Glaube und Lernen - Einzelkapitel: Zur sprach-und literaturgeschichtlichen Bedeutung Luthers 3846999752, 9783846999752

Das Gespräch zwischen den Disziplinen wird durch den Beitrag von Ute Mennecke zur sprach- und literaturgeschichtlichen B

122 28 5MB

German Pages 18 [19] Year 2016

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD FILE

Polecaj historie

Glaube und Lernen - Einzelkapitel: Zur sprach-und literaturgeschichtlichen Bedeutung Luthers
 3846999752, 9783846999752

Table of contents :
Cover
Title

Citation preview

Gespräch zwischen Disziplinen

Zur sprach- und literaturgeschichtlichen Bedeutung Luthers Luthers Zuwendung zum Deutschen als Sprache von Theologie und Frömmigkeit Ute Mennecke Martin Luthers sprach- und literaturgeschichtliche Bedeutung wurzelt grundlegend in seiner Zuwendung zum Deutschen als Sprache von Theologie und Frömmigkeit. Im Mittelalter war die Sprache der Theologie wie aller Wissenschaft und Bildung das Lateinische. Luther, der Universitätstheologe, maß doch zugleich in seiner theologischen Arbeit der deutschen Sprache eine solche Bedeutung bei und gewährte ihr einen Raum, wie schlichtweg kein Theologe vor ihm und wie lange Zeit keiner nach ihm. Für die Zeit vor ihm kann man allenfalls an Meister Eckhart denken, der auf der einen Seite scholastische Schriften im gelehrten Universitätslatein abfasste, andererseits im Rahmen seiner Wahrnehmung der cura monialium auch ein ganzes Corpus deutscher Predigten und auch eine deutsche Consolatio, das „Buch der göttlichen Tröstung“, verfasste.1 Allerdings gab es auch vor der Reformation, beginnend mit dem 14. Jh. und zunehmend seit dem 15.Jh., religiöse Literatur in der Volkssprache, um die Bedürfnisse der Laien nach religiöser Lektüre zu Anleitung und Erbauung zu befriedigen. Bei dieser Literatur, Gebet- und Erbauungsbüchern, Literatur zur Sterbevorbereitung, Beichtanleitungen, usw.2 handelt es sich überwiegend um Übersetzungsliteratur aus dem Lateinischen. Von dieser meist von Klerikern verfassten Literatur zu unterscheiden ist die volks1 2

58

Vgl. Kurt Ruh, Meister Eckhart. Theologe – Prediger – Mystiker, München 1985, bes. 95–114. Vgl. Johann Janota, Art, Spätmittelalter, in: Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft, 3, 460–464 mit Literaturangaben.

Glaube und Lernen, 30/2015, Heft 1, Gespräch zwischen Disziplinen

DOI 10.2364/3846999752

sprachliche Literatur, die die Mystik hervorgebracht hat. Sie ist im Kern keine Übersetzungsliteratur, sondern wurde einerseits von den (des Lateins meist unkundigen) Nonnen selbst verfasst, die ihre mystischen Erlebnisse und Erfahrungen zum Ausdruck bringen wollten, und andererseits von lateinisch gebildeten Theologen, denen diese Frauen seelsorgerlich anvertraut waren. Die deutschsprachige Mystik ist gegenüber der lateinischen Theologie ausgesprochen sprachschöpferisch. Allerdings hat sie die Trennung zwischen der Sphäre der frommen Laien und der akademischen Theologie nicht durchbrochen. Luther knüpft zweifelsohne an die spätmittelalterliche Frömmigkeitstheologie an, wenn er in den ersten Jahren seiner öffentlichen Wirksamkeit für die Diskussion theologischer Fragen unter Gelehrten weiterhin das Lateinische benutzt und für die Behandlung seelsorgerlicher Themen v.a. in seinen Sermonen zur deutschen Sprache greift.3 Aber er bringt doch einen neuen Impuls mit. Seine erste eigene Veröffentlichung, eine Übersetzung und Auslegung der Sieben Bußpsalmen im Frühjahr 1517 (WA 1, 158-220), war in deutscher Sprache abgefasst, aber sie vertritt doch einen ganz anderen Schrifttyp als die bisher üblichen Schriften für Laien. Luther legt eine Bibelübersetzung vor und benutzt dafür die beste damals verfügbare philologische Grundlage, die hebräische Septene Johannes Reuchlins. Er verfolgt mit diesem Werk mithin gewissermaßen auch einen wissenschaftlich-exegetischen Anspruch. Wie ungewöhnlich sein Vorhaben gewesen sein muss, zeigt sein Vorwort, in dem er von seiner Vermessenheit spricht, die Psalmen auszulegen, „sunderlich yns deutsche“ (158, 15f.). Auch dezidiert Luther seine Schrift „Allen lieben glidmaßen Christi die diß puchleyn lesen“, also nicht lediglich den frommen Laien. Dieser Vorgang ist so bedeutungsvoll, dass er hier noch etwas ausführlicher dargestellt werden soll. Für Luthers Zuwendung zum Deutschen bildet in Sonderheit die spätmittelalterliche deutsche Mystik den Anknüpfungspunkt: sein Bekanntwerden mit Taulers Predigten, die er auch mit in den akademischen Unterricht einbezog, und dem Büchlein „Der Franckforter“ im Frühjahr 1516. Der Freund Johannes Lang hatte seinem Ordensbruder Luther seine Ausgabe der Deutschen Predigten Taulers (Augsburger Druck 1508), die er selbst von einer Wittenberger Bürgerin Ursula Schreiber geschenkt bekommen hatte, überlassen. Luthers Randbemerkungen in dem Taulerdruck, entstanden

3

Vgl. Johannes Schilling, Erbauungsschriften, in: Albrecht Beutel (Hg.), Luther Handbuch, Tübingen 2010, 295–305.

Ute Mennecke, Zur sprach- und literaturgeschichtlichen Bedeutung Luthers

59

wohl vor dem 29. Mai 1516, sind erhalten.4 Etwa zeitgleich kam Luther auch an eine unvollständige Handschrift des sog. Frankforters, eines mystischen Texts des 14. Jhs aus dem Umkreis der dominikanischen Mystik,5 den er 1516 unter dem Titel „Ein geistlich edles Buchlein. Von rechter underscheyd und vorstand. Was der alt vn new mensche sey. Was Adams und was Gottis kind sey. Vnd wie Adam in uns sterben vnnd Christus ersteen sall“, veröffentlichte. Gegenüber Spalatin empfahl Luther auf dessen Anfrage hin, welche Texte er ihm für eine Veröffentlichung in deutscher Übersetzung empfehle, diesen „geistlich edlen“ Text mit den Worten: „Wenn es dir gefällt, eine reine, solide, der alten höchst ähnliche, in deutscher Sprache herausgegebene Theologie zu lesen, dann kannst du dir die Predigten des Johannes Tauler vom Predigerorden anschaffen. Eine Art Kurzfassung des Ganzen schicke ich dir hiermit. Ich kenne nämlich keine Theologie, weder in Latein noch in Deutsch, die heilsamer wäre und mit dem Evangelium mehr übereinstimmt. Schmecke also und sieh, wie süß der Herr ist, wenn du vorher schmeckst und siehst, wie bitter das ist, was immer wir sind.“6

In seiner kurzen Vorrede zu dem Druck hatte Luther die Leser gewarnt, sich nicht durch die ungewöhnliche Sprachgestalt des Werks den Sinn für dessen bedeutenden, „gründlichen“, d.h. auf den Grund gehenden, wesentlichen Inhalt verstellen zu lassen. „Ja es schwebt nit oben, wie schaum auf dem wasser, Sunder es ist auß dem Grund des Jordans von einem warhafftigen Israeliten erleßen“ (WA 1,153). Zwar sei das Deutsch des Texts eigentlich keine Theologensprache („untüchtig“ = untauglich, unvermögend, ungeeignet), aber darin sieht er das neutestamentliche Zeugnis bestätigt (1. Kor 1,23), dass die Wahrheit der Heiligen Schrift der Weltweisheit widerstreite und deshalb auch eine andere Ausdrucksform als diese finden müsse. Eineinhalb Jahre später, bei seiner zweiten vollständigen Edition des Werks (4. Juni 1518), hat Luther die apologetische Haltung abgelegt und stellt nunmehr mit Festigkeit die Relevanz des Buches fest, das jetzt „Eyn deutsch Theologia, das ist/ Eyn edles Buchleyn“ betitelt ist. Den alten Vorwurf, „wir seien deutsche Theologen“, will er sich nun gern gefallen lassen, denn die deutschen Theologen seien ohne Zweifel die besten, und:

4 5 6

60

WA 9,97–104. Vg. Ute Mennecke, Theologia deutsch. In: Dictionnaire de Spiritualité, 15, Sp. 459–463. Brief v. 14. Dez. 1516, WA 1, Nr. 30.

Glaube und Lernen, 30/2015, Heft 1, Gespräch zwischen Disziplinen

„Ich danck Gott, dass ich yn deutscher zungen meynen gott also höre und finde, als ich und sie mit mir alher nit funden haben, weder in lateinischer, krichscher noch hebreischer zungen.“7

In diesen Ausführungen ist „deutsch“ zu weit mehr geworden als zu einer Bezeichnung der Sprache, nämlich zu einer Bezeichnung der theologischen Eigenart, des modus loquendi theologicus8, den auszeichnet, von menschlicher Weisheit und Wohlredenheit zu göttlicher Kraft und Weisheit durchzudringen. Luther „findet seinen Gott“ in deutscher Sprache in einer Weise, wie er ihn bisher in den traditionellen Sprachen der Theologie nicht gefunden habe. Seine eigene Zuwendung als Theologe zum Deutschen erscheint vor diesem Hintergrund also noch in einem andern Licht als dem der Erschließung des Lesepublikums der Laien. Eine zweifache Konsequenz ist festzuhalten: Im Rahmen seiner reformatorischen Neuorientierung wird zum einen für Luther die Trennungslinie zwischen Klerus und Laien theologisch hinfällig. Jeder getaufte gläubige Christ ist insofern ein Theologe, als er die Bibel selber lesen, richtige von falschen Glaubenslehren unterscheiden und wichtige Glaubensaussagen selbst vertreten können soll. Zahlreiche grundlegende Schriften, darunter auch die meisten der sog. „reformatorischen Hauptschriften“, erscheinen in deutscher Sprache (Sermon von den guten Werken, An den Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung, Von der Freiheit eines Christenmenschen [deutsch und lateinisch], von dem Papsttum zu Rom usw.), aber auch spätere grundlegende Schriften (Von den Konziliis und Kirchen, Wider Hans Worst, Schmalkaldische Artikel, usw.). So wird das Deutsche auch die Sprache der Theologie. Zum andern ist die Verwendung des Deutschen auch Ausdruck der antischolastischen Wende in Luthers neuem Verständnis der Theologie als einer praktischen, erfahrungsbezogenen Disziplin. Ihre Aufgabe besteht weniger in begrifflichem Zergliedern und logisch-dialektischem Begründen, sondern ist eine wesentlich exegetische.9 Luther betreibt Exegese in einem SichVersenken in den Bibeltext und gedanklich-sprachlichen Umkreisen biblischer Aussagen, solange bis er Gehalt und Aussage einer Stelle präzis und bildhaft formulierend erfasst. Dieses exegetische Verfahren lässt der sprachlichen Entfaltung großen Raum, ja lebt geradezu von ihr. 7 8 9

WA 1, 378f. Vgl. Leif Grane, Modus loquendi theologicus. Luthers Kampf um die Erneuerung der Theologie (1515–1518) (AThD 12), Leiden 1975. Vgl. Albrecht Beutel, Theologie als Schriftauslegung, in: Ders., Luther Handbuch, Tübingen 2005, 444ff.

Ute Mennecke, Zur sprach- und literaturgeschichtlichen Bedeutung Luthers

61

1.

Das Deutsche als Sprache evangelischer Theologie und Frömmigkeit

Luther hat in der Folge die Sprache evangelischer Frömmigkeit und Theologie weithin erst geschaffen. Dies ist nicht so zu verstehen, dass er vor allem Neologismen geprägt hätte, sondern in dem Sinne, dass er ein vorhandenes Vokabular aus verschiedenen Verwendungsbereichen und praktischen Kontexten zu einer konsistenten religiösen Sprache formte. Luthers Bedeutung in dieser Hinsicht ist noch erstaunlich wenig erforscht,10 weil in den letzten Jahrzehnten sprachgeschichtliche Studien hinter sozialgeschichtlichen zurückstanden. Erschwerend kommt für die Erforschung von Luthers Deutsch die verzögerte Forschungslage bezüglich des Frühneuhochdeutschen hinzu.11 Dieses bildet aber den „Referenzrahmen“, den man kennen muss, um erfragen zu können, wie durch Luther einzelne Wörter entweder überhaupt erst in den religiösen Sprachschatz überführt oder aber mit evangelischem Geist gefüllt werden. Luther konnte dabei ohne Zweifel an das Sprachgut der deutschen Mystik anknüpfen, wobei deren Beitrag zu Luthers Sprache noch nicht genauer untersucht ist.12 Einen wichtigen Anknüpfungspunkt stellt die starke Bezogenheit auf religiöse Erfahrung mit den beiden Polen Anfechtung und Trost dar. Deutlich identifizierbar ist das Sprachgut der Mystik beispielsweise in der erläuternden Verdeutschung der Sieben Bußpsalmen: Gelassenheit, sich lassen usw. Ein Zentralwort evangelischer Frömmigkeit, das ein ganzes

10 Vgl. Johannes Erben, Luther und die neuhochdeutsche Schriftsprache, in: Friedrich Maurer/Heinz Rupp (Hg.), Deutsche Wortgeschichte I.3, neubearb. Aufl. Berlin/New York 1974, 509–581. – Ders., Luthers Bibelübersetzung, in: Knut Schäferdiek (Hg.), Martin Luther im Spiegel heutiger Wissenschaft, Bonn 1985, (Studium Universale 4), 33–50. Neuere Arbeiten zu Luthers Sprache sind eher linguistisch ausgerichtet: Söhnke Hahn, Luthers Übersetzungsweise im Septembertestament von 1522, Hamburg 1973 (Hamburger philologische Studien 29). – Sebastian Seyferth, Sprachliche Varianzen in Martin Luthers Bibelübertragung von 1522–1545. Eine lexikalisch-syntaktische Untersuchung des Römerbriefs (Arbeiten zur Geschichte und Wirkung der Bibel 4), Stuttgart 2003. 11 Das seit 2013 an der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen installierte Frühneuhochdeutsche Wörterbuch, 1977 von Otto Reichmann u.a. gegründet, sollte drei Bände umfassen und innerhalb von 15 Jahren fertiggestellt sein. Inzwischen ist es auf 13 Bände konzipiert und soll 2027 abgeschlossen werden. Die Bd. 1–4, 6, 9.1 liegen vor, von Bd. 5, 7, 8 und 11 einzelne Lieferungen. 12 Zu Luthers theologischer Mystik-Rezeption vgl. Karl-Heinz zur Mühlen, Nos Extra nos. Luthers Theologie Zwischen Mystik und Scholastik (BHTh 46), Tübingen 1972: Luther habe die mystische Sprachlichkeit als vorübergehende Hilfe zum Ausdrücken reformatorischer Theologie aufgenommen.

62

Glaube und Lernen, 30/2015, Heft 1, Gespräch zwischen Disziplinen

Wortfeld neu prägt, gehört allerdings gerade nicht zum mystischen Wortschatz: Glaube.13 Eine erste theologische Sprachlehre in deutscher Sprache liefert er in seiner Vorrede zum Römerbrief aus dem Septembertestament (1522).14 Hier finden sich Luthers berühmte Formulierungen dessen, was der Glaube sei: „Glaube ist eyn gotlich werck ynn uns, das uns wandelt und new gepirt aus Gott“ (WADB 7,10,6f.). 2.

Die deutsche Bibelübersetzung

Die Wittenberger Bibelübersetzung ist dasjenige Werk, in dem Luthers Umorientierung im Zeichen des Priestertums aller Gläubigen am deutlichsten ihren Ausdruck fand. Pläne, die Bibel ins Deutsche zu übersetzen, sind im Wittenberger Umkreis zum ersten Mal 1520 bezeugt.15 Wenn Luther laut Vorrede zum Septembertestament durch seine Übersetzung den „einfältigen Mann“ aus seinem alten Wahn auf die rechte Bahn führen will (WADB 6, 2, 8–10), so benutzt er zwar den Topos des „interessierten frommen Laien“, aber seine Intention geht doch gerade bei der Bibelübersetzung weit darüber hinaus, eine bestimmte Zielgruppe ansprechen zu wollen.16 Während der Wartburgzeit hatte Luther, wie er in einer Tischrede mitteilt, Anfang Dezember 1521 (bei einem Kurzaufenthalt in Wittenberg) ein Gespräch mit Melanchthon, der ihn darauf hinwies, dass die bestehenden Übersetzungen des NT schlecht seien und dass insbesondere im Hinblick auf den ganz verdunkelten Paulus die Arbeit der Übersetzung nötig sei. Das Geschäft des Übersetzens wird von Anfang an gleichzeitig auch als die Aufgabe theologischer Reinigung aufgefasst. Luthers Bibelübersetzung als an den frommen Laien gerichtet zu verstehen, hieße, zu verkennen, dass er mit der deutschen Sprache z. e. die Gesamtheit der Christen ansprechen wollte17 und dass es ihm z. a. darum ging, mit der Übersetzung zugleich den evangelischen Gehalt des NT aus dem griechischen Urtext in die deutsche Sprache gewissermaßen „hinüberzuholen“. 13 Vgl. Berndt Hamm, Warum wurde für Luther der Glaube zum Zentralbegriff des christlichen Lebens? in: Ders., Der frühe Luther. Etappen reformatorischer Neuorientierung, Tübingen 2010, 65–89. 14 WADB 7,2ff. Vgl. Jörg Armbruster, Vorreden Luthers auf die Bibel, in: Volker Leppin/Gury Schneider-Ludorff (Hg.), Das Luther-Lexikon, Regensburg 2014, 734–739. 15 Heinz Blanke, Bibelübersetzung, in: A. Beutel, 259–265. 16 Ebd. 17 Vgl. Thomas Kaufmann, Vorreformatorische Laienbibel und reformatorisches Evangelium, in: ZThK 101, 2004, 138–174.

Ute Mennecke, Zur sprach- und literaturgeschichtlichen Bedeutung Luthers

63

3.

Luther als Übersetzer der deutschen Bibel

Im Blick auf die bereits vor Luther geschaffenen deutschen Bibeln – 14 hoch- und vier niederdeutsche Gesamtausgaben – sieht man inzwischen deutlicher, dass Luthers Übersetzungsleistung, was die sprachliche Beherrschung des Deutschen betrifft, nicht völlig einzigartig dasteht. Es gab durchaus Texte, die „die Bibel und biblische Stoffe in der Volkssprache angemessen überlieferten. Es sind dies die Historienbibeln und Weltchroniken, Armenbibeln und Heilsspiegel, Reimbibeln und Legenden“.18 Die sprachliche Unbeholfenheit der meisten vorlutherischen deutschen Bibeln rührt daher, dass diese im Allgemeinen gar nicht einen Text bieten wollten, der den lateinischen Urtext ersetzt hätte. Sie ahmen den Buchstaben und den Satzbau des Lateinischen absichtlich nach, um den Geist der Heiligen Sprache zu bewahren. Auch Hieronymus hatte die Syntax des hebräischen als inspiriert angesehen. Praktisch könnten diese Bibeln als „Lern- und Lesehilfe bei Welt- und Ordensgeistlichen, Stiftsdamen und Klosterschülern“ verwendet worden sein, die nicht genug Latein konnten, um sich den VulgataText ohne Übersetzungshilfe anzueignen. Luthers Anliegen ist es demgegenüber, einen autarken deutschen Bibeltext zu schaffen und damit die deutsche Sprache unter die linguae sacrae aufzunehmen.19 Neu an Luthers Übersetzungsweise ist zweierlei. In sprachlicher Hinsicht ist es die konsequente Orientierung an der Zielsprache statt an der Ausgangssprache. In theologischer Hinsicht ist es die Entschiedenheit und Konsequenz, mit der er „aus der Sinnmitte der Schrift heraus“, dem Glauben an Jesus Christus,20 theologisch übersetzt. So urteilt auch Georg Steer: „Völlig neu hingegen ist innerhalb der Geschichte der deutschen Bibelübersetzung Luthers theologisch akzentuierende, aus dem Gesamtverständnis der Bibel interpretierende Übersetzungsweise.“21 Er charakterisiert sie als „textsynoptisch, bibelsynoptisch, exegetisch und somit nicht wörtlich“.22 Luthers Verständnis der Schrift, dass es nur ein Evangelium gibt, 18 Heimo Reinitzer, Wort und Bild. Zu Übersetzungsprinzipien und Illustrationsweisen der Luther-Bibel (Septembertestament), in: Heinz Ludwig Arnold (Hg.), Martin Luther (Text und Kritik, Sonderband), München 1983, 62. – Vgl. ders., Biblia deutsch. Luthers Bibelübersetzung und ihre Tradition, Wolfenbüttel 1983. 19 H. Reinitzer, Wort und Bild, 63. 20 A.a.O., 65. 21 Georg Steer, Intentionen der Bibelübersetzung im deutschen Spätmittelalter bei Martin Luther und den Katholiken des 16. Jahrhunderts. Ein Exposé, in: H. L. Arnold, Martin Luther, 59–61, hier: 60. 22 Ebd.

64

Glaube und Lernen, 30/2015, Heft 1, Gespräch zwischen Disziplinen

musste ihn zu der Überzeugung bringen, eine Übersetzung des NT, ja schließlich der ganzen Bibel, aus einem Guss sei erforderlich, um eben auch sprachlich durch bestimmte Techniken der Übersetzung dieses eine Evangelium erkennbar zu machen. Von daher ist es nachvollziehbar, dass er bereits vorliegende Übersetzungsversuche für ungenügend erklärte, weil sie jeweils nur Teile der Bibel enthielten.23 Luther verteidigte seine Übersetzungsweise 1530 gegenüber altgläubigen Angriffen im Sendbrief vom Dolmetschen (WA 30,2,632-646) und charakterisierte diese hier als ein „dem Volk aufs Maul schauen“. Gemeint war damit seine Absicht, eine autarke Übersetzung in der Zielsprache zu schaffen, die sich um eines idiomatisch richtigen Deutsch willen von der Wort-für-WortWiedergabe dispensiert sieht. Luthers Übersetzungsgrundsatz ist, besonders in der Revision von 1975, als Wahl der Umgangs- oder Alltagssprache missverstanden worden. Vielmehr hatte Luther, wie besonders die schwedische Germanistin Birgit Stolt herausgearbeitet hat,24 bei seiner Bibelübersetzung von Anfang an auch die gottesdienstliche Verwendung im Blick. Dies machte es einerseits nötig, Texte zu schaffen, die gut lesbar und im Hören gut verstehbar sind.25 Mit Hilfe der Virgel (/) ließ sich ein Satz in kürzere Sinneinheiten gliedern als durch die neuhochdeutsche Kommasetzung. Das lässt sich beispielsweise am Beginn der Weihnachtsgeschichte (nach der Fassung von 1545) zeigen: „Da machte sich auff auch Joseph/ aus Galilea/ aus der stad Nazareth/ in das Jüdische land/ zur stad David/ die da heisset Bethlehem/ Darumb das er von dem hause und Geschlechte Davids war“.26 Zum andern kommt hinzu, dass Luther durch sprachliche Mittel wie Satzrhythmus und eine bestimmt lautliche „Tönung“ des Textes (in diesem Falldurch den a-Vokal) auch sangbare Texte schafft, die akustisch gut tragen. „Luther hat seine Bibeltexte so formuliert, dass sie sich gut singen und gut vertonen lassen. In seiner ‚Deutschen Messe‘ von 1526 gibt Luther seiten-

23 H. Reinitzer, Wort und Bild, 63f. 24 Vgl. Birgit Stolt, Neue Aspekte der sprachwissenschaftlichen Luther-Forschung, in: H. L. Arnold, Martin Luther, 6–16, S.16 bibliographische Hinweise auf weitere wichtige Lutherarbeiten Stolts. 25 Vgl. dies., Martin Luthers rhetorische Syntax. In: Gert Ueding/Walter Jens (Hg.), Rhetorik zwischen den Wissenschaften, Tübingen 1991. 26 Vgl. Werner Besch, Luther und die deutsche Sprache. 500 Jahre deutsche Sprachgeschichte im Lichte der neueren Forschung, Berlin 2014, 52.

Ute Mennecke, Zur sprach- und literaturgeschichtlichen Bedeutung Luthers

65

weise ausführliche Notenbeispiele dafür, wie die Psalmen, Evangelien und Episteln gesungen werden sollen[…]“27 Nicht zuletzt erfordert die gottesdienstliche Verwendung und der „göttliche“ Gegenstand der Texte aber auch eine gewisse Feierlichkeit. „Luther hat eine Sakralsprache bewusst angestrebt, und das sonn- und feiertägliche Klima war an vielen Stellen von Anfang an beabsichtigt.“28 Mittel einer solchen „sakralsprachlichen Stilisierung“ ist z.B. die Beibehaltung von Biblizismen, die dem Bibeltext auch die Aura ehrwürdigen Alters geben und einen Abstand zur Umgangssprache schaffen: die Einleitungsformel „es begab sich“, das häufige „aber“ an zweiter oder dritter Stelle im Text (Maria aber), „siehe“, das reihende „und“, usw. Ehrfurcht, Andacht und geschärfte Aufmerksamkeit sollen mit Hilfe dieser Sprache geweckt werden.29 Zu dieser Übersetzungsweise gehört auch, dass Luther, wo er es für richtig befand, Spracheigentümlichkeiten der hebräischen Ausgangssprache bewahrte, etwa bei der Übersetzung von Ps 68,19: „Du bist in die Höhe gefahren und hast das Gefängnis gefangen“. Wir müssten „der hebräischen Sprache Raum lassen, wo sie es besser macht als unsere deutsche tun kann.“30 Die von Luther zur Erläuterung seiner Übersetzungsweise im Sendbrief verwendeten Beispiele machen aber auch auf ein weiteres wichtiges Prinzip seines Übersetzens aufmerksam: das Wecken des affektiven Gehalts der biblischen Aussage. Luther will in Lk 1,28 den Engelsgruß an Maria, das „Ave [Maria] gratia plena“ nicht mit „vol gnaden“ übersetzen, sondern als „du holdselige Maria, du liebe Maria“, denn: „Wer Deutsch kan, der weis wol, welch ein hertzlich fein wort das ist: die liebe Maria, der lieb Gott[…] und ich weis nicht, ob man das wort ‚liebe‘ auch so hertzlich und gnugsam in Lateinischer oder andern sprachen reden müg, das also dringe und klinge ynns hertz, durch alle sinne, wie es thut un vnser sprache“(WA 30,2,638, 13-639, 3). Die deutsche Sprache konnte für Luther deswegen zur echten lingua sacra werden, weil sie „ynns hertz“ dringt. Luther entdeckte insbesondere die emotive Qualität der deutschen Sprache und fand in ihr das geeignete sprachliche Gefäß für die Evangeliumsbotschaft, weil Gottes Wort auf das Herz, das Innere des Menschen zielt und umwandeln will – wie er in den 27 Ernst Arfken, Zu Luthers Kirchenliedern, in: H.L. Arnold, Martin Luther, 105–120, bes. 119. – Ein Beispiel für diese Sangbarkeit ist Bachs Vertonung der Weihnachtsgeschichte in den Rezitativen seines Weihnachtsoratoriums! 28 B. Stolt, Aspekte, bes. 14. 29 Ebd. 30 Summarien über die Psalmen und Ursachen des Dolmetschens, WA 38,13, 5–21 (vgl. B. Stolt, Aspekte, 13).

66

Glaube und Lernen, 30/2015, Heft 1, Gespräch zwischen Disziplinen

Ausführungen der Vorrede zur Römerbriefübersetzung über den Glauben darlegt. Anderen (Volks-)sprachen will Luther damit natürlich diese Qualität gar nicht absprechen;31 aber es ist eine Qualität, die nur von einem Muttersprachler „zum Klingen“ gebracht werden kann. Das Lateinische seiner Zeit besaß offenbar für Luther diese Qualität nicht mehr, obwohl es ja nicht nur Gelehrten- sondern auch die Sprache der Liturgie und für den Mönch auch die Sprache der Psalmen war. Luther hat bei seiner Rechenschaftslegung über seine Übersetzungsweise diese beiden Aspekte, den idiomatischen und den affektiven, betont; aber den seines theologischen Übersetzens bemerkenswerterweise nicht eigens thematisiert. Was für das Beispiel der Einfügung des sola in Röm 3,28 gilt, dass es sich nämlich doch auch um eine theologische Akzentuierung handelt,32 das gilt ähnlich auch für Lk 1,28, denn die Vorstellung, Maria sei ein besonderes Gefäß der göttlichen Gnade, widerstrebt Luthers Rechtfertigungslehre. „Luthers Septembertestament ist nicht nur philologische Übersetzungsarbeit, es ist auch Provokation.“33 Solche theologische Akzentuierungen ändern aber nichts an Luthers grundlegendem Bemühen um eine getreue Wiedergabe des biblischen Texts. In seinen besten Übersetzungen gelang es ihm, philologische Genauigkeit, muttersprachliche Prägung, sprachlich-klangliche Schönheit und evangelischen Gehalt zu einem Einklang zu bringen.34 Alle diese Aspekte machen gemeinsam das sprachliche Kunstwerk aus, als das seine Bibelübersetzung anzusehen ist. Luther war sich seiner Leistung bewusst: „Ich kan dolmetschen, Das können sie nicht“ (WA 30,2, 635,21).35

31 Unter die Bücher, die in eine gute Bibliothek gehören, zählt Luther prinzipiell alle Übersetzungen in die Volkssprache: „Erstlich sollt die heylige schrifft beyde auf Lateinisch/ Kriechisch/ Ebreisch/ -und Deutsch/ vnd ob sie noch ynn mehr sprachen were/-drynnen seyn“ (Ratsherrenschrift 1524, WA 15, 52, 1–3). 32 H. Reinitzer, Wort und Bild, 66f. 33 A.a.O., 67. 34 Vgl. W. Besch, Luther, 46ff die Synopse zur Übersetzung des Ps 23. Und das Fazit: „Es dürfte schwer sein, ihm hier irgendeine Spur von ‚Fälschung‘ des ‚Wortes Gottes‘ nachzuweisen. 35 Vgl. Hans-Jürgen Schrader, Zwischen verbaler Aura und Umgangsdeutsch. Zur Sprachgestalt der Luther-Bibel und zur Problematik ihrer Revision, in: Corinna Dahlgrün/Jens Haustein (Hg.), Anmut und Sprachgewalt. Zur Zukunft der Lutherbibel. Beiträge der Jenaer Tagung 2012, 145–180. – Siehe auch die anderen Beiträge dieses Bandes!

Ute Mennecke, Zur sprach- und literaturgeschichtlichen Bedeutung Luthers

67

4.

Luther und die Entstehung der neuhochdeutschen Schriftsprache

Mit Luthers Bibelübersetzung hängt aufgrund von deren Druck- und Verbreitungsgeschichte die Frage nach der sprachgeschichtlichen Bedeutung Luthers zusammen, nach seinem Einfluss auf die Ausbildung der neuhochdeutschen Schriftsprache. Man hat Luther den „Vater“, gar „Schöpfer“ dieser deutschen Sprache genannt.36 Wiewohl solche Einschätzungen übertrieben sind, spielt Luthers Deutsche Bibel dennoch eine wesentliche Rolle in diesem Prozess, wobei aber mehrere Faktoren zu berücksichtigen sind. In Luthers Zeit gab es noch keine verbindliche deutsche Schriftsprache,37 sondern eine regionale Vielfalt an Dialekten und auch binnensprachlich eine Vielzahl von Varianten auf dem Gebiet der Laute, ihrer Schreibung und der flexivischen Formen (Konjunktion, Deklination), aber auch des Wortschatzes. Die Vielzahl der Formen bedeutete auch Konkurrenz. Im 15. Jahrhundert lässt sich in der Schriftsprache gegenüber dem vorhergehenden Jahrhundert „eine Schwerpunktverschiebung vom Süden hin zur Mitte, vom traditionsreichen Oberdeutschen zum Mitteldeutschen östlicher Region“ beobachten (38). Die bisherige Vorrangstellung des südwestlichen Oberdeutschen verlagert sich zugunsten einer Kombination des Ostoberdeutschen mit dem Ostmitteldeutschen (Thüringisch, Obersächsisch, Schlesisch). Diese Schreibsprache, auch von den sogenannten Kanzleien (der Fürsten, Magistrate, Universitäten usw.), aber auch von privaten Druckereien gepflegt, implizierte Vereinheitlichung und Variantenreduzierung. Luthers Bemühen um die äußere Gestalt der deutschen Sprache ist eingebettet in diese sprachliche Entwicklung.38 „Luthersprache“ ist insofern ein „personifizierendes Synonym für die Wittenberger Druckersprache schlechthin“ (35). Aber hinzukam, dass Luther selbst auch zunehmend sensibel wurde für die Frage der Schrift- und Druckgestalt des Deutschen und bei den (Korrektur-)Arbeiten an der Deutschen Bibel von der ersten Wittenberger Vollbibel 1534 bis zur Lutherbibel letzter Hand (1545) dieses Bemühen um Variantenreduzierung und Gebrauch vermittelnder Formen konsequent fortsetzte, so dass er „mit großem Zutun seiner Korrektoren in der Gestalt der Bibel von 1545 einen deutlich systematisierten Druck-Usus“ hinterließ 36 Ebd. 11. 37 Zum folgenden vgl. v.a. W. Besch, Luther. 38 Vgl. dazu Luthers vielzitierte Beschreibung seiner eigenen Sprache in WA TR 2, Nr. 2758 b: Nullam certam linguam Germanice habeo, sed communem, ut me intelligere possint ex superiori et inferiori Germania. Er bezeichnet hier die Schreibweise der sächsischen Kanzlei als die communissima lingua Germaniae.

68

Glaube und Lernen, 30/2015, Heft 1, Gespräch zwischen Disziplinen

(35). Dies wurde bedeutsam für die weitere Entwicklung der Deutschen Schreibsprache, weil die Wittenberger Bibel von 1545 „eine Art kanonischer Dignität“ für die weitere Bibeltradierung erhielt (58), die für ihre überregionale Einigungswirkung sorgte (54). Nachdrucke an anderen Orten behielten Orthographie und Vokabular der Lutherbibel bei; Ungewohntes wurde lieber mit Glossaren erläutert als geändert. Dies ist außerordentlich bemerkenswert und vielleicht auch ein einmaliger Tradierungsfall, da es im 16. und 17. Jh. an sich völlig normal war, Texte bei Nachdrucken lautlich der Region anzupassen. Nur ins Niederdeutsche musste die Bibel übersetzt werden; 1620 erlischt diese Tradition. Zum Ende des 17. Jh. erscheint das Phänomen des „Veraltens“ der bis dahin textstabilen Lutherbibel, so dass nun beigefügte Glossare dem Zweck dienen, als veraltet empfundenes zur erläutern (69). 5.

Luthers geistliche Lieder

Der Impetus, der Luther die Bibel ins Deutsche übersetzen ließ, machte ihn auch zum Verfasser geistlicher Lieder.39 Luthers dichterischer Beitrag zum deutschsprachigen geistlichen Lied ist bedeutend und eigenständig, wobei er an verschiedene vorhandene Liedtypen (vorreformatorischer, volksliedhafter Typ, Gesellschaftslied, Meistersingerlied) anknüpft.40 Den Anlass zu seinem erstem Lied bildete der Feuertod der ersten protestantischen Märtyrer in Brüssel 1523 (AWA 4,247.188), den er in einem Erzähl- und Zeitlied dichterisch verarbeitete, das zur Weiterverbreitung des Ereignisses geeignet war. Mit diesem Lied war offenbar seine dichterische Gabe geweckt. 24 Lieder von Luther – das sind fast zwei Drittel der Gesamtzahl – finden sich im Chorgesangbuch des Johannes Walther von 1524.41 Seine mit musikalischer Begabung einhergehende Hochschätzung der Musik als Lenkerin der Affekte42 und die darauf gegründete Überzeugung, dem Gemeindegesang komme ein fester Platz im Gottesdienst zu, bildeten den Hintergrund für das Entste39 Überblick: Patrice Veit, Art, Lied, in: Luther-Lexikon, 385–389. – Grundlegend: Gerhard Hahn, Evangelium als literarische Anweisung. Zu Luthers Stellung in der Geschichte des deutschen kirchlichen Liedes (MTU 73), München 1981. – Wichman von Meding, Luthers Gesangbuch. Die gesungene Theologie eines christlichen Psalters (Theos 24), Hamburg 1998. – E. Arfken, Kirchenlieder. 40 A.a.O., 108. 41 Vgl. Christian Möller (Hg.), Kirchenlied und Gesangbuch. Quellen zu ihrer Geschichte. Ein hymnologisches Arbeitsbuch (Mainzer Hymnologische Studien 1), Tübingen 2000, 75f. – E. Arfken, Kirchenlieder, 107. 42 Johannes Schilling, Musik, in: A. Beutel, Luther Handbuch, 236–244, bes. 241.

Ute Mennecke, Zur sprach- und literaturgeschichtlichen Bedeutung Luthers

69

hen seiner Kirchenlieder.43 Der Gemeindegesang sollte an die Stelle des lateinischen Chorgesangs treten. Dafür arbeitete Luther die wichtigsten liturgischen Stücke der Messe zu deutschen Gesängen um (Kyrie, Sanctus, Te Deum laudamus, deutsche Litanei).44 Weitere Einsatzorte des Gemeindegesangs im Gottesdienst sind zunächst das Lied nach der Epistel (Graduallied) und das Predigtlied. Luther schuf dafür die wichtigsten Typen des evangelischen Kirchenlieds, das Psalmlied (Ps 46 ein feste Burg, Ps 130 Aus tiefer not schrey ich zu dir, außerdem Ps 12,14,67,124,128) und das Katechismuslied, das Stücke des Katechismus in Strophenform umdichtet (Dies sind die heil’gen 10 Gebot, Credo-Lied, Vaterunser-Lied, Taufflied), aber auch u.a. das Festlied und das Begräbnislied. Luthers geistliche Lieder sind dezidiert Kirchenlieder, geschrieben für den Gemeindegesang, während die Einsatzmöglichkeiten volkssprachlichen geistlichen Liedguts im Gottesdienst vor der Reformation beschränkt waren.45 In ihnen steht neben dem „wir“ des Bekenntnisses bzw. dem „ihr“/„euch“ der Anrede das „ich“ des Glaubens in dem Sinn, dass das Ich, die Person, in der Gottesbeziehung nicht vertretbar ist. Es ist kein Zufall, dass Luthers Lieddichtungen erst nach der Wartburgzeit einsetzen, denn die Sprache seiner Lieder setzt die Sprache der deutschen Bibel voraus. Luther gibt mit ihrer Hilfe den „Grundsituationen“ des Christseins eine sprachliche Gestalt: der Verzweiflung und dem Angefochtensein durch die Sündennot, dem Getröstetsein durch die Erfahrung von Gottes Geist, und dem Getrost- und Unverzagtsein, der Festigkeit des Glaubens. Die sprachlichen Mittel, die er in ihnen verwendet, sind denen der Bibelübersetzung zu vergleichen. Dies soll an einem Beispiel gezeigt werden. In keinem Lied ist wohl die poetische Sprachgestaltung so dicht, um die von der Evangeliumsbotschaft geweckte Freude, ja geradezu Fröhlichkeit und Ausgelassenheit zum Ausdruck zu bringen, wie in dem Weihnachtslied für Kinder „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ (1535).46 In ihm gestaltet Luther, anknüpfend an das spätmittelalterliche „Kränzellied“, von dem er fast die ganze erste Strophe übernimmt, die Verkündigung des Engels an die 43 In seiner Vorrede zu Johann Walthers Chorgesangbuch von 1524 weist er auf die atl. Psalmen als Vorbild christlichen Gotteslobs hin, das im NT durch Paulus (1.Kor 14, Kol 3,16), bestätigt werde. 44 Vgl. Gerhard Hahn/Jürgen Henkys (Hg.), Liederkunde zum EG, Heft 6/7 (Handbuch zum Ev. Gesangbuch 3), Göttingen 2003, zu Nr. 178.3 (Kyrie eleison 1526), 178.4 (deutsches Kyrielied), 183 (Wir glauben all an einen Gott), 191 (Herr Gott, dich loben wir/Te Deum). 45 Vgl. dazu C. Möller, Kirchenlied, 33–40. 46 Vgl. zu diesem Lied G. Hahn, Evangelium, 133–143.

70

Glaube und Lernen, 30/2015, Heft 1, Gespräch zwischen Disziplinen

Hirten und ihren anschließenden Besuch des Kinds in der Krippe wie den äußeren Ablauf eines Krippenspiels, wobei auch der Brauch des Kindelwiegens (Susaninne) anklingt. In den Strophen 1-5 erklingt die Verkündigung des Engels, in Strophe 6 die Stimme der Hirten als Stimme der Gemeinde (lasst uns hineingehen) und in den Strophen 7-14 die Stimme eines einzelnen Hirten bzw. des gläubigen Ich vor der Krippe; in der Abschlussstrophe 15 noch einmal der Dank der ganzen Gemeinde. Hier ist also zum einen nachvollzogen, wie die Verkündigung der biblischen Botschaft über die Gemeinde zum gläubigen Ich gelangt, tief in sein Innerstes, seines „Herzens Schrein“. An diesem Lied kann man aber auch studieren, mit welcher hohen Meisterschaft Luther das Evangelium als die „frohe Botschaft“, mit Mitteln der Sprache vermitteln will. Luther benutzt das Mittel der konsonantischen Alliteration (Stabreim), aber auch des vokalischen Gleichklangs, um, auch mit Hilfe von Wortwiederholungen, regelrechte Klangketten zu bilden. In der ersten Zeile des Liedes (Vom Himmel hoch da komm ich her) wird etwa durch das dreimalige „h“ im Anlaut jeweils auf einer betonten Silbe (plus einmal „ch“ im Auslaut) durch den Hauchlaut „h“ der Himmel als die geistige Sphäre Gottes untermalt (was durch die Bewegung der Melodie von oben nach unten kongenial unterstrichen wird). Mit gleicher Intention dominieren das spitze, hohe „i“ und die verwandten „e/eu“ fast das gesamte Lied. Der „i“-Klang verbindet so den „Himmel“, das „Kindlein“ und den „Christ“, unsern „Heiland“. – Daneben tritt als weiteres Mittel sprachlicher Gestaltung das Ausmalen eines Wortfeldes: „viel Gute (neue) Mär“ als Umschreibung für das „Eu-angelion“ weckt die „Freud und Wonne“ über das Kind in der Krippe und in Windeln, das „zart und fein“ ist, „lieb“, „schön“ und „edel“, also wahrlich kostbar ist. Es bringt „alle Seligkeit“, es ist Gottes an Weihnachten geschehene „Bescherung“ für den Menschen; Grund zur Aufforderung „des lasst uns alle fröhlich sein“. Die gehäuften Verkleinerungsformen (mit „i“!) (Windelein, Krippelein, Kindelein, Jesulein, Wiegelein, Bettelein) haben eine mehrfache Funktion. Zum einen heben sie die Geringfügigkeit und Einfachheit des Kinds in der Krippe hervor, zum andern betonen sie aber auch als Bestandteil einer preziösen Sprache die Kostbarkeit dieses Geschenks, das rein äußerlich so „wenig hermacht“, dem Aufmerken des Herzens (Str. 7) sich aber in seiner Bedeutung offenbart, und schließlich bringen sie auch als Ausdruckmittel einer affektiven Sprache, die innige Gefühlsbindung, Liebe und Dankbarkeit des Sängers zu Ausdruck: „Wie soll ich immer danken Dir?“ Nachdem die Strophen 9-12 diesen Gegensatz zwischen Groß und Klein und das Wunder des Eingehens des Großen in das Kleine ausmalen, brechen ab Strophe 13 diese Gefühle aus

Ute Mennecke, Zur sprach- und literaturgeschichtlichen Bedeutung Luthers

71

dem Sänger geradezu heraus, in Springen und Singen. Diese Bewegung nach außen korrespondiert mit der Bewegung nach innen. 6.

Luther als Briefschreiber

Literaturgeschichtliche Bedeutung kommt Luther auch als Briefschreiber zu,47 allerdings nicht in dem Sinne, dass er der Schöpfer des Privatbriefs gewesen sei. Der Gattung des Briefs hat man schon im Mittelalter und ganz besonders im Humanismus, zurückgreifend auf die antike Tradition, literarischen Charakter zuerkannt. Im Humanismus war es besonders das Genus des Freundschaftsbriefs, das gepflegt wurde. Daneben gibt es auch eine mittelalterliche Tradition des geistlichen, seelsorgerlichen Briefes in der Volkssprache, der besonders in mystischen Kreisen gepflegt wurde. Luther beherrscht die humanistische Briefkunst, aber sie liegt ihm weniger, und er knüpft eher an die Tradition religiös-seelsorgerlicher Briefschreiberei an. Dem humanistischen Brief kam abgesehen vom praktischen Zweck, Informationen auszutauschen, in literarischer Hinsicht die Funktion zu, sich im Medium elaborierter, geformter Sprache als gebildete Persönlichkeit zu präsentieren, sich so als der Zugehörigkeit zur universitas litteraria würdig zu erweisen und an deren Ausweitung mitzuwirken. Direkte literarische Verwendung hatte die Gattung des Briefs im Zusammenhang mit dem römischen Ketzerprozess gegen Reuchlin gefunden, in dem zunächst der Angeklagte selbst Briefe berühmter europäischer Gelehrter an ihn veröffentlichte, um die breite gelehrte Öffentlichkeit zu seinem Schutz und seiner Unterstützung in Anspruch zu nehmen, und daraufhin war auch von einigen Humanistenfreunden in den „Dunkelmännerbriefen“, mit den Mitteln der kontrafaktischen Satire die Sache Reuchlins vertreten worden. – Gegenüber dem humanistischen Brief ist Luthers Verständnis dieser Gattung vor allem durch seine Entdeckung geprägt, dass im Neuen Testament der Brief zum sprachlichen „Gefäß“ der Verkündigung des Evangeliums wird. Daran anknüpfend verfasste er in den frühen 20ger Jahren eine Reihe von „apostolischen Sendschreiben“, mit denen er Gemeinden, aber auch einzelnen Personen, die wegen ihrer evangelischen Glaubenshaltung unter Druck gerieten, den Trost des Evangeliums, und zugleich publizistische Unterstützung zukommen ließ. Später wurde der neutestamentlichpaulinische Impetus des Briefschreibens vor allem in privater brieflicher Seelsorge umgesetzt. Luther stellte den Brief in den Dienst umfassender, in einem 47 Überblick: Ute Mennecke, Art, Briefe Luthers, in: Luther-Lexikon, 120–124, dort weitere Literaturangaben.

72

Glaube und Lernen, 30/2015, Heft 1, Gespräch zwischen Disziplinen

weiten Sinn seelsorgerlicher ratgeberlicher Tätigkeit, er konnte aber auch einen regelrecht prophetischen Mahnruf (etwa gegenüber Albrecht von Mainz) durch ihn artikulieren. Insgesamt geht es ihm weniger um Selbstdarstellung als darum, mit dem Briefschreiben den Dienst wahrzunehmen, zu dem er sich als berufen versteht. Freilich gibt es im Gesamt seines umfangreichen Briefcorpus Beispiele, in denen dem Brief die Entfaltung von Intimität und Eröffnung des eigenen Selbst anvertraut wird (u.a. in den Briefen an seine Frau Katharina von Bora). Literarische Qualität in dem Sinne, dass Sprache bewusst geformt wird, erhalten Luthers Briefe vielfach durch den eigenständigen Umgang mit den in der ars dictaminis formulierten Regeln bzw. formal stärker festgelegten Teilen des Briefs. Dies gilt z. e. für seinen z. T. spielerischen Umgang mit den Regeln für Adressierung und Anrede, in denen die hierarchische Ordnung der Gesellschaft zum Ausdruck kam. Es gilt auch für die Verwendung der traditionellen Briefform mit ihren fünf Teilen in kongenialer Anpassung an den jeweils verfolgten Zweck. Generell kann man sagen, dass Luther die Gattungsregeln nicht ignoriert, sondern auf freie, souveräne Weise handhabt. In seinen seelsorgerlichen Briefen dient z. B. die herkömmliche Abfolge von narratio und petitio / exhortatio der Darlegung des geistlichen Trosts und der sich an sie anschließenden Ermunterung, zur Aneignung des Gesagten. Hier kann Luther alle auch sonst von ihm beherrschten Mittel sprachlicher Gestaltung, Prosarhythmus, konsonantischen Anlaut, Vokalgleichlaut usw. einsetzen, um die Fähigkeit der Sprache, affektiv eindringlich zu wirken, mit der Intention zu nutzen, den Trost des Evangeliums zu artikulieren und gleichsam Gott selbst zum Menschen sprechen zu lassen. 7.

Luther als Prosaschriftsteller

Das Dichtungs- bzw. Literaturverständnis der Reformation entspricht dem pragmatischen Literaturbegriff der Frühen Neuzeit insgesamt, in dem sprachliche Gestaltung oder sprachliche Schönheit keinen ästhetischen Selbstzweck haben. Es dominiert weithin das geistliche Schrifttum; Weltliches wird aber nicht grundsätzlich abgelehnt, sofern es einen Erfahrungsbezug und einen (moralischen) Nutzen verspricht. Dies gilt neben der Geschichtsschreibung (Melanchthon: historia magistra vitae), und Sprichwortsammlungen auch für die Äsop’schen Fabeln. Die Reformation knüpft bezüglich ihrer weltlichen Literaturproduktion recht weitgehend an den Humanismus an, der diese Literaturformen ebenfalls gepflegt hatte. Dies gilt auch für Luther, der sich in dieses Spektrum einerseits mit seiner Sammlung

Ute Mennecke, Zur sprach- und literaturgeschichtlichen Bedeutung Luthers

73

von 489 Sprichwörtern48 und andererseits mit seinen 1530 während des Coburg-Aufenthaltes erarbeiteten Prosa-Beiträgen zur Äsop’schen Fabel49 einfügt. Die von ihm geplante eigene Fabelsammlung blieb unvollendet. Es sind diese literarischen Formen, die Luthers Sinn für kurze, prägnante und gleichwohl bildhafte Ausdrucksweise entgegenkamen, eine Kunst, die er meisterhaft beherrscht und auch für seine Theologie fruchtbar macht. Aber auch abgesehen von der Verwendung spezifischer Prosaformen kommt Luthertexten vielfach literarische Qualität zu.50 Luther beherrschte das rhetorische Handwerkszeug seiner Zeit, aber er wendet die Regeln der dispositio u.a. nicht sklavisch an, sondern passt die äußere Gestalt seiner Aussageintention an. Luther ist nicht unbedingt als Meister der prosaischen Großform zu bezeichnen, die ihm manchmal zu zerfließen droht, aber er hat ein großes Gespür für die sprachliche Gestaltung kleinerer textlichen Einheiten. Manche hoch wirkungsvollen Formen der Rhetorik wie Klimax, Paradoxie, Überbietung beherrscht er meisterhaft. Er beweist immer wieder auch einen ausgesprochenen Spaß am Wortwitz bzw. am Spiel mit Wort und Klang. Nicht zuletzt steht ihm auch eine schier unerschöpfliche Gabe, sprachliche Bilder zu finden und zu entfalten, zu Gebote. Alle diese Fähigkeiten machen ihn übrigens auch zu einem brillianten Polemiker. Literarische Polemik war im 16. Jh. nichts Ehrenrühriges, vielmehr ein legitimes Mittel des „Wortkampfs“.51 So widerlegt er etwa Karlstadts Interpretation der Einsetzungsworte Christi “tuto esti to Soma mu“, wonach Christus mit dem „tuto“ auf sich selber gewiesen habe, nicht nur philologisch, sondern er macht sich auch lustig über „alles, was D. Carlstad Tuttet odder tattet, kuckelt oder kakellt“.52 8.

Zusammenfassung

Der evangelische Theologe Gerhard Ebeling hat Luther ein „Sprachereignis“ genannt.53 Tatsächlich kamen mehrere Faktoren „ereignishaft“ zusammen, die Luthers Sprachschaffen ermöglichten. Auf der einen Seite sind da sein „Sprachingenium“54, Sprachbegabung, Musikalität und Sinn für das 48 Vgl. Anja Lobenstein-Reichmann, Art, Sprichwörter, in: Luther-Lexikon, 655–657. 49 Vgl. Peter Walter, Art, Fabeln, in: Luther-Lexikon, 215. 50 Vgl. dazu die Textsammlung (mit Einführung) von Martin Brecht, Luther als Schriftsteller. Zeugnisse seines dichterischen Gestaltens, Stuttgart 1990 ( ctb 18). 51 Vgl. Hellmut Zschoch, Streitschriften, in: A. Beutel, 277–294, zur literarischen Polemik. 52 Wider die himmlischen Propheten (1525), WA 18, 151,25. – 157, 17. 53 Gerhard Ebeling, Luther. Einführung in sein Denken, Tübingen 1964, 16f. 54 W. Besch, Luther, 52.

74

Glaube und Lernen, 30/2015, Heft 1, Gespräch zwischen Disziplinen

„Instrument“ der Sprache; und als äußerer Umstand die besondere, zukunftsweisende Bedeutung der sächsischen Kanzlei. Hinzukommt Luthers reformatorische Entdeckung des Evangeliums als der frohmachenden Botschaft für alle und der Kontakt mit der deutschsprachigen Mystik; aus alledem resultierte der Plan, das Wort Gottes für alle Christen so in die deutsche Sprache zu bringen, dass das Evangelium aus ihm ins Herz spräche. Bei allem seinem Schreiben, ob in Predigten, Briefen, Liedern, blieb dieses letztlich immer seine eigentliche Intention, die er mit ähnlichen Mitteln umsetzte. Luthers Hochschätzung der Sprache, die ihn zu lebenslanger Arbeit an dieser Sprache, zum „Üben“ auf diesem Instrument, motivierte, beruhte letztlich auf seiner Erkenntnis, dass – gemäß Joh 1,14 – das Wort Fleisch geworden ist, also auf dem weihnachtlichen Inkarnationswunder. So kann man sagen, dass sich bei Luther sprachtheologisches Denken55 und konkretes Sprachschaffen kongenial bedingen und bereichern. Die Sprache von Luthers Bibel, Liedern und Katechismen erreichte so viele Menschen im Schulunterricht, im Gottesdienst, in der häuslichen Andacht, dass sie über Jahrhunderte hinweg und letztlich wohl bis heute die Sprache evangelischer Frömmigkeit und Theologie zu prägen vermochte. Abstract Within the context of his new reformation awareness Luther turned his attention to German as a language of religious devotion and theology. He transcended the late medieval custom of producing devotional literature for ordinary people in their own language by using German (i.e. the language of the people) as the language of the priesthood of all believers, thus uniting Christians of all ranks. He also elevated German to the means through which God’s liberating, comforting word appeals to the very heart of man. In his Bible translation Luther endeavoured to combine philological accuracy with theological accentuation and everyday language with linguistic beauty. He appropriated existing assimilating tendencies between regional dialects and paid heed to minimalizing variants in the resulting Bible text; thus he created an amazingly robust text of great impact which has been preserved in print throughout the centuries. Luther’s gift for composition using biblical language also finds expression in his other creative writings such as hymns and letters. 55 Zusammenfassend: Albrecht Beutel, Art, Sprache/Sprachverständnis, in: Luther-Lexikon, 652–655.

Ute Mennecke, Zur sprach- und literaturgeschichtlichen Bedeutung Luthers

75