniunctissimi So eben geht die inliegende Eingabe des Studiosus Tholuck bei mir ein, welcher die Licentiatur ambirt. Ich erbitte mir über das weitere Verfahren in dieser Sache Ihre gefällige Meinung indem ich meinerseits folgendes vorläufig bemerke. 1.) Das angebotene Specimen scheint mir zu einer Probe des Fleißes in Bezug auf das zu veranstaltende Examen (S. Abschnitt IX § 2 der Statuten) seines ganz untheologischen Inhaltes wegen sich nicht zu qualificiren, und würden also die vorzüglichen Zeugnisse noch einzufordern sein. 2.) Eben so wäre noch das testimonium morum beizubringen. 3.) Aber, da wegen der Verwandschaft mit den orientalischen Sprachen die alttestamentische Exegese wol das Hauptfach des Herrn Tholuk werden würde, und die Befugniß eines PrivatDocenten sich nur auf die von ihm namhaft gemachten Fächer (Abschnitt VIII § 4) erstreckt: so haben wir, wenn es nach | erlangter Licentiatur zu seiner Habilitation kommt kein Mittel uns von seiner Fähigkeit zu überzeugen. Es scheint mir daher für die Facultät das sicherste und auch sonst nothwendig Herrn Tholuk zu erklären daß Praestandis praestitis seiner Promotion zwar nichts im Wege stehen würde, daß aber seine Habilitation Anstand haben müsse bis die ordentliche Professur der Alttestamentischen Exegese wieder besezt sein werde. sua manu Schleiermacher 31/7. 20

5083. Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 106, Bl. 57. Mit einer lateinischen Eingabe Tholucks an die Dekane und Professoren der Berliner Universität (27. 7. 1820) als Einlage. – Unten auf Bl. 57v haben Marheinecke und Neander ihre schriftlichen Stellungnahmen gegeben. Beide widersprechen Schleiermacher: Weder sei Tholuck noch ein besonderes Zeugnis seiner theologischen Qualifikation abzufordern, noch gebe es Bedenken dagegen, dass er sich schon jetzt als Dozent habilitiere. 6 einer] korr. aus einem Probe] über )specimen*

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Brief 5084

5084. Von August Twesten. Kiel, Montag, 31. 7. 1820 Kiel den 31 Julii 1820.

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Die Anwesenheit des Domcandidaten Snethlage bietet mir eine Gelegenheit dar, Ihnen ein Heft der Kieler Beyträge zu übersenden, was der Verschickung mit der Post nicht eben lohnte, aber doch um des willen, was wir bey der Herausgabe bezweckten, in etwas auch auf Ihre Theilnahme Anspruch machen darf. Ganz ohne einige Nachricht von uns sollte es aber auch nicht zu Ihnen kommen, wiewohl ich mir, außer meiner Dogmatik in dem Studium einer ganzen Masse von Abhandlungen der um Michaelis zu examinirenden Candidaten vertieft (an den jährlich gehaltenen Candidatenexaminibus nämlich nimt immer ein Profeßor abwechselnd Theil), in diesem Augenblick eine längere Unterhaltung mit Ihnen versagen muß. Seit meinem letzten Briefe haben wir hier wieder manche Sorge zu überstehen gehabt. Tine war noch nicht vierzehn Tage vom Kinde alt, als meine Agnes von den Masern befallen wurde. Der Vorsichtsmaaßregeln ungeachtet, die ergriffen werden konnten, wurde auch Tine und dann der Kleinste befallen. Letzterer kam, mir fast unerwartet, am leichtesten davon; Tine wurde aber nicht nur an den Masern selbst sehr krank, sondern ihre Brust wurde noch dermaßen angegriffen, daß der Arzt die Schwindsucht fürchtete, und das wir ängstliche Wochen zu verleben hatten. Jetzt hat es sich mit der Brust wieder völlig gebessert, auch hat sie einige Kräfte wieder gewonnen; dagegen sind manche andern | Folgen der Masern, namentlich böse Augen, noch immer nicht gehoben; das will indeß gegen die überstandene Gefahr wenig sagen. Unter diesen Umständen ist Ihr kleiner Pathe erst ganz vor kurzem getauft; übrigens hat er, obgleich die Leiden der Mutter natürlich theilend und ebenfalls wieder größtentheils aufgefüttert, nach den Umständen gutes Gedeihen. Daß ich auf die Weise mit meiner Apocalypse nicht weiter gekommen bin, werden Sie leicht denken; und so kommt mir Lücke am Ende noch zuvor, der ja, wie ich höre, alles bearbeiten will, was Johanneisch heißt, und schon mit einem Bande fertig ist. Es sey denn darum! mit einem so rüstigen Arbeiter kann ich es nicht wohl aufnehmen; nimt er mir so viel vorweg, daß das Uebrigbleibende eines eignen Bändchens nicht mehr werth bleibt, so muß ich mir schon ein anderes Thema aussuchen. Das 5084. träge“.

Überlieferung: H: BBAW, SN 408, Bl. 46 f.

Mit einem Heft der „Kieler Bei-

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Leiden ist nur, daß ich noch zu viel zu thun habe, um erst das mir abgesteckte Feld als academischer Lehrer völlig in Besitz zu nehmen, so daß für literarische Thätigkeit nicht viel übrig bleiben will. – Neulich hätte ich mich bald entschlossen, Vorlesungen über philosophische Theologie, die ich im vorigen Jahre hier gehalten habe, herauszugeben; so vielerley Schlechtes, was ich über diese Gegenstände auf Veranlassung der Dogmatik wieder gelesen und bedacht hatte, brachte mich am Ende zu einem Juvenalischem: Semper ego auditor tantum? – ich scheute mich aber eigentlich vor Ihnen, und darum blieb es noch. Ich mögte nicht | gern mit einem eigentlichen opus zu Gange kommen, von dem ich denken müßte, daß Sie es zu mangelhaft fänden; vor andern fürchte ich mich eigentlich nicht, da ich täglich sehe, wie leichtsinnig die Leute es treiben, und dabey überall beklatscht werden. Auch De Wettes Dogmatik ist doch flüchtiger gearbeitet, als ichs gedacht hätte, und recht schmerzlich vermisse ich die Ihrige. Sie müssen sie mir nicht gar zu kurz machen; ich für meine Person wollte schon an Wenigem genug haben, aber das Publicum würde Sie nicht fassen. Mir bleibt es immer räthselhaft, daß Ihre Encyclopädie nicht tiefer eingegriffen hat; erst kürzlich in einer katholischen Encyclopädie von Drey sah ich den ersten bedeutenderen Einfluss (von Sack begreife ich nicht, wie er seinen Entwurf einer Apologetik für eine Ausführung Ihrer Ideen geben kann): aber die Leute klagen alle, was mir freylich unbegreiflich ist, daß sie sie nicht verstehn. Wenn daher möglich, so machen Sie es ihnen etwas leichter. – Da wird mir schon angekündigt, daß Snethlage da ist, um Abschied zu nehmen; ich muß es also auch von Ihnen. Nur noch recht herzliche Grüße an die Ihrigen und von meiner Tine, welche Ihnen im Voraus dankt für das ihr angekündigte Geschenk Ihrer Predigten, worauf sie sich namentlich auch wegen des Inhalts, den wir aus Ankündigungen ersehen haben, freut. Mit herzlichster Liebe und Verehrung Ihr Twesten.

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Briefe 5085 – 5088

5085. Von Wilhelm Christian Müller. Bremen, Dienstag, 1. 8. 1820 Herrn / Profeßor Schleiermacher [Bl. 44v] Bremen den 1. Aug. 20. Viele Jahre lag im Innern meines Herzens die Sehnsucht nach Süden – Hesperien – wo die Citronen blühn – die Künste glänzen. Bis hieher war ich noch nicht ganz frei in Rücksicht meiner Lehrerverpflichtung, es bedurfte auch noch anderer Entwickelungen meiner häuslichen Angelegenheiten und Ehehaften. Es wurde notwendig, daß ich eine gänzliche Veränderung meines Haushalts wagte – die schon länger als 20. Jahre notwendig war. Es ist gut, wenn Elise auch 1. Jahr von der Mutter entfernt wird – zu ihrer Geistesruhe – und noch mehr in Rücksicht ihrer Erziehungsanstalt – Es wurde das Institut, so viel Genuß und Nahrung für ihren Geist und ihr Herz es auch gewährte, ihr drückend – Es ward ihr schwer, sich von so vielen lieblichen Wesen zu trennen – Endlich hat die Noth, ein steifer Rheumatismus in einem Bein sie gezwungen, sich zum Riß zu ermuthigen. Wir wollen nun über Wien nach Italien – um im Winter in Pisa und Florenz zu verleben. Wahrscheinlich machen wir einen kurzen Abstecher nach Rom. Da wollt ich Sie hierdurch ersuchen, uns eine Empfehlung an Niebuhr zu schicken. Senden Sie doch gefälligst beiliegenden Brief an Graf Gneisenau und übergeben seine Antwort unserem Freunde Reimer, der mir gütigst alle Briefe nach Leipzig schicken wird. Grüßen Sie herzlich die Ihrigen und leben unterdeßen gesund –. Wir schreiben Ihnen aus Hauptörtern und bleiben unverändert Ihre herzlich zugethanen M.

*5086. An Ernst Moritz Arndt. Berlin, Donnerstag, 3. 8. 1820 Der Wein sei angekommen. Allgemeiner Bericht. 5085. Überlieferung: H: BBAW, SN 339, Bl. 44. Mit einem Brief an Gneisenau. – Der Briefeingang des Tageskalenders (August 1820, zwischen 1. und 10. 8.) vermerkt: „Müller in Bremen. Nachricht von seiner Reise nach Italien“. 21 f Wir … M.] mit Einfügungszeichen am linken Rand *5086. Der Briefausgang des Tageskalenders (August 1820) vermerkt zum 3. 8.: „An Arndt wegen des angekommenen Weins und allgemeiner Bericht“.

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*5087. An Karl Joseph Hieronymus Windischmann. Berlin, Donnerstag, 3. 8. 1820 Der Genuss der Gartenluft werde Hildegards Reizbarkeit bessern.

5088. An die Theologische Fakultät. Berlin, Freitag, 4. 8. 1820

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Collegae coniunctissimi Herr Tholuck hat mir nunmehr, damit nach seiner Promotion desto leichter den Abschitt VIII § 4 der Statuten ausgesprochenen Bedingungen zu seiner Habilitation könne genügt werden in der Anlage, die ich mir zurück erbitte die Fächer namhaft gemacht in Beziehung auf welche er veniam legendi zu erhalten wünscht. Sein Sittenzeugniß Abschnitt IX § 2 wird er nachliefern, und ich ersuche nun Sie beiderseits Sich gefälligst zu erklären 1.) Ob Sie in Bezug auf Abschnitt IX § 2 der Statuten ein Urtheil über das von ihm angebotene Specimen eruditionis zu den Akten geben wollen in welchem Fall ich es mir von ihm will einreichen lassen – oder 2.) Da Sie näher mit ihm bekannt sind, ob Sie ihm ein die Proben des Fleißes ersezendes vorzügliches Zeugniß (S. Abschnitt IX § 2 der Statuten) ausstellen wollen, in welchem Fall ich | bitte dieses der Kürze wegen gleich diesem Circulare gefälligst beizufügen *5087. Mit einem Heft seiner Vorlesung zur Geschichte der griechischen Philosophie. – Der Briefausgang des Tageskalenders (August 1820) vermerkt zum 3. 8. 1820: „An Arndt wegen des angekommenen Weins und allgemeiner Bericht. Windischmann mit dem Heft der Geschichte der griechischen Philosophie. Beides durch Gelegenheit des Hofpredigers Sack“. Zum Inhalt vgl. Windischmanns Brief vom 2. 4. 1821 (BBAW, SN 430, Bl. 6). 5088. Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 106, Bl. 58. Mit einem Schreiben von Tholuck zur Vorbereitung seiner Habilitation. – Marheineke und Neander notieren auf Bl. 58v, 59 und 59v ihre Stellungnahmen; Schleiermacher lässt die Blätter aber noch einmal zirkulieren und fragt nach, ob Marheineke nun die Examination Tholucks im Hebräischen und Chaldäischen (d.h. Aramäischen) übernehmen will, und ob Neander, der Tholuck ein so gutes Zeugnis ausgestellt habe, dass von diesem keine weiteren specimina mehr gefordert werden müssten, seine angekündigte baldige Abreise nicht noch verschieben könne. 4 f Anlage, … erbitte] Schleiermacher hat nach Rücklauf des Schreibens am linken Rand vermerkt: „Die Anlage ist nicht mit zurükgekommen Schleiermacher 11/8. 20.“ 9 Sie] folgt )Sich*

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Briefe 5088 – 5090

Ist dieser Punkt beseitiget so können wir den Termin zum Examen ansezen. Jedoch bitte ich zuvörderst 3.) Daß Sie Sich gefälligst erklären wer von Ihnen die Prüfung in den orientalischen Sprachen wenigstens soweit sie der theologischen Facultät angehören zu übernehmen gesonnen ist, indem ich für mein Theil es depreciren muß. Wegen des Termins frage ich vorläufig an ob Ihnen Sonnabend der 19te dieses Monats gelegen wäre, indem ich einen frühern überhäufter Geschäfte wegen nicht anzusezen weiß, nach dem Schluß der Vorlesungen aber mir jeder Tag gleich genehm ist. Schleiermacher 4/8. 20.

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5089. An die Theologische Fakultät. Berlin, Sonnabend, 5. 8. 1820 Collegae coniunctissimi Nach Abschnitt II § 14 der Statuten ist es dem Dekan überlassen alle Gegenstände nach seinem Gutfinden mündlich oder schriftlich zur Sprache zu bringen. Zur Mittheilung meiner Gründe für das lezte habe ich in diesem Augenblick nicht Zeit, erbitte mir also Ihr schriftliches Gutachten baldigst, um so mehr als Herr Olshausen mich auch um möglichste Beschleunigung gebeten hat Schleiermacher 5/8 20 Ich lege die so eben nachträglich eingehende Registratur mit dem Buche bei

5089. Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 80, Bl. 14. Mit Unterlagen zu einem Gutachten über Olshausen. 10 Registratur] über )Vfügung*

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4. 8. – 5. 8. 1820

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5090. Von Christian August Brandis. Kopenhagen, Sonnabend, 5. 8. 1820 An die / Königl Academie der / Wissenschaften / Philosophische Classe. Secretar / des Herrn Dr. Schleiermacher / Hochwürden / Berlin / fr. Hamburg [Bl. 24v] 5

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Mögen Sie, hochverehrter Herr Doctor, der Versicherung vollen Glauben beymessen, daß nach langer Ueberlegung dringende Gründe mich bestimmt haben vor meiner Rückehr nach Paris hierher zu gehn daß es mein ernstes Bestreben seyn wird den nicht bedeutenden Zeitverlust durch verdoppelte Anstrengungen in den mir übertragenen Arbeiten wieder einzubringen. Verloren ist eigentlich nur die Zeit der Reise die mich, Aufenthalt in Kiel eingerechnet, zehn Tage gekostet: hier habe ich sehr gute Gelegenheit mehrere gedruckte Commentatoren, die der Berliner Bibliothek fehlen und schwerlich fürs erste anzuschaffen seyn werden, durchzuarbeiten, namentlich zu περὶ οὐρανοῦ und der Metaphysik, zu deren vollständiger Bearbeitung mir nur noch die Benuzung zweyer in Berlin nicht vorhandener Commentare abgeht. Auch daß nachdem ich solange Tag aus Tag ein die in der That abspannenden Bibliotheksarbeiten getrieben, eine etwas freyere Beschäftigung mit Aristoteles meinen wiederaufzunehmenden strengeren Arbeiten zuträglich seyn werde, wird die Academie, so wage ich vertrauensvoll zu hoffen, zur Entschuldigung meiner Reise nach Copenhagen in Anschlag bringen. England hat mir im ganzen mehr Ausbeute geliefert, als ich erwartet, und reichlich zu thun gegeben. Ich fand nämlich verschiedenes Ungedrucktes zu den Categorien und der Analytik, einen Commentar zum fünften Buch der Ethik, der wenigstens besser ist als der gedruckte und wahrscheinlich nur in dieser einen (Oxforder) Handschrift erhalten, zwey erträgliche Codices von Simplicius zu de Caelo nach dem bessern Texte, woraus ich alle irgend bedeutenden historischen und critischen Stellen selbst die langen mathematischen Demonstrationen, ausgeschrieben: eine weitläuftige Arbeit, die ich in England besser als in Paris vornehmen konnte, da in Paris nur eine, schwerlich bessere, Handschrift dieses Commentars vorhanden ist: für Paris bleibt mir nur die Vergleichung. Auch für Alexanders Probleme ist wieder etwas gewonnen. Die in Englischen Biblio5090. Überlieferung: H: BBAW, SN 259/1, Bl. 23 f. Vorlagenvermerk: „pr. 18t Aug“. – Der Briefeingang des Tageskalenders (August 1820) vermerkt zum 11. 8.: „Brandis aus Kopenhagen wegen der Reise nach Paris.“

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23v

Briefe 5090 – 5091

theken sich findenen Handschriften des Aristotelischen Textes waren nur zu versuchen und zu verzeichnen: ausser dem schönen Codex der Parva Naturalia, den Bekker verglichen, verdiente keine einzige durchcollationirt zu werden. In London habe ich, da ich einige Tage übrig hatte, einen membranaceus zum Nemesius, aber ohne sonderlichen Erfolg verglichen. Bedauert habe ich’s nicht Zeit gehabt zu haben mich mit der alt Englischen philosophischen und theologisch mystischen Litteratur genauer beschäftigen zu können | reich scheint sie freilich keinesweges zu seyn, aber doch einiges zu enthalten, das wenigstens historisch merkwürdig ist. So enthält des so viel ich weiß wenig bekannten Arthur Collier’s Clavis Universalis einen geistreich genug vorgetragenen Idealismus, den er zu gleicher Zeit mit Bischof Berkeley aufstellte, ohne aber von diesem im geringsten zu wissen. Einer der gelehrtesten und originallebendigsten Engländer, die wir kennen gelernt, ein alter Dr. Parr, verspricht eine neue Auflage dieses sehr selten gewordenen Buches. Norris’s philosophische Werke habe ich mir leider weder käuflich verschaffen noch dort studieren können. Berkeley’s Schriften, manches von John More, Boyle und verschiedenes Ethische habe ich mir erworben. Ihr für Sir John Phillipart bestimmtes Leben, das mir Bekker nachdem wir es mit meinem Freunde ins Englische übertragen, bey seiner Abreise zur Besorgung zurückließ, habe ich zwar nicht selbst überliefern können es aber bey dem Deutschen Buchhändler Herrn Bohte in London in sichrer Verwahrung gelassen mit dem Auftrag es gegen Schein an die Bestimmung abzugeben, und den Schein an Professor Bekker einzusenden. Wie die Folgen einer wahrhaften tief gewurzelten Freyheit in England auf jede Weise und aufs erfreulichste in die Augen springen, wie Mißbräuche so mancher Art durch den öffentlichen Geist der Nazion fast unschädlich gemacht werden, wie selbst die Englischen Universitäten, so unvollkommen auch ihr Studienplan ist, durch die politische Freyheit deren sie geniessen bedeutend wirken, wird Ihnen Bekker besser erzählen als ich schreiben können. In England ist ein alter Plan, Giordano Bruno’s Werke von neuem herauszugeben oder zu bearbeiten, von neuem in mir erwacht: das Brittische Museum und das all souls College zu Oxford nämlich besitzen vollständigere Sammlungen als ich irgendwo gefunden. Glauben Sie, hochverehrter Herr Doctor, daß ein Buchhändler einen Abdruck übernehmen und die köngliche Bibliothek einiges zu Behuf eines Abdrucks ausleihen würde? was ihr fehlte würde ich schon auf anderm Wege erhalten können: oder sollte es vielleicht besser seyn zwey oder drey Hauptschriften des Giordano

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Bruno zu übersetzen, und in Einleitung und Anmerkungen das Wichtige aus dem übrigen beyzubringen? In Nebenstunden übersetze ich Aristoteles Metaphysik ins Deutsche: | sollte ich einmahl dazu kommen die Uebersetzung herauszugeben, so würde sich in Einleitung und Anmerkungen manches beybringen lassen, was für die grosse Ausgabe der Academie wohl schwerlich gehörte. Verzeihen Sie mirs, daß ich so sehr in Eil schreibe: Sie wissen ja gewiß Selbst, wie wenig man, wenn man nach langer Trennung die einem die liebsten sind wiedersieht, zum Schreiben aufgelegt ist. Meinen Vater, der sich Ihnen unbekannter Weise bestens empfiehlt und Sie seiner aufrichtigen Verehrung versichern lässt, habe ich, Gott sey es gedankt, sehr wohl, rasch, lebensfroh und fast verjüngt wiedergefunden. Darf ich bitten mich dem gütigen Andenken Ihrer Frau Gemahlin, der Herrn Professoren Böckh, Buttmann bestens empfehlen zu wollen? Bekkern meinen herzlichsten Gruß; ich schreibe ihm sobald ich seiner Ankunft in Berlin gewiß seyn werde. Mit innigster Verehrung und Dankbarkeit, hochverehrter Herr Doctor Ihr ergebenster C. A. Brandis Addr. Etatsrath Brandis Copenhagen d. 5ten August 1820. Bey Wiedereröffnung der Pariser Bibliothek, d.h. Mitte October, bin ich ohnfehlbar wieder an Ort und Stelle, wenn die Academie nicht etwa anders über mich verfügt.

*5091. Von Ehrenfried von Willich (auch an Henriette Schleiermacher). Poseritz, Sonnabend, 5. 8. 1820 Bericht über die Rügenreise. Er habe viel Freude und sei auf Stubbenkammer sehr glücklich gewesen.

*5091. Der Briefeingang des Tageskalenders (August 1820) vermerkt zum 10. 8.: „5 [August] Ehrenfried aus Poseriz Reisebericht“. Zum Inhalt vgl. Brief 5096, Z. 2–15 (10. 8. 1820).

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514

Briefe 5092 – 5097

*5092. Von Karl Heinrich Sack. Montag, 7. 8. 1820 Wegen eines Religionslehrers in Hofwil.

*5093. An Carl (Charles) Schleiermacher. Berlin, Dienstag, 8. 8. 1820 Wegen Karl Schleiermachers, des Sohnes von Carl Schleiermacher.

*5094. Von Georg Andreas Reimer. München, vor dem 9. 8. 1820 Über Carl Friedrich Zimmermanns Tod.

*5095. Von Frau Schardius. Rügenwalde, vor dem 9. 8. 1820 Empfiehlt Lachs.

*5092. Der Briefeingang des Tageskalenders (November 1820) vermerkt: „7 August Carl Sack wegen Religionslehrers in Hofwyl.“ *5093. Der Briefausgang des Tageskalenders (August 1820) vermerkt zum 8. 8.: „Carl in Schmiedeberg wegen seines Sohnes“. *5094. Der Briefeingang des Tageskalenders (August 1820) vermerkt: „Reimer aus München mit der Nachricht von Zimmermanns Tode.“ Laut Tageskalender erhielt Schleiermacher die Nachricht am 9. 8. 1820. Carl Friedrich Zimmermann ertrank am 31. 7. 1820 beim Baden in der Loisach bei Wolfratshausen, seine Witwe zog darauf in das Reimersche Palais. *5095. Der Briefeingang des Tageskalenders (August 1820, Eintrag zwischen 1. und 10. 8.) vermerkt: „Schardius, Frau in Rügenwalde empfiehlt Lachs.“

7. 8. – 11. 8. 1820

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5096. An Ehrenfried von Willich (auch von Henriette Schleiermacher). Berlin, Donnerstag, 10. 8. 1820 [Henriette Schleiermacher:] Berlin, den 10ten August 1820.

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Gestern, mein lieber Sohn, erhielt ich Deinen Brief. – – Daß Du so viel Freude hast, gönne ich Dir von Herzen; Du scheinst sehr zerstreut und umhergetrieben zu sein; das geht nun aber nicht anders, sollte sich aber wohl bisweilen ein ernster, stiller Augenblick im Inneren einfinden? Daß Du sehr glücklich warst auf Stubbenkammer, kann ich mir denken, und auf der romantischen Herthaburg; wie reich ist Rügen an schönen Punkten, freue ich mich doch, nun ich Dich da weiß, als genösse ich es selbst. – – Heute früh im Bette noch erhielt ich Deinen Brief und dankte Gott innig, der väterlich über Dich gewacht hat, und gelobte Dich auf’s neue, daß Du s e i n möchtest sein, lebend oder sterbend, nachdem es sein heiliger Wille beschließt. O mein Sohn, hilf mir das Gelübde erfüllen, gieb dem Dein Herz, der alle Herzen an sich ziehen will, um sie alle selig zu machen. [Friedrich Schleiermacher:] Mein lieber Sohn, ich habe nicht Zeit gehabt Dir selbst zu schreiben; ich wünsche nur, daß es Dir ferner wohl gehen möge und wir Dich wohlbehalten wiedersehen. Nachricht bekommen wir auf jeden Fall noch von Dir. Grüße alle Freunde und Verwandte, die Du nach Empfang dieses noch siehst, herzlich von mir. Wegen eines Nachschusses zur Reise.

*5097. An Karoline von Mühlenfels (auch von Henriette Schleiermacher). Berlin, Freitag, 11. 8. 1820 Auftrag von Henriette Schleiermacher wegen Ehrenfried von Willichs. 5096. Überlieferung: D: Br 2, S. 349 f. Der Briefausgang des Tageskalenders (August 1820) vermerkt zum 11. 8.: „von Jette mit Nachschrift von mir wegen Nachschuß zur Reise“. *5097. Der Briefausgang des Tageskalenders (August 1820) vermerkt zum 11. 8.: „Caroline Mühlenfels von Jette mit Auftrag wegen Ehrenfried und Nachschrift von mir.“

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Briefe 5098 – 5101

*5098. Von Gottfried von Mühlenfels. Stockholm, vor dem 12. 8. 1820 Fragt nach neuen Nachrichen über Ludwig von Mühlenfels.

5099. An August Neander. Berlin, Sonnabend, 12. 8. 1820

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Collega coniunctissime Da Sie Morgen reisen wollen, wozu meine freundschaftlichsten Wünsche Sie begleiten, so muß ich Sie dienstlichst ersuchen den anliegenden BerichtsEntwurf über unseren Olshausen noch heute durchzusehn und von Ihren etwanigen Bemerkungen begleitet zu zeichnen. Ich sende Ihnen deshalb sämtliche anteacta mit die ich mir aber sämtlich auf das dringendste zurükerbitte. Ich habe leider diesen Bericht nicht eher abfassen können da ich mich einer akademischen Abhandlung welche ich am Donnerstag zu lesen hatte ausschließend hergeben mußte. Aus demselben Grunde bin ich verhindert worden noch eine FacultätsSizung | zu halten, und muß Sie daher ergebenst bitten Sich mit ein Paar Worten schriftlich über die in Ihrer Abtheilung des Seminarii zu ertheilenden Praemien zu äußern damit ich mit College Marheinecke das übrige in Ordnung bringen kann, wie ich denn auch Ihren halbjährigen Bericht noch vor Ihrer Abreise erwarte. Von Herzen der Ihrige Schleiermacher 12t Aug. früh Ihrem gütigen Erbieten zufolge bin ich so frei Ihnen im Laufe des Tages noch ein kleines Päkchen zur gefälligen Besorgung nach Bonn zu übersenden. *5098. Der Briefeingang des Tageskalenders (August 1820) vermerkt zum 12. 8.: „Gottfried Mühlenfels aus Stockholm Nachfrage wegen seiner Bruders.“ 5099. Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 80, Bl. 16. Mit Akten und einem Berichtsentwurf über Olshausen. – Neander notierte unten auf dem Brief: „Ich werde meinen Bericht über das Seminar und meine Vorschläge bis Morgen nachschicken Neander“. 10 noch] korr. aus mich

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vor dem 12. 8. – 13. 8. 1820

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5100. An Philipp Konrad Marheineke. Berlin, Sonntag, 13. 8. 1820

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Collega coniunctissime Den anliegenden Entwurf habe ich wie Sie umstehen ersehen unserm Collegen Neander zuerst seiner bevorstehenden Abreise wegen zugeschikt und ersuche Sie nun auch um Ihre gefälligen Bemerkungen und Ihre Mitzeichnung. Ich sende Ihnen zugleich die Verfügung und Ihr eignes und das Votum des Collegen Neander, dem ich im wesentlichen beitrete. Ich habe beide vota möglichst zu berüksichtigen gesucht. In Bezug auf die Bemerkung des Collegen Neander welche Sie unter dem Entwurf finden, habe ich doch nicht gewußt etwas bestimtes hinzuzuthun. Stimmen Sie ihm bei: so ersuche ich Sie um einen näheren Vorschlag. Ich für meine Person denke es ist dem Ministerio Veranlassung genug gegeben näheren Bericht zu fordern Ich bitte um Rüksendung aller Anlagen und ersuche Sie zugleich gefällig nachzusehn ob die nicht zu mir zurükgekommene Tholucksche Nachweisung seiner künftigen Lehrfächer bei ihnen liegen geblieben ist Schleiermacher 13/8. 20

5101. An August Tholuck. Berlin, Sonntag, 13. 8. 1820

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Nachdem Ihr Gesuch vom 27ten Juli wegen Promotion zum Licentiaten bei der Facultät zur Erwägung gekommen, und von Anordnung des examinis die Rede gewesen hat sich ergeben daß keines von den dermaligen Facultätsmitgliedern sich berufen findet die Prüfung in den alttestamentlichen Ursprachen und der Auslegung des Alten Testamentes zu überneh-

5100. Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 80, Bl. 19. Mit Unterlagen zum Fakultätsgutachten über die Lehrtätigkeit Olshausens. 3 seiner … wegen] mit Einfügungszeichen über der Zeile 5 die … und] mit Einfügungszeichen über der Zeile 6 f beitrete.] korr. aus beitrete, 8 unter … Entwurf] über )umstehend* 5101. Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 106, Bl. 60. 1 vom … Juli] mit Einfügungszeichen am linken Rand

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Briefe 5101 – 5104

men. Unter diesen Umständen halte ich mich um so weniger befugt einen Termin zur Prüfung anzusezen als aus Ihrem Gesuch selbst hervorgeht, daß Sie den Licentiatengrad vorzüglich in Bezug auf Ihre Habilitation als Privatdocent wünschen. Es bleibt mir also nur übrig Ihnen anheimzustellen, ob Sie Ihr Gesuch nach erfolgter Vervollständigung der Facultät erneuern wollen. Zugleich erfolgt das eingereichte Sittenzeugniß zurük. Berlin d. Dr Dekan d theol. Fac Schl 13/8. 20.

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An den Candidaten der Theologie Herrn Tholuck hier

5102. Von Johann Georg Tralles. Berlin, Mittwoch, 16. 8. 1820 oder früher Beiliegendes Protokoll der letzten Sitzung der Akademie ist wie Sie aus obigem ersehen Herrn Boeckh schon mitgetheilt worden. Es wird statt der in seinem Nahmen verlangten Abschrift dienen können welche auch wenn erforderlich genommen werden kann. Um gefällige Rückgabe des Protokolls ersucht nach gemachtem Gebrauch Tralles Herrn Herrn Schleiermacher Sekret der phil Kl der k. Ak d. W

*5103. An Henriette Herz. Berlin, Freitag, 18. 8. 1820 11 Zugleich … zurük.] mit Einfügungszeichen am linken Rand 5102. Überlieferung: H: BBAW, Archiv, II–VII, Nr. 10, Bl. 37. Mit dem Protokoll der Plenarsitzung vom 10. 8. 1820. Weiter oben auf dem Blatt das erwähnte Schreiben an Boeckh (zur Begleitung des zur Einsichtnahme mitgeteilten Protokolls, 10. 8. 1820). Auf dem ersten Blatt des Doppelblattes (Bl. 36) ein von Schleiermacher gemachter und unter dem 16. 8. „in fidem“ beglaubigter Protokollauszug: TOP 3, Genehmigung des Antrags auf Beobachtung der ringförmigen Sonnenfinsternis unter Beistimmung des Geldverwendungsausschusses. *5103. Der Briefausgang des Tageskalenders (August 1820) vermerkt zum 18. 8.: „Herz mit Einlage von Lotte.“ Mit einer Einlage von Charlotte Schleiermacher.

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13. 8. – 21. 8. 1820

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5104. An Samuel Marot. Berlin, Montag, 21. 8. 1820 Ewr Hochwürden

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übersende ich, der an mich ergangenen geehrten Aufforderung gemäß, anliegend ganz ergebenst eine Tabelle über sämmtliche BegräbnißGebührenSäze bei der Dreifaltigkeitskirche, indem ich zugleich bemerke, daß bei unserer Kirche in dieser Hinsicht keine Differenz zwischen beiden Gemeinen besteht, sondern die reformirten Säze dieselben sind wie die lutherischen. Wohl aber differirt diese nach dem gegenwärtigen Gebrauch abgefaßte Tabelle in mehreren Punkten von dem lezten im Jahr 1800 gedrukten Reglement, und nicht überall ist die Entstehung und das Fundament dieser Abweichungen auszumitteln. Demohnerachtet sind die Säze weit entfernt davon gegen frühere Zeiten in demselben Maaß gesteigert zu sein als der Werth des Geldes gesunken ist, woraus bei den unteren Kirchenbedienten ein schwer zu überwindender Reiz entsteht Vorwände aufzusuchen unter denen das gesezliche Maaß überschritten werden könne. Dieses sowol als der mancherlei Unbequemlichkeiten verursachende Mangel an Uebereinstimmung | zwischen den beiden Friedrichsstädtischen Parochien in diesen Säzen läßt mich wünschen daß die mir unbekannte Absicht bei Einforderung dieser Tabelle zugleich eine Veranlassung geben möge eine neue auf längere Jahre haltbare Taxe für die beiden genannten Parochien gleichmäßig durch Uebereinkunft festzusezen. Diesen gemäß von beiden Ministerien dringend gefühlten Wunsch bei dieser Gelegenheit zu äußern konnte ich mich nicht enthalten, das weitere Ewr Hochwürden ergebenst anheimstellend Schleiermacher Berlin d. 21t. Aug. 1820

5104. Überlieferung: H: ELAB, 10400, Nr. 201, Bl. 8; D: Reich: Schleiermacher als Pfarrer, S. 532 f. Mit einer Tabelle über die Begräbnisgebührensätze (Bl. 9 f. in derselben Akte).

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Briefe 5105 – 5108

*5105. An Frau von Wobeser. Berlin, Montag, 21. 8. 1820 Wegen der Pensionsanstalt für ihre Tochter.

5106. An das Kultusministerium (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Mittwoch, 23. 8. 1820 An Ein hohes Ministerium Es ist in der lezten Sizung der Akademie vom 10ten August in Antrag gekommen die im September dieses Jahres einfallende Sonnenfinsterniß an einem solchen Ort wo sie ringförmig erscheint zu beobachten. Herr Tralles hat sich entschlossen dieses Geschäft selbst und zwar mit seinen eigenen Instrumenten zu übernehmen. Er hat dazu Cuxhaven gewählt und der Geldverwendungsausschuß der Akademie findet daß die von ihm als Reisegeld geforderten 250 r auf die für das laufende Jahr zu wissenschaftlichen Endzwecken etatmäßig ausgeworfenen Summen übernommen werden können. Ein Hohes Ministerium ersuchen wir daher gehorsamst die Kasse der wissenschaftlichen Institute zu Zahlung 250 r Summe an Herrn Tralles gegen dessen Quittung hochgeneigtest anzuweisen Die Akad d Wisssch conc Schl

*5105. Der Briefausgang des Tageskalenders (August 1820) vermerkt zum 21. 8.: „von Wobeser Rittmeistern von zu Labuhn wegen der Pensionsanstalt für ihre Tochter.“ 5106. Überlieferung: H: BBAW, Archiv, II–VII, Nr. 10, Bl. 39. Das Datum ergibt sich aus Brief 5107 (23. 8. 1820). 7–9 findet … Summen] korr. aus hat die von ihm dazu geforderte Summe von 250 r auf den Fonds des laufenden Jahres Titel Zu wissenschaftlichen Endzwecken für das laufende Jahr 9 f werden können] mit Einfügungszeichen über der Zeile 11 250 r] über der Zeile 11 f an … Quittung] korr. aus gegen die Quittung des H Tralles

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21. 8. – vor dem 25. 8. 1820

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5107. An Johann Georg Tralles, Johann Elert Bode, Friedrich Karl von Savigny und Philipp Karl Buttmann. Berlin, Mittwoch, 23. 8. 1820

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An die Herren Tralles Bode v Savigny Buttmann Unser College Boeckh hat mich unterm 15ten zu seinem Stellvertreter im Geldverwendungsausschuß ernannt an welchen zunächst die Sache wegen Beobachtung der ringförmigen Sonnenfinsterniß laut des anliegenden Extracto Protocolli gewiesen ist. Da nun wegen der Rükstände eben Untersuchungen angestellt werden die aus liquiden auch bereits absorbirt sind: so wird es besser sein diese Ausgabe auf die Einnahmen des laufenden Jahres zu verweisen sub titulo wissenschaftliche Ausgaben. Herr Tralles denkt die Reise mit 250 r zu machen und gegen diese Bestimmung wird wol Niemand etwas einzuwenden haben, außer daß es unangenehm wäre Nachschuß zu fordern, wenn sie nicht hinreichten, worüber sich indeß Herr Tralles gegen mich erklärt hat, daß er die Akademie in diese Verlegenheit nicht sezen wird Da ich nun leider die Sache bis heute vergessen habe und Herr Tralles schon Sonntag reisen will so muß ich mich begnügen | sie nur bei den eben aufzufindenden Mitgliedern des Ausschusses zur schriftlichen Abstimmung zu bringen die ich mir hierunter erbitte und habe auch das Schreiben an das Ministerium gleich sub spe rati abgefaßt Schleiermacher 23/8. 20.

*5108. Von Henriette Herz. Lanke, vor dem 25. 8. 1820 Antwort auf Brief *5103 (18. 8. 1820). Über ihre Ankunft in Berlin. Mit Einlage an Immanuel Bekker. 5107. Überlieferung: H: BBAW, Archiv, II–VII, Nr. 10, Bl. 38. Unter dem Schlussdatum haben Savigny, Buttmann und Bode ihre Zustimmung und Tralles seine Kenntnisnahme vermerkt. 6 f die … sind:] mit Einfügungszeichen am linken Rand 7 Ausgabe] korr. aus Auf 17 und] korr. aus um folgt )P S* *5108. Der Briefeingang des Tageskalenders (August 1820) vermerkt zum 25. 8.: „Herz aus Lanke Antwort und wegen ihres Herkommens. Mit Einlage an Bekker“.

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Briefe 5109 – 5112

*5109. An Gustav Anton von Mühlenfels. Berlin, Freitag, 25. 8. 1820 Über Erleichterungen für den gefangenen Ludwig von Mühlenfels.

5110. An Philipp Karl Buttmann. Berlin, Montag, 28. 8. 1820

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Herr Brandis hat schon im Frühjahr vor seiner Abreise nach England gegen mich geäußert er wünsche im Winter noch auf einige Zeit nach Paris zurükzugehn um seine Arbeit an den Commentatoren des Aristoteles zu derjenigen Vollständigkeit zu bringen auf welche er es früher nicht gleich angelegt gehabt Die Sache war mir aber damals noch zu entfernt um sie gleich an die Akademie zu bringen und ich nahm mir vor damit zu warten bis sich zeigt, ob nicht dasselbige auch in England geschehen könne. Aus England aber habe ich keine Nachricht von Herrn Brandis gehabt sondern er hat mir erst jetzt wieder aus Kopenhagen geschrieben, wohin er von England aus auf einige Wochen gegangen ist. Aus seinem Briefe geht hervor daß er in England grade in dieser Hinsicht nicht dieselben Schätze gefunden | die er in Paris verlassen, und daß er den Gedanken noch einmal dorthin zurükzukehren festhält. Nach den Aeußerungen des Herrn Brandis sowol als nach den Proben die er mir schon mitgetheilt kann ich nicht anders als seine Absicht aus allen Kräften unterstüzen es wäre gewiß Schade um das Werk, wenn ihm die Vollkommenheit die es durch die noch rükständige Arbeit erlangen kann lediglich deswegen abgehen sollte weil die Akademie nun noch einige Monate Reisegeld ersparen wollte. Allein es ist nun die höchste Zeit die Sache völlig in Ordnung zu bringen, da Herr Brandis Mitte October wieder in Paris zu sein wünscht. *5109. Der Briefausgang des Tageskalenders (August 1820) vermerkt zum 25. 8.: „von Mühlenfels Hauptmann in Sachen seines Sohnes.“ Zum Inhalt vgl. Brief 5133, Z. 3–6 (30. 9. 1820). 5110. Überlieferung: H: BBAW, Archiv, II–VIII, Nr. 252, Bl. 68 f. In derselben Akte, Bl. 70 ein Rundschreiben Buttmanns an die historisch-philologische Klasse vom 29. 8. mit Unterschriften der Klassenmitglieder und der Anweisung Buttmanns, es als Antrag an den Geldverwendungsausschuss weiterzuleiten; auf Bl. 71 befindet sich der Antrag der historischphilologischen Klasse beim Ministerium, Brandis einen halbjährigen Zuschuss zu gewähren (20. 9.); auf Bl. 72 die Zustimmg des Ministeriums (26. 10.).

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25. 8. – 29. 8. 1820

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Da die Sache nur zwischen der Klasse und dem Geldverwendungsausschuß verhandelt zu werden braucht so kann sie auch füglich in den Ferien zum Abschluß kommen. Herr Brandis hat sich nicht bestimmt erklärt wie lange er in Paris bleiben zu müssen glaubt, Herr Bekker aber meint, es würde noch der ganze Winter dazu gehören. Es würde demnach noch vom Minister nachzusuchen sein ein 6monatliches Reisegeld für Herrn Brandis nach dem bisherigen Maaßstab d.h. 400 r für die Zeit vom 1ten October bis Ende Merz | und ich ersuche Sie baldmöglichst bei der Klasse umzufragen ob sie hierauf einen Antrag an den Geldverwendungsausschuß richten will. Unsers Collegen Boeckh Zustimmung bin ich aus mündlichen Aeußerungen sicher. Schleiermacher d 28t. Aug Abends.

*5111. An Gottfried von Mühlenfels. Berlin, Dienstag, 29. 8. 1820 Über Ludwig von Mühlenfels.

*5112. An Karl Schleiermacher (Junior). Berlin, Dienstag, 29. 8. 1820 Über Karl Schleiermachers Geldgeschäfte.

24 glaubt] korr. aus t 26 ein 6monatliches] über )das gewöhnliche*

für] korr. aus an

*5111. Der Briefausgang des Tageskalenders (August 1820) vermerkt zum 29. 8.: „Gottfried von Mühlenfels in Stockholm per Adresse Lindhorst in Helsingör Nachricht von Ludwig von Mühlenfels“. *5112. Der Briefausgang des Tageskalenders (August 1820) vermerkt zum 29. 8.: „Carl Schleiermacher in Cüstrin über seine Geldgeschäfte.“

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Briefe 5113 – 5117

5113. Von Joachim Christian Gaß. Anklam, Donnerstag, 31. 8. 1820 Anklam, den 31 Aug. 20.

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Dein lieber Ehrenfried hat sein Versprechen auf seiner Rükkreise von Rügen wieder bei uns anzusprechen, unerfüllt gelaßen und darum muß ich ihm diese Zeilen nachschikken, die er mitnehmen sollte. Daß wir schon längst hier sind, wirst Du indeß wohl vermuthet haben; auch würden wir statt dieses Briefes schon selbst nach Berlin kommen, wäre der ursprüngliche Reiseplan nicht etwas unangenehm gestört worden. Als wir nemlich 8 Tage hier waren, wurde unser kleiner Wilhelm von den Masern befallen und obgleich die Krankheit ohne Gefahr gewesen, so verlangt sie doch nach ihrem natürlichen Verlauf eine Zeit, die sich nicht abkürzen läßt und besonders wenn sie überstanden ist, eine Vorsicht, die man unterweges nicht immer beobachten kann. Es ist heute der 12te Tag seit dem Anfange des Uebels und dennoch meint der Arzt, wir würden vor dem 10ten September nicht abreisen können. Hierein habe ich mich nun schon ergeben; sollte aber die Cäcilie auch von dieser Krankheit ergriffen werden, so würde ich ziemlich rathlos sein | denn es bliebe dann nichts übrig als allein zu reisen, welches der Himmel verhüten wolle. Auch fehlt es an unsrer Vorsicht nicht, die Kinder sind gleich getrennt, auch nehme ich die Kleine heute mit auf einen Ausflug nach Greifswalde; ohne Sorge aber kann man doch in solchen Fällen immer nicht sein, und darum habe ich Dich und unsre übrigen lieben Freunde nicht ohne diese vorläufige Nachricht laßen wollen. Müßen wir nun auch unsern Aufenthalt in Berlin etwas abkürzen, wie es leider wohl nicht anders sein kann, so wollen wir uns doch die Freude uns alle ein mal bei einander zu sehen, darum nicht verkümmern, auch mag mein verspäteter Aufenthalt dort noch sonst manches Gute haben, das der Erfolg klar machen wird. Wir grüßen Euch und Reimers herzlich und wünschen daß Ihr Alle wohl seid. Lebe wohl, auf immer der Deinige Gaß

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Überlieferung: H: BBAW, SN 287/1, Bl. 147.

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31. 8. – 10. 9. 1820

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*5114. An Carl (Charles) Schleiermacher. Berlin, Freitag, 1. 9. 1820 Wegen Carl Schleiermachers Sohn Karl.

*5115. Von Karl Schleiermacher (Junior). Küstrin, Freitag, 1. 9. 1820

*5116. An Karl Schleiermacher (Junior). Berlin, Sonntag, 10. 9. 1820

*5117. An Prieve. Berlin, Sonntag, 10. 9. 1820

*5114. Der Briefausgang des Tageskalenders (September 1820) vermerkt zum 1. 9.: „Carl in Schmiedeberg (mit Einlage von Lotte) wegen seines Sohnes“. Mit Einlage von Charlotte Schleiermacher. *5115. Der Briefeingang des Tageskalenders (September 1820) vermerkt zum 5. 9.: „1. [September] aus Küstrin mit Einlage von Captain Priwe“. Mit Einlage von Hauptmann Prieve. *5116. Laut dem Briefausgang des Tageskalenders (September 1820) Einlage in Brief *5117 an Prieve vom 10. 9. 1820. *5117. Der Briefausgang des Tageskalenders (September 1820) vermerkt zum 10. 9.: „Captain Priwe in Cüstrin mit 5 r für Carl und Einlage an ihn.“ Mit fünf Talern und Brief *5116 an Karl Schleiermacher (Junior).

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Brief 5118

5118. Von Ernst Moritz Arndt. Bonn, Montag, 11. 9. 1820 Bonn 11n Sept 20.

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Also ein Brief an dich, lieber Bruder, auf recht schlechtem Papier – denn wie ich mich umsehe ist das Gute schier drauf gegangen, und nach der Stadt ist weit. Der gute große Sack nimmt dies mit, der uns Manches Ergötzliche gebracht und gemacht hat die wenigen Wochen, welche er hier gewesen. Neues kann ich nicht sagen, das er uns gebracht habe; wie könnte er auch? Die Zeit ist so wunderlich neu und alt zugleich, als sie früher wohl kaum je gewesen, und man kann wohl sagen: das Neue ist allenthalben und nirgends. Was diese Zeit will ist auch so hell und klar, und was sie treibt, wird von dem großen Treiber aller Dinge so sonderbarlich, man kann wohl sagen absonderlich, mitgetrieben, daß es keiner künstlichen und feinen polizeilichen und politischen Umtriebe bedarf, um hinter die rechten Umtriebe und den rechten Umtreiber zu kommen. Aber das wollen und können die stockblinden Thoren nun einmal nicht begreifen und wollen Vögeln Salz auf den Schwanz | streuen, die sich auf die Weise nicht fangen laßen. In der That däucht mir die Zeit zuweilen recht ergötzlich; weil sie so lebendig die ganze Erbärmlichkeit und Ohnmacht der Menschen zeigt, wenn sie sich lehnen wollen ja wohl gar auflehnen wollen gegen die Kunst, die alles regiert und eigentlich immer am meisten regiert hat. Dann aber macht es einem wieder Gedanken, die oft auch sehr ernste Gedanken werden wollen, wie der Schufterle, der nicht bloß ein bischen mit dabei ist, am Ende durchkommen will durch den verworrenen Spektakel, den er sich mit anrichtet. Denn im Grunde ist es doch traurig, daß bloße Einsicht von dem, was Verstand und Recht gebieten, nie so mächtig werden will als Noth und Gewalt. Was nun uns besonders betrifft mögt ich wohl wißen, welcher heillose Dummkopf uns treibt, uns auf das zerbrochene und ohnehin doppelt falsche Rohr Östreich zu lehnen; wäre es Bernstorff, so verdiente er deswegen allein schon aus der Ministerrolle gelöscht zu werden. Vor jenem wolle uns aber Gott bewahren, daß wir nur nicht mit ihnen gegen die Italiäner zu rüsten anfangen. Es wäre auf jeden Fall eine dumme und faule Sache; 5118. Überlieferung: H: BBAW, SN 239, Bl. 75 f.; D: Ernst Moritz Arndt. Ein Lebensbild in Briefen, S. 228–230. Mit einer Einlage von Anne (Nanny) Arndt an Henriette Schleiermacher sowie von E.M. Arndt an Helvetius von Dohna-Schlobitten. Der Briefeingang des Tageskalenders (September 1820) vermerkt zum 26. 11.: „Arndt häusliches und politisches mit Einlage von Nanny an Jette und von ihm an Helvetius Dohna“. 7 das] ß

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denn wenn Östreich diesmal die Italiäner | vielleicht auch überrennt, was bringts? werden sie die Geister unterjochen können, die in jenem schönen Lande so weit wach sind, daß die Leute fühlen daß fremde Herrschaft immer Knechtschaft ist? und werden sie am Ende das Recht besiegen können, das an Gott einen beßern Bundesgenoßen hat als die ganze heilige Allianz? Wohin wir übrigens steuern, scheine ich nicht mehr abzusehen: wenn wir nicht bald in einen Konstitutionshafen einlaufen. Unser Häusliches hier sollst du wißen steht wohl, und wenn dein Herr Pate der Siegerich seit ein paar Tagen von wegen der Zähne, die noch nicht da sind, mit seinem Bauche ein wenig in Unordnung ist, so läßt der kecke kleine Mensch sich das doch nicht sonderlich anfechten sondern behauptet sich meistens in muntrer Laune. Auch das andre Häusliche, das Haus selbst nemlich, wird von Tage zu Tage heimlicher und wohnlicher und in einem Monate hoffe ich aus der Hauptschmiere und aus manchen schmierigen Geschichten, worin so ein Ding mit schmutzigen Menschen verwickelt, heraus zu seyn, denn dann wird hoffentlich der letzte rosenfarbene Anstrich vollendet seyn, und | in stilleren und halcyonischeren Stunden werden wir dann mancher überstandenen Plage uns freuen können. Was Wein und Trauben betrifft, so sage den Kindern daß kaum ein Viertel ist des vorigjährigen Wuchses; und dieses Viertel bedarf noch manches warmen Tages, um genießbar zu werden; also daß du wohl gethan hast, dir Aarbleicher von 1810 kommen zu laßen. Möge damit alles nur nach Wunsch gerathen seyn! Neues und Merkliches giebt es hier nicht; die Profeßoren sind zum Theil fort, die Studenten fast alle; nur durch einzelne liebe Zugvögel werden wir zuweilen erfreut. Für uns das schmerzlichste Neue ist, daß unsre braven Dohnas bald nach Düßeldorf abgehen, und ein schmerzliches Neues, was wohl manche stille Thräne fließen läßt was uns aber auch betrübt, ist, daß uns das brave Dohnaische Regiment verläßt, das heute mit Sang und Klang nach Trier abzieht. Gott mit dir und euch allen. Grüße Groß und Klein, insonders Lisbethchen und Patelinichen; auch alle liebe Genoßen der weiten Reimerei. Dein EMArndt. N S . Inlage an Helvetius laß gütigst mit der Post weiter laufen.

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Briefe 5119 – 5121

*5119. Von Johann Wilhelm Rauterberg. Hamburg, vor dem 12. 9. 1820 Anzeige seiner Beamtung.

5120. Von Luise Benda. Posen, Donnerstag, 14. 9. 1820 Posen den 14ten 1820

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Sie erhalten ein Schreiben, lieber Bruder, durch meinen Schwiegervater worüber er uns seine Wünsche, Sie aber lieber Schleiermacher mir gerne Ihre Meinung sagen sollen. Wir stehen zwischen Thür und Angel und kein bestimmter Entschluß konnte bis dahin gefaßt werden. Dafür, und dawider streiten Vortheile, Schwierigkeiten, Hofnungen, Wünsche[,] in einem Augenblick erscheint es mir gar nicht so wichtig und im nächsten fühle ich wie schmerzlich mich schon der Gedanke dieser Ferne, und das wieder einleben in eine ganz fremde Welt ergreift. Schon bei der Anwesenheit des Fürsten hier, wurde uns dieser Wunsch eröfnet, ihn abzuweisen | war keine Veranlassung, ich denke was das Schicksal so ganz ohne unser Zuthun auf unsern Lebensweg führt, das soll man ergreiffen, wenigstens strenge prüfen. Die Vortheile die uns gebothen werden sind nicht so s e h r erheblich, denn auch hier steht Benda jetzt recht gut, aber auf der andern Seite haben wir hier auch, meine ich, garnichts zu verlieren; ein Land in dem man mit Bangen sich ansässig sieht, eine Stadt in der nichts was Kunst und Schönheit ist, gefördert wird, in der nicht einmal mein Junge erzogen werden kann. Sie lieber Schleier waren öfter im südlichen Deutschland | sagen Sie mir, ob mir dort wohl sein wird, ob es wirklich das Opfer der Trennung verdiente. Benda glaubt in seinen Dienstverhältnissen sehr zu gewinnen, weil er hofft daß das was er thut ihm durch Anerkenung gelohnt werden dürfte, hingegen hier, der preusische Staatsdiener auf allgemeine Liebe verzicht leisten *5119. Der Briefeingang des Tageskalenders (September 1820) vermerkt zum 12. 9.: „Rauterberg in Hamburg Anzeige von seiner Beamtung.“ 5120. Überlieferung: H: BBAW, SN 251, Bl. 18 f. Der Briefeingang des Tageskalenders (September 1820) vermerkt zum 16. 9.: „Louise Benda in Posen wegen ihrer Besezung“. 21 er] es

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muß, was in der Sache selbst liegt, glücklich genug wenn er von einzelnen sich geachtet sieht, die die Person von der Sache trennen. Ich hatte mich recht sehr gefreut Sie hier zu sehen, nun aber sagt mir Herr Schmeling daß Sie nicht kommen werden, das ist | garnicht gut von Ihnen. Grüßen Sie herzlich meine gute liebe Jette, ihr werden Sie wohl unsre zweifelhafte Lage mittheilen, doch sonst Niemand weiter lieber Bruder, und bitte ich Sie freundlichst um Ihre Ansichten, weil es seiner Bestimmung reifen muß, und Benda so gern ganz nach meiner Zufriedenheit handeln will, er grüßt Sie auch freundlichst und bleiben wir in treuer Liebe Ihre Luise Benda. Was macht der kleine Prinz? wie befindet sich Jette, und all die übrigen lieben Kinder?

5121. Von Gustav Laue. Eberswalde, vor dem 15. 9. 1820

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Hochwürdiger Herr! Hochgeehrtester Herr Doctor und Professor! Ew. Hochwürden haben in einem hochgeehrten Schreiben vom 12ten December vorigen Jahres meinem Vater, dem pensionirten Krieges- und Steuerrath Laue hieselbst, das gütige Versprechen gegeben, daß Sie mich gefälligst aufs neue zum Genuß der Königlichen Miethsentschädigung aufzeichnen wollten. Da ich nun jetzt so weit wieder hergestellt bin, daß ich zu Anfange künftigen Monats die Universität wieder beziehen werde, und mir bereits eine Stube gemiethet habe, in welche ich meine Sachen, die mir ein Freund bis jetzt aufbewahrt hatte, bringen lassen, so wage ich es, Sie ganz gehorsamst zu bitten, mir vom 1ten künftigen Monats an wieder die Miethsentschädigung zu bewilligen. Ich bedarf dieser Unterstützung jetzt um so mehr, da ich nicht nur durchaus keine eigenen Mittel zu meinem Fortkommen besitze, wie das 28 ihr] Ihr 5121. Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 223, Bl. 75. 77. Mit Zeugnissen (einem Testimonium paupertatis und einem Krankheitszeugnis des Eberswalder Stadtphysikus Raumer). Vorlagevermerk: „pr 15t Sept.“ Das Konzept seiner Antwort (Brief 5122, 19. 9. 1820) hat Schleiermacher auch auf dem Brief notiert.

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Briefe 5121 – 5123

ehrerbietigst beigefügte testimonium paupertatis Ew. | Hochwürden bezeugen wird, sondern auch meine langwierige Krankheit die Unterstützung, welche mir durch ein Prenzlauisches Stipendium von 50 r. jährlich auf 3 Jahre und ein dergleichen Ascherslebensches auf eben dieselbe Zeit von 60 r. zu Theil geworden ist, größtentheils hinweggenommen hat, und ich doch noch zwei Jahre zu Vollendung meines Trienniums studiren muß. Ich erdreiste mich deshalb auch, Ew. Hochwürden ganz gehorsamst um gütige Conferirung eines der vom Geheimen Justizrathe Herrn Schmalz Hochwohlgeboren gestifteten Freitische zu ersuchen, welchen mir der Herr Geheimrath auch schon vor der im Frühjahr vorigen Jahres in Berlin mich betreffenden Krankheit, welche mich nöthigte, hierher nach NeustadtEberswalde zu meinen Ältern zu reisen, hochgeneigtest versprochen, und zu dem mich der derzeitige Dekan der theologischen Fakultät, Herr Doctor Marheinecke Hochwürden, bereits aufgezeichnet hat. Ich habe mich auch wegen dieser Angelegenheit zur Unterstützung meines ganz ergebensten Gesuchs mit dieser nämlichen Post an den Herrn Geheimen Justizrath nochmals schriftlich gewendet. Man hat mir zwar sagen wollen, ich müßte, | obgleich ich mit Erlaubniß und Genehmigung des damaligen Dekans die Universität verlassen habe, aufs neue immatriculirt werden, da mein Vater erst nach Ablauf des halben Jahres, vom 30sten März vorigen Jahres an gerechnet, Seiner Magnificenz dem Rector Herrn Göschen die Unmöglichkeit meiner früheren Zurückkunft angezeigt hat; allein vielleicht entschuldigt mich meine Krankheit, die es mir unmöglich machte, selbst zu schreiben, weshalb ich meinen Vater darum bitten mußte, der es aber aus Versehen, obgleich ich ihn zeitig genug darum ersucht hatte, etwas zu lange aufgeschoben. Ich bin deshalb auch ganz ohne mein Verschulden am schwarzen Brette citirt worden und füge zum Beweise dessen das Zeugniß des hiesigen Stadtphysikus, HErrn Doctor Raumer, mit ganz ergebenster Bitte um gütige Zurückgabe unterthänigst bei. Sollte ich jedoch wirklich von neuem immatriculirt werden müssen, so bitte ich Ew. Hochwürden ganz gehorsamst, mich gütigst hievon recht bald zu benachrichtigen, besonders wenn die Immatriculation zur Erlangung der beiden erbetenen Beneficien schon vor dem 1ten October geschehen müßte, damit ich meine Hinreise danach einrichten kann. | Ich muß Ew. Hochwürden recht sehr um Verzeihung bitten, wenn ich Sie endlich noch gehorsamst ersuche, mir doch gefälligst mit der von Ihnen zu erwartenden gütigen Antwort ein Zeugniß zu übersenden, daß ich in dem Winterhalbjahre von 1818–19 bei Ihnen Exegese mehrerer Paulinischer Briefe gehört habe.

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Der gewissen Erfüllung meiner Ew Hochwürden dargelegten Bitten entgegensehend, ist es die allervollkommenste Hochachtung, mit der ich verharre Ew. Hochwürden ganz gehorsamster Gustav Leopold Sigismund Laue

5122. An Gustav Laue. Berlin, Dienstag, 19. 9. 1820

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Repsonsum So fern die Miethsentschädigung überhaupt noch fortdauere werde sein Wiedereintreten keine Schwierigkeit haben; mit dem Freitisch aber habe der Dekan nichts zu thun Schl. 19/9. 20.

5123. Von Ludwig Gottfried Blanc. Giebichenstein, Dienstag, 19. 9. 1820 Giebichenstein d. 19t Sept. 20. Die Hofnung Sie, theuerster Freund, noch in diesem Sommer bey uns zu sehen müssen wir nun wohl aufgeben, obwohl wir sie lange gehegt und Alberti sie auch noch nicht gänzlich abgeschnitten hatte. Doppelt verdrießt 5122. Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 223, Bl. 75; h: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 223, Bl. 76. Konzipiert als Antwort auf Brief 5121 (vor dem 15. 9. 1820). Die Abschrift lautet: „Ich erwiedere Ihnen auf Ihr Schreiben eingegangen den 15n dieses Monats, daß Ihr Wiedereintreten in den Genuß der Königlichen Miethsentschädigung keine Schwierigkeit haben wird, in sofern dieses beneficium überhaupt noch fortdauern wird. Was den von Ihnen nachgesuchten Freytisch betrifft, so hat der Dekan der Fakultät damit nichts zu thun. Berlin den 19n Septbr. 1820 Der Dekan der theologischen Fakultät An den stud. theol. pp. Laue zu Neustadt-Eberswalde.“ 2 haben;] folgt )die* 5123. Überlieferung: H: BBAW, SN 253, Bl. 114 f.; D: Blanc: Briefe an F. Schleiermacher, S. 69–72 (gekürzt). Der Briefeingang des Tageskalenders (September 1820) vermerkt zum 26. 9.: „Blanc in Halle Varia“.

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Brief 5123

uns diese fehlgeschlagene Hofnung wenn wir bedenken müssen daß höchst wahrscheinlich äußere für Sie aber allerdings sehr wichtige Gründe Sie abgehalten haben unser Landleben auf einige Zeit zu theilen. Und doch wäre grade in diesem Jahre mir nichts in der Welt erwünschter gewesen als Sie hier zwischen uns, Raumern und mir, zu haben, da Sie gewiß für uns beyde der immer noch nicht ganz gefundene Vereinigungspunct im Religiösen sowohl als im Politischen gewesen wären. Wir verhalten uns nemlich zu einander ungefähr wie zwey verschiedene Krystalle deren chemische Bestandtheile eine große Uebereinstimmung zeigen, dabey hat aber doch jeder ein Element in sich das dem andern fremd ist und grade dieses Element wenn auch nur als minimum vorhanden ist es welches jedem seine Krystallform bestimmt. Solche Dinge aber können nur im Gespräch behandelt und ausgeglichen werden und das ist mit ein Grund warum ich so lange nicht geschrieben, weil es mir beinahe unmöglich scheint durch Briefe dem eigentlichen Bedürfniß der rechten Verständigung und Mittheilung zu genügen. Wenn ich mich über Raumer und mich kurz erklären soll, so möchte ich nach dem bekannten Gegensatz sagen: im Politischen gehört er mehr zu den Liberalen als ich; im Religiösen dahingegen hat er eine gewisse Hinneigung zu den Ultra’s; beydes aber wie sich von selbst versteht im mildesten und besten Sinne genommen. Bey solchen kleinen Gegensätzen und bey den Erörterungen die sie veranlassen überzeugt man sich immer mehr daß das was in dem Menschen System ist sehr oft doch nur auf der Oberfläche schwimmt und von dem herrschenden Winde die Lehre bestimmt wird, während die tiefste innere Eigenthümlichkeit und Natur dadurch wohl in den Schatten gestellt, keineswegs aber überwunden wird und unwillkührlich bey tausend Gelegenheiten das System zu welchem der Mensch sich bekennt versöhnend zum Vorschein kommt. | Caroline welche über 2 Monate mit uns gelebt und mit welcher ich mehrmals über alle diese Dinge ausführlich gesprochen, wird Ihnen am besten sagen können wie unser hiesiges Verhältniß beschaffen ist; ich wüste niemand auf den ich mich in dieser Hinsicht unbedenklicher berufen mögte als auf sie. – Im Frühjahr haben wir De Wette 8 Tage hier gehabt den wir in Leipzig zufällig getroffen und ich habe mich recht herzlich an ihm gefreut, wie denn auch er sich wunderbar schnell an mich angeschlossen hat. Eins aber muß ich Ihnen im Vertrauen sagen, Sie mögen entscheiden ob ich irre oder meine Ansicht bestätigen. Mir scheint De Wette für den Augenblick zwar auf einer Stufe zu seyn wo er sich mit Ihnen berührt, aber auch schon im Begrif sich davon zu entfernen; verhüte der Himmel daß er nicht, wie früher von einer kecken aber gesunden Protestation ergriffen, so jetzt in die Gewalt unklarer Ideen gerathe. Manches auch in seiner Sittenlehre scheint mir einen gewissen

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Mangel an philosophischer Strenge und Klarheit der Anschauung zu verrathen; noch mehr tritt dies in der kleinen Schrift über die Sünde wider den Heiligen Geist heraus, wo ich die rechte innre Klarheit und Vollendung der Anschauung sehr vermisse und daß er wie Sie wohl wissen über und gegen Ihre Darstellung der Prädestination zu schreiben gesonnen ist, ist mir auch kein gutes Zeichen: Was halten Sie von seiner Absicht eine neue Ausgabe Luthers zu besorgen? So wünschenswerth sie mir von seiner Hand wäre, so fürchte ich doch es wäre für einen solchen Mann eine allzugroße Zeitausgabe. Besser wäre es ein geringerer unternähme es unter seiner Leitung und mit Beyträgen von seiner Hand, als daß er einen bedeutenden Zeitraum seines Lebens an eine Arbeit setzte die am Ende doch unendlich viel mechanische Mühe verursacht. – Haben Sie den Johannes von Lücke schon gehabt? Rienäcker der ihn gelesen findet ihn zu breit und nicht scharf genug aufgefaßt. Es soll mein erstes Lesen seyn wenn ich wieder in die Stadt gezogen, was vermuthlich übermorgen geschieht. Wann wird man denn endlich etwas von den Arbeiten der Gesangbuchs Commission erfahren? Raumer quält mich zu Tode über unser schlechtes Gesangbuch und will durchaus daß ich ein neues sammle, ohne zu bedenken wie mislich dies bey einer kleinen vereinzelten Gemeinde, wie thöricht in dem Augenblick wo Sie Mitarbeiter an einem neuen sind, ganz abgesehen davon daß es doch nicht so ganz leicht seyn mögte etwas ordentliches in kurzer Zeit zu liefern. | Auch über die Grundsätze möchten wir uns schwerlich vereinigen. Er will daß jedes Lied eines Verfassers mit diplomatischer Genauigkeit wie es aus der Feder geflossen aufgenommen werde; ich dahingegen behaupte ein solcher Abdruck gehöre in die Opera N.N. nicht ins Gesangbuch welches wie jede religiöse Darstellung in Gehalt und Gestalt allerdings die Farbe und das Gepräge der bestimmten Zeit und Bildungsstufe haben müsse für welche es gesammelt worden. Daß also Auslassungen und Veränderungen nicht allein zulässig sondern auch nothwendig seyen; und hierin allein liegt mir die Schwierigkeit solcher Arbeiten, weil beydes mit tiefem Sinn und leichter zarter Hand geschehen muß. Ich bitte Sie daher recht sehr mir zu schreiben was und wann von Ihrer Arbeit zu hoffen sey, weil ich freylich die Mängel unsres Gesangbuchs ebenfalls lebhaft empfinde. Noch übler aber als um die Lieder steht es bey uns um den Gesang und dem ist leider nicht so leicht abgeholfen. Steffens 2ten Band der Caricaturen habe ich dieser Tage durchgeblättert und mich wieder vielfältig über die ewigen Wiederhohlungen geärgert, aber doch an Einem sehr erfreut, daß mir nemlich in dem ganzen Buche keine Spur seiner Streitigkeiten aufgestoßen ist; eine Mäßigung die ich Steffens hoch anrechnen muß. Auch hat er sich über manches, namentlich über den Adel hier ruhiger und selbst genügender als früher erklärt.

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Briefe 5123 – 5125

Becker und Bleek haben wir hier nur auf Augenblicke gehabt. Den 5ten October haben wir wieder eine Synode und ich freue mich schon im voraus auf die unaussprechliche Leere dieser Verhandlungen, wo die überwiegende Mehrheit schon mit dem schönen Vorsatz hingeht daß über die Hauptsache gar nichts bestimmtes gesprochen werden solle. Wenn einmal die Regierung die Vereinigung wünscht, warum stellt sie nicht endlich bestimmt abgefaßte Fragen auf, worauf ohne Rückhalt geantwortet werden müßte. So lange die Geistlichen nicht gezwungen werden sich unumwunden zu erklären: ob ihnen die vorgeschlagene Vereinigung wünschenswerth, nach der vorgeschlagenen Art in ihrem Gewissen zulässig und unbedenklich erscheine oder nicht und diese Antworten öffentlich bekannt gemacht werden, wird die Sache immer einen überaus schläfrigen Gang gehen. Die Möglichkeit und die Art der äußern Einrichtung und Ausgleichung des Pecuniären an den verschiedenen Orten müßte fürs Erste ganz abgewiesen und getrennt | verhandelt werden. Haben sie einmal zugestanden die Sache sey gut und auf diesem Wege auch zulässig, so mag man dann mit ihnen über das Interesse handeln und ihre Vorschläge hören. Was sagen Sie dazu, daß Vater sich wieder hier eingenistet? Am Ende verlieren wir noch den Gesenius darüber, der schon einmal nicht üble Lust hatte nach Berlin zu gehen. Von unsrem hiesigen Sommeraufenthalt wird Ihnen Caroline berichten, welche unsre tägliche Tischgenossin gewesen und wahrscheinlich eben so viel Freude daran gehabt hat als wir. Meiner Frau hat sie sich sehr freundlich angeschlosssen, wie denn überhaupt diese beyden besser zusammenpassen als mit den Raumerschen Frauen, welche für andre Frauen leicht ein etwas zu schroffes und allzufertiges Wesen haben. Ob ich nächsten Sommer wieder aufs Land ziehe bezweifle ich, da der Druck meines Buches gegen Ostern beginnen soll und ich ungeübt in solchen Dingen die nächste Nähe dabey für nothwendig achte. Um Ostern 22 hoffe ich mit dem Ganzen fertig zu seyn und sehne mich gewaltig danach da mir das Ganze sehr über den Kopf gewachsen ist und mich von andern viel wichtigern Dingen abhält. So viel weiß ich, daß ich in meinem Leben keine solche Arbeit wieder unternehme. Was sie mir noch etwas versüst ist die Aussicht, daß sie mir die Mittel schaffen soll in einem der nächsten Sommer mit meiner Frau den Rhein zu bereisen. Wenn wir uns einmal wieder sehen müssen wir über einige kirchengeschichtliche Sachen wozu ich mich sehr gezogen fühle sprechen, Sie könnten mir da wohl einige Anweisung geben. Für die neuen Predigten meinen herzlichsten Dank. Ich trieb Sie sonst immer sehr wegen der Dogmatik, jetzt scheint es mir beinahe bedenklich sie erscheinen zu lassen ehe das tolle Wesen von oben herab etwas ausgetobt habe. Das Leben Christi aber wäre mir etwas unendlich erwünschtes. Kennen Sie denn niemand der eini-

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germaßen das Wichtigste daran aufgezeichnet und es auf kurze Zeit zu borgen geneigt wäre? Das würde wahrscheinlich wieder etwas Streit mit Raumer setzen, aber wir gewinnen doch immer beyde dabey. Nun das Papier ist zu Ende also Gott befohlen und zwar recht ernstlich in dieser verworrenen Zeit. Schreiben Sie bald ein Paar Worte: im Sturme ist jeder Zuruf eines Freundes eine Stärkung und ein willkommnes Zurechtweisen für den Mitschwimmer. Meine Frau empfiehlt sich Ihnen bestens und ich grüße Sie und alle Ihre Lieben von Herzen. Blanc

5124. An Gustav Laue. Berlin, Mittwoch, 20. 9. 1820 daß er anliegend sowol das begehrte als die eingereichten Zeugnisse zurük erhalte, und wegen seiner Immatriculation sich an den Herrn Rector wenden müsse, auf dessen Anfrage ich sein Gesuch von derselben dispensirt zu werden unterstüzen würde

*5125. An Luise Benda. Berlin, Mittwoch, 20. 9. 1820 5124. Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 223, Bl. 76. Mit zwei von Laue mit Brief 5121 (vor dem 15. 9. 1820) mitgeschickten Zeugnissen sowie einem Zeugnis über den Besuch von Schleiermachers Vorlesung über die Briefe an die Epheser, Kolosser, Philipper, Timotheus, Titus und Philemon (Wintersemester 1818/19). Konzept auf der Abschrift von Brief 5122 (19. 9. 1820). Dort notiert Schleiermacher: „Cessat. Ich habe um die Sache kürzer abzumachen Herrn Laue bereits eigenhändig geantwortet und mir den Inhalt auf seinem Schreiben bemerkt, welches der Ausdruck responsum andeutet [Brief, 19. 9. 1820]. – Da ich aber sowol das Zeugniß als die Anfrage wegen der Immatriculation übersehen: so ersuche ich 1.) das Zeugniß auszufertigen daß Herr Laue in dem angegebenen Semester meine Vorlesungen ‚über die aus Rom geschriebenen Paulinischen Briefe‘ fleißig besucht habe und dazu 2.) ein nachträgliches Schreiben ‚daß er anliegend sowol das begehrte als die eingereichten Zeugnisse zurük erhalte, und wegen seiner Immatriculation sich an den Herrn Rector wenden müsse, auf dessen Anfrage ich sein Gesuch von derselben dispensirt zu werden unterstüzen würde‘. Schleiermacher 20/9 20.“ 1 die] über )das* *5125. Der Briefausgang des Tageskalenders (September 1820) vermerkt zum 20. 9.: „Louise Benda mit dem Aktenbrief [...] beides durch Frau von Steinmann“. Mit Aktenbrief.

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Briefe 5126 – 5128

*5126. An Johann Rudolf von Plehwe. Berlin, Mittwoch, 20. 9. 1820 Wegen Kalisch. Über Gehorsam.

5127. Von Luise Reichardt. Niendorf, Mittwoch, 20. 9. 1820 Niendorff den 20ten Sept.

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Die Zschock schrieb mir vor einiger Zeit, bester Schleiermacher, daß Sie ein paar Zeilen von mir zu haben wünschten, und ich lasse mir dies gern Veranlassung sein Ihnen recht aus der Fülle des Herzens für Ihre köstlichen Predigten über den Christlichen Hausstand zu danken. Es hat mich lange nichts so angezogen, so vollkommen befriedigt und daß Sie, mein theurer Freund, mit Ihrem schönen Leben wirklich ganz darstellen was Sie den Menschen in diesen Predigten gern begreiflich machen möchten, das macht mich glücklich so oft ich an Sie denke. Glückselige Menschen wären wir gewesen hätte ich in England einen Brief von Ihnen erhalten, aber leider erhielt ich ihn nicht, und es ist wohl keine Hoffnung den verlohrnen Schatz nach so langer Zeit noch wieder zu finden. Unbegreiflich bleibt es mir, da von vielen Briefen die ich auf diesem Wege erhalten nur der Ihre, woran mein Herz so sehr hing, verlohren | gegangen. Oft haben wir mit Liebe von Ihnen gesprochen und uns die süsse Freude ausgemahlt die es für uns alle gewesen sein würde Sie unter uns zu sehen, denn im Geiste war ich so innig bey Ihnen als wären wir nie getrennt gewesen; auch jetzt habe ich bey’m Lesen der Predigten Ihre Stimme immer ganz deutlich gehört daß ich zuweilen „mein Gott![“] ganz laut ausruffen muste, weil ich diese ausserordentliche Lebendigkeit der Erinnerung, die wohl Folge meiner sehr geschwächten Nerven ist, sonst nicht an mir kannte. Ich hatte diesen Sommer ein paar recht schöne Tage durch den Besuch von Madame Willich. Es war uns beyden ein recht großer Genuß von unsrer *5126. Der Briefausgang des Tageskalenders (September 1820) vermerkt zum 20. 9.: „Rudolf Plehwe wegen Kalisch beides durch Frau von Steinmann“. Zum Inhalt vgl. Brief 5145, Z. 4–6 (7. 10. 1820). 5127. Überlieferung: H: BBAW, SN 357, Bl. 40 f. Der Briefeingang des Tageskalenders (September 1820) vermerkt zum 26. 9.: „Luise Reichardt mit Nachricht von dem verlorenen Briefe“.

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gemeinschaftlichen Freundinn uns unterhalten zu können. Von ihr hörte ich daß die Herz zur Christlichen Religion übergegangen. Ich kann mich so herzlich freuen daß von allen denen die mein Herz früh | als die Besseren erkannte, doch keiner zurückbleibt. Grüßen Sie die liebe Frau auf’s freundlichste von mir. Wäre ich nicht meiner Schwäche im Briefschreiben mir nur zu Gut bewust so hätte ich es nicht lassen können ihr meine Grüße selbst darzubringen. So hindert mich auch heute Körperliche Schwäche Ihnen mehr zuschreiben, bester Schleiermacher, erhalten Sie mir Ihr gütiges Andenken. Ihr guter Schüler Rautenberg der hier sehr beliebt ist, hat eine schöne Pfarre in Sankt Georg der Vorstadt von Hamburg erhalten, und die Meinigen werden sich bey seiner Einführung mit einer recht schönen Musick hervorthun. Wenn Sie Ihre kranke Freundinn mit ein paar Zeilen beglücken wollen, so lassen Sie einen Gruß für diesen Ihren Jünger dabey sein so will ich ihn mir kommen lassen meine Kränklichkeit, die grade als er nach Hamburg kam, wohl Krankheit genannt werden konnte, hat mich bis | jetzt an der näheren Bekantschaft mit ihm gehindert; aber ich höre so viel Gutes von ihm daß ich nun das mir zugedachte auch gern haben will. Die herzlichsten Grüße an Ihre liebe Frau, und vergessen Sie nicht Ihre treue L. Reichardt. Meine Addresse ist nach wie vor Madame Sillem große Reichenstraße

*5128. Von Friedrich von Schlichtegroll und der Münchener Akademie der Wissenschaften. München, vor dem 26. 9. 1820 Mit Diplom als ordentliches auswärtiges Mitglied der philologisch-philosophischen Abteilung.

*5128. Der Briefeingang des Tageskalenders (September 1820) vermerkt zum 26. 9.: „Akademie in München mit Diplom als ordentliches auswärtiges Mitglied.“ Laut Auskunft der Bayerischen Akademie der Wissenschaften wurde Schleiermacher am 19. 9. 1820 von der Münchener Akademie zum auswärtigen Mitglied der philologisch-philosophischen Abteilung gewählt. Zur Verfasserschaft Schlichtegrolls vgl. den Brief an Schlichtegroll vom 8. 6. 1821 (Deutsches Literaturarchiv Marbach, 68.118).

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Briefe 5129 – 5130

*5129. Von Gottfried von Mühlenfels. Stockholm, vor dem 26. 9. 1820 Wegen seines Bruders Ludwig, mit einer Eingabe zu dessen Gunsten an den König als Einlage.

5130. Von Theodor Schwarz. Wiek, Dienstag, 26. 9. 1820 Wiek den 26ten Sept. 1820.

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So bin ich wieder in der lieben Heimath und bei meiner Gemeinde, nach der ich mich sehnte und zu welcher ich vorgestern auch wieder geredet habe. Die Meinigen fand ich gesund und des Wiedersehns froh –. So umfängt mich warm das Nahe und Bekannte, und es ist mir nun, als wenn ich das Entfernte, was auch meinem Herzen so freundlich nahe trat, nicht genug mit Freiheit ergriffen und aufgenommen hätte –. Halten Sie mir das zu Gute und verkennen Sie mich darum nicht! Wenn man so 20 Jahre in der Stille und mit wenigen Freunden gelebt hat, so verliehrt sich die Empfänglichkeit für die leichteren vielseitigen Berührungen in der Welt und nur einige Tiefen bleiben stehen, worin Herz und Sinn sich versenken und Leben und Lust uns erwächst – So fühlte ich mich unbewandert und fast unbeholfen in | Ihren gesellschaftlichen Kreisen und hätte mich erst ruhig einleben müßen, um alles Bedeutende nach Gebühr zu würdigen und zu genießen; dazu fehlte die Zeit und so blieb mir bei den Mannigfaltigen nichts übrig, als es wie aus der Ferne zu betrachten und vorübergehend mich des Schönen zu freuen. Ihr herzlicher Empfang jedoch that mir am wohlsten und Ihre gastfreundliche Aufnahme gab mir ein heimathliches Gefühl, So Ihnen und Ihrer Frau meinen warmen Dank! Kommenden Sommer laßen Sie uns hir in Wieck den Faden wieder aufnehmen! – Das Leben am Meer hat auch einen Reichthum, wenn gleich in ganz anderer Form, als das in der Hauptstadt. *5129. Der Briefeingang des Tageskalenders (September 1820) vermerkt zum 26. 9.: „Gottfried von Mühlenfels in Stockholm seines Bruders wegen, mit Eingabe an den König (Einlage)“. 5130.

Überlieferung: H: BBAW, SN 389, Bl. 9 f.

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Gleich nach meiner Heimkehr ward ich, wie es denn geht und neben hellen Lichtern auch dunkle Schatten stehn, mit etwas sehr Unangenehmen überraschet, das sich bei dem jungen Manne, der Lehrer meiner Kinder | ist, der Entschluß wehrend meiner Abwesenheit bestimmte, dem theologischen Fache gänzlich zu entsagen und um sich ausschließend der Philologie zu widmen wozu er noch einiger akademischer Vorarbeiten bedarf, zu Ostern mein Haus zu verlaßen. Eine gewiße Schwermuth ruhte schon längst auf ihm und er meinet in dem Forschen und Ringen nach christlicher Überzeugung zu Grunde zu gehn, welche er nur auf dem Wege des Gedankens suchte und alles Gefühl und Leben, als trüglich, zur Seite schob. Deshalb will er den Kampf nun abbrechen und sich in ein ganz anderes Fach werfen, wozu er freilich in gegenwärtiger Lage, da überdem oft seine Gesundheit leidet und ihm der Unterricht schwer fällt, sich nicht hinlänglich ausbilden kann. Nur bin ich dadurch in nicht geringer Verlegenheit gesetzet, weil ich längere Zeit auf Ihn gerechnet hatte und bitte Sie also dringend sich für mich um einen jungen Mann zu bemühen, von dem Sie glauben, daß er sich zum Lehrer meiner Kinder | und Freund unseres Hauses eigne –. In Ihrer Sonnabendgesellschaft saß neben mir der Sohn eines Superintendenten meine ich, der mir lieb wurde und auch ein Freund von Reimer ist, deßen Name mir aber entfallen. Mögte dieser vieleicht eine solche Lehrerstelle annehmen und können Sie ihn mir nach genauerer Kenntniß seiner sittlich-religiösen und wißenschaftlichen Bildung empfehlen, so laßen Sie es mir baldigst wißen, damit ich selbst mit ihm in Unterhandlung trete. Wo nicht, so laßen Sie doch diese für mich wichtige Angelegenheit nicht aus den Augen! Hätte ich es vor meiner Reise erfahren, daß T. uns verläßt, so würde ich mich selbst bemüht haben, nun aber in dem einsamen Wieck, fern von Verbindungen dieser Art, muß ich meine Freunde um ihren Beistand bitten den sie mir auch nicht versagen werden. Grüßen Sie herzlich Ihre Frau und Hausgenoßen auch die Herz und Reimer – Wir leben aus der Ferne mit Ihnen im Geiste fort, so auch thun Sie mit uns, bis wir uns wieder sehn! Gott befohlen. Ihr Schwarz.

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Briefe 5131 – 5133

*5131. Von Friedrich Backofen. Kladow, vor dem 30. 9. 1820 Anmeldung zur Halleschen Gesellschaft am 18. 10. 1820.

5132. An Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Berlin, Sonnabend, 30. 9. 1820 Berlin d 30t. Sept 20. Leider liebster und verehrtester Graf ist mir der schöne Plan den ich entworfen Sie in dem lieben Schlobitten zu besuchen vereitelt. Ein Besuch aus Rügen, die Anwesenheit von Gass aus Breslau und kirchliche Geschäfte, die ich nicht ohne eine Art von Vorwurf hätte übertragen können, haben mir die Zeit so zerstückelt, daß ich nicht einmal 14 Tage zusammen halten konnte. So muß ich mich denn schon dem fügen, daß der Mensch nicht immer durchsezen kann was er gern möchte. Ich tröste mich für dies Jahr um so lieber als der Argwohn noch immer so groß ist daß schwerlich eine Reise von mir zu Ihnen würde hingegangen sein ohne Aufmerksamkeit zu erregen | und wer weiß, ob manche Leute sich nicht eingebildet hätten wir wollten eine militärische Revolution verabreden. Denn leider wird noch immer an politische Tendenzen geglaubt die ich haben soll; ohnerachtet ich Armer mit der Universität und der Kirche alle Hände voll zu thun habe. Aus ziemlich sicherer Quelle habe ich erst kürzlich gehört, daß wirklich seit den demagogischen Umtrieben die Rede davon gewesen ist mich nach Königsberg zu versezen[.] Gott sei Dank daß wir armen Kirchen und Kathederleute uns doch noch nicht dürfen herumstoßen lassen wie das Militär. Unsere Bonner sind sämtlich außer sich, daß sie Ihren Bruder verloren haben, und nun ist er aus Trier schon wieder nach Düsseldorf. Konnte er nicht in Bonn bleiben so hätte ich wenigstens gewünscht er wäre länger in Trier geblieben. Die Verhältnisse sind dort sehr schlecht und er | hätte sie gewiß bedeutend verbessert. *5131. Der Briefeingang des Tageskalenders (September 1820) vermerkt zum 30. 9.: „Bakofen in Cladow meldet sich zum 18ten October an.“ 5132. Überlieferung: H: GStA, VI. HA, Fürstliches Hausarchiv Dohna, 2151; D: Schleiermacher: Briefe an die Grafen zu Dohna, S. 76 f. Der Briefausgang des Tageskalenders (September 1820) vermerkt zum 30. 9.: „Alexander Dohna abgeschriebene Reise mit der Einlage von Arndt an Helvetius“. Die Einlage hatte Arndt in Brief 5118 (11. 9. 1820) mitgeschickt.

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Um doch etwas zu thun für meine Gesundheit bin ich 4 Tage mit einigen Freunden in der Mark zu Fuß herumgestrichen; der liebe Sand sezt einem aber doch fast zu arg zu. Bei der Rükkunft fand ich die Einlage für die es keinen früheren Posttag gab als heute, und ich bitte um deren Besorgung mit vielen herzlichen Grüßen von mir. Die Welt wird immer bunter, und das arme Italien scheint der erste Schauplaz trauriger Begebenheiten werden zu sollen. Ich bin indeß durch unsere fabelhaften demagogischen Umtriebe so skeptisch geworden daß ich zweifle ob es wirklich Carbonari giebt. Meine Gesundheit ist bis jezt gut gewesen und ich habe möglichst fleißig an meiner Dogmatik gearbeitet. Ueberstehe ich glüklich den Uebergang zum Winter, so denke ich sehr emsig zu sein. Es thut auch Noth denn die Zeit ist kurz | Etwas gekränkelt hat mein kleines Volk, aber nicht bedeutend. Jezt ist alles wohl und genießt der schönen Herbsttage. Möchte es Ihnen mit allen den Ihrigen recht wohl gehen. Empfehlen Sie mich Ihnen allen auf das herzlichste und unterthänigste Von ganzem Herzen wie immer der Ihrige Schleiermacher

5133. Von Gustav Anton von Mühlenfels. Groß Kordshagen, Sonnabend, 30. 9. 1820

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Hochwohlgebohrner! Hochzuehrender Herr Vetter! Meinen hertzlichen Dank sage [ich] Ew Hochwohlgebohren, für Deren gütigen Mittheilungen in Rücksicht der Milderung von Ludewigs Lage, so wie das zu hoffen stehet daß seyne Sache beendiget und er wieder auf freyen Füssen gesetzet werde. Diese gütige Mittheilung beruhiget mir auch bey der vor einigen Tagen in der BörsenHalle, von Frankfurth mitgetheileten Nachricht, welche Sie warscheinlich auch gelesen, daß Ludewig seynen Verstand verlohren und 33 habe] korr. aus ar 5133. Überlieferung: H: BBAW, SN 335, Bl. 11. Der Briefeingang des Tageskalenders (Oktober 1820) vermerkt zum 5. 10.: „Mühlenfels in Cordshagen wegen Verrüktheit seines Sohns“. 5 daß] das 9 daß] das

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Briefe 5133 – 5136

nach einem IrrHause abgeführet worden – doch ist der Mensch so leicht geneiget übelen Nachrichten Raum zu geben und daß zumalen nach Major Wartenbergs späterer Unterredung mit Ludewig, das gantz unwahrscheinliche dieser Vorgebung einleuchtet, so ist doch die Anführung zu kränkend für mich als daß ich nicht suchen solte föllig hierüber beruhiget zu werden, und dahero Ew Hochwürden aufs gehorsamste und ergebenste | bitte, mir umbgehendt gütigst von meinem Sohn Nachricht zu geben wie es eigentlich mit ihm stehet, und ob die Rükkehr des FürstStatsKantzlers vieleicht wieder nachteilig auf ihn gewirket. Nach eingang dieser Nachricht beabsichtige ich fals es nicht schon wiederruffen seyn solte, die Anzeige von Frankfurth mit Gottes Hülfe als unwar, ankündigen zu lassen. Vergeben Sie mir die manigfaltige Bemühung die [ich] Ihnen veruhrsache. Gott wird es Ihnen lohnen, und gewiß werde [ich] mir glüklich schätzen so glüklich zu seyn Ew Hochwürden und Deren geehrtesten Familie, welcher wir uns Alle bestens empfehlen, die hohe Dankbarkeit und Ergebenheit an Tage zu legen mit der [ich] stets hochachtend beharre Ew Hochwohlgebohren gehorsamst ergebenster Diener Gustav Mühlenfels Cordshagen den 30n Sept. 1820.

5134. An Karl Freiherr von Stein zum Altenstein. Berlin, Montag, 2. 10. 1820 Hochgeborener Freiherr Hochgebietender Herr Staatsminister Ewr Excellenz hochverehrte und mit citissime bezeichneter Verfügung an die Akademie der Wissenschaften in Betreff des Herrn Bekker de dato 11 daß] das 12 Wartenbergs] Warenbergs

14 daß] das

5134. Überlieferung: H: Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, Handschriftenabteilung, Sammlung Darmstädter, acc. Darmst. 1913. 51; D: Arndt/Virmond: Friedrich Schleiermacher zum 150. Todestag, S. 25 (Zitat). Der Tageskalender 1820 vermerkt unter den eingegangenen Schreiben der Akademie: „Nro. 1.) Praesentatum 2. [Oktober] Datum 19 September Ministerium wegen Bekker“ – „ad 1.) a. An Seine Excellenz über die Verzögerung durch die Ferien b. An historisch-philologische Klasse zur Vorberathung“. Altensteins Schreiben vom 19. 9. an die Akademie mit Aktennotiz Schleiermachers zur Weiterleitung an die historisch-philologische Klasse: BBAW, Archiv, II–III, Nr. 18, Bl. 127.

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19ten Septembers ist mir heute, indem das Amt des Vorsizes an mich übergeht durch Herrn Tralles zugekommen. Der befohlenen Beschleunigung glaube ich die entschuldigende gehormsamste Anzeige schuldig zu sein, daß ich dieselbe zwar sogleich der historisch philologischen Klasse zugefertigt habe, daß ich aber eine Berathung der Akademie darüber ohne höhere Veranlassung nicht eher als nach Beendigung der akademischen Ferien den 19ten hujus bewirken kann. In tiefer Verehrung Ewr Excellenz unterthäniger Schleiermacher Berlin d 2t. Octob. 1820.

*5135. An Ernst Moritz Arndt. Berlin, Dienstag, 3. 10. 1820 Über Arndts bevorstehende Vernehmung.

*5136. Von Johann Gebhard Ludwig Baldenius. Wusterhausen, vor dem 4. 10. 1820 Anmeldung zur Halleschen Gesellschaft am 18. 10. 1820.

*5135. Der Briefausgang des Tageskalenders (Oktober 1820) vermerkt zum 3. 10.: „Arndt wegen seiner bevorstehenden Vernehmung. Durch Sack mit Post“. *5136. Der Briefeingang des Tageskalenders (Oktober 1820) vermerkt zum 4. 10.: „Baldenius in Wusterhausen meldet sich zum 18ten.“

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Briefe 5137 – 5139

5137. Von Wilhelm Martin Leberecht de Wette. Weimar, Mittwoch, 4. 10. 1820 Herrn D. Schleiermacher / Berlin / Einschl. [Bl. 13v] Weimar d. 4. October 1820. Mein geliebter Freund! Es ist schlimm, daß wir uns so selten schreiben. Wir denken zwar fleißig an einander, wenigstens bin ich es von dir überzeugt, daß du mich stets in frischem Andenken hast; aber ohne äussere Zeichen unserer Gemeinschaft sollten wir uns doch nicht lassen. Da ich so lange geschwiegen, so weiß ich nicht, wo ich anfangen und wo ich enden soll. Von meiner Reise kann ich nichts erzählen, ohne mehrere Bogen anzufüllen; auch will ich dir eine kleine Reisebeschreibung schicken, die zwar ganz unbedeutend ist, mir aber doch dazu dienen wird, Euch eine Beschäftigung mit mir zu machen, wobey Ihr meiner lebhafter gedenkt. Diese Reise ist mir nun wie ein schöner Traum entschwunden, und wenn ich in meinem einsamen Zimmer bin, so glaube ich fast nicht an die Wahrheit des Erlebten. War ich es, der jene Thäler durchschritt, jene Berge bestieg, jene Seen befuhr? Mein Geist hat sich bereichert, mein Blick erweitert, mein Gemüth erheitert und erfrischt; und doch bin ich damit nicht zufrieden, sondern möchte alles das Entschwundene wieder gegenwärtig vor mir sehen, und strecke sehnsüchtig die Arme darnach aus. Du siehst, daß ich ein wenig krankhaft gestimmt bin; das aber kann in meiner Lage kaum anders seyn. Es fehlt mir die Arbeit, denn alles Studium und alle Schriftstellerey ersetzt nicht die amtliche Wirksamkeit; und dann fehlt mir die häusliche Ruhe. Das Unternehmen der Ausgabe von Luthers Werken erfüllt mich mit Zagen, da mir Alle abrathen wegen der kaufmännischen Schwierigkeit. Ich bitte dich, rede darüber ernstlich mit Reimer, und warne ihn vor unbesonnener Wagniß. Gibst du deine Zustimmung, so will ich nicht mehr wanken. Lücke’s Theilnahme muß ich aufgeben, und habe ihm schon deßhalb nicht ohne aufrichtiges Bedauern geschrieben. Ich muß freye Hand haben, und selbstständig seyn. Reimer wird dir sagen, welche andere Hülfe ich suche. Ammon rieth mir eine theologisch kritische Zeitschrift zu unternehmen, indem er mir damit schmeichelte, ich sey ganz der Mann dazu, und er wolle sein Magazin schlie5137. Überlieferung: H: BBAW, SN 419, Bl. 13; D1: Br 4, S. 265 (Auszug); D2: http:// www.dewettebriefedition.org/index.php (zuletzt abgerufen am 22. 5. 2023), ID0125. Der Briefeingang des Tageskalenders (Oktober 1820) vermerkt zum 11. 10.: „4 [Oktober] De Wette über Luther und Zeitschrift“.

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ßen. Auf jeden Fall laß uns die Zeitschrift frisch fortsetzen, und ich freue mich, daß du einen neuen Beytrag versprichst. Vor mir liegt ein neuer Aufsatz schon wieder fertig. Bald will ich mich auch an eine sumarische Kritik der Predigten von Reinhard und ähnlichen Kanzelrednern machen, da es mich treibt, das geistlose unchristliche Wesen darin aufzudecken. Dann will ich eine Charakteristik Herders als Theologen liefern. Du siehst, ich rühre mich. Röhr hat seine Antrittspredigt mit allgemeinem Beyfall gehalten, nur nicht mit dem meinigen. Der Mann gefällt mir nicht recht, doch will ich noch mein Urtheil zurückhalten. Die in deinem Hause herrschende Kränklichkeit wird ja nun wohl vorüber seyn, ich wünsche Euch allen das beste Wohlergehen und den schönsten Frieden. Ich grüße herzlich deine Frau, Kinder und Schwester. Wann werden wir uns wieder sehen? Ich freue mich darauf sehr, doch wünschte ich nicht bloß Wiedersehen, sondern Wiedervereinigung. Der Himmel mache es, wie es ihm gefällt! Das Leben ist kurz, ich will es nehmen, wie es mir gegeben wird, und sein Werth ist höher als irgend ein Zustand, ein Verhältniß und eine Wirksamkeit. Der Himmel sey mit Euch. Dein treuer Freund de Wette Dr

*5138. Von Gottfried von Mühlenfels. Stockholm, vor dem 5. 10. 1820 Über die Verrücktheit Ludwig von Mühlenfels’.

*5139. Von Carl (Charles) Schleiermacher. Schmiedeberg, vor dem 6. 10. 1820 Über seinen Sohn Karl. *5138. Der Briefeingang des Tageskalenders (Oktober 1820) vermerkt zum 5. 10.: „Mühlenfels in Stockholm dasselbe [wie Brief 5133 von Gustav Anton von Mühlenfels, 30. 9. 1820].“ *5139. Der Briefeingang des Tageskalenders (Oktober 1820) vermerkt zum 7. 10.: „Carl in Schmiedeberg wegen seines Sohnes und QButterR mit Einlage von Frize an Jette“. – Mit Einlage von Friederike Schleiermacher an Henriette Schleiermacher. Der Brief ist offenbar vor Carl Schleiermachers Brief *5140 aus Schmiedeberg vom 6. 10. verfasst, der am 10. 10. einging.

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Briefe 5140 – 5144

*5140. Von Carl (Charles) Schleiermacher. Schmiedeberg, Freitag, 6. 10. 1820 Quittiert seine Zulage für September 1820.

5141. An das Kultusministerium (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Sonnabend, 7. 10. 1820 An Ein hohes Ministerium der geistl pp Der Kastellan der Akademie hat dem Sekretariat angezeigt, wie er seiner Pflicht gemäß wiederholt den HofBauInspector Rabe aufgefordert die Umsezung des einen und Ausbesserung des andern Ofens in dem gegenwärtigen interimistischen SizungsSaal der Akademie besorgen zu lassen, daß sich auch [obwohl] ein von dem Rabe beauftragter Töpfermeister von der Nothwendigkeit dieser Reparaturen überzeugt habe sie dennoch bisher unterblieben. Die Akademie sieht sich also in Gefahr ihre Gesamtsizungen entweder gar nicht eröfnen zu können oder sie solgeich wieder schließen zu müssen wenn es sich unmöglich zeigt den Saal rauchfrei zu erwärmen. Dieselbe Unmöglichkeit wird dann auch für die Sizungen der Klassen, deren zum Theil dringende und bedeutende Geschäfte warten eintreten, indem das interimistische Bibliothekzimmer neben dem Sizungssaal in welchem übrigens alle Papiere verschimmeln eine bloße Sommerstube ohne Ofen ist und die Akademie fürchtet also aus Schuld des Rabe in allen ihren Beschäftigungen gehemmt zu werden. Wir sehen uns daher genöthigt, Ein hohes Ministerium auf das dringendste und gehorsamste zu ersuchen Hochdasselbe wolle zureichende

*5140. Der Briefeingang des Tageskalenders (Oktober 1820) vermerkt zum 10. 10.: „6. [Oktober] Carl Schleiermacher in Schmiedeberg quittirt seine Zulage von September“. 5141. Überlieferung: H: BBAW, Archiv, II–II, Nr. 1, Bl. 16. Der Tageskalender 1820 vermerkt unter den eingegangenen Schreiben der Akademie: „Nro. 8.) Voigt wegen Reparatur der Oefen“ – „ad 8.) Beschwerde an das Ministerium“. 5 interimistischen] folgt )Lok* 13 Bibliothekzimmer] folgt ein gestrichenes Einfügungszeichen 13 f in … verschimmeln] mit Einfügungszeichen am linken Rand 17 sehen] folgt )es*

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Maaßregeln gegen den p Rabe anwenden, um ihr zur schleunigsten Erfüllung seiner Pflicht anzuhalten. Berlin, Das Sekretariat der Kgl Akad d. Wissenschften Schl. 7/10. 20. Vidi Buttmann Tralles

*5142. An Gottfried von Mühlenfels. Berlin, Sonnabend, 7. 10. 1820 Antwort auf Brief *5129 und Bitte um Unterschriften.

*5143. An Ernst Moritz Arndt. Berlin, Sonnabend, 7. 10. 1820 Noch einmal über Arndts Vernehmung. Über Saunier und darüber, dass Ludwig von Mühlenfels nicht verrückt sei.

*5144. An Prieve. Berlin, Sonnabend, 7. 10. 1820

*5142. Der Briefausgang des Tageskalenders (Oktober 1820) vermerkt zum 7. 10.: „Mühlenfels in Stockholm Antwort und Bitte um die Unterschriften“. *5143. Der Briefausgang des Tageskalenders (Oktober 1820) vermerkt zum 7. 10. 1820: „Arndt Duplikat und wegen Saunier auch daß Mühlenfels nicht verrükt sei.“ *5144. Der Briefausgang des Tageskalenders (Oktober 1820) vermerkt zum 7. 10.: „Prihwe Hauptmann in Cüstrin mit 5 r für Carl und 2 Binden“. Mit Geldsendung für Karl Schleiermacher (Junior).

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Briefe 5145 – 5147

5145. Von Johann Rudolf von Plehwe. Glogau, Sonnabend, 7. 10. 1820 An / Den Prediger Schleiermacher / zu Berlin / Wilhelm Straße N 73. [Bl. 9v]

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Lieber, herzlich geliebter Vater Schleiermacher, unser lieber Herr Jesus Christ sei dein sehr großer Lohn, du lieber theurer Vater, ich habe deinen herzlieben Gruß empfangen, und auch die Ermahnung beherzigt, daß wo ich gehorchen soll e s b u c h s t ä b l i c h m ü s s e g e n o m m e n w e r d e n , und habe auch gebetet um Einfältigkeit des Herzens solches stets und bis ans Ende ins Werk zu richten, und ich weiß daß deine treue Liebe nicht ablassen wird meinem Unverstand zu rathen. Amen das werde gewiss wahr. Nun kann ich dich gar nicht, denken ohne die liebe Mutter darum grüß sie, und die Kinder Jette und Friede, und das liebe, Weihnachtskind Elisabet, und die treue Gertrud und zuletzt, mein herzliebes Pathchen Nathanael, ich bin auch bedacht, wie ich ihm einen Pathengroschen bescheren könne mit der Zeit, werd ichs ihm geben, was ich lange für ihn habe. Nun lieber Vater höre was sich begeben hat, was du gewünscht hast das ist geschehen ich komme nach Schweidnitz in dein liebes Vaterland und zu deinem Herzensfreunde dem frommen Bischof, heute da ich nach Glogau komme habe ichs erfahren, das war eine rechte Freude, auch der liebe Sommerfeld hat sich darin gefunden, das ist ein treuer Geselle er läst dich grüßen, die ganze Sache ist ohne all mein zuthun geschehn. | nun werd ich zuerst die lieben Massemachs besuchen und mit Schmeling den 18ten October dort feiern, und dann bald nach Schweidnitz abgehen, ja wohl sagst du recht daß durch unsren Karl Reimer, ich so recht unter euch gewesen bin, und seit 8 Tagen fast gar keine Zeit gewesen es wird auch im ewigen Leben keine Zeit sein, was Freude werd ich haben wenn ich dich und alle Lieben erst sehen werde denn wir werden uns treu wiedersehn und unsrem Muths und Blutsfreund Jesu gleichförmiger. In Fraustadt hab ich recht treue Seelen gefunden, am meisten unter dem geringen Volk, wie denn auch Karl den Zimmermann Schirm und seine Frau Anne Dore hat kennengelernt, sie lassen den treuen Jungen herzlich grüßen in Zillechau, habe ich unsren lieben Karsten und Markwardt gesehn, die 5145. Überlieferung: H: BBAW, SN 351, Bl. 8 f. Der Briefeingang des Tageskalenders (Oktober 1820) vermerkt zum 11. 10.: „7 [Oktober] Plehwe aus Glogau meldet seine Versezung nach Schweidnitz“. 5 daß] das 8 daß] das 23 daß] das 24 seit] seid 26 werde] werden

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Gnade Gottes ist mit ihnen und ihrer Arbeit, wir haben viel von euch geredet, vor allem deiner gedacht, und deiner Lieb und Treu, die fern von allem menschlichen, durch wahre Selbstverleuchnung die Ehre Gottes sucht, in Christo Jesu, darum dich auch so viele verkennen die in der Eigenheit stecken und die Wege selberwählter Heiligkeit gehen, da es doch keine andere Heiligkeit giebt als nach den Geboten Gottes ohne Wandel leben. | ich wollte dir noch vieles erzählen, von Valerius Herberger dessen Buch ich auch an unsre liebe Mutter geschickt habe die Zeit ist aber zu kurz das mag ein andermal sein ich bitte dich, grüße den lieben Vater Reimer, und Eichhorn, und Hüser, und all die lieben Kinder und deine Hausgenossen, der treue Heiland wolle immerdar Wohnung bei euch machen, leb wohl theurer Vater die Post geht ab und, wollte doch daß du je eher je lieber die freudige Nachricht hörtest. bis in den Tod Dein Rudolph Plehwe Glogau den 7ten 8br 1820:

*5146. An Gustav Anton von Mühlenfels. Berlin, Montag, 9. 10. 1820 Ratschläge für eine Eingabe zur Widerlegung der Nachrichten über Ludwig von Mühlenfels’ angeblichen Wahnsinn.

*5147. Von Wilhelm Seiler. Vehlefanz, vor dem 10. 10. 1820 Anmeldung zur Halleschen Gesellschaft am 18. 10. 1820. 44 daß] das *5146. Der Briefausgang des Tageskalenders (Oktober 1820) vermerkt zum 9. 10.: „Mühlenfels in Cordshagen Vorschlag zur Widerlegung“. Zum Inhalt vgl. auch Brief 5133, Z. 7–18 (30. 9. 1820). *5147. Der Briefeingang des Tageskalenders (Oktober 1820) vermerkt zum 10. 10.: „Seiler in Vehlefanz Anmeldung zum 18ten.“

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Brief 5148

5148. Von Ernst Moritz Arndt. Bonn, Sonnabend, 14. 10. 1820 Herrn Profeßor Schleiermacher / Berlin. [Bl. 78v] Bonn den 14n Weinmonds 20.

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Lieber Bruder. Der Weinmond, in deßen Hälfte wir sind, und die nahe Weinlese erinnern mich, daß ich dich etwas fragen muß, wozu du mir bei Sendung des Frühlingsweins Veranlaßung gegeben hast. Es wird dies Jahr wenig Wein aber doch kann er gut werden; theurer wird er wohl auf allen Fall, als das vorige Jahr. Soll ich dir denn vielleicht nun zu rechter Zeit wieder einige Ahm bei unserm Pfarrer Fey in Bodendorf bestellen, wenn er etwa für 25 bis 30 Kronthaler (so wird er wohl kosten) Ostern auf der Stelle zu haben wäre? Darüber gieb mir baldigst Auskunft, damit der Mann für uns liegen läßt; und melde mir etwanig den Preis, wofür du guten Wein kaufen magst und darfst. Zugleich sage ich dir, daß wir uns herzlich freuen, daß dein kleiner Nathanael auf dem glatten Fußboden so treffliche kriechende Fortschritte macht, und daß wir uns sehr betrüben, daß die gute Fischer immer noch der Kränklichkeit nicht loswerden kann. Mit uns gehts auch frisch und besonders mit dem tapfern und flinken kleinen Siegerich, der wie ein Fisch im Waßer des frischen jungen Lebens schwimmt. Nicht so darf ich es mit mir rühmen. Ich bin zwar gesund genug mitten in der umtreibischen Zeit, aber das alte Erbübel, das von Kindauf fliegender Rheumatismus um Kopf und Zähne gewesen ist und mich oft genug und lange genug geplagt hat, scheint sich mehr und mehr an meiner linken Kopf- und Ohrenseite festsetzen zu wollen. Den Anfang habe ich gespürt | im Winter 16 und 17, wo die übermäßige Näße solche verstockende Sammlung und Anhäufung des schlimmen Stoffes wohl veranlaßen konnte. Nun ist es freilich im Wechsel gewesen von Gesäusel und Gesumm bis zum Gepolter und Gebrumm um das Ohr, aber es ist doch selbst in diesem milden Klima und nach den herzhaften Aachener Bädern eher schlimmer als beßer geworden, und ich fühle zu Zeiten welche widrige Dumpfheit und unangenehme Reitzung des edelsten Sinns das giebt, ita ut non tantum aures sed ipsissimam ingenii vim obtundere et obturare videntur. Das läßt sich freilich nicht ändern aber es 5148. Überlieferung: H: BBAW, SN 239, Bl. 77 f.; D: Ernst Moritz Arndt. Ein Lebensbild in Briefen, S. 230–232. Mit einer Einlage an Reimer. Der Briefeingang des Tageskalenders (Oktober 1820) vermerkt ohne Datum: „Arndt Klage über seine Gesundheit und Anfrage wegen Wein“. 32 videntur] Kj. videantur

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kann doch ungefüger und unfähiger machen, zumal für das Leben eines Profeßors, der geistig beweglich und gewandt seyn soll: es kann vor der Zeit invalid machen; und so hätten, wie ich dir mal im Scherze schrieb, jene Zeitungen doch nicht ganz Unrecht gehabt, die mir etwa vor einem Jahre einen Schlag versetzten: ich habe doch einen Schlag an den Hals gekriegt, obgleich vor der Zeit der Umtriebe. Indeßen Gott weiß, wozu es gut ist; es kann mich eher trösten, wenn es sich ja fügen sollte, daß ich von dem Profeßorkatheder heruntersteigen müßte. Freude habe ich bisher wahrlich nicht davon genoßen; denn seit dem Aachener Kongreß hat es ja in einem fort Umtriebe auf mich gehagelt, und das große Schroot mag nach dem kleinen Gegraupel, wie sie in Thüringen sagen, noch nachkommen. In gewißem Sinn mag ich wohl bekennen, geschieht mir Recht. Ich hatte den Sturm und die Reaktion, die ich mir freilich so nicht dachte, vorher gesehen, und bin doch hinein gegangen. Wirklich habe ich Anno 16 ernsthaft daran gedacht, ob es nicht gescheidter wäre und ob ich nicht freieren und unverdächtigeren Mund behielte, wenn ich mir ein kleines Bauerngut schaffte und darauf wie ein Bauer lebte. Ich habe es nur verworfen, weil es nur ein Vorschlag schien, den mir die Seele machte, die etwas feig und niederträchtig und für die Bestellung der gemeinen Geschäfte bestimmt im Sousterrain des Rumpfes | wahrlich nicht in der Bel etage dem Hintern zunächst nach Plato deinem Göttlichen und Andern wohnen soll. Indeßen nun bin ich armer Teufel fest und ich mag wohl sagen v e r s t e i n t : mein bischen väterliches Vermögen, das mir übrig geblieben, ist in die Steine meines Hauses versenkt und mögte mit Vortheil wohl schwerlich heraus zu hohlen seyn. Sonst könnte ich ja immer noch umsatteln, was überhaupt nicht schwer wäre, da das Herabsteigen, wie ich meine, das Leichteste und Bequemste ist, und statt den Studenten Worte zu verkaufen den Profeßoren Milch und Kartoffeln verkaufen: kurz eine Kuhwirthschaft anlegen. Doch auf allen Fall und wie die politischen oder leiblichen Übel auch laufen, denke und glaube ich mit jenem Könige: Deus providebit, wenn es gleich höhern Orts verboten ist, Religion in politische Leiden oder Ansichten zu mischen. Nenne es also Türkenglauben oder, du kalvinischer verhärteter, wie viele schimpfen, Prädestinationer, nenne es deinen kalvinischen Glauben, wenn ich endlich glaube, daß Gott es mit mir und mit allem gut machen wird und daß eben recht ist, was geschieht. Meine Frau, die Gute, die sich diese Tage mit Wäsche und mit Äpfeln sehr rüstig erwiesen, wird mit Herrn Hornschuh an alle und auch an einige Kindlein schreiben. Diesen letzten Dingelchen sage, daß Hühner und Tauben um das rosenrothe Häuschen, das mit Fortunas heuchlerischen Wangen geschminkt ist, sich sehr munter erweisen und daß Siegerich seine

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Briefe 5148 – 5151

weißen und bunten Täubchen schon um 8 Uhr im Sonnenschein vor der Thüre gefüttert hat. Grüße lieb Weib alte Lotte die Fischerin alle Kinder und alle lieben Freunde herzlichst. Inlage gieb an Reimer. Dein EMArndt.

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5149. An Ludwig Tieck. Berlin, Sonntag, 15. 10. 1820 An / Herrn Dr Ludw. Tiek. / Dresden. / Fr [Rückseite] Ohne besondere Veranlassung geschieht es nicht daß ich mit einigen Zeilen gleichsam bei Ihnen einbreche. Also hören Sie nur gleich. In Dresden lebt Frau von Scholz, die jezt getrennte Gemahlin eines preußischen Diplomaten die geraume Zeit auch in Berlin gelebt und den Ruf einer geistreichen und anmuthigen Frau hinterlassen hat. Mich wundert, daß sie nicht auch Sie persönlich kennt; noch mehr aber sollte mich wundern wenn Sie nicht von ihr selbst sowol als auch von ihrem ehemaligen Eheherrn, der sich wenn mich nicht alles trügt früher auch mit Kleinigkeiten auf dem Felde der Poesie versucht, durch Ihre hiesigen Freunde sollten gehört haben. Diese Frau nun hat mir durch ihren Bruder unsern Neander den Wunsch geäußert, ich möchte ihr durch einige Zeilen an Sie die Veranlassung geben Ihre Bekanntschaft zu machen. Was kann man, so aufgefordert, weniger abschlagen als das überflüßige? Denn ich weiß, sie würde Ihnen ohne meine Zeilen eben so willkommen erschienen sein. Und so freue ich mich der Gelegenheit mich Ihnen auf einen Augenblick ins Gedächtniß zu rufen. Durch Reimer und seine Gesellschaft habe ich von Ihrem Wohlsein gehört, welches fast größer ist als ich wünsche da es Ihnen keine Sehnsucht nach der Heimath zurük läßt. Ich hoffe indeß Sie sollen einmal kommen die Kunstwerke Ihres Bruder zu schauen Leben Sie wohl, grüßen Sie die Ihrigen freundlich, und empfehlen Sie mich der Gräfin wenn sie sich meiner noch erinnert. Berlin d 15t. Octob. 20. Schleiermacher 5149. Überlieferung: H: Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, Archiv, Autographen, Schleiermacher, F., Berlin Okt. 20. 12 ihr] korr. aus ihm

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14. 10. – 17. 10. 1820

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5150. An Martin Karl Hinrich Lichtenstein. Berlin, Montag, 16. 10. 1820

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Rectori magnifico In dem Albo der theologischen Facultät stehen noch folgende Studirende, deren Inscription erloschen ist, ohne daß ihre Erneuerung bemerkt wäre, ungelöscht 1.) Vom 13ten Juni 1816 Carl Ehrenfried Fritzsche aus der Lausiz 2.) Vom 4ten October 1816 Theodor Westhoff aus Westfalen 3.) Vom 16ten October 1816 Herrmann Möllinghoff, Rheinländer. 4) Vom 18ten October 1816 Carl Christian Wilhelm Reinthaler aus Erfurt. 5.) Vom 21ten October 1816 Joachim Friedrich Adolf Helm aus Meklenburg. Ewr Magnificenz zeige ich ergebenst an daß ich diese Studirende, deren Abgang längst, jedoch nicht officiell bekannt war nun gänzlich im Albo gelöscht habe. Berlin d. 16t. Oct. 1820 Der Dek. d theol. Fac. Schl 16/10. 20.

5151. An das Kultusministerium (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Dienstag, 17. 10. 1820

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Die Kasse der wissenschaftlichen Institute weigert sich seit geraumer Zeit die von dem jedesmal vorsizenden Sekretar visirten Rechnungen des Kastellans der Akademie der Wissenschaften zu bezahlen und verlangt daß sämtliche Adressen vorgelegt werden sollen. Da aber diese oft an den Briefen selbst befindlich sind so ist dieses völlig unthunlich und überhaupt 5150. Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 11, Bl. 81. 10 1816] mit Einfügungszeichen über der Zeile 12 zeige] über )ersuche* 5151. Überlieferung: H: BBAW, Archiv, II–XVII, Nr. 18, Bl. 138. Schleiermacher schreibt an den linken Rand: „M HH Collegen lege ich diesen Entwurf zur Mitzeichnung vor. Die Sache ist dringend und bedarf da es eine bloße Geschäftsform betrifft keines Vortrags im Plenum. Schleiermacher“ – Bearbeitungsvermerke: „Zu mundiren Schleierm 18/10. 20.“ – „erhalten den 18t. remit. eod.“ 4 an] über )auf*

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Briefe 5151 – 5152

nicht einzusehen warum die Bescheinigung des vorsizenden Sekretars an welchen alle Brief und Pakete gelangen nicht hinreichend sein sollte. Wir ersuchen Ein hohes Ministerium gehorsamst der Kasse und Kalkulatur hierüber eine Anweisung ertheilen zu wollen durch welche die unnüzen und kleinlichen Weitläuftigkeiten welche der Akademie und ihrem Geschäftsgang ganz unangemessen sind, und jezt erst aufkommen wieder beseitiget werden. Brln Das Sekretariat d Ak. d W. Schleierm 17/10. 20 Tralles Erman Buttmann

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5152. An Karl Freiherr von Stein zum Altenstein (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Mittwoch, 18. 10. 1820 An Des Königl wirkl Geheim StaatsMinisters HErrn Freiherrn v Altenstein Excellenz Da ohnerachtet der hochgeneigten Bereitwilligkeit mit welcher Ein hohes Ministerium unserer Beschwerde vom 7ten dieses Monats abzuhelfen gesucht hat, doch noch zweifelhaft bleibt, ob die Akademie ihre Wintersizung an dem bestimmten Termin wird beginnen können, und wir nicht wissen, wie bald es zu spät sein könnte die Ansprüche und Bedürfnisse der Akademie in Bezug auf ihr künftiges Lokal wahrzunehmen: so nehmen wir uns die Freiheit auf diesen Gegenstand noch einmal gehorsamst zurükzukommen, und Ewr Excellenz den bisherigen Gang in Erinnerung zu bringen Die Akademie mußte, in Folge des dem Hofbauinspector Rabe Allerhöchsten Orts übertragenen Baus, im Mai 1818 ihr bisheriges Lokal auf eine höchst tumultuarische Art räumen, und ein interimistisches beziehen über dessen Dürftigkeit und völlige Unzulänglichkeit es nicht nöthig ist Ewr Excellenz noch ein Wort zu wiederholen. In Verzweiflung die Sorge für ihr künftiges Lokal unbeaufsichtet wie es schien und unumschränkt in

7 alle] korr. aus s 10 Akademie] folgt )unanständig* 11 ganz] mit Einfügungszeichen über der Zeile 12 Brln] von anderer Hand nachgetragen: 18. Oct. 20. 5152. Überlieferung: H: BBAW, Archiv, II–II, Nr. 1, Bl. 18 f. 4 unserer] korr. aus der 10 Ewr Excellenz] am linken Rand 12 im … 1818] mit Einfügungszeichen am linken Rand 13 beziehen] Beziehen 15 f Sorge … Lokal] korr. aus Einrichtung ihres künftigen Lokals 16 unbeaufsichtet … unumschränkt] mit Einfügungszeichen am linken Rand

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den Händen eines Mannes zu wissen der sich gegen ein Institut von ihrem Ansehn und ihrer Würde so ungehörig und achtungslos betragen hatte, als bei jener Räumung geschehen war erhielt sie auf ihr dringendes Vorstellen vom 7ten Juni unterm 18ten desselben Monats von Einem hohen Ministerio die beruhigende Nachricht, daß dem p Rabe aufgegeben | worden mit dem Sekretariat der Akademie über deren Bedürfnisse Rüksprache zu nehmen und dann eine genaue Beschreibung und Zeichnung des ihr bestimmten Lokals einzureichen. Die Rüksprache hat der Rabe nicht genommen, und ob er vielleicht demohnerachtet Beschreibung und Zeichnung eingereicht habe, ist uns unbekannt geblieben. Die Akademie hatte sich gleichzeitig unterm 8ten Juni 1818 auf das dringendste und mit Darlegung des anmaßenden und unziemlichen Betragens des p Rabe an den Fürsten Staatskanzler Durchlaucht gewendet, und wiederholte dieses Vorstellen, da es ohne Erfolg zu bleiben schien unterm 8ten December desselben Jahres. Hierauf erhielt sie unterm 20ten desselben Monats den Bescheid, Seine Durchlaucht warte nur auf Eines hohen Ministerii Auskunft über die von dem p Rabe zu fordernde Verantwortung um das weitere nach den Wünschen der Akademie zu verfügen. Diese gnädige Verheißung vermochte natürlich die Akademie zu einem langen vertrauensvoll harrenden Stillschweigen. Als sie aber immer nicht erfuhr ob und wie der p Rabe sich verantwortet, und die Vorlegung der Risse gar nicht erfolgen wollte: so wandte sie sich endlich, um noch von einer neuen Seite einen Versuch gegen die beständige Pflichtwidrigkeit des p Rabe zu machen, unterm 2ten Januar 1 8 2 0 an den Herrn StaatsMinister Grafen von Bülow Excellenz. Von diesem erhielt sie schon unterm 12ten desselben Monats die tröstliche Zusicherung daß nur eine zwischen eingetretene Krankheit des p Rabe die bereits angeordnete Revision des ganzen Baus verzögert habe, und daß bei Gelegenheit derselben auch die Akademie die Risse zu dem Gebäude erhalten solle um mit ihren Wünschen gehört zu werden | Ob und wie lange nun der Rabe schon wiederhergestellt und ob die Revision abgehaltenworden ist, wissen wir nicht; aber eine Gelegenheit über den Entwurf zu ihrem künftigen Lokal sich zu äußern hat die Akademie auch auf diesem Wege nicht erhalten. 18 f als … war] mit Einfügungszeichen am linken Rand 21 die … Nachricht] über )Kenntniß* worden] mit Einfügungszeichen über der Zeile 25 und] mit Einfügungszeichen über der Zeile er] folgt )oder* 26 habe] mit Einfügungszeichen über der Zeile 34 Verheißung] über )Zusicherung* 37 verantwortet] korr. aus b 39 beständige] mit Einfügungszeichen über der Zeile 39 f unterm … 1 8 2 0 ] am linken Rand 42 eine] in „die“ korrigiert, die Korrektur wurde wieder rückgängig gemacht 45 zu] folgt )haben* 48 ihrem] über )unserm*

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Briefe 5152 – 5155

Es ist wol in einem wohlgeordneten Staat eine ganz unerwartete Erscheinung, daß ein untergeordneter Beamter den wiederholten Aufforderungen der höchsten Staatsbehörden keine Folge leistet, und es bleibt uns nach alle diesem nichts übrig, als daß wir uns noch einmal Ewr Excellenz, unter Deren besonderem hohen Schuz die Akademie steht, mit der gehorsamsten Bitte nahen Ewr Excellenz wollen geruhen die dem p Rabe schon im Juni 1818 abgeforderten Beschreibungen und Zeichnungen von dem künftigen Lokal der Akademie jezt von demselben auf das schleunigste zu erzwingen und dann die Wünsche der Akademie um so kräftiger huldreichst zu unterstüzen je weniger ihr ihrerseits irgend eine Versäumniß kann zur Last gelegt werden. Bleibt auch diese gehorsamste Bitte ohne Erfolg: so können die unterzeichneten Geschäftsführer der Akademie sich wol mit bestem Gewissen außer Verantwortung über diesen Gegenstand erklären. Die Akademie muß dann geduldig abwarten was ihr angewiesen wird; und findet es sich so wie nach dem bisherigen zu besorgen steht, unangemessen der Würde und Bestimmung des Instituts und seiner Ansprüche an das Gebäude, unangemessen der königlichen Freigebigkeit mit welcher | der Bau begünstiget worden: so möge dann die Akademie und ihre einzelnen Mitglieder wenigstens auf jede mögliche Weise den gerechten Unwillen über eine Vernachläßigung äußern welche mit dem den Wissenschaften so günstigen Geist unserer Staatsverwaltung in dem grellsten Widerspruch steht Berlin d 18t. Octob 1820 Das Sekretariat der Ak. d. W. Schl. 18/10. 20 Erman Tralles Buttmann

5153. An Georg Andreas Reimer. Berlin, Mittwoch, 18. 10. 1820 Cludius Uransichten des Christenthums Altona 1808. 50 Es … wol] über )Diese* eine] mit Einfügungszeichen über der Zeile 51 ein] folgt )so* 54 hohen] mit Einfügungszeichen über der Zeile 55 Bitte] folgt )zu* 59 huldreichst] mit Einfügungszeichen über der Zeile 63 Gegenstand] folgt )zu* 65 nach] über )aus* 65 f und Bestimmung] mit Einfügungszeichen über der Zeile 68 f wenigstens] mit Einfügungszeichen über der Zeile 69 mögliche] mit Einfügungszeichen über der Zeile den] korr. aus dem 70 äußern] über )Luft machen* 5153.

Überlieferung: H: Universitätsbibliothek Leipzig, Sammlung Nebauer.

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18. 10. – 25. 10. 1820

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Storr Ueber den Zweck der evangelischen Geschichte und der Briefe Johannis 2te Auflage Tübingen 1809 erbittet sich Schleiermacher 18/10. 20.

5154. An das Kultusministerium (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Donnerstag, 19. 10. 1820

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An Ein hohes Ministerium d Geistl pp Die hochverehrte Verfügung vom 12ten October ist am 17ten bei uns eingegangen und da wir nicht voraussezen konnten, daß der p Rabe sie viel früher sollte erhalten haben, glaubten wir bis heute früh abwarten zu müssen ob der Rabe die Reparatur anfangen würde. Dies ist nun heute früh wirklich erfolgt, und hoffentlich wird die Akademie den Anfang der Wintersizungen nicht länger als um eine Woche aussezen dürfen. Berlin d 19t. Oct. 1820 Das Sekretariat der A. d. W. Schleiermacher 19/10. 20.

5155. An das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Mittwoch, 25. 10. 1820 An Ein hohes Ministerium d. Geistl pp Das Ende des Sommerhalbjahrs ist für unsere gehorsamsten Vorschläge wegen der den Mitgliedern des theologischen Seminars zu ertheilenden 6 18/10. 20.] korr. aus 14 5154. 19t*

Überlieferung: H: BBAW, Archiv, II–II, Nr. 1, Bl. 20.

4 heute] über )zum

5155. Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 219, Bl. 68 f. 2 für] mit Einfügungszeichen über der Zeile

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Briefe 5155 – 5157

Belohnungen der ungünstigste Zeitpunkt indem die mehrersten von ihnen unmittelbar nach dem Schluß der Vorlesungen verreisen, und wir daher unsere Vorschläge, wenn die Zahlungen noch zur rechten Zeit erfolgen sollten, viel eher einreichen müssen als wir sie recht begründen können. Wir haben daher auch dies mal mit diesen Vorschlägen bis zum Anfang des Winterhalbjahrs gewartet und hoffen aus den angeführten Gründen hochgeneigte Entschuldigung. Mit der gestiegenen Anzahl der Seminaristen stehen die bis jezt angewiesenen Mittel in so nachtheiligem Verhältniß daß wir auch den schon öfters geäußerten Wunsch diese Mittel vermehrt zu sehn nicht unterdrücken können indem wir mit der Auswahl der zu belohnenden uns in der größten Verlegenheit befinden. Zuerst ist durch des Studenten Westphal Abgang die eine StipendienRate von jährlich 100 r so erledigt worden daß da dieses Stipendium praemunerando ausgezahlt wird sie jezt von 1ten October ab zu | vergeben sein wird. Wir bringen dazu zunächst den Studenten Bresler aus Schlesien gehormsamst in Vorschlag. Sofern indeß dieser durch Ein hohes Ministerium vielleicht anderweitig hinreichend unterstüzt wurde, so würden wir sehr wünschen dieses Stipendium auf den Studenten Uhlemann aus der Mark überzutragen der sich uns im Seminarium durch seinen Fleiß und seine Fortschritte vorzüglich empfohlen hat, und dessen Bedürftigkeit uns allen bekannt ist. Die Entscheidung zwischen diesen beiden müssen wir Einem hohen Ministerio gehorsamst anheimstellen Zu der größeren Prämie von 60 r bringen wir für das abgelaufene Sommerhalbjahr den Studenten Hansen aus Holstein in Vorschlag, und zu der kleinen von 40 r den Studenten Lindenberg aus Lübeck. So sehr wir indeß über diese Vorschläge einverstanden sind: so wird es uns doch sehr schwer, wenn der p Uhlemann das Stipendium nicht erhalten sollte diesen übergangen zu sehn, und nächstdem auch dem Studenten Weber kein Zeichen unseres Beifall geben zu können, der wenn er vielleicht an natürlichen Fähigkeiten den Vorgeschlagenen nicht gleich kommt, sich durch seinen treuen Fleiß und glükliche Anstrengung uns allen sehr werth gemacht hat, und dessen dürftige Umstände notorisch sind. Wir können uns daher | die gehormsamste und vertrauensvolle Bitte nicht versagen daß Ein hohes Ministerium geruhen wolle aus anderen Fonds dem Uhlemann, falls er das Stipendium nicht erhält, eine der größeren Prämien nom 60 r und dem 16 des Studenten] mit Einfügungszeichen am linken Rand 18 ausgezahlt] korr. aus eingezahlt von … October] über )für das begonnen* 19 aus Schlesien] mit Einfügungszeichen am linken Rand 24 vorzüglich] über )sehr* 39 r] folgt )gleichkommende Unterstüzung*

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Weber eine der kleineren von 40 r gleichkommende Unterstüzung hochgeneigtest zufließen zu lassen. Berl p D theol. Facult. Vidi D Marheineke d. J. Dec. Neander conc. Schleierm 25/10. 20.

*5156. Von Witwe Ebel. Berlin, vor dem 26. 10. 1820 Forderungen an Carl Schleiermacher oder an dessen Sohn Karl.

5157. An das Kultusministerium (auch von der Theologischen Fakultät). Berlin, Donnerstag, 26. 10. 1820

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An Ein hohes Ministerium der geistln pp Da die Percipienten der Königlichen Miethsentschädigung angewiesen sind die monatliche Rate jedesmal in den 3 lezten Tagen des Monats in Empfang zu nehmen, und wir bis jezt weder mit einem allgemeinen Bescheid über die Fortdauer des Beneficii versehen sind, noch auch die Kasse mit Mitteln um vorläufig den laufenden Monat auszuzahlen: so sind wir gedrungen uns hochgeneigte Vorhaltungsbefehle für die lezten Tage dieses Monats auf das dringendste ganz gehorsamst zu erbitten. Berlin d. Die theol. Fac DMarheinecke d. J. Dec. Neander conc. Schleierm. 26/10. 20. *5156. Der Briefeingang des Tageskalenders (Oktober 1820) vermerkt ohne Datum: „Ebel Wittwe hier wegen ihrer Forderung an Carl“. Der Brief muss vor Schleiermachers Antwort (Brief *5158, vor dem 27. 10.) geschrieben sein. 5157.

Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 223, Bl. 81.

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Briefe 5158 – 5162

*5158. An Witwe Ebel. Berlin, vor dem 27. 10. 1820 Zurückweisung ihrer geltend gemachten Forderungen.

*5159. An Gustav Anton von Mühlenfels. Berlin, Freitag, 27. 10. 1820 Nachricht von der Zahlung und vom Stand der Sache.

*5160. An Ferdinand Freiherr von Schrötter. Berlin, Freitag, 27. 10. 1820 Einladung zum Mittagessen am 28. Oktober.

5161. Vom Kultusministerium. Berlin, Montag, 30. 10. 1820 Nach der abschriftlichen Anlage vom 20ten dieses Monats beabsichtigt der vormalige Husaren-Unteroffizier Rademacher, Theologie zu studiren, und bittet um ein Stipendium. Er verdient als Freiwilliger besondere Rücksicht und scheint einen besondern Beruf in sich zu fühlen, sich dem Geistli*5158. Der Briefausgang des Tageskalenders (Oktober 1820, Eintrag zwischen dem 9. 10. und 27. 10.) vermerkt: „Ebel Wittwe abschlägliche Antwort.“ *5159. Der Briefausgang des Tageskalenders (Oktober 1820) vermerkt zum 27. 10.: „Mühlenfels Nachricht von der Zahlung und vom Stand der Sache.“ *5160.

Erschlossen aus Brief 5163, Z. 2–16 (30. 10. 1820).

5161. Überlieferung: H: HU Berlin, Archiv, Theologische Fakultät, Nr. 80, Bl. 23. Mit einer Bitte um ein Stipendium als Anlage. Empfangs- und Weiterleitungsvermerk: „pr. 12t. Nov. eodem An Decanum spectabilem D. Marheinecke abgegeben Schl“.

vor dem 27. 10. – 30. 10. 1820 5

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chen Stande zu widmen. Ehe das Ministerium aber einen Beschluß faßt, wünscht solches ein Urtheil über die Vorkenntniße, welche der p Rademacher zum theologischen Studium besitzt, zu erhalten. Das Ministerium ersucht Euer Hochwürden, den p Rademacher in dieser Rücksicht zu prüfen, und Ihr Gutachten über sein Vorhaben einzureichen. Sollte es ihm auch an den erforderlichen Vorkenntnißen noch fehlen, jedoch Hoffnung vorhanden sein, daß er sich solche noch erwerben könne und es wünschenswerth scheinen, ihm dabei zu Hülfe zu kommen; so würde das Ministerium auf Ihre Vorschläge auch dafür zu wirken suchen. Berlin den 30ten October 1820 Ministerium der Geistlichen, Unterrichts- und Medicinal-Angelegenheiten. Altenstein An den Dekan der theologischen Facultät bei hiesiger Universität, Herrn Professor Schleiermacher.

5162. Von Gustav Anton von Mühlenfels. Groß Kordshagen, Montag, 30. 10. 1820

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Hochwohlgebohrner Herr Professor Hochgeehrtester Herr Vetter. Beunruhiget wegen Ludewig, erlaubte [ich] meinem Ältsten Sohn, wenn Briffe von Ew Hochwürden ihn wärend meiner Abwesenheit – [(]denn ich war auf 8 Tage verreiset) eintreffen solten, zu öfnen: ihm schiens heilige BruderPflicht gleich einen WiederRuf der Nachricht zu bewirken, und 9 ihm] ihn 12 ihm] ihn 5162. Überlieferung: H: BBAW, SN 335, Bl. 12 f. Einlage (Bl. 14, handschriftlich): „Börsenhalle Nr 2548. den 20ten Oktobr. 20. Aus dem Preußischen, vom 13ten Oktober 1820. Die durch mehrere öffentliche Blätter (auch durch das unsere nach niederländischen Quellen) verbreitete Nachricht, daß H. L. v. Mühlenfels, bisher Substitut des Staatsprokurators in Cölln, in seinem Verhaft zu Berlin wahnsinnig geworden, und in eine Heilanstalt gebracht sey, ist gänzlich ungegründet. H. v. M. ist noch immer gefangen; da die K. Immediat-JustitzCommission aber schon auf seine Entlassung angetragen hat, so erwartet er nur dieß, um seinen, auch durch die 13monatliche Haft Gottlob! ungeschwächten Geisteskräften wieder eine gemeinnützliche Wirksamkeit anzuweisen.“ Weitere Einlage: Ein Brief des Herrn Runge an Moritz von Mühlenfels (in Beantwortung von dessen Schreiben an die Redaktion der „Börsenhalle“). – Der Briefeingang des Tageskalenders (November 1820) vermerkt: „30 October Mühlenfels in Cordeshagen wegen des geleisteten Vorschusses.“

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Briefe 5162 – 5163

gantz wider meinen Willen hat er wohl die Redaction hart angegangen, dafür aber die Beschämung gehabt, von Herrn Runge sehr artig beantwortet zu werden, ich lege dessen Brif so wie die Annonce der Börsenhalle bey. Wie der Frankfurter Redacteur es aufnehmen wird, stehet dahin[,] auch an ihm hat Moritz bitter mit Unrecht geschrieben. Meine zweymahligen Vorstellungen bey Seiner Majestät wegen Ludewig, sind wie Sie Bester Herr Vetter wissen immer in dem Geist einer Ahndung abgefaßt gewesen, daß derselbe eine Unvorsichtigkeit begangen; ich mir also begnügete, nur Beschleunigung, seynes Processes, und Linderung der Haft zu erbitten[;] gegenwärtig ist der Fall aber anders ich darf da die Imediat Comission auff Freylassung Ludewigs angetragen, annehmen daß er nicht schuldig, 13 Monatliche Haft schiene mir geeignet zu seyn selbst eine Unvorsichtigkeit abzubüssen, ich halte es für meine VaterPflicht, ehrerbihtig und ernsthaft nochmahlige Vorstellung auf seyne Freylassung, und wenn er gantz unschuldig | auf reparation anzutragen. Da der König mir imer durch den Fürsten StatsKantzler hat antworten lassen, so werde [ich] an diesen directe schreiben, zugleich aber auch an den CronPrintzen und GeheimRath Albrecht welchen ich lieb gewonnen und dem [ich ein] gefühl für gekränkte MenschenRechte zutraue. Ich kenne nicht grade die Schritte die mein Sohn Gotfridt und seyne Geschwister in Schweden beabsichtigen, und habe die mir kund gewordenen, nicht billigen können womit selbige über den Grentzen meiner Ansichten, der gantzen ZeitVerhältnisse, hinausgehen. Gemässigter, würdefoller, und der Sache angemessener scheinen mir [meine Eingabe] selbst nicht unpassend seyn zu können und darf ich annehmen, daß Ew Hochwohlgebohren die Zweckmässigkeit begreiffen werden, wenn man [diese] Ihnen selber zu schiket. Meine eignen Schritte welche [ich] beabsichtige, werden mit derienigen Freymühtigkeit, welche eine gute Sache einflösset, so wie mit der Offenheit, welche eine Lieberale Verfassung [mir] einflössen kann [mir] welcher [ich] grau geworden bin, und welchem es nicht genommen werden kann weil bündige Verträge, und häuffiges wiederholtes königliches Wort uns selbiges gesichert einrichten[,] und hege noch das Vertrauen, daß man meine Vorstellung nicht gantz unberüksichtiget lassen werde. | Innerhalb kurtzem gedenke [ich] das Land zu verlassen und werde ich sodann nicht verfehlen Ihnen die für Ludewig ausgelegete Summe, so wie einen Vorschuß zu seynen fernern nohtwendigen Bedürfnissen, zu übermachen. Wie soll es aber mit seyner Zukunft werden und welche Carriere 7 wider] wieder 14 daß] das 18 daß] das 32 daß] das

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wird er einschlagen können, mir beunruhiget dieser Gedanke sehr, denn man will ia behaupten daß alle die in Untersuchung gewesenen wie geächtete vergebens in Deutschland anstellung suchen weil man nicht es mit dem Preußen Hof verderben will dis wäre greßlich. Hochachtung und Ergebenheit werden stets die Gesinnungen seyn, mit der [ich] zu meiner Ehre beharre als Ew Hochwohlehren gantz ergebenster Diener Gustav Mühlenfels Gr Cordshagen den 30n Okt. 1820.

5163. Von Ferdinand Freiherr von Schrötter. Marienwerder, Montag, 30. 10. 1820 Marienwerder den 30 Oktober 1820

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Vorgestern Mittag sollte ich, mein hochgeehrtester Herr Professor, die Ehre haben Ihr Gast zu seyn, ich erhielt die schriftliche Einladung aber erst des Nachts in dem Augenblick da ich in den Wagen stieg und es blieb mir nichts übrig als zu veranlassen, daß Ihnen verehrtester Herr Professor, meine Abreise und somit meine Entschuldigung angezeigt würde, da es nun aber möglich ist, daß dem Auftrage nicht genügt worden, so lasse ich es mein Erstes Geschäft nach meiner Ankunft seyn mein Bedauern auszudrücken, daß mir die zugedachten schönen Stunden entgangen sind. Es hat mir in so vielfacher Beziehung mein dortiger Aufenthalt Freude und frisches Leben gegeben, daß ich möglichst bald und dann mit meiner Frau, welche | sich in der Fülle aller Erinnerungen an die mit Ihnen in ihrem älterlichen Hause verlebten Tage, empfiehlt, Berlin zu besuchen gedenke und auf diesen Fall das mir Entgangene nachzuholen mir mit Ihrer Erlaubniß vorbehalte. Ihrer Frau Gemahlin empfehlen wir uns Beide unbekanterweise. Der Frau Hoffräthin Herz bitte ich meine Huldigung, die ich ihrem schönen geistigen Leben und ihrer ganzen Weise zolle, zu versichern. Ich 46 daß] das 5163. Überlieferung: H: BBAW, SN 384, Bl. 1. Der Briefeingang des Tageskalenders (November 1820) vermerkt: „30 October Schroetter aus Marienwerder Antwort auf die Einladung“.

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Briefe 5163 – 5166

wollte es gäbe keinen Zwischenraum zwischen hier und dort. Mit der aufrichtigsten Verehrung und Ergebenheit, hochgeehrtester Herr Professor, Ihr ganz gehorsamster Diener Schrötter

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*5164. Von Anne (Nanny) Arndt. Oktober 1820

*5165. Von Prieve. Vor dem 1. 11. 1820 Antwort auf Brief *5144 (7. 10. 1820).

5166. An das Kultusministerium (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Mittwoch, 1. 11. 1820 An Ein hohes Ministerium der Geistlichen p Sobald die Akademie der Wissenschaften sich wieder versammeln konnte, hat sie sich über die verehrte Verfügung vom 19ten September den Professor Bekker betreffend nach Anhörung der historisch philologischen Klasse berathen. Die Akademie theilt ganz den lebhaften Wunsch dieser Klasse, den Professor Bekker, den sie als einen höchst ausgezeichneten Ge*5164. Der Briefeingang des Tageskalenders (November 1820) vermerkt: „October Nanna durch Hornschuh häuslich. Aelter als der vorige“. (Vgl. auch Brief 5148, Z. 68–70 vom 14. 10. von E. M. Arndt). *5165. Der Briefeingang des Tageskalenders (Oktober 1820) vermerkt ohne Datum: „Priewe Antwort auf den Brief vom 7ten.“ 5166. Überlieferung: H: BBAW, Archiv, II–III, Nr. 18, Bl. 129 f. Aktennotizen am linken Rand von Bl. 129: „Zur gefälligen Durchsicht Schleierm 31/10. 20.“ – „Zu mundiren Schl. 1/11. 20.“

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lehrten seines Fachs gewählt, sich auch als thätiges Mitglied zu erhalten. Als aber die zu seiner Zufriedenstellung vorhandenen Hülfsmittel überschlagen wurden, ergab sich, daß da es leider der Akademie noch immer nicht gelungen ist, mehrere ihren Zwecken ganz fremde Zahlungen von sich abzuwälzen, keine Gehalte offen sind, als das noch immer erledigte des verstorbenen Klaproth, und das im Februar künftigen Jahres erst disponible des verstorbenen Rühs. Das erste kann die Akademie nach den von ihr aufgestellten Grundsäzen für Herrn Bekker nicht in Vorschlag bringen, da es für den noch aufzufindenden Chemiker offen bleiben muß. Auf das andre müßten, nach denselben Grundsäzen, erst die Herren Süvern und von Humboldt verzichten. Allein da, schon ehe es zulezt vergeben ward, Ein hohes Ministerium den Wunsch äußerte, daß es zu einer Verbesserung des Professors Tralles verwendet werden möchte: so möchte sich die Akademie um so weniger in die Unmöglichkeit versezen hierauf zurükzukommen | als das Gehalt zur Befriedigung des Professors Bekker doch nur einen geringen Beitrag liefern würde. Was aber die in der verehrten Verfügung gleichfalls erwähnten Vergütungen für besonders zu leistende Arbeiten betrifft: so können dergleichen der Natur der Sache nach wol nicht für beständig gegeben werden, sondern nur dann und so lange als besondere Arbeiten zu leisten sind. Die historisch philologische Klasse hat, da die Sizungen nur eben erst eröfnet sind, und sie ihre erste Zusammenkunft wegen verspäteter Reparatur aussezen mußte, von den Vorarbeiten des Herrn Bekker zu der kritischen Ausgabe des Aristoteles noch keine bestimmte Kenntniß nehmen, und sich also auch über den Plan des ganzen Werkes und die Vertheilung der Arbeiten noch nicht einigen können. Indessen sezt sie voraus, daß Herr Bekker wenigstens einen großen Theil der Redaction wird übernehmen wollen, und dann wird ihm auf mehrere Jahre eine Vergütigung von mehreren hundert Thalern ohne Zweifel zuzuerkennen sein. Allein wenn Herr Bekker, worin die Akademie nichts unbilliges findet, jetzt gleich eine nicht unbedeutende feste Verbesserung wünscht: so wird ihm diese wenngleich noch so sichere aber nur auf die nächsten Jahre sich erstreckende Aussicht freilich nicht genügen. Für diesen Fall nun weiß die Akademie nichts andres als Einem hohen Ministerio den gehorsamsten Wunsch auf das dringendste ans Herz zu legen, daß Hochdasselbe eine solche Verbesserung des Herrn Bekker als 10 ist] über der Zeile 13 f die … Grundsäzen] korr. aus nach den von ihr aufgestellten Grundsäzen die Akademie 21 das Gehalt] mit Einfügungszeichen über )es* 24 dergleichen] über )diese* 25 gegeben werden] mit Einfügungszeichen über der Zeile 37 aber nur] über )Aussicht* 41 f als Akademikers] mit Einfügungszeichen am linken Rand

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Briefe 5166 – 5168

Akademikers welche hinreicht ihn hier zu halten, auf andere Fonds bis die Mittel der Akademie sich erweitern, hochgeneigtest übernehmen möge. Wir hoffen, daß wir für die philologische Klasse in diesem Fall um so weniger | eine Fehlbitte thun werden, als diese auf dem Gehaltstitel verhältnißmäßig sehr sparsam bedacht ist, und als noch vor kurzem unsere physikalische Klasse in dem Falle des Herrn Seebeck einen so ausgezeichneten Beweis des hohen Wohlwollens erhalten hat, hier aber es auf die Erhaltung eines Mitgliedes ankommt, welches nicht nur schon an sich durch seine wissenschaftlichen Leistungen eine Zierde der Akademie ist, sondern dessen Hülfe auch für ein bereits unternommenes, für die Alterthumswissenschaften ja für die Naturkunde selbst bedeutendes Werk, dessen Vollendung der Akademie zum dauernden Ruhme gereichen würde, nicht leicht möchte zu entrathen sein. Berlin d. 1t. Nov. 1820 Die Akademie d. Wiss.n conc. Schleiermacher Erman Tralles Buttm

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5167. An das Kultusministerium (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Donnerstag, 2. 11. 1820 An Ein hohes Ministerium der Geistl Unterrichts p In gehorsamster Antwort auf die verehrte Zuschrift vom 16ten September des laufenden Jahres kann die Akademie der Wissenschaften nach Anhörung der historisch philologischen Klasse welche auch anderweitige Erkundigungen über ihn eingezogen hat und indem sie sich auf den neuerlich erstatteten allgemeinen Bericht über ihre dermaligen Bedürfnisse bezieht wegen der Reise des Dr. Scholz sich unter den von Einem hohen Ministerio selbst angeführten Umständen nur dahin erklären, daß wenn derselbe wis-

42 f auf … erweitern,] korr. aus bis die Mittel der Akademie sich erweitern, auf andere Fonds 44 für … Fall] korr. aus in diesem Fall für die philologische Klasse 49 schon … sich] korr. aus an sich schon 5167. Überlieferung: H: BBAW, Archiv, II–VIII, 254, Abt. 2, Bl. 4. Mit einer Instruktion für Augustin Scholz’ Forschungsreise nach Ägypten. Aktennotiz: „Bericht und Analge zu mundiren, und das Mundum der Anlage zunächst an H Buttmann zur Revision zu schicken. Schl. 6/11. 20“. 4 f welche … hat] mit Einfügungszeichen am linken Rand

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senschaftlich brauchbare Gegenstände übermacht, sie ihn dafür gern nach Verhältniß ihrer Wichtigkeit in einem dem Wunsch ihn zu unterstüzen entsprechenden Maaßstab honoriren werde. Da nach den zulezt eingetroffenen Nachrichten der Herr General von Minutoli im Begriff war nach dem Ammonium und Cyrene zu reisen, wobei ihn Herr Scholz wahrscheinlich begleitet haben wird, an jenen Orten aber eine vorzügliche Ausbeute zu erwarten ist: so wird sich hier sogleich ausweisen inwiefern Herr Scholz den Zwecken der Akademie dienen kann; und in dem Maaß als seine Tüchtigkeit bewährt wird auch die Akademie ihre Bereitwilligkeit erweitern können. Was die Instruction für diesen Reisenden betrifft so überreicht die Akademie anliegend gehorsamst, was ihr von Seiten der historisch-philologischen Klasse zugekommen ist Berlin d 6t. Novemb. 1820 D Akad. d Wissenschaften conc Schleierm 2/11. 20

5168. An Martin Friedrich Rabe. Berlin, Donnerstag, 2. 11. 1820

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Ew. Wohlgeb. bin ich so frei die Anlage des Ofens in dem jetzigen Bibliothekzimmer der Akademie in gefällige Erinnerung zu bringen, und bemerke zugleich, daß ich auf das gewisseste angewiesen bin, bei dessen entstehender Verzögerung sogleich an das vorgesezte Ministerium zu berichten. Hochachtungsvoll und ergebenst Schleiermacher Berlin am 2 Nobr. 1820. An des K. Hofbau-Inspectors, Hn. Prof. Rabe Wohlgeb. 9 brauchbare] folgt )und bedeu* 11 werde.] folgt )Was die Instruction für denselben betrifft: so hat die histor philolog Klasse bereits zwei ihrer Mitglieder damit beauftragt, und die Akademie wird nicht verfehlen sie Einem hohen Ministerio baldmöglichst gehorsamst zu überreichen* 11–18 Da … können.] mit Einfügungszeichen am linken Rand 16 und] folgt )es* 19–21 Was … ist] am linken Rand 5168. Überlieferung: H: BBAW, Archiv, II–II, Nr. 1, Bl. 20v (Konzept von anderer Hand, von Schleiermacher unterschrieben).

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Briefe 5169 – 5171

5169. An Friedrich Schultz (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Sonntag, 5. 11. 1820 An Den Königl Geheimen OberRegierungsrath Schultz Hochwohlgebohren Die Akademie der Wissenschaften, von Einem hohen Ministerio der Geistlichen Unterrichts und MedicinalAngelegenheiten benachrichtiget, daß Ewr Hochwohlgebohren beauftragt sind in dem Akademie-Gebäude, soweit es gegenwärtig ausgebaut ist, die Räume unter die Interessenten zu vertheilen und dabei die Bedürfnisse der Akademie der Wissenschaften zu berüksichtigen, ersucht Sie ergebenst ihr von der Art, wie Sie die Vertheilung anzufangen gedenken, eine gefällige Mittheilung zu machen damit sie im Stande sei ihr Bestes wahrzunehmen und Ihnen ihre etwanigen Gegenvorschläge vertraulich vorzulegen ehe diese für sie höchst wichtige Angelegenheit definirt und geordnet wird. Wir erbitten uns über diesen Wunsch der Akademie möglichst bald Ihre gefällige Erklärung Berlin Das Sekretariat d. Akad. d. Wiss. conc Schleiermacher Erman Tralles Buttmann

5169. Überlieferung: H: BBAW, Archiv, II–II, Nr. 1, Bl. 23. Am linken Rand dieses Konzepts hat Schleiermacher für die anderen Sekretare noch notiert: „Indem ich dieses Concept zur gefälligen Durchsicht circuliren lasse bemerke ich zugleich daß es mir zwar schiklich vorkommt Briefe an Einzelne nur von dem vorsizenden Sekretar zeichnen zu lassen. Ich bitte aber bei dem an Herrn p Schulz um Ausnahme weil es ihn ungeneigt machen könnte, wenn er aus meiner alleinigen Zeichnung schlösse, daß auch die Sache vorzüglich in meinen Händen wäre. Schleiermacher 5/11. 20.“ Daraus erschließt sich auch das Datum dieses Briefes. 3 Die] folgt )unterzeichnete* der Wissenschaften] über der Zeile Einem] korr. aus dem 7 dabei] folgt )auf* 8 von der] über )gefällig die* 9 anzufangen] korr. aus anfangen 11 vertraulich] mit Einfügungszeichen über der Zeile

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5170. An Aloys Hirt (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Sonntag, 5. 11. 1820

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An Herrn Hofrath Hirt Die Akademie der Wissenchaften von Einem hohen Ministerio benachrichtigt daß der Geheime OberRegierungsrath Schulz beauftragt ist bei Vertheilung der Räume in dem Akademiegebäude Sie zuzuziehen erwartet zwar von Ihnen als Ihrem Genossen daß Sie ihr Bestes mit Eifer wahrnehmen werden; um Ihnen jedoch dieses unter den vorliegenden Umständen zu erleichtern ersucht sie Sie ebenmäßig wie den HErrn Geheimen OberRegierungsRath Schulz ihr von dem Entwurf den Sie mit einander verabreden werden baldmöglichst Kenntniß zu geben. Berlin Das Sekretariat der Ak. d. Wissenschft conc. Schleiermacher 5/11. 20.

5171. An das Kultusministerium (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Montag, 6. 11. 1820

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An Ein hohes Ministerium d Geistl p Da Ein hohes Ministerium unser Ansuchen vom 18ten vorigen Monats die Belegung des BriefPorto betreffend nicht hat genehmigen können: so hoffen wir wengstens Hochdasselbe werde nicht darauf bestehen, daß grade der vorsizende Sekretar sich mit solchen Kleinigkeiten wie Bescheinigung jedes einzelnen BriefPortos ja auch des Briefträgerlohns der frankirten Briefe persönlich beschäftigen, sondern gestatten daß wir dieses mechanische Geschäft dem Archivar der Akademie Kriegsrath Frentzel übertragen welcher dazu vollkommen geeignet ist. Ja es würde die Sicherheit der Kontrolle dadurch nur gewinnen indem in dessen Hände gewiß nur diejenigen Briefe kommen welche die Akademie betreffen, und wir 5170. Überlieferung: H: BBAW, Archiv, II–II, Nr. 1, Bl. 24. 7 ebenmäßig] korr. aus ebenf 5171. Überlieferung: H: BBAW, Archiv, II–XVII, Nr. 18, Bl. 138. merk: „erhalten den 6ten remit. eod.“

5 Ihrem] korr. aus i Bearbeitungsver-

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Briefe 5171 – 5176

sehen einer hochgeneigten Genehmigung dieses Antrages um so zuversichtlicher entgegen Berlin d Das Sekretariat d. Ak. d W conc Schleiermacher 6/11. 20.

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*5172. Von Helvetius Graf zu Dohna-Schlobitten. Dienstag, 7. 11. 1820 Anfrage wegen des Preises der Abschriften.

5173. An Aloys Hirt. Berlin, Dienstag, 7. 11. 1820 An Herrn Hofrath Hirt Der HErr Geheime OberRegierungsRath Schultz hat das Sekretariat der Akademie auf Morgen zu einer Conferenz über das künftige Lokal der Akademie eingeladen, und diese ist auf 10 Uhr in dem jezigen Lokal anberaumt. Das Sekretariat ladet Sie ein derselben gefälligst beizuwohnen Berlin d 7t. Nov. 1820 Der vorsizende Sekretar conc Schl

5174. An Friedrich Schultz. Berlin, Dienstag, 7. 11. 1820 An des Königl Geh. O. RegRath Schultz Hochwohlgb *5172. Der Briefeingang des Tageskalenders (November 1820) vermerkt: „7 November Helvetius Dohna mit Anfrage wegen des Preises der Abschriften.“ 5173. Überlieferung: H: BBAW, Archiv, II–II, Nr. 1, Bl. 26. 3 über … künftige] über )in dem dermaligen* 4 der Akademie] über der Zeile und] mit Einfügungszeichen über der Zeile 5174.

Überlieferung: H: BBAW, Archiv, II–II, Nr. 1, Bl. 26.

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6. 11. – 11. 11. 1820

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Auf Eur Hochwohlgebohren gefälliges Schreiben vom heutigen dato erwidere ich in Uebereinstimmung mit meinen Collegen daß wir Ihrer gefälligen Einladung gemäß zu einer vertraulichen Besprechung Morgen um 10 Uhr bereit sind und dazu ergebenst das jezige interimistische Lokal der Akademie in Vorschlag bringen. Berlin d 7t. Nov. 1820 Der vorsizende Sekretar

5175. Von Friedrich Schultz. Berlin, Donnerstag, 9. 11. 1820

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Euer Hochwürden geehrtem gestrigen Verlangen zu Folge übersende ich anbey den Grundriß von dem Erdgeschoße des Akademie-Gebäudes zum Behuf des Vortrages in heutiger Sitzung mit der ergebensten Bitte, mir denselben noch heute gefälligst wieder zukommen zu lassen, weil er täglich gebraucht wird. Berlin den 9ten November 1820. Schultz An den vorsitzenden Secretair der Königlichen Akademie der Wissenschaften, Herrn Profeßor Doctor Schleiermacher Hochwürden.

5176. An das Kultusministerium (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Sonnabend, 11. 11. 1820 An Ein hohes Ministerium der Geistlichen p In Verfolg der verehrten Verfügung vom 31ten October aus welcher die Akademie zuerst nicht ohne Bestürzung erfuhr daß jezt nicht mehr von 5175. Überlieferung: H: BBAW, Archiv, II–II, Nr. 1, Bl. 27. 9t. Nov“.

Empfangsvermerk: „pr

5176. Überlieferung: H: BBAW, Archiv, II–II, Nr. 1, Bl. 28 f. Empfangsvermerk: „erhalten den 12t. Abends 6 Uhr remit. 13t. Morgens 8 Uhr.“ 3 nicht … Bestürzung] mit Einfügungszeichen über der Zeile

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Briefe 5176 – 5177

der Prüfung eines baldigst für sie zu erbauenden Lokals, worauf allein die von Herrn p Süvern abgehaltene Conferenz der Sekretare mit dem HofBauInspector Rabe gegangen war, sondern von einer vielleicht definitiven Vertheilung der gegenwärtig ausgebauten Räume die Rede sei, ersuchten wir die HErren Schulz und Hirt uns ihre Entwürfe mitzutheilen damit wir darauf unsere anderweitigen Wünsche oder Gegenvorschläge gründen könnten. HErr Schultz lud darauf die Sekretare zu einer vertraulichen Besprechung ein, zu welcher diese auch Herrn p Hirt zuzogen und von den Resultaten in der Sizung vom 9ten Bericht erstatteten. Wie nun in jener Besprechung alle einstimmig das Urtheil fällten daß in dem Gebäude wie es jezt dasteht durchaus kein für die Akademie der Wissenschaften sich irgend eignendes Lokal vorhandes sei: so war auch die versammelte Akademie einstimmig derselben Meinung; und indem sie in dieser Bedrängniß die tröstliche | Versicherung Eines hohen Ministerii, daß Hochdasselbe ihr Interesse auf jeden Fall wahrnehmen wolle, auf das kräftigste in Anspruch nimmt, hat sie beschlossen nun auch ihrerseits nichts zu versäumen Seiner Majestät dem Könige als ihrem unmittelbaren Beschüzer die bedrängte Lage in welche sie gerathen ist unterthänigst vorzustellen und Allerhöchstdessen Hülfe anzuflehen, ohne welche sie aus dieser keine Rettung sieht. Was aber die einstweilige Unterbringung der Akademie betrifft: so kann sie sich nicht entschließen auf den von Herrn Schultz gewiß in der wohlwollendsten Absicht gemachten und mit Auseinandersezung aller Vortheile, die er gewährt ihr vorgetragenen Vorschlag einzugehn und bis auf weiteres zwei auch für jezt nicht einmal ganz freie, immer aber für die ganze Geschäftsführung der Akademie ungenügende Räume im Universitätsgebäude zu beziehn, sondern sie würde glauben pflichtwidrig zu handeln, wenn sie auf die Gefahr früher oder später mit einem andern Institut, welchem jenes Gebäude ausschließlich von Seiner Majestät dem Könige selbst gewidmet ist, in unangenehme Collisionen zu gerathen, dieses Gebäude verlassen wollte, dessen bedeutendster Theil ursprünglich für sie bestimmt war, und an welchem ihr auch jezt wie wir Grund haben vorauszusezen durch Seiner Majestät ausdrüklich ausgesprochenen Willen ihr 4 für … Lokals] korr. aus zu erbauenden Lokals für sie 7 gegenwärtig] korr. aus gegenwärtigen 9 Wünsche] korr. aus Gege 16 einstimmig] korr. aus einzig 25 Schultz] korr. aus Schulz 25 f gewiß … Absicht] mit Einfügungszeichen am linken Rand 27 gewährt] korr. aus gewäht 28 auch] mit Einfügungszeichen über der Zeile 28 f nicht … ungenügende] mit Einfügungszeichen am linken Rand statt )freie* 30 sie … glauben] über )hält es für* 30 f zu … sie] mit Einfügungszeichen über der Zeile 34 dessen … Theil] mit Einfügungszeichen am linken Rand statt )welches* 35 f wie … vorauszusezen] mit Einfügungszeichen am linken Rand

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Antheil gesichert ist. Da wir nun eben so wenig einen andern von einem unserer Sekretare ausgegangenen Vorschlag annehmen können, der dahin ging als ein interi|mistisches Lokal das grade unter unserm ehemaligen gelegene in Anspruch zu nehmen, indem auch in diesem ohne daß es deshalb zu einem beständigen Siz der Akademie tauglich würde, Veränderungen nöthig wären, die wenn es eine andre Bestimmung erhielte wieder müßten zerstört werden: so scheint uns nothwendig, daß die Akademie bis auf eine bleibende Weise für sie gesorgt wird, in ihrem gegenwärtigen Lokal bleibe, eine Nothwendigkeit die freilich nicht genug bedauert werden kann. Ein hohes Ministerium wird gewiß der Akademie die Gerechtigkeit wiederfahren laßen, daß in diesem Beschluß gegen die übrigen Interessenten alle Willfährigkeit bewiesen ist, welche nur von ihr als ältesten und ursprünglichsten Inhaberin des Gebäudes erwartet werden kann, und sie hofft daher zuversichtlich von Hochdemselben sowol in diesem traurigen Besiz geschüzt als auch in ihren gerechten Ansprüchen auf ein angemessenes beständiges Lokal huldreich und kräftig unterstüzt zu werden Berlin d 11t. Novemb. 1820 Die Akademie der Wissenschaften conc Schleiermacher 11/11. 20. Erman Tralles Buttmann

5177. An Martin Friedrich Rabe. Berlin, Sonnabend, 11. 11. 1820

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Der Kastellan der Akademie der Wissenschaften berichtet mir soeben, daß die Sezung eines Ofens im Bibliothekzimmer noch nicht im Gange sei. Ich erinnere nochmals an die Beschleunigung dieser Sache. Sollte aber Ewr Wohlgebohren anderweitig entgegengesezte Aufträge erhalten haben: so bitte ich mich davon schleunig durch ein Paar Worte schriftlich in Kenntniß zu sezen Berlin d 11t. Nov. 1820 Der vorsizende Sekretar An Den Königl HofBauInspector Prof. Rabe Wohlgeb 40 f ohne … würde,] mit Einfügungszeichen am linken Rand 5177.

Überlieferung: H: BBAW, Archiv, II-II, Nr. 1, Bl. 30.

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Briefe 5178 – 5179

5178. An Friedrich Wilhelm III. von Preußen (auch von der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Sonntag, 12. 11. 1820

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An Seine Mäjestät den König Zu allerhöchsteignen Eröffnung Allerdurchlauchtigster Großmächtigster König Allergn. König und Herr Indem Ewr Königlichen Majestät Minister der Geistlichen Unterrichts und Medicinal Angelegenheiten dem erhaltenen Allerhöchsten Befehl gemäß die Räume des durch Ewr Majestät huldreiche und großartige Freigiebigkeit nun ausgebauten AkademieGebäudes unter die Akademie der Wissenschaften und der Künste und das Museum vertheilen lassen will, findet sich, daß nirgend in demselben Räume vorhanden sind, welche sich für die allerunterthänigst unterzeichnete Akademie der Wissenschaften eignen, indem alles für die andern beiden Interessenten berechnet ist; der Akademie der Wissenschaften aber, für welche Ewr Majestät glorreiche Vorfahren den zweiten Stock des Gebäudes ursprünglich haben errichten lassen, hat der Baumeister ihren Siz in einem Theile des Gebäudes angewiesen, dessen Errichtung Ewr Königliche Majestät noch gar nicht genehmigt haben. Die Akademie hat sich, seitdem sie im Mai 1818 des Baues wegen ihr ursprüngliches Lokal zu räumen genöthiget ward, unabläßig aber vergeblich bemüht, indem sie bei beiden betreffenden Ministerien und bei dem Fürsten Staatskanzler | Vorstellung deshalb that, Kenntniß zu erlangen von der Art wie sie bei dem Bau sollte bedacht werden; sie hat aber diese erst jezt nach Beendigung des Baues erhalten. Sie ist also völlig unschuldig an der bedrängten Lage, in welche sie sich versezt sieht; und indem sie zugleich weit entfernt ist Ewr Königlichen Majestät erhabener Absicht, durch den neuen Anbau des AkademieGebäudes den Kunstschäzen der Hauptstadt einen würdigen Siz zu bereiten, irgend eine Schwierigkeit entgegen stellen zu wollen, findet sie sich jedoch um ihrer eignen würdigen Existenz, und um der Zwecke willen, für die sie von Ewr Majestät und Höchstdero glorreichen Vorfahren bestimmt ist, genöthiget, zu Allerhöchst Denenselben als ihrem unmittelbaren allergnädigsten Protector ihre 5178. Überlieferung: H: BBAW, Archiv, II-II, Nr. 1, Bl. 31 f. Aktenvermerk: „erhalten den 13t, remit. eodem Abends 5 Uhr.“ 14 f den … ursprünglich] korr. aus das Gebäude meint 22 Art] folgt )zu erlangen* 23 jezt] folgt )zu erhalten, wo es zu spät ist eigne* 25 ist] folgt )von dem Gedanken* 28 f entgegen] folgt )zu*

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Zuflucht zu nehmen, und in tiefster Unterthänigkeit zu bitten, daß, nachdem ihr ursprünglicher Siz durch den Umbau für sie völlig unbrauchbar geworden, ihr ein zu ihren Zweken und Bedürfnissen hinreichendes und des ersten wissenschaftlichen Instituts im preußischen Staat – welches sich der hohen Gnade erfreut, in der Allerhöchsten Person des Monarchen selbst seinen Protector zu verehren – würdiges Lokal wieder möge beschafft werden. Mit vertrauensvoller Zuversicht erbittet sie sich hierüber allerunterthä|nigst eine huldreiche unmittelbare Zusicherung von Ewr Königlichen Majestät, und bescheidet sich, bis diese wirklich in Erfüllung gegangen, in dem Raum zu bleiben, in welchem sie sich seit dem Sommer 1818, wiewol sehr übel, befindet, da sie in ihm weder ihre inneren Arbeiten in gehöriger Ordnungverrichten noch die ihr festlichen Tage öffentlich begehen kann, und welcher daher als beständiger Siz der Akademie eben so wenig Ewr Majestät huldreichen Fürsorge als dem wissenschaftlichen Ansehn des Instituts entsprechen würde, übrigens auch schon seiner Anlage nach offenbar zu andern Zwecken bestimmt ist. In ehrfurchtsvoller Erwartung einer allergnädigsten Gewährung ersterben wir in tiefster Devotion Ewr Königlichen Majestät allerunterthänigste Die Akademie der Wissenschaften (hier die Unterschriften) als Sekretare Erman Tralles Buttmann conc Schleiermacher Berlin d 12 Novemb. 1820

5179. Von Ernst Gottfried Adolf Böckel. Greifswald, Sonntag, 12. 11. 1820 Greifswald, 1820, Nov. 12. Hochwürdiger und Hochgelehrter, Hochzuverehrender Herr Doctor und Professor, 39 f Königlichen] mit Einfügungszeichen über der Zeile 46 des Instituts] korr. aus der Akademie 5179. Überlieferung: H: BBAW, SN 255, Bl. 1. Der Briefeingang des Tageskalenders (November 1820) vermerkt zum 19. 11.: „12 [November] Boekkel in Greifswald wegen seiner Journale und der De Wetteschen Professur.“

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Briefe 5179 – 5180

Leider ist es mir nicht gelungen, Ew. Hochwürden zu Hause sprechen und die Bitten mündlich vortragen zu können, die ich jetzt schriftlich nachhohlen muß; ich hoffe indeß, daß auch jetzt gute Worte eine gute Statt finden werden. Ich projectire eine critische Zeitschrift, ähnlich der weiland von Herrn Propst Hanstein herausgegebenen, welche die homiletisch-catechetisch-liturgische Literatur umfassen soll; die nähere Ankündigung behalte ich mir vor Ihnen mitzutheilen. Würde es Ihre Zeit gestatten und Ihre Neigung nicht verbieten, daran Theil zu nehmen? Daß die Schrift (unter dem Titel: Jahrbuch der p Literatur, da jeder Band die Erzeugnisse eines Jahres umfassen soll) wirklich erscheinen wird; ist schon jetzt ausgemacht, da ich zwischen zwei Verlegern die Wahl habe; obgleich ich noch nicht bestimmen kann, ob der erste Band schon zu Ostern 21. herauskömmt. Sehr viel liegt mir aber daran, sobald als möglich mich zu vergewissern, welcher Mitarbeiter ich mich erfreuen könne. Ein zweites literärisches Unternehmen ist Ihnen vielleicht schon bekannt; es betrifft ein ganz dem Unionswesen (versteht sich nur der evangelischen Kirche) geweihtes, in zwanglosen Heften erscheinendes Journal. Wie werth es mir sein würde, wenn ich auch hier auf Ihre Mitwirkung rechnen dürfte, darf ich Ihnen wohl nicht erst sagen. Jedes Heft soll sich | in Abhandlungen, Beurtheilung dahin gehöriger Schriften und Nachrichten von dem Fortgange der Kirchenvereinigung theilen, und in jedem dieser Theile würden Ihre Arbeiten für mich von vorzüglichem Werthe sein, daher lade ich Sie auf das ergebenste ein, in den Kreis der Männer zu treten, die mir ihre Unterstützung versprochen haben. Die dritte Bitte würde sich wohl auf jeden Fall besser mündlich haben thun lassen; indessen ist es mir nun einmahl nicht vergönnt gewesen, den Gegenstand mit Ihnen zu besprechen. Der Wunsch, in Berlin einen angemeßnen Wirkungskreis zu finden, ist, obgleich ich ihn schon lange gehegt, und vor geraumer Zeit schon dem Herrn Geheimen OberRegierungsRath Nicolovius zu erkennen gegeben habe, nie so lebhaft in mir gewesen, als jetzt, da ich mich zum ersten Mahl selbst überzeugt habe, welche Gelegenheit zur Geistesbildung aller Art die Hauptstadt darbeut. Dem Herrn Minister von Altenstein habe ich diesen Wunsch auch nicht geglaubt verhehlen zu dürfen, und er hat ihn keines weges von sich gewiesen, [son]dern mir zur Erfüllung desselben einige Hoffnung gemacht. Erlauben Sie mir, dafern sich eine schickliche Gelegenheit zeigt, um gütige Mitwirkung zu bitten, und sein Sie versichert, daß, wenn es mir gelingen sollte, mit Ihnen in collegialische Verhältnisse zu treten, mein eifrigstes Bestreben dahin gehen würde, dem Vertrauen, um welches ich jetzt bitte, zu entsprechen. Da übrigens die Exegese des Alten Testaments mein Lieblingsgeschäft und

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mein größtes Vergnügen ist, so würde ich mich um so glücklicher schätzen, wenn es mir vergönnt wäre, in die Fußstapfen des hochverdienten de Wette zu treten. Mit der vollkommensten Hochachtung habe ich die Ehre zu sein Ew. Hochwürden ergebenster Diener Böckel.

5180. Von Johann Rudolf von Plehwe. Gnadenfrei, Sonntag, 12. 11. bis Dienstag, 14. 11. 1820

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Lieber Vater Schleiermacher, unser Muths und Blutsfreund Jesus Christus, sei in seiner himmlischen Majestät, dein sehr großer Lohn, als gewiß du seiner Schmach auf Erden theilhaftig wandelst, und von ihm zeugest in der argen Welt. Der Herr dein Gott gebe dir zu beharren bis an’s Ende und die Crone der Ehren in das himmlische Jerusalem, das bete ich mit brünstigem Geist, als dein lieber Sohn dem du Vorbild und Vater bist in Christo Jesu, zu thun was Gott will das da sein soll, und zu bezeugen daß dem Herrn allein die Ehre gebühret; – Ich freue mich nun inniglich dir gute Nachricht schreiben zu können. Das wichtigste und tröstlichste ist wohl über deinen Herzfreund, Albertiny den ich nun besucht habe, und danke Gott mit unaussprechlicher Freude, – ich muß es dir aber ausführlich schreiben damit du alles weist, – ich hatte ehe ich deinen letzten Brief erhielt Spangenbergs und Zinzendorfs Leben gelesen, und weil ich unser liebes deutsches Volk im Herzen trage und sein Lieben und leiden nimmer vergessen kann, alsbald erkannt, daß diese Gemeinde Gottes in unsrem Volk sein solle was die guten Werke, bei dem rechten Glauben denn nachdem durch den Engel des ewigen Evangely Luthern, die höchste schönste Blüthe unsres Volks, das hellere Licht des heiligen Evangeliums aufgegangen ist, und in unsrem Volke als einem ächt christlichen wurzelte, da mußte sich auch das Geschäfft | der Dankbarkeit zeigen nehmlich das Christenthum zu verbreiten, in aller Welt Ende, dieses haben die lieben ewangelischen Brüder übernommen, und darauf zweken alle ihre Einrichtungen, möchten sie nur auch erkennen die lieben Brüder, die zweite Richtung die unser Volk überkommen hat, nehmlich das Ewangelium durch Wissenschaft und Kunst zu bewähren, zu begründen, zu befestigen daß keine Ketzerey und 5180. Überlieferung: H: BBAW, SN 351, Bl. 14 f. 10 f. bieret 15 daß] das 25 daß] das

7 daß] das

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Brief 5180

Menschenwitz sich daran wagen darf dann ist der vollkommne Sieg des Lichts gekommen und auch die Creatur, wird vom Dienst der Sünde und vom Fluch erlöst sein. „Du Gott durchdringst die Erde ganz daß sie die Rauigkeit verliert, und man gar süsse Kraft in ihren Früchten spüret, weil unser Erdreich füllt des Himmels Glanz. Gelobt sei Gott schon in der Zeit der uns die Freude hat gegeben, daß wenn man in sich spürt die Kraft des Todes leben, man auch im Glauben fühlt des Lebens Tapferkeit[“] als ich das alles in meiner Seele bewegte, da trug ich verlangen die – lieben Brüder zu besuchen, nun kam dein Brief und bald darauf die Versetzung und alles hat sich so gefügt daß ich nun mit eignen Augen sehe und höre, das dank ich unsren Muths und Blutsfreund Christum, der unsre einige Liebe ist Amen. Den 1sten November erreichte ich Schweidnitz und als ich das Gebirg sah gedacht ich deiner und daß dieß Land dein liebes | Vaterland ist da du geboren bist und wie du nun die himmlischen Höhen hinansteigst in der Erkenntniß Gottes und Jesu Christi. Nun sind die Besichtigungen und der sogenannte Dienst beendigt, auch mein Nest gebaut, in der Breslauer Vorstadt in einem Garten nach Gnadenfrei zu, und nun bin ich mit Gotteshülfe gestern Abend zu Gnadenfrei, angelangt, und in der Gemeinde Herberg, eingekehrt und wohne in der Stube da du das letzte mal gewohnt hast da ich das erfuhr, jauchste ich vor Freude und ließ Wein holen und trank dem Wirth ein Glas Wein zu auf dein und Albertinis Wohlergehn, und hab ganz sanft geschlafen. Nun heute am Sonntag morgen hab ich mich aufgemacht zu den lieben Albertiny hab deinen Gruß ausgerichtet und da erwiedert er, und meinte dich, „Wir haben uns lange nicht gesehen,“ und ich soll dich herzinniglich von ihm grüßen, und küste mich und gedachte wohl der alten ewig jungen Freundschaft, so glaub ich es, und bin ich vor der Predigt, in Gnadenfrei herumgegangen und auf den Kirchhofe, und auf den Berg rechts von dem Kirchhofe und auf die Hügel umher gewesen, und meine Seele ist in dem lieben stillen Gnadenfrei desto lauter, ich habe gesungen überall, und dein gedacht in Christo Jesu, vor allen das Lied „o Durchbrecher aller Banden“ [„]Valet will ich dir geben,“ [„]großer Emanuel, schaue von oben“ dann ging ich in die Predigt, da der liebe Albertiny über das Sontags-Ewangelium welches in der Christenheit, gelehrt wird predigte | er predigte vom wahren beseligenden unbesiegbaren Glauben und zeigte, wie alle Tage vornehmlich alle Sontage ein großes Volk den Herrn Jesum belagere, einstheils hülfsbedürftige, dann empfängliche aber schwache Gemüther, dann ein großer Haufe Neigieriger und auch wohl leider spöttische und arglistige Herzen aber auch wohl treue Seelen, wie in dem heutigen Ewangelium, das Blutflüssige Weibelein Jairus 28 daß] das 31 daß] das 35 daß] das 53 dem] den

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und sein Töchterlein, die hatten den wahren Glauben, das Töchterlein als ein Kind, um des frommen Vaters Jairus Gebet und Glaubenskampf, Jairus um des Kindes und seiner Liebe willen, welche Jesus Christus ist, und das Weiblein im Namen aller sanftmüthigen und von Herzen Demütigen und alle aus Gnaden des Himmlischen Vaters der sie zum Sohne zog; Da gab mir Gott des Weibleins Sinn, und habe den Saum des Kleides Christi berührt dich und den frommen Albertiny desto lieber gewonnen, und den Vater Reimer und all unsre Lieben, – Nun muß ich dir weiter schreiben lieber Vater Schleiermacher, Gestern sagt ich dem lieben Vater Albertiny daß ich gern das heilige Nachtmahl mit den Brüdern, empfangen mögte, und er hat es bis heut morgen bedacht, und j a gesagt, wiewohl ich keinen Zweifel trug da Christus mich einlud, daß mir seine Diener [nicht] wehren würden und könnten. | Des bin ich hocherfreut, daß Christus Jesus meine Seelenspeise sein will, zur Beständigkeit im Guten und unverbrüchlichen Liebestreue, zu ihm und auch allen, und fragte der liebe Albertiny wo ich dich hätte kennen gelernt, und ich sagte in der Predigt, des Ewangelio und durch die Schmach und Schande damit dich die arge Welt verfolge, und das wäre dein Pfahl im Fleisch daß dich auch sonst gute Menschen so verkenneten, und habe mit großer Freudigkeit von deiner Liebe und von deinen Leiden geredet, da sagt dein Herzfreund, „d a s s i e h t , i h m ä h n l i c h [“] und war fast bewegt. Nun will ich heute Abend zum heiligen Nachtmahl gehen und dir dann weiter schreiben. Amen. Lieber Vater mir ist so viel liebes und Gutes wiederfahren, durch meinen Herrn Jesum Christ, daß ich dir alsbald schreiben will, – Heute, ist ein heilig Fest, da die Brüdergemeinde, ihrem Könige Propheten und Hohenpriester Jesu Christi, sich aufs neue zu heiliger Treue verbindet. Albertiny erzählte dem Geschichtlichen Ursprung dieses Festes, als im Jahre 1741. am 13 November die Vorsteher sich berathen hätten über ein Oberhaupt, unter sich zur Leitung, der Geschäffte und der Ausgebreiteten Wirksamkeit der Gemeinde ihrem großen Zwecke gemäß, da wären sie einstimmig auf den Herrn Jesum gefallen der es bis dahin gewesen, und ihrem Hirten und Heiland hätten sie sich gänslich unterworfen und dieser Ent|schluß sei der Gemeinde bekannt gemacht und unter Millionen Freudenthränen, angenommen und bestätiget worden, ja eine solche Begeisterung und Liebesglut, wär seit der Zeit nie wieder gesehn, und dem zum Gedächtniß sei dieses Fest angeordnet, – Da fielen wir nieder und beteten an um Kraft 73 dem] den 74 daß] das 76 einlud] einlut daß] das 89 daß] das 101 fielen] vielen

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aus der Höhe, und ich gedachte vor dem Herrn daß wir alle zu den Brüdern gehören du und ich und all unsre Lieben, und daß Christus Jesus unser ewiger König Prophät und Höhepriester sei, und wir in dem inneren Heiligthum unsres Herzens, und Geistes, ihm allein dienen im Geist und in der Wahrheit, und ich betete heftiger, und es erkannten mich viele wie ich gerungen hatte, daß uns der Herr alle alle, zu steter Liebe und Gemeinschaft, vereinigen wolle, in seinen Namen, und zu seiner Ehre. Da ich aus der Kirche ging, kam ein alter herzlicher Mensch zu mir, und sagte ich mögte um Erlaubniß bitten das Liebesmahl mit genießen zu dürfen, das hab ich gethan, und Albertiny hat es erlaubt, nun sucht ich einen Mann, namens Hasting welchen mir der Bischof zum Begleiter, bei dem heiligen Nachtmal bestimmt hatte, diesen fand ich in der Gemeinde Herberge, und da er mich sahe segnete er mich, und sagte, ich sollte alles | im Herzen bewegen, bis zu seiner Zeit, und ich fiel ihm um den Hals und an sein treu Herz und weinte lauter Freudenthränen, er ist ein Miszonär der 38 Jahre zu Labrador den Eskimos das Ewangelium geprediget hat ein köstlicher Mensch, jetzt wohnt er zu Breslau, unser lieber Schmeling kennt ihn sehr wohl und hat ihn sehr lieb. Nun kam der Graf Stollberg zu, mir, ein viellieber Bruder er wohnt zu Peterswaldau, stammt von Wernigerode und heißt Anton, wir haben lange Zeit geredet, und als er mich verließ, hab ich den lieben Vater unsres Herrn Jesu Christi gedankt, für die unaussprechliche Liebe die er mich armen Sünder wiederfahren läßt, nun gehe ich hin und will mich im Spiegel der heiligen Gebote des Herrn beschauen und in dem heiligen Katechismus, lernen, daß ich das heilige Nachtmahl zum Heil meiner Seelen empfangen mögt, nach den willen meines Herrn Jesu Christi, – ich bin zum Liebesmahl gewesen und wollt es dir lieber Vater schreiben, es ist mir gewesen, als wenn ich bei euch ihr Lieben, gegessen und getrunken hätte denn es waren hier treue Seelen, zusammen, die sich freueten daß Jesus Christus uns zu Liebe Mensch gebohren und unser ganzes Dasein Leib und Seele Gut und Blut, Essen und Trinken geheiliget und gesühnt habe. – Nun bin ich zum heiligen Nachtmahl gewesen, ich habe von allem Aeußern ab auf unsren Muths und Blutsfreund, Jesum gesehn, | und habe ihn meinen Herrn und meinen Gott genannt, auf daß er mich stärke in der Liebe im Glauben, in der Hoffnung in der Geduld, in der Demuth, und Geist Leib und Seel r e i n k e u s c h und z ü c h t i g erhalten wolle, dazu laß dein Gebet und Segen über mich kommen, den du lieb hast und ich dich auch liebe als meinen Vater und Aeltesten in dem Herrn und als einen Zeugen Gottes der immer von sich ab auf Christum hinwei102 daß] das 103 daß] das 107 daß] das 125 Katechismus] Katheismus 130 daß] das 134 daß] das

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set, – der Herr dein Gott segne dich an Leib und Seel, Geist Muth und Sinn, zur überschwänglichen Erkenntnis, unsres lieben Muths und Blutsfreundes Jesu Christi, und dein Geschlecht müsse grünen, wie ein Palmbaum, an frischen Wässern, – ich habe an deinen Geburtstag oft und viel gedacht, Friede mit dir du Gesegneter des Herrn, du mein lieber Vater und Freund, Nun grüße die liebe Mutter, wenn die einst nach Herrnhut oder Gnadenfrei käm sie möchte sich recht freuen über die fromme Gemeinde, Grüße die lieben Kindlein Jette und Friede, Lisbeth das Christkindlein Gertrud, die treue Seele und Hildegard, das liebe sonnige Kindlein, und mein herzliebes Pathchen Nathanael; ich habe ehe ich herging meine Freunde besucht, den lieben Schmeling, seine Frau bei den lieben Massenbachs gefunden und mit diesen Treuen Seelen den 18ten October gefeiert, dann auch zu Posen meine lieben Freunde besucht, liebe Angelika, gefunden, und Frau Ida eine reine Seele, dann zu Züllichau, Karsten und Markward, die treuen Menschen gefunden, zu Fraustadt und zu Glogau die Lieben besucht, versteht sich mit wissen und willen meiner Obern. Diesen Brief wirst du durch den Major Lindeiner, erhalten, einen wackern Mann der Herr mit dir bis in den Tod dein Sohn Rudolph Plehwe. Gnadenfrei den 14t 9br 1820.

*5181. Von Michael Friedländer. Paris, Mittwoch, 15. 11. 1820

5182. Von Ernst Moritz Arndt. Bonn, Mittwoch, 15. 11. 1820 Herrn D. Schleiermacher. [Bl. 80v] 156 f Diesen … Plehwe.] am linken Rand 158 Gnadenfrei … 1820.] am linken Rand *5181. Der Briefeingang des Tageskalenders (November 1820) vermerkt zum 29. 11.: „15 [November] Friedlaender in Paris mit dem Buche von Guizot.“ („Du gouvernement de la France depuis la restauration et du ministère actuel“, 3. Aufl., Paris 1820). 5182. Überlieferung: H: BBAW, SN 239, Bl. 79 f.; D: Ernst Moritz Arndt. Ein Lebensbild in Briefen, S. 235 f. Der Briefeingang des Tageskalenders (November 1820) vermerkt zum 23. 11.: „15 [November] Arndt in Einschluß. Notification seiner Suspension“.

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Briefe 5182 – 5187

Bonn den 15n Nov. 1820.

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Da haben wir das Spiel auf dem Wagen! Den 10ten Nachmittags ward mir verkündet, daß ich auf Antrag der berühmten Mainzer Bundescentralcommißion noch einer besondern Untersuchung wegen revolutionärer Umtriebe unterworfen werden und diesemnach von meinem Amte suspendirt werden solle. Also daß ich nun gute Tage habe und nach Lust und Belieben Bäume pflanzen und Tauben füttern kann. Wollen sehen, was es | weiter giebt und wie das Ding zugeschnitten werden wird. Unsre andern Umtriebe sind leidlich gut. Mein herumgetriebener Ältester, den ihr bei euch so freundlich aufgenommen, ist wieder da, und hat ganze Säcke voll Vaterländisches aus Rügen und Pommern mitgebracht. Der kleinste Herumtreiber ist fast den ausgeschlagenen Tag draußen und hat gar eine lichte und luftige Kindheit, d.h. Licht und Luft aus der ersten Hand, und es wächst ihm mit jedem Monat die Kraft an Händen und Füßen. | Der Frau geht es auch gesund und frisch. Auch des Häuschens beginnen wir nun mälig zu genießen, da wir der Quälereien und Plackereien von Handwerkern und Konsorten mehr und mehr ledig werden. Gott mit euch! Grüße die Deinigen und die Freunde. Dein EMArndt

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5183. Von Ludwig Gottfried Blanc. Halle, Mitte November 1820 Salinde 1820. Hiebei erfolgt eine Tonne voll Gold – Äpfeln: lass sie Dir an Deinem Geburtstage recht gut schmekken. Dies wünscht von Herzen aus der Ferne Dein b l a n k e r B r u d e r.

5183. Überlieferung: H: BBAW, SN 253, Bl. 116. Die Sendung Äpfel, die dieser Zettel begleitete, traf laut Brief 5199, Z. 6–11 (31. 12. 1820) bei Schleiermachers Geburtstagfeier ein.

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*5184. An Prieve. Berlin, Sonnabend, 18. 11. 1820

*5185. An Karl Schleiermacher (Junior). Berlin, Sonnabend, 18. 11. 1820

*5186. An August Weigel. Berlin, Sonnabend, 18. 11. 1820 Mit Bücheraufträgen.

*5187. An Wilhelm Martin Leberecht de Wette. Berlin, Sonnabend, 18. 11. 1820 Über den Streit mit Bretschneider über die Prädestinationslehre. Er, Schleiermacher, sei sehr beschäftigt und werde einstweilen zur Zeitschrift nicht viel beitragen können. Über Friedrich Lückes „Commentar über die Schriften des Evangelisten Johannes“.

*5184. Der Briefausgang des Tageskalenders (November 1820) vermerkt zum 18. 11.: „Priwe in Cüstrin mit 10 r pro November & December.“ Mit zehn Talern für November und Dezember für Karl Schleiermacher (Junior). *5185. Der Briefausgang des Tageskalenders (November 1820) vermerkt zum 18. 11.: „Carl Schleiermacher in Cüstrin Einlage im vorigen“ (d.h. Brief *5184 an Prieve vom selben Tag). *5186. Der Briefausgang des Tageskalenders (November 1820) vermerkt zum 18. 11.: „Weigel in Leipzig mit BücherAufträgen“. *5187. Der Briefausgang des Tageskalenders (November 1820) vermerkt zum 18. 11.: „De Wette in Weimar“. Zum Inhalt vgl. Brief 5198 (30. 12. 1820).

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Briefe 5188 – 5189

5188. Von Ludwig Gottfried Blanc. Halle, Sonntag, 19. 11. 1820 Halle den 19ten Nov. 20.

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Wenn die Post ihre Schuldigkeit thut, so müssen Sie liebster Schleiermacher diese Zeilen an einem Tage erhalten, wo ich um vieles gern bey Ihnen wäre und wo auch hier so Gott will die Gläser Ihnen zu Liebe und zu Ehren lustig erklingen sollen. Und gewiß wäre es gut wenn diesmal einige Ihrer entfernteren Freunde sich einfinden könnten, denn man hat ja dafür gesorgt daß manch liebes Haupt dem gewohnten Kreise entrückt worden. Was wir von dem Artikel über Arndt in der hamburger Zeitung denken sollen wissen wir in der That nicht recht. Von der einen Seite trägt er nur allzudeutliche Spuren der Amtlichkeit, obgleich die Berliner und die StaatsZeitung schweigen, und von der andern sträubt sich der Geist noch immer gegen die sich freilich von allen Seiten aufdringende Ueberzeugung einer wahren politischen Inquisition, die es nicht mit Handlungen sondern mit einzelnen Aeußerungen zu thun hat, denen man mit leichter Mühe die gehörigen Consequenzen unter legen kann. Möchten Sie, vielleicht genauer von der Sache unterrichtet, Gründe haben sich darüber zu beruhigen. | Auch in unsern Gegenden fängt das trübselige Wesen der Löfflerschen Schule an sich zu verbreiten. Zwey Fräulein Krosigk von Ermsleben sind als eifrige Apostel dieses Glaubens aus Berlin zurückgekommen und haben sich viel Mühe gegeben den armen Krummacher zu bekehren. Die eine hat über eine Stunde auf ihn eingesprochen und nachher behauptet: sie wisse kein Wort von dem was sie ihm gesagt, der Geist habe es ihr gegeben; und vor diesem Geiste[,] wird nun verbreitet[,] habe Krummacher verstummen müssen; vermuthlich weil er als Gast im Hause die Töchter nicht grade zu hat für verrückt erklären mögen. Mir ist nur eine Löfflersche Predigt über die Seligpreisung zu Gesicht gekommen, aber ich muß gestehen daß ich mich vergebens nach einem Funken Geist darin umgesehen, und nichts als ein, noch obenein recht schülerhaftes, Capuziner Gewäsch, mit einigen boshaften Anspielungen auf geistvolle und wackre Männer verknetet, darin gefunden habe. Mehr als einmal ist mir die Lust gekomen zum erstenmale das Rezensentenschwerdt gegen solche Stupidität zu führen. Aber immer hat mich die Betrachtung zurük gehalten, daß es auch hier gelte, 5188. Überlieferung: H: BBAW, SN 253, Bl. 117 f. Der Briefeingang des Tageskalenders (November 1820) vermerkt zum 24. 11.: „Blanc in Halle. Wegen Geburtstag Loeflerianismus und Arndt.“

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wer einmal das Schwerdt | gezogen müsse die Scheide weit von sich werfen, und dabey fällt mir dann einerseits die Warnung ein: hast du es auch hinauszuführen? und andrerseits ist auch das ganze Wesen gar zu erbärmlich. Nur Eins ist mir zuwider, daß nemlich auch das Rechte jetzt so oft auf eine widerwärtige Weise vertheidigt wird. Ein merkwürdiges Beyspiel davon ist der Aufsatz von Paulus im Sophronizon gegen Harms und für den auf jeden Fall doch ekelhaft frechen und rabulistisch pfiffigen Withöft. Könnten Sie künftigen Sommer einmal zu uns kommen, so ständen Ihnen wahrscheinlich ganz bequeme Sommerwohnungen zu Diensten. Bey Raumers und vermuthlich auch bey Wucherer welcher eben im Handel begriffen ist wegen des schönen Grundstücks neben Lafontaine. Es ist nur schon gar zu lange her daß wir uns nicht gesehen und von Berlin halten mich mancherley Gründe ab. Auch Rienäcker dem es etwas Hypochondrie abgerechnet ganz wohl geht, sehnt sich sehr danach Sie einmal wieder zu sehen. Bey Raumers ist alles wohl und munter. Möchte es sich auch bey Ihnen und den lieben Ihrigen ebenso verhalten. Meine Frau ist diesen Sommer und Herbst wieder einmal nicht ganz so wohl gewesen als wohl früher, besonders | ist ihr die ungewöhnlich frühe Kälte nachtheilig. Sie empfiehlt sich Ihnen bestens und wünscht daß die Aepfel unversehrt und zur rechten Zeit angekommen seyn mögen. Mit herzlicher Liebe ganz der Ihrige Blanc

5189. An das Kultusministerium (auch von August Boeckh und der Akademie der Wissenschaften). Berlin, Montag, 20. 11. bis Donnerstag, 30. 11. 1820

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[Schleiermacher:] An Ein hohes Ministerium der Geistl pp [Boeckh:] Die Königliche Akademie der Wissenschaften beehrt sich Ew. Excellenz für die hochgeneigte Übersendung des Etats für das laufende Jahr ganz gehorsamst zu danken, und indem sie sich der in einer späteren hochgeneigten Verfügung in Bezug auf die Aufnahme der Rükstände in den Etat eröfneten Hofnung freudig überläßt erlaubt sie sich hierbei zu5189. Überlieferung: H: BBAW, Archiv, II–XVII, Nr. 18, Bl. 149. 4–6 indem … überläßt] von Schleiermacher mit Einfügungszeichen am rechten Rand eingetragen 6 Etat] folgt )freudig überläßt* sie] von Schleiermacher mit Einfügungszeichen über der Zeile eingetragen

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Briefe 5189 – 5190

gleich die Bitte, daß den Titel 4. „Ausgaben, welche durch eingetretene Veränderungen dem Institute fremd geworden sind,“ künftig auch folgende möchten ausgenommen werden, das Gehalt des Herrn Achard – 500 r – von Borgstedt – 200 – – Wolf – 900 – da diese drei Herren, nachdem sie seit Promulgation der neuen Statuten theils auf dem Grund ihrer eignen Erklärungen, theils wegen der Unmöglichkeit die Pflichten ordentlicher Mitglieder zu erfüllen nicht mehr ordentliche, sondern Ehrenmitglieder sind, Gehalte von der Akademie nicht mehr als Mitglieder ziehen können, und ihre auf dem Fonds liegenden Besoldungen folglich solche sind, „welche durch eingetretene Veränderungen dem Institute fremd geworden.“ [Schleiermacher:] Diese Veränderung ist nicht gleichgültig indem die Akademie dadurch um so mehr veranlaßt ist ihr Gesuch daß diese Ausgaben von ihrem Etat abgenommen werden möchten von Zeit zu Zeit zu erneuern, bis ein glüklicher Zeitpunkt eintritt in dem es realisirt werden kann Auch hat Herr Thaer wie verlautet nachdem er von seinen Verhältnissen bei der hiesigen Universität entbunden worden sein Domicilium nicht mehr in Berlin, und sein beständiger Aufenthalt in Moegelin scheint wesentlich zu hindern daß er die Pflichten eines ordentlichen Mitgliedes nicht wird erfüllen können. Er hat indeß der Akademie die § 4 der Statuten verordnete Anzeige nicht gemacht | und wir bitten gehorsamst Ein hohes Ministerium wolle ihn hiezu hochgeneigtest veranlassen oder den Mangel dieser Anzeige durch eine eigene Erklärung ersezen damit die Akademie sofort dazu schreiten könne ihn zum auswärtigen oder Ehrenmitgliede zu ernennen. Wir zweifeln nicht Hochdasselbe werde bei der neuen Stellung des Herrn Thaer schon darauf Bedacht genommen haben vom künftigen Jahre ab das Gehalt das er als ordentliches Mitglied bezogen von dem Etat der Akademie abzunehmen und ihm anderweitig zu ersezen. Berlin d 30t. Nov. 1820 Die Ak. d. W conc Schl. Erman Tralles Buttm 13–15 seit … erfüllen] von Schleiermacher mit Einfügungszeichen am rechten Rand eingetragen 13 seit] korr. aus th 17 können] von Schleiermacher mit Einfügungszeichen über der Zeile eingetragen 23 kann] folgt (von Boeckhs Hand, von Schleiermacher gestrichen: „Berlin den 20. Nov. 1820. Die K. A. d. W.“ sowie Schleiermachers Notiz: „Es soll in diesen Bericht noch der von mir aber noch nicht erledigte Antrag wegen Herrn Thaer mit aufgenommen werden. Schleiermacher“. 27 die] korr. aus s

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5190. Von Ernst Moritz Arndt. Bonn, Dienstag, 21. 11. 1820 Bonn den 21 Nov. 1820.

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Lieber Bruder. Es ist heute dein Geburtstag, und ich wünsche dir und uns herzlich Glück dazu, besonders wünsche ich dir Heiterkeit und Gesundheit, die beiden größten Güter dieses flüchtigen Lebens. Indeßen nicht wegen der Glückwünschung und Glückerbietung ist dieser Brief geschrieben sondern wegen etwas, was mich wahrhaftig bekümmert und worüber ich mit dir ein paar Worte unter uns sprechen muß, so weit Leute, welche Briefe zu erbrechen pflegen, Worte unter uns laßen. Höre: Ich bin ein paar Tage in Köln gewesen und habe unter andern auch die brave Heidelsche Familie gesehen und den wackern Heidel in einem Gedränge gefunden, das mir weh gethan hat. Er, sie, die Kinder es ist ein treffliches Völkchen und es kann einen jammern, daß solche Edelsteine von den blinden Rädern Fortunas mit andern gemeinem Gestein auf der breiten Hochstraße des Lebens zerpulvert werden sollen. Der Mann fängt freilich an sich in Köln zu holen und viele größere Arbeiten auszuführen; aber es fehlt ihm der Verlag und er ist jede Woche von der Noth des Augenblicks gedrückt, so daß ich fürchte seine gediegene Kraft und unermüdete Thätigkeit wird endlich erliegen. Im Vertrauen hat er mir gesagt, nur acht Monate unbekümmerte Lage um das Nächste, so daß er seine ganzen Gedanken heiter | auf sein Geschäft wenden kann, und er hat sich dann so weit vorgearbeitet, daß die Vorderfüße aus dem Schlamm sind; denn den von der Regierung gegebenen Vorschuß hat er auf Geräth und Werkzeuge angelegt. Ich habe bei mir gedacht, wäre es möglich diesen wirklich achtungswerthesten Menschen auf eine Weise, die sie nicht verletzt, zu helfen, was das für ein gutes Werk wäre; und dazu wären 1000– 1200. Rthl genug. Diese Möglichkeit habe ich mir gestern bei der Rückreise von Köln als eine möglichere halbe Wirklichkeit fantasirt und Eintheilung meiner Hoffnung gemacht, so daß ich meine, daß doch wohl an 24 Stellen durch gemeinsamen Zuschuß braver Freunde ein Sümmchen dieser Summe nahe kommend zusammenzubringen wäre, das man dem Guten still in die Hände gleiten ließe. Ich weiß wohl, wie es allenthalben Geldpreße ist und fühle es in den eigenen Verhältnißen zuweilen; doch muthe ich dir zu: 5190. Überlieferung: H: BBAW, SN 239, Bl. 81 f.; D: Arndt: Briefe 2, S. 105 f. Der Briefeingang des Tageskalenders (November 1820) vermerkt zum 30. 11.: „Arndt wegen Heidel“.

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Briefe 5190 – 5193

sammle für einen solchen, und 2–300 Berliner Thaler würden schon auf deiner Seite Geld seyn, sammle, wenn du meinst, daß du darfst. Bei ein paar Freunden an andern Stellen werd’ ich Ähnliches versuchen. Ich habe nie etwas mehr als Pflicht gefühlt, weil ich in diesem Mann einen der trefflichsten und fähigsten Bürger und christlichsten Hausväter lieben und verehren muß. | Mir würdest du, wenn sich etwas fände, es schicken, und ich dir den Empfangschein von mir und dem Freunde unterzeichnet zur ordnungsmäßigen Bestätigung für die Helfer. Das Andere, was ich noch schreiben könnte, weißt und fühlst du so gut als ich. Doch von mir muß ich fast sagen: eigentlich weiß ich nichts; und so gehts ja auch denen häufig, von welchen wir Kleinstädter meinen, sie sitzen mit im Centrum. Hier begiebt sich nichts Neues eben. Brandes war vor 5 Wochen hier, und wir haben uns alle gefreut seines rüstigeren und frischeren Aussehens als sonst. Kastner geht nach Erlangen: ein Verlust für die Universität und für seine Freunde; es ist ein braver Mann. Wir sind alle sehr wohl und grüßen euch auf das treulichste. Dein EMArndt.

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5191. An Georg Andreas Reimer. Berlin, Donnerstag, 23. 11. 1820 Anliegend erfolgt die zu den jezt im Druck befindlichen Denkschriften gehörige Platte mit der Charte der Insel Lanzarote. Die Akademie hat den Gesamtbetrag der sich auf 170 r beläuft bereits an den Künstler angewiesen und ich ersuche Sie demnach die auf Ihren Antheil fallenden r 50 an mich zu zahlen. Berlin d. 23t. Nov. 1820 Der vorsizende Sekretar

5191. Überlieferung: H: BBAW, Archiv, II–XVI, Nr. 2, Bl. 22. Mit einer Druckplatte für eine Karte (wohl zu Leopold von Buchs Abhandlung über den Vulkanismus auf Lanzarote). Der Brief ist offenbar an den Verleger Reimer gerichtet, den Schleiermacher wegen des amtlichen Charakters des Schreibens hier siezt. 3 der] korr. aus von

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Die Akademie kann nicht anders als auch in Bezug auf Ihr gefälliges Schreiben vom 21ten dieses denselben Betrachtungen folgen, welche sie bei Ihrer Wahl geleitet haben. Daher ersucht sie Sie den Gedanken eines Rüktrittes aus ihrer Mitte gänzlich aufzugeben, und Sich dagegen die so nahe liegende Analogie eines in Amtsgeschäften oder mit akademischem Urlaub abwesenden Mitgliedes gefallen zu lassen. In dieser Voraussezung hat sie den Sekretaren aufgetragen bei Anfertigung der Listen für die Reihefolge der Lesungen Ihren Namen vorläufig zu übergehn, wodurch Sie von aller Verbindlichkeit an einem bestimmten Tage für eine Lesung in der Akademie zu sorgen auf so lange als Sie es Selbst wünschen müssen, entbunden werden wobei sie hofft daß wenn irgend neben Ihren Geschäften Sie eine wissenschaftliche Arbeit fordern können, Sie ihr dieselbe nicht entziehen werden, so wie daß, wie sie bisher Ihre warme Theilnahme an ihren Angelegenheiten vielfältig | hat dankbar zu erkennen gehabt Sie ihr diese auch in Zukunft nicht versagen und sie wie bisher durch öftere Anwesenheit in ihren Versammlungen erfreuen werden. Berlin d 25t. Nov. 1820 Der vorsizende Sekretar An Des Königl wirkl Geheimen OberRegierungsrath u Ritter Herrn Süvern Hochwohlgeboh

5193. Von Gustav Anton von Mühlenfels. Stralsund, Montag, 27. 11. 1820 Hochwohlgebohrner Hochzuehrender Herr Vetter! 5192. Überlieferung: H: BBAW, Archiv, II–III, Nr. 18, Bl. 134. Süvern schrieb am 21. 11., er könne den Verpflichtungen als Akademiemitglied nicht mehr nachkommen und wolle zurücktreten oder sich von den Pflichten dispensieren lassen (Bl. 133 in derselben Akte). Am 29. 11. dankte Süvern der Akademie auf das Schreiben und nahm das Angebot an (Bl. 135). 2 dieses] folgt )sich vom* folgen] über )leiten lassen* 11 entbunden] über )befreit* neben] mit Einfügungszeichen über der Zeile Ihren] korr. aus Ihre 5193.

Überlieferung: H: BBAW, SN 335, Bl. 15.

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Briefe 5193 – 5195

Durch merere Hindernisse wardt mein Auffenthalt auf dem Lande verzögerdt, und gleich nach meiner Ankunft hieselbst befiel mir eine ernsthafte Unpäßlichkeit, welche mir zu aller Theilnahme an Geschäften unfähig machte, ich würde sonst schon früher die Ehre gehabt Ew Hochwohlgebohren PseitsS die für meinen Sohn gehabten Außlagen zu übersenden, so wie Ihnen das Resultat meiner Unternehmungen, zum besten Meines Sohnes mitzutheilen. Ersteres anlangend so habe [ich] die Ehre hiebey eine Anweisung auf 10 Friedrichsd’or zu übersenden, mit der ergebenen Bitte wenn dise verwand worden sind mir gütigst Nachricht zu geben, da ich so dann nach der Lage meiner Verhältnisse, ein mereres thun werde. Was die Einmischung in den Angelegenheiten meines Sohnes anbetrift, so habe [ich] nach reiflicher Überlegung, und Rathnehmung guter Freunde, erst theils abwarten wollen, welchen Eindruck, die Bitlichen Vorstellungen meiner Kinder, machen würden, theils die Rükkehr, der hohen Persohnen von Troppau, auch hat man mir begreiflich gemacht, daß eine einseytige Benachrichtigung von den Erkenndtnissen der ImmediatComission, mir nicht genügend seyn müsse, sondern ich suchen solte eine Abschrift diser Erkentniß einzuziehen | da ich nur durch Ew Hochwohlgebohren und meinen Sohn von selbigen in Kentniß gesetzet worden sey. Wie ist diese aber zu erhalten, solte es möglich seyn so wäre es wohl durch Ew Hochwohlgebohren gütige Vermitlung und zwar durch meines Sohnes rechtlichen Consulenten, denn ich nehme als ausgemacht an, daß er einen solchen hat, finde es wenigstens sehr nothwendig, bitte also gehorsamst daß wenn es möglich Sie mir die Erkendniß verschaffen, ich werde so dann, wie ich die Ehre gehabt habe Ew Hochwohlgebohren zu benachrichtigen, dieienigen Schritte machen und Gott gebe einen guten Erfolg. Erhalten Sie uns gütigst Deren Wohlwollen und Theilnahme und versichern sich dagegen, der unwandelbaren Hochachtung und Ergebenheit mit der stets zu meiner Ehre beharre Ew Hochwohlgeboren gehorsamster Diener Gustav v Mühlenfels Stralsundt den 27n Novbr 1820.

17 daß] das 21 sey] seyn 23 gütige] gütigen 24 daß] das

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*5194. An Helvetius Graf zu Dohna-Schlobitten. Berlin, Sonnabend, 2. 12. 1820

5195. Von Gustav Anton von Mühlenfels. Stralsund, Montag, 18. 12. 1820

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Hochwohlgebohrner Hochgeehrtester Herr Vetter! Sie werden es mir hoffentlich verzeihen, wenn die gute gelegenheit die sich mir durch des OberForstMeisters von Pachelbels Reise nach Berlin, darbietet, benutze umb eine Erkundigung wegen Ludewigs Ergehen zu machen. Dieser Iunge Mann ist mein Freundt, und zu iedem Vertrauen berechtiget obgleich seyne Verhältnisse als Beambter ihm Vorsichtigkeit nothwendig machen. Meine beyden Briffe werden Ew Hochwohlgebohren erhalten haben wie ich hoffe, und wenn ich gleich nicht erwarten kann daß, von Seiner Durchlaucht dem FürstStatsKantzler, da er noch entfernt ist bereits Antwort erhalten kann, so hoffe [ich] dennoch daß man mein gerechtes Begehren nicht wird ablehnen können Ludewig einen Defensor zuzugeben, durch welchen man denn von allen Gegenständen, der Anklage wird unterrichtet werden, umb kräftig dagegen zu arbeiten. Ob man aber wirklich von Seyten der Imediat Comission zu den | angedroheten Maßregeln geschritten [ist] oder schreiten wirdt dises interessirt mir besonders zu wissen, und da ich von Pachelbel nicht zumuhten kann directe Erkundigung diseshalb einzuziehen, wenn dise vieleicht erschweret weren so ersuche [ich] Ew Hochwohlgebohren die Gewogenheit zu haben mir durch dise Gelegenheit, gleichfihl, mündlich oder schriftlich, dasienige mitzutheilen was Ihnen bekandt, und fals Sie keine Bedenklichkeiten zurückhalten, die ich gewiß ehre, Sie mir über dasjenige, welches zu unternehmen [wäre], Deren Rath eröfnen wollen, denn ich fühle mir gedrungen pflichtig mir so vihl [wie] möglich die Sache meines Sohnes anzunehmen und alles daran zu wagen seyne Unschuld und straflosigkeit zu erweisen. Wie ich fühle wie vihle Verpflichtung [ich] Ihnen Hochgeschätzter Herr Vetter schuldig bin, Sie so anhaltend in dieser Angelegenheit behelligen zu *5194.

Erschlossen aus Brief 5200, Z. 2–7 (31. 12. 1820).

5195. Überlieferung: H: BBAW, SN 335, Bl. 16. Ihnen 23 dasjenige] dem ienigen welches] welchen

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Briefe 5195 – 5196

müssen, so hoffe [ich] werden Sie meine Versicherung PkennenS, daß Deren Gewogenheit bey mir unvergeßlich seyn wird, und ich nie verfehlen werde die Hohe Achtung und Ergebenheit an Tage zu legen mit der [ich] stets beharre, als Ew Hochwohlgebohren gantz gehorsamster Diener Gustav Mühlenfels Stralsund den 18n Decb. 1820.

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5196. Von Joachim Christian Gaß. Breslau, Donnerstag, 28. 12. 1820

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Nach langem Zögern kommt unser Rehdiger endlich auch auf den Weg zum Staatsrath und wie wohl es eben so gut sein mögte, er bliebe zu Hause, so ist es mir doch eine erwünschte Gelegenheit, ihm diese Zeilen an Dich mitzugeben. Die schönen Hoffnungen, die ich von Euch mitnahm, daß man zu beßern Grundsätzen zurükkehren und wenn man auch nicht gleich umlenken wollte, doch stillstehn und das bisherige Treiben würde fahren laßen, sind rein zu Wasser geworden und es hat im Gegentheil allen Anschein, daß uns noch etwas ärgeres widerfahren soll. Ueber den eigentlichen Grund von Arndts unerwarteter Suspension hat man bis jezt hier gar nichts erfahren, und daß, wie die Zeitungen melden, die Untersuchung nachher eingetreten ist, läßt wohl wenig gutes für ihn erwarten. Das Milderungsgesuch in der Sache unsres Passow ist auch abgeschlagen, die frühere Sentenz in aller Strenge bestätigt und oben drein will man ihn noch versetzen. Dasselbe Schikksal ist auch ganz unerwarteter Weise dem Harnisch angekündigt, dem man ein Pfarramt, oder eine Stelle bei einem Gymnasio anbietet, um ihn nur hier wegzuhaben, ohnerachtet er nach der Turnfehde völlig freigesprochen | ist und ein sehr beruhigendes Schreiben des StaatsCanzlers schon seit mehreren Monathen in Händen hat. Und so bin ich auch noch immer nicht ganz sicher, daß mir nicht etwas ähnliches 29 daß] das 5196. Überlieferung: H: BBAW, SN 287/1, Bl. 148 f.; D: Schleiermacher: Briefwechsel mit Gaß, S. 187 f. (gekürzt). Mit Einlagen an Wilhelmine Reimer und Schultze. – Der Tageskalender 1821 vermerkt zum 2. 1.: „Brief von Gaß mit Einlage an Wilhelmine Reimer und Schultze“.

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widerfährt. Bekedorfs Anstellung hat uns hier auch viel Freude gemacht und ich muß mich doch wundern, daß Altenstein bei dem allen auf seinem Plaz bleiben kann, da es mit seinen Grundsätzen im gradesten Widerspruch steht. Alle diese Dinge scheinen indeß aus Troppau zu kommen, wo man wohl einen neuen Anlauf gegen die Anfoderungen der Zeit verabredet haben mag, wodurch es denn immer klarer wird, wie sehr wir uns an Oestreich und Rußland hingegeben und nicht begreifen wollen, daß unsre Stellung und unsre Aufgabe eine ganz andre ist. So stehts, mein theurer Freund, und unsre Aufgabe bleibt auch noch dieselbe, Muth zu behalten und das Rechte und Gute festzuhalten und zu vertheidigen bis auf den lezten Augenblikk. Das thut nun auch Jeder von uns auf seine Weise, Du auf deiner Kanzel und dem Catheder, ich am Geschäftstisch und auch in den Vorlesungen, die mir diesen Winter zu einer wahren Erhebung und Kräftigung gereichen. Auf die christliche Ethik verwende ich einen neuen Fleiß und zu meiner Freude | finde ich recht viel Theilnahme daran bei meinen Zuhörern und die Vorlesung über die symbolischen Bücher versetzt in eine Zeit, die man sich nicht genug vergegenwärtigen kann und deren Betrachtung unter allen Verkehrtheiten den Weg zeigt, der zu gehen ist. Meine Geschäftsführung hat freilich wenig erfreuliches und wenig Wirksamkeit, indeß erneure ich jeden Morgen den Vorsatz, doch nicht nachzulaßen, so weit meine Kräfte reichen, um wenigstens etwas Gutes durch die Beschwerden der Gegenwart durchzubringen. Schreiben aber mag ich nichts und wiewohl ich vielfach angegangen werde, das Jahrbuch fortzusetzen, so kann ich mich noch nicht dazu entschließen. – An Deiner Dogmatik wird nun gewiß fleißig gedrukkt, schreib mir doch, wie bald sie erscheinen kann. Ich erwarte davon keine geringe Anregung in dem Bestreben für die wissenschaftliche Theologie, wozu wir doch unvermeidlich hingetrieben werden, denn alles übrige was sonst für die Kirche gewünscht und erstrebt werden mag, ist doch vergeblich ohne jene. Unsre Kreissynoden sind indeß würdig und mit Theilnahme gehalten und alles würde gut gehn, wenn man nur von oben her wollte und könnte. Der König hat bei seiner vorjährigen und lezten | Anwesenheit gefragt, wie weit man hier mit der Union gekommen sei und gewünscht, daß man sie zu Stande bringen mögte. Daraus hab ich Anlaß genommen, die Angelegenheit wieder in Bewegung zu setzen und es wird für Breslau jezt gleich und demnächst auch für Glogau eine berathende Commißion zusammentreten, um zu sehen, wie weit man von außen her die Hinderniße wegräumen kann, die der Sache entgegen stehen. Ich bin von Seiten des Consistoriums Mitglied der Commißion und will sehen, was ich vermag, wie wohl ich den Erfolg bezweifle, den Du zu seiner Zeit erfahren sollst.

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Briefe 5196 – 5197

In meinem Hause steht es wenigstens erträglich, nur daß meine arme Wilhelmine sich immer fort mit Schnupfen und Husten plagen muß. Wir leben eingezogner als je und freuen uns daher, daß Merckels im Hause wohnen, mit denen wir uns fleißig sehen. Dieser tüchtige Mann wird mir in seiner Zurükkgezogenheit noch werther, als im großen Geschäftsgewühl und er trägt sein unverdientes Geschikk mit tadelloser Würde. Zwischen Steffens und uns will es zu nichts wieder kommen, wie denn das in solchen Fällen auch kaum anders sein kann. Wie es heißt erwartet er (durch Schelling) einen Ruf nach Erlangen, ich vermuthe aber, es stekkt etwas anderes dahinter. Viel Glükk zum neuen Jahr, mein lieber, theurer Schleiermacher. Gott wolle es wohl machen in demselben mit Dir und den Deinigen, die wir herzlich grüßen. Lebe wohl! Gaß B. den 28 Decbr. 20.

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Die Einlage besorgst Du wohl, aber auch an den rechten Schulze .

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5197. Von Wilhelm Christian Müller (auch von Elise Müller an Henriette Schleiermacher). Florenz, Freitag, 29. 12. 1820 bis Montag, 1. 1. 1821 An / Herrn Professor / Schleiermacher / in / Berlin / Germania / fr. Front [Bl. 52v] Florenz. Den 29. Dec. 20. Wir haben Ihnen, hochgeschätzter Freund, von Bremen aus geschrieben, daß wir nach Italien gehn wollten. Allein weder von Ihnen noch Reimer und andern, welche ich in eingeschloßnen Briefen um Empfehlungen gebeten hatte, haben wir eine Zeile erhalten. Hingegen von Hirt und Schadow haben wir dergleichen in freundlichen Antworten erhalten – Wir können also nicht anders denken, als daß der Brief an Sie verlohren gegangen. Sie haben aber doch wohl unserem heldenmüthigen Entschluß, mit wenigen Kräften die kostbare Reise zu wagen, und zwar auf eine ganz neue Weise – wie sie gewiß noch kein Deutscher gemacht hat – mit einem Einspänner, wie 1814 in Ihrer lieben Gesellschaft – weil diese Art die wohlfeilste und 75 Schulze ] Nur das „e“ ist von Gaß zur Hervorhebung der Namensdifferenz unterstrichen. 5197. Überlieferung: H: BBAW, SN 339, Bl. 47–52. zum 11. 1.: „Brief von Müller aus Florenz“.

Der Tageskalender 1821 vermerkt

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lehrreichste und bequemste zugleich ist. Überall zweifelte man – in Wien, wo man doch Italien besser kennen sollte, glaubten alle, es sey unmöglich auf diese Art durch Italien zu reisen. Das wohlfeilste sey, und sicherste vor Prellerei und Spitzbuben mit den häufigen Veturinen zu gehn. Wir blieben aber unserm Vorsatz getreu. – Ich gestehe Ihnen daß ich manchmal, durch die Ängstlichkeit unserer Freunde und die neusten Nachrichten jüngst Gereister verleitet, zu zweifeln begann. Allein trotz so vieler Reisebeschreibungen durch Italien kennt man doch in Deutschland dies Land, wo man meint, daß die Zitronen ewig blühen, und die Spitzbuben in jedem Busch sitzen – noch sehr wenig, und sehr falsch. | Wie reisen die Leute gewöhnlich? Entweder in bequemer zugemachter Kutsche von einem Posthause zum anderen. Hier und da werden sie dann als vornehme reiche Leute ein wenig geschröpft – denn die Wirthe, selbst die vornehmsten Locanden von Prag, Wien an durch Steiermark, Kärnten, Krain, Triest, Friaul, Venedig, Pavia, Ferrara Bologna bis hieher nach Florenz – haben eine Einrichtung die Vornehmsten Kutschen und gemeinsten Fuhrmannskarren, den Prinzen und Fußgänger aufzunehmen. Was sie bei den einen weniger nehmen, nehmen sie bei den ersten mehr. Z.B. wir wohnten in Wien in einem Gasthof, wo es buchstäblich so war. Wir erhielten als mit 1. Pferd ankommende, eine der mittleren etwas abgelegenen Stuben. Ich kündigte dem Wirth an, daß er mir empfohlen sey, als ein billiger Mann, daß ich bei ihm bleiben wollte, wenn er billig wäre. Ein niedliches Zimmer, mit 2 Gerichten Mittags – abends (nicht immer) blos Suppe, sammt der Fütterung des Pferdes und Wagenplatz – kostete innerhalb 5 Wochen, circa 100 PRhl.S unseres Geldes. Und in diesem Hause, wo 24 Domestiken waren – und auf dem Hofe täglich 30–50 Wagen – konnten die Reichen in glänzenden Zimmern – mit 6–10 Gerichten 2 bis 3mal mehr bezahlen – Es hatte alles seine Preise – so wars in Graz – Triest, Venedig – wo wir überall in den vornehmsten Locanden einkehrten. Ich kann also von 1 – höchstens 2. unter 40 Gasthöfen nur sagen, daß sie uns schnellten. Auch sind wir in Italien nicht eigentlich betrogen worden – auch nicht bestohlen – wir haben einige Dinge verlohren – die uns die Leute nicht nach|geschickt – wir müßen indessen uns die Ursache selbst beimeßen – weil wir jedesmal nicht hinlänglich nachgesehen – ob alles da sey. Wir haben so viele Sachen für Sommer und Winter auf ein ganzes Jahr – und da wir keinen Bedienten haben – ich selbst Pferd und Wagen besorgen muß, und überall auch mein Tagebuch schreiben und beobachten will p so ists ein Wunder, daß wir nicht noch mehr verlohren. Das Volk ist schlecht und dumm im wissenschaftlichen – wie kanns bei dieser Religion und ReligionsUnterricht anders

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Brief 5197

Wir meinten, dem Winter aus dem Wege zu gehn – kamen aber schon anfangs Oktober im Wiener Wald – hinter Neustadt – im hohen Steiermärkischen Gebürge in den Schnee – und nun wars ziemlich kalt bis Triest, da kamen wir wieder in den Frühling – da wir nicht mit dem Dampfschiff nach Venedig gehen konnten – nahmen wir den 20 Meilen Umweg durch Friaul – ein unglaublich rauhes Land – steril – steinig voll Erdfälle – in der Nähe der schneebedeckten hohen Alpenkette – B i r n b a u m e r w a l d – der sich mit den Tyrolischen Alpen verbindet – unbeschreiblich wilde Flüße ins Adriatische Meer sendet, die Lagunen bildet – daher die Straße einen so großen Bogen nehmen muß – über Udine Palma, Treviso. – Der Tagliamente hat eine Brücke 1500 Pferdeschritte lang. Von Laibach an bis Venedig wohnt noch ein Stamm von Slaven – welche Wendisch sprechen – mit verdorbenem Italienisch gemischt – ein bigottes, sklavisches unsauberes Volk, was nicht schreiben und rechnen kann, nur etwa ihre bekannten Gebete können wenige Leute lesen. | Regierung und Geistlichkeit will Schulen, aber das Volk schickt die Kinder nicht. Alles Land gehört den alten Adlichen – mehrentheils dem großen Venetischen Familien – welche hier zwischen Bettlern die herrlichsten Landhäuser haben – mit Weinland umgeben – Von Mestre bis Bologna ist Ostfriesische s c h w e r e M a r s c h – in allgemeiner Ebene – In diesem Strich sind die Landleute zum Theil wohlhabend. Das Land bringt nur Weizen, Türkischkorn und Wein, an verstümmelten Weiden und Eichenstummeln in die Höhe gezogen. Das Volk ist ungeheuer faul – überall stehen 100 auf den Straßen und schwatzen – in zerlumpten Übermänteln gehüllt – nirgends sieht man in Bauerhäusern Fenster. Wir trafen in ganz Oberitalien kein Zimmer, wo nicht zerbrochene Scheiben waren. Nirgends schließt eine Thür, da man nun keine Öfen hat, so friert der Deutsche hier im Winter nicht wenig. Die Leute frieren hier auch. Alle, auch die Vornehmen, gehen in Häusern mit Hengeltöpfen an der Hand. Wie seltsam würde es Ihnen vorkommen, wenn Sie mit dem Hengeltopf mit glühenden Kohlen in Ihr Kollegium gehn sollten – und ich habe dies doch in Pavia, Ferrara und Bologna gesehen – Sie können denken, wie unbehaglich es den Studenten seyn muß, in den ungeheuer großen kalten Sälen – auf Wissenschaften aufmerksam zu seyn. Solche, die in Wien schon studirt hatten, klagten auch erbärmlich. – Ja ich habe die Gelehrten in Italien welche wirklich studiren und schreiben höher bewundert, als die Nordländer – denn im Sommer soll man verbrennen, und im Winter kann man vor Kälte nichts thun. Dies ist eine Ursache | mit, daß es in Italien keine Fortepiano Spieler geben kann. Wer keinen Bedienten hat, der stets das Feuer im Brandt hält – kann nichts

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thun – wo die Hände zugleich beschäftigt sind. Singen, allenfalls Violine Flöte kann man in der Nähe des Kamins üben. Wie sieht es denn nun mit dem gelehrten Treiben aus? werden Sie fragen – So viel das schwache Papier ertragen kann, will ich Ihnen eine Skitze geben. Man hat in Norddeutschland eine erbärmliche Idee von Östreich und Italien in Rücksicht des Denkens und insbesondere des Politisirens – da von Wien waren Nahmen an die Redaktionen in Hamburg und Bremen gekommen (aber doch nicht so viel und oft als von Berlin.) Man hatte mir ängstliche Winke gegeben – in Rücksicht meiner Rede meines Urtheils und meiner Kleidung. Ich nahm also nur einen alltäglichen d e u t s c h e n Rock mit – und ließ mir die alten Französischen Röcke in Wien umwenden. Allein ich sah schon in Dresden beinahe alle Künstler in deutschen Röcken – auch mit Kragen und Barett gehen – In Wien sah ich dergleichen auch, wie alle möglichen Formen. Ich bin endlich mit meinem deutschen Rock auch gegangen. Keine Polizei hat mich deswegen schief angesehn – wie ich vorher hörte – „daß welche mit deutschen Röcken wären angehalten über die Grenze gebracht, eingesteckt.“ | Es kömt in Wien nicht aufs Kleid, sondern auf die That an. So habe ich aus sicherer Hand, daß wirklich dumme deutsche Jünglinge von Göttingen von Leipzig Berlin das Land durchstrichen haben – haben Landesvater gemacht, sind in seltsamem Aufzuge durch die Straßen gelaufen haben unvernünftige Dinge geredet. Ich kenne sogar einen solchen Wicht, der aus Kassel war; ich gab ihm Empfehlungen nach Göttingen; da hat er sich aber nur kurz aufgehalten – genialisch äußerlich empfehlend verliebt sich der poetische Narr überall – Fürst Metternich hat ihn sogar unterstützt – und endlich fortgehen heißen – so ist er lärmend in Begleitung seiner Nachbeter abgezogen – Man hat ihn ziehn lassen – und den andern an der Linie gefangen genommen. In Graz hat ers eben so gemacht – Jezt ist er in Mailand gemeiner Soldat, wozu ihn der Mangel gezwungen. In Wien spricht man zwar nicht so frei, als in anderen östreichischen Städten – Z.B. Prag, Budweis, Linz, Graz, Laibach Triest – wo man wirklich republikanische Gesinnung findet doch könnte ich Ihnen bedeutende Männer nennen welche auch in Wien laut getadelt und gescholten haben, wie in Berlin. Aber alles ehrt den Kaiser Franz – und jeder seiner Brüder hat große Verehrer. Es gibt aber auch Leute, welche sie als Schweineleut schelten. | Der eine in Rücksicht der Naturkunde und patriotischem Eifer, der andere in Rücksicht seiner Unterstützungen der Künstler, der dritte seiner Humanität wegen die meisten ehren indessen und lieben den biederen Charakter des Kaiserlichen Hauses. Wir sind in 125 f Es … schelten.] am oberen Rand

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Brief 5197

Venedig spatzieren gegangen wo auch der Bruder Vicekönig in einem braunen Überrock und runden Hut mitten unter allen ging, ohne Abzeichen – und ernstfreundlich gegen jedermann. Wenn man Klagen hört, so gehen sie die Großen, die Minister p an. In ganz Oestreich satyrisirt man auf die Preußen – man freut sich, daß in den sonst so hellen, auf die Wiener oben herabschauenden Berlin der Obskurantismus herrscht. – In Wien ist eine treffliche Polizei – nirgends fand ich so viel Ordnung und Ruhe – an jeder Straßenecke steht ein PolizeiSoldat – aber niemand ist in seiner Freiheit gestöhrt – 600 solcher Soldaten, und einige 100 Reuter, die des Nachts an den Kreuzstraßen halten – sollen nur den Unordnungen vorbeugen. Es hielt zwar schwer nach Italien zu gehn – allein sobald ich ein Zeugniß brachte, daß es Elisen heilsam sey, in gelindem Klima zu leben – wurde sie mir ertheilt – eben so Professor Schweiger – Einigen jungen Studenten aus Leipzig und Berlin wards verwehrt. Für mich verwandt sich selbst Herr von Pilat in der Hofkanzlei. Dieser Mann war sehr gefällig; er gefiel mir – scheint bedeutend bei Metternich zu seyn dem einzigen politischen System ergeben, ohne falsch zu seyn. | In seiner Familie lernte ich den dicken Schlegel kennen der mir in seiner selbstgenügenden Stille wenig gefallen hat – seine Frau aber hat uns sehr gefallen. Sie ist eine mystische Jüdin – aber freundlich. – Höher steht Graz mit seinen freien aufgeklärten Gelehrten – Ich lernte 4. vortreffliche Männer kennen, einen Theologen, der alles theologische Treiben in Norddeutschland kannte – alles gelesen hatte – über alles frei urtheilte – Er h a t t e a l l e I h r e S c h r i f t e n z e i g t e u n s s o g a r I h r e l e t z t e n g e d r u c k t e n P r e d i g t e n – und sprach mit besonderer Liebe von Ihnen – Ich sollte Sie grüßen – Er heißt A p e l , und hofft Studiendirektor in Dalmatien, wo eine neue Universität errichtet wird – zu werden. Einen freieren, geistreicheren und freundlicheren Mann haben wir aber nie gefunden, als den Professor S c h n e l l e r – Sie kennen vielleicht seine alte und neue Weltgeschichte – Er ist iezt Direktor des akademischen Lyceums. Er wollte wüthend werden, daß ihm die Censur seinen letzten Theil der Geschichte verbietet – Er hatte unter den Heroen der Wissenschaft eine Medaille in Eisen, D. Luthers Bild mit einer freien Unterschrift – i n M a r i e n z e l l g e g o ß e n – hängen – diese machte er der Elise zum Geschenk. Dieselbe Medaille sahen wir wieder bei dem Professor der Theologie und Philosophie S u p a n – Ein Mann von Luthers Form und Geisteskraft selbst. | Dieser feurige Gelehrte sagte (ohne zu ahnden, daß wir Sie kennten und liebten) er habe in Ihnen einen zweiten Luther erwartet sehe sich aber iezt in seiner Hoffnung getäuscht. Was denken Sie von solchen Katholiken? – Ich könnte Ihnen noch von vielen herrlichen Männern höchst freie und gelehrte Denker, hier in Florenz schreiben,

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die sich gegen uns äußerst offenherzig freundlich und wohlthätig bewiesen. – Doch der Raum schwindet, und ich muß Ihnen noch etwas von unserem Hierseyn sagen. Wir wollten gerade zu nach Rom – da es aber dort kälter und kahler seyn soll, und in Rücksicht die Musik und die Bequemlichkeit besser geordneter Kabinette – nebst den d e u t s c h e r gesitteten Menschen – hier sind – und Florenz uns als ein blühender Garten erschien, wo alle Felder grünen die grünen Oliven voll Früchte hängen Rosen und Lorbeer über die Mauern guckten – so entschloßen wir uns 2. Monate hier zu bleiben. Also können wir wohl bis zu Ende Februar einige Zeilen von Ihnen erwarten. Wir wohnen in einem Privathause bei Signor Ceccharini in Via del Pilastri N. 6747. schön, bequem, bei guten Leuten, mit denen wir auch um 4. Uhr essen. Früh lesen und lernen wir beim Kaffe am Kaminfeuer Italiänisch. Dann gehn wir zu schönen Kunstwerken, genießen um 11–12 Brodt und Trauben (die trefflichsten) dann gehe ich noch den Naturstudien nach, während Elise spielt bis 4. und 6–8 lesen wir über hiesige Merkwürdigkeiten – dann gehn wir bis 11. in die Oper oder Schauspiel. – Heute ists kalt, es hat zuerst geschneit – tramontanischer Wind saust. Wir fühlten ihn schon vor 14. Tagen, als wir über die Apeninen fuhren. Die Kälte soll aber nur 14. Tage dauern. | Florenz ist eine schöne Stadt – mit bequemen Straßen, mit platten Steinen belegt; ein sehr lebendiges Treiben der Geschäfte – alles lebt auf den Straßen – 80000 Einwohner ohne 14–16000 Fremde, aus Neapel und Rom hat sich alles hergezogen – besonders viele Engländer. Von Deutschen haben wir nur die Grafen Reventlou und Baudessin und den Hamburger Dr. Silem kennen lernen. Der letzte kennt Sie aus Reimers Haus. Ich soll Sie und Reimer grüßen. Ihr Haus – Groß und Klein, und Reimers Haus – und den freundlichen Professor Hirt und meinen lieben Kammergerichtsrath Wilmanns – den beiden letzten zeigen Sie doch gütigst unsern iezigen Aufenthalt an. Aus Rom werde ich den lezten schreiben – Ihr Freund M. [Elise Müller:] Glückauf, liebe Schwester Henriette zum neuen Jahr. Dir, Deiner Familie und jedem rechtlich Gesinnten! Ich grüße dich aus fernem Lande, aber immer mit deutschem Herzen; und kann Dir versichern, daß ich (selbst hier) überall auf Menschen gestoßen bin, über deren Gesinnung und That sich das Herz erfreuen kann. – Ich würde Dir schon früher geschrieben haben, allein es fehlte mir der Muth dazu; da ich noch bemerken will, daß im Jahr 1820 kein Brief von deiner Hand an mich gelangt ist. Lebe recht wohl und versuche bald, ob es Dir nicht möglich ist, mir ½ Stunde zu widmen. Ich bin Deine Freundin Elise Müller. Florenz d. 1 Januar 1821.

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Brief 5198

5198. Von Wilhelm Martin Leberecht de Wette. Weimar, Sonnabend, 30. 12. 1820 Herrn Prof. D. Schleiermacher / in / Berlin / Einschl. [Bl. 14v] Weimar d. 30. Dec. 20 Spät beantworte ich Deinen Brief vom 18. November, geliebter Freund! Erst wollte ich Bretschneiders Abhandlung lesen, um dir etwas darüber zu schreiben; nun habe ich sie gelesen, weiß aber doch nicht viel darüber zu sagen. Der Streit scheint mir aus den ganz verschiedenen philosophischen Ansichten zu fließen, und das ist überhaupt meine Meinung über den ganzen Streit seit Augustinus; aber ich weiß mir die Sache selbst nicht recht klar zu machen. Der Hauptpunkt mag darin liegen, daß die Gegner der Prädestinationslehre sich nicht zur Idee eines Ganzen erheben können, und daß sie sich Gott und die Welt zu abgesondert denken. Ganz unsinnig ist der Gedanken, die menschliche Freyheit neben dem göttlichen Willen parallel, unter bloßer Einwirkung und Lenkung des letztern, bestehen zu lassen. Solche Menschen kann man nie überzeugen. Diese Ansichtsweise, die auf hergebrachten todten Begriffen beruht, hat von jeher das Verderben der Theologie gemacht. Röhr ist ein Theolog dieser Art, und er ist dabey so eigensinnig und kalt, daß er selbst die ungläubigen Weimaraner zurückstößt. Unser einer hat den schlimmsten Stand in der theologischen Welt, man macht es weder den Orthodoxen noch den Andern Recht, und dieß wird besonders auch meine Wiederanstellung erschweren. Mir geht es übrigens ganz gut. Die Freyheit und Muße thut mir sehr wohl, es geht mir Manches durch den Kopf, was mir sonst nicht eingefallen wäre, und was ich an der strengen Ausbildung in meinem Fach verliere (denn ohne Vorlesungen kommt man nicht genug in die Arbeit hinein, und kann wenigstens nicht gleichmäßig fortarbeiten), das gewinne ich an freyer menschlicher Ausbildung. Ich habe seit kurzem eine Abhandlung über die christlich tragische Dichtung, einen Aufsatz über den Straßburger Münster, eine Predigt geschrieben und einen theologischen Roman angefangen, und dabey habe ich im Mittelalter gelebt und geforscht. Die Scholastiker haben mich sehr angezogen, und ich habe sie bewundern gelernt. Jene Zeit war unstreitig größer als die unsrige. Ich höre nicht gern, daß du so sehr beschäftigt bist, 5198. Überlieferung: H: BBAW, SN 419, Bl. 14; D1: Br 4, S. 265–267 (gekürzt); D2: http://www.dewettebriefedition.org/index.php (zuletzt abgerufen am 22. 5. 2023), ID0126. Der Tageskalender 1821 vermerkt zum 6. 1.: „Brief von De Wette durch Reimer“.

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und daß unsre Zeitschrift wahrscheinlich lange wieder ruhen wird oder wenigstens ohne Dich fortgehen muß. Durch schnelle Fortsetzung kann sie sich allein halten. Was du mir von Lückes Johannes schreibst, ist vollkommen auch meine Meinung. Ich fürchte, er kommt nie zur Klarheit und Darstellung. Ich schrieb ihm, daß es dem Werke daran fehle, er hat es aber übel genommen; freylich war mein Urtheil auch nur hingeworfen. Dagegen hat er es gar nicht übel genommen, daß ich ihm die Theilnahme an Luther aufsagte, vielmehr war es ihm ganz recht. Von Hegel liest und hört man schreckliche Dinge. Lies doch die Vorrede zu seiner Staatslehre, worin er gegen mich und Fries spricht. Die Verläumdung kann nicht boshafter auftreten, als es hier geschieht. Und welche Niederträchtigkeit, den Rechtfertiger des Karlsbader Systems und der Schändung des deutschen Gelehrtenstandes zu machen. Die dem Napoleon geschmeichelt haben, sind dagegen Engel des Lichts. Was Fries betrifft, so thut es mir leid, daß auch Du und andere Gutgesinnte ihm Unrecht thun. Ich halte ihn für ganz unschuldig. Seine Lehre ist von allem, was man Jakobinismus oder ähnlich nennen kann, frey, wie sein deutscher Bund zeigt, den selbst PCöttenS hoch pries wegen der Milde und Umsicht, die darin herrscht. Die Wartburgsrede hat man bloß deßwegen so gefährlich und erschrecklich gefunden, weil die Weimarische Verfassung darin gelobt war. Der Minister Gersdorf hat den 13. Artikel in die Bundesakte gebracht, und ihn wider Erwarten zuerst ausgeführt; er galt in Wien als der Jakobiner Minister und man ließ den 13. Artikel nothgedrungen passiren, weil Napoleon kam: nun aber hat sich aller Haß auf Weimar geworfen, und der arme Fries muß leiden. Du hast mir sagen lassen, daß du mir bald schreiben willst: thue es bald. Ich grüße deine Frau auf das herzlichste und wünsche Euch das beste Glück für das Neue Jahr. Dein treuer Freund de Wette

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Brief 5199

5199. An Ludwig Gottfried Blanc. Berlin, Sonntag, 31. 12. 1820 Berlin d 31t. Dec 20 Wenn ich ein Sterbenswort davon erfahren hätte, daß Maßmann nach Halle gegangen: so würde ich, wie bedrängt ich auch die ganze Zeit her gewesen bin, doch diese Gelegenheit wahrgenommen haben ihm das Selbstlob zu ersparen und dem blanken Bruder mit meinem besten Dank zu erzählen wie vortreflich der Fuhrmann seine Sache gemacht hat. Es hatte sich ein ziemlicher Kreis von Freunden des Abends zusammen gefunden als er plözlich sein Faß auf einem Karren hereinschob und seinen Frachtbrief abgab. Der blanke Bruder war troz der verstellten Hand nicht zu verkennen, aber der Fuhrmann hinter seiner Maske wurde erst spät von Einigen an der Sprache erkannt. So ist denn der alte Mensch von viel Liebe und Freundlichkeit begleitet in sein 53tes Jahr hinein gegangen. Hinten wird es immer länger und vorn immer kürzer; aber desto weniger sollten frische Freunde, wie Sie, ihm bange machen wollen, wenn er noch etwas vor sich bringen will. Was wird es denn nun werden mit meiner Dogmatik? Glauben Sie es werden auch verbrecherische Grundsätze darin gefunden werden? Ich habe | keine Idee davon, das aber sehe ich, daß wenn ich ihr noch soll zu Hülfe kommen können, im Nothfall, ich keine Ursache habe lange zu zögern, und überdies müßte ich sie doch erst los sein um wieder an die Ethik zu kommen. Es ist nun gewagt; die ersten Bogen sind schon mit dem leider nothwendigen imprimatur zurük gekommen und in der ersten Woche des neuen Jahres bekomme ich den ersten Probedruck. Auch ein anderer guter Freund schreibt mir vor einigen Tagen, es habe ihm einen Schlag aufs Herz gegeben die Dogmatik angekündigt zu sehen. Er meint es ständen nun gewiß schon alle meine Feinde mit ofnem Rachen und gefletschten Zähnen bereit um das Werk, so wie es erschiene, zu zerreißen. Nun das Zerreißen, denke ich, soll ihnen nicht so ganz leicht gemacht sein, vielmehr glaube ich sie werden ziemlich lange daran zu kauen haben. Wenn man es freilich so machen will wie mit De Wette mich bloß fragen ob ich das geschrieben habe und dann drauflos 5199. Überlieferung: H: Jagiellonische Bibliothek Krakau, Handschriften-Abteilung, Schleiermacher; D1: Br. 4, S. 267–269 (gekürzt); D2: Meisner: Schleiermacher als Mensch 2, S. 320–321 (Ergänzungen zu D1, aber nicht vollständig). Mit einer Predigt (wohl von Löffler vgl. Brief 5188, Z. 25–39 (19. 11. 1820), dem zweiten Heft der Theologischen Zeitschrift und einem Exemplar des Gemeindeprogramms.

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cassiren, das kann niemand hindern. Allein das will mir doch im mindesten nicht wahrscheinlich vorkommen; indeß um zu probiren, wie viel Herz sie auf diesen Punkt haben, schenke ich Ihnen die Predigt, die Sie hiebei empfangen, zu Neujahr. Doch verstehen Sie Scherz lieber Freund. Es verhält sich damit wirklich so, wie auf der Rükseite des Titelblatts steht, und da ich sie schon lange auf dem Pult liegen hatte, so war es mir nun auch am nächsten diese zu nehmen, und es ist gar nicht geschehen um die Leute zu braviren. – Uebrigens sind die guten Freunde sehr eifrig. Neulich ist aus einer großen Gesellschaft eine junge Dame bei bloßer Nennung meines Namens weggegangen, und in einer andern hat man sich amüsirt mit dem größten | Ernst zu erzählen ich lebe schlecht mit meiner Frau. Sie sehen also sie warten gar nicht bis man ihnen Stoff giebt sondern wissen sich ohnedas zu behelfen. Daß die Neubekehrten nun auch in Ihre Gegend kommen ist ja erfreulich. Auch soll ja in Magdeburg ein neubekehrter Prediger aufgestanden sein und die größten Wirkungen hervorgebracht haben. Desgleichen ist Stettin und ganz Pommern voll. Es ist ein sonderbarer krankhafter Zustand des religiösen Elements, für welchen es kein Mittel giebt als wesentliche Verbesserung des geistlichen Standes und tüchtige Einwirkung auf die Jugend von Seiten derer welche klar sehen. Vornemlich aber daß man seinen Gang grade fort gehe als ob gar nichts wäre und sich durchaus nicht irre machen lasse. Das habe ich mir denn auch aufs neue vorgenommen und denke es redlich zu halten. (Den Löffler habe ich nie predigen hören, aber ich habe ihn einmal in Gesellschaft bei Hanstein gesehn, als er hier war um sich um die Stelle zu bewerben, und da hat er mir den Eindruk der absoluten Nichtigkeit gemacht, so daß ich nicht begreife, wodurch er irgend jemand begeistern kann) – Ob nun meine Dogmatik nicht noch manchen verborgenen Zwiespalt aufdecken, und manche entfernen wird, welche Eins mit mir zu sein glaubten, das steht dahin. Ich bin nicht Herr darüber und kann es nicht hindern. Meine Absicht ist abzuklären und dazu wird am Ende wol auch meine Dogmatik beitragen; entsteht vorher auch durch sie noch eine neue Gährung so liegt das wol in der Natur der Sache. – De Wettes Abhandlung über die Erwählung habe ich noch nicht ordentlich gelesen aber das Fundament scheint mir auch nicht recht klar. Ich schicke Ihnen (etwas spät weil ich imer schreiben wollte) das 2te Heft der Zeitschrift jezt mit durch D Schulz in der Voraussezung daß ich Ihnen auch das erste geschikt habe. Ich schwanke zwischen Ihnen und Gass; einer von beiden kann es nur bekommen | haben. – Daß es mit Arndts Suspension seine Richtigkeit hat werden Sie nun wol auch 61 liegt] korr. aus bringt

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wissen. Jezt wird endlich auch wol die Untersuchung angegangen sein. Das schlimmste soll seine eine Aeußerung über des Königs Betragen im Jahr 1809 [sein] von der man weil man sie in seinen Collegien-Papieren fand, vorgegeben oder vorausgesezt hat er habe sie auf dem Katheder gethan. Arndt ist aber viel zu vorsichtig, als daß er dort solle gesagt haben der König habe das wichtigste Jahr verfaullenzt. Ich denke also man wird ihm mit irgend einem Scheine des Rechts nichts am Zeuge flicken können, was aber dennoch der Erfolg sein wird dafür kann man heut zu Tage nicht stehn. Ueber Lückes Johannes, den ich beim Lesen gebraucht, muß ich Rienaeckers Urtheile bestimmen. Bei einer großen Ausführlichkeit sind doch mehrere Hauptbegriffe nichts weniger als fest bestimmt und klar herausgehoben; ich will ihm nun auch noch darüber schreiben. – Ob aus De Wettes Luther noch etwas wird scheint ungewiß; es ist auch ein fast zu großes Unternehmen für diese unsichere Zeit! Doch wäre es Schade wenn alles was er schon daran gewendet sollte verloren sein. Ich muß Ihnen noch manche Antwort schuldig bleiben weil es Zeit ist den Brief abzuschicken. Wann wir uns einmal sehn werden, das steht dahin da Sie ich weiß nicht warum gar nicht nach Berlin kommen wollen. – Jezt hat mich lange Zeit sehr ernsthaft die Union unserer beiden Gemeinen beschäftigt die nun wirklich scheint zu Stande zu kommen, und wobei mir der schmuzige Eingennuz unseres Collegen Herzberg unangenehme Empfindungen erregt und Weitläuftigkeiten verursacht hat. Ich lege Ihnen ein Exemplar des Programms an die Gemeine mit bei. Gott befohlen! Grüßen Sie alle Freunde herzlich, vorzüglich aber Ihre liebe Lotte der ich zum neuen Jahr eine recht feste Gesundheit wünsche. Die Hesperiden Aepfel sind vorteflich angekomen. – Den Sylvester heute Abend bringen wir bei unserer lieben Caroline zu. Schleiermacher

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Dein Brief vom 2ten mein theurer, geliebter Freund, gehört zu den wenigen Kleinodien, die ich mir unter dem Kopf legen lassen will, wenn man den Kasten schließen wird, der die Hülle eines Gottergebenen glücklichen Menschen über lang oder kurz dem Schatten der alten Schlobittischen Kirchhoffslinde zuführen wird, wenn nicht ein anderes Schicksal mir einen andern Platz anweiset. Bevor er aber so in jenes Kopfküssen hineinkommt, lese ich ihn von Zeit zu Zeit durch, und erfrische mein mitunter ausspannendes Gemüth dadurch zum rüstigen, frischen Leben wie’s dem Manne ziemt, zumal einem, der Dich zum Freunde hat. So bin ich denn auch gewöhnlich frisch und munter und klar und auf’s reine mit mir, und es ist wohl körperlich, wenn man einmal in Mißmuth hineingeräth und gleichsam moralisch ausspannt. Wenn man sich einbildet niemand zu haben, mit dem man das eigenthümliche Leben so recht durchleben könne ect, es ist dieß gewiß nur eine Art Dummheit die vom körperlichen Uebel herrürt, und dann ist es auch in gewisser Hinsicht wohl wieder eine Wahrheit die davon herrürt, daß man sich a l l e i n in der Welt herumstößt, ohne die holde HerzensTheilnehmerin zu erhaschen. Als solchen Drang | und Trieb zum Erhaschen einer HerzensKöniginn sind mir denn auch solche düstre UnglücksMomente recht willkommen, und alle trübe Augenblicke und Stunden führe ich immer darauf zurück, und habe mich ein für allemal überzeugt, daß solcher Mißmuth von dort herstamme, und von dort her die Ungeschicklichkeit stamme die Menschen und die Welt in einem trüben, wohlgar feindseeligen Lichte zu erblicken. Es ruht neben den vielen, scheinbar überwiegenden Bösen, so viel treffliches in den Menschen und Völkern, daß es wol gewiß aus Mangel an Liebe, an Vertrauen, an Glauben ist, wenn man nicht die Berührungspunkte finden kann, die doch da sind, und diesen Mangel halte ich für eine Art Verblendung, die ich wiederum auf jene Herzens Verstimmung durchs allein stehen entschuldigend zurückführe. 5200. Überlieferung: H: BBAW, SN 276, Bl. 8 f. Im Schleiermacher-Nachlass liegt dieser Brief unter den Dreist-Briefen; eine auszugsweise Abschrift im Nachlass Dilthey 113/1 (BBAW) schreibt den Brief Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten zu. Der Handschriftenvergleich mit dem Brief vom 12. 3. 1821 (SN 276, Bl. 1) und der Inhalt (Todesahnung, Gruft in Schlobitten) weisen diesen Brief dessen Bruder Helvetius zu.

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Daß die Vorsehung mir die rechte Lebensverdoplerinn im nächsten Jahre zeigen möge, ist daher mein inniger Wunsch, und da Ihr alle, meine geliebten Freunde, so liebevoll darin einstimmt, so denke ich dann auch, daß es wahr werden soll! Was aber noch ein v i e l w i c h t i g e r e r W u n s c h ist, das ist daß der liebe Gott die wirklich Bösen, die mit Fleiß der Ungerechtigkeit sich hingebend sündigen, daß er die bekehren, zum bessern leiten, | und den Guten und Frommen den Sieg über sie geben und verleihen möge; und so den frommsten und besten Mann Dich! einen s c h n e l l e n Sieg erkämpfen lassen über Deine Verläumder. Daß dieß wohl einer von den H a u p t w ü n s c h e n ist! die ich an diesem Vor-Neujahrstage dem Allmächtigen zusende, das weißt Du zwar, aber das auf’s Papier und wo möglich unter die Augen unberufener ein wenig spitzbübischer Postofficianten zu bringen, damit sie wissen und lesen mögen, daß vom Rhein bis zum Niemen Herzen für Dich schlagen, dazu drängt mich eben mein Herzschlag, der ja so bekantermaßen so stark und gottlob gut ist. Sollte aber das neue Jahr 21 nicht schnelleren Schrittes das Recht zu Tage fördern als sein Vorgänger, der es sehr zu Schaden kommen ließ und sollte Herr Pape seine LügenPappe zu einem langweiligen Brei kochen, so nim freundlich das Anbiethen meiner fröhlichen Geduld und meines heitern Sinnes in Tagen von denen es eigentlich heißen könnte sie gefallen mir nicht, als ein Neujahrsgeschenk an, was auf dem Boden Deines treuen frommen Herzens noch besser an und ausschlagen wird, als bei mir, der ich mir doch wohl noch einige gutmüthige Fuchslöcher zu erhalten erlaube. – Zwar wirst Du auch ohne dies Geschenk durchkommen und bedarfst dessen nichts, und eigentlich habe ich damit auch nur so viel sagen wollen, daß Du in Stunden, wo Deine Geduld aus und | Aerger über die Niederträchtigkeit der Lüge und des Trugs einreißen sollte an mich den fröhlichen theilnehmenden Freund denken möchtest, der gern alles, z.B. auch seine Fröhlichkeit Dir hingäbe. – Wenn ich von meiner Fröhlichkeit spreche, so wirst Du wol wissen, daß diese nicht auf Überfluß oder Erfüllung aller meiner Wünsche beruht, sondern auf Zufriedenheit mit dem, was ich habe, auf Hoffnung mehr zu erwerben in aller Hinsicht, auf mein gutes Gewissen, und auf meinen Glauben. – Von Erdenschätzen habe ich nie weniger gehabt als jetzt, und nie so genau die Verarmung dieses Landes gekannt; vom Gewinn des Landmanns bekömmt man erst einen Begriff, wenn man Hand anlegt. Es ist der herrlichste Stand, wo man im Schweiße des Angesichts das Brod baut, wenn man schwizt so fühlt man erst die Kühle des Schattens; es ist der Stand in dem man fühlt, was ein Staatsbür35 daß] das 41 das] daß 60 auf] aus

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ger für ein Ding ist, und wie er sich unterscheidet vom Sclaven. Der Landmann genießt das Leben in der Fülle seines Glückes und in seinem ganzen Ernst! – Sein Herz erhält die Natur und die täglichen Seegnungen Gottes offen für Dank. Sein Betrieb ist am vielfachsten und vielseitigsten verknüpft und verwebt mit den gewaltigen Elementen und der Menschen Treiben und des Himmels Walten, drum muß sein Herz auch immer bewegt und erfüllt sein, von und mit Hoffnung Liebe und Glauben, bis seine Augen sich schließen und seine Seele leichteren Gangs ihm aus jenen Sternenbahnen zur ewigen Liebe führt, die das vertraute Pfund abfordert und ihn mit unendlicher Barmherzigkeit aufnimmt.

Abkürzungen und editorische Zeichen Archive der Briefmanuskripte Literaturverzeichnis

Abkürzungen und editorische Zeichen Im vorliegenden Textband finden sich folgende Abkürzungen, die nicht am Ort, im Archiv- oder Literaturverzeichnis oder im Duden (Rechtschreibung) aufgelöst sind: Br D d e.g. &c Ew, Eur. g., G., gr., Gr. ggr., Ggr. H. H h i.e. KGA Kj. korr. NB NS p pp PK r., R., rth., Rth., Rthl., rthlr. r sg., s. SB SN SW Thl., Thlr., Thr. v zE, ZE

Aus Schleiermacher's Leben. In Briefen Den, Doctor, (im textkritischen Apparat:) Druck den, dieser usw.; Pfennig exempli gratia (z.B.) etc. Euer (Hochwürden) Groschen gute Groschen Herr (im textkritischen Apparat:) Handschrift (Original) (im textkritischen Apparat:) Abschrift it est Schleiermacher: Kritische Gesamtausgabe Konjektur korrigiert nota bene Nachsatz perge, praedictus, praenominatus perge perge, pergite Preußisch Kurant Reichsthaler recto (Vorderseite) Silbergroschen Schleiermacher-Bibliothek Schleiermacher-Nachlass Schleiermacher: Sämmtliche Werke Thaler verso (Rückseite) zum Exempel

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PTextS [Text] [Text] [...]

Abkürzungen und editorische Zeichen

unsichere Lesart Ergänzung der Bandherausgeber:innen im Text: Überlieferungsverlust im Text: Auslassung früherer Herausgeber:innen oder Abschreiber:innen

Streichung des Schreiber:innen oder Abschreiber:innen

versehentlich nicht durchgeführte Streichung | Seitenwechsel in der Vorlage / Zeilenbruch ] Lemmazeichen * bei Briefnummern: erschlossener Brief Kursivschrift im Regest oder Ergänzungen durch Herausgeber:innen Brieftext

Archive der Briefmanuskripte 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16.

Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [BBAW], Archiv Bonn, Stadtarchiv und Stadthistorische Bibliothek Evangelisches Landeskirchliches Archiv in Berlin [ELAB] Fürstliches Hausarchiv Dohna (im GStA) Geheimes Staatsarchiv Berlin [GStA] Germanisches Nationalmuseum Nürnberg Jagiellonische Bibliothek Krakau Königliche Bibliothek Kopenhagen Staatsarchiv Hamburg Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz zu Berlin Stadtbibliothek Berlin Stadt- und Landesbibliothek Dortmund Universität Bonn, Archiv der Theologischen Fakultät Universitätsarchiv der Humboldt-Universität zu Berlin Universitätsbibliothek Leipzig University of Chicago Library

Literaturverzeichnis Das Literaturverzeichnis führt die (selbständig erschienenen) Druckschriften auf, die in den Brieftexten sowie in den Apparaten und der Einleitung der Bandherausgeber:innen genannt sind. Werke klassischer Autoren (z.B. Platon, Vergil, Shakespeare) sind nur aufgenommen, wenn auf eine bestimmte Ausgabe Bezug genommen wird. Folgende Grundsätze sind besonders zu beachten: 1. Die Verfassernamen und Ortsnamen werden in der heute gebräuchlichen Form angegeben. 2. Ausführliche Titel können in einer sinnvollen Kurzfassung wiedergegeben werden, die nicht als solche gekennzeichnet wird. 3. Werden zu einem Verfasser mehrere Titel genannt, so bestimmt sich deren Abfolge nach Gesammelten Werken, Teilsammlungen und Einzelwerken. Gesammelte Werke und Teilsammlungen werden chronologisch, Einzelwerke alphabetisch angeordnet. 4. Bei anonym erschienenen Werken wird der Verfasser in eckige Klammern gesetzt. 5. Für die Ordnung der Sachtitel ist die gegebene Wortfolge unter Übergehung eines am Anfang stehenden Artikels maßgebend. Abhandlungen der Königlichen Akademie der Wissenschaften in Berlin, Berlin 1815–1900 Allgemeiner Anzeiger der Deutschen, Gotha: Becker 1806–1829 Arndt, Andreas und Virmond, Wolfgang: Friedrich Schleiermacher zum 150. Todestag, Berlin und New York: De Gruyter 1984 –– und Virmond, Wolfgang: Schleiermachers Briefwechsel (Verzeichnis) nebst einer Liste seiner Vorlesungen, Berlin und New York: De Gruyter 1992 (= Schleiermacher-Archiv, Bd. 11) Arndt, Ernst Moritz: Ernst Moritz Arndt. Ein Lebensbild in Briefen. Nach ungedruckten und gedruckten Originalen, hg. v. Heinrich Meisner und Robert Geerds, Berlin: Reimer 1898 ––: Briefe, Bd. 1–3, hg. v. Albrecht Dühr, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1972–1975 ––: Nothgedrungener Bericht aus seinem Leben und aus und mit Urkunden der demagogischen und antidemagogischen Umtriebe, Bd. 1–2, Leipzig: Weidmann 1847

Literaturverzeichnis

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Blanc, Ludwig Gottfried: Briefe an Friedrich Schleiermacher, Berlin: Litteraturarchiv-Gesellschaft 1909 (= Mitteilungen aus dem Litteraturarchive in Berlin, NF, Bd. 2) Brandt, Martin Gottlieb Wilhelm: Leben der Luise Reichardt, 2. Aufl., Basel: Bahnmeier’s Verlag C. Detloff 1865 Buttmann, Philipp Karl: Scholia antiqua in Homeri Odysseam, Berlin: Mylius 1821 Christophersen, Alf: Friedrich Lücke (1791–1855), Bd. 1–2, Berlin und New York: De Gruyter 1999 (= Theologische Bibliothek Töpelmann, Bd. 94) Dilthey, Wilhelm: Drei Briefe Schleiermachers an Gaß. In: Literarische Mittheilungen. Festschrift zum zehnjährigen Bestehen der Literatur-Archiv-Gesellschaft zu Berlin, Berlin: Litteraturarchiv-Gesellschaft 1901, S. 31–50 Dräseke, Bernhard: Der Fürst des Lebens und Sein neues Reich. Zweite Zugabe zu der Schrift: Christus an das Geschlecht dieser Zeit, 2. Aufl., Lüneburg: Herold & Wahlstab 1820 ––: Ueber Confessionswesen und Kirchenvereinigung in ihrem Verhältniß zum Evangelio, Braunschweig: Vieweg und Lüneburg: Herold & Wahlstab 1819 Geck, Albrecht: Schleiermacher als Kirchenpolitiker, Bielefeld: LutherVerlag 1997 (= Unio und Confessio, Bd. 20) Gerber, Simon: Kirchenreform, Union und Synodalwesen in Schleiermachers Briefwechsel. In: Blumrich, Elisabeth, Gerber, Simon und Schmidt, Sarah (Hg.): Friedrich Schleiermacher zwischen Reform und Restauration. Politische Konstellationen, theoretische Zugänge und das Berliner Stadtleben, Berlin und Boston: De Gruyter 2023 (= Schleiermacher-Archiv, Bd. 36), S. 71–91 Guizot, François: Du gouvernement de la France depuis la restauration et du ministère actuel, 3. Aufl., Paris: Librairie Française de l’Avocat 1820 Harnack, Adolf: Geschichte der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Bd. 1,1–3, Berlin: Reichsdruckerei 1900 Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Briefe von und an Hegel, hg. v. Johannes Hoffmeister, Bd. 1–4, Berlin: Akademie-Verlag 1970–1982 Heinrici, Georg: D. August Twesten nach Tagebüchern und Briefen, Berlin: Hertz 1889 Henrici, Karl Ernst: Autographen 5, Berlin 1911 ––: Autographen 108, Berlin 1926

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Jahrbuch des protestantischen Kirchen- und Schulwesens von und für Schlesien, Breslau 1817–1818 Jenchen, August: Ueber die Vereinigung der beiden protestantischen Kirchen, Breslau: Holäufer 1819 Jonas, Fritz: Zur Erinnerung an unsern Vater Ludwig Jonas, für die Familie gedruckt, Berlin: Hermann 1880 Lenz, Max: Geschichte der Königlichen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin, Bd. 1–4, Halle: Buchhandlung des Waisenhauses 1910–1918 Lücke, Friedrich: Commentar über die Schriften des Evangelisten Johannes, Bd. 1, Bonn: Weber 1820 Meisner, Heinrich (Hg.): Schleiermacher als Mensch. Sein Werden und Wirken. Familien- und Freundesbriefe, Bd. 1–2, Gotha: Perthes 1922/ 23 Mulert, Hermann: Zwei Briefe Schleiermachers zur Kirchenverfassungsreform. In: Zeitschrift für Kirchengeschichte 36 (1916), S. 509–533 Niebuhr, Barthold Georg: Briefe aus B. G. Nachlass, Bd. 1–5, Berlin: Litteraturarchiv-Gesellschaft 1894–1899 Niemeyer, August Hermann: Akademische Predigten und Reden, vorzüglich bey feierlichen Veranlassungen. Nebst einer kirchenhistorischen Abhandlung, Halle: Buchhandlung des Waisenhauses 1819 Patsch, Hermann: Ludwig von Mühlenfels als Advocatus Schleiermacheri. In: Zeitschrift für neuere Theologiegeschichte 25 (2018), S. 235–276 Rade, Martin: Schleiermacher in politischer Untersuchung. In: Christliche Welt 24 (1910), Sp. 970–972 Reich, Andreas: Schleiermacher als Pfarrer an der Berliner Dreifaltigkeitskirche 1809–1834, Berlin und New York: De Gruyter 1992 (= Schleiermacher-Archiv, Bd. 12) La renommée, Paris: La renommée 1819–1820 Sack, Karl Heinrich: Mittheilungen aus Briefen Friedrich Schleiermachers. In: Theologische Studien und Kritiken 21 (1848), S. 927–948 Sartorius, Ernst: Drey Abhandlungen über wichtige Gegenstände der exegetischen und systematischen Theologie, Göttingen: Dieterich 1820 Schleiermacher, Friedrich: Kritische Gesamtausgabe (KGA), hg. v. HansJoachim Birkner u.a., Berlin, New York und Boston: De Gruyter 1980ff. —: Aus Schleiermacher’s Leben. In Briefen, Bd. 1–2, Berlin: Reimer 1858 —: Aus Schleiermacher’s Leben. In Briefen, Bd. 1–4 (Bd. 1–2 in 2. Auflage; Bd. 3–4 vorbereitet von Ludwig Jonas, hg. von Wilhelm Dilthey), Berlin: Reimer 1860

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—: Briefwechsel mit August Boeckh und Immanuel Becker. hg. v. Heinrich Meisner, Berlin: Litteraturarchiv-Gesellschaft 1916 (= Mitteilungen aus dem Litteraturarchive in Berlin, NF, Bd. 11) —: Schleiermachers Briefe an die Grafen zu Dohna, hg. von J. L. Jacobi, Halle: Strien 1887 —: Briefwechsel mit Joachim Christian Gaß, hg. v. Wilhelm Gass, Berlin: Reimer 1852 ––: Briefe an einen Freund, hg. v. Paul Seifert, Weimar: Verlag Deutsche Christen 1939 ––: Predigt am 18ten Weinmond 1818 in der Dreifaltigkeits-Kirche, Berlin (ohne Verlag) 1819 —: Ueber die neue Liturgie für die Hof- und Garnision-Gemeinde zu Potsdam und für die Garnisonkirche in Berlin, Berlin: Realschulbuchhandlung 1816 Schmidt, Sarah: Schleiermachers Ethik des Wissens und der Wissenschaften. In: Blumrich, Elisabeth, Gerber, Simon und Schmidt, Sarah (Hg.): Friedrich Schleiermacher zwischen Reform und Restauration. Politische Konstellationen, theoretische Zugänge und das Berliner Stadtleben, Berlin und Boston: De Gruyter 2023 (= Schleiermacher-Archiv, Bd. 36), S. 31–56 Schmidt, Theodor: Parmenides, als dialektisches Kunstwerk dargestellt, Berlin: Reimer 1821 Sibbern, Frederick Christian: Breve til og fra F. C. Sibbern, hg. v. Christian Ludvig Nicolai Mynster, Bd. 1–2, Kopenhagen: Gyldendal 1866 Staats- und gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten, Hamburg: Grund 1731–1868 Stargardt, Joseph A.: Autographen 555, Marburg 1961 ––: Autographen 649, Marburg 1991 Tenner, Helmut: Antiquariat 126, Heidelberg 1980 Theologische Zeitschrift, Berlin: Reimer 1819–1822 Wette, Wilhelm Martin Leberecht de: Aktensammlung über die Entlassung des Prof. D. de Wette vom theologischen Lehramt zu Berlin, zur Berichtigung des öffentl. Urtheils von ihm selbst hrsg., Leipzig (ohne Verlag) 1820 Zeh, Christian: Sollen wir festhalten den Geist der Reformation? Eine Predigt am Feste der Reformation in der Hofkirche zu Rudolstadt gehalten, Rudolstadt (ohne Verlag) 1819