Goethe - Begegnungen und Gespräche: Band III 1786-1792 9783110837568, 9783110068368

290 48 32MB

German Pages 581 [588] Year 1977

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD FILE

Polecaj historie

Goethe - Begegnungen und Gespräche: Band III 1786-1792
 9783110837568, 9783110068368

Table of contents :
Text
Siglen- und Abkürzungsverzeichnis
Konkordanz
Namenregister
Werkregister
Nachwort

Citation preview

GOETHE · BEGEGNUNGEN

w DE

G

UND

GESPRÄCHE

GOETHE BEGEGNUNGEN UND GESPRÄCHE

BEGRÜNDET VON E R N S T GRUMACH UND RENATE GRUMACH

BAND III 1786—1792

HERAUSGEGEBEN VON RENATE GRUMACH

1977 WALTER

DE

GRUYTER

· BERLIN

· NEW

YORK

ClP-Kur^titelaufnähme

der Deutschen Bibliothek

Goethe, Johann Wolfgang von Sammlung Begegnungen und Gespräche / begr. von Ernst Grumach u. Renate Grumach. — Berlin, New York : de Gruyter. Bd. 3. 1786—1792 / hrsg. von Renate Grumach. — 1977. ISBN 3-11-006836-2

©

1977 by Walter de Gruyter & Co., vormals G. J . Göschen'sche Verlagshandlung — J . Guttentag, Verlagsbuchhandlung — Georg Reimer — Karl J. Trübner — Veit & Comp., Berlin 30 Printed in Germany Alle Rechte, insbesondere das der Ubersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege (Photokopie, Mikrokopie) zu vervielfältigen. Satz und Druck: Walter de Gruyter & Co., Berlin 30 Einband: Lüderitz & Bauer, Berlin

1786

Weimar 3. 1.

An Charlotte v. Stein 4.1.1786 (WA IV 7,156)

Wie vergnügt ich war dich wieder gestern zu besitzen kann ich dir nicht ausdrücken. 5.1.

An Charlotte v. Stein 6.1. 1786 (WA IV 7,157)

Gestern lies ich dich gar ungerne. 16. 1.

An Charlotte v. Stein 17.1.1786 (WA IV 7,160)

Gestern Abend . . . ist es nicht zum schlimmsten gegangen wenngleich nicht zum Besten.

3. 1.

An Charlotte v. Stein 3.1.1786 (WA IV 7,156) Wie wäre es wenn meine liebe diesen Nachmittag gleich nach Tische zu mir käme? Es ist so schön Wetter und du könntest dich mit dem Mikroscop unterhalten. Auf den Abend lüd ich die Imhof und Herders.

6. 1.

An Charlotte v. Stein 6.1.1786 (WA IV 7,157) Ich . . . werde . . . gegen Abend bey dir seyn.

7.1.

An Charlotte v. Stein 7.1.1786 (WA IV 7,158) Heut Abend bin ich bey dir.

8. 1.

An Charlotte v. Stein 8.1.1786 (WA IV 7,158) Auf den Abend steht mir die Freude bevor an deiner Seite den Hamlet durchzugehn und dir auszulegen was du lange besser weisst.

10. 1.

An Charlotte v. Stein 10.1.1786 (WA IV 7,158) Wenn du glaubst daß es Ernsten nicht schadet; so laß ihn sich geschwinde anziehen. Ich will ihn abhohlen. Er kann ja sein Knie verwahren. Abends bin ich wieder bey dir.

11. 1.

Fourierbuch 11. 1. 1786 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel 1. Durchl. Herzogin . . . 5. Herr Geh. Rath v. Göthe.

14. 1.

An Charlotte v. Stein 14.1.1786 (WA IV 7,159) Gehst du heute zu deinem Bruder er hat mich einladen lassen?

15.1.

An Charlotte v. Stein 15.1.1786 (WA IV 7,160) Ich . . . weis nicht ob ich Abends in das Conzert komme. Lebe wohl ich sehe dich doch.

1 1

Goethe, Gespräche III

1786

Weimar Im Ganzen fehlt Präcision und Energie wodurch sich der Meister auszeichnet und wird immer fehlen. Bey Tafel wars lustig.

vor 23.1. Luise v. Göchhausen an A. F. Oeser 23.1. 1786 (Aukt.-Kat. Henrici 81,16) [Eintreffen einer Marmorplatte] von der ich melden kann, daß sie glücklich und zu groser Freude der Herzogin angelangt ist, und daß unsere schöne Geister noch immer in Spekulationen über das was darauf kommen soll, begriffen sind. An Ph. Chr. Kayser 23.1.1786 (WA IV 7,167) Die Trompeten und Paucken nehmen sich herrlich am Ende des zweiten [Aktes v o n Scherz, List und Rache] und alle Weiber freuen sich über das: w i r h a b e n i h n und singen g e f a n g e n , g e f a n g e n Chorus mit. Neulich haben wir in der Ordnung die Arie G e r n i n s t i l l e n , nach dem Tanze dal segno wiederhohlt w o sie sich herrlich und befriedigend ausnimmt. Überhaupt wird iedermann iedesmal die Musick lieber, und unsre Proben sind für uns indessen gut, die wir nicht Partituren lesen und uns wie der glückliche Componist eine Oper im K o p f e aufführen können. Ob ich gleich nie ohne heimlichen Ärger noch eine Probe verlassen habe. vor 24.1. Charlotte v. Stein an Charlotte v. Lengefeld 30.1.1786 (Urlichs1 2,256) B2 259 B3 757 Ich möchte Sie gern mit dem, was Goethe über Lavater's Magnetisieren denkt, befriedigen, aber er ist der immer Schweigende; so viel sagte er mir, daß ihm der Zustand von Lavater's Frau nicht so wunderbar vorkäme als es schien,

17.1. 18.1.

19.1.

20. 1.

An Charlotte v. Stein 17.1. 1786 (WA IV 7,160) Diesen Abend komme ich. An Charlotte v. Stein 18.1.1786 (WA IV 7,161) Die regierende Herzoginn hat mich zur Tafel gebeten, vorher komme ich ein wenig zu dir, dir zu sagen wie sehr ich mich deiner Liebe freue. Fourierbuch 18. 1. 1786 (STA Weimar) Hittag . . . Fürstl. Tafel 1. Durchl. Herzogin . . . 5. Herr Geh. Rath v. Göthe. An Charlotte v. Stein 19.1.1786 (WA IV 7,161) Es thut mir recht weh daß du nicht kommst. Weil ich Herders vor meinem Gothaischen Abschied nicht wohl wieder haben kann will ich sie nur kommen lassen in der Hoffnung daß du heut Abend zum Essen kommst. An Charlotte v. Stein 20. 1. 1786 (WA IV 7, 161) Das Wetter ist so schön daß ich mit dir auszufahren wünschte. Wir wollten nach Belweder wo ich mit Reichardten allerley botanica zu tracktiren habe. . . Ich will um halb 11 bey dir seyn.

22.1.

An Charlotte v. Stein 22.1. 1786 (WA IV 7,162) Gern will ich mit dir nach Hause fahren mit dir essen und so lang es geht bey dir bleiben.

23.1.

An Charlotte v. Stein 23.1. 1786 (WA IV 7,162) Ich . . . will morgen reisen. Diesen Abend seh ich dich.

2

1786

Weimar indem sie nur Dinge erkennt, wozu sie einen Theil ihrer Sinne nicht gebrauchte, die aber doch in den Kreis ihrer Ideen gehörten, und wäre nun ein Beweis, daß der Mensch zu den allerfeinsten Aperceptionen kann gestimmt werden, welches lang bekannt ist. Gotha

26.1.

An Charlotte v. Stein 2 6 . 1 . 1 7 8 6 (WA IV 7,170)

Die Herzoginn [Charlotte] sieht übel aus und spricht sehr heiser. Des Abends wird gelesen und man scheint mit mir zufrieden . . . Ich lese nun meine Sachen hier vor und schäme mich von Herzen indem man sie bewundert und darf nur gegen den Prinzen [August] meine Herzensmeynung sagen, der sehr brav und sehr Kranck ist . . . Ich komme wohl erst Sonntag Abends, da mich der General Superintendent [J. B. Koppe] so gedultig anhört, denn er ist alle Mittag und Abend da; so muß ich auch so höflich seyn und ihn hören. Nach der Kirche sez ich mich ein und fahre fort. Erfurt Jan. (?)

C. Beyer, Neue Chronik von Erfurt (Beyer S. 196)

Im Winter d. J. [1786] nahmen die Assembleen auf der Statthalterei ihren Anfang . . . Hier hatte man auch Gelegenheit, zuweilen ausgezeichnete Gelehrte kennen zu lernen. So waren ζ. B. Göthe, Wieland, Friedrich Schiller, Herder, Gotter, Friedrich Schulz und andere berühmte Männer sehr oft in dieser Assemblee zugegen.

24.1.

Gothaer Fourierbuch 2 4 . 1 . 1 7 8 6 (LB Gotha) [Fürstl. Tafel] . . . [3.] Herr Geh. Rath von Göthe. Im Zimmer . . . [Abendtafel] . . . [3.] Herr Geh. Rath von Göthe. Im Zimmer.

25.1.

Gothaer Fourierbuch 2 5 . 1 . 1 7 8 6 (LB Gotha) [Fürstl. Tafel] . . . [4.] Herr Geh. Rath von Göthe. Im Zimmer . . . [Abendtafel] . . . [3.] Herr Geh. Rath von Göthe allein.

26. 1.

Gothaer Fourierbuch 2 6 . 1 . 1 7 8 6 (LB Gotha) [Fürstl. Tafel] . . . [4.] Herr Geh. Rath von Göthe. im Zimmer der Herzogin. [Abendtafel] . . . [3.] Herr Geh. Rath von Göthe allein.

27.1.

Gothaer Fourierbuch 2 7 . 1 . 1 7 8 6 (LB Gotha) [Fürstl. Tafel] . . . [4.] Herr Geh. Rath von Göthe. im Zimmer . . . [Abendtafel] . . . [3.] Herr Geh. Rath von Göthe allein.

28.1.

Gothaer Fourierbuch 28. 1. 1786 (LB Gotha) [Fürstl. Tafel] . . . 4 Herr Geh. Rath von Göthe. im Zimmer . . . [Abendtafel] . . . [3.] Herr Geh. Rath von Göthe allein.

29.1.

Gothaer Fourierbuch 2 9 . 1 . 1 7 8 6 (LB Gotha) 1 Uhr sind der Η Geh Rath von Göthe wieder abgereisset.

3 1»

Weimar

1786

Weimar Ende Jan. An F. H. Jacobi o. Dat. 1786 (WA IV 7,173)

Wieland hat ich weis nicht welch Bedencken die Recension [von M. Claudius im Merkur] einzurücken, also ists recht gut. Mendelsohns Todt war sehr unerwartet, die zurückgebliebnen werden nun für den Todten fechten und sie haben dadurch gut Spiel. Da ich ausser Herdern niemand sehe noch höre den diese Angelegenheit interessirt; so weis ich nicht was deine Schrifft [Uber die Lehre des Spinoza] und Mendelsohns Betragen im Publiko für Sensation macht. Anf.

An Herder o. Dat. 1786 (WA IV 7,174)

Febr.(?)

Q e r Garnison Informator ist bey mir gewesen und hat dringend gebeten daß bey einer Vakanz die sich iezt ereignet für ihn gesorgt werden möge. Ich weis nicht inwiefern er die nächsten Ansprüche dazu hat.

12. 2.

J. Voigt nach Akten des STA Weimar (J. Voigt S. 187)

Der Werkmeister Otto, dem der Bau der Treibmaschine übertragen war, fühlte sich durch das Benehmen des Geschworenen Schreiber beeinträchtigt, und da er irrigerweise glaubte, bei der Kommission nicht genügend Schutz zu finden, legte er am 7. Februar 1786 plötzlich seine Stelle nieder und verließ Ilmenau. Auf Goethes Anordnung wurde er am 10. Februar durch den Bergsekretär Voigt in Buttelstedt angehalten und bewogen, nach Weimar zurückzukehren, um dort seine Klage vorzubringen. Goethe beschied ihn am 12. Februar zu sich, ließ sich seine Beschwerden vortragen, wies ihm nach, daß sich die Kommission seiner tatkräftig angenommen habe, und ermahnte ihn, erst wieder nach Ilmenau zurückzugehen und die ihm obliegen-

3. 2.

An Charlotte v. Stein 3. 2.1786 (WA IV 7,175) Ich erkundige mich ob meine Geliebte in die Gesellschafft geht? Wonicht, so komm ich gegen sieben.

5. 2.

Fourierbuch 5. 2. 1786 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel . . . 1. Durchl. Herzog. 2. Durchl. Herzogin. 3. Durchl. Herzogin Fr. Mutter . . . 16. Gräfin v. Backov 17. 18. H. und Fr. v. Imhof, 19. Fr. Major v. Fritsch, 20. Herr Geh. Rath v. Göthe, 21. Herr Geh. Rath v. Lyncker, 22. Herr v. Oertel.·

6. 2.

An Charlotte v. Stein 6. 2.1786 (WA IV 7,178) Heut Abend seh ich dich beym Thee.

10. 2.

Fourierbuch 10. 2. 1786 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel 1. Durchl. Herzog. 2. Durchl. Herzogin . . . 8. Herr Geh. Rath v. Göthe, 9. 10. Hr. und Fr. Geh. R. v. Timmel, 11. Fräul. v. Hendrich. Heute liesen sich Melden, Herr und Frau Geh. Räthin von Timmel benebst der Fräul. von Hendrich, von Coburg.

4

1786

Weimar den Geschäfte treulich zu erledigen; dann werde er auch den Abschied erhalten, den er durch seine gewissenhafte Amtsführung verdient habe. Goethes freundlicher Zuspruch verfehlte seine Wirkung nicht. Otto kehrte nach Ilmenau zurück.

vor 19.2. An Christine Gräfin v. Brühl 19. 2.1786 (WA IV 7,180) On racconte une histoire qui m'affligeroit beaucoup, si eile etoit vraie, c'est que Naumann a fait une perte considerable qu'on lui a vole quelques mille ecus . . . Notre Due est revenu de Berlin toutafait content, il a v u Darbes et il a ete tres content du peintre et de ses peintures. On me dit que ce Maitre coquin cache tres bien son pied fourchu, qu'il contrefait le Sage, le complaisant, le modeste, enfin qu'il plait a tout le monde. A ces traits je reconnois mon admirable Mephistophele. 22. 2.

J. Voigt nach Akten des STA Weimar (J. Voigt S. 187) Otto kehrte nach Ilmenau zurück und wurde, da eine Nachprüfung des v o n ihm verwalteten Inventars seine völlige Redlichkeit ergab, am 22. Februar v o n Goethe und Voigt in Weimar feierlich in A m t und Pflicht zurückgeführt.

27. 2.

An Charlotte v. Stein 28. 2.1786 (WA IV 7,184) Gestern Abend hat mir deine Gegenwart rechte wahre stille Freude gemacht.

13. 2.

An Charlotte v. Stein 13. 2.1786 (WA IV 7,178) Willst du denn heute Abend zur Feyerlichkeit kommen? Ich bitte gar sehr drum.

15. 2.

An Charlotte v. Stein 15. 2.1786 (WA IV 7,178) Ich bin zum Herzog eingeladen . . . Eh ich an Hof gehe komme ich dir einen guten Tag zu sagen.

19. 2. 20. 2. 22. 2.

25. 2.

Fourierbuch 15. 2. 1786 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin, all[ein] . . . 6. Herr Geh. R. Y. Göthe. An Charlotte v. Stein 19. 2.1786 (WA IV 7,179) Ich suche dich auf, früh oder spat. An Charlotte v. Stein 20. 2.1786 (WA IV 7,182) Du gehst doch heute in die Comödie, damit wir wenigstens zusammen leiden. Fourierbuch 22. 2.1786 (STA Weimar) Abends. War Spiel und klein Concert. Fürstl. Tafel: 1. Durchl. Herzog. 2. Durchl. Herzogin. 3. Frau Oberstall, v. Stein, 4. Frau Baron v. Imhof, 5. Herr Geh. Rath v. Göthe, 6. Herr Baron v. Imhof. Fourierbuch 25. 2. 1786 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 7. Herr Geh. Rath v. Göthe.

5

Weimar

1786 28. 2.

Knebel, Tagebuch 28. 2.1786 (GSA, Nachlaß Knebel)

Bey Göthe. Abends beym Herzog. Jan./Febr. Carl August an Lavater 22. 2.1786 (Im neuen Reich 1876, 2 S. 295)

B s 758

Göthe ist diesen Winter wohler wie gewöhnl. Seine Existenz ist eine der fleißigsten, moralischten, besten, die sich über dreißig erhalten hat. 1.3.

Knebel, Tagebuch 1.3.1786 (GSA, Nachlaß Knebel)

Abend Göthe. An Charlotte v. Stein 1. 3.1786 (WA IV 7,188)

Knebel hat mir sehr schöne Zeichnungen von Kobel mit gebracht. 3.3.

Knebel, Tagebuch 3. 3.1786 (GSA, Nachlaß Knebel)

Mittags bey Göthe. 5. 3.

An Charlotte v. Stein 6. 3.1786 (WA IV 7,189)

Könnte ich mich doch recht offt deiner Gegenwart freuen wie gestern Abend . . . Knebel will gerne mitfahren. Laß mir doch auch einen Plaz leer daß ich mich allenfalls einschieben könnte. 7. 3.

Knebel, Tagebuch 7. 3.1786 (GSA, Nachlaß Knebel)

Abends Gesellschaft hier bey Göthe. Chr. G. Voigt an G. Hufeland 9. 3.1786 (Diezmann1 S. 46)

Der Tod des alten Geh. Reg. Rath Müller wurde mir angesagt als ich eben mit Serenissimo, mit Goethe, Wieland, Herder, Knebel etc. speisete und als eben Serenissimus die Recension der A[llgemeinen] Lit[eratur] Z[ei]t[un]g über Wielands Schriften auf eine eben so feine als wahre Manier zu Gunsten Wielands auf die Bahn brachte und viel Schönes darüber sagte. Ueberhaupt war die ganze Unterhaltung dieses Abends sehr remarkabel. vor 12. 3. An Christine Gräfin v. Brühl 12. 3.1786 (WA IV 7,190)

Mille et mille remercimens pour ce beau present [eine Weste] . . . Les graces ont preside a ce travail, diroit notre eher Wieland. Carl August an J. F. v. Fritsch vor 12. 3.1786 (Beaulieu-Marconnay S. 200)

Sie wißen daß ich schon einmal mich Schloßers erinnerte, da die Rede von der

28. 2.

An Charlotte v. Stein 28. 2.1786 (WA IV 7,184) Es soll mir sehr angenehm seyn euch heute zum Thee bey mir zu sehen zu Tisch kann ich euch nicht behalten. Wenn Imhof mit käme wäre es recht artig ich will es Herdern sagen lassen, ihr müsstet aber bey Zeiten kommen.

6

1786

Weimar Besetzung der Cantzler Stelle war; ich zweifelte aber immer daß ich ihn bekommen würde, da ich ihn in seinem Posten zu feste glaubte, nun zeigt sich aber das Gegentheil, und er biethet sich mir selbst an. Es ist nun die Frage ob man Schloßern als Cantzlern hier nehme oder nicht? meiner Meinung nach ist viel dafür und viel dagegen. Schloßer ist mir wie ein geschickter, kluger, sehr rechtschaffener und äußerst thätiger Mann bekannt, der weiter sieht als die gewöhnlichen Juristen, mehr gutes zu thun wünschte als bloß in dem gewöhnlichen Schlendrian geschehen kann; er besitzt durch seine jetzige Frau ansehnliches Vermögen; er ist aber auch sehr eitel, voll einer großen Meinung von sich selbst, etwas sehr tetu, und schwer auf andere Meynung zu bringen; er hat alle Fehler Bechtolsheims, aber gewiß noch mehr gute Eigenschaften, mehr Kopf und ungleich mehr Gelehrsamkeit. Ich habe über diese Sache mit Goethe gesprochen, welcher, da er sein Schwager war, ihn noch genauer kennt als ich; er fällt dasselbe Urtheil über ihn; sie waren so viel ich weiß, nie sehr genaue Freunde gewesen. Er kann so wenig wie ich bestimmen ob es gut gethan sey Schloßern gehen zu laßen, oder ob es beßer ihn zu nehmen; wir haben endlich beyde geglaubt daß es das Sicherste wäre einem Dritten die Entscheidung zu überlaßen, der Schloßern vielleicht durch seine Schriften und öffentlichen Ruf kennt, unpartheyischer als wir ihn beurtheilen kann, und mit Hülfe des Bildes welches ich von ihm gemacht habe, schließen kann ob S. unser Mann sey oder nicht.

16. 3.

An Charlotte v. Stein 17. 3.1786 (WA IV 7,193)

Ich habe mich recht herzlich gefreut gestern mit und neben dir zu seyn.

Jena 18. 3.

Knebel, Tagebuch 18. 3.1786 (GSA, Nachlaß Knebel)

Göthe kommt Mittags mit dem kleinen Stein. 18./19.3.

J . D. Färber, Kalender 18. 3.1786 (UB Jena)

Sind d. H. Geh. Rath v. Göthe und H. v. Stein, aus Weimar Einlogiret und den 19ten wieder abgereist.

15. 3.

Fourierbuch 15. 3.1786 (STA Weimar) Mittag . . . 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 6. Herr Geh. R. v. Göthe.

16. 3.

An Charlotte v. Stein 16. 3.1786 (WA IV 7,192) Heute Abend seh ich dich bey der Imhof. Ich gehe noch erst in die Commödie, halte sie aber nicht aus.

7

1786

Jena

19. 3.

Knebel, Tagebuch 19. 3. 1786 (GSA, Nachlaß Knebel) Spaziren. Morgens mit dem kl. Stein. Schön warmer Sonnenschein. Mittags Eichhorn u. Loder hier. Göthe gegen 4. Uhr wieder weg.

Weimar 20. 3.

J. Voigt nach Akten des STA Weimar (J. Voigt S. 187) Das Zerwürfnis zwischen Otto und Schreiber war . . . zu weit gediehen, um sich wieder ausgleichen zu lassen. Schon am 11. März kam Otto abermals um seine Entlassung ein, und da die Verhandlung v o m 20. März, zu der beide Beamte nach Weimar v o r die Kommission geladen waren, die Möglichkeit ihres weiteren Zusammenarbeitens nicht ergab, erhielt Otto am 6. April unter Anerkennung seiner Dienste die gewünschte Entlassung.

Jena 24. 3.

J. D. Färber, Kalender 24. 3.1786 (UB Jena) Sind d. H. Geh. Rath v. Göthe einlog[iert]. Knebel, Tagebuch 24. 3.1786 (GSA, Nachlaß Knebel) Nachmittags Göthe.

21. 3.

An Charlotte v. Stein 21. 3.1786 (WA IV 7,193) Heute ess ich beym Herzog und nach Tafel besuche ich dich. Fourierbuch 21. 3. 1786 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 6. Herr Geh. Rath v. Göthe.

22. 3.

Fourierbuch 22. 3. 1786 (STA Weimar) Abends . . . Cavalier Tafel 32. Herr Graf v. Marschall, 33. Herr Obrist v. Boublick, 34. Herr Baron y. Niebecker, Sen. 35. Herr Baron v. Niebecker jun. 36. Herr Baron v. Oertel 37. Herr Geh.Rath v. Göthe, 38. Herr Geh. Reg. v. Schardt, 39. Herr Cammerj. v. Mandelsloh . . . Heute Abend war Ball und Soupee im Redouten Hauße, vor sämmtl. Nobleße. Es liesen sich anheute Melden Herr Obrist v. Boublick aus Sachßen solche waren heute Abend auch mit invitiret.

vor 24. 3. Prinz August von Sachsen-Gotha an Herder 26. 3. 1786 (SB Berlin, PrK, germ. 4° 1336, 133) Eine Stelle aus Ihrem lieben Brieflein hätte ich auf den Hrn. Grenadier Hauptmann gezogen, wenn mir unser Göthe nicht zugleich schriebe, er wolle Sie erst Tags darauf in diese neu Bekanntschaft ziehen. 8

1786

Jena An Charlotte v. Stein 24. 3.1786 (WA IV 7,194)

Ich bin glücklich angekommen der Abend war gar schön und ich fand Knebeln unter den Steinen. E r grüst dich recht sehr. Wir schwäzen viel. 25. 3.

Knebel, Tagebuch 25. 3.1786 (GSA, Nachlaß Knebel)

Herzog hier. Nachmittags weg. Mit Göthe spaziren. 26. 3.

Knebel, Tagebuch 26. 3. 1786 (GSA, Nachlaß Knebel)

Mittags HofR. Loder hier. Nachmittags mit G. in Klippsteins Garten. Abends bey HofRath Loder. 27. 3.

Knebel, Tagebuch 27. 3.1786 (GSA, Nachlaß Knebel)

Göthe reitet nach 9. Uhr weg. J . D. Färber, Kalender 27. 3.1786 (UB Jena)

Sind d. H. Geh. Rath v. Göthe abgereist.

Weimar 28. 3.

An Charlotte v. Stein 29. 3. 1786 (WA IV 7,194)

Es war mir gestern eine rechte Freude dich vergnügt bey mir zu sehn. Es schien mir auch als wenn du mich recht lieb hättest. 27./29.3.

Charlotte v. Stein an Knebel 29. 3.1786 (StG 6, 185)

B 3 759

Goethe ist wohl und vergnügt hier wieder angekommen und pinselt immerfort an seinen Prometheusschen Menschen, die er sich schafft und gut und bös seine Lieblinge sind. 31. 3.

Knebel, Tagebuch 31. 3.1786 (GSA, Nachlaß Knebel)

Abends bey Göthe.

28. 3.

Fourierbuch 28. 3. 1786 (STA Weimar) Mittag 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 6. Herr G. R. v. Göthe 7. Herr G. S. Herder.

29. 3.

An Charlotte v. Stein 29. 3.1786 (WA IV 7,194) Heute hab ich viel zu thun, gehe auch gegen Abend zur Herzoginn Mutter. Dann seh ich dich wenigstens einen Augenblick.

31. 3.

Fourierbuch 31. 3. 1786 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel 1. Durchl. Herzog . . . 6. Herr Geh. Rath v. Göthe 7. Herr Major v. Knebel.

9

Weimar

1786 2. 4.

Knebel, Tagebuch 2. 4.1786 (GSA, Nachlaß Knebel)

Bey Göthe . . . Glockenförmige Infusionsthierchen. 4.4.

Knebel, Tagebuch 4. 4.1786 (GSA, Nachlaß Knebel)

Mittags bey Göthe im Garten. 5. 4.

Knebel, Tagebuch 5. 4.1786 (GSA, Nachlaß Knebel)

Abends bey Göthe. 6. 4.

Knebel, Tagebuch 6. 4.1786 (GSA, Nachlaß Knebel)

Bey Göthe Mittags. 7. 4.

An Carl August 7. 4. 1786 (WA IV 7, 200)

Ihre Frau Mutter grüst und lässt sagen: sie übe sich Ihnen entgegen zu kommen, wenn Sie zurück kehren. Ihrer Frau Gemahlinn ist sie heute schon entgegen gegangen . . . Heute Abend ist das grose Ehrenfest der Schauspieler. Die Frauen werden gezogen, wir wünschen Wielanden alle die Metzner. Einsiedel ist sehr verdrüslich und die Schröter in Verzweiflung! Der Baron Charles [v. Imhoff] tracktirt die bewusste Rolle mit der grösten Negligenz und will erst drey Tage vor der Aufführung zu lernen anfangen. Aus seinem Lesen in der ersten Probe hat man nicht die geringste Hoffnung schöpfen können. 7./8. 4.

An Carl August 8. 4.1786 (WA IV 7, 201)

Knebel empfiehlt sich, er ist heute nach Jena, sehr schlecht erbaut von seinem patriotisch theatralischen Schmaus. Wielanden ist würcklich ein Streich passirt er zieht ein Loos wen er zu Tische neben sich haben und eigentlich versorgen soll, er liest Mad. Ackermann und ist höchst glücklich. Nachher findet es sich daß Knebel diese Schöne gezogen und wie der Alte sein Billet besieht ists Herr Ackermann. Er will mit aller Gewalt wieder eine Oper machen, ich glaube er hat schon angefangen. Dagegen ist Herder herab gestiegen und hat ein ABC Buch geschrieben das recht sehr gut und trefflich gedacht ist. 9. 4.

An Charlotte v. Stein 10. 4. 1786 (WA IV 7, 203)

Gestern Abend war Herder bey mir und wir haben viel durchs Mikroscop gesehen. 12. 4.

An Charlotte v. Stein 13. 4.1786 (WA IV 7, 204)

Gestern freute mich deine Gegenwart recht herzlich. 10

Weimar

1786 18. 4.

Knebel, Tagebuch 18. 4.1786 (GSA, Nachlaß Knebel) Mittags bey Göthe.

20. 4.

Knebel, Tagebuch 20. 4. 1786 (GSA, Nachlaß Knebel) Bey Göthe supirt. Wachsbildermann.

21. 4.

Knebel, Tagebuch 21. 4. 1786 (GSA, Nachlaß Knebel) Abends Souper bey Göthe.

23. 4.

Knebel, Tagebuch 23. 4.1786 (GSA, Nachlaß Knebel) Abends bey G.

22./24. 4. An J. Chr. Kestner 14. 6.1786 (WA IV 7, 228) Euer Docktor Riedel hat mir sehr wohl gefallen, und hat überhaupt hier Beyfall gefunden. Jena 25. 4.

J. D. Färber, Kalender 25. 4.1786 (UB Jena) Sind d. H. Geh. Rath v. Göthe ein logiert und dato in Paulsen Gartenhauß ein logiert. An Charlotte v. Stein 25. 4.1786 (WA IV 7, 207) Ohne in Jena anzuhalten, ritt ich gleich nach dem Durchstich und von da nach Lobeda, und fand die gute Bohl, aber ach wie! Ich muß dir ihre Wirthschafft ihr Wesen und Zustand im Detail beschreiben es ist ein seltsam Tableau . . .

13. 4.

Fourierbuch 13. 4.1786 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 6. Herr Geh. R. v. Göthe . . . Heute Mittag 1 Uhr kahmen Durchl. Herzog mit der Suite zurück! MitteApr. An Charlotte v. Stein Mitte Apr. (WA IV 7, 232. 381) Um 11 Uhr kommt Wieland meine Orest Maske liegt schon da und wird der Alceste aufgeopfert werden. Ich sehe dich heute Abend. 15. 4. Fourierbuch 15. 4.1786 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel . . . 6. Herr Geh. R. v. Göthe. 18.4.(?)

F. Kobell an Knebel (?) 11. 4.1786 (Aukt.-Kat. Henrici 15,10) Sagen Sie Herrn Goethe, wenn er zeignen wolle, so solle er nach niemand anderß als Waterlo zeignen, ein anatomicer alter Bäume; den solle er sich nach der Natur ausbilden, er kann bey so vielen Gefühl nicht fehlen.

24. 4.

An Charlotte v. Stein 24. 4.1786 (WA IV 7,207) Heute der Tag wird mir ohne dich hingehn. Doch seh ich dich einen Augenblick . . . Ich habe dir recht schöne neue Sachen zu erzählen.

11

Jena

1786

Nachher hab ich vielerley Menschen gesehen, bin mit Magister Batsch spazieren gegangen, wo wir über Pflanzen, Infusionen u.s.w. gar viel gutes gesprochen und beyde gelernt haben. Ich werde die besten Bücher mitbringen die über das Infusionswesen geschrieben worden. A. J. G. C. Batsch an Amalie Pfündel 25. 4. 1786 (GSA, II 90)

Hr. G. R. v. Göthe ist hier, ich werde ihm hernach aufwarten . . . Abends um 6. So eben komm ich von einem 2-stündigen Spaziergang zurück den ich mit dem Hrn. G. R. v. G. gemacht habe. 26. 4.

Knebel, Tagebuch 26. 4.1786 (GSA, Nachlaß Knebel)

Morgens nach 7 Uhr mit Gr. Taube von W. weg. Schöne Zeit, in Jena. H. v. Tillier u. v. Mutach aus Bern da. Göthe. Mit ihnen hier zu Mittag. Spaziren . . . Abends noch bey Göthe in Paulsens Garten. 27. 4.

Knebel, Tagebuch 27. 4.1786 (GSA, Nachlaß Knebel)

G. Mittags hier. Nachmittags Prof. Eberhard u. Wulf von Halle, bey Loder. 27. (?) 4.

F. A. Wolf (Morgenblatt 25. 4.1823)

B 2 260 B 3 760

Vor einem neuen Bildniß Goethe's, von dem Maler Franck zu Berlin aufgestellt . . . Den Verfasser überraschte, da er eben solch einer Freude höchst bedürftig war, dieß Oehlgemählde, das den alternden Dichter ihm fast in derselben Gestalt wieder darstellte, wie er ihn seit dem Frühjahre von 1786 außer sich nicht gesehen hatte. In jenem Jahre war es, wo der Verfasser, selbst im sieben und zwanzigsten Jahre, ihn, der in der schönsten männlichen Kraft strahlte, zu Jena kennen lernte auf der Büttner'schen Bibliothek, wo sich bald ein langes Gespräch über die Ausstellung der unlängst angekommenen Bücher und über Bücherwesen- und Unwesen überhaupt anknüpfte, ein Gespräch, woraus ihm noch manche geistvolle Ansichten gegenwärtig blieben, bis in die neueste Zeit, wo er die Jenaischen und Weimar'schen Bibliotheken nach gleichen Grundsätzen geordnet und gewissermaßen vereinigt sah. Eine nähere Verbindung mit dem Dichter und Weisen entstand ihm erst später, die dann bey der Nähe der beyderseitigen Wohnorte, etliche glückliche Jahre hindurch, bis zu einer Freundschaft aufwuchs, die nicht einmal eines Briefwechsels bedarf. 28. 4.

Knebel, Tagebuch 28. 4. 1786 (GSA, Nachlaß Knebel)

Morgens mit G. Auf der Rasenmühle . . . Nachmittags Wiedeburg. Abends allein mit G. Mikroskopie. 12

Jena

1786 25./29.4. An Knebel 30. 4.1786 (WA IV 7, 208)

Ich danke für deine Liebe und Bewirthung. Morgen geht es im Regen nach Ilmenau, damit ich der schönen Jenaischen Tage in Ehren eingedenk bleibe. J. Chr. Loder an J. F. v. Fritsch 2. 5.1786 (GSA, Nachl. Fritsch II 3,3 Bl. 20)

Den Plan zum Hospital [für Jena] erwarte ich nach Hochderoselben Bequemlichkeit, und will versuchen, mein bestes daran zu thun. D . Hr. G . R. von Göthe, dem ich, Hochdero Befehl gemäß, ein Paar Worte darüber gesagt, hat mir versprochen, dazu beyzutragen, was ihm möglich wäre, mich aber übrigens ganz an E w : Hochfreyherrliche Excellenz gewiesen, welches ich denn mit großer Freude annahm. An Carl August 30. 4.1786 (WA IV 7, 223. 209; Wahl1 1, 377)

Bey meinem Aufenthalte in Jena habe ich die wiederhohlten Klagen über das einreisende Landsmannschafftliche Wesen vernehmen müssen, und ich binn auf das dringenste veranlasst worden, höchsten Orts deshalb Vorstellung zu thun. Obgleich eine nur geringe Zahl der Studirenden als Urheber und eigentliche Triebfedern dieses Unwesens angesehen werden können; so ist doch bereits der gröste Theil der Studirenden theils verführt, theils gezwungen worden sich in solche Verbindungen zu begeben, und die gegenwärtig noch freyen und wohl gesinnten, gehen täglich gut denckende Professoren an, mit der Bitte, daß Anstalten getroffen werden mögten, sie für der Zudringlichkeit der übrigen zu schützen, damit sie nicht auch genötigt seyn mögten, dem Strome zu folgen . . . Der iezige Prorecktor Hennings ist ein guter aber schwacher Mann, das Concilium arctius besteht aus den beyden Schmidt, Gruner und Wiedeburg und diese zusammen werden wohl schwerlich eine Resolution fassen, die dem Übel steuern könnte. Man bittet daher um höchste Hülfe. Man hält für den Moment für das Beste: wenn nur Commissionsweise, ad hunc actum, noch einige Glieder dem conc. arct. zugesellt würden, und wenn sodann der Prorecktor angewiesen würde, mit diesem verstärckten Concilio gegen die Landsmannschaften zu würcken. Man hält für nötig alle diejenigen, welche der Landsmannschafftlichen Verbindungen verdächtig sind und welche von den Pedellen gar sicher angegeben werden können, vorkommen zu lassen, und solche ohne Untersuchung und ohne weiteres abzulegendes Bekänntniß dahin zu bedeuten, daß sie eidlich anzugeloben hätten, wenn sie sich in einer solchen Verbindung befänden, daß sie selbige sogleich verlassen, und niemals wieder darein sich begeben wollten; befänden sie sich nicht darinne, so hätten sie nur das Letzte anzu13

Jena

1786

geloben. Man könnte ihnen ankündigen, daß man die Widerspänstigen und Übertreter mit Strafen ernstlich anzusehen nicht länger säumen würde. Ein thätiger Prorecktor würde dieses von selbst thun ohne anzufragen, allein der gegenwärtige muß in Bewegung gesetzt werden. Man verspricht sich von einer solchen Operation wenigstens für den Moment alles Gute, diejenigen welche ungern in die Landsm. Verbindungen getreten, werden frey, die ietzo noch übrigen Freyen beruhigt und die neuen bleiben ohne Anfechtung, alles wenigstens für den Moment. Man würde sich freylich sehr betrügen wenn man glauben wollte, daß eine solche Operation nachhaltig seyn könne, allein für den Augenblick hält man sie höchst nötig um Lufft zu gewinnen und hofft, daß denen höchsten Herrn Erhaltern gefällig seyn werde, eine Einrichtung zu treffen, wodurch in der Folge durch anhaltende Aufmerksamkeit die Rückkehr des Übels verhindert werde. Eichhorn, Griesbach und Loder, welche ich über diese Materie gesprochen sind gleicher Meinung darüber und wünschen alle dreye, daß Serenissimus sich zu diesem Schritte entschließen mögten. Sie glauben daß Durchlaucht der Herzog ohne die übrigen Höfe zu fragen gar wohl als Landesherr als Rector Magnificentissimus eine solche provisorische Verfügung treffen könnten, und glauben überhaupt daß Durchlaucht viel Gutes stiften könnten, wenn Sie eben diese Eigenschaft eines Rectoris magnificentissimi in Disciplin Sachen manchmal wollten gelten machen. 29. 4.

Knebel, Tagebuch 29. 4.1786 (GSA, Nachlaß Knebel)

Göthe ist um 9. Uhr fortgeritten. J. D. Färber, Kalender 29. 4.1786 (UB Jena)

Sind d. H. Geh. Rath v. Göthe wieder abgereist.

Ilmenau 4. 5.

An Charlotte v. Stein 4. 5.1786 (WA 7, 211)

Der Herzog von Meiningen ist hier.

Weimar 1. 5.

Fourierbuch 1. 5.1786 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 8. Herr Geh. Rath v. Göthe. Heute nach Tafel gingen Durchl. Herzog, benebst den H. Geh. Rath von Göthen, und den H. Cammerh. von Wedel, auf einige Tage nacher Ilmenau; H. Cammerdiener Venus und der Büchßenspanner Koch gingen mit Durchl. Herzog.

14

Ilmenau

1786 1./5. 5.

An Charlotte v. Stein 5. 5.1786 (WA IV 7,211)

Hier ist auf Waldweise gelebt worden, doch ziemlich mäsig. Der Herzog ist auf Meiningen mit dem Herzog Georg der ihn hier besucht hat.

Weimar vor 12.5. F. Gotting nach J . Κ . A. Musäus (Goethe-Kalender 1936, 224)

Auf einer Reise übernachtet er [Musäus] als „Ausländer" in Coburg. Andern Tags macht er einen kleinen Morgenspaziergang vor's Stadttor. Aber er hat seinen Paß im Gasthof liegen lassen, und so will ihn die Schildwache nirgendwo wieder einlassen, so daß er die Stadt von Tor zu Tor umwandern muß, bis er endlich Einlaß findet . . . Diese Geschichte hat bei den Weimarer Freunden viel Anklang gefunden, so daß Georg Melchior Kraus... das Abenteuer in Farben setzte. Im Gartentagebuch lesen wir unter dem 12. Mai 1786: „Ich wurde von meiner lieben Frau artig überrascht mit einem Gemälde von Herrn Rath Krause, das Coburger Abenteuer vorstellend, worüber ich viel Freude hatte." Zwei Tage später heißt es: „Besuch von Herrn Rath Krause, der mir sagt, daß das Gemälde von dem Coburger Abenteuer ein Ideal des Herrn Geh. R. Goethe sei, der auch die Verse darunter [Gespräch zwischen Schildwache und Freund Hain am Coburger Thor] verfertigt habe." 12. 5.

An Knebel 12. 5.1786 (WA IV 7, 218)

Schon war gepackt und gesattelt wie dir Sutor sagen wird, als der Fürst von Dessau kam. Ich bleibe also hier. Der Fürst bezeigte ein Verlangen dich zu sehn und der Herzog sagte mir ich sollte dirs zu vernehmen geben . . . Der Fürst geht Montags weg.

12. 5.

Fourierbuch 12. 5.1786 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin 3. Sr. Durchl. der Fürst von Deßau . . . 7. Herr Geh. Rath v. Göthe.

13. 5.

Fourierbuch 13. 5. 1786 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin 3. Durchl. Herzog von Gotha 4. Durchl. Fürst von Deßau . . . 9. Herr Geh. Rath v. Göthe 10. Herr Cammerhr. v. Wedel 11. Herr Lieutn. v. Senckenberg. Heute vormittag kahmen Durchl. Herzog von Gotha hier an . . . Die Mittags Tafel war in Belvedere! Heute beurlaubte sich der Herr Lieutn. von Senckenberg!

15. 5.

Fourierbuch 15. 5.1786 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin 3. Durchl. Herzog von Gotha . . . 7. Herr Geh. Rath v. Göthe, 8. Major v. Knebel. Heute vormittag um 8 Uhr gingen Durchl. Fürst von Deßau wiederum von hier hinweg.

15

1786 15. 5.

Weimar Knebel, Tagebuch 15. 5.1786 (GSA, Nachlaß Knebel)

Abends bey Göthe mit den beyden Herzogen [von Weimar und Gotha]. 16. 5.

Knebel, Tagebuch 16. 5.1786 (GSA, Nachlaß Knebel)

Abends beym Herzog im Stern. Bey Göthe. 18. 5.

Knebel, Tagebuch 18. 5.1786 (GSA, Nachlaß Knebel)

[Nachmittags] Spaziren mit Göthe.

Jena 19. 5.

Knebel, Tagebuch 19. 5.1786 (GSA, Nachlaß Knebel)

Nach dem Essen mit Göthe herüber [nach Jena] gefahren. Spaziren. J. D. Färber, Kalender 19. 5.1786 (UB Jena)

Sind H. Major v. Knöbel wieder ein logiert, Und d. H. Geh. Rath v. Göthe, sind in Paulsen Garten Hauß ein logiert. 20. 5.

Knebel, Tagebuch 20. 5.1786 (GSA, Nachlaß Knebel)

Valenti hier. Spaziren mit Göthe. H. Graf v. Mansi, in Preussischen Diensten. Abends Convivium bey mir. 3 Engländer [Heron, Ritchey, Inverary] hier. 21. 5.

Knebel, Tagebuch 21. 5.1786 (GSA, Nachlaß Knebel)

Morgens Cammerrath Wiedeburg hier. Mittags Batsch. Nachmittags mit den Engländern u. Göthe nach Burgau spazieren. Abends bey Major Bentheim. 19./21. 5. An Charlotte v. Stein 21. 5.1786 (WA IV 7, 220)

Die Engländer finden sich hier ganz wohl. Sie haben ein schönes Quartier bey Griesbach bezogen und scheinen eine gute Sorte Menschen. Knebel grüßt und hofft auf eine Übung zur Italiänischen Sprache. Ich habe eine Stunde bey Valenti mit abgewartet er hat eine gute Methode. 22. 5.

Knebel, Tagebuch 22. 5. 1786 (GSA, Nachlaß Knebel)

Mittags zu Fuß nach Lobeda. HofR. Voigt da. Mit G. zurück.

16. 5.

Fourierbuch 16. 5.1786 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel, unten bey der Hoffischerey im Stern, 1. Durchl. Herzog, 2. Durchl. Herzogin . . . 6. Herr Geh. R. v. Göthe.

17. 5.

Fourierbuch 17. 5. 1786 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 7. Herr Geh. Rath v. Göthe, 8. Herr Major v. Knebel.

16

Jena

1786

19./23. 5. An Charlotte v. Stein 23. 5.1786 (WA IV 7,220)

Ich muß noch einige Tage bleiben . . . ich mögte doch die 4 Spe2ies in der Algebra durchbringen. Es wird alles darauf ankommen, daß ich mir selbst einen Weeg suche über diese steile Mauren zu kommen . . . Übrigens hat Wiedeburg eine treffliche Methode. Wir haben dich öffter zu uns gewünscht die Gegend ist gar annehmlich leider das Wetter nicht zum besten. Von Personen, Charackteren, Geschichten hab ich dir allerley zu erzählen. Die Engländer bleiben hier es sind gute Leute, doch werden sie nicht das Glück machen wie iener Schweizer. Grüse auch meinen itaüänischen Freund [Fritz v. Stein]. Knebeln verdriests daß mehrere sind die auch nach diesem Lorbeer laufen. 24. 5.

Knebel, Tagebuch 24. 5.1786 (GSA, Nachlaß Knebel)

Cammerrath Wiedeburg hier. Luftballon brennt . . . Spaziren mit G. Zu Haus Abends. A. J. G. C. Batsch an Amalie Pfündel 26. 5.1786 (GSA, II 90)

Vor etlichen Tagen wollte einer aus Schwabischhall einen Luftballon steigen laßen, kündigte es mit Trommelschlag an, Göthe Knebel Wiedeburg pp waren draußen, der Sekr. Lenz höhlte mich ab, aber ehe wir hinkamen war er verbrannt. 19./25. 5. An Charlotte v. Stein 25. 5.1786 (WA IV 7, 222)

Wir haben die vier Species durch und wollen nun sehen was geblieben i s t . . . Sonst sind allerley Scherze vorgefallen und Knebel ist guter Laune. Übrigens haben wir die schönen Tage mehr verlebt als daß wir viel gethan hätten. An Carl August 1. 6.1786 (WA IV 7,225; vgl. Wahl1 1,377)

Was endesunterzeichneter, bey seinem letzten Aufenthalte in Jena, über die Landsm. Verbindungen gehöret, kommt mit dem, was die Akademie berichtet, vollkommen überein. Man sieht die nunmehr geschehene Operation als den Anfang einer Cur an, als eine Vorbereitung, die nur durch das was darauf folgt heilsam werden kann. Man wünscht vorerst ein geschärftes gnädigstes Rescript gegen die L.Verbindungen, damit die Studiosi sehen, es sey nicht allein der Betrieb der Akademie, oder einiger Professoren, sondern Serenissimi und der übrigen höchsten Erhalter Ernst.

17 2

Goethe, Gespräche III

Jena

1786 26. 5.

Knebel, Tagebuch 26. 5. 1786 (GSA, Nachlaß Knebel)

Göthe geht gegen 8. Uhr fort. J. D. Färber, Kalender 26. 5.1786 (UB Jena)

Sind d. H. Geh. Rath v. Göthe wieder abgereist.

Weimar vor 3. 6.

Bertuch an G. J. Göschen 5. 6.1786 (Hagen-Nahler 1,4)

Ich erfuhr von Himburg in der Meße, daß er eine neue Auflage von Göthens Schriften vorhabe, machte ihm die Hölle darüber ein bißgen heiß, so daß er mir sagte er wolle an Göthe schreiben, und ihn nun um den r e c h t m ä ß i g e n Verlag seiner Wercke bitten. Ich kam zurück, erzählte dieß Göthe, der, wie ich wußte, schon seit etlichen Jahren an der ersten eigenhändigen Ausgabe seiner Wercke arbeitet, und dazu noch wenigstens 3 Bände u n g e d r u c k t e liegen hat; und er ärgerte sich so darüber, daß er schwur, Himburg solle sie nicht haben, und er wolle seine Ausgabe jezt ohne Zeitverlust veranstalten. Kurz das Resultat unsers Gesprächs war, daß er mir die Herausgabe seiner Wercke, und die ganze Besorgung des Verlags davon übertrug. Also . . . habe ich jezt ein wichtiges Kleinod für einen Buchhändler in den Händen. Daß ich es keinem andern vor der Hand als I h n e n zugedacht habe, können Sie von meiner Freundschaft erwarten. Nun ist vor allen Dingen nöthig daß Sie z w i s c h e n dem 11 und 20 t e n d i e s e s hieherkommen, daß wir über dieß Geschäft sprechen, contrahiren und abschließen können. Den 23n geht Göthe ins Carlsbad, und dann kämen Sie zu spät. Er ist ein eigensinniger Sterblicher, den man bey der guten Laune faßen muß, wenn er sie hat. Vorläufig ein Paar Worte über das Arrangement. Es sollen 8 Bändchen ä 16 Bogen werden. 3 Bände, ganz neue, und noch ungedruckte Wercke. 3 Bände schon gedruckte, aber ganz neue bearbeitete. 2 Bände Vermischte Gedichte, theils schon gedr. theils neu. Der Titel, G ö t h e n s s ä m m t l . W e r c k e v o n e i g n e r Hand. Meine Ideen die ich über Einrichtung, Gang und Sicherung dieser Entreprise habe theile ich Ihnen mündlich mit, wenn wir erst über die HauptPunckte einig sind. Die vorhabende Reise nach Wien u.s.w. kommt dazu höchst gelegen. Die nöthigen Vorbereitungen dazu sind schon getroffen, und ich habe theils Himburgen schon vorigen Posttag gemeldet, daß Göthe selbst die Ausgabe seiner Wercke vorhabe, theils auch mit Göthens Willen in der A. L. Zeitung angezeigt,

1. 6.

Fourierbuch 1. 6.1786 (STA Weimar) M i t t a g . . . Fürstl. Tafel, 1. Durchl. Herzog, 2. Durchl. Herzogin... 6. Herr Geh. R. v. Göthe.

18

Weimar

1786

daß er an der ersten Herausgabe seiner Wercke arbeite, und diese bald zu hoffen sey. Kurz kommen Sie ja so schnell Sie können, um das Eisen zu schmieden so lang es warm ist. Jena 3. 6.

Knebel, Tagebuch 3. 6.1786 (GSA, Nachlaß Knebel)

Göthe kommt. Mit ihm spaziren. 4. 6.

An Charlotte v. Stein 4. 6.1786 (WA IV 7,226)

Knebel grüst. Ich bin heute früh schon weit umher geritten und schon bey der Burgemeister [Bohl] gewesen. Ich werde bey den Herrschafften um ein auserordentliches Geschenck für die Enckel an Leinwand, Cattun pp. bitten. Die Menschen drucken sich iämmerlich . . . Knebel treibt und will spazieren gehn. Knebel, Tagebuch 4. 6.1786 (GSA, Nachlaß Knebel)

Mittags mit G. allein. Spaziren. Catharr. Abends bey den Engländern, supirt und Punschf?] Königs Geburtstag. 6. 6.

Knebel, Tagebuch 6. 6.1786 (GSA, Nachlaß Knebel)

G. reitet nach dem Essen fort. 3./6. 6.

J. D. Färber, Kalender 3. 6.1786 (UB Jena)

Sind d. H. Geh. Rath v. Göthe ankörnen logiren in Paulsen Garten Hauß und den 6ten wieder abgereist. Weimar 9. 6.

Knebel, Tagebuch 9. 6.1786 (GSA, Nachlaß Knebel)

Bey Graf Moriz Brühl. Spaziren mit Göthe. Engländer. Mittags bey Hof. Spanische Werther.

8. 6.

An Charlotte v. Stein 8. 6.1786 (WA IV 7,227) Bey Imhofs seh ich dich und freue mich darauf.

9. 6.

An Charlotte v. Stein 9. 6.1786 (WA IV 7,228) Um zwölf Uhr will ich spazieren gehn vielleicht gehst du mit. Fourierbuch 9. 6.1786 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel 1. Durchl. Herzog, 2. Durchl. Herzogin . . . 8. 9. Hr. und Fr. Gräfin v. Brühl, 10. Hr. Geh. Rath v. Göthe, 11. Hr. Major v. Knebel, 12. Hr. Graf v. Werther, 13. 14. 15. 3. Engelländ. Cavaliers... 19



Weimar

1786 10. 6.

Knebel, Tagebuch 10. 6.1786 (GSA, Nachlaß Knebel)

Abends bey Göthe im Garten u. supirt. 11. 6.

Bettuch an G. J. Göschen 15. 6.1786 (GJb 2, 395; 5, 352)

B 2 264 B 3 763

Goethe kommt erst auf den Sonnabend von Ilmenau zurück. Er hat noch am Sonntage mit Wieland über die Sache gesprochen, und Wieland ihn versichert, dass er sich über den vortheilhaften accord seiner Schriften sehr Glück wünschen könne. Die Ratification der Präliminar Artikel ist also gewiss. vor 12.6. Herder an Chr. G. Heyne 13. 6.1786 (Düntzer7 2,203)

B 2 261 B 3 762

Verzeihen Sie meine kühne, kühne Bitte, daß ich Sie mit einem andern bettelnden [Bibliotheks-]Zettel beschwere . . . sie [die Bücher] sind zwar nicht für mich, aber für jemand, der davon einen Gebrauch macht, wie ich ihn nie machen könnte, für Goethe. Er ist in seiner Naturforschung der freieste, gründlichste, reinste Geist, den ich als Beobachter kennen gelernt habe, ein wahres exemplar humanae naturae in diesem Fache, dessen Umgang mein Trost ist und dessen Gespräche jedesmal meine Seele erweitern. 12. 6.

Knebel, Tagebuch 12. 6. 1786 (GSA, Nachlaß Knebel)

G. nach Ilmenau.

Ilmenau 12./17. 6. J. Voigt nach Akten des STA Weimar (J. Voigt S. 188)

Inzwischen war der Berggraben völlig beendet, doch ließ er an verschiedenen Stellen die Wasser fallen und bedurfte der Ausbesserung. Die Kommission [Goethe und Voigt] traf deshalb in verschiedenen Besprechungen mit Schreiber die Anordnungen, die ihr zur Beseitigung des Schadens zweckdienlich erschienen, ließ sich über die Ansprüche der durch ausfließendes Wasser geschädigten Manebacher Bauern Bericht erstatten und schlug dem Herzog vor, die Abfindungssumme in der Höhe von 47 Talern auf die Fürstliche Kammer zu übernehmen. 12./17. 6. J. C. W. Voigt an Goethe 1 6 . 1 2 . 1 7 8 6 (Eing. Br. 1043,1)

Ich war vor einiger Zeit so frey, wegen den Hornschiefer Dieselben aufmerksam zu machen. Haben Sie noch keine Lava gefunden, die ihm ähnlich wäre? Den 9 t e n dieses Uesen sich Melden, Herr Graf von Werther von Neunheilingen, solcher war zur Audienz und Tafel invitiret.. . Lord Irweruny, officier Mr. Heron officier Mr. Ritochie, 3 Englische Cavaliers, waren auch zur Audienz und Tafel invitiret.

20

1786 16. 6.

Ilmenau An Charlotte v. Stein 16. 6.1786 (WA IV 7, 230)

Voigt geht zurück und ich grüse dich durch ihn.

Gotha 17./20.6.

S. v. Franckenberg an Goethe o. Dat. (GSA, Goethe-Akten 63, 2)

Ich erwarte Sie mit offenen Armen, bester Freund. Ich konte kaum glauben gestern Abend, daß ich recht gerechnet hätte, u. der Allerchristlichste 35 Sous auf einen Lfouis] D['or] gewönne, wenn er 25. U η e ü Gold für 24 U alt gebe, oder, daß Er mir 25 U. 15 S. geben müße, wenn ich einen alten vollwichtigen L. D. in seine Münze liefre — Allein im Zubettegehen ist mir eingefallen, daß — doch ich halte den Bedienten zu lange auf, Ich bitte bringen Sie mir, meinen Zettel von gestern abend mit; ich bin Ihnen noch den Auszug des Paris. Briefs schuldig — den bekommen Sie bey mir — Leben Sie wohl bis um 9 Uhr, u. nachher ganze Wochen lang. S. v. Franckenberg an Goethe [20. 6.1786] (GSA, Goethe-Akten 63, 5)

Diesmahl sind Siewircklich ein artiger Geh. Rath, Mann u. Freund gewesen — wir wollen Ihnen darüber ein gedrucktes Zeugniß ausstellen, meine Frau u. ich — Ich wünsche auch dafür zur Belohnung, daß die herrlichen Kenntniße, die Sie in meinem Schmiernest [?] gesamlet haben, aufs beste bey Ihnen gedeihen mögen; u. hege darob keinen Zweifel. Prinz August von Sachsen-Gotha an Herder 19. 6.1786 ( * G J b 6,35; SB Berlin, PrK) B a 262 B 3 764

Ich kann keine angenehmere Gelegenheit ergreifen . . . als durch unsern Göthe, dessen wir Sie gerne noch länger beraubt hätten, an Sie zu schreiben, und mich bey Ihnen wieder in Erinnerung zu bringen. Wir haben in Schnepfenthal und in Reinhardsbrunn einen recht schönen, heitern und fröhlichen Tag zugebracht. Nach der Tafel las er uns auf einem steinernen Tische, der vermuthlich noch von den guten Reinhardsbrunnischen Benedictinern herühret, zwar keine Epistel Pauli an die Römer oder Galater, aber doch eine

15./16. 6. Verhandlungen mit den Weißlederschen Erben wegen des von dem früheren Steuereinnehmer Weißleder Unterlassenen Proprerestes; vgl. J. Voigt S. 326 17. 6.

Gothaer Fourierbuch 17. 6.1786 ( L B Gotha) Fürstl. Tafel im Garten . . . [3.] Herr Geh. Rath von Göthe . . . Sind der H. Gehm. Rath von Göthe ankommen, Logiren auf der Stein Gallerie in No 7. 8. und 9. (Cabi[ne]t . . . [Abendtafel] Serenissima Sr. Durchl. Prinz August H. Stadthalter H. Gehm. von Göthe H. Obr. Stallm. von Hardenberg [zu fünft] allein.

21

1786

Gotha Epistel V. Cl. Weikhardi ad V. Cl. Zimmermannum homeletisch vor, die nicht leicht eine andere an feinem attischen Salze und an römischer Urbanität übertreffen wird. An eben den Orten wo vormahls die dicken Mönche, aus natürlichem Hange zur Naturkenntniß, den Fungum apocalypticum hypostaticum gesucht hatten, fanden wir den Fungum iambicum trimetrum catalecticum Hendecasyllabum (der vom Fungo alcaico iambico dimetro Hypercatalecto und vom Fungo archilochio iambico trimetro Acatalecto wohl zu unterscheiden ist) zu unserem unaussprechlichem Vergnügen und Erstaunen, und dankten den Göttern und Göttinnen, daß sie, für uns, diese Schwämme zu fernerer Verehrung ihrer Weißheit vor unsern Füßen hatten aufwachsen lassen!

Weimar 20. 6.

Carl August an Knebel 21. 6.1786 (Knebel, Lit. Nachl. 1,150)

Goethe ist seit gestern Abend wieder wohl hier angelangt. vor 23.6. Elisabeth Campe, Zur Erinnerung an F. L. W. Meyer (Campe1 1,160)

Auch Wieland, Graf Brühl, Göthe, Bertuch, Graf Marschal wurden von ihm [F. L. W. Meyer] besucht.

18. 6.

Gothaer Fourierbuch 18. 6.1786 (LB Gotha) Gnädigste Herrschaft sind heute nach Reinhartsbrunn gefahren . . . In der Suite befinden sich . . . [5.] H. Gehm. von Göthe . . . abends haben gespeisset . . . Serenissimus Serenissima Sr. Durchl. Prinz August H. Stadthalter von Dalberg H. Gehm. von Göthe H. Legat. Rath Bode H. Oberstailm. von Hardenberg [zu siebt] allein.

19. 6.

Gothaer Fourierbuch 19. 6.1786 (LB Gotha) [Fürstl. Tafel] Serenissimus Serenissima Sr. Durchl. Prinz August Sr. Durchl. Erbprinz Sr. Durchl. Prinz Friedrich H. Gehm. Rath von Göthe Fr. Gehm. Räthin von Franckenberg H. Obr. Stallm. von Hardenberg H. Cammer H. von der Luhe H. Inst. Bridel im Friedrichsthal. [Abendtafel] Serenissima Sr. Durchl. Prinz August H. Gehm. Rath von Göthe H. Oberstallm. von Hardenberg [zu viert] allein.

21. 6.

Begegnung mit Baron A. v. Podmaniczky; vgl. die Stammbucheintragung Ebel Nr. 25.

22. 6.

Fourierbuch 22. 6.1786 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. H e r z o g i n . . . 6. Herr Graf v. Brühl 7. Herr Geh. R. v. Göthe 8. Herr G. A. R. Schmidt 9. Herr Cammerhr. v. Wedel.

25. 6.

An Charlotte v. Stein 25. 6.1786 (WA IV 7,231) Heute Mittag ißt Wieland mit mir, es wird über Iphigenien Gericht gehalten u.s.w.

27. 6.

Fourierbuch 27. 6.1786 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel 1. Durchl. Herzog . . . 6. Herr Graf v. Brühl, 7. Herr Geh. Rath v. Göthe.

22

1786

Weimar

27./28. 6. Bertuch an G. J. Göschen 29. 6.1786 (Hagen-Nahler 1, 9)

B a 263 B 3 765

Ich war am Dienstage bey Göthe, und sprach mit ihm über seine Erklärung. „Sie haben die Schraube sehr scharf angezogen, sagte ich ihm; Göschen wird zucken; indeßen wir wollen sehn was er drauf sagt; einige Milderung werden Sie ihm auf alle Fälle accordiren müßen." — „Es ist wahr, sagte er, ich habe mein[e] Forderung etwas gesteigert, meine gedruckten und ungedruckten Wercke in eine Brühe geworfen, und eine Summe überhaupt gefordert, 1, weil ihm beyde wegen der neuen Bearbeitung gleich, und so gut wie ganz neu sind; 2, um uns nicht wegen der diversen Bogen Berechnung zu geniren; 3, weil ich, da Göschen nicht changirt, sondern blos coulant handelt, auf eine 2te Auflage so gut als nicht rechne, und also alles was ich hoffen kann von dieser erwarten muß. Hingegen will ich ihn wegen der Stärcke der Auflage gar nicht einschräncken, und für die gute Auflage in gr. 8TO. auch nichts verlangen; auch die Subscription auf alle Art durch meine Freunde u n t e r stützen helfen." etc. etc. Dieß war ohngefähr seine Meinung, und ich mercke daß er von den 2000 rth. wohl nicht abgehen wird; allein eine Milderung auf 1 y 2 L[ouis] d[o]r pr. Bogen einer zweyten Auflage, und der 80 FreyExemplare vielleicht auf 40, neml. 25 ordin. und 15 in gr: 8TO wird er sich gewiß gefallen laßen. — Da er nun kommende Woche ins Carlsbad geht, und doch noch gern die Ankündigung entworfen sehen wollte, so setzte er mir gestern den verabredeten Brief-Extract dazu auf, und ich habe sie in soweit als ich sie ohne Ihren Calcul machen konnte entworfen. Hier ist sie. Er hat sie gelesen, und ist damit zufrieden. Gehen Sie sie nun auch genau durch, füllen Sie die Preiße aus, wenn Sie zuvor die VerlagesKosten genau berechnet haben und fügen Sie noch hinzu was Sie theils wegen der guten Edition, theils sonst noch überhaupt für nöthig finden. Schicken Sie mir sie dann auf den Montag zurück und melden mir wie viel tausend ich davon soll drucken laßen. Ich rechne daß sie 2 octav Blätter Median mit Petit giebt, und dächte 20 000 wären nicht zu viel, weil wir sie durchaus bey etl. der gangbarsten Zeitungen sowohl Gelehrte als polit. mit beyschlagen laßen müßen. Göthe allein will 1000 Stck. ins Carlsbad zum Vertheilen haben. Und sie müßen auch eine starcke Parthie mit auf ihre Reise nehmen. 29. 6.

Knebel, Tagebuch 29. 6.1786 (GSA, Nachlaß Knebel)

Morgens bey Herder. Göthe. Frau v. Stein. 27. (?) 6.

An Bertuch 26. (?) 6.1786 (WA IV 7, 233) Hier sende ich den noch sehr unzusammenhängenden Versuch der Nachricht damit er mir durch Ihre gütige Theilnehmung lebendiger und ganzer werde. Haben Sie die Güte quoad materiam et formam was Ihnen beygeht ad marginem zu notiren. Vielleicht kommen Sie Morgen Abend etwas früher daß wir das Opus und einige andre Dinge bereden können.

23

Weimar

1786 4. 7.

An Knebel 4. 7.1786 (GJb 33, 4)

Der Herzog wünscht dass die Engländer [Inverary, Heron] herüberkommen, den Erbprinzen von Braunschweig und den Herzog Ludwig zu sehen. Mit dem letzten ist ein Kapitain Klewe hier, der auch in America und Gen.Adj. beym Gen. Riedesel gewesen . . . Geht es an, so komme mit ihnen. 6. 7.

Knebel, Tagebuch 6. 7. 1786 (GSA, Nachlaß Knebel)

Bey Imhof supirt in Gesellschaft der Engländer, Göthe, Capt. Cleve pp. 1./6. 7.

An Charlotte v. Stein 6. 7. 1786 (WA IV 7,236)

Der Erbprinz von Braunschweig ist nun hier, gleicht sehr seiner Mutter und ist ein offnes, fröhliches, redliches Wesen. Der alte Herzog Ludwig ist auch angekommen, von dem mündlich. Noch lässt die regierende Herzoginn uns harren, übrigens ist alles munter. Der Herzog macht Plane mit seiner Gemahlinn nach den Wochen nach Eisenach zu gehen u.s.w. . . . Herder hat den Werther recht sentirt und genau herausgefunden wo es mit der Composition nicht just ist. Wir hatten eine gute Scene, seine Frau wollte nichts auf das Buch kommen lassen und vertheidigte es aufs beste. Wieland geht die Sachen auch fleisig durch und so wird es mir sehr leicht, wenigstens die vier ersten Bände in Ordnung zu bringen . . . Tina [Brühl] wird nicht liebenswürdiger, sie fängt an sich gehn zu lassen, und das will sie gar nicht kleiden, sie kennt weder Maas noch Ziel und wird gele-

30. 6. 3. 7.

Fourierbuch 30. 6. 1786 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel . . . 6. Herr Geh. Rath v. Göthe. Fourierbuch 3. 7. 1786 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Pr. v. Braunschw. 3. Frau Gräfin v. Brühl 4. Hr. Graf v. Brühl 5. Hr. Graf v. Schulenburg 6. Hr Obrist v. Bode 7. Hr. Geh. R. v. Göthe. 8. Hr. Hofmr. v. Klinckowström 9. Hr. Cammerhr. v. Wedel. 10. Durchl. Herzogin Fr. M. 11. Hof-Dame v. Göchhaus 12. Hr. Cammerhr. v. Einsiedel 13. Hr. HofR. Wieland NB: Speißeten sämmtl. in TiefurthI

4. 7.

Fourierbuch 4. 7. 1786 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel 1. Durchl. Herzog . . . 3. Durchl. Herzog von Braunschweig 4. Durchl. Erbprinz von Braunschweig . . . 20. 21. Hr. u. Fr. Gr. v. Brühl 22. Hr. Gr. v. Schulenburg 23. Hr. Obrist v. Bode 24. Hr. Geh. R. v. Oppel 25. Hr. Geh. R. Schnauß 26. Hr. Geh. A. R. Schmidt 27. Hr. GHR v. Göthe 28. Hr. Baron v. Imhoff 29. Hr. Baron v. Niebecker 30. Hr. Rittm. v. Lichtenberg 31. Hr. Hauptm. Cleve 32. Hr. G. S. Herder 33. Hr. HofR. Wieland 34. Hr. Baron v. Oertel.

6. 7.

Fourierbuch 6. 7. 1786 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel 1. Durchl. Herzog . . . 3. Durchl. Herzog v. Braunschw. . . . 10. Herr Geh. R. v. Göthe 11. Lord Inverary 12. Mr. Heron 13. Herr Maj. v. Knebel 14. Herr Baron v. Imhoff 15. Herr Hauptm. Cleve 16. Herr HR. Stein.

24

1786

Weimar gentlich höchst gemein und abgeschmackt. Mit Ernsten geht es nicht besser, Fritz dagegen ist lustig und wohl . . . Der Herzog ist noch unruhiger, und wenn die Fremden nicht wären, er verginge daß er so lang aushalten muß . . . Ich habe mit Schwester [Luise v. Imhoff] und Schwägerinn [Sophie v. Schardt] zu Nacht gegessen, wir waren ganz allein und sie sehr freundlich und gut. Knebel mit den Engländern [Heron, Inverary] ist hier, sie thun ihm wohl. Die Blumen haben mir wieder gar schöne Eigenschafften zu bemercken gegeben, bald wird es mir gar hell und licht über alles Lebendige. Ich habe Herdern neulich mit der Pflanze, deren Blume zuletzt fortfliegt, bey Tafel regalirt, und sie hat ihm viel Vergnügen gemacht.

8. 7.

An Κ. A. v. Hardenberg 12. 7.1786 (WA IV 7,244; 18,109)

Ich wünschte nur, daß ich dem Herrn Bruder mehr als geschehen zu seinen Absichten hätte förderlich seyn können. Den Anfang unsres Bergbaues hatte er schon gesehen und sein hiesiger Aufenthalt war kurz bey übler Witterung. Indessen habe ich einige angenehme Stunden mit ihm zugebracht und wünsche, daß sie ihm nicht ganz ohne Nutzen mögen gewesen seyn. 6./9. 7.

An Charlotte v. Stein 9. 7.1786 (WA IV 7, 239)

Die Schwester und Schwägerinn sind sehr artig, sie haben bey mir gegessen, ich habe ihnen gelesen und deine Gesundheit ist getruncken worden . . . Der Herzog Ludwig [v. Braunschweig[ bleibt biß zur Taufe die wir alle erwarten . . . Fritz ist sehr lustig, Ernst geduldig, mit seinem andern Fuße ists zweifelhafft, die Chirurgi behaupten es sey auch gut ihn aufzumachen, nur getrauten sie sich es nicht um der Vorwürfe willen. Ich verstehe nichts davon, und da mein Wunsch ihn im Carlsbad zu wissen nicht erfüllt worden; so habe ich für den 8. 7.

Fourierbuch 8. 7. 1786 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel . . . 3. Durchl. Herzog v. Brschw. . . . 11. Hr. Geh. R. v. Göthe 12. Hr. Cammer und Jgdt Jckr. v. Har[d]enberg 13. Hr. Gen. Sup. Herder 14. Hr. Hauptm. Cleve . . . Heute ließ sich melden u. wurde zur Tafel eingeladen, Herr Cammer und Jagd Juncker v. Har[d]enberg aus Braunschweig.

9.(?) 7.

Herder an Goethe [8./9. 7.1786] (Wahle 2, 227) Hier hast du deinen Götz . . . Die Correcturen bedeuten nichts oder äußerst wenig; sie corrigiren meistens den heil. Martin [Wieland] zurück, der die e bis zum Lachen eingeschaltet und wenig Rücksicht darauf genommen hat, w e r rede. Hievon mündlich. Wie auch von einigen zu feinen Ausdrücken im Staatsstyl, insonderheit in Weislingens Munde.

25

1786

Weimar armen Jungen keinen mehr zu thun. Seine Leidenskrafft geht über alle Begriffe. Voigt besucht ihn und schafft ihm Bücher, und wie er nur keine Schmerzen hat ist er lustig. Der alte Herzog . . . ist eben von den Kindern dieser Welt, denen ich ihr Wesen gerne gönnen mag, ich will dir ihn recht mahlen wenn ich komme.

10. 7.

An Charlotte v. Stein 10. 7. 1786 (WA IV 7,243)

Die Imhof giebt mir ihren Brief mit der Bedingung daß ich ihn nicht lese. 12. 7.

An Charlotte v. Stein 12. 7.1786 (WA IV 7, 246)

So weit sind wir und noch alles stille; es ist eine gute Geduldsprobe für uns alle. Stein hat die besten Hoffnungen und für Mutter und Kind sind wir ruhig . . . Fritz setzt sich eben zu mir und läßt sich gekochte Kirschen mit einer recht süßen Sauce herrlich schmecken; er grüsst dich da er hört daß ich an dich schreibe und will auch ein Blatt beylegen . . . Fritz freut sich sehr daß ich ihn an's Camin zu mir sitzen lasse, das nicht immer gestattet wird weil er unruhig ist und Unfug macht. So sitzen wir zusammen, die deinigen. 13./14.7. An Charlotte v. Stein 14. 7.1786 (WA IV 7,247)

Herder ist sondirt worden ob er einen Ruf nach Hamburg an die OberPfarrerstelle annähme. Er will es nicht ablehnen, und ich kann nichts dagegen sagen. Er verbessert sich nicht, aber er verändert sich doch, und seines Bleibens ist hier nicht. 14. (?) 7.

Bertuch an G. J. Göschen 14. 7.1786 (Almanach Pressefest S. 12)

Göthe empfiehlt sich Ihnen. Er ist noch hier, und die leider unglaublich verzögerte Niederkunft der Herzogin, verzögert auch seine Abreise nach Carlsbad wenigstens noch 6 bis 7 Tage. vor 17. 7. S. G. Dittmar, Sommerreise von Halle nach Schnepfenthal (Gesellschafter 1831, 74)

Wieland hatte mich bei'm Weggehen mit den Worten entlassen: „wenn Sie zurückkommen, ersuche ich Sie wieder bei mir einzutreten, ich will ihnen das 11. 7.

Fourierbuch 11. 7. 1786 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel 1. Durchl. Herzog . . . 3. Durchl. Herzog v. Braunschwg. . . . 7. Herr Geh. Rath v. Göthe, . . . 12. Herr Haupt. Cleve 13. Herr Hofrath Stein.

15. 7.

Fourierbuch 15. 7. 1786 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel 1. Durchl. Herzog . . . 3. Durchl. Herzog von Braunschw. . . . 10. Herr Geh. Rath v. Göthe, 11. Herr Haupt. Cleve 12. Herr Lieut, ν. Wöllwarth. Heute Uesen sich Melden, Herr Lieut, ν. Wöllwarth in Königl. Preusischen Diensten, solcher war zur Audienz und Tafel invitiret.

26

1786

Weimar Seltenste von Weimar zeigen." Nach meiner Rückkunft war er eben im Begriff auszugehen und hatte es hinterlassen, wohin ich ihm nachfolgen sollte. Jetzt eilte er mit beschleunigtem Schritte in die Stadt und endlich in den herzoglichen Garten, den man den Stern nennt. Schon in einiger Entfernung erkannte ich vor einem runden Kaffeetischchen bei einem Pavillon, unter mehreren Personen, den Herzog, den ich einige Mal vor Halle einen Theil des preußischen Kriegsheers hatte Revue passiren gesehn. Vielleicht, dachte ich, will mich der Hofr. W. dem Herzog vorstellen —! In dieser Ungewißheit blieb ich allmählig zurück und aus einem dunkeln schattigen Baumgange, in welchen ich meine Zuflucht nahm, trat jetzt ein Gartenknecht mit der Harke auf der Schulter und folgte dem Hofrath Wieland auf seinem Wege in den Garten nach. Dieser, in der Meinung, daß ich ihm nachfolge, erklärt dem Herzog, daß er das Vergnügen habe, Sr. Durchlaucht einen Kandidaten aus Halle, der Garve's Schüler gewesen, vorzustellen. „Wen? — meinen Gartenknecht? Einen solchen Kandidaten habe ich in diesem Menschen nicht vermuthet." Bertuch, Goethe, Musäus u.s.w. fingen an laut zu lachen und Wieland sah sich verwundernd um mit den Worten: „Ich habe doch einen fremden jungen Mann — . " „Wahrscheinlich", fiel der Herzog ein, „verloren. Ist es etwa", auf einen hohen Baum zeigend, „der da oben?" Ich war nämlich unterdessen auf einer Schneckentreppe, die, an und unter einer Linde(?) bis auf deren Gipfel hinauf gebaut war, zur höchsten Stufe gestiegen, wo mich der Herzog erblickte und durch einen Bedienten zum Kaffee einladen ließ. S. G. Dittmar, Unterredung mit Goethe (Gesellschafter 1832, 349)

B 2 265 B 3 766

In der Erzählung meiner Sommerreise, welche sich in dieser Zeitschrift befindet, wird erwähnt, auf welche Art ich von dem verstorbenen Hofrath Wieland dem damaligen Herzog von Weimar vorgestellt ward, und daß ich unter den im Stern (so heißt ein Theil des Herzoglichen Gartens) ihn umgebenden Gelehrten, außer Bertuch und Musäus, auch den nun verewigten Goethe fand. Er unterhielt sich eben mit einem Offizier und ich hatte nicht Gelegenheit mich ihm zu nähern.

Jena 17. 7.

Knebel, Tagebuch 17. 7. 1786 (GSA, Nachlaß Knebel)

Wedel, Major Imhof, Lt. Wöllwarth vom Favratschen Reg[imen]t kommen hier an. Göthe ingl. Mittag bey mir. Thee bey den Engl. [Heron, Ritchey, Inverary]. Gehen nachmittags erstere weg. G. bleibt.

27

1786

Jena J. D. Färber, Kalender 17. 7.1786 (UB Jena)

Sind d. H. Geh. rath ν. Göthe ankörnen und in Paulsen Garten Hauß ein logiert. 18. 7.

Knebel, Tagebuch 18. 7.1786 (GSA, Nachlaß Knebel)

G. Mittags hier. HofR. Loder. Abends 6. Uhr Nachricht von Weimar wegen der bevorstehenden Niederkunft der Herzogin. Kommt halb 8. Uhr nieder mit einer Prinzessin. Göthe reitet weg. J. D. Färber, Kalender 18. 7.1786 (UB Jena)

Sind d. H. Geh. Rath v. Göthe wied. abgereist.

Weimar 20. 7.

J. Κ. A. Musäus, Garten-Diarium 20. 7. 1786 (Goethe-Kalender 1936, 233)

Vormittags um halb 10 Uhr wurde ich durch den Goethischen Bedienten aus der Schule abgerufen, der mir vermeldete, daß Herr Lavater aus der Schweiz und Herr Geh. R. v. Goethe vor dem Garten stünden, um mich zu besuchen. Ich eilte alsbald hinauf und fand sie im Hause. Herr v. Goethe stellte mir Herrn Lavater vor, der wenig und sehr schweizerisch sprach, das ich ihn anfangs nicht recht verstund. Er präsentierte mir ein Buch in kl. Oktav wie ein Collekten Buch, worinnen er seine Bekanntschaften auf der Reise ihre Namen verzeichnen ließ. Ich schrieb hinein: „Mein Herz strebt Dir entgegen voll reiner Liebe, schreib's zum Andenken J. C. A. Musäus", und als ich's ihm in den Garten zurückbrachte, sagte ich, ich bät mir seinerseits wieder aus, wonach ganz Bremen verlangt hätte, einen Druck seiner freundschaftlichen Hand. Vor dem Garten im Weggehen begegnete uns meine liebe Frau und der kleine Gustel, die ich ihm vorstellte. Er küßte das Kind und legte ihm die Hand auf den Kopf, ich begleitete beide Herrn bis auf die Brücke, wo mich Herr Lavater zweimal küßte und sagte, daß er in ein paar Stunden von hier abgehen würde und sich von mir verabschiedete. 18./20.7. An Charlotte v. Stein 21. 7.1786 (WA IV 7, 250)

Endlich . . . ist das Kindlein angekommen, ein Mägdlein und der Prophet [Lavater] gleich hinter drein. Die Götter wissen besser was uns gut ist, als wir es wissen, drum haben sie mich gezwungen ihn zu sehen. Davon sollst 20. 7.

Eintragung in Lavaters Fremdenbuch 20. 7. 1786 (Pestalozzi S. 64) Zum Andenken d. 20. Juli 86. Goethe.

28

1786

Weimar du viel hören. Er hat bey mir gewohnt. Kein herzlich, vertraulich Wort ist unter uns gewechselt worden und ich bin Haß und Liebe auf ewig los. Er hat sich in den wenigen Stunden mit seinen Vollkommenheiten und Eigenheiten so vor mir gezeigt, und meine Seele war wie ein Glas rein Wasser. Ich habe auch unter seine Existenz einen grosen Strich gemacht und weis nun was mir per Saldo von ihm übrig bleibt . . . NB. Der Prophet hatte sehr auf dich gerechnet es hat ihn geschmerzt daß du seinen Netzen entgangen bist. An J. Chr. Kestner 21. 7.1786 (WA IV 7,252)

Lavater war hier, es freut mich daß er überall guten Eindruck gemacht hat. Lavater an J. J. Spalding Aug. 1786 (SchrGG 16,363)

B a 266 B 3 767

Ich fand Göthe älter, kälter, weiser, fester, verschlossener, praktischer. Lavater an Goethe 27. 9.1786 (SchrGG 16,240)

B 3 768

Herzlichen Dank für die edle, freündschaftliche, gütige Manier, womit du mich bewirthetest. Die anderthalb Tage in Weymar vergeß' ich so bald nicht. Das Lokale lieber Menschen zukennen, ist wahrlich kein geringes Vergnügen in dieser Zeitlichkeit. Dank allem um dich her in meinem Namen, was mir in Weymar wohl machte, von der Herzogin Muter an bis auf deinen treüen Diener, dem ich noch etwas schuldig bin, besonders Herdern und Wielanden. . . Den Jungen Stein hätt' ich beynahe, besonders zugrüssen vergessen . . . Der arme Kranke [Ernst v. Stein], dessen Ihr Eüch, mir so unvergesslich, annahmt — hat er wohl das Ende seiner Leiden gefunden? . . . Vergiß auch den „wonnigen" Musäus nicht zugrüssen und die Herdern zufragen, wie's mit dem Magnetisieren des Auges gegangen sey. Lavater, Tagebuch 23. 7.1786 (SchrGG 16,323)

Gestern fiel mir bey der Erinnerung eines kurzen Gespräches über Moralität und Tugend mit dem Herzogen Carl August von Weymar, dem edelfeinen Herder, dem mir lieb gewordenen Wieland, in Gegenwart des weisen Goethe, folgender Reim bey: Was ist vollkommen gut? Was innigst uns erfreut, Was keinen Guten drückt und ewig nie gereut. Lavater, Tagebuch 31. 5.1793 (SchrGG 16,325)

B 2 267 B 3 770

Ich pflege, wie meine Freünde wissen, die Momente, von denen ich denke „sie kommen nicht wieder" — oder von denen ich nicht ahnen konnte „sie werden kommen", so sehr wie möglich zu fixieren, und, wie Goethe sagte — „den fliegenden Papillon zu spiessen". 29

1786

Weimar F. v. Stein an Charlotte v. Lengefeld 23. 7.1786 (Urlichs1 1, 417)

Vor allen Dingen muß ich Ihnen schreiben, daß Lavater hier gewesen ist. Ich hatte ihn mir gar nicht so gut vorgestellt, als er es ist; ich möchte immer bei ihm sein, aber er ist leider nur einen Tag und einen halben Tag hier gewesen, und da bin ich seiner Sprache noch nicht gewohnt worden, denn er ist sehr schwer zu verstehen. Er hat beim Geh. Rath Goethe gewohnt . . . Nun bin ich ganz verlassen, auch der Geheimerath Goethe geht mir fort. Schiller an Körner 10. 9.1787 (Jonas 1, 410)

B 3 771

Ueber die hiesigen Menschen hat mir Bode manche und drollige Aufschlüsse gegeben . . . Wieland... hatte sich immer decisiv und scharf gegen Lavatern erklärt. Lavater kam nach Weimar, und bei Göthen war Soupee, wo er, Wieland, Herder, Bode und der Herzog beisammen waren. Da kriegte ihn Lavater so ganz weg, daß er ihm die Hand küßte, als er in den Wagen stieg; und jezt spricht Wieland wieder mit bitterer Verachtung von ihm. 21. 7.

An Charlotte v. Stein 21. 7.1786 (WA IV 7,251)

Wir erwarten Steinen in einigen Tagen und könnte wohl wegen Ernstens Transportirung Resolution gefasst werden. Nur stimmt leider Starcke selbst ietzt nicht mit ein, oder wenigstens verspricht er nicht viel davon. Der andre Fus ist nicht aufgemacht worden, aber es ist und bleibt ein trauriger Zustand . . . Heute ist das Kind [Prinzessin Caroline] getauft worden. Herder hat schön gesprochen. Die Herzoginn ist wohl. 21.(?) 7.

An Charlotte v. Stein 21. 7.1786 (WA IV 7,250)

Grüse deinen Bruder danck ihm für seine Sorgfalt für mich. Ich habe seiner Frau gerathen ihm gerade zu die Confidenz von einer Thorheit [Bürgschaft für Frau v. Werthern] zu machen die sie begangen hat. 23. (?) 7.

An Carl August 24. 7.1786 (WA IV 7, 253)

Empfehlen Sie mich Ihrer Frau Gemahlinn, die ich mit herzlichen Freuden wohl verlassen habe. An Herzogin Luise 23.12.1786 (WA IV 8,98)

Unvergeßlich wird mir der Augenblick seyn in dem ich das Glück hatte mich

21. 7.

Fourierbuch 21. 7.1786 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel 1. Durchl. Herzog . . . 3. Durchl. Herzog von Braunschweig . . . 24. Herr Geh. Rath v. Göthe.

30

1786

Weimar Ew. Durchl. vor meiner Abreise zu empfehlen, unaussprechlich die Gewalt die ich anwenden mußte mein weiteres Vorhaben 2u verschweigen. S. G. Dittmar, Unterredung mit Goethe (Gesellschafter 1832, 349)

B 2 265 B 3 766

Nach meiner Rückkunft von Schnepfenthal stattete ich, an demselben Orte im erwähnten Garten, den Bericht über das Erziehungs-Institut dem Herzog von Weimar ab, wie er es verlangt hatte, und bei'm Abtreten äußerte ich mein Bedauern gegen Musäus, den berühmten Goethe nicht gesprochen zu haben. „Das können Sie noch verbessern"; meinte Musäus. „Wenn Sie jetzt Nachmittags gegen 6 Uhr zu ihm gehn, will ich Sie begleiten." Dieses Anerbieten nahm ich dankend an. „Melden Sie sich nur als der Studiosus, den er im Stern, vor acht Tagen, zuerst auf der Linde gesehen hätte, dann nimmt er Sie gewiß an. Der Salto mortale von einem Hofrath auf den Lindengipfel hat ihm gefallen, und wir haben ihre damalige Standeserhöhung herzlich belacht." Unter der von Musäus angerathenen Adresse ließ ich mich bei Goethe anmelden. „Sie kommen von Ihrer Schnepfenthaler Reise zurück?" — fragte mich der damals noch in der Blüthe seines männlichen Alters stehende Goethe. (Er war erst 37 Jahr alt.) „Haben Sie Ihre Wißbegierde befriedigt?" — Ich erzählte ihm Alles, was mich von dem Salzmannschen Erziehungs-Institut interessirt hatte. Mein Vorschlag, den ich dem Prof. Salzmann gethan, die Naturgeschichte den Kindern in den Abendstunden, mittelst einer Laterna magica, zu lehren, gefiel ihm besonders. „Er hat einen Bruder in Erfurt", erwähnte Goethe, „der ein geschickter Thier-Maler ist, der ihm die unvernünftige Welt zu diesem Behufe auf Glas malen könnte. So wahr und gut es wäre", fuhr Goethe fort, „den Kindern frühzeitig Geographie zu lehren, so bin ich doch der Meinung, daß man mit den nächsten Umgebungen der bildenden Natur zuerst anfangen müßte. Alles was auf ihre Augen und Ohren Eindruck macht, erregt ihre Aufmerksamkeit. Sonne, Mond und Sterne, Feuer Wasser, Schnee, Eis, Wolken, Gewitter, Thiere, Pflanzen und Steine sind die besonders wirksamsten Eindrücke auf das kindliche Gemüth. Kinder haben Mühe, die von Menschen gebildeten Formen von den natürlichen Gestalten zu unterscheiden, und es wäre nicht zu verwundern, wenn sie den Vater fragen: wie machst du die Bäume?" „Haben Sie auch die Merkwürdigkeiten in Erfurt beachtet?" fragte Goethe. — „Ich war im Dom, in welchem man mich auf das Gewölbe des Chors aufmerksam machte, das auf keinem Pfeiler ruht, und auf ein schlechtes Gemälde, den großen Christoph in kolossaler Größe vorstellend. Auf dem Glockenthurme nahm ich noch die große Glocke in Augenschein, die 275 Centner schwer seyn soll, und im Jahre 1497 von Gerhard de Campis gegossen ist." — 31

1786

Weimar „Sie brummt einen tiefen, ernsten Baß"; meinte G., „und läßt sich nur an hohen Festtagen hören. Die Kirche ist alt und zur Zeit des Bonifatius erbaut. Die kleinen Glocken sind, wie ich gehört habe, fast 200 Jahr älter. Nichts von Luther?" „Ich habe den kleinen Hügel, Steiger, besucht, auf welchem Luthers Jugendfreund, Alexis, an seiner Seite vom Blitz getödtet ward." „Dieser Blitz hat in Deutschland ein großes Licht verbreitet; indem er den jungen Luther, der die Rechte studiren wollte, in's Kloster trieb, und dann zur Erkenntniß eines Funkens der Wahrheit brachte. Sahen Sie seine Zelle, die er in Erfurt bewohnte?" „Ich habe mich in dem beschränkten Räume umgesehen, und von der weißen Bretterwand mir dessen Lebensgeschichte, mit rothen Buchstaben geschrieben, copirt. Auf einer runden Tafel über der Thür stand die lateinische Inschrift: Cellula divino magnoque habitata Luthero, salve etc." „Ich kenne sie. Die Augustiner Kirche, in welcher der Mönch Luther gepredigt hat, ist seit Kurzem renovirt worden." „Haben Sie auch Lavater gesehn in Gotha?" — „Ich habe ihn gesprochen." — „Er ist kein großer Freund von mir. Es ist lächerlich, wie er über mich denkt. Er hat dem Versucher Christi in der Wüste, wie man sagt, im Kupferstiche meine Physiognomie geben lassen. Das gehört zu seinen Phantasien, die ihn oft zu übertriebenen Vorstellungen verleiten. Unser Musäus hat ihn ziemlich gut beleuchtet. — Was haben Sie von meinen Schriften gelesen?" — „Werther's Leiden." — „Welchen Eindruck machte seine Leidenschaftsgeschichte auf Sie?" — „Ich fand seine Empfindungen für Lotte so rein menschlich, daß ich ihm Alles verzeihen konnte was er fühlte, sprach und that." — „Haben Sie auch schon geliebt?" — „Ich kann es nicht leugnen. In einem Alter von 21 Jahren kam ich in die Nähe einer schönen Wittwe, für die sich alle Gefühle in mir regten; — aber Verhältnisse hinderten mich, in jeder Rücksicht ihr meine Zuneigung zu gestehen. Ich verehrte sie, und nur in ihrer Gegenwart befand ich mich wohl; aber — ich sah die Unmöglichkeit ihr die Unruhe meines Herzens zu offenbaren." — „War sie schön?" — „So fand ich sie, und man sagte mir, daß sie in ihrem unverheiratheten Stande das schönste Mädchen in der ganzen Umgegend gewesen wäre." — „Wissen Sie wohl, daß das Herz Geheimnisse hat, wovon der Verstand nichts weiß?" — „Das habe ich schon öfters eingesehen, aber nicht mit Worten auszudrücken verstanden." „Wissen Sie: le paradis est pour les ames tendres, et condamne sont ceux qui n'aiment rien." „Davon bin ich überzeugt, aber so glücklich die Liebe macht, so viele Leiden 32

Weimar

1786

und Schmerzen führt sie auch mit sich. Ich habe die schöne Stelle memorirt, welche mir in Ihrem „Werther" gefiel." „Und welche war es?" „Wer hebt den ersten Stein gegen das Mädchen, das in einer wonnevollen Stunde sich in den unaufhaltsamen Freuden der Liebe verliert? Unsere Gesetze selbst, diese kaltblütigen Pedanten, lassen sich rühren, und halten ihre Strafe zurück." „Die ganze Theorie des Anstandes läßt sich auf den unsichern Grund des Vorurtheils zurückführen. Es giebt allerdings Situationen des Lebens, in welchen das Herz beredt und der Mund verschwiegen ist. Ja das erstere ist sogar in Furcht, seine kleinen aber heftigen Bewegungen zu verrathen, und, um nicht in diese Gefahr zu kommen, wählt das furchtsame Herz die Verschwiegenheit — oder sucht die Unterhaltung auf gleichgültige, fremde Dinge zu leiten." „Ich habe mich noch nie", sagte Goethe, „mit einem jungen Manne, der eben die Universität verlassen, so ernsthaft unterhalten." „Verzeihen Sie, ich bin schon 27 Jahr alt, und spät auf Universitäten nach Halle gegangen." „Oft quälen mich Durchreisende mit langweiligen Besuchen, und da ich mich jetzt mit der Osteologie beschäftige", fuhr G. fort, „so lege ich ihnen zuweilen meine vorhandenen Knochen vor, das erregt den Besuchenden Langeweile — und sie empfehlen sich. Ich habe diese Vorlage bei Ihnen vergessen." Als ich hierauf zu Musäus zurückkam, erzählte ich ihm, wie freundlich mich G. aufgenommen hätte, sagte ihm, daß ich Lavater gesprochen u.s.w., und was mir in Erfurt vor Augen gekommen wäre; endlich aber fiel die Unterhaltung auf „Werthers Leiden", und die Passion der Liebe. Musäus. „In diesem Punkte ist er unübertrefflich! So feine Kenner des menschlichen Herzens finden sich selten . . . " „Goethe ist ein kräftiger, robuster Mann, der uns Alle überleben wird. Was sagt er vom Tode und ewigen Leben?" Musäus. „Davon hab' ich ihn nie sprechen hören. Er hängt mit ganzer Seele am Leben, das er für eine schöne Gewohnheit hält." vor 24.7. An G. J. Göschen 2. 9.1786 (WA IV 8,14)

Da ich noch eine kleine Reise vorhabe und nicht bestimmt weiß, wann ich nach Hause zurückkehre, so habe ich den Cammer-Calculator Seidel in Weimar . . . völlig unterrichtet und ihm deshalb die nöthigen Aufträge gegeben. An Carl August 2. 9. 1786 (WA IV 8,13)

Imhofs Jahr geht auch zu Ende, ich habe auf alle Fälle dem Rath Götze gesagt er solle 300 rh. bey Seite legen . . . 33 3

Goethe, Gespräche III

1786

Weimar Ich habe den Geheimen Assisten2 Rath Schmidt bey meiner Abreise wie gewöhnlich gebeten sich der Kriegskommissions Sachen anzunehmen. An Carl August 28. 3.1788 (WA IV 8, 366)

Ich wünsche das angefangne Stück [Tasso], wo nicht zu endigen, doch weit zu führen, eh ich zurückkomme. Hätte ich es nicht angefangen; so würde ich es jetzt nicht wählen und ich erinnre mich wohl noch daß Sie mir davon abriethen. Jena 24. 7.

A. J. G. C. Batsch an Amalie Pfündel 25. 7.1786 (GSA, II 90)

Gestern 1 / i Stunde nach seiner Ankunft ließ mich H. G. R. v. G. rufen, und nahm freundlich von mir Abschied. Knebel, Tagebuch 24. 7. 1786 (GSA, Nachlaß Knebel)

Göthe hier . . . An Frau v. Stein, durch G. nach dem Karlsbad. Knebel an Carl August 24. 7. 1786 (STA Weimar, HA A X I X 65)

Göthe reyßt morgen früh von hier ab . . . Ich habe ihn ersucht, uns Frau v. Stein bald wieder zurück zu schicken. 25. 7.

Knebel, Tagebuch 25. 7. 1786 (GSA, Nachlaß Knebel)

Göthe 5. Uhr früh fort, nach Karlsbad. 24./25. 7. J. D. Färber, Kalender 24. 7.1786 (UB Jena)

Sind d. H. Geh Rath v. Göthe ein log und 25sten abgereist ins bad.

E r s t e s

Weimarer

J a h r z e h n t

Herzogin Luise an Lavater 15. 9. 1787 (SchrGG 16, 365)

Wenn ich mich fähig fühlte Göthens Charakter zu schildern so würde ich Ihnen zu gefallen es gewiß unternehmen: Aber ich vermag's nicht ein solch außerordentliches Wesen ganz in seiner große darzustellen. Lavater, Ein Wort über Göthe 29. 5.1788 (SchrGG 16,365)

B 3 769

Es ist nichts schwerer als über einen Grossen Mann zuschreiben; So wie nichts schwerer ist als sein Bild zuentwerfen — Ein Grosser Mann ist ein reichhaltiges Eins — einUnum Continuum — Alles, was geschrieben wird, ist successif — Wer die grossen Momente grosser Menschen fixieren, und sie 34

1775/86

Erstes Weimarer

Jahrzehnt

nicht successif, sondern auf einmahl wie in der Camera obscura darstellen könnte, der könnte uns ihre Grösse empfindbar machen. Göthe —, wenn ich einen Sterblichen mit Zuversicht groß genennet habe, so nenn' ich Ihn groß! Göthe will gesehn seyn in Lebendigen Momenten seiner Kraft, oder seiner alles vergessenden Nonchalance — Sein Adleraug erblikt gantz, u. verbannt jedes seichte Urtheil aus seinem Kreise — Er faßt so ganz, so kräftig, so sicher, wenn ich mich so ausdrüken darf, so vandykisch im grossen, so Chodowiekisch im kleinen, so fest, daß gar keine Besorgniß statt hat, daß Er leicht wieder fallen lasse. So königlich schweigen und sprechen — wer kann's, wie Er? welche Anmaßung kann neben Ihm bestehen, und welche harmlose Bescheidenheit neben Ihm in Verlegenheit kommen? So demüthigen (ecrasieren) und so erhöhen, wer kann's wie Er? — Wenn Er will — willst du zu Ihm sagen: „Er soll nicht wollen"? Und, wenn Er einen Schluß gefaßt hat, wirst du Ihm die Hände binden? — So offen dem Einen, so bepanzert dem andern, so horchend wie ein Kind, so fragend wie ein Weiser, so entscheidend wie ein Mann, so derbausführend wie ein Held — wer kann so leicht alle Gestalten annehmen ohne die seinige zuverlieren. — Ich deklamiere nicht 1 Zug für Zug erkennt jeder, der Ihn kennt — Züge die man doch nicht jedem, der daher kömmt, sogleich auf die Brust oder auf den Rüken heften kann — selten findet sich so viel Geschmak bey so viel Muth, so viel Kraft bey so viel Bonhommie — Ich rathe dir nicht, Ihn zuerzörnen; Sein Zorn ist furchtbar — Nicht wie eines Weibes, einer Furie, eines Weltweisen oder Pedanten —- Du fühlst, daß Er sich fühlt, und hast kein Wort dazu oder davon zu thun — Aber sicherlich, du wagst es nicht zum zweytenmahl, Ihm unbescheiden in die Quer zukommen. Ich habe keinen zugleich so toleranten und intoleranten Menschen gesehen — Alles, was in's Reich des Geken oder Prätendenten gehöhrt; Alles, was scheinen will, und sich zudrängt, fühlt in seiner Athmosphäre eine Unbehaglichkeit die schwerlich wieder zu vergessen ist — Aber schlichte Einfalt, ruhiger, gerader Sinn, kühler Menschenverstand — kurzsylbige derbe Entschlossenheit werden aller ihrer Gebrechen ungeachtet, einen thätigen, einen entschiedenen Freünd an Ihm finden —. Man geht selten von Ihm weg wie man zu Ihm gekommen ist — Man wird immer gewonnen oder verlohren haben —. Er prägt Eüch mit Einem Worte ein Heer unbestimmter Begriffe — Er giebt Eüch ein Bild, das alle Augenblike wiederkömmt, und Eüch unentbehrlich ist wie das liebe Brod — Hütet Eüch, daß Er Eüch mit nichts vergleiche, wenn es Eüch mit Eüerer Selbstverbesserung nicht wahrer Ernst ist. Bey ernsthaften Geschäften werden Ihm an Besonnenheit, Dexterität und simpler Würde wenige beykommen — Im Kreise der frohen Laune wenige an genialischer Jovialität — das Bittersalz seiner Laune ist corrosif, und seine seltenen Lobsprüche sind, ohne Schmeicheley zuseyn, unaussprechlich schmei35

1775/86

Erstes Weimarer Jahr2ehnt chelhaft — was consequent und sich selbst gleichförmig ist, wie unendlich es von seiner Denkungsart verschieden sey, darf auf seine Verehrung, und das Bekenntniß derselben sichere Rechnung machen — Und was noch mehr ist, was Ihn noch verehrenswehrter macht, ist die Kraft, womit Er mit dem Strome seines Witzes an sich zuhalten weiß — wenn Er an Einem sonst konsequenten Menschen etwas Lächerliches bemerkt. Ich habe einer Szene beygewohnt, wo Er sich gegen über eines sehr respektablen Schwärmers durch Menschenkenntniß und Bonhomie noch respektabler zumachen wußte — wo alles zermalmenden Witz erwartete, sprach Er mit einer Bescheidenheit und Ansichhaltung, daß man Ihn hätte küssen mögen — Wir wollen Ihm das nicht anrechnen, daß Er, vielleicht nach unserem Vorurtheile, Vorurtheile haben kann — Aber das sey Ihm hochangerechnet, daß Er sie zubesiegen und nachher immer von sich entfernt zuhalten weiß, und noch höher: daß Er es auf die leiseste Veranlassung zugestehen redlich und bescheiden genug ist. Ich empfinde es jeden Moment, wie alles was ich sage, nur Fragment von Fragment ist — Welche Anmassung, welche Unbescheidenheit wenn man sich erkühnen will das Bild eines Menschen zuentwerfen, der, gering zusprechen, unter einer Million nicht Einen findet, der an Blik, an Genie, Schöpfungskraft und klugbestimmter Thätigkeit, Simplizität und Erhabenheit Ihm an die Seite zusetzen sey. v. Lose, Schattenrisse edler Teutschen (Lose 1, 82)

B 3 777

Wann je ein Gesicht — was, nur Gesicht 1 nein! ganzer Umriß, Wuchs, Einheit des Körpers, phisionomisch und zugleich ästhetisch schön war, so ist das physische all von Göthe schön. Welch ein herrlicher Zusammensatz, welche schöne Sümmetriel Ich sähe ihn zum erstenmale ohne ihn zu kennen; seinen Namen zu kennen; aber seine Seele und sein Herz — die kannte ich sogleich. Tausend unsichtbare Fesseln der Liebe, der Geneigtheit, des Gutseins fesseln unsern Blick, daß er an dem Seinem sich weide. Und selbst der Fremde, der eiskalte roussauische Waldmensch würde, wenn er Göthen im Walde begegnete, weilen, ihm nachsehen, und ihn ungern aus den Augen verliehren wollen. Dieses weitgeöfnete, helle, oft verliebtschwärmende, öfters mächtigdurchdringende Auge, diese lange, etwas sanft geschweifte Nase, diese Hoheit und Würde, schmachtende Liebe und zärtlichkeitströmende Lippen, und das feste, kraftstarke Kinn, wie viel Charakter? So viel, daß ihrs nicht fassen könnt! Wahrlich, Göthe ist so reich an Genie, als Crösus an Golde! . . . In der Gesellschaft der Seinen ist dieser Liebling der Musen offen, ausfliessend, mittheilend und sümpathisirend; — unter fremden Menschen ist er ebenfalls frei und ungezwungen, aber etwas stille und politisch klug. Alle seine Bewegungen und Aeusserungen haben liebenswürdigen Anstand und Gefällig36

1775/86

Erstes Weimarer

Jahrzehnt

keit. Er redet gern mit Kennern über Wissenschaft und Kunst, und ist alsdann mit der Fülle seiner Kenntniß und Gelehrsamkeit in seinem Elemente. — Der Natur liegt er immer am Busen, belauscht sie in allen ihren Aufzügen und Geheimnissen. Er wohnt deshalb nicht in der Stadt, sondern in einer ländlichen einsamen Wohnung vor dem Thore, und ist in seiner ganzen Lebensart und Handlung so einfach und ungenirt, wie ein Mann sein muß, der Welt und Verhältniß kennet. Müller, Goethe in seiner ethischen Eigenthümlichkeit (F. v. Müller 2 S. 7)

B 2 2852 a

[Goethe:] „Die wahre Geschichte der ersten zehn Jahre meines Weimarischen Lebens könnte ich nur im Gewände der Fabel oder eines Mährchens darstellen; als wirkliche Thatsache würde die Welt es nimmermehr glauben. Kommt doch jener Kreis, wo auf hohem Standort ein reines Wohlwollen und gebührende Anerkennung—durchkreuzt von den wunderlichsten Anforderungen — ernstliche Studien neben verwegensten Unternehmungen, und heiterste Mittheilungen trotz abweichenden Ansichten sich bethätigen, mir s e l b s t , der das alles mit erlebt hat, schon als ein m y t h o l o g i s c h e r vor. Ich würde Vielen weh, vielleicht nur Wenigen wohl, mir selbst niemals Genüge thun." Müller, Goethe in seiner ethischen Eigenthümlichkeit (F. v. Müller 2 S. 24)

B 3 798

Ich halte mich verpflichtet, hier von einer vertraulichen Aeußerung Gebrauch zu machen, die einst unser verewigter Bruder Wieland mir machte: „Und wenn ich jemals, — sprach er — noch so sehr mit Goethe zu zürnen veranlaßt werden, mich von ihm oder seiner Handlungsweise noch so sehr verletzt fühlen könnte, und es fiele mir ein — was Niemand besser als gerade ich wissen kann —, welche unglaubliche Verdienste er um unsern Herzog in dessen erster Regierungszeit gehabt, mit welcher Selbstverläugnung und höchsten Aufopferung er sich Ihm gewidmet, wie viel Edles und Großes, das in dem fürstlichen Jüngling noch schlummerte, E r erst zur Entwicklung gebracht und hervorgerufen hat; so möchte ich auf die Knie niedersinken und Meister Goethen dafür mehr noch als für alle seine Geisteswerke preisen und anbeten." B 3 778

K. Riesbeck, Briefe eines Franzosen 2, 55

Göthe ist der Liebling des Herzogs. Sie sind Du zusammen. Was die Natur Herrn Wieland gänzlich versagte, das gab sie Herrn Göthe im Übermaaß. Ehedem verleitete ihn seine Süffisance wirklich zu Ausschweifungen; allein er hat [sich] seit einigen Jahren merklich geändert. Er ist nicht nur ein Genie, sondern hat auch wirklich viel Ausbildung. Einige sonderbare Grundsätze trugen mehr dazu bey, als seine natürliche Raschheit, daß er — gewiß gegen seine Erwartung — einer Kalmückenhorde das Signal gab, den deutschen Parnaß, der in voller Blüthe stand, vor einigen Jahren zu verheeren. Er ist in 37

E r s t e s Weimarer J a h r z e h n t

1775/86

allen Dingen — aus Grundsatz — für das Ungezierte, Natürliche, Auffallende, Kühne und Abentheuerliche. Er ist der bürgerlichen Polizey eben so feind als den ästhetischen Regeln. Seine Philosophie gränzt ziemlich nahe an die rousseauische. Ich will mich nicht damit aufhalten, sie zu zergliedern . . . Er hat viel Studium, ist ein Kenner der alten und bekanntesten neuen Sprachen, zeichnet, ist Musikant, ein guter Gesellschafter, Bonmotist und herzoglicher Legationsrath... Itzt scheint sich Göthe um das Litteraturwesen überhaupt wenig mehr zu kümmern. Er arbeitet an einer Lebensbeschreibung des berühmten Bernards von Weimar, und genießt das Leben in so weit es sich mit ziemlich welken Lenden gemessen läßt. Er wird, wie man mir in Weimar sagte, von allen Seiten her, unabläßig mit Rekommandationen bestürmt, und aus Osten, Süden, Westen und Norden besuchen ihn zu Zeiten Jünger seiner Apostel, in der Hofnung, angebracht zu werden. Er hat es sich aber itzt zur Regel gemacht, mit seiner Protektion sehr haushälterisch zu seyn. Falk, Goethe S. 145

Merk war ein halbes Jahr in Weimar und zuletzt so verstimmt, daß er Goethe gar nicht mehr sah. „Was Teufel," fuhr er auf, „fällt dem Wolfgang ein, hier zu Weimar am Hofe herumzuschranzen und zu scherwenzen, Andere zu hudeln oder, was mir Alles Eins ist, sich von ihnen hudeln zu lassen? Gibt es denn nichts Besseres für ihn zu thun?" Merk, wie Herder hinzusetzte, war ein Sonderling. K. v. Lyncker, Am Weimar. Hofe S. 53

v. Lichtenberg . . . war ein Onkel von mir und hatte mich samt meinem Hofmeister in sein Haus genommen, daher ich denn den Herzog fast täglich sah, wenn er dem Husaren-Exercitio in der Reitbahn beiwohnte oder sich mit dem Rittmeister bei einer Pfeife Tabak am Kamin über das Soldatenwesen unterhielt, wobei sich nicht selten der zum Oberforstmeister avancierte v. Wedel und Goethe einfanden. Falk, Kurze Charakteristiken von Göthe . . . (GSA, Nachl. Falk IV 3 Bl. 24)

Göthe war ein großer Liebhaber von gut angerichteten Fischottern, deren zuweilen etzliche an den Ufern der Ilm von dem Stallmeister, weil dieser Mann immer sehr früh aufstand und bey der Hand war, geschossen wurden. Bey Hofe, wo man sie verspeiste, legte sich Göthe, als der Teller an ihn kam, recht viel davon vor. Einstmals, als man wieder Fischottern auftrug, sagte die Herzogin Luise: ich kann in der That nicht finden, warum man eine so große Delice aus diesem Gerichte macht, und nahm gar nichts. Göthe, der kurz zuvor die Fischottern ganz ausnehmend gegen eine Hofdame, die auch nichts 38

1775/86

Erstes Weimarer Jahrzehnt davon aß, gelobt und ihnen eine ordentliche Lob- und Standrede gehalten hatte, und dem der Hofbediente in demselben Augenblick, wie die Herzogin dieß unbarmherzige Wort über sein Lieblingsgericht aussprach, den Teller präsentierte, hatte, so weidlich er sonst aufschüsselte, vor Schreck nun nicht mehr das Herz, als ein kleines, ganz winziges Stückchen zu nehmen! Welche ausnehmende Artigkeit und Courtoisie! Falk, Kurze Charakteristiken von Göthe . . . (GSA, Nachl. Falk IV 3 Bl. 15)

An einem warmen Tag sah der Herzog Pferde in die Schwemme reiten. Welch ein Wohlleben, sagte er zu Göthen, der neben ihm stand und zusah, wenn Einem das Wasser so kalt um die Glieder schlägt. Denk dir die angenehme erfrischende Kühlung, Göthe, Du mußt mein Pferd seyn, ich will Dich in die Schwemme reiten. Mich ergebenst zu bedanken erwiederte Göthe! Nun so bin ich das Deinige steig auf und reit mich in die Schwemme! Göthe mußte dem herzogl. Befehl gehorsam leisten, er ritt mit dem Herzog, so tief wie es nur gehen wollte in die Schwemme. Nach diesem setzte sich der Herzog auf, gab dem Verfasser der Iphigenie und des Tasso den Sporen und ließ ihn unten im Wasser hin und her traben. Solche munter tollen Jugendstreiche sind viele von beyden ausgeübt worden. Es hat sich getroffen, daß man alte Barakken auf den Dörfern in Brand stecken ließ, bloß um das Vergnügen zu haben, die Sturmglocken anschlagen und löschen zu helfen, denn der Herzog war jedesmal nebst Göthen zu Pferde dabey. Riemer, Mittheilungen 2, 67

B® 491

Er badete in jener Zeit [um 1778] überhaupt häufig, sogar des Nachts in der Ilm, meist bei Mondschein, selbst in November- und Decembertagen; und trieb auch wohl allerlei Neckereien mit den bei nächtlicher Weile vorübergehenden. So — erzählte er mir — habe er einmal einen Bauer aus Oberweimar, der spät in der Nacht nach Hause zurückkehrend über das Gatter der Floßbrücke steigen wollen, dadurch in Furcht und Schrecken versetzt, daß er in seiner weißen Gestalt mit schwarzem langem Haupthaar, aus dem Wasser auf- und niedertauchend und dabei wunderbare Töne von sich gebend, in jenem Manne die energische Vorstellung einer Ilmnixe erregte, deren Existenz dieser sich nun wahrscheinlich nicht wieder habe ausreden lassen. Soret, Tagebuch 19. 3.1830 (Robinet de Clery S. 107)

B 2 2804 B 3 6536

[Goethe:] Cela me rappelle qu'ayant montre un jour au defunt Grand-Due la plus grande rdpugnance pour visiter avec lui un hospice d'alienes, il chercha a m'y introduire par surprise. M'en etant aperfu ä temps, je lui dis qu'il ne m'ötait nullement necessaire de voir encore ceux qu'on enfermait. Pret a 39

1775/86

E r s t e s Weimarer J a h r z e h n t suivre Votre Altesse aux enfers, je me suis decide a ne pas la suivre aux petites maisons. Böttiger, Lit. Zustände 1, 58

B 3 794

(Herder den 30. Nov. 1799): Als Goethe noch Kammerpräsident war, arbeitete er dahin, daß dem Herzog ein fester Etat der Ausgaben und Einnahmen vorgelegt und der Herzog dann verpflichtet werden könnte, sich selbst anheischig zu machen, seine Forderungen nie darüber zu erstrecken. Dazu aber hatte der Herzog wenig Lust, und dies verleidete Goethen seine Präsidentschaft so sehr, daß er, um die ganze Sache los zu werden, die Reise nach Italien unternahm. K . v. Lyncker, Am Weimar. Hofe S. 110

B 3 790

Alle acht oder vierzehn Tage wurden Redouten gegeben, welche die Herrschaften und der Adel jederzeit besuchten . . . Die Feste waren jederzeit voll und belebt. Die regierende Herzogin pflegte auf denselben mit einer halben Maske vor dem Gesicht in ganz weißem Anzüge mit sogenannten Poschen, wie sie damals Mode waren, zu erscheinen . . . Der Herzog, gewöhnlich in einem Tabarro, tanzte mehrenteils nur Walzer, fast ohne Ausnahme mit dem ältesten, schlanken und großen Fräulein v. Voß, der man wegen ihrer zierlichen Bewegungen den Zunamen Grace Voß gegeben hatte. Zuweilen walzte er auch mit der Korona Schröter . . . Goethe pflegte sehr oft in dem geschmackvollsten Theateranzug zu erscheinen und machte sich durch seine majestätische Gestalt, zugleich aber auch durch seine steife Haltung bemerkbar; auch er tanzte sehr oft mit der Korona. Die Herzogin-Mutter erschien nicht selten in einer Charaktermaske. Amalie v. Voigt, Das weimarische Liebhaber-Theater unter Göthe (Zeitung f. d. elegante Welt 25. 2.1823, 315)

Göthe's Spiel wollte man zu ungestüm und die Bewegungen bei alledem etwas steif finden, wie das ζ. B. in der Rolle des Alcest in den Mitschuldigen, des Orest, des Belcour im Westindier, der Fall gewesen sey. Auch memorirte er schlecht; da er aber sich vortrefflich auf's extemporiren verstand, so hatte außer dem Soufleur, und gelegentlich der Mitschauspieler, wenn das Stichwort nicht gebracht wurde, Niemand darunter zu leiden. Im Humoristischen war er aber unübertrefflich, wie alle Urtheilsfähige versicherten, wie sein Anderson, mehrere Rollen in des Hans Sachs Fastnachtsspielen, Hamann und der Marktschreier im Jahrmarkte von Plundersweiler u.s.w. bewiesen . . . Man denke nur, was man ihm [dem Publikum] alles zutraute, welches Uebermaß von Phantasie und Laune, um sich in Stücken zurecht zu finden, wie . . . Hans Sachsens Schwänke, ζ. B. den Kranken und den Narrenschneider, wo 40

1775/86

Erstes Weimarer

Jahrzehnt

Göthe als Wunderdoktor zierliche aus Holz geschnitzte Narren dem Kranken aus dem Wams zog u. dergl. m. Eckermann, Gespräche 26. 9.1827 (Houben1 S. 514)

B 2 2553

[Goethe:] Wir haben überhaupt . . . in frühester Zeit hier [Ettersburg] manchen guten Tag gehabt und manchen guten Tag verthan. Wir waren alle jung und voll Übermuth und es fehlte uns im Sommer nicht an allerlei improvisirtem Comödienspiel und im Winter nicht an allerlei Tanz und Schlittenfahrten mit Fackeln . . . Ich will Ihnen doch auch die Buche zeigen . . . worin wir vor fünfzig Jahren unsere Nahmen geschnitten . . . Damals stand diese Buche auf einem freien trockenen Platz. Es war durchaus sonnig und anmuthig umher und wir spielten hier an schönen Sommertagen unsere improvisirten Possen. H. Eisenschmidt, Erinnerungen (JbGG 11, 317)

B 3 791

Vorzüglich interessant waren mir die Mitteilungen eines alten pensionierten Souffleurs vom weimarischen Theater, der viel zu erzählen wußte von den Ettersburger Festen und der Kirmse in Brembach, einem Dorfe hinter dem Ettersberg, zu der sich Goethe mit den Mitgliedern des weimarischen Hofes gern einfand, wo dann unter der Dorflinde extemporierte Stücke aufgeführt wurden, zu denen Goethe, auf einer alten Gießkanne trommelnd, einlud mit den Worten: „Standespersonen zahlen nach Belieben, Kinder und Narren gehen frei aus." C. W. v. Fritsch, Nachruf auf F. H. v. Einsiedel (Weimars Album S. 169)

Einsiedel . . . schrieb Schauspiele und Operetten, übernahm Rollen . . . gesellte sich mit dem Violoncell zu dem Orchester und wetteiferte in Liedern, Novellen und Erzählungen mit den großen Meistern, Wieland, Goethe, Knebel, Siegmund v. Seckendorff, Herder, deren freundschaftlicher Umgang ihm Lehre und Muster war, die er in Anerkennung unerreichbaren Werthes liebte und bewunderte. Müller, Tagebuch 19. 4.1819 (Grumach S. 34)

B 2 1873 B 3 4677

Seebachs Wort beym PlumpsackSpiel zu Wilhelmsthal „Schlagt doch zu, so gut wird es euch nicht leicht wieder, euern Fürsten und Herrn prügeln zu dürfen" fand Goethe ganz sublim und grandios. Damals ritt lezterer täglich ein rasches bequemes Pferd, Poesie genannt. K. v. Lyncker, Am Weimar. Hofe S. 50

B 3 785

Possierlicherweise hatte das Hofpferd, auf welchem Goethe in vorbenannten Angelegenheiten umherritt, den Stallnamen P o e s i e erhalten, und, wo dieses 41

1775/86

Erstes W e i m a r e r J a h r z e h n t Pferd mit seinem geistreichen Reiter erschien, da, sagte man, gab es wunderbare Veranstaltungen. F. de la Motte Fouque, Lebensgeschichte (Fouque1 S. 120)

B 3 660

Laßt mich's hier einschalten, was mir Fritsch in traulichen Stunden nachherigen Beisammenseins mitgetheilt hat, wie Goethe seltsamlich ehedem — es mogte so in den spätem Dreißigen seiner Lebensjahre sein — Kinderfeste bei sich zu halten pflegte. Da mußten ihm die näher Befreundeten (Fritschens Vater, ein angesehener Mann in Weimarschem Civildienst, endlich Minister, gehörte dazu) ihre Kindlein, Mädchen und Bübchen, ohne Weiteres — nicht Aeltern, nicht Aufseher durften sie begleiten — anvertrauen. Es galt hauptsächlich geselligen Tanz. Goethe empfing in völliger Hofgalla seine Gästchen, die er allsammt: „Ihr kleinen Menschengesichter!" zu tituliren pflegte. Er selbst eröffnete ganz feierlich den Ball mit Einer der Dämchen . . . Nach dieser Feierlichkeit aber ließ er dem kindlichen Getriebe freien Lauf, doch so, daß er die „kleinen Menschengesichter" als getreuer Aufseher keinen Augenblick aus den Augen verlor, ihren Tanz, ihre Genüsse bewachend, so daß Keines Nachtheil für Gesundheit oder Sitte zu erleiden hatte, und dennoch Allen unter dieser väterlich gastlichen Obhut unaussprechlich frei und wohl zu Sinne war, und sie auch wiederum zu rechter Zeit, gehörig abgekühlt und wohl eingepackt heimgefördert werden. Karoline Jagemann, Erinnerungen (Bamberg 1, 56)

Goethe gab damals zuweilen Kindern aus bekannten Familien Feste im Freien, an denen der Herzog stundenlang teilnahm. Sara Wulff an Goethe 14.12.1796 (GJb 14,48)

Die Koch, die ich als Gesellschafterin zu mir genomen (Sie kennen sie als Kind sie erinert sich mit Entzücken eines kleinen Kinderfestes mit bunten Eyern dass Sie einst im Garten gaben und wo Sie so lieblich als der Verfasser Tassos waren, und empfiehlt sich Ihnen bestens) . . . Eckermann, Gespräche 26. 9. 1827 (Houben1 S. 513)

B 2 2553

[Goethe:] In Gotha war ich in frühester Zeit oft und gerne; doch seit langen Jahren so gut wie gar nicht . . . Das hat so seine Bewandniß . . . Ich bin dort nicht zum Besten angeschrieben. Ich will Ihnen davon eine Geschichte erzählen. Als die Mutter des jetzt regierenden Herrn noch in hübscher Jugend war, befand ich mich dort sehr oft. Ich saß eines Abends bei ihr alleine am Theetisch, als die beiden zehn- bis zwölfjährigen Prinzen, zwei hübsche blondlockige Knaben, hereinsprangen und zu uns an den Tisch kamen. Übermüthig, wie ich seyn konnte, fuhr ich den beiden Prinzen mit meinen Händen in die Haare, mit den Worten: N u n , Ihr S e m m e l k ö p f e , w a s 42

1775/86

E r s t e s Weimarer J a h r z e h n t macht I h r ? — Die Buben sahen mich mit großen Augen an, im höchsten Erstaunen über meine Kühnheit, und haben es mir später nie vergessen. Κ. v. Lyncker, Am Weimar. Hofe S. 60

Der befreundete Fürst Franz von Dessau war öfter hier anwesend und unserer Herrschaft höchst willkommen. Vermutlich nach seiner Angabe wurden der ehemalige Welsche Garten, der sogenannte Stern und die Kalte Küche, mit Einschluß des Schießhausgartens, nach Art der Wörlitzer Anlagen zum Park umgeformt . . . Der Herzog und Goethe gaben die einzelnen Parkwege selbst an, und ich habe gesehen, wie der gnädige Herr, der gewöhnlich einen kleinen Säbel an der Seite trug, sich mit demselben die neuen Wege durch den Stern bahnte. In der kalten Küche wurde sofort ein Ilmbad errichtet, worin sich fast an jedem warmen Abende der Herzog mit Goethe und einigen ausgesuchten Kavalieren erfrischten. K. v. Lyncker, Am Weimar. Hofe S. 95

Um diese Zeit kamen mehrere auswärtige schöne Geister nach Weimar, um Wieland, Goethe und Herder kennen zu lernen. Statthalter v. Dalberg, welcher nun Koadjutor geworden war, und der Prinz August von Gotha verweilten wochenlang allhier, um sich mit ihnen in literarischer Hinsicht zu unterhalten. Auch Gotter fand sich zuweilen von Gotha aus ein . . . Der Prinz August . . . liebte besonders den alten Wieland und Herder; Goethe schien ihm weniger zu behagen. C. Th. v. Dalberg an J. E. Graf v. Goertz 12. 2.1776 (GRFA)

II [Carl August] aime Wedel et Göthe je ne puis le blamer. je dois leur rendre la justice qu'ils ne jouent pas le role de courtisans avec lui. Iis lui disent tres souvent roudement des νέπίέβ utiles, et qui seroient de dure digestion pour tout autre prince. An Caroline v. Wolzogen 28.1.1812 (WA IV 22, 247)

Wahrhaft rührend . . . ist mir das Blatt von der Hand unsers verehrtesten Großherzogs [C. Th. v. Dalberg]. Wie sehr erkenne ich darin die Dauer jener Gesinnungen, die mich früher so glücklich machten. Je mehr ich dankbar empfinde, wie viel ich diesem außerordentlichen Manne in meiner Jugend schuldig geworden, desto mehr freut es mich, daß Zeit und Entfernung, ja so mancher Wechsel der Dinge nichts an einem Verhältniß ändern konnten, das auf wahren Grund gebaut war. An J. F. H. Schlosser 23. 2.1818 (WA IV 50, 42)

Die übersendeten Papiere geben einen ernsten, dankbaren Rückblick in das 43

1775/86

E r s t e s Weimarer J a h r z e h n t Leben eines bedeutenden Mannes [C. Th. v. Dalberg], dessen hoffnungsreichste Jahre in meine beste Zeit fielen, da wir denn manche gute Tage zusammen verlebten. Zur Morphologie. Schicksal der Druckschrift (LA I 9, 70)

Man traf ihn [C. Th. v. Dalberg] stets rührig, teilnehmend, fördernd, und wenn man sich auch seine Vorstellungsart im ganzen nicht zueignen konnte; so fand man ihn doch im einzelnen jederzeit geistreich überhelfend. Bei aller wissenschaftlichen Arbeit bin ich ihm viel schuldig geworden, weil er das mir eigentümliche Hinstarren auf die Natur zu bewegen, zu beleben wußte. Denn er hatte den Mut, durch gewisse gelenke Wortformeln, das Angeschaute zu vermitteln, an den Verstand heran zu bringen. An Zelter 10. 4.1827 (WA IV 42,125)

Ich erinnere mich in früherer Zeit, als ich mit einem bedeutenden Mann in Verhältniß stand, Folgendes erfahren zu haben. Der Fürst Primas [C. Th. v. Dalberg], noch als Statthalter von Erfurt, unser Nachbar und Lebensgenosse, hatte an seiner hohen und einflußreichen Stelle und noch dazu als Selbstautor einen furchtbaren Zudrang von literarischen Zusendungen, auf die er als Mann von Stande, Lebensart und gutem Willen jederzeit etwas, wenn es auch nicht viel war, erwiderte. Nun besaß er zwar ausgebreitete Kenntnisse um solchen Fällen genug zu thun, aber wo hätt er Zeit und Besinnung hergenommen, um einem jeden vollkommene Gerechtigkeit widerfahren zu lassen; er hatte sich daher einen gewissen Styl angewöhnt, wodurch er die Leerheit seiner Antworten verschleierte und jedem etwas Bedeutendes zu sagen schien, indem er ihm etwas Freundliches sagte. Es müssen dergleichen Briefe noch zu Hunderten herumliegen. Ich war von solchen Erwiderungen öfters Zeuge; wir scherzten darüber, und da ich eine unbedingte Wahrheitsliebe gegen mich und andere zu behaupten trachtete . . . so schwur ich mir hoch und theuer, in gleichem Falle, mit dem mich meine damalige Celebrität schon bedrohte, mich niemals hinzugeben. Müller, Unterhaltungen 31. 3. 1824 (Grumach S. I l l )

B 2 2246 B 3 5445

G. rühmte, daß er [J. F. v. Fritsch] stets redlich gegen ihn gewesen, obgleich sein, Göthes, Treiben und Wesen ihm nicht habe zusagen können. Aber er habe doch Göthes reinen Willen, uneigennütziges Streben und tüchtige Leistungen anerkannt. Seine Gegenwart, seine Äußerlichkeit sey nie erfreulich gewesen, vielmehr starr, ja hart, bouffu; er habe nichts behagliches oder feines in seinen Formen gehabt, aber viel Energie des Willens, viel Verstand, wie schon aus seinen 2 Söhnen sich schließen lasse, die denn doch selbstständig genug auf eignen Füßen ständen . . . 44

1775/86

Erstes Weimarer Jahrzehnt Mir ist in allen Geschäften und Lebens-Verwicklungen das A b s o l u t e meines Charackters sehr zu statten geckommen; ich konnte Vierteljahre lang schweigen und dulten, wie ein Hund, aber meinen Zweck immer vest halten; trat ich dann mit der Ausführung hervor, so mußte ich u n b e d i n g t mit aller Kraft zum Ziele, mochte fallen rechts und links was da wollte. Aber wie bin ich oft verlästert worden, bey meinen edelsten Handlungen am meisten. Aber das Geschrey der Leute kümmerte mich nichts. Die Kinder und ihr Benehmen gegen mich waren oft mein Barometer hinsichtlich der Gesinnungen der Eltern gegen mich. Ich nahm alle Zustände und Personen, meine Collegen ζ. B. durchaus r e a l , als gegebne, einmal fixirte NaturWesen, die nicht anders handeln können, als sie handeln, und ordnete hiernach meine Verhältnisse zu ihnen. Soret, Tagebuch 19. 3.1830 (Robinet de Clery S. I l l )

B 2 2804 B 3 6536

[Goethe:] On avait mal parl6 de moi . . . dans la societe. Cela tirait, jusqu'ä un certain point, ä consequence, j'etais interesse ä savoir d'oü partait le coup. Toutes les maisons weimariennes etaient, d'ailleurs, bien disposdes pour moi. Je me mis ä examiner les enfants de mes voisins et connaissances. Tout d'un coup, je rencontre quelques petits ga^ons ä moi tres connus qui ne me saluent plus dans la rue. Ce fut un fil et je ne tardai pas ä decouvrir que c'etaient leurs parents qui avaient exerce leur langue ä mes depens. F. Münter, Tagebuch 21. 5. 1787 (Andreasen 3, 402)

Gieng . . . mit Herder u. der Frau an der Ilm in einem einsamen Spaziergange spazieren, wir redeten . . . vom Geheimen Raht Fritsch, den ich schon sonst als einen elenden Kerl kannte, der das Land aussaugt, den Herzog betrügt u. seine Verbindungen zu lauter bösem misbraucht, so dass kein rechtschaffener Mann gegen ihn ankommen kann, dass Göthe seit 3 Jahren den Gehfeimen] Raht nicht mehr besucht, u.s.w. Müller, Tagebuch 27. 5.1828 (Grumach S. 174)

B 3 6146

Er [Carl August] . . . sprach bis gegen 3 Uhr aufs gemüthlichste. Tausend Erinnerungen früher Tage in Bezug auf Goethe wachten in ihm auf . . . Goethes frühere Generosität gegen junge Talente, in jener Zeit, wo die s.g. schöne Literatur erblühte, wo nach Werthers Erscheinen die Genies zu Dutzenden •—• wie Pilze und Schwämme nach einem Schlagregen — aufschössen. Goethe habe stets zu viel in die Weiber gelegt, seine eignen Ideen in ihnen geliebt, eigentlich grose Leidenschaft nicht empfunden. Seine längste Liebschaft, die Fr. v. Stein, sey eine recht gute Frau gewesen, aber eben kein groses Licht. 45

1775/86

E r s t e s Weimarer J a h r z e h n t Henriette v. Beaulieu-Marconnay, Bruchstücke aus meinem Leben (GSA, Nachl. Egloffstein VI 1, 4 Bl. 15; *Dtsch. Rundschau 181, 352)

Unter den vielen Menschen, deren Bekanntschaft ich an jenem Courtage [im Winter 1787 in Weimar] machte, will ich nur eine der Bedeutendsten hervorheben. Zu diesen muß ich — in vieler Hinsicht — die i n t i m e , Lebenslange Freundin der Herzogin Louise zählen. Da es an sich schon eine Merkwürdigkeit ist, eine Frau auf so hoher Stufe fürstlicher Gunst sich erhalten zu sehen, so wird dies noch weit merkwürdiger erscheinen, wenn ich mit vollster Wahrheit versichre, daß Fr. v. Stein nur den alltäglichsten Verstand besaß, der den eminenten geistigen Fähigkeiten der Herzogin nicht genügen konte. Es läßt sich daher ihr gegenseitiges Verhältnis bloß dadurch erklären, daß die untergeordnete Freundinn mit der seltensten L e b e n s k l u g h e i t begab[t] gewesen sey. Wie hätte sie sonst mit den glänzensten Erfolg alle Klippen des Hoflebens umschiffen können, die bey ihrer Lage noch weit gefährlicher] sich gestalteten, weil die regierende Herzogin mit der verwittweten in ewiger Spannung lebte u letztre die Favoritin ihrer Schwiegertochter — vielleicht nicht ohne Grund — als die Urheberin derselben betrachtete u sie aufrichtig haßte. Indeßen läßt sich nicht bezweifeln, daß noch ein unbekantes wichtiges Motiv das unauflösliche Freundschaftsband zwischen der Herzogin Louise u Fr. v. Stein geknüpft haben müsse. Diejenigen, welche mit den frühern Begebenheiten am Hofe genau bekannt waren, behaupteten, Göthe sey gleich bey seinem Auftritt in Weimar von der heftigsten Leidenschaft für die junge Fürstin ergriffen worden u habe sich zwischen dieser u Fr. v. Stein in denselben Verhältnis, wie sein T a s s o befunden, nur mit dem Unterschied, daß die Weimarsche zweite Eleonore, den großen Dichter nicht zu entführen brauchte, sondern ihn allmählich an sich ziehen u indem sie für den Ruf ihrer fürstlichen Freundin sorgte, ihre eigne Neigung für Göthe befriedigen konte. — Was auch der dichte Schleier verhüllen mag, welcher das Wahre der Sache für immer bedekt,Unwürdiges kan es nicht sein,dafür bürgt die makellose Tugend der Herzogin Louise u die Achtung welche der Frau von Stein durch ihr langes Leben bis zum Grabe folgte. Indessen muß mann die Geschiklichkeit bewundern, womit diese Frau ihr künstliches Spiel durchzuführen wußte, so daß sie noch in späterer Zeit für Göthens Geliebte galt, obgleich sie eigentlich nur seine V e r t r a u t e geweßen sein mochte. — Als ich sie kennen lernte, zählte sie erst 35—36 Jahre, da aber junge Leute stets mit den Maasstab ihres eignen Alters zu messen u alles um sich her mit zu frischen Augen zu betrachten pflegen, kam mir Fr. v. Stein schon wie eine unscheinbare Matrone vor. Ich hielt es für unmöglich, daß der hochgefeierte Dichter sich keine jüngre u schönere Geliebte ausgesucht haben sollte, doch schwand allmählich dieser Zweifel, als ich sie in ihrem Hause besuchte u dort mit lauter Andenken des entfernten Freundes umgeben sah. Sie führte mich zu seinem 46

1775/86

Erstes Weimarer

Jahrzehnt

Bilde, laß mir seine Verse vor u bemühte sich meine Fantasie durch die Schildrung seiner Liebenswürdigkeit zu bestechen. Damals wußte ich nicht, daß diese Frau die gute Absicht hegte, m i c h m i t G ö t h e n zu v e r h e u rathen. Henriette y. Beaulieu-Marconnay, Memoiren (GJb 12, 142)

B 3 801

Auch von Goethen, der sich leider 1 bei unserer Ankunft zu Weimar schon in Italien befand, kann ich in diesem Abschnitt nichts sagen. Dagegen lernte ich an jenem ersten Hoftage Frau von Stein kennen, die seine und der Herzogin Louise vertrauteste Freundin und wie man mir versicherte — dieser Auszeichnung vollkommen würdig sein sollte. Späterhin überzeugte ich mich selbst davon. Der Charakter dieser Frau gehörte unstreitig zu den edelsten und ihr Verstand, der mir zwar nie bedeutend erscheinen wollte, führte sie glücklich an den mannichfachen Klippen des Hoflebens vorüber, obgleich diese noch viel gefahrvoller für sie, als Andere waren, weil die regierende Herzogin durchaus nicht mit der verwittweten harmonirte, weshalb die Vertraute der Erstem, ein Dorn im Auge der Letztern seyn musste. Sachkundige haben mir versichert, Goethe habe Frau von Stein aufs treffendste in der Leonore, im Tasso, dargestellt, was mir sehr wahrscheinlich dünkt, wenn man annimmt, dass er sich selbst in jenem grossen Dichter gezeichnet und manche Umstände benutzt hat, die seine eigne Lage mit sich brachte. Es lässt sich nicht leugnen, dass Frau von Stein bei dem besten Herzen viele Schlauheit und Weltklugheit besitzen musste, sonst wäre es ihr unmöglich gewesen, bis ans Ende ihrer sehr langen Laufbahn, ohne die mindeste Unterbrechung eine Stellung zu behaupten, die sie der Herzogin Louise und Goethen so nahe brachte, dass nur der Tod dies innige Verhältniss lösen konnte, auf welchem selbst jetzt noch, wo ich dies schreibe, ein undurchdringlicher Schleier ruht. Goethe allein vermöchte es, ihn zu lüften — aber schwerlich wird er sich dazu verstehen, folglich auch die Nachwelt über eine Sache nicht klarer urtheilen, die den Zeitgenossen des grossen Mannes stets räthselhaft blieb. Dem sey nun wie ihm wolle, was auch jener Schleier verhüllen mag — U n w ü r d i g e s kann es nicht seyn, dafür bürgt die makellose Tugend der erhabenen Fürstin. Charlotte v. Stein an Knebel 10. 5. 1786 (StG 6,186)

Goethe lebt in seinen Betrachtungen, aber er teilt sie nicht mit, Dies ist eine Tugend, die Sie nur besitzen! Aber ich bedauere den armen Goethe: Wem wohl ist, Der spricht 1 An Charlotte v. Stein 2.12.1786 (WA IV 8, 73)

Auch wirst du den deinigen wenn er zurückkommt noch mehr lieben, denn 47

1775/86

Erstes Weimarer Jahrzehnt wills Gott wird er einige Fehler ablegen mit denen du unzufrieden warst. Nie hab ich so lebhaft gefühlt als hier, daß der Mensch der das Gute will, eben so thätig (fast auf die selbe Art thätig) seyn müsse, als der Eigennützige, der Kleine, der Böse. Nur schwer schwer ist die Erkenntniß. (Wir haben über diesen Punckt so oft gesprochen). Chatlotte v. Stein an Knebel 6. 5.1786 (StG 6,186)

B 3 761

Es tut mir wohl, daß Ihr Philosoph [Plato] Sie so glücklich macht und daß Sie auf dem Weg sind, in der Ergebung zu leben, weil Ihnen der hinten zuletzt gemalte Vorhang, wie es Goethe pflegt zu nennen, keine Illusion machen kann. Böttiger, Lit. Zustände 1 , 1 9 2

(Den 31. Octbr. 1796 bei Herder.) . . . Den Einfall der Philine [in Wilhelm Meister], die sich mit schwangerm Leibe im Spiegel sieht und ruft: „pfui! wie niederträchtig sieht man da aus", hat Goethe seiner vorigen Geliebten, der Frau v. St[ein] abgeborgt. Charlotte v. Stein an F. v. Stein 14. 4.1796 (Bode2 1, 552)

Einmal gab ich ihm [August v. Goethe] ein neu Stück Geld; er drückte es an seinen Mund vor Freuden und küßte es, welches ich sonst am Vater auch gesehen habe. A. v. Arnim an F. C. v. Savigny 28. 9. 1811 (Schellberg-Fuchs2 S. 174) Seine älteste Geliebte, eine Frau von Stein, berichtete weinend

die herzzerreißendsten Grobheiten, die er ihr mitten in den herzlichsten Verhältnissen angetan. E. J. d'Alton an Knebel 13. 3.1810 (GSA, Nachlaß Knebel)

Mein Aufenthalt in hiesiger Gegend ist der lehrreichste meines Lebens, nirgends bin ich mit so viel Vertraulichkeit mißhandelt worden als hier; so hat z. Beisp: die alte Stein mir alle ihre Geheimniße vertraut, weil sie sich in ihren Fehlern geehrt glaubte, sie klagte mir Göthens Untreue der ihr versprochen ihren Sohn zu Breslau zum Erben zu machen und nie zu heurathen, und Gott weiß was Alles, ohne alle Veranlassung von meiner Seite. Malla Montgomery-Silfverstolpe, Reisejournal 25. 1. 1826 (Franzos S. 184)

Amalie [v. Helvig] erzählte viel von Goethe, von seinem kalten, unkonsequenten Betragen gegen Fritz Stein und seine Mutter. Nachdem er zwölf Jahre lang ihr intimster Freund gewesen und jeden freien Abend bei ihr verbracht hatte, der erste Freund und Führer ihres jüngsten Sohnes gewesen 48

1775/86

Erstes Weimarer Jahrzehnt war und den Knaben lange Zeit bei sich wohnen gehabt hatte, brach er allen Verkehr mit ihnen ab und hat nach dem Tode der Mutter Fritz Stein keinerlei Wohlwollen bezeigt. K. v. Stein, Goethe (Wahl2 S. 9)

B 3 783

Meinen jüngsten Bruder hatte er zu sich in seine Wohnung genommen, ihn auch zu seinem Erben bestimmt. Unter andern hatte er den Plan, bey Jena ein Gut und dazu die Lobedaburg zu acquirieren. Er brachte ihn auch zu seiner Mutter nach Frankfurth. F. v. Stein (Wahle 1, 617)

B 2 236a B 3 664

Nachdem mein Lehrer Kästner Pagenhofmeister geworden, ertheilte er mir noch Unterricht, und ich schlief in seiner Wohnung. Mein zweiter Bruder Ernst, der Jagdpage des Herzogs war, ging zu dieser Zeit auf das Land zu einem Forstmanne, um das Forstwesen zu lernen. Hierdurch war ich öfter allein unter den Pagen, welches Goethe abzuändern, wie es nothwendig wurde, mir ein Zimmer in seinem Hause gab. Unendlich war die Sorge und Liebe, mit der er mich behandelte und ich verdanke ihm sehr viel in dieser glücklichen Epoche von 1782—86, wo er nach Italien reiste. F. v. Stein, Lebensbeschreibung (Rohmann S. 5)

B s 781

Ich war etwa neun Jahre, als mich Goethe zu sich in sein Haus nahm, welches ich die glücklichste Periode meiner Jugend nennen darf. Die Liebe, mit der er meine mannigfachen kleinen Wünsche erfüllte, suchte ich durch Anstrengungen zu verdienen. Durch Dictiren suchte er meine unfertige Handschrift auszubilden, und dadurch, daß er mir seine Wirthschaftsbücher und Rechnungen zu führen übergab, meine Fertigkeit im Rechnen zu üben. Ich machte mehrere kleinere Reisen mit ihm, besonders nach Ilmenau und in die Grafschaft Henneberg, wo er die Direction eines in der Folge mißglückten Bergbaues führte, und mich hierüber gern und vollständig belehrte. Dieses Glück hatte nur zwei Jahre gedauert, als Goethe eine Reise nach Carlsbad und von da nach Italien unternahm, ohne es jemand anderem als dem Herzog anvertraut zu haben. Ich blieb noch, weil man stets seine Rückkehr erwartete, fast ein halbes Jahr in seinem Hause, zog zuletzt jedoch wieder zu meinen Eltern, weil es mir in dem Hause zu einsam war. An F. y. Stein 29.12.1786 (WA IV 8,104)

Wenn wir künftig zusammen gehen und fahren, habe ich dir zu erzählen, und du sollst dich nicht mehr über mein Stillschweigen beklagen. F. v. Stein an Goethe 12. 2.1825 (Eing. Br. alph. 886, ΙΠ)

. . . eingedenk der vielen Liebe u Güte die ich Ihnen zu verdanken habe, u 49 4 Goethe, Gespräche ΠΙ

1775/86

Erstes Weimarer Jahrzehnt an die ich oft errinnret zu werden Anlaß habe; sogar in meinen Schriftzügen deren angeborne Ungeschicklichkeit ich in meinem Sohne erneuert sehe und Ihrer freundlichen Belehrung eingedenk mir ebenfalls Mühe gebe ihn von den mancherley Abwegen der Züge auf das Nothwendige zurück zu führen. F. v. Stein an Goethe 24. 6.1803 (Goethe-Almanach 1968, 276)

Wie sehr ich aber von jeher mit den Jamben entzweit geworden bin, erinnren Sie sich vielleicht. K. v. Stein, Goethe (Wahl2 S. 3)

B 3 344

Selbst mein Hoffmeister, der Kästner hieß, ein fürtrefflicher Mensch an Hertzen und Charakter, war entzückt für das neue Leben, was Göthe in die Gesellschafft und namentlich in unser Haus gebracht hatte. Das Vergnügen des Schlittschuhlaufens fand aber so vielen Beyfall, daß man das folgende Jahr darauf eine Menge aneinander liegende, blos durch Bäume getrennte Wiesen unter Waßer setzte, wo die Bahn für die Schlittschuhläufer (wenn Schnee fiel) gekehrt und immer in Stand erhalten wurde, alle Morgen sich eine Menge Herren und Damen einfanden, auch sogar des Nachts ein paar Mal die Ufer mit Fackeln illuminiert und die Schlittschuhläufer mit Fackeln versehen wurden. Auch fehlten nicht die Anstalten, um draußen zu eßen und zu trinken und sich zu erwärmen. Der Herzog fand oft Spas dran, mit Rappieren mit mir zu fechten, auch wurden Ringelrennen gehalten. Wieland an Katharina Elisabeth Goethe 30. 9.1777 (Keil 1 S. 84)

B a 455

Er [Goethe] ist und bleibt halt doch, mit allen seinen Eigenheiten, einer der besten, edelsten und herrlichsten Menschen auf Gottes Erdboden. B. R. Abeken, Goethe in meinem Leben (Abeken2 S. 227)

B2 270 B 8 799

In Hinsicht auf den völligen Schluß der Tragödie [Faust] scheint Goethe wohl in verschiedenen Zeiten verschiedene Absichten gehabt zu haben, wenn anders Wieland sich recht erinnerte, der mir einmal 1809 erzählte: Goethe habe sich nie über seinen Plan für den Faust ausgelassen; nur einmal, in einer aufgeregten Gesellschaft habe er gesagt: „Ihr meint, der Teufel werde den Faust holen. Umgekehrt: Faust holt den Teufel." Dies Wort gehört wohl in die früheste Weimarische Zeit. Böttiger an F. A. Wolf o. Dat. (Minor2 S. 50)

[Wieland:] Goethe konnte und kann vielleicht noch ganze Gedichte seiner Schöpfung auswendig und arbeitete sie gewöhnlich ganz im Kopfe aus, ehe er sie seinem Schreiber dictirt. Als er in seinem 25ten Jahre, als Doctor Goethe, zuerst zu uns kam, gab er von dieser Kraft seines Gedächtnisses erstaunenswürdige Proben. Er recitirte damals ein langes, aus mehreren Gesängen be50

1775/86

E r s t e s Weimarer J a h r z e h n t stehendes Gedicht in Knittelversen, denen er durch seine Declamation alles widrige zu nehmen und Salz und Würze zu geben wusste, das nie geschrieben oder gedrukt worden ist: der ewige Jude benannt. Es war eine mit der unschuldigsten Miene giftig persiflirende Christeis, worinnen Jesus und seine Jünger gewaltig mitgenommen wurden. Der Herzog, der ganz verliebt in dieß Bänkelsängerstück war, ließ es Goethen oft und unter ganz verschiedenen Umständen recitiren, und nie verfehlte der Dichter eine Silbe. H. C. Robinson, Memorandum-Book 7.(?) 7.1805 (Marquardt 1,198)

We [Wieland und Robinson] talk[ed] as usual on books and Opinions. He urged the necessity of recorrecting and polishing and spoke of his Musarion as of a work which Göthe and he went over with great care and solicitude, so that now, he says, he believes there is scarcely a single passage that needs correction of his own stile. An Herder 13.1.1787 (WA IV 8,134)

Auch wünscht ich daß es [die umgeschriebene Iphigenie] Wieland ansähe der zuerst die schlotternde Prosa in einen gemeßnern Schritt richten wollte und mir die Unvollkommenheit des Wercks nur desto lebendiger fühlen ließ. Chr. F. Neander an Elisa v. d. Recke 12. 5.1784 (Clemen1 S. 13)

Ich nehme mir die Freiheit, Ihnen ein paar Anekdoten von Wieland und Göthe mitzutheilen . . . Ich schreibe sie aus dem Briefe meines Sohnes hier ab: „Ehe Oberon ans Licht getreten war, waltete zwischen Wieland und Göthe eine kleine Mishelligkeit. Der Verfasser des Oberons schickt, sobald dieser gedruckt, dem Herrn Geh. Rath Göthe ein Exemplar, und dieser erhälts, da er eben im Begriff ist, zur Gerichtsstube zu fahren. Er lieset und kann nicht aufhören. Sein Bedienter meldet den Wagen, er hört nicht. — „Ihro Excellenz, die Uhr hat 10 geschlagen." — „Mag sie doch 11 geschlagen haben, ich kann heute nicht fahren, und wenn einer mich sprechen will, so sagt, ich habe nicht Zeit." — Darauf entfernt er sich in ein Nebenzimmer, liest den Oberon völlig durch und lässet gleich den Herrn Hofrath Wieland zu sich bitten. Sobald der erscheint, ergreift Göthe einen jungen Lorbeerbaum, den er selbst erzogen und den sonst Niemand hat anrühren dürfen, reißt Zweige davon ab, windet einen Kranz und überreicht ihn Wielanden mit einem herzvollen Kuß. Böttiger, Lit. Zustände 1, 249

B 3 797

[Wieland 31. 8. 1799:] Ich erinnere mich aus den ersten Jahren noch einer Aufgabe, wo wir ein englisches Liedchen zusammen aus dem Stegreif übersetzen sollten. Ich bin nie ein Improvisator gewesen. Aber Goethe nahm das 51 4

1775/86

Erstes Weimarer Jahrzehnt Buch, übersah eine Strophe und dictirte nun, es mochte brechen oder klappen, wenns nur ungefähr der Sinn war. Böttiger, Lit. Zustände 1, 56

B 2 269 B 3 795

Es war eine frühere Periode, wo Goethe auf die Alten, Horaz, Virgil u.s.w. als auf alte Knasterbärte schimpfte und Wieland persiflirte, daß er sich so mit ihnen abgeben könnte. Allein in spätem Zeiten änderte sich der Ton, und Goethe sagte ζ. B. Wielanden über seine Übersetzungen des Horaz die übertriebensten Schmeicheleien. Böttiger, Lit. Zustände 1 , 1 5 4

Ich habe, sagte Wieland diesen Abend [Frühjahr 1795] bei der Herzogin, hier schon sonderbare Abwechslungen erlebt. Es war eine Zeit hier, wo man mich für einen Imbecille, für ein Kind, dem man ein Geiferlätzchen vorbinden müsse, erklärte, weil ich den Horaz für einen Dichter hielt. Seitdem ist eine Zeit gekommen, wo man mir's lebhaft gedankt hat, daß man durch meine Übersetzung des Horaz nun erst diesen trefflichen Dichter recht genießen können. (Hoc oblique in Goethium dictum erat.) Tagebuch 1 0 . 1 0 . 1 7 8 6 (SchrGG 2,168)

Herder scherzte immer mit mir, daß ich alle mein Latein aus dem Spinoza lernte, denn er bemerckte daß es das einzige lateinische Buch war das ich las. Schüler an Körner 24. 7.1787 (Jonas 1,358)

B 3 805

Ich komme von Herdern . . . Göthen liebt er mit Leidenschaft, mit einer Art von Vergötterung. Wir haben erstaunlich viel über diesen gesprochen . . . Göthe, gesteht er, habe viel auf seine Bildung gewirkt. Schiller an Körner 12. 8.1787 (Jonas 1, 380)

B 2 272. 272a B 3 806

Diese Tage bin ich auch in Göthens Garten gewesen beim Major v. Knebel seinem intimen Freund. Göthens Geist hat alle Menschen, die sich zu seinem Zirkel zählen, gemodelt. Eine stolze philosophische Verachtung aller Speculation und Untersuchung, mit einem biß zur Affectation getriebenen Attachement an die Natur und einer Resignation in seine fünf Sinne, kurz eine gewiße kindliche Einfalt der Vernunft bezeichnet ihn und seine ganze hiesige Sekte. Da sucht man lieber Kräuter oder treibt Mineralogie als dass man sich in leeren Demonstrationen verfienge. Die Idee kann ganz gesund und gut seyn, aber man kann auch viel übertreiben . . . Dieser Tage habe ich in großer adlicher Gesellschaft einen höchst langweilig Spaziergang machen müssen . . . Die beste unter allen war Frau von Stein, eine wahrhaftig eigene interessante Person, und von der ich begreife, daß Göthe sich so ganz an sie attachiert hat. Schön kann sie nie gewesen seyn 52

1775/86

Erstes Weimarer Jahrzehnt aber ihr Gesicht hat einen sanften Ernst und eine ganz eigene Offenheit. Ein gesunder Verstand, Gefühl und Wahrheit ligen in ihrem Wesen. Diese Frau besizt vielleicht über tausend Briefe von Göthe und aus Italien hat er ihr noch jede Woche geschrieben. Man sagt, daß ihr Umgang ganz rein und untadelhaft seyn soll. Göthe (weil ich Dir doch Herders Schilderung versprochen habe), Göthe wird von sehr vielen Menschen (auch außer Herdern) mit einer Art von Anbetung genannt, und mehr noch als Mensch denn als Schriftsteller geliebt und bewundert. Herder giebt ihm einen k l a r e n universalen Verstand, das wahrste und innigste Gefühl, die größte Reinheit des Herzens! Alles was er ist ist er ganz, und er kann, wie Julius Cesar, vieles zugleich seyn. Nach Herders Behauptung ist er rein von allem Intriguegeist, er hat wissentlich noch niemand verfolgt, noch keines anderen Glück untergraben. Er liebt in allen Dingen Helle und Klarheit, selbst im kleinen seiner politischen Geschäfte, und mit eben diesem Eifer haßt er Mystick, Geschraubtheit, Verworrenheit. Herder will ihn ebenso und noch mehr als Geschäftsmann denn als Dichter bewundert wissen. Ihm ist er ein allumfaßender Geist. Seine Reise nach Italien hat er von Kindheit an schon im Herzen herumgetragen. Sein Vater war da. Seine zerrüttete Gesundheit hat sie nöthig gemacht. Er soll dort im Zeichnen große Schritte gethan haben. Man sagt, daß er sich sehr erhohlt habe, aber schwerlich vor Ende des Jahres zurückkommen würde. Η. E. G. Paulus (Reichlin-Meldegg 1, 93)

Von Göthe . . . sprach Herder mit der größten Wärme als von einem Manne, der seinem übrigen Charakter nach weit mehr noch, als in seinen Schriften, sey. Er hat für jede Wissenschaft in seinem Kopf sein eigen Fach, und faßt alle und verwirrt sie nie. Caroline Herder an Gleim 23. 2.1787 (Düntzer' 1,129)

B 2 271 B 3 804

Sie thun Goethe sehr unrecht wegen Berlin. Mein Mann und ich haben längst diese Scheu davor gehabt; es ist eine Art Instinkt in uns. Goethe würden Sie jetzt mehr als jemals lieben, wenn Sie ihn so kennten wie wir. Er i s t ein M a n n , in allem Betracht. Wir sind ohne ihn hier ganz allein. Caroline Herder an J. G. Müller 4. 2.1787 (Prot. Monatsbll. 14,115)

B 3 802

Daß unser Goethe in Rom ist, wissen Sie. Er ist dort sehr glücklich und hatte diese Erholung seines Geistes nöthig. Wie einsam sind wir aber seit seiner Abwesenheit! Unser ganzes Leben theilten wir nur mit ihm und wußten's nicht anders, da er auch so mit uns lebte. Er ist Einer der wenigen Sterblichen, der die Weisheit des Lebens gelernt und mit dem man so gern E i n e s Trittes den Weg wandelt. 53

1775/86

E r s t e s Weimarer J a h r z e h n t Caroline Herder an Gleim 8. 2.1787 (Düntzer7 1,127)

B 2 273 B 3 803

Von Goethe wissen Sie also noch nicht, daß er seit October v . J . in Rom ist? Er lebt dort sehr glücklich. Sein Geist hatte hier keine bleibende Stätte mehr, und er eilte im Stillen, ohne es den vertrautesten Freunden zu sagen, fort. Ihm ist diese Erhohlung äußerst nöthig gewesen, und wir sehen schon, daß er in einem halben Jahr vergnügt wieder zu uns kehrt... Wir haben in den letzten drei Jahren nur mit ihm gelebt, an Geist und Herz verbunden. Herder an Herzogin Luise 18. 6.1784 (JSK 5,246)

Ich fühle, wenn ich meinen ganzen Aufenthalt hieselbst überdenke, wie ein unkräftiger Schatte ich hier sei u. wie nichtige Dinge mächtig gnug sind, uns den reinsten u. nie zurückzuerkaufenden Genuß des Lebens zu rauben. Wie nichtige Dinge ζ. E. haben Jahre lang mich von Göthe getrennt! u. welche Armseligkeiten sinds, die im ewig traurigen Winkel hinter meiner Kirche mir die letzte Blüthe meiner Jugend, Freude an andern u. an mir selbst, mit dem armen Scheitel meines Haupts geraubt haben. Herder an Anna Amalia 30. 8.1784 (STA Weimar, HA A XVIII 52,13)

Könnte ich doch Worte finden, die so rein wie Knebels Verse, so schön wie Oesers Bilder und vor allem so angenehm u. harmonisch, wie Euer Durchlaucht Töne, Ihnen gnädigste Fürstin für die Ehre und das Vergnügen danken, womit Sie das Andenken meines armen Geburtstages in den Kranz flechten wollten, den der Genius alles Schönen, so wie jetzt ein wahrer reiner Genius in seinen Geschäften u. ein Engel in der Freundschaft, Göthe, allein verdiente. Die Nachbarschaft bei ihm that meinem Herzen so wohl, daß ich mich wie unter seinem Schatten erquickte und mich, wenigstens tröstend, der Stelle freute, die mir unter den Augen einer solchen Fürstin u. im Kreise einiger so auserwählten edlen Menschen, als dem Neide zum Trotz gewiß in Weimar beisammen sind, vom Schicksal gegönnet ward. Die Empfindung deßen unterdrückte meinen Geist u. machte mich auch bei der Wegfahrt aus Ihrem angenehmen Tiefurt so stumm, daß ich auf den Stralen des freundlichen Mondes in Gedanken zu dem hinschlüpfte, der in Braunschweig oder zwischen den Bergen gewiß diesen Abend an uns gedacht hat, da einige von uns ihn [Goethe] gewiß mit Banden unsres Herzens zu uns zogen. Italienische Reise. Paralipomena (WA I 32, 394)

Herders Werk [„Gott"] . . . versetzte mich unmittelbar in seine Nähe, denn wir hatten gar manche Jahre her diese nie zu erschöpfende Angelegenheit durchgesprochen, und ich fand in diesen nunmehr gedruckten Dialogen gar manches was von uns von Mund zu Mund verlautet hatte. 54

Erstes Weimarer Jahrzehnt

1775/86 Falk, Goethe S. 36

B 2 1 1 5 3 B 3 2916

[Goethe, 29. 2. 1809:] Im ersten Bande von „Herder's Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit" sind viele Ideen, die mir gehören, besonders im Anfange. Diese Gegenstände wurden von uns damals gemeinschaftlich durchsprochen. Dazu kam, daß ich mich zu sinnlichen Betrachtungen der Natur geneigter fühlte, als Herder, der immer schnell am Ziele seyn wollte und die Idee ergriff, wo ich kaum noch einigermaßen mit der Anschauung zu Stande war, wiewol wir gerade durch diese wechselseitige Aufregung uns gegenseitig förderten. Caroline v. Herder, Erinnerungen: Ankunft in Weimar u. Situation daselbst (SB Berlin, PrK, Herder X X X V I I 1 )

Den 2 Octob. 1776 Abends 9 Uhr . . . kamen wir in Weimar an . . . Herder wurde vom Herzog, den beiden Herzoginnen (der regierenden u. Herzogin Mutter) ungemein gut u. gnädig aufgenommen; u. von Goethe als einem treuen geliebten Freund . . . Den 15 Oct. wurde er im Ober-Consistorium als Ober Consistorial Rath eingeführt u. in Pflicht genommen. Nachdem er den Eid geleistet hatte, las ihm der Präsident ein Rescript vom Herzog vor, nach welchem der ersten Classe d. h. allen denen Personen, die seine eigentliche Gemeinde ausmachen, die Erlaubniß gegeben war, sich ihren Beichtvater frey zu wählen . . . Ehre im Amt u. Geschäften war sein höchster u. reitzbarster Punkt. Er schrieb denselben Tag noch an den Herzog u. Goethe, daß er unter dieser Kränkung, indem man ihm seine Gemeinde nehme, sein Amt nicht antreten werde. Der Herzog u. Goethe waren abwesend auf der Jagd . . . Goethe der nicht das hohe Ehrgefühl für Amt u. Geschäft u. Gerechtigkeit besizt, war mit Herders Benehmen nicht zufrieden — er nannte sein Betragen nachmals gegen Kaufmann eine P f a f f e r e i . — Kaufmann stimmte bey, u. warfs Herdern vor, so grob u. trocken in seiner anmassenden Propheten Manier. •—· Dies gab leider sogleich beim Anfang zwischen ihm u. Goethe laue unangenehme Eindrücke. Aber hier siegte die Wahrheit — Goethe wurde endlich überzeugt — es war die Stimme der ganzen Stadt. — Herder ward über dies männliche Betragen wie über seine Predigt angebetet . . . Zu Weimar wurden dem jungen Herzoglichen Ehepaar durch die Herzogin Mutter, Goethe, Knebel, u. Siegmund von Seckendorf, Feste, mannichfaltige Unterhaltungen, Concerte, Comödien, Vorlesungen u. Gesellschaften veranstaltet, an denen Herder meist Theil nahm. Alles war darauf bedacht, das fürstl. Paar zu unterhalten . . . Ich muß hier über Herders Verhältniß mit dem Herzog u. Goethe eine vorläufige Einleitung geben . . . Es ging ihm wie allen Prinzen, auch er wurde nur zum Prinzen erzogen. Es 55

1775/86

Erstes Weimarer Jahrzehnt fehlte ihm wie überall l e b e n d i g e s I n t r e ß e ; die Menschen standen in Unterwürfigkeit zu weit von ihm ab. — Er bekam Langeweile. — es schlich sich, ohnerachtet seiner Lebendigkeit eine Interesselosigkeit ein, an allem was ihn umgab, besonders gegen das weibliche Geschlecht. — So war er, als er um die Zeit seiner Vermählung im Jahr 1775 Goethe zu Frankfurt kennen lernte, eine heftige Neigung zu ihm faßte, ihn zum Vertrauten u. BusenFreund erwählte u. ihn in seine Dienste nahm. Goethe entdeckte er seine vemachläßigte Erziehung u. seinen Unwillen darüber. Goethe entdeckte hinwieder am jungen Herzog große Anlagen. Er wollte das Vemachläßigte gut machen, durch entgegen gesezte Mittel. Er band ihn von den Fesseln des Hofs u. der Convenienz los — suchte ihm über die Dinge des Lebens gesunde natürliche Ansicht zu geben — hielt ihn meist in freier Luft u. Bewegung; in Wäldern auf Jagden u. in Aufsuchung jugendlicher Abentheuer, Wagestücken, pp In dieser Crisis war der Herzog u. sein neuer Mentor Goethe, als Herder nach Weimar kam. Bei dieser zu gewaltsamen Umarbeitung wurde auf alles was Einrichtung, Schule, Kirche hieß, wacker geschimpft u. jede Erziehung zu moralischer Bildung u. Kenntnissen — als unvernünftig verworfen, dagegen declamirt, u. nur die physische Erziehung in Schutz genommen. — Der geistliche Stand wurde bey jeder Gelegenheit lächerlich gemacht — Parallelen zwischen dem armseeligen Land-Geistlichen u. dem in der Natur lebenden kräftigen Jäger häufig angestellt, wobei denn freilich der Geistliche in das jämmerlichste Licht kam. Kurz, Geistlichkeit u. Schulleute waren beim Herzog u. Goethe in der tiefsten Verachtung. Sie wünschten nichts mehr, als daß auch Herder in ihre Ansichten eingehen möchte, u. bemühten sich unabläßig durch feine u. grobe Darstellungen. Das ging nun aber freilich durchaus nicht . . . Dieser Anfang in Weimar war nun abermals eine schwere bittre Lage für ihn. Vom Herzog u. Goethe wurde sein Amt verachtet u. verspottet.

Caroline v. Herder, Erinnerungen: Herders Verhältniß mit Goethe (SB Berlin, PrK, Herder XXXVII5)

Herder u. Goethe liebten sich aufrichtig, mit der innigsten Anerkennung ihres Werths. Das zeigen die Briefe Goethes u. was er für Herder that, da er ihm die Stelle zu Weimar verschaffte. Herder blieb ihm stets dankbar, erkannte Goethes großes Dichtertalent; er gab ihm im Umgang u. öffentlich seine Achtung darüber zu erkennen, in dem Ton der Wahrheit und Liebe, ohne Vergötterung, die dem jungen Goethe damals von allen Seiten bezeugt war. Aber Herder bezeugte Goethe vorzugsweise größre Hochachtung, hing mit zärtlicherer Liebe u. gemüthvollerer Freundschaft an ihm. Goethe war da56

1775/86

Erstes Weimarer

Jahrzehnt

gegen, bey all seiner treuen u. großen Freundschaft zu ihm, sparsam u. geitzig mit seinem Beifall an Herder — sein Betragen von dieser Seite war eines edeln Mannes nicht würdig. Herder wollte mit ihm nicht rivalisiren. — Er hatte andre Talente — andre Zwecke als die eines D i c h t e r s , auf welchen nun Goethe den alleinigen höchsten Werth sezte. Ich muß dies als ein eigenthümüches Betragen Goethes bemerken, wovon wir den Grund nie haben einsehen können, da er in der Folge Leuten seinen Beifall gegeben hat, die tief unter Herders Talent u. Character waren, blos weil sie ihm grob schmeichelten. Indessen hatte dies Vorenthalten seines Beifalls, keinen Einfluß auf ihre Freundschaft. Herder war nicht eitel; im Gefühl seines Werths übersah u. dultete er von Goethe ach so vieles. Die Wolken die sich durch den ersten unangenehmen Auftritt zu Weimar, (da Herder auf die Erfüllung seiner Vocation drang) zwischen beyde gezogen hatten, verschwanden nach u. nach wieder. Indeßen war es Herdern schmerzhaft zu sehen, wie übel Goethe auf den Character u. die Grundsätze des Herzogs wirkte; denn in der gewaltsamen Cur in welcher Goethe dem Herzog, seine Prinzen Erziehung abstreifen u. ihn der Natur wiedergeben wollte, etablirte er vorragend den G e i s t der Z e r s t ö r u n g , der D e s p o t i e , A n m a ß u n g u. der V e r a c h t u n g des ä u s s e r l i c h A n s t ä n d i g e n u. a l l e r a l t e n E i n r i c h t u n g e n , sie mochten Nahmen haben, welche sie wollten. Nichts galt damals als nur das NaturLeben, hervorragende Züge von Genie u. Willkühr zu leben wie man will u. Lust hat. Die Folgen davon auf des Herzogs Character waren unbeschreiblich verderblich. Das Höchste u. Beste was ein Mensch, ein F ü r s t besitzen kann, T r e u e u. G l a u b e n an M e n s c h e n , Achtung f ü r und zu M e n s c h e n war nun für immer verschwunden. Im Conseil waren Männer die in den gangbaren Geschäften die Beibehaltung der alten Form u. unter dieser ihre Absichten gegen den Herzog u. Goethe erkämpften, u. beide leztere mußten immer nachgeben (Goethe war nehmlich auch Mitglied des Conseils.) Destomehr suchten der Herzog u. Goethe sich im PrivatLeben schadlos zu halten u. die herkömmlichen Feßeln abzuschütteln oder darüber zu spotten. Es war ein peinlicher Zustand fürs Ganze — niemand wußte wer regierte oder nach welchen Grundsätzen regiert wurde. Ueberall war die Inconsequenz der neuen Denkart sichtbar, indem bei jedem wichtigen Vorgang die alte Form siegte. Goethe war, bey seiner großen genialischen Einsicht zu jung u. unerfahren im Gang der Geschäfte, zu gemächlich u. untheilnehmend um zu widersprechen; er ließ, wo es nicht auf eigne Personalität ankam, es gehen wie es wolle. Er hatte vorjezt nur den einzig wichtigen Zweck, dem Herzog ein selbstständiges gesundes u. frohes Daseyn zu verschaffen. Er hielt sich für den 57

1775/86

Erstes Weimarer Jahrzehnt Schutzengel des Herzogs, u. beide waren eben auf Leben u. Tod verbunden. In dies enge Bündniß hatte ein Dritter nicht Raum. Daher war auch zum Theil das Verhältniß zwischen Herder u. Göthe in den ersten Jahren nicht so ganz innig, wie es nach ihrem beiden Gefühl hätte seyn können u. sollen — das fremdartige seiner mit Goethes Grundsätzen, hielt sie in reellen Beziehungen immer entfernt. — Herder litt in seinem Gemüth unbeschreiblich, daß er durch Goethe u. den Herzog in seinen besten Planen zu beßerer Einrichtung der Schulen, nicht unterstüzt wurde, denn leider waren diese den Grundsätzen Goethes geradezu entgegen, der damals alle Erziehung verachtete, lächerlich machte u. mit dem Herzog lieber alle Kirchen u. Schulen zerstören, als zu ihrer Erhaltung beitragen mochte. Das schmerzliche Gefühl in Herder: „dies u. dies Bessere könnte ich leisten, wenn man mir nur einigen Raum gönnte;" läßt sich leicht denken. Wie leicht wars von Seiten des Herzogs u. Goethes ihm diesen Raum zu verschaffen. Sich in diese Unthätigkeit abermals versezt zu sehen, die einer Nichtachtung u. Geringschätzung so ähnlich sah, u. dies von Goethe u. dem Herzog, von denen er so viel hoffte, erwartete! Unbeschreiblich bittres Gefühl sich abermals getäuscht zu sehen I Daß darüber von Seiten Herders bittere Aeusserungen vorgekommen sind, kann man denken. Ich weiß nicht ob mans beklagen soll, daß Herder nicht die Biegsamkeit hatte, durch Welt Klugheit seinen gewünschten Würkungskreis sich selbst zu schaffen, welches ihm bey der zuweilen guten Stimmung seines Präsidenten u. des Geh. Rath v. Fritsch nicht unmöglich gewesen wäre. Aber d i e s e n Menschen, von deren Character und Handlungen er so viel empörendes gehört hatte, konnte er nicht schmeicheln u. ihr Client seyn; es war in jeder Hinsicht tief unter Herders Natur, — es war ihm geradezu unmöglich. Immer bleibt Goethes damaliges Betragen gegen Herder ein Räthsel. Wars a b s i c h t l i c h , Herdern bey so viel guten Zwecken nicht beförderlich zu seyn, damit seine guten Grundsätze, die den seinigen so ganz entgegen waren, sich nicht verbreiteten — oder wars eine f e i n e E i f e r s u c h t , Herdern nicht noch mehr Relief zu geben, der von der regierenden Herzogin (um deren Gunst Goethe sich bemühte) so entschieden hervorgezogen u. von der Stadt so hoch geachtet war? Wer kann die E i t e l k e i t e i n e s D i c h t e r s ergründen! Indessen kam auch die Zeit, daß Goethe durch eigne Erfahrungen reif u. mürbe gemacht werden sollte. — Die Finanzen der Fürstlichen Kammer waren durch den jungen Kammer Präsidenten von Kalb, welchem Goethe zu dieser Stelle verholfen hatte, in solche Verwirrung u. Dunkelheit gerathen, daß er seine Entlassung nehmen mußte. Goethe sezte sich an die Spitze der Kammer, u. brachte in die Verwirrung Licht u. Ordnung. Er entwarf einen FinanzEtat den der Herzog annahm; er suchte durch Ersparniße u. Einschränkungen 58

1775/86

Erstes Weimarer Jahrzehnt einen fond zu ausserordentlichen Ausgaben zu etabliren, besonders für die Universität Jena; wie er uns nachmals vertraute. — Schade, daß Goethes Geist zu kleinlich sparsam war, u. daß er die dringendsten u. so wichtigen oder noch wichtigern Bedürfniße für die Gegenwart, für die Schulen, u. andern frommen u. nützlichen Anstalten die um Unterstützung fleheten seinem Lieblings Plan J e n a , aufopferte. Es sind ihm gerechte Klagen u. Vorwürfe hierüber gemacht worden. Es war seiner unwürdig, daß er so gar nichts für die frommen Stiftungen u. für Schulen that, da er doch zu eben der Zeit an der Kammer war, da Herder einen Plan über die Schulen eingereicht hatte. Aber der gute Herder trug alles im Stillen. Er hielts nun einmahl für sein eigenthümliches unvermeidliches Schicksal, — u. er konnte bei jeder vorkommenden Gelegenheit, bis in die lezten Jahre, ein inneres Gefühl nicht unterdrücken „ G o e t h e sey i h m ein f e i n d l i c h e r u. h i n d e r n d e r D ä m o n . " Leider war es auch zu offenbar, u. hatte sich fast bey jedem Vorgang bestätigt. Dem Herzog waren die Fesseln von Goethe, die er ihm durch den neuen Kammer-Etat anlegte, unerträglich. Er war ja bisher so sehr an Willkühr u. Eigenmächtigkeit gewöhnt. Lavater hatte aus seiner (des Herzogs) Physiognomie ein ausserordentliches Genie in ihm anerkannt, u. es ihm ins Gesicht gesagt. Jezt fing er an, als solches sich zu fühlen u. es zu seyn, er stieg nun über Goethe empor. Goethe hatte mehrere unangenehme Auftritte über den neuen Kammer-Etat mit dem Herzog. In diesem gestörten Verhältniß suchte Goethe Herdem täglich u. öfterer auf wie sonst, u. Schloß sich inniger an ihn. — So blieben sie innig verbunden bis zum Jahr 1793. Herder an Caroline Gräfin v. Baudissin Frühj. 1795 (Dobbek S. 367)

B 8 1328

Vor vielen Jahren las er uns daraus [Wilhelm Meister] Stücke vor, die uns gefielen, ob wir gleich auch damals die schlechte Gesellschaft bedauerten, in der sein Wilhelm war und so lange, lange aushielt. Ich weiß, was ich auch damals dabei gelitten habe, daß der Dichter ihn so lange unter dieser Gattung Menschen ließ. Indessen war damals der Roman anders. Man lernte den jungen Menschen von Kindheit auf kennen, interessierte sich für ihn allmählich und nahm an ihm teil, auch da er sich verirrte. K. v. Lyncker an Goethe 2. 8. 1831 (Eing. Br. 1831, 207)

. . . Hochdieselben werden diesen Ausdruck der Freude einem 64jährigen zu Gute halten, der sich schon als Knabe der Theilnahme des jungen Goethe rühmen durfte, u sich mit Bewunderung an ihn drängte, in spätem Jahren ihn verehrte, u noch im Alter auf so edle Weise Veranlaßung erhält, sein Lob zu preißen. 59

1775/86

Erstes Weimarer

Jahrzehnt

Α. H. F. Schlichtegroll an Goethe 15. 7. 1799 (Eing. Bt. alph. 808)

Alles was die Literatur, u. besonders in diesen Fürstenthümern betrifft, hat an Ew. Hochwohlgeb. einen so erleuchteten. Gönner u. Beförderer, u. ein Gespräch, das ich vor vielen Jahren, wo ich noch Student in Jena war, auf einer Durchreise durch Weimar mit Ihnen über literarische Gegenstände zu haben so glücklich war, hat sich mir so tief eingeprägt, daß ich nie von einem literarischen Unternehmen in diesen Gegenden höre oder daran denke, ohne durch eine sehr natürliche Ideen-Combination das Andenken an Ew. Hochwohlgeb. damit zu verbinden.

J. Settele, Denkwürdigkeiten einer Reise durch Deutschland (Archiv d. Bischöfl. Ordinariates Regensburg, Nachlaß Sailer)

[F. H. Jacobi über] Herder und Göthe . . . Herder sey aus Instinkt, Göthe aus Abstraktion der Freundschaft unfähig: jener zu wandelbar, vielseitig, dieser zu einseitig und fest. — Er schätzt aber doch Göthe um vieles mehr als Herder. J. G. L. v. Luck an Goethe 24. 7.1808 (GJb 10, 81)

Ach die guten alten Zeiten! wie frohe Tage haben wir bey Ihnen in Gartten genossen. Amalia v. Voss an Goethe 1 . 1 1 . 1 8 0 0 (Eing. Br. alph. 963)

[Erinnern] Sie Sich einer entfemden Freündin . . ., welche die Augenblicke so sehr zu den Glück ihrer Jugend rechnet, wo sie am runden Tisch, unter den grünen hohen Lichtern Ihr Gast war. So w e i t auch schon diese frohen Tage entflohen, so nahe sind sie oft meinem Andenken. C. Brentano an F. C. v. Savigny 1. 12. 1802 (Schellberg-Fuchs1 S. 277)

Musicus Burgmüller, ein verschmutztes Genie, war sonst in Weimar Director, hat viel für Göthen componiert, unter andern ein uns unbekanntes Ding: Gottfrieds Sieg. Riemer nach Mitteilungen Goethes: Motive in Romanen zu brauchen (JSK 8, 331)

Oesers, eigene Manir zu erzählen. Konnte 8 Tage lang an einer Geschichte erzählen. Spann sie weitläuftig aus, indem er alles was ihm persönlich mißfiel und in der Gesellschaft verdroß, ihre Unarten und drgl. mit hineinbrachte, um sie indirect schelten zu können. 60

1775/86

Erstes Weimarer Jahrzehnt Eckermann, Gespräche 13.11.1823 (Houben1 S. 55)

B 2 232 B 3 775

Vor einigen Tagen, als ich Nachmittags bey schönem Wetter die Straße nach Erfurt hinausging, gesellte sich ein bejahrter Mann [Christoph Sutor] zu mir, den ich seinem Äußeren nach für einen wohlhabenden Bürger hielt. Wir hatten nicht lange geredet, als das Gespräch auf Goethe kam. Ich fragte ihn, ob er Goethe persönlich kenne. „Ob ich ihn kenne! antwortete er mit einigem Behagen, ich bin gegen zwanzig Jahre sein Kammerdiener gewesen I" Und nun ergoß er sich in Lobsprüche über seinen früheren Herrn. Ich ersuchte ihn, mir etwas aus Goethe's Jugendzeit zu erzählen, worein er mit Freuden willigte. „Als ich bey ihn kam [1776], sagte er, mochte er etwa 27 Jahre alt seyn; er war sehr mager, behende und zierlich, ich hätte ihn leicht tragen können." Ich fragte ihn, ob Goethe in jener ersten Zeit seines Hierseyns auch sehr lustig gewesen? „Allerdings, antwortete er, sey er mit den Fröhlichen fröhlich gewesen, jedoch nie über die Grenze; in solchen Fällen sey er gewöhnlich ernst geworden. Immer gearbeitet und geforscht und seinen Sinn auf Kunst und Wissenschaft gerichtet, das sey im Allgemeinen seines Herrn fortwährende Richtung gewesen. Abends habe ihn der Herzog häufig besucht und da hätten sie oft bis tief in die Nacht hinein über gelehrte Gegenstände gesprochen, so daß ihm oft Zeit und Weile lang geworden und er oft gedacht habe, ob denn der Herzog noch nicht gehen wolle. Und die Naturforschung, fügte er hinzu, war schon damals seine Sache."

An den Senat der Universität Jena 7 . 1 2 . 1 8 2 5 (WA IV 40,153)

Ich muß gerührt seyn, wenn ich überdenke und mir vergegenwärtige, wie ich bey meiner ersten Ankunft einen Landsmann und nahen Familiennachbar, den unvergeßlichen Griesbach, schon zum Besten Jena's eifrigst beschäftigt fand; wie ich an ihm, und in der Folge an so vielen andern, je mehr ich mich in die Wissenschaften versenkte, den treusten Beystand, die redlichste Förderung gefunden.

An Zelter 6.11.1830 (WA IV 48, 3)

Ich habe gewiß, als junger Enthusiast, zu seinem [Bürgers] Gelingen vor der Welt viel beygetragen; zuletzt aber war mir's doch gräßüch zu Muthe, wenn eine wohlerzogene Hofdame, im galantesten Neglige, die Frau Fips oder Faps [Frau Schnips], wie sie heißt, mit Entzücken vordeclamirte. Es ward bedenklich den Hof, den man ihr zu machen angefangen hatte, weiter fortzusetzen, wenn sie auch übrigens ganz reizend und appetitlich aussah. 61

1775/86

Erstes W e i m a r e r J a h r z e h n t Knebel an A. J. G. C. Batsch 18. 5.1788 (GSA, Nachlaß Knebel VIII 5)

B 3 792

Mit Vergnügen und Belehrung habe ich gegenwärtige erste Bogen Ihrer Naturgeschichte durchlesen... Ich erinnere mich dabey, was unser Göthe zu sagen pflegte: daß man aus guten Kompendien am meisten lernen könnte. Knebel an Herder 19. 5.1788 (Düntzer' 3, 35)

B 3 793

Gestern Abends las ich die ersten Bogen von Batschens Naturgeschichte. Sie sind ungemein gut, und man fühlt, daß er das meiste selbst durchdacht hat. Goethe sagte immer, man könne aus wohlgeschriebenen Compendien am meisten lernen, und dies ist hier der Fall, da die Sachen in schöner Reihe, Ordnung und Bestimmung vorgetragen sind. F. W. H. v. Trebra, Vorrede zu: Erfahrungen vom Innern der Gebirge (1785), S. IX

Und wie will ich mich freuen! wenn diese Erfahrungen vom Innern der Gebirge . . . doch wohl Gelegenheit werden, die fleißigen Naturforscher zu ermuntern, auf dem allein nur sichersten Wege der Beobachtungen der N a t u r selbst, weiter fortzugehen... Einen Theil dieser Freude genieße ich schon, da ich einen längst bekannten entschiedenen Freund des Schönen [Goethe], nun auch für die schöne Natur im Mineralreiche glühen, und seinen dem Guten immer tiefer nachstrebenden Ernst, die feste Richtung dahin nehmen sehe, mehrere Naturforscher, welche in Beobachtung des Innern und Aeußern der Gebirge, auf gleichem Wege in allen Weltgegenden zerstreut gehen, in eine Gesellschaft zusammen zu vereinigen, die es sich zum Zwecke setze, die Natur rein nur zu b e o b a c h t e n , und sich unter einander die gemachten Beobachtungen nebst Belegen dazu mitzutheilen. Durch seinen sichern Plan, wird er solch ein Band zwischen freywilligen Beobachtern der Natur, bey seiner so erwünscht vortheilhaften Situation sowohl, als Neigung, gewiß zum grösten Vortheile der Naturgeschichte zusammenknüpfen. Böttiger, Lit. Zustände 1, 22

B 2 166 B 3 411

[Herder 6. 11. 1796:] Eine der lächerlichsten Genieperioden war die bergmännische in Weimar, als die Bergwerke in Ilmenau wieder gangbar gemacht werden sollten. Da war der Mensch gar nichts, der Stein Alles. Goethe fand in der Organisation des Granits die göttliche Dreieinigkeit, die nur durch ein Mysterium erklärt werden könne! Damals hatte Goethe an Knebel einen Schildknappen. Alles mineralogisirte; selbst die Damen fanden in den Steinen einen hohen Sinn, und legten sich Cabinete an, ζ. B. die Göchhausen. Noch jetzt ekeln Herdern alle Steingespräche seit dieser Periode an. Italienische Reise. 2 . 1 . 1 7 8 7 (WA I 30, 243)

Ihr [die weimariscben Freunde] habt mich oft ausgespottet und zurückziehen wollen, 62

1775/86

Erstes W e i m a r e r J a h r z e h n t wenn ich Steine, Kräuter und Tbiere mit besonderer Neigung, aus gewissen entschiedenen Gesichtspuncten betrachtete. An H. W. F. Wackenroder 14. 8.1830 (WA IV 47,180)

Ich erinnere mich noch gar wohl, daß der nachmalige Bergrath und Vorsteher des Ilmenauer Bergwerks Voigt bey seinen geognostischen Untersuchungen des hiesigen Landes, die er sorgfältig unternahm, auf den Höhen des linken Saalufers an einigen Stellen große Quarzmassen fand, die ihm außer der Regel schienen, weil in dieser Gegend ein anhaltendes Sandsteingebürge, aber keine Gebirgsart gefunden wurde, wozu dergleichen Quarztheile gerechnet werden konnten. Ich weiß nicht wie lange dieses Gestein problematisch blieb, allein man kam endlich darauf, daß es ursprünglicher Sandstein sey, durch äußere Einwirkung der Atmosphäre und sonst, von außen mit einem Überzug versehen, welchen man wohl dem Fettquarze oder einem Chalcedon ähnlichen Wesen hätte vergleichen können. J. Chr. Loder, Anatomisches Handbuch 1,1788, S. 89

Ueber die Bildung dieses Knochens [os intermaxillare] bey Menschen und Thieren hat Hr. Geh. Rath von Göthe eine mit vielen lehrreichen Zeichnungen begleitete Abhandlung, die aber noch nicht gedruckt ist, geschrieben. Ich habe das Vergnügen gehabt, ein Zeuge seiner scharfsinnigen Untersuchungen zu seyn, und wünsche, daß dieses m e i s t e r h a f t e Product der Nebenstunden eines solchen L i e b h a b e r s der Anatomie, dem Publicum nicht lang vorenthalten bleiben möge. Knebel an Caroline Herder o. Dat. (SB Berlin, PrK, Herder XLII 359)

Göthe schickt mir beyliegenden Zettel von Hofr. Büttner in Jena, der die darinn verzeichneten Bücher mit Gewalt wieder fodert, und, wie G. mir schreibt, ihn täglich in Jena darum ängstigt. Elisabeth Goethe an Anna Amalia 9. 3.1787 (Pfeiffer-Belli S. 559)

Ba 810

Mich haben sie [zwei Briefe Goethes aus Rom] freylich unendlich gefreut weil sein innigster und heißester Wunsch erhört worden ist — von früher Jugend an war der Gedancke Rom zu sehen in seine Seele geprägt und ich kan mir Die Freuden sehr lebhaft dencken, die Er jetzt fühlt in dem Genuß der Meisterwercke der Vorwelt. Elisabeth Goethe an Charlotte v. Stein 29. 1. 1787 (Pfeiffer-Belli S. 557)

B 3 809

Ich freue mich daß die Sehnsucht Rom zu sehen, meinem Sohne geglükt ist, Es war von Jugend auf sein Tags Gedancke, Nachts sein Traum. 63

1775/86

Erstes W e i m a r e r J a h r z e h n t Ph. Seidel an Dorothea Kayser 1 3 . 1 1 . 1 7 8 7 (GJb 13, 281)

Seine Reise nach Rom wird aller Wahrscheinlichkeit nach eine neue Epoche in seinem Leben machen. Es schien mir als sey er einer von den Menschen, welche das Schicksal nicht im Treibhause erziehen wollte; sein Charakter, seine Talente haben vielleicht so langsam reifen sollen, um ihn glücklich zu machen.

Karlsbad 27. 7.

J. Chr. Kestner an Charlotte Kestner 6 . 1 2 . 1 7 8 6 (Kestner-Museum Hannover)

Mittags war ich bei Pesteis . . . Sie erzählten von Göthe und Carlsbad. Göthe hatte den Damen, u. Herder den Männern am meisten gefallen. Wie Göthe zuerst in den braunen Saal getreten, hats einen ordentlichen Tumult gegeben, so sehr hat sich alles um ihn gedrängt. vor 7.8.

An Karoline v. Staupitz, Karlsbad, den 7. August 1786 (WA I 4, 226; 52, 328)

Ο Schöne mit dem weißen Stabe, Du kleiner, guter, holder S c h a f f , Verlasse mit der schönsten Gabe Gesunder Freude diesen Plat ζ. Und denkest du an alle Stäbe, Die schwär^ und braun, so bunt als schön, Gemodelt aus dem Hofy der Rebe Am Sprudel auf und nieder gehn — Und denkest du an alle Schätze, Die neben dir, geliebtes Kind, Mit dem holdseligsten Geschwätze Des Saales beste Zierde sind, Dann denk' auch, daß in letzten Wochen Du einem späten Gast gelacht, Der, wenn er im Plural gesprochen, Sich doch den Singular gedacht. vor 13. 8. An J. Chr. Schmidt 13. 8.1786 (WA IV 30, 39)

Die Ankunft Serenissimi hat uns alle überrascht und erfreut, der gnädigste Herr befindet sich wohl und ich bin überzeugt daß ihm das Bad viel Vortheile verschaffen und ihn von manchen Übeln befreyen wird. Er giebt durch 64

Karlsbad

1786

seine Gegenwart der abnehmenden Gesellschaft neues Leben und unterhält andre gar wohl durch sein muntres und gefälliges Wesen, indem er sich selbst wohl amüsirt. An Knebel 13. 8.1786 (WA IV 8,1)

. . . Herrn v. Räcknitz und Professor Titius aus Dresden, zwey werthen neuen Bekanntschafften. Schneeberg 14. 8.

An Charlotte v. Stein 1. 9.1786 (WA IV 8,10)

Das wiederhohl ich dir aber daß ich dich herzlich liebe, daß unsre letzte Fahrt nach Schneeberg mich recht glücklich gemacht hat und daß deine Versichrung: daß dir wieder Freude zu meiner Liebe aufgeht, mir ganz allein Freude ins Leben bringen kann. An Charlotte v. Stein 20. 8.1786 (WA IV 8, 5)

Die Freude die ich hatte mit dir zu seyn und deine Liebe zu fühlen drucke ich nicht aus. Charlotte v. Stein an Charlotte v. Lengefeld 20. 8. 1786 (Urlichs1 2, 257)

Ich bin über Schneeberg zurückgereist, bis wohin mich Goethe begleitet hat. Karlsbad 18./20. 8. An Charlotte v. Stein 20. 8.1786 (WA IV 8, 5)

Die Prinzess [Amalia Augusta von Sachsen] ist angekommen, und der Obermarschall Studnitz von Gotha. vor 22. 8. An Charlotte v. Stein 22. 8.1786 (WA IV 8, 6)

Der Herzog ist lustig und thut der Gesellschafft wohl; wäre er nicht manchmal roh gegen die Frauen, er wäre ganz unbezahlbar. Ich lese alle Abende vor, und es ist ein recht schönes Publikum geblieben. Gestern haben die Vögel ein unsägliches Glück gemacht. Heute les' ich 14. 8.

Vgl. auch Goethes Aufzeichnungen über Bergbau und Geologie in Schneeberg im Erzgebirge (LA 1 1 , 1 1 6 f f . ) , die wohl weitgehend auf Gesprächen mit Bergmeister A. Beyer und Kunstmeister J. F. Mende beruhen. An F. v. Stein 13. 8.1786 (WA IV 8, 3) Laß dir deine Mutter Vieles erzählen, ich begleite sie morgen bis Schneeberg, das zwölf Stunden von hier liegt und wo ich die Bergwerke besehen werde. Sie bringt dir einige schöne Steine mit.

65 5 Goethe, Gcspräche III

1786

Karlsbad Iphigenien wieder, morgen noch etwas und übermorgen gehn Harrachs fort. Graf Carl ist hier, ein sehr braves W e s e n . . . Die arme Waldner leidet, die Herder ist auch nicht ganz recht; aber das Menschenvolck ist auch darnach, sie wissen alle nicht was ihnen frommt. Herders sind gar gut. Inschriften, Denk- und Sende-Blätter. Aufklärende Bemerkungen (WA 1 4 , 79)

Graf Karl Harrach, mit dem ich vor vielen Jahren zu Karlsbad, in Gesellschaft der Seinigen, glückliche Tage verlebte, hatte sich der Heilkunde gewidmet und darin durch eifriges Studium und getreuliche Ausübung bedeutend hervorgethan. 22. 8.

An Charlotte v. Stein 23. 8.1786 (WA IV 8, 7)

Gestern Abend ward Iphigenie gelesen und gut sentirt. Dem Herzog wards wunderlich dabey zu Muthe. A. G. Fürst Czartoryski, Memoires (Mazade S. 31)

B 3 772

Le ministre Frankenburg nous facilita la connaissance du cel£bre Goethe. Je fus meme admis avec M. Ciesielski ä une reunion ou le poete lut ä quelques amis son drame d'Iphigenie en Tauride qu'il venait d'achever, et qui n'avait pas encore paru. J'ecoutai cette lecture avec grand enthousiasme. Goethe 6tait alors dans tout l'eclat de sa jeunesse; il etait grand, avait une figure aussi belle qu'imposante, le regard perjant, quelquefois un peu dedaigneux, dominant de sa hauteur l'horizon humain, sentiment qui marquait un sourire sur ses belles tevres. L'admiration d'un jeune homme comme moi fut ä peine remarqu6e par lui, s'dtait un hommage auquel il etait habitue. Goethe devint plus tard ministre du grandduc de Weimar et ne montra plus le meme dedain de faveurs officielles et des ddcorations; mais il conserva toujours sur son visage et dans son attitude une sorte de grandeur qui le faisait comparer k la statue de Jupiter Olympien de Phidias. 22. 8. (od. A. C. Fürst Czartoryski an Goethe 1 0 . 1 1 . 1 8 0 2 (Eing. Br. alph. 267)

Juli 1785?) y o u s e t e s a pj u s d ' u n titre au nombre de ces Personnes que l'on met de l'amour propre a se souvenir d'avoir connues, permettez moy de vous rappeller que j'ay eu cet avantage lors d'une saison que vous etes venu passer a Carlsbad, en vous voyant, je ne me suis point desenyvre, pour avoir dormi sous la vigne; bien au contraire. 27. 8.

An Carl August 2. 9.1786 (WA IV 8 , 1 1 )

Verzeihen Sie daß ich beym Abschiede von meinem Reisen und Außenbleiben nur unbestimmt sprach, selbst letzt weiß ich noch nicht was aus mir werden soll. 66

1786

Karlsbad Dichtung und Wahrheit. Paralipomena (WA 129,252)

Haupttendenz Den schönen Besitz zu sichern, zu erweitern und zu gemessen. Besonders Reise nach Italien. Gespräch mit dem Herzog. Erklärung desselben. Respect vor der Ausbildung des einzelnen aus sich selbst Ο μη δαρείξ. An Charlotte ν. Stein 27. 8.1786 (WA IV 8, 8)

Morgen geht der Herzog über Töplitz und so weiter, ich dencke die Tour wird länger als er sich sie vorsetzt . . . er war zuletzt noch recht vergnügt. 13./27. 8. An Carl August 14.10.1786 (WA IV 8, 33)

Wie sonderbar unser Zusammenseyn im Carlsbad mir vorschwebt, kann ich nicht sagen. Daß ich in Ihrer Gegenwart gleichsam Rechenschafft von einem großen Theil meines vergangnen Lebens ablegen mußte, und was sich alles anknüpfte. F. Hemsterhuis an Amalia Fürstin Gallitzin 1. 9.1786 (Trunz S. 49) II y a quelque temps qu'il [Goethe] a έίέ 4 l'extremite, ce

que je Sfai par les expressions vives, nobles et poignantes du due de Weymar dans une lettre ä Mil. Gore.

28. 8.

An Charlotte v. Stein 30. 8.1786 (WA IV 8, 9)

Sie haben meinen Geburtstag gefeyert, die Waldner soll dir alles erzählen wie es war und die Gedichte und Geschencke mitbringen... Die Asseburg hat im Nahmen der Vögel, als Papagey, eine recht artige Gratulation gemacht, die einen guten Ton hat und überhaupt wohl gerathen ist. Sonst sind wir fleisig, Herder hilft treulich und bis den Sonnabend ist alles fertig. Herder an Carl August 8. 9.1786 (SchrGG 2,368)

Die Damen haben mir aufgetragen, der ungeschickte Prologus einer Dankadreße zu seyn . . . Ich kann . . . dieser Rolle nicht besser ein Gnüge thun, als wenn ich nach Art des Prologus historisch verfahre und gleich von dem Augenblicke anfange, da wir an jenem schönen Morgen auf der Höhe jenes säubern hirschgerechten Wirthshauses Euer Durchlaucht das Lebewohl sagten, Sie sich auf Ihr Roß schwingen sahen und gleich darauf wieder zur Stadt herabrollten . . . Der Weg war uns so kurz geworden, daß wir, ehe wirs uns versahen, vor der Thür des Evangelisten Markus [Goethe] angelangt waren und sein höchstes Erstaunen erweckten, da er uns vor 7. Uhr Morgens um den Tisch sitzen sah und um Frühstück pochen hörte. Da es eben Göthens 67 5»

1786

Karlsbad Geburtstag war, so sann man auf Feierlichkeiten zu demselben, denen zu gut meine Frau von der Begleitung zurückgeblieben war, um in aller Frühe ein prächtiges Gemälde zu bestellen, das die Hauptdecoration seyn sollte. Auf demselben sollte der feierliche Schuhu nebst dem beredten Papagei und andern Vögeln zu schauen seyn, den schwarzen Adler nicht ausgenommen und die Fräulein Asseburg übernahm es, dem Papagei eine wohlgesetzte Rede in den Mund zu geben, wie sie sich für den Epops maximus zur Feier dieses Tages schickte. Sie hielt Wort: das Gemälde langte an, an welchem nichts bedauert wurde, als daß der Papagei zu klein gerathen war und nun gings an die Fabrik des Altars. Die Baumeisterin desselben war meine Frau, die zwo prächtige von oben bis unten mit unverwelküchem Laube umwundene Säulen zu Stande brachte, über die insonderheit die Anne Marie [Aloysia Gräfin Lanthieri?] mit lautem Geschrei auffuhr und voll Verwunderung ausrief: vna colonna! vna colonna 1 bellissima colonna 1 alle übrige Zierrathen, Kränze, Devisen und dgl. waren in großem Geschmack und derselben würdig. N u n legten die Damen ihre Geschenke und Sprüche auf den Altar: das Schattenbild des Gebohrnen paradirte in der Mitte. Das trefliche Gemähide der Vögel nebst der erhabnen Rede des Papageien prangten als Altarblätter drüber: vier Schneeweiße Priesterinnen mit Eichenlaub bekränzt, unter welchen die Gräfin Lanthieri die Hohepriesterinn war, standen sanft verschlungen zu beiden Seiten des Altars: Augustulus Momyllus [August Herder] war als Meßknabe zugeordnet und so ward der Neugebohrne am hohen Mittage in den Elephanten geführt und bei Leibesleben vor den Altar gestellt, vor welchem ihm sehr viele Artigkeiten gesagt wurden. Man schritt, wie es bei religiösen Handlungen gewöhnlich ist, bald darauf zur Mahlzeit, bei welcher die Priesterinnen sich aber ihre Kränze nicht rauben ließen, sondern mit vielen heiligen Segenswünschen, bei welchen Euer Durchlaucht auch nicht vergessen wurden, die Tafel zierten. Italienische Reise. 8. 9.1786 (WA 130, 25)

Die Feier meines Geburtstages bestand hauptsächlich darin, daß ich mehrere Gedichte erhielt, im Namen meiner unternommenen aber vernachlässigten Arbeiten, worin sich jedes nach seiner Art über mein Verfahren beklagte. Darunter zeichnete sich ein Gedicht im Namen der Vögel aus, wo eine an Treufreund gesendete Deputation dieser muntern Geschöpfe inständig bat, er möchte doch das ihnen zugesagte Reich nunmehr auch gründen und einrichten. Nicht weniger einsichtig und anmuthig waren die Äußerungen über meine andern Stückwerke, so daß sie mir auf einmal wieder lebendig wurden und ich den Freunden meine gehabten Vorsätze und vollständigen Plane mit Vergnügen erzählte. Dieß veranlaßte dringende Forderungen und Wünsche und gab Herdern gewonnen Spiel, als er mich χμ überreden suchte, ich möchte diese Papiere nochmals mit mir nehmen, vor allen aber Iphigenien noch einige Aufmerksamkeit schenken, welche sie 68

Karlsbad

1786

wohl verdiene. Das Stück, wie es gegenwärtig liegt, ist mehr Entwurf als Ausführung, es ist in poetischer Prosa geschrieben, die sich manchmal in einen jambischen Rhythmus verliert, auch wohl andern Sjlbenmaßen ähnelt. Dieses thut freilich der Wirkung großen Eintrag, wenn man es nicht sehr gut lies't und durch gewisse Kunstgriffe die Mängel χμ verbergen weiß. Er legte mir dieses so dringend an's Her%, und da ich meinen größeren Reiseplan ihm wie allen verborgen hatte, so glaubte er, es sei nur wieder von einer Bergwanderung die Rede, und weil er sich gegen Mineralogie und Geologie immer spöttisch erwies, meinte er, ich sollte, anstatt taubes Gestein klopfen, meine Werkzeuge an diese Arbeit wenden. Ende Aug. An Charlotte v. Stein 27. 8.1786 (WA IV 8, 9)

Herder hilft mir treulich, noch wird an Iphigenien viel gethan. An Carl August 18. 9.1786 (WA IV 8, 25)

Ich bin fleißig, und arbeite die Iphigenie durch, sie quillt auf, das stockende Sylbenmaas wird in fortgehende Harmonie verwandelt. Herder hat mir dazu mit wunderbarer Geduld die Ohren geräumt. An Charlotte v. Stein 1. 9. 1786 (WA IV 8, 11)

Herder hat sehr treulich geholfen, und über das Ende Werthers ist die Sache auch entschieden. Nachdem es Herder einige Tage mit sich herumgetragen hatte, ward dem Neuen der Vorzug eingeräumt. 2.(?) 9.

Tagebuch 6. 9.1786 (SchrGG 2, 21)

Nach einer letzten Conferenz mit Herdern, mußt ich die Iphigenie mitnehmen und muß sie nun gelegentlich durchgehn. vor 2. 9.

An Charlotte v. Stein 2. 9.1786 (WA IV 8, 22)

Die Gesellschafft ist noch recht artig hier, die Lanthieri gar gut und brav. Sonst geh ich nicht aus, und habe mich der Prinzess [Amalia Augusta von Sachsen] nur Einmal präsentirt. Der Herdern hab ich die P h i l i n e n Silhouette recht ernstlich gezeigt und sie sehr neugierig gemacht. 27.7-/2.9. Italienische Reise. 8. 9.1786 (WA 130, 24)

Ich hatte nach Karlsbad meine sämmtlichen Schriften mitgenommen, um die von EndeAug. An Herder Ende Aug. 1786 (WA IV 8, 8) Ich bin in grose Noth gerathen, die ich dir sogleich anzeigen und klagen muß. Nach deinem Abschied laß ich noch in der Elecktra des Sophokles. Die langen Jamben ohne Abschnitt und das sonderbare Wälzen und Rollen des Periods, haben sich mir so eingeprägt daß mir nun die kurzen Zeilen der Iphigenie ganz höckerig, übelklingend und unlesbar werden. Ich habe gleich angefangen die erste Scene umzuändern. Damit ich aber nicht zu weit gehe und Maas und Ziel festgesetzt werde, bitt ich dich etwa um 5 Uhr um eine Lecktion. Ich will zu dir kommen!

69

1786

Karlsbad Göschen besorgende Ausgabe schließlich zusammen stellen. Die ungedruckten besaß ich schon längst in schönen Abschriften, von der geschickten Hand des Secretär Vogel. Dieser wackere Mann begleitete mich auch dießmal, um mir durch seine Fertigkeit bei^ustehen. Dadurch ward ich in den Stand gesetzt, die vier ersten Bände, unter der treusten Mitwirkung Herders, an den Verleger absausenden, und war im B e g r i f f , mit den vier letzten das Gleiche thun... Da ich nun diese Dinge sämmtlich mit mir führte, so gehorchte ich gern den Anforderungen der Karlsbader geistreichen Gesellschaft und las ihr alles vor, was bisher unbekannt geblieben, da man sich denn jedesmal über das Nichtvollbringen derjenigen Dinge, an denen man sich gern länger unterhalten hätte, bitterlich beschwerte. Chr. G. C. Vogel an Goethe 22. 5 . 1 8 1 7 (Eing. Br. 1817, 335)

Ew. Excellen2 haben zu meiner größten Verwunderung durch das Gedächtniß meines Namens in Hochdero kostbaren Werke mich sehr ehrenvoll und gnädig beglückt. Ich fand die Stelle pag. 36. die mir unendlich viel Freude gewährt und mich 30. Jahre zurück zu jenen frohen Tagen rufte, wo ich unter Hochdero Befehlen so viel Gutes und Schönes genos und die bey dem Selbstgefühl von Werthachtung Ihres gnädigen Wohlwollens in mir ein bleibendes Denkmal stifteten, welches nie verlöschen wird. Herder an J. F. v. Räcknitz 29. 11. 1787 (UB Basel)

Unser Göthe befindet sich in Italien vortreflich. Er entfloh aus Karlsbad, ohne ein Wort zu sagen u. ließ mir blos einen Zettel nach: aus Rom meldete er sich, u. das war nicht übel. . . An seinen Werken arbeitet er fleißig: eben habe ich ein vortrefliches Stück, seinen Egmont, vor mir, der in den 5.ten Theil seiner Schriften kommen wird und von dem Sie . . . im Karlsbade noch kein Wörtchen gehört haben. Auch seine Iphigenie ist, wie sie gedruckt ist, ein ganz andres Stück geworden, als wie er sie uns vom Mscr. aus vorlas . . . Es ist ein so vortreflicher Mensch, daß ich ihn von Jahr zu Jahr immer lieber bekomme: man kann weiter nichts über ihn sagen, als was Shakespear irgend Jemand von einem seiner Helden sagen läßt: „rühme ihn nicht; sage nur: es ist ein Mann." Tagebuch 6. 6. 1807 (WA ΙΠ 3,221)

Erneute Bekanntschaft mit dem Grafen von Grünne, welchen ich vor 20 Jahren hier [Karlsbad] gesehen. Molly ν. Gtävemeyer an Caroline v. Beulwitz 14. 10. 1786 (Grenzboten 1889 I S. 317; G J b 10,145) B s 773

Die Pestein hat Ihnen wahrscheinlich unsern Lebenslauf in Carlsbad nach Ihrer Abreise berichtet. Göthe hat viel vorgelesen, unter andern Doktor Faust und so schön, daß meine beiden Freundinnen Lenthiery und Fräulein Asseburg 70

Karlsbad

1786

mich recht bedauerten, es nicht gehört zu haben, ich bedauerte mich damals schon selbst darum und noch hinten nach jedes mahl, wenn ich dran dencke. So sehr ich das Anhängen a la Reiscka hasse, so verdrießt es mich doch mich nicht einmahl mit unbescheidener Bitte zugedrängt zu haben, denn bey dialogirten Stücken ist es von vorzüglichem Wehrt, sie von dem Autor selbst lesen zu hören . . . Die Lenthiery haben wir viel gesehn und wirklich genoßen, es ist eine schöne, offne, reine Seele, voll Licht und der wahren Güte, die sich gewiß immer bey ächter Klarheit des Geistes findet. Sie hat sehr glücklich gemischt Bücher und Welt Kenntniß und daher, so wie es seyn muß, Interes und offnen Sinn für alles; es sind gar keine dürren Aeste in ihrem Verstände. Göthe gefiel ihr ganz ausnehmend, si j'avois un coeur a donner, sagte sie, je le donnerai a Göthe; nachher glaube ich, hätte sie es unter Herder und Göthe getheilt, denn sie liebte beyde. Molly ν. Giävemeyer an Caroline v. Beulwitz 18. 3.1787 (Grenzboten 1889 I S. 319; GJb 10,146)

Göthe . . . schäzt sie [Gräfin Lanthiery] ganz so wie es ihre schöne liebe Seele verdient. Göthe hat gar närrische Verse [Abschied im Namen der Engelhäuser Bäuerinnen?] gemacht in Carlsbad. Tagebuch 12. 9.1786 (SchrGG 2, 51)

Hier [in Torbole] fand ich zum erstenmal die weiße Feigen als eine gemeine Frucht, die mir die Gräfinn Lanthieri verheißen hatte. Italienische Reise. 27. 5.1787 (WA 1 3 1 , 249)

Ich fand [in Neapel] eine liebenswürdige Dame [ Gräfin Lantbiery ?], mit der ich vorigen Sommer in Carlsbad die angenehmsten Tage verlebt hatte. Um wie manche Stunde betrogen wir die Gegenwart in heiterster Erinnerung. Alle die Lieben und Werthen kamen wieder an die Reihe, vor allem der heitere Humor unseres theuren Fürsten. Sie besaß das Gedicht noch, womit ihn bei seinem Wegritt die Mädchen von Engelhaus überraschten. Es rief die lustigen Scenen alle zurück, die witzigen Neckereien und Mystificationen, die geistreichen Versuche, das Vergeltungsrecht an einander auszuüben. An Carl August 2 0 . 1 . 1 7 8 7 (WA IV 8,138)

Der Fürst v. Waldeck aus Böhmen ist hier . . . er hat eine schöne Böhmische Dame zur Gesellschafit. Sie war den letzten Sommer auch in Carlsbad, wir hörten aber nur ihre Liebenswürdigkeit rühmen, sie war schon als wir ankamen nach Töplitz abgegangen. 71

1786

Karlsbad Tag- und Jahreshefte 1806 (WA I 35, 265)

Schon vor Jahren hatte er [J. Müller] an unsern Spa2iergängen Theil genommen, als ich mit Baron von Räcknitz und andern Naturfreunden bedeutenden Gebirgsarten nachging. Zur Kenntnis der böhmischen Gebirge. Karlsbad (LA I 8, 27)

Vor geraumen Jahren verweilte ich einen glücklichen Sommer an der heißen Heilquelle, in Gesellschaft des edlen, für Kunst und Wissenschaft immer tätigen von Räcknitz, an dessen Freundschaft und Umgang ich der vergnüglichsten Belehrung genoß. Er hatte schon bedeutende Kenntnisse des Mineralreichs aus der ersten Hand empfangen . . . Auch ich ward veranlaßt mich in dem anorganischen Reiche umzusehen . . . Hier am Orte fühlte ich nun zuerst welche große Gabe auch der geselligen Unterhaltung, durch eine solche aufkeimende Wissenschaft, mit geprüften Freunden so wie mit Neubekannten gegeben sei. In freier Luft, bei jedem Spaziergang, er führe nun durchs ruhige Tal, oder zu schroffen, wilden Klippen, war Stoff und Gelegenheit zu Beobachtung, Betrachtung, Urteil und Meinung; die Gegenstände blieben fest, die Ansichten bewegten sich aufs mannigfaltigste. Nötigte ein widerwärtiges Wetter die Naturfreunde ins Zimmer, so hatten sich auch da so viele Musterstücke gehäuft, an denen man das Andenken der größten Gegenstände wieder beleben, und die, auch den kleinsten Teilen zu widmende Aufmerksamkeit prüfen und schärfen konnte. Hiezu war der Steinschneider Joseph Müller auf das treufleißigste behülflich. Falk, Aufzeichnung eines Gesprächs mit Herders (1801 ?) (GSA, Nachl. Falk VI 8, 52)

Göthe hob Vogt. Anfangs stand er [Chr. G. Voigt] mit Herder durch die Kinder in einem Art Verhältniß . . . Er hatte Schlauheit und Kälte genug selbst dem Herzog und Göthe seine Schwächen abzumerken. Dadurch herrscht er . . . Als er von meinem Mann Vogt abwarb [? abtrieb?] — es war in Carlstädt [Karlsbad] wegen gewisser Pretensionen, die Vogt machte — so machte er sich an Göthe. Da hat er S t e i n e mit dem g e w e c h s e l t , und zuletzt die H e r z e n , ohne daß sie eine zu harte Abstufung in der Art der Geschaffte gefühlt hätten. Tagebuch 3. 9.1786 (SchrGG 2,13)

D. 3 Sept früh 3 Uhr stahl ich mich aus dem Carlsbad weg, man hätte mich sonst nicht fortgelassen. Man merckte wohl daß ich fort wollte; die Gräfin Lfanthieri] setzte auch einen entsetzlichen Trumpf drauf; ich lies mich aber nicht hindern, denn es war Zeit. 72

Karlsbad

1786

Amalie v. d. Asseburg an Carl August 8. 9. 1786 (SchrGG 2, 370)

B 3 774

Der Hr. Geheime Rath von Goethe ist ein deserteur den ich gern nach aller Strenge des Krieges Rechts behandeln möchte. Er hat sich saisirt ohne von uns Abschied zu nehmen, ohne im geringsten seinen Entschluß vermuthen zu laßen. Das war wirklich recht häßlich! Bald möchte ich sagen ä la franfoise. Nein! wir Preußen überlisten unsre Feinde, nie aber benutzen wir List gegen unsre Freunde. A. Herder an Carl August 8. 9.1786 (SchrGG 2, 370)

Seitdem Sie gnädigster Herzog und Herr Geheimerath Goethe weg sind ist es nicht mehr so lustig. Ich bin mit Leib und Seele ein Weimaraner.

Regensburg 5. 9.

Tagebuch 5. 9. 1786 (SchrGG 2,17)

Ich muß nun machen daß ich wegkomme! Ein Ladenbedienter, aus der Montagischen Buchhandlung, hat mich erkannt, der in der Hofmannischen ehmals stand. . . Ich hab es ihm aber grade in s Gesicht, mit der größten Gelassenheit, geläugnet daß ich's sey. Den Pastor Schäfer hab ich gesehen und sein Cabinet, unter dem angenommenen Nahmen Möller, den ich auch behalten werde.

München 6. 9.

Tagebuch 6. 9.1786 (SchrGG 2, 20)

Bey Kobeln war ich, fand ihn aber nicht zu Hause. Sonst hatt ich den Spas einige die ich dem Nahmen nach kannte, und ihr Betragen zu sehen.

Regensburg 4./5. 9.

Ungenannt in: Regensburgisches Diarium 12. 9. 1786 (Archiv 4,188) Angekommene und abgegangene Herrschaften und Passagiers. Zur steinernen Brücke herein: Den 4. September per posta, Herr Möller, Passagier von Leipzig log. in weissen Lamm. . . Beim Weyh St. Petersthor hinaus: Den 5. per posta Hr. Möller von Leipzig.

5. 9.

Eintragung in das Fremdenbuch des Museums von J. Chr. Schaeffer (Verh. d. hist. Ver. Oberpfalz u. Regensburg 61,171) [5. September 1786] Joh. Philipp Moeller aus Leipzig.

73

1786

Walchensee—Mittenwald

Walchensee — Mittenwald 7. 9.

Tagebuch 7. 9.1786 (SchiGG 2,23)

Wallensee halb 5. Ich war nicht weit von dem Orte, als mir das erste Abenteuergen aufsties. Ein Harfner ging mit seinem Töchtergen einem Mädchen von 11 Jahren vor mir her, und bat mich sie einzunehmen. Ich lies sie zu mir sitzen und nahm sie auf's nächste Dorf mit. Ein artiges ausgebildetes Geschöpf, das weit herumgekommen war, mit seiner Mutter nach Maria Einsiedlen gewallfahrtet und seine Reisen immer zu Fuß gemacht hatte. In München hatte sie bei dem Churfürsten gespielt und überhaupt schon sich vor 21 fürstl. Personen hören lassen. Sie unterhielt mich recht gut. hatte hübsche grose braune Augen eine eigensinnige Stirne, die sie ein wenig hinaufwärts zog. War hübsch und natürlich wenn sie sprach, besonders wenn sie kindisch laut lachte. Wenn sie schwieg, wollte sie was bedeuten und machte mit der Oberlippe eine fatale Mine. Ich schwätzte alles mit ihr durch. Sie war überall zu Hause, und paßte gut auf. Einmal fragte sie mich, was das für ein Baum sey? Es war ein Ahorn und der erste den ich auf der ganzen Reise sah. den hatte sie gleich bemerckt. Es kamen nachher noch mehr. Sie zeigte mir eine neue Haube die sie sich hatte in München machen lassen und in einer Schachtel mit sich führte. Es gäbe schön Wetter, wenigstens einige Tage sagte sie. Sie trügen ihr Barometer mit das sey die Harfe; wenn sich der Diskant hinauf stimme, so geb es gutes Wetter das hab er heute gethan. Ich nahm das Omen an, und hatte noch viel Spas mit ihr ehe wir schieden.

Innsbruck 8. 9.

Tagebuch 8. 9.1786 (SchrGG 2, 26)

Ich fand an des Wirths Sohn [Alois Niederkircher] den leibhaften Söller. Brenner 9. 9.

Tagebuch 11. 9.1786 (SchrGG 2,42)

Mein Wirth [Johann Nepomuk Lener] fragte mich ob ich nicht fortwollte? es sey Mondschein ρ und ob ich wohl wußte daß er die Pferde morgen früh brauchte und sie also bis dahin gerne wieder zu Hause gehabt hätte, sein Rath also eigennützig war; so nahm ich doch weil es mit meinem innern Trieb übereinstimmte ihn als gut an. 74

1786

Bozen

Bozen 10. 9.

Tagebuch [10. 9.] 1786 (SchrGG 2, 59)

Eben sagt mir die Wirthstochter: sie hätten lange kein so gutes Jahr gehabt, es gerathe alles. Tagebuch Sept. 1786 (SchrGG 2,62)

Der Wälsche Tyroler isst ihn [den Maisbrei] so weg, manchmal Käse drauf gerieben und das ganze Jahr kein Fleisch. . . Ich fragte ob es nicht auch reiche Bauern gebe? — Ja freylich — Thun sie sich nichts zu gute? essen sie nicht besser? — Nein, sie sind es einmal gewohnt — Wo kommen sie denn mit ihrem Gelde hin? Was machen sie sonst für Aufwand? — Ο die haben schon ihre Herren die es ihnen wieder abnehmen! — Das war die Summe des Gesprächs mit meiner Wirthstochter einem recht guten Geschöpfe. Trient 11. 9.

Tagebuch 11. 9.1786 (SchrGG 2,46)

Arme Frau die mich bat ihr Kind in den Wagen zu nehmen weil ihm der heise Boden die Füße brenne. Sonderbarer Putz des Kindes. Ich redet es Italiänisch an, es sagte daß sie kein Deutsch verstehe. . . Mein Begleiter zeigte mir mit Verwundrung ein Haus [Palazzo Gallasso] das man das Teufelshaus nennt wozu in einer Nacht der Teufel die Steine nicht nur hergebracht sondern es auch aufgebaut haben soll. Rovereto Tagebuch 11.9.1786 (SchrGG 2,50)

Der Wirth spricht kein deutsch und ich muß nun meine Künste versuchen. Torbole 12. 9.

Tagebuch 13. 9.1786 (SchrGG 2, 53)

Der Gasthof [von Torbole] hat keine Schlösser an den Thüren, und der Wirth sagte mir ich könnte sicher seyn, und wenn alles Diamanten wären was ich bey mir hätte . . . Als ich nach meiner Ankunft den Hausknecht nach einer Bequemlichkeit fragte, deutete er in den Hof: qui abasso! puo servirsi. Ich fragte dove? er antwortete per tutto, dove vuol. 75

1786

Malcesine

Malcesine 13. 9.

Tagebuch 13. 9. 1786 (SchrGG 2, 55)

Die Lust dir das Schloß zu zeichnen, das ein ächter Pendant zu dem böhmischen ist, hätte mir übel bekommen können. Die Einwohner fanden es verdächtig, weil hier die Gränze ist und sich alles vorm Kayser fürchtet. Sie thaten einen Anfall auf mich, ich habe aber den Treufreund köstlich gespielt, sie haranguirt und sie bezaubert. J. H. Voß d. j. an B. R. Abeken 22. 2. 1804 (»Graf 1 S. 21; LB Dresden)

B 2 750 B 3 1915

Einmal vor Verona wird Göthe als er eine alte Ruine zeichnete, von Häschern angegriffen. „Da wird mir schwul, sagte er [Febr. 1804], aber ich erwog gleich das Beste. Ich raffte mich zusammen, nahm alle Würde an, und begann eine Rede. Ich entwickelte ihnen die Schönheit der Ruine, den Werth durch das Alter, ich griff ihren Stumpfsinn an, und schalt sie für Klöze und Stöcke, lenkte aber bald ein sie entschuldigend: Ihr könnt solche Schönheiten nicht fühlen, da ihr sie täglich vor Augen seht, und das Alltägliche keiner Aufmerksamkeit würdigt u.s.w." Die Häscher werden ganz erstaunt über die Unbefangenheit des Spions, und sehen nun alle auf die Ruine, um auch die Schönheiten zu entdecken, u. da sie doch nichts sehen können, werden sie ganz verduzt. Endlich zieht Göthe s. Geldbeutel aus, u. läßt Münzen klingen. Nun verändert sich ihre Sprache. Der eine sagt zu den übrigen, Hab ichs Euch nicht gleich anfangs gesagt, daß der Mann ein Ehrenmann sei? Da seht ihrs! Italienische Reise. 14. 9.1786 (WA 130,43)

Der Gegenwind, der mich gestern in den Hafen von Malcesine trieb, bereitete mir ein gefährliches Abenteuer, welches ich mit gutem Humor überstand und in der Erinnerung lustig finde. Wie ich mir vorgenommen hatte, ging ich Morgens bei Zeiten in das alte Schloß, welches ohne Thore, ohne Verwahrung und Bewachung jedermann zugänglich ist. Im Schloßhofe setzte ich mich dem alten, auf und in den Felsen gebauten Thurm gegenüber; hier hatte ich s>um Zeichnen ein sehr bequemes Plätzchen gefunden . . . Ich saß nicht lange, so kamen verschiedene Menschen in den Hof herein, betrachteten mich und gingen hin und wider. Die Menge vermehrte sich, blieb endlich stehen, so daß sie mich zuletzt umgab. Ich bemerkte wohl, daß mein Zeichnen Aufsehen erregt hatte, ich ließ mich aber nicht stören und fuhr gan% gelassen fort. Endlich drängte sich ein Mann χμ mir, nicht von dem besten Ansehen, und fragte, was ich da mache ? Ich erwiderte ihm, daß ich den alten Thurm abzeichne, um mir ein Andenken von Malcesine erhalten. Er sagte darauf: es sei dieß nicht erlaubt, und ich sollte es 76

1786

Malcesine unterlassen. Da er dieses in gemeiner venezianischer Sprache sagte, so daß ich ihn wirklich kaum verstand, so erwiderte ich ihm, daß ich ihn nicht verstehe. Er ergriff darauf mit wahrer italiänischer Gelassenheit mein Blatt, ζerriß es, ließ es aber auf der Pappe liegen. Hierauf könnt' ich einen Ton der Unzufriedenheit unter den Umstehenden bemerken, besonders sagte eine ältliche Frau, es sei nicht recht! man solle den Podesta rufen, welcher dergleichen Dinge zu beurtheilen wisse. Ich stand auf meinen Stufen, den Rücken gegen die Thüre gelehnt, und überschaute das immer sich vermehrende Publicum. Die neugierigen starren Blicke, der gutmüthige Ausdruck in den meisten Gesichtern, und was sonst noch alles eine fremde Volksmasse charakterisiren mag, gab mir den lustigsten Eindruck. Ich glaubte das Chor der Vögel vor mir sehen, das ich als Treufreund auf dem Ettersburger Theater oft zum Besten gehabt. Dieß versetzte mich in die heiterste Stimmung, so daß, als der Podesta [Bartolo Ambrosi] mit seinem Actuarius [Domenico Turazza] herankam, ich ihn freimütbig begrüßte und auf seine Frage: warum ich ihre Festung abzeichnete, ihm bescheiden erwiderte: daß ich dieses Gemäuer nicht für eine Festung anerkenne. Ich machte ihn und das Volk aufmerksam auf den Verfall dieser Thürme und dieser Mauern, auf den Mangel von Thoren, kurz auf die Wehrlosigkeit des ganzen Zustandes und versicherte, ich habe hier nichts als eine Ruine zu sehen und zu Ze^nen gedacht. Man entgegnete mir: wenn es eine Ruine sei, was denn dran wohl merkwürdig scheinen könne ? Ich erwiderte darauf, weil ich Zeit und Gunst zu gewinnen suchte, sehr umständlich, daß sie wüßten, wie viele Reisende nur um der Ruinen willen nach Italien Zögen, daß Rom, die Hauptstadt der Welt, von den Barbaren verwüstet, voller Ruinen stehe, welche hundert und aber hundertmal gezeichnet worden, daß nicht alles aus dem Alterthum so erhalten sei, wie das Amphitheater zu Verona, welches ich denn auch bald z» sehen hoffte. Der Podesta, welcher vor mir, aber tiefer stand, war ein langer, nicht gerade hagerer Mann von etwa dreißig fahren. Die stumpfen Züge seines geistlosen Gesichts stimmten ganz V der langsamen und trüben Weise, womit er seine Fragen hervorbrachte. Der Actuarius, kleiner und gewandter, schien sich in einen so neuen und seltnen Fall auch nicht gleich finden zu können. Ich sprach noch manches dergleichen, man schien mich gern zu hören, und indem ich mich an einige wohlwollende Frauengesichter wendete, glaubte ich Beistimmung und Billigung wahrzunehmen. Als ich jedoch des Amphitheaters zu Verona erwähnte, das man im Lande unter dem Namen Arena kennt, sagte der Actuarius, der sich unterdessen besonnen hatte: das möge wohl gelten, denn jenes sei ein weltberühmtes römisches Gebäude; an diesen Thürmen aber sei nichts Merkwürdiges, als daß es die Gränze zwischen dem Gebiete Venedigs und dem östreichischen Kaiserstaate bezeichne und deßhalb nicht ausspionirt werden solle. Ich erklärte mich dagegen weitläufig, daß nicht allein griechische und römische Alterthümer, sondern auch die der mittlem Zeit Aufmerksamkeit verdienten. Ihnen sei freilich nicht zu verargen, daß sie an diesem von fugend auf gekannten Gebäude nicht so viele mahlerische Schönheiten als ich entdecken könnten. Glücklicher77

1786

Malcesine

weise setzte die Morgensonne Thurm, Felsen und Mauern in das schönste Licht, und ich fing an, ihnen dieses Bild mit Enthusiasmus zu beschreiben. Weil aber mein Publicum jene belobten Gegenstände im Rücken hatte und sich nicht ganz von mir abwenden wollte, so drehten sie auf einmal jenen Vögeln gleich, die man Wendehälse nennt, die Köpfe herum, dasjenige mit Augen χμ schauen, was ich ihren Ohren anpries, ja der Podesta selbst kehrte sich, obgleich mit etwas mehr Anstand, nach dem beschriebenen Bilde hin. Diese Scene kam mir so lächerlich vor, daß mein guter Muth sich vermehrte, und ich ihnen nichts, am wenigsten den Epheu schenkte, der Fels und Gemäuer auf das reichste χμ verlieren schon fahrhunderte Zeit gehabt hatte. Der Actuarius versetzte drauf, das lasse sich alles hören, aber Kaiser foseph sei ein unruhiger Herr, der gewiß gegen die Republik Venedig noch manches Böse im Schilde fähre, und ich möchte wohl sein Unterthan, ein Abgeordneter sein, um die Grannen auszuspähen. „Weit entfernt", rief ich aus, „dem Kaiser anzugehören, darf ich mich wohl rühmen, so gut als ihr, Bürger einer Republik χμ sein, welche zwar an Macht und Größe dem erlauchten Staat von Venedig nicht verglichen werden kann, aber doch auch sich selbst regiert und an Handelsthätigkeit, Reichthum und Weisheit ihrer Vorgesetzten keiner Stadt in Deutschland nachsteht. Ich bin nämlich von Frankfurt am Main gebürtig, einer Stadt, deren Name und Ruf gewiß bis zu euch gekommen ist." „ Von Frankfurt am Main!" rief eine hübsche junge Frau, „da könnt ihr gleich sehen, Herr Podesta, was an dem Fremden ist, den ich für einen guten Mann halte; laßt den Gregorio rufen, der lange daselbst conditionirt hat, der wird am besten in der Sache entscheiden können." Schon hatten sich die wohlwollenden Gesichter um mich her vermehrt, der erste Widerwärtige war verschwunden, und als nun Gregorio [Giovanni Battista Saglia] herbeikam, wendete sich die Sache ganz Zu meinem Vortheil. Dieser war ein Mann etwa in den funfzjgen, ein braunes italiänisches Gesicht, wie man sie kennt. Er sprach und betrug sich als einer, dem etwas Fremdes nicht fremd ist, erzählte mir sogleich, daß er bei Bolongaro in Diensten gestanden und sich freue, durch mich etwas von dieser Familie und von der Stadt zu hören, an die er sich mit Vergnügen erinnere. Glücklicherweise war sein Aufenthalt in meine jüngeren fahre gefallen, und ich hatte den doppelten Vortheil, ihm genau sagen zu können, wie es χμ seiner Zeit gewesen, und was sich nachher verändert habe. Ich erzählte ihm von den sämmtlichen italiänischen Familien, deren mir keine fremd geblieben; er war sehr vergnügt, manches Einzelne χμ hören, χ. B. daß der Herr Allesina im fahre 1774 seine goldene Hochzeit gefeiert, daß darauf eine Medaille geschlagen worden, die ich selbst besitze; er erinnerte sich recht wohl, daß die Gattin dieses reichen Handelsherrn eine geborne Brentano sei. Auch von den Kindern und Enkeln dieser Häuser wußte ich ihm χμ erzählen, wie sie herangewachsen, versorgt, verheirathet worden, und sich in Enkeln vermehrt hätten. Als ich ihm nun die genaueste Auskunft fast über alles gegeben, um was er mich befragt, wechselten Heiterkeit und Ernst in den Zügen des Mannes. Er war froh und gerührt, 78

1786

Malcesine das Volk erbeiterte sich immer mehr und konnte unserm Zwiegespräch %u%uhören nicht satt werden, wovon erfreilich einen Theil erst in ihren Dialect übersetzen mußte. Zuletzt sagte er: „Herr Podesta, ich bin überzeugt, daß dieses ein braver kunstreicher Mann ist, wohlerwogen, welcher herumreis't, sich zu unterrichten. Wir wollen ihn freundlich entlassen, damit er bei seinen Landsleuten Gutes von uns rede und sie aufmuntere, Malcesine zu besuchen, dessen schöne Lage wohl werth ist, von Fremden bewundert zu sein." Ich verstärkte diese freundlichen Worte durch das Lob der Gegend, der Lage und der Einwohner, die Gerichtspersonen als weise und vorsichtige Männer nicht vergessend. Dieses alles ward für gut erkannt, und ich erhielt die Erlaubniß, mit Meister Gregorio nach Belieben den Ort und die Gegend zu besehen. Der Wirth, bei dem ich eingekehrt war, gesellte sich nun uns und freute sich schon auf die Fremden, welche auch ihm zuströmen würden, wenn die Vorzüge Malcesine's erst recht an's Licht kämen. Mit lebhafter Neugierde betrachtete er meine Kleidungsstücke, besonders aber beneidete er mich um die kleinen Ter%erole, die man so bequem in die Tasche stecken konnte. Er pries diejenigen glücklich, die so schöne Gewehre tragen dürften, welches bei ihnen unter den peinlichsten Strafen verboten sei. Diesen freundlich Zudringlichen unterbrach ich einigemal, meinem Befreier mich dankbar zu erweisen. „Dankt mir nicht", versetzte der brave Mann, „mir seid ihr nichts schuldig. Verstünde der Podesta sein Handwerk, und wäre der Actuar nicht der eigennützigste aller Menschen, ihr wäret nicht so los gekommen. Jener war verlegener als ihr, und diesem hätte eure Verhaftung, die Berichte, die Abführung nach Verona auch nicht einen Heller eingetragen. Das hat er geschwind überlegt, und ihr wart schon befreit, ehe unsere Unterredung zu Ende war." Gegen Abend holte mich der gute Mann in seinen Weinberg ab, der den See hinabwärts sehr wohlgelegen war. Uns begleitete sein fünfzehnjähriger Sohn [Bernardino SagliaJ, der auf die Bäume steigen und mir das beste Obst brechen mußte, indessen der Alte die reifsten Weintrauben aussuchte . . . Gegen Mitternacht begleitete mich mein Wirth an die Barke, das Fruchtkörbchen tragend, welches mir Gregorio verehrt hatte, und so schied ich mit günstigem Wind von dem Ufer, welches mir lästrygonisch zu werden gedroht hatte.

Verona 16. 9.

Italienische Reise. 16. 9.1786 (WA 130, 64)

Als ich mit meinem zuföMg aufgegriffenen Begleiter vor einem großen ernsthaften Thore eines wunderbaren Gebäudes vorüber ging, fragte er mich gutmüthig, ob ich nicht einen Augenblick in den Hof treten wolle. Es war der Palast der Justiz, und wegen Höhe der Gebäude erschien der Hof doch nur als ein ungeheurer Brunnen. Hier werden, sagte er, alle die Verbrecher und Verdächtigen verwahrt. 79

Vicenza

1786

Vicenza 21. 9.

Tagebuch 21. 9.1786 (SchrGG 2, 94)

Ich habe heute den alten Baumeister Scamozzi besucht der des Palladio Gebäude herausgegeben und ein gar braver Mann ist. Er gab mir einige Anleitung . . . Heut hab ich den Dr. Tura besucht. Wohl fünf Jahre hat er sich mit Passion aufs Studium der Botanick gelegt, ein Herbarium von der Flora Italiens gesammelt, unter dem vorigen Bischof einen Botanischen Garten angelegt. Das ist aber alles hin; die Medicinische Praxis vertrieb die Naturgeschichte, das Herbarium wird von Würmen gefressen, der Bischoff ist Todt und der Botanische Garten ist wieder, wie billig, mit Kohl und Knoblauch bepflantzt. Dr. Tura ist ein gar feiner guter Mann, er erzählte mir mit Offenherzigkeit, Reinheit und Bescheidenheit seine Geschichte, sprach überhaupt sehr bestimmt und gefällig dabey, hatte aber nicht Lust seine Schräncke aufzumachen, war bald fertig und ließ mich gehn. 19./25.9. Tagebuch 25. 9.1786 (SchrGG 2,104)

Auch die Männer find ich höflich und zuvorkommend. Ich trete in einen Buchladen und frage den Mann nach einem Buche, das er sich nicht gleich besinnt, es sitzen verschiedne Personen von gutem Stande herum geistliche weltliche. Einer fängt gleich mit dem Buchhändler zu reden an, hilft ihm und mir zurechte und das alles ganz grade hin, als wenn man sich lange kennte und ohne weiters. Italienische Reise. 27. 9. 1786 (WA I 30, 87)

Endlich habe ich die Werke des Palladio erlangt... Bei Gelegenheit dieses Ankaufs betrat ich einen Buchladen, der in Italien ein ganv^ eigenes Ansehen hat. Alle Bücher stehen geheftet umher, und man findet den ganzen Tag über gute Gesellschaft. Was von Weltgeistlichen, Edelleuten, Künstlern einigermaßen mit der Literatur verwandt ist, geht hier auf und ab. Man verlangt ein Buch, schlägt nach, lies't und unterhält sich, wie es kommen will. So fand ich etwa ein halb Dutzend beisammen, welche sämmtlich, als ich nach den Werken des Palladio fragte, auf mich aufmerksam wurden. Indeß der Herr des Ladens das Buch suchte, rühmten sie es und gaben mir Noti% von dem Originale und der Copie, sie waren mit dem Werke selbst und dem Verdienst des Verfassers sehr wohl bekannt. Da sie mich für einen Architekten hielten, lobten sie mich, daß ich vor allen andern den Studien dieses Meisters schritte, er leiste Gebrauch und Anwendung mehr als Vitruv selbst, denn er habe die Alten und das Alterthum gründlich studirt und es unsern Bedürfnissen näher r(u führen gesucht. Ich unterhielt mich lange mit diesen freundlichen Männern, erfuhr noch einiges, die Denkwürdigkeiten der Stadt betreffend, und empfahl mich. 80

Fahrt nach Venedig

1786

Fahrt nach Venedig 28. 9.

Italienische Reise. 28. 9.1786 (WA I 30, 98)

Die Fahrt auf der Brenta, mit dem öffentlichen Schiffe, in gesitteter Gesellschaft, da die Italiäner sich vor einander in Acht nehmen, ist anständig und angenehm . . . Zu so viel abwechselnden Bildern und Gestalten gesellte sich noch eine Erscheinung, die, obgleich aus Deutschland abstammend, doch hier gan·,ζ eigentlich an ihrem Platte war, Zwei Pilger nämlich, die ersten die ich in der Nähe sah. Sie haben das Recht, mit dieser öffentlichen Gelegenheit umsonst weiter gebracht werden; allein weil die übrige Gesellschaft ihre Nähe scheut, so sitzen sie nicht mit in dem bedeckten Räume, sondern hinten bei dem Steuermann. Als eine in der gegenwärtigen Zeit seltene Erscheinung wurden sie angestaunt, und, weil früher unter dieser Hülle manch Gesindel umhertrieb, wenig geachtet. Als ich vernahm, daß es Deutsche seien, keiner andern Sprache mächtig, gesellte ich mich ihnen und vernahm, daß sie aus dem Paderbornischen herstammten. Beides waren Männer schon über fünfzig, von dunkler aber gutmüthiger Physiognomie. Sie hatten vor allem das Grab der heiligen drei Könige zu Cöln besucht, waren sodann durch Deutschland gezogen, und nun auf dem Wege, zusammen bis Rom und sodann in's obere Italien zurückzugehen, da denn der eine wieder nach Westphalen wandern, der andere aber noch den heiligen Jakob %u Compostell %u verehren gedachte. Ihre Kleidung war die bekannte, doch sahen sie aufgeschürft viel besser aus, als wir sie in langen Taffetkleidern auf unsern Redouten vorzustellen pflegen. Der große Kragen, der runde Hut, der Stab und die Muschel, als das unschuldigste Trinkgeschirr, alles hatte seine Bedeutung, seinen unmittelbaren Nutzen, die Blechkapsel enthielt ihre Pässe. Das Merkwürdigste aber waren ihre kleinen rothsaffianen Brieftaschen, in diesen befand sich alles kleine Geräthe, was nur irgend einem einfachen Bedürfniß abzuhelfen geeignet sein mochte. Sie hatten dieselben hervorgezogen, indem sie an ihren Kleidern etwas z« flicken fanden. Der Steuermann, höchst zufr*eden, daß er einen Dolmetscher fand, ließ mich verschiedene Fragen an sie thun; dadurch vernahm ich manches von ihren Ansichten, besonders aber von ihrer Reise. Sie beklagten sich bitterlich über ihre Glaubensgenossen, ja Weltpriester und Klostergeistliche. Die Frömmigkeit, sagten sie, müsse eine sehr seltene Sache sein, weil man an die ihrige nirgends glauben wolle, sondern sie fast durchaus, ob sie gleich die ihnen vorgeschriebene geistliche Marschroute und die bischöflichen Pässe vorgezeigt, in katholischen Landen wie Landstreicher behandle. Sie erzählten dagegen mit Rührung, wie gut sie von den Protestanten aufgenommen worden, besonders von einem Landgeistlichen in Schwaben, vorzüglich aber von seiner Frau, welche den einigermaßen widerstrebenden Mann dahin vermocht, daß sie ihnen reichliche Erquickung zuheilen dürfen, welche ihnen sehr Noth gethan. Ja bei'm Abschiede habe sie ihnen einen Conventionsthaler geschenkt, der ihnen sehr zu statten gekommen, sobald sie das katholische Gebiet wieder betreten. Hierauf sagte der eine mit aller Erhebung, 81 6

Goethe, Gespräche III

1786

Fahrt nach V e n e d i g deren er fähig war: Wir schließen diese Frau aber auch täglich in unser Gebet ein und bitten Gott, daß er ihre Augen ö f f n e , wie er ihr Herχ für uns geöffnet hat, daß er sie, wenn auch spät, aufnehme in den Schoß der alleinseligmachenden Kirche. Und so hoffen wir gewiß ihr dereinst im Paradies χμ begegnen. Von diesem allen erklärte ich was nöthig und nützlich war, auf der kleinen Steige sitzend, die auf das Verdeck führt, dem Steuermanne und einigen andern Personen, die sich aus der Cajüte in den engen Raum gedrängt hatten. Den Pilgern wurden einige ärmliche Erquickungen gereicht, denn der Italiäner liebt nicht χμ geben. Sie Stögen hierauf kleine geweihte Zettel hervor, worauf χμ sehen das Bild der heiligen drei Könige nebst lateinischen Gebeten %ur Verehrung. Die guten Menschen baten mich, die kleine Gesellschaft damit χμ beschenken und ihr den hohen Werth dieser Blätter begreiflich χμ machen. Dieses gelang mir auch ganχ gut, denn als die beiden Männer sehr verlegen schienen, wie sie in dem großen Venedig das %ur Aufnahme der Pilger bestimmte Kloster ausfinden sollten, so versprach der gerührte Steuermann, wenn sie landeten, wollte er einem Burschen sogleich einen Dreier geben, damit er sie χα jenem entfernt gelegenen Orte geleitete. Sie würden χη>ατ, setzte er vertraulich Μηχμ, sie würden dort wenig Trost finden: die Anstalt, sehr groß angelegt, um ich weiß nicht wie viel Pilger fassen, sei gegenwärtig ziemlich zusammen gegangen und die Einkünfte würden eben anders verwendet. . . Als wir nun in die Lagunen einfuhren, umschwärmten mehrere Gondeln sogleich das Schiff. Ein Lombard, in Venedig wohl bekannt, forderte mich auf, ihm Gesellschaft χμ leisten, damit wir geschwinder drinne wären und der Doganenqual entgingen. Einige, die uns abhalten wollten, wußte er mit einem mäßigen Trinkgeld χμ beseitigen, und so schwammen wir bei einem heitern Sonnenuntergang schnell unserm Ziel entgegen.

Venedig 3./4. 10.

Tagebuch 4 . 1 0 . 1 7 8 6 (SchiGG 2,140)

Ich habe jetzt einen Lohnbedienten. Einen trefflichen Alten. Einen Teutschen — der mir täglich was er mich kostet erspart. Er ist mit Herrschafften durch ganz Italien gegangen und weis alles recht gut. Er dressirt die Italiäner, auf die rechte Weise. So giebt er Ζ. E. genau das wenigste Trinckgeld an jedem Orte, ich muß überall für einen Kaufmann passiren. Er zanckte sich mit einem Gondolier um 10 Soldi, mit einem ungeheuren Lärm, und der Gondol. hatte noch dazu Recht. Er nimmt aber keine Notiz, heut im Arsenal hat ers eben so gemacht. Er sieht ohngefähr aus wie Wende, hat auch die Manieren. 6.10.

Tagebuch 6 . 1 0 . 1 7 8 6 (SchrGG 2,150)

Ich bin recht glücklich und vergnügt seit mir Minerva in Gestalt des alten 82

Venedig

1786

Lohnbedienten zur Seite steht und geht. Solche Präcision in allem, solche Schärfe der Ersparniß hab ich nicht gesehn. Immer den nächsten Weg, immer den geringsten Preis, immer das Beste dessen was gesucht wird. 7.10.

Tagebuch 7 . 1 0 . 1 7 8 6 (SchiGG 2,156)

Heut Abend hatte ich mir den famosen Gesang der Schiffer bestellt, die den Tasso und den Ariost auf ihre Melodie singen. . . Je ferner . . . sie von einander sind desto reitzender ist das Lied, wenn der Hörer zwischen ihnen beyden ist, steht er am rechten Flecke. Um mich dieses hören [zu] laßen stiegen sie am Ufer der Giudecka aus, sie theilten sich am Canal hin, ich ging zwischen ihnen auf und ab, so daß ich immer den verlies der zu singen anfangen sollte und mich dem wieder näherte der aufhörte. Da ward mir der Sinn des Gesangs erst aufgeschloßen. Und alsdann, als Stimme aus der Ferne klingt es sonderbar, wie eine Klage ohne Trauer—und hat etwas unglaublich, biß zu Trähnen rührendes. Ich schrieb es meiner Stimmung zu, aber mein Alter sagte auf dem Hauswege: έ singolare come quel canto intenerisce, έ molto piu quando έ piu ben cantato. Er erzählte mir daß man die Weiber vom lido, besonders die äussersten von Malamocco und Palestrina müsse singen hören, sie sängen den Tasso auch auf diese und ähnliche Melodien. 8.10.

Tagebuch 8 . 1 0 . 1 7 8 6 (SchrGG 2,162)

Ich war wieder ai Mendicanti. . . Hernach bin ich mit einem alten Franzosen der kein Italiänisch kann und hier wie verrathen und verkauft ist, und mit allen Rekommandations Briefen doch manchmal nicht recht weiß woran er ist. Es ist ein Mann von Stande und sehr guter Lebensart, dem ich sehr höflich begegne und mit ihm über alle Dinge rede, ich sprach ihm von Venedig pp er fragte mich wie lang ich hier sey, ich sagte ihm; noch nicht 14 tage, Er versetzte: il paroit que Vous n'aves pas perdu votre tems. 11. 10.

Tagebuch 1 1 . 1 0 . 1 7 8 6 (SchrGG 2,172)

Das lustigste ist wie ich meinem Alten Lohnbedienten das alles demonstrire, weil das herz voll ist, geht der Mund über, und er das wunderbare immer auf einer andern Seite sucht. . . . Mein Alter Franzoße der nun 8 tage hier ist geht morgen fort, es war mir köstlich einen recht eingefleischten Versailler in der Fremde zu sehn. Bologna 18.10.

Italienische Reise. 1 8 . 1 0 . 1 7 8 6 (WA 1 3 0 , 1 6 0 )

Heute früh, vor Tage, fuhr ich von Cento weg und gelangte bald genug hieher. Ein 83 6*

Bologna

1786

flinker und wohl unterrichteter Lohnbediente, sobald er vernahm, daß ich nicht lange verweilen gedächte, jagte mich durch alle Straßen, durch so viel Paläste und Kirchen, daß ich kaum in meinem Volkmann anzeichnen konnte, wo ich gewesen war.

Lojano 21. 10.

Italienische Reise. 21. 10.1786 (WA 130,173)

Nun bin ich hier in einem elenden Wirthshause, in Gesellschaft eines päpstlichen Officiers [ Graf Francesco Torquato Cesarei], der nach Perugia, seiner Vaterstadt, geht. Als ich mich ihm in den zweirädrigen Wagen setzte, machte ich ihm, um etwas %u reden, das Compliment, daß ich, als ein Deutscher, der gewohnt sei mit Soldaten umzugehen, sehr angenehmfinde,nun mit einem päpstlichen Officier in Gesellschaft reisen. — „Nehmt mir nicht übel", versetzte er darauf, „ihr könnt wohl eine Neigung %um Soldatenstande haben, denn ich höre, in Deutschland ist alles Militär; aber was mich betrifft, obgleich unser Dienst sehr läßlich ist, und ich in Bologna, wo ich in Garnison stehe, meiner Bequemlichkeit vollkommen pflegen kann, so wollte ich doch, daß ich diese Jacke los wäre und das Gütchen meines Vaters verwaltete. Ich bin aber derjüngere Sohn, und so muß ich mir's gefallen lassen."

Giredo 22.10.

Tagebuch 22.10.1786 (SchrGG 2,196)

Mein Gesellschaffter ist mir von vielem Nut2en. Italienische Reise. 22. 10.1786 (WA 130,174)

Heute gesellten sich reitend ein Herr und eine Dame %u uns, ein Engländer mit einer sogenannten Schwester. Ihre Pferde sind schön, sie reisen aber ohne Bedienung, und der Herr macht, wie es scheint, zugleich den Reitknecht und den Kammerdiener. Sie finden überall %u klagen, man glaubt einige Blätter im Archenhol^ lesen.

Lojano — Perugia 21./25.10. Italienische Reise. 25.10.1786 (WA 130,178)

Heute Abend habe ich von meinem Hauptmann Abschied genommen, mit der Versicherung, mit dem Versprechen, ihn auf meiner Rückreise in Bologna %u besuchen. Er ist ein wahrer Repräsentant vieler seiner Landsleute. Hier einiges, das ihn besonders bezeichnet. Da ich oft still und nachdenklich war, sagte er einmal: Che pensal non deve mai pensar l'uomo, pensando s'invecchia. Das ist verdolmetscht: Was 84

1786

Lojano—Perugia

denkt ihr viel! der Mensch muß niemals denken, denkend altert man nur. Und nach einigem Gespräch: Non deve fermarsi l'uomo in una sola cosa, perche allora divien matto; bisogna aver milie cose, una confusione nella testa. Auf Deutsch: Der Mensch muß sich nicht auf eine einzige Sache heften, denn da wird er toll, man muß tausend Sachen, eine Confusion im Kopfe haben. Der gute Mann konnte freilich nicht wissen, daß ich eben darum still und nachdenkend war, weil eine Confusion von alten und neuen Gegenständen mir den Kopf verwirrte. Die Bildung eines solchen Italiäners wird man noch klarer aus Folgendem erkennen. Da er wohl merkte, daß ich Protestant sei, sagte er nach einigem Umschweif, ich möchte ihm doch gewisse Fragen erlauben, denn er habe so viel Wunderliches von uns Protestanten gehört, worüber er endlich einmal Gewißheit haben wünsche. „Dürft ihr denn", so fragte er, „mit einem hübschen Mädchen auf einem guten Fuß leben, ohne mit ihr grade verheirathet sein? — erlauben euch das eure Priester?" Ich erwiderte darauf: „Unsere Priester sind kluge Leute, welche von solchen Kleinigkeiten keine Noti% nehmen. Freilich, wenn wir sie darum fragen wollten, so würden sie es uns nicht erlauben." „Ihr braucht sie also nicht %u fragen?" rief er aus. „O ihr Glücklichen! und da ihr ihnen nicht beichtet, so erfahren sie's nicht." Hierauf erging er sich in Schelten und Mißbilligen seiner P f a f f e n und in dem Preise unserer seligen Freiheit. — „Was jedoch die Beichte betrifft", fuhr er fort, „wie verhält es sich damit? Man erzählt uns, daß alle Menschen, auch die keine Christen sind, dennoch beichten müssen; weil sie aber in ihrer Verstockung nicht das Rechte treffen können, so beichten sie einem alten Baume; welches denn freilich lächerlich und gottlos genug ist, aber doch beweis't, daß sie die Nothwendigkeit der Beichte anerkennen." Hierauf erklärte ich ihm unsere Begriffe von der Beichte, und wie es dabei t(ugehe. Das kam ihm sehr bequem vor, er meinte aber, es sei ungefähr eben so gut, als wenn man einem Baum beichtete. Nach einigem Zaudern ersucht' er mich sehr ernsthaft, über einen andern Punct ihm redlich Auskunft geben: er habe nämlich aus dem Munde eines seiner Priester, der ein wahrhafter Mann sei, gehört, daß wir unsere Schwestern heirathen dürften, welches denn doch eine starke Sache sei. Als ich diesen Punct verneinte und ihm einige menschliche Begriffe von unserer hehre beibringen wollte, mochte er nicht sonderlich darauf merken, denn es kam ihm alltäglich vor, und er wandte sich einer neuen Frage: — „Man versichert uns", sagte er, „daß Friedrich der Große, welcher so viele Siege selbst über die Gläubigen davon getragen und die Welt mit seinem Ruhm erfüllt, daß er, den jedermann für einen Ketzer hält, wirklich katholisch sei und vom Papste die Erlaubniß habe, es verheimlichen: denn er kommt, wie man weiß, in keine eurer Kirchen, verrichtet aber seinen Gottesdienst in einer unterirdischen Capelle, mit zerknirschtem Herten, daß er die heilige Religion nicht öffentlich bekennen darf, denn freilich, wenn er das thäte, würden ihn seine Preußen, die ein bestialisches Volk und wüthende Ketzer sind, auf der Stelle todt schlagen, wodurch denn der Sache nicht geholfen wäre. Deßwegen hat ihm der heilige Vater jene Erlaubniß gegeben, dafür er denn aber auch die alleinseligmachende Religion im Stillen so viel 85

1786

Lojano—Perugia

ausbreitet und begünstigt als möglich." Ich ließ das alles gelten und erwiderte nur: da es ein großes Geheimniß sei, könnte freilich niemand davon Zeugniß geben. Unsere fernere Unterhaltung war ungefähr immer von derselben Art.

Assisi 26.10.

Italienische Reise. 26.10. 1786 (WA 130,184)

Ich ging am schönsten Abend die römische Straße bergab, im Gemüth ζum schönsten beruhiget, als ich hinter mir rauhe heftige Stimmen vernahm, die unter einander stritten. Ich vermuthete, daß es die Sbirren sein möchten, die ich schon in der Stadt bemerkt hatte. Ich ging gelassen vor mich hin und horchte hinterwärts. Da konnte ich nun gar bald bemerken, daß es auf mich gemünzt sei. Vier solcher Menschen, ζwei davon mit Flinten bewaffnet, in unerfreulicher Gestalt, gingen vor mir vorbei, brummten, kehrten nach einigen Schritten zurück und umgaben mich. Sie fragten, wer ich wäre und was ich hier thäte ? Ich erwiderte, ich sei ein Fremder, der seinen Weg über Assisi Fuße mache, indessen der Vetturin nach Foligno fahre. Dieß kam ihnen nicht wahrscheinlich vor, daß jemand einen Wagen bezahle und %u Fuße gehe. Sie fragten, ob ich im Gran Convento gewesen sei. Ich verneinte dieß und versicherte ihnen, ich kenne das Gebäude von alten Zeiten her. Da ich aber ein Baumeister sei, habe ich dießmal nur die Maria della Minerva in Augenschein genommen, welches, wie sie wüßten, ein musterhaftes Gebäude sei. Das läugneten sie nicht, nahmen aber sehr übel, daß ich dem Heiligen meine Aufwartung nicht gemacht, und gaben ihren Verdacht χΐί erkennen, daß wohl mein Handwerk sein möchte, Contrebande eint(uschwär%en. Ich geigte ihnen das Lächerliche, daß ein Mensch, der allein auf der Straße gehe, ohne Rangen, mit leeren Taschen, für einen Contrebandisten gehalten werden solle. Darauf erbot ich mich mit ihnen nach der Stadt zurück und zum Podesta zu gehen, ihm meine Papiere vorzulegen, da er mich denn als einen ehrenvollen Fremden anerkennen werde. Sie brummten hierauf und meinten, es sei nicht nöthig, und als ich mich immerfort mit entschiedenem Ernst betrug, entfernten sie sich endlich wieder nach der Stadt %u. Ich sah ihnen nach. Da gingen nun diese rohen Kerle im Vordergründe, und hinter ihnen her blickte mich die liebliche Minerva noch einmal sehr freundlich und tröstend an, dann schaute ich links auf den tristen Dom des heiligen Franciscus und wollte meinen Weg verfolgen, als einer der Unbewaffneten sich von der Truppe sonderte und ganz freundlich auf mich los kam. Grüßend sagte er sogleich: „Ihr solltet, mein Herr Fremder, •wenigstens mir ein Trinkgeld geben, denn ich versichere, daß ich euch alsobald für einen braven Mann gehalten und dieß laut gegen meine Gesellen erklärt habe. Das sind aber Hitzköpfe und gleich oben hinaus und haben keine Weltkenntniß. Auch werdet ihr bemerkt haben, daß ich euren Worten querst Beifall und Gewicht gab." Ich lobte ihn deßhalb und ersuchte ihn, ehrenhafte Fremde, die nach Assisi, sowohl wegen der Religion als wegen der Kunst kämen, zu beschützen; besonders die Baumeister, die 86

Assisi

1786

Zum Ruhme der Stadt den Minerven-Tempel, den man noch niemals recht gezeichnet und in Kupfer gestochen, nunmehro messen und abzeichnen wollten. Er möchte ihnen Zur Hand gehen, da sie sich denn gewiß dankbar erweisen würden, und somit drückte ich ihm einige Silberstücke in die Hand, die ihn über seine Erwartung erfreuten. Er bat mich, ja wieder zu kommen, besonders müsse ich das Fest des Heiligen nicht versäumen, wo ich mich mit größter Sicherheit erbauen und vergnügen sollte. Ja, wenn es mir, als einem hübschen Manne, wie billig, um ein hübsches Frauenzimmer zu thun sei, so könne er mir versichern, daß die schönste und ehrbarste Frau von ganz Assisi auf seine Empfehlung mich mit Freuden aufnehmen werde. Er schied nun betheurend, daß er noch heute Abend bei dem Grabe des Heiligen meiner in Andacht gedenken und für meine fernere Reise beten wolle. So trennten wir uns. Terni 27.10.

Italienische Reise. 2 7 . 1 0 . 1 7 8 6 (WA I 30, 189)

Nun da der päpstliche Soldat mich verlassen, ist ein Priester mein Gefährte. Dieser scheint schon mehr mit seinem Zustande zufrie^en belehrt mich, den er freilich schon als Ketzer erkennt, auf meine Fragen sehr gern von dem Ritus und andern dahin gehörigen Dingen. Rom 29.10.

Tagebuch 29.10.1786 (SchrGG 2,213)

Tischbein war bey mir. Ein köstlich guter Mensch. J. H. W. Tischbein an Goethe 14. 5.1821 (SchrGG 25, 20)

B 2 274 B 3 812

Aber nie habe ich größere Freude empfunden, als damals wo ich Sie zum Erstenmal sah, in der Locanda auf dem Wege nach St. Peter. Sie saßen in einem grünen Rock am Kamin, gingen mir entgegen und sachten: ich bin Goethe! und ich erkante im Augenblick den Mann, der das Wellen Getöse des menschlichen Gemüth in seiner Tiefe kennt; sowohl in den wildesten Stürmen als auch in seiner Ruhe, wenn es den klaren Himmel in seinem Spiegel zeigt; so stehen Sie mir noch immer vor Augen. [Randbemerkung:] ich kande Sie schon durch unsere Freunde Jacobi und Lavater. 30./31.10. An den Freundeskreis in Weimar 1. 11.1786 (WA IV 8,38)

Für mich ist es ein Glück daß Tischbein ein schönes Quartier hat, wo er mit noch einigen Mahlern lebt. Ich wohne bey ihm und bin in ihre eingerichtete Haushaltung mit eingetreten, wodurch ich Ruh und Häuslichen Frieden in einem fremden Lande genieße. Die Hausleute sind ein redliches altes Paar, die alles selbst machen und für uns wie für Kinder sorgen. Sie waren gestern 87

1786

Rom untröstlich als ich von der Zwiebel Suppe nicht aß, wollten gleich eine andre machen u.s.w.

2.11.

Italienische Reise. 3 . 1 1 . 1 7 8 6 (WA 130, 200)

Das Andenken dieser [Allerseelen] feiert der Papst in seiner Hauscapelle auf dem Quirinal. Jedermann hat freien Zutritt. Ich eilte mit Tischbein auf den Monte Cavallo . .. Wir eilten mit der Menge durch den prächtig geräumigen Hof eine übergeräumige Treppe hinauf. . . Die Function war angegangen, Papst und Cardinäle schon in der Kirche. Der heilige Vater, die schönste würdigste Männergestalt, Cardinäle von verschiedenem Alter und Bildung. Mich ergriff ein wunderbar Verlangen, das Oberhaupt der Kirche möge den goldenen Mund aufthun und, von dem unaussprechlichen Heil der seligen Seelen mit Entzücken sprechend, uns in Entzücken versetzen. Da ich ihn aber vor dem Altare sich nur hin und her bewegen sah, bald nach dieser bald nach jener Seite sich wendend, sich wie ein gemeiner P f a f f e gebärdend und murmelnd, da regte sich die protestantische Erbsünde, und mir wollte das bekannte und gewohnte Meßopfer hier keineswegs gefallen. . . Das venio iterum crucifigi! fiel mir ein, und ich Rupfte meinen Gefährten, daß wir in's Freie der gewölbten und gemahlten Säle kämen. Hier fanden wir eine Menge Personen, die köstlichen Gemähide aufmerksam betrachtend, denn dieses Fest Allerseelen ist auch zugleich das Fest aller Künstler in Rom. Anf. Nov. R. Köpke nach L. Tieck (?) (Köpke 1, 324)

In Rom kannte man Müller's Schwächen und Sonderbarkeiten aus langer Erfahrung . . . Eines Tages hieß es, Goethe sei wirklich angekommen, man wollte ihn bereits einige Male zu einer bestimmten Stunde des Tages an der Spanischen Treppe gesehen haben. Müller wurde aufgefordert sein Wort zu lösen. Man begab sich an Ort und Stelle. Goethe kam, doch Müller, der voreilig vermuthet haben mochte, man wolle ihn irreführen, sagte mit entschiedenem Tone: „Ich kenne Goethe! Der da ist es nicht!" Italienische Reise. 3. 11. 1786 (WA I 30, 204)

Ich bemerkte wohl, daß mehrere deutsche Künstler, Tischbein als Bekannte tretend, mich beobachteten und sodann hin und wider gingen. Er, der mich einige Augenblicke verlassen hatte, trat wieder mir und sagte: „Da gibt's einen großen Spaß! Das Gerücht, Sie seien hier, hatte sich schon verbreitet, und die Künstler wurden auf den einzigen unbekannten Fremden aufmerksam. Nun ist einer unter uns, der schon längst behauptet, er sei mit Ihnen umgegangen, ja er wollte mit Ihnen in freundschaftlichem Verhältniß gelebt haben, woran wir nicht so recht glauben wollten. Dieser ward aufgefordert, Sie betrachten und den Zweifel lösen, er versicherte aber kur% und gut, Sie seien es nicht und an dem Fremden keine Spur Ihrer Gestalt und Aussehns. 88

1786

Rom So ist doch wenigstens das Incognito für den Moment gedeckt, und in der Folge gibt es etwas zß lachen." Ich mischte mich nun freimüthiger unter die Künstlerschaar und fragte nach den Meistern verschiedener Bilder, deren Kunstweise mir noch nicht bekannt geworden. Endlich ZP& mich ein Bild besonders an, den heiligen Georg, den Drachenüberwinder und Jungfrauenbefreier, vorstellend. Niemand konnte mir den Meister nennen. Da trat ein kleiner, bescheidener, bisher lautloser Mann hervor und belehrte mich, es sei von Pordenone, dem Venezianer, eines seiner besten Bilder, an dem man sein ganzes Verdienst erkenne . . . Der belehrende Künstler ist Heinrich Meyer, ein Schweiber, der mit einem Freunde Namens Cölla seit einigen Jahren hier studirt, die antiken Büsten in Sepia vortrefflich nachbildet und in der Kunstgeschichte wohl erfahren ist. Italienische Reise. 7. 11. 1786 (WA 1 3 0 , 208)

Tischbeins Talente, so wie seine Vorsätze und Kunstabsichten lerne ich nun immermehr kennen und schätzen. Er legte mir seine Zeichnungen und Skizzen vor. Italienische Reise. 8. 11. 1786 (WA I 30, 211)

Mein wunderliches und vielleicht grillenhaftes Halbincognito bringt mir Vortheile, an die ich nicht denken konnte. Da sich jedermann verpflichtet, ignoriren wer ich sei, und also auch niemand mit mir von mir reden darf, so bleibt den Menschen nichts übrig, als von sich selbst oder von Gegenständen zu sprechen, die ihnen interessant sind, dadurch erfahr' ich nun umständlich, womit sich ein jeder beschäftigt, oder was irgend Merkwürdiges entsteht und hervorgeht. Hofrath Reiffenstein fand sich auch in diese Grille; da er aber den Namen, den ich angenommen hatte, aus einer besondern Ursache nicht leiden konnte, so baronisirte er mich geschwind, und ich heiße nun der Baron gegen Rondanini über, dadurch bin ich bezeichnet genug, um so mehr als der Italiäner die Menschen nur nach den Vornamen oder Spitznamen benennet. Italienische Reise. 18. 1 1 . 1 7 8 6 (WA 1 3 0 , 217)

Daß ich mit Tischbein schon so lange durch Briefe in dem besten Verhältniß stehe, daß ich ihm so manchen Wunsch, sogar ohne Hoffnung nach Italien %u kommen, mitgetheilt, machte unser Zusammentreffen sogleich fruchtbar und erfreulich. Er hatte immer an mich gedacht und für mich gesorgt. Auch was die Steine b e t r i f f t , mit welchen die Alten und Neuen gebaut, ist er vollkommen zu Hause, er hat sie recht gründlich studirt, wobei ihm sein Künstlerauge und die Künstlerlust an sinnlichen Dingen sehr zu statten kommt. Eine für mich ausgewählte Sammlung von Musterstücken hat er vor kurzem nach Weimar abgesendet. A n den Freundeskreis in Weimar 7. 11. 1786 (WA IV 8, 46)

Bey Angelika Kaufmann bin ich zweymal gewesen, sie ist gar angenehm und man bleibt gern bey ihr. 89

Rom

1786

Hofrath Reifenstein erzeigt mir viel Gefälligkeit. An Trippeln hab ich einen sehr braven Künstler kennen lernen. Und nicht genug kann ich sagen was Tischbein ein guter und natürlich verständiger Mensch ist. Er giebt sich viel Mühe und ist gewiß auf einem guten Wege der Kunst. A. Trippel an Ungenannt 9 . 1 2 . 1 7 8 6 (JbGG 8,173; Aukt.-Kat. Henrici 152, 20)

B 3 817

Der H. Göde ist vor ungefehr vier wochen hierher gekommen unter dem Nahmmen Müller eines Teütschen Gelehrten, er Lochiert beim Thischbein, er geht bey niemand als beim Reiffenstein und bey der Angelica Kaufman, den sie haben einen Complot gemacht das er nirgends darff hingehen als wo sie ihn hinführen, also dieser große Löwe läst sich durch die Hasen an der Nasse herumführen, es heist er bleibt den gantzen Winter hier, und er Schreibt Tragödi die Iiphgenia, er ist einmahl bey mir gewesen, sonsten bey keinem anderen. An Carl August 3 . 1 1 . 1 7 8 6 (WA IV 8,41)

Hier werd ich in Gesellschafft eines guten Architeckten, die Reste der alten, die Gebäude der neuen Zeit besehen . . . Gemälde und Statuen zu sehen hilft mir des Hofrath Reifenstein lange Pracktick und Tischbeins Künsder Auge. An Wieland 1 7 . 1 1 . 1 7 8 6 (WA IV 8,60)

Ich habe gute, trefliche Begleiter. Von einem derselben ist meine Absicht dich heute zu unterhalten . . . Er heißt Hirt und ich will dich mit wenigen Worten mit ihm bekannt machen. Er ist in Werden, ein trockner, treuer fleißiger Deutscher, der schon recht schöne historische Kenntniße von Rom und von der Kunst hat und seinen Geschmack im Umgange mit Verständigen bildet. An A. L. Hirt 24. 5.1830 (WA IV 47, 71)

Ich erinnerte mich deutlichst der ersten Augenblicke, da ich, ein frischer Ankömmling in Rom, Sie dort schon als Eingeweihten fand, durch Sie geführt, der unschätzbaren Herrlichkeiten zuerst gewahr wurde. Frascati Mitte Nov. Italienische Reise. 1 5 . 1 1 . 1 7 8 6 (WA 1 3 0 , 2 1 5 )

Sobald die stattliche Wirthin die messingene dreiarmige hampe auf den großen runden Tisch gesetzt, und Felicissima notte l gesagt hat, versammelt sich alles im Kreise und legt die Blätter vor, welche den Tag über gezeichnet und ski^irt worden. Darüber 90

1786

Frascati spricht man, ob der Gegenstand hätte günstiger aufgenommen werden sollen, ob der Charakter getroffen ist, und was solche erste allgemeine Fordernisse sind, wovon man sich schon bei dem ersten Entwurf Rechenschaft geben kann. Hofrath Reiffenstein weiß diese Sitzungen durch seine Einsicht und Autorität ordnen und leiten. Diese löbliche Anstalt aber schreibt sich eigentlich von Philipp Hackert her ... und wir finden, wie löblich es sei, den thätigen Antheil eines jeden χμ wecken. Die Natur und Eigenschaft der verschiedenen Gesellschaftsglieder tritt auf eine anmuthige Weise hervor. Tischbein B. sieht als Historienmahler die Landschaft gan£ anders an als der Landschafts^eichner. Er findet bedeutende Gruppen und andere anmuthige vielsagende Gegenstände da, wo ein anderer nichts gewahr würde, und so glückt es ihm auch, manchen menschlichen naiven Zug erhäschen, es sei nun an Kindern, Landleuten, Bettlern und andern dergleichen Naturmenschen, oder auch an Thieren, die er mit wenigen charakteristischen Strichen gar glücklich darzustellen weiß und dadurch der Unterhaltung immer neuen angenehmen Stoff unterlegt. Will das Gespräch ausgehen, so wird gleichfalls nach Hackerts Vermächtniß in Suiters Theorie gelesen, und wenn man gleich von einem höhern Standpuncte mit diesem Werke nicht gan^ zufrieden sein kann, so bemerkt man doch mit Vergnügen den guten Einfluß auf Personen, die auf einer mittlem Stufe der Bildung stehen.

Rom Italienische Reise. 2 0 . 1 1 . 1 7 8 6 (WA I 30,220)

Tischbeins Gedanke [ist] höchst beifallswürdig, daß Dichter und Künstler zusammen arbeiten sollten, um gleich vom Ursprünge herauf eine Einheit bilden. Die Schwierigkeit würde um vieles freilich vermindert, wenn es kleine Gedichte wären, die sich leicht übersehen und fördern ließen. Tischbein hat auch hie^u sehr angenehme idyllische Gedanken, und es ist wirklich sonderbar, daß die Gegenstände, die er auf diese Weise bearbeitet wünscht, von der Art sind, daß weder dichtende noch bildende Kunst, jede für sich, sytr Darstellung hinreichend wären. Er hat mir davon auf unsern Spa-^iergängen erzählt, um mir Lust machen, daß ich mich darauf einlassen möge. Das Titelkupfer %u unserm gemeinsamen Werke ist schon entworfen. 17./20.11. K. Ph. Moritz, Reisen eines Deutschen in Italien (Moritz 1,148)

B 8 815

Rom, den 20. November. Der Hr. v. G. ist hier angekommen, und mein hiesiger Aufenthalt hat dadurch ein neues und doppeltes Interesse für mich gewonnen. Dieser Geist ist ein Spiegel, in welchem sich mir alle Gegenstände in ihrem lebhaftesten Glänze und in ihren frischesten Farben darstellen. Der Umgang mit ihm bringt die schönsten Träume meiner Jugend in Er91

1786

Rom füllung, und seine Erscheinung, gleich einem wohlthätigen Genius, in dieser Sphäre der Kunst, ist mir, so wie mehreren, ein unverhofftes Glück. Denn bei allen Schönheiten der Natur und Kunst giebt es doch nichts Höheres, als den harmonischen Gedankenwechsel, wodurch die dunklen Empfindungen erst 2ur Sprache und zum Bewußtseyn kommen. Es ist hier jetzt mitten im November noch das angenehmste Frühlingswetter, und ich machte vor ein paar Tagen in der Gesellschaft des Hrn. v. G. und einiger Künsder, die mit ihm wohnen, einen Spaziergang nach der Villa Pamphili, der mich in eine neue Welt von Ideen und herrlichen Eindrücken geführt h a t . . . Ueberhaupt herrscht hier eine große Geselligkeit unter den Fremden; denn alle werden gewissermaßen durch einen gemeinschaftlichen Zweck verbunden, jeden Moment ihres hiesigen Aufenthalts zu ihrer Vervollkommnung zu nutzen, und ihren Sinn für das Große und Schöne in der Kunst zu erhöhen und zu verfeinern. Hierauf beziehen sich meistentheils die gesellschaftlichen Unterhaltungen und Gespräche. Man spricht mit Bewunderung und Enthusiasmus, über das was man gesehen, und jeder sucht dem andern seine Empfindungen mitzutheilen, weil es selbst der Eigenliebe schmeichelt, für den Genuß des Schönen hinlängliche Empfänglichkeit zu haben . . . Das griechische Kaffehaus in der Strada Kondotti, nahe bei dem spanischen Platze, ist für die jungen Künstler gemeiniglich der Sammelplatz, wo sie sich einfinden, und manchmal sich auch erst bereden, welche Villa oder welche Gallerie sie an dem Tage besuchen wollen. Des Sonntags werden vorzüglich solche lehrreiche Wanderungen angestellt; woran denn auch Künstler Theil nehmen, welche sonst die ganze Woche über mit Arbeit beschäftigt sind, und denen dieß nun eine eben so angenehme als nützliche Erhohlung ist. K. Ph. Moritz an K. F. Klischnig 2 3 . 1 1 . 1 7 8 6 (Klischnig S. 181)

B 3 816

Was meinen Aufenthalt in Rom noch angenehmer macht, ist die Gesellschaft eines Mannes, der mir wie ein wohlthätiger Genius nirgend gewünschter erscheinen konnte, als eben hier. G ö t h e — ich brauche nur seinen Namen zu nennen, um Dir alles gesagt zu haben — ist vor kurzem angekommen. Ich habe mich sogleich an ihn angeschlossen und mit ihm mehrere kleine Spaziergänge in der umliegenden Gegend gemacht. Es ist eine Wollust, einen großen Mann zu sehen! — Wie warm empfinde ich dies jetzt. Ich hab' ihm von Dir, unserm Zusammenwohnen und unsern Wanderungen erzählt. Er nimmt viel Antheil daran.

92

1786

Rom Ο warum kannst Du nicht auch Dich an seines Geistes milder Flamme wärmen! Ich fühle mich durch seinen Umgang veredelt. Die schönsten Träume längst verfloßner Jahre gehn in Erfüllung. An Charlotte v. Stein 2 4 . 1 1 . 1 7 8 6 (WA IV 8, 68)

Moritz ist hier, der die englische Reise schrieb, ein sehr guter, braver Mann mit dem wir viel Freude haben. An den Freundeskreis in Weimar 22.11. 1786 (WA IV 8, 63)

Ich ging mit Tischbein nach dem Petersplatze, wo wir erst auf und abgehend und wenn es uns zu warm wurde im Schatten des großen Obelisks, der eben für zwey breit genug geworfen wird, spazierten und Trauben verzehrten die wir in der Nähe gekauft hatten. Dann gingen wir in die Sixtinische Capelle, die wir auch hell und heiter, die Gemälde wohl erleuchtet fanden. Das iüngste Gericht und die manigfaltigen Gemälde der Decke von Michel Ange theilten unsre Bewunderung. Ich konnte nur sehen und anstaunen. Die innre große Sicherheit und Männlichkeit des Meisters, seine Großheit geht über allen Ausdruck. Nachdem wir alles wieder und wieder gesehn, verließen wir dieses Heiligthum und gingen nach der Peterskirche, die von dem heitern Himmel das schönste Licht empfing und in allen Theilen hell und klar war. Wir ergötzten uns als genießende Menschen, an der Größe und Pracht, ohne durch allzuecklen und zu verständigen Geschmack uns dies mal irre machen zu laßen und unterdrückten jedes schärfere Urtheil. Wir erfreuten uns des erfreulichen. Endlich bestiegen wir das Dach der Kirche, wo man das Bild einer wohlgebauten Stadt im Kleinen findet. Häuser und Magazine, Brunnen (dem Ansehn nach) Kirchen und einen grosen Tempel, alles in der Luft, und schöne Spaziergänge dazwischen. Wir bestiegen die Kuppel, und besahen die heitere Gegend von den Apenninen dem Berg Sorackte, nach Tivoli, die Vulkanischen Hügel, Fraskati, Castelgandolfo und die Plaine und weiter das Meer. Nahe vor uns die ganze Stadt Rom, in ihrer Breite und Weite, mit ihren Berg-Pallästen, Kuppeln pp. Es rührte sich keine Luft und in dem kupfernen Knopf war es heiß wie in einem Treibhause. Nachdem wir das alles beherzigt hatten, stiegen wir herab, und ließen uns die Thüren zu den Gesimsen der Kuppel, des Tambours, und des Schiffs aufschließen, man kann um selbe herumgehn und diese Theile und die Kirche von oben betrachten. Als wir auf dem Gesimse des Tambours standen, ging der Papst unten vorbey, seine Nachmittags Andacht zu halten, es fehlte uns also nichts zur Peterskirche. Wir stiegen völlig herab und nahmen in einem benachbarten Gasthofe ein fröhliches, frugales Mahl und setzten unsern Weg nach der Cecilien Kirche fort. . . 93

1786

Rom Abends gingen wir noch vor der Oper vorbey wo eben die Litigant! aufgeführt wurden und hatten des Guten soviel genoßen daß wir vorübergingen.

23.11.

F. Münter, Tagebuch 2 3 . 1 1 . 1 7 8 6 (Andreasen 3, 247)

B s 819

Nach Tisch zu Tischbein, bey dem ich Göthe, der in Rom einen Theil des Winters zubringen will, traf. Wir redeten viel über Sicilien, u. über m. Reise, giengen dann an der Tiber — deren Gewalt überall deutlich an dem eingerissenen Ufer zu sehen war. Göthe machte Bemerkungen über das Reissen des Stroms, u. wie ihm Dämme entgegenzusezen seyen — mit einander spazieren. 24.11.

F. Münter, Tagebuch 2 4 . 1 1 . 1 7 8 6 (Andreasen 3,247)

B 3 820

Nachm. war ich bey Zoega u. bey Tischbein u. Göthe, denen ich einen Theil m. Medaillen zeigte. Ich ass den Abend bey Tischbein. Göthe aber war vorher ausgegangen. EndeNov. J. H. W. Tischbein an Goethe 14. 5.1821 (SchtGG 25,20)

B 3 812

Erinnern Sie sich noch eines Abends als wir beim Prinzen Lichtenstein waren, der so viele Beichtväter und Geistlige versammelt hatte, was dieße, als ihnen der Wein in die Krone gestiegen war, da alle erzählten? An Carl August 1 2 . 1 2 . 1 7 8 6 (WA IV 8, 83)

Ich rede mit jedem den ich ohngefähr hier oder da treffe, leide aber nicht daß man mich nach meinem Stande oder Nahmen begrüße, gehe zu niemanden und nehme keinen Besuch an . . . Den einzigen Prinz Lichtenstein, den Bruder der Gräfinn Harrach habe ich besucht, doch auch so daß wir uns zuerst auf einer Gallerie (Doria) begegneten, und dabey werd ich bleiben, denn selbst über mein Erwarten bin ich hier bekannt und meine Nation ist mehr als ich glaubte von mir eingenommen. An J. G. und Caroline Herder 2 . 1 2 . 1 7 8 6 (WA IV 8,77)

Ich gehe absolut zu niemanden ausser zu Künstlern. Den Bruder der Gräfinn Harrach einen Prinz Lichtenstein hab ich allein ausgenommen, der mir denn auch mit viel Gefälligkeit verschafft hat Dinge zu sehn die man gewöhnlich nicht sieht. An Charlotte v. Stein 2 4 . 1 1 . 1 7 8 6 (WA IV 8,66)

Ich vermeide sorgfältig alle Bekanntschafft, die nur Zeit verdirbt und sehe und studire unermüdet mit Künstlern und Kennern alles andre acht ich vom Übel. Den Prinzen Lichtenstein, den Bruder der Gräfinn Harrach habe ich gesehen und bey ihm gegessen. 94

1786

Rom Wie wohl es mir übrigens bey und mit Tischbein geht, und was das für ein braver Künsder und tüchtiger, ganzer Mensch ist, kann ich dir nicht sagen. Wir passen zusammen als hätten wir zusammen gelebt. Italienische Reise. 2 3 . 1 1 . 1 7 8 6 (WA 130,223)

Damit es mir denn aber doch mit meinem beliebten Incognito nicht wie dem Vogel Strauß ergehe, der sich für versteckt hält, wenn er den Kopf verbirgt, so gebe ich auf gewisse Weise nach, meine alte These immerfort behauptend. Den Fürsten von Liechtenstein, den Bruder der mir so werthen Gräfin Harr ach, habe ich gern begrüßt und einigemal bei ihm gespeis't, und konnte bald merken, daß diese meine Nachgiebigkeit mich weiter führen würde, und so kam es auch. Man hatte mir von dem Abbate Monti präludirt, von seinem Aristodem, einer Tragödie, die nächstens gegeben werden sollte. Der Verfasser, sagte man, wünsche sie mir vorzulesen und meine Meinung darüber %u hören. Ich ließ die Sache fallen, ohne sie abzulehnen, endlich fand ich einmal den Dichter und einen seiner Freunde bei'm Fürsten, und das Stück ward vorgelesen. Der Held ist, wie bekannt, ein König von Sparta, der sich wegen allerlei Gewissensscrupel selbst entleibt, und man gab mir auf eine artige Weise %u verstehen, der Verfasser des Werthers würde wohl nicht übel finden, wenn er in diesem Stücke einige Stellen seines trefflichen Buches benutzt finde . . . Ich verfehlte nicht, nach meiner Weise, freilich nicht nach der italiänischen, alles Gute und Lobenswürdige des Stücks herauszuheben, womit man zwar leidlich zufrieden war, aber doch mit südlicher Ungeduld etwas mehr verlangte. Besonders sollte ich weissagen, was von dem Effect des Stücks auf das Publicum zß hoffen sei. Ich entschuldigte mich mit meiner Unkunde des Landes, der Vorstellungsart und des Geschmacks, war aber aufrichtig genug hinzuzusetzen, daß ich nicht recht einsehe, wie die verwöhnten Römer, die ein complettes Lustspiel von drei Acten und eine complette Oper von zwei Acten als Zwischenspiel, oder eine große Oper mit ganz fremdartigen Balletts als Intermezz Zu sehen gewohnt seien, sich an dem edlen ruhigen Gang einer ununterbrochen fortgehenden Tragödie ergötzen könnten. Alsdann schien mir auch der Gegenstand des Selbstmordes ganz außer dem Kreise italiänischer Begriffe zj* liegen. Daß man andere todt schlage, davon hätte ich fast Tag für Tag zu hören, daß man sich aber selbst das liebe Leben raube, oder es nur für möglich hielte, davon sei mir noch nichts vorgekommen. Hierauf ließ ich mich gern umständlich unterrichten, was gegen meinen Unglauben einzuwenden sein möchte, und ergab mich sehr gern in die plausibeln Argumente, versicherte auch, daß ich nichts mehr wünsche, als das Stück aufführen zu sehen und demselben mit einem Chor von Freunden den aufrichtigsten lautesten Beifall zu Z°^en· Diese Erklärung wurde freundlichst aufgenommen, und ich hatte alle Ursache, dießmal mit meiner Nachgiebigkeit z u f r ^ e n Zu se'n — denn Fürst Liechtenstein die Gefälligkeit selbst ist und mir Gelegenheit geschafft hat, mit ihm gar manche Kunstschätze Zu sehen, wozu besondere Erlaubniß der Besitzer und also eine höhere Einwirkung nöthig ist. 95

1786

Rom Dagegen aber reichte mein guter Humor nicht hin, als die Tochter des Prätendenten das fremde Murmelthier gleichfalls sehen verlangte. Das habe ich abgelehnt und bin ganz entschieden wieder untergetaucht.

29. 11.

F. Münter, Tagebuch 2 9 . 1 1 . 1 7 8 6 (Andreasen 3, 248)

B 3 821

Ich hätte mit Goethe, Tischbein, Moriz u. andfern] eine Reise nach Fiumicino machen sollen, konnte es aber nicht, weil ich die Vaticana nicht versäumen wollte. K. Ph. Moritz, Reisen eines Deutschen in Italien (Moritz 1,160)

Rom, den 2. März 1787. Nach einer langen Pause erhalten Sie erst wieder einen Brief von mir, —• denn meine Wanderungen in Rom, die ich Ihnen zu beschreiben anfing, sind durch einen widrigen Zufall eine Zeidang unterbrochen worden. Meine letzte Exkursion war ein Spazierritt in Gesellschaft einiger Freunde, nach der Mündung der Tiber bei Fiumicino. Wir kehrten den Abend ziemlich spät zurück, und langten glücklich in Rom wieder an, wo die Ueberbleibsel des antiken Pflasters in der Gegend des Pantheons mir dießmal ein schlimmes Zeichen waren. Denn auf eben diesem Pflaster, das durch die Zeit ganz ausgeglättet, und von einem feinen Staubregen noch schlüpfriger geworden war, hatte ich das Schicksal, durch einen Sturz mit dem Pferde, den linken Arm zu brechen. An Charlotte v. Stein 9.12. 1786 (WA IV 8, 79)

Wir waren am Meere und hatten einen schönen Tag. Abend beym hereinreiten, brach der gute Moritz, indem sein Pferd auf dem glatten römischen Pflaster ausglitschte den Arm, das zerstörte die genoßne Freude. An J. G. und Caroline Herder 13.12. 1786 (WA IV 8, 90)

Moriz der Fusreiser ist hier, hat den Arm gebrochen und leidet viel. Wir leiden alle mit ihm, es ist ein gar guter, verständiger aus und durchgearbeiter Mensch. J. H. W. Tischbein an Goethe 14. 5. 1821 (SchrGG 25, 20)

B 3 812

Ich habe Sie in tausend Abwechsellungen gesehen, aber immer mit dem Zepter, der dem Aufwogen Ruhe gebot: als Sie vor Moritz auf den Knien lagen ihn haltend, und ich muste ziehen, und Sie ihm sein höllisches Fluchen mit samften Freundes Worten dämpften. 29. 11.

Vgl. die Zeichnungen von J. G . Schütz: Goethe und sein Freundeskreis am Strande von Fiumicino (Italienische Reise — Zeichnungen Abb. 27) und von J. H. W. Tischbein: Goethe hält Moritzens gebrochenen Arm (ebd. Abb. 28) Vgl. auch Tischbeins Zeichnung: Moritz, von Goethe und Tischbein gepflegt (SchrGG 25, Taf. 8.)

96

Rom

1786 30.11.

F. Münter, Tagebuch 30.11.1786 (Andieasen 3,248)

B s 822

Den ganzen Morgen brachte ich bey Moriz zu, der das Unglük gehabt hatte auf der Rükkehr von Fiumicino, bey S. Luigi de' Francesi, den Arm zu brechen, da sein Pferd mit allen vieren hinfiel... Ich ass mit Lips, einem trefl. Menschen, demselben, der die vielen Platten zu Lavfaters] Physiogn. gestochen, bey Goethe, gieng dann zu Moriz, u. mit allen zu Grund, Miniatürmal. aus Wien, Ruby's Schwager, bey dem der Conte Ronconi di Meldola, der den Pabst gemalt, s. Taschenspieler Künste machte, die ganz gut giengen. Dieser Conte Ronconi hatte sich Rechnung drauf gemacht, für seine Künste ein gutes Trinkgeld zu gewinnen. Sein Bedienter, der schon in der Geselschaft einen homme comme il faut spielen wollte, hatte sich an die Thüre gestellt, um das Geld in Empf[ang] zu nehmen: keiner merkte es aber, oder dachte dran einem Grafen etwas zu bieten, so dass er nichts kriegte. Nachher hat er sich bey Grund über questi Tedeschi beschwert, drauf suchte ich den Wundarzt von La Consolazione, Massimmi, auf, da Moriz gräul. Schmerzen litt, u. s. Sachen, ob er gut verbunden sey, nicht gewiss war. holte ihn, u. Moritz ward verbunden. Wir ordneten die Stunden der Wache, u. die Nächte, die jeder bey ihm zubringen sollte, u. blieben alle bis spät bey ihm. K. Ph. Moritz an J. H. Campe 20.1.1787 (Eybisch S. 204)

B 2 276 B 3 823

Der Ungenannte, welcher Ihnen von meinem Unfall Nachricht ertheilet hat, ist der Geh. Rath von Göthe aus Weimar, der kurz nach mir hier eintraf, und sich anfänglich unter dem Nahmen Müller hier aufhielt, um unbekannt und ungeniert zu seyn, und es auch in Deutschland nicht wissen zu lassen, daß er hier sey: sein Nahmen blieb aber demohngeachtet nicht lange verschwiegen; jedermann kennt ihn itzt, und di Italiäner haben ihn schon feierlich zum arkadischen Schäfer ernannt, so gern er sich dise Ehre verbeten hätte. Ich machte seine Bekanntschaft ein paar Wochen vorher, ehe ich den Unfall hatte, der mir auf der Rückkehr von einer kleinen Reise nach der Mündung der Tiber, begegnete, wo Göthe und Tischbein nebst noch zweien von der Gesellschaft fuhren, und ich mit noch einem von der Gesellschaft ritt, und, da wir schon in Rom wieder angekommen waren, nicht weit von der Ponte Sixto, wo die Straße mit lauter breiten glatten Steinen gepflastert war, meinem Gefährten zurufe, er soll hier langsam reiten, weil es ein wenig geregnet hatte, und di breiten Steine so glatt wie Eis waren. Kaum hatte ich diß gesagt, so glitschte mein Pferd mit den Vorderfüßen, ich riß es zum zweiten und drittenmal wider in di Höhe, endlich konte es sich nicht länger halten, sondern glitschte mit allen vier Füßen aus, und schlug mit mir auf di linke Seite. Weil es sich gleich wider aufrafte, so hatte ich am Beine nur eine schwache Kontusion bekommen, mit dem linken Oberarm aber war ich an di 97 7

Goethe, Gespräche III

1786

Rom Erhöhung von einer Mauer gefallen, welche von einem Hause etwas herausgebaut war, und mußte ihn also nothwendig brechen. Es versammleten sich gleich eine Menge von Menschen um mich herum, di mich alle bedauerten: und ich wurde sogleich auf einen Lehnstuhl gesetzt, und unter einem Gefolge von lauter bemideidenden Menschen, den ganzen Korso hinunter, nach der Strada Babuina, wo ich wohne zu Hause getragen. Das Mitleiden der Italiäner äußert sich vorzüglich bei solchen Unfällen, wo sie sehen, daß jemand Schmerzen leidet, und ein Armbruch macht daher bei Ihnen weit mehr Sensation, als wenn jemand auf der Straße ermordet wird; denn das ist eine ganz gewöhnliche Sache, und der Todte, denken sie, leidet auch keine Schmerzen mehr. — Was nun während den vierzig Tagen, die ich unter fast unaufhörlichen Schmerzen unbeweglich auf einem Fleck habe liegen müssen, der edle menschenfreundliche Göthe für mich gethan hat, kann ich ihm nie verdanken, wenigstens aber werde ich es nie vergessen; er ist mir in diser fürchterlichen Lage, wo sich oft alles zusammenhäufte, um di unsäglichen Schmerzen, di ich litt, noch zu vermehren, und mei[nen] Zustand zugleich gefahrvoll und trostloß zu machen, alles gewesen, was ein Mensch einem Menschen nur seyn kann. Täglich hat er mich mehr als einmal besucht, und mehrere Nächte bei mir gewacht; um alle Kleinigkeiten di zu meiner Hülfe und Erleichtrung dienen konnten, ist er unaufhörlich besorgt gewesen, und hat alles hervorgesucht, was nur irgend dazu abzwecken konnte, mich bei guten Muthe zu erhalten. Und wie oft, wenn ich unter meinem Schmerz erligen und verzagen wollte, habe ich in seiner Gegenwart wieder neuen Muth gefaßt, und weil ich gern standhaft vor ihm erscheinen wollte, bin ich oft dadurch wirklich standhaft geworden. Er lenkte zugleich den guten Willen meiner hiesigen deutschen Landsleute, deren itzt eine starke Anzahl ist, und deren freundschaftliches Betragen gegen mich mir auch nie aus dem Gedächtniß kommen wird. Sie waren den andren Tag fast alle bei mir; sie erboten sich alle bei mir zu wachen. Göthe liß sie losen, wie sie der Reihe nach bei mir wachen sollten; und sogleich waren alle Nächte besetzt, so daß es an jeden nur ein parmal kam, und dann liß er andre zwölf um die Stunden am Tage losen, so daß jeder den Tag über eine Stunde bei mir bleiben sollte, damit ich immer abwechslende Gesellschaft hätte. Alle waren sogleich willig, und so waren auch di Stunden am Tage besetzt, und wurden alle richtig gehalten. — Selbst di Leute, bei denen ich wohne, waren durch dise Liebe und Freundschaft so viler Menschen gegen einen ihrer leidenden Brüder gerührt, und folgten dem Beispil, indem sie mir di ganzen vierzig Tage hindurch, ohne Murren, und mit der größten Bereitwilligkeit, di beschwerlichsten Dienste leisteten, die ein Mensch, der unbeweglich auf einem Fleck ligen muß, bedarf. — Diß alles zusammengenommne flößte mir zuletzt wieder eine Art von Zutrauen gegen mein Geschick ein: ich dachte: es drückt mich zwar nieder, 98

1786

Rom aber es will mich doch nicht sinken lassen! . . . Seit sechs Tagen ist mir alles, was ich gelitten habe, nur noch wie im Traum: denn mein Arm ist glücklich geheilt . . . Ich kann allenthalben wieder umhergehen.

1.12.

F. Münter, Tagebuch 1.12.1786 (Andreasen 3, 249)

B 3 824

War den Abend . . . mit Goethe bey Moriz. Ich las den Abend viel in Herders Fliegenden Blättern, der Ausgabe von 1786, in denen sehr viel schönes ist. Italienische Reise. 29.12.1786 (WA 130, 241)

Den % weiten Theil der Zerstreuten Blätter brachte ich mit hieher, und er war doppelt willkommen. Wie gut dieß Büchlein auch bei wiederholtem Lesen wirkt, sollte wohl Herder seiner Belohnung recht umständlich erfahren. Tischbein wollte gar nicht begreifen, wie man so etwas habe schreiben können, ohne in Italien gewesen %u sein. 2.12.

F. Münter, Tagebuch 2.12.1786 (Andreasen 3,249)

B 3 825

Abend bey Moriz. Ich sprach viel mit ihm u. Goethe, über Dolom[ieus] Buch über Calabr[ien] u. über allerhand theol. über concilia besonders, u. ihren Einfluss, er sagte mir, der fürchterliche Sächsische Dienereid sey nun im herzogl. Sachsen abgeschaft worden. Nov./

J. H. W. Tischbein an Lavater 9.12.1786 (SchrGG 16,364)

B 2 275 B 3 811

Anf. Dez. gj e haben j n a ] ] e m recht, was Sie von Goethe sagten. Das ist gewiss einer der Vortrefligsten Menschen die man sehen kann. Stellen Sie sich meine Unbeschreibüge Freude für welche ich vor einigen Wochen hatt, Goethe kam mir unverhofft hierher, und jez wohnet er in meiner Stube neben mir, ich genüsse also von des Morgens bis zur Nacht den Umgang diesses so seidenen Klugen Mannes, was das nun für Vergnügen für mich ist könen Sie sich leicht denken in dem Sie Goethens Werth und meine Hochachtung gegen grose Männer kenen. Lieber bester Lavater könte ich Sie hier auch ein Mahl sehen, auf denen Ruinen wo vordiesem so grose Thaten geschahen, scheind ein lebenter Mann erst recht gros, es ist als erkente man ihn besser. Goethe ist ein W e r c k l i g e r M a n n , wie ich in meinen aus schweifenten Gedancken ihn zu sehen mir wünschte. Ich habe sein Porträt angefangen, und werde es in Lebensgröse machen, wie er auf denen Ruinen sizet und über das Schicksaal der Menschligen Wercke nachdencket — Under allen Versprechungen die ich Ihnen gethan, und nicht volbracht habe, soll diesses aber gewiss geschehen, das ich Ihnen sein Porträt bestirnt gezeichnet schicke, sein Gesicht will ich recht genau und wahr nach zeichen. Den man kan wohl keinen glückligern und austrucksvolleren Kopf sehen. Goethe war mir durch Ihnen und seinen anderen Freunde schon zimlig bekandt, durch die vielen Beschrei99 7*

1786

Rom bungen welche ich von ihm machen hörte, und habe ihn eben so gefunten wie ich mir ihn dachte. Nur die grose Geseztheit und Ruhe, hätte ich mir in dem lebhafften empfinder nicht dencken könen, und das er sich in allen Fällen so bekandt und zu Hause findet. Was mir noch so sehr an Ihm freudt ist sein einfaches Leben. Er begerthe von mir ein Klein Stüpgen wo er in Schlaffen und ungehindert in arbeiten könte, und ein ganzes einfaches Essen, das ich ihm den leicht verschaffen konte, weil er mit so wenigem begnügt ist. Da sizet er nun jezo und arbeitet des Morgens an seiner Efigenia ferdig zu machen, bis um 9 Uhr, den gehet er aus und siehet die grosen hiesigen Kunstwercke. Mit was für einem Auge und Kendtnis er alles siehet werden Sie sich leicht dencken könen in dem Sie wissen wie Wahr er denckt. Er last sich wenig von denen grosen Welt Menschen stehren, giebt und nimt keinen Besuch auser von Künstler an. Man wolte ihm eine Ehre an thun, was man denen grosen Dichter die vor ihm hir waren gethan hatt, er verbath sich es aber, und schüzte den Zeit Verlust vor, und wante auf eine höflige Arth den Schein von Eitelkeit von sich ab. Das Ihm gewis eben so viel Ehre macht als wen er wercklig auf dem Capitol gekrönet Worten wehre. Ich freue mich das ich jezo lebe des Goethens und Lavaters wegen.

11.12.

F. Münter, Tagebuch 1 1 . 1 2 . 1 7 8 6 (Andteasen 3,251)

B 3 826

Den Abend war ich mit Goethe u. Tischbein etwas beym Reiffenstein. Es ward allerhand antikes in feinem Leim abgedruckt. vor 14.12. An Charlotte v. Stein 14.12.1786 (WA IV 8, 94)

Moritz der an seinem Armbruch noch im Bette liegt, erzählte mir wenn ich bey ihm war Stücke aus Seinem Leben und ich erstaunte über die Ähnlichkeit mit dem Meinigen. Er ist wie ein jüngerer Bruder von mir, von derselben Art, nur da vom Schicksal verwahrlost und beschädigt, wo ich begünstigt und vorgezogen bin. Das machte mir einen sonderbaren Rückblick in mich selbst. Besonders da er mir zuletzt gestand, daß er durch seine Entfernung von Berlin eine Herzensfreundinn betrübt. — Nicht genug! Ich las Tischbeinen meine Iphigenie vor die nun bald fertig ist. Die sonderbare, originale Art wie dieser das Stück ansah und mich über den Zustand in welchem ich es geschrieben aufklärte, erschröckte mich. Es sind keine Worte wie fein und tief er den Menschen unter dieser Helden Maske empfunden. 14.12.

F. Münter, Tagebuch 1 4 . 1 2 . 1 7 8 6 (Andreasen 3,251)

B 3 827

Kaufte mir den Nachm. einige Münzen beym Genovesi, war mit Tischbein u. Goethe, gieng zu einem jungen franz. Maler, der einige schöne Bilder gemalt hatte, dann den Abend eine Stunde bey Reiffenstein, bey Moriz u. bey Cremonesi's. 100

Rom

1786 18.12.

F. Munter, Tagebuch 18.12.1786 (Andreasen 3, 252)

B 3 828

Mittag ass ich mit Goethe bey Reiffenstein. Nachm. formten wir einige meiner besten Medaillen in Gips ab, u. ich gieng drauf mit Göthe u. Tischbein in den Pallast des Duca di Nemi, wo wegen der Promotion s. Bruders Fest war, um den Spektakel anzusehen. Abend noch bey Moriz. vor 23.12. An J. G. und Caroline Herder 13.12.1786 (WA IV 8, 90)

Der gemeinste Mensch wird hier zu etwas, wenigstens gewinnt er einen ungemeinen Begriff wenn es auch nicht in sein Wesen übergehen kann. Münter ist hier auf den das wohl nicht paßen mögte er scheint toller wegzugehn als er gekommen ist. Vorher hab ich ihn nicht gekannt. An Herder 25.1.1787 (WA IV 8,152)

Münter wird im May kommen und euch mancherley erzählen können. Er war zwey Jahre in Italien . . . Gegen mich hat er sich sehr gut betragen, übrigens ist aber etwas tolles im Menschen. Er wird auf die Italiäner schimpfen und verschweigen wie er sich aufgeführt. Wie er mit königlichen Empfehlungsschreiben gewaflhet, die Menschen belagert und angegriffen, schickliches und unschickliches auf eine stürmische Weise verlangt und sich recht wie ein verzognes Kind bezeigt. Er wird gestehn daß er zuletzt ohne seinen Zweck zu erhalten abziehen müßen, daß man ihn zum Besten gehabt und das auf eine Art, daß er sich nicht darüber beklagen kann. Er bringt Münzen m i t . . . Er prätendirt ein Manuscript zu haben das die Münzwissenschafft auf scharfe Kennzeichen, wie die Linnaische sind, zurückführt. 24.12.

An Herder 29.12.1786 (WA IV 8,110)

Die Christnacht haben wir geschwärmt und die Kirchen besucht wo Funcktionen waren. G. W. Α. V. Pape an Goethe 24.12.1796 (Eing. Br. 1797, 24)

Als ich in Rom war und hörte der Herr Geheime Rath von Goethe sey in Rom nahm ich mir vor deßen Bekanntschaft nicht zu machen. Der Herr von Goethe dachte ich wird einen gewöhnlichen Menschen verachten, der wird dich kränken und dir den schönen Aufenthalt in Italien verleiden. In der Weihnachtsnacht heute vor 10 Jahren traf es sich von ohngefehr, daß die Kutsche in welcher ich mit Hirth und mit meinem Bruder fuhr die Kutsche des Herrn Geheimraths bei welcher eine Fackel war begleitete; wir fuhren um verschiedene Kirchen zu besuchen. Ich kam eben nach Tischbein, um in Gesellschaft zu fahren, als ein kleines Mahl bei welchem der Herr Geheimrath gegenwärtig gewesen war aufgehoben ward, ich dachte mir die schöne Freude welche da geherrscht haben mogte und es war mir leid die Gesellschaft verscheucht zu haben. In der Peterskirche ging der Herr Geheimrath mit 101

Rom

1786

Tischbein vor mir her, ich hatte das Gesicht des Herrn v. Goethe noch nicht recht gesehen und dessen Züge zu erblicken reizte mich mehr als der Anblick der wirklich in diesem Augenblick bei der schwachen Erleuchtung erhabenen Peterskirche. Je mehr ich von den Zügen sah je mehr ward ich angezogen und der Stolz der auf dem Gesichte lag flößte mir Vertrauen ein und stieß mich nicht zurück. Alles was wahr ist, dachte ich, ist diesem Gesichte nicht zuwider und es ward mir immer leichter und leichter in der Nähe dieses Gesichtes. 25.12.

Italienische Reise. 2 5 . 1 2 . 1 7 8 6 (WA 130,239)

Unserer alten Wirthin schleicht gewöhnlich, wenn sie das Bett machen hereinkommt, ihre vertraute Kat^e nach. Ich saß im großen Saale und hörte die Frau drinne ihr Geschäft treiben. Auf einmal, sehr eilig und heftig, gegen ihre Gewohnheit, öffnet sie die Thüre und ruft mich, eilig kommen und ein Wunder ^u sehen. Auf meine Frage: was es sei, erwiderte sie, die Kat^e bete Gott Vater an. Sie habe diesem Thiere wohl längst angemerkt, daß es Verstand habe wie ein Christ, dieses aber sei doch ein großes Wunder. Ich eilte mit eigenen Augen sehen, und es war wirklich wunderbar genug. Die Büste steht auf einem hohen Fuße, und der Körper ist weit unter der Brust abgeschnitten, so daß also der Kopf in die Höhe ragt. Nun war die Kat^e auf den Tisch gesprungen, hatte ihre Pfoten dem Gott auf die Brust gelegt, und reichte mit ihrer Schnauze, indem sie die Glieder möglichst ausdehnte, gerade bis an den heiligen Bart, den sie mit der größten Zierlichkeit beleckte und sich weder durch die Interjection der Wirthin, noch durch meine Da^wischenkunft im mindesten stören ließ. 29. 12.(?) An F. v. Stein 4 . 1 . 1 7 8 7 (WA IV 8,113)

Neulich sahen wir, und ich kann wohl sagen, hörten wir 1000 Schweine in einem engen Bezirk abschlachten. Es geschieht dies den Winter über, alle Freitage, auf einem Platze, wo früher ein Minerventempel stand. . . Das Lärmen der Menschen, das von dem Geschrei der Thiere überschrieen wird, die Händel, die dabei vorfallen, der Antheil der Zuschauer und noch allerlei Detail machen dieses Amazzamento zum sonderbarsten Spektakel. J. H. W. Tischbein an Goethe 10. 2 . 1 8 1 7 (SchrGG 25,18)

B 8 813

Auch erinnere ich mich noch oft als wir in dem Minerfen Tempel die vielen Schweine schlachten sahen, wo wir in denen ausgeröchelten Schweine Seelen in einen blauen Tunst standen. Tischbeins Zeichnungen des Ammazzaments der Schweine in Rom (WA 1 4 8 , 1 6 9 )

Tischbein . . . hat uns immer viel von dem Ammazzament der Schweine, von einem allgemeinen Schweinemord zu erzählen gewußt, der in dieser Jahrszeit in den Ruinen jenes Tempels vorgehe, die am Ende der Via Sacra wegen 102

1786

Rom der schönen Basreliefe berühmt sind, die den Einfluß der Minerva auf weibliche Arbeiten sehr anmuthig darstellen.

Dez.

An Carl August 12.12.1786 (WA IV 8, 83)

Mit dem neuen Jahre will ich nach Neapel gehn . . . Tischbein wird mit mir gehen, er ist mir unentberlich. So einen reinen, guten, und doch so klugen ausgebildeten Menschen hab ich kaum gesehen . . . In seinem Umgange beleb ich mich aufs neue, es ist eine Lust sich mit ihm über alle Gegenstände zu unterhalten, Natur und Kunst mit ihm zu betrachten und zu genießen. An den Freundeskreis in Weimar 6.1.1787 (WA IV 8,121)

Das stärckste was mich in Italien hält ist Tischbein, ich werde nie und wenn auch mein Schicksal wäre das schöne Land zum zweitenmal zu besuchen, so viel in so kurzer Zeit lernen können als jetzt in Gesellschafft dieses ausgebildeten, erfahrnen, feinen, richtigen, mir mit Leib und Seele anhängenden Mannes. Italienische Reise. 10.1.1787 (WA 130, 248)

Bei Gelegenheit daß ich sie [Iphigenie] unsern Künstlern vorlas, strich ich verschiedene Zeilen an, von denen ich einige nach meiner Überzeugung verbesserte, die andern aber stehen lasse, ob vielleicht Herder ein paar Federzüge hineinthun will... Iphigenia in Jamben χμ übersetzen hätte ich nie gewagt, wäre mir in Moritzens Prosodie nicht ein Leitstern erschienen. Der Umgang mit dem Verfasser, besonders während seines Krankenlagers, hat mich noch mehr darüber aufgeklärt. . . Da ich oben von einer Vorlesung sprach, so muß ich doch auch, wie es damit zugegangen, kürzlich erwähnen. Diese jungen Männer, an jene früheren, heftigen, vordringenden Arbeiten gewöhnt, erwarteten etwas Berlichingisches und konnten sich in den ruhigen Gang nicht gleich finden; doch verfehlten die edlen und reinen Stellen nicht ihre Wirkung. Tischbein, dem auch diese fast gänzliche Entäußerung der Leidenschaft kaum zu Sinne wollte, brachte ein artiges Gleichniß oder Symbol zum Vorschein. Er verglich es einem Opfer, dessen Rauch, von einem sanften Luftdruck niedergehalten, an der Erde hinzieht, indessen die Flamme freier nach der Höhe zu gewinnen sucht. Er z^hnete dieß sehr hübsch und bedeutend. An Charlotte v. Stein 20.12.1786 (WA IV 8,101)

Tischbein und Moritz sind mir von großer Hülfe, und wißen nicht was sie mir sind, da auch hier der zum Schweigen gewöhnte, schweigt.

Nov./Dez. Vgl. die Zeugnisse zeichnerischer Bemühungen Goethes unter Tischbeins Anleitung bei Femmel II Nr. 37 u. ö. 103

1786 Dez.(?)

Rom A. Macco, Autobiographie (ChronWGV 44, 5) Die Skiz2e nebst den ausgeführten gezeichneten K ö p f e n in R o m v o n Venus und Adonis hatte ich gerade im zweiten Jahr vollendet, als Goethe nach R o m kam. Der Professor Phil. Moritz, mit dem ich einen sehr freundschaftlichen Umgang hatte . . . machte mir die Bekanntschaft dieses grossen Dichters. Ich weiss noch, dass mir n i e der Besuch eines grossen Herrn, selbst meines eigenen Fürsten nicht, einen solchen Eindruck machte wie dieser 1 E r schien mit meinen Arbeiten ziemlich zufrieden zu sein.

1787 vor 4.1.

An F. v. Stein 4.1.1787 (WA IV 8,112) Neulich sind wir in der Peterskirche fast (wie man zu sagen pflegt) über den Pabst gefallen. Wir gingen nach Tische in der Kirche herum und besahen die schönen Steinarten, womit Alles ausgeziert ist. Tischbein zeigte mir eben einen vorzüglich schön gezeichneten Alabaster (eigentlich Kalkspath) an einem Grabmale, als ich ihm auf einmal in die Ohren sagte: da i s t d e r P a b s t . Ihro Heiligkeit knieten wirklich in langem weißem Gewände mit der rothen Schnur an einem Pfeiler und beteten. D i e Monsignores v o m Gefolge, davon einer den rothen goldbesetzten Hut hielt, standen mit ihren Brevieren nicht weit davon und sprachen mit einander, und anstatt einer feierlichen Stille machten die Leute, welche in der Peterskirche zu reinigen haben, einen Lärm auf den andern, damit der Pabst sie und ihren Fleiß bemerken sollte, denn wie er w e g war, feierten sie auch wieder. Wenn man dem Pabst begegnet, es sey w o es wolle, so kniet man nieder um den Segen zu empfangen. Er hat keinen Bart, sondern sieht aus wie die Paste die du kennst, nur daß er älter.

4.1.

An F. V. Stein 4 . 1 . 1 7 8 7 (WA IV 8,114) Ferner muß ich dir erzählen, daß ich zum Pastore dell Arcadia bin ausgerufen worden, als ich heut in diese Gesellschaft kam . . . Vergebens habe ich diese Ehre abzulehnen gesucht, weil ich mich nicht öffentlich bekennen will. Ich mußte mir gar schöne Sachen vorlesen lassen, und ich erhielt den Namen M e g a l i o per causa della grandezza oder grandiosita delle mie opere, wie sich die Herren auszudrücken beliebten. Wenn ich das Sonnett, das zu meiner Ehre auch verlesen wurde, erhalte, so schicke ich dir's.

104

1787

Rom Italienische Reise. Aufnahme in die Gesellschaft der Arkadier (WA I 32, 218)

Die Function selbst [bei der Aufnahme in die Gesellschaft der Arkadier] aber ging folgendermaßen vor sich: In den Vorzimmern eines anständigen Gebäudes ward ich einem bedeutenden geistlichen Herrn vorgestellt, und er mir bekannt gemacht als derjenige, der mich einführen, meinen Bürgen gleichsam oder Pathen vorstellen sollte. Wir traten in einen großen, bereits ziemlich belebten Saal und setzten uns in die erste Reihe von Stühlen, gerade in die Mitte einem aufgerichteten Katheder gegenüber. Es traten immer mehr Zuhörer heran; an meine leergebliebene Rechte fand sich ein stattlicher ältlicher Mann, den ich nach seiner Bekleidung und der Ehrfurcht, die man ihm erwies, für einen Cardinal %u halten hatte. Der Custode [ Gioacchino PizZ'], vom Katheder herab, hielt eine allgemein einleitende Rede, rief mehrere Personen auf, welche sich theils in Versen, theils in Prosa hören ließen. Nachdem dieses eine gute Zeit gewährt, begann jener eine Rede, deren Inhalt und Ausführung ich übergehe, indem sie im Ganzen mit dem Diplom zusammentraf, welches ich erhielt und hier nachzubringen gedenke. Hierauf wurde ich denn förmlich für einen der Ihrigen erklärt und unter großem Händeklatschen aufgenommen und anerkannt. Mein sogenannter Pathe und ich waren indessen aufgestanden und hatten uns mit vielen Verbeugungen bedankt. Er aber hielt eine wohlgedachte, nicht allzulange, sehr schickliche Rede, worauf abermals ein allgemeiner Beifall sich hören ließ, nach dessen Verschallen ich Gelegenheit hatte, den Einzelnen zu danken und mich ihnen zu empfehlen. Anf. Jan. An Carl August 13./20. 1.1787 (WA IV 8,137)

Vor einigen Tagen waren wir bei Jenckins. Dieser kluge und glückliche Schalck besitzt die herrlichsten Sachen. An Charlotte v. Stein 2 0 . 1 . 1 7 8 7 (WA IV 8,143)

Eine wunderbare Erscheinung war mir hier der Fürst von Waldeck mit dem Schätzgen aus Carlsbad. Ich habe ihn besucht, sie aber nur von weiten gesehen. An Carl August 13./20. 1. 1787 (WA IV 8,138)

Der Fürst v. Waldeck aus Böhmen ist hier, er empfiehlt sich Ihnen aufs beste. Es ist das fünftemal daß er nach Rom kommt. Er besitzt ein großes Münzkabinet welches zu kompletiren er gewaltig kauft. . . Der Fürst will die Küste von Albanien bis Dalmatien herauf bereisen, wenn ihn die Pest nicht hindert welche drüben herum schleichen soll. Er hat mir von einem ungeheuren Campement erzählt welches künftigen Sommer zwey Armeen die Böhmische und Mährische halten sollen. Italienische Reise. 1. 3. 1787 (WA I 31, 18)

Schon in Rom hatte man meinem eigensinnigen Einsiedlersinne, mehr als mir lieb 105

1787

Rom war, eine gesellige Seite abgewonnen... So hatte ich denn auch dem Fürsten von Waldeck nicht widerstehen können, der mich auf's freundlichste einlud und, durch Rang und Einfluß, mir Theilnahme an manchem Guten verschaffte . . . Der Fürst... fragte bei unserer ersten Bekanntschaft, womit ich mich jet^t beschäftige, und meine Iphigenia war mir so gegenwärtig, daß ich sie einen Abend umständlich genug erzählen konnte. Man ging drauf ein; aber ich glaubte doch %u merken, daß man etwas Lebhafteres, Wilderes von mir erwartet hatte.

6.(?) 1.

An den Freundeskreis in Weimar 6 . 1 . 1 7 8 7 (WA IV 8,122)

Montag über acht Tage wird das Trauerspiel des Abbate Monti aufgeführt, es ist ihm sehr bang und er hat Ursache, es ist ein unbändiges Publikum, das von Moment zu Moment amüsirt seyn will, und sein Stück hat nichts brillantes. Er hat mich gebeten mit in seine Loge zu gehn um ihm als Beichtvater in diesem kritischen Augenblicke beyzustehn. 6.1.

An Charlotte v. Stein 6 . 1 . 1 7 8 7 (WA IV 8,115)

Eben komme ich von Moritz dessen zerbrochner Arm heute aufgebunden worden. Es geht und steht recht gut. Was ich diese 40 Tage bey diesem Leidenden, als Beichtvater und Vertrauter, als Finanzminister und geh. Sekretair pp gelernt, soll auch dir, hoff ich, in der Folge zu Gute kommen. 7./13.1.

An den Freundeskreis in Weimar 1 3 . 1 . 1 7 8 7 (WA IV 8,130)

Einige Vorfälle der letzten Woche will ich geschwind erzählen. Im Pallaste Giustiniani steht eine Minerva die meine ganze Verehrung h a t . . . Als wir die Statue besahen uns lang dabey aufhielten, erzählte uns die Frau des Custode: es sey dieses ein ehmals heiliges Bild gewesen und die Inglesi welche von dieser Religion seyn, pflegten es noch zu verehren indem sie ihm die eine Hand küßten, die auch würcklich ganz weis war, da die übrige Statue bräunlich ist. Auch setzte sie hinzu: eine Dame dieser Religion sey vor kurzem da gewesen habe sich auf die Knie niedergeworfen und die Statue angebetet. Sie (die Frau des Custode) habe so eine wunderliche Handlung nicht ohne Lachen ansehen können, und sey zum Saal hinausgelaufen um nicht loszuplatzen. Da ich auch von der Statue nicht weg wollte fragte sie mich: ob ich etwa eine Schöne hätte, die diesem Marmor ähnlich sähe, daß er mich so sehr anzöge. Das gute Weib kannte nur Anbetung und Liebe, aber von der reinen Bewunderung eines herrlichen Werckes, von der brüderlichen Verehrung eines Menschengeistes konnte sie keinen Begriff haben. Wir freuten uns über das englische Frauenzimmer und gingen weg mit der Begier umzukehren. 14. 1.

Aktenstücke zur Entstehung des Epimenides. Bemerkungen. 15. 6 . 1 8 1 4 (WA 1 1 6 , 509)

Ich war in Rom, als Abbate Monti seinen „Aristodem" wollte vorstellen 106

Rom

1787

lassen. Ich wohnte einer Vorlesung bey und war unter denen, welche zweifelten, daß das Stück greifen könne, weil die Italiener den Selbstmord für die größte Absurdität halten und sich nicht in die Lage setzen können eines Königs von Sparta, der sich aus Gewissensbissen entleibt. Die Wohlwollenden wurden daher einig, sowohl die alte Mythe als die neue Bearbeitung in allen Gesellschaften zur Sprache zu bringen, ja sogar unter die Menge welche jenes Theater gewöhnlich besuchten einen günstigen Einfluß zu verbreiten. Vielleicht hätte auch ohnedies das Stück, welches sehr gut geschrieben und trefflich aufgeführt, nicht weniger von Nipoten begünstigt worden, sein Glück gemacht; aber wir andern bildeten uns ein, durch unsere freundliche Einwürkung soviel beygetragen zu haben, daß der Beyfall einstimmig und leuchtend war. 17. 1.

An Charlotte v. Stein 1 7 . 1 . 1 7 8 7 (WA IV 8,140)

Kranz war heute bey mir er geht das Neapolitanische Carnaval zu besuchen. Er ist dick und fett geworden. Der Prof. Moritz geht wieder aus, sein Arm ist glücklich kurirt. Tischbein wird mir immer werther. um 17.1. An Ph. Seidel 3. 2.1787 (WA IV 8,167)

Kränzen habe ich gesprochen, zu Tische und zu einem kleinen Concert gehabt. Er war nach seiner Art vergnügt. Auch hab ich über Musik mit ihm geredet, ihm, da er von komischen Opern als einem Lieblingsfache sprach, eine von meinen neuen angeboten. Er ließ sich aber nicht recht ein. War es Zerstreuung, Verlegenheit oder sonst was. Er ist nach Neapel, wenn ich ihn wiedersehe, will ich nach deinen Wünschen, und eigner Neigung noch einmal an ihn setzen. An Charlotte v. Stein 2 5 . - 2 7 . 1 . 1 7 8 7 (WA IV 8,150)

Kranz hat sich hier nur wenige Tage aufgehalten, für einen Musikus ist hier wenig zu thun, ich kann weder sein Betragen noch seine Kunst beurtheilen ob ich ihn gleich einigemale gesehn und auch ein klein Concertgen Abends eingerichtet habe. 18. 1.

An Charlotte v. Stein 18.1. 1787 (WA IV 8,141)

Wir sahen bey einem Geistlichen der ohne groses angebohrnes Talent sein Leben der Kunst gewidmet hat, sehr interessante Kopien trefflicher Gemähide, die er in Miniatur nachgebildet hat. Sein vorzüglichstes ist ein Abendmal nach Leonard da Vinci in Mayland. 19.1.

Italienische Reise. 1 9 . 1 . 1 7 8 7 (WA 130, 257)

Heute machten wir uns einen guten Tag, besahen einen Theil des Capitols, den ich 107

1787

Rom bisher vernachlässigt, dann setzten wir über die Tiber und tranken spanischen Wein auf einem neugelandeten Schiffe. An Charlotte v. Stein 2 0 . 1 . 1 7 8 7 (WA IV 8,144)

Gestern Abend verlangte Angelika daß ich ihr etwas aus der Iphigenie läse» ich sagte ihr daß ich verlegen sey wegen der Seltsamkeit des Versuchs den ich mit diesem Stücke gewagt. Dagegen erzählt ich ihr und ihrem alten italiänischen Gemahl den Plan und Gang des Stücks, sie hatten viel Freude daran. Du hättest sehn sollen wie der Alte alles so gut sentirte, von ihr versteht sichs von selbst. Italienische Reise. 2 2 . 1 . 1 7 8 7 (WA I 30,259)

Schon früher, aber besonders bei der Aufführung des Aristodem, erwachte der Patriotismus unserer deutschen Künstler. Sie unterließen nicht, Gutes von meiner Iphigenia reden, einzelne Stellen wurden wieder verlangt, und ich fand mich ^ulet^t einer Wiederholung des Ganzen genöthigt. . . Dieser gute Ruf erscholl nun bis ^u Reiffenstein und Angelica, und da sollte ich denn meine Arbeit abermals produciren. Ich erbat mir einige Frist, trug aber sogleich die Fabel und den Gang des Stücks mit einiger Umständlichkeit vor. Mehr als ich glaubte, gewann sich diese Darstellung die Gunst gedachter Personen, auch Herr Zucchi, von dem ich es am wenigsten erwartet, nahm recht freien und wohlempfundenen Antheil. 2. Hälfte

An Charlotte v. Stein 2 0 . 1 . 1 7 8 7 (WA IV 8,144)

J an '

Moritz wird mir wie ein Spiegel vorgehalten. Dencke dir meine Lage, als er mir mitten unter Schmerzen erzählte und bekannte daß er eine Geliebte verlaßen, Ein nicht gemeines Verhältniß des Geistes, herzlichen Anteils pp zerrißen, ohne Abschied fortgegangen, sein bürgerlich Verhältniß aufgehoben! Er gab mir einen Brief von ihr, den ersten zu eröffnen, den er zu lesen sich in dem fieberhafften Zustande sich nicht getraute. Ich mußte ihr schreiben, ihr die Nachricht seines Unfalls geben. Dencke mit welchem Herzen. Jetzt geht er wieder aus und schleicht zu mir. An Herder 2 5 . - 2 7 . 1 . 1 7 8 7 (WA IV 8,154)

Vor einigen Tagen besucht ich den Pater Jaquier einen Franziskaner auf Trinita di Monte, ein Franzose von Geburt, der durch mathematische Schafften bekannt ist. Er ist hoch in Jahren und ein sehr verständiger Mann, Hat zu seiner Zeit die besten Männer gekannt, sogar einige Monate bey Voltairen zugebracht, der ihn sehr in Affecktion nahm. Bey Angelika bin ich manchmal die gar liebenswürdig und angenehmen Umgangs i s t . . . Ich habe einige recht gute und solide Menschen kennen lernen, dergleichen 108

1787

Rom noch manche hier in der Abgeschiedenheit stecken mögen. Übrigens hab ich sehr klüglich gehandelt im Verborgnen mich einzuschleichen, kaum war es ruchtbar; so drängte sich viel an mich, ich hatte aber schon Posto gefaßt und konnte sie auswarten. An Herzog Ernst Π. von Sachsen-Gotha 6. 2.1787 (WA IV 8,173)

Herr Hofrath Reifenstein erzeigt mir viele Gefälligkeiten. 2. 2.

Italienische Reise. 16. 2.1787 (WA 130,271)

Am ^weiten Februar begaben wir uns in die Sixtinische Capelle %ur Function, bei welcher die Kerken geweiht werden. Ich fand mich gleich sehr unbehaglich und %og mit den Freunden bald wieder hinaus . . . Darauf suchten wir das Freie und kamen nach einem großen Spanier gange auf St. Onofrio, wo Tasso in einem Winkel begraben liegt. Anf. Febr. An Charlotte v. Stein Anf. Febr. 1787 (WA IV 8,181)

Tischbeins Gesellschafft ist mir von unendlichem Nutzen, er heitert mich auf und es ist mir so wohl mit einem Menschen zu seyn, der mit schönen Kräfften auf dem rechten Weg ist. Moritz schleicht wieder herum, dem bin ich nun wieder nützlich und mein Umgang wird wichtigen Einfluß auf sein künftig Leben haben, er ist gar gut, vernünfüg, empfänglich und danckbar wenn man ihm eine Stufe weiter hilft. Und wie sauer wirds dem Menschen ohne Überliefrung, ohne Lehre zur rechten Zeit sich selbst zu finden und zu helfen. Tischbein bringt mich im Zeichnen seit zwey Tagen fast jede Stunde weiter, denn er sieht wo ich bin, und was mir abgeht; so ists im moralischen auch, so ists in jeder Sache. K. Ph. Moritz an J. H. Campe 3. 2.1787 (Eybisch S. 209)

B 3 830

In einem Monathe läßt sich schon vil studiren und verarbeiten, wenn man keinen Tag versäumt. Und ich versäume seit meiner Widerherstellung gewiß keinen Tag, daß kann mir der Geh. Rath ν Göthe Zeugniß geben, der meine jezige Einrichtung kennt, und dessen freundschaftlicher Rath mir dabei oft sehr zu statten gekommen ist. 13. 2.

An Charlotte v. Stein 13. 2.1787 (WA IV 8,184)

Auf Trinitä di Monte wird der Grund zum neuen Obelisk gegraben, dort oben ist alles aufgeschüttetes Erdreich von Ruinen der Gärten des Lukullus die nachher an die Kayser kamen. Mein Perruckenmacher geht frühe dort vorbey und findet im Schutte, ein flach Stück gebrannten Thon mit einigen Figuren wäschts und zeigt es uns. Ich eigne mir es gleich zu. 109

1787

Rom

18. 2.

An Charlotte v. Stein 19. 2.1787 (WA IV 8, 204)

Ich habe sie [Iphigenie] gestern der Angelika vorgelesen und freute mich sehr über die gute Art wie sie das Gedicht empfand. J. H. W. Tischbein an Goethe 10. 2 . 1 8 1 7 (SchrGG 25,18)

B 3 813

Auch war das ein wahrer Schmaus, wen wir bei der Angelica des Sontags waren und bey Kaffetrincken ihre ausgesuchten alden Bilder besahen, welche Zuchi gemacht hatte das sie wie Thüren aufgeklapt werden konten. Und des Abends laßen Sie uns Ihre Ephigini vor. Das einzige mahl, das ich habe leßen hören, das es in mich gedrungen ist, und noch thönt es oft in mir, und wallen mir Gedanken auf, die ich wohl schreiben möchte. J. H. W. Tischbein an Goethe 14. 5.1821 (SchrGG 25, 20)

B 9 812

. . . Und als wir bey der Angelika waren? da habe ich zum erstenmal lesen hören, und das tönt noch immer vor meinen Ohren, obgleich ich schon viele male Ihre Iphigenia beim Lavater hatte vorlesen hören. — Italienische Reise. 15. 2. 1787 (WA I 30, 267)

Vor meiner Abreise nach Neapel konnte ich einer nochmaligen Vorlesung meiner Iphigenia nicht entgehen. Madam Angelica und Hofrath Reiffenstein waren die Zuhörer, und selbst Herr Zucchi hatte darauf gedrungen, weil es der Wunsch seiner Gattin war; er arbeitete indeß an einer großen architektonischen Zeichnung. . . Die %arte Seele Angelica nahm das Stück mit unglaublicher Innigkeit auf; sie versprach mir eine Zeichnung daraus aufzustellen, die ich %um Andenken besitzen sollte. Und nun gerade, als ich mich von Rom %u scheiden bereite, werde ich auf eine %arte Weise mit diesen wohlwollenden Personen verbunden. Es ist mir zugleich ein angenehmes und schmerzliches Gefühl, wenn ich mich überzeuge, daß man mich ungern wegläßt. vor 22. 2. An Carl August 3. 2.1787 (WA IV 8,170)

Von interessanten Männern hab ich manchen, von Weibern ausser Angelika nur eine kennen gelernt. Mit dem schönen Geschlechte kann man sich hier, wie überall, nicht ohne Zeitverlust einlaßen. An Herder 1 3 . 1 . 1 7 8 7 (WA IV 8,135)

Einigen Deutschen dien' ich schon wieder als Cicerone, Ausleger und Deuter und mein Leben mit den Künstlern ist einzig dießem Ort angemessen. Italienische Reise. 17. 2. 1787 (WA I 30, 274)

Ich lasse bei meiner Abreise Moritzen ungern allein. Er ist auf gutem Wege, doch wie er für sich geht, so sucht er sich gleich beliebte Schlupfwinkel. Ich habe ihn aufgemuntert, an Herdern %u schreiben, der Brief liegt bei, ich wünsche eine Antwort, die etwas Dienliches und Hülfreiches enthalte. Es ist ein sonderbar guter Mensch, er 110

1787

Rom wäre viel weiter, wenn er von Zeit Zeit Personen gefunden hätte, fähig und liebevoll genug, ihn über seinen Zustand aufzuklären. K. Ph. Moritz an Herder 17. 2.1787 (Eybisch S. 209)

B 2 278 B» 831

Ich würde es nicht gewagt haben, die Zahl Ihrer Korrespondenten zu vermehren, wenn nicht der Herr Geheimrath von Göthe, dessen langgewünschte und mir unschätzbare Bekanntschaft ich hier in Rom gemacht habe, mich selbst dazu aufgemuntert, und mir die Versichrung gegeben hätte, daß es Ihnen nicht unangenehm seyn würde, wenn ich meinen Plan, ein gemeinnütziges Werk über die römischen Alterthümer hier an Ort und Stelle auszuarbeiten, Ihnen zur Prüfung vorlegte, um Ihre Winke darüber, besonders in pädagogischer Rücksicht, zu vernehmen. Maler Müller an W. Heinse 17. 4.1787 (Archiv 10, 55)

B 3 818

Daß Göthe hier war wirstu vermuthlich schon wißen — er logirte beym Mahler Tischbein schien ein Staatsgefangner vom neugebacknen Antiquar Hirt (ein erbärmlicher Prinz), Schüz, Pirri [Bury] etz. zu seyn. Diese machten seine Leibquarde aus und es schien mir immer wenn ich den starcken Göthe unter den Schaalen Schmachtlappen so herum marschiren sah, als erblickt ich den Achilles unter den Vozen von Sciros — ich sah ihn nicht als nur in den lezten Tagen seines Hierseyns da traffen wir uns auf der Villa Medicis und sprachen auf einige Augenblicke miteinander. Molly ν. Grävemeyer an Caroline v. Beulwitz 18. 3. 1787 (Grenzboten 1889 I S. 319; GJb 10,146) B 3 835

Göthe hat diesen Winter in Italien zugebracht, zwey Hannoveraner [Pape, Dies] haben ihn in Rom begegnet und sind ganz von ihm eingenommen. G. W. A. v. Pape an Goethe 2 4 . 1 2 . 1 7 9 6 (Eing. Br. 1797, 24)

Ich hörte der Geheimrath von Goethe gehe zu Zeiten nach meinem armen Landsmann Moritz, ich erfahre auch die gewohnliche Stunde, ich werd hingezogen obgleich zu dieser Stunde Moritz mich nicht gerne sah. Moritz klagte einst in seinem Mißmuthe sehr über seinen Wirth und ich ließ mich hinreißen diesem Mann etwas unangenehmes zu sagen. Grade in diesem Augenblick kam der Herr Geheimrath v. Göthe hinzu besänftigte den Wirth und brachte die Sache in Ordnung aber mit Recht war er gegen mich aufgebracht. Die schnelle Verenderung jedoch die mein zuvorkommendes Bekenntniß in der Sache gefehlt zu haben auf dem Gesichte des Herrn Geheimraths hervorbrachte gab mir mehr Vertrauen als ich bisher gehabt hatte. Bald nachher führte mich ein glückliches Ohngefehr in die Villa Albani mit dem Herrn Geheimrath zusammen. Hirth sprach viel und der Geheimrath in einiger Entfernung betrachtete mit Tischbein ein andres Stück, was er drüber

111

1787

Rom sagte konnte ich nicht vernehmen, knieend hätte ich Hirth bitten mögen zu schweigen damit etwas davon in mein Ohr kommen mogte. Mein heißer Wunsch indeßen etwas von den Wirkungen zu sehen und zu hören die so große Gegenstende auf einen so großen Geist machten mogte dem Herrn Geheimrath nicht unbemerkt bleiben, er war gütig und menschenfreundlich genug zu Zeiten einen Lichtstrahl in meine Seele fallen zu lassen. Er hatte einen Kopf der Juno auf seinem Zimmer er zeigte ihn mir eines Morgens überzeugt, daß die Schönheit mich entzücken werde. Mein aufrichtiger Ausruf mein Gott finden Sie den Kopf schön! konnte nicht anders als nachtheilig für mich wirken, ich fühlte es aber ich wollte auch nichts anders seyn als was ich war. Allmehlig ward mir der Herr Geheimerath wieder günstiger ich sah manches in seiner Gegenwart und sein Geist gab einem jeden Gegenstand Licht und Schatten. A. Gyrowetz, Autobiographie (Gyrowetz S. 17)

B 2 277 B 3 829

Kurz darauf erschien der schon damals berühmte Schriftsteller und Dichter Göthe, welchen der Großherzog von Weimar nach Sicilien schickte, um dort die Merkwürdigkeiten der Natur zu besehen und zu beschreiben. . . Einstweilen blieb Göthe für einige Zeit in Rom, und es both sich dem Gyrowetz die erwünschte Gelegenheit dar, dessen nähere Bekanntschaft zu machen; so geschah es, daß Gyrowetz in Göthe's Gesellschaft die Merkwürdigkeiten und Alterthümer Roms besah, manche alte Ruine selbst mit Gefahr bestieg, und auf diese Art die meiste Zeit in Durchschauung und Durchkriechung verfallener Denkmähler und in Bewunderung so mancher künstlerischer Schätze zubrachte. Die Bäder des Caracalla wurden durchsucht, wo man auf lauter Mosaik-Bruchstücken herumwandelt, und noch die Säle zu sehen sind, worin die Gladiatoren ihre Spiele übten, und auch sonstige Volks-Unterhaltungen ausgeführt zu werden pflegten. Auch fand man unter diesen Ruinen zuweilen einige Bruchstücke von alten musikalischen Instrumenten, welches dann Gelegenheit gab, über alte und neue Musik und deren Ausübung und Zustand Manches zu sprechen und zu bemerken, worin auch Göthe bewies, daß er einen richtigen Begriff von gründlicher und wohlgeordneter Musik besaß, und nicht mit denjenigen gleicher Meinung war, welche jede Musik, geordnet oder ungeordnet, für klassisch halten, wenn selbe durch bizarre ungeregelte Ideen, durch Getöse und Lärm, oder durch verwirrte Modulationen dem Ohre fremd klingt, und so etwas in der Musik für neu halten, weil es eben durch seine Unregelmäßigkeit und Systemlosigkeit ihrem Ohr als ungewöhnlich erscheint, und womit sich so manche, selbst verständig scheinende Musiker gröblich täuschen lassen. Wenn diese Durchsuchungen und Beschauungen so vieler Alterthümer zum Theil beendet waren, und der Tag sich zu neigen schien, wurde eine Abendgesellschaft beschlossen, in der sich mehre 112

Rom

1787

Künstler und Schriftsteller einfanden. Man bildete einen Kreis in Mitte eines großen Zimmers, in welchem sich ein Kessel mit glühenden Kohlen befand, der die Anwesenden, weil es damals schon Winter war — (nach Art der Römer) vor Kälte schützte, und sie in Vertraulichkeit einander näher brachte. Göthe führte den Vorsitz. Gespräche aller Art wurden nun gewechselt; ein Jeder erzählte die besonderen Ergebnisse seines Lebens. Abenteuer und Zufälligkeiten der Umstände bildeten den Stoff der Erzählungen, bis die spätere Abendzeit einbrach und einige Erfrischungen aufgetischt wurden, welche in Brot, Käse, Salami und derlei kalten Speisen bestanden, wozu denn auch Bier, welches ein deutscher Bräumeister in Rom gebräut hatte, gebracht wurde; auf diese Art verging der Abend auf eine sehr angenehme Weise, und gegen 2 oder 3 Uhr Morgens trennte sich die Gesellschaft, und Jeder ging nach seiner Wohnung um auszuruhen, und sich für den künftigen Tag vorzubereiten. Diese Lebensweise wurde so lange fortgesetzt, bis Göthe Rom verließ und nach Neapel verreiste. Kardinal Franz Graf zu Herzan an W. A. Fürst Kaunitz 3. 3.1787 (Brunner1 S. 151)

B s 832

Herr Göthe hat sich 2 Monate hier aufgehalten: er trachtete unbekannt zu bleiben und änderte deßwegen seinen Namen in jenen Müller, unter welcher Aufschrift auch seine Briefe an ihn gekommen. Er soll wenige Gesellschaften besuchet haben, einige Male war er bei dem jungen Fürsten von Lichtenstein, und mein deutscher Sekretär, welcher in einem Gasthofe mit ihm bekannt geworden, sagte mir, daß er vermuthe, seine Absicht sey, eine ReiseBeschreibung zu machen und daß er ihm einige Stücke aus seinem Tagebuche vorgelesen, wo er über die Inquisition, die gegenwärtige Regierung und das große Elend Roms sehr scharfe und bissige Anmerkungen macht. Er wohnte hier bei dem deutschen Maler Tischbein und mit eben diesem ist er nach Neapel gereiset. Ich habe meinen Sekretär, auf dessen Rechtschaffenheit ich mich verlassen kann, aufgetragen, daß er bei seiner Zurückkunft, die wahrscheinlich bald erfolgen dürfte, sich mit jenen in einen näheren Umgang setzen soll, um hiedurch im Stande zu seyn, mit Sicherheit ein wachsames Auge auf seine Aufführung und allfällig geheime Absicht tragen zu können, wo sonach Ew. Libden das, was immer zu meiner Kenntniß gelangen wird, unverweilt zu berichten die Ehre haben werde. Kardinal Franz Graf zu Herzan an W. A. Fürst Kaunitz 24. 3.1787 (Brunner1 S. 156) B 3 833

Was ich inzwischen von dem Herrn Göthe in Erfahrung gebracht, ist, daß die Briefe, die er an seinen Fürsten geschrieben, unter seiner eigenen Aufschrift waren, nämlich: An H e r r n G ö t h e , g e h e i m e r R a t h des H e r r n H e r z o g s v o n Sachsen W e i m a r , er hatte auch einen starken Briefwechsel mit verschiedenen Gelehrten, und seiner Mutter in Frankfurt, von welch 113 8

Goethe, Gespräche III

1787

Rom letzterer mein deutscher Sekretarius einen Brief in seine Hände bekommen, und ich hier beilege. Die Ursache, die er angegeben, warum er Niemand wolle vorgestellet, noch in eine Gesellschaft eingeführet werden, wäre, weil er keine Garderobe mit sich führe, noch sich eine anschaffen wolle; dann, weil er beschlossen, sich ein Studium aus dem zu machen, was Rom einem Gelehrten, der zugleich so sehr Kunstliebhaber ist, darbietet, und endlich weil er in einem oder längstens zwei Jahren mit seinem Fürsten wieder zu kommen hoffe. Er ließ sich öfter verlauten, daß gedachter Herr Herzog dieses Jahr nach Rom gekommen seyn würde, wenn ihn nicht Umstände daran gehindert hätten, indessen sey ihm dessen Unterbleibung nun aus der Ursache lieb, daß er nun im Stande seyn werde, ihm bei dessen Aufenthalte in Rom den Cicerone zu machen. Sein Umgang hier war fast einzig mit deutschen Künstlern, in deren Gesellschaft er die hiesigen Gallerien, Antiquitäten und übrigen Merkwürdigkeiten wiederholt und jedesmal mit großer Aufmerksamkeit besah. Er machte die Bekanntschaft des schon seit einer geraumen Zeit hier anwesenden Berliner Professors Moritz, in dessen Gesellschaft er die umliegenden Oerter besuchte. Der Maler Tischbein hatte ihn bei seinem großen Freund und Gönner, dem Herrn Russischen Rath Reifenstein eingeführt, bei dem er öfters speiste und sehr vertraulich war, und der Antiquarius Hirt, welcher öfters im Hause des jungen Herrn Fürsten Lichtenstein ist, hatte ihn überredet, sich bei diesem, jedoch mit ausdrücklicher Verbietung aller Ettiquette vorstellen zu lassen, wo er dann nachher auch öfters hinkam, zu Mittag speiste, und vom gedachten Herrn Fürsten in die hiesige Arkadische Versammlung eingeführt und als Mitglied unter dem Namen Megallio akklamirt wurde, von welcher Zeit an er sich auch Herr Göthe oder Geheimrath Göthe nennen ließ. Er verfertigte mit eigener Hand mehrere Zeichnungen, arbeitete an einer neuen Ausgabe seiner Werke in 8 Bänden, und vollendete sein angefangenes Trauerspiel Iphigenia, welches Herr Abbate Tacchi Ajo des jungen Herrn Fürsten von Lichtenstein nun in das Italienische übersetzet, um es auf einem der hiesigen Theater vorstellen zu lassen. Er wird mit Ende dieses Monats, oder Anfang des künftigen von Neapel zurückerwartet, und sich dann über das Petersfest hier aufhalten, in welcher Zwischenzeit er sehr wünschet, eine Gesellschaft zu finden, mit der er eine zweite Reise nach Neapel, und von da nach Sicilien machen könnte; dann wollte er mit Anfang des Julius seine Rückreise nach dem Vaterland entweder durch die Schweiz, und sodann nach Frankfurt und Mainz, um seine Mutter und Freunde zu sehen, oder aber wozu er mehr Lust zu haben scheint, über Wien antreten.

114

1787

Rom—Neapel

Rom — Neapel 22. 2.

J. H. W. Tischbein, Aus meinem Leben (Schiller 2, 87)

B 2 279 B s 838

Am 22. Februar 1787 reisete ich mit Goethe von Rom nach Neapel. Es wurde mir leicht, ihn auf alles Sehenswürdige aufmerksam zu machen, was sich auf diesem Wege zeigte, den ich schon ein Mal zurückgelegt hatte, da mir die schönsten Stellen noch lebhaft in der Erinnerung waren. Fast jeder Stein von den alten verfallenen Gräbern in der Nähe und Ferne wurde begierig aufgesucht und in's Auge gefaßt. Zunächst ging es den Hügel hinan, worauf Albano liegt und wo man eine große Fläche des Tiberthaies übersieht. Diese Hügel gaben Rom die große Mauer und machten es zu dem, was es wurde. Der Weg geht bergauf und ab. Unser Vetturino machte vor einer Osteria Halt, welche an einem abhängigen Wege lag. Wir standen eben an der steilen Wand dieses Hohlweges, um die verschiedenen Erdlagen zu betrachten, als wir plötzlich ein Geräusch dicht hinter uns vernahmen. Indem ich mich umwandte, sah ich einen Wagen mit Ochsen bespannt den schrägen Abhang herunterlaufen. Der Wagen drückte so gewaltig auf die Ochsen, daß sie ihn nicht aufhalten konnten. Dicht zwischen unserer Sedia und uns durch stürmte er herunter und der Führer lief ganz bestürzt hinterher. Man denke sich meinen Schreck 1 Ich, der Begleiter und Schützer von Goethe, hatte mir ja vorgesetzt, ihn zu hüten, wie eine Mutter ihren Säugling, dieses Kleinod für die Welt, diesen lieben Freund, und nun wäre er fast in einer Minute gerädert worden und ich mit ihml Unser Vetturino, der den Wagen herunterstürmen sah, kam herangestürzt, um seine Pferde zu retten; aber ehe er sie zur Seite lenken konnte, jagte der Ochsenwagen schon vorbei. Wäre dieser auf sein Fuhrwerk gestoßen, so war Alles zertrümmert. Der Vetturino blieb wie versteinert stehen und biß sich auf die Finger, den Ochsenführer mit grimmigem Zorne anschauend, und sagte fluchend: „Per Christo ed i Santi! Könnten es alle Heiligen im Himmel Einem verdenken, einen Mord zu begehen I Was hindert mich, Dir eine Coltellata zu geben?" Der erschrockene Ochsenführer konnte sich noch nicht von seinem Unglück erholen, als ihn der erzürnte Vetturino in noch größere Gefahr setzte. Er blieb in so demüthiger, gebückter Stellung, wie ein von aller Hülfe Verlassener, da, wo die tollen Ochsen zu rennen aufgehört hatten, stehen, daß er Mideid erweckte. Der Vetturino fing nun an ruhiger zu werden, biß sich aber noch immer auf die Finger und sagte: „Es ist ein Jammer, wenn Einer Lenkseile über Ochsen hat und weiß sie nicht zu führen!" — Die Gefahr war indessen so blitzesschnell vorübergegangen, daß Goethe sie kaum bemerkt hatte.

115 8·

1787

Rom—Neapel J. H. W. Tischbein an Goethe 14. 5.1821 (SchrGG 25, 20)

B 8 836

Ich habe mich recht herzlich gefreut einmal wieder einen Brief von Ihnen zu haben, der so viel Erinnerung aus alten Zeiten enthält, wo mir nun so viel Liebliches und auch manch Schauderhaftes vor meiner Seele schwebt. Oft bebt mir es noch durch alle meine Glieder, wenn mir das einfällt, alls wir nach Neapel reisten und der Vitorino vor der ersten Osteria nicht weit von Rom stille hielt. Wir stiegen aus und standen vor einem Abhang Erde, und besahen die verschiedenen Erdschichten, wo Lagen von Kies hinstreiften, dan wieder Erde, Streifen von weißem Sande u. d. g. Sie waren eben etwas zurück getreten, und ich stand um noch einige Kieskörner herauszupicken, als plötzlich ein schwerer Wagen mit Ochsen bespannt, den diese auf dem schregen Berge nicht halten konnten, herunterrannte und zwischen uns durchlief. Ich hatte es nicht bemerkt, als ich mich aber umwandte, sähe ich unseren Vitorino zu seinen Pferden laufen. Diese haltend und sich gegen den Ochsenführer wendend, dessen Wagen ich eben auf der Berghöhe gesehen hatte und nun unten in der Tiefe, rüf er in heftigstem Zorne, den gebogenen Finger zwischen die Zähne nehmend, alle Heiligen an, und verwies ihnen, daß sie den Menschenmord nicht erlaubten, da man doch das Messer gegen diesen Ochsenführer gebrauchen müste, der ihm bald seine Pferde gerädert und seine Sedia zerbrochen hätte. Um uns bekümmerte er sich nicht, denn das waren ja nur fremde, er wüste aber nicht was für ein seltenes Kleinod für die Welt hätte verloren gehen können. Denke ich daran, in welcher Gefahr Sie damals schwebten, so läuft mir noch jedesmal ein Schauder durch alle Glieder. Italienische Reise. 22. 2. 1787 (WA 1 3 1 , 7)

Als wir nach der Herberge gingen, riefen uns einige vor ihren Hausthüren sitzende Weiber an, ob wir nicht auch Alterthümer kaufen Lust hätten, und als wir uns darnach sehr begierig erwiesen, holten sie alte Kessel, Feuerzange, nebst anderem schlechten Hausgeräthe und wollten sich todt lachen uns angeführt haben. Als wir uns deßhalb entrüsteten, brachte unser Führer die Sache wieder in's Gleiche: denn er versicherte, daß dieser Spaß hergebracht sei und daß alle Fremden denselben Tribut entrichten müßten. 23. 2.

J. H. W. Tischbein, Aus meinem Leben (Schiller 2,88)

Auch die pontinischen Sümpfe passirten wir.

116

B 2 279 B 3 838

1787

Neapel

Neapel J. H. W. Tischbein, Aus meinem Leben (Schiller 2,96)

B 2 279 B 8 838

Beiläufig muß ich doch noch eines mir interessanten Vorfalles gedenken, den ich mit Goethe in der Locanda di Mariconi hatte. Goethe forderte Wasser zum Trinken, und da ich auf Alles Acht gab, was er zu sich nahm, so bemerkte ich, daß in dem Glase das Wasser trübe sei, warnte ihn und verlangte, daß man ihm anderes hole. Man erwiederte, daß man kein anderes hätte; es sei gutes, gesundes Wasser und aus der Cisterne, woraus sie Alle täglich tränken. Wir besahen es genau und fanden es voll lebender Insecten von wunderbaren Gestalten; krebs- und taschenkrebsartige, mit Scheeren und ohne Scheeren, aalförmige u. s. w., welche mit der lebhaftesten Bewegung durcheinander schössen. Goethe meinte: „Das Wasser kann gut sein; schmecken doch Austern und Krebse und andere Meererzeugnisse gut; aber das nicht allein, es kann auch heilsam sein." Er trank es, wir ließen uns die Cisterne zeigen und schöpften mit einem Glase aus dem Grunde die schönsten Gestalten von Geschöpfen hervor und machten dabei unsere Betrachtungen über die producirende Natur in dieser warmen Gegend. J. H. W. Tischbein an Goethe 28. 8.1821 (SchrGG 25,26)

B 8 83T

Sie werden sich noch erinnern, als wir zu Neapel in der Loganta di Castello abgestigen waren, foderten Sie ein Glas Wasser zum Trinken, und als man es Ihnen gereicht, wurde ich gewahr, daß vile Inseckten darin waren. Ich wollte verhindern es zu trinken, und foderte reineres, es ward aber von dem Mädchen versichert, daß dies das Beste sey welches sie hätten und jeder trinke es gern. Sie nahmen das Glas und tranken es ruhig aus, und sagten: „Essen wir doch Krebse und Aal und schaden nicht, so werden dieße kleinen zarten Thierchen es auch nicht thun, und nähren vielleicht." Dann ließen wir uns den Ort zeigen und schöpften selbst aus der Sisterna ein Glas recht aus dem Grunde, wo unzählige Geschöpfe von ungeheuern Gestalten drin waren. 25./26.2. J. H. W. Tischbein, Aus meinem Leben (Schiller 2,89)

B 2 279 B s 838

In Neapel war unser erster Weg zum Cavaliere Venuti. 28. 2.

Italienische Reise. 28. 2.1787 (WA 1 3 1 , 1 8 )

Heute besuchten wir Philipp Hackert, den berühmten Landschaftsmahler, der eines besondern Vertrauens, einer vorzüglichen Gnade des Königs und der Königin genießt. Man hat ihm einen Flügel des Palasts Francavilla eingeräumt, den er mit Künstlergeschmack möbliren ließ und mit Zufriedenheit bewohnt. Es ist ein sehr bestimmter kluger Mann, der, bei unausgesetztem Fleiß, das lieben %u genießen versteht. 117

1787 1.3.

Neapel J. Η. W. Tischbein, Aus meinem Leben (Schiller 2,95)

B 2 279 B 8 838

Eines angenehmen Tages erinnere ich mich, den wir in Bajä zubrachten. Prinz Christian von Waldeck, der zu der Zeit in Neapel war, lud uns ein, mit ihm jene Gegend zu sehen. Nachdem wir den Golf von Bajä durchfahren und die Gegend durchwandert hatten, speiseten wir in einer Villa, welche einem Freunde des Prinzen gehörte. Sie lag auf der Höhe der Solfatara und hatte die schönste Aussicht auf den Golf von Pozzuolo. Italienische Reise. 1. 3.1787 (WA 1 3 1 , 1 9 )

Kaum waren wir in Neapel angekommen, wo er [ Fürst von Waldeck] sich schon eine Zeitlang a u f f i e l t , als er uns einladen ließ, mit ihm eine Fahrt nach Po^uoIi und der anliegenden Gegend zu machen. Ich dachte heute schon auf den Vesuv, Tischbein aber nöthigt mich zu jener Fahrt. Anf. März Italienische Reise. 5. 3.1787 (WA 1 3 1 , 2 6 )

Von einem trefflichen Manne, den ich diese Tage kennen gelernt, muß ich kürzlich das Allgemeinste erwähnen. Es ist Ritter Filangieri, bekannt durch sein Werk über die Gesetzgebung. Er gehört zu den ehrwürdigen jungen Männern, welche das Glück der Menschen und eine löbliche Freiheit derselben im Auge behalten. An seinem Betragen kann man den Soldaten, den Ritter und Weltmann erkennen, gemildert ist jedoch dieser Anstand durch den Ausdruck eines garten sittlichen Gefühls, welches, über die ganze Person verbreitet, aus Wort und Wesen gar anmuthtg hervorleuchtet. Auch er ist seinem Könige und dessen Königreich im Herten verbündet, wenn er auch nicht alles billigt was geschieht; aber auch er ist gedrückt durch die Furcht vor Joseph dem Zweiten. Das Bild eines Despoten, wenn es auch nur in der Luft schwebt, ist edlen Menschen schon fürchterlich. Er sprach mit mir ganz °ffen> was Neapel von jenem %u fürchten habe. Er unterhält sich gern über Montesquieu, Beccaria, auch über seine eigenen Schriften, alles in demselben Geiste des besten Wollens und einer herzlichen jugendlichen Lust das Gute zu wirken. Er mag noch in den Dreißigen stehen. Gar bald machte er mich mit einem alten Schriftsteller bekannt, an dessen unergründlicher Tiefe sich diese neuern italiänischen Gesetzfremde höchlich erquicken und erbauen, er heißt Johann Baptista Vico, sie ziehen ihn dem Montesquieu vor. 6. 3.

Italienische Reise. 6. 3.1787 (WA I 31, 28)

Obgleich ungern, doch aus treuer Geselligkeit, begleitete Tischbein mich heute auf den Vesuv... Wir fuhren auf z?ei Calessen, weil wir uns als Selbstführer durch das Gewühl der Stadt nicht durchzuwinden getrauten. Der Fahrende schreit unaufhörlich: Platz, Plötz · damit Esel, Holz Kehricht Tragende, entgegen rollende Calessen, lastschleppende oder frei wandelnde Menschen, Kinder und Greise sich vorsehen, ausweichen, ungehindert aber der scharfe Trab fortgesetzt werde . . . 118

1787

Neapel Am Fuße des steilen Hanges empfingen uns zwei Führer, ein älterer und ein jüngerer, beides tüchtige Leute. Der erste schleppte mich, der zweite Tischbein den Berg hinauf. Sie schleppten, sage ich: denn ein solcher Führer umgürtet sich mit einem ledernen Riemen, in welchen der Reisende greift und, hinaufwärts gezogen, sich an einem Stabe, auf seinen eigenen Füßen, desto leichter empor hilft... Ein Blick westwärts über die Gegend nahm wie ein heilsames Bad alle Schmerlen der Anstrengung und alle Müdigkeit hinweg, und wir umkreis'ten nunmehr den immer qualmenden, Stein und Asche auswerfenden Kegelberg. So lange der Raum gestattete in gehöriger Entfernung bleiben, war es ein großes geisterhebendes Schauspiel. Erst ein gewaltsamer Donner, der aus dem tiefsten Schlunde hervortönte, sodann Steine, größere und kleinere, zu Tausenden in die Luft geschleudert, von Aschenwolken eingehüllt. Der größte Theil fiel in den Schlund zurück. Die andern nach der Seite zu getriebenen Brocken, auf die Außenseite des Kegels niederfallend, machten ein wunderbares Geräusch: erst plumpten die schwereren und hupften mit dumpfem Getön an die Kegelseite hinab, die geringeren klapperten hinterdrein, und %ulet%t rieselte die Asche nieder. Dieses alles geschah in regelmäßigen Pausen, die wir durch ein ruhiges Zählen sehr wohl abmessen konnten. Zwischen der Somma und dem Kegelberge ward aber der Raum enge genug, schon fielen mehrere Steine um uns her und machten den Umgang unerfreulich. Tischbein fühlte sich nunmehr auf dem Berge noch verdrießlicher, da dieses Ungethüm, nicht zufrieden häßlich sein, auch noch gefährlich werden wollte. Wie aber durchaus eine gegenwärtige Gefahr etwas Reifendes hat und den Widerspruchsgeist im Menschen auffordert ihr zu trotzen, so bedachte ich, daß es möglich sein müsse, in der Zwischenzeit von %wei Eruptionen, den Kegelberg hinauf an den Schlund gelangen und auch in diesem Zeitraum den Rückweg zu gewinnen. Ich rathschlagte hierüber mit den Führern, unter einem überhängenden Felsen der Somma, wo wir, in Sicherheit gelagert, uns an den mitgebrachten Vorräthen erquickten. Der jüngere getraute sich das Wagestück mit mir zu bestehen, unsere Hutköpfe fütterten wir mit leinenen und seidenen Tüchern, wir stellten uns bereit, die Stäbe in der Hand, ich seinen Gürtel fassend. Noch klapperten die kleinen Steine um uns herum, noch rieselte die Asche, als der rüstige füngling mich schon über das glühende Gerölle hinaufriß. Hier standen wir an dem ungeheuren Rachen, dessen Rauch eine leise Luft von uns ablenkte, aber zugleich das Innere des Schlundes verhüllte, der ringsum aus tausend Ritten dampfte. Durch einen Zwischenraum des Qualmes erblickte man hie und da geborstene Felsenwände. Der Anblick war weder unterrichtend noch erfreulich, aber eben deßwegen weil man nichts sah, verweilte man um etwas heraus sehen. Das ruhige Zählen war versäumt, wir standen auf einem scharfen Rande vor dem ungeheuern Abgrund. Auf einmal erscholl der Donner, die furchtbare Ladung flog an uns vorbei, wir duckten uns unwillkürlich, als wenn uns das vor den niederstürzenden Massen gerettet hätte; die kleineren Steine klapperten schon, und wir, ohne zu bedenken, daß wir abermals eine Pause vor 119

1787

Neapel uns hatten, froh, die Gefahr überstanden haben, kamen mit der noch rieselnden Asche am Fuße des Kegels an, Hüte und Schultern genugsam eingeäschert. Von Tischbein auf's freundlichste empfangen, gescholten und erquickt, konnte ich nun den älteren und neueren Laven eine besondere Aufmerksamkeit widmen. Der betagte Führer wußte genau die fahrgänge zu bezeichnen.

5./7.3.

Italienische Reise. 7. 3.1787 (WA 1 3 1 , 33)

Und so hat mir diese Woche Tischbein redlich einen großen Theil der Kunstschätze von Neapel gezeigt und ausgelegt. Er, ein trefflicher Thierkenner und Zeichner, machte mich schon früher aufmerksam auf einen Pferdekopf von Erζ im Palast Colombrano. Wir gingen heute dahin . . . Wir kehrten uns um, eine weibliche Statue zu bemerken, die über dem Thorwege in einer Nische stand. Sie wird für die Nachbildung einer Tänzerin schon von Winckelmann gehalten. 9. 3.

Italienische Reise. 9. 3.1787 (WA 1 3 1 , 35)

Heute waren wir mit dem Fürsten von Waldeck auf Capo di Monte, wo die große Sammlung von Gemählden, Münzen u. d. g. sich befindet, nicht angenehm aufgestellt, doch kostbare Sachen . . . Als ich von Capo di Monte zurück kam, machte ich noch einen Abendbesuch bei Filangieri, wo ich auf dem Canapee neben der Hausfrau ein Frauenzimmer sitzend fand, deren Äußeres mir nicht zu dem vertraulichen Betragen %u passen schien, dem sie sich ganz ohne Zwang hingab. In einem leichten, gestreiften, seidenen Fähnchen, den Kopf wunderlich aufgeputzt, sah die kleine niedliche Figur einer Putzmacherin ähnlich . . . Durch meinen Eintritt ließ sie sich in ihrem Plaudern nicht stören und brachte eine Menge possirliche Geschichten vor, welche ihr dieser Tage begegnet, oder vielmehr durch ihre Strudeleien veranlaßt worden. Die Dame vom Hause wollte mir auch zum Wort verhelfen, sprach über die herrliche Lage von Capo di Monte und die Schätze daselbst. Das muntere Weibchen dagegen sprang in die Höhe und war, auf ihren Füßen stehend, noch artiger als zf^or. Sie empfahl sich, rannte nach der Thüre und sagte mir im Vorbeigehen: „Filangieris kommen diese Tage zu mir zu Tische, ich h o f f e Sie auch zu sehen!" Fort war sie, ehe ich noch zusa&en konnte. Nun vernahm ich, es sei die Prinzessin***, mit dem Hause nah verwandt. Pompeji 11.3.

J. H. W. Tischbein, Aus meinem Leben (Schiller 2,89)

B 2 279 B 3 838

Er [Venuti] führte uns nach Pompeji; seine Gemahlin und der Kupferstecher Georg Hackert waren auch mit. . . Nachdem wir uns lange an der schönen Gegend ergötzt hatten und vom 120

1787

Pompeji Anschauen der ausgegrabenen Antiken und so vielfacher Gegenstände ermüdet waren, gingen wir nach Torre dell'Annunziata, wo uns in einer Osteria ein Mittagsmahl erwartete. Hier wurde viel gescherzt; aber der rechte Spaß begann erst nach dem Essen. Wir gingen an den Strand des Meeres, welcher gerade hinter dem Hause war. Die Meisten streckten sich hier auf den Sand nieder, der sanft wie Sammet ist. Doch war ihre Ruhe nur von kurzer Dauer. Sie sprangen bald wieder auf und der gute Lacrymä-Christi, welcher in die Köpfe gestiegen war, that seine Wirkung, besonders bei Hackert. Sie fingen an zu schäkern und sich mit Sand zu werfen. Die Marchesina Venuti, welche einen munteren Geist hatte, wollte sich nicht überwinden lassen. Beide Hände griff sie voll Sand und warf damit. Nun wurde der Kampf allgemein; Jeder wurde beworfen und Jeder griff nach Sand; anfangs nur nach trockenem, dann nach feuchtem und endlich nach ganz nassem, so daß Alle ganz übertüncht wurden. Dann fielen sie erschöpft zur Erde; aber kaum ausgeruht, erneuerten sie den Kampf mit noch größerem Eifer. Jetzt wurde nur nach dem nassesten im Wasser gegriffen; der Gegner wollte das Einsammeln dieser anklebenden Munition verhindern und stieß den, welcher sich eben danach bückte. Dadurch kam der in's Wasser, und damit auch der Andere naß würde, zog er ihn nach. So begann nun der Kampf im Meere. Sie benetzten sich mit Seewasser und trieben sich in dem nassen Elemente umher, wo dann die Kampflust abgekühlt wurde. Ganz ermattet streckten sie sich auf den Sand an die Sonne; in kurzer Zeit war Alles wieder trocken, der Sand fiel ab und ließ nicht den geringsten Fleck nach. Das Ufer ist hier so flach, daß man weit in's Meer hineingehen kann, ehe das Wasser bis an die Waden steigt. Goethe hatte sich vom Kampfe abgesondert und klopfte Stücke von den Felsblöcken, welche hier liegen, um die Brandung zu brechen, und untersuchte die Steinarten. — Von da fuhren wir mit Venuti nach seinem Hause. Alle Abende versammelte sich bei ihm eine Gesellschaft von Liebhabern der Künste und Wissenschaften. Da wurde über Vielerlei gesprochen. Er besaß viele Kunstsachen, Antiken von Bronze, hetrurische Vasen, und war für einen Dilettanten ein braver Zeichner und Maler. Unter Andern hatte er den Homer gemalt, wie er sitzt und singt, um ihn her die Helden des trojanischen Krieges im Elysium als Schatten; eine Composition, welche ihm Ehre machte und sein dichterisches Talent zeigte.

Italienische Reise. 11. 3.1787 (WA I 31, 37)

Mit Tischbein fuhr ich nach Pompeji, da wir denn alle die herrlichen Ansichten links

11. 3.

Vgl. J. H. W. Tischbeins Skizze: Mutwillige Gesellschaft am Meeresufer, sie bombardiert sich mit Sand (Der Türmer 341, 1931/32, S. 503)

121

1787

Pompeji und rechts neben uns liegen sahen, welche durch so manche landschaftliche Zeichnung uns wohl bekannt, nunmehr in ihrem zusammenhängenden Glance erschienen.

Neapel 12. (od.

Italienische Reise. 12. 3.1787 (WA 1 3 1 , 40)

10.) 3.

£)er Morgen war kalt und feuchtlich, es hatte wenig geregnet. Ich gelangte auf einen Platz, wo die großen Quadern des Pflasters reinlich gekehrt erschienen. Zu meiner großen Verwunderung sah ich auf diesem völlig ebenen gleichen Boden eine Anzahl verlumpter Knaben im Kreise kaufend, die Hände gegen den Boden gewendet, als wenn sie sich wärmten. Erst hielt ich's für eine Posse, als ich aber ihre Mienen völlig ernsthaft und beruhigt sah, wie bei einem befriedigten Bedürfniß, so strengte ich meinen Scharfsinn möglichst an, er wollte mich aber nicht begünstigen. Ich mußte daher fragen, was denn diese Äffchen %u der sonderbaren Positur verleite und sie in diesen regelmäßigen Kreis versammle ? Hierauf erfuhr ich, daß ein anwohnender Schmied auf dieser Stelle eine Radschiene heiß gemacht . . . Die dem Pflaster mitgetheilte Wärme benutzen sogleich die kleinen Huronen und rühren sich nicht eher von der Stelle, als bis sie den letzten warmen Hauch ausgesogen haben . . . Damit ich ja ?ur bestimmten Zeit heute bei dem wunderlichen Prin^eßchen [ Fieschi Ravaschieri di Satriano] wäre und das Haus nicht verfehlte, berief ich einen Lohnbedienten. Er brachte mich vor das Hofthor eines großen Palastes, und da ich ihr keine so prächtige Wohnung zutraute, buchstabirte ich ihm noch einmal aufs deutlichste den Namen; er versicherte, daß ich recht sei. . . Gegen mir über ein großes Portal und eine breite gelinde Treppe. An beiden Seiten derselben hinaufwärts, in kostbarer Livree, Bedienten gereiht, die sich, wie ich an ihnen vorbei stieg, auf's tiefste bückten. Ich schien mir der Sultan in Wielands Feeenmärchen und faßte mir nach dessen Beispiel ein Herz- Nun empfingen mich die höheren Hausbedienten, bis endlich der anständigste die Thüre eines großen Saals eröffnete, da sich denn ein Raum vor mir aufthat, den ich eben so heiter aber auch so menschenleer fand als das Übrige. Bei'm Auf- und Abgehen erblickte ich, in einer Seitengalerie, etwa für vierzig Personen, prächtig, dem Ganzen gemäß eine Tafel bereitet. Ein Weltgeistlicher trat herein; ohne mich zu fragen, wer ich sei, noch woher ich komme, nahm er meine Gegenwart als bekannt an und sprach von den allgemeinsten Dingen. Ein paar Flügelthüren thaten sich auf, hinter einem ältlichen Herrn, der herein trat, gleich wieder verschlossen. Der Geistliche ging auf ihn los, ich auch, wir begrüßten ihn mit wenigen höflichen Worten, die er mit bellenden stotternden Tönen erwiderte, so daß ich mir keine Sylbe des hottentottischen Dialekts enträthseln konnte. Als er sich an's Kamin gestellt, z°g der Geistliche zurück und ich mit ihm. Ein stattlicher Benedictiner trat herein, begleitet von einem jüngeren Gefährten; auch er begrüßte den 122

1787

Neapel Wirth, auch er wurde angebellt, worauf er sich denn %u uns an's Fenster zurückzog. . . Ich fragte nach Monte Cassino, er lud mich dahin und versprach mir die beste Aufnahme. Indessen hatte sich der Saal bevölkert: Ofßciere, Hofleute, Weltgeistliche, ja sogar einige Capu^iner waren gegenwärtig. Vergebens suchte ich nach einer Dame, und daran sollte es denn auch nicht fehlen. Abermals ein paar Flägelthüren thaten sich auf und schlossen sich. Eine alte Dame war herein getreten, wohl noch älter als der Herr, und nun gab mir die Gegenwart der Hausfrau die völlige Versicherung, daß ich in einem fremden Palast, unbekannt völlig den Bewohnern sei. Schon wurden die Speisen auf getragen und ich hielt mich in der Nähe der geistlichen Herren, um mit ihnen in das Paradies des Tafel^immers χμ schlüpfen, als auf einmal Filangieri mit seiner Gemahlin hereintrat, sich entschuldigend, daß er verspätet habe. Kurz darauf sprang Prin%eßchen auch in den Saal, fuhr unter Knixen, Beugungen, Kopfnicken an allen vorbei auf mich los. „Es ist recht schön, daß Sie Wort halten !" rief sie, „Setzen Sie sich bei Tafel mir, Sie sollen die besten Bissen haben. Warten Sie nur! ich muß mir erst den rechten Platz aussuchen, dann setzen Sie sich gleich an mich." So aufgefordert folgte ich den verschiedenen Winkelzügen, die sie machte, und wir gelangten endlich ζum Sitze, die Benedictiner gerade gegen uns über, Filangieri an meiner andern Seite. — „Das Essen ist durchaus gut", sagte sie, „alles Fastenspeisen, aber ausgesucht, das Beste will ich Ihnen andeuten, fetzt muß ich aber die Pfaffen scheren. Die Kerls kann ich nicht ausstehen; sie hucken unserm Hause tagtäglich etwas ab. Was wir haben, sollten wir selbst mit Freunden vermehren!" — Die Suppe war herumgegeben, der Benedictiner aß mit Anstand. — „Bitte sich nicht zu geniren, Hochwürden", rief sie aus, „ist etwa der Löffel χμ klein ? Ich will einen größern holen lassen, die Herren sind ein tüchtiges Maulvoll gewohnt." — Der Pater versetzte: Es sei in ihrem fürstlichen Hause alles so vortrefflich eingerichtet, daß ganz andere Gäste als er eine vollkommenste Zufriedenheit empfinden würden. Von den Pastetchen nahm sich der Pater nur eins, sie rief ihm χμ: er möchte doch ein halb Dutzend nehmen! Blätterteig, wisse er ja, verdaue sich leicht genug. Der verständige Mann nahm noch ein Pastetchen, für die gnädige Attention dankend, als habe er den lästerlichen Scherz nicht vernommen. Und so mußte ihr auch bei einem derbem Backwerk Gelegenheit werden, ihre Bosheit auszulassen: denn als der Pater ein Stück anstach und es auf seinen Teller zog, rollte ein zweites nach. — „Ein drittes", rief sie, „Herr Pater, Sie scheinen einen guten Grund legen χμ wollen!" — „Wenn so vortreffliche Materialien gegeben sind, hat der Baumeister leicht arbeiten!" versetzte der Pater. — Und so ging es immerfort, ohne daß sie eine andere Pause gemacht hätte, als mir gewissenhaft die besten Bissen zuzuheilen. Ich sprach indessen mit meinem Nachbar von den ernstesten Dingen. Überhaupt habe ich Filangieri nie ein gleichgültiges Wort reden hören. Er gleicht darin, wie in manchem andern, unserm Freunde Georg Schlosser, nur daß er, als Neapolitaner und Weltmann, eine weichere Natur und einen bequemern Umgang hat. Diese ganze Zeit war den geistlichen Herren von dem Muthwillen meiner Nachbarin 123

1787

Neapel keine Ruhe gegönnt, besonders gaben ihr die zur Fastenzeit in Fleischgestalt verwandelten Fische unerschöpflichen Anlaß gott- und sittenlose Bemerkungen anzubringen, besonders aber auch die Fleischeslust hervorzuheben und zu billigen, daß man sich wenigstens an der Form ergötze, wenn auch das Wesen verboten sei. Ich habe mir noch mehr solcher Scherze gemerkt, die ich jedoch mitzutheilen nicht Muth habe. Dergleichen mag sich im Leben und aus einem schönen Munde noch ganz erträglich ausnehmen, schwarz auf m*ß dagegen wollen sie mir selbst nicht mehr gefallen . . . Das Dessert war auf getragen und ich fürchtete, nun gehe es immer so fort; unerwartet aber wandte sich meine Nachbarin ganz beruhigt zu mir und sagte: „Den Syracuser sollen die P f a f f e n in Ruhe verschlucken, es gelingt mir doch nicht einen zu Tode zu ärgern, nicht einmal daß ich ihnen den Appetit verderben könnte. Nun lassen Sie uns ein vernünftiges Wort reden! Denn was war das wieder für ein Gespräch mit Filangieri! Der gute Mann! er macht sich viel zu schaffen. Schon oft habe ich ihm gesagt: wenn ihr neue Gesetze macht, so müssen wir uns wieder neue Mühe geben um auszusinnen, wie wir auch die zunächst übertreten können, bei den alten haben wir es schon weg. Sehen Sie nur einmal, wie schön Neapel ist, die Menschen leben seit so vielen Jahren sorglos und vergnügt, und wenn von Zeit zu Zeit einmal einer gehängt wird, so geht alles Übrige seinen herrlichen Gang'. Sie that mir hierauf den Vorschlag, ich solle nach Sorrent gehen, wo sie ein großes Gut habe, ihr Haushofmeister werde mich mit den besten Fischen und dem köstlichsten Milch-Kalbfleisch (mungana) herausfüttern. Die Bergluft und die himmlische Aussicht sollten mich von aller Philosophie curiren, dann wollte sie selbst kommen, und von den sämmtlichen Runzeln, die ich ohnehin zu früh einreißen lasse, solle keine Spur übrig bleiben, wir wollten zusammen ein recht lustiges Leben führen. Marianne v. Eybenberg an Goethe 28. 8.1802 (»SchrGG 18,144; GSA)

B 8 839

Gräfin Filangieri die Sie in Neapel gekannt hat trug mir viel schönes für Sie auf, bittet Sie ihrer sich zu errinern, so wie des Spazierganges den sie mit Ihnen in der Villa Reale gemacht. 13.(?) 3.

Italienische Reise. 13. 3.1787 (WA 1 3 1 , 48)

Hier sind mir die Menschen alle gut, wenn sie auch nichts mit mir anzufangen wissen; Tischbein dagegen befriedigt sie besser, er mahlt ihnen Abends gleich einige Köpfe in Lebensgröße vor, wobei und worüber sie sich wie Neuseeländer bei Erblickung eines Kriegsschiffes gebärden. Hievon sogleich die lustige Geschichte: Tischbein hat nämlich die große Gabe Götter- und Heldengestalten in Lebensgröße und drüber mit der Feder zu umreißen. Er schrafßrt wenig hinein und legt mit einem breiten Pinsel den Schatten tüchtig an, so daß der Kopf rund und erhaben dasteht. Die Beiwohnenden schauten mit Verwunderung, wie das so leicht ablief, und freuten sich recht herzlich darüber. Nun kam es ihnen in die Finger auch so mahlen zu wollen; sie 124

1787

Neapel faßten die Pinsel und — mahlten sich Barte wechselsweise und besudelten sich die Gesichter. Ist darin nicht etwas Ursprüngliches der Menschengattung? Und es war eine gebildete Gesellschaft, in dem Hause eines Mannes [ Venuti], der selbst recht wacker zeichnet und mahlt. Man macht sich von diesem Geschlecht keine Begriffe, wenn man sie nicht gesehen hat. Caserta

14./16. 3. Italienische Reise. 15. 3.1787 (WA 1 3 1 , 50)

Hackert wohnt im alten Schlosse gar behaglich, es ist räumlich genug für ihn und Gäste. Immerfort beschäftigt mit Zeichnen oder Mahlen, bleibt er doch gesellig und weiß die Menschen an sich Riehen, indem er einen jeden seinem Schüler macht. Auch mich hat er gan% gewonnen, indem er mit meiner Schwäche Geduld hat, vor allen Dingen auf Bestimmtheit der Zeichnung, sodann auf Sicherheit und Klarheit der Haltung dringt. Drei Tinten stehen, wenn er tuscht, immer bereit, und indem er von hinten hervorarbeitet und eine nach der andern braucht, so entsteht ein Bild, man weiß nicht woher es kommt. Wenn es nur so leicht auszuführen wäre als es aussieht. Er sagte %u mir mit seiner gewöhnlichen bestimmten Aufrichtigkeit: „Sie haben Anlage, aber Sie können nichts machen. Bleiben Sie achtzehn Monat bei mir, so sollen Sie etwas hervorbringen, was Ihnen und andern Freude macht." Italienische Reise. 15. 3.1787 (WA 1 3 1 , 52)

Mehrere vergnügte und bedeutende Stunden brachten wir bei dem Restaurator Andres %u, welcher, von Rom berufen, auch hier in dem alten Schlosse wohnt und seine Arbeiten, für die sich der König interessirt, emsig fortsetzt.

Neapel 19. 3.

Tageregister einer Italienischen Reise (WA 132,473)

März . . . 19. Fest des Heiligen Josephs. Kniep. J. H. W. Tischbein, Aus meinem Leben (Schiller 2,94)

B 2 279 B 3 838

Dann suchte ich meinen Freund Kniep auf . . . Ich hatte Goethen schon Vieles von ihm erzählt, von seinem ausgezeichneten Talent und der großen Geschicklichkeit im Landschaftzeichnen, welchem Fache er sich ganz gewidmet hatte, so daß auch Goethe begierig geworden war, ihn kennen zu lernen . . . Als er hörte, daß auch Goethe in Neapel sei, stieg seine Freude noch höher, und er ging gleich mit mir, um ihn zu sehen. Dem gefiel er und von nun an war er täglich bei uns. Goethe bestellte bei ihm Zeichnungen von neapolitanischen Gegenden, und ich rieth ihm, statt meiner den Kniep 125

1787

Neapel mit nach Sicilien zu nehmen; der könnte ihm die schönsten Gegenden auf der Reise zeichnen, und so entstände daraus ein doppelter Vortheil: für Kniep wäre diese Reise ein Glück auf zeitlebens und Goethe erhielte durch die Zeichnungen ein sichtliches Andenken daran. Dies wurde denn auch beschlossen; Kniep reiste mit. Italienische Reise. 19. 3.1787 (WA 1 3 1 , 61)

In den letzten Tagen hat sich ein neues Verhältniß näher angeknüpft. Nachdem in diesen vier Wochen Tischbein mir sein treues Geleit durch Natur- und Kunstgegenstände förderlich geleistet und wir gestern noch zusammen in Portici gewesen, ergab sich aus wechselseitiger Betrachtung, daß seine Kunst^wecke sowohl als diejenigen Geschäfte, die er, eine künftige Anstellung in Neapel hoffend, in der Stadt und bei Hofe betreiben pflichtig ist, mit meinen Absichten, Wünschen und Liebhabereien nicht verbinden seien. Er schlug mir daher, immer für mich besorgt, einen jungen Mann vor, als beständigen Gesellschafter, den ich seit den ersten Tagen öfter sah, nicht ohne Theilnahme und Neigung. Es ist Kniep, der sich eine Zeitlang in Rom aufgehalten, sodann sich aber nach Neapel, in das eigentlichste Element des Landschafters, begeben hatte. Schon in Rom hörte ich ihn als einen geschickten Zeichner preisen, nur seiner Thätigkeit wollte man nicht gleiches Lob ertheilen. Ich habe ihn schon ziemlich kennen gelernt und möchte diesen gerügten Mangel eher Unentschlossenheit nennen, die gewiß überwinden ist, wenn wir eine Zeitlang beisammen sind. Ein glücklicher Anfang bestätigt mir diese Hoffnung, und wenn es mir nach geht, sollen wir auf geraume Zeit gute Gesellen bleiben. Italienische Reise. 19. 3.1787 (WA 1 3 1 , 63)

Mit dem unsrigen [Hausknecht] macht' ich mir heute eine besondere Lust, und es war weiter nichts, als daß ich ihn schickte, Papier und Federn holen. Halber Mißverstand, Zaudern, guter Wille und Schalkheit brachte die anmuthigste Scene hervor, die man auf jedem Theater mit Glück produciren könnte. 20. 3.

Italienische Reise. 20. 3.1787 (WA 1 3 1 , 64)

Die Kunde einer so eben ausbrechenden Lava, die für Neapel unsichtbar nach Ottajano hinunter fließt, reifte mich, %um drittenmale den Vesuv besuchen. Kaum war ich am Fuße desselben aus meinem zweirädrigen einpferdigen Fuhrwerk gesprungen, so geigten sich schon jene beiden Führer, die uns früher hinauf begleitet hatten. Ich wollte keinen missen und nahm den einen aus Gewohnheit und Dankbarkeit, den andern aus Vertrauen, beide der mehreren Bequemlichkeit wegen mit mir. Auf die Höhe gelangt, blieb der eine bei den Mänteln und Victualien, der jüngere folgte mir, und wir gingen muthig auf einen ungeheuren Dampf los, der unterhalb des Kegelschlundes aus dem Berge brach . . . Durch die hellste Sonne erschien die Gluth verdüstert, nur ein mäßiger Rauch stieg in die 126

1787

Neapel reine Luft. Ich hatte Verlangen mich dem Puncte nähern, wo sie aus dem Berge bricht; dort sollte sie, wie mein Führer versicherte, sogleich Gewölb'' und Dach über sich her bilden, auf welchem er öfters gestanden habe. Auch dieses zu sehen und %u erfahren stiegen wir den Berg wieder hinauf, um jenem Puncte von hinten her heimkommen. Glücklicherweise fanden wir die Stelle durch einen lebhaften Windzug entblößt, freilich nicht ganz, denn ringsum qualmte der Dampf aus tausend Ritten, und nun standen wir wirklich auf der breiartig-gewundenen, erstarrten Decke, die sich aber so weit vorwärts erstreckte, daß wir die Lava nicht konnten herausquellen sehen. Wir versuchten noch ein paar Dutzend Schritte, aber der Boden ward immer glühender; sonneverfinsternd und erstickend wirbelte ein unüberwindlicher Qualm. Der vorausgegangene Führer kehrte bald um, ergriff mich, und wir entwanden uns diesem Höllenbrudel. Nachdem wir die Augen an der Aussicht, Gaumen und Brust aber am Weine gelabt, gingen wir umher, noch andere Zufälligkeiten dieses mitten im Paradies aufgethürmten Höllengipfels zu beobachten. Pästum — Salerno

21./23. 3. Italienische Reise. 23. 3.1787 (WA 131, 69)

Nun hat sich das Verhältniß %u Kniep auf eine recht praktische Weise ausgebildet und befestigt. Wir waren zusammen in Pästum, woselbst er, so wie auf der Hin- und Herreise, mit Zeichnen sich auf das thätigste erwies. Die herrlichsten Umrisse sind gewonnen, ihn freut nun selbst dieses bewegte arbeitsame Leben, wodurch ein Talent aufgeregt wird, das er sich selbst kaum zutraute. Hier gilt es resolut sein; aber gerade hier ζeigt sich seine genaue und reinliche Fertigkeit. Das Papier, worauf gezeichnet werden soll, mit einem rechtwinklichen Viereck %u umziehen, versäumt er niemals, die besten englischen Bleistifte zuspitzen, und immer wieder ^uspit^en, ist ihm fast eine eben so große Lust als zeichnen; dafür sind aber auch seine Conture was man wünschen kann. Nun haben wir Folgendes verabredet. Von heute an leben und reisen wir zusammen, ohne daß er weiter für etwas sorgt als zu zeichnen, wie diese Tage geschehen. Alle Conture gehören mein, damit aber nach unserer Rückkehr daraus ein ferneres Wirken für ihn entspringe, so führt er eine Anzahl auszuwählender Gegenstände bis auf eine gewisse bestimmte Summe für mich aus . . . Auf dem zweirädrigen leichten Fuhrwerk sitzend und wechselsweise die Zügel führend, einen gutmüthigen rohen Knaben hintenauf, rollten wir durch die herrliche Gegend, welche Kniep mit mahlerischem Auge begrüßte. Nun erreichten wir die Gebirgsschlucht, die man, auf dem glattesten Fahrdamme durchrennend, an den köstlichsten Wald- und Felspartien vorbei fliegt. Da konnte denn Kniep nicht enthalten, in der Gegend von Alia Cava einen prächtigen Berg, welcher sich gerade vor uns scharf am Himmel abzeichnete, nicht weniger die Seiten so wie den Fuß dieser Höhe, reinlich 127

1787

Pästum—Salerno

und charakteristisch im Umriß auf's Papier %u befestigen. Wir freuten uns beide daran, als an dem Einstand unserer Verbindung. Ein gleicher Umriß ward Abends aus den Fenstern von Salem genommen . . . Bei'm frühsten Morgen fuhren wir auf ungebahnten, oft morastigen Wegen einem paar schön geformten Bergen %u . . . Kniep, welcher schon unterwegs die %wei mahlerischen Kalkgebirge umrissen, suchte sich [in Paestum] schnell einen Standpunct, von wo aus das Eigenthümliehe dieser völlig unmahlerischen Gegend aufgefaßt und dargestellt werden könnte. 1Von einem Landmanne ließ ich mich indessen in den Gebäuden herumführen. . . Leider war keine Gelegenheit, hier χμ übernachten, wir kehrten nach Salem zurück, und den andern Morgen ging es zeitig nach Neapel. . . Nun erreichten wir eine Höhe; der größte Anblick that sich vor uns auf. Neapel in seiner Herrlichkeit. . . Ein gräßlicher Gesang, vielmehr Lustgeschrei und Freudegeheul des hintenauf stehenden Knaben erschreckte und störte mich. Heftig fuhr ich ihn an, er hatte noch kein böses Wort von uns gehört, er war der gutmüthigste funge. Eine Weile rührte er sich nicht, dann klopfte er mir sachte auf die Schulter, streckte seinen rechten Arm mit aufgehobenem Zeigefinger z>wischen uns durch und sagte: Signor, perdonate ! questa i la mia patria !

Neapel 25. 3.

Italienische Reise. 25. 3. 1787 (WA 131, 73)

Ob ich gleich empfand, daß Kniep sehr gern mit mir nach Sicilien gehe, so konnte ich doch bemerken, daß er ungern etwas zurückließ. Bei seiner Aufrichtigkeit blieb mir nicht lange verborgen, daß ihm ein Liebchen eng und treu verbunden sei. Wie sie zusammen bekannt geworden, war artig genug hören; wie sich das Mädchen bisher betragen, konnte für sie einnehmen; nun sollte ich sie aber auch sehen, wie hübsch sie sei. Hie%u war Anstalt getroffen und zwar so, daß ich zugleich eine der schönsten Aussichten über Neapel genießen könnte. Er führte mich auf das flache Dach eines Hauses, von wo man besonders den untern Theil der Stadt, nach dem Molo zu> den Golf, die Küste von Sorrent vollkommen übersehen konnte; alles weiter rechts Liegende verschob sich auf die sonderbarste Weise, wie man es, ohne auf diesem Puncte zu stehen, nicht leicht sehen wird. Neapel ist überall schön und herrlich. Als wir nun die Gegend bewunderten, stieg, obgleich erwartet doch unversehens, ein gar artiges Köpfchen aus dem Boden hervor. Denn zu einem solchen Söller macht nur eine länglich viereckige Öffnung im Estrich, welche mit einer Fallthüre zugedeckt werden kann, den Eingang. Und da nun das Engelchen völlig hervortrat, fiel mir ein, daß ältere Künstler die Verkündigung Mariä also vorstellen, daß der Engel eine Treppe herauf kämmt. Dieser Engel aber war nun wirklich von gar schöner Gestalt, hübschem 128

Neapel

1787

Gesichtchen und einem guten natürlichen Betragen. Es freute mich, unter dem herrlichen Himmel und im Angesicht der schönsten Gegend von der Welt, meinen neuen Freund so glücklich %u sehen. Er gestand mir, als sie sich wieder entfernt hatte, daß er eben deßhalb eine freiwillige Armuth bisher getragen, weil er dabei sich zugleich ihrer Liebe erfreut und ihre Genügsamkeit schätzen lernen, nun sollten ihm auch seine bessern Aussichten und ein reichlicher Zustand vorzüglich deßhalb wünschenswerth sein, damit er auch ihr bessere Tage bereiten könne. Italienische Reise. 26. 3.1787 (WA 1 3 1 , 76)

Gestern war ich mit meinem Gefährten [Kniep] unser Schiff besehen und das Kämmerchen besuchen, das uns aufnehmen soll. . . Der Capitän ist ein junger munterer Mann. 26. 3.

Italienische Reise. 26. 3.1787 (WA 1 3 1 , 77)

So eben besuchte mich ein Marchese Berio, ein junger Mann, der viel χη wissen scheint. Er wollte den Verfasser des Werther doch auch kennen lernen. 28. 3.

Italienische Reise. 28. 3.1787 (WA 1 3 1 , 78)

Der Fürst von Waldeck beunruhigte mich noch bei'm Abschied, denn er sprach von nichts weniger, als daß ich bei meiner Rückkehr mich einrichten sollte, mit ihm nach Griechenland und Dalmatien %u gehen. 29. 3.

Chr. H. Kniep an Goethe 21. 3.1788 (SchrGG 5,2)

Tausend, tausend Dank, vor alles das Gute, das ich aus Ihren Händen erhielt; es ist nun bald ein Jahr, da wir zusammen an Bord gingen und da Sie den Punkt setzten, der den Cirkel meines Glücks ausgehend macht. Ü b e r f a h r t nach S i z i l i e n 29. 3./1. 4. Italienische Reise. 31. 3. 1787 (WA I 31, 83)

Das Meer fing an höher ^u gehen und im Schiffe war fast alles krank . . . Die Stunden gingen vorüber, ohne daß ich ihre Eintheilung bemerkt hätte, wenn nicht dir schelmische Kniep, auf dessen Appetit die Wellen keinen Einfluß hatten, von Zeit χμ Zeit, indem er mir Wein und Brot brachte, die treffliche Mittagstafel, die Heiterkeit und Anmuth des jungen tüchtigen Capitäns, dessen Bedauern, daß ich meine Portion nicht mitgenieße, zugleich schadenfroh gerühmt hätte. Eben so gab ihm der Übergang von Schern Lust ^a Mißbehagen und Krankheit, und wie sich dieses bei einzelnen Gliedern der Gesellschaft gezeigt, reichen Stoff muthwilliger Schilderung. Z. Werner, Tagebuch 7. 5. 1810 (Floeck2 1,174)

B 3 840

Er [Kniep] war übrigens Goethens Begleiter auf dessen Reise nach Sicilien 129 9

Goethe, Gespräche III

1787

Ü b e r f a h r t nach S i z i l i e n und weiß höchst interessante Anekdoten von ihm; unter andern daß Goethe bei seiner Ueberfahrt nach Sicilien sehr heftig krank geworden war, wie ein Wahnsinniger phantasirt und das Gehen der Matrosen auf dem Verdeck, als er es unten im Bette der Cajüte gehört, für den Gang seiner Großmutter gehalten hätte. Palermo

2.4.

Italienische Reise. 2. 4.1787 (WA 1 3 1 , 87)

Der Wirth, ein alter behaglicher Mann, von jeher Fremde aller Nationen sehen gewohnt, führte uns in ein großes Zimmer. . . Über die Lage unseres Zimmers höchst vergnügt, bemerkten wir kaum, daß im Grunde desselben ein erhöhter Alkoven hinter Vorhängen versteckt sei, wo sich das weitläuftigste Bett ausbreitete, das, mit einem seidenen Thronhimmel prangend, mit den übrigen veralteten stattlichen Mobilien völlig übereinstimmte. Ein solches Prunkgemach setzte uns gewissermaßen in Verlegenheit, wir verlangten herkömmlicherweise Bedingungen abzuschließen. Der Alte sagte dagegen : es bedürfe keiner Bedingung, er wünsche, daß es uns bei ihm wohl gefalle. Wir sollten uns auch des Vorsaals bedienen, welcher kühl und luftig, durch mehrere Balcone lustig, gleich an unser Zimmer stieß. 4. 4.

Italienische Reise. 4. 4.1787 (WA 1 3 1 , 93)

Nachmittags besuchten wir das fruchtreiche und angenehme Thal, welches die südlichen Berge herab an Palermo vorbeizieht, durchschlängelt von dem Fluß Oreto . . . Die schönste Frühlingswitterung und eine hervorquellende Fruchtbarkeit verbreitete das Gefühl eines belebenden Friedens über das gan%e Thal, welches mir der ungeschickte Führer durch seine Gelehrsamkeit verkümmerte, umständlich erzählend, wie Hannibal hier vormals eine Schlacht geliefert und was für ungeheure Kriegsthaten an dieser Stelle geschehen. Unfreundlich verwies ich ihm das fatale Hervorrufen solcher abgeschiedenen Gespenster. Es sei schlimm genug, meinte ich, daß von Zeit %u Zeit die Saaten, wo nicht immer von Elephanten, doch von Pferden und Menschen zerstampft werden müßten. Man solle wenigstens die Einbildungskraft nicht mit solchem Nachgetümmel aus ihrem friedlichen Traume aufschrecken. Er verwunderte sich sehr, daß ich das classische Andenken an so einer Stelle verschmähte, und ich konnte ihm freilich nicht deutlich machen, wie mir bei einer solchen Vermischung des Vergangenen und des Gegenwärtigen Muthe sei. Noch wunderlicher erschien ich diesem Begleiter, als ich auf allen seichten Stellen, deren der Fluß gar viele trocken läßt, nach Steinchen suchte und die verschiedenen Arten derselben mit mir forttrug. 5 4.

Italienische Reise. 5. 4.1787 (WA I 31, 98)

Gegen Abend machte ich eine heitere Bekanntschaft, indem ich auf der langen Straße 130

1787

Palermo bei einem kleinen Handeismanne eintrat, um verschiedene Kleinigkeiten einzukaufen. Als ich vor dem Laden stand, die Waare vyt besehen, erhob sich ein geringer Luftstoß, welcher, längs der Straße herwirbelnd, einen unendlichen erregten Staub in alle Buden und Fenster sogleich vertheilte. „Bei allen Heiligen I sagt mir", rief ich aus, „woher kommt die Unreinlichkeit eurer Stadt, und ist derselben denn nicht abzuhelfen ? Diese Straße wetteifert an Länge und Schönheit mit dem Corso zu Rom. An beiden Seiten Schrittsteine, die jeder Laden- und Werkstattbesitzer mit unablässigem Kehren reinlich hält, indem er alles in die Mitte hinunter schiebt, welche dadurch nur immer unreinlicher wird und euch mit jedem Windshauch den Unrath zurücksendet, den ihr der Hauptstraße zugewiesen habt. In Neapel tragen geschäftige Esel jeden Tag das Kehricht nach Gärten und Feldern, sollte denn bei euch nicht irgend eine ähnliche Einrichtung entstehen oder getroffen werden ?" „Es ist bei uns nun einmal wie es ist", versetzte der Mann; „was wir aus dem Hause werfen, verfault gleich vor der Thüre über einander. Ihr seht hier Schichten von Stroh und Rohr, von Küchenabgängen und allerlei Unrath, das trocknet zusammen auf und kehrt als Staub zu uns Zur"ck· Gegen den wehren wir uns den ganzen Tag. Aber seht, unsere schönen, geschäftigen, niedlichen Besen vermehren, zuletzt abgestumpft, nur den Unrath vor unsern Häusern." . . . Auf meine wiederholte Frage, ob dagegen keine Anstalt zu treffen sei, erwiderte er: die Rede gehe im Volke, daß gerade die, welche für Reinlichkeit zu sorgen hätten, wegen ihres großen Einflusses nicht genöthigt werden könnten die Gelder pflichtmäßig zu verwenden, und dabei set noch der wunderliche Umstand, daß man fürchte, nach weggeschafftem misthaftem Geströhde werde erst deutlich zum Vorschein kommen, wie schlecht das Pflaster darunter beschaffen sei, wodurch denn abermals die unredliche Verwaltung einer andern Casse zu Tage kommen würde. Das alles aber sei, setzte er mit possierlichem Ausdruck hinzu, nur Auslegung von Übelgesinnten, er aber von der Meinung derjenigen, welche behaupten: der Adel erhalte seinen Carrossen diese weiche Unterlage, damit sie des Abends ihre herkömmliche Lustfahrt auf elastischem Boden bequem vollbringen könnten. Und da der Mann einmal im Zuge war, bescherzte er noch mehrere Polizeimißbräuche.

6.4.

Italienische Reise. 6. 4.1787 (WA Ϊ 31,103)

Da ich diese Gegenstände [in der Kirche der heiligen Rosalie im Monte Pellegrino] genau betrachtete, trat ein Geistlicher zu mir undfragte mich: ob ich etwa ein Genueser sei und einige Messen wollte lesen lassen ? Ich versetzte ihm darauf: ich sei mit einem Genueser nach Palermo gekommen, welcher morgen als an einem Festtage herauf steigen würde. Da immer einer von uns zj* Hause bleiben müßte, wäre ich heute herauf gegangen, mich umzusehen. Er versetzte darauf: ich möchte mich aller Freiheit bedienen, alles wohl betrachten und meine Devotion verrichten. Besonders wies er mich an einen Altar, der links in der Höhle stand, als ein besonderes Heiligthum und verließ mich. 131 9»

1787 8.4.

Palermo Charlotte v. Stein an Charlotte v. Lengefeld 1. 6.1787 (Urlichs1 2, 259)

Stellen Sie sich vor, daß ich durch Goethe vom Graf Statella ein Compliment bekommen habe; er hat ihn bei dem Gouverneur von Sicilien gesehen. An W. y. Humboldt 1. 3.1829 (WA IV 45,182; JbGG NF 27,325)

. . . wie ich denn auch des Maltheser Ritters [Graf Stateila] oft gedenken muß, der sich nach ihr [Caroline v. Humboldt] so eifrig in Palermo erkundigte. Italienische Reise. 8. 4.1787 (WA I 31,107)

Die frühe Messe war kaum geendigt, als zwei woblgeput^te Läufer des Vicekönigs [Fürst Caramanico] unserrt Gasthof besuchten, in der doppelten Absicht, einmal den s'dmmtlichen Fremden zum Feste χμgratuliren und dagegen ein Trinkgeld einzunehmen, mich sodann %ur Tafel χμ laden, wßhalb meine Gabe etwas erhöht werden mußte. Nachdem ich den Morgen zugebracht, die verschiedenen Kirchen %u besuchen und die Volksgesichter und Gestalten betrachten, fuhr ich zum Palast des Vicekönigs, welcher am obern Ende der Stadt liegt. Weil ich etwas früh gekommen, fand ich die großen Säle noch leer, nur ein kleiner munterer Mann ging auf mich %u, den ich sogleich für einen Malteser erkannte. Als er [Graf Stateila] vernahm, daß ich ein Deutscher sei, fragte er: ob ich ihm Nachricht von Erfurt zu geben wisse, er habe daselbst einige Zeit sehr angenehm Zugebracht. Auf seine Erkundigungen nach der von Dacherödischen Familie, nach dem Coadjutor von Dalberg konnte ich ihm hinreichende Auskunft geben, worüber er sehr vergnügt nach dem übrigen Thüringen fragte. Mit bedenklichem Antheil erkundigte er sich nach Weimar. „Wie steht es denn", sagte er, „mit dem Manne, der zu meiner Zeit jung und lebhaft, daselbst Regen und schönes Wetter machte ? Ich habe seinen Namen vergessen, genug aber, es ist der Verfasser des Werthers." Nach einer kleinen Pause, als wenn ich mich bedächte, erwiderte ich: „Die Person, nach der ihr euch gefällig erkundigt, bin ich selbst /" — Mit dem sichtbarsten Zeichen des Erstaunens fuhr er zurück und rief aus: „Da muß sich viel verändert haben!" „O ja!" versetzte ich, „%,wischen Weimar und Palermo hab' ich manche Veränderung gehabt In dem Augenblick trat mit seinem Gefolge der Vicekönig herein und betrug sich mit anständiger Freimüthigkeit, wie es einem solchen Herrn geziemt. Er enthielt sich jedoch nicht des Lächelns über den Malteser, welcher seine Verwunderung mich hier zu sehen auszudrücken fortfuhr. Bei Tafel sprach der Vicekönig, neben dem ich saß, über die Absicht meiner Reise und versicherte, daß er Befehl geben wolle, mich in Palermo alles sehen χμ lassen und mich auf meinem Wege durch Sicilien auf alle Weise χμ fördern. 9. 4.

Italienische Reise. 9. 4. 1787 (WA I 31, 116)

Kniepen, dessen Künstlersinn innerhalb dieses Tollhauses [Schloß des Prinzen Pallagonia] %ur Verzweiflung getrieben wurde, sah ich χμτη erstenmal ungeduldig; er trieb 132

1787

Palermo mich fort, da ich mir die Elemente dieser Unschöpfung einzeln vergegenwärtigen und Zu schematisiren suchte. Gutmüthig genug zeichnete er zuletzt noch eine von den Zusammenstellungen, die einzige die noch wenigstens eine Art von Bild gab.

10. 4.

Italienische Reise. 10. 4 . 1 7 8 7 (WA 1 3 1 , 1 1 6 )

Heute fuhren wir bergauf nach Monreale. . . Die Mönche ließen uns ihre Sammlungen sehen. Von Alterthümern und natürlichen Sachen verwahren sie manches Schöne. Besonders fiel uns auf eine Medaille mit dem Bilde einer jungen Göttin, das Entzücken erregen mußte. Gern hätten uns die guten Männer einen Abdruck mitgegeben, es war aber nichts bei Händen, was χμ irgend einer Art von Form tauglich gewesen wäre. Nachdem sie uns alles vorgezeigt, nicht ohne traurige Vergleichung der vorigen und gegenwärtigen Zustände, brachten sie uns in einen angenehmen kleinen Saal, von dessen Balcon man eine liebliche Aussicht genoß; hier war für uns beide gedeckt, und es fehlte nicht an einem sehr guten Mittagessen. Nach dem aufgetragenen Dessert trat der Abt herein, begleitet von seinen ältesten Mönchen, setzte sich %u uns und blieb wohl eine halbe Stunde, in welcher Zeit wir manche Frage beantworten hatten. Wir schieden auf's freundlichste. Die jüngern begleiteten uns nochmals in die Zimmer der Sammlung und %ulet%t nach dem Wagen. 11. 4.

Italienische Reise. 11. 4. 1787 (WA 1 3 1 , 1 1 8 )

Nachdem wir nun %wei Hauptpuncte außerhalb der Stadt betrachtet, begaben wir uns in den Palast wo der geschäftige Laufer die Zimmer und ihren Inhalt vorzeigte. Zu unserm großen Schrecken war der Saal, worin die Antiken sonst aufgestellt sind, eben in der größten Unordnung, weil man eine neue architektonische Decoration im Werke hatte. Die Statuen waren von ihren Stellen weggenommen, mit Tüchern verhängt, mit Gerüsten verstellt, so daß wir, trotζ allem guten Willen unseres Führers und einiger Bemühung der Handwerksleute, doch nur einen sehr unvollständigen Begriff davon erwerben konnten. 12. 4.

Italienische Reise. 12. 4. 1787 (WA 1 3 1 , 1 2 1 )

Heute am Abend ward mir noch ein Wunsch erfüllt und %war auf eigene Weise. Ich stand in der großen Straße auf den Schrittsteinen, an jenem Laden mit dem Kaufherrn scherzend; auf einmal tritt ein Laufer, groß, wohlgekleidet, an mich heran, einen silbernen Teller rasch vorhaltend, worauf mehrere Kupferpfennige, wenige Silberstücke lagen. Da ich nicht wußte, was es heißen solle, so guckte ich, den Kopf duckend, die Achseln, das gewöhnliche Zeichen wodurch man sich lossagt, man mag nun Antrag oder Frage nicht verstehen, oder nicht wollen. Eben so schnell als er gekommen war er fort, und nun bemerkte ich auf der entgegengesetzten Seite der Straße seinen Kameraden in gleicher Beschäftigung. Was das bedeute ? fragte ich den Handelsmann, der mit bedenklicher Gebärde, gleich133

1787

Palermo sam verstohlen, auf einen langen bagern Herrn deutete, welcher in der Straßenmitte, hofmäßig gekleidet, anständig und gelassen über den Mist einherschritt. Frisirt und gepudert, den Hut unter dem Arm, in seidenem Gewände, den Degen an der Seite, ein nettes Fußwerk mit Steinschnallen gegiert: so trat der Bejahrte ernst und ruhig einher; aller Augen waren auf ihn gerichtet. „Dieß ist der Ρηηΐζ Pallagonia", sagte der Händler, „welcher von Zeit %u Zeit durch die Stadt geht und für die in der Barbarei gefangenen Sclaven ein Lösegeld zusammen heischt. Zwar beträgt dieses Einsammeln niemals viel, aber der Gegenstand bleibt doch im Andenken und oft vermachen diejenigen, welche bei Lebzeiten zurückhielten, schöne Summen solchem Zweck. Schon viele fahre ist der Prin% Vorsteher dieser Anstalt und hat unendlich viel Gutes gestiftetl" „Statt auf die Thorheiten seines Landsitzes", rief ich aus, „hätte er hierher jene großen Summen verwenden sollen. Kein Fürst in der Welt hätte mehr geleistet." Dagegen sagte der Kaufmann: „Sind wir doch alle so! Unsere Narrheiten befahlen wir gar gerne selbst, %u unsern Tugenden sollen andere das Geld hergeben."

13. 4.

Tageregister einer Italienischen Reise (WA I 32,475)

A p r i l . . . 13. . . . Besuch und Bestellung bey den Steinschneidern. vor 14. 4. Böttiger, *Lit. Zustände 1 , 4 2

B 2 378 B 3 1046

[Goethe am 23. 3. 1792:] Als ich . . . im Jahre 1787 mich auf meinfer] Reise einige Zeit zu Palermo in Sicilien aufhielt, wurde in allen Gesellschaften vom Grafen Cagliostro als ein[em] gebornen Palermitaner, dessen nächste Blutsfreunde noch in kümmerlichen Umständen in Palermo lebten, gesprochen. Man sagte mir in einer Gesellschaft, ein sehr geschickter Advokat [A. Vivona] habe auf Requisition des Französischen Hofs die Familienumstände des Herrn Landsmanns genau untersucht, und darüber ein memoire nach Paris geschickt. . . Meine Neugierde, diesen Advocaten selbst kennen zu lernen, wurde durch die Dienstfertigkeit eines aus der Gesellschaft bald befriedigt, der mich schon des andern Tages bei diesem Mann einführte. Dieser legte mir hierauf den ganzen Stammbaum des Abentheurers und zugleich eine Abschrift des Memoires vor, das er nach Frankreich zur Entlarvung des Herrn Balsamo geschickt hatte . . . Der Advocat hatte die Data zu dem leztern von seiner noch lebenden Mutter u. Schwester auf eine gute Art zu erhalten gewußt. Dieß machte mich neugierig, diese Familie selbst kennen zu lernen. Es hielt schwer, da es arme Leute waren, die jeden Besuch eines Fremden sehr verdächtig finden mußten. Aber der Schreiber des Advocaten, der mir die Sache kommunicirte, erbot sich doch, mich als einen Engländer dort bekannt zu machen, der genaue Nachricht von der Befreiung Cagliostros aus der Bastille u. seine glückliche Ankunft in England zu überbringen habe. Der Anschlag glückte. 134

1787

Palermo Italienische Reise. 13. u. 14. 4.1787 (WA 1 3 1 , 1 2 6 )

Schon die ganze Zeit meines Aufenthalts hörte ich an unserm öffentlichen Tische manches über Cagliostro, dessen Herkunft und Schicksale reden. Die Palermitaner waren darin einig: daß ein gewisser Joseph Balsamo, in ihrer Stadt geboren, wegen mancherlei schlechter Streiche berüchtigt und verbannt sei. Ob aber dieser mit dem Grafen Cagliostro nur Eine Person sei, darüber waren die Meinungen getheilt. Einige, die ihn ehemals gesehen hatten, wollten seine Gestalt in jenem Kupferstiche wieder finden, der bei uns bekannt genug ist und auch nach Palermo gekommen war. Unter solchen Gesprächen berief sich einer der Gäste auf die Bemühungen, welche ein Palermitanischer Rechtsgelehrter [A. Vivona] übernommen, diese Sache in's Klare zu bringen. Er war durch das französische Ministerium veranlaßt worden, dem Herkommen eines Mannes nachzuspüren, welcher die Frechheit gehabt hatte, vor dem Angesichte Frankreichs, ja man darf wohl sagen der Welt, bei einem wichtigen und gefährlichen Processe die albernsten Mährchen vorzubringen. Es habe dieser Rechtsgelehrte, erzählte man, den Stammbaum des Joseph Balsamo aufgestellt und ein erläuterndes Memoire mit beglaubigten Beilagen nach Frankreich abgeschickt, wo man wahrscheinlich davon öffentlichen Gebrauch machen werde. Ich äußerte den Wunsch, diesen Rechtsgelehrten, von welchem außerdem viel Gutes gesprochen wurde, kennen zu lernen, und der Erzähler erbot sich, mich bei ihm anzumelden und zu ihm z" führen. Nach einigen Tagen gingen wir hin und fanden ihn mit seinen Clienten beschäftigt. Als er diese abgefertigt und wir das Frühstück genommen hatten, brachte er ein Manuscript hervor, welches den Stammbaum Cagliostro's, die zu dessen Begründung nöthigen Documente in Abschrift und das Concept eines Memoire enthielt, das nach Frankreich abgegangen war. Er legte mir den Stammbaum vor und gab mir die nöthigen Erklärungen darüber . . . Das Memoire, welches uns der gefällige Verfasser vorlas und mir, auf mein Ersuchen, einige Tage anvertraute, war auf Taufscheine, Ehecontracte und andere Instrumente gegründet, die mit Sorgfalt gesammelt waren .. . Als ich in dem Stammbaume so manche Personen, besonders Mutter und Schwester, noch als lebend angegeben fand, bezeigte ich dem Verfasser des Memoire meinen Wunsch, sie zu sehen und die Verwandten eines so sonderbaren Menschen kennen zß lernen. Er versetzte, daß es schwer sein werde dazu z u gelangen, indem diese Menschen, arm aber ehrbar, sehr eingezogen lebten, keine Fremden zu sehen gewohnt seien, und der argwöhnische Charakter der Nation sich aus einer solchen Erscheinung allerlei deuten werde; doch er wolle mir seinen Schreiber schicken, der bei der Familie Zutritt habe und durch den er die Nachrichten und Documente, woraus der Stammbaum zusammengesetzt worden, erhalten. Den folgenden Tag erschien der Schreiber und äußerte wegen des Unternehmens einige Bedenklichkeiten. „Ich habe", sagte er, „bisher immer vermieden, diesen Leuten wieder 135

Palermo

1787

unter die Augen treten: denn um ihre Ehecontracte, Taufscheine und andere Papiere in die Hände χη bekommen und von selbigen legale Copien machen χμ können, mußte ich mich einer eigenen List bedienen. Ich nahm Gelegenheit, von einem Familienstipendio χμ reden, das irgendwo vacant war, machte ihnen wahrscheinlich, daß der junge Capitummino sich άαχμ qualificire, daß man vor allen Dingen einen Stammbaum aufsetzen müsse, um χμ sehen, in wiefern der Knabe Ansprüche darauf machen könne; es werde freilich nachher alles auf Negociation ankommen, die ich übernehmen wolle, wenn man mir einen billigen Theil der χμ erhaltenden Summe für meine Bemühungen verspräche. Mit Freuden willigten die guten Leute in alles; ich erhielt die nöthigen Papiere, die Copien wurden genommen, der Stammbaum ausgearbeitet, und seit der Zeit hüte ich mich vor ihnen χμ erscheinen. Noch vor einigen Wochen wurde mich die alte Capitummino gewahr, und ich wußte mich nur mit der Langsamkeit, womit hier dergleichen Sachen vorwärts gehen, χη entschuldigen." So sagte der Schreiber. Da ich aber von meinem Vorsatχ nicht abging, wurden wir nach einiger Überlegung dahin einig, daß ich mich für einen Engländer ausgeben und der Familie Nachrichten von Cagliostro bringen sollte, der eben aus der Gefangenschaft der Bastille nach London gegangen war. 14. 4.

Charlotte v. Stein an Charlotte v. Lengefeld 1. 6.1787 (Urlichs1 2, 259)

Goethe hat des Cagliostro Mutter und Schwester kennen lernen, eine ehrbare arme Familie. Feiice Balsamo an G.Balsamo (Cagliostro) 18. 4.1787 (WA I 31, 300)

Den löten April 1787 hatte ich Nachricht von Dir durch Herrn Wilton [Goethe], und ich kann Dir nicht ausdrücken, wie tröstlich sie mir gewesen ist. Böttiger, *Lit. Zustände 1, 44

B 2 378 B 3 1046

[Goethe am 23. 3. 1792:] In der Küche wusch Cagliostros Schwester eben das Eßgeschirr auf, und deckte sogleich beim Eintritt der Fremden, die hier durch die Küche in die Wohnstube passiren mußte[n], durch Überschlagen der Schürze den noch weniger abgetragenen und verschossenen Vordertheil ihres Rocks auf. In dem Wohn- und Familienzimmer, die ganze Familie hatte nur dieß einzige, sah alles ärmlich, doch reinlich aus. Schwarze Heiligenbilder hingen an der Wand, die einst gefärbt gewesen waren. Die Rohrstühle waren einst vergoldet gewesen. Ein einzige Fenster erleuchtete das Zimmer, an dessen einem Ende die alte harthörige Mutter, an dem ander[n] eine kranke schlafsüchtige Frau saß, die man in der Familie, trotz alles eigen[en] Mangels, aus Barmherzigkeit unterhielt. Göthe mußte nun der alten Mutter die Nachricht von ihrem Sohne weitläuftig verdolmetschen lassen, da er des gemeinen Dialects der Sizilianer nicht ganz kundig war. Die Schwester, die selbst schon 136

1787

Palermo 3 erwachsene Kinder hatte, u. eine arme Witwe war, erzählte, daß es ihr kränkend sey, daß ihr ihr Bruder, der große Schätze besitzen solle, nicht einmal die 13 Unzie d'oro (Dukaten) wieder schicke, womit sie ihm bei seiner lezten Abreise aus Palermo seine versetzten Sachen eingelößt habe. Fragen an Göthe, ob er nicht das Rosalienfest in Palermo abwarten wolle, ob er ein[en] Brief an ihren Bruder nach England bestellen wolle. Die alte Mutter fragt, ob er wohl ein Ketzer sei u.s.w. Beim Abschied, der schon sehr traulich war, verspricht Göthe, morgen wieder zu kommen, und den Brief selbst abzuholen. Er kommt auch den andern Tag wirklich wieder, u. erhält einen Brief, und einen pathetischen (rührend geschilderten) mündlichen Auftrag von der alten Mutter, die keinen ganzen Mantel mehr hat, um in die Messe gehn zu können. Beim Abschied rührende Zunöthigung, das Fest der Heil. Rosalia noch in Palermo u. in Gesellschaft dieser guten armen Leute zu feiern . . . [Als] beim ersten Besuch bei der Familie Göthe mit seinem Begleiter ins grose, leere Gemach eingewiesen worden war, so verweilt die Schwester, die sie in der Küche angetroffen hatten, noch etwas in der Küche. „Als sie hereintrat, erzählte Göthe, hatte sie eine reine weise Schürze umgethan, und statt der klappernden Korkpantoffeln Schuhe mit einem rothen Bändchen angezogen. Sie setzte sich mir schief über, stemmt beide Hände auf die Knie, und befühlte nun so vorwärts gebogen mit arglosem, unbeleidigendem Blick jede Muskelbewegung des ihr fremden Mannes."

Italienische Reise. 13. u. 14. 4. 1787 ( W A I 3 1 , 1 3 4 )

Zur gesetzten Stunde, es mochte etwa drei Uhr nach Mittag sein, machten wir uns auf den Weg. Das Haus lag in dem Winkel eines Gäßchens nicht weit von der Hauptstraße, il Cassaro genannt. Wir stiegen eine elende Treppe hinauf und kamen sogleich in die Küche. Eine Frau von mittlerer Größe, stark und breit, ohne fett χμ sein, war beschäftigt das Küchengeschirr aufouwaschen. Sie war reinlich gekleidet und schlug, als wir hinein traten, das eine Ende der Schürfe hinauf, um vor uns die schmutzige Seite verstecken. Sie sah meinen Führer freudig an und sagte: „Signor Giovanni, bringen Sie uns gute Nachrichten ? Haben Sie etwas ausgerichtet ?" Er versetzte: „In unserer Sache hat mir's noch nicht gelingen wollen; hier ist aber ein Fremder, der einen Gruß von Ihrem Bruder bringt und Ihnen erzählen kann, wie er sich gegenwärtig befindet."' Der Gruß, den ich bringen sollte, war nicht gan% in unserer Abrede; indessen war die Einleitung einmal gemacht. — „Sie kennen meinen Bruder?" fragte sie. — „Es kennt ihn ganζ Europa", versetzte ich; „und ich glaube, es wird Ihnen angenehm sein %u hören, daß er sich in Sicherheit und wohl befindet, da Sie bisher wegen seines Schicksals gewiß in Sorgen gewesen sind." — „Treten Sie hinein", sagte sie, „ich folge Ihnen gleich"; und ich trat mit dem Schreiber in das Zimmer . . . 137

1787

Palermo Wir näherten uns der Familie, die am andern Ende des Zimmers an dem einzigen Fenster versammelt war. Indeß mein Führer der alten Balsamo, die in der Ecke saß, die Ursache unsers Besuchs erklärte und seine Worte wegen der Taubheit der guten Alten mehrmals laut wiederholte, hatte ich Zeit, das Zimmer und die übrigen Personen betrachten. Ein Mädchen von ungefähr sechzehn Jahren, wohlgewachsen, deren Gesichtszüge durch die Blattern undeutlich geworden waren, stand am Fenster; neben ihr ein junger Mensch, dessen unangenehme, durch die Blattern entstellte Bildung mir auch auffiel. In einem Lehnstuhl saß oder lag vielmehr, gegen dem Fenster über, eine kranke, sehr ungestaltete Person, die mit einer Art Schlafsucht behaftet schien. Als mein Führer sich deutlich gemacht hatte, nöthigte man uns ζum Sitten. Die Alte that einige Fragen an mich, die ich mir aber mußte dolmetschen lassen, eW ich sie beantworten konnte, da mir der sicilianische Dialekt nicht geläufig war. Ich betrachtete indessen die alte Frau mit Verzügen. Sie war von mittlerer Größe, aber wohlgebildet; über ihre regelmäßigen Gesichtszüge, die das Alter nicht entstellt hatte, war der Friede verbreitet, dessen gewöhnlich die Menschen genießen, die des Gehörs beraubt sind; der Ton ihrer Stimme war sanft und angenehm. Ich beantwortete ihre Fragen, und meine Antworten mußten ihr auch wieder verdolmetscht werden. Die Langsamkeit unserer Unterredung gab mir Gelegenheit, meine Worte abzumessen. Ich erzählte ihr, daß ihr Sohn in Frankreich losgesprochen worden und sich gegenwärtig in England befinde, wo er wohl aufgenommen sei. Ihre Freude, die sie über diese Nachrichten äußerte, war mit Ausdrücken einer herzlichen Frömmigkeit begleitet, und da sie nun etwas lauter und langsamer sprach, könnt' ich sie eher verstehen. Indessen war ihre Tochter hereingekommen und hatte sich zu meinem Führer gesetzt, der ihr das, was ich erzählt hatte, getreulich wiederholte. Sie hatte eine reinliche Schürfe vorgebunden und ihre Haare in Ordnung unter das Netz gebracht. Je mehr ich sie ansah und mit ihrer Mutter verglich, desto auffallender war mir der Unterschied beider Gestalten. Eine lebhafte gesunde Sinnlichkeit blickte aus der ganzen Bildung der Tochter hervor; sie mochte eine Frau von vierzig Jahren sein. Mit muntern blauen Augen sah sie klug umher, ohne daß ich in ihrem Blick irgend einen Argwohn spüren konnte. Indem sie saß, versprach ihre Figur mehr Länge, als sie zeigte, wenn sie aufstand; ihre Stellung war determinirt, sie saß mit vorwärts gebogenem Körper und die Hände auf die Kniee gelegt. Übrigens erinnerte mich ihre mehr stumpfe als scharfe Gesichtsbildung an das Bildniß ihres Bruders, das wir in Kupfer kennen. Sie fragte mich Verschiedenes über meine Reise, über meine Absicht Sicilien zu sehen, und war überzeugt, daß ich gewiß zurückkommen und das Fest der heiligen Rosalie mit ihnen feiern würde. Da indessen die Großmutter wieder einige Fragen an mich gethan hatte und ich ihr zu antworten beschäftigt war, sprach die Tochter halblaut mit meinem Gefährten, doch so, daß ich Anlaß nehmen konnte zu fragen: wovon die Rede sei? Er sagte darauf: 138

1787

Palermo Frau Capitummino erzähle ihm, daß ihr Bruder ihr noch vierzehn Un^en schuldig sei; sie habe bei seiner schnellen Abreise von Palermo versetzte Sachen für ihn eingelöset; seit der Zeit aber weder etwas von ihm gehört, noch Geld, noch irgend eine Unterstützung von ihm erhalten, ob er gleich, wie sie höre, große Reichthümer besitze und einen fürstlichen Aufwand mache. Ob ich nicht über mich nehmen wolle, nach meiner Zurückkunft ihn auf eine gute Weise an die Schuld %u erinnern und eine Unterstützung für sie auszuwirken, ja ob ich nicht einen Brief mitnehmen oder allenfalls bestellen wollet Ich erbot mich dazu. Sie fragte: wo ich wohne? Wohin sie mir den Brief zß schicken habe ? Ich lehnte ab, meine Wohnung zu sagen, und erbot mich, den andern Tag gegen Abend den Brief selbst abzuholen. Sie erzählte mir darauf ihre mißliehe Lage; sie sei eine Witwe mit drei Kindern, von denen das eine Mädchen im Kloster erzogen werde; die andere sei hier gegenwärtig und ihr Sohn eben in die Lehrstunde gegangen. Außer diesen drei Kindern habe sie ihre Mutter bei sich, für deren Unterhalt sie sorgen müsse, und überdieß habe sie aus christlicher Liebe die unglückliche kranke Person zu sich genommen, die ihre Last noch vergrößere; alle ihre Arbeitsamkeit reiche kaum hin, sich und den Ihrigen das Nothdürftige zu verschaffen. Sie wisse zwar> daß Gott diese guten Werke nicht unbelohnt lasse, seufze aber doch sehr unter der Last, die sie schon so lange getragen habe. Die jungen Leute mischten sich auch in's Gespräch, und die Unterhaltung wurde lebhafter. Indem ich mit den andern sprach, hört' ich, daß die Alte ihre Tochter fragte: ob ich denn auch wohl ihrer heiligen Religion zpgethan sei ? Ich konnte bemerken, daß die Tochter auf eine kluge Weise der Antwort auszuweichen suchte, indem sie, so viel ich verstand, der Mutter bedeutete: daß der Fremde gut für sie gesinnt zu sein schiene, und daß es sich wohl nicht schicke, jemanden sogleich über diesen Punct zu befragen. Da sie hörten, daß ich bald von Palermo abreisen wollte, wurden sie dringender und ersuchten mich, daß ich doch ja wiederkommen möchte; besonders rühmten sie die paradiesischen Tage des Rosalienfestes, dergleichen in der ganzen Welt nicht müsse gesehen und genossen werden. Mein Begleiter, der schon lange Lust gehabt hatte sich zu entfernen, machte endlich der Unterredung durch seine Gebärden ein Ende, und ich versprach, den andern Tag gegen Abend wieder zu kommen und den Brief abzuholen. Mein Begleiter freute sich, daß alles so glücklich gelungen sei, und wir schieden zufrieden von einander. Italienische Reise. 13. u. 14. 4. 1787 (WA I 31,144)

Gegen Abend trat ich noch zu meinem Handeismanne und fragte ihn: wie denn das Fest morgen ablaufen werde, da eine große Procession durch die Stadt ziehen und der Vicekönig selbst das Heiligste zu Fuß begleiten solle ? Der geringste Windstoß müsse ja Gott und Menschen in die dickste Staubwolke verhüllen. Der muntere Mann versetzte, daß man in Palermo sich gern auf ein Wunder verlasse. Schon mehrmals in ähnlichen Fällen sei ein gewaltsamer Platzregen gefallen und habe die meist abhängige Straße, wenigstens zum Theil, rein abgeschwemmt und der Pro139

1787

Palermo cession reinen Weg gebahnt. Auch dießmal hege man die gleiche Hoffnung nicht ohne Grund, denn der Himmel übersiehe sich und verspreche Regen auf die Nacht.

15. 4.

Italienische Reise. 13. u. 14. 4 . 1 7 8 7 ( W A I 3 1 , 1 4 0 )

Ich begab mich . . . des andern Tags gleich nach Tische allein in ihre Wohnung. Sie verwunderten sich, da ich hineintrat. Der Brief sei noch nicht fertig, sagten sie, und einige ihrer Verwandten wünschten mich auch kennen z,u lernen, welche sich gegen Abend einfinden würden. Ich versetzte: daß ich morgen früh schon abreisen müsse, daß ich noch Visiten zu machen, auch einzupacken habe und also lieber früher als gar nicht hätte kommen wollen. Indessen trat der Sohn herein, den ich des Tags vorher nicht gesehen hatte. Er glich seiner Schwester an Wuchs und Bildung. Er brachte den Brief, den man mir mitgeben wollte, den er, wie es in jenen Gegenden gewöhnlich ist, außer dem Hause bei einem der öffentlich sitzenden Notarien hatte schreiben lassen. Der junge Mensch hatte ein stilles, trauriges und bescheidenes Wesen, erkundigte sich nach seinem Oheim, fragte nach dessen Reichthum und Ausgaben und setzte traurig hinzu: warum er seine Familie doch so ganz vergessen haben möchte ? „Es wäre unser größtes Glück," fuhr er fort, „wenn er einmal hieher käme und sich unserer annehmen wollte; aber," fuhr er fort, „wie hat er Ihnen entdeckt, daß er noch Anverwandte in Palermo habe ? Man sagt, daß er uns überall verläugne und sich für einen Mann von großer Geburt ausgebe." Ich beantwortete diese Frage, welche durch die Unvorsichtigheit meines Führers bei unserm ersten Eintritt veranlaßt worden war, auf eine Weise, die es wahrscheinlich machte, daß der Oheim, wenn er gleich gegen das Publicum Ursache habe, seine Abkunft verbergen, doch gegen seine Freunde und Bekannten kein Geheimniß daraus mache. Die Schwester, welche während dieser Unterredung herbeigetreten war und durch die Gegenwart des Bruders, wahrscheinlich auch durch die Abwesenheit des gestrigen Freundes mehr Muth bekam, fing gleichfalls an, sehr artig und lebhaft sprechen. Sie baten sehr, sie ihrem Onkel, wenn ich ihm schriebe, empfehlen; eben so sehr aber, wenn ich diese Reise durch's Königreich gemacht, wieder %u kommen und das Rosalienfest mit ihnen zß begehen. Die Mutter stimmte mit den Kindern ein. „Mein Herr", sagte sie, „ob es sich %war eigentlich nicht schickt, da ich eine erwachsene Tochter habe, fremde Männer in meinem Hause zu sehen, und man Ursache hat, sich sowohl vor der Gefahr als der Nachrede hüten, so sollen Sie uns doch immer willkommen sein, wenn Sie in diese Stadt zurückkehren." „O ja", versetzten die Kinder, „wir wollen den Herrn bei'm Feste herumführen, wir wollen ihm alles geigen, wir wollen uns auf die Gerüste setzen, wo wir die Feierlichkeit am besten sehen können. Wie wird er sich über den großen Wagen und besonders über die prächtige Illumination freuen !" Indessen hatte die Großmutter den Brief gelesen und wieder gelesen. Da sie hörte, daß 140

1787

Palermo ich Abschied nehmen wollte, stand sie auf und übergab mir das zusammengefaltete Papier. ,,Sagen Sie meinem Sohn", fing sie mit einer edlen Lebhaftigkeit, ja einer Art von Begeisterung an: „sagen Sie meinem Sohn, wie glücklich mich die Nachricht gemacht hat, die Sie mir von ihm gebracht haben l sagen Sie ihm, daß ich ihn so an mein Her% schließe" — hier streckte sie die Arme aus einander und drückte sie wieder auf ihre Brust zusammen — „daß ich täglich Gott und unsere heilige Jungfrau für ihn im Gebet anflehe, daß ich ihm und seiner Frau meinen Segen gebe, und daß ich nur wünsche, ihn vor meinem Ende noch einmal mit diesen Augen sehen, die so viele Thränen über ihn vergossen haben." Die eigne Zierlichkeit der italiänischen Sprache begünstigte die Wahl und die edle Stellung dieser Worte, welche noch überdieß von lebhaften Gebärden begleitet wurden, womit jene Nation über ihre Äußerungen einen unglaublichen Rei% χμ verbreiten gewohnt ist. Ich nahm nicht ohne Rührung von ihnen Abschied. Sie reichten mir alle die Hände, die Kinder geleiteten mich hinaus, und indeß ich die Treppe hinunterging, sprangen sie auf den Balcon des Fensters, das aus der Küche auf die Straße ging, riefen mir nach, winkten mir Grüße und wiederholten: daß ich ja nicht vergessen möchte wieder kommen. Ich sah sie noch auf dem Balcon stehen, als ich um die Ecke herumging.

1./18. 4.

An Ungenannt, Sommer 1788 (WA IV 8, 415)

Ie ne scaurois partir sans renouveller ma Memoire aupres de Vous Monsieur sans Vous assurer des sentimens que Vous avez scu m'inspirer des le premier Moment de votre connaissance a Palerme. Que n'ai je pu profiter de vos lumieres en parcourant d'un oil triste la situation deplorable de votre patrie. 18. 4.

Italienische Reise. 18. 4.1787 (WA I 31,148)

Bei Zeiten ritten wir aus Palermo. Kniep und der Vetturin hatten sich bei'm Einund Aufpacken vortrefflich erwiesen. Wir ^ogen langsam die herrliche Straße hinauf, die uns schon bei'm Besuch auf San Martino bekannt geworden, und bewunderten abermals eine der Pracht-Fontainen am Wege, als wir auf die mäßige Sitte dieses Landes vorbereitet wurden. Unser Reitknecht nämlich hatte ein kleines Weinfäßchen am Riemen umgehängt, wie unsere Marketenderinnen pflegen, und es schien für einige Tage genugsam Wein enthalten. Wir verwunderten uns daher, als er auf eine der vielen Springröhren losritt, den Pfropf eröffnete und Wasser einlaufen ließ. Wir fragten, mit wahrhaft deutschem Erstaunen, was er da vorhabe? ob das Fäßchen nicht voll Wein sei ? Worauf er mit großer Gelassenheit erwiederte: er habe ein Dritttheil davon leer gelassen, und weil niemand ungemischten Wein trinke, so sei es besser, man mische ihn gleich im Ganzen, da vereinigten sich die Flüssigkeiten besser, und man sei ja nicht sicher überall Wasser %u finden.

141

1787

Agrigent

Agrigent 24.4.

Italienische Reise. 24. 4.1787 (WA I 31,159)

Unser Führer, ein kleiner guter Weltgeistlicher, ersuchte uns, vor allen Dingen diesen Tag der Stadt widmen. Erst ließ er uns die ganz wohlgebauten Straßen beschauen, dann führte er uns auf höhere Puncte, wo sich der Anblick durch größere Weite und Breite noch mehr verherrlichte, sodann zum Kunstgenuß in die Hauptkirche . . . Da es hier keine Gasthöfe gibt, so hatte uns eine freundliche Familie Platζ gemacht und einen erhöhten Alkoven an einem großen Zimmer eingeräumt. Ein grüner Vorhang trennte uns und unser Gepäck von den Hausgliedern, welche in dem großen Zimmer Nudeln fabricirten .. . Wir setzten uns den hübschen Kindern, ließen uns die Behandlung erklären und vernahmen, daß sie aus dem besten und schwersten Weisen, Grano forte genannt, fabricirt würden. Dabei kommt vielmehr Handarbeit als Maschinen- und Formwesen vor. Und so hatten sie uns denn auch das trefflichste Nudelgericht bereitet, bedauerten jedoch, daß grade von der allervollkommensten Sorte, die außer Girgent, ja außer ihrem Hause nicht gefertigt werden könnte, nicht einmal ein Gericht vorräthig sei. An Weiße und Zartheit schienen diese ihres Gleichen nicht zu haben. Auch den ganzen Abend wußte unser Führer die Ungeduld zu besänftigen, die uns hinabwärts trieb, indem er uns abermals auf die Höhe zu herrlichen Aussichtspuncten führte und uns dabei die Übersicht der Lage gab alle der Merkwürdigkeiten, die wir morgen in der Nähe sehen sollten. 25. 4.

Italienische Reise. 25. 4.1787 (WA I 31,161)

Mit dem Bewußtsein daß es unserm Besten gereiche, führte uns der kleine Mann unaufhaltsam quer durch die reiche Vegetation, an tausend Einzelheiten vorüber. 26. 4.

Italienische Reise. 26. 4.1787 (WA I 31,165)

Nun durchzog ich die gestrigen Wege mit meinem kleinen geistlichen Führer, die Gegenstände von mehrern Seiten betrachtend und meinen fleißigen Freund hie und da besuchend. Auf eine schöne Anstalt der alten mächtigen Stadt machte mich mein Führer aufmerksam. In den Felsen und Gemäuermassen, welche Girgenti zum Bollwerk dienten, finden sich Gräber, wahrscheinlich den Tapfern und Guten zßr Ruhestätte bestimmt. . . Über den bürgerlichen und kirchlichen Zustand erzählte mir der gute Alte gar manches. Ich hörte von nichts, was nur einigermaßen in Aufnahme wäre. Das Gespräch schickte sich recht gut zu den unaufhaltsam verwitternden Trümmern . . . 142

1787

Agrigent Haß auf die Franzosen, weil sie mit den Barbaresken Frieden haben, und man ihnen Schuld gibt, sie verriethen die Christen an die Ungläubigen . . . Unser Cicerone hieß Don Michael Vella, Antiquar, mohnhaft bei Meister Gerio in der Nähe von St. Maria . . . Als ich auf schwarte feste Steine aufmerksam ward, die einer Lava glichen, sagte mir der Antiquar, sie seien vom Ätna, auch am Hafen oder vielmehr Landungsplatz stünden solche.

27. 4.

Italienische Reise. 27. 4.1787 (WA I 31,170)

Wenn Kniep alle Vorsätze ausführen will, muß er unablässig zeichnen, indeß ich mit meinem alten kleinen Führer umherziehe. Wir spazierten gegen das Meer, von woher sich Girgenti, wie uns die Alten versichern, sehr gut ausgenommen habe. Der Blick ward in die Wellenweite gezogen, und mein Führer machte mich aufmerksam auf einen langen Wolkenstreif, der südwärts, einem Bergrücken gleich, auf der Horizontallinie aufzuliegen schien: dieß sei die Andeutung der Küste von Afrika, sagte er.

Caltanisetta 28. 4.

Italienische Reise. 28. 4.1787 (WA I 31,172)

Nun ritten wir bei heißem Sonnenschein durch diese wüste Fruchtbarkeit und freuten uns in dem wohlgelegenen und wohlgebauten Caltanisetta zu^etKf anzukommen, wo wir jedoch abermals vergeblich um eine leidliche Herberge bemüht waren . . . Vor allem aber mußte wegen des Essens Anstalt getroffen werden. Wir hatten unterwegs eine Henne gekauft, der Vetturin war gegangen Reis, Salz Specereien anzuschaffen, weil er aber nie hier gewesen, so blieb lange unerörtert, wo denn eigentlich gekocht werden sollte, wozu in der Herberge selbst keine Gelegenheit war. Endlich bequemte sich ein ältlicher Bürger, Herd und Holz, Küchen- und Tischgeräthe gegen ein Billiges herzugeben und uns, indessen gekocht würde, in der Stadt herumzuführen, endlich auf den Markt, wo die angesehensten Einwohner nach antiker Weise umher saßen, sich unterhielten und von uns unterhalten sein wollten. Wir mußten von Friederich dem Zweiten erzählen, und ihre Theilnahme an diesem großen Könige war so lebhaft, daß wir seinen Tod verhehlten, um nicht durch eine so unselige Nachricht unsern Wirthen verhaßt zu werden.

Castro Giovanni (Enna) 29. 4.

Italienische Reise. 29. 4.1787 (WA I 31,178)

Das alte Enna empfing uns sehr unfreundlich; ein Estrichzimmer mit Läden ohne Fenster, so daß wir entweder im Dunkeln sitzen, oder den Sprühregen, dem wir so 143

1787

Castro G i o v a n n i eben entgangen waren, wieder erdulden mußten. Einige Überreste unseres Reisevorraths wurden vermehrt, die Nacht kläglich zugebracht. Wir thaten ein feierliches Gelübde, nie wieder nach einem mythologischen Namen unser Wege^iel richten.

Auf d em Weg nach Catania 30. 4.

Böttiger (*GJb 15, 95; LB Dresden)

B 2 448 B 3 1200

[Nach Goethes Bericht 28. 5. 1795:] Als Göthe von Palermo nach Girgenti reißte, sah er vom Wirthshause, wo er Mittags hielt, mehrere reisende Sicilianer die Distelköpfe, die in unzähliger Menge auf einer verwilderten Wiese emporragten, u. eben noch im Schossen u. Aufblühen warfen], abhauen, schälen und essen. Er probirte es nun selbst u. fand diese geschältfen] Spross [en] zart u. süßlich, so daß sie nach unserer Salatzurichtung den Spargeln sehr ähnlich geweßen wären. Der Veturino raufte Puffbohnen, u. vertheilt[e] sie als große Delicatesse. Er selbst verzehrte einen rohen Kohlrabi, wie wir einen Aepfel verzehren würden. Italienische Reise. 30. 4. 1787 (WA I 3 1 , 1 7 9 )

Auf einem einsam stehenden Gasthofe, wo wir fütterten, waren zugleich ein paar sicilianische Edelleute angekommen, welche quer durch das Land, eines Processes wegen, nach Palermo zogen. Mit Verwundrung sahen wir diese beiden ernsthaften Männer, mit scharfen Taschenmessern, vor einer solchen Distelgruppe stehen und die obersten Τ heile dieser emporstrebenden Gewächse niederhauen; sie faß ten alsdann diesen stachlichen Gewinn mit spitzen Fingern, schälten den Stengel und vermehrten das Innere desselben mit Wohlgefallen. Damit beschäftigten sie sich eine lange Zeit, indessen wir uns an Wein, dießmal ungemischt, und gutem Brod erquickten. Der Vetturin bereitete uns dergleichen Stengelmark und versicherte, es sei eine gesunde kühlende Speise, sie wollte uns aber so wenig schmecken als der rohe Kohlrabi v>u Segeste. 1. 5.

Italienische Reise. 1. 5. 1787 (WA I 31, 181)

Kniep hatte eine recht bedeutende Ferne umrissen, weil aber der Mittel- und Vordergrund gar %u abscheulich war, setzte er, geschmackvoll scherzend, ein Poussin'sches Vordertheil daran, welches ihm nichts kostete und das Blatt einem ganz hübschen Bildchen machte. Wie viel mahlerische Reisen mögen dergleichen Halbwahrheiten enthalten. Unser Reitmann versprach, um unser mürrisches Wesen %u begütigen, für den Abend eine gute Herberge, brachte uns auch wirklich in einen vor wenig fahren gebauten Gasthof, der auf diesem Wege, gerade in gehöriger Entfernung von Catania gelegen, dem Reisenden willkommen sein mußte, und wir ließen es uns, bei einer leidlichen Einrichtung, seit zwölf Tagen wieder einigermaßen bequem werden. Merkwürdig aber war 144

Auf dem W e g nach Catania

1787

uns eine Inschrift an die Wand, bleistiftlich mit schönen englischen Sehrif trügen geschrieben; sie enthielt Folgendes: „Reisende, wer ihr auch seid, hütet euch in Catania vor dem Wirthshause %um goldenen Löwen; es ist schlimmer, als wenn ihr Cyclopen, Sirenen und Scyllen zugleich in die Klauen fielet." Ob wir nun schon dachten, der wohlmeinende Warner möchte die Gefahr etwas mythologisch vergrößert haben, so setzten wir uns doch fest vor, den goldenen Löwen vermeiden, der uns als ein so grimmiges Thier angekündigt war. Als uns daher der Maulthiertreibende befragte, wo wir in Catania einkehren wollten, so versetzten wir: überall, nur nicht im Löwen! worauf er den Vorschlag that, da vorlieb nehmen, wo er seine Thiere unterstelle, nur müßten wir uns daselbst auch verköstigen, wie wir es schon bisher gethan. Wir waren alles zufrieden: dem Rachen des Löwen zu entgehen war unser einziger Wunsch. . . Nun drängen sich ungeheure Lavaflüsse heran. Motta ist ein schöner bedeutender Fels. Hier stehen die Bohnen als sehr hohe Stauden. Die Acker sind veränderlich, bald sehr kiesig, bald besser gemischt. Der Vetturin, der diese Frühlingsvegetation der Südostseite lange nicht gesehen haben mochte, verfiel in großes Ausrufen über die Schönheit der Frucht und fragte uns mit selbstgefälligem Patriotismus: ob es in unsern Landen auch wohl solche gäbe ? Ihr ist hier alles aufgeopfert, man sieht wenig ja gar keine Bäume. Allerliebst war ein Mädchen von prächtiger schlanker Gestalt, eine ältere Bekanntschaft unseres Vetturins, die seinem Maulthiere gleichlief, schwatzte und dabei mit solcher Zierlichkeit als möglich ihren Faden spann. Catania 2. 5.

Italienische Reise. 2. 5 . 1 7 8 7 (WA I 3 1 , 1 8 4 )

In unserer Herberge befanden wir uns freilich sehr übel... deßhalb sprachen wir Morgens zeitig mit dem fremdlichen Wirthe. Er bedauerte, daß er uns nicht besser versorgen könne: „Da drüben aber ist ein Haus, wo Fremde gut aufgehoben sind und alle Ursache haben zufrieden %u sein." — Er geigte uns ein großes Eckhaus, von welchem die uns zugekehrte Seite viel Gutes versprach. Wir eilten sogleich hinüber, fanden einen rührigen Mann, der sich als Lohnbedienter angab und, in Abwesenheit des Wirths, uns ein schönes Zimmer neben einem Saal anwies, auch zugleich versicherte, daß wir auf's billigste bedient werden sollten. Wir erkundigten uns ungesäumt hergebrachter Weise, was für Quartier, Tisch, Wein, Frühstück und sonstiges Bestimmbare %u befahlen sei ? Das war alles billig, und wir schafften eilig unsere Wenigkeiten herüber, sie in die weitläufigen vergoldeten Commoden einzuordnen. Kniep fand zum erstenmale Gelegenheit seine Pappe auszubreiten; er ordnete seine Zeichnungen, ich mein Bemerktes. Sodann, vergnügt über die schönen Räume, traten wir auf den Balcon des Saals, der Aussicht zu genießen. Nachdem wir diese genugsam betrachtet und gelobt, kehrten wir um nach unsern Geschäften und siehe! da drohte über unserm 145 10

Goethe, Gespräche III

1787

Catania Haupte ein großer goldener Löwe. Wir sahen einander bedenklich an, lächelten und lachten. Von nun an aber blickten wir umher, ob nicht irgendwo eins der Homerischen Schreckbilder hervorschauen möchte. Nichts dergleichen war sehen, dagegen fanden wir im Saal eine hübsche junge Frau, die mit einem Kinde von etwa %u>ei Jahren herumtändelte, aber sogleich von dem beweglichen Halbwirth derb ausgescholten dastand: Sie solle sich hinweg verfügen! hieß es, sie habe hier nichts thun. — „Es ist doch hart, daß du mich fortjagst", sagte sie, „das Kind ist zu Hause nicht zu begütigen, wenn du weg bist, und die Herrn erlauben mir gewiß in deiner Gegenwart das Kleine zu beruhigen." Der Gemahl ließ es dabei nicht bewenden, sondern suchte sie fortzuschaffen, das Kind schrie in der Thüre ganz erbärmlich, und wir mußten %ulet%t ernstlich verlangen, daß das hübsche Madamchen dabliebe. Durch den Engländer gewarnt, war es keine Kunst die Komödie zu durchschauen, wir spielten die Neulinge, die Unschuldigen, er aber machte seine liebreiche Vaterschaft auf das beste gelten. Das Kind wirklich war am freundlichsten mit ihm, wahrscheinlich hatte es die angebliche Mutter unter der Thüre gekneipt. Und so war sie auch in der größten Unschuld dageblieben, als der Mann wegging, ein Empfehlungsschreiben an den Hausgeistlichen des Prinzen Biscaris [Abbate Sestini] überbringen. Sie dahlte fort, bis er zurückkam und anzeigte, der Abbe würde selbst erscheinen, uns von dem Näheren ζμ unterrichten.

3. 5.

Italienische Reise. 3. 5. 1787 (WA I 31,186)

Der Abbe [Sestini], der uns gestern Abend schon begrüßt hatte, erschien heute zeitig und führte uns in den Palast, welcher auf einem hohen Sockel einstöckig gebaut ist, und Zwar sahen wir querst das Museum, wo marmorne und eherne Bilder, Vasen und alle Arten solcher Alterthümer beisammenstehen. Wir hatten abermals Gelegenheit unsere Kenntnisse ζμ erweitern, besonders aber fesselte uns der Sturz eines Jupiters, dessen Abguß ich schon aus Tischbeins Werkstatt kannte und welcher größere Vorzüge besitzt, als wir χμ beurtheilen vermochten. Ein Hausgenosse gab die nöthigste historische Auskunft, und nun gelangten wir in einen großen hohen Saal. Die vielen Stühle an den Wänden umher zeugten, daß große Gesellschaft sich manchmal hier versammle. Wir setzten uns, in Erwartung einer günstigen Aufnahme. Da kamen ein paar Frauenzimmer herein und gingen der Länge nach auf und ab. Sie sprachen angelegentlich mit einander. Als sie uns gewahrten, stand der Abbe auf, ich deßgleichen, wir neigten uns. Ich fragte: wer sie seien? und erfuhr, die jüngere sei die Prinzessin, die ältere eine edle Catanierin. Wir hatten uns wieder gesetzt, sie gingen auf und ab, wie man auf einem Marktplatze thun würde. Wir wurden zam Prinzen [Vincenzo di Biscari] geführt, der, wie man mir schon bemerkt hatte, uns seine Münzsammlung aus besonderem Vertrauen vorwies, da wohl früher seinem Herrn Vater und auch ihm nachher bei solchem Vorzeigen manches abhanden gekommen und seine gewöhnliche Bereitwilligkeit dadurch einigermaßen ver146

1787

Catania mindert worden. Hier konnte ich nun schon etwas kenntnißreicher scheinen, indem ich mich bei Betrachtung der Sammlung des Prinzen Torremusga belehrt hatte. Ich lernte wieder und half mir an jenem dauerhaften Winckelmannischen Faden, der ms durch die verschiedenen Kunstepochen durchleitet, so ziemlich hin. Der Prin^, von diesen Dingen völlig unterrichtet, da er keine Kenner aber aufmerksame Liebhaber vor sich sah, mochte uns gern in allem wornach wir forschten belehren. Nachdem wir diesen Betrachtungen geraume Zeit, aber doch noch immer wenig gewidmet, standen wir im Begriff uns beurlauben, als er uns seiner Frau Mutter führte, woselbst die übrigen kleineren Kunstwerke %u sehen waren. Wir fanden eine ansehnliche, natürlich edle Frau, die uns mit den Worten empfing: „Sehen Sie sich bei mir um, meine Herren, Sie finden hier alles noch wie es mein seliger Gemahl gesammelt und geordnet hat. Dieß danke ich der Frömmigkeit meines Sohnes, der mich in seinen besten Zimmern nicht nur wohnen, sondern auch hier nicht das Geringste entfernen oder verrücken läßt, was sein seliger Herr Vater anschaffte und aufstellte; wodurch ich den doppelten Vortheil habe, sowohl auf die so lange fahre her gewohnte Weise %u leben, als auch, wie von jeher, die trefflichen Fremden %u sehen und näher kennen, die, unsere Schätze %u betrachten, von so weiten Orten herkommen." Sie schhß uns darauf selbst den Glasschrank auf, worin die Arbeiten in Bernstein aufbewahrt standen . . . An diesen Gegenständen, so wie an geschnittenen Muscheln, wie sie in Trapani gefertigt werden, ferner an ausgesuchten Elfenbeinarbeiten hatte die Dame ihre besondere Freude und wußte dabei manche heitere Geschichte χμ erzählen. Der Fürst machte uns auf die ernsteren Gegenstände aufmerksam, und so flössen einige Stunden vergnügt und belehrend vorüber. Indessen hatte die Fürstin vernommen, daß wir Deutsche seien, sie fragte daher nach Herrn von Riedesel, Bartels, Münter, welche sie sämmtlich gekannt und ihren Charakter und Betragen gar wohl unterscheidend würdigen wußte. IVir trennten uns ungern von ihr, und sie schien uns ungern wegzulassen . . . Uns führte der Geistliche alsdann in das Benedictinerkloster, in die Zelle eines Bruders, dessen, bei mäßigem Alter, trauriges und in sich zurückgezogenes Ansehn wenig frohe Unterhaltung versprach. Er war jedoch der kunstreiche Mann, der die ungeheure Orgel dieser Kirche allein %u bändigen wußte. Als er unsere Wünsche mehr errathen als vernommen, erfüllte er sie schweigend; wir begaben uns in die sehr geräumige Kirche, die er, das herrliche Instrument bearbeitend, bis in den letzten Winkel mit leisestem Hauch sowohl als gewaltsamsten Tönen durchsäuselte und durchschmetterte. Italienische Reise. 4. 5. 1787 (WA I 3 1 , 1 9 0 )

Bald nach Tische kam der Abbe [Sestini] ferntem Theil der Stadt geigen sollte. Bei'm Rangstreit. Ich war querst eingestiegen und einsteigend, verlangte ausdrücklich, daß ich 147 10»

mit einem Wagen, da er ms den entEinsteigen ereignete sich ein wundersamer hätte ihm %ur linken Hand gesessen, er, herumrücken und ihn meiner Linken

1787

Catania nehmen sollte; ich hat ihn, dergleichen Ceremonien χμ unterlassen. „Verzeiht!" sagte er, „daß wir also sitzen, denn wenn ich meinen Platz Zu Eurer Rechten nehme, so glaubt jedermann, daß ich mit Euch fahre, sitze ich aber zur Linken, so ist es ausgesprochen, daß Ihr mit mir fahrt, mit mir nämlich, der ich Euch im Namen des Fürsten die Stadt steige." Dagegen war freilich nichts einzuwenden und also geschah es.. . Schon in Neapel hatte mich der Lavenhändler sehr gefördert, hier, in einem weit höheren Sinne, der Ritter Gioeni. Ich fand in seiner reichen, sehr galant aufgestellten Sammlung die Laven des Ätna, die Basalte am Fuß desselben, verändertes Gestein, mehr oder weniger %u erkennen; alles wurde freundlichst vorgezeigt. Am meisten hatte ich Zeolithe χμ bewundern, aus den schroffen, im Meere stehenden Felsen unter Jaci. Als wir den Ritter um die Mittel befragten, wie man sich benehmen müsse um den Ätna χμ besteigen, wollte er von einer Wagniß nach dem Gipfel, besonders in der gegenwärtigen Jahreszeit, gar nichts hören. „Überhaupt", sagte er, nachdem er uns um Verzeihung gebeten, „die hier ankommenden Fremden sehen die Sache für allzuleicht an, wir andern Nachbarn des Berges sind schon zufrieden, wenn wir ein paarmal in unserm Leben die beste Gelegenheit abgepaßt und den Gipfel erreicht haben. Brjdone, der zuerst durch seine Beschreibung die Lust nach diesem Feuergipfel entzündet, ist gar nicht hinauf gekommen; Graf Borch läßt den Leser in Ungewißheit, aber auch er ist nur bis auf eine gewisse Höhe gelangt, und so könnte ich von mehrern sagen. Für jetzt erstreckt sich der Schnee noch allzuweit herunter und breitet unüberwindliche Hindernisse entgegen. Wenn Sie meinem Rathe folgen mögen, so reiten Sie morgen, bei guter Zeit, bis an den Fuß des Monte Rosso, besteigen Sie diese Höhe; Sie werden von da des herrlichsten Anblicks genießen und zugleich die alte Lava bemerken, welche dort, 1669 entsprungen, unglücklicherweise sich nach der Stadt hereinwälzte. Die Aussicht ist herrlich und deutlich; man thut besser, sich das Übrige erzählen zu lassen."

4. 5.

Italienische Reise. 5. 5 . 1 7 8 7 (WA I 3 1 , 1 9 2 )

Folgsam dem guten Rathe machten wir uns zeitig auf den Weg und erreichten, auf unsern Maulthieren immer rückwärts schauend, die Region der durch die Zeit noch ungebändigten Laven . . . Auf der ersten bedeutenden Höhe hielten wir still. Kniep Zeichnete mit großer Präcision was hinaufwärts vor uns lag... Ich stieg hinauf. . . Als ich ganz betäubt wieder herunter kam, hatte Kniep im Schauer seine Zeit gut angewendet und mit zarten Linien auf dem Papier gesichert, was der wilde Sturm mich kaum sehen, vielweniger festhalten ließ. In dem Rachen des goldenen Löwen wieder angelangt, fanden wir den Lohnbedienten, den wir nur mit Mühe uns zu begleiten abgehalten hatten. Er lobte, daß wir den Gipfel aufgegeben, schlug aber für morgen eine Spazierfahrt auf dem Meere, zu den Felsen von Jaci, andringlich vor: das sei die schönste Lustpartie, die man von Catania aus machen könnet man nehme Trank und Speise mit, auch wohl Geräthschaften um etwas zu wärmen. Seine Frau erbiete sich dieses Geschäft zu übernehmen. Ferner 148

1787

Catania

erinnerte er sich des Jubels, wie Engländer wohl gar einen Kahn mit Musik zur Begleitung genommen hätten, welche Lust über alle Vorstellung sei. Die Felsen von Jaci trogen mich heftig an, ich hatte großes Verlangen mir so schöne Zeolithe herauszuschlagen, als ich bei Gioeni gesehen. Man konnte ja die Sache kurζ fassen, die Begleitung der Frau ablehnen. Aber der warnende Geist des Engländers behielt die Oberhand, wir thaten auf die Zeolithe Verzicht und dänkten uns nicht wenig wegen dieser Enthaltsamkeit. 5. 5.

Italienische Reise. 6. 5.1787 (WA I 31,194)

Unser geistlicher Begleiter blieb nicht aus. Er führte uns die Reste alter Baukunst sehen . . . Eine nochmalige Aufwartung bei'm Prinzen lehnte der Pater ab, und wir schieden beiderseits mit lebhaften Ausdrücken der Dankbarkeit und des Wohlwollens. 1./5. 5.

An A. Zara (?) Sommer 1788 (WA IV 8,416)

Avant mon depart de Catane ie Vous temoignois Mr. le desir de posseder une Collection des Mineraux de la Sicile. An Charlotte v. Stein 25. 5.1787 (WA IV 8,217)

Ein Maltheser der jetzt in Catania etablirt ist und sich wohl und fröhlich befindet, mußte aus Norden wieder zurück ob er gleich gut angestellt war. Er versicherte mir er habe sieben Jahre in einer anhaltenden Kranckheit zugebracht, die in Sicilien gleich verschwunden sey.

Messina 9. 5.

Italienische Reise. 10. 5.1787 (WA I 31, 203)

Wir ritten eine Viertelstunde lang an Trümmern nach Trümmern vorbei, ehe wir %ur Herberge kamen, die, in diesem ganzen Revier allein wieder aufgebaut. .. Doch schliefen wir ruhig auf einer Matratze, welche der dienstfertige Vetturin dem Wirthe unter dem Leibe weggeschwatzt hatte. 10. 5.

Italienische Reise. 11. 5.1787 (WA 1 3 1 , 204)

Heute trennten wir uns von dem wackern Führer, ein gutes Trinkgeld belohnte seine sorgfältigen Dienste. Wir schieden freundlich, nachdem er uns vorher noch einen Lohnbedienten verschafft, der uns gleich in die beste Herberge bringen und alles Merkwürdige von Messina vorzeigen sollte. Der Wirth, um seinen Wunsch uns los χμ werden schleunigst erfüllt zu sehen, half Koffer und sämmtliches Gepäck auf das schnellste in eine angenehme Wohnung schaffen . . . Die Sorge vor neuem Unheil ward am ein und zwanzigsten April, also ungefähr vor zwanzig Tagen, erneuert, ein merklicher Erdstoß erschütterte den Boden abermals. Man ze'&te uns e'ne kleine Kirche, wo eine 149

1787

Messina Masse Menschen, gerade in dem Augenblick zusammengedrängt, diese Erschütterung empfanden. Einige Personen, die darin gewesen, schienen sich von ihrem Schrecken noch nicht erholt haben. Bei'm Aufsuchen und Betrachten dieser Gegenstände leitete uns ein freundlicher Consul, der, unaufgefordert, vielfache Sorge für uns trug — in dieser Trümmerwüste mehr als irgendwo dankbar anzuerkennen. Zugleich auch, da er vernahm, daß wir bald abzureisen wünschten, machte er uns einem französischen Kauffahrer bekannt, der im Begriff stehe nach Neapel zu segeln. Doppelt erwünscht, da die weiße Flagge vor den Seeräubern sichert. Eben hatten wir unserm gütigen Führer den Wunsch zu erkennen gegeben, eine der größern, obgleich auch nur einstöckigen Hütten inwendig, ihre Einrichtung und extemporirte Haushaltung zu sehen, als ein freundlicher Mann sich an uns anschloß, der sich bald als französischer Sprachmeister bezeichnete, welchem der Consul, nach vollbrachtem Spaziergange, unsern Wunsch solch ein Gebäude χμ sehen eröffnete, mit dem Ersuchen, uns bei sich einzuführen und mit den Seinigen bekannt zu machen. Wir traten in die mit Bretern beschlagene und gedeckte Hütte. Der Eindruck war völlig wie der jener Meßbuden, wo man wilde Thiere oder sonstige Abenteuer für Geld sehen läßt: das Zimmerwerk an den Wänden wie am Dache sichtbar, ein grüner Vorhang sonderte den vordem Raum, der, nicht gedielt, tennenartig geschlagen schien. Stühle und Tische befanden sich da, nichts weiter von Hausgeräthe. Erleuchtet war der Platz von durch zufällige Öffnungen der Breter. Wir discurirten eine Zeitlang und ich betrachtete mir die grüne Hülle und das darüber sichtbare innere Dachgebälke, als auf einmal, hüben und drüben des Vorhangs, ein paar allerliebste Mädchenköpfchen neugierig herausguckten, schwarzäugig, schwarzlockig, die aber, sobald sie sich bemerkt sahen, wie der Blitz verschwanden, auf Ansuchen des Consuls jedoch, nach so viel verflossener Zeit als nöthig war sich anzuziehen, auf wohlgeputzten und niedlichen Körperchen wieder hervortraten und sich mit ihren bunten Kleidern gar zierlich vor dem grünen Teppich ausnahmen. Aus ihren Fragen konnten wir wohl merken, daß sie uns für fabelhafte. Wesen aus einer andern Welt hielten, in welchem liebenswürdigen Irrthum sie unsere Antworten nur mehr bestärken mußten. Auf eine heitere Weise mahlte der Consul unsere mährchenhafte Erscheinung aus; die Unterhaltung war sehr angenehm, schwer sich zu trennen. Vor der Thür erst fiel uns auf, daß wir die innern Räume nicht gesehen und die Hausconstruction über die Bewohnerinnen vergessen hatten. Italienische Reise. 12. 5.1787 (WA I 31, 207)

Der Consul, unter andern, sagte, daß es wo nicht unumgänglich nöthig doch wohl gethan sei dem Gouverneur [Don Michele OdeaJ aufzuwarten, der, ein wunderlicher alter Mann, nach Laune und Vorurtheil eben so gut schaden als nutzen könne; dem Consul werde es zu Gunsten gerechnet, wenn er bedeutende Fremde vorstelle, auch wisse der Ankömmling nie, ob er dieses Mannes auf eine oder andere Weise bedürfe. Dem Freunde zu gefallen ging ich mit. 150

1787

Messina

IK'S Vorzimmer tretend borten wir drinne ganz entsetzlichen Lärm, ein Laufer mit Pulcinell-Gebärden raunte dem Consul in's Ohr: ,,Böser Tag! gefährliche Stunde/" Doch traten wir hinein und fanden den uralten Gouverneur, uns den Rücken zugewandt, zunächst des Fensters an einem Tische sitzen. Große Haufen vergeIbter alter Briefschaften lagen vor ihm, von denen er die unbeschriebenen Blätter mit größter Gelassenheit abschnitt und seinen haushältischen Charakter dadurch %u erkennen gab. Während dieser friedlichen Beschäftigung schalt und fluchte er fürchterlich auf einen anständigen Mann los, der, seiner Kleidung nach, mit Malta verwandt sein konnte und sich mit vieler Gemüthsruhe und Präcision vertheidigte, wo%u ihm jedoch wenig Raum blieb. Der Gescholtene und Angeschriene suchte mit Fassung einen Verdacht abzulehnen, den der Gouverneur, so schien es, auf ihn, als einen ohne Befugniß mehrmals An- und Abreisenden, mochte geworfen haben, der Mann berief sich auf seine Pässe und bekannten Verhältnisse in Neapel. Dieß aber half alles nichts, der Gouverneur zerschnitt seine alten Briefschaften, sonderte das weiße Papier sorgfältig und tobte fortwährend. Außer uns beiden standen noch etwa zwölf Personen in einem weiten Kreise, dieses Thiergefechtes Zeugen, uns wahrscheinlich den Platz an der Thüre beneidend, als gute Gelegenheit, wenn der Erzürnte allenfalls den Krückenstock erheben und dreinschlagen sollte. Die Gesichtszüge des Consuls hatten sich bei dieser Scene merklich verlängert; mich tröstete des Laufers possenhafte Nähe, der, draußen vor der Schwelle, hinter mir allerlei Faxen schnitt, mich, wenn ich manchmal umblickte, zu beruhigen, als habe das so viel nicht zu bedeuten. Auch entwirrte sich der gräßliche Handel noch ganz gelinde, der Gouverneur Schloß damit: es halte ihn zwar nichts ab, den Betretenen einzustecken und in Verwahrung Zappeln zu lassen, allein es möge dieß mal hingehen, er solle die paar bestimmten Tage in Messina bleiben, alsdann aber sich fortpacken und niemals wiederkehren. Ganz ohne die Miene zu verändern, beurlaubte sich der Mann, grüßte anständig die Versammlung und uns besonders, die er durchschneiden mußte um zur Thüre zu gelangen. Als der Gouverneur ihm noch etwas nachzuschelten sich ingrimmig umkehrte, erblickte er uns,faßte sich sogleich, winkte dem Consul, und wir traten an ihn heran. Ein Mann von sehr hohem Alter, gebückten Hauptes, unter grauen struppigen Augenbrauen schwarze tiefliegende Blicke hervorsendend; nun ein ganz anderer als kurz ZuvorEr hieß mich zu sich sitzen, fragte, in seinem Geschäft ununterbrochen fortfahrend, nach mancherlei, worüber ich ihm Bescheid gab, zuktitf fügte er hinzu: ich sei, so lange ich hier bliebe, zu seiner Tafel geladen. Der Consul, zufrieden wie ich, ja noch Zufriedener, weil er die Gefahr, der wir entronnen, besser kannte, flog die Treppe hinunter, und mir war alle Lust vergangen, dieser Löwenhöhle je wieder nah zu treten. 11. 5.

Italienische Reise. 13. 5.1787 (WA I 31, 211)

Und so brachten wir unserη Morgen zu, gingen dann im Gasthof ein frugales Mahl zu verzehren. Wir saßen noch ganz vergnügt beisammen, als der Bediente des Consuls athemlos hereinsprang und mir verkündigte: der Gouverneur lasse mich in der ganzen 151

1787

Messina Stadt suchen; er habe mich %ur Tafel geladen, und nun bleibe ich aus. Der Consul lasse mich auf's inständigste bitten, auf der Stelle hinzugehen, ich möchte gespeis't haben oder nicht, möchte aus Vergessenheit oder aus Vorsatζ die Stunde versäumt haben. Nun fühlte ich erst den unglaublichen Leichtsinn, womit ich die Einladung des Cyklopen aus dem Sinne geschlagen, froh daß ich das erstemal entwischt. Der Bediente ließ mich nicht zaudern, seine Vorstellungen waren die dringendsten und triftigsten: der Consul riskire, hieß es, daß jener wäthende Despot ihn und die ganze Nation auf den Kopf stelle . . . In der Höhle des Löwen angelangt, ward ich vom lustigen Laufer in einen großen Speisesaal geführt, wo etwa vierzig Personen, ohne daß man einen Laut vernommen hätte, an einer länglich-runden Tafel saßen. Der Platz %ur Rechten des Gouverneurs war offen, wohin mich der Laufer geleitete. Nachdem ich den Hausherrn und die Gäste mit einer Verbeugung gegrüßt, setzte ich mich neben ihn, entschuldigte mein Außenbleiben mit der Weitläuftigkeit der Stadt und dem Irrthum, in welchen mich die ungewöhnliche Stundenzahl schon mehrmals geführt. Er versetzte mit glühendem Blick: man habe sich in fremden Landen nach den jedesmaligen Gewohnheiten erkundigen und richten. Ich erwiderte, dieß seijederzeit mein Bestreben, nur hätte ich gefunden, daß bei den besten Vorsätzen man gewöhnlich die ersten Tage, wo uns ein Ort noch neu und die Verhältnisse unbekannt seien, in gewisse Fehler verfalle, welche unverzeihlich scheinen müßten, wenn man nicht die Ermüdung der Reise, die Zerstreuung durch Gegenstände, die Sorge für ein leidliches Unterkommen, ja sogar für eine weitere Reise als Gründe der Entschuldigung möchte gelten lassen. Er fragte darauf wie lange ich hier zu bleiben gedächte. Ich versetzte, daß ich mir einen recht langen Aufenthalt wünsche, damit ich ihm die Dankbarkeit für die mir erwiesene Gunst durch die genaueste Befolgung seiner Befehle und Anordnungen bethätigen könnte. Nach einer Pause fragte er sodann: was ich in Messina gesehen habe. Ich erzählte kürzlich meinen Morgen mit einigen Bemerkungen und fügte hinzu, daß ich am meisten bewundert die Reinlichkeit und Ordnung in den Straßen dieser zerst°rten Stadt .. . Hiebet konnte ich dem Ehrenmanne mit der Wahrheit schmeicheln, indem ich ihm versicherte, daß alle Messineser dankbar erkennten, diese Wohlthat seiner Vorsorge schuldig zu sein. — „Erkennen sie es," brummte er, „haben sie doch früher genug über die Härte geschrien, mit der man sie zu ihrem Vortheile nöthigen mußte." Ich sprach von weisen Absichten der Regierung, von höhern Zwecken, die erst später eingesehen und geschätzt werden könnten, und dergleichen. Er fragte, ob ich die Jesuitenkirche gesehen habe, welches ich verneinte; worauf er mir denn zusagte, daß er mir sie wolle ze'&ett lassen und zwar mit allem Zubehör. Während diesem durch wenige Pausen unterbrochenen Gespräche sah ich die übrige Gesellschaft in dem tiefsten Stillschweigen, nicht mehr sich bewegen als nöthig die Bissen Z^m Munde zu bringen. Und so standen sie, als die Tafel aufgehoben und der Kaffee gereicht war, wie Wachspuppen rings an den Wänden. Ich ging auf den Hausgeistlichen 152

1787

Messina los, der mir die Kirche geigen sollte, ihm %um voraus für seine Bemühungen %u danken; er wich %ur Seite, indem er demüthig versicherte, die Befehle Ihro Excellent habe er gan% allein vor Augen. Ich redete darauf einen jungen nebenstehenden Fremden an, dem es auch, ob er gleich ein Franzose war, nicht gan^ wohl in seiner Haut χΐ4 sein schien; denn auch er war verstummt und erstarrt wie die gan^e Gesellschaft, worunter ich mehrere Gesichter sah, die der gestrigen Scene mit dem Malteserritter bedenklich beigewohnt hatten. Der Gouverneur e itfernte sich und nach einiger Zeit sagte mir der Geistliche: es sei nun an der Stunde gehen. Ich folgte ihm, die übrige Gesellschaft hatte sich stille, stille verloren. Er führte mich an das Portal der Jesuitenkirche, das, nach der bekannten Architektur dieser Väter, prunkhaft und wirklich imposant in die Luft steht. Ein Schließer kam uns schon entgegen und lud %um Eintritt, der Geistliche hingegen hielt mich zurück, mit der Weisung, daß wir %uvor auf den Gouverneur warten hätten. Dieser fuhr auch bald heran, hielt auf dem Platte unfern der Kirche und winkte, worauf wir drei gan^ nah an seinem Kutschenschlag uns vereinigten. Er gebot dem Schließer, daß er mir nicht allein die Kirche in allen ihren Theilen geigen, sondern auch die Geschichte der Altäre und anderer Stiftungen umständlich erzählen solle; ferner habe er auch die Sacristeien anzuschließen und mich auf alles das darin enthaltene Merkwürdige aufmerksam machen. Ich sei ein Mann, den er ehren wolle, der alle Ursache haben solle, in seinem Vaterlande rühmlich von Messina sprechen. ,, Versäumen Sie nicht," sagte er darauf mir gewandt mit einem Lächeln, in sofern seine Züge dessen fähig waren, „versäumen Sie nicht, so lange Sie hier sind, %ur rechten Stunde an Tafel kommen, Sie sollen immer wohl empfangen sein." Ich hatte kaum Zeit ihm hierauf verehrlich %u erwidern. Der Wagen bewegte sich fort. Von diesem Augenblick an ward auch der Geistliche heiterer, wir traten in die Kirche. Der Castellan, wie man ihn wohl in diesem entgottesdiensteten Zauberpalaste nennen dürfte, schickte sich an, die ihm scharf empfohlene Pflicht erfüllen, als der Consul und Kniep in das leere Heiligthum herein stürmten, mich umarmten und eine leidenschaftliche Freude ausdrückten, mich, den sie schon in Gewahrsam geglaubt, wieder \u sehen. Sie hatten in Höllenangst gesessen, bis der gewandte Lauf er, wahrscheinlich vom Consul gut pensionirt, einen glücklichen Ausgang des Abenteuers unter hundert Possen erzählte, worauf denn ein erheiternder Frohsinn sich über die beiden ergoß, die mich sogleich aufsuchten, als die Aufmerksamkeit des Gouverneurs wegen der Kirche ihnen bekannt geworden. Indessen standen wir vor dem Hochaltare . . . Nun war es aber eine wunderbare contrapunctische Fuge, wenn Kniep und der Consul die Verlegenheit des Abenteuers, der Vor^eiger dagegen die Kostbarkeiten der noch wohl erhaltenen Pracht verschränkt vortrugen, beide von ihrem Gegenstand durchdrungen . . . Der Consul hatte indessen nicht aufgehört, mich über mein bedrohliches Schicksal aufzuklären. Der Gouverneur nämlich, mit sich selbst unzufrieden, daß ich von seinem 153

1787

Messina gewaltsamen Betragen gegen den Quasi-Malteser gleich bei'm ersten Eintritt Zeuge gewesen, habe sich vorgenommen mich besonders zu ehren und sich darüber einen Plan festgesetzt, dieser habe durch mein Außenbleiben gleich χμ Anfang der Ausführung einen Strich erlitten. Nach langem Warten sich endlich %ur Tafel setzend, habe der Despot sein ungeduldiges Mißvergnügen nicht verbergen können, und die Gesellschaft sei in Furcht gestanden, entweder bei meinem Kommen oder nach aufgehobener Tafel eine Scene χμ erleben. Indessen suchte der Küster immer wieder das Wort χμ erhäschen . . . Unsere italiänisch-deutsche Fuge, denn Pater und Küster psalmodirten in der ersten, Kniep und Consul in der χ,weiten Sprache, neigte sich χμ Ende, als ein Officier sich χμ uns gesellte, den ich bei Tafel gesehen. Er gehörte χum Gefolge des Gouverneurs. Dieß konnte wieder einige Besorgniß erregen, besonders da er sich erbot, mich an den Hafen χμ führen, wo er mich an Puncte bringen wolle, die Fremden sonst unzugänglich seien. Meine Freunde sahen sich an, ich ließ mich jedoch nicht abhalten, allein mit ihm χμ gehen. Nach einigen gleichgültigen Gesprächen, begann ich ihn zutraulich anzureden und gestand: bei Tafel gar wohl bemerkt χμ haben, daß mehrere stille Beisitzer mir durch ein freundliches Zeichen zu verstehen gegeben, daß ich nicht unter weltfremden Menschen allein, sondern unter Freunden, ja Brüdern mich befinde und deßhalb nichts zu besorgen habe. Ich halte für Pflicht ihm zu danken und um Erstattung gleichen Danks an die übrigen Freunde zu ersuchen. Hierauf erwiderte derselbe: daß sie mich um so mehr χμ beruhigen gesucht, als sie bei Kenntniß der Gemüthsart ihres Vorgesetzten für mich eigentlich nichts befürchtet hätten; denn eine Explosion wie die gegen den Malteser sei nur selten, und gerade wegen einer solchen mache sich der würdige Greis selbst Vorwürfe, hüte sich lange, lebe dann eine Weile in einer sorglosen Sicherheit seiner Pflicht, bis er denn endlich, durch einen unerwarteten Vorfall überrascht, wieder χμ neuen Heftigkeiten hingerissen werde. Der wackere Freund setzte hinzu, daß ihm und seinen Genossen nichts wünschenswerther wäre, als mit mir sich genauer χμ verbinden, weßhalb ich die Gefälligkeit haben möchte mich näher zu bezeichnen, wozu sich heute Nacht die beste Gelegenheit finden werde. Ich wich diesem Verlangen höflich aus, indem ich ihn bat mir eine Grille χμ verzeihen: ich wünsche nämlich auf Reisen bloß als Mensch angesehen zu werden, könne ich als ein solcher Vertrauen erregen und Theilnahme erlangen, so sei es mir angenehm und erwünscht; in andere Verhältnisse einzugehen verböten mir mancherlei Gründe . . . Ich verhehlte ihm nicht, daß ich ihre Verhältnisse χμ andern deutschen Reisenden recht wohl kenne, verbreitete mich über die löblichen Zwecke, die erreicht werden sollten, und setzte ihn immer mehr in Erstaunen über meine vertrauliche Hartnäckigkeit. Er versuchte alles Mögliche, mich aus meinem Incognito hervorzuziehen, welches ihm nicht gelang... Dagegen wurden Abends mit dem theilnehmenden und thätigen Consul noch einige Stunden verbracht, der denn auch die Scene mit dem Malteser aufklärte. Es sei dieser Zwar kein eigentlicher Abenteurer, aber ein unruhiger Ortwechsler. Der Gouverneur, 154

1787

Messina aus einer großen Familie, wegen Ernst und Tüchtigkeit verehrt, wegen bedeutender Dienste geschätzt, stehe doch im Rufe unbegründeten Eigenwillens, zaumloser Heftigkeit und ehernen Starrsinns. Argp/öhnisch als Greis und Despot, mehr besorgt als überzeugt, daß er Feinde bei Hofe habe, hasse er solche hin und wider ziehende Figuren, die er durchaus für Spione halte. Dießmal sei ihm der Rothrock in die Quer gekommen, da er nach einer ziemlichen Pause sich wieder einmal im Zorn habe ergehen müssen, um die Leber befreien.

12. 5.

Italienische Reise. 13. 5.1787 (WA I 31, 221)

Beide wir erwachten mit gleicher Empfindung, verdrießlich, daß wir, durch den ersten wüsten Anblick von Messina zur Ungeduld gereift, uns entschlossen hatten, mit dem französischen Kauffahrer die Rückfahrt abzuschließen. Nach dem glücklich beendigten Abenteuer mit dem Gouverneur, bei dem Verhältniß zu wackern Männern, denen ich mich nur näher zu bezeichnen brauchte, aus dem Besuch bei meinem Banquier, der auf dem Lande in der angenehmsten Gegend wohnte, ließ sich für einen längern Aufenthalt in Messina das Angenehmste hoffen. Kniep, von ein paar hübschen Kindern wohl unterhalten, wünschte nichts mehr als die längere Dauer des sonst verhaßten Gegenwindes. Indessen war die Lage unangenehm, alles mußte gepackt bleiben und wir jeden Augenblick bereit sein zu scheiden. So geschah denn auch dieser Aufruf gegen Mittag, wir eilten an Bord und fanden unter der am Ufer versammelten Menge auch unsern guten Consul, von dem wir dankbar Abschied nahmen. Der gelbe Laufer drängte sich auch herbei, seine Ergötzlichkeiten abzuholen. Dieser ward nun belohnt und beauftragt, seinem Herrn unsere Abreise zu melden und mein Außenbleiben von Tafel zu entschuldigen. — „Wer absegelt ist entschuldigt/" rief er aus, sodann mit einem seltsamen Sprung sich umkehrend war er verschwunden. Sizilien 1.4./12.5. O. Glagau nach W. Zahns mündlichem Bericht (Der Volksgarten 1864, 36 S. 552) B 2 2542 B 3 6068

Er [Goethe, Sept. 1827] gedachte des Malers Knip, der ihn auf seinem Ausfluge nach Sicilien begleitet und der ihm durch seine Pedanterie großes Ergötzen bereitet. Knip habe ihnen das Essen häufig selber gekocht; bevor er sich aber zum Mahle niedergesetzt, den Bratenrock hervorgesucht, an dem jeder der thalergroßen Knöpfe sorgfältig in Papier eingeschlagen gewesen. Nach beendigter Tafel wurden die Knöpfe wieder umwickelt und das kostbare Kleidungsstück weggelegt.

1. 4./12. 5. Vgl. die Zeugnisse gemeinsamer künstlerischer Bemühungen von Goethe und Kniep bei Femmel II Nr. 130ff., sowie Knieps Sizilienzeichnungen JSK NF 2, 201 ff. 155

Sizilien

1787 Riemer (Pollmer1 S. 342)

B 2 1619

Goethe erzählte mir öfter von der Gewohnheit [des Malers Kniep, die Bleistifte zu spitzen], worüber er manchmal von dem Zweck abgekommen sei und die Zeit vertan habe.

Ü b e r f a h r t nach Neapel 12. 5.

Italienische Reise. 13. 5. 1787 (WA I 31, 223)

Mich aber befiel abermals die unangenehme Empfindung der Seekrankheit, und hier war dieser Zustand nicht wie bei der Überfahrt durch bequeme Absonderung gemildert; doch fand sich die Cajüte groß genug um mehrere Personen einzunehmen, auch an guten Matratzen war kein Mangel. Ich nahm die horizontale Stellung wieder an, in welcher mich Kniep gar vorsorglich mit rothem Wein und gittern Brot ernährte. 12./15. 5. Italienische Reise. 13. 5.1787 (WA I 31, 224)

Verschiedenemal versuchte ich, durch Kniep angeregt, auf das Verdeck zu treten, allein der Genuß eines so mannichfaltigen Schönen war mir versagt. . . Der Wind blieb ungünstig, den unser S c h i f f , in verschiedenen Richtungen fortstreichend, nur überlisten konnte. Die Ungeduld hierüber ward vermehrt, als einige erfahrne Reisende versicherten: weder Hauptmann noch Steurer verstünden ihr Handwerk, jener möge wohl als Kaufmann, dieser als Matrose gelten, für den Werth so vieler Menschen und Güter seien sie nicht geeignet einzustehen. Ich ersuchte diese übrigens braven Personen, ihre Besorgnisse geheim zu halten . . . Mit Wein und Brot von Zeit zß Zeit erquickt, zum Verdruß des Hauptmanns, welcher verlangte, daß ich essen sollte was ich bezahlt hatte, konnte ich doch auf dem Verdeck sitzen und an mancher Unterhaltung Theil nehmen. Kniep wußte mich zu erheitern, indem er nicht wie auf der Corvette über die vortreffliche Kost triumphirend meinen Neid zu erregen suchte, mich vielmehr dießmal glücklich pries, daß ich keinen Appetit habe. Italienische Reise. 14. 5. 1787 (WA I 31, 227)

Unter einem ganz feinen wolkenlosen Himmel glänzte das ruhige, kaum bewegte Meer, das bei einer völligen Windstille endlich wie ein klarer Teich vor uns lag. Wir entzückten uns an dem Anblick, Kniep trauerte, daß alle Farbenkunst nicht hinreiche, diese Harmonie wiederzugeben, so wie der feinste englische Bleistift die geübteste Hand nicht in den Stand setzte, diese Linien nachzuziehen. Ich dagegen, überzeugt daß ein weit geringeres Andenken, als dieser geschickte Künstler zu erhalten vermochte, in der Zukunft höchst wünschenswerth sein würde, ich ermunterte ihn, Hand und Auge zum letztenmal anzustrengen; er ließ sich bereden und lieferte eine der genausten Zeichnungen, die er nachher colorirte und ein Beispiel zurückließ . . . 156

1787

U b e r f a h r t nach Neapel Über diese uns so willkommenen Scenen batten wir unbemerkt gelassen, daß uns ein großes Unheil bedrohe; doch ließ uns die Bewegung unter den Passagieren nicht lange in Ungewißheit. Sie, der Meeresereignisse kundiger als wir, machten dem Schiffsherrn und seinem Steuer manne bittre Vorwürfe; daß über ihre Ungeschicklichkeit nicht allein die Meerenge verfehlt sei, sondern auch die ihnen anvertraute Personenzahl, Güter und alles umzukommen in Gefahr schwebe. Wir erkundigten uns nach der Ursache dieser Unruhe, indem wir nicht begriffen, daß bei völliger Windstille irgend ein Unheil befürchten sei. Aber eben diese Windstille machte jene Männer trostlos: wir befinden uns, sagten sie, schon in der Strömung, die sich um die Insel bewegt und durch einen sonderbaren Wellenschlag so langsam als unwiderstehlich nach dem schroffen Felsen hinzieht, wo uns auch nicht ein fußbreit Vorsprung oder Bucht zur Rettung gegeben ist. Aufmerksam durch diese Reden, betrachteten wir nun unser Schicksal mit Grauen: denn obgleich die Nacht die zunehmende Gefahr nicht unterscheiden ließ, so bemerkten wir doch, daß das S c h i f f , schwankend und schwippend, sich den Felsen näherte, die immer finsterer vor uns standen, während über das Meer hin noch ein leichter Abendschimmer verbreitet lag. Nicht die geringste Bewegung war in der Luft bemerken: . Schnupftücher und leichte Bänder wurden von jedem in die Höhe und in's Freie gehalten, aber keine Andeutung eines erwünschten Hauches geigte sich. Die Menge ward immer lauter und wilder. Nicht etwa betend knieten die Weiber mit ihren Kindern auf dem Verdeck, sondern, weil der Raum %u eng war sich darauf bewegen, lagen sie gedrängt an einander. Sie noch mehr als die Männer, welche besonnen auf Hülfe und Rettung dachten, schalten und tobten gegen den Capitän. Nun ward ihm alles vorgeworfen, was man auf der ganzen Reise schweigend %u erinnern gehabt: für theures Geld einen schlechten Schiffsraum, geringe Kost, ein %n>ar nicht unfreundliches aber doch stummes Betragen. Er hatte niemand von seinen Handlungen Rechenschaft gegeben, ja selbst noch den letzten Abend ein hartnäckiges Stillschweigen über seine Manövres beobachtet. Nun hieß er und der Steuermann hergelaufene Krämer, die, ohne Kenntniß der Schiffkunst, sich aus bloßem Eigennutz den Besitz eines Fahrzeuges zu verschaffen gewußt und nun, durch Unfähigkeit und Ungeschicklichkeit, alle die ihnen anvertraut zu Grunde richteten. Der Hauptmann schwieg und schien immer noch auf Rettung zu sinnen; mir aber, dem von Jugend auf Anarchie verdrießlicher gewesen als der Tod selbst, war es unmöglich länger zu schweigen. Ich trat vor sie hin und redete ihnen zu, mit ungefähr eben so viel Gemüthsruhe als den Vögeln von Malcesine. Ich stellte ihnen vor, daß gerade in diesem Augenblick ihr Lärmen und Schreien denen, von welchen noch allein Rettung zu hoffen sei, Ohr und Kopf verwirrten, so daß sie weder denken noch sich unter einander verständigen könnten. „Was euch betrifft," rief ich aus, „kehrt in euch selbst zurück und dann wendet euer brünstiges Gebet zur Mutter Gottes, auf die es ganz ankommt, ob sie sich bei ihrem Sohne verwenden mag, daß er für euch thue was er damals für seine Apostel gethan, als auf dem stürmenden See Tiberias die Wellen schon in das Schiff schlugen, der Herr aber schlief, der jedoch, als ihn die 157

1787

Ü b e r f a h r t nach Neapel Trost- und Hülflosen aufweckten, sogleich dem Winde zu ruhen gebot, wie er jet^t der Luft gebieten kann sich χ» regen, wenn es anders sein heiliger Wille ist." Diese Worte thaten die beste Wirkung. Eine unter den Frauen, mit der ich mich schon früher über sittliche und geistliche Gegenstände unterhalten hatte, rief aus: Ah! il Bar lame! benedetto il Bar lame! und wirklich fingen sie, da sie ohnehin schon auf den Knieen lagen, ihre Litaneien mit mehr als herkömmlicher Inbrunst leidenschaftlich zu beten an. Sie konnten dieß mit desto größerer Beruhigung thun, als die Schiffsleute noch ein Rettungsmittel versuchten, das wenigstens in die Augen fallend war: sie ließen das Boot hinunter, das freilich nur sechs bis acht Männer fassen konnte, befestigten es durch ein langes Seil an das S c h i f f , welches die Matrosen durch Ruderschläge nach sich χμ %iehen kräftig bemüht waren. Auch glaubte man einen Augenblick, daß sie es innerhalb der Strömung bewegten, und hoffte es bald aus derselben herausgerettet χμ sehen. Ob aber gerade diese Bemühungen die Gegengewalt der Strömung vermehrt, oder wie es damit beschaffen sein mochte, so ward mit einmal an dem langen Seile das Boot und seine Mannschaft im Bogen rückwärts nach dem Schiffe geschleudert, wie die Schmit%e einer Peitsche, wenn der Fuhrmann einen Zug thut. Auch diese Hoffnung ward aufgegeben! — Gebet und Klagen wechselten ab, und der Zustand wuchs um so schauerlicher, da nun oben auf den Felsen die Ziegenhirten, deren Feuer man schon längst gesehen hatte, hohl aufschrien: da unten strande das Schiff! Sie riefen einander noch viel unverständliche Töne χμ, in welchen einige, mit der Sprache bekannt, χμ vernehmen glaubten, als freuten sie sich auf manche Beute, die sie am andern Morgen aufzufischen gedächten. Sogar der tröstliche Zweifel, ob denn auch wirklich das Schiff dem Felsen sich so drohend nähere, war leider nur χμ bald gehoben, indem die Mannschaft zu großen Stangen g r i f f , um das Fahrzeug, wenn es zum Äußersten käme, damit von den Felsen abzuhalten, bis denn endlich auch diese brächen und alles verloren sei. Immer stärker schwankte das S c h i f f , die Brandung schien sich χμ vermehren, und meine durch alles dieses wiederkehrende Seekrankheit drängte mir den Entschluß auf, hinunter in die Cajüte χμ steigen. . . Nach einer kleinen Weile sprang Kniep herunter und kündigte mir an, daß man gerettet sei, der gelindeste Windshauch habe sich erhoben; in dem Augenblick sei man bemüht gewesen die Segel aufzuziehen, er selbst habe nicht versäumt Hand anzulegen. Man entferne sich schon sichtbar vom Felsen, und obgleich noch nicht völlig außer der Strömung, h o f f e man nun doch sie χμ überwinden. Oben war alles stille; sodann kamen mehrere der Passagiere, verkündigten den glücklichen Ausgang und legten sich nieder. Als ich früh am vierten Tage unserer Fahrt erwachte, befand ich mich frisch und gesund. . . Bald ließen wir jene gefährliche Felseninsel hinter uns. . . Alles war auf dem Verdeck, voran ein für seinen Orient sehr eingenommener griechischer Priester, der den Landesbewohnern, die ihr herrliches Vaterland mit Entzücken begrüßten, auf ihre Frage: wie sich denn Neapel χμ Constantinopel verhalte, sehr pathetisch antwortete: Anche questa e una cittä ! 158

1787

Neapel

Neapel 15./18. 5. Italienische Reise. 18. 5.1787 (WA I 31,240)

Tischbein, der nach Rom wieder zurückgekehrt ist, hat, wie wir merken, hier in der Zwischenzeit so für uns gearbeitet, daß wir seine Abwesenheit nicht empfinden sollen. Er scheint seinen sämmtlichen hiesigen Fremden so viel Zutrauen uns eingeflößt haben, daß sie sich alle offen, freundlich und thätig gegen uns erweisen, welches ich besonders in meiner gegenwärtigen Lage sehr bedarf, weil kein Tag vergeht, wo ich nicht jemand um irgend eine Gefälligkeit und Beistand anzurufen hätte. 22. 5.

Italienische Reise. 22. 5.1787 (WA I 31,241)

Eine Dame, die mich schon bei meinem ersten Aufenthalt vielfach begünstigt, ersuchte mich, Abends punct fünf Uhr bei ihr einzutreffen; es wolle mich ein Engländer sprechen, der mir über meinen Werther etwas sagen habe. . . ich versprach zu kommen. Leider aber ist die Stadt zu groß und der Gegenstände so viel, daß ich eine Viertelstunde ZU spät die Treppe hinauf stieg und eben an der verschlossenen Thüre auf der Schilfmatte stand um zß klingeln, als die Thüre schon aufging und ein schöner Mann in mittlem Jahren heraus trat, den ich sogleich für den Engländer erkannte. Er hatte mich kaum angesehen, als er sagte: „Sie sind der Verfasser des Werther!" Ich bekannte mich dazu und entschuldigte mich, nicht früher gekommen zu sein. „Ich konnte nicht einen Augenblick länger warten," versetzte derselbe, „was ich Ihnen Zu sagen habe ist ganz kurZ und kann eben so gut hier auf der Schilfmatte geschehen. Ich will nicht wiederholen was Sie von Tausenden gehört, auch hat das Werk nicht so heftig auf mich gewirkt als auf andere; so oft ich aber daran denke, was dazu gehörte um es zu schreiben, so muß ich mich immer auf's neue verwundern." Ich wollte irgend etwas dankbar dagegen erwidern, als er mir in's Wort fiel und ausrief: „Ich darf keinen Augenblick länger säumen, mein Verlangen ist erfüllt, Ihnen dieß selbst gesagt z« haben, leben Sie recht wohl und glücklich l" und so fuhr er die Treppe hinunter. Ich stand einige Zeit über diesen ehrenvollen Text nachdenkend und klingelte endlich. Die Dame vernahm mit Vergnügen unser Zusammentreffen, und erzählte manches Vortheilhafte von diesem seltenen und seltsamen Manne. 2. Hälfte

An Charlotte v. Stein 25. 5.1787 (WA IV 8,216)

Mai

Den Herzog und die Herzoginn d'Vrsel von Brüssel, den dänischen Gesandten pp Hamilton und seine Schöne habe ich auch wiedergesehen. Italienische Reise. 27. 5.1787 (WA I 31, 249)

Ich fand eine liebenswürdige Dame [Aloysia v. Lanthieri?], mit der ich vorigen Sommer in Carlsbad die angenehmsten Tage verlebt hatte. Um wie manche Stunde 159

1787

Neapel betrogen wir die Gegenwart in heiterster Erinnerung. Alle die Lieben und Werthen kamen wieder an die Reibe, vor allem der heitere Humor unseres theuren Fürsten. Sie besaß das Gedicht noch, womit ihn bei seinem Wegritt die Mädchen von Engelhaus überraschten. Es rief die lustigen Scenen alle zurück, die witzigen Neckereien und Mystificationen, die geistreichen Versuche, das Vergeltungsrecht an einander auszuüben. Schnell fühlten wir uns auf deutschem Boden in der besten deutschen Gesellschaft, eingeschränkt von Felswänden, durch ein seltsames Local zusammen gehalten, mehr noch durch Hochachtung, Freundschaft und Neigung vereinigt. Sobald wir jedoch an's Fenster traten, rauschte der neapolitanische Strom wieder so gewaltsam an uns vorbei, daß jene friedlichen Erinnerungen nicht festzuhalten waren. Der Bekanntschaft des Herzogs und der Herzogin von Ursel könnt' ich eben so wenig ausweichen. Treffliche Personen von hohen Sitten, reinem Natur- und Menschensinn, entschiedener Kunstliebe, Wohlwollen für Begegnende. Eine fortgesetzte und wiederholte Unterhaltung war höchst anziehend. Hamilton und seine Schöne setzten gegen mich ihre Freundlichkeit fort. Ich speis'te bei ihnen, und gegen Abend producirte Miß Harte auch ihre musikalischen und melischen Talente. Auf Antrieb Freund Hackerts, der sein Wohlwollen gegen mich steigert und mir alles Merkwürdige zur Kenntniß bringen möchte, führte uns Hamilton in sein geheimes Kunst- und Gerümpelgewölbe. Da sieht es denn ganz verwirrt aus; die Producte aller Epochen zufällig durch einander gestellt: Büsten, Torse, Vasen, Bronze, von sicilianischen Achaten allerlei Hauszierrath, sogar ein Capelichen, Geschnitztes, Gemahltes und was er nur zufällig zusammenkaufte. In einem langen Kasten an der Erde, dessen aufgebrochenen Deckel ich neugierig bei Seite schob, lagen zwei ganz herrliche Candelaber von Bronze- Mit einem Wink machte ich Hackerten aufmerksam und lispelte ihm die Frage zu: ob diese nicht ganz denen in Portici ähnlich seien? Er winkte mir dagegen Stillschweigen; sie mochten sich freilich aus den Pompejischen Grüften seitwärts hieher verloren haben. Wegen solcher und ähnlicher glücklicher Erwerbnisse mag der Ritter diese verborgenen Schätze nur wohl seinen vertrautesten Freunden sehen lassen.

31. 5.

Italienische Reise. 31. 5.1787 (WA I 31,269)

Kniep war beschäftigt, sein neues Quartier zu beziehen, an Raum und Lage viel besser als das vorige. Schon früher, als diese Veränderung im Werke war, hatte mir der Freund einigemal ZU bedenken gegeben: es sei doch unangenehm und gewissermaßen unanständig, wenn man in ein Haus ziehe und gar nichts mit bringe; selbst ein Bettgestell flöße den Wirthsleuten schon einigen Respect ein. Als wir nun heute durch den unendlichen Trödel der Castell-Weitung hindurchgingen, sah ich so ein paar eiserne Gestelle, bronzeartig angestrichen, welche ich sogleich feilschte und meinem Freund als künftigen Grund zu e'ner ruhigen und soliden Schlafstätte verehrte. Einer der allezeit fertigen Träger brachte sie nebst den erforderlichen Bretern in das neue Quartier, welche Anstalt 160

Neapel

1787

Kttiepen so sehr freute, daß er sogleich von mir weg und hier einzuziehen gedachte, große Reisbreter, Papier und alles Nöthige schnell anzuschaffen besorgt war. Einen Theil der Conturen in beiden Sicilien gezogen übergab ich ihm nach unserer Verabredung. Ende Mai An Chatlotte v. Stein 1. 6.1787 (WA IV 8,227)

Ich gehe nun gern aus Neapel, ja ich muß fort. Diese letzten Tage überließ ich mich der Gefälligkeit Menschen zu sehen. Ich habe meist interessante kennen lernen und ich bin von denen Stunden sehr zufrieden die ich ihnen gewiedmet habe. Portici März u.

J. J. v. Haus an Goethe 24.7.1788 (Eing. Br. 1041,73)

Mai

Mit ungemeinen Vergnügen ergreiffe ich eine für mich erwünschte Veranlassung, die mir gegenwärtiger auf dem von unserem lieben Tischbein auf meinem Zimmer geschriebenen Briefe, gestatteten Raum verschafft, bey E. W. das Andenken an einen jungen Menschen zu erneüern, der auf einige Tage hier [Portici] die Ehre Ihrer Persönl. Bekanntschaft hatte, und sich dieser glücklichen Tage mit eben so vielem Vergnügen erinnert, als lebhaft er das Gefühl seiner wahren Verehrung für Sie in seinem Herzen erhält. Es ist immer einer meiner angenehmsten Wünsche, Sie — nach Ihrer eigenen Äußerung — je einst einmal wieder hier derselben persönlich versicheren zu können. Neapel

1. 6.

Italienische Reise. 1. 6.1787 (WA I 31,271)

Der Lohnbediente, welcher mir den ausgefertigten Paß zueilte, erzählte zugleich, meine Abreise bedauernd, daß eine starke Lava, aus dem Vesuv hervorgebrochen, ihren Weg nach dem Meer zu nehme; an den steileren Abhängen des Berges sei sie beinahe schon herab und könne wohl in einigen Tagen das Ufer erreichen . . . noch Auch meine Dankbesuche waren nicht ohne Freude und Belehrung, man ze^gte manches freundlich vor, was man bisher verschoben oder versäumt. Cavaliere Venuti ließ mich sogar noch verborgene Schätze sehen. Ich betrachtete abermals mit großer Verehrung seinen obgleich verstümmelten doch unschätzbaren Ulysses. Er führte mich Zum Abschied in die Porzellanfabrik, wo ich mir den Hercules möglichst einprägte und mir an den campanischen Gefäßen die Augen noch einmal recht voll sah. Wahrhaft gerührt und freundschaftlich Abschied nehmend vertraute er mir dann noch zuletzt, wo ihn eigentlich der Schuh drücke, und wünschte nichts mehr, als daß ich 161 11 Goethe, Gespräche ΠΙ

1787

Neapel noch eine Zeitlang mit ihm verweilen könnte. Mein Banquier, bei dem ich gegen Tischzeit eintraf, ließ mich nicht los.

1. 6.(?)

An Charlotte v. Stein 1. 6.1787 (WA IV 8, 227)

Die Ankunft des Marquis Lucchesini hat meine Abreise auf einige Tage weiter geschoben, ich habe viel Freude gehabt ihn kennen zu lernen. Er scheint mir einer von denen Menschen zu seyn die einen guten moralischen Magen haben, um an dem großen Welttische immer mitgenießen zu können. Anstatt daß unser einer, wie ein wiederkäuendes Thier ist, das sich zu Zeiten überfüllt und dann nichts wieder zu sich nehmen kann, biß es seine wiederhohlte Kauung und Verdauung geendigt hat. Sie gefällt mir auch recht wohl, sie ist ein gutes deutsches Wesen. 2. 6.

Italienische Reise. 2. 6.1787 (WA I 31,273)

Ich hatte versprochen die Herzogin von Giovane χμ besuchen, die auf dem Schlosse wohnte, wo man mich denn, viele Stufen hinauf, durch manche Gänge wandern ließ, deren oberste verengt waren durch Kisten, Schränke und alles Mißfällige eines HofGarderobe-Wesens. Ich fand in einem großen und hohen Zimmer, das keine sonderliche Aussicht hatte, eine wohlgestaltete junge Dame von sehr garter und sittlicher Unterhaltung. Als einer gebornen Deutschen war ihr nicht unbekannt, wie sich unsere Literatur zu einer freieren, weit umherblickenden Humanität gebildet; Herders Bemühungen und was ihnen ähnelte schätzte sie vorzüglich, auch Garvens reiner Verstand hatte ihr auf's innigste zugesagt. Mit den deutschen Schriftstellerinnen suchte sie gleichen Schritt halten, und es ließ sich wohl bemerken, daß es ihr Wunsch sei, eine geübte und belobte Feder z» führen. Dahin bewogen sich ihre Gespräche und verriethen zugleich die Absicht, auf die Töchter des höchsten Standes %u wirken; ein solches Gespräch kennt keine Gründen. Die Dämmerung war schon eingebrochen, und man hatte noch keine Kerken gebracht. Wir gingen im Zimmer auf und ab, und sie, einer durch Läden verschlossenen Fensterseite sich nähernd, stieß einen Laden auf, und ich erblickte, was man in seinem Leben nur einmal sieht. That sie es absichtlich mich %u überraschen, so erreichte sie ihren Zweck vollkommen. Wir standen an einem Fenster des oberen Geschosses, der Vesuv gerade vor uns; die herabfließende Lava, deren Flamme bei längst niedergegangener Sonne schon deutlich glühte und ihren begleitenden Rauch schon %u vergolden anfing . . . War unser Gespräch durch dieses Schauspiel unterbrochen, so nahm es eine desto gemüthlichere Wendung. . . Meine Wirthin, so will ich sie nennen, weil mir nicht leicht ein köstlichers Abendmahl zubereitet war, ließ die Kerken an die Gegenseite des Zimmers stellen, und die schöne Frau, vom Monde beleuchtet, als Vordergrund dieses unglaublichen Bildes, schien mir immer schöner zu werden, ja ihre Lieblichkeit vermehrte sich besonders dadurch, daß ich in diesem südlichen Paradiese eine sehr angenehme deutsche Mundart vernahm. Ich vergaß, wie spät es war, so daß sie mich zu^etKf auf~ 162

1787

Neapel merksam machte: sie müsse mich wiewohl ungerne entlassen, die Stunde nahe schon, wo ihre Galerien klostermäßig verschlossen würden . . . Ich weiß nicht, ob die Ermüdung nach einem so reichen Tage, oder ein Gefühl, daß man das letzte schöne Bild nicht verwischen müsse, mich wieder nach Moriconi zurück %og, wo ich denn auch Kniepen fand, der aus seinem neu be^ognen Quartier mir einen Abendbesuch abstattete. Bei einer Flasche Wein besprachen wir unsere künftigen Verhältnisse; ich konnte ihm zusagen, daß er, so bald ich etwas von seinen Arbeiten in Deutschland vorzeigen könne, gewiß dem trefflichen Herzog Ernst von Gotha empfohlen sein und von dort Bestellungen erhalten würde. Und so schieden wir mit herzlicher Freude, mit sicherer Aussicht künftiger wechselseitig wirkender Thätigkeit.

vor 3.6.

An Charlotte v. Stein 8. 6.1787 (WA IV 8, 229)

Die letzten Tage in Neapel wurde ich immer mehr unter die Menschen gezogen, es reut mich nicht denn ich habe interessante Personen kennen lernen. Auch kam Lucchesini noch an, um dessentwillen ich den 1. und 2. Juni noch in Neapel blieb. In ihm hab ich einen rechten Weltmenschen gesehen und recht gesehen warum ich keiner seyn kann. F. Cacault an Knebel 1 2 . 1 1 . 1 7 8 9 (»Düntzer5 1 , 1 4 4 ; GMD)

B 2 281a B s 842

D£s que j'ai scu que Mr. Goeth ötoit ici [Neapel] J'allai le trouver pour Scavoir de vos nouvelles et de Celles de nos amis d'allemagne. Je l'avois beaucoup ρπέ de vous assurer tous de mes sentimens. J'ai trouve le grand homme si froid avec moi, si peu parlant, que je n'ai pas eu avec lui le plaisir que je me prometois dabord de leur amitid; mais il a bien voulu se charger de parier de moi ä mes amis dont il apris une liste. J. I. Gerning, Tagebuch 6. 6. 1794 (FDH)

Bey Heigelin [in Neapel] nach'm Essen traul. Unterredung, auch ν Goethe wie dieser ihn „als einen Menschenfreund" vor seiner Rückreise erst besuchte ! A. Gyrowetz, Autobiographie (Gyrowetz S. 23)

B 2 280 B 8 841

Zur nämlichen Zeit war es, daß Göthe aus Sicilien nach Neapel zurückkam, und Gyrowetz auf der Promenade al giardino Reale traf, wo sie beide öfters zusammen auf- und abgingen, und nebst anderen Gegenständen Vieles über Musik und über den Zustand der Musik in Italien überhaupt sprachen. Göthe bewies dabei, daß er sehr große Kenntniß in der Musik besitze; er behauptete auch, daß die alten italienischen Meister in ihren Opern mehr contrapunktische Figuren anzubringen suchten, und mehr für den Sänger als für das Orchester in ihrem Satz gesorgt hätten. Auch hatten die alten Meister vermieden, die Stimme des Sängers durch starke Instrumentirung, und be163 11»

1787

Neapel sonders durch zu viele Anwendung von Blasinstrumenten zu bedecken. Paisiello sagte bei einer musikalischen Conversation, daß man die Blasinstrumente in einer Oper so, wie die Blumen bei einer schön gedeckten Tafel nur als Zierde, und nicht als Ueberladung, nur hier und da anzubringen habe. So wurde auch erzählt, daß in einer musikalischen Conversation, wo sich mehre Kapellmeister und Opern-Compositeurs befanden, jemand von den Beistehenden tadeln wollte, daß man immer denselben Styl, dieselbe Schreibart fortbehalte, und nicht weiter vorwärts schreite; da sprang der alte Guglielmi auf, und schrie mit seiner weiblichen Stimme: „Nein, nein! Gott verhüthe! Wir dürfen nicht sehr viel vorwärts schreiten, wir müssen das Publikum im mäßigen Genuß der Musik zu erhalten suchen; denn, wenn wir zu weit vorwärts schreiten, wird auch das Publikum immer mehr und mehr verlangen, und wenn dieses hernach stufenweise immer höher steigt, wo wird es am Ende hinkommen? — Man wird die Theater zusperren müssen, weil das Publikum in der Folge übersättigt, keinen Geschmack mehr haben, und die Theater unbesucht lassen wird." So gestaltete sich das Gespräch, und dauerte bis spät in die Nacht, wo ein jeder sich nach Hause begab. Zu jener Zeit wurden auch bei dem österreichischen Gesandten, Baron Thugut, mehre Conzerte durch den Herrn Legationsrath Hadrava veranstaltet, wozu auch Göthe so wie Gyrowetz geladen wurden. Als Gyrowetz dort eingetreten war, fand er Göthe zwischen einer Thürschwelle, die in den großen Saal führte, ganz allein und unbeachtet da stehen. Gyrowetz ging sogleich zu ihm, und sagte ihm, er möchte doch vorwärts in den Saal schreiten, und nicht so versteckt da stehen. Göthe dankte höflich, und bat, man möge ihn da nur ruhig stehen lassen, er höre Alles, und liebe nicht, in die große Welt zu treten. — Ueberhaupt war zu dieser Zeit das Benehmen Göthe's sehr freundlich, ja sogar etwas schüchtern und demüthig. Göthe hielt sich nicht lange mehr in Neapel auf, und reis'te bald nach seiner Heimath zurück.

3. 6.

Italienische Reise. 3. 6.1787 (WA I 31,277)

An den äußersten Poliyeischranken der Vorstadt störte mich einen Augenblick ein Marqueur, der mir freundlich in's Gesicht sah, aber schnell wieder hinweg sprang. Die Zollmänner waren noch nicht mit dem Vetturin fertiggeworden, als aus der Kaffeebudenthüre, die größte chinesische Tasse voll schwanken Kaffee auf einem Präsentirteller tragend, Kniep heraustrat. Er nahte sich dem Wagenschlag langsam mit einem Ernst, der, von Heryen gehend, ihn sehr gut kleidete. Ich war erstaunt und gerührt, eine solche erkenntliche Aufmerksamkeit bat nicht ihres Gleichen. „Sie haben", sagte er, „mir so viel Liebes und Gutes, auf mein ganzes Leben Wirksames erzeigt, daß ich Ihnen hier ein Gleichniß anbieten möchte, was ich Ihnen verdanke." Da ich in solchen Gelegenheiten ohnehin keine Sprache habe, so brachte ich nur sehr 164

1787

Neapel lakonisch vor: daß er durch seine Thätigkeit mich schon %um Schuldner gemacht, und durch Benutzung und Bearbeitung unserer gemeinsamen Schätze mich noch immer mehr verbinden werde. Wir schieden, wie Personen selten von einander scheiden, die sich zufällig auf kurze Zeit verbunden. Tivoli

Juni

Italienische Reise. 16. 6.1787 (WA I 32,4)

Ich war mit Herrn Η ackert draußen [Tivoli], der eine unglaubliche Meisterschaft haU die Natur abzuschreiben und der Zeichnung gleich eine Gestalt geben. Ich habe in diesen wenigen Tagen viel von ihm gelernt. . . Herr Hackert hat mich gelobt und getadelt und mir weiter geholfen. Er that mir halb im Scher^ halb im Ernst den Vorschlag, achtzehn Monate in Italien %u bleiben und mich nach guten Grundsätzen üben; nach dieser Zeit, versprach er mir, sollte ich Freude an meinen Arbeiten haben. C. G. Berger an A. v. Goethe 14. 7.1812 (GJb 10, 76)

Versichere Deinen würdigen Vater meiner tiefsten Ehrerbietung und sage ihm doch gelegentlich, dass man sich noch recht viel in Italien an ihn erinnere, und mir sogar der alte Wirth vom Sibillentempel in Tivoli mehreres von ihm erzählt habe. Juni (?)

J. F. ReiSenstein an Goethe 16.10.1789 (Eing. Br. 1042, 25)

Lassen Sie sich von Ihrem löblichen Vorsatze das heilige . . . Rom nächstens zu besuchen und uns mit Vorlesung Ihres in Tivoli vorgekost[et]en Tasso dem Faust pp . . . zu beglücken . . . nicht abhalten. Rom 27. 6.

Italienische Reise. 27. 6.1787 (WA I 32, 7)

Ich war mit Hackert in der Galerie Colonna, wo Poussins, Claude's, Salvator Rosa's Arbeiten zusammen hängen. Er sagte mir viel Gutes und gründlich Gedachtes über diese Bilder... Alles was er mir sagte hat meine Begriffe nicht geändert, sondern nur erweitert und bestimmt. vor 2. 7.

An J. Ph. Hackert 22. 3.1803 (WA IV16,206)

Aus Ihrem Brief an Herrn von Gore habe ich gesehen daß Sie . . . noch eben in der schönen Thätigkeit ununterbrochen fortfahren, die ich früher in so manchen glücklichen Stunden zu bewundern Ursache hatte. Wie viel Vergnügen, wie viel Belehrung bin ich Ihnen nicht schuldig geworden. 165

Rom

1787

An C. G. Börner 2 1 . 1 1 . 1 8 2 7 (WA IV 43,176)

[Hackerts Zeichnungen erinnern] mich an die Zeiten . . ., wo ich mit diesem trefflichen Mann glückliche Tage verlebte und ihn nicht ohne wichtige Belehrung nach der Natur arbeiten sah. An H. Meyer 9. 8.1822 (WA IV 36,114)

Hackert sagte schon von ihm [J. H. W. Tischbein]: wie er einmal gezwirnt ist, muß man ihn eben vernähen. J. H. W. Tischbein an A. v. Rennenkampff Frühjahr 1823 (StG 9, 67)

Mit einem so glücklich begabten Manne einige Zeit gelebt zu haben, wo wir gegenseitig unsere Gedanken auswechselten, Das war ein köstlicher Genuß. Ich habe viele Bilder in seinem Geist gedacht, und während der Arbeit war mein Wunsch, daß er zufrieden damit sein möchte. J. H. W. Tischbein an Goethe 26. 8.1788 (SchrGG 5,71)

Bis jetzo haben wir uns zu wenig genossen. Wir haben uns nur gesehen, aber noch nicht genug erkannt. Mir ist zwar lieb, daß wir uns in dem ernsthaften Rom zum ersten Mahl sahen, aber Sie trafen mich in so verwirrten Umständen an, die auch meinen Kopf und Gemüth in Unordnung hielten. Italienische Reise. 2. 10. 1787 (WA I 32,102)

Ihr glaubt nicht, wie nützlich, aber auch wie schwer es mir war, dieses gan^e Jahr absolut unter fremden Menschen leben, besonders da Tischbein — dieß sei unter uns gesagt — nicht so einschlug, wie ich hoffte. Es ist ein wirklich guter Mensch, aber er ist nicht so rein, so natürlich, so o f f e n wie seine Briefe. An Herder 2. 3.1789 (WA IV 9,91)

Der Herzog von Gotha will von einem Maler, den er pensionirt, auch was sehen . . . Tischbein dagegen ließ sich auf das ungeheure Bild der Helena ein, das er zuletzt stehen ließ, schickte in 3 Jahren nichts an den Herzog, glaubte zuletzt ihn entbehren zu können, und zog die Pension nicht mehr. Dieses geschah von der Zeit an, als er nach Neapel ging, und er erklärte mir selbst, daß er sich von dem Herzog getrennt ansähe. L. Strack (?) an Merck (?) 30. 6.1787 (Wagner3 S. 273)

B» 843

Ein anderes Stück, in dessen Vollendung nun Hr. T[ischbein] begriffen und das in seiner Art nicht minder interessant ist, als das vorige, ist das Bildniß des Herrn v. Goethe. Dieser Lieblingsschriftsteller unserer Nation, der sich vor 2. 7.

Vgl. Goethes Zeichnungen, die unter Hackerts und Tischbeins Anleitung entstanden, bei Femmel Π Nr. 191f. III Nr. 21 ff. 166

1787

Rom seit einem halben Jahr in Rom aufhält, schenket unserm Künstler die Freundschaft, dessen Wohnung mit ihm zu theilen, und an dessen gewöhnlichem Tische vorlieb zu nehmen. Tischbein hatte also alle Muße, die Züge und den Charakter seines Gastfreundes zu studiren, um ein würdiges Bildniß von einem so vortrefflichen Mann zu entwerfen. An J. H. W. Tischbein 21. 4.1821 (WA IV 34,202)

Wenn Sie uns jemals besuchten, würden Sie gewiß Freude haben zu sehen, daß ich jeden Federstrich von Ihnen aufgehoben und die römischen Scherze alle gar wohl verwahrt habe; da ist das v e r t e u f e l t e z w e y t e K i s s e n , die S c h w e i n e s c h l a c h t im M i n e r v e n t e m p e l und sonst noch viel Liebes und Gutes, das wir zu einer Zeit in freundschaftlicher Thätigkeit genossen. J. H. W. Tischbein an Goethe 10. 2 . 1 8 1 7 (SchrGG 25,17)

B 8 813

Jn Rom, wen wir ein Frahmendt fanden, dan konden Sie so leicht errahten was das Gantze gewesen sein müsse, wo dießes stück abgebrochen sey. . . In Rom schließen Sie in einem Zimmer, wo im Fries die Geschichte der Maria war . . . Ich werde mich über alle Maßen freuen wen ich Ihnen wieder sehen könde, und das wir über das leben in Rom mit einander sprechen. Erinern Sie sich noch als wir in den Fernesischen Garden die Porfier und Granide und Pronsen zusamen laßen, und sie verstecken an der Mauer eines Garden Haußes um sie ein ander mal mit nach Haus zu nehmen? ich glaube sie ligen noch da. Den führte ich Ihnen in ein Rondel under der Erde durch eine dunkle Trepe, und Sie sahen auf einmal die Statuen in den Nischen, die gantz mit dicken Stamen von Epfei umwacksen waren . . . Auch dencke ich noch ofte daran wie Sie ergrifen worden von der Einfachheit Zahrtheit und jnnigkeit eines Bildes von Mantenga in der justinianischen Gallerie, ein Schaffet betrachtet ein schlafendes Mächgen. jetz fehlt dießes Bild in der Sammlung. Ich sähe sie in Berlin, suchte danach, aber es war weg . . . Seitdem das ich von Dresden wieder zurück kam, wo ich die Andicken zu meiner grösten freude wieder sähe, fing ich gleich ein groses Bild an, die Figuren in Lebensgröße, wo ich die weiblige Schönheit in vorstellen willens bin. In der Helena das schöne Weib, und die mänlige Schönheit im Menelaus. Wie Sie in Rom ein mahl sagten, das Kind mus ein Name haben, darom wählte ich dieße Begebenheit.

vor 2. 7.

Vgl. auch J. H. W. Tischbeins Zeichnungen des Goetheschen Freundeskreises in Rom: Goethe und seine Freunde an einem Tisch (dazu Goethes Anmerkung: „Abend Gespräch. Ich lag im Bette"); Goethe und Moritz auf dem Sofa bei spaßiger Lektüre; Goethe in seiner Wohnung am Corso („Das verfluchte zweite Küssen"); Abb. in: Der Türmer 341,1931/32, S. 502f. 167

1787

Rom J . Η. W. Tischbein an Goethe 2.7.1821 (SchrGG 25,25)

B» 814

Als wir in Rom oft mit einander spatzierten, und wenn wir dann auf unserem Wege ein Stück von einem Schnörkel oder sonst etwas Eingemauertes in der Wand sahen, so wußten Sie gleich was das gewesen war. Notiz zu italienischen Zeichnungen J. H. W. Tischbeins (SchiGG 5,232)

Von Tischbein meist Abends, wenn wir beysammen saßen, gezeichnet. J. H. W. Tischbein an Goethe 14. 5.1821 (SchrGG 25,20)

B 3 812

Auch wird Ihnen das noch gegenwärtig sein, wie wir uns übten dem Vorbeygehenden den Mantel von der Schulter zu winden . . . „Vorüber ihr Schäfchen vorüber" sagten Sie imer in Rom, wen Sie das Bleistift weglegten, „immer vorwerts gerückt, den wirds fertig". O. Glagau (nach W. Zahns mündlichem Bericht?) (Der Volksgarten 1864, 36 S. 552)

Einst saß er mit dem Maler Wilhelm Tischbein . . . und mit andern guten Freunden beim Weine, als ein Fremder gemeldet wurde, der den unsterblichen Dichter zu sehen begehre. Die Störung war Allen unangenehm, und „Kunschtmeyer" wurde hinausgeschickt, um den Lästigen abzuweisen. Er bedeutete dem Fremden, daß die Excellenz nicht gestört werden dürfe, da sie gerade „Versehe mache". Aber Jener, der ein Engländer und dazu ein Verwandter des Herzogs von Wellington war, besaß an edler Dreistigkeit genug, um sich nicht abtrösten zu lassen. Trotz aller Protestationen, die der unglückliche „Kunschtmeyer" erhob, drang er mit diesem zugleich in das Zimmer ein, wo Göthe und seine Genossen zechten. — „Ah," sagte der Unverschämte, „Excellenz machen also Verse; da kann ich helfen 1" Und er pflanzte sich ohne Weiteres an den Tisch. Aber Göthe nahm den Spaß gut auf und reichte dem Eindringling ein volles Glas. P. H. Brown, Life of Goethe (Haidane 1,330)

A recently discovered letter of a young German artist [C. Geßner?] then in Rome gives a lively impression of Goethe in these days when his natural man found unchecked play. In a succession of scenes, in the course of a day, he is presented as he appeared to the writer, who had evidently a due sense of being in the presence of a great man. An antique statue had been unearthed near the Church of Santa Maria on the right bank of the Tiber, and on a certain morning there was a gathering of artists to examine it. Goethe came with Tischbein, and our young artist with Angelica Kauffmann. It was the first time he had seen Goethe, and he narrowly observed him. While all the others babbled about the probable date and subject of the statue, Goethe, though he was known to have "four eyes and four ears," remained silent. 168

Rom

1787

The first impression made by Goethe on the youth was thus one of coldness and reserve, but this impression was to be changed in the course of the day. Leaving the statue, the company adjourned for their midday meal to a modest trattoria in the neighbourhood. In the course of the meal our narrator spilt some wine on the tablecloth, whereupon Goethe playfully pinched his ear "like some great child." The conversation turning on Michael Angelo, Goethe joined in with the volubility of ordinary mortals, after two bottles of wine. At the sight of the works of such an artist, he said among other things, one could only bury pen and pencil. "What, then, about your Iphigenie?" broke in Tischbein. Goethe cut a grimace, and left the company "like a naughty boy." Subsequently he was found behind the house at play with a child to whom he had given the name of Mignon. Driving home with our artist and Angelica, he talked with such loudness and freedom with the vetturino that the lady twitched his sleeve to remind him of his indiscretion. On the way they passed St. Peter's, and at sight of its mighty dome Goethe exclaimed that he always had a kind of dread of Michael Angelo, as he seemed to him to exercise an enchanter's spell even over modern Rome. The pleasures of the day were not over. Before parting, the entire company, Angelica among them, adjourned to an osteria, and spent the night over their wine, Goethe drinking more than any one else. The writer of the letter we are quoting was equally struck by Goethe's delicate attentions to Angelica, and by the abandonment with which one, who had for ten years been a Minister of State, gave himself up to the company in which he found himself. In all his high spirits, however, he "unlike other German travellers who can be heard three streets off," spoke in tones so low that his words could be caught only by close attention. The company broke up as the bells of the churches tolled three in the morning, Goethe's parting remark being that he must now go home to his Juno. Anf. Juli

Italienische Reise. 5. 7.1787 (WA I 32,28)

Moritζ, einige Landsleute im Hause, ein wackerer Schweiber sind mein gewöhnlicher Umgang. Zu Angelica und Rath Reiff enstein geh' ich auch; überall mit meiner nachdenklichen Art, und niemand ist, dem ich mich eröffnete. 6. (?) 7.

An Catl August 6. 7.1787 (WA IV 8,235)

Lucchesini ist wieder hier ich habe die Freude gehabt, mich wieder mit ihm von Ihnen zu unterhalten, er schätzt Sie ganz vorzüglich und ich bin überzeugt es ist nicht um mir blos nach dem Sinne zu reden, daß er soviel Gutes von Ihnen sagt. Übrigens ist er ein ausgemachter Weltmann und scheint mir, was ich auch nur von weitem sehe sein Spiel gut zu spielen. 169

Rom

1787 7. 7.

Italienische Reise. 9. 7.1787 (WA 132,30)

»w ich mit Angelica bei dem Engländer Moor, einem Landschaftsmaler, dessen Bilder meist trefflich gedacht sind. Unter andern hat er eine Sündflath gemahlt, das etwas Einziges ist. 15. 7.

Italienische Reise. 16. 7.1787 (WA I 32,32)

Gestern war ich mit Angelica in der Farnesina, wo die Fabel der Psyche gemahlt ist. 17. 7.

Italienische Reise. 17. 7.1787 (WA I 32,32)

Dienstag den 17. Juli war ich Abends bei Albacini, dem Restaurator antiker Statuen, um einen Torso zu sehen, den sie unter den Farnesinischen Besitzungen, die nach Neapel gehen, gefunden haben. 18. 7.

Italienische Reise. 17. 7.1787 (WA I 32,33)

Ich speis'te bei Graf Fries; Abbate Casti, der mit ihm reis't, recitirte eine seiner Novellen, der Er^bischof von Prag, die nicht sehr ehrbar, aber außerordentlich schön, in Ottave rime, geschrieben ist. 21. 7.

Italienische Reise. 27. 7.1787 (WA I 32,38)

Ich weiß nicht, ob ich ein Wort von dem Concert sage, das ich Ende voriger Woche gab. Ich lud diejenigen Personen dazu, die mir hier manches Vergnügen verschafft haben, und ließ durch die Sänger der komischen Oper die besten Stücke der letzten Intermesgen aufführen. Jedermann war vergnügt und zufrieden. Italienische Reise. Störende Naturbetrachtungen (WA I 32,48)

Nachdem ich mich nun so geraume Zeit ganζ im Stillen gehalten und von aller höheren verstreuenden Gesellschaft fern geblieben, begingen wir einen Fehler, der die Aufmerksamkeit des ganzen Quartiers, nicht weniger der nach neuen und seltsamen Vorfällen sich umschauenden Societät auf uns richtete. Die Sache verhielt sich aber also: Angelica kam nie in's Theater, wir untersuchten nicht aus welcher Ursache; aber da wir als leidenschaftliche Bühnenfreunde in ihrer Gegenwart die Anmuth und Gewandtheit der Sänger, so wie die Wirksamkeit der Musik unseres Cimarosa nicht genugsam %u rühmen wußten und nichts sehnlicher wünschten, als sie solcher Genüsse theilhaftig zu machen, so ergab sich eins aus dem andern, daß nämlich unsere jungen Leute, besonders Bury, der mit den Sängern und Musikverwandten in dem besten Vernehmen stand, es dahin brachte, daß diese sich in heiterer Gesinnung erboten, auch vor uns, ihren leidenschaftlichen Freunden und entschieden Beifall Gebenden, gelegentlich einmal in unserm Saale Musik machen und singen wollen. Dergleichen Vorhaben, öfters besprochen, vorgeschlagen und verzögert, gelangte doch endlich nach dem Wunsche der jüngern Theilnehmer zur fröhlichen Wirklichkeit. Concertmeister Kranz, ein geübter Violinist, in Her^pgl. Weimarischen Diensten, der sich in Italien auszubilden Urlaub hatte, gab Zuletzt durch seine unvermuthete Ankunft eine baldige Entscheidung. Sein Talent legte 170

1787

Rom sich auf die Wage der Musiklustigen, und wir sahen uns in den Fall versetzt, Madam Angelica, ihren Gemahl, Hofrath Reiffenstein, die Herren Jenkins, Volpato, und wem wir sonst eine Artigkeit schuldig waren, einem anständigen Feste einladen %u können. Juden und Tapezier hatten den Saal geschmückt, der nächste Kaffeewirth die Erfrischungen übernommen, und so ward ein glänzendes Concert aufgeführt in der schönsten Sommernacht, wo sich große Massen von Menschen unter den offenen Fenstern versammelten und, als wären sie im Theater gegenwärtig, die Gesänge gehörig beklatschten. Ja was das Auffallendste war, ein großer mit einem Orchester von Musikfreunden besetzter Gesellschaftswagen, der so eben durch die nächtliche Stadt seine Lustrunde machen beliebte, hielt unter unsern Fenstern stille, und nachdem er den obern Bemühungen lebhaften Beifall geschenkt hatte, ließ sich eine wackre Baßstimme vernehmen, die eine der beliebtesten Arien eben der Oper, welche wir stückweise vortrugen, von allen Instrumenten beseitet, hinzugesellte. Wir erwiderten den vollsten Beifall, das Volk klatschte mit drein, undjedermann versicherte, an so mancher Nachtlust, niemals aber an einer so vollkommenen, zufällig gelungenen Theil genommen haben.

22.7.

Italienische Reise. 22. 7.1787 (WA I 32,36)

Sonntags den 22. Juli aß ich bei Angelica, es ist nun schon hergebracht, daß ich ihr Sonntagsgast bin. Vorher fuhren wir nach dem Palast Barberini, den trefflichen Leonard da Vinci und die Geliebte des Raphael, von ihm selbst gemahlt, sehen. Mit Angelica ist es gar angenehm Gemähide betrachten, da ihr Auge sehr gebildet und ihre mechanische Kunstkenntniß so groß ist. Dabei ist sie sehr für alles Schöne, Wahre, Zarte empfindlich und unglaublich bescheiden. Nachmittags war ich bei'm Chevalier d'Agincourt, einem reichen Franzosen, der seine Zeit und sein Geld anwendet, eine Geschichte der Kunst von ihrem Verfall bis %ur Auflebung schreiben . .. · Jetzt habe ich etwas vor, daran ich viel lerne; ich habe eine Landschaft erfunden und gezeichnet, die ein geschickter Künstler, Dies, in meiner Gegenwart colorirt; dadurch gewöhnt sich Auge und Geist immer mehr an Farbe und Harmonie. 25. 7.

Italienische Reise. 25. 7.1787 (WA I 32,38)

Ich war mit dem Grafen Fries, die Gemmensammlung des Prinzen von Piombino Zu sehen. 29. 7.

Italienische Reise. 29. 7.1787 (WA I 32,39)

Sonntag den 29. Juli 1787 war ich mit Angelica in dem Palast Rondanini. 30. 7.

Italienische Reise. 30. 7.1787 (WA I 32,40)

Abends war ein kleiner Ball in dem Garten hinter dem Hause, wo%u wir auch eingeladen wurden. Ungeachtet jetzt keine Jahrszeit des Tanges ist, so war man doch ganζ lustig. Die italiänischen Mäuschen haben ihre Eigenthümlichkeiten, vor %ehn Jahren 171

1787

Rom hätten einige passiren können, nun ist diese Ader vertrocknet, und es gab mir diese kleine Feierlichheit kaum so viel Interesse, um sie bis an's Ende aushalten.

31.7.

Italienische Reise. 31. 7.1787 (WA 1 3 2 , 4 0 )

Abends ging ich mit einem Landsmann spateren, und wir stritten über den Vorzug von Michel Angelo und Raphael; ich hielt die Partie des ersten, er des andern, und wir schlossen %ulet%t mit einem gemeinschaftlichen Lob auf Leonard da Vinci. Juli

Italienische Reise. Paralipomena. Juni und Juli 1787 (WA I 32,389)

Angelika, der ich das Gedicht [Egmont] wie es fertig wurde nach und nach vorgelesen hatte, interessirte sich mit Zärtlichkeit für dasselbe. 5. 8.

Goethe und H. Meyer, Tageregister einer Italienischen Reise (WA I 32,477)

[Goethe:] August... 5. Verschaffelt lehrt Perspektive. [Meyer:] Zahlreiche Gesellschaft von Lernenden und grosser Vortheil dass man gerade das hinreichende, nicht zu viel lernte. 5./11. 8.

Italienische Reise. 11. 8.1787 (WA I 32, 56)

Diese Woche ist still und fleißig hingegangen. Besonders hab' ich in der Perspectiv manches gelernt. Verschaffelt, ein Sohn des Mannheimer Directors, hat diese Lehre recht durchgedacht und theilt mir seine Kunststücke mit. Weimarische Pinakothek. Seitenansicht des Capitols (WA I 49 1 ,424)

Vor mehr als vierzig Jahren beschäftigte sich ein Kunstfreund [Goethe] in Rom auf einsamen Spaziergängen mit Betrachtung von Gebäuden, Ruinen, Gärten, Plätzen und Räumen aller Art auf eine eigene Weise, indem er die Gegenstände, deren vortheilhafteste Ansichten man hundertfältig dargestellt, von einer besondern ungewöhnlichen Seite zu nehmen suchte. So gelang ihm, das Capitol mit seinen Umgebungen zu fassen, wie es uns nicht leicht zu Gesicht kommt.. . Als der Freund seine Skizze Abends in die Perspectivstunde zu Meister Verschaffeidt gebracht, billigte dieser den Versuch nicht allein, sondern begab sich gleich des andern Morgens an Ort und Stelle, um das Blatt kunstmäßig anzulegen und auszuführen und verehrte es dem Entdecker dieser Ansicht. J. H. W. Tischbein an Merck 1 0 . 1 0 . 1 7 8 7 (Wagner1 S. 507)

B 3 846

Göthe bleibt auch noch hier; der ist ein halber Mahler geworden; ich höre, daß er in Rom fleißig zeichnet, Köpfe und Landschaften. 12. 8.

Italienische Reise. 18. 8.1787 (WA I 32, 59)

Mit der guten Angelica war ich Sonntags die Gemähide des Prinzen Aldobrandini, besonders einen trefflichen Leonard da Vinci sehen. Sie ist nicht glücklich wie sie 172

1787

Rom es zu sein verdiente, bei dem wirklich großen Talent und bei dem Vermögen, das sich täglich mehrt. Sie ist müde auf den Kauf mahlen, und doch findet ihr alter Gatte es gar zu schön, daß so schweres Geld für oft leichte Arbeit einkommt. Sie möchte nun sich selbst %ur Freude, mit mehr Muße, Sorgfalt und Studium arbeiten und könnte es. Sie haben keine Kinder, können ihre Interessen nicht vermehren und sie verdient täglich auch mit mäßiger Arbeit noch genug hinzu. Das ist nun aber nicht und wird nicht. Sie spricht sehr aufrichtig mit mir, ich hab' ihr meine Meinung gesagt, haV ihr meinen Rath gegeben, und muntre sie auf, wenn ich bei ihr bin. An Johanna Susanna Bohl 18. 8.1787 (WA IV 8,249)

Mad. Angelika seh ich oft und sie erwiedert Ihren Gruß. Es ist eine treffliche Frau, und eine einzige Künsderinn. 1. Hälfte Aug.

Italienische Reise. 18. 8.1787 (WA I 32, 59)

22. 8.

Italienische Reise. August 1787 (WA I 32,69)

Moritζ studirt jetzt die Antiquitäten und wird sie zum Gebrauch der Jugend und ^um Gebrauch eines jeden Denkenden vermenschlichen und von allem Büchermoder und Schulstaub reinigen . . . Wir gehen des Abends spazieren, und er erzählt mir, welchen Theil er des Tags durchgedacht, was er in den Autoren gelesen. Ritter Worthley, der aus Griechenland zurückgekommen war, ließ uns wohlwollend seine mitgebrachten Zeichnungen sehen.

vor 1. 9.

K. Ph. Moritz an J. H. Campe 1. 9.1787 (Eybisch S. 218)

B 2 282 B s 845

Ich antworte Ihnen . . . auf Ihren Brief weit später, als ich gesollt hätte, weil ich diese Tage über in der größten Unentschlossenheit gewesen bin. — Da ich nehmlich im Begriff war, Rom zu verlassen, so eilte ich, alle die merkwürdigen Gegenstände, von denen ich nun auf immer Abschied nehmen sollte, noch einmal mit Aufmerksamkeit zu betrachten; und bei dieser Betrachtung fand ich, wie der Aufenthalt von noch sechs Monathen, vorzüglich in Gesellschaft des HE. v. Göthe, der den Winter über noch hier bleibt, mir eine Quelle zu nützlichen Ausarbeitungen auf mehrere Jahre lang werden könnte; und daß es mir fast unmöglich seyn würde, nachher der Reue zu entgehn, wenn ich dise Gelegenheit, meinen Geschmack noch mehr zu bilden, und meine Kenntnisse zu vermehren, itzt aus den Händen ließe, da ich das hier täglich für wenige Groschen sehen kann, dessen Anblick nachher durch eine ganze neue Reise erst wieder erkauft werden müßte. Dieser überwiegende Grund hat mich zu dem Entschluß gebracht, noch bis zum künftigen Frühjahr hier zu bleiben, und es dabei so einzurichten, daß ich Ihnen mit Vorschuß nicht ferner beschwerlich fallen dürfte. Ich habe mich nehmlich durch Umgang und Lektüre mit dem Zustande der neuesten italiänischen 173

1787

Rom Litteratur einigermaßen bekannt gemacht, und verschiednes dahin einschlagendes gesammlet, daß unter einem schicklichen Titel ein kleines nicht uninteressantes Werkchen, etwa von einem halben Alphabet stark, werden könnte; vermittelst dessen, was mir diese leichtere Nebenarbeit eintrüge, gedächte ich dann diesen Winter hier noch zu subsistieren, und dabei alle mein Bestreben dahin zu richten, um über die Alterthümer ein vollkommnes und auffallendes Werk zu liefern, wodurch ich zugleich meinen litterarischen Ruf auf immer befestigte. Ich habe diß alles mit dem HE. v. Göthe überlegt, der meinen Entschluß auch billigt. Sein Umgang kömmt mir hier außerordentlich zu statten, fast alle Tage bringe ich einige Stunden mit ihm zu, wo ich schon oft meine Ideen durch Mittheilung derselben berichtigt und erweitert habe, und auf neue Außichten geführt bin. Er ist mit meinem Plane, durch die Stellung der Gegenstände in dem Werk über die Alterthümer gleichsam den Geist der Alten aufzuwecken und sichtbar zu machen, und so viel wie möglich lebendige Darstellung hinein zu bringen, nicht nur zufrieden sondern interessiert sich auch dafür, so daß ich seinen Rath und seine Aufmunterung hiebei nicht gern entbehren möchte; da wir überdem sehr viele Sachen zusammen in Augenschein nehmen, welches mir, da er in Kunstsachen sehr tiefe Kenntnisse besitzt, vorzüglich nützlich ist. Ich könnte alsdann auch, wenn ich noch den Winter hier bleibe, im künftigen Frühjahr mit ihm zugleich nach Deutschland zurückreisen . . . 10 Duk[aten] ersuche ich Sie . . . auf das Dringendste mir doch ja gleich nach Empfang dises noch zu überschicken . . . weil ich hier mit niemanden in solchen Verhältniß, daß ich ihm von Geldmangel auf eine schickliche Weise sagen könnte, und auch dem HE. v. Göthe auf keinen Fall davon sagen, sondern liber den äußersten Mangel erdulden würde.

Aug.

Italienische Reise. August 1787 (WA I 32,70)

Eine höchst angenehme belehrende Unterhaltung, mit meinen Wünschen und Zwecken unmittelbar zusammentreffend, knüpfte ich mit dem Bildhauer Trippel in seiner Werkstatt an, als er meine Büste modellirte, welche er für den Fürsten von Wal deck in Marmor ausarbeiten sollte. Gerade %um Studium der menschlichen Gestalt, und um über ihre Proportionen als Canon und als abweichender Charakter aufgeklärt werden, war nicht wohl unter andern Bedingungen kommen. Italienische Reise. August 1787 (WA I 32, 68)

Diese Vorliebe für den großen Florentiner [Michel Angelo] theilte sich von den Künstlern gar bald auch den Liebhabern mit, da denn auch gerade ^u jener Zeit Bury und Lips Aquarellcopien in der Sixtinischen Capelle für Grafen Fries fertigen hatten. Der Custode ward gut befahlt, er ließ uns durch die Hinterthür neben dem Altar hinein, und wir hauseten darin nach Belieben. 174

1787

Frascati

Frascati 7-/8. 9.

Italienische Reise. 12. 9.1787 (WA 132, 79)

Einige Tage war ich in Frascati mit Rath Reiffenstein, Angelica kam Sonntags ms abzuholen. Es ist ein Paradies.

Rom 10. 9.

An den Freundeskreis in Weimar 17. 9.1787 (WA IV 8, 257)

Endlich ist mein Wunsch erfüllt worden die Arbeiten des Hrn. Casas eines französischen Architeckten, wenigstens zum Theil zu sehen. Sie sind über allen Ausdruck interessant. Er hat auf seinen Reisen die wichtigsten alten Monumente, besonders die noch nicht herausgegebnen, gemeßen, auch die Gegenden gezeichnet und mit großer Precision und Geschmack einen Theil seiner Zeichnungen, ausgeführt. Er gedenckt ein Werck in's Publicum zu geben. Eine kurze Beschreibung der Stücke die ich gesehen, wird einen entfernten Begriff von dem Vergnügen geben, das sie dem Anschauer machen müßen. 1) Das Serail von Constantinopel. . . 2) General Aussicht der Ruinen von Palmyra, in derselben Größe . . . Eine Colonnade. . . biß zum Sonnentempel. . . Die Colonnade war von vier Säulenreihen, die Säule 10 Diameter hoch. Man sieht nicht daß sie oben bedeckt gewesen, er glaubt es sey durch Teppiche geschehen . . . Das sonderbarste Phenomen ist daß eine blaue Linie, wie eine Meereslinie das Bild schließt. Er erklärte es uns daß der Horizont der Wüste der in der Ferne blau werden muß so völlig wie das Meer den Gesichtskreis schließt, daß es in der Natur das Auge trügt wie es uns im Bilde Anfangs getrogen, da wir doch wußten, daß Palmyra vom Meer entfernt genug war . . . 9) Egyptische Pyramide mit dem großen Sphinx Kopfe. Er sey sagt Casas von einem Kalcksteine, in den Felsen gehauen und weil der Fels Sprünge gehabt und Ungleichheiten habe man den Coloß mit Stuck überzogen und gemahlt, wie man noch in den Falten des Kopfschmucks bemercke. Eine Gesichts Partie ist ohngefähr 10 Schuh hoch, auf der Unterlippe hat er bequem spazieren können. Italienische Reise. Paralipomena (WA 132,395)

Abends, nachdem wir alle diese schöne Sachen [Zeichnungen von L. F. Cassas] gesehen gingen wir auf die Ruinen der Kaiserpaläste, die Sonne ging unter und wir muß ten gestehen: daß diese Aussicht auf alle die andern [sich] noch recht gut sehen ließe. 175

1787 Sommer

Rom Italienische Reise. August 1787 (WA I 32, 69)

Es war herkömmlich geworden, daß sie [AngelicaJ Sonntag um Mittag mit ihrem Gemahl und Rath Reiffenstein bei mir vorfuhr, und wir sodann mit möglichster Gemäthsruhe uns durch eine Backofenhitze in irgend eine Sammlung begaben, dort einige Stunden verweilten, und sodann zu einer wohlbesetzten Mittagstafel bei ihr einkehrten. Es war vorzüglich belehrend mit diesen drei Personen, deren eine jede in ihrer Art theoretisch, praktisch, ästhetisch und technisch gebildet war, sich in Gegenwart so bedeutender Kunstwerke besprechen. Italienische Reise. September 1787 (WA I 32, 92)

Die vier ersten Bände meiner Schriften, bei Göschen, waren angekommen und das Prachtexemplar sogleich in die Hände Angelica's gegeben, die daran ihre Muttersprache auf's neue χμ beloben Ursach finden glaubte. Italienische Reise. 2. 10.1787 (WA I 32,104)

Moritz ist bisher mein liebster Gesellschafter geblieben, ob ich gleich bei ihm fürchtete und fast noch fürchte, er möchte aus meinem Umgange nur klüger und weder richtiger, besser noch glücklicher werden, eine Sorge, die mich immer zurückhält ganζ o f f e n sein. se^e Auch im Allgemeinen mit mehreren Menschen leben geht mir ganz &ui· eines jeden Gemüthsart und Handelsweise. Der eine spielt sein Spiel, der andre nicht, dieser wird vorwärts kommen, jener schwerlich. Einer sammelt, einer zerstreut. Einem genügt alles, dem andern nichts. Der hat Talent und Übt's nicht, jener hat keins und ist fleißig iC. 2C. Das alles sehe ich, und mich mitten drin; es vergnügt mich und gibt mir, da ich keinen Theil an den Menschen, nichts an ihnen zu verantworten habe, keinen bösen Humor.

A. L. Hirt an J. P. Schulthesius 12.10.1787 (GMD)

Die erste Zuschrift die Sie von mir erhalten, ist durch die Hand eines Unbekannten, den mir aber Herr Geh. Rath von Göthe angelegendst empfahl, ihm einige Addreßen für Livorno nach Venedig zu überschicken. Es ist Herr Thurneysen, ein junger angesehener KaufFmann aus Frankfurt, deßen Bekanntschaft, wie ich nicht zweifle, Sie mit Vergnügen machen werden, und durch den guten Empfang, den Sie ihm machen werden, verbinden Sie nicht nur mich, sondern auch den H. von Göthe insbesondere.

176

Frascati

1787

Frascati Ende Sept.

1./8.10.

Italienische Reise. 28. 9.1787 (WA I 32, 84)

glücklich^ es w j f d den ganzen Tag bis in die Nacht gezeichnet, gemahlt, getuscht, geklebt, Handwerk und Kunst recht ex professo getrieben. Rath Reiffenstein, mein Wirth, leistet Gesellschaft, und wir sind munter und lustig. Abends werden die Villen im Mondschein besucht, und sogar im Dunkeln die frappantesten Motive nachgezeichnet. Einige haben wir aufgejagt, die ich nur einmal auszuführen wünsche . . . Mit Moritz hab' ich recht gute Stunden, und habe angefangen ihm mein Pflanzensystem zu erklären, und jedesmal in seiner Gegenwart aufzuschreiben, wie weit wir gekommen sind. . . Er hat eine große Freude daran, und ruckt immer selbst mit Schlüssen vorwärts. An Knebel 3.10.1787 (WA IV 8,266)

Nun bin ich seit acht Tagen hier [Frascati], in Gesellschaft des alten Kunstfreundes Reifenstein, der sehr viele Kenntniße hat und ein gefälliger, guter, muntrer Gesellschafter ist. Italienische Reise. 5. 10. 1787 (WA I 32,107)

Ich habe mit Rath Reiffenstein in Frascati ihren [Herzogin Anna Amalia] ganzen Aufenthalt projectirt. Wenn alles gelingt, so ist's ein Meisterstück. Wir sind jetzt in Negotiation wegen einer Villa begriffen, welche gewissermaßen sequestrirt ist, und also vermiethet wird, anstatt daß die andern entweder besetzt sind, oder von den großen Familien nur aus Gefälligkeit abgetreten würden, dagegen man in Obligationen und Relationen geräth. Italienische Reise. September 1787 (WA I 32,96)

Die andere Beschäftigung, Pasten z» fabriciren, war mehr für Männer geeignet.. . Hofrath Reiffenstein, welcher mich zjvar willig und geschäftig in diese Thätigkeiten eingeführt hatte, merkte gar bald, daß mir eine fortgesetzte Beschäftigung der Art nicht zusagte, daß mein eigentlicher Trieb war, durch Nachbildung von Natur- und Kunstgegenständen Hand und Augen möglichst zu steigern. Auch war die große Hitze kaum vorübergegangen, als er mich schon, in Gesellschaft von einigen Künstlern, nach Frascati führte, wo man in einem wohl eingerichteten Privathause Unterkommen und das nächste Bedürfniß fand, und nun, den ganzen Tag im Freien, sich Abends gern um einen großen Ahorntisch versammelte. Georg Schütz> e*n Frankfurter, geschickt, ohne eminentes Talent, eher einem gewissen anständigen Behagen als anhaltender künstlerischer Thätigkeit ergeben, weßwegen ihn die Römer auch il Barone nannten, begleitete mich auf meinen Wanderungen und ward mir vielfach nützlich . . . Dagegen 177 12 Goethe, Gespräche III

1787

Frascati fehlte es denn auch Abends nicht an unterrichtender, oft aber auch neckischer Unterhaltung. So darf man nicht verschweigen, daß junge Künstler, die Eigenheiten des wackern Reiffensteins, die man Schwachheiten nennen pflegt, kennend und bemerkend, darüber sich oft im Stillen scherzhaft und spottend unterhielten. Nun war eines Abends der Apoll von Belvedere als eine unversiegbare Quelle künstlerischer Unterhaltung wieder Zum Gespräch gelangt, und bei der Bemerkung, daß die Ohren an diesem trefflichen Kopfe doch nicht sonderlich gearbeitet seien, kam die Rede ganζ natürlich auf die Würde und Schönheit dieses Organs, die Schwierigkeit ein schönes in der Natur χμ finden und es künstlerisch ebenmäßig nachzubilden. Da nun Schütz we&M seiner hübschen Ohren bekannt war, ersuchte ich ihn, mir bei der Lampe χμ sitzen, bis ich das vorzüglich gut gebildete, es war ohne Frage das rechte, sorgfältig abgezeichnet hätte. Nun kam er mit seiner starren Modellstellung gerade dem Rath Reiffenstein gegenüber zu sitzen, von welchem er die Augen nicht abwenden konnte noch durfte, fener fing nun an, seine wiederholt angepriesenen Lehren vorzutragen: man müßte sich nämlich nicht gleich unmittelbar an das Beste wenden, sondern erst bei den Carracct's anfangen, und zn">r in der Farnesischen Galerie, dann zum Raphael übergehen und zuletzt den Apoll von Belvedere so oft zeichnen, bis man ihn auswendig kenne, da denn nicht viel Weiteres zu wünschen und zu hoffen sein würde. Der gute Schütz ward von einem solchen innerlichen Anfall von Lachen ergriffen, den er äußerlich kaum zu bergen wußte, welche Pein sich immer vermehrte, je länger ich ihn in ruhiger Stellung zu halten trachtete . . . Eine herrliche, obgleich nicht unerwartete Aussicht ward uns aus den Fenstern der Villa des Fürsten Aldobrandini, der, gerade auf dem Lande gegenwärtig, uns freundlich einlud und uns in Gesellschaft seiner geistlichen und weltlichen Hausgenossen an einer gut besetzten Tafel festlich bewirthete.

Castel G a n d o l f o 8./21.10. Italienische Reise. 1 2 . 1 0 . 1 7 8 7 (WA I 32,108)

Wir leben hier wie man in Bädern lebt, nur mache ich mich des Morgens beiseite, um zu Zeichnen, dann muß man den ganzen Tag der Gesellschaft sein, welches mir denn auch ganz recht ist für diese kurze Zeit; ich sehe doch auch einmal Menschen ohne großen Zeitverlust und viele auf einmal. Angelica ist auch hier und wohnt in der Nähe, dann sind einige muntere Mädchen, einige Frauen, Hr. von Maron, Schwager von Mengs, mit der seinigen, theils im Hause, theils in der Nachbarschaft; die Gesellschaft ist lustig und es gibt immer was ZU lachen. Abends geht man in die Komödie, wo Pulcinell die Hauptperson ist, und trägt sich dann einen Tag mit den bonmots des vergangnen Abends. 178

1787

Castel G a n d o l f o Angelika Kauffmann an Goethe 21. 9.1788 (SchrGG 5, 58)

Bald rückt die Zeit an die wir in Castello zugebracht haben, eine jede stelle wo Sie gezeichnet haben, alles wirt mich an das Vergnügen erinnern, das nun vergangen. Angelika Kauffmann an Goethe 1 . 1 1 . 1 7 8 8 (SchrGG 5, 99)

. . . conte Simonetti den wir verwichnes Jahr in Castello gesehen haben, der schöne Mann der Ihnen so gefallen. Italienische Reise. Oktober 1787 (WA I 32,110)

Die Bewegung in Castello war %ulet%t gar arg... Es war wie bei ms im Bade, und da ich in einem Hause wohnte, das immer Zuspruch hat, so mußte ich mich drein geben. Bei dieser Gelegenheit habe ich mehr Italiäner gesehen als bisher in einem Jahre, und bin auch mit dieser Erfahrung zufrieden. Eine Mailänderin interessirte mich die acht Tage ihres Bleibens, sie zeichnete sich durch ihre Natürlichkeit, ihren Gemeinsinn, ihre gute Art sehr vortheilhaft vor den Römerinnen aus. Angelica war, wie sie immer ist, verständig, gut, gefällig, zuvorkommend. Italienische Reise. Oktober 1787 (WA I 32,119)

Herr Jenkins, der wohlhabende englische Kunsthändler, bewohnte daselbst [Castel Gandolfo] ein sehr stattliches Gebäude, den ehemaligen Wohnsitζ des Jesuitergenerals, wo es einer Anzahl von Freunden weder an Zimmern bequemer Wohnung, noch an Sälen zu heiterem Beisammensein, noch an Bogengängen zß munterem Lustwandeln fehlte. Man kann sich von einem solchen Herbstaufenthalte den besten Begriff machen, wenn man sich ihn wie den Aufenthalt an einem Badorte gedenkt. Personen ohne den mindesten Bezug auf einander werden durch Zufall augenblicklich in die unmittelbarste Nähe versetzt. Frühstück und Mittagessen, Spaziergänge, Lustpartien, ernst- und scherzhafte Unterhaltung bewirken schnell Bekanntschaft und Vertraulichkeit; da es denn ein Wunder wäre, wenn, besonders hier, wo nicht einmal Krankheit und Cur eine Art von Diversion macht, hier im vollkommensten Müßiggange, sich nicht die entschiedensten Wahlverwandtschaften zunächst hervorthun sollten. Hofrath Reiffenstein hatte für gut befunden, und zwar Recht, daß wir ze^& hinausgehen sollten, um χμ unseren Spaziergängen und sonstigen artistischen Wanderungen in's Gebirg die nöthige Zeit zu finden, ehe noch der Schwall der Gesellschaft sich herandrängte und uns Zur Theilnahme an gemeinschaftlicher Unterhaltung aufforderte. Wir waren die ersten und versäumten nicht, ms in der Gegend, nach Anleitung des erfahrenen Führers, Zweckmäßig umzusehen, und ernteten davon die schönsten Genüsse und Belehrungen. 8./21. 10. Vgl. auch Angelika Kauffmanns Gemälde: Goethe im Kreise seiner Freunde [d. i. A. Kauffmann, Maddalena Riggi, Carlo Riggi] in: Pantheon 2 0 , 1 9 6 2 , 1 1 1 179 12»

1787

Castel G a n d o l f o Nach einiger Zeit sah ich eine gar hübsche römische Nachbarin, nicht mit von uns im Corso wohnend, mit ihrer Mutter heraufkommen. Sie hatten beide, seit meiner Mylordschaft, meine Begrüßungen freundlicher als sonst erwidert. . . Nun aber fanden wir uns auf einmal wie völlig alte Bekannte; jenes Concert gab Stoff genug %ur ersten Unterhaltung. . . Zu gleicher Zeit stellten sie mich einer jungen Mailänderin [Maddalena RiggiJ vor, die sie mitgebracht hatten, der Schwester eines Commis von Herrn fenkins. . . Diese beiden Schönen, denn schön durfte man sie wirklich nennen, standen in einem nicht schroffen aber doch entschiedenen Gegensatz; dunkelbraune Haare die Römerin, hellbraune die Mailänderin;jene braun von Gesichtsfarbe, diese klar, von garter Haut; diese zugleich mit fast blauen Augen, jene mit braunen; die Römerin einigermaßen ernst, zurückhaltend, die Mailänderin von einem offnen, nicht sowohl ansprechenden als gleichsam anfragenden Wesen. Ich saß bei einer Art Lottospiel ζwischen beiden Frauenzimmern und hatte mit der Römerin Casse zusammen gemacht; im Laufe des Spiels fügte es sich nun, daß ich auch mit der Mailänderin mein Glück versuchte durch Wetten oder sonst. Genug, es entstand auch auf dieser Seite eine Art von Partnerschaft, wobei ich in meiner Unschuld nicht gleich bemerkte, daß ein solches getheiltes Interesse nicht gefiel, bis endlich nach aufgehobener Partie die Mutter, mich abseits findend, zwar höflich, aber mit wahrhaftem Matronenernst dem werthen Fremden versicherte: daß, da er einmal mit ihrer Tochter in solche Theilnahme gekommen sei, es sich nicht wohl zjeme, mit einer andern gleiche Verbindlichkeiten einzugehen; man halte es in einer Villeggiatur für Sitte, daß Personen, die sich einmal auf einen gewissen Grad verbunden, dabei in der Gesellschaft verharrten und eine unschuldig anmuthige Wechselgefälligkeit durchführten. Ich entschuldigte mich auf's beste, jedoch mit der Wendung, daß es einem Fremden nicht wohl möglich sei, dergleichen Verpflichtungen anzuerkennen, indem es in unsern Landen herkömmlich sei, daß man den sämmtlichen Damen der Gesellschaft, einer wie der andern, mit und nach der andern, sich dienstlich und höflich erweise, und daß dieses hier um desto mehr gelten werde, da von zwei so eng verbundenen Freundinnen die Rede sei.. . Den nächsten Morgen fanden wir uns drei allein, und da vermehrte sich denn das Übergewicht auf die Seite der Mailänderin. Sie hatte den großen Vorzug vor ihrer Freundin, daß in ihren Äußerungen etwas Strebsames χμ bemerken war. Sie beklagte sich nicht über vernachlässigte, aber allzuängstliche Erziehung: „Man lehrt uns nicht schreiben", sagte sie, „weil man fürchtet, wir würden die Feder zß Liebesbriefen benutzen; man würde uns nicht lesen lassen, wenn wir uns nicht mit dem Gebetbuch beschäftigen müßten; uns in fremden Sprachen zu unterrichten, daran wird niemand denken; ich gäbe alles darum Englisch zu können. Herrn fenkins mit meinem Bruder, Mad. Angelica, Herrn Zucchi, die Herren Volpato und Camuccini hör' ich oft sich unter einander Englisch unterhalten, mit einem Gefühl, das dem Neid ähnlich ist: und die ellenlangen Zeitungen da liegen vor mir auf dem Tische, es stehen Nachrichten darin aus der ganzen Welt, wie ich sehe, und ich weiß nicht, was sie bringen." 180

1787

Castel G a n d o l f o „Es ist desto mehr Schade", versetzte ich, „da das Englische sich so leicht lernen läßt; Sie müßten es in kurzer Zeit fassen und hegreifen. Machen wir gleich einen Versuch", fuhr ich fort, indem ich eins der grän^enlosen englischen Blätter aufhob, die häufig umherlagen. Ich blickte schnell hinein und fand einen Artikel: daß ein Frauenzimmer in's Wasser gefallen, glücklich aber gerettet und den Ihrigen wiedergegeben worden. Es fanden sich Umstände bei dem Falle, die ihn verwickelt und interessant machten, es blieb zweifelhaft, ob sie sich in's Wasser gestürmt, um den Tod suchen, so wie auch, welcher von ihren Verehrern, der Begünstigte oder Verschmähte, sich zu ihrer Rettung gewagt. Ich wies ihr die Stelle hin und bat sie aufmerksam darauf schauen. Darauf übersetzt' ich ihr erst alle Substantiva und examinirte sie, ob sie auch ihre Bedeutung wohl behalten. Gar bald überschaute sie die Stellung dieser Haupt- und Grundworte und machte sich mit dem Platζ bekannt, den sie im Perioden eingenommen hatten. Ich ging darauf zu den einwirkenden, bewegenden, bestimmenden Worten über und machte nunmehr, wie diese das Ganze belebten, auf das heiterste bemerklich, und katechisirte sie so lange, bis sie mir endlich, unaufgefordert, die gan^e Stelle, als stünde sie Italiänisch auf dem Papiere, vorlas, welches sie nicht ohne Bewegung ihres zierlichen Wesens leisten konnte. Ich habe nicht leicht eine so herzlich-geistige Freude gesehen, als sie ausdrückte, indem sie mir für den Einblick in dieses neue Feld einen allerliebsten Dank aussprach. Sie konnte sich kaum fassen, indem sie die Möglichkeit gewahrte, die Erfüllung ihres sehnlichsten Wunsches so nahe und schon versuchsweise erreicht χμ sehen. Die Gesellschaft hatte sich vermehrt, auch Angelica war angekommen; an einer großen gedeckten Tafel hatte man ihr mich rechter Hand gesetzt, meine Schülerin stand an der entgegengesetzten Seite des Tisches und besann sich keinen Augenblick, als die Übrigen sich um die Tafelplätze complimentirten, um den Tisch herumzugehen und sich neben mir nieder zu lassen. Meine ernste Nachbarin schien dieß mit einiger Verwunderung zu bemerken, und es bedurfte nicht des Blicks einer klugen Frau, um z,u gewahren, daß hier was vorgegangen sein müsse und daß ein zeither bis zur trockenen Unhöflichkeit von den Frauen sich entfernender Freund wohl selbst sich endlich z"hm und gefangen überrascht gesehen habe. Ich hielt zwar äußerlich noch ziemlich gut Stand, eine innere Bewegung aber gab sich wohl eher kund durch eine gewisse Verlegenheit, in der ich mein Gespräch zwischen den Nachbarinnen theilte, indem ich die ältere zar^e> dießmal schweigsame Freundin belebend zu unterhalten, und jene, die sich immer noch in der fremden Sprache zu ergehen schien und sich in dem Zustande befand desjenigen, der mit einem Mal, von dem erwünscht aufgehenden Lichte geblendet, sich nicht gleich in der Umgebung zu finden weiß, durch eine freundlich ruhige, eher ablehnende Theilnahme zu beschwichtigen suchte. Dieser aufgeregte Zustand jedoch hatte sogleich die Epoche einer merkwürdigen Umwälzung zu erleben. Gegen Abend die jungen Frauenzimmer aufsuchend, fand ich dieälteren Frauen in einem Pavillon, wo die herrlichste der Aussichten sich darbot. . . 181

1787

Castel G a n d o l f o [Ich hatte] leider der Einladung der Mutter und Nachbarinnen nicht absagen können mich bei ihnen niederzulassen, besonders da sie mir an dem Fenster der schönsten Aussicht Raum gemacht hatten. Als ich auf ihre Reden merkte, könnt' ich vernehmen, daß von Ausstattung die Rede sei, einem immer wiederkehrenden und nie zu erschöpfenden Gegenstande. Die Erfordernisse aller Art wurden gemustert, Zahl und Beschaffenheit der verschiedenen Gaben, Grundgeschenke der Familie, vielfache Beiträge von Freunden und Freundinnen, theilweise noch ein Geheimniß, und was nicht alles in genauer Hererzählung die schöne Zeit hinnahm, mußte von mir geduldig angehört werden, weil die Damen mich zu einem späteren Spaziergang festgenommen hatten. Endlich gelangte denn das Gespräch %u den Verdiensten des Bräutigams, man schilderte ihn günstig genug, wollte sich aber seine Mängel nicht verbergen, in getroster Hoffnung, daß diese zu mildern und zu bessern die Anmuth, der Verstand, die Liebenswürdigkeit seiner Braut im künftigen Ehstande hinreichen werde. Ungeduldig %ulet%t, als eben die Sonne sich in das entfernte Meer niedersenkte und einen unschätzbaren Blick durch die langen Schatten und die zwar gedämpften doch mächtigen Streiflichter gewährte, fragt' ich auf das bescheidenste: wer denn aber die Braut sei? Mit Verwunderung erwiderte man mir: ob ich denn das allgemein Bekannte nicht wisse; und nun erst fiel es ihnen ein, daß ich kein Hausgenosse sondern ein Fremder sei. Hier ist es freilich nun nicht nöthig auszusprechen, welch Entsetzen mich e r g r i f f , als ich vernahm, es sei eben die kurz erst so liebgewonnene Schülerin. Die Sonne ging unter, und ich wußte mich unter irgend einem Vorwand von der Gesellschaft loszumachen, die, ohne es zj* wissen, mich auf eine so grausame Weise belehrt hatte . . . Von nun an aber hab' ich mich kurz Zu fassen; die Menge von Besuchenden füllte das Haus und die Häuser der Nachbarschaft, man konnte sich ohne Affectation vermeiden, und eine wohlempfundene Höflichkeit, zu der uns eine solche Neigung stimmt, ist in der Gesellschaft überall gut aufgenommen. Mein Betragen gefiel, und ich hatte keine Unannehmlichkeit, keinen Zwist außer ein einziges Mal mit dem Wirth, Herrn Jenkins. Ich hatte nämlich, von einer weiten Berg- und Waldtour, die appetitlichsten Pilze mitgebracht und sie dem Koch übergeben, der, über eine zwar seltene, aber in jenen Gegenden sehr berühmte Speise höchst vergnügt, sie auf's schmackhafteste zubereitet auf die Tafel gab. Sie schmeckten jedermann ganz herrlich, nur, als zu meinen Ehren verrathen wurde, daß ich sie aus der Wildniß mitgebracht, ergrimmte unser englischer Wirth, obgleich nur im Verborgenen, darüber, daß ein Fremder eine Speise zum Gastmahl beigetragen habe, von welcher der Hausherr nichts wisse, die er nicht befohlen und angeordnet; es zjeme sich nicht wohl, jemanden an seiner eignen Tafel zu überraschen, Speisen aufzusetzen, von denen er nicht Rechenschaft geben könne. Dieß alles mußte mir Rath Re'tffenstein nach Tafel diplomatisch eröffnen, wogegen ich, der ich an ganz Inderm Weh, als das sich von Schwämmen herleiten kann, innerlichst zu dulden hatte, bescheidentlich erwiderte: ich hätte vorausgesetzt, der Koch würde das dem 182

1787

Castel Gandolfo Herrn melden, und versicherte: wenn mir wieder dergleichen Edulien unterwegs in die Hände kämen, solche unserm trefflichen Wirthe selbst %ur Prüfung und Genehmigung vorzulegen . . . Der Koch freilich hatte mir versichert, und brachte auch dem Herrn in's Gedächtniß, daß dergleichen, zwar nicht o f t , aber doch immer, als besondere Rarität, mit großem Beifall in dieser Jahrszeit vorgesetzt worden . . . Es war leicht meinen gefaßten Vorsatzfortzuführen. Ich suchte sogleich den englischen Studien auszuweichen, indem ich mich Morgens entfernte und meiner heimlich geliebten Schülerin niemals anders als im Zusammentritt von mehrern Personen zu nähern wußte. Gar bald legte sich auch dieses Verhältniß in meinem so viel beschäftigten Gemüthe wieder zuwehte und zwar auf eine sehr anmuthige Weise; denn indem ich sie als Braut, als künftige Gattin ansah, erhob sie sich vor meinen Augen aus dem trivialen MädchenZustande, und indem ich ihr nun eben dieselbe Neigung, aber in einem höhern uneigennützigen Begriff zuwendete, so war ich, als einer der ohnehin nicht mehr einem leichtsinnigen Jüngling glich, gar bald gegen sie in dem freundlichsten Behagen. Mein Dienst, wenn man eine freie Aufmerksamkeit so nennen darf, bezeichnete sich durchaus ohne Zudringlichkeit und bet'm Begegnen eher mit einer Art von Ehrfurcht. Sie aber, welche nun auch wohl wußte, daß ihr Verhältniß mir bekannt geworden, konnte mit meinem Benehmen vollkommen zufrieden sein. Die übrige Welt aber, weil ich mich mit jedermann unterhielt, merkte nichts oder hatte kein Arges daran, und so gingen Tage und Stunden einen ruhigen behaglichen Gang. Von der mannichfaltigsten Unterhaltung wäre viel z" sagen. Genug, es war auch ein Theater daselbst, wo der von uns so oft im Carneval beklatschte Pulcinell, welcher die übrige Zeit sein Schusterhandwerk trieb und auch übrigens hier als ein anständiger kleiner Bürger erschien, uns mit seinen pantomimisch-mimisch-lakonischen Absurditäten auf's beste χμ vergnügen und uns in die so höchst behagliche Nullität des Daseins ZU versetzen wußte. Italienische Reise. 12.10. 1787 (WA I 32,114)

Morgens zeichne ich, dann gibt's Menschen auf Menschen. Es ist mir lieb, daß ich sie beisammen sehe, einzeln wäre es eine große Seccatur. Angelica ist hier und hilft alles übertragen. Italienische Reise. 2 7 . 1 0 . 1 7 8 7 (WA I 32,115)

Es ist z» schmeichelhaft, als daß ich es sagen dürfte, was mir Angelica für Hoffnungen über mein Landscbaftszeichnen, unter gewissen Bedingungen, gibt. An Carl August 2 3 . 1 0 . 1 7 8 7 (WA IV 8,271)

Wir hatten uns am Rande des Sees [von Nemi], eines alten Craters, unter schönen Platanen gelagert, eine Quelle flöß sparsam aus dem Felsen und nahe dabey lag ein alter, trockner, höhnet Trog, aus einem Baumstamme aus183

1787

Castel G a n d o l f o gehöhlt. Ich sah die Gegend mit Augen des Zeichners an, und bemerckte nicht, daß dieser hölzerne Trog eine Seltenheit sey, da in Italien alle solche Wasserbehälter von Stein sind. — Ein alter Mann, der Früchte gebracht hatte, sprach zu einigen der Gesellschafft und sagte: „Diesen Trog haben die Deutschen Anno 44 gemacht, als sie hier in Quartier lagen, es waren zwey Tröge, den andern hat die Zeit aufgerieben. Es lag damals Cavallerie in Nemi und sie holten diese Tröge aus um die Pferde bequem zu träncken." Gleich erinnerte ich mich, was Sie mir einst von Ihrem Anteil, an der Schlacht bey Velletri schrieben, und frug den alten aus: wo die Deutschen gestanden? wo das Lager gewesen? pp er gab mir von allem Bericht. Das Haupt Lager war gerade über uns, an der Seite des Monte Cavo. Eine köstliche Position, die auch ehmals Hannibal erwählt hatte.

Rom 24.10.

An J. Chi. Kestner 2 4 . 1 0 . 1 7 8 7 (WA IV 8, 275)

Hr. Rehberg trifft mich noch hier und überbringt mir heute Euren Brief vom 18. May. Ende Okt. An J. F. v. Fritsch 2 7 . 1 0 . 1 7 8 7 (WA IV 8,286)

Angenehm ist es . . . daß sich mehrere Fremde hier befinden die in verschiednen Richtungen nach demselben Ziele gehn. Antiquitäten, Geschichte, die Litteratur der verschiednen Künste, Numismatick pp werden von einzelnen Personen mit Fleiß betrieben, in deren Umgang man, ohne es selbst zu bemercken, lernt und so wird Rom für einen der sich appliciren will eine wahre hohe Schule; dagegen es andern Fremden gar bald traurig und todt vorkommen muß, deßwegen auch die meisten schnell nach Neapel, dem Orte des Lebens und der Bewegung, eilen. K. Ph. Moritz an J. H. Campe 27. 10. 1787 (Eybisch S. 225)

B 2 283 B 3 847

Ich habe mich bisher immer mehr damit beschäftigt, über das, was ich wußte, nachzudenken, als mir viele neue Kenntnisse zu verschaffen. Jetzt sehe ich aber täglich mehr ein, und lerne durch den Umgang mit dem Herrn v. Goethe, daß die Denkkraft nothwendig eben so stark außer sich, als in sich wirken muß, wenn sie nicht auf metaphysische Spitzfindigkeiten gerathen und die gehörige Elasticität und Leben behalten soll. Es kommt mir außerordentlich zu statten, daß ich mit dem Herrn v. Goethe beständig meine Ideen wechseln kann; und ich bin dadurch schon auf vortreffliche Grundsätze geleitet worden. Alles, was ich um mich her in der wirklichen Welt und in der vergangenen 184

1787

Rom sehe, wird mir immer heller und deutlicher, und bekömmt immer mehr Beziehung auf einander, je vollständiger meine Ideen davon werden.

3.11.

Ph. Chr. Kayser an seine Eltern 3 . 1 1 . 1 7 8 7 (BerFDH NF 7, 450)

Der Geh. Rath von Goethe hat mich in dieser Hauptstadt der Welt mit soviel Freundschaft empfangen daß ich mir für die nächsten sechs Monate meines Lebens, und für das Studium meiner Kunst, gewiß alles gute und vortheilhafte zu versprechen habe. Anf.Nov. Italienische Reise. 3 . 1 1 . 1 7 8 7 (WA I 32,135)

Kayser ist angekommen . . . Er ist erst am Ciavierstimmen, und nach und nach wird die Oper vorgetragen werden. Es macht seine Gegenwart wieder eine sonderbare anschließende Epoche. Italienische Reise. 1 0 . 1 1 . 1 7 8 7 (WA 1 3 2 , 1 3 7 )

Kayser ist nun da, und es ist ein dreifach Leben, da die Musik sich anschließt. Es ist ein trefflich guter Mann und paßt %u uns, die wir wirklich ein Naturleben führen, wie es nur irgend auf dem Erdboden möglich ist. Italienische Reise. 2 4 . 1 1 . 1 7 8 7 (WA 132,140)

Kaysers Ankunft, und bis wir uns ein wenig mit ihm in häusliche Ordnung setzten, hatte mich einigermaßen zurückgebracht, meine Arbeiten stockten. Jet%t geht es wieder, und meine Opern sind nahe fertig χμ sein. Er ist sehr brav, verständig, ordentlich, gesetzt, in seiner Kunst so fest und sicher, als man sein kann, einer von denen Menschen, durch deren Nähe man gesunder wird. Dabei hat er eine Herzensgute, einen richtigen Lebens- und Gesellschaftsblick, wodurch sein übrigens strenger Charakter biegsamer wird, und sein Umgang eine eigene Grazie gewinnt. An Carl August 1 7 . 1 1 . 1 7 8 7 (WA IV 8, 292)

Kayser aus Zürch ist hier und hat die Partitur unsrer Oper [Scherz, List und Rache] mitgebracht, ich habe viel Genuß an ihm und seiner Arbeit. Durch ihn genieße ich auch erst die hiesige Musik, weil sich doch nichts in der Welt ohne wahre, innre Kenntniß recht genießt. Tag- und Jahres-Hefte. Bis 1786 (WA 135, 9)

Mein Landsmann Kayser [hat mir] . . . durch seine Composition manchen Genuß verschafft, viel zu denken gegeben und ein gutes Jugendverhältniß, welches sich nachher in Rom erneuerte, immerfort lebendig erhalten. An J.-B. Feronce v. Rothenkreuz 3 . 1 1 . 1 7 8 7 (JbFDH 1926, 386)

H. Arends ein junger Mann, welcher Ihnen schon bekannt ist, hält sich seit einiger Zeit in Rom auf und eben da ihn seine Umstände nötigen diesen Ort 185

1787

Rom zu verlaßen, fühlt er nur einen desto stärckeren Beruf zu bleiben und hofft daß Ew Exzell. nach denen ihm ehmals bezeigten Gesinnungen geneigt seyn könnten, ihn noch auf eine Zeit zu unterstützen. Da er zugleich einen Glauben hat, daß ein Zeugniß von meiner Hand ihm vortheilhaft seyn dürfte; so kann ich es nicht versagen, ob ich gleich überzeugt bin daß Sie ihn selbst günstig beurtheilen werden. Ich kann aufrichtig versichern: daß ich ihn als einen solchen Künstler kenne, der vorbereitet genug ist Rom zu schätzen und zu nutzen, ich bin Zeuge wie wohl er seine Zeit anwendet, wie genau er sich durch wiederhohltes Beschauen und sorgsames Nachmeßen zu unterrichten sucht.

vor 10.11. An F. H. v. Einsiedel 1 0 . 1 1 . 1 7 8 7 (WA IV 8, 287)

Ich laße dich durch den abgehenden Fiüppo Collina bestens grüßen; sobald er in Weimar ankommt, soll Philipp Seidel dir ihn vorstellen. Du wirst ihn bald beurtheilen, daß er ein unschädlicher, brauchbarer Mensch i s t . . . Er wird bescheiden seyn, wie ich ihn immer gekannt habe und keines Vertrauens mißbrauchen. An Ph. Seidel 1 0 . 1 1 . 1 7 8 7 (WA IV 8,288)

Ein Italiäner Namens Philipp Collina, der für den Dienst der Herzoginn Mutter bestimmt ist, wird in Zeit von 3 Wochen nach diesem Briefe, vielleicht früher bey dir eintreffen . . . Es ist ein verständiger und so viel ich nach einer jährigen Erfahrung beurtheile wohldenckender Mensch . . . Da mir daran gelegen ist, zu wissen, wie viel eine solche Reise kostet; so hab ich ihm gesagt er solle alles notiren. 16.11.

An Carl August 17. 11.1787 (WA IV 8,296)

Das Volk ist mißvergnügt die Geistlichkeit besonders die Mönche sind kayserlich gesinnt. Noch gestern sagte ein 70jähriger Mönch: wenn ich nur noch in meinen alten Tagen erleben sollte daß der Kayser käme und uns alle aus den Klöstern jagte, selbst die Religion würde dabey gewinnen. Nov.

An Ph. Seidel 8. 12.1787 (WA IV 8,307)

Kayser ist gar brav. Er ist so ganz und tief in seiner Kunst, als ich noch keinen Künstler persönlich gekannt habe. Das Theater macht ihm große Freude, und es ist angenehm mit ihm leben. Italienische Reise. November 1787 (WA I 32,145)

Die Gegenwart unseres Kaysers erhöhte und erweiterte nun die Liebe %ur Musik, die sich bisher nur auf theatralische Exhibitionen eingeschränkt hatte. Er war sorgfältig, die Kirchenfeste bemerken, und wir fanden uns dadurch veranlaßt, auch die an 186

1787

Rom solchen Tagen aufgeführten solennen Musiken mit anzuhören. Wir fanden sie freilich schon sehr weltlich mit vollständigstem Orchester, obgleich der Gesang noch immer vorwaltete . . . Nächst diesem hatte Kajser noch eine Tugend, daß er nämlich, weil ihm sehr um alte Musik zu thun war, ihm auch die Geschichte der Tonkunst ernstlich erforschen oblag, sich in Bibliotheken umsah; wie denn sein treuer Fleiß besonders in der Minerva gute Aufnahme und Förderniß gefunden hatte. Dabei aber hatte sein Bücherforschen den Erfolg, daß er uns auf die ältern Kupferwerke des sechzehnten fahrhunderts aufmerksam machte und z· B. das Speculum romanae magnificentiae, die Architekturen von Lomasgo, nicht weniger die späteren Admiranda Romae und was sonst noch dergleichen sein mochte, in Erinnerung zu bringen nicht unterließ. An Carl August 8. 12. 1787 (WA IV 8, 305)

Kayser ist nun hier und ich kann nicht sagen, wie sehr mich seine Gegenwart freut und erbaut. Einen männlichem, solideren Künstler habe ich nie gekannt und dabey hat er in der Vorstellungs Art eine Geschmeidigkeit, in seinem Umgang eine Grazie, die man erst nach und nach entdeckt und gewahr wird. Sein Aufenthalt hier wird ihn ganz zur Reife bringen. Er komponirt alles was an Musick zum Egmont nötig ist und seine Studien darüber sind mir sehr unterrichtend. An Carl August 2 5 . 1 . 1 7 8 8 (WA IV 8,329)

Gegen Ende Oktobers kam ich wieder in die Stadt und da ging eine neue Epoche an. Die Menschengestalt zog nunmehr meine Blicke auf sich . . . Ich begab mich in die Schule, lernte den Kopf mit seinen Theilen zeichnen und nun fing ich erst an die Antiken zu verstehen . . . Diesen Cursum habe ich an der Hand eines Schweitzers, Nahmens Meyer, eines gar verständigen und guten Künstlers, gemacht, und ein junger Hanauer, Nahmens Büry, der mit mir zusammen wohnt und ein gar resolutes gutes Wesen ist hat mir nicht wenig geholfen. Italienische Reise. November 1787 (WA I 32,147)

Heinrich Meyer von Zürich, dessen ich schon oft gedenken Ursach hatte, so zurückgezogen er lebte, so fleißig er war, fehlte doch nicht leicht, wo etwas Bedeutendes zu schauen, z» erfahren, zu lernen war; denn auch die Übrigen suchten und wünschten ihn, indem er sich in Gesellschaft so bescheiden als lehrreich erwies . . . Als wir nun einen von allen Fremden, Künstlern, Kennern und Laien gleich gewünschten Besuch bei Fackelschein dem Museum, sowohl des Vaticans als auch des Capitols, abzustatten Anstalt machten, so gesellte er sich uns zu· 187

1787

Rom

Anf. Dez. An F. v. Stein 1 8 . 1 2 . 1 7 8 7 (WA IV 8, 310)

Auch habe ich wieder einen Fritz im Hause, einen jungen Maler [Bury], der recht geschickt und gut ist, mit dem ich allerlei zeichne und componire.

Rom — F r a s c a t i — A l b a n o — Castel G a n d o l f o — Rom 11./15.12. An Chr. F. Tieck 23. 4.1828 (WA IV 44,73)

Es hat nämlich mit diesem Kopfe [des Antinous] die Bewandtniß wie mit einigen andern A n t i k e n . . . daß sie nämlich, neben ihrem Kunstwerthe, mir gewisse Zustände vergegenwärtigen, gewisse Empfindungen erneuern, welche zu den besten und harmlosesten zu zählen sind die uns das Leben gewähren kann. Und so macht ich denn in den schönsten heitersten Tagen des Decembers 1787 mit einigen jungen Freunden eine Fußreise nach Frascati und in jene herrlichen Umgebungen; wir gelangten nach Mondragone und fanden in diesem wundersamen Feenschloß das kolossale Bild des Antinous. Bury, der sich in seiner heiteren Naivetät thätig und gefällig untrennbar zu mir hielt, zeichnete sorgfältig einen bis ohngefähr auf Lebensgröße verkleinten reinlichen Umriß. An Knebel 2 1 . 1 2 . 1 7 8 7 (WA IV 8, 311)

Die vorige Woche hab ich noch eine Wandrung in die Gebürge hinter Rom mit einigen Freunden angestellt. Es waren unglaublich schöne Tage. Wir gingen noch einmal die Gegend von Fraskati biß Nemi durch und stiegen sogar auf den Monte Cavo. talienische Reise. 1 5 . 1 2 . 1 7 8 7 (WA I 32,158)

Da es am Montage so schön Wetter war und meine Kenntniß des Himmels mich gute Tage hoffen ließ, machte ich mich mit Kajsern und meinem £weiten Frit% auf die Beine und durchging von Dienstag bis heute Abend die Plätze, die ich schon kannte, und verschiedene Seiten, die ich noch nicht kannte. Dienstag Abend erreichten wir Frascati, Mittwoch besuchten wir die schönsten Villen und besonders den köstlichen Antinous auf Monte Dragone. Donnerstag gingen wir von Frascati auf Monte Cavo über Rocca di Papa. . . dann nach Albano herunter. Freitag schied Kajser von uns, dem es nicht gan% wohl war, und ich ging mit Frit% dem £weiten auf Aricia, Gen^ano, am See von Nemi her wieder auf Albano zurück. Heute sind wir auf Castel Gandolfo und Marino gegangen, und von da nach Rom zurück. Das Wetter hat uns unglaublich begünstigt. 188

1787

Rom

Rom vor 18.12. An F. v. Stein 1 8 . 1 2 . 1 7 8 7 (WA IV 8,309)

Herr Thurneisen, der dich grüßt, nimmt ein Schächtelchen mit. Dez.

Italienische Reise. 7 . 1 2 . 1 7 8 7 (WA I 32,157)

Angelica ist gar lieb und gut, sie macht mich auf alle Weise ihrem Schuldner. Den Sonntag bringen wir zusammen und in der Woche sehe ich sie Abends einmal. Sie arbeitet so viel und so gut, daß man gar keinen Begriff hat, wie's möglich ist, und glaubt doch immer, sie mache nichts. Italienische Reise. Dezember 1787 (WA 1 3 2 , 1 8 0 )

Was aber am meisten den Freundinnen [in Weimar am Egmont] tadelnswerth schien, war das lakonische Vermächtniß, womit Egmont sein Clärchen an Ferdinand empfiehlt... Sonntags kam ich Angelica und legte ihr die Frage vor. Sie hat das Stück studirt und besitzt eine Abschrift davon. Möchtest du doch gegenwärtig gewesen sein, wie weiblich %art sie alles aus einander legte, und es darauf hinausging: daß das, was ihr noch mündlich von dem Helden erklärt wünschtet, in der Erscheinung implicite enthalten sei. Angelica sagte: da die Erscheinung nur vorstelle, was in dem Gemüthe des schlafenden Helden vorgehe, so könne er mit keinen Worten stärker ausdrücken, wie sehr er sie liebe und schätze, als es dieser Traum thue, der das liebenswürdige Geschöpf nicht χμ ihm herauf, sondern über ihn hinauf hebe, f a es wolle ihr wohl gefallen, daß der, welcher durch sein ganzes Leben gleichsam wachend geträumt, Leben und Liebe mehr als geschätzt, oder vielmehr nur durch den Genuß geschätzt, daß dieser %ulet%t noch gleichsam träumend wache, und uns still gesagt werde, wie tief die Geliebte in seinem Herten wohne, und welche vornehme und hohe Stelle sie darin einnehme. — Es kamen noch mehr Betrachtungen da^u, daß in der Scene mit Ferdinand Clärchens nur auf eine subordinate Weise gedacht werden konnte, um das Interesse des Abschieds von dem jungen Freunde nicht schmälern, der ohnehin in diesem Augenblicke nichts hören noch erkennen im Stande war. An Knebel 2 1 . 1 2 . 1 7 8 7 (WA IV 8,312)

Ich lebe ganz einsam mit meinen Hausgenoßen, Kayser ist bey uns und thut uns wohl. Die Woche seh ich Angelika zweymal, es ist das beste Wesen von der Welt. Man hat keinen Begriff von einem solchen Talent, mit solcher Einfalt, Herzensgüte und ächter Bescheidenheit... Den Commandeur Dolomieu habe ich kennen lernen. Er hat viele und gute mineralogische Kenntnisse. Der junge Camper ist auch hier, ein fähiger, unterrichteter Mann, lebhaft und fahrig. 189

1787

Rom W. ν. Humboldt an Goethe Anf. April 1798 (Geiger« S. 53)

Er [Graf Dolomieu] erinnert sich noch immer mit großem Vergnügen Ihres gemeinschaftlichen Aufenthaltes in Rom mit ihm. Italienische Reise. 2 5 . 1 2 . 1 7 8 7 (WA I 32,160)

Ich wandle nun im Anschauen, in der wahren unterscheidenden Erkenntniß. Wie viel ich hierin einem stillen, einsam-fleißigen Schweiber, Namens Meyer, schuldig bin, kann ich nicht sagen. Er hat mir querst die Augen über das Detail, über die Eigenschaften der einzelnen Formen aufgeschlossen, hat mich in das eigentliche Machen initiirt. Er ist in wenigem genügsam und bescheiden. Er genießt die Kunstwerke eigentlich mehr als die großen Besitzer, die sie nicht verstehen, mehr als andere Künstler, die ängstlich von der Nachahmungsbegierde des Unerreichbaren getrieben werden. Er hat eine himmlische Klarheit der Begriffe und eine englische Güte des Hertens. Er spricht niemals mit mir, ohne daß ich alles aufschreiben möchte was er sagt, so bestimmt, richtig, die einige wahre Linie beschreibend sind seine Worte. Sein Unterricht gibt mir, was mir kein Mensch geben konnte. Italienische Reise. Moritz als Etymolog (WA I 32,184)

Mir ist es angenehm, daß sich Moritz aus seiner brütenden Trägheit, aus dem Unmuth und Zweifel an sich selbst zu einerArt vonThätigkeit wendet, denn da wird er allerliebst. Seine Grillenfängereien haben alsdann eine wahre Unterlage und seine Träumereien Zweck und Sinn, fettet beschäftigt ihn eine Idee, in welche ich auch eingegangen bin, und die uns sehr unterhält. Es ist schwer sie mit^utheilen, weil es gleich toll klingt. Doch will ich's versuchen: Er hat ein Verstands- und Empfindungsalphabet erfunden, wodurch er %eigt, daß die Buchstaben nicht willkürlich, sondern in der menschlichen Natur gegründet sind und alle gewissen Regionen des innern Sinnes angehören, welchen sie denn auch, ausgesprochen, ausdrücken. Nun lassen sich nach diesem Alphabete die Sprachen beurtheilen, und da findet sich, daß alle Völker versucht haben sich dem innern Sinn gemäß auszudrücken, alle sind aber durch Willkür und Zufall vom rechten Wege abgeleitet worden. Dem ^ufolge suchen wir in den Sprachen die Worte auf, die am glücklichsten getroffen sind, bald hafs die eine, bald die andre; dann verändern wir die Worte bis sie uns recht dünken, machen neue u. s. w. f a wenn wir recht spielen wollen, machen wir Namen für Menschen, untersuchen, ob diesem oder jenem sein Name gehöre 2C. κ. Das etymologische Spiel beschäftigt schon so viele Menschen, und so gibt es auch uns auf diese heitere Weise viel thun. Sobald wir zusammenkommen, wird es wie ein Schachspiel vorgenommen und hunderterlei Combinationen werden versucht, so daß wer uns zufällig behorchte uns für wahnsinnig halten müßte. Auch möchte ich es nur den allernächsten Freunden vertrauen. Genug, es ist das witzigste Spiel von der Welt und übt den Sprachsinn unglaublich. 190

Rom

1787

Italienische Reise. 2 5 . 1 2 . 1 7 8 7 (WA I 32,161)

Ganz abgeschnitten von aller Welt, hab' ich eine Zeitlang allein gestanden. Nun hat sich wieder ein enger Kreis um mich gezogen, die alle gut sind, alle auf dem rechten Wege, und das ist nur das Kennzeichen, daß sie es bei mir aushalten können, mich mögen, Freude in meiner Gegenwart finden, je mehr sie denkend und handelnd auf dem rechten Wege sind. Denn ich bin unbarmherzig, unduldsam gegen alle, die auf ihrem Wege schlendern oder irren und doch für Boten und Reisende gehalten werden wollen. Mit Schen^ Spott treib' ich's so lang, bis sie ihr lieben ändern oder sich von mir scheiden. Hier, versteht sich, ist nur von guten graden Menschen die Rede, Halb- und Schief köpfe werden gleich ohne Umstände mit der Wanne gesondert. Zwei Menschen danken mir schon ihre Sinnes- und Lebensänderung, ja dreie, und werden sie mir Zeitlebens danken. An Chr. G. Voigt 2 9 . 1 2 . 1 7 8 7 (WA IV 8, 318)

Wir haben jetzt den Sohn des berühmten Camper bey uns, ein junger Mann voll Talent und Feuer. Ingleichen ist Professor Zimmermann aus Braunschweig hier. Unter den deutschen Landsleuten finden sich gar gute und liebenswürdige Menschen. Prof. Moritz ist ein sehr angenehmer Gesellschafter, er studirt fleißig und wird, hoffe ich, dem Publiko sich immer mehr von einer vortheilhaften Seite zeigen. An Carl August 2 9 . 1 2 . 1 7 8 7 (WA IV 8, 316)

Mir ist nicht viel daran [am Theater] gelegen, denn ich bringe die Abende gewöhnlich unter Gesprächen über die Kunst hin, und zwar nicht über das allgemeine, sondern über besondre Gegenstände der Nachbildung. Jetzt bin ich am menschlichen Kopfe und würde mich sehr glücklich halten, wenn ich immer tiefer in diesen Betrachtungen gehn, immer weiter in der Ausführung kommen könnte. Der junge Camper ist hier und trägt uns die Lehre seines Vaters vor, welche sich trefflich an das höhere und höchste anschließt. Sie werden seinen Vater im Haag auch nicht versäumt haben, der gute Alte hat, höre ich, viel gelitten. Venetianische Epigramme (WA I 53,16)

Camper der längere trug in Rom die Lehre des Vaters Von den Thieren uns vor wie die Natur sie erschuf, Bäuche nahm und gab, dann Hälse, Pfoten und SchwänzeAlles gebrochenes Deutsch so wie geerbter B e g r i f f . Endlich sagt' er: „Vierfüßiges Thier wir habet?s vollendet Und es bleibet uns nur, Freunde, das Voglen zurück t" Armer Camper du hast ihn gebüst den Irrthum der Sprache, Denn acht Tage darnach lagst du und schlucktest Merkur. 191

1787

Rom Italienische Reise. 1 0 . 1 . 1788 (WA I 32,211)

Der junge Camper ist ein Strudelkopf, der viel weiß, leicht begreift und über die Sachen hinfährt. Italienische Reise. 2 5 . 1 2 . 1 7 8 7 (WA I 32,161)

Es sind wieder Fremde hier, mit denen ich manchmal eine Galerie sehe; sie kommen mir wie Wespen in meinem Zimmer vor, die gegen die Fenster fahren und die helle Scheibe für Luft halten, dann wieder abprallen und an den Wänden summen. Italienische Reise. Dezember 1787 (WA I 32,170)

Auf dem Platte vor St. Peter in Montorio begrüßten wir den Wasserschwall der Acqua Paola, welcher durch eines Triumphbogens Pforten und Thore, in fünf Strömen, ein großes verhältnißmäßiges Becken bis an den Rand f ü l l t . . . Hier nun rühmten Freunde der Baukunst den glücklichen Gedanken, diesen Wassern einen o f f e n schaubaren triumphirenden Eintritt verschafft haben . . . Ein kur% vorher eingetroffener Ankömmling aus Norden fand jedoch, man würde besser gethan haben rohe Felsen hier auß(uthürmen, um diesen Finthen einen natürlicheren Eintritt atfs Tageslicht verschaffen. Man entgegnete ihm, daß dieß kein Natur-, sondern ein Kunstwasser sei, dessen Ankunft man auf eine gleichartige Weise schmücken gar wohl berechtigt gewesen wäre. Doch hierüber vereinigte man sich eben so wenig als über das herrliche Bild der Transfiguration, welches man in dem zunächst gelegenen Kloster gleich darauf anzustaunen Gelegenheit fand. Da war denn des Redens viel; der stillere Theil jedoch ärgerte sich, den alten Tadel von doppelter Handlung wiederholt sehen . . . Die Gleichgesinnten bestärkten sich auch dießmal in ihrer Überzeugung; Raphael, sagten sie %u einander, zeichnete sich eben durch die Richtigkeit des Denkens aus, und der gottbegabte Mann, den man eben hieran durchaus erkennt, soll in der Blüthe seines Lebens falsch gedacht, falsch gehandelt haben? Nein! er hat, wie die Natur, jederzeit Recht, und gerade da am gründlichsten, wo wir sie am wenigsten begreifen. 2. Hälfte Ungenannt, Schreiben aus Pisa. Vom 15. Febr. 1788 (Deutsches Museum, April 1788, 1787 S. 382)

In Rom lernte ich unsern Göthe kennen; er las uns eines Abends bei Angelica Kaufmann, die er am meisten besucht, seine Iphigenie vor, die voll auffallender Schönheiten ist. Er hat seinen alten Freund den Tonkünstler Hrn. Kaiser aus Zürch kommen lassen, um eine neue ausgearbeitete ernsthafte Oper zu komponiren. Uebrigens lebt er von der grossen römischen Welt ganz abgesondert, übt sich sehr im Zeichnen, seinem Lieblingsstudium, und geht wie die übrigen jungen Künstler in die Lernakademien.

192

Rom

1788

1788

17. 1.

An Chatlotte v. Stein 1 9 . 1 . 1 7 8 8 (WA IV 8, 322)

d. 17 ten am Feste des Heiligen Antonius Abbas machten wir uns einen lustigen Tag. Es war das schönste Wetter von der Welt. Es hatte die Nacht Eis gefroren, der Tag war heiter und warm. Bey der Kirche des Heiligen werden Pferde, Ochsen, Esel geweiht, welches ein lustig Specktakul ist. Die Thiere sind an Köpfen und Schwänzen mit Bändern geputzt man bringt die Thiere vor einer kleinen Kapelle vorbey, wo ein Priester mit einem großen Wedel versehen, das Wasser nicht spart und auf die Thiere losspritzt. Andächtige Kutscher bringen Kerzen und erhalten dagegen geweihte Bildchen, die Herrschaften schicken Almosen und Geschencke. Alles damit die vierfüsigen Geschöpfe ein Jahr über für allem Unfall sicher bleiben sollen. Nachher machten wir eine große Tour und erfreuten uns unter einem so glücklichen Himmel, umgeben von den interessantesten Gegenständen, wohl und vergnügt einen schönen Tag gelebt zu haben.

vor 25.1. An Carl August 2 5 . 1 . 1 7 8 8 (WA IV 8, 326)

Die Herzoginn [Anna Amalia] muß eine römische Dame zur Seite haben welche sie überall einführt, und wenigstens zu Anfangs begleitet. Ich habe mit Angelika (die ein Engel von Verstand und Conduite ist) darüber gesprochen und wir haben wohl zwey Damen gefunden, doch ist bey einer jeden wieder ein Aber. . . Luchesini habe ich, seit er wieder in Rom ist, kaum gesehen. Er lebt ganz in der Welt, wie es seine Bestimmung fordert und auch zu Hause ist er nicht einen Augenblick allein. Seit Neapel, da er mir von Ihnen und den Geschafften erzählte, habe ich kein vertraulich Wort mit ihm sprechen können, so geneigt ich um Ihret und Meinetwillen dazu war. Sowohl in Neapel als nachher in Rom, da ich nur seine Ankunft erfuhr, bin ich zu ihm geeilt, wenn ich ihn nicht traf, habe ich mir einen zweyten Weg nicht reuen lassen. Dagegen hat er mich weder durch ein p. p. c. geehrt, noch mir auch seine zweyte Ankunft in Rom nur wissen lassen. 193 13 Goethe, Gespräche III

Rom

1788 Jan.

Italienische Reise. 10.1. 1788 (WA 132, 211)

Glück t(um vierten Theil der Ideen. Der dritte ist uns ein heilig Buch, das ich verschlossen halte, erst jet^t hat es Moritζ lesen gekriegt, der sich glücklich preis't, daß er in dieser Epoche der Erziehung des Menschengeschlechts lebt. Er hat das Buch recht gut gefühlt und war über das Ende ganz außer "ch· vor 6. 2.

An F. v. Stein 16. 2.1788 (WA IV 8,351)

Das Carneval ist recht lustig abgelaufen, es war schön Wetter und das Volk vergnügt ohne ausgelassen zu seyn. Außer den letzten Abend der Mocoli, wo ein solches Geschrei und ein Precipizio war, das sich nicht denken läßt. Doch ist Niemand dabei zu Schaden gekommen. Angelika hat dein dabei gedacht, und dich zu uns in den Wagen gewünscht. F. Bury an Goethe 8. 8.1789 (Eing. Br. 1042,11)

Vor einigen Abenden hab ich Ihr Römisches Carneval geläsen, für welches Vergnügen ich Ihnen nicht genuch danken kann. . . Sie sind nicht so vergebens mit Ihrem Runden gekrümten Hut durch das gröste Gedränge gegangen, und sich von einer Seite zur anderen schüben lassen, denn aufs aller genauste ist alles Erzählt. Tageregister einer Italienischen Reise (WA I 32, 480)

Februar.. . 6. Tasso kommt zur Sprache. Febr.

An F. v. Stein 16. 2.1788 (WA IV 8,350)

Wenn ich meinem zweiten Fritz etwas zu Liebe thue, so thu' ich im Herzen es mit um deines Namens willen. Dieser zweite Fritz ist um zehn Jahre älter als du, und eben auch ein vernünftiger Kindskopf . . . Er hat mich auch recht lieb. Da er einen erstaunlichen Abscheu für Schnee, Eis u. s. w. und Allem, was nach Norden schmeckt, empfindet (er ist sehr jung nach Rom gekommen), so ist der Abendsegen: „Die Zwillinge sind in der Nähe", auf seinen Zustand abgeändert worden. Und wenn er Abends bei Tische anfängt einzuschlafen, so wird Folgendes recitirt: Der Segen wird gesprochen! Die Riesin liegt in den Wochen; Die Wölfe sind ausgekrochen. Sie liegt zwischen Eis, und Nebel und Schnee, Tränke gern Eicheln- und Rübenkaffee, Wenn sie ihn nur hätte! — Da läuft die Maus 1 — Kind geh' zu Bette Und lösche die Lichter aus. 194

1788

Rom . . . Unsere kleine Haushaltung geht recht ordentlich. Herr Kayser komponirt die Symphonie, die Lieder und Zwischenspiele zu Egmont. Herr Schütz von Frankfurt malt ein Bild und zeichnet mancherlei. Herr Bury von Hanau, sonst Fritz der Zweite, macht Zeichnungen nach Michael Angelo in der Kapelle Sixtina. Unsre Alte kocht, unser Alter (der Vater von Filippo) schleicht herum, die hinckende Magd schwätzt mehr als sie thut, ein Bedienter, der ein ExJesuit ist, bessert die Röcke aus und wartet auf, und das Kätzchen bringt viele Lerchenköpfe, die oft gegessen werden. Italienische Reise. Februar 1788 (WA I 32, 280)

Auf dem venetianischen Platz, wo manche Kutschen, eh' sie sich den bewegten Reihen wieder anschließen, die Vorbeiwallenden sich zu beschauen pflegen, sah ich den Wagen der Mad. Angelica und trat an den Schlag, sie begrüßen. Sie hatte sich kaum freundlich χμ mir herausgeneigt, als sie sich %urückbog, um die neben ihr sitzende, wieder genesene Mailänderin [Maddalena Riggi] mir sehen %u lassen. Ich fand sie nicht verändert: denn wie sollte sich eine gesunde Jugend nicht schnell wieder herstellen; ja ihre Augen schienen frischer und glänzender mich anzusehen, mit einer Freudigkeit, die mich bis in's Innerste durchdrang. So blieben wir eine Zeitlang ohne Sprache, als Mad. Angelica das Wort nahm und, indessen jene sich vorbog, %u mir sagte·. „Ich muß nur den Dolmetscher machen, denn ich sehe, meine junge Freundin kommt nicht dazu auszusprechen, was sie so lange gewünscht, sich vorgesetzt und mir öfters wiederholt hat, wie sehr sie Ihnen verpflichtet ist für den Antheil, den Sie an ihrer Krankheit, ihrem Schicksal genommen. Das erste, was ihr bei'm Wiedereintritt in das Leben tröstlich geworden, heilsam und wiederherstellend auf sie gewirkt, sei die Theilnahme ihrer Freunde und besonders die Ihrige gewesen, sie habe sich auf einmal wieder aus der tiefsten Einsamkeit unter so vielen guten Menschen in dem schönsten Kreise gefunden." „Das ist alles wahr", sagte jene, indem sie über die Freundin her mir die Hand reichtey die ich wohl mit der meinigen, aber nicht mit meinen Lippen berühren konnte. Italienische Reise. Februar 1788 (WA I 32, 282)

Der Senator von Rom, Graf Rezzpnico, war schon früher, aus Deutschland zurückkehrend, mich zu besuchen gekommen. Er hatte eine innige Freundschaft mit Herrn und Frau von Diede errichtet und brachte mir angelegentliche Grüße von diesen werthen Gönnern und Freunden·, aber ich lehnte, wie herkömmlich, ein näheres Verhältniß ab,, sollte aber doch endlich unausweichlich in diesen Kreis gezogen werden. Italienische Reise. 22. 2.1788 (WA I 32, 277)

Angelica macht mir das Compliment: daß sie wenige in Rom kenne, die besser in der Kunst sähen als ich. 195 13»

Rom

1788 2. 3.

Italienische Reise. 7. 3.1788 (WA 132,290)

Sonntags versäumten wir die päpstliche Capelle, dagegen sah ich mit Angelica ein sehr schönes Gemähide, das billig für Correggio gehalten wird. 6. 3.

Italienische Reise. April 1788 (WA I 32,327)

Eine andere Wallfahrt wurde dagegen mit mehr Nutzen und Folge unternommen: es war der Akademie St. Luca, dem Schädel Raphaels unsre Verehrung V(u bezeigen, welcher dort als ein Heiligthum aufbewahrt wird. . . Ich konnte mich von dem Anblick nicht losreißen und bemerkte bei'm Weggehen, wie bedeutend es für Natur- und Kunstfreunde sein müßte, einen Abguß davon s^u haben, wenn es irgend möglich wäre. Hofrath Reiff'enstein, dieser einflußreiche Freund, gab mir Hoffnung und erfüllte sie nach einiger Zeit, indem er mir wirklich einen solchen Abguß nach Deutschland sendete. 7. 3.

Tageregister einer Italienischen Reise (WA I 32, 480)

März . . . 7. Faust kommt zur Sprache. 9. 3.

Italienische Reise. 1. 3. 1788 (WA I 32, 286)

Sonntags gingen wir in die Sixtinische Capelle . . . Es ward ein altes Motett, von einem Spanier Morales componirt, gesungen, und wir hatten den Vorschmack von dem was nun kommen wird. Kajser ist auch der Meinung, daß man diese Musik nur hier hören kann und sollte, theils weil nirgends Sänger ohne Orgel und Instrument auf einen solchen Gesang geübt sein können, theils weil er %um antiken Inventario der päpstlichen Capelle und dem Ensemble der Michel Angelos, des jüngsten Gerichts, der Propheten und biblischen Geschichte einzig passe. Kajser wird dereinst über alles dieses bestimmte Rechnung ablegen. 9./14. 3.

Italienische Reise. 14. 3.1788 (WA 132, 293)

Ferner habe ich diese Woche einen Fuß modellirt, nach vorgängigem Studio der Knochen und Muskeln, und werde von meinem Meister gelobt. . . Drei, vier Künstler kommen täglich auf mein Zimmer, deren Rath und Anmerkung ich nut^e, unter welchen jedoch, genau besehen, Heinrich Meyers Rath und Nachhülfe mich am meisten fördert. vor 15.3. An Ph. Seidel 15. 3.1788 (WA IV 8, 354)

Beyliegender Brief den mir der alte Collina gegeben hat und den ich eben leße ist so zu erklären: daß eben der gute Alte kein Gedächtniß mehr hat und sich keiner Sache mehr erinnert. Denn er hätte sonst wissen können, daß er durch mich an 6. 3.

An Carl August 16. 2.1788 (WA IV 8, 348) Ihre Nachfrage nach Raphaels Schädel, erinnert mich an meine Versäumniß. . . Ich will nächste Woche hingehen, und mich bey Rath Reifenstein erkundigen, welche Wege man einzuschlagen hat, um den Schädel formen zu lassen.

196

1788

Rom seinen Sohn Briefe schicken kann, ferner daß sein Sohn ihm von der Reise und bey der Ankunft in Weimar geschrieben hat, denn er hat mir ja alle die Briefe selbst gezeigt.

11. 4.

Italienische Reise. 11. 4. 1788 (WA 132, 317)

Ich war mit meinem guten Meyer diesen Morgen in der französischen Akademie, wo die Abgüsse der besten Statuen des Alterthums beisammen stehn. Mitte Apr. Kardinal Franz Graf zu Herzan an W. A. Fürst Kaunitz 16. 4.1788 (Brunner1 S. 175) B 3 850

Herr Göthe wird künftigen Sonnabend seine Rückreise von hier nach Weimar antreten. 19./20. 4. Italienische Reise. April 1788 (WA I 32, 328)

In diesen Tagen jedoch ward ich durch eine gan\ eigene Versuchung geprüft, die meine Reise verhindern und mich in Rom aufs neue fesseln drohte. Es kam nämlich von Neapel Herr Antonio Rega, Künstler und ebenfalls Kunsthändler, Freund Meyer, ihm vertraulich ankündigend: er sei mit einem Schiffe hier angekommen, welches draußen an Ripa grande liege, wohin er ihn mitzugehen hiedurch einlade, denn er habe auf demselben eine bedeutende antike Statue, jene Tänzerin oder Muse, welche in Neapel im Hofe des Palasts Caraffa Colombrano nebst andern in einer Nische seit undenklichen fahren gestanden und durchaus für ein gutes Werk gehalten worden sei. Er wünsche diese %u verkaufen, aber in der Stille, und frage deßhalb an: ob nicht etwa Herr Meyer selbst oder einer seiner vertrauten Freunde sich %u diesem Handel entschließen kannte ? Er biete das edle Kunstwerk %u einem auf alle Fälle höchst mäßigen Preise von dreihundert Zechinen, welche Forderung sich ohne Frage erhöhen möchte, wenn man nicht in Betracht der Verkäufer und des Käufers mit Vorsicht verfahren Ursache hätte. Mir ward die Sache sogleich mitgetheilt und wir eilten selbdritte dem von unsrer Wohnung ziemlich entfernten Landungsplatz Rega hub sogleich ein Bret von der Kiste, die auf dem Verdeck stand, und wir sahen ein allerliebstes Köpfchen, das noch nie vom Rumpfe getrennt gewesen, unter freien Haarlocken hervorblickend, und nach und nach aufgedeckt eine lieblich bewegte Gestalt, im anständigsten Gewände, übrigens wenig versehrt und die eine Hand vollkommen gut erhalten. Sogleich erinnerten wir uns recht gut, sie an Ort und Stelle gesehen haben, ohne ahnen, daß sie uns je so nah kommen könnte. Hier nun fiel uns ein, und wem hätte es nicht einfallen sollen: gewiß, sagten wir, wenn man ein ganzes fahr mit bedeutenden Kosten gegraben hätte und ^ulet^t auf einen solchen Schate gestoßen wäre, man hätte sich höchst glücklich gefunden. Wir konnten uns kaum von der Betrachtung losreißen, denn ein so reines wohlerhaltenes Alterthum in einem vor 21. 3. Chr. H. Kniep an Goethe 21. 3. 1788 (SchrGG 5, 2) Zimmermann wird Ihnen die Zeichnungen wohl erhalten überbracht haben; er versprach sie Ihnen selbst einzuhändigen. 197

1788

Rom leicht χ« restaurirenden Zustande kam uns wohl niemals χμ Gesicht. Doch schieden wir %ulets>t mit Vorsatz und Zusage, baldigste Antwort vernehmen ζμ lassen. Wir waren beiderseits in einem wahrhaften Kampf begriffen, es schien uns in mancher Betrachtungunräthlich diesen Ankaufχμ machen; wir entschlossen uns daher, den Fallderguten Frau Angelica χμ melden, als wohl vermögend χμηι Ankauf und durch ihre Verbindung χμ Restauration und sonstigen Vorkommenheiten hinlänglich geeignet. Meyer übernahm die Meldung, wie früher die wegen des Bildes von Daniel von Volterra, und wir hofften deßhalb das beste Gelingen. Allein die umsichtige Frau, mehr aber noch der ökonomische Gemahl lehnten das Geschäft ab, indem sie wohl auf Mahlereien bedeutende Summen verwendeten, sich aber auf Statuen einlassen keineswegs den Entschluß fassen könnten. Nach dieser ablehnenden Antwort wurden wir nun wieder χμ neuer Überlegung aufgeregt; die Gunst des Glückes schien ganζ eigen; Meyer betrachtete den Schate noch einmal und überzeugte sich, daß das Bildwerk nach seinen Gesammtyeichen wohl als griechische Arbeit anzuerkennen sei und %war geraume Zeit vor Augustus hinauf, vielleicht bis an Hiero II. geordnet werden könnte. Den Credit hatte ich wohl, dieses bedeutende Kunstwerk anzuschaffen, Rega schien sogar auf Stück^ahlung eingehen \u wollen, und es war ein Augenblick, wo wir uns schon im Besitz des Bildnisses und solches in unserm großen Saal wohlbeleuchtet aufgestellt zu sehen glaubten ... Glücklicherweise waren wir schon in den fahren, wo die Vernunft dem Verstand in solchen Fällen χμ Hülfe ζμ kommen pflegt, und so mußte denn Kunstneigung, Besitzeslust und was ihnen sonst beistand, Dialektik und Aberglaube, vor den guten Gesinnungen weichen, welche die edle Freundin Angelica mit Sinn und Wohlwollen an uns ζμ wenden die Geneigtheit hatte. Bei ihren Vorstellungen traten daher auf's klarste die sämmtlichen Schwierigkeiten und Bedenklichkeiten an den Tag, die sich einem solchen Unternehmen entgegen stellten. Ruhige, bisher den Kunst- undAlterthumsstudien sich widmende Männer griffen auf einmal in den Kunsthandel ein und erregten die Eifersucht der ζμ solchem Geschäft herkömmlich Berechtigten. Die Schwierigkeiten der Restauration seien mannichfaltig, und es frage sich, in wie fern man dabei werde billig und redlich bedient werden. Wenn ferner bei der Absendung auch alles in möglichster Ordnung gehe, so könnten doch wegen der Erlaubniß der Ausfuhr eines solchen Kunstwerkes am Schluß noch Hindernisse entstehen und was alsdann noch wegen der Überfahrt und des Anlandens und Ankommens Ζμ Hause alles noch für Widerwärtigkeiten χμ befürchten seien. Über solche Betrachtungen, hieß es, gehe der Handelsmann hinaus, sowohl Mühe als Gefahr setze sich in einem großen Ganzen in's Gleichgewicht, dagegen sei ein einzelnes Unternehmen dieser Art auf jede Weise bedenklich.

vor 23. 4. Italienische Reise. April 1788 (WA I 32,333)

Man wird es natürlich finden, daß ich bei meinen Abschiedsbesuchen jene anmuthige Mailänderin [Maddalena Riggi] nicht vergaß. . . Nun fand ich sie im reinlichen Morgenkleide, wie ich sie zuerst in Castel Gandolfo 198

1788

Rom gesehen; sie empfing mich mit offner Anmuth und drückte, mit natürlicher Zierlichkeit, den wiederholten Dank für meine Theilnahme gar liebenswürdig aus. „Ich werd' es nie vergessen", sagte sie, „daß ich, aus Verwirrung mich wieder erholend, unter den anfragenden geliebten und verehrten Namen auch den eurigen nennen hörte; ich forschte mehrmals, ob es denn auch wahr sei ? Ihr setztet eure Erkundigungen durch mehrere Wochen fort, bis endlich mein Bruder euch besuchend für uns beide danken konnte. Ich weiß nicht, ob er's ausgerichtet hat, wie ich's ihm auftrug, ich wäre gern mitgegangen, wenn sich's gelernte." Sie fragte nach dem Weg, den ich nehmen wollte, und als ich ihr meinen Reiseplan vorerzählte, versetze sie·. „Ihr seid glücklich so reich %u sein, daß ihr euch dieß nicht %u versagen braucht; wir andern müssen uns in die Stelle finden, welche Gott und seine Heiligen uns angewiesen. Schon lange seh' ich vor meinem Fenster Schiffe kommen und abgehen, ausladen und einladen; das ist unterhaltend, und ich denke manchmal, woher und wohin das alles?" Die Fenster gingen gerade auf die Treppen von Ripetta, die Bewegung war eben sehr lebhaft. Sie sprach von ihrem Bruder mit Zärtlichkeit, freute sich seine Haushaltung ordentlich führen, ihm möglich machen, daß er, bei mäßiger Besoldung, noch immer etwas zurück in einem vortheilhaften Handel anlegen könne; genug, sie ließ mich zunächst mit ihren Zuständen durchaus vertraut werden. Ich freute mich ihrer Gesprächigkeit; denn eigentlich tnachf ich eine gar wunderliche Figur, indem ich schnell alle Momente unsres garten Verhältnisses, vom ersten Augenblick an bis %um letzten, mir wieder vor^urollen gedrängt war. Nun trat der Bruder herein, und der Abschied Schloß sich in freundlicher mäßiger Prosa. Als ich vor die Thüre kam, fand ich meinen Wagen ohne den Kutscher, den ein geschäftiger Knabe %u holen l i e f . Sie sah heraus %um Fenster des Entresols, den sie in einem stattlichen Gebäude bewohnten; es war nicht gar hoch, man hätte geglaubt, sich die Hand reichen t(U können. „Man will mich nicht von euch wegführen, seht ihr", rief ich aus, „man weiß, so scheint es, daß ich ungern von euch scheide." Was sie darauf erwiderte, was ich versetzte, den Gang des anmuthigsten Gespräches, das, von allen Fesseln frei, das Innere zweier sich nur halbbewußt Liebenden offenbarte, will ich nicht entweihen durch Wiederholung und Erzählung.

23. 4.

Angelika Kauffcnann an Goethe 10. 5.1788 (SchtGG 5,15)

Ihr abschid von uns durchdrang mier Herz und Seele, der tag Ihrer abreis war einer der traurigen tagen meines lebens. F. Bury an Goethe 10. 5.1788 (SchrGG 5,11)

Denselben Tag wie Sie wegreisten, weiß ich noch nicht, wie ich Ihnen verlassen hab? . . . Carl erinnerte sich Ihrer auch sehr oft, und sagte: der liebe Herr ist nun fort, und dankte es mir, daß er Ihnen doch noch die kurze Zeit hätte 199

1788

Rom bedienen können; ich konnte es nicht aushalten, wandte mein Gesicht von den anderen, weil Sie mir verboten hatten zu weinen. Erster und zweiter römischer Aufenthalt

1786/88

Herder an Caroline Herder 24. 9.1788 (Düntzer6 S. 97)

Alles liebt und bewundert ihn, was ihn hier [Rom] gekannt hat. Caroline Herder an Herder 6.10.1788 (Düntzer· S. 113)

B 2 307 B 3 898

In Rom . . . hätte [Goethe] meist Deutsch gesprochen. Angelika Kauffmann an Goethe 17. 5.1788 (SchrGG 5,18)

Mier gehets wie es mier gegangen da sie hier waren, Ihre gegenwart machte mich confus . . . ich glaube würcküch ich bin an dem äuserstem Rande der unklugheit von der wier manches mahl gesprochen . . . Vor einigen Tagen besuchte ich mit Zucchi Ihre wohnung, um da etwas zu sehen . . . ich fühlte als wer ich an einem heilligen orte, wo Jemand gewohnt den man in grösten Ehren helt. . . dachte auch an die himmlische Music die einstens der gute Kaiser uns da vorgespielt, ach die schöne liebe Zeit. Herder an Goethe 3 . 1 2 . 1 7 8 8 (SchrGG 5,109)

Du hast ihr [Angelika Kauffmann] sehr wohlgethan, und Sie findet an mir nichts von dem wieder, was Sie an Dir verlohren. Zur Farbenlehre. Historischer Teil. Konfession des Verfassers (LA 1 6 , 415)

Mehrere Gemälde waren in meiner Gegenwart erfunden, komponiert, die Teile, der Stellung und Form nach, sorgfältig durchstudiert worden, und über alles dieses konnten mir die Künstler, konnte ich mir und ihnen Rechenschaft, ja sogar manchmal Rat erteilen. Kam es aber an die Färbung, so schien alles dem Zufall überlassen zu sein . . . Je weniger mir nun bei allen Bemühungen etwas erfreulich Belehrendes entgegenschien, destomehr brachte ich diesen mir so wichtigen Punkt überall wiederholt, lebhaft und dringend zur Sprache, dergestalt daß ich dadurch selbst Wohlwollenden fast lästig und verdrießlich fiel. Aber ich konnte nur bemerken, daß die lebenden Künstler bloß aus schwankenden Überlieferungen und einem gewissen Impuls handelten, daß Helldunkel, Kolorit, Harmonie der Farben immer in einem wunderlichen Kreise sich durcheinander drehten. Keins entwickelte sich aus dem andern, keins griff notwendig ein in das andere. Was man ausübte, sprach man als technischen Kunstgriff, nicht als Grundsatz aus. Ich hörte zwar von kalten und warmen Farben, von Farben die einander heben, und was dergleichen mehr war; allein bei jeder Ausführung konnte ich 200

1786/88

Erster und zweiter römischer Aufenthalt bemerken, daß man in einem sehr engen Kreise wandelte, ohne doch denselben überschauen oder beherrschen zu können. Das Sumerische Wörterbuch wurde um Rat gefragt, aber auch da fand sich wenig Heil. Ich dachte selbst über die Sache nach, und um das Gespräch zu beleben, um eine oft durchgedroschene Materie wieder bedeutend zu machen, unterhielt ich mich und die Freunde mit Paradoxen. Ich hatte die Ohnmacht des Blauen sehr deutlich empfunden, und seine unmittelbare Verwandtschaft mit dem Schwarzen bemerkt; nun gefiel es mir zu behaupten: das Blaue sei keine Farbe I und ich freute mich eines allgemeinen Widerspruchs. Nur Angelika, deren Freundschaft und Freundlichkeit mir schon öfters in solchen Fällen entgegen gekommen war — sie hatte ζ. B. auf mein Ersuchen erst ein Bild, nach Art älterer Florentiner, Grau in Grau gemalt und es bei völlig entschiedenem und fertigen Helldunkel mit durchscheinender Farbe überzogen, wodurch eine sehr erfreuliche Wirkung hervorgebracht wurde, ob man es gleich von einem auf die gewöhnliche Weise gemalten Bilde nicht unterscheiden konnte — Angelika gab mir Beifall und versprach eine kleine Landschaft ohne Blau zu malen.

Angelika Kauffmann an Goethe 21. 9.1788 (SchrGG 5, 58)

Es i s t s o n n t a g , und anstat Sie abzuholen habe ich Ihnen diese wenige Zeillen geschrieben, und das mit der lieben kleinen feder die ich Ihnen geraubt habe . . . Ich dencke an die freüde die Sie uns gemacht haben mit der Vorlesung Ihrer wercken. Angelika Kauffmann an Goethe 10. 5. 1788 (SchfGG 5, 16)

Etwas habe ich das ich ihnen gewidmet ehe denn es mein war, die figur von der ich Ihnen gesprochen die Muse, nur fehlt mier an sicherer gelegenheit es Ihnen zu schicken. Angelika Kauffmann an Goethe 5. 8. 1788 (SchfGG 5, 47)

Hetten Sie von den mir gütigst versprochnen gezeichneten gegenden nichts gemeldet, so hatte ich mir schon vorgenommen Sie darauf zu vermahnen. Soret, Tagebuch 5 . 1 2 . 1 8 2 3 (Robinet de Clery S. 28)

B 2 2202 B 3 5363

II [Goethe] a reconnu dans cette couleur [d'un ochre argileux trouve ä Courmayeur] celle qu'Angelika Kaufmann employait pour peindre les chairs. Elle estimait au poids de l'or le peu qu'elle possedait et dont l'origine lui etait inconnue. 201

1786/88

Erster und z w e i t e r r ö m i s c h e r A u f e n t h a l t Angelika Kaufimann an Goethe 24.1.1789 (SchiGG 5,121)

Das die frau Herzogin [Anna Amalia] die Willa genommen die an unsern kleinen Garten gränzt wirt Ihnen schon bekannt sein, wer hette es damahl gedacht da wir die schöne gegend zusammen gesehen haben. J. F. Reiffenstein an Goethe 11. 6.1790 (SchrGG 5,206)

Mich deucht Sie kannten in Ihrer letzten Zeit bey Mad. Angelica einen Contino Fantoni einen berüchtigten jungen Dichter. Einwirkung der neueren Philosophie (LA I 9, 90)

Uber Kunst und ihre theoretischen Forderungen hatte ich mit Moritz, in Rom, viel verhandelt; eine kleine Druckschrift [Über die bildende Nachahmung des Schönen] zeugt noch heute von unserer damaligen fruchtbaren Dunkelheit. An Riemer 19. 8.1829 (WA IV 46, 51)

Ich finde sachgemäß den Auszug aus beykommendem Werklein von Moritz [Über die bildende Nachahmung des Schönen] zwischen die übrigen Relationen [der Italienischen Reise] einzuschalten, da es in Rom aus unsern Gesprächen entsprungen ist. Italienische Reise. März 1788 (WA 132,302)

Gedachtes Heft [Über die bildende Nachahmung des Schönen von Morit^J aber darf ich nicht unerwähnt lassen; es war aus unsern Unterhaltungen hervorgegangen, welche Moritz nach seiner Art benutzt und ausgebildet. K. F. Klischnig, Erinnerungen aus den zehn letzten Lebensjahren meines Freundes Anton Reiser (Klischnig S. 51) B 2 281 B» 844

Reiser [K. Ph. Moritz] suchte . . . viel in der Maurerei und war auch, bis zu seinem Tode, fest überzeugt, daß viel Gutes dadurch bewirkt werden könne, wenn man sie recht zu nutzen verstehe. Er sähe indessen bald, daß dies wohl schwerlich geschehn dürfte, — daß seine große Ideen über diesen Punkt fromme Wünsche seyn und bleiben würden und zog sich nach und nach mißvergnügt zurück. Ganz kalt wurde er dagegen auf seiner Reise in Italien, durch seine genauere Bekanntschaft mit dem Herrn Geheimenrath von Göthe. Dieser große Mann hat in seinem Faust deutlich genug gezeigt, wie wenig er von der Maurerei hält — ob mit Recht oder Unrecht, bin ich zu schwach zu entscheiden. Nur so viel weiß ich, daß seine Demonstrationen und — um ehrlich zu seyn — vielleicht noch mehr sein Spott: „Mein Gott und auch Sie können noch so schwach seyn, darinn etwas zu suchen," 202

1786/88

Erster und zweiter römischer Aufenthalt bey Reisern die Wirkung hervorbrachte, daß er nun das Kind mit dem Bade ausschüttete. K. Ph. Moritz an J. H. Campe 16. 5.1788 (Eybisch S. 229)

Ich kann mich auf das Zeugniß des HE. v. Göthe berufen, welchem mein Verhältniß mit Ihnen genau bekannt ist, daß ich Ihnen nicht nur den Empfang der letzten Geldermasse sogleich gemeldet, sondern zugleich einen sehr ausführlichen Brief geschrieben habe. J. G. Schütz an Goethe 5. 7.1788 (Eing. Br. 1041,31)

Sie flegten oft im spaas immer mich um Neuigkeiten zu fragen, worauf ich oft nicht dienen konte . . . Hr. Antollini Archidect den Sie sich genau Erinnern werden, plamirte sich vor dem ganzen Römischen Volck, indem Er vorgab . . .das E r auf d e r Tiber gehen wolte. J. G. Schütz an Goethe 14. 6.1788 (SchiGG 5,32)

Ο Ihr Traum des Glückssterns über Rondanini ist wirklich eingetroffen. F. Bury an Goethe 1. 6.1788 (SchrGG 5,23)

Den Stern, welchen Sie einmal gesehen von Rondanini auf das unserige Haus fallen mit einem langen Schweif, ist endlich mir erschienen. F. Bury an Goethe 14. 6.1788 (SchrGG 5,30)

Sind Sie ehmals auf Trinitä vom Daniel gerührt worden, so versichere ich, wird diese Ruhe und vernünftige Grazie [eines Bildes von Carracci] Ihnen alles leisten, was Sie Sich wünschen. F. Bury an Goethe 13.11.1813 (Eing. Br. alph. 230)

All unser Kunstfleiß [Burys und seiner Schülerinnen in Berlin] welcher in dieser Bedrängten Zeit mit dem Göttlichsten Eiffer bedrieben wurde, beruhte auf den Grundsätzen welche Sie mir so Wohlthätig in Rom mitgetheilt haben, und nie werde ich dieser vergessen. Italienische Reise. Oktober 1787 (WA I 32,134)

Unabhängiges Nachdenken, Anhören von andern, Beschauen künstlerischen Bestrebens, eigene praktische Versuche wechselten unaufhörlich oder griffen vielmehr wechselseitig in einander ein. Hiebet förderte mich besonders die Theilnahme Heinrich Meyers von Zürich, dessen

Vgl. auch die Federzeichnung von F. Bury: Wie Bury Goethe malen wollte (Uber Land und Meer 1912, Nr. 8, S. 214)

203

1786/88

Erster und 2weiter r ö m i s c h e r A u f e n t h a l t Unterhaltung mir, obgleich seltener, günstig statten kam, indem er als ein fleißiger und gegen sich selbst strenger Künstler die Zeit besser anzuwenden wußte als der Kreis von jüngeren, die einen ernsten Fortschritt in Begriffen und Technik mit einem raschen lustigen Leben leichtmüthig verbinden glaubten. A. Trippel an Prinz Christian zu Waldeck 1 8 . 1 1 . 1 7 8 8 (Waldeckische Geschichtsbilder S. 28)

Vor etlichen Monathen berichtete ich den Hrn. Dischbein nacher Neapel, das ich das Modell zu der Baste des Hrn. Geheim Ratht Göden fertig habe, und ob Ihre Durchlaucht einen Abgus dafon verlangten, da ich aber keine antwort darauf von Hrn. Dischbein erhalten habe, so gebe ich mir die freiheit, um Ihro Durchlaucht nachricht zu geben, das die Büste jetzunder in Marmor fertig ist. Der Marmor ist vortrefflich und ohne Flecken sehr weis, geht aber ein wenig in das gelblichte über und verursacht ihm einen warmmen Thon, sie ist gantz in dem Anticken still, die harre sind lang und hangen gantz locker herunder, ud machen von fornnen die Form eines Apollo Kopff, er hat ein Mantel um, der ist auf der Rechten Schulter zusammen geknüpft. Der Kopff dafon steh eine Tragische Muse vor. mit gleichheit war der Hr. G. R. von Goeden sehr damit zufrieden, wie alle, die sie gesehen haben. J. J. Schmidt an Goethe 31. 8.1796 (Eing. Br. 1796, 355)

Euer Exellenz werden sich bestens noch erinneren, daß bey Dero hiesigem Aufenthalt in Rom, unser gemeinschaftlicher Freund Hr. Trippel denselben verschiedene Kupferstiche, u. unter diesen daß höchst seltne Blat [gaben] welches die Marter des heiligen Lorenz vorstellet von Baccio Bandinelli erfunden, u. vom Marc Antonio gestochen ist, ein Blatt welches in Rücksicht seiner Schönheit überhaupt schon, dieses aber wegen der Frischheit des Abdrucks als ein einziger betrachtet werden kan. A. L. Hirt an J. G. Schadow 3 . 1 1 . 1 8 1 5 (Mommsen 1,292)

Übrigens werden Sie es [bei den Verhandlungen mit Goethe] mit einem Kunstfreunde zu thun haben, der eben so gern guten Rath annimmt, als giebt. A. L. Hirt an Goethe 4. 4.1789 (SchrGG 5,162)

Ich habe meine Bemerkungen über den Laokoon geschrieben, wovon wenn ich mich recht besinne, ich Ihnen schon in Ihrem Hierseyn sagte. A. L. Hirt an Goethe 20. 7.1827 (WA IV 43, 303)

Sie waren vor 40 Jahren Zeuge der Anfänge meiner architektonischen Studien. Hätte ich damals den Umfang derselben gekannt, würde ich mich kaum eingelassen haben, dieses Feld zu betreten. 204

1786/88

E r s t e r und z w e i t e r r ö m i s c h e r A u f e n t h a l t A. L. Hirt an Goethe 10. 5. 1830 (Eing. Br. alph. 416)

Es sind iezt 43 Jahre, wo ich mit Ihnen zuerst unter den Denkmälern Roms wanderte . . . Was ich in jener Zeit Ihrem Umgange und später Ihrer gütigen Ermunterung auf meiner damals betretenen Bahn verdanke, haben die Jahre aus meinem Gemüthe nicht verwischt. An Chr. G. Kestner 1 0 . 1 1 . 1 7 8 8 (WA IV 9, 53)

Rehberg hat sich sehr gut zu uns gefunden. Mit ganz neuen Menschen laß ich es gern eine Weile so hingehn. Es hatte sich aber zuletzt recht artig gemacht. Nur schade daß ich mich trennen mußte. F. Rehberg an Goethe 5. 4. 1804 (Eing. Br. alph. 729)

Die Zeit in der ich Sie in Rom sah ist mir eine schöne Idee. A. v. Platen, Tagebuch 24. 12.1824 (Laubmann-Scheffler 2, 742)

B 2 284 B 3 848

Er [der Bildhauer Joseph Christen] hat viele der bedeutendsten Männer seiner Zeit gekannt, und ist vor der Revolution schon in Italien gewesen, eine Zeit, die er sehr lobt, und wo er jahrelang mit Goethe und Meyer in einem Hause wohnte. Er sagte, Goethe und Meyer wären so gute Freunde, daß wahrscheinlich einer dem anderen nachsterben würde. In Rom hätten sie immer in einem Bette geschlafen. Goethe hätte damals viel Satirisches in seinem Wesen gehabt, und zum Beispiel Danneckern, der damals auch in Rom gewesen, hätte er immer einen Windbeutel geheißen. Der Verfasser teilt die Geschichte seiner botanischen Studien mit (LA I 10, 336)

Galt das Bisherige der Fortpflanzung durch Samen, so ward ich auf die Fortpflanzung durch Augen nicht weniger aufmerksam gemacht, und zwar durch Rat Reiffenstein, der auf allen Spaziergängen, hier und dort einen Zweig abreißend, bis zur Pedanterie behauptete: in die Erde gesteckt müsse jeder sogleich fortwachsen. Zum entscheidenden Beweis zeigte er dergleichen Stecklinge gar wohl angeschlagen in seinem Garten. Ungenannt, Leben Joh. Heinrich Lips (Neujahrsstück 1818, S. 12)

Während dieses Aufenthalts in Rom hatte er [Lips] vielen freundschaftlichen Umgang mit Herrn von Göthe gehabt. Dufour-Feronce an Goethe 4. 9. 1809 (Eing. Br. 1809, 41)

Zu Rom war es, wo ich vor ein und zwanzig Jahren die Ehre genoß Ihnen bekannt zu werden. 205

1786/88

E r s t e r und z w e i t e r r ö m i s c h e r A u f e n t h a l t An Herzog Emst II. von Sachsen-Gotha 27.12.1801 (WA IV 16, 403)

Wenn ich nicht irre, so ist der Überbringer dieses, ein Italiäner, der mit geschnittenen Steinen handelt, Ew. Durchl. schon angekündigt. Ich erinnere mich seiner von Rom. H. v. Friesen (Friesen 1,46)

Im Grunde kommt es auf das früher schon Gesagte hinaus, daß aller Genuß in Poesie und Kunst, sowie auch das Verständniß derselben unmöglich wird, sobald wir den Zusammenhang des Kunst- oder Dichterwerkes durch Trennung der einzelnen Theile von dem Ganzen stören . . . In dieser Hinsicht ist mir eine Aeußerung Goethe's, welche ich von S. Boisseree vernommen habe, von besonderer Wichtigkeit gewesen. Als Goethe, von vielen Fremden umgeben, das jüngste Gericht von M. Angelo in der Sixtina zu Rom zum ersten Male gesehen hatte, war er seiner Umgebung zu still und zu schweigsam. Da man ihn aber aufforderte, eine Meinung zu äußern, antwortete er: Was wollt ihr, daß ich sagen soll? Erst muß es Platz werden in meinem Innern, damit ich das große Kunstwerk ganz in mich aufnehmen kann, ehe ich ein Urtheil auszusprechen vermag. O. Glagau nach W. Zahns mündlichem Bericht (Der Volksgarten 1864, 36, S. 553) B 2 2542 B 3 6068

[Goethe zu Zahn Sept. 1827:] In dieser Osteria [alla Campana] hatte ich meinen gewöhnlichen Verkehr. Hier traf ich die Römerin, die mich zu den „Elegien" begeisterte. In Begleitung ihres Oheims kam sie hierher, und unter den Augen des guten Mannes verabredeten wir unsere Zusammenkünfte, indem wir den Finger in den verschütteten Wein tauchten und die Stunde auf den Tisch schrieben. F. v. Elsholtz, Ansichten und Umrisse 2, 26

B 8 834

Ein unwiderstehliches Anziehungs-Vermögen übt an Roms deutschen Gästen dieser merkwürdige Ort [das Theater des Marcellus], seitdem ihn, ob dem klassischen Boden, oder der Güte des Weins, oder beiden huldigend — Göthe durch seinen Besuch zum Heiligthume geweihet hat. Hier war es, wo der edle Meister in harmonischer Lust manche heitre Stunde verlebte, den Göttern des Orts gefällige Opfer bringend; hier war der Sitz seines fröhlichen Rebendienstes, vielleicht auch der Schauplatz des holden Abentheuers seiner fünfzehnten römischen Elegie!! Riemer, Aphorismen S. 371

. . . „periamo noi, periano anche i bicchieri", welches er in Rom von einem kleinen italienischen Mädchen gehört hatte und es den Weisheitsspruch desselben nennt. 206

1788

Florenz

Florenz 29.4./

Berczy an Goethe 20. 7.1788 (*SchrGG 58,117; GSA)

Ich säume also keinen Augenblick meinem Verlangen ein Genüge zu thun um Ihnen schriftlich dasjenige zu sagen was ich wünschte daß Sie es aus meinem und meiner Frauen Betragen mögten errathen haben, nemlich wie Werth und schäzbar uns das Glück war Sie kennen zu lernen und einige wenige Augenblicke mit Ihnen zu verleben, und wie sehnlich wir beide wünschen jederzeit, mit jenem warmen Gefühl, das Sie so gut zu schildern wissen, in Ihrem Andenkken zu leben. Versagen Sie uns dieses Vergnügen nicht—Sie können es nicht, ein Mann der So wie Sie zu fülen und zu lieben weiß kennet zu wohl wie nothwendig es zum Glücke empfindsamer Geschöpfe ist von verehrungswürdigen Menschen geschäzt zu werden . . . Wenn Sie uns lieben wie ich mir schmeichle so bitte ich Sie in jeder Gelegenheit unumschränckt mit mir zu befehlen so wie Sie es mir versprachen. An Carl August 4.1.1826 (WA IV 40, 224)

Den guten Personen in Albany kann ich nur erwidern, daß ich mich Berczy recht wohl erinnere. . . Sein Aufenthalt in Florenz selbst war mysteriös; er hatte, bey Aufhebung der Klöster, sehr schöne alte gekauft, die er wieder abließ, wodurch ich mit ihm bekannt ward. Von Herkunft und seinen Verhältnissen war niemals die Rede.

dieses etwas Bilder seiner

An Herzog Bernhard Juni 1826 (WA IV 41, 292)

. . . Hierauf nun kann ich leider nichts erwiedern als nur, daß ich bey meinem zweiten Aufenthalt zu Florenz in gedachtem Jahre [1788] von gedachten werthen Manne [Berczy] freundlich aufgenommen worden, daß ich seine junge wohlgebildete Gattin kennen gelernt; ferner, daß ich durch ihn mit altern Kunstwerken der florentinischen Schule genauer bekannt geworden, von denen er sich, bey damaliger Aufhebung der Klöster, schöne Sachen um leidliche Preiße zugeeignet hatte. Auch bin ich später mit ihm in freundlichem Verhältniß geblieben, ohne daß ich sein Vaterland, Familie, noch sonstige Verhältnisse einigermaßen hätte kennen lernen; wie denn auch sein dortiger Zustand zwar ehrenwerth und behaglich, aber doch nur vorübergehend und provisorisch erschien. An Herzog Bernhard 5. 5.1827 (WA IV 42, 170)

Als ich im Jahre 1788 von Rom nach Hause kehrend durch Florenz ging, war ich, ohne mich gerade zu erinnern von wem, an einen daselbst sich schon lange aufhaltenden Fremden, Namens Moller oder Möller [Berczy] empfohlen. Ich 207

Florenz

1788

fand an ihm einen muntern thätigen Mann, der eine sehr hübsche Frau hatte, und bey der damaligen Aufhebung der Klöster und Entschmückung der Kirchen viele bedeutende Bilder zusammenzubringen gewußt hatte. Die ausgesuchten besseren waren in chronologischer Reihe aufgestellt, um die Geschichte der florentinischen Kunst anschaulich zu machen. Diese Reihe zu vervollständigen war sein ernstes Bestreben, und es ist keine Frage daß diese Sammlung, wie ich sie vorfand, für den Kenner Bedeutung hatte. Außerdem zeigte er mir noch einen großen Scheunenraum, durchaus mit dergleichen Gemälden behangen, welche man späterhin, als die alterthümliche Kunst mehr Freunde gewann, höher als damals würde geschätzt haben. Wir besuchten einander wechselsweise und ich verdanke ihm bey meinem florentinischen Aufenthalt manches. Von seiner Herkunft aber, seinen früheren Beschäftigungen, seinen nächsten Zwecken und ferneren Absichten habe ich nichts erfahren, indem ich mich darnach zu erkundigen Scheu trug und er von freyen Stücken hierüber mir nichts offenbarte. E. v. Valentini an Goethe 13. 8. 1801 (SchrGG 57, 202)

Sollten S i e . . . sich nicht mehr jener, für mich glücklichen Abendstunde erinnern, wo wir beide in dem paradiesischen Toscana von des Malers Berckzy's ländlicher Wohnung nach der Stadt Florenz wanderten und wo ich Ihnen meine kleine Lebensgeschichte mitteilte, wie und wann ich die Laufbahn der Kunst betrat, so leuchtet aus Ihrer Beurteilung meines vorigen Konkurrenzstücks Nr. 13 [zur Preisaufgabe von 1800] ein gewisser prophetischer Geist hervor, der Bewunderung verdient. Notizheft von 1788 (SchrGG 58, III)

Andrea Tendi nello Studio dell Sigr. Calvi.

Mailand 24. 5.

An Knebel 24. 5.1788 (WA IV 8,376)

Erst heute hat mich die Mineralogie wieder einmal angelächelt. Ich war beym Pater Pini und sah seine Berge kristallisirten Feldspaths und ward wieder einmal nach einem Stück Stein lüstern. Er hat mir einiges versprochen, es ist ein guter behaglicher Mann.

208

Konstanz

1788

Konstanz 4. 6.

Ph. Chr. Kayset an Bäbe Schultheß 4. 6. 1788 (Schultheß-Rechberg S. 165)

Die fünf [Barbara und Döde Schultheß, Heinrich Schinz, Goethe, Kayser] hier in Constanz sind gewiß unendlich glücklich sich so wohl getroffen zu haben. Die Grüsse und Andenken von allen Seiten sind mir lieb und werth und zum Zeichen des Werthes vermag ich es über mich zu bringen, wenigstens diese schlechten Zeilen beizufügen. Aber Vergebung, daß ich nicht mehr thue. Der Hr. Geh. Rath erwiedert besonders durch mich die Empfehlung. Ph. Chr. Kayser an Bäbe Schultheß 6. 6. 1788 (Schultheß-Rechberg S. 171)

Es hat mir so viel Mühe g e m a c h t . . . in meinem vorigen Blättchen von hier so karg und kahl gewesen zu seyn . . . Wir waren erst den Abend vorher von der bisherigen letzten Station unserer weiten, langen, heißen und ermüdenden Reise angekommen, hatten noch keine ordentliche häusliche und behagliche Einrichtung, hatten soeben einen Augenblick vorher unsere Züricher Freunde empfangen, die Mama trieb, wie sie in ihrer Gutmüthigkeit und herzlichen Neigung gegen uns zu treiben pflegt, der Kutscher Dußly wollte wieder zurückreiten. Barbara Schultheß an Bäbe Schultheß 4. 6.1788 (Schultheß-Rechberg S. 167)

B 3 851

Wir sind seit 9 Uhr schon h i e r . . . so schön wie erwartet. . . G. grüßt dich sehr — die Zeichnung nahm er sehr gefällig und lieb auf. Döde Schultheß an Bäbe Schultheß 4. 6. 1788 (Schultheß-Rechberg S. 167)

B 3 852

Jezt wollt ich du wärest an meiner stelle Bäben es beßert jetzt, aber im anfang klopfte mir das Herz gewaltig, wir sind schon eine Stunde hier, Herr Kfayser] ist sehr freundlich und der andre ach den kan ich nicht genug ansehen so freundlich und artig ist er, wir trinken jezt ein thee miteinander auf unserm Zimmer das recht lustig ist es hat ein erkel wie im thalegg. Denk eben sagt Mamma es sey gut das ich braf schreibe, da sagt der Göthe schreiben sie auch meine empfelungen an ihre schwestern und K. deßgleichen; der Vetter [Schinz] hat auch die Augen ein wenig aufgethan das freute mich, jezt pakt der Vetter aus in seiner kammer und ich sollt mich ein wenig strelen und doch. Mamma pakt der fr. Meiß Porteret aus u. G. begukt es sehr begierig, jezt kommt der Vetter der sich nicht wenig einbildet. Barbara Schultheß an Bäbe Schultheß 5. 6.1788 (Schultheß-Rechberg S. 168)

B 3 853

Es ist jetzt morgen j 2 5 uhr — der gestrige Tag gieng herum ich wußte nicht wie — es wurde immer Erzählt — meistens über kunstsachen, wo einem immer Lichter aufgesteckt werden, viel neues, und viel altes gesagt wird, so 1

209 14 Goethe, Gespräche III

Konstanz

1788

vieles deutlich gemacht, davon der dunkle begriff dalag, und so nun genuß •wird—der Rath gibt sich so viel mühe, und läßt keinen augenblick verlohren gehen — ich weiß nicht wie lang wir bleiben, eben bis es Zeit sein wird zu gehen — am Ende des briefchens von dem ich noch nicht weiß wann es abgehen kann will ich dir noch sagen wohin du mir schreiben sollt — über vieles haben wir noch gar nicht gesprochen — K. ist wohl, sieht recht gut aus — geht mit G. laßt aber Hoffnung zu einer Rükkehr.

5. 6.

Barbara Schultheß an Bäbe Schultheß 6. 6.1788 (Schultheß-Rechberg S. 170)

B 3 853

Es geht überall recht gut — gestern Nacht ließ der geh. Rath den Mond scheinen — und versprach mir auch einen Mondschein. Das kannst du nun gar nicht verstehen wenn du es nicht ganz einfältig und buchstäblich nimmst — und siehst also daß er Mondschein mit sich führt — wirst noch allerlei hören und vernehmen habe nur geduld.

7. 6.

Barbara Schultheß an Bäbe Schultheß 7. 6.1788 (Schultheß-Rechberg S. 171)

B 8 853

Der Hr. gh. R. grüßt recht sehr. 4./7. 6.

Döde Schultheß an Bäbe Schultheß 7. 6.1788 (Schultheß-Rechberg S. 172)

B 8 854

Vetter und ich spazieren oft miteinander wir gehen zuerst immer in die Kirchen . . . Es thut mir so leid das niemand nichts darvon sagt auf die Reichenau zu gehn, aber ich kanns darnach wohl begreiffen das ihnen so was zu gemein ist — doch ists nur eine Stunde weit, ach du solltest Ihn hören erzehlen wenn man nur alles aufsetzen könnte . . . Gestern spazierten wir alle mit dem bedienten hintendrein um die ganze Stadt herum, darnach auf den Platz wo die Genfer musterten da sah ich vielerley leute besonder junge Damen . . . Ich will gern sehen wann wir fortgehn, es freut mich einmahl Post zu fahren aber von da weg von den kurzweiligen leuten nicht, das muß ich dir noch sagen wie wir kurios leben, deß morgens trinkt K. ganz früh auf seinem Zimmer seyn Kafee, darnach trinken wir unser thee zusamen nemlich die Mama der Vfetter] und ich, wo oft Herr K. bey uns ist, das währt so bis 8 uhr nacher kommt der andre so um 1 l 2 9 uhr auch und ißt Butterschnitten dann raucht der V. u. wir sehen zum Fenster hinaus oder ich Arbeite, K. ist oft auf seinem Zimmer und die andern M[ama] u. G. reden mit einander. Das währt bis 1 uhr dann speißenwir an einem ovalen Disch Gügeli u Däubli u.s.w. sitzen so bis 1 / 2 3 u h r dann es wird immer erzehlt — nicht nur geeßen—Dann um 6 uhr das thee, u. um 7 spazieren — u. zuletzt um 1 / 2 9 uhr zu nacht gespiesen 10 Vj; 11 geschwatzt u. erzehlt. 210

1788 8. 6.

Konstanz Döde Schultheß an ihre Schwestern 8. 6.1788 (Schultheß-Rechberg S. 174)

B 8 855

Jetzt haben wir 1 Uhr u. werden bald speißen hoff ich muß mich des Schlafs erwehren so viel ich kan, u. Η. K. entschlief beim buch zu — der Vetter ließt auch und streckt sich schier zu Tod, das ist ein herrlicher auftrit nicht wahr, die übrigen sind gar nicht schläfrig das versteht sich . . . Abends 5 u h r . . . Ich muß euch doch etwas lustigs erzehlen das über Tisch erzehlt wurde, nemlich von einer Maßke. Die Alten Römer müßen sehr viel Tamastene Röke getragen haben, wormit man jetzt nichts zu thun wüßte, als sie vor Maßken zu brauchen — die Maßke also bestund aus dem Rok mit sehr großen blumen, u. das schönste davon waren die langen Manscheten an ellenbogen. hernach eine ringsherum gleich rund gekräußte barüke u. hinten dran 3 ganz düne düne zöpfü die nicht mit schwarzen, sonder das eine mit einem hoch gelben, das andre mit einem rothen u. das dritte mit einem grünen Band gebunden die dan immer hüpfen, dann haben sie eine sehr große Brile auf, mit der sie bey jedermann still stehn u. beguken das muß hübsch aussehn, denn grüßen sie die Leute so — sie hüpfen mit beyden Beynen zugleich in die höhe u. das einige mahl — woby dann die zöpfli recht schön hüpfen —. 8./9. 6.

Barbara Schultheß an Bäbe Schultheß 9. 6.1788 (Schultheß-Rechberg S. 177)

B 8 856

Ich bin nun beynahe wieder eingepakt und wir verreysen morgen zusammen — nur auf verschiedenen Wegen . . . G. und K. packen ein •— und dann werden wir den letzten Tag noch ruhig genießen . . . adieu ich will izt machen daß es fertig ist wenn der Rath kommt, der dich grüßt und sich sehr viel von dir denkt, eine gar hohe Meinung von dir hat Mit dem Liedchen „hm hm so so" giengs gar wunderlich, so wie ichs ihm geben wollte riß er mirs schon halb aus der Hand, übersahs und fuhr mit in die Tasche, „das behalt ich" und wandte sich um — du kannst dir ihn denken — ich mogte ihm das Gefühl nicht verderben und ließ es gut seyn . . . schon ist das Päkgen zugemacht, und zwar, hat mirs der gh. Rath aus der Hand genomen, und selbst zugemacht. 9. 6.

Döde Schultheß an Bäbe Schultheß 9. 6. 1788 (Schultheß-Rechberg S. 178)

B 3 857

Wohl ich hab was, denk, es freut mich erstaunlich, ein brod kügeli das [er] über ein Mittageßen in Händen herum drükte, ich sitz immer neben ihm und wenn ich Ihm aufwarten kann so thu ichs geschwind ο das freut mich dann, ich ihn gewiß dir grüßen, wegen einem Krämli mußt du dich trösten, wie ich 211 14»

1788

Konstan2 auch. E r trägt immer ein braunes kleid, und prächtige Schuh schnallen von steinen sehr prächtig. Die abänderung wird mir wunderlich vorkommen in Eßlingen, der Vetter ist immer lustig und braf, ich will gewiß sehen wo ich noch was auffange von G. vor dich.

10. 6.

Döde Schultheß an Bäbe Schultheß 10. 6.1788 (Schultheß-Rechberg S. 179)

Ach heut war der Abschiedtag ich mangle sie immer mehr und mehr die Lieben. Nun rükts auch andern Lieben 2u das mich erstaunlich planget und wundert, bis ich sie alle sehe. Es freute mich unaussprechlich dem G. die Hand zu drüken, so weh es mir übrigens that. Ich wollte dir noch eine Freude machen und dir das bändeli welches Er um seyn Zwechli gebunden hatte mitbringen aber leyder kam ich zu spät. Barbara Schultheß an Bäbe Schultheß 10. 6.1788 (Schultheß-Rechberg S. 179)

B 3 858

Nun sind wir seit Duttlingen auf dem dir bekannten Weg . . . es ist weiter von Constanz bis dahin als von Schaffhausen und dann haben wir den Morgen nicht geeilt, wir ließen so gehen wies gieng, und da alles fertig war, giengen wir in gottes namen — das gefühl des abscheids liegt mir noch schwer im Sinn — in der letzten 1 / 4 Stunde sagte er mir, grüß die bäben, recht, recht sehr von mir — ich kann nicht genug sagen wie wohl alles gelang, und wie nichts fehlte, nichts zu wünschen übrig blieb, als sich näher zu seyn; man muß sich in alles ergeben, aber es thut mir sehr wehe — Kayser sagte manchmahl mit vielem Verlangen, ach, die Bäben auch nur eine Stunde Goethe hat das Scheerli aus seiner Brieftasche verlegt verlohren, und ich gab ihm das aus deiner, mit der Versicherung daß dir das Bewußtsein freude machen werde. 4./10. 6.

Barbara Schultheß an Bäbe Schultheß 14. 6.1788 (Schultheß-Rechberg S. 181)

Besonders in Constanz wenn wir zu Tische saßen, wo es so haushälterisch zugieng, und ich die Hausmutter machte — war mir immer ich müße euch alle zusammen rufen. Ph. Chr. Kayser an Bäbe Schultheß 12. 8.1788 (Schultheß-Rechberg S. 169)

Sage, bitte, deiner Mama in meinem Namen, es sei in der neuesten Wienerzeitung unter der Rubrik Rom zu lesen gewesen, wie daß sich gegenwärtig zwei der berühmtesten deutschen Gelehrten, Goethe und Herder, daselbst befänden. Letzterer habe die Erlaubnis des Zutritts in die Vatikanische Bibliothek erhalten. Sie soll sich dabei an Constanz, die Leichtgläubigkeit und die Noth des ersteren genannten deutschen Gelehrten erinnern, und daß es mit dem Zutritt in die Vatikanische Bibliothek leider nichts sein werde. 212

1788

Konstanz Lavater an G. Chr. Tobler 20. 6.1788 (Schultheß-Rechberg S. 97)

B 3 859

Dich wird es auch freuen, daß die Frau Schultheß . . . Goethe in Konstanz traf und ein paar Tage, so harmlos wie möglich mit Tochter und Neveu ihn genoß. Erlangen 16. 6.

Henriette v. Beaulieu-Marconnay, Bruchstücke aus meinem Leben (GSA, Nachl. Egloffstein VI 1, 4 Bl. 16)

Erst lange nachher erfuhr ich, daß sie [Charlotte v. Stein] sich gegen meine Mutter über die Idee, mich mit Göthen zu verbinden, ausgesprochen. . . Der Zufall setzte mich kurz nach meiner Verheurathung davon in Kentnis. —Auf der Rükkreise von Italien kam Göthe durch Erlangen, stieg im Wallfisch ab u erkundigte sich sogleich nach meiner Mutter, neben bey auch nach mir mit dem Bemerken, man habe ihn viel Schönes von mir erzählt. Der Wirth, welcher ein großer Verehrer meiner ganzen Familie war, ermangelte nicht mein Lob zu singen, u den fremden Herrn von meiner [bevorstehenden] Vermählung zu benachrichtigen. Es fiel ihm auf, daß dieser zu seinem Begleiter mit Lachen sagte: Wir sind zu spät gekommen, ich brauche jetzt keinen Besuch dort zu machen u. auch wirklich abreiste, ohne meine Mutter gesehen zu haben. Er theilte Christian die Äusserung des Fremden mit, dessen Nähme wenig Interesse für ihn hatte, desto mehr aber für meinen Bruder, der uns sogleich die kl. Begebenheit erzählte u. dadurch meine Mutter veranlaßte, uns Aufschluß über die Absicht der Frau von Stein zu geben. — Es bleibt mir nur noch zu erklären übrig, daß ich, auch wenn ich frey geweßen wäre, niemals meine Einwilligung dazu gegeben haben würde. Davon überzeugte ich mich, als ich Göthen 6 Jahre später, kennen lernte — wir waren nicht für einander geschaffen. Jena

18. 6.

J. D. Färber, Kalender 18. 6. 1788 (UB Jena)

Sind d. H. Geh. Rath v. Göthe von ihrer Reise wieder ein getrofen bey d. H. Major v. Bentheim abgestiegen u von da nacher Weimar gereist.

Nürnberg 13. 6.

Ungenannt in: Nürnbergische wöchentliche Frag- und Anzeige-Nachrichten 17. 6.1788 Fremde so allhier angekommen . . . Den 13. [Juni] . . . Beede Herren Kaiser, Kaufleute aus Sachsen, log. im rothen Hahnen am Kornmarkt.

213

1788

Weimar

Weimar Wieland an Göschen (?) 19. 6.1788 (Aukt.-Kat. Liepmannssohn 48, 66)

Göthe ist gestern, zu unserer allgemeinen Freude, glücklich u. wohl aus Italien zurückgekommen. W. v. Diede, Tagebuch 18. 6.1788 (Neues Lausitzer Magazin 110,148)

Bei der Rückkunft in die Stadt erfuhren wir die Ankunft des Geh. Raths von Goethe, welcher aus Italien zurückkam, von wannen er zeither täglich mit Ungeduld erwartet worden. Sie verursachte allgemeine Freude und Neugier. Sophie v. Schaidt an Chr. A. v. Seckendorff 19. 6.1788 (GJb 25,70)

B 3 861

L'ami Goethe est revenu hier au soir tard; on dit que la duchesse mfere remuera ciel et terre pour l'engager ä retourner avec eile en Itaüe; jusqu'a present il n'y a pas a y penser qu'elle demeure ici: tous les preparatifs se font sans interruption. 19. 6.

F. ν. Stein an K. v. Stein 27. 6.1788 (Aukt.-Kat. Stargardt 560, 23)

Vorgestern vor 8 Tagen in der Nacht ist der Geheimerath angekommen, den folgenden Morgen früh um 6 ließ er mich rufen und da habe ich mich so gefreut ihn wieder zu sehn daß ich ihm kein Wort sagen konnte. Angelika Kauffmann an Goethe 23. 7. 1788 (SchrGG 5, 37)

Es freüt mich, das Sie Ihren jungen freund Fritz so sehr nach Ihrem wünsch angetroffen haben. W. v. Diede, Tagebuch 19. 6.1788 (Festschr. FDH S. 34)

B s 862

Nun war der Mann da, der aller Augen und Gedanken auf sich zog, insonderheit war er von denen, die seinem Beispiel zu folgen gedachten, sehnlich erwartet worden. Aber auch jedermann nahm an seiner Rückkunft Anteil. Der Fragen war kein Ende — er zog sich aus dieser Beschwerlichkeit mit dem ihm gewöhnlichen Verstand; er zeigte sich mehr als gewöhnlich gesprächig, wie er denn wirklich Ermunterung und Zufriedenheit zurückgebracht hatte, und verweilte bei Kleinigkeiten, um Hauptpunkten, über die er sich nicht auslassen wollte, auszuweichen. Für uns war es ein wahrer Genuß, manches Gesehene mit ihm zu wiederholen und darüber seinen immer sonderbaren Weimar 18. 6.

Fourierbuch 18. 6.1788 (STA Weimar) Der seit zwey Jahren, nach Italien verreiset gewesene Hr. G. Rath v. Göthe, kam anheute zurükl

214

1788

Weimar Gesichtspunkt und seine Meinung zu vernehmen. Er zeigte uns diesmal Zuneigung und Vertrauen. Der Herzog, dessen Zutrauen in Geschäfte vor gedachter Reise abgenommen zu haben geschienen hatte, behandelte ihn dermalen überaus freundlich und unterredete sich ohne Unterlaß mit ihm. C. J. R. Ridel an Schiller 20. 6.1788 (»Marbacher Schillerbuch 2, 249; SNM)

Es ist hier alles beim Alten. Doch ist Göthe am 18. zu meiner grossen Freude wiedergekommen, zwar magrer, aber heitrer. Ich finde immer mehr, daß er ein sehr edler Mensch ist. Alles reißt sich jezt noch um ihn, ich glaube daher nicht daß er in den ersten vier Wochen viel in Geschäften wird arbeiten können. C. J. R. Ridel an Amalie Buff 14. 7.1788 (StG 9,311)

B 3 869

Goethe ist seit dem 18. d. v. M. hier. Er war abends spät gekommen, und wenn ich gleich wußte, daß man ihn da erwartete, so überraschte er mich doch, denn die Herzogin sagte mir den Nachmittag, sie glaubte, daß er erst den 20. kommen würde. Den andern Morgen um 8 Uhr, wie ich's noch gar nicht wußte, daß er wirklich angekommen, und eben bei Akten saß, stand er vor mir und embrassierte mich. Er ist magerer geworden und war zudem sehr von der Sonne gebrannt — ich kannt' ihn also nicht einmal gleich I 18./21. 6. Charlotte v. Kalb an Charlotte v. Lengefeld 21. 6.1788 (Urlichs1 2, 218)

Die Miß Gore's sind angekommen. Goethe habe ich kaum gesehen. 18./22.6. Herder an Knebel 22. 6.1788 (Knebel, Lit. Nachl. 2, 242)

B 3 863

Er ist seit dem 18. Abends um zehn Uhr mit dem Vollmonde hier, ist gesund und wohl, und hat uns schon tausend Dinge erzählt. 18./23. 6. Marianne v. Wedel an Caroline Gräfin v. Goertz 23. 6. 1788 (GRFA)

B 3 864

Goethe est de retour, il est venu a point nomme et nous n'avons entendu qu'Itaüe et Italie, on n'en peut plusl La Vieille Maman paroit de mauvaise humeur depuis ce tems, je crois qu'elle a esperee que Goethe retourneroit avec eile, et il paroit qu'il n'en a pas envie. 19. 6.

Fourierbuch 19. 6.1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin 3. Durchl. Prinz August. . . 9. 10. Hr. u. Fr. G. R. v. Dieten. 11. Hr. G. R. v. Göthe 12. Hr. G. S. Herder.

20. 6.

Fourierbuch 20. 6.1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin 3. Durchl. Prinz A u g u s t . . . 7. 8. Hr. u. Fr. G. R. v. Dieten 10. Hr. G. R. v. Göthe 11. Hr. G. S. Herder.

22. 6.

Fourierbuch 22. 6.1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin 3. Durchl. Herzogin Fr. Mutter 4. Durchl. Prinz August . . . 16. Herr Geh. Rath Schnauß, 17. Herr Geh. Rath v. Göthe, 18. 19. Hr. und Fr. Geh. R. v. Dieten.

215

Weimar

1788

Dichtung und Wahrheit. Paralipomena (WA I 53, 385)

Lust der Gereisten, von ihrem Erfahrenen und Bemerkten 2u sprechen. Tick der Zuhausegebliebenen minderen Antheil zu zeigen, wodurch das Gefühl dessen was man entbehrt, nur desto lebhafter wird. Schicksal der Handschrift (LA 19, 62)

Aus Italien dem formreichen war ich in das gestaltlose Deutschland zurückgewiesen, heiteren Himmel mit einem düsteren zu vertauschen; die Freunde, statt mich zu trösten und wieder an sich zu ziehen, brachten mich zur Verzweiflung. Mein Entzücken über entfernteste, kaum bekannte Gegenstände, mein Leiden, meine Klagen über das Verlorne schien sie zu beleidigen, ich vermißte jede Teilnahme, niemand verstand meine Sprache. An Charlotte v. Stein 1. 6.1789 (WA IV 9,123)

Was ich in Italien verlaßen habe, mag ich nicht wiederhohlen, du hast mein Vertrauen darüber unfreundlich genug aufgenommen. Leider warst du, als ich ankam, in einer sonderbaren Stimmung und ich gestehe aufrichtig: daß die Art wie du mich empfingst, wie mich andre nahmen, für mich äusserst empfindlich war. Ich sah Herdern, die Herzoginn verreisen, einen mir dringend angebotnen Platz im Wagen leer, ich blieb um der Freunde willen, wie ich um ihrentwillen gekommen war und mußte mir in demselben Augenblick hartnäckig wiederhohlen laßen, ich hätte nur wegbleiben können, ich nehme doch keinen Theil an den Menschen, u. s. w. 19./27. 6. F. v. Stein an K. v. Stein 27. 6. 1788 (Aukt.-Kat. Stargardt 560, 23)

Er hat mich schon manches gelehrt ob er gleich nur erst wenige Tage hier ist, denn im zeichnen hat er sehr zugenommen . . . Wenn ihn nur der Herzog sich nicht immer zueignete, wir haben ihn bis iezt noch nicht viel gesehn. 28. 6.

Charlotte v. Stein an Sophie v. Schardt 30. 6. 1788 (Petersen2 1,2 S. 547)

Vorgestern war ich mit der Herzogin Louise und Herders bei Goethen, der uns einige Kupferstiche von Claude Lorrain, und geschnittene Antiken wies.

23. 6.

Fourierbuch 23. 6. 1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin 3. Durchl. Prinz August. . . 9. Herr Geh. Rath v. Göthe, 10. Herr Baron v. Niebecker.

25. 6.

Fourierbuch. 25. 6. 1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin 3. Durchl. Prinz August. . . 7. Herr General Sup. Herder, 8. Herr Geh. Rath v. Göthe.

27. 6.

Fourierbuch 27. 6. 1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin. 3. Durchl. Prinz August. . . 9. Hr. Geh. Rath v. Göthe, 10. 11. 12. 3. Engländer [Lloyd, Lloyd, Chambers], 13. Herr Hofrath Bode.

216

Weimar

1788

Wir waren nicht lange bei i h m , als K n e b e l auch hereintrat, u n d s o war denn unser altes H ä u f c h e n 2usammen; mit d e m alten G e i s t , g l a u b ' ich schwerlich. Knebel, Tagebuch 28. 6. 1788 (GSA, Nachlaß Knebel) N a c h m i t t a g s nach 3. U h r in Weimar. Umgekleidet. B e y G ö t h e n . T h e e da, u. die Herrschaft. Knebel an Charlotte v. Lengefeld 30. 6.1788 (Urlichs1 3, 305)

B 3 866

G o e t h e ist s o unglücklich nicht hier. E r kennt die D i n g e , u n d weiß, daß m a n die v e r g a n g e n e n als einen T r a u m ansehen muß. Indeß, w e n n der T r a u m g u t g e w e s e n ist, bleiben d o c h n o c h E r i n n e r u n g e n , die den Zeitpunkt, worinnen wir stehen, glücklich u n d reich machen können. 19./30.6. Caroline Herder an J. G. Müller 30. 6.1788 (Prot. Monatsbll. 14,123)

B» 865

Unser G o e t h e ist den 18. w i e d e r g e k o m m e n , gestärkt u n d befestigt in seinem g a n z e n W e s e n ; er hat Rathschläge zur Reise [Herders nach Italien] g e g e b e n , u n d n u n hängt 's v o n D a l b e r g ab, o b es zuerst nach der P r o v e n c e geht, wie es sein eigentlicher Plan war, oder o b sie nach G o e t h e ' s R a t h den kürzeren W e g durch die Schweiz über den G o t t h a r d nehmen. 1. 7.

Knebel, Tagebuch 1. 7. 1788 (GSA, Nachlaß Knebel) M o r g e n s bey G ö t h e . Spaziren u. in der Bibliotheck mit ihm.

28. 6.

Fourierbuch 28. 6. 1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin 3. Durchl. Prinz August. . . 7. Herr Geh. Rath τ. Göthe, 8. Herr Hofrath Wieland.

29. 6.

Fourierbuch 29. 6. 1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin 3. Durchl. Herzogin, Fr. Mtr. 4. Durchl. Prinz August . . . 15. Fr. Gr. v. Backov 16. Frau Maj. v. Imhoff 17. Hr. G. R. Schnauß 18. Hr G. R. v. Göthe 19. 20. 21. Engelländer! 22. Hr. Maj. v. Knebel 23. Hr. Baron Niebecker 24. Hr. Baron d'Oertel.

30. 6.

Fourierbuch 30. 6. 1788 (STA Weimar) Abends! Im Zimmer! 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin 3. Durchl. Herzog v. Meinig. 4. Hr. Obrist v. Gordon 5. Hr. G. R. v. Göthe 6. Hr. CJkr. v. Erff. Heute Abend um 5 Uhr kahmen Durchl. Herzog von Meiningen in Begl. Hr. CJkrs v. Erff, hier an . . . Desgl. kahm an u. wurde an Hof gebethen, Herr Obrist von Gordon, aus Engelland.

1. 7.

Fourierbuch 1. 7. 1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzogin 2. Durchl. Herzog 3. Durchl. Prinz August. . . 9. Hr. Obrist v. Gordon 10. Hr. G. R. v. Göthe. Abends! 3 Ps. bey d. Herzog! Heute Mittag nach 11 Uhr, reisete d. Herzog von Meiningen von hier nach Naumburg ab!

2. 7.

Fourierbuch 2. 7. 1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin 3. Durchl. Prinz August. . . 10. Hr. Obrist v. Gordon 11. Hr. G. R. v. Göthe 12. Hr. Major v. Knebel 13. 14. 15. Engelländerl 217

1788 4. 7.

Weimar Knebel, Tagebuch 4. 7.1788 (GSA, Nachlaß Knebel) N a c h m i t t a g s G ö t h e hier. H . H o f R . Büttner. A b e n d s spaziren mit G ö t h e .

Anf. Juli

Schiller an Körner 5. 7.1788 (Jonas 2, 83)

B» 867

G ö t h e ist jetzt in Weimar seit vierzehn T a g e n ; m a n findet ihn w e n i g verändert. Wie es weiter mit i h m werden wird, weiß n o c h niemand. 7. 7.

Knebel, Tagebuch 7. 7.1788 (GSA, Nachlaß Knebel) N a c h m i t t a g s Pr. Constantin hier. N a c h h e r Prinz A u g u s t u. G ö t h e .

7. (?) 7.

Knebel an A. J . G. C. Batsch 8.7.1788 (FDH) Ihre E n t d e c k u n g , die Sie durch das Zürcher M a g a z i n bekannt g e m a c h t haben, ist sehr s c h ö n , u n d zeigt z u einem wahren neuen Schritt. Ich b e w u n d e r e Ihren Scharfsinn b e y s o l c h e m Fleiß. G ö t h e hat mich ersucht, sie i h m mitzutheilen. Schreiben Sie i h m d o c h einmal ein p a a r Zeilen; es w i r d ihn freuen, er schäzt Sie . . . Ich hoffe b a l d mit G ö t h e auf längere Zeit nach J e n a z u k o m m e n . J e z t haben wir eine M e n g e F r e m d e hier, die n o c h seine A u f m e r k s a m k e i t erfodern.

4. 7.

Fourierbuch 4. 7.1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durch! Herzogin 3. Durchl. Pr. A u g u s t . . . 7. Hr. Obrist v. Gordon 8. Hr. G. R. v. Göthe 9. Hr. G. S. Herder. Hr. Obrist von Gordon beurlaubte sichl

5. 7.

Fourierbuch 5. 7.1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel 1. Durch!. Herzog 2. Durchl. Herzogin 3. Durchl. Pr. Constantin 4. Durchl. Pr. August . . . 8. Hr. G. R. v. Göthe 9. Hr. Major v. Knebel. 10. Hr. HfR. Büttner 11. Hr HfR. Wieland. Heute mittag um 12 Uhr, kahmen Durchl. Printz Constantin von Querfurth, hier an.

6. 7.

Fourierbuch 6. 7.1788 (STA Weimar) Mittag. . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin 3. Durchl. Herzogin Fr. Mutter, 4. Durchl. Prinz August 5. Durchl. Prinz Constantin . . . 21. 22. 2. Engländer, 23. Herr Geh. R. v. Göthe, 24. Herr Baron d'Testas . . . 28. Herr Justiz Rath Hoyer 29. Herr Hofrath Böttner. Heute sind der Herr Baron von Gohren mit seinen beyden Fräul. Töchtern hier angekommen, solche speißeten Mittags in Ihren Quart., und war alles vom Hof besorget, auf Serenissimo hohen Befehl . . . Auch Uesen sich heute Melden Hr. Justiz Rath Hoyer, von Göttingen und Hr. Hofrath Böttner von Jäne . . . desgl. auch der Hr. Baron von Testas. Daß neye Ehe-Paar, der Hr. Cammer), von Staff nebst Gemahlin war heute Durchl. Herrschaft. vorgestellet und speißeten mittags mit an Tafel.

7. 7.

Fourierbuch 7. 7.1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin 3. Durchl. Prinz A u g u s t . . . 9. 10. 11. Familie d'Gore 12. Herr Geh. Rath v. Göthe, 13. Herr Baron d'Testas 14. Herr General Sup. Herder, 15. Herr Hofrath Böttner, 16. Herr Hofrath Starcke.

8. 7.

Fourierbuch 8. 7.1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin 3. Durchl. Prinz August 4. Durchl. Prinz Constantin . . . 9. 10. 11. Familie d'Goren, 12. 13. 2. Engländer, 14. Herr Geh. Rath v. Göthe, 15. Herr Hofrath Wieland. 218

1788 6./9. 7.

Weimar C. Hoyer an A. Graff 9. 7.1788 (Aukt.-Kat. Stargardt 558, 20)

Der Hof . . . hat mir viele ausgezeichnete Höfligkeit gezeigt; hier hab ich Wieland kennen lernen und den große Kunstgesetzgeber Göthe, der in meinen Augen ein Narr ist. 12. 7.

Riemer, Mittheilungen 1, 356

G's. Bekanntwerden und nachheriges Zusammenleben mit diesem Frauenzimmer [Christiane Vulpius] schildert einer der neuesten Berichterstatter, •wahrscheinlich aus weiblicher Nachrede, gehässig und falsch. Nicht sogleich als G. aus Italien gekommen war, lernte er das Mädchen kennen, noch weniger war es der Fall, daß seine Freunde sie ihm zugeführt hätten; sondern auf einem Spaziergang im Park, bei Ueberreichung einer Bittschrift für ihren Vater. 13. 7.

Knebel, Tagebuch 13. 7.1788 (GSA, Nachlaß Knebel)

Abends bey Göthe mit den Engländern u. Herzog. 19. 6./

C. J. R. Ridel an Amalie Buff 14. 7.1788 (StG 9, 311)

14.7.

E r bezeigt sich sehr freundschaftlich gegen mich, reicht mir selbst bei Hofe ganz zutraulich die Hand und ist in der Erziehung [des Erbprinzen] ganz mit mir einstimmig. Eine stundenlange Promenade hab' ich schon mit ihm gemacht und ihn auch da sehr offen gefunden; nur packt ihn jetzt der Herzog so oft, und er hat so Vieles und so Mancherlei so vielen Menschen zu erzählen, daß ich ihn noch nicht so genießen konnte, wie ich's gewünscht hätte. Es sind zudem jetzt Fremde hier, die oft bei Hofe kommen und viel Zeit wegnehmen: da kann ich ihn also noch nicht recht habhaft werden. Ich bin indes aus vielen Umständen überzeugt, daß er gewiß sehr mein Freund ist. So im Vorbeigehn hab' ich ihm auch schon gesagt: ich glaubte, es würde gut

11. 7.

Fourierbuch 11. 7.1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin 3. Durchl. Prinz Constantin . . . 9. 10. 11. Familie d'Gor 12. 13. 14. 3. Engländer 15. Herr Geh. Rath v. Göthe. Heute Abend kahmen Durchl. Herzog von Meiningen, nebst denen H. Cavaliers, Hr. Stallmstr. von Erff und Hrn. Lieut, von Boblick wiederum hier an.

12. 7.

Fourierbuch 12. 7.1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin 3. Durchl. Herzog von Meiningen 4. Durchl. Printz A u g u s t . . . 10. Herr Geh. Rath v. Göthe, 11. 12. Familie d'Gor. 13. Herr Stallmstr. v. Erff. 14. Herr Lieut, v. Boublick 15. Herr Gen. Sup. Herder. Heute früh gingen Durchl. Prinz Constantin wieder von hier hinweg I Anheute verreisete der Hr. HfMr. v. Klinckovström auf einige Zeit, und kahm nicht wieder, Schulden wegen I

14. 7.

Fourierbuch 14. 7.1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin 3. Durchl. Prinz August. . . 9. 10. 11. Familie de Gor 12. 13. Hrn. Gr. v. Einsiedel 14. Hr. G. R. v. Göthe. Es liesen sich melden und wurden an Hof gebethen, Hr. Conferenz-Minister Graf v. Einsiedel, nebst Sohn, Hr. Lieutn. v. Einsiedel aus Dreßden.

219

B s 869

1788

Weimar sein, wenn die Einrichtung getroffen würde, daß in meiner Abwesenheit jemand Anderes bei dem Prin2en sein könnte außer dem Kammerdiener, da ich doch notwendig zu meiner Erholung mich zuweilen entfernen möchte und der Kammerdiener zwar ein recht guter Mensch wäre, aber nicht Einsicht und Autorität genug hätte und haben könnte, um alsdann den Prinzen so zu behandeln, wie ich's wünschte. E r sah Das ein und hat mir versprochen, es gelegentlich anzubringen.

16. 7.

Knebel, Tagebuch 16. 7.1788 (GSA, Nachlaß Knebel) Abends bey Göthe, Trebras da pp. Später spaziren.

Mitte Juli C. J. R. Ridel an Schiller 4. 8.1788 (Euph. 12,282) Göthe besuchte mich eben, wie ich Ihren Brief erhielt. . . ich hatte also gleich Gelegenheit, Ihre freundschaftlichen Grüße zu bestellen. E r bedauerts, daß er nicht gewust, daß Sie in Rudolstadt waren, sein W e g ging nah vorbei. Seine persönliche Bekanntschaft wird, glaub ich, Ihnen sehr gefallen. Sein Charakter ist eben so edel, wie sein G e i s t . . . Göthe, Herder, Wieland, Bertuch, Hufeland, Bode lassen grüßen.

15. 7.

Fourierbuch 15. 7.1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin 3. Durchl. Prinz August. . . 7. 8. 9. Familie de Gor 10. 11. Hr. u. Fr. Berghptm. v. Trebra 12. Hr. G. R. v. Göthe 13. Hr. Major v. Knebel. Es ließen sich melden und wurden an Hof gebethen, Hr. u. Frau Berg Hauptm. v. Trebra (in Hannoversch. Dienst).

Mitte Juli Schiller an C. J. R. Ridel 7. 7. 1788 (Jonas 2, 85) B 3 868 Göthe ist jetzt bei Ihnen. Ich bin ungeduldig, ihn zu sehen. Wenige Sterbliche haben mich so interessirt. Wenn Sie mir wieder schreiben . . . so bitte ich Sie, mir von Göthe viel zu schreiben. Sprechen Sie ihn, so sagen Sie ihm alles schöne von meinetwegen, was sich sagen läßt. Die Iphigenie hat mir wieder einen recht schönen Tag gemacht; obschon ich das Vergnügen, das sie mir gibt, mit der niederschlagenden Empfindung büßen muß, nie etwas ähnliches hervorbringen zu können. Ich trage jetzt auch das Gerüste zu einem Stück zusammen, und der Sommer, hoffe ich, soll es vollenden. An Charlotte v. Stein o. Dat. (WA IV 9, 3) Diesen Nachmittag will ich suchen bey Zeit vom Hof abzukommen, ich komme zu dir hinüber. Heute früh komm ich auch noch einen Augenblick. Gerne will ich alles hören was du mir zu sagen hast, ich muß nur bitten daß du es nicht zu genau mit meinem jetzt so zertreuten, ich will nicht sagen zerrissnen Wesen nehmest. Dir darf ich wohl sagen daß mein innres nicht ist wie mein äusres. 17. 7.

Fourierbuch 17. 7.1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin 3. Durchl. Prinz August.. . 8. Hr. Baron de Gore 9. Mis Gore 10. Hr. G. R. v. Göthe. 11. Hr. Prof. Schaumburg. Hr. Profeßor Schaumburg aus Utrecht, wurde heute an Hof gebethen!

220

1788 19. 7.

Weimar Knebel, Tagebuch 19. 7.1788 (GSA, Nachlaß Knebel)

Morgens in Oberweimar ausgezogen aus Göthens Garten, u. dahin. vor 24.7. An Chr. G. Heyne 24. 7.1788 (WA IV 9, 6)

Meine letzten Briefe [aus Italien] sind eine Art von Verstummen oder, wie Herder sich ausdrückt: Schüsseln, in denen man die Speisen vermißt.

18. 7.

Fourierbuch 18. 7.1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin 3. Durchl. Prinz A u g u s t . . . 9. 10. 11. Familie de Gore 12. 13. 14. Engländer 15. Hr. G. R. v. Göthe 16. Hr Cammer R. v. Lincker 17. Hr. G. S. Herder.

19. 7.

Fourierbuch 19. 7.1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin 3. Durchl. Prinz A u g u s t . . . 9. 10. Hrn. Gr. v. Beust 11. Hr. Baron de Gore 12. Mis Gore 13. Hr. G. R. v. Göthe 14. Hr. Major v. Knebel 15. Hr. Cammerjkr. v. Beulwitz 16. Hr. HofR. Wieland. Heute ließ sich melden und wurde an Hof gebethen, Herr Cammer Juncker v. Beulwitz in Baaden Durlachischen Diensten.

20. 7.

Fourierbuch 20. 7.1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog, 2. Durchl. Herzogin, 3. Durchl. Herzogin Fr. Mutter, 4. Durchl. Prinz August . . . 13. Hr. Geh. Rath v. Göthe . . . 17. 18. 2. Herrn Grafen v. Beust, 19.20. 21. Familie d'Gore, 22. 23. 24. 3. Engeländer 25. Herr Camerj. v. Beulwitz, 26. Hr. Major v. Knebel.

22. 7.

Fourierbuch 22. 7.1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 8. 9. 10. Familie d'Gor, 11. Herr Graf v. Calenberg, 12. Herr Geh. Rath v. Göthe, 13. Herr General Sup. Herder. An Charlotte v. Stein 22. 7.1788 (WA IV 9, 5) Fritz soll mir lieb seyn, es freut mich immer seine Gegenwart, und wenn ich ihm was seyn kann.

24. 7.

Fourierbuch 24. 7.1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin... 6. Herr Geh. R. v. Göthe 7. 8. 9. Familie d'Gor.

25. 7.

Fourierbuch 25. 7.1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 8. Herr Geh. Rath v. Göthe, 9. Herr Major v. Knebel, 10. 11. 12. Familie d'Gor, 13. Herr Prof. Schaumburg.

26. 7.

Fourierbuch 26. 7. 1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 8. Herr Graf v. Hatzfelds 9. Herr Geh. Rath Schmidt, 10. 11. 12. Familie d'Gor, 13. Herr Camerj. v. Wolfskeel, 14. Herr Hofrath Eichhorn, 15. Herr Geh. Rath v. Göthe.

27. 7.

Fourierbuch 27. 7. 1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin 3. Durchl. Herzogin Fr. Mutter . . . 17. Hr. Graf v. Hatzfeldt 18. 19. 20. Familie Gor. 21. 22. 23. Engländer. 24. Hr. G. R. v. Göthe 25. Hr. CJkr. v. Beulwitz 26. Hr. Lieutn. v. Witzleben. 27. Hr. Major de Knebel 28. Hr. Baron de Niebecker.

30. 7.

Fourierbuch 30. 7.1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 9. 10. 11. Fam. Gore 11. Hr. G. R. v. Göthe.

221

Weimar

1788 31. 7.

Knebel, Tagebuch 31. 7.1788 (GSA, Nachlaß Knebel)

Nachmittags bey Herzogin Mutter. Neue Zeichnungen u. Kupferstiche durch Göthe aus Italien. 1. 8.

Knebel, Tagebuch 1. 8.1788 (GSA, Nachlaß Knebel)

Nachmittags bey Göthe. 2. 8.

Knebel, Tagebuch 2. 8.1788 (GSA, Nachlaß Knebel)

Mittags bey Herzogin Mutter. Nachmittags Thee u. Gesellschaft da, auch H. v. Trebra u. Frau, aus Holland. Abends Souper, Göthe, Wil[and]. 4. 8.

Knebel, Tagebuch 4. 8.1788 (GSA, Nachlaß Knebel)

Mittags bey Herz. M. Nachmittags mit ihr nach Tiefurth gefahren. Abends Göthe da. Schöner Rosenkönig. vor 6.8.

Herder an Caroline Herder 11.10.1788 (Düntzer" S. 121)

B a 286 B 3 872

Goethe hat gut reden; alle seine Rathschläge in Ansehung Roms taugen nicht; er hat wie ein Künstlerbursche hier gelebet. Da schwätzt er und warnt mich vor dem schwarzen Rock, und macht, daß ich den meinigen nicht mitnehme, und nun muß ich mir einen hier machen lassen, weil ich mit keinem andern, auch keinem gestickten, der immer nur Frack ist, in eine Gesellschaft kommen kann, und Einsiedel selbst einen schwarzen mitgebracht hat. Ich muß mich also in doppelte Kosten setzen, mir einen schwarzen und violetten zu kaufen; und so hat er mehr geredet; ich habe mich manchmal schon über ihn geärgert, daß ein Mensch, der zwei Jahr in Rom gewesen ist, einen so ziehen läßt. Ich würde es, da ich jetzt zwei, drei Wochen in Rom bin, keinem Fremden so thun, der mich f r ü g e . . . Ja wohl bin ich in Rom auf meine Lebenszeit gewesen, aber in anderm Sinn, als Goethe es meinet.

31. 7.

Fourierbuch 31. 7.1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 9. 10. 11. Fam. Gore 12. Hr. G. R. v.Göthe 13. Hr. Baron v. Niebecker 14. Hr. Lieutn. v. Witzleben 15. Hr. HfR. Wieland.

2. 8.

Fourierbuch 2. 8.1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 8. 9. 10. Familie Gore 11. Hr. G. R. y. Göthe 12. Hr. G. R. Schmidt 13. Hr. G. R. R. v. Koppenfels. Heute Abend kahmen an und Uesen sich Melden, Herr und Frau Obrist von Trebra aus Holland.

5. 8.

Fourierbuch 5. 8.1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 8. 9.10. Familie Gor, 11. Frau Obrist v. Trebra 12. Herr Geh. Rath v. Göthe, 13. Herr Geh. Reg. R. v. Schardt, 14. Herr Hofrath Voigt.

222

Weimar

1788

Herder an Caroline Herder 4 . 1 1 . 1 7 8 8 (Düntzer· S. 155)

Wie Goethe hier [in Rom] gelebt hat. . . kann, mag und will ich nicht leben... Goethe spricht über Rom, wie ein Kind, und hat auch, wie ein Kind, freilich mit aller Eigenheit, hier gelebet; deßhalb ers denn auch so sehr preiset. Ich bin nicht Goethe, ich habe auf meinem Lebenswege nie nach seinen Maximen handeln können. Caroline Herder an Herder 14.11.1788 (Düntzer· S. 171)

Mein Gott, wie untheilnehmend hat doch Goethe in allem gerathenl Die sollen in Rom so enorm theuer sein.

Ar2neien

Herder an Goethe 3.12.1788 (SchrGG 5, 108)

Ich bringe Dir [aus Rom], was ich in mich sammeln kann, als ein Verstummter (wie Du es selbst voraussagtest), mit. Herder an Goethe 27.12.1788 (SchrGG 5,118)

Ich will nur dagegen kämpfen, daß ich nicht in Deine Fußtapfen trete, und eine „Gleichgültigkeit gegen die Menschen" nach Hause mitbringe. Herder an Caroline Herder 7. 4.1789 (Düntzer· S. 313)

An Goethe sage doch nichts Specielles von dem, was ich über Angelica schreibe; hat er doch kaum den Mund über sie geöffnet. 6. 8.

Caroline Herder an Herder 7. 8.1788 (Düntzer« S. 3)

B 8 873

Goethe kam den Nachmittag zu mir, als eben die Volgstädtin da war. Er hat mich recht gutmüthig getröstet, für mich war aber gestern kein Trost da. 7. 8.

Caroline Herder an Herder 7. 8.1788 (Düntzer« S. 4)

B 2 287 B 8 873

Goethe kam auch heute wieder und sagte mir die besten Folgen Deiner Reise vor. Unter andern sagte er auch, daß er 14 Tage vor der Abreise aus Rom täglich wie ein Kind geweint habe; das hat mich sehr gejammert. 6. u. 7. 8. G. Herder an Herder 8. 8. 1788 (Gebhardt-Schauer 2, 41)

Der Herr Geheimden Rat Göthe hat uns schon zweymal besucht, und läßt Sie vielmals grüßen.

6. 8.

Fourierbuch 6. 8.1788 (STA Weimar) Mittag... Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durch!. Herzogin... 8. Herr Geh. R. v. Göthe, 9. 10. Hr. und Fr. Lieut, ν. Witzleben, . . . 12. 13. 14. 3. Engländer, 15. Herr Haupt. Cley, 16. 17. Familie Gor. Heute nachmittage kahmen Durchl. Prinz Constantin hier an.

223

1788 8. 8.

Weimar Caroline Herder an Herder 8. 8.1788 (Düntzer· S. 6)

B 2 288 B® 874

Den Nachmittag kam die Göchhausen und bald darauf Elisa und Emilia Gore. Elisa will Dir das nächstemal schreiben. Sie hat 2wei Briefe aus Werther übersetzt ins Italiänische; da wir dabei waren, kam Goethe. Sie hat ein sehr warmes Herz für ihn, und konnte nicht mehr lange bleiben. Goethe grüßt Dich tausend- tausendmal. Er empfindet Deine Abwesenheit nach mir am meisten. Durch Dein Gespräch, durch die Aufnahme seiner Gedanken und Mittheilung der Deinigen die ihm forthelfen, hattest Du ihm viel gedient. Mit Knebel, sagt er, seie das nicht so. Auch im Politischen sieht er, daß nichts zu thun sei. Er hat sehr offen darüber gesprochen, das sich aber nicht schreiben läßt, und Du alles selbst schon weißt. Sobald der Herzog fort ist, will er an den achten Band seiner Werke gehen. Will dies Jahr noch viel arbeiten. Sein Motto ist abermals: „Wenn Du stille bist, wird Dir geholfen." 9. 8.

Knebel, Tagebuch 9. 8. 1788 (GSA, Nachlaß Knebel)

Morgens bey Göthe. 11. 8.

Knebel, Tagebuch 11. 8.1788 (GSA, Nachlaß Knebel)

Abends mit Herz[ogin] Mfutter] bey Göthe. vor 12. 8. An Charlotte v. Stein 12. 8.1788 (WA IV 9,10)

Es war mir sehr erfreulich Fritzen wieder zu sehen, er wird mir wohl bleiben wenn alles sich entfernt. . . Der Herzog hat einen bösen Fuß, sonst wär er Sonnabends [16. 8.] mit den Gores gegangen. Ich soll im Sept. mit nach Dresden, wenn ich es ablehnen kann thue ichs. Gores sind recht gut, wenn man in ihrer Art mit ihnen lebt, sie sind aber in sittlichen und Kunstbegriffen so eingeschränckt, daß ich gewissermassen gar nicht mit ihnen reden kann. Sie sind glücklich, ich mag sie auch nicht in ihrem Glück stören, so wenig ich daran Theil nehmen kann.

8. 8.

Fourierbuch 8. 8.1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 8. Frau Obrist v. Trebra, 9. Hr. Geh. Rath v. Göthe, 10.11.12. 3. Engländer, 13.14.15. Familie Gor, 16. Herr Cornet ν. Voß. Heute war der Herr Cornet von Voß von unsers Durchl. Herzogs Regiment mit zur Tafel gebeten!

9. 8.

Fourierbuch 9. 8.1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 8. Herr Geh. Rath v. Göthe, 9. Frau Obrist v. Trebra, 10. Herr Cornet ν. Voß, 11. Herr Hofrath Wieland, 12. 13. 14. Familie Gor. Die Frau v. Trebra beurlaubte sichl

11. 8.

Fourierbuch 11. 8. 1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 9. 10. 11. Fam. Gore 12. Hr. G. R. v. Göthe. 13. Hr. Major v. Knebel.

224

Weimar

1788 14. 8.

Caroline Herder an Herder 14. 8.1788 (Düntzer6 S. 23)

B 2 289 B 3 875

Eben war Goethe da, er hat viel Lustiges, ich möchte sagen, Betäubendes über seine häusliche menschliche Situation gesagt — es war aber in allem so viel Klarheit und Richtigkeit, daß das Betäuben nicht statt hat. Er hat nun alles Glück und Wohlsein auf P r o p o r t i o n und das Unglück auf D i s p r o p o r t i o n reducirt. Ihm sei es jetzt gar wohl, daß er ein Haus habe, Essen und Trinken hätte u. dgl. Alles, was Du in Deinen 3 Bänden der Philosophie von den Tartaren bis zu den Römern geschrieben hättest, käme alles darauf hinaus, daß ein Mensch ein Hauswesen besäße, und (setzte ich hinzu) mit Vernunft sich regierte! Dies ist der kurze Auszug unseres Gesprächs, das wir mit ziemlich guter Laune gehalten haben. Caroline Herder an Herder 15. 8.1788 (Düntzer« S. 26)

B 2 290 B 8 876

Goethe besucht mich fleißig; er war gestern da, ich habe Dir im Brief der Herzogin etwas vom Gespräch erzählt. Im Ganzen will es mir nicht wohl mit ihm werden. Er lebt jetzt, ohne seinem Herzen Nahrung zu geben. Die Stein meint, er sei sinnlich geworden, und sie hat nicht ganz unrecht. Das Hofgehen und Hofessen hat etwas für ihn bekommen. Er will sich diesen Winter ganz an die Herzogin halten; das sei die einzige, die ihm geblieben. Mitunter sollte ich und die Imhof zu ihm zum Thee kommen. Ich sagte ja, wenn die Stein mitkäme. Ach mit der ist nicht viel anzufangen, sagte er; sie ist verstimmt und es scheint nicht, daß etwas werden will. Ich nahm ihre Partie, so gut ich konnte; ich glaube aber nicht, daß er ihr entgegengeht. vor 15.8. J. G. Schütz an Goethe 4. 4.1789 (SchrGG 5,153)

Erstens sage ich Ihnen unendlichen ewigen Danck für die große Güte und Freundschaft, so Sie gegen mich hatten, und mich dieser vortrefflichen, an sich einzigen deutschen Fürstin [Anna Amalia] so sehr empfohlen haben, daß ich in aller Gnade von ihr aufgenommen worden bin.

12. 8.

Fourierbuch 12. 8. 1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 8. 9. 10. Fam. Gore 11. Hr. G. R. v. Göthe 12. 13. 14. Engländerl 15. Hr. Major v. Knebel.

13. 8.

Fourierbuch 13. 8. 1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 9. 10. 11. Familie Gore 12. 13. 14. 15. 16. Engländer 17. Hr. G. R. v. Göthe 18. Hr. HofR. Wieland. Mr: d'Williams u. Mr: d'Owen aus England, liesen sich heute am Hof melden.

14. 8.

Fourierbuch 14. 8.1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 9. 10. 11. Familie Gore 12. Hr. G. R. v. Göthe.

225 15 Goethe, Gespräche ΙΠ

1788

Weimar F. Η. ν. Einsiedel an Goethe 27.12.1788 (SchrGG 5,115)

Bury ist mir sehr Werth und lieb — ich finde alles in ihm was Du mir erwarten lassen. . . Ich habe den ersten Cursum mit Reiffenstein im Gefolg der Herzogin gemacht, wie wir von Neapel wieder kommen, so werde ich wie Du auch mir anriethest mich an Hirt halten. F. Bury an Goethe 1 7 . 1 0 . 1 7 8 8 (SchrGG 5, 88)

Die Hofdame [Luise v. Göchhausen] ist das beste Geschöpf. Sie müssen ihr vieles erzählt haben. Denn sie fragte mich nach dem Rugantino. Ph. Chr. Kayser an Goethe 29.12. 1792 (GJb 13, 26)

Ich bin sehr erweicht worden, und überhaupt ruhet, seitdem ich Sie vor vier Jahren so unbesonnen in Weimar verliess, kein Segen mehr auf mir. Charlotte y. Stein an Sophie y. Schardt 15. 8.1788 (Düntzer8 S. 347)

Die Ahnung, dass der Kreis der Lieben zerrisssen wird und das Häuflein zerstreut, schwebt auch mir im Herzen. Goethe hat auf seinem Gewissen den ersten Schritt dazu gemacht zu haben . . . Die Gores . . . haben mir, so gute Wesen sie auch sind, Langeweile gemacht. Ich habe sehr Unrecht gehabt, ihret- und Goethens wegen meine schöne Zeit in Kochberg zu versäumen; denn um beide schob ich meine Abreise auf: aber erstere und letzterer haben mich auf völlig fremdem Fuss entlassen, und ist nichts als Langeweile zwischen uns ausgewechselt worden. 16. 8.

An Chr. G. Voigt 16. 8.1788 (WA IV 9 , 1 1 )

Güßfeld hat von mir Abschied genommen, ich bin in allgemeinen Terminis mit ihm geblieben, er schien ganz leidlich disponirt. 17. 8.

Caroline Herder an Herder 18. 8.1788 (Düntzer· S. 28)

B 2 291 B 3 877

Goethe besucht mich meistens all ander Tag. Er war gestern Nachmittag da. Er ist beinah wie ein Chamäleon; bald bin ich ihm gut, bald nur halb. Er will sich auch nie zeigen, und nimmt sich vor jeder Aeußerung in Acht, daraus man Schlüsse machen könnte; darum ändert er auch, glaube ich, so oft die Reden. Jetzt schreibt er sein Pflanzensystem auf und erwartet Dich künftiges 15. 8.

Fourierbuch 15. 8. 1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 8. 9. 10. Familie Gore 15. 5 Engelländer 16. Hr. G. R. v. Göthe 17. Hr. Hofrath Bode. Heute Morgens um 6 Uhr reiseten Durchl. Herzogin Frau Mutter in Begleitung Ihrer HofDame der Fräulein v. Göchhauß u. Hrn. Cammerherrns von Einsiedel, auf einige Zeit nach Italien. Der englische Baron Hr. v. Gore nebst Familie, beurlaubte sich anheute bei Hof!

226

1788

Weimar Jahr mit Verlangen dazu; er wills ins Lateinische übersetzen und Du sollst es corrigieren. Dabei war nun zu hören, daß er auf einige Jahre Arbeit sich zugeschnitten hat. Er hat das erste Buch und das übers Christenthum Deiner Ideen gelesen und hat großes Wohlgefallen daran; im ersten Buch hättest Du dem Gewirr der Völker ein eignes Interesse dadurch gegeben, daß D u sie auf den Ursprung zurückgeführt. Dem Rom und Pabst hättest Du auch Gerechtigkeit wiederfahren lassen, indem D u gezeigt, was sie gethan u. s. w. Deutlich kann ichs nicht so recht wiederholen; ich sagte ihm, er möchte Dir einmal ein Wort darüber schreiben . . . Die Herzogin hat mich heute zu sich gebeten.. . Goethe ist den Mittag täglich oben.

18. 8.

A. Herder an Herder 18. 8.1788 (Gebhardt-Schauer 2,43)

Heute ist mein Geburtstag geweßen . . . [Ich bekam] einen Kirschkuchen von Geheimerath von Goethe . . . Der Geheimerath v. Goethe läßt Sie viel tausendmal grüßen. 24. 8.

An Charlotte v. Stein 24. 8.1788 (WA IV 9,11)

Den Herzog hat sein Fuß gezwungen zurückzukehren, er wird nicht zum Regimente und wahrscheinlich auch nicht nach Dresden gehen können. Es ist wieder ein rechtes Probestückchen wie er sich und andern das Leben sauer 17. 8.

Fourierbuch 17. 8.1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzogin . . . 11. Herr Geh. R. v. Göthe, 12. Herr Geh. R. Schmidt.

18. 8.

Fourierbuch 18. 8.1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzogin . . . 7. Herr Geh. Rath v. Göthe. 8. Durchl. Herzog alleine. Heute Mittag kahmen Durchl. Herzog von Jena wiederum zurück.

20. 8.

Fourierbuch 20. 8.1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog, 2. Herr Geh. Rath v. Göthe [zu zweit] alleine.

21. 8.

Fourierbuch 21. 8.1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog, 2. Herr Geh. Rath v. Göthe [zu zweit] alleine.

22. 8.

Fourierbuch 22. 8.1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel . . . Durchl. Herzog und Hr. Geh. R. v. Göthe, alleine.

23. 8.

Fourierbuch 23. 8.1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin 3. Durchl. Fürst von Deßau, 4. Herr Geh. Rath v. Göthe, 5. Herr Haupt, v. Knebel [zu fünft] alleine . . . Heute kahmen der Durchl. Fürst von Deßau in bekleidung des Herrn Haupt, von Knebels hier an.

24. 8.

Fourierbuch 24. 8.1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin 3. Durchl. Fürst v. Deßau 4. Hr. G. R. v. Göthe 5. Hr. Major v. Knebel 6. Hr. Hm. v. Knebel.

227 15*

1788

Weimar macht. Ich mache so ein gut Gesicht als möglich und bin in einer innerlichen Verzweiflung. . . Fritz ist gar gut, nur helfe ich auch ihm •wenig.

25. 8.

Caroline Herder an Herder 29. 8.1788 (Düntzer8 S. 45)

B 2 292 B 3 879

Den 25. wurde dem guten Adelbert [zum Geburtstag] das Tischchen gedeckt. . . Um 11 Uhr kam Knebel und bald darauf Goethe; zugleich kam auch das Paketchen Bücher aus Nürnberg, und das Jubeln der Kinder war sehr groß . . . Ich las aus dem Brief Goethe und Knebeln vor, und sie hatten beide gleiche Freude mit mir; nicht genug können sie die gute Art und das rein gewaschene Auge loben, mit dem Du alles siehest und so vielfach siehest. Goethe interessirt das um so mehr, da er, wie er sagte, nur eine Sache sähe. Nun wurde der Pack aufgemacht. Goethe bekam seinen Brief oder vielmehr Gedichte. Emil maßte sich den Pack Pfefferkuchen an, und theilte so kindlich großmüthig aus, daß bald keine mehr übrig geblieben wären; die Deute Zuckersachen wurde auf einen Teller gethan. Goethe und Knebel aßen von allem mit, und ich kostete im frommen Andenken an Dich einige süße rothe Täfeichen, ein wahres besseres Abendmahl als von Gottschalk. Goethe war sehr gut. Ich lobte ihn, daß er zu dieser guten Stunde gekommen, da er die ganze Woche nicht da gewesen sei. Ja, sagte er, ich war schon auf dem Weg nach meinem Garten und mußte umwenden; es trieb mich her, nicht die Liebe, sondern vielleicht die Verzweiflung; ich ging so eben vom Herzog weg. Nun war von seinem Geburtstag die Rede; ich erinnerte ihn an unsern Gott, den er voriges Jahr erhalten hatte. Da bekam ich, sagte er lächelnd, den Gott, um dies Jahr an keinen zu glauben. Es müssen unangenehme Dinge durch sein Gemüth gehen. Knebel, Tagebuch 25. 8. 1788 (GSA, Nachlaß Knebel)

Mittags beym Herzog nebst Göthe. vor 28. 8. Caroline Herder an Herder 29. 8.1788 (Düntzer· S. 49)

B 2 293. 295 B 3 879

Goethe war diese Woche noch zweimal da; er liest noch an Deinem vierten Theil [der Ideen]. Die wilden Völker, Attila, Geiserich und Consorten, haben ihn sehr interessirt; er hat viel davon gesprochen und wird Dir schreiben. Er meint, wenn Du wieder kommst, wirst Du dem Werk einen eignen Glanz 25. 8.

Fourierbuch 25. 8.1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. Durchl. Herzog Durch]. Herzogin Hr. G. R. v. Göthe Hr. Major v. Knebel.. . Heute Morgen um 9 Uhr, reisete Durchl. Fürst von Deßau, von hier wieder weg I

27. 8.

Fourierbuch 27. 8. 1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel . . . Durchl. Herzog Durchl. Herzogin H. Objgrmstr. v. Stein H. G. R. v. Göthe [zu viert] all[ein].

228

1788

Weimar geben, aber in der Grundidee nichts ändern können, weil alles unvergleichlich und glücklich gedacht und gestellt sei. Er war wieder sehr heiter und gut. . . Wir haben nun hin und her gerathen, ob die Frau von Seckendorf mit Euch [Herder und Dalberg] oder der Herzogin Mutter fahren wird? Da war eine Deliberation über den Wagen von Dalberg, und mir war schon leid, daß es nicht der nämliche sein würde, in dem ich gesessen habe. Nun sagte Gottfried, er könne zu vier Personen eingerichtet werden, und Goethe meinte, für eine Frau wäre es immer angenehmer mit zwei Herren als in der Herzogin Wagen mit zwei Frauen zu fahren. Dazu habe ich Ja und Amen gesagt.

28. 8.

Caroline Herder an Herder 29. 8.1788 (Düntzer« S. 47)

B 3 879

Da gestern Gottfrieds Geburtstagsbescherung vorüber war, so schickte ich ihn und August zu Goethe. Gottfried brachte ein Körbchen mit Feigen, Pomeranzen und eine Melone, August eine Torte, bedeckt mit einem Lorbeerund Myrtenkranz; auf den Früchten lagen . . . Worte, die ich selbst gemacht habe . . . Goethe selbst habe ich nicht gesehen; er muß immer beim kranken Zehen des Herzogs sein. Auch war ein Ball im Komödienhaus, wo er gewesen ist. G. Herder an Herder 29. 8. 1788 (Gebhardt-Schauer 2, 45)

B 3 880

Wie mein Geburtstag ist gefeyert worden, willich Ihnen erzählen . . . Als ich zum Herrn G. R. Göthe ging, so schenkte er mir einen Ring mit einem geschnittenem Steinchen womit ich den Brief zusiegeln will. An Herder Anf. Sept. (WA IV 9 , 1 9 ; 30, 257)

Daß Frau und Kinder wohl sind, erfährst du von ihnen selbst; sie haben mich mit einer Bisquitetorte und ein Paar Kringen nebst fremden Früchten, erfreut. An Knebel 30. 8.1788 (WA IV 9 , 1 2 ; 50, 216)

Ich danke dir. . . für die stille Feier meines Geburtstags. Wir haben daran getanzt bis nach Mitternacht. Auch sind mir sonst allerlei freundliche Dinge begegnet, welche guten Augurii sind. 28. 8.

Fourierbuch 28. 8. 1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. Durchl. Herzog Durchl. Herzogin Hr. G. R. v. Göthe [zu dritt] all[ein],

30. 8.

Fourierbuch 30. 8. 1788 ( S T A Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. Durchl. Herzogin, allfein] Durchl. Herzog Hr. G. R. v. Göthe [zu zweit] all[ein].

31. 8.

Fourierbuch 31. 8. 1788 ( S T A Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel 1. Durchl. Herzog. 2. Herr Geh. R. v. Göthe, [zu zweit] alleine.

229

1788 Ende

Weimar An Charlotte v. Stein 31. 8.1788 (WA IV 9,14)

Von Rom hab ich eine sehr schöne Muse in einen Sardonix geschnitten erhalten. Fritz hat dir sagt er davon geschrieben. Er ist recht gut und artig. An Wieland Anf. Sept. (WA IV 9,14)

Du hast mir neulich gesagt daß du wünschtest ich möchte dir von meinen Reisebemerckungen manchmal etwas für den Merkur geben. Anf. Sept. Caroline Herder an Herder 4. 9.1788 (Düntzer6 S. 55)

B 2 296 B 3 881

In der Stadt spricht man über die Reise der Seckendorf mit Dalberg sehr . . . Goethe ist recht billig. „Wie Herder die Sache mit der Seckendorf ansieht, so ist sie", sagte er; „nimmt er sie gut auf, so ist sie gut." . . . Des Herzogs Zehen wird nur langsam besser; Goethe muß täglich, ich glaube, auch stündlich bei ihm sein. An Herder Anf. Sept. 1788 (WA IV 9,17; 30, 257)

Ich habe mich der Briefe an deine Frau sehr gefreut. . . Des Herzogs böser Fuß hält ihn wider seinen Willen hier und auf dem Canapee . . . Die Herzogin leistet ihm treue Gesellschaft mit guter Laune und Geduld, ich esse alle Mittage mit ihnen und bin auch einen großen Theil des Tages dorten, wenn niemand anders da ist. 4.9.

An Herder 4. 9.1788 (WA IV 9,19)

Prinz August ist gekommen, mit dem ich vielleicht die nächste Woche nach Gotha gehe. Caroline Herder an Herder 12. 9.1788 (Düntzer® S. 73)

B 2 298 B» 883

Tags vorher hatte Goethe dem Prinz August und dem Herzog über das Christenthum [aus Herders Ideen] vorgelesen, die es außerordentlich erfreut hatte.

Ende Aug.?

Herder an Caroline Herder 19. 8.1788 (Düntzer· S. 32) Erinnere doch Goethe an ihn [Vulpiusj; aus dem Menschen wird hier nichts, und er geht verloren. Er hat mir Goethens Brief an ihn gewiesen und hat alle Hoffnung auf ihn gerichtet, ob ich gleich auch nicht sehe, wo man in Weimar mit ihm hin will.

1. 9.

Fourierbuch 1. 9. 1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin 3. Herr Geh. R. v. Göthe [zu dritt] alleine.

2. 9.

Fourierbuch 2. 9.1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin 3. Herr Geh. R. v. Göthe, 4. Herr Hofrath Wieland [zu viert] alleine.

4. 9.

Fourierbuch 4. 9.1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Herr Geh. R. v. Göthe [zu zweit] alleine.

230

1788

Weimar Caroline Herder an Herder 4. 9.1788 (Düntzer6 S. 49)

Diesen Brief wollte Goethe nach Mailand addressiren; er wurde aber noch einen Posttag aufgehalten, um noch mit einem Kameraden vom heutigen Datum, dem 4. September, nach Florenz zu gehen. Goethe. . . kam den Nachmittag vorgefahren mit dem Prinz August und sie wollten aussteigen, ich war aber gerade im Anziehen begriffen, um mit den Kindern spazieren zu gehen.

Groß-Kochberg 5. 9.

Caroline Herder an Herder 12. 9.1788 (Düntzer· S. 72)

B 2 298 B» 883

6.9.

Caroline Herder an Herder 12. 9.1788 (Düntzer« S. 73)

B 2 298 B 8 883

Ehe ich weiter schreibe, will ich Dir auch etwas von der Kochberger Fahrt sagen. — Den 5. früh 6 Uhr fuhren wir ab, Goethe, die kleine Schardt, ich und Fritz. Der schönste Himmel wars, kein Wölkchen den ganzen Tag; wir waren alle gleich heiter gestimmt. Die Schardt ward über ihre Zuneigung zu den Engländern sehr railürt. Goethe hat ihr vornehmes und bornirtes Wesen detaillirt, ist über das Betragen des Hofs gegen sie ziemlich piquirt, und hat offen und sehr vernünftig darüber geredet. Um halb 11 Uhr hatten wir den stoßigen Weg geendigt. Lotte Lengefeld kam zuerst, uns zu empfangen, dann die Frau von Stein, die uns alle freundlich empfing, doch ihn ohne Herz. Das verstimmte ihn den ganzen Tag. Wir sahen Zeichnungen, die er mitgebracht. Nachmittag schlief er und Abends las ich ihr Stellen aus Deinen Briefen vor. Das gab nun eine allgemeine Wärme und Theilnehmung Er [bekam] . . . in Kochberg einen Brief hierüber [über die Vorlesung aus Herders Ideen am 4. 9.], den er Dir schicken wird. Wir sprachen viel von Dir. Der andre Tag war in allem diesem gleich, nur daß Goethe einiges las, das er in den Merkur geben will, etwas über die Kunst, Beobachtungen über die Witterung und von der heiligen Rosalia in Palermo. Der Abend ward mit einem Spaziergang geendigt, und der Mond war lieblich.

5./7. 9. (?) Charlotte γ. Kalb, Gedenkblätter (Palleske S. 179)

B 2 300 B» 882

Diesen Sommer [1788] war Goethe auf einige Monate in Weimar anwesend und während dieser Zeit waren zuweilen Parthien, wo sich die Bekannten vereinigten. Die Unterhaltung war nicht so theilnehmend und lebhaft wie früher; spärlich war die Rede und der Ausdruck erstarrte meist auf den Lippen, es herrschte oft feierliches Schweigen und gleich frostiges Meinen und Sinnen. 5. 9.

An Herder 4. 9.1788 (WA IV 9,19) Morgen fahre ich mit deiner Frau und der kleinen Schardt nach Kochberg.

231

1788

Groß-Kochber g Einen Tag verlebten wir bei Frau v. Stein zu einer Collation. Goethe stand am Fenster, hatte eine Glasscheibe in der Hand und einen Bogen, zeigte, wie bei jeder Bewegung des Bogens der Sand auf dem Glase verschiedene Figuren bildete. Das Geringste war ihm bedeutend, was zum Gesetz der Ordnung gehörte, und so interessirte ihn dies wunderbare Spiel lebhaft; und wie unzerstörbar die geheimnißvolle Ordnung der Natur, konnte wohl auch dies Experiment beweisen; die Winde zerstreuen den feinen Sand, doch der leise Strich des Bogens zwingt die Körnchen zu bestimmten schönen Formen. Es beschäftigten uns seine Versuche in lebendig angeregter Theilnahme mit ihm. — Diese Sandfiguren haben sich mir oft als Thema zum Nachdenken dargeboten; könnte die Menschheit doch auch immer mit harmonischem Klang zur Ordnung zurückgerufen werden! — Goethe's prägnanter Ausdruck bezeichnete zuweilen wie vorausschreitend und voraussagend: es wird sich auch kristallisiren! — Ο wohl uns, wenn wir einst nur schöne Strahlen darin zu erkennen vermögen.—Gemeinsam gab man seit diesem Tag Collationen in dem Tempelhause; da fanden wir leichter die sonst erloschene Rede. Seine Abreise nach Italien war wieder bestimmt; uns zeigte er, aus Gunst oder auf Bitten, Gemälde und Seltenheiten, die er früher aus dem Südlichen mitgebracht hatte. . . Durch die bedeutsame Anschauung angeregt, herrschte mehr Sinnigkeit und Scherz und besonders ergötzte der Frau von Schardt launige Anmuth, und so trennte uns die Mitternacht in erfrischter heiterer Stimmung.

Rudolstadt 7. 9.

Ptinz Ludwig Friedrich von Schwarzburg-Rudolstadt, Tagebuch 7. 9. 1788 (Fielitz 1, 84) B 8 885

Den 7. September kam der Hr. Geheimerath Goethe mit dem Hm. von Stein und noch einigen Dames nach Rudolstadt und speisten bei dem H. Hofrath von Beulwitz, lernte Schiller kennen und sah bei dem H. von Brockenburg das Naturaliencabinet. Caroline Herder an J. G. Müller 15. 9. 1788 (Prot. Monatsbll. 14,125)

Ich bin den 7. Sept. mit der Frau von Stein, Frau von Schardt und Goethe in Rudolstadt bei der Lengefeldischen Familie gewesen. Sie sind die gutmüthigsten, besten Menschen und werth, in dem schönen, glücklichen Thal zwischen hohen Bergen, gleich einer glücklichen Schweizerfamilie, zu leben. Caroline Herder an Herder 12. 9.1788 (Düntzer6 S. 74)

B 2 298 B 3 883

Den Sonntag gings nach Rudolstadt ins Lengefeldische Haus, das eine herzgute Familie ist. Schiller war auch da; Goethe betrug sich gut gegen ihn, und es war eine gute Stimmung. Die Gegend ist schön. Abends nach Kochberg 232

1788

Rudolstadt im Mondschein. Goethe sagte das Gedicht über die Rosenkreu2er [Die Geheimnisse] und erzählte aus dem Tasso. Schüler an Körner 12. 9.1788 (Jonas 2,115)

B 2 301 B 3 886

Endlich kann ich Dir von Goethe erzählen, worauf Du, wie ich weiß, sehr begierig wartetest. Ich habe vergangenen Sonntag beinahe ganz in seiner Gesellschaft zugebracht, wo er uns mit der Herder, Frau v. Stein und der Frau v. Schardt, der, die Du im Bad gesehen hast, besuchte. Sein erster Anblick stimmte die hohe Meinung ziemlich tief herunter, die man mir von dieser anziehenden und schönen Figur beigebracht hatte. Er ist von mittlerer Größe, trägt sich steif und geht auch so; sein Gesicht ist verschlossen, aber sein Auge sehr ausdrucksvoll, lebhaft, und man hängt mit Vergnügen an seinem Blicke. Bei vielem Ernst hat seine Miene doch viel Wohlwollendes und Gutes. Er ist brünett und schien mir älter auszusehen, als er meiner Berechnung nach wirklich seyn kann. Seine Stimme ist überaus angenehm, seine Erzählung fließend, geistvoll und belebt; man hört ihn mit überaus viel Vergnügen; und wenn er bei gutem Humor ist, welches diesmal so ziemlich der Fall war, spricht er gern und mit Interesse. Unsere Bekanntschaft war bald gemacht und ohne den mindesten Zwang; freilich war die Gesellschaft zu groß und Alles auf seinen Umgang zu eifersüchtig, als daß ich viel allein mit ihm hätte seyn oder etwas anders als allgemeine Dinge mit ihm sprechen können. Er spricht gern und mit leidenschaftlichen Erinnerungen von Italien; aber was er mir davon erzählt hat, gab mir die treffendste und gegenwärtigste Vorstellung von diesem Lande und diesen Menschen. Vorzüglich weiß er einem anschaulich zu machen, daß diese Nation mehr als alle andre europäische in g e g e n w ä r t i g e n G e n ü s s e n lebt, weil die Milde und Fruchtbarkeit des Himmelsstrichs die Bedürfnisse einfacher macht und ihre Erwerbung erleichtert. — Alle ihre Laster und Tugenden sind die natürlichen Folgen einer feurigen Sinnlichkeit. Er eifert sehr gegen die Behauptung, daß in Neapel so viele müßige Menschen seien. Das Kind von 5 Jahren soll dort schon anfangen zu erwerben; aber freilich ist es ihnen weder nöthig noch möglich, ganze Tage, wie wir thun, der Arbeit zu widmen. In Rom ist keine Debauche mit ledigen Frauenzimmern, aber desto hergebrachter mit verheiratheten. Umgekehrt ist es in Neapel. Ueberhaupt soll man in der Behandlung des andern Geschlechts hier die Annäherung an den Orient sehr stark wahrnehmen. Rom, meint er, müsse sich erst durch einen längeren Aufenthalt den Ausländem empfehlen. In Italien soll sichs nicht theurer und kaum so theuer leben, als in der Schweiz. Die Unsauberkeit sei einem Fremden fast ganz unausstehlich. Die Angelica Kaufmann rühmt er sehr; sowohl von Seiten ihrer Kunst, als ihres Herzens. Ihre Umstände sollen äußerst glücklich seyn; aber er spricht mit Entzücken von dem edlen Gebrauch, den sie von ihrem Vermögen macht. 233

1788

Rudolstadt Bei allem ihrem Wohlstand hat weder ihre Liebe zur Kunst, noch ihr Fleiß nachgelassen. Er scheint sehr in diesem Hause gelebt zu haben, und die Trennung davon mit Wehmuth zu fühlen. Ich wollte Dir noch mehreres aus seiner Erzählung mittheilen, aber es wird mir erst gelegenheitlich einfallen. Im Ganzen genommen ist meine in der That große Idee von ihm nach dieser persönlichen Bekanntschaft nicht vermindert worden; aber ich zweifle, ob wir einander je sehr nahe rücken werden. Vieles, was mir jetzt noch interessant ist, was ich noch zu wünschen und zu hoffen habe, hat seine Epoche bei ihm durchlebt; er ist mir (an Jahren weniger, als an Lebenserfahrungen und Selbstentwickelung) so weit voraus, daß wir unterwegs nie mehr zusammenkommen werden; und sein ganzes Wesen ist schon von Anfang her anders angelegt, als das meinige, seine Welt ist nicht die meinige, unsere Vorstellungsarten scheinen wesentlich verschieden. Indessen schließt sichs aus einer solchen Zusammenkunft nicht sicher und gründlich. Die Zeit wird das Weitere lehren. Dieser Tage geht er nach Gotha, kommt aber gegen Ende des Herbstes wieder zurück, um den Winter in Weimar zu bleiben. Er sagt mir, daß er Verschiedenes in den t. Mercur geben werde, ob er auf nächste Ostermesse seine Schriften endigen würde, macht er zweifelhaft. Jetzt arbeitet er an Feilung seiner Gedichte. Charlotte v. Schiller an Körner o. Dat. [6. 7.1810?] (»Minor1 S. 8; FDH)

B s 887

Daß ich glaube, daß S. außer in der Akademie in Stuttgardt, wo Goethe war, als er mit den Herzog in die Schweiz reißte, Schiller ihn nicht wieder als 1788 in Rudolstadt gesehen hat, und 1794 erst genau mit ihn bekannt wurde . . . Im Jahr 1788. wo ich in Feb: in Weimar war, war Goethe noch in Rom, u. kurz nach seiner Rückkunft, 88. im Sommer, kam er nach Kochberg u. Rudolstadt, u. ich weiß mir noch zu besinnen, daß sie zusammen, an der Saale herum gingen, u. Sch. sehr zufrieden mit seinen Gespräch war. Caroline v. Wolzogen, Schillers Leben (C. v. Wolzogen1 S. 130)

B 2 301a B 3 888

Während dieses Sommers sah Schiller Goethen zuerst in unserm Hause. Wie alle rein fühlenden Herzen, hatten uns dieses Dichters Schöpfungen mit Enthusiasmus erfüllt. Alle unsre erhöhteren, acht menschlichen Empfindungen fanden durch ihn ihre eigenthümliche Sprache; Goethe und Rousseau waren unsre Hausgötter. Auch flöß des Erstem so liebenswürdige Persönlichkeit, die wir bei unserer Freundin, Frau von Stein, kennen gelernt, mit dem Dichter in unserm Gemüth in Eins zusammen, und wir liebten ihn, wie einen guten Genius, von dem man nur Heil erwartet. Wir hatten Schillern die Recension des Egmont fast nicht verzeihen können. Höchst gespannt waren wir bei dieser Zusammenkunft, und wünschten nichts 234

1788

Rudolstadt mehr als eine Annäherung, die nicht erfolgte. Von Goethen hatten wir, bei seinem entschiedenen Ruhme und seiner äußern Stellung, Entgegenkommen erwartet, und von unserm Freunde auch mehr Wärme in seinen Äußerungen. Zu unserm Trost schien Goethe von schmerzlicher Sehnsucht nach Italien befangen; und da wir selbst bei der Rückkehr aus der Schweiz empfunden, wie man sich nach dem Genüsse einer größern Natur nicht sogleich wieder mit ihrer gewöhnlichen, wenn auch anmuthigen Erscheinung verträgt, so liehen wir ihm gern diese Empfindungsart, als Grund seiner Kälte. Es freute uns sehr, daß Goethe das Heft des Merkurs, welches die Götter Griechenlands enthielt, und das von ungefähr auf unserm Tisch lag, nachdem er einige Minuten hineingesehen, einsteckte und bat, es mitnehmen zu dürfen.

7. 9.(?)

Charlotte v. Lengefeld an Knebel 18.1.1789 (Antiqu.-Kat. Meyer u. Ernst 35,190)

Unter anderm fand ich auch einiges aus Swinburnes Reisen, er sah die Statue der heiligen Rosalia bei Palermo lange nicht mit soviel Wärme an wie Goethe, er sagt, es sei eine alte staubige Figur und die Capelle selbst beschreibt er ganz unpoetisch. Groß-Kochberg 5-/8. 9.

Charlotte v. Stein an Knebel 9. 9.1788 (StG 6,198)

Die weimarischen Freunde, die Sie gestern von hier aus bekommen haben, haben mich recht glücklich gemacht.

Jena 8. 9.

Caroline Herder an Herder 12. 9.1788 (Düntzer· S. 74)

B 2 298 B 3 883

Den andern Tag gings wieder nach Hause über Orlamünde und Jena in dem unvergleichlichen Saalthal und schönsten Wetter. Durch Schillers Gedicht im Merkur über die Götter [Griechenlands], das Du kennst, kam Goethe auf die Eigenschaften, die die Alten in ihren Göttern und Helden in der Kunst dargestellt haben, wie es ihm geglückt sei, den Faden des Wie hierin gefunden zu haben. Er hat hierüber mit Dir, da ich auch zuhörte, viel gesprochen. Die ganze Idee liegt,wie es mir dünkt, wie ein g r o ß e r B e r u f in seinem G e m ü t h . Er sagte endlich, wenn Ludwig X I V . noch lebte, so glaubte er durch seine Unterstützung die ganze Sache ausführen zu können; er hätte einen Sinn für das Große gehabt; mit 10—12 000 Rthlrn. des Jahres könnte ers in zehn Jahren, in Rom allein versteht sichs, ausführen. Der moralische Sinn darinnen hat mich sehr gerührt. Ihr beide geht, wie zwei Genien der Menschheit, zu einem Ziel. Gar schön wars, wie er sagte, daß ein einzelner Mensch nie einen Charak235

1788

Jena ter in dem höchsten Ausdruck haben könne; er würde nicht leben können; er müsse vermischte Eigenschaften haben, um zu existiren. Er war in der Stunde, da er dies alles sprach, recht in seinem Himmel, und wir haben ihm endlich versprechen müssen, mit niemand davon zu reden. Du warst natürlich nicht darunter begriffen; denn Du gehörst ja ganz eigentlich und allein zu diesem Gespräch. Dich vermißt er je länger je mehr. Mit Knebel kann er über nichts reden, sagte er; Du verstehst ihn und hilfst ihm vorwärts durch Dein Studium. In Jena aßen wir den Mittag bei Knebel, der durch die hiesige Wirthschaft ziemlich verstimmt war . . . Gehe ja gleich aufs Land nach Tivoli etc., damit das schwere Rom Dich nicht so sehr drückt. Goethe sagte, wenn er wieder nach Rom käme, würde er von 12 Uhr bis 2 schlafen, die Stunden vor dem Essen; viele thäten es so und befänden sich wohl dabei. — Einen seidnen Gürtel, der dort Morgens und Abends getragen wird, unter der Weste, kaufe ja bald, und vergesse ihn besonders des Abends nicht; man trägt ihn in der Tasche mit sich, um ihn immer zu haben. Caroline Herder an Herder 31. 10. 1788 (Düntzer6 S. 152)

B 2 299 B 3 884

Ueber die Götter und Helden, will ich Dir doch etwas sagen, was ich damals beiläufig von Goethe gehört habe, als er von den Charakteren in den Bildsäulen sprach, als wir von Kochberg zurückfuhren. „Es ist selbst schwer einen ächten und wahren Götter- und Heldenkopf unter den alten aufzufinden. Der Künstler hat oft, wenn er diesen oder jenen ehren wollte, sein Porträt zum Gott oder Helden oder jenes Frauen Porträt zur Göttin genommen. Dazu gehört ein Studium, die ächten Ideale aufzufinden." Vielleicht weißt Du dies schon, oder es wird Dich aufmerksam machen. Wenn Goethe begünstigt würde, durch Glück, Geld und Künstler in Rom, so glaube ich gewiß, daß er jeden menschlichen Charakter vom Scheitel bis auf die Fußsohle, wie er glaubt, herausbringen könnte. Dies scheint tief in seiner Seele zu liegen. Sage aber um Gotteswillen keinem etwas davon, weder Angelica noch den Malern I wir haben ihm ein heiliges Stillschweigen angeloben müssen. Knebel, Tagebuch 8. 9. 1788 (GSA, Nachlaß Knebel)

Mittags Göthe, Frau v. Schardt, die Herdern u. Fritz Stein von Kochberg hier. Abends nach 6. Uhr weg. Knebel an Henriette v. Knebel 9. 9.1788 (Düntzer4 S. 85)

B 2 299 a B 3 889

Gestern war die Herdern nebst der kleinen Schardt, Goethen und Fritz Stein zum Besuch bei mir. Sie kamen Mittags von Kochberg, wo sie Frau von Stein besuchten, und fuhren Abends wieder nach Weimar. Der Tag war sehr schön und die Herdern war besonders artig und glücklich. Sie las mir alles vor, was Herder über Dich und den Max an sie geschrieben hatte. 236

1788

Jena Knebel an Herder 8. 9.1788 (*Düntzer7 3, 41; SB Berlin, PrK, Herder XLII 40)

Ich suche schon lange . . . eine heitere Seelenstimmung, um mich den Gegenständen, mit welchen Sie leben, näher zu setzen, und mich besser mit Ihnen unterhalten zu können, ich muß aber, in dieser Erwartung, den Tag wählen, da mich Ihre liebe Frau, mit Göthen u. der kleinen Schardt, auch Fritz Stein, hier [Jena] besucht hat. Sie kamen diesen Mittag von Kochberg, und waren heitern u. guten Muthes, wie das schöne Wetter, das wir seit einigen Tagen genossen haben. Meine nächsten Fragen waren nach Ihren lieben Briefen, woraus ich einige guten erfreulichen Nachrichten erhielt. J. D. Färber, Kalender 8. 9. 1788 (UB Jena)

Sind d H. Geh Rath v. Goethe ein Junker v. Stein die Gnädige v. Schardt. Frau Generalsupperint Herder aus Weimar haben sämtl. hier gespeist, u dato wieder abgereist. Weimar 9./10. 9.

Caroline Herder an Herder 11. 9. 1788 (Düntzer« S. 70)

B 2 297 B 3 890

Aus Deinem Brief aus Insbruck war genug zu ahnen. Ich sagte nur wenige Worte an Goethe, da antwortete er: „Er wird Italien schnell, aber gut sehen, im Juni eilt er wieder zu Ihnen." Es ist alles aufs höchste gegen die Seckendorf aufgebracht, und das mit Recht, aus doppelter Ursache: Euch die Reise zu verderben, sieht ein jeder, und dann die weibliche Ehre so ganz zu beleidigen. . . In Rom kann Dalberg die Seckendorf nicht bei sich haben; das ist gegen alle Sitte, man duldet es sogar nicht. Goethe zuckt darüber die Achseln. In Neapel, sagt er, ist das alles erlaubt, nur in Rom nicht. . . Suche oft die Angelica auf, die Goethe so hoch hält. vor 10. 9. Caroline Herder an Herder 12. 9. 1788 (Düntzer· S. 72)

B 2 298 B 3 883

Goethe sagte neulich einmal: „Man reist ja nicht, um anzukommen, sondern um zu reisen." Gotha 10. 9.

Caroline Herder an Herder 11. 9. 1788 (Düntzer« S. 71)

B s 890

Goethe ist gestern mit dem Prinz August nach Gotha gereist.

Weimar 9. 9.

Fourierbuch 9. 9. 1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzogin 2. Durchl. Prinz August . . . 8. Herr G. R. v. Göthe 9. Herr HfR Wieland 10. M r Vansillardt.

237

1788

Gotha

10./17.9. An Knebel 20. 9.1788 (WA IV 9, 31) In Gotha ist mirs recht wohl gegangen und ich kann in mehr als Einem Betracht von meinem Aufenthalte zufrieden seyn. An Chr. H. Kniep 19. 9.1788 (WA IV 9,29) Ich habe Ihre Zeichnungen an mehreren Orten gezeigt und Sie dadurch, auch durch das, was ich v o n Ihnen gesprochen dergestalt empfohlen, daß ich Ihnen sogleich eine ansehnliche Bestellung ankündigen . . . kann. An H. Meyer 19. 9.1788 (WA IV 9, 28) Grüßen Sie Tischbein . . . Der Herzog von Gotha, welchen ich diese T a g e gesprochen, ist gegen ihn sehr gut gesinnt und disponirt. An Carl August 19. 9.1788 (WA IV 9,23) Von Gotha bin ich zurück mit dem Herzog und der Herzoginn gekommen, welche nach Dessau gingen. Ich habe drüben gute Stunden gehabt, auch ist mein Aufenthalt daselbst in mehr als Einem Sinne fruchtbar gewesen.

10. 9.

Gothaer Fourierbuch 10. 9.1788 (LB Gotha) [Fürstl. Tafel] . . . [6] Herr Geh. Rath von Göthe . . . im Zimmer... Abends . . . [6] Herr Geh. Rath von Göthe . . . im Zimmer . . . Serenissimus ließen dem Herrn Geheimrat von Goethe das Logis bei Hofe offerieren, welches sie auch annahmen und haben auf der Steingalerie 5 und 6 logiert.

11.9.

Gothaer Fourierbuch 11. 9.1788 (LB Gotha) [Fürstl. T a f e l ] . . . [7] Η Geh Rath von Göthe . . . Abends . . . [4] Η Geh Rath von Göthe . . . im Zimmer.

12. 9.

Gothaer Fourierbuch 12. 9.1788 (LB Gotha) [Fürstl. Tafel] . . . [6] Η Geh Rath von Göthe . . . im Zimmer . . . Abends . . . [4] Η Geh Rath von Göthe . . . im Zimmer.

13. 9.

Gothaer Fourierbuch 13. 9.1788 (LB Gotha) [Fürstl. Tafel] . . . [6] Η Geh Rath von Göthe . . . im Zimmer . . . Abends . . . [3] Η Geh Rath von Göthe . . . im Zimmer.

14. 9.

Gothaer Fourierbuch 14. 9. 1788 (LB Gotha) [Fürstl. Tafel] . . . [5] Η Geh Rath von Göthe In Durchl. Herrn Herzogs Gartenhause . . . Abends . . . [3] Η Geh Rath von Göthe . . . im Zimmer.

15. 9.

Gothaer Fourierbuch 15. 9.1788 (LB Gotha) [Fürstl. Tafel] . . . [5] Η Geh Rath von Göthe . . . im Zimmer . . . Abends . . . [3] H. Geh Rath von Göthe . . . im Zimmer.

16. 9.

Gothaer Fourierbuch 16. 9. 1788 (LB Gotha) . [Fürstl. Tafel] . . . [5] Herr Geh. Rath von Göthe . . . im Zimmer . . . Abends . . . [3] Herr Geh. Rath von Göthe . . . im Zimmer.

17. 9.

Gothaer Fourierbuch 17. 9. 1788 (LB Gotha) [Fürstl. Tafel] . . . [5] Herr Geh. Rath von Göthe . . . im Zimmer . . . Abends . . . [3] Herr Geh. Rath von Göthe . . . im Zimmer. 238

1788

Weimar

Weimar 18./22.9.

Caroline Herder an Herder 22. 9.1788 (Düntzer 6 S. 88)

B 2 302 B s 891

Ich schreibe Dir heute schon wieder; die Affaire des Geldes kränkt mich aber je länger je mehr. Je länger ich darüber denke, je unedler und niedriger finde ichs, daß Dich Dalberg bezahlen läßt. Er hat Dir die Reise angetragen, er •wußte so gut als wir, daß Du nicht in der Verfassung bist, eine Reise nach Italien zu unternehmen, noch weniger mit ihm al Barone zu bezahlen. Unsre Gutheit spielt uns eben immer üble Streiche, und in der ersten Aufwallung und Theilnehmung an Deinem Verdruß, dachte ich, ich könnte und müßte Dir Geld schaffen, wenn auch gleich zu unserm Nachtheil. Die Sache wird mir aber je länger je wichtiger; ich habe daher gegen Dein Verbot gehandelt, und in Zeiten, ehe wir etwas durch gutherzige Uebereilung verderben, Goethe um Rath gefragt. Wie ihn das ganze Betragen indignirt hat, kann ich Dir nicht sagen. An dem allen ist freilich niemand als die Seckendorf schuld; Dalberg selbst ist aber äußerst schwach, daß er Dein Anerbieten des Mitbezahlens angenommen hat. Jetzt müssen wir darauf denken, daß wir in kein größeres Labyrinth kommen ohne unsre Schuld. Das Resultat unsrer Berathschlagung hierüber ist dieses. Das Geld, was ich Dir diesen Winter bis Ostern ersparen kann, —müssen wir als einen Hinterhalt zu Deiner Rückreise aufheben. Du selbst mußt nun mit Dalberg mündlich und allein, nur um Gottes willen nicht schriftlich, durch einen Brief etwa, sprechen, ihm ungefähr dies sagen: „Du hättest die Reise auf sein Anerbieten mit ihm unternommen. Er wüßte so wohl als Du, daß Du nicht mit Frau und sechs Kindern in dem Verhältniß wärest, eine solche Reise auf Deine Kosten zu thun. Du sowohl als alle Deine

18. 9.

Gothaer Fourierbuch 18. 9. 1788 ( L B Gotha) Dato früh 3/4 auf 8 Uhr sind Serenissimus Serenissima H. Geh Rath von Göthe nach Weimar gereisset. Weimar Fourierbuch 18. 9. 1788 ( S T A Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzogin 2. Durchl. Herzog von Gotha, 3. Durchl. Herzogin von Gotha . . . 15. Herr Geh. R. v. Göthe . . . Heute Mittag kahmen Durchl. Herzog Durchl. Herzogin von Gotha hier an.

21. 9.

Fourierbuch 21. 9. 1788 ( S T A Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzogin . . . 10. Hr. G. R. v. Göthe . . . 13. Frau Maj. v. Kalb 14. Herr Graf v. Kalckreuth . . . 17.—20. 4. E n g l ä n d e r . . . Heute ließ sich melden und wurde an Hof gebethen Herr Graf v. Kalckreuth I

18./22. 9.

Caroline Herder an Herder 11. 9. 1788 (Düntzer« S. 71) B 3 890 Sobald er [Goethe aus Gotha] kommt, sollst Du einen Wechsel von 100 Ducaten haben durch ReifTenstein. Ich werde ihm sagen, daß Du zu Deinem Equi[pi]ren noch Geld brauchst.

239

1788

Weimar Freunde hier sind in der Meinung gewesen, daß Du auf seine Kosten mitreißest. Er selbst war es gewiß nicht anderes Sinnes, da er in Augsburg alles zu zahlen übernommen hat. Da nun die Reise durch den Beitritt der Frau von Seckendorf so hoch gekommen, so hättest Du freilich aus übergroßer Gutmüthigkeit Deinen Theil daran mitbezahlt; Du müßtest ihm aber sagen, daß Du Dich nicht darauf eingerichtet hättest, auch nicht in der Verfassung seiest, Dir von Hause Geld kommen zu lassen. Indessen wenn es seine Meinung sei, daß Du bezahlen sollst, so müsse er Dir aus seiner Kasse so viel leihen, als Du brauchst, und Du würdest ihm solches nach Deiner Heimkunft nach und nach abtragen." . . . Goethe behauptet, Dalberg müsse einen unbedingten Creditbrief mithaben, anders hätte er die Reise nicht unternehmen können. Sie sind eben wie Kinder, sagte er, die einen Spinnrocken anzünden, und wenn er dann brennt, darüber erschrecken. Ja ich weiß am besten, was es für Geld kostet, und obendrein ein Weib mitzuführen ist lächerlich, kostspielig, und macht weder Spaß noch Nutzen . . . Findest Du für nothwendig, von Dalberg zu ziehen, mehrerer Ersparniß wegen, so ist das Zimmer, das für den Kayser bestimmt war und worinnen Goethe logirt hat, noch ledig. Da könntest Du, wenn Du auch mit ihnen zu Tische gehest, was Merkliches ersparen, und mit Bury kannst Du das alles abmachen. Goethens Freunde werden Dir dort mit Rath und That an Hand gehen, wenn Du Zutrauen zu ihnen hast, sagt Goethe. — Die Rückreise hat den Goethe 500 Rthl. gekostet; Dich wird sie nicht um einen Pfennig weniger kosten; die 100 Rthlr., die darüber sind, gehen für einige Liebhabereien zu kaufen drauf. . . Von der Gesundheit der Frau von Frankenberg sagt Goethe, daß sie auf gutem, sicherm Wege sei. Caroline Herder an Herder 26. 9. 1788 (Düntzer" S. 101)

B 2 303 B 3 895

Goethe ist seit Mittwoch [24. 9.] in Ilmenau. . . Wie Goethe vom Bezahlen hörte, rief er aus: „Den Teufel auf den Kopf! nicht einen Pfenning muß Herder dort bezahlen! Glaubt der kleine Mensch, daß er Herdern nicht unendliche Verbindlichkeit schuldig ist, daß er die Reise mit ihm unternommen hat! Sein Verstand, seine Kenntnisse und sein Werth müssen unschätzbar für ihn sein. Nein Ihr müsset durchaus in keine Verlegenheit durch ihn kommen. Er muß bezahlen, das ist er schuldig!" Seitdem ich mit Goethe gesprochen habe, schlafe ich wieder besser. Caroline Herder an Gleim 22. 9.1788 (Düntzer7 1,136)

B 2 325 B 3 892

Goethe ist gar trefflich lieb und gut seit seiner Wiederkunft. Er erscheint mir immer wie ein höherer Genius. Ο wie jammert es mich, daß er jetzt nicht in Rom ist! 240

Jena

1788

Jena 23. 9.

Knebel, Tagebuch 23. 9. 1788 (GSA, Nachlaß Knebel)

Gegen 10. Uhr der kleine Prinz hier, mit August, H. Riedel u. Göthe . . . In Griesbachs Garten mit dem Prinzen. Gegen 5. Uhr wieder fort. J. D. Färber, Kalender 23. 9. 1788 (UB Jena)

Sind Ihro Durchl. Erbprintz Carl Friedrich, und d. H. Geh Rath v. Göthe Η Hofmeist Riedel, ein Kleiner Herder aus Weimar, ein log. haben hier gespeist, und dato wieder nach Weimar gereist. An Carl August 23. 9.1788 (WA IV 9,34)

Heute war ich mit Ihrem Kleinen in Jena, Riedel und Herders August fuhren mit. Der Kleine war gar artig und aufmercksam, er faßt die sinnlichen Gegenstände sehr leicht und richtig und hat für Nahmen ein sehr gutes Gedächtniß. Knebel gab uns zu essen, um halb achte waren wir wieder zu Hauße. Ich habe . . . einer großen Deliberation und Verlegenheit ein Ende gemacht. Eichhorn ist die letzten Tage zu Lodern gezogen und die Studenten haben sich in Kopf gesetzt ihm ein Ständchen zu bringen. Nun waren alle Pro und Contras in Bewegung besonders weil der Schloßhof in Frage kam. Das Concilium arctius votirte schriftlich indeß die Studenten schon auf einer Mühle versammelt waren und nur auf den Einbruch der Nacht warteten. Ich fragte den Commandanten ob er seine Gatter zu machen wolle. Er antwortete nein, denn da haben wir den Tumult fertig und Döderleins vielleicht Griesbachs Fenster sind eingeschmißen. Nun sagte ich: da in dem engen Raum vor der Hauptwache ohne neue Unordnung kein Ständchen gebracht werden kann, will ich dem Schloßvoigt befehlen, auch das Hofthor nicht zu zu machen und übrigens alles nach Ihrer Ordre zu thun. Der alte Bentheim, der Prorecktor [Eichhorn], und Loder waren sehr mit dieser Auskunft zufrieden . . . Bentheim wird selbst mit den Officieren auf der Wache seyn und nach seiner alten Pracktick und Studenten Tacktick, alles ordnen und leiten. A. Herder an Herder 3. 10. 1788 (Gebhardt-Schauer 2, 50)

B 3 893

Vorigen Dienstag, als den 23 September, bin ich mit dem Erbprinz, dem H. Geheimerath von Goethe u H. Landkammerrath [Ridel] nach Jena zu dem 23. 9.

An Knebel 20. 9.1788 (WA IV 9,31) Auf den Dienstag . . . komme ich mit einigen kleinen Freunden zu dir und bitte dich um ein frugales Mittagessen. An Herder 22. 9.1788 (WA IV 9,33) Morgen fahr ich mit dem Erbprinzen nach Jena. Wir nehmen Augusten mit.

241 16

Goethe, Gespräche III

Jena

1788

Η. ν. Knebel gefahren, und haben das Kabinet gesehn, wir sind auch in des H. Griesbachs Garten gewesen, u 2 mal spat2iern; denn Abend sind wir gesund u vergnügt wieder gekommen u ich habe der Mutter viel Feigen gebracht, denn sie ißt jetzt die Italiänischen Früchte sehr gern. Ilmenau 2A./26. 9. An Carl August 1 . 1 0 . 1 7 8 8 (WA IV 9, 36)

Dann ritt ich nach Ilmenau wo sie ernstlich beschäftigt sind die Wasser zu gewältigen. Weimar Aug./

P. Usteri an A. Rengger 27. 9 . 1 7 8 8 (Zentralbibl. Zürich, Ms V 513,163)

Sept.

In Weimar waren die ingenio proceres alles leider 11 abwesend auser Göthe, der so stolz u. vornehm that, dass ich ihn gar nicht besucht zu haben wünschte. C. Beyer, Tagebuch 28. 9 . 1 7 8 8 (GJb 5, 355)

B s 896

Abends auf dem Keller, wo ich mich mit R. Loos unterhielt... Goethe ist wieder in Weimar, er soll das Heimweh nach Italien stark fühlen—in Rom ist er zuweilen ganzer 8 Tage nicht aus seinem Zimmer gekommen, manchmal aber auch eben so lange nicht hinein — sein Geist ist immer unruhig — und er ist würklich bey allen seinen Glücksumständen und glänzenden Talenten unglücklich, da ihn eine peinigende Unbehaglichkeit, ein düstrer Spleen überall verfolgt — seine Briefe aus Rom athmen ganz den Ton der in seinen Werther spricht. — Loos kennt ihn von Straassburg aus. Sophie v. Schardt an Chr. A. v. Seckendorf? 26. 9 . 1 7 8 8 (GJb 25,71)

B 3 894

Goethe a acquis par son voyage et par la liberie dont il jouit et sans doute par l'espoir de retourner en Italie une gaiete qu'il n'a pas eue depuis longtemps. Sept.

Caroline Herder an Herder 1 . 1 0 . 1 7 8 8 (Düntzer4 S. 108)

B 2 304 B 8 897

Wir sind über Deine Fahrt am Meer und noch mehr über Deine Heiterkeit der Seele, über alles erfreut gewesen . . . Nur höre ich so beiläufig von Goethe, daß Ihr zu geschwind reiset, und das thut mir doch gar leid. Habt Ihr den Volkmann nicht bei Euch ? In Bologna ist ein Raphael aus seiner Jugend, ein Stück, wie es nicht in Rom ist, ein Guido, ein Guercino, die man nicht einmal, sondern so oft sehen muß, als es möglich ist. An dem Eilen ist wohl niemand 29. 9.

Fourierbuch 29. 9 . 1 7 8 8 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durch!. Herzogin . . . 5. Herr Geh. Rath v. Göthe.

242

1788

Weimar als die schöne Dame schuld . . . Ich habe leider Dein Verbot übertreten — und habe Goethe die Sache er2ählt. Ich glaube nicht, daß ich so ganz unrecht gethan habe; wirklich ist uns der Rath eines Dritten sehr nothwendig; und wie vortheilhaft und gut ist er für uns ausgefallen 1 Auch ist Goethe ja so sehr verschwiegen . . . Goethe hat mir die erste Abtheilung seiner Gedichte gegeben; es sind gar schöne darunter, besonders zwei idyllenartig, die mir ganz vorzüglich gefallen. Ich habe recht vernünftig mit ihm darüber gesprochen; er wird auch an die Christel und Käthchen auf meine Bitte herauslassen.

6.10.

Caroline Herder an Herder 6.10.1788 (Düntzer 6 S. 112)

B 2 307 B 3 898

Ich bin durch einen Besuch vom Erbprinzen und Riedel, die sich diesen Nachmittag angemeldet hatten, um die Kinder auf dem Seil zu sehen, verhindert worden weiter zu schreiben. Goethe kam auch, und hat mir nachher, nachdem wir vorher viel von Dir geredet haben und er sich recht gefreut hat über das, was und wie Du gesehen hast, und mich über das Ausbleiben der Briefe getröstet und es als nothwendige Zufälle einer Reise betrachtet, so hat er mir nachher aus dem Tasso einige Stellen gelesen. Es ist eine vortreffliche Arbeit, eine vortreffliche, würdige Sprache, ein herrlicher Geist, der die Charaktere so präcis darstellt. Ich habe nur noch wenig gehört, es gefiel mir aber sehr, und es freute ihn. Er sagte, die Jamben seien noch besser als in der Iphigenia. Es ist ihm lieb, daß Du nun in Rom bist. Da, sagt er, brauchst Du auch nicht mehr so viel Italiänisch; er hätte meist Deutsch gesprochen. Ich hoffe, daß Ihr den Antiquarius Hirt nicht vergessen werdet zu nehmen und die Ducaten doch da nicht sparen werdet. Es freute ihn, was Du sogleich vom Bury und der Angelica geschrieben.

4.10.

Fourierbuch 4.10.1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzogin . . . 5. Herr Geh. Rath v. Göthe 6. Herr Hofrath Wieland.

6.10.

Herder an Caroline Herder 20. 9.1788 (Düntzer® S. 86) Bury . . . ging mit mir zu Angelica, die mir nichts als Goethes alten Brief von Constanz zu geben hatte, für den ich ihm sehr danke. Reiffenstein kam auch eben hin . . . er hat Goethes Geldanweisung erhalten, sage ihm das. Die Angelica wartet auf eine Antwort von ihm; sie hat nachgerechnet, daß sie sie schon haben könnte; sage ihm das auch . . . Grüße Goethen und sage, daß ich sein Quartier gestern bei Licht gesehen; heut will ichs sehen bei hellem Tage.

9.10.

Fourierbuch 9.10.1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürsd. T a f e l . . . 1. Durchl. Herzogin . . . 5. Hr. CH. v. Schardt 6. Hr. G . R. v. Göthe 7. Hr. H f R Büttner. 243

16«

1788 12.10.

Weimar J. Müller an J. G. Müller 18.10.1788 (J. G. Müller 5, 232)

Β 2 308 B s 899

Ich war nach Potsdam gesandt worden; unterwegen hab ich mich nur in Fulda einen halben Tag, auf der Heimreise eben so lang in Weimar verweilt. Hier überraschte ich die Herderin mitten im Essen . . . da wurde . . . viel gesprochen; bis der kleine Gottfried — an den Hof ging, Goethe zu holen, und dann mich bei die gothische Kirche in des Herzogs Garten brachte, da denn der Mann erschien, und wir eintraten in alle Politik des heiligen Reichs, bis plötzlich geklatscht wurde, und die Postpferde trabten; da gings noch auf Erfurt. 13.10.

Caroline Herder an Herder 14.10.1788 (Düntzer» S. 127)

B 2 309 B 3 900

Goethe kam den Montag zu mir. Von Müller sagte er, er sähe völlig wie ein Domherr aus; und das ist wahr. Uebrigens gefällt er ihm so halbwegs; die Zeit war freilich zu kurz. Vom Kaiser sagte er, er hätte das Haus Oestreich durch diesen Krieg so heruntergebracht, daß es sich in hundert Jahren nicht erholen werde. Ich sagte: „So wirds unserm Herzog auch gehen." „ J a nicht anders", antwortete er; „und so gehts uns allen, wenn wir unsre E i g e n h e i t irgendwo oder am Unrechten Ort, wie es gemeiniglich geschieht, durchsetzen. So ist mirs von Jugend auf ergangen; ich war frei und reich, konnte sie also öfters und mehr durchsetzen als ein andrer, und ich weiß am besten, wo und wie sie mir geschadet; und wenn ich mich jetzt nicht so zusammennähme, so würde es noch mehr geschehen. So schadet dem Herder jetzt seine Eigenheit. Niemand wird es glauben, aber Zartheit und Nachgiebigkeit ist seine Eigenheit, und nun leidet er darunter. Hätte er gefühlt, wer er ist, und wie ihm manquirt worden, er hätte von Augsburg aus sich nicht so gütig betragen. Und daher kommts manchmal, daß er hernach am Unrechten Ort gegen Menschen das Rauhe hervorkehrt." Diese goldnen Worte waren, als wenn sie aus unser beider Seelen herausgeredet wären. Ich sagte ihm, daß Du es so gut als ich wüßtest, daß wir bei jeder Gelegenheit es merkten und es oft übel empfänden. Bei Deinem Verhältniß zu Dalberg sagte er ferner: „Und wenn ihn Herder 3000 Rthlr. kostet, so ists nicht zu viel; er hat ihm ja noch immer seine Person nicht bezahlt." Ferner sagte er: „Die Seckendorf zeigt einen unsäglichen Ver12.10.

Fourierbuch 12.10.1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzogin . . . 12. Herr Geh. Rath v. Göthe 13. Herr Geh. Rath Schmidt . . . 18. Herr Baron v. Tanckelmann. Caroline Herder an Herder 12. 10. 1788 (Düntzer6 S. 125) B 3 900 Vom Herzog und Goethe ward auch gesprochen; er [Johannes Müller] verlangte sehr, letztern zu sehen, und Gottfried hat ihn um 4 Uhr ins Tempelhaus zu Goethe geführt, wohin er ihn beschieden hatte; um halb 5 Uhr hat er die Postpferde wieder bestellt. An J. Müller [12.10.1788] (WA IV 18,19; BuG II 352 zu streichen) Lassen Sie sich um vier Uhr durch einen kleinen Herder an die sogenannte gothische Kirche in des Herzogs Garten führen; ich will so bald als möglich da seyn und freue mich herzlich Sie zu sehn.

244

1788

Weimar stand in ihrer Einrichtung — es ist das schönste Haus in Rom — mit Eclat und Anstand will sie den Schritt gut machen. Sie versteht ihr Handwerk und der künftige Kurfürst kanns bezahlen." Caroline Hetder an Herder 17.10. 1788 (Düntzer6 S. 134)

B a 315 B 3 901

Goethe sagte es schon zum voraus: „Herder wird Rom gewiß gut sehen. Den Curs macht er freilich mit Dalberg, der nichts recht sehen wird, alsdann sieht ers hernach mit Hirt und den andern für sich allein, und genießts erst." . . . Goethe ist recht brav und gut gegen mich und Dich. Ich sehe ihn gemeiniglich die Woche ein- oder zweimal, und werde alles von ihm schreiben. Es ist nur schlimm, daß er immer seinen Panzer an hat; manchmal blicke ich doch durch!

Jena 14. 10.

J. D. Färber, Kalender 14. 10. 1788 (UB Jena)

Sind Ihro Durchl. Erbprintz C. Fried, u. d. Η Geh. Rath v. Göthe d. H. Land C. Rath Friedel, d. H. Oberforstm. v. Wedel aus Weimar dato einlog. Knebel, Tagebuch 14. 10. 1788 (GSA, Nachlaß Knebel)

Gegen 10. Uhr der kleine Prinz, Göthe, Wedel, H. Riedel hier. Spazieren mit dem Prinzen. Nachmittags mit ihm nach dem Fuchsthurm gefahren. Abends H. Nicolai aus Berlin, nebst Sohn, auch zum Souper hier. 14./15.10. A. Herder an Herder 17. 10. 1788 (Gebhardt-Schauer 2, 54)

Den Dienstag bin ich mit dem Printz wieder in Jena zur Weinlese geweßen bey den H. von Knebel, u haben eine Nacht da geschlafen, der H. Geheimrath v. Goethe u H. v. Wedel sind geritten. Den Dienstag Nachmittag sind wir auf dem Fuchsthurm geweßen, u dem Mittwoch früh bey H. Hofrath Starke, u H. Major von Bentheim, u um halb 4 Uhr wieder nach Hauße gefahren. Caroline Herder an Herder 17. 10.1788 (Düntzer« S. 134)

B 3 901

Goethe ist seit Dinstag in Jena. August ist mit dem Erbprinzen den Dinstag und Mittwoch auch wieder drüben gewesen. 15. 10.

Knebel, Tagebuch 15. 10. 1788 (GSA, Nachlaß Knebel)

Mit dem Prinzen bey HofR. Starke. Major Bentheim Mittags HofR Starke mit hier. Der Prinz um 4. Uhr weg. Göthe bleibt hier. Mit ihm spaziren. Schön Wetter. 14. 10.

An Knebel 1 1 . 1 0 . 1 7 8 8 (WA IV 9, 42) Wahrscheinlich . . . komme ich etwa Dienstag oder Mittwoch zu dir, ich habe einiges drüben zu thun, Wedel wird wohl mitkommen . . . Vielleicht bring ich den Prinzen zur Weinlese.

245

1788 16. 10.

Jena Knebel, Tagebuch 1 6 . 1 0 . 1 7 8 8 (GSA, Nachlaß Knebel)

Nachmittags mit Göthe nach Lobeda geritten. Zu Fuß zurück. Zu Haus, u. G. gezeichnet. 17.10.

Knebel, Tagebuch 1 7 . 1 0 . 1 7 8 8 (GSA, Nachlaß Knebel)

Abends . . . G. hier. 18.10.

Knebel, Tagebuch 1 8 . 1 0 . 1 7 8 8 (GSA, Nachlaß Knebel)

Nachmittags mit Goethe nach Lobeda geritten. Abends zu Haus. 19.10.

Knebel, Tagebuch 1 9 . 1 0 . 1 7 8 8 (GSA, Nachlaß Knebel)

Nachmittags mit G. Visite bey Geh HofR. Eckart. 20.10.

Knebel, Tagebuch 2 0 . 1 0 . 1 7 8 8 (GSA, Nachlaß Knebel)

Morgens Wedel hier. Nach 10. Uhr reitet G. weg. Solchen begleitet bis Ketschau. Rauher kalter Wind. 14./20.10. Knebel an Herder 7 . 1 1 . 1 7 8 8 (*Düntzer7 3 , 4 4 ; SB Berlin, PrK, Herder XLII41)

B 8 903

Ich lebe noch immer im alten Jena u. fürchte mich nach W[eimar] zu gehen, obgleich, wie ich wohl weiß, viel Gutes da ist. Aber es baut u. trägt nichts zusammen, u. kann wohl auch nicht, und das ist denn kein gutes menschliches Leben. . . Göthe ist zuweilen bey mir. Lezt war er verschiedene Tage hier. Er ist nicht wohl fähig eine andere Vorstellungsart aufzunehmen als die seinige, oder er macht jene zu der seinigen. Ich habe seinen dringenden Geist, in allen dessen sich seine Vorstellung bemeistern will, noch wahrer als sonst angestaunt. Die Kunst hat ihn ganz eingenommen; er sieht solche als das Ziel aller menschlichen Erhöhung. Ich kann solches in seiner Seele begreifen, wenn nemlich sinnliche Blüthe für das höchste Daseyn der Menschheit erkannt wird. Er ist gebohren u. gebildet zum Künstler, und nichts kann ihm weiter sonderliche Nahrung geben. Knebel an Charlotte v. Lengefeld 2 8 . 1 0 . 1 7 8 8 (Urlichs1 3,307)

B s 902

In Weimar ist man zu zerstreut, und bald hie und da und nirgends recht, und dieß gibt keine Zufriedenheit. Goethe hat mich einigemal hier besucht, und ist letzthin acht Tage bei mir gewesen. Sein Umgang ist reich und kostbar, aber wie starke Getränke. An Knebel 25.10.1788 (WA IV 9,44)

Es hat mich gereut daß ich von dir gegangen bin, wir waren auf guten Wegen. 246

1788

Jena Schiller an Körner 20.10.1788 (Jonas 2,132)

B 2 306 B 8 905

Meine Recension von Egmont hat viel Lärm in Jena und Weimar gemacht, und von der Expedition der A.L.Z. sind sehr schöne Anerbietungen an mich darauf erfolgt. Göthe hat mit sehr viel Achtung und Zufriedenheit davon gesprochen. 20.10.

J. D. Färber, Kalender 20.10.1788 (UB Jena)

Sind H. Geh. Rath v. Göthe, wieder nach Weimar gereist.

Weimar Caroline Herder an Knebel [22.10.1788] (Aukt.-Kat. Liepmannssohn 64,101)

Sie haben Goethe sehr wohlgethan; er kam bald nach seiner Ankunft zu mir u. war mit seinem Aufenthalt bei Ihnen sehr vergnügt. Einheimisch sei ihm dort gewesen u. hier fremd . . . Endigen Sie bald Ihren Curs, in Ihrer kleinen Welt u. kommen zu uns und leben auch für Goethe hier. Caroline Herder an Herder 14.11.1788 (Düntzer8 S. 173)

B 2 316 B 8 912

Knebel. . . kommt diesen Winter nicht nach Weimar, sondern bleibt in Jena. . . Goethe wirds auch wohler in Jena; er fühlt sich dort zu Hause und hier fremd, das sagte er mir selbst. Caroline Herder an Herder 20.10.1788 (Düntzer6 S. 137)

B 2 310 B 8 904

Gott gebe, daß nur Dein Verhältniß mit Dalberg einigermaßen gut bleibt. Die Seckendorf fängts doch auch gar zu toll an. R e i f f e n s t e i n s wieder a b z u s c h l a g e n , der so manche Gefälligkeiten erweisen kann, heimlich zur Angelica zu fahren u.s.w. Goethe ist diesen Augenblick bei mir gewesen. Er findet es eben so unverständig wie ich. Er glaubt, daß sie aus Knickerei nicht nach Frascati gefahren sind. Es freute ihn, daß Du hingefahren bist. Er will nur sehen, wie die Römer, die so beißende Zungen haben, den ganzen unverschämten und ungewöhnlichen Auftritt ansehen und bereden werden. Einem reichen Mylord ist von Seiten der päpstlichen Policei an die Hand gegeben worden, seine Mätresse wegzuschaffen, weil es nicht Sitte in Rom sei. Gegen den Bruder des künftigen Kurfürsten werden sie freilich schonender sein, aber Goethe glaubt doch, daß man sies wird empfinden lassen. Einmal erscheint sie doch als Dalbergs Mätresse, der ganze Zuschnitt ihrer Einrichtung zeigts deutlich genug. Eine ehrliche Frau treibts nicht so. Eine reiche Schlesische adelige Frau mit ihrem Mann haben nur wenige Zimmer zusammen gehabt, wofür sie monatlich vielleicht nur zehn Zechinen gegeben haben, und haben doch ein sehr gutes Haus ausgemacht, wie mir Goethe erzählte. Ich hoffte noch immer, daß sie sich zur Herzogin schlagen wird; er meint, sie wird eine 247

1788

Weimar größere Rolle zu spielen suchen als die Herzogin. Er bedauert Dich unsäglich, doch glaubt er gewiß, daß es nach und nach besser gehen wird . . . Die Angelica wird ihre Pfiffe schon durchschauen. Goethe hat der Angelica ihren Namen nicht genannt, auch Dalbergs nicht. Dich hat er ihr aber sehr empfohlen, auch die Herzogin-Mutter mit dem Zusatz: „Ihr eigner Verstand wird das Gute an ihnen am besten selbst beurtheilen." — Die Preußen ziehen einen Cordon gegen die Dänen. Des Herzogs Regiment ist aber nicht dabei. Er ist noch nicht hier, wird immer von einer Woche zur andern erwartet. Vor Dresden hat er wieder einen so heftigen Sturz gethan, als voriges Jahr vor Berlin. Er hatte das Pferd den ganzen Tag geritten, es war endlich müde, er wollte es nach Hause forciren, und es überschlug sich wieder mit ihm. Goethe hat mirs selbst erzählt.

20.(?) 10. Caroline Herder an Herder 24. 10. 1788 (Düntzer6 S. 144)

B 2 311 B 3 906

Da Du Dich mit den Künstlern, wie Goethe selbst sagt, in das Detail, ihre Mühe und Arbeit nicht einlässest, so hast Du mit ihnen auch den Genuß nicht, den er hatte. Ob Du mit dem gutherzigen Bury umgehen kannst, zweifelt er; das Gemüth (nämlich des Bury gutes Gemüth) kann ja nicht sprechen, sagte er. EndeOkt. Caroline Herder an Herder 3 1 . 1 0 . 1 7 8 8 (Düntzer« S. 151)

B 2 312 B 3 907

Ich sprach mit Goethe wegen dem Wechsel. Es sind 150 Rthlr. baar da, des Herzogs halbjährige Zulage; ich wollte noch 150 dazu leihen und den vollen Wechsel von 300 Rthlr. Dir schicken. Er widerrieth mir aber das Leihen, und meint, vor der Hand soll ich Dir nur 150 Rthlr. oder 100 Scudi (durch Scudi gewinnt man, durch Zechinen aber verliert man) schicken, welches er auch vorigen Posttag besorgt hat. In vier Wochen — wäre das andre erfolgt, bis ich über die ganze Summe mir Rath geschafft hätte. Sept./Okt. Caroline Herder an Herder 14. 11. 1788 (Düntzer« S. 172)

B 2 305 B 3 912

Alles hofft und wünscht, daß sie [Anna Amalia] künftiges Jahr wiederkommen wird, weil es dort sehr theuer ist. Ich denke, in einem Jahr hat man für die Menge Geld Italien satt, wenn man kein Künstler ist. Goethe gedeiht am besten in Rom. Sein ganzes Wesen ist mir noch ein Räthsel; ich weiß nicht,

21. 10.

Fourierbuch 21. 10.1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzogin . . . 7. Hr. G. R. v. Göthe.

28. 10.

Fourierbuch 28. 10. 1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 13. Herr Geh. Rath v. Göthe.

31. 10.

Fourierbuch 31. 10. 1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin 3. Durchl. Prinz Barchfeld . . . 8. Herr Geh. Rath v. Göthe.

248

1788

Weimar wie ich ihn entziffern soll. Vor mehrem Wochen sagte er mir einmal, er für seine Person hätte viel Glück, ja es strömte ihm von allen Seiten zu, aber nur für andre habe er kein Glück. Ich fühlte diese Wahrheit sehr tief. Sogar sein Petschaft, mit dem Du mir siegeltest, hat mir nichts Gutes gebracht.

1. 11.

Landgraf Friedrich V. von Hessen-Homburg, Reisetagebuch 1. 11. 1788 (Schwartz1 2, 53) Β 3 908

Je m'etais propose de passer un jour a Weimar, mais je fus reduit ä n'y faire qu'une courte apparition . . . Mais ce qui me chagrina encore plus vivement, c'est que Mr. Goethe, qui vient tout chaud de Rome, me fit naitre quelques soup9ons sur mon os de Scipion. Anf. Nov. Caroline Herder an Herder 7. 11. 1788 (Düntzer" S. 165)

B 2 313 B 3 909

Goethe scherzte letzthin, es würde Dir nicht eher Wohl werden in Rom, bis Du liebtest. Gebe das gute Schicksal Dir gute Stunden für manches lange Leiden; nur sei klug und vorsichtig. 6. 11.

Caroline Herder an Herder 7. 11. 1788 (Düntzer6 S. 166)

Wie sie [Charlotte v. Stein] mit Goethe steht, weiß ich nicht; sie sprach sehr kalt von ihm, und ich hüte mich jetzt diese Seite zu berühren. Es geht mich nicht an. Sie hat mich in der Komödie gestern bemerkt, da ich zwei Worte mit ihm sprach. Das ist fatal; auch kommt er jetzt seltner zu mir. vor 7.11. Caroline Herder an Herder 7. 11. 1788 (Düntzer6 S. 168)

B2 314 B 3 909

Ich habe Dir im vorigen Brief die Abschrift vom Brief des Unbekannten geschickt. Ich erzählte es Goethe, und sagte, wie wichtig es für uns sei, jetzt zu wissen, ob das Geld von Dalberg sei. Da antwortete er: „Ihr habt das bisher immer so gewiß angenommen, als ob es Dalberg sei. Man glaubt aber, es sei der Markgraf von Baden, Dalberg sei dabei melirt gewesen." Ich habe ihn so eben durch ein Billet gefragt, ob er mir etwas Gewisses hierüber sagen könne; er antwortete aber nichts darauf. Verzeihe, daß ich noch einmal diese Sache berühre; es ist aber das letztemal, und ich werde in keinem Brief mehr daran denken. Nach dem, was Goethe gesagt, wird es mir evident, daß es der Markgraf ist, und Dalberg was davon weiß.

1. 11.

Fourierbuch 1. 11. 1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog. 2. Durchl. Herzogin . . . 6. Herr Geh. Rath v. Göthe.

6. 11.

Fourierbuch 6. 11. 1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 7. Hr. G. R. v. Herd 8. Hr. G. R. v. Göthe 9. Hr. HfR. Wieland. Abends . . . war Comedie [Wenn sich zwei streiten, gewinnt der dritte],

249

1788 7.11.

Weimar An Herzog Ernst von Sachsen-Gotha 8 . 1 1 . 1 7 8 8 (WA IV 9, 51)

Von. einem gestrigen Balle und Punschgelage bin ich an Leib und Seel' verstimmt. Caroline Herder an Herder 1 4 . 1 1 . 1 7 8 8 (Düntzer« S. 170)

B 2 316b B 3 912

Die Schardt erzählte mir hernach [am 8. 11.], daß er den Tag vorher auf dem tanzenden Picknick mit keiner gescheidten Frau ein Wort beinah geredet, sondern den Fräuleins nach der Reihe die Hände geküßt, ihnen schöne Sachen gesagt und viel getanzt hätte. Die Kalbin findet das nun abscheulich, daß er die jungen Mädchen auf diese Weise reizt etc. Kurz, er will durchaus nichts mehr für seine Freunde sein. Ich vermuthe, daß er nach Weihnachten bald zu Euch kommt, und dies wäre sehr gut. Für Weimar taugt er nicht mehr; im Gegentheil glaube ich, daß das Gelecke an den jungen Mädchen dem Herzog, der dabei war, nicht eben die besten Eindrücke gibt. 8.11.

Caroline Herder an Herder 1 4 . 1 1 . 1 7 8 8 (Düntzer· S. 170)

B 3 912

Sein Betragen ist gar sonderbar. Vorigen Sonnabend wurden wir endlich zur Ansicht der Zeichnungen zu ihm eingeladen, die Stein, Schardt, Imhof und ich. Wir hofften auf d i e s e n engen Cirkel, weil es das erstemal war. Aber siehe die Frau von Oertel, ihr Mann und alle Kinder waren dazu geladen, auch Voigt. Die Kalbin kam nicht, da er ihr noch nicht einmal einen Besuch gemacht hat. Es war uns allen höchst unwohl, und ein jedes ging vor 7 Uhr mit Vergnügen w e g . . . Der Herzog kam den Sonnabend auch zu Goethe. vor 9.11. Schiller an Charlotte v. Lengefeld 1 3 . 1 1 . 1 7 8 8 (Jonas 2,143)

B 2 316a B 3 910

Göthe ist nicht hier [in Weimar], kommt aber bald wieder . . . Göthe, heißt es, wird bei uns bleiben, ob er schon so gut als ganz ausgetreten ist, und alle Geschäfte abgegeben hat. Alles spricht hier mit ungemeiner Achtung von ihm und will ihn zu seinem Vortheil verändert gefunden haben. Er soll weit weniger H ä r t e n haben als ehmals. Schiller an Körner 1 4 . 1 1 . 1 7 8 8 (Jonas 2,146)

B 2 318a B 3 911

Bei meiner Zurückkunft habe ich den armen Merkur in Todesnöthen gefunden . . . Die Autoren wollen frisch bezahlt seyn . . . Göthe ist jezt auch dazugetreten, und er [Wieland] hat mir im Vertrauen gesagt, daß Göthe nichts wegschenke. Wieland meint, daß er weit mehr Profit von seinen Arbeiten sich zu ziehen getraue, wenn er sie einzeln herausgäbe. Nun ist noch ein Ausweg, worüber er mir eben eine kategorische Antwort abfodert, nehmlich die alte schon voriges Jahr projectirte Entreprise, den Merkur ganz nach einem neuen und der Nation interessanten und anständigen Plan herauszugeben, wovon der Merkure de France, der schon 140 Jahre subsistirt, das Modell seyn soll. Zu diesem neuen Merkur nun fehlt uns eigentlich der dritte Mann, der sich diesem 250

1788

Weimar Werke ganz wie ich widmen könnte, einigen Nahmen hätte und, sobald er nicht nöthig hat ums Geld zu schreiben, etwas vortrefliches leisten könnte . . . Ich dachte Göthe könnte der dritte Mann werden, Wieland se2t aber kein großes Vertrauen in seine Beharrlichkeit. . . Göthe ist jezt auf einige Tage verreist. Es ist nun so ziemlich entschieden dass er hier bleibt, aber privatisirt. In dem Conseil steht nur noch sein Stuhl, er ist so gut als ausgetreten, die Cammer hat er ganz an Schmidt abgetreten, er ist jezt nur noch bei der Bergwerkscommission als einer bloßen Liebhaberei. Jena

9. 11.

J. D. Färber, Kalender 9 . 1 1 . 1 7 8 8 (UB Jena)

Sind d. H. Geh. Rath v. Göth aus Weimar Ein Junger H. v. Stein ein logiert. Knebel, Tagebuch 9 . 1 1 . 1 7 8 8 (GSA, Nachlaß Knebel)

Göthe u. Friz Stein kommen gegen Abend v. W. Im Clubb mit ihnen. 11./12.11. A. Herder an Herder 1 4 . 1 1 . 1 7 8 8 (Gebhardt-Schauer 2, 56)

B 2 317 B» 913

Denn Dienstag bin ich als den 11 Novembr mit dem Prinz wieder in Jena gewesen, den Abend sind wir bey H. Professor Batsch gewessen, der hat uns lauter chymische Experimente gemacht. Den Mittwoch kam der Herzog auch hin, Nachmittag ist er mit H. Geh. v. Goethe in das Collegium von der Anatomie, welches H. Prof. Loder ließt gegangen. Der H. Geh. v. Goethe ist schon den Sontag nach Jena gereißt, u bleibt noch 14 Tage dort, er geht alle Tage von 3—4 Uhr ins Collegium. Den Dienstag sagte er zu mir, wenn es appetitlicher wäre, so hätte er mich mit genomen. Den Mittwoch um 4 Uhr fuhren wir wieder fort. Caroline Herder an Herder 14. 11.1788 (Düntzer« S. 169)

B 3 912

Vielleicht hast Du meinen Brief an Goethe adressirt, und er ist jetzt gerade in Jena, und hört bei Loder Collegia mit den Studenten. Er ist seit Sonntag dort. August fuhr mit dem Erbprinzen und Riedel den Dinstag nach; er erzählte mir, daß Goethe bei der Zergliederung eines Kopfes gewesen sei. Goethe hatte mirs längst gesagt, daß er auf sechs Wochen nach Jena gehen wollte. Es sind dies lauter Vorbereitungen zum Charakterstudium des menschlichen Körpers. Er thut sehr wohl daran, und ich wollte, daß er den ganzen Winter drüben bliebe. 9. 11.

An Knebel 8 . 1 1 . 1 7 8 8 (WA IV 9, 49) Morgen Sonntag d. 9ten treff ich bey dir ein und bleibe wohl acht Tage, ich bringe Fritzen mit, der früher wieder nach Hause reiten wird. Ich will die Myologie nochmals angreifen und sehn ob ich Bresche schießen und sie mit Sturm erobern kann.

251

Jena

1788 13. 11.

Knebel, Tagebuch 13. 11. 1788 (GSA, Nacblaß Knebel)

Herzog reitet früh weg, nach Apolda. . . Mittags mit G. in Drakendorf bey H. v. Ziegesar gespeißt. In Lobeda. Abends beym Mondschein hereingeritten. An Carl August 16. 11. 1788 (WA IV 9, 58)

Ich fange noch einmal an, um zu melden daß wir in Drackendorf gewesen sind das Zigesarische Blut zu beschauen. Die großgewachsnen Mädchen haben uns sehr in die Augen gestochen. Die jüngste [Charlotte] wird eben konfirmirt und kann die Propheten nicht merkken, die mittelste [Caecilie] ist würcklich ein Schatz, die ältste [Friederike] nähert sich schon der Mutter. Der Vicekanzler setzte das Capitel der Königlichen Aneckdoten: vom Haß g e g e n die G e i s t l i c h e n , sehr lebhaft fort, als wenn des alten Königs Geist ihn angehaucht hätte, und wenn die Mädchen bey einigen Consistorial Geschichten auf die Teller schauten waren sie darum nichts häßlicher. 14. 11.

Knebel, Tagebuch 14.11.1788 (GSA, Nachlaß Knebel)

Mit G. Mittags Allein. Abends bey Griesbach supirt, beyde, in Gesellschaft. 15. 11.

C. F. Treuttel an seine Eltern 4.12.1788 (Aukt.-Kat. Henrici 15, 18)

Den Geheimen Rath von Goethe . . . besuchte ich in seinem Logis und fand ihn und genoß ihn zum andern mal in der Bibliothek. 13./16.11. An Carl August 16. 11.1788 (WA IV 9, 56)

Ich halte mich besonders an Griesbachs, welches sehr wackre, verständige Leute sind. Im Conzert, Club und überall suche ich jeden zu sprechen und ihm Zutrauen einzuflößen. Die Gräfinn Pagda aus Prag ist angekommen, ihren Eyerstock Starcken anzuvertrauen. Ich habe sie im Conzert gesehen . . . Es ist eine Frau in mittlem Jahren, die wohl aussieht. Die wiederhohlte Hierherkunft des Prinzen giebt den Einwohnern die Hoffnung, daß er dereinst einige Zeit hier zubringen könnte. Dieser Gedancke verbreitet eine besondere Heiterkeit, man vergleicht sich auch von dieser Seite mit Göttingen, welches die Englischen Prinzen besitzt, ich nähre diese Hoffnung auf eine bescheidne Weise.

An F. v. Stein 16.11.1788 (WA IV 9, 59)

Herr von Knebel grüßt dich, und will sehen, daß er dir einen solchen Hausrath verschaffen kann, wie du ihn brauchst. Ich habe mich recht wohl befunden,

15. 11.

Zur Begegnung mit C. F. Treuttel vgl. die Stammbucheintragung ChronWGV 24, 26

252

1788

Jena auf dem Balle habe ich viel getanzt, bin in Lobda und Drackendorf gewesen, vorgestern bei Grießbach zum Abendessen, gestern im Conzert, und so geht es immer fort. Du siehst, daß Jena zum lustigen Leben inspirirt... Mit Knebel wird viel geschwätzt, und er muntert mich auf, Manches niederzuschreiben.

19. 11.

Knebel, Tagebuch 19. 11. 1788 (GSA, Nachlaß Knebel)

Nachmittags mit G. bey Mde Griesbach. Abends supirt bey Loder. 9./21.11.

G. Hufeland an Bertuch 23. 11.1788 (GJb 2,410)

Goethen, der unsere hiesige Gesellschaft fleissig besucht hat, sagen Sie unsern besten Dank für die mitgetheilte Nachricht. . . Hier war er äusserst gesellig und artig. 9./21.11. B. R. Abeken, Goethe in meinem Leben (Abeken2 S. 255)

B 3 871

Die Empfindung Goethes, da er sich nach der Rückkehr aus Italien wie ein V e r b a n n t e r vorkam, konnte sie [Charlotte v. Stein] nicht nachempfinden. In dem gewaltigen Menschen mag sich diese Empfindung gewaltig ausgesprochen haben. Die Griesbach schilderte ihn mir einmal in einer Scene, wo er sie, aus Italien zurückkehrend, besuchte. „Er schnaufte" war ihr Ausdruck; sie wollte einen Menschen darstellen, der in einer seiner Natur nicht gemäßen, drückenden Atmosphäre nicht athmen, nicht leben kann. 21. 11.

J. D. Färber, Kalender 21. 11. 1788 (UB Jena)

Sind d. H. Geh. Rath v. Göthe, und d. H. Major v. Knebel nach Weimar gereist.

Weimar Knebel, Tagebuch 21. 11.1788 (GSA, Nachlaß Knebel)

Nachmittags mit G. herübergefahren nach Weimar. Abends daselbst auf dem Pickenik u. Ball. 22. 11.

Caroline Herder an Herder 2 3 . 1 1 . 1 7 8 8 (Düntzer6 S. 181)

B 3 914

Goethe und Knebel sind gestern von Jena gekommen; sie haben mich besucht, jeder einzeln, und trafen sich zusammen. Goethe hat den ganzen menschlichen Körper durchgenommen bei Loder, und ist sehr heiter. Er hat die Briefe an 17.11.

An Carl August 1 6 . 1 1 . 1 7 8 8 (WA IV 9, 56) Ich . . . will sie [Gräfin Pachta] morgen besuchen.

21. 11.

An F. v. Stein 1 8 . 1 1 . 1 7 8 8 (WA IV 9, 60) Zur Nachricht dient . . . daß ich Freitag Abends noch zum Balle komme.

253

Weimar

1788

Gottfried über Tivoli und an August über das Museum gelesen, und sich sehr darüber gefreut; ich selbst habe sie wohl sechsmal gelesen, und ist mir innig wohl gewesen, daß Du in Tivoli so glücklich warst. . . Knebel hat Besitz von seinem neuen Logis hier genommen, und wird einige Zeit hier bleiben. Er und Goethe grüßen Dich tausendmal. Es marschiren 20,000 Preußen nach Polen, und da murmelt man sich ins Ohr, daß der Herzog wieder nach Berlin gehe. Das ist das Neueste; Goethe weiß aber nichts davon. 24.11.

Knebel, Tagebuch 2 4 . 1 1 . 1 7 8 8 (GSA, Nachlaß Knebel)

Mittags wieder bey Hof. Cencis von Göthe erhalten. Visiten mit Göthe . . . Club. 25. 11.

Knebel, Tagebuch 2 5 . 1 1 . 1 7 8 8 (GSA, Nachlaß Knebel)

Mittags bey Geh. R. Fritsch, mit Frau v. Berg u. Göthe. Abends bey Frau v. Stein. 26.11.

Knebel, Tagebuch 2 6 . 1 1 . 1 7 8 8 (GSA, Nachlaß Knebel)

Thee bey Göthe. Fr. v. Berg da. Caroline Herder an Herder 12. 12. 1788 (Düntzer6 S. 191)

Die Frau von Berg ist vor vierzehn Tagen hier durchgekommen; sie hat eine Reise mit ihrem kleinen Mädchen allein gethan in die Schweiz —; sie kehrt gesund und heiter wieder zurück auf ihr Landgut bei Berlin, wo sie beständig wohnt. . . Man sagt, sie sei sehr artig gegen Goethe gewesen und er gegen sie. 30.(?) 11. Caroline Herder an Herder 3 0 . 1 1 . 1 7 8 8 (Düntzer® S. 183)

Goethe grüßt Dich; er ist heute mit dem Herzog nach Gotha.

23.11.

Fourierbuch 2 3 . 1 1 . 1 7 8 8 (STA Weimar) Abends . . . Fürstl. Tafel . . . Herr Geh. R. v. Göthe.

24.11.

Fourierbuch 2 4 . 1 1 . 1 7 8 8 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 6. Herr Geh. Rath v. Göthe 7. Herr Hofrath Voigdt, 8. Herr Major v. Knebel.

26.11.

Fourierbuch 2 6 . 1 1 . 1 7 8 8 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 9. Hr. Geh. Rath v. Göthe, 10. Hr. Major v. Seebach, 11. Hr. Graf La Vallette. 12. Hr. Baron v. Tankelmann... Heute liesen sich Melden und waren an Hof gebeten I Frau Domherrn von Berg aus Sachßen.

30.11.

Fourierbuch 3 0 . 1 1 . 1 7 8 8 (STA Weimar) Durchl. Herzog, reiseten heute Morgens 9 Uhr, in Begleitung des Herrn Geh. Raths v. Göthe, nach Gotha.

254

1788 Nov.

Weimar Catl August an Anna Amalia 29.11.1788 (Bergmann S. 81)

B 3 915

Göthe lebt immer als homme de lettre, Knebel als Natur- und Menschenforscher, wohl auch als etwas Grübler. . . Göthe hat mir einen sehr schönen Stein von Pichler, eine Nemesis vorstellend, verschafft; sie ist vortrefflich geraten. Gotha 30.11./

Prinz August von Sachsen-Gotha an Herder 18. 12. 1788 (GJb 6, 40)

Ihr guter Herzog und sein treuer Achates waren eben hier. Caroline Herder an Herder 12.12.1788 (Düntzer« S. 192)

B 2 318 B 3 920

Als [in Gotha] Dein Brief an Prinz August kam, stand gerade Goethe bei ihm, und bat ihn, unserm Herzog nichts davon zu sagen, weil er noch keinen von Dir erhalten hat. An das Geheime Consilium 9.12.1788 (WA IV 9, 65)

Er [Schiller] hat seine Erklärung dahin gegeben: daß er eine auserordentliche Professur auf der Jenaischen Akademie anzunehmen sich wohl entschließen könne, wenn auch selbige vorerst ihm ohne Gehalt konferirt werden sollte. Er würde suchen sich in der Geschichte fest zu setzen und in diesem Fache der Akademie nützlich zu seyn. Endesunterzeichneter [Goethe] hat hierauf, da es in Gotha Gelegenheit gab von Akademischen Sachen zu sprechen, sowohl Serenissimo nostro et Gothano als auch Herrn Geh. Rath v. Franckenberg die Eröffnung gethan und der Gedancke ist durchgängig gebilligt worden, besonders da diese Acquisition ohne Aufwand zu machen ist. Weimar 4. 12.

Knebel, Tagebuch 4. 12. 1788 (GSA, Nachlaß Knebel)

Göthe kommt von Gotha zurück. Abends bey ihm u. Moriz. Knebel an Henriette v. Knebel 5. 12.1788 (Düntzer4 S. 91)

B 3 916

Gestern. . . kam Moritz zu mir, der Verfasser von „Anton Reiser" . . . Er bleibt einige Zeit hier, und wohnt bei Goethen, bei welchem ich gestern Abends noch mit ihm war. 5.12.

K. Ph. Moritz an A. Macco 6.12.1788 (Eybisch S. 239)

B 2 322 B 3 917

Seit gestern bin ich nun hier . . . in G ö t h e n s H a u s e , wo ich mich, wie Sie leicht schließen können, sehr wohl befinde. Gleich gestern Abend über Tisch 255

Weimar

1788

fragte Göthe ausdrücklich: was macht Makkow? und freute sich sehr, als ich ihm Ihre glücklichen Umstände erzählte. Knebel, Tagebuch 5. 12. 1788 (GSA, Nachlaß Knebel)

Abends bey Göthe mit Moriz. 6. 12.

Knebel, Tagebuch 6. 12. 1788 (GSA, Nachlaß Knebel)

Mittags bey Hof mit Göthe. 7. 12.

Knebel, Tagebuch 7. 12. 1788 (GSA, Nachlaß Knebel)

Gegen Abend bey Frau v. Stein, nachher bey Hof. Abends noch bey Göthe u. Moriz. 8.12.

Knebel, Tagebuch 8. 12. 1788 (GSA, Nachlaß Knebel)

Abends m. Frl. Altenstein bey Göthe. Caroline Herder an Herder 12. 12. 1788 (Diintzer6 S. 189)

B 2 324 B 3 920

Ich habe Deinen lieben Brief vom 22. November Montag den 8. d. erhalten . . . Goethe kam den Abend ein wenig zu mir, um zu hören, was ich Gutes von Dir hätte. Er nahm an allem Theil, und besonders daß die Herzogin so artig gegen Dich ist. Die Göchhausen schrieb an die Stein und die Kalb viel Gutes von Dir, so wie sie an die Steinin von Deinem Mißverhältniß mit der Seckendorf ein Wort fallen ließ, und an andre vielleicht schon mehr darüber geschrieben. Kurz, Goethe erzählte mir, daß der Herzog ihn darüber befragt, und daß er nicht umhin gekonnt hätte, ihm die Wahrheit zu sagen. Darauf habe der Herzog gesagt: „Wenn Herder was braucht, so will ichs ihm geben." Goethe lehnte es aber ab und sagte: „Für diesmal muß Dalberg zahlen, und ist hierüber alles in Richtigkeit: wenn Sie aber zu einer andern Zeit etwas für ihn thun wollen, so thun Sies." Mich dünkt, diese Antwort war von Goethe ganz verständig und gut. Ich hoffe nicht, daß Du darüber ungehalten wirst. Jedermann weiß hier, daß Du nicht bei Dalberg wohnst und nicht mehr bei ihm issest, und es würde sonderbar lassen, wenn man gegen die wenigen, mit denen wir umgehen, ein Geheimniß daraus machen wollte. Goethe grüßt Dich herzlich. Moritzens Gegenwart thut ihm sehr gut, und er muß so lange hier bei ihm bleiben, bis Tasso fertig ist. 6. 12.

Fourierbuch 6 . 1 2 . 1 7 8 8 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 6. Hr. G. R. v. Göthe 7. Hr. Maj. v. Knebel. Abends . . . War Comedie!

7. 12.

Fourierbuch 7. 12. 1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 17. Herr Geh. Rath v. Göthe, 18. Herr Geh. Rath Schnauß, 19. 20. Herr und Fr. Gräfin y. Marschall. . . 2 6 . - 2 9 . 4. Engeländer.

256

Weimar

1788 9. 12.

Knebel, Tagebuch 9. 12. 1788 (GSA, Nachlaß Knebel)

Mit dem Herzog aufs Eis . . . Zu Göthe mit ihm. Abends zu Haus. 10. 12.

Knebel, Tagebuch 10. 12. 1788 (GSA, Nachlaß Knebel)

[Abends] beym Herzog gerufen, Göthe u. Moriz da. 11. 12.

Knebel, Tagebuch 11. 12. 1788 (GSA, Nachlaß Knebel)

Abends bey Göthe. Herzog, Wieland u. Moriz da. 12. 12.

Caroline Herder an Herder 12. 12. 1788 (Düntzer« S. 192)

B 3 920

Ich bin diesen Nachmittag zu Frau von Stein eingeladen worden, weil Moritz bei ihr war. Goethe blieb nur eine Stunde noch da; wir waren heiter. Die Kalbin kam auch, und die Gelegenheit gabs, daß Moritz über die dramatische Kunst gar hübsche Sachen sagte. Schiller an Charlotte v. Lengefeld und Caroline v. Beulwitz 12. 12. 1788 (Jonas 2,178) B 3 921

Heute habe ich mir viele Besuche vorgenommen, au[ch] bei Göthen. Göthe ist so gar selten allein, und [ich] möchte ihn doch nicht gerne bloß beobachten, sondern mir auch etwas für mich aus ihm nehmen. Der Herzog ist die Abende fast immer da, und den Vormittag belagern ihn Geschäfte. Frau von Stein sehe ich vielleicht auch. 5./12.12.

Knebel an Anna Amalia 12. 12. 1788 (STA Weimar, HA A XVIII 67)

Der Geist der süssen, herrlichen — aber fernen Kunst, ergözt mich hier zuweilen im Nachklang, der mir aus Göthens Unterredungen anschlägt. Ich höre u. sehe, wie von einem fernen Zauber, wie von einer Melodie übers Meer her . . . Moriz ist hier u. wohnt bey Göthen. Es ist gar ein guter rechtsinniger Mensch u. thut G. sehr wohl, bey Ausarbeitung seines Tasso, woran er sehr fleißig ist. Auch wird ihm sein relais wohl bekommen. Schiller an Körner 12. 12. 1788 (Jonas 2, 180)

B 2 323 B 3 919

Moritz ist eben hier auf seiner Rückreise von Italien; er wohnt bei Goethe. Letzterer hat ihm seinen Stempel mächtig aufgedrückt; sie kamen einander in Rom sehr nahe, und Moritz ist über Goethes H u m a n i t ä t panegyrisch entzückt . . . Meine Geschichte [der Niederlande] circulirt hier stark. Goethe hat sie jetzt. 13. 12.

Caroline Herder an Herder 19. 12. 1788 (Düntzer« S. 199)

B 3 922

In diesen letzten acht Tagen ist nichts Bemerkenswerthes vorgefallen. Goethe war vorigen Sonnabend eine Stunde bei mir, es waren aber die Volgstädts gerade da. Von Moritz wurde viel gesprochen. 257 17 Goethe, Gespräche III

Weimar

1788

Knebel, Tagebuch 13.12.1788 (GSA, Nachlaß Knebel)

Abends bey Göthe. 14. 12.

Knebel, Tagebuch 14. 12. 1788 (GSA, Nachlaß Knebel)

Abends bey Hofrath Voigt, mit Göthe u. Moriz. 15.12.

Knebel, Tagebuch 15.12.1788 (GSA, Nachlaß Knebel)

Abends mit G. im Club. Oberbergrath Trebra da. 1. Hälfte Dez

"

Schiller an Caroline v. Beulwitz 10.12.1788 (Jonas 2,173)

B 3 918

Diese Woche hat mich Moriz besucht. . . Von Göthen ist er nun ganz durchdrungen und enthousiasmirt. Dieser hat ihm auch seinen Geist mächtig aufgedrückt, wie er überhaupt allen zu thun pflegt, die ihm nahe kommen. Aber ich finde, dass er auf Moriz gut gewirkt hat. . . Von Göthen spricht er mir zu panegyrisch. Das schadet Göthen nichts, aber ihm. Schiller an Körner 15.12.1788 (Jonas 2,182)

B 2 319 B 3 923

Du wirst in zwei oder drei Monaten aller Wahrscheinlichkeit nach die Nachricht erhalten, daß ich Professor der Geschichte in Jena worden bin; es ist fast so gut als richtig. Vor einer Stunde schickt mir Goethe das Rescript aus der Regierung, worin mir vorläufige Weisung gegeben wird, mich darauf einzurichten. Man hat mich hier übertölpelt, Voigt vorzüglich, der es sehr warm beförderte. Meine Idee war es fast immer, aber ich wollte wenigstens ein oder einige Jahre zu meiner bessern Vorbereitung noch verstreichen lassen. Eichhorns Abgang aber macht es gewissermaßen dringend, und auch für meinen Vortheil dringend. Voigt sondirte mich, an demselben Abend ging ein Brief an den Herzog von Weimar ab, der just in Gotha war mit Goethe; dort wurde es gleich mit ihnen eingeleitet, und bei ihrer Zurückkunft kams als eine öffentliche Sache an die Regierung. Goethe beförderte es gleichfalls mit Lebhaftigkeit und machte mir selbst Muth dazu . . . Ich bin in dem schrecklichsten Drang, wie ich neben den vielen, vielen Arbeiten, die mir den Winter bevorstehen und des Geldes wegen höchst nothwendig sind, nur eine flüchtige Vorbereitung machen kann . . . Goethe sagt mir zwar: docendo discitur; aber die Herren wissen alle nicht, wie wenig Gelehrsamkeit bei mir vorauszusetzen ist. 16. 12.

Knebel, Tagebuch 16. 12. 1788 (GSA, Nachlaß Knebel)

Mittags bey Geh. Rath Goethe, mit Moriz. Fr. v. Stein. Fr. v. Kalb. 16.(?) 12. Chr. W. Büttner an Knebel 15.12.1788 (Düntzer5 1,140) Der Herr Hofrath Loder . . . bittet, der Geheimerath [Goethe] wollen so gütig sein, bei Dero Ueberkunft, ihr Microscop ohnschwer mitzubringen.

258

Weimar

1788 17.12.

Knebel, Tagebuch 17.12.1788 (GSA, Nachlaß Knebel)

Abends bey G. 19.12.

Knebel, Tagebuch 19.12.1788 (GSA, Nachlaß Knebel)

Abends bey Göthe. 20. 12.

Knebel, Tagebuch 20.12.1788 (GSA, Nachlaß Knebel)

Abends mit Göthe u. Moriz beym Herzog, bis 12. Uhr. 21.12.

Knebel, Tagebuch 21.12.1788 (GSA, Nachlaß Knebel)

Abends bey Hof, nachher bey Göthe. 22.12.

Caroline Herder an Herder 25.12.1788 (Düntzer· S. 203)

B 2 326 B» 929

Den Montag war die Stein, die Kalb und Moritz zum Caffee bei mir; gegen Abend kam Goethe und Knebel. Wenn wir Frauen mit Moritz allein sind, da geht es gar hübsch; er ist alsdann unser Prophet, und unsre Kenntnisse nehmen jedesmal zu. So war er zwei Tage vorher zum Caffee allein bei mir; wir kamen auf Goethens Werke; da sagte er mir, wie er durch das Studium der Perspective darauf gekommen sei, den Mittelpunkt in einem Stück aufzusuchen; den müsse man nun nicht am Ende des Stücks, sondern in der Mitte suchen, so wie alle Radien vom Mittelpunkt ausgehen, und sich in den Anfang und Ende verlieren. So ist in Egmont der Mittelpunkt die Scene, da Clärchen vor Egmont kniet, und fragt: „Bist Du der Egmont etc.", und er antwortet: „Nein, der Egmont bin ich nicht etc., Dein Egmont bin ich", und Clärchen: „So laß mich sterben! die Welt hat keine Freuden auf diese." Hier sei der höchste Punkt des Stücks. E r und C l ä r c h e n . Politik ist ihm nichts gegen dieses Verhältniß; an dieser Scene hängt nun sein Tod und Clärchens freiwilliger Tod. Moritz hat noch vieles und manches auseinandergesetzt, das hier zu weitläufig ist. Mich dünkt, es sei eine gute und leichte Art, die Sache, worauf es ankommt, zu suchen. Er selbst hat hier nur erst den glücklichen Fund durch das Studium der Perspective gethan, und ist selbst darüber in seiner gehaltenen Gemüthsart sehr zufrieden, weil Goethe ihm Recht gibt. . . Den Montag war nun wieder die Rede davon, und wir fragen nach dem Mittelpunkt in Götz von Berlichingen; den sollten wir aber selbst aufsuchen, sagte er; er hätte ihn auch gefunden, und es Goethe gesagt; da hätten sie zusammen sehr gelacht. Goethe war über Deinen Brief an ihn vergnügt; er dankt Dir und grüßt Dich, auch Knebel, Frau von Stein und Kalb; sonst sehe ich niemand. um 22.12. K. F. Klischnig, Erinnerungen aus den zehn letzten Lebensjahren meines Freundes Anton Reiser (Klischnig S. 212)

Reiser glaubte in einem jeden Meisterwerke, der Wissenschaft sowohl als der Kunst, müsse sich ein gewisser Punkt auffinden lassen, von welchem aus man 259 17*

1788

Weimar die Zweckmäßigkeit des Ganzen allein zu beurtheilen im Stande sey. In diesen Punkt müßten alle Theile, wie die Radien eines Zirkels in dem Mittelpunkt desselben, zusammentreffen, und aus diesem Gesichtspunkt betrachtet, sich uns als n o t h w e n d i g , ihrem Wesen und ihren Stellungen nach, darstellen. Diesen Punkt zu finden hielt er freilich in manchen Fällen für sehr schwer, und nur mit vieler Mühe hatte es ihm bei einigen Werken geglückt. In Werthers Leiden fand er ihn in dem Briefe, wo dieser an seinen Freund schreibt: „ E s hat sich v o r meiner Seele wie ein V o r h a n g w e g g e z o g e n , und der Schauplatz des unendlichen Lebens verwandelt sich vor mir in den Abgrund des ewig offnen Grabes. Kannst du sagen: das ist! da alles vorübergeht? u. s.w. Hier fängt die Katastrophe an: das Auge des Unglücklichen ist getrübt. Wenn das Thal um ihn dampft, und er im hohen Grase am fallenden Bache liegt, f ü h l t e r nicht mehr, wie sonst, die G e g e n w a r t des A l l m ä c h t i g e n , der u n s nach seinem B i l d e schuf, das Wehen des A l l i e b e n d e n , der uns, in e w i g e r Wonne schwebend, t r ä g t und erhält. Es hat sich ein Vorhang vor seine Seele gezogen. E r sieht in der herrlichen N a t u r nichts als ein ewig v e r s c h l i n g e n d e s , ewig w i e d e r k ä u e n d e s Ungeheuer. Er muß nun fallen! — Er theilte seine Gedanken dem Herrn von Göthe mit, dieser ermunterte ihn, darüber etwas auszuarbeiten. K. F. Klischnig, Erinnerungen aus den zehn letzten Lebensjahren meines Freundes Anton Reiser (Klischnig S. 87)

Jetzt fieng Reiser . . . an, öffentliche Kollegia über deutsche S p r a c h e und schöne W i s s e n s c h a f t e n zu lesen . . . Das Kollegium über schöne W i s s e n s c h a f t e n machte ihm eben nicht viel Mühe, denn er legte darin die Hefte zum Grunde, nach welchen er sie im Berlinischen Gymnasium vortrug und erweiterte solche nur hie und da. Die Mängel der Sulzerschen Theorie der schönen Künste und Wissenschaften, die ihm bei dieser Arbeit oft genug vor Augen traten, brachten ihn zuerst auf den Gedanken, in Verbindung mehrerer Gelehrten eine neue Theorie der schönen Künste und Wissenschaften herauszugeben. Bis zu seinem Tode trug er sich mit dieser Idee, hatte sie schon Göthe und Wieland, die er sich zu Theilnehmern wünschte, bei seinem Aufenthalt in Weimar mitgetheilt, war auch von ihnen zur Ausführung derselben aufgemuntert worden.

260

1788

Weimar Carl August an Herder 24. 12. 1788 (Düntzer 11 S. 126)

Ein Gast, den wir seit einiger Zeit hier besitzen, der Professor Moritz, trägt das Seinige bei; sein scharfes Spähen und die seltsame und eigene Art, seine Entdeckungen einzuwickeln, um sie wieder zu zerlegen, erweckt neue Gedanken und gibt Belustigung. . . Goethe lebt von den Renten seines großen Kapitals, welches so sicher zu stehen scheint, daß keine äußeren Zufälle oder Mängel ihm Furcht für Schwächung derselben einflößen können. vor 23.12. Schiller an Charlotte v. Lengefeld und Caroline v. Beulwitz 23. 12. 1788 (Jonas 2,185) B 2 320 B 3 926

Es ist beynahe schon richtig, dass ich als Professor der Geschichte künftiges Frühjahr nach Jena gehe . . . Göthen habe ich unterdessen einmal besucht. Er ist bey dieser Sache überaus thätig gewesen, und zeigt viele Theilnehmung an dem, was er glaubt, daß es zu meinem Glück beytragen werde. Knebel dem er es entdeckt hat, war vermuthlich just in seiner theilnehmenden Laune, denn ich höre, dass es ihn sehr freuen soll. Ob es mich glücklich macht wird sich erst in ein paar Jahren ausweisen. Charlotte v. Lengefeld an Schiller 28. 12. 1788 (Fielitz 1,168)

B 2 321 B 3 927

Daß Sie Göthens theilnahme an den Schicksal andrer haben kennen lernen freut mich, er hat so etwas zutrauen erweckendes in sich, daß ich ihm alles sagen könnte; ich habe mich schon oft gefreut, wenn ich hörte wie er sich für das Wohl andrer intereßiren kann. Caroline v. Beulwitz an Schiller 29.12. 1788 (Fielitz 1,171)

B 2 327a B 3 928

Innigst freue ich mich der Nachricht von Ihrem künftigen Aufenthalt in J e n a . . . Den Antheil Göthens an dieser Sache finde ich sehr natürlich und habe ihn erwartet, es müßte sonderbar gehen, wenn Menschen wie ihr, diesen nicht an einander nähmet. 24. 12.

Knebel, Tagebuch 24. 12. 1788 (GSA, Nachlaß Knebel)

Nachmittags bey Goethe, mit Mde Griesbach, pp. 25. 12.

Knebel, Tagebuch 25. 12. 1788 (GSA, Nachlaß Knebel)

Mittags bey Goethe allein . . . Abends bey Göthe.

22. 12.

Fourierbuch 22. 12. 1788 ( S T A Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 6. Herr Göthe, 7. Herr Hofrath Wieland, 8. Herr Cammerhr. v. Schardt, 9. Chevalier Antreani. Heute liesen sich Melden und waren am Hof gebeten, Chevalier Antreani aus Italien. Abends Fürstl. [Tafel] 1. Durchl. Herzogin und 3. HofDames . . . 8. Herr Geh. R. v. Göthe, 9. Herr Major v. Knebel, 10. Chevalier d'Antreani. War Comedie.

261

Weimar

1788 26.12.

Knebel, Tagebuch 26.12.1788 (GSA, Nachlaß Knebel)

Mittags beym Herzog, mit Mor. u. Goethe. 27.12.

Knebel, Tagebuch 2 7 . 1 2 . 1 7 8 8 (GSA, Nachlaß Knebel)

Mittags bey Göthe, mit HofR. Voigt, Moriz, u. Friz Stein. Abends beym Herzog mit Moriz u. Goethe. 29.12.

Knebel, Tagebuch 2 9 . 1 2 . 1 7 8 8 (GSA, Nachlaß Knebel)

Bey Fr. v. Stein — Kalb — Göthe. 31.12.

Caroline Herder an Herder 2 . 1 . 1 7 8 9 (Düntzer8 S. 211)

B 3 930. 931

Den Dinstag Mittag kam eine Schachtel von der Frau von Frankenberg, darinnen Neujahrgeschenke für die Kinder waren . . . Nun wollten wir uns den Mittwoch hinsetzen, und ihr schreiben, da trat Goethe herein, den ich seit vierzehn Tagen nicht gesehen habe. Er nahm Theil an der Freude, schrieb den Kindern ihre Briefe, die sie wieder abschrieben, und buchstabirte dem Emil den seinigen vor; in einer Stunde war alles expedirt. . . Goethe hat mir seine abgedruckten Gedichte gegeben. . . Moritz . . . ist die Abende mit Goethe oft beim Herzog oben. Ende Dez. An Herder 27.12.1788 (WA IV 9, 68)

Moritz ist nun schon 3 Wochen hier und thut uns allen sehr wohl, besonders haben ihn die Frauen sehr in Affection genommen, denen er allerlei Lichter aufsteckt. Er ist ein grundguter Mensch, und sein Aufenthalt hier wird ihm viel nutzen . . . Deine Frau seh' ich von Zeit zu Zeit und öfter, wenn der geistliche Arzt nöthig sein will. Ich habe manche Dose moralischen Cremor tartari gebraucht, um die Schwingungen ihrer Elektraischen Anfälle zu bändigen. Jetzt ist sie sehr vergnügt. . . Wenn ich nur deiner Frau, wie auch der Frau von Stein, die verwünschte Aufmerksamkeit auf Träume wegnehmen könnte. Caroline Herder an Herder 9 . 1 . 1 7 8 9 (Düntzer6 S. 218)

B 2 327 B» 932

Ich habe einen närrischen Traum diese Nacht gehabt. Goethe aber warnte mich letzthin sehr ernstlich vor meinen Träumen; das Schlimmste dabei sei, sie machen den Verstand krank.

26.12.

Fourierbuch 26.12.1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin [1—2]: alleine, 3. 4. 5. 3. Pers. bey Durchl. Herzog . . . Abends. Wie zu Mittage.

28. 12.

Fourierbuch 28. 12. 1788 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 8. Hr. G. R. v. Göthe 9. Hr. G. R. Schmidt 10. Ms. Loydt.

262

Weimar

1789

1789 5.1.

Caroline Herder an Herder 9.1.1789 (Düntzer· S. 217)

B 2 330 B 3 932

Den Montag ward ich zum Thee bei die Stein eingeladen; die Herzogin bat sich eine kleine Gesellschaft bei ihr aus. Sie war also da mit der Waldner, die Dich gar oft, oft grüßet, der Herzog, Kalbin, Schardt, Moritz und ich, der Stein versteht sich, und die Voß, die Thee einschenkte. Goethe kam mit Moritz, ging aber bald wieder nach Hause; er arbeitet viel am Tasso, und Moritz soll nicht eher reisen, bis er damit fertig ist. Caroline Herder an Herder 19.1.1789 (Düntzer· S. 229)

B 8 934

Goethe habe ich dieses Jahr nur wenige Minuten bei der Stein gesehen. vor 8.1.

Carl August an J. F. v. Stein 8.(?) 1.1789 (Tümmler 1 1, 510)

II ne fut point question de Paffaire des 60000 ecus. Outre ceci je n'ai parle ä personne de mon erreur qu' k Goethe qui est discret et point bavard et a ma femme qui m'a lu la lettre de Madame de Coudenhove et me detrompa. 12.1.

Knebel, Tagebuch 12.1.1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Abends bey Göthe. 13.1.

Knebel, Tagebuch 13.1.1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Göthe, Moriz, hier. Abends beym Herzog mit vorigen bis Mitternacht.

8. 1.

Fourierbuch 8. 1.1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog. 2. Durchl. Herzogin . . . 6. Herr Geh. Rath v. Göthe.

11. 1.

Fourierbuch 11.1.1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin 3. Durchl. Herzog v. Meiningen . . . 18. Hr. G. R. Schnauß 19. Hr. G. R. v. Göthe. Fourierbuch 12.1.1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 6. Hr. G. R. v. Göthe.

12.1. 14.1.

Fourierbuch 14.1.1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 7. Hr. G. R. v. Göthe 8. Hr. Major v. Knebel 9. Hr. Rittm. LaValette.

263

Weimar

1789 14.1.

Knebel, Tagebuch 14. 1. 1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Abends bey Göthe. 1. Hälfte

F. y. Stein an Charlotte v. Lengefeld Jan. 1789 (Urlichs1 1, 426)

Jan.

Hier haben Sie ein Lied aus dem achten Band von Goethe's Werken. Er gab mir einige Bogen, die eben von Leipzig aus der Presse kamen, zu lesen, und ich merkte mir dies Lied, um es Ihnen zu schicken. Es wird nun bald der achte Theil von Goethe's Werken ganz abgedruckt sein. Das Kupfer dazu ist gar schön, die Angelica hat es gezeichnet und Lips gestochen. Caroline Herder an Herder 1 9 . 1 . 1 7 8 9 (Düntzer· S. 228)

B 3 934

Goethe ist fleißig beim Tasso gewesen, wie mir gestern Moritz sagte; er ist aber noch nicht damit fertig, und pausirt ein wenig. Caroline Herder an J. G. Müller 19.1. 1789 (Prot. Monatsbll. 14,206)

B s 935

Moritz ist hier bei Goethe; er hat ihn in Rom kennen lernen. . . Goethe arbeitet an seinem Tasso. Der Band, der die Gedichte enthält, ist bald gedruckt und wird früher erscheinen, als die übrigen. 16. 1.

Knebel, Tagebuch 16. 1.1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Nachher [abends] in der Redoute. Zigeunerinnen daselbst, nebst Versen [von Knebel] an Göthe [„Du bist entfernt von Rom ο Freund laß dich nicht kränken . . ."] u. Moriz [„Es grüßen Dich ο feiner Geist Dich vieler Sprachen Meister . . ."] pp. 19. 1.

Knebel, Tagebuch 19. 1. 1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Abends im Club, Graf Lavalette. Noch bey Göthe. 22. 1.

Knebel, Tagebuch 22. 1. 1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Mittags bey Göthe. vor 24.1. Charlotte v. Kalb an Charlotte v. Lengefeld 24. 1. 1789 (Urlichs1 2, 220)

Goethe kenne ich für den gesellschaftlichen Umgang noch gar wenig; es kommt vielleicht von meiner eigenen Nachlässigkeit her.

20. 1.

Fourierbuch 20. 1. 1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog. 2. Durchl. Herzogin . . . 6. Herr Geh. Rath v. Göthe, 7. Herr HofRath Wieland.

23. 1.

Fourierbuch 23. 1. 1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 9. 10. Herr und Fr. Vice Canzler v. Ziegesar, 11. 12. 2. Fräul. v. Ziegesar . . . 15. Herr Geh. Rath v. Göthe, 16. Herr Major v. Knebel. Heute liesen sich Melden und waren am Hof gebeten, Hr. und Frau vice Cantzler von Ziegesar, desgl. 2. Fräul. v. Ziegesar, von Gotha.

264

1789 24.1.

Weimar Knebel an A. J. G. C. Batsch 2 4 . 1 . 1 7 8 9 (GSA, Nachlaß Knebel VII5)

Ihr Wunsch zu einer neuen botanischen Anlage liegt mir sehr nah. Noch ist hiezu hier nichts geschehen... Wir wollen also nur für uns thun was wir können; und ich will diesen M o r g e n noch, Ihren Plan mir von Geh. Rath Göthe geben lassen, und solchen dem Herzog, nebst einigen Zeilen, zuschicken. Daß es Göthe selbst nicht thut, dazu hat er Ursachen; die auch Sie bald erkennen würden . . . Göthe grüßt Sie herzlichst. Knebel, Tagebuch 2 4 . 1 . 1 7 8 9 (GSA, Nachlaß Knebel)

Mittags bey Göthe. Karneval von Rom gelesen. In der Komödie die Jesuiten. vor 26. 1. Caroline Herder an Herder 26. 1. 1789 (Düntzer6 S. 231)

Moritz ist meist bei Goethe, da er nur noch wenige Zeit hier ist. 26. (?) 1.

A. Herder an Herder Ende Jan. 1789 (Gebhardt-Schauer 2, 70)

B 2 328 B 3 925

Der H. Geheimrath von Goethe hat uns 2 Bilder geschickt wo Brunnen in Rom ganz mit Eis überzogen waren, und alles beschneit war, und lies dabey sagen: so sähe es jezt in Rom aus, aber Sie wärmten sich am Vesuv. vor 28.1. Bertuch an Chr. G. Schütz 2 8 . 1 . 1 7 8 9 (Grenzboten 42 III S. 503)

Wenn die Recension vom Römischen Carneval [in der ALZ] noch nicht abgedruckt ist, so rügen Sie doch darinne noch drey häßüche Druckfehler mit, die der unsägliche Tölpel H. Unger, aller Cartons und Erraten Tafel ungeachtet, doch noch hat stehen laßen, und worüber Göthe des Teufels werden möchte... es sind folgende S. 60. Z. 15. Puzzelane 1. Puzzolane S. 60. Z. 17. Stallpferde 1. Stallknechte. S. 61. Z. 2 zerückzulegen 1. zurückzulegen. Göthe bittet mich expreß deßhalb an Sie zu schreiben, und Sie zu ersuchen, Unger'n darüber einen Hieb zu geben; und ihm öffentlich zu sagen, daß es unverzeyhlich für eine Officin, die sich Typographischen Geschmacks und Schönheit rühme, sey, ein so kleine[s], und von allen Seiten so vollendetes Werck, noch mit so groben und häßlichen Druckfehlern zu verunstalten.

27. 1.

Fourierbuch 27. 1. 1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. Durchl. Herzog Durchl. Herzogin Hr. G. R. v. Göthe Hr. Maj. v. Knebel Hr. Prof. Moritz all[ein],

265

Weimar

1789 27./28.1. An Knebel 2 8 . 1 . 1 7 8 9 (WA IV 9, 71)

Ich habe an dir bemerckt und habe durch Moritzen ausführlicher gehört daß du über den Brief im Merkur böse bist. 26. l./l. 2. Knebel an Herder 2. 2.1789 (*Düntzer7 3,46; SB Berlin, PrK, Herder XLII) B 2 N 330a B 8 941

Um Ihnen von unserm philosophischen Wesen, wie Sie wollen, etwas zu sagen, so ist die Sache sogar unter uns zum Kriege gekommen. Göthe hat nemlich aus Italien eine Menge eingeschränkte Begriffe mitgebracht; so, daß wir von dem Allen nichts wissen, daß unser Wesen zu eingeschränkt sey, um von. der Dinge Daseyn u. Wesen nur einigen Begrif zu fassen, daß alles absolutissime auf die individuelle Existenz eingeschränkt sey, und daß uns also nichts zu denken u. zu begreifen übrig bleibe, als Einzelne Fälle u. Untersuchungen oder der Umfang der Kunst, u. s. w. Diese Sätze wurden mehr u. mehr in Gesellschaft des guten Moritz, der ein sehr mikroskopisches Seelenauge hat, zubereitet, und da ich nicht ganz derselben Meynung war, auch mich wider einige Sätze u. sonderlich wider die Manier des Styls u. das Mystische desselben, in Moritzens Schrift von der Nachbildung des Schönen, einigermassen erklärt hatte, nach u. nach auf mich zugemünzt. So lange gieng alles freundschaftlich u. gut. Vor acht Tagen schickt mir Göthe einen, im neusten Stück des T. Merkurs gedrukten Brief von ihm, von Neapel datirt zu, mit dem schriftlichen Beysatz, daß dieses die Antwort auf meine von Jena aus geäusserten Meynungen (wegen Krystallisation des Eises an den Fensterscheiben, worinn ich den HofR. Büttner für mich hatte) seye, und daß er sich damit gegen alle unsere hagestolzen Meynungen verwahren wolle p. Eine g e d r u k t e Antwort, auf einige unbestimmte Meynungen in einen blos freundschaftlichen Briefe, mit dieser persönlichen Addresse, verdroß mich. Ich

29.1.

Fourierbuch 2 9 . 1 . 1 7 8 9 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 6. Hr. G. R. v. Göthe 7. Hr. Major v. Knebel 8. Hr. Profr. Moritz.

30. 1.

Fourierbuch 30.1. 1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 8. 9. 10. 11. Die v. Ziegesarische Familie 12. Fr. Obrist v. Trebra 13. Frl. v. Trebra 14. Hr. G. R. v. Göthe 15. Hr. HofMr. v. Trebra 16. Hr. Major v. Knebel 17. Hr. Baron v. Milkau. Heute Uesen sich melden und wurden an Hof gebethen, Hr. HofMarschall v. Trebra u. Frl. τ. Trebra aus Saarbrücken.. . Desgleichen melde sich Hr. Baron v. Milkau welcher gleichfals gebethen wurde. Abends Fürstl. Tafel von 40 Personen I Geburthstag Durchl. Herzogin . . . War die 3 t e Redoute.

31. 1.

Fourierbuch 31. 1. 1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. Durchl. Herzog Durchl. Herzogin Hr. G. R. v. Göthe Hr. Profr. Moritz allfein].

266

1789

Weimar sagte ihm dieses sogleich denselben Mittag [26. 1.], bey Frau v. Stein, wo wir in grösserer Gesellschaft zusammen assen. Ich sagte: ich würde auch gewiß darauf antworten p. Dieß wurde mit gewöhnlicher vornehmer Gleichgültigkeit behandelt. Unterdeß schlug sich Moritz in Weg, und wollte mit seiner Gutheit den kleinen Groll, den ich gefaßt hatte, besänftigen. Ich sagte ihm: G. habe mich auf eine ganz unschickliche Art öffentlich angegriffen, und da noch seine Argumente überdieß sehr schlecht wären, so glaubte ich, er habe es blos gethan, um mir Verdruß zu machen, oder mich auf diese Art demüthigen zu wollen. Er läugnete dieses, und ich erhielt darauf ein Schreiben von G. um die Sache zu accomodiren, das ich aber grob von mir wies. Nun sollte die Beleidigung auf meiner Seite seyn; ich gestand es aber nicht zu, und verfertigte die Antwort auf das gedrukte Schreiben, die ich Moritzen zuschickte. G. weigerte sich solche zu lesen, weil ich ihn nun vorher durch meinen Brief beleidigt hätte; ich sagte aber an Moritz: er müsse den Brief lesen, oder ich liesse ihn d r u c k e n , und es fände keine Vereinigung mehr unter uns statt. Er that's, und verlangte nun, daß der Brief, mit Auslassung alles Leidenschaftlichen, gedruckt werden möchte; er wolle auch wieder antworten. So weit ist es, und wir sind nun wieder Freunde, und ich bin gestern bey ihm gewesen . . . Ich habe bey diesem Streit niemand auf meiner Seite gehabt, als Frau v. Stein, die gar fein u. richtig fühlt, u. lieb u. brav ist . . . Moritz ist doch auch meinen Gründen nicht zuwider gewesen.

Knebel an Caroline Herder Febr. 1789 (Düntzer7 3, 48)

Β 2 Ν 339 a B 3 950

Unser Freund Goethe . . . ist in seinen Meinungen selbst so poetisch, als wir andern nur immer. Er setzt gar leicht etwas auf die höchste Spitze, wenn er davon eingenommen ist. Dies muß auch so sein; denn sonst wäre er kein Dichter, und die äußere gesetztere Gestalt verwahrt nur fester den leicht beweglichen Dichtergeist, den er ja selbst von sich gesteht und gestehn muß. Deshalb ist er uns nicht weniger lieb und theuer; wir verehren ihn, aber keine ausschließenden Eigenschaften für die Erkenntniß der Wahrheit gibt es deswegen nicht.

Dez./Jan. K. Ph. Moritz an A. F. v. Heinitz 1 2 . 1 . 1 7 8 9 (Eybisch S. 240)

B 3 933

So bin ich . . . im November des vorigen Jahrs von Rom abgereißt, und halte mich nun seit einigen Wochen in Weimar auf, wo ich in dem Hause des HE.Geheimraths von Göthe bin, mit dem ich anderthalb Jahre zugleich in Rom gelebt habe, und durch dessen lehrreichen Umgang und tiefe Kunstkenntnisse, ich viele Aufschlüsse erhalte, welche für meinen künftigen Unterricht gewiß höchst nützlich seyn werden. 267

Weimar

1789

Dichtung und Wahrheit. Paralipomena (WA I 53, 386)

Ankunft von Moritz. Wiederaufnahme unserer italiänischen Unterhaltungen. Dessen Schrift über die bildende Nachahmung des Schönen, das eigentlichste Resultat unseres Umgangs, kommt zu Braunschweig heraus. Antheil desselben an meinem Tasso, der eben fertig wurde. Wir erklären uns über manches und werden wechselseitig über vieles klar. Er bleibt bis ins Frühjahr 1789. Zeitverderb mit Unterlegung des Textes unter Ital. Opern. J. Chr. C. Moritz an Jean Paul 27. 7.1796 (Eybisch S. 278)

Ich kenne ihn nur aus Beschreibung von meinem Bruder [K. Ph. Moritz] . . . dieser nannte ihn gegen Vertraute immer G o t t ; und zwar nicht ganz im Scherze; denn er fügde oft die emstliche Bemerkung hinzu: „Es ist wahr, man kann sich nichts Höheres denken, als den Menschen selber, und wer sich als solcher so gleichsam über sich selbst erhebt, als Göthe, der ist Gott." ich wüßte überhaupt nicht, daß mein Bruder irgend Jemanden so ganz untadelhaft gefunden hätte, als seinen Göthe. An H. Meyer 27. 2. 1789 (WA IV 9, 72)

Danck für die Zeichnung der Figuren von der Vase. Es ist eine kostbare Composition. Oder wie Moritz will, man soll nicht Composition sagen, denn solch ein Werck ist nicht von aussen z u s a m m e n g e s e t z t , es ist von i n n e n e n t f a l t e t . Ein Gedancke in mehreren Figuren verkörpert. An Carl August 6. 4. 1789 (WA IV 9,103)

Ein Paar neue Gedichte sind dieser Tage zu Stande gekommen, sie liegen mit den andern unter Raphaels Schädel, wohin das Cahier in meinem Schrancke durch Zufall kam und nun, um des ominosen willen, da bleiben soll. Moritzen amüsirte diese Combination gar sehr. Wieland an Sophie v. La Roche 9. 1. 1789 (Horn S. 290)

. . . Moriz (der seit einigen Wochen sich bey uns aufhält, um von seiner Reise nach Italien bey seinem zu Rom gewonnenen Freunde Göthe auszuruhen). An F. H. Jacobi 2. 2.1789 (WA IV 9, 77)

Prof. Moritz war auf seiner Rückreise von Rom bey mir . . . Ich kann den Vortheil nicht aussprechen, den mir seine Gegenwart gebracht hat. An F. L. Graf zu Stolberg 2. 2.1789 (WA IV 9, 78)

Professor Moritz war auf seiner Rückreise von Rom sechs Wochen bey mir. Ein trefflicher Mann, dessen nähere Bekanntschaft ich jedem fühlenden und denckenden Menschen wünsche. 268

1789

Weimar An Anna Amalia 6. 2. 1789 (WA IV 9, 81)

Der Herzog ist am 1. Febr. nach Berlin und hat Moritzen mitgenommen der fast 2 Monate bey uns war, in meinem Hause wohnte, sehr zufrieden lebte und aller Welt wohlgefiel. Wir suchen übrigens uns en detail zu unterhalten wenn es en gros nicht recht gehen will. Erste Bekanntschaft mit Schiller (WA I 36, 248)

Die reinsten Anschauungen suchte ich zu nähren und mitzutheilen, und nun fand ich mich zwischen Ardinghello und Franz Moor eingeklemmt. Moritz, der aus Italien gleichfalls zurückkam und eine Zeitlang bei mir verweilte, bestärkte sich mit mir leidenschaftlich in diesen Gesinnungen; ich vermied Schillern, der, sich in Weimar aufhaltend, in meiner Nachbarschaft wohnte. Schiller an Körner 2. 2.1789 (Jonas 2,218)

B 2 329 B 3 936

Oefters um Goethe zu seyn, würde mich unglücklich machen: er hat auch gegen seine nächsten Freunde kein Moment der Ergießung, er ist an nichts zu fassen; ich glaube in der That, er ist ein Egoist in ungewöhnlichem Grade. Er besitzt das Talent, die Menschen zu fesseln, und durch kleine sowohl als große Attentionen sich verbindlich zu machen; aber sich selbst weiß er immer frei zu behalten. Er macht seine Existenz wohlthätig kund, aber nur wie ein Gott, ohne sich selbst zu geben — dies scheint mir eine consequente und planmäßige Handlungsart, die ganz auf den höchsten Genuß der Eigenliebe calculirt ist. Ein solches Wesen sollten die Menschen nicht um sich herum aufkommen lassen. Mir ist er dadurch verhaßt, ob ich gleich seinen Geist von ganzem Herzen liebe und groß von ihm denke. Ich betrachte ihn wie eine stolze Prüde, der man ein Kind machen muß, um sie vor der Welt zu demüthigen. Eine ganz sonderbare Mischung von Haß und Liebe ist es, die er in mir erweckt hat, eine Empfindung, die derjenigen nicht ganz unähnlich ist, die Brutus und Cassius gegen Caesar gehabt haben müssen; ich könnte seinen Geist umbringen und ihn wieder von Herzen lieben. Goethe hat auch viel Einfluß darauf, daß ich mein Gedicht [Die Künstler] gern recht vollendet wünsche. An seinem Urtheil liegt mir überaus viel. Die Götter Griechenlands hat er sehr günstig beurtheilt; nur zu lang hat er sie gefunden, worin er auch nicht unrecht haben mag. Sein Kopf ist reif, und sein Urtheil über mich wenigstens eher g e g e n mich als f ü r mich parteiisch. Weil mir nun überhaupt nur daran liegt, Wahres von mir zu hören, so ist dies gerade der Mensch unter allen die ich kenne, der mir diesen Dienst thun kann. Ich will ihn auch mit Lauschern umgeben, denn ich selbst werde ihn nie über mich befragen. 269

1789

Weimar Schüler an Caroline v. Beulwitz 5. 2.1789 (Jonas 2,222)

B 2 333 B 3 937

Ueber Göthen möchte ich wohl einmal im Vertrauen gegen Sie ein Urtheil von mir geben, aber ich könnte mich sehr leicht übereilen, weil ich ihn so äuserst selten sehe und mich nur an das halten kann, was sich mir in seiner Handlungsart überhaupt aufdringt. Göthe ist noch gegen keinen Menschen, so viel ich weiß, sehe, und gehört habe, zur Ergießung gekommen — er hat sich durch seinen Geist und tausend Verbindlichkeiten Freunde, Verehrer und Vergötterung erworben, aber sich selbst hat er immer behalten, sich selbst hat er nie gegeben. Ich fürchte er hat sich aus dem höchsten Genuß der Eigenliebe ein Ideal von Glück geschaffen, bey dem er nicht glücklich ist. Dieser Karakter gefällt mir nicht — ich würde mir ihn nicht wünschen, und in der Nähe eines solchen Menschen wäre mir nicht wohl. (Legen Sie dieses Urtheil bey Seite. Vielleicht entwickelt ihn uns die Zukunft, oder noch beßer, wenn sie ihn widerlegt.) Charlotte v. Lengefeld an Schüler 11. 2.1789 (Fielitz 1,199)

B 3 938

Sie haben ein Urtheil von G. gefällt daß mir einiges klar macht, in seinen Carackter was ich sonst nicht gut zusammen reimen könnte. Daß er sich ein Ideal von Egoismus gebildet hat, und daher sich an nichts recht innig zu seinen eignen Glück anschließen kann; er kan denen Menschen viel für sie selbst geben, aber andre ihm nichts, dies habe ich schon oft bemerkt. Er kommt sich daher oft so einsam vor, weil er sich zu groß fühlt, und ich glaube dies kan ihm trübe Augenblicke machen, deren er viele hat. Sophie v. Schardt an Chr. A. v. Seckendorf! 13. 2.1789 (GJb 25,74)

B 3 944

Cependant il me reste ä vous repondre touchant Goethe. II aime le due, il l'aime de coeur, et cela le retiendra ici pour des annees, mais il semble qu'il croit mieux le servir, en l'aimant, qu'en occupant des places en son service. Le temps fera voir si ou quels conseils il lui donne: je pense toujours que le due peu ä peu s'attachera a son pays. Au reste Goethe a vraiment rajeuni, il s'en faut peu qu'il ne devienne aussi careless, aussi heureux que son Egmont. 1. 2.

Knebel, Tagebuch 1. 2.1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Der Herzog reißt mit Moriz ab, nach Berlin. . . Mittags bey Hof. Bey Frau v. Zigesar, Magnetismus. Bey Göthe. Abends bey Frau v. Stein.

1. 2.

Fourierbuch 1. 2. 1789 (STA Weimar) Heute früh 7 Uhr verreißeten Durchl. Herzog auf einige Zeit nacher Berlin in Begleitung des Hrn. Prof. Morizensl

270

1789 4. 2.

Weimar Caroline Herder an Herder 6. 2. 1789 (Düntzer6 S. 239)

B 3 942

Ich war gerade vorgestern den Mittag bei der Steinin. Knebel, die Imhof und die Bohlin waren auch da . . . Goethe und Wieland kamen nach Tafel herüber, und da war von dem Unwesen die Rede, das die Frau Vicecanzler Ziegesar seit Sonntag mit ihren Krämpfen treibt. Sie behauptet, daß sie mit offnen und bewegenden Augen nicht sehen und auch nicht hören könne, sondern durch die Fingerspitzen sehen und hören könne, und da geht denn ein gewaltiger Spectakel mit dem Finger-Hören und Fühlen vor, und die Gescheuten finden es denn äußerst grob—platt—dumm, sie alle so zum Narren zu haben. Keins mags weder dem Manne noch der Frau sagen, daß sie betrügt. So ist denn die Reputation des Manns und der Frau herunter. . . Der Graf Marschall ist indessen völlig von der Krankheit überzeugt, und hat schon den Magnetismus in selbsteigner Person an ihr probirt, der aber nicht gelungen ist, und der Graf Beust überdenkt und bewundert aufs scharfsinnigste unsre möglichste Verfeinerung der Sinnen etc. . . . Goethe hat uns Neapel, das Meer und Vesuv aus dem Stegreif gezeichnet. 5. 2.

Knebel, Tagebuch 5. 2. 1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

An Göthe wegen Moriz Schrift. . . Abends bey Göthe. Caroline Herder an Herder 6. 2. 1789 (Düntzer« S. 241)

B 2 331. B s 942

Gestern vertraute mir Knebel etwas von seinem Streit mit Goethe und Moritz über des letztern Abhandlung [Uber die bildende Nachahmung des Schönen]. — Es ist nun alles wieder gut. Goethe zeigt Moritzens Abhandlung in der Literaturzeitung an, und hat einen Auszug davon gemacht, den er Knebeln gestern gegeben hat, worüber er sehr zufrieden war, und ihm nur nochmals seine eigne Vorstellungsart von der Schönheit der Kunst und der Schönheit der Natur deutlicher gemacht hat, und worüber, wie mich dünkt, Knebel die richtige Grenze gefunden hat. Moritz hat diese Grenze in der Abhandlung nicht deutlich bemerkt oder gar in Eins gebracht; dies wars, was den Knebel so sehr aufbrachte. Knebel an Caroline Herder 6. 2. 1789 (Düntzer6 S. 242)

B 3 332 B 3 942

Ich war gestern den meisten Theil des Abends noch bei Goethe. Den Unterschied der Schönheit als Vollkommenheit eines Ganzen und als Vollkommenheit eines scheinbaren Ganzen erkannte er nicht nur, sondern sagte auch darüber noch mehrere sehr richtige Sachen. Schönheit der Natur ist Vollkommenheit des Ganzen, zu einer anschaulichen Kenntniß gebracht; Schönheit der Kunst 4. 2.

Fourierbuch 4. 2. 1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzogin . . . 6. Herr Geh. Rath v. Göthe, 7. Herr Hofrath Wieland.

271

1789

Weimar ist gleichsam der Anblick des Vollkommnen, in der Seele des Künstlers zur Gestalt gereift und durch innere Kraft wieder zur Gestalt wirkend. Die erste Schönheit besteht in Ordnung und Gesetzen der Natur, so weit sie übereinstimmend erkannt werden; die Schönheit des Künstlers gründet sich auf dieselbe Ordnung, aber sie wirkt stärker auf die Sinneskräfte, und äußert sich durch die Art und Weise, wie der Künstler jene aufzunehmen und darzustellen vermag. Beiderlei Arten mischen sich in der Seele; die letzte allein bestimmt den Werth des Künstlers. So etwa. Ich denke, das wird uns Licht geben, über beide Arten consequent zu denken, daß Philosoph und Künstler in richtigem Verhältniß neben einander stehn können.

7. 2.

Knebel, Tagebuch 7. 2. 1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Mittags bey Göthe. Spazirengefahren mit ihm u. Frau v. Stein.

8. 2.

Knebel, Tagebuch 8. 2. 1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Gegen Abend bey Göthe. Dispute. Mit ihm bey Hof. Scherer [ ?] da. Abends bey Frau v. Kalb.

9. 2.

Caroline Herder an Herder 13. 2. 1789 (Düntzer6 S. 249)

B 2 334. 335 B 3 943

Goethe besuchte mich den Montag, und läßt Dich herzlich grüßen. Er begreift und versteht Dein inniges Gefühl ganz. Er sagte: „Wenn man sich die Gegend zueignen will, so geht man unter" — oder nach meinem Gefühl, man verliert sich selbst in dem großen Ganzen, und vergißt alles und die Welt, wie D u sagst. . . Mit Goethe habe ich mich am Montage über die Leonore im Pater Brey ausgesprochen. Ich frug ihn, ob ich diese Person so ganz gewesen wäre? Bei Leibe nicht! sagte er; ich solle nicht so deuten. Der Dichter nehme nur so viel von einem Individuum, als nothwendig sei, seinem Gegenstand Leben und Wahrheit zu geben; das übrige hole er ja aus sich selbst, aus dem Eindruck der lebenden Welt. Und da sprach er gar viel Schönes und Wahres darüber. Auch daß wir den Tasso, der viel Deutendes über seine eigne Person hätte, nicht deuten dürfen, sonst wäre das ganze Stück verschoben u. s. w. Kurz, ich war völlig befriedigt, da ich mir ihn so ganz als Dichter denke. Er nimmt und verarbeitet in sich aus dem A l l der N a t u r (wie es Moritz nennt), in das ich auch gehöre, und alle andre Verhältnisse sind dem Dichter untergeordnet. Das sehe ich jetzt deutlich, und ich sehe ihn täglich mehr in seinem eigentlichen Licht. Er ist eben ein glücklich Begünstigter von der Natur.

272

Weimar

1789 12. 2.

Knebel, Tagebuch 12. 2.1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

An Göthe, wegen seines 8.ten Theils. Mittag mit ihm bey Herzogin L. Abends bey Fr. Herder u. Frau v. Kalb. 14. 2.

Knebel, Tagebuch 14. 2.1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Mittags bey Geh. Rath Göthe nebst Hofr. Voigt. 15. 2.

Knebel an Henriette v. Knebel 16. 2.1789 (Düntzer4 S. 93)

B 2 336 B 3 945

Gestern hat uns Goethe den ersten Akt seines „Tasso" vorgelesen; er ist vortrefflich. An Herder 2 . 3 . 1 7 8 9 (WA IV 9,94)

Vom Tasso, der nun seiner Verklärung sich nähert, habe ich die erste Scene im Kreis der Freunde pubücirt. Deine Frau und Knebel haben sie am meisten genossen und durchgefühlt. vor 16.2. Chr. G. Voigt an G. Hufeland 16. 2. 1789 (Diezmann1 S. 49)

B» 946

Herr G. R. v. Goethe interessirt sich vor den jungen Hunnius, den Hammerdörfer mitgebracht hat. Dieser Mensch ist allenthalben verlassen und ich fürchte, er betritt am Ende auch das Theater, wie sein Bruder that. Und doch hat er Fähigkeiten. Sollte es keine Gelegenheit geben, ihn wo als Hofmeister anzubringen ? 16. 2.

Caroline Herder an Herder 20. 2.1789 (Düntzer® S. 252)

B 2 337 B 3 948

Ich habe sie [die erste Scene aus Tasso] vorgestern von Goethe bekommen, und sie eilig für Dich abgeschrieben, aber nur für Dich allein . . . Goethe kam den Montag, um nach Dir zu fragen. Es freute ihn sehr, als ich ihm sagte, wie Dir sei. „So war mirs auch", sagte er; „ich ließ die Hände sinken, und that nichts mehr." Knebel kam noch dazu. Goethe setzte sich nieder und zeichnete mir ein Landschäftchen. Es war ein guter Geist und ein gutes Gespräch unter uns; denn Du warst immer dabei. Zuletzt wurde noch viel vom Römischen Carneval gesprochen. Er gibt nämlich eine Beschreibung des Römischen Carnevals, wie es in den letzten acht Tagen ist, mit achtzehn Kupfern heraus, die schon meist durch Kraus fertig sind. Die Beschreibung davon ist so voll Ordnung und einer eignen Darstellung des Ganzen, die Euch wohl schwerlich,

12. 2.

Fourierbuch 12. 2. 1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzogin . . . 6. Hr. Geh. Rath v. Göthe 7. Hr Major v. Knebel.

15. 2.

Fourierbuch 15. 2. 1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzogin . . . 16. Herr Geh. Rath y. Göthe . . . 26. 27. 28. 29. 4. Engeländer.

273 18 Goethe, Gespräche III

1789

Weimar wie er selbst sagt, zum erstenmal in dem entsetzlichen Gedränge erschienen ist. Das Ende schließt sich mit einer Betrachtung über das menschliche Leben, die mir sonderbar rührend war. Auch dieser Abend Schloß sich bei den Kindern mit dem sia ammazzato etc.; sie bliesen sich die Lichter aus, da sie hinunterleuchten sollten. Ich kann nicht bergen, daß mir diese Abendstunden unter denen, die ich mitunter, zwar sparsam, in Gesellschaft zubringe, die liebsten sind. Ein verständiges Wort zu hören und den Athem eines guten Geistes zu fühlen, das ist Leben . . . Goethe und Knebel grüßen Dich. — In Moritzens Abhandlung hat Goethe das Wort nützt in meinem letzten Gespräch hierüber in dient verwandelt; dies dünkt mich noch viel richtiger. An Chr. G. Voigt 16. 2.1789 (WA IV 9, 85)

Herr v. Wedel wird Ihnen heute eine Sache vorlegen in welcher ich ihm nach Ihrer gewohnten Klugheit und Mäßigkeit zu rathen bitte. Ich habe ihm schon gesagt daß ich nicht wohlgethan glaube daß er sich einzeln und persönlich vor den Riß stellt. Er schien auch selbst sich zu der Meynung zu lencken. vor18. 2. Wieland an K. L. Reinhold 18.2.1789 (Keil3 S. 106)

B2 338 B3 947

Göthe studiert seit einiger Zeit Kants Kritik [der reinen Vernunft] pp. mit großer Application, und hat sich vorgenommen, in Jena eine große Conferenz mit Ihnen darüber zu halten. vor 19.2. An Carl August 19. 2.1789 (WA IV 9, 87)

Mit Schmidt der mir gleich ist habe ich ein lang Gespräch in der Commödie gehabt. Es kamen einige Sachen vor von denen Sie mir zu schreiben erlauben. Es ist im Wercke daß man dem Seiler Wächter neben der Buchholzen die Erlaubniß Schläuche zu verfertigen geben will. Wir fürchten beyde es werde die Operation dem Gewerbe mehr schaden als nutzen. Es ist nicht so ausgebreitet daß mehrere Personen mit entschiedenem Vortheil sich darin sollten theilen können. Die Concurrenz wird geringere Preise erzwingen, die Fremden werden davon profitiren und die Waare wird wahrscheinlich geringer und beyde reiben sich auf. Die Buchholz ist betriebsam, und verdient wohl daß man auf ihre Erhaltung dencke und ihr einigen Vortheil gönne, um so mehr als sie nicht Schuldenfrey, ja der Kriegskasse noch 700 schuldig ist, die sie richtig

verinteressirt und nach und nach abzutragen sucht. Käme sie zurück; so bliebe 18. 2.

Fourierbuch 18. 2.1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzogin . . . 5. Herr Geh. R. v. Göthe, 6. Herr Oberstall. v. Stein, 7. Herr Camerhr. v. Schardt.

274

1789

Weimar nichts übrig als ihr väterlich Hauß anzuschlagen und eine Person zu Grunde zu richten die sich bisher wacker gehalten hat und deren Unternehmungen eine Folge und Glück hatten. Ich will nicht wie andre behaupten, daß es eine Privatabsicht des Majors Germar sey mit dem sie sich von Anfang her nicht vertragen hat. Etwas menschliches kann aber doch dabey zum Grunde liegen. Der Präsident und ich dencken überein und bitten nur daß Sie es nochmals überlegen möchten 1 es ist mir unbekannt was man für die Theilung des Gewerbs angeführt hat. . . Der Präsident hat mich auf eine freundliche Weise eingeladen an dem wichtigen Wercke des Schloßbaues pro virili Theil zu nehmen . . . Ihre Frau Gemahlinn scheint sich wohl zu befinden, der Prinz auch. Riedeln habe ich mercken laßen daß Sie gute Gesinnungen gegen ihn geäußert, es hat ihn sehr aufgemuntert.

19. 2.

Knebel, Tagebuch 19. 2. 1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Gegen Mittag Goethe hier. Bleibt zum Essen. Abends Fr. v. Kalb, v. Imhoff, v. Stein bey mir supirt. Histoire secrette de la Cour de Berlin. An Charlotte v. Stein 20. 2. 1789 (WA IV 9, 89)

Gestern Abend war ich einige Augenblicke recht in Sorgen als mir die Kammerjungfer deiner Schwester, wie ich wohl merckte ein Geheimniß machte, ich wußte nicht aus was und warum. Es hat mir sehr leid gethan daß dich das geschmackloße, elende Stück [Gotter, Der schwarze Mann] durch Erinnerung an eine traurige Würcklichkeit so geschmerzt hat. 19. (?) 2.

Schiller an Caroline v. Beulwitz 25. 2.1789 (Jonas 2, 235)

B 2 339 B 3 939

Haben Sie noch keine Schrift von Mirabeau zu Gesichte bekommen, die eine Histoire Secrete vom preussischen Hofe enthält. Sie ist in Paris erst vor kurzem erschienen, und soll die allerungeheuersten Dinge von dem jetzigen König, dem Prinzen Heinrich und mitunter auch von dem Herzog von Weimar enthalten — und was das schlimmste ist, diese scandalosen Dinge sollen wahr seyn. Wenigstens das, was den Herzog von Weimar angeht, hat Göthe bejaht und die Herzoginn nicht verneint.

vor 20.2. Knebel an Herder 20. 2.1789 (Düntzer7 3, 51)

B 2 N 337 a B 3 949

Sie wissen, daß, zu meinem großen Unfall, der gute Wiedeburg am Neujahrstage gestorben ist, eben da ich in Jena war. Er wird für die Academie nie ersetzt werden; aber da unser Herzog das mathematische Fach an den Herzog von Gotha überlassen hat, so setzt dieser einen gewissen Vogel hin, von dem Goethe sagt, daß er sich in einigen mathematischen Sachen ganz passabel erwiesen habe. 275 18»

Weimar

1789 22. 2.

Knebel, Tagebuch 22. 2.1789 (GSA, Nachlaß Knebel) M i t t a g s G e h . R . G ö t h e , H o f r . V o i g t , Buchholz, L o d e r , Büttner, bey mir.

27. 2.

Knebel, Tagebuch 27. 2.1789 (GSA, Nachlaß Knebel) Mittags bey H o f mit G ö t h e .

2. 3.

Caroline Herder an Herder 2. 3.1789 (Düntzer6 S. 268)

B 2 358 B s 951

Ueber G o e t h e habe ich wirklich einen großen A u f s c h l u ß b e k o m m e n . E r lebt eben wie d e r D i c h t e r m i t d e m G a n z e n oder d a s G a n z e i n i h m , u n d da wollen wir als einzelne Individuen nicht mehr v o n i h m verlangen, als er g e b e n kann. E r fühlt sich als ein höheres Wesen, das ist wahr, aber er ist d o c h der B e s t e u n d U n w a n d e l b a r s t e unter allen. Seitdem ich weiß, was ein Dichter u n d K ü n s t ler ist, seitdem verlange ich kein engeres Verhältniß, u n d doch, wenn er zu mir k o m m t , fühle ich, daß ein sehr guter G e i s t u m u n d in i h m i s t . . . A b e n d s 8 Uhr. — S o eben geht G o e t h e w e g , u n d g i b t mir inliegenden Brief. V

Knebel, Tagebuch 4. 3.1789 (GSA, Nachlaß Knebel) M i t t a g G o e t h e hier.

20. 2.

An Charlotte v. Stein 20. 2.1789 (WA IV 9, 90) Ich -will dich diesen Abend erwarten. Laß uns freundlich Leid und Freude verbinden damit die wenigen Lebenstage genoßen werden.

22. 2.(?)

Johanna Susanna Bohl an Knebel 20. 2. 1789 (WZUJ 4, 520) Ihren lieben Brief nebst den angenehmen geschenk von Herrn Geheime Rath Goethe erhielt ich erst, nachdem ich schon einen Brief hatte an Sie abgehen lassen, Sagen Sie dem guten Goethe Tausend Danck von mir, vor sein gegen mich tragendes Wohlwollen und Andencken. . . Sagen Sie auch meinen lieben Goethe und der Frau v. Stein den freundlichsten Gruß.

23. 2.

Fourierbuch 23. 2.1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 7. Hr. G. R. Göthe 8. Hr. HofMr. v. Trebra.

26. 2.

Fourierbuch 26. 2.1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürsd. Tafel Durchl. Herzog Durchl. Herzogin Hr. G. R. v. Göthe [zu dritt] allein.

27. 2.

Fourierbuch 27. 2. 1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 6. Hr. G. R. v. Göthe 7. Hr. Major v. Knebel.

28. 2.

Fourierbuch 28. 2.1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel Durchl. Herzog Durchl. Herzogin Hr. G. R. v. Göthe [zu dritt] all[ein].

2. 3.

Fourierbuch 2. 3. 1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 6. Herr Geh. Rath v. Göthe. An Herder 2. 3.1789 (WA IV 9,94) Frau und Kinder sind wohl. Heut Abend werd' ich dort sein und dein gedenken. 276

Weimar

1789 5. 3.

Knebel, Tagebuch 5. 3. 1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Mittags bey Göthe mit Hofr. Voigt. 7. 3.

Caroline Herder an Herder 8. 3.1789 (Düntzer6 S. 278)

B 3 952

Goethe und Knebel waren gestern einen Augenblick da und besuchten uns. 7.(?) 3.

W. Herder an Herder 8. 3.1789 (*Gebhardt-Schauer 2, 76; GSA)

B 2 341 B 3 954

Wir haben auch das Cameval gesehen, und die Masken alle, von der Quacceri hat uns der Herr G. Rath von Göthe erzählt und sie haben mir alle sehr wohl gefallen. Wir haben auch einige abgezeignet. vor 9. 3.

A. Herder an Herder 9. 3.1789 (Gebhardt-Schauer 2, 77)

B 2 342 B 3 953

Ich habe auch italienische Pinchen vom H. v. Goethe, und die sind aufgegangen, und da wollen wir einst recht viel darunter spatziren gehn. Bringen Sie mir Steine mit lieber Vater, der G. v. Goethe sagte, es wären dort Kaufleute die hätten solche Scherbel und Steine v. Carneol, Achat, Onyx, Chrösapras, u. d. g. zu verkaufen, und bekäme man für ein paar Pfennige einen großen Haufen. 9. 3.

Knebel, Tagebuch 9. 3. 1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

[Nachmittags] bey Göthe. 10. 3.

Knebel, Tagebuch 10. 3.1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Abends Göthe hier. 14. 3.

Knebel, Tagebuch 14. 3. 1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

[Abends] Komödie Trophonius. Nachher mit Goethe bey Frau v. Stein.

7. 3.

Fourierbuch 7. 3. 1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 6. Herr Geh. Rath v. Göthe, 7. Herr Major v. Knebel.

10. 3.

Fourierbuch 10. 3. 1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin 3. Durchl. Pr. Constantin . . . 7. Hr. Gen. Major v. Boblik 8. Hr. G. R. v. Göthe 9. Hr. HfR. Wieland.

12. 3.

Fourierbuch 12. 3.1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. Durchl. Herzog Durchl. Herzogin Hr. G. R. v. Göthe [zu dritt] all[ein],

13. 3.

Fourierbuch 13. 3. 1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. Durchl. Herzog Durchl. Herzogin, Hr. G. R. v. Göthe [zu dritt] all[ein],

14. 3.

Fourierbuch 14. 3.1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel Durchl. Herzog Durchl. Herzogin Hr. G. R. v. Göthe Hr. HofR. Wieland [zu viert] allfein].

277

1789

Weimar

vor 16. 3. Caroline Herder an Herder 16. 3. 1789 (Düntzer« S. 292)

B 2 344. 345 B 3 955

Goethe sagte mir in dieser Woche, daß er im September nach Rom zur Herzogin reise und künftigen Sommer mit ihr herauskäme. Er hat mirs nicht als ein Geheimniß anvertraut. . . Der kleine Amor von der Elise Gore ist von einer Muschel geschnitten. Goethe sagte mir, daß man solche Kleinigkeiten häufig dort haben könne, das Stück für eine Zechine. G. Herder an Herder 16. 3.1789 (Gebhardt-Schauer 2, 77)

B 2 343 B 8 956

Der Herr Geheimderath Göthe ist gar gut gegen uns, ich habe ihn recht sehr lieb; er schickte mir in meiner Krankheit, die so prächtige Ausgabe des Curtius von Pitiskus mit vielen Kupffern], die mich halb gesund wieder machte, wenn ich nur bald wieder in die Schule gehen u. Gebrauch davon machen könnte! 18. 3.

Knebel, Tagebuch 18. 3.1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Mittags beym Herzog mit Göthe. Abends in Gesellschaft bey Graf Beust, nach her bey Göthe. vor 20. 3. A. Herder an Herder 20. 3. 1789 (*Gebhardt-Schauer 2, 78; GSA)

Wir haben jezt neue hellgrüne Oberröcke bekommen auf den Sommer und auch weil ich dies Jahr mit dem Erbprinz verreißen werde; darum auch habe ich mir ein Buch gemacht, daß ich den Printz unterwegs unter halte. Denn er reißt nach Eisnach, Ilmenau, u, noch an viele Orte und in dem Buch sind viele Bilder, und der G. v. Goethe, hat den Anfang gemacht. 17./20.3. Caroline Herder an Herder 20. 3.1789 (Düntzer6 S. 296)

B 2 340 B» 957

Ich habe die Fortsetzung von Tasso wieder abgeschrieben. Goethe kam dazu; er absolvirte mich hierüber, wie leicht zu denken, und grüßt Dich. Von diesem Stück sagte er mir im Vertrauen den eigentlichen Sinn. Es ist die D i s p r o -

16. 3.

Fourierbuch 16. 3.1789 (STA Weimar) 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 5. Herr Geh. Rath v. Göthe, 6. Herr Major v. Knebel.

17. 3.

Fourierbuch 17. 3.1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin 3. Herr Geh. Rath von Göthe [zu dritt] alleine.

18. 3.

Fourierbuch 18. 3.1789 (STA Weimar) M i t t a g . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin 3. Herr Geh. Rath v. Göthe, 4. Herr Major v. Knebel, [zu viert] alleine.

19. 3.

Fourierbuch 19. 3.1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 6. Herr Geh. Rath v. Göthe. 7. Herr Hofrath Wieland.

278

1789

Weimar p o r t i o n des T a l e n t s mit dem L e b e n . Er freut sich recht über mich, daß ich es selbst so gut empfinde. Der Augenblick, da der zarte Dichter bekränzt wird, ist mir recht rührend gewesen; nun ist er eingeweiht zum Leben, Lieben und Leiden! — Die gute Kalbin . . . war diese Woche bei mir . . . Sie nimmt Goethens Tasso gar zu speciell auf Goethe, die Herzogin, den Herzog und die Steinin; ich habe sie aber ein wenig darüber berichtigt. Das will ja auch Goethe durchaus nicht so gedeutet haben. Der Dichter schildert einen g a n z e n C h a r a k t e r , wie er ihm in seiner Seele erschienen ist; einen solchen ganzen Charakter besitzt ja aber ein einzelner Mensch nicht allein. So ist es mit dem Dichtertalent selbst, so mit der Kunst zu leben, die er durch den Herzog oder Antonio darstellt. Daß er Züge von seinen Freunden, von den Lebenden um sich her nimmt, ist ja recht und nothwendig; dadurch werden seine Menschen wahr, ohne daß sie eben ein ganzer Charakter lebend sein können oder dürfen. — Das Ende der dritten Scene hat mir Goethe so eben noch geschickt. Ich habe ihn gefragt, ob Dus der Herzogin und Angelica lesen darfst; so antwortete er mir, Du könntest beliebigen Gebrauch davon machen.

21. 3.

Knebel, Tagebuch 21. 3.1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Mittags u. Nachmittags bey Geh. Rath Göthe. Vulkanische Steine aus Sicilien p. 23. 3.

Knebel, Tagebuch 23. 3. 1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Von Frl. Göchhausen aus Rom. Bey Göthe. 23.(?) 3.

An J. H. Lips 23. 3.1789 (WA IV 9, 98)

Herr Legations Rath Bertuch versichert mir . . .: daß er gleich auf einige Jahre Ihnen auf 500 rh. Bestellungen verschaffen wolle. Welche sich in der Folge eher vermehren als vermindern würden. 24. 3.

Knebel, Tagebuch 24. 3.1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Morgens bey Göthe. Hamiltons Phlegräische Felder. 25. 3.

Aktennotiz nach Unterredung mit Carl August 25. 3. 1789 (Diezmann5 S. 80)

Serenissimus geruheten heute der zu Reguürung des Plans zu vorseiendem Schloßbau befehlichten Commission Höchstihre Willensmeinung mündlich näher zu eröffnen und in Höchstihrer Gegenwart die Punkte, mit denen sie sich hauptsächlich zu beschäftigen habe, festsetzen zu lassen wie folgt: 23. 3.

Luise v. Göchhausen an Knebel 7. 3.1789 (Deetjen1 S. 87) Grüßen Sie die Freunde, vorzüglich Goethen, sagen Sie ihm, ich s o r g t e f ü r alles, was ihm lieb w a r , aufs beste und so gut ich könte.

279

1789

Weimar 1. Der gegenwärtige Zustand des Schlosses. a. Fundament. b. Keller. c. Gewölbe. d. Haupt- und Zwischenraum. Beschaffenheit dieser Theile, Brauchbarkeit derselben für den vorseienden Bau. Hierzu ist schon ehemals und neuerdings vorgearbeitet worden; besonders sind alle diese Punkte bei Anwesenheit des Baumeisters Chryselius zur Sprache gekommen. 2. Welche Art Dachung vorzuziehen ? a. Die deutsche? b. Mansard? c. Sogenannte italienische ? Diese Frage wird durch des Baumeisters Chryselius Aufsatz und durch des B. C. Steinert's Beantwortung gut in's Licht gesetzt. 3. Innere Einrichtung. A. Feste Punkte, von welchen nur unter neu vorkommenden Umständen abzuweichen. a. Serenissimä Wohnung vom Aufritte bis in die Hälfte des Corps der Logis. b. Serenissimä Wohnung oben darüber. c. Fürstliche Kinder in der oberen Etage am Ende des langen Flügels. d. Die Fremden unten darunter. e. Die Hofdamen in der oberen Etage des kurzen Flügels. f. Aufritt in eine Haupttreppe zu verwandeln. g. Treppe im Corps de Logis anzulegen. h. Durchfahrt daselbst. i. Brandgiebel durchzuführen. k. Versenkung anzubringen, damit kein Unrath und kein Holz noch Kohlen die Treppe hinauf getragen werden. B. Zweifelhafte Punkte. a. Wohin der große Saal zu verlegen. b. Wohin die Küche. c. Das Waschhaus. d. Wie die Corridors anzubringen. e. Wie der Kapelle eine schicklichere Gestalt zu geben, da sie bei der jetzigen Absicht, ihr nur die Höhe des untersten Stockes zu geben, allzuniedrig und dumpfig werden möchte. f. Entresols zu vermehren. g. Geheimes Concilium. 4. In wiefern Mauern oder Bleichen bei der innern Abtheilung anzubringen. 280

Weimar

1789

5. Aeußeres Ansehn. a. Muß im Ganzen bleiben. b. Wie die zwei Giebelseiten des längern und kürzern Flügels zu verzieren. c. Wie es mit der Wiederherstellung der abgetragenen Säulen und Altane zu halten. d. Mauer des kleinen Höfchens nach der Morgenseite. 6. Pflaster des Schloßhofes. a. In wiefern solches zu vertiefen. b. Abzug des Wassers. c. Cloaquen. 7. Großer Platz zwischen dem kurzen Flügel und dem Thurm, a. Vorschlag zu einem Stallgebäude. 8. Raum zwischen dem Ende des langen Flügels und dem Thurm. a. Vorschlag des Steinert ihn mit einer stockwerkhohen Mauer zu schließen und dahinter Waschhaus, Kapaunstopferei etc. zu verlegen. 9. Schloßgraben und dessen Austrocknung ingleichen des Küchteiches. a. Wäre ein Wasserlauf zu erhalten aus dem Schützengraben durch den Küchteich unter dem Brückenbogen weg an der Lindenseite hinter der Hauptwache hin und so fort bis zum Zapfen. b. Das Uebrige könnte in gehöriger Maße auf- und ausgefüllt werden. 10. Personen, mit welchen Ueberlegung zu pflegen. [Folgt Aufzählung derselben.] 11. Varia. a. Gewitterabieiter. 12. Was die fürstliche Kammer zu besorgen. a. Anschaffung des Materials. b. Zurichtung des Holzes. 26. 3.

Knebel, Tagebuch 26. 3.1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Abends bey Göthe. 28. 3.

Knebel, Tagebuch 28. 3.1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Abends Komödie. Nachher bey Göthen. 2. 4.

Knebel, Tagebuch 2. 4. 1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Nachmittags Zeichnungen bey Göthe. vor 3. 4.

A. Herder an Herder 3. 4. 1789 (Gebhardt-Schauer 2, 80)

B 2 348 B 3 958

Der H. Geheimrath v. Goethe hat mir auch viele italienische Gewächse gegeben, und die sind auch aufgegangen . . .Sagen Sie Wernern, wenn er spazieren oder aus geht, u er findet Saamen, daß er mir ihn doch mit brächte, den d. Geheimrath Goethe sagte, dort röchen alle Blumen gut. 281

1789 3. 4.

Weimar Knebel, Tagebuch 3. 4.1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Abends bei Beust Gesellschaft. Nachher bey Göthe. 4. 4.

Charlotte v. Stein an Knebel 5. 4.1789 (StG 6,236)

Gestern Abend habe ich über ein Bonmot von Ihnen, in Goethes gestriger Gesellschaft gesagt, ohnerachtet meiner heraklitischen Stimmung doch herzlich lachen müssen. Die Imhoffen erzählte mir's. vor 6. 4.

An Carl August 6. 4.1789 (WA IV 9,100)

Unsre Commissarischen Überlegungen [bezüglich des Schloßbaues] haben wir fortgesetzt, es ist sehr angenehm mit diesen drey Männern [Schmidt, Voigt, Wedel] etwas verhandeln, sie sehen auf die Sache, wollen das Rechte und ich bin überzeugt daß die Einleitung, die wir dem Geschäft geben, rein und für die Folge heilsam seyn werde. Jena war, wie Sie wißen mit einer L o g e bedroht, Bertuch ging gleich von dem Gedancken ab und hat auch Hufelanden recktificirt, Bode hält zu fest an dieser Puppe, als daß man sie ihm soleicht abdisputiren sollte, indeß habe ich ihm mit der größten Aufrichtigkeit das Verhältniß hingelegt und ihm gezeigt warum Sie, weder zu einer solchen Einrichtung Ihre Einwilligung geben, noch durch die Finger sehen könnten . . . Ihre Frau Gemahlinn sagt mir daß Sie Freude an den ersten Scenen des Tasso gehabt.. . Knebel hat eine Elegie des Properz recht glücklich übersetzt. Die Frauen sagen: ich könne sie gemacht haben . . . Ich liege ihm sehr an daß er zu übersetzen fortfahre und die Erotica den schönen Herzen nahlege. 8. 4.

Knebel, Tagebuch 8. 4. 1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Morgens spazieren mit H. Uhde und Göthe. Mittags bey Göthe. 9. 4.

Knebel, Tagebuch 9. 4. 1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Morgens mit H. Uhde Göthens Bilder besehen. Spazieren. 10. 4.

Knebel, Tagebuch 10. 4.1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Abends bey Fr. v. Stein u. Göthe. 11. 4.

Bertuch an G. Hufeland 12. 4. 1789 (FDH)

Ich danke herzlich für Ihren gestrigen Brief . . . Da er durchaus ostensibel ist, so werde ich ihn, um Sie dem Herzoge bey der Sache in keinem falschen Lichte erscheinen zu laßen, und ihn überhaupt über das was wir thun, und 3. 4.

Fourierbuch 3. 4.1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzogin . . . 5. Herr Geh. Rath v. Göthe, 6. Herr Hofrath Wieland.

282

1789

Weimar auf diesem Wege thun wollten, mehr zu berichtigen, auf den Dienstag Seren, mitschicken. Alles was Sie darinn sagen ist wahr, zweckmäßig und trefflich durchdacht. Dagegen theile ich Ihnen hierbey ein Billet, das ich gestern früh vom Herzog empfieng, und mir unendlich viel Freude gemacht hat, im e n g s t e n V e r t r a u e n , mit. Sie sehen aus dem Schluße deßelben, daß ich ihn richtig interpretirte; so wie aus dem Vorangehenden, wie sehr es ihm am Herzen liegt Rechtschaffenheit und Publizität in Schutz zu nehmen, und allem im Finstern schleichenden Betrüge offne Fehde zu biethen. Ich habe Göthe gestern lange über diese Sache wieder gesprochen, und ihn sowohl des Herzogs als Ihren Brief lesen laßen. Er ist so warm für unsem zu beginnenden Feldzug als der Herzog; und behauptet wir müßten durch die A. L. Z. nun gegen alle solche Mysteres d'Iniquite eben so entschloßen, tapfer und rastlos immerwährenden Krieg fortführen, als die Maltheser gegen die Ungläubigen. Er findet zwar so wie ich, Ihre Bedencklichkeiten f ü r den L e h r e r bey einem Collegio über die Geschichte der alten und neuen Mysterien und Geheimen Gesellschafften, zumal als Profeßor, der sich nicht den Weg zu weiteren Rufen muthwillig selbst verbauen muß, allerdings gegründet, traut Ihnen aber, wie billig, Klugheit, feinen Tact, und Steuermannskunst gnug zu, um durch die neueren Klippen und Untiefen der P e r s o n a l i t ä t e n der lebenden Fürsten und Prinzen Ihr Schiflein glücklich durchzulootsen. Er meint also man müße 1.) jetzt durchaus nicht diese vortrefliehe Gelegenheit versäumen den Herzog für die gute Sache zu vineuliren, und ihn durch diesen autorisirten Schritt gleichsam zum Heerführer der Publizität öffentlich darzustellen; so daß er, ohne sich ein dementi zu geben, diese Parthie nie wieder verlaßen könne. 2.) alles komme jezt drauf an daß Sie oder Reinhold sich n u r dieses Colleg i u m s b e m ä c h t i g e n , damit es nicht in falsche oder ungeschickte Hände gerathe, wo es entweder gar nicht die beabsichtigte oder vielleicht eine ganz widrige Wirckung thue, den Herzog vielleicht auf eine fatale Art compromittire, und am Ende wieder unterdrückt werden müße. Dencken Sie sich ζ. E. wenn Fabri es lesen sollte!!! Er schlägt daher 3.) vor, ein Publicum von etlichen halben Jahren daraus zu machen, das Ganze durchaus wißenschaftlich zu behandeln; mit der G e s c h i c h t e der ä l t e s t e n Mysterien anzufangen, dann auf die des mittleren Zeit Alters fortzugehen, und dann auf die der neuesten Zeiten und unsere Epoche zu kommen. Von diesen meint er könnte der Lehrer sicher immer so v i e l s a g e n als schon d a v o n g e d r u c k t wäre, wie weit er aber ü b e r diese S i c h e r h e i t s L i n i e noch hinausgehen und den Schleyer aufheben dürfe, müßten sodann Lage und Beschaffenheit der Zeit und Umstände bey jedem individuellen Facto bestimmen. So wenn ζ. E. der Herzog Ferd. erst todt sey, könne man gewiß über eine Menge facta freymüthiger sprechen, als es jezt Klugheit und Delikateße erlaubten. Wenn nun 283

1789

Weimar 4.) durch unsere öffentliche Erklärung in der A. L. Z. 2ugleich das Hencker Schwerd über alle Geheimniß Krämer öffentlich aufgehängt werde, so sähe alle Welt daß dieß ein autorisirter Phalanx sey, der gegen alle diese Teufeleyen anrücke, und nach Plan und Ordnung manoeuvrire; da hingegen die Berliner nur auf bloßen Privat Streifereyen bisher geplenckert, ohne Autorität und sichern Rückenhalt bisher oft zur Unzeit scharmuzirt, und zuviel unsicheres Geträtsch und Tracasserie mit hineingemischt, und sich eben dadurch eine Menge unangenehme Händel zugezogen hätten, die wir durch reife, sichere und entscheidende Schritte alle vermeiden würden; zumal da die A. L. Z. nicht das Werck Eines Mannes, sondern durch die Theilnahme so vieler Gelehrten, so zu sagen die Stimme und der Areopagus des Publici sey, und einen unsäglich größeren Wirckungskreis und Autorität als die Berl. Monats Schrift habe . . . N. S. Im März der Berl. Mon. Schrift, steht eine schändliche Stelle / im Artickel über Geheime Gesellschaften / von unserm Herzoge, wo Prof. Böckmann in Carlsruhe ihn in einem Briefe an den Schwed. Kammerhrn v. Silfwershielm, als Protecteur des Magnetismus aufstellt, der in Carlsruhe nicht allein bey magnetistischen Operationen] als Zeuge zugegen gewesen, sondern auch selbst k o n s u l t i r t worden sey. Die Berliner haben dieser impertinenten Behauptung zwar gleich auf die feinste Art wiedersprochen; Göthe meinte aber daß w i r doch auch dagegen was sagen sollten. Ich muß mich aber erst vom Herzog selbst über das Factum informiren, wenn er nächster Tagen hieher kommt.

15. 4.

Knebel, Tagebuch 15. 4.1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Mittags beym Herzog, mit Wiland, Göthe pp. 17. 4.

Knebel, Tagebuch 17. 4. 1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

[Nachmittags oder abends] Spaziren mit Göthe. 17.(?) 4.

Caroline Herder an Herder 17. 4. 1789 (Düntzer« S. 327)

Goethe und Knebel, die Kalb, Steinin und Schardt grüßen Dich. 14. 4.

Fourierbuch 14. 4. 1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel . . . 1. Durchl. Herzog . . . 5. Herr Geh. Rath v. Göthe, 6. Herr Major v. Knebel, 7. Herr Hofrath Starcke . . . Heute Mittag kahmen Durchl. Herzog von Aschersleben hier an.

15. 4.

Fourierbuch 15. 4. 1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. T a f e l . . . 1. Durchl. Herzog . . . 6. Herr Geh. Rath v. Göthe 7. Herr Hofrath Wieland, 8. Herr Major v. Knebel, 9. Herr Hofrath Starcke.

16. 4.

Fourierbuch 16. 4. 1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzogin alleine, 2. Durchl. Herzog . . . 7. Herr Geh. Rath v. Göthe, 8. Herr Major v. Knebel.

284

Weimar

1789 19. 4.

Bettuch an G. Hufeland 19. 4.1789 (UB Leipzig, Slg. Hirzel Β 200)

Göthe, den ich heute früh sprach, bedauert sehr, daß er gestern beydemale nicht zu Hauße war, als Sie ihn sprechen wollten. Er fragte mich was Sie über die bewuste Sache mit Bode bewürckt und ausgemacht hätten, und ich sagt ihm was Sie mit Bode darüber gesprochen; daß sich nehmlich zur Zeit noch Schwierigkeiten der schnellen Ausführung der Sache entgegensetzten, die wir erst durch reifere Ueberlegung im Laufe dieses halben Jahres wegzuräumen suchen müßten, und deßhalb wir auch für gut fänden vor der Hand das Coli, noch nicht anzukündigen, um selbst dadurch den Herzog nicht zu compromittiren. Er ist damit vollkommen zufrieden, und wird Sie, wenn er in kurzen nach Jena kommt, selbst sprechen. Knebel, Tagebuch 19. 4. 1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Abends bey Göthe im Garten. 14./19.4.

Caroline Herder an Herder 20. 4.1789 (Düntzer« S. 329)

B 2 346 B 3 960

Hier weiß schon jedermann von dem Antrag [Herders Berufung nach Göttingen], indem es von Göttingen an den Director geschrieben worden. Der Herzog hat es durch den Fürst von Dessau erfahren, und Goethe darum gefragt. So viel sagte Goethe zu mir darüber vorige Woche: „Wenn der Herzog klug ist, so muß er ihn auch nur Jenas wegen erhalten; denn sein Hinziehen nach Göttingen ruinirt ihm Jena." . . . Goethe sagte: „Es ist so viel dafür als dagegen zu sagen"; im Ganzen findet ers gleichwohl gut, daß es so gekommen ist. 21. 4.

Knebel, Tagebuch 21. 4.1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Nachmittags mit Göthe spazieren u. Abends bey ihm. Oedipus Räthsel von Mayer. vor 22. 4. Knebel an Anna Amalia 22. 4.1789 (STA Weimar, HA A XVIII 67)

Gewiß haben Sie das Grabmaal der Cynthia gesehen, wovon mir Göthe sagt, daß man es noch an den Ufern des Anio zeiget, wie es der Dichter [Properz] beschrieb: der ihm folgende Aufschrift sezte, die sie ihm selbst in seinen Liedern gebot. „Hier liegt die goldne Cynthia, auf dem Boden von Tibur; „Deiner Ufer Ruhm, Anio, wächset durch Sie." 23. 4.

Caroline Herder an Herder 24. 4.1789 (Düntzer" S. 336)

B 2 347 B s 961

Wie ich nach Hause kam, fand ich Goethe bei dem Kinderfest [Luise Herders Geburtstag]. Wir sprachen bald von Göttingen, wie wir denn schon einigemal davon gesprochen haben. Daß Du den vortheilhaften Antrag beherzigtest und beherzigen müßtest, sagte ich ihm; er fand es ganz recht, so wie er gleich 285

1789

Weimar von Anfang den Antrag als ein gutes Evenement, wir möchten nun bleiben oder gehn, ansah. Er will Dir selbst schreiben den nächsten Posttag, heute kann er nicht. Er dringt aber darauf, daß wir ihn allein von der ökonomischen Seite betrachten und gebrauchen müssen. In der Verhandlung mit den Hannoveranern müssen wir mit Recht das hoch anschlagen, was wir Gutes hier haben — kurz, in eine Wagschale das Vortheilhafte von Göttingen und in die andre das Gute von hier legen. Dieses war, nachdem ich mich von der ersten Gemüthsbewegung des Antrags erholt hatte, mein eigner erster Gedanke gewesen, der mir nicht von ihm eingehaucht worden ist; ich schwieg Dir aber davon, weil ich Dein Gefühl rein darüber erst hören wollte. „Glaubt nicht", sagte er gestern, „daß er dort frei vonVerdruß und Aerger sein wird; er wird überall die Neider und Heuchler, und wie sie heißen, finden; sein Gemüth bringt er ja überall mit. Also von dieser Seite ists dort nicht um ein Haar besser als überall. Kurz, laßt nur das Gemüth aus dem Spiel, und bleibt bei dem äußerlichen Vortheil stehn. Der Herzog kann und darf ihn nicht gehn lassen, er ruinirt sich Jena und Weimar zugleich. Auch nicht einmal nach Jena wünsch' ich Herdern; ich hab' ihn viel zu lieb, er ist zu gut zum Professor; er kennt ihre kleinlichen Leidenschaften noch nicht. Es ist gut, daß der Antrag gekommen ist; jetzt kann ihm durch das Muß, und mit Ehren, ein gutes und sichres Etablissement für ihn und die Seinigen gemacht werden, und die ganze Stadt wird damit zufrieden sein, und es wünschen." . . . Reichardt aus Berlin trat nach dem Bescheren herein, blieb den Mittag bei mir; den Nachmittag ging er zu Goethe, der ihn um diese Zeit bestellt hatte, und um dessentwillen er eigentlich gekommen war; er componirt die Claudine, wird aber bald wieder abreisen. Liebes Herz, über Goethe und Knebel habe ich sehr klare und reine Begriffe bekommen. Der erste ist bei Dir jetzt im Schatten, aber ich weiß, Du erkennst ihn wieder. Knebel bleibt ein unstetes, unsichres Rohr. Er ist im Grund gut, aber ein jedes Lüftchen beugt und wendet ihn anders. Das habe ich in den letzten vier Wochen zum Erstaunen b e m e r k t . . . Er hat ein so großes Maul gegen Moritzens Abhandlung gehabt, und da Goethe einen nur wörtlichen Auszug gemacht und ihm gegeben hat, da fand er es ganz vortrefflich, golden und verständlich — und es waren Moritzens eigne Worte und Zeilen. So liest er immer mit einem heißen Kopf, und so ist er einige Zeit grob und fremd gegen mich ohne Ursache. Goethe bleibt sich gleich; er steht auf festem Boden. Mündlich mehr im Detail von; es schmerzt mich, daß Du Dein Gemüth von ihm abwendest, und er ist doch der einzige rein gute Mensch hier.

24. 4.

Knebel, Tagebuch 24. 4. 1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

H. Capellmeister Reichardt aus Berlin hier. . . Mittags bey Göthe, mit ersterem. 286

Weimar

1789 24. od.

An Bürger 19. 6.1789 (WA IV 9,133)

2®· 4·

Leider hielten Sie Sich neulich bey uns so kurze Zeit auf daß ich das Vergnügen Ihrer Unterhaltung nicht genießen konnte wie ich gewünscht hätte. Bürget an L. F. G. v. Goeckingk 18. 6.1793 (Vierteljahrsschr. f. Litgesch. 3,473)

Nun vollends Göthe — Achl habe ich Euch wohl einmahl erzählt, wie es mir mit Göthen gegangen ist? — Hab' ichs noch nicht, so sagt mirs, damit ich Euch ein Beispiel von dem honores mutant mores aufstelle, das füglich für ein non plus ultra gelten kann. L. Chr. Althof an F. Nicolai Dez. 1796 (Strodtmann 4, 270)

B 2 353 B 3 962

B[ürger] und G[oethe] hatten sich nie gesehen, aber vormals manchen Brief mit einander gewechselt. G. hatte diesen Briefwechsel angefangen und, von Bewunderung und Liebe für seinen Bruder im Apoll hingerissen, diesen bald nicht mehr mit Sie sondern mit Du angeredet. Da nun B. diese vertrauliche Annäherung erwiderte und G. in dem einmahl angenommenen Tone blieb, so wurden beyde schriftlich Dutzbrüder. Als in der Folge G. zu höheren irdischen Würden emporstieg, da wurde auch die Sprache in seinen Briefen an B. feierlicher, das Du verwandelte sich wieder in Sie, und bald hörte der Briefwechsel ganz auf. Im Jahre 1789 schickte B. dem Herrn von G. ein Exemplar von der 2ten Ausgabe seiner Gedichte mit einem höflichen Schreiben zu, und machte bald darauf eine Reise, die ihn durch W[eimar] führte. Er stand bey sich an, ob ers wagen sollte, den Herrn von G. zu besuchen, weil er von Natur blöde war, und sich nach dem, was er von andern wohl gehört hatte, eben keine herzliche Aufnahme von seinem ci devant Dutzbruder versprach. Indessen da seine Freunde ihn mit der Versicherung dazu ermunterten, Herr von G. sey seit seiner Reise nach Italien leutseliger geworden, da er überdem gerade jetzt einen kleinen Dank für das Geschenk seiner Gedichte und auch wohl eine lehrreiche Beurtheilung seiner neuesten Producte von G. erwartete: so faßte er ein Herz und verfügt sich an einem Nachmittage in die Wohnung des Ministers. Hier hört er von dem Kammerdiener, Se. Excellenz sey zwar zu Hause, aber eben im Begriff, mit dem Herrn Capellmeister R[eichardt] eine von diesem verfertigte neue Composition zu probiren. Ο schön, denkt B., da komme ich ja gerade zu einer sehr gelegenen Zeit, halte Se. Excellenz nicht von Staatsgeschäften ab, und kann ja wohl zu der Musik auch meine Meinung sagen. Er bittet also den Kammerdiener, Sr. Excellenz zu melden, B. aus G[öttingen] wünsche seine Aufwartung machen zu dürfen. Der Kammerdiener meldet ihn, kommt und führt ihn — nicht in das Zimmer wo musicirt wird, sondern in ein leeres Audienzzimmer. In diesem erscheint nach einigen Minuten auch Herr von G., erwidert B.'s Anrede mit einer herablassenden Verbeugung, nöthigt ihn, auf einem Sopha Platz zu 287

1789

Weimar nehmen, und erkundigt sich, da Bürger, der doch einen ganz andern Empfang erwartet hatte, ein wenig verlegen wird, nach — der damaligen Frequenz der Göttingischen Universität. B. antwortet so gut er bey seiner Verlegenheit kann, und steht bald wieder auf, um sich zu empfehlen. G. bleibt mitten im Zimmer stehen und entläßt Bürger mit einer gnädigen Verbeugung. Auf dem Wege nach Hause machte nun B. nachstehendes Epigramm: Mich drängt' es in ein Haus zu gehn Drin wohnt' ein Künstler und Minister. Den edlen Künstler wollt' ich sehn und nicht das Alltagsstück Minister. Doch steif und kalt blieb der Minister Vor meinem trauten Künstler stehn, Und vor dem hölzernen Minister Kriegt ich den Künstler nicht zu sehn. Hol ihn der Kukuk und sein Küster! J. F. Abegg, Tagebuch 2. 5.1798 (Abegg S. 54)

Β 2 Ν 540a B 3 1442

[Fichte:] Bürger kam einmal zu Göthe, wollte ihn umarmen, G. war aber und blieb zurückhaltend. Bürger ärgerte dieses entsetzlich, und er machte ein Epigramm, daß Nicolai nun hat abdrucken lassen. Aber die Sache war diese: Bürger wollte, wie Göthe wußte, in Jena etabliert werden, und dies sollte G. auswirken. Dieser wollte aber den Bürger dort nicht haben, und nun betrug er sich kalt, damit dieser den Antrag nicht machen sollte. A. Müllner, Auch so etwas, wie Künstlers Erdewallen (Mitternachtblatt 27. 7. 1829 Nr. 119 S. 475)

Der von Natur äußerst gutmüthige Sänger der Lenore sah sich bekanntlich damals von der hebenden Göttin des Herrn von Göthe gänzlich verlassen. Der talentvolle Herzinier. . . gerith . . . auf die, für einen Knigge, gewiß höchst wunderliche Idee, in seiner gelehrten Misere, und als armer, sich kümmerlich nährender Göttingischer Professor dem durch seine bürgerliche Stellung, wie durch den allgemeinen Beifall als Literator so gefeierten Herrn von Göthe seine unterthänigste Aufwartung zu machen. Zwar gegen die Worte u n t e r t h ä n i g und A u f w a r t u n g sehe ich seinen edelstolzen Schatten noch heute im Elysium protestiren; folglich mögen sie hier blos als ein paar Convenienzfloskeln stehen, die in der Eil meiner eigenen satyrischen Rechtlichkeit entschlüpften. Nein, der wackere Schöpfer des Ritters Carl von Eichenhorst schmeichelte sich wahrscheinlich, daß dieser von seiner Seite höchst gutgemeinte Besuch eine freundliche Begrüßung zwischen ein paar gleich anerkannten Söhnen Apolls werden sollte. Allein er fand sich 288

Weimar

1789

in dieser sanguinischen Voraussetzung leider nicht wenig getäuscht. Man erzählte sich nämlich nach der verunglückten Staatsvisite in Dessau allgemein Folgendes: der Herr von Göthe sei ihm nicht nur mit der vollimponirenden Grandezza eines Staatsministers entgegen geschritten, sondern habe auch dem ersten, unübertroffenen Balladensänger Deutschlands die Frage vorzulegen geruhet, welche man früher höchstens einem Studiosen vorlegte, mit dem man nichts Besseres verhandeln zu können fürchtete, die kahle, nichts sagende Frage nämlich: „ W i e g r o ß w o h l g e g e n w ä r t i g die A n z a h l d e r S t u d i r e n d e n in s e i n e m G ö t t i n g e n s e y n m ö g e ? " Das Schlimmste bei diesem Handel unter vier Augen ist wohl dies: daß der gelehrteste und witzigste Buchhändler seiner Zeit — von der Weimarischen Witzelei statt N i c o l a i gewöhnlich N i c k e l genannt —- sehr gewissenhaft dafür gesorgt hat, dieses Geschichtchen als keine leere Sage selbst der späteren Nachwelt aufzubehalten. — Derselbe versichert nämlich in seiner bekannten Vertheidigung gegen die berüchtigten Xenien: solches aus dem Munde des höchst indignirten Dichters selbst zu haben. R. Köpke, Unterhaltungen mit Tieck. 1849—1853 (Köpke 2,187)

Goethe [war] gegen ihn [Bürger] freundlich gesonnen, und die Erbitterung Bürger's in dem bekannten Epigramm war ungerecht. Ich habe die Veranlassung dazu von Reichardt erzählen hören, und danach fällt die Schuld bei weitem mehr auf Bürger. Goethe und Reichardt hatten miteinander musicirt; während dessen war Bürger, der Goethe besuchen wollte, in das Nebenzimmer eingetreten. Goethe sieht ihn, und noch erfüllt von der Musik, tritt er ihm mit einer freudigen Begrüßung entgegen. In demselben Augenblicke verbeugte sich Bürger sehr tief. Durch das Sonderbare dieser Lage wird Goethe in Verlegenheit gesetzt, er wird verdrießlich, und eine steife und kalte Unterhaltung beginnt. Darüber wird nun Bürger empfindlich; er entfernte sich bald, und sprach in jenem Epigramm seinen Zorn aus. E . Boas, Schiller und Goethe im Xenienkampf (Boas 2,154)

Die Anekdote mit Bürger wird [von F. Nicolai] ganz einseitig nach der Erzählung des Beleidigten vorgetragen. Der letztere hatte durchaus in keiner nahen Beziehung zu Goethe gestanden, und er rief ihm jetzt auf einmal mit studentenhaftem Tone entgegen: „Sind Sie Goethe? Ich bin Bürger!" G. v. Loeper an W. v. Biedermann 8. 5. 1872 (Β 3 1, 476)

B 3 963

[Reichardts] Darstellung [der Begegnung Bürgers mit Goethe] habe ich gelesen. Reichardt sagt ungefähr: wir probierten eben ein Musikstück, ich glaube aus Claudine von Villa Bella, als Bürger gemeldet wurde. Goethe ging ihm „in freudiger Bewegung" entgegen, aber es machte sich leider so, daß beide, 289 19

Goethe, Gesprächc III

1789

Weimar Goethe von innen, Bürger von außen, in der Tür zusammenstießen. Bürger trat an Goethe mit den Worten heran: Sie Goethe — ich Bürger I Dies Zusammenprallen und die Art, wie Bürger diese sonderbare Vorstellung hervorbrachte, brachte Goethe etwas aus der Fassung, erkältete ihn total, vielleicht auch eine stille Enttäuschung über Bürgers ganzes Aussehen: genug er fand keine rechten Anknüpfungspunkte zur Konversation, geriet ganz außer Stimmung, dies wirkte natürlich zurück auf Bürger, die Unterhaltung wollte nicht werden, und beide schieden so.

26. 4.

Knebel, Tagebuch 26. 4. 1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Abends bey Göthe. Prinz da. 27. 4.

Knebel, Tagebuch 27. 4. 1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Abends bey Göthe mit Reichardt. 28. 4.

Knebel, Tagebuch 28. 4. 1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Abends bey Göthe, Tasso. 29. 4.

Knebel, Tagebuch 29. 4. 1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Abends bey G. im Konzert, von Reichardt. Ende Apr. Caroline Herder an Herder 1. 5. 1789 (Düntzer® S. 347)

B 3 964

Die Steinin grüßt Dich herzlich. Ueber Goethe leidet die Arme noch immer sehr viel, und ich fühle und sehe, daß ers zu toll macht. Den Reichardt, der es von ihm verlangt, hat er zu sich ins Haus genommen. Er componirt die Claudine, die ich in Gesellschaft bei ihm gehört habe, worunter nur einiges gut ist, Goethe aber alles hübsch findet. Nun fällt mir Goethe eine Zeit lang auch aus den Händen, da er gute und schlechte Menschen mit gleicher Freundlichkeit aufnimmt. Ich habe mit ihm von Dir, so lange Reichardt hier ist, nicht gesprochen, kann Dir also auch den Brief von ihm nicht senden, den ich Dir letzthin versprochen habe, und den er mir senden wollte. An Charlotte v. Stein 1. 6.1789 (WA IV 9,124)

Und es müßte durch ein Wunder geschehen, wenn ich allein zu dir, das beste, innigste Verhältniß verlohren haben sollte. Wie lebhaft habe ich empfunden daß es noch da ist, wenn ich dich einmal gestimmt fand mit mir über interessante Gegenstände zu sprechen. Aber das gestehe ich gern, die Art wie du mich bißher behandelt hast, kann ich nicht erdulden. Wenn ich gesprächig war hast du mir die Lippen verschlossen, wenn ich mittheilend war hast du mich der Gleichgültigkeit, wenn ich für Freunde thätig war, der Kälte und Nachlässigkeit beschuldigt. Jede meiner Minen hast du kontrollirt, meine Bewegungen, meine Art zu seyn getadelt und 290

1789

Weimar mich immer mal a mon aise gesetzt. Wo sollte da Vertrauen und Offenheit gedeihen, wenn du mich mit vorsätzlicher Laune von dir stießest.

1. 5.

Knebel, Tagebuch 1. 5. 1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Nachmittags Prinz August hier. Abends mit solchem bey Göthe. 3. 5.

Caroline Herder an Herder 4. 5.1789 (Düntzer« S. 353)

B 2 349 B 3 965

Es ist alles Deinetwegen hier in großer Bewegung. Der Herzog ist den 2. Mai hier angekommen, und hat sogleich der Herzogin versichert, daß er Dich nicht gehn ließe. Gestern gab er dem Goethe vorläufig auf einem Billet die Punkte, die er für Dich thun will. Ich habe sie von ihm erhalten, und schreibe sie Dir ab, weil ich des Herzogs Billet verwahren will. Ich ging auf die Promenade, um die Stein aufzusuchen, die ich fand, und den Herzog bei ihr. Er trug mir gar eigens freundlich auf, Dirs zu schreiben und besonders zu sagen, daß er ohnedem etwas habe thun wollen; Du sollst nicht glauben, daß es dieser Sache wegen allein geschähe. Alle Freunde sind voll Hoffnung, daß Du bleiben wirst. Ich habe dem Goethe gesagt, daß wir so viel haben müssen, daß Du nicht mehr schreiben dürfest. Dies habe ich ihm auf die derbste Weise gesagt, und er billigt es. Er meint auch, daß noch mehr Zulage unter dem Namen für die Erziehung der Kinder werden könne. 4. 5.

Knebel, Tagebuch 4. 5. 1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Nachmittags in der Musik von Reichardt. Nachher spaziren. Abends bey Göthe p. Caroline Herder an Herder 4. 5. 1789 (Düntzer« S. 355)

B 3 965

Den Nachmittag hörten wir abermals Claudine; morgen geht Reichardt fort. Goethe hat ihn über Erwarten gut aufgenommen, doch aber nichts anders als Musik mit ihm abgehandelt. 23.4./4. 5. An Ph. Chr. Kayser 1 8 . 1 0 . 1 7 8 9 (WA IV 9,158)

Zu Anfange des Jahrs machte mich Reichart mit Schulzens Athalie bekannt und trug mir den größten Theil der komponirten Claudine vor.

2. 5.

Fourierbuch 2. 5. 1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzogin alleine, 2. Durchl. Prinz August von Gotha . . . 11. Herr Geh. Rath v. Göthe, 12. Herr Major v. Knebel, 13. Herr Hofrath Wieland, 14. Herr Hofrath Starcke, 15. Herr Camerherr v. Hendrich.

3. 5.

Fourierbuch 3. 5. 1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürsd. Tafel 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin, allfein] 3. Durchl. Prinz August . . . 9. 10. Hr. u. Fr. G. R. v. Herda 11. Hr. G. R. v. Göthe 12. Hr. Maj. v. Knebel 13. Hr. Lieutn. v. Chasau 14. Hr. HfR. Wieland. Hr. u. Fr. G. R. v. Herda aus Eisenach liesen sich anheute melden u. wurden an Hof gebethen!

291 19«

Weimar

1789 An Knebel 8. 5.1789 (WA IV 9, 111)

Reichard hat mir wohl gethan und sein Psalm, den wir am letzten Tag probirten ist recht brav. J. F. Reichardt, Widmung im Klavierauszug von Erwin und Elmire 30. 6. 1793 (JSK NF 1,55)

Deinen unsterblichen Werken, edler großer Mann, dank' ich den frühen Schwung, der mich auf die höhere Künstlerbahn erhob: deinem näheren Umgange tausend Aufschlüsse und seelenerhebende Eindrücke, die mich als Mensch und Künstler hoben, festeten und auf immer beglücken werden. 4./8. 5.

Caroline Herder an Herder 8. 5. 1789 (Düntzer6 S. 363)

B 2 350 B 3 966

Was sagst Du zu dem Canzelariat über Jena? Goethe meint, er wolle Dir nicht dazu rathen; Du würdest Dir den Griesbach zum großen Feind machen. 9. 5.

An Carl August 10. 5.1789 (WA IV 9,114)

Gestern laß ich Ihrer Frau Gemahlinn den Tasso vor; sie schien zufrieden. Die fehlenden Scenen erzählte ich so gut es möglich war . . . Ihre Frau Gemahlinn schien einen Vorschlag zu billigen, den ich that: ich wollte im Juni mit dem Prinzen und Riedeln auf einige Zeit nach Belvedere ziehen. Caroline Herder an Herder 10. 5. 1789 (Düntzer· S. 367)

B 2 351 B 3 967

Ich habe Dir bisher Goethe so wenig genannt, weil ich ihn wenig allein gesprochen habe. Gestern hat er den Tasso bis auf drei Scenen der Herzogin vorgelesen. Ο wie bestrafe ich mich, daß ich ihn auch nur einen Augenblick verkenne. Er ist durchaus eine treue männliche Seele, und es freut mich, daß Du dies in einem Deiner letzten Briefe so gut wieder erkennst. Er kam gestern Abend noch zu mir, und da wir über Tasso fertig waren, über den Du Dich gewiß freuen wirst, warst Du unser Gespräch. Dem Herzog hat er gesagt, daß unsre Schulden 1800 bis 2000 Rthlr. betragen. Es war des Herzogs eigner Entschluß, sie zu bezahlen. Die übrigen Bedingungen müssen alle alsdann noch besser und anders eingerichtet werden, wenn wir bleiben wollen . . . Von Deiner Herreise meint Goethe, Du hättest besser gethan, wenn Du von Bologna nach Ferrara und die schönen Städte hinauf nach Venedig, dann quer über Oberitalien nach Mailand und durch die Schweiz gegangen wärest. Jetzt, da Du schon in Parma seist, ginge dieser Weg nicht mehr an . . . So eben schickt Goethe diese Inlage. Ich setze nichts dazu, seine Stimme redet von selbst und Du wirst sie gut aufnehmen. 8. 5.

An Knebel 8. 5.1789 (WA IV 9, 112) Heute geb ich einen großen Thee im Garten.

292

Weimar

1789 An Herder 10. 5.1789 (WA IV 9,112)

Ich wünsche dir mit diesem Blatt noch irgendwo zu begegnen, da ich von deiner Frauen höre daß du, mehr als gut ist, dem Gedancken nachhängst: von hier zu scheiden und nach Göttingen zu gehen. vor 12. 5. An Carl August 12. 5. 1789 (WA IV 9,117)

Von den Eroticis habe ich Wielanden wieder vorgelesen, dessen gute Art und anticker Sinn sie anzusehn mir viel Freude gemacht hat. . . Schütz . . . empfielt sich zu Gnaden. Er hat mir beym Abschied noch von seiner Geschichte erzählt, die recht artig und merckwürdig ist. . . Wedel ist von Ilmenau zurück und hat gar verständige Bemerckungen von daher mitgebracht. . . Noch füge ich hinzu daß ich wegen Schäfers mit Ihrer Frau Gemahlinn gesprochen habe. Sie ist es wohl zufrieden, daß er von Zeit zu Zeit Riedeln ablöße, es wird diesem wohl thun und dem Kinde [Carl Friedrich] auch vortheilhaft seyn. 15. 5.

Caroline Herder an Herder 15. 5. 1789 (Düntzer« S. 372)

B 3 968

Abends 8 Uhr. Ich komme so eben von der Herzogin, bei der ich von 3 Uhr an gewesen bin . . . Goethe hat ihr diesen Nachmittag bei meinem Dasein die Geschichte der Hierarchie aus Deinem vierten Theil der Ideen vorgelesen. Wir sind nur bis zur Hälfte gekommen; es gefiel ihr aber sehr, noch einmal es zu hören, und Goethe las es auch gut. vor 20. 5. Caroline Herder an Herder 25. 5. 1789 (Düntzer« S. 382)

B 3 969

Goethe wird Dich auch auf einige Tage dort [in Karlsbad] aufsuchen; er will den Egerbrunnen trinken, den der alte König lange Jahre getrunken hat; er soll eine besonders auflösende und stärkende Kraft zugleich haben. Caroline Herder an Herder 29. 5. 1789 (Düntzer6 S. 384)

B 2 352 B 3 970

Goethe will auf einige Tage zu Dir, reitend, ins Karlsbad kommen. Er ist in diesem wichtigen Zeitpunkt jetzt unser treuester Freund, und einen Freund 17. 5.

Fourierbuch 17. 5. 1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel 1. Durchl. Herzogin . . . 16. Hr. G. R. v. Oppel 17. Hr. G. R. v. Göthe 18. Hr. G. R. v. Lyncker 19. Hr. G. R. Schnauß 20. Hr. G. R. Schmidt.

18. 5.

Fourierbuch 18. 5.1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel 1. Durchl. Herzogin . . . 7. Hr. G. R. v. Göthe.

20. 5.

Fourierbuch 20. 5. 1789 (STA Weimar) Heute als den 20 sten May, zogen Durchl. Erbprintz auf ein paar Wochen nach Belvedere, außer der gewöhnl. Dienerschaft, waren demselben zur Gesellschaft Hr. G. R. v. Göthe u. Hr. Land-CammerRath Riedel.

293

1789

Weimar müssen wir jet2t haben. Glaube mirs. Einen Brief von ihm wirst Du in Parma finden, wenn Du, wie ich glaube, diesen Weg nimmst. An die Angelica liegt auch ein Brief dort. . . Goethe liebt Dich, und ists vor allen Menschen Werth, von Dir geliebt zu werden. Wende Dich nicht von ihm ab I Du achtest und liebst an der Angelica, was die Natur ihr Glückliches und Heiliges gegeben hat; er ist von dieser Seite ihr Bruder, und wir wollen ihn nicht mehr verlieren, wie Du es einmal (vor sechs Jahren wars) so heilig zusagtest. Es schmerzt ihn, daß Du in dieser wichtigen Sache so stumm gegen ihn bist; ich habe Dich entschuldigt. Das Wiedersehen im Karlsbad wird alles gut machen . . . Er liebt Dich, wie Du es nicht weißt, das glaube mir. An Carl August Mitte Mai 1789 (WA IV 9,119)

Wenn ich nur irgend wüßte Ihrer Frau Gemahlinn Freude zu machen. Es hat sie der Fall [die Geburt eines toten Prinzen] mehr angegriffen als sie es mercken läßt. Ich habe ihr die Abende einigemal etwas gelesen . . . Fritz [v. Stein] nimmt sich über meine Erwartung heraus, Sie werden in einigen Jahren über ihn erstaunen. Er hat vieles gute von Wedeln, dazu Gelegenheit sich zu unterrichten und den glücklichsten Humor zum Lernen und Erfahren. 22. 5.

Knebel, Tagebuch 22. 5. 1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

In Belvedere bey Göthe u. dem kl. Prinzen zu Fuß. 22./28. 5. Herzogin Luise an Prinzessin Amalie von Baden 28. 5. 1789 (Dtsch. Rundsch. Mai 1926,142)

Mein Sohn ist seit 14 Tagen in Belvedere, weil er eine ganz besondere Vorliebe für diesen Ort hat und fast vor Sehnsucht verging. Nun fühlt er sich glücklich wie ein König, daß er dort sein kann. Goethe ist mit ihm hingegangen. Ich bin so froh, daß er sich um meine Kinder kümmert; denn er hat eine ganz ausgezeichnete Art, mit Kindern umzugehen. 31. 5.

Caroline Herder an Herder 1. 6.1789 (Düntzer" S. 393)

B 3 971

Gestern bin ich mit der guten verständigen Kalb in Belvedere gewesen, und wir haben einige sehr gute Stunden da gehabt, ob es gleich regnete. Der Herzog ist gestern wieder von der Revue zurückgekommen. Goethe wird wohl nicht mehr lange den stillen Aufenthalt, in dem er sehr fleißig gewesen ist, genießen. „Der Pan ist wieder erwacht", sagte die Kalbin.

31. 5.

An Caroline Herder 29. 5.1789 (WA IV 9,121) Sonntags komme ich wohl in die Stadt. Ich möchte Euch wohl einen schönen Morgen einladen. Wir wollen es abreden, daß es ohne weitere Gefahr geschehe.

294

1789

Weimar

20./31. 5. An Charlotte v. Stein 1. 6.1789 (WA IV 9,125)

Fritz ist vergnügt und besucht mich fleisig. Der Prinz befindet sich frisch und munter. An Charlotte v. Stein 8. 6.1789 (WA IV 9,128)

Ich war eine Woche mit dem Prinzen in Belvedere. Das Kind macht mir viel Freude. 20.5./3. 6. A. Herder an Herder 3. 6.1789 (Gebhardt-Schauer 2,84)

Jetzt logire ich mit dem Prinz oben in Bellevedere, ich bin heute mit dem Prinz in Weimar, ich gehe aber um 1 Uhr wieder hinauf; ich habe Ihnen lange nicht geschrieben aber ich bin in Bellevedere ein wenig faul. Der H. Landkamerath Riedel läßt sich Ihnen empfehlen. Der H. Geheimrath v. Goethe wohnet auch mit oben. An C. J. R. Ridel Anf. Juni 1789 (WA IV 30, 45)

Die Ankunft des Herrn Arends beraubt mich des Vergnügens Sie heut wieder zu sehen. Ich bringe ihn ehstens hinauf [nach Belvedere] und Sie werden Sich freuen einen Landsmann zu sehen. 5. 6.

Knebel, Tagebuch 5. 6.1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Mittags bey Göthe, mit Hn Arens, aus Hamburg . . . Abends noch bey Göthe. 4./8. 6.

An Charlotte v. Stein 8. 6.1789 (WA IV 9,128)

Der Baumeister Arends ist jetzt hier und ich erfreue mich wieder der Nähe eines Künstlers. Fritz wird in diesen wenigen Tagen viel lernen, er hat Verstand genug das Rechte geschwind zu mercken. 9. 6.

Knebel, Tagebuch 9. 6. 1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Nachmittags bey Göthe, welcher Zahnweh hat. 10. 6.

Knebel, Tagebuch 10. 6. 1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Abends wieder bey Hof. Nachher bey Göthe. 6. 6.

Fourierbuch 6. 6. 1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 8. Hr. Coadjutor v. Dahlberg 9. Hr. G. R. v. Göthe 10. Hr. Maj. v. Knebel 11. Hr. HofR. Wieland. Heute Mittag um 12 Uhr kahmen D. Herzog von Erfurth zurück, u. brachten den Hrn. Coadjutor von Maynz mit.

7. 6.

Fourierbuch 7. 6. 1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 15. Hr. G. R. v. Fritsch 16. Hr. G. R. v. Göthe . . . 20. Hr. OberStm. v. Vinck. . . Anheute ließ sich melden u. wurde an Hof gebethen, Hr. OberStallmeister v. Vinck in Oßnabrückischen Diensten . . . Durchl. Erbprinz zog anheute von Belvedere wiederum nach Weimar I

295

1789 12. 6.

Weimar Knebel, Tagebuch 12. 6.1789 (GSA, Nachlaß Knebel) Abends bey Göthe.

vor 15. 6. Caroline Herder an Herder 15. 6.1789 (Düntzer" S. 403) Ich habe niemand in diesen Tagen gesehen als Goethe. Ο den mußt D u als Deinen treuen Bruder lieben und behalten. Mündlich mehr. 15. 6.

Knebel, Tagebuch 15. 6.1789 (GSA, Nachlaß Knebel) Abends spaziren u. bey Göthe.

17. 6.

G. Wietek nach Protokoll der Schloßbaukommission (FS Grundmann S. 172) Bereits im Protokoll der 1. Schloßbaukommissionssitzung, welche im Beisein v o n Arens am 17. Juni 1789 in Goethes Wohnung stattfand, heißt es, daß Arens auch „Ideen zu einem Stall-Gebäude, nebst Decoration des Thurmes und Verbindung der Avenüen gezeichnet" habe.

vor 22. 6. Caroline Herder an Herder 22. 6. 1789 (Düntzer» S. 405) B 3 972 Ich habe diese Woche niemand gesehen als Goethe und Knebel. — Ich bin heute zu Goethe zum Thee geladen mit den andern Frauen. vor 27. 6. Carl August an Anna Amalia 27. 6. 1789 (Bergmann S. 90) B 3 973 Die Kinder halten sich vortrefflich, und Göthens Umgang, der sich des Jungens recht emstlich annimmt, tut letztern außerordentlich gut. Ich habe Göthen Ihren Auftrag kundgetan; er w i r d sich bemühn, Ihre Befehle zu erfüllen.

21. 6.

Fourierbuch 21. 6. 1789 (STA Weimar) Abends, war Spiel und eine Fürstl. Tafel, Frau von Schardt Frau von Oertel, Comtesse d'Beust, Frau von Reitzenstein Herr Geh. Rath von Göthe, Herr Camerath von Lincker, Herr CamerH. von Hendrich — 26. Pers.

17. 6.

Fourierbuch 17. 6. 1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel 1. Durchl. Herzog, 2. Durchl. Herzogin, 3. Durchl. Herzog v. Gotha, 4. Durchl. Herzog, von Meiningen . . . 13. Herr Geh. Rath v. Göthe.

18. 6.

Fourierbuch 18. 6.1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog, 2. Durchl. Herzogin 3. Durchl. Herzog, von Gotha, 4. Durchl. Herzog, von Meiningen . . . 19. Hr. Geh. Rath v. Göthe.

25. 6.

Fourierbuch 25. 6.1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 6. Herr Geh. Rath v. Göthe . . . 9. Herr Leg. Rath Schaumburg.

26. 6.

Fourierbuch 26. 6. 1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 6. Herr. Geh. Rath v. Göthe, 7. Herr Hofrath Wieland. 296

1789

Weimar

vor 29. 6. An J. F. Reichardt 29. 6.1789 (WA IV 9,136)

Sie haben Ihr Patrocinium. . . wie ich höre, einem jungen Menschen, dem Bruder meines Dieners [Götze] hoffen lassen. Dieser plagt mich Ihnen ein Wort zu sagen und zu fragen.. . Der Vagabund will nach Franckfurt am Mayn gehn, wenn er von Ihnen nichts näheres hört. Was den jungen Menschen betrift, kann ich nur sagen daß er ein guter, ordentlicher Junge ist, sein Talent kann ich nicht beurtheilen. 29. 6.

G. Herder an Herder 29. 6.1789 (Gebhardt-Schauer 2, 86)

August. . . kann nicht selbst schreiben, weil er mit dem Prinz beym Herrn Geheimderath Göthe zu Gaste ist. Anf. Juli An Carl August 10. 7. 1789 (WA IV 9,139)

Diese Tage hatte ich eine große Freude. Der junge Facius, der eine Zeitlang hier ist und Petschafte sticht, hat einen jungen Herkules Kopf nach einer antiken Gemme ganz über alle Erwartung schön in Stahl gearbeitet. Ich werde suchen ihn auf alle Weise vorwärts und wo möglich zum Steinschneiden zu bringen. Ihre Frau Gemahlinn will etwas für ihn thun. 9./10. 7.

An Carl August 10. 7.1789 (WA IV 9,139)

Nun ist auch Herder wieder da, guten Humors, gesund. Ich hoffe das Beste für ihn und uns. In den ersten Augenblicken ist von der Hauptsache wenig gesprochen worden. An Anna Amalia 22. 7. 1789 (WA IV 9,142)

Herder ist wohl und vergnügt angelangt. Ich hoffe wir werden ihn behalten. 27. 6.

Fourierbuch 27. 6. 1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 9. 10. 2. Herrn Grafen v. Marschall 11. Herr Geh. Rath v. Göthe . . . Heute liesen sich der Herr Graf von Marschall von Berlin Melden solcher war mit zur Tafel invitiret!

1. 7.

Fourierbuch 1. 7. 1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 7. Hr. G. R. v. Göthe. Fourierbuch 4. 7. 1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzogin . . . 6. Hr. G. R. v. Göthe. Fourierbuch 5. 7.1789 (STA Weimar) Abends. War Spiel und eine Fürstl. Tafel . . . Herr Geh. Rath v. Göthe, Herr Geh. Reg. v. Schardt, 18 Pers.

4. 7. 5. 7. 9. 7.

Fourierbuch 9. 7.1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzogin . . . 7. Herr Geh. Rath v. Göthe.

10. 7.

Fourierbuch 10. 7. 1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzogin . . . 6. Herr Geh. Rath v. Göthe, 7. Herr General Sup. Herder.

297

Jena

1789

Jena 10. 7.

J . D. Färber, Kalender 10. 7.1789 (UB Jena)

Sind d. H. Geh rath ν. Göhte aus Weimar ein logiert. Knebel, Tagebuch 10. 7.1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Göthe kommt abends. 11. 7.

Knebel, Tagebuch 11. 7.1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Morgens mit Göthe im Griesbachschen Garten. Hier zu Mittag. Nachmittags spaziren und auf der Saale. 12. 7.

Knebel, Tagebuch 12. 7.1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Mit Göthe in der Stadt. 10./13.7.

A. J . G. C. Batsch an Goethe 19.1.1790 (Düntzer 5 1,134)

An der gutgemeinten Anzeige im Intelligenzblatt der A. L. Z., wo von einem botanischen und ö c o n o m i s c h e n Garten gesprochen wird, habe ich keinen Antheil, da ich schon im vorigen Sommer die Ehre hatte, Ihnen zu melden, daß zu dem letztern Zweck ein größerer Platz erforderlich sei. Η. E . G . Paulus, Göthe und Paulus (Reichlin-Meldegg 1, 335)

B 8 974

Lebhaft gegenwärtig ist mir noch der Augenblick, wo ich Göthe das erstemal sah. Zufällig ging ich mit meiner Frau auf einem Morgenspaziergang durch das Schloß zu Jena, wo die Büttner'sche Raritätenbibliothek und die physikalische, von Göthe geförderte Sammlung, welche der Stifter der naturforschenden Gesellschaft, der meist auf das Materielle beschränkte Professor Lenz, durch ausgebreitete Correspondenz glücklich zu mehren wußte, im untersten und obersten Stockwerke aufgestellt waren, die mittlere Etage aber für Besuche von Hof frei war, so daß dort besonders Göthe oft abzusteigen pflegte. Wir wußten, daß Göthe noch nicht lange vorher von seiner fruchtbarsten Durchreise Italiens zurückgekommen war. Mitten im Hofe trat uns ein kräftig Daherschreitender nahe. Er redete uns forschend an. Ich blickte in sein heiter ernstes, vom Morgenlicht beleuchtetes Gesicht. Unmittelbar sprach sich in mir der Gedanke aus: „Ein Apollokopf! Ein ächter Apollokopf im Uebergang ins kräftigste Mannesalter!" 10./13. 7. An Knebel 4. 7.1789 (WA I V 9,137) Die drey ersten Akte [des Tassoj schicke ich dir hoffentlich noch diese Woche und komme vielleicht Sonnabends mit den beyden andern nach. Ohngefähr vier fünf Tage möchte ich bey dir bleiben und der Zeit genießen wenn sie freundlich ist.

298

1789 13. 7.

Jena Knebel, Tagebuch 13. 7. 1789 (GSA, Nachhß Knebel) G ö t h e geht ab. J . D. Färber, Kalender 13. 7.1789 (UB Jena) Sind d. H . Geh. Rath v . G ö t h e wieder nach Weimar gereist.

Weimar 9./16.7.

Herder an Anna Amalia 16. 7.1789 (STA Weimar, HA A X V I I I 52, 36) G ö t h e u. der gan2e Kreis der schönen Frauen u m ihn ist w o h l ; Alles lebt auf die alte Weise, nur wie mich dünkt, zuthulicher u. freier.

16. 7.

Knebel, Tagebuch 16. 7. 1789 (GSA, Nachlaß Knebel) [Morgens] bey Göthe.

17. 7.

Knebel, Tagebuch 17. 7.1789 (GSA, Nachlaß Knebel) Abends bey Göthe.

18. 7.

Knebel, Tagebuch 18. 7.1789 (GSA, Nachlaß Knebel) B e y G ö t h e Abends.

20. 7.

Knebel, Tagebuch 20. 7. 1789 (GSA, Nachlaß Knebel) A b e n d s bey G ö t h e in Gesellschaft. N. Karamsin, Briefe eines reisenden Russen 21. 7.1789 (J. Richter S. 114)

B s 979

Goethe habe ich nur gestern im Vorbeigehen am Fenster gesehen; ich blieb stehen und betrachtete ihn einige Minuten. E i n wahrhaft griechisches Gesicht 1 Heute morgen, da ich ihn besuchen wollte, fand ich ihn nicht. E r w a r ganz früh nach Jena gefahren. 22. 7.

Knebel, Tagebuch 22. 7. 1789 (GSA, Nachlaß Knebel) A b e n d s bey Göthe, der nach Eisenach geht.

15. 7.

Fourierbuch 15. 7. 1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzogin . . . 7. Hr. Reg. Praes. v. Wöllwarth 8. Hr. G . R. v. Göthe. Hr. Regierungs-Präsident von Wöllwarth zu Anspach, ließ sich melden.

19. 7.

Fourierbuch 19. 7. 1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzogin . . . 16. Herr Geh. Rath v. Göthe, 17. Herr Geh. Rath Schmidt.

20. 7.

Fourierbuch 20. 7.1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzogin . . . 8. Herr Präs. von Wöllwarth, 9. Herr Geh. Rath v. Göthe, 10. Herr Hofrath Wieland. 299

1789

E i s e n a c h — W i l h e l m s thai

Eisenach —Wilhelmsthal Anf. Aug. Carl August an Anna Amalia 3. 8. 1789 (Bergmann S. 92)

B 3 981

Göthe ist mit mir hier [Eisenach] und auch mein Sohn; dem Kleinen bekömmt die Abwechselung sehr gut. „Tasso" ist fertig, ein grosses Kunststück; ich bin neugierig, wie es Ihnen gefallen wird. „Faust" kömmt auch ehstens ans Licht. An Herder 2. 8.1789 (WA I V 9,146)

August bleibt sich gleich, ist immer lustig und hat Streiche im Kopfe. Jedermann liebt ihn. Carl August an Anna Amalia 15. 8.1789 (Bergmann S. 93)

B 3 982

Göthen zeigte ich neulich in einen hiesigen Dorfe [Untersuhl] eine Kirche, welche wahrscheinlich in die Mauern eines römischen Grabmals gebauet ist; er fand, dass dieses seltsame Werk mit den Capo di Bove oder Grabe der Cecilia Metella ähnelte und dessen Dimensionen nahe käme. Sie sehn daraus, dass man noch aus Italien ins Eisenachische reisen wird, um Altertümer römischer Zeiten zu suchen. Bei Betrachtung dieses Gegenstandes spielte ich mir Italien vor und suchte — aber vergebens — das Meer.

Ruhla 10. u. 11. 8.

Ε. Α. Α. v. Göchhausen, Protokoll einer Ortsbesichtigung in Ruhla ( S T A Weimar, Commissionsakte ·— Eisenacher Polizeisache 761c Bl. 12)

Geschehen, Ruhla, den 10' Aug. 1789. Bey der, auf Serenissimi höchsten Befehl, zu beabsichtigter bessern Aufnahme des hiesigen Baades anderweit angestellten Lokal-Besichtigung der mancherley 23. 7.

Fourierbuch 23. 7.1789 ( S T A Weimar) Heute vormittag gingen Durchl. Erb-Prinz zum l s t e n mahl von hier nacher Eisenach in Bekleidung des Herr Geh. Rath von Göthen Herr Land Camerath Ridel, Herr Camerdiener Hähling und Laq. Hertel, alwo Sie Durchl. Herzog erwardeten, welcher aus dem Oberlande in Eisenach mit eintraf 1

24. 7.

An C. Chr. v. Herda 20. 7.1789 (WA I V 30, 46) Ew. Hochwohlgeb. . . . habe die Ehre anzuzeigen daß Durchl. der P r i n z . . . Freytag in Eisenach eintreffen und wenigstens die Nacht daselbst bleiben wird. Wir nehmen das freundschaftlich angebotene Abend Essen mit Danck an und werden wohl erst gegen Abend eintreffen.

Eisenach-Wilhelms thai

Ende Juli An Anna Amalia 22. 7. 1789 (WA IV 9,143) In einigen Tagen gehe ich mit dem Erbprinzen zu dem Herzoge nach Wilhelmsthal.

300

1789

Ruhla hier eintretenden Gegenstände, wurde zuerst untersucht, in wie fern bey dem bergigten Terrain eine Promenade dergestalt angelegt werden könnte, daß man, von der Allee vor dem Forsthause an, durch die daran stoßenden beiden herrsch: Gärten, und über die jenseit derselben liegenden Privatbesitzungen, bis zum Gipfel des steilen Berges, bequem gelangen könne? Der Herr Geheimde Rath von Göthe untersuchte deshalb mit Endesunterzeichnetem das Terrain näher, und fanden, daß der Endzweck folgender maßen erreicht werden könne: 1.) Der erste Eingang der LindenAllee vor dem Forsthause, blieb, würde erweitert, und mit einer Thür von Latten versehen. 2.) Die LindenAllee sey abzustoßen, zu ebnen, mit Kies zu überfahren, und untenhinaus sanft ablauffend zu halten, damit der Weg stets trocken bleibe. 3.) Die Linden selbst seyen untenher auszuputzen, und sodann breit zu halten, (auch mit Canapees zu versehn, wozu die Zeichnung von Smo anher geschickt werden wird.) 4.) Die Entree in den an die Allee stoßenden herrschaftl: Garten würde gleichfalls erweitert, u. mit einer Latten-Thür versehen. 5.) Der Garten selbst sey durch Kieswege, 8. Schuh breit, gegen die Laube hinauf, und ins Quadrat, abzutheilen. 6.) Vor der Hütte, oder Laube, sey eine Moosmauer, mit einer Nische, anzulegen; der Zwischenraum, zwischen der schon vorhandenen alten, u. der nurerwähnten neuen Mauer, 12. Schuh breit zu lassen, auszufüllen, und von beiden Seiten, in der Idee, wie beyliegende kleine Zeichnung besagt, mit Rampen zu versehen. Eine genauere Zeichnung und Grundriß wollen der Herr Geheime Rath besorgen, nach welcher sodann der Anschlag vom Baumeister Goetze zu fertigen seyn würde. 7.) Das Schieshäuschen und die Vogelstange würden weggenommen, das Holz von beiden aber im Forsthause zu etwann in der Folge vorkommenden Anlagen aufzubewahren seyn. 8.) Am Ende der Linden Allee, links, gegen das Brunnenhaus, finge sodann ein, 8. Schuhe breiter, mit seiner Form nach dem Bermbach sich richtender Gang, an, und würde hinter das Brunnenhaus führen. Der Gang um das Brunnenhaus herum sey von Gras zu säubern, Kies drauf zu führen, die kleine Brücke vor dem Brunnenhause über den Bermbach mit einer andern leichten und zierlichen Brücke, etwann wie die vor dem Stedtfelder Hölzchen, zu verwechseln. 9.) Vom Brunnenhause an, rechts sich wendend hinter der Vogelstange weg, immer sanft und unvermerkt bergan, würde sodann der schon gedachte 8. Schuhige Gang sich fortziehen, bis an den Zaun von dem erst vor kurtzem acquirirten, itzt Herrschafftlichen, vormals Schenckschen Berggarten. Hier wurden sofort Fröhner, welche überhaupt die gantze Arbeit daselbst zu ver301

1789

Ruhla richten haben, angelegt, und zur Probe ein Stück Gang abgesteckt u. abgegraben. 10.) Von da führt besagter 8. Schuhiger Gang wieder, in gleichem sanften Abfall, links aufwärts bis in die ZaunEcke des alten Herrschaftl. Gartens, u. komt bey einem kleinen Fußpfade des Dorfs heraus; wendet sich links fort, durch einen kleinen Zwickel des Kleinsteuberschen Gartens, von welchem der Besitzer so viel Ruthen, als man allenfalls nöthig haben möchte, gegen Erlegung von 20. gr: pro Ruthe, u. so, daß Steuern u. Erbzinsen gantz auf der übrigen Besitzung bleiben, gern herzugeben, sich bereits erklärt hat. 11.) Von hier an zieht sich besagter Gang weiter links, u. sanfft aufwärts, mittelst Auffüllung, quer durch die, Joh: Goeckings Wittwe zuständige, Wiese unterm Wald, welche zu acquiriren seyn würde, weil man außerdem kein Mittel hat, die Promenade bis in den Wald hinein zu bringen. 12. Von der Ecke dieser Wiese an, läufft sodann der Gang wieder rechts bis an die WaldEcke. 13.) Von der WaldEcke an, rechts fort, durch den Wald, bis auf einen frey stehenden Kopf, von welchem die gantze Ruhla beynahe übersehen werden kan, wie solches alles der von dem Hofgärtner Skell zu seiner Zeit zu fertigende Riß mit mehrerm darlegen würde. Auf diesen Kopf würde ein hölzern klein Gebäude, wozu der Herr Geheimde Rath von Göthe einen Riß besorgen wollen, zu setzen seyn. den 11' August. Wurden Sr: Herzogl: Durchlaucht obige Ideen, und die zum markiren der Gänge gesteckten Pfäle, nebst dem zur Probe gestern gefertigten Stück des Promenadengangs, vorgelegt u. gezeigt, und genehmigten Höchstdieselben die unumgänglich nöthige ErkaufFung einiger Ruthen des Kleinsteuberschen Gartens, pro Ruthe 20. gr:, nächstdem auch die Acquisition der Goeckingschen der Angabe nach 5/4. Acker haltenden Wiese, welche, nach den Kaufbriefen 59. rh: 8. gr: der Besitzerin zu stehen gekommen, von ihr aber für 80. fl: überlaßen, u. vorläuffig der Kauf mit ihr abgeschloßen, auch der Gerichtsschultheis Deussing hievon benachrichtiget wurde. Nächstdem ist folgendes annoch hieher zu bemerken. a.) daß dem Hofgärtner Skell die Besorgung der Anlage der Gänge, nach der ihm in loco gemachten deutlichen Demonstration alles dasjenige, was die Puncte, 1. bis 13. besagen, übertragen, u. er angewiesen worden ist, bis die Anlage der Promenadengänge fertig ist, in der Ruhl zu bleiben, bey einigem Anstoß u. Bedenken aber Verhaltungsmase von Endesunterzeichnetem einzuholen. Letzterer hingegen hat, Serenissimi gnädigster Instruction nach, vorkommenden Falls, mit dem Herrn Geheimde Rath von Göthe sich weiter zu vernehmen. 302

1789

Ruhla J. Η. C. Heusinger (Intelligenzbl. d. A L Z Nr. 77, 23. 6. 1790)

Bertram Unterricht von dem Gebrauch und Wirkung des Ruhlaer Stahlwassers im Fürstenthum Eisenach, Eisenach 1755, sagt: 1) Das Ruhlaer Stahlwasser enthält einen flüchtigen, treibenden und penetranten Spiritum. 3) eine alcalische Salz-Erde, 4) es ist ein leichtes, klares, perlendes Wasser, welches einen dintenhaften Geschmack hat . . . Auch ist im verflossenen Jahre in Beyseyn des gnädigst regierenden Herzogs von Sachsen-Weimar und Eisenach Hochfürstl. Durchlaucht, des Herrn Geh. Rath, von Göthe, Herrn Geh. Rath, von Herda, ingleichen des Herrn Geh. Kammer-Rath Göchhausen, dieser Brunnen von mir an der Quelle untersucht und gleiche Bestandtheile gefunden worden. Ungenannt in: Eisenacher Sonntagsblatt f. Stadt u. Land 23. 3. 1828, S. 76

Das Bad zu Ruhla war im Jahr 1789 stark besucht. Unter den Anwesenden befand sich auch Göthe. An einem ziemlich trüben Tage ersuchte Göthe einen Herrn v. Stein, mit ihm eine Spazierreise auf den Inselsberg zu machen. Vergebens stellt dieser ihm das hierzu unpassende Wetter vor; Göthe bleibt dabei, hingehen zu wollen und ungern wird die Einladung angenommen . ·— Auf dem Wege dahin wurde nun der Nebel immer dichter und verwandelte sich zuletzt in Regen. Herr von Stein machte seinem Aerger durch Vorwürfe, daß man dieses voraus gewußt, daß ihm aber nichts abzurathen sey etc. Luft. Göthe schwieg hierzu, beschäftigte sich mit Steine-suchen, zerschlug sie mit dem Waldhammer, nannte dem stets Murrenden deren Namen, Eigenschaften und in welche Ordnung sie gehörten. Doch nun hatte aber der Unmuth des Herrn von Stein den höchsten Grad erreicht; was gehen mich Ihre Steine an! rief er hitzig aus, ich rede von Ihrem Starrsinn, der uns in dieses Wetter geführt hat; doch, fuhr er fort, gleichsam um das eben hitzig gesprochene etwas zu mäsigen, wenn Sie denn ein so großer Mineralog sind, so sagen Sie mir, was bin ich denn für ein Stein ? Auch das versetzte Göthe, will ich ihnen sagen: Sie gehören in die Klasse der Kalksteine, kömmt Wasser auf diese, so braussen sie. Gotha 15. 8.

Gothaer Fourierbuch 15. 8. 1789 (LB Gotha) Nachmittags 6 Uhr trafen Serenissimus von Weimar auf Friedenstein ein . . . Unser gnädigster Herzog fuhren Serenissimum von Weimar entgegen und beyde Durchl. Herzoge kamen mit den Herrn Geh Rath von Göthe in Serenissimi Wagen und stiegen an der grossen Treppe ab... Serenissimus haben logieret im l t e n Appartement Η Geh Rath von Göthe auf der Stein Gallerie in Nro 6 u 7. Abends . . . [6] Η Geh Rath von Göthe . . . im Zimmer.

303

1789

Weimar

Weimar 17. 8.

Knebel, Tagebuch 17. 8. 1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Abends bey Frau ν. Kalb grosses Convivium. Herzog u. Göthe kommt zurück von Eisenach. vor 21. 8. An H. Meyer 21. 8.1789 (WA IV 9,149)

Herder, welcher glücklich zurück ist und Sie herzlich schätzt hat mir gesagt Ihr Wunsch sey noch einige Jahre in Rom zu bleiben und nachher irgendwo ein ruhiges Plätzchen zu finden wo Sie unter Freunden Ihr Talent üben und ein leidliches Leben führen mögten. 22. (?) 8.

Chr. G. Voigt an G. Hufeland 22. 8. 1789 (Diezmann1 S. 50)

B 2 355 B 3 983

Von Herrn G. R. v. Goethe habe ich Ihnen ein Compliment mit folgender Bitte vorzutragen. Er will den jungen Facius aus Gera (ein gelernter Kaufmann, der sich mit innerer Furie der Sculptür widmet) gern mit Doli bekannt machen, um ihn von demselben etwas profitiren zu lassen, da er selbst schon so weit gekommen . . . Es käme darauf an, ihn an H. Doli zu empfehlen und ein solches Empfehlungsblatt glaubt H. v. Goethe von Ihnen erlangen zu können. 23. 8.

Knebel, Tagebuch 23. 8. 1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Nachmittags . . . bey Göthe.

16. 8.

Gothaer Fourierbuch 16. 8. 1789 (LB Gotha) [Fürstl. Tafel] . . . [7] Herr Geh. Rath von Göthe . . . Abends . . . [5] H. Geh Rath von Göthe . . . auf d. Zimmer.

17. 8.

Gothaer Fourierbuch 17. 8. 1789 (LB Gotha) Dato früh 9 Uhr sind Serenissimus von Weimar wieder abgereisset. Weimar Fourierbuch 17. 8. 1789 (STA Weimar) Heute nachmittag um 5 uhr kahmen Durchl. Herzog von Eisenach wiederum zurücke I

18. 8.

Fourierbuch 18. 8. 1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 8. Herr Geh. Rath v. Göthe, 9. Herr Major v. Knebel, 10. Herr General Sup. Herder, 11. Herr Justizrath Hoyer.

19. 8.

Fourierbuch 19. 8. 1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 7. Herr Geh. Rath v. Göthe, 8. 9. 10. 11. 4. Herrn v. Witzleben . . . Heute liesen sich die 4. Herrn von Witzleben Melden und waren am Hof gebethen!

21. 8.

Fourierbuch 21. 8. 1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 7. Herr Geh. Rath v. Göthe, 8. Herr Major v. Knebel, 9. Herr General Sup. Herder.

304

Weimar

1789 24. 8.

Knebel, Tagebuch 24. 8.1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Abends bey Göthe, mit Prz. August pp. 25. 8.

Knebel, Tagebuch 25. 8. 1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Abends bey Göthe, mit Gesellschaft. Herders Geburtstag. 26. 8.

Knebel, Tagebuch 26. 8.1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Abends beym Herzog soupirt. Pr. August, Göthe, Herder, Wieland — bey Fr. v. Kalb. 27. 8.

Knebel, Tagebuch 27. 8.1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Abends bey Göthe. mit Herzog, Prinz August u. Göthe. 28. 8.

Knebel, Tagebuch 28. 8.1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Abends bey Göthe. Dessen Geburtstag.

24. 8.

Fourierbuch 24. 8.1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin 3. Durchl. Prinz August. . . 9. Hr. Chr. v. Bibra 10. Hr. G. R. v. Göthe 11. Hr. G. S. Herder.

25. 8.

Fourierbuch 25. 8. 1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin 3. Durchl. Pr. August. . . 8. Hr. G. R. v. Göthe 9. Hr. G. R. Schmidt 10. Hr. OberJägerMstr. v. Geusau 11. Hr. Major v. Knebel 12. Hr. HofR. Wieland. Hr. OberLandJägerMeister v. Geusau aus Carlsruhe lies sich melden, und wurde gebethen.

26. 8.

Fourierbuch 26. 8. 1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin 3. Durchl. Prinz August. . . 8. Hr. G. R. v. Göthe 9. Hr. Major v. Knebel . . . 12. Hr. G. S. Herder. Abends 8 Pers. bey Durchl. Herzog!

27. 8.

Fourierbuch 27. 8.1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin 3. Durchl. Pr. August 4. Durchl. Pr. Constantin . . . 10. Hr. G. R. v. Göte 11. Hr. Maj. v. K n e b e l . . . Abends gegen 6 Uhr, reiseten D. Prinz Constantin wiederum ab!

28. 8.

Fourierbuch 28. 8. 1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin 3. Durchl. Pr. A u g u s t . . . 10. Hr. OberForstm. v. Schönefeldt 11. Hr. G. R. v. Göthe 12. Hr. Ln. v. Witzleben 13. Hr. Gen. S. Herder 14. Hr. HfR. Wieland. Hr. OberForstmeister v. Schönefeldt aus Berlin, lies sich melden, und wurde an Hof gebethen.

29. 8.

Knebel an Luise v. Imhoff 28. 8. 1789 (GSA, Nachlaß Knebel ΥΠ 5) Heute Abends sind wir wieder bey Göthe. Es ist sein Geburtstag. Die Kalben u. Waldnern sind auch da. Ich habe der Schmause, mit den Prinzen, beynahe satt. Fourierbuch 29. 8. 1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin 3. Durchl. Pr. A u g u s t . . . 9. Hr. G. R. v. Göthe 10. Hr. Maj. v. Knebel 11. Hr. Maj. v. Milckau. 305

20

Goethe, Gespräche III

1789

Weimar

Apr./Aug. Caroline v. Herder, Erinnerungen: Herders Vocation nach Göttingen und Bleiben (SB Berlin, PrK, Herder XXXVII 10) B 2 353 a B 3 975

Da mich Heyne von dieser Vocation [Herders nach Göttingen, Mai 1789] unterrichtet hatte, u. das Gerücht davon auch in Weimar sich schon ausbreitete, so hielt ichs für Pflicht es der regierenden Herzogin zu vertrauen . . . Auch an G o e t h e sagte ichs, mit dem wir damals in enger treuer Freundschaft waren . . . Goethe zeigte sich jetzt als ein treuer Freund, wie jenes Wort sagt: im Ung e w i ß e n e r k e n n t man den g e w i ß e n F r e u n d . Er wollte nicht drein reden, wollte Herders Schicksal nicht irre leiten, er bat nur daß wir in unsrer Agitation r u h i g beide Lagen überlegen mögen, so daß wenigstens von der öconomischen Seite Göttingen uns eine Sorgenfreie, heitre Lage u. Wohlhabenheit gewähre. Ueber die Lage zu Weimar sagte er zum Vater: „Jetzt bis Du hier der E r s t e in Deinem Collegium, (der kranke Präsident [v. Lynkker] wird bald sterben) Hier kannst Du arbeiten was Du willst. In Göttingen bist Du unter die andern Professoren verrechent, u. in einem Academischen Senat giebts die dümmsten, ärgerlichsten Auftritte u. Beschlüße. — Auch gilt auf der Academie am meisten der Charletan von Professor. Alle Professoren werden g e g e n Dich s e y n , da Du ihnen superior bist. Du wirst als Mensch u. Professor ein viel unzufriedeners Leben führen als in Weimar, wo Du in der Gesellschaft gebildeter u. guter Seelen die Dir wohlwollen, Dich erheitern kannst so oft Du willst. Dieser Genuß geht Dir in Göttingen ab. Auch Deine Frau wird sich unter die Professors Weiber u. dem eingeführten Gastmalgeben wo man mit Silber u. äußerlicher Wohlhabenheit prunken muß, nicht gut schicken. Ihr seid beide ein stilles häußliches Glück gewohnt, das wird dort sehr gestört werden. Der regier. Herzogin zu Liebe solltest Du fast allein hier bleiben." So sprach Goethe; so sprachen die vertrauten Freunde. . . . Und so nahm der Vater in dieser peinlichen, zerrißenen Gemüthsstimmung, den Antrag des Herzogs, leider, ganz gegen sein Gefühl an. Die Bedingungen waren folgende: 1. Die jährliche Besoldung sollte mit allen Naturalien u. Accidentien zwischen 1800—2000 Thlr. festgesetzt seyn . . . 2. Der Herzog wolle die Söhne studieren lassen u. versorgen. 3. Der Wittwe eine Pension von 300 Thl. 30. 8.

Fourierbuch 30. 8.1789 (STA Weimar) Abends. War Spiel und eine Fürstl. Tafel. Comteße d'Beust, Frau v. Schardt Frau v. Egloffstein Frau v. Lichtenberg Herr Geh. Rath v. Göthe. 17. Pers.

31. 8.

Fourierbuch 31. 8.1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 3. Fürstl. Pers. . . . 7. Herr Geh. Rath v. Göthe 8. Herr Major v. Knebel 9. Herr Vice Praes. Herder.

306

1789

Weimar 4. Als VicePräsident solle er von allen kleinlich beschwerlichen Kirchlichen Geschäften befreit seyn . . . Ueber dem solle er Canzler der Universität Jena seyn u. diese Geschäfte von Weimar aus besorgen. Goethe misfiel dieser Antrag. Herder nahm ihn nicht an.

Juli/Aug. Caroline Herder an Friederike v. Franckenberg (Konzept) 20. 8. 1795 (*Prß. Jbb. 43, 98; SB Berlin, PrK) B 3 977

Mein Mann kam zurück ohne sich mit Göttfingen] einzulassen. Es wurde über die vorgeschlagenen Puncte des Herzogs verhandelt. Befremdend wars meinem Mann, daß ihn der Herzog mit 200 rh. jährl. Zulage zu halten gedachte. Unter 400 rh. Zulage bleibe ich nicht, sagte er zu Goethe; Canzlar der Universität Jena will ich nicht werden, wohl aber meinen Rath gerne geben. Die andern Puncte bleiben, ausser daß meiner Frau 300 rh. Wittwengehalt versichert werde. Der Herzog accordierte alles. Da nun die Geschäfte zugleich bestimmt wurden u. mein Mann die Kirchrechnungen u. Leichen abgab, so verlohr er dadurch an der Einnahme 112 rh. Jährl.; diese zu ersetzen leitete Goethe es also ein daß der Herzog zur einstweiligen Erziehung für Gottfried Jährl. ein Geschenk von 50 rh. u. eben so viel für August aussetzte. Die regier. Herzogin aber 50 rh. für Wilhelm. Als Goethe die Zusicherung dieser Geschenke mündlich überbrachte, sagte ich zu ihm in Gegenwart meines Mannes: damit glaubt doch der Herzog nicht, die Kosten des Studierens schon zu bezahlen? Nein, antwortete Goethe. Es ist aber doch nöthig, erwiederte ich, über diesen Punct eine schriftliche Versicherung vom Herzog zu haben. G o e t h e (unwillig), nein, das ist nicht nöthig; man muß den Herzog jetzt da er sich gutmüthig zeigt, durch eine solche Forderung nicht unwillig machen. Und hiemit ward die Sache geschlossen.

Caroline Herder an Goethe (Konzept) 29. 10. 1795 (SB Berlin, PrK, Herder XXXVII 113)

Als mein Mann so oft u. viel seine Abneigung hier zu bleiben äußerte, sagte er Ihnen auch dieses: „ich kann allein aus der Göttingschen Bibliotheck meinen Kindern ein ansehnliches Capital erwerben." Und Sie antworteten darauf: Ist das nicht auch ein beträchtliches Capital wenn der Herzog Deine Kinder studieren läßt ? . . . Ich darf Sie auch noch daran erinnern, daß ich Sie in Gegenwart meines Mannes um eine bestimmte schriftliche Zusicherung des Herzogs, über das was er für die Kinder auszusetzen Willens sei, bat; u. daß Sie mir hierauf mit Unwillen antworteten: dies würde den Herzog beleidigen. 307 20*

1789

Weimar Caroline v. Herder, Erinnerungen: Herders Vocation nach Göttingen und Bleiben (SB Berlin, PrK, Herder X X X V I I 1 0 )

Unter den Bedingungen seines Bleibens war: „Der Herzog wolle die Kinder studieren lassen u. sie versorgen." Da die Bedingungen festgesetzt waren bat ich damals Goethe, uns hierüber eine schriftliche Versicherung vom Herzog zu verschaffen; aber vergebens. Goethe war sogar über meine Forderung aufgebracht, er sagte: „Dies Mistrauen in des Herzogs Wort, würde ihn sehr beleidigen." So bliebs. Caroline Herder an Friederike v. Franckenberg (Konzept) 20. 8. 1795 (*Prß. Jbb. 43,148; SB Berlin, PrK) B 3 976

Als man damals mit meinem Mann unterhandelte hier zu bleiben, sähe man wohl ein, u. verschwieg es nicht, daß die theologische Facultät in Jena ruiniert würde, wenn er nach Göttingen ging. Jetzt hat man dies alles vergessen u. glaubt seines Versprechens los zu seyn. Damals stellte mein Mann Goethe vor, wie vortheilhaft ihm allein die G ö t t i n g e r B i b l i o t h e c k seyn würde, um durch Schriften seinen Kindern ein Capital zu erwerben, da soviel ungebrauchte Schätze, die nirgends in Deutschland seien, darinn wären. Dies alles, sagte Goethe will Dir der Herzog durch die Kosten zur Erziehung Deiner Kinder vergüten, u. Du lebst hier ein vergnügliches Leben, bei Deinen Freunden.

Sophie v. Schardt an Chr. A. v. Seckendorf 12. 9.1789 (GJb 25,75)

B 3 984

La duchesse Louise est assurement un etre rare, toute aimable et noble de caractere; notre due a un fond de bons sentiments auxquels on ne saurait refuser de l'attachement reel. Tout ce qui nous manque ici e'est un ministre juste, noble et zele pour le bien sans crainte de le dire. Fritsch n'est pas l'homme; Goethe qui en a assurement le caractere, n'en a pas les vues. II sent qu'il n'a pas l'espece de savoir-faire en ce genre qui surmonte les difficultes, voila pourquoi il a quitte les affaires; il est assez utile au due, etant son ami, je ne saurais voir l'injustice que le monde y trouve qu'il garde sa pension. Un prince n'a-t-il pas le droit de faire du bien ä un homme qu'il aime et ne peut-il pas lui dire comme Rousseau disait ä Diderot „je ne veux point des services de vous, je veux etre aime de vous et vous donner les moyens de rester avec moi sur ce pied" ?

1. 9.

Fourierbuch 1. 9. 1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel 3. Fürstl. Pers. . . . 11. Herr Geh. Rath v. Göthe . . . 13. Herr Hofrath Wieland.

308

1789 vor 2. 9.

Weimar Knebel an A. J . G. C. Batsch 2. 9.1789 (Verst.-Kat. Cohn 20./22. 5.1895, 72)

Ich habe ein Stück davon [neu entdecktes Mineral] besessen, das ich dem Geh. Rath Göthe gegeben. 4. 9.

Knebel, Tagebuch 4. 9. 1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Abends bey Göthe, wobey H. v. Frankenberg u. dessen Frau pp. diese ab. 10. 9.

Knebel, Tagebuch 10. 9. 1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Abends spazieren, Mit Herder ρ mit solchem ρ bey Göthe supirt. (Dessen System der Pflanzen). 2. 9.

Fourierbuch 2. 9.1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 3. Fürstl. Pers. . . . 9. Herr Geh. Rath v. Göthe, 10. Herr Maj. v. Knebel, 11. Herr Vice Praes. Herder, 12. 13. Herr und Fr. Geh. R. v. Franckenberg . . . Heute liesen sich Melden und waren an Hof gebeten: Herr und Fr. Geh. Räthin von Franckenberg von Gotha.

3. 9.

Fourierbuch 3. 9.1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 38. Couvert, Es waren sämtl. Hrn. Hof-Cavaliers und Hrn. Officiers mit zur Tafel gebeten! Abends War Ball vor sämtl. Nobeleße in Durchl. Herzogin Fr. Mutter Ballais gehalten, wo sämtl. Nobeleße Abends die Durchl. Herrschafften mit einen Supee tractireten! Heute kahmen unvermuthet der Durchl. Erbprinz von Oranien in Bekleitung des Hrn. Grafen von Buren [?] und Hrn. Obrist von Stampfort hier an.

4. 9.

Fourierbuch 4. 9.1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 3. Fürstl. Pers. . . . 10. Herr Geh. R. v. Göthe 11. Herr Major v. Knebel.

5. 9.

Fourierbuch 5. 9. 1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel 3. Fürstl. Pers. . . . 12. Herr Geh. Rath v. Göthe, 13. Herr HaußMarschall v. Koppenfels 14. Herr Canzler v. Koppenfels.

7. 9.

Begegnung mit J. F. Anthing; vgl. die Stammbucheintragung WA I 4, 229 Fourierbuch 7. 9.1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürsd. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin 3. Durchl. Prinz August. . . 8. Hr. G. R. v. Göthe 9. Hr. ViceP. Herder.

8. 9.

Fourierbuch 8. 9. 1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin 3. Durchl. Prinz A u g u s t . . . 9. Hr. G. R. v. Göthe 10. Hr. HofMstr. v. Barner 11. Hr. HofR. Wieland. 12. Hr. Baron v. Oertel. Hr. Hof Meister v.Barner aus Mecklenburg Schwerin, ließ sich melden, wurde gebethen.

9. 9.

Fourierbuch 9. 9. 1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin 3. Durchl. Prinz August. . . 10. Fr. Domherrin v. Pannewiz 11. Hr. Coadjutor ν. Dahlberg 12. Hr. Graf v. Beust S. 13. Hr. Obrist v. Stein 14. Hr. Gen. v. Knorr 15. Hr. G. R. v. Göthe 16. Hr. V. P. Herder. Es kahmen heute an . . . Hr. Coadjutor ν. Dahlberg, Hr. General v. Knorr aus Erfurth, Hr. Obrist v. Stein Preuß Gesandter. Es ließ sich gleichfals melden, Frau Domherrin v. Pannewiz aus Berlin.

10. 9.

Fourierbuch 10. 9.1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 6. Hr. Obrist v. Stein 7. Hr. G. R. v. Göthe. 309

1789

Weimar

vor 12. 9. An Ε. Α. Α. γ. Göchhausen ca. 16. 9.1789 (WA IV 50,132)

Ich habe nicht ermangelt Serenissimo die Risse und Ackten [betr. neuangelegte Ruhlaer Promenade] sogleich vorzulegen und Höchstdieselben sind mit allem was bißher geschehen sehr zufrieden, und finden selbst räthlich mit der Arbeit, wenn man auf den mit L. C. bezeichneten Kopf gekommen, inne halten zu lassen . . . Was die übrigen Punckte der Angelegenheit betrift, wünschten Serenissimus, daß sie nunmehr bey fürstl. Cammer in Überlegung gezogen und alsdann Bericht erstattet würde . . . Noch richte ich schließlich ein gnädiges Compliment Smi an Ew. Hochwohlgeb. aus. vor 14. 9. Knebel an Henriette v. Knebel 14. 9.1789 (Düntzer4 S. 96)

B 2 356 B 8 985

Max soll sich Volkmanns Beschreibung von Italien (NB. die neuste Ausgabe) anschaffen und solche als seinen Begleiter mit sich nehmen. An jedem Orte Italiens findet sich sogleich eine eigene Beschreibung desselben Ortes, die man gebrauchen muß. Die italiänische Sprache muß er täglich üben. Die Eingeborenen hören es gar gerne, wenn man ihre Sprache spricht. Da diese Nation hauptsächlich zu Weichlichkeit, Bequemlichkeit und Aisance in ihrer Lebensart und Sitten gewöhnet ist, so thut ihnen alles Harte und Rauhe unsrer Sitten besonders weh. Man richtet auch mit einem fahrenden, stürmischen Wesen gar nichts aus, als daß man allenfalls Messerstiche bekommen kann; klug und vorsichtig darf man aber in allen Stücken sein und genau das Seinige wollen, sonst wird man nur aasgelacht. Nichts zu scharf, nichts zu heftig, aber bestimmt und fest. Was die Kleidung anbetrifft, so sagt mir Goethe, daß man die seidnen Kleider in Italien viel wohlfeiler kaufe, wie bei uns, die andern aber seien ungleich theurer. Mit einem guten gestickten Kleid, ein paar Fracks und allenfalls einer Montirung, wie sie Herr von Wöllwarth hier getragen, roth mit grünem Revers, komme man in Italien überall trefflich fort. Die meisten Franzosen und Engländer tragen solche Uniforms. Cento, das Vaterland des Guercino da Cento, läßt Goethe besonders wegen der schönen Gemälde dieses Meisters rekommandiren. Es liegt zwischen Ferrara und Bologna, und wenige Reisende kämen dahin, ob es gleich sehr 11. 9.

Fourierbuch 11. 9.1789 (STA Weimar) 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin 3. Durchl. Prinz v. Hohenloh . . . 11. Hr. Graf v. Dürckheim 12. Hr. G. R. v. Dürckheim 13. Hr. Obrist v. Stein 14. Hr. Baron v. Schack 15. Hr. G. R. v. Göthe. Heute als den l l t e n Sept. kamen an, liesen sich [melden] und wurden an Hof gebethen, Durchl. Prinz von Hohenloh, Preuß. Capitain. Ferner Hr. Graf v. Dürckheim u. Hr. G. Rath v. Dürckheim aus Meiningen . . . Ingleichen wurde gebethen, Hr. Baron v. Schack, aus Berlin! 310

Weimar

1789

der Mühe werth wäre. Vor allem läßt Goethe auch diese Aisance, diese Bequemlichkeit, von der ich vor sprach, rekommandiren, daß man sichs durchaus müsse wohl sein lassen, und das nehme immer zu, je näher es gegen Neapel käme. Uebrigens empfiehlt er auch vorzüglich, mit eigenen Augen wohl zu sehen; das wäre das Beste, was man rathen könne. 15. 9.

Knebel, Tagebuch 15. 9. 1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Abends bey Göthe. Botanick. 16. 9.

An Herder 17. 9.1789 (WA IV 9,152)

Gestern kam Inspecktor Werner den ich mineralogisch bewirthete. Knebel, Tagebuch 16. 9. 1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Mittags bey Göthe, mit H n Inspektor Werner.

Jena 17. 9.

J. D. Färber, Kalender 17. 9.1789 (UB Jena)

Sind d. H. Geh. Rath v. Göthe, und d. H. Major v. Knebel, ein log. Knebel, Tagebuch 17. 9.1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Eingepakt nach Jena. Gegen Mittag mit Göthe hinübergefahren. Mit H n Inspektor Werner im Kabinet, nachher solcher, nebst H. v. Gruner aus der Schweiz, bey mir supirt. Knebel an Luise v. Imhoff 18. 9. 1789 (»Düntzer4 S. 97; GSA)

B 2 357 B 3 986

Wir sind unter schmuzigem Wetter gestern hier [Jena] angekommen, und heute fährt es so fort zu seyn . . . Gestern bin ich mit Göthenherübergereißt, und die Gesellschaft des berühmten, und in seiner Art einzigen, Mineralogen, des Hn. Werners aus Freyberg, hat uns den Nachmittag und Abend sehr unterrichtend und angenehm gemacht. An Chr. G. Voigt 19. 9.1789 (WA IV 9,153)

Mit Herrn Werner haben wir einige angenehme Stunden zugebracht, ich habe nun den ganzen Umfang seiner Meynung über die Vulkane gefaßt. Er hat die Materie sehr durchdacht und mit viel Scharfsinn zurecht gelegt. . . Wegen des Ilmenauer Wercks sprach ich ihn. Die Berufung Freislebens widerrieth er ganz und nannte Baldauf zuerst. 15. 9.

Fourierbuch 15. 9. 1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzogin . . . 6. Herr Geh. Rath v. Göthe.

311

Jena

1789 18. 9.

Knebel an Luise v. Imhoff 18. 9.1789 (•Düntzer4 S. 97; GSA)

B 2 357 B 3 986

Heute hat mir Göthe die ersten Scenen seines Fausts vorgelesen, so wie sie zum Drucke bereit liegen, und das hat mich sehr ergözt. Er wird Donnerstags oder Freytags gewiß wieder von hier abgehen. 17./20. 9. Knebel an Herder 20. 9. 1789 (Düntzer' 3, 53)

Goethe geht mit seinem eigenen Glücke hier und studirt vieles aus, was Ihnen Freude bringen wird. Wir leben recht unter einem nicht Italiänischen apparatus von Sachen. Für mich möchte ich fast mit dem Tibull singen: Memeapaupertas vitae traducat inerti — und so fühle ich auch eine Italiänische Ader in mir. 21. 9.

Knebel, Tagebuch 21. 9.1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Nachmittags spazieren mit Göthe. 22. 9.

Knebel, Tagebuch 22. 9. 1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Spazieren gegangen, mit Göthe. Abends bey Griesbach. Da supirt. 25. 9.

Knebel, Tagebuch 25. 9. 1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Nachmittags mit Göthe nach Lobeda. 26. 9.

Knebel, Tagebuch 26. 9. 1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Morgen spazieren, Göthe entgegen, nach Burgau. 27. 9.

Knebel, Tagebuch 27. 9. 1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Morgens mit Göthe im Schiff nach Dornburg gefahren. Abends wieder zurück gefahren im Wagen. G. erhält Briefe von W. nach Aschersleben mit der Herzogin zu gehen u. reißt Abends noch ab. 17./27. 9. Knebel an Herder 12. 10. 1789 (Düntzer7 3, 54)

B 2 358a B 3 987

Eine Freude habe ich gehabt über Gärtners Buch de fructibus et seminibus plantarum, wovon Ihnen Goethe ohne Zweifel schon gesprochen hat. Ich habe zwar nur die Introduction gelesen . . . aber auf diesem Weg kommt man zur Kenntniß der Natur. 17./

J. C. W. Voigt an A. Werner 7.10. 1789 (Herrmann S. 62)

27-9· (?) Der Hr. Geh. Rath v. Goethe hat mir gesagt, daß er Ihre Theorie über die Basalte, so ziemlich gefaßt hätte, und ihr seinen Beyfall nicht versagen könnte. Sobald er hierher [Ilmenau] kömmt, welches ich täglich erwarte, soll eine förmliche Session deshalb gehalten werden. Er hofft, beyde Ideen zu vereinigen, und ich hoffe es nun selbst auch, da Sie doch zugeben, daß die Massen des Weißensteins bey Cassel vom Feuer eine Veränderung erlitten haben. 312

1789 27. 9.

Jena J. D. Färber, Kalender 27. 9.1789 (UB Jena) S i n d d. H . G e h R a t h v. G ö t h e u n d d. H . M a j o r v. K n e b e l auf den Schieferhof gereist, dato wieder ein l o g . D e n 27 sind d. H . G e h rath ν . G ö t h e wieder nach Weimar gereist.

Aschersleben 29. 9./ 8

Herzogin Luise an Charlotte v. Stein Okt. 1789 (Bode 1 S. 381)

" G o e t h e hat deshalb allein die Reise [nach Aschersleben] mit mir gemacht, weil der H e r z o g es wollte.

Weimar 9./10.10. Η. E. G. Paulus an Chr. F. Schnurrer 18.10.1789 (»Reichlin-Meldegg 1, 350; SNM) Ich war . . . v o n F r e i t a g bis M o n t a g in Weimar, u m dort meine erste B e s u c h e zu machen . . . D i e G e h . Raethe, welche ich zu besuchen hatte, f a n d ich v o l l g u t e n Willens . . . G ö t h e arbeitet w o u. was er will, ist aber i m m e r n o c h Würkl. G e h . Rath. 10. 10.

Herder an Knebel 10.10.1789 (Knebel, Lit. Nachl. 2,248) Seit ehegestern ist der H e r z o g u n d die H e r z o g i n hier; G o e t h e ist heut sogleich wieder nach L e i p z i g gereist.

Weimar 28. 9.

Fourierbuch 28. 9. 1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzogin . . . 6. Herr Geh. Rath v. Göthe.

29. 9.

Fourierbuch 29. 9.1789 (STA Weimar) Heute früh um 4. Uhr gingen Durchl. Herzogin auf einige Tage nacher Aschersleben, in Dero Suite waren Herr Geh. Rath v. Göthe, Hof-Dame v. Waldner Cammerfrau Mad. Kozebue . . . Der Bediente Götze, von den Herrn Geh. Rath von Göthen!

8. 10.

Fourierbuch 8. 10. 1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 4. Hr. G. R. v. G ö t h e . . . Durchl. Herrschafften kahmen diesen Nachmittag bey erwünschten höchsten Wohlseyn zurück! Leipzig

13. 10.

Begegnung mit G. J. Göschen (?); vgl. Auszahlungsbeleg Göschens an Goethe und Goethes Quittung für Göschen bei Hagen-Nahler 1,179

Aschersleben

Weimar

313

1789 27. 10.

Weimar Knebel, Tagebuch 27. 10.1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Nachmittags spazieren mit Gfoethe] u. H[erder] bey Frl. Waldner. 29.10.

Knebel, Tagebuch 29.10.1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Mittags bey Herzogin Luise, mit Herder. Göthe Her. Kalb hier. Friz hier.

Jena 4.11.

J. D. Färber, Kalender 4.11.1789 (UB Jena)

Sind d. H. Geh. rath ν. Göthe aus Weimar ein log. dato wieder Redur gereist. Weimar 15.10.

Fourierbuch 15.10.1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 8. Herr Geh. Rath v. Göthe 9. Herr Camerhr. v. Plotho.

16.10.

Fourierbuch 16.10. 1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 6. Herr Geh. Rath v. Göthe 7. Herr Lieut. d'Chassot. 8. Herr Vice Praes. Herder.

19. 10.

Fourierbuch 19.10.1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin 3. Durchl. Pr. Constantin . . . 8. Hr. Geh. R. v. Göthe 9. Hr. Major Bauer 10. Hr. Ln. Chasot. Abends . . . War Comediel

20.10.

Fourierbuch 20.10.1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin 3. Durchl. Pr. Constantin . . . 7. Hr. OberStm. γ. Stein . . . 9. Hr. G. R. v. Göthe 10. Hr. Chr. v. Blotho 10. Hr. Maj. Bauer 12. Hr. Ln. Casot.

21. 10.

Fourierbuch 21. 10. 1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin 3. Durchl. Herzogin v. Meiningen . . . 5. Pr. Constantin . . . 32. Hr. G. R. v. Göthe 33. Hr. Vice Pr. Herder 34. Hr. HofR. Loder 35. Hr. HofR. Schnaubert.

23. 10.

Fourierbuch 23.10.1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 10. 11. Hr. u. Fr. Praes. v. Kalb 12. Hr. G. R. v. Göthe 13. Hr. Major v. Knebel 14. Hr. Ln. v. Chasot 15. Hr. HofR. Wieland . . . Es liesen sich melden u. wurden gebethen Hr. u. Fr. Praes. v. Kalb ehemals in hiesigen Diensten.

24. 10.

Fourierbuch 24. 10. 1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 7. Hr. G. R. v. Göthe 8. Hr. Major v. Knebel 9. Hr. Vice Pr. Herder.

25. 10.

Fourierbuch 25. 10.1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 24. Herr Geh. R. v. Göthe 25. Herr Major v. Knebel . . . 29. Herr Vice Praes. Herder.

28. 10.

Fourierbuch 28. 10. 1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzogin . . . 7. Herr Geh. Rath v. Göthe.

2. 11.

Fourierbuch 2. 11. 1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzogin . . . 6. Hr. G. R. v. Göthe 7. Hr. HfR Wieland.

314

1789

Weimar

Weimar 4. 11.

An Carl August 5. 11. 1789 (WA IV 9, 161)

Unsre Bergwercks Besorgnisse klären sich recht schön auf. Voigt geht mit seinem Bruder Morgen hinauf. Der Berg Sekretair mußte hereinkommen um seine Frau, die über den Entschluß sich im Gebürge festzusetzen kranck worden war, oder sich kranck stellte, zu beruhigen. Wir haben alles mit ihm durchgegangen. Er ist recht klar und thätig in dieser Sache . . . Er ist sehr danckbar daß Sie ihm den Charackter accordiren und hat das hartungische Hauß gegen dem Schlößchen über gekauft . . . Bey seinem raschen Kopf ist er ein grundehrlicher Mensch. 7. 11.

Knebel, Tagebuch 7. 11. 1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Mittags bey Fr. v. Schardt, mit einem jungen Engländer, Chester. Bey Fr. v. Ifmhoff], Bey Göthe. vor 10.11. Sophie v. Schardt an Chr. A. v. Seckendorf! 10.11.1789 (GJb 25,76)

B 2 358b B s 989

Goethe est presque enterre pour finir le 6 et 7 m e volume de ses oeuvres, il me dit qu'il se rendrait plus sociable a present.

12. 11.

Knebel, Tagebuch 12. 11. 1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Abends in Komödie . . . Nachher bey Göthe supirt mit Friz. 13. 11.

Knebel, Tagebuch 13. 11. 1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Abends bey Göthe, wo Lips angekommen. J. H. Lips an Ungenannt o. Dat. (Neujahrsblatt Zürich 1888, S. 14)

Mit einem noch nie gehabten Verlangen eilte ich zu ihm hin und wirklich ich ward von ihm auf eine solche freundschaftliche, gute, innige, herzliche Weise empfangen und bewillkommnet, als ich nicht verlangen konnte. Wie seine Briefe, wie meine Wünsche, so war sein Herz, seine Freundschaft, ja noch mehr — kurz, ich fand alles, was ich verlangen konnte. Ebenso begegneten mir die Personen, mit denen er mich den ersten Tag bekannt machte. Lauter Höflichkeit, Güte und sogar große Freude, mich in Weimar zu sehen, fand ich bey allen und habe es noch bis diesen Augenblick angetroffen . . . Dem Herzog

7. 11.

Fourierbuch 7. 11. 1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fiirstl. Tafel 1. Durchl. Herzogin . . . 6. Hr. G. R. v. Göthe.

12. 11.

Fourierbuch 12. 11. 1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzogin . . . 6. Herr Geh. Rath v. Göthe, 7. Herr Vice Praes. Herder.

315

Weimar

1789

bin ich noch nicht vorgestellt worden, er ist gegenwärtig in Eisenach — ich verspreche mir aber auch die beste Aufnahme, dessen mich Göthe versichert und was ich auch von den meisten Leüthen schließen darf, weil man ihn liebt und ihm das Lob eines guten, menschenfreundlichen Herrn beylegt. — Göthe wiese mir ein Paar Zimmer in seinem Hause an, und ich esse an seinem Tisch, bis er von da in ein bequemes Logis zieht. Ich bleibe aber da, und nun fange ich an, mich einzurichten... Man lebt hier sehr auf einem freundschaftlichen Fuß und wöchentlich sind zwey Klubs festgesetzt, einer, wo Männer von jeder Klasse hinkommen, der andere, wo auch das weibliche Geschlecht Zutritt hat. Ich bin schon in beyden produziert worden . . . Die Leuthe sind hier im Ganzen genommen alle artig, nichts weniger als stolz und leben auf einem artigen Fuß zusammen. An Carl August 20.11.1789 (WA IV 9,163)

Lips ist angekommen, seine Gegenwart wird viel gutes und erwünschtes stiften. Wir arbeiten uns nun sachte zusammen ein. 16.11.

Knebel, Tagebuch 16.11.1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Nachher [Abends] bey Herder, wo Göthe den Faust vorgelesen, daselbst supirt. 19. 11.

Knebel, Tagebuch 19.11.1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Mittags bey Göthe. 21.11.

Knebel, Tagebuch 21.11.1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Mittags bey Herzogin Luise, mit Göthe. Abends Komödie Macbeth. Nachher bey Göthe supirt. Ende

An J . F. Reichardt 10.12. 1789 (WA IV 9,164)

Nov.(?)

Auch mir war es nicht angenehm daß die jovialische Stimmung unterbrochen wurde, die Sie von Ihrer glücklichen Reise in meine kleine Stube brachten. Doch dünckt mich das Wölckchen ging bald vorüber und die Tonkunst übte ihre Gewalt aus.

16.11.

Fourierbuch 16.11.1789 ( S T A Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzogin . . . 7. Hr. G. R. v. Göthe. Herder an Knebel [15. 11. 1788] (Knebel, Lit. Nachl. 2, 300) Morgen am Abend lassen bei uns sich hinter der Kirche Faustus Teufel zur Lehr' böser Verruchter sehn, Oder hören vielmehr; sei auch von der heiligen Anzahl, Oder willt Du etwa selbst Mephistopheles sein? Ich bitte aber, es weiter Niemand zu sagen, weil der Zauberer nur einen kleinen Kreis will.

21. 11.

Fourierbuch 21. 11. 1789 ( S T A Weimar) Mittag. . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzogin . . . 6. Hr. G. R. v. Göthe. 7. Hr. Maj. v. Knebel.

316

1789

Weimar Ich habe der Idee nachgedacht die Helden Ossians aufs lyrische Theater zu bringen. J. F. Reichardt an Schiller 20. 7.1795 (SNA 35,254)

Meine Composition zu dem größern cophtischen Gesänge [„Lasset Gelehrte sich zanken und streiten . . ."] können Sie schwerlich zu einem kleinen Allmanach anwenden. Ich entwarf sie einst in Göthe's Hause Arienmässig im Opernstyl und die Worte können nicht wohl anders behandelt werden, wenn ihr unheiliger Sinn und der Charackter des singenden Heiligen in der Musick treu dargestellt werden sollen. Auch hof ich immer noch G. soll das Unrecht noch einmal wieder gut machen, das er mir und sich selbst anthat, als er das gar und ganz zur Oper zugeschnittne Stück während meine Seele mit dessen Composition angefüllt war, in ein Schauspiel verwandelte. Herbst (?) Caroline Herder an Anna Amalia o. Dat. (»Dobbek 1 S. 105; STA Weimar)

B 3 978

Goethe bringt die Woche einige Abende bei uns zu — aber die zwei Herren hüten sich sehr Italien zu berühren um sich nicht Schmerzen zu machen. Ich werde in allen meinen Fragen über Italien immer an Euer Durchl. verwiesen. Uebrigens ist Goethe wohl, u. weiß die Welt, die Liebe u. die Häußlichkeit sehr artig zu verbinden. Jena 25.11.

J. D. Färber, Kalender 25.11.1789 (UB Jena)

Sind d. H. Geh Rath v. Göthe und d. H. CammerRath v. Linckert aus Weimar ein log. und dato wieder Redur gereist.

Erfurt 1.12.

C. Beyer, Tagebuch 1. 12. 1789 (GJb 15,285; Overmann S. 122)

B 3 990

December d. 1. Nach Tische in die Assemblee, wo zahlreiche Gesellschaft sich eingefunden hatte . . . Jetzt wurde Lärm —- der Herzog von Weimar kommt I — Die Lakeyen liefen mit Lichtern hinunter — die sämtlichen Kurfürstlich Mainzischen Offiziers giengen in Corpore hinaus um ihn zu empfangen. Jetzt trat er herein — in seiner Regiments-Uniform, weiss und roth, mit grosen mächtigen Reitstiefeln. Der berühmte Geheimde Rath Göthe war Weimar 26.11.

Fourierbuch 26. 11. 1789 (STA Weimar) M i t t a g . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzogin . . . 6. Herr Geh. Rath v. Göthe.

317

1789

Erfurt sein Begleiter nebst den Cammerherrn von Wedeln. Göthe geht nicht mehr so geniemässig einher wie ehmals — er ist viel steifer, hofmäsiger geworden — hat sich ganz nach Hofetiquette geformt. — er kam in einen zimmtbraunen bratenkleide — Chapeau pas mit den Degen an der Seite daher geschritten — machte Complimente wie der steifste Hofjunker.

Weimar 3.12.

Knebel, Tagebuch 3.12.1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Abend bey Göthe, Faust vorgelesen. Coadjutor, Herzog, Herder, Wiland, Wedel pp supirt. Jena 4.12.

J. D. Färber, Kalender 4.12.1789 (UB Jena)

Sind Ihro Durchl. Herzog Carl August, und d. H. Stadthalter, aus Erfurth, d. H. Geh. Rath v. Gothe d. H. Major v. Knebel, hier ein log. haben hier gespeist, und dato wieder nach Weimar gereist. Knebel, Tagebuch 4. 12. 1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Morgens 8. Uhr mit dem Herzog, Coadjutor, Göthe, nach Jena gefahren. Kabinet, Professors pp. Gegen 5 Uhr wieder zurück. Beym Herzog supirt, in derselben Gesellschaft, u. Herzogin. Erfurt 1.12.

Fourierbuch 1.12.1789 (STA Weimar) Heute Nachmittag reiseten D. Herzog in Begl. des Hrn. G. R. v. Göthe u. Chrn. v. Wedel, nach Erfurth. Weimar

2. 12.

Fourierbuch 2. 12.1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 9. Herr Coadjutor ν. Dahlberg. 10. Hr. G. R. v. Göthe 11. Hr. Vice Pr. Herder 12. Hr. Major v. Busch 13. Hr. Rittm. v. Werner 14. Hr. HofR Bode 15. Hr. HofR. Wieland . . . Heute als den 2 t e n Dec. kahmen mit D. Herzog, von Erfurth zurück, Herr Coadjutor von Dahlberg.

3. 12.

Fourierbuch 3.12. 1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . Hr. Coadj. v. Dahlberg . . . 8. Hr. G. R. v. Göthe 9. Hr. G. R. Schmidt 10. Hr. Maj. v. Busch 11. Hr. Rittm. v. Werner 12. Hr. HofR. Wieland 13. Hr. Major v. Knebel.

4.12.

Fourierbuch 4.12.1789 (STA Weimar) Fürstl. Tafel Abends. Durchl. Herzog Durchl. Herzogin Hr. Coadjutor ν. Dahlberg Hr. G. R. v. Göthe Hr. Maj. v. Knebel. Heute Morgen reiseten D. Herzog mit dem Hrn. Coadjutor in Begl. des Hrn. G. R. v. Göthe, nach Jenal . . . Abends kahmen Sie zurük!

318

Weimar

1789

Weimar 5. 12.

Caroline v. Beulwitz an Schüler 5.12.1789 (Fielitz 2,142)

B 3 991

Ich lebte heute recht in der lauten Welt. Den Coadjutor sah ich am Hofe . . . Goethe war artig; er dauert mich so: sein Liebchen ist in Kindesnöthen seit fünf Tagen und wird vermuthüch sterben, er sah milder aus als gewöhnlich und zerstreut. Charlotte v. Lengefeld an Schiller 7.12. 1789 (Fielitz 2,144)

G[oethe] war am Hof sehr artig mit uns, er sieht wieder geistiger aus, als in J[ena] und er wird immer mehr dabei gewinnen. 5.(?) 12.

Charlotte v. Lengefeld an Schiller 17.12.1789 (Fielitz 2,165)

B 3 994

Gestern hat mir der K[oadjutor] über dich gesprochen aber nicht lang, so viel habe ich heraus, daß ihm G[oethe] in W[eimar] unser Verhältniß gesagt hat, dies sagte er so ganz von ohngefähr. Anf. Dez. Caroline v. Beulwitz an Schiller 10.12. 1789 (Urlichs1 1, 216)

B 3 993

Der Plan, Goethe in unsere Projekte zu ziehen, ist gar nicht übel, nur möchte ich die Stellung seines Gemüthes noch etwas zuvor beobachten. Er ist krank oder sagt sich krank, seines Liebchens wegen, und geht nicht aus. Wenn ich ihn nur noch einige Male gesehen habe, dann wird sich eher etwas bestimmen lassen; ich meine nicht, daß das Verhältniß mit der Stein die Zutraulichkeit mit ihm stören wird. 8. 12.

Knebel, Tagebuch 8.12.1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Nachmittags bey Göthe. 11. 12.

Knebel, Tagebuch 11. 12. 1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Bey Göthe supirt, wo Gesellschaft.

5. 12.

Fourierbuch 5.12. 1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 6. Hr. Coadjutor ν. Dahlberg . . . 11. Frau Baronin v. Beulwiz 12. Frl. v. Lengefeldt . . . 14. Hr. Geh. R. v. Fritsch 15. Hr. Geh. R. v. Göthe 16. Hr. Maj. v. Busch 17. Hr. Rittm. v. Werner 18. Hr. Baron v. Niebecker 19. Hr. Baron v. Oertel . . . Frau Baron v. Beulwitz ingl. Frl. v. Lengefeldt, aus Rudolstadt, liesen sich melden und wurden an Hof gebethen. Wie auch der jüngere Herr Baron v. Niebecker 1

18.12.

Fourierbuch 18.12.1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin 3. Durchl. Pr. Constantin . . . 9. Hr. G. R. v. Göthe 10. Hr. Praes. v. Kalb 11. Hr. Maj. v. Kalb 12. Hr. Maj. v. Knebel 13. Hr. HofR Bode.

319

Weimar

1789 18.12.

Knebel, Tagebuch 1 8 . 1 2 . 1 7 8 9 (GSA, Nachlaß Knebel)

Abends bey Göthe. spät. vor 20.12. Charlotte v. Lengefeld an Schiller 20. 12. 1789 (Fielitz 2,176)

B 3 995

Goethe bleibt bis den ersten Feiertag in Jena. Du wirst ihm wahrscheinlich sehn. Ich wünschte es um seiner selbst willen, daß er mit Dir umginge. Dein Geist könnte wohlthätig auf ihm wirken. Er scheint mir uneins mit sich, daher wird er es auch mit der Welt sein. Ich schließe es daher, weil er so viele Menschen um sich versammelt, die nichts sind. Fände er sich selbst wieder, so brauchte er diese nicht zu suchen. Jena 20.12.

J. D. Färber, Kalender 20.12.1789 (UB Jena)

Sind d. H. Geh. R. v. Göthe ein logirt. 20./25.12. An Knebel 22.12.1789 (WA IV 9,170)

Ich melde dir m. 1. daß es mir wohl geht und daß Batsch die Sache sehr gut aufgenommen hat. Ich habe wieder neue psychologische Erfahrungen bey dieser Gelegenheit gemacht, und sehe wohl daß der Umfang des Ganzen schwer zu dencken ist. A. J. G. C. Batsch an Goethe 19.1. 1790 (Düntzer5 1,132)

Ew. Hochwohlgeborne Excellenz erhalten hierbei die Abhandlung [Die Metamorphose der Pflanzen] mit unterthänigem Dank zurück, welche ich nach Ihrem Befehl von neuem mit allen dabei vorkommenden Veränderungen und Zusätzen durchgesehen habe. Es blieb mir nichts übrig, als einige kleine Versehen des Abschreibers zu verbessern, und ich berufe mich auf das, was ich bereits mündlich darüber zu sagen die Ehre hatte. Jede Hauptänderung würde diesem so sehr im Zusammenhange gedachten Auf19. 12.

Fourietbuch 19. 12. 1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin 3. Durchl. Prinz Constant s . . . 7. Hr. G. R. v. Göthe 8. Hr. Major v. Knebel 9. Hr. HofRath Wieland.

20./25.12. An A. J. G. C. Batsch 18.12.1789 (WA IV 9,169) Ew. Wohlgeb. sende ich den botanischen Versuch [Die Metamorphose der Pflanzen], über welchen ich mich Morgen mit Ihnen vorzüglich zu unterhalten wünschte. Ich habe ihn weder völlig endigen, noch genugsam ausarbeiten können, indeß wird er auch wie er da liegt Stoff zum Gespräch geben. Ich wünschte Ihre Meynung: 1) Über die Idee im Ganzen und wiefern Sie damit einstimmen. 2) Über den Vortrag ob Sie ihn einleuchtend halten. 3) Wünschte ich daß Sie mir mehrere Beyspiele anzeigten welche meine vorgelegte Theorie entweder einschräncken oder bestätigen.

320

1789

Jena sat2e nachtheilig sein: da Sie mir aber gnädig erlaubt haben, meine zufälligen Gedanken darüber zu sagen, so glaub' ich, daß dieses schicklicher und zweckmäßiger alsdenn geschehen könne, wenn Sie Sich dem Geschäfte einer weitern Ausführung unterziehen, und diese Theorie durch mehrere Thatsachen unterstützen werden. So wenig als ich, außer dem von Ihnen so gütig geäußerten Zutrauen, etwas zu besitzen glaube, das mich zur geltenden Beurtheilung und Schätzung dieser Arbeit berechtigte, so sehr hoffe ich auch, daß Sie es keinem unwesentlichen Verhältnisse zuschreiben werden, wenn ich Ihnen nochmals die lebhafte Freude bezeuge, die mir jene schönen Vorstellungen gemacht haben . . . Nicht weniger [ehrenvolle und theure Erinnerung] sind es die letzten Tage, wo ich so schöne Stunden mit Ihnen verleben durfte. Meine Verpflichtung ist zwar größer geworden, aber sie ist äußerst schätzbar; der Genuß, der mir zu Theil wurde, war herrlich in sich selbst, und wird um so länger fortdauern, je reiner er war.

25. 12.

J . D. Färber, Kalender 25. 12. 1789 (UB Jena)

Sind d. H. Geh. Rath v. Göthe wieder nach Weimar gereist.

Weimar 26.12.

Knebel, Tagebuch 26.12.1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Abends Gesellschaft bey Göthe. 28. 12.

Knebel, Tagebuch 28.12.1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Nachmittags Herzog u. Göthe hier. Charlotte v. Lengefeld an Schiller 29.12.1789 (Fielitz 2,183)

B 3 996

Humbold wird dir erzehlt haben, was wir gestern bei G[oethe] gemacht haben, er war recht freundlich, und zutraulich mit mir. Er ist aber doch anders geworden; ehe er nach Italien ging, war er mir doch lieber; schon der Ausdruck in seinen Gesicht, er hat an Feinheit verlohren. Sonst war es mir wohl da, wir haben schöne Abdrücke gesehn, und waren unter uns; Wir haben aus26. 12.

Fourierbuch 26.12.1789 ( S T A Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 12. Herr Graf τ . Keller, 13. Herr Graf v. Beust 14. Herr Geh. R. v. Göthe 15. Herr Vice Praes. Herder. Heute liesen sich Melden und waren am Hof gebeten, Herr Graf und Gesander von Keller Herr Major v. Keller, beyde in Preusischen Diensten . . . Nach Tafel haben sich solche wieder beurlaubet.

27. 12.

Fourierbuch 27.12. 1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 13. Hr. G. R. v. Göthe.

321 21

Goethe, Gespräche III

1789

Weimar gemacht, daß wir bei keinen Menschen sind, wo man uns auch hinbittet, sondern die Menschen sind bei uns, wir etabliren uns gleich, als wären wir einheimisch, und die andern fremd. W. v. Humboldt an J. G. Forster 1 0 . 1 . 1 7 9 0 (Leitzmann7 S. 58)

Die Dacheröden war fast die ganze Zeit über in Weimar, da ich auch da war. So suchte ich — da uns doch schon der Hof und manche Stadtgesellschaft viele Stunden raubte — nur wenig Menschen auf. Göthe bat mich zu einer sehr großen Gesellschaft. Sonst sah ich ihn nur am Hofe. Zweimal besucht' ich ihn vergebens. Freilich hätte er bei den Adressen, die ich ihm brachte, mir wohl eine Gelegenheit verschaffen können, ihn allein zu sehn. Indeß war er doch immer sehr freundlich, und jenes rechne ich mehr seinem Charakter zu. W. v. Humboldt an F. H. Jacobi 20. 6.1790 (Leitzmann1 S. 34)

B 2 361 b B 3 997

Von Göthe muss ich Ihnen noch ein Wort sagen. Ich sah ihn zwar sehr wenig, so oft ich ihn auch besuchte, nur Einmal bei ihm, und das in grosser Gesellschaft; aber Sie müssen ihm das nicht übel nehmen, lieber Freund, so wenig als ich es that. Er hat sich hernach beklagt, dass er gerade in einer sehr unglüklichen Stimmung damals gewesen wäre, und sehr viel Freude hat es mir schon gemacht, ihn nur zu sehn, und vorzüglich das herrliche Auge, in dem so unendlich viel seines bewundernswürdigen Geistes sich ausdrükt. Es ist mir doch immer, als war er unser einziger Dichter. Sein Tasso, und einige Stellen in Faust haben mich aufs neue darin bestärkt. W. v. Humboldt an Goethe 12. 4.1806 (Geiger® S. 196)

Es wäre sehr freundlich und unendlich lieb von Ihnen, wenn Sie mir öfter ein Wort sagen wollten. Ferne und Tod haben schon so vieles zerstreut, so viele Fäden abgerissen; man sollte sorgsamer sein wieder anzuknüpfen, festzuhalten, was noch des Haltens fähig ist. Sie selbst sagten es mir einmal bei unserer ersten Trennung. 30.12.

Knebel, Tagebuch 30.12.1789 (GSA, Nachlaß Knebel)

Abends der Herzog, Herder und Göthe bey mir. 29. 12.

Fourierbuch 29.12.1789 (STA Weimar) Mittag... Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin... 6. Hr. G. R. v. Göthe 7. Hr. Vice Pr. Herder.

30. 12.

Fourierbuch 30.12. 1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 6. Hr. G. R. v. Göthe 7. Hr. Vice Pr. Herder.

31. 12.

Fourierbuch 31. 12. 1789 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 5. Hr. Geh. R. v. Göthe 6. Hr. Maj. v. Knebel 7. Hr. HofR. Starcke.

322

1789

Weimar

1788/89? W. Hensel an Goethe 26. 9.1824 (Eing. Br. 1824,286) Mit vorzüglicher Liebe hängt auch der wackre Landschafter Reinhard an Ihnen, schöner Stunden gedenkend w o Sie seinen Mappen ehrende Theilnahme gern geweiht und einzelne Blätter, welche Sie hervorgehoben hat er mir mit besondrer Lust gezeigt. 1789

J. Settele, Denkwürdigkeiten einer Reise durch Deutschland (Archiv d. Bischöfl. Ordinariates Regensburg, Nachlaß Sailer) Göthe. W a r ganz kalt. Die Worte, die er hören ließ, waren mehr abgenöthigt, als freywillig. Er behielt immer die nemliche Mine, seine Stirne etwas gerunzelt, und seine Hände in den Ueberrock eingesteckt.

1790 2. 1.

Charlotte v. Lengefeld an Schiller 3.1.1790 (Fielitz 2,188) B 3 998 Ich war gestern in der Komedie, es war ein einfältiges Stück [Die verfolgte Unbekannte, aus dem Italienischen] . . . Die K[alb] war auch darin, fragte mich sehr was die andern zu Hause vornähmen, aber weiter nicht nach Dir. Ich saß bei Goethe, mit dem sie viel sprach, und einiges was mir nicht gefiel.

1. 1.

Fourierbuch 1.1.1790 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 13. Hr. Gen. Maj. v. Boblick 14. Hr. Geh. Rath v. Göthe . . . 18. Hr. Baron de Roche 19. Hr. Baron de Humboldt 20. Hr. Ln. v. Mandelsloh 21. Hr. HofR Wieland . . . Herr Gen. Major v. Boblick aus Sachßen kam anheute an . . . Desgleichen lies sich melden, Hr. Ln. v. Mandelsloh in Sachs. Diensten.

2.1.

Fourierbuch 2.1.1790 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 8. Hr. v. Boblick 9. Hr. G. R. v. Göthe 10. Hr. Maj. v. Knebel. Fourierbuch 5.1.1790 (STA Weimar) Mittag. . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 6. Herr v. Göthe 7. Herr Hofrath Wieland. Fourierbuch 6.1.1790 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 6. Herr v. Göthe. Fourierbuch 7.1.1790 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 6. Herr v. Göthe 7. Herr Major v. Knebel.

5.1. 6. 1. 7. 1.

323 21»

Gen. Maj. Geh. Rath Geh. Rath Geh. Rath

1790 8.1.

Weimar Knebel, Tagebuch 8. 1. 1790 (GSA, Nachlaß Knebel)

Morgens spaziren. bey Göthe. 12. 1.

Knebel, Tagebuch 12. 1.1790 (GSA, Nachlaß Knebel)

Abends beym Herzog, wo Faust vorgelesen wurde.

Gotha 19./21.1. An Carl August 6. 2.1790 (WA IV 9,173)

Arens hat . . . sich durchaus als ein geschickter, verständiger und redlicher Mann gezeigt. . .

8. 1.

Fourierbuch 8. 1.1790 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 6. Herr Geh. Rath v. Göthe 7. Herr Vice Praes. Herder.

9.1.

Fourierbuch 9.1.1790 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 6. Herr Geh. Rath y. Göthe 7. Herr Major v. Knebel 8. Herr Hofrath Wieland.

11.1.

Fourierbuch 11.1. 1790 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 7. Hr. G. R. v. Göthe 8. Hr. HofR. Wieland.

12. 1.

Fourierbuch 12. 1. 1790 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 6. Hr. Geh. R. v. Göthe 7. Hr. HofR. Wieland 8. Hr. Vice Pr. Herder 9. Hr. HofR Bode.

13. 1.

Fourierbuch 13.1. 1790 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 8. Hr. G. R. v. Göthe.

14. 1.

Fourierbuch 14.1. 1790 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 6. Hr. G. R. v. Göthe 7. Hr. G. R. Schmidt 8. Hr. Vice Pr. Herder.

15.1.

Fourierbuch 15.1.1790 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 9. Hr. G. R. v. Göthe 10. Hr. Maj. v. Knebel.

16. 1.

Fourierbuch 16. 1. 1790 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 6. Hr. Geh. R. v. Göthe 7. Hr. Maj. v. Knebel 8. Hr. HofR. Voigt. Abends . . . war Comedie!

17. 1.

Fourierbuch 17. 1. 1790 (STA Weimar) 1. Durchl. Herzog 2. Durchl. Herzogin . . . 31. Hr. Geh. Rath v. Göthe. Gotha

19. 1.

Gothaer Fourierbuch 19. 1. 1790 (LB Gotha) [Fürstl. T a f e l ] . . . [5] Herr Geh. Rath von Göthe . . . im Zimmer. Dato sind der H. Geh. Rath von Göthe hier ankommen logieren auf der Stein Gallerie in No. 5. u. 6. auch haben dieselben ein Baumeister mitgebracht von Hamburg nahmens Arens. Abends . . . [4] H. Geh. Rath von Göthe . . . im Zimmer.

324

Gotha

1790

In Gotha sind wir wohl aufgenommen worden, und der Herzog hat einen Riß zu einem kleinen Gartenhaus von ihm begehrt.

Weimar vor 24.1. Caroline v. Beulwitz an Schiller 2 4 . 1 . 1 7 9 0 (Fielitz 2, 213)

Goethe ist sehr artig mit uns. 26.1.

Charlotte v. Lengefeld an Schiller 27. 1.1790 (Fielitz 2, 221)

B» 999

Gestern waren wir im Klubb Nachmittags, und nach der Komedie wieder ... Goethe war gestern mit uns in Gesellschaft, und er war gar artig. 27. 1.

Knebel, Tagebuch 27. 1. 1790 (GSA, Nachlaß Knebel)

Abends bey Göthe zum Thee, nachher noch geblieben bis 11. Uhr. 27. (?) 1.

Knebel an A. J. G. C. Batsch 30. 1. 1790 (Lager-Kat. Henrici 15, 48)

Geh. Rath Göthe hat mir gar viel Gutes von Ihnen gesagt. 28.1.

Knebel an Henriette v. Knebel 29. 1. 1790 (Düntzer4 S. 109)

B 3 1000

Wir hatten gestern einen guten Abend bei Herders. Frau von Stein nebst ihren beiden Söhnen, Fräulein Waldner, Frau von Schardt u. s. w. waren da, auch kam Goethe nachher hin. Jedes brachte ein kleines Geschenk [zu Caroline Herders Geburtstag] . . . Auch der Herdern Kinder, alle bis auf den kleinsten, brachten ihre Verschen und Worte geschrieben. 6-/28.1.

An Carl August 6. 2.1790 (WA IV 9,173)

Wir haben wenigstens diese Tage her uns mit dem Schloßbau Plane so ernstlich beschäftigt als ob wir dem friedlichen Reiche Salomons entgegen sähen. Arens hat uns recht schön aufs Klare geholfen.

20. 1.

Gothaer Fourierbuch 20. 1. 1790 (LB Gotha) [Fürstl. Tafel] . . . [6] Herr Geh. Rath von Göthe . . . im Zimmer. Abends . . . [4] Herr Geh. Rath von Göthe . . . im Zimmer.

21. 1.

Gothaer Fourierbuch 21. 1. 1790 (LB Gotha) Dato 10 Uhr Vormittag sind der H. Geh. Rath von Göthe u. H. Baumeister Arens wieder abgereisst. Weimar

26.1.

Fourierbuch 2 6 . 1 . 1 7 9 0 (STA Weimar) Mittag... Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzogin... 6. Hr. G. R. v. Göthe 7. Hr. HofR. Wieland.

325

Weimar

1790 Jan.

Tagebuch, Januar 1790 (WA III 2 , 1 ) Arens Gegenwart

Schloßbau b e r i c h t i g t . . .

Lips m a c h t e des Prinzen Portrait. 5. 2.

Knebel, Tagebuch 5. 2.1790 (GSA, Nachlaß Knebel) Mittags bey H e r z o g i n L[uise]. N a c h h e r bey G ö t h e .

8. 2.

Knebel, Tagebuch 8. 2.1790 (GSA, Nachlaß Knebel) Mittags bey F r a u v . Kalb, mit Herder, G ö t h e Wiland pp H . v. Salis. J . Gaudenz v. Salis-Seewis, Tagebuch 8. 2. 1790 (Frey 1 S. 87)

B 2 359 B 3 1001

V o n Wieland aus gieng ich zu G o e t h e . E r empfieng mich mit viel Anstand u n d K ä l t e . W i r speisten bei H e r r n v o n Kalb, Major unter Royal suedois. Wieland, H e r d e r u n d G o e t h e saßen m i r gegenüber. A u c h lernte ich M a d a m e de K a l b u n d ihre Schwester kennen. G o e t h e scherzte viel, parodirte den T o n der Beisitzer der Nationalassemblee — vertheidigte Sophismen mit L a u n e , Deutschland mit W ä r m e . 10. 2.

Knebel, Tagebuch 10. 2.1790 (GSA, Nachlaß Knebel) G e g e n A b e n d bey G ö t h e . Elegie.

16. 2.

Knebel, Tagebuch 16. 2. 1790 (GSA, Nachlaß Knebel) Mittags bey H e r z o g i n L[uise] mit G .

16.(?) 2.

Knebel an Henriette v. Knebel 19. 2.1790 (Düntzer4 S. I l l )

B 3 1003

Hier, liebe Henriette, schicke ich D i r „ T a s s o " . E s ist das erste E x e m p l a r , das ich aus Goethes H a n d erhalte.

31.1.

Fourierbuch 3 1 . 1 . 1 7 9 0 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzogin . . . 18. Herr Geh. Rath v. Göthe 19. Herr Geh. Rath Schnauß . . . 26. Herr Camerhr. v. Plotho . . . Es liesen sich heute der Camerhr. von Plotho melden und waren mit zur Tafel gebethen!

2. 2.

Fourierbuch 2. 2.1790 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzogin . . . 5. Herr Geh. Rath v. Göthe 6. Herr Vice Praes. Herder 7. Herr Camerhr. v. Schardt.

5. 2.

Fourierbuch 5. 2. 1790 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzogin . . . 6. Herr Geh. Rath v. Göthe 7. Herr Major v. Knebel.

10. 2.

Fourierbuch 10. 2.1790 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzogin . . . 5. Hr. Geh. R. v. Göthe 6. Hr. Chr. v. Schardt 7. Hr. HofR. Wieland.

16. 2.

Fourierbuch 16. 2.1790 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzogin . . . 6. Herr Geh. Rath v. Göthe 7. Herr Major v. Knebel.

326

1790

Weimar

vor 17.2. Chr. G. Voigt an G. Hufeland 16. 2.1790 (Diezmann1 S. 51)

B 2 359a B 3 1002

Dem Herrn G. R. v. Goethe waren die Erläuterungen sehr angenehm, die ich ihm von Ihren [? Ihnen?] puncto der academischen Politik im Recensionswesen überbrachte. Er hielt sich versichert, daß ohne Unwahrheit und ohne Schmeichelei eine prudente Mittelstraße immerfort übrig bleiben werde und trug mir auf mit seinen Complimenten Ihnen zu danken . . . Er wünscht sehr, daß der gelehrte Congreß nach Eisenach verlegt werde. Dort könne das nöthige Wildpret, Holz für Küche, Saal zur Versammlung etc. höchsten Orts leicht ausgewirkt werden. Freie Logis sind genug in der Stadt außer den Gasthäusern. Die ganze Hof suite hat vielmal da gelegen. Wenn man 10—12 Tage vorher Nachricht hat, kann Alles herrlich eingerichtet werden. Der Herr G. R. v. Goethe meint, daß es wohl gut sei, erst die Sentiments eines Theils der Gelehrten, die Lust haben zu kommen, abzuwarten. Alsdann kann man überlegen, wie man am besten den Vorschlag ins Mittel brächte. Er sah gern, daß Sie ihm auch einen Brief geschrieben hatten.

Ilmenau 19. 2.(?)

An Carl August 18. (19.?) 2.1790 (WA IV 9,176; 50,217)

Ich habe mir sogleich die Materialien, welche Schnauß [zu Fragen der sächsischen Erbfolge] gesammelt mittheilen laßen, solche fleißig gelesen und mir einen Begriff von der Sache gemacht. Voigten habe ich über die Sache gesprochen um erst zu hören wie er sie ansieht und wie er glaubt daß sie angegriffen werden müße. Er sagte daß er vor allen Dingen ein Werck des Jüngern Senckenbergs herbeyschaffen wolle, welches viel Gutes und hierher einschlagendes enthalte. . . Der Geschworne Baldauf ist angekommen, ein wackrer Mann, mit dem wir den unterirdischen Neptun zu bezwingen hoffen. 19./25. 2. J. Voigt nach Akten des STA Weimar (J. Voigt S. 204)

Die [Bergwerks-]Kommission [hatte sich] von der Chursächsischen Regierung noch einen geeigneten Beamten zur Abgabe eines fachmännischen Gutachtens über die Wasserverhältnisse im Johannesschacht erbeten . . . Man [erbat] sich den Geschworenen Baldauf zu Schneeberg, der Mitte Februar . . . in Ilmenau ankam. . . Die Kommission [Goethe, Chr. G. Voigt und F. v. Stein als Protokollant] beschloß, gleichfalls nach Ilmenau zu gehen und die Anlagen mit Baldauf 19./25. 2. Zu den Besprechungen mit Baldauf vgl. die Skizzen Femmel V Β Nr. 192—194, die vermutlich Diskussionsgrundlagen darstellen.

327

1790

Ilmenau zu befahren. Sie kam am 19. Februar an, fuhr am folgenden Tag mit Baldauf in den neuen Johannesschacht ein, ließ sich von ihm seine Pläne zur neuen Maschine vorlegen und bestimmte, daß das zweite Kunstgezeug durchaus nach seinen Angaben errichtet würde. Weimar

28. 2.

Knebel, Tagebuch 28. 2. 1790 (GSA, Nachlaß Knebel)

Morgens bey G. Febr. (?)

Zur Farbenlehre. Historischer Teil. Konfession des Verfassers (LA I 6, 421)

[Ich] ersuchte . . . einen benachbarten Physiker [ J . H. Voigt?], die Resultate dieser Vorrichtungen [Lichtbrechungen durch Prismen] zu prüfen. Ich hatte ihn vorher bemerken lassen, daß sie mir Zweifel in Absicht auf die Newtonische Theorie erregt hätten, und hoffte sicher, daß der erste Blick auch in ihm die Überzeugung von der ich ergriffen war, aufregen würde. Allein wie verwundert war ich, als er zwar die Erscheinungen in der Ordnung wie sie ihm vorgeführt wurden, mit Gefälligkeit und Beifall aufnahm, aber zugleich versicherte, daß diese Phänomene bekannt und aus der Newtonischen Theorie vollkommen erklärt seien. Diese Farben gehörten keinesweges der Grenze, sondern dem Licht ganz allein an; die Grenze sei nur Gelegenheit, daß in dem einen Fall die weniger refrangiblen, im andern die mehr refrangiblen Strahlen zum Vorschein kämen. Das Weiße in der Mitte sei aber noch ein zusammengesetztes, durch Brechung nicht separiertes Licht, das aus einer ganz eigenen Vereinigung farbiger, aber stufenweise übereinandergeschobener Lichter entspringe; welches alles bei Newton selbst und in den nach seinem Sinn verfaßten Büchern umständlich zu lesen sei. Ich mochte dagegen nun einwenden was ich wollte, daß nämlich das Violette nicht refrangibler sei als das Gelbe, sondern nur, wie dieses in das Helle so jenes in das Dunkle hineinstrahle; ich mochte anführen, daß bei wachsender Breite der Säume das Weiße so wenig als das Schwarze in Farben zerlegt, sondern in dem einen Falle nur durch ein zusammengesetztes Grün, in dem andern durch ein zusammengesetztes Rot zugedeckt werde; kurz ich mochte mich mit meinen Versuchen und Überzeugungen gebärden wie ich wollte: immer vernahm ich nur das erste Credo, und mußte mir sagen lassen, daß die Versuche in der dunklen Kammer weit mehr geeignet seien, die wahre Ansicht der Phänomene zu verschaffen. 27. 2.

Fourierbuch 27. 2. 1790 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzogin . . . 6. Hr. Geh. Rath v. Göthe 7. Hr. Hof Rath Wieland.

328

Weimar

1790

Ich war nunmehr auf mich selbst zurückgewiesen; doch konnte ich es nicht ganz lassen und setzte noch einigemal an, aber mit eben so wenig Glück, und ich wurde in nichts gefördert. Man sah die Phänomene gern; die Ununterrichteten amüsierten sich damit, die Unterrichteten sprachen von Brechung und Brechbarkeit, und glaubten sich dadurch von aller weitern Prüfung loszuzählen. 3. 3.

Knebel, Tagebuch 3. 3.1790 (GSA, Nachlaß Knebel)

Göthe hier. 6. 3.

Knebel, Tagebuch 6. 3. 1790 (GSA, Nachlaß Knebel)

Morgens spazieren mitG. im Stern. Gute Luft. Abends bey Herder supirt mitG. 8. 3.

Knebel, Tagebuch 8. 3. 1790 (GSA, Nachlaß Knebel)

Mittags bey Herzogin Luise, nebst Göthe. Spaziren mit solchen. 9. 3.

Knebel, Tagebuch 9. 3. 1790 (GSA, Nachlaß Knebel)

Brief an Henriette durch Göthe, der morgen abgeht. 9./10. 3.

An Herder 10. 3. 1790 (WA IV 9,185)

Grüße Frau und Kinder, besonders Gusteln; er hat sich männlich gehalten, als ich fortfuhr, und von einem andern Abschied ganz mürbe war. vor 10. 3. Notizbuch 'Notanda. Mart. 1790' (WA II 13, 171)

Reichert versichert, eine Pfirsch-, Aepfel- oder Birnblüte, biß an die Wurzel des Pistills abgeschnitten, treibe ein Holzästchen aus der Frucht hervor.

5. 3.

Fourierbuch 5. 3. 1790 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzogin . . . 8. Herr. Geh. Rath v. Göthe. 9. 10. Herr u. Fr. Camerhr. v. Uchtriz.

7. 3.

Fourierbuch 7. 3. 1790 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzogin . . . 18. Herr G. R. v. Göthe 19. Herr G. R. Schnauß.

8. 3.

Fourierbuch 8. 3. 1790 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzogin . . . 5. Hr. G. R. v. Göthe 6. Hr. Major v. Knebel.

vor 10. 3. Agenda, in den Papieren zur Reise nach Venedig 1790 (GSA, Goethe X X V I I U Bl. 2) Jenaischer Garten. Mit Reichart wegen der Mistbeten und der Arbeit dieses Jahr. Aufschub des übrigen.

329

Weimar

1790

Charlotte v. Kalb, Gedenkblätter (Palleske S. 180)

B 3 882

Noch kann ich gedenken, daß Goethe, als er von mir Abschied nahm, mir einige Bücher überbrachte, es waren Uebersetzungen von Voß und Stolberg, und auch auf der Reise nicht von ihm vergessen, erhielt ich manches Sonett und Epigramm, was man nachher in seinen Schriften gelesen hat. Schüler an Körner 26. 3.1790 (Jonas 3, 68)

B 2 361 B 3 1005

Lips ist jetzt in Weimar und bleibt auch da . . . Göthe hat eine Idee zu einem Titel Kupfer für den ersten Theil meiner memoires angegeben, die Lips gezeichnet hat und jetzt eben sticht. Idee und Zeichnung sind ganz vortrefflich. Zum 2ten Band hat er den Kopf von Bohemund erfunden und äuserst treffend. Du wirst Beides auf Ostern sehen. 10. 3.

An Herder 12. 3.1790 (WA IV 9,187)

Da man gegen das Ende weich und sorglich zu werden anfängt, so fiel mir erst ein, daß nach meiner Abreise mein Mädchen und mein Kleiner ganz und gar verlassen sind, wenn ihnen irgend etwas zustieße, worin sie sich nicht zu helfen wüßte. Ich habe ihr gesagt, sich in einem solchen äußersten Falle an dich zu wenden. Knebel an Henriette v. Knebel 23. 3. 1790 (Dünteer4 S. 114)

B 2 361a B 3 1004

Goethe, der ganz nahe in Deiner Nachbarschaft war, ist nicht zu Dir gekommen. Er sehnt sich aufs neue nach seinem Italien, und will Palmsonntag schon in Venedig sein. F. v. Stein an Charlotte Schiller 10. 3. 1790 (GSA, Schiller XVIII 6)

Der Geheimerath G. will so gut seyn meinen Brief mitzunehmen, ich bitte Sie mir durch Ihn Antwort sagen zu laßen ob ich übermorgen zu Ihnen kommen darf. Knebel, Tagebuch 10. 3. 1790 (GSA, Nachlaß Knebel)

Göthe reisst ab.

Jena J. D. Färber, Kalender 10. 3. 1790 (UB Jena)

Sind d. H. Geh. rath ν. Göthe ein logiert. 10./12.3. An J. F. v. Fritsch 12. 3.1790 (WA IV 9,188)

Ich müßte ein Buch Papier verschreiben, wenn ich alles was mir in diesen Tagen vorgekommen, und vertraut worden ist aufzeichnen wollte. Denn leider 330

1790

Jena ist das gegenwärtige Geschwür nicht die Kranckheit, sondern die Anzeige eines tiefer liegenden complicirten Übels . . . Die jungen Studirenden waren äusserst aufgebracht und vielleicht war es nötig sie an jenem Abend durch feyerliche Zusage der e k l a t a n t e s t e n Satisfaction worauf sie jetzt bestehen zu begütigen, man hat sich aber freylich dadurch kompromittirt und ihre Prätensionen hochgespannt. Ich kann Ew. Exzellenz im Vertrauen sagen daß Hofr. Loder in diesem Falle zu seyn scheint, ob ich gleich auch gestehen muß daß er diese Tage seinen ganzen Einfluß gebraucht hat um die jungen Leute ins Gleis zu bringen, der Prorecktor [Chr. G. Schütz], ich selbst haben auf eine schickliche Weise ihnen zuzureden gesucht, man hätte auch wahrscheinlich reüissirt wenn nicht (und wie sogar verlauten will, dem ich jedoch wie hundert andern Sagen keinen Glauben beimeße, von Professoren selbst) die jungen Leute aufs neue aufgehetzt und sie mit Gründen gegen unsere Vorstellungen unterstützt worden wären. Ohngeachtet alles dieses hätte ich heute früh einen entscheidenden Schritt gethan und die Bentheimische Sentenz exequiren lassen, wenn nicht Griesbach selbst, der bißher und noch gestern Nacht halb zwölfe standhafter Gesinnungen war, nun sich auch, ganz wieder Erwarten, auf jene Seite geneigt hätte, welche sich zu sehr für den Studenten zu fürchten scheint . . . Überhaupt habe ich in diesen wenigen Tagen eine Verwicklung von Personen, Leidenschaften, Umständen und Zufällen auseinander zu setzen und mir deutlich zu machen gehabt um nicht falsche Schritte zu thun, daß ich keinen Augenblick zur Ruhe gekommen bin . . . Schon die erste Session war so stürmisch indem Bentheim mit wenigem Menagement allen seinen Griefs gegen Lodern Luft ließ und ich viel zu thun hatte sie a l'ordre du jour zurückzubringen und den Faden durch das Labyrinth so vieler Mißverhältnisse fest zu halten. Nach-

10./12. 3.

Geheimes Consilium an Goethe 9. 3. 1790 (AS 2 \ 172) Euch ist bereits bekannt . . . was sowohl die Academie zu Jena, als auch der Major von Bentheim, daselbst, wegen der seit einigen Tagen unter den dortigen Studiosis entstandenen Unruhe, wobey es zwischen denselben und dem dasigen Militari bereits zu Thätlichkeiten gekommen, berichtlich an Uns gelangen laßen. Nachdem Wir nun, um diesen Unfug zu steuern und die Ruhe unter den Studenten wiederum herzustellen, Euch Auftrag zu thun, resolvirt: Alß begehren Wir committendo hiermit gnädigst, Ihr wollet Euch sonder Zeitverlust nach Jena begeben, und daselbst, mit Zuziehung des Prorectors [Chr. G. Schütz] und einiger Deputirten aus dem Mittel des Academischen Senats und des Majors von Bentheim den Vorgang, wegen des von der von dem Feld Webel Wachtel angeführten Patrouille an einigen vor dem Paulßen. Hauße gestandenen Studiosis begangenen Thätlichkeiten, in das Klare zu setzen, auch, wenn dieses geschehen, nach Befinden, denen Studiosis die erwartete Satisfaction, durch Bestrafung der Soldaten zu verschaffen und dadurch die Ruhe wiederum herzustellen, Euch alle Mühe geben.

331

1790

Jena her habe ich alles diskursive tracktirt, und das beste ist in einzelnen Gesprächen oder Nachtische ausgemacht worden. Ich fand bey meiner Ankunft die Acten der Mil. Gerichte instruirt, die Sentenz gefällt und mein ganzes Geschäft bestand in Negotiationen ob es räthlich und thulich sey die Sentenz zu exequiren oder die Entscheidung ins weitere zu spielen. So eben verläßt mich der Prorecktor und die Sache scheint eine nicht ganz ungünstige Wendung zu nehmen. Er hat die laesos gesprochen, die sich sehr artig bezeigt, für die bißherigen Bemühungen gedanckt, auch für ihre Personen versichert haben: „daß sie geneigt seyen nachzugeben, allein sie seyen nicht im Stande, ohne die Menge gegen sich selbst aufzuhetzen, gegen dieselbe diese Gesinnungen zu äussern, da man von Seiten der Commission, der Akademie, der Militairgerichte, glaubte das mögliche gethan zu haben, so bäten sie daß man ihnen erlauben möchte sich mit ihrer Beschwerde an Serenissimum unmittelbar zu wenden und ihm die ganze Sache in die Hände zu legen. Sie bäten nur um Sicherheit gegen das Militare biß zu Austrag der Sache." . . . Bentheim gesteht im Vertrauen selbst: daß wenn es seine eignen Leute gewesen wären er strenger verfahren hätte . . . Den wunderlichen Vorfall beym Militär daß die Jäger im Begriff waren auszutreten wird Lieutenant Trütschler erzählt haben. Der gute Major war ganz ausser sich. Gestern Abend fingen zwey Jäger an zu wetzen, die Wache ging nach ihnen fand sie nicht, Studenten arretirten sie und brachten sie dem Capitain ins Hauß . . . Es hatte sich unter den Jägern die Sage verbreitet als wenn sie mit harter Leibesstrafe angesehen werden sollten. Sie versammelten sich also, kamen Haufenweis zum Hauptmann, baten um Erlaubniß nach Weimar gehen zu dürfen, andre kamen zum Major, andre hatten sich schon wie man sagte auf den Weg nach Weimar gemacht, ich war im Begriff Ew. Exzellenz einen reitenden Boten zu schicken, als alles wieder bald im Gleise war. Der alte Major war außer sich, Trütschler betreten und ich im Moment dieser Gährung für die gelindesten Mittel und für die gelindeste Art die Sache anzusehn. Heute bey der Parade hat der Hauptmann die Leute im Schloßhof einen Kreis schließen laßen und sie haranguirt, auch ist alles ruhig. Der Lieutenant ist hinüber um mündlichen Rapport abzustatten, den Major habe ich ersucht nichts davon zu melden und versprochen die allenfalsige Verantwortung über mich zu nehmen. In diesen Momenten ist Gelindigkeit und Festigkeit nötig, um nicht alles durcheinander zu werfen. So eben geht Rupprecht ein Franckfurter, der Masaniello dieses Moments von mir. Er kam wohl geputzt mir in dem Nahmen aller Beleidigten, Verletzten und Interessirten für die Mühe zu dancken die ich mir hätte in ihrer Angelegen-

332

1790

Jena heit nehmen wollen. Sie erkannten daß meine Absicht gewesen sey ihnen Genugthuung zu verschaffen, daß es aber nicht an mir sondern an den Umständen gelegen habe daß sie bißher nicht hätten befriedigt werden können, sie hätten sich deßwegen den Weg an Sereniss. zu gehen vorgenommen pp. Was sagen Ew. Exzellenz zu dieser Manier? Ich sagte ihm was ich in dem Augenblicke dienlich hielt und entließ ihn. Bericht an Carl August 12. 3.1790 (AS 2 1 , 173)

Bey meiner am 10. dieses erfolgten Hierherkunft, fand ich sowohl den Prorecktor [Chr. G. Schütz] als zwey Deputirte des Senates, den Geh. Kirchen Rath Griesbach und Hofrath Loder, nicht weniger den Commandanten Major von Bentheim bereit mir zur Aufklärung und Beylegung dieser unangenehmen Sache, nach Ew Durchl Befehlen an Händen zu gehen. Die Untersuchung war bey den Militär Gerichten geschloßen, wovon der Major Bentheim die Acten einreichte u sodann die gefällte Sentenz darlegte welche er eben an Ew Durchl einzusenden willens gewesen. In diesem Urtheil . . . wird der Feldwebel Wachtel zu einem vierzehntägigen Arrest wechselsweise bey Wasser und Brod, die übrigen von der Patrouille, welche sich weniger zu Schulden kommen laßen, zu proportionirter ähnlicher Strafe verdammt. Von Seiten des Prorecktoris und der Akademischen Deputirten wollte man sogleich bemercken daß diese Strafe, besonders die des Feldwebel Wachtels, den Beleidigten und in einem unglaublichen Grade aufgebrachten Studenten viel zu gering scheinen müße, wenn sie solche mit einer Carcerstrafe, welche ihnen um geringerer Vergehungen willen dicktirt würde, verglichen. Es fand sich auch diese Vermuthung nachher gegründet als man die Beleidigten und Verletzten, nebst einigen der angesehnern Studiosen darüber sondirte. Zwar glaubte man durch diensame Vorstellungen bey ihnen endlich dahin gelangt zu seyn daß sie sich mit einer solchen Satisfacktion zufrieden geben würden, allein unversehens erschienen ihre Gesinnungen verändert u man konnte nicht wie man gehoft den Zweck durch die ergriffnen Mittel erreichen. Da sich nun zu gleicher Zeit unter dem Militair einige Bewegungen zeigten und die ganze Lage immer bedencklicher ward, so konnte man den jungen akademischen Bürgern, den Weg unmittelbar an Ew. Durchl, welchen sie betreten zu dürfen, sich bescheiden von dem Prorecktore ausbaten, um so weniger versperren, als er einem jeden unter jeden Umständen frey bleiben muß. 10./13.3. J. Chr. Loder an J. F. v. Fritsch 15. 3.1790 (GSA, Nachlaß Fritsch II 4,3 Bl. 15)

Ew: Hochfreyherrliche Excellenz werden aus dem Bericht des Herrn Geh. Raths von Göthe bereits ersehen haben, wie weit die Streitigkeit zwischen unsern Studenten und dem hiesigen Militari verhandelt worden ist. 333

1790

Jena Schiller an Körner 26. 3.1790 (Jonas 3, 68)

B 2 360 B s 1005

Göthe ist von Weimar weg, und wie er angibt, der verwittw. Herzogin von W. entgegen, die man zu Ende des Merz aus Italien zurück erwartet. Man vermuthet aber stark, daß er nicht mehr zurückkommen werde. 13. 3.

J. D. Färber, Kalender 13. 3.1790 (UB Jena)

Haben der Geh. Rath v. Göthe Ihro Reise nach Italien angetreten.

Nürnberg 15. 3.

P. Götze, Tagebuch 15. 3.1790 (WA III 2,13. 329)

In Nürnberg sahen wir [Goethe und Götze] die noch übrigen prächtigen Gemähide des Albrecht Dürers, wovon sich eines in der [Lücke i. Ms.] Kirche die andern aber auf dem Rathhaus befinden, wo auch noch viel gute und schöne Gemähide zu sehen. Knebel an Herder 2. 5. 1790 (Düntzer7 3, 58)

In Nürnberg . . . war ich . . . bei Murr, der mich, nach seiner Art, wie ein Jesuitischer Cyniker empfing, und sogleich nach meinem Beutel wollte. Ich übergab ihm die beiden Blätter von Torquato Tassos Handschrift als einen Auftrag von Ihnen, worüber er viel Freude bezeigte und Complimente machte, und nach mehrern fragte, wovon ich aber, nach kleinen Entschuldigungen, weiter keine Notiz nahm. Er sagte mir, daß Goethe bei ihm gewesen, zeigte mir dessen Tasso, worein er Tag und Stunde bemerkt, und dabei: Ο laetum diem! ausgerufen, und ihm dabei seinen kleinen Priap (eine sehr schöne Figur, ungefähr zwei Zoll hoch, von Bronze) nur für 24 Ducaten angeboten, da er wohl so viele Louisdors werth seie. Goethe, bemerkte er dabei, sei einer von den seltenen Gelehrten, die auch bei der Wissenschaft noch einiges Vermögen besäßen, und sei deshalb desto mehr zu schätzen. Böttiger, *Lit. Zustände 1, 64

B 3 1616

Schon bey der Hinreise hatte ihn [den priapischen Carpophoros] Murr und wollte [von Goethe] 20 Ducaten dafür haben . . . Als Göthe bey ihm war, kam die Magd herein, u. hatte in einem Korbe alte Bücher, die eben drausen auf dem Trödel feil geboten würden. Murr beschwerte sich höchlich über den lästigen Ueberlauf, u. kaufte einige davon für wenig Kreuzer. Wollen Sie, sagte er zu Göthe, nicht etwa auch so einen Rathkauf machen? G. ließ sich wirklich beschwatzen, und legte einige 20 Kreuzer an. Hinterdrein erfuhr er, daß Murr den ganzen Boden voll solchen alten Braß, den er Centnerweise kauft, hat, und den Fremden, die bey ihm zusprechen, 334

1790

Nürnberg auf diese Weise einige Kreuzer ablockt, daß er ihnen, unter dem Schein eines fremden Trödels, einige davon aufhängt.

Innsbruck 21./22. 3. J. v. Hormayr an Goethe 8. 4.1828 (SchrGG 17, 234)

Dennoch war ich schon einmal so glücklich Eure Excellenz auf einer Ihrer Reisen nach Italien, in meiner Vaterstadt Innsbruck zu sehen. — Des damals achtjährigen Knaben können Sie sich unmöglich mehr erinnern. — Desto tiefer blieb Ihr Bild meiner Seele eingeprägt, und ich war sehr unzufrieden mit Ihren Ebenbildern in Lavaters Physiognomik, die mir damals zum Bilderbuche diente. 21./

J. G. v. Salis-Seewis an F. W. Gotter 5. 5.1790 (Aukt.-Kat. Stargardt 602,72)

22.3.(?)

Manches friedliche Alpthal, manche romantische Wildniß, und die Eigenheiten des von der Natur so reichlich geschmückten Veitlins, verdienen noch die Aufmerksamkeit eines Reisenden . . . Herr von Göthe, kam auf seiner letzten Reise nach Italien durch unsere Gegenden, und er gestund mir, daß sie ihm äußerst merkwürdig vorgekommen.

Venedig 31. 3.

P. Götze, Tagebuch 31. 3.1790 (WA III 2,14. 329)

Namittags sind wir [Goethe und Götze] mit der Parcke von Patua hier angekommen, und durch den Zufall kamen wir in eine kleine Loconda nahe am Rialdi zu logiren. Der Wirth ist der leibhafte verstorbene Professor Museus. 1. 4.

P. Götze, Tagebuch 1. 4.1790 (WA III 2,14.329)

Den l t e n frühe sind der Hr. Geh. Rath zu denen Banqueurs gefahren, nach deren Zurückkunft aber zusammen nach dem Brau, und hernach auf den Markus Platz, wo wir beym Aussteigen sogleich eine große Feuerlichkeit gewahr wurden: nehmlich der Dogo brachte die Päbstl. Intelgenzen in die Kirch zu [Lücke i. Ms.]; bey seiner Abfahrt von St Markus Platz wurden von der Staatsgalere, welche beständig hier vor Anker liegt, 4 Kanonen gelöst, von der andern aber, welche just hier auf der Reede lag, nur 2, und so ging seine Fahrt in einer der prächtigsten Barken unter Begleitung des Päbstlichen Nuntius, welcher neben ihm saß, und der übrigen Hrn Senatoren den Rialto hinunter. Der Doge hatte einen großen rothbrokatenen mit Pelz aufgeschlagenen Rock und dergleichen Schuhe an, seine Müze schien auch von dergleichen 335

1790

Venedig Stoff, war aber unten mit einer breiten Tresse eingefaßt. Die Senatoren hatten Kleider von nehmlichen Schnitt, aber violett und schwarz.

2. 4.

P. Götze, Tagebuch 2. 4.1790 (WA III 2 , 1 4 . 329)

Den 2ien konnten wir [Goethe und Götze] wegen der in vorigen Nacht gefallenem Schnee und heftigem Winde nicht fahren, gingen also zu Fuße auf den Markus Plaz spazieren, besahen diese Kirche und Anstalten zu dem auf den Abend folgenden Begräbniß Christi. Abends um y 2 7 oder 18 y2 Uhr gingen wir wieder auf den Markus Plaz, und sahen zuerst, wie die Brüder aus der Schule von St. Roc ihren Heyland begruben, die Handlung machte einen prächtigen Anblick wegen der vielen und großen Wachslichter, wovon die meisten wenigstens 5 Zoll im Durchschnitt hatten. Die Fackelträger waren alle egal in ein grau Leinewand mit dem Wappen der Brüderschaft auf jeder Seite der Brust gekleidet. Ihr Zug ging rund um den Plaz herum und dann in die Kirche, wo ihnen, und noch tausend Menschen das noch flüssige Blut des Heylands in einem gläsern Becher, nebst andern Reliquien gezeigt wurde, und so ging das ununterbrochen fort. Wenn eine von den Brüderschaften mit ihrem Zug herum war, folgte eine andere: der wenn sie ihren Herr Gott in die Kirche gebracht, ihr auch die nehmlichen Heiligkeiten gezeigt wurden. Doch ist es einem der diese Feierlichkeit zum ersten mal sieht, sehr auffallend; wenn dieser feierliche Zug indem er über diesen grosen Plaz gehet mit seinem göttlichen Gesang etwa eine kleine Pause macht; diese benutzen denn sogleich die [Lücke i. Ms.] welche ihre gebratenen Kastangen, Äpfel, Oliven, Gebackenes und noch hundert andere Sachen mit einem unbändigen Geschrey im Moment ausrufen. 3. 4.

P. Götze, Tagebuch 3. 4. 1790 (WA III 2, 15. 329f.)

Den 3 ten Morgens weil sich der Wind wieder gelegt, wurde wieder eine Spazierfahrt auf dem Rialto nach der Schule von St. Roc gemacht, wo zuerst die Kirche, hernach aber die Schule besehen wurde, wo wir [Goethe und Götze] außer denen schönen und guten Gemählden von Tindorett noch an den Schrankthüren die ganze Lebensbeschreibung des hl. Roc auf das sauberste aus Holz geschnitten antrafen. Von da sind wir in die Schule der Carita gefahren wo wir gleichfalls schöne Gemälde, in einer kleinen Kapelle aber rechts am Saale eins von Titian antrafen, welches das schönste was ich noch auf der ganzen Reise gesehen habe. Rechter Hand durch den Hof zeigt sich ein neuer prächtiger Anblick: nehmlich ein Gebäude von Balladius, welches wegen seiner besondern Bauart alle Aufmerksamkeit verdient. Das ganze Gebäude von 3 Stock Säulen über einander ist von Backsteinen, Säulen, Architrav und Gebälke, ausgenommen die 336

Venedig

1790

Säulenfüße und Capitäl, welches aus Kalkstein gearbeitet ist, doch ist alles mit einer außerordentlichen Accuratesse und Fleiß gearbeitet. Besonders merkwürdig aber ist das Architrav, welches auch ganz von Backsteinen, und einen großen Bogen unter und eine Last auf sich hat; um diesen nun einen Halt 2u geben, hat er den Kragstein, welcher sonst zur Sprengung des Bogens dient, in den Architrav, und auf den Bogen gelegt, doch so, daß derselbe gerad umgekehrt, und also macht, daß sich das Architrav selbst, doch allemal auf dem Centrum der Säule, sprengt. 4. 4.

P. Götze, Tagebuch 4. 4.1790 (WA ΙΠ 2,16. 330)

Den 4 ten Morgens hatte es wieder stark geschneiet, wurde aber doch eine Fahrt auf dem Rialto nach dem Pallast Valsetti wo wir [Goethe und Götze] einige prächtige Statuen nebst denen Arabesken, wie sie im Vatikan in Rom in der nehmlichen Größe fanden. Auch befand sich im nehmlichen Pallast unter der Gemälde Sammlung eines von Titian, vorstellend die Tochter des Herodes mit dem Kopf Johannes. Von da wurde weiter nach der Cassa Puisano Moreto gefahren, wo wir ein Gemälde von Paul Verones fanden, welches wohl für das schönste dieses großen Künstlers gehalten werden kann. Es stellt die Familie des Darius knieend vor dem Alexander vor. 5. 4.

P. Götze, Tagebuch 5. 4.1790 (WA ΠΙ 2,17. 330)

In der Kirche pieda hörten wir [Goethe und Götze] die Messe, und die in derselben Kirche aufgenommenen Mädchen musiciren, welche sowohl die Vocal- als auch alle Instrumental-Stimmen unter sich besezten. 6. 4.

P. Götze, Tagebuch 6. 4.1790 (WA III 2,17. 330)

6 ten wurde wieder eine Fahrt auf der Gondel nach der Ecolo St. Markus gemacht, in dieser Kirche fanden wir [Goethe und Götze] wieder ein großes Altar Blatt von Titian; welches wir wegen der vielen Fackeln, welche auf dem Altar aufgesteckt, nicht genau erkennen konnten. Der Versammlungs-Saal der Ecole aber war wieder ganz mit Tintorets ausgeziert. In einem kleinen neben Saale fanden wir auch ein schönes Bild von Paris Pordon, einem Schüler des Titian. Auch wurde diesen Vormittag noch in verschiedene Kirchen gefahren, wo außer der Griechischen, welche prächtig mit alten Gemählden ausgeziert, nichts merkwürdiges gesehen wurde. Abends wurde wieder nach der Kirche Mendicanti gefahren, wo wir abermals ein Chor junger Frauen musiciren hörten, welche die Erstem in Geschicklichkeit, als auch in Sittsamkeit weit übertrafen. 337 22

Goethe, Gespräche III

1790

Venedig Ältere Gemälde (WA I 47, 220)

Bei der großen Menge von Gemählden, welche in Venedig auf vielerlei Weise beschädigt worden, ist es zu denken, daß sich mehrere Mahler, wiewohl mit ungleicher Geschicklichkeit und Geschick, auf die Ausbesserung und Wiederherstellung derselben legten . . . Ich gerieth zufällig in ihre Bekanntschaft; denn als ich in genannter Kirche [San Giovanni e Paolo] das köstliche Bild Tizians die Ermordung des Petrus Martyr, mit großer Aufmerksamkeit betrachtet hatte, fragte mich ein Mönch, ob ich nicht auch die Herren da oben besuchen wollte, deren Geschäft er mir erklärte. Ich ward freundlich aufgenommen, und als sie meine besondere Aufmerksamkeit auf ihre Arbeiten gewahr wurden, die ich mit deutscher Natürlichkeit ausdrückte, gewannen sie mich lieb, wie ich wohl sagen darf . . . Ich erinnere mich noch deutlich eines Christus von Tizian, dessen Füße ganz nah vor den Augen standen, an denen man durch die Fleischfarbe ein ziemlich derbes Quadratmuster des Damastes erkennen konnte . . . Ist nun an einem solchen Bilde durch die Feuchtigkeit ein Loch eingefressen, so lassen sie nach dem Muster des Grundes einen Metallstempel schneiden, überziehen eine feine Leinwand mit Kreide und drucken das Muster darauf ab; ein solches Läppchen wird alsdann auf der neuen Leinwand, auf welche das Bild gezogen werden soll, befestigt und tritt, wie das alte Bild aufgeklebt wird, in die Lücke, wird übermahlt und gewinnt schon durch die Unterlage des Grundes eine Uebereinstimmung mit dem Ganzen. So fand ich die Männer um ein ungeheueres Bild von Paul Veronese, in welches mehr als zwanzig solcher Löcher gefallen waren, beschäftigt; schon sah ich die sämmtlichen gestempelten Läppchen fertig und durch Zwirnsfäden zusammen und auseinander gehalten, wie in einem Spinnengewebe, auf der gleichfalls ausgespannten neuen Leinwand aufgelegt. Nun war man für Berichtigung der Örtlichkeit besorgt, indem diese kleinen Fetzchen aufgeklebt wurden, die wenn das große Bild aufgezogen würde, in alle Lücken genau passen sollten. 11. 4.

P. Götze, Tagebuch 11. 4.1790 (WA III 2,18)

l l t e n Morgen wieder nach denen Jesuiten und nach der Schule der Schneider, welche auch einige Gemähide der besten Meister besitzen; von da nach de Miracoli, wo wir [Goethe und Götze] aber wegen der großen Function nichts sehen konnten. 15. 4.

P. Götze, Tagebuch 15. 4.1790 (WA III 2,18)

15. Wurde eine Seefahrt nach der Insul Murano gemacht, allwo das berühmte Venezianische Glas, sowohl Fenster als auch andere Gläser gemacht werden. Aus der Fabricke wurde in folgende Kirchen daselbst gegangen: St. Donato, 338

Venedig

1790

St. Pietro Martire, Degli Angeli, St. Michele, St. Christp. wo wir [Goethe und Götze] die prächtigsten von alten Gemählden fanden. Abends wurde auf den Piazzo St Marc spazieren gegangen, wo wir uns an den immer herumgehenden Sängern amüsirten. 17. 4.

P. Götze, Tagebach 17. 4. 1790 (WA III 2,18. 330)

17 wurde eine Fahrt über den großen Kanal nach St. Giorge und der Salute gemacht, wo wir [Goethe und Götze] in ersterer eins der prächtigsten Bilder von P. Veronese antrafen. 18. 4.

P. Götze, Tagebuch 18. 4.1790 (WA III 2, 18. 330)

18 waren [Goethe und Götze] in der Scuola de Satore und sahen das Gemähide von Giorgione und Abends in der pieta. 19. 4.

P. Götze, Tagebuch 19. 4.1790 (WA III 2 , 1 8 . 330)

19 fuhren der Hr. Geh. R. nach dem Panqueur und Hm Zucchi. 22. 4.

P. Götze, Tagebuch 22. 4.1790 (WA III 2, 19. 330)

22*en Frühe nach dem Lito, das ist die große Erdzunge, welches das Adriatische Meer von den Venetianischen Lagunen trennt und welches einen der schönsten Anblicke verursacht. Wenn man aus den Lakunen heraus, welches ohngefähr eine gute halbe Stunde dauert, kommt man auf diese Erdzunge, welche ohngefähr 300 Schritt breit und 3 bis 4 Stunden lang. Wenn man dieses übergangen, so sieht man sogleich die ungeheure Meeresfläche mit hunderten von großen und kleinen Schiffen bestreut. Auf der Retour fuhren wir [Goethe und Götze] auf die Certosa zu denen Augustinern, wo wir ein Altarblatt von Basaiti und in dem Refectorium ein Nachtmahl von Bonifacio und in der St. Chrst: [Sakristei] eines von Vivarini. Beyde erste sind außer dem Titian und schönen Paul Veronese im Palast [Pisani] gewiß die schönsten in Venedig. 22.(?) 4.

An Caroline Herder 4. 5. 1790 (WA IV 9, 20 4)

Durch einen sonderbar glücklichen Zufall, daß Götze zum Scherz auf dem Judenkirchhof ein Stück Thierschädel aufhebt und ein Späßchen macht, als wenn er mir einen Judenkopf präsentirte, bin ich einen großen Schritt in der Erklärung der Thierbildung vorwärts gekommen. 26. 4.

P. Götze, Tagebuch 26. 4.1790 (WA III 2 , 1 9 )

26ten Besuch von Hr. Zucchi. 339 22*

1790

Venedig

19.4./4. 5. An Caroline Herder 4. 5.1790 (WA IV 9, 204)

Der alte Zucchi beträgt sich sehr freundschaftlich gegen mich. Er hält mir Vorlesungen über den Adreßkalender und erklärt mir die wunderliche Constitution dieses Staats, indeß ich die Venetianische Geschichte durchlaufe. 5. 5.

An Caroline Herder 5. 5.1790 (WA IV 9 , 2 0 6 ; 30,257)

Meyer ist eben angekommen, und sagt, die Her2ogin werde morgen hier seyn . . . Die Gegenwart des alten auferstandenen Schweizers macht mir die größte Freude. 6. 5.

Anna Amalia, Tagebuch 6. 5.1790 (STA Weimar, HA A XVIII 155)

Um 6 Uhr des Abends kam ich an. ich kan nicht sagen wie mir es zumuthe war ich wurde traurig u beklomen Die große idee die man so hat fand ich nicht als ich in die [ ?] Stadt kam in die Kanäle nähme meine Traurigkeit zu es kam mir alles melancolisch vor als vor dem Gasthof ausstiegen fand ich Goethe ich wurde wieder munter. Luise v. Göchhausen, Tagebuch 6. 5. 1790 (GSA, Nachl. Göchhausen I 3)

Um 5 Uhr kamen wir glückl. in Venedig an, wo wir Goethen fanden. Unsere Wohnung auf dem grosen Canal war sehr freundlich, wir brachten den Abend zusammen zu u. aßen vergnügt, Mayer kam auch. An Caroline Herder 7. 5.1790 (WA IV 9,206)

Gestern Abend ist die Herzogin gesund hier angekommen, gesund ist alles ihr Gefolge. Büry ist auch mit hier. 7. 5.

Luise Y. Göchhausen, Tagebuch 7. 5. 1790 (GSA, Nachl. Göchhausen 13)

Goethe kam bald früh u wir als dann durch die Strassen, worunder einige ziemlich eng sind auf den Marcusplaz, der wegen Annäherung der fera schon mit den hölzern Verzierungen besezt war, den herzogl: Pallast u die Bibliothek sahen wir von aussen und gingen in die S Marcus Kirche die im gotischen Geschmack gebaut u verziert ist. Ueber den Haupt Eingang stehn die 4 schönen Pferde von Bronze die man für die schönsten aus dem Alterthum hält; einige sagen sie seyn von Lysippus, sie haben auf den Bogen Augusts gestanden. Nachmit regnete es u wir blieben zu Hauße, Mayer kam u der alte Zuchi, Bruder des römischen. Abends laß Goethe seine Epigramen u einige Uebersezungen [sie] von Knebels Uebersezung des Properz vor. 9. 5.

Luise v. Göchhausen, Tagebuch 9. 5. 1790 (GSA, Nachl. Göchhausen I 3)

Abends blieben wir nachdem alles weg war noch mit Goethen zusammen. 340

1790 14. 5.

Venedig Luise ν. Göchhausen, Tagebuch 14. 5. 1790 (GSA, Nachl. Göchhausen 1 3 )

Wir fuhren Vormit: in die Carceres mit dem Prinzen [von Braunschweig], die Herren allein durften hinein, die Herz: u ich gingen mit Goethen im Garden spazieren. Der KM. Reichardt aß bey uns. 15. 5.

Luise v. Göchhausen, Tagebuch 15. 5. 1790 (GSA, Nachl. Göchhausen 1 3 )

Vormit im Arsenal, Mit: Reichardt. Wir gingen auf den Plaz S[an] Mfarco] sezten uns in einen Caffe u aßen Eiß mit den Engl, u Braunsch: Prinzen zu den Engl. Reidern. Die Herz: Goethe u ich blieben noch bis 2 Uhr beysammen. 13./15. 5. J. F. Reichardt an Elisabeth Graun 2 3 . 1 . 1 7 9 6 (Dorow 3 2, 220)

Schillers Allmanach . . . ist freilich voll schöner herrlicher Gedichte. Voll großer Kunst und EigenHeit find' ich besonders die Götheschen Epigramme am Ende, die er während unsers gemeinschaftlichen Aufenthalts in Venedig dichtete, und die im eigentlichsten Verstände ein epigramatisches Tagebuch seines venetianischen Aufenthalts sind. Doch thut es mir weh, daß er einige freche Kinder des muthwilligsten Augenblicks mit abdrucken lies. 18. 5.

Luise v. Göchhausen, Tagebuch 18. 5. 1790 (GSA, Nachl. Göchhausen 1 3 )

Wir schrieben Vormit: Nach: fuhren wir in einige Kirchen mit Goethe in Mad: del Ordo die 3 alten Giov Bellin, Carbacio u Cuniglione, Schüler Joh. Bellins, alsdann auf S. Marco P. wo sich verschiedene Gesanden u andere der Herz präsendiren ließen, abends Convers: wegen Boden. 6./21.5.

Luise v. Göchhausen an Wieland 21. 5.1790 (Deetjen1 S. 119)

B31006

Wie so gerne möchte ich Ihnen die Freude beschreiben, deren mein Herz voll ist bey den Gedanken Ihnen nun bald wieder zu sehn! . . . Unsere Herzogin, die gesund und froh wieder kommt, freut sich mit mir, und Goethe, der ihr gern die Rückkehr so froh wie möglich machen mögte, hat als ein guter Kenner des menschlichen Herzens ihr wohl abgemerkt, daß seine Unterhaltungen von Ihnen und noch einigen guten Menschen dieses Gefühl am lebendigsten bey ihr hervorbringen können . . . Morgen gehn wir von hier ab. 19./21.5. Campagne in Frankreich. 19. 9.1792 (WA I 33,65)

. . . Es war Marquis von Bombelles, dem ich vor ei Jahren [am 19. 5. ] in Venedig, der Herzogin Amalie folgend, aufgewartet hatte, wo er als französischer Gesandter residirend sich höchst angelegen sein ließ, dieser trefflichen Fürstin den dortigen Aufenthalt so angenehm als möglich machen . . . Zur Sprache kam seine prächtige Wohnung am großen Canal, es ward gerühmt, wie wir daselbst in Gondeln anfahrend, ehrenvoll empfangen und freundlich bewirthet worden-, wie er durch kleine Feste, gerade im Geschmack und Sinn dieser, Natur und Kunst, Heiterkeit und Anstand in Verbindung 341

Venedig

1790

liebenden Dame, sie und die Ihrigen auf vielfache Weise erfreute, auch sie durch seinen Einfluß manches andere, für Fremde sonst verschlossene Gute genießen lassen. 5./21. 5.

Tag- und Jahres-Hefte 1794 (WA I 35, 41)

Bei dem let2ten Aufenthalt in Venedig hatten wir [Goethe und Meyer] uns auf's neue von Grund aus verständigt und uns nur desto inniger verbunden. Tag- und Jahres-Hefte 1790 (WA I 35,14)

Ein längerer Aufenthalt in der wunderbaren Wasserstadt, erst in Erwartung der von Rom zurückkehrenden Herzogin Amalia, sodann aber ein längeres Verweilen daselbst im Gefolge dieser, alles um sich her, auswärts und zu Hause, belebenden Fürstin, brachten mir die größten Vortheile. Eine historische Übersicht der unschätzbaren Venezianischen Schule ward mir anschaulich, als ich erst allein, sodann aber mit den römischen Freunden, Heinrich Meyer und Bury, nach Anleitung des höchst schätzbaren Werkes: Deila pittura Veneziana 1771, von den damals noch unverrückten Kunstschätzen, insofern sie die Zeit verschont hatte, und wie man sie zu erhalten und herzustellen suchte, vollständige Kenntniß nahm. 31.3./21.5. An Knebel 2 1 . 1 0 . 1 8 0 6 (WA I V 1 9 , 2 1 0 )

Ich hatte ihn [D. V. Denon] in Venedig gekannt. V e n e d i g — Padua 22. 5.

Luise v. Göchhausen, Tagebuch 22. 5 . 1 7 9 0 (GSA, Nachl. Göchhausen 1 3 )

Von Venedig bis Patua zu Waßer, mit Goethe und Bury, bey schönen Wetter wurde diese Reise vergnügt vollbracht, Abends um 8 Uhr kämmen wir an, stiegen in der Nähe unsers Gasthofs ab u gingen unter grünen Bäumen nach Hauße zum Nacht Eßen kam noch der Prinz [von Braunschweig]. Vicenza 25. 5.

Tagebuch 25. 5 . 1 7 9 0 (WA ΠΙ 2 , 1 2 )

Nachm. Monte Berio mit der H[erzogin]. Luise v. Göchhausen, Tagebuch 25. 5 . 1 7 9 0 (GSA, Nachl. Göchhausen 1 3 )

Goethe war früh in die Gebürge gegangen. Wir fuhren eine kl. halbe Stunde vor der Stadt in ein Landhauß der Familie Capra gehörig, die Rodonte von Palladio, dies Hauß ist rundum mit Gärden u der schönsten Aussicht umgeben. Das Hauß selbst hat die schönsten Verhältniße Peristile auf 4 Seiten auf Säulen 342

1790

Vicenza ein Saal in der Mitte u die Zimmer rund umher. Wir fanden Goethen mit Buryn, u blieben einige Stunden mit vielen Vergnügen. Nachmittag in das Kloster der Madonna del Monte Berico (Servitenorden) man geht durch einen langen gewölbten schönen Gang die Anhöhe hinauf, in der foresterie wieder die göttlichste Aussicht. Im Refectorio eine Cena von P. Veronese. Wir waren sehr vergnügt, tranken etwas Wein u im Nachhaußgehn besähe ich die Gänge von Basalt. Verona

26. 5.

27. 5.

Luise v. Göchhausen, Tagebuch 26. 5. 1790 (GSA, Nachl. Göchhausen 13)

Um 6 Uhr fuhren die Herz: Goethe u. ich ins Amphitheater, sahen in der Arena eine schlechte Italische Komedie aufführen, und stiegen allmählich bis oben hinauf. Bury kam zu uns und wir freuten uns der schönen Laage und manichfaltigen Aussicht. Abends ins Teater wo Giannina u Bernardone Mus: von Cimarosa gegeben wurde, sehr gute Musik, auch ein hüpsches Ballet, ein ganz vorzüglich guter Tänzer Serio Pietro Angiolini. Anna Amalia, Tagebuch 27. 5.1790 (STA Weimar, HA A XVIII 155)

Goethe war nicht wohl er blieb zu Hause. Luise v. Göchhausen, Tagebuch 27. 5. 1790 (GSA, Nachl. Göchhausen I 3)

Wir ruhten uns Vormit: aus; Goethe war an bösen Hals nicht recht wohl. Mantua 28. 5.

F. Bury an Anna Amalia 19.10. 1790 (STA Weimar, HA A XVIII 14)

Ich hab auf meiner Reiße so viel gearbeitet als es mir möglich war, um mir in der zukünftigen Künstler Republic Ehre zu verschaffen, ob es gleich Göthe im Wagen von Verona, nach Mantua, aufs aller stren[g]ste Eingerichtet, so muß doch der Anfang darzu gemacht werden. F. Bury an Anna Amalia 15. 2.1791 (STA Weimar, HA A XVIII 14)

So viel ist gewiß das meine jetzige Art zu studiren den meisten sehr Auffallent ist, und ich schon einige Lobungen darüber erhalten hab, welche ich aber Goethe zu verdanken hab, denn Er ist derjenige welcher mir die Krund Lage darzu gegeben hat.

29. 5.

Luise v. Göchhausen, Tagebuch 29. 5. 1790 (GSA, Nachl. Göchhausen I 3)

Blieb ich Vormit bey der Herz: Einsiedel reißte nach Ostilia zu der Schlik ihren Aeldern, Goethe u Bury waren aus um das Musaeum zu sehn. 343

1790 30. 5.

Mantua An Knebel 31. 5.1790 (WA IV 9,208)

Die Herzoginn hat oft nach dir mit aufrichtigem Antheil gefragt, sie hat noch gestern gesagt daß es ihr Freude machen würde dich in Nürnberg einen Tag zu sehen. F. Bury an Goethe 7. 6.1790 (SchrGG 5, 205)

Sie können sich leicht vorstellen . . . wie sehr ich gelitten hab', Ihnen wieder zu verlassen; es wurde mir auf einmal so bange bey Tische, wie ich Ihnen alle in dieser Idee ansahe, und Ihre unvergeßbare Lehre dabey, daß ich auf eine solche stillschweigende Art von Ihnen hab trennen müssen. Der Abend war hart mich so allein zu sehen. 28./30. 5. Tag- und Jahres-Hefte 1790 (WA I 35,14)

Die verehrte Fürstin mit dem ganzen Gefolge besuchte Mantua, und ergötzte sich an dem Übermaß dortiger Kunstschätze. Dichtung und Wahrheit. Paralipomena (WA I 53, 386)

Ankunft der Herzoginn. Buri und Meyer mit ihr. Mit letzterem fortgesetztes Studium der Gemälde. Wiederanknüpfen aller alten Überzeugungen und Gesinnungen. Bekräftigung und Bestätigung in manchem. Buri kehrt nach Rom zurück. Meyer in die Schweiz. Beyde reisen noch über Vicenza, Verona, bis Mantua. Interessante Bekanntschaft mit den Mantuanischen Kunstwerken.

Verona 31. 5.

Luise v. Göchhausen, Tagebuch 31. 5. 1790 (GSA, Nachl. Göchhausen I 3)

Vormit: ging Goethe auß die ihm noch übrigen Sachen zu besehn, die Herz: u. ich blieben zu Hauße. Abends gingen wir zusammen in den Garden Justi u. blieben nach den Spaziergehn noch bey der Herz: zusammen.

Rovereto — Bozen 2. 6.

Luise y. Göchhausen, Tagebuch 2. 6. 1790 (GSA, Nachl. Göchhausen I 3)

Um 6 Uhr Morgens ab, wir kamen bey schönen Wetter durch die hohen Gebürge, durch den nächdichen Regen war die Luft abgekühlt. In Sol urn aßen wir etwas u kamen Abends 7 Uhr in Bolzano an. Hier fanden wir zu Goethens Freude wieder Bier u waren den Abend durch recht vergnügt. 344

Innsbruck

1790

Innsbruck 5. 6.

Luise v. Göchhausen, Tagebuch 5. 6. 1790 (GSA, Nachl. Göchhausen I 3)

Abends fuhren wir zu der Prinzeß, es war Cour, nachdem sie die Herz: in ihren Zimmer mit ihren 12 Stiftsdamens empfangen hatte. Die Gesellschaft war zieml. zahlreich; Graf Sauer, Gouverneur von Inspruck, seine Frau, Gräf: Wolckenstein u ihr Mann Kayserl. Kamerherr sie waren im Weimar empfolen worden, ρ man spielte im grosen Saal, hüpscher Page, im Vorzimmer Portrait Tapeten ρ Goethen sagte ein Domherr, Herder sey todt. An Herder 9. 6.1790 (WA IV 9, 209)

Am Hofe der Erzherzogin begrüßte uns ein Fremder mit der Nachricht, daß H e r d e r todt sei, zu Bedauerniß aller, die ihn gekannt hätten, wie solches in der Augsburger Zeitung stehe. Wir glaubtens nicht, aber es war doch unleidlich. Glücklicherweise sagten uns die Augsburger Zeitungen, deren letzten Monat Dr. Huschke gleich in der Nacht durchlief, daß H e i n i c k e in Leipzig gestorben sei. Dem gönnten wir die ewige Freude und waren beruhigt. J. Pusch, Chronik von u. für Innsbruck (Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, FB 1223)

5. Juny. Heute war um 7. Uhr Abends großes Apartement bey Ihrer königlichen Hoheit, und zwar in dem Riesensale wegen der verwittweten Durchlauchtigsten Herzogin von Braunschweig-Wolfenbüttel, welche heute mit Ihrem Herrn geheimen Rathe dem berühmten Göthe, dem Hm. Kämmerer von Einsiedel, und Ihrer Frau Oberhofmeisterin Freyin v. Gochihausen aus Italien angekommen war. 5-/6. 6.

F. C. Zoller, Geschichte und Denkwürdigkeiten der Stadt Innsbruck 2, 299

Im Monath Juny hatte unsere Erzherzoginn zwey vornehme Gäste zu bewirthen; der erste war die verwitwete Herzoginn von Sachsen-Weimar, geborne von Braunschweig-Wolfenbüttel, welche am 5. mit ihrem geheimen Rathe, dem berühmten Goethe, dem Kämmerer v. Einsiedel und ihrer Obersthofmeisterinn, Freyinn v. Goelhausen aus Italien angekommen, und Abends bey dem ihr zu Ehren im Riesensaale angeordneten großen Appartement erschienen war. Tags darauf statteten Ihre k. Hoheit derselben im Gasthause zum goldenen Adler ihren Gegenbesuch ab, und führten sie nach Hofe zur Mittagstafel, am Abende aber in das prächtig beleuchtete Theater, woselbst ihr die Noblesse in der Hofloge die Aufwartung machte. Nach Beendigung des Schauspiels [,Die Verlobung' und ,Leonardo und Blandine'] beurlaubte sich die Herzoginn auf das Zärtlichste, und fuhr mit erzherzoglicher Equipage in das Gasthaus zurück, worauf sie am 7. ihre Reise nach Sachsen fortsetzte. 345

Innsbruck

1790

Ungenannt in: Schlesische Zeitung Nr. 59, 19. 6.1790 (Wentzel S. 58)

Wien, den 12. Juni: Den 4. d. M. traf die verwittwete Herzogin von SachsenWeimar auf der Rückreise aus Italien in Inspruck an. Unter ihrem Gefolge befinden sich der Geheime-Rath Herr von Goethe, der Kammerherr von Einsiedel und die Oberhofmeisterin Fräulein von Göchhausen. Ihre Durchlaucht nahmen das Absteigequartier im goldenen Adler, statteten alsdann Ihrer Königlichen Hoheit der Erzherzogin Elisabet einen Besuch und erhielten von Höchstderselben im benannten Gasthofe die Gegenvisite. Bei Hofe war am folgenden Tage grosses Appartement. Den 6. war daselbst Tafel von 22 Gedecken und Abends begaben sich Ihre Königliche Hoheit in Gesellschaft der Durchlauchtigen Herzogin ins Theater. 9. 6.

An Herder 9. 6.1790 (WA IV 9,209)

Die Herzogin ist wohl und vergnügt, wie man ist, wenn man aus dem Paradiese zurückkehrt. . . Dr. Huschke ist sehr brav und hat viel glückliche Eigenschaften zum Arzt. Wir müssen ihn halten und behalten. Alles grüßt.

Augsburg — Dietfurt 11. 6.

Luise v. Göchhausen, Tagebuch 11. 6. 1790 (GSA, Nachl. Göchhausen I 3)

Um 9 Uhr von Augsburg ab. Wir aßen etwas zu Meitingen in des Post-Meist: Garden Hauß. Er selbst war ein verständiger Mann u sprach gut über die jezigen politischen Verfaßungen . . . In Donauwerth tranken wir Caff6. Zwischen Donauwerth u Monheim das schöne grose Kloster Kaysersheim Goulon ließ in Monheim ein Billet zurück daß da nicht zu bleiben sey. 3 VI. Stunden vor Ditfurth brach das Rath u wir warfen um, es ging gut ab u wir fuhren in andern Wagen mit Goethen auf den Bock bis Ditfurth, wo wir vergnügt zu Nacht aßen. Nürnberg 12. 6.

Knebel, Tagebuch 12. 6.1790 (GSA, Nachlaß Knebel)

Abends in dessen [Holzschuhers] Garten Faust gelesen. Die Herzogin Mutter kommt um 10. Uhr in Nürnberg an. 12. 6.

Ungenannt in: Nümbergische wöchentliche Frag- und Anzeige-Nachrichten 15. 6. 1790 Fremde so allhier angekommen . . . Den 11. Ditto [d. i. Juni]. Herr Major von Knebel, von Anspach, mit 2 Bedienten, log. im rothen Roß . . . [Den 12.] Frau Gräfin von Altstädt, mit einer Suite von 16 Personen, log. im rothen Roß.

346

1790 13. 6.

Nürnberg Luise ν. Göchhausen, Tagebuch 13. 6.1790 (GSA, Nachl. Göchhausen 1 3 )

Wir fuhren Vormit: zusammen, Einsiedel ausgenommen, in das Rathauß, verschiedene gute Gemälde, eines von Sandrat eine Wahlfeyerlichkeit Portraite. Ueber einer Tühre 2 halbe Figuren, ein Meister der einen jungen Menschen Astronomi lehrt, schwarze Kleidung, von Neudoerfer, 4 Apostel von Albrecht Dürer, Petrus mit einen weisen Gewand, vortrefl: Das Rathhauß errinnert einen an den Pallast des Doge in Venedig. In die Sebalts Kirche alte schwehr Gothische Bauart, eine Grablegung von Albrecht Dürer, Copie davon im Cabinet. Tauf stein Kayser Wenzels. Sarcophage von Bronce des Stifters der Kirche. Ein H. von Holzschur begleidete uns. Er schickt nachher ein vortreffliches Portrait von einen seiner Vorfahren, von A. Dürer gemahlt. Nach Tisch kam der Geh: Rath v. Haller im Nahmen des Raths von Nureb: die Herz: zu bekompl.tirn, er fuhr mit uns in das Cabinet Η. v. Poller Marie v. Medici König Heinrichs IV von Frankreich Gemahlin von Paul Veronese, ein schöner Lucas Cranach Abraham det die Hagar verstößt, wir sahen in der neuen Kirche eine Grablegung von van Deyk Auf d : e Burch der Castelan ν Strom u seine Frau gute alte Leute, wir besahen die alten Kayserl: Zimmer ρ u die schöne Aussicht von oben. Aisdan fuhren wir den grosen Brunnen zu sehn, der aus Mangel von Wasser nicht aufgestellt werden kann, die Figuren, u Pferde α See Tiehre von Bronce schön gearbeidet oben Neptun ρ Abends aßen wir zusammen. Knebel, Tagebuch 13. 6.1790 (GSA, Nachlaß Knebel)

Etwas Regen den Morgen. Mit der Herzogin nach dem Rathhaus gefahren, in der Sebaldskirche. Nachmittags im Schloß pp. Abends zu Haus. 13. 6.(?) Julie v. Egloffstein, Niederschrift 9. 8.1819 (Grumach S. 38)

B 2 1889 B 3 4721

Goethe . . . erzählte [am 9. 8. 1819] . . . uns eine niedliche Anekdote von einer alten würdigen Kastelanin zur Nürnberg. Welche in einer Gesellschaft von jungen Leuten die sich mit ungeziemender Heftigkeit und Unart über die Schmeichler und Heuchler äusserten, plözlich hinter ihrem Caffee-Tisch mit zusammen geschlagenen Händen in vollen Unmuth ausrief — Ach wie lieb' ich die Schmeichler und Heuchler. Malla Montgomery-Silfverstolpe, Reisejournal 25. 1. 1826 (Franzos S. 184)

Amalie [v. Helvig] erzählte viel von Goethe . . . Einmal war Goethe in Nürnberg gewesen und war da von dem Kastellan der Burg und seiner Frau, einem wackeren, alten Paare, wie eine Gottheit empfangen und gefeiert worden. Sie wußten sich gar nicht genug zu tun. Fräulein Knebel, die Schwester von Goethes Freund und Gouvernante bei Prinzeß Caroline, der einzigen Tochter des Herzogs von Weimar (späterhin mit dem 347

Nürnberg

1790

Herzog von Mecklenburg-Schwerin vermählt), war eine Verwandte des Kastellans und bei ihnen zu Gaste. Sie wunderte sich über die kalte, stolze Art, in der Goethe die gutgemeinte Huldigung der Alten aufnahm, was diese auch sehr grämte. Die alte Frau hatte schließlich in ihrer Enttäuschung gesagt: „Ach, ich habe doch die Heuchler gar so gern." 14. 6.

Luise v. Göchhausen, Tagebuch 14. 6.1790 (GSA, Nachl. Göchhausen 13)

Fuhr ich früh mit Hrn. v. Knebel in den Holzschurischen Garden seine Schwester, die den ganzen Tag bey uns blieb, abzuholen. Fr von Holzschur u Fr. Böheim waren zugegen u wir frühstückten. Wir fuhren alsdann zu einen Kaufmann Haas der mit Engl. Wahren handelt, zu uns kam Goethe, von da zu Kunsthändl: Wild der Gemälde u eine Menge Kunstsachen zum Verkauf besizt, die Heiz: kaufte Nachmit: eine Kamme in Glaß 2 Köpfe, für Frl. v. Knebel. Der preusische Gesande Hr. v. Börner war indeßen bey der Herz: gewesen. Mitt: aß noch Hr. v. Holzschur bey uns. Nach Tisch kam der Geh. Rath Hofmann, der in die Schweiz reißt. Wir fuhren zu Wild u in einige Garden u die [Lücke i. Ms.] Wiese, einen öffendl: Spaziergang der N ü r n berger. Abends aßen wir alle zusammen. Die Fr. Castelanin schikte noch ein Geschenk von Pfefferkuchen. Knebel, Tagebuch 14. 6.1790 (GSA, Nachlaß Knebel)

Trocken u. heiter, aber kühl. Mit Frl. v. Göchhausen zu Henrietten im Garten. Mit beyden, nebst Holzschuher, zu Haas pp Nachmittags mit der Herzogin bey Wild. Spaziren gefahren. Henriette Mittags u. Abends da. Babet v. Weber geb. Wild an Goethe 14.11.1793 (Eing. Br. 1793, 445)

Da ich mir schmeigle daß Euer Excelence sich villeicht noch an daß Wildische Kunstcabinet in Nürnberg Erinnern, wo ich die gnade hatte Euer Excelence in geselschaft der Durchlauchtigen Frau Herzogin bey uns zu sehen, und zu sprechen . . .

13./14. 6. Dichtung und Wahrheit. Paralipomena (WA I 53, 387)

Nürnberg. Herr von Knebel. Dadurch wieder ins Unsrige versetzt. Angenehmer Aufenthalt daselbst. Von Murr. Böttiger, *Lit. Zustände 1, 64

B 3 1616

. . . den priapischen Carpophoros, den Göthe von dem Hr. v. Murr bey seiner Rückkehr aus Italien kaufte . . . Jetzt bekam ihn G. durch die feine Art, mit [der] er dem Brocanteur Gold zeigte, für die Hälfte [der ursprünglich geforderten 20 Dukaten], 348

1790

Nürnberg Elisa ν. Löffelholz geb. v. Königsthal an Goethe 14. 8. 1821 (Eing. Br. 1821, 290)

Aus der dämernden Ferne meines Jugend Alters glänzt mir ein schöner Stern herüber, deßen Strahl mich freundlich bis hieher begleitete, und der gegenwärtig die trüben Wolken meines Lebens-Himmels wohlthätig zu zerstreuen vermöchte; es ist dies, die mir unvergeßliche Viertelstunde, in welcher mir das Glück zu Theil wurde, einen der gefeiertesten großen Männer unsers Zeitalters, persönlich kennen zu lernen. Euer Excellenz werden sich vielleicht noch des Namens „v. Königsthal" erinnern? — Bei der Krönung Kaiser Josephs genoß mein Großvater, der Geheime Rath v. Königsthal mit seinem Sohn in Ihrem theuern elterlichen Hause eine freundliche Aufnahme und Behandlung. Vor mehreren 20 Jahren erfreuten Hochdieselben meinen Vater mit einem Besuch hier in Nürnberg, und bei dieser Gelegenheit war es mir vergönnt, das große Bild unvertilgbar in die Seele aufzufaßen, welches sich mir dann später, bei der Leetüre Ihrer schätzbaren, treflichen Werke immer vergegenwärtigte.

Hof — O b e r p ö l l n i t z 17. 6.

Luise v. Göchhausen, Tagebuch 17. 6. 1790 (GSA, Nachl. Göchhausen I 3)

Um 7 Uhr wieder ab [von Hof], schlechte Wege bis Schleiz, oft mußten wir aussteigen, Goethe fand Marcasiten, [wie] wir von Auma von der Post abfuhren brach das Rath, wir bekamen eins geliehen u kamen Abends um 7 Uhr bey der Fr. v. Hendrich in Oberpölniz an. Supirten sehr munter u schliefen gut. Jena 18. 6.

J. D. Färber, Kalender 18. 6.1790 (UB Jena)

Sind Ihro Durchl. Frau Herzogin Anna Amalie d. H. Cammerherr v. Einsiedel, d. H. Geh Rath v. Göthe die Fräulin v. Göchhausen von ihro Italiens. Reise hier abgestiegen dato gleich nach Weimar gereist.

Weimar 18. 6.

Fourierbuch 18. 6.1790 (STA Weimar) Heute, als den 18 ten Juny Abends 11. Uhr, kamen Ihro Hoch-Fstl. Durchl. die verwittibte Frau Herzogin Amalie, nebst Dero Suite, von Ihrer gethanen Reise aus Italien bey hohem Wohlseyn zurück! Nachdem Dieselben seit dem 18. ten Augusti 1788. abwesend waren!

19. 6.

Fourierbuch 19. 6.1790 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzogin . . . 6. Hr. G. R. v. Göthe.

349

1790

Weimar

Weimar (vor?) 1.7. An Carl August 1. 7.1790 (WA IV 9,212) Voigt ist sehr zufrieden und neubelebt zurückgekehrt, er war in Berlin recht in seinem Elemente. vor 13. 7. A. Herder an Knebel 13. 7.1790 (GSA, Nachl. Herder V 3, 2) Der Hr. Geh. Rath v . Göthe hat mir Münzen u einen A m o r mitgebracht; wir sind alle sehr vergnügt u ich gehe oft zu ihm hinaus . . . Wenn die Kayserkrönung ist, so reiße ich mit dem Hm. Geheimr. v. Göthe nach F r a n k f u r t . . . Das Merkwürdigste ist, daß der Herr Geheimr. v. Goethe folgende Woche nach Schlesien reißt. Es soll dort sehr theuer seyn. Der Centr. Heu kostet 3 rh, unser Herzog hat 40 Pferde mit sich, die werden was zusammen freßen. vor 15.7. Chr. G.Heyne an F. L . W . Meyer 15. 7.1790 (Campe 1 1,304) B 3 1007 Auf meiner diesjährigen Wallfahrt nahm ich den Weg über Weimar und brachte einen Tag vergnügt mit Goethe und Herder zu. Beide gedachten Ihrer mit Ausdrücken v o n Achtung und Freundschaft. Zwei edle Menschen! 27. 6. 28. 6. 2. 7.

4. 7.

6. 7. 9. 7. 10. 7.

Fourierbuch 27. 6. 1790 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzogin 2. Durchl. Herzogin Fr. Mutter 19. Hr. Geh. Rath Schnauß 20. Hr. Geh. Rath v. Göthe. Fourierbuch 28. 6.1790 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzogin . . . 6. Hr. G. R. v. Göthe. Fourierbuch 2. 7.1790 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzogin . . . 8. 9. 2. Fräul. v. Gore. 10. Hr. G. R. v. Göthe 11. Hr. Chr. v. Bibra . . . Heute ließen sich melden, und wurden gebethen Hr. Cammerhr. v. Bibra, aus Ζ weybrücken, ingl. 2. Fräuleins v. Gore aus England I Fourierbuch 4. 7.1790 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzogin 2. Durchl. Herzogin, Fr. Mutter . . . 25. Herr Graf v. Stolberg . . . 27. Herr Camerhr. v. Bibra, 28. Herr Major v. Seebach, 29. Herr Baron v. Donop . . . 33. Herr Geh. Rath v. Göthe . . . Heute liesen sich Melden und waren am Hof gebeten, Herr Graf v. Stolberg, Herr Baron v. Donop, von Jena, Herr Major v. Seebach. Fourierbuch 6. 7.1790 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzogin . . . 7. 8. 2. Fräul. v. Gore 9. Herr Geh. Rath v. Göthe. Fourierbuch 9. 7.1790 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzogin . . . 5. Herr Geh. Rath v. Göthe 6. Herr Hofrath Wieland. Fourierbuch 10. 7. 1790 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzogin 2. Durchl. Fürst von Deßau . . . 8. Herr Geh. Rath v. Göthe 9. Ein Caval. v. Deßau... Heute Mittag 11 uhr kahmen Durchl. Fürst nebst einen Caval. von Deßau hier an, nach der Tafel gingen Sie wieder von hier hinweg! 350

1790

Weimar Chr. G. Heyne an F. L. W. Meyer 30. 1. 1791 (Campe1 1, 306) Β 3 1008 Nun müssen Sie bald einheimisch in Italien geworden sein. Wenn es Ihnen nur nicht geht, wie mir Goethe sagte: Ein Jahr lang sei man in sinnlichen Genuß versunken, aber weiterhin fühle man doch, daß wir mehr bedürfen und daß der geistige Genuß unter d e m V o l k nicht möglich sei.

20. 7.

Chr. A. Tiedge, Anna Charlotte Dorothea v. Kurland S. 110 Die Reise ging durch Weimar. A n diesem ausgezeichneten Hofe und in dem Umgange mit den großen Geistern daselbst, mit Herder, Wieland, Bode und Göthe, wurden der Herzogin [Dorothea v o n Kurland] und ihrer Schwester [Elisa v. d. Recke] Stunden unvergeßlicher Genüsse zu Theil.

18. 6./

Anna Amalia an Knebel 3. 8.1790 (Knebel, Lit. Nachl. 1,201) Ich habe mich auf die Höhe begeben, und wohne in Belvedere . . . Ich suche mir einen Kreis v o n guten Menschen zu machen. Herders, Goethe und Wieland sind fleißig bei mir . . . Goethe hat leider nach Schlesien reisen müssen.

2ettel weiter angemeldet und empfohlen, welches angenehm und höchst nothwendig war. Denn ich hatte bei schöner freundschaftlicher friedlicher Unterhaltung vergessen, daß Kriegesflucht mir nachstürme; und leider fand ich unterwegs die Schaar der Emigrirten, die sich immer weiter nach Deutschland hineindrängte, und gegen welche die Postillone eben so wenig als am Rhein günstig gesinnt 505

1792

Münster — Neuenkirchen waren. Gar oft kein gebahnter Weg, man fuhr bald hüben, bald drüben, begegnete und kreuzte sich. Heidegebüsch und Gesträuche, Wurzelstumpfen, Sand, Moor und Binsen, eins so unbequem und unerfreulich wie das andere. Auch ohne Leidenschaftlichkeit ging es nicht ab. Ein Wagen blieb stecken, Paul sprang geschwind herab und Hülfe; er glaubte, die schönen Französinnen, die er in Düsseldorf in den traurigsten Umständen wieder angetroffen, seien abermals im Falle seines Beistandes χμ bedürfen. Die Dame hatte ihren Gemahl nicht wieder gefunden, und war, in dem Strudel des Unheils mit fortgerissen und geängstigt, endlich über den Rhein geworfen worden. Hier aber in dieser Wüste erschien sie nicht; einige alte ehrwürdige Damen forderten unsere Theilnahme. Als aber unser Postilion halten und mit seinen Pferden dem dortigen Wagen zu Hülfe kommen sollte, weigerte er sich trotzig und sagte: wir sollten nur χα unserm eignen, mit Silber und Gold genugsam beschwerten Wagen ernstlich sehen, damit wir nicht etwa stecken blieben, oder umgeworfen würden; denn ob er es gleich mit uns redlich meine, so ständ' er doch in dieser Wüstenei für nichts. Glücklicherweise, unser Gewissen χμ beschwichtigen, hatte sich eine Anzahl westphälischer Bauern um jenen Wagen versammelt und gegen ein bedungenes gutes Trinkgeld ihn wieder auf den fahrbaren Weg gebracht. Kassel

13.12.

An Graf Reinhard 1 4 . 1 1 . 1 8 1 2 (WA IV 23,153)

Ich . . . wurde . . . mit der großen Emigranten Masse (lauter Edel- und guten Leuten die kein schwarz Brod aßen) über Münster und Paderborn dergestalt ungeschickt in das Herz von Deutschland getrieben, daß ich, in Cassel, des Nachts im Wirthshaus anfahrend, deutsch reden mußte, um vom Kellner aufgenommen zu werden. Campagne in Frankreich. November 1792 (WA I 33, 247)

Wie düster aber auch in der letzten und schwärzesten aller Nächte meine Gedanken mochten gewesen sein, so wurden sie auf einmal wieder aufgehellt, als ich in das mit hundert und aber hundert Lampen erleuchtete Cassel hineinfuhr .. . Diese Heiterkeit jedoch ward mir für einige Zeit gestört, als ich auf dem prächtigen tageshellen Königsplatze an dem wohlbekannten Gasthofe anfuhr; der anmeldende Diener kehrte zurück mit der Erklärung: es sei kein Platz Zu finden. Als ich aber nicht weichen wollte, trat ein Kellner sehr höflich an den Schlag und bat in schönen französischen Phrasen um Entschuldigung, da 14. 12.

Verzeichnis der Kenner und Liebhaber der Kunst, welche die fürstliche Galerie [Kassel] besucht haben (Ztschr. Ver. hess. Gesch. 67,153) J. W. Goethe d. 14. dec. Besucherbuch des Museum Fridericianum in Kassel (Ztschr. Ver. hess. Gesch. 67,153) J. W. Goethe d. 14. dec. 1792.

506

1792

Kassel es nicht möglich sei mich aufzunehmen. Ich erwiderte darauf in gutem Deutsch: wie ich mich wundern müsse, daß in einem so großen Gebäude, dessen Raum ich gar wohl kenne, einem Fremden in der Nacht die Aufnahme verweigert werden wolle. Sie sind ein Deutscher, rief er aus, das ist ein anderes! und sogleich ließ er den Postilion in das Hofthor hereinfahren. Als er mir ein schickliches Zimmer angewiesen, versetze er: er sei fest entschlossen keinen Emigrirten mehr aufzunehmen. Ihr Betragen sei höchst anmaßend, die Bezahlung knauserig; denn mitten in ihrem Elend, da sie nicht wüßten wo sie sich hinwenden sollten, betrügen sie sich noch immer als hätten sie von einem eroberten Lande Besit% genommen.

Eisenach 15.(?) 12. Julie v. Bechtolsheim an Goethe 19. 12. 1792 (Eing. Br. 1793, 30)

J'ai oublie de vous dire l'autre jour mon eher Goethe en recommandant ce pauvre Clementi ä Votre protection qu'outre le talent decide qu'il a pour le theatre, et qui rend sa personne une bonne aquisition, Vous feres une bonne oeuvre en lui procurant une place a Votre theatre, ce pauvre homme manquant dans ce moment ci de pain . . . II est des moments, dans la vie qui font oublier une eternite de peines, et de ce nombre a ete tres positivement celui ou j'ai eu le bonheur de vous revoir.

Gotha 15./16. 12. Herzogin Charlotte von Sachsen-Gotha an Breithaupt 16. 12. 1792 (Aukt.-Kat. Henrici 146,18)

Gestern ist Goethe gegen Abend hier beim Printzen angekommen, er blieb die Nacht bey ihm und ging diesen Morgen sehr früh von hier ab, ich sähe ihn bey mir von 7 uhr bis 9, allein er erzählte nicht das geringste neue, er scheint froh zu sein wieder in den Armen seiner Reitzenden Vulpius zu eilen, die Lust zum Bataillieren ist ihm vergangen. Prinz August von Sachsen-Gotha an Goethe 19. 12. 1792 (Thüringer Land, Sondemr. 1927, S. 17)

Zugleich empfange meinen Dank Mit diesem traurig-lustigen Schwank Für Deinen gütigen Besuch Und Deinen Schlaf in meinem Tuch . . . Und bleibe Deinem Freunde gut, Der Dich so liebt wie eigen Blut. 507

1792

Erfurt

Erfurt 16. 12.

Geheimes Consilium an Carl August 21. 12. 1792 (AS 2 1 , 305)

Ew. Herzogl. Durchl. vermelden wir hierdurch unterthänigst, daß vergangenen Sonntag die zwischen dem Sachsen Gothaischen Geh. Rath von Franckenberg und mir, dem Geh. Rath von Fritsch, verabredete Zusammenkunfft zu Erfurth u. zwar in Beyseyn des eben allda auf der Rückreise von Düsseldorf eingetroffenen Geh Raths von Goethe, würcklich für sich gegangen, u. bey selbiger zwischen uns biß auf höchste Genehmigung beyderseitiger gnädigster Herrschafften über die dabey besprochene Punckte Abrede genommen worden. Jene Punckte waren 1.) das, was in der Reichs-Kriegs-Sache, nunmehro auf dem Reichstag zu thun, zu äussern — zu erklären, seyn möchte ? 2.) die zur Hand zu nehmende Unterhandlung mit Chur-Sachsen wegen der zu Deck- u. Sicherstellung der OberSächsischen mithin auch der hiesigen Lande gegen besorgliche Anfälle und Vergewaltigungen vorzukehrenden Vertheydigungs-Anstalten, wo wir dem Geh. Rath von Franckenberg den von Ew. ρ dieses Gegenstandes halber unterm 23. vorigen Monaths uns mitgetheilten Gedancken vor der Zusammenkunfft zur ebenmäßigen Uberdenkung zu communiciren für gut u. nöthig erachtet; 3.) der S. Gothaischer Seits von Anfang her u. noch immer gehegte Gedancke u. geäusserte Wunsch, daß von der Stellung des Contingents zu der zu errichtenden Reichs-Armee loßzukommen seyn — u. dafür ein Verhältnißmäßiges Surrogat an Gelde angenommen werden möchte, und die, um diesen Wunsch zu erreichen, einzuschlagenden Wege. Hierüber ist nun, unter anhoffender gnädigster Gutheißung, das Resultat der gepflogenen Überlegungen, welchem wir unsern Beytritt nicht versagen können, dahin ausgefallen, daß ad 1.) dermahlen, da das Reichs-Protocoll in der sogenannten Französischen Angelegenheit geschlossen, mithin nicht einmahl mehr eine Möglichkeit, etwas zu demselben von Seiten der Höfe, welche vor Abfaßung des Schlusses nicht abgestimmet, zu bringen, vorhanden, ganz nichts weiter an diesem Ort zu thun — folglich es nunmehro mit einer Erklärung, daß man den ausgefallenen Majoribus beytrete, zu spät u. vorüber sey. ad 2) wurde S. Gothaischer Seits zwar ebenfallß für gut u. wünschenswerth angesehen, wenn das Chur-Hauß Sachsen, den von Ew. Herzoglichen Durchlaucht herfürgegebenen Gedancken wegen einer Anstrengung zum allgemeinen

16. 12.

Vgl. auch das Protokoll der Besprechung von J. F. v. Fritsch AS 2 1 , 302ff.

508

Erfurt

1792

Besten sich gefallen laßen wollte, und zu deßen Realisirung alles mögliche beyzutragen, alle Bereitwilligkeit zugesichert, jedoch sich, bey den bekannten Gesinnungen Seiner des Herrn Churfürsten Durchl. u. bey der zeither von der Langsam- u. Unzulänglichkeit der Chur Sächsischer Seits in einem ähnlichen Falle getroffenen Anstalten gemachten Erfahrung, von einem dißfallß zu thuenden Antrag nicht viel versprochen, inzwischen — daß man von hier aus vorerst privatim durch ein an den vorsizenden Ministre zu Dresden, von Wurmb, erlaßenes Schreiben, sondiret, sehr approbiret, und demnächst dafür gehalten, daß nun die Antwort abzuwarten, und je, nachdem solche ausfallen dürffte, das weitere zu concertiren seyn werde. In Ansehung des 3ten Punckts wurde verschiedenes über der Art u. Weise, wie dieser besonders auch dem Gothaischen Hof sehr am Herzen liegende Wunsch zur Würcklichkeit zu bringen seyn möchte, vorläufig gesprochen u. in Antrag gebracht. Gleichwie es aber, was diesen Gegenstand anlanget, vor allen Dingen darauf, ob Ew. H. D. den Hauptgedancken Ihro höchsten Beyfalls u. Genehmigung würdigen wollen, ankömmt; Also geruhen Höchstdieselben zu erlauben, daß wir auf dasjenige, was Ihro unser Collega, der von Ihro nach Franckfurt beruffene Geh. Rath u. Cammer-Praesident Schmidt, in völligem Einverständniß mit uns, u. in VerEinigung mit dem der Sache halben in das Königlich Preußische Haupt-Quartier abgehenden Herzogl. Gothaischen Geh. Rath u. Cammer-Praesidenten von Thümmel, über der Sache sagen u. vorstellig machen wird, uns submißest beziehen, u. nur devotest versichern dürfen, wie nicht unzeitige — ungegründete Furcht oder Besorgniß persönlicher Unannehmlichkeiten, welche wir, sobald vom Herrschafftlichen Dienst die Rede ist, nicht kennen — sondern bloß die Lage der hiesigen Umstände und die feste Überzeugung von der Unthunlich- u. Mißlichkeit der Natural-Stellung uns vermögen können, den einstimmigen lauten Wunsch des ganzen Landes zu Höchst-Ihro Wissenschafft zu bringen und dessen Erfüllung Ihro Weisheit u. Güte ehrerbietigst anheim zu geben.

Weimar Campagne in Frankreich (WA I 33, 248)

Meine Ankunft in Weimar sollte auch nicht ohne Abenteuer bleiben; sie ereignete sich nach Mitternacht und gab Anlaß %u einer Familienscene, welche wohl in irgend einem Roman die tiefste Finsterniß erhellen und erheitern würde . . . Die Meinigen entgegneten mir munter und gesund, und als es an ein Erzählen ging, contrastirte freilich der heitere ruhige Zustand, in welchem sie die aus Verdun gesendeten Süßigkeiten genossen, mit demjenigen worin wir, die sie in paradiesischen Zuständen 509

1792

Weimar glaubten, mit aller denkbaren Noth kämpfen hatten. Unser stiller häuslicher Kreis war nun um so reicher und froher abgeschlossen, indem Heinrich Meyer zugleich als Hausgenosse, Künstler, Kunstfreund und Mitarbeiter den XJnsrigen gehörte, und an allem Belehrenden so wie an allem Wirksamen kräftigen Antheil nahm. K. Immermann, Goethe's Haus (Immermann S. 152)

Als er zurückkam, sah er sich das Treppenwerk, welches ihm sein Unterhaus wegnahm, nachdenklich an, stieg kopfschüttelnd aber schweigend hinauf, und hat auch nachmals nie von der Sache gesprochen. 17. 12.

Chr. G. Voigt an Carl August 17. 12. 1792 (AS 2 1 , 305)

Der Geheimerath v. Göthe ist gestern Abend hier eingetroffen, ich habe ihn auf x / 4 Stunde gesprochen, vorerst aber noch wenig vernehmen können. Es traf gut, daß er gerade nach Gotha kam, als H. v. Frankenberg des andern Tags nach Erfurt reiste um mit dem Hn. G. R. v. Fritsch in unsern Angelegenheiten zu conferiren. Da fuhr denn Goethe mit Frank, nach Erfurt, und mit Fr. nach Weimar. Das Resultat dieser Conferenz werde ich Morgen erst erfahren. 18. 12.

Knebel, Tagebuch 18. 12.1792 (GSA, Nachlaß Knebel)

Göthe hier. 2. Hälfte

Caroline Herder an F. H. Jacobi 5. 4. 1793 (Düntzer3 2, 302)

De2-

Ich habe Ihnen darinnen [einem Brief] . . . für den wohlthätigen Aufenthalt [gedankt], den Goethe bei Ihnen genossen hat, der uns selbst noch den guten und wohlgestimmten Geist, der in Ihrer Nähe athmet, mitgebracht hat.

Winter

Böttiger (*Neophilologus 18, 23; L B Dresden)

B 3 1126

1792/93(?) [Goethe .j Als ich in meinen frühern Jahren einmal auch die Bibel, wie ein anderes vernünftiges Buch durchzulesen anfing, fiel mir unter andern der 18. 12.

Fourierbuch 18. 12. 1792 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzogin . . . 5. Herr Geh. Rath v. Göthe, 6. Herr Hofrath Wieland.

23. 12.

Fourierbuch 23. 12. 1792 (STA Weimar) Mittags . . . Fürstl. Tafel! 1. Durchl. Herzogin . . . 7. Hr. G. R. v. Göthe.

25.12.

Fourierbuch 25. 12. 1792 (STA Weimar) Mittags . . . Fürstl. Tafeil 1. Durchl. Herzogin 2. Durchl. Herzogin Fr. Mr. . . . 23. Hr. G. R. Schnauß 24. Hr. G. R. v. Göthe 25. Hr. Praes. v. Kalb.

30.12.

Fourierbuch 30.12.1792 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzogin 2. Durchl. Herzogin Fr. Mutter . . . 30. Herr Geh. Rath v. Göthe . . . 33. Herr Baron Loewis.

31.12.

Fourierbuch 31.12.1792 (STA Weimar) Mittag . . . Fürstl. Tafel. 1. Durchl. Herzogin . . . 6. Herr Geh. Rath v. Göthe, 7. Herr Geh. Aß.Rath Voigt.

510

Weimar

1792

sonderbare Umstand auf, daß Moses die 10 Gebote gar nicht geschrieben hat. Denn da wo sie eigentlich vorkommen sollten, im 2ten Buch Mosis, da ist bloß die Bundesformel zwischen Jehova u. den Israeliten angeführt, und im 5ten Buch, das Moses doch auch nach der alten strengsten Hypothese nicht einmal geschrieben [haben] soll, kommen sie erst vor, u. so sind sie durch ein ύστερον ττροτερον erst später in die 2 Tafeln hereingebracht worden. Ich hab dieß damals selbst in einem gedruckten theologischen Aufsatze (in Göthes Schriften, ältesten Berliner Ausgabe [Zwo biblische Fragen]) kund gethan, man scheint aber darauf nicht gemerkt zu haben. Die orthodoxen Schulen in allen Wissenschaften die aus Bequemlichkeit gern beim Herkömmlichen bleiben, halten ihr altes System noch mit den Zähnen, wenn ihnen schon beide Arme abgehauen sind. Aber natürlich ist dann der Sturz um so plumper u. schneller. In seinem alten Garten hat er selbst Linden gepflanzt, die in den 16 Jahren die er hier ist, stolze Bäume geworden sind usw. Böttiger (*Neophilologus 18, 24; LB Dresden)

B 3 1125

Nichts ist einfacher, als seine jetzige Häußlichkeit. Abends sitzt er in einer wohlgeheitzten Stube eine weise Fuhrmannsmütze auf dem Kopf, ein Moltumjäckchen und lange Flauschpantalons an, in niedergetretnen Pantoffeln und herabhängenden Strümpfen im Lehnstuhl, während sein kleiner Junge auf seinen Knien schaukelt. In einem Winkel sitzt schweigend und meditirend der Maler Meyer, auf der andern Seite die Dame Volpia mit dem Strickstrumpf. Dieß ist die Familiengruppe. Beiträge zur Optik (LA 13, 60)

Ich habe das Glück, einen Freund [J. H. Meyer] in der Nähe zu besitzen, dessen reiche Erfindungskraft und geläuterter Geschmack gleichsam täglich eine neue Welt an meiner Seite erschafft, die mir den schönsten Stoff zum Nachdenken gibt. Glücklicherweise treffen wir in den allgemeinen Begriffen und Grundsätzen völlig zusammen, die durch seine Ausübung Leben und Sicherheit gewinnen. J. C. W. Voigt an Goethe 2. 2. 1793 (Eing. Br. 1793, 84)

Als ich aus dem Mannsfeldischen zurückkam, überreichte ich Ew. Hochwohlgeb. einen Aufsatz über das dortige Schmelzwesen nebst einigen Zeichnungen.

511

G O E T H E IRRTÜMLICH ZUGESCHRIEBENE GESPRÄCHE UND ZWEIFELHAFTES 1775/86

A. Straub (Münchner Lesebogen Nr. 87, S. 9)

Minister Goethe hielt bekanntlich streng auf Anstand und Etikette und ärgerte sich über tölpelhafte und anmaßende junge Leute, suchte sie aber auch zu erziehen. Eines Tages leitete er eine amtliche Sitzung, als ein Referendarius mit klirrenden Sporen in den Saal stolperte. Goethe ärgerte sich sehr über den jungen Beamten, dem er das Tragen von Reitstiefeln und Sporen im Dienst schon einmal verboten hatte, doch ließ er sich seinen Groll nicht anmerken, und da gerade einige Akten benötigt wurden, unterbrach er die Verhandlung und rief im liebenswürdigsten Ton: „Herr Referendarius, reiten Sie schnell einmal in die Registratur hinüber und lassen sich die Stücke gebenI" Schallendes Gelächter. Der junge Mann bekam einen blutroten Kopf. Mit Reitstiefeln und Sporen hat man ihn bei Amt nicht wieder gesehen. Ungesicherte Überlieferung 1775/86

Eckermann, Gespräche 7.10.1827 (Houben1 S. 520)

B 2 2557

[Goethe:] „Ich habe in meinen Jünglingsjahren Fälle genug erlebt, wo auf einsamen Spaziergängen ein mächtiges Verlangen nach einem geliebten Mädchen mich überfiel, und ich so lange an sie dachte, bis sie mir wirklich entgegen kam." „Es wurde mir in meinem Stübchen unruhig, sagte sie, ich konnte mir nicht helfen, ich mußte hieher." „So erinnere ich mich eines Falles aus den ersten Jahren meines Hierseyns, wo ich sehr bald wieder in leidenschaftliche Zustände gerathen war. Ich hatte eine grössere Reise gemacht und war schon seit einigen Tagen zurückgekehrt, aber durch Hofverhältnisse, die mich spät bis in die Nacht hielten, immer behindert gewesen die Geliebte zu besuchen. Auch hatte unsere Neigung bereits die Aufmerksamkeit der Leute auf sich gezogen und ich trug daher Scheu am offenen Tage hinzugehen, um das Gerede nicht zu vergrössern. Am vierten oder fünf512

Irrtümliches und Zweifelhaftes ten Abend aber konnte ich es nicht länger aushalten und ich war auf dem Wege zu ihr und stand vor ihrem Hause ehe ich es dachte. Ich ging leise die Treppe hinauf und war im Begriff in ihr Zimmer zu treten, als ich an verschiedenen Stimmen hörte, daß sie nicht alleine war. Ich ging unbemerkt wieder hinab und war schnell wieder in den dunkelen Straßen, die damals noch keine Beleuchtung hatten. Unmuthig und leidenschaftlich durchstreifte ich die Stadt in allen Richtungen wohl eine Stunde lang und immer einmal wieder vor ihrem Hause vorbei, voll sehnsüchtiger Gedanken an die Geliebte. Ich war endlich auf dem Punkt wieder in mein einsames Zimmer zurückzukehren, als ich noch einmal an ihrem Hause vorbeiging und bemerkte, daß sie kein Licht mehr hatte. Sie wird ausgegangen seyn! sagte ich zu mir selber; aber wohin in dieser Dunkelheit der Nacht ? und wo soll ich ihr begegnen ? Ich ging abermals durch mehrere Straßen, es begegneten mir viele Menschen und ich war oft getäuscht, indem ich ihre Gestalt und ihre Größe zu sehen glaubte, aber bei näherem Hinzukommen immer fand daß sie es nicht war. Ich glaubte schon damals fest an eine gegenseitige Einwirkung und daß ich durch ein mächtiges Verlangen sie herbeiziehen könne. Auch glaubte ich mich unsichtbar von höheren Wesen umgeben die ich anflehte ihre Schritte zu mir, oder die meinigen zu ihr zu lenken. Aber was bist du für ein Thor! sagte ich dann wieder zu mir selber. Noch einmal es versuchen und noch einmal zu ihr gehen wolltest du nicht und jetzt verlangst du Zeichen und Wunder!" „Indessen war ich an der Esplanade hinunter gegangen und bis an das kleine Haus gekommen, das in späteren Jahren Schiller bewohnte, als es mich anwandelte umzukehren und zurück nach dem Palais und von dort eine kleine Straße rechts zu gehen. Ich hatte kaum hundert Schritte in dieser Richtung gethan, als ich eine weibliche Gestalt mir entgegenkommen sah, die der ersehnten vollkommen gleich war. Die Straße war nur von dem schwachen Licht ein wenig dämmerig, das hin und wieder durch ein Fenster drang, und da mich diesen Abend eine scheinbare Ähnlichkeit schon oft getäuscht hatte, so fühlte ich nicht den Muth, sie auf's Ungewisse anzureden. Wir gingen dicht an einander vorbei, so daß unsere Arme sich berührten; ich stand still und blickte mich um, sie auch. „Sind Sie es ? " sagte sie. Und ich erkannte ihre liebe Stimme. Endlich! sagte ich, und war beglückt bis zu Thränen. Unsere Hände ergriffen sich. Nun! sagte ich, meine Hofnung hat mich nicht betrogen. Mit dem größten Verlangen habe ich Sie gesucht, mein Gefühl sagte mir, daß ich Sie sicher finden würde, und nun bin ich glücklich und danke Gott daß es wahr geworden. „Aber Sie Böser! sagte sie, warum sind Sie nicht gekommen? Ich erfuhr heute zufällig daß Sie schon seit drei Tagen zurück, und habe den ganzen Nachmittag geweint weil ich dachte Sie hätten mich vergessen. Dann vor einer Stunde ergriff mich ein Verlangen und eine Unruhe nach Ihnen, ich kann es nicht sagen. Es waren ein paar Freundinnen bei mir, deren Besuch mir eine Ewigkeit 513 33

Goethe, Gespräche III

Irrtümliches und Zweifelhaftes dauerte. Endlich als sie fort waren, griff ich unwillkürlich nach meinem Huth und Mäntelchen, es trieb mich in die Luft zu gehen, in die Dunkelheit hinaus, ich wußte nicht wohin. Dabei lagen Sie mir immer im Sinn, und es war mir nicht anders als müßten Sie mir begegnen." Indem sie so aus treuem Herzen sprach, hielten wir unsere Hände noch immer gefaßt und drückten uns und gaben uns zu verstehen, daß die Abwesenheit unsere Liebe nicht erkaltet. Ich begleitete sie bis vor die Thür, bis in ihr Haus. Sie ging auf der finstern Treppe mir voran, wobei sie meine Hand hielt und mich ihr gewissermaßen nachzog. Mein Glück war unbeschreiblich, sowohl über das endliche Wiedersehen, als auch darüber, daß mein Glaube mich nicht betrogen und mein Gefühl von einer unsichtbaren Einwirkung mich nicht getäuscht hatte." Vermutlich eigenes, von Eckermann auf Goethe übertragenes Erlebnis; vgl. Petersen3 S. 126.

1775/86

L . F. Göritz, Jena zur Zeit Schillers (Morgenblatt 16.4. 1837, S. 350)

Goethe machte eine kleine Reise mit dem bekannten Maler, Rath Krause von Weimar. Als sie in die Gegend von Wörlitz kamen, stiegen sie aus und gingen zu Fuße. Schon mehrere Tage vorher war das Gespräch zufällig oder absichtlich auf übernatürliche Künste und ihre Möglichkeit gefallen, und Goethe baute darauf einen Plan. Er war in der Gegend auf's Genaueste bekannt und fing nun an, dem Rath Krause im Vertrauen zu sagen, daß es wohl solche Kräfte gebe und daß er auch mehrere besitze; wenn er ihn nicht verrathen wolle, so wolle er ihm einige zeigen, wenn es einmal Gelegenheit gebe. Krause war es zufrieden. „ Z u m Beispiel," sagte nun Goethe, „es ist heute ein sehr heißer Tag, es wäre wohl gut, wenn wir etwas zur Erfrischung hätten. Lassen Sie mich sehen, was ich vermag." Er führte ihn zu einer Felsenquelle, murmelte einige Worte und ging auf einen Stein los, den er hinwegschob. Hier fanden sie herrlichen Wein und Früchte, die sie mit großem Appetit genossen. Krause war sehr erstaunt; Goethe wußte ihn hinzuhalten bis an den Abend, so daß es zu spät war, in's Logis zu kommen. „ N u n will ich Ihnen noch mehr zeigen," fuhr er fort. „In diesem Pavillon wollen wir zu Nacht essen und schlafen." Der Pavillon war nicht bewohnt; Goethe pochte an, es ließ sich kein Mensch sehen noch hören, aber die Thüre öffnete sich und der Vorsaal war erleuchtet; sie gingen durch mehrere Zimmer und fanden in einem ein paar hübsche Betten mit allen Bequemlichkeiten. „Das ist gut," sagte Goethe, „aber wir sollten auch unsere Nachtkleider und ein gutes Abendessen haben." Er führte ihn in ein anderes Zimmer, wo sie eine Tafel mit zwei Couverts gedeckt antrafen und herrlich besezt, und als sie satt waren, fanden sie ihre Nachtkleider in dem Schlafzimmer und schliefen bis an den Morgen, wo sich wieder ein Dejeune fand, von unsichtbarer Hand im Nebenzimmer bereitet. — Krause war einige 514

I r r t ü m l i c h e s und Z w e i f e l h a f t e s Zeit eigentlich mystificirt, und ich weiß nicht, wann er erfahren hat, wie natürlich alle diese Zauberei zuging. Zweifelhaft, zumal von einer gemeinsamen Reise Goethes mit Kraus nach Wörlitz sonst nichts bekannt ist.

7. 9. 1786 F. Thole, Goethe in Ebenhausen (Archiv f. Postgesch. i. Bayern, Juli 1961, S. 37)

Aus den Aufzeichnungen des Posthalters Egidius Multerer (früher Postillion zwischen München und Garmisch) vom 7. September 1786: „Ist mir am 6. September im Jahre des Herrn 1786 durch den Bostschwager Maisimmerl der Ordinaripost, vermeldet worden, daß am morgigen Tag ein hoher Herr Geheimber Rath, mit Nahmens Goethingen oder so, mit seiner Extrabostkutschen bei meiniger Bosthalterei Roßwechsel wird machen. Seien die besten Roß einzuspannen, wo ordentlich gefuttert, tränkt und butzet, daß kein Anstand kommet. Sintemalen hoher Herr von höchster Stell rekommandieret und sehr empfohlen! Ausgespannte Bostgaul von Extrabost, wo naß geschwitzet, trockenreim, futtern und tränken, alsdann ausgeruhet zuruck nach hiesiger Residenzstatt. Hohem Herrn Rath Goethingen sind große Reverenz zu machen und so derselbig Wünsche habet, solchene gleich und freundlings zu besorgen. Solches lieget in höchester Interesse und auszuführen ohn Murrn und Unfreundlichkeit, welches baierische Art und Weis, aber bei Extrabost nicht geduldet und streng gerüget. Auch Dienstleut, Knecht und Mägd anweisen, damit nicht Beschwerden wegen roher Art und Weis, wie leider öfters bemerket! 7. September abens. Ist ein schwerer Tag gwest. Item hoher Herr Rath, zwangsweise einigen Aufenthalt anhier hat nehmen müssen und großer Unmut ihn wegen selbigen überkommen. An seinem hinteren Rahd der Extrabostkutschen ist ein Schad gewesen und hat der Klosterschmiede-Martl selbigen beheben missen, wo dauert hat und hoher Herr voller Ungunst war und ziemlich geschimpfet. Unsrigen Knecht Simmerl vermahnet, weil er hohen Herrn Goethingen ganz habscheuliches ihm zu thun hab geheißen. Hoher Herr aber es, Gott sei gedanket, nicht verstanden und dadurch weideres nicht geschehen. Ist dann der Herr Goethingen umeinander gegangen und hat den Bostschwager gefraget. Der ist zu mir und hat gesaget, der hohe Herr misse hinaustreten und wo das Häusl sei. Habe die Stalldirn Leni gleich zu selbigen Häusl geschicket, mit Lumpen nachschaugn ob Saubrigkeit dortselben und abbutzen. Auch frischen Strohschiebel hinlegen für Herrn Rath zur Verwendung. Aber er hat nicht mögen, weil selbiges Häusl auf dem Mist stehe und scharf riechet. Auch arge Bemängelung, weil das Häusl kein Türl und ohne Ruckwand, wo man alles siehet. Ist lieber hinter Haselnußstauden, wo aber Brennesseln seien 515 33«

I r r t ü m l i c h e s und Z w e i f e l h a f t e s und er lang herumadum gedabet, item es ihm bei den Stachelbeeren auch nicht getauget. War arg schlecht gelaunigt. Als die Achs fertig war, eingestiegen und nicht gedanket auf underdänigste Reverenz und Gruß. Ist ein schwer Amt mit hohigen Herren und schlecht Kersch essen damit. Werd aber auf seiniger Reis ins Welschland der hohe Herr noch ganz andere Häusl treffen wie unsriges in Ebenhausen, wo auf dem Mist stehet." Obriges Schreiben aufgefunden und zur Kenntnis gebracht von Sepp Mauder. Da F. Thole seine Quelle nicht nennen kann, liegt hier wohl eine frei erfundene Legende zum Wandfresko des Postgasthofs in Ebenhausen vor, das Goethe beim Pferdewechsel am 7. August 1786 zeigt; dem Verfasser ist entgangen, daß Goethe unter dem Decknamen Joh. Philipp Moeller reiste.

Febr. 1788 Italienische Reise. Februar (WA I 32, 282)

Jene genannten Freunde, Herr und Frau von Diede, machten ihrem werthen Lebensgenossen einen Gegenbesuch, und ich konnte mich um so weniger entbrechen, mancherlei Art von Einladungen anzunehmen, als die Dame, wegen des Flügelspiels berühmt, in einem Concerte auf der capitolinischen Wohnung des Senators sich hören lassen willig war, und man unsern Genossen Kayser, dessen Geschicklichkeit ruchtbar geworden, einer Theilnahme anjenen Exhibitionen schmeichelhaft eingeladen hatte. Die unvergleichliche Aussicht bei Sonnenuntergang aus den Zimmern des Senators nach dem Coliseo mit allem dem, was sich von den andern Seiten anschließt, verlieh freilich unserm Künstlerblick das herrlichste Schauspiel, dem man sich aber nicht hingeben durfte, um es gegen die Gesellschaft an Achtung und Artigkeit nicht fehlen lassen. Frau von Diede spielte sodann, sehr große Vorzüge entwickelnd, ein bedeutendes Concert, und man bot bald darauf unserm Freunde den Plat% an, dessen er sich denn auch gan^ würdig machen schien, wenn man dem Lobe trauen darf, das er einerntete. Abwechselnd ging es eine Weile fort, auch wurde von einer Dame eine Lieblingsarie vorgetragen, endlich aber, als die Reihe wieder an Kaysern kam, legte er ein anmuthiges Thema %um Grunde und variirte solches auf die mannichfaltichste Weise. Alles war gut von statten gegangen, als der Senator mir im Gespräch manches Freundliche sagte, doch aber nicht bergen konnte und mit jener weichen venetianischen Art halb bedauernd versicherte: er sei eigentlich von solchen Variationen kein Freund, werde hingegen von den ausdrucksvollen Adagios seiner Dame jederzeit gan% entzückt. Das Ehepaar Diede war 1786/88 nicht in Italien.

516

I r r t ü m l i c h e s und Z w e i f e l h a f t e s 22.4.1788 J. v. Unger, Lebenserinnerungen (B 1 10,17)

B 2 285

[v. Gyldenstubbe Winter 1847/48 in Rom:] Bei meinem ersten Aufenthalt in Rom lernte ich Goethe kennen, und wir schlossen uns sehr eng an einander an; denn wir harmonirten wunderbar mit einander. Eines Abends stiegen wir 2usammen vom Monte Testaccio herab, und lagerten uns neben die Pyramide des Cestius auf dem Kirchhofe, wo schon damals die Protestanten begraben wurden. Goethe's Abreise stand bevor; er war in höchstem Grade ergriffen, und konnte den Gedanken noch gar nicht fassen, sich von Rom trennen und nach Deutschland 2urückkehren zu müssen. O, rief er, hier todt zu liegen, das wäre ja schön, unendlich schöner, als in Deutschland zu leben. Höre Wolfgang, sprach ich zu ihm, Du hast noch eine große Aufgabe zu erfüllen, darum mußt Du leben, aber was hindert Dich, hier neben der Pyramide des Cestius Deine letzte Ruhestätte zu suchen? Du hast Recht, rief er aufspringend, das will ich, aber Du mußt es auch thun! dann vereinigt auch uns beide der Tod wieder. — Schwöre mir, daß wir beide im Tode hier wieder zusammentreffen werden. Ich schwöre es Dir, sprach ich; dann schlossen wir einander lange und fest in die Arme. Am folgenden Tag reiste er ab — und ich habe ihn nicht wieder gesehen. Der baltische Konsistorialrat Alexander Georg Anton v. Gyldenstubbe (geb. 1786) schildert hier offenbar seinen Abschied von dem schwedischen Bildhauer Eric Gustaf Göthe, der Rom 1810 verlassen hat; vgl. R. G. R. in: Deutsche Zeitung in Norwegen 22. 12. 1944. 11.11.

Knebel, Tagebuch 11.11.1788 (GSA, Nachlaß Knebel)

1788

Der kleine Prinz, Riedel u. August Herder kommen gegen 10. Uhr. Spazieren mit ihnen. Abends bey Batsch, Experimente. Goethe wird in dieser und den folgenden Tagebucheintragungen Knebels zwar nicht erwähnt, doch ist anzunehmen, daß er bei den Experimenten, Picknicks etc. anwesend war; vgl. die übrigen Zeugnisse dieses Jenaer Aufenthaltes o. S. 251 ff.

12. 11.

1788

Knebel, Tagebuch 12. 11. 1788 (GSA, Nachlaß Knebel)

Stein reitet früh weg. Herzog kommt nach 10. Uhr. Speißt Mittags hier. Kleine Prinz u. Riedel fahren gegen Abend weg. Mit dem Herzog beym Piqunick, y2 Stunde.

Friz

Vgl. zum 11.11.1788.

16.11.

Knebel, Tagebuch 16.11.1788 (GSA, Nachlaß Knebel)

1788

Mittags in Lobeda. Nachher Besuch in Drakendorf. Abends im Clubb. Vgl. zum 11.11.1788.

517

I r r t ü m l i c h e s und Z w e i f e l h a f t e s 18.11.

Knebel, Tagebuch 18.11.1788 (GSA, Nachlaß Knebel)

1788

Mittags die Ziegesarische Familie aus Drakendorf hier. Vgl. zum 11.11.1788.

20. 11.

Knebel, Tagebuch 20. 11.1788 (GSA, Nachlaß Knebel)

1788

Nachmittags Visiten bey der Gräfin Pachta, Maj. Bentheim p. Abends Büttner u. Loder hier.

Vgl. zum 11. 11.1788.

Dez. 1789 Eckermann, Gespräche 29. 3.1831 (Houben 1 S. 391)

B 2 2946

Wir sprachen heute über Merck, und Goethe erzählte mir noch einige characteristische Züge. „Der verstorbene Großherzog, sagte er, war Mercken sehr günstig, so daß er sich einst für eine Schuld von viertausend Thalern für ihn verbürgte. Nun dauerte es nicht lange, so schickte Merck zu unserer Verwunderung die Bürgschaft zurück. Seine Umstände hatten sich nicht verbessert, und es war räthselhaft, welche Art von Negotiation er mochte gemacht haben. Als ich ihn wiedersah, löste er mir das Räthsel in folgenden Worten." „Der Herzog, sagte er, ist ein freygebiger, trefflicher Herr, der Zutrauen hat und den Menschen hilft, wo er kann. Nun dachte ich mir: betrügst du diesen Herrn um das Geld, so wirket das nachtheilig für tausend Andere; denn er wird sein köstliches Zutrauen verlieren, und viele unglückliche gute Menschen werden darunter leiden, daß Einer ein schlechter Kerl war. — Was habe ich nun gethan? — ich habe speculirt und das Geld von einem Schurken geliehen; denn wenn ich diesen darum betrüge, so thut's nichts, hätte ich aber den guten Herrn darum betrogen, so wäre es Schade gewesen." Carl August hatte im Sept. 1788 die Bürgschaft für Merck übernommen — Goethes letztes Zusammensein mit Merck fällt in den Oktober 1780; ein Gespräch über diese Angelegenheit hat also nicht stattgefunden. Vgl. auch WA IV 9,359.

15.3.1790 H. Döring nach ungenannter Quelle (Döring 2 S. 128)

In Nürnberg, wohin er 1802 gereist war, besuchte Goethe den bekannten Geschichts- und Alterthumsforscher v. Murr. Das Gespräch ward unterbrochen durch eine in's Zimmer tretende Magd. Sie brachte einen Korb mit alten Büchern, die, wie sie sagte, auf dem Trödel feilgeboten würden. Murr beschwerte sich über die lästigen Störungen und kaufte einige Bücher für wenige Kreuzer. „Wollen Sie," sagte er zu Goethe'n, „nicht auch einen Rathkauf machen?" Goethe ließ sich überreden und legte einige Zwanzigkreuzer hin. 518

I r r t ü m l i c h e s und Z w e i f e l h a f t e s „Das war grobl" sagte er zu einem Freunde, als er späterhin erfuhr, daß Murr den ganzen Boden mit solchen alten Büchern angefüllt habe, die er zentnerweise kaufe und den ihn besuchenden Fremden einige Kreuzer ablocke, indem er ihnen unter dem Schein eines fremden Trödels einige Bücher aufhänge. Döring folgt offenbar Böttiger 1, 64(vgl. o. S. 334f.), doch fehlt dort der Satz „Das war grobl" So ist nicht auszuschließen, daß Döring noch eine andere (schriftliche oder mündliche) Uberlieferung kannte, aus der dann auch die falsche Jahreszahl 1802 stammen könnte. 7. 4.1790 P. Götze, Tagebuch 7. 4. 1790 (WA III 2,17. 330)

7 t e n Morgens wurde wieder eine Fahrt in verschiedene Kirchen gemacht, als La Croce, Corpus Domini, Scalzi, St. Simeon piccolo, St. Giobbe, Madonna dell'Orto, und daselbst die Gemähide der alten Meister nach Anleitung des Zannetti aufgesucht. Bei den geschilderten Unternehmungen ist Götze als Begleiter Goethes zu denken.

8. 4.1790 P. Götze, Tagebuch 8. 4.1790 (WA III 2 , 1 7 )

den 8 t e n wurde wegen schlimmer Witterung gar nicht ausgegangen, hatten aber das Vergnügen zu hören daß sich alle Augenblicke ein paar Schiffer zankten. Vgl. zum 7.4.1790. 9. 4. 1790 P. Götze, Tagebuch 9. 4.1790 (WA III 2,18)

den 9 t e n wurde wieder eine Reise in folgende Kirchen gemacht: St. Martha, St. Theresa, St. Sebastian, Spirito-Santo, i Carmini, L'anzolo, wo in Sebastian, beynahe die ganze Sammlung von Gemählden, welche sich daselbst befindet, von Paolo Veronese, auch befindet sich daselbst auf dem Chor einige Frescomahlerei von ihm. Vgl. zum 7 . 4 . 1790. 21.4.1790 P. Götze, Tagebuch 21. 4.1790 (WA III 2,18)

Spazieren am Arsenale; die beyde ungeheuren Löwen, welche aus dem schönsten Griechischen Marmor gearbeitet, besehen. Einer dieser prächtigen Thiere, welcher bloß auf den beyden Hinderpfoten sizt, wird in der Höhe wohl 10 Fuß haben, und ist das Thier aus einem Stücke. Nach dem wurde auf die Schiffswerfte gegangen; wo zwey neue Kauffahrer in der Arbeit, der Baumeister versicherte, daß das eine auf 19000 Dukaten käme. Vgl. zum 7.4.1790.

519

Irrtümliches und Zweifelhaftes 25. 4.1790 P. Götze, Tagebuch 25. 4. 1790 (WA III 2,19)

Besuch beym dänischen Capitain am Bord an der Junfr. Anna. Vgl. zum 7.4.1790. 7. 5.1790 Anna Amalia, Tagebuch 7. 5.1790 (STA Weimar, HA A XVIII 155)

den 7 ten ging ich den Morgen auf den St. Marcus plaz in die Kirche. Dieser und die folgenden Tagebuchberichte von Anna Amalia und Luise v. Göchhausen werden mitgeteilt, weil anzunehmen ist, daß Goethe an den geschilderten Unternehmungen teilgenommen hat, obwohl sein Name nicht ausdrücklich erwähnt wird. Eintragungen dieser Reisetagebücher mit Erwähnung Goethes s. o. S. 340 ff. 8. 5. 1790 Luise v. Göchhausen, Tagebuch 8. 5. 1790 (GSA)

Wir fuhren Vormit: in einer Gondel nach der Carita Kirche u Stiftung wir sahen einen schönen Bassano, Crist: der einenToden erwekt. Den hl Sebastian u die Madona mit dem Kind von Jan Bellini. Paladio hat einen Theil dieses Kloster gebaut auch findet man die Plane dazu in seinen hinderlaßnen Werken; die Portiks haben schöne Verhältniße u eine schöne Windeltreppe wo immer ein Stein den andern hält führt zum refectorium. In einen der Säle wo sich das Conseil der Carita versammlet ein vortrefflicher Titian der die ganze Wand einnimmt Cristus Vorstellung im Tempel. La Salute eine der hüpschesten Kirchen, von Paladio erbaut, sie thut einem wohl weil sie sich der Griechischen Baukunst nähert, in der Sacristey eine Malzeit, wo Cristus zu Gast sizt von Dindoret. Nachmit: fuhren wir in den Pallast Falsatti wo die Ausgüße der meisten Statuen von Rom u Florenz stehn; auch eine kleine Bildersammlung, ein schönes Portrait von Rembrand. Abends kam die Fr: von Wangenheim u ihr Mann, Hofmarschal in Hanover zu der Herzogin, auch der H. v. Wartensleben, Kammerherr in Preusischen Diensten, den wir schon in Neapel gesehn hatten. Vgl. zum 7. 5. 1790. 8.-9.5.

Anna Amalia, Tagebuch 8. —9. 5.1790 (STA Weimar, HA A XVIII 155)

den 8 ten ging in die Kirchen u Palläste um Gemähide zu sehen den Abend auf den St Marcus Plaz gingen wir spaziren den 9 ten that ich das nähmliche. Vgl. zum 7. 5.1790. 9. 5.1790 Luise v. Göchhausen, Tagebuch 9. 5. 1790 (GSA, Nachl. Göchhausen I 3)

Der Prinz von Braunsch: kam Vormit: an. Wir fuhren in die Scuola di S. Marco, u sahen vortrefl: Gemälde von Tintoret, die meisten haben Wunder des S Marcus zum Gegenstand, vorzügl: schön ist das wo sein Arm aus einen 520

I r r t ü m l i c h e s und Z w e i f e l h a f t e s Reliquien Schrank erscheint die Köpfe dieses Bildes sind schön. In S. Giovanni e Pauolo das beste Gemälde von Titian: den Märtyrertodt des Petrus Martyr, eines Dominicaners vor, die fliehente Figur eines Dominicaners ist vortreffl. so wie die 2 Engel die über schweben. Mit: aß der Prinz u seine Suite bey uns. Vorher sahen wir noch im Pallast Pisani einen Paul Veronese die Familie des Darius wie Hephestion ihnen den Alexander zeigt. Nach Tisch mit dem Prinzen auf den Marcus Plaz u in das Conservatorium i Mendi[c]anti wo lauter Frauenzimmer eine vortreffl. Music von Bianchi aufführten, Agar fugiens in Desertum, eine sehr schöne Altstimme hörten wir da. Nachher wieder auf den Marcus Plaz . . . [s. S. 340], Vgl. zum 7. 5.1790. 10. 5.1790 Luise v. Göchhausen, Tagebuch 10. 5. 1790 (GSA, Nachl. Göchhausen 13)

Scuola di S. Roco besuchten wir Vormit: ein ganzer Saal von Tintoret vorzügl: schön eine Flucht aus Egypten, ein Beschneitung von Paul Veronese, Titian ein Engel der zur Maria kommt, über der Treppe. Die Grose Kreuzigung von Tintoret. In die Kirche i Frati ein schöner Joh: Beiini 2 Engel die unten auf dem Bild spielen 1 Flöthe u Zitter. Ein herrl: Titian die hl. Familie u Cardinäle die unten knien ein Diener hält eine Fahne, worauf das Wappen deßjenigen ders mahlen ließ ist. In dieser Kirche ist Titian begraben ein kleines Kreuz bezeigt die Stelle. Nachmit: fuhren wir mit den Prinzen [von Braunschweig] der bey uns aß, nach Murano, eine der Inseln, wir gingen in die GIaß Fabrik u einige Kirchen. Abends Thee u Spiel. Vgl. zum 7. 5.1790. 11. 5.1790 Luise v. Göchhausen, Tagebuch 11. 5. 1790 (GSA, Nachl. Göchhausen 13)

Wolden wir ans Lido fahren, es wurde aber zu windig um mit der Gondel ins Meer zu gehn, wir stiegen also in der Patriarchal Kirche aus, u von da in den Pallast des Doge. Wir sahen 4 schöne Tintorets, Paul Veronese u einen Titian die Religion ein Doge k[n]ied dafür, das schweben der Weibl: Figur vortreflich. Wir gingen auf den Marcus Plaz. Nach: blieb ich zu Hauß die andern gingen auf den Marcus Thurm, die Aussicht zu sehn. Abends kam der Senator v. Rom. Vgl. zum 7. 5.1790. 12. 5.1790 Luise v. Göchhausen, Tagebuch 12. 5. 1790 (GSA, Nachl. Göchhausen I 3)

Vormit blieben wir zu Hauß, der Prinz August von England kam Nachmitag mit seiner Suite H. v. Linsing Cap. Jonchiere u Prof: Fischer aus Göt521

Irrtümliches und Zweifelhaftes tingen, wir gingen auf den Marcus Plaz spazieren u in die Oper S. Samueli, wir musten beynahe 2 Stunden warthen ehe es anging, alles war mittelmäßig, beym Ballet gingen die Decorationen sehr schlecht. Vgl. zum 7. 5.1790.

10.-12.5. Anna Amalia, Tagebuch 10.—12. 5.1790 (STA Weimar, HA A XVIII 155) 1790

den 10 ten kam der Prinz v. Braunschweig wir gingen herum auf den Marcus Plaz. d l l t e n so das nähmliche u auch den 12 ten . Vgl. zum 7. 5.1790.

13. 5.1790 Luise v. Göchhausen, Tagebuch 13. 5. 1790 (GSA, Nachl. Göchhausen 13)

Ging die Feyerlichkeit bey der Ascenza nicht vor sich, weil der Tag nicht ganz heiter war. Der Capel Meister Reichardt kam zur Herz: u. blieb den ganzen Tag, Nachmit: gingen wir wieder bey die Mendicanti u hörten die Musik von Bianchi, die Herz: hörte in den untern Saal die schöne Alt Stimme wieder u Bianchi acompagnirte, der Prinz von England war auch gegenwarthig. Abends in die Oper S. Benedetto, die Sänger waren noch schlechter, die Decorationen aber u Kleider sehr schön, das Ballet in 5 Acten sehr gut [e]in[e] Schwester der Dupr6 in Neapel, erste Tänzerin. Antigona. Vgl. zum 7. 5.1790.

13. 5.1790 Anna Amalia, Tagebuch 13. 5.1790 (STA Weimar, HA A XVIII 155)

den 13 ten solten das Fest der Vermählung seyn Das Wetter war schlecht es wurde aufgeschoben bis auf den folgenden Sontag wir gingen in St. Benedetto wo eine sehr schlechte opera Seria gespielt wurde i Medicanti ist die beste Musick die Bianchetti ist eine alto Sängerin die Schöne Stimme u schönen Vortrag hat die Musick war v. Biancki u vortreflich. in St Samuel war die opera auch sehr schlecht. Vgl. zum 7. 5.1790.

14. 5.1790 Luise v. Göchhausen, Tagebuch 14. 5. 1790 (GSA, Nachl. Göchhausen I 3)

. . . [vgl. S. 341]. Berdoni zur Herzogin. Nach: Auf die Ponte Rialdo alsdann zu die Englischen Reiter, ein kleiner Courländer [?] ritt vorzüglich schön. Vgl. zum 7. 5.1790.

522

Irrtümliches und Zweifelhaftes 14.-15.5. Anna Amalia, Tagebuch 14.—15. 5. 1790 (STA Weimar, HA A XVIII 155)

den 14ten 15ten that ich das nähmliche Kirchen u Gemähide zu sehen u auf den Marcus Plaz Spazieren gehen. Vgl. zum 7. 5.1790.

16. 5.1790 Anna Amalia, Tagebuch 16. 5. 1790 (STA Weimar, HA A XVIII 155)

den 16ten war das Fest es ist wohl das einzige in seiner art u das Edelste es ist groß angemeßen was es vorstellen soll nichts ist zu viel auch nichts zu wenig. Vgl. zum 7. 5.1790.

16. 5.1790 Luise v. Göchhausen, Tagebuch 16. 5. 1790 (GSA, Nachl. Göchhausen I 3)

Das Fest der Vermählung des Doge ging bey dem schönsten Wetter vor sich, es war ein höchst prächtiger Anblick der Bucentoro die Galleren Schiffe u vielen 1000 Gondeln auf dem Meere zu sehn das Feuren der Kanonen der Land Truppen u Leuten der Glocken erfüllte die Lufft u die ungeheure Menge Menschen an den Lido u der Stadt machte einen der schönsten Effekte die möglich sind u wo zu Himmel Meer u Land beytrug. Wir stiegen wie alles vorbey war am M[arkus] Plaz aus, wo alles gedrängt voll war. Nach: in die Pietä eine neue Musik von Bianchi, Joas Rex Juda, den Abend wieder nach S[an] M[arco]. Vgl. zum 7. 5.1790.

17. 5.1790 Anna Amalia, Tagebuch 17. 5.1790 (STA Weimar, HA A XVIII 155)

den 17ten gingen wir zu wasser nach [Lücke i. Ms.] um die Mauer zu sehen die gegen das Meer gebaut ist es ist eine große entreprise die mit vielen verstand gemacht ist. Vgl. zum 7. 5.1790.

17. 5.1790 Luise v. Göchhausen, Tagebuch 17. 5. 1790 (GSA, Nachl. Göchhausen I 3)

Wir fuhren Vormit: mit dem Prinzen ρ nach Malamocho die Mauer zu sehn die von Istrischen Stein, dem Meer entgegengesezt ist, wir aßen in Pelestrina u kamen gegen 6 Uhr auf den Marcus Plaz an, wo sich viel Gesellschaft zu uns gesellte, nach 10 Uhr nach Hauße. Vgl. zum 7. 5.1790.

523

I r r t ü m l i c h e s und Z w e i f e l h a f t e s 19. 5.1790 Luise v. Göchhausen, Tagebuch 19. 5. 1790 (GSA, Nachl. Göchhausen I 3)

Der Preusische Resident Comte de Cataneo kam zur Herz: und kam Abends wieder mit seiner Frau um die Herz: zu denen fremden Gesanden zu begleiten. Wir wurden beym Französischen u Kayserlichen angenomen, Ms. de Bombelles u H. v. Bräuner, bey leztern unterhielt ich mich mit der Com de Rosemberg u den Päbstl: Nuncio. Von da fuhren wir nach den Mfarkus] Plaz. Vgl. zum 7. 5. 1790. 20. 5.1790 Luise v. Göchhausen, Tagebuch 20. 5. 1790 (GSA, Nachl. Göchhausen I 3)

Der Preusische Resident mit dem Nunzio Msg: Tirrao ρ kamen zur Herzogin. Mit aß der Prinz [von Braunschweig] u Banchier Heinzelmann bey uns. Nach: kam vorher die Französische Gesandin, als dann fuhren wir mit dem Pr: Resid: u seiner Frau zum Spanischen Gesanden, wo das Corps Dipl: versammelt war, so wie auf den Marc: Plaz, wo sich hernach die Begleiter der Herz: zum Ball, zu uns gesellten, um 11 Uhr gingen wir hin u fanden die Venezianer u eine grose Menge Fremden bey sammen, Fr: v. Rosenberg u verschiedene andere Venez: blieben um die Herzogin um 2 Uhr kamen wir zu Hauße. Vgl. zum 7. 5.1790. 18.-21.5. Anna Amalia, Tagebuch 18.—21. 5. 1790 (STA Weimar, HA A XVIII 155) 1790 den 18ten 19 20 u 21 ten ging in die großewelt u machte visiten den

Abend war ich immer auf den Marcus Plaz den 20 ten war ein Feste di Ballo von die Venezianeren sie war hübsch die ganze Noblesse kam zusammen u was Fremd war. Vgl. zum 7. 5.1790.

21. 5.1790 Luise v. Göchhausen, Tagebuch 21. 5. 1790 (GSA, Nachl. Göchhausen I 3)

Vormit: mit dem Prinzen u den Preus: Gesanden u. seiner Frau im Pallast des Doge wo wir die Armaturen sahen, auch einen Schrank mit schönen Gemmen besezt. Die Rüstung Atilas u den Degen, von Heinrich IV. Nach. Visiten Fr v. Rosenberg, Sig Benincasa der Franz: Spanische u Preus: Gesande, alsdan nach S. Marco. Vgl. zum 7. 5. 1790. 22.-23.5. Anna Amalia, Tagebuch 2 2 . - 2 3 . 5.1790 (STA Weimar, HA A XVIII 155) 1790

den 22 ten reisete ich weg v. Venedig u ging zuwasser bis Padua kam späte an mein Neveu fand ich auch da ich blieb, den 23 ten u sah was zu sehen war. Vgl. zum 7. 5.1790.

524

I r r t ü m l i c h e s und Z w e i f e l h a f t e s 23. 5.1790 Luise v. Göchhausen, Tagebuch 23. 5. 1790 (GSA, Nachl. Göchhausen I 3)

Gingen wir Vormit: in die Kirche Philippo e Giacomo, sahen die Mantegni u den Guido, unter Glaß. In die Arena wo nichts als der schöne ovale Plaz von der alten Bestimmung geblieben. Hinder der Kirche über der Thür eines Pallasts ein schöner Bachus Kopf, im inwendigen des Pallasts noch einige Statuen u ein Eingang von 3 Ovalen Eingängen oben basreliefs. Ins Academische Gebäude, finstere Anatomie pp Gerichts Saal, Pallazo della Ragione, ungeheuer groß, fresco gemahlt, hier werden alle Regier: Geschäfte abgethan. La Logetta, Portrait einer Königin von Cipren. Scuola del Santo, Schöne Titians seiner ersten Manier, meist Wunder des Heyligen. Nachmit: in die schöne grose Kirche Gustina, ein Kreuzgang wo hin die Damen nicht durften, sollen schöne Mantengis seyn. Als dann im Botanischen Garden, die Einrichtung schien mir sehr gut, das Boschet ist artig dicht mit Bäumen, worunter auch ein Blühenter Tulpenbaum war. Auf die Specola oder Observatorium, die schönste Aussicht, auf der einen Seite die Gebürge von Este, die von Friaul u Tyrol u von der andern unabsehbahre Fläche über das ganze fruchtbahre gut cultivirte Land. Abends saßen wir zu sammen u aßen Erdbeern mit Milch. Vgl. zum 7. 5.1790.

24. 5.1790 Anna Amalia, Tagebuch 24. 5. 1790 (STA Weimar, HA A XVIII155)

den 24 ging ich bis Vicenza eine sehr hübsche Stadt wo man viele Gebäude von Palladio sieht besonders ein Theater was außerordentlich schön ist Der Garten Valdimaro ist hübsch u der Campo Marzio der ein paar schritte davon liegt ist eine angenehme u anmuthiger Spaziergang der von kleine Hügeln umring ist die alle mit häusern u bäumen bebauet sind u auf der andern die venezianischen Gebürge sehen kan. Vgl. zum 7. 5. 1790. 24. 5.1790 Luise v. Göchhausen, Tagebuch 24. 5. 1790 (GSA, Nachl. Göchhausen I 3)

Von Patua nach Vicenza, um 8 Uhr ab u kamen y 2 1 Uhr an . . . Nach Tisch gingen wir umher die Palläste u Häußer von Palladio zu sehn. Zuerst sein eigen Hauß 2 Stock u jeder auf 2 Säulen ruhend, schöne Verhältniße bey so engen Raum. Das Theater nach dem wie die Alten ihre gebaut hatten, eine Hälfte Amphitheater mit über einander stehenden Sitzen, Einsicht ins Procenium u 4 Straßen. Wir gingen über den Markt, wo eben Meße war, sahen einige neue Häußer von den Architecten Otto Calterari u kamen in den Garden [Lücke im Ms.] ein kleiner Saal von Palladio, wir blieben auf den obern Gang des Gardens u aßen Eiß, von da durch den sogenanden 525

Irrtümliches und Zweifelhaftes Triumpf Bogen Paladios ins Campo Marzio, ein schöner weiter grüner Plaz, die Aussicht schließen rechts die hohen Venezianischen Gebürge, vor einen schöne grüne mit Landhäußern u Holz bewachsene Hügel u lincks einen Theil der Stadt in der Ferne; es war ein herrlicher Abend, wir saßen hier eine Weile u gingen alsdann vergnügt nach Hauße, die Herz: legte sich zu Bett u wir blieben noch bey ihr. Vgl. zum 7. 5.1790.

25. 5.1790 Anna Amalia, Tagebuch 25. 5. 1790 (STA Weimar, HA A XVIII 155)

Ich blieb noch den 25 ten in Vicenza den Morgen ging ich zu der Rotonda. Den Nachmittag ging ich zu Fuß auf den Berg Bericone wo ein Paul Veronese ist eine cena des Pabst Gregorio mit denen Pilgrim. Vgl. zum 7. 5.1790.

26. 5.1790 Anna Amalia, Tagebuch 26. 5. 1790 (STA Weimar, HA A XVIII 155)

den 26 ten reisete ich von Vicenza weg u kam den Mittag in Verona an. Ich fand mein Neveux hier wir aßen zusamen den Nachmittag reisete er weg den abend ging ich in der arena es wurde eine Comedie gespielt den Abend ging ich im theater eine Musik v. Cimarosa sehr gut aber schlecht executirt. Vgl. zum 7. 5.1790.

26. 5.1790 Luise v. Göchhausen, Tagebuch 26. 5. 1790 (GSA, Nachl. Göchhausen I 3)

Fuhren wir bey den schönsten Morgen, früh um 4 Uhr von Vicenz ab, und kamen durch die fröhliche Gegend Mittags um 11 Uhr in Verona an, wo wir den Prinzen ν . Β [raunschweig] fanden. Wir aßen zusammen zu Mittag und um 5 Uhr reißte der Prinz ab . . . [s. S. 343]. Vgl. zum 7. 5. 1790.

28. 5.1790 Anna Amalia, Tagebuch 28. 5. 1790 (STA Weimar, HA A XVIII 155)

den 28. reisenten wir nach Mantua kamen den Mittag an Nachtisch Gingen wir in den Pallazzo Te man sieht da viel fresco Mahlerey v. Julius Romano das Zimmer die horzeit der Ps[y]che ist wunderschön ide u Imagination ist außerordentlich die Grotte sind kleine schöne ideen von ihm drinnen die oben übermahlt sind neben an ist noch ein plafond der Herkules ist auch schön Wir fuhren noch in die Kirche St Marco aber es war schon dunkel in den Botani526

Irrtümliches und Zweifelhaftes sehen Garten u in der Stadt führten wir herum es war eine große Hitze wie ich nach haus kam legte ich mich gleich zu bette. Vgl. zum 7. 5. 1790.

28. 5.1790 Luise v. Göchhausen, Tagebuch 28. 5. 1790 (GSA, Nachl. Göchhausen I 3)

Reißten wir nach 5 Uhr [von Verona] ab u. kamen durch die schönen fruchtbaren Felder, mit manichfaldigen Fruchtbäumen, Wein u Korn geschmückten Feldern u den prächtigsten Pappel Alleen, nach 11 Uhr in Mantua, al Albergo Reale an. Wir ruhten etwas u aßen um y 2 5 Uhr, als dann fuhren wir in die Catetral Kirche nach dem Riß von Julio Romano gebaut. In den Pallazo del Τ. Er liegt in einer schönen Gegend, mit Pappel Alleen umgeben Im Peristil ehe man in die beyden Reihen Zimer geht von Julio gemalt, ist über der einen Thür David wie er den Goliad den Kopf abschlägt, über der zweyden wie er auf der Harfe spielt. In den einen Zimmer, rechter Hand der Sturz der Riesen, die Götter im Plavon. Poliphem unter den Riesen. In den Ecken die Winde, die Wolcken u Sturm zusamen treiben. Auf der andern Seite Zimer der Frieß u Plavon kleinere höchst schöne Figuren u Ideen: Der Kampf der Centauren, Amazonen; oben die Amors, ihre Gewald über die Götter, Menschen u Tiere: Ganimed auf dem Trohn ρ Amor bezwingt einen Tieger pp Venus in der Muschel sie hält ein Tuch Stadt der Seegel Amor reitet auf den Delphin. Zimmer der Psiche, ihre ganze Geschichte nach Apulejus. ρ In die Kirche S. Marco, Fresco von oder nach Julio Romano. Wir fuhren noch ein wenig spazieren u in der Stadt herum u aßen alsdann Eiß vor einen Caffee. Vgl. zum 7. 5.1790. 29. 5.1790 Anna Amalia, Tagebuch 29. 5.1790 (STA Weimar, HA A XVIII 155)

den 29 ten blieb den Morgen zu haus es war wieder sehr warm. Einsiedel ging nach Ostiglia, den Nachmittag gingen wir in den Corte das Schloß ein sehr großes Gebäude was die Herzoge von Gonzaga gebauet haben, derTroyanische Saal von Julius Romanus gemahlt ist noch ziemlich conserviert Von da gingen wir zum Pallazzo Te. Vgl. zum 7. 5.1790. 29. 5.1790 Luise v. Göchhausen, Tagebuch 29. 5. 1790 (GSA, Nachl. Göchhausen I 3)

. . . [s. S. 343], Wir aßen zusammen, u Nachmit: fuhren wir in dem Erzherzogl: Pallast la Corte genand, ein weites Gebäude u grose Menge Zimmer. La Sala di Troja von Julius Romano ist das beste drinnen, in der sogenanden Galerie war eine Copie nach Guido aus dem Kinder Mord, eine Frau 527

Irrtümliches und Zweifelhaftes die ihr Kind im Mandel hält, es sah in der Ferne so gut daß mans für einen Raphael oder Mantegna hielt. Wir besuchten nochmals den Pallast T. fuhren einwenig spazieren u fanden als dann Einsiedeln zu Hauß, wir aßen zu Samen. Vgl. zum 7. 5.1790.

30. 5.1790 Anna Amalia, Tagebuch 30. 5. 1790 (STA Weimar, HA A XVIII 155)

den 30 ten den Morgen gingen wir in das Museum von Antiquen Steinen u Basrelief von da in die Kirche von St Philippo Neri worin man ein altar Blatt von Mantaegno sieht das schönste. Zeichnungen colorirt u composition vortreflich ist u selbst viele grazie den Nachmittag reisete ich weg u kam gegen 10 Uhr den abends in Verona an. Vgl. zum 7. 5. 1790.

30. 5.1790 Luise v. Göchhausen, Tagebuch 30. 5. 1790 (GSA, Nach]. Göchhausen I 3)

Früh ins Museum. Schöne bas reliefs: Geschichte der Creusa u Medea, Thaten [d]es Hercules, Jagt Meleagers, Corilioan. Kleine Figuren in Postamenten: ein Philoctet der sich die Wunde am Fuß mit einen Adler Flügel kühlt. Ein schlafenter Amor auf welchen 2 Schlangen spielen. Statue von einen Genius, eine Schlange windet sich an einen Lorberbaum auf welchen ein Vogel sizt, hinan, er hält den einen Zweig worauf der Vogel sizt, die Hand die abgebrochen ist, ist vortrefflich Kopf u Brust eines Gladiators, bas relief von Silen. Wir fuhren noch in die Kirche S. Philipo Neri. Ein Altarblad von Mantegna, das schönste Bild was ich von ihm gesehn habe. Die Madona mit dem Kind sizt in einer Laube, die mit Früchten geziert ist, neben ihr der Engel Michael mit dem Schwerd, u vor ihr knied ein Herzog von Mantua in der Rüstung auf der andern Seite die Mutter vom kleinen Johannes der auf der einen Stufe steht u an Crist: hinauf sieht. Wir aßen u fuhren nach 4 Uhr ab. Bury blieb in Mantua, wir hatten einen schönen Abend u eine vergnügte Reise u kamen nach 9 Uhr in Verona an, aßen noch etwas zusammen u legten uns schlafen, es kam noch etwas Gewitter u. Regen. Vgl. zum 7. 5.1790.

31.5.1790 Anna Amalia, Tagebuch 31. 5.1790 (STA Weimar, HA A XVIII 155)

den 31ten blieb ich den Morgen zu haus. Gegen Abend führten wir in den Garten vom Comte Justi. Vgl. zum 7. 5. 1790.

528

Irrtümliches und Zweifelhaftes 1. 6. 1790 Anna Amalia, Tagebuch 1. 6.1790 (STA Weimar, HA A XVIII 155)

den l t e n Juny reisete ich wieder ab von Verona u gingen bis Roveredo wo wir schliefen. Vgl. zum 7. 5.1790.

1. 6.1790 Luise v. Göchhausen, Tagebuch 1. 6. 1790 (GSA, Nachl. Göchhausen I 3)

Früh um 5 Uhr von Verona ab, wir hatten schönes Wetter aßen in Peri u kamen um 5 Uhr in Rovredo an. Vgl. zum 7. 5.1790.

3. 6.1790 Luise v. Göchhausen, Tagebuch 3. 6. 1790 (GSA, Nachl. Göchhausen I 3)

Da wir fürchten durch die Procession des Corpus Domini aufgehalten zu werden, gingen wir nach 8 Uhr [von Bozen] ab. Zwischen Teutschen u Brixen sahen wir einen schönen Wasserfall zwischen zwey hohen Bergen herabstürzen, schöne Gebürgs Gegenden. Nachts um 10 Uhr kamen wir in Storzingen an u aßen zusammen. Vgl. zum 7. 5.1790.

4. 6.1790 Luise v. Göchhausen, Tagebuch 4. 6. 1790 (GSA, Nachl. Göchhausen 13)

Um 8 Uhr von Störzingen ab, die Manichfaldigkeit in den Felsen u Gebürgen wird immer schöner. Wälder von Lerchenbäumen. Vorige Tage Porphir Felsen, heute sahn wir den schönsten Marmor. Zwischen den Brenner u Steinach ein Waßerfall wie ihm oft Eberting mahlt Hütten und kl. Häußer, Lerchen Bäume umher. Effekt der Untergehenten Sonne in den Bergen von Inspruk. In Steinach aßen wir bey einer freundl. Wirthin zu Mittag, sie erzehlte uns ihr kleiner Sohn sey kurz nach unserer ersten Durchreise gestorben ; sie sagte Gott hätte es gethan u war sehr ruhig dabey. Auf den Brenner hatte ein Postillion das Bein, kurz ehe wir ankamen gebrochen. Der Doktor [Huschke] gab guten Rath beym Verband. Um 7 Uhr kamen wir in Inspruck an, u. aßen zu Nacht. Vgl. zum 7. 5.1790.

2.-4. 6.

Anna Amalia, Tagebuch 2 . - 4 . 6.1790 (STA Weimar, HA A XVIII 155)

den 2 ten bis Bolzano den 3 bis Sterzingen u d. 4 ten kam ich in Inspruck an. Vgl. zum 7. 5.1790.

529 34 Goethe, Gespräche III

Irrtümliches und Zweifelhaftes 5. 6.1790 Anna Amalia, Tagebuch 5. 6.1790 (STA Weimar, HA A XVIII 155)

den 5 ten ging ich gegen Abend zur Erzherzogin Elisabeth es wurde gespielt gegen 9 Uhr kam ich wieder nach hause. Vgl. zum 7. 5.1790. 5. 6.1790 Luise v. Göchhausen, Tagebuch 5. 6.1790 (GSA, Nachl. Göchhausen 1 3 )

Blieben wir Vormit: zu Hauße, Einsiedel u ich machten Vormit Visiten bey den Graf u Gräfin Lotron, Oberhofmeister der Erzherzogin. Nach Tisch kamen beyde selbst . . . [s. S. 345]. Vgl. zum 7. 5. 1790. 6. 6.1790 Anna Amalia, Tagebuch 6. 6.1790 (STA Weimar, HA A XVIII 155)

den 6 ten aß ich den Mittag bey ihr [Erzherzogin Elisabeth] es waren viele Damen u Herren den Morgen kam sie zu mir nachmittag ging ich nach hause gegen 6 Uhr ging ich wieder zur Princeß u wir gingen zusammen in die Komedie. Vgl. zum 7. 5.1790. 6.6.1790 Luise v. Göchhausen, Tagebuch 6. 6. 1790 (GSA, Nachl. Göchhausen I 3)

Den Vormit: brachten wir zu Hauß zu. gegen 1 Uhr kam der Gouverneur Gr: Sauer mit seinen Bruder den teutschen Herrn als dann die Erz Herzogin mit ihren Oberhofmeister u. zwey Damen. Wir fuhren mit ihr um bey ihr zu eßen; das Diner war sehr gut, u zahlreiche Gesellschaft. Nach Tafel fuhren wir nach Hauß. Abends wieder zur Erz Herz: u mit ihr ins Theater, wo nach einen kleinen Stück [Die Verlobung] das Melodrama Leonardo u Blandine, Musik von Winder schlecht gegeben wurde. Vgl. zum 7. 5.1790. 7.6.1790 Luise v. Göchhausen, Tagebuch 7. 6. 1790 (GSA, Nachl. Göchhausen I 3)

Früh um 9 Uhr von Inspruck ab . . . Abends 6 Uhr kamen wir in Nasereith an, es liegt mitten in hohen kahlen trocknen Gebürgen. Nach den Eßen gingen wir ein wenig spaziern. Vgl. zum 7. 5.1790. 8.6.1790 Luise v. Göchhausen, Tagebuch 8. 6. 1790 (GSA, Nachl. Göchhausen I 3)

Um 7 Uhr fuhren wir aus bis Reiti wo wir zu Mittag aßen. Göthe war eine halbe Stunde zu Fuß gegangen und kam uns nach. . . Abends um 9 Uhr kamen 530

I r r t ü m l i c h e s und Z w e i f e l h a f t e s wir nach KaufBeuren es fand sich bey Tisch ein dummer geschwäziger Wirth bey uns ein, der uns erzelte daß er mit im Rath säß pp. Vgl. zum 7. 5.1790. 7.-8. 6. 1790

Anna Amalia, Tagebuch 7 . - 8 . 6.1790 (STA Weimar, HA Α XVIII 155)

den 7 ten ging ich weg und kam bis nach Nißerrith [Nassereit]. den 8 ten reisete ich von hier weg. u ging bis Kaufbeyrn.

Vgl. zum 7. 5.1790. 9.6.1790 Luise v. Göchhausen, Tagebuch 9. 6. 1790 (GSA, Nachl. Göchhausen I 3)

Um 8 Uhr von Kaufbäuren ab und gegen 3 Uhr in Augsburg . . . wir logirten in den 3 Mooren, ein sehr reinlicher u bequemer Gasthof. Bey Tisch kam der Neveu des Panquirs [Haider] u brachte Briefe, wir erfuhren die Nachricht von den unglücklichen Todt von Knebels Bruder, der mit den Margrafen [von Bayreuth] in Italien gewesen war. Vgl. zum 7. 5.1790.

10. 6.1790 Luise v. Göchhausen, Tagebuch 10. 6. 1790 (GSA, Nachl. Göchhausen I 3)

Vormit: kam der Banquir Halter, wir fuhren alsdann aus einige fresco Gemälde zu sehn, wo mit die Häußer von ausen geziert sind; von einen Augspurger Maler Nah.s: Holzer: Castor u Polux vor Jupiter der Schatten des Adlers fällt auf den Toden. Bauren Tanz. Wir fuhren in das Hauß des Domprobst Reischach sein Gemähide Cabinet zu sehn. 2 schöne Hakerts, Tivoli, Gegend am Meer. Vesuv in Guach. Peter von Hock Niederländer 2 Männl. Figuren sizend, 1 weibl. vor dem Tisch, schöne Nebensachen. Nach Tisch zu die Cartun Fabrique v. Schüle Die Herz: Eins: u ich kauften einge Stücke, wir besahen die in Holz gesch[n]itten[en] Formen pp. Abends holte uns der H. Halter zur Spazierfart ab, die Gegenden um die Stadt sehr freundl: artiges Fichtenwäldchen. In den Garden seines Bruders wo die ganze Familie um ein Gouter versammelt war. hüpsches Hauß u Garden. Abends saßen wir zusammen. Vgl. zum 7. 5.1790. 9.-10.6.

Anna Amalia, Tagebuch 9.—10. 6.1790 (STA Weimar, HA Α XVIII 155)

den 9 ten kam ich in Augsburg an eine hübsche Stadt ich wohnte in die drey Mohrn ein schöner Gasthof den 10 ten blieb ich noch hier den Morgen führte ich aus besah eine Gallerie von Domherren Reischach ein Bild von Peter 531 34*

Irrtümliches und Zweifelhaftes Hoeck ein Niederländer war sehr schön zwey von Hacker[t] auch gut. Den Nachmittag ging ich in die Cattun Fabrique u den Abend in den Garten vom Herr v. Halder. Vgl. zum 7. 5.1790.

12. 6.1790 Luise v. Göchhausen, Tagebuch 12. 6.1790 (GSA, Nachl. Göchhausen 13)

Da das Rath nicht bald genug ferdig werden konten ließen den Wagen mit den Docktor [Huschke] u Goulon zurück; auf den Poststationen tranken wir Milch u aßen Butterbrod. Abends um 10 Uhr kamen wir glückl: in Nürrenberg an, wo wir durch Knebels Gegenwarth sehr erfreut wurden. Wir log: im Rothen Roß. Der andere Wagen kam Nachts um 4 Uhr an. Vgl. zum 7. 5.1790.

15.6.1790 Luise v. Göchhausen, Tagebuch 15. 6.1790 (GSA, Nachl. Göchhausen 13)

Wir reißten um Uhr von Nürenberg ab . . . Nach Mittemacht kamen wir sehr ermüthet in einen guten Gasthof, die Sonne, in Bareut an. Vgl. zum 7. 5.1790.

16. 6.1790 Luise v. Göchhausen, Tagebuch 16. 6.1790 (GSA, Nachl. Göchhausen I 3)

Es wurde beschloßen wohl auszuruhen u. erst nach 12 Uhr abzugehn. Es kam der Hr. v. Imhof, Bergamtmann, mit seiner Frau, u Tochter u. den Ernst Imhof zur Herzogin, es wurde viel von denen Veränderungen in Anspach gesprochen. Nach dem Eßen gingen wir ab, hüpsche Gegenden, zwischen Bernek u Münchberg wächst viel Arnica, hier geht der Granit aus. Die Chauseen sehr ausgefahren u beschwerlich, um 11 Uhr in Hof. Vgl. zum 7. 5.1790.

18. 6.1790 Luise v. Göchhausen, Tagebuch 18. 6. 1790 (GSA, Nachl. Göchhausen 13)

Nachdem wir dejeunirt u im Garden spazieren gegangen waren, fuhren wir um 10 Uhr wech, die Wege werden bis Jena nicht beßer, Mittag hielten wir im Jägers Haus zu Moersdorf u tranken guten Caffe. In Jena stieg die Herz: im Schloß ab, Starke war entgegen gefahren. Bey Kötschau kamen Herrn aus Weimar der Herz: entgegen u Nachts um 11 Uhr kamen wir glücklich in Weimar an. Vgl. zum 7. 5.1790.

532

Irrtümliches und Zweifelhaftes Aug./

Ungenannt in: Bote vom Riesengebirge, 1894 (Goethe-Kalender 1911, S. 117)

Sept. 1790 j m j a h r e 1790 bezog das zur Berliner Garnison gehörende Regiment Alt-Pfuhl für einige Wochen ein Cantonnirungsquartier in der Festung Landeshut in Schlesien. Außerdem wurde ein Cürassier-Regiment, dessen Chef der Herzog von Sachsen-Weimar war, dahin verlegt. Im Gefolge des Herzogs befand sich auch Goethe, der bei dieser Gelegenheit das Riesengebirge besuchen wollte und eines Abends in Landeshut eintraf. Ein junger, lustiger Offizier des Regiments Alt-Pfuhl, welcher am Markte seine Hauptwache hatte, saß mit mehreren Kameraden in der Wachtstube bei der Punschbowle, als von der Thorwache gemeldet wurde, daß der herzoglich weimarische Geheimrath Goethe soeben in Landeshut angekommen sei. Der Offizier war nun ein leidenschaftlicher Verehrer des Dichters. Es erregte ihn ungemein, sich mit demselben in einer Stadt zu befinden, und er hätte ihn gar zu gern einmal von Angesicht zu Angesicht gesehen; allein er durfte seinen Posten nicht verlassen und konnte daher keine Audienz von dem Dichterfürsten sich erbitten. In diesem Dilemma fand er indeß einen Ausweg. Es hieß, daß Goethe noch am selbigen Abend seine Reise fortsetzen wolle und nur im Gasthofe abgestiegen sei, um die Pferde zu wechseln; er mußte also bald wieder an der Hauptwache vorbeifahren. Nach kurzer Zeit rasselt in der That sein Wagen heran, und nun stürzte unser Officier, von seinen Kameraden gefolgt, und ein großes Glas Punsch in der einen, ein Licht in der anderen Hand, vor die Thür. Ein „Haiti" donnerte dem Postilion entgegen, der erschrocken Folge leistete. Dann trat der Officier an den Schlag und sprach, während er das mitgebrachte Getränk hineinreichte, die eben mühsam zusammengestoppelten Reime: „Mein Goethe, Dich zu sehn, war längst mein heißer Wunsch, Nimm von des glühenden Verehrers Hand, Ist's kein Gelehrter auch und nur ein Lieutenant, Zur Labe auf den Weg dies Gläschen warmen Punsch!" Goethe, der zuerst erschrocken war, erfaßte bald die Situation, lachte, nahm das Glas, trank es auf einen Zug leer und meinte dann, zu dem Lieutenant gewendet, er habe zwar noch keine so seltsame Audienz ertheilt, doch freue er sich, einen schmucken Officier kennen gelernt zu haben. „Allein", so setzte er noch im Abfahren hinzu, „bleiben Sie künftig lieber beim Punschbrauen und lassen Sie das Versemachen, denn Ihr Punsch ist bei weitem Ihren Versen vorzuziehen." Ungesicherte Überlieferung.

Aug./

H. Wentzel (Wentzel S. 33)

Sept. 1790

y o n höcjjgj. glaubwürdiger Seite ist mir die Mittheilung von einem Begegnen, das zwischen Goethe und Hermes sich ereignet habe, gemacht worden. Als

533

Irrtümliches und Zweifelhaftes Hermes nämlich von Goethes Anwesenheit in Breslau Kunde erhalten, gab er sich Anfangs der Erwartung hin, dass dieser nicht lange 2Ögern werde ihm einen Besuch abzustatten. Doch als dieser nicht erfolgte, entschloss er sich endlich nach langem Hin- und Herüberlegen selbst den ersten Schritt zu machen. Mit geziemender Würde, wird berichtet, stieg er die zu Goethes Wohnung führenden Stufen hinauf, als dieser raschen Schrittes dieselben herunter kommt und beide sich mitten auf der Treppe begegnen. Hermes, welcher Goethe bereits einmal gesehen, wusste sofort, wen er vor sich sähe, und lässt sich, da er bemerkt, dass Goethe an ihm vorübereilen will, zu der Anfrage herbei, ob er wol den Dichter des Werther vor sich zu sehn die Ehre hätte. ,Mein Name ist Goethe', antwortete dieser kurz, ,und wer sind Sie?' „Ich bin der Verfasser von Sophiens Reise von Memel nach Sachsen." ,Und wer ist der?' fragte Goethe, und setzte unbekümmert um das Schicksal des unglücklichen Hermes, der in seinen gehegten Erwartungen bitter getäuscht, kein Wort hervorzubringen vermochte, seinen Weg fort. Ungesicherte Uberlieferung. Gegen die schnöde Pointe der Anekdote spricht doch wohl auch die Besucherliste (?) im Notizbuch, in der 'Herr Probst Hermes' neben Schuckmann, Hoym, Manso u. a. aufgeführt wird (vgl. o. S. 353).

Sept. 1790 Carl August an Knebel 21. 10. 1790 (Knebel, Lit. Nachl. 1, 173)

Deines Bruders Gegenwart in dem Cantonnement [in Schlesien] hat mir recht gut gethan, ich hätte ihn bei einem Haare verheirathet. Nach A. Hoffmann, Schles. Geschichtsbll. 5, 1931, 45 spricht Carl August hier von Goethe und seiner Neigung zu Henriette v. Lüttwitz; allerdings waren zwei Brüder von Knebel 1790 beim Heer in Schlesien, doch wird deren Gegenwart Carl August kaum "recht gut gethan' haben.

28./29. 9.

F. E . Reichel, Zittau und dessen Umgegend (Reichel S. 42. 117)

Zu den interessanten Reisen Göthe's mit dem Herzog Carl August von Weimar gehört auch ein Besuch des Oybinberges, welcher etwa 1781 stattgefunden haben dürfte . . . Zu jener Zeit führte der Lehrer von Oybin angesehene Fremde auf dem Berge herum und so geschah es denn auch, daß Herr Hübel, welcher zu jener Zeit die Oybiner Jugend unterrichtete und nach damaliger Sitte eine Perique trug, gedachte beide Herren auf den Oybin begleitete, ohne jedoch zu wissen, wen zu führen er die Ehre habe. Als des berühmten Echo's halber auch Böllerschüsse abgefeuert wurden, erlaubte sich Herr Wolfgang Göthe auch die Perique des Herrn Hübel mit der erforderlichen Geschwindigkeit von dessen Kopfe auf den Pfropf des Mörsers zu versetzen, welcher abgefeuert diese feierliche Kopfbedeckung in die höheren 534

Irrtümliches und Zweifelhaftes Regionen entführte. Der betroffene Schulmann wurde sofort reichlich entschädigt und beruhigt. Die Sache war auch so weit gut. In einiger Zeit kam aber mit der Fahrpost aus Weimar in Zittau eine recommandirte Schachtel an den Herrn Lehrer Hübel in Oybin adressirt an, welche mit einem freundlichen Schreiben eine feine neue Perique für diesen enthielt. So erzählte ein bejahrter freundlicher Mann einst zur Zeit der Pfingstferien im Bade Kösen . . . Nachträgliche Bemerkungen . . . Göthe's Oybinfahrt betr. Nach einer Erzählung eines älteren Oybiner soll blos der Hut des Lehrers Hübel auf den Mörserpfropf gedeckt und letzterer den Deckel des Hutes entführt, den übrigen Hut aber auf dem Mörser sitzen gelassen haben. Ungesicherte Überlieferung; Oybin lag, soweit wir sehen, auf keiner der Reiserouten Goethes; infrage käme allenfalls der Rückweg aus Schlesien 1790. Die Anekdote wird auch von A . Moschkau erzählt, der sie mehrfach, zuerst 1871 in Oybin, gehört haben will (Moschkau S. 18).

Aug./ J. v. Wickede nach Tagebüchern eines preußischen Artillerieoffiziers (Wickede 2 1, 92ff.) Okt. 1792 B 2 382. 382a—h

In Trier, wo ich mich wohl an fünf Tage aufhalten mußte um weiteren Befehl zu erwarten, machte ich zuerst . . . die nähere Bekanntschaft eines Herrn Goethe, der als Geheimsecretär bei dem Herzoge Carl August von SachsenWeimar angestellt war, und nun seinem Herrn in das Feldlager nachreiste. Ich hatte schon vorher gehört, daß dieser Goethe ein sehr berühmter Schriftsteller sein solle, der bereits mehrere Ritterschauspiele die allgemein gefielen, und auch einen sehr empfindsamen und überschwenglichen Liebesroman „Werthers Leiden" geschrieben habe. Da mich aber Alles, was das Theater anbetrifft niemals nur das Allermindeste interessirte, und ich auch weder Zeit noch Lust dazu hatte, meine Freistunden mit der Leetüre empfindsamer Liebesromane, in denen die Menschen doch nicht, wie sie nun einmal sind, sondern nur wie sie in der Phantasie der Herren Poeten ausgedacht werden, zur Schilderung kommen, zu benutzen, so hatte ich von Goethe noch nicht das Mindeste gelesen, als ich jetzt seine Bekanntschaft machte. Als man mir zuerst sagte, daß ich jetzt häufig mit diesem Herrn zusammen sein und ein gleiches Quartier theilen müsse, da ich ja auch zur Suite des Herzogs von Sachsen-Weimar befohlen war, so empfand ich anfänglich einige Abneigung, wie ich offen gestehen muß. Ich hatte mir diese Herren Poeten bisher immer nur als so eine Art äußerlich und sittlich verkommener Menschen gedacht, welche in langen, ungekämmten Haaren, unrasirten, ja selbst oft ungewaschenen Gesichtern und schäbig-nachlässiger Kleidung umherliefen, nichts Tüchtiges gründlich gelernt hatten und doch dabei mit arroganter Frechheit über alle 535

I r r t ü m l i c h e s und Z w e i f e l h a f t e s möglichen Dinge urtheilten, und ihre ganze Zeit damit zubrachten, Verse zu dichten und unnütze Romane zu schreiben . . . Anständige Herren, und nun gar wir Officiere, verkehrten mit dieser Sorte von Menschen selbstverständlich nicht im mindesten, und so konnte ich denn auch nicht begreifen, daß der Herzog von Sachsen-Weimar, sich solch einen Poeten in das Feldlager hatte nachkommen lassen und ich nun sogar das Quartier mitunter mit ihm theilen solle. Wie überrascht war ich nun aber, als ich diesen Herrn Goethe persönlich zuerst kennen lernte. Es war ein ungemein stattlicher, ansehnlicher auf das eleganteste angekleideter Mann in den besten Jahren, der mit einem so vornehmen Wesen auftrat, daß man ihn wirklich eher für einen Prinzen, als für einen bürgerlichen Secretarius hätte halten können. Er hatte etwas sehr Selbstbewußtes in seinem ganzen Benehmen, und die Worte flössen dabei so schön und gewandt von seinem Munde, daß es immer auf den Zuhörer den Eindruck machte, als höre er aus einem gedruckten Buche vorlesen. Eine gewisse selbstgefällige Eitelkeit war diesem Herrn jedoch nicht abzusprechen, und man merkte es ihm an, daß er durch die Huldigungen, die ihm von allen Seiten und nun besonders gar von den Damen, in oft sehr übertriebener Weise dargebracht wurden, etwas verwöhnt und eitel gemacht sei. So hörte er sich auch zu gern selbst sprechen und hielt wohl mitunter auch Reden die zwar sehr schön klangen, aber ihrem eigentlichen Inhalte nach doch nur leer waren, über Dinge, die er unmöglich verstehen konnte. Ich entsinne mich noch, daß er einst an der Tafel des Herzogs von Weimar einen langen Vortrag über die Artillerie-Wissenschaft und besonders auch über die zweckmäßigste Anlage von Batterien hielt und selbst uns Artillerie-Officiere darüber belehren wollte. So etwas konnte mich denn doch wohl mit Recht verdrießen, und ich sagte: „Nehmen Sie es, verehrtester Herr Legationsrath, denn — diesen Titel führte er dazumals, — nicht übel, wenn ich Ihnen mit pommerscher Gradheit zu antworten mir erlaube, daß bei uns ein altes Sprichwort heißt: „Schuster bleib bei Deinem Leisten." Wenn Sie über das Theater, und dieDichtung und noch über viele andere gelehrte oder Kunstsachen reden, so hören wir Alle Ihnen mit dem größten Vergnügen zu, denn dies verstehen Sie aus dem Grunde, und man kann viel von Ihnen dabei lernen. Etwas Anderes aber ist es, wenn Sie über das Artilleriewesen sprechen und nun gar uns Officiere darüber belehren wollen; denn nehmen Sie es nicht übel, davon verstehen Sie auch nicht das Mindeste. Ihre Ansichten über die Verwendung der Geschütze waren vollständig falsch, und wenn ein Officier nach Ihrer Anleitung eine Batterie errichten wollte, so wäre solche gar nicht zu gebrauchen, und er würde entschieden damit ausgelacht werden." So sprach ich freimüthig und ohne Scheu und es herrschte anfänglich bei meiner Rede ein gewisses beängstigtes Schweigen unter den meisten Anwesenden, und Mehrere sahen mich sogar ganz entsetzt an, daß ich so einem berühmten Manne wie Goethe damals schon 536

I r r t ü m l i c h e s und Z w e i f e l h a f t e s war, so rücksichtslos meine Meinung gesagt hatte. Goethe selbst, ward bei meinen Worten anfänglich ganz roth im Gesicht, ich weiß nicht, ob aus Zorn oder aus Verlegenheit, und seine schönen funkelnden Augen blickten mich starr an. Bald aber gewann er seine volle Geistesgegenwart wieder und sagte lachend: „Ja, Ihr Herren Pommern seid doch recht freimüthige oder wohl gar grobe Männer, das habe ich so eben an mir selbst nur zu sehr erfahren. —· Aber darum keine Feindschaft, Herr Lieutenant. Sie haben mir soeben eine derbe Lection gegeben, und ich werde mich hüten in Ihrer Gegenwart wieder über das Artilleriewesen zu sprechen und den Herren Officieren in ihr Fach zu pfuschen." Dabei schüttelte er mir recht herzlich die Hand, und wir blieben nach wie vor die besten Freunde, ja es wollte mir sogar scheinen, als ob Goethe meinen Umgang jetzt noch mehr aufsuchte als dies früher der Fall gewesen war . . . Obgleich der Herzog Carl August einen großen persönlichen Muth besaß, so war er im Uebrigen doch nur ein höchst mittelmäßiger Soldat und hatte nicht das mindeste Führertalent. Er war schon viel zu genial-nachlässig, um sich den strengen Formen wie solche der Soldatenstand nun einmal unerläßlich verlangt, stets auf das Pünktlichste zu fügen . . . So auch war er nicht pünktlich in der Zeit und kam wiederholt zu spät. Ich entsinne mich, daß er einmal mit den unter ihm stehenden Truppen über eine Stunde zu spät auf dem befohlenen Rendez-vous-Platz erschien, da er sich von einer gut mit Champagner besetzten Tafel, an welcher Goethe eine sehr witzige Unterhaltung führte, nicht früher hatte losreißen können . . . Am zweiten September kam ich . . . zuerst in das feindliche Feuer, und dies ist immer ein sehr wichtiger Tag für jeden Soldaten, an den er sich gewiß sein ganzes Leben hindurch stets erinnern wird. Mag nun Jemand noch so vielen persönlichen Muth und so feste Nerven besitzen, so behaupte ich doch daß es eine leere Renommisterei ist, wenn ein Soldat versichert, er habe das erstemal im feindlichen Feuer gestanden, ohne dabei ein gewisses beängstigendes Gefühl in seiner Brust zu empfinden. Ich hatte früher wohl oft die Stunde herbeigesehnt, in der ich meine erste Waffenprobe für meinen König ablegen könne, und doch, als ich nun in Begleitung des Herzogs von Weimar und auch noch einiger anderer Herren in eine preußische Batterie ging, welche den aus Verdun herausfliegenden feindlichen Geschossen sehr ausgesetzt war, fühlte ich mich gar nicht so recht behaglich. Dabei hatte ich aber die größte Besorgniß, daß der Herzog oder seine Umgebung, unter der sich mehrere lang gediente preußische Officiere, alte Veteranen aus Friedrich's des Großen Zeiten, befanden, es mir gar am Gesicht ansehen möchten, daß ich eine etwas bleichere Farbe bekommen hätte und mich nicht so ganz gemüthlich fühlte. So scherzte und lachte ich denn möglichst viel mit Goethe, der neben mir ging, und dieser, — der wie ich glaube, auch das Kanonenfieber wo möglich noch mehr als ich empfand, 537

Irrtümliches und Zweifelhaftes war in gleicher ebenfalls wohl forcirter Lustigkeit. In unserer Batterie, die ein mir bekannter Artillerieofficier befehligte, war es gerade kein sehr gemüthlicher Aufenthalt, denn es war enge und schmutzig dort, einige verwundete Artilleristen, von denen der Eine sehr stöhnte, wurden fortgetragen, und auch das laute Dröhnen unserer Geschütze konnte einem ungewohnten Ohr leicht mißfallen. Merkwürdig war es, daß mein anfängliches ängstliches Gefühl sehr bald verschwand, als ich erst einige Augenblicke bei meinen alten lieben Kanonen, mit denen ich bei Stettin so oft exercirt hatte, verweilte und unsere Artilleristen in ihrer altgewohnten Thätigkeit beobachtete. Auf Goethe schien dies aber ganz anders zu wirken. Der scharf klingende, das Trommelfell wirklich unangenehm berührende Ton der großen Haubitzen, wenn die Bombe aus ihrer Mündung fuhr, berührte ihn so empfindlich, daß er sich beide Ohren mit den Händen zuhielt und so klägliche Gesichter schnitt, daß wir Artilleristen unwillkürlich laut darüber lachen mußten. Er benutzte auch sehr schnell die erste Gelegenheit, sich aus diesem unangenehmen und gefährlichen Orte, —• wo seine Gegenwart freilich auch ganz nutzlos war, wieder zu entfernen und hinter weiter abgelegenen Hügeln Schutz zu suchen . . . Am Abend lud ich Goethe ein uns zu besuchen, was dieser auch that und mit dem Marquis [Lafayette] bald in ein so lebhaftes politisches und philosophisches Gespräch gerieth, daß sie bis in die halbe Nacht hinein plauderten und da ich aus Höflichkeit nicht stören mochte und doch den Lafayette nicht verlassen durfte, so mußte ich auch so lange aufsitzen und langweilte mich nicht wenig dabei, da ich von Vielem worüber die beiden Herren mit einander sprachen, nichts verstand . . . Vor dem Oertchen Malancour, wo wir einen Tag rasteten, bis nach Grandpre ritt ich in Gesellschaft des Herrn Legationsraths Goethe, der seine bequeme Kalesche nun endlich auch verlassen und sich gleich uns Anderen, zu Roß gesetzt hatte. Zwar war es mordschlechtes Wetter, und der Regen strömte nur so vom Himmel, allein trotzdem waren wir Alle in der fröhlichsten Stimmung, wozu der gute Champagnerwein, den wir fast im Uebermaß tranken, auch wohl sein Theil mit beigetragen haben mochte. Ich entsinne mich noch, daß Herr Goethe uns viel von seinem Jugend- und Studentenleben in Frankfurt am Main und Leipzig erzählte, uns allerlei neckische Charaden aufgab und zuletzt in den Gesang der Soldatenlieder die wir sangen, kräftig mit einstimmte . . . Wir marschirten nun durch den Paß von Grandpre im Argonnerwald, den die Franzosen so erbärmlich vertheidigt hatten, weiter in das Innere von Frankreich hinein. Die ungeheure Masse von Bagage mit der wir uns umherschleppten, hatte endlich Se. Majestät unsern König bewogen, den guten Befehl zu ertheilen, daß alle überflüssigen Wagen zurückbleiben sollten . . . So mußte auch Herr Goethe seine bequeme Kalesche mit vier davor gespannten Pferden verlassen und sich auf das Roß schwingen wenn er weiter mitkommen wollte. 538

Irrtümliches und Zweifelhaftes Er machte aber gute Miene zum bösen Spiel, blieb heiter und lustig, und zeigte sich als ausdauernder Reiter und angenehmer Gesellschafter . . . Da wir nun nicht vorwärts konnten und sollten, so geschah das Schlimmste was nur geschehen konnte, es wurde hier bei Valmy eine Art von Waffenstillstand mit den Franzosen geschlossen, und so blieben wir ruhig im Thal stehen und hungerten, und ertrugen Noth und Elend, während unsere Feinde sich ungehindert aus ganz Frankreich verproviantiren konnten . . . So standen wir denn in dem Thal bei Valmy einige nutzlose Tage, die uns mehrere tausend Mann kosteten, als plötzlich der Befehl zum Rückmarsch kam. Ich dachte, ich solle vor Zorn aus der Haut fahren als ich dies erfuhr, und obgleich mir als Officier es nicht erlaubt war, laut gegen einen Befehl den mein Herr und König erlassen hatte, zu murren, so war ich doch sehr ergrimmt. Von den vornehmen Herren die wir bei uns hatten, waren freilich gar manche über diesen Rückmarsch sehr erfreut, da sie hofften den Beschwerden des Feldlebens dadurch bald überhoben zu werden. Selbst der Herr Goethe äußerte sich in ähnlichem Sinne zu mir, kam aber dabei an den Unrechten. Ich war noch so zornig, daß ich ihm ohne Umschweife sagte: Er und Seinesgleichen könnten sich freilich über diesen Rückmarsch freuen, da sie ja überhaupt vollständig nutzlose Personen in unserem Lager gewesen wären, ja uns durch ihre Gegenwart oft sogar mehr Schaden als Nutzen zugefügt hätten, allein jeden ehrliebenden preußischen Officier müßte der Gedanke daß wir nun wieder ohne das Mindeste erreicht zu haben, aus Frankreich abmarschiren sollten, mit der größ[t]en Trauer erfüllen. Als ich diese Worte im zornigsten Tone gesprochen hatte, sah mich Goethe einen Augenblick mit seinen großen Augen ganz durchdringend an, dann sprach er aber halb scherzend, halb unwillig: „Jetzt sehe ich doch, daß der Ruf von pommerscher Grobheit kein durchaus ungegründeter ist," worauf er fortging. Einige Tage sprachen wir nun nicht mit einander, dann trat aber bald wieder das frühere herzliche Einvernehmen zwischen uns ein . . . So langten wir . . . am 15. October in einem abscheulichen Zustande in Luxemburg an. Hier durfte ich mich zu meiner großen Freude von dem Herzog Carl August von Sachsen-Weimar trennen, denn obgleich er persönlich mir stets ein gnädiger Herr gewesen war und geblieben ist, und ich selbst über nichts zu klagen hatte, so mißfiel mir doch in seiner Umgebung gar Manches. Alle diese Hofschranzen hatten keinen Sinn für die preußische Fahnenehre die hier so schmählich verletzt wurde, und selbst der Herr Goethe konnte, so wie er sich nur wieder in Luxemburg in Sicherheit wußte und eine gute Tafel vor sich hatte, schon auf's Neue scherzen und alle möglichen Witzeleien machen, als wenn nichts vorgefallen wäre . . . Ich blieb nun noch einige Zeit in Luxemburg und nahm auch vom Herrn Legationsrath Goethe Abschied, der nach einigen Rasttagen, die er hinter den 539

Irrtümliches und Zweifelhaftes sicheren Mauern gehabt hatte, nach Trier und dann wenn ich nicht irre, den Rhein herunter fuhr. Zweifel an der Zuverlässigkeit dieser Quelle, die schon B 2 5, 32, Roethe 179 f. u. a. geäußert hatten, bekräftigt Weniger S. 209: „Der Artillerist in Julius von Wickedes "Aus alten Tagebüchern'. . . [darf] auch nicht für anscheinend glaubwürdige Einzelzüge benutzt werden. Wickede liefert eine romanhafte Kompilation aus zeitgenössischen Quellen, zu denen auch Goethes Erinnerungen gehören. Dazu wird als Träger der Handlung ein Artillerieoffizier erfunden." Aug./

Marquis H. G. de B., Memoiren (Wickede1 1, 206)

B 2 392

Okt. 1792 j n preußischen Hauptquartier hatte ich später auch die Ehre, dem Herzog von Sachsen-Weimar, der als General hier befehligte, vorgestellt und von ihm mit großem Wohlwollen aufgenommen zu werden . . . In seinem Gefolge befand sich der statdiche, sehr witzige und dabei mit großer Sicherheit auftretende junge Herr v. Göthe, der später als Schriftsteller sich einen so berühmten Namen erwarb. Ich habe manchen Abend mit ihm in lebhafter Unterhaltung verplaudert, obgleich wir in unseren Ansichten nicht immer übereinstimmten und er so wohl in politischer und noch mehr in religiöser Hinsicht zu den Freidenkern zu gehören schien. Sehr interessirte es den Herrn v. Göthe, wenn ich ihm über die alten Sagen der Bretagne und über die eigenthümlichen Sitten unserer Bauern Mittheilungen machte, und er konnte dann Stundenlang mit der größten Aufmerksamkeit mir zuhören. B 2 5, 221: „wahrscheinlich Erfindung"; ähnlich Roethe S. 180. Vgl. auch zum vorigen.

540

SIGLEN- UND

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

Quellen, die im Text mit * zitiert sind, wurden nach der Handschrift Abegg Abeken2 Alere flammam Almanach Pressefest ALZ Andreasen Antiqu.-Kat. Archiv AS Aukt.-Kat. B1

B3 Bait. Monatsschr. Bamberg Baron-Wilson Beaulieu-Marconnay BerFDH Bergmann Beyer

korrigiert

Johann Friedrich Abegg, Reisetagebuch von 1798. Erstausgabe. Hrsg. von Walterund Jolanda Abegg in Zusammenarbeit mit Zwi Batscha. Frankfurt a. M. 1976 B. R. Abeken, Goethe in meinem Leben. Erinnerungen und Betrachtungen. Nebst Mittheilungen über Goethe, Schiller, Wieland und ihre Zeit. Hrsg. von A. Heuermann. Weimar 1904 Alere flammam. G. Minde-Pouet z. 50. Geburtstag gewidmet von den wissenschaftlichen Beamten der Deutschen Bücherei. Leipzig 1921 Almanach zum Leipziger Pressefest 1920. Erinnerungsgabe an die Wohlfahrtsveranstaltung des Bezirksverbands Leipzig i. Landesverband d. sächs. Presse. Leipzig 1920 Allgemeine Literatur-Zeitung Friedrich Münter eine Gedenkschrift. Bd 2—4: Aus den Tagebüchern Friedrich Münters. Hrsg. von 0jvind Andreasen. Kopenhagen u. Leipzig 1937 Antiquariatskatalog Archiv für Litteraturgeschichte Goethes Amtliche Schriften. Veröffentlichung des Staatsarchivs Weimar. Weimar 1950ff. Auktionskatalog Goethes Gespräche. Hrsg. von W. Frhr. v. Biedermann. Leipzig 1889— 1896 Goethes Gespräche. Gesamtausgabe. Neu hrsg. von F. Frhr. v. Biedermann. Leipzig 1909—1911. Goethes Gespräche. Eine Sammlung zeitgenössischer Berichte aus seinem Umgang. Auf Grund der Ausgabe und des Nachlasses von Flodoard Frhr. v. Biedermann erg. u. hrsg. von W. Herwig. Zürich u. Stuttgart 1965 ff. Baltische Monatsschrift Die Erinnerungen der Karoline Jagemann. Hrsg. v. E. v. Bamberg. Dresden 1926 M. Baron-Wilson, The Life and Correspondence of Μ. G. Lewis. London 1839 Anna Amalia, Carl August und der Minister von Fritsch. Beitrag zur deutschen Cultur- und Literaturgeschichte des achtzehnten Jahrhunderts von C. Frhr. v. Beaulieu-Marconnay. Weimar 1874 Berichte des Freien Deutschen Hochstifts A. Bergmann, Briefe des Herzogs Carl August von Sachsen-Weimar a. s. Mutter die Herzogin Anna Amalia (Jenaer Germ. Forschungen 30). Jena 1938 Neue Chronik von Erfurt oder Erzählung alles dessen, was sich vom Jahr 1736 bis zum Jahr 1815 in Erfurt Denkwürdiges ereignete. Hrsg. von C. Beyer. Erfurt 1821 541

Siglen- und Blochmann Boas Bob6 Bode1 Bode2 Böttiger, Lit. Zustände K. W. Böttiger, Biogr. Skizze Böttigers v. Brunn Brunner1 BuG Campe1 ChronWGV Clemen1 Deetjen1 Dejung Diezmann1 Diezmann5 Dobbek Dobbek1 Döring2 Dorow3 Dtsch. Revue Dtsch. Rundschau Düntzer3 Düntzer* Düntzer5 Düntzer· Düntzer7

Abkürzungsverzeichnis

K. J. Blochmann, Heinrich Pestalozzi. Dresden 1846 E. Boas, Schiller und Goethe im Xenienkampf. Stuttgart u. Tübingen 1851 Efterladte Papirer fra den Reventlowske Familiekreds. Hrsg. von L. Bobe. Kopenhagen 1895—1931 W. Bode, Charlotte v. Stein. Berlin 1917 Goethe in vertraulichen Briefen seiner Zeitgenossen. Zusammengestellt von W. Bode. Berlin 1921—1923 Literarische Zustände und Zeitgenossen. In Schilderungen aus Κ. A. Böttigers handschriftlichem Nachlasse. Hrsg. von K. W. Böttiger. Leipzig 1838 Karl August Böttiger, Eine biographische Skizze von dessen Sohn, Dr. K. W. Böttiger. Leipzig 1837 Leibarzt und Volkserzieher. Selbstbiographie von Chr. W. Hufeland. Neu hrsg. von W. v. Brunn. Stuttgart 1937 S. Brunner, Die theologische Dienerschaft am Hofe Joseph II. Geheime Correspondenzen und Enthüllungen. Wien 1868 Goethe, Begegnungen und Gespräche (vorliegende Ausgabe) Zur Erinnerung an F. L. W. Meyer, den Biographen Schroder's. Lebensskizze [von E. Campe] nebst Briefen von Bürger, Forster etc. Braunschweig 1847 Chronik des Wiener Goethe-Vereins Briefe an Elisa v. d. Recke. Hrsg. von O. Clemen (Kurland i. d. Vergangenheit u. Gegenwart 3). Berlin [1918] W. Deetjen, Die Göchhausen. Briefe einer Hofdame aus dem klassischen Weimar. Berlin 1923 E. Dejung, Pestalozzi im Lichte zweier Zeitgenossen: Henning und Niederer. Zürich 1944 A. Diezmann, Aus Weimars Glanzzeit. Ungedruckte Briefe von und über Goethe und Schiller. Leipzig 1855 Goethe-Schiller-Museum. Hrsg. von A. Diezmann. Leipzig 1858 Herders Briefe. Ausgew., eingel. u. erl. von W. Dobbek. Weimar 1959 W. Dobbek, Karoline Herder. Ein Frauenleben in klassischer Zeit. Weimar 1963 Schiller und Goethe. Reliquien, Characterzüge und Anecdoten. Ges. u. hrsg. von H. Döring. Leipzig 1852 Elisabeth v. Stägemann, Erinnerungen für edle Frauen. Nebst Lebensnachrichten über die Verfasserin u. einem Anhange von Briefen [Hrsg. von W. Dorow], Leipzig 1846 Deutsche Revue Deutsche Rundschau Aus Herders Nachlaß. Hrsg. von H. Düntzer und F. G. v. Herder. Frankfurt a. M. 1857 Aus Karl Ludwig v. Knebels Briefwechsel mit seiner Schwester Henriette. Hrsg. von H. Düntzer. Jena 1858 Zur deutschen Literatur und Geschichte. Ungedrucktes aus Knebels Nachlaß. Hrsg. von H. Düntzer. Nürnberg 1858 Herders Reise nach Italien. Herders Briefwechsel mit seiner Gattin, vom August 1788 bis Juli 1789. Hrsg. von H. Düntzer und F. G. v. Herder. Gießen 1859 Von und an Herder. Ungedruckte Briefe aus Herders Nachlaß. Hrsg. von

542

Siglen- und A b k ü r z u n g s v e r z e i c h n i s Düntzer8 Düntzer11 Ebel Eing. Br. F. v. Elsholtz, Ansichten und Umrisse Euph. Eybisch Falk, Goethe FDH Femmel Festschr. FDH Fielitz Floeck2 Fouque 1 Fourierbuch Franzos Frey 1 Friesen FS Grundmann Galland Garve Gebhardt-Schauer Geiger 1 Geiger* Genast Gesellschafter GJb GMD

H. Düntzer und F. G. v. Herder. Leipzig 1861—1862 H. Düntzer, Zwei Bekehrte. Zacharias Werner und Sophie v. Schardt. Leipzig 1873 Briefe des Herzogs Karl August von Sachsen-Weimar-Eisenach an Knebel und Herder. Hrsg. von H. Düntzer. Leipzig 1883 Göttinger Studenten-Stammbuch aus dem Jahre 1786. In Auswahl hrsg. von W. Ebel. Göttingen und Zürich 1966 Eingegangene Briefe, Goethe-Nachlaß, GSA Ansichten und Umrisse aus den Reise-Mappen zweier Freunde. Hrsg. von F. v. Elsholtz. Berlin u. Stettin 1831 Euphorion H. Eybisch, Anton Reiser. Untersuchungen zur Lebensgeschichte von K. Ph. Moritz und zur Kritik seiner Autobiographie (Probefahrten 14). Leipzig 1909 Goethe aus näherm persönlichen Umgange dargestellt von J. Falk. Leipzig 1832 Freies Deutsches Hochstift, Frankfurt am Main Corpus der Goethezeichnungen. Bd 1—7 hrsg. von G. Femmel. Leipzig 1958—1973 Festschrift zu Goethes 150. Geburtstagsfeier, dargebracht vom Freien Deutschen Hochstift. Frankfurt a. M. 1899 Briefwechsel zwischen Schiller und Lotte 1788—1805. Hrsg. u. erl. von W. Fielitz. Stuttgart u. Berlin 61905 Die Tagebücher des Dichters Zacharias Werner. Hrsg. von O. Floeck. Bd 1 (Bibl. d. lit. Vereins i. Stuttgart 289). Leipzig 1939 Lebensgeschichte des Baron Friedrich de La Motte Fouqu6. Aufgezeichnet durch ihn selbst. Halle 1840 Fourierbuch des Weimarer Hofes (wenn nichts anderes angegeben) Malla Montgomery-Silfverstolpe, Das romantische Deutschland. Reisejournal einer Schwedin (1825—1826) mit einer Einleitung von Ellen Key, übers, von Marie Franzos. Leipzig 1912 A. Frey, J. Gaudenz von Salis-Seewis. Frauenfeld 1889 H. Frhr. v. Friesen, Ludwig Tieck. Erinnerungen eines alten Freundes aus den Jahren 1825—1842. Wien 1871 Bewahren und Gestalten. Festschrift zum 70. Geburtstag von Günther Grundmann. Hamburg 1962 J. Galland, Die Fürstin Amalie von Gallitzin und ihre Freunde. Köln 1880 Briefe von Christian Garve an Christian Felix Weiße und einige andere Freunde. Breslau 1803 P. v. Gebhardt und H. Schauer, Johann Gottfried Herder, seine Vorfahren und seine Nachkommen. Leipzig 1930 Briefwechsel zwischen Schiller und Körner. Von 1784 bis zum Tode Schillers. Mit Einl. von L. Geiger. Stuttgart o. J. Goethes Briefwechsel mit Wilhelm und Alexander v. Humboldt. Hrsg. von L. Geiger. Berlin 1909 E. Genast, Aus dem Tagebuche eines alten Schauspielers. Leipzig 1862. 1865 Der Gesellschafter oder Blätter für Geist und Herz Goethe-Jahrbuch Goethe-Museum Düsseldorf. Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung

543

Siglen- und A b k ü t z u n g s v e r z e i c h n i s 0 . Götze, Die Jenaer akademischen Logen und Studentenorden des XVIII. Jahrhunderts. Jena 1932 Goethe und Schiller in Briefen von Heinrich Voß dem jüngeren. BriefGraf 1 auszüge, in Tagebuchform zeitl. geordnet u. m. Erl. hrsg. von H. G. Gräf. Leipzig o. J. C. G. Graß, Sizilische Reise C. Graß, Sizilische Reise, oder Auszüge aus dem Tagebuch eines Landschaftmalers. Teil 1. Stuttgart u. Tübingen 1815 W. Graß, Karl Gotthard Graß, ein Balte aus Schillers Freundeskreise. W. Graß Reval 1912 Gräflich Rechberg'sches Familien-Archiv, Donzdorf GRFA W. Gronau, Christian Wilhelm v. Dohm nach seinem Wollen und HanGronau deln. Lemgo 1824 Kanzler von Müller, Unterhaltungen mit Goethe. Kritische Ausgabe Grumach besorgt von E. Grumach. Weimar 1956 Goethe- und Schiller-Archiv. Nationale Forschungs- und Gedenkstätten GSA der klassischen deutschen Literatur in Weimar Biographie des Adalbert Gyrowetz. Wien 1848 Gyrowetz Quellen und Zeugnisse zur Druckgeschichte von Goethes Werken. Hagen-Nahler 1. Gesamtausgaben bis 1822. Bearb. W. Hagen, unter Mitarbeit von E. Nahler. Berlin 1966 P. H. Brown, Life of Goethe. With a prefatory note by Viscount Haldane. Haidane London 1920 Der Briefwechsel zwischen Goethe und Zelter. Im Auftrag des GoetheHecker1 und Schiller-Archivs nach den Handschriften hrsg. von M. Hecker. Leipzig 1913—1915 W. Herrmann, Goethe und Trebra. Freundschaft und Austausch zwischen Herrmann Weimar und Freiberg (Freiberger Forschungshefte D 9). Berlin 1955 Die Hausgeister von Pempelfort. Familien- und Freundschaftsbriefe des Heyderhoff Jacobi-Hauses ges. u. hrsg. von J . Heyderhoff. Düsseldorf 1939 Historisches Taschenbuch. Hrsg. von F. v. Raumer Hist. Taschenbuch C. M. Wieland's Briefe an Sophie von La Roche. Hrsg. von F. Horn. BerHorn lin 1820 Houben 1 Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Von J. P. Eckermann. Hrsg. von Η. H. Houben. Leipzig 231948 L. F. Huber, Sämtliche Werke seit dem Jahre 1802 nebst einer Biographie. Huber 1 [Hrsg. von Therese Huber]. Tübingen 1806 Immermann K. Immermann, Memorabilien. 3. Teil. Hamburg 1843 Italienische Reise — Goethes Italienische Reise. Mit den Zeichnungen Goethes, seiner Freunde Zeichnungen und Kunstgenossen. Neu hrsg. vom Goethe-Nationalmuseum. Leipzig 1925 Jacobi Briefwechsel zwischen Goethe und F. H. Jacobi. Hrsg. von M. Jacobi. Leipzig 1846 Jahn 2 Goethes Briefe an Christian Gottlob v. Voigt. Hrsg. von O. Jahn. Leipzig 1868 JbFDH Jahrbuch des Freien Deutschen Hochstifts JbGG Jahrbuch der Goethe-Gesellschaft J b G G NF Goethe. Neue Folge des Jahrbuchs der Goethe-Gesellschaft Jonas Schillers Briefe. Hrsg. u. m. Anm. versehen von F. Jonas. Stuttgart etc. [1892—1896] JSK Jahrbuch der Sammlung Kippenberg Götze

544

Siglen- und Keil 1 Keil3 Klischnig Knebel, Lit. Nachl. Knesebeck Köpke Körner-Wieneke LA Lager-Kat. Laubmann-Sche ffler LB Leitzmann1 Leitzmann2 Leitzmann7 Lose K. v. Lyncker, Am Weimar. Hofe Marquardt

Matenko-Zeydel-Masche

Mazade F. L. W. Meyer Minor1 Minor2 Mommsen

Abkürzungsverzeichnis

Frau Rath. Briefwechsel von Katharina Elisabeth Goethe. Nach den Originalen mitgeth. von R. Keil. Leipzig 1871 R. Keil, Aus klassischer Zeit. Wieland und Reinhold. Leipzig 21890 K. F. Klischnig, Erinnerungen aus den zehn letzten Lebensjahren meines Freundes Anton Reiser. Berlin 1794 K. L. v. Knebels Literarischer Nachlaß und Briefwechsel. Hrsg. von Κ. A. Varnhagen v. Ense u. Th. Mündt. Leipzig 1835—1836 Bruchstücke aus den hinterlassenen Papieren des Königl. preuß. GeneralFeldmarschalls Carl Friedrich von dem Knesebeck. Zusgest. von A. v. d. Knesebeck]. Magdeburg 1850 R. Köpke, Ludwig Tieck. Erinnerungen aus dem Leben des Dichters nach dessen mündlichen und schriftlichen Mittheilungen. Leipzig 1855 August Wilhelm und Friedrich Schlegel im Briefwechsel mit Schiller und Goethe. Hrsg. von J. Körner und E. Wieneke. Leipzig [1926] Goethe, Die Schriften zur Naturwissenschaft. Hrsg. im Auftrage der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina. Weimar 1947ff. (Leopoldina-Ausgabe) Lager-Katalog Die Tagebücher des Grafen August von Platen. Hrsg. von G. v. Laubmann und L. v. Scheffler. Stuttgart 1900 Landesbibliothek Briefe von Wilhelm von Humboldt an Friedrich Heinrich Jacobi. Hrsg. von A. Leitzmann. Halle 1892 Jugendbriefe Alexander von Humboldts an Wilhelm Gabriel Wegener. Hrsg. von A. Leitzmann. Leipzig 1896 A. Leitzmann, Georg und Therese Forster und die Brüder Humboldt. Urkunden und Umrisse. Bonn 1936 [v. Lose], Schattenrisse edler Teutschen. Aus dem Tagebuche eines physiognomischen Reisenden. Halle 1783 K. v. Lyncker, Am Weimarischen Hofe unter Amalien und Karl August. Erinnerungen. Hrsg. von Marie Scheller. Berlin 1912 H. Marquardt, Henry Crabb Robinson und seine deutschen Freunde. Brücke zwischen England und Deutschland im Zeitalter der Romantik. Nach Briefen, Tagebüchern und anderen Aufzeichnungen (Palaestra 237. 249). Göttingen 1964. 1967 Letters to and from L. Tieck and his circle. Unpubl. letters from the period of German romanticism incl. the unpubl. correspondence of Sophie and Ludwig Tieck. Coll. and ed. by P. Matenko, Ε. H. Zeydel, Β. M. Masche (Univ. of North Carolina Studies i. the Germ, languages and literatures 57). Chapel Hill 1967 M6moires du prince Adam Czartoryski et correspondance avec l'empereur Alexandre I. Preface de Μ. Ch. de Mazade. Tome 1. Paris 1887 F. L. W. Meyer, Friedrich Ludwig Schröder. Beitrag zur Kunde des Menschen und des Künstlers. Hamburg 1819 Aus dem Schiller-Archiv. Ungedrucktes und Unbekanntes zu Schillers Leben und Schriften. Hrsg. von J. Minor. Weimar 1890 J. Minor, Goethes Fragment vom ewigen Juden. Stuttgart und Breslau 1904 M. Mommsen, unter Mitwirkung von K. Mommsen, Die Entstehung von Goethes Werken in Dokumenten. Berlin 1958

545 35

Goethe, Gespräche III

S i g l e n - und Morgenblatt Moritz Moschkau F. v. Müller2 J . G. Müller Nachl. Neujahrsblatt Zürich 1888 Neujahrsstück 1818 Oehlke Overmann Palleske Perthes Pestalozzi Petersen2 Petersen3 Pfeiffer-Belli

Pollmer1

PrK Prot. Monatsbll. Prß. Jbb. Ratjen Reichel Reichlin-Meldegg Reuß J . Richter Riemer, Aphorismen Riemer, Mittheilungen

Abkürzungsverzeichnis

Morgenblatt für gebildete Stände/Leser Reisen eines Deutschen in Italien in den Jahren 1786 bis 1788. In Briefen von Karl Philipp Moritz. Berlin 1792 A. Moschkau, Goethe und Karl August auf dem Oybin bei Zittau. Vom 28. bis 29. September 1790. Leipzig 1879 F. v. Müller, Goethe in seiner ethischen Eigenthümlichkeit. Zweiter Beitrag zu Seiner Charakteristik. Weimar 1832 Johannes v. Müller, Sämmtliche Werke. Hrsg. von J . G. Müller. Theil 5. Tübingen 1810 Nachlaß Neujahrsblatt, hrsg. von der Stadtbibliothek in Zürich auf das Jahr 1888. Zürich [1887] X I V . Neujahrsstück, hrsg. von der Künstler-Gesellschaft in Zürich auf das Jahr 1818. Zürich 1818 Bettina v. Arnim, Sämtliche Werke. Hrsg. von W. Oehlke. Berlin 1920— 1922 A. Overmann, Aus Erfurts alter Zeit. Ges. Aufsätze zur Erfurter Kulturgeschichte. Erfurt 1948 Charlotte. Für die Freunde der Verewigten. Gedenkblätter von Charlotte von Kalb. Hrsg. von E. Palleske. Stuttgart 1879 Friedrich Perthes Leben nach dessen schriftlichen und mündlichen Mittheilungen aufgez. von C. Th. Perthes. Gotha 41857 R. Pestalozzi, Lavaters Fremdenbücher. Neujahrsblatt auf das Jahr 1959. Zum Besten des Waisenhauses Zürich. Zürich 1958 Goethes Briefe an Charlotte von Stein. Hrsg. von J. Petersen. Leipzig 1923 J . Petersen, Die Entstehung der Eckermannschen Gespräche und ihre Glaubwürdigkeit (Deutsche Forschungen 2). Frankfurt a. M. 2 1925 Johann Caspar Goethe. Cornelia Goethe. Catharina Elisabeth Goethe. Briefe aus dem Elternhaus. Erster Ergänzungsband der Goethe-Gedenkausgabe. Hrsg. von W. Pfeiffer-Belli. Zürich 1960 F. W. Riemer, Mitteilungen über Goethe. Auf Grund der Ausgabe von 1841 und des handschriftlichen Nachlasses hrsg. von A. Pollmer. Leipzig 1921 Preußischer Kulturbesitz Protestantische Monatsblätter Preußische Jahrbücher Johann Friedrich Kleuker und Briefe seiner Freunde. Hrsg. von H. Ratjen. Göttingen 1842 F. E. Reichel, Zittau und dessen Umgegend. Ein Führer durch das Lausitzer Oberland und das angrenzende Böhmen. Bautzen 8 1874 Κ. A. Frhr. v. Reichlin-Meldegg, Heinrich Eberhard Gottlob Paulus und seine Zeit. Stuttgart 1853 Eleonore Fürstin Reuß, Friederike Gräfin von Reden. Ein Lebensbild nach Briefen und Tagebüchern. Berlin 1888 Ν. M. Karamsin, Briefe eines reisenden Russen. Aus dem Russischen übertragen von J . Richter (Die Fundgrube 17). München 1966 Briefe von und an Goethe. Desgleichen Aphorismen und Brocardica. Hrsg. von F. W. Riemer. Leipzig 1846 F. W. Riemer, Mittheilungen über Goethe. Aus mündlichen und schriftlichen, gedruckten und ungedruckten Quellen. Berlin 1841

546

S i g l e n - und A b k ü r z u n g s v e r z e i c h n i s Κ. Riesbeck Robinet de Clery Roethe Rohmann Roth SB Schellberg-Fuchs1 Schellberg-Fuchs2 Schiel Schiller E. Schmidt2 SchrGG Schuette Schultheß-Rechberg Schwartz1 SNA SNM STA StG Strodtmann Sydow Trinius Trunz

Tümmler 1

UB Urlichs1 Urlichs2 Verst.-Kat. J . Voigt Voss. Zeitg. WA Wagner1

K. Riesbeck, Briefe eines reisenden Franzosen über Deutschland. 2 1784 FridÄric Soret, Conversations avec Goethe. Documents pr6sent6s par Α. Robinet de C16ry. Paris 1932 G. Roethe, Goethes Campagne in Frankreich 1792. Eine philologische Untersuchung aus dem Weltkriege. Berlin 1919 Briefe an Fritz von Stein. Hrsg. von L. Rohmann. Leipzig 1907 Friedrich Heinrich Jacobi's auserlesener Briefwechsel. Hrsg. von F. Roth. Leipzig 1825—1827 Staatsbibliothek Das unsterbliche Leben. Unbekannte Briefe von Clemens Brentano. Hrsg. von W. Schellberg und F. Fuchs. Jena 1939 Die Andacht zum Menschenbild. Unbekannte Briefe von Bettine Brentano. Hrsg. von W. Schellberg und F. Fuchs. Jena 1942 H. Schiel, Goethe-Tage in Trier. Eine Richtigstellung. Trier 1949 W. Tischbein, Aus meinem Leben. Hrsg. von C. G. W. Schiller. Braunschweig 1861 Caroline. Briefe aus der Frühromantik. Nach G. Waitz vermehrt hrsg. von E. Schmidt. Leipzig 1913 Schriften der Goethe-Gesellschaft M. Schuette, Das Goethe-National-Museum zu Weimar. Große Ausg. d. Führers im Auftrage der Direktion bearb. Leipzig 1910 G. v. Schultheß-Rechberg, Frau Barbara Schultheß, die Freundin Goethes und Lavaters. Zürich 2 1912 K . Schwartz, Landgraf Friedrich V. von Hessen-Homburg und seine Familie. Rudolstadt 1878 Schillers Werke. Nationalausgabe. Weimar 1943ff. Schiller-Nationalmuseum, Marbach a. N. Staatsarchiv Stunden mit Goethe Briefe von und an Gottfried August Bürger. Hrsg. von A. Strodtmann. Berlin 1874 Wilhelm und Caroline v. Humboldt in ihren Briefen. Hrsg. von A. v. Sydow. Berlin 1906—1916 A. Trinius, Thüringer Wanderbuch. Bd 2. Minden i. W. 1888 Goethe und der Kreis von Münster. Zeitgenössische Briefe und Aufzeichnungen. In Zusammenarbeit m. W. Loos hrsg. von E. Trunz. Münster 2 1974 Politischer Briefwechsel des Herzogs und Großherzogs Carl August von Weimar. Hrsg. von W. Andreas, bearb. von H. Tümmler. Stuttgart 1954. 1958 Universitätsbibliothek Charlotte von Schiller und ihre Freunde. Hrsg. von L. Urlichs. Stuttgart 1860—1862 Briefe an Schiller. Hrsg. von L. Urlichs. Stuttgart 1877 Versteigerungs-Katalog J . Voigt, Goethe und Ilmenau. Leipzig 1912 Vossische Zeitung Goethes Werke. Hrsg. im Auftrage der Großherzogin Sophie von Sachsen. Abt. I—IV. Weimar 1887—1919 (Weimarer Ausgabe) Briefe an Johann Heinrich Merck von Göthe, Herder, Wieland und andern

547 35«

Siglen- und A b k ü r z u n g s v e r z e i c h n i s Wagnet 3 Wahl 1 Wahl 2 Wahle Waldeckische Geschichtsbilder Wedekind Weimars Album Weltzien Weniger Wentzel Wickede 1 Wickede2 C. v. Wolzogen 1 Wyttenbach-Müller WZUJ Zastrau Zoeppritz Ztschr. Ztschr. Ver. hess. Gesch.

bedeutenden Zeitgenossen. Hrsg. von K. Wagner. Darmstadt 1835 Briefe aus dem Freundeskreise von Goethe, Herder, Höpfner und Merck. Hrsg. von K. Wagner. Leipzig 1847 Briefwechsel des Herzogs-Großherzogs Carl August mit Goethe. Hrsg. von H. Wahl. Berlin 1915—1918 Goethe. Aufzeichnungen des Freiherrn Carl von Stein-Kochberg. Hrsg. von H. Wahl. Leipzig 1924 Goethes Briefe an Frau v. Stein. Hrsg. von A. Schöll, 3. umgearb. Aufl. bes. von J. Wahle. Frankfurt a. M. 1899—1900 Waldeckische Geschichtsbilder. Festschrift zum 25jähr. Regierungsjubiläum Seiner Durchlaucht des Fürsten Friedrich zu Waldeck und Pyrmont. Greifswald 1918 Th. W. Broxtermann's sämmtliche Werke. Ges. und hrsg. von E. Wedekind. Osnabrück 1841 Weimars Album zur vierten Säcularfeier der Buchdruckerkunst am 24. Juni 1840. Weimar 1840 Memoiren des königlich preußischen Generals der Infanterie Ludwig von Reiche. Hrsg. von L. v. Weltzien. 1. Teil. Leipzig 1857 E. Weniger, Goethe und die Generale der Freiheitskriege. Geist · Bildung · Soldatentum. Neue erweiterte Auflage. Stuttgart 1959 H. Wentzel, Goethe in Schlesien. 1790. Oppeln 1867 Memoiren eines Legitimisten von 1770—1830. Nach handschriftlichen Tagebüchern, Briefen und Aufzeichnungen aus dem Nachlaße des Marquis Henri Gaston de B. . . Hrsg. von J. v. Wickede. Potsdam 1858 J. v. Wickede, Aus alten Tagebüchern. Jena 21871 Caroline v. Wolzogen, Schillers Leben. Verfaßt aus Erinnerungen der Familie, seinen eigenen Briefen und den Nachrichten seines Freundes Körner. Stuttgart und Tübingen 1845 Gesta Trevirorum. Hrsg. von J. H. Wyttenbach und M. F. Müller. Bd 3. Trier 1839 Wissenschaftliche Zeitschrift der Universität Jena, Gesellschafts- und Sprachwissenschaftliche Reihe Briefl. Mitteilung von Prof. A. Zastrau 19. 6. 1965, nach Familienpapieren Aus F. H. Jacobi's Nachlaß. Hrsg. von R. Zoeppritz. Leipzig 1869 Zeitschrift Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde

548

KONKORDANZ B2 Nr.

166 — — — — —

236 a 259 — —

260 —

261 264 262 263 265 266 — —

267") — — — —

232 164 — — — —

B3 Nr. 344 411 455 491 518 630 660 664 757 758 759 760 761 762 763 764 765 766 767 768 769 770 771 772 773 774 775 776 777 778 779") 780

B2 Nr.

BuG 1 ) S. 50 62 50 39 370 -

2

— — — —



)

42 49 2 6 ο 12 48 20 20 21 23 27. 31 29 29 34 29 30 66 70 73 61 1467 36 37

— — — — — — — —

269 — — —

270 — — —

273 271 —

272. 272a 5 ) — — — —

275 274



II 93

B3 Nr. 781 782 783 784 785 786 787*) 788 789 790 791 792 793 794 795 796 797 798 799 800 4 ) 801 802 803 804 805 806 807 4 ) 808 809 810 811 812

BuG S. 49 1482 II 71 III 49 1484. 483. 464 41 1472 —

II 65 II 397 40 41 62 62 40 52 II 363. 366 51 37 50 —

47 53 54 53 52 52 —

1306 63 63 99 87

Band III, wenn nicht anders angegeben Der Wortlaut von B 3 630 findet sich, nach der Originalquelle, o. S. 58 Z. 6 v. u. — 59 Z. 2 und 59 Z. 22—25 3 ) B 2 268 = B 3 1625 folgt in einem späteren Band 4 ) enthält keinen Hinweis auf eine Begegnung mit Goethe 5 ) B 2 272b gehört ins Jahr 1800; B 2 272c findet sich BuG I 425 2)

549

Konkordanz B2 Nr.

B3 Nr.

_

812

— — — — — — — — — —

276 — — — — —

277 —

278 — — —

.— — —

279

— —

280 281a —

281 282 —

283 284 285 — —



94. 96.110. 168 102.110. 167 168 91 92 90 111 94 94 96 97 97 99 99 100 100 101 112 109 111 113 113 206 111 116 117 115. 116.117. 117.118.120. 125 124 129 163 163 166 202 173 172 184 205 517

8491) 850

IT

813 814 815 816 817 818 819 820 821 822 823 824 825 826 827 828 829 830 831 832 833 834 835 836 837 838 839 840 841 842 843 844 845 846 847 848

B2 Nr.

BuG S.

— — — — — — — — .

— — — — — — — — — — — —

286 —

287 288 289 290 291 294 292 293. 295 — —

296 300 —

298 299 —

301 —

301a

1)

Bs Nr. 851 852 853 854 855 856 857 858 859 8601) 861 862 863 864 865 866 867 868 869 8701) 871 872 873 873 874 875 876 877 8782) 879 879 879 880 881 882 882 883 884 885 886 887 888

BuG S. 209 209 209. 210. 210 210 211 211 211 212 213 —

214 214 215 215 217 217 218 220 215. 219 —

253 222 223 223 224 225 225 226 —

228 228 229 229 230 231 330 230.231.231. 232. 235. 237 236 232 233 234 234

enthält keinen Hinweis auf eine Begegnung mit Goethe ή Β3 878 (Schiller an Kömer 20. 8. 1788) geht zurück auf Ridels Brief an Schiller vom 4. 8.1788 (vgl. o. S. 220) und wurde daher nicht aufgenommen

550

Konkordanz B2 Nr.

B8 Nr.

299 a 297

889 890 890 891 892 893 894 895 896 897 898 899 900 900 901 901 902 903 904 905 906 907 908 909 909 910 911 912 912 912 912 913 914 915 916 917 918 919 920 920 920 921 922 923



302 325 — —

303 —

304 307 308 309 —

315 — —

310 306 311 312 —

313 314 316a 318a 316 305 316b —

317 — — —

322 —

323 318 324 — — —

319 2)

BuG S.

Β2 Nr.

236 237 237. 239 239 240 241 242 240 242 242 200. 243 244 244 244 245 245 246 246 247 247 248 248 249 249 249 250 250 247 248 250 250. 251 251 253 255 255 255 258 257 255 256 257 257 257 258

328 320 321 327 a 326 — —

327 330 — — —

329 333 —

339 —

Ν 330a —

331 332 334. 335 —

336 —

338 337 Ν 337a Ν 339 a 358 — .

342 341 344. 345 343 340 348 —

346 347 353 — .



enthält keinen Hinweis auf eine Begegnung mit Goethe beruht auf schriftlicher Mitteilung Goethes 551

B3 Nr. 924 1 ) 925 926 927 928 929 930 931 932 932 933 934 935 936 937 938 939 9401) 941 942 942 942 943 944 945 946 947 948 949 950 951 952 953 954 955 956 957 958 959 2 ) 960 961 962 963 964

BuG S.

265 261 261 261 259 262 262 262 263 267 263. 264 264 269 270 270 275 —

266 271 271 271 272 270 273 273 274 273 275 267 276 277 277 277 278 278 278 281 —

285 285 287 289 290

Konkordanz Ba Nr.

B3 Nr.

349

965 965 966 967 968 969 970 971 972 973 974 975 976 977 978 979 980 1 ) 981 982 983 984 985 986 987 988 2 ) 989 990 991 992 2 ) 993 994 995 996 997 998 999 1000 1001 1002 1003 1004 1005 1005



350 351 — —

352 — — — —

353 a — — — —

354 — —

355 —

356 357 358 a —

358b — — — — — — —

361b — — —

359 359 a —

361a 361 360

B2 Nr.

BuG S. 291 291 292 292 293 293 293 294 296 296 298 306 308 307 317 299

— —

361c —

3623) — — —

364 365 —

365 a — —

366





367 367 a 368 370 369 370 a 370 b

300 300 304 308 310 311.312 312 —



315 317 319

370 c — —

371



319 319 320 321 322 323 325 325 326 327 326 330 330 334

— —

372 373 373 a 374 374 a 375 a 375 379 377 —

378 1779

die Anekdote wird o. S. 303 nach einer anderen Quelle zitiert enthält keinen Hinweis auf eine Begegnung mit Goethe 3 ) B 2 363 = B 3 1291 folgt in einem späteren Band 2)

552

B3 Nr.

BuG S.

1006 1007 1008 1009 10102) 1011 1012 1013 1014 1014 1015 1016 1017 1018 1019 1020 1021 1022 1023 1024 1025 1026 1027 1028 1029 1030 1031 10322) 1033 1034 1035 1036 1037 1038 1039 1040 1041 1042 1043 1044 1045 1046 1046 a

341 350 351 352 —

352 353 354 354 354. 355 358 358 360 360 359 361 363 365 367 367 369 408 370 374 375 377 377 —

381 384 385 394 392 377 401 403 380 404 408 409 412 134.136. 415 422

Konkordanz B2 Nr.

B8 Nr.

BuG S.

378 a 378b 380

1047 1048 1049 1050 1051 1052 1053 1054 1055 1056 1057

423 424 425 429 429 433 438 444 445 447 455 535 453 466 467 469 471 466 479 478 474 484 488 485 487 493 493 484 488 494 493 494 505 540

— —

381 — — — — —

382. 382a-h — — — — — —

383 384 — — —

387 389 388 —

385 386 —

390 390 a —

3922)

1)

2)



1058 1059 1060 1061 1062 1063 1064 1065 1066 1067 1068 1069 1070 1071 1072 1073 1074 1075 1076 1077 1078 —

B2 Nr.



409 448 —

487 a — —

Ν 540a •—



750 — —

973 1153 1619 1677 —

1873 1875 1889 2202 2231 2246 2542 —

2553 2557 2742 2804 2842 2852 a 2946

und späterer Band B 2 391 = B3 1079 gehört in den Dezember 1793 (vgl. BuG IV)

553

B3 Nr.

BuG S.

1125 1126 1130 1200 1220 1298 1304 1328 1442 1616 1691 1915 2130 2276 2417 2916

511 510 4411) 144») 369 4331) 4341) 591) 2881) 334. 348 4061) 761) 4881) 3591) 5001) 551) 1561) 4511) 3571) 411) 3821) 3471) 2011) 362i) 441) 155. 2061) 45 1 ) 41. 421) 512M 500i) 39. 451) 4151) 371) 518

4138 4495 4677 4681 4721 5363 —

5445 6068 6146 — —

6461 6536 6594 — —

NAMENREGISTER Kursive Seitenzahlen verweilen auf Berichterstatter, Aaron 360 Abegg, Johann Friedrich 288 Abeken, Bernhard Rudolf 50. *76. 253 Abel, Johann Gottheit Lebrecht 492 Abraham 347 Achill 111 Ackermann, Gottfried 10 Ackermann, Sophie, geb. Tschorn 10 Adelung, Johann Christoph 352 Adonis 104 Aetius 455 Agamemnon 362 Agincourt, Jean-Baptiste-Louis-George Seroux d' 171 Albacini, Carlo 170 Albany s. Stuart Albrecht der Unartige (der Entartete) 402 Aldobrandini s. Borghese-Aldobrandini Alexander der Große 337. 392. 521 Alexis 32 Alkibiades 486 Allesina, Francisca Clara, geb. Brentano 78 Allesina, Johann Maria 78 Altenstein, Frl. v. 256 Altenstein, Carl Sigmund Franz von Stein zum 400 (?) Althof, Ludwig Christoph 287f. Alton, Eduard Joseph d' 48 Altstadt (Allstedt) = Deckname für Herzogin Anna Amalia auf der Italienreise Alvensleben, Philipp Karl v. 444 f. Ambrosi, Bartolo 77 ff. Amor 278. 350. 501 f. 527 f. Andres, Friedrich Christian 125 Angelika s. Kauffmann Angiolini, Pietro 343 Anhalt-Dessau, Friedrich Erbprinz von 406f. 412 Anhalt-Dessau, Leopold III. Friedrich Franz Fürst (Herzog) von 15. 43. 227f. 285. 350. 388. 405. 412

Seitenzahlen mit * auf

Briefempfänger

Anna Amalia s. Sachsen-Weimar-Eisenach Anthing, Johann Friedrich 309 Antinous 188 Antolini, Giovanni Antonio 203 Antonini, Faustina Annunziata Lucia, geb. di Giovanni 206 (? Römerin) —, deren Onkel 206 (?) Antonius Abbas, der heilige 193 Antonius de Dominis 424 Antreani s. Landriani Apollo 178. 204. 287 f. 298 Appelius, Wilhelm Carl Lorenz 368 Apulejus, Lucius 527 Aquino, Francesco d', Principe di Caramanico 132. 139 Archenholz, Johann Wilhelm v. 84 Arends s. Arens Arens, Johann August 185 f. 295 f. 324 ff. 382 Ariosto, Lodovico 83 Aristodem 95. 107 Aristoteles 486 Arnim, Bettina v., geb. Brentano 432 Arnim, Ludwig Joachim (Achim) v. 48 Arnstedt, v. 390 Arnswald, Christoph Friedrich v. 385 Arnswald, Ludwig v. 385 Arouet s. Voltaire Artois, Karl Philipp Graf von, als König von Frankreich Karl X. 446 (französischen Prinzen). 476 (dito). 491 Artois, Robert Graf von 454f. Asseburg, Amalie v. d. 67 f. 70 f. 73 Attila 228. 455. 524 August, Prinz s. Sachsen-Gotha August s. A. Herder Augustus 198. 340. 474 Ayyub, Sultan 454 (Sultan von Ägypten) B., Henri Gaston Marquis de 540 Bacchus 525 Bachmann, Franz Moritz 371 ff. 375. 378

554

Namenregister Becker, Johann Heinrich Christian Ludwig, eigentl. v. Blumenthal 404 (Darsteller des Hubert) Behaghel v. Adlerskron, Gustav (Deckname: Le Bon) 369 Beilwitz s. Beulwitz Bellini, Giovanni 341. 520 f. Bellomo, Joseph 372. 391 Bellori, Giovanni Pietro 187 (Admiranda Romae) Belmont, ν. 371 ff. 375ff. 381 —, dessen Frau 372 Benincasa, Bartolomeo 524 Bentheim, Johann Georg v. 16.213.241.245. 331ff.518 Berczy, eigentl. v. Moll 207. 207 f. —, dessen Frau 207 f. Berdoni 522 Berg, v. 436 f. Berg, Caroline Friederike v., geb. v. Häseler 254.396 Berg, Luise v. 254 Berger, Christian Gottlieb 165 Berio, Francesco Marchese di 129 Berlepsch, Emilie Dorothea Friederike v., geb. v. Oppel 368. 370 (?). 376. 389. 395 Berlepsch, Friedrich Ludwig v. 363f. 370 (?). 391 Berlepsch, Fritz v. 391 Bernstein, Johann Gottlob 364 Bernstorff, Charitas Emilie Gräfin v., geb. v. Buchwald 380.400 Beroldingen, Franz Cölestin v. 396 Bertram, A. F. 303 Bertuch, Friedrich Johann Justin 18ff. 22. 23. *23. 26. 27. 220. *253. 265. 279. 282. 282ff. 383. 403. 411. 416 Beulwitz, v. 221 Beulwitz, Caroline v. s. Wolzogen Beulwitz, Friedrich Wilhelm Ludwig v. 232. 351. 412 Beust, Carl Leopold Graf v. 221. 271. 278. 282. 309. 321. 351. 412. 423 Beust, Christiane Charlotte Luise Gräfin v. 296. 306 Beust, Friedrich Wilhelm Graf v. 221 Beyer, Adolf 65 Beyer, Constantin 3. 242. 317f. Bianchetti 522 Bianchi, Francesco 521 ff.

Bachoff ν. Echt, Henriette Caroline Gräfin 4. 217 Backov s. Bachoff v. Echt Baden, Amalie Friederike Prinzessin von, geb. Prinzessin von Hessen-Darmstadt *294 Baden, Karl Friedrich Markgraf (Kurfürst, Großherzog) von 249 Baldauf, Carl Gottfried 311. 327 f. 372 f. 375 Balsamo, Feiice 134ff. 136. 137ff. 418f. Balsamo, Giovanna Guiseppe Maria s. Capitummino Balsamo, Guiseppe, gen. Alessandro Graf Cagliostro 134ff. *136. 137ff. 417ff. Balsamo, Lorenza Feliciana 418 Balsamo, Pietro 418 Bandinelli, Baccio, eigentl. Bartolommeo Brandini 204 Barchfeld s. Hessen-Philippsthal-Barchfeld Barner, v. 309 Bartels, Johann Heinrich 147 Bartsch s. Batsch Basaiti, Marco 339 Bassano, Giacomo 520 Batsch, Amalie, geb. Pfündel *12. *17. *34 Batsch, August Johann Georg Carl 12. 12. 16. 17.34. *62. 62. *218.218. 251. *265. 265. 298. *309. 320. 320f. *320. *325. *352. 402. 517 Baudissin, Caroline Adelheid Cornelia Gräfin v., geb. v. Schimmelmann *59 Bauer 314 Bayern, Karl Theodor Philipp Kurfürst von 74 Bayreuth, Christian Friedrich Karl Alexander Markgraf von Ansbach 531 Bazire, Claude 485 Beaulieu-Marconnay, Henriette v., geb. v. Egloffstein, gesch. Gräfin v. Egloffstein 46f. 213. 213 Beaumont, Francis 370 (Stille Wasser sind tief) Beccaria-Bonesana, Cesare Marchese di 118 Bechtolsheim, Emil v. 364 (?). 451 Bechtolsheim, Gustav v. 364 ( ?) Bechtolsheim, Johann Ludwig v. Mauchenheim gen. v. 7. 364. 386. 397. 399 Bechtolsheim, Juliane (Julie) Auguste Christiane v., geb. Gräfin Keller 364. 451. 507 Beck, Heinrich 369 f. 373. 408 Beck, Josepha, geb. Scheefer 370 555

Namenregister Boublick s. Boblick Bouflers, Stanislas Marquis de (le chevalier de Bouflers) 425 Bouille, Franjois-Claude-Amour Marquis de 439 Bourgeois, Francois 411 Brackhof s. Brokoff Bräuner s. Breuner Braschi Onesti, Luigi Conte, Duca di Nemi 101 Braschi Onesti, Romualdo Conte di 101 Braunschweig, Auguste Herzogin von, geb. Prinzessin von England 24 Braunschweig, Ferdinand Herzog zu 283 Braunschweig, Friedrich Wilhelm Prinz (Herzog) von 462.465 Braunschweig, Karl Georg August Erbprinz von 24. 341 f. 520ff. 526 Braunschweig, Karl Wilhelm Ferdinand Herzog von 439 ff. 448 f. 459. 465. 477 (Feldherrn) Braunschweig, Ludwig Ernst Herzog zu 24ff. 30 Breithaupt *507 Brenn, Ernst Friedrich v. 371 Brentano, Clemens 60 Brentano, Maximiliane, geb. v. La Roche 432 Breuner, Karl Graf v. 524 (?) Bridel-Brideri, Samuel Elias v. 22 Briening s. Brüningk Brockenburg, Christian Albrecht Günther v. 232 Brokoff, Ferdinand Maximilian 360 Brown, Peter Hume 168/. Broxtermann, Theobald Wilhelm 431 Brühl, Christine Gräfin v., geb. Schleierweber *5f. 19. 24 Brühl, Hans Moritz Graf v. 19. 22. 24 Brüningk, Christian August v. 407 Brutus, Marcus Junius 269 Brydone, Patrick 148 Buchholz, Frau 274f. Buchholz, Wilhelm Heinrich Sebastian 276. 390. 396. 402. 410 Bueil, Gräfin, geb. de Belsunce 491 Bülow, v. 369 Bürger, Gottfried August 61. *287. 287. 287ff.376 Büry s. Bury Büttner, Christian Wilhelm 12. 63. 218. 243. 258. 266. 276. 298. 380. 403. 518

Bibra, V. 305. 373. 376 f. Bibra, v. 350 Bibra, Carl Friedrich Wilhelm Gottlob v. 405 Biedermann, Woldemar v. *289f. Bileam 394 Biscari, Principessa di 146 Biscari, Anna, Principessa di Poggio Reale 147 Biscari, Ignazio Paternö Castello Principe di 146 f. Biscari, Vincenzo Principe di 146ff. Blochmann, Karl Justus 431 Blotho s. Plotho Boas, Eduard 289 Bobe, Louis 422f. Boblick, Heinrich Adolf v. 8. 277. 323 Boblick, Karl Heinrich August v. 219 Bode, Johann Joachim Christoph 22. 30. 216. 220. 226. 282. 285. 318f. 324. 341. 351. 364. 368 f. 373. 376. 380. 387. 389 f. 395. 400. 405. 420 ff. Bodd, Wilhelm v. 24 Bodmer, Johann Jakob 394 Bötking, Dorothea, geb. Nießen 481 f. Böcking, Ludwig 480 ff. Böckmann, Johann Lorenz 284 Böheim (Behaim ?), Frau 348 Böhmer, Georg Friedrich v. 348 Börner, Carl Gustav *166 Böttiger, Karl August 40. 48. 50jf. 62. 134. 136f. 144. 334f. 348. 391. 392ff. 401ff.409ff. 441. 494. 510/. Böttiger, Karl Wilhelm 391. 494 Böttner s. Büttner Bohemund 330 Bohl, Johanna Susanna 11.19. *173. 271. 276 —, deren Enkel 19 Boisseree, Sulpiz 206 Bolongaro, Guiseppe Maria Marco 78 Bombelles, Angelica v., geb. de Mackau 524 Bombelles, Marc-Marie Marquis de 341 f. 450 f. 524 Bon s. Behaghel v. Adlerskron Bonifatius 32 Bonifazio Veronese, eigentl. Bonifazio di Pitati 339 Bonnet, Charles 490 Borch, Michel Jean Graf v. 148 Bordone, Paris 89 (statt Pordenone) Borghese-Aldobrandini, Paolo Principe di 172.178

556

Namenregister Cassius Longinus, Gajus 269 Castell, Robert 417 Casti, Giambattista 170 Castor 411.531 Cattaneo, Graf v. 524 —, dessen Frau 524 Cenci, Beatrice 254 Cesarei, Francesco Torquato Graf 84 f. 87 Cestius, Cajus 517 Chabot, Francis 485 Chalmers s. Chambers, W. Chambers 216ff. 223ff. Chambers, William 417 Chasot, Friedrich Ulrich v. 291. 314. 364. 372 Chester 315 Chodowiecki, Daniel Nikolaus 35 Christen, Joseph 205 Christian, Prinz s. Hessen-Darmstadt Christopherus 31 Chryselius, Johann Wilhelm 280 Ciesielski 66 Cima, Giovanni Battista, gen. Cima da Conegliano 341 Cimarosa, Domenico 170. 343. 399 (Theatralischen Abendtheuer). 526 Claudius, Matthias 4 Clauer, v. 368 Clausen 379 Clementi (auch Rosenberg gen.) 507 Clerfayt, Frangois-Sebastien-Charles-Joseph de Croix, Comte de 447 Clermont, Friederike v., später verh. Jacobi 494 Cleve, Johann Friedrich 24 ff. Cley 223 Clomes, Peter 474 Cölla, Heinrich 89 Collina, Filippo 186.195.197 Collina, Piera Giovanna 87f. (Hausleute). 102 (Wirthin). 195 (Alte) Collina, Sante Serafino 87f. 195 (Alter). 196f. Colonna, Philipp Graf v. 354 Conde, Louis-Joseph de Bourbon, Prince de 432 Conradi 436 f. Corbet, Gasbetti (?) 396 Corbiere s. Courbiere Cordova, Filippo Benedetto de 133 (Abt) Corf s. Joff

Buff, Amalie s. Ridel Buren (?), Graf v. 309 Burgmüller, August Friedrich 60 Burgsdorff, Friedrich Wilhelm v. 406f. (?) Bury, Friedrich 87 (Mahlern). 111. 169 (Landsleute). 170.174.187 ff. 194.194f. 199/. 203. 203. 226. 226. 240. 243. 248. 340. 342ff. 343f. 528 Busch s. Bussche Bussche, Ernst Philipp Karl Ludwig v. d. 318f. (?) Bussche, Wilhelm Christian v. d. 318f. (?) Cacault, Franz 163 Caesar, Gaius Julius 53. 269 Cagliostro, Alessandro Grat v. s. Balsamo Cagliostro, Guiseppe 418 Calderari, Ottone Maria 525 Callenberg, Graf τ. 221 Calterari s. Calderari Calvi, Jacopo Alessandro 208 Cambridge, Adolphus Frederick, Duke of 252 (Englischen Prinzen) Campe, Elisabeth 22 Campe, Joachim Heinrich *97ff. *109. *173f. *184f. *203. 203 Camper, Gilles Adrian 189. 191 f. Camper, Petrus 191. 493 Camuccini, Pietro 180 Caparolini, Rugantino 226 Capitummino, Antonietta 137.138 (?). 139. 140 f. (?). 419 Capitummino, Giovanna Giuseppe Maria, geb. Balsamo 134ff. 418ff. Capitummino, Guiseppe 136f. 139f. 419 Capitummino, Teresa 137. 138 (?). 139. 140 f. (?). 419 Capra, Familie di 342 Caracalla, eigentl. Marcus Aurelius Antoninus Bassianus 112 Caramanico, Fürst s. d'Aquino Carl 199f. Carl August s. Sachsen-Weimar-Eisenach Carpaccio, Vittore 341 Carracci, Agostino 178 Carracci, Annibale 178. 203 Carracci, Lodovico 178 Casanova, Johann 352 Casot s. Chasot Cassas, Louis-Frangois 175

557

Namenregister Dies, Albert Christoph 111. 171 Dieten s. Diede Dincklage, Max Friedrich v. 363 Dischbein s. Tischbein Dittmar, Siegismund Gottfried 26f. 31 ff. Döderlein, Johann Christoph 241 Doli, Johann Veit 304 Dönhoff, Sophie Gräfin v. 410 Döring, v. 371 Döring, Heinrich 318/. Dohm, Christian Wilhelm v. 491. 494. 493. 499 Dohm, Henriette v., geb. Helwing 491 Dolomieu, Deodat-Guy-Silvain-Tancrede Gratet de 99. 189 f. 396 Donop, (wohl Georg Carl Wilhelm Philipp) v. 350 Dürckheim, Graf v. (Graf v. Türckheim ? s. d.) 310 Dürckheim, Franz Christian Eckbrecht v. 310 Dürer, Albrecht 334. 347 Dufour-Feronce, Jacques Ferdinand 203 Dumouriez, Charles-Franfois 459. 484. 493 Dupre 522 —, deren Schwester 522 Dussly 209 Dyck, Anthonis van 35. 347

Coriolanus, Gnäus Marcius 528 Cornaro, Marco Cornelio 80 (Bischof) Correggio, Antonio da, eigentl. Antonio Allegri 1% Coudenhove(n), Franz Karl Maria Ludwig (Graf) v. 422 Coudenhove(n), Sophie (Gräfin) v., geb. Gräfin v.Hatzfeld 263. 491 f. Courbiere, Guillaume-Rend Baron de Homme de 466 ff. Cranach, Lucas, d. ä. 347 Cranaiz, v. 400 Cremonesi 100 Cumberland, Ernest Augustus, Duke of, später König von Hannover 252 (Englischen Prinzen) Cuniglione s. Cima da Conegliano Curtius Rufus 278 Custine, Adam-Philippe Comte de 477 f. 492 Czartoryski, Adam Casimir Fürst 66 Czartoryski, Adam Georg Fürst 66 Dacheröden, v. Familie 132 Dacheröden, Caroline v. s. Humboldt Dalberg, Carl Theodor Anton Maria v. 21 f. 43f. 43. 132. 245 (künftige Kurfürst). 247. 295. 309. 318f. 366f. 375. 385. 387. 389. 399. *431 Dalberg, Johann Friedrich Hugo v. 217. 229 f. 237. 239 f. 244 f. 247ff.256 Dalberg, Maria Elisabeth Auguste v., geb. Ulner v. Dieburg 399 Danckelmann, Adolph Albrecht Heinrich Leopold (Graf) v. 355 Danckelmann, Ludwig Philipp Gottlob v. 244 254. 371. 376 Daniel s. Volterra Dannecker, Johann Heinrich (v.) 205 Darbes, Joseph Friedrich August 5 Darius III. Codomannus 337. 521 —, dessen Familie 337. 521 David 527 Denon, Dominique-Vivant Baron 342 Deussing 302 Diderot, Denis 8 (Grenadierhauptmann). 308 Diede zum Fürstenstein, Margareta Constantia Luise v., geb. Gräfin v. Callenberg 195. 215. 516 Diede zum Fürstenstein, Wilhelm Christoph v. 195. 214f. 215. 516

Eberhard, Johann August 12 Ebert, Johann Arnold 388 Eberting s. Everdingen Eckardt, Johann Ludwig (v.) 246. 407 ff. Eckermann, Johann Peter 41 ff. 61. 362. 424. 312ff. 518 Egloffstein, Caroline v., geb. v. Aufseß 306 Egloffstein, Christian v. 213 Egloffstein, Henriette v. s. Beaulieu-Marconnay Egloffstein, Julie v. 347. 357 Egloffstein, Sophie v., geb. v. Thüna 213 Eichhorn, Johann Gottfried 8. 14. 221. 241. 258 Einsiedel, v. 381 Einsiedel, Detlev Karl Graf v. 219 —, dessen Sohn 219 Einsiedel, Friedrich Hildebrand v. 10. 24. 41. *186. 222. 226. 226. 340 (Gefolge). 343ff. 349. 385. 395. 397f. 400. 406. 527f. 530f. Eisenschmidt, H. 41 Ekkehard, Abt 402 Elektra 262

558

Namenregister Elisabeth, Erzherzogin s. Österreich Elsholtz, Franz v. 206 Endter, Susanna Helena Margaretha v., geb. v. Holzschuher 348 (? seine Schwester) Endymion 460 England, Prinz von s. Cambridge, Cumberland, Sussex England, Georg III. König von 19 Engling, Johann 474 Enslen, J. C. 17 (? einer aus Schwabischhall?) Erdmannsdorff, Friedrich Wilhelm v. 388 Erff s. Erffa Erffa, Gottlieb Friedrich Hartmann v. 217. 219 Ernst s. Stein, E. v. Eschenburg, Johann Joachim 422 Everdingen, Allart van 529 Eybenberg, Marianne v., geb. Meyer 124 Fabius Maximus Cunctator, Quintus 458 Fabri, Johann Ernst Ehregott 283 Facius, Friedrich Wilhelm 297. 304. 374 Färber s. a. Ferber Färber, Johann David (s. a. J. N. Trabitius) 7 f f . 11. 14. 16. 18/. 28.34.213. 237. 241. 245. 247. 251. 253. 298f. 311. 313f. 317f. 320J. 330. 334. 349. 352. 364ff. 377f. 421. 423f. Falk, David Wilhelm *425 ff. Falk, Johannes Daniel 38f. 55. 72. 425ff. Fantoni, Giovanni 202 Faustina s. Antonini Favrat, Frangois Andre de, Jaquier de Bernay 27 Feder, Johann Georg Heinrich 387 Ferber, Johann Jakob 396 Ferdinand, Herzog s. Braunschweig Feronce v. Rotenkreutz, Jean-Baptiste *185f. 185 f. Fichard, gen. Baur v. Eyseneck, Johann Karl v. 396 Fichte, Johann Gottlieb 288 Fichtel, Johann Ehrenreich v. 396 Fieschi Ravaschieri, Filippo, Principe di Satriano 122 f. Fieschi Ravaschieri, Teresa, Principessa di Satriano, geb. Filangieri 120 (Prinzessin***). 122 ff. Filangieri, Caroline, geb. Gräfin Fremdel 120. 123f.

559

Filangieri, Gaetano 118. 120. 123f. Fiorillo, Johann Dominicus 406 Fischer, Johann Heinrich (v.) 521 Fischer, Johann Karl 461 (irrtümlich für : Gehler). 475 (dito) Fletcher, John 370 (Stille Wasser sind tief) Fordyce, George 413 Fornarina 171 (Geliebte des Raphael) Forster, Johann George Adam *322. 397. 433 f. 437 Forster, Therese, geb. Heyne, später verh. Huber 433 f. Forsyth, William 397 Fouqui, Friedrich Heinrich Karl de la Motte 42 Franck, J. 12 (?) Franckenberg, Friederike v., geb. v. Rüxleben 21 f. 240. 262. *307f. 309. 368 f. Franckenberg, Sylvius Friedrich Ludwig v. 21. 66. 255. 309. 369. 430 (Gothaischen Commissario). 508. 510 Frankreich, Heinrich IV. König von 347 Frankreich, Karl X. König von s. Artois Frankreich, Ludwig IX., der Heilige, König von 454 f. 458 Frankreich, Ludwig XIV. König von 235. 436. 457 Frankreich, Ludwig XVI. König von 21. 457 Frankreich, Ludwig XVIII. s. Provence Frankreich, Maria Königin von, geb. de'Medici 347 Franz von Assisi 87 Freisleben, Carl Friedrich 311 Friedel s. Ridel Friedrich I. Barbarossa 402 Friedrich II. s. Preußen Friedrich mit der gebissenen Wange 402 Fries, Joseph Johann Graf v. 170f. 174 Friesen, Hermann v. 206 Fritsch, Adolph Wilhelm v. 407 Fritsch, Amalie v., geb. v. Lyncker 4 Fritsch, Carl Wilhelm v. 41. 44 Fritsch, Friedrich August v. 44 Fritsch, Jakob Friedrich v. *6f. 7. *13. 13. 42. 44f. 57f. *184. 254. 295. 308. 319. *330ff. 363. 380. 382. 386. 407. 422. 424. 427. 430. 508f. 510 Fritsch, Ludwig Heinrich Gottlieb v. 375. 435. 436f. 474. 474f. 478 Fritz s. Bury, Jacobi, v. Stein

42. 369.

Namenregister Fürstenberg, Franz v. Funck, v. 379

488. 498. 501. 503

Funck, Karl Wilhelm Ferdinand v.

Göchhausen, Ernst August Anton v. 300JJ. 303. *310 Göchhausen, Luise v. 2. 24. 62. 224. 226. 256. 279. 279. 340ff. 340. 343ff. 344ff. 346ff. 348f. 349. 378. 397f. 400f. 520ff. Goecking, Johann 302 —, dessen Frau 302 Goeckingk, Leopold Friedrich Günther (v.) *287 Göritz, Ludwig Friedrich 514f. Goertz, Caroline Gräfin v., geb. v. Üchtritz *215. *376. *391 Goertz, Johann Eustach Graf v. Schlitz gen. v. *43 Göschen, Georg Joachim *18ff. 18. *23. 23. *26. *33. 70. 176. *214 (?). 313. 380 Goethe, August v. 48. *165. 330. 365ff. 372. 509. 511 Göthe, Eric Gustaf 517 Goethe, Johann Caspar 53 Goethe, Katharina Elisabeth, geb. Textor 49. *50. 63. 113 f. 431. 432. 432 ff. Gotting, Franz 15 Göttling, Johann Friedrich August 385 Götze s. a. Goeze Goetze 301 Götze, Johann Georg Paul 297. 313. 334ff. 339. 435f. (Diener). 445 (Diener). 449 (Bedienten). 452. 467f. 480. 481 f. 482f. 483f. 505. 506. 519f. Götze, Johann Gottfried 297 Götze, Johann Gottlieb 33 Goeze, Johann August Ephraim 403 Gohren s. Gore Goliath 527 Gonzaga, Herzoge von 527 Gordon, Sir Charles 217f. Gore, Charles 165. 218ff. 388ff. 399f. 404f. 421 .423. 425 Gore, Elisabeth Maria 215. 218ff. 278. 350. 388f. 390 (?). 404f. 421. 423. 425 Gore, Emilie 67.215.218ff. 350.388f. 390 (?). 404f. 421. 423. 425 Gose, v. 386 Gotsch, Gotthold Friedrich v. 476 (Sohn) Gotsch, Raphael v. 476 Gotter, Friedrich Wilhelm 3. 43. 275. *335. 368. 387. 400 (?) Gottfried s. Herder Gottfried von Bouillon 457

425

Gaertner, Joseph 312 Gallitzin, Adelheid Amalia Fürstin, geb. Gräfin v. Schmettau *67. 488. 497. 497ff. *498. 499 ff. *500 Gallitzin, Dmitrij Prinz v. 501 Gallitzin, Marianne Dorothea Prinzessin v. 501 Gambs, Karl Christian 370 Ganymed 527 Garve, Christian 27. 162. 358. 360 Gasbetti Corbet (?) 396 Gedike, Ludwig Friedrich Gottlob Ernst 354 Gehler, Johann Samuel Traugott 461 (dort irrtümlich: Fischer). 475 (dito) Geiserich 228 Genast, Anton 380. 391. 404. 422 Genast, Eduard Franz 380. 404. 422 Genovesi (?) 100 Georg, der heilige 89 Gerhard de Campis s. van Wou Gerio 143 Germar, Wilhelm Heinrich y. 275. 388 Gern, Johann Georg 378 Gerning, Johann Isaak (v.) 163. 437 Gersdorff, Ernst Christian August y. 477 Geßler, Carl Friedrich Graf v. 352 Geßner, Conrad 168 f. ( ?) Geusau, Karl τ. 305 Gioeni, Giuseppe 148f. 396 Giorgione, eigentl. Giorgio da Castelfranco oder Giorgio Barbarelli 339 Giovane, Juliane Herzogin v., geb. v. Mudersbach 162f. Giovanni 134ff. (Schreiber). 418 (Schreiber). 420 (Begleiter) Girn s. Gern Glagau, Otto 155. 168. 206 Gleichen-Rußwurm, Friederike Sophie Dorothee v., geb. v. Holleben 365 Gleichen-Rußwurm, Wilhelm Heinrich Karl v. 365 Gleim, Johann Wilhelm Ludwig *53f. *240. *403 Gneisenau, August Wilhelm Anton Graf Neithart v. 360

560

Namenregister Halder auf Mollenberg, Johann Georg v. 531 Halder auf Mollenberg, Magdalena Barbara v., geb. v. Köpf 531 Halder v. Mollenberg, Johann 531 f. Haller, Albrecht v. 414 Haller v. Hallerstein, Johann Sigmund Christoph Joachim 347 Hamann, Johann Georg 500 Hamberger, Julius Wilhelm 387 Hamilton, Lady Emma, geb. Lyon; vor ihrer Ehe gen. Miss Hart(e) 159f. Hamilton, Sir William 159f. 279 Hammerdörfer, Karl 273 Hannibal 130 (itrrtüml. statt Hasdrubal). 184 Hardenberg, Georg Adolf Gottlieb Graf v. 25 Hardenberg, Georg Friedrich Philipp v. (Novalis) 371 Hardenberg, Georg Gottlieb Leberecht v. 21f. Hardenberg, Karl August Fürst v. *25 Harrach, Carl Borromäus Graf v. 66 Harrach, Johann Nepomuk Ernst Graf v. 66 Harrach, Marie Josephe Eleonore Gräfin v., geb. Prinzessin v. Liechtenstein 66. 94f. 414 Harte s. Hamilton Härtung 315 Hasdrubal 130 (statt Hannibal) Hatzfeldt, Franz Ludwig Graf v. 221 (?) Hatzfeldt, Hugo Franz Graf v. 221 (?) Haugwitz, Christian August Heinrich Kurt Graf v. 354 (?). 477 Haugwitz, Friedrich Wilhelm Leopold Graf v. 354 Haugwitz, Johann Anton Graf v. 354 Haugwitz, Otto Graf v. 354 Haus, Jakob Joseph v. 161 Heigelin, Christian 163 Heinicke, Samuel 345 Heinitz, Anton Friedrich v. *267 Heinrich IV., Kaiser 524 Heinse, Johann Jakob Wilhelm *111. 269 (Ardinghello). 491 Heinze, Johann Michael 285 (Director) Heinzelmann 524 Helena 166f. Helmershausen, Paul Johann Friedrich 422. 479 Helvig, Amalie v., geb. v. Imhoff 48. 347 Hemsterhuis, Franz 67. 501 f. Hendrich, Frl. v. 4

Gottschalg, Johann Sebastian 228 Gottstein 436 Goullon, Rene Francois 340 (Gefolge). 344. 346. 532 Grävemeyer, Molly v., geb. v. Hugo 70}. 111 Graff, Anton *219 Graß, Carl Gotthard 374f. 377. 429 Graun, Elisabeth *341 Gregor I., Papst 526 Griesbach, Friederike Juliane, geb. Schütz 252 f. 261. 407 Griesbach, Johann Jakob 14. 16. 61. 241 f. 252f. 292. 298. 312. 331. 333. 405. 407. 423 Grimm, Friedrich Melchior (Baron v.) 491 f. Gronau, Wilhelm 494 Großmann, Gustav Friedrich Wilhelm 387 Grothaus, Nikolaus Anton Heinrich Julius v. 443 (? y. Hompesch gemeint?) Grothus s. Grothaus Grünne-Pinchard, Philipp Ferdinand Wilhelm Graf v. 70 Grund, Johann Jacob Norbert 97 Gruner, v. 311 Gruner, Christian Gottfried 13 Guercino, eigentl. Giovanni Francesco Barbieri 242. 310 Güssefeld, Franz Ludwig 226. 379 Guglielmi, Pietro Alessandro 164. 406f. Guido s. Reni Guts-Muths, Johann Christoph Friedrich 387 Guttenhoff s. Coudenhove Gyldenstubbe, Alexander Georg Anton v. 517 Gyrowetz, Adalbert 112f. 163f. Haas 348 Hackert, Georg Abraham 120f. Hackert, Jakob Philipp 91. 117. 125. 160. 165 f. *165. 531 f. Hadrava 164 Hähling, Tobias Friedrich 220 (Kammerdiener). 300 Hagar 347 Hagemeister, Johann Gottfried Lukas 265 (die Jesuiten) Halder auf Mollenberg, Georg Walter v. 531 (Bruders) Halder auf Mollenberg, Johann Christoph v. 531 Halder auf Mollenberg, Johann Friedrich v. 531 561 36 Goethe, Gespräche III

Namenregister Hendrich, Franz Ludwig Albrecht v. 291. 296. 377 Hendrich, Sophie Christiana Johanna v., geb. v. Poseck 349 Hennings, Justus Christian 13f. Henriette s. Knebel Hensel, Wilhelm 323 Hephästion 521 Herbert, Franz Paul v. 369 Herd s. Herda Herda, Frl. v. 398 Herda zu Brandenburg, Bernhardine Sophie Friederike v., geb. v. Holleben 291 Herda zu Brandenburg, Carl Christian v. 249. 291. *300. 303 Herder, Adelbert (v.) 228 Herder, August (v.) 68. 73. 227. 229. 241. 241f . 245. 245. 251. 251. 254. 265. 277f. 281. 295.297.300.307.329.350.377.407.430.517 Herder, Caroline (v.), geb. Flachsland 1 f. 24. 29. 45. 5 3 f f . *63. 66. 68f. 72. *94. *96. *101. *200. 200. 216. 217. *223. 223ff. 229ff. 229ff. *230. 232f. 233. 235ff. 235ff. 239f. 239. 242. 242ff. *243. 244. 245. 247ff. 253ff. 259. 262ff. 262. 265. *267. 271f. *271f. 273. 273f. 276ff. 276. 284ff. 290ff. 293. 293f. *294. 296. 306ff. 317. 325. 329. *339f. 351. *352f. *357. 389. 403. 421. 430. 494. 510 Herder, Emil (τ.) 228. 262 Herder, Gottfried (v.) 223.229.229.244.254. 278. 297. 307. 385. 407 Herder, Johann Gottfried (v.) Iff. *4. 6. *8. 8ff.20. *21 f. 23ff.25. 26.29 f. 38.40 f. 43. 45. 48. *51. 52ff. 54. 55ff. 59. 60. *62. 62. 64. 66ff. 67f. 69 f. *69. 70. 71 f. *94. *96. 99. *101.103. *108. *110f. llOf. 162. *166. 194. 200. *200. 212.215. 215ff. 222f. *223ff. 223f. 226ff. *226ff. 230. *230ff. 230f. *235ff. 235f. *239ff. 240. *242ff. 243ff. 243. *245ff. 248. *249ff. *253ff. 255 f. *256f. *259. 259. *261 ff. 263. *264ff. *271ff. 273f. *275ff. *281. *284ff. 285f. *290ff. 290ff. *293ff. 297. 299. *300. 304ff. *311f. 313. 314ff. 316. 317f. 321 f. 324ff. 329f. *329f. *334. 345. *345f. 350 f. *351 ff. *355. *357. 363 ff. 370. 370ff. 377. 377ff. *387. 388f. 391. 394f. 398ff.406f. 421. 423. *424. *429. 431. *485. 494 —, dessen Kinder 72. 229. 239. 243. 262. 274. 276. 291. 306ff. 325. 329

Herder, Luise (v.) 285 Herder, Wilhelm (v.) 277. 307 Herkules 161. 297. 503. 526. 528 Hermes, Johann Timotheus 353. 533 f. Herodes Antipas 337 Heron 16f. 19f. 24f. 27 Hertel, Johann Friedrich 300 Herzan, Franz Graf zu Herzan (Hrzan) und Harras 113/. 197 Herzen, Alexander Iwanowitsch 455ff. Hessen-Darmstadt, Christian Ludwig Prinz von 367ff.371ff.397. 399 f. Hessen-Homburg, Friedrich V. Landgraf von 249 Hessen-Philippsthal, Prinz von 425 Hessen-Philippsthal-Barchfeld, Adolf Landgraf von 248 (?). 385f. Hessen-Philippsthal-Barchfeld, Luise Landgräfin von, geb. Prinzessin von Sachsen-Meiningen 385 f. Hetzler, Johann Ludwig 432 Heusinger, Johann Heinrich Christian 303 Heymann, Friedrich August Thomas v. 449 Heymann, Fritz 478 Heyne, Christian Gottlob *20. *221. 306. 350f. *423. 424 Hiero II. 198 Himburg, Christian Friedrich 18 Hirschfeld, Christian Cay Lorenz 416 Hirt, Alois Ludwig 90. *90. 101. U l f . 114. 176. 204f. 226. 243. 245 Hock s. Hooch Hönning, Johann Christian Ehrenfried v. 400 Hoffmann, Christoph Ludwig 492 Hoffmann, Johann Wilhelm 73 Hoffmann, Karl Christoph (v.) 388 Hofmann 348 Hohenlohe-Ingelfingen, Georg Friedrich Heinrich Prinz von 310 Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein, Joseph Christian Franz Karl Ignaz Fürst von 355 (Coadjutor) Holleben, Karoline v. 365 Holtzendorf, Karl Friedrich v. 359 Holzer, Johann Evangelist 531 Holzschuher, Johann Carl Siegmund v. 346 ff. Holzschuher, Sophie Marie v., geb. Kreß v. Kreßenstein 348 Holzschuher v. Harrlach, Susanna Regina, geb. v. Holzschuher 348 (? seine Schwester)

562

Namenregister Jacobi, Clara Franzisca 491 Jacobi, Friederike, geb. v. Clermont s. Clermont Jacobi, Friedrich Heinrich *4. 4. 60. 87. *268. *322. *421. *424. *430. 431. *431f. 484ff. 484. 487f. *487. 488f. 491. 493ff. 493ff. *493. *495. *497. 498. 499. 504f. *510. 510 Jacobi, Georg Arnold 484. 494 Jacobi, Helene 484. 487. 487. 491 Jacobi, Helene Elisabeth, geb. v. Clermont 491 Jacobi, Johann Georg *488. 493 Jacobi, Karoline, geb. v. Clermont 494 Jacobi, Maria, geb. Müller *488 Jacquier, Frangois 108 Jäger, Johann Wilhelm Abraham 432 Jagemann, Caroline 42 Jakobus der Ältere 81 Jean Paul s. Richter Jehova 511 Jenkins, Thomas 105. 171. 179f. 182f. Jesus von Nazareth 32. 51. 157f. 336. 338. 474. 498. 520. 528 Joff, Jacob 419 (statt: Corf) Johannes Evangelista 528 Johannes der Täufer 337 Joinville, Jean Sire de 454 (Geschichte Ludwigs des Heiligen). 455. 458 Jolliot, Philipp Johann Karl 437 f. Jonchiere s. Jonquieres Jonquieres, Carl v. 521 Joseph 125 Joseph II., Kaiser 76. 78. 118. 186. 244. 349 Juno 112.169 Jupiter 146. 531 Justinian II., Kaiser 410f.

Homer 121. 146 Hompesch, v. 443 (? statt v. Grothus ?) Hooch, Pieter de 531 f. Hotaz 52. 387. 409 Hormayr, Josef v. 335 Houdon, Jean-Antoine 392 Houel, Jean-Pierre-Louis-Laurent 392 Hoyer, Cornelius 218. 219. 304 Hoym, Carl Georg Heinrich Graf v. 353 f. Huber, Ludwig Ferdinand 433. 434 Hudelist, Joseph v. 113f. (deutscher Sekretär) Hübel 534 f. Hufeland, Christoph Wilhelm Friedrich 220. 403. 412ff. 414 Hufeland, Gottlieb *6.253. *273.282f. *282ff. 285. *304. *327. 327. 355. *381. 381. *403 Hufnagel, (wohl:) Wilhelm Friedrich 387 Humboldt, Caroline v., geb. v. Dacheröden 132. 322. 367 Humboldt, Wilhelm v. *132. 190. 321. 322. 323. *367. *484 Hunnius, Anton Christian 273. *408 Hunnius, Friedrich Johann Wilhelm 273 Huschke, Wilhelm Ernst Christian 340 (Gefolge). 344fT. 529. 532 Iffland, August Wilhelm 371 (Verbrechen aus Ehrsucht). 380 (Comedie: Die Jäger). *408 Imbert, Arnold Alexander v. 355 Imhoff, v. 532 —, dessen Frau 532 —, dessen Tochter 532 Imhoff, Amalie v. s. Helvig Imhoff, Christoph Adam Karl v. 4ff. 10. 19. 24. 27. 33 Imhoff, Ernst v. 532 Imhoff, Luise v., geb. v. Schardt 1. 4f. 6 (?). 7.19. 25f. 217. 225. 250. 271. 275. 282. *305. *311f. 315. 351 Immermann, Karl Leberecht 510 Immerwahr, W. 360 Impert s. Imbert Ingenhousz, Johann 413 Inverary (Inverury?), Lord 16f. 19f. 24f. 27 Irweruny s. Inverary Jacobi, Carl Wigand Maximilian Jacobi, Charlotte 488. 491

Kaempe, Carl L. 364 Kämpfer, Johann Gottfried 445.475 (Doctor) Kästner, Johann Friedrich 49f. 415f. Kaiser (gemeint sind Ph. Chr. Kayser und Goethe) 213 Kalb, Charlotte Sophia Juliana v., geb. Marschalk v. Ostheim 215. 231f . 239. 250. 256 ff. 262 f. 264. 2121. 275. 279. 284. 294. 304f. 323. 326. 330. 368. 389 Kalb, Eleonore v., geb. Marschalk v. Ostheim 314. 326. 351 Kalb, Heinrich Julius Alexander v. 319. 326. 369. 379. 390 Kalb, Johann August Alexander v. 58. 314. 319. 370. 510

491

563 36»

Namenregister Kalchreuth, (wohl Friedrich Adolf) Graf v. 239 Kalidasa 437 Kant, Immanuel 274. 358 f. 361. 365. 475 Karamsin, Nikolai Michailowitsch 299 Karl der Große 402 Katerkamp, Theodor 499 Kauffmann, Angelika, verh. Zucchi 89f. 108. 110. 168 ff. 175 f. 178. 179. 179ff. 183. 189. 192ff. 198. 199ff. 200ff. 214. 223. 233f. 236f. 243. 247 f. 264. 279. 294 Kaufmann, Christoph 55 Kaunitz, Wenzel Anton Graf v., Reichsfürst von Kaunitz-Rittberg *113f. *197 Kayser, Christine Philippine *185 Kayser, Dorothea *64 Kayser, Johann Matthäus *185 Kayser, Philipp Christoph *2. 185.185ff. 192. 195f. 200. 209. 209ff. 212.226.240. *291.516 Keller, v. 321 Keller, Dorotheus Ludwig Christoph Graf v. 321 Kent, William 416 Kerpen, Anselm Franz Theodor Johann Nepomuk v. 474f. (Stadthalter) Kessel, Ernst Friedrich v. 358 Keßelstadt, (wohl Karl) Graf y. 366 Kestner, Charlotte, geb. Buff *64 Kestner, Johann Christian *11. *29. 64. *184. 184. *205. *373 Ketelhodt, Friedrich Wilhelm v. 351 Kettelhut s. Ketelhodt Kiesberg, v. 409 f. Kirms, Franz 371. *372. *391. 408 Kistemaker, Johann Hyacinth 499. 503 Kleinsteuber 302 Kleist, Ewald v. 414 Kleist, Franz Alexander v. 359 Kleuker, Johann Friedrich *493f. Klewe s. Cleve Klinckowström, Leonhard v. 24. 219 Klippstein, Johann Dietrich 9 Klischnig, Karl Friedrich *92f. 92.202f. 259f. Klöber und Hellcheborn, Karl Ludwig v. 353 Klopmann, Ewald v. 351 Klopstock, Friedrich Gottlieb 274 (Zitat: der mir gleich ist). 431. 459 (Messiade) Klose, Karl Friedrich 360 Knebel, Carl Ludwig v. 6. 6. 7ff. 9f. *9. 10ff. *llff. 13. 14. *15.15f. 16f. 17. 18ff. 19.

*22. 23f. *24. 24f. 27f. 54. 41. *47f. 52. 54f. 62f. 62. *65. *163. 163. *177. *188f. *208. *215. 217f. 217ff. 220f. 224f. 224. 227f. 228. *229. *235. 236. 236f. *238. 241. 241 f. *241. 245f. 245. *245ff. 247. 251 ff. *251. 252ff. 254ff. 255f. 257f. 259. 261. 261 ff. 263ff. 264ff. *266. 266. 270ff. 271. 273 f. 275ff. *276. 276ff. 278f. *279. 281f. *282. 282. 284ff. 284. 286. 290f. 291. *292. 294ff. 295f. 298f. *298. 304f. 304ff. 309ff. 309. 311. 312. 313f. *313. 314ff. *316. 316. 318ff. 318ff. *320. 321f. 322ff. 324ff. 326. 328ff. 329. 334. 340. *342. *344. 344. 346ff. 346ff. *350f. 351. *365f. 366. *368ff. *377.382.384f. 388f. *388.389f. 390f. 395f. 395ff. 400. *400.404f. 404f. 407. 410. 412. 415. 415. 420ff. 421. 423ff. 423. 425. 427ff. 510. 517f. 531f. *534 Knebel, Henriette v. *236. 236. *255. *273. •310. *325f. 329. *330. 347f. 389. 391 Knebel, Leberecht Johann v. 227. 388 Knebel, Luise v., geb. Rudorff 397ff. Knebel, Wilhelm Karl Maximilian v. 236. 310. 531 Knesebeck, Carl Friedrich von dem 359 Kniep, Christoph Heinrich 125 ff. 129. 129f. 132f. 141ff.153ff. 160f. 163ff. 197. *238. 238. 374 Knigge, Adolf v. 288 Knorr, Christian v. 309. 379 (?) Kobell, Franz 6. 11. 73 Koch, Frl. 42 Koch, Carl 14 Köhler, Georg Ludwig Egidius v. 472 König v. Königsthal, Eberhard Jodocus 349 König v. Königsthal, Gustav Georg 349 Köpke, Rudolf 88. 289 Körner, Anna Maria Jakobine (Minna), geb. Stock 352. 361 f. 365 Körner, Christian Gottfried *30. *52f. *218. *233f. *247. *250f. *257f. *269. *330. *334. •352. 352. 352. *361. 361f. 362. *365f. 365. *376f. *425. *433. 433. *484 Konradin von Hohenstaufen, Herzog von Schwaben 402 Koppe, Johann Benjamin 3 Koppenfels, Johann Friedrich Kobe ν. 222. 309. 364. 366. 370. 381 Koppenfels, Justus Siegfried Kobe ν. 309 Kospoth, (wohl Carl Christian August) Graf v. 360

564

Namenregister Kotzebue, August Friedrich Ferdinand (v.) 40 (Westindier). 364. 387 Kotzebue, Caroline Amalia 313 Krähe, Peter Joseph 483 (Coblenzer Freunden) Krantz, Johann Friedrich 107. 170. 398 Krassow, Friedrich v. 381 (?) Krassow, Karl v. 381 (?) Krassow, Philipp v. 381 (?) Kraus (?) 475 Kraus, Georg Melchior 15. 273. 514f. Kreusa 528 Krösus 36 Krüger, Carl Friedrich 422 Kummerfeld, Caroline, geb. Schulze 380 Kurland, Anna Charlotte Dorothea Herzogin von, geb. Gräfin v. Medem 351 Labes, Johann Wilhelm Philipp 4 ( ? Garnison Informator) Lafayette, Marie-Jean-Paul-Roch-Yves-Gilbert Motier, Marquis de 457. 538 Laffert, (wohl Friedrich) v. 395 f. Lafreri, Antonio 187 (Speculum romanae magnificentiae) Landriani, Marsiglio Conte di 261 Langer, Johann Peter v. 495 Lanjus, Graf v. 388f. Lanthieri, Aloysia Gräfin v., geb. v. Wagensperg 68ff. 159f. (?) Laokoon 204 La Roche, Carl v. 323 La Roche, Sophie v., geb. Gutermann v. Gutershofen *268 Lavalette, Comte Louis du Clos de 254. 263 f. 356 Lavater, Anna, geb. Schinz 2f. Lavater, Johann Kaspar 2. *6. 28 ff. 29. 32f. *34. 3 4 f f . 59. 87. 97. *99. 99 f. 110. 213. 335. *351. 488. 503 Lavergne, Louis-Francis, gen. Champlorier 439 (Commandanten) Le Bon s. Behaghel v. Adlerskron Leitzmann, Albert 360 Lener, Johann Nepomuk 74 Lengefeld, Charlotte v. s. Schiller Lengefeld, Luise Juliane Eleonore Friederike v., geb. v. Wurmb 232 Le Nötre, Andr6 416 Lenthiery s. Lanthieri

565

Lenz, Johann Georg 17. 298. 403 Leonardo da Vinci 107. 171 f. Leopold II., Kaiser 350 Lessing, Gotthold Ephraim 368 L'Estocq, Ludwig Heinrich v. 353 Leukipp 411 Lewis, Frances Maria *429 Lewis, Matthew Gregory (Monk) 429.429. 510 Libe s. Lieb Lichtenberg, Carl Friedrich v. 24. 38 Lichtenberg, Sophie Marie Caroline v. s. Luck Lieb, Johann Wilhelm Friedrich 351 Liechtenstein, Philipp Joseph Fürst von 94 f. 113f. Liechtenstein, Wenzel Joseph Fürst von 114 Lieps s. Lips Lincker s. a. Lyncker Lincker, v. 367 Lincker u. Lützenwick, Joseph Johann Jacob v. 221. 296. 317 Linne, Karl v. 101. 414 Linsingen, Friedrich Wilhelm v. 521 Lips, Johann Heinrich 97. 174. 205. 264. *279. 315f. 315f. 326. 330. 365f. 371f. 374. 385. 427 Liser, Nikolaus 463. 466f. 470ff. Liseur s. Liser Lloyd 216ff. 223ff. 262 Lloyd 216ff. 223ff. Loder, Justus Christian 8f. 12. 13. 14. 28. 63. 241. 251. 253. 258. 276. 314. 331. 333. 333. 366. 366. 423. 518 Lodron-Laterano, Maria Franz Josef Johann Graf v. 530 Lodron-Laterano, Maria Theresia Franziska Carolina Gräfin v., geb. Gräfin v. Rost 530 Löffelholz v. Colberg, Anna Elisabetha Sophia, geb. König v. Königsthal 349 Loeper, Gustav v. 289f. Low von und zu Steinfurt, Karl Friedrich Ludwig 500 Lomazzo, Giovanni Paolo 187 Loos, (Franz Ludwig ?) 242 Lorenz, der heilige 204 Lorenzi, Giovanni Battista 94 (Litiganti). 249 Lorenzoni s. Lorenzi Lorrain, Claude, eigentl. Claude Gelee 165. 216 Lose, v. 36f. Lotron s. Lodron

Namenregister Lucchesini, Chatlotte v., geb. v. Tarrach 162 Lucchesini, Girolamo Marchese di 162 f. 169. 193. 476f. Luck, Johann Georg Lebrecht v. 60. 381. 421 Luck, Sophie Marie Caroline v., geb. v. Ilten verw. v. Lichtenberg 306. 381 Lucullus, Lucius Licinius 109 Ludecus, Johann August 384. 422 Ludwig, Herzog s. Braunschweig Ludwig, (wohl Johann Carl) 379 Lühe, v. d. 22. 390 Lühe, Karl Emil v. d. 414 Lüken, v. 405 Lüttwitz, Hans Ernst v. 358f. Lüttwitz, Henriette Eleonore Augusta v. s. Schuckmann Luhe s. Lühe Luise, Herzogin s. Sachsen-Weimar-Eisenach Lunius s. Lanjus Luther, Martin 32. 392 Lyncker, Carl Friedrich Ernst v. 4. 55 (Präsident). 58. 293. 306. 370 Lyncker, Karl v. 38. 4 0 f f . 59 Lysipp 340

Marwitz, Friedrich August Ludwig v. d. 359 Masaniello, eigentl. Tommaso Aniello 332 Massimmi 97 Mathilde, Gräfin (von Seeburg ?) 402 Mauder, Sepp 516 Max s. Knebel, W. Κ. M. v. Mayer s. Meyer, J. H. Mecklenburg-Schwerin, Friedrich Ludwig Erbgroßherzog von 348 Medea 528 Meiß, Anna Magdalena v., geb. Schinz 209 Meleager 528 Mende, Johann Friedrich 65 Mendelssohn, Moses 4 Menelaos 167 Mengin, Frangois-Louis 470 f. —, dessen Frau, geb. Harmand 470 f. Mengin, Franjois-Louis, gen. Fortune Mengin 470f. (Sohn) Mengs, Anton Raphael 178 Merck, Johann Heinrich 38. *166(?). *172. 518 Merian, Matthäus, d. ä. 393 Merrem, Blasius 495. 497 Metella, Caecilia 300 Metzner, Johanna Christiane 10 Meuricoffre, Frederic Robert 162 (Banquier) Meyer, Friedrich Ludwig Wilhelm 22. *350f. 350. 380 Meyer, Johann Heinrich 89. *166. 168f. 172. 187. 190. 196ff. 203ff. *238. *268. 285. *304. 304. 340. 342. 344. 374. 389 (?). 400. 405. 411. 423f. 510f. Meyer, Rosine Marie 428 Michael, der heilige 528 Michelangelo Buonarroti 93. 169. 172. 174. 195f. 206 Mignon 169 Milkau, v. 266 Milkau, Christian Wilhelm Gottlob v. 305 Milton, John 416 Minerva 82. 103. 106. 390 Mirabeau, Honord-Gabriel-Victor Riqueti, Comte de 275 Möller, Johann Philipp = Goethes Deckname 1786 73.113 Moll, v., Moller, Möller s. Berczy Monaco, Maria Katharina Fürstin von 432 f. Montag 73 Montaigne, Michel Eyquem de 420

Macco, Friedrich Alexander 104. *255. 256 Macpherson, James 317 Maisimmerl 515 Mandelsloh, Carl Friedrich Wilhelm v. 8. 364 Mandelsloh, Friedrich Wilhelm v. 323 Manini, Lodovico 335 (Doge) Manonelle, Baron de 467. 469 f. Mansi, Graf v. 16 Manso, Johann Kaspar Friedrich 353 Mantegna, Andrea 167. 525. 528 Marat, Jean-Paul 485 Marc-Anton, eigentl. Marco Antonio Raimondi 204 Maria 157. 167. 520f. 528 Maria Salome 528 Markus 67. 520 Maron, Anton v. 178 Maron, Therese Concordia v., geb. Mengs 178 Marschall, Graf v. 297 Marschall von Burgholzhausen, August Dietrich Reichsgraf v. 8. 22. 256. 271. 297 Marschall von Burgholzhausen, Hortensia Reichsgräfin v., geb. Waldner v. Freundstein 256

566

Namenregister Montesquieu, Chatles-Louis de Secondat, Baron de la Brede et de 118 Montgomery-Silfverstolpe, Malla 48f. 347f. Monti, Vincenzo 95. 106ff. Moore, James 170 Morales, Cristofero de 196 Morgenstern, Frau v. 406 Moriconi 163 Moritz, Johann Christoph Conrad 268 Moritz, Karl Philipp 91 ff. 93. 96 f. 9 6 f f . 99 £ 103f. 106ff. 109. llOf. 111. 114. 167. 169. 173. 173f. 176f. 184f. 190f. 194. 2021. 203. 255ff. 255,f. 258ff. 267. 268ff. 274. 286. 381 f. 409 Moses 360.511 Mozart, Wolfgang Amadeus 456 Müller, Christian Gottlob 6 Müller, Friedrich (Maler Müller) 88. /// Müller, Friedrich Theodor Adam Heinrich (v.) 37. 41. 44f. 382. 415. 451 Müller, Johann Christian Ernst 374 Müller, Johann Georg *53. *217. *232. *244. *264. *403 Müller, Johannes (v.) 244. 244. *244 Müller, Joseph 72 Müllner, Amadeus Gottfried Adolf 288f. Münter, Friedrich Christian Karl Heinrich 45. 94. 96f. 9 9 f f . 101.147. 384f. Multerer, Egidius 515f. Murr, Christoph Gottlieb v. 334f. 348. 518f. Musäus, August 28 Musäus, Elisabeth Magdalena Juliane, geb. Krüger 15.28 Musäus, Johann Karl August 15. 15. 27. 28. 29. 31ff.335 Mutach, Abraham Friedrich v. 12. 17 Mylius, Agnes Clara v., geb. van de Graaff 415 Mylius, Friedrich Heinrich v. 415 Natter, Johann Lorenz 502 Naumann, Johann Gottlieb 5 Neander, Christian Friedrich 51 —, dessen Sohn 51 Neapel, König von s. Sizilien Necker, Jacques 457 Nemesis 255 Nemi s. Braschi Nesselrode-Ehreshoven, Carl Franz Alexander Graf v. 488

567

Neubert, Johann Christoph 384 Neudörfer, Johann, d. ä. 347 (Meister) Neudörfer, Johann, d. j. 347 (jungen Menschen) Neufchatel, Nicolas 347 (2 halbe Figuren) Neumann, Christiane Luise Amalie (Euphrosyne) 404 Neumann, Johann Christian 404 Newnham, Mrs. 363 Newton, Sir Isaac 328. 401 Nicolai, Christoph Friedrich 245. *287f. 288 f. —, dessen Sohn 245 Nicolovius, Georg Heinrich Ludwig 487. 493 Niebecker, Benedikt Christoph v. 8 Niebecker, Heinrich Ludwig Wilhelm v. 8. 24. 216f. 221 f. 319 Niederer, J. 431 Niederkircher, Alois 74 Niunham s. Newnham Normandez, v. 405 Nothard(t), v. 368 Novalis s. Hardenberg Odea, Don Michele 150 ff. Odysseus 161 Oedipus 285 Oertel, Friedrich Benedikt (v.), d. ä. 4. 8. 24. 217. 250. 309. 319. 351. 390 —, dessen Kinder 250 ( ? ) Oertel, Johanna Carolina v., geb. v. Greiner 250. 296 Oeser, Adam Friedrich *2. 54. 60 Österreich s. a. Joseph II., Leopold 17. Österreich, Haus 244 Österreich, Maria Elisabeth Erzherzogin von 345 f. 530 Oppel, Johann Siegmund v. 24. 293. 366.370. 405. 407. 409. 424. 427 Oppen, Adolf Friedrich v. 480 Oranien, Wilhelm I. Friedrich Erbprinz von 309 Orleans, Louis-Philippe-Joseph Due d' 432 Ossian s. Macpherson Oßwald, Heinrich Siegmund 410 Otto II., Kaiser 402 Otto, Johann Gottfried 4f. 8 Overberg, Bernard 499. 505 Owen 225 f.

Namenregister Pachta, (vermutlich: Josefine) Gräfin v. (geb. Canal-Mallabaila) 252f. 388f. 518 Paczensky, Karl Jaroslaw v. 353 f. Pagda s. Pachta Paisiello, Giovanni 164 Palladio, Andrea 80. 336. 342. 520. 525 f. Pallagonia, Ferdinando Francesco Gravina, Cruyllas ed Agliata, Principe di 132 ff. Pannwitz, Sophie Henriette Karoline v., geb. Gräfin Bachoff v. Echt 309 Pape, Friedrich v. 101 ( ? meinem Bruder) Pape, Georg Wilhelm August v. 101f . 111. 111f . Paquet, Joseph 474 Parsons, William 363 f. Paul s. Götze Pauls (s)en, Johann Jakob Heinrich 11 f. 16. 19. 28. 331 Paulus 21 Paulus, Elisabeth Friederike Caroline, geb. Paulus 298 Paulus, Heinrich Eberhard Gottlob 53. 298. 313 Pearson s. Parsons Peller, Martin 347 Perlepsch s. Berlepsch Perthes, Friedrich Christoph *493 Pestalozzi, Johann Heinrich 431 —, dessen Schwester 431 Pestel, Friedrich Justus v. 64 Pestel, Luise v., geb. v. Grävemeyer 64. 70 Petrus, der heilige 338. 347 Petrus Martyr 521 Pfündel, Amalie s. Batsch Phidias 66 Philoktet 528 Pichler, Johann 255 Pini, Ermenegildo 208 Piombino, Fürst von 171 Piper, Carl Graf v. 364 Piper, Erich Graf v. 364 Piper, Gustav Graf v. 364 Pitiscus, Samuel 278 Pius VI., Papst 85. 88. 93. 97. 104. 426 Pizzi, Gioacchino 105 Platen-Hallermund, August Graf v. 205 Plato 48.486 Plessing, Friedrich Victor Leberecht 495 ff. Plotho, v. 314. 326 Podmaniczky, Alexander v. 22

Poller s. Peller Pogwisch, (wohl Wilhelm Julius) v. 376 Polizo, Cyriakus 408 Pollux 411.531 Polyphem 527 Pordenone, eigentl. Giovanni Antonio Licinio Regillo 89 (s. a. Bordone). 337 Porfiri, Pasquale 98 (Leute, bei denen ich wohne). 111 (Wirth) Poussin, Nicolas 144. 165 Prestinary, Ludwig Bertrand 435 (Canonicus) 475 (Pastor zu ST. Gangolph) Preußen, Friedrich II. König von 85. 143. 252. 293. 457 f. 460. 537 Preußen, Friedrich Heinrich Ludwig Prinz von 275 Preußen, Friedrich Ludwig Christian, gen. Louis Ferdinand, Prinz von 447 f. 452. 461 Preußen, Friedrich Wilhelm II. König von 275. 353. 441. 444. 446. 448f. 457. 468. 471 f. 492. 537 ff. Preußen, Friedrich Wilhelm Kronprinz von, als König Friedrich Wilhelm III. 461. 465 Prometheus 9 Properz 282. 285. 340 Proteus 498 Provence, Ludwig Stanislaus Xaver Graf von, als König von Frankreich Ludwig XVIII. 446 (französichen Prinzen). 476 (dito). 491 Psyche 170. 501. 526f. Pusch, Johann 345 Puttkamer, (wohl Wilhelm Ludwig) v. 447 f. Racine, Jean-Baptiste 291 Räcknitz, Josef Friedrich v. 65. *70. 72. 352. *355 Raden, v. 480f. (v. Rath? s. d.) Raffaello Santi 171 f. 178. 192. 196. 242. 268. 528 Ramberg, Johann Heinrich 362. 362f. Ranzau-Ascheburg, Carl Emil Graf v. 363. 369 (?) Ranzau-Ascheburg, Christian Detlev Carl Graf v. 363. 369 (?) Rath, Leberecht v. 480f. (? Raden?) Rauch 356 Rauch, Christian Daniel 455 Raue, Johann Gotthelf 356 Reck, Corrado 335 (? Banqueurs). 339 ( ? Panqueur)

568

Namenregister Ridel, Cornelius Johann Rudolf 11.215.219f. *220.241.243.245.251.275.292f. 295. *295. 300. 517 Riedesel zu Eisenbach, Caroline v., geb. v. Riedesel *357 Riedesel zu Eisenbach, Friedrich Adolf v. 24 Riedesel zu Eisenbach, Johann Hermann v. 147 Riemer, Friedrich Wilhelm 39. 60. 156. *202. 206. 219. 361.500 Riesbeck, Kaspar 37f. Riggi, Carlo 179f. 199 Riggi, Maddalena, verh. Volpato 179 ff. 195. 198f. Ritchie, William 16f. 19f. 27 Ritochie s. Ritchie Ritter, Christof 347 (Figuren . . . von Bronce) Robespierre, Maximilien-Marie-Isidore 485 Robinson, Henry Crabb 51 Roche, de s. La Roche Rochus, der heilige 336 Röder, Leopoldine Ernestine v., geb. v. Schmeling 358 ([Schwieger]Mutter) Rödger, ν. 367 Romano, Giulio, eigentl. Giulio di Piero Pippi 526 f. Ronconi di Meldola (?) 97 Rosa, Salvatore 165 Rosalie, die heilige 131. 138. 231. 235. 419 Rosenberg, Giustiniana Wynne Contessa di 524 Rosenmeyer, Andreas Gottfried 479 f. Rotenhan, v. 373 Rothkirch, Anton Ferdinand v. 355 Rousseau, Jean-Jacques 36. 38. 234. 308. 500 Rubby, John James 97 Rubens, Peter Paul 491 Ruby s. Rubby Rudolph, Erdmann Friedrich Ludwig 379 Rudorff, Luise s. Knebel Rugantino s. Caparolini Rupprecht 332 f. Ruthardt 356

Recke, Charlotte Elisabeth (Elisa) Constantia v. d., geb. Gräfin v. Medem *51. 351 Reden, Johanne Juliane Friederike Gräfin v., geb. v. Riedesel 357 Reden, Friedrich Wilhelm Graf v. 354. 356 f. Redtel, Carl Gottlob 354 Redwitz, v. 409 f. —, dessen Frau 409 £. Rega, Antonio 197 f. Rehberg, Friedrich 184. 205. 205 Reichardt s. a. Reichert Reichardt, Johann Friedrich 286f. 289ff. 292. *297. *316f. 317. 341. 341. *353ff. 353ff. *357f. *381. 522 Reiche, Ludwig v. 479 Reichel, Franz Eduard 534f. Reichert, Johann 2. 329 Reiffenstein, Johann Friedrich 89 ff. 100 f. 108ff. 114. 165.169.171.175ff. 182.196. 202. 205. 226. 239. 243. 247 Reimarus, Christine 494 Reinhard, Karl Friedlich (Graf v.) *495. *506 Reinhart, Johann Christian 323 Reinhold, Karl 392 Reinhold, Karl Leonhard *274. 274. 283. *369. 392. *493f. 493 f. Reinhold, Karoline 392 Reinhold, Sophie, geb. Wieland 392 Reischach, Maria Siegmund Friedrich Franz v. Sales Frhr. v. 531 Reiscka (?) 71 Reiser s. K. Ph. Moritz Reitzenstein, Eleonore Luise v., geb. v. Plotho 296 Reitzenstein, (wohl Georg Christoph) v. 407 Rembrandt, Harmensz van Rijn 520 Rengger, Albrecht *242 Reni, Guido 242. 375. 491. 525. 527 Rennenkampff, Karl Jakob Alexander v. *166 Rettel s. Redtel Retwitz s. Redwitz Reuß, Heinrich XIV. Prinz 379 (?). 443 f. (irrtümlich Heinrich XI.). 448 Reventlow, Johann Ludwig Graf v. *499 Rezzonico, Abbondio Faustino Principe di 195. 516 (Senator). 521 (?) Ribini 381 Richter, Johann Paul Friedrich, gen. Jean Paul *268

Ridel, Amalie, geb. Buff

Sachs, Hans 40 f. Sachsen, Amalia Augusta Prinzessin (Königin) von, geb. Prinzessin von Pfalz-Zweibrücken 65. 69 Sachsen, Friedrich August III. Kurfürst von (als König Friedrich August I.) 509

*215. *219. 373

569

Namenregister Sachsen-Coburg-Saalfeld, Emst Friedrich Herzog von 14. 17 (Erhalter) Sachsen-Gotha-Altenburg, August Prinz von 3. 8. 21f . 21 f. 43. 215ff. 230f. 237. 255. 255. 290 (?). 291. 305. 309. 367ff. 386f. 412. 414f. 420. 427. 436. 507 Sachsen-Gotha-Altenburg, August Emil Leopold Erbprinz (Herzog) von 22. 42 f. 390 Sachsen-Gotha-Altenburg, Charlotte Herzogin von, geb. Prinzessin von Sachsen-Meiningen 3. 21 f. 42. 238 f. 507 Sachsen-Gotha-Altenburg, Ernst II. Herzog von 14 (Erhalter). 15ff. 22. *109. 163. 166. *206. 238f. *250. 255. 275. 296. 303. 325. 386. 414. 424 Sachsen-Gotha-Altenburg, Friedrich Prinz (Herzog) von 22. 42 f. 390 Sachsen-Meiningen, Georg I. Herzog von 14f. 17 (Erhalter). 217. 219. 263. 296. 369. 371. 387. 407 f. Sachsen-Meinigen, Luise Eleonore Herzogin von, geb. Prinzessin von Hohenlohe-Langenburg 314 Sachsen-Weimar-Eisenach, Anna Amalia Herzogin von, geb. Prinzessin von Braunschweig 4. 9f. 24. 29. 40. 46f. 52. *54. 54f. *63. 177. 186. 193. 202. 214ff. 221 f. 224ff. 229. 247f. •255. 256. *257. *269. 278f. *285. *296. 296. *297. *299f. 309. *317. 317. 334. 340. 340. 341 ff. 543. *343. 344ff. 351. 351. *354. 363. 365f. 368ff. 373ff. 378ff. 384. 388ff. 397ff. 403. 405. 407. 411. 413. 420. 422. 424f. 427. •444. 450. *453. 453. *466. *468. *476. 510. 520. 520. 522f. 522. 524. 524ff. 526. 527ff. •531 f. Sachsen-Weimar-Eisenach, Bernhard, Herzog 38 Sachsen-Weimar-Eisenach, Bernhard Prinz (Herzog) von *207f. 439 Sachsen-Weimar-Eisenach, Carl August Herzog (Großherzog) von 4ff. 6 f . 7ff. *10. lOf. *13f. 14ff. *17. 18ff. 22. 22. 24ff. 29ff. *30. *33f. 34. 37 ff. 45. 49 ff. 55 ff. 61. 64ff. *66ff. 68. *69. 71. *71. 72. *73. *90. *94. *103. *105. *110. 112ff. 160. *169. 169. *183f. 184. *185ff. *191. *193. 193. *196. *207. 215 ff. 234. *238. *241f. 244. 248ff. *252f. 254ff. 255.257ff. 261.261ff. 263. 264ff. *268. 269f. *274f. 275ff. *282. 282ff. 291 f. *292ff. 294 ff. 296. *297. 297. 300.

300ff. 309f. 313ff. *315f. 316ff. *324f. *327. 332f. *333. 347. *350. 350f. 354. 355ff. 359. 362ff. 369. 371 ff. 372. 374ff. 380ff. *381. 383 ff. *384f. 386. 388 ff. 396 ff. 414 f. 420. *421. 423ff.*428ff. 428. 430.435 f. 438 f. 441. 443ff.444. 446 f. 449. 452. 453ff.465 f. 466. 469. 475. 476. 476 ff. 479. 480. 482. *508ff. 508f. 517f. 533ff. 534. 536f. 539f. —, dessen Kinder 280 Sachsen-Weimar-Eisenach, Carl Friedrich Erbprinz (Großherzog) von 219f. 241. 243. 245. 251 f. 275. 278. 292ff. 300. 373. 517 Sachsen-Weimar-Eisenach, Caroline Prinzessin von 26. 28. 30. 347 Sachsen-Weimar-Eisenach, Constantin Prinz von 218f. 223. 277. 290 (?). 305. 314. 319f. 326. 364ff. 369. 371. 373. 388. 424f. Sachsen-Weimar-Eisenach, Luise Herzogin (Großherzogin) von, geb. Prinzessin von Hessen-Darmstadt l f . 4f. 7ff. 14ff. 18f. 22. 24. 26. 28. 30. *30f. 34. 38 ff. 46 f. *54. 55. 58. 215ff.237. 239. 242ff.248 f. 254. 256. 261ff.271. 273ff.282. 284. 291ff. 294. 294ff. 299. 304ff. 313. 313ff. 328f. 349ff. 351. 363ff. 375ff. 385f. 388ff. 395ff. 404ff. 411f. 415. 420ff.427 f. 510 Saglia, Bernardino 79 Saglia, Giovanni Battista 78 f. Salieri, Antonio 277 (Trophonius) Salis, A. Hieronimus Graf v. 380 Salis-Seewis, Johann Gaudenz v. 326.326.335 Salome 337 Salomo 325 Salzmann, Christian Gotthilf 31 Salzmann, Wilhelm 31 Sandrart, Joachim (v.) 347 Sandrasky, Friedrich Wilhelm Ferdinand Gottlob Graf v. 356 Sauer von und zu Ankenstein, Leopold Cajetan Seraphin Graf 530 (teutschen Herrn) Sauer von und zu Ankenstein, Maria Anna Gräfin, geb. v. Metsch 345 Sauer von und zu Ankenstein, Wenzel Graf, Frhr. v. Kosiak 345. 530 Savigny, Friedrich Carl v. *48. *60 Scamozzi, Ottavio Bertotti 80 Schack, v. 310 Schadow, Johann Gottfried *204 Schäfer, Johann Christian 293 Schaefer, Johann Wilhelm 361

570

Namenregister Schäffer, Jacob Christian 73 Schardt, Ernst Carl Constantin v. 1. 8. 30. 222. 263 (?). 284 (?). 297. 370 Schardt, Ludwig Emst Wilhelm v. 243. 261. 274. 326. 364 Schardt, Sophie v., geb. v. Bernstorff 25. 30. 214. *216. *226. 231 ff. 235ff. 242. 250. 263 (?). 270. 284 (?). 296. 306. 308. 315. 315. 325. 422 Schaumburg 296 Schaumburg, Gottfried Ernst 220£. (?) Scheidt, Franciszek 356 Schemberg s. Schömberg Schenck 301 Scherer (?) 272 Schiller, Charlotte (v.), geb. v. Lengefeld *2 f. *30. *65. *132. *136. *215. *217. 231ff. 234f. *246. *250. *257. *261.261. *264.270.319ff. 319. 323. 325. *330. *363. 377 Schiller, Friedrich (v.) 3. 30. 52f. *215. 218. *220. 220. 220. 232ff. 233f. 247. 250f. 255. 257f. 261. *261. 269. 269f. *270. 275. *317. *319ff. 319. *323. *325. 330. 334. 341. 352. *352. *361 f. 363. 365f. *369. 371. 376f. *394f. 394f. 394. 422. 424ff. *433. *478. 513 Schindler, (wohl Ludwig Friedrich) v. 371 Schinz, Heinrich 209 ff. Schlegel, August Wilhelm *406. 433 Schlegel, Caroline, geb. Michaelis, verw. Böhmer, später verh. Schelling 406. 433 f. 434 Schlegel, Julie *434 Schlegel, Karl *434 Schlichtegroll, Adolf Heinrich Friedrich (v.) 60 Schlick, Regina, geb. Strina-Sacchi 343 —, deren Eltern 343 Schlosser, Johann Friedrich Heinrich *43f. Schlosser, Johann Georg 6f. 123. 485f. 493 Schlosser, Johanna, geb. Fahimer 7. *485ff. 486. 488 Schlüter, Christoph Bernhard *499 Schlüter, Clemens August 499 Schmid, Christian Heinrich 387 Schmidt, v. 408 Schmidt, Johann 371 (?) Schmidt, Johann Christoph 22. 24. 34. 57. *64f. 221 f. 227. 244. 251. 262.274 f. 282.293. 299. 305. 318. 324. 363. 366ff. 371. 376f. 379. 381. 386. 390. 396. 405. 407. 409. 412. 424. 427. 430. 509 571

Schmidt, Johann Jacob 204 Schmidt, Johann Ludwig 13 Schmid(t), Johann Wilhelm 13 Schnaubert, Andreas Joseph 314. 423 Schnauß, Christian Friedrich 24. 57. 215. 217. 256. 263. 293. 326f. 329. 350. 386. 388. 390. 405. 407. 409. 412. 422. 424. 427.428. 430. *445. 445. 510 Schnurrer, Christian Friedrich *313 Schömberg, Frau v. 366. 373. 376 Schömberg, Carl Adolph Dittrich v. 372 (?) Schömberg, Caspar Heinrich D. y. 372 (?) Schönberg s. Schömberg Schönfeldt, (wohl Karl Wilhelm) v. 305 Schöpf 351 Schreiber, Johann Gottfried 4. 8. 20 Schröder, Friedrich Ludwig 370 (Stille Wasser sind tief). 380. 380 Schröter, Corona Elisabeth Wilhelmine 10. 40. 429 Schröter, J. Samuel 429 Schuckmann, Caspar Friedrich v. 353ff. 353. 355. 357. *357. 358. 358f. Schuckmann, Friedrich Leopold v. 358 (Enkels) Schuckmann, Henriette Eleonore Augusta v., geb. ν. Lüttwitz 358 f. 534 Schuckmann, Leopoldine Margarethe v., geb. v. Röder 358 Schüle, Johann Heinrich (v.) 531 Schütz, Christian Gottfried *265. 293. 331 ff. Schütz, Johann Georg 87 (Mahlern). 96. 111. 169 (Landsleute). 177f. 189 (Hausgenoßen). 195. 203. 225 Schütze, Stefan 361 Schulenburg-Wolfsburg, Gebhard Werner Graf v. d. 24 (?) Schulthesius, Johannes Paul *176 Schultheß, Bäbe (Barbara d. j.) *209ff. 211 f. Schultheß, Barbara, geb. Wolf 209 ff. 209ff. Schultheß, Döde 209. 209ff. 213 Schultheß, Elisabeth *211 Schulz, Friedrich 3 Schulz, Johann Abraham Peter 291 Schulze, y. 369 Schummel, Johann Gottlieb 354 Schwarzburg-Rudolstadt, Friedrich Fürst von 386. 412 Schwarzburg-Rudolstadt, Karl Prinz von 351. 386

Namenregister Soret, F^deric 39f. 45. 201 Sosthenes (?) 392 Spalding, Johann Joachim *29 Spinoza, Baruch 4. 52 Stackelberg, (wohl Otto Magnus) v. 364 Stadion, Charlotte Maria Anna Gräfin v., geb. v. d. Leyen u. Hohengeroldseck 366 ( ?) Stadion, Emerich Joseph Graf v. 366 (?) Staff, Amalia Friederike v., geb. v. Voß 218 Staff, Christian Friedrich August v. 218 Staffhorst, Karl Georg August v. 412 Stamford, Heinrich Wilhelm (v.) 309 Stampfort s. Stamford Standtke, Frau 100 (Herzensfreundinn). 108 (Geliebte) Starcke s. Stark Stark, Johann Christian 30. 218. 245. 252. 284. 291. 322. 377. 388f. 396. 405f. 532 Stateila, Conte di 132 Staupitz, Karoline v. *64. 64 Steffany, Georg Christoph 363 Stein, v. 378 Stein, Charlotte, v., geb. v. Schardt *lf. l f . 2 f . *3ff. 4ff. *9. 9. 9. *10f. lOf. *14ff. 17. *19. 19. *21 f. 21. 23. *24ff. 26. *28ff. 29. 34. 45ff. 47f. *47f. 52f. *63. *65ff. 65. 65. *69. 76. *93f. *96. *100. *103. *105ff. 132. 136. *149. *159. *161ff. *193. 213. *216. 216f. *220f. 220. *224. 225. 226. *227f. *230. 231ff.235. 236.249f. 253f. 256ff. 262f. 267. 270 ff. 275 ff. *275f. 279. 282. 282. 284. 290f. *290f. *295. *313. 319. 325. 365. 368. 389. 395. 421 Stein, Ernst v. 1. 25 f. 29 f. 49 Stein, Friedrich (Fritz) Constantin v. 7f. 17. 25f. 29. 30. *48. 48f. 49f. *49. *65. *102. •104. *188f. *194f. 194. 214. 214. 216. 221. 224. 228. 230 ff. 236 f. 251. *252f. 262. 264. 294f. 314f. 325. 327. 330. 364. *389. 517 Stein, Georg Wilhelm 24. 26. 423 Stein, Gottlob Ernst Josias Friedrich v. 30.

Schwarzburg-Rudolstadt, Ludwig Friedrich Prinz (Fürst) von 232. 351. 386 Schwarzburg-Sondershausen, Christian Günther III. Fürst von 412 Schweigger, Georg 347 (Figuren . . . von Bronce) Schwerin, Graf v. 376 Scipio 249 Sckell, Johann Georg 302 Sebaldus, der heilige 347 (Stifters) Sebastian, der heilige 520 Seckendorff-Aberdar, Christoph Albrecht v. *214. *242. *270. *308. *315 Seckendorff-Aberdar, Karl Friedrich Sigismund v. 41. 55 Seckendorff-Aberdar, Sophie Friederike v., geb. v. Kalb 229 f. 237. 239 f. 243 (schöne Dame). 244f. 247f. 256 Secundinius, Familie 474 (Römischen Commissairs) Seebach, Alexander Christoph August v. 41 (?). 254. 350 Seebach, Friedrich Johann Christoph Heinrich v. 454. 468 Seeger, Johann Georg 405 Seidel, Philipp 28 f. ( ? Bedienten, Diener). 33. 64. *107. 186. *186. *196 Senckenberg, Karl v. 15 Senckenberg, Renatus Leopold Christian Karl v. 327 Sestini 146ff. Settele, Johannes 60. 323 Seydlitz, v. 358 Shakespeare, William 1. 70. 316. 370. 380. 404. 422 Sichert, v. 408 Silen 528 Silfverhielm, Göran Ulrik Friherre 284 Simonetti, Conte 179 Sizilien, Ferdinand I. König beider (als König von Neapel Ferdinand IV.) 117f. 125 Sizilien, Marie Caroline Königin beider, geb. Erzherzogin von Österreich 117 Sömmerring, Margaretha Elisabeth, geb. Grunelius 434 Sömmerring, Samuel Thomas (v.) 434 Soissons, Raoul Graf von 455 Sokrates 416 Solms, Gräfin v. 351 Sophokles 69. 489 f. (ödipus auf Kolonos)

49. 274. 303 (?). 314. 375 Stein, Gottlob Karl Wilhelm Friedrich v. 49f. *214. *216. 325 Stein, Guido v. 50 Stein, Johann Friedrich vom 228. *263. 309 f. 375. 378. 388. 432. 477 Steiner, Johann Friedrich Rudolph 280 f. 363 Steinert s. Steiner Stephani, Heinrich 408

572

Namenregister Thümmel, Hans Wilhelm v. 509 Thümmel, Moritz August v. 4 Thugut, Franz Maria v. 164 Thurneysen, Carl Wilhelm 176. 189. 192 ( ? Schreiben aus Pisa) Tibull 312 Tieck, Christian Friedrich *188 Tieck, Ludwig 88(?) Tiedemann, Paul *375. *429 Tiedge, Christoph August 351 Tillier, Johann Anton v. 12. 17 Timmel s. Thümmel Tintoretto, eigentl. Jacopo Robusti 336 f. 520f. Tirrao 335 (Päbstlichen Nuntius). 524 Tischbein, Johann Heinrich Wilhelm 87 ff. 87. 93f. 94. 95f. 96. 97. 99f. 99f. lOlff. 102. 104. 107. 109. 110. 111. 113f. 115ff. 116. 118.118 ff. 120f. 121.124.125f. 126.146.159. 161. 166f. 166f. *167. 168. 168f. 172. 204. 238 Titius, Karl Heinrich 65.352.363 (Vorsteher) Tizian, eigentl. Tiziano Vecelli(o) 336 ff. 520 f. 525 Tobler, Georg Christoph *213 Torremuzza, Gabriele Lancelotto Castello, Principe di 147 Trabitius, Johann Nicolaus (führte vermutlich gemeinsam mit J. D. Färber den Kalender der Jenaer Schloßvögte; s. Färber, J. D.) 241 (Schloßvoigt) Trebra, v. 266. 276 —, dessen Tochter (?) 266 Trebra, Auguste Sophie v., geb. v. Hartitzsch 220 Trebra, Friedrich Wilhelm v. 222. 373 —, dessen Frau, geb. Quarles 222. 224. 266. 373 Trebra, Friedrich Wilhelm Heinrich v. 62. 220. 258 Trensinski 455 ff. —, dessen Vater 455 ff. Treuttel, C. Fr. 252. 252 —, dessen Eltern *252 Tribonianus 410 Trippel, Alexander 90. 90. 174. 204. 204 Trützschler, Christian Friedrich August v. 332 (Capitain) Trützschler, Georg Christian Ernst v. 332 Tümpling, Dietrich Ernst v. 422

Stolberg, Christian Graf zu 421. 423 f. 489 f. (Ödipus auf Kolonos) Stolberg, Friedrich Leopold Graf zu *268. 330. 350 (?). 484. *497. 498 Stolberg, Luise Gräfin zu, geb. Gräfin v. Reventlow, verw. v. Gramm 421. 422f. 422ff.499 Stolberg, Sophie Charlotte Eleonore Gräfin zu, geb. Gräfin v. Redern *487 Strack, Ludwig 166f. (?) Straub, August 512 Stromer v. Reichenbach, Anna Katharina, geb. Oelhafen v. Schöllenbach 347 f. Stromer v. Reichenbach, Christoph Friedrich 347 f. Stuart, Charles Edward, Graf von Albany 96 (Prätendenten) Stuart, Charlotte, Prinzessin von Albany 96 Studnitz, Hans Adam v. 65 Süß, David 372f. 375 Sulzer, Johann Georg 91. 201. 260 Sussex, Augustus Frederick, Duke of 252 (Englischen Prinzen). 341 (Engl. . . . Prinzen). 521 f. Sutor, Christoph Erhard 15. 28f. (? Bedienten, Diener). 61 Swinburne, Henry 235 Tacchi, Abbate 114 Tanckelmann s. Danckelmann Tasso, Torquato 83. 109. 334 Taube, Christian August Ludwig Graf v. 12 Tempelhoff, Georg Friedrich Ludwig v. 444 Tendi, Andrea 208 Tepper 353 Terenz 459 (Homo sum . . . ) Testa, Giovanni Battista 79 (Wirth) Testas (? Testa?), ν. 218 Tettau, ν. 351 Tetzel, Johannes 499 Textor, Anna Margaretha, geb. Lindheimer 130 (Großmutter) Textor, Johann Jost 432 Textor, Johann Wolfgang 432 Theodora, Kaiserin 410 Thole, Fritz 515f. Thomson, James 416 Thümmel, Friederika Magdalena Johanna Sophie Maria v., geb. v. Wangenheim, verw. v. Thümmel, vormals verw. v. Wangenheim 4

573

Namenregister Türck(e), Ludwig Philipp Christian v. 405 Türckheim, Graf v. (Graf v. Dürckheim? s. d.) 373. 391. 397 Turazza, Domenico 77 ff. Turra, Antonio 80 Tymplinck s. Tümpling

Vogelsang, H. v., geb. v. Vogelsang 474 Vogelsang, Wilhelm v. 466. 469 (Junkers). 473. 474 f. Voigt, Amalie Henriette Caroline v., geb. Ludecus 40f. Voigt, Christian Gottlob (v.), d. ä. 5. 6. 16. 20 f. 26. 72. *191. 222. *226. 250. 254. 258. 262. 273. 273. *274. 276f. 282. 304. *311. 315. 324. 327. 327. 350. *355. *357. 360. 364. 367. *370. 371 ff. 375ff. 380ff. 381. 384. *388. 389f. 396. 401 f. 403. *405. 405. 407. 409ff. 415. 420ff. *422. 424. 427. 428ff. 430. *438. *446. *452. *477. 510. 510 Voigt, Christian Gottlob (v.), d. j. 72 Voigt, Friederike Caroline Auguste, geb. Schall 315 Voigt, Johann Carl Wilhelm 4. 20. 63. 312. 315. 372f. 375. *384. 511 Voigt, Johann Heinrich 275 (statt des Hörfehlers: Vogel). 328 Voigt, Julius 4 f . 8.20. 327f. 372f. 375. 382ff. Volgstedt, Elisabeth Caroline v. 257 Volgstedt, Friederike v. 223. 257 Volkmann, Johann Jakob 84. 242. 310 Volpato, Giovanni 171. 180 Volpato, Maddalena s. Riggi Voltaire, eigentl. Frangois-Marie Arouet 108. 392. 457 Volterra, Daniele da, eigentl. Daniele Ricciarelli 198. 203 (Daniel) Voß, v. 224 Voß, Amalia v., geb. v. Voß 40. 60. 263 Voß, Johann Heinrich, d. ä. 330. 504 Voß, Johann Heinrich, d. j. 76 Vulpius, Christian August 219 (s. J. F. Vulpius). 230. 370. 380 Vulpius, Christiane 219. 319. 329f. 365f. 376. *431. *438. *484. 507. 509. 511 Vulpius, Johann Friedrich 219 (Vater; gemeint ist der Bruder Chr. Α. V.)

Üchtritz, Augusta Franziska Karoline v., geb. y. Oppel 329 Üchtritz, Carl Siegmund Emil v. 329. 372 Uhden, (wohl Johann Daniel Wilhelm Otto) 282 Ungenannt 73. *90. *141. 150ff. (Consul). 192 (C.W. Thumeysen?). 205. 213. 303. *315f. 346. 356. 360. *387. *405. 406ff. 533 Unger, Johann Friedrich 265. 419 Unger, Julius v. 517 Ursel, Maria Flora Duchesse d', geb. Prinzessin v. Arenberg 159f. Ursel, Wolfgang Wilhelm Due d' 159f. Usteri, Paul 242 Valenti, Agostino Giuseppe 16 Valentini, Ernst v. 208 Vansillardt s. Vansittardt Vansittardt 237 Vella, Don Michael 142 f. (Führer) Vent, Johann Christoph Gottlob 467 Venus 104. 393. 420. 501 f. 527 Venus, Johann Christian 14. 466. 469 (Kammerdieners) Venuti, Domenico Marchese 117. 120f. 125. 161

—, dessen Frau 120f. Vergil 52 Veronese, Paolo, eigentl. Caliari 337 ff. 343. 347. 519. 521. 526 Verschaffelt, Maximilian v. 172 Verschaffelt, Peter Anton (v.) 172 Vico, Giovanni Battista 118 Vietinghoff, Julie v. 351 Vincke, Ernst Idel Jobst v. 295 Vischer, Peter, d. ä. 347 (Sarcophage von Bronce) Vitruv 80 Vivarini, Bartolommeo 339 Vivona, Antonio Baron 134f. 417f. 420 Vogel 275 (verhört für: Voigt; s. J. H. Voigt) Vogel, Christian Georg Carl 70. 70. 447

Wachtel 331.333 Wackenroder, Heinrich Wilhelm Ferdinand *63 Wächter, Georg Christoph 274 Wagner, Johann Conrad 438. 438. 445. 447. 453. 466f. 466. 469. 471f. 474. 475 Wahl, Carl v. 405 Waldeck, Christian August Fürst von 71. 105 f. 118.120.129. 174. *204

574

Namenregister Weyrauch s. Weyrach Wickede, Julius v. 535ff. Wiedeburg, Johann Ernst Basilius 12f. 16f. 275 Wieland, Christoph Martin 3f. 6. lOf. 20. 22. 24ff. 29f. 37. 41. 43. 50. 50ff. *90. 122. 214. 217 ff. 224f. *230. 230. 237. 243. 249 ff. 257. 260 f. 264. 268. 271. 274. 277 f. 282. 284. 291. 293. 295f. 299. 305. 308f. 314. 318. 320. 323ff. 328. *341. 341. 350f. 365f. 368. 369. 371. 375ff. 380f. 387ff. 394f. *394. 395ff. 400. 404. 405. 406. 409. 411 f. 414f. 420. 422. 425. 427. 431. 510 Wieland, Marie Louise Charlotte 392 Wietek, Gerhard 296 Wild, Johann Jakob Hermann 348 Williams 225 f.

Waldner ν. Freundstein, Luise Adelaide Gräfin 66 f. 263. 305. 313f. 325 Waldstromer v. Reichelsdorf, Helena Maria, geb. v. Holzschuher 348 (? seine Schwester) Wangenheim, Georg August v. 520 Wangenheim, Juliane Philippine v., geb. Gräfin v. Eickstedt-Peterswald 520 Wangenheim, Karl Bernhard Heinrich v. 390 Wartensleben, v. 520 Waterloo, Anthonie 11 Weber, Babet v., geb. Wild 348 Wechmar, Friedrich Albert v. 399 f. Wedekind, Eduard 431 Wedel, Adam Ludwig Christian v. 381 Wedel, Johanna Marianne Henriette v., geb. v. Wöllwarth 215. 376. 391 Wedel, Otto Joachim Moritz v. 14f. 22. 24. 27. 38. 43. 245 f. 274. 282. 293 f. 318. 364. 377. 405 Wedgwood, Josiah 413 Wegener, Wilhelm Gabriel 360 Wehrhan, Christoph Friedrich 469 Wei(c)kard, Melchior Adam 22 Weiß 387

Winckelmann, Johann Joachim 120. 147 Winder s. Winter Winter, Peter v. 345 (Leonardo und Blandine). 530 Witzleben, v. 304 Witzleben, v. 304 Witzleben, v. 304 Witzleben, v. 304 Witzleben, Hartmann August Ludwig v. 221 ff. (?). 305 (?).367 (?) — dessen Frau 223 (?) Woellner, Johann Christof (v.) 410 Wöllwarth, v. 26f. Wöllwarth, v. 299. 310 Wolkenstein-Rodenegg, Paris Johann Kaspar Graf v. 345 Wolkenstein-Trostburg, Maria Franziska Aloisia Gräfin v. 345 Wolf, Friedrich August 12. 12. *50f. Wolffradt, Erich Magnus v. 440 Wolframsdorff, v. 406. 412 Wolfrat s. Wolffradt Wolfskeel von und zu Reichenberg, Christian Friedrich Carl v. 221 Wolfskeel von und zu Reichenberg, Henriette v. 401 (? Hofdamen) Wolzogen, Caroline v., geb. v. Lengefeld, gesch. v. Beulwitz *43. *70f. » I I I . 234f. *257f. *261. 261. *270. *275. 319. 319. 325. *363. 367 Worthley, Sir Richard 173 Wou, Gerhard van 31 (Gerhard de Campis) Wulf s. Wolf, F. A.

Weiße, Christian Felix *360 Weißleder 21 —, dessen Erben 21 Wellington, Arthur Wellesley, Herzog von 168 Wende, Christian Benjamin 82 Wentzel, Hermann 533f. Wenzel I., deutscher König, als König von Böhmen Wenzel IV. 347 Wenzel II., König von Böhmen 394 Werner, Abraham Gottlob 311. *312 Werner, (wohl Gottfried Reinhold Heinrich) v. 318f. Werner, Johann Christian Wilhelm 281 Werner, Zacharias 129f. Werthern-Beichlingen, Christian Ferdinand Georg v. 38 (? Stallmeister). 370 (?) Werthern-Beichlingen, Emilie v., geb. v. Münchhausen 30 Werthern-Neunheilingen, Jakob Friedemann v. 19 f. Westermayr, Konrad 374 Weyland, Philipp Christian *370. 444. 467.

468

Weyrach, Christian Friedrich v. 447

424. 439.

575

Namenregister Wulff, Sara 42 Wurmb, Friedrich Ludwig v. 509 Wyttenbach, Johann Hugo 437. 437. 475. 478 (junger Freund). *478f. 478f. Xenophon

264 (?). 266 (?) Ziegesar, Friederike Amalie Charlotte Ernestine Auguste v. 252. 264 (?). 266 (?) Ziegesar, Juliane Luise Caecilie v. 252.264 ( ?). 266 (?) Ziegesar, Magdalena Augusta v., geb. ν. Wangenheim 252. 264. 266. 270f. 518 Zimmermann, Eberhard August Wilhelm 191. 197 Zimmermann, Johann Georg (v.) 22 Zoega, Georg 94 Zoller, Franz Carl 345 Zucchi, Angelika s. Kauffmann Zucchi, Antonio 108.110. 171.173.176. 180. 198. 200. 340 •—, dessen Bruder 339 f. Zyklop 409

458

Zahn, Wilhelm Johann Karl 155. 168 (?). 206 Zanetti, Antonio Maria Conte di 342 (Deila pittura Veneziana). 519 Zara, Antonio (?) *149 Zastrau, Alfred 356 Zelter, Carl Friedrich *44. *61. 479f. Ziegesar, August Friedrich Karl v. 252. 264. 266. 271. 405. 518 —, dessen Kinder 518 Ziegesar, Charlotte Luise Auguste v. 252.

576

WERKREGISTER Christel 243 Der Besuch 243 (? idyllenartig) Der neue Amor s. Amor, nicht aber das Kind Die Geheimnisse 233 Ein frommer Maler s. Künstlers Fug und Recht Ein wunderbares Lied ist euch bereitet s. Die Geheimnisse Elegien (Römische Elegien) 206. 326. 361 f. 369. 493 Epigramme. Venedig 1790 340 f. 369. 493 Euphrosyne 404 Fabula narratur s. Künstlers Fug und Recht Gedichte (unbestimmt, allgemein, Sammlungen) 234. 243. 262. 264. 268. 330 Gespräch zwischen Schildwache und Freund Hein am Koburger Tor 15 Hab' oft einen dumpfen düstern Sinn s. Christel Hörest du, Liebchen, das muntre Geschrei 326 (? Elegie) Ist es denn wahr, was man gesagt? s. Abschied im Namen der Engelhäuser Bäuerinnen Kophtisches Lied 317 Künstlers Fug und Recht 494 Lasset Gelehrte sich zanken und streiten s. Kophtisches Lied Meine Liebste wollt' ich s. Der Besuch Mein Mädchen ward mir ungetreu s. Rettung Morgenklagen 243 (? idyllenartig) Ο du loses leidigliebes Mädchen s. Morgenklagen Prolog zu: Die theatralischen Abenteuer 399 Rettung 243 Xenien 289 Wer da? Ich bin Freund Hein s. Gespräch zwischen Schildwache und Freund Hein Götz von Berlichingen 25. 92 (Es ist eine W o l l u s t . . . ) . 103.211 („hm hm so so"). 259. 425

Auszüge aus einem Reise- Journal 230 (Reisebemerckungen). 231 (einiges . . . in den Merkur). 234 (Verschiedenes in den t. Mercur) Beiträge zur Optik 401. 490. 493 Campagne in Frankreich 1792 479 f. 499 Claudine von Villa Bella 286. 289 ff. Das Jahrmarktsfest zu Plundersweilern 40 Das römische Karneval 194. 265. 273 Dem Menschen wie den Tieren ist ein Zwischenknochen der obern Kinnlade zuzuschreiben s. Versuch aus der vergleichenden Knochenlehre Der Ewige Jude 51 Der Großkophta 317. 377.390.403. 405. 419. 490. 494 Der Triumph der Empfindsamkeit 40 (Anderson) Die Leiden des jungen Werthers 24. 32f. 45. 69. 95.129.132.159. 224. 242. 260. 359. 409. 425. 429. 459. 479. 534f. Die Metamorphose der Pflanzen s. Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären Die Mitschuldigen 40. 74 Die Vögel 65.67f. 76f. Egmont 70.172.187.189.192.195. 234. 247. 259. 270 Ein Fastnachtsspiel vom Pater Brey 272 Erwin und Elmire 292 Farbenlehre 385. 500 Faust 50.70.165.196.202. 300.312.316.318. 322. 324. 346. 351. 358 Gedichte Abschied im Namen der Engelhäuser Bäuerinnen 71.160 Amor, nicht (aber) das Kind 497. 501 f. An den Herzog Carl August s. Abschied im Namen der Engelhäuser Bäuerinnen Auch von des höchsten Gebirgs s. Euphrosyne

577 37 Goethe, Gespräche III

Werkregister Iphigenie auf Tauris 10f. 22. 39f. 51. 66. 68ff. 90.100.103.106.108.110.114.169.192.220. 243.427.479. 489 f. Lila 371 Naturlehre 266 (Brief im Merkur) Reise der Söhne Megaprazons 489 f. Rosaliens Heiligtum 231 Scherz, List und Rache 2. 185. 192 Torquato Tasso 3 4 . 3 9 . 4 2 . 4 6 f . 165.194.233. 243. 256f. 263f. 268. 272f. 278f. 282. 290. 292. 298. 300. 322. 326. 334. 358. 360. 427. 479

Versuch aus der vergleichenden Knochenlehre, daß der Zwischenknochen der obern Kinnlade dem Menschen mit den übrigen Tieren gemein ist 385 Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären 226f. 320. 351. 490 Wilhelm Meisters Lehrjahre (und Wilhelm Meisters theatralische Sendung) 48. 59. 69. 369 f. 433 Zur Theorie der bildenden Künste. Baukunst 231 Zwo wichtige bisher unerörterte Biblische Fragen 511

578

NACHWORT Der dritte Band der „Begegnungen und Gespräche" folgt den Grundsätzen, die im Vorwort des ersten Bandes ausführlich dargelegt wurden. Um die praktische Arbeit mit der Ausgabe zu erleichtern, schien jedoch die Änderung einiger Richtlinien (vgl. Band I Seite X V — X V I I ) wünschenswert. So ist zu Punkt 4 anzumerken, daß auch Protokolle amtlicher Sitzungen in den Text aufgenommen werden, sofern sie Goethes Anteil an den Verhandlungen dokumentieren. Die Angaben unter Punkt 12 sind nun auch auf die 3. Auflage der Biedermannschen Gesprächsausgabe (hrsg. von W. Herwig, Zürich und Stuttgart 1965ff.) auszudehnen: hinter der Quellenangabe werden gegebenenfalls die entsprechenden Gesprächsnummern von B 2 und B 3 angegeben, und die Konkordanz (S. 549 ff.) ermöglicht nun den Vergleich zwischen den beiden Biedermannauflagen und der vorliegenden Edition. Das Personenregister (vgl. Punkt 13) verzeichnet jetzt sämdiche Vornamen, soweit sie ermittelt werden konnten, unabgekürzt, registriert auch die Berichtsempfänger und berücksichtigt mythologische Gestalten. Die Beigabe eines Werkregisters wird der Benutzer begrüßen. Ohne die großzügige Benutzungserlaubnis der beiden Weimarer Archive — dem Goethe- und Schiller-Archiv der Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten und dem Staatsarchiv Weimar — wäre die Fortführung der Edition in der bisherigen Form nicht möglich gewesen; ihren Leitern und ihren Mitarbeitern gilt darum mein besonderer Dank. Für freundliche Förderung meiner Arbeit am dritten Band habe ich auch den folgenden Archiven und Bibliotheken zu danken: Stadtarchiv Augsburg; Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin; Staatsbibliothek Berlin, Preußischer Kulturbesitz; Gräflich Rechbergsches Familienarchiv, Donzdorf; Goethe-Museum, Düsseldorf; Freies Deutsches Hochstift, Frankfurt am Main; Stadtarchiv Frankfurt am Main; Landesbibliothek Gotha; Stadtarchiv Innsbruck; Universitätsbibliothek Jena; Schiller-Nationalmuseum / Deutsches Literaturarchiv, Marbach; Deutsches Museum, München; Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg; Staatsarchiv Nürnberg; Niedersächsisches Staatsarchiv, Osnabrück; Stadtarchiv Schwäbisch Hall; Stadtarchiv Trier; Archivio Segreto Vaticano; Zentralarchiv des Deutschen Ordens, Wien. Durch Hinweise und Auskünfte unterstützten meine Arbeit Günter Arnold, Weimar; Eva Beck, Weimar; Dr. Jürgen Behrens, Frankfurt a. M.; Helma Dahl, Kyritz; Dr. h. c. Oscar Fambach, Tübingen; Dr. Wilfred Franz, Plön; 579 37*

Nachwort Prof. Henry Glade, North Manchester, Ind.; Bibliotheksdirektor Dr. Franz Gotting, Wiesbaden; Dr. Hans B. Jessen, Berlin; Dr. Dorothea Kuhn, Marbach; Prof. Heinrich Meyer, Nashville, Tenn.; Prof. Wilhelm Nauhaus, Halle; Prof. Norbert Oellers, Bonn; Dr. Josefine Rumpf, Frankfurt a. M.; Fritz Schirmer, Halle; Ursula Schulz, Wolfenbüttel; Dr. E. Wiehert, Berlin. Jutta Meinel, Mechthilde Unverzagt, Sibylle Unverzagt halfen bei den Korrekturen — Ihnen allen gilt mein Dank. Renate Grumach

580

INHALTSVERZEICHNIS Text

1

Siglen- und Abkürzungsverzeichnis

541

Konkordanz

549

Namenregister

554

Werkregister

577

Nachwort

579

581