Gesinde im 18. Jahrhundert 9783787338665, 9783787341603

Dieser Band bietet ein umfassendes Panorama der Lebenswelt der »dienenden Klasse« und ihrer Darstellung in Kunst und Lit

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Gesinde im 18. Jahrhundert
 9783787338665, 9783787341603

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Gotthard Frühsorge, Rainer Gruenter, Beatrix Wolf f Metternich (Hg.)

Gesinde im 18. Jahrhundert

GESINDE IM 18. JAHRHUNDERT Herausgegeben von Gotthardt Frühsorge, Rainer Gruenter + und Beatrix Freifrau Wolff Metternich

STUDIEN ZUM ACHTZEHNTEN JAHRHUNDERT Herausgegeben von der Deutschen Gesellschaft für die Erforschung des achtzehnten Jahrhunderts Band 12

FELIX MEINER

VERLAG - HAMBURG

GESINDE IM 18. JAHRHUNDERT Herausgegeben von Gotthardt Frühsorge, Rainer Gruenter t

und Beatrix Freifrau Wolff Metternich

FELIX MEINER

VERLAG

: HAMBURG

Im Digitaldruck »on demand« hergestelltes, inhaltlich mit der ursprünglichen ­Ausgabe identisches Exemplar. Wir bitten um Verständnis für unvermeidliche ­Abweichungen in der Ausstattung, die der Einzelfertigung geschuldet sind. Weitere Informationen unter: www.meiner.de/bod

Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliogra­phi­­sche Daten sind im Internet über ‹http://portal.dnb.de› abrufbar. ISBN 978-3-7873-4160-3 ISBN eBook: 978-3-7873-3866-5

© Felix Meiner Verlag GmbH, Hamburg 1995. Alle Rechte vorbehalten. Dies gilt auch für Vervielfältigungen, Übertragungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen, soweit es nicht §§  53 und 54 UrhG ausdrücklich gestatten. Gesamtherstellung: BoD, Norderstedt. Gedruckt auf alterungsbeständigem Werkdruck­papier, hergestellt aus 100 % chlor­frei gebleich­tem Zellstoff. Printed in Germany. www.meiner.de

INHALT

Rainer Gruenter rt Einführung . 2:

2

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Horst Günther (Berlin) Herr und Knecht .

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Rainer Schröder (Hannover) Gesinderecht im 18. Jahrhundert

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IX

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13

Franz Eder (Wien)

Gesindedienst und geschlechterspezifische Arbeitsorganisation in Salzburger Haushalten des 17. und 18. Jahrhunderts . . . 2. 2.2.2...

41

Jattie Enklaar (Utrecht) Rechte und Pflichten des Gesindes auf einem niederländischen Landsitz im 18. Jahrhundert . 2. 2 2 oo nn.

69

Paul Münch (Essen)

Tiere, Teufel oder Menschen? Zur gesellschaftlichen Einschätzung der »dienenden Klassen während der Frühen Neuzeit

.

.

.

2.

2

22.2.

83

Gotthardt Frühsorge (Wolfenbüttel)

Einübung zum christlichen Gehorsam: Gesinde im »ganzen Haus

.

.

.

109

Ludwig Hüttl (Köln)

Das Erscheinungsbild der Dienstboten in der katholischen Frömmigkeitsgeschichte des 18. Jahrhunderts . . . . . 2 2222.00.

221

Michael Maurer (Essen)

Dienstmädchen in adligen und bürgerlichen Haushalten Günter Mühlpfordt (Halle) Ein Plan zum Wohl des Gesindes (1786)

.

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161

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2

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.

. ........215

Ulrich Ricken (Halle)

Das Gesinde in der Sprache des 18. Jahrhunderts

VI

Inhalt

Daniel Roche (Paris)

Le Precepteur dans la Noblesse frangaise: instituteur privilegie ou domestiQue? 2. on

220

Roland Mortier (Brüssel)

Les domestiques dans ’Encyclopedie et chez Rousseau

.

.

.

.......

245

Werner Frese (Münster)

Die Erinnerungen des böhmischen Lakaien Hansel Commenda

.

.

.

.

253

Weygo Comte Rudt de Collenberg (Rom)

Haus- und Hofmohren des 18. Jahrhunderts in Europa

.

.

.

..........265

Karl-Tilman Winkler (Göttingen)

»My People«: Sklaven als Gesinde

.

. .

Paul Raabe (Wolfenbüttel) Der Bibliotheksdiener im 18. Jahrhundert

. 22

.

.

2.

.

.

Wolfgang Martens (Murnau) Das Gesinde in den Moralischen Wochenschriften

nnn.

2

281

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2

2

2020.2..309

.

.

.

....2..2......319

Rudolf Sühnel (Heidelberg)

Der unzerbrochene Krug. Richardsons puritanische Kammerzofe Pamela Thomas Koebner (Marburg) Die Kammerzofe auf dem Theater von Moliere bis Da Ponte

329

.

.

.

.

339

.

.

.

...357

Uta Sadji (Dakar) Mohrendiener

im deutschen Drama

des 18. Jahrhunderts

.

.

Hermann Bauer (München)

Dienstmägde, die verlorene Unschuld und das Bild von der menschlichen Sedle . 2 2 oo oo nn.

369

Beatrix Freifrau Wolff Metternich (Fürstenberg) Über die Bildwürdigkeit von Gesinde . .

383

.

.

222

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Rosemarie Stratmann-Döhler (Karlsruhe)

Gesinde im Spiegelbild der Architektur . .

. .

2

222

2

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n....399

Horst Weber (Essen)

Der Serva-padrona-Topos in der Oper oder Komik als Spiel mit musikalischen und

sozialen

Normen

.

.

.

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407

Inhalt

vi

Eda Sagarra (Dublin)

Quellenbibliographie

zur Rechts-, Sozial- und

Dienstboten (des Gesindes) ca. 1700-1918 Personenregister

.

2

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Literaturgeschichte .

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459

Rainer Gruenter t Einführung

Die Jahrestagung der »Deutschen Gesellschaft für die Erforschung des 18. Jahrhunderts« ist eine Versammlung, die die in ihr vertretenen historischen Disziplinen zu einem Gespräch zusammenführt, das als 10. Jahrestagung vom 20. bis 22. November 1985 in Wolfenbüttel dem Thema »Das Gesinde im 18. Jahrhundert« gewidmet war. Die Vorbehalte gegen die methodische Schlüssigkeit und Ergiebigkeit interdisziplinärer Veranstaltungen sind sattsam bekannt. Sie sind so alt oder neu wie die Einwände gegen die methodischen Fundamente der Vergleichenden Literaturwissenschaft. Die Skepsis des konsequenten Spezialisten, der sein bewährtes Instrumentarium vor möglichem Mißbrauch schützen will, ist sein gutes Recht, aber

auch seine Beschränkung. Diese Schranken und Grenzen zu öffnen, galt der Versuch auch dieser Veranstaltung. Schon die vorbereitenden Gespräche und Korrespondenzen mit Reinhart Koselleck und

seinem

Mitarbeiterkreis

in Bielefeld,

der sich

sozialgeschichtlichen

Aspekten des »Gesinde70 bek. Alter

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275

289

7

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154

157

269

239

429

446

Jattie Enklaar (Utrecht)

Rechte und Pflichten des Gesindes auf einem niederländischen Landsitz im 18. Jahrhundert

Das Verhältnis von Herr und Knecht stellt in der Literatur einen Archetypus dar,

der vor allem von der Komödie geprägt wurde. Hugo von Hofmannsthals Der Schwierige wäre ohne die Diener Lukas und Vinzenz, mit denen das Stück anfängt,

undenkbar. Die witzig-naiven und ehrlichen Antworten des eingebildeten Vinzenz, der redet, wenn er nicht gefragt wird, beenden auch seine Rolle: Er ist entlas-

sen. »Hans Karl [Bühl]: Gehen Sie sofort nach Hause, bestellen Sie das Auto ab, las-

sen Sie die Koffer wieder auspacken, bitten Sie den Herrn Neugebauer sich wieder schlafenzulegen, und machen Sie, daß ich Ihr Gesicht nicht wieder sehe! Sie sind nicht mehr in meinen Diensten, der Lukas ist vom übrigen unterrichtet. Treten Sie ab!«'

Vinzenz’ Dienste haben nicht länger als einen Tag gedauert; länger werden sie

aber in Hofmannsthals Komödie auch nicht gebraucht. Das Gesellschaftlich-Komische, das sich in Brechts Herr Puntila und sein Knecht Matti auf die überlegene Position des Knechtes stützt, der die Gutsbesitzerstochter Eva verschmäht (er nimmt

sie nicht, denn sie ist ihm nicht gut genug), findet in der Wirklichkeit wohl kaum eine Parallele. In Molieres Don Juan weiß dieser allein schon durch sein Kostüm und seinen Reichtum zu verführen; er ist stets der Überlegene, der nur von seinesgleichen kritisiert werden darf. Die Welt Molieres zeigt eine Vielfalt von Dienern und Zofen, die ihren Herrschaften geistig überlegen sind — sie bilden das aktive Potential der Komödie, zu denen die Herren oft nur blaß kontrastieren. Wie auch immer, ob der Knecht im Lustspiel nun naiv, abergläubisch, einfältig

oder schlau und gerissen ist, oft ist er der Überlegene. Dazu kommt, daß nach alter Tradition nur der Knecht, nie der Herr, komisch sein darf: Er sagt die Wahr-

heit, imitiert seinen Herr, hinter dessen Rücken er seine eigene Flüstersprache erfindet. In Kleists Amphitryon ist es Sosias. Auf Merkurs Frage: »Von welchem Stand bist du?«, fragt er zurück: »Von welchem Stande? Von einem auf zwei Füßen,

wie Ihr seht.« Wenn Merkur darauf sagt: »Ob Herr du bist, ob Diener, will ich wissen?«, so lautet seine Antwort: »Nachdem Ihr so mich, oder so betrachtet, Bin ich ein Herr, bin ich ein Dienersmann.«?

1. Hugo von Hofmannsthal: »Der Schwierige«. In: Lustspiele II. Hrsg. von Herbert Steiner. Frankfurt a.M. 1954, S. 309.

2. Heinrich von Kleist: Amphitryon. In: Sämtliche Werke und Briefe. Darmstadt 1961, 1. Bd., S. 251.

70

Jattie Enklaar

Sosias bewahrt in seiner Beweglichkeit die eigene Identität, während Amphitryon und Alkmene sie leidend erst finden müssen. Bezeichnend in Molieres Am-

phitryon ist der Anfang, wo Sosie sich in einem inneren Monolog über die maßlosen Anforderungen, die an einen Diener gestellt werden, beklagt und sagt, daß »das in der Herren Nähe Verweilen« eine eitle Ehre ist, auf die man aber nicht verzichten kann; schon ihr Blick übt einen mächtigen Einfluß aus: »Sosie, a quelle servitude Tes jours sont-ils assujettis!

Notre sort est beaucoup plus rude Chez les grands que chez les petits. Ils veulent que pour eux tout soit, dans la nature,

Oblige de simmoler. Jour et nuit, gr&le, vent, peril, chaleur, froidure,

Des qu/ils parlent, il faut voler. Vingt ans d’assidu service

N’en obtiennent rien pour nous; Le moindre petit caprice Nous attire leur courroux. Cependant notre äme insensee S’acharne au vain honneur de demeurer pres d’eux,

Et s’y veut contenter de la fausse pensee Qu’ont tous les autres gens que nous sommes heureux.

Vers la retraite en vain la raison nous appelle; En vain notre depit quelquefois y consent: Leur vue a sur notre zele Un ascendant trop puissant,

Et la moindre faveur d’un coup d’oeil caressant Nous rengage de plus belle.«° Ganz anders bei Franz Kafka, wenn es in Der Aufbruch heißt:

»Ich befahl mein Pferd aus dem Stall zu holen. Der Diener verstand mich nicht. Ich ging selbst in den Stall, sattelte mein Pferd und bestieg es. In der Ferne hörte ich eine Trompete blasen, ich fragte ihn, was das bedeute. Er wußte nichts und hatte nichts gehört.«®

Oder wenn Kafka in Die Wahrheit über Sancho Pansa? diesen als einen freien Mann und Don Quichotte nur als seine Erfindung darstellt!

3. Moliere: Amphitryon. In: Amphitryon, George Dandin, L’Avare. Texte &tabli, presente et

annote par Georges Couton. Ed. Gallimard 1973, S. 29f. 4. Franz Kafka: »Der Aufbruch«. In: Gesammelte Schriften. Hrsg. von Max

Brod. New

York 1946, Bd. V, S. 116.

5. Kafka, »Die Wahrheit über Sancho Pansa«, in: Gesammelte Schriften (Anm. 4), Bd.V, 9. 96.

Gesinde auf einem niederländischen Landsitz

71

Beispiele wie diese machen klar, wie sehr die Literatur dazu neigt, mit dem ar-

chetypischen Verhältnis von Herr und Knecht, von Abhängigkeit und Überlegenheit zu operieren, aus deren scheinbarer Unvereinbarkeit die Komik

hervorgeht,

durch welche die Herr-Diener-Psychologie in extremer Form dargestellt wird. Weit entfernt von der Komödie lesen wir in einem holländischen Gedicht aus dem

17. Jahrhundert von einem kläglichen Fall: Ein kranker Herr fordert von seinem Knecht Gift; dieser weigert sich, worauf der Herr sterbend in seinem letzten Willen verfügt, daß man den Knecht wegen Ungehorsams kreuzige. Es ist die Einführung zum dann folgenden Gedicht, in dem sich der Knecht monologisierend fragt: Wie kann man mich wegen einer solchen absurden Bitte, der nicht gefolgt zu sein mir eine Ehre ist, ermorden und damit als Mord den letzten Willen eines Wahnsin-

nigen ausführen? »EEN SIECK HEER EYSCHT VAN SYN KNECHT VERGIF, DE KNECHT WEYGERT HET, STERVENDE WILHYINSYN TESTAMENT DAT MEN DE KNECHT UYT OORSAECK VAN ONGEHOORSAMHEYT SAL KRUYCIGEN

Hoe neemt men my het drie-mael lieve leven Om dat ick aen mijn Heer

Geen middel tot de dood heb willen geven? Die onwil is my eer. Hoe sal men hem sijn laetsten wil volbrengen

Die my badt om vergif, (Een dol versoeck) doch soo ghy bloedt wilt plengen, Wroet in mijn Middel-rif. Soo sult g’als moorders dan den laetsten wil voldoen,

Van die ’t in dolheydt sprack en in een hevigh woen.« Damit stellt sich die Frage der Euthanasie entsprechend dem Verhältnis von Herr und Knecht, d.h. dem Problem der Abhängigkeit: Selbstentscheidung wird mit dem Tod bestraft. Welche Pflichten und Rechte das Gesinde hatte und nach welchen Regeln die

Ordnung eines größeren Haushalts gesichert war, durch die Pächter, Arbeiter und Gesinde ihren Platz im Ganzen zugewiesen fanden, ist hier die Frage. Als Beispiel führe ich das einzige ausführliche, schriftliche Dokument

an, das mir in den Nie-

6. Mattheus Abrugge: Mengel-moes. Bestaende uyt verscheyde gedichten, ende nieuwe minne-

wysen. 's Gravenhage 1669. Zitiert nach: De Nederlandse Poözie van de Zeventiende en de Achttiende Eeuw in Duizend en Enige Gedichten. Hrsg. von Gerrit Komrij. Amsterdam 1986, S. 629.

72

Jattie Enklaar

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Abb. 1: Schloß Twickel 1729. Nicht signierte Zeichnung, A. de Haen zugeschrieben. Privatbesitz. derlanden bekannt ist. Es befindet sich auf dem Schloß Twickel, das den Twickelos

aus dem 14. Jahrhundert seinen Namen verdankt.’ Auf diesem Landsitz in der Provinz »Overijssel«, im Gebiet »Twenthe«, in der Nähe des kleinen autonomen Städtchens Delden, dem Münsterland benachbart,

hat Unico Wilhelm Graf van Wassenaer Obdam (1692-1766), der ein begabter Diplomat (er war Botschafter in Köln und Paris) und kunstliebender Exponent seines jetzt ausgestorbenen Geschlechts war, die Basisvorschriften für seinen Landsitz Twickel, das zweitgrößte Landgut in den Niederlanden, eigenhändig verfaßt. Im Haag aufgewachsen, übernahm er nach dem Tode seines Vaters, des Reichs-

grafen Jakob, 1717 den etwas abgelegenen Landsitz Twickel. 1723 heiratete er Dodonea Lucia van Goslinga, wohnte meist im Haag, in der Stadt, wo er tätig war, übrigens auch als Musiker und Komponist.? Im Oktober 1760 stellte er, wie

er sagte, »Reglementen en Ordre« auf »für die Administration der Güter, alles dem 7. Hermann van Twiclo kaufte 1347 »Twickel«, das dann noch »Eyssinkhof« hieß. Die

Twickelos bewohnten es bis ins 16. Jahrhundert. Die späteren Wassenaers waren mit ihnen keineswegs verwandt. 8. Vor einigen Jahren entdeckte man ein Manuskript der »concerti Armonici« (bis dahin

Pergolesi, aber auch Händel, Ricciotti, De Fesch und anderen Komponisten zugeschrieben) auf Twickel; auf Grund der Handschrift glaubte man beweisen zu können, daß es aus Unico Wilhelm van Wassenaers Feder stammte. Siehe Albert Dunning: Count Unico Wilhelm van Woassenaer (1692-1766). 1980.

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des H. R. R. Graf van Wassenaer Twickel

(1692-1766).

Gemälde von G. van Marees 1745. Privatbesitz.

Haus Twickel gehörig [es folgt eine Aufzählung der Häuser und Besitze], dienend zur Instruktion für die Gutsverwalter (den Rentmeister), wie auch zur Information

und Direktion der Posterität.« Das Ganze umfaßt 66 Seiten in quarto, ist handgeschrieben, auf Büttenpapier, in Leder gebunden, mit goldenen Buchstaben auf dem Band: Reglement Twickel. Die Kapiteleinteilung ist folgende: I II III IV

Administration der Güter (Häuser und Grundstücke) Instandhaltung der Bauernhöfe Aufforstung der Wälder und einzelner Holzgewächse Regeln und Bestimmungen für die Arbeiter und die Arbeit

V

Aufsicht im Hause, den Haushalt betreffend

VI

Instruktionen für die Buchhaltung

VII Rechte und Privilegien des Hauses Twickel Der letzte Punkt betrifft die Position des Herrn von Twickel im Verhältnis zu dem Städtchen Delden, das seit dem Mittelalter seine eigenen Stadtrechte hatte, schon

im Städtebuch von Philipp dem Zweiten vorkommt und dem Herrn von Twickel souverän gegenüberstand. Das Patronatsrecht wurde von der Stadt Delden nicht anerkannt, obwohl der Herr von Twickel die Kirche subventionierte, sich eine

74

Jattie Enklaar

kirchliche Deputation zu Ostern bei ihm melden mußte und der Küster den Schlüssel der Kirche zur gleichen Zeit bringen sollte, in der Hoffnung, ihn wieder

für ein Jahr zu erhalten. An Hand dieses VII. Kapitels wird die verwickelte Zusammensetzung des Grundbesitzes klar, die auf dem sogenannten »Markensystem« basierte. Die Mark war eine geographische Einheit, ein umgrenztes Gebiet, und eine soziale Einheit, ein Wohngebiet innerhalb der Markgrenzen, deren Bewohner

eine Gemeinschaft bildeten. Marken waren aber auch ökonomische Interessengemeinschaften von Grundbesitzern.?” Delden und Umgebung hatten acht Marken. Jede

Mark

hatte

ihr eigenes

Gericht;

der Markrichter

entschied.

Twickel

hatte

1760 fünf Markrichter (meist Rentmeister) in den acht Marken.'° Die ökonomische Lage der Marken war entscheidend für die Art des Gesindes. Obwohl der Herr van Wassenaer mit einem Vermögen von Fl. 200.000 (so groß wie das ganze bürgerliche Vermögen der Gegend) und 1400 Hektar Grundbesitz nach deutschen

Verhältnissen bescheiden erscheinen mag, war er in dem armen und einfachen Twenthe ein »reicher Grundbesitzer«. Überhaupt gab es in der Zeit keine größeren Haushalte, auch nicht im wohlhabenderen eigentlichen Holland. Die Wassenaers waren geschickt genug gewesen, über Generationen reiche Patriziertöchter (Alewyn, van Strijen, Trip) aus Amsterdam zu heiraten, deren Vermögen zu den größten des Landes zählten. Maßstäbe, wie sie im Ausland galten, wo mit 20.000 Hektar Grundbesitz leicht Kredit zu bekommen war, aber auch ganze Dörfer zu ernäh-

ren waren, sind auf Holland nicht anzuwenden. Selbst die reichen Patrizier in Amsterdam, die nach Vermögen, Gesinde, Anzahl der Kutschen und Pferde besteuert wurden, zählten zu den wohlhabenden, wenn sie für ein Haus an der Heren- oder Keizersgracht, vier Dienstboten, eine Kutsche und vier Pferde und mit einem Ein-

kommen von Fl. 20.000 besteuert wurden. Übrigens waren sowohl auf dem Lande wie auch bei den städtischen Patriziern die Beziehungen zur Dienerschaft in der Regel gut, sogar herzlich.'' Das Personal auf dem Landsitz Twickel ist differenziert zusammengesetzt. Es gibt Hauspersonal: Dienstboten, Haushälterin, »Binnenknechte«, an deren Spitze

später ein »Binnenvater« und eine »Binnenmutter«'* stehen. Ferner gibt es »Außenarbeiter«:

Gärtner,

Holzknechte,

Arbeiter,

Tagelöhner

und

Pächter.

Hofmeister

9. G. H. J. Holthuizen-Seegers danke ich für das maschinengeschriebene Manuskript Twickel-Delden: De invloed van de Heren van Twickel op de Deldense gemeenschap in de periode 1740-1800.(Kath. Universität Nimwegen), das A. Brunt (Archivar Twickel) mir vermittelte.

10. Ebd. Schon die Zusammensetzung der Grundflächen (Bauland, Wiesen, Felder usw.) und die Art und Weise, wie die Pächter (Twickel als Eigentümer von 56 Höfen) Zugang zu den gemeinen Gründen hatten, bestimmten die Rechte der Bauern. 11. Die alte Douairiere Backer in Amsterdam reiste, als sie hörte, daß ihr alter schwer erkrankt sei, an einem kalten Wintertag in das Dorf, in dem er wohnte, um ihm zu verabschieden. Als er gestorben war, rückte sie eine Traueranzeige in die ein, in der sie seiner Dienste dankend gedachte. 12. Der »Binnenvader«, dem deutschen »Hausvater« ähnlich, stand als Ehemann

Gärtner sich von Zeitung mit sei-

ner Frau (»Binnenmoeder«) dem Binnenpersonal vor, erfüllte eine väterliche Funktion in der

Gesindefamilie; dem Begriff fehlt aber die Moralistik des bürgerlichen Hausvaters (Haupt der Familie) des 19. Jahrhunderts.

Gesinde auf einem niederländischen Landsitz

75

und Bibliothekar kommen im Reglement nicht vor. Es gab sie im 18. Jahrhundert nicht auf Twickel, wahrscheinlich, weil die Wassenaers

die meiste Zeit im Haag

wohnten — Twickel ist der Sommersitz. Das ist auch der Grund, warum der gewissenhafte Graf van Wassenaer eine Dienstordnung zu Händen des Rentmeisters verfaßte. Er ist damit eine Ausnahme in Holland. Was die Pächter anbetrifft, die nicht eigentlich zum Gesinde gehörten, hing es mit der Art des Pachtvertrages zusammen, inwieweit sie zu bestimmten Arbeiten

verpflichtet waren: am bekanntesten waren die Wagen- und Karrendienste. Zwischen 1740 und 1800 hatte Twickel 265 Pächter '? (im Jahre 1760 waren es 151),

die mit ihren Familien ungefähr 20 % der ganzen Bevölkerung der Gegend ausmachten. Die Pächter bezahlten mit Geld und in natura. Ein Zehntel des Getreides der Bauern wurde St. Petri (22. Februar) mit Pferd und Wagen abgeholt. Umge-

kehrt wurden Lohndienste auch meist in natura bezahlt. Zahlungen in natura bedeuteten in der Praxis meist Arbeit. Dazu kamen sogenannte »Zupachten«: Schweine, Gänse, Hühner, Flachs, Eier, je nach Bedarf des Hauses.

Vorschriften für die persönliche Lebenshaltung der Pächter galten grosso modo für die ganze Dienerschaft: - Pächter durften keinen fremden Mitbewohner auf ihren Höfen unterbringen, es sei denn mit Erlaubnis des Rentmeisters. Der Rentmeister notierte die Anzahl und das Alter der auf einem Hofe wohnenden Personen, wie auch, was sie praktisch taten;

- Pächter durften nicht heiraten oder wieder heiraten ohne Erlaubnis. Das galt

auch für ihre Kinder; - Pächter hatten darauf zu achten, daß ihre Kinder früh lesen und schreiben lernten. Der Rentmeister mußte darauf achten, daß die Kinder in die Schule und in

den Religionsunterricht geschickt wurden, und er sollte den Unterrichtsbesuch nachprüfen. Für das ganze Gesinde mußte der Rentmeister darauf achten, daß gute Heiraten geschlossen wurden. Mischehen »gemengelde huwelijcken«, wie es im Reglement

heißt) waren nicht erlaubt. Ausgelassene Feste bei Heirats- und Trauerfeiern waren verboten. Was den Unterhalt der Höfe anbetrifft, war es selbstverständlich, daß die ter und die »Meier« (Geerbte oder Großpächter) verpflichtet waren, alles in Ordnung zu halten. Der Herr lieferte das Holz, aber über die Axt gebot der meister. Pächter, Knechte und Arbeiter durften nie auf eigene Faust Holz

Pächbester Rentfällen,

nicht einmal ein Beil in ihrem Haus haben, und sie mußten jährlich pflanzen, nach dem Motto des Herrn: Kein weiches Holz, wo hartes (Eiche) hingehört.

Als Arbeiter auf den Gutsfeldern wurden Pächter, sogar Meier eingesetzt — meist solche, die mit den Pachtgeldern in Verzug geraten waren. Für die Arbeit in den Gärten wurden andere Leute, zwei oder drei, gebraucht, die der Gärtner im Auge behielt. Sie verdienten: 13. Für die Administration der Pächter gibt es auf Twickel zwei Bücher: ein großes für die Pächter-Bauern, ein kleines für die Pächter/Nicht-Bauern. Siehe auch Anm. 9 und 10.

76

Jattie Enklaar

Jan., Feb., Nov., Dez. pro Tag: März, Okt.:

6 Stuyvers 8 Stuyvers

April, Mai, Juni, Juli, Aug., Sept.:

An den Sonnabenden

10 Stuyvers

wurden die Arbeitstage vom

Rentmeister, der an der

Spitze des ganzen Gesindes stand, notiert. Er hatte die Aufsicht über: - Haus, Haushalt, Gärten, Wälder, Gewässer, Fischerei, die Höfe, die Wind- und Wassermühlen und alle Instandsetzungen; - Über Diener, Knechte, Arbeiter, Pächter, »als wäre er der Herr selber«;

- er mußte darauf achten, daß sie ihre Arbeit ordnungsgemäß verrichteten. Wenn

sie zum dritten Male in gleicher Weise fehlerhaft handelten, wurde es dem Herrn rapportiert. Der Rentmeister inspizierte das Haus von Zeit zu Zeit, in Begleitung der Haushälterin und des Zimmermanns.

Unzuverlässige,

ungeeignete

oder träge Bedienstete (ohne festen Vertrag)

konnten ohne weiteres aus den Gärten und Höfen, von den Feldern oder von der Holzarbeit verbannt werden. Wenn die »Domestiques« ihre Pflicht nicht erfüllten,

aufsässig waren oder es an Manieren fehlen ließen, hatte der Rentmeister für Abhilfe zu sorgen. Bei Sturm und Ungewitter mußten

der Rentmeister, alle Domestiken

und der

Zimmermann parat stehen, alle Türen, Fenster, Fensterläden usw. zu schließen und Dächer und Dachrinnen zu kontrollieren. Es folgen dann Vorschriften, die sich auf die täglichen Verrichtungen im Haus-

halt beziehen: - Bierfässer sauber halten; - Wein-, Bier- und Früchtekeller gegen Frost schützen; - die Grachten und Wassergräben offen halten;

- Schnee fegen; - Korn auf den Dachböden kontrollieren (der Schlüssel zu den Dachböden war immer in Händen des Rentmeisters); - am Abend mußte die erste Zugbrücke hochgezogen werden, und zwar noch bevor die Dienstboten und Mägde zu Tisch gingen; - um 9 Uhr wurde die Brücke definitiv geschlossen (wie auch die Brücke hinter dem Haus und das Tor), damit kein Dienstbote mehr herein- oder hinausgelassen werden konnte. Es folgen im weiteren die Pflichten des Jägermeisters, der zugleich die Aufsicht hatte über die Fischerei und den Baumschlag, der auch die Fasanerie und natürlich

die Jagdhunde versorgte, in bestimmten Fällen aber auch Dienste im Hause auf sich nehmen mußte. Überhaupt konnte jeder Diener für mehrere Zwecke eingesetzt werden.

Der jüngste Sohn von Unico Wilhelm van Wassenaer, Carel George Graf van Wassenaer

(1733—1800)'*,

verfaßte

1772

eine »Instruktion

für den Jäger«.

Das

14. Auch Carel George war ein verdienstvoller Staatsmann. Er gehörte zur »Patriottischen« Partei; 1795 trat er als Volksvertreter für seine Provinz auf. 1767 hatte er Jacoba

Elisabeth van Strijen, Witwe von Dirk Trip, eine reiche Patriziertochter, geheiratet.

Gesinde auf einem niederländischen Landsitz

77

Manuskript ist 5 Seiten lang; es wird darin genauer auf die Aufgaben des Jägermeisters eingegangen. Wie z.B.:

- Pflege der Jagdterrains und der Jagdattribute; - Abschießen oder Fangen von schädlichen Tieren;

- Fahndung nach Holz- und Wilddieben (nachts, vor allem in den weit abgelegenen Wäldern, aber auch unter den Kohlenhaufen der Pächter);

- fremde Jäger müssen ferngehalten werden; - Teiche sauber gehalten werden;

- wenn die Jäger einen Wilddieb »attrapieren«, ist die Belohnung zehn Goldene Gulden oder 14 Caroli Gulden.

1798 folgten — nicht vom Grafen Wassenaer geschrieben, aber mit zittriger Hand von ihm unterschrieben — »Ordres und Instruktion für den Phaisantier«, ein lAseitiges Manuskript, in dem dieser darüber unterrichtet wurde, was er zu tun hatte: - Säubern der Ställe, Hütten, Käfige, Menagerien und Teiche;

- Füttern der Tiere (Hühner, Fasane, Enten, Pfauen, Tauben, Goldfische, Wasser-

vögel) dreimal am Tage; er mußte die Tiere daran gewöhnen, daß sie auf sein Pfeifen oder Rufen vor sein Haus kamen. Vor allem die Fasane mußten seinem Ruf folgen; - Beschaffung des Komfutters; - das Einsammeln von Eiern und Aufschreiben, wieviele es waren. Das war für den Haushalt wichtig.

- Zusammenscheuchen der Pachthühner; - gegen die Paarzeit verschloß er das Fasanenrevier, brachte einen Hahn zu acht bis zehn Hennen. Keine Fremden waren dann im Gelände mehr zugelassen. Es folgen Regeln für die Brut, für das Ausfliegen, für das Züchten von Truthähnen, für das Wegschaffen von Fasanen und Truthähnen vor und während der Ernte, Züchtung von Pfauen und »Poulenpentaten«, für die Pflege der Taubenschläge, den Verkauf der Tiere, das Mästen für den Haushalt (das gilt für Twickel wie für die Wohnung im Haag) und das Füttern des Wildes bei Schnee und Eis. Abschließend lesen wir: »Der Phaisantier hat alles zu tun, was sich für einen braven und ehrlichen Phaisantier gehört, er muß gewissenhaft sein, die Vorschriften mindestens einmal im Monat genau durchlesen, damit er seine Verpflichtungen kennt, während ich [Graf van Wassenaer] mir vorbehalte, diese zu ändern oder zu erweitern, nach meinem Wohlgefallen oder je nach Befund.« Es ist klar, daß hier von Pflichten, nicht von Rechten des Gesindes die Rede ist.

Soweit diese nicht explizit festgelegt wurden, waren sie — ergo — ungeschrieben. Aus der Erfüllung der Pflichten geht aber hervor: - Schutz von Herr und Haus;

- Versorgung der Alten und Armen (dies meistens über die Kirche); - Pflege von Kranken; - Beerdigungsangelegenheiten: Bis 1830 wurde in der Kirche begraben; nach 1830 wurden Grundstücke zur Verfügung gestellt als Totenäcker; der Herr be-

78

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Abb. 3: Dienerschaft auf Twickel um 1870: in der Mitte der »Binnenvater« und die »Binnenmutters, links der Kutscher. Photographie.

hielt auf dem Acker das beste Stück für sich; aber die Dienerschaft und die Pächter durften irgendwo neben ihm liegen; der Sarg wurde ihnen geschenkt. Der Schutz des Hauses war ein aus alten Zeiten überkommenes Recht, das in

dem folgenden Spruch mit daktylischen Versen trefflich zum Ausdruck kommt: Rechter idum Antiqua Genitus de Stirpe Zegerus, Illius et Conjux Torki Margrita propago, Hanc struxere Domum Dominorum nobile Castrum, Ac ruris tu-

tum Trepidantis et urbis Asylum’ 15. Zegerus, Sohn des alten Stammes Van Rechteren, und seine Frau Margrita Torck haben dieses Herrenhaus und edle Schloß gebaut, und dieses sei für Städter und Landleute sichere Zuflucht in Zeiten der Not.

Gesinde auf einem niederländischen Landsitz

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Abb. 4: Spruch zum Schutz des Hauses. Holz. Schloß Almelo, 1662.

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Der Spruch, auf ein Holzbrett geschrieben und datiert von anno 1662, hing auf dem Twickel benachbarten Schloß Almelo des Grafen van Rechteren. Zeger van Rechteren und seine Frau teilen mit, daß sie ein »nobles« Haus, ein Schloß bauten,

das Städtern und Landleuten in Zeiten der Not als sichere Zuflucht dienen möge. Zum Schluß möchte ich darauf hinweisen, daß Twickel als relativ »normaler« Landsitz im holländischen 18. Jahrhundert anzusehen ist. In der feudalen Provinz

gelegen, war es von einem Herrn mit einer patrizischen Lebensauffassung beherrscht. Anders ging es auf Schloß Rosendael bei Arnheim zu, wo das ganze Dorf vom Schloß abhängig war. Der Aufwand, der dort getrieben wurde, war im 18. Jahrhundert in den Niederlanden nicht üblich.'® Die am Anfang aufgeworfene Frage, wie nun im 18. Jahrhundert das Verhältnis

von Herr und Knecht war — soweit man es aus Dokumenten schließen kann -—, ist nicht leicht zu beantworten. Die Literatur nimmt in ihren Gattungen verschiedene Typisierungen vor und geht von einer anderen Perspektive aus als den in Gesinde-

ordnungen strikt festgelegten Regeln. Man sieht, wie auf der Basis des archivalisch geordneten Systems, in dem im Grunde nur die Pflichten des Gesindes formuliert werden, während die Rechte aus unausgesprochenen Gewohnheitsrechten

hervorgehen, eine Kontinuität besteht, die jedes Normensystem übersteigt. Anders gesagt: Hinter den Gesindeordnungen, in denen sich die geordnete »societas« vergangener Epochen erblicken läßt, verbergen sich die von der Literatur genutzten Verhaltenskataloge, die am exemplarischen Text dargestellt werden können. Damit übersteigen sie [die Gesindeordnungen]

die Typisierung und zeigen die

verschiedenen Aspekte des Archetyps »Herr-Knecht«. Die überlegene Haltung des Dieners

in mancher

Komödie,

die witzige Naivität, die öfters die Pointe in der

gesellschaftlichen Ordnung bildet, die Treue aus Dummheit oder Schlauheit, das Spiel von Gehorsam und Widerspenstigkeit, von Liebe und Kränkung enthalten

den Wesenszug des in der Gesellschaft waltenden und von ihr geprägten Bedürfnisses nach Harmonisierung. Der »unsichtbare« Kontrakt, der noch im Falle der Diskommunikation die harmonisierende Basis der Zusammengehörigkeit kennt,

wird in der modernen Literatur durch neue Typisierungen ersetzt. Die Gesindeordnungen des 18. Jahrhunderts dagegen, die einseitig die kontraktuellen Regeln beschreiben, lassen in ihrer nüchternen Schweigsamkeit eine Gesellschaft erblikken, in der die Normen abhängig sind von Arbeit, wirtschaftlicher Lage und im Falle einer agrarischen Gemeinschaft von den Jahreszeiten. In diesem Sinne stellt

die Gesindeordnung die Verbindung zwischen Herr und Dienerschaft auf die Ebene von Haus (Haushalt) und Land. Das Verhältnis von Haus (Schutz, Bollwerk), in dem

das Gesinde wie eine Familie seinen festen Platz hat, und Land (Arbeit, Er-

trag) ist der materielle Ausgangspunkt dieser geordneten societas.

16. Auf Schloß Rosendael erschien der Jagdaufseher mit den Würdeattributen des Herrn (Messer, Jagddolch, Bandelier) hinter seinem Sessel, und zwar bei allen möglichen Festlich-

keiten. Mit dem Ordenskissen ging der Magister der Jagd bei der Beerdigung seines Herrn und Meisters dem Gefolge voran.

Gesinde auf einem niederländischen Landsitz Die Inventarisierung solcher Dokumente,

81

die im 18. Jahrhundert meistens die

gleiche Struktur aufweisen (trotz sozialen Aufstiegs und christlich sozialer Huma-

nitätsideologie), zeigen eine Ordnung, ohne welche die Magd als Opfer, die Zofe als Vertraute, der Knecht als Ausgebeuteter oder Überlegener in der literarischen Darstellung keinen Platz hätten. Zwischen dem literarischen Testament des wegen Ungehorsams zu kreuzigenden Knechtes und der herrschaftlichen Gesindeordnung liegt die Welt des Ungesagten, die sich wohl am prägnantesten im Volkslied zeigt. Hier spricht eine »Mündigkeit«, von der kein Dokument zeugt.

Paul Münch (Essen)

Tiere, Teufel oder Menschen? Zur gesellschaftlichen Einschätzung der »dienenden Klassen« während der Frühen Neuzeit

Das

Thema

dieser

Studie!

befaßt

sich

mit

einem

diffusen,

quellenmäßig

nur

schwer zu fundierenden Bereich. So wenig seine Existenz zu bezweifeln ist, so schwer sind seine Ausmaße und Konturen abzustecken. Die Untersuchung der Genese und Auflösung gesellschaftlicher Stereotype, eine historische Stereotypenforschung also, ist bislang über Ansätze kaum hinausgekommen. Die Untersu-

chung solcher Einschätzungen liegt noch immer mehr im Interessenhorizont der Gegenwartsdisziplinen Soziologie, Politologie und Psychologie als der Geschichtswissenschaften. Dabei ließe sich die Erforschung gesellschaftlicher Negativstereotype, die historische Analyse

hier gehen man heute hat davon Ideen und

soll, leicht jenem — etwas unscharf gesprochen, daß Verhalten, Doktrin

sozialer Stigmatisierungstopoi,

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die es

Sektor der Geschichtswissenschaft zurechnen, den — als »Geschichte der Mentalitäten« bezeichnet. Man Mentalitäten »ihren systematischen Ort zwischen und Stimmung, an der Verbindungsstelle von Indi-

viduellem und Kollektivem, Absichtlichem und Unwillkürlichem, Außergewöhnli-

chem und Durchschnittlichem« besäßen. Mentalitäten zeichneten sich vor allem durch ihre Anonymität und Kollektivität aus, ihnen eigene »im Vergleich zum

schnelleren Wechsel von Preisen, Löhnen, Grundbesitzverteilung, sozialer Schichtung usw.« eine »relative Dauerhaftigkeit und Stabilität«. Solche Definitionen bleiben nicht folgenlos für den Versuch einer Beschreibung ihres Wandels. Es geht in der Mentalitätengeschichte in der Regel nicht um »abrupte Umschwünge«, sondern meist nur um »langsame Übergänge« und »sehr langfristige, besonders schwer

zu beobachtende

Prozesse.«“ Wie

Mentalitäten

entstehen,

darüber weiß

man im einzelnen noch sehr wenig; ebensowenig Klarheit besitzen wir bislang darüber, wie ein Mentalitätenwandel

vor sich geht. Aber, auch wenn

man noch

weit entfernt von einer umfassenden Theorie der Mentalitäten und des Mentalitätswandels ist, an ihrer Existenz, auch an ihrer historischen Existenz, besteht kein

Zweifel. Es gibt da etwas, was »sich zwischen materielle Ursachen und gesell1. Der Text folgt im wesentlichen dem Wortlaut meines Vortrags. Die Anmerkungen sind auf die nötigsten Nachweise beschränkt. 2. Vgl. Rolf Reichardt: »Histoire des Mentalites. Eine neue Dimension der Sozialgeschichte am Beispiel des französischen Ancien Regime«. In: Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur. 3. 1978, S. 131£.; vgl. auch Volker Sellin: »Mentalität und Mentalitätsgeschichte«. In: Historische Zeitschrift 241 (1985), S. 555-598.

84

Paul Münch

schaftliches Verhalten schiebt«, die weiten Felder »der persönlichen und kollektiven Subjektivität, der politischen Kulturen, der Weltbilder und Meinungsklimate«’ und, so ist mit Blick auf unser Thema hinzuzufügen, das unübersichtliche Terrain

gesellschaftlicher Ideologien, Vorurteile und Stereotype. Solche Stereotype*, Bilder oder Images hängen sozialen Gruppen oder einzelnen ihrer Mitglieder mit großer Zähigkeit an. Sie fluktuieren frei im Raum der öffentlichen Meinung und sind nur schwer kontrollierbar. Als Bestandteile unreflektierter Gassenweisheit°, als strategische Munition innerhalb ideologischer Syste-

me dienen sie verborgen oder offen der Abgrenzung zwischen den verschiedenen Gruppen einer Gesellschaft. Negativstereotype legen die sozialen Scheidelinien rücksichtslos offen und wirken mit ihren ungerechtfertigt simplifizierenden, verallgemeinernden und verkürzenden Tendenzen gesamtgesellschaftlich desintegrierend. Die Untersuchung der sozialen Stereotypisierung der »dienenden Klassen läßt sich angemessen kaum auf die Zeit des 18. Jahrhunderts begrenzen, schon gar nicht, wenn man dieses Jahrhundert nicht nur auf seine innovativen, zukunftswei-

senden Elemente reduziert, sondern auch auf die in ihm nach- und ausklingenden Traditionen der vorangegangenen Jahrhunderte befragt. Die rechtliche und allgemeine soziale Organisation des dienenden Teils der Bevölkerung, gleichgültig, ob

es sich um bäuerlich-ländliches Gesinde, städtisch-bürgerliche Dienstboten oder höfisch-adlige Bediente handelt,” die Rahmenbedingungen der vielen dienenden Existenzen des 18. Jahrhunderts? sind in ihren Tiefendimensionen nur als Produkt

3. Hagen Schulze: »Mentalitätsgeschichte — Chancen und Grenzen eines Paradigmas der französischen

Geschichtswissenschaft«.

In: Geschichte in Wissenschaft und

Unterricht

(1985), S. 248.

4. Vgl. hierzu W. Manz: Das Stereotyp. Zur Operationalisierung eines sozialwissenschaftlichen Begriffs. Meisenheim 1968; G. W. Allport: Die Natur des Vorurteils. Köln 1971; B. Schä-

fer und B. Six: Sozialpsychologie des Vorurteils. Stuttgart 1978; A. Karsten (Hrsg.): Vorurteil. Ergebnisse psychologischer und sozialpsychologischer Forschung. Darmstadt 1978; weitere Literatur, insbesondere zu den nationalen Stereotypen, jetzt bei R. Jaworski: »Osteuropa als Ge-

genstand historischer Stereotypenforschung«.

In: Geschichte und Gesellschaft 13 (1987),

S. 63— 76. 5. Dieser Begriff nach Johann Michael Sailer: Die Weisheit auf der Gasse. (1810).

6. Diese Bezeichnung bei J. Smidt: »Ein paar Worte über das Gesindewesen in Bremen«. In: Hanseatisches Magazin 2 (1800), S. 223. Es geht mir im folgenden um die breite Masse der dienenden Bevölkerung in Stadt und Land, nicht um die Bedienten an den Höfen, die, besonders in den höheren Chargen, sozial durchaus integriert waren und teilweise ein hohes gesellschaftliches Ansehen genossen, obwohl sie rechtlich zur Dienerschaft zählten.

7. Im 19. Jahrhundert unterschied man nach den drei Hauptarbeitsbereichen häusliches, landwirtschaftliches und gewerbliches Gesinde, obwohl

diese Funktionen

vor allem auf

dem Land nur schwer zu trennen waren. Vgl. hierzu Heidi Müller: Dienstbare Geister. Leben und Arbeitswelt städtischer Dienstboten. Berlin 1981, S. 9ff. 8. Vgl. an allgemeiner Literatur: Für England J. Hecht: The Domestic Servant Class in Eighteenth-century England. London

1956; für Frankreich J. P. Gutton: Domestiques et servi-

teurs dans la France de l’ancien regime. Paris 1981; für das frühneuzeitliche Reich gibt es, soweit ich sehe, keine allgemeine Darstellung des dienenden Personals in Stadt und Land. Die

Tiere, Teufel oder Menschen?

85

eines lange währenden gesellschaftlichen Differenzierungsprozesses angemessen zu beschreiben. Die immanente Betrachtung eines einzigen Jahrhunderts greift bei

Phänomenen der longue duree, zu denen auch die sich weniger rasch wandelnden Mentalitätsstrukturen der ständischen Gesellschaft zu zählen sind, in der Regel zu

kurz. Es gilt deshalb, eine lange Schneise in das kaum durchdringliche Dickicht

bewußter, halb- oder unbewußter Einschätzungen und Vorurteile gegenüber den dienenden gesellschaftlichen Gruppen während der gesamten Frühen Neuzeit zu schlagen.? Dabei spielen die objektiven rechtlichen, politischen und wirtschaftlichen Existenzbedingungen nur eine Nebenrolle.'° Es geht um das im gesellschaftlichen Diskurs lebendige »Bild« der Dienstboten, um eine nur schwer entwirrbare

Mischung kollektiver und individueller, bewußter und unbewußter Vorstellungen also.

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Die rechtliche Position der dienenden Klassen stellt sich in der theoretischen Literatur der Frühneuzeit harmonisch dar. Sie erscheinen als unverzichtbare Glieder im gesellschaftlichen Körper, seit alters her in ihrer Rolle klar definiert und legitimiert. Das Gesinde zählte zum Bereich des oixog, des »ganzen Hauses, an dem



über ökonomische und ständische Grenzen hinweg — die bäuerlichen und stadtbürgerlichen Wirtschaften: ebenso partizipierten wie die »Haushalte: und »Wirtschaften« des Adels. Die Angehörigen der häuslichen Gemeinschaft sah man in drei Herrschaftskreisen (societates) organisiert, in der »societas conjugalis< zwischen Mann und Frau, in der davon abhängigen »societas patria« zwischen Eltern

deutsche Forschung konzentriert sich gegenwärtig eher auf den städtischen Bereich und auch da bevorzugt auf das 19. und 20. Jahrhundert. Immer noch wichtig: Robert Wuttke: Gesindeordnungen und Gesindezwangsdienst in Sachsen bis zum Jahre 1835. Leipzig 1893; Otto

Könnecke: Rechtsgeschichte des Gesindes in West- und Süddeutschland. Marburg 1912; vgl. außerdem: Rolf Engelsing: »Dienstbotenlektüre im 18. und 19. Jahrhundert«. In: Ders.: Zur Sozialgeschichte deutscher Mittel- und Unterschichten. Göttingen 1973, S. 180— 224; Heidi Müller: Dienstbare

Geister: Leben

und Arbeitswelt städtischer Dienstboten.

Berlin

1981; Martin

Scharfe: »Gemüthliches Knechtschaftsverhältnis? Landarbeitserfahrungen 1750

1900«. In:

Klaus Tenfelde (Hrsg.): Arbeit und Arbeitserfahrung in der Geschichte. Göttingen 1986, S. 32—

50; das Buch von Dagmar Müller-Staats: Klagen über Dienstboten. Eine Untersuchung über Dienstboten und ihre Herrschaften. Frankfurt a.M. 1987, enthält im Anhang ein einschlägiges, umfangreiches Quellen- und Literaturverzeichnis zur Dienstbotenfrage, konzentriert sich

jedoch stark auf das 19. Jahrhundert. Die Stereotypisierung des Gesindes während der Frühen Neuzeit ist nicht systematisch erfaßt. Mit neuen, lebensgeschichtlichen Fragestellungen: D. Wierling: Mädchen für alles: Arbeitsalltag und Lebensgeschichte städtischer Dienstmädchen um die Jahrhundert-Wende. Berlin 1987.

9. Zur Einheit der Frühen Neuzeit vgl. Johannes

Burkhardt: Frühe Neuzeit.

16. bis

18. Jahrhundert. Grundkurs Geschichte 3. Königstein 1985; jetzt auch: Johannes Burkhardt: »Frühe Neuzeit«. In: Richard van Dülmen (Hrsg.): Fischer-Lexikon Geschichte. Frankfurt a.M. 1990, S.

364— 385.

10. Als Folie sind sie natürlich unverzichtbar.

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In: Johann Amos Comenius: Orbis sensualium pictus. Nürnberg 1658.

und Kindern und schließlich in der »societas herilis: zwischen Herrn und Knecht.'' Jeder dieser Herrschaftskreise erhielt seine Stabilität durch einen genau umschriebenenen Kanon gegenseitiger Pflichten. Das »officium domini erga servum« bestand in humanitas, aequitas und severitas, das »officium servi erga dominum« umfaßte veneratio, obsequium und fidelitas.'? Johann Amos Comenius hat in seinem Orbis sensualium pictus'? die »societas herilis< dargestellt (Abb. 1). Die Struktur der »societas herilis: wurde in der ökonomischen Literatur während der gesamten

Frühen Neuzeit topisch so oder ähnlich beschrieben, und doch ist

das nur die Deskription der einen, rechtlichen Seite des Verhältnisses zwischen Herr und Knecht; eines Verhältnisses, das dergestalt theoretisch exakt umrissen erscheint, das aber in der alltäglichen Praxis nicht nur durch das intendierte harmonische Miteinander, sondern oft genug auch durch ein spannungsgeladenes Gegeneinander gekennzeichnet sein konnte. Der korrekten rechtlichen Fixierung 11. Vgl. Johann-Heinrich Alsted: Encyclopaedia. Herbornae Nassoviorum 1630. Tom. II,

»Liber secundus et vigesimus, exhibens Oeconomicam«, p. 1.361 sequentes. 12. Ebd., p. 1381 sequentes (»De Officiis herorum et servorum«). 13. Vgl. Nachdruck der Ausgabe Nürnberg 1658 (Dortmund 1978), S. 24öf.

Tiere, Teufel oder Menschen?

87

der wechselseitigen Pflichten entsprach die gegenseitige Einschätzung der beiden Parteien in der Praxis keineswegs. Hier standen sich mit Herr und Knecht zwei

Figuren gegenüber, deren soziales Image denkbar weit voneinander entfernt war. Auf der einen Seite der durch das vierte Dekaloggebot als Herrschaftsträger göttlich legitimierte Herr, dem Gehorsam, Treue, Ehre, ja Liebe zukommen sollten, auf

der Gegenseite der Knecht, der aufgrund des göttlichen Gebots und einiger Verheißungen auf diese Verhaltensweisen verpflichtet war. Die rechtliche Symmetrie des Dienstverhältnisses zwischen Herr und Knecht, das intendierte, vordergründig austarierte Gleichgewicht von Arbeitsleistung und Unterhalt meinte natürlich

nicht, daß sich hier — abgesehen von der funktionalen Ungleichheit der Beschäftigung

— zwei im übrigen gleichberechtigte Partner gegenübergestanden hätten.

Das Verhältnis von Herr und Knecht spiegelt im Gegenteil das die ständische Gesellschaft recht eigentlich fundierende Prinzip natürlicher oder gottgestifteter Ungleichheit auf der untersten Ebene.'* Das Verhältnis war nicht reziprok, das Gefälle vom Herrn zum Knecht, von oben nach unten, war, so lange das Dienstverhältnis andauerte, prinzipiell nicht umkehrbar.'” Diesen Vorgaben folgte das soziale Verhältnis,

die je unterschiedliche

Partizipation

an dem

in der ständischen

Gesell-

schaft verfügbaren Vorrat an Ehre und sozialem Prestige. Jedes Glied der ständischen Gesellschaft hatte, sofern es nicht einem der unehrlichen Gewerbe nachging oder sich durch kriminelle Vergehen selbst aus dem Kreis der Ehrbaren ausschloß, grundsätzlich Anteil am »symbolischen Kapital der Ehre«'°, aber selbstverständlich

war der jedem zustehende Teil an Ehre nicht gleich, sondern abhängig vom jewei-

ligen Stand: Der Adlige besaß mehr Ehre als der Bürger, der Bürger mehr als der Bauer, der Herr mehr als der Knecht. Laut den Lehren der Theologen blieb die je

unterschiedliche Position in der ständischen Gesellschaft ohne Einfluß auf die Heilschancen. Der Knecht oder die Magd konnten das ewige Heil so gut und vielleicht gar sicherer als der Herr oder die Herrin erlangen. Ausschlaggebend war hierfür nicht die soziale Position, sondern der Grad der Pflichterfüllung in dem von Gott zugewiesenen Beruf. Im irdischen Leben resultierten aus der unter-

schiedlichen ständischen Position jedoch gravierende soziale Folgen, die um so 14. »Inter dominum autem et servum non potest esse amicitia par seu aequalis, sed tan-

tum impar et inaequalis: quam Logici vocant relationem disquiparantiae«. (Alsted, Encyclopaedia [Anm. 11], p. 1370); die von Hegel thematisierte Dialektik eine lange frühneuzeitliche Vorgeschichte hat, steht hier nicht zur 15. Solches begegnet nur im Topos der verkehrten Welt«, wo regelmäßig in exakter Umkehr erscheinen: Der Knecht sieht zu, Herrin dient der Magd. Vgl. beispielsweise Wolfgang Brückner: ropas. Deutschland vom 15. bis zum 20. Jahrhundert. München

von Herr und Knecht, die Diskussion. die sozialen Verhältnisse wie der Herr arbeitet, die Populäre Druckgraphik Eu-

1975, Abb. 76 (Kupferstich aus

der Mitte des 17. Jahrhunderts); vgl. auch das Sprichwort: »Die Knechte sitzen zu Pferde und die Herrn gehen zu Fuss«. (Christian Gryphius: Der Teutschen Rätzel-Weissheit [...]. Bres-

lau 1692, S. 34); vgl. zu diesem Topos generell: Giuseppe Cocchiara: I! mondo alla rovescia. Torino 1963; Barbara A. Babcock (Hrsg.): The Reversible World. Symbolic Inversion in Art and Society. Ithaca und London 1978; Frederick Tristan: Le Monde a l’envers. Paris 1980.

16. Vgl. Andreas Grießinger: Das symbolische Kapital der Ehre. Streikbewegungen und kollektives Bewußtsein deutscher Handwerksgesellen im 18. Jahrhundert. Berlin 1981.

88

Paul Münch

stärker spürbar waren, je weiter unten man auf der gesellschaftlichen Stufenleiter angesiedelt war." II Man

darf sich durch die ideologischen,

das heißt wirklichkeitsverschleiernden

Aussagen der Hausväterliteratur, in der das Verhältnis Herr/Knecht bzw. Herrin/ Magd gewöhnlich harmonisierend beschrieben wird, nicht täuschen lassen. Andere Quellen sprechen eine andere Sprache, Quellen, die überdies nicht nur den ver-

gleichsweise engen Kreis der alphabetisierten Hausväter erreichten. Die konfessionelle Indoktrination, Predigt und Katechese, aber auch die Zeugnisse bildlicher Belehrung, darüber hinaus Sprichwörter, Sentenzen, Exempel und Märlein vermitteln vielleicht ein realitätsgetreueres Bild der sozialen Integrationsproblematik des dienenden Teils der Bevölkerung.

Dieses Bild war zunächst der Annahme einer aus der den, generellen moralischen fast kein Laster, das man den

höchst negativ. Es scheint seinen Ausgangspunkt in geringeren Ehre quasi selbstverständlich resultierenDefizienz der Dienerschaft besessen zu haben. Es gab Knechten und Mägden im »ganzen Haus« nicht zuge-

traut hätte. Ein um 1530 entstandener Holzschnitt des sogenannten Petrarca-Meisters mag diesen Sachverhalt illustrieren:

»Gedrückt sitzen Herr und Herrin des prächtigen Gebäudes an der Hofmauer und schauen dem Treiben der Knechte zu, der Mann mit verlegener Gebärde, die

Frau mit ergeben gefalteten Händen. Mit einer sinnbildlich gemeinten Kette ist der Herr von seinem rechts neben ihm stehenden Schaffner gefesselt, ebenso ist die Hausherrin von ihrer Hausverwalterin ans Bändel gelegt. Niemand wehrt den Knechten, die ihr Schwert gegen die Herrschaft ziehen oder die Zunge zeigen und die Hand mit einer Geste gegen sie erheben, als müßten sie den »bösen Blick« ab-

wehren. Andere Knechte wieder raufen ungehindert untereinander; und durch das weite Tor wird sichtbar, wie sich das Hausgesinde vor geöffneten Truhen an den

Vorräten von Speise und Trank gütlich tut.«'® (Abb. 2) Das negative Image des Dienstpersonals ließ sich trefflich aus der Bibel belegen. Bekanntlich hat man bis ins 18. Jahrhundert in gelehrten lateinischen Dissertationen die Frage erörtert, ob Frauen Menschen seien'?; weniger bekannt ist, daß man auch das Gesinde den animalischen Existenzen nahe verwandt glaubte, es

17. Vgl. Paul Münch: »Grundwerte der frühneuzeitlichen Ständegesellschaft? Aufriß einer vernachlässigten Thematik«. In: Winfried Schulze: Ständische Gesellschaft und soziale Mobilität. München

1988, 5. 53-72.

18. Walter Scheidig: Die Holzschnitte des Petrarca= Meisters zu Petrarcas Werk Von der Artzney bayder Glück des guten und widerwärtigen. Augsburg 1532 und Berlin 1955, S. 80£, (Abb. S. 80). 19. Vgl. D. Ch. Leporin: Gründliche Untersuchung der Ursachen, die das Weibliche Geschlecht vom Studiren abhalten [...]. Berlin 1742 (Reprint: Hildesheim und New York 1975),

S. 22f.; vgl. nun die ausgezeichnete Quellendokumentation von Elisabeth Gössmann (Hrsg.): Ob die Weiber Menschen seyn, oder nicht. München 1988 (Archiv für philosophieund theologiegeschichtliche Frauenforschung. Bd. 4).

Tiere, Teufel oder Menschen?

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Abb. 2: »Von grossem Hausgesinde«. Holzschnitt, um 1530. zumindest gerne mit Tieren verglich. Im Liber ecclesiasticus, dem Buch Jesus Sirach (33, 25 ff.), einer während der gesamten Frühen Neuzeit gerne genutzten Quelle allgemeiner moralischer und sozialer Verhaltensregeln, erscheint das geziemende Verhältnis des Herrn zum Knecht völlig dem zu seinen Haustieren nachgebildet: »Cibaria, et virga, et onus asino: panis, et disciplina, et opus servo. Operatur in disciplina, et quaerit requiescere: laxa manus illi, et quaerit libertatem.« (Futter, Stock und Bürde gebühren dem Esel; Brot, Zucht und Arbeit dem Knechte. Arbeitet er in Zucht, so sucht er auszuruhen; lässest du ihm die Hände müßig, so sucht er die Freiheit).

Diese Stelle, auf die man sich verdächtig oft beruft, bildet die willkommene

Rechtfertigung für eine strenge, im Wortsinne sinhumane« Behandlung des Gesindes. Johann

Mathesius,

der einflußreiche

lutherische

Joachimsthaler

Prediger,

nimmt sie 1589 zum Anlaß einer wortreichen Predigtexegese: »Dem Esel gehöret sein Futter/ Geissel und Last/ Also dem Knecht sein Brod/ straffe vnd Arbeit. Halt den Knecht zur Arbeit/ so hastu ruhe für jhm/ Lessestu jhn müssig gehen/ so

90

Paul Münch

wil er Juncker sein." Man mag den kundigen theologischen Exegeten des Alten Testaments nicht widersprechen, wenn sie ob der Härte der Sirachschen Esel/

Knecht-Parallele darauf verweisen, der Vergleich sei »nicht kränkend« gemeint, da der Esel sim Morgenlande nicht als verächtliches Tier« gelte.”' Als Historiker muß

man jedoch davon ausgehen, daß solche Differenzierungen den Predigern und ihren Schäflein nicht bewußst waren. Im Abendland war der Esel nun mal, wie der häufige Eselsvergleich fauler Schüler zur Genüge belegt, ein verächtliches Tier.” (Abb. 3)

Der Vergleich des Knechts mit dem Esel mußte also in jedem Fall sozial diskriminierend wirken, zumal

die deutsche Übersetzung bei Luther und Mathesius

auch an anderen Stellen bewußt verschärfend verfährt. Während

der müßige

Knecht bei Sirach nach dem Vulgata-Text »die Freiheit sucht«, wird ihm bei Luther und Mathesius gleich ein die ständische Ordnung störender Aufstiegswille unter-

stellt: »so wil er Juncker sein.« Die stoische Begabung der Sklaven mit der Menschenwürde durch Seneca — »servi sunt, immo homines«”” — scheint den Predigern des 16. und 17. Jahrhunderts nicht mehr präsent gewesen zu sein. Mathesius wenigstens hält seinen anfangs angeschlagenen Ton samt der Eselsparallele konsequent durch: »Das Joch vnd die Seile beugen den Halß/ Einem bösen Knecht Stock vnd Knüttel. Treibe jhn zur Arbeit/ das er nicht müssig gehe/ Müssiggang lehret viel Böses. Lege jhm Arbeit auff/ die einem Knecht gebühren/ gehorcht er denn nicht/ so setze jhn in den Stock.« 20. Syrach Mathesij Das ist/ Christliche Lehrhaffte/ Trostreiche und lustige Erklerung und Außlegung des schönen Haußbuchs/ so der weyse Mann Syrach zusammen gebracht und geschrieben. In gewisse Predigten und drey vnterschiedene Theil angeordnet/ und mit fleiß abgetheilet.

2. Tl. Leipzig 1589, fol. 71". Mathesius folgt hier der Bibelübersetzung Luthers (vgl. Biblia: Das ist: Die gantze Heilige Schrifft/ Deudsch/ Auffs new zugericht. Wittenberg 1545). In einer

anderen Predigt des Mathesius lesen wir: »Ein fauler Dienstbote aber bringet alles zu schaden/ vnd wil jmmer wie ein Esel getrieben sein«. Und weiter über das Gesinde: »faul vnd gefreß/ diebisch vnd genäschig/ ist gern beysammen«. (P. Münch: Ordnung, Fleiß und Sparsamkeit. Texte und Dokumente zur Entstehung der »bürgerlichen Tugenden«. München 1984,

S. 106f.). 21. Die Heilige Schrift des Alten und Neuen Testamentes. Mit dem Urtext der Vulgata. Über-

setzt und mit erklärenden Anmerkungen versehen von Augustin Arndt S. J. 2. Bd. 6. Aufl. 1914, S. 479, Anm. 3]; allerdings ist der pejorative Gebrauch von mulus und asinus auch schon in der Antike belegt. Vgl. Ilona Opelt: Die lateinischen Schimpfwörter und verwandte

sprachliche Erscheinungen. Heidelberg 1965, S. 47 und 262; vgl. hierzu auch Paolo Gatti: »onummulum«.

In: Museum

Helveticum 45 (1988), S. 118f£., (freundlicher Hinweis von Justus

Cobet, Essen). 22. Vgl. Abb. 3, aus: Brückner, Populäre Druckgraphik Europas (Anm. 15), Abb. 49.

23. L. Aen. Seneca: Ad Lucilium epistulae morales. Hrsg. von R. M. Gummere. Bd. 1. London 1967, S. 300 (Nr. 47).

24. Wie Anm. 20, fol. 71'F.

25. Ebd., S. 71°; als Sprichwort auch bei Christophorus Lehmann: Florilegium Politicum [...]. 1637, S. 383 und bei Andreas Sutor: Der hundert-Augige blinde Argos, und zwey-Gsichtige Janus, oder Latinum Chaos |...]. Augsburg und München 1740, S. 577. 26. Wie Anm. 20, fol. 72".

Tiere, Teufel oder Menschen?

91

Eine Sentenz des Stigelius: »Sis asinus, quemcunque asinum sors aspera fecit. Sey vnd bleib ein Esel vnd Lastbar Thier/ Bis dir Gott selber hilfft herfür. Oder: Sey vnd bleib ein Esel in deinem Stand/ So kannstu jrrn vnd ergern gar niemand«

legt er folgendermaßen aus: »Das ist/ Du armer müheseliger Mensch/ der du zum Esel geboren bist/ bleibe in deinem müheseligen vnd arbeitsamen Stande und Be-

ruff/ vnd trage deinen Sack mit gedult.« Knechte und Mägde müssen laut Mathesius »püffeln vnd tragen wie ein Viehe oder Esel.«* Gesinde stellt man nicht ein, daß es »feyern vnd müssig gehen/ Sondern das es arbeiten solle. Denn was im Haus zu feyern ist/ das kan Herr vnd Fraw wol selbst verrichten.« ?»Wil ein Gesin-

de«, so Mathesius weiter, »nicht gut thun/ so schlage mans mit der Thüren für den hindern/ vnd lasse es lauffen. Das ist aber auch gewiß/ das Gesinde wil vnd muß getrieben sein wie ein Viehe..°

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Abb. 3: »Der Esel als Schandbild für faule Schüler«. Motiv des 16. Jahrhunderts mit

Text des 18. Jahrhunderts. Holzschnitt mit Typensatz.

92

Paul Münch

Natürlich mahnt Mathesius die Herrschaften auch zu Güte und pfleglicher Behandlung ihres Gesindes und meint abschließend, ein Hausvater solle sein Gesin-

de »zum Gebet/ zum Sacramenten/ zur Predigt vnd Kirchen halten. [...] Denn ein frommer Hausvater soll ein Pfarrer vnd Enos sein/ vnd sein Gesinde lieben vnd meinen als seine Leibliche Kinder.” Doch vermögen solche Einschränkungen die

Drastik seiner übrigen Aussagen kaum zu mildern.

|

Die diffamierende Gleichsetzung des dienenden Personals mit Tieren begegnet

während der gesamten Frühen Neuzeit, insbesondere in der sprichwörtlichen Rede. Das war von erheblicher Bedeutung, denn Sprichwörter seien, wie man zu

Ende des 18. Jahrhunderts gemeint hat, »durch den langen Gebrauch allgemein accreditirt«, sie könnten gewissermaßen »die Stelle des umständlichsten Beweises«’® vertreten.

Der Tiervergleich hat seinen Ursprung wohl in der antiken Einbindung der »servic ins Sachenrecht, wo Dinge, Tiere und Sklaven als juristisch einheitliche Gruppe zusammengebunden waren; eine Auffassung, die auch im Mittelalter lebendig blieb. Die Charakterisierung des Knechts als »instrumentum animatum« oder der Knechte und Mägde als »lebendige Werckzeug der Haußhaltung«?” während des

17. Jahrhunderts weist jedenfalls in diese Richtung. Die Zugehörigkeit des dienenden Personals zum Sachenrecht ist zumindest unterschwellig noch erkennbar, wenn es sprichwörtlich etwa heißt: »Der Knecht wird verkauft wie der Hengst«.”° Allgemeine Tiervergleiche sind relativ zahlreich zu finden, beispielsweise: »Diener und Hunde sind wie man sie zieht«' oder als ironischer Wunsch: »Mancher

hette gern Gesinde, daß es sey wie ein Han/der wol singt vnd übel frisset.«* Die Tierparallele zielt insbesondere auf die gewöhnlich desolate Situation der alten Dienstboten: »Alte Diener, Hund’ und Pferd’ sind bei Hof in Einem Werth«”? oder:

»Altem Diener und altem Hunde trieft kein Fett vom Munde.«* Es verwundert angesichts der allgemein geringen Achtung der Frauen während der Frühen Neuzeit nicht, daß besonders der weibliche Teil des Gesindes den Tiervergleich ertra-

27. Ebd., zur Gleichstellung von Kindern und Dienstboten innerhalb der Hausherrschaft vgl. R. Engelsing, »Dienstbotenlektüre im 18. und 19. Jahrhundert« (Anm. 8), S. 184. 28. Joh. F. Schlez: Landwirthschafts = Predigten. Ein Beytrag zur Beförderung der wirthschaftlichen Wohlfahrt unter Landleuten. Nürnberg 1788, S. XXVIl. 29. Vgl. Alsted, Encyclopaedia (Anm. 11), p. 1370. Bei Lehmann, Florilegium Politicum

(Anm. 25) lesen wir: »Knecht und Mägd seynd lebendige Werckzeug der Haußhaltung« S. 376). 30. h Graf und M. Dietherr: Deutsche Rechtssprichwörter. Nördlingen 1864, S. 42. 31. Lelivre de proverbes frangais par Le Roux de Lincy. Bd. 2. Paris 1841, S. 312. 32. Lehmann, Florilegium Politicum (Anm. 25), S. 377.

33. Pistorius: Thesaurus Paroemiarum Germanico-Juridicarum. Leipzig 1716, 25, 1, 47; J.C. Blum: Deutsches Sprichwörterbuch. 2 Bde. Leipzig 1780/82, Nr. 710. Auch bei Karl Simrock zu finden: Nr. 1605).

(Die

Deutschen

Sprichwörter.

Frankfurt aM.

1846,

Nachdruck

1978,

S. 33,

34. Charles de Bouelles: Caroli Bovilli Samarobrini vulgarium proverbiorum. Libri tres. 1531, I, Nr. 52.

Tiere, Teufel oder Menschen?

93

gen muß.? Der Begriff ‚Tier: begegnet bisweilen sogar als Synonym für »Magd«. In einem 1652 in Nürnberg gedruckten Flugblatt lesen wir: »Diß weiß ich daß ich sah beysammen stehen/ fünff Thiere/ die man sonst im Lande Mägde nennt. Den Vogel man gar leicht an dem Gesange kennt. Das dritthalb Gänse=Paar trug gute Zähn im Maule. Zur Arbeit waren sie/ zum Plaudern gar nit faule.«°° (Abb. 4)

Allegorische Darstellungen des Gesindes bedienten sich darüber hinaus animalischer Attribute und setzten das Idealbild des Dienstboten concettohaft aus Tiergliedern zusammen. 1569 berichtet eine Quelle: »Es hetten die Heyden ein besonder gemählde oder bildnuß/ dardurch sie zuuerstehn gaben vnnd anzeigen wolten/ wie ein rechtschaffen Gesinde soll geschicket seyn/ das war also gemacht. Es stund ein Knabe der hatte einen roten Hut auff/ vnd ein reine Kleidung vber dem leib/ vnnd hatte einen Mund wie ein Schwein/ Ohren wie ein Esel/ vnnd Füsse wie ein Hirsch/ die rechte Hand in die höhe gereckt vnd außgebreitet/ in der linkken Handt trug er glüende Kolen in einem Nappe/ auff derselbigen Schultern eine Stande mit zweyen Eymern voller Wasser. Das legten sie also auß: Ein gesinde soll nicht nackendt/ sondern ziemlich bekleydet seyn/ sol nicht zärtlich seyn/ sondern

sich an ziemlicher Haußspeise begnügen lassen/ fleissig mit dem Gehör auffmerkken/ was man jnen befehlen werde/ nit leichtlich vngedultig werden/ sondern etwas können zu gut halten/ dulden vnd leiden. Die auffgereckte Hand bedeut glauben vnd trew/ in seines Herrn sachen. Die Hirsch Füsse/ willigen vnd behenden

gehorsam. Das Wasser vnd Fewr bedeuten den fleiß/ trew vnd behendigkeyt allerley Geschefft außzurichten vnd gehorsamlich zuuerbringen.«” In Frankreich, Deutschland, Italien und Holland begegnet eine ähnliche Allegorie

— zuweilen leicht variiert — im Sprichwort: »Ein guter Diener muss Eselschultern, einen Schweinerüssel und Affen- oder Kaufmannsohren haben.«” Auch wer die Gleichsetzung von Dienstboten und Tieren zunächst nur als Teil der literarischen Topik und Metaphorik oder lediglich als Nachklang der aus der

Antike tradierten und während des Mittelalters neu auflebenden Tierallegorese einschätzen mag, sollte die mögliche Wirksamkeit solcher Stilistik nicht unterschätzen. Sie scheint in ihren negativen Folgen bis in die Praxis der Gesindebehandlung durchgeschlagen zu haben. Jedenfalls sah sich um die Mitte des 17. Jahrhunderts Johann Balthasar Schupp veranlaßt zu fordern, man solle »Knechte und 35. Noch heute heißt man eine durchtriebene Frau im Schwäbischen »Lombadier« (Lumpentier); zur Gleichsetzung von Frauen und Tieren vgl. auch Elfriede Moser-Rath: Lustige Gesellschaft. Schwank und Witz des 17. und 18. Jahrhunderts in kultur- und sozialgeschichtlichem

Kontext. Stuttgart 1984, S. 101 und bereits den Hexenhammer (Jakob Sprenger u. Heinrich Institoris: Der Hexenhammer. 3. Aufl. München

1985, S. 99: Weib = unvollkommenes Tier).

36. Neuer Ratschluß der Dienst=-Mägde. Abgebildet bei Heidi Müller, Dienstbare Geister (Anm.

7),S. 11.

37. Peter Glaser: »Gesind Teuffel/ darinnen acht Stücke gehandelt werden/ von des Gesindes vntreuw/ welche allhie nachfolgend verzeichnet«. In: Theatrom Diabolorum. Frankfurt a.M. 1569, fol. CCLXXXIL. 38. K.F. W. Wander: Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Ein Hausschatz für das deutsche Volk. Bd. 1. Sp. 598. Nr. 34. Nachdr. Aalen 1963. Leipzig 1867.

94

Paul Münch

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95

Mägde nicht tractiren als Hunde«°; eine Mahnung, die noch mehr als 100 Jahre später nicht nur Zustimmung erfuhr. 1776 schrieb beispielsweise Johann August Friedrich Block mit Blick auf das Gesinde: »Der größte Theil von wenig oder gar nicht denkenden Menschen, will par force tressirt seyn, wie es mit Thieren gehet«.‘® Es paßt in die Logik solcher Gedanken, daß Kaiser Franz II. 1796 seinen Hofmohren Angelo Soliman nach dessen Tod ausstopfen und seinem Naturalien-

kabinett exotischer Tiere einverleiben ließ*' — ein makabres Beispiel, bei dem sich die traditionelle

Mißachtung

der Dienstboten

mit der Verachtung

schwarzer

Menschen verband. Die bürgerliche Vorstellung vom »edlen Wilden: scheint adlige Kreise erst spät erreicht zu haben.

Am Ausgang des 18. Jahrhunderts beklagten menschenfreundliche Aufklärer allerdings in der Regel bereits das drückende, den Tieren vergleichbare Los der Dienstboten. Sie protestierten damit gegen den anhaltenden Trend menschenunwürdiger Gesindebehandlung: »Viele Herrschaften achten ihr Gesinde gar nicht. Sie halten es nicht viel besser, als das liederlichste Bettelvolk in der Republik; ja,

sie betrachten es kaum als Menschen.«*? Die Dienstboten erscheinen hier auf der

untersten Stufe der frühneuzeitlichen Ständegesellschaft angesiedelt. Sie sind Teil des Pöbels, der bereits im 17. Jahrhundert als »Herr Omnes« mit einem »vielköpfigten Thier« in eins gesetzt wurde.” Diese Einschätzung der Unterschichten hielt sich selbst in der deutschen aufklärerischen Literatur außerordentlich lange. Noch 1806 vermochte beispielsweise der Hohenzollerisch-Sigmaringische Leibarzt Franz Xaver Mezler der ländlichen Bevölkerung nur die »Logik des Thieres« zuzu-

erkennen, Bauern erschienen ihm geradezu als »Antipoden der Menschheit.«* Diese Qualifizierung war zweifellos vom engen Zusammenleben von Mensch und Tier innerhalb der bäuerlichen Wirtschaften provoziert. Wo Pferde- und Ochsenknechte mit ihren Tieren gemeinsam im Stall nächtigten“, da schien empfindsa39. »Sieben böse Geister/Welche heutiges Tages Knechte und Mägde regiren und verführen«. In: Joh. Balth. Schupp: Lehrreiche Schriften [...]. Hamburg 1658. Nachdruck: Frankfurt a.M. 1677, 5. 319. 40. »Welches sind die vornehmsten Stücke einer guten Gesindeordnung«. In: Johann

August Friedrich Block: Fünf und zwanzig für den Staat interessante Aufgaben. Berlin 1776,

24. Ausg,, 5. 271.

41. Vgl. Wilhelm A. Bauer: Angelo Soliman. Der hochfürstliche Mohr. Ein exotisches Kapitel Alt-Wiens. Wien 1922. 42.

Joh. Georg

Krünitz

(Hrsg.):

Oekonomische

Encyklopädie [...]. 2. Aufl.

17. Thl. Berlin

1787, 5. 609. Die Einschätzung des Gesindes als »das lüderlichste Bettelvolk in der Republik« hat Krünitz einem 1770 erschienenen Aufsatz »Von der Rohigkeit des Gesindes« ent-

nommen. In: Wittenbergisches Wochenblatt zum Aufnehmen der Naturkunde und des ökonomischen Gewerbes. 43. Stück, Freytags, den 26. October 1770, S. 349. 43. Lehmann, Horilegium Politicum (Anm. 25), S. 583. 44. Mezler, Über den Einfluß der Heilkunst auf die praktische Theologie. Ein Beytrag zur

Pastoralmedizin. 1. Bd. 2. Aufl. Ulm 1806, $. 7 und S. 381f.; zitiert bei Wolfgang Alber und

Jutta Dornheim: »Die Fackel der Natur vorgetragen mit Hintansetzung alles Aberglaubens.

Zum Entstehungsprozeß neuzeitlicher Normsysteme im Bereich medikaler Kultur«. In: Jutta

Held (Hrsg.): Kultur zwischen Bürgertum und Volk. Berlin 1983, 5. 163 und 176. 45. Vgl. z.B. Vollständiges und sehr Nutzbares Haußhaltungs-Lexicon [...]. Bamberg 1. Thl., S. 716.

1752,

96

Paul Münch

men Städtern der Abstand von Knecht und Tier geringer als der von gesittetem

Bürger und Knecht. In diesem Kontext verwundert es nicht, wenn man bisweilen in der ökonomischen Literatur die »Speisung des Gesindes und Fütterung des Viehes« parallel in einem Traktat abhandelte.*®

III Die »dienenden Klassen« als tierähnliche, an der menschlichen Gesellschaft nur halbwegs partizipierende Kreaturen — das war nur die eine Seite der sozialen Diskriminierung der Dienstboten. Nachhaltiger als von der aus Jesus Sirach entlehnten Esel/Knecht-Parallele dürfte das negative Image des Gesindes von der im 16. Jahrhundert üppig wuchernden Teufelsliteratur geprägt worden sein.” Sie entfaltete sich vorwiegend im evangelischen Raum, ihre Autoren waren in der gro-

ßen Mehrzahl lutherische Prediger. Als voluminöses Kompendium der Gattung erschien 1569 das bei Hieronymus Feyerabend in Frankfurt am Main verlegte Theatrım Diabolorum, das bereits 1575 sowie 1587/88 in neuen, erweiterten Auflagen präsentiert wurde. Die Gesamtzahl der dargestellten Spezialteufel vermehrte sich

ständig und belief sich schließlich auf 33. Das Theatrom Diabolorum verdient in unserem Zusammenhang besondere Beachtung, weil sich in ihm ein von dem Dresdner Prediger Peter Glaser verfaßter Spezialtraktat zur Thematik befindet: Gesind Teuffel/ darinnen acht Stücke gehandelt werden/ von des Gesindes vuntreuw.*”° Das

ist auffällig, weil die meisten im Theatrom versammelten Teufel einem Laster oder einer negativen Zeiterscheinung gewidmet sind. Da gibt es den Zauberteufel, den Bannteufel, den Geiz- und Wucherteufel, den Neidteufel, den Schmeichelteufel, den Lügenteufel, den Sorgeteufel, den Saufteufel, den Spielteufel, den Tanzteufel, den Fluchteufel, den Faulteufel etc. etc.. Andere Autoren widmen sich sozialen Räumen oder Institutionen, in denen der Teufel sein spezifisches Wirken entfaltet: dem Haus, der Ehe, dem Gericht, dem Hof. Nur ausnahmsweise scheint dem Teufel erlaubt worden zu sein, sich in bestimmten Professionen oder sozialen Gruppen

zu personifizieren, und wenn, dann nur bei den verrufensten Gewerben der Zeit, bei Huren und Bettlern. Es sagt einiges über die Einschätzung der Frauen durch die zeitgenössische lutherische Theologie aus, daß sie die »bösen vnartigen Weiber:

diesen Gruppierungen an die Seite rückt und ebenfalls als vom Teufel, ja als von

46. Joh. Friedrich Pfeiffer: Vermischte Verbesserungsvorschläge und freye Gedanken |...]. Frankfurt a.M., 1778, 1. Bd., 2. Stück (Tadel, übel verstandener Sparsamkeit, bey Speisung des Gesindes und Fütterung des Viehes«), S. 87— 99. 47. Vgl. zur Teufelsliteratur besonders Max Osborn: Die Teufelliteratur des XVI. Jahrhun-

derts. Berlin 1893; Wolfgang Brückner: »Forschungsprobleme der Satanologie und Teufelserzählungen«. In: Ders. (Hrsg.): Volkserzählung und Reformation. Berlin 1974, S. 393 — 416;

Rainer Ahlsheimer: »Katalog protestantischer Teufelserzählungen des 16. Jahrhunderts«. In: ebd., S. 417-519; Keith L. Ross: The Devil in 16th Century Germany Literature. The Teufelsbücher. Frankfurt a.M. 1972. 48. Vgl. Glaser, »Gesind Teuffel« (Anm. 37).

Tiere, Teufel oder Menschen?

97

10 Teufeln besessen dargestellt hat.‘” Und es ist von großer Erheblichkeit für unser Thema, daß daneben auch dem Gesinde ein eigener Spezialteufe]l gewidmet ist.

Huren, Bettler, Frauen und eben das Gesinde: die Egalität dieser vier Gruppen sub specie diaboli macht deutlich, daß die sozialen Ehrlinien in der ständischen Gesellschaft nicht nur in der bekannten Art verliefen, daß nicht nur die verfemten Randgruppen der Huren und Bettler diabolisiert wurden, sondern daß man sich nicht scheute, die nächsten Glieder des »ganzen Hauses: zu verteufeln, wenn ‚Mann: die väterliche Herrschaft bedroht glaubte. Nur aus einer tatsächlichen oder befürchteten Krise der Autorität des Hausvaters läßt sich die Diabolisierung der Frau und des Gesindes erklären. Angriffe auf die Herrschaft des pater familias erscheinen als derart ungeheuerlich, daß man sie nur als unmittelbaren Eingriff des Teufels zu interpretieren weiß. Entsprechend erscheinen die als Bedrohung der väterlichen Autorität empfundenen Aktivitäten als unmittelbare satanische Eingebungen, vor denen man Frau und Gesinde vorsorglich warnt.” Peter Glaser, der Autor des Gesindeteufels, der in Schulpforta und an der Univer-

sität Leipzig seine Ausbildung erhalten hatte, teilte die Materie in acht, sehr ungleiche Abschnitte auf; in Einzelfragen scheint er Luther gefolgt zu sein, der sich

wiederholt mit spricht [...] der und Gehorsam wenn dies auch

dieser Thematik befaßt hatte. »Der Lutherschen Anschauung entGrundgedanke der ganzen Schrift, dass die Forderung von Treue des Gesindes gegen die Herrschaft ein Teil des 4. Gebotes sei, ausdrücklich nur vom Gehorsam der Kinder gegen die Eltern spre-

che.«°' Die Diabolisierung erlaubt es, dem Gesinde grundsätzlich jede Schlechtig-

keit zu unterstellen, oder, wie es im Sprichwort heißt: »Knecht vnd Mägd können deß Teuffels Spraach so wol/ als weren sie bey jhm in die Schul gangen.«°” Den Einflüsterungen

Satans

hilflos ausgeliefert,

erweisen

sich Dienstboten,

Knechte

und Mägde als unversöhnliche Feinde der gesellschaftlichen Ordnung, deren Funktionieren sie für ihren Teil mit allen Mitteln hintertreiben. Zunächst versuchen sie sich, da ihnen der Teufel »die süssigkeit vnd die liebligkeit des Müssigganges

vnd der Freyheit«°” einzubilden weiß, vor dem

Eintritt in ein Dienstver-

hältnis zu drücken. Falls sie sich dennoch dazu bereit finden, dienen sie lieber gott49. Niclaus Schmidt: Von den zehn Teufeln oder Lastern damit die bösen vnartigen Weiber

besessen sind. Auch von zehen Tugenden, damit die frommen vnnd vernünftigen Weiber gezieret unnd begabet sind [...]. Leipzig 1575. Vgl. Osborn: Die Teufelliteratur (Anm. 47), S. 118f., der

vermerkt, daß die angehängte Beschreibung der zehn Tugenden im Vergleich »äusserst öde und farblos« geraten sei ($. 120). 50. Die Autoritätskrise der Hausväter zu Ende des 16. und am Beginn des 17. Jahrhun-

derts ist in vielen zeitgenössischen Traktaten zu fassen. Sie verdiente eine eigene Untersu-

chung.

51 Vgl. Osborn, Die Teufelliteratur (Anm. 47), S. 125. 52. Lehmann, Florilegium Politicum (Anm. 25), 5.383. Von Glasers »Gesindeteufel« scheint auch die Diffamierung des Gesindes als »Gesindel« seinen Ausgang genommen zu

haben. In der Einleitung der 1. Ausgabe (Leipzig 1564) lesen wir: »das gesinde ist jtzt so unartig und böse, [...] dasz auch ein sprichwort davon worden, wenn einer gar böse und untugentsam ist, dasz man saget, du solt mir wol ein gesindlein sein«. 53. Glaser, »Gesind Teuffel« (Anm. 37), fol. CCLXXII.

98

Paul Münch

losen als frommen Herrschaften, weil ihnen da alle Freiheiten gestattet sind. Gegebene Dienstversprechen halten sie nicht, einen angetretenen Dienst verlas-

sen sie je nach Laune oder sabotieren ihn mit allerlei Tricks. Sie verspotten ihre Herrschaften, verweigern den Gehorsam, vernachlässigen ihre Dienstpflichten, berauben Haus und Küche, lügen, daß sich die Balken biegen, zanken mit den Kin-

dern und untereinander, kurz: Sie erweisen sich als getreue Diener Satans, des geschworenen Feindes der christlichen Gesellschaftsordnung.°*

Die meisten Spezialteufel des Theatrom Diabolorum haben das 16. Jahrhundert nicht überlebt.” Das gilt nicht vom »Hosenteufek, der in verschiedenen »Allamodeteufeln auch während des 17. Jahrhunderts lebendig blieb, das gilt auch nicht vom Gesindeteufel, der ebenfalls mehrfach nachgeahmt wurde. Unmittelbar nach dem Dreißigjährigen Krieg, im Jahre 1651, publizierte der lutherische Eßlinger Pfarrer Tobias Wagner einen Siebenfältigen Ehehaltenteuffel. Wagners Traktat ist nicht originell; er schreibt Glasers Gesindeteufel aus. Interesse verdient er als Zeug-

nis der anhaltenden Autoritätskrise. Nicht der lange Krieg, sondern das vom Teu-

fel infizierte Gesinde, das wiederum dem Bodensatz der Gesellschaft zugerechnet wird, erscheint als Ursache des zerrütteten häuslichen Lebens: »Wer solte gedacht haben«, so ruft Wagner in der Vorrede aus, »dass nach ausgestandenem so langwü-

rigem Krieg das vilissimum genus hominum, Knecht vnd Mägd vns allererst solche Sprüng solten machen vnd ohne alle Vrsach aller Orten ein Vrsach solcher Zerrüttung vnsers Nehrstandes in vnsern Häusern seyn.«°° Glaser und Wagner bildeten die Vorlagen für Johann Balthasar Schupps 1658 erschienene Schrift Sieben böse Geister, Welche heutiges Tages Knechte und Mägde regieren und verführen.’

Schupps Traktat zeigt, daß das Problem auch noch 100 Jahre nach dem ersten Erscheinen des Gesindeteufels akut geblieben war — zumindest im evangelisch-lutherischen Raum. Es hat den Anschein, als ob man katholischerseits dieser Dämoni-

sierung der Welt grundsätzlich reserviert gegenübergestanden hätte. Ein bayerischer Index aus dem Jahre 1566 verbot »alle die newen tractätl, die inn teuffels namen intituliert seindt«, weil sie derartig beschaffen seien, »das sie deme, dessen

tit] sie tragen, zu seinem reich am maisten dienen.«® Johannes Nas, ein katholischer Polemiker, hieb in dieselbe Kerbe. 1588 forderte er in seinem Angelus parae-

neticus (Warnungsengel) dazu auf, gegen die protestantische, von Luther ausgehende Teufelsliteratur eine spezifische Engelsliteratur zu verfassen, »damit das Böss durch das Gut, die Finsterniss durch das Licht vertrieben werd.«‘” Der von Nas und anderen geforderte »Dienst vnd Ehehalten Engek scheint aber keinen Autor 54.

Als generelle

gesellschaftliche

Störfaktoren

beschreibt

sie auch

das Sprichwort,

etwa: »So viel Knecht vnd Mägd im Hauss, so viel verreter« (Fr. Petri: Der Teutschen Weissheit. Hamburg 1605, unpaginiert), oder: »Wieviel Knechte, so viel Feinde« (bei Simrock, Die Deutschen Sprichwörter [Anm. 33], S. 267, Nr. 5 786). 55. Vgl. zum folgenden Osborn, Die Teufelliteratur (Anm. 47), S. 194— 229. 56.

Ebd., S. 217.

57. Vgl. Schupp, Lehrreiche Schrifften (Anm. 39). 58. 59.

Zitiert bei Osborn (Anm. 47), S. 196. Ebd., S. 197.

Tiere, Teufel oder M enschen?

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Abb. 6: »Der faule Dienst-Boten-Narr«. Kupferstich von Kaspar Merian. Nürnberg 1730. In: Wahrmund Jocoserius: Wol-geschliffener Narrenspiegel [.. .]. Freystadt o.].

Tiere, Teufel oder Menschen?

101

gefunden zu haben. Es wäre eine eigene Untersuchung wert zu prüfen, ob im katholischen Raum nicht vielleicht die Figur des Narren dem Teufel den Rang strei-

tig gemacht hat; eine Figur, die das beliebte »prodesse et delectare« leistete, ohne der erschreckenden Dichotomie der Teufelsliteratur zu verfallen.°® Obwohl die Konjunktur der Teufelsliteratur mit dem 17. Jahrhundert ihr Ende

fand und schließlich dem Verdikt der Aufklärung verfiel, scheint die Verteufelung der Dienstboten auch noch später den alltäglichen Umgang mit dem Gesinde ge-

prägt zu haben. Aus den sechziger Jahren des 18. Jahrhunderts ist als gebräuchliche, auf das Gesinde bezogene Redeweise der »alten gemeinen Wirte« bezeugt, daß »wenn man einen Teufel wegjagt, man einen andern, und zwar öfters noch ärgern Teufel wieder bekommt.°' IV Gesinde und Dienstboten auf der Stufe von Tieren oder vom Teufel besessen: Diese beiden Negativstereotype bestimmen weithin die soziale Einschätzung des die-

nenden Teils der Bevölkerung im 16. und 17. Jahrhundert und teilweise noch darüber hinaus. Nur vereinzelt machte man während dieser Zeit die Herrschaften für die angeblich so miserable moralische Verfassung ihrer Dienstboten mitverant-

wortlich. Einige Sprichwörter, die das gute Beispiel oder schlechte Vorbild der Herrschaft beschwören, weisen immerhin in diese Richtung. Allen voran: »Wie der

Herr ist/ so ist der Knecht/ wie die Fraw/ so ist die Magd«°*. Oder: »Der Mann vnd Fraw im Hauß seynd spiegel jhres Gesindes«°°. Oder: »Ein fleissiger Haußhalter macht fleissig Gesind«°*. Oder: »Das ist böß im Hauß/ kompt gemeinlich vom Haupt«.° Andere sehen die Willigkeit des Gesindes vom milden und vernünftigen Verhalten der Herrschaften abhängig: »Ein freundlicher Haußvater macht hurtig Gesind«°. Oder: »Wer vernünftig gebieten kann, dem ist gut dienen.«° Bisweilen werden Herr und Knecht sogar schon auf eine Stufe gestellt: »Ein Herr muß wissen/ daß kein Diener ist ohn gebrechen/ wie der Herr selbst ein Menschen Hembt tregt.«® Vereinzelt erkennt man

auch schon, daß das Verhalten der Dienstboten

eine Folge ihrer Eigentumslosigkeit ist: »Der Herr muß selber seyn der Knecht/ wil ers im Hause finden recht/ die Fraw muß selbster seyn die Magd/ wil sie im Hau-

se schaffen Raht. Gesind nimmermehr gedenckt/ was im Hauß Nutz und Schaden bringt. Es ist jhnen nichts gelegen dran/ dieweil sie nichts für eigen han.«” 60. Vgl. Münch: Ordnung, Fleiß und Sparsamkeit (Anm. 20), S. 37.

61. »Gedanken von den Dienstboten, sonderlich die weiblichen betreffend, nebst einigen Regeln, wie sich die Lezten in ihren Dienst zu verhalten«. In: Das neue allgemeine Harzmagazin |...]. Zweites Stück. Blankenburg 1768, S. 56.

62.

Lehmann, Florilegium Politicum (Anm. 25), S. 383.

63. Ebd., S. 374. 64. 65. 66.

Ebd., S. 378. Ebd., 5. 377. Ebd.,S. 378.

67. Simrock, Die Deutschen Sprichwörter (Anm. 33), S. 73, Nr. 1607. 68. Lehmann, Florilegium Politicum (Anm. 25), S. 378. 69.

Ebd., S. 383.

102

Paul Münch

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Abb. 7: »Herr ‚Niemand, der an allem Bruch im Haushalt schuld sein soll«. Kupferstich, Nürnberg, Mitte 18. Jahrhundert.

Die unablässige Klage über die Nachlässigkeit des Gesindes gegenüber den

ihm anvertrauten Gütern, aus der die topische Figur des »Niemand« erwuchs, hinter dem man gewöhnlich »Knechte, Mägde, Hund und Katzen«” vermutete, begann sich damit langsam auch gegen die Herrschaften zu kehren, deren Mitschuld an einer häuslichen Mißwirtschaft nun möglich erschien. Zum Eingeständnis einer Parität in moralischer Hinsicht mochten sich manche dennoch immer noch nicht verstehen. »Man kann allemal annehmen, daß es mehr schlechte Dienstboten, als schlechte Herrschaften giebt. [...] Die Leidenschaften des Gesindes sind unumschränkt«”', so konstatierte der genannte Johann August Friedrich Block noch 1776. Andere merkten nun allerdings zunehmend kritisch an, daß früher, insbe-

70. Vgl. Abb. Nr. 6; aus Brückner, Populäre Druckgraphik Europas (Anm. 15), Abb. 107. 71. Block, Fünf und zwanzig für den Staat interessante Aufgaben (Anm. 40), S. 264; ebenso Pfeiffer, 1778: Vermischte Verbesserungsvorschläge (Anm. 46), 6. Stück. (» Vom Nutzen und der

Nothwendigkeit einzuführender Gesinde=Ordnungen«), S. 6 (»Es giebt freylich mehr böse Knechte, als böse Herren«).

Tiere, Teufel oder Menschen?

103

sondere in den Gesindeordnungen, »nur auf die Vergehen des Gesindes das Augenmerk gerichtet, und diese allein gerüget« worden seien, ohne daß man auch zugleich auf sinde einige erst seit dem Dienstboten begann man,

der anderen Seite auf das Verhalten der Herrschaften gegen ihre GeRücksicht genommen hätte.’? Diesen Anspruch löste man umfassend 18. Jahrhundert ein, währenddessen die soziale Diskriminierung der Stück um Stück zurückgenommen wurde. Im Zeichen der Aufklärung nun auch in den Dienstboten Glieder der menschlichen Gesellschaft

zu sehen. Selbst Johann August Friedrich Block, dessen drastische Urteile über Gesinde bereits angeführt wurden’”?, empfahl den Herrschaften, »menschlich« dem Gesinde zu verfahren, und »weder tyrannisch noch weniger viehisch demselben umzugehen.«’* 1788 meinte Johann Ferdinand Schlez mit Blick auf

das mit mit das

Gesinde: »Wir sind ja alle miteinander Menschen und also nicht frey von Irrthümern und Fehlern«.’” »Auch Dienstboten sind Menschen«, diese Devise durchzieht

wie ein roter Faden die Anweisungen, die Johann Ludwig Ewald 1803 den »Frauenzimmern aller Konfessionen« zur Pflege und Leitung des häuslichen Personals gab. Und er fügt hinzu: Zeigt »ihnen wahre Liebe im Glauben an den, der Jedem,

dem ein Menschengesicht ward, auch ein Menschenherz gab.«’° Waren Dienstboten Menschen, dann hatten sie auch Anspruch auf humane Behandlung. Der Frei-

herr Knigge forderte: »Was ist daher billiger als daß die, denen das Schicksal die Gewalt in die Hände gegeben hat, ihren Nebenmenschen das Leben süß und das

Joch erträglicher zu machen« versuchen?” Schlez besang in einem otrefflichen Lied für christliche Herrschaften die Knechte als »Brüder«, denen der Herr nächst Gott seinen wirtschaftlichen Gewinn verdanke: »Durch dich, Gott, bin ich, was ich bin, Und es ist deine Gabe, Daß ich, als Herr, so viel Gewinn

Von meinen Brüdern habe. Daß sie mir ihre Kräfte leihn,

Das kommt von Dir, von Dir allein.

Mich zu beglücken, dienen sie, Verzehren ihre Kräfte, Und dulden gern des Lebens Müh 72. Krünitz, Oekonomische Encyclopaedie (Anm. 42), S. 597; vgl. auch »Gedanken wegen einer Gesind=Ordnung.. In: Gesamlete Nachrichten der Oeconomischen Gesellschafft in Franken.

1766, Zweyten Jahrgangs 41. Stück, S. 323 f. 73. Vgl. oben. 74.

Block, Fünf und zwanzig für den Staat interessante Aufgaben (Anm. 40), S. 272.

75.

Schlez,

Landwirthschafts= Predigten (Anm. 28), S. 193.

76. Ewald: Erbauungsbuch für das Frauenzimmer aller Konfessionen. Hannover 1803, 2. Bd., S. 176.

77. Knigge: »Ueber die Verhältnisse zwischen Herrn und Diener«. In: Ders.: Ueber den Ulmgang mit Menschen. 1788, S. 214. Neudruck: München 1975.

104

Paul Münch

In meinem Hausgeschäfte. Auch dafür will ich dankbar seyn Und nie dieß Vorrecht stolz entweihn. Denn auch der kleinste Diener ist Bestimmt zum ewgen Leben. Für ihn und mich hat Jesus Christ

Sich in den Tod gegeben. Vor Gottes Richtstuhl hat mein Knecht

Mit mir dereinst ein gleiches Recht. Dieß präge, lieber Gott, mir ein!

Als Laß Wie Der

Bruder ihn zu lieben mich doch stets beflissen seyn! sollt’ ich den betrüben, über meine Grausamkeit

Zu seinem Gott im Himmel schreyt.

Laß mich ihm jede saure Pflicht Durch Lindigkeit versüßen; Er müsse, wenn ihm Hülf gebricht,

Auch Hülfe stets genießen! Ihn tragen will ich, ihm verzeihn, Sein Pfleger in der Krankheit seyn! Amen.«”®

‚Mitmenschen, »Brüder«, sunglückliche Freunde’? — diese neue Sicht der »dienen-

den Klassen« ermöglichte endlich auch eine objektivere Faktorenanalyse der Grün-

de für die angeblich so desolate moralische Verfassung des Gesindes. Gleichzeitig

mit den sich steigernden publizistischen Klagen über die zunehmende Lasterhaftigkeit der Dienstboten seit den 1760er Jahren?® bemühte man sich nun, in breiter öffentlicher Diskussion, die Situation nicht nur wehleidig zu beschreiben, sondern

den »Ursachen dieses großen Uebels in der menschlichen Gesellschaft! auf die

78. Schlez, Landwirthschafts= Predigten (Anm. 28), S. 197£. 79. Pfeiffer, Vermischte Verbesserungsvorschläge (Anm. 46), 6. Stück, S. 6: ebenso Wirtenbergisches Wochenblatt 1770 (Anm. 42), S. 344. 80.

Vgl. etwa »De mauvais Domestiques«.

In: Journal oeconomique [...]. Paris, Nov.

1765,

5. 513-518; Gesamlete Nachrichten (Anm. 72), 1766, S. 321; Gelehrte Beyträge zu den Braunschweigischen Anzeigen. 14. Stück. 15. Febr. 1766, Sp. 105; Das neue allgemeine Harzmagazin, 1768 (Anm. 61), S.55; Wittenbergisches Wochenblatt (Anm. 42), S. 341. Berlinische Monatsschrift. Bd. 11. 1788. »Etwas über das weibliche Gesinde« (Von einer Hausfrau), S. 676 ff.; Smidt, »Ein paar Worte über das Gesindewesen« (Anm. 6), S. 223. 81. Wittenbergisches Wochenblatt (Anm. 42), S. 341.

Tiere, Teufel oder Menschen?

105

Spur zu kommen. Als wichtigsten, für die »;Rohigkeit des Gesindes? verantwortlichen Faktor entdeckte man die miserable familiäre Sozialisation, die »vernachlässigte Kinderzucht«, und zwar »nicht bloß bei dem gemeinen Manne, sondern auch

in den vornehmen Häusern«.°” Die späteren Dienstboten würden als »gemeiner Leute Kinder von ihren Aeltern weder zur Religion, noch zur Arbeitsamkeit, noch

zum Gehorsam, noch zur bürgerlichen Höflichkeit angehalten«.* Es fehle darüber hinaus an guten Dorfschulen und qualifizierten Lehrern. Hieraus fließe als dritte und vornehmste Ursache die »Unwissenheit im Christentume«.?” »Wenn der Dienstbothe«, so fragt man, »nichts von den Pflichten gegen Gott weis, wie will er die gegen seine Herrschaft kennen?«. Da das Christentum »die Lehren von den ge-

sammten Pflichten gegen Gott und Menschen, in Absicht auf das itzige und zukünftige Leben« enthalte, sei »dessen Erkenntnis der wahre Quell alles guten Verhaltens der Menschen in jeglichem Stande«. In den Häusern, in denen der so man-

gelhaft ausgebildete »unwissende, und fast unchristliche Dienstbothe«* schließlich seinen Dienst antrete, mangle

es an einer ordentlichen Hauszucht.

Insbesondere

die Hausandachten würden vernachlässigt, obwohl über sie die Herrschaften am

leichtesten »das Vertrauen, die Liebe und Folgsamkeit ihres Gesindes«?” erwerben könnten. Die sozialdisziplinierende Rolle der Religion wird offen angesprochen: »Bedächten dies viele Herrschaften, so würde dieser Nutzen, bloß politisch be-

trachtet, ihnen die Hausandachten empfehlen, wenn sie gleichgültig genug wären, daraus keine Religionspflicht zu machen«. Am besten wäre es, wenn »manche Reli-

gionspflichten als Polizeysachen angesehen würden«. Der Polizey sei »an guten Bürgern«, der Kirche »an guten Christen« gelegen.°® Die »unrechte Schätzung des Gesindes« sei ein weiterer Grund für den mangelnden Diensteifer der Knechte und Mägde.

Das

ändere

sich erst, wenn

man

jedem

Dienstboten

seinen

»gewissen

Grad von Ehrliebe« lasse, der dann aktiviert würde, »wenn er erkennet, daß er nicht das schlechteste Mitglied der menschlichen Gesellschaft sey.«®” Der »Mangel guter Beyspiele«” von Seiten der Herrschaften gehöre ebenfalls zu den »Privatquellen«

für die »Rohigkeit

des

Gesindes;,

während

zu den

»öffentlichen

Ursa-

chen«’' die »vernachlässigte Gemeindepolizey bei den Unter=Obrigkeiten« und die »Verzögerung der Justiz« in Gesindesachen”” zu zählen sei. Nostalgisch beklagte man gegen Ende des 18. Jahrhunderts auch bereits den

Verlust der früher angeblich praktizierten engeren Einbindung der Dienstboten in die Sozialgemeinschaft des »ganzen Hauses« »Unsere feine Lebensart hat einem 82. Im Titel der Abhandlung im Wittenbergischen Wochenblatt 1770, S. 341. 83. Ebd.,S. 342.

84. Ebd. 85.

Ebd.,S. 343.

86. Ebd. 87.

Ebd.,S. 344.

88. Ebd. 89. 90. 91. 92.

Ebd.,S. Ebd.,S. Ebd., 5. Ebd., S.

349. 350. 351. 352 ff.

106

Paul Münch

der ersten und süßesten Verhältnisse, dem Verhältnisse zwischen Hausvater und Hausgenossen alle Anmuth, alle Würde genommen. Hausvaters Rechte und Haus-

vaters Freuden sind größtentheils verschwunden; die Gesinde werden nicht als Theile der Familien angesehn, sondern als Miethlinge betrachtet, die wir nach Ge-

fallen abschaffen«, so klagte 1788 der Freiherr Knigge.’” Ihm folgte wenig später J. Smidt, der im Hanseatischen Magazin bedauernd die zunehmende Entfremdung zwischen Gesinde und Herrschaft konstatierte: »Man lebt weniger mit dem Gesin-

de, verbindet das Interesse desselben weniger mit dem seinigen. Die Scheidewand zwischen der Kultur des Gesindes und der der Herrschaft hat sich vergrößert, und die Entfernung des gegenseitigen Zutrauens und der gegenseitigen Theilnahme

ist schon dadurch unvermeidlicher geworden«.”* Die Lage der Dienstboten erscheint in diesen Analysen insgesamt als Produkt vieler häuslicher und öffentlicher Fehlentwicklungen. Als Wurzel des Übels diagnostiziert man nun nicht mehr die gleichsam angeborene moralische Defizienz des einzelnen Dienstboten oder der gesamten »dienenden Klasse«, auch nicht mehr

seine angeblich teuflische Besessenheit; das Ergebnis der Faktorenanalyse verweist generell und ausschließlich auf gesellschaftliche Mißstände. Nicht der einzelne Dienstbote, nicht der Gesindestand als soziale Gruppe, die gesamte Gesellschaft ist krank und muß, wenn sich etwas ändern soll, reformiert werden. Das Problem

der »mauvais domestiques« so hatte man bereits 1765 im Pariser Jounal oeconomique lesen können, rühre her von der »corruption generale des moeurs« und sei nur mit der »Hoffnung auf eine allgemeine Revolution des politischen Körpers«°° zu beseitigen. Ein anonymer Autor meinte im Jahre 1766 in den Gelehrten Beyträgen zu den Braunschweigischen Anzeigen ganz ähnlich, »daß so lange in dem bürgerlichen Leben gewisse Grundfehler und schädliche Einrichtungen beybehalten werden, und nicht alle Stände, von dem höchsten bis zu dem nidrigsten sich bessern,

keine Besserung des Gesindes, sondern vielmehr eine sichtbare Verschlimmerung desselben zu erwarten sey.«”°

Die ständische Gesellschaft erscheint hier als interdependentes Geflecht, als System aufeinander angewiesener und voneinander abhängiger Sozialgruppen. Diese Sicht der Gesellschaft erweiterte die politischen und ökonomischen Interdependenztheorien der Zeit nach der moralischen Seite hin. Die angeblich defiziente Moral der Dienstboten wurde folgerichtig als Produkt einer gesamtgesellschaftlichen »corruption generale: gesehen; sie erschien grundsätzlich abhängig von der Moral der übrigen Gruppen in der Ständegesellschaft. Die Dienstboten als Bindeglieder zwischen höheren und niederen Klassen, als Transporteure bürgerlicher

und höfisch-adliger Tugenden und Laster nach unten und gleichzeitig als geheime Vermittler und Agenten der Wertewelt des »gemeinen Mannes: in die Zentren der Herrschaft hinein — dieses Modell entfernte sich denkbar weit von den früheren 93. Knigge, »Über die Verhältnisse (Anm. 77), S. 217. 94.

Smidt, »Ein paar Worte über das Gesindewesen« (Anm. 6), S. 228f.

95. Journal Oeconomique (Anm. 80), S. 513: »ensorte qu'il ne reste plus d’esperance que

dans une revolution generale du corps politique«. 96.

14. Stück, 15. Februar 1766, S. 106.

Tiere, Teufel oder Menschen?

107

grobschlächtigen Diffamierungen, die grundsätzlich nur den angeblich negativen Einfluß des Gesindes auf die Moral der ihnen anvertrauten Kinder im Auge gehabt hatten.?”’ Es bedeutete in letzter Konsequenz die moralische Integration der Dienstboten in den Bau der ständischen Gesellschaft. Die »dienenden Klassen wa-

ren fortan als notwendiger, zum Funktionieren der Gesellschaft unabdingbarer Teil nicht nur in ökonomischer, sondern auch in moralischer Hinsicht akzeptiert, ohne

daß sie damit schon ihre volle »bürgerliche Verbesserung: erreicht hätten. Die ‚Dienstbotenfrage: ist bekanntlich bis ins 20. Jahrhundert hinein akut geblieben. Es waren endlich auch handfeste wirtschaftliche Motive, die zu einer Verbesse-

rung der Lage der »dienenden Klassen: führten. Als man gegen Ende des 18. Jahrhunderts Mühe hatte, den steigenden Bedarf an Dienstboten zu decken, weil sich

diejenigen Schichten, aus denen man bisher das Gesinde rekrutiert hatte, neue, attraktivere Arbeitsverhältnisse in der freien Lohnarbeit der Manufakturen und Fa-

briken oder im Militär suchten?®, da wurde es nötig, die vordem oft diskrimierende Behandlung des Gesindes aufzugeben und den Dienstboten humanere Arbeitsund Lebensverhältnisse zu bieten. Die Entdeckung der Knechte und Mägde als Menschen, die Postulate der angemessenen, gerechten Behandlung des Gesindes

erscheinen vor diesem Hintergrund nicht nur als Einlösung aufklärerischer Maximen und Ideale, sie resultieren auch aus der »Gesindenot der Zeit. Um überhaupt noch Personal zu bekommen, genügte es nicht mehr, allein auf die Rechte des

Herrn gegen den Knecht zu pochen, einzulösen waren nun auch die Pflichten der Herrschaften gegen das Gesinde. Die Anerkennung der Dienstboten als Menschen war insofern nicht weniger Gebot der ökonomischen als der philanthrophischen Vernunft. »Wenn wir billig und vernünftig handeln«, so lesen wir 1778 in einer ökonomischen Abhandlung, »noch mehr, wenn wir Christen seyn wollen, so müssen wir unser Gesinde, als unglückliche Freunde betrachten, und auch so behandeln; in diesen wenigen Worten liegt die ganze Pflicht, des Herrn gegen den Knecht«.”

97. Vgl. hierzu auch Engelsing, »Dienstbotenlektüre« (Anm. 8), S. 183 f. 98.

1761 erklärte Georg Heinrich Zincke die »große Gesindenoth des Landmanns, des

Handwerksmanns und anderer Gesindeherrschaften in Städten« damit, daß sich manche »eine freyere und ihrer Meinung nach nicht so ganz dem Dienstbothenstande gleiche Le-

bensart« suchten, womit

er besonders auf das zunehmende

Flachsspinnen derjenigen

Schichten, aus denen sich bislang das Gesinde rekrutiert hatte, abhob. In: Ders. (Hrsg.): Leip-

ziger Sammlung

von wirtschaftlichen, polizey-, cammer-

und Finantzsachen.

15. Bd. Leipzig

1761, S. 116f; Pfeiffer sieht große Schäden auf die Landwirtschaft zukommen, »wenn man fortfähret, die Kriegsheere zu verstärken; die junge Mannschaft nach andren Welttheilen zu schicken; die Manufacturen und Fabriken zu vermehren, die Anzahl männlicher Bediente, woraus sich in großen Städten ganze Legionen formiren ließen, mehr zur Nahrung der Ei-

telkeit, als zum wahren Gebrauch zu vergrößern. [...] So lange diese das platte Land entvölkernde Quellen noch immer mehr erweitert werden, so lange sogar die Bauren Jungen, wenigstens als Layen Brüder, in den Clöstern aufgenommen werden, so lange lassen sich, wie

ich glaube, nur schwache Palliativcuren zur Verminderung des Gesindemangels auf dem Lande vorschlagen, und anwenden [...«. Pfeiffer, Vermischte Verbesserungsvorschläge (Anm. 46), 6. Stück, S. 11.

99. Ebd., S. 6.

Gotthardt Frühsorge (Wolfenbüttel) Einübung zum christlichen Gehorsam:

Gesinde im »ganzen Haus:

»Erweise deiner Herrschaft Gehorsam, Ehrerbietung und Liebe, wie ein Kind seinen Eltern erweiset: denn sie sorgt für dich, wie Eltern für ihre Kinder sorgen. Sey bescheiden und höflich gegen sie [...] Mache deiner Herrschaft Freude [...] Gehorche ihr auf den Punkt [...] Sey ehrlich und treu im Kleinen, wie im Grossen! [...] Behüte deine Herrschaft vor Schaden und Verdruß [...] Die Fehler der Herrschaft trage mit Gedult und thue deine Pflicht darum nicht weniger. Sey zufrieden mit deinem Lohne und murre nicht [...] Iß und trink nicht übermäßig [...] Hoffarth und Ueppigkeit steht einem Dienstboten, wie der Sau ein golden Halsband, oder dem Esel ein kostbares Reitzeug.«

Dieser Katechismus für Dienstleute — er wird nicht so genannt, aber diese Bezeichnung trifft die Sache — erscheint als »Gesinde=Lehren« in Rudolph Zacharias Beckers Noth- und Hülfsbüchlein für Bauersleute, das 1788 erstmals erschien. Dieser

berühmte Titel der »Bauernaufklärung;, ein Zeugnis aufklärerischer Gesinnung im Kampf gegen Unwissenheit und Dummheit auf dem »platten Lands, enthält auch die Geschichte des Bauern Flink, der seinen Leuten mit diesem Regelwerk zu sagen beabsichtigt, »wie sie sich in allen Stücken aufzuführen hätten. Denn er meinte: was man von den Leuten wolle gethan haben, darüber müsse man sie erst recht verständigen, in der Hausordnung sowohl, als in Landesgesetzen und Rechten.

Deshalb rief er auch alle Morgen seine Leute und Kinder zusammen, und gab, nach einem kurzen Gebete aus dem Herzen, jedem auf, was es den Tag über fertig bringen müsse. Hernach wurde ein Vers gesungen, und jedes gieng mit Freuden an seine Arbeit.«' Diese musterhafte Szene, daß der Herr mit Kindern und Gesinde, das als der Unterweisung besonders bedürftig mit Säuen und Eseln verglichen werden darf, Hauskirche hält und dabei die Arbeitspflichten verkündet, ist uralt. Wir finden sie

schon in Luthers Kleinem Katechismus von 1529, der sich in der Vorrede zwar an »Pfarherrn und Prediger« wendet, dessen Adressat aber erklärtermaßen der »Haus-

vater« ist, der im ganzen siebenmal im Text zum Gebrauch der Hauptstücke, des

1. Rudolf Zacharias Becker: Noth- und Hülfsbüchlein für Bauersleute oder lehrreiche Freudenund Trauer-Geschichte des Dorfs Mildheim. Gotha und Leipzig 1788. Zit. nach dem Nachdr.

Hrsg. von Reinhart Siegert. Dortmund 1980, 5. 223 f.

110

Gotthardt Frühsorge

Segens und der Gebete mit der Formel aufgerufen wird: »wie ein haussvater den selbigen (oder das selbige) seinem gesinde auffs einfeltigest furhalten sol. Der Hausvater steht den drei Rechtsgemeinschaften der familia des Hauses vor: als Ehemann der Frau, als Vater den Kindern und als Herr dem Gesinde. In diesen drei Formen seiner Herrschafts- und Sorgepflicht wird der Hausvater auch als Vermittler der Christenlehre begriffen. Daß er nicht nur dem Gesinde das Wort Gottes mitteilt, wie der Katechismus

fordert, sondern dem gesamten Haus, muß

aus

dem historischen wie dem spirituellen Verständnis der Vaterrolle, wie sie in der Hauslehre Luthers hervortritt, geschlossen werden. Nach der Lehre Martin Luthers und in der Tradition der von ihm ausgehenden Lehre von der Führung des Hauses ist das Verhältnis zwischen Herrschaft und Gesinde tatsächlich das zwischen Eltern und Kindern. Im Geiste dieser Tradition wurden mit der Parallelisierung von Hausvaterrolle und Fürstenamt auch die Untertanen zu führungsbedürftigen Kindern gemacht. Aus der Fülle der Zeugnisse, in denen das spirituelle Verständnis vom Vater bzw. von den Eltern die realen Aufgaben des Gesindes bestimmt, sollen nur zwei einflußreiche und weit verbreitete Prediger des 16. Jahrhunderts zu Wort kommen. Was deren Predigten über

die Ordnung eines christlichen Haushalts verkündigten, begründete schließlich auch die Rechtsverhältnisse von Gesindeordnungen des 18. Jahrhunderts.

Der mit vielen Schriften und Predigtsammlungen zur lutherischen Christenlehre hervorgetretene Cyriacus Spangenberg veröffentlichte auch seine Auslegung und seine Predigtsammlung zu den fünf »Hauptstücken« und der Haustafel des lutheri-

schen Katechismus. In der Auslegung des vierten Gebots wird erklärt, was das »wortlein Eltern« heiße. Unter den nicht weniger als zehn Möglichkeiten des zeitgenössischen Sprachgebrauchs, von Eltern sprechen zu können, gibt es auch die, daß »alle Herrn und Frawen / [...] sollen von Knechten und Megden nicht anders denn als für Eltern gehalten werden.« Die Christen- und Hauslehre Spangenbergs wird mit einer Sammlung von Predigten abgeschlossen, in denen die Regeln der

Haustafel für alle Stände in der Welt — »hohen und niedrigen« — musterhaft dargeboten werden. Die Ordnung der Welt spiegelt sich im Katalog der Pflichten aller Ämter, die Gott für das irdische Dasein der Menschen verordnet hat. Der Stand der »Herren und Frawen« in der Ausübung der häuslichen Gewalt über alle Angehörigen des Hauses hat die Sorgepflicht für »Gesinde / Knechte / Megde / Arbeiter und Taglöhner«. Diese wiederum — davon handelt die 10. Predigt — schulden der elterlichen Herrschaft »dreyerley«: »Die Ehre / Den Gehorsam / Die Treue«.*

Ein weiterer in der Verbreitung von Grundlehren lutherischer Hauslehre höchst produktiver Theologe war der Prediger im böhmischen Joachimsthal, Johannes

2. Der Kleine Katechismus. 1529. Text und Lesarten. Hrsg. von O. Albrecht unter Mitwirkung von O. Brenner und J. Luther. In: D. Martin Luthers Werke. Weimar 1883 ff. (WA), 30, 1, S. 239.

3. Cyriacus Spangenberg: Catechismus. Die fünff Hauptstück der christlichen Lere/ Sampt der Hausstafel! und dem Morgen u. Abendt Gebet. 1568 (unpag.). 4. Ebd.

Gesinde im »ganzen Haus«

111

Mathesius. Zu seinen wichtigsten Schriften zählt die Oeconomia Oder bericht / wie sich ein Hausvatter halten sol. Die Vignette des Buches zeigt den in der Zeit vielverbreiteten Holzschnitt, wie Gottvater Adam und Eva miteinander verbindet. Die Stiftung der Ehe erfolgt im Paradies. Dieses Herkommen begründet die höchste Würde christlicher Elternschaft. Von dieser Voraussetzung zehrt auch die geistliche Haushaltungslehre des Johannes Mathesius. Wie selbstverständlich sind das

Gesinde, die Knechte und Mägde, dem Herrn des Hauses, in dem sich die Vaterrolle Gottes repräsentiert, untertan. Er hat die Sorgepflicht für das Gesinde: »Haussorg das ist ein schwere last / Doch hat sie Gott dir auffgefast. So weiß dein gsind zur arbeyt an /« Aber es ergeht auch die Warnung an den Herrn eingedenk zu sein, daß es zwei Reiche gibt, in denen

auf unterschiedliche Weise

der Mensch

zu Hause

ist. Der

jeweilige Stand, in den der Mensch nach Gottes Willen auf Erden eingesetzt worden ist, gilt nicht im himmlischen Reich:

»Nicht gar zu hart die Knechte dein Halt / denk das sie auch Christen sein. Und doch ein Herrn im Himel han / Der sieht es und nimbt sich ja an. Dort wirt sein weder Herr noch Knecht / Solange vom Gesinde als einer sozialen Realität die Rede war — und das ist bis zum Ende des 19. Jahrhunderts der Fall — gehört Gesinde zum Haus. Die Teilnahme am »ganzen Haus; d.h. ohne eigenen Herd zu sein, definiert die soziale Bedeu-

tung des Gesindebegriffs. Die wohl wichtigste rechtsgeschichtliche Quellenschrift für die Geschichte der Untertänigkeit auf dem Lande im deutschsprachigen 18. Jahrhundert, Carl F. von Beneckendorffs Oeconomia Forensis, sieht darin das Merkmal des Gesindestandes: »Diejenigen Knechte, die mit eigenen Wohnungen

und Nahrungen versehen waren, nennete man Casatos, die andern aber, die dergleichen nicht erhalten hatten, sondern zu den häuslichen Geschäften gebrauchet

wurden, non Casatos, oder Gasindos«.° Etymologisch geht »gasindos« auf althochdeutsch »gasindi« zurück, in dem das althochdeutsche Wort »sendan« steckt, das wiederum auf das Stammwort »sind«, d.i. ‚Weg« zurückgeht. »Gesinde: meint ursprünglich die Weggenossen oder auch das Reisegefolge. In der für uns in Rede stehenden historischen Zeit ist Gesinde nicht durch die Teilhabe als Weggenossenschaft bestimmt, sondern — gewissermaßen im Gegenteil — durch die Seßhaftigkeit in der Untertänigkeit im Haus. Gesinde gehört zum

5. Johannes Mathesius: Oeconomia Oder bericht / wie sich ein Hausvatter halten sol. Nürnberg [1561], unpag.

6. Carl F. Beneckendorff: Oeconomia Forensis oder kurzer Inbegriff derjenigen Landwirthschaftlichen Wahrheiten, welche allen sowohl hohen als niedrigen Gerichts-Personen zu wissen nöthig. 5. Bd. Berlin 1779, $ 219, S. 207.

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Gotthardt Frühsorge

‚status oeconomicus« der den beiden anderen Ständen in der Welt, dem geistlichen Stand und dem der weltlichen Herrschaft, gleichgesetzt ist. Auch davon sprechen die lutherische Hauslehre und die von ihr im breiten Strom der Zeugnisse ausgehenden Predigten über den christlichen Hausstand.’ Die antike Tradition der Ökonomik und die europäische Agrarliteratur, die traditionell immer ein »paterfamilias