Jean Pauls Sämtliche Werke: Band 6 Briefe 1809–1814 [Reprint 2021 ed.]
 9783112539767, 9783112539750

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Jean Pauls erke Sämtliche Historisch-kritische Ausgabe

Herausgegeben

von

der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin

Dritte Abteilung Briefe

Berlitt / Akademie-Verlag / 1952

Jean Pauls Sämtliche erke Historisch-kritische Ausgabe

Dritte Abteilung Sechster Band

Briefe 1809—1814 Mit 5 TafelbeLlagen

'Herausgegeben von

Eduard Berend

Berlin / Akademie-Verlag / 1952

Copyright 1952 b y Akademie-Verlag GmbH., Berlin Alle Rechte Vorbehalten

Erschienen im Akademie-Verlag GmbL., Berlin NW 7, Schiffbauerdamm 10 Lizenz-Nr. 202 . 100/98/50

Lerstellung: Buchdruckerei Nich. Lahn (L.Otto), Leipzig O 5, Oststr. 24—26

Bestell- und Verlagsnummer 3005/6 Printed in Germany

Vorwort Der vor nunmehr fast vierzig Jahren von dem Unterzeichneten in Gemeinschaft mit Julius Petersen aufgestellte Plan für eine historisch-kritische Gesamtausgabe von Jean Pauls Werken sah eine Gliederung in drei Abteilungen vor: Ausgeführte Werke, Nachlaß und Briefe. Da sich damals für die Ausführung dieses Gesamtplanes noch keine Möglichkeit bot, nahm ich zunächst ein­ mal eine gesonderte Ausgabe der Briefe in Angriff. In den Jahren 1922 bis 1926 erschienen im Verlag Georg Müller in München vier Bände, die in chronologischer Folge die Briefe des Dichters bis zu feiner Niederlassung in Bayreuth im August 1804, nebst Lesarten und Anmerkungen sowie Verzeichnissen der fehlenden Briefe und der Briefe an ihn, enthielten. Als dann nach der Feier des hundertsten Todestages (1925), die erneut die unvergängliche .Lebendigkeit seines Werks erwiesen hatte, die Preußische Akademie der Wissenschaften in Verbindung mit der Deutschen Akademie in München und der neugegründeten Jean-Paul-Gesellschaft in Bay­ reuth die Herausgabe der Sämtlichen Werke Jean Pauls im Ver­ lage von Hermann Böhlaus Nachfolger in Weimar beschloß und im Frühjahr 1927 mir die Leitung übertrug, mußte ich die Fort­ setzung der Briefausgabe vorläufig hintanstellen, zumal da auch der Verlag Müller deren Weiterführung unter den bisherigen Be­ dingungen verweigerte. Bis zum Jahre 1938 war ich durch die Herausgabe von mehr als zwanzig Bänden der Werke und des Nachlasses voll in Anspruch genommen, wenn ich dabei auch die Briefausgabe als notwendige Ergänzung immer im Auge behielt und die systematische Materialsammlung dafür fortsetzte.

Im Herbst 1938 wurde mir durch die nationalsozialistische Be­

wegung die Weiterarbeit an der Ausgabe unmöglich gemacht; ich sah mich gezwungen, Deutschland zu verlassen, konnte aber wenig­

stens das gesamte Material für die noch ausstehenden Briefbände mit in die Schweiz nehmen und hier, wenn auch unter ungünstigen

Verhältnissen,-zum Druck vorbereiten. Nach dem Zusammenbruch des nationalsozialistischen Staates wurde ich von der nunmehrigen Deutschen Akademie der Wissen­

schaften zu Berlin wieder mit der Leitung der Gesamtausgabe be­ traut. Da sich aber herausstellte, daß die Vorarbeiten für die noch

fehlenden Bände der Werke fast restlos zugrunde gegangen und auch die sämtlichen Nachlaßpapiere, die sich im Besitz der ehemaligen

Preußischen Staatsbibliothek befunden hatten, verschwunden waren, wurde auf meinen Vorschlag beschlossen, zunächst einmal die Brief­

ausgabe fortzusetzen, und zwar nunmehr, wie es ursprünglich ge­ plant gewesen war, als dritte Abteilung der Gesamtausgabe. Es

ist in Aussicht genommen, die vier bereits früher erschienenen Briefbände, die zur Zeit im Buchhandel nicht mehr erhältlich sind, neu zu drucken, wobei manche Verbesserungen und Ergänzungen

vorgenommen werden können, erst aber die noch ausstehenden vier Bände erscheinen zu lassen. Im Mai 1948 konnte ich das druckfertige Manuskript des fünften Bandes, der die Briefe vom August 1804 bis Ende 1808

enthielt, der Akademie übergeben. Aber das Verhängnis wollte es,

daß das Auto, in dem das Manuskript in die Leipziger Druckerei befördert werden sollte, mitsamt seinem Inhalt gestohlen wurde unb trotz aller Nachforschungen spurlos verschwunden blieb. Da das Manuskript, seinem Namen getreu, ganz mit der Hand geschrieben war, hatte ich keine Kopie behalten und kann es daher nur mit großen Schwierigkeiten allmählich teilweise wiederherstellen, — voll­

ständig nur dann, wenn der Nachlaß Jean Pauls, in dem sich die Mehrzahl der Originalbriefe und die wichtigen Briefkopierbücher befanden, wieder zum Vorschein kommen sollte.

Um die Fortsetzung nicht noch länger zu verzögern, wurde be­ schlossen, zunächst den folgenden sechsten Band erscheinen zu lassen, der nun hier vorliegt. Er enthält die Briefe der Jahre 1809 bis

1814. Es war dies für Jean Paul eine an äußeren und inneren

Veränderungen verhältnismäßig arme Periode; aber die großen politischen Zeitereignisse warfen ihre Schatten doch auch in sein Bayreuther Stilleben und spiegeln sich vielfach in seinem Brief­ wechsel.

Bayreuth, anfangs noch unter französischer, seit Mitte

1810 in bayrischer Verwaltung, war oft vom Kriege bedroht, so

daß Jean Paul an Wegzug in weniger gefährdete Gegenden denken mußte. Obwohl wirtschaftlich durch die ihm vom Fürst-Primas

Dalberg ausgesetzte Pension einigermaßen gesichert, bekam er doch

das Daniederliegen des deutschen Buchhandels stark zu spüren und mußte seine ohnehin nachlassende Kraft fast ganz auf Beiträge zu Zeitschriften, Kalendern und zum Frankfurter Museum, auf Neu­ auflagen (Vorschule der Ästhetik, Levana) und Sammlungen seiner

zerstreuten Aufsätze (Herbst-Blumine) Derwenden.

An größeren

Dichtungen hat er in diesen Jahren nur das „ Leben Fibels" voll­

endet und den großen komischen Roman, der später „Der Komet" betitelt wurde, begonnen. — Die mit dem Heranwachsen der drei Kinder brennender werdenden Erziehungsfragen führten zeitweise zu heftigen ehelichen Zerwürfnissen, von denen er sich durch kleine

Reisen nach Bamberg (1810), Erlangen (1811) und Nürnberg (1812) erholte. Auch an Konflikten mit Freunden und Bekannten

fehlte es nicht, wie sich denn überhaupt vielfach starke Reizbarkeit

bekundet. Eine schwere seelische Erschütterung brachte ihm der tra­ gische LiebeStod der unglücklichen Marianne Lux. Jean Pauls Briefwechsel war in diesen Jahren nicht mehr so

umfangreich wie in der Zeit um die Jahrhundertwende, doch immer noch beträchtlich genug. Seine Briefe werden durchweg kürzer und sachlicher; nur auf Reisen nahm er sich noch die Zeit zu ausführ­

lichen Berichten.

Manches überließ er — nach Herders Vorbild

(vgl. S. 258, 29) — feiner Frau, z. B. die Korrespondenz mit Char­ lotte von Kalb; viele Briefe ließ er auch unbeantwortet, sogar

einen so liebenswürdigen wie den von Johann Peter Hebel. Unter den Korrespondenten begegnen wir von den älteren Freunden neben

den Getreuen Otto und Emanuel noch Jacobi, Knebel, Schlichte­ groll,

Thieriot,

Ahlefeldt,

Ludwig von Oertel,

Ernst Wagner,

Friedrich Schlegel, Vogel, von Freundinnen Emilie von Berlepsch

(nunmehriger Harmes), Helmina von Chezy, Renate Otto usw.

Dazu kommen viele neue: die Hamburger Beneke und Hudtwalcker,

der Schweizer Mumenthaler, der Deutschfranzose Villers, der Maler Meier, der Frankfurter Hofrat Jung, der Freiherr von Meusebach, die Dichter Fouque, Arnim, Haug, Gelehrte wie Langermann, Weicker, Wolke, Niethammer, Schwarz, Mehmel, Schweigger, Koppen, Staatsmänner wie Schuckmann, Stägemann, Thürheim, Bentzel-Sternau usw. Sehr intensiv ist der Briefwechsel mit Verlegern, hauptsächlich mit Cotta, dann mit Perthes, Vieweg, Göschen, Mohr & Zimmer, Schräg, Kunz u. a. m. Die Sorge um die eigne oder fremde Existenz nötigte Jean Paul, sich vielfach auch an Fürstlichkeiten zu wenden: an den Fürst-Primas Dalberg, den Herzog Emil August von Gotha, den König von Preußen, die Königin von Bayern, die Erbprinzen von Weimar und von Mecklenburg-Strelitz, ja an Kaiser Alexander von Rußland und dessen Schwester. Immer wichtiger wird mit den Jahren auch der Brief­ wechsel mit — Weinhändlern. Von den Briefen aus diesen Jahren der Reife sind — oder waren — uns verhältnismäßig mehr im Original erhalten als aus den Anfängen seiner Laufbahn. Wo die Originale fehlen, treten ältere, leider meist unzuverlässige Drucke (durch Sternchen vor der Über­ schrift gekennzeichnet) oder die Briefkopierbücher Jean Pauls ein, welch letztere jetzt oft, namentlich wenn er sie durch seine Frau oder seine Kinder besorgen ließ, einen ganz oder annähernd vollständigen Text geben, nicht bloß Exzerpte, wie es in früheren Jahren die Regel war. Sehr vieles erscheint hier zum erstenmal im Druck, besonders viele Hunderte von Billetten an die nun mit ihm am gleichen Orte lebenden Freunde Otto und Emanuel, die diese Dokumente treu bewahrt haben. Manches Unwichtige habe ich hier ausgeschieden, z. B. eine Anzahl Blätter mit kritischen An­ merkungen zu Manuskripten Ottos. Aber gerade diese meist rasch hingeworfenen und doch oder gerade deshalb immer originellen und charakteristischen Zettelchen gewähren die intimsten Einblicke in Jean Pauls inneres und äußeres Leben, seine Stimmungen und Verstimmungen, seine Sorgen und Hoffnungen, seine Anti- und Sympathien, und können in vieler Hinsicht als Ersatz von Tage­ büchern (die er für gewöhnlich nicht führte) dienen. Leider hat er solche Billette nur ganz selten datiert. Emanuel hat die an ihn gerichteten fast immer mit dem Präsentat versehen, das in der

Regel mit dem Abfassungsdatum übereinstimmt.

Otto hat das

nicht mehr so regelmäßig getan wie in den neunziger Jahren in Hof. Die Einordnung der zahlreichen undatierten Billette war eine

Hauptschwierigkeit für den Herausgeber und konnte oft nur nach mehr oder weniger unbestimmten Vermutungen erfolgen. Jean Pauls Rechtschreibung, die in früherer Zeit oft wechselte und dadurch Anhaltspunkte für die Datierung gab, ist in diesen Jahren ziemlich konstant; ebenso seine Handschrift. Nur gewisse gegen Ende 1812 unter dem Einfluß Wolkes beginnende Sprachformen, wie jetzo, mehre, letzte (statt letztere), selber (statt selbst), vor allem die Aus­

lassung des Fugen-S in zusammengesetzten Wörtern, ergeben zu­ weilen einen terminus a quo oder ad quem.

Die Briefe an Jean Paul, die zum Verständnis der seinigen oft unentbehrlich sind, weisen in dieser Zeit bedeutende Lücken auf,

namentlich in den Jahren 1812—1814. Besonders zu beklagen ist der Verlust der Briefe von Marianne Lux, für den die Wiedergabe von Ernst Förster nur einen ganz unzulänglichen Ersatz bietet. In der Behandlung der Texte und der Einrichtung des kritischen Apparats folge ich in allen wesentlichen Punkten den Grundsätzen,

die ich in der Einleitung zum ersten Briefbande ausführlich dar­ gelegt und begründet habe.

Als kleine Abweichungen von dem

früheren Verfahren fei hier nur erwähnt, daß Briefe, von denen

im Briefkopierbuch nur der Inhalt, aber nichts vom Text angegeben

ist, nicht mehr im Textteil, sondern im Verzeichnis der fehlenden Briefe (S. 5g2jf.) angeführt werden, und daß Briefadrefsen nur dann,

wenn sie in irgend einer Hinsicht bemerkenswert sind, im Text ab­ gedruckt sind, sonst aber im Apparat.

Leider ist es mir nicht möglich, an dieser Stelle allen denen zu danken, die mich in den langen und schweren Jahren der Vorbereitung dieses Bandes mit Materialien oder Auskünften unterstützt haben. Ich hoffe das am Ende der ganzen Briefausgabe nachholen zu

können. Nur für die Freundlichkeit, mit der mir die Verlage Cotta und Vieweg Photokopien der in ihren Archiven bewahrten Briefe und Herr Professor Dr. Ernst Küster in Gießen seine reiche Samm­

lung von Jean-Paul-Autographen zur Verfügung stellten, sowie

für die Unermüdlichkeit, mit der Herr Professor Dr. Kurt Schreinert in Göttingen und Herr Dr. Johannes Reiher in Dresden Bücher,

die mir unzugänglich waren, für mich nachgeschlagen haben, und mit der die Herren Dr. W. Müller und H. Lauterbach von der Stadt­ bibliothek Bayreuth und Herr Oberstudienrat Dr. Otto Veh vom dortigen Gymnasium mir über lokale Verhältnisse Auskunft gaben, möchte ich doch hier schon den wärmsten Dank aussprechen. Herrn Dr. F. LI. Apelt in Zittau, der mir den ungemein reichhaltigen Nach­ laß Emanuel Osmunds sowie seine übrigen Autographenschätze jederzeit aufs entgegenkommendste zugänglich machte, trifft mein Dank leider nicht mehr unter den Lebenden; doch verwaltet seine Wltwe das Erbe mit gleicher Treue. Genf, im Juni 1951 Eduard Berend

1. An Emanuel. ^Bayreuth, i.Jan. 1809]

Guten Morgen, gutes Jahr, mein guter Emanuel! Sie be­ kommen viele Wünsche und von Bielen; trifft nur die Hälfte ein, 5 so sind Sie glücklich genug. Mir thu' ich selber einen Neujahrs­ wunsch, und dieser wird gewiß erfüllt: Emanuel liebe mich fort. R.

Beiliegendes bitt ich Sie bald an Otto zu schicken.

2. An Christian Otto. ^Bayreuth, 2. Jan. 1809]

10

Guten Morgen! Hier send' ich dir das Büchlein eines — recht guten —Nachahmers. Sende mir doch seinen Brief zurück; so wie Reinholds Wörterbuch, falls du es schon ganz durch hast.

3. An Emanuel.

^Bayreuth, 4- Jan. -1809^

15

Guten Morgen, Guter! — Ich glaube zum Glück an alle solche Sagen nicht, deren schon 20 umlaufen. — Kanne’s Briefe [find] von Herzen schön, mit dem Kopfe aber es weniger.

4- An Freiherrn von Meusebach in Dillenburg.

20 Leider eilig

Bayreuth d. 7. denn. 1809

Mein erster Brief in diesem Jahre ist an Sie, so wie meine erste erhaltene Morgengabe dieses J^ahres^ Ihr Brief gewesen, den ich den iten 3[enner] bekommen, sammt dem Büchlein, dessen Anfang ich schon lange und so froh aus der eleganten Zeitung gekannt. — i

Jean Paul Briefe. VI.

I

3n Weimar bekam ich einen anonymen Brief aus Jena, der gewis

der Ihrige gewesen. Ich danke dem Schicksal, daß Sie mich lieben: — und Sie lieb' ich herzlich, wenn Sie auch nur Ihr Büchlein,

nicht Ihren Brief geschrieben hätten. Nachahmung ist etwas anderes als Nachäffung oder Nachahmerei; 6 denn sonst gäb' es nur Einen originellen Autor, den ersten Schreiber. In Ihrem Büchlein gehören die Einfälle ja nur Ihnen allein; —

auch die Manier konnten Sie nicht abschreiben, sondern sie fort­ setzen, wie ich ja selber thue, wenn ich weiter schreibe. Ihre Laune und deren Berechnung, oft bis auf das Wörtchen herab, hat mich 10

sehr erquickt; und mein Wunsch ist nun, daß Sie vom Fragmen­ tarischen zum Ganzen überschreiten und den Witz rc. rc. nur ein­

schalten, der sich jetzt ein Privileg des Einschaltens einschaltet.

Ich und meine Frau erinnern uns noch sehr lebhaft, d. h. sehr froh der drei Schwestern, welche so schön an die schönste mytho- 15 logische Drei erinnern. — Aber Ihnen, und Ihrer Gattin noch

mehr, kann das Schicksal den durchbohrenden Blitzstrahl nur durch einen seltnen Frühling vergüten; mich und noch mehr meine Frau hat die Thee-Wasserprobe zum Schaudern gebracht. Aber das hingegangne Wesen muß als Engel herunterschweben — oder wer die 20 Stelle vertritt — und es muß längere Leiden heilen als es empfangen

hat. — Kurz nach einem solchen Unglück — glauben Sie mir — bereitet das Schicksal großes Glück zu; oder hat es schon gethan. Leben Sie denn wol, trefflicher Mann! Jede Nachricht Ihres

Fortlebens ist mir willkommen. Gegrüßet von ganzer Seele sei die 25 Schöne, Zarte, und Lebens-Verwundete, wenn der letztere Ausdruck erlaubt ist, da sie einen so Ich en Mann hat! Es geh' Ihnen beiden

wol! Ihr Jean Paul Fr. Richter 30

5. An Emanuel.

fBayreuth, 10. Jan. 1809] Guten Morgen, lieber Emanuel. Gern gäb' ich Ihnen die Re­

zension, könnt' ich sie nur erst aus dem Umlaufe im Lese-Zirkel herausbekommen. Doch will ich an Langermann schreiben. — Hier 35

soll aber noch ein anderer die Heidelberger Jahrbücher haben. —

Freilich liefet man eine Rezension am besten — und als ihr Rezen­ sent selber — sogleich nach dem Buche. N. S. Können Sie mir nicht in dieser Woche die Hieroglyphen von Lilienstern zurück verschaffen?

6

6. An Schmidt. ^Bayreuth, Jan. 1809]

[Äopie]

Kanne — Die Unterstützung eines Talents und die Achtung einer

bedeutenden Individualität

ist noch keine Freundschaft.

Das

Schicksal erleichtert Kanne, als wenn er mir mehr schuldig wäre

10 als Dank, jetzt jede Zurückzahlung durch rc. re.------7. An Otto.

jBayreuth, 14. Jan. 1809] Guten Morgen!

Seine Adresse ist: Major von Lilienstern,

Gouverneur des Prinzen Bernhard von Weimar. — Neulich ver16 gaffen wir über das Buch ganz dessen Schicksal. — Auch ins Win-

koppische Journal könnt' eö vielleicht kommen. Ging' es der Größe

wegen nicht, so müßtest du es deinem besonderen Werke über Preußen beifügen. 8. An Friedrich Perthes in Hamburg.

20 ^Kopie^

Viele Neujahrswünsche!

^Bayreuth, IZ. Jan. 1809]

Und in welche die verworrene Zeit

keine Jahrsflüche hineinthue! — 14 Druckbogen stark, jeder zu 5 Ld’or in Gold — Ende Februars das letzte Blatt — Ziffer] M^effe^

1809 zahlbar; im Nothfall kann es zu Johannis erscheinen — 25

9. An Otto.

^Bayreuth, 15. Jan. 1809]

Guten Morgen! Bei dir — und bei Emanuel — spitzte ich mich zuweilen auf Dank, wo ich nachher froh sein mußte, mit der bloßen Nachsicht wegzukommen. An Golz schrieb ich, er möchte den 30 Prinzen an deine Kräfte erinnern, mit dem Beisätze, daß ich dieß ohne dein Wissen schriebe. Auch steht es jetzt immer noch bei

dir, meinen Fehler gut zu machen durch einen — andern. Ihn ver­ doppeln wäre freilich besser für dich und lieber für mich.

N. S.

Erst heute fand ich dein richtiges Billet-Urthel über den

Theologen; daher schick' ich dir seinen Brief mit meiner N. S. für 5

Kanne. 10. An Emanuel.

^Bayreuth, 17. Jan. 1809]

Guten Abend, lieber Emanuel! Lassen Sie sich doch von Otto meinen Golzischen Brief zurück geben, da ich, wenn Sie ihn ge­ lesen und ich O.'s Namen daraus weggefärbt, ihn Rosalien zu 10 zeigen habe. Je früher, je besser. Aber Sie hätten ihn schon vor­ gestern bekommen haben sollen. 11. An Otto.

^Bayreuth, 17. Jan. 1809]

Guten Abend! Noch immer hat mir Emanuel den Brief von 15 Golz nicht gebracht.

Schicke mir ihn, da ich doch mit Ros[alie]

enden muß.

12. An Emanuel. ^Bayreuth, 17. Jan. 1809] Guten Abend, mein Emanuel! Ich soll überall ein Hund sein, 20 nicht der hetzende, sondern der gehetzte.

Ich foderte von Otto

Golzens Brief mit der rechten Voraussetzung, „oder Sie hätten

ihn schon bekommen". Denn Ihnen gehört er so gut als mir. Hier seine Antwort! — Künftig brauch' ich neue Auslaufmädchen, um

— zu antworten. Der Teufel hole die Welt oder mich.

25

Das beiliegende Briefchen an Sie war schon kassiert; doch

mögen Sie es — vergeben.

13. An Emanuel.

^Bayreuth, 18. Jam 1 Mein geliebtester Emanuel!

Erlauben Sie mir nur zur Ant- 30

wort bis Nachmittags. Auch Otto hat das Rechte gethan wie ich

und Sie. Nur Zeit, mein Alter! Den Golzischen Brief senden Sie mir heute zurück, da vielleicht heute noch Ros[alie] kommt.

4

i4- An Emanuel.

^Bayreuth, 18. Jan. 1809] Guten Abend, lieber Alter! Eigentlich hab' ich außer dem Danke für Ihr schönes Blatt wenig mehr auf dem meinigen zu sagen als: 5 der Brief der Unbekannten werde ohne Weiteres bekannt gemacht, sogar mit dem Beisätze, daß sie, diese holde Predigerin, mich zum Friedensprediger gemacht*) (wie im alltäglichen Sinne verwittibte Predigerinnen Kandidaten auf die Kanzel heben). Ihrem Vater kann ich heute kein neues Glück wünschen; denn 10 er hat ja noch sein altes an seinen Söhnen. Von dieser Seite her, kann niemand in Bayreuth einen frohern Geburtstag erleben. Gute Nacht!

15. An Emanuel.

15

20

^Bayreuth, 19. Jan. 1809] Vielen Dank, lieber Emanuel und Kopf, für das volle Blatt. — Ich kenne kein gutes Fabelbuch für Kinder; ein schlechtes hab' ich selber gekauft. Der alte Aesop ist noch am besten. — Jetzt bin ich doch über Otto in so fern ruhiger, als einige Aussicht da ist; nichts ist schrecklicher als ein täglich abnehmendes Kapital aufzehren. 16. An Johann Georg Zimmer in Heidelberg.

Bayreuth d. 19 Jenn. 1809 Mein Schwager Mahlmann, der Redakteur der eleganten Zei­ tung, bat mich, daß ich ihm — da ich seit langem nichts hinein­ lieferte — wenigstens die Aushängebogen meiner Werke un25 frankiert möchte zuschicken lassen, damit er Proben daraus dem Publikum gäbe zum Vortheile des Absatzes. Ich bitte Sie daher ihm alle fertigen Aushängebogen meines Buches sogleich zuzusenden und mir sie an meinen Freiexemplaren abzurechnen. ^Auch^j mir schicken Sie gefällig vor der Vollendung Aushängebogen, damit 30 ich die Druckfehler, welche in meinen Werken so häufig sind als Gleichnisse, wenigstens anzuzeigen bekomme. Ich habe schon längst *) Ich warf darnach nämlich alle andere Arbeit weg und schrieb eben die Predigt.

Ihrem gütigen Versprechen gemäß einen abgedruckten Band er­

wartet; und erklärte mir das Ausbleiben nur daraus, daß Sie (zu­

folge unserem Commerzientraktat vom 21 Jun. 1808) dem Paquet

etwan die Jenner-Beilage hätten mitgeben wollen. Ohne Brief wurde mir der Einsiedler zugeschickt. Sein Selbst- 5

mord — welcher mit einer steinen, Göthen nachgeahmten, Nachsicht für den Haufen, wäre abzuwenden gewesen — thut mir sehr leid.

3. B. die Geschichte des Bernhäuters ist für mich ein Meisterstück und Meisteressen und Leckerbissen; — denn dem Scherze vergeb'

ich alle Anspielungen — Ich wünschte, die Gesellschaft liehe mir 10 einige ihrer altdeutschen Komus-Schätze, damit ich sie nach meiner

Weise ausprägte; besonders den Schelmufski. In Bayreuth kann man weder das Neueste noch das Älteste haben, sondern nur Mittel­ alter.

Leben Sie wol!

15

Der Inhalt meines Briefs thut von selber die Bitte einer bal­ digen Antwort. Ihr

Jean Paul Fr. Richter

N. S.

Ist die Rezension von Fichtens Reden abgedruckt?

20

17. An Knebel in Jena. Bayreuth d. 22 Jenn. 1809

Mein alter, aber nie veraltender Freund! — Ich komme auch

wieder zu Ihnen; gebe der Himmel, daß Sie, da Sie leichter und schneller Ihre Thüre öffnen als einen Brief, mich nicht lange 25

draußen vor letzterem stehen lassen; denn ich wünschte gern bald Ihre Antiphonie, d. h. Ihre Antwort----------- Und zwar nicht blos auf einen Brief sondern auf eine ordentliche Frage zugleich. Nämlich ich arbeite eben eine Fortsetzung der Friedenspredigt zu Ende, obwol

unter anderem Titel und Kleide. Die moralischen und politischen 30 Grundsätze allein sind die vorigen. Ich wünsche nun so gern dem Erbprinzen und seiner Gemahlin, welche beide mir wolwollen wie ich weiß, das Merkchen zuzueignen. Gleichwol wünscht' ich vorher

eine kleine Absage ober Zusage von — Ihnen dazu, wobei Sie uukompromittiert bleiben wie sichs versteht; d. h. einen Rath. Wer kennt Weimar außerhalb Weimar? Kaum einer in Weimar. — Auch hat die Zueignung nicht sowol das fürstliche Paar als 5 Weimar selber zu bedenken, da im Werkchen leider Gottes, Gott selber oft genug vorkommt; wobei mich nichts entschuldigen könnte, wenn ich nicht voraussehte, Gott sei für Weimar ein Bi­ schof in partibus infidelium. — Ohne alle Satire ist freilich das Werkchen so wenig als die io Friedenspredigt; aber diese letztere ist ja schon verziehen worden? Entweder ich hörte oder las neulich, daß Sie Ihren Lukrez her­ ausgeben wollten. Dieß gebe ein lebendigerer Gott als der, den er und Sie — übersetzen!

Vor einigen Wochen las ich erst Werners Luther. — Aber er 15 hat mich bei allem meinen ästhetischen Kosmopolitismus erzürnt. Ein solcher Luther — eine solche Elisabeth — nach der Geschichte und nach Göthens Götz! — Werner ist ein abgewebtes Stückchen Zeit; er aber wird die Zeit nicht weiter weben. Sogar Collin in seiner Wasser- und Leibeö-Dürre zieh' ich vor. 20

In der Oster Messe erscheinen 2 Werke von mir; Schmelzle's Reise halt' ich für mein auSgearbeiteftMes im Komischen. Auch Katzenberger ist mir und (hoff' ich) Ihnen lieber als er Weibern sein kann.

Bald ein Zuwort, lieber Freund, dessen neulichen Logogryph 25 Ihre Freunde nicht verfehlen konnten. Meinen Gruß an Ihre Gattin von mir und meiner. Jean Paul Fr. Richter

i6. An Emanuel. fBayreuth, 24. Jan. 1809]

30

Mein Geliebter! So kann ich nicht dreimal anfangen vor drei Menschen. Ich weiß nichts. Ich werde Ihre Belege [?] lesen. Und jetzt dank' ich. N. S. Aber die Zeitung lügt mehr als sich gehört.

19. An Emanuel. ^Bayreuth, 25. Jan. 1809] Guten Abend, lieber Alter! Hier Ihr Brief, zu welchem ich Bleistift-Noten gemacht, weil ich Ihre Dinten-Noten zu stark und dunkel gefunden. Freilich ist nicht jeder ein Lamm wie ich; doch 5 ahme man mich in Milde wenigstens von weitem nach. Ich habe Otto gefragt — und seine Antwort wieder vergessen — wie jetzt die sächsischen Thaler zu preußischen stehen, ob 5, oder 6 proc. Belehren Sie mich.

10

20. An Emanuel.

^Bayreuth, 26. Jan. 1809]

Dank, Freund, für ein Lob des Witzes, das selber sein eignes ist und am andern sich meinen darf. Doch red' ich nicht von Spitz­ büberei. — Apropos! kann mir denn Ihr Weich nicht für Geld und gute Worte etwan 20 Fliegen für meine armen Laubfrösche 15 in beifolgendem Glase fangen? Einer verhungerte schon am Winter.

21. Än Emanuel.

^Bayreuth, 27. Jan. 1809]

Guten Morgen, alter Spaßvogel! Hier zur Antwort ein Paar 20 fremde Briefe. Dem Weich will ich gern seine Fliegen wie Kram­ metsvögel bezahlen.

22. An Emanuel. ^Bayreuth, 28. Jan. 1809]

Dank, mein alter Witz-Kopf! Leider hör' ich selten m Bayreuth 25 einen Einfall (wie Ausfall) als der von Ihnen kommt. Fallen Sie nur so fort ein und aus.

N. S. Brauchten Sie eben einen Wechsel von 400 fl. rh. auf Frankfurt: ich könnte dienen; im andern [5otl] bekommen Sie we­ nigstens über 2/3 Geld davon. 30

2Z. An Emanuel. fBayreuth, 28. Jan. 1809]

Sie haben mich misverstanden, guter Emanuel! —Nein, Nicht; denn jetzt les' ich Ihr Billet wieder. Ich wollte Ihnen dienen, wenn

5 Sie es gebraucht hätten. Ein Wechsel auf Frankfurt ist sonst stets ein gesuchter. Ich gehe denn zu meinem alten Wechsel-Träger. 24. An Emanuel.

fBayreuth, Zi.Jan. 1809]

Guten Morgen, Lieber!

Ich

danke für Gelesenes und zu

10 Lesendes. —Neues weiß ich nichts, als daß Enzel gestern bei uns war; eine größere Neuigkeit wäre freilich sein Bruder gewesen.

25. An Frau von Lochner in Regensburg.

fBayreuth, Zi. Jan. 1809]

[Äppie]

. . . Dem Fürst-Primas bin ich nicht blos wie Deutschland 15 Achtung schuldig, sondern wie seine Bürger, auch Dank.

26. An Minna Spazier in Leipzig.

[Äppie]

fBayreuth, Jan. oder Febr. 1809]

Gut Kritiker und Dichter zugleich zu sein; einige waren jenes bei der Vorschule, andere dieses; die Hallische Lfiteratur^ Zfeitung^

20 keines von beiden.

27. An Otto. sBayreuth, 2. Febr. 1809] Lieber Otto! Hier send' ich dir als einer Oberrechnungskammer

Enzels Rechnung zur Ratifikazion.

In die kaufmännischen Stel-

25 lungen find' ich mich nicht recht. Die beiden letzten Summen (56 rtl. pr. und 35 sl. Konv. Geld) ließ ich mir eigentlich auf den Frankfurter Wechsel geben; doch thuts nichts, daß er sie daher

rechnet, um künftig jenen rein zu haben und zu geben. — Unter­ brich aber nicht eine fruchtbare Stunde, sondern ratifiziere nach so Gelegenheit. Morgen ist auch ein Heute. Über den Retour Kanne möcht' ich nach den neuesten Nachrichten

viel mit dir reden. Sei der edeln Jette Seelsorger und Vormund.

28. An Otto.

fBayreuth, 7. Febr. 1809] Lieber Otto,

Beiliegenden Zettel schickte mir mit dem Buche K[anne] gerade

in der bösen Stunde (ich habe nämlich deren 3, die mitten im 5 Arbeitsfeuer, die nach der Sieste, und Abends spät) und ich schrieb ihm, wie er sich unterstehen könne, noch an mich zu schreiben und zu schicken. (Nämlich in meinem Brief an Schmidt wurde blos zum Postskripts an Kanne nach den Worten: „ersparen Sie mir

den ekeln Briefwechsel mit ihm;" noch zugefügt: „so wie Ihren 10 Besuch seit Ihrem Urtheil über E[manuel]." Die Jahrbücher lass'

ihm zurückgeben.

Gute Nacht, Alter! Ich werde täglich milder,

und mit Recht; Wildheit paßt wenig.

Die Parabeln sind meine erste Rezension. Erschien mir je ein Karakter — und ein guter — auf bloßem 15 Briefpapier: so wars der Villerssche.

29. An Otto. fBayreuth, 10. Febr. 1809] Guten Morgen, Alter! Hier Briefe ! Perthes kann die FriedensNachpredigt nicht annehmen — was mir von der einen Seite lieb 20 ist, da jeder an mich frankierte Brief 4? kr. mich kostet — folglich geb' ich sie Cotta mit der Erlaubnis, sein halbes Morgenblatt

damit zu füllen.

Aber ich möchte dann auch sogleich dabei ihm

ein Aviso seines Wechsels schicken. Sei also so gut und frage bald nach, aber ohne meinen Namen. Ich hätte fast Lust, ihn dem — 25 Enzel zu geben, da er jetzt schon weniger betrügen wird. Auch sind

wir beide an Einer Deichsel zusammengewöhnt, das Wölfchen und

der Fuchs. Benekens Aufsätze lege doch bei Seite. Hast du nicht das Niebelungen Lied von mir? N. S.

so

Du lachst doch über den Schmelzle?

30. An Emanuel.

fBayreuch, n. Febr. 1809]

Ei, der Prozeß hat mir gerade am besten gefallen, obwol frei­ lich blos durch Sie; Ihre letzte Antwort ist besonders trefflich und 35

treffend. Das ganze Kollegium kann aus seinen Gehirnen nicht eine halbe Seite so viel Geist herauspressen. — Der Döhlauer Schächer wird durch Strafen nur ein größerer. Heil Ihrer himmlischen Freundin, für welche ich eine eigne Achtung habe, die 5 sie, ungeachtet meiner weiblichen Bekanntschaften, nicht mit dreien theilt. N. S.

Wahrscheinlich sind die Fliegen blos erstickt.

Zi. An Johann Friedrich Cotta in Tübingen.

Bayreuth cl. 12 Fehr. 1809 Ihre Briefe bringen mir, fast immer, nur Frohes; so Ihr letzter. Und empfangen Sie meinen herzlichen Dank für Ihre Verwendung und Sorgfalt in der Konkurs-Sache; aber ich vertraue Ihnen, Sie mir, was ist weiter nöthig? Das Übrige gehört dem Schicksal und Zufall an. 15 Ich bitte Sie, mir die Anweisung auf 550 fl. rc. in einem (aber nicht weitsichtigen) Wechsel auf Frankfurt a/M mit umgehender Post zu geben. Mein Schmelzle ist vielleicht mein am schärfsten durchgearbeite­ tes Werk im Komischen; und sogar das weinende Deutschland muß 20 babei das lachende auf einige Viertelstunden werden. Mich dauert bei so etwas nichts, als daß ichs gemacht habe; denn ich möchte es wieder machen, und dann zum 3tcn mal schreiben, blos aus Lust an der Sache. Aber — wie sogar in der Merkurius-Anrede —so sehr viele Druckfehler sind darin. Wie kann ich da helfen? 25 Was Ihren Wunsch meiner Beiträge zum Morgenblatte — die ohnehin fortdauern sollen — betrift, so hab' ich vor der Hand nur 2 Antworten (denn die Zeit gibt vielleicht die dritte) — die erste ist sogar eine bloße Frage: Meine in Deutschland so gut hineinwirkendeFriedenspredigt 30 foderte — nach vielseitigen Wünschen — eine Fortsetzung. Diese hab' ich seit einem 1/2 Jahre ausgearbeitet; Ende Februars ist das Geschriebene zu Ende korrigiert (denn Korrigieren kostet mich fast so viel Zeit als Schaffen). — Das Werkchen höchstens 14 oder 16 Bogen stark könnten Sie, wenn Sie es wollten, um Johannis*)

10

35

*) Freilich wäre mir die Ostermefse lieber, aber es scheint nicht wol möglich.

geben; — mir für den Druckbogen (wie für Schmelzte) fünf Ld’or

in Gold — und dabei in Ihrem Morgenblatte wenigstens Hmal Proben davon. Die Zensur befürcht' ich nicht; es ist in der Haltung

der Friedenspredigt geschrieben; auch will ich es sogar dem Erb­ prinzen von Weimar und dessen Gemahlin dedizieren.

Dadurch 5

würd' ich ein sehr rüstiger Arbeiter am Morgenblatte; denn sonst kann ich nur von Ihnen — der so schön für Kunst und Künstler

sorgt — ein Honorar von 38 st. für bisherige mehrere Aufsätze annehmen, deren keinen einzigen ich einem andern als Ihnen um diesen Preis hingäbe. Gleichwol erkenn' ich Ihre Billigkeit; denn 10 Sie sind eben zu freigebig in Druck und allem gegen Ihre LefeKäufer. — Der Titel und die Einrichtung des Werks ist ganz

von der Friedenspredigt verschieden; (denn sonst könnt' ich es nicht, als etwann als eine Vefperpredigt, dedizieren). Dieser ganze Brief

ist eine Bitte um schnelle Antwort.

15

Ihr

Jean Paul Fr. Richter N. S. Das Werkchen, halb Scherz, halb Ernst, durchbricht die längern Aufsätze — z. B. über den Gott in der Geschichte und

im Leben, Vorschlag eines neuen beinahe unentgeldlichen Gesandt- 20 fchaftsperfonale für Fürsten, Geldnoth und Nothpfennig, Vorschlag politischer Trauerfeste, Germanismen und Gallizismen rc. rc. — mit

einer Reihe alphabetisch-geordneter Einfälle über die jetzige Zeit.

32. An Emanuel.

^Bayreuth, 13. Febr. 1809] 25

Vielen Dank, Guter, für die Fliegen!

Der Frosch war in so

schlimmem Zustand als der Handelsstand. (Seine beiden Kollegen

sind schon in der andern Welt, und ich hoffe in der Hölle, wo es „wüster böser Fliegen" genug gibt.) Aber noch mehr Dank für den himmlischen Säufack, der keinen andern Fehler hat als daß Sie 30

ihn nicht genießen. Gleichwol will ich Sie — werden Sie sichtbar — mit einigen Bissen Ihres Geschenks beschenken.

„Sie müssen"

sagt immer C[aroline] zu jedem, der nicht essen will.

33- An Emanuel. ^Bayreuth, 14. Febr. 1809]

Hier, tieberEmanuel, das wild-wegreLßende Dekret! Freilich ists

leicht, ohne alle Hinsicht auf Gegenwart Zukunft zu säen nicht so 5 wol als zu ernten. Auch diese Feder-Züge gehören zu den FeldZügen, welche an das D'rein- und Durchschlagen gewöhnen. — Glücklich, wer jetzt ein Advokat ist!

34. An Karoline Richter.

^Bayreuth, 18. Febr. 1809. Sonnabends 10

Nur unter 2 Bedingungen; die erste, daß du nicht tanzest, nicht einmal herumgehst — die zweite, daß ich den Gulden bezahle.

Die zu Hause bleibenden Kinder befriedigst du durch Schokolade, anstatt durch Befehl? Ich gehe schwerlich hin, aus Stiefel- und Zeitmangel.

15

35. An Emanuel. ^Bayreuth, 26. Febr. 1809] Willkommen, Bester! — Das erste Versäumen eines Rück­

kehrenden ärgert mich am meisten. — Hier haben Sie auch etwas meiner Seits.

Was soll ich denn thun? — Ich schwimme jetzt in

20 Geld. Können Sie 400 sl. Konvenzions Geld noch annehmen?

36. An Otto.

^Bayreuth, 27. Febr. 1809] Hier ist, lieber Otto, der Brief Lil[iensterns], der der Franzosen

wegen deinen Aufsatz nicht abdrucken kann, den ich dir Abends selber 25 bringen will. Es geht dir wie mir mit der Teufels Predigt. Aus

siiegenden Zeitschriften schließt man aus, was man in festen Büchern

duldet, wohin du deinen auch thun kannst.

Sende mir doch die

Heidelberger Jahrbücher.

R.

37« 2ln Johann Georg Zimmer in Heidelberg Bayreuth d. 27. Feb. 1809 Ich danke Ihnen, wie für die bezahlten H00 fL, so für die nied­ liche Einrichtung des Buchs. Grämen Sie sich so wenig über die Druckfehler als ich; aus meinem 5 Ergänzungsblatte und der Vorschule sehen Sie, daß es mir bei allen guten Buchhandlungen gleich schlecht geht. Ein Grund dieser SetzerJnterpolazion liegt vielleicht mit in meinem Stile, der ihnen nicht wie bei vielen andern Autoren das Gewöhnlichste zu errathen verstattet. Schicken Sie mir zu die restierenden Bogen. 10 Meine Bitte für Mahlmann vergessen Sie nicht. H. Hofrath Creuzer werd' ich bei der Rücksendung der Bücher antworten. Leben Sie recht froh! ' y Ihr 15

Jean Paul Fr. Richter 38. An Emanuel.

^Bayreuth, 2. März 1809]

Rechten Dank, Emanuel, für Ihr Noten-Defert! Wie Tugend im Himmel nur durch Tugend belohnt wird, so belohnen Sie Noten 20 mit Noten. — Für den Misverstand des „es" kann kein Autor; und doch ärgert mich die Möglichkeit. Ich verlasse mich bei solchen Unglücksfälleu auf den Ton aller meiner Werke, welche ungeachtet aller Anspielungen nie in solche hineinsinken.

39. An Emanuel.

25

^Bayreuth, 4» März 1809]

Mein guter Emanuel! Diese 5 Kleinigkeiten geben Sie gütig der umkehrenden Emma wieder mit. Eine ist von Goethe. 4o. An Emanuel.

^Bayreuth, 5. März 1809] 30

Dank für den Dank! Am liebsten zu Ihnen lass' ich meine Kinder; nur da bin ich ihrer sicherer, zumal da mit den Jahren die Gefahren wachsen, so daß ich allmählig Max und Emma von ihren Spiel­ kindern trennen muß. Haben Sie nicht noch 2 Gedichte auf die Herzogin?

35

41. An Emanuel.

fBayreuth, io. März 1809. Freitags

Guten Morgen, mein alter Emanuel! Heute erst (um 5% Uhr) will der alte gute Franzose zu uns kommen. Es würde ihm und 6 mir wol thun, wenn Sie dreißig Schritte thäten und zwar zu uns. Es wäre gewis nicht der schlimmste Anfang eines Sabbaths.

42. An Otto.

fBayreuth, 12. März 1809. Sonntags Lieber Vor-Leser! 10 schnellen*).

Hier ist etwas für einen fleißigen oder

Gott gebe, daß nicht verdammt viel zu ändern ist.

Schreibfehler ändere selber. Matte Gedanken streich' ich gern aus, wenn du sie notierst. — Heute Abend ist ein kleines Essen in der

Sonne; es wäre eine Möglichkeit, den ganzen Abend Uneben?] dir zu sitzen, wenn du mit mir dahin gingest.

15

43- An Emanuel. fBayreuth, 12. März 1809]

- Guter! Eben schick' ich „die Dämmerungen für Deutschland von JP" zu Otto. — Niemand klagt weniger als ich, aber aus Spaß

wol.

20

Können Sie mir den Jason verschaffen?

44- An Otto.

fBayreuth, 12. März 180g] Sollt' ich denn das Wort Harmonie zu schreiben vergessen haben? In der Sonne findest du nur Mittags-Reste; dort aber neue Schöpfungen. Auch hab' ich mich schon dorthin ausgeschrieben. 25 Also wähle für heute H[armonie], oder für welchen Tag du willt,

die S[onne]. Gewöhnlich etwas vor 7. llhr geh' ich in die Har­ monie]. Amoene wird mir Antwort und Bötin bringen. Volti subito

30

^Rückseite] Auch muß ich dir sagen, daß wir in der H[armonie] vielerlei uns sagen könnten. Emma hatt' es übergeben sollen. .*) Emanuel soll es auch durchfliegen, denn es soll selber fortfliegen.

45- An Emanuel.

jBayreuth, 12. März 1809] Dielen Dank für diese Briefe, deren Sinn, wenn auch [nidjt] Stil, mich dießmal sehr erfreuete. Jndeßen kommt doch der gute TWeriot^ mit aller wachsenden Selbstbeschauung dem Glücke der 5 Einheit nicht näher, sondern bleibt ein sich selber und der Ordnung bewußtes Chaos.

46. An Emanuel. ^Bayreuth, 14. März 1809] Guten Morgen, Guter! Gern hör' ich Ihr Lob und Lachen. 10 Hier haben Sie ihn zurück für Fischer. Nächstens das Mehrere.

47. An Emanuel. ^Bayreuth, 14. März 1809]

Die Fabeln sind ganz gut für Kinder, nur müssen sie wie die Nahrung der Säuglinge, erst den Weg durch die Mutterbrust 15 nehmen. — Hätten Doehlau’s Obergerichte das zugeschriebne Recht der Nothzucht 'rc.: so wäre das Gut wahrscheinlich das theuerste in Deutschland. — Können Sie mir nicht auf einige Minuten die Abschrift des verbrannten Briefs an mich (in Jason) schicken? 20 48. An Emanuel.

jBayreuth, 20. März 1809] Mein Alter! Ich unterschreibe Ihren Wih und Verstand zu­ gleich; und es wäre Schade, wenn W[angenheim] ein Salz- und Goldkörnchen davon einbüßte. Morgen früh, eigentlich heute 25 kommt mein Paquet an Cotta auf die Post; in dieses könnten Sie Ihres einschließen. — Am Ende fall' ich im Morgenblatt darüber her.

49» An Emanuel.

^Bayreuth, 20. März 1809] 30 Das Abschreiben rieth ich selber an. Zurück zu bekommen aber kostet es ja nur mein Wort. Auch wünscht' ich, daß Sie die llber-

schrift:

An H. Pr. v. W. rc. selber hinsetzten.

Auch bessert sich

alles unter dem Abschreiben, (so wie bei mir) um Vieles. Z. 25. das Individuelle „mit dickem Poftpapier" und ähnl. arbeitet sich unter Ihrem Kopieren um. 5

Wir haben ja Zeit bis 7 Uhr.

N. S. Auch könnten Sie noch besondern Scherz an W. anbringen.

50. An Cotta in Tübingen. Bayreuth d. 20. März 1809

Hier send' ich Ihnen meine ,,Daemmerungen“, welche meine Freunde sehr der Friedenspredigt vorziehen.

Die Dedikazion

10 kommt auf die Verhältnisse der Zukunft an. Lassen Sie unter die Auszüge für das Morgenblatt die Note setzen, daß nicht ich jene

. gewählt. — Die leeren Seiten des Mfpts dürfen keine des Drucks

werden. Ein Ungenannter aus Norden schickte mir Beiliegendes über mich 15

für das Morgenblatt. . Das Inhalts Verzeichnis meines Buchjs^ muß vor die Vorrede

kommen. Leben Sie wol in dieser seltsam dämmernden Zeit! Ihr Jean Paul Fr. Richter

20

Eben gibt mir ein anderer Freund — der aber etwas Weniges dafür verlangt — etwas über die Posten für das MjorgenMjatt^.

Mögen Sie entscheiden.

*51. An Varnhagen von Ense in Tübingen. 25

Bayreuth d. 20 März 1809

Ihre Scheeren-Plastik macht nicht blos meinen Kindern, sondern

auch meinen Freunden und mir große Freude; nur dauert mich bei dieser Zeichnungs- oder Bildungs-Kraft zweierlei; — erstlich, daß 30

sie nicht zu ordentlichen künstlerischen Zwecken sich einlenkt — und zweitens Ihre Augen. Doch letztere noch [melE)r] bei Ihrer feinen kleinen Handschrift. Haben Sie denn so viel Augen als Argus, daß Sie nach ein Paar weniger nichts fragen? — Sie sind der größte

Augenverschwender, da Sie sogar fremde mit verschleudern.

In unserem i[literarischen Bayreuth kann ich Ihren Roman nicht bekommen, wenn Sie mir ihn nicht schicken. Ist er gut: so hat meine Persönlichkeit keinen Einfluß auf meine Unparteilichkeit.

Ich wünschte ihn sehr. Grüßen Sie Dlle Levi, mich könnte sie am besten grüßen lassen durch ein Schock voller Bogen. Leben Sie wol. 5

Ihr Jean Paul Fr. Richter 52. An Emanuel.

fBayreuth, 21. März 1809] Alter! Es ist sehr gut, daß ich besonders — so wie Ihre andern 10

Freunde — des Jahrs nur Einmal geboren werde; sonst würde sich Ihr Döhlau bald auf Ihre Kosten zerschlagen. Wahrlich mir ist allemal ordentlich bange vor Ihrem Übermaaß des Gebens. Den

Geschmack treffen Sie freilich treffend für

Sinne, 1) für den

Geschmack — es ist gut daß ich JohanneS'heisse — 2) den Geruch, 15

3) das Ohr und 4) den geistigen Sinn; denn von den Wein-Titeln an bis zum Kantors-Briefchen strömt das über, was in andern

Gassen Bayreuths längst eingetrocknet ist. Wer lehrt Sie denn in mein Amt greifen und so viel Mythologie wissen und ver­

20

brauchen?

Aber herzlichen Dank, Geliebter! Ich will ihn heute abends wiederholen, wenn ich Sie (nebst Otto) bei mir auf einen bloßen

Punsch sehe; wozu ich Sie bitte. R. 53. An Otto.

25 fBayreuth, 21. März 1809]

Mein ältester Alter!

Deine herzliche Liebe macht mir freilich

die höchste innigste Freude; nur aber solltest du sie anders aus­ drücken. Dieses Lexikon aus dem Keller ist zu kostbar. Abends

will ich dir — so wie der Blumistin und der Stickerin — wieder 30 danken, wenn ich dich nebst beiden und Emanuel bei mir habe auf

bloßen Punsch; wozu ich euch recht bitte. In meiner Nachmitternachts Stunde gingen heute — zufällig — meine Dämmerungen ab auf der Post; mögen euch allen die bösen auch mit entflohen sein.

*54- An Thieriot.

Bayreuth d. 21 März 1809 Abends

Mein alter guter Thieriot! Kennen Sie Liebe, so kommen und laufen Sie ohne Weiteres zu, zu mir! Lauter Herzen erwarten Sie. 6 — Der Teufel hole Sie, wenn Sie erst morgen kommen. Thieriot, nehmen Sie die Gabe des Augenblicks mit, wie ich. I. P. Fr. Richter

55. An Emanuel.

fBayreuth, 24. März 1809] 10 Meinen, unsern Thieriot hab' ich nie besser und lieber gefunden und gehabt! Wär' es denn nicht möglich, daß wir sämmtlich nach Eremitage gingen, um Ein Wort zu sagen? — Nämlich Otto mit, in welchem Falle Sie es ihm abfragten, da heute bei der größten Wäsche durchaus keine Magd frei ist. 15

56. An Emanuel.

fBayreuth, 24. März 1809] Mein treuer redlicher Emanuel! Alles hat sich verändert. Mein liebenswerther Offizier will wieder mit seinem Billet meine Frau ins Schauspiel führen — folglich folg' ich nach. Wir haben noch 20 viele schöne Tage (aber nur des Himmels bei dem Kriege der Erde) übrig; und diese sollen gebraucht werden. Mir hat mein alter Thieriot nie mehr gefallen als eben jetzt; Pestalozzi war das stärkende Gegengift Leipzigs, seiner Zeit, Vor-Jugend und Leserei.

25

57. An Emanuel.

fBayreuth, 26. März 1809]

Guten Morgen, mein Guter! Hier ist noch ein wenig Nachfeier des Geburtstages. — Ich sagte Thieriot Sie zu bitten, daß Sie sich für ihn den Katzenberger Den Fi[s]cher möchten geben lassen. — Kunzens Brief wünscht ich, um ihm das Geld zu senden. —

so

58. An Emanuel.

fBayreuth, 26. März 1809]

Auch fmich^ erquicken solche Liebesquellen, die über die Chausseen 2 er Städte hinüber springen, um in einander zu spielen.

59- 2ln Emanuel. ^Bayreuth, 26. März 1809]

Lieber! Ihre Briefe brachten mir viel — das Schönste, Pestalozzi's Achtung für Thieriot — Dann den Aufsatz von N^iederer^; er strebt nach dem Höchsten oder Allgemeinsten, oder Himmel, aber 5 er hat doch auf der Erde nicht derbe dicke Luft genug, um in den

dünnen Aether zu gelangen. — Danken Sie unserem W[angenheim],

der für das Gute brennt ja sich verbrennt, es mag in seiner Stadt oder 60 Meilen weiter liegen und keimen. — Weder das Werk noch die Urtheile darüber kenn' ich. — Mit Freuden nehm' ich 10 Ihre Anweisung nach Bamberg an.

60. An E manuel.

^Bayreuth, 28. März 1809] Guten Morgen, meiner! Ich habe die letzten Druckfehler an Zimmer zu senden; ich brauche also den Katzenberger; und er- 15 suche Sie um das Ersuchen, da heute der Brief fort muß. Es sind

wieder 582 fl. conv. bei mir zu verwechseln.

61. An Johann Georg Zimmer in Heidelberg.

Bayreuth d. 28. März 1809 Zu meiner Freude sind in Ihrer heutigen Lieferung gar keine 20

Druckfehler — und in der gestrigen nur wenige. Die lange Anzeige

der ersteren Druckfehler (welche Sie doch bekommen haben werden) wurde sonach wahrscheinlich durch die Handschrift selber, noth­ wendig gemacht, weil gerade die meisten in das neue Werkchen fielen. Haben Sie Dank für die so sehr prompte Bezahlung. Wie 25

könnt' ich mit Männern wie Sie und Ihr Handelsbunds-Genosse

sind die schöne Verbindung nicht fortzusetzen wünschen, so lange Sie meinen Wunsch auch theilen?

Z. B. diese vermischten Schriften können'(wenn Sie vom Pu­ blikum so behandelt werden als ich von Ihnen) lange fortdauern 30 in beständiger Vermischung des Neuen mit Altem. Aber auch ohne

vermischte Schriften können wir beisammen arbeiten. Ihre Wechsel nach Frankfurt sind gerade die besten.

Hiebei die vergessene Quittung. In einigen Wochen send' ich

Rezensionen. Geh es Ihnen wol in dieser Sturm-Zeit, worin man leichter Gutes thun als erleben kann!

6

Ihr

Jean Paul Fr. Richter N. S. Für den Kaufmann der Zukunft mach' ich die Nachschrift:

unsere Rechnung der zweiten [?] 2. Bändchen und Ihre Bezahlung ist quitt; und ich bin Ihnen nichts schuldig als Dank; und Sie mir

io auch keinen Heller mehr, außer wenn es gut geht, das was ich Ihnen schuldig bin. [2.] N. S. Möglich wär' es wol, daß der Kriegs Sturm mir

nichts zuwehte als sein Gegentheil, einen schönen Frühlingsfrieden in Heidelberg;

nämlich die Beschleunigung meines Vorsatzes,

15 H[eidelber]g zu sehen; ich sehne mich eben so sehr nach den Heidel­

berger] Menschen als Bergen und Strom und Lichtern.

62. An Friedrich Meier in Dresden.

Bayreuth d. 29. März 1809

Ihr freundlicher aus dem Herzen geschickter Brief an eines hat 20 mir die Freude über eine schöne Seele (eigentlich über zwei*)) mehr gegeben auf der dürren Welt; und darum antworte ich.

Schön

ist dieser Doppellauter der Freundschaft — dieses coeur ä coeur

statt eines bloßen tete ä tete —, der Entschluß an Einem Tage dasselbe zu lesen und zu bedenken. Ob ichs bin oder nicht, macht

25 das Schöne weder schlimmer noch schöner. Wer mich malen will, kann mich noch diesseits des Sargs haben. Ich wurde nie getroffen. Auch herzlich sei Ihr unbenannter Freund gegrüßt von mir; so

wie er geachtet ist seit Ihrem Wort.

30

Der Himmel gebe euch beiden das ins Herz was schwer heraus geht und wovon er den Namen hat — nämlich den Himmel!

Jean Paul Fr. Richter *) eigentlich über eine ganze Familie, deren ästhetische Einigkeit so schön eine höhere vorausseHt.

6z. An Frau von Lochner in Regensburg. [Sepie]

[Bayreuth, 29. März 1809]

— Freilich ifts leichter so wie schöner, Ihnen zu antworten, wenn

man dabei zugleich ins geistreiche — Gesicht sieht. — Gebe der Himmel Ihrer schönen innern Welt auch eine ähnliche äußere dazu. 5

64. An Emanuel.

[Bayreuth, 31. März 1809] Mein Emanuel! Ich sage Ihnen Dank für Ihre Note; ich setzte daher dem Briefe noch etwas für eine Familie hinzu, „deren

ästhetische Einheit eine höhere verspricht." — Und noch mehr Dank 10 für den schönen Abend; ich sollte immer Geld austragen, um zu

bekommen, was man dafür nicht kauft, Freude. 65. An Emanuel.

[Bayreuth, 1. April 1809] Guten Morgen! Es schmerzt [mich] seine stumme Flucht; jede 15

heilt sich schwer. Hat er Ihnen nicht die von mir geborgte musikalische Zeitung hinter lassen? 66. An Emanuel.

[Bayreuth, 1. April 1809] 20 Emanuel! lieber! Dank für den Todtenkranz oder die Grabes Blume des Abgeschiednen. Wohin ist er? — Dießmal hätt' ich

ihn so gern so lange gesehen. Leider wählte er trotzig immer die schlimmste Besuchs Zeit, nämlich meine Arbeitszeit.

Sie begehren ein Gedicht zurück? Ich entsinne mich keines mehr 25 bei mir.

Emma sagte. Sie hätten sie für Heute verlangt. *67. An Thieriot.

Bayreuth d. 3 Apr. 1809 Lieber Thieriot!

Sie haben leider das Requiem Ihres Ab- 30

schiedes durch den Klavierstimmer und die Kirchhofsblume eines Ab-

geschiedenen durch den Gärtner dagelassen. Der Teufel hole jeden,

den er zu bald holet! Ich hoffte noch so viel mit Ihnen zu thun und zu sprechen. Doch vorbei ist vorbei! Gehen Sie künftig nur

nicht früher vorbei als hindurch! Mit Ihnen ist nichts anzufangen 5 als — was der Tod und Gott weiß — das Ende. Meinen herz­

lichen Gruß an Eva! Richter 66. An Emanuel.

fBayreuth, 6. April 1809] 10

Ich sende Ihnen sogleich diesen guten Morgen für Otto und Sie — nach seinem Verlangen —, da man Ihnen fremde Freude nicht

schnell genug geben kann.

69. An Otto.

fBayreuth, 6.(?) April 180g]

15

Lieber Otto!

Mache dir nur nicht so viel aus meinen Spaß-

Monitorien. Du kannst mir sie ja gerecht zurück geben. Napoleon

schicke ich dir doch wieder, da ich ihn nicht immer haben kann wie meine Sachen.

70. An Hofrat Creuzer in Heidelberg.

fBayreuth, 7. April 1809]

20 fKopie^

Wenn einem[?] etwas seitwärts des Äquators plötzlich der

Nord- oder Polstern aufginge: dieser Mannf?^ hatte meine [?] Empfindung der Freude über dieses Gestirn aus Norden. — Bei Ihrem

Wunsche, daß ich Herders

Werke rezensieren möchte,

25 hatten Sie wahrscheinlich keinen — Spiegel!

Sie mit Ihrem

reichen großen historischen Sinn und Können und Kennen müßten

diese Bitte an Niemand thun als an H. Hofrath — Creuzer in Heidelberg. — Gerade das historische Auge ist Herders Polyphem

Auge.

Ich habe Schmetterlings Augen. — „Gott segne Ihre

30 Studien", sagte man sonst zu Abiturienten. Nun Ihre Studien

segnen uns selber und Sie gewiß auch mit.

7i. An Emanuel.

fBayreuth, 9. April 1809]

Guten Morgen! Ich kann meinem Emanuel die heutige Freude nicht früh genug schicken.

72. An Emanuel.

, 6 fBayreuth, 9. April 1809]

Nach einer Freude hab' ich allemal noch 2, die Hoffnung der

Ihrigen und den Ausdruck derselben. Wenn Sie so fortfahren im Französischen: so brauchen Sie kaum mehr fortzufahren. Ich bin sehr neugierig über den Grund 10

der Weinfrage. 73. An Emanuel.

sBayreuth, 9. April 1809] Lesen Sie doch das Beste in deutscher Sprache und Seele, was

je eine Deutsche geschrieben.

16

7A. An Emanuel.

fBayreuth, 9. April 1809] Auch ich dachte schon daran.

Einigen besten Freunden können

Sie es vertrauen. Das bureau kann doch nicht auf bloßes, nicht offizielles Gerücht, wenigstens vor der Hand höher schrauben. Diel- 20 leicht ändert die Zeit die Furcht und Abgabe.

Billet sans täche

fBayreuth, 10. April 1809] Guten Morgen! Guter! Es war fatal, daß mich gestern Langer- 25 mann, weil ich ihn vorgestern versäumt, eingeladen hatte und ich zugesagt. Jetzt kann ich passen. — Doch kann ich auch kommen. Hier ein Oelblättchen für Weiber; ich glaube nicht, daß viel von

einem Uriasbrief für die Herausgeberin darin ist; da ich mich jetzt aus Gründen mehr auf Linde lege. — Das Schreiben der Vorsteher 30 des Museums hast entweder du noch oder Emanuel. — Schicke, sei so gut, noch heute das Oelblatt an Emanuel. — Die Rezension,

deren noch 2 kommen, kannst du erst morgen an mich schicken. Emma kehrt vor dem Essen wieder um.

76. An Emanuel. ^Bayreuth, 13. April 1809]

Guten Morgen, Alter!

Sie haben sehr Recht, und ich hatte

vor io Jahren sehr fUnrecht^, da ich mit ihr sogar an meinem 5 Geburtstage, den sie mir feierte, nach dem Abschiede der übrigen

Gäste mit ihr über Frankreich zankte. Mailet hab ich nicht gelesen. 77. An HofgerichtsratNikolaus Bogt in Frankfurt a.M.

fBayreuth, Mitte April 1809]

[Äonjepf]

Mit freudiger Dankbarkeit nehm' ich den Ehrenplatz in Ihrem 10 Museum an, das selber unter den Museen Deutschlands einen so

schönen Ehrenplatz behauptet. Glücklich sind Musen und Wissen­ schaften unter den Auspizien eines Fürsten wie der Ihrige; indeß verdient Er doch nicht darum ein Mären oder Augustus derselben

zu heißen; denn erstlich beschirmt Er an ihnen gerade das, wogegen 15 beide Römer lebten, das Sittliche und Edle; zweitens steht Er

beiden auch in der Unparteilichkeit nach, indem es sehr natürlich ist, die Musen zu begünstigen, wenn man (wie Er) von ihnen selber

so sehr begünstigt geworden; und Er belohnt eigentlich, wenn Er fremdes Verdienst belohnt, nur Sein eignes im Spiegel. 20

Oesters werd' ich — da id) mir das Vergnügen der körperlichen Erscheinung bei Ihnen noch verweigern muß — mir das der geistigen

machen; und Ihnen kleine Aufsätze zusenden.

Mögen sie meinen

Wunsch und Ihren Zweck erreichen!

78. An Emanuel. ^Bayreuth, 23. April 1809]

25

Guten Morgen!

Warum nicht. Lieber?

Warum nicht das

Porto ersparen und den Wangenheim überraschen?

Hier der

Brief, den Sie, wie mehr gute Sachen, gerettet haben.

79. An Emanuel.

^Bayreuth, 23. April 1809]

so

Dank, Rechter! — Auch mich entflammt die Gesinnung, wenn

auch die Einsicht nicht die meinige ist. „Und dieses deutsche Volk soll gefallen sein, Mr. Fichte?"

8o. An Emanuel.

^Bayreuth, 25. April 1809]

Guten Morgen, mein geliebter Emanuel!

Ich hätte Ihnen

schon gestern meinen preisenden Dank für Ihr herrliches Blatt

sagen sollen. Meine in Zeit einer Stunde hingestürmte Arbeit muß 5 durchaus umgearbeitet und die wichtige Idee philosophisch ent­

wickelt werden. — — Eine alte Frau, der ich zum Hauszins leihe, sagte mir, es

stände an der Post rc. angeschlagen: Carl Fried. Rex.

— Der

König von Sachsen hat Dresden mit allem Kriegerischen geräumt 10 und den Befehl zurückgelassen, die Schlüssel der Stadt dem zu über­

geben, der käme.

Wunder-Zeiten!'

Odilie kehrt sogleich um. 81. An Emanuel.

jBayreuth, 26. April 1809] 15

Guten Morgen! Allerdings muß aus Pflicht und Klugheit zu­

gleich dieses gedruckt werden. — Gestern ging ich getröstet und wol bepackt mit angenehmen Zweifeln und Nachrichten aus der Harmonie nach Hause. — Ich möchte fast Odilia so lange bei Ihnen lassen bis der Korrespondent gekommen wäre, den sie schnell 20 brächte und zurück brächte.

82. An Emanuel. jBayreuth, 26. April 1809]

Hier ist das Zeichen.

3n der Zeitung sind Kains Zeichen.

83. An Emanuel.

25

jBayreuth, 28. April 1809] Hier, Guter! — Mein Sinn ist der: damit etwas gen Himmel

wachse, muß es Boden und nährende dicke Luft haben (für Psianzen

die beste); Th[ieriot] aber ist durch frühzeitige Uberverfeinerung und Reflexion etwas entkräftet. — Dank für die Zeitung; ich halte sie 30 jetzt selber mit einem andern mit. Die dritte Zeitung mußte anders

sein, und zwei sich gleich.

84. An Emanuel.

^Bayreuth, 29. April 1809] Dank für die Nachrichten ! Nicht auf 3 Tage sind die Wendungen

des Kriegs zu weissagen. Mit dem Wetter ist es anders; 9 Jahre 5 lang prophezeit Lamark, ob er gleich nicht sonderlich trift (denn ich gehe sehr von ihm ab). Ich meines Orts hätte längst mich

anders besonnen. 842" An Otto.

^Bayreuth, Ende April 1809?] 10

Guten Morgen, Lieber! Hier ein närrischer Brief, der auf der

einen Seite so genau wie Wachs mich kopiert, daß man an Parodie

denken sollte, auf der andern aber so viel Witz und Laune hat, daß ichs doch nicht denke.

*85. An Martin Hieronymus Hudtwalcker in Bamberg. Bayreuth d. 30 Apr. 1809

15

Kommen Sie nur! Ihr Brief ist ein besseres Dorgemälde als

sonst Prinzessinnen voraussenden, um geliebt zu werden. Ich hätte Ihnen gern früher geantwortet, wenn der Poststall — welcher die Poststube überwiegt — es erlaubt hätte. 20

Insofern Sie an mich schreiben, haben Sie an dem Humor und Witze Ihrer Briefe nichts zu ändern; insofern Sie an andere, d. h.

ans Publikum, müssen Sie Ihre Perioden mehr verengern und

Ihre Anspielungen mehr beleuchten. Ich freue mich auf Ihre Ansicht. 25

Vom Teufel sollen Sie hier nichts sinden als dessen begehrte

Papiere.

Ich wohne in der Friedrichsstraße No. 343.

So erscheinen Sie denn; Ihr Blättchen hat mir viel Freude mit­ 30

gebracht. Leben — d. h. fahren Sie wol von Bamberg bis Bayreuth und dann weiter so fort. Ihr

Jean Paul Fr. Richter 27

86. An Sardine Herder in Weimar. Bayreuth d. i. Mai 1809 Theuere Herder! Entschuldigen Sie mein Schweigen und Zögern. Ich wollte Ihnen alle meine neuesten Werke auf einmal senden; — und wartete also bis zur Ankunft der letzten. Sie werden 5 in allen meine alte Ruhe, ja die humoristische Heiterkeit wieder­ finden, aber auch das Herz, das einen Herder liebte. Sagen Sie nicht — wie in Ihrem Briefe — daß Herder eine stille Gemeine habe; jetzt hat er eine laute; ja fast keinen Wider­ sacher in so vielen Büchern mehr. Warum gab man aber dem 10 Unsterblichen diese leichte Freude nicht früher, als er noch ein Sterblicher war? — Noch konnt' ich für die Huber hier nichts thun; und in Bayreuth ist überhaupt wenig zu machen als Bücher, wozu man aber nur Einen braucht, sich selber. 15 Meine liebende Herder wird es freuen, daß mir der FürstPrimas neulich 100 Dukaten gab; und vom April an eine jährliche Pension von 1000 fL rh. Jacobi in München hat auch noch nicht das Kleinste für mich gethan — in dieser Hinsicht. — Noch rührte uns die Kriegs-Wetterwolke nicht an. Einzelne 20 Streicher kamen und nahmen, aber für — Geld; kurz sie nahmen nichts mit als — Dank. Alles unter meinem Dache ist gesund und stark. Wär' es nur zu machen, daß Sie und meine Luise auch darunter kämen! — Wäre kein Krieg, so wär' es eben zu machen! — Leben Sie wol 25 mit der Seelen-Tochter! — Grüßen Sie Wieland! — Ihr

Jean Paul Fr. Richter

*87. An Dr. Ferdinand Beneke in Hamburg. Bayreuth d. 6. Mai 1809

Um Ihnen meine Antwort und Ihre Aufsätze durch Ihren aus- 30 gebildeten lieben Landsmann zu senden, schreib' ich lieber eilig und kurz. Sein Wort ist mein Siegel, da die Post ihm und mir jedes andere verbietet. Ihr letzter Brief hat mich schön in Ihre Familien-Zimmer ein-

geführt. Sie sollen, weil Sie eg verlangen, auch in meine treten. Ich bin mit einer Tochter des Tribunals Raths Mayer in Berlin verheirathet —Namens Caroline wie Ihre — unser erstes Mädchen,

das uns auch im September geboren wurde, heißt Emma, wie 5 Ihre. Jetzt ists an Ihnen, diese lieben Ähnlichkeiten fortzusetzen

und folglich den nächsten Sohn Max taufen zu lassen und das nächste Mädchen Odilia: so sind wir ganz parallel. Mir that dieses Gleichungs-Spiel des Schicksals wol.

Caroline grüßt Caroline, Emma Emma und ich den Vater und io alles. Es geh' Ihnen wol. Ihr Jean Paul Fr. Richter

88. An Knebel in Jena.

fBayreuth, 6. Mai 1809]

[Äopie]

15

Blos um die Freude zu haben an Sie zu schreiben send' ich Ihnen dieses leere Blättchen, in der Hoffnung der größern, daß Sie ant­ worten. An einen Freund ist ein Briefchen ein Brief, es mag darin stehen oder fehlen was will. Der Überbringer, der auf Isola

bella rc. und folglich unterwegs gewesen, wird sich leicht ohne 20 mich empfehlen.

8g. An Otto.

fBayreuth, 7. Mai 180g] Hier, lieber Otto, hast du mein Mit-Gefüllsel für das Cott[aische] Taschenbuch.

Ich habe mir drei Tage Ferien des ge-

25 wohnlichen Trinkens und Schreibens gegeben — ein Leib-Herkules steht jetzt da.

In vier Wochen wollt' ich der gesündeste Mensch

werden, wenn ich wollte; und in der fünften dadurch ein besserer Schriftsteller. Aber mit klein zu machenden Aufsätzefn^ für andere Bücher als 30 meine peitscht mich ewig der Teufel; denn z. B. die Pension oder

das Museum erwartet dergleichen 4 mal jährlich, wenn nicht öfter.

Verbessere doch selber jedes Verschreiben. Die Anlage des Klubs gab mir freilich zu bogenlangen Aus­

spinnungen Raum und Recht.

go. An Cotta in Tübingen.

Bayreuth d. 8. Mai 180g Hier, guter Cotta, sind die Beiträge für das Taschenbuch; das

Komische wird den „poetischen Kleinigkeiten" vorgedruckt. Der Aussatz über die Posten ist an H. Präsident Wangenheim 5

in Studtgardt von seinem Freunde geschrieben; wollen Sie solchen

ihm zustellen? — Ihr Anerbieten ist sehr gütig. Da mir aber mehr an der Be­ schleunigung des Drucks als des Bezahlens gelegen ist — besonders in dieser jedes Rathes bedürftigen Sturmzeit —: so bitt' ich Sie 10 blos um eine Anweisung an Bethmann auf die muthmaßliche

Hälfte des Honorars. Ich wünsche Ihnen herzlich Freude und — Frieden.

Ihr Jean Paul Fr. Richter 15 D. Varnhagen, für den ich neulich ein Briefchen an Sie ein­

schloß, hat mir noch nicht geantwortet. gi. An Fräulein von Knebel in Bayreuth.

^Bayreuth, 8. (?) Mai 180g]

[Äopie]

Dank für solche Frühlingsblüten, welche Herbstfrüchte zugleich 20 sind. Ich rechne sie unter die besten und feinsten, die uns unser Eden-Gärtner Knebel je gegeben.

Mein neuliches Verlieren

macht, daß ich täglich zwar nicht das ganze Vater unser, aber doch die 5** Bitte daraus bete. Leben Sie frühlingswol.

25

g2. An Otto.

^Bayreuth, 13. Mai 180g] Guter Otto!

Etwas Kleineres kann ich dir schwerlich schicken

als Folgendes ans Museum. — Dein Büchlein les' ich mit Freude und — Aufmerksamkeit zu­ gleich; daher, da du einige Noten darüber begehrst, hab' ich es noch so

nicht durch. Max hat 1 Stunde Urlaub.

93- An Emanuel. [Bayreuth, 13. Mai 1809] Willkommen, Zugvögelchen!

Ihr Aufsatz ist bestimmt und

treffend und kurz geschrieben. Auch ich bedecke mir durch Schreiben 6

Krieg und seine General-Stäbe, die uns früher schlagen und prügeln als den Feind. Nur lassen Sie ganz die Erwähnung der Posten aus; diese könnten gegen den ganzen Vorschlag protestieren, auch Becker, der ihr Abhängiger, ihn nicht einrücken. Man versteht Sie

doch. — Durch Cotta ließ ich Ihren Brief an W[angenheim] über­

geben. — Ich bin jetzt fast von medizinischen Nöthen [frei], blos 10

weil ich eine Woche lange mäßiger schreibe und trinke. Ich könnte

der gesündeste Mensch in Bayreuth [sein], wollt' ich sonst. — Sagt'

ich Ihnen nicht das beste Wetter voraus? N. S. Heute, noch gewisser Morgen kommt ein Gewitter; und ich erlaube Ihnen, Gebrauch für andere von der Voraussage zu machen. 16

94. An Emanuel.

[Bayreuth, 14. Mai 1809] Es sind zwar nur Kleinigkeiten für das Museum (in Frankfurt); da aber ihr künftiger Druck sich lange verzögern [wird]: so können

Sie solche ja durchlaufen und der Emma zurückgeben. 20

95. An Emanuel.

[Bayreuth, 14. Mai 1809]

Grossen Dank! Glück auf diese nöthige Reise!

Jetzt wird manches bei ihm

[Thieriot] besser werden als seine verdammte Dinte ist. 25

Er legt

sich ordentlich auf Bleistift-Dinte. 96. An Friedrich de la Motte Fouqu6 in Berlin. Bayreuth d. 14» Mai 1809

Ihr geistiges und leibliches Geschenk erhielt ich eben, als ich die Rezension des Alwins mit vieler Freude über diesen geschlossen 30

hatte — Aber wie übertraf meine Erwartung und diesen Ihr Sigurd!

Er ließ mich nach einem zweimaligen Lesen an Einem

Tage im alten Entzücken und Urtheil und siegte; wenige obwol gute Bücher halten bei mir dieses doppelte Schachgeben aus. 3i

— Und darauf hab' ich ihn noch beurtheilt, d. h. gelobt.

Ich erspare mir Briefpapier durch das Druckpapier der Heidel­ berger Jahrbücher, wohin ich Sie darüber verweise.

Allen meinen Freunden gab ich mit Sigurd denselben Festtag.

Auf die Vollendung eines solchen Cyrlus und Zauberkreises bin s ich begieriger als auf den quadrierten Zirkel. Haben Sie Dank!

Das Leben fei Ihnen so gewogen als die

Muse!

Ihr Jean Paul Fr. Richter 10 [Slbr.] H. Baron de la Motte Fouquö, Verfasser des Sigurds,

Berlin.

Abzugeben bei H. Buchhändler Hitzig.

97. An Otto. In Miedels Garten d. 15 3Tt[ai] (Montag) 1809

Deine neue und feine Dedukzion und Devalvazion hab ich heute 15 zu Ende gelesen; aber desto mehr ihren Rest — der aber wahrschein­ lich den größern Theil ausmacht — gewünscht zum Vergnügen

und Urtheil. Das mir besonders Gefallende hab' ich mehrmals vertikal angestrichen. In der Fortsetzung wirst du — vermuthe ich —

dich

mehr auf den kameralistischen und moralischen ,:c. Beitrag 20

zum Verfalle einlassen, so wie jetzt auf den diplomatischen. Aber

nicht ohne alle Parteilichkeit gibst du dem preußischen Aberglauben an den veralteten KriegSwerth zu viel Gewicht beim Untersinken;

ein anderer würde aus dem Glauben an sich selber geradezu Siege ableiten; folglich ergänzt sich deine Dedukzion erst durch die Bei- 25

ziehung mehrerer Staats-Krebse. Was mir am meisten gefiel, (außer der Ruhe, womit du Moral

und Politik in ihren Gränzen ausreden läßest, und außer der Dar­

stellung, wie N^apoleon^ immer auf den Augenblick zu höhern Planen stieg) —nämlich die Selbsttäuschung über eigne und fremde 30 Besitztitel, solltest du in Kürze umarbeiten. Erst unter dem Schreiben

entwickelt sich der Gedanke immer erwachsener, und du gibst anfangs

das punctum saliens, dann das Kind, endlich das erwachsene Wesen. Gib doch lieber nur letzteres. Mach' es wie ich und andere;

Z2

stürme alles auf ein Nebenblatt hin, alle Hülfs- und Anfangs Ge­ danken. Dann haft du die volle Materie unter deiner Hand und Macht, und du ziehst blos das gedrungne vollendete aus ihr aus

und verschonst uns mit den Keimen. 5 Die übrigen Noten liegen bei. Der Titel des a[n6ern] Aufsatzes könnte sein: Deutsche Ver­

sündigung an Deutschland zum Vortheil Englands — oder Vor­ schläge für Deutschland zum Siege über England — oder irrige Selbst-Devalvazion der Deutschen zur irrigen Valvazion der Britten io — oder Aufruf an die Deutschen, über (wider, gegen) die Britten weniger zu schreien als zu siegen (handeln und zu arbeiten). Indeß

sind, wie du leicht siehst, dieß noch nicht die ioo Titel sämmtlich, die ich dir zu deinem Aufsatz zu liefern habe.

N. S.

Jetzt hab' ich auch den 2ten Aufsatz wieder gelesen.

15 Ohne Rücksicht auf Zeit müßte er bleiben wie er gewesen.

So

aber ist er noch immer nicht der politischen Zensur angefügt. Die Blätter g, io, n, rc. iH ständen besser vor und der Anfang nach.

Mache denn — da du diese diplomatischen Ausweichungen nicht so kennst als die Poetik sie kennen lehrt — blos einen andern Eingang 2o und sprich (am besten mit den Blättern g, io etc.) lange davon,

wie der Handels-Sieger Deutschland seine Waffen dem Besiegten übergibt und letzterer wird und wie Englfänder^ über die Sachsen siegen wie sonst umgekehrt. Entweder arbeite um oder setze um. Den hohen Werth des Aufsatzes geht freilich dieser Rath der Zeit 25 nichts an.

g8. An Emanuel.

fBayreuth, 17. Mai 180g] Guten Morgen! So gesund wie ein Fisch im Wasser und ein Aal in dem Erbsenfeld. — Obgleich der Kirchenrath Schwarz eine sehr gute, aber dicke

30

Erziehungslehre geschrieben — wovon er mir den neuesten Theil

zum Versilbern geschenkt — so ist doch in seinem Briefe allerlei

Geistliches, was mir nicht gefällt.

N. S. 3

Die Pfingsten werden schön.

Jean Paul Briefe. VI.

33

gg. An Emanuel.

^Bayreuth, 18. Mai 180g]

Und wir wollen noch klagen? — An Gerechtigkeit ist jetzt nicht

zu denken, nur an Verstand. — Das Ende, das unmaskierte Carnaval, erquickte mich. — Ihr Leute, wartet doch; jetzt gibts keinen großen s

Menschen, das stürmische Europa zu glätten und zu ordnen; folg­

lich wär' es ein Unglück gewesen, wenn deutsche Siege, d. h. ein deutscher Bauernkrieg, ohne den Dito-Kopf erfolget wären, der

erst die Kriege gut macht. — Haben wir uns freilich jetzt wieder geschwächt, so gilts für die zweite Partei auch; und beide erholen 10

sich mit einander, ja nur auf Einer Seite wächst der Haß — aber nur erst einen Prinzipal-Kopf her!

N. S.

Muß man auch jetzt nach Hof einen Paß lösen?

100. An Emanuel.

sBayreuth, ig. Mai 180g] 15

Nun, so hat Sie Ihn £)en[n] am Kopulier-Band! So gehts allen Männern, sogar von Goethe an! Mit einem Paar Tausend kann

man umgehen, ohne Traualtar; aber mit Einer, wie sie auch sei, und wäre sie der Teufel oder Göethens [! ] Frau — nächstens ists vorbei und der Mann auf ihrem Kopfkissen. Übrigens find' 20

ich in Thieriots Briefe nicht eben besondern Ordnungsgeist, sondern seinen alten Zart-Sinn.

101. An Frau von Dobeneck in Bayreuth.

^Kopie^j

^Bayreuth, 26. Mai 180g]

Dieses Blättchen sag' Ihnen meine Freude über die Wiederkehr 25

eines für Ihre Freunde so schönen Festes — und drücke den Wunsch aus, daß der Tochter des Maies der Lebensweg mit nichts härterem bestreuet werde als mit den Blumen dieses Monats, denen sie so gleicht an Bescheidenheit und Reiz.

Dann werden durch 1 Glück

4 Menschen beglückt.

30

102. An Frau von Lochner in Regensburg.

[ÄDpie]

^Bayreuth, 31. Mai 180g]

— das Wort Regensburg — mir sonst ein so lieber Laut — zeigte mir, seit der Würgengel sein Schwert darüber ausgestreckt, nur

Wunden und Thränen —

*103» 2lrr Professor Böckh in Heidelberg. Bayreuth d. 31 Mai 180g Meine Theilnahme an den Heidelberger Jahrbüchern belohnt mich reich durch die Verbindung und Bekanntschaft, in welche sie L mich mit so vielen hochgeachteten Gelehrten setzt. Ihr Brief ge­

hört unter diese Belohnungen. Sehr gern streich' ich den Namen Schlegel aus der Rezension.

Nicht einmal meinen Feinden mag ich weher thun als es literarisch

nothwendig ist; geschweige einem Manne wie Schlegel, dessen sel10 tenen Kunstgeist ich so achte und den ich persönlich kenne. — So

wie ich aber gerechten Tadel über mich nicht verzeihend aufnehme, sondern dankend: so setz' ich freilich dieselbe Aufnahme meiner wolwollenden Rügen zu leicht bei andern voraus.

1) Baggesen Wallers Briefe und 2) Delbrück über die Dicht15 kunst will ich gern beurtheilen, wenn ich sie — habe. Leider find' ich bei dem hiesigen Buchhändler nicht viel mehr Neuigkeiten als etwan den — Meßkatalog. Leben Sie wol! Ich grüße meine Freunde.

3hr

Jean Paul Fr. Richter

20

104* An Cotta. Bayreuth d. 4- Jun. 1809 Ich danke Ihnen für Ihre Nürnberger Anweisung.

Hier send' ich aus einem noch im Juny erscheinenden Buche: 25 „Dr. August Friedrich Schweiggers Nachrichten über die Irren­ häuser, Kranken- und Pflegeanstalten zu Paris, herausgegeben

mit Zusätzen und einer Nachschrift von Dr. J. G. Langermann,

Leipzig bei Beygang" die Beschreibung eines Schauspiels von

Wahnsinnigen und für Wahnsinnige aufgeführt, zum beliebigen, 30 wenn auch abkürzenden Einrücken ins Morgenblatt. Mit Mühe hab' ich — dessen Werke auf dem Nachttische jeder

Jungfrau gefunden werden dürfen — die 2 wahrscheinlich anstößigen Stellen errathen.

Die eine ist in der Rede des Konsistorialis;

streichen Sie also von „Und denkt nicht mancher dichtende Nach-

35 ahmer" bis „pißt" durch.

Die andere von der Stadtpfarrerin

werde nach beiliegendem Rezept verbessert. Eine neue Lieferung

verbieten mir jetzt meine Geschäfte. — Im Falle der Nicht-An­ nahme erbitt' ich es zurück. Darf ich einen Mann, der den halben deutschen Buchhandel in

den Händen und auf dem Halse hat, wol um die Mühe ersuchen, 5 unter den „poetischen Kleinigkeiten" in der betitelten „Liebessehn­

sucht" statt „hangt sie sich" zu setzen: „hängt Liebes Sehnsucht sich an das Herz"? Leben Sie rool'

Ihr

10

Jean Paul Fr. Richter

N. S. Fände die Zensur im Alltagsklub politischen Anstoß: so streiche man nur aus. Oder gibts einen dritten zynischen Anstoß:

weg damit!

[8ei[age]

15

Als Gast war im Klub ein durchreisender Schauspieler, welcher

wie ein französisches Trauerspiel, nicht ohne Liebe sein konnte. Die alte Kehrstephanische Stadtpfarrerin mußte nach kurzem Finger­ schütteln sich so gegen ihn auslassen: „die alten Griechen hatten blos ganze Dramen voll lauter spielender Satyrs, wir zuweilen 20

ganze Schauspielertruppen." rc.

105. An Otto.

^Bayreuth, 7. Juni 1809]

Du bist doch gar zu gut, du Alter! So zu halbieren, nämlich dich. Andere halbieren andere. Ich werde den alten Bekannten 25

mit schöner Erinnerung an seine Vorgänger trinken und wirklich etwas dabei erschreiben. — Vielleicht kann ich dir heute die Rezension der Vorschule in der Jfenaischen] Literatur] Zeitung schicken.

Gleichen guten Morgen!

Mein Schauer war gestern vorbei.

Heute abends komme mit Amoene zum Thee; vielleicht kommt 30 die Dobeneck und die Gräfin.

106. An Emanuel in Döhlau.

Bayreuth d. 12. Jun. 1809 Theuerer Emanuel! Der gestrige Tag war uns durch die ganze vorige Woche ein künftiger. Hier wollen fünf Menschen — ich, 35

Cfaroline] und drei Siemens!] — Sie in Ihren Haarschlingen fangen und legen sie Ihnen ohne Lockspeise, damit Sie hinein gehen. Unsere Liebe hängt weder an einem Haare noch an mehreren, sondern an Banden, die wol ein Leben tragen. Ich wollte, mein 6 Emanuel, Sie feierten lieber den nächsten Geburtstag und die ge­ heimnisvolle Lücke wäre schon ausgefüllt. Nun, — segnet der Himmel nicht, so heilet er doch; und so wollen wir hoffen. Es gehe Ihrem Herzen wol! Und in dieses rückt zum Glücke kein Krieg ein. Wenn und wie werden wir uns wieder sehen? — Caroline grüßt io Sie. Leben Sie wol! Ohr Richter 107. An Otto. jBayreuth, 21. Juni 1809]

Lieber Otto! Da ich jetzt wegen meiner Kränklichkeit immer jeden dritten Tag in Einem fort lesen muß wie ein Minister — und da mich die Bücher im Repositorium (meistens wissenschaftliche) fast anekeln: so bitt' ich dich um einige mich wiegende: 1) Roußeaus Brief an d'Alembert über die Schauspiele — 2) Müllers 1 Band 20 der Schweizergeschichte (dir wird gewis seine Todes Anzeige den giftigen Stich gegeben haben wie mir, da uns der Sarg eine einzige Universalgeschichte einsargt) — 3) Buch über die Ehe, oder hast du es nicht, bürgerliche Verbesserung der Weiber. Ich werde sie nicht so lange behalten als den längst gelesenen aber noch nicht 25 exzerpierten Montesquieu. — Morgen Vormittag will ich meine zwei Zwerg-Packträger schicken.

15

108. An Emanuel.

jBayreuth, 2i.Juni 1809]

Guter Emanuel! Vielen Dank für so viele öfnungen und Ein30 sichten in schöne Herzen. — Wang[enheims] Urtheil über Stockar haben leider 2 unparteiische Literaturzeitungen wiederholt. — Otto hat einige von diesen Briefen noch nicht gelesen. — Gesund bin ich noch nicht ganz; die dritte Nacht ist immer eine Teufels Nacht für mich. 35 Max hat eine Stunde Urlaub, wenn Sie ihn erlauben.

100. An Emanuel.

^Bayreuth, 25. Juni 1809] Guten Morgen, Emanuel!

Meine Nacht war recht schön ge­

stirnt und heute kann ich tanzen bis morgen abends, wenn anders die Arznei nicht hilft, die ich morgen nehme. Darf ich Sie mit 5 2 Fragen plagen: kann ich nicht für pr. cour. oder auch pr. rtl. Gold bekommen mit einem Aufwechsel, daß ich nicht viel verliere

wenn ich es wieder verwechsle? — Soll ich — wegen des Kriegsfturm[d] — wieder mein Kästchen nach Baden schicken oder in Ihr

geheimes Loch, das ich einmal sehen möchte?

10

110. An Otto. ^Bayreuth, 26. Juni 1809]

Lieber Otto!

Genieße S. 30 die schöne Stelle Hippels. —

Nach der Postamtszeitung hat Napfoleon] den Pabst ab- und auf Pension gesetzt und den Kirchenstaat zum italienischen Reich 15

gezogen.

Welche Kühnheit mitten in einem Kriege durch und

wider Katholiken ! — So aber steht keine Krone, kaum was darunter

ist fest. — Die Nemesis ist jetzt die Stubenkameradin der Asträa. Der österreichisches General soll gesagt haben, bei Ankunft

der Franzosen zieh' er sich zurück.

20

in. An Emanuel.

jBayreuth, 27. Juni 1809]

Lieber Emanuel! Ich bejammerte gestern sehr meine vom Himmel verordnete Abwesenheit. Nachts schlief und am Morgen

schrieb ich wie ein Jüngling. — Wie kann Thieriot für solche 25 Miseren („ich streue den Spatzen Futter") Postgeld verschwenden! Schreiben Sie ihm doch im Punkte der alternierenden Heirath

gerade heraus, daß er ein Narr ist und daß Sie für humoristische Weiber nicht seinen Geschmack hätten. — Der Brief an Seiffarth

ist scharf, witzig, trefflich; desto unverzeihlicher das Wort „Der- 30 ehrung" — Treuergeben will ich nicht sehr rechnen. Warum

will denn der Mensch einen Brief voll Wahrheit immer mit einer Unwahrheit schließen. Oder verehren Sie wirklich einen Seif­

farth? Ich habe daher seit Jahren am Ende der Briefe nach dem Lebewol — sogar an Fürsten — nichts gesagt (nicht einmal 35 38

ich bin) als z. B. an Primas: „dieser Wunsch wird vielleicht vom

Schicksale leichter erfüllt. 71 7 '

~ Ihrer Hoheit rc. rc. rc.

5

So mach' ichs auch mit den Anreden. Hier ist auch der Wechsel zum Verlängern.

Den Teller wollt' ich blos durch Kinder nicht

schicken, darum blieb er solange zurück.

Gute Nacht, Lieber.

112. An Emanuel. 10

Lieber Emanuel!

^Bayreuth, 30. Juni 1809] Ich hab' es schon längst — mit mehreren

Völkern — bemerkt, daß ordentlich hinter jeder geistigen Ent­ zückung — die körperliche wird eher gegönnt — ein böser Geist lauert, der seinen schwarzen kalten Schatten darauf wirft. So war dem bösen Geist Ihr Jdyllenleben in Döhlau nicht recht. 15

Mein Fieber kommt jeden Tag 2 Stunden früher,freilich schwächer,

kostet mich aber doch viel Zeit, da ich nur lesen kann. Jetzt, Nach­ mittag bin ich ganz wol; morgen ist der noch bessere Tag. Schaden

kann es ja nichts, daß ich meine Pension später mir zahlen lasse? — R. 20

HZ. An Emanuel.

^Bayreuth, i.Juli 1809]

Guten Morgen! Es war schön, daß Sie gestern nicht wie sonst

davongeflogen, sondern ordentlich davongegangen sind. — Hier Bethmann. — Schreiben Sie mir doch auch außer der Quittung 25

die Anweisung mit vor. — Der einfältige Münch wollte mir wieder 50 pr. rtl. aufhängen. Also bitt' ich Sie um die Abnahme nach Ihrem gestrigen Vorschlag.

114. An Emanuel. SO

^Bayreuth, 3. Juli 1809]

Verzeihen Sie ja. Theuerer, den Aufschub auf heute!

Hier ist alles Begehrte. Mein Fieber, das täglich früher kommt (das Befferungs Zeichen)

wird mich bald gar verlassen. Möchte nur das europäische Wechsel [fieber] auch endlich durch Pulver und (3 pfündige) Pillen weichen. 35

Das Papier, worauf ich schreibe, erinnert mich an meinen Dank dafür.

ii5- An Emanuel. fBayreuth, 5. Juli 1809] Verzeihen Sie die Verspätung des Geldes, Heber Emanuel! Ich

war 2 mal nicht zu Hause. Hier auch der Teller, womit Sie immer außer Hause traktieren.

Zum Schreiben weiß ich nichts neues, 6

aber zum Sagen und Verschweigen viel.

116. An Otto.

fBayreuth, ii.Juli 1809] Lieber Otto!

Um 1 Uhr will das Fieber — aus spaßhaften

Gründen, die du erfahren sollst — den stärksten und letzten Sturm 10

auf meinen Leichnam laufen, der sich aber schon wehren wird. Da i ch aber Langweile als bloßer Zuschauer habe: so will ich — während

sie fechten — etwas lesen, etwan Montesquieu’s Privatbriefe und Müllers zweiten Theil, wenn du sie mir geben willst. 117. An Emanuel..

15

fBayreuth, 12. Juli 1809] Lieber Emanuel! Gestern Vormittag arbeitete ich — und Nach­

mittags würd' ich bearbeitet von meinem Fieber-Kobold, vielleicht

das letzte mal. Ich lese keine weiblichen Briefe lieber als die Jfettens^, weil 20 eben so viel Verstand und Blick als Gefühl darin.

Sie sieht die

H[offmann?J wie ich diese längst errathen. In Rücksicht des

Politischen fürchte und hoff' ich nicht; jede Stunde vernichtet die andere. 118. An Otto.

26

fBayreuth, 13. Juli 1809] Ich bedauere, daß ich dich gestern versäumet habe; heute wär'

es nicht geschehen, da zum Glück das Fieber mich mit seinen zwei Jahrszeiten, Winter und Sommer, wieder umzogen hat. Kannst du mir nicht Montesquieu’s restierenden Esprit des lois 30

geben? Gute Nacht! Der Geplagte ist ein Plager.

4o

iiq. An Emanuel. fBayreuth, 16. Juli 1809] Guten Morgen statt der guten Nacht! Die Furcht, die heute

die Thore versperrte und aufmachte, möcht' ich näher kennen, da

5 ich Nachmittags nach Hainersreuth fahren und doch bei der Rück­ kehr das Thor offen finden möchte. Könnten Sie mir nicht bis gegen i Uhr recht bestimmte Nachrichten verschaffen?

120. An Emanuel. fBayreuth, 17. Juli 1809]

10

Mein lieber Emanuel!

Sie überschütten mich mit Früchten;

und für Sie Lsts am Ende ein Misjahr, weil Sie alles verschenken. Meinen Dank für die kleinen Freuden, deren so viele auf Einen Teller gehen. — Ich sende Ihnen nur Einen Teller aus Angst des

15

Zerbrechens. Ach wenn ich doch recht sichere Beweise und Quellen der tröstenden

Nachricht des Waffenstillstands hätte! Mein Fieber ist in der Nacht jetzt so unbedeutend, daß ich den

warmen Theil davon in schönen Träumen verschlafe.

Und doch werden einem eben jetzt die Ohren und alles übrige 20 warm gemacht durch allerhand

Gerüchte!

121. An Emanuel.

fBayreuth, 18. Juli 1809]

Guten Morgen, Guter! Ich komme heute, wenn auch etwas später. Auch ich fürchte nichts, da ja die Behörden, nicht die Waffen

25 entscheiden können. Und überhaupt ist vielleicht jetzt schon Friede. *122. An Professor Böckh in Heidelberg. Bayreuth d. ig Jul. 1809

Verkehrtester Herr Professor! Den 31. Mai hab ich Ihr gütiges Schreiben beantwortet. Da ich nun die beiden zum Rezensieren ge3o wählten Werke von der Buchhandlung noch nicht erhalten — Baggesen Wallers Briefe und Delbrücks Gastmal rc. — so vermuth'

ich, daß mein Brief, da der Krieg alles, also auch Briefe nimmt,

nicht angekommen. Ich wiederhole ihn gern, da mir soviel an der 4i

Erfüllung Ihres Wunsches liegt, daß der Name Schlegel aus der Rezension weggelassen werde. Er kam ohne bittere Beziehung hin­

ein, da ich ihn als Kritiker und jetzt besonders als Mensch sehr achte und wir längst einander persönlich in Weimar liebgewonnen.

Leben Sie wol! Was vielleicht jetzt leichter wird, da der Friede mit 5 seinem Morgenröthe heraufdämmert. Jean Paul Fr. Richter

123. An Friedrich Vieweg in Braunschweig. Bayreuth d. 19. Jul. 1809 10

Ihr Schweigen — über welches ich hier selber schweigen will — müssen Sie Ihrem Worte gemäß durchaus auf meine Frage unter­ brechen, ob Sie das Werkchen über das Abcbuch, das ich jetzt voll­ enden will, auf Ostern 1810 verlegen wollen.

Leben Sie wol!

Jean Paul Fr. Richter 15

124. An Chr. Heinr. Gottlieb Hake in Bayreuth.

[Äopie]

^Bayreuth, 22. Juli 1809]

daß sich bei mir seit 6 Wochen etwas schlimmeres als Soldaten

einquartiert, nämlich das Wechselsieber; jene wollen Essen, dieses will keines — Fieber-Sechs-Wöchner — Lasse dich nicht in deinen 20 Arbeiten stören, die ich leider um eine neue vermehre.

125. An Christoph Otto in Hof. [Äopie]

^Bayreuth, 23. Juli 1809]

Ich komme immer mit einer Bitte zu dir, aber das Recht dazu

gibst du selber durch dein Bureau-Siegel. Es ist eine Trink- oder 25 vielmehr merkantilische Schande für Bayreuth, daß eine so schön

gebauete Stadt keinen Keller hat, worin ungarischer Wein ist. 126. An Emanuel.

^Bayreuth, 23. Juli 1809]

Meiner! Wenn ich nur alle mal wüßte, wie viel Sie von einem 30

Geschenke selber genößen: so schmeckte mir Ihres noch süßer. Senden Sie mir nur nicht so viel, Guter, damit ich weiß, es essen

2 Menschen zugleich. Diese Johannisbeeren^ sind die besten dieses Jahrs.

Meine Heilung geschah durch den Geist. Niemand kennt diesen und dessen Körper-Futteral so gut als ich; daher ist Oftto's^ Rath,

5 eine Zeit lange nichts zu thun, der ungesundeste. Ich bin froh, daß 2. [?] fort ist; sie hätte Ihre Güte oft in den Schmerz gesetzt. Nein zu sagen.

Dank! — Hier ist der vorige Teller.

io

127. An Emanuel. Guten Morgen!

fBayreuth, 29. Juli 1809]

Wollen Sie aus Spaß bis auf Morgen

meinen Spaß —für Göschen in Leipzig — lesen? Es gibt doch

nichts Neues?

15

128. An Georg Joachim Göschen in Leipzig.

Bayreuth d. Zi. Jul. 1809 Hier send' ich Ihnen für Ihr Taschenbuch endlich den Beitrag, der nur auf den Abzug der üstreicher wartete, um den Weg zu einem bessern Leser, als die bewaffneten Leser auf der Poststrafse

20 sind, anzutreten. Sogar die sächsische Zensur, welche so gern amputiert — oft weniger kranke als starke Glieder —, wird, hoff' ich, an meiner „Belagerung" ihre Instrumente nicht anzusetzen brauchen. Ich bitte Sie, wenn es Ihre Geschäfte erlauben, um Anzeige

25 des Empfangs.

Mit Vergnügen ergriff ich die Veranlassung

Ihres Kriegskalenders, an Sie zu schreiben und Sie meiner Hoch­

achtung zu versichern. Jean Paul Fr. Richter 30

i N. S.

Peter Stöcklein war wirklich der erste Buchhändler

in Leipzig und starb iO2Jsahre^ alt; aber das Zitatum konnt' ich in meinen etwas dicken Exzerpten nicht sogleich finden.

2 N. S. Krause findet nicht sogleich Zeit zu einem Briefe; auch wartet er noch immer auf den Ihrigen, den Sie ihm durch 35 mich versprochen.

I2Q. An Emanuel.

, jBayreuth, zi. Juli 1809]

Der Vers. ist ein Heller guter Kopf; aber da er im Allgemeinen bleibt — bei welchem er sich vielleicht das Besondere denkt — so helfen seine Regeln gerade so viel als wenn ich dem Menschen- ü

geschlechte anrathe: „schlage nur überall den Mittelweg ein und

bedenke alles, so wird es schon gehen,oder ich heisse nicht Richter." Lieber, Sie sollten einzelne Erziehungs Bemerkungen geben; nur wissen Sie nicht, wo Sie anfangen sollen.

Am besten wär' es, 10

Sie gäben überhaupt Exzerpten aus Ihren Briefen ohne weitere

Wahl.

Gute Nacht, Alter!

130. An Emanuel. ^Bayreuth, 1. Aug. 1809]

Sind Sie ungefähr um 5^2 Ut)r zu Hause? — Ich habe nur 15

eine kurze Frage zu thun und nachher wieder fort zu gehen.

131. An Emanuel.

^Bayreuth, 4- Aug. 1809] Guten Morgen! Eine Frage für mein Buch: wie viel kann wol

der größt mögliche Smaragd in einem Ringe werth sein?

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Könnten Sie doch heute — wie neulich Waffenstillstand — so Friede mit großen Buchstaben schreiben!

132. An Otto. ^Bayreuth, 8. Aug. 1809]

Lieber Otto! Emanuels Brief an seinen Vater hab' ich gefunden 25

und ihm geschickt.

Gestern nahm ich ein Brechmittel, das mir eine köstliche Nacht gab. Die Geschichte meiner jetzigen Krankheit ist zu lange für ein

Stückchen Blättchen; du sollst sie hören nach meiner Heilung. Hier hast du vor der Hand weniger Herder als Müller. Kannst 30

du mir die Horen*) geben? Bestelle nur die Bötin wieder zum Füllen ihres Fruchtkörbchens, wenn du im Ausleeren des deinigen gehindert wirst. *) Oie Propyläen hast du wol nicht.

Wechselfieber ists nicht, aber Folge davon.

Ich wollte, man

könnte den steilen kahlen tarpeiischen Felsen der Krankheit und des Sterbens aufsteigen mit den besten Werken von der Welt, eh man hinuntergeworfen würde.

133. An Emanuel.

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fBayreuth, 9. Aug. 1809] Guten — August, lieber Emanuel! Aus Scherz schick' ich Ihnen die vierte

fBayreuth, 19. Nov. 1809]

'

Guten Morgen! Ich hätte dich beinahe betrogen — um 2 Bouteib 25 len deines Weines, dessen Preis ohnehin so niedrig steht als ein Wiener Bankzettel —, indem ich dir nur 12 si. 30 kr. schickte. —

Hier ein Almanach. Die Tragödie soll sehr gut sein. — Die Nach­ richt der hiesigen Ouartier-Lasten steht schon im Korrespondent.

[2för.] H. Otto.

Mit 3T/2 Dierundzwanziger.

194. An Emanuel.

Guten Morgen!

30

fBayreuth, 22. Nov. 1809]

Ein solches Blättchen ist der einzige ächte

Ehrensold (Honorar). Mit Freuden schick ich der verehrten Voigt den Almanach und einen rechten Gruß dazu.

R. 35

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