Grosse Griechen und Römer: Band 6 [Reprint 2021 ed.]
 9783112466728, 9783112466711

Table of contents :
Über dieses Buch
Pyrrhos
Marius
Aratos
Agis
Kleomenes
Tiberius
Gaius Gracchus
Philopoimen
Titus
Artoxerxes
Galba
Otho
Erläuterungen
Gesamtregister zu Band I - VI
INHALTSVERZEICHNIS

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B I B L I O T H E K DER A L T E N WELT

Über dieses Buch Die vergleichenden Lebensbeschreibungen von Plutarch, entstanden vermutlich Anfang des zweiten nachchristlichen Jahrhunderts, machten ihren Verfasser zu einem der meistgelesenen griechischen Autoren. Neben seiner farbigen und geistreichen Erzählkunst und der unübersehbaren Fülle interessanten Stoffes wurde er insbesondere durch seine Methode zum Klassiker der Biographie: »Denn ich schreibe nicht Geschichte, sondern zeichne Lebensbilder, und hervorragende Tüchtigkeit oder Verworfenheit offenbart sich nicht durchaus in den aufsehenerregendsten Taten, sondern oft wirft ein geringfügiger Vorgang, ein Wort oder ein Scherz ein bezeichnenderes Licht auf einen Charakter als Schlachten mit Tausenden von Toten . . . « So überlieferte uns Plutarch Kenntnisse von Leben und Kultur der Antike wie kaum ein anderer antiker Autor. Band 6 enthält die vergleichenden Lebensbeschreibungen von Pvrrhos und Marius, Aratos, den Spartanern Agis und Kleomenes mit den Gracchen Tiberius und Gaius, Philopoimen und Titus (Flamininus), Artoxerxes, Galba und Otho.

PLUTARCH

GROSSE G R I E C H E N U N D RÖMER Band 6 Übersetzt und mit Anmerkungen versehen von Konrat Ziegler und Walter Wuhrmann Mit Gesamtregister zu Band i—6

Artemis & Winkler

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbihhthck Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Pubkation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliofafische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abru>ar.

C 2 0 1 0 Patmos Verlag G m b H & Co. K G 3. revidierte Auflage 2 0 1 0 , 1. Auflage 1 9 5 4 - 1 9 6 5 Artemis & Winkler Verlag, Mannheim Alle Rechte vorbehalten. Printed in G e r m a n y ISBN 978-3-538-03525-6 (Kassette mit allen sechs Bäncn) I S B N 9 7 8 - 3 - 5 3 8 - 0 3 5 3 1 - 7 (Band 6) www.artemisundwinkler.de

P Y R R H O S UND

MARIUS

PYRRHOS i . Über die Thesproter und Molosscr herrschte nach der großen Flut, so wird berichtet, zuerst Phaethon, einer von denen, die mit Pelasgos nach Epeiros gekommen waren; einige dagegen sagen, daß Deukalion und Pyrrha das Heiligtum bei Dodona errichtet und sich dort unter den Molossern niedergelassen h ä t t e n E i n i g e Z e i t später bemächtigte sich Neoptolemos, der Sohn des Achilleus, an der Spitze einer Volksschar des Landes und hinterließ eine Dynastie von Königen, die Pyrrhiden benannt wurden; denn er hatte als Knabe den Beinamen Pyrrhos gehabt und gab einem seiner echtbürtigen Söhne, die ihm von Lanassa, Tochter des Kleodaios, Sohnes des H y l l o s J , geboren wurden, den Namen Pyrrhos. Daher genoß auch Achilleus in Epeiros göttliche Ehren, mit einheimischem Namen Aspetos benannt. Nach den ersten der Könige, die in der Zwischenzeit in Barbarei versanken und weder durch ihre Macht noch durch ihre Taten bekannt wurden, soll als erster wieder Tharrypas dadurch, daß er in seinen Städten griechische Sitten, griechische Bildung und milde Gesetze einführte, sich einen Namen gemacht haben. Sohn des Tharrypas war Alketas, dessen Sohn Arybbas, Sohn des Arybbas und der Troas Aiakides. Dieser heiratete Phthia, Tochter des Thessalers Menon, welcher sich im Lamischen Kriege auszeichnete und unter den Bundesgenossen das größte Ansehen nächst Leosthenes gewann

Von Phthia wurden dem Aiakides zwei Töchter, Dei-

dameia und Troas, und ein Sohn, Pyrrhos, geboren. 2. Als die Molosser sich gegen Aiakides empörten, ihn verjagten und die Söhne des Neoptolemos 4 herbeiriefen, wurden die Freunde des Aiakides gefangen und getötet; den Pyrrhos

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aber, der noch ein kleines Kind war und von den Feinden gesucht wurde, brachten Androkleides und Angelos heimlich fort und

flohen,

w o b e i sie e i n i g e w e n i g e D i e n e r u n d F r a u e n

zur W a r t u n g des Kindes notwendigerweise mitnahmen. Da hierdurch die Flucht schwierig und langsam vonstatten ging und sie in Gefahr waren, eingeholt zu werden, übergaben sie das Kind dem Androkleion, Hippias und Neandros, zuverlässigen und kräftigen jungen Männern, mit der Weisung, so schnell sie könnten, zu fliehen und Megara, einen makedonischen Platz, aufzusuchen. Sie selbst hielten die Verfolger teils durch gute Worte, teils mit Gewalt bis zum späten Abend auf. Nachdem diese mit Not zur Umkehr veranlaßt worden waren, eilten sie denen, die Pyrrhos trugen, nach. Als die Sonne untergegangen war und sie sich schon dem Ziele nahe fühlten, wurden sie unversehens wieder zurückgeworfen, da sie den an der Stadt entlangfließenden Fluß wild und schlimm anzusehen fanden und er sich bei dem Versuch hinüberzukommen als gänzlich unpassierbar erwies. Denn infolge niedergegangener Regengüsse rauschte das Wasser mächtig und schlammig herab, und die Finsternis machte alles noch furchtbarer. Die Hoffnung, aus eigener Kraft hinüberzukommen, gaben sie also auf, da sie ein Kind und Frauen, die das Kind zu versorgen hatten, mit sich führten. Da sie aber einige Einheimische drüben stehen sahen, baten sie sie, ihnen beim Übersetzen behilflich zu sein, zeigten ihnen den Pyrrhos und riefen und flehten. Die drüben konnten nicht verstehen wegen des wilden Rauschens des Flusses, sondern es gab einen Aufenthalt, während die einen schrien, die anderen nicht verstanden, bis einer den Einfall hatte, ein Stück Rinde von einem Baum zu reißen, mit einer Spange ein paar Worte hineinzuritzen, die die Notlage und das Schicksal des Kindes schilderten, das Rindenstück um einen Stein zu wickeln und es - indem der Stein gleichsam als Wurfgewicht zu dienen hatte - hinüberzuwerfen; einige sagen, er

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habe das Rindenstück an einem Wurfspieß befestigt und so hinübergeschossen. Als die drüben die Botschaft gelesen und die dringende Notlage begriffen hatten, fällten sie Bäume, banden sie aneinander und setzten über, und es fugte sich, daß der erste, der herüberkam und Pyrrhos in Empfang nahm, den Namen Achilleus hatte. Die anderen brachten andere, wie es sich gerade traf, hinüber. 3. Nachdem sie so gerettet und der Verfolgung entronnen waren, gelangten sie nach Illyrien zu König Glaukias, und da sie ihn in seinem Hause neben seiner Frau sitzend fanden, setzten sie das Kind mitten im Zimmer auf die Erde. Glaukias schwankte, da er den mit Aiakides verfeindeten Kassandros 1 fürchtete, und bewahrte, hin und her überlegend, lange Zeit Schweigen. Währenddessen kam Pyrrhos von selbst herangekrochen, faßte mit seinen Händen nach dem Gewand des Glaukias und richtete sich an seinen Knien auf. Damit erregte er zuerst Gelächter, dann Erbarmen, da er wie ein Schutzflehender seine Knie umfaßte und weinte. Einige sagen, er sei nicht Glaukias zu Füßen gefallen, sondern er habe einen Götteraltar erfaßt und sich, ihn mit den Armen umschlingend, an ihm aufgerichtet, und das sei dem Glaukias als ein göttliches Zeichen erschienen. Daher übergab er den Pyrrhos sogleich seiner Frau mit dem Auftrag, ihn zusammen mit den eigenen Kindern aufzuziehen, und als wenig später die Feinde seine Auslieferung forderten, Kassandros sogar zweihundert Talente dafür bot, gab er ihn nicht heraus, sondern als er zwölf Jahre alt war, führte er ihn mit Heeresmacht nach Epeiros zurück und machte ihn zum König In seiner Gesichtsbildung hatte Pyrrhos etwas Majestätisches, das eher furchterregend als ehrwürdig war. Er hatte nicht viele Zähne, sondern oben war ein zusammenhängendes Knochengebilde, in dem die einzelnen Zähne gleichsam mit feinen Furchen eingekerbt waren. Man glaubte, daß er Milz-

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süchtige heilte, wenn er einen weißen Hahn opferte und ihnen, während sie auf dem Rücken lagen, mit dem rechten Fuß sacht auf den Leib trat. Keiner war so arm und niedrig, daß ihm nicht die Behandlung, wenn er es wünschte, zuteil wurde. Den Hahn, den er geopfert hatte, nahm er an sich, und diese Ehrengabe war ihm hochwillkommen. Es heißt, daß die große Zehe dieses Fußes eine göttliche Kraft in sich hatte, so daß sie nach seinem Tode, als der übrige Körper verbrannt war, unversehrt und von der Flamme unberührt gefunden wurde. Doch das gehört in eine spätere Zeit. 4. Als er siebzehn Jahre alt war und dem Anschein nach die Herrschaft fest in der Hand hatte, begab er sich außer Landes, da einer der Söhne des Glaukias, mit denen er zusammen aufgezogen worden war, heiratete. Da empörten sich die Molosser wieder, vertrieben seine Freunde, plünderten seine Schätze und unterstellten sich dem Neoptolemos. So seiner Herrschaft beraubt und von allen verlassen, schloß Pyrrhos sich dem Demetrios, dem Sohne des Antigonos, an, der seine Schwester Deidameia zur Frau hatte. Sie hatte man, als sie noch ein Mädchen war, Alexandros, dem Sohne der Roxane, zur Frau bestimmt; aber als diese beiden umgekommen waren, hatte sie, als sie erwachsen war, Demetrios zur Frau genommen. An der großen Schlacht, die bei Ipsos alle Könige vereint schlugen, nahm Pyrrhos als noch ganz junger Mann im Gefolge des Demetrios teil, schlug die ihm gegenüberstehenden Feinde in die Flucht und tat sich unter den Kämpfenden glänzend hervor. Den Demetrios verließ er in seinem Unglück nicht, sondern erhielt von ihm die Städte in Griechenland anvertraut und hütete sie wohl, und als Demetrios den Vertrag mit Ptolemaios geschlossen hatte, fuhr er als Geisel nach Ä g y p t e n ' . Dem Ptolemaios lieferte er bei Jagden und Leibesübungen Beweise seiner Kraft und Ausdauer, und da er bemerkte, daß Berenike unter den Frauen des Ptolemaios den größten Einfluß hatte

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und durch Klugheit und Verstand die erste Stelle einnahm, so machte er ihr besonders den Hof, und da er sich wohl darauf verstand, sich für seinen Vorteil bei den Mächtigeren einzuschmeicheln - wie er andererseits auf die Niedrigeren herabblickte - , da er zudem gesittet und maßvoll in seiner Lebensführung war, so erhielt er vor vielen zu hohen Stellungen berufenen jungen Männern den Vorzug, Antigone, eine der Töchter der Berenike, zur Frau zu bekommen, die sie von Philippos hatte, bevor sie sich mit Ptolemaios vermählte. j. Nach dieser Heirat zu noch höherem Ansehen gelangt, und da sich Antigone treulich für ihn einsetzte, so erreichte er es, daß er, mit Geld und Heeresmacht ausgestattet, nach Epeiros entsandt wurde, um die Herrschaft wiederzugewinnen. Als er erschien, war er vielen nicht unwillkommen aus Feindschaft gegen Neoptolemos, der hart und gewalttätig regierte. Aber aus Furcht, daß Neoptolemos sich an einen der anderen Könige um Hilfe wendete, schloß er einen Friedens- und Freundschaftsvertrag mit ihm unter der Bedingung gemeinschaftlicher Regierung'. Bei fortschreitender Zeit gab es nun Leute, die sie heimlich aufhetzten und Argwohn gegeneinander in ihnen erweckten. Die Ursache jedoch, die Pyrrhos vor allem zum Handeln trieb, soll folgenden Ausgangspunkt gehabt haben. Die Könige pflegten in Passaron, einem Ort des Molosserlandes, dem Zeus Areios zu opfern und dabei den Epeiroten zu schwören und sie in Eid zu nehmen, sie ihrerseits, daß sie nach den Gesetzen herrschen, jene, daß sie die Herrschaft nach den Gesetzen aufrechterhalten würden. Dies wurde also im Beisein beider Könige vollzogen, und sie verkehrten in Gesellschaft ihrer Freunde miteinander, wobei sie viele Geschenke gaben und empfingen. Hierbei begrüßte Gelon, ein treuer Gefolgsmann des Neoptolemos, den Pyrrhos freundlich und beschenkte ihn mit zwei Paar Pflugochsen. Um diese bat Myrtilos, der Mund-

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schenk, der gerade dabei war, den Pyrrhos. Als der sie nicht ihm, sondern einem andern schenkte, nahm Myrtilos das übel, was dem Gelon nicht verborgen blieb. E r lud ihn also zum Mahl - wobei er, wie einige sagen, beim Wein auch seine J u gendblüte genoß - und drang mit vielen W o r t e n in ihn, zu Neoptolemos überzutreten und Pyrrhos durch Gift zu beseitigen. Myrtilos ging auf diese Versuchung mit scheinbarer Billigung und Z u s t i m m u n g ein, verriet sie aber dem Pyrrhos und brachte a u f dessen Geheiß den Obermundschenk Alexikrates mit Gelon zusammen als einen, der sich an ihrem Unternehmen beteiligen werde. Pyrrhos wollte nämlich, d a ß der Mordanschlag durch mehrere Zeugen erhärtet würde. Da so Gelon und mit ihm auch Neoptolemos getäuscht wurde und glaubte, daß der Anschlag a u f gutem W e g e sei, k o n n t e er das Geheimnis nicht bei sich behalten, sondern eröffnete es vor Freude seinen Freunden, und als er einmal nach einem festlichen Gelage zu seiner Schwester Kadmeia kam, erging e r sich in Reden darüber, in dem Glauben, daß niemand mithöre. Denn es war sonst niemand in der Nähe außer Phainarete, der Frau Samons, der seine Schaf- und Rinderherden unter sich hatte, und diese lag der W a n d zugekehrt auf einem Bett und schien zu schlafen. Sie hörte aber alles mit, ohne es sich merken zu lassen, und am Morgen ging sie zu Antigone, der Frau des Pyrrhos, und erzählte ihr alles, was sie Neoptolemos zu seiner Schwester hatte sagen hören. Hiervon unterrichtet, verhielt sich Pyrrhosfürden Augenblick still, bei einem Opferfest aber lud er Neoptolemos zum M a h l und ließ ihn töten, zumal er erfahren hatte, daß die M ä c h t i g s t e n der Epeiroten zu ihm hielten und ihn ermunterten, sich des Neoptolemos zu entledigen und sich nicht mit dem Besitz eines kleinen Teiles des Reiches zufriedenzugeben, sondern dem Drang seiner Natur zu folgen und nach größerer M a c h t zu greifen, und da nun auch schon ein Argwohn rege geworden sei, dem Neoptolemos mit dem M o r d zuvorzukommen.

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6. In dankbarem Gedanken an Berenike und Ptolemaios nannte er einen Sohn, der ihm von Antigone geboren wurde, Ptolemaios und eine Stadt, die er auf dem Chersones von Epeiras gründete, Beronikis. Als er hierauf viele große Entwürfe überdachte, vor allem und zuerst aber seine Hoffnungen auf das Naheliegende richtete, fand er Gelegenheit, sich in die makedonischen Dinge einzumischen aus folgendem Anlaß. Der ältere der Söhne des Kassandros, Antipatros, hatte seine Mutter Thessalonike getötet und seinen Bruder Alexandras vertrieben. Der schickte zu Demetrios mit der Bitte um Hilfe und rief auch Pyrrhos. Da Demetrios durch dringende Geschäfte aufgehalten wurde, eilte Pyrrhos herbei und forderte als Lohn für seine Bundeshilfe von Teilen Makedoniens die Tymphaia und die Parauaia und von neu erworbenen Gebieten Ambrakia, Akarnanien und Amphilochien. Nachdem der junge Mann das zugestanden hatte, besetzte er diese Gebiete und sicherte sie durch Besatzungen, und um die übrigen Länder für Alexandras zu gewinnen, bedrängte er den Antipatros. Der König Lysimachos, der den guten Willen hatte, Antipatros zu helfen, war selbst beschäftigt; da er aber wußte, daß Pyrrhos dem Ptolemaios nichts abschlagen und nichts tun wollte, was ihm nicht zu Dank wäre, so schickte er ihm einen gefälschten Brief, in dem Ptolemaios angeblich ihn aufforderte, gegen Zahlung von dreihundert Talenten seitens des Antipatros den Feldzug abzubrechen. Als Pyrrhos den Brief öffnete, durchschaute er sofort die Fälschung des Lysimachos, denn es stand in ihm nicht die gewohnte Anrede «der Vater dem Sohne Heil und Gruß», sondern «König Ptolemaios dem König Pyrrhos Heil und Gruß». Er schalt nun zwar den Lysimachos, willigte aber ein, den Friedensvertrag zu schließen, und sie kamen zusammen, um mit feierlichen Opfern den Vertrag zu beschwören. Als aber dann ein Stier, ein Eber und ein Widder herbeigeführt wurden und der Widder

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von selbst tot niederstürzte, brachen die anderen in Gelächter aus, den Pyrrhos aber warnte sein Seher Theodotos, den Eid zu leisten, mit den Worten, die Gottheit kündige einem J c i drei Könige den T o d an. Daraufhin nahm Pyrrhos von dem Friedensschluß Abstand. 7. Obschon die Stellung des Alexandras sich nunmehr gefestigt hatte, kam doch Demetrios, und es war sofort deutlich, daß er ihm unerwünscht kam und Furcht erregte. Nachdem sie nur wenige T a g e zusammen waren, trachteten sie einander voll Mißtrauen nach dem Leben. Demetrios ergriff eine günstige Gelegenheit, kam dem jungen Mann zuvor, ließ ihn töten und wurde zum König von Makedonien a u s g e r u f e n E r hatte schon vorher Beschwerden gegen Pyrrhos zu erheben, dieser hatte Plünderungszüge nach Thessalien unternommen, und die angeborene Krankheit der Herrschermacht, die Habgier, machte die Nachbarschaft für sie gefahrdrohend und unzuverlässig, zumal nach dem Tode der Deidameia. Als sie nun beide Makedonien besetzt hatten, unmittelbar aufeinandertrafen und ihr Streit dadurch stärkere Nahrung erhielt, ließ Demetrios, nachdem er gegen die Aitoler gezogen war und sie besiegt hatte, den Pantauchos dort mit starker Macht zurück und marschierte selbst gegen Pyrrhos, und Pyrrhos gegen ihn, sowie er es erfuhr. Allein sie verfehlten sich auf ihren Wegen und zogen aneinander vorbei, und Demetrios fiel in Epeiros ein und plünderte, und Pyrrhos stieß auf Pantauchos und kam mit ihm ins Gefecht. Beim Zusammenprall der Heere entspann sich ein hitziger, gewaltiger Kampf, besonders um die Führer. Denn Pantauchos, der an Tapferkeit, Kampfübung und Körperkraft als der tüchtigste unter den Feldherren des Demetrios anerkannt und voll Mut und Stolz war, forderte Pyrrhos zum Zweikampf heraus, und Pyrrhos, der keinem der Könige an Wehrkraft und Kühnheit nachstehen und den R u h m des Achilleus mehr noch durch seine Taten als durch die Abstam-

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mung für sich in Anspruch nehmen wollte, schritt durch die Reihe der vordersten Kämpfer dem Pantauchos entgegen. Zuerst gab es einen Speerwechsel, dann wurden sie handgemein und brauchten ihre Schwerter mit Kunst und Kraft. Pyrrhos empfing eine Wunde, brachte aber dem Pantauchos zwei Wunden bei, eine ins Bein, die andere am Halse, drängte ihn zurück und brachte ihn zu Fall; doch tötete er ihn nicht, denn er wurde von seinen Freunden weggerissen. Voll Begeisterung über den Sieg ihres Königs und voll Bewunderung für seine Tapferkeit überwältigten und durchbrachen die Epeiroten die Phalanx der Makedonen, verfolgten die Fliehenden, töteten viele und machten fünftausend zu Gefangenen. 8. Diese Schlacht erfüllte die Makedonen nicht so sehr mit Zorn wegen der erlittenen Verluste und mit Haß gegen Pyrrhos, als sie denen, die seine Taten gesehen hatten und in der Schlacht mit ihm zusammengeraten waren, Achtung für ihn und bewundernde Anerkennung seiner Tapferkeit einflößte. Seine Erscheinung, seine Behendigkeit und seine Art sich zu bewegen, so glaubten sie, gliche der Alexanders, und von dessen ungestümer Kraft in den Schlachten zeige sich in diesem Manne gleichsam ein Schatten, ein Abbild, da die anderen Könige mit Purpurgewändern und Trabanten, mit der schiefen Halshaltung 1 und dem hohen Ton ihrer Reden, Pyrrhos allein aber mit den Waffen und mit seinem Arm Alexander darstelle. Von seinen Kenntnissen und seiner gründlichen Beschlagenheit in Taktik und Strategie kann man Beweise aus den Schriften entnehmen, die er darüber hinterlassen hat. Es heißt auch, daß Antigonos 2 auf die Frage, wer der beste Feldherr sei, geantwortet habe: «Pyrrhos, wenn er alt wird», wobei er nur über seine Zeitgenossen diese Meinung abgab. Hannibal dagegen bezeichnete von den Feldherren aller Zeiten als den ersten an Erfahrung und Meisterschaft den Pyrrhos, als den zweiten Scipio und als den dritten sich selbst, wie in meiner

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Schrift über Scipio zu lesen i s t 1 . Überhaupt scheint Pyrrhos stets diese als die königlichste aller Wissenschaften g e ü b t und studiert, die anderen als eitlen T a n d keiner Beachtung g e w ü r digt zu haben. Es wird nämlich erzählt, daß er bei einem T r i n k gelage auf die Frage, o b ihm Python oder Kaphisias der bessere Flötenspieler zu sein scheine, erwidert habe: «Der Feldherr Polyperchon » 2 , w o m i t er sagen wollte, daß es sich für einen K ö n i g ziemte, nur hiernach z u fragen und etwas davon z u wissen. Dabei war er gegen die Männer seiner U m g e b u n g nachsicht i g und maßvoll in seinem Z o r n , aber eifrig und freudig bereit z u Dank- und Gunsterweisungen. A l s Aeropos gestorben war, t r u g er das nicht mit Gleichmut, indem er sagte, jenen habe ja z w a r nur das allgemeine Menschenschicksal getrofFen, sich selbst aber schalt und sich V o r w ü r f e machte, daß er durch e w i g e s Zaudern und Aufschieben ihm nicht den verdienten Dank bewiesen habe. Denn Schulden kann man auch den Erben der Darlehensgeber bezahlen, aber den D a n k für empfangene G u t t a t e n nicht dem Wohltäter, so daß er es gewahren k o n n t e , erwiesen z u haben, bedrückt den g u t e n und gerechten M a n n . A l s in Ambrakia die Freunde meinten, Pyrrhos solle einen schmähsüchtigen und boshaften Menschen aus dem Lande jagen, sagte er: «Soll er doch lieber hier bleiben und in kleinem Kreise auf mich schimpfen, als d a ß er herumzieht und es v o r allen Menschen t u t ! » Und die j u n g e n Leute, die ihn beim W e i n gelästert hatten und dann z u r V e r a n t w o r t u n g gezogen wurden, fragte er, o b sie das gesagt hätten, und als einer von ihnen antwortete: «Allerdings, mein K ö n i g , und wir hätten noch mehr als das gesagt, wenn wir noch mehr Wein gehabt hätten », da lachte er und ließ sie laufen. 9. Frauen heiratete er nach dem T o d der A n t i g o n e mehrere aus Gründen der Macht und der Politik. Er nahm die T o c h t e r Autoleons, des Königs der Paioner, und Birkenna, die T o c h t e r

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des Bandyiiis, des Königs der Illyrier, und Lanassa, die Tochter des Agathokles, des Königs der Syrakusier, die ihm als Mitgift die Stadt der Kerkyraier zubrachte, welche von Agathokles erobert worden war. Von Antigone hatte er den Sohn Ptolemaios, von Lanassa Alexandros, und Helenos, den jüngsten, von Birkenna, und alle erzog er sie zu Waffentüchtigkeit und Kühnheit, indem sie gleich von Geburt an hierzu gleichsam von ihm geschliffen wurden. So heißt es, daß er, als er von einem von ihnen, der noch ein Knabe war, gefragt wurde, wem er die Königswürde hinterlassen werde, geantwortet habe: « Demjenigen von euch, der das schärfste Schwert hat.» Das unterscheidet sich in nichts von jenem Fluch in der Tragödie, « mit geschliffenem Eisen sollten das Haus sich teilen die Brüd e r » 1 . So unverträglich und tierisch grausam ist das Streben der Herrschsucht. 10. Als nach dieser Schlacht Pyrrhos nach Haus kam, strahlend von Ruhm und Stolz, war er voll Freude, und als er von den Epeiroten Adler genannt wurde, sagte er: «Durch euch bin ich ein Adler. Wie sollte ich es nicht, da ich von euren Waffen wie von Flügeln emporgetragen werde!» Als er nicht lange danach erfuhr, daß Demetrios gefährlich erkrankt war, fiel er unverzüglich in Makedonien ein, um einen Raub- und Plünderungszug zu unternehmen, doch fehlte nicht viel, daß er die ganze Macht gewonnen und ohne Schwertstreich sich des Thrones bemächtigt hätte, da er bis Edessa vordrang, ohne daß jemand Widerstand leistete, und sogar viele sich ihm anschlössen und an dem Feldzug teilnahmen. Da schreckte die Gefahr den Demetrios selbst über Vermögen vom Krankenlagerauf, und seine Freunde und Offiziere sammelten in kurzer Zeit ein großes Heer und zogen kraftvoll und mutig gegen Pyrrhos. Dieser, der nur in räuberischer Absicht gekommen war, erwartete sie nicht, verlor aber auf dem Rückzug einen Teil seines Heeres, als die Makedonen ihn während des Mar-

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sches überfielen. Obschon nun Demetrios den Pyrrhos leicht und schnell aus dem Lande herausgejagt hatte, verachtete er ihn doch nicht, sondern da er entschlossen war, sich in ein großes Unternehmen einzulassen und mit hunderttausend Mann und fünfhundert Schiffen sein väterliches Reich zurückzuerobern, wollte er sich nicht mit Pyrrhos verfeinden und einen lästigen und gefährlichen Nachbar für die Makedonen hinter sich lassen, und da er nicht Zeit hatte, Krieg gegen ihn zu führen, so versöhnte er sich mit ihm und schloß Frieden, um sich gegen die anderen Könige zu wenden. Nachdem aus diesen Gründen der Vertrag geschlossen war und nun zugleich mit der Größe der Rüstungen des Demetrios sein Plan offenkundig wurde, erschraken die Könige und schickten zu Pyrrhos Boten und Briefe, in denen sie ihre Verwunderung ausdrückten, daß er seinen Augenblick versäume und darauf warte, in dem des Demetrios Krieg zu fuhren, und daß er, da er ihn aus Makedonien vertreiben könne, während er vieles unternehme und in Bedrängnis sei, es dahin kommen lasse, mit ihm, wenn er die Hände frei habe und groß geworden sei, um die Heiligtümer und Gräber im Molosserlande kämpfen zu müssen, und dies, nachdem ihm vor kurzem Kerkyra mitsamt der Frau von Demetrios entrissen worden sei. Denn Lanassa war, erzürnt auf Pyrrhos, weil er sich mehr den nichtgriechischen Frauen widmete, nach Kerkyra gegangen und hatte, weil sie doch wieder eine königliche Ehe wünschte, Demetrios zu sich gerufen, weil sie wußte, daß er am meisten von allen Königen zu Eheschließungen geneigt war. So war dieser hingefahren, hatte sich mit Lanassa vermählt und eine Besatzung in der Stadt zurückgelassen. I i . Das schrieben die Könige an Pyrrhos und gingen zugleich selbst gegen den noch zögernden und mit seinen Rüstungen beschäftigten Demetrios vor. Ptolemaios kam mit einer großen Flotte gefahren und machte die griechischen

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Städte von ihm abwendig, und Lysimachos fiel von Thrakien her ein und verwüstete das obere Makedonien. Pyrrhos brach zugleich mit ihnen los und zog gegen Beroia in der Erwartung die sich auch bewahrheitete daß Demetrios, um dem Lysimachos entgegenzutreten, das untere Land ungeschützt lassen werde. In jener Nacht träumte Pyrrhos, er werde von dem großen Alexander gerufen, und da er hinging, sah er ihn bettlägerig, wurde aber mit gütigen und freundlichen Worten empfangen und erhielt von Alexander das Versprechen, er werde ihm gern helfen. Da er nun zu sagen wagte: «Und wie wirst du imstande sein, mir zu helfen, o König, da du krank bist?», habe er geantwortet: «Mit meinem bloßen Namen», habe ein Nisaiisches 1 Roß bestiegen und sei vorangeritten. Dieser Traum hob seinen Mut, er rückte rasch vorwärts, durcheilte das zwischenliegende Land und besetzte Beroia. Dort ließ er seine Hauptmacht Fuß fassen und die weiteren Gebiete durch seine Feldherren unterwerfen. Als Demetrios das erfuhr und zugleich in seinem Lager ein aufrührerisches Murren unter den Makedonen gewahrte, scheute er sich, weiter vorzurücken, in der Besorgnis, sie möchten, wenn sie in die Nähe eines hochberühmten Königs makedonischer Herkunft kämen, zu ihm übergehen. Daher machte er kehrt und zog gegen Pyrrhos als einen Ausländer, der, so meinte er, von den Makedonen gehaßt werde. Als er in seiner Nähe sein Lager aufgeschlagen hatte, kamen viele Einwohner von Beroia und priesen Pyrrhos als einen Mann von glänzender, unwiderstehlicher Tapferkeit, der aber milde und menschlich mit den Besiegten umgehe. Es waren aber auch einige Leute, die Pyrrhos selbst hineinschmuggelte, die sich als Makedonen ausgaben und sagten, jetzt sei der Augenblick da, die drückende Herrschaft des Demetrios loszuwerden, indem sie zu Pyrrhos, einem Volks- und Soldatenfreunde, überwechselten. Hierdurch war der größte Teil des Heeres alsbald aufgehetzt, und sie hielten

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rings Ausschau und suchten den Pyrrhos - er hatte nämlich gerade den Helm abgenommen - , bis er es bemerkte, den Ilclm wieder aufsetzte und an dem prachtvollen Helmbusch und den Widderhörnern erkannt wurde, worauf die Makedonen herzuliefen und die Losung verlangten, während andere sich mit Eichenzweigen bekränzten, weil sie auch die Leute seiner Umgebung so bekränzt sahen. Schon wagten auch einige, Demetrios ins Gesicht zu sagen, er werde wohlberaten sein, wenn er sich in aller Stille entferne und aufdie Macht verzichte. Da er nun auch eine diesen Worten entsprechende Bewegung im Lager bemerkte, erschrak er und machte sich heimlich davon, einen makedonischen Hut auf dem Kopf und in einen schlichten Mantel gehüllt. Pyrrhos kam herbei, nahm das Lager kampflos in Besitz und wurde zum König der Makedonen ernannt 1 . 12. Als aber jetzt Lysimachos herzukam, den Sturz des Demetrios für eine ihnen beiden gemeinsame Leistung erklärte und eine Teilung des Reiches verlangte, ging Pyrrhos auf die Forderung ein, weil er den Makedonen noch nicht ganz fest vertraute, sondern sich noch unsicher unter ihnen fühlte, und so teilten sie die Städte und das Land untereinander. Das war für den Augenblick von Nutzen und verhinderte den Ausbruch des Krieges zwischen ihnen; wenig später aber erkannten sie, daß sie mit der Teilung nicht ein Ende der Feindschaft, sondern einen Ausgangspunkt für Vorwürfe und Zwistigkeiten

geschaffen

hatten.

Denn

Männer,

deren

Herrschsucht kein Meer, kein Gebirge, keine unbewohnte Einöde ein Ziel setzt, deren Begierden nicht vor den Grenzen, die Europa und Asien trennen, Halt machen, wie die, wenn sie als Nachbarn einander berühren, sich mit ihrem Besitz begnügen sollten, ohne einander Unrecht zu tun, das ist nicht zu sagen; nein, sondern sie sind immer im Krieg, da sie Hinterlist und Neid eingewurzelt in sich tragen, und von den zwei

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Worten Krieg und Frieden gebrauchen sie - wie Münzen - dasjenige, das ihnen jeweils zum Vorteil dient, nicht, wie es das Recht erheischt; ja, sie sind noch redlicher, wenn sie sich offen als Feinde bekennen, als wenn sie das zeitweilige Pausieren und Ruhen des Unrechttuns Gerechtigkeit und Freundschaft nennen. Das bewies Pyrrhos. Um dem wieder erstarkenden Demetrios entgegenzuarbeiten und seine gleichsam nach schwerer Krankheit sich erholende Macht in Schranken zu halten, kam er den Griechen zu Hilfe und begab sich nach Athen. Er stieg zur Burg hinauf und opferte der Göttin, stieg am selben Tage wieder hinab und erklärte, er sei erfreut über das ihm vom Volke bewiesene Wohlwollen und Vertrauen, aber wenn sie klug wären, würden sie keinen der Könige mehr in die Stadt einlassen und ihm die Tore öffnen. Hieraufschloß er auch mit Demetrios Frieden; doch als dieser nach kurzer Zeit nach Asien gefahren war, ließ er sich wieder von Lysimachos bereden, Thessalien zum Abfall von ihm zu bewegen und die Besatzungen in den griechischen Städten anzugreifen, weil er mit den Makedonen besser auskam, wenn sie im Felde, als wenn sie zu Hause waren, und weil er überhaupt nicht wohl zur Ruhe geschaffen war. Als schließlich Demetrios in Syrien niedergekämpft war, wandte sich Lysimachos, der nun unbedroht und unbeschäftigt war, sofort gegen Pyrrhos und überfiel, während er in Edessa saß, die Lebensmittelzufuhren, die ihm gebracht wurden, bemächtigte sich ihrer und brachte ihn zuerst damit in Not; dann hetzteerdurch Briefe und mündliche Botschaften die Vornehmsten der Makedonen gegen ihn auf, indem er sie schmähte, daß sie einen Fremdling, dessen Vorfahren stets den Makedonen Untertan gewesen wären, sich zum Herren wählten und die Freunde und Vertrauten Alexanders aus Makedonien verstießen. Da viele sich hierdurch bereden ließen, wurde Pyrrhos besorgt und zog mit der epeirotischen und der bundesgenössischen Streitmacht ab, so

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daß er Makedonien auf dieselbe Weise verlor, wie er es gewonnen hatte. Hiernach haben die Könige auch kein Recht, es der Menge zu verargen, wenn sie um ihres Vorteils willen einen Stellungswechsel vornimmt; sie machen es ja nur ihnen nach, wenn sie so handeln, die ihre Lehrmeister in Treulosigkeit und Verrat sind und glauben, daß derjenige den größten Nutzen hat, der sich am wenigsten um die Gerechtigkeit schert. 13. Damals jedenfalls, als Pyrrhos nach Epeiros zurückgeworfen war und Makedonien hatte hergeben m ü s s e n g a b ihm das Schicksal die Möglichkeit, das, was er hatte, unangefochten zu genießen und in Frieden als König über seine Stammesgenossen zu herrschen. Aber er sah es für Überdruß erweckenden Müßiggang an, nicht anderen Böses zuzufügen oder von anderen zu erleiden, und konnte wie Achilleus die Ruhe nicht ertragen, «... sondern zergrämte sein liebes Herz, Daß er blieb, er verlangte nach Feldgeschrei und Getümmel'.» In seinem Bedürfnis nach neuen Taten bot sich ihm folgende Gelegenheit. Die Römer lagen im Krieg mit den Tarentinern. Da diese den Krieg weder durchhalten noch ihn infolge der Frechheit und Gemeinheit der Demagogen aufgeben konnten, so gingen sie mit dem Gedanken um, Pyrrhos zu ihrem General zu machen und zur Führung des Krieges zu berufen, da er weniger als die anderen Könige in Anspruch genommen und der tüchtigste Feldherr war. Von den älteren, verständigen Bürgern wurden diejenigen, die offen gegen den Antrag auftraten, durch das Geschrei und die Gewalttätigkeit der Kriegshetzer davongejagt, und die anderen, die das sahen, blieben den Versammlungen fern. Nur ein angesehener Mann, namens Meton, nahm, als der T a g angebrochen war, an dem sie den Antrag zum Beschluß erheben wollten, und das Volk schon Platz genommen hatte, einen Kranz welker Blumen und eine

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Fackel und zog wie ein trunkener Nachtschwärmer unter Vorantritt einer Flötenspielerin in die Versammlung. Und w i e es bei dem Pöbel einer schlecht geordneten Demokratie geht: die einen klatschten bei dem Anblick, die anderen lachten, und keiner legte sich ins Mittel, sondern sie riefen, sie sollten vortreten, das Mädchen flöten und er dazu singen, und man erwartete, daß er das täte. Als es still geworden war, sagte er: «Ihr Männer von Tarent, ihr tut gut daran, wenn ihr allen, die Lust haben, zu scherzen und zu schwärmen, solange es angeht, das nicht mißgönnt, und wenn ihr klug seid, werdet ihr alle noch die Freiheit auskosten; denn ihr werdet anderes zu tun und ein Leben anderer Art zu führen haben, wenn Pyrrhos in die Stadt kommt.» Diese Worte machten auf die M e n g e der Tarentiner großen Eindruck, und ein Gemurmel lief durch die Versammlung, das sei ganz recht gesagt. Diejenigen aber, die Furcht vor den Römern hatten, daß sie, wenn es zum Frieden käme, ihnen ausgeliefert würden, schalten das Volk, daß es sich so frechen Spott und Hohn von einem Betrunkenen ruhig gefallen lasse, taten sich zusammen und warfen den Meton hinaus. Nachdem so der Antrag zum Beschluß erhoben war, schickten sie Gesandte nach Epeiros, nicht nur von sich aus, sondern auch solche der Italioten', welche dem Pyrrhos Geschenke brachten und sagten, sie brauchten einen tüchtigen und hochangesehenen Feldherrn; Streitkräfte würden im Lande in Menge zur Verfugung stehen, Lukaner, Messapier, Samniten und Tarentiner, an zwanzigtausend Reiter und an Fußtruppen insgesamt dreihundertfünfzigtausend Mann. Dieses Angebot beschwingte nicht nur Pyrrhos, sondern erfüllte auch die Epeiroten mit Lust und Eifer für den Feldzug. 14. Es lebte damals ein Thessaler Kineas, ein Mann, der als sehr k l u g galt, den Redner Demosthenes gehört hatte und von den Rednern jener Zeit allein (oder am ehesten) den Hörern

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gleichsam einen Nachklang der Redegewalt jenes Mannes zu vermitteln schien. Er gehörte zum Kreise des Pyrrhos, und wenn er als Gesandter zu den Städten kam, so bekräftigte er das Wort des Euripides 1 : «Alles wohl erzwingt das Wort, Was Feindes Eisen sonst erwirken mag.» So sagte Pyrrhos, daß mehr Städte von Kineas durch Worte als von ihm selbst durch Waffen gewonnen worden seien, und er ehrte den Mann stets aufs höchste und bediente sich seiner. Als dieser den Pyrrhos damals zum Feldzug nach Italien entschlossen sah, knüpfte er in einer Mußestunde folgendes Gespräch mit ihm an: «Große Krieger sind die Römer, so heißt es, mein Pyrrhos, und herrschen über viele streitbare Völker. Wenn nun ein Gott es fügte, daß wir die Männer besiegen, wie werden wir den Sieg ausnützen?» Pyrrhos antwortete: «Die Antwort auf deine Frage liegt klar zutage, Kineas. Weder eine barbarische noch eine griechische Stadt dort wird uns noch gewachsen sein, wenn die Römer besiegt sind, sondern wir werden sofort Herren ganz Italiens sein, dessen Größe, Fruchtbarkeit und Macht wohl eher jedem andern als dir unbekannt sein dürfte.» Nach einer kleinen Pause fuhr Kineas fort: «Und wenn wir Italien haben, mein König, was tun wir dann?» Und Pyrrhos, der noch nicht merkte, worauf er hinaus wollte: «Aus dichter Nähe streckt Sizilien seine Hände aus, eine gesegnete, stark bevölkerte Insel und dabei sehr leicht zu gewinnen. Denn dort ist jetzt alles im Aufruhr, Kineas, Anarchie in den Städten und Frechheit der Demagogen, seit Agathokles tot ist'.»«Das klingt einleuchtend », sagte Kineas; « aber ist dies das Ziel unseres Feldzuges, Sizilien zu erobern?» «Ein Gott möge uns Sieg und Erfolg schenken», sagte Pyrrhos. «Aber das sollen für uns nur Vorspiele großer Taten sein. Denn wer möchte die Hände von Afrika und von Karthago lassen, wenn er es in den

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Griff bekommt, das Agathokles, als er aus Syrakus heimlich entwichen und mit wenigen Schiffen übergesetzt war, um ein Haar in seine Gewalt bekommen hätte. Daß uns aber, wenn wir über das alles Herr geworden sind, keiner der jetzt übermütigen Feinde widerstehen wird, ist darüber ein Wort zu verlieren?» «Nein», erwiderte Kineas. «Denn es ist klar, daß es auf der Grundlage einer solchen Macht möglich sein wird, Makedonien wiederzugewinnen und Griechenland sicher zu beherrschen. Wenn aber das alles uns unterworfen ist, was werden wir dann tun?» Und Pyrrhos sagte lachend: «Dann werden wir tiefe Ruhe genießen, und der Becher, mein Lieber, soll uns jeden Tag vereinen, und wir werden beisammen sein und uns durch Reden erfreuen.» Als Kineas in der Diskussion den Pyrrhos an diesen Punkt geführt hatte, sagte er: «Was hindert uns dann jetzt, wenn wir nur wollen, dem Becher zuzusprechen und in Ruhe miteinander zu leben, wenn wir das schon haben und es uns ohne Mühe zur Verfugung steht, was wir durch Blut und große Mühsale und Gefahren erreichen wollen, nachdem wir viel Böses anderen angetan und selbst erlitten haben?» Mit solchen Worten kränkte Kineas den Pyrrhos mehr, als daß er ihn umgestimmt hätte, da er wohl erkannte, welches Glück er aufgab, aber den Hoffnungen aufdas, was er erstrebte, nicht entsagen konnte. 15. Zuerst schickte er nun den Kineas zu den Tarentinern, gefolgt von dreitausend Mann. Nachdem darauf viele Schiffe zum Pferdetransport, verdeckte Schiffe und Fahrzeuge aller Art von Tarent gestellt worden waren, ließ er zwanzig Elefanten, dreitausend Reiter, zwanzigtausend Mann Fußvolk, zweitausend Bogenschützen und fünfhundert Schleuderer an Bord gehen. Nachdem alles bereit war, legte er ab und ging in S e e w u r d e aber mitten auf dem Ionischen Meer von einem für die Jahreszeit ungewöhnlich losbrechenden Nordsturm erfaßt. Er selbst wurde dank der Tüchtigkeit und dem Eifer der

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Matrosen und Steuerleute des Sturmes M e i s t e r und näherte sich unter vielen Anstrengungen und Gefahren d e m Ufer. Die übrige Flotte wurde zersprengt, die Schiffe zerstreut und teils, von Italien abgetrieben, ins Libysche und Sizilische Meer verschlagen, teils vermochten sie nicht um das iapygische Vorgeb i r g e 1 herumzukommen; die Nacht überfiel sie, und ein wilder und starker Seegang w a r f sie auf Klippen und Untiefen und vernichtete sie alle bis auf das königliche Schiff. Dieses vermochte, solange der Seegang noch v o m M e e r her kam, standzuhalten und entging dank seiner G r ö ß e und Stärke dem A n sturm des Meeres. A l s aber der W i n d umschlug und v o m Lande her w e h t e und das Schiff, mit dem B u g gegen den gewaltigen Wellengang gestellt, in Gefahr w a r z u zerbrechen, sich aber wieder dem aufgewühlten M e e r und dem fortwährend die R i c h t u n g wechselnden Winde z u überlassen und hinauszutreiben eine noch furchtbarere Gefahr erschien als die gegenwärtige, da stürzte sich Pyrrhos aus eigenem Entschluß in die See, und sofort bemühten sich die Freunde und die Trabanten wetteifernd um ihn. A b e r die N a c h t und der Welleng a n g machte mit starkem Brausen und heftigem Z u r ü c k branden die Hilfeleistung schwierig, so daß er endlich erst, als schon bei Tagesanbruch der Sturm abflaute, an Land geworfen w u r d e , körperlich völlig erschöpft, aber mit W a g e m u t und Seelenstärke der N o t trotzend. Z u g l e i c h eilten die Messapier, an deren Küste er geworfen worden w a r , herbei, um nach Kräften zu helfen, und einige der geretteten Schiffe kamen angesegelt, auf denen sich ganz wenige Reiter, nicht ganz zweitausend Mann F u ß v o l k und zwei Elefanten befanden. 16. M i t diesen trat Pyrrhos den Marsch nach T a r e n t an, und nachdem Kineas, sobald er davon erfahren hatte, ihm seine Soldaten e n t g e g e n g e f a h r t hatte, z o g er in die Stadt ein und tat nichts wider den Wunsch und Willen der Tarentiner, bis die Schiffe von der See her einliefen und der g r ö ß t e T e i l seiner

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Streitmacht beisammen war. Nunmehr aber ließ er - da er sah, daß die Menge ohne starken Zwang weder sich noch andere retten konnte, sondern meinte, da er ja für sie den Krieg führte, zu Hause in Bädern und an der Tafel sitzen zu können - die Übungsplätze und Wandelhallen schließen, in denen sie lustwandelnd über die Politik diskutierten und Feldzugspläne entwarfen, verbot Trinkgelage, Festzüge und Schmausereien zur Unzeit, rief zu den Waffen und zeigte sich bei der Aushebung zum Kriegsdienst so unerbittlich und schroff, daß viele aus der Stadt entwichen, da sie aus Ungewohnheit, Befehle zu empfangen, es Knechtschaft nannten, wenn sie nicht nach Lust und Neigung leben konnten. Als gemeldet wurde, daß Laevinus, der Konsul der Römer, mit einem starken Heer gegen ihn im Anmarsch sei, wobei er zugleich Lukanien verwüstete, waren zwar die Bundesgenossen noch nicht zur Stelle; da er es aber für eine Schande hielt, zuzuwarten und zuzusehen, wie die Feinde näher heranzögen, rückte er mit seinem Heer aus unter Voraussendung eines Heroldes mit der Botschaft: ob es ihnen genehm sei, bevor es zum Kriege komme, über ihren Rechtsstreit mit den Italioten zu verhandeln und sich dazu seiner als Richter und Vermittler zu bedienen. Da Laevinus erwiderte, weder nähmen die Römer ihn zum Schiedsrichter noch fürchteten sie ihn als Feind, rückte er weiter vor und schlug in der Ebene zwischen den Städten Pandosia und Herakleia 1 sein Lager auf. Als er erfuhr, daß die Römer nahe seien und jenseits des Flusses Siris lagerten, ritt er an den Fluß heran zur Besichtigung, und als er ihre Aufstellung, ihre-Wachen, ihre Ordnung und die Anlage ihres Lagers betrachtet hatte, staunte er und sagte zu dem ihm zunächst haltenden Freund: «Diese Stellung der Barbaren, Megakles, ist nicht barbarisch; was sie leisten, werden wir erfahren.» Und da er nun wegen des Kommenden in einiger Sorge war, beschloß er, die Ankunft der Bundesgenossen abzuwar-

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ten, und stellte gegen die Römer, falls sie vorher den Fluß zu überschreiten versuchten, eine Wache oberhalb des Flusses auf, um sie daran zu hindern. Diese aber, bestrebt, dem zuvorzukommen, was der Gegner abwarten wollte, unternahmen den Übergang, und zwar das Fußvolk bei einer Furt, während die Reiter an vielen Stellen zugleich den Fluß überquerten, so daß die Griechen aus Furcht, eingekreist zu werden, zurückgingen, Pyrrhos aber, sowie er es erfuhr, in Bestürzung den Führern des Fußvolkes den Befehl erteilte, sofort in Schlachtordnung aufzumarschieren und unter Waffen bereitzustehen, selbst aber mit der dreitausend Mann starken Reiterei vorsprengte, in der Hoffnung, die Römer noch mit dem Übergang beschäftigt, aufgelöst und ungeordnet anzutreffen. Als er aber schon viele Schilde diesseits des Flusses auftauchen und die Reiter geordnet anreiten sah, sprengte er als erster zum Angriff vor, schon durch den Prunk und Glanz seiner prachtvollen Rüstung alle Blicke auf sich lenkend und gewillt, durch Taten zu zeigen, daß seine Tapferkeit nicht hinter seinem Ruf zurückstand, vor allem aber, daß er, während er mit Arm und Leib im Handgemenge war und seine Gegner kraftvoll bekämpfte, doch Herr seiner Überlegungen blieb und seine Besonnenheit nicht verlor, sondern, als wenn er von fern zuschaute, die Schlacht leitete und selbst überallhin sprengte und den Bedrängten Hilfe brachte. Da sah der Makedone Leonnatos, wie ein Italer stets seine Aufmerksamkeit auf Pyrrhos gerichtet hielt, sein Roß gegen ihn anspornte und seinen Wendungen und Bewegungen folgte, und sagte: «Siehst du den Barbaren dort, mein König, den das schwarze Roß mit weißen Füßen trägt? Er sieht aus wie einer, der etwas Großes und Gefährliches im Schilde führt. Er blickt auf dich und hat es auf dich abgesehen, ist voll Mut und Feuer, und um die anderen kümmert er sich nicht. Nimm dich in acht vor dem Mann!» Pyrrhos antwortete: «Seinem Schicksal zu entgehen, Leonna-

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tos, ist unmöglich. Ungestraft aber wird weder dieser noch ein anderer Italer mit mir anbinden.» Während sie noch so miteinander sprachen, faßte der Italer seine Lanze, spornte sein Roß und stürmte auf Pyrrhos los. Er durchbohrt mit der Lanze das R o ß des Königs, gleichzeitig aber durchbohrt Leonnatos heransprengend das seinige. Beide Rosse stürzten, den Pyrrhos umringten seine Freunde und rissen ihn fort, und den Italer töteten sie nach tapferer Gegenwehr. Er war ein Frentaner \ Führer einer Schwadron, namens Oplacus. 17. Dieser Vorfall lehrte den Pyrrhos, sich mehr in acht zu nehmen, und da er sah, daß die Reiter zurückgingen, ließ er die Phalanx antreten und sich formieren. Er selbst übergab Mantel und Rüstung einem seiner Gefährten, Megakles, versteckte sich gewissermaßen in dessen R ü s t u n g und schritt zum Angriff auf die Römer. Sie nahmen den Kampf entschlossen auf, und die Schlacht stand lange Zeit unentschieden; siebenmal sollen Flucht und Verfolgung gewechselt haben. Denn der Tausch der Rüstungen, der zwar zur rechten Z e i t für die R e t t u n g des Königs selbst erfolgte, hätte seine Sache beinahe verdorben und ihm den Sieg entrissen. Denn viele gingen nun aufMegakles los, und der erste, der ihn trafund niederstreckte, mit Namen Dexios, riß ihm Helm und Mantel ab, galoppierte zu Laevinus, zeigte die Beute und schrie, er habe Pyrrhos getötet. Das gab nun, als die Beutestücke durch die Reihen getragen und gezeigt wurden, bei den Römern lautes Freudengeschrei, bei den Griechen Mutlosigkeit und Bestürzung, bis Pyrrhos erfuhr, was geschah, mit entblößtem Gesicht herumritt, den Kämpfenden die Hand hinstreckte und sich mit seiner Stimme zu erkennen gab. Als schließlich vor allem die Elefanten den Römern schwer zusetzten und ihre Pferde, bevor sie herankamen, scheuten und mit den Reitern durchgingen, setzte Pyrrhos die thessalische Reiterei gegen die in Verwirrung Geratenen ein und schlug sie unter schweren Verlusten

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in die Flucht. Dionysios berichtet, es seien nicht viel weniger als fünfzehntausend Römer gefallen, Hieronymos 1 nur siebentausend; auf seitcn des Pyrrhos nennt Dionysios dreizehntau send, Hieronymos weniger als viertausend Gefallene. Aber das waren die Tapfersten, und von seinen Freunden und Offizieren verlor Pyrrhos gerade diejenigen, denen er am meisten vertraute und sie am liebsten verwendete. Doch nahm er das Lager, das die Römer aufgegeben hatten, brachte einige ihrer Bundesstädte auf seine Seite, verwüstete ein weites Gebiet und rückte so weit vor, daß er nicht mehr als dreihundert Stadien von Rom entfernt war. Nach der Schlacht stießen viele Lukaner und Samniten zu ihm. Ihnen machte er zwar Vorwürfe wegen ihrer Verspätung, war aber offenbar froh und stolz, daß er nur mit seinen Leuten und den Tarentinem das große Heer der Römer besiegt hatte. 18. Die Römer entsetzten den Laevinus nicht des Oberbefehls, obschon Gaius Fabricius gesagt haben soll, die Epeiroten hätten nicht die Römer, sondern Pyrrhos den Laevinus besiegt, womit er sagen wollte, daß nicht das Heer, sondern die Führung die Niederlage verschuldet habe. Sie ergänzten mit Eifer Truppenteile, stellten neue auf und führten so furchtlose und stolze Reden über den Krieg, daß sie damit Pyrrhos in Schrecken versetzten. E r beschloß daher, zunächst durch eine Gesandtschaft einen Fühler auszustrecken, ob sie nicht zu einem Frieden geneigt wären. Denn er meinte, die Stadt zu nehmen und einen entscheidenden Sieg zu erringen, sei kein kleines Unternehmen, zu dem auch die ihm zur Verfügung stehende Macht nicht ausreichte, aber Versöhnung und ein Freundschaftsvertrag nach gewonnenem Siege würde ihm den schönsten Ruhm einbringen. Kineas wurde also ausgesandt, setzte sich mit den einflußreichsten Männern in Verbindung und sandte ihren Kindern und Frauen Geschenke im Namen des Königs. Aber niemand nahm sie an, sondern sie antworte-

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ten alle, Männer wie Frauen, wenn von Staats wegen Friede geschlossen würde, würden auch sie dem König freundschaftliche Gesinnung entgegenbringen. Und als Kineas im Senat seine Vorschläge mit vielen gewinnenden und freundlichen Worten vortrug, nahmen sie nichts gern und bereitwillig an, obwohl Pyrrhos sich erbot, die in der Schlacht gefangenen Männer ohne Lösegeld freizugeben, seine Hilfe bei der Eroberung Italiens versprach und dafür nur einen Freundschaftsvertrag für sich und Straflosigkeit für die Tarenriner, sonst nichts, forderte. Immerhin aber war zu erkennen, daß die meisten zu einem Friedensschluß geneigt waren, da sie in einer großen Schlacht besiegt waren und eine zweite mit einem noch stärkeren Gegner erwarteten, da sich die Italer Pyrrhos angeschlossen hatten. Da war es Appius Claudius 1 , ein hochangesehener Mann, der aber wegen seines hohen Alters und seiner Erblindung sich von den Staatsgeschäften zurückgezogen hatte, der, als ihm jetzt die Anträge des Königs mitgeteilt wurden und das Gerücht aufkam, daß der Senat im Begriff sei, den Frieden zu beschließen, sich nicht zurückhalten konnte, sondern sich von seinen Dienern in einer Sänfte über den Markt zum Rathaus tragen ließ. Als er an die T ü r gekommen war, empfingen ihn seine Söhne und Schwiegersöhne, nahmen ihn in ihre Mitte und führten ihn hinein, und der Senat bewahrte aus Achtung für den Mann ein ehrfurchtsvolles Schweigen. 19. Er trat sogleich auf und sprach: «Bisher, ihr Römer, litt ich unter dem Verlust meiner Augen, jetzt aber bedaure ich, daß ich außer der Blindheit nicht auch taub bin, sondern von schimpflichen Beratungen und Beschlüssen hören muß,die den Ruhm unserer Stadt vernichten. Wo sind jetzt eure großen Worte hin, die stets in alle Welt getragen wurden, daß, wenn jener große Alexander nach Italien gekommen und mit uns als jungen Leuten und unsern Vätern auf der Höhe ihrer Kraft im Kampf zusammengetroffen wäre, er nicht als der Unüberwind-

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liehe besungen würde, sondern entweder geflohen oder hier gefallen wäre zum höheren Ruhme Roms. Das erweist ihr j e t z t selbst als eitle R u h m r e d i g k e i t und Prahlerei, w e n n i h r

Chaoner und Molosser fürchtet, die stets eine Beute der Makedonen waren, und vor Pyrrhos zittert, der immer nur einen der Trabanten Alexanders bedient und umschmeichelt hat und jetzt nicht so sehr, um den Griechen hier zu helfen, als auf der Flucht vor seinen Feinden drüben sich in Italien herumtreibt und uns die führende Stellung verspricht mit Hilfe dieserStreitmacht, die nicht ausgereicht hat, um ihm einen kleinen Teil Makedoniens zu erhalten. Glaubt also nicht, ihn loszuwerden, wenn ihr ihn euch zum Freunde macht, sondern ihr werdet jene herbeiziehen, die euch als leicht zu überwältigende Gegner mißachten werden, wenn Pyrrhos davonkommt, ohne für seine Freveltaten gebüßt zu haben, und dazu noch den Lohn erhält, daß Tarentiner und Samniten über die Römer lachen.» Als Appius solche Worte gesprochen hatte, erfüllte sie neuer Mut zum Kriege, und sie entließen Kineas mit dem Bescheid, Pyrrhos solle Italien räumen und danach, wenn er wolle, von Freundschaft und Bundesgenossenschaft reden; solange er aber im Lande unter Waffen stehe, würden die Römer mit aller Kraft gegen ihn Krieg führen, und wenn er noch tausend Männer wie Laevinus in die Flucht schlüge. Übrigens heißt es, daß Kineas, während er diese Verhandlungen führte, es sich habe angelegen sein lassen, die Lebensweise der Römer zu beobachten und die Vorzüge ihrer Verfassung zu studieren; er habe auch Gespräche mit den angesehensten Männern geführt, dem Pyrrhos darüber berichtet und unter anderem gesagt, der Senat sei ihm wie eineVersammlun g vieler Könige erschienen, und was die Volkszahl angehe, so fürchte er, es möchte sich zeigen, daß sie gegen eine lernaiische Hydra 1 kämpften, denn der Konsul habe schon doppelt so viele ausgehoben, als ihnen in der vorigen Schlacht gegenübergestanden

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hätten, und ein Vielfaches davon betrage die Zahl der Römer, die Waffen tragen könnten. 20. Hieraufkam eine Gesandtschaft zu Pyrrhos wegen der Gefangenen, an ihrer Spitze Gaius Fabricius, der, wie Kineas sagte, bei den Römern in hohem Ansehen stand als wackerer und kriegserfahrener, aber sehr armer Mann 1 . Ihn empfing Pyrrhos persönlich sehr freundlich und versuchte ihn zu bereden, ein Goldgeschenk anzunehmen, nicht etwa in einem irgendwie ungebührlichen Sinne, sondern als, wie er es nannte, ein Zeichen der Zuneigung und Gastfreundschaft. Da Fabricius es ablehnte, schwieg Pyrrhos vorerst. Am folgenden Tage aber ordnete er an, in der Absicht, ihn, der noch niemals einen Elefanten gesehen hatte, zu erschrecken, während sie miteinander verhandelten, das größte der Tiere hinter ihrem Rücken aufzustellen, durch einen Vorhang verdeckt. Es geschah so; und auf ein gegebenes Zeichen wurde der Vorhang beiseite gezogen, und das Tier hob plötzlich den Rüssel, streckte ihn über den Kopf des Fabricius und ließ seine furchterregende, rauhe Stimme erschallen. Aber Fabricius wandte sich nur ruhig um und sagte lächelnd zu Pyrrhos: «Weder hat mich gestern das Gold erschüttert, noch tut das heute das Tier.» Als bei der Tafel allerlei Gespräche gepflogen wurden, besonders über Griechenland und die Philosophen, geschah es, daß Kineas aufEpikur zu sprechen kam und erzählte, was er und seine Schüler über die Götter, über den Staat und über das höchste Gut lehrten, daß sie dieses in der Lust erblickten, die Beschäftigung mit der Politik als Schaden und Störung der Glückseligkeit mieden und die Gottheit weitab von Gunst und Zorn und Sorge um uns in ein untätiges Leben des reinen Genusses verbannten. Während er noch sprach, rief Fabricius aus: «Beim Herakles! Möchten doch Pyrrhos und die Samniten sich an diese Lehren halten, solange sie mit uns Krieg führen!» Voll Bewunderung für die Gesinnung und den Charakter des Man-

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ncs wünschte Pyrrhos noch mehr, statt des Krieges zu einem freundschaftlichen Verhältnis mit der Stadt zu kommen, und den Fabricius persönlich forderte er auf, nachdem er die Versöhnung bewirkt hätte, ihm zu folgen und bei ihm zu leben als der erste seiner Freunde und Offiziere. Aber Fabricius soll leise zu ihm gesagt haben: «Das wäre ja auch für dich, mein König, nicht von Nutzen, denn auch diejenigen, welche dich jetzt ehren und bewundern, werden, wenn sie mich näher kennenlernen, sich lieber von mir als von dir beherrschen lassen.» Ein solcher Mann war Fabricius. Aber Pyrrhos nahm sein Wort nicht zornigundnachTyrannenart aussondern erzählteseinen Freunden von dem hohen Selbstgefühl des Fabricius und vertraute ihm allein die Gefangenen an, mit der Bedingung, daß sie, wenn der Senat nicht den Frieden beschlösse, nur ihre Verwandten begrüßen, das Saturnalienfest mitfeiern und dann wieder zu ihm zurückgesandt werden sollten. Und tatsächlich wurden sie nach dem Fest zurückgeschickt, und der Senat hatte jedem, der zurückbliebe, die Todesstrafe angedroht. 2 1 . Als hierauf Fabricius den Oberbefehl übernommen hatte, kam ein Mann zu ihm ins Lager und brachte einen Brief, den der Arzt des Königs geschrieben hatte und in dem er sich erbot, Pyrrhos durch Gift zu beseitigen, wenn ihm von den Römern eine Belohnung dafür versprochen würde, daß er den Krieg ohne Gefahr für sie beendete. Fabricius, empört über die Niedertracht des Menschen, gewann seinen Amtsgenossen für dieselbe Haltung und sandte einen Brief an Pyrrhos mit der Mahnung, schleunigst vor dem Anschlag auf der Hut zu sein. Das Schreiben hatte folgenden Wortlaut: «Gaius Fabricius und Quintus Aemilius, die Konsuln der Römer, grüßen den König Pyrrhos. Du hast, wie es scheint, keine glückliche Hand in der Beurteilung der Freunde wie der Feinde. Wenn du den uns gesandten Brief liest, wirst du erkennen, daß du mit ehrlichen und rechtlichen Männern Krieg fuhrst und ungerechten

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und bösen Vertrauen schenkst. Diese Anzeige erstatten wir nicht dir zu Dank, sondern damit nicht dein Tod uns Verleumdung einträgt und den Glauben erweckt, wir hätten den Krieg durch List entscheiden wollen, weil wir es durch unsere Tapferkeit nicht konnten.» Nachdem Pyrrhos diesen Brief gelesen und das Komplott aufgedeckt hatte, bestrafte er den Arzt, und Fabricius und den Römern schenkte er zum Entgelt die Gefangenen ohne Lösegeld und sandte wiederum Kineas, um den Frieden zu erwirken. Die Römer aber wollten weder, wenn es eine Gefälligkeit seitens eines Feindes, noch wenn es der Lohn dafür sein sollte, daß sie sich nicht eines Frevels schuldig gemacht hätten, die Männer umsonst annehmen, sondern gaben eine gleiche Zahl Taren tiner und Samniten frei, eine Verhandlung über Frieden und Freundschaft aber lehnten sie ab, solange er nicht mit den Waffen und dem Heer aus Italien abziehe und auf den Schiffen, auf denen er gekommen sei, nach Epeiros zurückkehre. Da hiernach die Verhältnisse eine zweite Schlacht erforderten, brach er mit seinem Heer auf und kam bei der Stadt Ausculum 1 mit den Römern ins Gefecht. Er hatte es mit einem für die Reiterei schwierigen Gelände und einem umbuschten, reißenden Fluß zu tun, wo die Elefanten nicht vorwärts kommen konnten, so daß sie an die Phalanx hätten Anschluß nehmen können, und so kämpfteer unter großen Verlusten an Verwundeten und Toten, bis die Nacht die Gegner schied. Am folgenden Morgen legte er es darauf an, die Schlacht auf ebenes Gelände zu verlegen und die Elefanten mit den Feinden in Kampf zu bringen, besetzte daher das schwierige Gelände vorweg mit Wachen, verteilte viele Speerwerfer und Bogenschützen zwischen die Elefanten und führte sein Heer mit Wucht und Kraft in dichtgeschlossener Formation vorwärts. Die Römer, die auf dem ebenen Feld nicht mehr wie früher die Möglichkeit auszuweichen und seitwärts wieder vorzudringen hatten, griffen

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frontal an, und in dem Bestreben, die Schwerbewaffneten zurückzudrängen, ehe die Elefanten eingreifen konnten, hatten sie schwerste Kämpfe mit den Schwertern gegen die Sarissen auszufechten, wobei sie sich nicht schonten und nur bedacht waren, zu treffen und niederzustrecken, den eigenen Tod für nichts achtend. Nach langer Zeit erst soll das Zurückweichen der Römer dort begonnen haben, wo Pyrrhos selbst stand und mächtig vorwärtsdrängte; den entscheidenden Erfolg aber erzielte er durch die Kraft und Wucht der Elefanten, gegen welche die Römer außerstande waren, ihre Kampftüchtigkeit zu bewähren, und vielmehr gleichsam dem Anrollen einer Meeres woge oder einem alles niederreißenden Erdbebenstoß meinten ausweichen zu müssen, statt sich tatenlos hinzuopfern und ohne jeden Mutzen das Äußerste zu erdulden. Da sich die Flucht aber nicht weit, nur bis zum Lager erstreckte, so fielen von den Römern, wie Hieronymos angibt, nur sechstausend, und auf Seiten des Pyrrhos wurden dreitausendfiinfhundertundfünf als gefallen in die königlichen Tagebücher eingetragen. Dionysios dagegen erzählt, es hätten weder zwei Schlachten stattgefunden, noch sei es eine unzweifelhafte Niederlage der Römer gewesen, sondern sie hätten nur einmal bis Sonnenuntergang gekämpft und erst abgelassen, nachdem Pyrrhos durch einen Wurfspieß am Arm verwundet worden war und gleichzeitig Daunier 1 sein Gepäck geplündert hatten, und gefallen seien auf beiden Seiten, bei Pyrrhos und den Römern, über fünfzehn tausend Mann. Beide Parteien trennten sich, und Pyrrhos soll zu einem von denen, die ihn beglückwünschten, gesagt haben: «Wenn wir noch eine Schlacht über die Römer gewinnen, werden wir ganz und gar verloren sein.» Denn ein großer Teil des Heeres, das er herübergeführt hatte, war gefallen, die Freunde und Offiziere alle bis auf wenige, andere Truppen, die er hätte nachkommen lassen können, waren nicht da, und die Bundesgenossen im Lande

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sah er in ihrem Eifer erkalten, während bei den Römern wie aus einer aus der Heimat ihnen zuströmenden Quelle das Heer sich immer leicht und schnell wieder aufTUIltc und sie durch die Niederlagen nicht den M u t verloren, sondern vielmehr neue Kraft und Kampfbegier aus der E r b i t t e r u n g schöpften. 22. Unter solchen mißlichen Umständen verlegte er sich wieder auf neue Hoffnungen und Entwürfe, die ihn aber in einen Zwiespalt der Entscheidung brachten. Gleichzeitig kamen nämlich aus Sizilien Männer, die ihm Akragas, Syrakus und Leontinoi in die Hand geben wollten und ihn baten, im Bunde mit ihnen die Karthager zu vertreiben und die Insel von den Tyrannen zu befreien, und andere aus Griechenland mit der Meldung, daß Ptolemaios Keraunos 1 mitsamt seinem Heer im Kampf mit den Galatern gefallen sei und er jetzt zu gelegenster Zeit kommen würde, da die Makedonen einen König brauchten. Unter heftigen Klagen gegen das Schicksal, daß es zwei Gelegenheiten zu großen T a t e n für ihn in einen Augenblick zusammendrängte, und in der Meinung, da beide zusammen kamen, eine von beiden verlieren zu müssen, schwankte er lange in seinen Überlegungen. Schließlich aber, da das sizilische Unternehmen wegen der Nähe Afrikas doch größere Aussichten zu enthalten schien, wandte er sich diesem zu und entsandte sofort Kineas, damit er in der gewohnten Weise mit den Städten Vorverhandlungen führte. Er selbst legte eine Besatzung nach Tarent, obschon die Bürger dagegen protestierten, und auf ihre Forderung, er solle entweder den Vertrag erfüllen, unter dem er gekommen war, indem er weiter den Krieg gegen die Römer für sie führte, oder, wenn er ihr Land preisgebe, auch ihre Stadt in dem Zustande verlassen, in dem er sie übernommen habe, gab er keine gebührliche A n t wort, sondern befahl ihnen, Ruhe zu bewahren und seine Stunde abzuwarten. Darauf segelte er ab.

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P Y R R H O S UND M A R I U S Als er Sizilien erreicht hatte", erfüllten sich seine Erwartun-

gen sogleich in vollem Umfang, die Städte stellten sich ihm bereitwillig zur Verfugung, und wo es des Kampfes und der Gewalt bedurfte, hielt ihm zunächst nichts stand, sondern mit dreißigtausend Mann zu Fuß, zweitausendfünfhundert Reitern und zweihundert Schiffen drang er vor, vertrieb die Phoiniker und eroberte ihr Herrschaftsgebiet. E r y x , die stärkste und von einer zahlreichen Besatzung gehaltene Festung des Landes % beschloß er im Sturm zu nehmen. Als das Heer bereitstand, legte er die Rüstung an, trat vor und gelobte dem Herakles, als Siegespreis ein Wettspiel und ein Opferfest zu veranstalten, wenn er ihn den Sizilien bewohnenden Griechen als einen seiner Herkunft und seiner Glücksumstände würdigen Kämpfer erscheinen lasse. Dann ließerdas Trompetensignal geben, die Barbaren mit Geschossen auseinandertreiben, die Leitern anlegen und erstieg als erster die Mauer. Von den vielen, die sich ihm entgegenstellten, drängte er die einen beiderseits an den Rand der Mauer und stürzte sie hinunter, die anderen griff er mit dem Schwert an und häufte die Leichen um sich. Dabei empfing er selbst keine Wunde, sondern erfüllte die Feinde schon durch seinen Anblick mit Schrecken und bewies, daß Homer treffend und aus Erfahrung die Tapferkeit als einzige der Tugenden sich oft verzückt und wahnsinnig gebärden läßt. Nach Einnahme der Stadt feierte er dem G o t t ein prunkvolles Opferfest und veranstaltete verschiedenartige Kampfspiele. 23. Die Barbaren in Messene, welche Mamertiner genannt wurden, belästigten die Griechen vielfach, hatten einige von ihnen tributpflichtig gemacht und waren zahlreich und kriegstüchtig, weshalb sie auch lateinisch «Marssöhne» genannt w u r d e n 1 . Pyrrhos ließ ihre Steuererheber greifen und töten, und sie selbst besiegte er in einer Feldschlacht und zerstörte viele ihrer Festungen.

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Den Karthagern, die zum Frieden geneigt und bereit waren, eine Geldsumme zu zahlen, wenn es zu einem Freundschaftsvertrag käme, und Schiffe zu stellen, gab er in dem Wunsche, mehr zu erreichen, zur Antwort, es gebe nur einen Weg zur Versöhnung und Freundschaft mit ihnen: wenn sie ganz Sizilien räumten und das afrikanische Meer als Grenze gegenüber den Griechen anerkannten. Durch sein Glück und seine augenblickliche Macht von Stolz geschwellt und in weiterer Verfolgung der Hoffnungen, mit denen er von Anfang an seine Fahrt angetreten hatte, als erstes Ziel Afrika ins Auge fassend und im Besitz vieler Schiffe, die Bemannungen brauchten, suchte er Ruderer zusammenzubringen, wobei er nicht milde und glimpflich mit den Städten umging, sondern mit despotischer Strenge verfuhr und harte Strafen verhängte, während er nicht sogleich und im Anfang sich so gezeigt hatte, sondern mehr als andere durch Gefälligkeit im Umgang, Gewährung von Vertrauen in allem und Vermeidung von Härten die Menschen für sich gewonnen hatte, nun aber, indem er aus einem Volksfreunde zum Tyrannen wurde, sich außer dem Vorwurf der Härte auch den der Undankbarkeit und Treulosigkeit zuzog. Trotzdem gestanden sie dies als notwendig zu, obwohl sie darunter litten. Als er aber Thoinon und Sosistratos, führende Männer in Syrakus, die ihn als erste bewogen hatten, nach Sizilien zu kommen, und, als er kam, ihm die Stadt sogleich übergeben und an den meisten seiner Unternehmungen in Sizilien hilfreich teilgenommen hatten, jetzt, da er sie weder mit sich nehmen noch zurücklassen wollte, beargwöhnte, Sosistratos aus Furcht entwich und Thoinon unter der Anklage gleicher Gesinnung hingerichtet wurde, da trat ein völliger Umschwung der Dinge ein, nicht allmählich und im einzelnen, sondern ein heftiger Haß gegen ihn flammte überall in den Städten auf, und sie traten teils zu den Karthagern über, teils riefen sie die Mamertiner herbei. Während er so alles in Abfall,

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Aufruhr und heftiger Empörung gegen sich sah, empfing er Briefe von den Samniten und Tarentinern, die kaum noch in ihren S t ä d t e n sich gegen den F e i n d b e h a u p t e t e n , v o m

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Lande ganz und gar vertrieben waren und ihn um Hilfe baten. Das war ein wohlklingender Vorwand, um es so hinzustellen, daß seine Abfahrt von Sizilien keine Flucht und kein Aufgeben der dortigen Unternehmungen bedeute; die Wahrheit war, daß er, weil er Sizilien - wie ein Schiff in Seenot - nicht mehr regieren konnte, sondern eine Möglichkeit abzusteigen suchte, sich wiederum nach Italien warf. Es heißt, daß er, schon aufder Abfahrt, auf die Insel zurückblickend gesagt habe: «Was für einen Kampfplatz, Freunde, hinterlassen wir Karthagern und Römern!» Und dies traf, wie er es vermutete, nach nicht langer Zeit ein. 24. Da die Barbaren sich gegen ihn während seiner Rückfahrt zusammengeschlossen hatten, verlor er in einer Seeschlacht mit den Karthagern viele seiner Schiffe, entkam aber mit den übrigen nach Italien'. Doch von den Mamertinern waren nicht weniger als zehntausend vor ihm hinübergegangen, die sich zwar scheuten, ihm im offenen Felde entgegenzutreten, ihn aber in einem schwierigen Gelände überfielen und Unordnung im ganzen Heer verbreiteten. Zwei Elefanten kamen um, und viele von der Nachhut wurden getötet. Er selbst kam daher vom Vortrab herangeritten und griff persönlich in das Gefecht mit kampfgeübten, mutigen Männern ein. Als er einen Schwerthieb am Kopfe erhielt und sich ein wenig aus der Front zurückzog, erhöhte das den Mut der Feinde, und einer lief den anderen weit voran, ein hochgewachsener Mann in glänzender Rüstung, schrie mit lauter Stimme und forderte ihn auf, hervorzukommen, wenn er noch lebe. Ergrimmt stürmte Pyrrhos trotz des Widerstandes seiner Trabanten vor, drängte sich voll Wut, blutbesudelt und furchtbar anzuschauen, durch sie hindurch und versetzte dem Barbaren einen

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Schwcrthieb auf den Kopf, der vermöge der Kraft, mit der er geführt wurde, und der Güte des Stahles bis nach unten drang, so daß in einem Augenblick die Hälften des zweigeteilten Leibes nach beiden Seiten fielen. Dies hielt die Barbaren vom weiteren Vordringen ab, da sie den Py rrhos wie ein höheres Wesen anstaunten und vor ihm erschraken. Er legte nun den weiteren Weg ungefährdet zurück und kam nach Tarent, gefolgt von zwanzigtausend Mann zu Fuß und dreitausend Reitern. Hier zog er die Tüchtigsten der Tarentiner an sich und marschierte sofort gegen die Römer, die im Samnitenlande lagerten. 25. Die Macht der Samniten war gebrochen und ihr Mut gesunken, da sie in vielen Schlachten von den Römern besiegt worden waren. Auch spielte einiger Groll gegen Pyrrhos mit wegen seiner Fahrt nach Sizilien. Daher fanden sich nicht viele von ihnen bei ihm ein. Er teilte seine ganze Streitmacht in zwei Teile und sandte den einen nach Lukanien, um den einen Konsul aufzuhalten, damit er nicht zu Hilfe herbeieilte, den andern führte er selbst gegen Manius Curius, der bei der Stadt Beneventum in fester Stellung saß und aufden Zuzug aus Lukanien wartete; er verhielt sich wohl auch deswegen ruhig, weil ihn die Seher nach der Beobachtung des Vogelfluges und der Opfer zurückhielten. In dem Bestreben, dieses Heer anzugreifen, bevor das andere herzukäme, nahm Pyrrhos die tapfersten Männer und die kampftüchtigsten Elefanten und rückte nachts gegen das feindliche Lager. Auf dem langen Umgehungsmarsch durch ein dichtes Waldgebiet reichten aber die Fackeln nicht aus, und die Soldaten gerieten auf Irrwege. Infolge der so entstandenen Verzögerung ging die Nacht zu Ende, und er wurde bei Tagesanbruch den Feinden sichtbar, wie er von den Höhen her anrückte, was bei ihnen große Verwirrung und ein Durcheinander hervorrief. Da indes die Opfer für Manius nun günstig ausfielen und der Augenblick zum schnellen Handeln

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drängte, rückte er aus, griff die Vordersten an, s c h l u g sie zurück und setzte alle in Schrecken, so daß nicht w e n i g e fielen und auch einige Elefanten abgeschnitten und gefangen wurden. Dieser Sieg führte Manius zum K a m p f in die Ebene hinab. Er griff offen an und schlug einen T e i l der Feinde in die Flucht, an anderen Punkten aber wurde er, dem D r u c k der Elefanten weichend, gegen das Lager gedrängt. Da rief er die Lagerwachen, die zahlreich und noch frisch unter Waffen auf d e m Wall standen. Sie stürmten aus der Höhe herab und z w a n g e n die T i e r e durch Schüsse umzukehren und, durch die eigenen Reihen r ü c k w ä r t s fliehend, Unordnung und eine V e r w i r r u n g zu schaffen, die den Römern den Sieg gab und zugleich die Führerschaft. Denn da sie Selbstgefühl und M a c h t und dazu noch den R u f der Unbesieglichkeit durch diese ruhmreichen Kämpfe g e w o n n e n hatten, so bekamen sie sogleich Italien und wenig später Sizilien in ihre G e w a l t ' . 26. So g i n g Pyrrhos seiner italischen und sizilischcn Hoffnungen verlustig, nachdem er einen Z e i t r a u m v o n sechs Jahren auf die dortigen Kriege verwendet und starke Einbuße an seiner M a c h t erlitten, aber Kraft und M u t trotz seiner Niederlagen unerschüttert bewahrt und dazu den R u f erworben hatte, an Kriegserfahrung, persönlicher T a p f e r k e i t und Wagem u t bei weitem der erste unter den Königen seiner Z e i t zu sein, aber was er durch seine T a t e n erwarb, durch seine neuen Pläne wieder z u verlieren, weil er durch das Verlangen nach d e m , was er noch nicht hatte, nichts von d e m , was er hatte, in Sicherheit z u bringen bedacht war. Daher verglich ihn A n t i g o nos mit einem Würfelspieler, der viele glückliche W ü r f e tue, die G e w i n n e aber nicht z u benützen verstehe. Er brachte nach Epeiros achttausend M a n n z u F u ß und f ü n f h u n d e r t Reiter mit, und da er kein G e l d hatte, suchte er nach einem Krieg, um durch ihn das Heer z u unterhalten, und als sich noch einige Galater zu ihm fanden, fiel er in Makedo-

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nien ein, wo Antigonos, der Sohn des Demetrios, herrschte, um zu rauben und zu plündern. Da er aber viele Städte in die Hand bekam und zweitausend Soldaten zu ihm übergingen, spannte er seine Hoffnungen höher, zog gegen Antigonos, griff ihn überraschend in einem Engpaß an und brachte sein ganzes Heer in Verwirrung. Doch die zahlreichen Galater, die den Nachtrab des Antigonos bildeten, hielten tapfer stand. So kam es zu einer scharfen Schlacht, in der die Mehrzahl der Galater niedergehauen und die Führer der Elefanten abgeschnitten wurden und sich mit allen Tieren ergaben. Nachdem Pyrrhos eine so bedeutende Verstärkung erhalten hatte, wandte er sich, dem Glück mehr als einem wohlüberlegten Plan folgend, gegen die Phalanx der Makedonen, die wegen der erlittenen Schlappe von Unordnung und Furcht erfüllt war. Daher enthielten sie sich des Angriffs und Kampfes gegen ihn; er aber streckte die rechte Hand aus, rief die Feldherren und Abteilungsführer mit Namen an und brachte so mit einem Schlage das ganze Fußvolk des Antigonos zum Abfall von ihm. Dieser floh und behielt nur einige Seestädte in seiner Hand. Pyrrhos rechnete es sich unter allen diesen Erfolgen zum höchsten Ruhme an, daß er die Galater besiegt hatte, und weihte die schönsten und prunkvollsten der erbeuteten Waffen ins Heiligtum der Athena Itonis 1 , wozu er die folgenden elegischen Verse als Inschrift anbringen ließ. «Die Schilde hängte auf als Gabe für Athena Itonis Der Molosser Pyrrhos, erbeutet von den kühnen Galatern, Nachdem er das ganze Heer des Antigonos bezwungen. Kein großes Wunder! Speerkämpfer sind jetzt und waren zuvor die Aiakiden.» Nach der Schlacht nahm er sogleich die Städte in Besitz. Als er Aigai 1 genommen hatte, behandelte er die Einwohner mit großer Härte und ließ eine Besatzung von Galatern,

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die unter ihm dienten, in der Stadt. Die Galater, die ein Volk von unersättlicher Geldgier sind, machten sich daran, die Gräber der dort beigesetzten Könige zu erbrechcn, plünderten die Schätze und warfen die Gebeine mutwillig durcheinander. Dies schien Pyrrhos leicht und achtlos aufzunehmen, sei es, daß er es aufschob, weil er andere Geschäfte hatte, sei es, daß er es aus Furcht ganz unterließ, die Barbaren zu bestrafen. Das brachte ihn bei den Makedonen in üblen Ruf. Ehe noch die Verhältnisse zu Sicherheit und dauernder Festigkeit gediehen waren, wiegte er sich schon wieder in neuen Hoffnungen. Den Antigonos nannte er höhnisch einen Unverschämten, weil er nicht das Gewand des Privatmannes anlegte, sondern weiter, den Purpur trug, und als der Spartiat Kleonymos zu ihm kam und ihn nach Lakedaimon rief, folgte er bereitwillig. Kleonymos war aus königlichem Geschlecht, aber weil er in dem Rufstand, gewalttätig und despotisch zu sein, genoß er weder Liebe noch Vertrauen, und Areus war an der Regierung Dies war die allgemeine und schon seit langem geltende Beschwerde, die die Bürger gegen ihn erhoben. Nun hatte Kleonymos schon als älterer Mann eine schöne Frau aus königlichem Stamm, Chilonis, die Tochter des Leotychidas, geheiratet. Diese faßte aber eine leidenschaftliche Liebe zu Äkrotatos, dem Sohne des Areus, einem Jüngling in der Blüte der Jahre, und machte so dem Kleonymos, der sie liebte, die Ehe zu einer Qual und zugleich zur Schande; denn keinem Menschen in Sparta war es verborgen, daß er von seiner Frau verachtet wurde. Da so die häusliche Kränkung zu der öffentlichen hinzutrat, bewog er in Zorn und Verbitterung den Pyrrhos zu dem Zuge gegen Sparta. Er führte fünfundzwanzigtausend Mann zu Fuß, zweitausend Reiter und vierundzwanzig Elefanten mit sich, so daß schon aus der Größe der Rüstung sich unmittelbar ergab, daß er nicht Sparta für Kleonymos, sondern die Peloponnes für sich gewinnen wollte. Mit Worten

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stellte er das freilich auch den Lakedaimoniern gegenüber in Abrede, die als Gesandte zu ihm nach Megalopolis kamen. Er sagte nämlich, er sei gekommen, um die Antigonos unterworfenen Städte zu befreien und, wahrhaftig, auch seine jüngeren Söhne - falls nichts entgegenstünde - nach Sparta zu bringen, damit sie in den lakonischen Sitten erzogen würden, um damit schon einen Vorzug vor allen anderen Königen zu haben. Während er mit solchen Vorspiegelungen die ihm unterwegs Begegnenden zu täuschen versuchte, verlegte er sich, sowie er das lakonische Land betrat, aufs Rauben und Plündern, und als ihm die Gesandten Vorwürfe machten, daß er, ohne ihn erklärt zu haben, den Krieg gegen sie eröffnet hätte, erwiderte er: «Aber wir wissen doch, daß auch ihr Spartaner anderen nicht vorhersagt, was ihr zu tun vorhabt.» Da sagte einer von den Anwesenden, namens Mandrokleidas, im lakonischen Dialekt: «Wenn du ein Gott bist, wird uns nichts geschehen, denn wir tun nichts Unrechtes; wenn du aber ein Mensch bist, wird sich noch einer finden, der stärker ist als du.» 27. Hierauf zog Pyrrhos hinab gegen Lakedaimon, und obwohl ihn Kleonymos nun aufforderte, gleich vom Marsch aus anzugreifen, hielt er doch an in der Besorgnis, wie es heißt, die Soldaten möchten die Stadt ausplündern, wenn sie sie des Nachts überfielen, und sagte, sie würden bei Tag dasselbe ausrichten. Die Spartaner waren nämlich nicht zahlreich und unvorbereitet wegen der Plötzlichkeit des AngrifTs, und Areus war nicht zugegen, sondern in Kreta, um den G o r t y n i e r n d i e in einen Krieg verwickelt waren, Hilfe zu bringen. Und gerade dies war es vor allem, was die Stadt rettete, daß sie wegen ihrer Entblößung und Schwäche verachtet wurde. Denn Pyrrhos bezog ein Lager in dem Glauben, daß niemand Widerstand leisten werde, und das Haus des Kleonymos richteten seine Freunde und Heloten so her und schmückten es aus, als ob Pyrrhos bei ihm speisen würde. Als es Nacht wurde, er-

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wogen die Lakedaimonier zuerst den Plan, die Frauen nach Kreta zu schicken; diese widersetzten sich aber, und Archidamia 1 kam sogar mit einem Schwert in der Hand in die Ratsversammlung und machte im Namen der Frauen den Männern Vorwürfe, daß sie ihnen zumuteten zu leben, wenn Sparta unterginge. Darauf beschlossen sie, längs dem Lager der Feinde einen Graben zu ziehen und, wo er endigte, beiderseits die Wagen aufzustellen und sie bis zur Mitte der Räder einzugraben, damit sie festsäßen und ein schwer zu überwindendes Hindernis für die Elefanten bildeten. Und als die Männer mit dieser Arbeit begannen, kamen die Jungfrauen und die Frauen, teils im Oberkleid mit aufgeschürztem Unterkleid, teils im bloßen Unterkleid, um den älteren Männern bei der Arbeit zu helfen. Den Männern, die kämpfen sollten, befahlen sie, sich auszuruhen, nahmen selbst die Abmessungen vor und leisteten ihrerseits die Arbeit, den dritten Teil des Grabens auszuheben. Seine Breite betrug sechs Ellen, die Tiefe vier Ellen, die Länge achthundert Fuß. So erzählt Phylarchos 1 ; Hieronymos gibt kleinere Maße. Als bei Tagesanbruch die Feinde sich in Bewegung setzten, reichten die Frauen den jungen Männern die Waffen, übergaben ihnen den Graben und mahnten sie, ihn zu verteidigen und zu hüten, denn herrlich sei es, zu siegen vor den Augen des Vaterlandes, aber auch ruhmvoll, in den Armen der Mütter und Frauen zu sterben, wenn man Spartas würdig gefallen sei. Chilonis aber hatte sich entfernt und sich einen Strick um den Hals gebunden, um nicht Kleonymos in die Hände zu fallen, wenn die Stadt genommen würde. 28. Pyrrhos selbst führte mit seinen Schwerbewaffneten den Frontalangriff gegen viele ihm entgegengestellte Schilde der Spartiaten und einen Graben, den man nicht überspringen konnte und der mit seiner lockeren Erde den Kämpfenden keinen festen Stand bot. Sein Sohn Ptolemaios wich an der Spitze von zweitausend Galatern und auserlesenen Chaonern

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dem Graben aus und suchte bei den Wagen hinüberzukommen. Aber diese machten, weil sie tief eingegraben und dicht zusammengeschoben waren, nicht nur ihnen den Angriff, sondern auch den Lakedaimoniern die Verteidigung schwer. Als aber nun die Galater die Räder herausrissen und die Wagen in den Fluß schieben wollten, bemerkte der junge Akrotatos die Gefahr, eilte mit dreihundert Mann durch die Stadt und umging den Ptolemaios, ohne von ihm gesehen zu werden wegen einiger Bodenwellen, bis er die Angreifer von hinten faßte und sie zwang, kehrt zu machen und gegen ihn zu kämpfen, so daß sie sich gegenseitig drängten und in den Graben und bei den Wagen fielen, bis sie endlich unter starken Verlusten zurückgeschlagen wurden. Die Älteren und die Menge der Frauen sahen der Heldentat des Akrotatos zu, und als er wieder durch die Stadt auf seinen Posten zurückkehrte, mit Blut bedeckt und von Stolz geschwellt über seinen Sieg, schien er den Lakonerinnen größer und schöner geworden zu sein, und sie beneideten Chilonis um seine Liebe. Von den Älteren folgten ihm einige und riefen: «Geh hin, Akrotatos, und nimm Chilonis in die Arme! Nur zeuge tapfere Söhne für Sparta!» Um Pyrrhos selbst tobte ein heftiger Kampf, und neben anderen Spartanern, die mit glänzender Tapferkeit fochten, war es Phyllios, der die längste Zeit Widerstand leistete, viele der Angreifer tötete und endlich, als er fühlte, daß infolge der vielen Wunden seine Kräfte schwanden, einem der hinter ihm Stehenden seinen Platz einräumte und hinter den Kämpfenden niederstürzte, damit sein Leichnam nicht in die Hand des Feindes falle. 29. Erst in der Nacht trennten sich die Kämpfenden, und Pyrrhos sah schlafend folgenden Traum. Ihm war, Lakedaimon werde durch ihn von Blitzen getroffen, brenne ganz ab, und er freue sich. Von der Freude erwachte er, befahl seinen Offizieren, das Heer in Bereitschaft zu halten, und erzählte den Freunden seinen Traum in dem Glauben, er werde die Stadt erstür-

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mcn. Die anderen ließen sich gern überzeugen, nur dem Lysimachos gefiel der T r a u m nicht, sondern er sagte, e r furchte, wie vom Blitze getroffene Plätze unhetrethar blieben

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auch dem Pyrrhos die G o t t h e i t voraussagen, daß die Stadt für ihn unzugänglich sein werde. Aber Pyrrhos sagte, das sei possenhaftes Pöbelgeschwätz und zeuge von großem Unverstand, und man müsse, wenn man die Waffen in der Hand trage, sich vielmehr den Spruch vor Augen halten: « N u r ein Wahrzeichen g i l t : sich tapfer wehren für P y r r h o s ! 2 » Damit erhob er sich und führte bei Tagesanbruch das Heer zum Angriff. Die Lakedaimonier verteidigten sich mit einem M u t und einer Tapferkeit über ihr Vermögen, und auch die Frauen erschienen, um Geschosse zuzureichen, den Erschöpften Speise und T r a n k zu bringen und die Verwundeten in Pflege zu nehmen. J e t z t versuchten die Makedonen, den Graben auszufüllen, und brachten dazu viel Material heran, mit dem die Waffen und die Leichen der Gefallenen überschüttet und zugedeckt wurden, und während die Lakedaimonier das zu verhüten suchten, sah man längs des Grabens und der Wagen Pyrrhos zu R o ß in die Stadt eindringen. Schon erhoben die dort aufgestellten Männer ein großes Geschrei, und ein Rennen und Heulen der Frauen setzte ein, als dem Pyrrhos, der schon im Begriff war durchzubrechen und die ihm E n t g e g e n t r e t e n den zurückzuwerfen, das Pferd sich aufbäumte, von einem kretischen Pfeil am Bauch getroffen, und im T o d e s k a m p f seinen R e i t e r an einem schlüpfrigen und abschüssigen O r t abwarf. W ä h r e n d sich die Gefährten erschreckt um ihn bemühten, rannten die Spartiaten herzu, brauchten ihre Geschosse und drängten alle wieder hinaus. Hierauf stellte Pyrrhos auch an den anderen Schauplätzen den K a m p f ein in dem Glauben, die Lakedaimonier würden nun nachgeben, da bei ihnen fast alle verwundet und viele gefallen waren. Aber das gute Glück der

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Stadt, sei es, daß es die Tapferkeit der Männer auf die Probe stellen, sei es, daß es einen Beweis liefern wollte, wieviel es in der Not vermag, führte, als die Lakedaimonier schon fast keine Hoffnung mehr hatten, ihnen den Phoker Ameinias, einen der Feldherren des Antigonos, mit einer Söldnertruppe von Korinth her als Helfer zu, und kaum hatten sie diesen aufgenommen, da kam der König Areus aus Kreta an der Spitze von zweitausend Mann. Sogleich zerstreuten sich jetzt die Frauen in ihre Häuser in der Meinung, sich nun nicht mehr in die Kriegshandlungen einmischen zu sollen, und diejenigen Männer, die trotz ihres hohen Alters in der Not noch zu den Waffen gegriffen hatten, entließen sie und stellten sich selbst den Feinden entgegeiv 30. Den Pyrrhos erfüllte zwar noch Kampfeswille und der Ehrgeiz, erst recht wegen der eingetroffenen Verstärkung der Stadt Herr zu werden. Aber als er nichts erreichte und nur mehr Verluste erlitt, gab er die Belagerung auf und verwüstete das offene Land in der Absicht, dort zu überwintern. Aber das Verhängnis war unentrinnbar. In Argos war nämlich ein Parteienkampf des Aristeas gegen Aristippos entbrannt, und da Aristippos mit Antigonos befreundet schien, so rief Aristeas, um ihm zuvorzukommen, den Pyrrhos nach Argos, und dieser, der stets Pläne über Pläne entwarf, jeden Erfolg als Sprungbrett zu weiteren Erfolgen zu benützen und Mißerfolge durch neue Unternehmungen wettzumachen suchte, vermochte weder in einer Niederlage noch in einem Sieg ein Ziel seiner Sucht zu finden, sich selbst und andere in Verwirrung zu stürzen. Sofort also brach er gegen Argos auf. Areus aber legte ihm viele Hinterhalte, besetzte die schwierigsten Stellen seines Weges und überfiel die Galater und Molosser, die seine Nachhut bildeten. Dem Pyrrhos war zwar nach dem Befund der Opfereingeweide, die keine Leber aufwiesen, von dem Seher der Verlust eines Angehörigen vorausgesagt wor-

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den, aber durch den Lärm und die entstandene Verwirrung verlor er jetzt zur Unzeit die klare Besinnung und befahl seinem Sohn Prolemaios, die I.eibwache zu nehmen und zu Hilfe zu eilen; er selbst führte schleunigst das Heer aus dem Engpaß ins Freie.'Während um Ptolemaios ein heftiger Kampf entbrannte und die auserlesenen Lakedaimonier, welche Eualkos befehligte, mit seinen Vorkämpfern ins Gefecht gerieten, rannte ein schlagkräftiger und schnellfüßiger Kämpfer mit Namen Oroissos, ein Kreter aus Aptera, von der Seite heran, traf den Jüngling, der mit großer Tapferkeit kämpfte, und streckte ihn nieder. Als er gefallen war und seine Leute die Flucht ergriffen, gerieten die Lakedaimonier in siegreicher Verfolgung, ohne es zu merken, mit auf die Ebene hinaus und wurden von den Schwerbewaffneten des Pyrrhos abgeschnitten. Dieser, der eben den Tod seines Sohnes erfahren hatte und in grimmiger Wut war, setzte die molossischen Reiter gegen sie ein, hieb als erster ein und vergoß das Blut der Lakedaimonier in Strömen. Hatte er sich schon immer als furchtbarer, unwiderstehlicher Kämpfer gezeigt, so stellte er jetzt durch Wagemut und Ungestüm seine früheren Taten in Schatten. Als er sein Roß gegen Eualkos lenkte, trat dieser von der Seite heran und hätte beinahe mit seinem Schwerte die den Zügel führende Hand des Pyrrhos abgeschlagen, doch traf er nur den Zügel und hieb ihn entzwei. Pyrrhos aber stürzte zugleich mit dem Speerstich, mit dem er ihn durchbohrte, vom Roß und tötete, nunmehr zu Fuß kämpfend, alle die Auserlesenen, die um Eualkos sich zur Wehr setzten. Diesen großen zusätzlichen Verlust bereitete Sparta der Ehrgeiz der Führer, als der Krieg schon zu Ende war. 31. Nachdem Pyrrhos so seinem Sohn gleichsam ein Totenopfer dargebracht, einen glänzenden Kampf als Leichenfeier für ihn gekämpft und seinen Schmerz in der Rache an den Feinden gekühlt hatte, marschierte er weiter gegen Argos. Als er

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erfuhr, daß Antigonos schon auf den Höhen über der Ebene saß, schlug er ein Lager bei Nauplia 1 auf und sandte am folgenden T a g e einen Herold zu Antigonos, nannte ihn einen Unheilstifter und forderte ihn auf, in die Ebene hinabzukommen und den Entscheidungskampf um die Königsherrschaft mit ihm zu führen. Antigonos erwiderte, seine Feldherrnkunst gründe sich nicht so sehr auf die Waffen als auf die Ausnützung der Gelegenheiten, und dem Pyrrhos stünden ja viele Wege zum T o d e offen, wenn ihm das Leben verleidet sei. Z u beiden kamen jetzt Gesandte aus Argos mit der Bitte, sich zu entfernen und zuzugestehen, daß die Stadt sich keinem von beiden anschließe und mit beiden Freundschaft halte. Antigonos willigte ein und bot seinen Sohn als Geisel an; Pyrrhos hingegen versprach zwar abzuziehen, da er aber keine Sicherheit anbot, verstärkte er noch den Verdacht gegen sich. Indessen ereigneten sich zwei bedeutsame Vorzeichen: bei Pyrrhos sah man die Köpfe der geopferten Rinder, die schon von den Körpern getrennt am Boden lagen, die Zungen herausstrecken und ihr eigenes Blut auflecken, und in der Stadt der Argeier kam die Prophetin des Apollon Lykeios herausgerannt und schrie, sie sehe die Stadt voll von Blut und Leichen und den Adler zum Kampf fliegen und dann verschwinden. 32. Bei tiefer Finsternis näherte sich Pyrrhos den Mauern, fand das Tor, das sie Diamperes nennen

für sich von Aristeas

geöffnet und blieb unbemerkt, bis seine Galater hereingekommen waren und den Markt besetzt hatten. Da aber dann das T o r die Elefanten nicht durchließ und man ihnen infolgedessen die Kampftürme abnahm und sie im Dunkel und nicht ohne Geräusch wieder aufsetzte, was einen Aufenthalt verursachte, wurden die Argeier aufmerksam, rannten zur Aspis 3 und zu den festen Plätzen hinauf und riefen Antigonos durch Boten zu Hilfe. Der zog heran und hielt sich selbst in Reserve, während er seine Feldherren und seinen Sohn an der Spitze eines starken

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Hilfskorps einrücken ließ. A u c h Areus kam mit tausend Kretern u n d den schnellfüßigsten Spartiaten. Alle zusammen griffen die G a l a t e r an und brachten sie in große V e r w i r r u n g . Indessen rückte P y r r h o s mit lautem K a m p f g e s c h r e i längs der K y l a r a b i s 1 herein, und als die Galater den K a m p f r u f der Seinen nicht herzhaft und m u t i g erwiderten, erkannte er, daß das die S t i m m e kämpfender und hart bedrängter Männer w a r . E r e i l t e also schneller v o r w ä r t s und drängte die ihm voranziehenden R e i t e r , die in den Kanälen, von denen die Stadt voll ist, schlecht v o r w ä r t s kamen und in steter G e f a h r waren. Es bestand nun in der nächtlichen Schlacht v ö l l i g e Unsicherheit, w a s geschah und w a s befohlen w u r d e , man verirrte sich in den engen Gassen und w u r d e auseinandergerissen, und die Feldherrnkunst fand nichts zu tun in der Dunkelheit, dem ungewissen G e schrei u n d der E n g e , weshalb beide Parteien weiter nichts taten, sondern den T a g abwarteten. Als es hell w u r d e , erschrak Pyrrhos, die Aspis ganz von feindlichen Waffen bedeckt zu sehen, und bestürzt w a r er, als er auf dem M a r k t unter vielen anderen Weihgeschenken einen bronzenen W o l f und einen Stier erblickte, die w i e zum K a m p f gegeneinander rannten, denn er erinnerte sich eines alten Orakels, daß ihm zu sterben bes t i m m t sei, w e n n er einen Wolf mit einem Stier kämpfen sehe. Diese B i l d w e r k e seien, so erzählen die A r g e i e r , bei ihnen zum A n d e n k e n an ein Ereignis der Vorzeit aufgestellt worden. D e m Danaos sei nämlich, als er zuerst das Land bei Pyramia in der T h y r e a t i s 1 betrat, ein Wolf zu Gesicht g e k o m m e n , der mit einem Stier k ä m p f t e . Danaos habe nun a n g e n o m m e n , daß der W o l f ihn vertrete, d a er als ein Fremder die Einheimischen a n g r i f f w i e er, und so d e m K a m p f zugesehen, und als der W o l f siegte, habe er zu Apollon L y k e i o s g e b e t e t 3 , sich ans Werk g e m a c h t und die Oberhand g e w o n n e n , da G e l a n o r , der damals K ö n i g der Argeier war, durch einen A u f s t a n d vertrieben wurde. Diese L e g e n d e w u r d e über das Weihgeschenk erzählt.

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33. A u f diesen Anblick hin und auch, weil nichts, w i e er es e r w a r t e t hatte, vorwärts g i n g , mutlos g e w o r d e n , beschloß Pyrrhos umzukehren, und da er die zu engen T o r e fürchtete, schickte er zu seinem Sohn Helenos, der mit der H a u p t m a c h t draußen geblieben w a r , mit dem Befehl, ein Stück der M a u e r n einzureißen und die Herauskommenden in E m p f a n g zu nehmen, w e n n die Feinde sie belästigten. Da jedoch in der Eile und V e r w i r r u n g der Bote keine klare M e l d u n g brachte u n d vielmehr ein Mißverständnis entstand, so nahm der J ü n g l i n g die noch übrigen Elefanten und die besten Soldaten u n d r ü c k t e durch das T o r in die Stadt ein, um dem V a t e r H i l f e z u bringen. Pyrrhos w a r aber schon auf dem R ü c k z u g begriffen. Solange nun d e r M a r k t p l a t z ihm R a u m zum R ü c k m a r s c h u n d , i m Wechsel, zum K a m p f e gewährte, erwehrte er sich der A n dringenden. A l s er aber, v o m M a r k t in die zum T o r f ü h r e n d e enge G a s s e gedrängt, mit den von der e n t g e g e n g e s e t z t e n Seite her ihm zu Hilfe eilenden T r u p p e n zusammenstieß, hörten die einen von diesen nicht auf seinen Befehl, u m z u k e h r e n , die anderen wurden trotz besten Wi llens daran gehindert durch diejenigen, die hinten vom T o r herangeströmt kamen. D e r größte Elefant w a r nämlich unter dem T o r quer hingestürzt und lag brüllend den Umkehrenden im W e g e , und einer der vorher schon hereingekommenen Elefanten, N i k o n mit N a men, suchte seinen infolge vieler Wunden

herabgefallenen

W ä r t e r wieder aufzunehmen, lief den Z u r ü c k m a r s c h i e r e n d e n e n t g e g e n und rannte Freunde w i e Feinde in b u n t e m G e m i s c h u m , daß sie übereinanderstürzten, bis er den W ä r t e r schon tot fand, mit dem Rüssel a u f h o b , auf seine beiden Z ä h n e legte und wieder u m k e h r t e , wie ein Rasender die ihm Begegnenden nied e r w e r f e n d und zertrampelnd. Indem die M e n s c h e n so ged r a n g t und zusammengepreßt w u r d e n , w a r kein einzelner mehr imstande, sich nach seinem Willen zu b e w e g e n , sondern w i e ein in sich verkeilter Körper schob sich die M e n g e bald

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hierhin, bald dorthin. Kämpfe gab es nur wenige gegen diejenigen, die jeweils in eine feindliche Gruppe hineingeraten waren o d e r die v o n hinten angriffen. Den meisten S c h a d c n f ü g -

ten sie sich selbst zu, denn hatte einer das Schwert gezogen oder die Lanze gefällt, so konnte er diese nicht wieder aufnehmen, das Schwert nicht wieder in die Scheide stecken, sondern die Waffe fuhr durch den, der ihr in den Weg kam, und sie stürzten übereinander und starben. 34. Als Pyrrhos gewahr wurde, in was für einen Sturm und Wogenbraus er geraten war, nahm er die Binde ab, die er als Abzeichen am Helm trug, und gab sie einem seiner Gefährten. Er selbst sprengte, seinem Roß vertrauend, gegen die verfolgenden Feinde an. Dabei erhielt er einen Speerstich durch den Panzer, keine tiefe noch erhebliche Wunde, und wandte sich gegen den, der den Stich geführt hatte. Das war ein Argeier, keiner von den vornehmen, sondern der Sohn einer ärmlichen alten Frau. Diese schaute wie die anderen Frauen dem Kampf vom Dach aus zu, und als sie sah, wie ihr Sohn mit Pyrrhos in Kampf kam, geriet sie außer sich im Anblick der Gefahr, hob mit beiden Händen einen Dachziegel auf und schleuderte ihn gegen Pyrrhos. Der Stein fiel ihm auf den Kopf unter den Helm, die Wirbelknochen an der Basis des Halses wurden zerschlagen, die Augen erloschen, und die Hände ließen die Zügel fahren. Er stürzte neben dem Grabmal des Likymnios 1 zu Boden, ohne daß die meisten wußten, wer er war. Aber ein gewisser Zopyros, der unter Antigonos diente, und zwei oder drei andere kamen herbeigerannt, erkannten ihn und zerrten ihn in einen Hausflur, während er gerade von dem Schlag wieder zu sich zu kommen begann. Als jetzt Zopyros sein illyrisches Schwert zog, um ihm den Kopf abzuschlagen, blickte ihn Pyrrhos so furchtbar an, daß Zopyros in Schrecken geriet und mit zitternden Händen zwar, aber doch gewillt, es zu vollziehen, voll Angst und Erregung sein Opfer nicht gerade in den Hals,

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sondern an Mund und Kinn traf und nur langsam und mit Mühe den Kopf abbekam. Schon war das Geschehene mehreren bekanntgeworden, und Alkyoneus kam schnell herzu und verlangte den Kopf, um sich zu überzeugen. Er nahm ihn, ritt zu seinem Vater, der mit seinen Freunden zusammensaß, und warf ihm den Kopf hin. Antigonos betrachtete ihn, und als er ihn erkannte, jagte er seinen Sohn weg, indem er ihn mit seinem Stocke schlug und einen fluchbeladenen Barbaren nannte. Dann schlug er den Mantel vor die Augen und weinte in Erinnerung an seinen Großvater Antigonos und seinen Vater Demetrios, Beispiele der Unbeständigkeit des Glückes aus dem eigenen Hause 1 . Den Kopf des Pyrrhos und seinen Leib ließ er ehrenvoll verbrennen. Als dann Alkyoneus dem Helenos begegnete, niedergeschlagen und mit einem schlechten Mantel bekleidet, ihn freundlich behandelte und zu seinem Vater führte, sagte Antigonos, als er ihn sah: «Das ist schon besser, mein Sohn, als was du vorher tatest, aber es ist auch noch nicht das Rechte, weil du ihm nicht dieses Kleid abnahmst, das mehr uns, die wiralsdie Sieger gelten, Unehre macht.» Hierauf zeigte er sich gegen Helenos sehr gütig und schickte ihn in gehöriger Ausstattung nach Epeiros zurück. Auch die Freunde des Pyrrhos behandelte er freundlich, nachdem er des Lagers und seiner ganzen Streitmacht Herr geworden war.

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i. Von Gaius Marius kann ich einen dritten Namen nicht angeben, so wenig wie von Quintus Sertorius, dem Herrn von Spanien, oder von Lucius Mummius, dem Eroberer von Korinth; denn dieser hat den Beinamen « Achaicus» als Anerkennung für seine Leistung erhalten wie Scipio oder Metellus, welche auch erst später mit den Beinamen « Africanus» und «Macedonicus» geehrt worden sind. Auf diese Tatsache vor allem beruft sich Poseidonios, um die Ansicht zu widerlegen, der Hauptname der Römer sei der dritte gewesen, wie etwa «Camillus» oder «Marcellus» oder «Cato». Namenlos, meint er, wäre ja sonst jeder Römer, welcher nur zwei Namen trägt. Poseidonios übersieht jedoch, daß er durch seine Beweisführung nun seinerseits die römischen Frauen namenlos macht. In Rom erhalten nämlich die Frauen keinen Vornamen, und eben diesen hält Poseidonios für den Hauptnamen eines Römers. Dazu trete der allen Familiengliedern gemeinsame Geschlechtsname, zum Beispiel «Pompeius», «Manlius», «Cornelius», wie die Griechen von «Herakliden» oder «Pelopiden» sprechen, und endlich der Beiname, welcher eine Eigenschaft im Wesen des Trägers andeute, eine Tat, ein körperliches Merkmal oder Gebrechen, so etwa «Macrinus», der Magere, «Torquatus», der Mann mit der Halskette, «Sulla», das Schorfgesicht; ähnlich sagt man in Griechenland «Mnemon», der Gedächtnisstarke, «Grvpos», der mit der Habichtsnase, «Kallinikos», der Siegesheld. - Allerdings sind in der Namengebung die Gebräuche so verschieden, daß man den Gegenstand auch ganz verschieden auffassen und behandeln kann.

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2. Im oberitalienischen R a v e n n a habe ich eine M a r m o r b ü s t e des Marius gesehen, aus deren Z ü g e n eindrücklich der mürrische, herbe C h a r a k t e r spricht, welchen man ihm zuschreibt. E r war eine männliche, kriegerische N a t u r und kannte das Soldatenhandwerk besser als die Politik. So ließ er in Zeiten der Machtfülle seiner Leidenschaft oft ungehemmt die Z ü g e l schießen. Es heißt, daß er von griechischer Wissenschaft nichts wissen wollte und sich auch niemals der griechischen Sprache bediente, w e n n es um w i c h t i g e Dinge ging. Es kam ihm lächerlich v o r , wissenschaftliche B i l d u n g zu suchen bei Lehrern, welche anderer L e u t e Sklaven seien. Als er nach seinem zweiten T r i u m p h anläßlich einer T e m p e l w e i h e griechische Spiele gab, sei er ins T h e a t e r g e k o m m e n , habe sich hingesetzt - und sei augenblicklich w i e d e r w e g g e g a n g e n . Piaton w a r der Meinung, der Philosoph Xenokrates trage ein allzu finsteres Wesen zur Schau u n d pflegte ihn darum des öftern zu e r m a h n e n : « M e i n lieber Xenokrates, bring den Göttinnen der A n m u t Opfer d a r ! » H ä t t e jemand Marius zugeredet, den M u s e n und Chariten Griechenlands zu opfern, er hätte einem L e b e n , das ihn zu den glänzendsten Feldherrnehren und den höchsten Staatsämtern e m p o r g e t r a g e n , nicht einen so häßlichen Schlußstein e i n g e f ü g t ; Leidenschaft, ungezügelte Herrschsucht und maßlose H a b g i e r hätten ihn nicht noch am Ende seiner T a g e zu roher G r a u s a m k e i t hingerissen. Dies soll aus seinen T a t e n sogleich deutlich werden. 3. M a r i u s ' Eltern, ganz unbekannte Leute, lebten d ü r f t i g von ihrer H ä n d e Arbeit. Er trug den Namen des Vaters, seine M u t t e r hieß Fulcinia. Spät erst sah er die Stadt und kostete die Freuden des städtischen Lebens, seine J u g e n d z e i t verbrachte er im Flecken Cereatae bei Arpinum. Von feiner, großstädtischer Sitte w u ß t e man hier nichts, das Leben w a r bäurisch-derb, aber auch schlicht und mäßig wie in altrömischer Zeit.

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Seinen ersten Kriegsdienst leistete er im Feldzug gegen die Keltiberen, als Scipio Africanus Numantia belagerte'. Es entg i n g dem F c l d h c r r n nicht, daß M a r i u s durch seine T a p f e r k e i t

die andern jungen Römer in Schatten stellte und sich mit heiterer Miene der strengen Disziplin fügte, welche Scipio den in Luxus und Wohlleben verkommenen Heeren aufzwang. Er soll auch einen Feind vor den Augen des Feldherrn im Zweikampf niedergestreckt haben. So wurde er durch manche Ehrung von diesem ausgezeichnet, und als einmal nach der Tafel das Gespräch sich den Heerführern zuwandte und aus der Runde an Scipio die Frage gerichtet wurde - im Ernst oder um ihm eine Schmeichelei zu sagen - , wer wohl das Römervolk nach ihm führen und schirmen werde, da klopfte er Marius, welcher ihm zur Seite lag, leicht auf die Schulter und meinte: «Vielleicht der da!» So reich hatte die Natur die beiden Männer begabt, daß der eine seine Größe schon im Jünglingsalterahnen ließ und der andere aus dem Anfang das Ziel vorauszusehen vermochte. 4. Scipios Wort traf Marius wie eine Götterstimme und verlieh seinen Hoffnungen Flügel. Er wandte sich der politischen Laufbahn zu und erlangte bald das Volkstribunat * dank der tatkräftigen Unterstützung des Caecilius Metellus, dessen Haus er, wie schon sein Vater, von jeher verehrt hatte. Als Volkstribun brachte er ein Gesetz ein, welches offensichtlich dem Einfluß des Adels in den Gerichten ein Ende machen sollte. Der Konsul Cotta trat dagegen auf, redete auch den Senatoren zu, das Gesetz zu bekämpfen und Marius vorzuladen, damit er ihnen Rede stehe. So wurde beschlossen. Marius trat vor den Senat, aber nicht mit der Zaghaftigkeit eines jungen Mannes ohne berühmte Ahnen, welcher auf der ersten Stufe seiner politischen Laufbahn steht, er trug vielmehr ein Selbstvertrauen zur Schau, wie es erst seine späteren Taten rechtfertigen sollten, und drohte, Cotta ins Gefängnis führen zu lassen, wenn erden Senatsbeschluß nicht rückgängig mache. Der

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Konsul wandte sich an Metellus mit der Bitte, sich zu äußern. Als dieser Cottas Ansicht unterstützte, ließ Marius seinen Amtsdiener hereinrufen und erteilte ihm den Befehl, Metellus ins Gefängnis abzuführen. Der Bedrohte rief die andern Tribunen zu Hilfe, doch keiner lieh ihm seine Unterstützung. Der Senat mußte nachgeben und seinen Beschluß fallen lassen. Triumphierend trat Marius vor das Volle und ließ das Gesetz in Kraft setzen. Er galt nun als der Mann, den keine Furcht beugen, keine Rücksicht auf Höhergestellte wankend machen könne, der Kraft in sich fühlte, selbst dem Senat entgegenzutreten, um für das Volk zu wirken. Marius selber sorgte dafür, daß sich diese Meinung bald änderte. Als ein Gesetz über unentgeltliche Getreideverteilung in Vorschlag gebracht wurde, widersetzte er sich schroff den Wünschen der Bürger und drang mit seinem Willen auch durch. So gewann er sich gleiches Ansehen bei beiden Parteien, da er keine wider das Gemeinwohl zu begünstigen schien. j. Nach dem Tribunat bewarb er sich um das Amt des kurulischen Aedilen. Es gibt nämlich zweierlei Aedilen in Rom; die einen, die kurulischen, sitzen bei ihren Amtshandlungen auf einem Sessel mit geschweiften Beinen, der «sella curulis», und haben daher ihren Namen; die andern, minder angesehenen, heißen plebeische Aedilen. Sind die kurulischen gewählt, schreitet man unverzüglich zur Bestellung der plebeischen Beamten. Als sich nun herausstellte, daß Marius als kurulischer Aedil nicht zum Erfolg kam, änderte er alsbald seine Pläne und bewarb sich um das andere Amt. Das war freche Überheblichkeit in den Augen der Wähler, und man ließ ihn noch einmal durchfallen. Obschon er an einem Tage zwei Mißerfolge hatte einstecken müssen, was noch nie einem Römer zugestoßen war, trug er den Kopf so hoch wie je und bewarb sich nicht viel später um die Praetur. Wenig fehlte, und er wäre auch hier durchgefallen. Und als er schließlich als letzter ge-

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wählt war , hatte er eine Anklage wegen Bestechung auf dem Hals. Man hatte Argwohn geschöpft, weil ein Sklave des Cassius S a b a c o i n n e r h a l b d e r S c h r a n k e n m i t t e n u n t e r d e n S t i m -

menden gesehen worden war, und Sabaco gehörte zu Marius' besten Freunden. Vor den Richtern sagteer aus, er habe, in der Hitze durstig geworden, nach kaltem Wasser verlangt, der Sklave sei mit einem Becher zu ihm hereingekommen, habe aber die Schranken, nachdem er getrunken, sogleich wieder verlassen. T r o t z dieser Entschuldigung wurde Sabaco bei der nächsten Senatsprüfung von den Zensoren aus den Reihen der Senatoren ausgestoßen, und man hielt den Schimpf für verdient, wenn nicht der falschen Zeugenaussage wegen, so doch, weil er seinen Durst nicht habe bemeistern können. Auch Gaius Herennius wurde als Zeuge gegen Marius vorgeladen; er erklärte jedoch, gegen einen Klienten zu zeugen widerspreche dem Herkommen, das Gesetz entbinde die Patrone von solchem Zwang. (Die Römer nennen die Schutzherren der Klienten Patrone.) Marius' Eltern wie er selber seien von jeher Klienten des Hauses der Herennier gewesen. Schon hatten ihm die Richter die Verweigerung der Zeugenaussage zugestanden, als Marius selber gegen Herennius' Erklärung Verwahrung einlegte: er sei des Klientelverhältnisses ledig geworden im Augenblick, da das Volk ihn zum erstenmal in ein A m t gewählt habe. Allerdings entsprach das nicht ganz der Wahrheit, denn nicht jedes Amt entbindet seinen Inhaber und dessen Familie von der Pflicht, einen Schutzpatron anzuerkennen; dies vermögen allein die kurulischen Ämter. In den ersten Tagen des Prozesses stand es schlimm um Marius' Sache, und auch die Richter waren ihm keineswegs wohlgesinnt, am letzten aber wurde er wider alles Erwarten freigesprochen, da die Stimmen gleich waren. 6. Als Praetor erntete er nur mäßiges Lob. Nach Ablauf des Amtsjahres fiel ihm durch das Los die Verwaltung des südli-

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chcn Spanien zu, und er soll die Provinz von den Räuberbanden gesäubert haben; denn Spanien war damals ein wildes, unzivilisiertes Land, w o die Räuberei noch für ein edles Handwerk galt. Er besaß weder Reichtum noch Redegabe, um seine politischen Pläne durchzusetzen, während die angesehensten Männer der Z e i t gerade damit das Volk nach ihrem Willen zu leiten versuchten. A b e r sein unbeugsamer M u t , seine unerschöpfliche Arbeitskraft und schlichte Lebensführung nötigten den Bürgern A c h t u n g ab, und mit der Achtung wuchs sein Einfluß, so daß er schließlich eine glänzende Heirat eingehen konnte. Er führte Iulia aus dem erlauchten Haus der Caesaren heim. Caesar, welcher nachmals zum größten aller Römer emporwuchs, war ihr Neffe und nahm sich wohl dieser Verwandtschaft wegen Marius zum Vorbild, wie ich in seinem Leben erzählt h a b e M a n rühmt Marius auch Selbstbeherrschung und Standhaftigkeit nach. Als Beispiel diene sein Verhalten bei einem ärztlichen Eingriff. Seine Beine waren nämlich mit großen Krampfadern bedeckt, so daß er, zornig über die Verunstaltung, einen Arzt aufzusuchen beschloß. Er streckte ihm das eine Bein hin, ohne sich zuvor binden zu lassen. Unbeweglich, ohne Stöhnen hielt er beim Schneiden aus und ertrug schweigend, mit beherrschtem Gesicht die heftigsten Schmerzen. Als aber der Arzt zum andern Bein übergehen wollte, hielt er es nicht mehr hin, sondern bemerkte nur, er sehe, die Verschönerung sei den Schmerz nicht wert. 7. Der Konsul Caecilius Metellus war zum Oberbefehlshaber im Krieg gegen J u g u r t h a ernannt worden und nahm Marius als Unterfeldherrn nach Afrika m i t ' . Da fand er ein weites Feld für große, glanzvolle Kriegstaten vor, aber er dachte nicht daran, nur des Metellus Ruhm zu mehren und sich, wie die andern, für ihn einzusetzen. Daß er Legat geworden, schrieb er nicht dem Wohlwollen des Metellus zu, er war vielmehr überzeugt, daß ihn sein guter Stern zur glücklichen Stunde

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auf den Schauplatz gewaltiger T a t e n gefuhrt habe, und versuchte, seine ganze T ü c h t i g k e i t ins Licht zu stellen. Der Feldzug war hart und schwer, doch Marius Scheute vor großen Strapazen Sowenigzurück, wie er sich zu gut hielt für die Arbeit im Kleinen. Er bewies Klugheit und Voraussicht wie keiner seiner Mitoffiziere, und mit den Soldaten wetteiferte er in Anspruchslosigkeit und Ausdauer. So gewann er ihre ganze Z u neigung. Denn jeder, welcher sich hart mühen muß, ist getrös t e t , wenn ein anderer freiwillig seine M ü h e t e i l t ; plötzlich spürt er den Z w a n g nicht mehr. So sieht ein römischer Soldat nichts lieber als einen Feldherrn, welcher das gleiche Brot ißt wie er selber, auf gewöhnlicher Streue liegt oder Hand anlegt beim Ausheben des Grabens oder beim Einrammen der Schanzpfähle. Ein Befehlshaber, welcher m i t Auszeichnungen und Geldgeschenken nicht kargt, wird wohl geschätzt, aber mit größerer Achtung blicken die Soldaten zu einem Führer empor, der N o t und Gefahr mit ihnen teilt. Und wer Übermut und Disziplinlosigkeit durchgehen läßt, findet weniger Liebe als ein Kommandant, welcher die Strapazen der Mannschaft mitträgt. Ein solcher Mann war Marius, Führer und Kamerad zugleich, und gerade deshalb gewann er sich die Herzen der Legionäre. Bald erfüllte der R u h m seines Namens Afrika und R o m , denn die Leute schrieben aus dem Lager nach Hause, der Krieg gegen Jugurtha werde kein Ende finden, wenn man nicht Marius zum Konsul wähle. 8. Metellus konnte seinen Unmut darüber nicht verhehlen, aber mehr als dies alles quälte ihn das Unglück des Turpilius. Turpilius, mit der Familie des Metellus seit alters in Gastfreundschaft verbunden, machte den Feldzug als Befehlshaber der Pioniere mit. Damals stand er als Kommandant in der bedeutenden Stadt V a g a ' , und da er alles Unrecht verhinderte und die Bewohner schonend und menschlich

behandelte,

glaubte er an ihre T r e u e und merkte nicht, daß man ihm eine

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Falle stellte. Denn die Bürger öffneten Jugurtha die T o r e der Stadt, Turpilius aber taten sie kein Leid, ja sie baten ihn bei Jugurtha los und schenkten ihm die Freiheit. Im römischen Lager wurde deshalb Klage auf Verrat erhoben. Auch Marius saß als Ratgeber im Kriegsgericht, schleuderte erbitterte Anklagen gegen Turpilius und hetzte auch die Mehrzahl der andern gegen ihn auf, so daß Metellus wider Willen sich gezwungen sah, den Mann zum T o d e zu verurteilen. Nach kurzer Zeit kam die Haltlosigkeit der Anklage an den Tag. Metellus litt schwer unter dem Geschehenen, und die übrigen Offiziere trauerten m i t ihm. N u r Marius frohlockte und prahlte, dies alles sei sein Werk, ja er schämte sich nicht, im ganzen Lager zu erzählen, er habe Metellus, dem Mörder seines Gastfreundes, die rächende Furie auf den Hals gehetzt. Seitdem herrschte zwischen den beiden Männern unverhüllte Feindschaft, und einmal soll Metellus Marius ins Gesicht gehöhnt haben: «So willst du uns denn verlassen, edler Mann, willst nach Hause fahren und dich ums Konsulat bewerben? Du solltest dich glücklich schätzen, wenn du mit meinem Sohn zusammen Konsul werden darfst!» Metellus' Sohn war damals noch ein ganz junger Bursch. Doch Marius bestand hartnäckig auf seinem Urlaub, wiewohl Metellus den Entscheid immer wieder hinausschob. Endlich, es blieben nur noch zwölf T a g e bis zur Konsulwahl, m u ß t e er ihn doch ziehen lassen. Marius legte den weiten W e g vom Lager bis nach Utica an der Küste in zwei Tagen und einer Nacht zurück. Vorder Abfahrt brachte er ein Opfer dar, und der Seher soll ihm verkündet haben, die Gottheit verheiße ihm ein Glück so unfaßbar groß, daß es seine kühnsten Hoffnungen übersteige. Voll freudiger Erwartung bestieg er das Schiff, welches ein günstiger Wind in vier Tagen der Heimat zutrug. In Rom wurde er begeistert begrüßt, ein Volkstribun führte ihn sogleich in die Volksversammlung, wo er unter heftigen Ausfällen gegen Metellus das

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Konsulat verlangte. Er werde J u g u r t h a töten, verhieß er der M e n g e , oder lebendig gefangennehmen. 9. M a r i u s w u r d e ehrenvoll g e w ä h l t 1 und ging sogleich daran, ein H e e r aufzustellen. Wider Gesetz und H e r k o m m e n ließ er dabei auch Leute aus dem besitzlosen Proletariat, j a sogar Sklaven in die Mannschaftslisten eintragen, was bis jetzt alle H e e r f ü h r e r R o m s abgelehnt hatten; denn man hatte den Waffendienst als eine Auszeichnung betrachtet und denen vorbehalten, welche über ein gewisses Vermögen v e r f ü g t e n , in der M e i n u n g , es setze auf diese Weise jeder Bürger im K r i e g e sein H a b und G u t zum Pfand. Indes war es nicht so sehr diese Maßnahme, welche die E r b i t t e r u n g gegen Marius entfachte, vielmehr f ü h l t e sich der Adel durch die freche Überheblichkeit und den H o c h m u t seiner R e d e n gekränkt. Das Konsulat, schrie er ins V o l k hinaus, sei ihm zugefallen als Beute, die er der S c h l a f f h e i t der reichen Adligen entrissen. M i t M o n u m e n ten der T o t e n und fremden Ahnenbildern könne er allerdings nicht p r u n k e n , die Narben auf seiner Brust müßten ihn dem Volke empfehlen. I m m e r wieder kam er auf die Feldherren Bestia und Albinus zu sprechen, welche im Krieg gegen J u g u r tha unglücklich g e k ä m p f t hatten: Sie trügen wohl einen erlauchten N a m e n , seien aber unbrauchbar i m Felde und wegen ihrer mangelnden Kriegserfahrung zu Fall g e k o m m e n 2 . Dann pflegte er die Anwesenden zu fragen, o b sie nicht auch der M e i nung seien, die Vorfahren dieser beiden Männer hätten von den G ö t t e r n Enkel erfleht, welche ihm, Marius, ähnlich seien; denn auch s i e seien nicht durch den Adel ihres Geschlechtes, sondern durch T a p f e r k e i t und Heldentaten berühmt geworden. Dies alles sagte er nicht aus Eitelkeit und Prahlerei, es lag ihm auch nicht daran, sich grundlos mit den Mächtigen im Staat zu verfeinden. E r tat es vielmehr der M e n g e zuliebe, welche ihn anfeuerte und immer wieder drängte, die Vornehmen nicht z u schonen; denn das Volk freute sich, wenn der

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Senat im S c h m u t z herum gezerrt w u r d e , w i e es j a auch den M u t eines M a n n e s nur nach dem Prunk seiner W o r t e z u messen pflegt. 10. Endlich setzte er nach Afrika über. Metellus jedoch konnte den N e i d und Ä r g e r über M a r i u s ' A u f s t i e g nicht verw i n d e n . E r hatte den K r i e g zum glücklichen Ende g e b r a c h t , es blieb nichts weiter zu tun, als der Person J u g u r t h a s habhaft zu werden - und nun tauchte Marius auf, um Siegeskranz und T r i u m p h an sich zu reißen, Marius, welcher durch U n d a n k b a r keit ihm gegenüber groß geworden war. So vermied e r ein Z u sammentreffen mit dem neuen Befehlshaber und verließ den Kriegsschauplatz in aller Stille, während Rutilius, M e t e l l u s ' neuer L e g a t , Marius das Heer übergab. A m E n d e des Feldzuges aber ereilte Marius die V e r g e l t u n g : Sulla e n t w a n d ihm den R u h m des endgültigen Erfolges, genauso w i e er selber M e t e l lus um die Siegesehre gebracht hatte. Ich brauche darüber nicht viele W o r t e zu machen, da die Einzelheiten im Leben Sullas dargestellt s i n d ' . Bocchus, d e r K ö n i g der tiefer im Lande wohnenden N u m i d e r , w a r J u g u r t h a s S c h w i e g e r v a t e r . E r hatte sich w ä h r e n d des Krieges um seinen Schwiegersohn offenbar w e n i g g e k ü m m e r t , aus Abscheu v o r seiner T r e u l o s i g k e i t , aber auch aus F u r c h t vor seiner wachsenden M a c h t . Als aber J u g u r tha, zum unstäten Flüchtling geworden, notgedrungen in ihm den letzten H o f f n u n g s a n k e r erblickte und in seinem H a u s e Z u flucht

suchte, nahm er ihn auf, nicht e t w a aus Z u n e i g u n g ,

sondern nur, weil er sich scheutc, einen Schutzflehenden zu verstoßen. E r behielt ihn also in G e w a h r s a m und setzte sich nach außen hin auch f ü r ihn ein. Denn durch eine schriftliche, in starken Ausdrücken gehaltene Botschaft ließ er M a r i u s wissen, daß er J u g u r t h a nicht ausliefern werde. Heimlich aber sann er auf Verrat und ließ zu diesem Z w e c k den Quaestor des Marius, L u c i u s Sulla, zu sich kommen, welcher ihm im Verlaufe des Krieges manchen Dienst erwiesen hatte. Sulla ver-

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traute Bocchus' Wort und begab sich zu ihm, da aber war der Barbar schon wieder anderen Sinnes geworden und bereute «einen Schritt. Tagelang •sann er hin und her, unschlüssig, ob er Jugurtha ausliefern oder Sulla als Gefangenen bei sich behalten solle. Endlich entschloß er sich doch für den zuerst beabsichtigten Verrat und gab Jugurtha lebend in Sullas Hand. Dies war der erste Same zu dem erbitterten, unheilbaren Zwist zwischen Marius und Sulla, der Rom an den R a n d des Verder : bens führte. Denn Marius' Neider, und deren gab es genug, priesen den Erfolg als Sullas alleiniges Werk, und Sulla selber ließ sich einen Siegelring schneiden, auf dem dargestellt war, wie Bocchus den Jugurtha an ihn auslieferte. Diesen R i n g benützte er ständig zum Siegeln, zur größten Erbitterung von Marius. Denn dem ehrgeizigen, streitsüchtigen Mann fehlte jedes Verständnis dafür, daß man den Ruhm einer großen T a t mit einem andern teilen könne. Am meisten aber reizten ihn seine Feinde mit der Behauptung, die ersten und schwersten Schläge im afrikanischen Krieg habe Metellus, den letzten entscheidenden Sulla geführt. Dies sagten sie, um das Volk von seiner hingebenden Bewunderung für Marius abzubringen. I i . Doch Neid, Haß und Verleumdungen gegen Marius zerstoben im N u , als von Westen her eine neue Gefahr drohend vor Italien emporstieg. Jetzt brauchten die Römer einen großen Keldherrn und hielten Ausschau nach einem Steuermann, der den Staat vor der gewaltig heranbrandenden Kriegswoge retten könnte. Aber niemand aus den großen und reichen Häusern wagte es, die Verantwortung zu übernehmen. So wurde Marius trotz seiner Abwesenheit von Rom zum Konsul gewählt ' . K a u m war nämlich die Kunde von Jugurthas Gefangennahme nach Rom gelangt, da breiteten sich auch schon die Gerüchte über die Teutonen und Kimbern aus. Was über Größe und Stärke der heranziehenden Heere herumgeboten wurde, fand zunächst keinen Glauben. Später stellte sich heraus, daß

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alle V e r m u t u n g e n hinter der Wahrheit zurückgeblieben waren. Dreihunderttausend streitbare M ä n n e r zogen in W a f f e n heran, weit zahlreicher noch, so hieß es, seien die W e i b e r und K i n d e r , w e l c h e d e m Z u g e folgten. Die gewaltigen M e n s c h e n massen waren auf der Suche nach L a n d , das sie ernähren, nach Städten, in denen sie seßhaft werden und leben könnten. Sie wollten es den Kelten gleichtun, welche, wie sie gehört, den fruchtbarsten T e i l Italiens den Etruskern entrissen u n d selber in Besitz genommen hatten. Da sie m i t andern V ö l k e r n keine V e r b i n d u n g gehabt hatten und aus weiter Ferne hergezogen kamen, w u ß t e niemand, wer sie seien, aus welchem H i m m e l s strich sie w i e eine W e t t e r w o l k e über Gallien und Italien hereinstürzten. Die meisten M u t m a ß u n g e n

gingen dahin, es

handle sich um germanische Völkerschaften, welche am N o r d meer w o h n t e n , hatten sie doch deren hünenhafte G e s t a l t und leuchtend blaue A u g e n . Außerdem brauchen. die G e r m a n e n f ü r R ä u b e r das W o r t « K i m b e r n » . Einige Gelehrte behaupten auch, das G e b i e t der Kelten erstrecke sich in g e w a l t i g e r T i e f e und A u s d e h n u n g von der Nordsee nach Osten bis zum A s o w schen M e e r und grenze hier an das L a n d der S k y t h e n am Schwarzen Meer. So sei hier eine M i s c h b e v ö l k e r u n g v o n Kelten und S k y t h e n entstanden,welche ihre a n g e s t a m m t e n Wohnsitze verlassen habe. Allerdings hätten sie nicht in einer einzigen Welle und in ununterbrochenem Z u g e die L ä n d e r überflutet,

sondern seien jedes J a h r zur Sommerszeit ein Stück

weiter gewandert und hätten im Verlauf einer langen Z e i t kämpfend den Kontinent durchzogen. Deshalb gaben sie dem H e e r als G a n z e m den Namen « K e l t o s k y t h e n » , w e n n auch die einzelnen T e i l e vielfach ihre Sondernamen trugen. A n d e r e sind der M e i n u n g , es seien Kimmerier g e w e s e n , ein V o l k , das den Griechen schon in alter Z e i t bekannt war. Ein kleiner T e i l dieses Volkes sei auf der Flucht vor den S k y t h e n oder in Auflehnung gegen sie unter L y g d a m i s ' F ü h r u n g v o m A s o w s c h e n

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Meer nach Kleinasien hinübergewandert, die Hauptmasse aber, ein streitbares Geschlecht, wohne am äußersten R a n d e der W e l t , an den Ufern des Nordmccres, in einem schattigen, waldreichen Lande voll tiefer und dichter Wälder, welche die Sonne kaum durchdringen könne. Bis zum Herkynischen Gebirge erstrecke sich dieser Wald. Unter diesem Himmelsstrich erreiche der Pol w e g e n der N e i g u n g der Parallelkreise eine große Höhe und der Polarstern stehe fast senkrecht über ihrem Scheitel, und die Z e i t sei in T a g e aufgeteilt, welche genau so lang oder kurz seien wie die Nächte. Hier habe Homer den S t o f f f ü r seine Schilderung des Totenreiches gefunden. A u s dieser G e g e n d seien die Barbaren gegen Italien gezogen. Ihr ursprünglicher N a m e « K i m m e r i e r » habe sich dabei in « K i m bern » gewandelt, was gar nicht schlecht zu ihnen passe. Während dies alles mehr auf V e r m u t u n g als auf sicherer historischer Grundlage beruht, wird von zahlreichen Forschern bestätigt, daß ihre Z a h l nicht geringer, sondern größer gewesen sei, als ich angegeben habe. Ihr ungestümer, tollkühner M u t fegte jedes Hindernis h i n w e g , mit der zerstörenden G e w a l t eines Feuerbrandes fielen sie in der Schlacht über die Feinde her. So wälzten sie sich heran, und niemand konnte ihren Vormarsch aufhalten. Was an ihrem W e g e lag, fiel ihnen als sichere Beute zu, und viele große Römerheere, welche die gallische Provinz jenseits der A l p e n beschützen sollten, waren mitsamt ihren Führern schmählich geschlagen worden. Dieser schwächliche Widerstand vor allem hatte den Strom der Barbaren nach Italien gelockt. Sie hatten die G e g n e r , auf die sie bisher gestoßen waren, alle besiegt und gewaltige Reichtümer erbeutet. N u n beschlossen sie, nirgends sich niederzulassen, ehe sie nicht Rom dem Erdboden gleichgemacht und Italien verwüstet hätten. 12. Da solche Nachrichten von vielen Seiten her in R o m eintrafen, rief man Marius an die Spitze des Heeres. Er wurde zum

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zweitenmal zum Konsul gewählt, obschon das Gesetz die Wahl eines Abwesenden nicht zuließ und überdies ein zweites Konsulat erst nach Ablauf einer bestimmten Frist gestattete. Aber das Volk jagte jeden, der Widerspruch wagte, v o m Platze. Es sei nicht das erste M a l , hieß es, daß sich das Gesetz dem Staatswohl beugen müsse; man habe zu besonderen Maßnahmen heute nicht weniger guten Grund als zur Zeit, da Scipio gegen das Gesetz Konsul wurde; denn damals wollte man Karthago zerstören, jetzt aber stehe die Heimat in Gefahr. So wurde der Antrag genehmigt und Marius gewählt. Er kehrte mit dem Heer aus Afrika zurück und übernahm am ersten Januar, dem Beginn des römischen Jahres, das Amt. Am gleichen T a g feierte er den T r i u m p h und bot dabei seinen Mitbürgern ein Schauspiel, das niemand für möglich gehalten hätte: Jugurtha wurde als Gefangener im Triumphzuge mitgeführt. Kein R ö m e r hatte zu hoffen g e w a g t , daß man der Feinde Herr werden könne, solange dieser Mensch am Leben sei, so geschickt wußte er jeden Vorteil zu nutzen, so eigenartig war sein Wesen aus tückischer Verschlagenheit und feurigem M u t gemischt. Aber während des Zuges durch die Straßen von Rom verlor er, wie man erzählt, den Verstand. Nach dem Triumph wurde er in den Kerker geworfen. M i t Gewalt zerrten ihm die Henkersknechte das Gewand v o m Leibe, andere griffen nach seinen goldenen Ohrgehängen und rissen in der Hast das halbe Ohr mit ab. Als er nackt in das unterirdische Verlies gestoßen wurde, rief er in gänzlicher Verwirrung mit wahnsinnigem Lachen aus: « O Herakles, wie kalt ist euer B a d ! » Sechs T a g e lang rang er mit dem Hunger, und bis zur letzten Stunde klammerte er sich gierig ans Leben. So empfing er den verdienten Lohn für seine Frevel taten. Im T r i u m p h z u g sollen dreitausendundsieben Pfund Gold mitgeführt worden sein, dazu fünftausendsiebenhundertfünfundsiebzig Pfund ungemünztes Silber und an gemünztem

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Gelde zweihundertsiebenundachtzigtausend Drachmen. Nach dem Z u g berief Marius den Senat zu einer Sitzung aufs Kapitol und trat im T r i u m p h a l g c w a n d vor den R a t , aus U n a c h t s a m -

keit oder vielleicht doch aus plumpem Stolz über sein Glück. Als er die Verstimmung der Senatoren bemerkte, erhob er sich und verließ den Saal, und erst nachdem er den Purpurmantel mit der Toga vertauschr hatte, kehrte er in die Versammlung zurück. 13. Nun zog Marius wieder ins Feld. Schon auf dem Marsche stellte er harte Anforderungen an die Truppen, übte sie in verschiedenen Formen des Laufes und verlangte weite Dauermärsche. Er zwang die Soldaten, ihr Gepäck selber zu tragen und sich das Essen selber zu bereiten, so daß man auch später noch fleißige Leute, die schweigend und mit gutem Mute ihre Pflicht taten, «Marianische Maulesel» nannte. Es gibt allerdings noch eine andere Erklärung für diese Redensart. Während der Belagerung von Numantia, so wird erzählt, musterte Scipio einmal das Heer und sah sich neben den Waffen und Pferden auch die Maultiere und Wagen an, um zu prüfen, ob sich alles in gehörigem Zustand befinde. Da führte Marius ein von ihm gewartetes, prächtig gepflegtes Pferd vor, dazu ein Maultier, das so wohl besorgt, willig und stark war wie keines sonst im Lager. Der Feldherr zeigte große Freude an Marius' Tieren und sprach noch oft von ihnen. Seitdem sagte man im Scherz von einem Menschen, den man für seinen ausdauernden, geduldigen Fleiß loben wollte, er sei ein « Marianischer Maulesel». 14. Das Glück meinte es mit Marius offenbar besonders gut. Denn der Strom der Barbaren flutete zurück und ergoß sich vorerst nach Spanien hinein, so daß er Zeit gewann, die Soldaten körperlich tüchtig zu machen und ihren Mut zu stählen. Noch wichtiger war, daß sie ihn in dieser Zeit richtig kennenlernten. Nachdem sie sich einmal an Disziplin und Gehorsam

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gewöhnt hatten, erschien ihnen seine finstere Strenge, seine unerbittliche Härte im Strafen gerecht, ja heilsam, sein jäh auflodernder Zorn, seine rauhe Stimme, sein wilder Blick wurden ihnen nach und nach vertraut und flößten ihnen keine Furcht mehr ein, wohl aber, wie sie meinten, den Feinden. Am meisten jedoch gefiel den Soldaten die unparteiische Gerechtigkeit seiner Urteile, wofür folgende Geschichte ein Beispiel bietet. Unter den Offizieren des Heeres befand sich sein Neffe Gaius Lusius, ein recht tüchtiger Mann, der aber eine Schwäche für schöne Knaben hatte. Dieser Lusius hatte sich in Trebonius, einen jungen Krieger seiner Kohorte, verliebt und mehrmals versucht, an ihn heranzukommen, aber ohne Erfolg. Da ließ er ihn endlich zu nächtlicher Stunde durch einen Diener zu sich rufen. Der junge Mann ging hin, denn gegen den Befehl gab es keinen Widerspruch, und wurde ins Zelt gefuhrt. Als ihm Lusius aber Gewalt tün wollte, zog er das Schwert und stieß ihn nieder. Dies geschah, als Marius gerade nicht im Lager weilte. Nach seiner Rückkehr stellte er Trebonius vor ein Kriegsgericht. Viele erhoben Anklage gegen den Jüngling, keiner setzte sich für ihn ein. Er aber trat unerschrocken vor die Richter, erzählte, was sich abgespielt hatte, und bekräftigte durch Zeugen, daß er Lusius' Annäherungsversuche immer wieder abgewiesen und trotz lockenden Versprechungen seinen Körper nicht preisgegeben habe. Da ließ Marius, voll freudiger Bewunderung, den Kranz herbeibringen, mit welchem die Römer Heldentaten zu belohnen pflegten, und setzte ihn Trebonius mit eigener Hand aufs Haupt; denn zu einer Zeit, die so arm an hohen Vorbildern sei, habe er eine tapfere T a t vollbracht. Das Urteil wurde auch in Rom bekannt und trug nicht wenig dazu bei, daß Marius ein drittes Mal zum Konsul gewählt wurde 1 . Freilich erwartete man auf den Frühling auch die Rückkehr der Germanen und wollte den gefährlichen Kampf mit keinem andern Feldherrn wagen. Sie kamen indes nicht so

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schnell w i e man vermutet hatte, so daß M a r i u s ' A m t s j a h r abermals verstrich. Als die Konsulwahlcn % or der T ü r e standen, übergab er M a nius Acilius den Oberbefehl und eilte selber nach R o m , denn sein A m t s k o l l e g e w a r gestorben. Viele tüchtige M ä n n e r bewarben sich um das hohe A m t , doch der V o l k s t r i b u n Lucius S a t u r n i n u s 1 - er hatte großen Einfluß auf die M e n g e und war von Marius gewonnen - rief in der V o l k s v e r s a m m l u n g die Bürger auf, M a r i u s zum Konsul zu wählen. Da dieser spröde tat und sagte, e r suche das A m t nicht und lehne es ab, nannte ihn Saturninus einen Vaterlandsverräter, wenn e r sich in solcher G e f a h r dem Oberbefehl entziehe. Es w a r mit Händen zu greifen, daß er mit Marius ein abgekartetes Spiel aufTührte, und zwar recht ungeschickt. A b e r die M e n g e erkannte das G e b o t der Stunde: man brauchte M a r i u s ' Fähigkeiten und sein G l ü c k . So erhielt er zum vierten Mal das Konsulat *. Sein A m t s k o l l e g e w u r d e Lutatius Catulus, ein in Adelskreisen geachteter M a n n , den auch das Volk nicht haßte. 1 5 . Inzwischen waren Nachrichten eingelaufen, daß die Feinde nahe seien, und Marius überquerte in Eilmärschen die Alpen. An der R h o n e schlug er ein befestigtes L a g e r auf, in dem er g e w a l t i g e Vorräte anhäufte; denn es sollte nie so weit kommen, daß M a n g e l an Lebensmitteln ihn z w ä n g e , den K a m p f in einem ungünstigen Z e i t p u n k t aufzunehmen. Da der T r a n s p o r t von der Küste zum L a g e r l a n g w i e r i g und kostspielig war, sorgte er selber f ü r einen leichten, rasch befahrbaren Z u gang zum M e e r . An der R h o n e m ü n d u n g hatten sich infolge der B r a n d u n g große Schlammassen a b g e l a g e r t , und tiefe Sandbänke waren entstanden, so daß die G e t r e i d e k ä h n e nur ganz langsam und mit großen Schwierigkeiten einfahren konnten. Marius setzte seine T r u p p e n , welche i m A u g e n b l i c k unbeschäftigt waren, zur Abhilfe ein, ließ einen breiten Graben ausheben und die R h o n e zum größten T e i l in diesen umleiten.

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Der Kanal führte zu einer günstigen Stelle an der Küste, wo er ruhig und von keiner Brandung gehemmt ins Meer ausströmen konnte, das an der Mündungsstelle tief genug war, um auch großen Schiffen die Einfahrt zu gestatten. Noch heute trägt er den Namen seines Schöpfers 1 . Die Barbaren hatten sich indes in zwei Haufen geteilt. Auf die Kimbern fiel das Los, von Norden her durch Noricum gegen Catulus zu marschieren und dort den Zugang nach Italien zu erzwingen, die Teutonen und Ambronen sollten der Küste entlang durch das Gebiet der Ligurer gegen Marius ziehen. Der Zug der Kimbern erlitt manchen Unterbruch und rückte nur langsam vorwärts, die Teutonen und Ambronen jedoch brachen sogleich auf und marschierten ohne Aufenthalt ihrem Ziele zu. In unübersehbaren Scharen erschienen sie vor Marius' Lager. Mit Entsetzen sahen die Römer auf die schrecklichen Krieger, welche in einer Sprache lärmten, die sie noch nie vernommen hatten. Sie bedeckten einen großen Teil der Ebene, schlugen ihr Lager auf und forderten alsbald Marius zum Kampfe heraus. 16. Der aber kümmerte sich nicht um ihr Geschrei. Er hielt die Soldaten im Lager zurück und wies die tollkühnen Draufgänger mit scharfen Worten in die Schranken, ja er warf denen, welche in unbeherrschtem Zorn zum Kampfe drängten, geradezu Landesverrat vor. Jetzt gehe es nicht darum, den eigenen Ehrgeiz mit Triumphen und Trophäen zu befriedigen, es gelte, das verderbendrohende Unwetter des Krieges zu vertreiben und Italien zu retten. So sprach er im Kreis der Offiziere und Gleichgestellten. Die Soldaten aber ließ er in kleinen Gruppen auf den Lagerwall treten und Umschau halten. Auf diese Weise gewöhnte er sie daran, die feindlichen Gestalten ruhig zu betrachten, ihre sonderbare, tierische Sprache zu ertragen, ihre Ausrüstung und ihre Bewegungen kennenzulernen, so daß ihnen allgemach zum vertrauten Anblick wurde, was ihnen

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vordem furchtbar erschienen w a r . Marius w u ß t e wohl, daß die Phantasie unbekannte Gefahren übertrieben gräßlich auszumalen pflegt, während Gewöhnung auch einer wirklich vorhandenen G e f ä h r d e n Schrecken nimmt. A b e r der tägliche Anblick heilte die römischen Legionäre nicht nur von ihrer anfänglichen B e s t ü r z u n g , bald waren ihnen auch die prahlerischen Drohungen der Barbaren unerträglich, der Z o r n regte sich in ihrer Brust und w u r d e zur glühenden W u t , w e n n sie zusehen mußten, wie die Feinde ringsherum das Land kahl plünderten und sogar in übermütiger Frechheit das römische L a g e r anzugreifen w a g t e n . Da machte mancher Soldat seinem Unwillen gegen den Feldherrn L u f t : « M a r i u s glaubt w o h l , w i r seien M e m m e n , daß er uns am K ä m p f e n hindert und w i e W e i b e r hinter Schloß und R i e g e l hält? Wohlan, mit dem M u t e freier Männer wollen wir ihn fragen, ob er auf andere Legionen w a r t e t , die für Italiens Freiheit kämpfen sollen, und uns immer nur als Arbeitssklaven g u t genug

findet,

w e n n es gilt, Kanäle zu graben, Schlamm w e g z u r ä u m e n und Flüsse umzuleiten. Dafür hat er uns wahrscheinlich in M ü h e n und Strapazen abgehärtet, das sind die R u h m e s t a t e n , die er in R o m als F r u c h t seiner Konsulatsjahre dem V o l k e präsentieren will. Oder schreckt ihn vielleicht das Schicksal eines C a r b o oder C a e p i o ? 1 J a , diese Feldherren wurden von den Kimbern und T e u t o n e n besiegt, aber w e r wollte M a r i u s ' R u h m und T a p f e r k e i t mit ihnen, wer jenes Heer mit unserm vergleichen? U n d doch, es w ä r e immer noch besser, k ä m p f e n d unterzugehen wie sie, als stille zu sitzen und zuzuschauen, wie unsere Verbündeten verderben.» 1 7 . Solche Äußerungen erfüllten Marius mit F r e u d e , und beruhigend s a g t e er dann zu seinen Leuten, daß er alles Vertrauen in sie setze, aber auf G r u n d gewisser Orakel Z e i t und O r t des Sieges abwarten wolle. Tatsächlich befand sich in seinem G e f o l g e eine Syrerin namens M a r t h a , die als Prophetin

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galt und feierlich in einer Sänfte reiste. Marius opferte nur nach ihrem Geheiß. Der Senat hatte sie seinerzeit abgewiesen, als sie Z u t r i t t verlangte, um die Z u k u n f t zu deuten. Da hatte sie sich an die Frauen herangemacht und ihnen Proben ihrer Kunst gegeben. Marius' Gattin war besonders stark beeindruckt, hatte sie ihr doch, im Theater zu ihren Füßen sitzend, die Gladiatoren gezeigt, welche siegen würden - und recht behalten. So schickte sie die Prophetin zu ihrem Gemahl ins Lager, wo sie ebenfalls Staunen erregte. Auf den Märschen ließ sie sich in einer Sanfte mittragen, zum Opfer aber schritt sie in einem doppelt umgeschlagenen, spangengehaltenen Purpurmantel, eine mit Binden und Kränzen behängte Lanze in der Hand. Bei manchem freilich regte sich angesichts dieser Veranstaltungen der Zweifel, ob Marius dem W e i b wirklich aus Überzeugung anhange oder sie lediglich zum Zweck einer frommen Komödie vorzeige. Ehrlich aber darf man sich wundern über die Geschichte von den zwei Geiern, welche Alexander von M y n d o s 1 erzählt. Die beiden Vögel erschienen vor jedem siegreichen Gefecht über dem Heer und folgten seinem Weg. Man erkannte sie an ihren kupfernen Halsreifen, denn die Soldaten hatten sie einmal eingefangen, ihnen Ringe um die Hälse gelegt und sie dann wieder fliegen lassen. Seitdem winkten sie den Geiern grüßend zu, wenn sie sie erkannten, und freuten sich, sie beim Ausmarsch zu erblicken: war ihnen doch ein glücklicher Erfolg verheißen. Es wurden damals viele Wunderzeichen beobachtet, doch waren die meisten allgemeiner Natur. Aus den italischen Städten Ameria und T u d e r 1 hingegen wurde gemeldet, man habe am Himmel feurige Lanzen und Schilde gesehen. Zuerst seien sie hin- und hergefahren, dann aufeinander losgestürzt in Formationen und Bewegungen, als ob zwei Heere miteinander kämpften; schließlich seien die einen zurückgewichen, die andern hätten sie verfolgt und alles sei im Westen verschwun-

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den. Z u r selben Z e i t kam auch Batakes, der Priester d e r Großen M u t t e r v o n P e s s i n u s n a c h R o m mit der B o t s c h a f t , die Stimme der G ö t t i n habe ihm aus dem Allcrhciligsten Sieg und T r i u m p h der R ö m e r verkündet. Der Senat schenkte i h m Glauben und beschloß, der Göttin zum Dank f ü r den Sieg einen T e m p e l zu errichten. Als aber Batakes v o r das Volk trat, um auch ihm die Worte der Göttin kundzutun, hinderte ihn der Volkstribun Aulus Pompeius am Sprechen, nannte ihn einen Lügenpropheten und stieß ihn in frevlem Ü b e r m u t v o n der R e d n e r b ü h n e . Doch sollte gerade dies den Glauben an des Priesters Weissagung am meisten stärken. D e n n kaum w a r er nach A u f l ö s u n g der Volksversammlung zu H a u s e a n g e l a n g t , als ihn ein hitziges Fieber mit solcher G e w a l t darniederwarf, daß die ganze Stadt aufmerksam wurde und v o n seiner K r a n k heit sprach. N a c h sieben T a g e n w a r A u l u s Pompeius tot. 1 8 . Da M a r i u s sich nicht rührte, versuchten die T e u t o n e n das L a g e r zu stürmen, wurden aber von einem H a g e l v o n G e schossen empfangen und ließen etliche ihrer K r i e g e r auf dem Platze. Da beschlossen sie weiterzuziehen, den Alpen zu, die sie sicher zu überschreiten hofften. Sie packten also ihre H a b e zusammen und machten sich am römischen L a g e r vorbei auf den W e g . J e t z t erst konnten die R ö m e r aus der L ä n g e des Z u ges und der Dauer des Vorbeimarsches ganz ermessen, welch ungeheuren Menschenmassen sie sich gegenübersahen. Denn sechs T a g e lang, heißt es, zogen die G e r m a n e n ohne U n t e r bruch an M a r i u s ' Schanzen vorüber. Sie kamen dabei so nahe an den Wall, daß sie den Legionären unter lautem Lachen zurufen konnten, ob sie an ihre Frauen daheim e t w a s zu bestellen hätten, denn bald seien sie bei ihnen. Als die letzten Barbaren vorbeimarschiert waren u n d die Germanenscharen sich weiterwälzten, brach auch M a r i u s auf und folgte ihnen behutsam. Er machte stets in ihrer unmittelbaren N ä h e halt, wählte aber feste L a g e r p l ä t z e und schützte

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sie durch starke Schanzen, um v o r nächtlichen Überfällen sicher zu sein. So gelangten d i e beiden Heere bis nach A q u a e S c x t i a e V o n da w a r es nicht mehr weit bis zum Fuß der Alpen, und d a r u m sah M a r i u s vor, in dieser G e g e n d die Schlacht zu schlagen. E r w ä h l t e f ü r das L a g e r einen Platz, der leicht zu halten, aber nicht genügend mit Wasser versehen w a r , um dadurch, w i e man erzählt, die Soldaten noch mehr zu reizen. Viele fingen wirklich an zu murren und behaupteten, verdursten zu müssen. D a zeigte er ihnen ein Flüßchen, das nahe am feindlichen L a g e r vorüberströmte, und sagte, dort g e b e es zu trinken, aber zahlen müßten sie mit Blut. «Warum », fragten die Legionäre, « f ü h r s t du uns denn nicht gleich hinunter, solange unser B l u t noch flüssig i s t ? » Marius erwiderte r u h i g : « E r s t müssen w i r das L a g e r befestigen.» 19. Die Soldaten gehorchten, wenn auch verdrossen, die T r o ß k n e c h t e hingegen, welche weder für sich noch f ü r ihre T i e r e Wasser hatten, liefen in Haufen zum Fluß hinunter. N e ben den Wassereimern nahmen sie Ä x t e und Beile, einige auch Schwert und Lanze mit, denn sie wollten u m jeden Preis, und wenn es K a m p f gelten sollte, Wasser holen. A n f ä n g l i c h stellten sich ihnen nur w e n i g e Feinde in den Weg. Die meisten hatten gebadet und saßen beim Mahle, andere tummelten sich noch in den w a r m e n Quellen, welche dort aus d e m Boden sprudelten. Die R ö m e r überraschten denn auch viele, die sich's im Bade wohl sein ließen und v e r g n ü g t die Wunder des Ortes auskosteten. Allein auf das Geschrci rannten immer mehr zusammen, und M a r i u s konnte die Legionäre, welche f ü r ihre Burschen fürchteten, kaum mehr zurückhalten, zumal jetzt auch die streitbarsten unter den Feinden, die Ambronen, aufsprangen und zu den Waffen liefen. Sie allein waren über dreißigtausend M a n n stark und hatten seinerzeit die R ö m e r unter M a n l i u s ' und Caepio besiegt. Obwohl sie sich eine reichliche Mahlzeit einverleibt hatten und infolge des starken Weines in aus-

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gelassen fröhlicher Laune waren, stürzten sie nicht in regellos toller Hast und mit verworrenem Schlachtgeschrei heran, vielmehr stießen sie im Takt ihre Waffen gegeneinander, rückten im gleichen Schritte vor und riefen immer wieder alle zusammen ihren Namen «Ambronen ».Vielleicht wollten sie sich selber damit anfeuern, vielleicht auch die Feinde durch diesen Ruf zum voraus erschrecken. Von denltalikern rückten zuerst dieLigurer gegen sie aus. Als sie den Kampfruf der Ambronen hörten und verstanden, schrien sie ihnen entgegen, so laute auch ihr angestammter Name; denn die Ligurer nennen sich ihrer Abstammung nach Ambronen. So erhob sich der gleiche Schrei immer wieder von beiden Seiten, ehe sie mit den Waffen aneinandergerieten. Und die übrigen Krieger der beiden Heere nahmen den R u f auf und setzten ihre Ehre darein, die Gegner zuerst zu überschreien. So erhitzte das Gebrüll ihre Kampfwut immer mehr. Der Fluß hatte die geschlossene Front der Ambronen zerrissen, und nach dem Übergang fanden sie die Zeit nicht mehr, sich zusammenzuschließen. Denn kaum waren die ersten am anderen Ufer, da stürzten die Ligurer auch schon auf sie ein, und das Handgemenge war im Gange. Den Ligurern eilten die Römer zu Hilfe, warfen sich von der Höhe herab auf die Barbaren und brachten sie durch die Wucht ihres Angriffs zum Weichen. Die meisten hieben sie noch am Flusse nieder, wo sich die Feinde im Gedränge stießen und traten, und füllten sein Bett mit Blut und Leichen. Dann überquerten sie das Wasser und setzten das Gemetzel am jenseitigen Ufer fort, denn die Ambronen wagten nicht mehr Front zu machen und flohen der Wagenburg und ihrem Lager zu. Dort aber kamen ihnen ihre Weiber entgegen, mit Schwertern und Äxten in den Händen, und stürzten sich mit gellendem Wutschrei auf die Fliehenden wie auf die Verfolger, auf die einen als Verräter, auf die andern als Feinde. Sie warfen sich mitten ins Kampfgetümmel, rissen den Römern mit bloßen Händen die Schilde weg und packten

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ihre Schwerter, ließen sich verwunden und in Stücke hauen, bis zum T o d e unbesiegt in ihrem M u t . So soll es denn zu dieser Schlacht am Flusse mehr durch Zufall als mit Marius' Willen gekommen sein. 20. Ein großer Teil der Ambronen war vernichtet, als die Römer bei einbrechender Nacht das Schlachtfeld verließen, um ins Lager zurückzukehren. Aber nicht Siegeslieder empfingen hier die Krieger wie sonst nach einem glücklichen Erfolg, nicht Trinkgelage und fröhliche Schmausereien in den Zelten, und auch der süßeste Lohn nach siegreichem Kampf blieb ihnen versagt, der ruhige Schlaf. Gerade diese Nacht verbrachten sie in Furcht und Sorge, denn ihr Lager hatte weder Wall noch Graben, und viele Zehntausende der Barbaren waren noch unbesiegt. Mit diesen hatten sich die Ambronen, welche dem Blutbad entronnen waren, vereinigt, und ihr Wehklagen tönte in die Nacht hinaus. Aber es klang nicht wie menschliches Weinen und Stöhnen, ein tierisches Heulen und Brüllen, untermischt mit Drohungen und schrillen Klagerufen, stieg aus der riesigen Menschcnmasse empor und hallte wider von den Bergen in der Runde und von den Ufern des Flusses. Ein schauriges Getöse erfüllte die Ebene, und Angst packte die Römer. Ja, an Marius selber schlich das Entsetzen heran, da er einen nächtlichen Kampf mit all seinem wirren Durcheinander erwarten mußte. Die Feinde indes kamen weder in der Nacht noch am folgenden T a g , denn sie brachten die ganze Zeit damit zu, sich für die Schlacht vorzubereiten und ihre Scharen zu ordnen. Auch Marius ließ die Frist nicht ungenutzt verstreichen. Z u Häupten der Barbaren stiegen dunkle Waldtäler und Schluchten steil empor. Dorthin schickte er Claudius Marcellus mit dreitausend Legionären in den Hinterhalt. Sic sollten im Verborgenen warten und nach Beginn der Schlacht den Germanen in den Rücken fallen. Die übrigen Truppen, welche zur gewohn-

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ten Stunde das Abendessen eingenommen und sich zur Ruhe gelegt hatten, ließ er in der Morgenfrühe in Schlachtordnung vor dem Lager aufmarschieren, die Reiterei Schickte er dem Fußheer voraus in die Ebene hinunter. Den Teutonen war es angesichts der feindlichen Bewegungen unerträglich zu warten, bis die Römer zum Kampf ins flache Gelände herabkänien, in zorniger Hast griffen sie zu den Waffen und stürmten den Hügel hinan. Marius schickte seine Offiziere nach allen Seiten und ließ den Legionären befehlen, ruhig an ihrem Platze stehen zu bleiben, bis die Feinde auf Wurfweite herangekommen wären. In diesem Augenblick sollten sie die Wurfspieße schleudern, dann das Schwert ziehen und sich kräftig in die Schilde stemmen, um- die Angreifer zurückzustoßen; denn am abschüssigen Hang verlören die Hiebe der Gegner ihre Wucht und ihre Schild an Schild gedrängte Front sei ohne Stoßkraft, wenn die Krieger auf dem unebenen Boden taumelten und nicht sicher Stand fassen könnten. Was Marius befahl, führte er selber als erster vor seinen Leuten aus, denn an körperlicher Gewandtheit stand er keinem nach, an Wagemut übertraf er alle. 21. So erwarteten denn die Römer die bergwärts stüripendcn Feinde und hielten ihrem Anprall stand, stemmten sich dann ihrer Phalanx entgegen und drängten sie Schritt für Schritt in die F,bene zurück. Schon wollten sich im flachen Gelände die vordersten Germanen zu neuem Angriff ordnen, da erscholl aus den hintersten Reihen wirres Geschrei. Marcellus hatte den richtigen Zeitpunkt wahrgenommen und war, als das Getöse der Schlacht über die Hügel drang, mit seinen Leuten aufgebrochen. Jetzt fielen diese im Sturmschritt und mit lautem Kampfgeschrei den Barbaren in den Rücken und machten die hintersten nieder. Schon gerieten die nächstvorderen Linien in Unordnung, und bald verbreitete sich die Verwirrung über das ganze Heer. Die Teutonen, von vorn und hinten bedrängt,

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hielten nicht mehr lange stand, ihre Reihen lösten sich und waren bald in w i l d e r Flucht. H i n t e r ihnen her jagten die R ö m e r . Über hunderttausend Mann wurden von den Verfolgern niedergemacht oder gefangengenommen, auch fielen die Z e l t e und Wagen samt aller Habe der Feinde in ihre Hände. Die Soldaten beschlossen, daß die ganze Beutemasse - ausgenommen freilich, was schon gestohlen worden w a r - Marius gehören solle. Es w a r ein reiches, glänzendes Geschenk, und doch hatten sie das G e f ü h l , auch damit seine Feldherrntat noch nicht w ü r d i g belohnt zu haben: so groß w a r die G e f a h r gewesen. Über die G a b e an Marius und die Z a h l der Gefallenen gehen die Historiker freilich nicht einig. Doch haben, den Berichten zufolge, die Bewohner von M a s s a l i a 1 mit den Gebeinen der T o t e n ihre Weingärten eingehegt, und die Erde w u r d e durch die verwesenden Leichen und die winterlichen R e g e n güsse so fett und bis tief hinunter mit Fäulnisstoffen gesättigt, daß aus ihr Ernten von nie erhörter Fülle heranreiften. So habe sich das Wort des Archilochos 2 bestätigt, daß eine Schlacht «die Fluren d ü n g t » . Überhaupt sollen nach großen Schlachten oft gewaltige Regenfluten niederstürzen, vielleicht weil eine Gottheit durch reine Wasser vom Himmel die Erde entsühnen und abspülen will, vielleicht auch, weil aus Blut und Fäulnis ein feuchter, schwerer Dunst aufsteigt und die L u f t verdickt, welche ja ohnehin leicht beweglich ist und aus geringstem A n laß schon sich leicht verändern kann. 22. Nach der Schlacht ließ Marius die schönsten nicht beschädigten Warten und Beutestücke aussondern: sie sollten dereinst im T r i u m p h z u g dem staunenden Volke gezeigt werden. Dann brachte er, nachdem er die übrige Beutemasse zu einem riesigen Stoß hatte aufschichten lassen, ein großartiges Opfer dar. Das ganze Heer stand bekränzt und im Schmuck der Waffen um den Scheiterhaufen, in seiner M i t t e Marius selber, in purpurbesetzter T o g a und nach alter Sitte gegürtet.

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Schon g r i f f er nach der brennenden Fackel, hielt sie mit beiden Händen zum Himmel empor und w o l l t e den Holzstoß in B r a n d s t e c k e n , da sah m a n plötzlich ein paar Reiter h e r a n sprengen. M a n erkannte M a r i u s ' Freunde in ihnen, und erw a r t u n g s v o l l e Stille senkte sich über das Heer. Jetzt waren sie nahe, sprangen v o m Pferd und begrüßten Marius mit der freudigen N a c h r i c h t , er sei zum fünftenmal Konsul g e w o r d e n 1 . Dann überreichten sie ihm die U r k u n d e , worin die Wahl bestätigt war. So wurde das Siegesfest durch eine unerwartete, große F r e u d e gekrönt. Unter tosendem Waffenklirren jubelten die Soldaten ihrem Feldherrn zu, die Offiziere kränzten ihn mit frischem Lorbeer, dann entzündete er den aufgetürmten Scheiterhaufen und vollendete das O p f e r . 2 3 . D i e M a c h t aber, welche kein großes Glück in reiner, ung e t r ü b t e r Lust genießen läßt, sondern unser Leben in buntem Wechselspiel durch Leiden und durch Freuden führt, m a g sie nun « S c h i c k s a l » genannt werden oder « göttliche V e r g e l t u n g » oder «unabänderliche N a t u r des irdischen Geschehens», diese M a c h t wollte es, daß M a r i u s w e n i g e T a g e später von seinem M i t k o n s u l Catulus eine K u n d e erhielt, die w i e eine d u n k l e W o l k e am heitern, stillen T a g neue Ä n g s t e und G e w i t t e r stürme über R o m heraufführte. Catulus, der den Kimbern den Einbruch nach Italien verwehren sollte, hatte auf die Sperre der Alpenpässe verzichtet, um sein Heer nicht aufzusplittern und dadurch seine Schlagkraft zu schwächen. E r war wieder gegen das italische Land hinabgestiegen und hinter die Etsch z u r ü c k g e g a n g e n . Hier wollte er den Feinden den Ü b e r g a n g sperren und errichtete zu beiden Seiten des Flusses stark befestigte Schanzen. Er schlug auch eine B r ü c k e über die F u r t , um den Soldaten am andern Ufer H i l f e bringen zu können, w e n n die Barbaren durch die Pässe gegen die römische Verteid i g u n g s s t e l l u n g anrennen sollten. Die aber hatten für ihre G e g n e r nichts als Verachtung und frechen Hohn übrig, und

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einzig um ihnen ihre K r a f t und ihren tollkühnen M u t v o r A u gen zu führen, nicht e t w a um e t w a s N o t w e n d i g e s zu tun, liefen sie nackt umher, wenn es schneite, kletterten durch Eis und tiefen Schnee auf die Bergeshöhen, setzten sich a u f i h r e breiten, flachen Schilde, stießen ab und sausten, u n b e k ü m m e r t um die schroffen W ä n d e und klaffenden Schründe, in die T i e f e hinunter. Als sie in der N ä h e der römischen Sperre ihr L a g e r aufgeschlagen und sich die F u r t angeschaut hatten, machten sie sich daran, das F l u ß b e t t auszufüllen. Sie rissen w i e v o r Zeiten die G i g a n t e n die H ü g e l in der R u n d e w e g , schleppten Bäume mitsamt den W u r z e l n , Felsblöcke und g e w a l t i g e E r d k l u m p e n in den Fluß u n d versuchten, ihn aus seinem L a u f zu verdrängen. Auch ließen sie in der S t r ö m u n g schwere S t ä m m e hinabtreiben, welche gegen die Stützbalken der Brücke prallten und den g a n zen Bau ins W a n k e n brachten. Den meisten der römischen Soldaten entfiel der M u t , sie ließen das große L a g e r im Stich und wollten abziehen. In dieser Stunde bewies Catulus jene Feldherrngröße, welche den eigenen R u h m opfert, um die E h r e der M i t b ü r g e r zu retten. Denn als er sah, daß alle seine V o r stellungen die Soldaten nicht zum Ausharren bewegen konnten, weil die A n g s t ihnen im Nacken saß und sie v o r w ä r t s trieb, da ließ er den A d l e r aufnehmen, eilte an die Spitze der Ausreißer und zog ihnen voran. Die Schande sollte auf ihn, nicht auf das Vaterland fallen, die Preisgabe d e r Stellung als v o m Feldherrn befohlener R ü c k z u g , nicht als Flucht erscheinen. Die Barbaren indes griffen das römische Kastell am jenseitigen Etschufer an und erstürmten es, der Besatzung aber gewährten sie auf G r u n d eines Vertrages den freien A b z u g ; denn sie anerkannten voller B e w u n d e r u n g , daß sie sich tapfer gewehrt und für ihr Vaterland Ehre eingelegt hätten. M a n beschwor den V e r t r a g bei einem ehernen Stier, der später unter der K i m b e r n beute wieder gefunden wurde und nach der Schlacht im H a u s des Catulus Aufstellung fand, die prächtigste Ehrengabe f ü r

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den Sieg. N u n überschwemmten die Kimbernscharen raubend und plündernd das von allem Schutz entblößte Land. 24. W e g e n dieses Ereignisses w u r d e Marius nach R o m berufen. Als er ankam, erwartete man allgemein, er werde im T r i u m p h in die Hauptstadt einziehen, und der Senat hatte ohne Z ö g e r n seine Z u s t i m m u n g erteilt. Marius verzichtete, denn er wollte seine Soldaten, die mit ihm den Sieg erstritten hatten, der ihnen gebührenden Ehre nicht berauben. Vielleicht leitete ihn auch der Gedanke, dem Volk in dieser schweren Z e i t M u t zu machen dadurch, daß er den R u h m seines ersten Sieges d e m G l ü c k der Stadt gleichsam in treue H u t übergab, voll sicheren Vertrauens, ihn nach dem zweiten strahlender wieder zu e m p f a n g e n . Nachdem er die Maßnahmen, welche der A u g e n b l i c k erheischte, besprochen hatte, eilte er Catulus e n t g e g e n und versuchte, den E n t m u t i g t e n aufzurichten. A u c h rief er seine eigenen T r u p p e n aus Gallien zu sich. Nach ihrer A n k u n f t überschritt e r d e n Po, um die Barbaren zu verhindern, noch w e i t e r nach Süden vorzudringen. Die Kimbern jedoch wichen d e m K a m p f e aus unter dem V o r w a n d , sie wollten auf die T e u t o n e n warten und seien sehr erstaunt, daß sie sich noch nicht blicken ließen. Vielleicht wußten sie wirklich nichts von ihrem U n t e r g a n g oder taten so, als glaubten sie nicht daran. Denn w e r ihnen K u n d e von der Niederlage brachte, w u r d e schwer mißhandelt, und zu Marius schickten sie Unterhändler, welche f ü r die Kimbern und ihre Brüder Siedlungsland und die nötigen Städte verlangten. Marius fragte, wer denn ihre Brüder seien, und als sie erwiderten: « Die Teutonen », da lachten seine Begleiter laut heraus, er selber aber sagte spottend: « M a c h t euch keine Sorgen um eure Brüder! Sie haben Land es ist von uns geschenkt - und werden es f ü r alle Zeiten haben.» D i e Barbaren spürten den Hohn in seinen Worten und brachen in S c h m ä h u n g e n aus: Dafür würden sie ihm heimzahlen, die K i m b e r n sogleich und die T e u t o n e n nach ihrer A n k u n f t . « A b e r

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sie sind ja schon da », sagte M a r i u s , « und es wäre unhöflich von mir, euch zu entlassen, bevor ihr eure Brüder begrüßt habt.» E r erteilte einen Befehl, und die Könige der Teutonen wurden in Ketten vorgeführt. Sie waren auf der Flucht durch die Alpen den Sequanern in die Hände gefallen. 25. Als die Kimbern diese Nachricht erhielten, rückten sie sogleich auf Marius los; der aber rührte sich nicht in seinem Lager. Für jene Schlacht, so wird berichtet, habe er auch eine Neuerung an den Wurfspießen eingeführt. Bisher hatte man den Schaft, der in die eiserne Spitze eingelassen war, mit zwei Eisennägeln befestigt. Marius ersetzte den einen dieser Nägel durch einen leicht zerbrechlichen hölzernen Stift, den andern ließ er an seiner Stelle. E r wollte damit erreichen, daß derWurfspieß nicht gerade bleibe, wenn er den feindlichen Schild durchschlüge, denn beim Aufprall sollte der hölzerne Stift zerbrechen und das Eisen sich krümmen; dann würde die umgebogene Spitze im Schilde haften bleiben und den Schaft nachschleifen. Der Kimbernkönig Boiorix ritt nun mit kleinem Gefolge vor das römische Lager und forderte Marius auf, herauszukommen und mit ihm um das Land zu kämpfen. T a g und Ort des T r e f fens möge er selber festsetzen. Marius gab zur A n t w o r t , die Römer hätten noch nie vor einer Schlacht ihre Feinde zu Rategezogen, doch wolle er den Kimbern den Gefallen tun. So bestimmten sie denn als Zeitpunkt für den Kampf den übernächsten T a g und als Walstatt die Ebene von Vercellae', auf der die römischen Reiter frei ausschwärmen und die Barbaren ihre Truppenmassen entfalten konnten. Getreu der Abmachung traten die beiden Gegner zur vereinbarten Zeit zum Kampfe an. Catulus - er v e r f ü g t e über zwanzigtausenddreihundert Soldaten - stand im Zentrum der römischen Schlachtlinie, während Marius' T r u p p e n in der Stärke von zweiunddreißigtausend Mann auf die beiden Flügel verteilt waren. Soviel ist

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dem Bericht Sullas, welcher bei Vercellae mitgekämpft hat, zu entnehmen. Andere fügen bei, Marius habe den heftigsten Z u s a m m e n p r a l l d e r H e e r e auf d e n Flügeln e r w a r t e t , da sich lange

Frontlinien in der Mitte erfahrungsgemäß zurückbiegen, und dementsprechend die römischen Streitkräfte aufgestellt: die Ehre des Sieges sollte seinen eigenen Leuten zufallen, Catulus hingegen überhaupt nicht ins Handgemenge kommen und vom Kampfgeschehen ausgeschlossen bleiben. Dinge dieser Art soll Catulus selber zu seiner Verteidigung vorgebracht und Marius Arglist und Mangel an Kameradschaft vorgeworfen haben. Das Fußvolk der Kimbern rückte ohne Hast und Lärm aus den Verschanzungen heraus und marschierte auf zu einem regelmäßigen Viereck, dessen Seiten je dreißig Stadien maßen. Prächtig gerüstet zogen ihre Reiter heran, fünfzehntausend an Zahl. Ihre Helme glichen dem aufgesperrten Rachen reißender Tiere oder zeigten sonst ein eigenartiges Tiergesicht, darüber ragten Federbüsche, welche die hohen Gestalten der Barbaren noch mächtiger erscheinen ließen, eiserne Panzer umschlossen ihre Körper, und hell glänzten die weißen Schilde. Jeder t r u g eine zweispitzige Wurflanze und für den Nahkampf ein schweres langes Schwert. 26. Die Reiter richteten ihren Angriff nichtgegendieFrontder Römer, sondern wichen nach rechts aus und rückten langsam vor, wobei sie die Gegner allmählich zwischen sich und ihrem Fußvolk am linken Flügel einklemmten. Die römischenFeldherren durchschauten wohl dieTücke dieses Manövers, fanden aber die Zeit nicht mehr, ihre Leute zurückzuhalten. Denn als einer schrie: «Die Feinde fliehen!», stürzten sich alle hinter ihnen her. In diesem Augenblick wogte wie ein ungeheures Meer das Fußvolk der Barbaren heran. Da wusch Marius seine Hände, hob sie zum Himmel empor und gelobte den Göttern ein Opfer von hundert Rindern. Catulus seinerseits tat mit erhobenen

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Händen das Gelübde, er werde dem « Glück des T a g e s » einen Tempel weihen

Es geht auch die Erzählung, daß Marius, als

man ihm beim Opfer die Eingeweide zeigte, mit lauter Stimme ausgerufen habe: « Mein ist der Sieg.» Als der feindliche Angriff einsetzte, widerfuhr Marius ein Mißgeschick, das ihn an die vergeltende Gerechtigkeit der Götter mahnen mußte. Sulla hat uns den Vorfall erzählt. Es erhob sich, wie sich denken läßt, eine riesige Staubwolke und verhüllte die vorrückenden Armeen. Als nun Marius zur Verfolgung ansetzte und seine Legionen mit sich fortriß, gesrhah es, daß er die Feinde verfehlte, an ihrer Phalanx vorbe ; türmte und lange Zeit suchend in der Ebene umherirrte Die Barbaren aber stießen im Vorrücken auf Catulus und seine T r u p p e n , so daß diese den entscheidenden K a m p f zu bestehen hatten. Auch Sulla befand sich unter ihnen, wie seinem Bericht zu entnehmen ist. Z w e i treffliche Helfer standen im Kampf den Römern zur Seite: die Sonne, welche die Feinde blendete, und die Hitze. Frost und Kälte zu ertragen war den Kimbern ein Leichtes, waren sie doch in schattigen, kalten Ländern aufgewachsen, die Hitze aber lähmte sie völlig, sie keuchten, der Schweiß strömte ihnen herab, und sie mußten sich zum Schutz vor der Sonne die Schilde vor das Gesicht halten. Denn die Schlacht fiel aufdie Zeit nach der Sommersonnenwende, auf den dritten T a g , wie die Römer rechnen, vor dem Neumond des Monats August, der damals noch Sextiiis hieß 2 . Auch der Staub half mit, den M u t der römischen Legionäre zu stärken. Er bedeckte das Kimbernheer mit einer undurchdringlichen Wolke, so daß man von weitem die feindlichen Massen gar nicht sehen konnte. So stürzte sich jeder a u f d i e Gegner, die gerade vor ihm auftauchten, und fand sich ins Handgemenge verwickelt, bevor der Anblick ihn hätte erschrecken können. Dabei waren die Römer körperlich so gestählt und abgehärtet, daß man trotz der beklemmenden Schwüle keinen

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keuchen oder schwitzen sah, wiewohl der A n g r i f f im S t u r m schritt vorgetragen wurde. Catulus selber soll in seiner Darstellung die Soldaten darob gerühmt haben. 27. An dieser Stelle fanden die meisten der F e i n d e und ihre tapfersten Krieger den T o d . Um nicht getrennt zu w e r d e n , hatten sich nämlich die Kämpfer im vordersten G l i e d lange Ketten durch den G ü r t e l gezogen und sich so aneinander gebunden. H i n t e r den Flüchtenden her stießen die R ö m e r bis zur W a g e n b u r g vor. Schauerliche Szenen spielten sich hier v o r ihren A u g e n ab. In schwarzen G e w ä n d e r n standen die Frauen auf den W a g e n und töteten die Fliehenden, mochte es auch der G a t t e , der Bruder oder Vater sein. M i t eigenen Händen e r w ü r g ten sie ihre kleinen Kinder, sch leuderten sie unter die R ä d e r und die H u f e der Z u g t i e r e und brachten sich dann selber um. Eine hatte sich vorn an einer Deichsel erhängt, und links und rechts hingen ihre Kleinen, mit Stricken an die Knöchel der M u t t e r g e b u n d e n . Die Männer, welche keine Bäume fanden, legten sich die Schlinge um den Hals und banden sie an den Hörnern oder Beinen der Ochsen fest. Dann reisten sie die T i e r e mit dem Stachel, bis sie wütend ihre Opfer zu T o d e schleiften oder zertrampelten. Viele gingen auf diese Weise z u g r u n d e , und doch gerieten noch mehr als sechzigtausend Menschen in G e f a n g e n schaft. Die Z a h l der T o t e n soll doppelt so groß gewesen sein. Was wertvoll w a r an der Kimbern beute, rafften M a r i u s ' Soldaten an sich. Ins Lager von Catulus w u r d e n , w i e die Berichte melden, die W a f f e n , Feldzeichen und T r o m p e t e n gebracht. D a r a u f besonders habe Catulus seine B e h a u p t u n g gestützt, daß ihm der Sieg zu verdanken sei. Natürlich griff der eifersüchtige Z a n k auch auf die Soldaten über. Es k a m soweit, daß man die Gesandten von Parma, welche gerade im L a g e r weilten, zu Schiedsrichtern wählte. C a t u l u s ' L e u t e f ü h r t e n sie auf dem Schlachtfeld herum und zeigten ihnen, daß die Leichen der Feinde von ihren Wurfspießen durchbohrt waren. Diese

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waren nämlich durch Buchstaben kenntlich gemacht, da Catulus seinen K a m e n am Schaft hatte einbrennen lassen. T r o t z dem bewirkten Marius' früherer Sieg und sein höheres A m t daß ihm die ganze T a t zugeschrieben wurde, ja das Volk pries ihn als dritten Gründer Roms, da er eine Gefahr nicht geringer als den Keltensturm gebannt habe. Und als die Bürger zu Hause mit Frauen und Kindern das Siegesfest feierten, brachten sie Marius so gut wie den Göttern von Speise und T r a n k eine Spende dar. Sie verlangten sogar, er solle beide T r i u m p h e allein feiern, doch ging er nicht darauf ein, sondern triumphierte mit Catulus zusammen. Denn er wollte zeigen, daß er auch im Übermaß des Glückes Maß halten könne, und scheute sich wohl auch vor den Soldaten, welche entschlossen waren, ihn ebenfalls nicht triumphieren zu lassen, wenn er Catulus daran hindere. 28. Marius verwaltete jetzt zum fünftenmal das Konsulat, aber um das sechste 1 mühte er sich so heiß wie andere kaum um das erste. Er suchtc mit Schmeicheleien das Volk zu gewinnen und buhlte durch willfähriges Nachgeben um die Gunst der Menge. Damit schadete er nicht nur der Würde und dem Ansehen seines Amtes, sondern tat auch seiner eigenen Natur G e w a l t . Er wollte gern ein geschmeidiger Volksmann sein, obwohl er dazu am allerwenigsten geschaffen war. Wenn er eine politische Frage entscheiden oder vor der lärmenden Masse auftreten mußte, lähmte der Ehrgeiz seinen M u t , und seine unerschütterliche Ruhe im Kampf verließ ihn völlig vor dem versammelten Volk, wo er bei jedem Lob oder T a d e l die Fassung verlor. Folgende Geschichte zeigt ihn freilich in einem andern I.icht. Er hatte tausend Camerinern 3 für ihre hervorragende Haltung im Krieg das römische Bürgerrecht

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schenkt. Als man ihm vorwarf, er habe damit das Gesetz verletzt, gab er zur A n t w o r t : «Im Waffenlärm konnte ich die Stimme des Gesetzes nicht hören 4 .» Trotzdem scheint festzu-

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stehen, daß ihm das Geschrei in den Volksversammlungen entsetzliche Angst einjagte. Im Felde besaß er Ansehen u n d Macht, weil n u n ihn brauchte, auf dem Boden der Politik aber h a t t e er seine Führerstellung bald verscherzt. D a r u m verlegte er sich darauf, G u n s t und Wohlwollen der Masse zu gewinnen, denn da er es aufgegeben hatte, der Beste zu sein, wollte er wenigstens der G r ö ß t e werden. Mit solchen Ansprüchen stieß er alle O p t i m a t e n vor den Kopf, doch fürchtete er keinen so sehr wie M e t e l l u s , d e r seinerzeit schnöden Undank von ihm erfahren hatte. Metellus war ein d u r c h und durch gerader, lauterer C h a r a k t e r u n d widersetzte sich nach Kräften den Elementen, welche in kriechender Schmeichelei die Volksgunst zu erhaschen suchten. So faßte Marius den Entschluß, ihn aus der Stadt zu vertreiben u n d schloß zu diesem Zweck Freundschaft mit Saturninus und Glaucia, zwei verwegenen Gesellen, welche die v e r a r m t e n , ewig unzufriedenen Pöbelmassen in ihrer Hand h a t t e n . M i t ihrer Hilfe brachte er seine Gesetze ein, u n d da er f ü r die Wahlversammlung seine Veteranen a u f b o t und u n t e r die Bürger mischte, brachte er Metellus tatsächlich zu Fall. W i r besitzen über jene Wahl den Bericht des R u t i l i u s ' , eines wahrheitsliebenden, aufrechten Mannes, der allerdings mit Marius persönlich verfeindet war. Nach seiner Darstellung erlangte Marius das sechste Konsulat nur dank der gewaltigen G e l d s u m m e n , welche er unter die T r i b u s verteilen ließ, um sich Stimmen zu erkaufen. Der Erfolg war, daß Metellus zurückgewiesen u n d mehr als Diener denn als Kollege - Valerius Flaccus als zweiter Konsul gewählt wurde. Kein R ö m e r vor Marius m i t alleiniger Ausnahme des Valerius Corvinus* war vom Volk so oft ins Konsulat berufen worden. Aber während bei C o r v i n u s von der ersten bis zur letzten Konsulwahl volle fünfundvierzig Jahre verstrichen, durchlief Marius nach d e m ersten Konsulat die f ü n f w e i t e r e n in ununterbrochener Folge.

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29. D o c h z o g er sich g e r a d e in diesem l e t z t e n H a ß u n d A b s c h e u z u , da er bei v i e l e n V e r b r e c h e n d e s S a t u r n i n u s die H a n d i m S p i e l e h a t t e , so a u c h bei d e r E r m o r d u n g d e s N o n i u s , d e n S a t u r n i n u s als u n b e q u e m e n M i t b e w e r b e r u m d a s T r i b u n a t h a t t e b e s e i t i g e n lassen. A l s S a t u r n i n u s selber T r i b u n g e w o r d e n w a r 1 , b r a c h t e er ein G e s e t z z u r V e r t e i l u n g v o n Bauernland ein. In einer b e s o n d e r e n K l a u s e l w a r dabei g e f o r d e r t , d a ß d e r Senat ö f f e n t l i c h s c h w ö r e n sollte, er w e r d e allen Beschlüssen d e s V o l k e s in dieser S a c h e z u s t i m m e n u n d in k e i n e m P u n k t e E i n s p r u c h e r h e b e n . Im Senat ereiferte sich M a r i u s aufs h e f t i g ste g e g e n d i e s e n Z u s a t z , allerdings n u r z u m S c h e i n , u n d erk l ä r t e , er w e r d e sich z u d i e s e m E i d n i c h t h e r g e b e n u n d , w i e er g l a u b e , a u c h sonst k e i n v e r n ü n f t i g e r M a n n . A u c h w e n n g e g e n das G e s e t z n i c h t s e i n z u w e n d e n w ä r e , sei es d o c h eine freche A n m a ß u n g , v o m Senat z u v e r l a n g e n , d a ß er seine G e n e h m i g u n g u n t e r Z w a n g s t a t t f r e i w i l l i g und ü b e r l e g t erteile. M a r i u s ' P r o t e s t w a r a b e r n i c h t ehrlich g e m e i n t , sondern sollte M e t e l l u s in eine S c h l i n g e l o c k e n , die ihn u n w e i g e r l i c h z u Fall b r i n g e n w ü r d e . L ü g e n k ö n n e n w a r für ihn ein Z e i c h e n v o n T ü c h t i g k e i t u n d G e w a n d t h e i t , u n d er g e d a c h t e sein V e r s p r e c h e n v o r d e m Senat k e i n e s w e g s als b i n d e n d e V e r p f l i c h t u n g a n z u s e h e n . M e tellus a b e r w a r i h m als fester C h a r a k t e r b e k a n n t , d e r sich an P i n d a r s W o r t hielt, d a ß « d i e W a h r h e i t aller M a n n h a f t i g k e i t A n f a n g » sei. D a r u m w o l l t e ihn M a r i u s d a z u b r i n g e n , d a ß er v o r v e r s a m m e l t e m Senat g e g e n die E i d e s l e i s t u n g s p r e c h e u n d sich so z u m v o r a u s die H ä n d e binde. W e n n er d a n n d e n Eid tatsächlich v e r w e i g e r t e , k o n n t e er ihn d e m u n v e r s ö h n l i c h e n H a ß des V o l k e s p r e i s g e b e n . D e r Plan g e l a n g : M e t e l l u s e r k l ä r t e , er w e r d e n i c h t s c h w ö r e n , dann w u r d e die S i t z u n g a u f g e h o b e n . W e n i g e T a g e später rief S a t u r n i n u s die S e n a t o r e n z u r R e d n e r b ü h n e a u f d e m F o r u m u n d w o l l t e sie zu d e m S c h w u r nötig e n . M a r i u s e r h o b sich, u m z u sprechen, in g e s p a n n t e r E r w a r t u n g v e r s t u m m t e die M e n g e . Scharf d i s t a n z i e r t e er sich von

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seinen prahlerischen Äußerungen im Senat und erklärte, sein N a c k e n sei nicht breit genug, als daß er sich in einer so w i c h t i gen F r a g e ein f ü r allemal festlegen könne. Er werde den Eid leisten und dem Gesetz gehorchen, wenn es erst einmal Gesetz sei. Diesen spitzfindigen Zusatz f ü g t e er an, um seine Schande zu bemänteln. L'nter jubelndem Beifall des Volkes tat er den S c h w u r , die Senatoren aber waren zutiefst niedergeschlagen und voll E r b i t t e r u n g über M a r i u s ' W a n k e l m u t . A b e r sie schworen doch, einer nach dem andern, denn sie hatten A n g s t v o r d e m Volk - bis auf Metellus. Obschon die Freunde ihn flehentlich baten, den Eid zu leisten und sich nicht den harten Strafen auszusetzen, welche Saturninus gegen Eidverweigerer beantragt hatte, ließ er nicht von seinem edlen Stolz u n d tat den S c h w u r nicht. E r blieb sich selber treu und w a r entschlossen, das Schlimmste auf sich zu nehmen, aber nichts zu tun, dessen er sich schämen müßte. Als er das Forum verließ, sagte er zu seinen Begleitern, unrecht tun sei nichtswürdig, recht tun ohne G e f a h r nichts A u ß e r g e w ö h n l i c h e s ; aber unter G e fahren das G u t e tun, dazu brauche es einen wackeren M a n n . D a r a u f s e t z t e Saturninus den Volksbeschluß durch, die Konsuln hätten öffentlich bekanntzumachen, daß Metellus Feuer, Wasser und Obdach untersagt sei. Die gemeinsten Elemente des Pöbels zeigten sich sogar bereit, den Mann ums Leben zu bringen. Bestürzt eilten die angesehenen B ü r g e r herbei, um Metellus zu schützen, er aber sagte, er wolle keinen A u f r u h r um seinetwillen, und verließ die Stadt. E r beurteilte die Sachlage sehr v e r n ü n f t i g und meinte: «Wenn sich die Verhältnisse zum Bessern wenden, wenn das Volk bereut und mich zurückruft, werde ich w i e d e r k o m m e n . Wenn aber alles beim alten bleibt, ist es besser, ich halte mich fern.» Von all der Liebe und Ehre, die Metellus während seiner V e r b a n n u n g zuteil w u r d e , und von seinem Leben als Philosoph in R h o d o s will ich lieber in seiner Biographie erzählen '.

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30. Saturninus erntete nun den Lohn für seine Dienste. Seine Frechheit und Gewalttätigkeit kannten keine Schranken mehr, denn Marius drückte beide Augen zu - er konnte ja nicht a n d e r s - u n d merkte gar nicht, daß er zu unabsehbarem Unheil die Hände bot, und der W e g über Waffengewalt und Mord geradezu zu Umsturz und Tyrannis führte. Seine Furcht vor dem mächtigen Adel und seine Liebedienerei vor dem Volk verleiteten ihn zu einem niederträchtigen Doppelspiel. Als eines Nachts die ersten Männer Roms in sein Haus kamen, um Maßnahmen

gegen Saturninus' Umtriebe zu fordern,

ließ er ohne ihr Wissen zu einer Hintertür auch jenen ein. Nun spiegelte er beiden Parteien vor, er sei von Durchfall geplagt, lief abwechselnd von den Patriziern zu Saturninus, von Saturninus zu den Patriziern und hetzte sie gegeneinander auf. Als nun aber Senatoren und Ritter sich voller Unwillen zusammentaten, mußte er cndlich Soldaten auf das Forum bringen. Er verfolgte (die Unruhestifter) bis aufs Kapitol und zwang sie dort zur Übergabe. Denn nachdem er die Wasserleitungen hatte unterbrechen lassen, war es mit ihrem Widerstand zu Ende, sie verlangten nach seiner Vermittlung und streckten die Waffen, als er ihnen im Namen des Staates Straflosigkeit versprach. Er setzte auch alles daran, die Leute zu retten, aber ohne Erfolg: Als sie aufs Forum herabkamen, wurden sie umgcbracht. Seitdem hatte er das Volk genau so gegen sich wie die Optimatcn, und als die Zcnsorwahlen herankamen, verzichtete er darauf, sich zu bewerben, wiewohl man allgemein mit seiner Kandidatur gerechnet hatte. Aus Furcht vor einer Niederlage ließ er es geschehen, daß Männer weit geringeren Ranges gewählt wurden. Den unfreiwilligen Verzicht beschönigte er selber mit der Erklärung, er habe keine Lust, sich mit den Bürgei n zu verfeinden, deren Leben und Sitten er in peinlicher Weise prüfen müßte.

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P Y R R H O S UND M A R I U S 3 1 . Da w u r d e der A n t r a g eingebracht, Metellus aus der Ver-

b a n n u n g zurückzurufen. M a r i u s kämpfte d a g e g e n mit W o r t und T a t , aber umsonst. Schließlich gab er den Widerstand auf, und das Volk erhob den A n t r a g freudig zum Beschluß. Allein Marius brachte es nicht über sich, Metellus' R ü c k k e h r mitanzusehen und schiffte sich nach Kappadokien und Galatien ein

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unter dem V o r w a n d , er schulde der G ö t t e r m u t t e r immer noch die seinerzeit gelobten Opfer. In Wahrheit v e r f o l g t e er mit der R e i s e einen Z w e c k , von dem das Volk keine A h n u n g hatte. Er war nicht geschaffen für den Frieden und ohne B e g a b u n g f ü r die Politik, der K r i e g hatte ihn groß gemacht, u n d nun sah er im ruhigen G a n g der tatenlosen Jahre M a c h t und R u h m langsam dahinwelken. Da ging er a u f d i e Suche nach neuen Untern e h m u n g e n . W e n n es ihm gelänge, die K ö n i g e des Ostens gegeneinander zu hetzen und Mithridates, von dem man ohnehin K r i e g e r w a r t e t e , zum A u f r u h r zu reizen, w ü r d e man ihn, so hoffte er, auf der Stelle zum Oberbefehlshaber wählen, und er könnte die Stadt mit neuen T r i u m p h e n , sein H a u s mit der pontischen Beute und den königlichen Schätzen füllen. Deshalb fertigte er Mithridates schroff und unnachgiebig ab, obwohl ihm dieser mit ausgesuchter H ö f l i c h k e i t u n d Ehrerbiet u n g b e g e g n e t e , und erklärte ihm rundheraus: « K ö n i g , versuche m ä c h t i g e r zu werden als die R ö m e r o d e r f ü g e dich schweigend ihrem B e f e h l ! » Das Erstaunen des pontischen Herrschers w a r groß, denn er hatte schon oft die Sprache der R ö m e r v e r n o m m e n , noch nie aber solch rücksichtslos offenes Wort. 32. N a c h R o m zurückgekehrt, baute er sich ein Haus nahe am F o r u m 2 , um seine Besucher, wie er selber sagte, nicht mit dem langen W e g belästigen zu müssen. Vielleicht sah er wirklich darin den G r u n d , daß an seiner T ü r nicht m e h r Bürger als sonstwo ihre A u f w a r t u n g machten. Indes trug nicht der w e i t e W e g die Schuld, man vermißte an ihm ganz einfach die Lebens-

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art und das politische Geschick, und darum stellte man ihn in Friedenszeiten w i e sonst ein Kriegswerkzeug in die E c k e . A n dere M ä n n e r rückten jetzt nach vorn und verdunkelten seinen R u h m , doch k r ä n k t e ihn nichts so sehr wie Sullas A u f s t i e g . Sulla konnte sich ja nur emporschwingen, weil die mächtigen Herren vom Adel auf Marius neidisch waren, durch den K a m p f gegen ihn bahnte er sich den W e g zum Erfolg. Als K ö n i g Bocchus von Numidien den Ehrentitel «Bundesgenosse des römischen Volkes » erhalten hatte, ließ er auf dem Kapitol Statuen trophäentragender Siegesgöttinnen aufrichten und daneben Standbilder, welche die Auslieferung J u g u r t h a s an Sulla darstellten. J e t z t geriet Marius ganz außer sich v o r Z o r n und Eifersucht, daß Sulla den R u h m dieser T a t für sich beanspruche, und schickte sich an, die Weihgeschenke mit G e w a l t umzustürzen. Sulla traf Gegenmaßnahmen, und der K o n f l i k t w ä r e unweigerlich in offenen K a m p f ausgeartet, wenn nicht der Bundesgenossenkrieg, welcher plötzlich über die S t a d t hereinbrach ' , dem privaten Hader Einhalt geboten hätte. Die kriegstüchtigsten, menschenreichsten Völkerschaften Italiens hatten sich gegen R o m erhoben, und fast wäre es ihnen gelungen, der Stadt die Herrschaft zu entreißen. Denn sie verfügten nicht nur über gute Waffen und tüchtige Soldaten, an ihrer Spitze standen Führer, die an Kühnheit und Können den römischen Feldherren ebenbürtig waren. 33. Ständig wechselte in diesem Krieg das S c h l a c h t e n g l ü c k , rasch folgten sich die Erfolge und Rückschläge, aber Sullas R u h m und Macht festigten sich dabei nur immer mehr, w ä h rend M a r i u s ' Stern verblich. Er war langsam in allem, was er unternahm, saumselig und bedenklich, weil das A l t e r - er hatte das fünfundsechzigste Lebensjahr überschritten - das Feuer seiner T a t k r a f t ausgelöscht hatte. Er selber allerdings erklärte, er habe trotz einem Nervenleiden und einem geschwächten Körper die f ü r seine Jahre viel zu schwere Bürde des Feldherrn-

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a m t e s a u f sich g e n o m m e n , w e i l er sich g e s c h ä m t h ä t t e , sich dieser A u f g a b e z u e n t z i e h e n . Indes e r s t r i t t er a u c h d a m a l s n o c h einen b e d e u t e n d e n Sieg lind v e r n i c h t e t e s e c h s t a u s e n d F e i n d e . A u c h g a b er sich n i r g e n d s eine B l ö ß e , hielt sich, als er e i n m a l e i n g e s c h l o s s e n w a r , w o h l in der H a n d u n d ließ sich d u r c h den h e r a u s f o r d e r n d e n S p o t t der G e g n e r n i c h t h i n r e i ß e n . A l s Publius Silo, der a n g e s e h e n s t e u n d m ä c h t i g s t e d e r f e i n d l i c h e n Kührer, i h m z u r i e f : « W e n n d u ein g r o ß e r F e l d h e r r b i s t , M a r i u s , so k o m m h e r a b u n d k ä m p f e m i t u n s ! » , soll er g e a n t w o r t e t h a b e n : « U n d w e n n d u ein g r o ß e r F e l d h e r r sein w i l l s t , s o z w i n g e m i c h g e g e n meinen W i l l e n z u m K a m p f ! » E i n a n d e r m a l b o t e n i h m die F e i n d e eine g ü n s t i g e G e l e g e n h e i t z u m A n g r i f f , seine L e u t e a b e r z e i g t e n keinen M u t , so d a ß sich b e i d e H e e r e w i e d e r z u r ü c k z o g e n . D a rief M a r i u s d i e S o l d a t e n z u s a m m e n und s a g t e : « I c h w e i ß n i c h t , w o d i e g r ö ß e r e n F e i g l i n g e sind, hier bei uns o d e r d r ü b e n bei den F e i n d e n . Sie k o n n t e n euren R ü c k e n n i c h t sehen und ihr h a t t e t A n g s t , ihren N a c k e n anzus c h a u e n . » S c h l i e ß l i c h aber l e g t e er das K o m m a n d o d e n n o c h nieder

mit d e r B e g r ü n d u n g , sein K ö r p e r sei d e n A n f o r d e -

rungen nicht mehr gewachsen. 34. K a u m w a r die K r a f t der Italiker g e b r o c h e n , da b e g a n n in R o m d e r K a m p f u m die W a h l des O b e r b e f e h l s h a b e r s i m M i t h r i d a t i s c h e n K r i e g . Z a h l r e i c h e A n w ä r t e r u m w a r b e n m i t Hilfe g e w i e g t e r V o l k s f ü h r e r die M a s s e , d o c h w a r das E r s t a u n e n g r o ß , als der V o l k s t r i b u n S u l p i c i u s ' , ein v e r w e g e n e r , r ü c k s i c h t s l o s e r M e n s c h , auch M a r i u s in V o r s c h l a g b r a c h t e u n d bea n t r a g t e , i h m u n t e r d e m T i t e l eines P r o k o n s u l s das K o m m a n d o gegen Mithridates anzuvertrauen. Die Bürger waren geteilter M e i n u n g , die e i n e n n e i g t e n a u f M a r i u s ' S e i t e , d i e a n d e r n riefen nach Sulla u n d g a b e n M a r i u s d e n R a t , in d e n w a r m e n Bädern v o n Baiae seinen b r e s t h a f t e n K ö r p e r z u p f l e g e n , d e m , w i e er selbst s a g t e , A l t e r und G i c h t übel z u g e s e t z t h ä t t e n . M a r i u s besaß n ä m l i c h bei M i s e n u m einen h e r r l i c h e n L a n d s i t z , dessen

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üppiger L u x u s f ü r einen alten Haudegen und K r i e g s m a n n , w i e er w a r , recht w e n i g paßte. Cornelia 1 hatte die Villa d e m Vernehmen nach f ü r funfundsiebzigtausend Drachmen e r w o r b e n . Später k a u f t e sie L u c i u s Lucullus für zweieinhalb Millionen. So rasch w u c h s damals die V e r s c h w e n d u n g , mit solcher Schnelle breitete sich der L u x u s in der L e b e n s f ü h r u n g aus. M a r i u s indes v e r l e u g n e t e in törichtem Ehrgeiz A l t e r und S c h w ä c h e , ging tagtäglich aufs Marsfeld und trieb m i t den J u n g e n Sport, um zu beweisen, daß er noch immer g e w a n d t zu fechten und sicher zu reiten verstehe. Dabei w a r er nicht mehr schlank w i e in j u n g e n Jahren, sondern fettleibig und s c h w e r g e w o r d e n . M a n c h e r fand Gefallen an diesem T u n und g i n g hin, sich sein ehrgeiziges Bemühen anzuschauen, die aufrechten M ä n n e r aber konnten sich einer R e g u n g des Bedauerns nicht erwehren, w e n n sie sahen, wozu ihn H a b g i e r und R u h m sucht trieben. Aus armen und engen Verhältnissen w a r er zu R e i c h t u m und M a c h t emporgestiegen und konnte nun die Grenzen seines G l ü c k e s nicht erkennen, konnte sich nicht zufrieden g e b e n , R u h m und R e i c h t u m ruhig zu genießen. Es zog ihn nach Kappadokien und dem Schwarzen Meer, als o b er des N ö t i g s t e n entbehrte, er wollte trotz seinen T r i u m p h e n und Ehren als alter Mann noch ausziehen, um sich mit Archelaos und N e o p t o l e m o s , Satrapen des Mithridates,

herumzuschlagen.

Was M a r i u s selber z u r R e c h t f e r t i g u n g seiner Pläne anführte, w a r in den A u g e n der R ö m e r einfach albernes Geschwätz. E r sagte nämlich, er wolle nur mitgehen, um seinen Sohn das K r i e g s h a n d w e r k zu lehren. 35. J e t z t endlich brachen die Schwären auf, an welchen der Staatskörper schon lange krankte, denn Marius hatte in der Frechheit des Sulpicius ein treffliches W e r k z e u g gefunden, das Vaterland zu verderben. Dieser Sulpicius bewunderte in Saturninus sein großes Vorbild, an dem e r nur dies zu tadeln fand, daß er seine Pläne nicht rücksichtslos und schnell g e n u g

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durchgesetzt habe. Er selber kannte allerdings keine Bedenken. Ständig hatte er eine Leibwache von sechshundert Rittern um sich, die er als «Gegensenat» bezeichnete, und eines Tages wagte er mit seinen Bewaffneten einen offenen Angriff auf die beiden Konsuln, welche gerade die Volksversammlung auf dem Forum leiteten. Der eine von ihnen entkam, aber sein Sohn fiel der Bande in die Hände und wurde totgeschlagen. Sulla kam auf der Flucht an Marius' Haus vorüber - und schlüpfte hinein. Die Verfolger stürmten weiter, keiner hatte ihn bemerkt. Marius aber, so wird erzählt, ließ den Bedrohten aus einer Hintertür entwischen, so daß er sich zu seiner Armee in Sicherheit bringen konnte. In seinen Erinnerungen stellt Sulla die Sache freilich anders dar. Er habe keineswegs im Haus von Marius Zuflucht gesucht, sondern sei mit Gewalt hineingeschafft worden, weil dort über die Volksbeschlüsse beraten werden sollte, welche Sulpicius gegen seinen Willen von ihm habe erpressen wollen. Von den nackten Schwertern seiner Trabanten umringt, habe ihn Sulpicius zu Marius bringen lassen und dort festgehalten, bis er ihren Forderungen nachgegeben habe und aufs Forum zurückgegangen sei, um den Beschluß wegen des Geschäftsstillstandes 1

rückgängig zu

machen. Jetzt war Sulpicius Herr und Meister und ließ Marius durch das Volk den Oberbefehl übertragen. Dieser, schon mit den Vorbereitungen für den Abmarsch beschäftigt, schickte zwei Kriegstribunen ab, welche Sullas Heer übernehmen sollten. Sulla jedoch stachelte seine Soldaten - es waren nicht weniger als funfunddreißigtausend Schwerbewaffnete - zum Widerstand auf und führte sie gegen Rom. Sie fielen über Marius' Kriegstribunen her und schlugen sie tot. Dafür ließ Marius in der Hauptstadt viele von Sullas Anhängern umbringen und den Sklaven durch öffentlichen Ausruf die Freiheit verkünden, wenn sie auf seine Seite träten. Es sollen aber nur drei dem

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Rufe gefolgt sein. So vermochte er dem eindringenden Sulla nur schwachen Widerstand entgegenzusetzen, sah sich nach kurzem Kampf überwältigt und mußte fliehenKaum hatte er die Stadt hinter sich, da zerstoben seine Begleiter in alle Winde, er selber flüchtete in der Dunkelheit auf sein kleines Gehöft Solonium 1 . Von dort schickte er seinen Sohn auf die nahen Güter seines Schwiegervaters M u c i u s d a m i t er sich mit dem Nötigsten versehe, und begab sich selber nach Ostia, wo sein Freund Numerius ein Schiff für ihn bereithielt. Ohne auf seinen Sohn zu warten, ging er in Begleitung seines Stiefsohnes Granius 4 unter Segel. Oer junge Marius war indes glücklich auf das Gut seines Schwiegervaters gekommen und packte zusammen, was er brauchte. Über seinen Zurüstungen überraschte ihn der T a g und der Feind, dessen Wachsamkeit er nur um Haaresbreite entging. Schon nahten sich ein paar Reiter, die Verdacht geschöpft hatten, dem Gehöft. Der Gutsverwalter sah sie jedoch beizeiten kommen und versteckte Marius auf einem mit Bohnen beladenen Wagen, spannte die Ochsen davor und fuhr den Reitern entgegen, als ob es der Stadt zuginge. So wurde der junge Mann ins Haus seiner Gattin gebracht. Nachdem er an sich genommen, was er nötig hatte, eilte er in der folgenden Nacht an die Küste und ging auf einem Schiff, das Kurs nach Afrika nahm, in See. 36. Der alte Marius segelte indes mit günstigem Wind längs der italischen Küste nach Süden. Weil er in Terracina einen gefährlichen Feind wußte, den in jener Stadt einflußreichen Geminius, bat er die Schiffer, dort nicht anzulegen. Sie waren bereit, ihm zu willfahren, da schlug der Wind plötzlich um und trieb mächtige Wogen von der See her gegen das Ufer. Da das Fahrzeug dem Wellengang ohnmächtig ausgeliefert schien und Marius zudem schwer unter der Seekrankheit litt, hielten sie auf das Vorgebirge von Circei zu, wo sie schließlich unter gro-

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ßen Schwierigkeiten landen konnten. Der Sturm wehte aber immer heftiger, und die Lebensmittel waren zu Ende. So irrten sie ziellos am Strand umher, wie ja der Mensch in großer Bedrängnis die Gefahr des Augenblicks für die schlimmste ansieht und nur gerade ihr zu entrinnen strebt, während seine Hoffnung sich an die ungewisse Zukunft klammert. Feindlich war ihnen das Land, feindlich das Meer, Gefahr drohte, wenn sie Menschen begegneten, Gefahr, wenn sie niemand trafen, denn es fehlte ihnen am Nötigsten. Am späten Abend stießen sie endlich auf ein paar Hirten, die ihnen zwar auch nicht geben konnten, worum sie baten, aber Marius, als sie ihn erkannten, dringend rieten, er solle sich auf der Stelle davonmachen, kurz vorher habe man einen Haufen Reiter durch die Gegend streifen und das Gelände nach ihm absuchen sehen. Jetzt schien der letzte Hoffnungsschimmer erloschen, zumal Marius' Begleiter vor Hunger kaum mehr weiter konnten. Er verkroch sich seitab vom Wege in ein dichtes Gehölz und verbrachte hier eine kummervolle Nacht. Am nächsten Morgen war er ganz erschöpft vor Hunger, aber entschlossen, sich bis zum letzten vorwärts zu schleppen. So ging er am Strande weiter, sprach seinen Leuten Mut zu und bat sie, aufrecht zu bleiben, bis sich seine letzte Hoffnung erfüllt habe. Für sie spare er sich auf, eine alte Weissagung gebe ihm Vertrauen. In seiner Jugend, als er noch auf dem Lande lebte, habe er einmal ein herabfallendes Adlernest mit sieben Jungen darin im Gewände aufgefangen. Seine Eltern, sehr verwundert ob des Anblicks, hätten die Seher befragt und von diesen die Antwort bekommen, er werde zu strahlendstem Ruhme emporsteigen und sei dazu bestimmt, siebenmal die höchste Würde und Gewalt zu erlangen. Während die einen diese Begebenheit für wahr halten, sind andere der Meinung, die Geschichte gehöre ganz und gar ins Reich der Fabel und sei gutgläubig von den Leuten aufgezeichnet worden, welche sie

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damals und auf den weiteren Irrfahrten aus Marius' M u n d e gehört hatten. Denn der Adler lege nicht mehr als zwei Eier, und auch Musaios' lüge, wenn er sage, der Adler «legt drei Eier, zwei Junge brütet er aus, eins zieht er groß». Das freilich steht fest, daß Marius auf der Flucht und in Stunden höchster N o t immer wieder sagte, er müsse noch das siebente Konsulat erlangen. 37. Sie waren jetzt kaum noch zwanzig Stadien von der Stadt Minturnae 2 entfernt, da tauchten in der Ferne Reiter auf, welche heransprengten. Z u m Glück sahen sie im gleichen Augenblick draußen auf dem Meer zwei Lastschiffe dahinsegeln. Mit den letzten Kräften eilten sie, so schnell die Füße nur wollten, an den Strand, warfen sich ins Meer und schwammen auf die Schiffe zu. Granius mit ein paar Begleitern erreichte das eine und fuhr zur Insel Aenaria hinüber, Marius, von seinem massigen, unbehilflichen Körper behindert, wurde mit größter Mühe von zwei Sklaven über Wasser gehalten und ins andere Schiff geschleppt. Da waren die Reiter auch schon am Ufer und schrien den Seeleuten vom Lande aus zu, sie sollten anlegen oder Marius über Bord werfen, dann könnten sie fahren, wohin sie wollten. Marius flehte unter Tränen um Schutz, in fieberhafter Eile überlegten die Schiffer und verwarfen wieder, was sie beschlossen, bis sie endlich den Reitern hinüberriefen, sie würden Marius nicht preisgeben. W ü t e n d ritten die Schergen weg, die Schiffsleute aber waren auch schon wieder andern Sinnes und hielten dem Lande zu. An der M ü n d u n g des Liris, der sich zwischen Sümpfen ins Meer ergießt, warfen sie Anker und redeten auf Marius ein, er solle an Land gehen, Speise zu sich nehmen und seinem erschöpften Körper etwas Erquickung gönnen, bis sie wieder günstigen Wind bekämen. Er erhebe sich immer zur gleichen Stunde, wenn der Seewind abflaue und eine frische Brise von den Niederungen her wehe. Marius ließ sich den Rat gern gefallen, und als ihn die Schiffer ans Ufer gebracht

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hatten, streckte er sich ins Gras ohne den leisesten Gedanken an das, was ihm bevorstand. Die Seeleute aber gingen-wieder an Bord u n d segelten eilig d a v o n . Sic h ä t t e n sich g e s c h ä m t , M a r i u s

auszuliefern, aber sie hielten es auch für gefährlich, ihn zu retten. Von allen Menschen verlassen, blieb Marius lange Zeit am Strande liegen, keines Wortes mächtig. Endlich raffte er sich auf und schleppte sich mühsam in der weglosen Öde vorwärts, durch tiefe Moräste und Gräben voll Wasser und Schlamm, bis er zur Hütte eines alten Mannes gelangte, der in den Sümpfen seinem Tagewerk nachging. Marius fiel vor ihm nieder und flehte ihn an, Retter und Helfer eines Mannes zu werden, der ihm seinen Dienst über alles Erwarten lohnen werde, wenn er der Not einmal entronnen sei. Der Alte kannte Marius von früher her oder vermutete aus seinen Zügen, daß er einen Mann von Stand vor sich habe. So gab er ihm zur Antwort, seine kleine Hütte sei wohl gut genug, wenn er nicht mehr begehre als ein Weilchen Ruhe; wenn er aber von Feinden verfolgt herumirre, wolle er ihn an einer Stelle verbergen, wo er sicherer sei. Da Marius darum bat, führte er ihn in den Sumpf hinein und wies ihm eine Vertiefung neben dem Flusse, in der sich Marius zusammenkauerte. Dann warfereinen Haufen Schilf über ihn und bedeckte ihn überdies mit leichtem Geäst, das ihm keinen Schaden tun konnte. 38. Kurze Zeit war vergangen, da drang von der Hütte her Lärm und Getümmel an sein Ohr. Geminius hatte nämlich eine Menge Verfolger aus Terracina auf seine Spur gehetzt, von denen einige zufällig in diese Gegend gekommen waren und nun versuchten, den alten Mann einzuschüchtern. Sie drohten ihm und schrien, er habe einen Feind der Römer bei sich aufgenommen und versteckt. Als Marius dies vernahm, kroch er aus seinem Unterschlupf hervor, warf die Kleider weg und ließ sich in das dicke, schlammige Wasser des Sumpfes gleiten. Da konnte er den Verfolgern aber nicht lange verborgen bleiben,

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sie zogen ihn heraus, nackt und über und über mit Schlamm bedeckt, und brachten ihn nach Minturnae, wo sie ihn den Behörden übergaben; denn es war schon in alle Städte der Befehl ergangen, Marius mit allen Mitteln des Staates aufzuspüren und sogleich umzubringen, wenn man ihn fände. Gleichwohl hielt der Stadtrat von Minturnae dafür, den Fall vorerst einmal zu beraten und Marius währenddessen in Gewahrsam zu halten. Man brachte ihn also ins Haus einer Frau namens Fannia, welche einer alten Geschichte wegen auf Marius nicht gut zu sprechen schien. Fannia hatte sich nämlich von ihrem Gatten Titinius getrennt und dabei ihre sehr beträchtliche Mitgift zurückgefordert, der Gatte seinerseits hatte sie des Ehebruchs beschuldigt. Richter in der Sache war Marius gewesen, welcher damals sein sechstes Konsulat bekleidete. Da sich im Laufe des Prozesses herausstellte, daß Fannias Tugend keineswegs ohne Tadel war, der Mann aber davon gewußt, sie gleichwohl geheiratet und lange mit ihr zusammen gelebt hatte, ließ Marius beide seinen Unwillen spüren. Er befahl dem Manne, die Mitgift herauszugeben, die Frau aber verurteilte er zu einer Buße von vier Kupfermünzen, um ihre Schande an den Pranger zu stellen. Jetzt aber gebärdete sich Fannia nicht etwa als gekränktes Weib, sie dachte gar nicht daran, Marius die Beleidigung nachzutragen, sondern bemühte sich, als er ihr vor Augen trat, seine Not zu lindern und ihm Mut zu machen. Marius dankte ihr und sagte, er sei tatsächlich guten Muts, denn eben sei ihm ein glückliches Vorzeichen zuteil geworden. Es hatte sich nämlich folgendes begeben: Im Augenblick, da ihn die Wache vor Fannias Haus geführt hatte und die Tür sich öffnete, rannte ein Esel heraus, um aus der Quelle zu trinken, die in der Nähe aus dem Boden sprudelte. Das Tier schaute Marius dreist und übermütig an, stieß dann, nachdem es ein Weilchen vor ihm stehengeblieben war, einen hellen Schrei aus und galoppierte ausgelassen vorüber. Er schließe daraus, sagte Marius zu

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Fannia, daß ihm die Gottheit eher zur See als zu Lande R e t t u n g verheiße, denn der Esel habe sich um das trockene F u t t e r nicht g e k ü m m e r t und sei sogleich zum Wasser gelaufen. Darnach begab er sich in sein Gemach zur R u h e , nachdem er gebeten hatte, die T ü r zu schließen. 39. Indes waren Behörden und R a t von M i n t u r n a e in ihren E r w ä g u n g e n zum Schluß gekommen, den G e f a n g e n e n ohne V e r z u g hinrichten zu lassen. Da kein B ü r g e r die T a t auf sich nehmen wollte, griff endlich ein Reiter - es war ein G a l l i e r oder, w i e andere wollen, ein Kimber - zum S c h w e r t und g i n g z u M a rius hinein. Dieser lag in einem dunkeln Winkel des G e m a c h s , w o kaum ein Lichtstrahl hinfiel, und seine A u g e n , heißt es, leuchteten wie Feuerflammen dem Soldaten e n t g e g e n , und seine Donnerstimme dröhnte aus dem Dunkel h e r v o r : « D u also w a g s t es, M e n s c h , den Gaius Marius u m z u b r i n g e n ? » A u genblicklich stürzte der Barbar davon, ließ das S c h w e r t fallen und rannte durch d i e T ü r e n hinaus ins Freie, immerfort das eine W o r t schreiend: «Ich kann den G a i u s Marius nicht töten.» Erst w a r e n die Bürger bestürzt, doch bald erwachten M i t l e i d und R e u e in ihrer Brust, und sie machten sich bittere V o r w ü r f e , daß sie allem R e c h t und aller Dankbarkeit zum H o h n gegen den R e t t e r Italiens den T o d beschlossen hätten, gegen einen M a n n , dem Hilfe zu versagen schon Frevel sei. « S o m a g er denn als F l ü c h t l i n g gehen, wohin er will, und anderswo erdulden, was ihm b e s t i m m t ist. Wir aber wollen die G ö t t e r bitten, es uns nicht entgelten zu lassen, daß wir Marius d ü r f t i g und bloß aus unserer Stadt verweisen.» Unter solchen G e d a n k e n d r ä n g t e n sie sich scharenweise ins Haus, nahmen M a r i u s in ihre M i t t e und führten ihn ans M e e r hinunter. N o c h wollte ihm d e r eine dies, der andere das zuliebe t u n , und o b w o h l alle sich beeilten, gab es doch noch einen Aufenthalt. Denn auf dem W e g z u m Meere lag der Hain der N y m p h e M a r i c a , welcher den M i n t u r n e r n heilig ist. Sie wachen streng darüber, daß

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nichts aus ihm hinausgetragen werde, w a s einmal hineingebracht ist. M a n hätte viel Z e i t verloren, hätte man den H a i n umgehen müssen. Darum rief einer der älteren B ü r g e r endlich aus, es könne kein W e g verboten und verschlossen sein, welcher M a r i u s zur R e t t u n g diene, griff selber als erster zu den Sachen, die man ihm auf das S c h i f f m i t g e b e n w o l l t e , und durchschritt den Hain. 40. Bei soviel g u t e m Willen war bald alles an Bord des Fahrzeugs g e b r a c h t , welches ein gewisser Velaeus zur V e r f ü g u n g gestellt hatte. Dieser ließ später ein Bild jener Ereignisse malen und als Weihgeschenk in dem Heiligtum aufstellen, von w o aus M a r i u s die F a h r t angetreten hatte. Dank einem glücklichen Z u f a l l trieb das Schiff zur Insel Aenaria hinüber, w o er Granius und die andern Freunde noch vorfand. M i t ihnen segelte er nach Afrika weiter, aber Wassermangel z w a n g sie in der Nähe der Stadt E r y x

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auf Sizilien an

Land. Es traf s i c h , daß an jener Küste der römische Quaestor Wache hielt, und beinahe wäre ihm Marius in die Hände gefallen, als er sich ans Ufer begab. Von den Leuten, welche W a s s e r holen sollten, w u r d e n sechzehn getötet. Eilends stach Marius wieder in See und gelangte über das offene Meer nach der Insel M e n i n x * v o r der afrikanischen Küste. H i e r erreichte ihn endlich die K u n d e , daß sein Sohn und C e t h e g u s 3 gerettet seien und sich auf d e m W e g e zum N u m i d e r k ö n i g Hiempsal befänden, w o sie um U n t e r s t ü t z u n g nachsuchen wollten. M a r i u s atmete auf und fand den M u t , Kurs auf K a r t h a g o zu nehmen. In jener Z e i t w a r Sextilius römischer Statthalter in Afrika. Da er von Marius bis dahin weder Liebes noch Leides erfahren hatte, ließ sich e r w a r t e n , daß er ihm wenigstens aus M i t l e i d helfen werde. Aber M a r i u s , von wenigen Freunden begleitet, hatte kaum den F u ß an Land gesetzt, als schon ein A m t s d i e n e r herankam und v o r ihn hintrat mit den W o r t e n : « D e r Praetor Sextilius verbietet dir, Marius, afrikanischen Boden zu betre-

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ten. Widrigenfalls, so läßt er dir sagen, werde er den Senatsbeschlüssen Nachachtung verschaffen und dich als Feind des römischen Volkes behandeln.» Marius, keines W o r t e s m ä c h t i g

vor Gram und Zorn, stand lange schweigend da und starrte den Diener mit grimmigen Blicken an. Als dieser endlich fragte, was er dem Praetor ausrichten solle, seufzte er tief auf und sprach: «So melde ihm denn, du habest Gaius Marius als Flüchtling auf den Trümmern von Karthago sitzen sehen.» Er hatte ja so unrecht nicht, wenn er das Unglück dieser Stadt mit dem Umschlag seines eigenen Geschicks verglich. Der junge Marius und seine Freunde genossen in dieser Zeit an Hiempsals Hof alle Ehren. Da aber der Numiderkönig schwankte, auf welche Partei er setzen solle, hielt er sie unter immer neuen Vorwänden zurück, wenn sie abreisen wollten. Es war deutlich zu merken, daß er mit diesen Aufschüben nichts Gutes bezweckte. Schließlich verhalf ihnen ein sehr alltägliches Geschehnis zur Rettung. Die männliche Schönheit des jungen Marius und sein herbes Geschick hatten auf eine von Hiempsals Nebenfrauen tiefen Eindruck gemacht. Dieses Erbarmen war Anfang und Vorwand der Liebe. Zuerst wies Marius das Weib schroff zurück. Als er aber keinen andern Weg zur Rettung sah und wirkliche Zuneigung, nicht zügellose Sinnenlust hinter ihrem Werben spürte, nahm er ihre Freundschaft an. Sie half ihm, daß er mit den Freunden entkommen und zu Marius flüchten konnte. Nachdem sich Vater und Sohn umarmt hatten, gingen sie miteinander den Strand entlang und stießen dabei auf kämpfende Skorpione. Dies dünkte Marius ein schlimmes Zeichen, und sie bestiegen unverzüglich einen Fischerkahn, um nach der Insel K e r k i n a w e l c h e nicht weit vom Festland liegt, hinüberzufahren. Kaum hatten sie vom Lande abgestoßen, da sahen sie einen Haufen Reiter, welche der König ausgeschickt hatte, zur Abfahrtsstelle am Ufer sprengen. Einer größeren Gefahr glaubte Marius nie entronnen zu sein.

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41. In Rom hatte man inzwischen erfahren, daß sich Sulla mit den Feldherren des Mithridates in Böotien herumschlage. Zur gleichen Zeit -waren die beiden Konsuln in blutige Händel geraten. Nachdem Octavius im Straßenkampf die Oberhand behalten, jagte er Cinna, der seine Tyrannengelüste allzu deutlich gezeigt hatte, aus der Stadt und setzte Cornelius Merula an seine Stelle. Cinna aber zog in Italien eine starke Truppenmacht zusammen und nahm den Kampf gegen die Konsuln wieder auf. Als Marius von diesen Ereignissen Kunde erhielt, entschloß er sich unverzüglich zur Rückkehr. Er raffte eine Handvoll mauretanischer Reiter und italischer Flüchtlinge an sich, insgesamt nicht mehr als tausend Mann, und ging unter Segel. Nach der Landung im etruskischen Hafenort Telamon 1 ließ er den Sklaven die Freiheit verkünden. Und da sein Name die freien Bauern und Hirten der Gegend in Scharen ans Meer herunterlockte, beredete er die kräftigsten unter ihnen, in seinen Dienst zu treten. So brachte er in wenigen Tagen ein ansehnliches Heer und vierzig vollbemannte Schiffe zusammen. Nun wußte Marius wohl, daß Octavius ein Ehrenmann und gesonnen war, in seinem Amt keinen Schritt vom Weg des Rechts abzuweichen, während Cinna mit seinem Kampf gegen die bestehende Verfassung Sullas Mißtrauen geweckt hatte. Dies bewog ihn, Cinnas Partei zu ergreifen und ihm seine Streitmacht wie sich selber zur Verfügung zu stellen. Er ließ ihn also wissen, daß er ihn als Konsul anerkenne und sich allen seinen Befehlen fügen werde. Cinna nahm das Angebot an, ernannte ihn seinerseits zum Prokonsul und übersandte ihm die Rutenbündel und sonstigen Abzeichen dieser "Würde. Allein, Marius erklärte, solcher Schmuck zieme seinem Unglück nicht, und trug weiter sein abgerissenes Gewand und struppiges Haar, das er seit dem Tag seiner Flucht nicht mehr hatte scheren lassen. Er war nun über siebzig Jahre alt und schleppte sich langsam daher, um Mitleid zu erwecken. Sein Anblick war zum

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Erbarmen, aber aus dem jammervollen Äußern hervor starrten die alten, furchter wecken den Züge, und trotz seiner Niederg e s c h l a g e n h e i t s p ü r t e m a n , daß die N o t sein starkes H e r z nicht

gedemütigt, sondern zu wilder Wut aufgestachelt hatte. 42. Als er Cinna begrüßt und an seine Soldaten einige Worte gerichtet hatte, nahm er sogleich die Führung in die Hand und gab damit den Dingen eine ganz neue Wendung. Zuerst brachte er die Zufuhr nach Rom unter seine Kontrolle, indem er mit seiner Flotte die Getreideschiffe abfing und die Kaufleute ausplünderte. Dann nahm er, der Küste entlangsegelnd, die Hafenstädte eine nach der andern ein. Schließlich eroberte er Ostia selber durch Verrat, raubte die Stadt aus und machte die Mehrzahl der Einwohner nieder. Er ließ auch eine Brücke über den Tiber schlagen, wodurch die Feinde von jeder Zufuhr auf dem Wasserwege abgeschnitten waren. Nunmehr rückte er mit seinem Heer gegen Rom und setzte sich auf dem Ianiculus fest, während der Konsul Octavius seiner Sache selber Schaden zufügte, obschon es ihm an Kriegserfahrung nicht mangelte. Aber seine peinliche Rechtsauflassung ließ ihn manch notwendige Maßnahme versäumen, zum Nachteil des Staates. So hatte man ihn von vielen Seiten aufgefordert, den Sklaven die Freiheit zu versprechen, um sie für den Abwehrkampf zu gewinnen. Er aber weigerte sich, Sklaven aufzunehmen in den Staatsverband, aus dem er Gaius Marius ausschließen müsse, um die Gesetze aufrechtzuerhalten. Indes war Metellus nach Rom gekommen, der Sohn jenes Metellus, welcher gegen Jugurtha gekämpft hatte und später durch Marius' Machenschaften verbannt worden war. Da er mehr Feldherrngeschick zeigte als Octavius, kehrten die Soldaten dem Konsul den Rücken und kamen zu ihm mit der Bitte, er möge zur Rettung der Stadt das Kommando übernehmen. Sie würden sich tapfer schlagen und den Sieg behalten, wenn sie einen erfahrenen, tatkräftigen Führer an der Spitze wüßten. Metellus machte aus seinem Unwil-

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len kein Hehl und befahl den Leuten, sich zum Konsul zu scheren. Sie gingen, aber ins Lager der Feinde. Da verließ auch M e tellus die Stadt, weil er ihre I.age für hoffnungslos ansah. Octavius hingegen blieb in R o m , denn die Sterndeuter und andere Wahrsager, welche aus Eingeweiden oder Zauberbüchern die Z u k u n f t verkünden, hatten ihm vorgegaukelt, daß alles g u t gehen werde. Dies nämlich war des Konsuls Schwäche, daß er mehr Z e i t mit Wahrsagern und Bettelpriestern verbrachte als mit Männern der Politik und des Krieges. Sonst aber muß man ihn zu den edelsten Römern zählen. Ohne Schmeichelei suchte er die Würde des Konsulates zu wahren und hielt an den alten Sitten und Gesetzen wie an unabänderlichen Normen fest. Octavius wurde, bevor Marius selber die Stadt betrat, von vorausgeschickten Soldaten von der Rednerbühne herabgezerrt und ermordet. Auf der Brust des Toten soll sich ein chaldäisches Amulett gefunden haben. Es war eine seltsame F ü g u n g , daß von diesen zwei so bedeutenden Feldherren Marius durch den Glauben an die Wahrsagerei gerettet, Octavius ins Verderben geführt wurde. 43. Angesichts der drohenden Lage trat der Senat zusammen und ließ durch eine Abordnung Cinna und Marius bitten, ihren Einzug in die Stadt zu halten, aber das Leben der Bürger zu schonen. Cinna, als Konsul angetan, empfing die Gesandten auf seinem Amtsstuhl sitzend und erteilte ihnen eine gnädige Antwort. Marius stand neben ihm und schwieg, aber sein finsteres Antlitz, sein düsterer Blick verrieten deutlich genug, daß binnen kurzem der Mord in der Stadt wüten werde. Aber während Cinna mit der Garde seiner Trabanten in die Hauptstadt einmarschierte, hielt Marius vor den Toren an und sagte in bitterem Spott, er sei ein Verbannter und die Heimat ihm durch das Gesetz verschlossen. Wenn man seine Gegenwart wünsche, möge man das Verbannungsurteil durch einen neuen Volksbeschluß aufheben, als ob ihm die Gesetze noch etwas

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bedeuteten und er in eine freie Stadt zurückkehrte. So wurde denn das Volk zur Versammlung aufs Forum berufen, aber ehe noch die ersten drei oder vier Tribus ihre Stimme abgegeben hatten, warf Marius die Maske ab und rückte in die Stadt ein, ohne die Aufhebung des Exils abzuwarten. Mit ihm marschierte seine Leibwache, die er aus zugelaufenen Sklaven ausgewählt hatte und Bardyaier nannte. Diese ermordeten viele Bürger auf ein Wort, ja einen bloßen Wink von ihm, und als schließlich Ancharius, ein Senator und ehemaliger Praetor, bei Marius seine Aufwartung machte, eines Grußes jedoch nicht gewürdigt wurde, fiel die Bande vor den Augen ihres Herrn über den Unglücklichen her und schlug ihn tot. Seitdem war dies überhaupt das Signal zum Morde: wessen Gruß oder Anrede Marius nicht erwiderte, der wurde sogleich auf offener Straße niedergehauen, so daß sogar seine Freunde in Todesangst zitterten, wenn sie sich ihm zum Gruße nahten. Als so viele Opfer fielen, wurde Cinna endlich des Mordens satt und überdrüssig, Marius hingegen spürte mit täglich erneuerter Wut und unstillbarem Rachedurst einem jeden nach, der nur von ferne seinen Argwohn geweckt hatte. Alle Straßen, alle Städte waren voll von Verfolgern, welche die Flüchtenden oder Versteckten jagten. Da zeigte es sich, daß man im Unglück auf Freundestreue und Gastfreundschaft nicht trauen kann, denn verschwindend klein war die Zahl derer, welche die Flüchtlinge in ihrem Haus nicht an Marius' Schergen verrieten. Um so mehr gebührt den Sklaven des Cornutus Achtung und Bewunderung. Nachdem sie ihren Herrn im Hause verborgen hatten, hängten sie einen der vielen Toten am Halse auf, steckten ihm einen goldenen Ring an den Finger und zeigten ihn den Trabanten des Marius. Darnach richteten sie den Leichnam feierlich her und begruben ihn, als ob es ihr Gebieter wäre. Niemand schöpfte Verdacht, so daß Cornutus von seinen Sklaven unbemerkt nach Gallien in Sicherheit gebracht werden konnte.

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III 1

44. A u c h der R e d n e r Marcus A n t o n i u s fand einen selbstlosen F r e u n d , ohne aber dem Verhängnis zu entgehen. Es w a r ein armer M a n n aus dem Volke, und weil er dem ersten R ö m e r der Z e i t in seinem Hause Z u f l u c h t g e w ä h r t e , w o l l t e er ihm auch nach besten Kräften aufwarten und schickte seinen Sklaven zu einem S c h a n k w i r t in der Nachbarschaft, einen K r u g Wein zu holen. Da der Sklave den Wein sorgfältig kostete u n d verlangte, man solle besseren bringen, f r a g t e der W i r t , w a s ihm denn einfalle, daß er nicht w i e sonst v o m gewöhnlichen N e u e n kaufe, sondern eine teure, gute Sorte haben wolle. D e r Bursche hielt den M a n n f ü r einen guten F r e u n d und erzählte ihm in aller E i n f a l t , sein H e r r habe den M a r c u s A n t o n i u s , der sich in ihrem H a u s e v e r b o r g e n halte, zu G a s t . K a u m w a r er w e g g e gangen, da lief der Weinschenk, der gottlose, gemeine M e n s c h , stracks zu M a r i u s hin. Dieser saß eben an der A b e n d t a f e l , der Wirt w u r d e aber gleichwohl vorgelassen und anerbot sich, ihm den M a r c u s Antonius in die H ä n d e zu liefern. M a r i u s , heißt es, stieß o b der N a c h r i c h t einen Jubelschrei aus und klatschte v o r Freude in die H ä n d e . W e n i g fehlte, und er w ä r e a u f g e s p r u n g e n und selber an den bezeichneten Ort geeilt. D a ihn aber die Freunde zurückhielten, schickte er A n n i u s nebst einem T r u p p Soldaten hin mit dem Befehl, ihm ohne V e r z u g das H a u p t des Antonius zu bringen. V o r dem H a u s e a n g e k o m m e n , blieb A n nius an der T ü r e stehen, w ä h r e n d seine L e u t e die T r e p p e n zu Antonius' G e m a c h hinaufstiegen. Als sie ihr O p f e r v o r sich sahen, stieß e i n e r den andern nach vorn und munterte ihn auf, den Streich zu tun. Doch strömte, w i e es scheint, aus den W o r ten des M a n n e s eine so zauberhaft lockende K r a f t , daß keiner mehr H a n d an ihn legen, j a ihm ins A n t l i t z blicken konnte, als er zu sprechen begann und um sein Leben bat. Sie schlugen die Augen nieder u n d weinten alle. Schließlich w u r d e Annius die Zeit zu lang, er stieg selber hinauf und sah A n t o n i u s zu den Soldaten sprechen, diese aber ganz erschüttert u n d v e r z a u b e r t

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von seiner Rede. Da stieß er einen Fluch gegen sie aus, sprang auf Antonius zu und schlug ihm mit eigener Hand das Haupt »h. Als sich einige Freunde an Marius wandten mit der Bitte, Lutatius Catulus zu schonen, seinen Mitkonsul und Mittriumphator im Kimbernkrieg, sagte er nur das eine Wort: « Er muß sterben.» Da schloß sich Catulus in sein Zimmer ein, blies einen Haufen Kohlen an und fand so den Erstickungstod. Ohne Kopf wurden die Leichen der Ermordeten aufdie Straße geworfen und zertreten, aber niemand war mehr zum Mitleid fähig, so sehr schauderten alle und zitterten bei dem gräßlichen Anblick. Doch am meisten empörte sich das Volk über die Zügellosigkeit der sogenannten Bardyaier. Wenn diese die Hausherren totgeschlagen hatten, schändeten sie die Knaben und taten den Frauen Gewalt an. Ihre Raublust und Mordgier war ohne Schranken, bis sich endlich Cinna und Sertorius zusammenschlössen, die Schlafenden in ihrem Lager überfielen und bis auf den letzten Mann niederhauen ließen. 45. Z u dieser Zeit liefen, als ob der Wind plötzlich umgeschlagen hätte, von allen Seiten Nachrichten ein, Sulla habe den Krieg gegen Mithridates beendigt, die verlorenen Provinzen zurückgewonnen und segle jetzt mit einem großen Heer gegen Italien heran. Diese Botschaft brachte den Römern eine kurze Rast und ein Weilchen Erholung von den unsäglichen Leiden, denn man glaubte, daß der Bürgerkrieg unmittelbar vor der Türe stände. Marius wurde daher zum siebentenmal zum Konsul g e w ä h l t A l s er an den Kaienden des Januar, dem ersten T a g des römischen Jahres, vor das Volk trat, ließ er sogleich den Sextus Licinius 3 vom tarpeischen Felsen hinabstürzen. Dies war für seine eigenen Leute wie für die Stadt das untrüglichste Zeichen, daß eine neue Schreckenszeit heranziehe. Er selber, von den Strapazen erschöpft, von den Sorgen zermürbt und zu Boden gedrückt, fand seine frühere Spannkraft

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nicht mehr. Er kannte die Schrecken und Mühen des Krieges und zitterte darum beim bloßen Gedanken an einen neuen Feldzug, an neue Kämpfe und Gefahren. Denn er mußte sich sagen, daß er es nicht mehr mit einem Octavius oder Merula', den Führern eines zusammengelaufenen Haufens von Rebellen, zu tun habe, jetzt zog Sulla heran, jener Sulla, der ihn einst aus der Heimat vertrieben und eben erst Mithridates auf die Küsten des Schwarzen Meeres eingeschränkt hatte. Unter solchen Vorstellungen zerbrach sein Mut, und wenn ihm seine weite Irrfahrt, seine gefahrvolle Flucht über Land und Meer vor Augen trat, überfiel ihn hoffnungslose Verzweiflung. In den Nächten quälten ihn Schreckgesichte und wirre Träume, es war ihm, als höre er ständig eine Stimme sagen: «Schrecklich ist das Kager des Löwen, auch wenn es verlassen.» Da er mehr als alles die schlaflosen Nächte fürchtete, ergab er sich zur Schande seines Alters dem Trunk, als ob er im Rausch den Sorgen entrinnen, den Schlaf herbeizwingen könnte. Schließlich kamen neue Nachrichten vom Meere, und mit ihnen stürzten neue Ängste auf ihn ein. Er bebte vor der Zukunft und empfand Qual und Ekel vor der Gegenwart. So genügte ein geringfügiger Anstoß, ihn aufs Krankenlager zu werfen. Nach dem Bericht des Philosophen Poseidonios2 bekam er das Seitenstechen. Poseidonios erzählt nämlich, er habe Marius besucht, als dieser schon krank lag, und mit ihm die Angelegenheiten besprochen, derenthalben er als Gesandter nach Rom gekommen war. Der Historiker Gaius Piso 5 hingegen berichtet, Marius habe nach dem Essen mit seinen Freunden einen kleinen Gang getan und dabei von seinen Erlebnissen gesprochen, mit den ersten Anfängen beginnend. Er habe davon geredet, wie oft ihn das Schicksal auf die Höhen und wieder in die Tiefe geführt, und schließlich geäußert, ein vernünftiger Mann dürfe sich nun nicht länger auf das Glück verlassen. Darnach habe er von den Anwesenden Abschied genommen und sei nach einem

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Krankenlager von sieben Tagen gestorben. Während dieser Krankheit kam, wie einige erzählen, sein ganzer Ehrgeiz zutage, der zuletzt in offenkundigen Wahnsinn ausartete. Marius glaubte, an der Spitze eines Heeres gegen Mithridates zu ziehen, nahm, als wäre er in der Schlacht, die verschiedensten Stellungen ein und führte mit lautem Geschrei und häufigen Kampfrufen alle möglichen Bewegungen aus. So tief und unaustilgbar hatte sich die Sehnsucht nach diesem Feldzug in seiner ehrgeizigen, eifersüchtigen Seele eingegraben. Siebzig Jahre hatte er gelebt, hatte als erster aller Menschen siebenmal die Konsulwurde erhalten und dazu in seinem Hause Reichtümer aufgehäuft, an welchen viele Könige zusammen genug gehabt hätten. Und doch haderte er mit seinem Schicksal und klagte, er müsse sterben, bevor er erreicht und vollendet, wonach er sich sehnte. 46. A l s Piaton sein Ende herannahen fühlte, pries er den glücklichen Stern, der über ihm gewaltet habe: daß er als Mensch und Grieche, nicht als Barbar und unvernünftiges Tier zur Welt gekommen und überdies zur Zeit des Sokrates geboren sei. Ähnlich soll, bei Zeus, auch Antipatros von T a r s o s 1 vor dem Tode alles Gute, das ihm zuteil geworden, zusammengerechnet und dabei auch die glückliche Überfahrt aus seiner Heimat nach Athen nicht vergessen haben; denn er sah jede Gabe des freundlichen Geschicks als eine große Gnade an und bewahrte sie bis an sein Ende im Gedächtnis auf, in dieser einzig sicheren Schatzkammer, welche der Mensch für seine Lebensgüter besitzt. Vergeßlichen, gedankenlosen Leuten aber gleitet das Erlebte im Laufe der Zeit aus der Erinnerung fort, und weil sie nichts festhalten noch bewahren, stehen sie immer mit leeren Händen, dafür voll von Erwartungen da, spähen in die Z u kunft und versäumen darob die Gegenwart. Und doch kann das Geschick all unsere Zukunftshoffnungen vereiteln, nur das Heute kann es uns nicht rauben. Gleichwohl werfen die Toren

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dieses Glücksgeschenk von sich, als ginge es sie nichts an, und träumen von d e m , was ihnen die ungewisse Zukunft bringen soll. Aber die Strafe bleibt nicht aus. Nie können sie die unersättliche Gier ihrer Seele stillen, weil sie äußere G ü t e r an sich raffen und zusammenscharren, bevor sie ihnen durch die Bildung von G e i s t und Herz eine sichere Grundlage geschaffen haben. Marius starb am siebzehnten T a g seines siebten Konsulates. Jubelnde Freude erfüllte in diesem Augenblick die Stadt, und die R ö m e r faßten neuen M u t , da sie sich von der Last der Gewaltherrschaft erlöst glaubten. Aber nach wenigen

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schon merkten sie, daß nur der Herr gewechselt hatte und an Stelle des alten nun ein junger T y r a n n , ein Mann in der Vollkraft der Jahre, die Zügel führte. M i t grausamer Härte räumte Marius' Sohn die vornehmsten und angesehensten M ä n n e r beiseite. Er galt anfänglich für einen tollkühnen, wagemutigen Krieger und erhielt daher den Namen « Sohn des Mars ». Durch seine T a t e n wurden die R ö m e r jedoch bald eines andern belehrt und nannten ihn von nun an «Sohn der Venus». Als er schließlich von Sulla in Praeneste eingeschlossen wurde, versuchte er durch vielerlei Schliche sein Leben zu retten, aber umsonst. Die Stadt wurde genommen, es gab kein Entrinnen mehr. Da entleibte er sich s e l b s t ' .

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i. Ein altes Sprichwort, lieber Polylcrates, gibt der Philosoph Chrysippos 1 , ich glaube aus Furcht vor seiner üblen Vorbedeutung, nicht in seiner echten Form, sondern so, wie er glaubt, daß es besser lauten sollte: «Wer wird loben den Vater, wenn nicht die glücklichen Söhne?» Aber Dionysodoros von Troizen 1 tadelt ihn deshalb und gibt dafür die richtige Form, die so lautet: «Wer wird loben den Vater, wenn nicht unglückliche Söhne?» Und er sagt, daß Leuten, die selber nichts wert sind, sich aber hinter die Verdienste ihrer Vorfahren verstecken und sich nicht genug tun können, sie zu preisen, mit dem Sprichwort der Mund gestopft werden soll. Wem aber von Natur, mit Pindar zu reden 1 , «die edle Art eigen ist von den Vätern her» wie dir, der du dein Leben nach dem schönsten Vorbild im eigenen Hause gestaltest, für den ist es wohl ein Glück, der Besten seines Geschlechtes zu gedenken und immer etwas von ihnen zu hören und zu sprechen. Denn nicht aus Mangel an eigenen Verdiensten sucht er seinen Ruhm in denen anderer, sondern indem er seine eigenen Vorzüge mit denen der Ahnen verbindet, preist er sie als die Urheber seines Geschlechts und die Vorbilder seines Lebenswandels. Daher habe ich auch das Leben deines Landsmannes und Ahnherrn Aratos, dem du weder durch deinen Ruf noch durch deine Leistungen Schande machst, für dich geschrieben und übersende es dir, nicht als ob du dich nicht von jeher darum

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bemüht hättest, seine Taten aufs genaueste zu studieren, sondern damit deine Söhne Polykrates und Pythokles mit dem Blick, a u f V o r b i l d e r im eigenen Hause a u f w a c h s e n , w e n n sie

hören und lesen, was sie sich zum Beispiel nehmen sollen. Denn es ist Eigenliebe, nicht Liebe zur Tugend, sich selbst immer nur für den besten zu halten. 2. Seitdem die Stadt der Sikyonier 1 aus der radikalen dorischen Aristokratie wie aus einer gestörten Harmonie heraus in innere Zwistigkeiten und in das ehrgeizige Spiel der Demagogen geraten war, hörte sie nicht auf zu kränkeln, in Unruhe zu sein und einen Tyrannen gegen den andern einzutauschen, bis sie nach der Ermordung des Kleon den Timokieidas und Kleinias zu leitenden Beamten wählten, zwei Männer von bestem Ruf und großem Ansehen bei den Bürgern. Als es schon so schien, als ob die Stadt zur Ruhe käme, starb Timokleidas, und Abantidas, der Sohn des Paseas, der sich zum Alleinherrscher aufwerfen wollte, tötete Kleinias und verjagte seine Freunde und Verwandten oder tötete sie. Er suchte auch seinen Sohn Aratos umzubringen, den er als siebenjährigen Knaben hinterlassen hatte. Aber bei der Verwirrung im Hause war er mit den Flüchtenden hinausgelangt und irrte angstvoll und hilflos umher, bis er zum Glück unvermerkt in das Haus einer Frau namens Soso geriet, einer Schwester des Abantidas, die mit Prophantos, einem Bruder des Kleinias, verheiratet war. Diese, eine Frau von gutem Charakter, die auch glaubte, daß das Kind durch göttliche Fügung bei ihr Zuflucht gefunden habe, verbarg ihn im Innern des Hauses und schickte ihn nachts heimlich nach Argos. 3. Nachdem Aratos so verstohlen fortgebracht und der Gefahr entronnen war, keimte in ihm sofort der heftige, glühende Haß gegen die Tyrannen und wuchs mit den Jahren. In Argos wurde er bei den Freunden des Vaters erzogen, wie es einem Freien gebührte, und da er sah, wie sein Körper zu Kraft und

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Größe heranwuchs, ergab er sich der Ausbildung in der Ringschule mit solchem Erfolg, daß er sich an Wettkämpfen im Fünfkampf beteiligte und Preise davontrug. Tatsächlich zeigen seine Statuen etwas von dem Aussehen eines Athleten, und der geistvolle und majestätische Ausdruck des Gesichts verleugnet nicht ganz den starken Esser und die Arbeit mit dem Spaten 1 . Daher bemühte er sich vielleicht weniger, als es sich für einen künftigen Staatsmann geziemt hätte, um die Beredsamkeit; doch war er ein gewandterer Redner als manche glauben, die nach seinen hinterlassenen Denkwürdigkeiten urteilen, welche er nebenbei und unter der Hand abgefaßt hat unter Verwendung von Ausdrücken, wie sie ihm gerade in die Feder kamen. In der Folgezeit wurde Abantidas von Deinias und dem Dialektiker Aristoteles 1 , deren Disputierübungen auf dem Markt er stets beizuwohnen und mit ihnen zu streiten pflegte, bei einer solchen Zusammenkunft ermordet, für welche sie den Anschlag vorbereitet hatten, und den Paseas, den Vater des Abantidas, der darauf die Herrschaft übernahm, ließ Nikokles meuchlerisch umbringen und warf sich selbst zum T y rannen auf. Dieser Nikokles soll dem Periandros, dem Sohne des Kypselos, von Angesicht sehr ähnlich gewesen sein, wie der Perser Orontes dem Alkmaion, Sohne des Amphiareos, und dem Hektorder lakedaimonische Jüngling, von dem Myrsilos 1 erzählt, daß er von der Masse der Menschen, die ihn sehen wollten, als sie das erfahren hatten, zertreten worden sei. 4. Als Nikokles die Herrschaft vier Monate innehatte während deren er der Stadt viel Böses zufügte und in Gefahr war, sie infolge eines heimlichen Anschlages der Aitoler zu verlieren war Aratos schon ein Jüngling und erfreute sich eines großen Ansehens wegen seiner edlen Abkunft und seiner Gemütsart, die, wie man wohl erkennen konnte, nicht

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schwach und träge war, sondern kraftvoll und dabei gepaart mit ruhiger Überlegung über seine Jahre hinaus. Daher richteten die Verbannten ihr Augenmerk vornehmlich auf ihn, und auch Nikokles ließ das Geschehende nicht unbeachtet, sondern ließ sein Verhalten unmerklich beobachten und belauern, obschon er kein solches Wagestück noch ein so gefahrvolles Unternehmen befürchtete, sondern nur argwöhnte, daß er in Verhandlungen mit den Königen stehe, mit denen er von seinem Vater her freundschaftlich verbunden war. Tatsächlich versuchte Aratos auch, diesen Weg zu beschreiten. Als aber Antigonos zwar Versprechungen machte, sie aber nicht hielt und die Zeit ungenützt verstreichen ließ, und die Hoffnungen, von Ägypten und Ptolemaios 1 Hilfe zu erhalten, in weiter Ferne lagen, beschloß er, mit eigener Kraft den Tyrannen zu stürzen. 5. Zuerst entdeckte er sein Vorhaben Aristomachos und Ekdelos. Aristomachos war ein Verbannter aus Sikyon, Ekdelos ein Arkader aus Megalopolis, ein Philosoph und zugleich ein tatkräftiger Mann, der in Athen ein Schüler des Akademikers Arkesilaos 1 gewesen war. Da diese den Gedanken freudig aufnahmen, sprach er auch mit den übrigen Verbannten, von denen aber nur wenige, weil sie sich schämten, sich einer solchen Aussicht zu versagen, bereit waren, sich an dem Unternehmen zu beteiligen, während die meisten Aratos sogar davon abzubringen suchten, weil er sich aus Mangel an Erfahrung in ein zu kühnes Unternehmen einlasse. Während er nun mit dem Gedanken umging, sich eines Platzes im Gebiet von Sikyon zu bemächtigen, auf den gestützt er den Krieg gegen den Tyrannen eröffnen könnte, kam ein aus dem Gefängnis entsprungener Sikyonier nach Argos, ein Bruder eines Verbannten namens Xenokles. Von diesem dem Aratos zugeführt, berichtete er, daß an der Stelle, wo er die Mauer glücklich überstiegen habe, der Boden innerhalb derselben

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nahezu eben sei, da sie über einem Felsabsturz stehe, und außen sei die Höhe mit Hilfe von Leitern sehr wohl ersteigbar. Als Aratos das hörte, schickte er zwei seiner Sklaven, Seuthas und Technon, mit Xenokles ab, um die Mauer näher zu untersuchen, entschlossen, wenn es möglich wäre, lieber heimlich und mit einem kühnen Wagnis aufs Ganze zu gehen, als in einem langen Kriege und in offenem Kampf, er, ein Privatmann, sich einem Tyrannen zu stellen. Als Xenokles und seine Begleiter die Mauer ausgemessen hatten und, zurückgekehrt, meldeten, die Beschaffenheit des Ortes biete keine besonderen Schwierigkeiten, nicht so leicht aber sei es, unbemerkt heranzukommen, wegen der Hunde eines Gärtners, die zwar klein, aber außerordentlich scharf und nicht zu beschwichtigen seien, schritt er sogleich zur Tat. 6. Die Besorgung der Waffen war etwas Alltägliches, weil damals sozusagen alle heimliche Überfälle und Raubzüge gegeneinander zu unternehmen pflegten. Die Leitern verfertigte der Stellmacher Euphranor ganz öffentlich, da das wegen seines Handwerks ja keinen Verdacht erregen konnte, obschon er auch zu den Verbannten gehörte. Männer stellte ihm von seinen Freunden in Argos jeder zehn zur Verfügung, und er selbst bewaffnete dreißig seiner Sklaven. Dazu mietete er durch Protos und Xenophilos, die Räuberführer', eine kleine Anzahl Soldaten, denen man weismachte, es handle sich um einen Raubzug gegen die königlichen Gestüte im Gebiet von Sikyon. Die Mehrzahl wurde in kleinen Trupps vorausgeschickt zum Turm des Polygnotos 1 mit dem Befehl, dort zu warten; vorausgeschickt wurde von ihm auch Kaphisias mit vier anderen in leichter Kleidung, die in der Dunkelheit zu dem Gärtner gehen, sich für Wanderer ausgeben und, wenn sie Nachtquartier erhielten, ihn und die Hunde einsperren sollten; denn anders war nicht heranzukommen. Die Leitern, die zerlegbar waren, packten sie in Kisten, deckten sie zu und

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schickten sie auf Wagen voraus. Da inzwischen Kundschafter des Nikokles in Argos auftauchten und, wie es hieß, herumschlichcn und Aratos bcobachtctcn, ging er morgens aus, zeigte sich auf dem Markt und unterhielt sich mit seinen Freunden. Dann salbte er sich und turnte im Gymnasion und nahm von der Ringschule einige der jungen Leute, mit denen er zu trinken und vergnügt zu sein pflegte, mit sich nach Hause; und nach kurzem sah man seine Sklaven auf dem M a r k t , den einen Kränze tragen, den andern Fackeln kaufen und noch einen mit den Mädchen reden, die beim Gelage Zither und Flöte zu spielen pflegten. Als das die Kundschafter sahen, ließen sie sich betrügen und sagten lachend zueinander: « E s gibt doch nichts Furchtsameres als einen Tyrannen, wenn selbst Nikokles, Herr einer so großen Stadt und einer so starken Heeresmacht, Angst hat vor einem Knaben, der das Geld, das er im Exil zur Verfügung hat, für Lustbarkeiten und Gelage am hellen T a g e vertut.» 7. A u f solche Weise hintergangen, entfernten sie sich. Aratos aber ging gleich nach dem Essen fort, traf sich mit seinen Soldaten beim T u r m des Polygnotos und zog nach Nemea, w o er die meisten erst über sein Vorhaben ins Bild setzte und ihnen mit großen Versprechungen Mut machte. Dann gab er die Losung «Apollon Hyperdexios» 1 und rückte weiter auf Sikyon zu, wobei er entsprechend dem Lauf des Mondes den Marsch bald beschleunigte, bald wieder verlangsamte, so daß er das Licht für den Marsch benützte und gerade mit Monduntergang bei dem Garten nahe der Mauer anlangte. Dort kam ihm Kaphisias entgegen, der zwar der Hunde nicht hatte Herr werden können - sie waren ihm entsprungen

aber den

Gärtner eingesperrt hatte. Das machte die meisten mutlos, und sie riefen, man solle umkehren, aber Aratos ermutigte sie: er werde sie zurückführen, wenn die Hunde sie zu sehr belästigten. Zugleich schickte er diejenigen, welche die Leitern

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trugen, unter Führung des Ekdelos und Mnasitheos voraus und folgte selbst langsam nach, während die Hunde schon heftig bellten und neben den Leuten des Ekdelos herliefen. Doch kamen sie an die Mauer heran und stellten die Leitern fest an. Während indes die ersten hinaufstiegen, kam derjenige, der die Morgenwache zu übergeben hatte, mit der Klingel heran, und es gab beim Schein vieler Fackeln großen Lärm der Herbeimarschierenden. Aber die Leute duckten sich, wie sie waren, auf den Leitern und entgingen der Entdeckung ohne Mühe. Als jedoch eine zweite Wache von der Gegenseite herankam, gerieten sie in die äußerste Gefahr. Als aber auch diese vorbei waren, ohne sie zu bemerken, stiegen Mnasitheos und Ekdelos sofort als erste hinauf, besetzten die Wehrgänge beiderseits und sandten Technon zu Aratos mit der Mahnung zu eilen. 8. Nur ein kurzer Zwischenraum trennte den Garten von der Mauer und dem Turm, in welchem ein großer Jagdhund Wache hielt. Dieser merkte selbst nichts von der Annäherung, sei es, daß er von Natur träge oder in der Morgenfrühe ermüdet war. Wie aber die kleinen Hunde des Gärtners ihn von unten her ermunterten, schlug er zuerst dumpf und undeutlich an und bellte dann stärker, als sie herankamen, und alsbald erfüllte ein lautes GekläfTdie ganze Gegend, so daß der Wächter auf der andern Seite mit lauter Stimme den Hundehalter fragte, wen denn der Hund so scharf anbelle und ob etwas Besonderes vorgefallen sei. Aber der vom Turm schrie ihm zurück, es sei weiter nichts, der Hund sei nur durch das Licht der Mauerwächter und den Schall der Klingeln gereizt worden. Dies erhöhte ganz besonders den Mut von Aratos' Soldaten, weil sie glaubten, der Hundehalter sei an dem Unternehmen beteiligt und suche es darum zu verbergen, und es seien noch viele andere Mithelfer in der Stadt. Jedoch war, als sie an die Mauer herankamen, die Gefahr immer noch groß

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und zog sich in die Lange, weil die Leitern schwankten, wenn die Leute nicht einzeln und sacht hinaufstiegen. Dabei drängte die S t u n d e , weil schon die H ä h n e k r ä h t e n u n d jeden A u g e n -

blick die Leute kommen mußten, die immer etwas vom Land zum Markt brachten. Daher stieg nun auch Aratos eilends hinauf, nachdem insgesamt vierzig vor ihm aufgestiegen waren, wartete noch einige wenige von unten ab und ging dann gegen das Haus des Tyrannen und die Hauptwache vor, wo die Söldner die Nacht verbrachten. Er überfiel sie plötzlich und nahm sie alle gefangen, ohne auch nur einen zu töten, und sandte dann sofort Boten an seine Freunde, um sie aus ihren Häusern herbeizurufen. Während sie von allen Seiten zusammeneilten, brach schon der Tag an, und das Theater war voll Menschen, die angesichts der unbestimmten Gerüchte in Erwartung schwebten und nichts Genaues von dem, was vorging, wußten, bis endlich der Herold auftrat und verkündete, Aratos, der Sohn des Kleinias, rufe die Bürger zur Freiheit auf 1 . g. Nunmehr glaubten sie, daß das gekommen war, was sie lange schon erwarteten, eilten in dichten Massen zum Hause des Tyrannen und legten Feuer an. Als es in Brand geraten war, erhob sich eine große Flamme, die bis Korinth sichtbar war, so daß die Leute in Korinth staunten und beinahe hinliefen, um Hilfe zu bringen. Nikokles entschlüpfte unbemerkt durch einige unterirdische Gänge und entkam aus der Stadt. Die Soldaten löschten gemeinsam mit den Sikyoniern das Feuer und plünderten das Haus. Aratos hinderte sie nicht daran und gab auch die übrigen Güter der Tyrannen den Bürgern preis. Niemand kam zu Tode oder wurde auch nur verwundet, weder von den Angreifern noch von den Feinden, sondern das Glück bewahrte die Unternehmung rein und unbefleckt von Bürgerblut. Nunmehr rief Aratos die Verbannten zurück, sowohl die von Nikokles vertriebenen - achtzig an der Zahl - wie die

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unter den früheren Tyrannen verjagten, nicht weniger als fünfhundert, welche sich lange Zeit, an die fünfzig Jahre, heimatlos hatten umhertreiben müssen. Die meisten kehrten arm zurück, erhoben Anspruch auf ihr ehemaliges Eigentum, gingen auf ihre Güter und in ihre Häuser und bereiteten damit dem Aratos schwere Ungelegenheiten, da er erkannte, wie die Stadt nicht nur von außen gefährdet und dem Antigonos 1 wegen der erreichten Freiheit ein Dorn im Auge, sondern auch im Innern von Unruhe und Aufruhr bedroht war. Er traf daher die nach Lage der Dinge beste Entscheidung, indem er sie dem Achaiischen Bunde 1 zuführte. So ordneten die Sikyonier sich, obwohl Dorier, freiwillig dem Namen und der Staatsform der Achaier unter, die damals weder ein hohes Ansehen noch große Macht besaßen. Denn sie waren größtenteils Kleinstädter, besaßen ein Land, das weder sehr fruchtbar noch ausgedehnt war, und waren Anwohner eines hafenlosen Meeres, das fast überall an eine klippenreiche Steilküste brandete. Aber mehr als andere haben sie den Beweis geliefert, daß die griechische Wehrkraft unwiderstehlich ist, wenn ihr Ordnung, einträchtiger Zusammenschluß und ein verständiger Führer zuteil wird. Denn sie, die an der dereinstigen Blüte Griechenlands so gut wie keinen Anteil gehabt hatten und auch nunmehr alle zusammen nicht die Macht einer einzigen ansehnlichen Stadt besaßen, brachten es fertig, durch Wohlberatenheit und Eintracht und dadurch, daß sie den tüchtigsten Mann nicht zu beneiden, sondern ihm zu gehorchen und zu folgen vermochten, nicht nur sich selbst inmitten so großer Städte, Mächte und Königreiche frei zu erhalten, sondern auch fortgesetzt so viele von den anderen Griechen, als sie konnten, zu befreien und zu beschützen. 10. Von Charakter war Aratos ein staatskluger, hochgesinnter Mann, mehr auf das Staatswohl bedacht als auf seine eigenen Angelegenheiten, von bitterem Tyrannenhaß er-

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füllt, ein Mann, der stets das gemeine Wohl zum Maßstab für Feindschaft und Freundschaft machte. Daher war er, so scheint es, nicht so sehr ein zuverlässiger F r e u n d als ein nach-

sichtiger und nicht gehässiger Feind, bereit, aus Politik je nach Umständen zur einen oder zur andern Partei hinüberzuwechseln, ein Beförderer der Eintracht von Völkern und des Zusammenschlusses von Städten, so daß in Rat und Volksversammlung nur eine Stimme war, daß sein Streben allein auf das Gute gerichtet sei. Auf Krieg und offenen Kampf sich einzulassen, war er zaghaft und unentschlossen, aber ein Meister, heimliche Pläne zu spinnen und Städte und Tyrannen unversehens zu überraschen. Daher hat er, wenn er wagte, oft Erfolge errungen, die man kaum erhoffen konnte, nicht weniger oft aber Dinge, die wohl erreichbar waren, aus übermäßiger Vorsicht sich entgehen lassen. Denn es ist anscheinend nicht nur so, daß die Augen gewisser Tiere, die im Dunklen scharfsichtig sind, bei Tage erblinden infolge der Trockenheit und Feinheit ihrer Augenflüssigkeit, welche die Einwirkung des Lichtes nicht erträgt, sondern es gibt auch beim Menschen eine Art von Geisteskraft und Klarsicht, die in offen auszutragenden Konflikten leicht einzuschüchtern, aber kühnen Mutes ist für heimliche, verstohlene Unternehmungen. Eine solche Unausgeglichenheit erzeugt der Mangel philosophischer Bildung bei hochbegabten Naturen, welche ohne Anleitung und Pflege die Tugend wie eine von selbst gewachsene, nicht kultivierte Frucht hervorbringen. Das soll an Beispielen erläutert werden. i x. Nachdem Aratos sich und seine Vaterstadt dem Achaiischen Bunde angeschlossen hatte, diente er bei der Reiterei und erwarb sich durch willigen Gehorsam die Liebe der Vorgesetzten, weil er, obwohl er dem Bunde einen großen Zuwachs, seinen Ruhm und die Macht seiner Vaterstadt, zugebracht hatte, den jeweiligen Strategen der Achaier über sich

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wie über den ersten besten verfügen ließ, ob er nun aus Dymai oder T r i t a i a 1 oder einer noch kleineren Stadt stammte. F.s gelangte an ihn auch vom König Ptolemaios ein Geldgeschenk von fünfundzwanzig Talenten. Die nahm Aratos an, spendete sie aber seinen bedürftigen Mitbürgern teils für andere Zwecke, teils für die Auslösung von Gefangenen. 12. Da die heimgekehrten Verbannten nicht zu beschwichtigen waren mit ihren dringenden Forderungen an diejenigen, welche ihre Güter in Besitz hatten, und die Stadt in Gefahr war, in Anarchie zu versinken, sah Aratos die einzige Hoffnung in der Freigebigkeit des Ptolemaios und unternahm es, hinüberzufahren und den König zu bitten, daß er ihm Geld zur Versöhnung der Streitenden zuwenden möge. Er ging in Methone in See, um über Malea die direkte Route übers Meer zu nehmen'. Da aber entgegen einem heftigen Sturm und starkem Seegang von draußen her der Steuermann diese Fahrt aufgeben mußte, gelangte er, seitwärts verschlagen, mit Not und Mühe nach Adria J , das aber feindlich war, denn es unterstand Antigonos und hatte eine Besatzung. Um ihr zu entgehen, stieg er ab, verließ das Schiff und entfernte sich weit vom Meer, begleitet von nur einem seiner Freunde namens Timanthes. Sie versteckten sich in einem Gebüsch und verbrachten die Nacht recht kümmerlich. Wenig später kam der Kommandant der Besatzung zu dem Schiff und fragte nach Aratos, wurde aber von seinen Dienern getäuscht, welche angewiesen waren zu sagen, er habe sich sogleich davongemacht und sei nach Euboia gefahren. Doch das Schiff, seine Ladung und die Diener erklärte er für Feindesgut und beschlagnahmte es. Nach wenigen Tagen begegnete dem Aratos, der sich schon in großer Not befand, ein Glücksfall, indem ein römisches Schiff an dem Orte anlegte, wo er, bald auf eine Warte steigend, bald sich wieder versteckend, lebte. Das Schiff hatte Kurs nach Syrien. Er ging an Bord, nachdem er

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den Schiffsherrn beredet hatte, ihn bis Karien mitzunehmen; er kam auch dorthin, hatte aber wieder nicht geringere Gefahren auf See 7.11 bestehen. Von Karien kam er endlich nach langer Zeit nach Ägypten hinüber und wurde alsbald vom König empfangen, der ihm schon von seinem Vater her verbunden war und dessen Gunst er sich schon von Griechenland aus mit Zeichnungen und Gemälden erworben hatte. Auf diesem Gebiet besaß Aratos einen feinen Geschmack und hatte immer schon hervorragende Werke, besonders von Pamphilos und Melanthosgesammelt und an Ptolemaios geschickt. 13. Denn noch war damals der Ruhm der Muse von Sikyon in Blüte, ihrer vorzüglichen Malkunst, weil sie allein die Schönheit unverdorben erhalten habe, so daß sogar der schon berühmte und bewunderte Apelles nach Sikyon kam und bei den Männern für den Preis eines Talentes in die Schule ging, mehr um an ihrem Ruhm Anteil zu haben, als um von ihrer Kunst zu lernen. Daher ließ Aratos zwar alle anderen Bildnisse der Tyrannen sofort vernichten, als er die Stadt befreit hatte, nur über das des Aristratos, der zur Zeit Philipps' an der Macht gewesen war, ging er lange mit sich zu Rate. Aristratos war nämlich von Melanthos neben einem Wagen stehend gemalt worden, der eine Siegesgöttin trug, und auch Apelles hatte an dem Werk mitgearbeitet, wie der Periheget Polemon 1 berichtet hat. Das Werk war so bewunderungswürdig, daß Aratos von seinem künstlerischen Wert gepackt wurde, dann aber doch wieder, von seinem Tyrannenhaß getrieben, den Befehl gab, es zu zerstören. Da habe der Maler Nealkes, ein Freund des Aratos, weinend Fürbitte für das Bild eingelegt, und als er ihn nicht umstimmen konnte, habe er gesagt, die Tyrannen müsse man bekämpfen, nicht ihren Besitz. «Lassen wir also den Wagen und die Siegesgöttin; nur Aristratos selbst, dafür will ich sorgen, muß von dem Bilde

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verschwinden.» Da Aratos ihm dies zugestand, übermalte Nealkes den Aristratos und setzte an seine Stelle nur eine Palme; einen weiteren Eingriff wagte er nicht. Doch sagt man, daß beim Übermalen des Aristratos seine Füße unter dem Wagen übersehen worden sind. Wegen dieser Gaben war also Aratos schon beliebt und gewann bei persönlicher Bekanntschaft die Gunst des Königs noch mehr. So erhielt er für die Stadt ein Geschenk von hundertfünfzig Talenten; vierzig davon bekam er sogleich mit und kehrte nach der Peloponnes zurück, den Rest sandte der König später in Raten. 14. Etwas Großes war es, den Mitbürgern eine so große Summe Geldes zu verschaffen - während andere Heerführer und Politiker, wenn sie von Königen nur einen kleinen Teil davon bekamen, dafür ihre Vaterstadt plagten, knechteten und jenen in die Hände spielten - , etwas noch Größeres aber die mittels dieses Geldes bewirkte Versöhnung und Eintracht zwischen arm und reich und die für das ganze Volk gewonnene Wohlfahrt und Sicherheit, und bewundernswert war die Mäßigung, die Aratos im Besitz einer so großen Macht bewies. Denn da man ihn zum bevollmächtigten Schiedsrichter für die Regelung der Verbanntenfragen mit alleinigem Verfügungsrecht ernannte, nahm er das nicht in dieser Form an, sondern z o g fünfzehn Bürger als seine Helfer hinzu, mit denen er unter vielen Mühen und nach langen Verhandlungen Freundschaft und Frieden unter den Bürgern zustandebrachte. Dafür beschloß nicht nur die gesamte Bürgerschaft von Staats wegen die gebührenden Ehrungen für ihn, sondern die Verbannten errichteten ihm noch von sich aus eine Bronzestatue und setzten darauf die folgende Inschrift: « R a t und kraftvolle T a t dieses Mannes kam Hellas zugute, Bis zu des Herakles Säulen erstrahlet sein Ruhm.

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H e i m g e k e h r t errichteten w i r dein Bildnis, Aratos, Deiner T u g e n d zum D a n k , deiner G e r e c h t i g k e i t L o h n , l T nseres R e t t e r s den rettenden G ö t t e r n , weil du deiner Heimat Eintracht und O r d n u n g verliehn, heiliges G ö t t e r g e s c h e n k . » 1 5 . N a c h d e m Aratos dies vollbracht hatte, hatte er sich durch seine Verdienste über den Neid der M i t b ü r g e r erhoben. A b e r der K ö n i g A n t i g o n o s geriet seinetwegen in Unruhe, und in der Absicht, e n t w e d e r ihn in G ü t e auf seine Seite zu ziehen oder ihn bei Ptolemaios verdächtig zu machen, erwies er ihm allerlei Freundlichkeiten, die jener nur zögernd annahm, und als er in Korinth ein Opferfest feierte, schickte er Opferstücke nach S i k y o n an A r a t o s , und bei dem Festmahl sagte er laut v o r einer großen Z a h l von G ä s t e n : «Ich glaubte bisher, daß dieser j u n g e M a n n aus S i k y o n seiner N a t u r nach nur ein F r e u n d der Freiheit und seiner Vaterstadt wäre. E r scheint aber auch bef ä h i g t , das Leben und Handeln von Königen zu beurteilen. Bisher übersah er uns, richtete seinen Blick und seine Hoffnungen nach auswärts und b e w u n d e r t e den ä g y p t i s c h e n R e i c h t u m , wenn er von Elefanten, Flotten und H o f h a l t u n g e n hörte. J e t z t aber, da er hinter die Kulissen gesehen und e r k a n n t hat, daß das alles dort nur eitler T h e a t e t z a u b e r ist, hat er sich ganz uns zug e w e n d e t . Ich nehme d a r u m den jungen M a n n meinerseits herzlich auf, bin entschlossen, ihn zu allen Geschäften zu verw e n d e n , und wünsche, daß auch ihr ihn als F r e u n d betrachtet.» Diese W o r t e nahmen die N e i d e r und Übelgesinnten zum Anlaß, um im Wetteifer miteinander in ihren Briefen viel Böses über Aratos an Ptolemaios zu schreiben, so daß dieser ihm durch einen Gesandten V o r w ü r f e machen ließ. Soviel N e i d undBoshcit ist mit den so heißbegehrten, mit so glühendem Eifer erstrebten Freundschaften der K ö n i g e und T y r a n n e n v e r b u n d e n . 1 6 . Als Aratos das erste M a l von den Achaiern zum Strategen g e w ä h l t w a r v e r w ü s t e t e er das gegenüberliegende Lokris und

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und zog mit zehntausend M a n n den

Boiotern zu Hilfe, k a m aber zu der Schlacht zu spät, in der sie von den Aitolern bei Chaironcia geschlagen wurden und der Boiotarch Abaiokritos und tausend Mann mit ihm fielen. Als er ein J a h r später wieder Stratege w a r 1 , begann er das Unternehmen gegen A k r o k o r i n t h , nicht nur im Interesse der Sikyonier und Achaier, sondern in der Absicht, eine B e d r o h u n g ganz Griechenlands, die makedonische Besatzung, von d o r t zu vertreiben. Als der A t h e n e r Chares in einer Schlacht gegen die Feldherren des K ö n i g s 3 G l ü c k gehabt hatte, schrieb er an das Volk der Athener, er habe eine Schlacht g e w o n n e n , die der von Marathon an die Seite zu stellen sei. Was aber diese T a t des Aratos angeht, so greift man nicht fehl, wenn man sie dem T y r a n n e n m o r d des T h e b a n e r s Pelopidas oder des A t h e n e r s T h r a s y b u l o s 4 zur Seite stellt, nur mit dem Unterschied, daß sie nicht gegen Griechen, sondern gegen eine a u f g e d r u n g e n e , fremdstämmige Herrschaft gerichtet war. Der Isthmos nämlich macht, indem er die beiden M e e r e ' voneinander scheidet, unser Festland zu einer Einheit, und der A k r o k o r i n t h o s , ein hoher Berg, der inmitten Griechenlands aufragt, bildet, w e n n er eine Besatzung erhält, eine Schranke und sperrt das L a n d südlich des Isthmos von allen Verbindungen und Z u g ä n g e n ab, behindert jede militärische Operation zu Wasser und zu L a n d e und macht denjenigen, der den Platz beherrscht und besetzt hält, zum alleinigen Herrn, so daß nicht scherzweise, sondern offenbar ganz der Wahrheit entsprechend der j ü n g e r e Philipp die Stadt Korinth jederzeit die Fessel Griechenlands genannt h a t 6 . 17. Daher war der Platz schon immer das Z i e l der W ü n s c h e von Königen und D y n a s t e n , das Streben des A n t i g o n o s aber, ihn zu besitzen, glich schon einer rasenden Liebesleidenschaft. F^r war ganz von dem Gedanken besessen, auf welche Weise er ihn mit List denen entreißen könnte, die ihn besaßen, da ein olfener Angriffaussichtslos war. Nachdem darum A l e x a n d r a s 7 ,

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dem der Platz unterstand, durch Gift, wie man sagt, von ihm beseitigt worden war und Nikaia, seine G a t t i n , die Herrschaft übernommen hatte und den Akrokorinthos fest in ihrer Hand hielt, schickte er sogleich seinen Sohn Demetrios 1 zu ihr, und indem er ihr süße Hoffnungen vorspiegelte auf eine Ehe in ein Königshaus und ein Zusammenleben mit einem J ü n g l i n g , das für eine schon ältere Frau verlockend war, hatte er sie selbst schon gefangen mit dieser Lockspeise, zu der er seinen Sohn benutzte. Da sie aber den Platz nicht hergab, sondern ihn scharf bewachen ließ, tat er so, als beachte er das nicht, sondern feierte das Hochzeitsfest in Korinth und veranstaltete täglich Spiele und Gastmahle, als o b er vor Freude und W o h l behagen seinen Sinn auf nichts als auf Scherz und Lustbarkeiten gerichtet hätte. Als aber der rechte Augenblick da war und A m o i b e u s ' im T h e a t e r sang, geleitete er selbst Nikaia zu dem Schauspiel in einer königlich geschmückten Sänfte, in der sie saß, freudestrahlend über die Ehre und meilenfern mit ihren Gedanken von dem, was bevorstand. Als er aber zu der Abzweigung des Weges kam, die nach oben führte, hieß er sie, den W e g zum T h e a t e r fortzusetzen, während er selbst, ohne sich weiter um Amoibeus und das Hochzeitsfest zu kümmern, und mit einer Hast über seine Jahre hinaus zum Akrokorinthos emporstieg. Er fand das T o r verschlossen, schlug m i t dem Stock daran und befahl zu öffnen, und die drinnen öffneten bestürzt. Nachdem er sich auf diese Weise des Platzes bemächtigt hatte, k o n n t e er sich nicht bezähmen, sondern zechte vor Freude mit ausgelassener Lust auf den Straßen und zog - ein Mann in hohen Jahren, der so viele Wechselfälle des Schicksals erlebt hatte - , von Flötenspielerinnen begleitet und bekränzt, schwärmend über den M a r k t und begrüßte alle, die ihm begegneten, mit Handschlag und freundlichen W o r t e n . So bringt eine Freude, die sie ohne mäßigende Vernunft überfällt, die Seele außer sich und in Wallung, mehr als Leid und F u r c h t .

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18. Nachdem also Antigonos auf die beschriebene Weise den Akrokorinthos in seinen Besitz gebracht hatte, hütete er ihn mit Leuten, denen er am meisten traute, und setzte den Philosophen Persaios 1 als Kommandanten über sie. Aratos hatte schon zu Lebzeiten des Alexandras die Unternehmung ins Auge gefaßt, sie dann aber, als die Achaier einen Bündnisvertrag mit Alexandras schlössen, fallenlassen. Jetzt nahm er sie wieder auf, wozu sich ihm folgender Anlaß bot. Es lebten in Korinth vier Brüder, Syrer von Herkunft, von denen einer, Diokles mit Namen, auf der Burg als Söldner diente. Die drei anderen, welche eine Summe königliches Goldgeld gestohlen hatten, kamen nach Sikyon zu einem Geldwechsler namens Aigias, mit dem Aratos in geschäftlicher Verbindung stand. Einen Teil des Goldes verkauften sie sogleich, den Rest wechselte einer von ihnen, Erginos, der öfters hinkam, nach und nach. Hierdurch wurde er mit Aigias näher bekannt, ließ sich von ihm in eine Unterhaltung über die Besatzung der Burg ziehen und erzählte, er habe beim Hinaufsteigen zu seinem Bruder in dem Felsen einen schräg verlaufenden Riß beobachtet, der zu der Stelle hinaufführe, w o die Mauer am niedrigsten auf den Fels aufgesetzt sei. Als darauf Aigias scherzend zu ihm sagte: « U n d da brecht ihr wegen so ein bißchen Gold in die königlichen Schatzkammern ein, mein Bester, wo ihr eine Stunde für viel Geld verkaufen könntet? Müssen nicht Verräter ebenso wie Einbrecher, wenn sie gefaßt werden, nur einmal sterben?», lachte Erginos und versprach fürs erste, bei Diokles auf den Busch zu klopfen, denn den anderen Brüdern traue er nicht so recht. Wenige T a g e später kam er wieder und machte ab, er werde Aratos an eine Stelle der Mauer führen, wo sie nicht höher sei als fünfzehn Fuß, und auch weiterhin mit Diokles behilflich sein. 19. Aratos seinerseits verpflichtete sich, ihnen im Falle des Gelingens sechzig Talente zu zahlen; wenn es mißlinge, er aber

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gleich ihnen mit dem Leben davonkäme, werde er jedem von ihnen ein Haus und ein T a l e n t geben. Da aber die sechzig T a lente bei Aigias Pur Erginos hinterlegt werden mußten, A r a t o s sie jedoch weder selbst hatte noch dadurch, daß er sie sich lieh, einem andern Anlaß zu Vermutungen geben wollte, so nahm er die meisten seiner T r i n k g e f ä ß e und den Goldschmuck seiner I-'rau und hinterlegte alles als Pfand f ü r das Geld bei Aigias. Denn so hochgesinnt w a r er und von solchem Streben nach rühmlichen T a t e n erfüllt, daß er, da er w u ß t e , daß Phokion und Epameinondas sich dadurch den R u f , die gerechtesten und edelsten der Griechen zu sein, erworben hatten, daß sie große G e s c h e n k e ablehnten und die T u g e n d nicht für G e l d preisgaben, seinerseits bereit w a r , sich insgeheim v o r w e g in Unkosten zu stürzen für ein Unternehmen, bei dem er allein sich f ü r alle anderen in Gefahr begab, die nicht einmal etwas w u ß t e n von dem, w a s v o r g i n g . Wer sollte nicht auch jetzt noch B e w u n d e rung und leidenschaftliche T e i l n a h m e fühlen für die große G e sinnung des Mannes, der für soviel G e l d eine so große G e f a h r einkaufte und seine wertvollsten Besitztümer verpfändete, um nachts mitten unter die Feinde geführt zu werden und um sein Leben zu kämpfen, ohne eine andere Sicherheit dafür zu bek o m m e n als die H o f f n u n g auf den R u h m ? 20. W a r das Unternehmen an sich schon gefährlich, so machte es noch gefährlicher ein Fehler, der gleich im A n f a n g aus Unwissenheit begangen wurde. Denn T e c h n o n , der Sklave des Aratos, wurde ausgeschickt, um mit Diokles die M a u e r zu besichtigen, hatte aber Diokles noch nicht von Angesicht kennengelernt, sondern glaubte nur nach der Beschreibung, die Erginos gegeben hatte, über seine Gestalt und sein Aussehen Bescheid zu wissen: kraushaarig, d u n k e l f a r b i g , bartlos. Als er nun an den verabredeten Ort gekommen war, e r w a r t e t e er das K o m m e n des Erginos in Gesellschaft des Diokles v o r der Stadt bei dem sogenannten O m i s ' . Währenddessen kam zufällig zu-

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erst ein Bruder des Erginos und des Diokles namens Dionysios, der nichts von dem Unternehmen wußte und keinen T e i l an ihm hatte, aber dem Diokles ähnlich war. Technon, nach den angegebenen Merkmalen durch die Ähnlichkeit getäuscht, fragte den Menschen, ob er etwas mit Erginos zu tun habe. Als er antwortete, er sei sein Bruder, war Technon überzeugt, mit Diokles zu sprechen, und ohne nach seinem Namen zu fragen oder sonst ein Erkennungszeichen abzuwarten, reichte er ihm die Hand, sprach über die Verabredungen mit Erginos und richtete Fragen an ihn. Der machte sich den Irrtum schlau zunutze, sagte ja zu allem, drehte um und ging bei unverfänglicher Unterhaltung auf die Stadt zu. Als er schon nahe heran und gerade im Begriff war, den Technon zu ergreifen, kam ihnen, wiederum zufallig, Erginos entgegen, bemerkte die T ä u schung und die Gefahr und gab dem Technon durch einen Wink zu verstehen, er solle fliehen. So rannten sie beide davon und gelangten glücklich zu Aratos. Der gab trotzdem die Hoffnung nicht auf, sondern schickte sofort Erginos mit einer Geldsumme zu Dionysios, um ihn damit zum Stillschweigen zu bewegen. Der tat das auch und brachte Dionysios mit sich zu Aratos. Als er da war, ließen sie ihn nicht mehr los, sondern fesselten ihn, sperrten ihn in einen Raum und bewachten ihn, während sie sich selbst für das Unternehmen rüsteten. 2 1 . Als alles bereit war, befahl Aratos den übrigen T r u p p e n , während der Nacht unter Waffen zu bleiben, nahm vierhundert Mann Auserlesene mit sich - die ebenfalls bis auf wenige noch nicht wußten, was im Gange war - und führte sie vor die Tore beim Heraion. Es war Hochsommerzeit, Vollmond, und die Nacht wolkenlos und klar, so daß man befürchten mußte, die im Mondlicht blinkenden Waffen möchten den Wächtern nicht verborgen bleiben. Als aber die ersten nahe heran waren, stiegen vom Meer her Wolken auf und hüllten die Stadt selbst und ihre Umgebung in Schatten. Hier setzten sich die anderen

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nieder und zogen ihre Sandalen aus; denn man macht keinen großen Lärm und ist nicht in Gefahr auszugleiten, wenn man mit bloßen F ü ß e n die Leitern h i n a u f s t e i g t ; u n d E r g i n o s nahm

sieben junge Leute, die als Reisende gekleidet waren, und näherte sich unbemerkt dem T o r , wo sie den Torhüter und die Wachmannschaften töteten. Zugleich wurden die Leitern angelegt, und Aratos ließ hundert Mann eilends hinübersteigen und befahl den anderen, so schnell sie könnten, zu folgen, ließ die Leitern hinaufziehen und eilte mit den hundert durch die Stadt auf die Burg zu, schon hocherfreut und siegesgewiß, weil er noch nicht bemerkt worden war. Jetzt kam ihnen noch von fern eine Wache von vier Mann mit Licht entgegen, ohne daß sie selbst gesehen wurden; denn sie befanden sich selbst noch im Mondschatten, während sie jene auf sich zukommen sahen. Er zog sich daher ein wenig hinter einige Mauern und Gebäudereste zurück und legte den Leuten einen Hinterhalt. Drei von ihnen fielen ihnen in die Hände und wurden getötet, der vierte erhielt einen Schwerthieb über den Kopf, lief davon und schrie, die Feinde seien in der Stadt. Kurz danach schmetterten die Trompeten, die Stadt war in Aufruhr, die Gassen waren voll von durcheinanderrennenden Menschen, teils von unten, teils von oben von der Burg her glänzten viele Lichter auf, und von allen Seiten her erhob sich verworrenes Geschrei. 22. Unterdessen setzte Aratos seinen Weg fort und strebte an dem Felshang aufwärts, langsam und mühselig zuerst, weil er den Pfad nicht einhalten konnte, sondern von ihm seitab geriet, da er ganz eingeschnitten und beschattet zwischen den Schroffen in vielen Krümmungen und über schwierige Stellen zur Mauer hinaufführte. Da soll wie durch ein Wunder der Mond die Wolken zerteilt und den schwierigsten Teil des Weges in helles Licht gesetzt haben, bis Aratos die Mauer an dem vorgesehenen Punkt erreichte. Dort beschattete und versteckte der Mond wieder alles infolge sich sammelnder Wolken.

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Die draußen vor den Toren beim Heraion zurückgebliebenen Soldaten des Aratos, dreihundert an der Zahl, konnten, nachdem sie einmal in die von vielfältigem Lärm und Lichtern erfüllte Stadt eingedrungen waren, nicht denselben Pfad finden noch der ersten Abteilung auf dem Fuße folgen. Sie duckten sich daher dichtgedrängt in einer im Schatten liegenden Ausbuchtung des Felsens zusammen und harrten dort ängstlich und beklommen. Denn da Aratos und seine Mannschaft schon von der B u r g her beschossen wurde und im Gefecht war, schallte Kampfgeschrei von oben herab, und ein verworrenes Getöse war überall verbreitet, von dem man bei dem Widerhall von den Bergen nicht wußte, woher es eigentlich käme. Während sie aber noch ungewiß waren, nach welcher Seite sie sich wenden sollten, kam Archelaos, der Kommandeur der königlichen Truppen, mit zahlreichen Soldaten unter Feldgeschrei und Trompetenschall den Berg heraufgestiegen, um Aratos anzugreifen, und zog an den dreihundert vorbei. Die brachen nun wie aus einem Hinterhalt hervor, fielen über ihn her und erlegten die ersten, die sie zu fassen bekamen; die übrigen und Archelaos selbst setzten sie in Schrecken, schlugen sie in die Flucht und verfolgten sie, bis sie sich in Auflösung rings in der Stadt zerstreuten. Kaum hatten sie diesen Sieg errungen, da kam Erginos von den oben im Kampf Stehenden mit der Meldung, Aratos sei im Gefecht mit den Feinden, die sich kräftig wehrten, der Kampf um die Mauer selbst sei heftigim G a n g e und eilige Hilfe vonnöten. Sie hießen ihn sogleich sie fuhren und kündigten aufwärts steigend mit lauten Rufen ihr Kommen an, um die Freunde zu ermutigen, der Vollmond beglänzte die Waffen und ließ sie den Feinden zahlreicher erscheinen wegen der Länge des Z u g e s , und die Hellhörigkeit der Nacht bewirkte, daß das Feldgeschrei von einer vielfach so großen Menge zu kommen schien, als tatsächlich anrückte. Schließlich drängten sie zusammengeschlossen die Feinde zurück, standen

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auf dem Gipfel der Burg und hatten den Platz in ihrer Hand, als eben der Tag anbrach, die Sonne leuchtete auf die vollbrachte T a t , und von S i k y o n her stieß die ü b r i g c S t r e i t m a c h t z u A r a t o s ,

an den Toren freudig empfangen von den Korinthern, welche die königlichen Truppen zu Gefangenen machten. 23. Als alles gesichert schien, stieg Aratos von der Burg herab zum Theater, wo eine unzählbare Menge Volkes zusammenströmte in dem Verlangen, ihn zu sehen und die Worte zu hören, die er zu den Korinthern sprechen würde. Er ließ die Zugänge beiderseits von den Achaiern besetzen und trat selbst von der Bühne her in die Mitte, gepanzert und mit einem durch die Anstrengung und die Schlaflosigkeit ganz veränderten Gesicht, so daß das Hochgefühl der Seele und die Freude durch die Erschöpfung des Körpers überwältigt war. Während nun die Menschen, während er hervortrat, sich in Freudenbezeugungen ergossen, nahm erden Speer in die rechte Hand, lehnte Knie und Körper mit leichter Neigung daran, um sich zu stützen, und stand lange Zeit schweigend da, während er das Klatschen und die Zurufe der Menschen empfing, die seine Tapferkeit lobten und sein Glück priesen. Als sie endlich aufhörten und zur Ruhe kamen, sammelte er sich, hielt eine der vollbrachten Tat angemessene Rede für die Achaier und beredete die Korinther, dem Bund beizutreten, übergab ihnen auch die Schlüssel der Tore, die nun zum ersten Male seit den Zeiten Philipps 1 in ihre Hände kamen. Von den Feldherren des Antigonos ließ er Archelaos, der gefangen worden war, frei, den Theophrastos aber, der nicht bereit war abzuziehen, ließ er töten. Persaios war, als die Burg genommen wurde, nach Kenchreai 1 entronnen. Später soll er bei einer Disputation zu einem, der die Behauptung aufstellte, allein der Weise sei der wahre Feldherr, gesagt haben: «Wahrhaftig, dieser Satz Xenons ' hatte einst auch meinen besonderen Beifall. Jetzt aber ändereich meine Meinung, nachdem ich von dem jungen Mann

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aus Silcyon eines Besseren belehrt worden bin.» Dies erzählen mehrere von Persaios. 24. Aratos brachte sofort Heraion und Lechaion 1 in seine Gewalt, bemächtigte sich fünfundzwanzig königlicher Schiffe und verkaufte fünfhundert Pferde und vierhundert Syrer 2 . Den Akrokorinthos hielten die Achaier nunmehr mit vierhundert Mann und mit fünfzig Hunden und ebenso vielen Hundehaltern besetzt, die in der Burg unterhalten wurden. Die Römer pflegten den Philopoimen aus Bewunderung den letzten Griechen zu nennen 3 , weil nach ihm kein großer Mann mehr unter den Griechen aufgetreten sei. Ich möchte dagegen sagen, daß von den Taten der Griechen diese des Aratos die letzte gewesen ist, die durch ihre Kühnheit und durch ihr glückliches Gelingen ihren schönsten Taten an die Seite zu setzen ist, wie die Ereignisse sofort bewiesen. Die Megarer fielen nämlich von Antigonos ab und traten zu Aratos über, die Troizenier mit den Epidauriern 4 schlössen sich dem Achaiischen Bund an, und bei dem ersten Kriegszug, den er unternahm, fiel er in Attika ein, ging nach Salamis hinüber und plünderte es aus, indem er die gleichsam aus dem Gefängnis entlassene Macht der Achaier benützte, wie er wollte. Den Athenern schickte er die gefangenen Freien ohne Lösegeld zurück, womit er ihnen einen ersten Anstoß zum Abfall geben wollte. M i t Ptolemaios schloß er ein Bündnis mit der Bedingung, daß er im Kriege den Oberbefehl über die Achaier zu Wasser und zu Lande fuhren sollte. Bei den Achaiern genoß er ein solches Ansehen, daß sie, da es alljährlich nicht zulässig war, ihn ein Jahr ums andere zum Strategen wählten, tatsächlich aber er ständig mit Rat und T a t die Regierung innehatte. Denn sie erkannten, daß er nicht Reichtum, nicht Ruhm, nicht die Freundschaft der Könige, nicht den Nutzen seiner Vaterstadt noch sonst irgend etwas höher stellte als die Förderung der Macht des Achaiischen Bundes. Denn er glaubte, daß Städte, die für sich allein

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machtlos waren, sich durch gegenseitige Hilfe erhalten könnten, wenn sie an das gemeinsame Beste gebunden seien, und wie die Glieder des Körpers, die dank ihrer gegenseitigen natürlichen Verbundenheit leben und atmen, absterben und verfaulen, wenn sie abgerissen und vereinzelt werden, so würden auch die Städte durch diejenigen, welche das gemeinsame Band zerrissen, zugrunde gerichtet, aber durch einander gefördert, wenn sie Teile eines großen Ganzen und einer allen geltenden Vorsorge teilhaftig würden. 25. Da er sah, daß die vornehmsten der benachbarten Gemeinden unabhängig waren, und Schmerz empfand, daß die Argeier in der Knechtschaft lebten, faßte er den Plan, ihren Tyrannen Aristomachos ermorden zu lassen, und hatte dabei den Ehrgeiz, der Stadt zugleich die Freiheit als Dank für die in ihr genossene Erziehung darzubringen und sie dem Achaiischen Bunde zuzuführen. Es fanden sich Leute, welche die T a t wagen wollten unter Führung des Aischylos und des Sehers Charimenes, doch hatten sie keine Schwerter, denn der Waffenbesitz war verboten und schwere Strafen darauf von dem Tyrannen gesetzt. Aratos ließ darum in Korinth kleine Dolche für sie herstellen, in Packsättel einnähen und diese Zugtieren auflegen, welche allerhand minderwertige Dinge nach Argos brachten. Als aber der Seher Charimenes einen andern zu dem Unternehmen hinzuzog, nahmen Aischylos und seine Freunde das übel und betrieben die Sache allein für sich weiter unter Ausschaltung des Charimenes, und als der das erfuhr, zeigte er aus Zorn die Männer an, die schon gerade im Begriff waren, auf den Tyrannen loszugehen. Doch konnten die meisten von ihnen noch über den Markt fliehen und nach Korinth entweichen. Indes wurde nach kurzer Zeit Aristomachos von Sklaven ermordet, aber Aristippos bemächtigte sich schnell der Herrschaft, ein noch ruchloserer T y r a n n als jener. Aratos raffte daher die ganze wehrfähige

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Mannschaft der Achaicr, die zur Stelle war, zusammen und zog der Stadt eilends zu Hilfe in dem Glauben, er werde die Argeier bereit finden. Da aber die meisten sich schon aus Gewöhnung in die Knechtschaft gefügt hatten und keiner zu ihm stieß, trat er den Rückzug an und hatte damit den Achaiern eine Anklage auf den Hals gebracht, daß sie mitten im Frieden Krieg begonnen hätten. Sie hatten sich daher vor den Mantineern einem Prozeß zu unterziehen, den in Abwesenheit des Aratos Aristippos führte und gewann unter Festsetzung einer Strafe von dreißig Minen". Aus Haß zugleich und aus Furcht vor Aratos sann er nun darauf, ihn ermorden zu lassen, mit Unterstützung des Königs Antigonos, und fast überall gab es Leute, die das für sie betrieben und auf eine Gelegenheit lauerten. Aber es gibt eben keinen besseren Schutz für einen Herrscher als wahre und echte Beliebtheit. Denn wenn die große Menge und die Vornehmen sich gewöhnt haben, nicht den Herrscher, sondern für den Herrscher zu fürchten, dann sieht er mit vielen Augen, hört er mit vielen Ohren und erfahrt im voraus, was sich tut. Daher will ich hier den Gang der Erzählung anhalten und die Lebensweise des Aristippos schildern, welche die vielbeneidete Tyrannis und der Prunk der glückseligen und hochgepriesenen Alleinherrschaft ihm auferlegt hatte. 26. Dieser Mann, der Antigonos zum Bundesgenossen hatte, viele Wächter zum Schutz seiner Person hielt und keinen seiner Feinde in der Stadt am Leben gelassen hatte, ließ die Speerträger und Wächter außerhalb seines Hauses im Säulengang lagern, und sobald er die Abendmahlzeit eingenommen hatte, wies er alle Diener hinaus, verschloß die Außentür und verzog sich mit seiner Geliebten in ein kleines Zimmer im Oberstock, das durch eine Falltür verschlossen war. Über dieser stellte er sein Bett auf und schlief so, wie es in solcher Lage zu erwarten war: unruhig und in ständiger Angst. Die Leiter

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nahm die Mutter der Geliebten fort, verschloß sie in einem andern Raum, stellte sie dann am Morgen wieder an und rief den vielbewunderten Tyrannen, der nun wie eine Schlange aus ihrem Schlupfwinkel hervorgekrochen kam. Aratos dagegen, der nicht mit Waffengewalt, sondern nach dem Gesetz dank seiner T u g e n d sich eine ununterbrochene Führerstellung geschaffen hatte, der im einfachen Rock und Mantel einherging und der erklärte gemeinsame Feind der Tyrannen aller Zeiten war, hat ein Geschlecht hinterlassen, das bis zum heutigen T a g e im höchsten Ansehen unter den Griechen steht. Von jenen aber, die die Burgen besetzten, Leibwächter hielten und sich zur Sicherung ihrer Person hinter Waffen, Toren und Falltüren bargen, sind nur wenige wie die Hasen - einem gewaltsamen T o d e entgangen, und von keinem ist ein Geschlecht oder ein Grabmal zur Pflege seiner Erinnerung geblieben. 27. Gegen diesen Aristippos erlitt Aratos bei seinen Versuchen, Argos mit List oder offen einzunehmen, wiederholt Schlappen. Einmal hatte er Leitern anlegen lassen, in kühnem Wagnis mit wenigen die Mauer erstiegen und die dort gegen ihn anrückenden Wachmannschaften getötet. Als dann der T a g anbrach und der Tyrann von allen Seiten her auf ihn eindrang, saßen die Argeier, als ob der Kampf nicht um ihre Freiheit ginge, sondern sie den Vorsitz bei den nemeischen Spielen führten, als unparteiische und gerechte Zuschauer des Herganges in aller Ruhe da. Aratos aber behauptete, obschon er bei tapferer Gegenwehr einen Lanzenstich durch den Schenkel erhielt, die Stellung, in der er sich befand, und ließ sich bis zur Nacht, so sehr die Feinde ihn bedrängten, nicht vertreiben. Hätte er die Nacht über noch in der Bedrängnis ausgeharrt, so hätte er sein Ziel erreicht, denn der Tyrann war schon im Begriff aufzubrechen und hatte einen großen Teil seiner Habe zum Meer vorausgeschickt. Da aber niemand

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Aratos eine Meldung hiervon brachte, das Wasser ausging und er wegen der Wunde nicht im Vollbesitz seiner Kräfte war, zog er mit seinen Soldaten ab. 28. Nachdem er die Hoffnung, auf diesem W e g e zum Ziel zu kommen, aufgegeben hatte, fiel er offen mit seinem Heer in die Argolis ein und verwüstete das Land, zog sich aber dann, als beim Charadrosfluß 1 ein heftiges Gefccht gegen Aristippos entbrannt war, den Vorwurf zu, daß er den K a m p f zu früh aufgegeben und den Sieg sich habe entgleiten lassen. Denn während der andere Flügel schon offenbar im Vorteil und bei der Verfolgung des Feindes schon weit vorgerückt war, zog er selbst, nicht so sehr unter dem Druck seiner G e g ner, als weil er nicht an den Erfolg glaubte und Befürchtungen hegte, sich in Unordnung ins Lager zurück. Als dann die anderen, von der Verfolgung zurückgekehrt, höchst entrüstet waren, daß sie, nachdem sie den Feind geschlagen und ihm größere Verluste beigebracht als selbst erlitten hatten, nun den Besiegten die Ehre überlassen hätten, ein Siegeszeichen über sie zu errichten, schämte er sich und beschloß, den Kampf um das Siegeszeichen noch einmal aufzunehmen. Er ließ einen T a g hingehen und dann sein Heer wieder zur Schlacht antreten. Als er aber bemerkte, daß die T r u p p e n des Tyrannen Z u z u g erhalten hatten und sich zuversichtlicher zum Kampf stellten, wagte er den Angriff nicht, erbat einen Waffenstillstand zur Bergung der Gefallenen und trat den Rückzug an. Jedoch machte er durch seine politische Erfahrung und Verhandlungskunst diesen Fehler w e t t , indem er Kleonai 2 für den Anschluß an den Achaiischen Bund gewann und die nemeischen Spiele in Kleonai feierte mit der Behauptung, daß diese Stadt nach alter Überlieferung ein besseres Recht d a r a u f h a b e . Aber auch die Argeier feierten die Spiele, und damals wurde zum erstenmal das den Wettkämpfern zugestandene Recht der Sicherheit und Unverletzlichkeit miß-

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achtet, indem die Achaier alle Teilnehmer an den Spielen in Argos, die sie auf der Reise durch ihr Gebiet in die Hand bekamen, als Feinde behandelten und in die Sklaverei verkauften. So scharf und unerbittlich war Aratos in seinem Tyrannenhaß. 29. Als er wenig später erfuhr, daß Aristippos einen Angriff auf Kleonai vorbereitete, ihn aber wegen seines Aufenthaltes in Korinth fürchtete, zog er durch Aufgebot das Heer zusammen, befahl den Soldaten, sich auf mehrere T a g e mit Verpflegung zu versehen, und zog nach Kenchreai, eine Kriegslist, durch die er Aristippos dazu verlocken wollte, in der Annahme, daß er nicht da sei, Kleonai zu überfallen. Das geschah denn auch, denn er rückte sofort an der Spitze seines Heeres von Argos heran. Aratos aber kehrte, schon im Dunklen, von Kenchreai nach Korinth zurück, sicherte die W e g e durch Wachen und führte die Achaier weiter, die ihm so diszipliniert, schnell und bereitwillig folgten, daß nicht nur ihr Marsch, sondern auch ihre Ankunft in Kleonai, noch bei Nacht, und ihr Aufmarsch für die Schlacht nicht bemerkt wurde und dem Aristippos verborgen blieb. Als dann bei Tagesanbruch die T o r e geöffnet wurden und die Trompete das Signal gab, fiel er im Laufschritt und mit lautem Feldgeschrei über die Feinde her, schlug sie sofort in die Flucht und lenkte die Verfolgung nach der Richtung, in der er am ehesten vermutete, daß Aristippos fliehen würde, da die Gegend viele Seitenwege für das Entweichen bot. Die Verfolgung erstreckte sich bis Mykenai, der T y r a n n wurde, wie Deinias 1 berichtet, von einem Kreter namens Tragiskos eingeholt und getötet, und von den übrigen fielen über tausendfünfhundert. Doch trotz diesem glänzenden Erfolg, bei dem er nicht einen einzigen seiner Soldaten verlor, nahm Aratos Argos nicht, noch befreite er seine Bewohner, da Agias und der jüngere Aristomachos mit königlichen Truppen eingedrungen und

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Herren der Lage waren. Indes entzog er damit zum guten Teil den Verleumdungen und Schwätzereien, dem Gespött und Gewitzel derer den Boden, welche den Tyrannen schmeichelten und ihnen zu Gefallen erzählten, der Feldherr der Achaier bekomme in den Schlachten stets Durchfall, er werde von Unwohlsein und Schwindel befallen, wenn der Trompeter neben ihn trete; habe er das Heer zur Schlacht antreten lassen, die Losung ausgegeben und die Offiziere und Unteroffiziere gefragt, ob seine Anwesenheit erforderlich sei, da die Würfel ja geworfen seien, so gehe er davon, um aus der Ferne den Ablauf der Ereignisse abzuwarten. Diese Gerüchte verstärkten sich dermaßen, daß sogar die Philosophen in ihren Diskussionen die Frage aufwarfen, ob Herzklopfen, Wechsel der Gesichtsfarbe und Darmverstimmung angesichts der Gefahr ein Zeichen von Feigheit sei oder vielmehr einer schlechten Mischung der Säfte des Körpers und natürlicher Kälte, und dabei stets Aratos als Beispiel anführten, der doch ein tüchtiger Feldherr sei, aber in den Schlachten immer diese Zustände habe. 30. Nachdem er den Aristippos beseitigt hatte, gedachte er gegen Lydiades von Megalopolis vorzugehen, der seine Vaterstadt als Tyrann beherrschte. Der war von Charakter nicht unedel noch ohne Ehrliebe, war auch nicht wie die meisten Monarchen durch Hemmungslosigkeit und Habsucht in diese Ungerechtigkeit hineingeraten, sondern von jugendlicher Ruhmbegier getrieben, hatte er falsche und nichtige Redereien, ein wie begehrenswertes und wunderbares Glück die Tyrannis sei, unbesonnen in seinen hochstrebenden Geist aufgenommen und sich zum Tyrannen aufgeworfen, war aber schnell der Last der Alleinherrschaft überdrüssig geworden. Da er nun zugleich Glück und Ruhm des Aratos beneidete und seine Feindschaft fürchtete, entschloß er sich zu einem höchst rühmlichen Wechsel seiner Politik, um erstens sich

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von H a ß und Furcht, Wachen und Trabanten zu befreien und zweitens der Wohltäter seiner Vaterstadt zu werden. Er rief Aratos zu sich, legte die Herrschaft nieder und überführte die Stadt in den Achaiischen Bund '. Dafür priesen ihn die Achaicr hoch und wählten ihn zum Strategen. In dem ehrgeizigen ReStreben, es dem Aratos an Ruhm zuvorzutun, kündigte er, neben vielen anderen, nicht notwendig scheinenden Unternehmungen, einen Feldzug gegen die Lakedaimonier an, und als Aratos sich dagegen erklärte, kam er in den Ruf, das aus Neid zu tun, und Lydiades wurde ein zweitesmal zum Strategen gewählt, obwohl Aratos dem offen entgegenarbeitete und sich dafür einsetzte, daß das Amt einem andern übertragen werde; denn er selbst führte, wie schon gesagt, das Amt ein Jahr über das andere. Bis zu seiner dritten Strategie war nun Lydiades ständig hoch angesehen und, im Wechsel mit Aratos, ein Jahr über das andere Stratege. Als er aber dann zu offener Feindschaft gegen Aratos überging und oft vor den Achaiern Anklagen gegen ihn erhob, wurde er abgewiesen und verfiel der Mißachtung, denn man erkannte, daß er mit einem künstlich angenommenen Charakter sich in einen Wettkampf mit wahrhafter, unantastbarer T u g e n d einließ. Und wie in der Fabel des Aisopos die kleinen Vögel dem Kuckuck auf seine Frage, warum sie vor ihm flöhen, die Antwort geben, daß er dereinst ein Habicht sein werde, so scheint es, daß den Lydiades von seiner Tyrannis her ein Verdacht begleitete, der den Glauben an seine Wandlung erschütterte. 31. Auch in den Kämpfen mit den Aitolern erwarb Aratos sich hohen Ruhm, als die Achaier geneigt waren, vor dem Gebiet von Megara den Kampf mit den Aitolern aufzunehmen, und auch Agis, der König der Lakedaimonier, der mit seinem Heer gekommen war, die Achaier zum Kampf e r m u n t e r t e 1 , er aber sich widersetzte und viel Spott, Schimpf und Schande wegen seiner Schlappheit und Mutlosigkeit über sich ergehen

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ließ, aber wegen der scheinbaren Schmach nicht seine Überlegungen über das allgemeine Beste aufgab, sondern die Feinde die Geraneia 1 übersteigen und kampflos in die Peloponnes eindringen ließ. Als sie aber eingerückt waren und plötzlich Pellene* nahmen, war er nicht mehr wiederzuerkennen, hielt sich nicht damit auf abzuwarten, daß die ganze Macht sich sammelte und von allen Seiten an einem Punkt zusammenkam, sondern ging mit den zur Verfügung stehenden T r u p pen sofort gegen die Feinde vor, die in ihrem Siegestaumel durch Zuchtlosigkeit und Übermut geschwächt waren. Denn sowie sie in die Stadt gekommen waren, hatten sich die Soldaten zerstreut und waren in den Häusern, stießen einander weg und stritten um die Beute, und die höheren und niederen Offiziere gingen herum und holten sich die Frauen und T ö c h ter der Pellenier, nahmen ihre Helme ab und setzten sie den Frauen auf, damit kein anderer sie nehme, sondern an dem Helm der Herr und Gebieter einer jeden kenntlich sei. Während sie so beschäftigt waren, kam plötzlich die M e l d u n g , daß Aratos über sie hergefallen sei. Bei der Panik, die, wie begreiflich, bei einem solchen Durcheinander ausbrach, waren, ehe noch alle von der Gefahr gehört hatten, auch schon die ersten an den Toren und in den Vorstädten mit den Achaiern zusammengeraten, waren schon besiegt und flohen und erfüllten, in wilder Eile vorwärts getrieben, diejenigen, die sich sammelten und zu Hilfe eilen wollten, mit Furcht und Schrekken. 32. Während dieses wilden Durcheinanders saß eine der Gefangenen, die Tochter des Epigethes, eines angesehenen Mannes, und selber schön und stattlich, im Tempel der Artemis, wohin sie der Führer der auserlesenen Schar gebracht hatte, welcher sie sich geraubt und ihr seinen Helm mit dreifachem Federbusch aufgesetzt hatte. Bei dem I.ärm lief sie plötzlich hinaus, und wie sie vor den Toren des Tempels

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stand und, den federbuschgeschmückten Helm auf dem Kopf, von oben auf die Kämpfenden niederblickte, erschien den Bürgern selbst der Anblick erhabener als menschlich, und den Feinden, die eine göttliche Erscheinung zu sehen glaubten, flößte sie solchen Schauder und Entsetzen ein, daß keiner mehr an Gegenwehr dachte. Die Pellenier selbst sagen, das alte Schnitzbild der Göttin stehe sonst immer unberührt im Hintergrunde des Tempels; wenn es aber von der Priesterin von seinem Platz genommen und hinausgetragen werde, dann schaue niemand es an, sondern alle wendeten sich weg, denn nicht nur für Menschen sei sein Anblick schaudererregend und gefährlich, sondern auch die Bäume mache es unfruchtbar und die Früchte lasse es verdorren, an denen es vorbeigetragen werde. Dieses Schnitzbild habe die Priesterin damals herausgetragen, es mit dem Gesicht immer gegen die Aitoler hingekehrt und sie so betäubt und der Besinnung beraubt. Aber Aratos hat in seinen Erinnerungen nichts derartiges erzählt, sondern er sagt nur, er habe die Aitoler aus dem Felde geschlagen, sei mit den Fliehenden in die Stadt eingedrungen und habe sie mit Gewalt hinausgejagt und siebenhundert von ihnen getötet. Das Ereignis wurde als eine Großtat gefeiert, und der Maler Timanthes hat die Schlacht höchst eindrucksvoll dargestellt. 3 3. Als jedoch viele Völkerschaften und Fürsten sich gegen die Achaier verbanden, arbeitete Aratos sogleich darauf hin, in ein freundliches Verhältnis zu den Aitolern zu kommen, und brachte mit Hilfe des Pantaleon, der das größte Ansehen bei den Aitolern genoß, nicht nur einen Friedens-, sondern sogar einen Bündnisvertrag zwischen Achaiern und Aitolern zustande. M i t seinem Bemühen, die Athener zu befreien, zog er sich Angriffe und Vorwürfe bei den Achaiern zu, als er, obwohl sie einen Waffenstillstandsvertrag mit den Makedonen geschlos-

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sen hatten, einen Versuch unternahm, den Peiraieus zu besetzen. Er selbst leugnet das in den Erinnerungen, die er hinterlassen hat, ab und gibt die Schuld dem Erginos, mit dessen Hilfe er den Akrokorinthos erobert hatte. Der habe von sich aus den Angriff auf den Peiraieus unternommen und, als die Leiter brach und er verfolgt wurde, immerfort Aratos mit Namen gerufen, als ob er da wäre, und sei durch diese Täuschung den Feinden entkommen. Diese Rechtfertigung ist indes offenbar unglaubwürdig. Denn es widersprach aller Wahrscheinlichkeit, daß Erginos, ein Privatmann und ein Syrer, ein Unternehmen von dieser Tragweite ins Auge gefaßt haben sollte, wenn er nicht Aratos als Urheber und Rückhalt gehabt und von ihm die Streitmacht und den Anstoß für das Unternehmen empfangen hätte. Aratos bewies das auch selbst dadurch, daß er nicht zwei- oder dreimal, sondern wie die unglücklich Liebenden viele Male sich an den Peiraieus herangewagt und trotz der Fehlschläge sich nicht hat abschrecken lassen, sondern, weil er immer nur um ein Haar und dicht am Ziele in seinen Hoffnungen enttäuscht wurde, sich zu immer neuem Wagen aufgerufen fühlte. Einmal verrenkte er sich auch ein Bein, während er über die Thriasische Ebene 1 flüchtete, mußte während der ärztlichen Behandlung mehrmals geschnitten werden und sich lange Zeit in einer Sänfte tragen lassen, wenn er seine Feldzüge führte. 34. Nachdem Antigonos gestorben war und Demetrios den Thron bestiegen hatte 2 , verstärkte er seine Bemühungen um Athen und verachtete die Makedonen völlig. Als er aber bei Phylakia 3 von Bithys, dem Feldherrn des Demetrios, geschlagen worden war und sich weithin das Gerücht verbreitete, daß er gefangen oder gar gefallen sei, schickte Diogenes, der Kommandant von Peiraieus, einen Brief nach Korinth, in dem er die Achaier aufforderte, die Stadt zu räumen, da Aratos tot sei. Doch traf es sich, daß, als der Brief gebracht

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wurde, er selbst in Korinth war, so daß die Boten des Diogenes unter viel Spott und Gelächter abziehen mußten. Der König selbst schickte von Makedonien ein Schiff, auf dem Aratos in Fesseln zu ihm befördert werden sollte. Die Athener überboten in ihrem Leichtsinn jedes Maß der Schmeichelei den Makedonen gegenüber, indem sie Kränze trugen, als die erste Nachricht von seinem T o d e kam. Voll Erbitterung zog er daher sofort gegen sie ins Feld und drang bis zur Akademie vor. Darnach ließ er sich besänftigen und schädigte sie nicht weiter. So lernten die Athener seinen Wert kennen und riefen ihn, als sie nach dem T o d e des Demetrios die Freiheit wiederzugewinnen strebten. Obwohl nun damals ein anderer Stratege der Achaier war und er selbst bettlägerig infolge einer langwierigen Krankheit, ließ er sich doch in einer Sänfte nach Athen tragen, um der Stadt behilflich zu sein, und bewog Diogenes, den Kommandanten der Besatzung, den Peiraieus, Munychia, Salamis und Sunion 1 den Athenern zu übergeben gegen Zahlung von hundertfünfzig Talenten, von denen er selbst zwanzig der Stadt beisteuerte. Gleich danach traten Aigina und Hermione dem Achaiischen Bunde bei, und der größte T e i l Arkadiens war ihm angeschlossen. Da gleichzeitig die Makedonen durch Kriege mit den Grenznachbarn beschäftigt, die Aitoler andererseits schon mit ihnen verbündet waren, erhielt die Macht der Achaier einen bedeutenden Z u w a c h s . 35. In weiterer Verfolgung seiner alten Politik und unwillig über das Bestehen der Tyrannis im benachbarten Argos, sandte Aratos zu Aristomachos, um ihn zu bewegen, er solle die Stadt freigeben und sie den Achaiern zuführen und nach dem Beispiel des Lydiades lieber mit Ruhm und Ehren Feldherr eines so großen Volkes sein als der gefährdete und gehaßte T y r a n n einer einzigen Stadt. Da Aristomachos hierauf einging, aber Aratos bat, ihm fünfzig Talente zu senden, damit er seine Soldaten entlöhnen und entlassen könne, und man

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dabei war, das G e l d aufzutreiben, verleumdete L y d i a d e s , der noch Stratege w a r und den ehrgeizigen Wunsch hatte, daß diese politische L e i s t u n g v o r den Achaiern als die seinige erscheinen solle, den Aratos bei Aristomachos, er sei stets ein unversöhnlicher F e i n d der T y r a n n e n , b e w o g ihn, die A n g e legenheit ihm zu übertragen, und f ü h r t e ihn v o r die Achaier. Hier lieferten nun die Abgeordneten der Achaier den d e u t lichsten Beweis ihrer Ergebenheit und ihres Vertrauens zu Aratos, denn da er zornig dagegensprach, wiesen sie Aristomachos ab. Als er aber auch d a f ü r gewonnen w a r , selbst erschien und erneut die R e d e darauf brachte, beschlossen sie alles schnell und bereitwillig, nahmen die A r g e i e r und die Phliasier 1 in ihren Staatsverband auf und wählten ein J a h r später auch Aristomachos zum Strategen. Hochangesehen bei den Achaiern, wollte er nun einen E i n fall nach Lakonien unternehmen und rief A r a t o s aus A t h e n herbei. Der schrieb zurück und widerriet den F e l d z u g , weil er nicht w ü n s c h t e , daß die Achaier sich mit dem unternehmungslustigen,

tollkühn

emporstrebenden

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in

Streit einließen. Da aber Aristomachos unbedingt entschlossen w a r , gehorchte er, stellte sich ein und nahm an dem Feldz u g teil. Dabei hinderte er, als Kleomenes ihnen bei Pallantion* e n t g e g e n t r a t , den Aristomachos, die Schlacht anzunehmen, u n d w u r d e deshalb von Lydiades schwer getadelt, t r u g aber doch bei der Strategenwahl als sein G e g e n k a n d i d a t den A b s t i m m u n g s s i e g davon und w u r d e zum zwölftenmal zum Strategen g e w ä h l t . 36. W ä h r e n d dieser Strategie w u r d e er beim L y k a i o n 3 von Kleomenes geschlagen, mußte fliehen, verirrte sich bei N a c h t und galt f ü r tot, und wiederum verbreitete sich dieses G e r ü c h t über ihn weithin unter den Griechen. E r hatte sich aber gerettet, sammelte seine Soldaten wieder und b e g n ü g t e sich nicht d a m i t , unbehelligt abzuziehen, sondern benützte die G e -

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legenheit aufs beste, um plötzlich - was niemand erwartete noch als möglich in Betracht zog-die mit Kleomenes verbündeten Mantineer zu überfallen. Er nahm die Stadt, legte eine Besatzung hinein, machte die dort ansässigen Fremden zu Vollbürgern und verschaffte so, er allein, den besiegten Achaiem einen Zuwachs, den sie als Sieger nicht leicht gewonnen hätten. Als wiederum die Lakedaimonier gegen Megalopolis ins Feld zogen, eilte er zu Hilfe, scheute sich aber, dem Kleomenes, der eine Schlachtentscheidung suchte, eine Handhabe dazu zu geben, und widersetzte sich den Megalopoliten, die ihn dazu drängten. War er doch überhaupt nicht ein Mann der offenen Feldschlachten, war damals zahlenmäßig dem Gegner unterlegen und stand mit nicht mehr auf der Höhe befindlichem Mut und vermindertem Ehrgeiz einem tollkühnen jungen Mann gegenüber. So glaubte er, als Besitzer des Ruhmes, den jener noch nicht hatte und nun durch kühnes Wagen erwerben wollte, sich ihn durch Vorsicht bewahren zu sollen. 37. Als dann die leichten Truppen doch einen Vorstoß machten, die Spartaner bis zu ihrem Lager zurückdrängten und sich in den Zelten zerstreuten, ging Aratos trotzdem nicht vor, sondern nahm mit dem schweren Fußvolk hinter einem Graben Aufstellung und gestattete nicht, ihn zu überschreiten. Darüber war Lydiades aufs äußerste entrüstet, machte Aratos heftige Vorwürfe und rief die Reiter auf, mit ihm die Verfolger zu verstärken, den Sieg nicht aus den Händen zu geben und ihn im Kampfe für das Vaterland nicht im Stich zu lassen. Viele wackere Männer scharten sich um ihn, er stürzte sich tapferen Mutes auf den rechten Flügel der Feinde, schlug ihn und begann die Verfolgung. Dabei ließ er sich, von Mut und Ehrbegier hingerissen, unbesonnen in ein schwieriges, mit Baumpflanzungen bestandenes und von breiten Gräben durchschnittenes Gelände locken, und als ihn dort Kleomenes angriff, fiel er nach tapferer Gegenwehr im rühmlichsten Kampf vor den

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Toren seiner Vaterstadt. Die übrigen flüchteten auf die Phalanx zu, brachten das schwere Fußvolk aus der Ordnung und rissen das ganze Heer in die Niederlage hinein. Die Hauptschuld daran gab man dem Aratos, da man meinte, er habe den Lydiades aufgeopfert. Von den erbittert abziehenden Achaiern genötigt, folgte er ihnen nach Aigion'. Dort beschlossen die Versammelten, ihm kein Geld mehr zu bewilligen und keine Soldtruppen zu halten, sondern wenn er Krieg fuhren wolle, solle er selbst sich die Mittel dazu besorgen. 38. Als ihm dieser Schimpf angetan worden war, gedachte er zuerst, den Siegelring sofort abzugeben und die Feldherrnwürde niederzulegen; nach reiferer Überlegung aber hielt er für jetzt noch aus, führte die Achaier nach Orchomenos 2 und lieferte dem Megistonus, dem Schwiegervater des Kleomenes, eine Schlacht, in der er siegte, dreihundert Feinde tötete und Megistonus lebend gefangennahm. Bisher pflegte er ein Jahr ums andere die Feldherrnwürde zu bekleiden. Als aber jetzt die Reihe an ihn kam und man ihn rief, lehnte er ab, und Timoxenos wurde zum Feldherrn gewählt Doch erschien der von ihm angegebene Grund der Ablehnung, sein Zorn gegen das Volk, unglaubwürdig; die wahre Ursache sah man in der bedenklichen Lage der Achaier, daß nämlich Kleomenes nicht mehr wie bisher langsam und bedächtig vorging und nicht durch die zivilen Behörden gehemmt war, sondern, nachdem er die Ephoren getötet, das Land aufgeteilt, viele im Lande ansässige Fremde in die Bürgerschaft aufgenommen und die unbeschränkte Macht gewonnen hatte, nunmehr mit aller Kraft den Achaiern im Nacken saß und die Führerstellung für sich beanspruchte. Daher machte man es dem Aratos zum Vorwurf, daß er, als das Staatsschiff in wildem Sturm und hoher See dahintrieb, als Steuermann das Ruder aus den Händen gab und einem andern überließ, da es vielmehr seine Pflicht gewesen wäre, selbst

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wider Willen der Bürger an der Spitze zu bleiben und das Ganze zu retten, oder aber, wenn er nicht mehr den Glauben an die Macht der Achaier hatte, dem Kleomenes Platz zu machen und nicht wiederum die Peloponnes der barbarischen Herrschaft makedonischer Besatzungen auszuliefern, den Akrokorinth mit illyrischen und gallischen Kriegsleuten anzufüllen und diejenigen, die er durch seine kriegerischen T a t e n und seine Staatskunst bekämpft hatte und in seinen Erinnerungen unablässig beschimpft, als Herren über die Städte herbeizurufen unter dem schönklingenden Namen der Bundesgenossen. Und wenn Kleomenes - man muß es wohl zugeben - gewalttätig und tyrannisch war, so waren doch Herakliden seine Ahnen und Sparta seine Vaterstadt, deren geringster Bürger doch statt des ersten der Makedonen zum Führer ernannt zu werden verdiente von denen, die auf den griechischen Adel auch nur einigen Wert legten. Dabei verlangte Kleomenes die Führerstellung von den Achaiern mit dem Willen, für diese Ehre und diesen Titel den Städten viel Gutes zu erweisen. Antigonos 1 hingegen, den man zum unbeschränkten Führer zu Wasser und zu Lande ernannte, hörte nicht eher auf diesen Ruf, als bis ihm als Lohn für die Führerschaft der Akrokorinth zugestanden wurde - womit er sich offenbar den Jäger in der Fabel des Aisopos 2 zum Vorbild genommen hatte. Denn nicht eher ging er auf die Bitten der Achaier ein, die sich ihm durch Gesandtschaften und Beschlüsse unterwarfen, als bis sie sich in Gestalt der Besatzung und der Geiseln gleichsam den Zaum hatten anlegen lassen. Allerdings bietet Aratos alles auf, um sich mit der Notwendigkeit zu rechtfertigen. Aber Polybios s a g t ' , daß er schon lange vorher, ehe die Notwendigkeit eintrat, aus Furcht vor der Kühnheit des Kleomenes mit Antigonos verhandelt und die Megalopoliten vorgeschickt habe, um die Achaier zu bitten, sie möchten Antigonos zu Hilfe rufen. Denn sie hatten am meisten unter dem Kriege zu leiden, weil Kleomenes unaus-

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gesetzt Plünderungszüge gegen sie unternahm. Ebenso hat auch Phylarchos die Dinge dargestellt, dem man, wenn ihm nicht Polybios als Z e u g e zur Seite träte, nicht so ganz trauen dürfte, denn er schäumt über vor Begeisterung, wenn er auf Kleomenes zu sprechen kommt, und tritt in seiner Geschichte wie in einer Gerichtsverhandlung stets als Gegner des einen und als Fürsprecher des andern auf. 39. Jetzt verloren die Achaier Mantineia, das Kleomenes wieder eroberte, wurden in einer großen Schlacht bei Hekatombaion 1 geschlagen und gerieten dadurch in solchen Schrecken, daß sie sofort zu Kleomenes sandten und ihn zur Übernahme der Führerschaft nach Argos luden. Doch als Aratos erfuhr, daß er im Anmarsch war und mit seinem Heer schon bei Lerna stand, schickte er voll Furcht Gesandte an ihn, mit der Forderung, er sollte als zu Freunden und Bundesgenossen nur in Begleitung von dreihundert Mann kommen und, wenn er ihnen nicht traute, Geiseln nehmen. Dies erklärte Kleomenes für Schimpf und Hohn, brach auf und schrieb einen Brief an die Achaier, der viele Anklagen und Vorwürfe gegen Aratos enthielt. Auch dieser hat Briefe gegen Kleomenes geschrieben, und sie ergingen sich in.Beschimpfungen und Verleumdungen, die auch vor der Ehre ihrer Frauen nicht haltmachten. Hierauf sandte Kleomenes einen Herold, um den Achaiern den Krieg zu erklären, und hätte beinahe die Stadt der Sikyonier durch Verrat überrumpelt, wurde aber dicht davor abgewiesen, griff Pellene an und nahm die Stadt, die der Feldherr der Achaier aufgab. Wenig später eroberte er auch Pheneos und Penteleion 2 , und sofort gingen nun die Argeier zu ihm über, die Phliasier nahmen eine Besatzung auf, und überhaupt war keiner der hinzugewonnenen Plätze mehr den Achaiern sicher, sondern plötzlich war alles um Aratos in G ä r u n g , und er sah, wie die ganze Peloponnes wankte und die Städte überall von den Revolutionären aufgewiegelt wurden.

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40. Denn nichts hielt mehr still und war mit der Lage der Dinge zufrieden, und selbst in Sikyon und in Korinth wurden viele entdeckt, die mit Kleomenes Verhandlungen aufgenommen hatten und schon seit langem aus Begierde, selbst an die Macht zu kommen, zum Verrat am Gemeinwohl geneigt waren. Gegen diese vorzugehen, erhielt Aratos unbeschränkte Gewalt und ließ in Sikyon diejenigen, die sich hatten verführen lassen, hinrichten. Als er aber versuchte, sie auch in Korinth aufzuspüren und zu bestrafen, erregte er die Wut der Menge, die schon angekränkelt war und die Zugehörigkeit zum Achaiischen Bund als Last empfand. Sie versammelten sich daher im Tempel des Apollon 1 und ließen Aratos rufen, in der Absicht, ihn zu töten oder vor dem offenen Abfall gefangenzunehmen. Er kam auch, sein Pferd am Zügel führend, als ob er keinerlei Mißtrauen oder Verdacht hegte-, und als viele aufsprangen und ihn mit Beschimpfungen überschütteten, forderte er sie mit ruhiger Miene und in freundlichem Ton auf, sich zu setzen und nicht stehend durcheinanderzuschreien, sondern auch die Draußenstehenden hereinzulassen; und während er das sagte, ging er langsam wieder hinaus, als ob er jemandem sein Pferd übergeben wollte. Nachdem er so entschlüpft war, sprach er noch ganz ruhig mit den ihm begegnenden Korinthern und hieß sie nach dem Apollonheiligtum gehen; als er aber unvermerkt in die Nähe der Burg gekommen war, sprang er auf das Pferd, befahl Kleopatros, dem Kommandanten der Besatzung, scharf Wache zu halten, und ritt davon nach Sikyon, wohin ihm noch dreißig Soldaten folgten, während die anderen ihn verließen und sich zerstreuten. Die Korinther bemerkten nach kurzem sein Entweichen und verfolgten ihn, und da sie ihn nicht einholten, riefen sie Kleomenes herbei und übergaben ihm die Stadt, der freilich nicht soviel von ihnen zu bekommen meinte, als ihm dadurch entging, daß sie Aratos hatten entkommen lassen. Nachdem dann auch die Bewohner

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sich ihm angeschlossen und ihre Städte übergeben

hatten, umschloß er den Akrokorinth mit Schanzwerk und Mauern. 4 1 . Bei Aratos fanden sich in Sikyon nur wenige von den Achaiern ein und hielten eine Versammlung, in der er zum bevollmächtigten Feldherrn gewählt wurde. E r bildete sich eine Schutzwache aus seinen Mitbürgern, er, der dreiunddreißig Jahre lang als Staatsmann unter den Achaiern gewirkt und an Ruhm und Macht als der Erste unter den Griechen gegolten hatte, jetzt aber verlassen und hilflos gleichsam auf dem zerschmetterten Wrack seiner Vaterstadt in so wildem Sturm und Gefahr umhergetrieben wurde. Denn die Aitoler lehnten seine Bitte um Hilfe ab, und die Stadt Athen, die aus Dankbarkeit gegen Aratos zur Hilfe bereit war, hielten Eurykleides und M i kion 1 davon ab. Das Haus und das sonstige Vermögen, das Aratos in Korinth besaß, tastete Kleomenes weder selbst an, noch gestattete er das einem andern, sondern ließ seine Freunde und Verwalter kommen und befahl ihnen, alles so zu halten und zu hüten, als ob sie dem Aratos darüber Rechenschaft abzulegen hätten. A n ihn persönlich schickte er T r i p y l o s 5 und dann noch seinen Schwiegervater Megistonus und ließ ihm neben vielem andern eine jährliche Zahlung von zwölf Talenten versprechen, womit er Ptolemaios um das Doppelte überbot; denn der zahlte Aratos jährlich sechs Talente. Dafür verlangte er, zum Feldherrn der Achaier ernannt zu werden und gemeinsam mit ihnen den Akrokorinth besetzt zu halten. Als Aratos darauf erwiderte, er habe die Dinge nicht in der Hand, sondern die Dinge ihn, faßte Kleomenes das als Hohn auf, fiel sogleich in das Gebiet von Sikyon ein, verwüstete und verheerte es, lag auch drei Monate vorder Stadt, während Aratos in ihr ausharrte und mit sich zu Rate ging, ob er die Hilfe des Antigonos u m den Preis der Übergabe des Akrokorinth annehmen sollte; denn anders war er nicht bereit, die Hilfe zu leisten.

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42. Nun kamen die Achaier in Aigion zusammen und riefen Aratos. Doch war es gefährlich, dorthin zu kommen, weil Kleomenes vor der Stadt lagerte. Daher wollten ihn die Bürger festhalten, baten ihn und erklärten, bei der Nähe der Feinde seine Person nicht preisgeben zu wollen. Auch Weiber und Kinder hängten sich an ihn wie an einen gemeinsamen Vater und Retter und hielten ihn weinend umschlungen. Aber er sprach ihnen Trost und M u t zu und ritt zum Meer hinab, begleitet von zehn Freunden und seinem schon erwachsenen Sohn. Dort stiegen sie in bereitliegende Schiffe und fuhren nach Aigion zu der Versammlung, in der sie beschlossen, Antigonos herbeizurufen und ihm den Akrokorinth zu übergeben. Auch schickte Aratos seinen Sohn zu ihm mit den anderen Geiseln. Daraufhin plünderten die Korinther in großem Zorn seine Güter und schenkten sein Haus dem Kleomenes. 43. Als nunmehr Antigonos mit seinem Heer anrückte zwanzigtausend Makedonen zu Fuß und dreizehnhundert Reiter

fuhr ihm Aratos mit den Demiurgen zu Schiff nach Pegai'

entgegen, ohne von den Feinden bemerkt zu werden, nicht sehr zuversichtlich Antigonos gegenüber und ohne Vertrauen zu den Makedonen. Denn er war sich bewußt, daß er groß geworden war durch den Schaden, den er ihnen zufügte, und daß er zum ersten und wichtigsten Ziel seiner Politik den Kampf gegen den alten Antigonos gemacht hatte. Da er aber die ihm auferlegte unerbittliche Notwendigkeit sah und den Druck der Verhältnisse, dem auch die sich beugen müssen, die zu herrschen scheinen, so ging er der schweren Stunde entgegen. Aber sowie man dem Antigonos das Kommen des Aratos meldete, begrüßte er die anderen nur in der üblichen Form, ihn aber empfing er gleich bei der ersten Begegnung mit hohen Ehren, und als er ihn dann als wackeren und verständigen Mann kennenlernte, zog er ihn näher, als die Sachlage erforderte, an sich heran. Denn Aratos war nicht nur bei der Beratung

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w i c h t i g e r Fragen v o n N u t z e n , sondern auch in müßigen Stunden für einen K ö n i g der angenehmste Gesellschafter. A l s daher A n t i g o n o s , so j u n g er war, erkannte, daß der C h a r a k t e r des Mannes ihn der Freundschaft eines Königs w ü r d i g machte, bediente er sich seines Rates nicht nur vor den Achaiern, sondern auch v o r den Makedonen seines Stabes. U n d so erfüllte sich das Vorzeichen, das der G o t t bei einem O p f e r gegeben hatte. Es heißt nämlich, nicht lange vorher habe die Leber eines T i e res, das Aratos opferte, z w e i Gallenblasen enthalten, von einer H a u t umhüllt, und der Seher habe gesagt, sehr bald würden seine ärgsten Feinde seine engsten Freunde werden. Damals beachtete er das W o r t nicht, w i e er überhaupt nicht sehr an Opfer und Weissagungen glaubte, sondern seiner gesunden V e r n u n f t folgte. A l s aber später Antigonos bei günstigem Fortg a n g des Krieges ein Gastmahl in Korinth veranstaltete, w o z u viele geladen wurden, und dem Aratos den Platz neben sich anwies, k u r z danach aber eine Decke verlangte und ihn fragte, ob ihm auch kalt sei, w o r a u f Aratos antwortete, ihn fröre sehr, da hieß er ihn näher heranrücken, und die Diener hüllten sie beide zusammen in die gebrachte Decke. Jetzt erinnerte sich Aratos jenes Opfers, m u ß t e lachen und erzähltedem K ö n i g von dem Vorzeichen und der Weissagung. Doch das geschah einige Z e i t später. 44. In Pegai beschworen beide Teile den geschlossenen Vertrag und rückten dann sofort gegen die Feinde vor. U m die Stadt kam es zu Kämpfen, weil Kleomenes sich wohl verschanzt hatte und die Korinther sich tapfer verteidigten. Währenddessen schickte der A r g e i e r Aristoteles, ein Freund des Aratos, diesem eine geheime Botschaft, er werde d i e Stadt z u m Abfall bringen, wenn er ihm Waffenhilfe brächte. Aratos sagte das dem A n t i g o n o s und w u r d e eilends mit tausendfünfhundert M a n n zu Schiff v o m Isthmos nach Epidauros auf den W e g gebracht. A b e r die A r g e i e r brachen schon vorher los, griffen die

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Anhänger des Kleomenes an und schlössen sie in der Burg ein. Als Kleomenes das erfuhr, fürchtete er, die Feinde würden ihm, wenn sie Argos besäßen, den Weg nach Hause abschneiden, verließ noch bei Nacht den Akrokorinth und eilte den Seinen zu Hilfe, kam auch zuerst nach Argos und warf die Feinde zurück. Als aber wenig später Aratos herankam und der König mit der Hauptmacht im Anmarsch war, zoger sich nach Mantineia zurück. Hierauf schlössen sich alle Städte wieder den Achaiern an, Antigonos besetzte den Akrokorinth, Aratos wurde von den Argeiern zum Feldherrn gewählt und veranlaßte sie, dem Antigonos die Güter der Tyrannen und der Verräter zum Geschenk zu machen. Den Aristomachos folterten sie in Kenchreai und warfen ihn ins Meer. Dies brachte Aratos besonders in üblen Ruf, daß er es hatte geschehen lassen, daß ein nicht bösartiger Mensch, der mit ihm in Verbindung gestanden hatte und von ihm bewogen worden war, die Herrschaft niederzulegen und die Stadt den Achaiern zuzuführen, grausam umgebracht wurde. 45. Schon schob man ihm auch die Schuld an allem andern zu; so, als die Achaier die Stadt Korinth wie das erste beste Dorf dem Antigonos zum Geschenk gaben, ihm gestatteten, Orchomenos auszuplündern und eine makedonische Besatzung hineinzulegen, den Beschluß faßten, wider Willen des Antigonos keinem andern König zu schreiben oder Gesandte an ihn zu schicken, gezwungen wurden, die Makedonen zu unterhalten und zu besolden, Opferfeste, Festzüge und Wettspiele für Antigonos veranstalteten, womit die Mitbürger des Aratos den Anfang gemacht hatten, indem sie den Antigonos, als er von Aratos eingeladen wurde, feierlich empfingen: an dem allen gaben sie ihm die Schuld, ohne sich klarzumachen, daß er, nachdem er einmal die Zügel dem Antigonos übergeben hatte und von dem Zuge der königlichen Allmacht mitgerissen wurde, über nichts mehr als über seine Zunge Herr war, deren

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freier Gebrauch doch gefährlich war. Denn offenbar kränkte vieles, was geschah, den Aratos, wie das Verfahren mit den Statuen. Denn Antigonos ließ die gestürzten Statuen der T y rannen in Argos wieder aufrichten, und die der Eroberer des Akrokorinth ließ er beseitigen mit einziger Ausnahme der des Aratos, der trotz vielem Bitten in dieser Sache nicht durchdrang. Auch das Verfahren der Achaier mit Mantineia erschien höchst ungriechisch. Durch Antigonos der Stadt Herr geworden töteten sie die ersten und vornehmsten Bürger, die anderen verkauften sie teils, teils schickten sie sie in Fesseln nach Makedonien, die Weiber und Kinder machten sie zu Sklaven, und von dem so zusammengekommenen Gelde teilten sie ein Drittel sich selbst zu und zwei Drittel den Makedonen. Dieses Vorgehen hatte noch das Recht der Wiedervergeltung für sich Denn wenn es grausam ist, mit Verwandten und Stammesgenossen im Zorn so zu verfahren, so wird doch, nach Simonides % «in der Not auch das Bittere süß, wenn man es dem schmerzerfüllten, entzündeten Gemüt zur Linderung und Befriedigung zukommen läßt». Für das aber, was danach mit der Stadt geschah, kann man dem Aratos weder ein moralisches Recht noch die Notwendigkeit als Begründung zubilligen. Denn nachdem die Achaier die Stadt von Antigonos zum Geschenk erhalten und wieder zu besiedeln beschlossen hatten, bestimmte er, zum Gründer gewählt und in seiner Eigenschaft als Stratege, daß die Stadt nicht mehr Mantineia, sondern Antigoneia heißen solle, welchen Namen sie noch heute führt. So ist durch ihn offenbar das «liebliche Mantineia» 5 verschwunden, und die Stadt besteht fort, benannt nach denen, die ihre Bürger getötet und vernichtet haben. 46. Hierauf wurde Kleomenes in einer großen Schlacht bei Sellasia geschlagen 4 , verließ Sparta und fuhr nach Ägypten, und Antigonos kehrte, nachdem er sich Aratos gegenüber in allem gerecht und gütig gezeigt hatte, nach Makedonien zu-

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rück. Von da schickte er, schon krank, seinen Thronfolger Philipp, der noch kaum ganz erwachsen w a r n a c h der Peloponnes und empfahl ihm, sich besonders an Aratos zu halten und durch ihn mit den Städten in Verbindung zu treten und sich mit den Achaiern bekannt zu machen. Aratos nahm ihn in Empfang und wußte so auf ihn einzuwirken, daß er ihn voll Zuneigung zu ihm selbst und voll Ehrgeiz und guten Willens für die Geschicke Griechenlands nach Makedonien entlassen konnte. 47. Als Antigonos gestorben war, bezeigten die Aitoler große Nichtachtung gegenüber den Achaiern wegen ihrer Leichtfertigkeit, da sie sich gewöhnt hatten, sich von anderen beschützen zu lassen, der makedonischen Waffenmacht unterstellt und einem tatenlosen und ungezügelten Leben ergeben hatten. Sie griffen daher nach der Peloponnes hinüber*, plünderten nur so im Durchmarsch das Gebiet von Patrai und Dymai, fielen dann in Messenien ein und verwüsteten es. Aratos war darüber in großer Entrüstung, und da er sah, daß der amtierende Stratege der Achaier, Timoxenos, dessen Amtszeit sich schon dem Ende zuneigte, zögerte und die Zeit nutzlos verstreichen ließ, trat er selbst, der zu seinem Nachfolger gewählt war, das Amt schon fünf Tage früher an, um den Messeniern Hilfe bringen zu können. Er versammelte das Aufgebot der Achaier, die aber in den Waffen ungeübt und so unlustig zum Kriege waren, daß er bei Kaphyai 3 geschlagen wurde. Da er diesen Feldzug offenbar zu hitzig geführt hatte, verfiel er wiederum in Energielosigkeit und ließ die Dinge laufen, ohne sich aufzuraffen, so daß er, obwohl die Aitoler sich viele Blößen gaben, untätig blieb und ruhig zusah, wie sie, als hielten sie einen Festzug, mit größter Zügellosigkeit und Dreistigkeit in der Peloponnes umherschwärmten. Abermals streckten daher die Achaier die Hände nach Makedonien aus, riefen Philipp herbei und zogen ihn in die griechischen Angelegenheiten hin-

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ein, da sie nicht zum wenigsten wegen seiner freundlichen Gesinnung und seines Vertrauens zu Aratos hofften, daß er sich in allem entgegenkommend und gutwillig gegen sie zeigen werde. 48. Jetzt zuerst aber suchten Apelles, Megaleas und einige andere Leute des Hofes den König gegen Aratos einzunehmen und bewogen ihn, der Gegenpartei Wahlhilfe zu leisten und zu erwirken, daß die Achaier Eperatos zum Strategen wählten 1 . Da dieser aber bei den Achaiern keinerlei Achtung genoß, Aratos sich um nichts kümmerte und daher nichts von dem Notwendigen geschah, erkannte Philipp, daß er einen schweren Fehler begangen hatte, schwenkte wieder zu Aratos zurück und überließ sich ihm ganz, und da nun der Verlauf der Dinge seine Macht und seinen Ruhm mehrte, so schloß er sich fest an ihn in dem Glauben, durch ihn ruhmvoll und groß zu werden. So erschien Aratos allen als ein Mann, der nicht nur eine demokratische, sondern auch eine monarchische Regierung zu leiten verstand. Denn seine Geistesrichtung, sein Charakter gab allen Handlungen des Königs gleichsam die Tönung. Die Mäßigung des jungen Mannes gegen die Lakedaimonier, die sich vergangen hatten, die Verhandlung mit den Kretern, durch die er die Insel binnen weniger T a g e auf seine Seite brachte, und der mit größter Tatkraft geführte Feldzug gegen die Aitoler brachten Philipp den Ruhm kluger Fügsamkeit, Aratos den des klugen Rates ein. Das hatte zur Folge, daß der Neid der königlichen Räte gegen ihn noch wuchs, und da sie mit heimlichen Verleumdungen nichts erreichten, so verlästerten sie ihn ganz offen und suchten bei den Trinkgelagen Streit mit ihm auf die unverschämteste, plumpste Art. Einmal verfolgten sie ihn sogar mit Steinwürfen, als er nach der Tafel zu seinem Zelt ging. Darüber wurde Philipp so zornig, daß er sie sofort mit zwanzig Talenten bestrafte, und als es sich später zeigte, daß sie seine Unternehmungen schädigten und störten, ließ er sie hinrichten.

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49. A l s er aber, durch den glücklichen F o r t g a n g der Unternehmungen übermütig geworden, viele heftige Begierden in sich aufkeimen ließ und die ihm angeborene Bosheit, die seiner N a t u r widerstrebende Verstellung abstreifend, offen zutage trat und allmählich seinen wahren Charakter enthüllte und kenntlich werden ließ, v e r g i n g er sich zunächst i m privaten Bereich an dem jüngeren Ära tos, indem er seine Frau verführte, was lange Z e i t verborgen blieb, weil er als Gastfreund in ihrem Hause w o h n t e , dann z e i g t e er zunehmende Schroffheit gegenüber den griechischen Städten und suchte offenbar schon den Aratos von sich abzuschütteln. Den ersten A n l a ß z u m Mißtrauen boten die V o r g ä n g e in Messenien*. A l s ein Bürgerzwist unter ihnen ausbrach, eilte Aratos zu Hilfe, kam aber z u spät, denn Philipp w a r einen T a g vorher in die Stadt gelangt und hatte sofort die Parteien gegeneinander aufgehetzt, indem er einerseits die leitenden Beamten der Messenier beiseite nahm und sie fragte, o b sie keine Gesetze gegen die Masse hätten, und andererseits dann die Führer der M e n g e , o b sie keine Hände gegen die T y r a n n e n hätten. Daraufhin faßten beide Teile M u t , und die leitenden Beamten wollten sich der Demagogen versichern, diese aber gingen mit der Masse gegen sie vor und töteten die Beamten und beinahe zweihundert der anderen Bürger. j o . N a c h d e m Philipp eine so schändliche T a t vollbracht hatte und die Messenier auch noch weiter gegeneinander aufzureizen suchte, kam Aratos hinzu und ließ nicht nur selbst seine Erbitterung merken, sondern hielt seinen Sohn auch nicht zurück, als er Philipp die bittersten V o r w ü r f e machte. Der j u n g e M a n n galt als ein Liebhaber Philipps, und j e t z t sagte er zu ihm, nachdem er so etwas getan habe, k o m m e er ihm gar nicht mehr schön vor, sondern als der häßlichste von allen. Philipp erwiderte ihm nichts, o b w o h l es schien, als wolle er zornig auffahren, und oft, während der andere redete, auf-

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begehrte. Vielmehr faßteer, als hätte er das Gesagte ruhig aufgenommen und sei maßvoll und milde von Charakter, den älteren Aratos bei der Hand, nötigte ihn, das Theater zu verlassen, und führte ihn auf den Ithomatas 1 , um dem Zeus zu opfern und den Platz zu besichtigen. Es ist dies eine nicht minder starke Festung als der Akrokorinth und, wenn er eine Besatzung erhält, gefährlich für die Umwohnenden und nicht leicht zu bezwingen. Er stieg hinauf, opferte, und als ihm der Wahrsager die Eingeweide des Stieres brachte, faßte er sie mit beiden Händen, zeigte sie dem Aratos und dem Demetrios von Pharos* und fragte sie, indem er sich erst dem einen, dann dem andern zuwandte, was sie in ihnen angezeigt sähen, ob er die Feste behalten oder sie den Messeniern zurückgeben werde. Da lachte Demetrios und sagte: «Wenn du die Seele eines Wahrsagers hast, wirst du den Platz aus der Hand lassen ; wenn du aber die Seele eines Königs hast, wirst du den Stier an beiden Hörnern festhalten», womit er die Peloponnes meinte, die, wenn er den Ithomatas zum Akrokorinth hinzugewönne, ihm gänzlich hörig und unterworfen sein würde. Aratos schwieg lange Zeit. Als aber Philipp ihn bat, seine Meinung zu sagen, sagte er: «Viele hohe Berge haben die Kreter, viele Gipfel ragen auf im Lande der Boioter und der Phoker, und auch im Lande der Akarnanen gibt es wohl viele Plätze, teils im Innern, teils an der Küste, von außerordentlicher Festigkeit. Keinen von ihnen hast du besetzt, und doch gehorchen sie alle aus freien Stücken deinen Befehlen. Räuber nisten auf Felsen und klammern sich an steile Höhen; für einen König gibt es nichts Sichereres und Festeres als Ergebenheit und Vertrauen zu ihm. Diese eröffnen dir das kretische Meer, diese die Peloponnes. Auf diese gestützt stehst du, so jung du bist, schon da als Führer der einen, als Herr der anderen.» Während er noch sprach, gab Philipp die Eingeweide dem Priester zurück, zog ihn bei der Hand zu sich und sagte:

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«So wollen wir hier den gleichen Weg gehen», als wäre er durch ihn völlig überzeugt und zur Hergabe des Platzes genötigt worden. 51. Aratos begann sich nunmehr von dem Hofe zu trennen und allmählich von dem näheren Verkehr mit Philipp zurückzuziehen, und als dieser nach Epeiros hinüberging und ihn aufforderte, den Feldzug mitzumachen, sagte er nein und blieb zurück in der Befürchtung, durch das, was Philipp täte, ebenfalls in üblen Ruf zu kommen. Als er aber seine Schiffe im Krieg mit den Römern schmählich verloren hatte und nach dem völligen Mißglücken des Unternehmens nach der Peloponnes zurückgekehrt war, wonach er wiederum die Messenier zu betrügen versuchte und, als das entdeckt wurde, sie offen überfiel und ihr Land verheerte, wandte sich Aratos ganz von ihm ab und begann ihn zu hassen, zumal er jetzt auch erfahren hatte, welche Kränkung er ihm in seinem Hause angetan hatte. Er litt selbst schwer darunter, verhehlte es aber seinem Sohn; denn es wäre nichts anderes dabei herausgekommen, als daß er zu wissen bekam, wie er beschimpft worden war, ohne daß er sich dafür hätte rächen können. Denn Philipp hatte anscheinend die größte und überraschendste Wandlung durchgemacht: er war aus einem milden König und vernünftigen Jüngling ein ausschweifender Mann und verruchter Tyrann geworden. Das war aber in Wahrheit keine Wandlung seiner Natur, sondern das Hervorkehren seiner Bösartigkeit, da er nichts mehr zu fürchten hatte, nachdem er sie lange Zeit aus Furcht verhehlt hatte. 52. Denn daß seine Gefühle gegenüber Aratos, zu denen er von Anfang erzogen war, aus Scham und Furcht gemischt waren, offenbarte er durch das, was er an ihm tat. Denn in dem Wunsche, den Mann zu töten, und in dem Glauben, daß er, solange er lebte, nicht frei, geschweige denn ein Tyrann oder König sein könne, unternahm er zwar nichts Gewalt-

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sames, beauftragte aber Taurion, einen seiner Generäle und Vertrauten, es auf geheime Weise, am besten durch Gift, zu besorgen. Der suchte den Verkehr mit Aratos und brachte ihm ein Gift bei, kein schnell und heftig wirkendes, sondern eines von denen, die zuerst im Körper erhöhte Temperaturen und einen dumpfen Husten erregen und dann allmählich zur Auszehrung führen. Aratos blieb das nicht verborgen, aber da es zwecklos war, der Sache nachzugehen, so ertrug er das Leiden ruhig und schweigend, als ob er von einer allgemeinen und gewöhnlichen Krankheit befallen wäre. Nur als er einmal, während einer seiner Freunde im Zimmer war, Blut spucken mußte und der sich wunderte, sagte er: «Ja, lieber Kephalon, das sind so die Zugaben der Freundschaft mit Königen.» 53. Als er so in Aigion gestorben w a r 1 , während er zum siebzehntenmal das Feldherrnamt innehatte, und die Achaier ihren Ehrgeiz darein setzten, daß er dort bestattet und ihm ein seiner Leistungen würdiges Denkmal errichtet würde, erklärten es die Sikyonier für ein schweres Unglück, wenn der Leichnam nicht bei ihnen beigesetzt würde, und erreichten, daß die Achaier das ihnen überließen. Da aber ein alter Brauch bestand, der mit größter religiöser Gewissenhaftigkeit beobachtet wurde, daß niemand innerhalb der Mauern beerdigt werden durfte, so schickten sie nach Delphoi, um die Pythia darüber zu befragen. Sie erteilte ihnen folgenden Wahrspruch 2 : «Immer denkst du, Sikyon, auf einen Lohn für Aratos, Auf eine würdige Ehrung für den hingegangenen Herrscher? Was irgend diesen Mann verdrießen könnte, Ist Frevel an Erde, Himmel und Meer.» Als dieses Orakel gebracht wurde, empfanden die Achaier insgesamt die größte Freude, und die Sikyonier verwandelten die Trauer in ein Fest, überführten sogleich den Leichnam von

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Aigion in ihre Stadt, mit Kränzen geschmückt und in weißen Gewändern unter Festgesängen und Reigentänzen, wählten einen weithin sichtbaren Platz und bestatteten ihn als Griinder, Retter und Erhalter der Stadt. Der Platz heißt bis heute Arateion, und man bringt ihm zwei Opfer dar, das eine an dem T a g e , an welchem er die Stadt von der Tyrannenherrschaft befreit hat, am fünften des Monats Daisios, den die Athener Anthesterion nennen 1 - dieses Opfer nennen sie Soteria, das Rettungsfest - , das andere in dem Monat, in dem er der Überlieferung nach geboren worden ist; das erste Opfer vollzog der Priester des Zeus Soter, das zweite der Priester des Aratos, der dabei eine nicht ganz weiße, sondern halbpurpurne Binde trug, Gesänge zur Zither wurden von den Bühnenkünstlern angestimmt, und der Vorsteher des Gymnasions ging im Festzug mit an der Spitze der Knaben und Jünglinge, dann folgte der Rat, mit Kränzen geschmückt, und die anderen Bürger, die das wollten. Einiges wenige von diesen Begehungen haben die Sikyonier an den genannten Tagen noch aus religiöser Scheu beibehalten; die meisten der Ehrungen aber sind im Laufe der Zeit und des ferneren Geschehens abgekommen. 54. So hat also nach den Berichten der ältere Aratos gelebt, und so war sein Charakter. Seinen Sohn beraubte Philipp boshaft von Natur und zu grausamen Scherzen geneigt - durch nicht tödliche, aber Wahnsinn erzeugende Gifte des Verstandes. Er bekam schlimme und unnatürliche Anwandlungen und hatte einen Hang zu unsinnigen Handlungen und zugleich verderblichen und schändlichen Leidenschaften, so daß der T o d für ihn, obschon er noch in der Blüte der Jugend stand, kein Unglück, sondern eine Rettung und Erlösung von Übeln war. Doch wurden dem Philipp für diese Ruchlosigkeit von Zeus, dem Schützer des Gastrechts und der Freundschaft, sein

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Leben lang gerechte Strafen auferlegt. Von den Römern besiegt, ergab er sich ihnen auf Gnade und Ungnade, verlor alle seine auswärtigen Besitzungen, mußte alle seine Schiffe bis auf fünf ausliefern, darüber hinaus sich zur Zahlung von tausend Talenten verpflichten, seinen Sohn als Geisel ausliefern und behielt nur aus Erbarmen Makedonien und die zugehörigen Länder'. Er tötete stets die besten und ihm nächstverwandten Männer und erfüllte das ganze Reich mit Schauder und Haß gegen sich. Das einzige Glück, das er bei all dem Unglück noch besaß, einen sehr wohlgeratenen Sohn, den tötete er aus Neid und Eifersucht auf das hohe Ansehen, das er bei den Römern genoß, und hinterließ das Reich dem andern Sohn, Perseus, der, wie man sagt, nicht sein echtbürtiger Sohn, sondern untergeschoben und von Gnathainion, einer Flickschneiderin, geboren war. Diesen führte Aemilius in seinem Triumphzug auf, und mit ihm erlosch die Dynastie der Antigoniden J . Das Geschlecht des Aratos aber blüht in Sikyon und in Pellene bis auf den heutigen Tag.

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GRACCHEN

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i. Nicht ohne guten Grund vermuten manche, daß die Sage von Ixion, der statt der Hera Nephele, die Wolke, umarmte, woraus die Kentauren entsprungen seien, auf die Ruhmsüchtigen gemünzt sei. Denn auch diese hängen, wie einem Trugbild der wahren Tugend, dem Ruhm nach und bringen nichts Echtes von anerkanntem Wert, sondern nur viel Unechtes, aus Gut und Böse Gemischtes zustande, wenn sie, bald hierhin, bald dorthin gerissen, vom Neid und anderen Leidenschaften sich leiten lassen. Was nun die Hirten des Sophokles von ihren Herden sagen 1 : « Die Herren heißen wir, und sind doch ihre Diener, Und hören müssen wir auf sie, auch wenn sie schweigen », das erfahren in Wahrheit diejenigen, welche nach den Begierden und Neigungen der Massen Politik treiben; sie dienen und folgen, um Volksführer und Regenten genannt zu werden. Denn wie die Vorschiffmatrosen, die, was vor ihnen ist, früher sehen als der Steuermann, doch auf ihn blicken und tun, was er befiehlt, so sind diejenigen, die nur mit dem Blick auf den Ruhm Politik treiben, Diener der vielen und haben nur den Namen eines Führers. 2. Der im strengen Sinne und vollkommen rechtschaffene Mann bedarf wohl überhaupt nicht des Ruhmes, außer insoweit er ihm dank erworbenem Vertrauen den Weg zu Taten eröffnet. Einem noch jungen und ehrgeizigen Mann aber muß man es zugestehen, nach tüchtigen Leistungen auch ein wenig den Ruhm zu suchen und sich seiner zu freuen. Denn die in diesem Alter entstehenden und aufkeimenden Tugenden

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werden, wie Theophrast 1 sagt, durch das Lob der guten Leistungen in sich gefestigt und wachsen weiter, wenn sie mit rechtem Maß ermutigt werden. Aber das Zuviel ist überall gefährlich, und wo es um politischen Ehrgeiz geht, verderbenbringend. Denn es reißt die zu großer Machtvollkommenheit Gelangten in Wahnsinn und offenbare Geistesverwirrung, wenn sie nicht nur wollen, daß das Gute Ruhm genieße, sondern berühmt zu sein fiir ein Gut halten. Was nun Phokion zu Antipatros sagte 1 , der etwas Ungebührliches von ihm verlangte: «Du kannst Phokion nicht zugleich zum Freunde und zum Schmeichler haben», das oder etwas Ähnliches muß man zu der Menge sagen: «Ihr könnt nicht denselben Mann zum Führer und zum Gefolgsmann haben.» Denn dann geht es auch in diesem Falle so wie mit der Schlange, deren Schwanz sich, wie es in der Fabel heißt, gegen den Kopf empörte und verlangte, wechselweise zu führen und nicht immer dem Kopf zu folgen, daraufhin die Führung übernahm und selber übel davonkam, da er sich auf schlechten Wegen bewegte, und den Kopf zerstieß, der genötigt war, wider die Natur einem blinden und tauben Teil zu folgen. Das haben, wie wir sehen, viele, die ihre ganze Politik nur auf die Volksgunst abstellten, erfahren müssen. Denn da sie sich an die Masse gehängt hatten, die sich blindlings hinreißen ließ, konnten sie später nicht mehr zurück noch der Unordnung Einhalt tun. Dies kam mir in den Sinn gegen die Sucht nach dem Ruhm bei der Menge zu sagen, da ich die Größe ihres Einflusses aus dem ersah, was den beiden Gracchen, Tiberius und Gaius, zugestoßen ist, Männern, welche bei edelster Abstammung, bester Erziehung und dem schönsten politischen Ziel, das sie sich gesteckt hatten, nicht so sehr zügellose Ruhmbegier ins Verderben gestürzt hat wie die aus nicht unedlem Grunde entsprungene Furcht vor Schande. Denn nachdem sie vorweg ein hohes Maß von Wohlwollen von Seiten der Bürger emp-

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fangen hatten, schämten sie sich, es - wie eine Schuld - nicht zurückzuzahlen. Indem sie sich beeiferten, immer wieder durch gute politische Maßnahmen die ihnen erwiesenen Ehren zu überbieten, daraufhin noch mehr geehrt wurden als Dank für ihre volksfreundliche Politik und auf diese Weise sich selbst gegen das Volk und das Volk gegen sich mit dem gleichen Ehrgeiz entflammt hatten, gerieten sie unvermerkt in Unternehmungen, bei denen es nicht mehr recht war, weiterzugehen, doch geradezu eine Schande, stehenzubleiben. Darüber wirst d u 1 dir nach der Erzählung selbst ein Urteil bilden. Zur Seite stellen wollen wir den Römern ein lakonisches Paar Volksführer, die Könige Agis und Kleomenes. Denn auch diese haben wie jene das Volk zu fordern und eine gute und gerechte Staatsverfassung, die seit langer Zeit außer Übung gekommen war, wiederzubeleben versucht und sich dadurch die Mächtigen, die ihre gewohnte Habgier nicht aufgeben wollten, in gleicher Weise zu Feinden gemacht. Brüder waren die beiden Lakonen freilich nicht, vertraten aber die gleiche, sozusagen verwandte Politik, wozu sie folgenden Anlaß fanden. 3. Sobald die Sucht nach Gold und Silber sich in Sparta eingeschlichen hatte und dem Besitz des Reichtums Habgier und Geiz, dem Gebrauch und Genuß Üppigkeit, Verweichlichung und Prachtliebe nachgefolgt war, verlor die Stadt die meisten ihrer Vorzüge und führte, entgegen der alten Würde, ein unbeachtetes Dasein bis zu der Zeit, da Agis und Leonidas regierten 2 . Agis war aus dem Hause der Eurypontiden, Sohn des Eudamidas, und stammte im sechsten Glied von dem Agesilaos, der den Zug nach Asien unternommen und die größte Macht unter allen Griechen besessen hatte. Dieses Agesilaos Sohn war nämlich Archidamos, der bei Mandurium in Italien im Kampf mit den Messapiern fiel. Der ältere Sohn des Archidamos war Agis, der jüngere Eudamidas, welcher,

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als Agis in der Schlacht bei Megalopolis gegen Antipatros kinderlos gefallen war', auf den Thron kam. Dieses Eudamidas Sohn war Archidamos, des Archidamos Sohn wieder ein Eudamidas, dessen Sohn eben der Agis ist, der in der vorliegenden Schrift behandelt ist. Leonidas, Sohn des Kleonymos, stammte aus dem andern königlichen Haus, dem der Agiaden, im achten Glied nach Pausanias, der Mardonios in der Schlacht bei Plataiai* besiegt hatte. Pausanias hatte zum Sohn Pleistonax, dieser den Pausanias. Als dieser von Lakedaimon nach Tegea geflüchtet war 5 , kam zuerst sein älterer Sohn Agesipolis und nach dessen Tod ohne Nachkommen der jüngere Sohn Kleombrotos 4 zur Regierung. Kleombrotos hatte zwei Söhne, einen zweiten Agesipolis und Kleomenes, von denen Agesipolis nur kurze Zeit regierte und keine Kinder hatte, während Kleomenes, der nach Agesipolis König war, den älteren seiner Söhne, Akrotatos, noch bei Lebzeiten verlor und einen jüngeren Sohn, Kleonymos, hinterließ. Dieser kam nicht zur Regierung, sondern Arcus, ein Enkel des Kleomenes und Sohn des Akrotatos. Als Arcus bei Korinth gefallen war, erhielt sein Sohn Akrotatos die Regierung. Auch dieser fiel in einer Schlacht bei Megalopolis, wo er von dem Tyrannen Aristodemos geschlagen wurde, und hinterließ seine Gattin schwanger. Nach der Geburt eines Knaben erhielt Leonidas, Sohn des Kleonymos, die Vormundschaft, und als der Knabe vor Erreichung der Mündigkeit starb, ging das Königtum auf ihn über, obwohl er bei den Bürgern nicht sehr beliebt war. Denn obgleich alle gleichermaßen schon in den Verfall des Staates mit hineingeglitten waren, so trat doch bei Leonidas eine offenkundige Abwendung von der Vätersitte hervor, da er sich lange Zeit an den Satrapenhöfen herumgetrieben, im Dienst des Seleukos gedient hatte und nun den dort üblichen Prunk mit greller Dissonanz auf griechische Verhältnisse und eine konstitutionelle Staatsform übertrug.

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4. Agís hingegen übertraf an Begabung und Adel der Gesinnung nicht nur den Leonidas, sondern beinahe alle, die nach dem großen Agesilaos regiert hatten, in solchem Maße, daß er, obschon er noch nicht zwanzig Jahre alt und in dem reichen und üppigen Lebenskreis zweier Frauen, die das größte Vermögen in Lakedaimon besaßen, seiner Mutter Agesistrata und seiner Großmutter Archidamia, aufgewachsen war, sich sogleich gegen die Genüsse verschanzte, den äußeren Schmuck, der die Schönheit seiner Gestalt zu heben geeignet schien, sich vom Leibe hielt, jede Üppigkeit ängstlich mied und sich mit seinem einfachen Mantel brüstete, die Mähler, die Bäder und die ganze altlakonische Lebensform anstrebte und ofFen sagte, ihm liege nichts an der Königswürde, wenn er nicht durch sie die alten Gesetze und die väterliche Lebensform wieder ins Leben rufen könne. j . Eingesetzt hatte der Verfall und die innere Erkrankung des Staates der Lakedaimonier etwa schon, seit sie die Führerstellung der Athener beseitigt und Gold und Silber in reicher Fülle in ihr Land gelassen hatten. Solange sie jedoch die Zahl der Familien, die Lykurg festgesetzt hatte, in der Erbfolge beibehielten und der Vater dem Sohn das Landlos hinterließ, hielt diese weiterbestehende Ordnung und Gleichheit den Staat trotz der sonstigen Gebrechen noch einigermaßen aufrecht. Aber ein angesehener Mann, stolz und von harter Sinnesart, Epitadeus mit Namen, brachte, als er Ephor' wurde, wegen eines Streites, den er mit seinem Sohn hatte, ein Gesetz in Vorschlag, daß es jedem gestattet sein sollte, sein Haus und sein Grundstück, wem er wolle, bei Lebzeiten zu schenken oder testamentarisch zu vermachen. Epitadeus brachte also den Antrag ein, um seinem persönlichen Groll Genüge zu tun; die anderen aber nahmen ihn aus Habsucht auf, machten ihn zum Gesetz und vernichteten so die vortrefflichste Ordnung. Denn die Mächtigen erwarben nunmehr Güter, indem

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AGIS • K L E O M E N E S U N D DIE G R A C C H E N

sie die Angehörigen schonungslos aus ihrem Erbe verdrängten. Da so der Reichtum schnell in wenige Hände zusammenfloß, verbreitete sich in der Stadt Armut, welche niedrige Gesinnung und Mangel an Interesse für höhere Dinge im Gefolge hatte, verbunden mit Neid und Feindschaft gegen die Besitzenden. Es blieben also nicht mehr als siebenhundert Spartiaten übrig, und unter diesen waren es vielleicht hundert, die Land und Erbe b e s a ß e n D a s übrige Volk saß mittellos und gering geachtet mit in der Stadt, nahm ohne rechten Mut und Eifer an den auswärtigen Kriegen teil und lauerte nur stets auf eine Gelegenheit zum Umsturz und zur Änderung des augenblicklichen Zustandes. 6. Daher betrachtete es Agis als ein verdienstliches Werk - was es auch war - , die Gleichheit in der Stadt wiederherzustellen und sie so aufzufüllen, und suchte die Gesinnung der Menschen zu erforschen. Die jungen Leute gaben ihm schnell und über Verhoffen Gehör, rüsteten sich mit ihm zum Dienst an der Tugend und wechselten ihre Lebensart wie ein Kleid um den Preis der Freiheit. Mit den Älteren aber, die schon zu weit in die Verderbtheit geraten waren, stand es so, daß die meisten - wie entlaufene Sklaven, die zu ihrem Herrn zurückgebracht werden - vor Lykurg zitterten und bebten, und sie griffen Agis an, wenn er den gegenwärtigen Stand der Dinge beklagte und die alte Würde Spartas zurückersehnte. Lysandros, der Sohn des Libys, aber und Mandrokleidas, der Sohn des Ekphanes, und auch Agesilaos billigten sein Vorhaben und spornten ihn an. Lysandros genoß das höchste Ansehen unter den Bürgern; Mandrokleidas war wie nur irgendein Grieche befähigt, ein Unternehmen in die Wege zu leiten, und mit dieser Klugkeit und Verschlagenheit verband er einen kühnen Mut; Agesilaos, ein Oheim des Königs und gewandter Redner, übrigens aber weichlich und geldgierig, wurde dem Anschein nach von seinem Sohn Hippomedon an-

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getrieben und ermuntert, einem Mann, der sich in vielen Kriegen bewährt hatte und durch die Anhänglichkeit der jungen Leute an ihn einflußreich war; der wahre Grund aber, der Agesilaos bewog, sich an dem Unternehmen zu beteiligen, war eine große Schuldenlast, die er loszuwerden hoffte, wenn es zu einem Umsturz käme. Sobald Agis diesen Mann für sich gewonnen hatte, machte er sich daran, mit seiner Hilfe auch seine Mutter zu bereden, eine Schwester des Agesilaos, die durch die Menge ihrer Klienten, Freunde und Schuldner großen Einfluß in der Stadt besaß und in den öffentlichen Angelegenheiten viel durchzusetzen wußte. 7. Als sie von der Sache hörte, erschrak sie zuerst und suchte den Jüngling davon abzubringen, weil er etwas anstrebe, das weder möglich noch von Nutzen sei. Als aber einerseits Agesilaos sie belehrte, daß die Sache gut gehen und dem Staat zum Vorteil ausschlagen werde, und andererseits der König selbst die Mutter bat, zu seinem Ruhm und seiner Ehre ihren Reichtum dranzugeben, denn mit Geld könne er sich den anderen Königen nicht gleichstellen - denn die Diener der Satrapen und die Sklaven der Verwalter des Ptolemaios und Seleukos besäßen mehr als alle Könige in Sparta zusammen wenn er aber durch Besonnenheit, Schlichtheit und Hochherzigkeit die Üppigkeit der anderen in Schatten stelle und den Bürgern zu Gleichheit und Gütergemeinschaft verhelfe, werde er den Namen eines wahrhaft großen Königs gewinnen: so änderten die Frauen ihre Meinung, von dem edlen Ehrgeiz des Jünglings angespornt, und wurden von einer solchen Begeisterung für die gute Sache erfaßt, daß sie Agis ihrerseits ermunterten und zur Eile antrieben, ihre Freunde kommen ließen und zur Mithilfe aufforderten und auch mit den anderen Frauen redeten, weil sie wohl wußten, daß die Lakedaimonier stets ihren Frauen gehorsam waren und sie mehr in die öffentlichen Angelegenheiten hineinreden ließen als jene sie selbst in die häusli-

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chcn Dinge. Der größte Teil der lakonischen Vermögen befand sich aber damals in den Händen der Frauen, und dies war es, was das Unternehmen für Agis schwierig und bedenklich machte. Denn die Frauen widersetzten sich, nicht nur, weil sie dem Luxus entsagen sollten, den sie aus Unbildung für ein Glück hielten, sondern auch, weil sie sahen, daß ihnen so die Ehre und die Macht, die sie dank dem Reichtum genossen, beschnitten würde. Sie wandten sich darum an Leonidas und forderten ihn auf, als der Ältere dem Agis in den Arm zu fallen und sein Vorhaben zu hintertreiben. Leonidas wollte nun zwar den Reichen zu Hilfe kommen, aber aus Furcht vor dem Volk, das die Veränderung wünschte, tat er offen nichts gegen ihn, sondern suchte heimlich das Unternehmen zu schädigen und zu vereiteln, indem er mit den Obrigkeiten in Verbindung trat und Agis beschuldigte, als Köder für die Tyrannis den Armen das Vermögen der Reichen anzubieten und durch Landhingabe und Schuldenerlaß viele als Leibwächter für sich, nicht als Bürger für Sparta, zu erkaufen. 8. Indes setzte es Agis durch, daß Lysandros Ephor wurde, und brachte durch ihn einen Antrag vor den Rat der Geronten, dessen Hauptpunkte waren, daß den Schuldnern ihre Schulden erlassen werden sollten; daß das Land aufgeteilt, und zwar das Gebiet von der Schlucht bei Pellene bis zum Taygetos, zu Malea und Sellasia 1 zu viertausendfünfhundert, das außerhalb dieser Grenzen gelegene Gebiet zu fünfzehntausend Landlosen gemacht werden sollte; letzteres sollte an die waffenfähigen Perioiken * verteilt werden, das innerhalb gelegene an die Spartiaten; diese sollten aufgefüllt werden aus Perioiken und Fremden, die als Freie erzogen, körperlich tüchtig wären und in den Jahren der Kraft stünden; aus ihnen sollten fünfzehn Tischgesellschaften zu je vierhundert und zweihundert Mitgliedern gebildet werden, in denen sie nach der Art der Vorfahren miteinander lebten.

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9. Als der Antrag eingebracht war und die Geronten nicht zu einer einhelligen Meinung kamen, berief Lysandros eine Versammlung, in der er selbst zu den Bürgern sprach und Mandrokleidas und Agesilaos sie baten, sie sollten nicht wenigen zuliebe, die mit ihnen ihr Spiel trieben, es ruhig mitansehen, daß die Würde Spartas zunichte geworden sei, sondern sich sowohl der alten Orakel erinnern, welche sie mahnten, sich vor der Habsucht zu hüten, die Sparta verderblich sei, wie auch der neuen, die kürzlich von Pasiphaa gebracht worden seien. Ein hochangesehenes Heiligtum und Orakel der Pasiphaa befand sich in T h a l a m a i E i n i g e erzählen, sie sei eine der Atlastöchter gewesen und habe von Zeus den Ammon geboren, andere, sie sei Kassandra, die Tochter des Priamos, die dort gestorben und, weil sie allen die Orakel offenbarte, Pasiphaa zubenannt worden' sei. Phylarchos 1 hingegen sagt, des Amyklas Tochter namens D a p h n e ( = Lorbeer) sei vor Apollon geflohen, der sich mit ihr vereinen wollte, und habe sich in den Baum verwandelt, worauf sie von dem Gotte hoch geehrt worden sei und die Gabe der Weissagung empfangen habe. Sie sagten nun, auch die Orakelsprüche der Pasiphaa trügen den Spartiaten auf, alle wieder gleich zu sein nach dem Gesetz, das Lykurg im Anfang gegeben hatte. Nach allen trat der König Agis vor, hielt eine kurze Ansprache und erklärte, er liefere für den Staat, den er errichten wolle, den größten Beitrag: er stelle als erster sein Vermögen zur Verfügung, das große Flächen an Acker- und Weideland und außerdem sechshundert Talente an gemünztem Gelde enthalte, und dasselbe täten auch seine Mutter, seine Großmutter, seine Freunde und Verwandten, die die reichsten unter den Spartiaten seien. 10. Das Volk war voll Bewunderung über die Hochherzigkeit des jungen Mannes und hocherfreut, daß nach insgesamt dreihundert Jahren wieder ein Spartas würdiger König erschienen sei 5 . Leonidas aber trat ihm nunmehr mit aller Kraft ent-

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gegen. In der Überlegung nämlich, daß er gezwungen sein würde, das Gleiche zu tun, aber nicht den gleichen Dank dafür bei den Bürgern ernten würde, sondern daß, wenn alle in gleicher Weise ihr Vermögen zur Verfügung stellten, nur demjenigen, der dazu den Anfang gemacht hatte, die Ehre dafür zuteil werden würde, fragte er Agis, ob er meine, daß Lykurg ein gerechter und wackerer Mann gewesen sei, und als er es bejahte, fragte er weiter: «Wo hat also Lykurg je Aufhebung der Schulden angeordnet oder Fremde in die Bürgerschaft eingereiht, er, der vielmehr meinte, daß der Staat nicht gesund sei, wenn er nicht Fremdenausweisungen vornehme?» Darauf antwortete Agis, er sei nicht verwundert, daß Leonidas, der ja in der Fremde aufgewachsen sei und Kinder aus Ehen mit Satrapentöchtern habe, nicht wisse, daß Lykurg das Leihen und Verleihen zugleich mit dem gemünzten Gelde aus der Stadt verbannt habe und daß er mehr als gegen die Fremden in der Stadt einen Abscheu gegen diejenigen hegte, welche in ihrer Tätigkeit und Lebensart sich nicht in die Sitten des Landes fügten; diese habe er ausgewiesen, nicht aus Abneigung gegen ihre Personen, sondern in der Besorgnis, daß sie mit ihrer Lebensführung und Sinnesart die Bürger anstecken und den Hang nach Üppigkeit, Weichlichkeit und Habgier in ihnen erzeugen könnten; denn Terpandros, Thaies und Pherekydes' seien, obwohl Fremdlinge, weil sie in ihren Gesängen und ihrer Philosophie dieselben Gedanken wie Lykurg vertraten, in Sparta hochgeehrt worden. «Du lobst den Ekprepes», fuhr er fort, «weil er als Ephor dem Musiker Phrynis zwei der neun Saiten mit der Axt aus seiner Lyra herausgehauen hat, und ebenso diejenigen, welche bei Timotheos 1 dann wieder dasselbe getan haben, und mich tadelst du, wenn ich Üppigkeit, Schwelgerei und Prahlsucht aus Sparta verbannen will, als ob nicht auch jene Männer darauf bedacht gewesen wären, daß nicht Üppigkeit und Maßlosigkeit in der Musik bis zu dem

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Punkt fortschreite, auf dem Maßlosigkeit und Entartung der Lebensführung und der Sitten die Stadt in Mißklang und Disharmonie in sich gebracht hat.» 11. Hierauf entschied sich die Menge fiir Agis, die Reichen aber riefen Leonidas an, sie nicht im Stich zu lassen, und bei den Geronten, die in der Vorberatung die Entscheidung hatten, brachten sie es durch Bitten und Überredungskünste dahin, daß sie den Antrag mit einer Stimme Mehrheit verwarfen. Hierauf unternahm es Lysandros, der noch das Ephorenamt innehatte, den Leonidas zu verklagen auf Grund eines alten Gesetzes, das es einem Herakliden nicht gestattete, mit einer Frau fremden Stammes Kinder zu zeugen, und denjenigen, der Sparta verließe, um sich an einem andern Orte niederzulassen, mit dem T o d e bedrohte. Diese Anklage gegen Leonidas vorzubringen, stiftete Lysandros andere an, während er selbst mit seinen Amtsgenossen das «Zeichen» beobachtete.

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steht es folgendermaßen. Alle neun Jahre nehmen die Ephoren eine klare, mondlose Nacht wahr, sitzen schweigend beieinander und blicken zum Himmel. Wenn nun von einer Seite des Himmels zur andern ein Stern schießt, ziehen sie die Könige vor Gericht, weil sie sich eines Frevels gegen die Gottheit schuldig gemacht hätten, und entheben sie des Herrscheramtes, bis ein Orakelspruch aus Delphoi oder Olympia kommt, der die verurteilten Könige in Schutz nimmt. Dieses Zeichen, sagte Lysandros, sei ihm erschienen, und eröffnete eine Untersuchung gegen Leonidas, wofür er Zeugen stellte, daß er mit einer asiatischen Frau, die ihm einer der Seleukos' unterstehenden Kommandanten in die Ehe gegeben hatte, zwei Kinder gezeugt habe, dann aber, von der Frau gehaßt und verabscheut, wider Willen nach Hause zurückgekehrt sei und die inzwischen freigewordene Königswürde in Anspruch genommen habe. Gleichzeitig mit dem Prozeß überredete er den Kleombrotos, der des Leonidas Schwiegersohn war und aus

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dem königlichen Geschlecht stammte, Anspruch auf die Königswürde zu erheben. Voll Furcht flüchtete nun Leonidas als Schutzflehender in den T e m p e l der C h a l k i o i k o s 1 , und seine T o c h t e r verließ den Kleombrotos und begab sich mit ihrem Vater in den T e m p e l s c h u t z . Als er jetzt vor Gericht gefordert w u r d e und nicht erschien, erkannten sie ihm die K ö n i g s w ü r d e ab und übertrugen sie dem Kleombrotos. 12. Inzwischen trat Lysandros v o m A m t zurück, da seine Z e i t abgelaufen war. Die neu ernannten Ephoren veranlaßten Leonidas, das Asyl zu verlassen, und erhoben A n k l a g e gegen Lysandros und Mandrokleidas, daß sie gegen das G e s e t z Aufh e b u n g der Schulden und Landaufteilung beantragt hätten. In der Gefahr, in der sie sich so befanden, überredeten sie die K ö n i g e , sich zusammenzuschließen und die Beschlüsse der Ephoren unbeachtet zu lassen. Denn die M a c h t dieser Behörde beruhe nur auf einer Uneinigkeit der Könige, indem sie demjenigen, der die richtigere Meinung vertrete, beistimme, wenn der andere gegen das Nützliche ankämpfe. W e n n aber beide Könige sich für dasselbe entschieden, sei ihre M a c h t b e f u g n i s unantastbar, und wider das Gesetz würden dann die Ephoren gegen die Könige ankämpfen, deren Streit sie nur zu schlichten und beizulegen befugt seien, nicht sich einzumischen, w e n n sie einhellig seien. Hierdurch ließen beide sich überzeugen, gingen mit ihren Freunden z u m M a r k t , nötigten die Ephoren, ihre Amtssessel zu verlassen,und setzten andere an ihre Stelle, unter denen sich auch Agesilaos befand. Sie bewaffneten dann viele der jungen Leute, befreiten die Gefangenen und erregten so die F u r c h t bei ihren Gegnern, daß sie viele töten würden. Es kam aber niemand durch sie zu T o d e , vielmehrentsandte sogar A g i s , als er erfuhr, daß Agesilaos den nach T e g e a J entweichenden Leonidas unterwegs umbringen lassen wollte und dazu Leute ausgeschickt hatte, seinerseits zuverlässige Männer, die den Leonidas in die M i t t e nahmen und sicher nach T e g e a brachten.

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13. Da das Unternehmen so auf gutem Wege war und niemand mehr sich ihm hindernd in den Weg stellte, verdarb ein Mann, Agesilaos, alles und machte es zunichte, indem er den schönsten, echt lakonischen Entwurf durch das häßlichste Laster, die Gier nach Reichtum, zum Scheitern brachte. Da er nämlich großen und wertvollen Grundbesitz, aber auch große Schulden hatte und die Schulden weder bezahlen konnte noch das Land hergeben wollte, so wußte er Agis zu überzeugen, daß, wenn man beides zugleich durchfuhren wollte, die Umgestaltung im Staat zu groß sein würde; wenn aber durch die Aufhebung der Schulden den Grundbesitzern zuerst ein Gefallen erwiesen würde, so würden sie später die Landaufteilung gutwillig und in Ruhe über sich ergehen lassen. Das leuchtete auch Lysandros ein, der so von Agesilaos mitbetrogen wurde, und so trug man alle Schuldbriefe - die sie Klaria nennen - auf dem Markt zusammen, legte sie auf einen Haufen und zündete sie an. Als die Flamme aufloderte, gingen die Reichen und Geldverleiher tiefbetrübt davon, Agesilaos aber sagte, wie um sie noch zu verhöhnen, er habe noch niemals ein helleres Licht und ein reineres Feuer gesehen als dieses. Als jetzt das Volk auch die sofortige Landverteilung forderte und die Könige die Ausführung befahlen, wußte Agesilaos, indem er gewisse Hindernisse schuf und stets neue Einwände machte, die Zeit hinzuziehen, bis Agis einen Feldzug antreten mußte, da die verbündeten Achaier die Entsendung eines Hilfskorps aus Lakedaimon forderten. Denn man gewärtigte, daß die Aitoler durch das Gebiet von Megara in die Peloponnes einfallen würden, und um dies zu verhindern, zog Aratos, der Feldherr der Achaier, ein Heer zusammen und schrieb darum den Ephoren. 14. Diese entsandten sofort Agis, der durch den Ehrgeiz und Eifer der Feldzugteilnehmer beflügelt wurde. Denn sie waren größtenteils jung und arm, waren von der Sorge um die Schul-

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den schon befreit und hofften, daß nach der Rückkehr von dem Feldzug auch das Land verteilt werden würde. Sie betrugen sich daher untadelig gegen Agis und boten den Städten ein Schauspiel, wenn sie, ohne Schaden anzurichten, ruhig und, fast könnte man sagen, geräuschlos durch die Peloponnes marschierten, so daß die Griechen staunten und die Betrachtung anstellten, wie wohl die Disziplin eines lakonischen Heeres gewesen sein möchte, das jenen Agesilaos oder Lysandros oder den alten Leonidas zum Führer hatte, wenn jetzt gegen einen Führer, der fast der jüngste von allen war, die Soldaten soviel Furcht und Achtung bewiesen. Doch schien auch der Jüngling selbst, der seine Ehre daran setzte, einfach zu sein, Strapazen nicht zu scheuen und nicht glänzender gekleidet und bewaffnet zu sein als der gemeine Mann, der Menge anschauens- und bewundernswert, während freilich den Reichen seine Neuerung nicht gefiel, weil sie fürchteten, sie könnte allerorten dem Volk als Anreiz und Beispiel dienen. , 15. Nachdem Agis sich bei Korinth mit Aratos vereinigt hatte, der noch mit sich zu Rate ging, ob er einen Waffengang und eine offene Feldschlacht mit den Feinden wagen sollte, zeigte er Eifer und Wagemut, doch ohne Hitze und Unbesonnenheit. Er sagte nämlich, er sei der Meinung, man solle kämpfen und den Krieg nicht ins Land lassen, indem man das Tor der Peloponnes preisgebe; er werde aber tun, was Aratos beschließe, denn er sei der Ältere und der Feldherr der Achaier, zu denen er nicht, um zu befehlen und zu führen, sondern um mitzukämpfen und zu helfen gekommen sei. Baton 1 von Sinope sagt allerdings, Agis habe nicht kämpfen wollen, während Aratos dafür war. Da hat er nicht gelesen, was Aratos darüber geschrieben hat, wo er in seiner Rechtfertigung sagt, er habe es für richtiger gehalten, da die Bauern schon fast die ganze Ernte eingebracht hatten, die Feinde durchmarschieren zu lassen, als eine Entscheidungsschlacht zu wagen. Da also Aratos

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sich entschloß, nicht zu kämpfen, und die Bundesgenossen mit Dank entließ, brach Agis, allgemein bewundert, wieder auf, während daheim in Sparta schon alles in hellem Aufruhr und Umbruch begriffen war. 16. Denn Agesilaos, der Ephor und von allem befreit war, was ihn bisher unten gehalten hatte, scheute vor keinem Unrecht mehr zurück, das ihm Geld brachte, sondern schaltete obwohl die Periode es nicht erforderte, und entgegen der bestehenden Ordnung - einen dreizehnten Monat für die Steuererhebung ein und trieb sie e i n A u s Furcht vor den Geschädigten und von allen gehaßt, hielt er sich eine Leibwache und ging nur unter deren Bedeckung in sein Amtshaus. Was die Könige anging, so wollte er den Eindruck erwecken, daß er den einen ganz und gar verachtete und Agis mehr wegen der Verwandtschaft als wegen der Königswürde ein wenig in Ehren hielte. Er gab auch zu verstehen, daß er wieder das Ephorenamt führen werde. Daher machten sich seine Feinde um so schneller ans Werk, taten sich zusammen und holten von Tegea ganz offen den Leonidas ins Königsamt zurück, was auch die Menge freudig begrüßte. Denn die Leute waren erzürnt und fühlten sich betrogen, weil das Land nicht aufgeteilt worden war. Den Agesilaos brachte sein Sohn Hippomedon mit vielen Bitten an die Bürger und weil er wegen seiner Mannhaftigkeit allgemein beliebt war, heimlich fort und in Sicherheit. Von den Königen floh Agis zur Chalkioikos, und Kleombrotos suchte Zuflucht im Tempel des P o s e i d o n D e n n Leonidas schien gegen diesen noch mehr erbittert zu sein. Er machte sich, den Agis zunächst beiseite lassend, von Soldaten begleitet gegen diesen auf den Weg und erhob voll Zorn schwere Vorwürfe gegen ihn, daß er, obwohl sein Schwiegersohn, den Anschlag gegen ihn unternommen, ihn der Königswürde beraubt und aus dem Vaterlandc vertrieben habe.

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17. Kleombrotos hatte nichts darauf zu e r w i d e r n , sondern saß ratlos und schweigend da. A b e r Chilonis, die T o c h t e r des Leonidas, die vorher, als ihrem Vater Unrecht geschah, sein Los z u dem ihren gemacht, dann, als Kleombrotos die Regierung übernahm, ihn verlassen und ihren Vater in seinem Unglück gepflegt und, solange er da war, mit ihm als Schutzflehende im T e m p e l gesessen, als er geflohen war, weiter getrauert und dem Kleombrotos gezürnt hatte, sie änderte jetzt wieder mit dem Umschlag des Schicksals ihr Verhalten, und man sah sie als Schutzflehende neben ihrem M a n n e sitzen, die A r m e um ihn geschlungen und ihre beiden kleinen Kinder rechts und links neben sich. Da alle staunten und über die G ü t e und T r e u e der Frau Tränen vergossen, faßte sie an ihr Trauerkleid und ihre ungepflegten Haare und sagte: «Diesen A u f z u g , dieses Aussehen, mein Vater, hat mir nicht erst der Jammer um Kleombrotos gegeben, sondern von deinem U n g l ü c k , von deiner Verbannung her ist die T r a u e r meine Genossin und meine Begleiterin geblieben. Soll ich nun, da du K ö n i g in Sparta und Sieger bist, weiter in diesem Jammer leben, oder soll ich ein prächtiges königliches Kleid anlegen und zusehen, wie der M a n n , dem ich alsjungfrau vermählt wurde, von dir getötet wird? Wenn er dich nicht erweicht, nicht Verzeihung erlangt durch die Tränen seiner Kinder und seiner Frau, so wird er eine schwerere Strafe als du vorhast für seine üble Beratenheit erleiden: er wird zusehen müssen, wie ich, die ihm das Liebste ist, vor ihm sterbe. M i t welchem Recht sollte ich v o r den A u g e n der anderen Frauen noch leben dürfen, da mir weder von meinem Mann noch von meinem Vater auf mein Bitten Erbarmen zuteil wird und ich dazu geboren bin, als Krau und als T o c h t e r U n g l ü c k und M i ß a c h t u n g mit den Meinigen zu teilen? W e n n dieser Mann noch einen leidlichen Grund für sein Vorgehen gehabt hätte, so habe ich ihm den genommen, indem ich mich damals auf deine Seite stellte und Zeugnis ab-

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legte gegen das, was er getan hatte. Du aber machst seineVerfehlung wohl entschuldbar, indem du das Königsein als etwas so Großes, des Kampfes Wertes hinstellst, daß es um dessentwillen gerecht sein soll, Schwiegersöhne zu töten und sich um Kinder nicht zu scheren.» 18. Solche Klagen stieß Chilonis aus, lehnte ihr Gesicht an den Kopf des Kleombrotos und richtete ihren verstörten, vor Leid erloschenen Blick rings auf die Anwesenden. Leonidas sprach erst mit seinen Freunden, hieß dann Kleombrotos aufstehen und in die Verbannung gehen. Die Tochter bat er, zu bleiben und ihn nicht zu verlassen, der sie so liebte und ihr zu Gefallen dem Manne das Leben geschenkt habe. A b e r er konnte sie nicht dazu bewegen, sondern als der Mann aufstand, gab sie ihm das eine Kind auf den Arm, das andere nahm sie, küßte den Altar des Gottes und ging mit dem Mann hinaus. Wäre also Kleombrotos nicht ganz von eitler Ruhmsucht verblendet gewesen, so hätte er um einer solchen Frau willen die Verbannung für ein größeres Glück halten müssen als die Königswürde. Nachdem Leonidas den Kleombrotos fortbesorgt, die vorigen Ephoren ihres Amtes entsetzt und andere ernannt hatte, ging er sofort gegen Agis vor. Zuerst suchte er ihn zu überreden, aufzustehen und mit ihm die Regierung zu führen, mit der Behauptung, die Bürger hätten ihm verziehen; er sei ja auch nur als ein junger, ehrgeiziger Mann von Agesilaos betrogen worden .DaAgisihmaber nich t trau te und am Orte blieb, versuchte er selbst nicht weiter, ihn zu betrügen und zu beschwatzen. Doch Amphares, Damochares und Arkesilaos pflegten zu ihm hinaufzugehen und mit ihm zu reden, und einmal nahmen sie ihn auch mit, führten ihn aus dem Heiligtum in ein Bad und brachten ihn nach dem Bade wieder in das Heiligtum zurück. Sie waren alle mit ihm vertraut; Amphares aber hatte vor kurzem kostbare Decken und Trinkgefäße von Agesistrata

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entliehen und trachtete deshalb dem König und den Frauen nach dem Leben, um sich so in den Besitz der Sachen zu bringen ; auch soll er am meisten auf Leonidas gehört und die Ephoren - deren einer er war - aufgehetzt haben. 19. Da nun Agis sich für gewöhnlich im Tempel aufhielt, gelegentlich aber zum Bade zu gehen pflegte, so beschlossen sie, ihn festzunehmen, wenn er sich außerhalb des Heiligtums befände. Sie paßten also die Zeit ab, da er aus dem Bade kam, traten ihm entgegen, begrüßten und begleiteten ihn als einen befreundeten jungen Mann unter allerlei Gesprächen und Scherzen. Als sie aber auf ihrem Wege an die Stelle kamen, wo eine Seitengasse zum Gefängnis führte, legte Amphares, kraft seines Amtes, Hand an Agis und sagte: «Ich führe dich vor die Ephoren, Agis, damit du für die Politik, die du gefiihrt hast, Rechenschaft ablegst», und Damochares, ein großer, starker Mann, legte ihm den Mantel um den Hals und schleppte ihn fort. Während nun andere, wie abgemacht, von hinten stießen, und da niemand zu Hilfe kam, sondern kein Mensch in der Nähe war, brachten sie ihn ins Gefängnis. Sogleich war auch Leonidas mit vielen Söldnern zur Stelle und hielt das Haus rings umschlossen. Die Ephoren gingen zu Agis hinein, bestellten die gleichgesinnten Mitglieder des Rates in das Haus, weil Gericht über ihn gehalten werden solle, und befahlen ihm, sich wegen seiner Taten zu rechtfertigen. Da der Jüngling über ihre Heuchelei nur lachte, rief Amphares, er werde seine Frechheit noch bereuen und dafür büßen. Ein anderer von den Ephoren, scheinbar um Agis entgegenzukommen und ihm einen Weg zu zeigen, der Anklage zu entgehen, fragte ihn, ob er von Lysandros und Agesilaos gezwungen das getan habe. Als Agis antwortete, von niemand gezwungen, sondern in Nachahmung und nach dem Beispiel des Lykurg habe er dieselbe Politik wie dieser befolgen wollen, fragte derselbe Mann ihn weiter, ob er das Getane bereue; und als der Jüngling erwiderte, er be-

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reue das in edelster Absicht Unternommene nicht, wenn er auch sehe, daß er das Äußerste dafür erleiden müsse, verurteilten sie ihn zum T o d e und befahlen den Dienern, ihn in die sogenannte Dechas zu führen. Das ist ein Raum im Gefängnis, in welchem sie die Verurteilten durch Erdrosseln zum T o d e befördern. Als jetzt Damochares sah, daß die Diener Agis nicht anzurühren wagten und daß gleichermaßen auch die dabeistehenden Söldner sich wegdrehten und sich scheuten, die T a t zu vollziehen, weil es nicht gestattet noch dem Brauch gemäß ist, Hand an die Person des Königs zu legen, stieß er Drohungen und Beschimpfungen gegen sie aus und zerrte selber Agis in den Raum. Denn schon hatten viele von der Festnahme erfahren, man hörte Lärm vor den Türen, viele Fackeln flammten, und es erschienen die Mutter des Agis und seine Großmutter, und sie schrien und forderten, daß dem König der Spartiaten Verhör und Gericht vor den Bürgern zuteil werde. Daher beschleunigten sie die Hinrichtung um so mehr, weil sie fürchteten, daß er nachts herausgeholt werden würde, wenn noch mehr hinzukämen. 20. Als Agis zum Strange schritt und sah, daß einer der Diener weinte und ganz verzweifelt war, sagte er: « H ö r auf zu weinen, Mensch! Denn da ich so gegen Gesetz und Recht umgebracht werde, bin ich besser als die, die mich töten.» Mit diesen Worten reichte er seinen Hals freiwillig der Schlinge. Amphares ging hinaus zur T ü r , hob Agesistrata, die ihm um ihrer alten Bekanntschaft und Freundschaft willen zu Füßen fiel, auf und sagte, dem Agis werde nichts Gewaltsames und Unheilbares widerfahren; er hieß sie, selbst, wenn sie wollte, zu dem Sohn hereinzukommen, und als sie bat, auch ihre Mutter hereinzulassen, sagte Amphares, dem stehe nichts entgegen. Dann nahm er beide in Empfang, ließ die Türen des Gefängnisses wieder schließen und übergab zuerst Archidamia dem Henker, eine hochbetagte Greisin, die im

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höchsten Ansehen unter ihren Mitbürgerinnen alt geworden war. Als sie tot war, hieß er Agesistrata hereinkommen. Als sie, eingetreten, ihren Sohn am Boden liegen und ihre Mutter tot in der Schlinge hängen sah, nahm sie seihst diese mit Hilfe der Diener herunter, streckte sie neben Agis aus und bestellte und verhüllte ihren Leichnam. Dann warf sie sich über ihren Sohn, küßte sein Gesicht und sagte: «Deine große Behutsamkeit, mein Sohn, deine Sanftmut und Menschenliebe hat dich mit uns in den Tod getrieben.» Amphares, der von der Tür her beobachtete, was geschah, und ihre Worte hörte, trat herzu und sagte zornig zu Agesistrata: «Wenn du also dasselbe für richtig hieltest wie dein Sohn, sollst du auch dieselbe Strafe erleiden.» Und Agesistrata sagte, als sie aufstand, um die Schlinge um den Hals zu bekommen: «Möge dies nur Sparta zum Heile sein!» 21. Als die Schandtat in der Stadt bekannt geworden war und die drei Leichname herausgeschafft wurden, war die Furcht der Bürger nicht so groß, daß sie nicht offen gezeigt hätten, wie sie über das Geschehene trauerten, Leonidas und Amphares haßten und überzeugt waren, daß nichts Schlimmeres und Ruchloseres, seit Dorier die Peloponnes bewohnten, in Sparta vollbracht worden sei. Denn an einen König der Lakedaimonier legten - so scheint es - selbst die Feinde, wenn sie ihm in der Schlacht begegneten, nicht so leicht die Hand, sondern sie wandten sich ab aus Scheu und Achtung vor seiner Würde. Daher ist in den vielen Kämpfen, die von den Lakedaimoniern gegen andere Griechen geführt worden sind, bis zur Zeit Philipps nur ein einziger König durch einen Speerstoß gefallen: Kleombrotos bei Leuktra. Die Messenier sagen, auch Theopompos sei von der Hand des Aristomenes gefallen, aber die Lakedaimonier leugnen das: er sei nur verwundet worden; das ist also strittig'. In Lakedaimon ist Agis der erste, der als König von den Ephoren hingerichtet worden ist,

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ein Mann, der sich ein edles und Spartas würdiges Ziel gesetzt hatte, in einem Alter stand, in welchem Menschen, auch wenn sie Fehler begehen, Verzeihung zu finden pflegen, und mit größerem Recht von seinen Freunden getadelt worden ist als von seinen Feinden, weil er, allzu sanft und mild geartet, Leonidas am Leben gelassen und den anderen zuviel vertraut hat.

KLEOMENES 22 ( i ) . Als Agis tot war, gelang es Leonidas nicht, seinen Bruder Archidamos zu ergreifen, weil er sofort geflohen war; doch seine Frau, die kurz vorher ein Kind geboren hatte, holte er aus dem Hause und vermählte sie gegen ihren Willen mit seinem Sohne Kleomenes, obwohl dieser eigentlich noch nicht im heiratsfähigen Alter war. Aber er wollte nicht, daß sie einem andern zur Frau gegeben würde, denn Agiatis war die Erbin des großen Vermögens ihres Vaters Gylippos, dazu durch Jugend und Schönheit unter den griechischen Frauen ausgezeichnet und sanft von Charakter. Daher tat sie - so wird berichtet - , was sie konnte, mit Bitten, man solle sie nicht zwingen; nachdem sie aber doch mit Kleomenes verbunden worden war, haßte sie zwar den Leonidas weiter, war aber eine gute und liebevolle Frau gegen den jungen Mann, der gleich nach geschlossener Ehe von großer Liebe zu ihr erfüllt war und an der liebevollen Erinnerung, die die Frau dem Agis widmete, in der Weise Anteil nahm, daß er sich oft nach dem Geschehenen erkundigte und eifrig zuhörte, wenn sie erzählte, was für Anschauungen und Pläne Agis gehabt habe. Kleomenes war ehrbegierig, hochgesinnt und zur Selbstbeherrschung und Schlichtheit nicht weniger geschaffen als Agis; aber er besaß nicht seine allzu große Behutsamkeit und Weichheit, sondern in seinem Temperament lag ein Stachel des Mutes und ein heftiger T r i e b zu vollbringen, was ihm jeweils als das Rechte erschien. Als das Beste erschien es ihm, über Menschen zu herrschen, die sich freiwillig fügten, gut aber auch, über sie Herr zu sein, wenn sie sich nicht fügen wollten, und sie zum Besseren zu zwingen.

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23 (2). Keinen Gefallen fand er daher an den Zuständen in der Stadt, wo die Bürger durch Untätigkeit und Genußsucht eingeschläfert waren und der König alles laufen ließ, wenn nur niemand ihn störte in seinem Verlangen, im Überfluß müßig zu gehen und zu schwelgen, wo man sich um das öffentliche Wohl nicht kümmerte, da jeder nur auf seinen privaten Vorteil bedacht war; und von Übung der Jugend, Besonnenheit, Ausdauer und Gleichheit der Bürger auch nur zu reden war gefährlich, nachdem Agis darum zu Tode gekommen war. Es heißt, daß Kleomenes schon als ganz junger Mann auch mit der Philosophie in Berührung gekommen sei, als Sphairos von Borysthenes nach Lakedaimon kam und sich um die Bildung der jungen Leute und der Epheben eifrig bemühte. Sphairos hatte zu den ersten Schülern des Zenon von Kition 1 gehört, und er scheint das Männliche im Charakter des Kleomenes hochgeschätzt und seinen Ehrgeiz angefeuert zu haben. Soll doch der alte Leonidas 2 auf die Frage, was für ein Dichter ihm Tyrtaios gewesen zu sein scheine, die Antwort gegeben haben: «Tüchtig, die Seelen der Jünglinge zu entflammen.» Denn von Begeisterung erfüllt durch seine Gedichte, schonten sie sich nicht in den Schlachten. Und die stoische Lehre hat zwar für große und leidenschaftliche Naturen etwas Bedenkliches und zur Waghalsigkeit Verführendes; wirkt sie aber auf einen ruhigen und gesetzten Charakter, so führt sie am ehesten zur Erreichung des ihm wesenseigenen Zieles. 24 (3). Als er nach dem Tode des Leonidas die Regierung übernahm 5 und erkannte, daß die Bürger nunmehr ganz erschlafft waren, daß die Reichen aus persönlicher Genußsucht und Habgier sich gar nicht um das Gemeinwohl kümmerten, die Masse wegen ihrer schlechten häuslichen Lage keine Lust zum Kriegsdienst und keinen Ehrgeiz für die Aufrechterhaltung der altspartanischen Erziehung hatte und ihm selbst nur

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der Name eines Königs geblieben war, während die Regierung ganz in den Händen der Ephoren ruhte, so nahm e r sich sogleich vor, den gegenwärtigen Stand der Dinge einem gründlichen Wandel zu unterziehen, und da er einen Freund namens Xenares hatte, der sein Liebhaber gewesen war - das nennen die Lakedaimonier «Inspiriertwerden»' so suchte er diesen auszuforschen, indem er ihn fragte, was für ein König Agis gewesen sei und auf welche Weise und mit wessen Hilfe er seinen Weg beschritten habe. Xenares erinnerte sich zuerst nicht ungern jener Ereignisse und erzählte ausführlich, wie sich alles im einzelnen begeben hatte. Als sich aber deutlich zeigte, daß Kleomenes mit leidenschaftlicher Teilnahme zuhörte und der Reformversuch des Agis einen außerordentlichen Eindruck auf ihn machte, so daß er dasselbe immer wieder zu hören begehrte, machte Xenares ihm im Zorn heftige Vorwürfe, daß er nicht recht gescheit sei, und mied schließlich die Unterhaltung und die Zusammenkünfte mit ihm, nannte jedoch niemandem den Grund der Entzweiung, sondern sagte nur, der König selbst wisse ihn. Da Xenares ihm solchen Widerstand entgegensetzte, so meinte Kleomenes, daß die anderen wohl ebenso dächten, und entwarf seinen Plan ganz für sich. In der Uberzeugung, im Kriege leichter als im Frieden den Umsturz des Bestehenden herbeiführen zu können, brachte er die Stadt in einen Streit mit den Achaiern, die ihrerseits Grund zu Beschwerden geliefert hatten. Denn Aratos, der bei den Achaiern das größte Ansehen genoß, wollte von jeher die Peloponnesier in einem Bund zusammenfassen, und dies war das Ziel, das er mit seiner Amtsführung in den vielen Jahren, in denen er Stratege war, und mit seiner ganzen Politik stets verfolgte, weil er glaubte, daß nur auf diese Weise die Peloponnesier für die äußeren Feinde unangreifbar sein würden. Da nun fast alle anderen sich ihm schon angeschlossen hatten und nur die

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Lakcdaimonier, die Elccr und die z u den Lakedaimoniern haltenden A r k a d e r noch draußen standen, fing er gleichzeitig mit dem T o d e des Leonidas Händel mit den Arkadern an und belästigte besonders diejenigen von ihnen, die den Achaiern benachbart waren, w o m i t er die Lakedaimonier auf die Probe stellen und seine V e r a c h t u n g für Kleomenes als einen jungen, unerfahrenen M a n n bezeigen wollte. 25 (4). Hierauf entsandten die Ephoren den Kleomenes zunächst, um das Athenaheiligtum bei Belbina 1 zu besetzen. Der Platz ist ein Einfallstor in das lakonische Gebiet und war damals zwischen Sparta und Megalopolis strittig. Nachdem Kleomenes den Platz besetzt und befestigt hatte, z o g Aratos, ohne erst Protest erhoben zu haben, nachts aus, um T e g e a und O r c h o m e n o s 1 zu überfallen. Da aber die Verräter aus A n g s t versagten, zog Aratos sich zurück in dem Glauben, sein A u s z u g sei nicht bemerkt worden. A b e r

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schrieb in ironischem T o n an ihn, wie wenn er sich bei einem guten Freunde erkundigte, wohin er denn des N a c h t s gezogen sei, und als Aratos antwortete, er habe gehört, Kleomenes wolle Belbina befestigen, und sei ausgerückt, um das zu verhindern, schrieb Kleomenes wieder, er sei ganz überzeugt, daß das so sei. « A b e r die Fackeln und die Leitern», schrieb er weiter, «schreib mir doch, wenn es dir nichts ausmacht, woz u die mitgenommen wurden.» Als Aratos über diesen Spott lachte und fragte, was das denn für ein junger Mann sei, sagte Damokrates, ein Verbannter aus Lakedaimon: « W e n n du etwas gegen die Lakedaimonier vorhast, ist es Z e i t , daß du dich beeilst, bevor dieses Hähnchen Sporen bekommt.» Darauf erteilten dem Kleomenes, der mit einigen wenigen Reitern und dreihundert M a n n zu Fuß in Arkadien lagerte, die Ephoren den Befehl zur R ü c k k e h r , weil sie den Krieg fürchteten. Als aber nach seinem A b z u g Aratos Kaphyai einnahm, schickten sie Kleomenes wieder ins Feld, und als er M e t h y -

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d r i o n erobert hatte und Einfälle in das G e b i e t von A r g o s unternahm, rückten die Achaier mit zwanzigtausend M a n n zu F u ß und tausend R e i t e r n aus unter F ü h r u n g des Aristomachos. A b e r da ihm bei Pallantion 1 Kleomenes e n t g e g e n t r a t und kämpfen wollte, bekam Aratos A n g s t v o r seiner K ü h n heit und gestattete dem Feldherrn nicht, den K a m p f zu wagen, sondern trat den R ü c k z u g an, gescholten von den Acliaiern und verspottet und verachtet von den Lakedaimoniern, die noch nicht einmal fünftausend Mann zählten. Stolz gemacht durch solche Erfolge, rühmte sich Kleomenes laut vor seinen M i t b ü r g e r n und erinnerte sie an einen ihrer alten Könige, der gesagt hatte: « D i e Lakedaimonier fragen nicht danach, w i e viele die Feinde sind, sondern wo sie sind.» 26 ( 5 ) . Als er darauf den von den Achaiern angegriffenen Eleern zu Hilfe zog, beim L y k a i o n 3 die schon auf dem R ü c k z u g begriffenen Achaier überfiel, ihr ganzes H e e r in die Flucht schlug und in Panik versetzte, viele tötete und zu Gefangenen machte, so daß selbst über Aratos sich unter den Griechen das G e r ü c h t verbreitete, daß er gefallen sei, wußte dieser die Gelegenheit trefflich auszunützen, indem er auf dem R ü c k z ü g e sich sofort gegen Mantineia w a n d t e und, da niemand sich dessen versah, die Stadt eroberte und festhielt. Weil hierauf die S t i m m u n g bei den Lakedaimoniern gänzlich umschlug und sie sich weiteren Feldzügen, die Kleomenes unternehmen wollte, widersetzten, ging er daran, den Bruder des Agis, Archidamos, aus Messene herbeizuholen, dem als Mitglied des anderen königlichen Hauses die Regierung zukam, in der M e i n u n g , daß die Machtbefugnis der Ephoren gemindert sein w ü r d e , wenn das K ö n i g t u m voll besetzt wäre und ihr das G l e i c h g e w i c h t hielte. Als aber diejenigen, die zuvor den A g i s getötet

hatten, davon erfuhren,

fürchteten sie, nach der R ü c k k e h r des Archidamos zur Vera n t w o r t u n g gezogen zu werden, und empfingen ihn darum

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zwar, als er heimlich in die Stadt g e k o m m e n w a r , und führten ihn m i t ein, töteten ihn aber dann sogleich, sei es w i d e r Willen des Kleomenes, w i e Phylarchos glaubt, sei es, daß er von den F r e u n d e n überredet w u r d e u n d ihnen den M a n n preisgab. D e n n die Schuld fiel größtenteils auf sie, die, w i e man meinte, Kleomenes unter Druck gesetzt hatten. 27 (6). Da er indes entschlossen w a r , alsbald den U m s t u r z in der S t a d t herbeizuführen, bestach er die Ephoren mit G e l d , einen F e l d z u g f ü r ihn anzuordnen, und machte sich auch viele andere mit Hilfe seiner M u t t e r Kratesikleia g e f u g i g , die ihn, ohne zu sparen, m i t Geldmitteln unterstützte und seinen Ehrgeiz teilte; soll sie doch, obschon sie ihrerseits keinen Wert auf eine zweite E h e legte, nur dem Sohn zuliebe noch einen der vornehmsten und angesehensten B ü r g e r zum M a n n g e n o m m e n haben. - E r rückte mit dem H e e r aus und besetzte einen Platz im Gebiet von Megalopolis, L e u k t r a mit N a m e n ' , und als rasch ein Hilfskorps der Achaier unter F ü h r u n g des Aratos gegen ihn anrückte, stellte er sich unter den M a u e r n der Stadt zur Schlacht und erlitt mit einem T e i l seines Heeres eine N i e d e r l a g e . Als aber dann Aratos die Achaier eine tiefe Schlucht nicht überschreiten ließ, sondern die V e r f o l g u n g einstellte, entrüstete sich der Megalopolit Lydiadas und riß seine R e i t e r zur weiteren V e r f o l g u n g mit sich, geriet aber in ein G e l ä n d e voller R e b e n , Gräben und M a u e r n , in dem die Abteilung auseinandergerissen w u r d e und L y d i a d a s arg ins G e d r ä n g e k a m . Kleomenes bemerkte das und sandte die T a r e n t i n e r 1 u n d Kreter gegen ihn, von denen er nach tapferer G e g e n w e h r getötet wurde. H i e r a u f f a ß t e n die Lakedaimonier neuen M u t , brachen mit Geschrei gegen die Achaier los und schlugen das ganze Heer in die Flucht. Die vielen Gefallenen lieferte Kleomenes unter V e r t r a g aus, nur den Leichnam des Lydiadas ließ er zu sich bringen, schmückte ihn mit einem I'urpurmantel, setzte ihm einen Kranz auf und schickte ihn

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zu den Toren von Megalopolis. Dies war der Lydiadas, der die Alleinherrschaft niedergelegt, seinen Mitbürgern die Freiheit wiedergegeben und die Stadt den Achaiern zugeführt hatte 28 (7). Hierdurch in seinem Selbstgefühl gestärkt und überzeugt, daß, wenn er die spartanische Macht nach seinem Willen zum Krieg gegen die Achaier einsetzen könnte, er sie leicht besiegen würde, setzte er Megistonus, dem Mann seiner Mutter, auseinander, daß man die Ephoren beseitigen, den Grund und Boden den Bürgern zur Verfügung stellen und das so wieder zur Gleichheit gelangte Sparta neu erwekken und zur Herrschaft über Griechenland emporführen müsse. Nachdem Megistonus überzeugt war, zog er noch zwei oder drei der anderen Freunde hinzu. Nun begab es sich, daß in jenen Tagen einer der Ephoren im Heiligtum der Pasiphaa schlief und einen wunderbaren Traum hatte. Ihm war, an dem Ort, wo die Ephoren zu sitzen und ihre Geschäfte zu führen pflegen, stünde nur ein Amtssessel, die anderen vier seien weggeschafft, und als er darüber staunte, sei eine Stimme aus dem Heiligtum erschollen, dies sei für Sparta besser. Als der Ephor diesen Traum dem Kleomenes erzählte, war er zuerst beunruhigt und glaubte, daß man ihn infolge eines Verdachtes auf die Probe stellen wolle; als er sich aber überzeugte, daß der Erzähler nicht log, faßte er wieder Mut und führte diejenigen Bürger, die er im Verdacht hatte, daß sie den stärksten Widerstand gegen sein Unternehmen leisten würden, gegen Heraia und Alea 1 , zwei Städte, die den Achaiern unterworfen waren. Er nahm sie, brachte Lebensmittel nach Orchomenos und schlug dann sein Lager bei Mantineia auf. Überhaupt ermüdete er die Lakedaimonier durch lange Märsche auf und ab und ließ dann die meisten auf ihr eigenes Bitten in Arkadien, während er mit den Söldnern nach Sparta zog. Unterwegs weihte er diejenigen, denen er vor allem Ergebenheit gegen seine Person zutraute, in sein Vorhaben ein

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und z o g langsam weiter, um die Ephoren, während sie bei der Tafel wären, zu überfallen. 29 (8). A l s er in die N ä h e der Stadt gekommen war, schickte er Eurykleidas in den Speisesaal der Ephoren, um angeblich eine Botschaft von ihm v o m Heer zu überbringen. Ihm folgten T h e r y k i o n und Phoibis, z w e i Männer, die als Knaben mit Kleomenes aufgezogen worden waren - man nennt sie in Sparta M o t h a k e s — , begleitet von einigen wenigen Soldaten. Diese drangen, während Eurykleidas noch zu den Ephoren sprach, mit gezogenen Schwertern ein und schlugen auf die Ephoren los. Der erste, der getroffen w u r d e , A g y l a i o s , fiel nieder und galt für tot, raffte sich aber allmählich auf, schleppte sich aus dem Hause und verkroch sich unbemerkt in einem kleinen Bau, einem Heiligtum des Phobos, das sonst immer verschlossen, damals aber zufällig geöffnet war. N a c h d e m er glücklich hineingekommen war, verschloß er die T ü r . Die anderen vier Ephoren wurden getötet und von denen, die ihnen z u Hilfe eilten, nicht mehr als zehn. Denn denen, die sich ruhig verhielten, taten sie nichts zuleide und hielten auch diejenigen nicht auf, die die Stadt verließen. Ebenso verschonten sie den Agylaios, als er am nächsten T a g e aus dem Heiligtum h e r v o r k a m 1 . 30 (9). Es gibt bei den Lakedaimoniern nicht nur für Phobos, die Furcht, sondern auch für Thanatos, den T o d , und Gelos, das Lachen, und andere dergleichen Leidenschaften Heiligtümer. Den Phobos ehren sie nicht w i e die Dämonen, die sie vertreiben wollen, weil sie ihn für schädlich halten, sondern weil sie glauben, daß der Staat am meisten durch die Furcht zusammengehalten wird. Daher erließen die Ephoren, wenn sie ihr A m t antraten - wie Aristoteles berichtet

an die Bür-

ger den Befehl, «den Schnurrbart zu scheren und den Gesetzen zu gehorchen, damit sie nicht scharf gegen sie vorgehen müßten», wobei sie, glaube ich, die A n o r d n u n g w e g e n des

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Schnurrbarts als Vorwand brauchten, um die jungen Leute zu gewöhnen, auch in den kleinsten Dingen gehorsam zu sein. Auch scheint es mir, daß die Alten die Tapferkeit nicht für Furchtlosigkeit, sondern für Furcht vor Tadel und Scheu vor dem Ruf der Feigheit hielten. Denn die, die Gesetze am meisten fürchten, sind die Mutvollsten gegen die Feinde, und vor dem Leiden haben diejenigen am wenigsten Angst, die am meisten die üble Nachrede fürchten. Recht hat darum der Dichter, der sagt: «Denn wo Furcht, da ist auch Ehrgefühl», und Homer: «Ehrenwert bist du mir, mein lieber Schwäher, und furchtbar» und «Schweigend in Ehrfurcht vor dem Befehlenden»'. Denn Scham empfinden die meisten besonders vor denen, die sie auch fürchten. Daher haben die Lakedaimonier auch neben dem Speisesaal der Ephoren das Heiligtum des Phobos errichtet, als sie diese Obrigkeit so aufbauten, daß sie der Monarchie ganz nahe steht. 31 (10). Am kommenden Morgen ächtete Kleomenes achtzig Bürger, die die Stadt verlassen mußten, und ließ die Amtssessel der Ephoren beseitigen bis auf einen, auf dem er nun sitzen wollte, wenn er die Regierungsgeschäfte führte. Dann berief er eine Volksversammlung und rechtfertigte sich wegen seines Vorgehens. Von Lykurg, sagte er, seien den Königen die Geronten, die Ältesten, zur Seite gestellt worden, und lange Zeit sei der Staat so verwaltet worden, ohne eines anderen Amtes zu bedürfen. Als sich später der Messenische Krieg in die Länge zog, hätten die Könige, weil sie infolge der Feldzüge nicht Zeit hatten, selbst das Richteramt zu üben,

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einige aus der Zahl ihrer Freunde gewählt und an ihrer eigenen Statt bei den Bürgern zurückgelassen; man habe sie Ephoren, Aufseher, genannt, und anfänglich seien sie stets Diener der Könige gewesen. Dann aber hätten sie allmählich die Gewalt an sich gezogen und sich unmerklich zu einer eigenen Obrigkeit gemacht. Beweis dafür sei die Tatsache, daß noch jetzt der König, wenn die Ephoren ihn zu sich beschieden, zuerst ablehne zu kommen, und auch ein zweitesmal, und erst, wenn sie ihn ein drittesmal riefen, aufstehe und zu ihnen gehe. Auch sei derjenige, der als erster das Amt verstärkte und emporhob, Asteropos, erst viele Generationen später Ephor geworden. Solange sie nun maßhielten, fuhr er fort, war es das Richtige, sie zu ertragen; wenn sie aber mit angemaßter Gewalt die überkommene Verfassung stürzten dergestalt, daß sie die Könige teils verbannten, teils ohne Gericht und Urteil hinrichteten und diejenigen bedrohten, welche die schönste und göttlichste Verfassung in Sparta wieder aufgerichtet zu sehen wünschten, so war das nicht mehr zu ertragen. Wäre es nun möglich gewesen, ohne Blutvergießen die eingeschleppten bösen Geister Lakedaimons loszuwerden, Üppigkeit, Prachtliebe, Schulden und Wucher, und die noch tiefer liegenden Übel, Armut und Reichtum, so würde er sich für den glücklichsten aller Könige gehalten haben, wenn er wie ein Arzt ohne Schmerzen das Vaterland hätte heilen können. Nun aber habe er als Eideshelfer für die erzwungene Gewaltanwendung den Lykurg, der, ohne König oder Beamter zu sein, als Privatmann es unternahm, zu regieren, und in Waffen auf den Markt ging, so daß der König Charillos voll Furcht zum Altar flüchtete1. Aber als ein wackerer und vaterlandsliebender Mann habe er sich alsbald an dem Unternehmen des Lykurg beteiligt und die Umgestaltung der Verfassung gutgeheißen; Lykurg aber habe durch die Tat Zeugnis dafür abgelegt, daß es schwer ist, ohne Gewalt und Drohung einen

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Staat umzuformen. Diese Mittel habe er, fuhr er fort, mit höchster Mäßigung gebraucht, indem er nur diejenigen, welche sich der Rettung Lakedaimons widersetzten, aus dem Wege räumte. Allen anderen aber, erklärte er, stelle er das ganze Land zur Verfügung, befreie die Schuldner von ihren Schulden und veranstalte unter den Fremden eine Prüfung und Auswahl, damit die Tüchtigsten von ihnen Spartiaten werden und die Stadt mit den Waffen beschützen «und wir nicht länger zusehen, wie das lakonische Land aus Mangel an Verteidigern Aitolern und Illyriern zur Beute wird». 32 ( 1 1 ) . Hieraufstellte er als erster sein Vermögen zur Verfügung, Megistonus, sein Stiefvater, ebenso und jeder seiner Freunde, dann auch alle übrigen Bürger, und das Land wurde verteilt. Doch wies er auch jedem der von ihm Verbannten ein Landlos zu und versprach, sie alle zurückkehren zu lassen, sobald die Verhältnisse sich beruhigt hätten. Er füllte die Bürgerschaft mit den tüchtigsten Perioiken auf, gewann so viertausend Schwerbewaffnete und lehrte sie, statt des Speeres die Sarisse 1 mit beiden Händen zu führen und den Schild mit einer Handhabe, nicht am Riemen zu tragen. Dann wandte er sich der Erziehung der jungen Männer und der sogenannten « F ü h r u n g » zu, bei deren Einrichtung ihm der in Sparta anwesende Sphairos sehr behilflich war, so daß binnen kurzem die Leibesübungen wie die Tischgesellschaften wieder die gehörige Ordnung annahmen und einige wenige unter Z w a n g , die meisten freiwillig sich in jene schlichte und lakonische Lebensform fügten. Um jedoch den Schein der Alleinherrschaft zu meiden, ernannte er seinen Bruder Eukleidas neben sich zum König. So kam es, daß damals, und nur damals, die Spartiaten zwei Könige aus einem Hause hatten. 33 ( 1 2 ) . Da Kleomenes annahm, daß die Achaier und Aratos wohl des Glaubens wären, er werde, weil er sich wegen des geschehenen Umsturzes in einer gefährlichen Lage be-

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finde, schwerlich aus Lakedaimon herausgehen und die nach einer so heftigen Erschütterung schwankende Stadt nicht verlassen, so hielt er es für nicht unrühmlich noch unnützlich, den Feinden den Kampfesmut seines Heeres zu beweisen. Er fiel also in das Gebiet von Megalopolis ein, machte große Beute und verwüstete das offene Land weithin. Als ihm am Ende die von Messene her durchreisenden Dionysoskünstler in die Hände fielen, ließ er im Feindesland ein Theater aufschlagen und veranstaltete mit einem Aufwand von vierzig Minen 1 ein Wettspiel, nicht weil er ein Bedürfnis nach einer Schau empfand, sondern um die Feinde zu verhöhnen und das Maß seiner Überlegenheit durch Verachtung zu beweisen. Denn sonst war von allen griechischen und königlichen Heeren das spartanische das einzige, das keine Komödianten in seinem Troß hatte, keine Gaukler, keine Tänzerinnen, keine Musikantinnen, sondern von aller Zuchtlosigkeit, Possenreißerei und Lustbarkeit frei war, da die jungen Leute zumeist ihre Leibesübungen betrieben, die älteren sie unterwiesen, und sie, wenn sie Muße hatten, mit den gewohnten Neckereien und Witzworten nach lakonischer Art untereinander ihr Spiel trieben. Welchen Nutzen diese Art des Spiels bietet, ist im Leben Lykurgs dargelegt (Kap. 19,20). 34 (13). Für all dieses war er selbst der Lehrer, indem er seine schlichte und einfache Lebensweise, die nichts Anstößiges bot und nichts vor der Menge voraus hatte, als Muster der Enthaltsamkeit vor Augen stellte. Dies leistete ihm auch im Verkehr mit den Griechen großen Vorschub. Denn wenn die Menschen mit den anderen Königen zu tun hatten, so waren sie nicht so betroffen von ihrem Reichtum und Glanz, wie sie sich abgestoßen fühlten durch ihren Stolz und Hochmut, wenn sie den bei ihnen Vorsprechenden schroff und verächtlich begegneten. Wenn sie hingegen zu Kleomenes kamen, der doch auch ein König war und so genannt wurde, und

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bei ihm keine Purpurmäntel noch Prachtgewänder,

keine

kostbaren Ruhebetten noch Tragsessel zu sehen bekamen, wenn sie weiter sahen, daß er nicht durch einen Schwärm von Boten und Türhütern noch auf schriftlichem W e g e in demütigender Weise allenfalls seine Bescheide erteilte, sondern selbst in einfachem Kleid zur Begrüßung kam und mit denen, die etwas wünschten, heiter und freundlich sprach und für sie Z e i t hatte, so wurden sie bezaubert und ganz für ihn gewonnen und sagten, dieser allein sei der wahre Abkömmling des Herakles. Seine alltägliche Tafel war mit drei Speiselagern sehr bescheiden und lakonisch zugerichtet. Wenn er aber Gesandte oder Freunde empfing, wurden noch zwei weitere Lager dazugestellt, und die Diener richteten die Tafel etwas festlicher her, nicht mit Leckerbissen und feinem Backwerk, sondern nur so, daß die Gerichte reichlicher und ein feinerer Wein aufgetragen wurde. E r erteilte auch einmal einem seiner Freunde einen Verweis, als er hörte, daß er bei der Bewirtung von Fremden ihnen schwarze Suppe und Gerstenbrot, wie es bei den Tischgesellschaften Sitte war, vorgesetzt hatte. Denn er sagte, man dürfe in diesen Dingen und gar gegen Fremde nicht allzu streng den Lakoner herausbeißen. Wenn der Tisch abgetragen war, wurde ein Dreifuß hereingebracht mit einem bronzenen Mischkrug voll Wein, zwei silberne Schalen zu je zwei K o t y l e n ' und ganz wenige silberne Becher, aus denen jeder zu trinken bekam, der Lust hatte; aber wer nicht wollte, dem brachte niemand einen Becher. Musikalische Vorträge gab es nicht, noch wurden sie vermißt, denn er selbst würzte den T r u n k durch seine Unterhaltung, teils fragend, teils erzählend, doch so, daß seine Worte frei von mürrischem Ernst und erfüllt waren von gefälligem und nicht unfeinem Scherz. Die J a g d auf Menschen, wie sie die anderen Könige zu veranstalten pflegten, wenn sie mit Geld und Gesehen-

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ken sie köderten und verdarben, hielt er für primitiv und nicht anständig; doch durch freundlichen Verkehr und gefällige, Vertrauen erweckende Reden Menschen, die einem begegnen, zu gewinnen und an sich zu ziehen, schien ihm das schönste, eines Königs würdigste Verfahren; denn durch nichts unterscheide sich der Mietling vom Freunde, als daß der eine durch sittliche und geistige Mittel, der andere durch Geld gewonnen werde. 35 (14). Zuerst holten ihn nun die Niantineer herbei, halfen ihm, nachdem er nachts in die Stadt eingedrungen war, die Besatzung der Achaier vertreiben, und übergaben ihm die Stadt. Er gab ihnen ihre Gesetze und ihre Verfassung wieder und zog selbigen Tages ab nach Tegea. Wenig später durchzog er Arkadien und stieg ab gegen das achaiische Pharai' in der Absicht, entweder eine Schlacht gegen die Achaier zu schlagen oder Aratos in Verruf zu bringen, daß er davonlaufe und ihm das Land preisgebe. Denn Stratege war damals zwar Hyperbatas, aber das entscheidende Wort hatte bei den Achaiern doch Aratos. Als nun die Achaier mit ihrem ganzen Aufgebot ausrückten und sich im Gebiet von Dymai beim Hekatombaion 1 lagerten, zog Kleomenes herzu und schlug, wie es schien nicht günstig, mitten zwischen der ihm feindlichen Stadt Dymai und dem Heer der Achaier sein Lager auf, forderte aber tollkühn die Achaier heraus und zwang sie zu schlagen, besiegte sie völlig und schlug ihre Phalanx in die Flucht, tötete viele von ihnen und bekam viele Gefangene in die Hand. Dann zog er gegen Langon 3 , vertrieb die achaiische Besatzung und gab die Stadt den Eleern zurück. 36(15). Als die Achaier diesen schweren Schlag erlitten hatten, schlug Aratos, der sonst Jahr um Jahr Stratege zu sein pflegte, das Amt aus und blieb allen dringenden Bitten zum Trotz bei seiner Ablehnung, wenig rühmlich, da er so gleichsam im heftigsten Sturm das Ruder einem andern überließ und

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die Führung preisgab. Kleomenes seinerseits schien den Gesandten der Achaier zuerst nicht sehr glimpfliche Bedingungen auferlegen zu wollen, dann aber schickte er andere Gesandte und verlangte, daß man ihm den Oberbefehl übertrage; dann werde er keine weiteren Forderungen an sie stellen, sondern ihnen auch die Gefangenen und die eroberten Plätze sofort zurückgeben. Da die Achaier bereit waren, unter diesen Bedingungen den Frieden zu schließen, und Kleomenes nach Lerna' einluden, wo sie die Versammlung zu halten gedachten, geschah es, daß Kleomenes nach einem Gewaltmarsch zur Unzeit kaltes Wasser trank, einen Blutsturz bekam und die Sprache verlor. Daher schickte er den Achaiern nur die vornehmsten Gefangenen zurück, verschob die Zusammenkunft und kehrte nach Lakedaimon zurück. 37 (16). Dies tat der Sache Griechenlands großen Schaden, das sich sonst wohl noch einigermaßen aus seiner traurigen Lage hätte emporarbeiten und dem Übermut und der Herrschsucht der Makedonen hätte entrinnen können. Denn Aratos, sei es, daß er Kleomenes mißtraute und ihn fürchtete, sei es, daß er aufsein unverhofftes Glück neidisch und der Meinung war, es sei unerträglich, daß, nachdem er seit dreiunddreißig Jahren der erste Mann war, ein junger Mann über ihn kommen, ihm Ruhm und Ansehen entreißen und die Führung einer Macht übernehmen sollte, die von ihm emporgefuhrt und so lange Zeit behauptet worden war, machte zuerst den Versuch, durch Druck auf die Achaier sie von ihrem Vorhaben abzubringen. Als sie aber, erschreckt durch den kühnen Mut des Kleomenes, nicht auf ihn hörten, sondern die Forderung der Lakedaimonier, welche die Peloponnes wieder zu der alten Ordnung zurückführen wollten, sogar für recht und billig hielten, schritt er zu einer Tat, die für keinen Griechen schicklich, für ihn aber am schimpflichsten und seiner bisherigen Taten, seiner ganzen bisherigen Politik am unwürdigsten war: Anti-

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gonos nach Griechenland zu rufen und die Makedonen in die Peloponnes hineinzulassen, die er selbst als junger Mann aus der Peloponnes vertrieben hatte, als er den Akrokorinth befreite 1 und sich allen Königen verdächtig und zum Feinde machte; er, der in seinen hinterlassenen Denkwürdigkeiten eben diesem Antigonos wer weiß wieviel Böses nachgesagt hat! Dabei erklärt er, er habe für die Athener viel gelitten und gewagt, damit ihre Stadt von der Besatzung und den Makedonen befreit würde; und dann hat er eben diese mit ihren Waffen in sein Vaterland und an seinen eigenen Herd geführt - bis ins Frauengemach hinein! 3 Aber den von Herakles entstammten König der Spartiaten, der die von den Vätern überkommene Verfassung wie eine gestörte Harmonie wieder auf jene richtige dorische Weise einstimmen, zum Gesetz und zur Lebensform des Lykurg zurückführen wollte, den hielt er nicht für würdig, Führer der Sikyonier und Tritaier* genannt zu werden ! Um dem Gerstenbrot, dem groben Mantel und dem Ärgsten, dessen er den Kleomenes beschuldigte, der Beseitigung des Reichtums und der Erleichterung der Armut, zu entgehen, unterwarf er sich und Achaia zugleich dem Diadem, dem Purpurmantel und den Befehlen makedonischer Satrapen! Damit es nicht so scheine, als befolge er die Befehle des Kleomenes, feierte er das Opferfest der Antigoneia® und sang selbst, bekränzt, Lobgesänge auf einen Menschen, der von der Schwindsucht verzehrt wurde! - Doch schreibe ich dies nicht mit der Absicht, Aratos anzuklagen; denn in vieler Hinsicht ist der Mann groß und ein echter Grieche gewesen; sondern um die Schwäche der menschlichen Natur zu bedauern, daß sie auch in so bedeutenden und zur Tugend geschaffenen Charakteren das Gute nicht ohne Tadel hervorbringen kann. 38(17). Als die Achaier wieder in Argos zur Tagung zusammentraten und auch Kleomenes von Tegea herabgekommen war, hegten die Menschen große Hoffnung, daß es zur Ver-

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söhnung kommen werde. Aber Aratos, der schon über die wichtigsten Punkte mit Antigonos einig geworden war und befürchtete, daß Kleomenes seine Absichten in allem durchsetzte, wenn er die Menge im Guten gewönne oder auch Gewalt übte, forderte, daß er gegen Stellung von dreihundert Geiseln allein in die Stadt zu ihnen kommen oder mit seinem Heer nur bis zum Gymnasion Kyllarabion 1 außerhalb der Stadt rücken und dort mit ihnen verhandeln solle. Als das Kleomenes hörte, erklärte er, man tue ihm schweres Unrecht, denn man hätte ihm das sogleich vorher sagen sollen, nicht jetzt, nachdem er vor ihre T ü r gekommen sei, Mißtrauen zeigen und ihn abweisen. Er schrieb einen Brief hierüber an die Achaier, der hauptsächlich Anschuldigungen gegen Aratos enthielt, welcher seinerseits vor der Menge heftige Vorwürfe gegen ihn erhob, brach in Eile auf und sandte einen Herold mit der Kriegserklärung an die Achaier, nicht nach Argos, sondern nach Aigion', wie Aratos sagt, um ihren Rüstungen zuvorzukommen. Unter den Achaiern hatte schon eine Bewegung eingesetzt, und die Städte waren zum Abfall vom Bunde geneigt, weil die Massen sich Hoffnung auf Landverteilung und Schuldentilg u n g machten, während die Vornehmen vielerorts sich durch Aratos beschwert fühlten, einige auch gegen ihn erzürnt waren, weil er die Makedonen in die Peloponnes zog. Hierdurch e r m u n t e r t , fiel daher Kleomenes in Achaia ein, nahm zuerst Pellene durch plötzlichen Überfall und vertrieb die achaiische Besatzung; danach brachte er Pheneos und Penteleion 3 auf seine Seite. Als darauf die Achaier in der Befürchtung, daß in Korinth und Sikyon ein Verrat im Gange sei, die Reiter und die Söldner dorthin aus Argos als Bedeckung sandten und selbst nach Argos gingen und das Nemeenfest 4 feierten, hoffte Kleomenes - was denn auch e i n t r a f - , die von festtäglichem Gewimmel und Zuschauem erfüllte Stadt durch einen unvorherge-

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sehenen Überfall desto leichter in Panik stürzen z u können, und führte nachts sein Heer vor die Mauern, besetzte den über dem T h e a t e r gelegenen, festen und schwer zugänglichen Platz, der A s p i s 1 heißt, und setzte so die Menschen in solchen Schrecken, daß niemand an A b w e h r dachte, sondern die S t a d t eine Besatzung aufnahm, z w a n z i g Bürger als Geiseln stellte und ein Bündnis mit den Lakedaimoniern schloß, das unter seiner F ü h r u n g stehen sollte. 39 (18). Dieser Erfolg brachte ihm einen nicht geringen Z u wachs an R u h m und M a c h t . Denn die alten Könige der Lakedaimonier hatten trotz vieler Bemühungen A r g o s niemals fest auf ihre Seite bringen können, und der gewaltigste der Feldherren, Pyrrhos, hatte z w a r gewaltsam in die Stadt eindringen, sie aber nicht behaupten können, sondern war gefallen, und ein großer T e i l seiner Streitmacht war mit ihm vernichtet worden. Daher bewunderte man die Kühnheit des Kleomenes, und diejenigen, die ihn früher verlacht hatten, wenn er erklärte, er folge mit der Schuldentilgung und der A u s g l e i c h u n g des Grundbesitzes dem Beispiel Solons und L y k u r g s , waren nunmehr ganz überzeugt, daß er das Verdienst an der Veränderung habe, die mit den Spartiaten vorgegangen war. D e n n so herabgekommen waren sie vorher und so w e n i g imstande, sich zu helfen, daß die Aitoler bei einem Einfall in Lakonien fiinfzigtausend Sklaven weggeschleppt hatten, w o b e i einer der älteren Spartiaten gesagt haben soll, die Feinde hätten ihnen einen Dienst erwiesen, indem sie Lakonien erleichtert hätten. Nun aber, nach Verlauf einer kurzen Z e i t , da sie nur eben sich an die alten Sitten zu halten begonnen und auf die Fährte der spartanischen Lebensweise begeben hatten, lieferten sie schon, als ob L y k u r g wieder da sei und mit ihnen lebte, starke Beweise der T a p f e r k e i t und Manneszucht, indem sie die F ü h r u n g Griechenlands für Lakedaimon wiedergewannen und die Peloponnes zurückeroberten.

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AGIS • KLEOMENES UND DIE G R A C C H E N

40 (19). Als Argos genommen war und danach sofort auch Kleonai und Phlius 1 sich zu Kleomenes schlugen, hielt Aratos gerade in Korinth eine Untersuchung über diejenigen, denen man Lakonerfreundlichkeit nachsagte. Durch die einlaufende Meldung geriet er in heftige Bestürzung, und da er wahrnahm, daß die Stadt schon Kleomenes zuneigte und sich von den Achaiem lösen wollte, berief er die Bürger ins Rathaus, schlich sich aber unbemerkt bis zum Tor, wo er das ihm zugeführte Pferd bestieg und nach Sikyon floh. Die Korinther hätten nun, sagt Aratos, im Wetteifer nach Argos zu Kleomenes eilend, alle ihre Pferde zuschanden geritten, Kleomenes aber habe den Korinthem Vorwürfe gemacht, daß sie ihn nicht ergriffen, sondern hätten entweichen lassen. Doch sei Megistonus im Auftrage des Kleomenes zu ihm gekommen mit der Forderung, den Akrokorinth ausgeliefert zu erhalten, der eine achaiische Besatzung trug, und dem Anerbieten einer großen Geldsumme; daraufhabe er geantwortet, er habe die Dinge nicht in der Hand, sondern die Dinge ihn. Dies hat Aratos sodargestellt. Kleomenes eilte von Argos herbei, brachte Troizen, Epidauros und Hermione' auf seine Seite und kam nach Korinth. Er ließ die Burg mit Verschanzungen umschließen, da die Achaier sie nicht aufgeben wollten, und die Freunde und Verwalter des Aratos zu sich kommen, denen er befahl, sein Haus und sein Vermögen in Obhut zu nehmen und zu verwalten. Dann schickte er wieder den Messenier Tritymallos 3 zu ihm mit dem Vorschlag, daß der Akrokorinth gemeinsam von Achaiern und Lakedaimoniera besetzt gehalten werden sollte, und für Aratos persönlich dem Anerbieten einer doppelt so hohen Jahreszahlung, als er sie von dem König Ptolemaios bekam. Als aber Aratos nicht darauf einging, sondern seinen Sohn mit den übrigen Geiseln zu Antigonos schickte und die Achaier zu dem Beschluß zu bewegen wußte, den Akrokorinth dem Antigonos zu übergeben, fiel Kleomenes plündernd in das Gebiet von Sikyon

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ein und ließ sich das Vermögen des Aratos durch Beschluß der Korinther zum Geschenk machen. 41 (20). Während dann Antigonos dabei war, mit starker Heeresmacht die Geraneia zu überschreiten, meinte Kleomenes, nicht den Isthmos, sondern das Oneiongebirge 1 durch Schanzen und Mauern sichern und die Makedonen lieber im Stellungskampf abweisen als den offenen Kampf mit einer einexerzierten Phalanx wagen zu sollen. Durch Verfolgung dieses Planes brachte er Antigonos in große Schwierigkeiten, denn er hatte nicht genügend Lebensmittel in Bereitschaft, und es war nicht leicht, den Durchmarsch zu erzwingen, während Kleomenes den Paß besetzt hielt. Ein Versuch, nachts durch Lechaion' durchzubrechen, mißglückte mit Verlust einiger Soldaten, so daß Kleomenes volle Zuversicht gewann und seine Leute stolz auf ihren Sieg an die Abendmahlzeit gingen, während Antigonos der Mut sank, weil er durch die Not zu schwer durchführbaren Maßnahmen gedrängt wurde. Er gedachte nämlich, zum Vorgebirge Heraion' zurückzugehen und von dort das Heer auf Schiffen nach Sikyon überzusetzen, was lange Zeit und umfassende Vorbereitungen erforderte. Da kamen schon gegen Abend Freunde des Aratos zu Schiff von Argos und riefen ihn, da die Argeier bereit seien, von Kleomenes abzufallen. Die treibende Kraft der Abfallbewegung war Aristoteles, der die Menge ohne Mühe dafür gewann, welche unzufrieden war, daß Kleomenes die Schuldentilgung nicht, wie sie hofften, durchgeführt hatte. Aratos ließ sich daher von Antigonos fünfzehnhundert Soldaten geben und segelte nach Epidauros. Aristoteles aber wartete nicht erst auf ihn, sondern griff an der Spitze der Bürger die Besatzung der Akropolis an, und Timoxenos kam ihm mit den Achaiern von Sikyon her zu Hilfe. 42 (21). Dies erfuhr Kleomenes um die zweite Nachtwache, ließ Megistonus zu sich rufen und befahl ihm voll Zorn, sofort nach Argos Hilfe zu bringen; er war es nämlich, der sich beson-

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AGIS • K L E O M E N E S UND D I E G R A C C H E N

dcrs für die T r e u e der Argeier ihm gegenüber v e r b ü r g t und ihn gehindert hatte, die Verdächtigen auszuweisen. N a c h d e m er also Megistonus mit zweitausend M a n n in Marsch gesetzt hatte, richtete er selbst seine Aufmerksamkeit weiter a u f Antigonos und suchte die Korinther zu beruhigen, mit der Versicherung, es liege nichts Ernstliches in Argos vor, sondern nur ein von wenigen Menschen ausgegangener Krawall. A l s aber Megistonus nach dem Eindringen in Argos im K a m p f e gefallen war und die Besatzung nur noch mit M ü h e standhielt und Boten über Boten an Kleomenes schickte, fürchtete er, die Feinde könnten, wenn sie Argos in die Hand bekämen, ihm den R ü c k zug abschneiden, Lakonien ungehindert verwüsten und das von Verteidigern entblößte Sparta belagern. E r zog d a r u m mit seinem Heer von Korinth ab und hatte so die Stadt sofort verloren, da Antigonos einrückte und eine Besatzung hineinlegte. Vor Argos angelangt, versuchte er, über die Mauern einzusteigen und setzte seine T r u p p e n vom Marsch aus dazu ab, durchbrach auch die G e w ö l b e unter der A s p i s , drang ein und vereinigte sich mit seinen Leuten, die drinnen noch den Achaiern Widerstand leisteten, brachte auch einige T e i l e der Innenstadt durch angelegte Leitern in seine G e w a l t und ließ die Gassen durch seine kretischen Bogenschützen von Feinden säubern. Als er aber Antigonos mit seiner Phalanx von den Höhen in die Ebene heruntersteigen und die Reiter schon im Galopp in die Stadt einreiten sah, gab er die H o f f n u n g , den Sieg zu erringen, auf, zog alle seine T r u p p e n an sich, stieg in Sicherheit herab und marschierte längs der M a u e r ab, nachdem er in kürzester Z e i t die größte M a c h t gewonnen hatte und nahe daran gewesen war, in einem Rundmarsch der ganzen Peloponnes Herr zu werden, aber schnell alles wieder verloren hatte. Denn ein T e i l derer, die an seiner Seite fochten, trennten sich sofort von ihm, die anderen übergaben w e n i g später ihre Städte dem Antigonos.

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43 (22). Nachdem der Feldzug so ausgelaufen war und er sich auf dem R ü c k z u g befand, kamen schon gegen Abend in der Gegend von T e g e a Boten aus Lakedaimon, die kein kleineres als das schon erlittene Unglück meldeten: daß seine Gattin gestorben war, um derentwillen er es selbst bei ganz glücklich verlaufenden Unternehmungen nicht beim Heere aushielt, sondern häufig nach Sparta zurückkehrte, weil er Agiatis liebte und sehr hoch schätzte. Er fühlte sich darum schwer getroffen und war schmerzerfüllt, wie es natürlich war bei einem jungen Mann, dem die schönste und tugendhafteste Gattin entrissen war. Jedoch schändete er nicht noch opferte er seinem Schmerz seinen hohen M u t und seine Seelengröße, sondern er gab sich in Stimme, Haltung und Auftreten nicht anders als vorher, erteilte den Offizieren ihre Befehle und sorgte für die Sicherheit der Tegeaten. A m nächsten Morgen begab er sich nach Lakedaimon, beging mit seiner M u t t e r und den Kindern die T r a u ergebräuche und w a r dann gleich wieder mit seinen Gedanken bei der Sorge um das Ganze. Als Ptolemaios, der König von Ä g y p t e n ' , ihm Hilfe versprach, dafür aber seine Kinder und seine M u t t e r als Geiseln forderte, scheute er sich lange Z e i t , seiner Mutter etwas davon zu sagen, ging oft zu ihr hinein, verstummte aber wieder, wenn er eben schon im Begriff war zu sprechen, so daß sie Verdacht schöpfte und sich bei seinen Freunden erkundigte, ob er wohl etwas auf dem Herzen habe, was er sich nicht zu sagen getraue. Als er sich aber endlich ein Herz faßte und es ihr sagte, lachte sie laut auf und sagte. «Das war es also, was du so oft schon sagen wolltest und dann nicht den M u t hattest? Wirst du mich nicht schleunigst auf ein Schiff setzen und dorthin bringen, wo du meinst, daß dieser Leib noch für Sparta nützlich sein kann, bevor er untätig hier sitzend vom Alter verzehrt w i r d ! » Als nun alles bereit war, begaben sie sich zu Fuß nach Tainaron, und das Heer geleitete sie in Waffen. Im Begriff, das Schiff zu

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A G I S • K L E O M E N E S U N D DIE G R A C C H E N

besteigen, führte Kratesilcleia den Kleomenes allein in den T e m p e l des Poseidon, umarmte und k ü ß t e den t i e f b e t r ü b t e n und erschütterten M a n n und sagte: « A u f , K ö n i g der Lakedaimonier, daß, w e n n wir hinauskommen, niemand uns weinen oder sonst etwas tun sieht, was Spartas u n w ü r d i g wäre. Dies allein liegt ja in unserer H a n d ; die Ereignisse nehmen ihren Lauf, w i e die G o t t h e i t es gibt.» So sprach sie, setzte wieder eine ruhige M i e n e auf, schritt zum Schiff mit dem K i n d e und befahl dem Steuermann, schnellstens abzufahren. A l s sie in Ä g y p t e n angekommen war und erfuhr, daß Ptolemaios Botschaften und Gesandtschaften von A n t i g o n o s e m p f i n g , und weiter über Kleomenes hörte, daß er, da die Achaier ihn zu Friedensverhandlungen aufforderten, ihretwegen

Bedenken

trüge, ohne Ptolemaios den Krieg beizulegen, schrieb sie an ihn, er solle tun, was Spartas w ü r d i g und ihm nützlich sei, und nicht immer wegen einer alten Frau und eines kleinen Kindes A n g s t v o r Ptolemaios haben. So soll diese Frau sich dem Schicksal gegenüber betragen haben. 44 (23). Nachdem Antigonos T e g e a genommen, Orchomenos und Mantineia ausgeplündert hatte, setzte Kleomenes, nun auf das eigentliche Lakonien beschränkt, diejenigen Heloten, welche fünf attische Minen zahlten, in Freiheit und bekam so f ü n f h u n d e r t T a l e n t e z u s a m m e n Z w e i t a u s e n d von ihnen bewaffnete er auf makedonische Art, um sie den Weißschildncrn 1 des A n t i g o n o s entgegenzustellen, und faßte ein großes, für alle unerwartetes Unternehmen ins A u g e . M e g a l o p o l i s ' wardamals für sich allein schon keineswegs unbedeutender und schwächer als Lakedaimon und konnte zudem auf die Hilfe der Achaier und des Antigonos rechnen, der sich zu ihren Seiten gelagert hatte und übrigens, w i e man glaubte, von den A c h a i e m besonders auf Betreiben der Megalopoliten gerufen worden war. Diese Stadt beschloß Kleomenes auszuplündern, und es g i b t nichts, w o m i t sich die Schnelligkeit und Plötzlichkeit dieses

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l 'nternehmens vergleichen ließe. Er befahl, Lebensmittel für fünf T a g e zu fassen, und führte das Heer g e g e n Sellasia, als o b er die Argolis verheeren wolle, stieg von da ab gegen das Gebiet von Megalopolis, ließ beim Rhoiteion die Abendmahlzeit einnehmen und marschierte dann sofort ü b e r H e l i k u s 1 gegen die Stadt. Als er nicht mehr weit von ihr entfernt war, entsandte er Panteus mit zwei Abteilungen der Lakedaimonier mit dem Befehl, ein Mauerstück zwischen zwei T ü r m e n , das, w i e er erfahren hatte, von den Megalopoliten gar nicht bewacht war, zu besetzen; mit der übrigen M a c h t folgte er gemächlich nach. Da nun Panteus nicht nur jenen Punkt, sondern noch ein weiteres großes Stück der Mauer unbewacht vorfand und sie teils niederreißen, teils durchgraben und die Wächter, denen er begegnete, alle töten ließ, so kam Kleomenes schnell heran und war mit dem Heer in der Stadt drinnen, bevor die Megalopoliten es merkten. 45 (24). A l s endlich doch das Unglück den Leuten in der Stadt bekannt wurde, stürzten einige sofort ins Freie, was ihnen gerade in die Hände fiel von ihrer Habe zusammenraffend, andere sammelten sich mit den Waffen, stellten sich den Feinden entgegen, griffen an, und wenn sie sie auch nicht hinausdrängen konnten, so verschafften sie doch ihren

fliehenden

M i t b ü r g e r n die Z e i t , sicher fortzukommen, so daß nicht mehr als tausend Personen den Feinden in die Hände fielen, alle anderen zusamt Frauen und Kindern nach Messene entkommen konnten. R e t t e n konnte sich auch die Mehrzahl derer, die z u m Kampf herbeigeeilt waren; nur ganz wenige von ihnen wurden gefangen, unterihnen Lysandridas undThearidas, zwei der vornehmsten und einflußreichsten Bürger von Megalopolis. Daher führten die Soldaten, die sie gefangen hatten, sie auch sogleich zu Kleomenes. Als Lysandridas den Kleomenes von fern sah, rief er laut: «Jetzt hast du Gelegenheit, König der Lakedaimonier, eine T a t zu vollbringen, schöner undkönigli-

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AGIS • K L E O M E N E S U N D D I E G R A C C H E N

eher als die schon vollbrachte, und den höchsten R u h m zu gewinnen.» Kleomenes, der sein Anliegen schon erriet, f r a g t e : «Was meinst du, Lysandridas? D u w i r s t mir doch w o h l nicht z u m u t e n , euch die Stadt z u r ü c k z u g e b e n ? » « E b e n das meine ich », erwiderte L y s a n d r i d a s , « und rate dir, eine so große Stadt nicht zu zerstören, sondern sie mit treuen und z u v e r l ä s s i g e n Freunden und Bundesgenossen anzufüllen, indem du den M e galopoliten ihre Vaterstadt z u r ü c k g i b s t und zum R e t t e r eines so großen Volkes wirst.» Kleomenes s c h w i e g eine Weile, dann sagte er: « E s ist schwer, sich darauf zu verlassen. A b e r immer soll bei mir der R u h m mehr gelten als der N u t z e n . » N a c h diesen Worten schickte er die beiden M ä n n e r nach Messene und einen Herold von sich aus mit dem A n e r b i e t e n , den M e g a l o politen ihre Stadt zurückzugeben, unter der B e d i n g u n g , daß sie seine Bundesgenossen und Freunde würden und sich von den Achaiern trennten. So e n t g e g e n k o m m e n d und freundlich dieses Anerbieten des Kleomenes war, ließ doch Philopoimen nicht zu, daß die Megalopoliten das T r e u Verhältnis zu den Achaiern aufgaben, sondern mit der Beschuldigung

gegen

Kleomenes, er wolle nicht die Stadt zurückgeben, sondern die B ü r g e r dazubekommen, vertrieb er Lysandridas und T h e a r i das aus Messene. Dies war der Philopoimen, der später der erste Mann bei den Achaiern gewesen ist und den höchsten R u h m unter den Griechen gewonnen hat, w i e in meiner besonderen Schrift über ihn d a r g e l e g t ist (s. S. 2 8 7 f f . ) . 46 ( 2 5 ) . Als das dem Kleomenes gemeldet w u r d e , der bis dahin die Stadt unberührt und unversehrt b e w a h r t hatte, so daß niemand auch nur das G e r i n g s t e heimlich entwenden konnte, geriet er nunmehr in die höchste E r b i t t e r u n g und E n t r ü s t u n g , ließ alles ausplündern, die Statuen und G e m ä l d e nach Sparta bringen,die meisten und bedeutendsten T e i l e der Stadt niederreißen und zerstören und kehrte dann nach Hause zurück aus F u r c h t vor Antigonos und den Achaiern. D o c h wurde von

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deren Seite nichts unternommen. Sie hielten nämlich gerade ihre Ratsversammlung in Aigion. Als da Aratos auf die Rednerbühne stieg und lange Zeit weinte, den Mantel vor das Gesicht gehalten, und, da sie sich wunderten und ihn aufforderten zu reden, endlich sagte, daß Megalopolis von Kleomenes zerstört worden sei, löste sich die Versammlung der Achaier sofort auf, erschüttert von der Plötzlichkeit und Größe der Katastrophe, und Antigonos versuchte zwar zu helfen; da aber das Heer nur langsam aus den Winterquartieren herausgezogen werden konnte, erteilte er ihm wieder den Befehl, am Orte zu bleiben, und begab sich selbst nach Argos, von nur wenigen Soldaten begleitet. Das veranlaßte Kleomenes zu seinem zweiten Wagestück, das zwar verwegen und tollkühn unternommen schien, aber mit großer Umsicht durchgeführt wurde, wie Polybios sagt (II 64). Da er nämlich wußte, daß die Makedonen für die Winterquartiere weit auseinander auf die Städte verteilt waren und Antigonos, nur von einer kleinen Zahl Söldner gedeckt, mit seinen Freunden in Argos den Winter zubrachte, fiel er in das Gebiet der Argeier ein in der Berechnung, er werde entweder, wenn Antigonos sich aus Scham zum Kampf reizen ließe, den Sieg davontragen oder, wenn er den Kampf nicht wagte, ihn bei den Argeiern in Mißkredit bringen. Dies traf auch ein. Denn da das Land von ihm verwüstet und alles ausgeplündert und weggeschleppt wurde, rotteten sich die Argeier in ihrer Entrüstung vor dem Hause des Königs zusammen, schrien ihn nieder und forderten, er solle entweder kämpfen oder die Führung den Stärkeren abtreten. Aber Antigonos, wie es sich für einen erfahrenen Feldherrn ziemte, hielt es für schimpflicher, sich auf ein unbesonnenes Wagnis einzulassen und die Sicherheit preiszugeben, als bei den Außenstehenden in schlechten R u f zu kommen, rückte nicht aus, sondern blieb bei seinem wohlerwogenen Plan. Kleomenes aber rückte mit seinem Heer bis vor die Mauern, verspottete

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AGIS • K L E O M E N E S U N D DIE G R A C C H E N

die Feinde, verheerte das Land und zog sich dann ungefährdet zurück. 47 (26). Als er wenig später erfuhr, daß Antigonos wieder gegen Tegea vorrücke, um von dort in Lakonien einzufallen, zog er seine Soldaten an sich, marschierte auf anderen Wegen an dem Feind vorbei und erschien bei Tagesanbruch bei der Stadt Argos, indem er das flache Land verwüstete und das Getreide nicht, wie es sonst üblich ist, mit Sicheln und Messern abmähen, sondern mit großen, in die Form breiter Schwerter gebrachten Holzkeulen zerschlagen ließ, so daß die Soldaten mit diesen Werkzeugen wie zum Spaß während des Marsches ohne alle Mühe die ganze Frucht zerknickten und vernichteten. Als sie aber zum Kylarabis kamen und das Gymnasion in Brand stecken wollten, verbot er das, in der Einsicht, daß, was er in Megalopolis getan hatte, mehr im Zorn als zu seinem Ruhme geschehen sei. Nachdem nun Antigonos zunächst sofort nach Argos zurückgekehrt war, danach alle Berge und Übergänge mit Besatzungen gesichert hatte, gab sich Kleomenes den Anschein, als hielte er das keiner Beachtung wert, und schickte Herolde mit der Bitte, die Schlüssel zum Heraheiligtum 1 zu bekommen, um vor dem Abmarsch der Göttin ein Opfer zu bringen. Nach solchem Scherz und Hohn und nachdem er der Göttin unterhalb des verschlossenen Tempels geopfert hatte, führte er das Heer nach Phlius. Von dort vertrieb er die Besatzung des Ologyrtos 2 und stieg an Orchomenos entlang ab, nachdem er nicht nur seinen Mitbürgern Selbstgefühl und Mut eingeflößt, sondern auch den Feinden sich als einen Mann gezeigt hatte, der zu führen verstand und großer Taten fähig war. Denn, gestützt auf eine einzige Stadt, zugleich das Heer der Makedonen, alle Peloponnesier und den Machtapparat eines Königs zu bekriegen und dabei nicht nur Lakonien unversehrt zu erhalten, sondern auch noch das Feindesland zu verwüsten und so große Städte zu erobern, das er-

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schien als die Leistung einer nicht gewöhnlichen Fähigkeit und geistigen Kraft. 48 (27). Aber derjenige, der zuerst das Wort geprägt hat, daß die Gelder die Sehnen der Dinge s i n d h a t es, scheint mir, hauptsächlich mit dem Blick auf die Dinge des Krieges gesprochen, und Demades sagte, als die Athener einmal forderten, die Trieren flott zu machen und zu bemannen, aber kein Geld hatten: «Vor dem Brotbacken kommt das Kneten.» Auch der alte Archidamos soll im Anfang des Peloponnesischen Krieges, als die Bundesgenossen verlangten, er solle die Beiträge festsetzen, gesagt haben: «Der Krieg frißt keine festgesetzten Rationen'.» Denn wie die durch lange Übung gestählten Athleten die behenden, kunstfertigen Gegner mit der Zeit doch niederwuchten und niederringen, so mußte auch Antigonos, auf eine große Macht für den Krieg sich stützend, den Kleomenes überwältigen und niederkämpfen, der nur mit Mühe und Not für seine Söldner den Sold und den Unterhalt für seine Mitbürger aufbrachte. Dabei stand andererseits die Zeit auf Seiten des Kleomenes, da die häuslichen Verhältnisse den Antigonos zum Aufbruch nötigten. Denn Barbaren bedrängten in seiner Abwesenheit und durchstreiften plündernd Makedonien, und gerade jetzt war von weit draußen eine große Schar Illyrier eingefallen, von denen drangsaliert, die Makedonen Antigonos zurückriefen. Und es traf sich so, daß um ein Haar diese Briefe vor der Schlacht zu ihm gebracht worden wären, und wäre das geschehen, so wäre er sofort abgezogen und hätte die Achaier ihrem Schicksal überlassen. Aber das Glück, das die größten Dinge durch einen winzigen Anstoß zu entscheiden liebt, zeigte die Bedeutung und die Macht eines Augenblicks in einem solchen Maß, daß, als die Schlacht bei Sellasia geschlagen war und Kleomenes Heer und Stadt verloren hatte, sofort die Boten ankamen, die Antigonos abriefen. Dies vor allem machte das

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AGIS • KLEOMENES UND DIE G R A C C H E N

U n g l ü c k d e s K l e o m e n e s noch b e j a m m e r n s w e r t e r . D e n n h ä t t e er nur z w e i T a g e noch hingehalten und den K a m p f vermied e n , so h ä t t e es k e i n e r S c h l a c h t m e h r b e d u r f t , s o n d e r n u n t e r den ihm

beliebenden

Achaiern

verglichen, nachdem die

Bedingungen

h ä t t e e r sich m i t Makedonen

den

abgezogen

w a r e n . S o a b e r w a r er, w i e g e s a g t , aus G e l d m a n g e l g e z w u n g e n , alles a u f d i e E n t s c h e i d u n g der W a f f e n a n k o m m e n z u lassen u n d m i t z w a n z i g t a u s e n d M a n n , w i e P o l y b i o s b e r i c h t e t (II 6 j ) , g e g e n d r e i ß i g t a u s e n d z u m K a m p f a n z u t r e t e n . 49 ( 2 8 ) . In d e r G e f a h r e r w i e s er sich als a u s g e z e i c h n e t e r F e l d h e r r , seine B ü r g e r z e i g t e n hohen M u t , u n d a u c h d i e Söldner f o c h t e n u n t a d e l i g ; aber d u r c h d i e A r t der B e w a f f n u n g und die W u c h t der. s c h w e r b e w a f f n e t e n P h a l a n x w u r d e er e r d r ü c k t . P h y l a r c h o s b e h a u p t e t , d a ß auch V e r r a t im Spiele g e w e s e n sei und d i e E n t s c h e i d u n g g e g e n K l e o m e n e s h e r b e i g e f ü h r t habe. D e n n A n t i g o n o s h a t t e den I l l y r i e m u n d A k a r n a n e n b e f o h l e n , d e m a n d e r n F l ü g e l , a u f d e m E u k l e i d a s , der B r u d e r des K l e o m e n e s , s t a n d , d u r c h einen U m g e h u n g s m a r s c h in den R ü c k e n zu fallen, u n d stellte dann das ü b r i g e H e e r in S c h l a c h t o r d n u n g . A l s n u n K l e o m e n e s , der von einer W a r t e A u s s c h a u hielt, die W a f f e n d e r Illyrier und A k a r n a n e n n i r g e n d s e r b l i c k t e , fürcht e t e e r , d a ß A n t i g o n o s sie zu e t w a s D e r a r t i g e m a b g e o r d n e t habe. E r r i e f d a h e r D a m o t e l e s , den C h e f des g e h e i m e n N a c h r i c h t e n d i e n s t e s , und befahl i h m , n a c h z u s c h a u e n u n d z u erf o r s c h e n , w i e es im R ü c k e n und an d e n F l a n k e n der S c h l a c h t o r d n u n g s t e h e . D a i h m nun D a m o t e l e s - er w a r , wie es h e i ß t , v o r h e r v o n A n t i g o n o s bestochen - s a g t e , er b r a u c h e sich daru m n i c h t z u b e k ü m m e r n , es stehe alles w o h l , sondern solle sich n u r g e g e n die A n g r e i f e r in d e r F r o n t w e n d e n und sie abw e h r e n , so r ü c k t e er z u v e r s i c h t l i c h g e g e n A n t i g o n o s

vor,

d r ä n g t e d u r c h das U n g e s t ü m seiner Spartiaten d i e Phalanx der M a k e d o n e n z u r ü c k , so d a ß sie e t w a f ü n f Stadien w e i t zur ü c k g i n g e n , s c h l u g sie u n d v e r f o l g t e sie als S i e g e r . A l s a b e r

KLEOMENES

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dann Eukieidas auf dem andern Flügel umzingelt wurde, machte er halt, erkannte die Gefahr und sagte: «Du bist hin, mein teuerster Bruder, du bist hin, ein tapferer Mann, ein Beispiel für die Söhne der Spartiaten und würdig, von den Frauen besungen zu werden.» Als so Eukieidas und die Seinen erschlagen waren, die Feinde von dort nach ihrem Siege auf ihn eindrangen und er sah, daß seine Soldaten in Panik gerieten und nicht mehr standzuhalten wagten, brachte er sich in Sicherheit. Von den Söldnern sollen die meisten gefallen sein und die Lakedaimonier bis auf zweihundert allesamt, sechstausend an der Z a h l ' . 50 (29). Als er in der Stadt ankam, riet er den ihm begegnenden Bürgern, Antigonos die Tore zu öffnen; er selbst, sagte er, werde, ob lebend oder tot, tun, was Sparta zum Nutzen sei. Wie er sah, daß die Frauen auf diejenigen, die mit ihm geflohen waren, zuliefen, ihnen die Waffen abnahmen und zu trinken brachten, ging er in sein Haus, und als das Mädchen, eine Freie aus Megalopolis, die er nach dem Tode seiner Frau zu sich genommen hatte, auf ihn zukam und ihn, wie sie es gewohnt war, wenn er vom Felde heimkam, bedienen wollte, lehnte er es ab zu trinken, obwohl er verdürstet war, und zu sitzen, obwohl er erschöpft war, und lehnte nur, geharnischt wie er war, die Hand schräg gegen eine Säule, legte das Gesicht auf den Arm, durchlief so, kurze Zeit ausruhend, im Geist alle seine Überlegungen und eilte dann mit den Freunden nach G y t h i o n D o r t bestiegen sie die schon zu diesem Zweck bereitgehaltenen Schiffe und gingen in See. 51 (30). Antigonos nahm die Stadt gleich im Anmarsch in Besitz und behandelte die Lakedaimonier freundlich, beschimpfte und verletzte nicht die Würde Spartas, sondern gab ihnen ihre Gesetze und ihre Verfassung zurück, opferte den Göttern und trat am dritten Tage den Rückmarsch an, da er erfahren hatte, daß in Makedonien ein großer Krieg im Gange

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war und das Land von den Barbaren verwüstet wurde. Dabei hatte ihn schon die Krankheit befallen, die zu galoppierender Schwindsucht mit starkem Auswurf führte. Aber er gab nicht nach, sondern hielt den Kampf im eigenen Lande durch, bis er nach herrlichem Sieg und großem Blutvergießen unter den Barbaren ein ruhmvolles Ende fand, da er sich - wie es wahrscheinlich ist und Phylarchos sagt - durch lautes Schreien während der Schlacht etwas im Leibe zerrissen hatte. In den Rednerschulen dagegen war zu hören, er habe nach dem Siege vor Freude geschrien «O herrlicher T a g ! » , einen heftigen Blutsturz bekommen, darauf ein hitziges Fieber und sei so gestorben. Soviel von Antigonos. 52 (31). Kleomenes landete auf seiner Fahrt, nach K y thera, auf einer andern Insel, Aigialia 1 . Als er von da nach Kyrene weiterfahren wollte, kam zu ihm persönlich einer seiner Freunde namens Therykion, ein Mann von hohem Mut in seinen Taten und stolz und ruhmredig in seinen Worten. Er sagte: «Den schönsten Tod, mein König, den in der Schlacht, haben wir uns entgehen lassen. Dabeihaben alle uns sagen hören, über den König der Spartiaten werde Antigonos nicht anders hinwegschreiten als über seine Leiche. Aber der nächstrühmliche und edle Tod, der bleibt uns noch. Wohin schiffen wirohne Überlegung, fliehen ein Übel, das uns nahe ist, und suchen eins in der Ferne? Denn wenn es für die Nachkommen des Herakles nicht schimpflich ist, den Nachfolgern Philipps und Alexanders dienstbar zu sein, so werden wir uns eine weite Fahrt ersparen, wenn wir uns dem Antigonos ergeben, der sicherlich soviel mehr wert ist als Ptolemaios, wie die Makedonen mehr als die Ägypter. Wenn wir es aber für unter unserer Würde halten, denen Untertan zu sein, die uns mit den Waffen besiegt haben, was machen wir dann den zu unserm Herrn, der uns nicht besiegt hat, so daß wir schlechter dastehen nicht als einer, sondern als zwei, wenn wir Antigonosj

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fliehen und Ptolemaios den Hof machen? Oder sollen wir sagen, daß wir wegen der Mutter nach Ägypten kommen? Eine schöne, beneidenswerte Augenweide wirst du für sie sein, wenn sie den Frauen des Ptolemaios ihren Sohn vorführt, der aus einem König ein Gefangener und ein Flüchtling geworden ist! Wollen wir uns nicht, solange wir noch Herren unserer Schwerter sind und Lakonien vor Augen haben, hier von dem Z w a n g des Schicksals freimachen und vor denen rechtfertigen, die bei Sellasia für Sparta gefallen sind, statt in Ägypten stillzusitzen, um zu erfahren, wen Antigonos als Satrapen über Lakedaimon zurückgelassen hat?» Auf solche Worte des Therykion erwiderte Kleomenes: «Da du auf das Leichteste aus bist, du Feigling, was es für Menschen gibt und was jedem jederzeit erreichbar ist, zu sterben, glaubst du, tapfer zu sein, während du in Wahrheit eine schimpflichere Flucht antrittst als die zuvor. Ihren Feinden gewichen sind schon Bessere und Stärkere als wir, entweder vom Schicksal zu Fall gebracht oder von der Masse überwältigt. Wer aber den Mühen und Ängsten, dem Lob und Tadel der Menschen gegenüber versagt, der unterliegt damit seiner eigenen Schwäche. Denn der selbstgewählte Tod soll nicht Flucht vor Taten, sondern T a t sein. Schimpflich ist es, sowohl zu leben für sich allein als auch zu sterben. Dazu forderst du mich jetzt auf, indem du dich aus der gegenwärtigen Lage zu befreien strebst, ohne dadurch sonst etwas Gutes und Nützliches zu erwirken. Ich glaube, daß du sowohl wie ich die Hoffnungen für das Vaterland nicht aufgeben darfst. Erst wenn sie uns im Stich lassen, werden wir aufs leichteste, sobald wir wollen, den Tod finden können.» Hiergegen sagte Therykion nichts mehr, aber sobald er Gelegenheit hatte, sich von Kleomenes zu entfernen, ging er beiseite zum Strand und nahm sich das Leben. 53 (32). Kleomenes ging von Aigialia in See, landete in Libyen und kam, von den königlichen Beamten geleitet, nach

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Alcxandreia. Als er sich dem Ptolemaios vorstellte, wurde er anfänglich nur mit der allgemeinen Höflichkeit, ohne Auszeichnung, empfangen. Als er aber dann Proben seiner Gesinnung ablegte und sich als ein Mann von Einsicht zeigte, sein lakonisches, schlichtes Wesen im täglichen Verkehr sich mit einem freimütigen Reiz verband und er, ohne sich von seiner Würde je etwas zu vergeben oder sich von seinem Schicksal beugen zu lassen, vertrauenswürdiger erschien als diejenigen, die dem Herrscher schmeichelten und zum Munde redeten, erfaßte den Ptolemaios heftige Scham und Reue, daß er einen solchen Mann gering geachtet und dem Antigonos preisgegeben hatte 1 , der damit so hohen Ruhm und Macht gewann. Er erwies darum dem Kleomenes nun Ehren und Aufmerksamkeiten und machte ihm Hoffnung, daß er ihn mit Schiffen und Geldmitteln nach Griechenland entsenden und wieder in sein Königtum einsetzen werde. Auch gewährte er ihm ein Gehalt von vierundzwanzig Talenten jährlich, von dem er sich und seine Freunde einfach und sparsam unterhielt, das meiste aber für Geschenke und Unterstützungen an diejenigen aufwendete, die von Griechenland nach Ägypten geflohen waren. 54 (33). Der ältere Ptolemaios starb, bevor er sein Versprechen, Kleomenes zurückzuschicken, erfüllen konnte, und da dann der königliche Hof sofort in Zuchtlosigkeit, Völlerei und Weiberherrschaft versank, kam auch die Sache des Kleomenes in Vergessenheit 1 . Denn der König selbst war durch die Weiber und den Trunk innerlich so verdorben, daß er, wenn er einmal nüchtern war und das ihm erreichbare Höchstmaß von Ernsthaftigkeit erreichte, religiöse Feste feierte und eine Pauke in der Hand im königlichen Palast Umzüge hielt, während die wichtigsten Regierungsgeschäfte von Agathokleia, der Geliebten des Königs, und deren Mutter, der Bordellwirtin Oinanthe, versehen wurden. T rotzdem schien es im

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Anfang, als ob man Kleomenes zu etwas brauchen könne. Ptolemaios fürchtete nämlich seinen Bruder Magas, weil er anscheinend durch seine Mutter 1 im Heer großen Einfluß hatte, zog daher den Kleomenes heran und ließ ihn an den geheimen Beratungen teilnehmen, weil er seinen Bruder töten zu lassen plante. Während jedoch alle anderen dafür stimmten, so zu verfahren, riet er allein davon ab und sagte, man solle lieber, wenn es möglich wäre, dem König noch mehrere Brüder verschaffen zur Sicherung und Festigung des Staates. Als darauf Sosibios, der unter den Freunden des Königs das größte Ansehen hatte, erklärte, es sei auf die Söldnertruppe kein Verlaß, solange Magas lebe, sagte Kleomenes, darum brauche man sich keine Sorge zu machen, denn mehr als dreitausend der Söldner seien Peloponnesier, die auf ihn hörten und, wenn er nur winke, bereitwillig mit den Waffen zu ihm stehen würden. Dieses Wort verschaffte dem Kleomenes zunächst nicht wenig Zutrauen in seine Ergebenheit und Glauben an seine Macht; später aber, als die Ohnmacht des Ptolemaios seine Furchtsamkeit verstärkte und, wie es zu geschehen pflegt, wo die Unvernunft herrscht, es als das Sicherste erschien, alle zu fürchten und allen zu mißtrauen, machte es den Kleomenes den Hofleuten furchtbar, weil sie meinten, er habe bei den Söldnern großen Einfluß, und man konnte viele sagen hören: «Da streift der Löwe unter den Schafen herum.» Wirklich verriet er einen solchen Charakter im Kreise der Hofleute, wenn er ruhig blickte und alles, was geschah, beobachtete. SS (34)- Um Schiffe und Truppen zu bitten, gab er nun auf; als er aber erfuhr, daß Antigonos tot war, die Achaier in einen Krieg mit den Aitolern verwickelt und die Lage der Dinge geradezu nach ihm verlangte und ihn rief, weil die ganze Peloponnes in Aufruhr und Zwiespalt geraten war, forderte er, allein, nur mit seinen Freunden, entsandt zu werden, konnte

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aber niemand dafür gewinnen, weil der K ö n i g ihm kein Gehör gab, sondern nur an Weiber, Feste und Lustbarkeiten dachte, und Sosibios, der das G a n z e unter sich hatte und leitete, hielt Kleomenes, wenn er wider Willen bliebe, für schwer z u lenken und gefährlich, noch gefahrlicher aber, wenn man ihn gehen ließe, einen Mann von W a g e m u t und hohem U n t e r n e h m u n g s geist, der die innere Schwäche des Reiches beobachtet hatte. Denn auch Geschenke konnten ihn nicht begütigen, sondern wie den Apis, wenn er im reichlichen Futter sein Wohlleben zu genießen scheint, doch das Verlangen nach seinem natürlichen Leben, nach freiem Laufen und Springen erfüllt u n d deutlich zu erkennen ist, daß ihm der Aufenthalt in den Händen der Priester lästig ist, so befriedigte auch den Kleomenes nichts in dem untätigen, weichlichen Leben, sondern «ihm nagte der Kummer am Herzen» wie dem Achilleus, « D a er zurückblieb, nach Schlachten sich sehnend und Waffengetümmel1.» 56(3 5). Während es so um ihn stand, kam der Messenier N i k agoras nach Alexandreia, ein Mann, der Kleomenes haßte, aber so tat, als ob er sein Freund wäre. Er hatte ihm einmal ein schönes Grundstück verkauft, aber aus Geldmangel, wie ich glaube, und natürlich wegen der Überlastung mit Geschäften und wegen der Kriege den Kaufpreis nicht b e k o m m e n 2 . Als Kleomenes diesen Nikagoras jetzt aus dem Schiff steigen sah - e r g i n g gerade am Hafen spazieren - , begrüßte er ihn freundlich und fragte ihn, welches Geschäft ihn nach Ä g y p t e n führe, und da Nikagoras den G r u ß höflich erwiderte und sagte, er bringe g u t e Streitrosse für den König, lachte Kleomenes und sagte: «Ich w o l l t e lieber, du brächtest Musikantinnen und Lustknaben, denn diese Ware braucht der König jetzt am dringend-

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sten.» Dazu lächelte Nikagoras jetzt, ein paar Tage später aber erinnerte er Kleomenes an das Grundstück und bat ihn, jetzt wenigstens den Preis dafür zu bezahlen; er würde ihn nicht darum gedrängt haben, wenn er nicht beim Verkauf seiner Waren einen ziemlichen Verlust erlitten hätte. Da Kleomenes darauf erwiderte, er habe von den erhaltenen Geldern nichts mehr übrig, nahm Nikagoras das übel und hinterbrachte Sosibios das Hohnwort des Kleomenes. Der nahm das freudig auf. Da er aber den König mit noch stärkeren Gründen zum Zorn reizen wollte, veranlaßte er Nikagoras, einen Brief zu schreiben, mit der Beschuldigung gegen Kleomenes, er sei entschlossen, wenn er Schiffe und Soldaten vom König bekäme, sich Kyrenes zu bemächtigen, und ihm diesen Brief zu hinterlassen. Nikagoras schrieb ihn und fuhr ab. Als nun Sosibios nach vier Tagen den Brief als ihm soeben übergeben Ptolemaios vorlegte und damit den jungen Mann zum Zorn reizte, wurde beschlossen, den Kleomenes in ein großes Gebäude zu bringen und ihm zwar den gleichen Unterhalt wie bisher zu liefern, ihm aber den Ausgang zu verwehren. 57 (36). Das war schon sehr schmerzlich für Kleomenes; noch schlimmere Aussichten für die Zukunft aber eröffneten sich ihm durch folgenden Vorfall. Ptolemaios, der Sohn des Chrysermos, ein Freund des Königs, hatte die ganze Zeit freundschaftlich mit Kleomenes verkehrt, es bestand zwischen ihnen eine Vertrautheit, und sie sprachen offen miteinander. Dieser kam jetzt, da Kleomenes ihn darum gebeten hatte, zu ihm und sprach mit ihm in gemäßigtem Ton, um ihm den Argwohn zu benehmen und den König zu entschuldigen. Als er aber wieder aus dem Hause ging und nicht bemerkte, daß Kleomenes hinter ihm bis zur Tür mitging, machte er den Wächtern heftige Vorwürfe, daß sie ein so wildes, schwer zu hütendes Tier so nachlässig und sorglos bewachten. Nachdem Kleomenes das mit eigenen Ohren gehört hatte, ging er, bevor

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Ptolemaios es merkte, zurück und erzählte es seinen Freunden. Sofort gaben nun alle die bisher noch gehegten Hoffnungen auf und beschlossen im Z o r n , für die U n g e r e c h t i g k e i t und den Frevel des Ptolemaios Rache zu nehmen und dann auf eine Spartas w ü r d i g e Weise zu sterben, nicht darauf z u warten, wie Opfertiere gemästet und geschlachtet z u werden. Denn es sei unerträglich, d a ß Kleomenes, nachdem er die V e r s ö h n u n g mit A n t i g o n o s , einem kriegerischen und tatkräftigen M a n n , verschmäht habe, nun sitzen und warten solle, bis ein Bettelpriester-König Z e i t finde, die Pauke aus der Hand zu legen und das Fest z u unterbrechen, um ihn hinrichten zu lassen. 58 (37). N a c h d e m dies beschlossen und zufällig Ptolemaios nach K a n o b o s 1 verreist war, sprengten sie zuerst das G e r ü c h t aus, Kleomenes werde von dem K ö n i g aus der Haft entlassen, und weil nach einem Brauch am Königshof denen, die aus dem Gefängnis entlassen werden sollten, ein Gastmahl und Geschenke geschickt zu werden pflegten, so beschafften die Freunde vielerlei derart und schickten es Kleomenes von draußen hinein, um die Wächter zu täuschen, daß sie glaubten, die D i n g e seien vom König gesandt worden. Denn Kleomenes feierte nun ein Opferfest, gab den Wächtern reichlich davon ab, ließ die Freunde Kränze aufsetzen, lagerte sich und speiste mit ihnen. Es heißt übrigens, daß er schneller, als er eigentlich beschlossen hatte, zur T a t geschritten sei, weil er erfahren hatte, daß einer der Diener, die um das Unternehmen w u ß t e n , außer dem Hause bei einer Frau, die er liebte, geschlafen hatte. Aus Furcht v o r Verrat legte er darum, sobald der M i t t a g gekommen war und er bemerkte, daß die Wächter berauscht waren und schliefen, das Unterkleid an, an dem die Naht auf der rechten Schulter aufgetrennt war, und sprang mit bloßem S c h w e r t aus dem Haus, begleitet von den Freunden, die sich ebenso hergerichtet hatten, dreizehn an der Z a h l . Hippitas, der lahm war, lief im ersten Eifer m u t i g mit hinaus. A l s er

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aber sah, daß sie seinetwegen langsamer vorwärtskamen, forderte er sie auf, ihn zu töten und das Unternehmen nicht zu vereiteln, indem sie auf einen unnützen Menschen warteten. Da führte gerade ein Alexandriner ein Pferd an den Türen vorbei. Das nahmen sie ihm weg, setzten den Hippitas darauf, rannten in vollem Lauf durch die Gassen und riefen das Volk zur Freiheit auf. Doch diese Leute besaßen offenbar nur noch gerade soviel Mut, daß sie die Kühnheit des Kleomenes lobten und bewunderten; aber mitzugehen und zu helfen getraute sich keiner. Als jetzt Ptolemaios, der Sohn des Chrysermos, aus dem Königshofkam, sprangen drei auf ihn los und töteten ihn. Einem andern Ptolemaios, dem Stadtkommandanten, der im Wagen auf sie zugefahren kam, eilten sie entgegen, jagten die Diener und Trabanten auseinander, rissen ihn vom Wagen herunter und töteten ihn. Dann nahmen sie ihren Weg zur Burg in der Absicht, das Gefängnis zu erbrechen und die Masse der Gefangenen sich zuzugesellen. Aber die Wächter hatten das Gefängnis rechtzeitig wohl verschlossen, so daß Kleomenes auch von diesem Versuch Abstand nehmen mußte und planlos in der Stadt umherschweifte, ohne daß einer zu ihm stieß, vielmehr alle angstvoll davonliefen. So stand er endlich ab, sagte zu seinen Freunden: « Am Ende ist es kein Wunder, wenn Weiber über Menschen herrschen, die die Freiheit fliehen» und mahnte sie, auf eine seiner und der vollbrachten Taten würdige Art zu sterben. Als erster wurde Hippitas auf seine Bitte von einem der jüngeren Männer getötet, dann gab jeder von den übrigen gefaßt und furchtlos sich den Tod, außer Panteus, der als erster die Mauer von Megalopolis erstiegen hatte. Ihm, dem schönsten und blühendsten der Jünglinge, der sich am willigsten in die strenge Lebensform gefügt hatte und der Geliebte des Königs gewesen war, befahl er, erst, wenn er ihn und die anderen hingestreckt sähe, in den Tod zu gehen. Als sie alle dalagen, ging Panteus an sie heran und gab jedem einen

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Stich mit seinem Schwert, um zu prüfen, o b einer e t w a noch am Leben wäre. Als er auch Kleomenes in die Ferse stach und sah, daß er noch das Gesicht verzog, k ü ß t e er ihn und setzte sich neben ihn, und als sein Leben endlich erloschen war, umarmte er den Toten und erstach sich über ihm. 50 (38)- So fand Kleomenes den T o d , nachdem er sech7chn Jahre in Sparta regiert und sich als ein solch hervorragender Mann erwiesen hatte 1 . Als die Kunde sich in der ganzen Stadt verbreitet hatte, verlor Kratesikleia, obschon sie eine hochgemute Frau war, doch die Fassung angesichts der Größe des Unglücks, umarmte die Kinder des Kleomenes und wehklagte laut. Der ältere der Knaben sprang davon und stürzte sich, ehe jemand sich dessen versah, vom Dach herunter auf den Kopf und befand sich zwar übel, war aber nicht tot und wurde davongetragen, schreiend und jammernd, daß man ihn hinderte zu sterben. Als Ptolemaios das erfuhr, befahl er, den Leichnam des Kleomenes in eine Tierhaut eingenäht aufzuhängen und die Kinder, die M u t t e r und die Frauen ihres Gefolges zu töten. Unter diesen befand sich auch die Gattin des Panteus, eine sehr schöne und edle Frau von Ansehen. Die beiden hatte als Jungvermählte, in der ersten Leidenschaft ihrer Liebe, das Schicksal überrascht. Sie hatte sogleich zusammen mit Panteus davonfahren wollen, aber ihre Eltern hatten es nicht zugelassen, sondern sie gewaltsam eingesperrt und bewacht. Wenig später jedoch hatte sie sich ein Pferd und eine kleine Geldsumme verschafft, war nachts fortgelaufen, mit verhängtem Zügel nach Tainaron geritten und dort auf ein Schiff gestiegen, das nach Ägypten fuhr. So war sie zu ihrem Mann gelangt und hatte mit ihm das Leben in der Fremde heiter und ohne Murren ertragen. Diese Frau führte damals Kratesikleia, als sie von den Soldaten herausgeholt wurde, an der Hand, t r u g ihr die Schleppe ihres Kleides und redete ihr zu, M u t zu fassen; Kratesikleia hatte auch für sich selbst keine

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Furcht vor dem Tode, sondern bat nur um das eine: vor den Kindern zu sterben. Als sie an den Ort kamen, an dem die Schergen das zu vollziehen pflegten, töteten sie zuerst die Kinder vor den Augen der Kratesikleia, dann sie selbst, die nur das eine Wort in so furchtbarem Leid hervorbrachte: « O Kinder, wo seid ihr hin!» Die Frau des Panteus schürzte ihr Gewand, groß und kräftig wie sie war, und bediente und versorgte jede der sterbenden Frauen schweigend und in aller Ruhe, so gut es die Umstände gestatteten. Schließlich, nach allen anderen, machte sie sich selbst zurecht, ließ die Schürzung wieder herunter, gestattete keinem andern, an sie heranzukommen und sie zu sehen, als demjenigen, der mit ihrer Hinrichtung beauftragt war, und beschloß heroisch ihr Leben, ohne jemand zu brauchen, der sie nach ihrem Tode noch schmückte und verhüllte. So blieb der Adel ihrer Seele ihr bis in den Tod treu, und bewahrte sie die Zucht, in der sie lebend ihren Leib gehalten hatte. 60 (39). So bewies Lakedaimon, indem das Drama seiner Frauen sich wetteifernd mit dem der Männer vollzog, noch in seinen letzten Zeiten die Tugend, die sich vom Schicksal nicht entehren läßt. Wenige Tage später sahen diejenigen, die den an einem Pfahl aufgehängten Leichnam des Kleomenes zu bewachen hatten, eine ziemlich große Schlange um seinen Kopf geringelt und das Gesicht verdeckend, so daß kein fleischfressender Vogel heranfliegen konnte. Daher befiel den König eine abergläubische Angst, welche den Frauen Anlaß zu allerlei Sühnopfern gab, weil sie meinten, ein von den Göttern geliebter Mann von höherer als gemeiner Art sei getötet worden, und die Alexandriner walifahrteten sogar an den Ort und riefen Kleomenes an als Heros und Gottessohn, bis die Gebildeteren sie davon abbrachten und die Erklärung gaben, daß Rinder, wenn sie in Fäulnis übergehen, Bienen, Pferde Wespen hervorbringen, daß

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in Eseln unter solchen Umständen sich Käfer erzeugen und daß menschliche Körper, wenn die Säfte des Marks zusanmenfließen und gerinnen, Schlangen entstehen lassen. Das haben schon die Alten beobachtet und daher von allen Tieren insbesondere die Schlange mit den Heroen in Verbindung gebracht.

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i. Nachdem wir die erste Geschichte erzählt haben, bieten sich unserer Betrachtung nicht minder tragische Schicksale dar, wenn wir uns jetzt dem römischen Paar zuwenden, das wir den beiden Griechen gegenüberstellen, Tiberius und Gaius Gracchus. Sie waren die Söhne des Tiberius Gracchus, der römischer Zensor gewesen war, zweimal das Konsulat verwaltet und zwei Triumphe gefeiert hatte 1 ; doch überstrahlte diese Erfolge das Ansehen, welches er sich durch seinen Edelmut erworben. So wurde ihm auch die Ehre zuteil, nach dem Tode Scipios, welcher Hannibal niedergerungen hatte, dessen Tochter Cornelia heimzuführen, wiewohl er kein Freund, eher ein Gegner des Vaters gewesen war. Einmal, so wird erzählt, fing er auf seinem Lager ein Schlangenpaar. Die Seher, welche das Zeichen prüften, verwehrten ihm, beide Tiere zu töten oder beide miteinander laufen zu lassen; er müsse sich für eine der Schlangen entscheiden: der Tod des Männchens bedeute Tod für Tiberius, der des Weibchens für Cornelia. Tiberius liebte sein Weib und sagte sich, daß ihm als dem Älteren gezieme, in den Tod zu gehen; denn Cornelia war noch jung. So tötete er das Männchen, das Weibchen ließ er entschlüpfen. Nicht viel später starb er und hinterließ zwölf Kinder, die ihm Cornelia geboren hatte. Cornelia übernahm die Erziehung der Kinder und die Führung des Hauses und zeigte dabei soviel Klugheit, Liebe und Seelengröße, daß sich nun herausstellte, wie gut Tiberius beraten war, als er an Stelle einer solchen Frau den Tod gewählt hatte. König Ptolemaios bot ihr Krone und Hand an, doch wies sie ihn zurück 2 . Als Witwe verlor sie alle ihre Kinder, nur eine

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T o c h t e r blieb am Leben, welche den jüngeren Scipio heiratete, und die zwei Söhne, von denen diese S c h r i f t erzählt, T i b e r i u s und Gaius. Ihre ganze Sorgfalt verwandte sie nun darauf, die Kinder g u t zu erziehen. So bekam man den Eindruck, mehr als die Naturanlage habe die mütterliche Erziehung die beiden Söhne, welche allgemein als die begabtesten unter allen Römern galten, zu edlen und tüchtigen Männern gemacht. 2. Statuen und Gemälde der Dioskuren zeigen bei aller Ähnlichkeit doch gewisse Z ü g e , die den Faustkämpfer v o m Läufer unterscheiden 1 . Genau so traten auch im öffentlichen Wirken der jungen Gracchen große Unterschiede zutage, so sehr sie sich sonst glichen an T a p f e r k e i t und Besonnenheit, an Freimut, Beredsamkeit und adliger Gesinnung. Es scheint mir nicht u n w i c h t i g , zunächst diese Eigenheiten hervorzuheben. In A n t l i t z , Blick und Bewegungen zeigte sich Tiberius sanft und stetig, Gaius feurig und voller Leidenschaft. Tiberius blieb, wenn er vor dem Volke sprach, beherrscht am selben Platze stehen, Gaius ging, was vor ihm kein R ö m e r getan, auf der Rednerbühne hin und her und zog im Eifer des Sprechens die T o g a von der Schulter herab, ähnlich wie Kleon in A t h e n , welcher nach den Berichten der Historiker als erster V o l k s redner sich den Mantel herabriß und sich a u f den Schenkel s c h l u g 2 . Dazu war des Gaius Rede furchtbar und von überbordendem Pathos, die des Tiberius weicher und dazu angetan, Mitleid zu erwecken. Sein Vortrag war schlicht und genau durchgearbeitet, der des Gaius hinreißend und voller Glanz. Seinem Wesen gemäß lebte Tiberius sparsam und bescheiden, Gaius hingegen, so anspruchslos, ja streng seine Lebensweise im Vergleich mit andern erscheinen mochte, zeigte doch, an seinem Bruder gemessen, eine jugendliche N e i g u n g für überflüssige Dinge. Deshalb konnte ihm Drusus einst vorwerfen, er habe silberne Delphine gekauft, das Pfund z u z w ö l f hundertfünfzig Drachmen. So verschieden die Brüder sprachen, so

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stark unterschieden sie sich im Charakter: Tiberius war verständig und ruhig, Gaius heftig und aufbrausend. Oft ging während einer Rede, ohne daß er es beabsichtigte, der Zorn mit ihm durch, seine Stimme gellte, er ließ sich zu Schmähungen hinreißen und brachte sein Konzept ganz durcheinander. Er hatte sich auch ein Mittel ausgedacht, das solche Verirrungen verhüten sollte. Während er sprach, mußte Licinius, ein verständiger Sklave, hinter ihm stehen mit einem Instrument, wie man es zur Begleitung der Singstimme braucht, und wenn er bemerkte, daß Gaius zu kreischen begann und seine Stimme sich im Zorn überschlug, ließ er einen sanften Ton erklingen. Alsbald mäßigte der Redner die Heftigkeit seiner Leidenschaft und seiner Sprache, er wurde ruhiger und fand seine Selbstbeherrschung wieder. 3. Solcherart unterschieden sich die Brüder voneinander. Gleich aber war ihre Mannhaftigkeit vor dem Feind, ihre Gerechtigkeit gegen Untergebene, ihre Sorgfalt in der Amtsführung, ihre Selbstbeherrschung allen Vergnügungen gegenüber. Tiberius war neun Jahre älter als Gaius. Dadurch wurde ihre politische Tätigkeit weit auseinandergerückt, was nicht zum wenigsten den Erfolg ihres Wirkens lähmte. Z u verschiedenen Zeiten standen sie auf der Höhe ihres Lebens, es war ihnen nicht vergönnt, ihre Kraft, die zusammengefaßt groß, ja unüberwindlich gewesen wäre, gemeinsam einzusetzen. Ich muß daher von einem jeden gesondert sprechen und beginne mit dem älteren. 4. Kaum dem Knabenalter entwachsen, hatte sich Tiberius schon einen solchen Namen erworben, daß er ins Priesterkollegium der Augurn aufgenommen wurde, mehr seiner Tüchtigkeit als seiner hohen Abkunft zu Ehren. Einen Beweis hiefür gab Appius Claudius, ein Mann, der Konsul und Zensor gewesen und dank seinem Ansehen zum prineeps senatus 1 ernannt worden war; auch hob ihn seine Einsicht weit über seine Zeit-

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genossen hinaus. Als die Priester gemeinsam speisten, wandte er sich mit freundlichen Worten an Tiberius und bot ihm die Hand seiner Tochter an. Freudig willigte dieser ein, und die Verlobung wurde beschlossen. Als Appius heimkehrte, rief er schon unter der T ü r seiner Frau mit lauter Stimme zu: «Antistia, heute habe ich unsere Claudia einem Mann versprochen!» «Was soll dieser Eifer», fragte jene erstaunt, «wozu diese Eile? Oder hast du etwa Tiberius Gracchus zum Bräutigam gewonnen?» Ich weiß wohl, daß man diese Geschichte auch von Tiberius, dem Vater der Gracchen, und von Scipio Africanus erzählt, doch berichtet die Mehrzahl der Historiker den Vorfall so, wie ich ihn dargestellt habe. Auch bezeugt Polybios, daß nach dem Tode des Scipio Africanus die Angehörigen den Tiberius allen Bewerbern vorgezogen und ihm Cornelia, welche damals noch nicht verheiratet und auch nicht verlobt war, zum Weibe gegeben hätten. Tiberius machte unter dem jüngeren Scipio, dem Gatten seiner Schwester, den Feldzug in Afrika m i t E r teilte mit dem Feldherrn das Zelt und lernte so bald seine Natur kennen, die ihn mit ihrem Reichtum an großen Gedanken anspornte, seiner edlen Gesinnung nachzueifern und seinen Taten gleichzukommen. So tat es Tiberius an Pflichterfüllung und Tapferkeit bald allen seinen jungen Waffenkameraden zuvor. Als erster erstieg er die feindlichen Mauern, wie Fannius 1 erzählt, wobei er beifügt, er habe mit ihm die Leiter erklommen und teile den Ruhm jener Heldentat. Solange Tiberius im Lager weilte, sah er sich von viel Liebe umgeben, und nach seinem Abschied hatte mancher Heimweh nach ihm. 5. Nach diesem Feldzug wurde er zum Quaestor gewählt. Das Los bestimmte, daß er mit dem Konsul Gaius Mancinus gegen Numantia ziehen sollte 1 . Mancinus war ein braver Mann, aber vom Unglück verfolgt wie sonst kein römischer Feldherr. Um so heller glänzte in unerwarteten Situationen

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und schwierigen Lagen des Tiberius Einsicht und Tapferkeit hervor, und wahre Bewunderung verdiente, wie er seinem Feldherrn Ehrerbietung und Hochachtung auch dann erwies, wenn dieser unter der Last seines Unglücks gar nicht mehr wußte, daß er der Führer sei. Nach schweren Niederlagen versuchte Mancinus, seine Stellung aufzugeben und bei Nacht abzuziehen. Die Numantiner, welche seine Absicht bemerkten, besetzten unverzüglich das Lager, fielen über die fliehenden Leute her und hieben die hintersten nieder; dann umzingelten sie das gesamte Heer und drängten es in ein schwieriges Gelände, wo es kein Entrinnen mehr gab. Mancinus verzweifelte daran, die Rettung des Heeres mit dem Schwert zu erkämpfen und bot durch Herolde den Gegnern Waffenstillstand und Vertrag an. Diese erklärten, daß sie keinem Römer außer Tiberius Vertrauen entgegenbrächten, und verlangten ihn als Unterhändler. Der junge Mann selber hatte ihnen Achtung eingeflößt - denn von keinem wurde mehr gesprochen im Heere - , doch war auch noch die Erinnerung an seinen Vater bei ihnen lebendig. Dieser hatte in Spanien Krieg geführt und viele Stämme unterworfen, dann aber mit Numantia Frieden geschlossen und das römische Volk dazu gebracht, den Vertrag treu und redlich zu halten'. So wurde Tiberius denn abgeschickt und knüpfte Unterhandlungen an. Er konnte die Feinde zu Zugeständnissen bewegen, nahm seinerseits ihre Bedingungen an und brachte schließlich ein Abkommen zustande, das offensichtlich zwanzigtausend römischen Bürgern das Leben rettete, ungerechnet Sklaven und Troß. 6. Was im Lager vorgefunden wurde, behielten die Numantiner für sich und vernichteten es. Unter der Beute befanden sich auch die Akten des Tiberius mit den Abrechnungen und Berichten über seine Tätigkeit als Quaestor. Da ihm viel daran lag, sie zurückzuerhalten, kehrte er, als das Heer schon abmarschiert war, noch einmal zur Stadt zurück, nur von drei

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oder vier Kameraden begleitet. Er ließ die Behörden herausrufen und bat sie, ihm die Schriftstücke zu ü b e r g e b e n : N u r wenn er sich über seine V e r w a l t u n g ausweisen könne, sei seinen Feinden die Möglichkeit, ihn zu verleumden, entzogen. Die N u m a n t i n e r freuten sich, daß ihn dieses A n l i e g e n z u r ü c k g e führt hatte, und luden ihn ein, in die Stadt zu k o m m e n . U n d als er unschlüssig stehenblieb, traten sie zu ihm hin, schüttelten ihm die Hand und baten ihn dringend, er m ö g e sie doch nicht mehr als Feinde betrachten, sondern Freunde in ihnen sehen und Vertrauen haben. Tiberius entschloß sich, den Schritt zu w a g e n ; d i e A k t e n waren ihm w i c h t i g , und er fürchtete, die N u m a n t i n e r durch ein Zeichen von M i ß t r a u e n z u erbittern. Als er die Stadt betreten hatte, setzten sie ihm zuerst einen Imbiß vor und nötigten ihn, in ihrer Gesellschaft z u speisen. Darauf übergaben sie ihm die Schriften mit der A u f f o r d e r u n g , aus den übrigen Beutestücken auszuwählen, was ihm beliebe. Er nahm jedoch nichts a u ß e r d e m Weihrauch f ü r das Staatsopfer, verabschiedete sich dann freundlich von den Leuten

und

w a n d t e sich zum Heer zurück. 7. N a c h seiner Heimkehr aber hieß es, der V e r t r a g bedeute eine unerträgliche Schande für R o m , und V o r w u r f u n d A n k l a g e w u r d e n laut. Allein, die Verwandten und Freunde der Soldaten (sie machten einen großen T e i l des Volkes aus) strömten zum Schutz des Tiberius zusammen. Die Schmach der Kapitulation schoben sie auf den Feldherrn, Tiberius hingegen priesen sie als den R e t t e r seiner M i t b ü r g e r . Andere freilich waren erbittert über das Geschehene und verlangten, man müsse wiederholen, was die Vorfahren einst in ähnlicher Lage getan: Jene hatten die Feldherren, die sich von den Samniten in schimpflicher Weise losgekauft, waffenlos den Feinden überantwortet, ja sogar Quaestoren und Tribunen, welche an dem A b k o m m e n teilhatten, in gleicher Weise ausgeliefert und so Meineid und Vertragsbruch auf sie a b g e w ä l z t 1 . In diesem A u g e n b l i c k zeigte

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das Volk, mit welch leidenschaftlicher Liebe es an Tiberius hing. Es beschloß nämlich, den Konsul wehrlos und in Fesseln den Numantinern zu übergeben, alle andern aber zu schonen um des Tiberius willen. Es hat den Anschein, als ob auch Scipio, zu jener Zeit der mächtigste und einflußreichste aller Römer, helfend eingegriffen habe. Man machte ihm aber trotzdem Vorwürfe, weil er Mancinus opferte und keinen Finger rührte, um den Vertrag mit den Numantinern durchzusetzen, den doch sein Schwager und Freund abgeschlossen hatte. Indes scheint die Entfremdung zwischen Scipio und Tiberius vor allem auf den Ehrgeiz des Tiberius zurückzugehen und dazu auf Freunde und Sophisten, die ihn in seinen Plänen bestärkten. Doch kam es nie zu einem unheilbaren Zerwürfnis oder zu gemeinen Anwürfen. Nach meiner Meinung wäre die Katastrophe, die Tiberius heimsuchte, nicht hereingebrochen, wenn Scipio Africanus seine politischen Pläne unterstützt hätte. Jetzt aber lag er vor Numantia im Krieg, als Tiberius in die Gesetzgebung des Staates eingriff. Ich will darlegen, was ihn dazu bewog. 8. Die Römer pflegten das Land, das sie ihren Nachbarn im Kriege abnahmen, zum einen Teil zu verkaufen, zum andern in Staatsbesitz überzuführen und dann bedürftigen Bürgern oder solchen ohne eigenen Boden gegen eine geringe Abgabe an die Staatskasse zur Nutzung zu überlassen. Als jedoch die Reichen anfingen, den Pachtzins in die Höhe zu treiben und die Armen von ihrer Scholle zu verdrängen, wurde ein Gesetz erlassen, welches bestimmte, daß niemand mehr als fünfhundert Morgen Land besitzen dürfe. Für kurze Zeit tat diese Vorschrift der Habgier Einhalt und half den Armen, welche auf den gepachteten Höfen blieben und den Anteil des staatlichen Bodens bewirtschafteten, den sie von jeher besessen hatten. Später aber brachten die reichen Nachbarn durch vorgeschobene Mittelsmänner die Pachtverträge in ihre Hände und verwalteten schließlich das meiste ganz offen als eigenen Besitz. Aus ihren

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Heimwesen gejagt, taten die Armen ihre Soldatenpflicht nur noch mit Widerwillen und zeigten auch keine Lust mehr, Kinder großzuziehen, so daß ganz Italien binnen kurzem die freie Bevölkerung zurückgehen sah, während das Land sich mit den Kasernen ausländischer Sklaven bedeckte, welche n u n m e h r die Ländereien bestellten, aus denen die Reichen ihre M i t b ü r ger vertrieben hatten. Schon Scipios Freund Gaius Laelius hatte einen Reformversuch unternommen, aber aus Angst vor Unruhen wieder aufgegeben, als die Großgrundbesitzer sich dem Plane entgegenstemmten. Diese Vorsicht brachte ihm den Beinamen «der Weise» oder «der Kluge» ein, denn beides scheint das lateinische Wort «sapiens» zu bedeuten Als Tiberius zum Volkstribun gewählt war 1 , wandte er sich sogleich dieser Aufgabe zu. Nach dem Zeugnis der meisten Quellen ermutigten ihn der Redner Diophanes und der Philosoph Blossius zu dem Schritt. Diophanes war ein Flüchtling aus Mytilene, Blossius stammte aus Kyme in Unteritalien; in R o m verkehrte er freundschaftlich mit Antipatros von Tarsos 3 , der ihn durch die Widmung philosophischer Schriften ehrte. Einige schieben etwelche Mitschuld auch auf seine M u t ter Cornelia, habe sie doch ihren Söhnen oft vorgehalten, daß sie bei den Römern «Schwiegermutter des Scipio», aber noch nicht « M u t t e r der Gracchen» heiße. Andere behaupten, ein gewisser Spurius Postumius 4 sei der Anlaß zur Politik des Tiberius gewesen. Die beiden waren Altersgenossen und strebten eifersüchtig darnach, berühmte Anwälte zu werden. Als Tiberius aus dem Felde zurückkehrte und sah, daß ihn Spurius an Ansehen und Einfluß weit überholt hatte, wollte er ihn, wie es scheint, ausstechen und ließ sich deshalb auf ein verwegenes politisches Unternehmen ein, das zu großen Erwartungen berechtigte. Sein Bruder Gaius indes berichtet in einer Schrift, Tiberius habe, als er auf dem Weg nach Numantia durch Etrurien kam, das verödete Land gesehen und die aus der Fremde

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eingeführten Sklaven, welche die Felder bestellten und das Vieh weideten. Da zuerst sei der Entschluß in ihm gereift zu jener Politik, welche ihnen beiden Leiden ohne Zahl bringen sollte. Am meisten jedoch entflammte ihn das Volk selber zu leidenschaftlichem Ehrgeiz, indem es ihn durch Inschriften an öffentlichen Hallen, an Wänden und Denkmälern aufrief, den Armen das Gemeindeland zurückzugewinnen. 9. Er arbeitete das Gesetz freilich nicht allein aus, sondern zog die tüchtigsten und angesehensten Bürger als Ratgeber bei, neben andern den Pontifex maximus Crassus, den Rechtsgelehrten Mucius Scaevola, der damals Konsul w a r ' , und seinen Schwiegervater Appius Claudius. Und es ist wohl nie ein Gesetz, das gegen so schreiendes Unrecht und gegen solche Habgier sich wandte, in mildere, schonendere Form gefaßt worden. Denn wer für seinen Ungehorsam Strafe verdient hätte, wer das Land, aus dem er widergesetzlich Nutzen zog, hätte herausgeben und obendrein eine Buße entrichten sollen, der mußte lediglich - so lautete die Bestimmung - gegen eine Entschädigung abtreten, was er sich widerrechtlich angeeignet, um bedürftigen Bürgern Platz zu machen. Die Reform hielt sich in vernünftigen Grenzen, aber das Volk gab sich gleichwohl zufrieden. Es ließ das Vergangene ruhen, froh, daß in Z u k u n f t das Unrecht ein Ende hätte. Die reichen Besitzer hingegen verfolgten aus Habgier das Gesetz, aus Zorn und Eifersucht den Gesetzgeber mit ihrem Haß und versuchten, das Volk umzustimmen: Die Verteilung des Landes sei für T i berius nur ein Vorwand, die Verfassung zu zerrütten und einen allgemeinen

Umsturz herbeizuführen. Aber sie erreichten

nichts, denn Tiberius, der für ein schönes und gerechtes Ziel kämpfte mit einer Gewalt des Wortes, die eine schlechtere Sache hätten adeln können, war gewaltig und unüberwindlich, wenn er, umdrängt vom Volk, auf der Rednerbühne stand und von den Armen sprach: « Die wilden Tiere, welche in Italien

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hausen, haben ihre Höhle, jedes weiß, wo es sich hinlegen, wo es sich verkriechen kann - die Männer aber, die für Italien kämpfen und sterben, sie haben nichts außer Luft und Licht. Heimatlos, gehetzt irren sie mit Weib und Kind durch das Land. Die Feldherren lügen, wenn sie in der Schlacht die Soldaten aufrufen, für ihre Gräber und Heiligtümer sich zu wehren gegen den Feind, denn von all diesen Römern besitzt keiner einen Altar, den er vom Vater ererbt, keiner ein Grab, in dem seine Vorfahren ruhen, vielmehr kämpfen und sterben sie für anderer Wohlleben und Reichtum. Herren der Welt werden sie genannt und haben nicht eine Scholle Landes zu eigen.» io. Diese Worte, die einem großen Herzen und wahren Mitgefühl entströmten, rissen das Volk zu hoher Begeisterung hin, so daß keiner der Gegner einen Widerspruch wagte. Sie verzichteten darauf, ihm in öffentlicher Rede entgegenzutreten, wandten sich aber an den Volkstribunen Marcus Octavius, einen jungen Mann von ernstem, gefestigtem Charakter, der mit Tiberius eng befreundet war. Deshalb sträubte er sich anfänglich gegen ihr Ansinnen, denn er wollte Tiberius nicht verletzen. Als aber viele einflußreiche Männer ihn unablässig mit Bitten bestürmten, ließ er sich - gleichsam der Gewalt weichend - auf die Seite der Gegner ziehen und legte gegen das Gesetz sein Veto ein. Nun verfügt unter den Volkstribunen derjenige, welcher Einspruch erhebt, über die entscheidende Macht, denn auch der Wille der Mehrheit vermag nichts, wenn ein einziger sich widersetzt. Gereizt zog Tiberius das milde Gesetz zurück und legte einen Antrag vor, der mehr dem Geschmack der Menge entsprach und die unrechtmäßigen Grundbesitzer härter traf: er verfügte, daß sie unverzüglich das Land, das sie sich entgegen den früheren gesetzlichen Bestimmungen angeeignet hatten, abtreten sollten. Fast täglich hielt er nun auf dem Forum Kampfreden gegen Octavius. Obschon sich die beiden Gegner dabei leidenschaft-

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lieh und erbittert befehdeten, soll es nie zu häßlichen A n w ü r f e n gekommen sein, und auch im Z o r n fiel zwischen ihnen kein unziemliches Wort. So v e r m a g , wie es scheint, beim ausgelassenen Fest wie in zorniger E r b i t t e r u n g ein edler C h a r a k t e r und eine besonnene Erziehung den Sinn zu zügeln und in den Schranken der Sitte zu halten. Als aber T i b e r i u s bemerkte, daß Octavius als Besitzer weiter Staatsländereien selber von dem Gesetz betroffen w u r d e , bat er ihn, von dem S t r e i t e abzulassen, und anerbot sich, ihm den W e r t des Bodens aus eigenen Mitteln zu v e r g ü t e n , obschon es um sein V e r m ö g e n nicht glänzend bestellt war. Da Octavius auch diesen V o r s c h l a g zurückwies, erließ T i b e r i u s ein E d i k t , das sämtlichen Beamten verwehrte, ihre Geschäfte weiterzuführen, bevor das Gesetz zur A b s t i m m u n g gebracht sei. An den T e m p e l des Saturn legte er sein eigenes Siegel, damit die Quaestoren nichts herausnehmen oder hineinbringen könnten ' , und den Praetoren, d i e sich nicht fügten, drohte er Bestrafung an, so daß alle eingeschüchtert ihre T ä t i g k e i t niederlegten. D a zogen die Besitzenden Trauerkleider an und gingen klagend und niederged r ü c k t auf dem M a r k t herum, heimlich aber schmiedeten sie Anschläge gegen T i b e r i u s und dangen Meuchelmörder. Deshalb t r u g er, wie jedermann wußte, ebenfalls eine Waffe auf sich. Es w a r ein Dolch, w i e ihn die R ä u b e r führen, ein sogenannter « Dolon ». 1 1 . Als der T a g g e k o m m e n war und T i b e r i u s das Volk zur A b s t i m m u n g rufen wollte, hatten die Reichen die Stimmurnen entwendet. Ein großer T u m u l t brach los. Die A n h ä n g e r des T i b e r i u s hätten dank ihrer Überzahl zur G e w a l t greifen können und rotteten sich auch schon zusammen, da stürzten zwei ehemalige Konsuln, M a n l i u s und F u l v i u s , auf T i b e r i u s zu, faßten seine Hände und beschworen ihn unter T r ä n e n , das Äußerste zu verhüten. Ihm g i n g es durch den Sinn, welche F o l gen aus diesen noch harmlosen A n f ä n g e n erwachsen könnten,

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und ehrerbietig fragte er die M ä n n e r , was e r tun solle. Sie sagten, daß es ihnen nicht zustehe, ihm in einer so bedeutenden F r a g e einen R a t zu erteilen, und forderten ihn auf, den E n t scheid d e m Senat zu überlassen. T i b e r i u s f ü g t e sich ihrer Bitte. Als aber der Senat, in welchem die Reichen das Ü b e r g e w i c h t hatten, zu keinem Ziele kam, entschloß er sich zu einer ungesetzlichen und ungebührlichen Maßnahme. E r w o l l t e Octavius seines A m t e s entheben, da er keinen andern W e g mehr sah, sein Gesetz zur A b s t i m m u n g zu bringen. Z u n ä c h s t jedoch ergriff er v o r aller A u g e n seine Hände und bat ihn m i t herzlichen W o r t e n , er möge doch nachgeben und dem V o l k e diesen Liebesdienst erweisen; gerecht sei, was es fordere, und was es erreichen werde, gering im Vergleich zu d e m , was es gelitten und an Gefahren ausgestanden habe. Da Octavius auch diese Bitte zurückstieß, machte ihm T i b e r i u s klar, daß es zwischen ihnen zum K a m p f e kommen müsse, da sie sich, beide mit dem T r i b u n a t und denselben Befugnissen ausgestattet, in einer so wichtigen Sache nicht einigen könnten. E r sehe nur ein Heilmittel in diesem K o n f l i k t : Einer von ihnen müsse a u f s e i n A m t verzichten. E r forderte Octavius auf, das Volk zuerst über ihn, T i b e r i u s , abstimmen zu lassen. E r werde ohne V e r z u g das T r i bunat niederlegen und von der R e d n e r b ü h n e herabsteigen, wenn dies der Wille der Bürger sein sollte. Da O c t a v i u s sich auch d a g e g e n sträubte, erklärte T i b e r i u s , er werde nun über ihn abstimmen lassen, es sei denn, er gehe mit sich zu R a t e und besänne sich eines Besseren! 1 2 . D a r a u f l ö s t e er die Versammlung auf. Als das V o l k am nächsten T a g e wieder zusammentrat, bestieg T i b e r i u s die R e d n e r b ü h n e und versuchte aufs neue, Octavius u m z u s t i m men. U m s o n s t , dieser beharrte auf seinem Nein. J e t z t legte T i b e r i u s einen Gesetzesantrag v o r , der jenen des T r i b u n a t s f ü r verlustig erklärte, und rief die B ü r g e r sogleich zur A b s t i m mung

auf. Schon

hatten

von den fünfunddreißig T r i b u s

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siebzehn ihre Stimme abgegeben; kam noch eine einzige hinzu, mußte Octavius sein Amt niederlegen. In diesem Augenblick gebot Tiberius Einhalt und verlegte sich noch einmal aufs Bitten. Er umarmte und küßte Octavius vor allem Volk und flehte ihn an, eine derartige Schande doch nicht gleichgültig hinzunehmen und ihm nicht die Verantwortung für eine so schwere und harte Maßnahme aufzubürden. Octavius war nun doch bewegt, er vermochte es nicht, mit starrer Miene diese Bitten anzuhören. Seine Augen, so wird erzählt, füllten sich mit Tränen, und lange Zeit stand er schweigend da. Wie aber sein Blick auf die geschlossene Schar der reichen Grundbesitzer fiel, überkam ihn Scham und Furcht, er werde ihre Achtung verlieren. So nahm er tapfer alle Unbill hin und forderte Tiberius auf, nach seinem Gutdünken mit ihm zu verfahren. Nun wurde der Antrag zum Beschluß erhoben, und Tiberius gab einem seiner Freigelassenen Befehl, Octavius von der Rednerbühne herunterzuholen; denn er verwendete seine eigenen Freigelassenen als Amtsdiener. Es war ein jammervoller Anblick, wie Octavius mit Schimpf und Schande herabgezerrt wurde. Das Volk drang drohend auf ihn ein, und obschon die Reichen herbeieilten und ihn mit eigenen. Händen zu decken versuchten, gelang es nur mit Müh und Not, ihn dem erregten Haufen zu entreißen. Er konnte sich in Sicherheit bringen, einem treuen Sklaven aber, der sich schützend vor ihn hingestellt hatte, wurden die Augen ausgeschlagen. Dies hatte Tiberius nicht gewollt, und als er merkte, was vor sich ging, stürzte er sich hastig in das Getümmel, um zur Ruhe zu mahnen. 13. Darauf wurde das Ackergesetz angenommen und zur Untersuchung der Besitzverhältnisse wie zur Verteilung des Landes eine Dreierkommission gewählt: Tiberius selber, sein Schwiegervater Appius Claudius und sein Bruder Gaius, der allerdings nicht in Rom war, sondern im Heere des Scipio vor

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Numantia diente. Tiberius traf diese Anordnungen völlig ungestört, denn niemand trat ihm in den Weg. Er setzte auch an Stelle des Octavius einen neuen Tribunen ein, nicht einen Mann aus vornehmem Hause, sondern einen seiner Klienten, einen gewissen Mucius. Doch seine Maßnahmen erregten den Zorn der mächtigen Herren. Sie fürchteten ein weiteres Anwachsen seiner Macht und fielen im Senat in unflätiger Weise über ihn her. Als er der Sitte gemäß darum ersuchte, man möge ihm für die Landverteilung von Staates wegen ein Zelt zur Verfügung stellen, wiesen sie ihn ab, obwohl andere schon oft aus geringerem Anlaß das Zelt erhalten hatten. Als Entschädigung für seine Ausgaben setzten sie einen Betrag von neun Obolen täglich fest. Alle diese Anträge gingen von Publius Nasica 1 aus, der sich hemmungslos seinem Haß gegen Tiberius hingab, da er ausgedehnte Gebiete öffentlichen Grundes besaß und sich ärgerte, sie preisgeben zu müssen. Das Volk geriet darob noch mehr in Glut. Und als ein Freund des Tiberius plötzlich starb und sich an der Leiche verdächtige Symptome zeigten, schrie alles, der Mann sei vergiftet worden. Als er zu Grabe getragen wurde, lief das Volk zusammen, hob die Bahre auf, drängte sich zur Verbrennung. Wirklich schien sich der Argwohn einer Vergiftung zu bestätigen, denn der Leichnam brach auseinander, ein Strom verdorbener Säfte quoll aus ihm hervor und erstickte die Flamme. Auch als man neues Feuer brachte, wollte der Holzstoß nicht brennen. Erst nachdem man den Toten an einen andern Ort getragen hatte, erfaßte ihn nach vielen Bemühungen endlich die Glut. Auch Tiberius tat das Seine, um die Aufregung des Volkes zu steigern. Er legte Trauerkleider an, führte seine Kinder vor die Menge und bat sie, für die Kleinen und ihre Mutter zu sorgen, da er für sein eigenes Leben keine Hoffnung mehr habe. 14. Um diese Zeit war in Pergamon König Attalos Philometor 2 gestorben, und Eudemos kam nach Rom mit dem Testa-

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ment, welches das römische Volk zum Erben des Reiches bestimmte. Sogleich stellte Tiberius dem Volk zuliebe den Antrag, die königlichen Schätze seien herbeizuschaffen und den Bürgern, welchen ein Landlos zufiele, für den Ankauf von Geräten und als erstes Betriebskapital aufdem Bauernhof zur Verfügung zu stellen. Außerdem erklärte er, dem Senat stehe das Recht nicht zu, über das Schicksal der Städte im Reiche des Attalos zu entscheiden, dagegen werde er selber dem Volk einen Plan vorlegen. Damit brachte er den Senat am allermeisten gegen sich auf. Pompeius 1 erhob sich und sagte, als Nachbar des Tiberius wisse er, daß ihm Eudemos ein Diadem und einen Purpurmantel aus dem Pergamenerschatz überreicht habe, da er vorhabe, sich zum König von Rom zu erheben. Und Quintus Metellus 1 warfihm vor, zur Zeit, da sein Vater Zensor gewesen, hätten die Bürger das Licht ausgelöscht, wenn er abends von einem Essen heimkehrte, aus Angst, er vermute, sie seien über die schickliche Stunde hinaus bei geselligem Trunk zusammengeblieben: «Dir aber leuchten in tiefer Nacht die frechsten und verkommensten Plebeiernach Hause.» Titus Annius J , ein Mensch ohne Würde und Besonnenheit, von dem jedoch der Ruf ging, er sei unbesieglich im Wortgefecht, forderte von Tiberius eine bestimmte Erklärung: Ob er nicht einen Kollegen, dessen Person heilig sei und unantastbar nach dem Gesetz, entehrt habe? Viele lärmten Beifall, Tiberius aber sprang auf, rief das Volk zusammen, befahl, den Annius vorzuführen und wollte gegen ihn Klage erheben. Annius war ihm an Beredsamkeit und Ansehen in keiner Weise gewachsen, darum verschanzte er sich hinter seintf besondere Fertigkeit und bat Tiberius, ihm vor der Debatte eine Kleinigkeit zu beantworten. Dieser erlaubte ihm, seine Frage zu stellen, und als es stille geworden war, sagte Annius: «Gesetzt, du willst meine Ehre beschmutzen, ich aber rufe einen deiner Kollegen zu Hilfe, der steigt auf die Rednerbühne, um mir beizustehen,

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darob gerätst du in Zorn: wirst du ihn dann auch seines Amtes entsetzen?» Diese Frage soll Tiberius in solche Verlegenheit gebracht haben, daß er, dem es an Schlagfertigkeit und angriffslustiger Keckheit sonst keiner nachtat, die Antwort schuldig blieb und verstummte. i j. An jenem Tag hob er die Versammlung auf. Aber er bemerkte wohl, daß keine von seinen politischen Maßnahmen auf so heftigen Widerstand stieß wie die Absetzung des Octavius, und zwar in den Kreisen des Adels wie in der Masse des Volkes. Denn die hohe und edle Würde, die das Tribunat bis aufjenen Tag ausgezeichnet hatte, schien zerstört und freventlich verhöhnt. Deshalb legte er dem Volk in einer langen Rede seine Gründe dar. Es scheint mir nicht fehl am Ort, einige Punkte aus seiner Beweisführung hieherzusetzen, weil sich daraus die Überzeugungskraft und die gedrängte Kürze seines Wortes ahnen läßt. Er sagte: «Heilig und unverletzlich ist der Tribun, weil er dem Volke geweiht und dessen Führer ist. Wenn er aber pflichtvergessen dem Volke schadet, seinen Einfluß mindert, das Stimmrecht ihm wegnimmt, so beraubt er sich selber seines Amtes, da er die Verpflichtungen nicht mehr erfüllt, unter denen er es übernahm. Einen Tribunen, der das Kapitol einreißen oder die Schiffsarsenale in Brand stecken ließe, müßte man gewähren lassen. Doch wäre ein schlechter Volkstribun, wer dies täte. Wer aber die Rechte des Volkes zerstört, der ist überhaupt kein Volkstribun mehr! Ist es nicht unerträglich, daß der Tribun einen Konsul festnehmen kann, während das Volk dem Tribunen seine Macht nicht sollte entziehen dürfen, wenn er diese zum Schaden des Volkes, das sie ihm übertragen, gebraucht? Denn es wählt ja den Konsul so gut wie den Tribunen. Das Königtum faßte in sich nicht nur alle Macht, es war auch durch feierliche religiöse Gebräuche den Göttern geweiht. Und doch jagten die Bürger den Tarquinius aus der Stadt, als er sich vom Recht abkehrte, und eines

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einzigen Mannes Übermut zerbrach die altiiberkommene Herrschaft, der wir Roms Gründung verdanken. Was gilt den Römern so heilig, was verehren sie ehrfürchtiger als die Jungfrauen, welche das ewige Feuer hegen und bewahren? Macht sich aber eine Vestalin eines Fehltrittes schuldig, wird sie lebendig begraben. Das Verbot, die Vestapriesterinnen anzutasten, fällt dahin, wenn sie an den Göttern freveln, welche ihnen die Unverletzlichkeit verliehen haben. Also hat auch ein Volkstribun die vom Volk ihm zuerkannte Unverletzlichkeit verwirkt, wenn seine Tätigkeit dem Volke schadet. Denn damit zerstört er selber die Kraft, die ihn stark macht und trägt. Des weiteren: Wenn ein Volkstribun sein Amt rechtmäßig übernehmen kann, sofern er die Mehrzahl der Tribusstimmen auf sich vereinigt, wie sollte man ihm - und mit noch höherem Recht - das Amt nicht wieder entziehen können, wenn sämtliche Tribus dies wünschen? Nichts ist so heilig, so unantastbar wie die den Göttern geweihten Gaben. Aber sie zu gebrauchen, beliebig von der Stelle zu rücken, an einen andern Ort zu bringen, hat noch niemand dem Volke verwehrt. Also hatte es auch das Recht, das Tribunat wie ein heiliges Gefäß auf einen andern zu übertragen. Ist ein Amt wirklich unantastbar, ist es unlösbar an den Träger gebunden? Nein! Hat doch schon mancher sich seines Eides entbinden lassen und freiwillig seinem Amte entsagt!» 16. Das waren die wesentlichen Punkte in der Rechtfertigung des Tiberius. Die drohende Haltung der Feinde und ihre geheimen Pläne waren indes auch seinen Freunden nicht entgangen, und sie redeten ihm zu, sich für das nächste Jahr wieder um das Tribunat zu bewerben. So versuchte Tiberius, durch weitere Gesetze das Volk zu gewinnen. Er verkürzte die Dauer der militärischen Dienstpflicht, schuf die Möglichkeit, vom Gericht an die Volksversammlung zu appellieren, besetzte die Gerichtshöfe, die bis anhin den Senatoren vorbehal-

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ten waren, zur Hälfte mit Leuten aus dem R i t t e r s t a n d e und setzte überhaupt alles daran, den Einfluß des Senates z u brechen. Was ihn trieb, war aber mehr leidenschaftlicher H a ß als der Gedanke an Recht und Nutzen. Als die neuen Gesetze zur A b s t i m m u n g kamen, merkten die Anhänger des T i b e r i u s , daß die Gegner den Sieg erringen würden, denn es w a r nicht das ganze Volk zugegen. Zuerst verlegten sie sich darauf, die andern Tribunen zu beschimpfen und auf diese Weise Z e i t zu gewinnen, dann hoben sie die Versammlung auf und entboten das Volk auf den nächsten T a g . Tiberius aber begab sich auf das Forum und flehte gebeugt und unter T r ä n e n die Bürger um Hilfe an. Schließlich gestand er offen seine F u r c h t , die Feinde möchten in der N a c h t seine T ü r erbrechen, um ihn aus dem W e g e zu schaffen. Darob gerieten die Leute in solche Erregung, daß sie in großen Scharen sein Haus umlagerten und die ganze Nacht als treue Wächter dort verbrachten. 17. In der Morgenfrühe erschien der Wärter der heiligen Hühner und warf den T i e r e n das Futter hin. Sie kamen jedoch nicht aus ihrem Verschlag hervor, wie sehr der M a n n auch daran rüttelte. N u r ein einziges zeigte sich, rührte aber das F u t t e r nicht an, sondern hob nur den linken Flügel, streckte ein Bein aus und lief dann in den Käfig zurück. Dies erinnerte Tiberius an ein anderes Zeichen, das ihm früher geworden war. Er besaß einen schönen, prächtig verzierten Helm, den er im K a m p f zu tragen pflegte. In diesen waren unvermerkt Schlangen geschlüpft, hatten Eier g e l e g t und sie ausgebrütet. U m so unsicherer machte ihn j e t z t das Verhalten der heiligen H ü h n e r . T r o t z allem wollte er das Haus verlassen, als er vernahm, das Volk sei oben beim Kapitol versammelt. Beim Hinausgehen aber stieß er sich so heftig an der Schwelle, d a ß der Nagel der großen Z e h e weggerissen wurde und das Blut durch d i e Sandale drang. A u f der Straße war er noch nicht weit gekommen, da sah man zur Linken auf einem Dach zwei Raben kämpfen;

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und obschon, wie sich denken läßt, viele Menschen dort vorübergingen, fiel ein Stein, den einer der Vögel gelöst hatte, ausgerechnet Tiberius vor die Füße. Dies stimmte auch die Kecksten in seinem Gefolge bedenklich. Doch Blossius von Kyme, der auch zugegen war, rief aus, es sei eine Schmach und eine Schande, wenn Tiberius, des Gracchus Sohn, des Scipio Africanus Enkel, der Führer des römischen Volkes, aus Angst vor einem Raben den Ruf seiner Mitbürger nicht mehr höre. Auch würden die Gegner seine beschämende Schwäche nicht etwa von der lächerlichen Seite nehmen, nein, als hochmütigen Tyrannen würden sie ihn beim Volke verschreien. In diesem Augenblick kamen mehrere der auf dem Kapitol versammelten Freunde raschen Schrittes herab und drängten ihn zur Eile, da es dort oben gut stehe. Und in der Tat nahm die Sache zunächst einen für Tiberius günstigen Verlauf, denn bei seinem Anblick erhob die Menge ein Freudengeschrei, und als er hinaufstieg, begrüßten sie ihn mit Herzlichkeit und scharten sich schützend um ihn, damit kein Unbekannter ihm nahe komme. 18. Mucius begann also, die Tribus erneut zur Abstimmung aufzurufen, sah sich aber außerstande, das Plebiszit im gewohnten Rahmen zu Ende zu führen, denn bei den Hintersten gab es lärmendes Getümmel. Sie wurden weggestoßen von den Anhängern der Gegenpartei, die mit Gewalt hereindrängten und sich unter die Menge mischten, und stießen kräftig zurück. In diesem Augenblick gab der Senator Fulvius Flaccus 1 er hatte sich an einen Ort gestellt, wo alle ihn sehen konnten durch Handbewegungen, da er mit der Stimme nicht durchdringen konnte, zu verstehen, er wolle Tiberius persönlich etwas melden. Dieser befahl, ihm Platz zu machen, Fulvius bahnte sich einen Weg zu Tiberius hinauf und sagte ihm, daß die Reichen, wenn sie den Konsul in der Senatssitzung nicht auf ihre Seite ziehen könnten, Tiberius auf eigene Faust zu tö-

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ten entschlossen seien und zu diesem Z w e c k eine bewaffnete Bande von Sklaven und Mitläufern bereit hielten. 19. Tiberius gab die Nachricht den Nächststehenden weiter, und alsbald gürteten diese die T o g a , zerbrachen die Spieße, mit denen sonst die Polizeidiener das Volk in Schranken halten, und verteilten die Stücke, um damit die Angreifer abzuwehren. Und als die Fernerstehenden verwundert fragten, was denn eigentlich vor sich gehe, griff Tiberius mit der Hand an den Kopf, um dadurch die Gefahr sichtbar anzudeuten, da sie seine Stimme nicht hören konnten. Kaum hatten die G e g n e r dies gesehen, stürzten sie in den Senat mit dem R u f , Tiberius verlange die Königskrone, der Beweis liege vor: er habe mit der Hand sein Haupt berührt! Aufgeregt lärmten die Senatoren durcheinander, Nasica aber richtete an den Konsul die Forderung, er müsse den Staat retten und den T y r a n n e n stürzen. R u h i g gab dieser zur A n t w o r t , Gewalt zu brauchen liege ihm ferne, und ebensowenig werde er einen Bürger ohne Richterspruch ums Leben bringen; sollte indes Tiberius durch sein Wort oder mit G e w a l t das Volk dazu bringen, einen ungesetzlichen Beschluß zu fassen, so werde er ihn nicht als rechtskräftig anerkennen. Da sprang Nasica auf und schrie: « D e r oberste Beamte verrät die Stadt! A u f denn! W e r für die Gesetze einstehen will, folge mir nach!» M i t diesen Worten z o g er sich den Saum des Gewandes über das Haupt und eilte auf das Kapital. Alle, die ihm folgten, schlugen die T o g a um den linken Arm und stießen beiseite, was ihnen im W e g e war. Niemand dachte angesichts der hochangesehenen Männer an Widerstand, alles flüchtete und trat sich mit Füßen. Die Begleiter der Senatoren hatten von Hause Knüttel und Stöcke mitgebracht, diese selber nahmen Beine und Stücke von den Bänken, welche die fliehende Menge zerbrochen hatte, und bahnten sich zu T i b e r i u s hin einen W e g . Dabei schlugen sie auf die Männer los, die sich schützend vor ihn hingestellt hatten, bis

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diese den Rücken wandten oder ein blutiges Ende fanden. Als Tiberius selber fliehen wollte, packte ihn einer am Gewand. Er ließ die Toga fahren und floh in der Tunica, strauchelte jedoch und stürzte über einige Leichen hin, die im W e g e lagen. Als er sich wieder aufrichtete, versetzte ihm sein Kollege Publius Satureius mit einem Stuhlbein vor aller A u g e n den ersten Hieb über den Kopf. A u f den zweiten machte Lucius Rufus Anspruch, stolz, als ob er eine Heldentat begangen hätte. Von seinen Anhängern fanden über dreihundert den T o d .

Mit

Knütteln oder Steinen hatte man sie niedergeschlagen, keiner war durch das Schwert gefallen. 20. Nach den Angaben der Historiker war dies in R o m der erste Parteikampf seit dem Sturz der Königsherrschaft, der durch Bürgerblut und Bürgermord entschieden wurde. Bis dahin hatte man innere Wirren, mochten sie noch so tief greifen und an entscheidende Fragen rühren, durch

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Nachgiebigkeit beigelegt, denn der Adel hatte Furcht v o r d e r Macht der Menge, und das Volk empfand A c h t u n g vor dem Senat. Auch damals hätte sich Tiberius wahrscheinlich leicht zum Einlenken bereden lassen, um so leichter, wenn sie ohne Mord und Gewalttat zu ihm gekommen wären, hatte er doch nicht mehr als dreitausend Anhänger um sich. Es hat indes den Anschein, die Verschwörung gegen ihn sei mehr durch die W u t und den Haß der Reichen zustande gekommen als infolge der Gründe, die gegen ihn ins Feld geführt wurden. Die rohe, Recht und Gesetz verhöhnende Mißhandlung des T o t e n beweist dies klar. Als der Bruder darum bat, den Leichnam bergen und nachts begraben zu dürfen, wiesen sie ihn ab und warfen Tiberius mit den andern Erschlagenen in den Tiber. Und dies w;ir noch nicht das Ende. Einige seiner Anhänger wurden ohne Urteil in die Verbannung geschickt, andere in den Kerker geworfen und hingerichtet. Dabei kam auch der Redner Diophanes ums Leben. Einen gewissen Gaius Villius sperrten sie

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in einen Käfig, warfen Nattern und Schlangen hinein und marterten ihn so zu Tode. Blossius von Cumae führte man vor die Konsuln und verhörte ihn über das, was geschehen war. Als er bekannte, alles getan zu haben, was Tiberius ihn geheißen, stellte ihm Nasica die Frage: « U n d wenn er dir nun befohlen hätte, das Kapitol in Brand zu stecken?» Zuerst versuchte Blossius zu protestieren: « N i e würde Tiberius einen solchen Befehl gegeben haben!» Als aber von verschiedenen Seiten immer wieder dieselbe Frage ertönte, sagte er: « N u n , hätte mir Tiberius diesen Auftrag erteilt, so wäre es meine Pflicht gewesen, ihn auszuführen. Denn er hätte solches nicht befohlen, wenn es nicht zum Wohle des Volkes gewesen wäre.» Blossius wurde freigesprochen, ging aber nach einiger Z e i t zu Aristonikos nach A s i e n w o er, als dessen Sache verloren war, seinem Leben selber ein Ende setzte. 2 1 . Nach allem, was vorgefallen war, wollte der Senat dem Volk entgegenkommen und widersetzte sich der Landverteilung nicht mehr, ja er forderte die Menge auf, an Tiberius' Stelle ein neues Mitglied in die Kommission zu wählen. Durch Volksabstimmung wurde Publius Crassus berufen, ein Verwandter der Gracchen, da seine Tochter Licinia mit Gaius Gracchus verheiratet war. Allerdings behauptet Cornelius Nep o s G a i u s ' Gemahlin sei nicht eine Tochter des Crassus gewesen, sondern jenes Brutus, der über Lusitanien triumphiert h a t t e d o c h wird meine Darstellung von der Mehrzahl der Quellen bestätigt. Da das Volk die Ermordung des Tiberius nicht verwinden konnte und unverkennbar auf die Stunde der Rache wartete, da auch schon Prozesse gegen Nasica angestrengt wurden, begann der Senat für das Leben des Mannes zu fürchten und beschloß, obwohl kein Anlaß dazu vorlag, ihn nach Asien zu schicken. Denn die Leute machten kein Hehl aus ihrem Haß, und wo sie Nasica begegneten, ließen sie ihn ihre Erbitterung spüren und schleuderten ihm ihre Anklagen ins

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Gesicht. Verflucht sei er, schrien sie, ein Tyrann, und er habe mit dem Blut eines heiligen, unverletzlichen Mannes den weihevollsten Ort ihrer Stadt befleckt, den ein Römer nur mit ehrerbietigem Schauer betrete. So mußte Nasica aus Italien weichen, obschon er durch die feierlichsten religiösen Verpflichtungen gebunden war; denn er hatte das oberste Priesteramt inne. Unstät und ruhmlos irrte er durch die Fremde, bis ihn nicht lange darnach in der Gegend von Pergamon der Tod ereilte. Übrigens kann man es wohl verstehen, daß das Volk Nasica mit so erbittertem Haß verfolgte, hätte doch auch Scipio Africanus um ein kleines die Gunst der Menge verscherzt und ihre Zuneigung verloren. (Dabei haben die Römer, wie ich glaube, keinen Menschen mit größerem Recht, keinen aber auch inniger geliebt als ihn.) Als er nämlich vor Numantia von Tiberius' Ende hörte, zitierte er aus Homer den Vers: « So verderbe ein jeder, der solche Taten verübt hat 1 », und als ihn später Gaius Gracchus und Fulvius in einer Volksversammlung fragten, was er von der Ermordung des Tiberius denke, gab er eine Antwort, die sein Mißfallen an dessen Politik durchblicken ließ. Seitdem stieß er, wenn er vor dem Volke sprach, auf Ablehnung und Widerstand, was ihm vorher nie begegnet war; auch ließ er sich selber zu Schmähungen gegen das Volk hinreißen. Im Leben des Scipio habe ich darüber im einzelnen berichtet1.

GAIUS

GRACCHUS

22 ( 0 . Gaius Gracchus ging anfänglich der Politik aus dem Wege und lebte ruhig und zurückgezogen, vielleicht aus Furcht vor seinen Feinden, vielleicht auch, um den H a ß gegen sie zu schüren. Er glich einem Manne, den die Gegenwart zu einem Dasein in bescheidener Verborgenheit zwingt und der keine N e i g u n g zeigt, in Z u k u n f t ein tätigeres Leben zu führen, so daß er sogar zu dem Gerede Anlaß gab, er stehe der Politik des Tiberius feindselig und ablehnend gegenüber. Kreilich war er noch sehr jung. Seinem Bruder stand er um neun Jahre im Alter nach, und dieser war kaum dreißigjährig gestorben. Als sich aber im Laufe der Zeit herausstellte, daß T r ä g h e i t und weichliches Wohlleben, festliche Gelage und Lust am Gelderwerb seinem Wesen fremd waren, als er seine rednerischen Kräfte, wie schnelle Schwingen, für die öffentliche Laufbahn übte und dadurch klar erwies, daß er nicht in seiner stillen Zurückgezogenheit zu bleiben gedenke, als er seinen Freund Vettius 1 vor Gericht verteidigte und ihn das Volk in begeisterter Freude umjubelte, weil er zeigte, daß die andern Redner an ihm gemessen nur Kinder seien, da beschlich die Optimaten aufs neue die Angst, und sie bekräftigten es sich immer wieder, daß man Gaius vom T r i b u n a t fernhalten müsse. Da wollte es der Zufall, daß er durch das Los zum Quaestor des Konsuls Orestes in Sardinien 1 bestimmt wurde. Seine Feinde freuten sich darüber, Gaius selber zeigte sich aber keineswegs niedergeschlagen. Er spürte Soldatenblut in seinen Adern und war ein ebenso fähiger Offizier wie Anwalt. Auch erfüllte ihn der Gedanke an Politik und Rednerbühnc immer noch mit geheimem Schauder, ohne daß er doch dem Ruf des

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Volkes und der Freunde sein Ohr verschließen konnte. So ergriff er mit Freuden die Gelegenheit, außer Landes zu gehen. Freilich herrscht die Meinung vor, er sei ein vollendeter Demagoge gewesen und habe noch glänzender als Tiberius um die Gunst der Menge zu werben verstanden. Das entspricht nicht der Wahrheit, hat es doch den Anschein, daß er viel mehr unter dem Druck der Verhältnisse als aus freiem Entschluß sich der Politik verschrieben habe. So erzählt auch der Redner Cicero', Gaius sei jedem Amt aus dem Wege gegangen und habe in selbstgewählter Zurückgezogenheit gelebt; da sei ihm sein Hrüder im Traum erschienen und habe zu ihm gesagt: «Was zauderst du, Gaius? Es gibt kein Entrinnen, uns beiden ist das gleiche Los bestimmt: im Dienste des Volkes zu leben und zu sterben!» 23 (2). In Sardinien zeigte Gaius, daß er ein ganzer Mann war. Er ragte über alle seine jungen Kriegskameraden hinaus durch seine Tapferkeit vor dem Feind, seine Gerechtigkeit im Verkehr mit den Untertanen, seine Freundlichkeit und Ehrfurcht gegenüber dem Feldherrn. An Einsicht, Bescheidenheit und unverdrossener Ausdauer tat er es auch Älteren zuvor. Da fiel ein harter, ungesunder Winter ein, so daß der Feldherr von den sardinischen Städten warme Kleidung für seine Soldaten fordern mußte. Diese aber schickten eine Gesandtschaft nach Rom, welche um Befreiung von der Abgabe ersuchte. Der Senat entschied zugunsten der Sardinier und wies den Konsul an, seine Leute anderweitig mit Kleidern zu versehen. Orestes wußte nicht mehr aus und ein, und die Soldaten litten Not. Da machte sich Gaius auf in die Städte und brachte sie so weit, daß sie von sich aus durch Kleidersendungen den Römern über die schlimme Zeit hinweghalfen. Die Kunde von diesem Erfolg drang nach Rom und rief Bestürzung hervor in den Reihen der Senatoren, die darin nur ein Vorspiel von Gaius' künftiger Demagogentätigkeit sahen. Das

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erste war, daß sie die Gesandten des Königs Micipsa 1 verärgert aus Rom wegwiesen, weil sie aus Afrika die Botschaft brachten, der König habe Gaius Gracchus zuliebe dem Feldherrn in Sardinien Getreide geschickt. Dann faßten sie den Beschluß, die Mannschaft des sardischen Heeres sei abzulösen, Orestes aber behalte sein Kommando; so müßte auch Gaius, durch sein Quaestorenamt gebunden, in Sardinien bleiben. Kaum hatte dieser von dem Entscheid gehört, als er sich voll zorniger Erbitterung einschiffte und unerwartet in Rom erschien. Da bekam er freilich nicht nur von den Feinden Vorwürfe zu hören, auch das Volk zeigte sich befremdet, daß der Quaestor vor dem Oberbefehlshaber die Provinz verlassen habe. Als jedoch vor den Zensoren Anklage gegen ihn erhoben wurde, verlangte er das Wort und redete sich so in die Herzen der Zuhörer hinein, daß sie alle andern Sinnes wurden und überzeugt waren, ihm sei schweres Unrecht widerfahren. Zwölfjahre, rief er aus, sei er Soldat gewesen, andere höchstens deren zehn. Als Quaestor habe er drei Jahre lang neben dem Feldherm ausgeharrt, obschon das Gesetz nach einem Jahr die Rückkehr gestatte. Er allein sei mit vollem Beutel ins Feld gezogen und mit leerem heimgekehrt, die andern alle hätten den Wein, den sie mitgenommen, ausgetrunken und ihre Fäßchen mit Gold und Silber gefüllt zurückgebracht. 24 (3). Bald darnach setzten ihm seine Feinde mit neuen Beschuldigungen und Anklagen zu. So sollte er die Bundesgenossen aufgewiegelt und teilgenommen haben an der in Fregellae 2 aufgedeckten Verschwörung. Gaius rechtfertigte sich, und alle Verdächtigungen fielen in sich zusammen, makellos stand er vor dem Volk. Ohne Zögern bewarb er sich jetzt um das Tribunat. Dabei stieß er auf den geschlossenen Widerstand der Nobilitat, die einfachen Leute hingegen strömten aus ganz Italien nach der Hauptstadt, um seine Bewerbung zu unterstützen. So groß war ihre Zahl, daß viele keine Unterkunft fan-

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den, das Marsfeld die Menge nicht zu fassen vermochte und mancher von einem Giebel oder Dach herab seine Stimme abgeben mußte. Dennoch erlebte Gaius eine Enttäuschung. Die mächtigen Herren hatten das Volk doch so weit eingeschüchtert, daß er, entgegen seiner Erwartung, nicht mit der höchsten Stimmenzahl gewählt wurde, sondern erst an vierter Stelle stand. Nach dem Amtsantritt 1 nahm er jedoch sofort den ersten Rang unter seinen Kollegen ein, denn ihm eignete eine Gewalt des Wortes, die keiner sonst besaß, und der Schmerz um seinen Bruder gab ihm den M u t zu sagen, was ihm auf der Seele brannte. Bei jeder Gelegenheit lenkte er die Gedanken des Volkes auf Tiberius zurück, erinnerte es an die Umstände seines Todes und stellte ihnen die Taten der Vorfahren gegenüber. Diese hätten einmal mit den Faliskern Krieg angefangen, um den Tribunen Genucius, der beschimpft worden war, zu rächen, und Gaius Veturius hätten sie zum Tode verurteilt, weil er als einziger einem Volkstribunen auf dem Forum nicht Platz machen wollte 1 . «Den Tiberius aber», fuhr er fort, «haben diese Leute da vor euren Augen mit Knütteln totgeschlagen, seinen Leichnam vom Kapitol mitten durch die Stadt geschleift und in den Tiber geworfen. Und wer von seinen Freunden in ihre Hände fiel, wurde ohne Urteil hingerichtet. Wie anders haben es unsere Väter gehalten! War einer auf den T o d angeklagt und leistete der Vorladung keine Folge, so schickten sie in der Morgenfrühe einen Trompeter vor seine T ü r , damit er ihn mit Trompetenstößen noch einmal aufrufe. Vorher durfte kein Richter das Urteil sprechen. So vorsichtig und behutsam zeigten sie sich in Fragen des Rechtes.» 25 (4). Als es nach solchen Reden im Volk zu gären begann Gaius hatte übrigens eine kräftige, weittragende Stimme - , legte er zwei Gesetze vor. Das erste verbot einem vom Volk abgesetzten Magistraten, je wieder ein Amt zu führen, das zweite sicherte dem Volk das Recht, einen Beamten abzuurteilen,

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welcher ohne Richterspruch römische B ü r g e r des L a n d e s verwiesen hatte. D e r eine A n t r a g w a r ein u n v e r h ü l l t e r A n g r i f f auf M a r c u s O c t a v i u s , der von T i b e r i u s des T r i b u n a t e s entsetzt worden w a r , d e r andere richtete sich gegen P o p i l i u s 1 ; denn dieser hatte als Praetor T i b e r i u s ' A n h ä n g e r in die V e r b a n n u n g geschickt. Popilius floh aus Italien, ohne sich dem Urteil des Volkes zu stellen. Das andere G e s e t z z o g G a i u s selber zurück mit der B e g r ü n d u n g , er wolle Octavius verschonen, da seine M u t t e r f ü r ihn gebeten habe. Das Volk achtete seinen E n t schluß und f ü g t e sich, denn es verehrte Cornelia um ihrer Söhne willen nicht weniger als wegen ihres V a t e r s . Später setzte es ihr ein ehernes Standbild mit der Inschrift: Cornelia, die M u t t e r der Gracchen. Es sind noch eine ganze R e i h e von rhetorisch zugespitzten, w i r k u n g s v o l l pointierten Aussprüchen über Cornelia im Umlauf, die G a i u s einem seiner Widersacherzugerufen hatte: « D u willst Cornelia beschimpfen, welche T i b e r i u s g e b a r ? » Und da der G e s c h m ä h t e w e g e n seiner Liederlichkeit v e r r u f e n war, f ü g t e er hinzu: « W o h e r hast du die Stirn, dich mit Cornelia zu vergleichen? Hast d u K i n d e r geboren wie sie? Bei G o t t , alle R ö m e r wissen, daß jene länger dem M a n n e ferngeblieben ist als d u , der M a n n ! » So bitter konnte er höhnen, und aus seinen Schriften läßt sich noch manch ähnliches Wort entnehmen. 26 (5). U n t e r den Gesetzesanträgen, die G a i u s einbrachte, u m das Volk zu gewinnen und die M a c h t des Senates zu brechen, sah das Ackergesetz die V e r t e i l u n g des Staatsgrundes an die A r m e n v o r , das Militärgesetz bestimmte, der Staat habe den Soldaten im Felde die A u s r ü s t u n g zu liefern, und z w a r ohne V e r k ü r z u n g des Soldes, auch d ü r f e niemand unter siebzehn Jahren zum Kriegsdienst aufgeboten werden. Das Bundesgenossengesetz sollte den Italikern das gleiche Stimmrecht verschaffen wie den römischen B ü r g e r n , das Getreidegesetz der unbemittelten Bevölkerung niedrige M a r k t p r e i s e sichern.

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Doch tat das Richtergesetz dem Einfluß der Senatoren den empfindlichsten Abbruch; denn sie allein hatten die Rechtsprechung in Händen und waren deshalb bei Volk und Richtern gefürchtet und gehaßt. Gaius fügte nun zu den dreihundert senatorischen Richtern dreihundert weitere aus dem Ritterstand und ließ die Urteile von den sechshundert gemeinsam fallen. Für diesen Antrag setzte er sich, wie es heißt, mit ganz besonderem Eifer ein, ja noch mehr: während vor ihm alle Vertreter des Volkes von der Rednerbühne aus zum Senat und dem sogenannten Comitium hingeblickt hatten, wandte er sich in jenem Augenblick zum ersten Male dem Forum zu, als er zum Volke sprach, und soll es auch in Zukunft so gehalten haben. Durch eine kleine Drehung, eine kaum merklich veränderte Haltung brachte er die Fundamente des Staates ins Wanken und schuf ihn aus einer Aristokratie um in eine Demokratie, in der die Redner auf die Menge, nicht auf den Rat Rücksicht nehmen müssen. 27 (6). Nachdem das Volk das Gesetz angenommen und ihm überdies Vollmacht erteilt hatte, die Richter aus dem Ritterstande auszuwählen, fiel ihm eine fast monarchische Machtfülle zu, so daß auch der Senat sich herbeiließ, seinen Rat anzuhören. Er griff aber nur dann in die Debatte ein, wenn er Vorschläge machen konnte, die dem Senat Ehre einbrachten. So stellte er einen maßvollen und hochherzigen Antrag, als man über das Getreide diskutierte, welches der Propraetor Fabius aus Spanien geschickt h a t t e E r überredete die Senatoren, das Korn zu verkaufen und den Erlös den geschädigten Städten zurückzusenden, außerdem Fabius einen Verweis zu erteilen, da er die römische Herrschaft für die Untertanen zu einer unerträglichen Last werden lasse. Seitdem war Gaius in den Provinzen geachtet und geliebt. Er brachte auch ein Gesetz ein über die Gründung von Bürgerkolonien, den Ausbau der Straßen und die Errichtung von Getreidemagazinen. Er selber trat

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als verantwortlicher Leiter an die Spitze all dieser Unternehmungen, ohne je müde zu werden angesichts der großen und vielfältigen Pflichten, imGegenteil: mit unbegreiflicher Schnelligkeit und Energie erledigte er jede A u f g a b e , die an ihn herantrat, als o b er sich nur gerade damit z u befassen hätte, so daß auch Leute, die ihn aus Herzensgrund haßten oder f ü r c h r r r m , überrascht waren von seiner anfeuernden, zielbewußten T a t kraft. Das Volk aber geriet vollends in Erstaunen, wenn es ihn umdrängt sah von einem ganzen Heer von Unternehmern und Handwerkern, von Gesandten, Beamten, Soldaten und Gelehrten. Allen begegnete er voll freundlicher Gefälligkeit, ohne aber seiner Würde etwas zu vergeben, auf jeden verstand er in ganz persönlicher Weise einzugehen und widerlegte damit die böswilligen Verleumder, welche ihn als rohen und plumpen Gewaltmenschen verschrien. So erlangte er durch seinen persönlichen Verkehr und seine praktischen Leistungen einen viel gefährlicheren Einfluß auf die M e n g e als durch seine Reden auf dem Forum. 28 ( 7 ) . Die eifrigste T ä t i g k e i t aber entfaltete er im Straßenbau, wobei er neben den praktischen Erfordernissen auch auf gefällige Formen bedacht war. Schnurgerade zogen die Straßen durch das Land, teils mit behauenen Steinen gepflastert, teils mit aufgeschüttetem Sand bedeckt, der festgestampft wurde. Vertiefungen füllte man aus und baute Brücken, w o Gießbäche oder Schluchten das Gelände durchschnitten, und da die Ufer auf beiden Seiten gleichmäßig erhöht wurden, gewann das ganze W e r k ein ebenmäßiges und schönes Aussehen. Jede W e g strecke war nach Meilen unterteilt (eine Meile entspricht nicht ganz acht S t a d i e n ' ) , und zur Angabe der Distanzen waren von Meile z u Meile steinerne Säulen aufgestellt. Andere Steine setzte er in geringerem Abstand zu beiden Seiten der Straße, damit Berittene von ihnen aus leicht und ohne Hilfe eines Reitknechtes ihr Pferd besteigen könnten.

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29 (8). Das Lob seiner Taten ging von Mund zu Mund, und die Menge war bereit, ihm jeden Wunsch zu erfüllen. Da sagte er eines Tages in einer Rede vor dem Volk, er wolle sich eine Gefälligkeit erbitten. Nichts werde ihm größere Freude bereiten als die Erfüllung seines Anliegens, doch werde er ihnen auch eine Absage nicht nachtragen. Man glaubte hinter diesem Wort eine Bitte um das Konsulat zu erkennen und erwartete allgemein, er werde sich gleichzeitig um das Konsulat und das Tribunat bewerben. Die Konsulwahlen kamen heran, alles war in höchster Spannung. Da erschien Gaius auf dem Marsfeld, begleitet von Gaius Fannius, und mit seinen Freunden zusammen bat er das Volk, seinem Kandidaten die Stimme zu geben. Damit senkte sich die Waagschale zugunsten des Fannius, er wurde zum Konsul, Gaius aber zum zweitenmal zum Tribunen g e w ä h l t o h n e daß er sich um das A m t beworben oder irgendwie um die Wahl bekümmert hätte, sondern einzig durch den Eifer des Volkes. Als er aber sehen mußte, daß der Senat ihm in offener Feindschaft entgegentrat und Fannius' Freundschaft recht lau geworden war, versuchte er durch neue Gesetze die Menge an sich zu fesseln. Er beantragte die Entsendung von Bürgerkolonien nach Capua und Tarent und forderte für die Latiner das römische Bürgerrecht. Der Senat aber fürchtete, Gaius sei überhaupt nicht mehr zu Boden zu zwingen, und um einen Keil zwischen ihn und das Volk zu treiben, griff er nach einem unerhörten, nie dagewesenen Mittel. Er buhlte nun seinerseits um die Gunst der Masse und war ihr zu Willen ohne jede Rücksicht auf das Wohl des Staates. Unter den Amtskollegen des Gaius fand sich nämlich Livius Drusus 1 , ein Mann von edler Abkunft und feiner Bildung, der an Charakter, Beredsamkeit und Reichtum keinem Römer nachstand, welcher durch solche Vorzüge zu Ansehen und Einfluß gekommen war. An ihn wandten sich die vornehmen Herren und redeten ihm zu, er müsse Gaius in den Arm

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fallen und sie in ihrem K a m p f gegen ihn unterstützen, ohne aber G e w a l t zu brauchen oder das V o l k v o r den K o p f z u stoßen, im G e g e n t e i l : er müsse die M e n g e bei g u t e r L a u n e erhalten und ihren Wünschen nachgeben auch in Fällen, w o er sonst den H a ß des Senates auf sich ziehen w ü r d e . 30 (9). So stellte denn Livius den Senatoren sein T r i b u n a t für ihre Z w e c k e zur V e r f ü g u n g und brachte Gesetze ein ohne R ü c k s i c h t auf die Ehre und das Wohl des Staates, sondern allein darauf bedacht, Gaius beim V o l k e durch Liebedienerei und Gefälligkeiten auszustechen. Es w a r wie in einer Komödie, mit solcher Hast und solchem Eifer g i n g er zu W e r k e . Gerade daraus w u r d e deutlich, daß der Senat gar nicht über Gaius' politische Maßnahmen erbittert war, sondern den M a n n selber aus dem W e g e räumen oder zum mindesten gründlich niederdrücken wollte. Denn wenn er zwei Kolonien beantragte und vorschlug, die rechtschaffensten Bürger als Siedler auszuwählen, beschuldigten sie ihn, er hasche nach der G u n s t des Volkes; w o l l t e Livius hingegen z w ö l f Kolonien gründen und in jede dreitausend Proletarier entsenden,, w u r d e er v o m Senat wohlwollend unterstützt. Wenn G a i u s die Staatsländereien unter die A r m e n aufteilte und jedem eine A b g a b e an die Staatskasse auferlegte, standen sie gegen ihn auf und schrien, er schmeichle der Masse, Livius aber, der die neuen Landbesitzer auch von dieser A b g a b e befreite, fand ihren Beifall. W ü n s c h t e Gaius den Latinern das volle Stimmrecht zu gewähren, zeigten sich die Senatoren verärgert; wenn Livius hingegen forderte, daß ein Latiner nicht einmal beim Heer mit dem Stock gezüchtigt werden dürfe, stimmten sie begeistert zu. In seinen Reden betonte Livius auch immer wieder, daß seine A n t r ä g e g u t g e heißen seien v o m Senat, der nur eine Sorge kenne: das W o h l des Volkes. Dies war denn auch der einzige G e w i n n seiner Politik, daß die M e n g e eine weniger feindselige H a l t u n g einnahm gegenüber den Optimaten. War sie ihnen früher nur mit A r g -

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wohn und Haß begegnet, so besänftigte und zerstreute Livius das Mißtrauen und den tief verwurzelten Groll, als ob er mit seinen volksfreundlichen und entgegenkommenden Anträgen ganz im Sinne des Senates handle. 31 (10). Wenn man so fest darauf vertraute, daß Livius Drusus ein redlicher Mann sei, der es gut meine mit dem Volk, dann vor allem deshalb, weil er bei seinen Anträgen sichtlich die eigene Person und das eigene Interesse zurückstellte. Denn er schickte andere Leute aus, die neuen Koloniestädte zu gründen, und mischte sich in die Verwaltung der Gelder nicht ein, während Gaius diese Aufgaben größtenteils selber übernahm. Da stellte Rubrius', einer seiner Kollegen, den Antrag, das von Scipio zerstörte Karthago wieder zu besiedeln, und das Los bestimmte, daß Gaius nach Afrika fahren und die Gründung leiten sollte. Seine Abwesenheit gestattete Drusus, noch energischer vorzugehen im Versuch, die Menge zu ködern und auf seine Seite zu ziehen. Dazu dienten ihm vor allem seine heimtückischen Anklagen gegen Fulvius. Dieser Fulvius, Gaius' Freund und sein Kollege in der Landverteilungskommission, war ein unruhiger Kopf. Der Senat haßte ihn, und die Bevölkerung hatte ihn im Verdacht, er schüre die Unzufriedenheit unter den Bundesgenossen und hetze im geheimen die Italiker zum Abfall auf. Diesen Gerüchten, die nicht bewiesen, nicht einmal untersucht waren, verlieh Fulvius selber eine gewisse Glaubwürdigkeit durch sein unvernünftiges, wirres Gebaren. Auch Gaius bekam diesen Haß zu spüren, und hier vor allem ist die Ursache seines Sturzes zu suchen. Als Scipio Africanus ohne sichtbaren Grund starb und man an seiner Leiche Spuren von Schlägen und Gewalttat zu finden meinte (ich habe darüber in seiner Biographie berichtet), wurden die schärfsten Anklagen gegen Fulvius erhoben, der Scipios Gegner war und ihn gerade an jenem Tag in einer Rede beschimpft hatte, doch heftete sich auch an Gaius der Argwohn. Dies furchtbare Ver-

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brechen, verübt am ersten und größten Manne Roms, fand allerdings keine gerichtliche Ahndung und wurde nicht abgeklärt. Das Volk widersetzte sich und schlug den Prozeß nieder aus Furcht, Gaius' Mitschuld könnte bei einer Untersuchung des Mordes zutage treten. Doch fallen diese Geschehnisse in eine frühere Z e i t 1 . 32 ( i i ) - Der Neubesiedlung Karthagos, das Gaius Iunonia, das heißt Herastadt nannte, legte die Gottheit den Berichten zufolge viele Hindernisse in den Weg. So wurde die Fahne des ersten Manipels von einem Windstoß erfaßt und zerbrach, als der Fahnenträger sich mit aller Kraft dagegen stemmte, die Opfer auf den Altären zerstreute der Sturm und schleuderte sie über die abgesteckte Grenzlinie hinaus, Wölfe wühlten die Grenzmarken aus dem Boden und trugen sie weit hinweg. Gleichwohl traf Gaius seine Anordnungen und richtete die neue Siedlung ein. In siebzig Tagen war das Werk vollbracht, und er kehrte nach Rom zurück, da er vernommen hatte, daß Fulvius von Drusus hart bedrängt werde und die Lage seine Anwesenheit erforderlich mache. Lucius Opimius 1 , ein Aristokrat von großem Einfluß im Senat, war nämlich bei den letzten Konsulwahlen durchgefallen, da Gaius den Fannius in den Vordergrund geschoben und dadurch seine Aussichten zunichte gemacht hatte. Jetzt aber war ihm die Unterstützung weiter Kreise sicher, und man konnte zuversichtlich erwarten, daß er diesmal gewählt werde. Als Konsul aber würde er Gaius, dessen Stern schon zu sinken begann, stürzen, denn das Volk war seiner politischen Pläne überdrüssig geworden, weil zahlreiche Demagogen unf seine Gunst buhlten und der Senat ohne Feilschen alle seine Wünsche erfüllte. 33 (12). Nach seiner Rückkehr zog Gaius vom Palatium hinunter in die Nähe des Forums, in ein Quartier, wo er dem Volke näher zu sein glaubte, da dort die meisten gedrückten und armen Leute wohnten. Dann legte er seine übrigen Ge-

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setze vor, damit darüber abgestimmt werde. Als nun die Massen von allen Seiten her zu dem Plebiszit herbeiströmten, beredete der Senat den Konsul Fannius, alle Nichtrömer aus der Stadt zu weisen. So erging denn der seltsame, ganz unerhörte Befehl, es dürfe sich in jenen Tagen niemand von den Bundesgenossen oder Freunden Roms in der Stadt blicken lassen. Gaius setzte sich zur Wehr mit einem Edikt, in dem er gegen den Konsul schwere Vorwürfe erhob und den Bundesgenossen seine Hilfe versprach, falls sie bleiben wollten. Er hielt indes sein Wort nicht. Als die Liktoren des Fannius einen seiner vertrauten Freunde vor seinen Augen wegschleppten, ging er vorüber, ohne zu helfen, wohl aus Furcht, er möchte verraten, wie sehr seine Macht geschwunden sei, vielleicht auch, um seinen Feinden, die nur darauflauerten, Streit anzufangen, nicht selber eine Handhabe zu bieten. Da ereignete sich ein Zwischenfall, der auch seine Kollegen gegen ihn aufbrachte. Auf dem Forum sollten Gladiatorenspiele für das Volk stattfinden, und fast alle Kollegen von ihm hatten ringsum Sitzplätze errichten lassen, die sie an die Zuschauer vermieteten. Gaius gab ihnen Befehl, die Gerüste zu entfernen, damit die Armen ohne Eintrittsgeld von jenen Plätzen aus zuschauen könnten. Da sich niemand um seine Weisung kümmerte, wartete er die Nacht vor der Aufführung ab, bot dann aus dem Handwerkerstande alle Bauunternehmer, die ihm unterstellt waren, auf und ließ die Tribünen abbrechen. Als der Tag anbrach, konnte er dem Volk einen leeren Platz vorzeigen. Da war nun freilich die Menge der Meinung, das sei ein Mann!, die andern Tribunen aber ärgerten sich ob seiner unverschämten Rücksichtslosigkeit. Sie kostete ihn, wie es scheint, auch sein drittes Tribunat. Zwar wurden die meisten Stimmen für ihn abgegeben, doch war bei der Bekanntmachung und Ernennung der Gewählten Unrecht und Betrug seiner Kollegen im Spiele. Sicheres konnte allerdings nicht

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nachgewiesen werden. Gaius nahm den Mißerfolg nicht gelassen hin, ja er soll den höhnisch lachenden Feinden übertrieben heftig zugerufen h a b e n : « I h r schlagt eine k r a m p f h a f t e Lache an und merkt nicht, welch dunkle N a c h t meine Politik über euch ausgebreitet h a t ! » 3 4 ( 1 3 ) . Opimius war zum Konsul gewählt worden, und nun hob man eine ganze Reihe von Gaius' Gesetzen auf und griff sogar die Verordnung wegen der Neubesiedlung Karthagos an, um ihn zu reizen. Man wollte ihn zu einem Schritt verleiten, der einen Wutausbruch rechtfertigte, und ihn dabei aus dem W e g e räumen. Anfänglich vermochte er sich z u beherrschen, als aber seine Freunde, allen voran Fannius, seinen Ehrgeiz anstachelten, begann er die Gegner des Konsuls aufs neue um sich zu scharen. A u c h seine M u t t e r soll mit im K o m p l o t t gewesen sein und heimlich im Ausland Männer angeworben haben, die sie als Schnitter verkleidet nach R o m schickte. Versteckte Andeutungen darüber fänden sich in ihren Briefen an den Sohn. A n d e r e wissen freilich zu berichten, Cornelia habe Gaius' Vorgehen mit einem großen Unwillen mitangesehen. A m T a g e , da Opimius und sein A n h a n g Gaius' Gesetze für nichtig erklären wollten, hatten sich beide Parteien gleich im Morgengrauen

auf dem

Kapitol

festgesetzt.

Der

Konsul

brachte das Opfer dar, und sein Liktor Quintus Antullius trug die Eingeweide durch die M e n g e auf die andere Seite. Dabei fuhr er die Leute des Ful vius a n : « Aus dem W e g , ihr schlechten Bürger, macht den guten Platz!» und hob dazu, wie einige beifugen, den bloßen A r m in drohender Gebärde. Antullius w u r d e auf der Stelle umgebracht; man erstach ihn mit langen Griffeln, die angeblich eigens zu diesem Z w e c k e hergestellt worden waren. Die M e n g e war bestürzt ob der Bluttat, doch ganz verschieden empfanden ihre Führer. Gaius schalt erbittert auf seine Leute, daß sie den Feinden die seit langem gewünschte Gelegenheit zum Angriff in die Hände gespielt hät-

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ten, Opimius hingegen frohlockte über die glückliche Fügung und hetzte das Volk zur Rache. 35 (14). Doch lief an jenem Tage die Versammlung auseinander, weil ein Wolkenbruch niederging. In der Frühe des folgenden Morgens rief der Konsul die Senatoren zu einer Sitzung im Rathaus zusammen, andere aber legten den nackten Leichnam des Antullius auf eine Bahre und trugen ihn schreiend und wehklagend über das Forum, absichtlich an der Kurie vorüber. Opimius wußte, was draußen vor sich ging, tat aber gleichwohl sehr verwundert, so daß auch die Senatoren vor die Türe traten. Da setzten sie die Bahre inmitten der Menge nieder und jammerten überlaut, als wäre ein furchtbares Unglück geschehen, das Volk aber klagte voll Haß und Abscheu die Optimaten an: Den Tiberius Gracchus hätten sie, als er noch Tribun gewesen, auf dem Kapitol ermordet und seinen Leichnam in den Tiber geworfen, der Amtsdiener Antullius hingegen, der vielleicht Unrecht erlitten, sein Mißgeschick aber doch vor allem sich selber zuzuschreiben habe, liege auf dem Forum zur Schau, weinend stünden die Senatoren an seiner Bahre, um ihm das letzte Geleite zu geben, einem Menschen, den sie gemietet, damit er den Mann aus dem Wege räume, welchem allein noch das Wohl des Volkes am Herzen liege. Die Senatoren kehrten ins Rathaus zurück und beschlossen, dem Konsul Opimius Vollmacht zu erteilen, die Stadt mit allen Mitteln zu schützen und von den Tyrannen zu befreien. Dieser befahl den Senatoren, in Waffen zu erscheinen, und erteilte jedem Ritter den Auftrag, am andern Morgen zwei bewaffnete Sklaven mitzubringen. Da traf auch Fulvius Gegenmaßnahmen und scharte einen Volkshaufen um sich. Als Gaius das Forum verließ, blieb er vor dem Denkmal seines Vaters stehen und schaute es lange an, ohne ein Wort zu sagen, dann wandte er sich weinend und stöhnend hinweg. Viele, die ihn gesehen, verspürten Mitleid und machten sich selber Vorwürfe, daß sie ihn im Stiche gelas-

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sen und verraten hätten. Sie begaben sich zu seinem Haus und verbrachten die Nacht vor seiner Tür, aber in anderer Stimmung als die Leute, welche als Leibwache zu Fulvius gezogen waren. Diese zechten, tobten und lärmten die ganze Nacht hindurch und hielten prahlerische Reden, Fulvius selber war zuerst betrunken und machte sich in Wort und Aufführung in einer Weise gemein, die schlecht zu seinem Alter paßte. Gaius' Beschützer dagegen waren still wie bei einem Landesunglüclc, sie überdachten, was ihnen bevorstand, und versahen, wechselweise wachend und ruhend, ihren Dienst. 36 ( i j ) . Bei Tagesanbruch rüttelten sie den Fulvius, der über dem Zechen eingeschlafen war, mit vieler Mühe wach, griffen dann nach den Waffen, die er einst als Konsul in siegreicher Schlacht von den Galliern erbeutet und an seinem Hause aufgehängt hatte', und rückten aus mit drohendem Geschrei, um den Aventin zu besetzen. Gaius verschmähte es, sich zu bewaffnen, er trat in der Toga aus dem Hause wie sonst, wenn er zum Forum ging, und trug einzig einen kurzen Dolch auf sich. Als er den Fuß auf die Schwelle setzte, warf sich sein Weib vor ihn hin, umklammerte mit dem einen Arm den Gatten, mit dem andern ihr Kind und rief: « O Gaius, du gehst nicht als Tribun und Gesetzgeber zur Rednerbühne wie früher, ich entlasse dich auch nicht in einen ruhmvollen Krieg. Wenn dir im Felde etwas Menschliches zustieße, so bliebe mir doch eine Trauer, die man ehrt. Jetzt aber gibst du dich den Mördern des Tiberius preis, waffenlos, denn du willst in deinem Edelmut Unrecht lieber leiden als tun. Und doch wird dein Tod dem Gemeinwohl nichts nützen. Schon hat das Böse die Macht an sich gerissen, mit Schwert und Gewalttat schaffen sie Recht. Wäre dein Bruder vor Numantia gefallen, der Tote wäre uns dem Vertrage gemäß übergeben worden. Nun muß vielleicht auch ich einen Fluß anflehen oder das Meer, mir deinen Leichnam zu zeigen, den es im Schöße birgt. Kann man

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denn noch auf Gesetze oder Götter vertrauen, seit Tiberius ermordet ist?» So klagte Licinia 1 , Gaius jedoch löste sich sanft aus ihren Armen und ging schweigend mit den Freunden hinweg. Sie wollte ihn am Gewand zurückhalten, sank aber zu Boden und blieb ohne Laut lange Zeit liegen, bis einige Sklaven die Ohnmächtige aufhoben und zu ihrem Bruder Crassus* trugen. 37 (16). Als alle versammelt waren, sandte Fulvius auf Gaius' Bitte seinen jüngeren Sohn mit einem Heroldstab auf das Forum. Es war ein Jüngling von großer Schönheit. Bescheiden und ehrerbietig trat er vor den Konsul und die Senatoren hin und überbrachte ihnen mit Tränen in den Augen die Vorschläge zur Versöhnung. Die meisten der Anwesenden hätten zu einem Vergleich gerne die Hand geboten, doch Opimius erklärte, der Senat lasse sich durch Sendboten nicht beschwatzen ; als Bürger hätten sie die Verantwortung zu übernehmen, sie sollten herabkommen zum Gericht und sich persönlich stellen, wenn sie den Zorn des Senates besänftigen wollten. Dem Knaben befahl er wiederzukommen, wenn diese Bedingungen angenommen seien, anders nicht. Nun wollte Gaius, wie es heißt, selber hingehen und die Senatoren umstimmen. Da sich aber alle seinem Wunsch widersetzten, schickte Fulvius zum zweitenmal seinen Sohn mit ähnlichen Vorschlägen, wie er sie eben angeboten hatte. Doch Opimius drängte ungeduldig, den Kampf zu beginnen. Er ließ den Knaben sogleich festnehmen und ins Gefängnis führen, dann rückte er gegen Fulvius vor mit vielen Schwerbewaffneten und kretischen Bogenschützen, die mit ihren Pfeilen die Gegner verwundeten und wilde Verwirrung anrichteten. Es kam zur Flucht. Fulvius suchte in einem verlassenen Bade Schutz, wurde aber nach kurzer Zeit entdeckt und mit seinem älteren Sohne niedergehauen. Gaius hatte niemand kämpfen sehen, in tiefer Niedergeschlagenheit über die Ereignisse hatte er sich in den Tem-

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pel der Diana 1 zurückgezogen. Dort wollte er sich selber den Tod geben, wurde aber von Pomponius und Licinius, seinen treuesten Freunden, daran gehindert. Sie waren an seiner Seite geblieben und konnten ihm das Schwert aus den Händen reißen, auch machten sie ihm Mut zu weiterer Flucht. Da streckte er, so wird berichtet, die Hände zur Göttin empor und betete, das römische Volk möge für seine Undankbarkeit und seinen Verrat ewiger Knechtschaft verfallen. Denn ohne Scheu waren die meisten seiner Anhänger ins andere Lager übergegangen, als man ihnen Straflosigkeit zugesichert hatte. 38 ( 1 7 ) . Die Feinde setzten hinter dem fliehenden Gaius her und holten ihn ein an der hölzernen Brücke 1 . Da befahlen ihm die beiden Freunde weiterzueilen, während sie selber den Verfolgern in den Weg traten. Kämpfend sperrten sie den Zugang zur Brücke, bis sie fielen. Ein einziger Sklave namens Philokrates begleitete Gaius auf seiner Flucht. Zwar rief ihm alles aufmunternde Worte zu, als gälte es einen Wettlauf, aber niemand kam ihm zu Hilfe, niemand fand den Mut, ihm ein Pferd zu bringen, so dringend er darum bat, denn die Feinde waren ihm hart auf den Fersen. Er gelangte noch bis zum heiligen Hain der Erinyen 5 , dort fand er sein Ende. Philokrates tötete ihn, dann stieß er sich selber das Schwert in die Brust. Nach andern Berichten wurden beide von den Feinden noch lebend angetroffen, da aber der Diener seinen Herrn eng umschlungen hielt, war es unmöglich, diesen zu treffen, bis der Sklave unter einem Hagel von Hieben umgebracht war. Ein Unbekannter soll Gaius' Kopf abgeschlagen und mitgenommen haben, doch wurde er ihm von Opimius' Freund Septumuleius weggenommen. Denn zu Beginn des Kampfes war öffentlich ausgerufen worden, daß den Überbringern Gaius' und Fulvius' Haupt mit Gold aufgewogen werde. Septumuleius steckte den Kopf auf einen Spieß und lieferte ihn dem Opimius ab. Man holte eine Waage. Er wog siebzehn und ein halbes Pfund, da Septumu-

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leius auch hier einen gemeinen Schurkenstreich v e r ü b t hatte: er hatte das Gehirn herausgenommen und Blei hineingegossen. Das Haupt von Fulvius überbrachten Männer, die nicht z u den angesehenen Kreisen gehörten; darum erhielten sie nichts. Die Leichen der beiden Führer wurden w i e die ihrer Anhänger in den T i b e r geworfen. Dreitausend Menschen waren niedergemacht worden, ihr Vermögen fiel an den Staat. Den Frauen v e r b o t man, Trauer anzulegen, G a i u s ' Gemahlin Licinia wurde überdies der M i t g i f t beraubt. D i e ganze Roheit der Sieger bekam Fulvius' jüngerer Sohn z u spüren, der die Hand gegen niemand erhoben und am Kampfe nicht teilgenommen hatte. V o r der Schlacht nahmen sie ihn gefangen, als er w e g e n eines Vergleichs zu ihnen kam, nach der Schlacht brachten sie ihn um. D o c h mehr als dies und alles andere beleidigte das V o l k der T e m p e l der Eintracht, den Opimius errichten ließ". M a n hatte den Eindruck, er wolle sich brüsten und großtun, ja gleichsam einen T r i u m p h feiern über das blutige Ende so vieler römischer Bürger. So kam es, daß eines Nachts von Unbekannten der Vers unter die Inschrift gesetzt w u r d e : «Wahnsinnige Z w i e t r a c h t baut der Eintracht einen T e m p e l . » 39 (18). Opimius war der erste, der in seinem Konsulat mit diktatorischer W i l l k ü r auftrat und ohne Gerichtsurteil neben dreitausend Bürgern einen Gaius Gracchus und Fulvius Flaccus töten ließ, wiewohl der letztere das Konsulat bekleidet und einen T r i u m p h gefeiert hatte, der erstere alle seine Z e i t g e n o s sen an B e g a b u n g und Ansehen überragte. Später widerstand er auch der niedrigsten Gemeinheit nicht mehr und ließ sich von dem N u m i d e r k ö n i g Jugurtha, zu dem er als Gesandter geschickt worden war, mit Gold bestechen. W e g e n Geschenkannahme schmählich verurteilt 1 , verbrachte er sein A l t e r in Schande, gehaßt und verachtet v o m V o l k , das unter dem Eindruck der Geschehnisse sich wohl erniedrigt und g e d u c k t hatte, bald darnach jedoch offen zeigte, welches H e i m w e h , welche

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Sehnsucht nach den Gracchen es erfüllte. Man brachte Statuen von ihnen zum Vorschein und stellte sie an öffentlichen Plätzen auf, den Ort, wo sie ermordet worden, hielt man heilig und legte die Erstlinge aller Früchte, welche die Jahreszeiten schenken, als Weihegabe hin. Viele opferten auch täglich und fielen vor ihnen nieder, als ob sie in einem Göttertempel wären. 40 (19). Cornelia soll ihr Unglück mit edler Würde und starkem Herzen getragen haben. So pflegte sie zu sagen, die heiligen Stätten, an denen ihre Söhne fielen, seien ein würdiges Grabmal für die Toten. Sie verbrachte ihre T a g e in Misenum 1 und änderte nichts am gewohnten Gang ihres Lebens. Viele Freunde gingen bei ihr aus und ein, die sie in ihrem gastlichen Hause reich bewirtete, immer waren griechische Gelehrte um sie versammelt, und Könige aus allen Ländern tauschten Geschenke mit ihr. Die größte Freude bereitete sie ihren Gästen und Freunden, wenn sie vom Leben und den Gewohnheiten ihres Vaters Africanus erzählte; höchste Bewunderung aber mußte man ihr zollen, wenn sie ohne Schmerz und Tränen ihrer Söhne gedachte und allen, die nach ihnen fragten, ihre Taten und Leiden schilderte, als spräche sie von Männern der Vorzeit. So bekam mancher den Eindruck, das Alter oder die Größe des Leids hätten ihr den Verstand genommen und die Empfindung für ihr Unglück geraubt, doch haben diese Leute selber kein Gefühl dafür, wieviel Kraft gegen Kummer und Schmerz den Menschen aus einer edlen Naturanlage, aus vornehmer Abkunft und guter Erziehung erwachsen kann. Und mag das Schicksal oft stärker sein als ein edler Sinn, auch wenn dieser vor seinen Schlägen auf der Hut ist: eines kann es ihm nicht rauben, das Unglück standhaft zu ertragen. 4 1 ( 1 ) . Nachdem auch dieser Bericht zu Ende geführt ist, bleibt uns noch die vergleichende Betrachtung der Lebensläufe zu geben.

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Von den Gracchen wagten auch diejenigen, welche sie im übrigen streng tadelten und sie haßten, nicht z u behaupten, daß sie nicht unter allen Römern die besten A n l a g e n besessen und eine v o r t r e f f l i c h e Bildung und Erziehung genossen hätten. A g i s und Kleomenes auf der anderen Seite haben offenbar eine kraftvollere N a t u r als jene besessen, insofern sie, obschon sie keine Erziehung z u m Guten genossen hatten, sondern in Sitten und Lebensgewohnheiten aufgewachsen waren, durch w e l c h e die Älteren schon seit langem der E n t a r t u n g anheimgefallen waren, aus sich heraus z u Führern zur Einfachheit und Enthaltsamkeit w u r d e n . D i e Gracchen lebten zu einer Z e i t , da R o m im höchsten Ansehen stand und seine Bürger in rühmlichen T a t e n wetteiferten, und sie schämten sich daher, gleichsam das von Vätern und Vorvätern her überkommene Erbe der T u gend aufzugeben. Die anderen, die von Vätern s t a m m t e n , welche sich für das reine Gegenteil entschieden hatten, und in ein erniedrigtes, innerlich morsches Vaterland hineingeboren waren, ließen sich dadurch keineswegs in ihrem rühmlichen Streben beirren. F ü r die Uneigennützigkeit der Gracchen und ihre Selbstbeherrschung gegenüber den L o c k u n g e n des Geldes ist der stärkste Beweis der, daß sie sich in Ä m t e r n und Staatsgeschäften rein erhielten von ungerechten G e w i n n e n . A g i s dagegen hätte es wohl sehr übel genommen, wenn man ihn gelobt hätte, weil er sich nicht an fremdem E i g e n t u m vergriff, er, der sein V e r m ö g e n seinen Mitbürgern hergab, welches ohne die sonstigen Besitztümer sich auf sechshundert T a l e n t e baren Geldes belief. Ein wie großes Verbrechen m u ß t e in seinen A u gen wohl ungerechte Bereicherung sein, wenn er es schon für Habsucht hielt, gerechtermaßen mehr zu besitzen als ein anderer! 42 (2). In der K ü h n h e i t ihrer revolutionären U n t e r n e h m u n gen besteht bei beiden ein großer Unterschied. D i e einen befaßten sich mit d e m Bau von Straßen und der G r ü n d u n g von

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Städten, und das gewagteste Unternehmen war bei Tiberius die Rückforderung der Staatsgüter, bei Gaius die Neugestaltung der Gerichtshöfe, denen er dreihundert Ritter beiordnete. Die Revolution des Agis und Kleomenes hingegen - welche meinten, die kleinen Übel heilen und beseitigen hieße nur, wie Piaton sagt, der Hydra die Köpfe abschlagen 1 - setzte sich zum Ziel, den gründlichen Wandel der Dinge herbeizuführen, der alle Übel beseitigen und die Ordnung wiederherstellen könnte; doch ist es vielleicht richtiger zu sagen, daß sie den Wandel, der alle Übel verursacht hatte, rückgängig machen und den Staat in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzen wollte. Dabei könnte man auch dies sagen, daß der Politik der Gracchen die Mächtigsten der Römer sich entgegenstellten, während die Reformen, welche Agis versuchte und Kleomenes durchführte, dem schönsten und erhabensten Vorbild folgten, den uralten Verordnungen über Mäßigkeit und Gleichheit der Bürger, deren Gewährsmann für Agis und Kleomenes Lykurg, für diesen der pythische Gott war. Was aber das Wichtigste ist: Durch die Politik der Gracchen erfuhr Rom keinen Machtzuwachs über das hinaus, was es schon besaß; durch die Taten des Kleomenes aber sah Griechenland in kurzer Zeit Sparta die Peloponnes beherrschen und mit den Mächtigsten von damals in den Streit um die Führerstellung eintreten, dessen Ziel es war, daß Griechenland von illyrischen und gallischen Kriegsleuten befreit und wieder von Nachkommen des Herakles regiert würde. 43 (3). Ich glaube aber, daß auch das Ende, welches die Männer gefunden haben, eine gewisse Verschiedenheit ihrer Tugend erkennen läßt. Die Gracchen kamen im Kampf mit ihren Mitbürgern, dann auf der Flucht vor ihnen ums Leben. Agis auf der anderen Seite ging fast freiwillig in den Tod, um nur keinen seiner Mitbürger töten zu müssen, und Kleomenes versuchte sich zu wehren, als er verhöhnt und beschimpft wurde,

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und da ihm die Umstände das nicht gestatteten, nahm er sich unerschrocken selbst das Leben. Betrachtet man die Dinge wieder von einer andern Seite, so hat Agis keine Feldherrntat vollbracht, sondern kam vorher zu Tode, und mit den vielen glänzenden Siegen des Kleomenes kann man wohl das Ersteigen der Mauer von Karthago durch Tiberius vergleichen, eine nicht unbedeutende T a t , und den Vertrag in Numantia, durch welchen er zwanzigtausend römischen Soldaten, die sonst keine Hoffnung hatten, das Leben rettete. Auch Gaius bewies ebendort und dann in dem Feldzug in Sardinien große Tapferkeit, so daß beide wohl es mit den ersten Feldherren der Römer hätten aufnehmen können, wenn sie nicht zu früh getötet worden wären. 44 (4). In seiner Politik ging Agis offenbar allzu sanft zu Werke, da er sich von Agesilaos herausdrängen ließ, die Bürger um die Landverteilung betrog und überhaupt alles, was er sich vorgenommen und angekündigt hatte, aus Mangel an Wagemut und infolge seiner Jugend halb- oder unvollendet ließ. Kleomenes hingegen ging allzu kühn und allzu gewalttätig an den Umsturz des Staates heran, indem er die Ephoren widerrechtlich töten ließ, die er doch mit Leichtigkeit dank seiner Machtfülle hätte auf seine Seite bringen oder ausweisen können, wie er nicht wenige andere aus der Stadt auswies. Denn ohne äußerste Notwendigkeit zum Eisen zu greifen, ist weder für den Arzt noch für den Staatsmann das Richtige und vielmehr bei beiden ein Kunstfehler, beim Staatsmann aber auch ungerecht und grausam. Von den beiden Gracchen hat keiner damit begonnen, Bürgerblut zu vergießen; von Gaius sagt man sogar, daß er, als er beschossen wurde, keine Anstalten zur Gegenwehr getroffen habe, sondern, so glänzende Tapferkeit er im Kriege bewies, so tatenlos im Bürgerzwist gewesen sei. Er ging unbewaffnet aus dem Haus, zog sich, wo es zum Kampf kam, zurück und zeigte sich überhaupt mehr darauf be-

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dacht, kein Unrecht zu tun, als kein Unrecht zu erleiden. Daher darf man ihre Flucht auch nicht als Zeichen der Mutlosigkeit, sondern der klugen Behutsamkeit nehmen. Denn sie mußten notgedrungen den Angreifern weichen oder, wenn sie blieben, sich tätlich verteidigen, um nicht zu unterliegen. 45 (5). Von den Anklagen gegen Tiberius ist die schwerste, daß er seinen Kollegen aus dem Volkstribunat verdrängte und sich selbst um ein zweites Tribunat bewarb; Gaius machte man für die Ermordung des Antullius zu Unrecht und wider die Wahrheit verantwortlich, denn er wurde wider seinen Willen und zu seinem Leidwesen getötet. Kleomenes - um die Ermordung der Ephoren beiseite zu lassen - ließ alle Sklaven frei und regierte tatsächlich allein, nur dem Namen nach zu zweit, indem er seinen Bnider Eukleidas aus demselben Hause zum Mitregenten nahm, und Archidamos, dem als Angehörigen des anderen Königshauses das Recht zustand, mit ihm zu herrschen, veranlaßte er zwar, aus Messene zurückzukommen, aber als er umgebracht wurde, rächte er seinen Tod nicht und bestätigte damit die Beschuldigung, daß er den Mord angestiftet habe. Lykurg hingegen, den er sich zum Vorbild genommen zu haben behauptete, hatte die Königswürde freiwillig dem Sohn seines Bruders, Charillos, abgetreten und in der Befürchtung, wenn der junge Mensch sonstwie zu Tode käme, könnte die Schuld auf ihn fallen, war er lange Zeit im Ausland herumgereist und nicht eher heimgekehrt, als bis dem Charillos ein Sohn als Thronfolger geboren war. Aber mit Lykurg ist freilich auch kein anderer Grieche zu vergleichen. Daß aber unter den politischen Maßnahmen des Kleomenes sich noch größere Neuerungen und Rechtsverletzungen befinden, ist dargelegt. Was nun den Charakter der Männer angeht, so werfen die Tadler den Griechen vor, er sei von Haus aus tyrannisch und kriegslustig gewesen j dem Charakter der Römer wußten die

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Neider nur unmäßige Ehrbegier, sonst nichts, zur Last zu legen und gestanden zu, daß sie erst durch die Hitze des Kampfes gegen ihre Widersacher ihrer Natur zuwider entflammt, zum Schluß ihr politisches Handeln gleichsam den Winden überlassen hätten. Denn was gab es Schöneres und Gerechteres als ihr erstes Vorhaben, wenn nicht die Reichen mit Gewalt und mit all ihrer Macht versucht hätten, das Gesetz zu Fall zu bringen, und so beide in Kämpfe gestürzt hätten, den einen, weil er für sein Leben fürchtete, den andern, weil er seinen Bruder rächen wollte, der ohne Gericht und Urteil und nicht durch eine Behörde umgebracht worden war. Aus dem Gesagten erkennst du nun schon selbst den Unterschied. Wenn ich aber noch über die einzelnen ein Urteil abgeben soll, so würde ich sagen: Tiberius war in sittlicher Reinheit der erste von allen, am wenigsten schuldig gemacht hat sich der junge Agis, und an Tatkraft und Wagemut hat Gaius nicht wenig hinter Kleomenes zurückgestanden.

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TITUS

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i. Kleandros stammte zu Mantineia aus einem der vornehmsten Geschlechter und genoß das größte Ansehen unter den Bürgern Er hatte Unglück, mußte aus seiner Vaterstadt fliehen und kam nach Megalopolis hauptsächlich wegen Kraugis, dem Vater des Philopoimen, einem in jeder Hinsicht ausgezeichneten Mann, mit dem er persönlich befreundet war. Solange nun Kraugis lebte, erhielt er alles von ihm, was er brauchte, und als er starb, stattete er ihm den Dank für die erwiesene Gastfreundschaft dadurch ab, daß er seinen verwaisten Sohn so erzog, wie nach Homer 1 Achilleus von Phoinix erzogen worden ist, so daß sein Charakter gleich von Anfang an eine edle und königliche Bildung und Förderung empfing. Als dann Philopoimen schon ein angehender Jüngling war, übernahmen die Sorge für ihn Ekdelos und Demophanes aus Megalopolis, die Schüler des Arkesilaos1 in der Akademie gewesen waren und mehr als irgendeiner ihrer Zeitgenossen die Lehren der Philosophie auf die Politik und die praktische Tätigkeit anwandten. Sie waren es auch, die ihre Vaterstadt von der Tyrannis befreiten, indem sie die Mörder des Aristodemos heimlich dazu anstifteten, dem Aratos bei der Vertreibung des Nikokles, des Tyrannen von Sikyon, beistanden ' und auf die Bitte der Kyrenaier, deren Stadt an innerer Zwietracht krankte, zu ihnen hinüberfuhren, die Ordnung wiederherstellten und der Stadt eine gute Verfassung gaben. Diese Männer pflegten nun selbst zu ihren Leistungen auch die Erziehung des Philopoimen zu rechnen, daß sie nämlich diesen Mann durch ihre Lehren zum Heile für ganz Griechenland herangebildet hätten. Denn, als hätte es gleichsam

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in hohem Alter, nach jenen alten Helden und ihren G r o ß t a t e n , noch diesen Sohn als Spätling hervorgebracht, so liebte Hellas ihn aufs zärtlichste und erhöhte seine Macht mit seinem R u h m , und ein Römer hat, um ihn zu preisen, ihn den letzten der Hellenen genannt, weil nach diesem Hellas keinen großen, seiner würdigen Mann mehr hervorgebracht habe. 2. Er war von Angesicht nicht häßlich, wie einige meinen: sehen wir doch seine Porträtstatue noch in Delphi stehen. Der Irrtum der Gastfreundin in Megara soll sich aus seiner Gutmütigkeit und Einfachheit ergeben haben. Als sie nämlich erfuhr, der Feldherr der Achaier komme zu ihnen, war sie in großer Aufregung, während sie in Abwesenheit ihres Mannes das Essen bereitete. Als unterdessen Philopoimen, mit einem einfachen Mantel bekleidet, hereinkam, dachte sie, es sei ein vorausgeschickter Diener, und befahl ihm, bei der Arbeit mitzuzugreifen. Er legte sogleich den Mantel ab und spaltete Holz. Jetzt kam der Hausherr auch herein, sah es und sagte: «Was soll denn das, Philopoimen?» «Was sonst», erwiderte er in dorischem Dialekt, «als daß ich für mein schlechtes Aussehen büße?» Über seine sonstige körperliche Erscheinung machte sich einmal T i t u s ' lustig und sagte: «Was für schöne Arme und Beinedu hast, Philopoimen! Aber einen Bauch hast du nicht.» Er hatte nämlich eine überschlanke Taille. Das Witzwort war aber mehr auf seine Streitmacht gemünzt, denn er hatte gute Soldaten zu F u ß und zu Pferde, aber oft kein Geld. Solche Geschichten werden über Philopoimen in den Rhetorenschulen erzählt. 3. Was seinen Charakter angeht, so war in ihm der Ehrgeiz nicht ganz frei von Herrschsucht noch ungetrübt von Leidenschaft, sondern obwohl er vor allem ein Nacheiferer des Epameinondas sein wollte, so nahm er sich zwar seine T a t k r a f t , seine Klugheit und seine Unbestechlichkeit mit Erfolg zum Beispiel, aber seiner Milde, Gelassenheit und G ü t e in politi-

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'sehen Zwistigkeiten treu zu bleiben, war er wegen seines Jähzorns und seiner Herrschsucht außerstande, und so schien er mehr für soldatische als für staatsmännische Leistungen befähigt. Schon von Kind auf liebte er das Soldatentum und zeigte sich willig für die dazu dienlichen Übungen, Fechten und Reiten. Da er auch für das Ringen gut veranlagt schien und einige seiner Freunde und Lehrer ihm rieten, sich der Athletik zu widmen, fragte er sie, ob ihm aus der Pflege der Ringkunst ein Schade für seine soldatische Übung erwachsen würde. Sie sagten ihm - was ja auch zutraf-, der Körper und die Lebensweise eines Athleten unterscheide sich von der eines Soldaten in jeder Hinsicht, und vor allem sei die Ernährung und das Training ganz verschieden. Der Körper des Athleten müsse durch vielen Schlaf, reichliche Sättigung und geregelten Wechsel von Bewegung und Ruhe seine Form fördern und pflegen, die durch jeden schwachen Anstoß, durch jede Abweichung vom Gewohnten, leicht eine Veränderung erfahren könne; der Körper des Soldaten hingegen müsse an jede Art von Märschen, an jede Unregelmäßigkeit gewöhnt sein und vor allem darin geschult, schmale Kost und Schlaflosigkeit leicht zu ertragen. Als das Philopoimen hörte, lehnte er nicht nur fiir seine Person die Sache ab und verlachte sie, sondern verbannte auch später als Stratege, soviel an ihm war, jegliche Athletik, indem er ihr keine Ehre erwies und sie verhöhnte, weil sie die tauglichsten Körper für die notwendigen Kämpfe untauglich mache. 4. Nachdem er aus den Händen der Lehrer und Pädagogen entlassen war, machte er es sich zur Gewohnheit, bei den Kriegszügen seiner Mitbürger, die sie mit Einfällen in Lakonien auf Raub und Beute unternahmen, immer der erste der Ausziehenden und der letzte der Heimkehrenden zu sein. In ruhigen Zeiten übte er seinen Körper entweder auf der Jagd und machte ihn behend und kräftig, oder durch Arbeit in der

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Landwirtschaft. Er hatte nämlich ein schönes Landgut zwanzig Stadien von der Stadt entfernt. Dahin ging er täglich nach dem Frühstück oder nach der Mahlzeit und legte sich auf der ersten besten Streu zur Ruhe wie ein gewöhnlicher Arbeiter. Frühmorgens stand er auf und beteiligte sich an der Arbeit im Weinberg oder beim Pflügen. Dann kehrte er wieder zur Stadt zurück und widmete sich mit seinen Freunden und den Beamten den öffentlichen Geschäften. Was er bei den Feldzügen erwarb, verwandte er auf Pferde, Waffen und die Auslösung von Gefangenen. Sein Vermögen suchte er durch die Landwirtschaft zu vermehren, die rechtschaffenste Form des Erwerbes, und er sah das nicht als Nebensache an, sondern meinte vielmehr, daß, wer sich fremden Gutes enthalten wolle, eigenes Gut besitzen müsse. Er hörte auch Vorträge von Philosophen und las ihre Schriften, aber nicht alle, sondern nur solche, von denen er sich sittliche Förderung erwartete. In den Dichtungen Homers hielt er sich an die Partien, die, wie er meinte, den Geist zur Tapferkeit ermunterten und begeisterten. Von sonstiger Literatur versenkte er sich besonders in die Taktik des Euangelos und studierte die Geschichte Alexanders in der Überzeugung, daß das Wort zur Tat hinlenke, wenn es nicht nur zum Zeitvertreib und zu müßigem Geschwätz gebraucht werde. Denn auch bei der Beschäftigung mit der Taktik legte er keinen Wert auf die Skizzen auf dem Papier, sondern trieb seine Studien und Übungen im Gelände selbst, indem er Bodenwellen, Abbrüche ebener Flächen und die Hergänge und die Formierungen einer Phalanx, die sich ergeben müßten, wenn sie durch Rinnsale, Gräben oder Hohlwege sich auseinander- und wieder zusammenzöge, auf seinen Wanderungen für sich selbst beobachtete und seinen Begleitern erläuterte. Denn offenbar war dieser Mann über das Maß des Notwendigen hinaus für die soldatischen Dinge begeistert, schätzte den Krieg als das vielseitigste Betätigungsfeld der Tugend

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und verachtete diejenigen, die da versagten, als Untätige ganz und gar. j . Als er schon dreißig Jahre alt war, überfiel Kleomenes, der König der Lakedaimonier, Megalopolis plötzlich bei Nacht, überwältigte die Wachen, drang ein und besetzte den Markt 1 . Philopoimen eilte zu Hilfe und vermochte die Feinde zwar nicht hinauszutreiben, so tapfer und kühn er auch kämpfte, stahl aber die Bürger gewissermaßen aus der Stadt heraus, indem er die Verfolger bekämpfte und Kleomenes auf sich zog, so daß er mit genauer Not, nach Verlust seines Pferdes und verwundet, als letzter davonkam. Als dann Kleomenes nach Messene, wohin sie sich geflüchtet hatten, zu ihnen sandte und sich bereit erklärte, ihnen die Stadt mit allem, was darin war, und das Land zurückzugeben, und als da Philopoimen erkannte, daß die Bürger das freudig aufnahmen und schnell zurückzukehren gewillt waren, trat er dagegen auf und hielt sie durch seine Worte davon ab, indem er ihnen klarmachte, daß Kleomenes nicht die Stadt zurückgeben, sondern die Bürger dazugewinnen wolle, um so die Stadt um so fester in der Hand zu behalten. Denn er werde sie nicht behalten, um dazusitzen und leere Häuser und Mauern zu bewachen, sondern er werde sie der Öde wegen verlassen müssen. Mit diesen Worten brachte er die Bürger von ihrer ersten Meinung ab, lieferte aber Kleomenes den Vorwand, die meisten Teile der Stadt zu zerstören und niederzulegen und mit reicher Beute abzuziehen. 6. Als dann der König Antigonos zu Hilfe kam und an der Seite der Achaier gegen Kleomenes ins Feld zog und dicht vor den Höhen und Einmarschstraßen bei Sellasia2, die Kleomenes besetzt hielt, seine Streitmacht aufmarschieren ließ in der Absicht, anzugreifen und durchzubrechen, stand Philopoimen mit seinen Mitbürgern unter den Reitern und hatte anschließend zur Seite Illyrier, eine zahlreiche und kampfkräftige

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T r u p p e , durch welche die Flanke des Heeres gedeckt wurde. Sie hatte den Befehl, ruhig in Reserve zu bleiben, bis der König vom andern Flügel her ein über eine Lanze gespanntes rotes T u c h hochhalten ließe. Da jedoch die Offiziere den Versuch machten, mit den Illyriern die Lakedaimonier zurückzudrängen, während die Achaier befehlsgemäß in der Reservestellung verharrten, erkannte Eukleidas, der Bruder des Kleomenes, die bei den Feinden entstehende Lücke und entsandte schnell die Geschwindesten seiner Leichtbewaffneten mit dem Befehl, den Illyriern in den Rücken zu fallen und sie abzuschneiden, da sie keinen Reiterschutz mehr hatten. Während dies geschah und die Leichtbewaffneten schon dabei waren, die Illyrier abzuschneiden und in Verwirrung zu bringen, erkannte Philopoimen, daß es kein schwieriges Unternehmen war, die Leichtbewaffneten anzugreifen, und daß der Augenblick das nahelegte. Er sagte es zuerst den königlichen Offizieren, und als er sie nicht dafür gewinnen konnte, sondern man ihn für verrückt erklärte und seinen R a t mißachtete, weil er noch keinen großen Ruf besaß, der ein so bedeutsames Unternehmen empfohlen hätte, griffer aus eigenem Entschluß an, seine Mitbürger mit sich reißend. Das f ü h r t e erst z u r Verwirrung, dann zur Flucht der Leichtbewaffneten unter schweren blutigen Verlusten. Mit dem Willen nun, die königlichen T r u p p e n noch mehr zu ermutigen und schnellstens m i t den in Panik geratenden Feinden ins Gefecht zu kommen, ließ er sein Pferd zurück. Während er aber nun in unebenem Gelände, voll von Wasserläufen und Schluchten, zu F u ß in Reiterharnisch und schwerer Bewaffnung nur schwierig und mühselig vorwärtskam, wurden ihm beide Schenkel von einem Wurfspieß mit Wurfriemen in der Mitte durchbohrt, ein Schuß, der nicht tödlich, aber so heftig war, daß die Spitze auf der andern Seite hervordrang. Zuerst wußte er, als wäre er gefesselt, nichts mit sich anzufangen. Denn der Knoten des

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Wurfriemens machte das Herausziehen des Geschosses durch die Wundkanäle schwierig. Da nun die Anwesenden zögerten, Hand anzulegen, während die Schlacht auf der Höhe war und er vor Kampfeslust und Ehrbegier fieberte, zerbrach er durch Ausschreiten und Bewegen der Schenkel gegeneinander das Geschoß in der Mitte und ließ die beiden Bruchstücke einzeln herausziehen. So frei geworden, zog er das Schwert und stürmte als einer der ersten gegen die Feinde, so daß er den Mitkämpfern hohen Mut und Wetteifer um den Preis der Tapferkeit einflößte. - Nach dem Sieg wollte Antigonos seine Makedonen auf die Probe stellen und fragte sie, weshalb sie ohne seinen Befehl die Reiter in Bewegung gesetzt hätten. Da sie sich entschuldigten, sie seien wider Willen gezwungen worden, mit den Feinden handgemein zu werden, weil ein junger Mensch aus Megalopolis vorweg losgebrochen sei, da lachte Antigonos und sagte: «Dieser junge Mensch hat die T a t eines großen Feldherrn vollbracht.» 7. Hierdurch wurde Philopoimen natürlich berühmt, und Antigonos bemühte sich, ihn in seinen Dienst zu ziehen, und bot ihm eine Offiziersstelle und ein hohes Gehalt an. Aber er lehnte ab, hauptsächlich weil er seinen Charakter kannte, daß er nicht dazu geschaffen war, sich befehlen zu lassen. Weil er aber nicht tatenlos und müßig leben wollte, fuhr er, um sich in der Kriegskunst weiterzubilden und zu üben, nach Kreta zu einem Feldzug. Nachdem er sich dort lange Zeit unter streitbaren Männern geübt hatte, die sich auf jegliche Art der Kriegführung verstanden und auch noch maßvoll und schlicht in ihrer Lebensführung waren, kehrte er mit so hohem Ruhm zu den Achaiern zurück, daß er sofort zum Reiteroberst 1 ernannt wurde. Als er das Kommando über die Reiter übernahm, pflegten sie, wenn es einen Feldzug gab, minderwertige Pferde zu benützen, die sie gerade bekommen konnten, und sich selbst meist dem Kriegsdienst zu entziehen und

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Stellvertreter zu senden. Erschreckend war zudem bei allen die Unerfahrenheit und der Mangel an Mut, und die Führer ließen das stets hingehen, weil die Ritter bei den Achaiern den größten Einfluß besaßen und Lohn und Strafe weitgehend in ihrer Hand hatten. Aber Philopoimen fürchtete sich nicht und ließ nicht nach, sondern reiste von Stadt zu Stadt, spornte die jungen Leute Mann für Mann zur Ehrbegier an, bestrafte, wo Zwang vonnöten war, veranstaltete Übungen, Aufzüge und Wettkämpfe, wo viele Zuschauer zu erwarten waren, und erweckte so in kurzer Zeit in allen einen erstaunlichen Schwung und Eifer, und was das Wichtigste in der taktischen Ausbildung war: er machte sie gewandt und schnell in den Schwenkungen und Kehrtwendungen sowohl im Geschwader wie im einzelnen und erreichte so, daß die Leichtigkeit, mit der die ganze Abteilung ihre Stellungen wechselte, den Eindruck erweckte, als bewege sich ein einheitlicher Organismus aus eigenem Antrieb. Als dann das scharfe Gefecht am Larissosfluß gegen Aitoler und Eleier geliefert wurde 1 , sprengte Damophantos, der Reiteroberst der Eleier, allen voran gegen Philopoimen. Der stellte sich dem Angriff, traf, dem Gegner zuvorkommend, Damophantos mit dem Speer und streckte ihn zu Boden. Nach seinem Fall ergriffen die Feinde sofort die Flucht, und Philopoimen gewann den Ruhm, daß er weder im Kampf Mann gegen Mann einem der Jüngeren noch an Umsicht einem der Älteren nachstehe, sondern sowohl zum Einzelkämpfer wie zum Feldherrn hervorragend geschaffen sei. 8. Den Bund der Achaier erhob zuerst Aratos zu Ansehen und Macht aus Niedrigkeit und Bedeutungslosigkeit, indem er die einzelnen Städte zusammenführte und eine echt griechische und humane Politik einschlug. Danach ging es wie in Gewässern, wo, wenn erst wenige kleine Teilchen damit begonnen haben, sich zu setzen, die hinzufließenden alsbald an

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den ersten hängen bleiben, sich daransetzen und durch die gegenseitige Verbindung eine feste Masse schaffen. So traten in Griechenland, das zu jener Zeit schwach und leicht auflösbar in seinen einzelnen Gemeinden dahinlebte, zuerst die Achaier zusammen, zogen die umliegenden Städte teils durch Hilfe und Mitwirkung beim Sturz ihrer Tyrannen an sich, teils vereinigten sie sich mit ihnen dank Gleichheit der Gesinnungen und der Staatseinrichtungen und setzten sich zum Ziel, die Peloponnes zu einem Körper und einer Macht aufzubauen. Solange jedoch Aratos lebte, duckten sie sich zumeist unter die Waffenmacht der Makedonen, bemühten sich eine Zeitlang um die Gunst des Ptolemaios, dann wieder des Antigonos und P h i l i p p o s w e l c h e sich ständig in die griechischen Angelegenheiten einmischten. Als aber Philopoimen in die erste Reihe einrückte, fühlten sie sich bereits selbst den Mächtigsten gewachsen und hörten auf, sich auswärtigen Schutzherren zu unterstellen. Aratos nämlich, der in dem Rufe stand, wenig Neigung zu kriegerischen Auseinandersetzungen zu haben, hatte die meisten seiner Erfolge durch Unterhandlung, Schmiegsamkeit und Freundschaft mit Königen erzielt, wie in meiner Schrift über ihn dargelegt ist. Philopoimen hingegen, der ein tüchtiger und waffengeübter Kämpfer war, dazu gleich in den ersten Schlachten sich glücklich und erfolgreich gezeigt hatte, erhöhte mit ihrer Macht auch das Selbstgefühl der Achaier, die sich daran gewöhnten, unter ihm in den meisten Kämpfen zu siegen und Erfolg zu haben. 9. Zuerst schuf er einen Wandel in den Mißständen, die bei den Achaiern hinsichtlich Taktik und Bewaffnung bestanden. Sie führten nämlich Schilde, die wegen ihrer Leichtigkeit bequem zu handhaben, aber zu schmal waren, um den Körper rings zu decken, und Speere viel kürzer als die Sarissen. Daher waren sie wegen ihrer leichten Beweglichkeit tüchtig im Kampf aus der Ferne, aber im Handgemenge den Feinden

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unterlegen. In d e r Aufstellung war ihnen die B i l d u n g einer Schlangenlinie nicht geläufig, u n d w e n n sie eine Phalanx bild e t e n , die nicht eine Spießauslage u n d einen festen Z u s a m menschluß d e r Schilde h a t t e wie die d e r M a k e d o n e n , so w u r den sie leicht z u r ü c k g e d r ä n g t u n d z e r s p r e n g t . H i e r ü b e r belehrte sie Philopoimen und brachte sie dazu, s t a t t des leichten Schildes und des kurzen Speeres den großen Schild u n d die Sarisse zu n e h m e n u n d , mit Helmen, Panzern u n d Beinschienen geschirmt, s t a t t der leichtbeweglichen, p l ä n k e l n d e n die Kampfweise in festgegliederten Reihen zu üben. I n d e m er die j u n g e n Leute b e w o g , sich so zu bewaffnen, s t ä r k t e er z u n ä c h s t ihren M u t , daß sie sich unwiderstehlich f ü h l t e n , u n d d a n n gab er ihrer N e i g u n g zu Aufwand und Üppigkeit eine neue, bessere R i c h t u n g . Denn ihnen ihren seit langem wie eine K r a n k heit eingefressenen eitlen u n d nichtigen H a n g ganz zu nehmen - daß sie prächtige Kleider liebten, sich P u r p u r d e c k e n f ä r b e n ließen, in Gastereien und Schmausereien e i n a n d e r zu yberbieten suchten - , war unmöglich. Er begann also d a m i t , ihre P r u n k s u c h t von den unnötigen auf die nützlichen und löblichen D i n g e hinzulenken, und w u ß t e alle schnell zu bereden u n d d a h i n ' z u bringen, den täglichen A u f w a n d f ü r die körperlichen Bedürfnisse einzuschränken und in allem, was der militärischen u n d kriegerischen A u s r ü s t u n g diente, mit Glanz und P r u n k aufzutreten. So k o n n t e man die W e r k s t ä t t e n voll sehen von Schalen und edlen T r i n k g e f ä ß e n , die zerschlagen, von Panzern, die vergoldet, von Schilden u n d Z ä u m e n , die versilbert w u r d e n , die R e n n p l ä t z e voll von Rossen, die g e t u m m e l t w u r d e n , u n d von Jünglingen, die sich in d e n Waffen ü b t e n , in den Händen d e r Frauen aber Helme u n d Federbüsche, die sie mit Farben, u n d Reiterröcke u n d Soldatenmäntel, die sie mit Stickereien schmückten. Dieser Anblick e r h ö h t e und s t ä r k t e ihren M u t und e r w e c k t e in ihnen eine freudige Bereitschaft, sich d e r Gefahr zu stellen. D e n n d e r

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A u f w a n d f ü r andere D i n g e , die schön anzuschauen sind, f ü h r t bei denen, die sie benützen, zu Üppigkeit und Weichlichkeit, indem ihre W a h r n e h m u n g w i e durch Stechen und Kitzeln dem G e i s t seine Schärfe n i m m t ; der A u f w a n d f ü r jene D i n g e aber stärkt und erhöht den M u t , wie in der D i c h t u n g H o m e r s Achilleus, als ihm die neuen Waffen v o r A u g e n gelegt w e r d e n , bei dem A n b l i c k gleichsam verzückt wird und v o r B e g i e r d e brennt, T a t e n mit ihnen zu v e r r i c h t e n S o s c h m ü c k t e er die jungen L e u t e und ließ sie fleißig exerzieren und üben, w o b e i sie ihm gern und eifrig gehorchten. Denn sie fanden das g r ö ß t e Gefallen an der neuen Schlachtordnung, die eine undurchdringliche D i c h t i g k e i t anzunehmen schien, und die Waffen wurden ihnen durch die G e w ö h n u n g leicht, daß sie sie mit Freuden w e g e n ihrer Schönheit und ihres Glanzes z u r H a n d nahmen und trugen und den Wunsch hatten, in ihnen zu kämpfen und sich recht bald mit den Feinden zu messen. 10. Es w a r damals der Krieg der Achaier gegen Machanidas, den T y r a n n e n der Lakedaimonier, im G a n g e 1 , der gestützt auf eine zahlreiche und starke Heeresmacht alle Peloponnesier bedrohte. Als nun gemeldet wurde, daß er in das G e b i e t von Mantineia eingebrochen w a r , führte Philopoimen eilends sein H e e r gegen ihn, und nahe der Stadt nahmen sie gegeneinander A u f s t e l l u n g , beide mit vielen Söldnern und dem gesamten B ü r g e r a u f g e b o t . Als es zum Handgemenge k a m , schlug M a chanidas an der Spitze seiner Söldner die v o r der F r o n t der A c h a i e r aufgestellten Speerschützen und T a r e n t i n e r 1 in die F l u c h t , statt aber sogleich gegen die noch Kämpfenden vorzugehen und ihre festgeschlossene Front zu durchbrechen, g e r i e t er bei der V e r f o l g u n g abseits und stürmte an der in ihrer O r d n u n g verharrenden Phalanx der Achaier vorbei. O b w o h l diese schwere Schlappe gleich im A n f a n g eingetreten w a r und alles schon ganz und gar verloren schien, gab Philopoimen sich doch den Anschein, als beachte er es gar nicht und

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sehe es für bedeutungslos an, und als er bemerkte, welchen großen Fehler die Feinde bei der Verfolgung begingen, indem sie sich von ihrer Phalanx losrissen und eine Lücke schufen, trat er ihnen nicht entgegen noch hinderte er sie an der weiteren Verfolgung der Fliehenden, sondern ließ sie vorbcieilen und einen großen Zwischenraum entstehen, und dann ging er sofort gegen die Schwerbewaffneten der Lakedaimonier vor, da er ihre Phalanx ungedeckt sah, überflügelte sie und griff sie in der Flanke an, während sie ohne Führer und nicht auf einen Kampf gefaßt waren; denn sie glaubten schon den vollen Sieg in der Hand zu haben, da sie Machanidas verfolgen sahen. Er drängte sie unter schweren Verlusten zurück - es sollen über viertausend gefallen sein - und ging dann auf Machanidas los, der mit den Söldnern von der Verfolgung zurückkehrte. Da ein breiter und tiefer Graben zwischen ihnen lag, ritten sie zu seinen beiden Seiten nebeneinander her, der eine ihn zu überschreiten und zu entfliehen bestrebt, der andere, es zu verhindern. Es war ein Schauspiel, nicht als ob zwei Feldherren miteinander kämpften, sondern als ob ein starker Jäger mit einem wilden Tier, das sich gezwungenermaßen zur Wehr setzte, zusammengeraten sei. Jetzt wagte das Roß des Tyrannen, stark, mutig und auf beiden Seiten blutig gespornt, den Sprung hinüber, geriet mit der Brust gegen den Grabenrand und versuchte mit aller Kraft, mit den Vorderfußen drüben festen Fuß zu fassen. In diesem Augenblick kamen Simmias und Polyainos, die dem Philopoimen stets im Kampf zur Seite waren und ihn mit ihren Schilden deckten, beide gleichzeitig herangesprengt, die Lanzen zum Stoß gefällt. Aber Philopoimen kam ihnen, gegen Machanidas anreitend, zuvor, und als er dessen Pferd den Kopf vor dem Körper des Reiters emporheben sah, lenkte er sein Pferd ein wenig zur Seite, faßte den Wurfspieß in der Mitte, stieß zu und warf nachdrückend den Gegner zu Boden. In dieser Stellung zeigt ihn die eherne Bild-

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säule, welche die Achaier in Delphi von ihm errichteten, voll Bewunderung für seine Heldentat und seine strategische Leistung. 1 1 . Als dann die Festversammlung für die nemeischen Spiele zusammentrat, führte Philopoimen, so wird berichtet, der zum zweitenmal Stratege war und nicht lange vorher die Schlacht bei Mantineia gewonnen hatte, jetzt aber wegen des Festes Ruhe hatte, zuerst den Griechen seine Phalanx vor, wie sie im vollen Kriegsschmuck in gewohnter Weise schnell und kraftvoll die taktischen Bewegungen ausführte. Während darauf der Wettstreit der Kitharöden 1 stattfand, zog er an der Spitze der Jünglinge wieder in das Theater ein, die ihre Soldatenmäntel und purpurnen Unterkleider trugen, alle auf der Höhe der Kraft standen, etwa gleichaltrig waren und ebensowohl größten Respekt gegen ihren Führer wie jugendlichen Stolz nach vielen ruhmreichen Kämpfen zeigten. Als sie eben eingezogen waren, stimmte gerade der Kitharöde Pylades, der die Perser des Timotheos 1 sang, seinen Vortrag mit den Worten an: «Herrlich strahlenden Ruhm der Freiheit schaffend für Hellas». Wie da die Erhabenheit der Dichtung mit der hellen Klarheit der Stimme zusammenklang, richteten sich die Blicke des Theaters von allen Seiten auf Philopoimen, und freudiger Beifall brach los, da die Griechen im Geist die alte Herrlichkeit Wiederaufleben ließen und freudigen Mutes sich dem Hochgefühl von damals nahegerückt fühlten. 12. In den Schlachten und Gefahren aber ging es den Achaiern wie den jungen Pferden: Wie diese in dem Verlangen nach dem gewohnten Reiter, wenn sie einen andern tragen, scheu und nervös werden, so war das Heer der Achaier, wenn ein anderer die Führung hatte, mutlos und hielt nach Philopoimen Ausschau, und wenn es ihn nur sah, dann war es sofort

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wieder obenauf und tatenfreudig, weil sie Vertrauen zu ihm hatten, zumal sie bemerkten, daß auch die Feinde diesem einzigen unter den Feldherren nicht ins Auge zu blicken wagten, sondern schon seinen Ruf und seinen Namen fürchteten; wie sich aus dem ergab, was sie taten. Denn Philipp, der König der Makedonen, in dem Glauben, wenn Philopoimen beseitigt wäre, würden die Achaier sich ihm wieder fügen, schickte insgeheim Leute nach Argos, die ihn ermorden sollten, und als der Anschlag aufgedeckt wurde, machte er sich damit bei den Griechen zum Gegenstand bittersten Hasses und schwersten Tadels. Als zu den Boiotern, die Megara belagerten und die Stadt schnell zu erobern h o f f t e n d i e Botschaft gelangte - die gar nicht wahr war - , Philopoimen eile den Belagerten zu Hilfe und sei schon in der Nähe, ließen sie die schon an die Mauern gestellten Leitern stehen und machten sich eilends davon. Als Nabis, der nach Machanidas ein tyrannisches Regiment in Lakedaimon führte, plötzlich Messene genommen hatte, war Philopoimen Privatmann und nicht Herr über irgendeine militärische Macht. Da er nun den Strategen der Achaier, Lysippos, nicht bewegen konnte, den Messeniern Hilfe zu bringen - er erklärte, die Stadt sei schon völlig verloren, da die Feinde drinnen seien - , so unternahm er auf eigene Hand die Hilfeleistung an der Spitze seiner Mitbürger, welche weder Bundesversammlung noch Wahl abwarteten, sondern dem Tüchtigeren als dem nach dem Willen der Natur jederzeit zur Führung Berufenen folgten. Als er schon nahe war und Nabis das erfuhr, nahm er den Kampf nicht auf, obwohl er in der Stadt lagerte, sondern entwich durch ein anderes Tor und führte sein Heer schnellstens fort in der Meinung, er würde Glück haben, wenn er davonkäme; und er kam davon, aber Messene war befreit. 13. Dies sind rühmliche Taten des Philopoimen. Seine abermalige Abreise nach Kreta aber, wo die in einen Krieg ver-

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wickelten Gortynier ihn als ihren Feldherrn gerufen hatten, brachte ihm Vorwürfe ein, weil er, während seine Vaterstadt von Nabis bekriegt wurde, nicht zur Stelle war, entweder um sich dem Kampf zu entziehen, oder um sich zur Unzeit bei anderen Ruhm zu erwerben. Dabei wurden die Megalopoliten zu jener Zeit so heftig bedrängt, daß sie innerhalb ihrer Mauern wohnten und die Straßen besäten, weil sie von dem flachen Lande vertrieben waren und die Feinde fast unter den Toren der Stadt lagerten. Indem er in einer solchen Zeit bei den Kretern Krieg führte und über Meer sich als Heerführer betätigte, gab er seinen Feinden Anlaß, ihm den Vorwurf zu machen, daß er sich dem Krieg in der Heimat entziehe. Doch gab es auch Leiste, die sagten, da die Achaier andere zu Heerführern gewählt hätten, habe Philopoimen als ein Privatmann seine freie Zeit den Gortyniern auf ihre Bitte zur Führung ihrer Truppen gewidmet. Denn er war kein Freund der Muße und vielmehr gewillt, die Kriegs- und Feldherrnkunst wie Sonst ein Besitztum ständig in Gebrauch und Anwendung zu erhalten, wie er das auch in dem Wort, das er einmal über den König Ptolemaios prägte, ausgesprochen hat. Als nämlich einige Leute diesen rühmten, daß er sein Heer tagtäglich vorzüglich einexerziere und auch sich selbst vorzüglich und unverdrossen im Waffengebrauch übe, sagte er: «Wie sollte man einen König bewundern, der in diesem Alter sein Können nicht beweist, sondern immer nur übt.» Die Megalopoliten waren wegen seiner Abwesenheit sehr erzürnt, fühlten sich von ihm verraten und gingen daran, ihm das Bürgerrecht zu entziehen. Die Achaier jedoch verhinderten das, indem sie den Strategen Aristainos nach Megalopolis sandten, der, obschon politischer Gegner des Philopoimen, nicht zuließ, daß die Verurteilung vollzogen wurde. Da aber hiernach Philopoimen von seinen Mitbürgern gering geachtet wurde, verleitete er viele der umliegenden Dörfer, sich von

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der Stadt Megalopolis loszusagen, indem er ihnen empfahl zu erklären, sie hätten ursprünglich keine Abgaben an sie gezahlt und ihr nicht angehört, und bei der Vertretung dieses Standpunktes unterstützte er sie offen bei den Achaiern und erreichte, daß die Stadt unterlag. Doch das geschah später. In Kreta führte er als Befehlshaber der Gortynier nicht - wie ein Peloponnesier und Arkader - einen offenen und anständigen Krieg, sondern nahm gleichsam den kretischen Charakter an, bediente sich ihrer Listen und Ränke, Kniffe und Hinterhalte gegen sie selbst und zeigte ihnen bald, daß sie Knaben waren, wenn sie unverständige und nichtige Spielereien einer echten Erfahrung gegenüber anwendeten. 14. Als er dann vielbewundert und ruhmreich vonderdortigen Tätigkeit in die Peloponnes zurückkehrte, fand er Philipp von Titus niedergerungen und Nabis in den Krieg mit den Achaiern und Römern verwickelt'. Gegen ihn sofort zum Feldherrn erwählt, wagte er eine Seeschlacht und teilte dabei das Schicksal des Epameinondas, daß er im Kampf zur See schlechter abschnitt, als seiner Tüchtigkeit und seinem Ruhm entsprach. Von Epameinondas sagen allerdings einige, er habe Bedenken getragen, seine Mitbürger die Annehmlichkeiten des Seeverkehrs kosten zu lassen, damit sie ihm nicht unvermerkt mit Piaton 1 zu reden - aus standfesten Landkämpfern zu Matrosen würden und entarteten, und sei daher freiwillig unverrichteter Sache aus Asien und von den Inseln abgezogen. Philopoimen hingegen, der überzeugt war, daß seine Erfahrung im Landkrieg ausreichend sein würde, um auch zur See erfolgreich zu kämpfen, mußte erkennen, ein wie wichtiges Erfordernis für die tüchtige Leistung die Übung ist und einen wie großen Vorsprung in jeder Hinsicht die Gewöhnung verleiht. Denn nicht nur war er in der Seeschlacht durch seinen Mangel an Erfahrung im Nachteil, sondern er hatte auch ein altes Schiff, das als vorzüglich galt, aber seit vierzig Jahren nicht

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mehr in See gewesen war, flott machen und bemannen lassen, so daß, da es nicht wasserdicht war, die Mannschaft in große Gefahr geriet. Als er nun bemerkte, daß daraufhin die Feinde ihn verachteten in dem Glauben, er habe sich ganz von der See zurückgezogen, und in ihrem Übermut Gythion 1 belagerten, ging er sofort von der See aus gegen sie vor, die auf nichts gefaßt waren und sich in völliger Unordnung befanden, ließ seine Soldaten nachts landen, führte sie heran und warf Feuer auf die Zelte der Feinde, verbrannte ihr Lager und tötete viele. Als einige Tage später, während er ein unwegsames Gelände passierte, Nabis plötzlich in der Nähe auftauchte und die Achaier in Schrecken versetzte, weil sie die Rettung aus einem so schwierigen und von den Feinden beherrschten Gelände für aussichtslos ansahen, blieb Philopoimen kurze Zeit stehen, durchforschte mit den Augen die Beschaffenheit des Ortes und bewies dann, daß die Taktik zum Wichtigsten in der Feldherrnkunst gehört. Er nahm nur eine geringe Änderung in der Aufstellung seiner Phalanx vor, paßte sie denaugenblicklichenUmständen an und befreite sich in aller Ruhe und mit Leichtigkeit aus der gefährlichen Lage, griff die Feinde an und bereitete ihnen eine schwere Niederlage. Als er jedoch bemerkte, daß sie nicht zur Stadt flohen, sondern sich hier und dort im Land zerstreuten - es war durchweg waldig, hügelig und durch Bäche und Schluchten für Reiterei schwer passierbar - , stellte er die Verfolgung ein und bezog noch bei Tageslicht ein Lager. In der Berechnung nun, daß die Feinde einzeln und zu zweien von der Flucht nach der Stadt zurückkehren würden, legte er viele Achaier, mit Schwertern bewaffnet, an den Bächen und Hügeln um die Stadt in den Hinterhalt. Hierbei erlitt Nabis die schwersten Verluste, denn da seine Leute keinen geschlossenen Rückzug vollzogen, sondern so, wie jeder einzelne davonlaufen konnte, so fielen sie rings um die Stadt den Feinden in die Hände wie Vögel, die in die Schlinge gehen.

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I J . D a nach solchen T a t e n Philopoimen von den Griechen geliebt u n d in den T h e a t e r n stürmisch gefeiert w u r d e , verletzte er damit insgeheim den Ehrgeiz des T i t u s . D e n n als römischer Konsul g l a u b t e er A n s p r u c h auf höhere B e w u n d e r u n g von Seiten der Achaier zu haben als ein M a n n aus Arkadien u n d sich auch weit größere Verdienste um sie e r w o r b e n zu haben, da er d u r c h einen Heroldsruf ganz Griechenland, soweit es Philipp und den M a k e d o n e n unterworfen war, befreit h a t t e . Hierauf beendete T i t u s den Krieg mit Nabis, doch w u r d e dieser von Aitolern e r m o r d e t . Da hierdurch Sparta innerlich z e r r ü t t e t war, ergriff" Philopoimen die Gelegenheit, die Stadt mit Heeresmacht zu überfallen, und ü b e r f ü h r t e sie gegen den Willen einiger, doch mit Z u s t i m m u n g anderer, in den Bund d e r Achaier. Diese T a t verschaffte ihm den höchsten R u h m bei den Achaiern, da er so das Ansehen und die M a c h t einer so bed e u t e n d e n Stadt f ü r sie hinzugewonnen hatte. Denn es war keine Kleinigkeit, d a ß Sparta ein Teil Achaias w u r d e . Er gewann auch die Vornehmsten d e r Lakedaimonier f ü r sich, die in ihm einen H ü t e r ihrer Freiheit zu haben hofften. Daher beschlossen sie auch, das H a u s und das Vermögen des Nabis, welches beim Verkauf einen Betrag von h u n d e r t z w a n z i g T a lenten ergeben hatte, ihm zu schenken und deswegen eine Gesandtschaft an ihn zu schicken. Hierbei zeigte es sich nun ganz deutlich, daß dieser M a n n der Edelste nicht n u r zu sein schien, sondern wirklich war. D e n n zunächst wollte keiner der Spartiaten mit einem solchen M a n n über A n n a h m e von Geschenken reden, sondern sie scheuten sich, d r ü c k t e n sich u n d schoben schließlich seinen G a s t f r e u n d Timolaos vor. Als dann T i m o laos, nachdem er in Megalopolis angekommen und im H a u s e Philopoimens empfangen worden war, seine W ü r d e im U m gang, die Einfachheit seiner Lebensführung u n d seine d e m Gelde durchaus unzugängliche Charakterfestigkeit aus d e r N ä h e kennenlernte, schwieg er von dem Geschenk, s c h ü t z t e

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einen andern Grund der Reise zu ihm vor und fuhr wieder ab. Als er ein zweites Mal geschickt wurde, erging es ihm ebenso. Bei der dritten Reise gewann er es endlich über sich, ihm den Wunsch der Stadt zu offenbaren. Philopoimen hörte sich das freundlich an, ging dann selbst nach Lakedaimon und gab ihnen den Rat, sie sollten nicht befreundete und anständige Männer zu bestechen versuchen, deren guter Gesinnung sie sich umsonst erfreuen könnten, sondern die Schlechten, die ihre Stadt in der Ratsversammlung zu schädigen suchten, sollten sie erkaufen und bestechen, damit sie, durch das Annehmen von Geschenken mundtot gemacht, ihnen weniger Schaden tun könnten. Denn es sei besser, den Feinden das freie Wort zu beschränken als den Freunden. So unantastbar war er in bezug auf Geld. 16. Als es später wiederum Unruhen bei den Lakedaimoniern gab und auf diese Kunde hin Diophanes, der Feldherr der Achaier, sie bestrafen wollte, und sie daraufhin in den Krieg eintraten und die Peloponnes in Aufruhr brachten, versuchte Philopoimen, den Diophanes zu beruhigen und seinen Zorn zu beschwichtigen, indem er ihn über die Bedeutung des Augenblickes belehrte, daß zu einer Zeit, da der König Antiochos und die Römer in Griechenland mit so gewaltigen Heeren manövrierten, der führende Mann seine Aufmerksamkeit dorthin richten müsse, nicht im eigenen Lande Unruhe stiften, sondern sogar Verfehlungen übersehen und überhören müsse. Da sich aber Diophanes nicht hieran kehrte, sondern zugleich mitTitus in Lakonien einfiel und beide sofort auf die Stadt losrückten, da wagte Philopoimen im Zorn eine Unternehmung, die weder gesetzlich noch strengem Recht gemäß, aber groß war und einer großen Gesinnung entsprang: Er ging nach Lakedaimon, verschloß - ein Mann ohne Amt - dem Strategen der Achaier und dem Konsul der Römer die Tore, machte den Unruhen in der Stadt ein Ende und überführte die Lakedaimonier wieder

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in den Bund der Achaier, wie sie zu A n f a n g in ihm gewesen waren. Einige Z e i t später jedoch f ü h r t e er, n u n m e h r Stratege, nach gewissen Mißhelligkeiten mit den Lalcedaimoniern die Verbannten in die Stadt zurück und ließ 80 Spartiaten, w i e Polybios sagt, oder nach A r i s t o k r a t e s 1 350, hinrichten und die Mauern schleifen, nahm ihnen einen großen L a n d s t r i c h und teilte ihn Megalopolis zu. A l l e , die von den T y r a n n e n zu Bürgern Spartas gemacht worden waren, siedelte er aus und f ü h r t e sie nach Achaia, außer dreitausend. Diese, d i e sich nicht f ü g t e n und sich weigerten, Lakedaimon zu verlassen, ließ er als Sklaven verkaufen, und wie um sie noch zu v e r h ö h n e n , erbaute er aus den f ü r sie eingenommenen Geldern in M e g a l o p o l i s eine Säulenhalle. Und um seinen Rachedurst zu stillen und den wider Verdienst vom Schicksal geschlagenen Lakedaimoniern noch einen T r i t t zu versetzen, verübte er den grausamen und jedem Gesetz hohnsprechenden Ü b e r g r i f f gegen ihre Verfassung. E r beseitigte und vernichtete die L y k u r g i s c h e Staatsform und z w a n g ihre Knaben u n d j ü n g l i n g e , die achaiische statt der von den Vätern überkommenen E r z i e h u n g s w e i s e

anzunehmen,

weil sie, so meinte er, wenn sie bei L y k u r g s Gesetzen blieben, niemals von ihrer stolzen G e s i n n u n g lassen w ü r d e n . Damals nun ließen sie es unter dem D r u c k der schweren Schicksalsschläge geschehen, daß Philopoimen gleichsam die Sehnen ihres Staates zerschnitt, und f ü g t e n sich in D e m u t ; einige Z e i t später aber erbaten sie von den R ö m e r n die Erlaubnis, die achaiische Verfassung aufzugeben und die von den Vätern überkommene wieder aufzunehmen und herzustellen, soweit sich das nach einem s,o furchtbaren Z u s a m m e n b r u c h bewerkstelligen ließ 2 . 1 7 . Als der K r i e g zwischen den R ö m e r n und Antiochos in Griechenland zum A u s b r u c h k a m 1 , w a r Philopoimen Privatmann. Wie er nun sah, daß Antiochos selbst in Chalkis saß und seine Z e i t trotz seinem schon vorgerückten A l t e r mit Liebe-

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lcien mit Frauen und Jungfrauen hinbrachte, während die Syrer ohne alle Disziplin und führerlos sich in den Städten herumtrieben und praßten, ärgerte er sich, daß er damals nicht Stratege der Achaier war, und sagte, er mißgönne den Römern den Sieg. «Wäre ich Stratege», meinte er, «so hätte ich sie alle in den Schenken zusammengehauen.» Als aber die Römer nach dem Sieg über Antiochos sich mehr und mehr in die griechischen Angelegenheiten einmischten und die Achaier in ihre Einflußsphäre einbezogen, da die Demagogen sich ihnen widerstandslos fügten, als ihre Macht unter göttlichem Geleit kraftvoll nach allen Seiten vorwärtsschritt und das Ziel nahe war, zu dem Tyche auf viel verschlungenen Wegen gelangen sollte, da sah Philopoimen, wie ein guter Steuermann gegen eine gewaltige Woge ankämpfend, sich zwar manchmal gezwungen, nachzugeben und sich in die Zeitumstände zu fügen, setzte sich aber in den meisten Fällen zur Wehr und versuchte diejenigen, die mit Wort und Tat etwas vermochten, auf die Seite der Freiheit zu ziehen. Und als der Megalopolit Aristainos, der bei den Achaiern den größten Einfluß besaß und sich ständig um die Gunst der Römer bemühte, die Meinung vertrat, daß auch die Achaier sich nicht aufsässig und undankbar gegen sie zeigen sollten, hörte Philopoimen in der Ratsversammlung - so heißt es - erst schweigend zu und ärgerte sich, schließlich aber sagte er erzürnt zu Aristainos: « Mann, warum hast du es so eilig, das Schicksal Griechenlands sich vollenden zu sehen?» Als dann der römische Konsul Manius nach dem Siege über Antiochos 1 von den Achaiern verlangte, sie sollten die lakedaimonischen Verbannten heimkehren lassen, und Titus dasselbe Verlangen an sie stellte, verhinderte es Philopoimen, nicht aus Feindschaft gegen die Verbannten, sondern weil er wünschte, daß dies durch ihn und die Achaier, nicht als eine Vergünstigung des Titus und der Römer durchgeführt werde. Daher

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vollzog er die R ü c k f ü h r u n g , als er im folgenden J a h r Stratege w a r , selbst. So sehr hatte er aus Stolz eine N e i g u n g zu Streitlust und E h r g e i z g e g e n ü b e r den M ä c h t i g e n . 18. A l s er schon siebzig J a h r e alt und zum achtenmal Stratege der Achaier w a r h o f f t e er, nicht nur diese A m t s z e i t ohne K r i e g zu Ende führen zu können, sondern daß der G a n g der D i n g e ihm auch gestatten werde, den R e s t seines Lebens in R u h e zu verbringen. Denn w i e die Krankheiten zugleich mit den Körperkräften sich abzuschwächen scheinen, so w a r in den griechischen Städten mit der A b n a h m e der M a c h t auch die Streitlust im Erlöschen. Jedoch eine rächende Gottheit brachte ihn w i e einen ausdauernden Wettläufer k u r z vor dem Z i e l des Lebens zu Fall. Es soll nämlich in einer Gesellschaft, als die A n w e s e n d e n einen M a n n lobten, der f ü r einen tüchtigen Feldherrn galt, Philopoimen gesagt haben: « W i e sollte es sich lohnen, v o n einem Mann zu reden, der lebend von den Feinden gefangen worden i s t ? » W e n i g e T a g e später brachte der Messenier Deinokrates, ein M a n n , der mit Philopoimen persönlich verfeindet und auch bei allen anderen wegen seiner Gemeinheit und H e m m u n g s l o s i g k e i t verhaßt war, M e s s e n e z u m Abfall, und es kam die M e l d u n g , daß er im Begriff sei, sich des Dorfes Kolonis zu bemächtigen. Philopoimen lag gerade

fieberkrank

in A r g o s , aber sowie er das erfuhr, legte er die über vierhundert S t a d i e n 1 lange Strecke bis Megalopolis an einem T a g e zurück, und von dort brach er sofort zur Hilfeleistung auf, wozu er die R e i t e r a u f b o t , welche die Vornehmsten der B ü r g e r waren, doch noch ganz j u n g , und aus Ergebenheit f ü r Philopoimen und Ehrgeiz sich freiwillig an dem Feldzug beteiligten. Sie ritten auf Messene los, gerieten beim H ü g e l des Euandros mit dem ihnen entgegentretenden Deinokrates zusammen und schlugen ihn z w a r in die F l u c h t , als aber die F ü n f h u n d e r t , welche das L a n d der Messenier zu bewachen hatten, plötzlich herzukamen und die vorher Geschlagenen, als sie diese sahen, sich

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wieder auf den Hügeln sammelten, fürchtete Philopoimen, umzingelt zu werden, und trat, umdieRitterzu schonen,denRückzug durch schwieriges Gelände an, wobei er selbst die Nachhut führte und oft Gegenangriffe auf die Feinde unternahm und sie überhaupt auf sich zu ziehen suchte, ohne daß sie es wagten, auf ihn loszugehen, und nur mit lautem Geschrei ihn aus der Feme umschwärmten. Da er nun wegen der jungen Leute öfters Halt machte und sie einzeln geleitete, sah er sich unversehens inmitten vieler Feinde allein gelassen. Z w a r wagte keiner von ihnen, sich in einen Kampf mit ihm einzulassen, doch wurde er aus der Feme beschossen und in ein felsiges und zerklüftetes Gelände gedrängt, in dem er sein Pferd nur schwer regieren konnte und es wund stachelte. Ihm selbst hatte das hohe Alter infolge seiner ständigen Übung noch nicht die Behendigkeit genommen und war ihm durchaus kein Hindernis, daß er sich hätte retten können, aber da sein Körper damals durch die Krankheit geschwächt und durch den langen Ritt ermüdet war, so warf ihn, als er schon schwer und kaum noch beweglich war, das Pferd beim Straucheln zu Boden. Der Sturz war hart, der Kopf bekam einen schweren Stoß, und so lag er lange Zeit sprachlos, so daß die Feinde schon glaubten, er sei tot, und den Körper umzuwenden begannen, um ihm die Rüstung abzuziehen. Als er aber da den Kopf hob und um sich blickte, fielen sie in Massen über ihn her, drehten ihm die Arme auf den Rücken und führten ihn gefesselt davon, indem sie sich in Mißhandlungen und Schmähungen gegen einen Mann ergingen, der nicht im Traume je so etwas von Deinokrates zu erleiden gedacht hätte. 19. Die Leute in der Stadt gerieten durch die Kunde in freudige Erregung und sammelten sich an den Toren. Als sie aber Philopoimen, unwürdig seines Ruhmes und seiner Taten und Siegesmale von einst, dahergeschleppt sahen, erbarmten sich die meisten und waren von Mitleid erfüllt, so daß sie sogar

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weinten und alles menschliche Können unzuverlässig und ein Nichts schalten. So verbreitete sich allmählich bei der Menge die menschenfreundliche Meinung, man solle doch der früheren Verdienste des Philopoimen gedenken und der Freiheit, die er ihnen wiedergegeben habe, als er den Tyrannen Nabis vertrieb. Nur wenige waren es, die, um sich dem Deinokrates gefällig zu erweisen, forderten, man solle den Mann foltern und töten als einen gefährlichen und unversöhnlichen Feind, der für Deinokrates um so furchtbarer sein würde, wenn er nach der erlittenen Demütigung und Gefangennahme mit dem Leben davonkäme. Sie brachten ihn also in die sogenannte Schatzkammer, einen unterirdischen Bau, der weder Luft noch Licht von außen empfing und keine Türen hatte, sondern durch einen daraufgelegten großen Stein verschlossen wurde. Dort ließen sie ihn hinunter, wälzten den Stein darauf und stellten Bewaffnete ringsherum. Als die achaiischen Ritter sich von der Flucht wieder zusammengefunden hatten und Philopoimen nirgends zu sehen, sondern anscheinend gefallen war, standen sie lange Zeit still, um den Mann zu rufen, und sagten sich untereinander, daß das eine schimpfliche und sträfliche Rettung sei, die sie gefunden hätten, wenn sie den Feinden den Feldherrn preisgegeben hätten, der um ihretwillen sein Leben aufs Spiel gesetzt hatte. Sie gingen darum wieder vor, suchten allenthalben, erfuhren von seiner Gefangennahme und brachten die Botschaft in die Städte der Achaier. Die nahmen das als ein großes Unglück und beschlossen, durch eine Gesandtschaft die Freilassung des Mannes von den Messeniern zu fordern, während sie sich selbst zum Feldzug rüsteten. 20. So verhielten sich also die Achaier. Deinokrates aber fürchtete vor allem die Zeit, die für Philopoimen die Rettung bedeuten würde, und gedachte den Maßnahmen der Achaier zuvorzukommen. Als darum die Nacht anbrach und die Menge

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der Messcnier sich verlaufen hatte, ließ er das Gefängnis öffnen und schickte einen Staatssklaven hinunter, der G i f t t r u g , mit dem Befehl, es ihm z u reichen u n d dabeizustehen, bis er es ausgetrunken habe. Philopoimen lag in seinem M a n t e l auf d e m Boden, ohne zu schlafen, in Leid und V e r w i r r u n g befangen. A l s er Licht und den M a n n mit dem Giftbecher dicht v o r sich stehen sah, kam er vor E n t k r ä f t u n g nur mit M ü h e recht z u sich und setzte sich auf. Er nahm den Becher in E m p f a n g und fragte den M a n n , o b er etwas über die R i t t e r und insbesondere über L y k o r t a s erfahren habe, und als er antwortete, die meisten seien entronnen, nickte er mit dem Kopfe, sah den M a n n freundlich an und sagte: « E s ist schon g u t , wenn w i r nicht ganz verloren sind.» W e i t e r sagte er nichts, gab keinen L a u t mehr von sich, trank aus und legte sich wieder hin, ohne d e m G i f t noch großen Widerstand z u leisten, sondern sein Leben erlosch schnell infolge der Entkräftung. 21. A l s die K u n d e von seinem T o d z u den Achaiern kam, herrschte in ihren Städten allgemein Niedergeschlagenheit und Trauer. Die j u n g e Mannschaft aber versammelte sich mit den Vorstehern des R a t e s in Megalopolis, und ohne einen A u f schub der Rache eintreten zu lassen, wählten sie L y k o r t a s z u m Strategen, fielen in Messenien ein und verwüsteten das L a n d , bis die Messenier z u r Vernunft kamen und sie einließen. Deinokrates gab sich, ehe man ihn ergreifen konnte, den T o d . V o n den übrigen mußten diejenigen, welche dafür g e s t i m m t hatten, Philopoimen hinzurichten, sich selbst das Leben nehmen, und diejenigen, die auch für Folterung gestimmt hatten, ließ L y kortas festnehmen, um sie unter Martern sterben zu lassen. Den Leichnam des Philopoimen verbrannten sie, sammelten die Uberreste in eine Urne und traten den R ü c k m a r s c h an, nicht ungeordnet und w i e es eben kam, sondern so, daß es zugleich ein Siegeszug und ein Leichenzug war. Man konnte sie bekränzt sehen und zugleich weinend, und die Feinde in Fes-

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sein mitgeführt. Die Urne selbst, die man unter der Fülle der Binden und Kränze kaum noch sehen konnte, trug der Sohn des Strategen der Achaier, Polybios", umgeben von den vornehmsten Achaiern. Es folgten die Soldaten, selbst in voller Rüstung und auf geschmückten Rossen, nicht niedergeschlagen, trotz der großen Trauer, doch auch nicht frohlockend über den Sieg. Von den Städten und Dörfern am Wege kamen die Menschen geströmt, berührten die Urne, als wollten sie ihn, wie wenn er vom Feldzug heimkehrte, begrüßen, und schlössen sich dem Zug nach Megalopolis an. Als dann auch die älteren Männer mit Frauen und Kindern sich zu ihnen gesellt hatten, ging ein Wehklagen durch das ganze Heer bei seinem Einzug in die Stadt, welche den Mann zurückersehnte und Leid trug, weil sie mit ihm auch ihre Vorrangstellung unter den Achaiern eingebüßt zu haben meinte. Dann wurde er mit den ihm gebührenden Ehren bestattet und um das Grabmal die messenischen Gefangenen gesteinigt. Die vielen Standbilder Philopoimens und die großen Ehrungen, welche die Städte für ihn beschlossen hatten, wollte in der Notzeit Griechenlands, als Korinth zerstört wurde 1 ,ein Römer alle beseitigen lassen und gegen ihn, als wenn er noch lebte, Anklage erheben mit der Begründung, er sei den Römern feind und übelgesinnt gewesen. Als die Verhandlung stattfand und Polybios gegen den Verleumder gesprochen hatte, konnten weder Mummius noch die Gesandten 3 es über sich gewinnen, die Ehrungen eines so berühmten Mannes aufzuheben, obwohl er in nicht wenigen Fällen gegen Titus und Manius aufgetreten war. Aber sie unterschieden die Tugend von dem Vorteil und das Rühmliche, wie es sich gebührt, von dem Nützlichen, und sie urteilten mit Fug und Recht, daß allezeit den Wohltätern Lohn und Dank geschuldet werde von denen, die Gutes erfahren haben, und den Edlen Ehre von den Edlen. Soviel von Philopoimen.

TITUS i. Wer wissen will, wie Titus Quinctius Flamininus ausgesehen hat - i h n stellen wir dem Griechen Philopoimen zur Seite mag sich das eherne Standbild von ihm betrachten, welches in Rom neben dem großen Apollon aus Karthagoder Rennbahn 1 gegenüber steht; es trägt eine griechische Inschrift. T i t u s war eine leidenschaftliche Natur und rasch entflammt im Zorn wie in der Liebe- Doch zeigte sich dabei ein wesentlicher Unterschied. Wo es zu strafen galt, tat er es leichthin und trug nichts nach, im Wohltun jedoch war er beharrlich und zielbewußt. Einem Menschen, dem er einen Dienst hatte leisten können, blieb er wie einem Wohltäter für alle Zeit freundlich zugetan, wer Gutes von ihm erfahren hatte, den hegte und hütete er wie das köstlichste Gut. Von Ehrgeiz und Ruhmsucht verzehrt, wollte er alles Große und Schöne selber vollbringen und hatte darum viel lieber mit Leuten zu tun, die der Hilfe bedurften, als mit solchen, welche ihm einen Dienst zu erweisen imstande waren; denn in jenen sah er gleichsam den Rohstoff zu edlen T a t e n , diese betrachtete er als Nebenbuhler auf dem Wege zum Ruhm. Titus wurde zum Soldaten erzogen, da Rom damals viele schwere Kämpfe zu bestehen hatte und die Feldzüge den jungen Römern Gelegenheit boten, gleich von Anfang an sich zu künftigen Heerführern heranzubilden. Im Krieg gegen Hannibal diente er zuerst als Tribun unter dem Konsul Marcellus 1 . Nachdem Marcellus in einen Hinterhalt geraten und umgekommen war, wurde er zum Kommandanten der Stadt Tarent (sie war damals zum zweitenmal erobert worden) und ihres Hinterlandes ernannt. Seine gerechte Verwaltung brachte ihm

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nicht w e n i g e r R u h m ein als seine Leistungen im Felde, und als die R ö m e r Siedler nach Narnia und C o s a 1 schickten, betrauten sie ihn mit der F ü h r u n g und übertrugen ihm die G r ü n d u n g der neuen Koloniestädte. 2. M i t solchen Erfolgen wuchs sein Selbstvertrauen, er hielt sich zu gut für die herkömmliche L a u f b a h n eines jungen Römers und griff, die Zwischenämter des T r i b u n a t s , der Aedilität und der Praetur überspringend, sogleich nach dem Konsulat. Seine B e w e r b u n g w u r d e von den neugegründeten Kolonien eifrig u n t e r s t ü t z t , stieß aber auf den Widerstand der Volkstribunen Fulvius und Manlius. Es sei unerträglich, erklärten sie, daß ein j u n g e r M a n n sich gesetzwidrig ins höchste Staatsamt eindrängen wolle, ehe er in der Politik auch nur die ersten Weihen empfangen, die ersten Geheimnisse gelüftet habe. Allein, der Senat überließ die Entscheidung dem Volk, und das Volk wählte ihn, der noch nicht dreißig Jahre alt war, mit Sextus Aelius z u m K o n s u l 1 . D u r c h das Los fiel ihm der Krieg gegen Philipp von Makedonien zu. Es war ein G l ü c k für die R ö m e r , daß auf diesem Feldz u g A u f g a b e n und Menschen an T i t u s herantraten, denen mit gewinnenden Worten und freundlichem Wesen viel eher beizukommen war als mit Krieg und G e w a l t . Denn das makedonische Reich war wohl imstande, Philipp die Streitkräfte für eine Schlacht zu stellen; zog sich aber der K r i e g in die Länge, so w a r er auf d i e M a c h t der griechischen Staaten angewiesen, von dorther flössen ihm Verstärkungen und Geldmittel zu, sie boten seinem Heere Z u f l u c h t und alleinigen Rückhalt. N u r wenn es gelang, sie von Philipp zu trennen, konnte der Krieg durch eine einzige Schlacht entschieden werden. Griechenland hatte bis j e t z t mit den Römern w e n i g Berührung gehabt, es war das erste Mal, daß die beiden V ö l k e r einen Strauß miteinander ausfochten. Da tat es not, daß der römische Feldherr ein lauterer Charakter und mehr ein M a n n des Wortes als des

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Schwertes war, ein Führer, der sich durch seine Güte, wo er hinkam, Vertrauen erwarb und mit Leidenschaft für Recht und Gerechtigkeit eintrat. Sonst hätte Griechenland die gewohnte Herrschaft wohl nicht so leicht mit einer fremdländischen vertauscht. Die Taten von Titus legen dafür Zeugnis ab. 3. Es entging ihm nicht, daß seine Vorgänger im Kommando, sowohl Sulpicius wie P u b l i u s e r s t spät im Jahr nach Makedonien aufgebrochen waren, den Krieg ohne Schwung geführt und ihre Kräfte erschöpft hatten im Kampf um einzelne Stellungen oder in Scharmützeln zur Sicherung der Verbindungswege und des Nachschubs. Auch wies er den Gedanken von sich, das Jahr seines Konsulats der Ehrungen und Staatsgeschäfte wegen in Rom zu verbringen wie sie und erst nachher ins Feld zu ziehen, er verschmähte es, auf solche Weise ein weiteres Amtsjahr zu erraffen, nur damit er im ersten als Konsul, im zweiten als Feldherr auftreten könne. Der Ehrgeiz ließ ihn nicht ruhen, er verzichtete auf alle Ehren und Vorrechte in Rom, um sein Konsulat für eine tatkräftige Kriegführung freizuhalten. Vom Senat erwirkte er das Zugeständnis, daß sein Bruder Lucius als Befehlshaber der Flotte mitziehen durfte, auch übernahm er dreitausend Mann von den Truppen, mit welchen Scipio in Spanien den Hasdrubal, in Afrika Hannibal selber niedergekämpft hatte. Diese Soldaten, deren Kraft und Kampfeseifer noch ungebrochen waren, sollten den Kern seines Heeres bilden. Nun ging er in See und gelangte ungefährdet nach Epeiros. Schon geraume Zeit hielt hier Philipp die Zugänge des A psosflusses 2 und die Stena besetzt, und Publius lag ihm mit seinen Truppen gegenüber, ohne daß er in dem schwierigen Gelände auch nur einen Schritt vorwärts gekommen wäre. In dieser Lage traf ihn Titus. Er schickte ihn, nachdem er das Heer übernommen hatte, nach Hause zurück und erkundete dann die Gegend. Sie ist so unzugänglich und leicht zu verteidigen wie das Tempetal 3 , doch fehlt die Pracht der

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Bäume, es fehlen die grünen Wälder, die Ruheplätze auf lieblichen Auen. Hohe, steile Berge stürzen von beiden Seiten in eine einzige lange und tiefe Schlucht hinunter, in ihrem Grunde strömt der Apsos hin, so reißend und schnell wie der Peneios. Er bedeckt fast völlig den Fuß der Berge und läßt neben seinen Wassern nur Raum für einen schmalen, steilen, in die Felsen gehauenen Pfad. Hier durchzukommen ist für ein Heer in jedem Falle schwer, ganz unmöglich wird es, wenn der Pfad besetzt ist. 4. Wohl waren verschiedene Leute bereit, Titus auf einem bequemen und leichten Weg durch die Landschaft Dassaretis zum Lynkos 1 zu führen. Allein er trug Bedenken, sich vom Meere weg landeinwärts in dürftige, schlecht angebaute Gegenden zu wagen. Bald genug würde der Mangel im Heere Einzug halten, wenn Philipp die Schlacht verweigerte, und ihn nötigen, wie sein Vorgänger an die Küste zurückzukehren, ehe er etwas ausgerichtet. So entschloß er sich, im Sturm den Durchgang durch das Gebirge zu erzwingen. Des Königs Leute jedoch wichen nicht von den Höhen; aus den Flanken, von allen Seiten schleuderten sie ihre Geschosse gegen die Römer, und viele trafen ihr Ziel. An verschiedenen Punkten entspannen sich hitzige Nahkämpfe, mancher fand hüben und drüben den Tod, aber ein Ende des Ringens war nicht abzusehen. Da kamen Hirten aus der Gegend zu Titus und entdeckten ihm einen Umgehungspfad, den die Feinde nicht beachtet hatten. Sic anerboten sich als Führer und versprachen, das Heer spätestens am dritten Tag auf die Höhen zu bringen. Z u m Beweis, daß man ihnen trauen dürfe, beriefen sie sich auf Charops, des Machatas Sohn, einen der vornehmsten Epeiroten, welcher zu den Römern hielt und sie aus Furcht vor Philipp im geheimen unterstützte. Dieser Bürge gewann ihnen das Vertrauen des Titus, und ein Kriegstribun erhielt den Auftrag, mit viertausend Legionären und dreihundert Reitern die Umgehung zu

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wagen. An der Spitze des Zuges gingen die Hirten, welche man gefesselt hatte. Während des Tages ruhten sie im Schutz bewaldeter Schluchten, des Nachts marschierten sie im Schein des Mondes, der eben voll geworden war. Als die Abteilung das Lager verlassen hatte, gönnte Titus den Zurückgebliebenen zwei Tage Ruhe, einzig daß er durch kleine Scharmützel die Aufmerksamkeit der Feinde gefangen hielt. Doch in der Frühe des dritten Tages, da die Umgehungsmannschaft auf den Höhen erscheinen sollte, setzte er seine ganze Streitmacht, schwere wie leichte Truppen, in Bewegung. Er teilte das Heer in drei Gruppen und übernahm selber die mittlere. An der schmälsten Stelle, dem Flußlauf entlang, führte er seine Leute in Sturmkolonnen aufwärts unter einem Hagel makedonischer Geschosse, in ständigem Handgemenge mit den im Engpaß angreifenden Gegnern. Die andern Abteilungen suchten auf den Flanken in den Kampf einzugreifen und arbeiteten sich an den steilen Felshängen tapfer empor. Da ging die Sonne auf, und gleichzeitig stieg in der Ferne ein leichter Rauch zum Himmel, nur wie ein Nebelwölkchen über den Bergen. Die Feinde bemerkten nichts, denn die Höhe, welche die Umgehungsmannschaft nunmehr erstiegen hatte, lag in ihrem Rücken. Auch die Römer waren noch im ungewissen, doch belebte sie in der Bedrängnis des Kampfes die Hoffnung, daß sich erfülle, was sie so sehnlich wünschten. Dichter und dichter ballte sich jetzt der Rauch und wirbelte in schweren, schwarzen Wolken empor. Da verflog jeder Zweifel: es war das Feuerzeichen der Freunde! Laut jubelnd stürmten sie in kraftvollem Anlauf nach oben und drängten die Makedonen in die unwegsamsten Stellen zurück, Freudengeschrei antwortete ihnen von den Höhen im Rücken der Feinde. 5. Alsbald stürzten diese Hals über Kopf davon, doch fanden ihrer nicht mehr als zweitausend den Tod, weil das schwierige Gelände jede Verfolgung unmöglich machte; aber die Schätze

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der Makedonen, ihre Zelte und Sklaven fielen den Siegern zur Beute. Die Engpässe waren nunmehr in römischer Hand, das Heer konnte durch Epeiros vorrücken. Auf dem Manch wahrten die Soldaten Ordnung und vollkommene Mannszucht. Die Schiffe lagen fern an der Küste, die monatliche Getreideration war nicht verteilt worden, die Zufuhr stockte, und dennoch vergriffen sie sich nicht an dem Land, obschon es reich und mit allem wohl versehen war. Titus hatte nämlich erfahren, daß Philipp einem Flüchtling gleich Thessalien durchstreifte, die Menschen aus den Städten ins Gebirge trieb, die Städte einäscherte, die Habe, welche wegen ihres Umfangs und Gewichts zurückgelassen worden war, den Soldaten zur Plünderung überließ. So trat er das Land gewissermaßen schon jetzt an die Römer ab, und Titus suchte seine Ehre darin, die eigenen Leute zu Rücksicht und Schonung anzuhalten: Sie sollten durch das Land ziehen, als wäre es das ihre, von den Feinden ihnen zu eigen überlassen. Gar bald reiften denn auch die Früchte solcher Disziplin. Als sie die thessalische Grenze überschritten, gingen die Städte zu Titus über, die Griechen südlich der Thermopylen wünschten ihn glühend herbei, die Achaier kündigten Philipp das Waffenbündnis und beschlossen, auf Seiten der Römer gegen ihn zu kämpfen. Die Aitoler, damals die eifrigsten Förderer der römischen Sache, hatten die Einwohner von Opus 1 gebeten, die Verteidigung der Stadt ihnen zu überlassen. Allein diese schlugen das Angebot aus, sandten nach Titus und gaben sich vertrauensvoll in seine Hände. Als Pyrrhos, so wird erzählt, von einer Warte aus zum erstenmal das römische Heer in Schlachtordnung erblickte, entfuhr ihm der Ruf: « M i r scheint, die Aufstellung der Barbaren hat nichts Barbarisches an sich 1 .» Wer damals Titus zum erstenmal gegenübertrat, sah sich zu ähnlichen Äußerungen genötigt. Die Makedonen hatten das Gerücht verbreitet, an der Spitze des

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Barbarenhecres rücke ein Krieger heran, der nur einen Weg kenne, den der Gewalt, nur ein Ziel verfolge, Unterwerfung und Knechtschaft. Und nun sahen sie einen jungen Mann vor sich, aus dessen Antlitz die Güte strahlte, der griechisch sprach wie sie und leidenschaftlich nach wahrer Ehre strebte. Da ergriff sie staunendes Entzücken, sie eilten nach Hause und weckten in den Städten Liebe und Zuneigung für Titus: Er sei der Mann, sie zur Freiheit zu führen. Da Philipp einem Vergleich nicht abgeneigt schien, traf ihn Titus zu einer Unterredung und bot ihm Frieden und Freundschaft unter der Bedingung, daß er den Griechen die Unabhängigkeit zusichere und die Besatzungen aus ihren Städten zurückziehe. Die ablehnende Antwort des Königs öffnete auch denen die Augen, welche bis dahin seine Partei genommen hatten. Es wurde ihnen klar, daß die Römer nicht gekommen seien, Krieg gegen die Griechen zu führen, sondern für die Griechen gegen die Makedonen. 6. So traten die Staaten freiwillig zu Titus über, nur die Boioter hielten sich zurück. Als aber Titus friedlich ihr Land durchzog, kamen ihm die Häupter der Thebaner entgegen, um ihn mit allen Ehren zu begrüßen. Denn obwohl sie es unter dem Einfluß des Brachylles mit Makedonien hielten, glaubten sie doch, mit beiden Kriegsparteien freundschaftliche Beziehungen pflegen zu können. Titus empfing sie voller Freundlichkeit und ging nach der Begrüßung gemächlich neben ihnen weiter, stellte Fragen, wollte dies und jenes wissen und hielt sie absichtlich hin, bis die Truppen, welche etwas zurückgeblieben waren, ihn wieder eingeholt hatten. Dann setzte er seinen Weg an der Seite der Thebaner fort und begleitete sie bis in die Stadt hinein. Sie waren darob gar nicht erfreut, zögerten aber, ihn zurückzuweisen, da ihm eine beträchtliche Zahl von Soldaten folgte. Indes trat Titus vor das versammelte Volk, gebärdete sich aber keineswegs als Herr der Stadt, son-

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d e m redete den Bürgern gütlich zu, die Partei der R ö m e r z u ergreifen. K ö n i g Attalos 1 unterstützte sein Werben und sprach mit feurigen Worten auf die Thebaner ein, ja er ließ sich von seinem Eifer für T i t u s ' Sache derart hinreißen, daß sein A l t e r der A n s t r e n g u n g offenbar nicht mehr gewachsen war. M i t t e n in der R e d e befiel ihn ein Schwindel oder Schlaganfall, so daß er plötzlich ohne Bewußtsein zu Boden sank. Er w u r d e z u Schiff nach Asien zurückgebracht, w o er bald darnach starb. Die Boioter aber schlössen sich den Römern an. 7. Inzwischen hatte Philipp Unterhändler nach R o m geschickt, und auch T i t u s sandte Leute in die H a u p t s t a d t , um durchzusetzen, daß der Senat sein Kommando verlängere, sofern der K r i e g fortgesetzt werden sollte, oder ihm V o l l m a c h t für den Friedensschluß erteile. Denn seinem Ehrgeiz w a r nichts schrecklicher als der Gedanke, ein anderer Feldherr könnte den Oberbefehl erhalten und ihm den R u h m entreißen. Den A n s t r e n g u n g e n seiner Freunde blieb der Erfolg nicht v e r s a g t : Philipps Begehren wurden abgewiesen, T i t u s im O b e r k o m mando bestätigt. Sobald ihm der Senatsbeschluß übermittelt war, brach er voll kühner Hoffnung nach Thessalien auf, um den G e g n e r z u m K a m p f zu stellen. Sein Heer zählte über sechsundzwanzigtausend Krieger, unter ihnen sechstausend M a n n z u F u ß und vierhundert Reiter, welche die Aitoler gestellt hatten. Philipp v e r f u g t e über eine Streitmacht von fast gleicher Stärke. Die G e g n e r stießen in der N ä h e von Skotussa 1 aufeinander, entschlossen, den entscheidenden Waffengang hier auszufechten. Dennoch verspürten die Soldaten, als sie sich gegenseitig näher r ü c k t e n , keine Furcht, so natürlich das gewesen wäre, sie waren vielmehr von einem ungestümen Ehrgeiz erfüllt. Die R ö m e r brannten auf den Sieg, weil sie seit den Feldzügen Alexanders M u t und Kraft der Makedonen aufs höchste bewunderten, d i e Makedonen dagegen hofften, daß nach einem Sieg

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über die Römer, welche sie weit höher achteten als die Perser, Philipps Ruhm den Glanz Alexanders verdunkeln werde. Titus ermahnte seine Soldaten, sich mannhaft und tapfer zu schlagen, denn es sei ihnen vergönnt, auf dem herrlichsten Schauplatz, auf griechischem Boden, mit dem ritterlichsten Gegner zu kämpfen. Auch Philipp wollte seine Truppen anfeuern, wie es vor einer Schlacht üblich ist, ließ sich aber, sei es durch die Tücke des Zufalls oder seine eilfertige Hast, ein schweres Versehen zuschulden kommen. Außerhalb seines Lagers befand sich eine Begräbnisstätte, dort bestieg er einen hohen Grabhügel und begann zu seinen Leuten zu sprechen. Das war ein böses Vorzeichen. Lähmende Mutlosigkeit fiel über das Heer, der König selber erschrak und vermied an jenem Tage den Kampf. 8. Es folgte eine schwüle Regennacht. Als der Morgen graute, lösten sich die Wolken in Nebel auf, ein undurchdringliches Dunkel lastete auf der Ebene. Schweres Nebelgewölk strich von den Höhen herab zwischen die beiden Lager hin und verhüllte, als der Tag heraufkam, das Gelände. Die Abteilungen, welche von beiden Seiten in Hinterhalt oder auf Kundschaft geschickt wurden, gerieten bald aneinander und schlugen sich bei den sogenannten Hundsköpfen, einer Gruppe nebeneinanderliegender, spitzer Hügel, die ihren Namen von der eigenartigen Gestalt erhalten haben. Es war natürlich, daß in dem rauhen Felsgelände Flucht und Verfolgung ständig wechselten. So schickten beide Feldherren Verstärkungen aus dem Lager, wenn die Ihrigen in Bedrängnis gerieten und zurückwichen, und als nun auch der Nebel zerriß und die Sicht frei wurde, traten sie mit ihrer ganzen Macht zum Kampfe an. Auf dem rechten Flügel gewann Philipp die Oberhand. Mit voller Wucht ließ er die Phalanx von der Höhe herab gegen die Römer prallen, und auch die Tapfersten vermochten dem Druck der heranrückenden Schildmauer und der Gewalt des Vorsto-

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ßes nicht standzuhalten. Da jcdoch des Königs linker Flügel in dem Hügelgelände zerriß und auseinanderbrach, gab Titus seinen schon geschlagenen rechten preis, sprengte zur andern Flanke hinüber und stürzte sich hier in den Feind. Die Makedonen sahen sich außerstande, auf dem unebenen, steinigen Boden die Phalanx zu schließen und ihrdie richtige Tiefe zu geben, obwohl gerade darin ihre Hauptstärke ruht; sie mußten in ihrer schweren, unbequemen Rüstung Mann gegen Mann den Kampf aufnehmen. Denn die Phalanx gleicht einem lebenden Wesen von unbezwinglicher Stärke, solange sie einen Leib,eine geschlossene Schildwand bildet; ist sie aber einmal zerrissen, so verliert der einzelne Krieger auch die ihm eigene Kampfkraft. Dies liegt begründet in der Art seiner Bewaffnung, aber auch darin, daß er weniger durch sich selber stark ist denn als Glied eines aus vielen Teilen zum Ganzen gefügten Körpers. Als die Feinde wichen, setzte ein Teil der Römer den Fliehenden nach, die andern faßten die noch kämpfenden Makedonen in der Flanke und metzelten sie nieder. Es ging nicht lange, da löste sich die Ordnung auch in den Reihen derer, welche den Sieg schon in Händen gehalten hatten, sie warfen die Waffen weg und stürzten davon. Nicht weniger als achttausend Makedonen fielen in der Schlacht, gegen fünftausend gerieten in Gefangenschaft. Philipp konnte ungefährdet entkommen. Die Schuld daran schob man den Aitolern zu, welche raubend und plündernd über sein Lager hergefallen waren, während die Römer die Verfolgung fortsetzten. Als sie endlich zurückkehrten, fanden sie nichts mehr vor. 9. Zunächst kam es zu Zänkereien und gegenseitigen Vorwürfen, dann immer mehr zu Kränkungen, welche Titus persönlich treffen sollten. Die Aitoler schrieben den Sieg ganz sich selber zu und brachten durch ihr Gerede auch die andern Griechen zu dieser Uberzeugung. Immer stand ihr Name obenan, wenn der Sieg gepriesen wurde, mochte nun ein Dichter davon

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singen oder irgendein schlichter Bürger zur Feder greifen. Das folgende Epigramm insbesondere war in aller Munde: « Dreißigtausend liegen wir hier auf thessalischer Erde, Keine Träne, kein Grab, Wanderer, ward uns zuteil. Uns überwanden im Kampf die Aitoler und die Latiner, Die aus Italiens Flur Titus herübergeführt, Dir zum Leid, makedonisches Land! Doch der Trotz des Philippos Suchte das Weite: so schnell flieht nicht der flüchtigste Hirsch.» Alkaios 1 hatte die Verse verfaßt, und um Philipp zu verhöhnen, die Zahl der Gefallenen viel zu hoch angegeben. Da das Gedicht aber weitherum verbreitet wurde, fühlte sich Titus noch mehr als Philipp beleidigt. Dieser gab Alkaios den Spott zurück, indem er weiter dichtete: «Sauber geschält und entblättert, o Wanderer, ragt auf dem Hügel Hoch in die Lüfte das Kreuz für den Alkaios empor». Titus, welcher so eifersüchtig um die Gunst der Griechen warb, ärgerte sich nicht wenig über solche Vorfälle. So handelte er in Zukunft selbständig und kümmerte sich nicht mehr um die Aitoler. Darob waren nun sie wieder aufgebracht, und als er eine Gesandtschaft mit Friedensvorschlägen des Makedonenkönigs empfing und anhörte, erhoben sie in den griechischen Städten ein lautes Geschrei: Der Friede werde an Philipp verschachert, obwohl man jetzt den Krieg gänzlich aus der Welt schaffen und das Reich vernichten könnte, das Griechenland zuerst unters Joch gezwungen habe! Während die Aitoler mit solchem Gerede Unruhe und Verwirrung in die Reihen der Verbündeten säten, fand sich Philipp persönlich zu den Friedensverhandlungen ein. Damit war allen Verdächtigungen der

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Boden entzogen, denn der König gab sich ganz in Titus' und der Römer Hand. Titus konnte jetzt Frieden schließen. Er überließ Philipp das makedonische Reich, nötigte ihn aber zum völligen Verzicht auf Griechenland, forderte eine Kriegsentschädigung von tausend Talenten, die Auslieferung sämtlicher Schiffe bis auf zehn und versicherte sich überdies der Person des Demetrios, des einen von Philipps Söhnen, den er als Geisel nach Rom schickte. So nützte er meisterhaft die Gunst des Augenblicks und baute gleichzeitig für die Zukunft vor. Zu jener Zeit war nämlich der Karthager Hannibal, Roms unversöhnlichster Widersacher, als Verbannter zu König Antiochos gekommen und stachelte ihn an, auf der Bahn des Glücks, das ihn bisher so sehr begünstigt hatte, vorwärtszuschreiten. Die gewaltigen Erfolge hatten dem Herrscher den Beinamen «der Große» eingebracht, er trug sich schon lange mit Plänen eines weltumfassenden Reichs und betrachtete die Römer als seine eigentlichen und wichtigsten Gegner. Hätte nicht Titus in kluger Voraussicht die Hand zum Frieden geboten, wäre zusammen mit dem Kampf gegen Philipp noch der Krieg gegen Antiochos in Griechenland zum Austrag gekommen, hätten die zwei größten und mächtigsten Könige der Zeit aus gleicher Ursache gegen Rom sich verbündet - vor Italien hätten sich wiederum Kämpfe und Gefahren aufgetürmt so drohend wie in den Jahren des hannibalischen Krieges. Jetzt schob Titus im richtigen Augenblick den Frieden zwischen die beiden Kriege, schaffte den alten Zwist beiseite, ehe der neue begann, und entwand Philipp, auf diese Weise die letzte Hoffnung, Antiochos die erste. 10. Der römische Senat hatte indes zehn Männer 1 abgeord-j net, welche Titus den Vorschlag überbrachten, allen Griechen die Freiheit zu schenken, nur Korinth, Chalkis und Derne trias l ! als Bastionen gegen Antiochos besetzt zu halten. Dies gab den; Aitolem Anlaß zu offener Hetze in den Griechenstädten; an-

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dere Leute anzuschwärzen war ja ihre besondere Stärke. An Titus richteten sie die Forderung, Griechenlands Fesseln zu lösen (so pflegte Philipp die drei Städte zu bezeichnen), die Griechen aber fragten sie, ob sie Freude hätten an ihrem Halseisen, das allerdings glatter sei als das frühere, dafür um so schwerer wiege, und ob ihre Bewunderung für den Wohltäter Titus anhalte, der Griechenland die Fesseln vom Fuße gelöst und statt dessen um den Hals gelegt habe. Solches Gerede brachte Titus auf und verletzte seinen Stolz, er trat vor der Versammlung der Abgeordneten für die Städte ein und setzte es schließlich durch, daß auch aus ihnen die Besatzung zurückgezogen wurde; denn kein Makel sollte an der Wohltat haften, welche die Griechen aus seiner Hand empfingen. Es war damals die Zeit der isthmischen Spiele1, und eine große Menschenmenge saß im Stadion versammelt, um den Wettkämpfen der Athleten zuzuschauen. Nach langer Zeit war die Erlösung von den Kriegswirren doch noch gekommen, und in der Hoffnung auf Freiheit, in der Gewißheit des Friedens gab sich Griechenland ganz der festlichen Freude hin. Da ertönte Trompetenschall, um der Menge Schweigen zu gebieten, ein Herold trat vor und tat mit lauter Stimme kund: «Der römische Senat und der Feldherr und Konsul Titus Quinctius, die Sieger im Kampf gegen König Philipp und die Makedonen, gewähren Freiheit und Unabhängigkeit den Korinthern, Phokern, Lokrern und Euboiern, den Achaiern in der Phthiotis, den Magneten, Thessalern und Perrhaibern. Frei von Besatzung und Abgaben sollen sie nach den Gesetzen ihrer Väter leben!» Verworrener Lärm wogte nach dieser Verkündigung durch das Stadion, da nicht alle den Herold gehört, seine Worte auch nicht genau verstanden hatten, man staunte, fragte, rief ihm zu, das Gesagte zu wiederholen. Als wieder Ruhe eingetreten war, erhob der Herold von neuem und lauter seine Stimme, so daß der Ruf zu aller Ohren drang. Da brauste aus der Menge

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ein unglaubliches Freudengeschrei empor, das bis zum Meere hin erschallte. Alles Volk sprang von den Sitzen auf, niemand kümmerte sich mehr um die Wettkämpfer, alle drängten durcheinander, um dem Retter und Vorkämpfer Griechenlands die Hand zu schütteln, ihm Dankeswortezu sagen. Damals konnte man eine Erscheinung beobachten, die bei übermächtigem Lärm hie und da eintreten soll: Raben, welche gerade über das Stadion hinflogen, fielen zur Erde. Ursache hievon ist das Auseinanderbersten der Luft. Wenn nämlich ein lauter Schall aus einer großen Volksmenge zum Himmel steigt, zerreißt die Luft, sie kann die Vögel nicht mehr tragen, so daß sie wie in einem luftleeren Raum in die Tiefe stürzen - wenn sie nicht, bei Gott, einen Schlag erhalten und, wie von einem Pfeil getroffen, niederfallen und sterben. Es kann auch sein, daß in der Luft ein Wirbel en tsteht, indem diese, wie das Wasser im Meer, durch die Gewalt der Erschütterung wirbelnd empor- und zurückgeschleudert wird. I i . Kaum war die Feier zu Ende, entzog sich Titus in kluger Vorsicht der herbeiströmenden Menge, sonst wäre er wohl schwerlich mit dem Leben davongekommen, denn mit einem Male drängten sich von allen Seiten riesige Menschenmassen an ihn heran. Erst als die Nacht herabsank, wurden sie es müde, vor seinem Zelt zu schreien und zu rufen. Fremde und Landsleute, die sich trafen, küßten und umarmten sich und gingen dann miteinander zu fröhlichem Mahl und Trunk. Daß ihre Freude hier noch leidenschaftlicher überströmte, ist begreiflich, und immer wieder kehrten ihre Gedanken und Gespräche zum Schicksal Griechenlands zurück. «Gar manchen Krieg um seine Freiheit hat Griechenland schon ausgefochten, aber noch nie ist sie ihm gewisser geschenkt, mit leichterer Mühe zuteil geworden als jetzt. Fremde Heere haben den Krieg gefuhrt, und uns ist der herrlichste, heiß umstrittene Kampfpreis in den Schoß gefallen, kaum daß er uns einen Tropfen Bluts, eine

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Träne gekostet hätte. Tapferkeit und Vernunft waren seit jeher seltene Tugenden unter den Menschen, am seltensten jedoch ist die Gerechtigkeit. Männer wie Agesilaos, Lysandros, Nikias, Alkibiades verstanden sich wohl darauf, einen Krieg geschickt zu führen, an der Spitze ihrer Heere zu Land und zu Meer den Feind zu schlagen, nur eine Kunst war ihnen unbekannt: in edler Uneigennützigkeit ihre Erfolge dem Guten dienstbar zu machen. Sehen wir ab von dem Sieg bei Marathon, der Seeschlacht bei Salamis, den Kämpfen bei Plataiai und in den Thermopylen, Kimons Taten am Eurymedon und vor Cypern, so hat Griechenland doch immer nur gestritten, um sich selbst zu versklaven, all seine Siegeszeichen ragen empor als Denkmäler eigenen Unglücks, eigener Schande, und wenn es zugrunde ging, dann größtenteils durch die Bosheit und Ehrsucht seiner eigenen Führer. Und nun kommen Männer eines andern Volkes - nur schwache Spuren, kümmerliche Reste alter Stammesverwandtschaft scheinen zwischen ihnen und uns zu bestehen, und es wäre des Wunders schon genug gewesen, wenn sie Griechenland mit gutem Rat einen gangbaren Weg gewiesen hätten - diese Fremdlinge nehmen Mühen und Gefahren ohne Zahl auf sich, um Hellas von drückender Herrschaft zu erlösen, von den Tyrannen zu befreien.» 12. Solchen Betrachtungen gaben sich die Griechen hin. Und Titus' Taten entsprachen wirklich den Worten, die er durch den Herold hatte ausrufen lassen. Denn er schickte zu gleicher Zeit den Lentulus nach Kleinasien, um Bargylia' zu befreien, den Stertinius nach Thrakien, damit er Philipps Truppen aus Städten und Inseln verjage. Publius Villius segelte zu Antiochos, um über die Befreiung der Griechen zu verhandeln, welche unter des Königs Herrschaft standen, Titus selber begab sich nach Chalkis und von dort aus zu Schiff nach Magnesia, zog die Besatzungen aus den Städten zurück und legte die Verfassung wieder in die Hände des Volkes. In Argos wurde er

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zum Kampfordner der nemeischen Spiele 1 ernannt. Er leitete die Feier mit großem Geschick und ließ den Griechen noch einmal durch Heroldsruf die Freiheit verkünden. Dann zog er von Stadt zu Stadt, sorgte fiir Ordnung und Recht, für Eintracht und Frieden, stillte die Parteiwirren, rief die Verbannten in die Heimat zurück und freute sich seines versöhnenden Einflusses auf die Griechen nicht weniger als seines Sieges über die Makedonen. So erschien die Freiheit bald als die geringste der Wohltaten, die Griechenland von ihm empfangen hatte. Der Philosoph Xenokrates' wurde einst von den Steuerpächtern abgeführt, weil er sein Schutzgeld nicht bezahlt hatte,allein der Redner Lykurg befreite ihn aus den Händen der Häscher und bestrafte diese für den frechen Übergriff. Als darnach Xenokrates den Kindern Lykurgs begegnete, soll er geäußert haben: «In reichem Maß, meine Kinder, statte ich eurem Vater den Dank ab, denn alle loben ihn für seine Tat.» Titus aber und die Römer ernteten als Dank für das, was sie den Griechen Gutes getan, nicht nur Lob, sondern weit mehr: Vertrauen und Einfluß bei allen Menschen. Und mit Recht, überall wurden ihre Feldherren freudig aufgenommen, ja man rief sie herbei und gab sich vertrauensvoll in ihre Hände. So taten Völker und Städte; aber auch Könige, welche von andern Herrschern bedrängt wurden, suchten bei den Römern Schutz. Und da ihnen Gott zur Seite stand, wurde dem römischen Volk in kurzer Zeit alles Untertan. Griechenland befreit zu haben war T i t u s ' größter Stolz. So legte er im Tempel zu Delphi als Weihegabe silberne Schilde nebst seinem eigenen nieder und setzte die Inschrift dazu: «SöhnedesZeus, die ihr gernedahinjagt aufstürmenden Rossen, Spartas königlich Blut aus des Tyndareos Stamm, Titus aus Aeneas' 1 Geschlecht bringt euch herrlichste Gabe, Da er dem griechischen Volk wieder die Freiheit verlieh.»

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Und dem Apollon weihte er einen goldenen Kranz mit der Inschrift: «Schütze Apollon, Letos Sohn, zum Schmuck deiner Locken, Deines göttlichen Haupts weiht dir den goldenen Kranz Titus, der große Feldherr des Volkes vom Stamm des Aeneas. Lohn'ihm den tapferenKampfjSchenkeihmEhreundRuhm!» Zweimal wurde also den Griechen in der Stadt Korinth das gleiche Geschenk zuteil. Damals war es Titus, zu unserer Zeit Nero, welcher, gleichfalls während der isthmischen Spiele, zu Korinth Griechenlands Freiheit und Unabhängigkeit verkündete. Titus ließ, wie ich erzählte, die Botschaft durch einen Herold ausrufen, Nero hingegen bestieg die Rednerbühne auf dem Marktplatz und sprach selber zum Volk 1 . Doch geschah dies erst in späterer Zeit. 13. Damals begann Titus einen besonders rühmlichen und gerechten Krieg, indem er gegen Nabis zog, den entsetzlichen, verruchten Tyrannen von Sparta. Aber zuletzt betrog er Griechenland doch noch um seineHoffnungen,denn er weigerte sich, den Usurpator zu stürzen, obwohl er es mit Leichtigkeit hätte tun können, und trat auf Verhandlungen ein, in denen er Sparta weiterhin einer unwürdigen Knechtschaft preisgab. Er mochte befürchten, daß der Krieg so schnell nicht zum Abschluß käme, daß ein neuer Feldherr aus Rom erscheinen und ihn um den Siegesruhm prellen könnte. Vielleicht trieb ihn auch bloß die Eifersucht, der Neid auf Philopoimen, dem er sein hohes Ansehen mißgönnte. Philopoimen war fraglos der hervorragendste Grieche der Zeit, er hatte auch im letzten Krieg Wunder an Tapferkeit und soldatischem Können vollbracht, unddie Achaier priesen ihn nicht weniger als Titus selbst und huldigten ihm in den Theatern - zum großen Verdruß des römischen Feldherrn. In seinen Augen war es ein unwürdiger Zustand, daß die Achaier einem Menschen aus Arkadien, einem Anführer in

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unbedeutenden Grenzstreitigkeiten, gleiche

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zollten wie ihm, dem römischen Konsul, dem Beschützer ganz Griechenlands. Übrigens rechtfertigte T i t u s selber seinen Schritt mit der Erklärung, er habe den Feldzug abgebrochen in der Erkenntnis, daß der Untergang des Tyrannen schweres Unglück über alle Spartaner bringen würde. Der Ehrungen, welche die Achaier für Titus beschlossen, war eine große Zahl, aber keine schien seinen Verdiensten um Griechenland wirklich zu entsprechen, mit einer Ausnahme. Es handelte sich um ein Geschenk, das ihn mehr als alles andere freute. Im Krieg gegen Hannibal hatte das böse Geschick viele Römer in Feindeshand geraten lassen, sie waren verkauft worden und lebten nun als Sklaven in aller Welt verstreut. Allein in Griechenland befanden sich ihrer zwölfhundert, bedauernswerte Menschen, aber nie bedauernswerter als damals, als sie im römischen Heer ihre Söhne, Brüder, Verwandten entdeckten, als sie ihren freien Landsleuten als Sklaven, den siegreichen Kriegern als Gefangene gegenübertreten mußten. T i t u s verzichtete darauf, sie den Besitzern mit Gewalt wegzunehmen, obwohl er ihr Los schmerzlich beklagte, allein die Achaier kauften sie los, einen jeden für fünf Minen ', brachten alle an denselben Ort und übergaben sie Titus im Augenblick, da er in See gehen wollte 1 . So segelte er voll hoher Freude ab, war ihm doch ein schöner Lohn geworden für schöne Taten, ein Lohn, wie er einem großen Mann und Freund seiner Mitbürger wohl anstand. Die heimkehrenden Gefangenen bildeten natürlich auch den glanzvollen Höhepunkt seines Triumphes. Das Haar kurz geschoren, das Haupt mit einem Hut bedeckt, wie es Sitte ist bei freigelassenen Sklaven, so schritten sie im Triumphzug hinter T i t u s einher. 14. Einen prächtigen Anblick boten auch die erbeuteten Waffen, welche im Z u g mitgeführt wurden, griechische Helme, makedonische Schilde und Lanzen. Die Masse der Reich-

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tümer war gleichfalls nicht gering. Nach Antias' Angaben wurden im Triumph aufgeführt dreitausendsiebenhundertdreizehn Pfund eingeschmolzenes Gold, dreiundvierzigtausendzweihundertsiebzig Pfund Silber, vierzehntausendfiinfhundertvierzehn goldene Philippstaler, nicht gerechnet die tausend Talente, welche der König noch schuldete. Vor allem auf Betreiben des Titus ließen sich die Römer später bewegen, ihm diese Schuld zu erlassen, sie erklärten Philipp sogar zum Bundesgenossen und gaben ihm seinen Sohn zurück, der als Geisel nach Rom gebracht worden war. i j . Bald darnach setzte Antiochos mit vielen Schiffen und einem starken Heer nach Griechenland über, wo er gegen Rom zu wühlen und die Städte aufzuwiegeln begann. Die Aitoler schlugen sich auf seine Seite, denn seit langem haßten sie die Römer und suchten den Krieg. Sie lieferten ihm die zugkräftige Begründung, mit der er seinen Angriff bemänteln konnte, die Befreiung Griechenlands (dabei hatten die Griechen eine Befreiung gar nicht nötig, da sie die Freiheit ja schon besaßen), und lehrten ihn, in Ermangelung besserer Gründe, dies edelste aller Worte für seine Zwecke zu mißbrauchen. Die Herausforderung des Königs, der bedeutende Ruf seiner Kriegsmacht versetzten die Römer in ernste Sorge. Sie betrauten den Konsul Manius Acilius mit der Führung des Heeres, stellten ihm aber Titus, den bewährten Freund der Griechen, als Legaten zur Seite 2 . Sein bloßes Erscheinen festigte mancherorts die wankende Treue, und dort, wo die Krankheit schon um sich gegriffen hatte, wirkte die alte Liebe zu ihm oft wie eine zur rechten Stunde eingegebene Arznei: die Städte gesundeten wieder und ließen sich von verhängnisvollen Fehltritten abhalten. Nur wenige, die dem verderblichen Einfluß der Aitoler ganz und gar verfallen waren, wollten nichts mehr von ihm wissen, aber auch diese ließ er nach der Schlacht nicht im Stich, so sehr sie seinen Zorn gereizt hatten. Denn Antiochos wurde bei

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T h c r m o p y l a i geschlagen und floh schleunigst übers M e e r nach Asien zurück. Sogleich ging der Konsul Manius den Aitolern z u Leibe. Z u m T e i l führte er die Belagerung selber d u r c h , andernorts überließ er K ö n i g Philipp das Z e r s t ö r u n g s w e r k . So fielen die Makedonen raubend und plündernd über die Doloper und M a g n e t e n , die Athamanen und A p e r a n t e n 1 her, während Manius Herakleia dem Erdboden gleichmachte und hernach die Aitolerstadt Naupaktos 2 zu berennen anfing. D a übermannte T i t u s das Mitleid mit den Griechen, und er fuhr aus der Peloponnes ins Lager des Konsuls hinüber. Z u e r s t machte er ihm Vorwürfe, daß er, der Sieger in der Schlacht, die Früchte des Sieges Philipp überlasse und in seinem Z o r n vor einer einzigen Stadt liegen bleibe, die Z e i t vertrödle, während die Makedonen sich Völker und Reiche unterwürfen. A l s ihn dann die Belagerten von der Mauer herab erblickten, beim Namen riefen und flehend die A r m e nach ihm ausstreckten, w a n d t e er sich ab, ohne ein W o r t zu sagen, und g i n g weinend hinweg. Später jedoch sprach er mit Manius, und es gelang ihm, den Erzürnten zu beschwichtigen und durchzusetzen, daß er den Aitolern einen Waffenstillstand von hinlänglicher Dauer gewährte, um eine A b o r d n u n g mit der Bitte um gemäßigte Bedingungen nach R o m z u entsenden. 16. Den schwersten K a m p f jedoch hatte T i t u s z u bestehen, als er sich für die Stadt Chalkis verwendete. Manius grollte ihr wegen der Hochzeit, die Antiochos während des Krieges, unbekümmert um seine Jahre und die Aufgaben der Stunde, dort gefeiert hatte. Denn der schon alternde K ö n i g hatte sich leidenschaftlich in ein junges Mädchen, des Kleoptolemos T o c h t e r , verliebt, welche die schönste Jungfrau des Landes gewesen sein soll. Die Chalkidier aber waren infolge dieses Ehebundes zu begeisterten Anhängern des Antiochos geworden und stellten ihm ihre Stadt als S t ü t z p u n k t für den Krieg zur Verfügung. A l s es dann zur Niederlage kam, legte der fliehende K ö n i g hastig

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singen oder irgendein schlichter Bürger zur Feder greifen. Das folgende Epigramm insbesondere war in aller Munde: « Dreißigtausend liegen wir hier auf thessalischer Erde, Keine Träne, kein Grab, Wanderer, ward uns zuteil. Uns überwanden im Kampf die Aitoler und die Latiner, Die aus Italiens Flur Titus herübergeführt, Dir zum Leid, makedonisches Land! Doch der Trotz des Philippos Suchte das Weite: so schnell flieht nicht der flüchtigste Hirsch.» Alkaios 1 hatte die Verse verfaßt, und um Philipp zu verhöhnen, die Zahl der Gefallenen viel zu hoch angegeben. Da das Gedicht aber weitherum verbreitet wurde, fühlte sich Titus noch mehr als Philipp beleidigt. Dieser gab Alkaios den Spott zurück, indem er weiter dichtete: «Sauber geschält und entblättert, o Wanderer, ragt auf dem Hügel Hoch in die Lüfte das Kreuz für den Alkaios empor». Titus, welcher so eifersüchtig um die Gunst der Griechen warb, ärgerte sich nicht wenig über solche Vorfälle. So handelte er in Zukunft selbständig und kümmerte sich nicht mehr um die Aitoler. Darob waren nun sie wieder aufgebracht, und als er eine Gesandtschaft mit Friedensvorschlägen des Makedonenkönigs empfing und anhörte, erhoben sie in den griechischen Städten ein lautes Geschrei: Der Friede werde an Philipp verschachert, obwohl man jetzt den Krieg gänzlich aus der Welt schaffen und das Reich vernichten könnte, das Griechenland zuerst unters Joch gezwungen habe! Während die Aitoler mit solchem Gerede Unruhe und Verwirrung in die Reihen der Verbündeten säten, fand sich Philipp persönlich zu den Friedensverhandlungen ein. Damit war allen Verdächtigungen der

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war er ein Gesellschafter von gewinnender Freundlichkeit und wußte in der Unterhaltung Anmut mit Geist zu verbinden. Als die Achaier sich die Insel Zakynthos 1 aneignen wollten, mahnte er ab mit den Worten, sie brächten sich in Gefahr, wenn sie wie eine Schildkröte den Kopf allzu weit aus der Peloponnes vorstrecken wollten. Wie er sich das erste Mal mit Philipp zu Friedensverhandlungen traf und der König die Bemerkung fallen ließ: «Du bringst ja einen ganzen Schwärm von Begleitern mit, ich aber komme allein», gab er zur Antwort: «Daß du allein kommst, ist deine Schuld, hast du doch deine Freunde und Verwandten umgebracht.» In Rom geschah es einmal,daß sich der Messenier Deinokrates 1 bei einem Zechgelage einen tüchtigen Rausch antrank und darnach in Weiberkleidern einen Tanz aufführte. Tags darauf entdeckte er Titus seine Absicht, Messenien vom achaiischen Bunde zu lösen, und bat um seine Unterstützung. Titus erwiderte: «Ich will mir die Sache überlegen, nur wundert es mich, wie du dich mit solchen Plänen tragen und doch noch beim Weine tanzen und singen kannst.» Als die Gesandten des Antiochos in der Versammlung der Achaier die gewaltigen Heeresmassen ihres Königs in beredtem Vortrag schilderten und in langer Reihe die Truppengattungen aufzählten, sagte Titus zur Erwiderung, er sei einmal bei einem Gastfreund zu Tisch gewesen, wo Fleischspeisen in Menge aufgetragen wurden. Da habe er mit seinem Tadel nicht zurückgehalten und den Gastgeber verwundert gefragt, wo er diese Fülle von Gerichten erstanden hätte. Es sei alles Schweinefleisch, habe dieser erwidert, nur verschieden zubereitet und gewürzt. «Darum, ihr Männer von Achaia, laßt das Staunen über die Streitmacht des Antiochos, wenn ihr von Lanzenträgem, Speerschützen, Garden hört. Es sind ja alles Syrer, nur verschieden durch ihre Kriegswerkzeuge.» 18. Als die Verhältnissein Griechenland geordnet waren und der Krieg gegen Antiochos sein Ende gefunden hatte, wurde

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Titus zum Zensor gewählt . Die Zensur, das höchste Amt in Rom, verkörpert gewissermaßen die Vollendung der politischen Laufbahn. Als Kollegen hatte er Marcellus neben sich, den Sohn jenes Marcellus, der fünfmal Konsul gewesen war. Die beiden Zensoren stießen vier nicht sehr bedeutende Männer aus dem Senat und nahmen alle, die von freien Eltern stammten, in die Bürgerlisten auf, freilich nur, weil sie dazu gezwungen waren; denn um den Adel zu kränken, hatte der Tribun Terentius Culleo das Volk zu diesem Beschluß überredet. Damals waren die angesehensten und größten Männer des Staates, Scipio Africanus und Marcus Cato, miteinander verfeindet. Den ersteren ernannte Titus zum Führer des Senates, da er in ihm den edelsten und bedeutendsten Bürger Roms verehrte. Mit Cato dagegen kam es zu einem tiefefi Zerwürfnis, zu welchem folgender Vorfall Anlaß gab: Titus hatte einen Bruder, Lucius Flamininus, der ganz anders geartet war als er. Lucius frönte seinen Lüsten in gemeinster Weise und völlig unbekümmert um Anstand und Sitte. Er verkehrte mit einem Knaben, auf den er seine Leidenschaft geworfen hatte, nahm ihn mit ins Lager, wenn er einen Feldzug führen mußte, und behielt ihn auch als Provinzstatthalter ständig um sich. Eines Tages, als sie miteinander in Gesellschaft zechten, tat der Knabe mit Lucius besonders zärtlich und beteuerte ihm, seine Liebe sei so groß, daß er sogar auf das Fechterspiel verzichtet habe, obwohl er noch nie zugeschaut beim Umbringen eines Menschen; denn des Lucius Vergnügen stehe ihm höher als das eigene. Voller Freude gab Lucius zur Antwort: «Du hast nichts verloren! Ich selber will dir dein Gelüste stillen.» Und alsbald ließ er einen verurteilten Missetäter aus dem Gefängnis vorführen, rief den Henker herbei und befahl ihm, dem Menschen vor der versammelten Zecherrunde den Kopf abzuschlagen. Valerius Antias sagt aus, es sei nicht ein Lustknabe, son-

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dem eine Geliebte gewesen, welcher Lucius diesen Gefallen getan. Nach dem Bericht von Livius stand in Catos Rede zu lesen, daß Lucius einen gallischen Überläufer, der mit Weib und Kindern an seine Türe kam, in den Speisesaal gerufen und mit eigener Hand umgebracht habe, um dem Geliebten gefällig zu sein. Natürlich schilderte Cato den Vorfall in dieser Weise, um die Anklage zu verschärfen. Daß der Getötete kein Überläufer, sondern ein verurteilter Verbrecher aus dem Kerker war, bezeugt neben vielen andern auch der Redner Cicero, welcher in der Schrift «Vom Alter» 1 die Geschichte durch Cato selber erzählen läßt. 19. Als Cato bald darauf Zensor wurde*, verwies er bei der Säuberung des Senats auch Lucius aus dem Rate, obwohl er Konsul gewesen war und der Schimpf auch seinen Bruder treffen mußte. Niedergeschlagen, mit Tränen in den Augen, wandten sich die beiden Brüder an das Volk, und was sie von den Bürgern verlangten, schien allen nur billig zu sein. Cato möge ihnen sagen, baten sie, welche Gründe ihn dazu geführt, ein berühmtes Haus in solche Schande zu stürzen. Cato wich der Forderung nicht aus. Ohne Furcht trat er mit seinem Kollegen vor das Volk und richtete an Titus die Frage, ob er von dem Gelage wisse. Als dieser verneinte, erzählte er, was geschehen war, und forderte Lucius zur gerichtlichen Feststellung auf, falls er etwas von dem Gesagten abstritte. Da der also Beschuldigte schwieg, erkannte das Volk, daß er zu Recht in die Schande gestoßen war, und begleitete Cato in ehrenvollem Z u g e vom Forum. Des Bruders Unglück ging Titus sehr zu Herzen. Er tat sich mit Catos alten Feinden zusammen und setzte es im Senate durch, daß sämtliche von Cato vergebenen öffentlichen Arbeiten sowie alle Pacht- und Kaufverträge für nichtig erklärt und aufgehoben wurden; auch strengte er eine Reihe widriger Prozesse gegen ihn an. Freilich zeigte Titus, wie ich glaube, weder Edelmut noch politische Reife, wenn er einen rechtmäßigen

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Magistraten, einen Bürger von anerkannter Tüchtigkeit, mit unstillbarem Haß verfolgte um eines Menschen willen, der wohl sein Bruder, aber ein nichtswürdiger Charakter war und die verdiente Strafe empfangen hatte. Als dann das römische Volk einmal zu einem Schauspiel im Theater versammelt war und der Senat wie gewohnt die Ehrensitze in den vordersten Reihen einnahm, entdeckte man Lucius ganz hinten auf einem verachteten, armseligen Platz. Da regte sich das Mitgefühl in der Menge, sie konnte den Anblick nicht ertragen und rief ihm solange zu, den Platz zu wechseln, bis er sich endlich nach vorn begab, wo ihm in den Reihen der Konsularen bereitwillig Aufnahme gewährt wurde. 20. Titus genoß allgemeines Ansehen, solange er sich in den Kriegen, von denen wir sprachen, betätigen und so seinen angeborenen Ehrgeiz befriedigen konnte; denn auch nach seinem Konsulat diente er noch einmal als Kriegstribun, obwohl ihn niemand dazu nötigte. Als er älter wurde und keine öffentlichen Ämter mehr zu verwalten hatte, setzte er sich manchem Tadel aus. Z u Heldentaten bot ihm sein Leben keine Möglichkeit mehr, aber noch immer verzehrte ihn die Sucht nach Ruhm, und er fand nicht die Kraft, seinen jugendlichen Ehrgeiz zu meistern. Solch ungezügelter Leidenschaft entsprang wohl auch der Anschlag gegen Hannibal, durch den er sich viel Haß zuzog. Hannibal hatte seit seiner Flucht aus Karthago am Hofe des Antiochos gelebt. Als aber der König nach der Schlacht in Phrygien 1 unter Bedingungen, die er gerne annahm, Frieden schließen konnte, wurde der Punier aufs neue zum Flüchtling. In Bithynien fanden seine Irrfahrten endlich ein Ziel, da er König Prusias* für sich zu gewinnen vermochte. Die Römer wußten wohl um seinen Aufenthalt, machten sich aber nichts mehr aus dem alten, schwach gewordenen Gegner, den das Schicksal niedergeworfen hatte. Da kam Titus in ganz andern Angelegenheiten als Gesandter des Senats zu Prusias 3 ,

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und als er Hannibal dort antraf, ärgerte es ihn, daß der Mann noch lebe. Und so viel auch Prusias flehte und für seinen Freund und Schützling bat, Titus ließ sich nicht erweichen. Es gab eine, wie es scheint, alte Weissagung über Hannibals Ende: «Libyssas Erde wird den Leib des Hannibal decken.» Er selber dachte dabei an Libyen und an seine Bestattung in Karthago; denn dort hoffte er sein Leben zu beschließen. Nun gibt es aber in Bithynien einen sandigen Landstrich am Meer und in der Nähe ein kleines Dorf, das den Namen Libyssa trägt. Dort hielt sich Hannibal damals auf. Da er dem charakterschwachen Prusias nie getraut hatte und auch die Furcht vor den Römern nicht los wurde, hatte er schon früher von seiner Wohnung aus sieben unterirdische Gänge graben lassen, die nach verschiedenen Richtungen liefen und in einiger Entfernung versteckte Ausgänge besaßen. Durch diese Stollen wollte er entfliehen, als ihm Titus' Weisung zu Ohren kam, stieß aber überall auf königliche Wachen. Da beschloß er, seinem Leben selber ein Ende zu setzen. Nach einigen Berichten schlang er sich ein großes Tuch um den Hals und befahl darauf einem Sklaven, von hinten das Knie in seinen Rücken zu stemmen und mit aller Kraft anzuziehen, bis er erstickt s e i D i e s soll Hannibals Ende gewesen sein. Andere Quellen sagen aus, daß er wie Themistokles 2 und Midas Stierblut getrunken habe. Livius 5 erzählt, er habe sich das Gift, welches er stets bei sich trug, gemischt und den Becher mit den Worten zum Munde geführt: « Es ist Zeit, den Römern ihre Sorgenlast abzunehmen, denn es macht ihnen offensichtlich zu viel Beschwer, den Tod des verhaßten Alten abzuwarten. Titus trägt den Sieg davon, aber keiner wird ihn darum beneiden, den unwürdigen Nachfahr jener Männer, welche einst trotz Krieg und Niederlagen an Pyrrhos heimliche Botschaft sandten, um ihm zu entdecken, daß man ihn durch Gift beseitigen wolle.» 21. Dies sind die Berichte von Hannibals Tod.

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Als der Senat von dem Ereignis Kunde erhielt, war mancher der Meinung, Titus' Härte und Roheit hätten alles Maß überschritten. Er habe Han nibal umgebracht wie einen vor Alter flügellahmen, federlosen Vogel, den man am Leben gelassen, weil er zahm geworden sei. Kein Mensch habe ihn zu der T a t getrieben, sondern allein das ehrgeizige Verlangen, durch Hannibals Tod sich einen Namen zu machen. Dann rühmten sie die großmütige Milde des Scipio Africanus und zollten ihm noch mehr Bewunderung als bisher. Scipio hatte den unüberwindlichen, furchtbaren Hannibal in Afrika geschlagen, doch in die Verbannung trieb er ihn nicht, noch verlangte er von den Karthagern seine Auslieferung, im Gegenteil. Als er sich vor der Schlacht zu einer Unterredung mit ihm traf, empfing er ihn mit freundlichem Gruß, und bei den Friedensverhandlungen hielt er sich taktvoll zurück und höhnte nicht über das Unglück seines Gegners. Später sollen sie sich in Ephesos noch einmal getroffen haben. Als sie damals miteinander auf- und abgingen, nahm Hannibal ohne weiteres die Ehrenseite fiir sich in Anspruch. Scipio ließ es geschehen und schritt unbefangen weiter. Im Lauf des Gesprächs - sie unterhielten sich über große Heerführer - äußerte Hannibal die Ansicht, der größte aller Feldherren sei Alexander gewesen, Pyrrhos gebühre der zweite Rang, ihm selber der dritte. Da fragte Scipio mit leisem Lächeln : « Und wenn ich dich nicht besiegt hätte ?» « Dann, mein lieber Scipio», gab Hannibal zur Antwort, «würde ich mir nicht den dritten, sondern den ersten Platz unter den Heerführern zuerkennen.» Dies feine Benehmen Scipios wurde allgemein bewundert, über Titus aber fiel man mit Schmähungen her: Er habe sich an einem Manne vergriffen, der ihn nichts anging und schon ein Leichnam war. Es gab freilich auch Römer, welche die Tat guthießen. Denn sie sahen in Hannibal zeit seines Lebens ein glimmendes Feuer, das sogleich wieder auflodern konnte, wenn man es schürte. Auch auf der Höhe

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seines Lebens sei nicht seine Körperstärke oder die Kraft seines Armes den Römern furchtbar gewesen, sondern seine Geistesschärfe und Kriegserfahrung, vereint mit dem tief in seinem Wesen wurzelnden Haß. Daran ändere auch das Alter nichts, die N a t u r bleibe sich selber treu. Unbeständig aber sei das Glück, dem Wechsel unterworfen, es gaukle den Männern, in welchen der H a ß stetsfort zum Kriege dränge, Hoffnungen vor und verführe sie zu neuen Taten. Die Ereignisse der Folgezeit zeigten noch deutlicher, daß Titus richtig gehandelt hatte, brachte es doch A r i s t o n i k o s d e r Nachkomme eines Zitherspielers, so weit, daß er dank dem R u h m e des Eumenes in ganz Kleinasien Aufruhr und Krieg entfachen konnte. Und Mithridates, welcher im Kampf gegen Sulla und Fimbria den Untergang seiner Heere und Heerführer erlebt hatte, erhob sich aufs neue und trat Lucullus mit gewaltiger Macht zu Land und Meer entgegen. Hannibal lag gewiß auch nicht ohnmächtiger darnieder als Gaius Marius. Denn er hatte noch immer einen König zum Freund, führte sein gewohntes Leben weiter und beschäftigte sich mit Schiffen, Pferden und Soldaten, Marius dagegen irrte als Bettler in Afrika herum, während man in Rom über seinen Unstern lachte. Nach kurzer Zeit aber beugten die Römer vor ihm das Knie, zitternd vor den Geißeln und Beilen seiner Henker. So dürfen wir aus dem, was heute klein ist oder groß, nicht auf die Z u k u n f t schließen, und des Wechsels ist kein Ende, bis unser Leben sich endet. Darum heißt es auch in einigen Quellen, Titus habe gar nicht aus eigenem Antrieb gehandelt, und die Gesandtschaft, welche man ihm und Lucius Scipio übertragen, habe den einzigen Zweck verfolgt, Hannibal den T o d zu bringen. Da mir aus späterer Zeit politische oder kriegerische Taten des T i t u s nicht bekannt sind und er sein Leben in der Stille beschloß 2 , wollen wir uns nunmehr der Vergleichung zuwenden.

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22 (1). Hinsichtlich der Größe der den Griechen erwiesenen Wohltaten darf man weder Philopoimen dem Titus zur Seite stellen noch gar viele Männer, die größer waren als Philopoimen. Denn diese haben als Griechen gegen Griechen Kriege geführt, Titus als Nichtgrieche für Griechen; und zur selben Zeit, da Philopoimen, außerstande, seinen Mitbürgern in ihrer Kriegsbedrängnis zu helfen, nach Kreta fuhr, besiegte Titus mitten in Griechenland den Philipp und befreite alle Völker und Städte. Betrachtet man die Schlachten näher, die beide geschlagen haben, so hat Philopoimen als Feldherr der Achaier mehr Griechen getötet als Titus, um den Griechen zu helfen, Makedonen. Die Fehler, die beide begangen haben, entsprangen bei dem einen aus Ehrgeiz, bei dem andern aus Streitsucht, und zum Zorn war der eine leicht zu reizen, der andere auch noch schwer zu besänftigen. Denn Titus beließ dem Philipp seine Königswürde und zeigte sich großmütig den Aitolern gegenüber, Philopoimen aber nahm aus Zorn seiner Vaterstadt die benachbarten Gemeinden weg, die ihr steuerpflichtig waren. Zudem wahrte der eine denen, die Gutes von ihm empfangen hatten, stets die Treue, der andere war schnell bereit, die Freundschaft aufzukündigen. So schleifte er, nachdem er zuerst ein Wohltäter der Lakedaimonier gewesen war, später ihre Mauern, entriß ihnen einen Teil ihres Landes und änderte und vernichtete schließlich sogar ihre Verfassung. Auch meinte man, daß er sein eigenes Leben aus Zorn und Streitsucht weggeworfen habe, indem er nicht zur rechten Zeit, sondern hitziger, als es nötig war, nach Messene eilte, anders als Titus, der stets mit Überlegung und mit dem Blick auf die Sicherheit sein Feldherrnamt führte. 23 (2). Nach der Zahl der Kriege und der Siegeszeichen ist die Erfahrung Philopoimens freilich besser gesichert. Denn des Titus Kampf mit Philipp wurde durch zwei Schlachten ent-

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schieden, Philopoimen dagegen hat durch ungezählte Siege dem G l ü c k jeden Vorwand genommen, seine Feldherrnkunst in Z w e i f e l zu ziehen. Sodann gewann T i t u s seinen R u h m mit Hilfe der auf ihrem H ö h e p u n k t stehenden M a c h t der R ö m e r , Philopoimen dagegen z u neuer Kraft aufsteigend, da Griechenland schon dahinwelkte, so daß der Erfolg sein alleiniges Verdienst war, T i t u s es mit den anderen z u teilen hatte; denn er führte tapfere Männer, Philopoimen machte sie als ihr Führer erst dazu. D a ß er ferner seine Kämpfe mit Griechen auszufechten hatte, war zwar kein G l ü c k , ermöglichte ihm aber eine sichere Bewährung seiner T a p f e r k e i t ; denn w o d i e übrigen Bedingungen gleich sind, fällt der Sieg dem T ü c h t i g e r e n z u ; kämpfte er doch mit den Streitbarsten von allen Griechen, Kretern und Lakedaimoniern, und war den Verschlagensten an Schlauheit, den Wehrhaftesten an K ü h n h e i t über. Z u d e m siegte T i t u s mit Hilfe von Vorhandenem, da er sich der übernommenen Bewaffnung und T a k t i k bediente, während Philopoimen für beides die O r d n u n g erst selbst schaffen oder sie umgestalten mußte, so daß die entscheidenden M i t t e l des Sieges von dem einen, weil nicht vorhanden, gefunden wurden, dem andern, da schon vorhanden, z u g u t e kamen. T a t e n persönlicher Tapferkeit hat Philopoimen viele und g r o ß e vollbracht, der andere keine, vielmehr hat ihm ein Aitoler, Archedemos, höhnend vorgehalten, daß, während er selbst mit gezogenem Schwert gegen die in geschlossenen Gliedern zusammenstehenden Makedonen losrannte, T i t u s nur mit z u m Himmel erhobenen Händen dagestanden und gebetet habe. 24. (3). Weiter liegen die Dinge so, daß T i t u s alle seine rühmlichen T a t e n als Oberfeldherr oder als Gesandter vollbracht hat; Philopoimen aber hat sich nicht minder tüchtig und tatkräftig als Privatmann im Dienst der Achaier bewährt, als da er Stratege war. Denn als Privatmann v e r j a g t e er Nabis aus Messene und befreite die Messenier, und als Privatmann ver-

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schloß er vor dem anrückenden Strategen Diophanes und vor Titus die Tore Spartas und rettete die Lakedaimonier. So verstand er, eine geborene Führernatur, nicht nur nach den Gesetzen, sondern auch über die Gesetze zu herrschen zum allgemeinen Besten, und er hatte es nicht nötig, von den zu Führenden das Kommando zu empfangen, sondern er verfiigteübersie, wenn der rechte Augenblick da war, in der Überzeugung, wer für sie denke, sei viel mehr der rech te Feldherr als der von ihnen gewählte. Edel war die Milde und Menschenfreundlichkeit des Titus den Griechen gegenüber, noch edler Philopoimens Festigkeit den Römern gegenüber und seine Freiheitsliebe; denn es ist leichter, sich den Bedürftigen freundlich zu erweisen, als die Mächtigeren durch Widerstand zu reizen. Da so nach der vorgenommenen Prüfung der Unterschied zwischen ihnen nicht leicht zu erkennen ist, so überlege, ob wir nicht vielleicht ein richtiges Urteil fällen, wenn wir dem Griechen den Preis der kriegerischen Erfahrung und Feldherrnkunst, dem Römer den der Gerechtigkeit und Güte zuerkennen.

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ARTOXERXES I. Artoxerxes I. 1 , der unter den Königen der Perser durch Milde und Großmut ausgezeichnet war, hatte den Beinamen «Langarm», weil sein rechter Arm länger war als der linke, und war ein Sohn des Xerxes. Der zweite Artoxerxes, von dem diese Schrift handelt, Mnemon «der mit dem guten Gedächtnis» zubenannt, war ein Sohn seinerTochter*. Denn von Dareios und Parysatis stammten vier Söhne, Artoxerxes der älteste, nach ihm K y ros, und jün ger als diese beiden Ostanes und Oxathres 3 . Kyros hatte seinen Namen nach dem alten Kyros, und dieser, wie man sagt, nach der Sonne; denn Kyros nennen die Perser die Sonne 4 . Artoxerxes hieß vorher Arsikas.Deinon sagt allerdings, er habe Oarses geheißen; aber Ktesias muß doch wohl - wenn er auch im übrigen ein buntes Gemisch von unglaubwürdigen und abgeschmackten Geschichten in seine Bücher hineingebracht hat - den Namen des Königs gewußt haben, bei dem er sich aufgehalten und ihn selbst, seine Frau, seine Mutter und seine Kinder ärztlich behandelt h a t s . 2. Kyros zeigte von früher Kindheit an einen heftigen und leidenschaftlichen Charakter; der aodere schien in allem sanfter und von Natur weniger heftig in seinen Willensneigungen. Er heiratete auf Befehl seiner Eltern eine schöne und sittsame Frau und hielt an ihr fest, als sie sie ihm nehmen wollten. Denn der König hatte ihren Bruder hinrichten lassen und gedachte nun auch sie zu töten. Aber Arsikas fiel seiner Mutter zu Füßen, weinte sehr und erreichte es endlich, daß die Frau nicht getötet und auch nicht von ihm getrennt wurde. Die Mutter liebte aber Kyros mehr als ihn und wollte, daß er König würde. Als er daher, da der König erkrankte, alsbald vom Meer her-

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aufgerufen wurde, trat er die Reise an in der bestimmten Hoffnung, daß sie es durchgesetzt habe, daß er zum Thronfolger ernannt würde. Denn Parysatis hatte einen einleuchtenden Grund für sich - dessen sich schon der alte Xerxes auf Anraten des Demaratos bedient hatte 1 - , daß sie Arsikas dem Dareios als P r i v a t m a n n , K y r o s ihm aber geboren habe, als er s c h o n K ö n i g

war. Sie konnte ihn aber nicht überzeugen, sondern der Ältere wurde zum König ernannt und Artoxerxes umbenannt, und Kyros zum Satrapen Lydiens und Feldherrn der Provinzen am Meer. 3. Kurze Zeit nach dem Tode des Dareios begab sich der König nach Pasargadai 2 , um von den persischen Priestern die Königsweihe an sich vollziehen zu lassen. Es ist dort das Heiligtum einer kriegerischen Göttin, die man für Athene halten möchte. Wenn der zu Weihende in diesen Tempel getreten ist, muß er seine eigene Kleidung ablegen und die anziehen, welche der alte Kyros trug, ehe er König wurde; er muß trockene Feigen essen, Pistazien knabbern und einen Becher saure Milch trinken. Ob sie außerdem noch andere Bräuche begehen, ist den Außenstehenden unbekannt. Als Artoxerxes sich diesen Bräuchen unterziehen wollte, kam Tissaphemes zu ihm und brachte einen Priester, der die Aufsicht über die Erziehung des Kyros, als er noch ein Knabe war, gehabt und ihn in die Weisheit der Magier eingeführt hatte und von dem man daher annahm, daß er mehr als irgendein anderer Perser betrübt wäre, daß er nicht zum König ernannt worden war. Daher fand er um so mehr Glauben mit seiner Aussage gegen Kyros, die lautete, er wolle sich in dem Tempel in einen Hinterhalt legen und, wenn der König sein Kleid ausgezogen habe, ihn überfallen und töten. Die einen sagen, daß die Verhaftung auf diese Anzeige hin erfolgt sei; die anderen, Kyros sei wirklich in das Heiligtum gekommen, habe sich dort versteckt und sei von dem Priester verraten worden. Als er nun schon hingerichtet

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werden sollte, umschlang ihn die Mutter mit ihren Armen, umwand ihn mit ihren Haaren, drückte seinen Hals an den ihren, bat ihn mit vielen Klagen und Tränen los und sandte ihn wieder zum Meer hinunter. Aber er war nicht zufrieden mit dieser Herrschaft, gedachte nicht seiner Freilassung, sondern nur der Verhaftung, und war in seinem Zorn von noch heißerem Verlangen nach der Königswürde erfüllt als vorher. 4. Einige sagen, er habe sich gegen den König empört, weil er sich nicht mit dem begnügen wollte, was er für seine tägliche Tafel bekam. Das ist Torheit. Denn, von anderm zu schweigen, hatte er ja die Mutter, die ihm von dem Ihrigen zu nehmen und zu gebrauchen gestattete, soviel er nur wollte. Ein Beweis für seinen Reichtum ist auch das Söldnerheer, das an vielen Orten durch seine Freunde und Vertrauten unterhalten wurde, wie Xenophon erzählt h a t ' . Denn er ließ sie nicht in großen Massen an einen Ort zusammenbringen, weil er die Rüstungen noch geheimhalten wollte, sondern hielt an den verschiedensten Orten unter vielen Vorwänden Leute, die Mietstruppen sammelten. Den Argwohn des Königs suchte die Mutter, die sich bei ihm befand, zu beschwichtigen, und Kyros selbst schrieb stets in verehrungsvollem T o n , indem er ihn bald um etwas bat, bald sich über Tissaphernes beschwerte, als ob er in eifersüchtigem Streit mit ihm lebte. In dem Charakter des Königs lag eine gewisse schwerfällige Langsamkeit, die den meisten als Güte erschien. Im Anfang schien er sogar die Sanftmut des Artoxerxes, von dem er den Namen hatte, sich zum Beispiel genommen zu haben, indem er bei den Audienzen sich freundlich zeigte, beim Verteilen von Ehren und Belohnungen über das gewohnte Maß hinausging, beim Verhängen von jeder Art Strafen Schimpf und Entehrung vermied und beim Empfangen von Geschenken sich den Bringern gegenüber nicht weniger huldvoll und freundlich zeigte als beim Geben den Empfängern gegenüber. Denn keine Gabe,

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die man ihm brachte, war so gering, daß er sie nicht freudig annahm. So sagte er, als ihm ein gewisser Omises einen Granatapfel von außerordentlicher Größe überreichte: «Beim Mithras, dieser Mann würde auch eine kleineStadt, die ihm anvertraut würde, schnell groß machen.» j. Als ihm einmal auf der Reise die Leute allerlei brachten und ein Arbeitsmann, der im Augenblick nichts anderes finden konnte, zum Flusse lief, mit den Händen Wasser schöpfte und es ihm reichte, freute sich Artoxerxes und sandte ihm eine goldene Schale und tausend Dareiken 1 . Dem Lakonen Eukleidas, der sich ihm gegenüber eine sehr dreiste Sprache erlaubt hatte, ließ er durch den Chiliarchen 1 sagen: « Dir steht es frei, zu sagen, was du willst, mir, zu sagen und es auch zu tun.» Als ihm auf einer Jagd Tiribazos seinen zerrissenen Kandys (Ärmeljacke) zeigte, fragte er ihn, was er tun solle, und als Tiribazos sagte: «Zieh du einen andern an und gib mir deinen», tat er das mit den Worten: «Ich gebe dir diesen, Tiribazos, verbiete dir aber, ihn zu tragen.» Als sich aber Tiribazos nicht daran kehrte - er war nämlich zwar nicht schlecht, aber leichtfertig und unbesonnen - , sondern den Kandys des Königs sofort anzog und goldene Halsketten, wie nur der König sie trägt, anlegte, waren alle empört; denn es war nicht erlaubt; der König aber lachte ihn nur aus und sagte: «Ich erlaube dir, den Goldschmuck zu tragen als einem Weibe und den Kandys als einem Verrückten.» Während sonst an der königlichen Tafel niemand sitzen durfte als seine Mutter und seine Gemahlin, wobei diese unter ihm, die Mutter über ihm saß, zog Artoxerxes auch seine jüngeren Brüder, Ostanes und Oxathres, an dieselbe Tafel. Den wohlgefälligsten Anblick aber gewährte den Persern der Wagen seiner Gemahlin Stateira, der stets mit zurückgeschlagenen Vorhängen ausfuhr und den Frauen aus dem Volk die Möglichkeit gab, sie zu begrüßen und heranzutreten. Daher war die Königin bei der Menge sehr beliebt.

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6. Die unruhigen und aufrührerischen Köpfe aber glaubten, daß die Lage der Dinge den Kyros als einen glänzenden Geist, hervorragenden Kriegsmann und guten Kameraden erfordere und daß die Größe des Reiches einen von Stolz und Ehrbegier erfüllten König brauche. Nicht weniger also im Vertrauen auf die Freunde drinnen im Lande wie auf die Männer seiner Umgebung unternahm Kyros den Krieg und bat die Lakedaimonier in einem Brief, ihm Hilfe zu leisten und Männer als Kriegsteilnehmer zu schicken, denen er, so erklärte er, wenn sie zu Fuß kämen, Pferde, wenn sie beritten kämen, zweispännige Wagen, wenn sie Landgüter hätten, Dörfer, wenn sie Dörfer hätten, Städte geben werde, und der Sold werde den Feldzugsteilnehmern nicht zugezählt, sondern zugemessen werden; und großsprecherisch sagte er von sich selbst, er trage ein schwereres Herz in der Brust als sein Bruder, habe einen schärferen Geist, sei ein besserer Magier und trinke und vertrage mehr Wein; jener hingegen sitze aus Feigheit und Schlappheit bei den Jagden nicht auf dem Pferde und in den Gefahren nicht auf dem Thron. Die Lakedaimonier sandten daher eine Skytale 1 an Klearchos mit dem Befehl, Kyros in allen Dingen dienstbar zu sein. Kyros begann den Marsch gegen den König an der Spitze einer starken Streitmacht von Barbaren und nicht viel weniger als dreizehn tausend griechischen Söldnern, wobei er bald diesen, bald jenen Vorwand für seine Unternehmung vorbrachte. Doch blieb die Wahrheit nicht lange verborgen, sondern Tissaphernes kam als Bote in eigener Person zum König, und große Bestürzung herrschte in der Königsburg. Die meiste Schuld an dem Kriege gab man Parysatis, und auch gegen ihre Freunde richteten sich Verdächtigungen und Anklagen. Am meisten kränkte die Parysatis Stateira, die durch den Krieg in höchste Angst versetzt schrie: «Wo sind jetzt deine Versicherungen? Wo sind die Bitten, durch die du den Mann, der seinem Bruder

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nach dem Leben getrachtet hatte, der Strafe entzogen und uns in Krieg und N o t gestürzt hast?» Daher haßte Parysatis, eine von Natur zornmütige Frau, barbarisch in ihren Leidenschaften und in ihrer Rachsucht, die Stateira und sann darauf, sie zu töten. Da nun Deinon berichtet hat, der Anschlag sei schon während des Krieges zur Ausführung gekommen, Ktesias dagegen, erst später, und da dieser als Augenzeuge der Geschehnisse nicht in Unwissenheit über die Zeit sein konnte und keinen Grund hatte, den Hergang in seiner Erzählung mit Absicht zeitlich zu verrücken - was in seiner Geschichte oft geschieht, wenn sie sich von der Wahrheit hinweg ins Fabelhafte und in dramatische Übersteigerung verliert - , so soll dies den Platz erhalten, den er ihm gegeben hat. 7. Kyros kamen beim Vorrücken Gerüchte und Nachrichten zu Ohren, der König sei nicht gesonnen, sogleich zu kämpfen, und habe keine Eile, mit ihm ins Gefecht zu kommen, sondern wolle im eigentlichen Persien 1 warten, bis dort seine Streitkräfte von allen Seiten zusammenkämen. Er hatte einen Graben von zehn Klafter Breite und gleicher Tiefe über vierhundert Stadien durch die Ebene ziehen lassen'; auch den ließ er Kyros überschreiten und bis in die Nähe von Babylon vorrücken. Als aber dann Tiribazos, wie es heißt, als erster zu sagen wagte, er dürfe nicht dem Kampf ausweichen, Medien, Babylon und Susa dazu aufgeben und sich in der Persis verstecken, da er eine den Feinden vielfach überlegene Streitmacht habe und tausend Satrapen und Feldherren, die mehr Einsicht und Kriegserfahrung besäßen als Kyros, entschloß er sich, schnellstens die Entscheidungsschlacht zu schlagen. Wie er nun plötzlich mit einem glänzend ausgerüsteten Heer von neunmal hunderttausend Mann auftauchte, versetzte er die Feinde, die in Siegeszuversicht und Verachtung des Gegners ungeordnet und ohne Waffen einherzogen, so sehr in Schrecken und Verwirrung, daß Kyros nur unter großem Lärm und Geschrei in Schlachtord-

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nung aufmarschieren konnte. Als er dann schweigend und langsam anrückte, erregte er Staunen über die gute Ordnung bei den Griechen, welche bei einer so großen Masse wildes Geschrei, ein Hin und Her und Durcheinander und keinen festen Zusammenhang erwarteten. Auch hatte er klug den Griechen gegenüber die stärksten Sichel wagen vor der eigenen Phalanx auffahren lassen, um, ehe es zum Handgemenge käme, die gegnerischen Gliederungen durch die Wucht der vorstürmenden Wagen auseinanderzureißen. 8. Da diese Schlacht von vielen Historikern geschildert worden ist, Xenophon aber sie einem geradezu vor Augen stellt und durch die Anschaulichkeit seiner Schilderung den Leser an den Begebenheiten, als seien sie nicht geschehen, sondern geschähen erst jetzt, leidenschaftlichen Anteil nehmen und sie miterleben läßt 1 , so wäre es sehr unklug, sie noch einmal zu erzählen, nur daß ich einiges Bemerkenswerte, das er übergangen hat, nachtragen will. Der Ort, wo sie zum Kampfe antraten, heißt Kunaxa und ist fünfhundert Stadien von Babylon entfernt. Kyros soll, als vor der Schlacht Klearchos ihm riet, sich hinter den Kämpfenden zu halten und nicht selbst der Gefahr auszusetzen, geantwortet haben: «Was sagst du, Klearchos? Du rätst mir, der ich nach der Königs würde strebe, mich ihrer unwürdig zu zeigen?» Wenn Kyros damit einen großen Fehler machte, daß er sich allzu hitzig und ohne alle Vorsicht mitten in die größte Gefahr stürzte, so machte Klearchos einen nicht kleineren, wenn nicht noch größeren Fehler, indem er nicht bereit war, die Griechen dem König entgegenzustellen, sondern seinen rechten Flügel an den Fluß lehnte, um nicht umgangen zu werden. Denn wenn er die Sicherheit um jeden Preis suchte und am meisten darauf bedacht war, daß ihm nichts zustieße, dann war es das Beste, zu Haus zu bleiben. Wenn er aber in Waffen zehntausend Stadien vom Meere her ins Landinnere marschiert war, von niemand gezwungen, sondern

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um Kyros auf den Königsthron zu setzen, dann aber nach einem Platz und einer Stellung Ausschau hielt, nicht einer, von der aus er seinen Feldherrn und Soldgeber retten, sondern w o er in Ruhe und Sicherheit kämpfen könnte, so glich er einem Mann, der aus Furcht vor der augenblicklichen Gefahr den Gedanken an das Ganze aus den Augen verloren hatte und das eigentliche Ziel der Unternehmung preisgab. Denn daß keiner von denen, die um den König geschart waren, den anstürmenden Griechen standgehalten hätte und, wenn diese geworfen waren und der König geflohen oder gefallen war, Kyros siegreich überlebt hätte und König geworden wäre, ist nach dem, was geschehen ist, gewiß. Daher muß man mehr der Übervorsicht des Klearchos als der Überkühnheit des Kyros die Schuld geben, die Sache vertan und Kyros getötet zu haben. Denn wenn der König selbst nach einer Stellungfürdie Griechen gesucht hätte, wo sie ihm am wenigsten schaden könnten, hätte er keine andere gefunden als den am weitesten von ihm und seinem Gefolge entfernten Platz, wo er nichts von seiner Niederlage spürte und Kyros getötet wurde, ehe er den Sieg des Klearchos irgend ausnützen konnte. Dabei hatte Kyros nicht verkannt, was ihm zum Nutzen diente, sondern Klearchos befohlen, dort im Zentrum Aufstellung zu nehmen. Aber der hatte gesagt, er sei schon selbst darauf bedacht, wie es am besten ginge, und so das Ganze verdorben. 9. Die Griechen besiegten nämlich die Barbaren, so sehr sie es nur wünschten, und drangen auf der Verfolgung sehr weit vor. Dem Kyros, der ein edles, aber unbändiges und mutwilliges Pferd ritt, Pasakas geheißen, wie Ktesias sagt, sprengte Artagerses, der Führer der Kadusier, entgegen mit dem lauten Ruf: « He du, der du den Namen Kyros, den edelsten unter den Persern, schändest, Mann ohne Gewissen und Verstand, schlimme Griechen bringst du geführt auf schlimmcm Wege zu den Schätzen der Perser und hoffst, deinen Herrn und Bruder

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zu töten, der tausendmal tausend Diener hat, die tüchtiger sind als du. Das sollst du sofort erfahren. Eher wirst du hier deinen Kopf verlieren als das Antlitz des Königs zu sehen bekommen.» M i t diesen Worten schleuderte er seinen Speer auf ihn, aber der Panzer hielt stand, und Kyros wurde nicht verwundet, wankte aber im Sattel von der Gewalt des Wurfes. Als Artagerses sein Pferd weggewendet hatte, warf Kyros, traf und trieb ihm die Spitze neben dem Schlüsselbein durch den Hals. Daß so Artagerses von Kyros erlegt wurde, erzählen fast alle übereinstimmend. Über das Ende des Kyros selbst aber ist es - da Xenophon, der ja nicht selbst dabei war, nur schlicht und kurz davon spricht - vielleicht nicht unangebracht, gesondert den Bericht Deinons und dann den des Ktesias wiederzugeben. 10. Deinon erzählt also, nachdem Artagerses gefallen war, sei Kyros mit aller Gewalt unter die Bedeckungsmannschaften des Königs eingebrochen und habe sein Pferd verwundet, so daß er herabstürzte. Nachdem Tiribazos ihn schnell auf ein anderes Pferd gesetzt hatte mit den Worten: « O König, gedenke dieses Tages, er verdient nicht, vergessen zu werden», stürmte Kyros wieder auf seinem Roß heran und warf Artoxerxes herunter. Bei seinem dritten Ansturm ergrimmte der König, sagte zu seiner Umgebung, es sei besser, nicht zu leben, und sprengte Kyros entgegen, der sich hitzig und ohne alle Vorsicht in die ihm entgegenfliegenden Geschosse warf. Nun schleudert der König selbst seinen Speer, es schleudern die Manner seiner Umgebung, und Kyros fällt, wie einige sagen, getroffen von dem König, nach andern durch den Wurf eines Karers, dem als Lohn für diese Tat der König das Recht verlieh, auf den Feldzügen stets einen goldenen Hahn auf einer Lanze seiner Abteilung voranzutragen. Denn die Karer selbst wurden von den Persern Hähne genannt wegen der Federbüsche, mit denen sie ihre Helme schmücken.

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I i . Die Erzählung des Ktesias - um eine lange Schilderung kurz zusammenzufassen - lautet folgendermaßen. Nachdem Kyros den Artagerses getötet hatte, sprengte er gegen den König selbst, und der gegen ihn, beide schweigend. Zuerst schoß Ariaios, der Freund des Kyros, auf den König, verwundete ihn aber nicht. Dann schoß der König und verfehlte Kyros, traf aber Satiphernes, einen edlen und treuen Gefolgsmann des Kyros, und tötete ihn. Jetzt schleuderte Kyros seinen Speer auf den König und traf ihn durch den Panzer hindurch in die Brust, so daß die Spitze zwei Finger breit eindrang und der König von dem Aufprall vom Pferde stürzte. Während unter seiner UmgebungFlucht und Panik einsetzte, raffte er sich auf und erreichte mit wenigen, unter denen sich auch Ktesias befand, einen nahegelegenen Hügel und rastete. Den Kyros, der unter die Feinde geriet, trug sein unbändiges Pferd weit hinweg, während er bei schon einbrechender Dunkelheit von den Feinden nicht erkannt und von seinen Freunden gesucht wurde. Von Stolz geschwellt über seinen Sieg und voll von Leidenschaft und wildem Mut ritt er durch die Reihen mit dem Ruf: «Aus dem Wege, elendes Pack!» Während er das unausgesetzt auf persisch schrie, machten sie mit demütiger Verneigung Platz, doch fällt dem Kyros die Tiara 1 vom Kopf, und ein herbeieilender junger Perser namens Mithridates trifft ihn, ohne ihn zu kennen, mit seinem Speer in die Schläfe neben dem Auge. Da durch die Verwundung ein starkerBlutverlusteintrat,wurde Kyros schwindlig und ohnmächtig und stürzte, und das Roß lief davon und tollte herum, und die über und über mit Blut bedeckte Satteldecke nahm der Diener des Mannes, der Kyros getroffen hatte, an sich. Als Kyros mit Not und Mühe wieder zu sich kam, versuchten einige wenige Eunuchen, die gerade zur Stelle waren, ihn auf ein anderes Pferd zu setzen und in Sicherheit zu bringen. Da er jedoch dazu zu schwach war und lieber zu Fuß gehen wollte, faßten sie ihn unter den Armen und führten ihn, der

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noch immer halb ohnmächtig war und taumelte, aber Sieger zu sein glaubte, da er hörte, wie die Fliehenden «Kyros König» riefen und um Schonung baten. Währenddessen mischten sich einige Leute aus Kaunosarmseliges, kümmerliches Volk, das sich zu niedrigen Dienstleistungen dem Heer des Königs angeschlossen hatte, unter die Begleiter des Kyros in dem Glauben, es seien Freunde; sowie sie aber die roten Röcke über den Panzern sahen - alle königlichen Truppen trugen weiße erkannten sie sie als Feinde. Da traute sich einer von ihnen, ohne zu wissen, wer es war, von hinten seinen Speer auf Kyros zu schleudern. Die Ader in der Kniekehle wird zerrissen, Kyros stürzt, schlägt mit der verwundeten Schläfe gegen einen Stein und stirbt. So die Erzählung des Ktesias, in der er den Mann wie mit einem stumpfen Messer langsam umgebracht hat. 12. Als er schon tot war, kam Artasyras, das «Auge des Königs» 1 , zufällig vorbeigeritten, und wie er die wehklagenden Eunuchen erkannte, fragte er den treuesten von ihnen: «Wer ist denn das, Pariskas, neben dem du da sitzest und weinst?» «Siehst du denn nicht, Artasyras», erwiderte er, «daß Kyros tot hier liegt?» Artasyras staunte, mahnte den Eunuchen, guten Muts zu sein und den Leichnam zu hüten, und ritt selbst eilends zu Artoxerxes, der schon seine Sache ganz aufgegeben hatte und vor Durst und infolge seiner Verwundung in übler Verfassung war. Voll Freude meldete er ihm, er habe mit eigenen Augen Kyros tot gesehen. Der König wollte zuerst selbst hingehen und befahl Artasyras, ihn an den Ort zu fuhren. Da aber viel Gerede von den Griechen war und Angst, da es hieß, sie seien auf der Verfolgung und unbestrittene Sieger, so beschloß er, mehr Leute zur Feststellung der Wahrheit auszuschicken, und es wurden dreißig Mann mit Fackeln entsandt. Da er aber selber vor Durst dem Tode nahe war, lief der Eunuch Satibarzanes herum und suchte nach etwas Trinkbarem; denn es gab an dem Ort kein Wasser, und das Lager war weit ent-

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fernt. Endlich trifft er einen jener armseligen Kaunier, der in einem alten Schlauch schlechtes, verdorbenes Wasser hatte, etwa acht K o t y l e n D a s nimmt er, bringt es zum König und gibt es ihm. Nachdem er es ganz ausgetrunken hatte, fragte er ihn, ob ihm das Getränk nicht ganz zuwider gewesen sei. Aber der schwur bei den Göttern, noch niemals in seinem Leben habe ihm Wein oder das leichteste und reinste Wasser so wohl geschmeckt. « Darum », fuhr er fort,« wenn ich den Menschen, der dir das gegeben hat, nicht ausfindig machen und belohnen kann, so bete ich zu den Göttern, daß sie ihn reich und glücklich machen.» 1 3 . Indessen kamen die dreißig strahlend und hocherfreut herangesprengt und meldeten ihm den unverhofften Glücksfall. So faßte er, da auch Truppen in großer Menge wieder zusammenströmten und sich um ihn sammelten, neuen M u t und stieg von dem Hügel herab, rings von Fackeln umleuchtet. Als er an den Leichnam herangetreten und ihm nach einer persischen Sitte die rechte Hand und der Kopf abgeschlagen worden waren, ließ er sich den Kopf bringen, faßte ihn an dem langen und dichten Haar und zeigte ihn denen, die noch im Zweifel und aufder Flucht waren. Die staunten und bewiesen ihm fußfällige Verehrung, so daß schnell siebzigtausend um ihn beisammen waren und mit ihm wieder ins Lager einzogen. Er war aber, wie Ktesias sagt, mit vierhunderttausend Mann zur Schlacht ausgezogen. Deinon und Ktesias geben die Zahl der Kämpfer noch viel höher an. Gefallene sind nach Angabe des Ktesias neuntausend zum König gebracht worden; ihm selbst sei die Zahl der Daliegenden nicht kleiner als zwanzigtausend erschienen. Das ist also strittig; eine offenkundige Lüge aber ist es, wenn er behauptet, er sei mit dem Zakynthier Phallynos und einigen anderen zu den Griechen gesandt worden. Denn Xenophon wußte, daß Ktesias sich bei dem König befand, denn er erwähnt ihn und hat offenbar seine Bücher gelesen 2 . Er

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hätte ihn also, wenn er gekommen wäre und als Dolmetscher bei so wichtigen Verhandlungen mitgewirkt hätte, nicht ungenannt übergangen und nur den Zakynthier Phallynos genannt. Aber Ktesias, der offenbar ein außerordentlich ehrbegieriger Mann war und nicht weniger Lakonen- und Klearchfreundlich, gibt sich selbst in seiner Darstellung immer Gelegenheiten, bei denen er mittätig gewesen sein will und viel Rühmliches von Klearchos und den Lakedaimoniern sagen kann. 14. Nach der Schlacht schickte der König dem Sohne des Artagerses, der von der Hand des Kyros gefallen war, die größten und schönsten Geschenke und belohnte auch Ktesias und die anderen reichlich. Jenen Kaunier, der ihm den Schlauch gegeben hatte, machte er ausfindig und erhob ihn aus seiner Niedrigkeit und Armut zu einem reichen und angesehenen Mann. Auch bei der Bestrafung derjenigen, die sich vergangen hatten, zeigte er eine gewisse Mäßigung. Einem Meder Arbakes, der in der Schlacht zu Kyros übergegangen und nach seinem Tode wieder zurückgekommen war, legte er das als Feigheit und Schwäche, nicht als Verrat und üble Gesinnung zur Last und befahl, daß er eine nackte Dirne rittlings auf die Schultern nehmen und einen ganzen T a g lang auf dem Markt herumtragen mußte. Einem andern, der, außer daß er übergelaufen war, auch noch dazu gelogen hatte, er habe zwei Feinde erlegt, befahl er, die Zunge mit drei Nadeln zu durchstechen. Und weil er glaubte und wünschte, daß alle Menschen glauben und sagen sollten, er selbst habe Kyros getötet, so schickte er dem Mithridates, der den Kyros zuerst getroffen hatte, Geschenke und hieß die Überbringer sagen: «Hiermit ehrt dich der König, weil du die Satteldecke des Kyros gefunden und abgeliefert hast», und als der Karer, der den Kyros in die Kniekehle getroffen und zu Fall gebracht hatte, ebenfalls ein Geschenk verlangte, hieß er die Überbringer sagen: «Dies schenkt dir der

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König als zweiten Preis für gute Nachricht; denn als erster hat Artasyras, nach ihm du den Tod des Kyros gemeldet.» Mithridates fühlte sich zwar gekränkt, ging aber schweigend davon. Dem unseligen Karer aber ging es, wie es den Toren zu gehen pflegt. Denn verblendet, wie es scheint, durch sein gegenwärtiges Glück und von dem Ehrgeiz getrieben, sogleich noch Höheres zu erstreben, als ihm gebührte, gab er sich nicht damit zufrieden, das ihm Übersandte als Lohn für gute Nachricht zu erhalten, sondern entrüstete sich, beteuerte und rief, kein anderer als er habe Kyros getötet, und wider das Recht werde er des Ruhmes beraubt. Als der König das hörte, ergrimmte er und befahl, dem Menschen den Kopf abzuschlagen. Aber seine Mutter, die dabei war, sagte: «Den nichtswürdigen Karer darfst du nicht sodavonkommen lassen, sondern von mir soll er den verdienten Lohn für das, was er zu sagen wagt, bekommen.» Da der König es gestattete, befahl sie den Henkern, den Mann zu holen, ihn zehn Tage lang zu martern und ihm dann die Augen auszustechen und geschmolzenes Erz in die Ohren zu gießen, bis er tot wäre. 15. Ein schlimmes Ende nahm auch Mithridates nach kurzer Zeit infolge derselben Torheit. Z u einem Gastmahl geladen, an dem auch Eunuchen des Königs und seiner Mutter teilnahmen, kam er geschmückt mit dem Kleid und dem Goldschmuck, den er von dem König empfangen hatte. Als es dann ans Trinken ging, sagte der Vornehmste der Eunuchen der Parysatis zu ihm: «Was für ein schönes Gewand hat dir der König da gegeben, was für schöne Ketten und Armbänder, und der Dolch ist sehr wertvoll. Wahrhaftig, glücklich hat er dich gemacht und zu einem Mann, auf den alle blicken.» Schon betrunken sagte Mithridates: «Was ist das groß, Sparamizes! Habe ich mir doch an jenem Tage einen noch größeren und schöneren Lohn von dem König verdient!» Dazu lächelte Sparamizes und sagte: «Ich bin ja gar nicht neidisch, Mithridates. Aber da die

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Griechen sagen, im Wein sei Wahrheit, was ist es denn für eine glänzende und große Tat, mein Lieber, eine vom Pferde gefallene Satteldecke zu finden und abzuliefern ?» Das sagte er nicht in Unkenntnis der Wahrheit, sondern in der Absicht, ihn dahin zu bringen, daß er vor den Anwesenden frei heraus spräche, reizte er die Eitelkeit des Mannes, der schon durch den Wein geschwätzig und unbesonnen geworden war. Er sagte daher, ohne sich noch zurückzuhalten: « Redet ihr, was ihr wollt, von Satteldecken und solch dummem Zeug! Ich aber sage euch ausdrücklich, daß von dieser Hand Kyros getötet worden ist. Ich habe nicht wie Artagerses einen vergeblichen Wurf getan, sondern ich habe das Auge zwar um ein weniges verfehlt, aber die Schläfe getroffen, durchbohrt und den Mann vom Pferde gestürzt, und an dieser Wunde ist er gestorben.» Die anderen, die das Unglück und den Tod des Mithridates schon vor Augen sahen, schlugen sie zur Erde, der Gastgeber aber sagte: «Mein lieber Mithridates, laßt uns jetzt trinken und essen, dem Schutzgeist des Königs huldigen und Gespräche unterlassen, die unserm Stand nicht gebühren.» 16. Hierauf berichtet der Eunuch Parysatis über das Gespräch, und sie dem König. Der König war aufs höchste empört, weil er gleichsam Lügen gestraft und des schönsten und ihm liebsten Siegespreises beraubt wurde. Denn er wünschte, daß alle Barbaren und Griechen überzeugt sein sollten, daß bei den Attacken und Speerwechseln er selbst eine Wunde empfangen, den Gegner aber getötet hätte. Er befahl daher, daß Mithridates « mit den Mulden » hingerichtet werden sollte. Dieses Verfahren ist das folgende. Sie nehmen zwei Mulden, die so gearbeitet sind, daß sie aufeinander passen, und legen den Delinquenten in der einen auf den Rücken; dann legen sie die andere darauf und befestigen sie so, daß der Kopf, die Hände und die Füße draußen bleiben, der ganze übrige Körper aber verdeckt ist, geben dem Menschen zu essen, und wenn er nicht

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will, zwingen sie ihn dazu, indem sie ihn in die Augen stechen; hat er gegessen, so gießen sie ihm als Getränk ein Gemisch aus Honig und Milch in den Mund und über das Gesicht. Dann drehen sie seine Augen immer gegen die Sonne, worauf ein Schwärm von Fliegen sich auf ihn setzt und das ganze Gesicht von ihnen überdeckt wird, lind wenn er innerhalb der Mulden macht, was Menschen, die essen und trinken, notwendig machen müssen, so erzeugen sich aus dem Unrat infolge des Verrottens und der Fäulnis Maden und Würmer, die in den Körper eindringen und ihn verzehren. Denn wenn der Mensch endlich offenbar tot ist und man die obere Mulde abnimmt, sieht man, daß das Fleisch aufgezehrt ist und an den Eingeweiden Unmengen solcher Tiere sitzen und sie zernagen. So wurde Mithridates siebzehn Tage lang gequält und starb dann endlich. 17. Das letzte Ziel der Rache der Parysatis war der Mann, der Kyros den Kopf und die Hand abgehauen hatte, ein Eunuch des Königs namens Masabates. Da er selbst keine Handhabe gegen sich lieferte, so ersann Parysatis folgende List, um ihm beizukommen. Sie war überhaupt eine sehr kluge Frau und geübt im Würfelspiel. Daher hatte sie schon vor dem Kriege oft mit dem König gespielt, und als sie nach dem Kriege sich mit ihm ausgesöhnt hatte, mied sie nicht den freundlichen Verkehr mit ihm, sondern scherzte mit ihm, beteiligte sich als Helferin an seinen Liebesabenteuern und ließ Stateira nach Möglichkeit keine Zeit, sich ihm zu widmen und mit ihm zusammenzusein, weil sie sie mehr als alle anderen haßte und selbst den größten Einfluß haben wollte. Als sie daher einmal Artoxerxes zum Müßiggang bereit fand, da nichts zu tun war, so forderte sie ihn zu einem Würfelspiel um tausend Dareiken heraus, ließ ihn gewinnen und bezahlte das Gold. Dann tat sie, als sei sie sehr betrübt und aufs Gewinnen bedacht, und forderte den König auf, noch einmal zu würfeln, und zwar um einen Eunuchen, und der König ging darauf ein. Sie machten nun aus, daß jeder von bei-

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den die fünf treuesten seiner Eunuchen ausnehmen, von den übrigen aber der Unterliegende denjenigen, den der Sieger wählte, herausgeben sollte. Unter diesen Bedingungen würfelten sie. Parysatis war nun mit größtem Eifer bei der Sache, nahm das Spiel ganz ernst, die Würfel fielen auch glücklich für sie, und so gewann sie und ließ sich den Masabates ausliefern; denn er war nicht unter den vorweg Ausgenommenen. Und ehe der König Verdacht schöpfen konnte, übergab sie ihn den Henkern und befahl, ihm bei lebendigem Leibe die Haut abzuziehen, den Leichnam quer auf drei Pfahle zu spießen und die Haut besonders auszuspannen. Als das geschehen war und der König es sehr übel nahm und ihr heftig zürnte, sagte sie mit höhnischem Lachen: «Was bist du für ein komischer und amüsanter Mann! Du regst dich auf um einen nichtsnutzigen alten Eunuchen, und ich, die ich tausend Dareiken verspielt habe, schweige und finde mich ab.» Der König bereute nun zwar, daß er sich hatte betrügen lassen, verhielt sich aber ruhig. Stateira jedoch, die auch sonst offen ihre Gegnerin war, äußerte nun laut ihren Unwillen darüber, daß Parysatis dem König treu ergebene Männer um Kyros willen grausam und wider alles Recht umbrachte. 18. Nachdem Tissaphernes den Klearchos und die anderen Feldherren getäuscht, sie trotz dem beschworenen Vertrag festgenommen und in Fesseln zum König geschickt h a t t e ' , habe Klearchos, so sagt Ktesias, ihn gebeten, ihm einen Kamm zu verschaffen. Nachdem er ihn bekommen und seinen Kopf damit behandelt hatte, habe er große Freude daran gehabt und ihm, Ktesias, seinen Ring gegeben als Zeichen der Freundschaft seinen Verwandten und Freunden in Lakedaimon gegenüber; in das Siegel seien tanzende Karyatiden 1 eingeschnitten. Die Speisen, die Klearchos geschickt wurden, hätten die mit ihm eingesperrten Soldaten immer weggenommen und verzehrt und Klearchos nur wenig davon abgegeben; auch da-

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g e g e n , sagt Ktesias, habe er Abhilfe geschaffen, indem er erw i r k t e , daß d e m Klearchos mehr geschickt und d a v o n gesondert den Soldaten andere Speisen gereicht w u r d e n . Diese Verg ü n s t i g u n g habe er ihm verschaffen können dank d e m Wohlwollen und mit Wissen der Parysatis. Da nun d e m Klearchos täglich außer den übrigen Speisen ein Schinkenstück gesandt w u r d e , habe er ihn dringend gebeten, ein kleines Messerchen in das Fleisch versteckt ihm zuzuschicken und nicht geschehen zu lassen, daß sein E n d e von der Grausamkeit des K ö n i g s abhinge, doch habe er sich aus Furcht dazu nicht entschließen können. Der K ö n i g habe seiner M u t t e r auf ihre F ü r b i t t e versprochen, Klearchos nicht zu töten, und einen Eid darauf geleistet, dann aber doch, von Stateira dazu überredet, alle hinrichten lassen außer M e n o n 1 . Daher habe Parysatis der Stateira nach dem Leben getrachtet und ihre V e r g i f t u n g ins W e r k gesetzt. D a m i t behauptet Ktesias a b e r e t w a s Unwahrscheinliches, das völlig der vernünftigen B e g r ü n d u n g entbehrt, wenn Parysatis eine so furchtbare und gefährliche T a t um des Klearchos willen vollbracht haben soll, daß sie es w a g t e , die rechtmäßige Gemahlin des K ö n i g s , die M u t t e r seiner zur T h r o n f o l g e bestimmten Kinder, umzubringen. Vielmehr ist ganz klar, daß das eine dramatische Übertreibung ist, um das Andenken des Klearchos zu ehren. Denn als die Feldherren hingerichtet worden waren, so erzählt er, seien die Leichname der anderen von Hunden und Vögeln zerrissen worden, auf den des Klearchos aber habe ein Windstoß einen großen Haufen E r d e geschüttet und den K ö r p e r überdeckt, einige Palmen hätten sich darauf eingesamt, und in kurzer Z e i t sei ein herrlicher Hain herangewachsen und habe den Platz überschattet, so daß auch der K ö n i g heftige R e u e e m p f a n d , in Klearchos einen Liebling d e r G ö t t e r getötet zu haben. 1 9 . Parysatis, die von jeher von H a ß und Eifersucht gegen Stateira erfüllt w a r und erkannte, daß ihre eigene Macht nur

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auf der E h r f u r c h t und A c h t u n g des Königs f ü r sie beruhte, die M a c h t d e r andern aber fest und stark auf Liebe und Vertrauen g e g r ü n d e t w a r , unternahm den Anschlag und das gefahrliche W a g n i s um den höchsten Preis, w i e sie meinte. Sie hatte eine treue Dienerin namens G i g i s , die auf sie den größten Einfluß hatte. Diese, s a g t Deinon, habe bei der Giftmischerei H i l f e geleistet; nach Ktesias wäre sie nur Mitwisserin wider Willen gewesen. Den M a n n , der ihnen das G i f t gab, nennt dieser Belitaras, Deinon hingegen Melantas. N a c h d e m die Königinnen begonnen hatten, nach dem vorangegangenen A r g w o h n und Streit wieder zusammenzukommen und miteinander zu speisen, genossen sie doch aus F u r c h t und Vorsicht dieselben Speisen und von denselben Stücken. E s gibt in Persien einen kleinen Vogel, der keinen U n r a t in sich enthält, sondern ganz mit F e t t gefüllt ist, weshalb man glaubt, daß das T i e r sich nur von W i n d und T a u nähre. Es hat den N a m e n R h y n t a k e s . Ein solches T i e r , sagt Ktesias, habe Parysatis mit einem kleinen, auf der einen Seite mit dem Giftbestrichenen Messer zerschnitten u n d d a s G i f t auf diese Weise an der einen Hälfte des Voge}s abgestrichen; die unverdorbene, reine Hälfte habe sie selbst in den M u n d gesteckt und gegessen und der Stateira die vergiftete H ä l f t e geg e b e n ; Deinon sagt, nicht Parysatis, sondern Melantas habe den Vogel mit dem Messer zerschnitten und die v e r g i f t e t e Hälfte der Stateira vorgelegt. Als die Frau nun unter heftigen Schmerzen und Krämpfen s t a r b s p ü r t e sie selbst das geschehene Verbrechen und erregte auch in dem König einen Verdacht gegen seine M u t t e r , da er ihren grausamen und unversöhnlichen C h a r a k t e r kannte. Daher leitete er sofort eine Untersuchung ein und ließ die Diener und T a f e l a u f w ä r t e r seiner M u t t e r festnehmen und foltern. Die G i g i s behielt Parysatis lange Z e i t in ihrem Hause und g a b sie selbst auf A n f o r d e r u n g des K ö n i g s nicht heraus; als sie aber später selbst darum bat, nachts in ihr Haus entlassen zu werden, erfuhr er das, ließ ihr

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einen Hinterhalt legen, sie ergreifen und z u m T o d e verurteilen. G i f t m i s c h e r werden in Persien nach d e m G e s e t z auf folgende W e i s e getötet. Es ist da ein breiter Stein; auf den legen sie den K o p f des Verbrechers und schlagen und pressen ihn mit einem andern Stein, bis sie Gesicht und K o p f z e r t r ü m m e r t haben. A u f diese Weise also kam Gigis z u T o d e . D e r Parysatis sagte oder t a t Artoxerxes sonst nichts Böses, sondern schickte sie nur ihrem eigenen Willen gemäß nach Babylon mit den W o r t e n , solange sie lebe, werde er sich nicht in Babylon sehen lassen. So lagen die D i n g e in seinem Hause. 20. D i e mit K y r o s hinaufgezogenen Griechen in seine Gew a l t z u bekommen, bemühte sich der K ö n i g nicht w e n i g e r , als K y r o s z u besiegen und seine Herrschaft festzuhalten; er fing sie aber nicht, sondern obschon sie den Heerführer K y r o s und ihre eigenen Feldherren verloren hatten, brachten sie sich, beinahe, kann man sagen, aus der königlichen Residenz heraus, in Sicherheit und lieferten damit den klaren Beweis, daß die M a c h t der Perser und ihres Königs nur viel G o l d , Ü p p i g k e i t und Weiberwirtschaft, übrigens aber nur eitel Prunk und Prahlerei war. G a n z Griechenland faßte daher neuen M u t und begann, die Barbaren z u verachten, und den Lakedaimoniern erschien es schimpflich, nicht wenigstens jetzt die in Kleinasien wohnenden Griechen aus der Knechtschaft z u befreien und ihrer Bedrückung ein Ende zu machen. Nachdem siezuerst durch T h i m b r o n , dann durch Derkyllidas den Krieg geführt hatten, ohne etwas Nennenswertes zu erreichen, übertrugen sie die K r i e g f ü h r u n g dem König Agesilaos. Der g i n g zu Schiff nach Kleinasien hinüber, entfaltete sofort eine lebhafte T ä t i g keit und gewann großen R u h m , schlug Tissaphernes in einer Feldschlacht und brachte die Städte auf seine Seite. Durch diese Ereignisse kam Artoxerxes zur Einsicht, auf welche Weise er den Krieg führen müsse, und schickte den Rhodier T i m o krates nach Griechenland, versehen mit einer großen Summe

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Geldes und mit dem Auftrag, es zu verteilen, die einflußreichsten Männer in den Städten zu bestechen und einen innergriechischen Krieg gegen Lakedaimon zu entfesseln. Da Timokrates dies tat, die machtigsten Städte zusammentraten und auch die Peloponnes in Unruhe geriet, riefen die Behörden Agesilaos aus Kleinasien zurück. Damals soll er beim Abschied zu seinen Freunden gesagt haben, er werde mit dreißigtausend Bogenschützen vom König aus Asien vertrieben; die persische Münze hatte nämlich zum Gepräge einen Bogenschützen 1 . 2 1 . Er verdrängte die Lakedaimonier auch von der See, wobei er sich des Atheners Konon neben Pharnabazos als Feldherrn bediente. Denn Konon hielt sich nach der Seeschlacht bei Aigospotamoi in Kypros auf, nicht weil er Sicherheit suchte, sondern um, wie einen Wetterwechsel auf der See, einen Wandel der Verhältnisse abzuwarten. Da er nun sah, daß seine Pläne Macht und die Macht des Königs einen einsichtsvollen Mann erforderte, schickte er dem König einen Brief, in dem er seine Gedanken darlegte, und beauftragte den Überbringer, den Brief in erster Linie durch den Kreter Zenon oder durch Polykritos von Mende überreichen zu lassen - von diesen war Zenon Tänzer, Polykritos Arzt - , und wenn diese nicht da wären, dann durch den Arzt Ktesias. Es heißt nun, Ktesias habe den Brief in die Hände bekommen und den Zeilen Konons die Nachschrift hinzugefügt, der König möge auch Ktesias zu ihm schicken, weil er bei den Unternehmungen zur See nützlich sein könne. Ktesias aber sagt, der König habe von sich aus ihm diese Aufgabe übertragen. Nachdem er durch den Sieg in der Seeschlacht bei Knidos 2 unter Führung des Pharnabazos und Konon den Lakedaimoniern die Seeherrschaft entrissen hatte, gewann er auf ganz Griechenland entscheidenden Einfluß, so daß er unter den Griechen den berüchtigten Frieden zustande brachte, der nach Antalkidas benannt ist 1 . Antalkidas war ein Spartiat, Sohn

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L e o n s . D u r c h seine Bemühungen erreichte er, daß die L a k c daimonier alle griechischen Städte in Kleinasien u n d die anliegenden Inseln dem K ö n i g als tributpflichtigen Besitz überließen, w ä h r e n d unter den Griechen Friede herrschen sollte wenn man die M i ß h a n d l u n g und den Verrat Griechenlands einen Frieden nennen will, derein unrühmlicheres E r g e b n i s erbrachte als irgendein Krieg f ü r die Besiegten. 22. D a h e r erwies Artoxerxes, obschon er alle anderen Spartiaten stets verabscheute und sie, wie Deinon sagt, f ü r die unverschämtesten aller Menschen hielt, d e m Antalkidas, als er nach Persien kam, die höchsten Ehren. E i n m a l nahm er einen B l u m e n k r a n z , tauchte ihn in das kostbarste Salböl und sandte ihn v o n der T a f e l an Antalkidas, und alle staunten über den G u n s t e r w e i s . E r w a r ja wohl auch der rechte M a n n dazu, v e r höhnt zu werden und einen solchen Kranz zu b e k o m m e n , er, der den Leonidas und den Kallikratidas unter den Persern zum G e s p ö t t m a c h t e ' . Denn Agesilaos hat ja z w a r dem M a n n e , der zu i h m s a g t e : « A r m e s Griechenland, w o uns die Lakonen medische Politik m a c h e n ! » , g e a n t w o r t e t : « M a c h e n nicht vielmehr die M e d e r lakonische Politik?» A b e r das große Wort hob die Schande des Geschehens nicht auf, sondern ihre Vorherrschaft verloren die Lakedaimonier z w a r erst durch die unglückliche Schlacht bei L e u k t r a 1 , aber der R u h m Spartas w a r schon vorher verlorengegangen durch jenen Vertrag. Solange nun Sparta die erste Stelle einnahm, behandelte der K ö n i g Antalkidas als Gastfreund und nannte ihn seinen Liebling. Als sie aber bei Leuktra geschlagen waren, ging es ihnen schlecht, sie brauchten G e l d , schickten Agesilaos nach Ä g y p ten, und Antalkidas reiste zu Artoxerxes, um ihn um Hilfe f ü r die Lakedaimonier zu bitten. A b e r der behandelte ihn verächtlich, übersah ihn und ließ ihn fallen, so daß er, zurückgekehrt und von seinen Feinden verspottet, aus Furcht vor den Ephoren den freiwilligen H u n g e r t o d suchte.

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Die R e i s e zum K ö n i g machten auch der T h e b a n e r Ismenias und Pelopidas, nachdem er schon den Sieg bei L e u k t r a errungen h a t t e ' . Dieser tat nichts Entehrendes, und Ismenias ließ, als er a u f g e f o r d e r t w u r d e , den Fußfall zu tun, seinen R i n g z u r E r d e fallen, b ü c k t e sich dann, um ihn aufzuheben, und e r w e c k t e so den A n s c h e i n , als täte er den Fußfall. Dem A t h e n e r T i m a g o r a s 1 , der ihm durch den Sekretär Beluris ein geheimes Schriftstück überreichen ließ, schenkte er in seiner F r e u d e zehntausend Dareiken, und weil er einer K r a n k h e i t w e g e n K u h m i l c h brauchte, ließ e r ihm achtzig K ü h e folgen, sie melken zu lassen. A u c h schickte e r ihm ein R u h e b e t t , Bettdecken und L e u t e , das L a g e r zu bereiten, weil die Griechen sich nicht aufdiese K u n s t verstünden, und Sänftenträger, die ihn in aller Bequemlichkeit bis zum M e e r hinunterbringen sollten. Solange er da w a r , w u r d e ihm stets das köstlichste M a h l geschickt, so daß sogar der Bruder des K ö n i g s , Ostanes, zu ihm sagte: « G e d e n k e stets dieser T a fel, T i m a g o r a s . Denn f ü r keinen kleinen Dienst w i r d sie dir so prunkvoll vorgesetzt.» Das war aber vielmehr eine V e r h ö h n u n g wegen seines Verrates als eine Erinnerung an die erwiesene G u n s t . U n d die A t h e n e r verurteilten T i m a g o r a s w e g e n der empfangenen Bestechung zum T o d e . 23. A r t o x e r x e s bereitete den Griechen zum Ersatz f ü r alles, was er ihnen zuleide getan hatte, doch eine F r e u d e , als er ihren erbittertsten F e i n d , Tissaphernes, hinrichten l i e ß 1 . Das tat er mit auf Betreiben der Parysatis, welche die gegen ihn erhobenen Anklagen aufs eifrigste unterstützte. Denn der K ö n i g blieb nicht lange bei seinem Z o r n , sondern versöhnte sich mit der M u t t e r und rief sie zu sich, weil er sah, daß sie viel Verstand und eine wahrhaft königliche G e s i n n u n g besaß, und kein Hind e r u n g s g r u n d mehr bestand, dessentwegen sie bei ihrem Z u sammensein sich hätten beargwöhnen oder kränken sollen. Hiernach zeigte sie sich dem König in allem gefällig und gelangte dadurch, daß sie ihm in nichts, was er sich v o r n a h m , e n t -

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gegen war, zu großem Einfluß bei ihm, so daß sie alles erreichte. Nun bemerkte sie, daß er in eine seiner Töchter, Atossa, glühend verliebt war, aber nicht zum wenigsten ihretwegen seine Leidenschaft verbarg und zu zügeln suchte, obschon er - wie einige sagen - schon geheimen Umgang mit der Jungfrau gehabt hatte. Sobald nun Parysatis Verdacht geschöpft hatte, behandelte sie das Mädchen noch freundlicher als vorher und lobte Artoxerxes gegenüber ihre Schönheit und ihren Charakter als königlich und hochgemut, und schließlich überredete sie ihn, das Mädchen zu heiraten und zu seiner rechtmäßigen Gemahlin zu ernennen, ohne sich an die Meinungen und Gesetze der Griechen zu kehren; denn er selbst sei von dem Gott als das Gesetz für die Perser und als Richter über Gut und Böse eingesetzt. Einige sagen jedoch - unter ihnen Herakleides von Kyme 1 daß Artoxerxes nicht nur diese eine seiner Töchter, sondern auch eine zweite, Amestris, geheiratet habe, über die wir wenig später berichten werden. Die Atossa liebte der Vater so sehr, als sie seine Gemahlin war, daß er, als ein Aussatz am ganzen Körper sie befallen hatte, keinen Widerwillen gegen sie empfand, sondern für sie zu Hera betete, allein dieser Göttin fußfällige Verehrung erwies und die Erde vor ihr mit seinen Händen berührte, und daß die Satrapen und Freunde auf seinen Befehl der Göttin so große Geschenke schickten, daß die sechzehn Stadien zwischen dem Heiligtum und dem Königspalast mit Gold, Silber, Purpur und Pferden bedeckt waren. 24. Der Krieg gegen die Ägypter, den er durch Pharnabazos und Iphikrates begann, verlief erfolglos, weil die beiden in Streit miteinander gerieten'. Gegen die Kadusier zog er selbst ins Feld mit dreihunderttausend Mann zu Fuß und zehntausend R e i t e r n E r fiel in ein Land ein, das von wilden Gebirgen erfüllt und nebelreich ist, keine gesäten Feldfrüchte hervorbringt und nur mit Birnen, Äpfeln und anderen Baumflüchten solcher Art eine kriegerische und trotzige Bevölkerung ernährt.

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So geriet er unvermerkt in große Schwierigkeiten und Gefahren, denn es gab nichts Eßbares zu erbeuten noch von auswärts herbeizuschaffen, sie schlachteten beinahe alle Zugtiere, so daß ein Eselskopf mit Not für sechzig Drachmen zu kaufen war. Auch für die königliche Tafel gab es nichts mehr, und von den Pferden waren nur noch wenige übrig, die anderen hatten sie alle aufgegessen. Hier rettete nun Tiribazos, ein Mann, der schon oft wegen seiner Tüchtigkeit in erster Reihe gestanden hatte, oft auch schon infolge seiner Leichtfertigkeit gestürzt worden war und damals niedrig und verachtet lebte, den König und das Heer. Da nämlich zwei Könige bei den Kadusiern regierten und jeder ein besonderes Lager hatte, so ging er zu Artoxerxes, sagte ihm, was er zu tun vorhatte, und begab sich selbst zu dem einen der Kadusier, während er seinen Sohn zu dem andern schickte. Beide täuschten nun die beiden Könige, indem jeder behauptete, der andere König suche Verhandlungen mit Artoxerxes, um für sich allein einen Freundschafts- und Bündnisvertrag zu erlangen; wenn er klug sei, müsse er sich also zuerst mit Artoxerxes in Verbindung setzen, er selbst werde ihm dabei in allem behilflich sein. Beide ließen sich überzeugen, und in dem Glauben, einander zuvorzukommen, schickte der eine zusammen mit Tiribazos Gesandte, der andere zusammen mit dem Sohne des Tiribazos. In der inzwischen verstrichenen Zeit waren Verdächtigungen und Anklagen gegen Tiribazos an Artoxerxes gelangt, und er war selbst niedergeschlagen, bereute es, dem Tiribazos getraut zu haben, und öffnete sein Ohr den Beschuldigungen der Neider. Als aber Tiribazos kam und desgleichen sein Sohn, beide gefolgt von den Kadusiern, als Waffenstillstand und Friede mit beiden Königen geschlossen war, da war Tiribazos wieder groß und hochangesehen und trat den Rückmarsch mit dem König an, der jetzt den Beweis lieferte, daß jegliche Feigheit und Weichlichkeit nicht die Frucht der Schwelgerei und Üppigkeit ist, wie die

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meisten glauben, sondern eines schlechten, unedlen und von falschen Grundsätzen geleiteten Charakters. Denn weder das Gold noch das Prachtgewand noch der Schmuck im Wert von zwölftausend Talenten, den der König stets am Leibe trug, hinderten ihn, Mühen und Strapazen auf sich zu nehmen wie der gemeine Mann, sondern den Köcher umgehängt und den Schild am Arm, marschierte er selbst als erster, sein Pferd zurücklassend, auf steilen Gebirgswegen, so daß die anderen beflügelt und erleichtert wurden, wenn sie seinen Mut und seine Kraft vor Augen hatten. Denn er legte täglich eine Strecke von zweihundert Stadien 1 und mehr zurück. 25. Als er zu einem königlichen Standquartier hinunterkam, zu welchem inmitten einer dürren und baumlosen Gegend herrliche, wohlunterhaltene Parks gehörten, gestattete er, da es kalt war, den Soldaten, die Bäume zu schlagen, um sich Holz zu schaffen, und weder Fichte noch Zypresse zu verschonen. Da sie zögerten und Schonung üben wollten wegen der Größe und Schönheit der Bäume, nahm er selbst eine Axt und fällte den größten und schönsten. Hierauf machten sie Holz, zündeten viele Feuer an und verbrachten die Nacht behaglich. Doch hatte er, als er heimkam, viele tapfere Männer und fast alle Pferde verloren. Da er nun glaubte, wegen der Erfolglosigkeit des Feldzuges mißachtet zu werden, beargwöhnte er die ersten Männer und ließ viele aus Zorn, noch mehr aus Furcht hinrichten. Denn die Angst fordert in den Tyrannenherrschaften die meisten Blutopfer; Vertrauen hingegen ist sanft, mild und ohne Argwohn. Daher sind auch die wilden, schwer zu zähmenden Tiere scheu und furchtsam, die edlen haben, weil ihnen die Furcht fehlt, mehr Zutrauen und fliehen nicht die freundliche Annäherung. 26. Als Artoxerxes schon älter war, bemerkte er, daß seine Söhne im Kreise der Hochgestellten und Mächtigen um die Thronfolge einen Streit entfesselt hatten. Die Gutgesinnten

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meinten, daß der König die Regierung, wie er sie empfangen hatte, nach dem Recht der Erstgeburt dem Dareios überlassen müsse. Aber der jüngere Sohn, Ochos, der leidenschaftlich und gewalttätig war, hatte am Hofe nicht wenige Anhänger, hoffte aber besonders, den Vater durch Atossa umstimmen zu können; denn er hatte sie durch das Versprechen gewonnen, er werde sie nach dem Tode des Vaters heiraten und sie mit ihm regieren. Es ging auch ein Gerücht, daß er schon zu seinen Lebzeiten mit ihr geheimen Umgang habe; aber das wußte Artoxerxes nicht. Weil er nun schon bald dem Ochos die Hoffnung nehmen wollte, damit nicht, wenn er dasselbe wie Kyros unternähme, wieder Kriege und Kämpfe das Reich erschütterten, ernannte er Dareios, der das fünfzigste Jahr zählte, zum König und gestattete ihm,die sogenannte Kitaris 1 aufrecht zu tragen. Da nun bei den Persern das Gesetz galt, daß der ernannte Thronfolger ein Geschenk erbitten durfte und der, der ihn ernannt hatte, alles Erbetene, wenn es möglich war, gewähren sollte, erbat sich Dareios A s p a s i a d i e einst Kyros besonders geliebt hatte und die jetzt eine der Nebenfrauen des Königs war. Sie stammte aus Phokaia in Ionien, von freien Eltern, und war in Zucht und Ehren aufgewachsen. Als sie nun, während Kyros speiste, mit anderen Frauen hereingeführt wurde, setzten sich diese neben ihn und ließen sich seine Freundlichkeiten und handgreiflichen Scherze nicht ungem gefallen. Sie aber stand schweigend neben dem Speisesofa, und als Kyros sie rief, hörte sie nicht. Als darauf die Kammerdiener sie zu ihm führen wollten, rief sie: «Wehe dem von euch, der Hand an mich legt!» Daher hielten die An wesenden sie für spröde und ungeschliffen; Kyros aber freute sich und sagte lachend zu dem, der die Frauen hergeführt hatte: «Siehst du nun, daß diese allein von denen, die du mir bringst, frei und unverdorben ist?» Hierauf widmete er sich ihr, liebte sie mehr als alle anderen und nannte sie die Kluge. Sie geriet in Gefangenschaft, als

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Kyros in der Schlacht gefallen war und das Lager geplündert wurde. 27. Diese erbat sich Dareios und kränkte damit seinen Vater. Denn die Barbaren sind furchtbar eifersüchtig in ihren Liebesangelegenheiten, so daß nicht nur derjenige, der sich einer Nebenfrau des Königs nähert und sie berührt, sondern auch, wer auf der Reise die Wagen, auf denen sie fahren, überholt oder zwischen ihnen hindurchgeht, mit dem Tode bestraft wird. Nun hatte der König doch Atossa, die er aus Liebe gegen das Gesetz zu seiner Gemahlin gemacht hatte, und neben ihr wurden dreihundertsechzig außerordentlich schöne Nebenfrauen für ihn gehalten. Als er jetzt um Aspasia gebeten wurde, erklärte er, sie sei frei; wenn sie es wolle, könne er sie nehmen, dürfe sie aber nicht gegen ihren Willen zwingen. Als Aspasia herbeigeholt wurde und sich gegen die Erwartung des Königs für Dareios entschied, gab er sie ihm zwar unter dem Zwang des Gesetzes, nahm sie ihm aber bald wieder fort; denn er ernannte sie zur Priesterin der Artemis in Ekbatana, die sie Anaitis 1 nennen, damit sie den Rest ihres Lebens keusch verbringe, und glaubte, damit seinem Sohne keine harte, sondern eine maßvolle und gewissermaßen schalkhafte Strafe aufzuerlegen. Aber der trug das nicht mit Maßen, sei es, daß er sich heftig in Aspasia verliebt hatte, sei es, daß er sich von dem Vater beschimpft und verhöhnt fühlte. Als Tiribazos gewahrte, daß er sich in dieser Stimmung befand, hetzte er ihn noch mehr auf, da er in seinem Schicksal sein eigenes wiedererkannte. Das verhielt sich so. Von seinen mehreren Töchtern hatte der König dem Phamabazos die Apama, die Rhodogune dem Orontes, dem Tiribazos die Amestris zu geben versprochen. Den anderen hielt er Wort, Tiribazos aber betrog er, indem er selbst die Amestris heiratete, und verlobte statt ihrer dem Tiribazos seine jüngste Tochter, Atossa. Als er sich aber auch in diese verliebte und sie heiratete, wie schon

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berichtet ist, war Tiribazos vollkommen gegen ihn v e r b i t t e r t , da er auch so schon nicht gelassen von Charakter, sondern unausgeglichen

und zu Verrücktheiten

geneigt war.

Daher

konnte er weder, w e n n er obenauf war und z u den ersten zählte, noch w e n n er gestrauchelt und in V e r a c h t u n g gefallen war, den Wandel in R u h e ertragen, sondern, wenn er in Ehren stand, schuf er sich Feinde durch H o c h m u t , und im U n g l ü c k war er nicht bescheiden und ruhig, sondern s c h r o f f u n d trotzig. 28. So kam Feuer zu Feuer, wenn Tiribazos d e m j u n g e n Mann stets anlag und ihm sagte, die aufrechte Kitaris auf dem K o p f nütze denen nichts, die nicht durch die M a c h t sich selbst aufrechtzuhalten suchten, und er sei ein T o r , wenn er, da sein Bruder mit Hilfe der Frauen an die M a c h t z u k o m m e n suche und sein V a t e r einen so wankelmütigen und unzuverlässigen Charakter habe, sich einbilde, daß die T h r o n f o l g e ihm gesichert sei. W e r um eines griechischen Weibsstücks willen das bei den Persern unverbrüchliche Gesetz gebrochen habe, biete doch wohl nicht die Sicherheit, daß er die über die wichtigsten Dinge getroffene Vereinbarung einhalten werde. Es sei nicht dasselbe, für Ochos, sein Ziel nicht z u erreichen, und für ihn, des T h r o n e s beraubt zu werden. Denn den O c h o s werde niemand hindern, als Privatmann ein glückliches Leben zu führen ; er aber, der z u m K ö n i g ernannt sei, müsse n o t w e n d i g entweder König sein oder nicht leben. A l l g e m e i n gilt wohl das W o r t des S o p h o k l e s 1 : «Schnell führt z u m Bösen hin die Ü b e r r e d u n g » , denn glatt und sanft geneigt ist der W e g zu dem, was man sich wünscht, und die meisten wünschen das Böse aus Unwissenheit und Unkenntnis des G u t e n . Die G r ö ß e der Herrschaft und Dareios' F u r c h t vor Ochos gaben dem Tiribazos ein leichtes Spiel; aber « auch A p h r o d i t e war nicht ohne S c h u l d » 1 : die W e g nahme der Aspasia.

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29. Darcios überließ sich also dem T i r i b a z o s , und s c h o n hatten sich viele zusammengetan, als ein E u n u c h d e m K ö n i g den A n s c h l a g verriet, der auch über das beabsichtigte V e r f a h r e n genau Bescheid wußte, daß sie entschlossen w a r e n , w e n n er nachts in seinem Schlafzimmer läge, einzudringen u n d ihn zu töten. Als Artoxences das hörte, schien es ihm bedenklich, eine so große G e f a h r zu übersehen und die A n z e i g e unbeachtet zu lassen, noch bedenklicher aber, sie ohne einen B e w e i s zu glauben. E r v e r f u h r daher folgendermaßen. D e m E u n u c h e n befahl er, bei den Verschworenen zu bleiben und sie zu b e g l e i t e n ; er selbst ließ die Wand hinter seinem L a g e r d u r c h s c h l a g e n , eine T ü r anbringen und sie durch einen V o r h a n g verschließen. Als die Stunde da w a r , zu der nach der A n g a b e des E u n u c h e n der A n s c h l a g ausgeführt werden sollte, blieb er auf seinem L a g e r und erhob sich nicht eher, als bis er die G e s i c h t e r d e r auf ihn Z u k o m m e n d e n gesehen und jeden genau erkannt hatte. Als er sah, w i e sie mit gezückten Dolchen herbeieilten, hob er schnell den V o r h a n g auf, entwich in das innere Z i m m e r und schlug laut schreiend die T ü r zu. Die M ö r d e r , die gesehen w o r d e n waren, ohne e t w a s ausrichten zu können, flohen durch die T ü r e n hinaus und riefen Tiribazos und den anderen zu, sie sollten sich d a v o n m a c h e n , sie seien entdeckt. Die anderen zerstreuten sich und e n t k a m e n , Tiribazos aber wurde gefaßt, tötete viele von den L e i b w ä c h t e r n des K ö n i g s und wurde schließlich durch einen S p e e r w u r f aus der F e r n e getötet. F ü r Dareios, der mit seinen Kindern v o r g e f ü h r t wurde, setzte A r t o x e r x e s das königliche G e r i c h t ein, bei dem er selbst nicht erschien, sondern durch andere die Anklage erheben ließ, und befahl den Dienern, das V o t u m jedes Richters aufzuschreiben und ihm zu überbringen. D a alle das gleiche V o t u m abgaben und Dareios zum T o d e verurteilten, ergriffen ihn die Diener und führten ihn in einen nahe gelegenen R a u m , der Scharfrichter w u r d e gerufen und kam, in der H a n d das Rasiermesser, mit dem sie den Verurteil-

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ten die K ö p f e abschneiden. Als er aber Dareios sah, erschrak e r , wich z u r ü c k und sah nach der T ü r , als werde er w e d e r die K r a f t noch den M u t haben, den K ö n i g mit eigener H a n d zu töten. D a aber von draußen die R i c h t e r drohten und befahlen, k e h r t e er w i e d e r u m , faßte mit der einen H a n d ihn bei den H a a r e n , bog den K o p f herunter und schnitt ihm mit dem Rasiermesser den Hals durch. E i n i g e sagen jedoch, das Gericht sei in G e g e n w a r t des Königs selbst gehalten worden, und Dareios habe sich, als er durch die Beweise ü b e r f ü h r t w u r d e , aufs Antlitz geworfen u n d um G n a d e gefleht, d e r K ö n i g aber sei im Z o r n a u f g e s p r u n g e n , habe sein S c h w e r t gezogen und auf ihn losgeschlagen, bis er ihn getötet hatte. Dann sei er in den H o f getreten, habe Helios angerufen und g e s a g t : « F r e u t euch, ihr Perser, geht heim und sagt den anderen, daß der große Horamazes 1 denen, die G o t t loses und Ungerechtes im Schilde führten, ihre Strafe auferlegt hat.» 30. Dieses E n d e nahm der Anschlag. Ochos machte sich nun schon, von Atossa a u f g e m u n t e r t , große H o f f n u n g e n , f ü r c h t e t e aber von den ebenbürtigen Söhnen den noch überbliebenen Ariaspes und von den unebenbürtigen den Arsames. Ariaspes galt bei den Persern als des T h r o n e s w ü r d i g , nicht, weil er älter als Ochos, sondern weil er sanft, schlicht und menschenfreundlich war, und Arsames galt für verständig und w a r , w i e Ochos nicht e n t g i n g , bei d e m Vater besonders beliebt. D a h e r trachtete er beiden nach dem Leben, und da er ebenso verschlagen wie mordlustig w a r , bediente er sich der G r a u s a m k e i t seines Charakters gegen Arsames, seiner Bosheit und T ü c k e g e g e n Ariaspes. E r schickte an ihn Eunuchen und F r e u n d e des Königs, die ihm i m m e r Drohungen und furchterregende N a c h richten hinterbringen mußten, daß der Vater entschlossen sei, ihn grausam und schmählich zu töten. Die Leute, die ihm das täglich scheinbar wie ein Geheimnis verrieten und bald s a g t e n ,

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der König zaudere noch, bald, er werde sehr bald handeln, erschreckten den Menschen so und stürzten ihn in solche Angst, Verstörung und Verzweiflung, daß er sich ein tödliches Gift besorgte, es einnahm und aus dem Leben schied. Als der König die Art seines Todes erfuhr, beweinte er ihn und argwöhnte auch d i e Ursache. Da er aber w e g e n seines hohen Alters außer-

stande war, der Sache nachzugehen und die Täter zu bestrafen, so zog er den Arsames noch näher an sich heran, schenkte ihm offenbar das meiste Vertrauen und redete offen mit ihm. Daher schob Ochos die Tat nicht weiter auf, sondern stiftete Arpates, den Sohn des Tiribazos, dazu an, den Menschen zu ermorden. Artoxerxes war jetzt schon so alt, daß sein Leben an einem Haar hing. Als ihm darum das Unglück mit Arsames widerfuhr, hielt er nicht mehr länger stand, sondern erlosch alsbald vor Schmerz und Kummer, nachdem er vierundneunzig Jahre gelebt und zweiundsechzig Jahre regiert hatte. Er erwarb den Ruf, ein milder Herrscher und ein Freund seiner Untertanen gewesen zu sein, nicht zum wenigsten durch den Vergleich mit seinem Sohn Ochos, der an Grausamkeit und Blutdurst alle übertraf.

GALBA U N D

OTHO

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I. Der Athener Iphikrates 1 wünschte, der Mietsoldat solle geldgierig und vergnügungssüchtig sein, damit er, um die Mittel für die Befriedigung seiner Begierden zu erwerben, um so wagemutiger kämpfe. Die meisten hingegen sind dafür, daß eine Streitmacht nur gleichsam ein kraftvoller Körper sein solle, der niemals einem eigenen Impuls folge, sondern nur durch den Willen des Feldherrn bewegt werde. Daher gab Paulus Aemilius, so wird erzählt, als er das Heer in Makedonien voll Geschwätz und Besserwisserei vorfand und geneigt, in die Führung hineinzupfuschen, den Befehl, jeder habe seinen Arm kampfbereit und das Schwert scharf zu halten; alles andere werde seine Sache sein 2 . Und wenn Piaton erkannte, daß auch ein tüchtiger Führer und Feldherr nichts leisten kann, wenn das Heer nicht an Ordnung gewöhnt und von einem Geiste beseelt ist, und daher glaubte, daß die Tugend des Gehorchens gleich der des Regierens einer guten Natur und einer philosophischen Erziehung bedarf, welche am ehesten die gehörige Mischung von Mut und Tatkraft mit Milde und Menschenliebe zustande bringt, so ist neben vielen anderen Katastrophen das Unglück, das nach dem Tode Neros über die Römer hereinbrach, Beispiel und Zeugnis dafür, daß es nichts Furchtbareres gibt als eine zur Macht gelangte Soldateska, die ihren rohen und unvernünftigen Trieben gehorcht. Demades 5 verglich nach dem Tode Alexanders das makedonische Heer mit dem geblendeten Kyklopen, als er es viele ungeordnete und sinnlose Bewegungen machen sah; das römische Reich aber befielen Leiden und Erschütterungen ähnlich denen der Titanen der Sage 4 , da es in viele Teile zerrissen wurde, die dann von

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vielen Seiten her übereinander herfielen, n i c h t so sehr infolge der Herrschsucht der ausgerufenen Kaiser als infolge der G e l d gier u n d Z ü g e l l o s i g k e i t der Soldaten, w e l c h e ihre F ü h r e r w i e Pflöcke einen durch den andern heraustrieben. D i o n y s i o s hat den P o l y p h r o n von Pherai, als er zehn M o n a t e über die T h e s saler geherrscht hatte u n d dann gleich e r m o r d e t w o r d e n w a r den T y r a n n e n

vom T h e a t e r g e n a n n t , w o m i t er ü b e r die

Schnelligkeit des Schicksalswandels s p o t t e t e ; die R e s i d e n z der Caesaren aber, das Palatium, hat in einem noch kürzeren Z e i t raum vier Kaiser e m p f a n g e n , indem i m m e r , w i e auf der B ü h n e , der eine auftrat, der andere abtrat. D o c h g a b es für die bedrängten U n t e r t a n e n den einen T r o s t , d a ß sie keine andere B u ß e für die S c h u l d i g e n nötig h a t t e n , sondern nur zuzusehen b r a u c h t e n , w i e sie einer v o m andern u m g e b r a c h t w u r d e n , und z w a r zuerst und mit d e m g r ö ß t e n R e c h t d e r j e n i g e , d e r die Soldaten v e r f ü h r t und gelehrt h a t t e , soviel v o n einem H e r r s c h e r w e c h sel z u e r w a r t e n , wie er ihnen versprach, w o m i t er das rühmlichste Unternehmen, den A u f s t a n d g e g e n N e r o , entehrte, das so d u r c h den Lohn z u m Verrat g e m a c h t w u r d e . 2. D e n n N y m p h i d i u s Sabinus, der, w i e schon g e s a g t 1 , m i t T i g e l l i n u s Oberster der L e i b w a c h e ' war, überredete, als die L a g e N e r o s schon g a n z verzweifelt w a r und er sichtlich Anstalten traf, um nach Ä g y p t e n z u fliehen, die Soldaten, da er nicht mehr da, sondern schon e n t w i c h e n sei, den G a l b a z u m Kaiser auszurufen, und versprach den am H o f e dienenden sogenannten Praetorianern pro M a n n ein G e s c h e n k v o n siebentausendf ü n f h u n d e r t , den außerhalb Dienenden v o n z w ö l f h u n d e r t f ü n f z i g Denaren, eine S u m m e , die u n m ö g l i c h zusammenzubringen war, wenn man nicht allen M e n s c h e n tausendmal so g r o ß e Leiden auferlegen w o l l t e , als N e r o ihnen auferlegt hatte. Dies s t ü r z t e N e r o sogleich und k u r z danach G a l b a ins Verderben; denn jenen opferten sie auf, um das Versprochene z u bek o m m e n , und diesen töteten sie, als sie es n i c h t bekamen, und

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dann rieben sie auf der Suche nach einem, der ihnen soviel geben würde, in Empörungen und Verrätereien einander auf, ehe sie das Erhoffte erreichten. Alle diese Ereignisse im einzelnen genau zu erzählen, ist Aufgabe der Tatsachengeschichte; was aber Bemerkenswertes an Taten und Leiden dabei den Kaisern zugestoßen ist, darf auch ich nicht übergehen. 3. Daß Sulpicius Galba der reichste aller Privatleute war, die in das Haus der Caesaren kamen, wird übereinstimmend berichtet. Obschon er durch seine Herkunft aus dem Haus der Servier 1 großes Ansehen genoß, tat er sich doch noch mehr auf seine Verwandtschaft mit Catulus zugute, einem Mann, der zu seiner Zeit an Tüchtigkeit und Ruhm zu den Ersten gezählt hatte, wenn er auch die größere Macht freiwillig anderen überließ*. Auch mit Livia, der Gemahlin des Augustus, war Galba entfernt verwandt und gelangte daher auf Verwendung der Livia vom Palatium aus zum Konsulat. Es heißt auch, daß er ein militärisches Kommando in Germanien rühmlich gefuhrt und als Prokonsul von Afrika sich hohes Lob erworben habe. Die Einfachheit seiner Lebensführung und seine maßhaltende Sparsamkeit im Aufwand brachte ihm, als er Kaiser geworden war, den Vorwurf der Kleinlichkeit ein, den er als eine Art schalen Ruhm der Ordnungsliebe und Mäßigkeit hinnahm. Von Nero wurde er als Statthalter nach Spanien g e s c h i c k t a l s dieser noch nicht gelernt hatte, die in hohem Ansehen stehenden Bürger zu fürchten, und da er schon von Natur als sanftmütig galt, verschaffte ihm dazu sein Alter noch das Vertrauen, daß er behutsame Zurückhaltung üben werde. 4. Da die ruchlosen Prokuratoren seine Provinzen hart und grausam ausplünderten, konnte er sonst nichts dagegen tun, aber allein die Tatsache, daß er sein Mitgefühl und seine Teilnahme deutlich erkennen ließ, gewährte den Menschen, die verurteilt und als Sklaven verkauft wurden 4 , eine Art von Linderung und Trost. Wenn Spottlieder auf Nero gedichtet und

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vielerorts verbreitet und gesungen w u r d e n , schritt e r nicht d a g e g e n ein und teilte nicht den Unwillen der P r o k u r a t o r e n . D a f ü r w u r d e er von den Menschen noch mehr geliebt. S o w a r er mit ihnen v e r t r a u t und schon das achte J a h r in d i e s e m A m t , als lulius V i n d e x , der Statthalter von Gallien, sich g e g e n N e r o e m p ö r t e 1 . Wie es heißt, waren schon v o r der offenen E m p ö r u n g Briefe von V i n d e x an Galba gelangt, auf die er w e d e r e i n g i n g noch A n z e i g e erstattete wie andere kaiserliche Statthalter, welche die ihnen geschriebenen Briefe N e r o zusandten u n d damit, soviel an ihnen lag, das Unternehmen vereitelten, an dem sie sich später beteiligten und damit eingestanden, an sich selbst nicht w e n i g e r als an Nero zu Verrätern g e w o r d e n zu sein. N a c h d e m Vindex jedoch den K r i e g offen begonnen hatte, schrieb er an G a l b a und forderte ihn auf, die R e g i e r u n g zu übernehmen und sich einem starken K ö r p e r , d e r nach einem H a u p t suchte, als solches zur V e r f ü g u n g zu stellen, den gallischen Provinzen, die schon hunderttausend M a n n unter Waffen hätten und noch mehr als diese zu den Waffen rufen könnten. D a r a u f h i e l t Galba mit seinen Freunden R a t . E i n i g e von ihnen meinten, er solle sich ruhig halten und a b w a r t e n , welche W i r k u n g und B e w e g u n g die E m p ö r u n g in R o m hervorrufen w ü r d e . A b e r T i t u s Vinius, der K o m m a n d a n t der prokonsularischen L e g i o n 2 , sagte: « D u selbst, G a l b a , hast j a gewissermaßen schon die Entscheidung getrofTen. Denn zu überlegen, ob w i r N e r o treu bleiben wollen, heißt schon, nicht treu bleiben. D a also N e r o schon dein Feind ist, darfst du die Freundschaft mit Vindex nicht verschmähen, oder d u mußt sofort Ank l a g e gegen ihn erheben und ihn bekriegen, weil er w ü n s c h t , daß die R ö m e r lieber dich zum Herrscher als N e r o zum T y r a n nen haben sollen.» 5. Hierauf bestimmte Galba durch öffentlichen A n s c h l a g einen T a g , an dem er an allen, die sich darum b e w ü r b e n , die Freilassungen vollziehen w ü r d e ; doch hatte sich vorher schon ein

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Gerücht verbreitet, welches eine große Menge von Menschen, die auf den Umsturz rechneten, herbeigelockt hatte, und kaum war er auf der Rednerbühne sichtbar geworden, als alle ihn einstimmig zum Kaiser ausriefen. Aber er nahm diesen Namen nicht sogleich an, sondern erhob nur Anklagen gegen Nero, beklagte das Schicksal der angesehenen Männer, die er hatte hinrichten lassen, und erklärte, er wolle dem Vaterlande seine Dienste widmen, aber nicht Caesar noch Imperator, sondern nur Feldherr des Senates und Volkes von Rom heißen. Daß aber Vindex richtig und wohlüberlegt gehandelt hatte, als er Galba zur Kaiserwürde berief, das wurde nun durch das Z e u g nis Neros bekräftigt. Denn dieser hatte bisher so getan, als ob er Vindex geringschätzte und Gallien für nichts achtete. Sowie er aber vom Abfall Galbas erfuhr - er hatte gerade gebadet und saß beim Frühmahl - , warf er den Tisch um. Und als der Senat durch Beschluß Galba als Staatsfeind erklärte, sagte er, um zu scherzen und vor seinen Freunden großzutun, da habe sich ihm in seiner Geldknappheit eine nicht schlechte Gelegenheit geboten, zu Gelde zu kommen. Das Vermögen der Gallier werde er, sobald sie wieder unterworfen seien, als Kriegsbeute beschlagnahmen, das des Galba hingegen stehe ihm schon zum Gebrauch und Verkauf zur Verfügung, da er zum Feind erklärt sei. E r befahl also, die Güter Galbas zu verkaufen, und Galba, als er das hörte, ließ Neros greifbares Vermögen in Spanien versteuern und fand viel bereitwilligere Käufer. 6. Als nunmehr viele von Nero abfielen und sich alle eifrig für Galba erklärten, gingen nur Clodius Macer in Afrika und Verginius R u f u s , der Kommandant des germanischen Heeres in G a l l i e n i h r e eigenen Wege, ohne aber dasselbe Ziel zu verfolgen. Clodius, der aus Grausamkeit und Habsucht sich viele Räubereien und Morde hatte zuschulden kommen lassen, schwankte offenbar, weil er sich weder das Kommando beizubehalten noch es aufzugeben entschließen konnte; Verginius

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hingegen, der die kampfkräftigsten Legionen unter sich hatte, welche ihn mehrmals zum Kaiser aufriefen und zur Annahme der Würde zwingen wollten, erklärte, er werde weder selbst die Herrschaft annehmen noch gestatten, daß sie einem andern übertragen werde, den nicht der Senat dazu gewählt hätte. Das beunruhigte Galba anfangs nicht wenig. Als vollends die Heere des Verginius und des Vindex gewissermaßen mit Gewalt ihre Führer, wie Gespanne ihre Wagenlenker, die die Zügel nicht festhalten können, in eine große Schlacht hineingetrieben und Vindex nach Verlust von zwanzigtausend Galliern sich selbst das Leben genommen h a t t e a l s darauf sich das Gerücht verbreitete, alle wollten, daß nach diesem großen Siege entweder Verginius die Herrschaft übernehme, oder sie würden sich wieder zu Nero bekennen, da war Galba in größter Sorge und forderte Verginius in einem Brief auf, gemeinsame Sache zu machen und den Römern das Reich und die Freiheit zu erhalten. Er kehrte mit seinen Freunden in die spanische Stadt Clunia 1 zurück und verbrachte seine Zeit mehr mit Reue wegen des Geschehenen und im Verlangen nach der ihm zur lieben Gewohnheit gewordenen Untätigkeit als damit, etwas Notwendiges zu tun. 7. Es war schon Sommer, als kurz vor Dunkelwerden ein Freigelassener namens Icelus nach nur siebentägiger Reise von Rom ankam. Als er hörte, daß Galba schon zur Ruhe gegangen sei, ging er stracks zu seinem Schlafzimmer, öffnete trotz des Widerstandes der Kammerdiener, trat ein und meldete ihm, noch bei Lebzeiten Neros, der aber nirgends zu finden gewesen sei, habe zuerst das Heer, dann das Volk und der Senat Galba zum Kaiser ausgerufen, und kurz danach sei die Meldung gekommen, Nero sei tot. Er selbst habe aber denen, die das meldeten, keinen Glauben geschenkt, sei an den Leichnam herangetreten und habe sich erst, nachdem er ihn liegen gesehen, auf den Weg gemacht. Diese Meldung belebte die Hoff-

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nungen Galbas aufs neue, und es sammelte sich schon eine Menge Menschen vor seiner Tür, die nun ihre feste Zuversicht auf ihn setzten. Freilich war die Schnelligkeit der Reise des Icelus unglaubhaft, aber zwei Tage später kam Pollio mit anderen vom Heer und berichtete die Beschlüsse des Senates im einzelnen. Dieser wurde in eine hohe Stelle befördert, und dem Freigelassenen schenkte er goldene Ringe, und unter dem Namen Marcianus Icelus genoß er alsbald das größte Ansehen unter den Freigelassenen. 8. In Rom brachte indessen Nymphidius Sabinus nicht sacht und Schritt vor Schritt, sondern mit einem Ruck alle Macht in seine Hand in der Berechnung, daß Galba schon hoch bei Jahren sei und bei seinem Alter kaum noch die Kräfte haben würde, sich nach Rom tragen zu lassen - denn er zählte dreiundsiebzig Jahre - , und daß die dort stehenden Truppen, die ihm seit langem ergeben waren und jetzt von ihm allein abhingen, wegen der Größe des versprochenen Geschenkes ihn für ihren Wohltäter und Galba für ihren Schuldner ansehen würden. Er befahl also seinem Kollegen Tigellinus sofort, das Schwert abzulegen, veranstaltete Empfänge und Gastereien für die gewesenen Konsuln und hohen Würdenträger, wobei er den Einladungen noch den Namen Galbas voransetzte, und stiftete im Lager viele dazu an zu sagen, man müsse zu Galba schicken und ihn bitten, Nymphidius zum Kommandanten der Leibwache für immer ohne Kollegen zu ernennen. Was dann der Senat zu seiner Ehre und zur Erhöhung seines Ansehens tat, indem er ihn zum Wohltäter ernannte, ihm täglich vor seinem Hause die Aufwartung machte und bestimmte, daß alle Beschlüsse mit seinem Namen eingeleitet und bekräftigt werden sollten, steigerte seine Dreistigkeit in solchem Maße, daß er in kurzem denen, die ihm den Hof machten, nicht nur verhaßt, sondern auch furchtbar wurde. Als die Konsuln Staatssklaven abfertigten, um dem Kaiser die Beschlüsse zu überbringen, und ihnen

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die sogenannten Diplome versiegelt ü b e r g a b e n , nach deren V o r w e i s u n g die örtlichen Behörden auf den Pferdewechselstationen die Weiterbeförderung der Eilboten zu beschleunigen haben, w a r er höchst entrüstet, daß sie sie abgeschickt hatten, ohne sich von ihm Siegel und Soldaten übergeben zu lassen. E r soll auch die Konsuln zu bestrafen beabsichtigt haben, m ä ß i g t e aber seinen Z o r n , als sie sich entschuldigten und um Verzeihung baten. U m dem Volk zu schmeicheln, hinderte er es nicht, alle A n h ä n g e r Neros, die ihm in die H ä n d e fielen, totzuschlagen. D e n Gladiator Spiculus töteten sie, indem sie ihn aut dem M a r k t unter die Bildsäulen Neros legten, die umgerissen wurden, einen gewissen Aponius, der zu den g e w e r b s m ä ß i g e n A n gebern gehört hatte, legten sie hin und ließen mit Steinen beladene W a g e n über ihn fahren, und viele andere zerrissen sie, darunter auch Unschuldige, so daß M a u r i c u s , ein M a n n , der zu den Besten zählte und auch dafür galt, im Senat sagte, er fürchte, man werde sich bald nach N e r o zurücksehnen. 9. So rückte N y m p h i d i u s der E r f ü l l u n g seiner H o f f n u n g e n i m m e r näher und hörte es nicht u n g e r n , wenn man ihn f ü r einen Sohn des Gaius Caesar, des Nachfolgers des T i b e r i u s ausgab. G a i u s hatte nämlich als ganz j u n g e r Mensch, w i e man glaubte, mit seiner M u t t e r U m g a n g g e h a b t , die nicht übel von Aussehen und dem kaiserlichen Freigelassenen Kallistos von einer Lohnnäherin geboren worden war. A b e r ihr V e r k e h r mit Gaius w a r , w i e es scheint, in spätere Z e i t gefallen als die G e burt des N y m p h i d i u s , und man v e r m u t e t e vielmehr, daß er ein Sohn des Gladiators Martianus sei, in den sich N y m p h i d i a wegen seines R u h m e s verliebt hatte, und man meinte auch, daß er diesem mehr ähnelte. Aber obwohl er z u g a b , daß N y m p h i dia seine M u t t e r war, nahm er den Sturz Neros als sein alleiniges W e r k in Anspruch und glaubte d a f ü r noch nicht belohnt zu sein durch die Ehren und den R e i c h t u m , der ihm zuteil w u r d e , noch dadurch, daß er mit Sporus, dem Lieblingsknaben

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Neros, schlief, den er, während noch dessen Scheiterhaufen brannte, zu sich holte, als seine Ehefrau hielt und Poppaea 1 nannte, sondern er richtete seine Gedanken auf die Thronfolge. Das betrieb er selbst in R o m durch Freunde unter heimlichem Beistand von Frauen und Mitgliedern des Senates, und einen seiner Freunde, Gellianus, schickte er nach Spanien, um die dortige Lage der Dinge auszukundschaften. 10. F ü r Galba verlief nach dem T o d e Neros alles nach Wunsch. Z w a r machte ihm Verginius R u f u s , der in seiner Haltung noch zweideutig war, Sorge, er könnte, nachdem er zu dem Kommando eines großen, kampfkräftigen Heeres den Ruhm des Sieges über Vindex und der Unterwerfung eines großen, im Aufstand befindlichen Teiles des römischen Reiches, ganz Galliens, hinzugewonnen hatte, denen, die ihn zur Kaiserwürde beriefen, schließlich doch nachgeben. Denn keines Name war so groß, und niemand genoß einen solchen R u h m wie Verginius, da er entscheidend dazu beigetragen hatte, das römische Reich zugleich von drückender Gewaltherrschaft zu befreien und vor einem gallischen Kriege zu bewahren. Aber jener blieb auch jetzt seiner ursprünglichen Gesinnung treu und behielt dem Senat die Wahl des Kaisers vor. Als jedoch der T o d Neros offenkundig geworden war, drang die Menge wiederum in Verginius, und einer der Kriegstribunen im Z e l t zog sogar sein Schwert und forderte Verginius auf, zwischen der Kaiserwürde und dem T o d zu wählen. Nachdem aber Fabius Valens, der Befehlshaber einer Legion, als erster seine I x u t e aufGalba vereidigt hatte und aus R o m der Bericht über die Beschlüsse des Senats gekommen war, überredete Verginius endlich mit N o t und M ühe die Soldaten, Galba als Kaiser auszurufen, und als dieser ihm Flaccus Hordeonius als Nachfolger sandte, empfing er ihn, übergab ihm das Heer, zog dem heranrückenden Galba entgegen und kehrte dann in seinem Gefolge um, ohne daß ihm ein auffälliges Zeichen der Abneigung oder

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Gunst zuteil wurde. Den Anlaß für das erste gab Galba selbst, der Hochachtung für den Mann empfand, für das zweite seine Freunde und vor allem Titus Vinius, der aus Neid Verginius zu schädigen gedachte, aber damit unwissentlich dem guten Geist des Verginius Hilfe leistete, der nunmehr den Mann aus den Kriegen und Leiden, in welche die anderen führenden Männer sich verstrickten, heraus in ein von keinen Stürmen bewegtes Leben und ein von Frieden und Ruhe erfülltes Alter entrücken wollte. 11. Dem Galba kamen bei der Stadt N a r b o ' in Gallien die Abgesandten des Senats entgegen, begrüßten ihn und baten ihn, so schnell als möglich sich dem Volke, das sich nach ihm sehnte, zu zeigen. Er begegnete ihnen bei den sonstigen Zusammenkünften und Audienzen freundlich und herablassend, machte aber bei den Bewirtungen von dem vielen Tafelgerät und der kaiserlichen Dienerschaft, die ihm Nymphidius aus der Hofhaltung Neros zugeschickt hatte, keinen Gebrauch, sondern verwandte nur das eigene und erntete dafür das Lob, ein hochgesinnter, über niedere Geschmacklosigkeit erhabener Mann zu sein; sehr bald aber bezeichnete Vinius diese edle, schlichte und kluge Haltung als Demagogie und Kleinmut, der sich selbst der großen Dinge für unwürdig erkläre, und überredete ihn, von den Schätzen Neros Gebrauch zu machen und bei den Empfängen es ari der kaiserlichen Prachtentfaltung nicht fehlen zu lassen; und überhaupt erweckte der alte Herr den Eindruck, daß er sehr bald ein Spielball in der Hand des Vinius werden werde. 12. Vinius war im höchsten Maße und mehr als irgendeiner von Geldgier besessen und zugleich zügellos in seinen Liebesleidenschaften. Als er, noch jung, unter Calvisius Sabinus seinen ersten Feldzug mitmachte, holte er die zuchtlose Frau des Oberbefehlshabers nachts in Soldatenkleidung ins Feldlager und verführte sie im Hauptquartier, das die Römer Principia

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nennen. Deswegen ließ der Kaiser Caligula ihn ins Gefängnis werfen; nach seinem Tode aber hatte er das Glück, wieder frei zu werden. Als Teilnehmer an einem Gastmahl des Kaisers Claudius 1 entwendete er ein silbernes Trinkgefäß. Als der Kaiser das erfuhr, lud er ihn am nächsten Tage wieder zum Mahl, befahl aber den Dienern, ihm, wenn er käme, kein silbernes, sondern nur lauter irdenes Geschirr zu bringen und vorzusetzen. Dies veranlaßte, weil es durch die Milde des Kaisers ins Komische gezogen wurde, mehr Gelächter als Entrüstung. Was er aber, als er Galba in der Hand hatte und allmächtig geworden war, um Geld tat, wurde teils Anlaß, teils Vorwand für tragisches Geschehen und schweres Unheil. 13. Denn als Nymphidius nach der Rückkehr des Gellianus, den er gewissermaßen als Spion zu Galba entsandt hatte, von diesem erfuhr, Cornelius Laco sei zum Oberhofmeister und Kommandanten der Leibwache ernannt worden, alle Macht sei in der Hand des Vinius und er selbst habe niemals Gelegenheit gehabt, in die Nähe Galbas zu kommen und mit ihm persönlich zu sprechen, weil alle ihn beargwöhnten und belauerten, war er aufs höchste beunruhigt. Er rief die Offiziere des Heeres zusammen und sagte, Galba selbst sei zwar ein gütiger und maßvoller alter Herr, aber durchaus nicht mehr Herr seiner Entschlüsse, sondern werde von Vinius und Laco unheilvoll beeinflußt. Bevor diese sich nun unvermerkt den Einfluß und die Macht aneigneten, die Tigellinus besessen habe, solle man dem Kaiser Gesandte vom Heere schicken, um ihm vorzustellen, wenn er nur diesen zweien seiner Freunde den Abschied gäbe, werde er bei ihnen allen viel freudiger empfangen werden. Da er sie aber mit diesen Worten nicht überzeugte, sondern es unstatthaft und abgeschmackt erschien, einem greisen Feldherrn wie einem Knaben, der eben erst die Macht zu kosten bekomme, Vorschriften zu machen, wen er zum Freunde haben solle und wen nicht, schlug er einen andern Weg ein und

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schrieb Briefe an G a l b a , um ihm A n g s t zu machen, bald, in der S t a d t sei vieles in U n r u h e und in G ä r u n g , bald, C l a u d i u s M a c e r halte in A f r i k a die Getreideschiffe z u r ü c k , dann w i e d e r , die Legionen in G e r m a n i e n neigten zur Meuterei und über die Heere in Syrien und J u d ä a höre man Ähnliches. D a aber G a l b a nicht viel darauf gab und ihm keinen Glauben schenkte, entschloß er sich zu einem schnellen Wagnis. Z w a r riet ihm C l o d i u s Celsus aus Antiocheia, ein kluger M a n n , der ihm treu und ergeben w a r , davon ab und sagte, er glaube nicht, daß auch nur ein Bezirk in R o m N y m p h i d i u s als Kaiser anerkennen w e r d e ; aber die meisten lachten ihn aus, und Mithridates Ponticus spottete über die Glatze und die Runzeln Galbas und sagte, jetzt hielten die R ö m e r wohl e t w a s von ihm, wenn sie ihn aber zu sehen bek ä m e n , würden sie meinen, sich der T a g e , an denen er Kaiser hieß, schämen zu müssen. 14.. Es w u r d e also beschlossen, N y m p h i d i u s um M i t t e r nacht ins L a g e r zu geleiten und zum Kaiser auszurufen. Da rief als erster der Kriegstribunen Antonius H o n o r a t u s , als es A b e n d g e w o r d e n war, die ihm unterstellten Soldaten zusammen und schalt erst sich selbst und dann sie, daß sie binnen kurzem so oft die Stellung wechselten, nicht nach einem wohlüberlegten Plan oder, um sich f ü r einen Besseren zu entscheiden, sondern weil ein Dämon sie von Verrat zu Verrat treibe. D e r erste Schritt trage seine B e g r ü n d u n g in den Verbrechen N e r o s . J e t z t aber wollten sie G a l b a verraten: Welchen M u t t e r m o r d , welche Hinschlachtung der G a t t i n hätten sie ihm v o r z u w e r f e n ? Welcher Schaustellung des Kaisers auf Bühne oder T h e a t e r hätten sie sich z u s c h ä m e n ? 1 « A u c h jenen hätten wir trotz solcher Verbrechen nicht g e w a g t im Stich zu lassen, sondern weil w i r N y m p h i d i u s glaubten, daß er zuerst uns im Stich gelassen habe und nach Ä g y p t e n geflohen sei. Sollen w i r nun nach Nero auch G a l b a hinopfern, und, um den Sohn der N'ymphidia zum Kaiser zu machen, den der Livia töten, w i e w i r den der Agrip-

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pina getötet haben ? Oder sollen wir diesen Mann bestrafen für das, was er getan hat, und als Rächer Neros und als gute und getreue Wächter Galbas auftreten?» Da der Kriegstribun so sprach, pflichteten ihm alle Soldaten bei, liefen auch zu den anderen, mahnten sie, dem Kaiser treu zu bleiben, und stimmten die meisten um. Als sich darauf ein Geschrei erhob, glaubte Nymphidius entweder (wie einige meinen), die Soldaten riefen schon nach ihm, oder er wollte sich beeilen, dem noch bestehenden Schwanken und Zweifeln zuvorzukommen, und kam mit vielen Fackeln angerückt. Er hatte in einem Heft eine von Cingonius Varro* verfaßte Rede mit, die er auswendig gelernt hatte, um sie vor den Soldaten zu halten. Als er die Tore geschlossen und auf den Mauern viele Soldaten in Waffen sah, bekam er Angst, ging heran und fragte, was sie wollten und auf wessen Befehl sie unter Waffen seien. Als ihm der einstimmige Ruf begegnete, daß sie Galba als Kaiser anerkannten, stimmte er, näher tretend, selbst in den Ruf ein und befahl seinem Gefolge, dasselbe zu tun. Kaum aber hatten die Torwachen ihn mit wenigen Begleitern eintreten lassen, als ein Wurfspeer nach ihm geschleudert wurde. Diesen fing Septimius vor ihm mit seinem Schilde auf; als aber andere mit nackten Schwertern auf ihn eindrangen, floh er, wurde verfolgt und in der Kammer eines Soldaten abgeschlachtet. Den Leichnam zerrten sie auf einen freien Platz, umgaben ihn mit einem Gatter und stellten ihn am folgenden Tage denen, die ihn sehen wollten, zur Schau. i j . Nachdem Nymphidius so zu Tode gekommen war, befahl Galba, als er es erfuhr, auch alle seine Mitverschworenen, soweit sie nicht schon mit ihm gefallen waren, hinzurichten unter ihnen auch Cingonius, der die Rede verfaßt hatte, und Mithridates Ponticus - und brachte sich so in den Ruf, daß er, wenn auch nicht ungerecht, so doch gegen Gesetz und Brauch vornehme Männer ohne Gericht und Urteil getötet habe. Denn alle erwarteten eine andere Form der Herrschaft,

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indem sie sich wie gewöhnlich durch die im Anfang gemachten Versprechungen täuschen ließen. Noch mehr erbitterte sie der Befehl zur Hinrichtung eines gewesenen Konsuls, der Nero treu geblieben war, Petronius Turpilianus 1 . Denn dafür, daß er Macer in Afrika durch Trebonius und Fonteius in Germanien d u r c h V a l e n s t o t e n ließ, h a t t e e r d e n V o r w a n d , d a ß e r sie f ü r c h -

te, weil sie über starke Heere verfügten. Aber Turpilianus, einem wehr- und waffenlosen Greis, die Verteidigung zu gestatten, bestand kein Hindernis, wenn er die Mäßigung, die er in seinen Erlassen versprach, durch die Tat bewähren wollte. Solche Vorwürfe wurden ihm wegen dieser Handlungen gemacht. Als er dann heranrückend noch etwa fünfundzwanzig Stadien von der Stadt entfernt war, begegnete ihm Ungebühr und Aufruhr, weil die Ruderer die Straße besetzt hatten und von allen Seiten herandrängten. Es waren die Leute, die Nero zu einer Legion formiert und zu Soldaten gemacht hatte 1 , und da sich jetzt die Gelegenheit bot, sich ihr Soldatentum bestätigen zu lassen, so gestatteten sie den Herankommenden nicht, dem Kaiser vor Augen zu treten und von ihm gehört zu werden, sondern forderten mit wildem Geschrei Feldzeichen für die Legion und eine Garnison, und da der Kaiser die Sache verschieben wollte und später noch einmal vorzukommen befahl, nahmen sie den Aufschub nur für eine Form der Ablehnung, entrüsteten sich und wichen ihm unter fortwährendem Geschrei nicht von der Seite. Als einige gar die Schwerter zogen, befahl Galba den Reitern, auf sie einzuhauen. Da leistete keiner Widerstand, sondern sie wurden teils sogleich niedergeritten, teils auf der Flucht getötet - kein gutes und glückverheißendes Vorzeichen für Galba, der nun durch soviel Blut und Leichen in die Stadt einzog; und wenn mancher ihn bisher mißachtete und für einen schwachen Greis ansah, so erweckte er nun in allen Furcht und Entsetzen.

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16. Als er dann gegenüber der verschwenderischen Maßlosigkeit Neros im Schenken einen großen Wandel eintreten lassen wollte, wußte er nicht das gebührende Maß einzuhalten. Als Canus bei Tafel vor ihm Flöte spielte - er war aber eine Berühmtheit - , lobte und rühmte er ihn sehr, ließ sich seine Geldschatulle bringen, entnahm ihr einige Goldstücke und gab sie dem Canus mit den Worten, er schenke sie ihm aus dem eigenen Vermögen, nicht aus Staatsgeldern. Die Geschenke, die Nero Bühnenkünstlern und Athleten gemacht hatte, ließ er mit großer Strenge bis auf ein Zehntel wieder einfordern, und da er nur wenig mit Mühe und Not hereinbekam - denn die meisten der Empfänger, leichtlebige Leute, die nicht flir den folgenden T a g sorgten, hatten sie schon vertan - , ließ er nach denen forschen, die von ihnen etwas gekauft oder sonstwie bekommen hatten, und von ihnen eintreiben. Da dieses Verfahren aber kein Ziel kannte, sondern immer weiter griff und viele Leute erfaßte, so kam der Kaiser selbst in Verruf, und Neid und Haß richtete sich gegen Vinius, weil er den Kaiser allen anderen gegenüber schäbig und kleinlich zu sein veranlaßte, während er selbst ein ausschweifendes Leben führte und alles nahm und verkaufte. Hesiod' sagt ja nun: «Lösche den Durst, wenn du öffnest das Faß, und wenn es zu End* geht»; aber Vinius, der Galba alt und schwach sah, sättigte sich gehörig an dem Glück, bei dem Anfang und Ende zusammenzufallen schien. 17. Zunächst wurde der Greis durch die schlechte Verwaltung, die Vinius führte, geschädigt, dann auch dadurch, daß er seine guten Vorsätze in Verruf brachte oder durchkreuzte. So bei der Bestrafung der Anhänger Neros. Er ließ die Nichtswürdigen hinrichten, unter ihnen Helios, Polykleitos, Petinus und Patrobios, und das Volk zollte Beifall, und als sie über den

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Markt zum Tode geführt wurden, schrie man, das sei eine schöne, gottwohlgefällige Prozession, aber Götter und Menschen forderten nun auch den Lehrer und Förderer des Tyrannenregiments, Tigellinus'. Aber dieser Ehrenmann

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schon Vinius durch ein großes Angeld für sich gewonnen. So mußte Tnrpilianus sterben, Ha man ihn haßte, weil er den verbrecherischen Kaiser nicht verraten und nicht gehaßt hatte, ohne sich aber an seinen Verbrechen zu beteiligen; derjenige aber, der Nero erst todeswürdig gemacht und ihn dann, als er ihn so weit gebracht, verlassen und verraten hatte, der kam mit dem Leben davon, ein starker Beweis dafür, daß, wer ordentlich gab, alles bei Vinius erreichen und erhoffen konnte. Denn nach keinem Schauspiel verlangte das römische Volk so sehr wie, Tigellinus zum Tode geführt zu sehen, und hörte nicht auf, bei allen Aufführungen in Theater und Zirkus seinen Kopf zu fordern, wurde aber durch einen Erlaß des Kaisers vor den Kopf gestoßen, der besagte, Tigellinus werde nicht mehr lange leben, da er von einer tödlichen Krankheit verzehrt werde, und das Volk ermahnte, die Regierung nicht zu reizen und zur Tyrannei zu verleiten. Als das Volk darüber unwillig war, verlachten sie es noch. Tigellinus feierte ein Dankopferfest und veranstaltete ein glänzendes Gastmahl, Vinius erhob sich von der Tafel des Kaisers und begab sich in schwärmendem Zuge, begleitet von seiner verwitweten Tochter, zu Tigellinus, und dieser trank ihr zweihundertfünfzigtausend Denare zu und befahl der vornehmsten seiner Haremsdamen, ihren Halsschmuck im Werte von hundertfünfzigtausend Denaren abzunehmen und jener umzuhängen. 18. Hiernach wurden auch die vernünftigen Handlungen Galbas übel gedeutet, so sein Verfahren den Galliern gegenüber, die mit Vindex gemeinsame Sache gemacht hatten. Man meinte nämlich, daß sie nicht durch die Güte des Kaisers, sondern gegen Bezahlung an Vinius Steuererlaß und Bürgerrecht

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erhalten hätten. Daher waren die meisten der Regierung feindlich gesinnt. Die Soldaten, welche das versprochene Geschenk nicht bekamen, ließen sich anfänglich durch die Hoffnung hinhalten, er werde ihnen, wenn auch nicht soviel, so doch die Summe geben, die ihnen Nero gegeben hatte. Als er aber, von ihrer Unzufriedenheit unterrichtet, das eines großen Feldherrn würdige Wort sprach, er pflege Soldaten auszuheben, nicht zu kaufen, erfaßte sie, als sie davon hörten, ein wilder und wütender Haß gegen ihn. Denn sie meinten, er enthalte ihnen so nicht nur selbst das Ihrige vor, sondern stelle auch ein Gesetz und eine Richtschnur für seine Nachfolger auf. Doch hielt sich die Gärung bei den Soldaten in Rom noch unter der Decke, eine gewisse Scheu dem anwesenden Galba gegenüber bewirkte eine Zurückhaltung und ein Hinzögern der Erhebung, und das Fehlen eines deutlich sichtbaren Anstoßes zu einem Umsturz dämpfte und verbarg einigermaßen die feindselige Gesinnung. Jedoch die Heere in Germanien, die früher Verginius unterstanden hatten und jetzt von Flaccus kommandiert wurden, die für ihren Sieg über Vindex auf hohe Belohnungen gerechnet, aber nichts bekommen hatten, ließen sich von ihren Offizieren auf keine Weise begütigen. Auf Flaccus selbst, der durch eine schwere Gicht körperlich geschwächt und in den Geschäften unerfahren war, gaben sie gar nichts, und als einmal bei einer Heerschau die Obersten und Hauptleute nach der Gewohnheit bei den Römern Gebete für Glück und Wohlergehen des Kaisers Galba darbrachten, erhob die Menge zuerst einen großen Lärm, und als die Offiziere die Gebete fortsetzten, riefen sie dazwischen: «Wenn er es verdient.» 19. Da auch die unter Vitellius 1 stehenden Legionen sich öfters solche und ähnliche Ausschreitungen erlaubten, wurden von den Statthaltern Berichte darüber an Galba gesandt. Da er nun fürchtete, daß er nicht nur seines hohen Alters, sondern auch seiner Kinderlosigkeit wegen gering geachtet würde,

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gedachte er einen jungen Mann aus vornehmem Hause zu adoptieren und zu seinem Nachfolger in der Regierung zu ernennen. Da war ein gewisser Marcus Otho, ein Mann von nicht unedler Herkunft, der aber durch Üppigkeit und Genußsucht von Kind auf wie nur irgendeiner in Rom verdorben war, unH wie Homer den Alexandras oftmals den « Gatten der schönhaarigen Helene» nennt und ihn, weil er sonst nichts Besonderes aufzuweisen hat, wegen seines Weibes rühmt, so war Otho wegen seiner Ehe mit Poppaea in Rom bekannt geworden. In sie, die mit Crispinus vermählt war, hatte sich Nero verliebt. Weil er aber noch Scheu vor seiner Gemahlin und Furcht vor seiner M u t t e r 1 empfand, so schickte er insgeheim Otho ab, um Poppaea zu verführen. Denn er hielt sich Otho wegen seiner Zuchtlosigkeit als Freund und Gesellschafter und hatte seinen Spaß daran, wenn er von ihm oft wegen seiner Sparsamkeit und Knauserei verspotter wurde. Einmal, so wird erzählt, hatte Nero sich mit dem kostbarsten Myrrhenöl parfümiert und auch Otho damit bespritzt, worauf dieser ihn am nächsten Tage zu sich lud und überall silberne und goldene Röhren anbringen ließ, die plötzlich Myrrhenöl wie Wasser spritzten und die Gäste über und über durchnäßten. Er verführte also Poppaea noch vor Nero, verlockte sie mit den Aussichten auf ihn und brachte sie dazu, sich von ihrem Mann scheiden zu lassen. Nachdem sie als seine Ehefrau zu ihm gekommen war, begnügte er sich nicht damit, ihr Mitbesitzer zu sein, sondern war erbost, daß er sie mit einem andern teilen sollte; und wie es heißt, war auch Poppaea diese Eifersucht nicht unwillkommen, denn sie soll sich, auch wenn Otho abwesend war, vor Nero verschlossen haben, sei es, um eine Übersättigung am Genuß zu vermeiden, oder sei es, daß sie, wie einige sagen, aus Zuchtlosigkeit keine Lust hatte, sich mit dem Kaiser zu vermählen, aber nicht abgeneigt war, ihn zum Liebhaber zu haben. Hier-

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durch kam Otho in Lebensgefahr, und es war gegen alle Erwartung, daß Nero, der wegen der Verbindung mit Poppaea seine Frau und Schwester 1 umgebracht hatte, Otho verschonte. 20. Aber er hatte Seneca zum Gönner, und auf dessen Rat und Mahnung wurde er von Nero als Statthalter von Lusitanien 1 an den Ozean gesandt. Dort zeigte er sich gegen seine Untertanen nicht ungütig noch hassenswert, da er wußte, daß ihm die Statthalterschaft als Pflaster und Vertuschung der Verbannung gegeben worden war. Als jetzt Galba abfiel, trat er als erster von den Statthaltern auf seine Seite, überbrachte ihm seinen ganzen Besitz an silbernem und goldenem Tafelgeschirr und Prunktischen zur Münzprägung und schenkte ihm eine Anzahl seiner Sklaven, die einem Herrscher in der gehörigen Form aufzuwarten verstanden. Er erwies sich ihm in allem ergeben und lieferte den Beweis, daß er in Geschäften nicht minder erfahren war als irgendeiner. Während der ganzen Reise fuhr er viele Tage mit ihm im selben Wagen und erwarb sich während dieses Zusammenseins auch die Gunst des Vinius durch Höflichkeit im Verkehr und reiche Geschenke, und dadurch vor allem, daß er ihm den ersten Rang überließ, sicherte er sich den zweiten Rang nach ihm, war ihm aber darin über, daß er kein Mißfallen erregte, indem er denen, die sich an ihn wendeten, in allem uneigennützig behilflich war und sich gegen jedermann zugänglich und entgegenkommend erwies. Vor allem bemühte er sich um die Militärs und verhalf vielen zur Beförderung in Offiziersstellen, indem er sich entweder an den Kaiser selbst wendete oder Vinius und die Freigelassenen Icelus und Asiaticus um ihre Vermittlung bat; denn diese hatten den größten Einfluß am Hofe. Sooft er Galba bewirtete, spickte er die jeweils wachhabende Kohorte und gab jedem Mann ein Goldstück, womit er scheinbar dem Gast eine Ehre erwies, während er ihm entgegenarbeitete und die Soldaten für sich gewann.

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2 1 . Als jetzt Galba sich Gedanken um seine Nachfolge machte, empfahl Vinius den Otho, tat das aber nicht umsonst, sondern um den Preis der Verehelichung seiner Tochter; sie hatten nämlich vereinbart, daß Otho, sobald er zum Sohn Galbas und Thronfolger ernannt sei, sie heiraten solle. Aber Galba gab stets zu verstehen, daß er das Gemeinwohl höher stellte als seine privaten Wünsche und nicht denjenigen, der ihm am liebsten wäre, zu adoptieren gedachte, sondern der den Römern am meisten nützen könnte. Auch für sein Privatvermögen würde er, so scheint es, Otho nicht zum Erben gewählt haben, da er ihn als ausschweifend und verschwenderisch kannte und wußte, daß er mit fünfzig Millionen Denar Schulden belastet war. Daher hörte er Vinius ruhig und gelassen an, verschob aber die Entscheidung. Als er sich selbst zum Konsul und Vinius zu seinem Kollegen ernannte, erwartete man, daß er zum Jahresanfang seinen Nachfolger benennen würde. Das Militär wünschte lieber als irgendeinen andern Otho ernannt zu sehen. 22. Da überrascht ihn, während er noch zögert und schwankt, der Ausbruch der Empörung in Germanien. Denn insgesamt haßten die Soldaten den Galba, weil er ihnen das versprochene Geschenk nicht gab, und die in Germanien hatten noch den besonderen Grund vorzubringen, daß Verginius Rufus schimpflich abgesetzt, die Gallier, die gegen sie gekämpft hätten, belohnt worden seien, und diejenigen, die sich nicht Vindex angeschlossen hätten, bestraft würden; ihm allein wisse Galba Dank, ehre ihn noch nach seinem Tode und lasse ihm von Staats wegen Totenopfer darbringen, als ob er von ihm zum Kaiser der Römer gemacht worden sei. Da derartige Reden schon ganz offen im Lager geführt wurden, kam der Neujahrstag heran, welchen sie Kaienden des Januar nennen. Als jetzt Flaccus sie zu der üblichen Vereidigung auf den Kaiser antreten ließ, kamen sie heran, warfen die Bildsäulen des Galba um und zerschlugen sie, leisteten den Eid auf den Senat und das Volk der

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Römer und gingen auseinander. Hierauf entstand bei den Offizieren die Befürchtung, daß das Fehlen eines Herrschers Anarchie bedeuten könne. Da sagte einer unter ihnen: «Was tun wir, Kameraden, daß wir weder einen andern zum Herrscher machen noch dem gegenwärtigen die T r e u e halten, als o b wir nicht G a l b a , sondern überhaupt Befehl und Gehorsam ablehnten? Von Hordeonius Flaccus, der nichts ist als ein Schatten und ein Abbild Galbas, müssen wir wohl absehen. A b e r nur eine Tagesreise von hier steht Vitellius, der Statthalter des anderen Germanien, Sohn eines Vaters, der Zensor, dreimal Konsul und gewissermaßen Mitregent des Kaisers Claudius gewesen ist, und selbst ein Mann, der mit seiner von manchen getadelten A r m u t einen glänzenden Beweis seiner Redlichkeit und hohen Gesinnung liefert. A u f ! Wählen wir ihn und beweisen wir damit allen Menschen, daß wir besser befähigt sind als Spanier und Lusitanier, einen Kaiser zu wählen!» Während einige diesem Vorschlag schon zustimmten, andere noch nicht, entfernte sich ein Fahnenträger heimlich und brachte Vitellius die Nachricht, während viele bei ihm zur Nacht speisten. Als die Kunde sich bei den Truppenteilen verbreitete, kam zuerst Fabius Valens, der Kommandant einer Legion, am folgenden T a g e mit vielen Reitern herangeritten und begrüßte Vitellius als Kaiser. Dieser hatte an den vorangehenden Tagen sich anscheinend noch geweigert und abgelehnt aus Scheu vor dem Gewicht der Kaiserwürde. Jetzt aber kam er, so wird berichtet, vom Mittagsmahl, vollgegessen und vom Wein erhitzt heraus und ließ es sich gefallen, daß man ihm den Namen Germanicus g a b ; den Namen Caesar lehnte er ab. Sogleich schlug auch das Heer des Flaccus den schönen und demokratischen Eid auf den Senat in den Wind und schwor, den Befehlen des Kaisers Vitellius zu gehorchen. 23. So war Vitellius in Germanien zum Kaiser ausgerufen worden. A u f die Nachricht von der dortigen Empörung schob

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Galba die Adoption nicht länger auf, und da er wußte, daß einige seiner Freunde für Dolabella, die meisten für Otho stimmten, von denen er selbst keinen für geeignet hielt, ließ er plötzlich, ohne etwas vorher zu sagen, Piso rufen, einen Sohn des Crassus und der Scribonia, welche Nero hatte hinrichten lassen, einen jungen Mann, der sich bei guter Veranlagung in jeder Hinsicht durch Sittsamkeit und Ernst auszeichnete. Er begab sich ins Lager, um ihn zum Caesar und Thronfolger zu ernennen. Jedoch schon sogleich bei seinem Aufbruch wurden unheilverkündende Vorzeichen am Himmel bemerklich, und als er im Lager seine Rede teils herzusagen, teils abzulesen begann, donnerte und blitzte es so heftig, und ein solcher Regen ergoß sich bei dichter Finsternis über Stadt und Lager, daß vollkommen deutlich wurde, daß die Gottheit die Adoption nicht genehmigte noch guthieß und daß sie nicht gut auslaufen werde. Auch war das Militär finster und verbittert, weil ihnen auch jetzt noch kein Geschenk gewährt wurde. An Piso aber bewunderten die Anwesenden, daß er, wie man seinen Worten und seiner Miene entnehmen konnte, eine so hohe Gunstbezeugung ohne Erschütterung, wenn auch nicht ohne Dankgefühl entgegennahm, wie andererseits in Othos Gesicht viele Zeichen darauf deuteten, daß er mit Zorn und Bitterkeit die Enttäuschung seiner Hoffnung trug, deren man ihn zuerst gewürdigt hatte, der er so nahegerückt war und deren Nichterfüllung er als Zeichen des Hasses und der Feindseligkeit Galbas gegen ihn nahm. Daher sah er auch der Zukunft nicht ohne Besorgnis entgegen, sondern fürchtete Piso, verabscheute Galba, grollte Vinius und ging von vielen Leidenschaften bewegt davon. Denn die Hoffnung aufzugeben und ganz zu entsagen, gestatteten ihm die Seher und Chaldäer nicht, die er immer um sich hatte, besonders Ptolemaios, der sich auf seine oft gemachte Voraussage berief, Nero werde ihn nicht töten, sondern vor ihm sterben, und er werde ihn überleben und über die Römer

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herrschen; da der erste Teil der Prophezeiung eingetroffen sei, solle er, so forderte er, auch dem zweiten Teil nicht mißtrauen. Nicht zum wenigsten waren es auch diejenigen, welche ihn insgeheim bedauerten und mit ihm klagten, daß er Undank erfahren habe, und die meisten der früher in Ehren stehenden, jetzt abgeblitzten und in Niedrigkeit versunkenen Kreaturen des Tigellinus und Nymphidius, die sich Otho an den Hals warfen, mit ihm entrüsteten und ihn aufhetzten. 24. Unter ihnen waren Veturius und Barbius, Optio der eine, Tesserarius der andere; so heißen bei den Römern diejenigen, die den Dienst als Boten und Aufseher versehen. Mit ihnen ging Othos Freigelassener Onomastos überall herum und verführte mit Geld oder mit Versprechungen die Soldaten, die schon meuterisch gestimmt waren und nur eines Anstoßes bedurften. Denn es wäre nicht eine Sache von vier Tagen gewesen, die Moral eines gesunden Heeres zu untergraben; so viele lagen nämlich zwischen der Adoption und der Ermordung, die am sechsten Tage danach erfolgte, welchen die Römer den achtzehnten vor den Kaienden des Februar' nennen. Gleich am Morgen dieses Tages opferte Galba auf dem Palatium in Gegenwart seiner Freunde, und der Opferpriester Umbricius sagte im Augenblick, da er die Eingeweide des Tieres in die Hände nahm und sie betrachtete, nicht mit Umschweifen, sondern mit klaren Worten, er sehe darin Zeichen schwerer Wirren und einer durch Hinterlist über dem Haupte des Kaisers schwebenden Gefahr, womit der Gott ihm eigentlich Otho geradezu in die Hände lieferte, denn er stand hinter Galba und achtete auf das, was Umbricius sagte und zeigte. Während er dadurch sehr aufgeregt war und vor Furcht mehrmals die Farbe wechselte, trat der Freigelassene Onomastos zu ihm und sagte, die Baumeister seien gekommen und warteten zu Hause auf ihn. Das war aber das verabredete Zeichen, auf das hin Otho zu den Soldaten kommen sollte. Er sagte also, er habe ein altes

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H a u s gekauft und wolle den Verkäufern die schlechten Stellen zeigen, ging d a v o n , stieg durch das sogenannte H a u s des T i berius hinunter zum M a r k t , w o die goldene Säule steht, bei der alle durch Italien angelegten Straßen e n d i g e n ' . 25. D o r t sollen die ersten, die ihn empfingen und z u m Kaiser ausriefen, nicht mehr als dreiundzwanzig gewesen sein. Daher bekam er es, obwohl er trotz seiner körperlichen Weichlichkeit und seines weibischen Wesens seelisch nicht verzärtelt w a r , sondern draufgängerisch und unbeugsam in der G e f a h r , doch mit der A n g s t . A b e r die erschienenen Soldaten ließen nicht locker, sondern umringten mit gezogenen S c h w e r t e r n seine Sänfte und drängten zum A u f b r u c h , obwohl er oftmals rief, er sei verloren, .und die Sänftenträger zur Eile antrieb. D a s hörten einige, die aber mehr erstaunt als bestürzt waren w e g e n der geringen Z a h l derer, die das W a g s t ü c k unternommen hatten. Während er so über den M a r k t getragen w u r d e , stießen ebenso viele zu i h m , und weitere kamen hinzu in G r u p p e n zu drei und vier. Dann kehrten alle um und zogen zum L a g e r , während sie ihn zum Kaiser ausriefen und die nackten S c h w e r t e r vorstreckten. D e r Kriegstribun, der die L a g e r w a c h e hatte, Martialis, w a r , w i e man sagt, nicht e i n g e w e i h t , geriet aber durch den unerwarteten Vorfall so in A n g s t und Schrecken, daß er sie passieren ließ. Als Otho drinnen w a r , widersetzte sich ihm niemand, denn die von dem Vorhaben nichts wußten, wurden von den Wissenden, die sich mit Vorsatz zusammenschlössen, umringt und gingen einzeln und paarweise, erst aus F u r c h t , dann g u t w i l l i g , zu ihnen über. A u f s Palatium gelangte die M e l d u n g an G a l b a sofort, während der Opferpriester noch da und die heilige H a n d l u n g noch i m G a n g e w a r , so daß auch diejenigen, welche solchen Dingen ganz ungläubig und ablehnend gegenüberstanden, erschraken und über die göttliche F ü g u n g staunten. Da jetzt allerlei Volk v o m M a r k t her zusammenströmte, traten Vinius und Laco und

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einige Freigelassene mit gezückten Schwertern Galba zur Seite, und Piso ging davon, um mit der Palastwache zu sprechen. Marius Celsus, ein zuverlässiger Mann', wurde abgesandt, um sich der in der sogenannten Basilica Vipsania 2 lagernden illyrischen Legion zu versichern. 26. Während Galba überlegte, ob er sich öffentlich zeigen sollte, und Vinius dagegen war, Celsus und Laco dazu rieten und Vinius heftig schalten, verbreitete sich das Gerücht, Otho sei im Lager getötet worden, und nach kurzem sah man Iulius Atticus, einen angesehenen Mann der Leibwache, mit bloßem Schwert herbeieilen und hörte ihn rufen, er habe den Feind des Kaisers getötet. Er drängte sich durch die Menge zu Galba und zeigte ihm sein blutbespritztes Schwert. Der blickte ihn an und sagte: «Wer hat dir den Befehl gegeben?» Als der Mann antwortete, seine Treue und der Eid, den er geschworen habe, und die Menge bravo rief und klatschte, bestieg er die Sänfte und ließ sich davontragen, gewillt, Iuppiterzu opfern und sich den Bürgern zu zeigen. Als er aber auf den Markt kam, schlug ihm wie bei einem Windwechsel das Gerücht entgegen, Otho sei Herr des Heeres. Da nun, wie natürlich in einer so großen Menge, die einen schrien, er solle umkehren, die anderen, er solle weitergehen, wieder andere ihm Mut machten, noch andere zum Mißtrauen rieten, die Sänfte wie auf stürmischer See hin- und hergeworfen wurde und oft umzustürzen drohte, sah man zuerst Reiter, dann auch Fußvolk durch die Basilica des Paulus 3 heranrücken, die einstimmig laut riefen, das Publikum solle Platz machen. Es gab nun ein großes Gedränge, doch zerstreuten sich die Leute nicht flüchtig, sondern besetzten wie zu einer Schau die Hallen und die höher gelegenen Punkte des Marktes. Als jetzt Atilius Vergilio das Bild Galbas herunterriß 4, begannen sie den Kampf und schleuderten ihre Speere auf die Sänfte, trafen sie aber nicht und rückten nun mit gezückten Schwertern heran. Keiner leistete Widerstand und nahm

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den Kampf auf, außer einem Mann, den als einzigen unter sovielen Tausenden die Sonne sich würdig des römischen Reiches benehmen sah. Es war der Centurio Sempronius Densus, der, ohne besondere Gunst von Galba genossen zu haben, nur zur Pflicht und zum Gesetz stehend, schützend vor die Sänfte trat. F.r hob zuerst den Rebstock, mit dem die O n t u r i o n e n die Soldaten züchtigen, die Schläge verdienen, und schrie den Andringenden zu und befahl ihnen, sich nicht an dem Kaiser zu vergreifen. Als sie dann über ihn herfielen, zog er das Schwert und wehrte sich lange Zeit, bis er, in die Kniekehlen getroffen, stürzte. 27. Als beim sogenannten Lacus Curtius" die Sänfte umstürzte und Galba herausfiel, liefen sie herzu und hieben auf ihn, der den Panzer trug, ein. Er streckte ihnen den Hals hin und sagte: « T u t es nur, wenn das zum Heile des romischen Volkes i s t ! » E r bekam nun viele Hiebe in Beine und Arme, aber den Todesstoß gab ihm, wie die meisten sagen, ein gewisser Camurius von der fünfzehnten Legion; andere nennen einen Terentius, noch andere Lecanius oder Fabius Fabullus; der habe ihm auch den Kopf abgeschlagen und ihn, da er wegen der fehlenden Haare schlecht zu fassen war, in seinen Rock genommen und fortgetragen, und als seine Begleiter ihn mahnten, er solle seine Heldentat nicht verstecken, sondern allen zu sehen geben, habe er ihn auf eine Lanze gespießt und emporgeschwungen das Antlitz eines Greises, redlichen Herrschers, Oberpriesters und Konsuls - und sei damit herumgerannt wie eine Mänade, indem er sich oft umwandte und die bluttriefende Lanze schüttelte. Otho habe, als ihm der Kopf gebracht wurde, geschrien: «Das ist nichts, Kameraden, zeigt mir den Kopf des Piso!» Nach kurzem wurde er ihm gebracht; denn der junge Mann war verwundet worden, geflohen und von einem gewissen Murcus verfolgt und beim Tempel der Vesta erschlagen worden. Erschlagen wurde auch Vinius, obwohl er versicherte, er

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sei Teilhaber der Verschwörung gegen Galba gewesen; er schrie nämlich, er sterbe gegen den Willen Othos. Aber auch seinen Kopf schlugen sie ab und den Lacos, brachten beide zu Otho und forderten eine Belohnung. Aber wie Archilochos 1 sagt: «Sieben Feinde sind gefallen, die verfolgend wir gepackt, Aber tausend Mörder sind wir», so war es auch damals: Viele, die an dem Morde nicht beteiligt gewesen waren, beschmierten sich ihre Arme und Schwerter mit Blut, wiesen sie vor und forderten in Bittschriften, die sie Otho einreichten, Belohnungen. Hundertzwanzig solche Bittsteller wurden später aus den Papieren festgestellt, die Vitellius alle aufspüren und hinrichten ließ. Auch Marius Celsus kam ins Lager, wo viele Klage gegen ihn erhoben, er habe die Soldaten zur Hilfe für Galba gewinnen wollen, und die Menge schrie, man solle ihn hinrichten. Otho wollte dem nicht stattgeben, da er sich aber scheute zu widersprechen, erklärte er, er wolle ihn nicht so schnell hinrichten lassen, es gebe Dinge, über die er den Mann erst vernehmen lassen wolle. Er ließ ihn also gefesselt in Gewahrsam nehmen und übergab ihn Leuten seines Vertrauens. 28. Sofort wurde der Senat zusammengetrommelt, und als ob sie andere geworden wären oder die Götter andere geworden wären, kamen die Senatoren zusammen und schworen den Eid auf Otho, den er selbst auf Galba geschworen und nicht gehalten hatte, und ernannten ihn zum Caesar und Augustus, während noch die Leichen ohne Köpfe in ihrer konsularischen Amtstracht auf dem Markt lagen. Da sie mit den Köpfen nichts mehr anzufangen wußten, verkauften sie den des Vinius für zweitausendfünfhundert Denare an seine Tochter, den Pisos bekam auf ihre Bitte dessen Frau Verania, und den Galbas schenkten sie den Sklaven des Patrobios und Tigellinus. Diese

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beschimpften und mißhandelten ihn aufjede Weise uid warfen ihn dann dorthin, wo die von den Kaisern Verurteilen hingerichtet werden; Sessorium heißt der Ort. Den Leichmm Galbas ließ Helvidius Priscus 1 mit Erlaubnis Othos aufnehmen, und sein Freigelassener Argeios bestattete ihn bei Nach'. 29. Dies ist die Geschichte Galbas, eines Mannes, 1er weder an Adel noch an Reichtum vielen Römern nachsand, und wenn man beides zusammennimmt, den ersten Platzunter seinen Zeitgenossen einnahm und unter der Regierung von fünf Kaisern ehrenvoll und hochangesehen gelebt hat, ;o daß er mehr durch sein Ansehen als durch seine Macht N e o stürzen konnte. Denn diejenigen, welche sich mit daran betriligt hatten, hielt niemand des Regiments für würdig, auch sie selbst nicht. Galba aber, der zur Kaiserwürde berufen Wirde, dem Rufe folgte und dem Wagnis des Vindex seinen Nanen lieh, machte seinen Aufstand, den man erst Empörung ind Revolution nannte, zu einem echten Bürgerkrieg dadurch daß er in ihm einen zum Herrschen befähigten Mann zum Fihrer bekam. In der Meinung, nicht für sich die Staatsmach zu übernehmen, sondern sich ihr zur Verfügung zu stellen,gedachte er die von Tigellinus und Ny mphidius korrumpiertenßürger so zu beherrschen, wie Scipio, Fabricius und Camillus de Römer von damals beherrscht hatten. Aber, vom Alter eitkräftet, war er zwar, soweit es um Waffen und Heere ging, tin echter Herrscher vom alten Schlage; da er sich aber Vinius,Laco und den Freigelassenen, denen für Geld alles feil war, in Jie Hand gab, wie vorher Nero den Unersättlichsten, so hinerließ er niemand, der seine Regierung zurückersehnte, aberviele, die seinen T o d bedauerten.

OTHO

i. Der neue Kaiser begab sich bei Tagesanbruch aufs Kapitol und opferte. Erließ sich Marius Celsus vorführen, begrüßte ihn, redete freundlich mit ihm und bat ihn, die Ursache seiner Gefangensetzung zu vergessen und lieber seiner Freilassung zu gedenken. Als darauf Celsus nicht ohne Adel und Feingefühl antwortete und sagte, eben das, was man ihm vorwerfe, sei ein Beweis für seine Vertrauenswürdigkeit, denn man werfe ihm vor, daß er sich Galba treu gezeigt habe, dem er doch keinen Dank schuldete, bewunderten die Anwesenden alle beide, und die Soldaten spendeten Beifall. Im Senat hielt er eine lange, freundliche und gewinnende Rede, übertrug einen Teil der Zeit, während der er selbst das Konsulat zu führen hatte, dem Verginius Rufus und beließ auch allen, die von Nero oder Galba zu Konsuln designiert worden waren, ihre Würden. Mit Priestertümern bedachte er die durch Alter oder Ansehen Ausgezeichneten, und allen unter Nero verbannten und unter Galba zurückgekehrten Senatoren gab er ihre Güter zurück, soweit er sie nicht schon verkauft fand. Daher schöpften die ersten und vornehmsten Männer, denen vorher gegraust hatte, als wenn nicht ein Mensch, sondern ein Rachegeist plötzlich über sie hereingebrochen wäre, neuen Mut angesichts einer Regierung, die ihnen gleichsam ein lächelndes Antlitz zeigte. 2. Alle Römer zusammen aber erfreute nichts so sehr und machte sie ihm geneigt wie sein Verfahren gegen Tigellinus. Man machte sich nicht klar, daß er schon allein durch die Furcht vor der Strafe, welche die Stadt wie eine öffentliche Schuld einforderte, und durch unheilbare körperliche Krankheiten gestraft war, und die schändlichen und abscheulichen Ausschwei-

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G A L B A UND O T H O

fungen unter Dirnen und verworfenen W e i b e m , naci denen seine Verkommenheit noch gierte und haschte, als e schon dem T o d e nahe war, sahen die Verständigen für eine äißerste, einem vielfachen T o d e gleichwertige B u ß e an.

Totzdem

kränkte es die'Menge, daß er noch die Sonne sah nach si vielen wertvollen Menschen, die durch seine Schuld sie nio.r mehr sahen. Otho schickte also nach ihm auf sein G u t bei Siiuessa Dort lebte er, und Schiffe lagen für ihn bereit, um weter fort zu fliehen. Den nach ihm Gesandten versuchte er mt einer großen Summe zu bewegen, ihn entkommen zu lassen und da er sich nicht dazu bewegen ließ, beschenkte er ihn nichsdestoweniger und bat ihn, nur zu warten, bis er sich rasier hätte. Dann nahm er das Rasiermesser und schnitt sich sebst die Kehle durch. 3. So gönnte der Kaiser dem Volk die gerechteste Friat der Schwerathleten. - » Über den Dialektiker Aristoteles - natürlich verschieden von dem 100 Jahre älteren berühmten 'hilosophen - wissen wir weiter nichts. - 3 Myrsilos von Methynna (auf Lesbos), Historiker, Mitte des 3. Jahrhunderts. 1 2 2 1 Ptolemaios II. Philadelphos, 2 3 3 - 2 4 6 . - 1 Arkesilaos, iegründer der sogenannten mittleren Akademie in Athen, 3 1 { - 4 0 . 1 2 3 x Condottieri, die für die zu jener Zeit häufigen kleinei Kriege Soldaten vermittelten. - 2 Der «Turm des Polygnotos» it nicht feststellbar. 1 2 4 1 Apollon Hyperdexios ist «der Überlegene». 126 1 Befreiung von Sikyon im Jahre 2 j i / j o . 127 1 Antigonos Gonatas, König von Makedonien, 2 8 3 - 2 4 0 . - a Der Bund der Achaiischen Städte, der sich zeitweilig fast über oe ganze Peloponnes ausdehnte, bestand 2 8 1 - 1 4 6 . 129 1 Dyme oder Dymai, westlichste Stadt Achaias vor demiingang des Golfs von Korinth. Tritaia, ein unbedeutendes Nest an Nordostabhang des Erymanthos. - 2 Methone in Messenien nhe der westlichsten, Malea die östlichste der drei Spitzen der Peloonnes. Welche die direkte Route nach Ägypten war, ist ungewiß.- 3 Der Name Adria ist offenbar verderbt. 1 3 0 1 Pamphilos und sein Schüler Melanthos oder Melanthios wren berühmte Maler des 4 . Jahrhunderts. - 1 Gemeint Philipp I., 3 J 9 336. - 3 Polemon von Ilion, der Periheget - so b e z e i c h n e man Autoren von Länderbeschreibungen in Form einer Runcahrt - , vielseitiger Schriftsteller, erstes Drittel des 2. Jahrhundert v . C h r . 132 1 Strategos «Heerführer» hieß der auf ein Jahr gewählte eitende politische Beamte, zugleich militärische Oberbefehlshser des Achaiischen Bundes. Erste Strategie des Aratos 2 4 5 / 4 4 . 1 3 3 1 Kalydon in Aitolien, nahe der Öffnung des Golfes von Kcinth. i Z w e i t e Strategie des Aratos 2 4 3 / 4 2 . - 3 Gemeint P h i b p II. 4 Pelopidas tötete 379 die spartahörigen oligarchischen Mahthaber in Theben, Thrasybulos stürzte 403 die Herrschaft der « 3 Tyran-

E R L Ä U T E R U N G E N ZU A R A T O S [S.I3J-I55]

43$

nen». — 5 Die «beiden Meere» sind der Saronische Golf im Osten und der von Korinth im Westen. - 6 Vgl. Titus Kap. 10, oben S. 3 2 4 . - 7 Alexandras, ein Neffe des Antigonos Gonatas, hatte sich um 260 von ihm unabhängig gemacht und eine eigene Herrschaft begründet; er starb um 244. 34 x Der spätere König Demetrios II., 240-229. - 1 Amoibeus, hochberühmter Kitharöde. j ; 1 Persaios von Kition (auf Zypern), Schüler Zenons von Kition, des Gründers der Stoa, lange am Hof und in Diensten des Antigonos. 3 6 2 Der Platz ist nicht bekannt. 40 / Gemeint Philipp II. - 2 Kenchreai, der östliche Hafen Korinths am Saronischen Golf. - 3 Uber Zenon von Kition s. Anm. zu S. 1 9 7 . 41 / Lechaion die Hafenstadt Korinths am gleichnamigen Golf, Heraion das Kap und Fort nördlich gegenüber. — » Gemeint syrische Söldner. - 3 Vgl. Philopoimen Kap. 1 und Titus Kap. 23 (oben S. 288 und 342)..- 4 Troizen und Epidauros an der Nordostküste der Argolis am Saronischen Golf. 43 I Die Strafe für einen solchen Friedensbruch ist - mit 30 Minen = 1 h Talent - aufreizend niedrig und wohl nur von formaler Bedeutung. 45 1 Charadros, ein Bach nördlich von Argos. - 2 Kleonai, etwa 12 km südwestlich von Korinth. 46 1 Deinias, wenig bekannter Lokalschriftsteller von Argos, wohl noch ins 3. Jahrhundert gehörig. 48 1 Eintritt von Megalopolis in den Achaiischen Bund 2 3 3 . - 2 Vgl. Agis-Kleomenes Kap. 1 5, oben S. 188; dieser Feldzug fällt ins Jahr 241. 49 / Geraneia, das Grenzgebirge zwischen den Gebieten von Megara und Korinth. - 2 Pellenc in Achaia, westnordwestlich von Sikyon. j 1 x Die Thriasische Ebene östlich von Eleusis. - 2 Tod des Antigonos Gonatas, Thronbesteigung des Demetrios II. 241 /40. - 3 Phylakia, sonst nirgends erwähnt, muß ein Ort in Attika sein. j2 1 Abzug der makedonischen Besatzungen aus den attischen Festungen und Salamis 229. {3 1 Phlius (richtiger Phleius), einige 20 km südwestlich von Korinth. - 2 Pallantion in Arkadien, 8 km westlich von Tegea; die Schlacht 228. - 3 Zwölfte Strategie des Aratos 227/26. Das Lykaion im Gebiet von Megalopolis. y j 1 Aigion, kleine Stadt in Achaia am Golf von Korinth, Bundes-

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156

1J7

158 i$9

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E R L Ä U T E R U N G E N Z U A R A T O S [s. 1 5 5 - 1 7 1 } hauptstadt der Achaier. - 1 Orchomenos in Arkadien - zu unterscheiden von der gleichnamigen Stadt in Boiotien - , nördlich von Mantineia. - 3 Im Jahre 2 1 ; . 1 Von hier ab stets Antigonos Doson gemeint, 2 2 9 - 2 : 1 . - 2 Ein Hirsch macht dem Pferd seine Wiese streitig. Es ruft de» Menschen zu Hilfe, die ihm unter der Bedingung gewahrt wird, daß es Zaum und Zügel annimmt und so zum Sklaven des Helfers wird. - 3 Polybios II 47. 1 Verlust von Mantineia und Niederlage am Hekatombaion (bei Dymai) 226. — 2 Pheneos im westlichen Arkadien, am Westabhang des Kyllenegebirges, Penteleion wohl nicht weit davon. 1 Dem Apollontempel gehören die noch aufrecht stehetden sieben dorischen Säulen an; Verlust Korinths an Kleomenes 224. 1 Die Akte ist hier das Küstengebiet nicht, wie sonst zumeist, von Attika, sondern von Korinth am Saronischen Golf. - 2 Die Brüder Eurykleides und Mikion waren in den letzten drei Jahrzehnten des 3. Jahrhunderts die maßgebenden Politiker in Athen. - j Im Leben des Kleomenes 40 (19) heißt er Tritymallos. 1 Demiurgen hießen die Urkundsbeamten des Achaiischtn Bundes. Pegai in der Megaris am Golf von Korinth. 1 Die Man tineer hatten nicht lange vorher eine achaiiiche Besatzung von 300 Mann, die sie selbst erbeten hatten, und 230 Söldner vertragsbrüchig ermordet. - 1 Der berühmte Chorlyriker aus Keos, $$6—476. - 3 So nennt die Stadt Homer, Ilias 1,607. - 4 Schlacht bei Sellasia: ob 222 oder 2 2 1 , scheint noch inmer strittig. Vgl. Kleomenes Kap. 48f., oben S. 223 ff.

164 1 Philipp V. von Makedonien, 2 2 1 - 1 7 9 . - ' Ausbruch des «Bundesgenossenkrieges« 2 2 0 . - 3 Kaphyai in Arkadien, nördlich von Orchomenos. 16$ 1 Für 2 1 7 / 1 6 . 166 1 Im Jahre 1 1 4 . 167 1 Ithome oder Ithoma tas, der steile Berg, der die messeniiche Ebene nach Süden wie nach Norden beherrscht. — 2 Demetrios. Fürst von Pharos - die heutige dalmatinische Insel Lesina-Hvar - , itand wohl als Führer illyrischer Kontingente in Diensten Philipps V. 169 1 Im Jahre 2 1 3 . - 2 Vers 3 des Orakels ist recht dunkel. 170 1 Der Anthesterion war der achte Monat des attischen jihres, Februar-März. 171 1 Im Frieden von 197, vgl. Titus Kap. 9. - 2 Im Jahre 168, vgl. Aemilius Kap. 34, Bd.IV, 166.

E R L Ä U T E R U N G E N [S. 1 7 5 - 1 8 $ ] AGIS UND

•37

KLEOMENES

175 1 Aus der Tragödie «Die Hirten». 176 1 Uber Theophrast s. Bd.1,465, Anm. zu S. 1 3 6 , 1 . - 2 Vgl. Phokion Kap. 30, Bd.IV, 344. 177 1 Anrede an Sosius Senecio, dem alle Biographien gewidmet lind, s. Bd.I, i f . - a König Agis IV. regierte 244-241, Leonidas U. 2 5 2 JJS178 1 Diese Schlacht bei Megalopolis 3 3 1 . - 2 Die berühmte Schlacht bei Plataiai 479, s. Aristeides Kap. 11 IT., Bd.I, 325ff. - 3 Vgl. Lysandros Kap. 30, Bd.III, 4 3 f . - 4 König Kleombrotos I. fiel bei Leuktra 3 7 1 , s. Pelopidas Kap. 20-23, Bd.III, 2 8 i f f . — 3 König Arcus 3 0 9 - 1 6 5 , Akrotatos 265-252. Vgl. über beide Pyrrhos Kap. J 6 f f . , o . S . 4 4 f f . 179 1 Uber die Behörde der Ephoren in Sparta s. Lykurgos Kap. 7, Bd.I, i j 9 . 180 j Diese Angaben sind wahrscheinlich übertrieben. 182 1 Pellene (vielmehr dorisch Pellana) nordnordwestlich, Sellasia nördlich, Taygetos der mächtige Gebirgszug westlich von Sparta. Malea ist die Südostspitze der Peloponnes. Die Angaben sind ziemlich konfus. - 1 Perioikoi, «Umwohner» hießen die freien, aber den Vollbürgem, den Spartiaten, nicht gleichberechtigten Bewohner Lakoniens. Doch zählten sie zu den Lakedümoniern. 183 1 Thalamai in Messenien, an der Ostseite des Messenischen Meerbusens, nicht sehr weit nördlich vom Vorgebirge Tainaron. Die Stätte des Orakels ist gefunden. Pasi-phaa heißt «allen leuchtend» oder «Licht gebend». - 2 Über Phylarchos - der Plutarchs Darstellung der Geschichte der beiden spartanischen Reformkönige weithin zugrunde liegt - vgl. Bd.I, 510 , Anm. zu S . 4 2 9 , 4 . - 3 Wie Plutarch auf 300 Jahre kommt, ist unklar, da der Tod des berühmten Agesilaos, dem er selbst eine Biographie gewidmet hat — Bd. III, 107 fr. - , nicht viel mehr als 100 Jahre zurücklag. 184 1 Terpandros, berühmter Dichter und Musiker des 7.Jahrhunderts; über Pherekydes von Syros, 6. Jahrhundert, s. Bd.III, 357, A n m . z u S . 9 6 , 1 , über den KreterThales-richtiger NameThaletas— Lykurgos Kap.4, Bd.I, 154 ; er hat mit dem berühmten Philosophen Thaies von Milet nichts zu tun. - 1 Phrynis Musiker des 5 . , Timotheos des 5./4. Jahrhunderts. 185 1 Gemeint nicht Seleukos I., der Begründer der Seleukidendyna-

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ERLÄUTERUNGEN [S.l8j-203] stie, gestorben 280, sondern sein gleichnamiger Enkel, 8 0 - 2 6 8 Mitregent seines Vaters Antiochos I.

186 i Vgl. Anm. zu S. 1 8 9 , 2. - » Tegea im südöstlichen Arkadio, nicht sehr weit von der lakonischen Grenze. 188 1 Baton von Sinope scheint ein Zeitgenosse des Agis gewsen zu sein; von seinen Schriften ist nur wenig erhalten. 189 / Das griechische Mondjahr, das mit seinen 12 echten Monten von je 29 ' I i Tagen = 3 J 4 Tagen stets um 11 '/«Tage hinter dei astronomischen (Sonnen-) Jahr zurückblieb, wurde durch Einstialtung von Monaten in bestimmten - zeitlich und örtlich verschioenen Zyklen mit dem Sonnenjahr in Einklang gebracht. - 2 Der Tempel der Athena Chalkioikos stand in Sparta auf der Burg und ir gefunden ; mit dem Tempel des Poseidon ist wahrscheinlich 1er berühmte auf Tainaron gemeint. 194 1 Die Geschichte des ersten Messenischen Krieges, noch in.«. Jahrhundert gehörig, in dem sich dies begeben haben soll, ist roßenteils legendarisch. 197 1 Borysthenes war der Name des Dnjepr und der Stadt a seiner Mündung. Sphairos hat über die lakonische Verfassung ud über Lykurg und Sokrates geschrieben. Zenon von Kition auf Zypern, 336—264, war der Begründer der stoischen Schule. - 2 ¡cmcint der berühmte Leonidas I., der 480 in den Thermopylen gefallen ist. - 3 Sehr wahrscheinlich 2 3 ; . 198 1 Nach spartanischem Glauben wurden durch die päderastiche Betätigung die seelischen Eigenschaften des Liebhabers auf en Geliebten ubertragen. 199 1 Belbina im obersten Eurotastal im lakonisch-arkadischei Grenzgebiet. - 2 Uber Tegea s. Anm. zu S. 1 8 6 , 2 ; das arkadischtOrchomenos (zu unterscheiden von dem boiotischen) lag nördch von Mantineia. 200 1 Methydrion, ziemlich in der Mitte von Arkadien. - 1 Pilantion im südöstlichen Arkadien, westlich von Tegea. - 3 Lykson, das Gebirge in der Südwestecke von Arkadien. 201 / Natürlich verschieden von dem boiotischen Leuktra, w o pameinondas 371 die Spartaner schlug. — 2 Tarentiner, Tarantioi, hießen eine Gattung Speerschützen zu Pferde. 202 2 Uber Lydiadas berichtet Plutarch mehr im Aratos Kap. 30 3 {, 37. - 2 Heraia im westlichen Arkadien nahe der Grenze Tripyliens, Alea im östlichen Arkadien nahe der Grenze der Argolis. 203 x Der Staatsstreich des Kleomenes ereignete sich im Winter 2 7 / 2 6

E R L Ä U T E R U N G E N Z U K L E O M E N E S [s.204~2Ij]

439

204 1 D i e H e r k u n f t d e s ersten V e r s e s ist unbekannt, der z w e i t e ist aus der Uias 3, 1 7 1 ( H e l e n a s p r i c h t zu Priamos), d e r d r i t t e aus llias 4 , 431 ( V o r r ü c k e n d e r G r i e c h e n ) . log

1 V g l . L y k u r g o s , Kap. f , B d . I ,

iç6f.

206 1 Sarissa, die. lange, mit beiden Händen geführte

makedonische

Lanze. 207 x 40 Minen =

J /J

Talente =

1 7 , j k g Silber, ein außerordentlich

niedriger Betrag f ü r eine solche Festveranstaltung, eine D e m o n stration lakonischer Einfachheit. 208 1 1 K o t y l e = 0 , 2 7 4 1. 209 j Pharai, lag südlich von Patrai am Nordabhang des Erymanthos. 3 Dymai oder D y m e , am Eingang des G o l f e s von K o r i n t h südöstlich des Kaps K a l o g r i a ; d i e Schlacht, 226. -

3 Langon ist sonst unbe-

kannt; der N a m e ist w o h l v e r d e r b t . 210 / L e m a , 10 k m südlich von A r g o s , am M e e r . 211

/ A n t i g o n o s D o s o n , 2 2 9 - 2 2 1 , vgl. A e m i l i u s , Kap. 8, B d . I V , 1 3 4 f . mit A n m . — 1 V g l . A r a t o s Kap. 18 ff. - 3 Anspielung auf die V e r führung d e r Frau des Sohnes des A r a t o s d u r c h K ö n i g Philipp V . , s. A r a t o s K a p . 4 9 , J I . - 4 Sikyon alte, bedeutende Stadt 20 k m w e s t l i c h von K o r i n t h ; Tritaia unbedeutendes Nest am N o r d o s t abhang d e s E r y m a n t h o s . - 5 A n t i g o n e i a ein - i m Sinne des hellenistischen H e r r s c h e r k u l t e s - von A r a t o s gestiftetes Fest zu Ehren des Antigonos D o s o n .

212 / U b e r Kyllarabion s. Pyrrhos Kap. 32, o. S. $2 mit A n m . 1. 2 Aigion

am G o l f

von K o r i n t h , e t w a

-

in der M i t t e der Küste

Achaias, T a g u n g s o r t des Achaiischen Bundes. -

j Pellene i m öst-

lichsten Achaia, P h e n e o s s ü d w e s t l i c h davon i m nordöstlichsten A r kadien, P e n t e l e i o n nicht sicher b e s t i m m b a r . - 4 Das panhellenische Fest der N e m e e n w u r d e alle z w e i Jahre, und z w a r in den nach unserer Z e i t r e c h n u n g ungeraden Jahren, in N e m e a in der A r g o l i s gefeiert. D i e Spielleitung hatte A r g o s . H i e r handelt es sich u m die N e m e e n v o m Juli 22$. 213 1 U b e r Aspis s. P y r r h o s Kap. 32, o . S. ç i mit A n m . 3. 2 1 4 1 Kleonai und Phlius in der A r g o l i s , südwestlich von K o r i n t h . 2 T r o i z e n und Epidauros an der N o r d o s t - , H e r m i o n e an der Südküste d e r A r g o l i s . — 3 T r i t y m a l l o s : i m A r a t o s Kap. 41 heißt d e r Messenier T r i p y l o s . 2 1 £ j Das G e r a n e i a - G e b i r g e bildet n o r d w e s t l i c h von Korinth die G r e n z e gegen d i e Megaris, das O n e i o n - oder Oneiagebirge sperrt 9üdlich von K o r i n t h die W e g e in d i e P e l o p o n n e s . - 1 Lechaion, die Hafen-

440 E R L Ä U T E R U N G E N Z U K L E O M E N E S

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219 222

223

[8.215-234]

Stadt am Golf von Korinth, nördlich der Stadt. - 3 heraion, das vom Isthmos her 10 km nördlich von Lechaion vorspriigende Kap. 1 Ptolemaios III. Euergetes, 2 4 6 - 1 2 1 , der Gemahl de: Berenike, welcher Kallimachos das berühmte Gedicht über «die Locke der Berenike», das Catull 66 übersetzt hat, gewidmet hat. 1 ¡00 Talente = 30000 Minen. Also haben 6000 Helotm sich freigekauft. - 2 Die «Weißschildner», Leukaspides, w a r a offenbar eine, uns sonst nicht bekannte, Elitetruppe, geschaffen in der Tradition der berühmten «Silberschildner», Argyraspides, Alexanders des Großen. - 3 Der Handstreich auf Megalopolis erfolfte im Spätherbst 223. 1 Rhoiteion und Helikus sind nicht genau feststellbar. 1 Das hochberühmte Hera-Heiligtum 8 km nordöstlich von Argos, 1 8 9 2 - 1 8 9 1 von den Amerikanern ausgegraben. - 2 Olojyrtos, Gebirge und Paß im nordöstlichen Arkadien. 1 Die griechische Vorlage des sprichwörtlichen lateinischen nervus rerum. Die frühe Medizin unterschied noch nicht zwiscien Sehnen und Nerven und hatte für sie dasselbe Wort, griech. teuron, lat. nervus. Geprägt wurde das Wort von dem Popularyhilosophen Bion von Borysthenes, erste Hälfte des 3. Jahrhunderts - 2 König Archidamos II. von Sparta, 469-427.

1 Eingehende Behandlung der Schlacht bei Sellasia, Jini 222, bei Kromayer-Veith, Antike Schlachtfelder, 1903, I, 2 t o f . - 2 Gythion, die Hafenstadt Spartas am Golf von Marathonisi 2 26 / Kythera dem Südostzipfel der Peloponnes vorgelagert, Aigialia (oder Aigila) halbwegs zwischen Kythera und Kreta. Die lakonische Küste ist von dort schwerlich noch zu sehen, allenfals Kythera.

22j

228 1 Ptolemaios hatte - was Plutarch zu erzählen unterlasset hat - auf Grund von Verhandlungen mit Antigonos die Subsidiei an Kleomenes eingestellt und ihn dadurch entscheidend ges-.hwächt. 2 Ptolemaios III. Euergetes starb im Februar 2 2 1 , seil Sohn und Nachfolger Ptolemaios IV. Philopator regierte 2 2 1 - 2 0 1 . 229 1 Die Mutter war Berenike, s. Anm. S. 2 1 7 , 1 . Ptolemaios ließ auch sie töten. 230 1 Homer, Ilias 1 , 4 9 1 f. — 2 Bei Polybios V 37 ist die iache etwas anders dargestellt. 232 1 Kanobos, östlich von Alexandreia nahe dem westlichsten Mündungsarm des Nil. 234 1 Tod des Kleomenes, 219.

ERLÄUTERUNGEN

TIBERIUS UND GAIUS

[S.237-2j8[

441

GRACCHUS

2)7 7 Der Vater Tiberius Sempronius Gracchus war Konsul 1 7 7 und 1 6 } . Zensor 1 6 9 , und triumphierte 178 und 1 7 J . - j Es handelt sich um Ptolemaios V m . Euergetes II., der (mit Unterbrechungen) 1 7 0 - 1 1 6 regierte und sich wiederholt in Rom aufhielt. 238 1 Diese angebliche Differenzierung der Dioskuren in der Kunst ist uns nicht faßbar. - a Uber Kleon vgl. das Leben des Nikias Kap. 8, Bd.D, 1 1 0 . 1 3 9 1 Appius Claudius Pulcher war Konsul 1 4 } , Zensor 1 3 7 . Princeps senatus w a r derjenige Senator, der bei der Abstimmung über einen Antrag von dem Verhandlungsleiter (in der Regel einem Konsul) als erster zur MeinungsäuBerung aufgefordert wurde. 240 1 Dritter Punischer Krieg 1 4 9 - 1 4 6 . Da Tiberius Gracchus 162 geboren ist, w i r d er erst im letzten Jahre des Krieges mit in Afrika gewesen sein. - 1 Es ist nicht sicher, ob der hier zitierte Historiker Fannius, von dem uns einige Fragmente erhalten sind, mit dem Konsul Gaius Fannius von 12 2 identisch ist. - 3 Quaestur des Tiberius Gracchus und Konsulat des Gaius Hostilius Mancinus 1 3 7 . 241 1 Feldzüge des Vaters Tiberius Gracchus in Spanien 1 8 0 - 1 7 8 . 242 1 Es handelt sich um die Kapitulation der beiden Konsuln von 321 in dem Engpaß von Caudium, den furculae Caudinae. 244 1 Es ist der Laelius, den Cicero zum Hauptunterredner in seinem Dialog D e amicitia gemacht hat. - 1 Für das Jahr 1 3 3 . - j Uber Antipatros von Tarsos s. Anm. zu S. 1 1 4 , 1 . - 4 Wohl Spurius Postumius Albinus, Konsul 1 1 0 , s. Marius Kap. 9. 2 4 ; 1 Publius Licinius Crassus Dives Mucianus, Konsul 1 3 1 , gefallen 1 3 0 im Kampf gegen Andronikos (9. u. Kap. 2 0 ) ; Publius Mucius Scaevola, bedeutender Jurist, war dessen Bruder. 247 j Im Tempel des Saturn auf dem Forum Romanum wurde der Staatsschatz, das aerarium, verwahrt. Uber das iustitium s. Anm. zu S . 9 8 , 1 . 2 j o / Publius Cornelius Scipio Nasica Serapio, Konsul 1 3 8 . - 2 Attalos III. Philometor, der letzte der Dynastie der Attaliden, starb 1 3 3 . 251 1 Quintus Pompeius, Konsul 1 4 1 , Zensor 1 3 1 . - 3 Quintus Caecilius Metellus Macedonicus, Konsul 1 4 3 . — 3 Titus Annius Luscus, Konsul 1 £ 3 . 2 { { 1 Marcus Fulvius Flaccus, Konsul 1 2 ; . 2$8 1 Aristonikos, unehelicher Sohn Eumenes' II. ( 1 9 7 - 1 S 9 ) , bean-

442 E R L Ä U T E R U N G E N Z U D E N G R A C C H E N [s.2"i—277] spruchte nach dem Tode Attalos' III. das pergamenische Rieh und wurde erat 139 besiegt und in Rom hingerichtet. - 2 Die .'agliche Biographie des Cornelius Nepos ist nicht erhalten. - 3 leeimus lunius Brutus Callaicus, Konsul 13g. 1J9 / Odyssee 1, 47, Worte Athenes in bezug auf Aigisthos, denvlörder Agamemnon*. - 2 Die Biographie des jüngeren Scipio Afrianus ist (wie die des älteren) verloren. 260 1 Vettius, sonst nicht bekannt. - t Lucius Aurelius Oreste, Konsul 1 26. 261 1 Cicero De divinatione 1, 56. 262 1 Micipsa, Sohn Massinissas, König von Numidien 1 4 8 - 1 1 8 . 2 Aufstand und Niederwerfung von Fregellae im südlichen Latim 125. 263 1 Am 10. Dezember 1 24. - 1 Beide Geschichten sind nuriier bezeugt. 264 / Publius Popilius Laenas, Konsul (nicht Praetor) 132. 26; 1 Quintus Fabius Maximus Allobrogicus, Konsul 121, vorer Propraetor in einer der spanischen Provinzen. 266 1 Die römische Meile (mille passus) von rund I,J km wure meist gleich 8 Stadien gesetzt, zuweilen etwas anders, da die Wrte des Stadion lokal verschieden waren. 267 / Für das Jahr 122. - t Marcus Livius Drusus, Volkstrilin 122, Konsul 112, Zensor 109. 269 j Rubrius sonst unbekannt. 270 1 Im Jahre 129. — a Lucius Opimius, Konsul 121. 274 1 Marcus Fulvius Flaccus besiegte als Konsul 12 j die Ligi'er, Salluvier und Vocontier und triumphierte über sie 123. 2 7 ; 1 Licinia, Tochter des in Kap. 9 genannten Publius Liciniu Crassus Dives Mucianus. - 1 Sonst nicht bekannt. 276 1 Der Tempel der Diana auf der Nordwestkuppe des Avetin war der Sitz des römischen Staatskultes der Göttin. - 2 Der pns sublicius, die alte, aus religiösen Gründen stets wieder in Hot hergestellte Pfahlbrücke. Ihre genaue Lage ist nicht festgestellt.- 3 Der Hain der Furrina, einer früh verblaßten altitalischen Götin, die man später nur des Gleichklangs wegen mit den Furiae =£rinyen gleichsetzte, lag am Südhang des Ianiculus. 277 1 Der Concordiatempel des Opimius war keine Neugilndung, sondern ein erweiterter Neubau des nach der Beilegung òr patrizisch-plebejischen Kämpfe um die leges Liciniae Sextiae, ¡so nach 367, von Camillus errichteten Heiligtums. Die drei über-Eck gestellten Säulen an der Nordwestecke des Forum Romanum,ind die

ERLÄUTERUNGEN

[S.277-3O3]

443

Reste des Neubaus, den Tiberius (der spatere Kaiser) nach der Niederwerfung des pannonischen Aufstandes 10 oder 12 n . C h r . . über den Fundamenten des Opimius-Tempels errichtete. — a Im Jahr 1 0 9 ; die Bestechung durch Iugurtha war schon 1 1 6 erfolgt, als Opimius als Führer einer Zehnerkommission nach Numidien geschickt wurde, um den Erbstreit zwischen Iugurtha und Adherbal zu schlichten. 278 1 Misenum auf der den Golf von Neapel nordwestlich abschließenden Landspitze. 280 I Piaton Staat 4 , 4 2 6 a . Uber die Hydra 3. Anm. zu S. 3 2 , 1 .

PHILOPOIMEN 287 1 Homer, Ilias 9,438fr. — 2 Arkesilaos war — um die Mitte des 3. Jahrhunderts - der Gründer der sog. mittleren Akademie. 3 Uber die Vertreibung des Nikokles s . o . S. 1 2 2 f f . 288 1 Titus Quinctius Flamininus, mit dem Plutarch den Philopoimen zusammengestellt hat. 291 1 Vgl. das Leben des Kleomenes o. S. 2 1 8 f f . - 2 Vgl. o. S. 223 ff. 293 1 Das höchste Amt im Achaiischen Bund nächst dem des Strategen. 294 1 Larissos, Grenzfluß zwischen Elis und Achaia; Zeit der Schlacht nicht bekannt. 291 1 Ptolemaios III. Euergetes 246—221, Ptolemaios IV. Philopator 2 2 1 - 2 0 ; , Ptolemaios V. Epiphanes 2 0 5 - 1 8 1 ; Antigonos Doson 2 2 9 - 2 2 1 , Philipp V. 2 2 1 - 1 7 9 . 297 1 Homer, Ilias 1 9 , 1 2 ff. - 2 Im Jahre 207. - 3 Tarentiner: Speerschützen zu Pferde. 299 j Kitharöden: Sänger zur Kithara. - 2 Timotheos von Milet, bedeutender Dichter, etwa 450—360. Seine «Perser», bis dahin nur durch wenige Bruchstücke bekannt, kamen großenteils in einem 1902 gefundenen Papyrus des ausgehenden 4. Jahrhunderts (dem ältesten erhaltenen griechischen Papyrus) zum Vorschein. Der Anfangsvers ist nur an unserer Stelle erhalten. 300 1 Um 192. 301 1 Die Bewohner von Gortyn, der bedeutenden Stadt in der Mitte des südlichen Küstenlandes der Insel. 302 1 Im Jahre 192. — 2 Piaton, Gesetze, 4, 706b. 303 1 Gythion (richtiger: Gytheion) war die Hafenstadt Spartas am Lakonischen Meerbusen, südwestlich derMündung des Eurotas; Jahr 192.

444

E R L Ä U T E R U N G E N [S.306-320]

306 1 Aristokrat« von Sparta verfaßte, wohl erst im Beginn der Kaiserzeit, ein romanhaft ausgeschmücktes Werk Uber seine Vaterstadt, von dem aber nur wenige Bruchstücke erhalten sind. - 2 Im Jahre 1 8 3 . - 3 Im Jahre 1 9 t . 307 1 Manius Acilius Glabrio siegte über Antiochos in denThermopylen, 192, vgl. Leben des Cato Maior, Kap. 1 ] f . , Bd.I, 362fr. 308 1 Im Jahre 184/83. - 2 400 Stadien = 7s km. 312 r Polybios von Megalopolis, der berühmte Historiker, von dessen 40 Bücher umfassendem Werk uns ein großer Teil erhalten ist. Er hat auch eine Biographie des Philopoimen verfaßt, auf die die Plutarchische zurückgeht. - 2 Im Jahre 146 durch Lucius Mummius. 3 Die Zehnmänner-Kommission, die vom Senat entsandt zu werden pflegte, um dem siegreichen Feldherrn bei der Ordnung der Verhältnisse beizustehen.

TITUS 3 1 3 1 Gemeint ist wohl der circus Flaminius nordwestlich des Kapitols, von dem, weil er fast ganz überbaut ist, nur wenige Reite erhalten sind. - 2 Es handelt sich um das ¡ . Konsulat des Marcelkis im Jahre 208, s. sein Leben, Kap. 28f., Bd.III, 336fr. Stadtkommandant von Tarent war Titus 204, Mitglied der decemviri agris assignandis 201. 3 1 4 / Plutarchs Angaben über die Kolonisierung von Naraia - das heutige Nami im südlichsten Umbrien - und Cosa - Küstenstadt im südlichen Etrurien - sind teils ungenau, teils irrig. - 2 Konsulat des Titus 198. ¡ 1 5 1 Publius Sulpicius Galba Konsul 200, Publius VilliusTappulus Konsul 199. - 2 Der Apsos ist der heutige Semeni nördlich der Bucht von Valona. Richtiger nennen die anderen Quellen den Aocs, den heutigen Vijosa. — 3 Das berühmte Tempetal zwischen Olymp und Ossa. 316 1 Die Dassareten bewohnten das Bergland um den Oxrlauf des Apsos; Lynkos hieß einer der Bergstöcke der Gegend. 318 1 Die Opuntier (Stadt Opus) bewohnten das sog. opuntiiche Lokris am Meerbusen von Euboia. - 2 Vgl. Leben des Pyrrhos Kap. 16, o. S . 2 7 . 320 1 König Attalos I. Soter von Pergamon, 2 4 1 - 1 9 7 , ein treuer Bundesgenosse der Römer. Die hier erzählten Ereignisse fallen schon ins Jahr 197. - 2 Skotussa im südöstlichen Thessalien zwischen Larissa und Pharsalos.

E R L Ä U T E R U N G E N ZU TITUS [s.323-333]

44J

323 1 Alkaios von Messene, natürlich verschieden von dem vier Jahrhunderte älteren berühmten Lyriker. Einige weitere Epigramme von ihm sind in der Anthologie Palatina erhalten. 3 1 4 1 Vgl. Anm. zu S. 3 1 2 , 3 . - j C h a l k i s a u f Euboia.dort wo die Insel am nächsten an das Festland herantritt; Demetrias auf der Halbinsel Magnesia im innersten Winkel des Meerbusens von Pagasai. 325 1 Im Frühsommer 196 in Korinth. 327 1 Bargylia in Karlen nordöstlich von Halikarnassos. 328 1 Im Jahre 1 9 ; . - 2 Xenokrates von Chalkedon, der zweite Nachfolger Piatons als Leiter der Akademie, 3 3 9 - 3 1 4 , war nicht attischer Bürger, sondern «Metoike», «Mitwohner», Schutzbürger, und als solcher zur Zahlung eines Schutzgeldes, des Metoikion, verpflichtet. - 3 Söhne des Zeus und zugleich Tyndariden, Söhne des Tyndareos, des Königs von Sparta und Gatten der Leda, waren die Dioskuren Kastor und Polydeukes (Pollux). Die genealogische Ableitung der Römer von den Troern, die mit Aeneas nach Italien gekommen seien, hat sich seit dem ersten Punischen Krieg eingebürgert. 329 1 Aufseiner Reise durch Griechenland 67 n.Chr. 330 1 Fünf Minen - 500 Drachmen - 2ooEuro;doch ist als realer Wert das Vielfache anzusetzen. - 1 Im Jahre 194, in dem auch der Triumph stattfand. 331 x Valerius Antias hat wohl um die Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. eine sehr umfängliche römische Geschichte geschrieben, die in der Folgezeit viel (auch von Livius) gelesen und benützt worden, aber bis auf etwa 70 Fragmente verloren ist. - 1 Im Jahre 192. 332 7 Doloper, Athamanen und Aperanten waren Stämme in Epeiros im Grenzgebiet Thessaliens, die Magneten die Bewohner der Halbinsel Magnesia. - 2 Herakleia, am Westausgang des Thermopylenpasses, Naupaktos an der Nordseite des Meerbusens von Korinth, dicht gegenüber der Peloponnes. 333 i Delphinios war ein verbreiteter Beiname Apollons. — 1 Göttliche Verehrung der Fürsten war in den griechischen Ländern seit fast anderthalb Jahrhunderten üblich. Es war natürlich, daß sie auch den fürstengleichen und siegreichen römischen Großen zuteil wurde, doch ist der Kult des Titus Flamininus das älteste Beispiel. Die «Treupflicht» (Pistis) zu Rom ist die in Rom schon seit alters heilig gehaltene Fides (Romana). Der ursprüngliche Götterbeiname Soter = Retter, Heiland, war längst auch hellenistischen Königen beigelegt worden, zuerst wohl Ptolemaios I.

446

ERLÄUTERUNGEN

[s.334-348]

3 3 4 1 Die Insel Zakynthos (Zante) ist d e r Westspitze der P o p o n n e s v o r g e U g e r t . — 1 U b e r D e m o k r a t « vgl. o . S. 308 f f . 3 3 j 1 Z e n s u r des Titus i m Jahre 1 8 9 . 3 3 6 1 In der erhaltenen S c h r i f t C a t o Maior (de senectute) 2 , 4 2 . 1 I m Jahre

1 8 4 ; vgl. Leben des Cato M a i o r Kap. I J £ ,

-

Bd.I,

364fr. 3 3 7 1 Bei Magnesia am Sipylos im J a h r e 1 9 1 . - 3 Prusias I. v o Bithynien, 230—182. - 3 Im Jahre 1 8 3 . 3 3 8 x D e r griechische T e x t scheint v e r d e r b t , aber der Sinn ii hinreichend klar. - 1 V g l . Leben des Themistokles K a p . 3 1 . B d . , 4 2 8 . 3 Livius, 3 9 , $ 1 , 8 - 1 2 . 3 4 0 1 Aristonikos, unehelicher Sohn des Königs Humenes II. on Pergamon und angeblich Enkel eines Kitharöden, beanspruete nach d e m Tode seines Bruders Attalos III., der testamentarich

den

R ö m e r n sein Reich vermacht hatte ( 1 3 3 ) , den T h r o n f ü r ich und vermochte den R ö m e r n vier J a h r e lang zu widerstehen - 1 Im J a h r e 1 7 4 , $ $ Jahre alt.

ARTOXERXES 3 4 7 1 Plutarch braucht in dieser Biographie - w i e Herodot — tets die F o r m A r t o x e r x e s statt der uns aus den lateinischen Q u e l l n geläufigen F o r m A r t a x e r x e s . - 2 D i e Achaimenidendynastie: - $ 2 9 ; Kambyses 5 2 9 - 5 2 2 ; Dareios I. $ 2 2 - 4 8 5 ; lerxes I. 485-464;

A r t a x e r x e s I. 4 6 4 - 4 2 4 ;

X e r x e s II. 4 2 4 ; Dreios II.

4 2 4 - 4 0 4 ; A r t a x e r x e s II. 4 0 4 - 3 5 8 ;

A r t a x e r x e s III. O c b s 358—

337;

Dareios III. 3 3 7 - 3 3 0 .

-

3 Dieser Satz ist eine stiischwei-

gende Richtigstellung des bekannten Anfangssatzes von X o o p h o n s Anabasis: « V o n Dareios und Parysatis stammen zwei S a n e , der ältere A r t a x e r x e s , der jüngere K y r o s . » - 4 Diese Etynvlogie ist f a l s c h , die richtige umstritten. - 5 Deinon, richtiger Dinci, Vater des Alexander-Historikers Kleitarchos, schrieb u m die Bitte des 4 . Jahrhunderts ein umfangreiches W e r k über Persien, fiJend auf d e m großen W e r k des Ktesias, der u m die W e n d e des 5. ahrhunderts Leibarzt des Königs A r t a x e r x e s w a r . V o n dem Verk des Ktesias sind nennenswerte Reste erhalten. 348 1 Dies erzählt Herodot VII 3. D e r spartanische König Dmaratos (Damaratos) war nach 4 9 0 als angeblich nicht echtbürtig e s T h r o nes verlustig erklärt w o r d e n und an den Hof des Dareios gepngen. —

E R L Ä U T E R U N G E N Z U A R T O X E R X E S [s. 348—367] 447

349 3jo

3f 1

3(2

3{3 3 $6 3J7

3 {8

363

364

365 367

1 Pasargadai der älteste Königssitz im Stammland der Perser, nordöstlich von Persepolis (im Gebiet von Schiras). 1 Xenophon Anabasis I •. 1 Dareiken sind Goldmünzen von 8,4 g, benannt nach Dareios I., der sie zuerst prägen ließ, mit dem Bild eines knienden Bogenschützen. - 1 Chiliarchos, eigentlich «Führer von 1000 Mann», hieß in Persien der Kommandeur des Leibregiments, der zugleich einer der höchsten Hofbeamten war, dem u.a. der tägliche Rapport beim König und die Einführung von Gesandten oblag. / Skytale «Stock» hieß bei den Spartanern eine Geheimdepesche, die um einen Stock gewickelt wurde. Genaue Beschreibung im Lysandros Kap. 19, Bd.III, 29f. 1 Die Persis, das eigentliche Persien, war das Gebirgsland längs der Nordkaste des persischen Golfes. — 1 Den Graben beschreibt Xenophon I 7 , 1 4 f r . genauer mit etwas anderen Maßen. 1 Xenophon I 8. / Tiara, eine Art Turban, den nur der König aufrecht und zugespitzt tragen durfte. j Kauaos, an der Südwestküste Kariens, Rhodos nordöstlich gegenüber. - 1 «Auge des Königs» und «Ohr des Königs» hießen hohe persische Hofbeamte oder Minister. / Die Kotyle war einerseits ein Trinkgefäß, ein Becher, andererseits ein Hohlmaß, dessen Wert je nach Ort und Zeit zwischen 0,226 und etwa 0,4 1 schwankte. - 1 Ktesias wird als Arzt und Schriftsteller bei Xenophon I 8,26 und 17 erwähnt. i Uber die Verhandlungen mit den Persern nach der Schlacht bei Kunaxi und die verräterische Gefangennahme der Feldherren berichtet Xenophon ausfuhrlich II 1 - $ . - » Karyatiden hießen ursprünglich die Jungfrauen, die beim Fest der Artemis Karyatis (in Karyai im nördlichen Lakonien) tanzten. Erst später wurde der Name auf die bekannten weiblichen Stützfiguren übertragen. 1 Nach Xenophon II 6,29 (der vorher 21 ff. ein sehr ungünstiges Charakterbild von ihm gibt) wurde Menon nicht sogleich hingerichtet, sondern kam erst ein Jahr später nach vorangegangenen Martern zu Tode. Er ist identisch mit dem Menon des nach ihm benannten platonischen Dialoges. 1 Tod der Stateira schon um 400. / Bogenschützen: s. Anm. zu S. 3 J 0 , 1. - 2 Schlacht bei Knidos, an der Südwestspitze Kleinasiens, 394. - 3 Friede des Antalkidas, 387/8».

448

ERLÄUTERUNGEN

[S.368—381]

368 1 Leoni d u der in den Thermopylen 480 gefallene König von Sparta, Kallikratidas der in der Seeschlacht bei den Argimsen 406 gefallene spartanische Nauarch, s. Lysandros Kap. 4 - 7 (Bc.III, 11 ff.). 1 Schlacht bei Leuktra 3 7 1 ; s. Pelopidas Kap. 20-13 (Bd.III, 281 ff.). 369 1 Pelopidas und Ismenias am persischen Hof 367, s. Pelopidas Kap. 30 (Bd.III, 293 ff.). - 2 Timagoras war zur gleichsn Zeit wie Pelopidas am persischen Hol. - 3 Tod des Iissapherna 395. 370 1 Von den $ Büchern über Persien, die Herakleides van Kyme um die Mitte des 4. Jahrhunderts geschrieben hat, sind .iur wenige Bruchstücke erhalten. — 2 Feldzug des Pharnabazos uid des Iphikrates gegen Ägypten 374. - 3 Die Kadusier wohnten südwestlich des Kaspischen Meeres; der Feldzug gegen sie 384. 372 r 200 Stadien — 35-37 km. 373 1 Die Kitaris ist wohl identisch mit der Tiara, s. Anm. zuS. 3 5 6 , 1 . 3 Diese Aspasia ist natürlich verschieden von der berühnten Freundin des Perikles. 374 1 Anaitis, eine früh ins persische Pantheon aufgenommene, im ganzen Orient verbreitete Göttin, von den Griechen meix mit Artemis, doch auch mit anderen Göttinnen gleichgesetzt. 3 7 ; 1 Zitat aus uns unbekanntem Drama. - 2 Zitat aus um unbekanntem Epos. 377 1 Horamazes oder -masdes, altpersische^ Himmelsgot:, Vertreter des guten Prinzips gegenüber Areimanios. 378 1 Die Altersangabe ist vielleicht, die Angabe über die Hegierungszeit bestimmt übertrieben, s. Anm. zu S. 347, 2.

GALBA UND

OTHO

Die Geschichte der Kaiser Galba und Otho liegt uns besser uid vollständiger in den Historien des Tacitus und in Suetons Einzelvitae vor. Aber Plutarchs die beiden in eins zusammenfassende Biographit - erst die neuzeitlichen Herausgeber haben sie auseinandergerissen - liefert doch (neben der dem Verfasser eigenen Auffassung und DarsteJungsweise) interessante Einzelzüge. 381 1 Iphikrates war einer der fähigsten Heerführer der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts, im Dienste seiner Vaterstadt wie a:slandischer Fürsten tatig, berühmt durch bedeutende militärische Reformen. 2 Dieselbe Geschichte im Leben des Aemilius Kap 13, Bd.IV,

E R L Ä U T E R U N G E N ZU G A L B A [s.381-394]

449

1 4 1 . - 3 Demades, attischer Redner und Politiker, Zeitgenosse des Demosthenes. - 4 Die Titanen der - in sich widerspruchsvollen — griechischen Sage sind die dämonischen Urkräfte einer noch chaotischen, ewig kampferfiillten Vorwelt, die von Zeus als dem Schöpfer einer Weltordnung überwunden wird. 382 1 Dionyslos der große Tyrann von Syrakus 4 0 Î - 3 6 7 , Polyphron Tyrann von Pherai in Thessalien 3 7 0 / 6 9 . - » Offenbar Verweis auf eine Stelle der (verlorenen) Biographie Neros. - 3 praefectus praetor ¡0. Praetorium hieß in der Republik das Hauptquartier des Feldherm im Lager, in der Kaiserzeit die kaiserliche Hofhaltung auf dem Palatium-Hügel (erst in der Neuzeit «Palatin» genannt). 383 1 Servius Ist eigentlich ein Vorname, sonst selten, aber im Geschlecht der Sulpicier so häufig, daß er auch als Geschlechtsname für sie gebraucht wurde. - 2 Quintus Lutatius Catulus Capitolinus, Konsul 78, in den Biographien des Sulla, Pompejus, Crassus, Caesar, Cicero oft genannt. - 3 Galba war Konsul 33, Kommandant des Heeres in Obergermanien 3 9 - 4 1 , Prokonsul von Afrika 44—46 oder 4f—47, Statthalter von Spanien 60-68. - 4 Auf die Finanzverwaltung der Provinzen, welche die Prokuratoren führten, hatte der Statthalter keinen Hinfluß. Zahlungsunfähige Schuldner wurden Sklaven der Gläubiger. 384 1 Im Frühjahr 68. - s Als Prokonsul von Spanien hatte Galba eine Legion, die VI. victrix, zur Verfugung. 3 8 ; 1 Lucius Verginius Rufus, Konsul 63, 69 und 97, in welchem Jahr er starb. 386 1 Die Schlacht fand etwa am 12. Juni 68 bei Vesontio (Besançon) statt. — 2 Clunia, etwa halbwegs zwischen Soria und Valladolid, bedeutende Ruinen. 388 1 Gemeint Kaiser Caligula, 3 7 - 4 1 . 389 1 Nach Poppaea Sabina, der Gemahlin Neros. 390 J Das heutige Narbonne. 391 j Kaiser Claudius, 4 1 - 5 4 . 392 / Mit Bezug auf Nero gesagt, der durch sein öffentliches Auftreten als Dichter und Sänger sich und das Kaisertum lächerlich gemacht hatte. 393 1 «Sohn der Livia», der Gemahlin des Augustus, war Galba nicht, sondern nur entfernt mit ihr verwandt; Sohn der Agrippina war Nero. — 2 Cingonius Varro war consul designatus für das Jahr 69. 394 1 Gaius Petronius Turpilianus war 61 Konsul gewesen. - 2 Nero hatte zur Verteidigung gegen Galba Marinetruppen nach Rom ge-

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E R L Ä U T E R U N G E N [s.394-410] zogen und eine Legion aus ihnen gebildet, was eine erheblche Besserstellung für sie bedeutete. / Hesiod, Werke und Tage 366. 1 Ofonius Tigellinus war einflußreicher Günstling Nero; Diener und Anstifter seiner Ausschweifungen und Verbrechen, (ardepräfekt seit 62. 1 Aulus Vitellius, Kaiser von Mitte April bis 2 1. Dezembe 69, geboren 1 2 , Konsul 4«, Prokonsul von Afrika 6 0 / 6 1 , lünstling Neros, wurde im Dezember 68 von Galba zum Kommandnten des obergermanischen Heeres ernannt. 1 Nero war mit Octavia, der Tochter des Kaisers Claudiu und der Messalina, vermahlt. Er verbannte sie unter der falschen Anschuldigung des Ehebruches und wegen Kinderlosigkeit 62, m seine Mätresse Poppaea Sabina heiraten zu können, und ließsie bald darauf töten. Seine Mutter Agrippina hatte er schon 59 (au Betreiben der Poppaea Sabina) ermorden lassen. 1 Octavia war die Adoptivschwester Neros dadurch, da. er von Claudius nach seiner Vermählung mit Neros Mutter .grippina adoptiert worden war. - 2 Lusitanien, das heutige Portual, doch mit den östlich anschließenden Teilen Spaniens bis fast ur Mitte der Halbinsel. 1 Der 1 I . T a g vor dem 1.Februar ist nach der antiken Rehnungsweise, die den Tag, von dem ausgegangen wird, mitzhlt, der 1 $. Januar. / Das miliarium aureum auf dem forum Romanum diht beim Severusbogen. 1 Marius Celsus war schon von Nero für das Konsulat des ihres 69 designiert und hat es vom Juni bis August bekleidet. - 2 )ie Lage dieser Basilica ist nicht gesichert. - 3 Die Basilica Aemi-a an der Nordseite des Forums, erbaut von dem Konsul j o v . C h . Lucius Aemilius Paulus; vgl. Caesar Kap. 29 ( B d . V , 134). — 4 t riß das Bild des Kaisers von dem Feldzeichen herunter. 1 Uber den lacus Curtius vgl. Anm. zu Romulus, Bd.I, . 4 6 1 zu S. 99. 1 Der streitbare Dichter von Paros, 7. Jahrhundert. 1 Der Stoiker Helvidius Priscus, Schwiegersohn des brühmten Thrasea Paetus, war $6 Volkstribun und 70 Praetor. Wegn seiner starr-oppositionellen Haltung ließ ihn Vespasian 74 hinrrhten. 1 Sinuessa, am Golf von Gaeta, im Grenzgebiet von Laium und Kampanien. - 2 Cluvius Rufus war schon vor 41 Konsul einfluß-

E R L Ä U T E R U N G E N Z U O T H O [S.4IO-427]

4JI

reich unter Nero, Nachfolger Galbas als Statthalter von Spanien und noch unter Vespasian angesehen. Sein Geschichtswerk ist verloren, seine Wirkung auf unsere Quellen (Tacitus, Sueton, Josephus, Plutarch) umstritten. 412 1 Z u r Bekämpfung des großen jüdischen Aufstandes, der 70 mit der Zerstörung von Jerusalem durch Vespasians Sohn Titus endete. 413 J Aquinum in Latium, das heutige Aquino, nahe bei Cassino. 2 Lucius Vitellius war consul suflectus und kam wie sein Bruder, der Kaiser, im Dezember 69 im Endkampf mit den Vespasianern um. Flavius Sabinus, der ältere Bruder Vespasians, war seit ¡6 praefectus urbi. Er fiel bei dem Sturm der Vitellianer auf das Kapitol - das dabei in Flammen aufging - am 2 o.Dezember 69. 414 1 Der Text ist verdorben, die Ubersetzung frei. - 2 Placentia, das heutige Piacenza. 416 1 Lucius Salvius Otho Titianus, älterer Bruder des Kaisers Otho, war Konsul j2 und 69, Prokonsul der Provinz Asia 63/64. Er blieb nach dem Tode des Bruders unbehelligt. 419 1 Plutarchs Erzählung ist sehr unklar, auch wohl der Text gestört. 421 1 Die Bataver bewohnten das Rheindelta. - 1 Die Schlacht bei Betriacum fand Mitte April 69 statt. 4I3 1 LuciusMestrius Florus, kurz vor oder kurz nach 69 Konsul, 83/84 Prokonsul der Provinz Asia, war ein naher Freund Plutarchs, der durch ihn das römische Bürgerrecht erlangte und den Namen Mestrius Plutarchus annahm. 424 1 Lucius Salvius Otho Cocceianus war der Sohn des Otho Titianus. Er blieb unter Vitellius und Vespasian unbehelligt, aber Domitian ließ ihn später hinrichten, weil er den Geburtstag seines Oheims, des Kaisers O t h o , festlich begangen hatte. 426 1 Offenbar Hinweis auf das (verlorene) Leben des Vitellius. 427 1 Der Name ist verderbt, er hieß vielmehr (nach Tacitus) Plotius Firmus.

GESAMTREGISTER IA IB II III

' G R I E C H I S C H E A U T O R E N , Seite 4S4 • L A T E I N I S C H E A U T O R E N , Seite 459 • G Ö T T E R , M E N S C H E N , Ö R T L I C H K E I T E N , Seie 462 • S A C H E N , S A C H B E G R I F F E , Seite 603

Die folgenden Register sind ein Auszug aus den ausführlichen ind vollstandigen Indices zu der kritischen Ausgabe der Biographien Futarchs von Cl.Lindskog und K.Ziegler, Leipzig 1 9 1 4 - 1 9 3 j , vol.I 1 fasc.U Indices composuit K.Ziegler, 1939, XXXVI + 266 S. Der vorlegende Auszug bringt die Götter- und Ortsnamen vollständig. Von d e außerordentlich zahlreichen Personennamen, die in den Biographien 9

466

GÖTTER, MENSCHEN,

Ahala s. Servilius Ahtnobarbus, «Erzbart», gemeint Rotbart, Beiname der Domitier Aem. 2 j Aiakides, König der Molosser, Vater des Pyrrhos, D t r . i f . Py. >-3 Aiakos, Sohn des Zeus, König von Aigina, berühmt durch Gerechtigkeit, Vater des Peleus und Telamon, Ahnherr Alexanders d . G r . und des Pyrrhos, Ths. 1 0 . T h m . i j . AI*. 2. Py. 26; sein Heiligtum in Aigina Dst. 2 8 Aiantische Phyle, eine der attischen Stammesgruppen Ari. 19 Aias, Sohn Telamons, Vater des Philaioj und Eurysakes Ths.29. So. 1 0 . Alk. 1. Pm. 72 Aidepsos, Badeort im nördlichen Euboia Su. 26 Aigai, Städtchen in der Aiolis T h m . 26 Aigai, alte Hauptstadt Makedoniens, Grabstätte der Könige Py. 26 Aigeischt Fh/lc, eine der attischen Stammesgruppen Ni. 1 3 . Alk. 21 Aigtus, alter König von Athen, zeugt in Troiien mit Aithra den Theseus, den er, herangewachsen, adoptiert Ths. 3 . 4 . 1 2 ; Gatte der Medeia 12 ; Adoptivsohn Pandions, nicht Erechthide 1 3 ; widerrät Theseus die Fahrt nach Kreta und stürzt sich, als er glaubt, Theseus sei tot, vom Felsen 1 7 . 1 2 . 1 4 . Varianten Ro. 34. 3$. K i . 8

ORTLICHKEITEN

Aigialia,

Insel zwischen Kythera

und Kreta A K 1 . $2. ,-3 Aigias, Bankier in Sikyon Ära. 1 8 . '9 Aigikoreis, erklärt So. 33 Aigina, Insel im Saroniichen Meerbusen, von Lysander verwüstet Lys. 9 ; Aiakostempel Ost. 2 8 ; die seetüchtigen Aigineten erhalten nach der Schlacht bei Salamis den Siegespreis Thm. 4 . 1 7 , werden von Perikles aus dem Lande gejagt Per. ¡9. 34, von Nikias auch aus T l y r e a Ni. 6. C r . 37, von Lysander zurückgeführt Lys. 1 4 . - Vgl. Per. 8. Dst. 1 . T h m . 1 j . Di. j . Dtr. 33 Aigion, Stadtchen in Achaia, Versammlungsort des Achaiischen Bundes, Ära. 3 7 . 4 2 . 53. A K 1 . 3 8 . 4 6 ; schließt sich R o m an C M . 12 Aiglt, Geliebte des Taeseus Ths. 20.29 Aigospotamoi, von Norcwest in den Hellespont mündendes Flüßchen Alk. 3 6 . 3 7 . Lys. 9 - 1 2 . Art. 21 Ainot, Sudt in Thrakien C M . 1 1 Aiolitn, die nördliche Hälfte der Westküste Kleinasiens T h m . 26 Aiolotinsejn, die lipansche Inselgruppe nördlich Sidliens Cam. 8 Atpeia, Städtchen auf Cypern, in Soloi umbenannt Sc. 26 Atichina, Athener Ari. 1 3 ; vgl. Reg. I A Aitchylot, Argeier Ära. i j . - Korinther T i . 4 ; vgl. Reg. I A

AH A L A - A L A L K O M E N I O S Aisopot, Schauspieler, L e h r e r C i -

3$. - D i . 2 6 . 4 9 . Py. 22

ceros C i c . j ; vgl. R e g . I A Aicoler,

Bewohner Aitoliens,

im

Kampf m i t A t h e n N i . 6, mit den Makedonen A l x . 4 9 . D t r . 4 0 . 4 1 .

Akrai, Städtchen w e s t l i c h v o n Syrakus D i . 27 Akrillai, O r t s c h a f t u n w e i t Syrakus

Py. 7. - Aitalixher Bund i m K a m p f

M c . 18

mit B o i o t e r n und Achaiern Ä r a .

Akrokorimhos,

4. 16. 3 1 - 3 4 . 4 1 . 4 7 . 4 8 .

467

m o l e o n w i e d e r aufgebaut, T i .

AK1.

13. 39. Phi. 7 ; i m Bund mit R o m gegen Philipp Fl. j . 7 - 1 0 ;

im

rinth

Zitadelle

Ä r a . 16, v o n

Aratos 1 6 . 1 8 - 2 2 . 3 3 , A c h a i e r n besetzt

C M . 13. Fl. i j . 1 2

Antigonos

« N e u e n Straße» z u m Palatium

Ki.13.

Su. 12.

Ära.34;

=

Schule Piatons L u c . 4 4 . D i . 1. 14. 1 7 . 20. 22. 4 7 . j 2 .

C i c . 3.

Kimon

ter

Sohn des K ö n i g s K l e o -

Phyle,

alte

von

Akan-

tho« in T h r a k i e n ; ihr Schatzhaus in D e l p h i Lys. 1 . 1 8 Akamaalcn,

Königin

Chilonis,

zeichnet sich 273 i m K a m p f ge-

von P e r i k l e s

2 6 { K ö n i g , fällt i m K a m p f gegen den Tyrannen A r i s t o d e m o s

Stammesgruppe P e r . 3 Bewohner

Sohn A r c u s ' I . , G e l i e b der

gen Pyrrhos aus P y . 1 6 . 28, ab

benannt T h s . 32

Akanthltr,

Ki. 18;

menes II., Vater des A r c u s I. AKI.3

attische

errichtet

ten A n t . 91 Akroutos,

Akrotaot,

Akamantii,

dem

ausgeliefert

Aufenthalt von H u n d e n v e r b o -

P h o . 4 . 1 4 . A n t . 8 o . P h i . 1 ; neue

Akadtmot, n a c h d e m die A k a d e m i e

Doson

3 8 . 4 1 . 4 2 . 4 4 . 4 f . AK1. 37.40

- m i t t l e r e - alte A k . L u c . 4 2 . C i c . 4. B r . 3

v o n

24.41,

Akropolis zu A t h e n , d i e Südmauer von

C a m . 14. 30 Akademie, als O r t T h s . 32. S 0 . 1 .

Ko-

Gonatas g e n o m m e n 1 7 . 1 8 , von

Bund m i t A n t i o c h o s gegen R o m AjusLocutius, sein H e i l i g t u m an d e r

von

Antigonos

verwü-

von Megalopolis A K 1 . 3 Akrurion, G e b i r g e in P h o k i s P h o . 33 Aktaion, H e r o s zu Plataiai A r i . • 1,

stet P e r . 1 9 , v o n Agesilaos A g .

in Boiotien Se. • , in

22, von Pyrrhos e r o b e r t Py. 6.

ebd.

Ihr Kalender N u . 1 8 ;

Söldner

A K 1 . 4 9 ; feste Plätze Ä r a . 50 Akastos, Sohn des Pelias Su. 36 Akontion, G e b i r g e in Boiotien Su. 17.19 Akraga*, h e u t e A g r i g e n t o , an der

Aku,

Korinth

Kpste der A r g o l i s D t r . 25.

Ä r a 40 Aktion,

Vorgebirge

Akamaniens

mit A p o l l o n t e m p e l P m . 24. Seeschlacht 31 v . C h r . B r . $3. A n t . 62.63.61-68.71

Südküste Siciliens t v o n den Kar-

Alalkomcnios,

t h a g e m 407 z e r s t ö r t , von T i -

A r i . 21

boiotischer

Monat

468

GÖTTER,

MENSCHEN, ÖRTLICHKEITEN

Alba bei Rom, Frühgeschichte Ro. 2. 3 . 7 - 9 . 2 1 . 2 7 . 2 8 . j o . - Cam. 17. Cs. 60. Ant. 60. - Albaner Berg Mc. 12, Albaner See Cam. 3. — Villa Albana des Pompejus Pm. $3. 80. Cic. 31 Albaner, Volk am Kaspischen Meer Luc. 26. Pm. 34. 3$.38.45. Ant. 34 Albinius Lucius Cam. 2 1 Albinus 5. Junius und Postumius Aleos s. Rhadamanthys Alesia in Gallien, heute Ahse* Sainte-Reine Cs. 27 Alexandria in Ägypten, von Alexander d. Gr. gegründet Alx. 26; Krieg Caesars Cs. 4 8 . 4 9 ; Brand der Bibliothek 4 9 ; Ptolemaios XIII. vertrieben Pm. 49; Antonius sehr beliebt Ant. 2 9 . 5 0 ; Katastrophe des Kleomenes AK1. 53-60. - Luc. 2. Cm. 35. Ant. s j ff. Alexandropohs in Thrakien Alx. 9 Alexandra = Paris Ths. 34. Su. 42. Ant. 90. Ga. 19; seine Lyra in Ilion verwahrt Alx. 15 Alexandra, Tyrann von Pherai, seine Kämpfe mit Pelopidas und Epameinondas Pel. 26-32. 35; mit Athen verbündet 31; auf Betreiben seiner Gattin Thebe von deren Brüdern ermordet 28. i s

Alexandras /., König der Makedonen Ari. 15 Alexandros II., König der Makedonen Pel. 26. 27 Alexandros III. der Große, Biographie Bd.V 7 - 1 0 0 . Abkunft,

Charakter, Erziehung Ax. 1-8. 22.23. Erste Taten 9 Streit und Versöhnung mit Vter 9. 10. Regierungsantritt, Nordfeldzug, Zerstörung "hebens 11-13. Cam. 19. Dst. 2 . Pho. 9.17. Vorbereitungen um Perserzug Alx. 14. 15. Kr.25. Schlacht am Granikos, Eroberung Kleinasiens Alx 16-19. Cam. 19. Dst. 20. Schicht bei Issos, Ehe mit Barsine .Ix. 20. 21.24. Eum. 1. Erobenng von Cypern, Tyros, Phoiniken 24. 2$. Gründung Alexandrias 26. Ant. 80. Zug zur Amma-Oase, Vergöttlichung 2 6 - 2 8 . 0 . Feste in Phoinikien ¡9-31. Schlacht bei Arbela-Gauamela, Neugründung von Platiai 31 — 34. Ar. 11. Eroberung on Babylon, Susa, Persepolis j 5 - 3 8. Geschenke an Freund, nur Phokion lehnt ab 3 9 - 4 . Pho. 17.18.30. Verfolgung n d Bestrafung des Bessos AIX42.43. Zug nach Hyrkanien, limpfe mit Skythen; Amazone^4-46. Annahme persischer Sitten, persische Garde, Heilt mit Rhoxane 4 7 . 7 1 . Strct Hephaistion-Krateros 47. Tötung des Philotas und Parmeron 48. 49, des Kleitos 50-52, cs Hermolaos und Kallisthcncs, Indienfeldzug, Sieg übe Poros j j - i i . Meuterei der Nakcdoncn und Umkehr 62. Fart zum Meer, Verwundung in d r Stadt der Maller 55.63. Gepräche

A L B A - A L K I B I ADES mit indischen Weisen 64.65. Entsendung der Flotte unter Nearchos, Rückmarsch durch Gedrosien und Karmanien 66. 67. Umschiffung Afrikas geplant 68. Übeltäter gestraft 68. 69. Vermählung mit Stateira, Makedonen mit Perserinnen 7 1 . Tod und Bestattung Hephaistions 72. Pel.34. Rückkehr nach Babylon, böse Vorzeichen 7 3 - 7 J . Krankheit und Tod 7 3 7 f . - Briefe: AI*. 7. 1 7 . 2 0 . 2 2 . 2i.27-29.34.37.j9.4i-41.4647-ÍÍ- j 7 . 6 0 . 7 1 . P h o . 17.18. Einzelzüge Eum. 1 . 2 . 3 . 6 . 7 . 1 3 . Ths. j . Dtr. 2 5 . 2 7 . Fl. 21 u.ö. aandros, Sohn Alexanders d.Gr. und der Rhoxane Py.4 ciandros, Sohn Polyperchons Pho. 33 ; Gatte der Kratesipolis Dtr. 9 aandros, Sohn des Krateros, Herr von Korinth Ara. 1 7 . 1 8 aandros, Sohn des Kassandros, König von Makedonien Dtr. 36. Ant.92. P y . 6 . 7 aandros, Sohn des Demetrios und der Deidameia Dtr. {3 txandros, Sohn des Pyrrhos und der lanassa Py. 9 txandros, Sohn des Königs Perseus Aem. 37 txandros, Offizier des Perseus Aem. 18 txandros Helios, Sohn des Antonius und der Kleopatra Ant. 36. Í3-Í4 txandros von Antiocheia, Vertrauter des Antonius Ant. 46.48

469

Alaandros, Aristoteliker, Lehrer des Crassus Cr. 3 Alexas von Laodikeia, Gefährte des Antonius Ant. 66.72 Alexikraus, Obermundschenk des Pyrrhos Py. 5 Allia, Nebenfluß des Tiber, heute Fosso della Bettina Cam. 1 8 . 1 9 . U Alfenus Varus, Offizier des Vitellius Ot. 12 Aliandros, Spartaner Lyk. 11 Alkeus, Makedone, Bruder des Perdikkas Alx. 55. Eum. 5. 8 Alkibiades, Biographie Bd. II 3 4 6 399. Herkunft, Charakter, Bildung Alk. 1 - 3 . 7 . 9 . 1 1 . 1 6 . 4 2 . 44. Lyk. 16. Ni. 9. Verkehr mit Liebhabern und Sokrates Alk. 4 - 6 ; bei Poteidaia und Delion 7. Ehe mit Hipparete 8. Erstes politisches Auftreten 1 0 . 4 0 . Per. 37. Ari. 27. Rennwagensiege 1 1 . 1 2 . Dst. 1. Streit mit Nikias und Phaiax 13. Ni. 1 1 . Ari. 7. Verbindung mit Argos Alk. 1 4 . 1 5 . 4 1 . Ni. 10. C r . 3 5 . Rolle gegenüber Melos 16. Sicilische Expedition 1 7 - 2 0 . Ni. 1 2 - 1 4 . Anklage wegen Religionsfrevel 1 9 . 2 0 . 2 2 . Rückberufung nach Athen, Flucht nach Sparta 20-23. Ni. 14. 15. Politik im Dienste Spartas, Verführung der Timaia 2 3. Ag. 3. Lys. 22. Aufenthalt bei Tissaphernes 24. 25.41 • Ag. 3. Lys. 4. Doppelspiel mit Aristokraten und Demos 2^.26. Siege in lonien 2 7 - 3 1 . Lys. 3. Rück-

470

M E N S C H E N,

GÖTTER,

ÖRTLICHKEITEN

kehr nach Athen 3 2 - 3 4 . Dst.

T h s . 2 7 . 2 8 . R o . 30. A - G r ä b e r

2 7 . Erneuter Sturz, Leben in

in Griechenland T h s . 7 . Dst.

Thrakien 3 5 - 3 8 . Lys. 5 . 1 0 . 1 1 .

1 9 . Darstellung auf den Schild

Ermordung 38. 39. - Statue auf

der Athena des Pheidas P e r . 3 1 . Zusammentreffen cit A l e x -

dem f o r u m R o m a n u m N u . 8 Alkibiades,

Sohn

des

Alkibiades

Alk. 1 . 1 2 Alkibiades, ein Park des Tissaphernes A l k . 24 nicht sicher feststellbarThm. 3 2 Sohn des

Amphiaraos

Ära. 3 schlecht

attisches So. 30.

Adelsge-

Ari.2j;

aus

ihm A l k m a i o n , Vater des Megakles So. 1 1 . 2 9 .

Alk. 1,

und

A l k m a i o n , Vater des Leobotes A r i . 2 j . T h m . 23

Stadt

7 , nach dem T o d e entrückt R o . 28 und Gattin des Rhadamanbei

Haliartos

Akrnanien

Py.6.8 Ambronen, mit den T e u t o c n verwohl

Stamm Ma. 1

germnischer

1 9 . 20

Ambustus s. Fabius Ameinias von Dekeleia, ttet den Ariamenes T h m . 1 4 . G l . 29 Ameria, Stadt in U m b r i e , heute

begraben

Lys. 28

Amestris, T o c h t e r und Gttin A r ttxerxes' Amisos,

II. A r t . 2 3 . 2

Stadt

am

des

atenische

K o l o n i e , von Lucullus elagert, ausgeplündert,

Alopekt, G e m e i n d e südöstlich von

stellt

A t h e n , heute Kutsopodi A r i . 1. Thm. 32. Per. 1 1

wiearherge-

Luc. 1 4 . 1 9 . 32. 3.

Pm.

38.42 Ammon, Sohn des Zeus ind der

Alopekon, (oder Orchalides) Höhe bei Haliartos Lys. 29 C a m . i ; . 16. FM.2.

Südcer

Schwarzen M e e r e s ,

¿4//ofcn>0er,ga]lischerStammCic. 18

Alpen,

in

P e r . 1 7 . Residenz d e s P y r r h o s

Amelia Ma. 1 7

Alkaene, Mutter des Herakles Ths.

thys,

hmpeius

Ambiorix, Gallier C s . 24

bündeter,

Alkmaioniden,

mit

Pm.3f Ambrakia,

Alkimos, ein Kap am Hafen Piräus, Alkmaion,

ander A l x . 4 6 ,

Pasiphaa A K I . 9 Ammon,

Cr.9.

ägyptischer

scheint

Lysandros

G*t,

er-

irr T r a u m

M C . 6 . Su.4. Pm. f 1. j 8 . 6 o . 6 f .

L y s . 2 0 . 2 5 ; gi't

A e m . 6. C s . 1 1 . 3 2. A n t . 1 7 . 1 8 .

d. G r . Vater A l x . 3. Sin Ora-

Ma. i i - 1 8 . 2 3 . 24- O*- S

kel von K i m o n befrag K i . i 8 t

Amanos, G e b i r g e in Kilikien P m . 39. C i c . 3 6 . O t r . 4 8 . 4 9

Alkibiades

N i . 3,

von

A l e x a n d e r besucht A h 26. 2 7 .

Amathus auf C y p e r n Ths. 2o

47- f o - 7 2

Amazonen, von Herakles und Theseus angegriffen Ths. 26.

von

Alxanders

Ro.

3 ; . L u c . 2 3 . A . - K r i e g in Athen

Ammonios, Platoniker, Lek*er Plutarchs und seines Freufles Themist okles T h m . 32

ALKIBIADES —ANDROMACHOS

471

Amoibeui, Kitharode A n . 17 Amompharetos, Spartaner in der Schlacht bei Plataiai A n . 1 7 Amergos, Kykladeninsel südöstlich

Anachanis, skythischer Kulturheros So. { Anaitis s. Artemis Anakts, Beiname der Dioskuren in

von Naxos Dtr. 1 1 Amphares, spartanischer Ephore AK1.18-11 Amphiaraoi, Vater des Alkinaion Ar», j ; sein Orakel bei Oropos Ari. 1 9 , vgl. 3 Amphlkrata, Rhetor aus Athen Luc. 22 Amphlktyonen, Schutzverband griechischer Staaten für das Heiligtum von Delphi So. 1 1 . CM. 1 1 . Thm. 20. Ki. 8. Su. 1 2 Amphilochia in Akarnanien, am

Athen Ths. 33. Nu. 1 3 Anapos, Fluß Siciliens, nahe Syrakus mündend Di. 27. T i . 21 Anaxarchos von Abdera (in Thrakien), Philosoph, Skeptiker, zum Kreise Alexanders d. G r . gehörig A l x . 8 . 2 8 . {2 Anaxidamos von Chaironeia Su. 1 7 . 1 9

Golf von Ambrakia Py. 6 Amphlpolis am Strymon, nahe seiner Mündung, von Kimon kolonisiert K i . 8. Schlachtort 422 Ni.9. L y k . 2 j , vertragswidrig den Athenern nicht zurückgegeben Ni. 1 0 ; vgl. A e m . 2 ) . 2 4 . Pm. 7 4 Amphlna in Lokris, nordwestlich von Delphi Dst. 18 Amphltrope, attische Gemeinde im Bezirk von Laureion Ari. 26 Amphltryon, Gatte der Alkmene Lys. 28 Amultui, der böse Bruder Numitors, schließlich von Romulus unschädlich gemacht R o . 3 . 4 . 6-9.21.30 Amykla, die lakonische Amme des Alkibiades AI. 1. Lyk. 16 Amyklas, Vater der Daphne AK1. 9 Amyntat, Makedone am Hofe des Dareios A l x . 20

Anaiilaos von Byzantion Alk. 31 Anaxo, Troizenierin, von Theseus geraubt Ths. 29. R o . 3 ; Ancharia, Mutter der Octavia, der Stiefschwester Octavians

Ant.

31 Ancut Marcius, vierter König von R o m Nu. 2 1 . C o r . 1 , erbaut den pons sublicius Nu. 9, wird ermordet 22 Androgeoi, Sohn des Minos Ths. 1 j . 16. R o . 30 Androkleidas, Thebaner P e l . j . 6 . Lys. 27 Androklet, Athener, Anklager des Alkibiades Alk. 19 Androkoacs - Tschandragupta, König von Indien A l x . 62 Androkratu, Heros mit Heiligtum nahe Plataiai Ari. 1 1 Andromacht: Gemälde ihres Abschieds von Hektor in Velia Br. 2 3 ; die A . des Euripides zitiert A l x . { i ; vgl. Pel. 29 Andromachos, Herrscher von Tauromenion, Vater des Historikers Timaios T i . 1 0 . 1 1

472

GOTTER, MENSCHEN,

Andromachos von Karrhai, Partherfreund C r . 29 Andrea, große Kykladeninsel, von Perikles kolonisiert Per. 1 1 , von Alkibiades nicht genommen Alk. 3 $ ; Seesieg des Antigonos Gonatas Pel. 1 ; vgl. Them. 21 Anicius, Lucius Gallus, Praetor 1 6 8 , besiegt und fängt den König Genthios A e m . 1 3 Anio, Nebenfluß des Tiber, heute Aniene Pp. 2 1 . Cam. 4 1 . Cor. 6 Annius Gallus, Appius, Konsul zwischen 64 und 68, General Othos O t . { . 7 . 8 . 1 3 Annius Luseus, Titus, Konsul 1 5 3 , Gegner des Tiberius Gracchus Gr..4 Annius Luseus, Gajus, Propraetor von Spanien Sc. 7 Annius Milo s. Milo Antagoras, Flottenführer aus Chios Ari. 23 Antaios, von Herakles im Ringen besiegt Ths. 1 1 ; zu Tingis begraben Se. 9 Antalkidas, Spartaner, Vermittler des nach ihm benannten Friedens Ag. 23. Art. 2 1 ; verhöhnt Agesilaos A g . 2 6 . L y k . 1 3 . Pel. 1 $ ; von Artaxerxes hoch geehrt, später mißachtet Art. 2 1 . Pel. 3 0 ; vgl. A g . 3 1 . 3 2 Antemna, Stadt der Sabiner an der Mündung des Arno in den Tiber Ro. 1 7 . Su. 30 Anthemokritcs, athenischer Herold Per. 30 Anthesterion, attischer Monat = März Su. 1 4 . Dtr. 26. Ära. 53

ORTLICHKEITEN Anthtdon, Stadt Boiotiens Su. 26 Antigeneidas, berühmter Flötenspieler D t r . 1 Antigenes, Makedone Alx. 70 Antigenes, Makedone, Führer der Silberschildner Eum. 1 3 . 1 6 Antigone, Geliebte des Philotas Alx. 48.49 Antigone, Gattin des Pyrrhos 4. 5. 6.9 Antigoneia Mantineia, umbenannt zu Ehren des Antigonos Doson Ara. 4 5 ; Fest zu seinen Ehren A K 1 . 37 Antigonis-Phyle in Attika eingerichtet Dtr. 1 o Antigonos, der Einiugige, der Mächtigste der Diadochen Aem. 8. Se. 1. Dtr. 2. Kämpfe mit Eumenes in Asien Eum. 3.8— 1 0 . 1 2 - 1 9 . 2 1 . Söhne Demetrios und Philippos Dtr. 2. Aem. 8. Kämpfe mit Ptolemaios in Syrien Dtr. { . 6 . Feldzug gegen Babylon 7. Befreiung Athens 8 . 1 0 . 1 1 . 4 Í . Sieg Uber Ptolemaios bei Cypern, Annahme der Königswürde 1 J . 1 7 . 1 8. Angriff auf Ägypten scheitert 19. Niederlage und Tod bei Ipsos 2 8 . 2 9 . 3 1 . Verhältnis zu Sohn Demetrios 3 . 4 . 1 4 . 1 9 . Vgl. Pel. 1 . P h o . 1 9 . 3 0 . A l x . 77. D t r . 2 2 . 2 3 . 4 6 . A n t . 8 8 . P y . 4.8.34

Antigonos Gonatas, König von Makedonien 2 8 3 - 2 4 3 / 3 9 , Sohn des Demetrios und der Phila Dtr. 37. A e m . 8. Vertreter des Vaters in Griechenland Dtr. 39.

ANDROMACHOS-ANTIPATROS 4 0 . 4 4 ; erbietet sich als Geisel f ü r den gefangenen Vater

51,

beerdigt

{3.

ihn

prunkvoll

Antiochis-Ph/le,

473

attische Stammes-

gruppe A r i . 1 . j Antiochot, A t h e n e r , U n t e r f e l d h e r r

K a m p f e mit Pyrrhos u m Make-

des Alkibiades, von Lysander be-

donien P y . I i , in d e r Pelopon-

siegt A l k . 1 0 . 3 j . Lys. j . S u . 4 2

nes 2 9 - 3 4 . Beziehungen z u A r a tos

Ära. 4 . 9 . 1 2 . 1 j . 2 j .

Ge-

Ant iochos /.,

König

Syrien

von

2 9 3 / 8 1 - 2 6 3 , Sohn des Seleu-

winn des A k r o k o r i n t h 1 7 , V e r -

kos D t r . 3 1 , bei Ipsos geschla-

lust 1 8 - 2 3 . Bundesgenosse des

gen 29, Gatte der Stratonike

Aristippos von Argos 26. T o d 34.43.

Aussprüche

Ro. 1 7 .

38. J 0 . J 1 Antiochot III.,

der G r o B e ,

König

von Syrien 2 2 3 - 1 8 7 , fallt von

Pel.2 Kigonos Doson, König von Make-

Hannibal

donien

Name

chenland ein C M . 1 2 . F l . 9 . 1 j ;

230/27-221.

getrieben

in

Grie-

C o r . 1 1 . A e m . 8 ; heiratet W i t -

in den Thermopylen geschlagen

w e D e m e t r i o s ' II., w i r d König

C M . 1 3 . 1 4 . Phi. 1 7 . F l . 1 j . 1 6 ;

A e m . 8. Bündnis mit Achaiern,

Hochzeit in Chalkis P h i . 1 7 . F l .

Krieg mit Kleomenes Ära. 38.

1 6 ; in Kleinasien besiegt L u c .

41-45.

AK1.

37.

38.

40-47-

1 1 . 3 1 . C r . 26. F l . 2 0 ; Friedens-

Mantineia nach ihm Antigoneia

schluß

benannt Ä r a . 4 5 . Fest Antigo-

Aem. 4. Phi. 16. Fl. 1 0 . 1 2

neia zu seinen Ehren A K I . 3 7 . Sieg bei Sellasia Ära. 46. A K 1 .

Aem. 7.

Vgl.

Su. 1 2 .

Antiochot, König von K o m m a g e n e Ant. 34

4 8 . 4 9 . P h i . 6 . V e r s u c h , Philo-

Antiochot von Askalon s. R e g . I A

poimen in seinen Dienst zu zie-

Antiope,

Amazone,

von

Theseus

hen P h i . 6 . 7 . Sieg über Illyrier

gefangen T h s . 26. R o . 3 5 ; Mut-

und T o d Ä r a . 4 6 . 4 7 .

ter des Hippolytos, Feindin d e r

AKI.37.

48.j1.ij.

Phaidra

1 tigonos, K ö n i g der J u d e n , von

Kleidemos Hippolyte 27

Antonius hingerichtet A n t . 36 tikraus,

L a k o n e , tötet den Epa-

Antipatros,

Ths. 28;

hieß

Reichsverweser

nach Alex-

anders d . G r . in G r i e c h e n l a n d ,

meinondas A g . 3 ;

besiegt Agis III. bei Megalopolis

tikyra, Stadt in Phokis Ant. 68

Ag. i j . D s t . 2 4 . A K I . 3 ;

tikyra, Hetäre D t r . 24

mit Olympias A l x . 3 9 . 6 8 ; Z e r -

tilifcan9 Arruns, Sohn des Tarquinius Superbus Pp. 9. 16

481

Arruns, Etrusker, bringt Wein nach Gallien Cam. 1 f Arruntius, Lucius, Konsul 22 v. Chr. Ant. 66 Arsakts, König der Parther Pm. 76. Su. ¡ . Cr. 18.27. Ant. 88 Anakiden, parthisches Königsgeschlecht Cr. 3 2 Arsames, unehelicher Sohn Artaxerxes' II. Art. 30 Arsanias, FluB Armeniens Luc. 3' Anikas, eigentlicher Name Artaxerxes' II. Art. 1. 2 Artabazes s. Artavasdes Ariabaios, Vater der Barsine, Schwiegervater Alexanders d. G r . Alx. 21. Eum. 1.7 Artabanos führt Themistokles beim Perserkönig ein Thm. 27 Artagerses fallt von der Hand des Kyros Art. 9 - 1 1 . 1 4 . 1 j Artasyras, «Auge des Königs» Art. 12. 14 Artarasdes, König von Armenien, mit Crassus verbündet Cr. 19. 2 1 . 2 2 ; geht zu Orodes über 3 3; mit Antonius verbündet Ant. 37; verläßt ihn, wird gefangen und im Triumph aufgeführt 39. j o . 9 2 ; Dichter und Schriftsteller Cr. 33 Artaxas, König von Medien, gründet Artaxata Luc. 31 Artaxata, Burg des Tigranes, das «armenische Karthago» Luc. 31.32 Artaxerxes Alk. 37, s. Artoxerxes Artayktes, Gatte der Sandake Thm. '3

482

GÖTTER,

Artemis

MENSCHEN,

A r i s t o b u l e T h m . 22.

kleia A r i . 2 0 .

Eu-

Orthia Ths. 31.

L y k . 1 8 . A g . 32. P r i a p i n e

Luc.

ORTLICHKEITEN Arrerner, g a l l i s c h e r Stamn C s . 2 5. 26 Arybbas, K ö n i g v o n Epeiris P y . 1

1 3 . P r o s e o a T K m . 8 ; d i e persi-

^kiaj.BniderderOlympasAlx. 2

s c h e L u c . 2 4 , Anaitis in Ekbatana

Ascanius, S o h n d e s A e n e a R o . 2

Art. 27;

Asculum, S t a d t Italiens, h ü t e As-

Tempel:

in

Ephesos

A l x . 3, A t h e n P h o . 2 8 .

Pellene

A r » . 3 2 , auf d e m A v e n t i n Cir. 3 7 ; Fest in Syrakus M c . 18; bei d e n L u s i t a n e r n S e . 11 Artemisia,

Königin

Karien

des

Thenistokles

a u c h h e u t e so b e n a n n e n K o n tinents (soweit bekam:), öfter

nördliches

Vorgebirge

makedonischer

nur Kleinasiens und bsonders d e r r ö m i s c h e n P r o v i n z isia, d i e

Euboias T h m . 7 . 9 . A l k . 1 Arumisios,

Tochter

T h m . 32 Asien ist b e i P l u t a r c h d e r f a m e d e s

von

T h m . 14 Artcmision,

coli Pm. 4 Asia,

Monat

( m i t w e c h s e l n d e n G r e o e n ) etw a d i e w e s t l i c h e Hälfe K l e i n -

A l x . 16 Ancmon,

M e c h a n i k e r P e r . 27

asiens

Artonit,

Tochter

g u n g S u . 2$. L u c . 4 . 7 2 0 .

des

Artabazos,

Marcus,

Freund

(und

sten B i o g r a p h i e n . -

Cs. mei-

Aianische

B e r e d s a m k e i t C i c . 4 . Alt. 2

Arzt) Octavians Br.41 Artoxeria

i h r e Aussau-

4 8 . E r w ä h n u n g e n in « n

Gattin des Eumenes E u m . 1 Artonus,

umfaßte;

/., L a n g a r m , K ö n i g d e r

Perser 4 6 4 - 4 2 4 Art. 1 . 4 ; empfangt und beschenkt Themisto-

Asinaros,

kleiner

Fluß

>iciliens

s ü d l i c h v o n S y r a k u s N i 2 7 ; das Fest Asinaria 2 8 Asinius s. R e g . I B

k l e s T h m . 2 7 - 2 9 . 31 Artoxcrxes It., M n e m o n , K ö n i g d e r

Aikalon,

Stadt i m s ü d l i c h n Palae-

P e r s e r 4 0 4 - 3 3 7 . B i o g r a p h i e Bd.

stina,

VI

( R e g . I A ) , L u c . 42. Br.i. C i c . 4

347-378.

Herkunft,

Cha-

rakter A r t . 1 . 2 . K a m p f mit Ky-

Asialis,

r o s 4 - 1 8. 20. S t r e i t m i t Parysa-

Se.9

t i s , V e r g i f t u n g d e r Stateira 1 7 .

Asklepios,

1 9 . 2 3 . K r i e g mit Sparta, Friede des

Antalkidas

handlungen

mit

20-22. Theben

A t h e n 2 2 . P e l . 30. H e i r a t T ö c h t e r n A t o s s a und

Verund mit

Amestris

2 3 . 2 7 . Krieg mit Ägypten

24,

m i t K a d u s i e r n 2 4 . 2 5. S t r e i t m i t S o h n D a r e i o s und G r o ß e n F r a u e n 2 6 - 2 9 . T o d 30

um

Heimat König

des

von

Aitiochos Mairetanien

d e r H e i l g o t t , lehrt b e i

S o p h o k l e s e i n N u . 4 ; stn T e m p e l in E p i d a u r o s P m . 2. Asopos, F l u ß B o i o t i e n s A i 1 1 . 1 j ; d e r F l u ß g o t t S o . 9. L u . 23 Aspasia,

die

M i l e s i e r i n , die

be-

rühmte Freundin des 'erikles Per. 2 4 . 2 5 . 3 0 . 3 2 Aspaiia aus P h o k a i a , m i t i g e n t l l chem Namen Milto, Nbenfrau

A R T E M I S —ATI A

483

60; Lamischer Krieg Dst. 27. Pho. 23. 26. 28. Cam. 1 9 ; Beziehungen zu Demetrios Dtr. 8 - 1 1 . 2 3 . 2 4 . 3 0 . 3 3 . 3 4 . 3 9 46; Befreiung von makedonischer Besatzung Ära. 3 4 ; Oroposstreit, Gesandtschaft nach Rom CM. 22 ; Tyrannis des Aristion, Eroberung durch Sulla Nu. 9. Su. 1 2 - 1 4 . Luc. 1 9 ; Pompejus, Antonius, Octavia in A. Pm. Asyrier L u c . 2 6 . C r . 2 2 2 7 . 4 2 . Ant. 23. $7. — Tore: Aaura, Küstenplatz in Latium Cic. Ths. 27. Per. 30. Su. 14. - T e m 47 pel und Kulte: Ths. 2 7 . 3 y . 36. Astyochoi, spartanischer FlottenSo. 12. Nu. 9. Ari. 27. C M . j . führer Alk. 2 j Ki. 1 3 . Ni. 1 3 . Alk. 2. Dst. 27. Astypalaia, eine der südlichen KyPho. 22. 28. 37. Dtr. 10. Ant. kladeninseln Ro. 28 60. - Monumente: So. 1 0 . 2 5 . Astyphilos von Poseidonia, Seher, Thm.1.22. K i . 4 . 1 3 . Alk.3. Ki. 18 S u . 1 4 . Dst. 30. Alx. 69. Ant. Attius, Gajus Capito, Volkstribun 9 1 . - Häufige Erwähnungen in SS Cr. 16 allen Biographien Athamanen, Stamm im südöstliAthena in Athen: Hygieia Per. 1 3 , chen Epeiros Pm.66. Fl. 1 j Polias Dst. 26, Fest Plynteria Athen u n d Athener, Geschichte: Alk. 3 4 ; vgl. Thm. 10. 19. Per. Frühgeschichte Ths. 1 . 1 s~i S! 1 3 . Ni. 1 3 . Alk. 2. Dtr. 2 3 . 2 4 . Streit mit Megara um Salamis - Sparta: Chalkioikos Lyk. j . So. 8 - 1 2 ; Kolonie nach Amisos A K 1 . 1 1 . 1 6 . Optilletis Lyk. 1 1 . Luc. 1 9 ; Perserkriege Thm. 6 ff. Syllania 6 ; Tegea Lys. 30; Pia Ari. { f f . Ki. { f f . Mauerbau taiai Ari. 2 o ; Koroneia Itonia Ag. Thm. 19 Ki. • } ; Schmuckbauten Per. 1 2 . 1 3 ; Peloponnesi19. Py.26 (Itonis); Ilion Luc. scher Krieg Per. 3 . ff. N i . 6 f f . 10. Alx. 1 $ ; Lindos Mc. 3 0 ; Alk. 1 4 f r . ; Eroberung durch Kappadokien Su. 9 ; Pasargadai Lysander, Entfestigung Lys. 14. Art. 3 ; Ciceros A.-Bild Cic. 31 i { . Alk. 3 7 ; die 30 Tyrannen Athenaion bei Belbina AK1. 1 5 Lys. 2 1 . 2 7 ; Wiederbefestigung Athenodoros, Schauspieler Alx. 29 Ag. 2 3 ; Beziehungen zu Theben Athcnodoros, Stoiker Cm. 10. 16 Lys. 28.29. Pel.6. 1 5 . 2 4 : zu Athos, Gebirge Alx. 72 Alexander von Pherai Pel. 31 ; Ana, Nichte Caesars, Mutter Oczu Alexander d. Gr. Alx. 1 3 . 1 6 . tavians Cic. 44. Ant. 31 erst des Kyros, dann des Artaxerxes Art. 26-28. Per. 24 Aipendot, Stadt in Pamphylien Alk. 26 Atpetos, Name des Achilleus in Epeiros Py. 1 Aspis, Burg von Argos Py. 3 2. AKI.38.41 Auen, Nebenfluß des Kephisos in Phokis Su. 1 6 . 1 7

484

GOTTER, MENSCHEN,

Atilia, erste Frau des Cato Uticensis C m . 7 . 9 . 24 Atilius, Marcus (vielmehr Gajus At. Bulbus) Konsul 2 3 ; Nu. 20 Atilius, Serranus, Quaestor 6 3 , Schwiegervater des Cato Uticensis Cm. 7 Atlastöchter A K I . 9 ^/antis-Dichtung Solons und Piatons S o . 2 6 . 3 1 . 3 2 Atlantisches Meer Pm. 38. T i . 20. Cs. 2 3 . Se. 8. 24. - Inseln Se. 8 Atossa, Tochter Artaxerxes' II. A r t . 2 3 . 26. 27. 30 Atreus K i . 7. C i c . $ Atropaune, Landschaft zwischen Armenien und dem Kaspischen Meer Luc. 3 1. Ant. 38 Attaleia, Stadt in Pamphylien Pm. 76 Attalos, Oheim der Kleopatra, der Gattin Philipps II. A l x . 9 . 1 0 . SS Attalos /., König von Pergamon Fl. 6 Attalos II., Ant. 60

König von Pergamon

Attalos III., Philometor, König von Pergamon Cam. 1 9 . D t r . 2 o ; vermacht sein Reich dem römischen Volk G r . 1 4 Attika, wasserarm, gebirgig, unfruchtbar So. 2 2 . 2 3 . Su. 1 j ; verwüstet von Peloponnesiern Per. 3 3 , Demetrios Dtr. 3 3 , Achaiern Ära. 2 4 ; Erwähnungen in vielen Biographien, vgl. Athen und Athener. — Attische Drachmen Su. 1, Minen A K 1 . 44, Scheffel C M . 6. Cs. j j

ORTLICHKEITEN

Attis, Phryger, Geliebter einer Göttin, Nu. 4 ; Syrer, von einem Eber getötet Se. 1 ; Arkader Se. 1 (s. die Erläuterung) Attius Tullus, halbmythischer Führer der Volsker Cor. 22. 2 3 . 2 6 2 8 . 3 1 . 3 9 ; Ahnherr Ciceros Cic. 1 Attius Varus, Publius, von Pompejus eingesetzter Statthalter von Africa Pm. [ 6 . ( 7 Außdius, Verschworener gegen Sertorius Se. 26. 27 Aufidus, Fluß Apuliens, heute Ofanto FM. 1 5 August, Monat, früher Sextiiis, nach Kaiser Augustus umbenannt Ro. 1 f . Nu. 19. Ma. 26 Augustus s. Caesar der Jüngere Aulis, Stadt Boiotiens Lys. 27. Ag. 6. Pel. 21 Aurelia, Mutter Caesars Cic. 28. Cs. 7. 9. 10 Aurelius, Gajus, römischer Ritter Cr. 1 2 . Pm. 23 Aurelius Cotta, in Spanien von Sertorius besiegt Se. 12 Aurelius Cotta, Lucius, Konsul 1 19, Gegner des Marius Ma. 4 Aurelius Cotta, Lucius, Konsul b t,, Censor 64, von Cicero verspottet C i c . 27 Aurelius Cotta, Marcus, Konsul 74, Luc. j . 6. 8 Aurelius Orestes, Lucius, Konsul 1 26 G r . 2 2 . 2 3 Aurunculejus, Lucius Cotta, Legat Caesars Cs. 24 Ausculum, Stadt in Apulien, jetzt Ascoli di Satriano Py. 21

ATILIA—BENEVENTUM Autoleon, König der Paioner Py. 9 Autolykos, mythischer Gründer der Stadt Sinope Luc. 2 j Autolykos, Athener, Athlet, Lys. 1 { Automatia, von Timoleon verehrt Ti. J Ä Auximum, Stadt Italiens südlich Ancona, heute Osimo Pm. 6 Arentin, der südlichste Hügel Roms R o . 9 . 2 0 . 2 3 . Nu. 15. Gr. 36 Babyita, Brücke bei Sparta Lyk.6. Pel.17 Babylon Luc. 26. Cr. 1 7 . 3 7 . Alx. 69.73. Eum. 3. Dtr.7. Art. 7. 8.19 Babylonien Alx. 35. Dtr.7. Ant.45 Babylonisch* Priester Alx. 57 Baeblus (Marcus Tamphilus), Konsul 181 Nu. 22 Batth, Flufl Spaniens, jetzt Guadalquivir CM. 10. Se. 8. 12 Baga, Stadt in Afrika Ma. 8 Bagaios, Perser Alk. 39 Bagoas, reicher Perser Alx. 39 Bagoai, Liebling Alexanders d.Gr. Alx.67 Baiae, Stadt Kampaniens, Badeort Ma.,+ Bakchladen, korinthisches Adelsgeschlecht Lys. 1 Bakchtdes, Eunuche des Mithridates Luc. 18 Baktra, Stadt Asiens Cr. 37. Ant. 37 ; Baktrier Cr. 16 ; baktrische Reiterei Alx. 32 Baibus s. Cornelius und Postumius Balissos, linker Nebenfluß des Euphrat, heute Beiich Cr. 23

485

Bambyke, später Hierapolis in Syrien Ant. 37 Bandius, Lucius aus Nola Mc. 10. 11 Bantia, Stadt Italiens an der Grenze von Apulien und Lukanien Mc. 29 Bardyllis, König der Illyrier Py. 9 Bargylia in Karien, nordöstlich von Halikarnassos Fl. 12 Barlias, Karthager FM. 1 7 ; vgl. Hamilkar Barsine, Tochter des Artabazos, Gattin Alexanders d. Gr., Mutter des Herakles Alx. 2 1 . Eum. 1 Basurner (Bastarner), germanisches Volk Aem. 9 . 1 2 Batakts, Priester der Großen Mutter Ma. 17 Batalos, Beiname des Demosthenes Dst. 4 Bataver, germanisches Volk Ot. 1 2 BathyUes, Bildhauer So. 4 Belbina, Stadt im Grenzgebiet Lakomens und Arkadiens AK1. 2 j Belgier, von Caesar geschlagen Pm. ¡ 1 . Cs. 20 Bellerophontes, altargivisch-korinthischer Heros Cor. 3 2 Bellona, altitalische Kriegsgöttin (von Plutarch Enyo genannt), deren Tempel auf dem Marsfeld stand S u . 7 . 3 0 . Cic. 1 3 . Auch die kappadokische Göttin Ma (Su. 9. 27) hatte in Rom einen Kult unter dem Namen Bellona Belos, der Baal von Babylon Alx. 1 8 Beneventum, Stadt Samniums, heute Benevento Py.2$

486

GÖTTER, MENSCHEN, ÖRTLICHKEITEN

Bennike, Gattin Ptolemaios' I., Schwiegermutter de» Pyrrhos

Biturigen, gallischer Summ Cam.

Py-+ Berenikt, Gattin des Mithridates Luc. 18 Beroia, Stadt Makedoniens, heute Venia Pm. 64. Py. 1 1 . Dtr. 44 Beronikis, von Pyrrhos gegründete Stadt in Epeiros Py.4 Beiytos, Stadt Syriens, heute Beirut Ant. s 1 Berns, tötet Dareios, wird von Alexander bestraft Alx. 42.43 Bestia s. Calpurnius Betrlacum, Stadtchen bei Cremona Ot.8.11.13 Bios von Priene, einer der sieben Weisen So. 4 Bibulus, Marcus Calpurnius, Konsul 59 mit Caesar, dem er vergeblich opponiert Pm.47.48. Cm. 3 1 . 3 1 . Cs. 14. Parteigänger des Pompejus Pm. 54. Cm. 47. {4. Gatte von Catos Tochter Porcia Cm. 2$. Br. 1 3 . Vgl. Ant. $ Bibulus, Sohn des vorigen, vgl. Reg.IB Birkenna, Gattin des Pyrrhos, Mutter des Helenos Py. 9 Bisalten, thrakischer Stamm Per. 11 Bithynien, Landschaft des nordwestlichen Klfinasien Ths. 26. Nu.4. CM.9. Luc.6. 7 . 1 1 . 1 3 . 1 4 . 3 3 . Alk. 29.37. S u . 1 1 . 2 2 . 43. Br. 1 9 . 1 8 . Pm. 30. Cs. 1. j o . Sc. 1 3 . 24. Fl. 20 Biun und Kleobis, das berühmte Brüderpaar von Argos So. 27

Blatte, Nymphe, Mutter des Epimenides So. 12 Blossius aus Cumac, Stoiker, Freund des Tiberius Gracchus Gr.8.17.20 Bocchus, König der Numider Su. 3. $.6. Ma. 10 Bocchus, König der Libyer Ant.61 Boedroinia, attisches Fest Ths. 27 Boedromion, attischer Monat = August/SeptemberThs. 27. Ari. 19. Cam. 19. Dst.28. Pho.6. 28. Alx. 3 1 . Dtr. 26 Boier (Bojer), gallischer Stamm Ro. 17 Boiorix, König der Kimbern Ma. 2 $ Boioter, Feinde Athens Alk. 1 (Koroneia 447); Per.33. Ni. 10. 2 1 . Alk. 14 (peloponnesischer Krieg); Sieger bei Leuktra und Keressos Cam. 19, von Leosthenes geschlagen Pho. 2 3; mit Demetrios verbündet Dtr. 23; von Aitolern geschlagen Ära. 16; belagern Megara Phi. 1 2 ; mit Rom verbündet Fl. 6. Kult der Eukleia Ari. 20. Monatsnamen Ari.21. Cam . 1 9 . - Vgl. Ari. 19. FM. 30. Alk. 24. 31 .Lys. 22. Ag. 6.19. 2 2. Pel.6. Aem. 23. Pho. 9 . 1 5 . 2 4 . Dtr. 39.40. Ära. 50 Baietien L y k . 1 3 . Ari.8.10. Thm. 7.9. Ki. 1. Luc.8. Per. 1 7 . 1 8 . Lys.27-29. Su. 11. i f . 20. 22. 26.42.43. A g . 8 . 1 7 . 23. 24. 26. 28. P m . 8 1 . Pel. 1 . 1 4 . i j . i o . Mc. 21. Dst. 23. Mi. 4 1 . Fl.6

'S

BERENIKE Baltchoris, König von Ägypten Dtr. 17 Bona Dea, Frauengöttin mit Geheimdienst Cic. 19. 20. Cs.9 Bononia = Bologna Cic. 46 Borysthenes, der Dnjepr und die Stadt an seiner Mündung AK1. 2 3 Bosporos, der Kimmerische, die Straße von Kertsch zwischen Schwarzem und Asowschem Meer Ths. 27. Luc. 2 4 . 4 6 . Su. 1 1 . Pm. 3 2 . 3 5 . 3 8 . 39 Bottiaier Ths. 16 Bovillae, alte Stadt Latiums am Westabhang der Albaner Berge Cor. 29 Brachylles, Thebaner Fl. 6 Brasidas, Spartaner L y k . 2 5 . 3 0 . N i . 9 . Lys. 1 . 1 8 Brauron, im östlichen Attika So. 1 o Brennus, König der Gallier Cam. 17.22.23.26.28.29 Briareos, ein mythischer Urweltriese Mc. 17 Britoma(r)tos, König der Gaesaten Ro. 16. M c . 6 . 7 . 8 Britannien, Britannier Cr. 37. Pm. { i . Cs. 1 6 . 2 3 . Cm. $ 1 Brixellum am Po, nordöstlich von Parma, heute Brescello Ot. 5. 10.18 Brundisium, das heutige Brindisi CM. 14. C r . 1 7 . Su. 27. Pm. 27. 6 2 . 6 3 . 6 5 . Aem. 36. Cic. 32. 3 9 . 4 1 . Cm. 1 5 . C s . 3 5 . 3 7 - 3 9 Ant. 7. 35. 62 Bruttier, die Bewohner von Bruttium, dem heutigen Calabrien F M . 2 1 . 2 2 . Cr.6. Ti.19.30. Cm. 52

BRUTUS

487

Bruttius Sura, Legat des Sentius Su. 11 Brutus, Lucius Junius, vertreibt die Könige, wird erster Konsul Roms Pp. 1 - 3 ; laßt die Verräter, darunter die eigenen Söhne, hinrichten 6. 7. Br. 1 ; fallt im Kampf mit Arruns Pp. 9 . 1 6 ; Urahn desCaesarmörders, seine Statue auf dem Kapitol Br. 1 . 9 . Vgl. Pp. 1 0 . C s . 6 1 Brutto, Lucius Junius, der erste Volkstribun Cor. 7 . 1 3 Brutus, Decimus Junius Br. Callaicus, Konsul 138, Schwiegervater des Gajus Gracchus G r . 21 Brutus, Marcus Junius, Praetor 88 Su. 9 Brutus, Marcus Junius, Volkstribun 82, Vater des Caesarmörders, Marianer, von Pompejus besiegt, gefangen und hingerichtet P m . 7 . 16. B r . 4 Brutus, Marcus Junius, der Caesarmörder, Biographie Bd.IV 6 3 1 2 3 . Herkunft, Charakter, Bildung Br. 1 . 2 . 5 - 8 . C s . 4 6 . 6 2 . Verhältnis zu Cicero Br. 22. Cic. 4 2 . 4 5 . Neffe, dann Schwiegersohn Catos Br. 2. Cm. 7 3 . Cs. 62 ; mit ihm in Cypern Br. 3. Cm. 36; wird Pompejiner trotz privater Feindschaft 4. 56. P m . 6 4 ; nach Pharsalos von Caesar begnadigt Br. 5 . 6 . 5 6 . Cs. 46. 5 4 . 6 2 . Statthalter von Gallia citerior B r . 6 . Praetor und consul designatus 7. Cs. 56. 62. Versöhnung mit Cassiusund Vorbereitung des Caesarmor-

488

GOTTER, MENSCHEN, O R T L I C H K E I T E N

des B r . 7 - 1 3 . Caesarmord und nächste Folgen 1 4 - 2 0 . C i c . 4 2 . C s . 6 6 . 6 7 . Flucht aus Rom, Abschied von Porcia Br. 2 1 . 2 3. Aufenthalt in Athen, Rüstungen, Sieg über Gajus Antonius 2 4 - 2 6 . 2 8 . C i c . 4 ; . Zusammenkunft mit Cassius, Feldzug in Lykien Br. 2 8 - 3 2 . Streit und Versöhnung mit Cassius 34. 35. Schlaflosigkeit, Geistererscheinung 36. 37. Di. 2. Cs. 69. Erste Schlacht bei Philippi, Sieg über Octavian Br. 3 7 - 4 6 . A n t . 2 2 . Z w e i t e Schlacht bei Philippi, Selbstmord Br. 4 7 - 5 2 . Cs. 69. A n t . 2 2 . Bestattung Br. $4. $8. A n t . 2 2 . 89. Statue in Mediolanum Br. j 8 . - Vgl. Reg. I A Bubulcus Pp. 11 Bukatios, boiotischer Monat Pel.2 5 Bukephalat, Pferd Alexanders d. G r . A l x . 6 . 1 6 . 3 2 . 4 4 . 6 1 ; nach ihm benannt: Bukephalia, Stadt am Hydaspes A l x . 61 Busiris, von Herakles getötet Ths. 11 Butas, Freigelassener Catos Cm.70 Buthrocon, Stadt in Epeiros gegenüber Kerkyra Br. 26 Byllis, S u d t in Illyrien B r . 26 Byzantion am Bosporus, heute Istanbul A r i . 2 3 . K i . 6 . 9 . Per. 1 7 . Alk. 3 1 . Dst. 1 7 . Cic. 34. Pho. 1 4 . Cm. 3 4 . 3 6 . A l x . 9 Caci Scala in R o m zum Palatium Ro. i o Caecilia, Mutter des Lucullus Luc. 1

Caecilia Meulla, Gattin d« M. Aemilius Scaurus, dann ei Rom Ro. 1 6 . 1 7 ; vgl. A c r o Cotpio (Quintus Servilius, Konsul 106, von den Kimbern ernichtend geschlagen Cam. 9. Luc. 27. Se. 3. Ma. : 6 . 1 9 Caepio (Quintus Servilius) Bruder Catos Cm. 1 - 3 ; im klavenkrieg Kriegstribun 8 ; tirbt in Ainos 1 1 . 1 j Caepio (Servilius), Verloiter erst der Julia, dann der hmpeja, Pm. 47. Cs. 1 4 Caesar (Sextus Julius), K>nsul 91 Su. f Caesar, Gajus Julius, Koisul $9. 4 8 - 4 4 , Diktator 4 9 . 4 , 4 5 . 4 4 . Biographie Bd. V 1 0 1 - 7 7 (der Anfang verloren). Herlunft von Venus Pm. 68 ; Verwirkschaft mit Marius Cs. 1 . M a . 6 ; Schwiegersohn des Cina, Sulla verhaßt Cs. 1. j ; Abentuer unter den Seeräubern Cs. . 2. C r . 7 ; Beredsamkeit, erte Pro-

BRUTUS -CAESAR zesse, Anschluß an Cs. 3 - 5 .

Cr. 7;

Populäres

Quaestor

in

Spanien C s . 5 ; Eintreten fiir l e x Gabinia P m . 1 5 ;

curator

viae

Appiae, A e d i l , hohe Verschul-

489 Ant. 5 4 . 7 1 . 8 1 ;

Sieg

über Pharnakes C s . j o ;

C s . 49.

Maß-

nahmen In R o m C s . j 1 . A n t . 6. 9.10. num

Br. 3 j ;

bellum

Cs. 5 2 . 5 3 .

Africa-

C m . 58—64;

dung C s . 5 ; P o n t i f e x maximus

Utica und Anticato C s . 54. C m .

7.4}.

6j-7).

Pm.67;

Verhältnis

zu

Cic. 39;

vierfacher

Catillna und den Catilinariern

T r i u m p h C s . 5 5 ; Sieg in Spa-

C s . 7 . 8 . C r . 1 3 . C i c . 20. 2 1 . 3 0 .

nien C s . 56. Ant. 1 0 ; Kolonie-

Cm. 22.26;

gründungen,

Praetur,

Clodius-

Kalenderreform,

Skandal, Scheidung von Pom-

Projekte C s . J 7 - 6 2 .

peja C s . 9 . 1 0 . 1 4 .

Cic. 23.2g.

2 5 . JJ. C i c . 3 9 . 4 0 . A n t . 1 1 . 1 2 ;

29. C m . 2 7 ; Propraetor in Spa-

Verschwörung, E r m o r d u n g C s .

nien C s . 1 1 . 1 2 . C r . 7 ; Verzicht

62-66. B r . 6 - 1 7 . C i c . 4 2 . Ant.

auf

Triumph,

Dreibund

mit

B r . 7 . 22.

1 1 . 1 4 ; Apotheose, Testament,

Pompejus und Crassus C s . 1 3 .

Bestattung

C r . 14.

Cm. 30.31.

2 2 . 57. C i c . 4 2 . 4 4 . A n t . 1 4 . 1 6 .

Luc. 4 2 ;

Verschwägerung

Pm.47.

Cs.67—69.

B r . 20—

mit

3 3 ; Monat Quintiiis in Julius

Pompejus und Calpurnius Piso

umbenannt N u . 1 9 ; Statue auf

C«. 14. C m . 3 0 . 3 1 . 3 3 . P m . 4 7 .

der Tiberinsel

48;

Reg. I B

Konsulat,

Provinzen,

Zuteilung

Preisgabe

der

Ciceros

Ot.4.

-

Vgl.

Caesar der Jüngere = Gajus Julius

C«. 14. C m . 3 1 - 3 3 . P m . 4 7 . 4 8 .

Caesar Octavianus,

Cic. 26.30.

C h r . Imperator Augustus. Her-

ab

27

v.

Cr. 14;

militäri-

körperliche,

geistige

k u n f t , Adoption und Erbeinset-

Tüchtigkeit Cs. 1 j - 1 7 . 3 7 . Pm.

zung durch Caesar C i c . 4 4 . B r .

sche,

6 7 ; Epileptiker C s . 1 7 . 5 3 . 6 0 ;

2 2. Ant. 1 6 ; Streit mit Anto-

bellum

Gallicum

Cs. 1 8 - 2 7 .

nius, Verbindung mit

C r . 37.

Cm. 51;

Zusammen-

Cic.43-46. 52.53.

kunft in Luca C s . 2 1 . C r . 1 4 -

Aem.38.

16.

lat, Triumvirat

Cm.41.43.

Pm.j1.52;

Bürgerkrieg bis Pharsalos

Cs.

Ant. 1 6 . 1 7 ; mit

Cicero

Br. 22.27. KonsuAntonius

und Lepidus, Preisgabe Ciceros

28-4$. Pm. 1 1 . 5 6 - 7 2 . 83. Cm.

Cic. 4 6 . 4 7 . 4 9 . Br. 27. Ant. 1 9 ;

5 1 . 5 2 . j 4 . Cic. 3 7 . 3 8 . Ant. 5 -

Erkrankung, erste Schlacht bei

8 ; Begnadigung des Brutus und

Philippi

anderer G e g n e r C s . 4 6 . 4 8 . 5 4 .

zweite Schlacht bei Philippi B r .

Br. 5 . 6 . C i c . 3 9 ; b e l l u m Alex-

4 7 ; Begnadigung von Gegnern

andrinum

5 3 . 5 8 ; bellum Perusinum A n t .

Pm. 80.

Cs.48.49. Ant. 25;

Br.33.

Verbindung

mit Kleopatra, Sohn Caesarion

Br. 38-42.

Ant. 2 2 ;

2 3. 24. 2 8 ; Verschwägerung und Machtverteilung mit

Antonius

490

GÖTTER, MENSCHEN, ORTLICH REITEN

Ant. 3 0 . 3 1 . 33. 3 $ ; Sieg über Sextus Pompejus, Absetzung des Lepidus, Verteilung Italiens an Veteranen Ant. 32.3 j . j j ; Krieg mit Antonius und Kleopatra, Actium Ant. ¡JSS-i8-68; Krieg um Alexandreia 7 1 - 7 6 ; Behand lung Kleopatras 7 8 . 7 9 . 8 3 - 8 6 ; Antullus und Caesario hingerichtet 8 1 . 8 2 ; Familie 87. Mc. 30. Ga. 3 ; Aussprüche R 0 . 1 7 . Per. i . - V g l . R o . 2 o . N u . 2ound Reg. I B Caaar, Lucius Julius, Konsul 64, Oheim des Antonius Cic.46. Ant. 19. 20.92 Caaar, Lucius Julius, Anhänger Catos Cm. 66 Caesario, Sohn Caesars undderKIeopatra Cs. 49. Ant. {4. 7 1 . 81. 82 Cajaa, Stadt Latiums, heute Gaeta Cic.47 Calenus s. Fufius Caligula c Stiefelchen», Spitzname des Kaisers Gajus Caesar Germanicus, 3 7 - 4 1 , Sohnes des Germanicus, Enkels des Drusus Ant. 87; angeblich Vater des Nymphidius Ga. 9 ; bestraft den Vinius Ga. 12 Calpumia, Gattin Caesars Cs. 14. 63.64. Pm.47. Ant. 15 Calpurnius, Lucius Bestia, Konsul 1 1 1 Ma. 9 Calpurnius, Lucius Bestia, Volkstribun 62 C i c . 2 3 . - S. Bibulus. Piso Calprn, Sohn Numas, Ahnherr der Calpurnii Nu. 21 Calvinus s. Domitius

Calrisius, Gajus Sabinus, Konsul 39 v.Chr., Freund Octavians Ant. {8. 59 Calrisius, Gajus Sabinus, Konsul 26 n.Chr. Ga. 1 1 Camer >a, Städtchen Latiums unbekannter Lage Ro. 24 Camerinum in Umbrien, heute Camarino Ma. 2 8 Camillus, M.Furius, Kriegstribun mit konsularischer Gewalt 4 0 1 . 3 9 8 . 3 9 4 . 3 8 6 . 3 8 4 . 3 8 1 . Diktator 396. 390. 389.368. 367. Biographie Bd.I 4 0 J - 4 J 2 . Erste Auszeichnung, Ctnsur, Einnahme von Veji Cam. 1 - 7 . Erster Konflikt mit Bürgern 7. 8. Gewinn von Filerii 9 - 1 1 . Verbannung 1 2 . 1 3 . Sieg über Gallier, Wiederaufbau Roms, Ubersiedlung nach Veji verhindert 2 3 - 3 2 . Sieg über Latiner, Volsker, Aequer, Etrusker 3 3 3 j . Aufruhr des Manlius Capitolinus niedergeschlagen 36. Letzte Taten und Tod 37-42. Camillus, Lucius Furios, Sohn des vorigen Cam. 3 ; Campanitn FM.6.27. Cr.2 2 . Su.27. Mc.26. Di.27. Cm.¡3. Cic.6.26 Canidius, Freund Catos Cm. 3 $ 37. Br. 3 Canidius, Publius Crusus, Legat des Antonius Arn. 34.42. j 6 . 63. 6 f . 67. 68. 71 Caninius, Lucius Gallus, Volkstribun $6 Pm.49 Caninius, Gajus Rebilus, Konsul für einen Tag (3:.Dezember 4$) C s . j 8

C A E S A R —CASSIUS

Cannac, Stadt in Apulien, Schauplatz der berühmten Schlacht F M . 9 - 1 5 . 1 6 . Aem. 2. M c . 9 . 10.13.14 Canuleja, Vestalin Nu. 10 Conto, Flötenspieler Ga. 16 Canusium, Stadt Apuliens am Aufidus (Ofanto) Mc. 9. 2 j Capena, etruak. Stadt Cam. 2. j . 1 7 Capiut s. Fontejus Capltolinus s. Manlius, Quintius, Scantinius Capiulium, der Burgberg von Rom, von den Sabinern durch Verrat genommen R o . 1 7 . 1 8 ; von den Galliern vergeblich belagert Cam. 22. 2 j . 17.36;Statuen der Könige und des Brutus Br. 1 ; des Herakles aus Tarent FM. 2 2 ; des Marius Cs. 6. - Vgl. R O . 2 J . Nu. 7 . 1 2 . Pp. 1 3 - 1 J . Cam. 1 2 . 20.24-30.42.

FM.17.

Br. 18.

19. Aem.30. C s . 6 1 . 6 7 .

Cic.

31.34.

Ant.

Mc. 23.

C m . 40

1 4 . 1 6 . Su. 6 . 1 0 . Ma. 1 2 . 30. 32. Gr.1j.1719J0.24.34.3j.

Ot. 1 . 4 . - S.Juppiter Capitolinus. Tarpejus Caprarius Pp. 1 1 Capratinae Nona* R o . 29. Nu. 2. Cam. 3 3 Capua, alte Hauptstadt Kampaniens FM. 1 7 . 2 9 . Cr. 8 . 9 . Su. 2 7 . G r . 29 Caibo s. Papirius Caraunta und Carmentalia Ro. 2 1 Carmentalis Porta Roms C a m . 2 j Carnuun, gallischer Stamm Cs. 2 j Carrilius, Spurius Maximus Ruga, Konsul 2 3 4 . 2 2 8 , erster Rö-

SCAEVA

491

mer, der sich scheiden ließ Nu. 2J.

R0.3J

Casilinua, Stadt Campaniens FM. 6 Casioun, Stadt im südlichen Latium FM. 6 Casca, Publius Servilius, Verschworener gegen Caesar, versetzt ihm den ersten Stich Cs. 6 6 . Br. 1 j . 1 7 . 4 1 Cauius, Gajus Longinus, Konsul 7 3, von Spartacus besiegt Cr. 9 Cassias, Gajus Longinus, der Caesarmörder. Bewährung im Partherfeldzug des Crass us Cr. 18. 2 0 . 2 2 . 2 3 . 2 7 - 2 9 . Verhältniszu Brutus Br. 1 . 6 . 7 . I O - Charakter 9 . 2 9 . 4 6 . J 4 . Caesar privatim verfeindet 8. C s . 6 2 . Vorbereitung der Verschwörung Br. 1 0 1 7 . 5 4 . Cs.66. Verhalten nach Caesarmord Br. 1 9 . 1 0 . C i c . 4 2 . Ant. 14. Flucht aus R o m Cs. 6 8 ; von Agrippa angeklagt Br. 2 7. J 4 . Zusammenkunft mit Brutus in Smyrna 28—30; treibt Geld ein 30. 32. Ant. i j . Streit und Versöhnung mit Brutus in Sardes Br. 34. J J . Hpikureismus 3 7 . 3 9 . Cs.66. Niederlage und Tod bei Philippi Br. 38-40. 4 2 . 4 3 . C s . 6 9 . A n t . 2 2 . Bestat-

tung B r . 4 4 . 4 j . - Vgl. B r . 4 6 . 49. C s . 6 4 . Ant. 1 3 . 2 1 . 8 9

Cassius, Sohn des vorigen Br. 14 Cassias, Quintus Longinus, Volkstribun 49 A n t . f . 6 Cassius Sabaco, Freund des Marius Ma. j Cassias Scaeva, Soldat Caesars Cs. 16

492

GOTTER,

M E N S C H E N,

Castulo, Stadt Spaniens am oberen Guadalquivir Sc. 3 Catlliaa, Lucius Sergius, Charakter C i c . 1 0 . Su. 3 2 . Vergebliche Bewerbungen um Konsulat Cic. 1 1 . 1 4 . Mordpläne 1 5 . 1 6 . Flucht aus R o m 1 6 . 1 7 . C m . 22. Cs. 7. hndkampf und Tod Cic. i g . 22. Mitverschworene Crassus und Caesar C r . 1 3 . Cic. 20. 30. Cs. 7. - Vgl. Luc. 38. Cic. 1 2 . 2 1 . 24. { 2 . C m . 26. Br. 5. Ant.2 Cato, Marcus Porcius Censorius, Konsul 1 9 5 , Censor 184. Biographie Bd.I 3 2 1 - 3 6 2 . Name, Herkunft, Charakter C M . 1 . 2 . 4 . 5 . 3 1 . Pp. 1 1 . Kriegsdienst vor Tarent C M . 2. Freundschaft mit Valerius Flaccus 3.10. Quaestor in Sicilien, Feindschaft mit Scipio 3 . 3 2 . Praetor in Sardinien 6. Konsul in Spanien 1 0 . 1 1 . 2 9 . Taten im Antiochoskrieg 1 2 - 1 4 . 2 9 . Censur 1 6 - 1 9 . Fl. 1 8 . 1 9 . Bau der Basilica Porcia C M . 19. C m . 5. Gesandtschaft nach Afrika, Feindschaft gegen Karthago C M . 26. 27. Nachkommenschaft 2 7 . 3 0 . Beredsamkeit 1 . 2 . 4 . 7 . 1 2 . 2 9 . Prozesse 1 5. 29. 32. Verhältnis zu Griechen 2 . 2 2 . 2 3 . Literarische Tätigkeit 24. 25. Familienvater und Erzieher, zweite Ehe 2 0 . 2 4 . 3 3 . Ökonom, Arzt 2 1 . 23. 24. 30. Selbstlob 1 4 . 1 9 . 3 2 . Ausspruche 8 . 9 . - Vgl. Cor. 8. Pel. 1 . Cm. 1 . 8 und R e g . I B Cato, Marcus Porcius Licinianus, älterer Sohn des Censorius,

ÖRTLICHEEITEN

Schwiegersohn des icmilius Paulus C M . 2 0 . 1 4 . A«n. j . 2 1 Cato, Marcus Porcius Sabnianus, jüngerer Sohn des Gnsorius CM. 24.27 Cato, Lucius Porcius, Koisul 89, Sohn desCatoSalonianu, Großvater des Cato UticensiCM. 27 Cato, Marcus Porcius Uicensis, Praetor 54. Biograph)* Bd. IV 3 5 4 - 4 3 5 . Herkunft ;M. 27. C m . 1 . Kindheit, Brutrrliebe, Charakter C m . 1 - 3 . 5... 9 . 1 1 . 1 f . 1 9 . Philosophische 3ildung 4. 10. Beredsamkeit 4 . 1 , . Streit mit Metellus Scipio 7 . 9 . Ehen 7 . 2 4 . 2 5 . 1 2 . Kriegsdinst im Sklavenkrieg und inMak-donien 8 . 9 . 1 2 . Bildungsreise nch dem Osten, Begegnung mit P-mpejus 1 2 - 1 4 . Pm. 40. Quaesur 1 6 18. Volkstribunat, Verhltenim Catilina-Streit Cm. 2 0 2 1 . 2 3 . 2 6 - 2 9 . C r . 36. Cic. 2 1 2 3 . 3 $ . 50. Luc. 40. Cs. 8. B r 2 . Unkeuschheit der Schwestrn Cm. 2 4 . 2 9 . 5 4 . Luc. 38. Br 5. Gegensatz zu Pompej us, iiitreten für Lucullus Cm. 3 0 3 1 . 4 5 . Luc. 4 2 . Pm. 4 4 . 4 6 . Kanpf gegen Caesar C m . 3 1 - 3 3 . C s . 1 3. 14. 22. P m . 4 7 . 4 8 . C r . 7. Sonderauftrag in Cypern (m. 3 4 39. Luc. 43. P m . 4 8 . 'ic. 34. Cs. 2 I. Br. 3. Kampf geen den Dreibund Crassus-PoipejusCaesar C m . 4 1 - 4 3 . C r . 5. Pm. 52. Praetur C m . 4 2 . 4 4 Obergang zu Pompej us Cm 4 7 . 4 8 . Pm. 5 4 . 5 5 . C s . 2 8 . Drchfall

CASTULObei Konsulwahlen C m . 4 9 . j o . Pho. 3. Verhalten im Bürgerkrieg C m . j i - j j . Pm. { 9 - 6 1 . 6 j . C i c . 3 8 . j 9 . C s . 4 1 . Landung in Kyrene, Marsch nach Westafrika, Kommando in Utica C m . $6—66. Selbstmord, Bestattung 6 7 - 7 3 . - v g l - C r . 7 . 14. C i c . 5 0 . Br. 6. 1 2 . 1 9 . 34. Cs. J 2 . J 4 . 6 1 . Pm. 56.60.76. Ant. i . O t . 13 Cato, Marcus Porcius, Sohn des Uticensis Cm. 6 j . 66. 68. 70. 7 2 . 7 3 . Br.49 Catulul s. Lutatius Ctler tötet den Romulus Ro. 10. Vgl. Metellus Celsvs »• Clodius. Marius Cenarlnus, Gajus Marcius Rutilus, Censor 294 und 2 6 j C o r . 1 Censorinus, Gajus Marcius, Anklager Sullas Su. j Censorinus, Marcius, Freund des Crassus C r . 2 j Cermalus, vorher Germanus, Abhang des Palatium gegen den Tiber R o . 3 Cethtgus, Marcus Cornelius, Konsul 1 0 4 , Mc. j Cethtgus, Publius Cornelius, Konsul 181 Nu. 2 2 Cethtgus, Publius Cornelius, Marianer Luc. j . 6. Ma. 40 Cethegus, Gajus Cornelius, der Catilinarier C i c . 1 6 . 1 8 . 1 9 . 2 2 . 30. Cs. 7. C m . 22 Chabrias, berühmter athenischer Feldherr, siegt bei Naxos 376, fallt bei Chios 357 Cam. 19. Pho. 6. 7 ; in persischen Dien-

HARADROS

493

sten Ag. 3 7 ; sein Sohn Ktesippos Dst. 1 j . Pho. 7 Chairon, Gründer von Chaironeia Su. 17 Chairondas, attischer Archon 338 Dst. 24 Chaironeia, Vaterstadt Plutarchs im westlichen Boiotien. Gründungsgeschichte Ki. 1 . Su. 1 7 . Gefährdung im Sullakrieg K i . 1 . 2. Schlacht von 3 3 8 : Cam. 1 9 . Dst. 19. 20. 2 1 . Pho. 1 6 . Pel. 1 8 . A l x . 9 . 1 2 ; von 2 4 J Ära. 1 6 ; von 86 S u . 1 1 . 1 6 . 1 7 - 1 9 . 2 1 23. Luc. 3 . 1 1 . T o p o g r a p h i s c h e s Ths. 27. Su. 1 7 . Dst. 1 9 . Lys. 29. Alx. 9. - Vgl. Ag. 1 7 . Dst. 1. 2 Chalaistra, Stadt Makedoniens A l x . 49 Chaldäer, als Volk Luc. 1 4 . 1 9 ; als Wahrsager S u . j . 3 7 . A l x . 7 3 . M a . 4 2 . Ga. 23 Chalkedon, Stadt Bithyniens A l k . 29—31. Luc. 8 . 9 . Cam. 19 Chalkidier, Bewohner der Chalkidike Lyk. 30. N i . 6 . Dst. 9 Chalkioikos s. Athena Chalkis, Stadt auf Euboia, von Perikles unterworfen Per. 2 3 ; von Flamininus befreit Fl. 1 0 . 1 2 . 1 6 ; im Antiochoskrieg Phi. 1 7 . Fl. 1 6 ; im Mithridateskrieg Su. 1 9 . 2 0 . - Vgl. Ths. 27. D t r . 4 3 Chalkodon, König der Abanten Ths. 2 7 . 3 j Chalkus s. Dionysios Chaoner, Volksstamm in Epeiros Py.19.28 Charadros, Bach nördlich von Argos Ära. 28

494

GOTTER,

MENSCH!

Charakitoner, Volk Spaniens Sc. 17 Charts, a t h e n i s c h e r Feldherr Pel. 2. P h o . 5 . 7 . 1 4 . Cic. 51. Ära. 16 Charidemos, athenischer F e l d h e r r D s t . 23. P h o . 1 6 . 1 7 . Se. 1 Charikles, Athener, Schwiegers o h n des P h o k l o n , vun Harpalos bestochen Pho. 2 1 . 2 2 . 3 3 . 3 ; Chariklo, G a t t i n des Skeiron Ths. 1o Chanlaos, König von Sparta Lyk. 3. 5. l o , identisch mit Chari'Ios AKI.31. Gr.4f Chariten A n t . 26. Ma. 2 Charmion, Z o f e Kleopatras Ant. 60.8{.86 Charon, T h e b a n e r , einer der Vers c h w o r e n e n gegen die oligarchische H e r r s c h a f t , Pel. 7 - 1 1 . B o i o t a r c h 13. Sieger bei Plataiai 25 Charops, Fürst d e r Epeiroten Fl. 4 Cheiron, d e r weise Kentaur u n d H e r o e n - E r z i e h e r Per. 4 Chelidonische Inseln an der Küste Lykiens Ki. 1 2 . 1 3 Chersones, d e r thrakische, die Halbinsel d e r Dardanellen Ki. 14. L u c . 4 . 23. P e r . 1 1 . 1 9 . Lys. 5 . 9 . 10. P h o . 14. D t r . 31. E u m . 1 . 1 8 . 2 0 ; M e t e o r s t e i n daselbst Lys. 12 Chersones von Epeiros Py. 6 Chersones Syriens, identisch mit Apameia a m O r o n t e s D t r . {o. i* Chilonls, G a t t i n des Königs Kleon y m o s von Sparta, Geliebte des A k r o t a t o s Py. 2 6 - 2 8

,

ORTLICHKEITEN

Chilonis, Gattin d e s Königs Kleo m b r o t o s von Sparta A K I . 1 1 . 17.18 Chios, b e d e u t e n d e Insel g e g e n ü b e r d e r Halbinsel von E r y t h r a i . Grundungsgeschichte T h s . 20. Geschichte im {.Jahrhundert Ari.23. Ki.12. Alk.12.24. 3 ; . Seeschlacht von 357 P h o . 6 . Besetzung d u r c h Lucullus Luc. 3 Choenfest in Attika Ant. 70 Choiak, ägyptischer Monat R o . 12 Cholargos, attische G e m e i n d e n o r d w e s t l i c h von A t h e n P e r . 3. N i . 11 Chrysogonos, b e r ü h m t e r Flötenspieler A l k . 3 2 Chrysogonus, Lucius C o r n e l i u s , Freigelassener Sullas Cic. 3 Chthonia, d i e Erdgöttin in H e r m i o n e P m . 24 Cicero, Marcus Tullius, Konsul 6 3 . Biographie Bd. IV 2 5 2 - 3 1 1 . H e r k u n f t , N a m e Cic. 1 . 2 . Kindheit, erste S t u d i e n 2 . 3 . L u c . 4 2 . Kriegsdienst, e n t e R e d e n , K r ä n k l i c h k e i t , Reise nach Athen Cic. 3 . 8 . Studienreise nach Asien, Beredsamkeit 4 . Dst. 3. Cs. 3. Tätigkeit als Anwalt C i c . 5. Q u a e s t u r in Sicilien 6. j 2. Anklage gegen V e r r e s , Aedilität 7 . 8 . Eintreten f ü r Pompejus, Praetur 8.9. Pm. 46. Konsulat, Kampf gegen die lex agraria Cic. 11-13. Kampf gegen Catilina 1 4 - 1 3 . C r . 13. C s . 7 . C m . 22. Ant. 2. Kampf gegen Caesar C s . 4 . 7 . 8 . Kon-

CHARAKITAN flikt mit Ctodius, Verbannung Cic. 1 9 - 3 1 . Rückkehr 33.34. Cr. 1 3 . Pm.49. Cm.40. Eintreten für Pompej us Pm. 49. Verteidigung Milos Cic. 3 ; . Augur, Statthalterschaft in Kilikien 36. 5 1 . Verhalten im Bürgerkrieg 37-39- Pm. 59.64. Cs. j i . Cm. 55. Begnadigung Cic. 39. Cs. {4. Philosophische Tätigkeit, literarische Pläne Cic. 4 0 . 4 1 . Scheidung von Terentia, zweite Ehe, Tod der Tochter, zweite Scheidung 4 1 . Verhalten nach Caesarmord 4 1 . 4 3 . Br. 1 1 . 1 9 . A n t . l . Verbindung mit Octavian, Streit mit Antonius Cic.44-46. Br. 2 1 . 1 6 . Ant. 1 6 . 1 7 . Ächtung und Ermordung Cic.46-49. 54. Br. 1 7 . Ant. 19. 20. 92. - Vermögen Cic. 7. 8. Fleiß, Nervosität 35. Selbstlob, Spottsucht 1 4 1 6 . 5 0 . 5 1 . Cs.58.59. Menschlichkeit Cic. 5 1 . - Vgl. Luc. 38. 4 1 . Cr. 3 . 1 4 . Cm. 6. 19. 3 1 . B r . 2 1 . 1 8 . Ant. 2 2 und Reg. I B Cicero, Marcus Tullius, Sohn des Redners, Konsul 30 v. Chr. Cic. 1 4 . 4 5 . 4 9 . Br. 24.26 Cicero, Qulntus Tullius, jüngerer Bruder des Redners Cic. 2 o. 3 3. Legat Caesars in Gallien Cs. 24. Ermordung Cic. 47-49 Cimber s. Tillius Cinna Helvius, der Dichter, Caesars Freund, Br. 2 0 . 1 1 . Cs. 68 Cinna, Lucius Cornelius, Konsul 87, Schwiegervater Caesars Cs. 1, ruft, von Opimius vertrie-

R—CLAUDIUS

495

ben, Marius Se.4. Ma. 4 1 . 4 2 . führt in Rom ein Schreckensregiment Ma.43.44. Su. 1 2 . 2 1 . Se.5. Cr. 4, wird ermordet Pm. 5. Se. 6. Cr. 6. - Vgl. Cic. 17. Su. 10. Pm. 3 . 4 Clastidium, das heutige Casteggio südlich des Po, unweit der Mündung des Ticino Mc.6 Claudia, Gattin des Tiberius Gracchus Gr. 4 Claudii, altadliges Geschlecht, von Appius Clausus abstammend Pp. 1 1 Claudius, Appius Sabinus, 495 Cor. 19 Claudius, Appius Caecus, 307 Py. 1 8 . 1 9 . Cor. 11 Claudius, Appius Pulcher, 1 1 1 FM. 19. Mc. 1 3 . 1 4 Claudius, Appius Pulcher,

Konsul Konsul Konsul Konsul

' 7 7 Pp* 7 Claudius, Appius Pulcher, Konsul 143, Schwiegervater desTiberius Gracchus und Förderer seiner Politik Gr. 4 . 9 . 1 3 ; vgl. Aem. 38 Claudius, Appius Pulcher, Sullaner Su. 19 Claudius, Appius Pulcher, Konsul 54, Legat seines Schwagers Lucullus in Asien Luc. 1 9 . 2 1 . 2 3 . Propraetor von Sardinien Cs. 2 1 . Pompejiner Pm. 57 Claudius Marcellus s. Marcellus Claudius Nero, Drusus, Sohn der Livia, Stiefsohn des Augustus, Vater des Germanicus und des Kaisers Claudius Ant. 87 Claudius Caesar, der Kaiser 4 1 - 5 4 Ant. 87. Ga. 1 2 . 2 2

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GÖTTER, MENSCHEN,

Clausus Appius, Sabiner, Ahnherr der Claudii Pp. 21 Clodia, Schwester des Clodius, Gattin des Lucullus, Luc. 34. 38. Cic. 19. Cs. 10 Clodia, Schwester des Clodius, Gattin des Metellus Celer Cic. Clodia, Tochter des Clodius und der Fulvia, mit Octavian verlobt Ant. 20 Clodius, Publius Pulcher, Volkstribun £8, im Heer seines Schwagers Lucullus Luc. 34. Religionsfrevel gegen Bona Dea, Anklage, Freispruch Cic. 28.29. C s . 9 . 1 0 . 1 4 . Anklage gegen Vestalinnen Cm. 19. Verbindung mit Pompejus Pm.46. Cm. 1 9 . 3 1 . Volkstribunat, Verbannung Ciceros Cic. 30-34. Cm. 33.40. Cs. 14. Entsendung Catos nach Cypern Cm. 34. Pm.48. Verfeindung mit Pompejus, Anklage durch Milo Cic. 33. Pm.48.49. Vorgehen gegen Cato Cm. 45. Ermordung durch Milo Cic. 3 ; . Blutschande mit Schwestern 29. Gattin Fulvia Ant. 10. - Vgl. Ant. 2 C/tx/iusCelnuausAntiocheiaGa. 13 Clodius Macer, Statthalter von Africa Ga. 6 . 1 3 . 1 ; Coccejanus, Lucius Salvius Otho, Neffe des Kaisers Otho Ot. 16 Codes s. Horatius Coelius, Gajus Caldus, Konsul 94 Pm. 7 Coelius, Legat des Antonius Ant. 6; Collatinus s. Tarquinius

ÖRTLICHKEITEN

Gollma Porta Roms Nu. 10. Cam. 22. Su.29 Cominius, Postumus Auruncus, Konsul { 0 1 . 4 9 3 Cor. 8 - 1 1 . Vgl. Pontius Comitium in Rom Ro. 1 1 . 1 9 . Nu. 2 2 Concordia «Eintracht», bei Plutarch: Homonoia. Ihr Tempel am Forum Romanum Cam. 42. Cic. 19. Gr. 38 Cansa, richtiger Cosa, Stadt im südlichen Etrurien Fl. 1 Considius, Quintus, Senator Cs. 14 Consus, römischer Gott Ro. 1 4 ; sein Fest Cansaha am 18. August >f Coponius, Legat des Crassus Cr. 27 Carduba, Stadt Spaniens Cs. 17 Corfinium, Stadt Italiens nördlich von Sulmona Cs. 34.35 Coriolanus, von Plutarch meist als Gajus Marcius bezeichnet. Biographie Bd.II 3 0 1 - 3 4 ; . Charakter Cor. 1 . 4 . Mutterliebe 4. Erste Waffentaten, Eroberung von Corioli 3 . 8 - 1 1 . Alk. 42. Streit mit Plebs, Prozeß, Verbannung Cor. 7 . 1 3 - 2 0 . Alk. 4 0 . 4 2 . 4 3 . Ubergang zu Volskern, Krieg gegen Rom 2 1 - 2 9 . Verhandlungen, Abzug von Rom auf Bitten der Mutter 3036. Alk.43. Ermordung durch Attus Tullius, Bestattung, Trauer in Rom Cor. 39. Alk. 43 Cornelia, Tochter des Africanus Major, Mutter der Gracchen, Schwiegermutter des Africanus Minor Gr. 1 . 4 . Teilnahme an Politik der Söhne 8.25. 34.

CLAUSUS SeelengröBe 40. Statue 2 j . Vgl. Reg.IB Cornelia, Tochter Cinnas, Gattin Caesars Cs. 1. j Cornelia, Tochter des Metellus Scipio, Witwe des jüngeren Crassus, Gattin des Pompejus Pm. { ^ . 6 6 . 7 4 . 7 j . 78—80 CorneliI, altadliges römisches Geschlecht Ma. 1. Orakel über sie Cic. 1 7 . - Vgl. Cethegus, Cinna, Dolabella, Lentulus, Scipio, Sulla Cornelius, Gajus, aus Patavium, Augur, Freund des Historikers Livius Cs. 47 Cornelius Baibus, General Sullas Su.19 Cornelius Baibus, Lucius, Freund Caesars Cs. 60 Cornelius Castus, Aulus, Konsul 428, erwarb die spolia opima Ro. 16. Mc. 8 Cornelius Gallus, Gajus, Freund des Augustus (vgl. die Erläuterung) Ant. 79 Cornelius Laco, Praefectus praetorio Galbas Ga. 1 3 . 2 5 - 2 7 . 2 9 Cornelius Merula, Lucius, Konsul 87 M a . 4 1 . 4 j Cornelius Phagita, Freigelassener Sullas Cs. 1 Cornelius Rufinus, Publius, Konsul 290 und 277, Vorfahr Sullas Su. 1 Cornificius Lucius, Ankläger des Brutus Br. 27 Cornificius, Quintus, Legat Caesars Cs. 43 Corrinus s. Reg. IB Messala

CRASSUS

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Cosconius, Gajus, ehemaliger Praetor Cs. j 1 Cossinius, Lucius, Praetor 73, von Spartacus geschlagen Cr. 9 Cossus s. Cornelius und Licinius Costa Publius, von Cicero verspottet Cic. 26 Cotta s. Aurelius und Aurunculejus Crassianus oder Crassinius, tapferer Centurio Caesars Pm. 7 1 . Cs.44 Crassus, Publius Licinius Dives, Konsul 205 FM. 2 ; Crassus, Publius Licinius, Konsul 1 7 1 , von Perseus besiegt Aem. 9 Crassus, Publius Licinius Dives Mucianus, Konsul 1 3 1 , Pontifex maximus, Förderer der Gracchen Gr. 9.21 Crassus, Publius Licinius, Konsul 97, Censor 89, von den Marianern 87 ermordet, Vater des «Triumvirn» Cr. 1 . 4 . 6 Crasius, Marcus Licinius Dives, Konsul 70 und 55, der «Triumvir». Biographie Bd.II 243-297. Charakter, Habsucht, Reichtum Cr. 1 - 3 . 6 . 3 4 . Luc.40. Cm. 19. Aufenthalt in Spanien Cr. 4. j . Erste Kriegstaten Cr. 6. Su. 29.30. Verhältnis zu Pompejus und Caesar Cr. 7. Cs. 1 1 . Sieger im Spartacuskrieg Cr. 1 0 . 1 1 . 3 6 . Pm. 2 1 . Konsul mit Pompejus Cr. 1 2 . 3 4 . Pm. 22.23. Censor Cr. 1 3 . 3 5 . Verhältnis zu Catilina Cr. 1 3 . Cic. 15. Verhältnis zu Cicero Cr. 1 3 . 1 5 . 2 5 . 2 6 . 3 3 . «Triumvirat» mit Pompejus und Caesar Cr. 14.

498

GÖTTER, MENSCHEN,

Luc. 36.42. Pm.47. Cs. 1 3 . 1 4 . Zusammenkunft in Luca, zweites Konsulat mit Pompejus Cr. 1 4 . 1 ¡ . C m . 4 1 . 4 3 . Pm. j i . j i . Cs. 2 1 . Partherkrieg, Gefangennahme, Ermordung Cr. 16*33. 36. 3 8 . - V g l . Luc. 38. Ni. 1. Su. 28. Pm. 3 1 . $3. 76. Cic. 8. 9. (Ja. 28. Br.43. Ant. 34.37.46 Crauus, Publius Licinius, Sohn des «Triumvirn», Bewunderer Ciceros Cr. 1 3 . Cic. 33. Legat Caesars in Gallien, zum Vater entsandt Cr. 1 7 ; fallt 23. 2$.26. Pm. j y . Gatte der Cornelia, Tochter des Metellus Scipio Pm. j i . 7 4 . - Vgl. Cic. 36 Crassus, Publius Licinius Junianus, Pompejaner Cm. 70 Crassui, Marcus Licinius Frugi Magnus, von Nero getötet Ga. 23 Crassus, Marcus Licinius Mucianus, Statthalter von Syrien Ot. 4 Cremona, Stadt in Oberitalien Ot. 7.8 Crispinus, Rufrius, Gatte der Poppaea Sabina Ga. 19 Crispinus, Varius, Kriegstribun Ot. 3. - Vgl. Quintius Cal(l)eo s. Terentius Cures im Sabinerland, Vaterstadt des Numa Ro. 19. Nu. 3 Curie, das Rathaus zu Rom, dicht am Forum Pp. 19 Curia, Gajus Scribonius, Konsul 76, Legat Sullas Su. 14. Cs. 8 Curio, Gajus Scribonius, Volkstribun 50 im Dienste Caesars Cs. 2 9 - 3 1 . Pm. j 8 . Cm. 14.46. Ant. 2. $

ÖRTLICHKEITEN

Curius Manius (Dentatus), Konsul 290,284 und 2 7 J , dreifacher Triumphator, Sieger über Pyrrhos bei Beneven tum 27$ Py. 2$. CM. 2. 8. 28. 31 Curius Manius, Volkstribun 199 Fl. 2 Lurtius Marcus stürzt sich in den nach ihm benannten lacus Curtius Ro. 18. Ga. 27 Daidalos, der Künstler Ths. 19 Daisios, makedonischerMonat Alx. 1 6 . 7 5 . 7 6 ; sikyonischer Ära. 53 Daktylen, Idaische Nu. I $ Dalmatien Ot. 4 Damaskos, Stadt in SyTien Alx. 20. 21.24.48 Damastes oder Prokrusus Ths. 1 1 . Ro. 30 Damochares, Spartaner AK1. 18. 19 Damokleidas, Thebaner, einer der Verschworenen gegen die oligarchische Herrschaft P e l . 8 . 1 1 Damokratcs, Stammesheros von Plataiai Ari. 11 Dämon, Athener, Sophist und Musiker, Lehrer und Berater des Perikles P e r . 4 . 9 . Ari. t. Ni.6 Dämon Peripoltas von Chaironeia Ki. 1 Damonides, Vater des Dämon Per. 9 Damophantos, Eleer Phi. 7 Danaer = Griechen Ki. 7 Danaot Py. 32 Dandamis, indischer Philosoph Alx. 8 . 6 { Dandarier, Stamm am Asowschen Meer Luc. 16.

CRASSUS Daphne, Nymphe, in Lorbeer verwandelt AK1.9 Daphne ). Antioc heia am Orontos Dardaner, illyrischerStamm Aem.9 Dardanos, alte Stadt in der Troas Su. 14 Dardanos, alter König von Troia Cam. 20 Dardanos, Schildträger des Brutus Br.ji.j2 Dartios /., Sohn des Hystaspes, König der Perser $21-48$ Ari. $. T h m . 4 . Ag. i$. Alx. 37. $6 Dartios II., König der Perser 4 2 4 404, Vater des Artaxerxes II. und des Kyros Art. 1 - 3 Dartios III., König der Perser 336— 330, bei Issos geschlagen A l x . 18-22; entkommt bei Gaugamela 3 3; von Bessos getötet, von Alexander begraben 42.43 ; seine Tochter Stateira Alexanders Gattin 70. Vgl. 1 6 . 1 7 . 2 6 . 2 9 - J 1 - 3 7 - 3 9 - 4 » - Pho. 17 Dartios, Sohn des Artaxerxes II., vom Vater getötet Art. 26-29 Daskylitiseher See Luc. 9 Dassaretis, Landschaft des südlichen Illyrien Fl.4 Datis, Feldherr der Perser Ari. 5 Daunier, italischer Stamm im nördlichen Apulien Py. 2 1 Deianeira, Gattin des Herakles, Spottname für Aspasia Per. 24 Deidameia, Gattin des Peirithoos Ths. 30 Dtidameia, Schwester des Pyrrhos, Gattin des Demetrios Poliorketes Dtr. 2$. 30. 32. $3. P y . i . 4-7

DEMADES

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Deinarchos, Korinther Dst. 3 1 . Pho. 33; vielleicht derselbe w i e der Freund des Timoleon Ti. 21 14 Deinokrates, messenischer Staatsmann Phi. 1 8 - 2 1 . Fl. 17 Deinomache, Tochter desMegakles, Mutter des Alkibiades A l k . 1 Deiotarot, König von Galatien C r . 17. C m . 1 2 . 1 $. Pm. 73. Br. 6 Deiotarot Philadelphos, König von Paphlagonien Ant. 6 1 . 6 3 Deiradioe, aus der Gemeinde Deiradai im südlichen Attika stammend A l k . 2 s Dtkeleia, Gemeinde im nördlichen Attika A l k . 23.34. Lys.9 Delkm in Boiotien, Schlachtort 424 N i . 6 . A l k . 7. L y s . 2 9 ; Apollontempel Su.22 Delos, die berühmte Apollon heilige Kykladeninsel Ths. 21. A r i . 2$. Per. 12. Ni. 3 Delphinion, Heiligtum des Apollon Delphinios in Athen Ths. 12. 18; in Chalkis Fl. 16 Delphoi (Delphi), das Heiligtum Apollons in Phokis. Geschichte : So. 1 1 . C a m . 4 . Ki. 17. Per. 21. F M . 1 8 . T i . 3 0 . S u . 1 2 . 1 9 . Topographie: Ths. $. Lys.29. Ewiges Feuer: N u . 9 . Statuen: Lys. 1 . 1 8 . A l x . 40. 74. Phi. 2. 10. Aem.28. Andere Weihgeschenke: S o . 4 . Ni. 13. Cam. 8. Mc.8 Fl. 12. Häufige Erwähnungen Demades, attischer Redner und Politiker, Makedonenfreund Pho. 1 6 . 2 3 . 2 6 . 2 8 . Charakter Dst.

500

GÖTTER, MENSCHEN, ÖRTLICHKEITEN

13. Pho. 1 . 3 0 . Redegabe Dst. 8 . 1 0 ; von Kassandros getötet Dst. 31. Pho. 3 0 . - V g l . Reg. I A Demainetos, Syrakusier, Feind Timoleons Ti. 37 Demaratos, von Korinth, Vater des Tarquinius Priscus Ro. 16. Pp.

'4 Demórales von Korinth, im Dienste Philipps II. und Alexanders AI*. 9. 37. 56. Ag. i j Demaratos, Spartaner Lyk. 20. Thni. 29. Art. 2 Demareu, MutterTimoleons Ti. 3. j Demaretos von Korinth, Freund Timoleons T i . 21. 24.27 Denteos, Athener, Sohn des Denudes Dst. 31. Pho. 30 Demeter die Göttin, Kulte: in Eleusis Ari. 1 1 ; in Attika beim Vorgebirge Kolias So. 8,4; bei Plataiai Ari. 1 1 ; Sparta Lyk. 27; Samothrake Aem. 26; Rom Ro. 22. FM. 18. Vgl. A l k . 2 2 . Eum. 6. Dtr. 12 Demetrias: so Sikyon umbenannt nach Demetrios Dtr. 12 Demetrias, Stadt Thessaliens bei Iolkos, von Demetrios gegründet Dtr. s 3, von Philipp II. besetzt, von Flamininus befreit Fl. 10. Vgl. Br. 2{ Demetrios, Bruder des Antigonos, vielleicht Vater des Demetrios Poliorketes Dtr. 1 Demetrias Poliorketes, Biographie Bd. V 243-300. Herkunft Dtr. 2. A e m . 8. Charakter Dtr. 2. 3. 4 . 1 9 . A n t . 8 9 . Zügellosigkeit Dtr. 1 4 . 1 9 . 2 3 . 24.27. Ant.90.

91. Ehen 14. 2$. 52.46. P y . 4 . 10. Erste Feldzüge Dtr. 4 - 7 . Ant.89. Befreiung Griechenlands, Ehrungen in Athen 8-1 { . Sieg über Ptolerraios bei Cypern, Königstitel 1 j—18. Angriff auf Ägypten 19. Meister der belagerungskunst 20. Belagerung von Rhodoi 20-22. Sieg über Kassandros, Aufenthalt in Athen 23-26. Niederlage bei Ipsos 28.29. Py-4- Krieg mit Lysimachos, Friede mit Seleukos und Ptolemaioi Dtr. 3 1 . 3 2 . Py. 4. Kampfe in Griechenland, Eroberung Athens Dtr. 33-3J. 3 9 - 4 1 . König von Makedonien 36.37. P y . 6 . 7 . Kämpfe mit Pyrrhos D t r . 4 1 - 4 3 . P y . 7 . 1 0 . Rüstungen, Verlust Makedoniens D t r . 4 3 - 4 $ . Py. 10. I i . Belagerung Athens Dtr. 46. Py. 12. Letzte Kämpfe, Gefangenschaft, Tod Dtr. 4 6 - 1 2 . Ant. 93. Py. 12. Bestattung, Nachkommenschaft {3. Aem. 8. Vgl. Dst. 13. Py.26. 34 Demetrios, Sohn des Demetrios Poliorketes und der Ptolemais, König von Kyrene Dtr. {3 Demetrios Leptos, Sohn des Demetrios Poliorketes und einer illyrischen Prinzessin Dtr. {3 Demetrios II., König von Makedonien, Sohn des Antigonos Gonatas, Vater Philipps V . A e m . 8. Ara. 17. 34 Demetrios, Sohn Philipps V . , Geisel in Rom, später vom Vater getötet Aem. 8. Ara. {4. Fl. 9 . 1 4

DEM ADES-DIOGENES Demetrios von Pharos, im Dienst Philipps V . Ara. 50 Demetrios, der Peripatetiker, Freund Catos Cm. 65. 67.69.70 Demetrios, Freigelassener des Pompejus Pm. 2.40. Cm. 13 Demo, genannt Mania, Hetäre Dtr. 24.17 Democharts s. Reg.l A Demon, Verwandter des Demosthenes Dst. 1 3 . 1 7 Demophanes von Megalopolis, Akademiker Phi. 1 Demophon, Sohn des Theseus Ths. 18.34. So.26 Demosthenes, athenischer Feldherr, in Aitolien besiegt Ni. 3; fangt die Spartaner in Sphakteria 7.8; führt das große Hilfskorps nach Syrakus, wird besiegt, gefangen und getötet 20-22. 27. 28. Vgl. Alk. 1 Demosthenes, Vater des Redners Demosthenes Dst. 4.20 Demosthenes, der Redner. Biographie Bd.IV 219-251. Herkunft Dst.4. Ehe 15; früh verwaist, weichlich erzogen 4. Charakter 13.14.20. Cic. 52. Beredsamkeit Dst. j - i o . Cic. 50. Pho. 3. Prozeß mit Vormündern Dst. 6. Politische Anfange 12. Wichtigste Reden 1 4 . 1 5 . Gesandter bei Philipp II. 16. Abwehr Philipps von Euboia, Perinth, Byzanz 1 7 ; erzielt Bündnis fast ganz Griechenlands 17. 18.20; flieht bei Chaironeia 20. Verhandlungen mit Persien 20. Grabrede für Gefallene 2 1 ;

501

schürt zum Kampf gegen Alexander, wird dank Phokion nicht ausgeliefert 22.23. Pbo. 17. Alx. 1 1 ; siegt mit Kranzrede über Aischines 24. Zweideutige Rolle in Harpalos-Affare, Verbannung 24-26. C i c . 52.53. Rückberufung, Kampf gegen Antipater, Verurteilung, Flucht Dst. 27. 28. Pho. 26.27. Selbstmord in Kalaureia Dst. 29.30. Cic. 54. Pho. 29. Ehrungen, Statue Dst. 28. 30.31. - Vgl. Pho. 9 . 1 6 . Py. 14. Reg. IA Demostratos, athenischer Politiker Ni. 12. Alk. 16 Derkyhidas, Spartaner Lyk. i y . Art. 20 Deriryllos, athenischer Stratege Pho.32 Deuhalion gründet mit Pyrrha das Heiligtum zu Dodona Py. 1 Diadematm s. Metellus Diamptres, Tor von Argos Py. 3 2 Didymaion, Heiligtum Apollons bei Milet Pm. 24 Dikaiarcheia — Puteoli, das heutige Pozzuoli am Golf von Neapel Su. 37 Dike «Recht», Tochter und Beisitzerin des Zeus Cam. 18. A l x . P Dindymene, Beiname der Großen Göttermutter (Mater Magna) Thm. 30 Diodoros, König von Mauretanien Se.9 Diogenes von Sinope, der berühmte kynische Philosoph, spricht in

J02

GÖTTER, MENSCHEN,

Korinth mit Dionysios II. Ti. i j , mit Alexander d . G r . Alx. 14; Onesikritos sein Schüler 6 j ; Ausspruch FM. 10 Diogenes, Stoiker s. Reg.I A Diogenes, Kommandant der makedonischen Besatzung in Peiraieus Ära. 34 DioUa, Sohn des Themistokles Thm. 31 DioUa, Syrer, Söldner in makedonischem Dienst Ära. 18. 20 Diomedes, Sohn des Tydeus Ro. 2 DIon, Stadt Makedoniens amNordostfuß des Olymp D t r . 36 Dion von Syrakus. Biographie Bd. IV 7 - 6 2 . Herkunft, Verhältnis zu Dionysios I. Di. 4 - 6 ; ruft Piaton zweimal nach Syrakus 4. {.9—11 ; politisches Ziel 12. Ti. 41. Charakter Di. 8.17. $1. $7. Verhältnis zu Dionysios II. 6 . 7 . 9 - 1 2 . 1 4 . Br. 56. Vertreibung aus Syrakus, Leben in Griechenland Di. 14-18. Völlige Verfeindung mit Dionysios, Vorbereitung des Krieges 19. 21-24. Landung in Minoa, Eroberung von Syrakus 25-29. Belagerung der Burg, Konflikte mit politischen Gegnern, Abzug nach Leontinoi 30—40. Rückkehr und Versöhnung, erneute Konflikte, Einnahme der Burg 4 2 - 5 1 . Neue Konflikte, Geistererscheinung, Ermordung 52-57. - Vgl. Ni. 14.23. Ti. 1 . 1 3 . 2 2 . 3 3 . Br. 54.55 Dionassa, Mutter des Lykurgos Lyk. 1

ORTLICHKEITEN

Dionysiot /., Tyrann von Syrakus 405-367. Ehen und Kinder Di. 3 . 4 . 6 . Verhältnis zu Dion 4 - « . Festigkeit der H e m c h a f t 7 . 1 0 . Grausamkeit 9 . 1 1 . 2 1 . T i . 6 . Bestattung Pel. 34. Grab von Dion geschont, von Timoleon zerstört Di. 53. Br. 55. Tl. 22. 39. Tragödien Di. 15. Aussprüche So. 20. CM. 24. Ga. 1 Dionysios II., Tyrann von Syrakus 367-3S5 und 3 4 6 - 3 4 ; . Familie Di. 3 . 6 . Charakter 9. Br. 55{7. Freundschaft mit Dion Di. 6. 7. Zwist und Vertreibung 14 - 1 6 . 1 8 . 1 9 . 2 1 . Erste Berufung Piatons 9 - 1 1 . 1 3 . 1 6 ; zweite Berufung 18—20. Belagerung durch Dion in der Burg, Intrigenspiel, Flucht 26—37. Verhandlungen, Ubergabe der Burg 4 1 . 4 4 . 4 8 . 5 0 . Rückkehr nach Syrakus Ti. 1. Kampf mit Hiketas 9 . 1 1 . Kapitulation vor Timoleon, Leben in Korinth 1 3 15. Beziehungen zu Sparta Di. 17. Ag.33. Pel. 31 Dionysioi Chalkm, Dichter, Gründer von Thurioi Ni. 5 Dionysios, Syrer, Söldner in makedonischem Dienst Ära. 20 Dionysios von Kolophon, Maler Ti. 3« Dionysios Magna, asianischer Rhetor, Lehrer Ciceros Cic. 4 Dionysos, zum G o t t gewordener Mensch Pel. 18. Bona Dea seine Mutter Ca. 9. Im Quell Kissussa gebadet Lys. 28. Seine Taten Ki. 3. Lys. 27. Verbindung mit

DIOGENES Ariadne Ths. 20. - Beiwörter: Ari.9. Thm. 1 3 . P e l . 1 1 . Mc. 22. Ant. 24. - Kulte: Naxos Ths. 20. Athen Th». 23. Ari. 1. Ni. 3. Dtr. 32. Statue in Gigantomachie Ant. 60. Chaironeia Ki. 2. Orgiastischer Kult bei den Thrakern Alx. 2. Cr. 8. Dionysos-Künstler - Bühnenkünstler Su. 26. Luc. 29. Br. 2 1 . Ära. $3. AK1. 33. Ant. 57. Vgl. Alx. 13 Dlopelthes, Athener, Feind des Perikles Per. 32 Dlopelthes, athenischer Feldherr Pho.7. Cic.$2 Dlopeltha, spartanischer Seher Lys. 22. Ag. 3 Dlophana, Stratege der Achaier Phi. i i . Fl. 17. 24 Dlophana von Mitylene, Rhetor, Freund des Tiberius Gracchus Gr. 8. 20 Diätkuren, die Tyndareos-Sohne oder Tyndariden, fallen in Attika ein, um ihre von Theseus geraubte Schwester Helena wieder I U holen Ths. 3 1 . 3 2 ; werden in Athen als Anakes verehrt Nu. 1 3; gleichen einander nicht ganz Gr. 2. Helfer der Spartaner bei Aigospotamoi Lys. 12. 18. Ihr Tempel auf dem Forum Romanum Cor. 3. Aem. 2 f . Su. 8. 33. Cm. 2 7 . 1 8 ; von Metellus ausgeschmückt Pm. 2. - Vgl. Alx. $0 Dlpylon, früher Thriasisches Tor, das Nordwesttor von Athen Per. 30. Su. 14

DOMITIUS

J03

Dirkes Wasser, Quell bei Theben (Zitat aus Euripides' Bacchen) Dtr.4i Dodona in Epeiros, das dortige Zeusheiligtum Py. 1 ; Priesterinnen L y s . 2 { . Pho.28 Dolabella, Gnaeus Cornelius, Konsul 8 1 , Sullaner Su. 28. 29.40; von Caesar angeklagt, aber freigesprochen Cs.4 Dolabella, Publius Cornelius, Konsul 44, Caesarianer, Schwiegersohn Ciceros Cic. 41 (s. Erläuterung) 43. Cs. 5 1 . 6 2 . Br. 2. 8.2Ant.9.10.11 Dolabella, Publius Cornelius, Freund Octavians Ant. 84 Dolabella, Gnaeus Cornelius Ga. 23. Ot. s Doloper, halbwilde Bewohner von Skyros, von Kimon vertrieben Ths. 36. Ki. 8. Vgl. Fl. i j Domitianus, Titus Flavius, römischer Kaiser 81-96 Pp. i f . Nu. 19. Aem. 2£ Domitius, Gnaeus Ahenobarbus, Marianer Pm. 1 0 - 1 2 Domitius, Lucius Ahenobarbus, Konsul {4, Schwager Catos Cm. 41 ; kandidiert als Konsul für 5 5 gegen Pompejus und Crassus Cr. 1 5 . 3 $ . Pm. J 2 . Cm. 4 1 . 4 2 ; von Cicero verspottet Cic. 38; in Corfinium von Caesar gefangen, begnadigt, wieder abgefallen Cs. 34. 3 5 ; kommandiert bei Pharsalos den linken Flügel des Pompejus Pm.69. Cs.44. Vgl. Pm.67. 84. Cs.42

504

GOTTER, MENSCHEN,

Domitius, Gnaeus Ahenobarbus, Konsul 31 v . C h r . , Anhänger des Antonius Ant. 40. ( 6 . 6 ) Domi t iut, Lucius Ahenobarbus, Konsul 16 v . C h r . , Schwiegersohn der Oc t i via Ant. 87 Domitius, Gnaeus Ahenobarbus, Konsul 32 n . C h r . , Gatte der Agrippina, Vater des Kaisers Nero Ant. 87 Domitius, Lucius Ahenobarbus, Sohn des vorigen und der Agrippina, von Kaiser Claudius adoptiert und Nero Germanicus umbenannt Ant. 87. Vgl. Nero Domitius Calvinus, Prokonsul des jenseitigen Spanien, von Sertorius besiegt Se. 1 2 Domitius Calvinus, Gnaeus, Konsul ; 3 P m . 5 4 ; kommandiert bei Pharsalos Caesars Zentrum Cs. 44 und Pm. 69 (wo fälschlich Lucius) ; von Pharnakes besiegt Cs. { o Donau C M . 1 2 . A e m . 9 . A l x . 1 1 . 36 Doriti- L y k . 1 1 . Per. 1 7 . Lys. 24. Ara. 9. AK1. 2 1. Ag. 3 1 ; dorische Aristokratie Ara. 2 ; dorische Sitte und Lebensart A K 1 . 3 7 . V g l . Lys. s Doris, kleine Gebirgslandschaft des nördlichen Mittelgriechenland Thm. 9 Doris, aus Lolcroi stammende Gattin des Dionysios I., Mutter des Dionysios II. Di. 3 . 6 Dorylaos, Feldherr des Mithridates Eupator Luc. 1 7 . Su. l o . 21

ORTLICHKEITEN

Doson s. Antigono! Drahn, athenischer Gesetzgeber So.17.19.2f Drahontides, Athener. Feind des Perikles Per. 32 Dromichaites, König der Thraker D t r . 3 9 . J2 Dromokleides, Athener, Schmeichler des Demetrios Dtr. 1 3 . 3 4 Drusus s. Claudius Nero und Livius Dymc oder Dymai, Stadt in Achaia Pm. 28. Ara. 1 1 . 4 7 . A K 1 . ¡ ¡ Dyrrhachion in Illyrien. das heutige Durazzo, von Pompejus und Caesar hart umkämpft C m . $ 3 i j . P m . 6 2 . 6 $ . 7 4 . Cs. 1 6 . 3 j . 39. Cic. 3 2 . 3 9 . Vg!. Su. 27 Edtssa, Stadt Makedoiiens, heute Vodena D t r . 4 3 . Py. 1 0 . 1 2 Egtria, Nymphe, Freundin des Königs Numa N u . 4 . 8 . 1 3 . 1 5 Egenaitr s. Segesta Eion, Stadt an der Mündung des Strymon Ki. 7. 8 Eiras, Kammerzofe der Kleopatra Ant. 6 0 . 8 ; . 86 Eirtne, die Friedensgöttin K i . 13 Eibatana, Stadt in Medien Ag. Pel. 30. Dst. 1 4 . Alx. 7 2 ; daselbst Heiligtum der Artemis Anaitis Art. 27 Ehdtlos von Megalopoiis, Akademiker Ara. { . 7. Phi. 1 Eknoaon, Gebirgsstock im südlichen Sicilien Di. 26 Ekprepts, spartanischer Ephor A K 1 . 1o Elaia, Stadt im aiolischen Kleinasien Luc. 4. Pho. i l

D O M I T I U S —E P E I ROS Elaia, Quelle bei Tegyrai in Boiotien Pel. 16 Elaius, Stadt an der Südspitze der thrakischen Chersones Lys. 9 Elateia, Stadt in Phokis Su. 16. Dst. 18. Pho. j 3 Elatos, der erste Ephor in Sparta Lyk. 7 Elea, lateinisch Velia, etwas südöstlich des Golfs von Salerno, Heimat derSchuleder«Eleaten» Per.4. Br. 1 3 . Aem. 3 9 . T i . 3 j Ektr s. Elia Elektro (die Tragödie des Euripides, 4 1 3 aufgeführt) Lys. 1 j £lephenor Ths. 3 £ EJeusit in Attika, von Theseus erobert Ths. 10. Grab der «Sieben gegen Theben» 19. Mysterienheiligtum Per. 1 3 . Iakchosprozession Alk. 34. Pho. 28. Vgl. Ths. 1 1 . Ari. 1 1 . Thm. 1 j . Alk. 2 1 . Ag. 24. Pel. 14. Pho. 22. 37 Dtr. 33. - Vgl. Demeter Eleutherai, Städtchen Attikas nahe der boiotischen Grenze Ths. 29 Elimia, Grenzlandschaft Makedoniens gegen Epeiros Aem. 9 EJii, Landschaft der westlichen Peloponnes L y k . 3 1 . Pel. 24. Eleer Veranstalter der olympischen Spiele Lyk. 20.30. Bundesgenossen Athens N i . i o . Alk. 15. Thebens Pel. 24. Kämpfe mit Achaiern AK1. 24. 26. 3 ; . Phi.7. - Vgl. Hippias Reg.I A Upinike, Schwester Kimons K1.4. 6 . 1 4 . i j . Per. 10.28 Vymoier, südlich des Kaspischen Meeres Pm. 36

505

Elysischa Gefilde Se. 8 Endymion, Geliebter einer Göttin (Selene-Luna) Nu. 4 Engyion, alte Stadt im Innern Siciliens mit Kult der «Mütter» Mc. 20 Enyalios — Ares So. 9; in Rom = Quirinus Ro. 29 Enyo, kappadokische Göttin Su.9. 27; vgl. Bellona Epameinondas, der thebanische Feldherr und Staatsmann. Seine (verlorene) Biographie zitiert Ag.28. Freundschaft mit Pelopidas, Armut, Charakter, Studien Pel. 3 - $ . Ari. 1 . Mc. 3 1 . Ost. 20. Phi.3. Gesandter in Sparta Ag.27.28.Sieg bei Leuktra Pel. 20.23. Cor.4. Brechung der spartanischen Herrschaft in der Peloponnes, Wiederaufbau Messenes Pel. 24. 26. Mc. 32. Ag. 30-32. 34. Anklage und Freispruch Pel. 2 ¡ . 2 8. Alk. 43. Feldzug in Thessalien Pel. 29. Vergeblicher Angriff auf Sparta Ag. 34. Pm. 83. Tod bei Mantineia Su.42. Ag. 3^. Bestattung FM. 27. - Aussprüche Lyk. 13. M c . 2 1 . - Vgl. CM. 8. 3 1 . Ag. 19. Ti. 36. Pho. 3. Ara. 19. Phi. 14 Epaphroditos = Felix, selbstgewählter Beiname Sullas Su. 34 Epaphroditos, Freigelassener Octavian* Ant. 79 Epeiros, Landschaft Nordwestgriechenlands, Königreich des Pyrrhos, von Demetrios verwüstet Dtr. 4 1 . Py. 7; von Aemilius

j06

GÖTTER, MENSCHEN, ÖRTLICH REITEN

Paulus ausgeplündert A e m . 19.

Erechthaa, Vorfahr des

K u l t des Achilleus Py. 1. Vgl.

T h s . 3, des Daidalos

19,

des

Ths. 31.

O r n e u s 3 2 ; vgl. 13 und

Ro.

T h m . 24.

Alx.9.68.

Ca. 37. D t r . 3 6 . Ant. 62. P y . i . 3. j . 6. 1 3. 2 1. 26. 34.

Ära. j i .

Fl. 3. - Epeiroten Py. j . 7 . 1 0 . 13. 18. F l . 4

Theseus

IS Erginos, Syrer, Söldner in makedonischem Dienst A n . 1 8 - 2 2 . 33 Eridanos, Fluß Oberitaliens,

Ephtsos, bedeutende Stadt loniens

Po Ma. 24. O t .

der

10. Br. 19

Luc. 23.2$.

Alk. 2.12.29.3$.

Erinyen D i . j y . G r . 3!

Lys.3.j.6.

Su.26.

Eros, Statue in der Akademie So.

M c . 21.

Cm.14.

Ag.7.9.

Alx.3.

Dtr.

30. Ant. 24. ¡6. j 8 Ephiaha, athenischer Staatsmann gleicher Richtung w i e Perikles Ki. 10.13. 15.16.

1;

mit

Donnerkeil

Per.7.9.10.

1 6 . Dst. 14 iden-

tisch mit Dyrrhachion Br. 2$ Epldaura, Stadt in der

Eroten A n t . 26 («gemalte Liebesgötter ») Eros, Sklave des Antonius A n t . 76 Eryt, Berg und Stadt ui der Westspitze Siciliens Py.22. M i . 4 0

Argolis,

Esqullin, der

von Perikles belagert Per. 3$;

Roms Su. 9

i m Bund mit den A c h a i e m Ära. mit

das

Heiligtum

dem

Erucius, Kriegstribun Su. 1 6 . 1 8

Epidamnos, Stadt Illyriens,

24,

auf

Schild des Alkibudes A l k . 1 6 ;

Kleomenes

östlichste

Hügel

Etrurien, Elrusker (griechisch T y r -

AKI.40;

rhenien, Tyrrhener, vgl. Tyr-

Asklepios

rhenisches M e e r ) : aus Thessa-

von Sulla ausgeplündert Su. 12,

lien in Lydien, von da in Italien

von den Seeräubern Pm. 24. -

eingewandert R 0 . 1 ; aus Sardes

des

Vgl. Ths.8. Ara.44. AKI.41

2j;

aus Oberitalien von den

Epikuros, der Philosoph, während

Galliern

vertrieben

der Belagerung Athens D t r . 34.

Ma. 1 1 ;

Bundesgenossen

Seine Lehren Py. 20. Br. 37. 39.

Tarquinius Pp. 9 ; »on Camillus

C s . 66. Luc. 44 ge-

meint C r . 36

kische

Künstler

Pp. 13 ;

Ge-

lehrte Su. 7 . V g l . Ro. 1 . 1 o. 1 1 . Phaistos

sühnt

Athen So. 12. Eplpolai, Stadtteil von Syrakus Ni. 1 7 . 2 1 . D i . 2 7 . 2 9 . T i . 21 Epicragia s. Aphrodite Eraslstram, berühmter Arzt Dtr. 3 8 Eraria, Stadt auf Euboia T h m . ; 1. 27. P h o . 1 3

des

besiegt C a m . 33-35. 37. Etrus-

Epikydts, Athener T h e m . 6 ; Epimenlda von

Cam. 16.

2£.

Pp. 1 6 . 1 7 . 1 9 .

12.1j.17.

Per. 20.

Cam. 2 . j . FM.2.3.

2{. Pm. 27. M c . 28. 29. C i c . 1 0 . 14. 1 j . Ma. 4 1 . Gr. 8 Euagoras, König von Cypern Lys. 11 Eaandros, A r k a d e r , Gatte der Nikostrate-Carmenta R o . 13. 21

E P E I R O S —1

RYMEDON

507

Euboia, die große Insel vor Attika, Boiotien und Lokris: Tyrann Tynnondas So. 1 4 ; im Perserkrieg T h m . 7 ; von Perikles erobert Per. 2 3 . FM. 2 9 ; makedonenfreundliche Tyrannen von den Athenern verjagt Dst. 1 7 . Pho. 1 2 . 1 3 ; v o n Flaminius befreit Fl. 1 0 . Vgl. Ths. j . 3 j . So. 9. P e r . 7 . 1 7 . 2 2 . Su.11.23. Ära. 1 1

1 7 - 1 9 . Charakter 2 . 9 . 2 1 . Se. 1 Eumenes II., König von Pergamon • 9 7 - ' S9> in R o m C M . 8. Seine Kolossalstatue in Athen Ant. 60. Vgl. Fl. 21 Eumeniden, ihr Heiligtum in Athen Ths. 27

Eudamidas /., König von Sparta AKI.3

Lykurgos Lyk. 1 . 2 Eunus, Führer der aufständischen

Eudamidas II., König von Sparta, Vater des Agis IV. A K 1 . 3 Eudemos von Kypros, Schüler Piatons, Teilnehmer an der Expedition Dions Di. 2 2 Eudoxos, der große Mathematiker

Sklaven in Sicilien Su. 36 Eupatriden, die Angehörigen des alten attischen Adels Ths. 25. 26. 32

Mc. 1 4 Eukleia, Artemis Ari. 20 Eukleidas, Bruder des Kleomenes III., König von Sparta A K I . 3 2 . G r . + i ; fällt bei Sellasia A K 1 . 49. P h i . 6 Eukleides, attischer Archon 4 0 3 , führt das ionische Alphabet ein Ari. 1 Eumenes von Kardia. Biographie Bd. V 2 1 3 - 2 4 0 . Herkunft, Jugend, Verhältnis zu Alexander d. G r . , Gegnerschaft zu Hephaistion Eum. 1 . 2 . Verbindung mit Perdikkas 3 . Kämpfe mit Neoptolemos und Krateros4—7. Aufenthalt in Phrygien 8. Kämpfe mit Antigonos 9—12. Kampf gegen Antigonos im Auftrag der Olympias 13—16. Auslieferung an Antigonos und Tötung

Eumolpos, Stifter des Kultes von Eleusis Su. 1 3 ; Eumolpiden Alk.22.33.34 Eunomos, Vater oder Bruder des

Euphorion, Vater Solons So. 1 Euphrantides, Seher A r i . 9. T h m . 1 3 Euphrat, der Strom Luc. 2 1 . 2 4 (als Gott). 36. C r . 1 7 . Su. j . Pm. 3 2 . 3 3 . 76. A l x . 29. 3 1 . 6 8 . 7 3 . Dtr. 7. Ant. 3 0 . 6 1 Europa, der Erdteil A r i . 9. T h m . 1 6 . Cam. 1 Per. 1 7 . P m . 4 £ . Alx.9. Py.12 Eurotas, Fluß Lakoniens Lyk. 1 2 . 1 sAg. 1 9 . 3 1 - 3 4 . Pel. 1 7 . 2 4 . 3 0 . Mc. 32 Eurybtades, Spartaner, Flottenführer im Perserkrieg A r i . 8. T h m . 7.11.17 Eurydike, Gattin des Demetrios Dtr. 1 4 . ¡3 Eurydike, Gattin des Ptolemaios I. Dtr. 46 Eurymedon, athenischer Stratege Ni. 20. 24 Eurymedon, Fluß Pamphyliens K i . 1 2 . Fl. 1 1

J08

M E N S C H E N,

GÖTTER,

ÖRTLICHKEITE.V

Euryptolemos,

A t h e n e r , Sohn

du

1 . 2 4 . Taten bis zu: Diktatur

Megakles,

Schwiegervater

Ki-

2 1 6 2 - 3 . Diktatur, hnhaltende

Lyk.

4 - 1 4 . Feste Haltung nach Can-

Kriegführung

mona K i . 4 . 1 6 Eurypon,

König von Sparta

gegen Hannibal

na e 1 7 . 1 8 . Erneutes Komman-

1. 2 Furypontiden, spartanisches Königsgeschlecht L y k . i .

Lys. 2 4 . 3 0 .

do gegen Hannibal

9 . 2 0 . Er-

oberung von T a r e n t ü - 1 3 . 29. Feindschaft gegen S:ipio A f r i -

P m . 82. A K I . 3 Athener, N e f f e des

canus 2 5 . 2 6 . 29. T a l und Be-

Perikles, Vetter des Alkibiades

stattung 2 7 . V g l . C K 3 . P e r . 2 .

Euryptolemos,

M c . 9 . 2 4 . Pm. 84. f e m . s

Per.7. Alk.32 Eurysakes,

Sohn des Aias So. 1 0 .

Fabius Maximus, Quintu;, Sohn des Cunctators, Konsul '.13 F M . 1 .

Alk. 1

H

Eurytos von Oichalia T h s . 8 Euxtinos Pornos (Schwarzes Meer)

Fabius Maximus, Quintis Aemilia-

T h s . 26. L u c . 4 . D t r . 4 . Ma. 34.

nus, Sohn des L . A e n i l i u s Paulus A e m . $ . 1 f . 3 j . 31



Fabius Maximus, Quintis AllobroFakia,

Vestalin, Schwägerin Cice-

Fabii,

ehemals Fodii, von Fabius,

einem Sohn des Herakles, stammend F M . i ; 300 v o n d e n E t r u s kern getötet C a m . 1 9 . Vgl. C s . 1

Marcus Vibulanus, Ponti-

f e x maximus 390 C a m . 2 1 . 2 2 Fabius

Ambustus,

Quintus,

Friedensbrecher

vor

der

Clusium

4 i Cs. j 8 Fabius Adrianus, Marcus Legat des Lucullus L u c . 1 7 . 3 s

Maximus,

Quintus

nus, V o r f a h r des

ger Galbas G a . 1 0 . 1 , dann des Vitellius 2 2 . O t . f - . 1 1 . 1 3 Fabius

Fabullus,

Rullia-

Cunctators,

Mörier

Gajus Luscinis, Konsul

282 und 2 7 8 , verhuidelt mit Pyrrhos P y . 2 0 ; w a n t ihn v o r

fünfmal Konsul F M . 1 . 2 4 . P m .

verräterischem

'3

1 8 . C M . 3 1 . G a . 29

Fabius

BtMeo, Marcus,

Diktator

Fabius Maximus, Quintus V e r r u c o sus

Cunctator,

Falerii,

An

21.

Konsul

228.215.214.709.

233.

Biographie

B d . I I 1 ( 8 - 1 9 6 . Charakter F M .

Vgl.

etruskische S u i t nördlich

von V e j i , die B e w d i n e r

2 1 6 FM. 9

Galbas

Ga. 27 Fabricius,

C a m . 4 . 1 7 . 1 8 . Nu. 12 Fabius

Fabius Maximus, Quintis, Konsul

Fabius Valens, G a j u s , e s t Anhän-

S

Fabius,

gicus, Konsul 1 2 1 , Yjrher Propraetor von S p a n i e n G r . 27

ros C m . 19

Falls-

her, von C a m i l l u s b a i e g t , belagert und d u r c h

GroBmut zu

f r e i w i l l i g e r U n t e r v e r f u n g bewogen

Cam. l . f . ' . 10.

Vgl.

EURYPTOLEMOS Cam. 1 7 . FM. 1 . Gr. 24. - Faltrner Wein Ant. $9 Fanmus, Gsjui Strabo, Konsul 12 2 G r . 2 9 . J l J3- Vgl. R e g . I B Faunrn, italischer Gott, Gatte der Bona Dca R 0 . 2 1 . Cs.4. Vgl. Nu. i s und Picus Fausta, Tochter Sullas und der Metella Su. 34 Faustulus, Hirt, Sklave des Amulius, Gatte der Acca Larentia, Ziehvater von Romulus und Remus Ro. 3 , 4 . 6 - 8 . 1 0 Faustus s. Sulla Faronius, Marcus, Freund und Nachäffer Catos Cm. 32.46. Pm. 60. 67. 73. 84. Cs. 2 1 . 3 3 . 4 1 . Br. 1 2 . 3 4 Februar, der Monat Ro. 2 1 . Nu. 1 8 . 1 9 . Cam. 30. Ga. 24 Fcrcntina porta Roms Ro. 24 Fcrariia s. Juppiter Fidenae, sabinisches Städtchen nördlich von Rom Ro. 1 7 . 2 3 . 2$. Pp. 22. Cam. 17 Fidentia, Stadt in Oberitalien zwischen Parma und Placentia Su. 2 7 Fides, Göttin der Treue, ihr Kult von Numa begründet Nu. 16 Fimbria s. Flavius. — Fimbrianer, die aufsässigen Soldaten des Fimbria Luc. 7. 34.35 Firmum, an der Adria südlich Ancona, heute Fermo CM. 13 Flaccus s. Fulvius und Valerius Flamininus, Lucius Quintius, Konsul 192, Flottenkommandant seines Bruders Titus Fl. 3, von Cato aus dem Senat gestoßen Fl. 18. 19. CM. 17

FLAVIUS F I M B R I A

509

Flamininus, Titus Quintius, von Plutarch in der Regel nur Titus genannt, Konsul 198, Biographie Bd. VI 3 1 3 - 3 4 3 . Charakter 1. 2 . 5 . 1 7 . 2 4 . Erste Taten 1 . Konsulat, Ubergang nach Epeiros 2 . 3 . Umgehung der Apsosstellung 4. $. Gewinnung griechischer Bundesgenossen j—7. Sieg bei Kynoskephalai 7.8. Phi. 14. Aem. 8. Streit mit Aitolern Fl. 9 . 2 3 . Friede mit Philipp V., Befreiung der Griechen 9 - 1 2 . Phi. 1 f . Triumph Fl. 1 3 . 1 4 . Legat im Antiochoskrieg, diplomatische Mission 1 5 . 2 2 . CM. 12. Göttliche Ehren in Chalkis Fl. 16. Konflikte mit Philopoimen, Krieg mit Nabis 1 3 . 1 7 . 24. Phi. 1 j - 1 7 . 2 1 . Censur Fl. 18. Konflikt mit Cato 1 8 . 1 9 . CM. 1 7 . 1 9 . Urheber von Hannibals Tod Fl. 20. 2 1 . Aussprüche 17. - Vgl. CM. 28. Su. 12 Flaminius Gajus, Konsul 233 und 217. Verächter der Vorzeichen, Sieger über die Gallier, gefallen am Trasimenischen See F M . 2 . 3. Mc. 4-6 Flaminius Circus Luc. 37. Mc. 27 Flavius, tapferer Kriegstribun Mc. 26 Flavius Gajus, Feldzeugmeister des Brutus Br. 51 Flavius, Lucius Caesetius, Volkstribun 44 Cs. 61 Flavius Fimbria, Gajus, Marianer, Legat des Konsuls Valerius Flaccus, den er ermorden läßt, Sieger über Mithridates, übt.

JIO

GÖTTER, MENSCHEN,

von seinen Soldaten verraten, Selbstmord Luc. 3 . 7 . 3 4 . Su. 1 2 . 1 3 - 2 $ . S e . 2 3 . Fl. 21 Flarius Gallus, Kriegstribun unter Antonius Ant. 4 2 . 4 3 Flarius Sabinus, Bruder Vespasians Ot.j Flora, HcUre, Freundin dci Pom pejus Pm. 2. {3 Florus 9. Mestrius Fonujus Capito, Gajus, consul suffectus 33, Freund des Antonius Ant. 36 Fonujus Capito, Lucius, Konsul 67 n . C h r . Prokonsul von Germanien Ga. 1$ Fortuna, die unberechenbare Glücks- oder Schicksalsgöttin Aem. 36. Heiligtum in Rom Br. 20. «Glücksgöttin der Frauen» — Fortuna muliebris, ihr Tempel in Rom Cor. 37. 38. Vgl. Glück, Glücksgöttin und Tyche Frtgellat, Stadt in Latium am Liris Mc. 2 9 . 3 3 . G r . 24 Frtntancr, Italischer Stamm an der Ostküste der Adria Py. 16 Fußdius, Lucius, Sullaner S u . 3 1 ; als Propraetor von Hispania Baetica von Sertorius besiegt Sc. 12 Fußus Caltnus, Quintus, Konsul 47, erobert als Caesars Legat 48 Megara B r . 8 . Cs.43 Fulcinia, Mutter des Marius Ma. 3 Fulria warnt Cicero vor einem Anschlag der Catilinarier Cic. 16 Fulria, Gattin erst des Clodius, dann des Antonius Ant. 10. 20,

ORTLICHKEITEN

erregt das bellum Perusinum 30, wird aus Italien vertrieben, stirbt in Sikyon 2 t . 3 0 - 3 2 . Ihre Kinder 2 8 . 3 $ . 54. ¡ j . 7 1 . 8 1 . 8 7 Fulria Basilica in Rom Cs. 29 Fulrius, Volkstribun 199 Fl. 2 Fulrius F¡accus, Quintus, Konsul 1 3 7 . 1 1 4 . 1 1 1 . 1 0 9 , erobert Capua wieder FM. 29, wird 2 1 0 Diktator Mc. 24. 2$ Fulrius Flaccus, Gnaeus, Praetor 1 1 2 Mc. 24 Fulrius Flaccus, Marcus, Konsul 1 2 $ , tatkräftiger Forderer der Gracchen G r . 1 1 . 1 8 . 2 1 . 3 1 . 3 2 . 34-39 Fulrius Flaccus, Quintus, jüngerer Sohn des vorigen G r . 3 7 . 38 Furius s. Camillus Furius, Legat des Praetors Publius Varinus C r . 9 Furius Medullinus, Lucius, Kriegstribun mit konsularischer Gewalt 381 Cam. 37. 38 Furius Philus, Publius, Konsul 223, Mc. 4 Furnius, Gajus, Konsul 29 Ant. $8 Gabener, ihr Land Gabienc nördlich des oberen Pasitigris Eum. 1 j Gabii, Stadt in Latium östlich von Rom Ro. 6 Gabinia ria, führte von Rom über Gabii nach Praeneste (Palestrina) Cam. 29 Gabimus Aulus, Kriegstribun Sullas Su. 16. 17 Gabinius Aulus, Konsul { 8 , Pompejaner Pm. 2 $ . 2 7 . 4 8 . Cm. 3 3 . Cic. 3 0 . 3 1 . Ant. 3. 7

FLAVIUS

GALLUS-GALLIER

Gada, das heutige Cadix; Straße von Gadea -- Straße von Gibraltar Sc. 8 Gaesaten, gallische Söldner M c . j . 6.7 Gaisylos, Spartaner Di. 49 Cajus, gebräuchlicher römischer N a m e R o . 2 9 . Cam. 33. Vgl. Caligula Galaria, Stadt Siciliens unbekannter Lage Ti. 31 Galater, übliche griechische Form des Namens der Gallier oder Kelten; s. Gallier Galaus, Bergstock in Phokis Pho. 33

Galatien, da* Galaterreich im Inneren Kleinasiens (mit wechselnden Grenzen) Luc. 1 4 . 3 3 . 36. Cr. 1 7 . Pm. 30. 3 1 . 33. Ma. 3'

Galba, Servius Sulpicius, der Kaiser 68/69 n . C h r . Biographie Bd. VI 3 8 1 - 4 0 8 . Konsul 33 und 69. Herkunft Ga. 3. 14. 29. Alter 8. Charakter 3. 1 6 . 2 9 . P r ° konsul von Germanien, Africa, Spanien 3 . 4 . Proklamation zum Kaiser 2 . 4 . 29. Verhalten bis zur Ankunft in Rom 6 - 1 1 . Übler Einfluß des Vinius 1 1 . 1 3 . 16. Beseitigung von Gegnern, Niedermetzelung der Matrosen • { . 1 7 . Begünstigung der Gallier 18. Mißstimmung der Soldaten 1 8 . 2 2 . Abfall des germanischen Heeres 1 8 . 1 9 . 2 2 . Verhältnis zu Otho 1 9 - 2 1 . Adoption des Piso 2 3. Erhebung des Otho, Ermordung Galbas 24-

511

27. Bestattung 28. - Ausspruch 18. - Vgl. Ot. i . j . 6 Calepsos, Stadt in Makedonien Aem. 23 Gallien, ohne Zusatz: nach Caesars Eroberung das heutige Frankreich; vorher zumeist = Gallien diesseits der Alpen (oder Gallien am Po) — Oberitalien: Luc. $. C r . 9 . Pm. 1 6 . 4 8 . Aem.9. Cic. 1 0 . 1 2 . Br. 6 . 1 9 . 5 8 . Cs. 2 0 . 2 j . 29. 3 1 . 32. Se.4. Ma. 2 Gallien jenseits der Alpen = Gallia Narbonensis: vor Caesars Eroberung der breite Küstenstreifen von den Seealpen bis zu den Pyrenäen (so Pm. 48. Se. 1 2 . Ma. i i ) ; nach Caesars Eroberung = dem heutigen Frankreich Gallier (im griechischen Text stets Galater, oft auch Kelten); Heimat, Einwanderung in Italien, Cam. i j . i 6 . Belagerung von Clusium, Marsch auf Rom, Schlacht an der Allia, Einnahme und Einäscherung der Stadt 1 6 2 2 ; vor Ardea von Camillus geschlagen 23. Vergeblicher Angriff auf das Kapitol 27. Seuche, Friedensschluß 28. Niederlage am Anio 4 0 . 4 1 , durch Gajus Flaminius F M . 2 . Mc.4, durch Marcellus Mc.6-8, durch Fulvius Flaccus G r . 36, durch Verginius Ga. 6; von Galba mit Bürgerrecht und Steuererlaß beschenkt Ga. 18. 22. Gallische Reiter im Partherkrieg des Crassus C r . i j . Ptolemaios Ke-

512

GOTTER, MENSCHEN,

raunos von ihnen besiegt Py. 1 2 . Gallische Söldner Py. 2 6 . 2 8 . 3 0 . 3 2 . Bewaffnung C a m . 4 0 . Geldgier Py. 26. - Häufige Erwähnungen Gallus s. Annius. Cornelius. Flavius Gandariten, Volk Indiens Alx. 62 Gang«i, Fluß Indien« Alx, Gargettos, attische Gemeinde zwischen Hymettos und Pentelikon, heute Garito Ths. 1 3 . 3 ; Gaugamela in Assyrien, der berühmte Schlachtort Alx. 31 Gaza, Stadt Syriens Alx. 2 j . Dtr. 5 Ge, die olympische, die Erdgöttin. Ihr Heiligtum in Athen Ths. 27. - Vgl. Tellus Gedrosien, der sudliche Teil von Belutschistan und Iran Alx. 66. «7 Gegania, die erste Vestalin Nu. 1 o ; vgl. 2$ Gela, Stadt an der Süd Westküste Siciliens, heute Terranova Ki. 8. T i < 3 $ ; die .Einwohner Geloer Di. 26 Gelanor, König von Argos Py. 3 2 Geltonus (nicht Teleontes), eine der ionischen Stammphylen So. 26 Gellianus, Freund des Nymphidius Ga.9.13 Gelllus, Lucius Poplicola, Konsul 72, Censor 70, C r . 9 . C i c . 2 6 . Pm. 22. Cm. 8 Gcllius Poplicola, Lucius, Sohn des vorigen, Flottenkommandant des Antonius bei Actium Ant. 65.66 Gellius, Marcus, Senator Cic. 27

ORTLICHKEITEN

Gelon, Tyrann von Syrakus 48 j 478/77 C o r . 16. Di. j . Ti. 23 Gelon, ein Molosser Py. 5 Geminius, ein mächtiger Mann in Tarracina Ma. 36.38 Geminius, Freund des Pompejus Pm. 2 . 1 6 Ctminiuj, Freund des Ant. 59

Antonius

Genthios, König der Illyrier Aem. 9- «3 Genueius, Volkstribun unbekannter Zeit G r . 24 Geradas, Spartaner Lyk. i j . P e l . 2 j Geraistos, Stadt an der Südspitze von Euboia Ag. 6 Geraneia, das Grenzgebirge zwischen den Gebieten von Megara und Korinth Ära. 3 1 . A K I . 4 1 Gergithos, Städtchen in der Troas Pho.18 Germanen, unter Ariovistus von Caesar besiegt C s . 1 8 . 1 9 ; die Usipeter und Tencterer Cs. 2 2. Cr. 37. Cm. { i ; als römische Hilfsvölker Ot. 1 0 . 1 2 , 1 8 . Vgl. Cr. 9. P m . 6 7 . 7 0 . Cs. $8. Ma. 11 Germania, Germanien als das Land rechts des Rheines Aem. 2 ; . Cs. {8. Die römische Provinz Germania (superior und inferior) umfaßte in der bei Plutarch in Betracht kommenden Zeit etwa das heutige Belgien, einen breiten Landstreifen links des Rheines und die Westschweiz Ga. 3 . 1 1 8. 22. 23 ; die «germanischen » Heere oder Legionen (Ga. 6 . 1 3 . 2 2 ) sind

GALLIER-GRACCHUS die in der Provinz Germania stehenden römischen Heere, denen (in geringem Umfang) germanische Hilfsvölker angegliedert waren Germanicus, Nero Claudius, nach seiner Adoption durch Tiberius: Germanicus Julius Caesar, Sohn des Drusus Ant. 87; auch Beiname des Kaisers Nero (Ant. 87) und des Kaisers Vitellius (Ga.ll) Germania s. Cermalus Geskon, karthagischer Feldherr Ti. 3°-34 Geten, Thrakerstämme um die untere Donau Ant. 63 Giganten Pel. 2 1 . Ma. 13 Giskon, Karthager FM. 1 { Glabrio s. Acilius Glaucia, Gajus Servilius, Volkstribun 100 Su.39. Ma. 28 Glaukias, König der Ulyrier Py. 3.4 Glaukos aus Korinth, der homerische Held Di. 1 Glück, Glücksgöttin, Schicksal (bei Plutarch stets Tyche) Su. 6. Pm. 7 4 . 7 $ . Br.40. Aem. 27 (vgl. 36).Ti. 16. Cs.38.Se. 1. Dtr. 3 j . - Glücksgöttin der Frauen = Fortuna muliebris Cor. 37.38. Vgl. Fortuna, Tyche Gnathainion, eine Näherin, angeblich Mutter des Königs Perseus Aem. 8. Ära. 54 Gomphoi, Stadt Thessaliens Cs.41 Gonatas s. Antigonos Gordion, Stadt Phrygiens Alx. 1 8 Gordios, König von Kappadokien Su. 5

513

Gordyene, Landschaft an der Südgrenze Armeniens Luc. 2 1 . 3 0 . 34. - Gordyener Luc. 26. 29. Alx.3 • Gorgidas, Thebaner, Boiotarch, Begründer der «heiligen Schar», Pel. 1 2 . 1 4 . 1 8 . 1 9 Gorgo, Gattin des Leonidas Lyk. 14 Gorpiaios, makedonisch-kyprischer Monat Ths. 20 Gortynier, Bewohner von Gortyn auf Kreta Py. 27. Phi. 13 Gracchus, Tiberius Sempronius, Konsul 17 7 und 163, Schwiegersohn des Scipio Africanus, Vater der « Gracchen » Gr. 1 . 4 . Frömmigkeit Gr. 1. Mc. Friede mit Numantia Gr. t;. Censor 14 Gracchus, Tiberius Sempronius, Sohn des vorigen, Enkel des Scipio Africanus, Volkstribun 133. Biographie Bd.VI 2 3 7 159. Charakter AK1. 2. Gr. 2. 3 . 4 1 . 45. Augur 4. Schwiegersohn des Appius Claudius 4.9. Kriegsdienst in Africa 4. Quaestor vor Numantia £ - 7 . 4 3 . Volkstribunat, Ackergesetz 8 10. Absetzung des Kollegen Octavius 9 - 1 2 . 1 2 j . 4 { . Konflikt mit dem Senat, die pergamenische Erbschaft 1 3 . 1 4 . Neue Gesetze, böse Omnia 16. 17. Ermordung 1 8 - 2 0 . 2 4 . 3 5 Gracchus, Gajus Sempronius, Bruder des vorigen, Volkstribun 12 3 und 122. Biographie Bd.VI 260 283. Charakter AKI. 2. Gr. 2. 3. 22. 4 1 . Kriegsdienst vor Numantia 1 3 . Quae-

514

GÖTTER,

MENSCHE

stor in Sardinien 2 2 . 1 3 . 4 3 . Erstes Volkstribunat, revolutionäre Gesetze 2 4 - 2 6 . 4 2 . Auf dem Gipfel der Macht, Koloniegründungen, Straßenbauten u . a . 2 7 - 2 9 . Zweites Tribunat, neue Gesetze, Wettstreit mit Kollegen Llvius Drusus 30

32.

Durchfall bei Bewerbung um drittes Tribunat, offener Kampf, Flucht, Ermordung 3 3 - 3 9 Granikos, Fluß in Mysien, Ort der Schlacht Alexanders d. Gr. Alx. 16. Cam. 19, und des Lucullus Luc. 1 1 . Gramm, Stiefsohn des Marius Ma. 35-37-4°

Gramm Petro, Quaestor Caesars im Jahre 4 7 / 4 6 Cs. 16 Gylippos, Spartaner, Führer im Abwehrkampf von Syrakus gegen die Athener Ni. 1 8 - 2 1 . 2 7 . 2 8 ; wegen Geldgier in Syrakus verhaßt, wegen Unterschlagung aus Sparta verbannt Ni. 1 9 . 2 8 . Lys. 1 6 . 1 7 . Per. 22. Ti.41. Vgl. L y k . 3 0 . Alk. 2 3 Gymnosophisten, «nackte Weise» in Indien L y k . 4 . Alx. 64 Gythion, Hafenstadt Lakoniens A K 1 . S o . Phi. 14 Habra, Zofe der Pompeja C i c . 28. Cs. 10 Habrotonon, Mutter des Themistokles Thm. 1 Hades, die Unterwelt CM. 1 . 2 3 . Luc. 44. Per. 3. Cs. 5. Hadrumetum, Hafenstadt an der Syrte Cm. $9

,

ÖRTLICHKEITEM

Hagnon, Athener, Vater des Theramenes,

Feind

dts

Perikles

Per. 3 2 . N i . 2. Lys. 14 Hagnon von

Teos,

S:hmeichler

Alexanders d . G r . , Alx. 2 2 . 4 0 . 55

Hagnonides, eder Sykofhant» Pho. >»•3J 3$•J» Hagnus, attische Geneinde am Südostabhang des Lairiongebirges beim heutigen Markopulo Ths. 13 Haimon, Bach bei Charoneia Ths. 27. Dst. 19 Haimos, das Balkangebrge A l x . 2 Halai, Gemeinde an der Ostküste Attikas Ant. 70 ( d e Erläuterung ist falsch) Halai, Städtchen im tpuntischen Lokris am Golf von Euboia Su. 26 Haliartos, alte Stadt Boiotiens am Nordostfuß des Helikon, vor der 395 Lysander fei Lys. 2 7 29. Su.42 Halikarnassos, bedeuteide Stadt in Karien, von Alexaider d . G r . erobert Alx. 1 7 , vor Ptolemaios vergeblich belagert Dtr. 7. Vgl. Thm. 1 Halimus, attische Geneinde unfern von Phaleron Ki.4 Halkyoneus, Sohn des Antigonos Gonatas Py. 3 2 . 3 4 Halonnesos, kleine Intel südlich von Lemnos Dst. 9 (die Erläuterung falsch) Halylas, Sohn des Sktiron, auch ein nach ihm benaniter Ort im Gebiet von Megara Ths. 32

GRACCHUS-HEKTOR Halykos, Fluß, s. Lykos Hamiliar, karthagischer Feldherr Tl. ^ Hamilkar Barkos, der karthagische Feldherr des ersten punischen Krieges C M . 8 Hanniba], Siege an der Trebia und am Traslmenischen See FM . 2 . 3 . Kämpfe mit FabiusMaximus und Minucius { - 8 . I I . I 2 . Cannae 16. Gewinn ganz Italiens aufler Rom 1 7 . 1 9 . Niederringung durch Fabius Maximus und Marcellus 1 9 . Mc. 9. Schlappen bei Nola Mc. 1 1 . 1 2 . Gewinn und Verlust von Tarent FM. 2 2. 23. Sieg über Fulvius Mc. 24. Kampfe mit Marcellus 2 4 - 2 7 . Sieg über Marcellus 2 9 . 3 0 . Rückkehr nach Afrika, Niederlage durch Scipio F M . 2 6 . 2 7 . M C . J I . CM. 32. Aufenthalt bei Antiochos F l . 9 . Gründung von Artaxata Luc. 3 1 . 3 2 . Flucht zu Prusias, Selbstmord Fl. 2 0 . 2 1 . Gespräche mit Scipio Fl. 2 1 . Py. 8. Charakter, Genialität FM. 1 $ . Mc. 3 3 . Se. 1 . Fl. 2 1 . Vgl. CM. 1 . FM. 2 9 . Pel. 2 . Mc. 1 3 . Aem. 7 Hannen, karthagischer Feldherr Ti.i, Harmonla, Tochter des Ares und der Aphrodite Pel. 19 Harpalot, Makedone, Freund Alexanders d . G r . A l x . 8 . 1 0 . Statthalter in Babylon 3 ; . Flucht nach Griechenland 4 1 . Aufenthalt in Athen, Bestechung vieler Politiker Dst. 2$. Cic. $2.

51$

Pho. 2 1 . 2 2 . Verbindung mit Hetäre Pythonike Dst. 1 3 Harpyien Luc. 7 Hasdrubal, karthagischer Feldherr T1.2J HasdrubaI, karthagischer Feldherr, Bruder Hannibals Fl. 3 Hebräer Ant. 27 Hed/lion, Gebirge in Phokis Su. 16. 17

Hegemon, Athener, Anhänger Phokions Pho. 33. 35 Hegesipyle, Tochter des Oloros, Gattin des Miltiades Ki. 4 Hegestraus, attischer Archon { { 9 So. 3 2 Htkabe, die Gattin des Priamos R0.3 S Heitale, Hekaline, altes Mütterchen in der nach ihr benannten attischen Gemeinde zwischen Athen und Marathon Ths. 14 Hekaleios s. Zeus Hekataios,Tyrtnn von KardiaEum. 3 Hekataios, «der Sophist» Lyk. 2 0 : vielleicht ist der berühmte frühe Historiker von Milet gemeint Hekatombaion, Heiligtum bei Dyme in Achaia Ära. 39. A K 1 . 3 j Hekatombaion, attischer Monat (Juni/Juli), früher Kronios Ths. 1 2. 24. 36; bei den Boiotern = Hippodromios Cam. 19, bei den Makedonen = Loos Alx. 3. Vgl. A g . 2 8 Hekatompedos = Parthenon in Athen CM. j ; ein Stadtteil von Syrakus Di. 45 Hektar, plündert Troizen, nimmt Aithra gefangen Ths. 3 4 ; von

Sl6

GÖTTER, MENSCHEN,

Achilleus getütet Pm. 1 9 ; Gemälde Hektors mit Andromache in Elea Br. 2 j . Vgl.Ära. 3 Helena, von Theseus geraubt, von ihren Brüdern zurückgeholt Ths. 29. 3 1 . 32. R o . 3 £ ; nach Troia entführt Ths. 34. A n t . 6 . V g l . S o . 4. C a . 1 9 Helenas, Sohn des Pyrrhos und der Birkenna Py. 9. 3 } . 34 Helikon, das Gebirge in Boiotien Lys. 29. Ag. 18 Helikon von Kyzikos, Mathematiker Di. 19 Heliopolis, Stadt in Unterägypten So. 26 Helios s. Alexandros Helios Hellespont, die Straße der Dardanellen Luc. 1 2 . Per. 1 7 . Alk.26 - 2 8 . 3 0 . Lys.9. 2 0 . 2 4 . S u . 2 3 . Ag. 8. 16. Pho. 14. Alx. 1 5 . 1 6 ; von Xerxes überbrückt A r i . 9 . 10. Thm. 16 Hebetier, gallischer S u m m Cs. 18 Heiria, Mutter Ciceros Cic. 1 Helvidius Pnscus, Praetor 70 n. Chr. Ga. 28 Helvius Cinna s. Cinna Henioche, Tochter des Pittheus Ths. 2 j Henna, heute Castro Giovanni, im Mittelpunkt Siciliens gelegen Mc. 20 Hephaistion, Makedone, Freund Alexanders d. G r . A l x . 3 9 . 4 7 . Streit mit Krateros 4 7 , mit Eumenes Eum. 2. Tod und Bestattung Alx. 72. 7 f . Eum. 1 . 2 . P e l . 3 4 . - Vgl. Alx. 2 8 . 4 1 . 4 9 . i 4 SS

ÖRTLICHKEITEN

Hera: Kult und Statue in Argus So. 27. Per. 2. Pm. 24. Dtr. 2 ; in Samos Lys. 18. Pm. 2 4 ; am Kithairon Ari. 1 1 . 1 8 ; auf dem Lakinion Pm. 2 4 ; in Hierapolis C r . 1 7 ; in Persien Art. 23. Vgl. A l x . 3. A K I . 1 und Juno, auch Heraion

Heraia, Stadt in Arkadien am oberen Alpheios Lys. 22. AKI. 28 Heraia = Junonia G r . 32 Heraion bei Korinth Ag. 2 2. Ära. 2 1 . 22. 24. A K I . 4 1 . 4 7 Heraltleia, westlich der Thermopylen Dtr. 23. Fl. 1 j Heraltleia am Pontos Luc. 13 ; Totenorakel Ki.6 HerakJeia am Siris, am Golf von Tarent Py. 16 Herakleides, Syrakusaner, zuerst Bundesgenosse, dann Gegenspieler Dions Di. 1 2 . 32. 33. 37. 3 8 - 4 5 - + 7 - 4 9 ! ermordet 5 3 . S4S6 Herakles, zum Gott gewordener Mensch Lys. 24. Pel. 1 6 . Vertilger der Räuber, Vorbild des Theseus T h s . 6 . 7 . 1 1 . L y k . 3 0 . Stifter der olympischen Spiele Ths. 2 j . Amazonenkämpfe 26. 28. Einweihung in Mysterien 3 0 . 3 3 . Abstieg in die Unterwelt 3$. Ni. 1 . Befreiung des Prometheus Pm. 1 . Aufenthalt bei Omphale Ths. 6. A n t . 9 0 . Verbindung mit Larentia R o . i . — Descendenz: R o . 2. So. 1 6 . Ari. 20. FM. 1 . Pel. 2 1 . S e . 9 . Ant. 4. - T e m p e l : Attika bei Salamis T h m . 1 3 . Chalkis Fl.

HEKTOR—HIERON 1 6 . C h a i r o n e i a Dat. 1 9 . O l y m p

II.

517

Hermokrates,

Syrakusaner,

Vertei-

A e m . i j . Patrai A n t . 6 0 . Syra-

diger von Syrakus gegen

kus Ni. 1 4 .

athenischen

Tyros

A l x . 24.

-

Angriff

den

Ni. 1 . 1 6 .

Säulen des H . N i . 1 2 . P m . 2 5 .

2 6 . 2 8 . S c h w i e g e r v a t e r des D i o -

Aem.6.

nysios I. D i . 3

Ti. 20. A l x . 6 8 .

Ant.

6 1 . Ära. 14. - Charakter Ki. 4. Lys. 2. M c . 2 1 . Cr.2.12.

G e b e t e an

Su.35.

H.

Aem.17.19.

P y . 22 Herakles, HerakliJen,

d.Gr.

Anschlag

gegen

Hermos, attische G e m e i n d e n o r d P h o . 2 2 , w o so zu verbessern statt H e r m e i o n

v o n d e n A t h e n e r n auf-

genommen Ths. 2 2. Könige von Sparta

Lyk. 1.

Lys. 2 . 2 2 . 2 4 .

A g . 3.

Ä r a . 38.

Gr.42;

vgl.

A K 1 . 1 1 . A l x . 2 . . A n t . 4 . Ma. 1 Gajus, behauptet,

daß

die Herennii Patrone der Marii

Hermos, A t h e n e r T h s . 26 Hero, M u t t e r des Kallisthenes, V e r wandte des A r i s t o t e l e s A l x . j j Herojes, König von J u d ä a , Bundesgenosse des A n t o n i u s , geht zu Octavian ü b e r A n t . 6 1 . 7 1 . 7 2 Hersilia, Sabinerin, stiftet d i e V e r söhnung zwischen R ö m e r n und

seien M a . j Herennius,

sein

Alexander Alx. j j westlich von A t h e n T h s . 26 und

Sohn Alexanders

von Barsine E u m . 1

Herennius,

Hermolaos,

G a j u s , Legat d e s S e r t o -

r i u s , von P o m p e j u s geschlagen . P m . 18

Sabinern R o . 1 4 . 1 8 . 1 9 . 3 J Hestia s. Vesta Hestiaia,

Herennius, M ö r d e r C i c e r o s C i c . 48 Herippidas,

Spartaner A g . 1 1 . P e l .

Stadt

Euboias

T h m . 8.

Per. 2 3 Hexapyla,

das « S e c h s e r t o r » an d e r

N o r d s e i t e von Syrakus M c . 1 8 .

'3

•9

Herkynisches Gebirge M a . 1 1 Hermeion an d e r Straße von A t h e n in

Athen

Ths. 12.

K i . 7 . N i . 1 3 . Ihre V e r s t ü m m e E r d t i e f e , in

Plataiai

verehrt A r i . 2 1 . Kadmilos

Nu.

T o c h t e r des M e n e l a o s

Hermione, Stadt in d e r A r g o l i s T h m . Heiligtum

der Chthonia P m . 24. produktion A l x . 3 6

1 2 . M a . 40 Stadt S y r i e n s ,

früher

B a m b y k e , mit K u l t der « S y r i schen G ö t t i n » C r . 1 7 . A n t . 3 7 kus, Freund des Nikias N i . 5 Hieron / . . T y r a n n v o n S y r a k u s 4 7 8 /

Nu. 2 { Ära. 34. A K I . 4 0 .

Numider

Hieron, Sohn des Dionysios Chal-

7 . V g l . T h s . 26 Hermiona,

der

Hiempsal, König d e r N u m i d e r P m . Hierapolis,

lung N i . 1 . 1 3 . A l k . 1 8 - 2 1 Hermes d e r

König

Pm. 12

nach Eleusis P h o . 2 2 . Hermensäulen

Hiarphthas,

Purpur-

7 - 4 6 7 T h m . 2 4 . 25 Hieron

11.,

König

von

Syrakus,

Freund der R ö m e r , mit A r c h i medes verwandt M c . 8 . 1 4

518

GÖTTER,

M E N S C H E N, O R T L I C H K E I T E N

Hieronymos, Tyrann von Syrakus Mc. 13 Hikeus, Syrakusaner, Tyrann von Leontinoi Ti. i ; läßt Aristo mache und Ar^te ertränken Di. £8. T i . 33. Kampf um Syrakus mit T i m o l e o n T i . 2 . 7 . 9 . 1 1 . 1 2 . 16 1 8 . 2 1 ; lebt privat in Leon tinoi 24. Erneuter Kampf, Gefangennahme, Hinrichtung 3 0 33- D i - i 8 Hilekion Nu. i j Himera, Stadt an der Nordküste Siciliens Pm. 1 o. Ti. 2 3 Hipparchos, Athener, der erste Ostrakisierte Ni. 1 1 Hipparchos, Freigelassener und Günstling des Antonius Ant. 67-73

Hippareu, Alk. 8

Gattin des Alkibiades

Hipparinos, Syrakusaner, Vater Dions, Schwiegervater des Dionysios I. Di. 3 . 4 Hipparinos, Sohn Dions Di. 3 1 . £ 1. ii Hippitas, Spartaner AK).£8 Hippodameia, Gattin des Pelops Ths. 7 Hippodromios, boiotischer Monat, gleich dem attischen Hekatombaion, Cam. 19 Hippokrates, Athener, Vater des Peisistratos So. 30 Hippokrates, athenischer Feldherr, bei Delion besiegt N i . 6 Hippokrates, Spartaner, Harmost von Chalkedon Alk. 29. 30 Hippokrates, Syrakusaner, Parteigänger der Karthager Mc. 14. 18

Hippokrata der Mathematiker, trieb Handel So. 2 Hippolytet Amazone, Gattin des Theseus Ths. 27 Hippolytos, Sohn des Theseus Ths. 3 . 2 8 . R o . 32 Hippolytos, Sikyonier, Liebling Apollona Nu. 4 Hippomedon, Spartaner AKI. 6. 16 Hippon, Tyrann von Mcssene Ti. 34- 37

Hipponion-Wibo, Stadt im südlichen Kalabrien C i c . j z Hipponikos, Athener, Vater des Kallias und der Hipparete Per. 24. Alk. 8 Hirtius, Aulus, Konsul 43 (Verfasser des 8.Buches vpn Caesars bellum Gaüicum), siegt und fällt bei Mutina C i c . 4 3 . 4 5 . Ant. 1 7 . Aem. 38 Homoloichos aus Chaironeia Su. 1 7 . Hopletes So. 23 Hoplites, Bach bei Haliartos Lys.29 Horatius, Marcus Konsul {09 Pp. 12.14.ij Horatius Codes,

Verteidiger

der

Pfahlbrücke Pp. 1 6 Hordeonius F¡accus, Kommandant des germanischen Heeres Ga. 10.18.22 Horkomosion «Schwurstätte» in Athen Ths. 27 Hortensias, Lucius, Lega: Sullas Su. Ii-17.19 Hortensius, Quintus Hortalus, der berühmte Redner, Freund des Lucullus Luc. 1 ; Gegner Ciceros in den Prozessen des Ver-

HIERONYMOS—IBERER res C i c . 7 und d a Muren* Cic. 3 5 ; Bewunderer Catos, dessen Frau Marcia er nach ihrer Scheidung heiratet C m . 1 $ und dann als Erbin einsetzt { 2 . Vgl. Su.3j Hortensias, Quintus Hortalus, Legat Caesars Cs. 3 2 , Praetor Makedoniens Br. 2 j , tötet Gajus Antonius und wird von Marcus Antonius getötet Br. 28. Ant. 22 Hostilim, Großvater des Königs Tullus Hostilius R o . 1 4 . 1 8 Hostilius Tullus, dritter König von R o m R o . 18. Nu. 2 1 . 2 2 . C o r . 1 Hostilim, Aulus Mancinus, Konsul 1 7 a , von Perseus geschlagen Aem. 9 Hostilius Mancinus, Gajus, Konsul 1 3 7 , den Numantinem ausgeliefert G r . j . 7 Hostim Lucius, der erste Vatermörder in Rom R o . 22 Hyakinthos, Liebling Apollons Nu. 4. - Hyakinthia in Sparta A r i . 10 Hybla, Städtchen in Sicilien N i . 1 j Hybreas aus Mylasa in Karien, berühmter Redner und Staatsmann Ant. 24 Hydaspa, Fluß Indiens A l x . 6 o . 6 [ Hygieia, Athena Per. 1 3 ; vgl. Salus Hykkara, Städtchen an der Nordlcüste Siciliens Ni. 1 5 . Alk. 39 Hymenaios Ro. 1 £ Hypates, thebanischer Oligarch, von Pelopidas getötet Pel. 11 Hyperbatas, Stratege der Achaier AKl.ji

519

Hyptrbolos, athenischer Demagoge, der ostrakisiert wurde A r i . 7. N i . 1 1 . Alk. 1 3 . C r . 3$ Hyperboreer Cam. 2 2 Hypsaem s. Plautius Hypsikrauia, Nebenfrau des Mithridates Pm. 32 Hypsion, Stammesheros der Plataier Ari. 1 1 Hyrkanien, das Land südlich und östlich des Kaspischen Meeres Pm. 34. A l x . 4 4 . Cs. j 8 . - Hyrkaner C r . 2 1 . 3 7 Hyrkaniscbes Meer, das Kaspische Meer Luc. 36. Pm. 35. 36. 38. Alx.44 Hysiai, Städtchen Boiotiens Ari. 1 1 lakchos, der Gott der eleusinischen Mysterien T h m . 1 5 . Cam. 1 9 . Alk. 34. Pho. 28. Der Iakchostempel in Athen A r i . 27 lalysos, alte Stadt auf Rhodos T h m . 2 1. Der Heros lalysos von Protogenes gemalt Dtr. 22 lapygien, etwa gleich dem heutigen Apulien Ths. 1 6 . Di. 2 y. 3 5. Py.ij lason, der Heros der Argonautensage Ths. 1 9 . 2 9 . Ki. 3 lason, Tyrann von Pherai Pel. 28 Jason von Tralleis, tragischer Schauspieler C r . 3 3 Iberer, die Bewohner Spaniens (Iberiens), in unserm T e x t meist mit «Spanier» übersetzt; ihre Sitten Ma. 6 Iberer, Volk südlich des Kaukasus, von Pompejus besiegt Pm. 34. 3 6 . 4 j . Vgl. Luc. 2 6 . 3 1 . Ant. 34

$20

GÖTTER, MENSCHEN,

Iberien s. Spanien keim Matcianui, Freigelassener Galbas Ga. 7. 20 Ichnai, Stadt Mesopotamiens am Balissos Cr.if Idagebirge bei Troia Eum. 8 ; auf Kreta s. Daktyloi /Jas, Bruder des Lynkcus, llcrucnpaar ähnlich den Dioskuren, Ths. 31 Ikmos, Architekt des Parthenon Per. 1 3 Uia oder Reo oder Silvia, Tochter Numitors, Mutter von Romulus und Remus Ro. 3 . 4 . 8 . 9 . 3 4 llia, Gattin Sullas Su.6 Ilion, dreimal erobert Se. 1. Datum der ersten Eroberung Cam. 19. Heiligtümer und Sehenswürdigkeiten A l x . 1 5 . L u c . 1 0 . Vgl. Ths. 34. 3 j . Luc. 1 2 . Di. 1 Wyricum, Caesars Provinz Cs. 14. 3 1 . Pm. 4 8 . 5 9 . C m . 3 3. Die IIlyrier von Parmenion besiegt A l x . 3. Illyrisches Schwert Py. 34. Vgl. Aem. 9 . 1 3 . 3 1 . Alx. 9. 1 1 . Dtr. $ 3 . A n t . f 6 . 6 1 . P y . 3 . 9. A K 1 . 3 1 . 4 8 . 4 9 . P h i . 6 . Ära. 38. G r . 42. Ga. 2 { Imbros, Insel westlich der Dardanellenhalbinsel P h o . 1 8 Indien, Inder A l x . J 7 - 6 6 . Cr. 16. P m . 7 0 . Br. 57. Aem. 12. Dtr. 7 . 3 2 . Ant. 3 7 . 8 1 . Eum. 1 . Lyk. 4. - Indische Sprache A l x . 6 $ . Indischer Ozean C r . 3 ; . 37. Indische Selbstverbrennung, Grabmal des Inders in Athen A l x . 69. Indischer Ozean Cr. 3J-37

ORTLICHKEITEN

Ino, Tochter des Kadmos, ihre Leiden Cam. y Insuius, Marcus, Legat des Antonius Ant. 6 j Insubrer, Keltenstamm in Oberitalien M c . 3 . 4 . 6 tolai, Sohn des Antipatros, Obermundschcnk Alexanders A l x . 74-77 loleos, Geliebter des Herakles Pel. 18 lolkos, Stadt Thessaliens Dtr. 53 Ion, Stammheros der Ionier So. 23 Ion, Geliebter des Königs Perseus Aem. 26 lonien Ths. 25. Ari. 26. Thm. 26. K i . 1 2 . Alk. 23. 24. 26. 3 1 . 3 j . B r . 3 2 . Dst. 24. Ant. 30. Art. 26 Ionier Ari. 26. Thm. 9. Ki. 14. Per. 1 7 . 2 8 . Lys. 23. Ionische Üppigkeit Lyk. 4. Ionische Frauen Luc. 18. Ionische Hetären C r . 32. Alk. 36. Ionisches Meer Aem. 36. S u . 2 0 . Cs. 37. A n t . 7 . 3 0 . 6 1 . 6 2 . Py. Vgl. Pho.19 lope, Geliebte des Theseus Ths. 29 los, Insel, Vaterland Homers Se. 1 Iphikrates, athenischer Feldherr, vernichtet eine spartanische Mora Ag. 22. Feldzug nach Ägypten im persischen Dienst A r t . 2 4 . Aussprüche Pel.2. Ga. 1 Iphitos, von Herakles erschlagen Ths. 6 Ipbitos, Begründer der olympischen Spiele Lyk. 1 . 2 3 Ipsos, in Phrygien, Schlachtort von 301 Dtr. 33

IBERIEN-JULIA Isadas, Spartaner, Sohn des Phoibidas A g . 3 +

J2I

Ithomatas, starke Feste d e r Messenier Ära. j o

Isaios, R e d n e r , L e h r e r des Demo-

Ithoae, Stadt Messeniens K i . 1 7 . Pel. 24

sthenes Dst. f Isauricus s. Servilius

lulis, Stadt auf Keos Dst. 1

Isidoros, A d m i r a l des Mithridates

Ixion, Bedeutung desMythus A K l . i

Luc. 12 Isis, die ägyptische

Göttin;

ihr

T e m p e l in Alexandreia Ant. 7 4 ; Kleopatra die « n e u e Isis» { 4 Ismenias, thebanischer D e m o k r a t ,

Janiculus,

Hügel R o m s auf d e m

rechten T i b e r u f e r N u . 2 2 . P p . 16. Ma.42 Janus,

römischer

Gott

Nu. 1 9 ;

hingerichtet

sein T e m p e l 2 0 ; nach ihm be-

Ismenias, thebanischer Staatsmann

Januar-MonatNu. 1 9 ; entsprechend

in

Lakedaimon

nannt der

Pel.f P e l . 27.19.

demattischenPoseideonCs. 37.

Art. 22

Ismenias von T h e b e n ,

berühmter

Vgl. N u . 1 8 . Ma. 1 2 . 4 j . G a . 22 Juba /., König von N u m i d i e n , mit

Flötenspieler P e r . 1 . D t r . 1 Ismenios s. Apollon

Metellus Scipio verbündet, bei

Ismen», Fluß, an d e m Theben

Thapsos von Caesar besiegt C m . $6-j8.60.62.63.

liegt D t r . 4 ! Isodikl, Gattin K i m o n s K i . 4 . 1 6 Isomantos, Fluß Boiotiens Lys. 29 Issos, Stadt in K i l i k i e n , Schauplatz der berühmten

Schlacht

von

Cs.j2.f3.

f f . P m . 7 6 . Sein Sohn Juba II., König von Mauretanien, der Schriftsteller, s. R e g . I A Judäa, von Pompejus u n t e r w o r f e n Pm. 3 9 . 4 f ; von Antonius A n t .

3 3 3 A l x . 2 0 . 2 4 . 32 ltaha, Tochter des Themistokles

3 ; ein Teil der Kleopatra geschenkt 36. Juden erwähnt Ga.

T h m . 32 Italien: Der beste T e i l den Etrus-

13. Ot.4. i f ;

kern von den Galliern entrissen

Cic. 7

Ma. 1 1 ; von freien Einwohnern

Jugurtha,

entblößt, von Sklaven

bevöl-

von

König seinem

jüdische von

Sitten

Numidien,

Schwiegervater

kert G r . 8 ; von den Gladiato-

Bocchus dem Sulla ausgeliefert

ren verwüstet C r . 8 ; fast ganz

Ma. 7. 8 . 1 0 - 1 2 . 32. Su. 3 . 6 ; im

unter die Veteranen des Anto-

Triumph aufgeführt und hinge-

nius und Octavian verteilt Br. 46.

Ant. f f .

nungen

Häufige

Erwäh-

in fast allen

Biogra-

phien. - Italische Sprache R o . >5

lialus, Vater der R o m e R o . 2

richtet Ma. 1 2. Vgl. G r . 39 Julia,

Tante Caesars, Gattin des

Marius Cs. 1 . f . Ma. 6 Julia, Gattin des M. A n t o n i u s C r e ticus, dann des Cornelius Lentulus Ant. 2 ; rettet ihren Bru-

$22

GOTTER,

MENSCHEN, ORTLICHKEITEN

der Lucius Caesar 20; flieht zu Sex. Pompejus 3 2 Julia, Tochter Caesars, Gattin des Pompejus Pm.47.49. $3.70. Cm. 30. 3 1 . Cs. { . 1 4 ; stirbt im Kindbett, wird auf dem Campus Martius beigesetzt Pm. {3. Cs. » 1 ; v g'- SS Julia, Tochter Octavians, Gattin des M.Marcellus, dann Agrippas Mc. 30. Ant. 87 Julius Atticus Ga. 26 Julius Caesar s. Caesar Julius Julus Gajus, Censor 393 Cam. 14 Julius Martialis Ga. 2 j Julius Proculus Ro. 28. Nu. 2. 5 Julius Vindex, Statthalter von Gallien, fallt von Nero ab, wird von Verginius besiegt und getötet Ga.4-6. 1 0 . 1 8 . 2 2 . 29 Julius, der Monat, früher Quintiiis Ro. 27. Nu. 19. Cam. 33. Cor. 3. Su. 27 Junia, Schwester des Brutus, Gattin des Cassius Br. 7 Junius, der Monat, nach Juno benannt Nu. 19 Junius Brutus s. Brutus Junius Mauhcus, Senator Ga. 8 Junius fera Marcus, Diktator 216 FM. 9 Junius Silanus, Decimus, Konsul 62, Schwager Catos Cm. 21. Verhalten in der Catilina-Affare Cic. 14. 1 9 - 2 1 . Cm. 22.23 Junius Silanus Marcus, Konsul 25, Freund des Antonius Ant. (9 Juno, die römische Göttin, bei Plutarch stets Hera genannt;

Quiritis Ro. 29; ihre heiligen Gänse auf dem Kapitol Cam. 1 7 ; ihr Bild von Veji nach Rom überführt Cam. $. 6 Junonia, Kolonie, nach Juno benannt -- Karthago Gr. 32 Juppiur (nicht Jupiter), bei Plutarch stets Zeus genannt. Bau, Weihung und Schicksal desTempels des J . Capitolinus Pp. 1 3 i { . FeretriusRo. 16. Stator 18. Die Eiche ihm heilig Cor. 3. Gespräch mit Numa Nu. 1 5. Tempel in Utica Cm. $ 9 . - Vgl. CM. 1 7 . 2 1 . Cam.j. Cr. 12. Cor. 24. Mc. 28. Pm. 23. Cic.44. Ga. 26 Kabera, Stadt in Pontos Luc. 14. 1 $. 17. 18.46 Kabirtn, Götter von Samothrake Mc. 30. Aem. 23 Kadmeia, Burg Thebens, von Phoibidas besetzt A g . 6 . 1 2 . 1 3 . Pel. 5 . 1 5 ; von Pelopidas wiedergewonnen Ag. 1 3 . - Vgl. Ths. 29. Pel. 18. Pho. 26. Alx. 1 1 Kadmilos s. Hermes Kadmos, Gründer Thebens Su. 17 Kadusier, asiatischer Stamm Art. 9. H Kalanos, indischer Philosoph, eigentlicher Name Sphines Alx. 8.65.69 Kalaurtia, Insel vor der Küste der Argolis mit Heiligtum des Poseidon Pm. 24. Dst. 29. 30. Pho.29 Kallias, der «Fackelträger», sein Reichtum Ari.y. 2 j . CM. 3 1 . Gatte der Elpmike Kim. 4 ;

JULIA— KARIEN schließt den Frieden mit den Persem 13

J23

Kallittraut,

athenischer Politiker

Dst. 5 . 1 3

Kallias, « d e r R e i c h e » , Athener,

Kalydon, Stadt in Aitolien Ära. 16

Sohn des Hipponikos, Schwie-

Kamarina, Stadt an der Südküste

gervater des A l k i b U d e s Per. 14. A l k . 8 ; hinterläßt sein Vermögen d e m Staat A l k . 8

26

Kallias, athenischer Feldherr Ni. 6 Kallias, Syrakusaner Dst. 5 Athen Lys. 1 s

Kanobos, Stadt an der westlichen Nilmündung

Kallidromon, Gebirgsstock über

So. 26.

A l x . 26.

Ant. 29.90. AK1. 58 Kapaneus Pel. 3

den T h e r m o p y l e n C M . 13 Kallihrata, Spartaner, fallt bei Plataiai A r i . 17

Kaphis, Phoker, Freund Sullas Su. 12. 15

A r c h i t e k t des Parthe-

non Per. 13 Kallikratidas,

Kantharos, das große Hafenbecken von Peiraieus Pho. 28

Kallibios, Spartaner, Harmost von

Kallikrata,

Siciliens D i . 27 Kambyses, König der Perser A I * .

Kaphisias, Sikyonier Ära. 6 . 7 Kaphyai, Stadt Arkadiens nördlich

spartanischer

Flot-

tenkommandant, fallt bei den Arginusen Lys. 5 - 7

JJ Kappadokien,

Kallimachos, A t h e n e r , Polemarch

Landschaft

asiens nördlich von

KleinKilikien,

Satrapie des Eumenes Eum. 3.

bei Marathon C M . 29 Kallimachos, General des Mithridates Luc. 1 9 . 3 2 Kailimedon mit d e m

von Orchomenos Ära. 4 7 . AK1.

5. Reich des Ariobarzanes Su. ( . 1 1 . 2 2 . 4 3 ; von Tigranes ver-

Spitznamen

wüstet Luc. 3 5 ; von C i c e r o ge-

Karabos, athenischer Aristokrat

ordnet C i c . 3 6 . 5 2 ; von Phar-

Dst. 27. Pho. 27. 3 3 . 3 5

nakes besetzt Cs. 50. V g l . Luc.

Kallinilm «herrlicher Sieger», Kalllppida,

tragischer Schauspie-

Kalltppos, A t h e n e r , Schüler Piatons, Teilnehmer an der ExpeDi. 1 7 . 2 8 ;

24. E u m . 9 . 1 0 . 1 3 . 1 6 .

Dtr.4.

Ant. 6 1 . Ma. 3 1 . 3 4

ler A l k . 32. A g . 21

dition Dions

6. 21. 26. C r . 18. S u . 9 . 23. Pm. 30.45. C m . 73. A l x . 18. Se. 23.

Beiname C o r . 1 1 . Ma. 1

läßt

ihn meuchlerisch ermorden 54. j 6 . { 7 ; gewinnt Syrakus, wird vertrieben und in Rhegion er-

Karanos, Heraklide, Vorfahr Alexanders d. G r . A l x . 1 Kardia, Stadt am Hellespont Eum. 1 . 3 . A l x . 51 Karien

(Karer),

Landschaft

des

südwestlichen Kleinasien, Ths.

mordet $7. 58. Vgl. Ni. 14. T i .

8. Ari. 19. Thm. 1. A l k . 3 f . A g .

11.41

9. C i c . 36. A l x . 10. 22. D t r . 4 6 .

Kallisthtnes s. R e g . I A

Ära. 1 2. A r t . 10. 14

524

G Ö T T E R ,

Karmanien,

M E N S C H E N ,

L a n d s c h a f t Innerasiens

Kaspisches

ö s t l i c h v o n P e r s i e n A l x . 67 Karneades,

der

O R T L I C H K E I T E N

Karystos, S t a d t a u f Euboia B r . 24

Akademiker,

in

Meer

R o m C M . 22. 23. V g l . L u c . 4 2 .

Ant.88.

Cic.4

Meer

Karneiot,

syrakusanischer Monat =

dem

attischen

Metageitnion

Stadt

in

Mesopotamien

C r . 2 j . 27-29 Karthager,

Vgl.

Kassandra,

b e s i e g t T i . 23 ; z e r s t ö r e n A k r a -

Hyrkanisches

T o c h t e r des

Priamos,

Su8

Karrhai,

Luc. 26.

P m . 3 3 . 34. 3 6 . A l x . 4 4 . C s . $8.

König

Sohn des von

Antipatros,

Makedonien,

Alexander d . G r .

Alx. 74;

bei von

gas u n d G e l a 3 $ ; m i t H i k e t a s

Antipatros z u m Chiliarchen er-

verbündet 2 . 7 ; Kampfe mit Ti-

nannt

moleon 9 - 1 1 . 2 2 . 2 ; ;

Polyperchon

Schlacht

Pho.31.32.

Streit

E u m . 12 ;

mit tötet

am Krimisos 2 7 - 2 9 . Cam. 19;

D e m a d e s D s t . 3 1 . P h o . 3 0 ; aus

V e r n i c h t u n g g r i e c h i s c h e r Söld-

Attika von Demetrios zweimal

n e r T i . 30; F r i e d e mit

vertrieben

Timo-

D t r . 8 - 1 0 . 23.

Tod

l e o n 3 4 ; von S c i p i o aus Spanien

36. V e r b r e c h e n g e g e n d e n to-

vertrieben

FM.2j;

ten A l e x a n d e r 3 7 . V g l . D s t . 1 3 .

Masinissa,

dritter

Krieg

mit

punischer

Krieg C M . 26.27. - Vgl.

CM.

D t r . 3 1 . 32. P y . 6 Katane, Stadt in S i c i l i e n , das h e u -

32. L u c . 31. F M . 5 . 1 2 , 1 5 - 1 7 .

tige C a t a n i a , v o n A l k i b i a d e s b e -

N i . 12.

setzt A l k . 2 0 ; v o n K a l l i p p o s D i .

Pm.11.14.

10.12-14.18.20.

Mc.1.3.

2{.26.3],

j 8 ; v o n T i m o l e o n T i . 34. G y m -

Di. 5 . 1 4 . ¡ f . Ti. 1 2 . 1 7 . 1 9 - 2 4 .

nasion

40. Py. 2 2 - 2 4 . Ma. 1 2 . 4 0

M c . 30. V g l . N i . 1 { . 1 6 . T i . 1 3 .

Karthago,

fast v o n A g a t h o k l c s ge-

nommen

Py. 14.

Gewaltige

Beute nach der Z e r s t ö r u n g M c . 1 9 . Fl. 1 . K o l o n i e g r ü n d u n g des C . G r a c c h u s G r . 3 1 . 3 2. 3 4 ; C a e s a r s C s . 5 7 . - V g l . C M . 26. 27.

L u c . 38. P e r . 20.

FM.2J-

2 7 . A l k . 1 7 . P m . 1 1 . D i . 6. $2. A e m . 22. Ma. 40. G r . 4 3 . Fl. 20 Karthago,

das

neue

in

Spanien

(Cartagena) Se. 7 Karyatiden,

t a n z e n d e , auf d e m Sie-

g e l r i n g d e s K l e a r c h o s A r t . 18

von Marcellus

gestiftet

18.30.34 Kataonien,

Teil von

Kappadokien

D t r . 48 Kaukasos,

das

Gebirge

Luc. 14.

P m . 34. 3 5 . C s . 58. D t r . 7 . A n t . 34.88 Kaulonia,

S t a d t in B r u t t i u m (Kala-

b r i e n ) F M . 2 2 . D i . 26 Kavnot,

S t a d t in K a r i e n D t r . 4 9 .

N i . 29. A r t . 1 1 . 1 2 . 1 4 Kekrops, d e r a t t i s c h e S t a m m v a t e r Ro.3f;

kekropisch

nisch K i . 4

=

athe-

KARMANIEN—KIMON Kelainai, S o d t Phrygiens E u m . 8 . Dtr. 6 Kelten, keltisch = Gallier, gallisch (Galater, galatisch bei Plutarch) häufig in R o . Nu. So. Cam. F M . C r . Pm. Mc. C m . Cs. Se. Ant. M i . Keltiberer, Volk Spaniens C M . 1 0 . S e . ) . Ma. 3 Kelwskythen Ma. 1 1 Kenchrtai, Hafen von Korinth am Saronischen Meerbusen Pel. 24. C m . 3 8 . Dtr. 2 3 . Ära. 1 3 . 2 9 . 4 4 Kentauren, Söhne des Ixion und der Nephele A K l . i . Ths. 29. 30. R o . 3 0 Keos, die Anika nächstgelegene Kykladeninsel Ni. 2. Dst. 1. T i . 35

Kephisodoros, Kampfgenosse des Pelopidas Pel. 11 Kepbisodous, Athener, Bildhauer Pho.19 Kephisos, Fluß Attikas Ths. 1 2 . Ag. 3'

Kephisos, Fluß Boiotiens Su. 1 6 . 1 7 . 20. Dst. 1 9 . A l x . 9 Kerameikos, Stadtteil Athens Ki. 5. Su. 1 4 . Pho. 34. Dtr. 1 1 . 1 2 Keraunische Berge bilden die von Süden her die Bucht von Valona (Albanien) abschließende Landzunge, die in das Kap Glotta ausläuft Pho. 29 Kerberos, der Höllenhund Ths. 3 1. Ni. 1 Kerestos, fester Platz in der Nähe vonThespiai(Boiotien) Cam. 19 Kerkina, heute Kerkenah, Insel in der kleinen Syrte Di. 25. Ma. 40

525

Ktrkyon, von Theseus erlegter Räuber Ths. 1 1 . 2 9 Keriyra, das heutige Corfu T h m . 24. Per. 29. Dst. 1 7 . C m . 38. j j . Aem. 36. P y . 9 . 1 0 . T i . 8 Keryken, «Herolde», attisches Adelsgeschlecht, das den Kult von Eleusis zu betreuen hatte Alk. 22. 33. 34 Kilikien (die Bewohner Kilikier), die Küstenlandschaft des südöstlichen Kleinasien; von Demetrios besetzt Dtr. 3 1 . 3 2. Provinz des Lucullus L u c . 6 ; des Cicero Cic. 36. $ 2 . Cs. 3 1 . Pm. 5 9 ; des Sestius Br. 4 . Kilikische Seeräuber C r . 1 0 . Pm. 2 4 . 2 6 . 2 8 - 3 0 . Cs. 2. S e . 7 . 9 . Vgl. T h m . 3 1 . Ki. 1 8 . Luc. 2 1 . 1 3 . 2 6 . 3 3 . Lys.9. A l x . 1 7 . 1 9 . 20.42.48. Eum.4.6. Dem.47. 48. Ant. 2 j . 36. $ 4 . 6 1 Kimbern, identisch mit Kimmer i e m , Name, Herkunft Ma. 1 1 . Siege Cam. 1 9 . Luc. 3 7 . Se. 3. Ma. 1 1 . Zug nach Spanien 1 4 . Anmarsch über Alpen, Sieg über Catulus 1 5 . 2 3 . Vercellae 2 4 - 2 7 . Vgl. Luc. 38. C s . 6 . 1 8 . 1 9 . 2 6 . Ma. 39. Ot. 1 5 Kimmerier, dringen in Asien ein, sind identisch mit Kimbern Ma. 1 1 . - Vgl. Bosporos Kimon, Vater des Miltiades, Großvater Kimons Ki. 4 Kimon, Athener, Sohn des Miltiades. Biographie Bd. II 1 - 3 4 . Herkunft 4 . 1 7 . Per. 1 1 . Charakter 4. 10. 1 5 . 16. L u c . 4 4 . Per. 9. Verhältnis zu Themisto-

$26

GÖTTER, MENSCHEN,

kies und Aristeides Ki. $. Ari. S- C M . j . Begründung des attischen Seebundes Ki. 6. Luc. 4 j . Ari. 2 ] . Eroberung von Eion und Skyros K i . 7 . 8 . Ths. 36. Verhältnis zu Sophokles Ki. 8, zu Ion 9. Per. j . Aristokratische, «partafrrundHrhe Politik Ki. 1 0 . 1 6 . T h m . 10. 24. P e r . 7. Feldzug nach Pamphylien, Sieg am Eurymedon, Friedensschluß K i . 1 1 - 1 3 . 1 9 . L u c . 4 5 . Befestigung und Ausschmückung Athens Ki. 13. Luc.44. Eroberung von Chersonesos und Thasos Ki. 14. Innenpolitische Mißerfolge 1$. Freundschaft mit Sparta, Hilfszug, Ostrakisierung 1 6 . 1 7 . Luc. 45. Per. 9. FM. 30. Rückberufung Ki. 17. Per. 10. Friede mit Sparta, neuer Perserkrieg Ki. 18. Per. 10. Sieg bei Cypern und T o d Ki. 1 8 . 1 9 . Luc. 44. T h m . 31. Per. 10. Fl. 11. Nachkommenschaft Ki. 16. Alk. 19. 22. Die K.-Biographie zitiert in Ths. 36. - Vgl. Ari. 2 j . Per. 28. FM. 28. P e l . 4 . Dst. 1 3 . 1 4 Kineas, Thessaler i m Dienste des Pyrrhos Py. 1 4 ; nach Tarent vorausgesandt i $ . i 6 ; verhandelt in R o m , legt die Lehre Epikurs dar 18-2 1 ; nach Sicilien vorausgesandt 22 Kios, Stadt Bithyniens Pho. 18 Kirh, M u t t e r des Romanus von Odysseus Ro. 2 Kirrha, Stadt in PhokisLyk.31. N u . 4 ; im Streit mit Delphi So. 11

ÖRTLICHKEITEN ICisnma, Quell bei Haliartos Lys. 28 Kithairon, Grenzgebirge zwischen Attika und Boiotien A r i . 1 1 . 1 4 . Lys. 28. Dst. 23 Kition, alte Stadt auf Cypern Ki. 19. AI*. 32. Vgl. Z e n o n Reg. IA Klarios, Bach bei Soloi in Cypern So. 26 Klaras, Städtchen bei Kolophon mit b e r ü h m t e m Apollonheiligt u m P m . 24 Klazomenai, Stadt loniens Ni. 1 3 . Alk. 28. Vgl. Anaxagoras Reg. IA Kleandridai, Spartaner P e r . 22. Ni. 28 Klearchos, der aus Xenophon bekannte Söldnerführer i m Dienste des Kyros, verräterisch gefangen und getötet A r t . 6 . 8 . 1 8 Kleinias, Vater des Alkibiades Alk. I.ii Kleinias von Sikyon, Vater des Aratos Ära. 2 . 8 Kleittbtna, Vertreiber d e r Peisistratiden, Schöpfer d e r athenischen Demokratie Ari. 2. Ki. 1 j . Per. 2 Kleitomachos, der Akademiker Cic. 3-4 Kleitor, Stadt im nördlichen Arkadien Lyk. 2. Ki. 16 Kleitos, Makedone, rettet Alexander in der Schlacht am Granikos Alx. 16, wird von ihm im Jähzorn getötet $ o - J 2 ; vgl. 13 Kleitos, Makedone, im Dienst Polyperchons Pho. 34. 3 j

KIMON-KLEOPATRA Kleobis und Biton, das berühmte Brüderpaar von Argos So. 27 Kleokriua, Führer der Korinther im Perserkrieg Ari. 8.20 Kleombrotos /., König von Sparta 380—371 A K I . 3 , fallt in der Schlacht bei Leuktra Ag. 1 4 . 2 6 . 18. Pel. 1 3 . 20. 23. Su.42. AK1. 21 Kltombrotoi II., König von Sparta 242—241, Schwiegersohn des Leonidas II. A K 1 . 1 1 . 1 6 - 1 8 Kltomtms II., König von Sparta 370-309/8 AK1. 3 Kleomenes III., König von Sparta 1 3 5 - 2 1 9 . Biographie Bd. VI 196—236. Charakter und Bildung A K 1 . 2 2 . 23. Ara. 38.Erste Kämpfe mit Achaiern AK1. 2 5 27. Ara. 35—37. Beseitigung der Ephoren, Durchfuhrung der Verfassungsreform AK1. 28-34. Gr. 44.45. Kämpfe mit den Achaiern bis zum Eingreifen der Makedonen AKI. 35-40. Ara. 38-42. Verlust von Argos und Korinth AKI. 4 1 . 4 2 . Ara. 44. Vertrag mit Ptolemaios AKI.43. Anschlag auf Megalopolis 44-46. Ara. 45. Phi. 5. Schlacht bei Sellasia AKI.48. 49. Ara.46. Phi.6. Flucht nach Ägypten AKI. 50-53. Haft, Ausbruch, Tod 54-60. Gr. 43. Vgl. Gr. 4 1 . 4 2 und Phylarchos Reg.lA Kleomedes von Astypalaia Ro. 28 Kleon, athenischer Staatsmann, Feind des Perikles Per. 3 3 . 3 5 , und Nikias Ni. 2 . 3 . Charakter

VII.

527

Ni. 2 . 7 . 8 . Gr. 2 ; fingt die Spartaner auf Sphakteria Ni. 7. Cr. 36, fällt bei Amphipolis Ni. 9. Vgl. Ni.4. Cr. 35. Dtr. 1 1 Klton, Tyrann von Sikyon Ara. 2 Kleonai, Stadt in der Argolis Ki. 17. Dst. 28. Pho. 29. T i . 4 . Ara. 28.29. AKI.40 Kleonihe von Byzanz Ki. 6 Kleonymos, Spartaner, Sohn des Sphodrias, fällt bei Leuktra, Ag. 25.28 Kleonymos, Spartaner, Sohn des Kleomenes II., Vater des Leonidas II. AKI. 3 ; ruft Pyrrhos nach Sparta Py. 2 6 . 2 7 . Vgl. Dtr. 39 Kltopatra, letzte Hauptgemahlin Philipps II., von Olympias getötet A l x . 9 . 1 0 Kltopatra, Schwester Alexanders d.Gr. Alx. 25.68. Eum. 3.8 Kltopatra, Tochter des Mithridates, Gattin des Tigranes Luc. 22 ¡Cleopatra VII. Philopator, Königin von Ägypten 5 1 - 3 0 . Vertreibung durch Potheinos Cs. 48. Pm.77. Begegnung mit dem jungen Pompejus Ant. 25. Wiedereinsetzung durch Caesar, Sohn Caesarion Cs. 48. 49. Ant. 25. 54. 7 1 . Subsidien an Cassius Ant. 25. Begegnung mit Antonius in Kilikien 2 5 - 2 7 . Geistige Vorzüge 27. Genußleben mit Antonius in Alexandreia 28.29. Kinder Alexandros Helios und Kleopatra Selene 36.87. Zusammentreffen mit Antonius in Phoinikien,

528

GÖTTER, MENSCHEN,

Rückkehr nach Alexandreia $ i . Belehnung mit Königreichen, «neue Isis» 54. Vorgeschichte des Krieges { 7 - 6 0 . Actium 6 3 . 6 6 . Leben in Alexandreia 6 9 . 7 1 . Verhandlungen mit Octavian 7 1 . 7 3 . Rückzug ins Grabmal 74. Letzter Betrug an Antonius 7 6 . 7 7 . Gefangennahme 7 8 . 7 9 . Unterredung mit Octavian, Bestattung des Antonius, Selbstmord 8 2 - 8 6 . Schicksal ihrer Kinder 8 1 . Vgl. Ant. 10. 30. 3 2 . 3 3 . 3 7 . j o . 5 8 . 6 2 . 8 8 . 9 0 Kltopatra Sehne, Tochter des Antonius und der Kleopatra Ant. 36.87 Kleophantos, Sohn des Themistokles T h m . 32 Klepsydra, Quelle auf der Akropolis zu Athen Ant. 34 Knakion, Fluß Lakoniens L y k . 6 . Pel. 17 Knijos, Vorgebirge und Stadt Kariens Ki. 1 2 . Alk. 27. Luc. 3. C s . 4 8 . Seeschlacht von 3 9 ; Ag. 1 7 . Art. 2 1 Knotsos, Stadt Kretas Ths. 19 Kodros, mythischer König von Athen So. 1 Koile-Syrien, südlicher Teil Syriens mit wechselnden Grenzen Ant. 36-J4 Kolchis, Landschaft südöstlich des Schwarzen Meeres Ths. 29. Luc. 1 4 . Pm. 30. 3 2 . 3 4 . 4 j Kolias, Vorgebirge am Ostende der Bucht von Phaleron So. 8 Kollytos, ein Stadtbezirk von Athen Dst. 1 1

ÖRTLICHKEITEN Kolophon, Stadt Ioniens unweit von Ephesos Luc. 3 Kommagene, Landschaft nördlich von Syrien Pm. 4 5 . Ant. 61 Korneas, attischer Archon ¡61 /60 So. 32 Konon, athenischer Feldherr, flieht nach der Schlacht hei Aigospotamoi zu Huagoras A l k . 3 7 . Lys. 1 1 . Art. 2 1 ; siegt in persischem Dienst über die Spartaner bei Knidos Ag. 1 7 . A r t . 2 1 ; verwüstet die lakonische Küste Ag. 2 3 ; Vater des Timotheos S u . 4 Koraltesion, Küstenstadt im Grenzgebiet von Pamphylien und Lykien Pm. 28 Kort, Tochter des Molosserkönigs Adoneus und der Phersephone Ths. 31 (Umdeutung der alten Sage); sonst = Persephone, Tochter der Demeter, mit Kult in Korinth und besonders in dem nach dem Raub ihr geschenkten Sicilien T i . 8. Ni. 1 ; Koreen in Syrakus Di. j 6 ; die eleusinische K o r e A r i . 1 1 . Alk. 22 Korinth, Korinther: Nächst Sparta und Athen berühmteste Stadt Ari. 20. T h m . 5. Geschichtliches: Perserkrieg A r i . 20. Kolonien Leukas T h m . 24. Ti. 1 5 , Poteidaia Per. 29, Syrakus Ti. 3. Streit mit KerkyTa Thm. 24. Per. 29. PeloponnesischerKrieg Ni. 1 0 . 1 9 . A l k . 1 4 . 1 8 . Korinthischer Krieg Lys. 22. Ag. 16. Mitwirkung bei Dions Gesetzgebung in Syrakus Di. ¡ 3 . Krieg

KLEOPATRA

KRIMISOS

mit A r g o s und

Kleonai

Kossaicr,

Entsendung und

Unterstützung

Ti.4.

Timoleons Ti. 2. 3. 7 . 9 - 1 1 . 16. 19.23.

Teilnahme

gegen P h i l i p p II. setzung

durch

Befreiung

am

Dst. 17.

Be-

Ptoiemaios

durch

Dtr. l £ . 2 $ .

Kampf I.,

Demetrios

Besetzung

durch

529

asiatisches R ä u b e r v o l k

AI*. 72 Kraneion,

östliche

Vorstadt

von

Korinth Alx. 14 Krannon,

Stadt Thessaliens,

Schlachtort von 3 2 2

Cam. 19.

Dst. 28. Pho. 26. D t r . 10 Krateros,

Makedone, Freund Alex-

Antigonos Gonatas Py. 29. Ä r a .

a n d e r s , a m alten B r a u c h

1 5. S c h i c k s a l e

gend, Rivale Hephaistions A l x .

im

Krieg

zwi-

hän-

schen Achaiern und Kleomenes

47.

Ära. 22. 2 3 . 4 0 . A K I . 4 0 .

Beset-

siegt bei Krannon P h o . 2 6 ; fällt

Ooson

im K a m p f mit E u m e n e s

zung

durch

Ära. 4 J .

Antigonos

AKI.42;

durch

Phi-

lipp V . Fl. 1 0 . Befreiung durch Flamininus Fl. 1 0 , vgl. C M . 1 2 . Zerstörung

Kraiesikleia,

Caesar Cs. 57. - Örtlichkeiten : Kraneion 20.

Alx. 14.

Ornis

Apollontempel

Heraion

s.d.

Ära.

Ära. 40.

Korekult

Ti.8.

Vorsitz bei den Isthmien

Ths.

25. - ö f t e r e Erwähnungen. Koroibos, Koroncia,

Stadt

im

westlichen Per.

M u t t e r des

Kleome-

59 Kraiesipolis,

Gattin des A l e x a n d r a s ,

Sohnes Polyperchons Dtr. 9 Kratippos,

Peripatetiker

Pm.7$.

C i c . 2 4 . B r . 24 der mythische

Theben,

Boiotien, Schlachtort 447

Eum.

nes III. A K I . 2 7 . 2 8 . 3 ! . 4 3 . { 2 .

Kreon,

Architekt Per. 13

Dtr. 1 4 ;

der kynische Philosoph

L u c . 1 9 . C r . 36. Ma. 1 . Phi. 2 1. durch

Phila

40.41.42.48. ¡s Krates,

D t r . 46

Neugründung

der

5 - 8 . V g l . D s t . 2 8 . P h o . 1 8. A l x .

Mummius

Cs. 57.

durch

Gatte

Vater des

König

von

Menoikeus

P e l . 2 1 . D s t . 29 Kreta, i m B u n d e m i t P h i l i p p V . Ä r a .

1 8. A l k . 1 u n d 3 9 4 A g . 1 5 . 1 8 ;

48 ; v o n L u c u l l u s b e s e t z t L u c . 2 ;

T e m p e l d e r A t h e n a Itonia A g .

von Metellus unterworfen

1 9 ; Bach Hoplites L y s . 2 9

29 ; P r o v i n z des B r u t u s B r . 1 9 . -

Korrhagos,

Makedone,

Vater

der

Pm.

K r e t i s c h e Sitten L y k . 4 . 1 2 ; V e r -

S t r a t o n i k e , G r o ß v a t e r des D e -

fassungsform Di. 5 3 ;

metrios Dtr. 2

Phi. 1 3 ¡Waffen A e m . 3 2 . Py.29 ;

Korrhagos,

Sohn

des

Demetrios

=

P e r i p h e t e s T h s . 8.

So. 4. A l k . 2 7 . L u c . 3

1 (.16.E9.21.36. 1 y. 1 6 . 2 3 . 26.

R o . 30 Kos, Insel v o r d e r K ü s t e

Söldner öfters erwähnt. Vgl. Antonius. Minos. N e a r c h o s ; T h s .

von E u r y d i k e D t r . { 3 Korynetes

Charakter

Kariens

Krimisos,

Lyk.31.Aem. Phi. 7 . 1 3

u.a.

F l u ß im w e s t l i c h e n S i c i -

lien, Schlachtort

Ti.2j.27.28

530

G O T T E R ,

M E N S C H E N,

Kriton, der Schüler des Sokrates Ari. i Kroisos, König von Lydien So. 4. 27. 28. Pp. 24 Krommyon im Grenzgebiet von Korinth und Megara Ths. 9 Kronios, alter Name des Monats Hekatomhaion Ths. t 1

Kronos, der alte Gott« Herrscher des goldenen Zeitalters Ari. 24. Ki. 10. N u . 23. Vgl. Per. 3 und Saturnus Kroton, das heutige Cotrone in Kalabrien Ro. 28. A l x . 34 Ktesiphon, Athener, für den De-

O R T L I C H K E I T E N

Kyme in

Unteritalien,

vielmehr

Cumae nördlich von Misenum Gr. 8 Kynegeiros, Athener, der sich in der Schlacht bei Marathon besonders auszeichnete C M . 29 Kyniska,

Schwester

des

Königs

Ageiilaoi von Sparta, die einen Rennstall hielt Ag. 20 Kynosargei, Gymnasion bei Athen Thm. 1 Kynoskephalal,

Hügelgruppe

bei

Skotussa in Thessalien, Schlachtort 364 und 197 Pel. 32. Fl. 8 Kynoaema «Hundsmal», die öst-

mosthenes die Kranzrede gehal-

lichste Spitze der Insel Salamis

ten hat Dst. 24

gegen Attika hin C M . $. T h m .

Ktaippos, Athener, Sohn des Chabrias Dst. 15. Pho. 7 Kuinda oder Kyinda, Kastell in Kilikien Eum. 1 3. Dtr. 3 2 Kyaneische Inseln am Ausgang des

10 Kypris = Aphrodite So. 26. 31. T i . 36 Kypros =

Cypern, von Solon be-

sucht So. 26; von Euagoras be-

Bosporos zum Schwarzen Meer

herrscht Lys. 1 1 ; von den Kö-

Ki. 14

nigen

Alexander

übergeben

Kychreus, Heros von Salamis mit

A l x . 24; Seesieg des Demetrios

Kult in Athen Ths. 10. So. 9

Dtr. 1 f — 1 7 . 1 9 . Tätigkeit Catos

Kydnoi, der Fluß von Tarsos in Ki-

C m . 3 4 - 3 8 . 4 0 . 4 5 . C i c . 34. Cs.

likien A l x . 19. Ant. 26 Kykladen, Inselgruppe imÄgäischen Meer Su. 1 1 . Dtr. 30 Kyklopen, die Riesen der Odyssee C M . 9. Ga. 1 ; C o d e s davon abgeleitet Pp. 16 Kyknos, vonTheseusbesiegt Ths. 11 Kyl(I)arabis oder -abion, GymnasionvonArgosPy.32.AKl.38.47 Kylon und der Kylonfrevel So. 1 2. 13. Per. 33 Kyme, alte aiolische Stadt in Mysien T h m . 26. Cs. 61

21.

Pm.48.

Br. 3.

Kult

der

Aphrodite Ariadne Ths. 20. — Vgl. T h m . 31. Ki. 1 2 . 1 8 . Luc. 3.43.

Per. 10.26.

Dtr. 5 . 2 1 . 3 3 . 3 $ .

Pm.77.80. Ant. 36. 54.

Fl. 1 1 . Art. 21 Kypselos, Korinther, Vater des Periandros Ära. 3 Kyrene in Libyen. Neuordnung des Staats durch Ekdelos und Demophanes Phi. 1 ; durch Lucullus Luc. 2.Vgl. C m . j 6 . Dtr. 14. $3. A n t . 6 1 . A K 1 . j 2 . j 6

K R I TON —LAKIN ION Kyrnos = Corsica Pm. 16.66 Kyrnos, richtiger Kyros, Fluß Transkaukasiens, die heutige Kur» P m . 34. 3f Kyros, Begründer des Reiches der Perser A n t . 6 . A l x . 30. Art. 1. 3. Schonung des besiegten Kroi5os So. 2 8. Sein Tod Su. 42. Sein Grab A l x . 69 Kyros der Jüngere, Sohn des Dareios II. und der Parysatis Art. 1 . Charakter 2 . 6 . Unterstützung des Lysander A l k . 3 ; . Lys. 4 . 6 . 7 . 9 . 1 8 . Streben nach Königtum, Anschlag auf Artaxerxes Art. 2 . 3 . Vorbereitung der Anabasis, Schlacht bei Kunaxa, Tod 3 . 4 . 6 - 1 2 . 1 4 . 1 j . 1 7 . Milto-Aspasia seine Nebenfrau Per. 24. Art. 26 Kyrrhestike, Landschaft Nordsyriens D t r . 4 8 . A n t . 3 4 Kythtra, Insel südlich der östlichsten Landspitze der Peloponnes N i . 6 . C r . 36. Ag. 3 2 . AK1. $2 Kythtris, Schauspielerin, Geliebte des Antonius A n t . 9 Kytikos, Stadt an der Südseite des Marmarameeres, Schauplatz des Sieges des Alkibiades 4 1 0 Alk. 24.28 und des Lucullus 73 L u c . 9 - 1 2 . 3 3 . Vgl. Thm. 29. Ag. 1 2 . Di. 19. Br. 28. Pel. 2 { Labto s. Antistius Lakitnm Titus, Caesars Legat. Sieg über die Tiguriner an der Saöne Cs. 18. Ubergang zu Pompejus 34. Pm. 64. 68 ; von Cicero verspottet Cic. 38. Vgl. Cm. $6

531

Labienm Quintus, Bruder des Titus, Heerführer im Dienst der Parther Ant. 28. 30. 33 Labyrinth in Kreta Ths. 1 5 . 1 6 . 1 9 . 21 Lachara, Tyrann von Athen Dtr. 33

Laelius, Gajus, Freund des jüngeren Scipio C m . 7 ; warum Sapiens zubenannt G r . 8 Laelius Decimus, Volkstribun ( 4 Cic. 53 Laenas s. Popilius Laertes, Vater des Odysseus C i c . 40 Laerinus s. Valerius Latos, König von Theben, Vater des Oidipus, erster Vertreter der Knabenliebe Pel. 19 Lais, berühmte Hetäre Ni. i { . Alk.39 Laltedaimon, offizieller Name der Stadt und des Stadtgebietes von Sparta, bei Plutarch weniger häufig gebraucht als der Name Sparta, s . d . Lakcdaimonier, offizieller Name des Staatsvolkes von Lakedaimon, bei Plutarch seltener als der Name Spartaner (griechisch: Spartiaten), s . d . Lahedaimonios, Sohn Kimons Ki. 16. Per.29 Lakiaden, attisches Geschlecht und Gemeinde nordwestlich von Athen K i . 4 . 10. Alk. 22 Lakinion, Kap an der Ostküste von Bruttium (Kalabrien) mit berühmtem Tempel der Hera Pm. 24

J32

GÖTTER,

MENSCH! N,

Lakonien (griechisch: Lakonike), das Staatsgebiet von Sparta (Lakedaimon), das Eurotastal mit dem östlich anschließenden Gebirgsland bis zum Meer. Geschichtliches: Aufteilung durch Lykurg L y k . 8 ; nach 6oojährigcl Unvci Schi tlicit vci wüatct von Epameinondas Ag. 31 ; von Pyrrhos Py. 26, den Aitolern A K I . 3 9 , den Achaiern Phi.4; das Küstengebiet verwüstet von Nikias N i . 6 , von Konon und Pharnabazos Ag. 23. Häufige Erwähnungen Lakonicr (griechisch: Lakonen), häufig gebraucht für Lakedaimonier oder Spartaner, lakonisch für spartanisch. S. Sparta Lamachos, Sophist aus Smyrna im Dienste Philipps II. Dst.9 Lamachos, athenischer Feldherr neben Perikles bei Sinope Per. 20 ; einer der Feldherren gegen Syrakus Alk. 1. 1 8. 20. 2 1 . Ni. 14. 1 f . 21 ; fällt Ni. 18 Lamia, Stadt im südlichen Thessalien, umkämpft im «Lamischen» Krieg Dst.27. Pho. 23. 26. Dtr. 10. Eum. 3. Py. 1 Lamia, berühmte Hetäre Dtr. 16. 19. 24. 2 5 . 2 7 . Ant. 90 Lampon, berühmter athenischer Seher Per. 6 Lamponius, Lukaner Su. 29.42 Lamprias, Großvater Plutarchs Ant. 2 8 Lampsakos, Stadt Mysiens an der Ostküste des Hellespont Thm. 29. Alk. 36. Lys. 9. 1 1

ÖRTLICHKEITEN

Lamptrai, attische Gemeinde am Südostfuß des Hymettos Pho. 32. Ari. 1 j Lanassa, Tochter des Agathokles, Gattin erst des Pyrrhos, dann des Demetrios Dtr. 10. P y . 9 Langobriga, Stadt im südlichen Pol lugdl Sc. I J Laodike, Tochter des Priamos, Mutter des Monychos Ths. 34; von Polygnotos gemalt Ki. 4 Laodikeia, Name mehrerer Städte in Syrien und Kleinasien Ant. 7 2 Laomedon, König von Troja Ni. 1 . Se. 1 Laphystios, Syrakusaner, Feind Timoleons Ti. 37 Lapithen, sagenhaftes Volk Thessaliens. Ihr Kampf mit den Kentauren Ths. 29. 30 Larcius Titus, Konsul $ 0 1 , belagert Corioli Cor. 8 . 1 0 Larentia s. Acca Larissa, Stadt Thessaliens S u . 2 3 . Ag. 16. P m . 7 3 . Pel.26. Dtr. 29. 36. Br.6 Larissa, Stadt Syriens am Orontes Dtr. 37 Lariaos, Grenzfluß zwischen Elis und Achaia Phi. 7 Larymnay Stadt im boiotisch-lokrisehen Grenzgebiet Su.26 Lathyros, Spottname des Ptolemaios X. Cor. 1 1 Latiner, von Romis beherrscht Ro. 2; mit Romulus verbündet 2 3 ; von ihm befreit 3 3 ; unterstützen Tarquinius Superbus Cor. Aem. 2 $ ; mit Rom verbündet Cor. 28 ; werden, nach dem

LAKONIENGallierbrand abgefallen, von Camillus besiegt R o . 29. Cam. 3 3 . 3 4 ; i h r Bürgerrecht C o r . 3 0 ; römisches Bürgerrecht durch Gesetz des C. Gracchus G r . 29. 3 0 ; feriae Latinae Cam. 4 . 4 2 . Vgl. R o . 4 . 8 . 2 6 . Pp. 8. Nu. 7. 9.

IO.MC. 8. C i c . 1. P y . 2 3 .

Fl.9

Lalinus, Sohn des Telemachos, Vater des Romulus R o . 2 Laurentum, Stadt in Latium, sagenhaft Ro. 2 3. 24 Laureion, Gebirge im südlichen Attika mit Silberbergbau Thm. 4. Ni. 4 Lauron, Stadt in Spanien Se. 18. Pm. 18 Lavinia, Gattin des Aeneas Ro. 2 Larinium, uralte Stadt in Latium, von Aeneas gegründet R 0 . 2 3 . Cor. 29 Lebadeia, Stadt Boiotiens mit Orakel des Trophonios Lys. 28. Su. 16. 17 Lechaion, Hafenstadt von Korinth am Golf Ära. 24. A K I . 4 1 Leibethra, Stadt Makedoniens Alx. '4 Leitton, Vorgebirge der Ida in der Troas Luc. 3 Lemnos, Insel Ari. 27. L u c . i 2. Per. 2i Lentulus, Gnaeus Cornelius, Konsul 2 11 FM. 16 Lentulus, Cornelius, Legat des Flaminius Fl. t 2 Lentulus, Gnaeus Cornelius Clodianus, Konsul 72, Censor 70, von Spartacus besiegt C r . 9. Pm. 2 2

EONIDAS II.

J33

Lentulus, Lucius Cornelius Crus, Konsul 49, scharfer Pompejaner Pm. { 9 . 7 3 . 8 0 . Cs. 2 9 - 3 1 . 33. Ant. í Lentulus, Gnaeus Cornelius Marcellinus, Konsul ¡6 C r . 1 j . Pm. Í1 Lentulus, Publius Cornelius Sura, Konsul 7 1 , Catilinarier, hingerichtet Cic. 1 7 - 1 9 . 2 2 . 2 4 . 30. Cm. 2 2 . 2 6 . C s . 7 . 8 . Ant. 2 Lentulus, Publius Cornelius Spinther, Konsul ¡ 7 P m . 4 9 . 6 7 . 7 3 . Cic. 3 3 . 3 8 . C s . 4 2 Lentulus, Publius Cornelius Spinther, Sohn des vorigen Cs. 67 Lentulus, Gnaeus Cornelius Vatia Cr. 8 Leobotes, Athener, Ankläger des Themistokles T h m . 2 3 Leochares, Bildhauer A l x . 40 Leokratcs, Feldherr der Athener bei PlaUiai A r . 20. Per. 1 6 . FM. 28 Leon von Byzantion, Freund Phokions Ni. 22. Pho. 1 4 Leonidas, Spartaner, Feind des Lykurg Lyk. 3 Leonidas /., König von Sparta 4 8 8 480, in den Thermopylen gefallen Lyk. 14. T h m . 9. Pel. 2 1 . AK1. 14. Art. 22. Aussprüche Lyk. 20. A K I . 2 3 Leonidas II., König von Sparta 2 $2— 2 3 ; , Vater des Kleomenes III. A K I . 3 ; bekämpft Agis IV. 7. 10. Flucht nach Tegea, Rückkehr i 1. 1 2 . 16 ; schont Kleombrotos 1 6 - 1 8 . 2 1 , verfolgt Agis 1 8 . 1 9 . A g . 4 0 ; vermählt Agis'

534

GOTTER,

M E N S C H E N,

W i t w e mit seinem Sohn AKI. 22. Tod 1 4 . Charakter 3 . 2 1 . 2 3 Leonidas, Verwandter der Olymp u s , Erzieher Alexanders d. G r . AI*, f . 2 2 . 2 y Leennaun, Makedone im Dienst Alexanders A l x . 2 1 . 4 0 . Ehrgeizige Plinc Eum. j . Tod bei Lamia Pho. 2 { Leonnatos, Makedone, Freund des Pyrrhos P y . 1 6 Leoniidas, thebanischer Oligarch, liefert Phoibidas die Kadmeia aus Pel. 5. Ag. 2 3 ; von Pelopidas getötet Pel. 6 . 1 1 . Ag. 23. 24 Leontinoi, Stadt Siciliens in der Piaña di Catania, ruft die Athener gegen Syrakus zu Hilfe Ni. • 2 . 1 4 ; nimmt den aus Syrakus vertriebenen Dion auf Di. 39. 4 0 . 4 2 ; von Marcellus genommen Mc. 14. Vgl. Ni. 16. Di. 2 7 . T i . 1 . 1 6 . 2 4 . 3 2 . Py. 22 Leontis, attische Stammphyle Ari. j . Thm. 1 Leosthenes, athenischer Feldherr, erfolgreich im Lamischen Kriege Dst. 27. Cic. ¡1. Pho. 2 3 . 2 4 . 26. Ti. 6 ; fallt Pho. 24. Vgl. Pho. 7 . Py. 1 Leotychides //., König von Sparta, Regierungszeit unsicher, Sieger bei Mykale 479 Luc. 46. Thm. 2 1 . Ausspruch Lyk. 13 Leotychides, Sohn des Königs Agis II. und der Timaia, nicht anerkannt, da angeblich Bastard von Alkibiades Alk. 23. Lys. 22. Ag. 3.4. Pm.g1.S2

ORTLICHKEITEN

Leotychides, Spartaner, Vater der Chilonis Py. 26 Lepida, Gattin des Scipio Metellus Cm. 7 Lepidus s. Aemilius Leptines, Syrakusaner, Bruder des Tyrannen Dionysios I. D i . 9. 1 1 . Ti. .5 Leptines, wohl Sohn des vorigen, tötet in Rhegion den KallipposDi. 58. Tyrann von Apollonia Ti. 24 Lerna, Ortschaft in der Argolis Ära. 39. A K I . 36. Die Hydra von Lema Py. 19 Lesbos, die Insel, tritt dem attischen Seebund bei A r i . 2 3 ; wird von Paches erobert Ni. 6 ; fallt von Athen ab Alk. 24. Vgl. Per. 1 7 . Alk. 1 2 . P m . 6 6 Leco, Mutter des Apollon und der Artemis T h m . 21 (Lato, dorisch) Pel. 1 6 . B r . 24 Leukas, Insel nahe der Küste Akarnaniens, Kolonie von Korinth und Kerkyra T h m . 24. T i . i { . Apollontempel P m . 2 4 . Vgl. Dst. 1 7 . Ti. 8 Ltukon, Heros von Plataiai Ari. 1 1 Leukonoe, attische Gemeinde unbekannter Lage Dtr. 24 Leulm, Fluß bei Pydna Aem. 1 6 . 2 1 Leukothea, der Mater Matuta gleichgestellt Cam. 5 Leuhra, örtlichkeit am Südostfuß des Helikon, Schauplatz der Schlacht von 3 7 1 Pel. 1 6 . 2 o 23. l j . 30. M c . 3 1 . 3 2 . Cam. 1 9 . Ag. 1 {. 28. 2 9 . 4 0 . Pm.82.83. C o r . 4. Lyk. 30. S u . 4 2 . AKI. 2 1 . Art. 22

LEONIDAS—LIVIA Leukra oder Leukron, Örtlichkeit bei Megalopolis in Arkadien Pel.20. AKI.27 Leukron, Kiistenstädtchen in Lakonien Pel.20 Libltina, der Persephone oder Aphrodite gleichgesetzt Nu. 12, in Wahrheit nur Göttin der Bestattung Libyen, griechischer Name für Afrika, die Cyrenaica und Ägypten meist nicht mitinbegriffen; wo die römische Provinz Africa gemeint ist (des Sextilius Ma.40, des Pompejus C m . 4 3 . Cs. 28, des Cassius Br. 19, des Lepidus Ant. 30, des Galba Ga. 3, des Clodius Macer Ga. 6 . 1 3 . 1 f ) , handelt es sich nur um das Gebiet ungefähr des heutigen Tunesien. Häufige Erwähnungen Libo, Lucius Scribonius, Konsul 34, Schwiegervater Octavians und so Großvater der später berüchtigten Julia Ant. 7 Libyssa, örtlichkeit in Bithynien Fl. 10 Licinla, Vestalin Cr. 1 Llclnla, Tochter des Publius Licinius Crassus Mucianus, Gattin des Gajus Gracchus Gr. 2 1 . 3 6 . 3» Llcinius, Diener des Gajus Gracchus Gr. 1 . 37. 38 Llcinius Seam, Senator, von Marius getötet Ma. 4^ Llcinius Cossus, vielmehr Publius Llcinius CalvusEsquilinus, Konsulartribun 400 und 396 Cam. 4

535

Llcinius Crassus s. Crassus Licinius Lucullus s. Lucullus Licinius Macer, Gajus, Volkstribun 73 Cic. 9 Licinius Murtna, Lucius, Legat Sullas S u . 1 7 - 1 9 Llcinius Murena, Lucius, Konsul 62. Legat des Lucullus Luc. 1 {. 1 9 . 2 5 . 27. Konsulwahl Cic. 1 4 ; von Cato angeklagt, von Cicero verteidigt 34. ¡0. Cm. 2 1 . 2 8 Llcinius Philonicus, Freigelassener Aem. 38 Licinius Stolo, Gajus Calvus, Konsul 364 und 3 6 1 , Volkstribun 376 Cam. 39 Ligarius, Quintus, Pompejiner, von Cicero verteidigt Cic. 39. Mitverschworener des Brutus Br. 11 (wo falschlich Gajus) Ligurer, aus Iberern und Galliern gemischt Aem. 6 ; von Fabius Maximus besiegt FM.2, von Aemilius Paulus Aem. 6. Vgl. Aem. 18. 3 1 . 39. Ma. 1 5 . 1 9 Likymnios, sein Grabmal Py. 34 Lilybalon, Stadt an der Westspitze Siciliens, heute Marsala Ti. 2 j Limnaios und Limnos, Makedonen Alx.63.49 Lindos, Stadt auf Rhodos Mc. 30 Lingonen, gallischer Stamm Cs. 26 Lipara, die bedeutendste der liparischen Inseln nördlich von Sicilien Cam. 8 Liris, Fluß Kampaniens Ma. 37 Lissas, heute Alessio (Lesh) im nördlichen Albanien Ant. 7 Liria Drusilla, Gattin des Augustus Ant. 83.87. Ga. 3 . 1 4

536

GÖTTER, MENSCHEN,

Livius Drusus, Marcus, Konsul 1 1 2 , Volkstribun i n , Gegner des Gajus Gracchus G r . 2 . 1 9 - 3 2 Livius Drusus, Marcus, Volkstribun 9 1 , Oheim Catos C m . 1 . 2 Livius, Marcus Macatus, Kommandant von Tarent FM. 2 j Liriui Poslumlus, Führer dci Latiner R o . 2 9 Livius Salinator, Legat des Sertorius Se.7 Lokris, Landschaft Mittelgriechenlands P e l . 1 6 . 1 7 . Ära. 1 6 ; von Flamininus befreit Fl. 1 0 . Kult der Eukleia Ari. 20 Lokroi, bedeutende griechische Stadt an der Ostküste von Bruttium Di. 3. Mc. 29 (Epizephyrioi). Lokrische ChansonsTi. 14 Lollius, Marcus, Quaestor mit Cato C m . 16 Loos, makedonischer Monat, der attische Hekatombaion, Juni/ Juli A l x . 3 Luca, Stadt Etruriens, das heutige Lucca Cr. 14. Pm. { 1 . Cs. 2 1 Lucania, Gattin des Italus, Mutter der Roma Ro. 2 Lucanitn, die gebirgige Landschaft zwischen Apulien.Samniumund Bruttium FM. 20. Cr. 1 0 . 1 1 . Su. 29. Mc. 24. Br. 23. Cic. 3 1 . 3 2 . C m . 20. Py. 1 3 . 1 6 . 1 7 . 2 5. Ti. 34 Lucerenses, einer der drei römischen Stammverbände Ro. 20 Lucilius, Gajus Hirrus, Volkstribun (3 Pm. { 4 Lucilius, Gajus, erst Anhänger des Brutus, dann des Antonius Br. j o . Ant.69

ÖRTLICHKEITEN Lucraia, Gattin des Numa Nu. 21 Lucretia, Gattin des Collatinus, übt, von Tarquinius geschändet, Selbstmord Pp. 1 . 1 2 Lucretius, Spurius Tricipitinus, Konsul 509, Vater der Lucretia Pp. 1 2 Luitctius, Titus (Trtciplilnus), Konsul $08 und (04 Pp. 16. 22 Lucretius, Lucius (Flavus Tricipitinus), Konsul 393 Cam. 32 Lucretius Ofella (Quintus), Sullaner Su. 29. 3 3 . 4 0 Lucullus, Lucius Licinius, Konsul 1 { 1 , Großvater des berühmten Lucullus Luc. 1 Lucullus, Lucius Licinius, Praetor 104, Vater des berühmten Lucullus Luc. 1 Lucullus, Lucius Licinius, Konsul 74. Biographie Bd.II 3 ^ - 1 0 3 , Herkunft 1. Bildung, Geschichte des Marserkrieges 1 . 4 2 . 4 4 . S u . 6 . Kriegstaten unter Sulla Luc. 2 - 4 . Su. 1 1 . Rettung von Chaironeia Ki. 1 . 2 . Konsulat, Geldsendung an Pompejus Luc. [ . Pm. 20. Erlangung des Kommandos gegen Mithridates Luc. 6. Taten in Asien bis zur Niederkämpfung des Mithridates 7 23. Sieg über Tigranes 2 4 - 3 2 . Cam. 19. Pm. 33. Cr. 26. Meuterei der Truppen, Ablösung durch Pompejus Luc. 3 3 - 3 j . Pm. 3 0 . 3 1 . Rückkehr nach Rom Luc. 36. Pm. 3 1 . Triumph Luc. 37. C m . 29. Rückzug von der Politik 38. Kampf gegen den zurückgekehrten Pompejus

LIVIUS

DRUSUS-LYKOMEDES

4 2 . P m . 4 6 . 4 8 . C m . 3 1 . Umfassende Bautätigkeit, Genußleben Luc. 3 9 - 4 1 . 4 4 . C M . 24. C m . 1 9 . Pm. 2. Ma. 34. T o d , Bestattung L u c . 4 3 . Unglückliche Ehen, erst mit Ciodia, dann mit Servilia 2 1 . 3 4 . 38. Cic. 29. Cs. 1 0 . C m . 24. 2 9 . 5 4 . - Vgl. C r . 1 6 . 1 8 . 36. 3 7 . S u . 2 7 . Pm. 3 8 . 3 9 . 4 8 . 8 4 . C m . 1 0 . 3 1 . Fl. 21. Cic.31 Lucullus, Marcus Licinius, Bruder des vorigen, Konsul 73 Luc. 1 ; QuaestorSullas 37 S u . 2 7 ; Prokonsul von Makedonien C s . 4 ; nach Italien zurückgekehrt C r . 1 1 ; angeklagt und freigesprochen Luc. 37 ; bestattet den Bruder und stirbt 43. Vgl. Cr. 36 Lucumo, Etrusker Cam. 1 5 Luperealien, Luperci R 0 . 2 1 . Nu. 1 9 . C s . 6 1 . Ant. 1 2 Lusitanien, das heutige Portugal, aber der nördliche Teil weiter nach Osten ausgreifend; von Brutus Callaicus besiegt G r . 2 1 ; unter Sertorius aufständisch Se. 1 0 - 1 2 . 2 5 . E u m . 2 o ; von Caesar besiegt Cs. 1 2 ; Provinz Othos G a . 2 0 . 2 2 Lusius, Gajus, Neffe des Marius Ma. 24 Lutatius Catulus (Quintus), Konsul 102 Ma. 1 4 . 1 5 ; am Natiso geschlagen 2 3 . 2 4 ; Sieg bei Vercellae und Triumph 2 5 - 2 7 ; Selbstmord auf Marius' Befehl 4 4 ; Sulla sein Legat S u . 4 . Vgl. Reg. I B unter Catulus

537

Lutatius Catulus (Quintus Capitolinus), Konsul 78, Censor 6 5 , weiht den Tempel des Juppiter Capitolinus Pp. 1 5 ; tritt gegen die leges Gabinia und Manilia auf Pm. 2 5 . 30. Streit mit Crassus C r . 1 3 , mit Cato C m . 1 6 , mit Caesar C s . 6 . 7 . 8 . C i c . 2 1 . Vorfahr Galbas G a . 3 . Vgl. Su. 34. Pm. 1 5 - 1 7 . 3 1 . C r . 14. C i c . 19 Lydiadas, Tyrann von Megalopolis, dann Stratege der Achaier Ära. 3 0 . 3 5 , fallt vor Megalopolis 3 7 . AKI.26 Lydien, Landschaft des westlichen Kleinasien, einst von Etruskern bewohnt R o . 2. Vgl. Ths.6. So. 27. Ari. 1 7 . 19. T h m . 3 1 . Ki. 9. N i . i . Lys. 3.6. Ag. 10. A e m . 1 2 . Eum. 8. D t r . 4 6 . Ant. 30. Art. 2 Lygdamis, Führer der Kimmerier Ma. 1 1 Lykaia, arkadisches Fest, den Luperealien gleichgesetzt Ro. 2 1 . Cs. 6 1 . Ant. 12 Lykaion, Gebirge in Arkadien Ära. 36. A K 1 . 26 Lyhaoniei1, Landschaft Kleinasiens nördlich von Kilikien Luc. 2 3 . Pm. 30. Eum. 10. Ant. 61 Lykeion, Gymnasion östlich von Athen Ths. 27. Su. 1 2 . Pho. 38 Lykien, Landschaft des südlichen Kleinasien A l x . 1 7 . 3 7 . Br. 3 0 32 Lykomedes, König von Skyros, Mörder des Theseus Ths. 35. Ki. 8

538

GÖTTER, MENSCHEN,

Lykomidtn, attisches Geschlecht Thm. i Lykophron von Pherai, t ö t e t den Tyrannen Alexander von Pherai Di. £7 Lykonas von Megalopolis, Stratege der Achaier, Vater des Historikers Polybtos Phi. 2o. 2 i Lykos, Fluß in Pontos, rechter Nebenfluß des Iris Luc. i $. ( D t r . 46?) Lykos o d e r Halykos, der westlich von Akragas m ü n d e n d e Platani Fl. + Lykurgos, d e r Gesetzgeber Spartas. Biographie Bd.I 11 j— 167. Zeit, H e r k u n f t Lyk. 1.3. Königtum, Abdankung 3 Nu. 23. G r . 4 5 . Reisen 3 . 4 . Grundlegung der Verfassung 5 N u . 1 6 . So. 16. AK1. 31. Altestenrat Lyk. { . 2 6 . Rhetra aus Delphi 6. Landesverteilung 8 N u . 24. Eisernes Geld, Luxusverbot Lyk. 9. [9. 30. N u . 26. Lys. 1 7 . Syssitien Lyk. 10. 12. Verlust eines Auges, Kult der Athena Optilletis 11 N u . 2 3. Verbot schriftlicher Gesetze, Einschränkung des Bauluxus 13. Mädchenerziehung 14 N u . 2y. Verbot der Ehelosigkeit, Eherecht N u . l f . 2 6 . Knabenerziehung 16-18 Ag. 1. Lakonische Kürze, Aussprüche 1 9 . 2 0 . 2 2 Lys. 1. Pflege kriegerischer Musik 2 1 . Olympischer Friede 2 3. Verbot ziviler Arbeit 24. 2{ Nu. 24. So. 22. Ag. 26. Bestattungsrecht 27. Reiseverbot, Fremdenaustrei-

ÖRTLICHKEITEN bung 27 AK1.10. Geheimdienst 28 N u . 23. Vereidigung der Bürger, Freitod 29. Bestattung, Heroisierung 31 (7 N u . 4). Nachkommenschaft 31. Vergleichung mit Solon So. 16. Seine Biographie zitiert Ths. 1. Vgl. Ari. 1. CM. 30. Alk. 23. Ag. 33. Pho. 20. A K I . 5 . 6 . 9 . 1 Gr.42.4j. Phi. 9- 37- 39* 16 Lykurge1, Athener, Zeitgenosse SoIons So. 29 Lykurgoi, athenischer Staatsmann, Makedonenfeind, von Phokion losgebeten Dst. 23. Pho. 1 7 . Vgl. Pho. 7 . 9 . Cr. 34. Fl. 12 Lynkeus, Heros, Bruder des Idas

Ths. 31 Lyra, Sternbild Cs. {9 Lysandridm von Megalopolis AKI. 4S Lysandros, Heraklide, spartanischer Feldherr. Biographie Bd. III 7 - 4 f . Charakter Lys. 2 . 7 . 8 . 1 9 . 30. Su. 3 9 . 4 0 . Ag. 8. Z e r s t ö r e r der alten O r d n u n g Lys. 2 . 1 6 . 1 7 . 3 0 . S u . 4 1 . Lyk. 30. N i . 2 8 . Nauarchie, Verbindung mit Kyros, Sieg Uber Antiochos Lys. 3. 4. Alk. 3 j . Förderung der Oligarchen, Verfolgung d e r Demokraten s- 8 . 1 9 . Verrat an Kallikratidas 6 . Legat des Arakos 7. Erfolge dank persischer Subsidien 9 . Sieg bei Aigospotamoi 1 0 - 1 2 Alk. 36. Einnahme und Entfestigung Athens, Einsetzung d e r 30 Tyrannen 13-1 f . Alk. 37. 38. S u . 4 3 . G r o ß e Beu-

LYKOMIDEN -MAGNESIA i. te, Weihgeschenke nach Delphi, Ruhm und Verehrung 1618 Su. 4 1 . Ermordung des Alkibiades Alk. 38.39. Gegensatz zu Königen, Abberufung auf Betreiben des Pharnabazos Lys. 1 9 - 2 1 . 2 ; . Reise zur AmmoiuOase 20. 2 1 . 2 ; . Förderung der Thronbesteigung des Agesilaos 22. Ag. 2. 3. Pm. 81.82 ; dessen Undank 23 A g . 6 - 8 . Pm.81. Gewinnung des Spithridates Lys. 24. Ag. 8. Versuch einer Verfassungsänderung 24-26. 30 Ag.8.20. Su.40. Einfall in Boiotien, Tod vor Haliartos, Bestattung in Panopeus 27-29 Ag. 8. Aussprüche Lys. 22. Vgl. Per. 22. AKI. 14. Fl. 11 Lytandrot, Spartaner, Helfer des Agis IV. AKI. 6 ; beantragt als Ephor die Verfassungsreform 8 . 9 ; vertreibt Leonidas, setzt Kleombrotos als König ein 1 1 ; veranlaßt die Könige zur Absetzung der neuen Ephoren 12; wird von Agesilaos getäuscht 1 3.19 Lyilai, der attische Redner CM. 7 Lysl machos, Athener, Vater des Aristeides Ari. i . 2 j . Thm. 3. 12. K i . j Lyslmachos, Sohn des Aristeides Ari. 27 Lyslmachos, Enkel des Aristeides Ar. 27 Lyslmachos, Akarnane, Erzieher Alexanders d . G r . , Alx. f. 24 Lysimachos, Makedone, Genera] Alexanders, dann König von

J39

Thrakien, erbitterter Feind des Demetrios Alx. 46. j j . Gattinnen Dtr. 31. Ant. 91. Sohn Agathokles Dtr. 46. Gefangener des Dromichaites 39. j j ; zeitweilig Herr Makedoniens 44. Py. 1 1 . 1 2 . Vgl. Dtr. 12.18.20.2 j . J 7 - 3 l . l i . Py-6 Lytippos, Stratege der Achaier Phi. 12 Lyiippos, der Bildhauer Alx. 4 . 1 6 . 4" Macer s. Clodius. Licinius Machairionen Ag. 3 s Machanidas, Tyrann von Sparta, von Philopoimen getötet Phi. 10.12 Macharts, Sohn des Mithridates Luc. 24 Matctnas, Gajus Cilnius, Freund Octavians Cic. ¡2. Ant. 3J Maelius, Spurius, von Servilius Ahala getötet Br. 1 März, Martius, nach Mars benannt Nu. 1 3 . 1 8 . 1 9 . Br. 10.14. Cs. 63 ; dem Anthesterion entsprechend Su. 14; die Iden des M. Br. 14. 35.40. Cs.63 Magas, Bruder Ptolemaios' IV. AK1.J4 Magnesia, Stadt In Karien am Maeander, nicht weit von Ephesos Ant. 24; vom Perserkönig dem Themistoklea geschenkt Thm. 29-32 Magnesia, die Küstenlandschaft östlich Thessaliens, von Alexander von Pherai unterworfen Pel. 31; von den Thebanern be-

540

GOTTER, MENSCHEN,

freit 3 ; ; von Flamininusbefreit Fl. 1 0 ; von Philipp V . ausgeplündert i j Magon, karthagischer Feldherr Ti. 17.18.10-32 Mai, Monat, nach Maja, der Mutter des Mercurius, benannt Nu. • 9

Maider, thrakischer Stamm im Tal des mittleren Strymon Cr. 8. Aem. 1 2 . Su. 23. A l x . 9 Maimakterion, attischer Monat = Oktober/November Ari. 21 Maiotis, das Asowsche Meer Luc. 16. Su. 1 1 . P m . 3 { . Alx. 44. Ant. 56. Ma. 11 Makaria, Tochter des Herakles, die sich selbst für das Vaterland opferte Pel. 1 1 Makedonen, sind königstreu Aem. 24; sehr kriegerisch D t r . 4 1 . 44. P y . 8 ; habsüchtig Alx. 24. Sitten Ths. j . Alx. 16. Sehr häufige Erwähnungen, vor allem in Dst., Pho., Aem., Alx., Dtr., Py., Ära., AKI. Makedonien, häufig erwähnt. Könige Alexandras I., II., III., Philippos II. und V . , Demetrios I. (Poliorketes), II., Antigonos Gonatas, Antigonos Doson, Perseus. Römische Provinz des Gajus Sentius Su. 1 1 , des Marcus Lucullus C s . 4 , des Gajus Antonius Cic. 1 2 , des Piso Cic. 3°-

Malaca, das heutige Malaga, von Crassus ausgeplündert Cr. 6 Malchos, König von Arabien Ant. 61

ORTLICHKEITEN

Malta, die östlichste der drei Spitzen der Peloponnes Ära. 1 2 . AKI. 8. Su. 1 1 Maliicher Golf, zwischen der Lokris und der Phthiotis Per. 17 Maller, Volk Indiens Alx. 6 3 . 6 8 Mamercm, Sohn Numas, von dem dieMarc-ii Reges stammen Nu. 21 Mamerkos, Tyrann von Katane, erst im Bunde mit Timoleon, dann mit Karthago, besiegt, gefangen und hingerichtet Ti. 1 3 . 30. 34. Verfasser von Tragödien und anderen Gedichten 31 Mamertiner «Marssöhne», in Messene, von Pyrrhos besiegt Py. 23. 24; von Pompejus hart behandelt Pm. 1 o Mamurius Veturius, Hersteller der Ancilia Nu. 1 3 Mancinus s. Hostilius Mandurium oder Manduria in Calabrien, östlich von Tarent AKI. 3 MandroUeidas, Spartaner, Helfer des Agis IV. AKI. 6 . 9 . 1 2 ; ein anderer Py. 26 Manilius, von Cato aus dem Senat gestoßen CM. 1 7 ; wohl vielmehr Publius Manlius, Praetor 1 9 ; und 182 Manilius (Gajus), Volkstribun 66, brachte die lex de imperio Gnaei Pompei durch, für die Cicero die erhaltene Rede gehalten hat Pm. 30; von Cicero verteidigt Cic. 9 Manlius, ehemaliger Konsul G r . 1 1 , wahrscheinlich vielmehr Manius Manilius, Konsul 149

M A G N E S I A —M A R C E L L U S Manlius, Führer der sullanischen Veteranen unter Catilina Cic. 1 4 - 1 6 (Gajus) Manlius Capitolinus, Marcus, Konsul 392, Verteidiger des Kapitols gegen die Gallier Cam. 27. 36; wegen revolutionärer Umtriebe hingerichtet 36 Manlius, vielmehr Gnaeus Mallius Maximus, Konsul 105, von den Ambronen besiegt Ma. 19 Manlius Torquatos, Titus Imperiosus, Konsul 347, 344 und 340, ließ seinen Sohn wegen siegreichen Zweikampfes gegen Befehl hinrichten FM. 9 Manlius Torquatus, Titus, Konsul 235 Nu. 1 0 Manlius Torquatus, Sullaner Su. 29 Mantineia, bedeutende Stadt Arkadiens, Schlachtort 418 Alk. 1 5. A g . 3 3 ; 38$ P e l . 4 ; 362 A g . 3 i ; 294 Dtr. 3 5 ; 207 Phi. 1 0 . 1 1 ; fällt von Sparta ab zu Athen Ni. 10. Alk. 1 j . 1 9 . 4 1 ; fallt von Theben ab Ag. 3 4 ; umkämpft zwischen Achaiern und Kleomenes Ära. 2 f . 36. 39. AKI. 26. 3 5 ; von Antigonos Doson ausgeplündert und in Antigoneia umbenannt Ära. 45. AKI. 44 Marathon, attische Gemeinde, nach Marathos benannt Ths. 3 2. Die Schlacht von 490 beschrieben Ari. 5; Datum derselben Cam. 19 ; vgl. Ths. 3$. Ari. 16. Thm. 3. CM. 29. 32. Ki. j . Ära. 16. Fl. 1 1. - Der Marathon/sehe Stier von Theseus erlegt Ths. 1 4 ; als Münzbild 2 $

541

Marcellus, Marcus Claudius, Vater des berühmten Marcellus Mc. 1 Marcellus, Marcus Claudius, Konsul 22 2. 2 1 2 14. 2 10. 208. Biographie Bd. III 3 0 2 - 3 4 4 . Charakter Mc. 1. 9. 20. 3 1 . 3 3 . Pel. 2. FM. 1 9 . 2 2 . Siege im Gallierkrieg, Zweikampf mit Virdomarus, spolia opima, Triumph Mc. 6 - 8 . 3 1 . 32. Ro. 16. Erfolge gegen Hannibal Mc. 9 12. Krieg in Sicilien, Eroberung von Syrakus, große Beute, Triumph 1 3 - 2 2 . F M . 2 2 . Anklage und Freispruch 23. Offensive gegen Hannibal 24-26. 28. Tod im Hinterhalt 29. FM. 19. Fl. 1. Bestattung 30.32.33. Nachkommenschaft 30. Stiftungen in Katane, Samothrake, Lindos 30. Vgl. Fl. 18 Marcellus, Marcus Claudius, Sohn des vorigen, Konsul 196, Censor 189 mit Flamininus Fl. 18. Vgl. Mc. 2. 29. 30 Marcellus, Claudius, Legat des Marius Ma. 20. 2 1 Marcellus, Marcus Claudius, Quaestor 6$ mit Cato Cm. 18. Helfer Ciceros gegen Catilina Cic. i { . Konsul { i und erbitterter Feind Caesars Cs. 29 Marcellus, Marcus Claudius, Konsul $0 und erbitterter Feind Caesars Pm. j 8. 59 Marcellus, Gajus Claudius, Konsul 49 Ant. f Marcellus, Gajus Claudius, Gatte der Octavia, Schwester OctaviansMc. 30. Cic.44. Ant.3 1.87

542

GÖTTER,

MENSCHEN,

Marcellus, Marcus Claudius, Sohn des vorigen und der Octavia, von Octavian adoptiert, Gatte der Julia Mc. 30. Ant. 87 Martia, Tochter des Marcius Philippus, Konsul ¡6, Gattin erst des Cato, dann des Hortensius, Hann wieder des Cato Cm. ) f . 37-39-P Marcia aqua s. Quintus Marcius Rex Marcius, Sabiner, Verwandter Numas Nu. 5 . 6 . 1 1 Marcius, Sohn des vorigen, Schwiegersohn Numas, Vater des Königs Ancus Marcius Nu. 3 1 Marcius Ancus, Enkel Numas, König nach Tullus Hostilius, Nu. 2 1 . Cor. 1, Erbauer der Pfahlbrücke Nu. 9 ; ermordet 2 2 Marcius Censorinus s. Censorinus Marcius Coriolanus s. Coriolanus Marcius, Gajus Figulus, Konsul 162 Mc. j Marcius Philippus, Quintus, Konsul 186 und 1 6 9 , Censor mit Aemilius Paulus Aem. 38 Marcius Philippus, Lucius, Konsul 9 1 , Freund des Pompejus Pm. 2. 17 Marcius Philippus, Lucius, Konsul { 6 , Schwiegervater Catos Cm. 2 5 . 3 9 ; dann Stiefvater Octavians Cic. 44 Marcius P*x, Quintus, Praetor 144, und sein Bruder Publius erbauen die aqua Marcia Cor. 1 Marcius hex, Quintus, Konsul 68, Gatte von Clodius' Schwester Tertia Cic. 29

ÖRTLICHKEITEN

Marcus, geläufiger Vorname R o . 29. Cam. 3 3 ; den Antoniern durch Senatsbeschluß untersagt Cic. 49 Marder, Volk in Medien Luc. 3 1 . Ant.41.47.48 Mardonios, Perser, Führer des l-andheere* de* Xerxes. fällt in der Schlacht bei Plataiai A r i . 10. j . 14—17. 1 9 . T h m . 4 . 1 6 . AKI.3 Margianischts Eisen C r . 24 (s. die Erläuterung) Margites, der betriebsame Tölpel eines alten E p o s : so nennt Demosthenes den jungen Alexander Dst. 23 Marica, Nymphe mit heiligem Hain bei Mintumae Ma. 39 Marius, Gajut, Konsul 1 0 7 . 1 0 4 100. 86. Biographie Bd. VI j 6 1 1 5 . Herkunft, Bildung, Charakter Ma. 1 . 2 . 6 . Ehe mit Julia 6. Cs. i . j . Kriegsdienst vor Numantia Ma. 3 . 1 3 . Volkstribun, Aedil, Praetor 4. 5. Propraetor in Spanien 6. Legat desMetellus in Africa 7 . 8 . Konsulat, Sieg über Jugurtha 9 . 1 0 . S u . 3 . 4 . Triumph Ma. 1 2. Sieg über die Teutonen 1 3 - 2 1 Se. 3. Sieg über die Kimbern, Triumph 2 4 - 2 7 . Sechstes Konsulat, innenpolitisches Versagen 2 8 - 3 0 . Fahrt nach Kleinasien, Zusammentreffen mit Mithridates 3 1 . Streit mit Sulla 32 S u . 6 . Bundesgenossenkrieg Ma. 33. Su. 6. Streit um Kommando gegen Mithridates Ma. 34. 3 { . 4 ( . Su.

MARCELLUS-MEDIEN 7 - 1 0 . Luc. 38. S e . 4 . Abenteuerliche Flucht nach Africa j j 40 Fl. 2 1 . Rückkehr nach Italien, Verbindung mit Cinna, Eroberung Roms,Wüten gegen Sullaner Ma.40—45. C r . 4. Se. j . FI. 2 1 . Siebentes Konsulat, Tod Ma. 4 5 . 4 6 . Se. 6. Rehabilitation C s . j . 6 . Ausspruch C r . 2. - Vgl. Luc. 4. Su. 1 2 . 28. 30. 42. Pm. 1 1 . 84. Cs. 1 f . 19 Marius, Gajus, Konsul 82, Sohn des vorigen Cs. 1 . Flucht nach Africa, Zusammentreffen mit Vater Ma. 3 ^ . 4 0 . Wüten in Rom 46. Wahl zum Konsul Se. 6. Niederlagen amTifataund bei Signia, Flucht nach Praeneste, Selbstmord Su. 2 7 - 2 9 . 3 2 . 3 3 . Ma.46. Vgl. M a . 3 4 . Se.7. Pm. 13 Marius, Marcus, von Catilina ermordet Su. 32 Marius, Marcus, von Sertorius zu Mithridates nach Asien geschickt Se. 2 4 ; von Lucullus besiegt, gefangen und hingerichtet Luc. 8. 12 Marius Celsus, Publius, Konsul 62, Galba getreu Ga. 25. 2 6 ; von Otho begnadigt Ga. 27. Ot. 1 ; besiegt als sein General den Caecina Ot. 5 . 7 ; widerrät die Entscheidungsschlacht 8 . 9 ; paktiert mit Caecina 1 3 Marruciner, italischer Volksstamm an der Adria Aem. 20 Marser, samnitischer Stamm FM. 20. Cr. 6. Marsischer Krieg, der Bundesgrnossenkrieg 9 1 - 8 9 Luc. 1. 2. Cic. 3. Se. 4

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Marsjeld, Campus Martius, der Exerzierplatz nordwestlich des alten R o m am Tiber P p . 8 . Luc. 43.Su.38.Pm.j3.Cs.23.Cic.44 Marphadates, Kappadokier C m . 73 Martha, syrische Prophetin Ma. 1 7 Marullus, Lucius Epidius, Volkstribun, von Caesar abgesetzt Cs. 61 Masistios, Führer der persischen Reiterei Ari. 1 4 Massalia, heute Marseille, von Protis gegründet So. 1 . Vgl. C s . 16. Ma. 21 Masinissa, König der Numider CM. 26 Matius, Freund Caesars Cs. j o . ¡1 Mater Magna (nicht Magna Mater), die « G r o ß e Mutter» von Pessinus Ma. 1 7 . 3 1 . Vg'- Dindymene Mater Matuta, altrömische Göttin, der Leukothea gleichgesetzt Cam. $ Matronalien,

altrömisches

Fest,

von Romulus gestiftet R o . 21 Maurusien, das heutige Marokko Se.7.9. 1 3 . 2 7 . Ma.41 Maxathres, Parther, der den Crassus tötet C r . 3 1 . 3 3 Maximus, «der G r ö ß t e » : Herkunft des Beinamens Pm. 1 3 ; anders FM. 1 Mazaiot, vornehmer Perser A l x . 31-39 Medeia, verbrennt Kreusa mit Naphtha Alx. 3 5 ; sucht Theseus zu vergiften Ths. 1 2 Medien, durch den Araxea (Aras) von Armenien getrennt Ant.

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GÖTTER, MENSCHEN,

49. Medische Kleidung S u . 1 6 . A l x . 4 5 . Ant. { 4 . Häufige Erwähnungen in Ths., Nu., Ari., Thm., K i . , Luc., Ni., Per.. C r . , Lys., Su., Ag., Pm., Aem., Pel., A l x . , Hum., Dtr., Ant., Art. Medial, Freund AlpvanHfrs