Geognostische Beobachtungen angestellt auf einer Reise um die Welt in den Jahren 1823 bis 1826 unter dem Befehl des Flott-Capitaines O. von Kotzebue [Reprint 2019 ed.] 9783111590165, 9783111216393

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Geognostische Beobachtungen angestellt auf einer Reise um die Welt in den Jahren 1823 bis 1826 unter dem Befehl des Flott-Capitaines O. von Kotzebue [Reprint 2019 ed.]
 9783111590165, 9783111216393

Table of contents :
Vorwort
Inhalt
Die Umgebungen von Rio de Janeiro
Die Bay von Conception
O -Tahiti
Kamtschatka
Sitcha
Californien
Sandwich - Inseln
Luzon

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Geognostische Beobachtungen, angestellt

auf einer Reise um die Welt, in den Jahren 1823 bis 1826,

unter dem Befehl des Russisch Kaiser]. Flott-Capitaines und Ritters,

Herrn Otto von Kotzebue,

•von Ernst

Hofmann

Ritter des Wladimir-Ordens 4ter Classe.

Berlin, Gedruckt bei

und

1 8 2 9. verlegt

G. R e i m e r .

D e r

Kaiserl. Akademie der Wissenschaften z u St.

P e t e r s b u r g

ehrerbietigst gewidmet von

K u r fand ich dort den Granit, hier den

Granit-Gneus vorherrschend; überall die Berge in Hürner oder Kuppen zertheilt, ler,

die aber in

durch Schluchten und tiefe T h a -

der Estrella

wasserreicher

als in dem

Küstengebirge sind, da dort, w o die schwereren W o l k e n von den Höhen aufgehalten w e r d e n ,

ungleich m e h r l i e -

gen f ä l l t , als an der B a y . D i e beobachteten Barometerhühen nach welchen die E r h e b u n g des C'orcovado über das Meer 2 1 0 0 Fufs a n g e geben w u r d e ,

können hier n i c h t , w i e bei den

Hühenbestiminungen

geschieht,

übrigen

beigefügt w e r d e n ,

weil

die Notizen verloren gegangen sind.

Die

Bay

von

Conception.

A m l ö t e n J a n u a r 1 8 2 4 näherten w i r uns der K ü s t e von

Chili.

Sie

erhebt sich

steil,

aber nicht hoch über

das Meer, und erstreckt sich fast walllömiig, nach Norden.

Gleiche Richtung

ception, die von

von C o n -

einer knielörmig nach N. gekrümmten

Halbinsel des Festlandes gebildet wird. quina theilt

von Süden

hat die B a y

den Ausgang

der B a y

Die Insel Guiriin z w e i

ungleiche

Hälften, und das K n i e der Halbinsel wird von der M e e resbucht Tort S t . Vincent

zerschnitten,

so dafs nur ein

schmaler Isthmus diese v o n der B a y scheidet.

An letz-

10 terer liegt, auf dem Isthmus, der Ilafeuort Talcaguana, südöstlich von ihm, landwärts, die Stadt Conception, am Nordufer des Rio Biobio. A n der-Küste des Festlandes, w e l c h e die Bay begränzt, finden sich: südlich der Flek^ ken Penco, und nördlich, der Insel Quiriquina gegenüber, Tome. Zwischen der Stadt Conception und Penco nimmt der ansehnliche Rio Andalico, aus den östlich gelegenen Bergen des Festlandes kommend, mit einer Wendung nach Norden, seinen Lauf in die B a y . Die Halbinsel ist eine, etwa 200 bis 300 Fuis hohe, stellenweise mit Gras dicht bewachsene Ebene, welche gegen die Bny steil, gegen das Meer und südlich gegen Tort St. Vincent fast jäh abfällt, und längs dieser Seite xnit Klippen besetzt ist. Die Abfälle sind mit Myrthexi und anderem Gebüsch bewachsen, und von tiefen Schluchten zerschnitten. Die südliche Begrenzung der Bay, wel-i che die Halbinsel mit dem Festlande verbindet, ist sumpfig und niedrig, nur einzeln ragen Hügel, w i e Inseln, liervor. Das Land steigt aber auf der Rechten des Rio Andalico wieder a n , und zieht, als ziemlich hohe und steile Ost-Begrenzung der Bay, nach Norden, wo, am Ausgange derselben, die Felswände schroff in das Meer Inneinrücken. Mehrere Flufsthäler zerschneiden diese Küste, die daher bergig erscheint, und auch zahlreiche Klippen hat, so w i e die Westküste der Halbinsel. Die Insel Quiriquina erstreckt sich, gleich der Halbinsel, von S . W . nachN. O., hat ebenfalls einen ebenen Scheitel, einen steileren W e s t - als O s t - A b f a l l , und auf jener Seile Klippen. Z w e i flache, dünenartige Inseln liegen zwi-r sehen Talcaguana und der Mündung des Rio Andalico, neben einander, an der Südküste der B a y . Untersuchung der Halbinsel.

Ich ging von Talcaguana über die Anhöhen des Isthmus zur Meeresküste, folgte dieser nach Norden, so weit

11 sie gangbar war, kletterte dann zur Scheitel hinauf, und kehrte auf der Ostseile der Insel, dein schmalen Strände folgend, wieder zurüde. Die Richtung meines W e g e s w u r d e zuerst durch eine Beobachtung, unweit Talcaguana, bestimmt. Ich fand hier einen gliininerigen T h o n schiefer, dessen Schichten gegen N. O. iallen; ihr dennoch gegen N . W . gerichtetes Streichen mufste mir, w e n n sich's nicht änderte, an der steilen Meeresküste ein gutes Felsproiii darbieten. Ein solches fand sich dort; überall das deutliche nordöstliche Einschiefsen der ungefähr 46 Grad geneigten Schichten, welche die Halbinsel quer durchsetzen, so dafs die Aufeinanderfolge der Felsen auf beiden Abdachungen sich gleich bleibt. Das Gestein ist an der W e s t - wie an der Ostseile der Halbinsel, zum Tlieil dunkelgrauer, seidenartig glänzender, zum Theil weifslicher, Glimmer ähnlicher Thonscliiefer, den Adern von Quarz durchziehen, und der mit drei bis acht Fufs mächtigen L a g e r n , eines Gemenges von Feldspalh und Q u a r z , wechselt. Nach dem nordwestlichen Streichen der Felsen w a r anzunehmen, dafs die Klippen längs der W e s t k ü s t e aus demselben Gestein wie die Halbinsel bestehen, und wirklich wurden sie als T h o n s c h i e f e r - P l a t ten erkannt, die, mehr oder weniger über den Spiegel des Meeres hervorragend, unter sich parallel von S . O . nach N. W . streichen, aber durch Auswaschungen von einander und von den Felsen der Küste getrennt sind. W i e aufser der Stellung, auch die Beschaffenheit der letztem, in genauer Beziehung zu der Bildung der Klippen steht, ergiebt sich iiberdiefs noch daraus, dafs ihre A n zahl mit den Auszackungen der Küste zunimmt, und die meisten Klippen sich in der Nahe der Vorspviinge und Landspilzen finden. Die Küste ist nämlich dort ain häufigsten gezackt, w o weiches Gestein mit festerein öfter •wechselt; dieses widerstand den Angriffen der Flutlien, und bildet jetzt die in das Meer hinausragenden Spitzen

12 und Klippen, da hingegen dort, w o da3 "weichere Gestein zerstört wurde, Buchte« und Busen entstanden. Der Isthmus;

P o r t Sf, Vincent; das L a n d südlich von der B a y ; Rio Andalico und Penco,

Der Isthmus 'welcher südlich gegen Port St, Vincent Steil abfallt, verflacht sich gegen das östlich angrenzende, niedrige Land. Auf der Südseite von Port St. Vincent wird die Küste wieder steil. Der vorhin beschriebene Thonschieier ist, hier und in den diese Bucht begrenzenden Hohen des Isthmus, die herrschende Felsart; die Neigung des Schiefers', w i e früher, meist gegen N, O., nur zuweilen gegen N. W . , und unweit Talcaguana in stark gewundenen Schichten, mit Nestern von Quarz, gegen O. gerichtet. Auf derjenigen Seite des Isthinus aber, w e l che nördlich der Boy zugekehrt ist, lehnt sich grauer Sandstein an den Thonschiefer, der jenem also zur Unterlage dient Dieser Sandstein, welcher Fort St, Vincent auf der Ostseite einfafst, bis zu den Schieferhergen an seiner Südküste reicht, und die ganze Niedriguug z w i schen der Bay und llio Biobio bis Rio Andalico ausfüllt, bestellt aus feinkörnigem Quarz, einzelnen schwarzen Hornstein-Trümmern, aus weifsen talkartigen Glimmer^ blättchen, und ist von kohlensaurem Kalk durchzogen, daher er stark mit Säuren braust. Schwarzbrauner Thon, der hier und da Nester bildet, scheint durch Bitumen gefärbt zu s e y n ; auch finden sich kohleartige Flecken. Die Felsart kann also w o h l , w i e auch ihrem ganzen Ansehen nach, dem Steiukohlen-Sandstein beigezählt werden. Eine deutliche und bestimmte Schichtung wurde nicht gefunden. Die Felsen au der Bay sind nur stellenweise in Bäuke getheilt, und diese liegen sowohl horizontal, als auch nach verschiedeneu Richtungen geneigt. A n dem Strande vor der Sandsteinküste lagen PorphyrGerölles

13 Von Talcaguana bis zur Stadt Conception, und voti dort bis zu den A n h ö h e n , von welchen der Rio A n d a lico herabkommt, findet sich nur der beschriebene Sandstein. Die ganze Landstrecke ist niedrig, und mit stehenden Gewässern bedeckt, von denen einige, die durchw a t e t werden inufslen, ziemlich tief waren. Vor Conception erhebt sich der Boden zu 60 und 70 Fuis hohen Hügeln, die sich N. O. zum Rio Andnlico erstrecken, und ihn zu der nördlichen W e n d u n g gegen die Bay nöthigen. Mit dein Eintritt in das obere, nach O . ansteigende Thal dieses Flusses, schwand der Sandstein, und es erschien Granit; grobkörnig, stellenweise angewittert, und der Feldspath zum Theil in Porzellanerde umgewandelt. Aus Granit bestehen auch die Berge, nördlich vom Rio A n dalico nach Penco, w o , w i e beim Thonschieferj der S a n d stein die untern Abhänge der Berge deckt. An der M ü n dung des Andalico geht er in Conglomérat über. D i e Insel Quiriquina und die Ostküste der Bay;

W i r landeten an dem Südostende der I n s e l , deren schmalem, östlichem Küstensaum ich bis an das Nordends fol gte. Das überall steilë Ansteigen dieser Seite der I n sel nülliigte mich, fast bis zum Landungsplatz zurückzukehren, und die Scheitel der Insel zu erreichen, die ich eben und mit wildein oder verwildertem Hafer b e w a c h sen fand. Nicht ohne Beschwerde steigt man an der Westseite hinunter, w o aber der Strand von jähen Fels^ w ä n d e n , die in das Meer r ü c k e n , alsbald abgeschnitten wird. Den grüfsten Theil der Insel nimmt der graue Sandstein e i n , welcher auf der Ostseite fast zu loseni Sande aufgelockert, nur einzelne feste Lagen hat, die, mit einander parallelj gegen N . W . streichen; obgleich sie von einander getrennt sind. Derselbe Sandstein, Welcher der L u f t ausgesetzt, bröcklig oder zerfallen istj hat sich an Stellen, die fortwährend vom W a s s e r bespült Wer-

14 den, fest und frisch erhalten, -wie der Granit an der Bay von Rio de Janeiro. In der Nähe der Nordspitze von Quiriquina wird der Sandstein, der zuvor Geschiebe Von schwarzem Hornstein einschliefst, conglomeratartig. Kugliche Sandsleinmassen, 3 bis 4 Zoll iin Durchmesser, und Quarzslücke, die ein Kieselteig "von grol'ser Harle und Festigkeit zusammenhält, bilden die Felsen, weiche schroff lind zackig aus dem Meere aufsteigen. Dem Conglomerate folgt, weiter gegen Norden, schwarzer Thoiiscliiefer, hier und da schwarz abfärbend, und dadurch dem Zeichenschiefer sich nähernd. Ueber die Stellung der Fei-' sen gegen einander und gegen das Conglomérat, lafst sich hier nichts aussagen. Gewaltsame Zerstörungen scheinen die Schieferschichten durch einander geworfen zu haben. Den gewünschten Aufschlufs erhält man auf der W e s t Seite der Insel. Hier ist der Thonschiefer, wie auf der benachbarten Halbinsel, gegen N. O. geneigt, der Sandstein übergreifend und abweichend auf ihm gelagert. Nur an einer Stelle ruhte der Thonschiefer auf dem Sandstein, aber durchaus unregelinäisig, also wahrscheinlich in Folge einer Stiirzung. W i r fuhren von Quiriquina nach Tomé. Ich folgte der Küste an welcher dieser Ort liegt, zuerst nördlich, so weit sie zugänglich war, dann südlich bis Fenco. Die Anhöhen unweit Tomé bestehen aus Thonschiefer, der fast aufrecht steht und nach N. W . streicht. W o er sich neigt, ist das Einschiefsen N. O. Dem Thonschiefer folgt, ohne bestimmbare Auflagerung, gegen N. deï graue Sandstein. Er hält auch südlich von Tomé eine Strecke weit an, aber die Klippen längs diesem Theil der Küste bestehen aus Thonschiefer, der gleichfalls nach N. O. einschiefst, so dafs nicht zu verkennen ist, wie der Sandstein hier nur seine Ausgehenden verdeckt. Ein kleines Thal, welches südlich von Tomé gegen die Bay auslauft, scheidet Sandstein und Thonschiefer von einan*

15 tief; jener nimmt die rechte, dieser die linke Thalseite ein, so dafs er den Sandstein unterteuft. W i e auf Q u i riquina, lagen Kugeln eines festeren Sandsteins in ihm, von denen einigem ¡zwei Fufs iin Durchmesser hielten» Auch fand ich in Sandstein verwandelte Baumstämme, ein Faar von ihnen über sechs Fufs lang, fast >vie B a saltsäulen gegliedert) stellenweise mit den, gleichfalls in Sandstein verwandelten Kernen von Turbiniten ( w i e es schien) besetzt, und einzelne Streifen des Stammes in Braunkohle oder bituminöses Holz übergehend. Der Sandstein hält von dem T h a l ' bis TenCo ohne Unterbrechung an, doch bestehen auch hier die Klippen aus Thonschiefer. In dem kleinen Thal 'welches sich bei Penco gegen die Bay öffnet, fatid ich oberhalb dünnflaserigen, gewundenen Gneus, der sehr verwittert war, und aus einem Gemenge von feinkörnigem Feldspath mit dunkelbraunen, auch talkartigen, weifsen Glimiuerblättchen bestand. Schichtung und Lagerung konnten nicht bestimmt werden. Dem Gneus folgt, weiter ostlich, ein grobkörniger Granit, der die gröfseren Hohen einnimmt, und mit dem Granit ain obem Rio Andalico zusammenhängt. Die wenigen Tage welche w i r in der Bay von Conception zubrachten, reichten eben h i n , die Umgebungen derselben kennen zu lernen; wenn w i r aber auch länger hier verweilt hätten, das Innere des Landes blieb mir, durch die dort herrschenden bürgerlichen Unruhen, dennoch verschlossen. Uebersicht

der geognostischen Beschaffenheit des untersuchten Bezirks.

1 ) Die herrschenden Felsarten s i n d : Thonschiefer, Sandstein und Granit. Dieser erstreckt sich nicht über die Küste des Festlandes hinaus; die anderen beiden bilden die Umgebungen der Bay.

16 2 ) Der Thonschiefer hat nordostliches Einschiefsen, lind streicht von S . O . nach N . W . , ception ist demnach ein Q u e r t h a l ;

die B a y von Condie T h ä l e r : bei T o -

mé ; zwischen diesem Ort und Penco ; dann bei Penco selbst; der obern Andalicö; die Büchten Und Einschnitte der Ostseitè von Quiriquina Und der "Westseite der Halbinsel sind Längeiithäler, denn sie liegen ili der Streichungslinie der Schiefer* 3) Der Granit liegt auf der Siidostseite der Bucht, er bestimmt

also das Einschiefsen

der Schiefer

welche die Halbinsel zusammensetzen Port St. Vincent Vorkommen.

nicht,

und südlich von

Verlängert man ihre Strei-

chuiigslinie gegen S. Ö . , so erscheint der Granit als mächtiges Lager zwischen den Schiefern, südlich Von Port St. Vincent (wenn inan sich diese gleichfalls nach S . O . fortsetzend denkt) — und den Schiefern an der Ostseite der Bay

und auf der Halbinsel.

kein Granit findet

i

D a sich aber in letzterer

So inufs er sich entweder zwischen

den Schiefern auskeilen, oder in diese sich verlaufen, w o für

die Lager

Von

gemengtem

Qiiarz

und

Feldspath

sprechen, die auf der Halbinsel vorkommen» Und in i h rer Längenerstreckung den Granit treffen würden. 4 ) Der Sandstein liegt übergreifend Und abweichend ôuf dem Thonschiefer; seine westliche Grenzlinie trifft die Westküste von Quiriquina und den Isthmus v o n T a l caguana;

seine östliche Grenzlinie

über Penco nach Tome*

läuft von Conception

W e i t e r nach 0 . erscheint Gra-

iait; über die Westgrenze hinaus, blos Thonschiefer. Dieser tritt, auch dort wö der Sandstein herrschtj an den Küsten, und in Klippen hervor,

nämlich auf der W e s t -

Seite Von Ouiriqüina Und zwischen Penco und T o m é . 5) Die B a y von Conception

ist neuerer Entstehung

fils der Sandstein, denn, w i e die Beschaffenheit der K ü sten bezeugt» entstand sie durch die Zerstörung desselben» Und

diese hat alle

gegen W e s t e n

gerichteten

Küsten,

17 Selbst ¿tle der Halbinsel die keinea Sandstein enthalt, am stärksten aber das Nordende der Insel Quiriquina angegriffen. 6) Der niedrige Landstrich südlich v o n d e r B a y , war ehemals ganz vom Wasser bedeckt, sie hing also nach Süden mit dem Meere zusammen; die jetzige Halbinsel war demnach ganz vom Festlande getrennt, und der Isthinus von Talcaguana ihr südliches Vorgebirge.

O - T a h 1 t Í, A m 7ten April 1 8 2 4 ankerte das Schiff an der Nordküste in der Matawai - B a y . Die Insel erscheint als Ein hoher Berg. Aus den Seiten ragen schwarze Felsenreihen zwischen dem Grün der Thäler hervor, und laufen in einen Doppelgipfel: Oruhenna und Pitoliitij zusammen. Siebenzig Seemeilen voh O-Tahiti erkennt das unbewaffnete Auge den Oruhenna deutlich, dessen Erhebung über das Meer die Missionäre auf 1 0 0 0 0 Fufs angaben. Zwei Tage sollte unser Schiff hier verweilen; zu einer Reise iü das Innere der Insel war also keine Aussicht, und ich glaubte mich auf ein Paar wenig genügende Excursionen längs der Küste und in benachbarte Thäler' beschränken zu müssen, da verkündete Herr V. K o t f c e b u e er wolle die Abreise noch einige Tage •Verzögern, damit die Wanderung in das Innere derlnsél unternommen werden könne. Sogleich wurden, gegen die billige Vergütung Von Einem Hemde, vier Eingeborene: Maitite, Tauru, Teiraro und Tibu, als Führer gedungen. Der Nachricht von dieser Reise gehe hier die B e schreibung der Küste voran. Sie bildet längs der MataWai'-Bny einen breiten Saum von geringer Erhebung, mit Brodfrucht-Bäumen, Cocos-Palmen und zahlreichen MenB

18 s c l i e n - W o h n u n g e n besetzt. D e r B o d e n ist f r u c h t b a r e D a i n m e r d e , aber der Strand s c h w a r z e r Sand, init O l i v i n K ö r n e r n gemengt, die i h m i m Sonnenlicht einen eigenen Schiller geben A u c h die O s l - B e g r e n z u n g der M a t a w a i Bay, das Cap V e n u s , eine schmale L a n d z u n g e , ist sandig. A n der W e s t s e i t e der B a y tritt aber, zwischen ihr u n d der angrenzenden Bucht A r u e , ein jähes Vorgebirge ins Meer hinein. E s besteht aus e i n e m w e i c h e n , g e l b b r a u n e n Gestein, mit w e i f s e n , trafsähnlichen Flecken, e i n gesprengtem Olivin, und hat eine Menge kleiner H ö h l u n gen, die mit inikroscopischen A p o p h y l l i t h - K r y s t a l l e n a u s gekleidet sind. D i e B ä n k e der u n v o l l k o m m e n geschichteten Masse neigen sich a m F u i s e O . S. O., oben S. O . , e t w a 2 0 Grad gegen den Horizont. A u f ihr liegt rother L e h m , der w i e d e r v o n Basalt gedeckt wird. Dieser durchzieht auch gangartig die gelbbraune Masse, aus w e l cher er, der V e r w i t t e r u n g besser w i d e r s t e h e n d , als letzt e r e , in inauerähnlichen W ä n d e n hervorragt. In e i n e m dieser Basaltgänge befindet sich eine H ö h l e , v o n deren D e c k e K i e s e l s i n t e r - S t a l a k t i t e n h e r a b h i n g e u ; läugs den W ä n d e n tröpfelte W a s s e r . D e r M a t a w a i - F l u f s , w e l c h e r sich in der Nähe der B a y mit einigen anderen Flüssen v e r e i n i g t , k o m m t aus S ü d e n . S o w e i t ich sein T h a l a u f w ä r t s v e r f o l g t e , sah ich nichts als Basalt, z u m T h e i l schwärzlich grau, blasig, u n d feine K ö r n c h e n , oder faustgrofse Nester von Olivin e n t h a l t e n d ; z u m T h e i l conglomeratartig u n d porös, oder auch dicht, schwarz, mit der A n l a g e z u m Schiefrigen, u n d m i t eingesprengten H o r n b l e n d e - u n d A u g i l - K i y s t a l l e n . B a s a l t - M a n d e l s l e i n , dessen H ö h l u n g e n Nadelstein u n d Chabasie enthalten, k o m m t hier gleichfalls vor. In einigen H ö h l u n g e n findet sich trapezoedrischcr Ana'lzim. D e r s c h w a r z e Basalt ändert stellenweise seine F a r b e , w i r d ziegel- oder b r a u n r o t h , ist dann p o r ö s , und enthält A u git-Krystalle. A l l e A b ä n d e r u n g e n des Gesteins liegen,

19 ohne Uebergänge, auf, neben, und in einander. Die A n lage zur säulenförmigen Absonderung w a r an einigen Felsen deutlich zu erkennen. Das M a t a w a i - T h a l steigt sehr stark a n , der Flufs hat daher einen raschen Lauf und wenig "Wasser; nach Gewitierregen schwillt er an und wird reifsend. Nur an seinem Ausgange erweitert sich das Thal, und ist gut angebaut, d. h. mit Brodfrucht-Bäumen und Cocos-Palmen bepflanzt. Oberhalb rücken die Gehänge immer näher zusammen. Sie sind, fast bis oben hin, mit Bäumen und Gebüsch bewachsen, und von zahlreichen Wasserfällen belebt. Ein Strahl stürzte nur z w e i Fufs breit an einer 80 Fufs hohen W a n d senkrecht herab. Der See W a h i r i a , im Distrikt YVejoride.

Die Eingebornen rechnen von der Matawai'-Bay bis zum See und zurück vier Tagereisen; hat man aber günstiges Weiter und beeilt sich, so w i r d die Reise in drei Tagen zurückgelegt. W o möglich wähle man die trockne Jahreszeit, weil beim Regen die stark anschwellenden Flüsse mehrere Tage aufhallen können. Mit wenigeren als zwei Führern unternehme keiner die Reise, nicht aus Besorgnifs vor den Eingebornen, die in ihrer gutmütliigen Sorglosigkeit wohl niemandem gefährlich sind, sondern wegen der Beschwerden einer Wanderung durch ungebahnte W ä l d e r und längs jähen Abgründen. Der Sorge um den Unterhalt überhebt die Gastfreundlichkeit der Eingebornen, in deren zwar einzeln zerstreuten, doch seilen weit auseinander liegenden Hütten, reichlich Nahrungsmittel: Schweine, Brodfrucht, Cocos, und Erfrischungen : Ananas, Bananen, Apfelsinen, Citronen, Goldäpfel u. s. w . gefunden werden. Nur versehe sich der R e i sende mit W e i n oder Rum, zur Erwärmung in der beträchtlich kübleren Luft der Berge, und zur Stärkung, wenn die drückende Hitze der Thäler, die -Kräfte erB 2

20 schöpft. W e r seinem Wirth fiir die genossene Gastfreiheit sich dankbar bezeigen "will, erreicht seinen Zweck am besten durch ein Geschenk an Messern, und bunten, baumwollenen Schnupftüchern^ A m Ilten April trat ich meine Wanderung a n ; vetselien mit einem Barometer, einem Thermometer, und einer in Toisen abgetheilten L i n i e , zum Sondiren des Sees. Das Wetter war heiler, die Wärine 3 2 Grad Cent, in der Sonne, 28 Grad im Schatten. Wir wandten un3 zuerst O. g. S., dem Küstensaume folgend, der aus schwarzem Sande, mit Olivin- und grobem Basalt-Gerolle besteht. Ein höher, steiler Felsrücken, der bis in das Meer ausläuft, schneidet den W e g ab; wir gehen deshalb nach S., ersteigen den Basaltfelsen, gelangen auf der anderen Seite durch einen Wald von Brodfrucht-Bäumen in ein grofses Dorf, an einem Bach, der wenigstens zweim.il so breit als der Matawa'f-Bach, und angeblich der gröfste der Insel, aus S . W . S . kommt, um sich ins Meer zU ergie^fsen. Sein Thal ist bei dem Dorfe, iund eine Strecke oberhalb, ziemlich breit, doch sind die Thalseilen steil. Unser kaum fufsbreiter Pfad windet sich an einer ihrer Felswände hin, die zu unserer Rechten eben so schroff ansteigt, wie sie zur Linken jäh in die Tiefe stürzt. Der Gang wäre für Ungeübte mifslich, wenn nicht Gebüsch den Abgrund verdeckte, und wo der Fufs gleitet, zum Anhalten diente. Doch geht es auf dieser Seite des Thals bald nicht weiler; man mufs hinunter, mufs den Bach durchwaten, um die linke Thalseite zu gewinnen, und so fortwährend hinüber und herüber. Meinen Begleitern, die nach Landessitte bis auf den Schurz nackt waren, verursachte das keine Unbequemlichkeit, ich aber konnte mich nicht entschliefsen ihrem Beispiel zu folgen;* doch wollte ich die Nacht nicht in nassen Kleidern zubringen, also übergab ich sie ineinen Führern, und ging im Hemde. Gebüsch und scharfes Gras zerkratzten mich zwar nicht

21 wenig, doch war diese Beschwerde minder lästig, als die Schmerzen in den verwundeten Fufssolilen, die, nachdem die Schuhe unbrauchbar geworden waren, durch lederne Handschuhe, welche ich statt Sandalen unterband, nur schlecht gegen die spitzigen Steine geschützt wurden. W o wir den Bach anfanglich durchwateten, reichte mir das Wasser bis an die Brust, und rifs mich durch seinen raschen Lauf um, so dafs ich mich an einen Führer halten mufste; doch nach einiger Uebung konnte ich mir selber helfen, besonders da die Tiefe oberhalb abnahm. Obgleich die Solüe des Thals stark ansteigt, werden doch seine Seiten nicht niedriger, sondern höher. Sie ragen vielleicht 2000 Fufs über den Bach hervor, sind steil, fast überall bewachsen, und bestehen ganz aus Basalt, dem des MatawaiVThals in allen Abänderungen ähnlich. Auch an ihm ist bestimmte Absonderung selten, dafür aber stellenweise um so ausgezeichneter. An einer etwa 100 Fufs entblöfsten Felswand sind aufrechte, dreir und fünfseitige Säulchen, die nur ein Paar Zoll im Durchmesser halten, in Pfeilern zusammengestellt, die nur zur Hälfte an der Felswand hervortreten, durch Bogen mit einander verbunden werden, und einem gotliischen Säulengange in halberhobener Arbeit ähnlich sehen. In der obern Hälfte des Thals finden sich, zwischen dem Gerolle welches zuvor blofs Basalt enthält, auch Trümmet von Porphyrschiefer und Syenit. Jener hat Krystalle von glasigem Feldspath, dieser nadeiförmige Krystalle von Hornblende. Die Syenit-Trümmer nehmen weiter aufwärts an Grüfse und Anzahl zu, und verdrängen endlich das Gerölle von Basalt gänzlich, obgleich dieser auch hier das einzige anstehende Gestein ist. Das Erscheinen des Syenits liefs mich interessantere Beobachtungen, als die bisherigen, hoffen. Auch erweiterte sich jetzt das Thal zu einem Kessel, von dessen Rande überall Wasserfalle mit starkem Getöse senkrecht

22 hinunterstürzten; ein herrliches Schauspiel, bei dem ich gern länger verweilt hätte! W i r folgten unserem Bach aufwärts bis E n n a p a o ; so lieifsen einige Hütten, bei denen wir am Nachmittage des zweiten Tages anlangten. Sie sind die letzten Menschen-Wohnungen vor dem W a hiria-See. Er konnte vor Nacht nicht erreicht werden, diese sollte a b e r , nach der Versicherung meiner Begleiter, in der bedeutenden Höhe zu kühl seyn, um unter freiem Himmel zu ruhen, also mufsten w i r in Ennapao bleiben. E s vereinigen sich hier zwei Bäche, von denen der eine aus S. W . S. kommt, und Tuaimea, der andere, w e l cher aus S . O . S . , aus der Gegend des Sees k o m m t , T e w a i a w a genannt wird. Den Oruhenna sieht man i n W . von Ennapao. Ueberall liegen hier grofse, scharfkantige Blöcke von Syenit und körnigem Grünstein, doch w r ar anstellender Fels nicht zu finden. Solllen diese Blöcke ähnlicher Entstehung seyn, wie die grofsen T r ü m m e r von unverändertem Feldspath und gemeiner Hornblende, w e l che Herr v. B u c l i auf der Insel Palma, in dem Baranco de las Angustias s a h ? Nach der Schilderung, die der berühmte Geologe von dieser Insel giebt, ist O - Tahiti ihr in der Bildung ähnlich. Der Basalt beider Eilande scheint von gleicher Beschaffenheit zu seyn; die Tliäler sind, hier w i e dort, tief eingeschnitten, und ungeachtet der stark ansteigenden Sohle bleiben ihre Seilen doch hoch, so dafs sie nicht gewöhnlichen Flufsthälern, sondern Spalten vergleichbar werden. Z w a r fand Herr v. B u c h auf Palma Tracbyt anstehend, der auf O - T a h i t i zu fehlen scheint; aber der Porphyrschiefer mit Krystallen von glasigem Feldspat]], vertritt vielleicht a u f O - T a h i t i den T r a chyt. Unsere Syenit- und Grünslein-Blöcke sind gewifs mit Herrn v. B u c h ' s primitivem Geslein auf Palma von gleicher Beschaffenheit; sollte man sie demnach nicht auch als empor gehobene Trümmer von Grundfelsen ansehen

23 dürfen, die der sie durchsetzende Basalt zerstörte? Herr v . B u c l i machte die Beobachtung, w e l c h e iiiin über sein primitives Gestein Aufschlufs g a b , dort w o der Baranco sich schnell gegeu den Rand der Caldera e r h e b t , also inufste ich an dem See W a h i r i a , der in einem tiefen Kessel l i e g e n , und von dessen Rande das T e w - u a w a Thal aussenden sollte, die Antwort auf jene Frage e r w a r t e n . A m folgenden Morgen brach ich dorthin auf. Die Temperatur der Luft w a r zu Ennapao ain Abend = 2 7 , 7 Grad Gent., die d$s Baches = 23,5 Grad; a m Morgen, vor Sonnenaufgang, die L u f t = 19,8 Grad, das W a s s e r i m Bach = 20,5 Grad. Von Ennapao bis zum W a h i r i a - S e e schwindet jede Spur eines W e g e s ; w i r w a t e t e n e n t w e d e r in dem F l u ß bette, oder einer der Führer ging voran, und öffnete mit seinem Knittel einen Gang durch das Gebüsch. Zu m e i ner nicht geringen Betriibnifs zeigte sich jenseits Ennapao w e d e r vom Basalt noch vom Grünstein eine Spur. Das T h a l stieg, gleich dem oberen Ende des Baranco auf T a l m a , sehr stark a n , und der ganze B a c h w u r d e fast Eiii W a s s e r f a l l . Nach zweistündigem, m ü h s a m e m Marsch verliefsen w i r den Bach, erstiegen, nach S. W . gewandt, seine linke, sehr steile Thalseite, bis zu einer kessell'örm i g e n Schlucht, die sich gegen das T h a l öffnet, und an den drei andern Seiten von schroffen F e l s w ä n d e n e i n g e schlossen w i r d . Den Boden des Kessels füllte ein Sumpf, m i t zahlreichen Fandnnus, und baumartigen Farrenkräut e r n , die bei einem Durchmesser von w e n i g e n Zollen, gegen 2 0 Fufs Höhe erreichten. Es klettert sich gar gut aii ihnen hinauf, w i e ich selbst erprobte, indem der überraschende Angriff eines wilden oder verwilderten Schweins, inir, trotz der grofsen Ermüdung, eine ungewöhnliche B e hendigkeit verlieh. Ein Bergsturz, der eine B a s a l t w a n d von e t w a 1000 Fufs Höhe aufgedeckt, und den Boden des Kessels zum Theil mit Felstrümmern überschüttet

n hatte, gab ihm aus der Ferne das Ansehen eines gepflügten Ackers. W i r muteten eine der steilen Seiten des Beckens er-. 6teigen. Es konnte nur im Zickzack und mit Hülle der Bananen geschehen, an welche wir uns hielten. Endlich auf dem, hier nur 4 bis 6 Fufs breiten Rande des Kessels angelangt, erblickte ich zu meinen Füfsen den Wahiria in der Tiefe eines anderen Gebirgskessels. Der See erschien von der Höhe klein; Umgebung und Ferne Waren reitzend, In N. W . erhob der Oruhenna sein zweigipfliges Haupt, in S. schlug das Meer an die Rüste von Tiarrabu, und rund umher wechselte schwarzer Fels mit grünen Thälern. Unser Standpunkt war der niedrigste Theil des W a ^ hiria-Beckenrandes, und doch 1303 Fufs über dem Spie-, gel dieses Sees, der 1300 Fufs über dem Meere liegt, dessen Thalsohle von S. nach N. seine Längenerstreckung hat, und am JVordende einen Sumpf enthält, durch welchen von den angrenzenden Bergen ein Bachlein sich in den See ergiefst. Gegen W . und O. berührt derselbe die Felswände seiner Umgebung unmittelbar, gegen S, treten sia ein wenig weiter zurück. Wahrend ich das Barometer abkühlen liefs und beobachtete, hatten meine Führer einige Bananen ^Stämme abgebrochen und zum See gebracht, damit sie uns das Schwimmen erleichtern sollten, W i r folgten, jeder mit seinem Bananen - Stamm unter dem A r m , zuerst dem Bach, der nur bis an den Gürtel reichte. W o er sich aber in den See mündet, schwindet plötzlich der Grund, Eine volle Stunde schwammen wir im See umher, des-* sen Tiefe ich unweit des Ufers 11 Toisen, in det Mitte meist 14 bis 15; nie über 1'7 Toisen fand. Der Wahi-* ria mag 3 Werst im Umfange halten, und hat keinen Abflufs, auch picht unterirdisch, denn unsere Bananen-^ Stämme die wir in der Mitte zurückliefsen, rührten sieb

25 nicht von der Stelle. Der See verliert also wohl einen Tlieil seines W a s s e r s durch Verdunstung; wofür auch der Suinpf an seinein Nordende zeugt, denn deutlich erkennt man dafs er bei periodisch höherem Stande des Sees überschwemmt wird. Aus dem hier Mitgetheilten ergiebt sich, dafs W i l s o n über den W a h i r i a mangelhafte Nachrichten eingezogen hatte. Nach diesen sollte sich der See durch das Thal Weioride ergiefsen, also einen Abflufs nach Süden in das Meer haben; es ist aber gewifs, dafs sein Kessel hier von noch höheren Felswänden begrenzt wird, als auf der Nordseite. Ferner sollte er mit den Schnüren der Eingebornen nicht zu ergründen gewesen seyn, w a s nur richtig ist, w e n n diese Schnüre für die Tiefe von 17 F a den zu kurz waren. An den Ufern des Sees, sagt W i l s o n , haben sich viele Eingebornen angebaut, die, mit Ausnahme der Brodfrucht, deren Stelle die Berg-Banane vertritt, alle Arten von Lebensmitteln im Ueberilufs h a ben. Ich fand dagegen die ganze Strecke von Ennapao bis zum See und dessen Thal selbst, nicht nur völlig unbewohnt und ohne Spuren ehemaligen Anbaues, sondern erkannte auch, dafs Ansiedelungen unmöglich sind, hier w o entweder steile Felswände unmittelbar den See u m geben, oder Sumpf ihn begrenzt. Denken w i r uns den Kessel des W a h i r i a und den nördlich angrenzenden, durch welchen mich mein W e g zu ihm führte, bis obenzu mit W a s s e r gefüllt, so w ü r den beide an der Stelle wo ich ihre schmale Scheidew a n d überschritt, zusammenhängen, und in das Thal des T a w a i a w a ergiefsen. Hiermit soll keinesweges die H y pothese gewagt werden, als habe ein solcher Zusammenhang ehemals wirklich statt gefunden; nur die Lage, die Begrenzungen und Formen dieser Tiefen, soll dadurch anschaulich gemacht werden. Sind aber die beiden Kessel ; Erhebunga - Krater, w i e sie Herr v. S u c h auf den

26 Canarischen Inseln, und besonders deutlich auf Palma sah? Es scheint mir aufser Zweifel! Aber die Frage, ob die grofsen scharfkantigen Blöcke von Syenit und Grünslein um E n n a p a o , wirklich aus dein Grunde der Insel losgerissen und empor geschleudert w o r d e n , oder ob der Syenit irgendwo auf der Insel ansiehe? Diese Frage besclihftigle mich, und liefs m i c h , gleich nach beendigter Untersuchung des Waliiria, zurück nach Ennapao eilen, um von dort, w o möglich in dem Thal von Tuaimea, den gewünschten Aufschlufs zu suchen. Sehr ermüdet langte ich am Abend desselben Tages, an welchem ich von Ennapao ausgegangen w a r , dort wieder an. In der Nacht zog ein starkes Gewitter auf; der Regen fiel in Strömen. Doch konnten w i r am andern Morgen aufbrechen; aber meine F ü h r e r weigerten sich, weil sie es für Entheiligung des beginnenden Sonntags hielten, w e n n sie sich von der Stelle rührten. Vergebens waren alle Künste der Ueberredung, vergebens w a r die Vorstellung, dafs durch den anhaltenden Regen der schon angeschwollene Bach weiter austreten, und gar nicht zu passiren seyn w ü r d e ! M a i t i t e , der einzige meiner Begleiter, mit dein ich mich durch einige W o r t e Englisch verstandigen konnte, erklärte: die Missionäre würden dem Könige die Entheiligung des Sonntags a n zeigen , und die Schuldigen gehangen werden. Ich mag nicht entscheiden, ob diese Besorgnisse, oder das zum Sonntag zubereitete Schwein, am stärksten auf meine B e gleiter einwirkten, genug ich mufste mir's gefallen lassen, einen ganzen Tag in einer schmutzigen Hütte unter H u n den uud Schweinen zuzubringen, und die mir so genau zugemessene Zeit zu verlieren. Z w a r versuchte ich allein in dem Tuaimea-Thal fort zu kommen, allein doch nur eine kleine Strecke weit vermogte ich es ohne F ü h rer. Der Flufs scheint sich vom Oruhenna herab zu w i n den. Die Syenit - Blöcke nehinfen dorthin an Grofse und

27 Anzahl z u ; weiter oberhalb würde sich also wohl die gewünschte Beobachtung über das Verhalten des Syenits zum Basalt anstellen lassen; doch diese Freude sollte mir nicht zu Theil werden! Da meine Führer endlich, am Montag früh, sich in Bewegung setzten, inuTste ich zurück nach Matawai eilen, denn schon war ich einen Tag über den mir bestimmten Termin ausgeblieben. Das W e t t e r hatte sich bereits am Sonntag Abend aufgeklärt, und am Moutag früh der ausgetretene Bach sich zurückgezogen; doch mufste ich jetzt an Stellen schwimmen, wo das W a s s e r xnir auf der Hinreise nur bis an den Gürtel reichte, und die Strömung w a r so stark, dafs sie mich zuweilen wohl 100 Schritt weit abwärts führte. Meine Begleiter schwammen dagegen mit Leichtigkeit hinüber, obgleich diejenigen, welchen ich Barometer und Kleider anvertraut hatte, die Hände nicht gebrauchen konnten. A m Tage nach meiner Rückkunft Anker.

lichteten wir die

Barometermfissungen.

Meeresufer

7 6 2 , 4 Mill. -

Wahiria-See 724,9

2 8 , 0 ° C.»

m

Q

Fufg



— 2 4 , 5 ° C.J



— 2 4 , 3 ° C.} 1303 ~

1

Beckenrand des Sees

6S9,5



2 6 0 3 Fufs über dem

Meer.

K a m t s c h a t k a . W i r erblickten am Anfange des Junius 1824 die Südost-Küste von Kamtschatka zum ersten Mal. ragen hier Wolken.

über

Kegelberge

einen zackigen Gebirgsrücken

in

die

Ueberall nichts als Schnee und E i s , nur von

28 naektem Fels unterbrochen. Der "Winter schien liier für immer seinen Sitz aufgeschlagen zu haben, bis, mit der Annäherung an das Land, einzelne grüne Flecken, Grup^ pen des kamtschatkischen Rhododendron, aus dem ein-, tonigen Weifs hervortraten, und die Hoffnung auf die Rückkehr des Sommers wieder helebten. Aber freilich •waren diese seine Vorboten noch nicht geeignet, die Be-, sorgnifs zu verdrängen, dafs er für den mir verstatteten Aufenthalt am Lande zu spät eintreten dürfte, um das Gebirge bereisen zu können. Die öde Landschaft erstreckt sich gegen N. bis zur ÜVIünduDg der Awatscha-Bay. Die Einfahrt ist nur eine halbe Seemeile breit, von steilen Felswänden in S» W . und N. O. begrenzt, und nach N. W . in das weite Bek^ ken führend, von dessen zahlreichen Buchten eine der kleinsten, der Einfahrt gerade in N. liegend, den Hafen St. Peter und Paul bildet. Er gehört derjenigen Küste an, welche die Bay gegen N, O. begrenzt, in S. O. bei der Leuchtthurm-Spitze am Meere beginnt, und gegen N. W . bis zur Mündung des Awatscha-Flusses reicht. Von hier tritt die Küste gegen W , tveit in das Land hinein, und bildet den Busen, der den Paratunka-Bach aufnimmt. Dann wendet sie sich zuerst gegen S., nachher gegen O., und umfafst den Busen von Tarinsk, der durch eine schmale, nordwestlich gerichtete Halbinsel, von der Bay geschieden wird. Die Südseite der Bay ist gebirgig bis zum Paratunka-Bach, von wo die Höhen nach N. W . landwärts ziehen. Sie sind die Fortsetzung des Gebirges, welches wir an der Südost-Küste zuerst erblickten, und den süd-r liehen Gebirgszug nennen wollen. Die vielen Felsenzakken welche aus ihm hervorstarren, beherrscht der etwa 9000 Fufs hohe Berg, Wiljutschinskaja Sopka, angeblich ein Vulcan, dessen Spitze das ganze Jahr hindurch Schnee tragen soll. Er liegt S. W . YOU der B a y , unfern der

29 Meeresküste. Die Nordost - Begrenzung der Bay hat mir vom Meere bis zum Hafen einige niedrige Berge. Den übrigen Theil der Bay umgiebt Flachland bis zu dem Fufs des südlichen Gebirgszuges. Der Hafen St. Peter und Paul, welcher wegen seiner Tiefe die gröfsten Schiffe aufnehmen kann, gewährt ihnen durch seine Umgebung eine •völlig sichere Lage. Er ist von S. nach N. gerichtet, auf der Westseite durch eine 200 Fufs hohe Landzunge, auf der Ostseite durch die 500 Fufs hohe Rüste der B a y , und gegen S. durch einen Vorsprung dieser Küste begrenzt, der die Einfahrt bis auf wenige Toisen, verengt. Der Ort St. Peter und Paul, die Hauptstadt der Halbinsel Kamtschatka, liegt an dem Nordende des Hafens, wo sich von N. her ein Thal öffnet, an dessen Ausgange ein See liegt. Weiter gegen N. erblickt man den Vulcan Strelotschnaja Sopka. Bei unserer Ankunft lag noch Schnee auf den Bergen am Hafen, doch grünten die Birken aus ihm hervor, und in wenigen Tagen hatte üppig aufschiefsendes Gras ihn ganz verdrangt. Ich eilte hin, fand aber keinen Fels, denn ein dichtes Gewebe von Zwerg-Cedern und niedergedrückten Erlen verdeckte ihn. Das erste Gestein zeigte sich am Ostufer des Sees, nördlich vom Hafen. Thonschiefer steht hier an, der gegen S . W . S . , W . g. S. und W . S. W . sich neigt, und Lager von gestreiftem Jaspis einschliefst. Auf dem Thonschiefer ruhen grüne Schiefer, die des Hafens westliche Begrenzung bilden, und folgenden Wechsel zeigen: auf grünem Schiefer liegt Wetzscliiefer, auf ihm Hornstein, Jaspis, dann Hornstein und Quarz; hierauf in umgekehrter Ordnung: Hornstein, Hornstein-Jaspis, Wetzscbiefer und grüner Schiefer. Die Schichten sind selten über einen Fufs mächtig, und setzen, nordwestlich streichend, quer durch die Landzunge. Unter dem Schiefer findet sich auch ein verwitterter, von ausgeschiedenem Mangan schwarz gefärbter Porphyr,

30 mit der Anlage zur schiefrigen Absonderung. Auf der Westseite der Landzunge ist das Einschiefsen der Schiefer sehr veränderlich, doch im Allgemeinen immer gegen S . W . Stellenweise geht der grüne Schiefer in körnigen Griinstein über, und es zeigt sich keine Schichtung. V o m Hafen St. Peter und Paul nach Bolscherezk, an der W e s t küste von Kamtschatka.

Begleitet vpn einem kamlschatkisclien Kosacken, versehen mit dem Befehl an die Tajon (Dorfaufseher) mir behülflich zu seyn, begab ich mich auf den W e g . Mein Gepäck wurde zu Wasser oder zu Rofs fortgeschafft, und auch wohl von Kamtscliadalen, deren ich drei und vier als Führer mit hatte, getragen. Ich ging an dem westlichen Ufer des Sees vorbei, w o gleichfalls Thonschiefer ansteht, der W . g. S. u. W . einschiefst. Ihm folgt schiefriger Grünstein mit fein eingesprengtem Eisenkies. Gegen W . wird das Schiefergefüge undeutlich, und es erscheint körniger Grüustein. A n der Nordküste der B a y , welcher ich nach N, W . folgte, liegen, aufser den Blöcken dieses Gesteins, auch Blöcke von Porphyr und von porösem Graustein ( W e r n e r s ) durch Hornblende-Krystalle porphyrartig. Das Ufer der Bay wird bald unzugänglich, wegen des sumpfigen Bodens, und der W e g führt landwärts durch mannshohes Gras und schöne Birkenwälder nach Awatscha, einem russischen Dorfe von 15 Häusern, das an der Mündung des gleichnamigen Flusses, 12 Werst vom Hafen en fernt ist. Dia nächsten Umgebungen bestehen aus körnigein Grünstein. Der Flufs w a r durch das Schmelzen des Schnees angeschwollen und reifsend. An seiner Nordseite breitet sich Flachland a u s , durch welches der W e g nach Choräka, einem Dorfe 50 Werst oberhalb Awatscha, führt. Da ich in der Grasebene keine mineralogische Ausbeute hoffen durfte, zog ich vor, den Fluis

31 2 5 W e r s t w e i t , bis Staroi Ostrog hinauf zu fahren, vertraute mich einem kaintschatkisclien B o o t e ,

d

und

h. e i -

nem ausgehöhlten B a u m s t a m m an, der mit Stangen fortgestofsen wurde. D e r Awatscha - Flufs k o m m t aus N. W . N . , sich aber vielfach. scheinlich des

windet

F e l s w a r nirgends zu sehen , w a h r -

hohen W a s s e r s wegen.

A u f der rechten

oder S ü d w e s t - S e i t e des Flusses, den ich bei Slaroi Ostrog verliefs, führte mich mein W e g durch ein buschiges T h a l . Ueber dessen niedrigem Geliäiige erschienen W i l j u t s c h i n s kaja Sopka und die Gipfel des südlichen Gebirges, ches wahrscheinlich

Granit und Syenit enthält,

wel-

da

der

Flufs den es nach Choräka sendet, von diesen Gesteinen eine Menge Gerülle führt. w e l c h e man zuvor passirt, genen

Bergen k o m m e n ,

In

den zahlreichen B a c h e n

und die aus den naher gele-

fehlt

solches;

nur

Grünstein w a r hier sichtbar, gegen W . S . W ,

schiefriger

geneigt, und

durch Verwitterung stellenweise gerülhet. V o n Choräka, w o ich am Abend des z w e i t e n T a g e s spat eintraf,

und

bei dem T a j o n

eine freundliche A u f -

nahme fand, ritt ich am folgenden Morgen nach dem 4 4 W e r s t entfernten D o r f Natschika.

D e r W e g führt zuerst

gerade nach W . , über ein ebenes, buschiges L a n d ,

dann

in eiu weites Thal, dessen Flufs uns entgegen kam, und sich oberhalb

Choräka

in den A w a t s c h a

ergiefst.

Der

südliche Gebirgszug rückt in seinein nordwestlichen S t r e i chen dieser Gegend ihn von Natschika

immer aus zu

naher;

ich beschlofs

bereisen.

daher,

E r s t nachdem ich

2 0 W e r s t zurückgelegt hatte, fand sich auf der Nordseite des Flusses an welchem w i r hinaufritten, Felsentblöfsung. Porphyrschiefer Yon grauer Farbe und mit eingesprengten Krystallen von glasigem Feldspath, ragte aus dein Gipfel eines Berges h e r v o r , abgesondert.

und war in unregelmäfsige Tlatten

E r liegt dem zwischen Staroi Ostrog und

Choraka gefundenen schiefj-igen Grünstein im Hangenden;

3a ob er aber deshalb auf ihm ruht, blieb unentschieden, (3a in der weiten Strecke, von dem einen zum andern Beobachtungspunkt, kein Fels erscheint. Jenseits des Porphyrschiefers , gegen "W"., ändert sich der Character der Landschaft, so 'wie man durch einen Engpafs in das Thal des, hier nach N. fliefsenden, obern Awatscha- oder Choräka-Fl.usses tritt. Statt des hohen Grases, durch welches wir bis dahin geritten waren, erblickte man hier nichts als Fels und Schnee, der, in den Tiefen spärlich von der Sonne beschienen, noch nicht wegthauen konnte. Die Felsen schienen Basalt zu seyn. Grofse Blöcke hatten sich von der schroffen W a n d losgerissen, und waren bis an den Flufs gerollt, der mich leider abhielt sie n ä her zu betrachten, denn er war zum Uebersetzen zu reifsend. Doch je weiter ich in dem Thal aufwärts ritt, um so kenntlicher wurde der Basalt, den ich auch nachher bei Natschika anstehend fand. Der Ritt 2u diesem Dorf war beschwerlich, Weil man einige zwanzig Seitenbäclie des Choräka-Flusses passiren mufste, die so heftig strömten, dafs die Pferde sich kaum aufrecht erhielt e n , obgleich das Wasser ihnen nur bis an die Knie reichte. Kurz vor Natschika verläfst man das ChoräkaTlial und steigt über den Scheider der ostlich Zur Bay, •und westlich zum ochozkischen Meere gerichteten Abda~ chung des Landes. W i r langten um 4 Uhr Nachmittags, am dritten Tage nach meiner Abreise aus St. Peter und Paul, in Natschika an. Sogleich würde ein Boot herbeigeschafft, welches mich zu den, nördlich auf der Rechten des NatschikaFlusses gelegenen heifsen Quellen brachte. Sie entspringen zahlreich aus Basalt, der die ganze Umgegend einnimmt. Das Wasser, welches so heifs ist, dafs man die Hand nicht hinein halten kann, setzt überall Kieselsinter a b , besonders an Trümmern von Porphyrschiefer und Granit, die aus dem Innern zu kommen scheinen; denn

33 der Flufs konnte sie nicht anschwemmen, da die Quellen über 100 Fufs höher liegen, und gegen jede Fluth gesichert sind. In der Nahe mischt sich kaltes W a s s e r mit dem heifsen, und dort hat der Tajon von Nalschika ein Bad angelegt. 45 W e r s t weiter unterhalb, bei dem Dorfe Malka, befinden sich gleichfalls w a r m e Bäder und ein Hospital welches die Regierung hat errichten lassen. Auch am obern Natscliika - Flufs brechen heifse Quellen liervor» Ins Dorf zurückgekehrt forderte ich für den anderen Tag einige Begleiter in das Cebirge; aber mein alter Führer und der Tajon versicherten, es liege noch zu viel Schnee auf Bergen und in Tliälern, um dorthin gelangen zu können; sie riethen, die Reise bis zu meiner Rückkehr aus Bolscherezk aufzuschieben. Zwei W e g e führen von Natschika iiach Apatscha; der eine zu Lande ist 88 W e r s t , der andere auf dem Natschika-Flufs abwärts beträgt 120 W e r s t . Da ich, des reifsenden Stromes wegen» zu Laude zurückkehren mufste, zog ich jetzt die Fahrt auf dem Flusse vor. Er führte uns pfeilschnell hinunter. Nur mit Anstrengung Welirteh ineine drei Kamlschadalen und der Kosack dem Umschlagen des Bootes, und dem Scheitern gegen B a u m stämme, die, mit der W u r z e l ausgerissen, in groTser A n zahl in dem Flufs lagen. Er entfernt sich anfänglich von den Bergen, seine Ufer sind niedrig, und» w i e fast überall in Kamtschatka, dicht mit W e i d e n bewachsen. Bald aber drängt er sich an das hohe Thalgehänge, w o denn öfter Halt gemacht w u r d e , um die Felsen uäher zu besichtigen. So lange der Flufs seinen Lauf nach N. W . nimmt findet sich nur B a s a l t ; mit der Wendung nach S. W . erscheint aber hornsteinartiger Jaspis, dem am Hafen beobachteten ähnlich, und ebenfalls S . W . g. W . geneigt. Ich vermuthete daher auch hier grünen Schiefer, und fand ihn bald auf dem Gipfel eines Berges. Kaum C

34 eine W e r s t welter erscheinen nochmals Felsen auf der H ö h e ; zerrissen und schroff, w i e die T r ü m m e r einer alten Burg. Vielleicht Basalt auf Grünstein gelagert, dachte ich, und kletterte hinan. Der Berg ist hoch und steil, überdiefs sehr üppig mit Zwergcedern bewachsen; e9 kostete Mühe Und Zeit ehe das Ziel erreicht w a r ; dort angelangt, sah ich mich aber vergebens nach Basalt um, die Felsen beistanden überall aus grünem Schiefer, den die Verwitterung aufsen geschwärzt hatte. Dasselbe Gestein findet sich auch an mehreren Stellen stromabwärts, und geht endlich In Thonschiefer mit deutlich westlichem Einschiefsen über. Jenseits desselben zeigt sich lange keine FelsentblÖfsung, obgleich hohe Berge den Flufs in einiger Entfernung begleiten. Indem sie sich ihm von beiden Seiten nähern, nimmt die Geschwindigkeit seines Laufs z u , bis der Flufs, auf die Hallte seiner früheren Breite beschränkt, sich mit grofser Heftigkeit, etwa 150 Schritt weit, zwischen zwei Glimmerschiefer-Felsen hindurchdrängt, deren Tlatlen er glatt geschliffen hat. Sie neigen sich nordwestlich gegen den Flufs. Mit dieser Enge hört hier das Gebirge auf; es beginnt ein niedriges Hügelland, dein bald eine Ebene folgt, die sich unabsehbar von S. nach N. längs dem Gebirge hinzieht, und westlich bis an das Ochozkische Meer reicht. W i r langten 9 Uhr Abends in Apatsclia an, und hatten in 15 Stunden, von denen wenigstens 4 Stunden für mehrmaliges Verweilen abzuziehen sind, eine Strecke von 120 W e r s t zurückgelegt. Auch nach Bolscherezk kann man sowohl zu W a s ser als zu Lande gelangen; ich entschied, aus denselben Gründen w i e zuvor, für die Fahrt auf dem Flufs. A m Morgen des folgenden Tages, des f ü n f t e n , seit der A b reise aus dem Haien, verliefsen wir Apatscha, das auf dem bisher zurückgelegten W e g e 214 W e r s t von A w a t sclia entfernt ist.

35 Meine Führer sprachen viel von Kalk den wir seilen würden, auch erheben sich die Flüfsuför ein wenig; aber überall bestanden sie aus T o r f , und der angekündigte K a l k war nichts als eine kleine Mergelablagerung in demselben. Auf dem Rückwege nach ApatSclia fand ich noch ein zweites Mergellager. Kalkstein wäre mir willkommner gewesen, denn an diesem fehlt es auf Kamtschatka; wenigstens in dem mir bekannten Theil. Die Gegend bis Bolscherezk bietet überhaupt hichls B e inerkenswerthes dar. Ich schiffte sogleich bis zum Meer, das 2 0 W e r s t Von dem Ort entfernt ist. Die Küste ist flach und sandig; mit Gerülle von primitiven und Vulkanischen F e l s arten bedeckt. Vor der Mündung des Bolschaja R e k a (des gröfsen Flusses) zieht sich eine Landzunge ins Meer. Sie besteht aus Sand, der, w i e aller Sand den dieser Flüfs führt j feine Körnchen Von Magneteisen in Menge enthält. der dafs zur inir

Ich hatte die Absicht von Bolscherezk nachLapatka, Südspitze von Kamtschatka zu reisen, erfuhr aber die Entfernung 2 0 0 Werst betrage, und inufste mich Rückkehr entschliefsen, weil schon die Hälfte der bestimmten Zeit verflossen war.

Der Landweg von Bolscherezk nach Apatscha, den ich einschlug, führt längs der rechten oder nördlichen Seite der Bolschaja R e k a , über Flachland, das mit hohem Grase und Birkenwäldchen bewachsen war. Eine Hügelreihej die, wallfürmig und steil, Bergen von Muschelkalk gleicht, sich viele Werste von W . nach O. zieht, fiel mir auf. Ich fand aber nirgends Felsentblöfsung, xind selbst der Bach am Fufs der Hügel führte kein Gerülle. Sehr ermüdet langte ich in Apatscha an, setzte aber doch am folgenden Morgen meine Reise nach Natschika fort, um für die Wanderung in das südliche Gebirge Zeit zu gewinnen. W i r folgten zuerst demFlufs C 2

36 längs seiner Linkeh aufwärts, wandten uns dann gerade nach O., und gelangten durch eine Ebene zu einem S e i tenthal des Natschika-Flusses. Es wird von Felsen begrenzt. Das erste Gestein war Basalt in Trümmern; ihm folgt ein Berg der aus zerfallenem grauen und rotlien Porphyrschiefer besieht. Letzterer ist ein wenig porös, und in seiner Nähe wieder Basalt, der bis Chalsano anhält» eine Thalenge zwischen steilen Felsen. Der Fels zur Linken wurde erstiegen; er besteht aus grauem Porphyrschiefer, mit Krystallen von Hornblende und glasigem Feldspath. Die Masse ist in Platten abgesondert, an ihrem Fufs erscheint Dolerit, gleichfalls in Platten abgesondert. In O. von Chalsano findet sich der Basalt wie^ der ein, und hält fast ohne Unterbrechung bis Natscliika an. Nur an einer Stelle fand ich statt seiner^ lavendelblauen Eisenthou mit grünen Flecken. Zu meinem Erstaunen vernahm ich in Natscliika, dafs die Leute welche tnich nach Apalscha gebracht hatten, mit ihrem Kahn noch nicht zurück waren, obgleich sie schon bei meiner Rückreise nach Bolscherezk, also vier T a g e vor inir, jenen Ort verlassen hatten. Sie langten erst am folgenden Abende an, und versicherten der Flufs sey noch reifsender geworden, da die Thauüuthen immer mehr wüchsen. Aus diesem Grunde war mir's auch nicht möglich einen Führer in das südliche Gebirge zu erhalten. Vergebens harrte ich 1£ Tage in Natscliika; Statt abzunehmen stiegen die Gewässer immer höher, und so mufste ich mich denn eilig zur Rückkehr nach Choräka anschicken, um nicht durch sie abgeschnitten zu werden. Da ich, aus Mangel an Pferden, die Reise zu Fufs machen mufste, war sie überaus beschwerlich, besonders wegen der vielen stark angeschwollenen Bäche, die wir passiren mufsten. Das Schwimmen war, des sehr kalten Wassers wegen, nicht räthlich, also mufsten an jedem Bach die seichteren Stellen aufgesucht werden, um

37 ihn ungeachtet der Gewalt der Strömung durchwaten t.u können. Gewöhnlich pflegte einer der Begleiter sich init einem Seil, dessen Ende die Andern hielten, zuerst hinüber zu wagen, und wir folgten nach. Von früh bis in die Nacht brachten wir auf einem W e g e z u , den wir zuvor in wenigen Stunden zurückgelegt hatten. Von Clioräka bis Awatscha fuhr ich zu Wasser. Vor Staroi Ostrog steht gchiefriger Grünstem a p , der gegen S, W . einschiefst. Wanderung zum Chorqka - Vulcan. Nach den Anordnungen eines Mannes der des L a n des kundig seyn wollte, muteten wir zuerst nach dem Dorfe Clioräka. W i r gelangten durch die G r a s - und W a l d - E b e n e n auf der Nordseite des Awatscha-Flusses, nach Slaroi*-Ostrog, von wo wir zu W a s s e r nach Clioräka fuhren. Hier wiefs man uns eine Strecke zurück, dann gingen wir einen ganzen Tag durch jene Ebenen, gerade gegen N . , ehe die Vorberge des Vulcans erreicht waren. Die Bäche welche durchwatet wurden, kamen aus N . W . und führen blofs Porphyr-Gerölle. Der Wald in welchem wir Übernachtelen, soll von Bären bewohnt werden, deren Zahl nicht gering seyn m a g , wenn die eingetretenen Fufssteige welche wir am andern Morgen fanden, von diesen Thieren herrührten, wie man uns versicherte. Die Haarbüschel welche hier und da an den Baumstammen hafteten, schienen die Aussage zu bestätigen. Der Wald hat einige kleine Seen, die wir zur Seite liefsen, dann ging es durch einen Giefsbach der von O. N. O. kommt, Porphyr-Gerölle führt, und von TrachytFelsen begrenzt wird, zuerst nach N., hierauf nach O., immer bergan. In 2 0 0 0 Fufa Höhe über dem Meer schwinden die B i r k e n , die schon unterhalb krüppelig werden. Schnee deckte die Flache. Trachyt war anstehend. Noch eine gute Strecke durch ein Thal das von

38 N. h e r a h k o m m t , über einen Bergrücken der es begleitet, wurde zurückgelegt, und w i r standen am Eufs des Hauptberges.

I n jenem T h a l , -welches in den Nebenlinien sei-

nen Anfang nimmt,

fand sich nur Gerölle von Porphyr-:

schiefer, hier Trachyt in B l o c k e n , so

grofs "wie Hügel.

Gegen S . ()• ragte der A w a t s c h a - V u l c a n h e r v o r , N . W . ein Halbkreis nackter B e r g e . raka erhebt sich 2 5 0 0 Fufs

gegen

P e r Fufs des C h o -

über die B a y .

W i r waren hier 5 Uhr Nachmittags angelangt,

und

mufsten also das Ersteigen des Bergs auf den anderen Morgen verschieben.

I n der Nacht regnete es s t a r k ; am

Morgen hüllten W o l k e n

den Berg ein.

Ihun ? D e r kleine Mundvorrath den

W a s w a r zu

w i r in Choraka er^

halten hatten, Ein gedörrter Fisch auf den sieben P e r s o nen angewiesen w a r e n , reichte nur zu z w e i sehr fruga-: Jen Mahlzeiten h i n ;

sollten wir n u n ,

so schlecht v e r s e -

hen, unter freiem Himmel besseres W e t t e r abwarten, oder zurückkehren? W i r hielten

bis IQ Uhr Vormittags a u s ;

da aber der R e g e n zunahm

brachen w i r auf;

sehr v e r -

stimmt durch das Moislingen unseres Unternehmens. O h n e Ercjuickupg und bis auf die Haut durchnhfst, schritten w i r rasch v o r w ä r t s ,

bis einer unserer kleinen

Kamtschadalen zitternd und zähneklappernd b a t , in dem W a l d e zu übernachten, w e i l er nicht weiter k ö n n e .

Da

wurde denn aus der Rinde die man grofsen W e i d e n b ä u inen abstreifte, eine Hütte gebaut, F e u e r angemacht, die W ä s c h e getrocknet, und der Fisch verzehrt.

Der Regen

hielt noch lange an, und selbst am folgenden T a g e blieb der Vulcan in W o l k e n gehüllt. In Awatscha erfuhren wir durch Herrn Hofrath bell

(der früher Russischer G e n e r a l - C o n s u l

Do-

in Manilla

war, und sich seit den dort ausgebrochenen Unruhen hierher zurückgezogen hatte) man könne vom Hafen geraden W e g e s in einem T a g e zum C h o r a k a - V u l c a n

gelangen,

und in drei Tageu die Reise hin und zurück abmachen,

39 die uns eine ganze W o c h e gekostet hatte. Herr Capitain G o Ii w i t s c h ei, Unlerbefehlshaber von Kamtschatka, erst seit Kurzem von einer Reise im Hafen angelangt, bestätigte jene Angabe. Das bewog Herrn v. K o t z e b u e , obgleich er sich schon zum Absegeln anschickte, noch fünf Tage zu einer neuen Excursion zu bewilligen. Der Awatscba-Vulcaii. Mit allem Erforderlichen gut versehen, zogen w i r vom Ilnfen nach dem Dorfe Awatscha, und von dort gerade gegen N. O. zu dem Vulcan, der nach i h m benannt worden. Ungefähr 6 W e r s t vor demselben schlugen w i r unser Zelt auf, und warteten bis zürn anderen Mittag, w o sich Nebel zu Regen verzogen; dann gingen wir vollends bis an den Berg. Z w e i W e r s t vor seinem Fufs inufsten wir Zelt und Werde zurücklassen, weil sich liier der letzte Weideplatz fand. Der Vulcan sendet ein Thal gegen S. O. S. in w e l chem einst ein Lavastrom lierabflofs. Die jetzt verwitterte Lava ist in Sand zerfallen, ijnd erstreckt sich wohl 8 W e r s t weit von dem Fufs des Kegels in die Ebene hinein. Bergwässer haben tiefe Furchen ausgewaschen, in welchen grofse Blöcke von Trachyt liegen. W i r stiegen früh um 6 Uhr an dem Lavastrom hinauf. Unsere Begleiter gingen auf die A r g a l i - J a g d aus, denn führen konnten sie uns nicht, da sie nie auf dem Berge gewesen waren. Er schien an seinen Seiten ersteiglicher als gerade aufwärts, also wandten w i r uns dorthin. Der Rauch welcher sich aus seinem Gipfel erhob, w a r das Ziel. Um es nicht zu verfehlen, tnufsten w i r doch den letzten Kegel ohne Umwege hinanklettern, denn schon begannen die Nebel des Thals ihn einzuhüllen. Biinstein, Trachyt, Trachytporphyr, Schwefel, Trafs, Graustein, deckten iu losen Brocken die Seiten des K e -

40 gels, der daher schwierig zu ersteigen war. Ohne einen herablaufenden Felsengrat, an den wir uns halten konn^ ten, wären wir vielleicht nicht hinaufgekommen, da der Nebel uns dennoch ereilte. Endlich war 4 | Uhr Nachmittags der Gipfel erreicht. Der Rauch stieg aus mehreren Spalten, die, wenige Toisen unterhalb, ein Schwefelfeld zerrissen. E s schien die Decke einer SeitenöiTU liung des Berges zu seyn, und halle, bei 2 0 0 Schritt Länge, eine Breite von 100 Schritt. Der Dampf welcher aus den Spalten aufstieg, war so heifs, dafs ein hineingehaltenes Thermometer, welches bis 8 0 Grad Reaumur reichte, sogleich zersprang. An den Spalten fand ich der* Schwefel krystallisirt. Auf dein Gipfel des Berges öffnet sich ein Krater, der in der Tiefe geschlossen war. Sein Umfang betrug einige hundert Schritt; eine 3 0 Fufs hohe Felswand umgab ihn von drei Seiten, die vierte oder südliche hatte der Lavaslroiq durchbrochen, den wir am F u fse des Berges fanden. Das anstellende Gestein ist ^ r a chyt-Forphyr, der erdige Feldspath-Krystalle, und an dem Jvraterrande w o die Hitze weniger stark gewirkt hatte, geröthete Poren enthält. Auf dem Boden des I\ratei'9 ist der Trachyt rissig und mit Schwefel überzogen. Die Hühe des Awatscha -Vulcan über der Bny = s 76G4 Fufs. Die Temperatur der Luft = 2,9 Grad Cf Der Nebel welcher uns hinauf begleitet hatte, lagerte sich um den untern Theil des Berges, und verhüllte das ganze Land, wahrend wir heitern Himmel über uns hatten. Es war ein herrlicher Anblick, wenn von einen» TViudstofs die Wolkendecke zerrifs, und die Bay zu un T sern Füfsen sehen liefs. Gegen 7 Uhr Abends sank der Nebel noch tiefer; wir konnten den Berg und den einzuschlagenden Rückweg besser überschauen. Mit Feisund Schwefelstücken beladen traten wir ihn an. Der Fufs des K e g e j s , von dem wir mehr rutschend als gehend herabkamen, war in zwei Stunden erreicht. E s

41 begann zu dunkeln, die Auswahl der gangbarem Stellen wurde immer schwieriger, mehrere Male stürzte Einer oder der Andere mit den Barometern, die wunderbar aushielten; endlich verloren wir die Richtung zum La*gerplatz, irrten hin und her, und hatten schon beschlossen die Nacht auf dem Berge zuzubringen, als wir von Zeit zu Zeit Feuer in der Ferne aufblitzen sahen, W i r erkannten die Blitze für Signalschüsse unserer Begleiter, und langten nach Mitternacht glücklich bei dem Zelt an. Auf der Rückreise nach Awatscha fand ich einen 3 Faden hohen und 4 Faden langen Block von TrachytPorphyr, wie er am Krater ansteht, etwa 2 0 Werst von dem Vulcan, und 2 W e r s t von jenem Dorf entfernt, auf dem Rücken eines Schieferberges. Sollte dieser Block wohl bis hierher geschleudert worden seyn? Herbeigeschwemint konnte er nicht werden, weil der Boden sich gegen den Schieferrücken erhebt. Auch kann er von keinem hier anstehenden Felsen sich abgelöst haben, da sich nichts als Grünstem findet. A m Tage nach unserer Rückkehr legte das Schiff auf die Relide aus.

Da aber widriger W i n d die Abfahrt

hinderte, nahm ich Herrn v. G o l i n i t s c h e w ' s liches Anerbieten,

freunde

mich auf die Südseite der B a y über-

setzen zu lassen, mit Dank an. An dem östlichen Ufer der Krebsbucht w o wir landeten, steht zuerst nur grüner Schiefer a n ; auf ihm liegt Trachyt-rorpbyr, der bis zur Einfahrt in die Bay anhalt. Ich ging landwnrts, S . W . Auch hier war Trachyt, aber verändert; in Platten abgesondert, fmt geschichtet, und mit südöstlichem Einschiefsen. W e i t e r gegen S . W . an der Küste erscheint ein Porphyr mit rundlich abgesonderten Stücken frischeren Gesteins, die von einer verwitterten Masse teigartig umgeben werden. Dolerit lehnt sich wie eine W a n d an den Porphyr, und bricht schiefrig.

42 Barometermessnngon. An d. B a y ; Barom. 3 3 5 , 2 ' " Therm. ti,0* R . ) 5 5 3 6 Puls des Vulcans 2 7 0 , 6 " — 6,9° ß j Gipfel des A w a t Bcha-Vulcans

.

249,4'"



r

f

"

Par S

2,9° K . J 2 1 2 S Fu& Par. 76G4 Fufs über

der Bay.

S i t c h a. I m September 1824 und im Sommer 1825 war ich in Neu - Archangelsk, dem Hauptort der Russischen Niederlassungen an der Nordwest-Küste von Amerika, und doch habe ich die Insel Sitcha, auf welcher er liegt, "weniger genau kennen gelernt, als andere Eilande und K ü sten, wo wir eine kürzere Zeit verweilten. Einen Theil der Schuld trägt die unwirkliche Natur, aber noch grössere Hindernisse stellte die Wildheit der Eingebogen der Ausführung meiner Wünsche entgegen. Die Untersuchung eines unangebaulen Landes, welches aus Felsen besteht, die von Morästen und dichten Walduogen umgeben sind, ist nur ausführbar in Begleitung mehrerer Menschen, welche das Notwendigste an Lebensmitteln tragen, und xnufs man überdiefs vor den Ueberfallen der Jiingebornen, welche, wie hier, mit Schiefsgewehr versehen sind, sich schützen, so ist noch eine bewaffnete B e deckung erforderlich; beide aber, Träger und Bedeckung, vyareq nicht aufzubringen, und so xnufste ich meine Untersuchungen auf die nächsten Umgebungen der Festung, und auf einige zugängliche Stellen der übrigen Inseln beschränken, zu welchen Herr v. K o t z e b u e Boote ausrüsten zu lassen die Güte hatte. Die Insel Sitcha hat ihre Längenerstreckung von W . S . W . nach O. N. O . ; ihr zur Seite liegt, in W . , eine

43 kleinere Insel, die ich, nach dem höchsten Berge derselben, die Edgecombhinsei nennen will. Eine schmale Meerenge, der Qlga-Canal, trennt deren Nordende von Sitcha, so dafs man beide Inseln als zusammenhängend, und den breiten Meeresarm, der sie südlich auseinander halt, als Meerbusen ansieht. E r ist mit vielen kleinen Inseln besetzt, die besonders zahlreich der gezackten K ü ste von Sitcha folgen. Die gröfste unter ihnen, Christowskoi, liegt vor dem Olga-Canal, dessen Eingang dadurch in zwei Arme getheilt wird, von denen der rechte oder nordöstliche, die Meerenge Christowskoi heilst, der linke oder südwestliche, zum OJga-Canal gezählt wird. Die Festung Neu-Archangelsk liegt dem Berge Ed^ gecomb gerade in O. gegenüber, an der S ü d w e s t - K ü s t e von Sitcha, und an der N 01 'dseite einer ihrer grüfseren Buchten. Südlich von ihr dringt ein zwTeiler Einschnitt gegen S. O. in das Land, dann folgt ein langer, stromartiger See, der sich nach N. O. erstreckt, und an seiner Südwest-Seite mit jenem Einschnitt zusammenhängt. An dieser Stelle liegt eine kleine Verschanzung mit einer Wassermühle, Schinakow's Mühle genannt. Der See, welcher der tiefe heifst, nähert sich mit seinem SüdwestEnde so sehr dein Meerbusen von Sitcha, dals beide nur durch einen schmalen Streifen Landes von einander ge-r scliieden sind. Auf ihm entspringen heifse Mineralquellen. In den Umgebungen von Neu-Archangelsk bestehen die Felsen aus feinkörniger Kiesel-Grauwacke, die Xhonscliiefer in längern und kürzern Streifen enthält. Grau-, wacke und Thonschiefer wechseln auch in Lagern mit einander, Erstere wird stellenweise grobkörnig, und geht in conglomeratiirliges Gestein über, worin Quarz, Syenit, lydischer Stein, durch feinkörnigen Quarz zusammengehalten werden, so dafs man einen Trümmerfels zu sehen glaubt, bis die genauere Beobachtung vom Gegentheil überzeugt. Die scheinbaren Trümmer finden sich näm-

44 lieh auch In Nestern von der Grauwacke umschlossen, und durch Gesteinübergänge mit ihr verbunden. A n drei Stellen w o ich den Wechsel des Uebergangs-Thonschiefers mit Grauwacke beobachtete, bei der Windmühle unweit der Festung, und bei der Festung selbst, ist das Einschieben S . W . g. S . und S . S . W , unter einem W i n k e l von 7-5 Grad. Von der Festung gegen O. erhebt sich der Pyramiden-Berg. E r ist steil und mit W a l d bewachsen. Von seinen beiden Gipfeln erhebt sich der vordere, rundliche, 2 3 7 6 Fufs r a r . , der andere, spitzig zulaufende, 3 1 5 2 Fufs über das Meer. Eine Schlucht trennt beide Gipfel von einander. Der ganze Berg besteht aus Grauwacke. In dem niedrigeren Gipfel ist sie sehr grobkörnig, und einem Conglomérat ähnlich, an der pyramidalen Spitze aber feinkörniger und mit Thonschieier wechselnd, der gegen S . W . einschiefst. So weit von diesem Standpunkt der Blick naeh O. reicht, füllen hohe, schroffe, mit Schnee bedeckte Berge, das Innere der Insel. Edgecomb, Die Fahrt zu dieser Insel wurde in aleutisclien B a i darken oder Lederbooten unternommen. W i r landeten an der Südost-Küste, in deren Nähe der Berg sich erhebt. Beim Landungsplatz steht grauer, schlackiger Basaltporpliyr a n , der Krystalle von glasigem Feldspath ent-r hält. Er ist in sechs Zoll dicke, wenig gewölbte, Platten abgesondert. Der W e g zum Edgecomb führt zuerst durch Tannen-r wald, mit niedrigem Moosboden, dann steigt er etwa 100 Fufs steil an, und läuft über eine Ebene, die des Berges unterste Stufe ist. Nach mehrmaligem Ansteigen folgt eine zweite waldige Hochebene, über welche sich der isolirte Edgecomb-ltegel erhebt. Nur in N. O. sieht mau

45 einige Hügel. Anstehehder Fels zeigte sich nirgends; aber Gerölle von Basaltporphyr, Porphyrschiefer und Biinstein -war häufig. Der Kegel besteht aus thoniger Schlacke mit Nestern und Adern von Fechstein. Die Seiten sind zum Theil mit Kräutern bewachsen, zum Theil mit Bitnstein-Tiümmern bedeckt. Als wir die halbe Höhe des Kegels erreicht hatten, breiteten sich Nebel aus, von so heftigen Windstöfsen begleitet, dafs wir uns platt hinwerfen inufsten um uns zu halten. Mehrere Male trieben die W i n d stofse Bimsteine, wie Spreu, vor sich her, die aber ohne zu beschädigen über uns wegflogen. Die Spitze des Berges, 2852,8 Fufs über dem Meer, hat eine tiefe Grube, wahrscheinlich der alte Krater, der, so viel ich im Nebel sehen konnte, von senkrechten W ä n den eingefafst wird. Capitain L y s i a n s k y giebt dem Krater einen Umfang von vier "Werst, und eine Tiefe von 18 Faden. Er sah den Boden im Julius noch mit Schnee bedeckt. Die Einfassung des Kraters besteht ebenfalls aus thoniger Schlacke, mit Nestern und Adern von Fechstein. Der Rückweg führte durch ein trockenes Flufsbett, unter dessen Gerölle ich Schlacke, Biinstein, Fechstein, und häufiger noch Grauwacke fand. W i r erreichten die K ü s t e nicht an unserem Landungsplatz, und mufsten ihf deshalb gegen S. W . folgen. Ueberall steht hier grauer, schlackiger Basalt-Porphyr an. An einem Vorgebirge ragt eine Masse von dichtem Basalt, der Olivin enthält, mit senkrechten Wänden aus ihm hervor. Eine derselben bildete oberhalb einen flachen Bogen, der aus aufrechten Basaltplatten, gleich den Ziegeln einer Wölbung, zusammengesetzt war. Den innem Raum füllte dichtes Gestein aus.

46 Schmakow^s Muhle. Der liefe See. Die heifsert Mineralquelierli Die Begrenzungen der Bucht an welcher die Mühte gelegen, sind niedriger aber steiler als bei Neu - Archangelsk, und bestehen aus Grauwacke, die häufig mit T h o n schiefer wechselt. Der tiefe S e e ,

etwa 13 W e r s t lang, und 1 bis 1 |

W e r s t breit, nimmt an dem Nordost-Ende den Biberflufs auf.

Beide Ufer des S e e s ,

das linke

oder südöstliche,

und das rechte, oder nordwestliche Uler, sind hoch, steil und mit Nadelholz bewachsen.

Wir

folgten zuerst dem

fechten Ufer, und landeten an der Mündung eines jetzt trocknen Waldbachs, dessen T h a l ein gutes Felsprofil aufdeckt»

A m S e e steht S y e n i t - G r a n i t

a n , auf ihm liegt

Schiefrige Grauwacke, auf dieser eine Unvollkommen geschichtete Grauwacken^Masse, von 2 bis 3 Faden Mächtigkeit,

auf ihr ein Gestein welches aus Grauwacke in

Porphyr übergeht $ und in Platten

abgesondert ist.

höchsten Punkte nimmt feinkörnige Grauwacke ein. Undeutlich die Schichtung War, schien ches Einschiefsen

vorwaltend,

hier das steile Seeufer bilden.

Die So

doch nordwestli-

so dafs die Ausgehenden A n mehreren

anderen

Landungsplatzen fanden sich, mit Ausnahme der schiefrigen Grauwacke, die eben genannten Felsarten in gleicher Folge und L a g e wieder.

Das ganze linke Ufer des Sees

besteht von oben bis unten aus schönem S y e n i t - G r a n i t von weifser Farbe.

Demnach liegt

der See in einem

Längenthal zwischen Syenit-Granit und Grauwacke, und die Lagerung der letztern auf jenem ist noch am nordwestlichen Ufer zu sehen. A u f dem Landstreif Welcher das Meer von dem SüdWest-Ende des tiefen Sees scheidet und die heifsön Quellen enthält, grenzen Syenit-Granit und Grauwacke, in der Streichungslinie des rechten Seeufers aneinander, so dafs die Grauwacke sich nach N. W . , der Syenit nach S . O . ausbreitet.

Letzterer enthält hier Nester und Adefn von

47 Grauwacke, Und die heifseii Quellen dringen an drei Stellen durch Spalten aus ihm hervor. Die Temperatur der unteren, grÖfseren Quelle war 65,5 Grad C., die der obern 63 Grad, und die Temperatur der zur Seite liegenden dritten, 53 Grad C. Beim Regen sollen sie wärmer, und beim Gewitter im Winter am wärmsten sein; wahrscheinlich eine Täuschung, veranlagt durch die nach der Witterung verschiedene E m pfindlichkeit des Körpers. Die Quellen setzen an Stei* nen und Rinnen Schwefel ab. Fahrt in die Chatliam-Strafst. Chatham-Strafse wird der Meeresarm genannt, w e i cher die Insel Sitcha auf der Nordost-Seite begrenzt, und sie von den Inseln trennt, die Zwischen ihr und dem Festlande liegen. Um von Neu-Archangelsk in jene Strafse zu gelangen, fuhren wir durch die Christrowskisclie Enge in den Olga-Canal. Die Ufer der erstem bestehen aus Grauwacke, welche auch die rechte (östliche) Seite des OlgaCnnals einnimmt. Die linke Seite desselben, welche von der Edgecomb-Insel gebildet wird, hat unter anderen auch vulkanische Gebilde. W i r landeten hier. Das erste anstehende Gesteiii war ein Mittelgestein von Grauwacke und Torphyr. Im Osten vom Landungsplatz läuft eine Felswand mit steilen Seiten ins Meer aus. Sie besteht aus braunem und schwarzem Pechsleinporphyr, der abgerundete Massen von dichtem Basalt einschliefst. Dia vulcaniscben Felsavten der Insel erstrecken sich nach N. bis zu dem Bette einer früheren Meerenge, welche die trockne Durchfahrt genannt w ird, und die Insel Edgecomb in zwei Hälften theilt. In der nördlicheren findet sich die Grauwacke wieder ein. Das gegenüberliegende Ufer des Olga-Canals besteht durchweg aus Kieselgrauwacke, wie sie bei Neu-Arcliangelsk vorkommt. Dieselbe Fels-

48 att bildet auch eine Insel vor dem Ausgänge des Canals in das Meer. "Wie die Edgecomb-Insel Ton def sogenannten trocknen Durchfahrt, so 'wird Sitcha von einem noch schiff* baren Meeresaria quer zerschnitten. In diesen fuhren \vir um zur Chatham-Strafse zu gelangen. Die Strömung dorlhin war so heftige dafs -weder Steuer noch Ruder Wirkten» Das grofse zehül-udrige Boot drehte sich, und kam init dem Steril voran in die Strafse; des Capitains kleineres Boot tanzte förmlich einen Walzer. Diese Strömung hält während der Flulh an; mit der Ebbe macht sie die rückgängige Bewegung aus der ChathamStrafse in das Meer, mit gleicher Heftigkeit; nur in der Zeit zwischen Flulh und Ebbe herrscht Ruhe; Die Ufer der Durchfahrt und an der Chatham-Strafse bestehen aus Grauwacke. An dem Landungsplatz fan* den sich überdiefs Gerolle und Blöcke von grobkörnigem Grünstein, der Magneteisen und Schwefeleisen enthielt» ßarometerbeobachtungen» Sitcha. Am Meere, Barom. 340,5'"Therm. 13,5° C.\ Vorderer Gipfel des > 2376 Fiifs Par. Pyramidenberges 310,7b"' — 11,9° C.) Pyramidenberg 301,5'" — 9,8° C.} 776 Füfs Par. 3152 Fufs über

dem Meer. Edgecomb* Barom.

Therm. Par. F.

Am Meeresufer 6 Uhr Morg. 762,0 Mill. 9,2° C. ] . 744,0 — 11,2— 616,8 / O |l lste Station aufwärts 2te Station aufwärts 715,0 — 12,8— 1649,4 40 Fufs unter dem Gipfel 682,9 — 10,6— 2S12.8 \ g lste Station abwärts 734,0 — 13,1— 926,4 | 2te Station abwärts 759,0 — 13,9 — 45,0 I J Meeresufer 6 Uhr Abends 760,1 — 14,4— I

49 Für die Messung der Edgecomb hat man den Stand des Barometers am Meere, zu Anfang und Ende derselben, kann also mit ziemlicher Genauigkeit den Stand desselben in den Zwischenzeiten, und mithin die Höhe j e des einzelnen Standpunkts unmittelbar über dem Meer, genauer berechnen, als durch Summirung der einzelnen Stationen.

C a l i f o r n i e n . A m Anfange des Octobers 1 8 2 4 näherten wir uns der Küste von Californien, die wir unweit der Bay St. Francisco zu Gesicht bekamen. Die Küste steigt 5 0 0 bis 6 0 0 Fufs steil an; das Land hatte ein verdorrtes A n sehen , die Berge waren mit trocknein Grase und krüppeligem Gesträuch bewachsen; nur einzeln standen Eichbäume auf der Ebene; den Hintergrund der Bucht begrenzten Fichtenwäldchen. Die Einfahrt in die Bay geht nach O. und ist keine Seemeile breit. Von beiden Seiten stürzen die Ufer jäh ins Meer. Auf der Südseite hat die vom Ufer abprallende Strömung eine Sandbank gebildet; auf der Nordseite ist das Wasser tief, aber voll Klippen. Die B a y giebt nach N. und S. O. Nebenbuchten ab. Auf der Südseite liegt, unweit der Einfahrt, die Festung und das Präsidium St. Francisco ; eine Legua (5 Werst) östlicher, die Mission gleiches Namens, und 2 0 Leguas in O . S . O . , die Mission St. Clara. Der Berg auf welchem die Festung liegt, besteht aus Serpentin mit Ophit, Schillerspath und Schaalentalk. L e t z terer bildet auch die W a n d an der Meeresküste, w o er grofse kv> geln von Serpentin enthält. Ein kleines T h o n scliieferlager scheint hier in oder auf dem Schaalentalk zu liegen. Das Gerölle an der Meeresküste besteht aus D

50 Talk, Serpentin und Sandstein, der auch weiter nach S., beim Punto dos L o v o s -vorkommt, einem Vorgebirge, welches von den Seelöwen seinen Kamen erhielt, die sich liier aufzuhalten pflegen. Der Sandstein ist braungelb, hat einzelne schwarze Flecken, glänzende Schüppchen von weifsem, talkartigem Glimmer, ein feines Korn, und ziemliche Härte. Zu einem dunkelgelben Sande zerfallen, bedeckt er auch die Gegend von der Festung bis zur Mission S. Francisco. Zwischen der Festung lind dem Präsidium stöfst man bald auf Sandstein, bald auf Serpentin, w a s einen Wechsel beider Felsarten anzuzeigen scheint; doch findet sich von dem Präsidium bis zur Mission St. Francisco keine Spur von Serpentin, sondern blofs Sandstein, der dem-' nach hier die Hauptmasse bildet, und entweder den Serpentin eingelagert enthält, oder ihn als spätere Bildung verdeckt, so dafs er nur stellenweise aus seiner Hülle hervorragt. Das Einscliiefsen war nirgends zu bestimm e n , da der Serpentin ungeschichtet ist» und der Sandstein nur schlechte Felsentblöfsungen hat. Bootfabrt nach St. Clara.

W i r schifften nach O. S..O. in eine grofse Nebenbucht, die so breit ist, dafs man an mehreren Stellen die einander gegenüber liegenden Ufer, die niedrig und fast vollkommen eben sind, nicht erblickt. Kur einzelne Klippen ragen längs denselben über dem Wasser hervor. W i r landeten an einem Vorgebirge, das an dem südlichen Ufer von einer solchen Klippe gebildet wird. E s wurde nach unserem Schiff Predprijatie benannt. Von der Landseite begrenzt ein Sumpf, den die hohe Fluth überschwemmt, den Fels, der aus gelbem und rotliem Jaspis, und gelbem Hornstein besteht. Letzterer hat 2 bis 3 Z o l l starke Schichten, die ein rother Leltenbesteg trennt. Sie neigen sich am Landungsplatz N . W . g. W ' und wenige hun-

51 dert Schritt weiter, nach W . und W . S. W . , unter einem Winkel von 45 Grad. Stürzung war nirgends warnelimbar. Das Felsprofil deckten Quarzadern auf welche die Schichten durchsetzen. Ein grofses Stück Scliwarzinangan-Erz lag am Strande. Nach einer langen Fahrt gegen S . O. landeten wir an dem Ufer eines Flusses, der ein niedriges, angeschwemmtes L a n d bewässert, und, wie die meisten Flüsse dieser Gegend, blofs ein Arm des Meeres zu seyn schien. St. Clara liegt auf einer weiten Ebene, deren schwarzer Boden -von der anhaltenden Dürre zerrissen war. Hin und wieder standen grofse Eichen. Z w e i Bergzüge bilden in der Ferne die Begrenzung. Der eine erstreckt sich von S . W . nach N. O . , der andere von S. O. nach N . W . ; w o beide zusammentreffen, liegt am Fufse des letztern, die Mission St. José, Die Berge sollen, nach Herrn Dr. S i e w a l d ' s Beobachtung, aus Muschelkalk bestehen, und heifse Quellen haben. Die vordere Bucht an der Nordseite der B a y .

Die Ufer scheinen überall felsig zu seyn; nur das Nordende ist niedrig, und trägt einen hohen Fichtenwald. An der Westseite stellt ochriger, rothbrauner Jaspis, mit Kalkspath- und Quarzadern an. Seine zahlreichen Klüfte enthalten Schwarzmangan-Erz angellogen. Weiter gegen N . fand sich ähnlicher Sandstein wie am Fräsidio. Er hat gegen 3 Fufs mächtige Schichten, die Sé W . S , einscliiefsen. Die Ebbe hinderte uns tveiter gegen N. vorzudringen. W i r fuhren in eine andere kleinere Bucht, die der JJestung gegenüber liegt. Hier findet sich Grünstein in der Fuclitung des Serpentins der Südküste, und wahrscheinlich die Fortsetzung desselben. Quarzadern und Jaspisuesler kommen in ihm vor. Ich folgte dem Ufer nachS., traf wieder auf rothen, ochrigen Jaspis, S. W . g. D 2

52 W.

geneigt, und dem F e l s e n am V o r g e b i r g e

ähnlich;

auch der L e t t e n b e s t e g

fehlte nicht. sen

W e i t e r nach S . W .

Schichtenstellung

aber

zwischen

Tredprijatie

den S c h i c h t e n

stand Sandstein an, d e s -

nicht

beobachtet

werden

k o n n t e , w e i l die z u r ü c k k e h r e n d e F l u t h m i c h vertrieb. A n d e m gegen die B a y auslaufenden V o r g e b i r g e d i e ser B u c h t , die T e u f e l s n a s e genannt, w a r die S t r ö m u n g s o heftig, drohte.

dafs sie

m e h r e r e M a l e das

Boot

W e g e n dieser Gefahr w u r d e

umzuschlagen

der erneuerte

Be-

such der B u c h t untersagt. Reise nach Rof3, D i e vorhin beschriebene,

nach N. gerichtete N e b e n -

bucht, w i r d durch eine B e r g r e i h e von einer z w e i t e n , ö s t licher gelegenen B u c h t geschieden, die ebenfalls gegen N . i n das L a n d dringt, aber giöfser als die vordere ist, und gegen

N. O.

hangt.

Ein

mit

einem

weiten

stroinartiger S e e a r m

Meerbusen führt

zusammen-

zwischen

niedri-

gen Landflaclien, w e l c h e die F l u t h ü b e r s c h w e m m t , in die B u c h t , deren B e r g - B e g r e n z u n g auf der W e s t s e i t e z u r ü c k weicht,

a u f der O s t s e i l e aber naher

pn die K ü s t e r ü c k t .

A n dem F u f s dieser B e r g r e i h e liegt die Mission S . F r a n cisco

Solano,

700

wo

der L a n d w e g

nach B o d e g a

und

R o f s führt. Die Berge

bei S t . Francisco

S o l a n o sind

als die früher g e s e h e n e n , u'jd einige dieser Z e i t in Califomien ihnen herab. der H ö h e n .

fliefsende

eine S e l t e n h e i t ,

buschiger B a c h e , zu

kommen

von

Grofse F e l s b l ö c k e liegen an dem A b h ä n g e S i e bestehen

rorphyrschiefer,

aus P e r l s l e i n ,

porösem B a s a l t

s c h w a r z e n , schlackigen A d e r n , verwitterte L a v a .

Die Berge

Basaltporphyr,

und rother

Lava,

mit

A n s t e h e n d ist eine rotlie, sind nicht

zerrissen,

wie

a u f O - T a h i t i und K a m t s c h a t k a , sondern sanlt ansteigend, und kuppig, w i e die S e r p e n t i n - und Saudsteiu-Hiigel

um

S t . F r a u c i s c o ; doch scheinen sie vulkanisch zu seyn, denn

53 der von Ich den

Fnclre der Mission zeigte mehrere Pfeile, mit Spitzen Obsidian, welcher sich in jenen Bergen finden soll. konnte sie nicht besuchen, da -wir früh, am folgenMorgen, die Reise fortsetzen mufsten.

Der W e g führt W . g. W , , zuerst über Flachland, dann über einen Nebenzweig der Berge von Francisco Solano. Zwei Legnas von der Mission fand sich wieder rothe, verwitterte L a v a , und eine halbe Legua weiter Perlstein-rorphyT. Der W e g senkte sich jetzt zu einer grofsen Ebene hinab, die mit vulkanischen Felstrümmern bedeckt ist. Eine Bergkette begrenzt sie in O. und schliefst sich gegen N. einem höheren Gebirge an. An der Westseite der Ebene zieht eine Hügelreihe ebenfalls nach N. Sie besteht aus Sandstein, Hornstein und J a s pis, und erhebt sich 2 Leguas vor Bodega, zu ziemlich steilen Bergen, w o das Gras verdorrt und die Flüsse ausgetrocknet waren. Bodega berührten w i r nicht; der Ort blieb uns zur Linken, d. h. westlich, an der Meeresküste, die wir bald w i e eine W a n d , gegen 40 Fufs hoch ansteigen sahen. Eine Ebene begleitet hier die Küste, wird von Bergen in O. begrenzt, und von mehreren trocknen Flufsbetlen durchschnitten, die gegen das Meer auslaufen. Die Küste besteht aus Sandstein, dessen Schichten nach N. neigen. Sechs W e r s t vor Rofs kommt ein Bach, von den Russen Siawänka genannt, aus den hohen östlichen Beigen herab. Er führt kleines Granitgerülle in Menge. Herr C h l e b n i k o w , Director der RussischAmerikanischen Compagnie in Sitclia, hat an den Ufern des Baches Strahlstein anstehend gefunden; ich sah ihn nicht. Der W e g steigt von hier gegen 1000 Fufs an. Die Höhen sind mit hohen Fichten, Rofskastauien und anderem Laubholze bewachsen; in den tiefen Thälern bre-

54 clien Quellen hervor ; kurz die ganze Gegend gewinnt einmalerisches Ansehen. Auch hier stellt überall Sandstein an. Er umglebt die kleine Bucht, in welcher Rofs, die südlichste Niederlassung der Russen an der Westküste von Amerika (38° 30' 2 8 " nürdl. Br , 122° 45' 4 6 " westl. Länge v. Greenw.) gelegen. Die Felsschichten zeigen an der Nordseile der Bucht besonders deutliches Eiuschiefsen nach N. W . , w e i terhin ist es ganz nach N. gerichtet. Das Gestein ist in den untern Bänken feinkörniger als in den obern, die nach aufsen in Conglomérat übergehen, W i r kehrten auf dein W e g e den w i r gekommen w a r e n , nach St. Francisco solnno zurück; Herr Hofrath E s c h s c h o l z folgte der Küste in einem Lederboot. Er sah an dem Vergebirge Bodega (38° 14' 4 0 " nürdl. Br.) grobkörnigen Syenit anstehend, und Sandstein, der mit dem früher beschriebenen Aebnliclikeit h a t , aber doch stellenweise an Grauwacke erinnert. Die Lagerung wurde nicht ausgemittelt. Zwischen Bodega und l'uuto di Reis fand sich rother, ochriger Jaspis und Chalcedon, die auch zwischen diesem Vorgebirge und der Einfahrt in die St. Francisco-Bay vorkommen, Herba boena.

Starke W i n d e nötliigten das Schilf, sich nach S . O . tiefer in die Bay zurück zu ziehen, und in der kleinen Bucht Herba boena Schutz zu snchen, Ihr gegenüber liegen zwei Inseln; die gröfsere besteht ganz aus Sandstein , die kleinere aus Serpentin, der mit weifslkhem Schaalentalk überzogen ist. Das Ufer hat wieder Saudstein, dessen Lagerung nicht bestimmt werden konnte. Rio sacramento.

Durch die Bucht, au welcher S. Francisco solano gelegen, und durch dea zweiten Busen, mit deui sie gegen

55 O . zusammenhängt, schifften wir in den Rio sacramenlo, der sich von N. O. in denselben erliefst. W i r landeten an einem V o r g e b i r g e , kurz vor der Strommündung. E s besteht aus Sandstein und Conglomérat, dieses unter jenem. Ein Ivalkstein-Lager in dem Sandstein, und zwischen ihm und der D a m m e r d e , etwa 15 Fufs über dem Wasserspiegel, eine Bank Austerschaalen, d i e , nach Herrn E s c h s c h o l z B e s t i m m u n g , einer jetzt unbekannten Species angehören. Auf der Fahrt, längs dem Ufer des S t r o m s , waren mehrere K a l k s l e i n lager in dem Sandstein sichtbar, und wahrscheinlich finden sie sich auch in den benachbarte^ Bergen, denn diese hatten weifse Streifen und Flecken. A n der Mündung des Stroms stehen die SandsteinB ä n k e aufrecht, orier fallen gegen S . O . , oberhalb gegen S . W . Die Schichten sind oft g e w u n d e n , und werden von einein andern Sandstein quer durchschnitten, der feinkörniger und schwerer ist, als das Gestein der Hauptmassen. Der Strom hat an seinem 1 0 0 Faden breiten A u s flufs steile F e l s w ä n d e , und einen so raschen L a u f , dafs er selbst die Flutli zurückweiset, und das W a s s e r des Busens mithin versüfst. Oberhalb der Mündung dehnt er sich a u s ; das jenseitige Ufer schwand uns aus dem Gesicht. A n demjenigen welchem wir folgten, hatten die S a n d s t e i n - B ä n k e das Streichen von S . O i nach N. W . Der R i o pescadores vereinigt sich mit dem R i o sacramento ; das L a n d wird eben, nur in der Ferne erscheinen hohe Bergzüge, die sich gegen den Strom verflächen. Nach eintägiger Fahrt landeten w i r an hügeligem Ufer, das von mehreren Thälern durchschnitten wird, und überall aus Erde zu bestehen schien. Die weite A u s sicht nach N., welche man von den Anhöhen hat, w u r d e durch eine hohe Gebirgskette mit Schneegipfeln, (daher auch Serra nevada genannt), begrenzt. Der R i o sacra-

56 mento schien von dort zu kommen. Der Lauf desselben w u r d e von hier an immer rascher; "wir brachten den ganzen Tag auf eine Strecke zu, die wir bei der Rückkehr in l j Stunden durchflogen. Docli gelangten w i r so weit, dafs wir von dem ersten unabhängigen IndianerDorf nur noch eine Tagereise entfernt w a r e n ; da liefs die Heftigkeit des Stroms uns nicht weiter aufwärts fahren, und nöthigte zur Rückkehr. den Die ren den

Der Rio sacrainento soll oberhalb noch zwei Flüsse, Rio Jesu Maria und Rio S. Joaquim, aufnehmen. freien Indianer welche w i r besuchen wollten, gehözu dem Stamm der Suisanes, den Tapfersten unter Eingebornen.

Z u m Schiff zurückgekehrt, wurde alles zur Abreise in Bereitschaft gesetzt. Noch einmal ritt ich in die Mission St. Francisco. Ich fand dort zum Bau von Grundmauern grofse Steine angefahren, die ich für duukeln Granit erkannte. Auf meine Frage, w o sie gebrochen w o r d e n , wiefs der Padre nach den landwärts gelegenen Bergen hin, die ich leider nicht mehr besuchen konnte.

Sandwich

-

Inseln.

Die Seefahrer nennen sie ein irdisches Paradies. Nach O-Tahiti die Erwartungen steigernd, schuf unsere P h a n tasie sich die reitzendsten Bilder. W i r wurden unangenehm überrascht! Mowee, das erste dieser Eilande, das wir am 9ten December 1824 sahen, erscheint grofsartig z w a r , aber durchaus düster. Ein Gewirre schwarzer Berge die bis in die W o l k e n ragen; nirgends das lachende Grün laubreicher Bäume, w i e in denThälern von O-Tahiti. Die Vegetation überhaupt spärlich, fast ärmlich. Selbst der Brodfrucht-Baum ist selten; die Cocos-

57 P a l m e der einzige Schmuck der Insel. Doch w e r von der unwirlhbaren Nordwest-Küste A m e r i k a s kommt, hier einen milden Himmel und seine Spenden, eia civilisirteres V o l k , als auf irgend einem andern Eilande der Siidsee, Ansiedler aus den Nordainerikanischen Freistaaten und aus Europa, durch sie Erzeugnisse fast aller L ä n d e r der Erde, zur Abhülfe seiner Bedürfnisse findet; dem m ö gen die Sandwich-Inseln wohl vor allen Teitzend erscheinen, und eben den Seefahrern welche zwischen Nordw e s t - A m e r i k a und China schiffend, hier zu Stationiren pflegen, verdanken sie ihren Ruf. Von den acht Inseln der Sandwich-Gruppe habe ich nur drei näher kennen g e l e r n t : W o a h o o , M o w e e und Owhyhee. Woahoo. "Wir näherten uns zuerst der Nordost-Küste, w o das L a n d bedeutend niedriger ist, als O - T a h i t i , und ohne ausgezeichnete Berge. Die Anhöhen sind, w i e die Ebene, schwarz und w i e verbrannt, die Gipfel allein buschig. W e n i g e Thäler laufen gegen den breiten Küstensaum aus. Auf der Fahrt nach Hanaruru, dem Hafen der S ü d seite, folgten w i r der Küste in geringer Entfernung. Isolirte K e g e l , mit abgeplatteten, auch w o h l eingestürzten Gipfeln, liefsen ausgebrannte Vulcane deutlich erkennen. Ihr Fels w a r geschichtet, die Bänke schienen horizontal zu liegen, und stellenweise nach der einen oder andern W e l t g e g e n d sich zu neigen. Obgleich dem L a n d e so nah, fanden w i r mit dem Tieflolh auf 7 0 Faden keinen Grund. Den Hafen Hanaruru bildet ein Korallenriff, der nur eine schmale, 2 1 Fufs tiefe Einfahrt offen gelassen hat. Das Becken ist geräumig und tief. Zur Zeit der Ebbe ragt das Riff über dem W a s s e r hervor, und der H a fen ist dann ganz geschlossen. Zwanzig Schiffe, meist

58 unter Nordamerikanischer Flagge, lageu bei unserer Ankunft in demselben, Die Stadt Hanaruru breitet sich vor der Mündung eines offenen Thaies aus, dessen Boden hier aus Korallen-Kalk besteht. Sie zählt einige hundert reinliche und geräumige Hütten, über welchen zweistöckige, hölzerne Häuser von europäischer Bauart, wie Pallaste, einzeln hervorragen, XJqweit der Stadt liegt ein isolirter Vulcan, der zu einer Festung benutzt, tabu, also unzugänglich war. P e r Berg ist rund, gegen 400Fiifs hoch, und steil; sein Kraterrand auf der Nordwest-Seite eingestürzt. In O. S. O. vom Halen, auf derjenigen Spitze der Insel, die nach Morotoi weiset, erhebt sich am Meer ein ähnlicher alter Vulcan, der Demanthügel. Der W e g zu ihm führt nach O. S . O . über eine Ebene, dessen Boden aus Korallenkalk besteht, und mit Blöcken von porösem Basalt, der Olivin enthält, bedeckt ist. Die Blöcke sind scharfkantig, als hätte sie eine Eruption, und nicht das Wasser hierher gebracht. An Stellen wo aus den Bergen fruchtbare Erde angeschwemmt worden, sind Cocos-rflanzungen und Taroo-Felder angelegt worden, welche letztere durch weit herbeigeführte Gräben bewassert werden. I m Uebvigen ist die Ebene nur dünn begrast. Der Demanthügel, welcher sich an der höchsten Stelle etwa 500 Fufs über das Meer erhebt, besteht aus geschichtetem, braunem Trafs, der Kalk in Adern und Nestern enthalt. Die Schichten sind 2 bis 3 Zoll mächtig, und neigen sich wenig nach N. O. g. O. Der Rand des Kraters ist schmal, seine Tiefe beinahe 20 Faden, sein Boden mit Gras bewachsen; die Einfassung auf der Südost-Seite eingestürzt. Nicht einmal Bergkrystalle, geschweige denn Demanten, waren hier zu finden. Die angrenzenden Berge, zu welchen sich die Ebene erhebt, enthalten Basalt, der aulseu verwittert und ge-

59 schwärzt, auf dem frischen Bruch hellgrau ist. Seine Schichten liegen horizontal und sind gegen 3 Fufs mächtig. Das Thal an dessen Ausgange Hanaruru liegt, streicht nach N. Q . durch Basaltfelsen, deren wenig nach S. W . geneigte Platten quer durchschnitten werden. Das G e stein ist hellgrau, porös, in der Nahe der Absonderungsklüfle körnig, und hat Olivin in einzelnen Krystallen. Das Gerölle des Bachs war von derselben Felsart. Das Hanaruru-Thal erhebt sich so unmerklich, dafs man sehr überrascht ist, an seinem Nordost-Ende plötzlich vor einem jähen Absturz zu stehen, und das Hügelland an der nördlichen Seite der Insel zu erblicken. Die Basaltplatten sind an der Felswand nach N. W . geneigt. Ein alter Vulcan, dem DemanthLigel ähnlich, liegt so nahe, dafs man von der Höhe in seinen Krater sieht; ein anderer Vulcan erhebt sich an der Spitze einer Landzunge. Sechs W e r s t von dem Hafen, in W . , findet sich ein S e e , der in trockner Jahreszeit mit einer Salzrinde sich bedecken soll. Er liegt in einer kraterähnlichen Vertiefung, die in N. W . von Traisfelsen, deren Bänke nach N . W . einscliiefsen, auf den andern Seiten von dem hellgrauen, blasigen Basalt der Insel, dessen Tlatten hier nach N. O. fallen, eingeschlossen wird. Aufser Olivin findet sich in den Höhlungen auch Slilbit. Das Wasser des Sees war scharf salzig, aber nicht bitter. Da es kurz zuvor geregnet hatte, fand ich kein Salz, erhielt aber aus, einer benachbarten Hütte ein S t ü c k , etwa einen Zoll dick; die Rinde soll selten stärker seyn. B e i der Ankunft in dem Hafen liefsen Blöcke von Granit mich hoffen, diese Felsart auf der Insel anstehend zu finden; sie waren aber als Ballast aus China hierher gebracht worden. A m 31sten December schiffte ich mich auf einem nor¿amerikanischen Fahrzeuge, gefühlt von Mr. B e k l e y ,

60 nach Mowee und Owhyhee ein. Widrige W i n d e hielten uns ein Paar Tage zwischen Morotoi und Ranai auf. Jene Insel ist, mit Ausnahme der Westspitze, fast eben, hat weder Bäume noch Gebüsch. Auf der Westspitze erhebt sich ein einzelner Berg, vielleicht 2000 Fufs steil über das Meer. Seine Gehauge sind tief gefurcht; sein Fels schien nach Forin und Farbe Basalt zu seyn, dessen Platten sich w i e die Bergseiten neigten. Rnnay ist wenig höher als Morotoi, und besteht gleichfalls aus Basalt. Hinter diesen Inseln steigt ein Kolofs aus dem Meere hervor — das hohe Mowee. Mowee.

Die Insel hat keinen Hafen, sondern nur eine Rhede, welche von Morotoi, Ranay und einer dritten kleinen Insel geschützt w i r d . Der Küste folgt, 5 bis 6 Fufs unter dem Wasserspiegel, ein Korallenriff, an dessen Aufsenseite das Meer 25 Faden tief ist. Mowee besteht, gleich O - T a h i t i , aus zwei Theilen, die durch einen schmalen, angeblich flachen und sandigen Isthmus aneinander hängen. Die Rhede auf welcher Mr. B e k l e y ankerte, befindet sich an der Westseite des nordwestlichen kleineren Tlieils der Insel, auf welchem die Stadt Laheine liegt. Die beiden Missionäre, Herr S t e w a r t und R i c h a r d , nahmen mich mit zuvorkommender Gastfreundlichkeit in ihrer Wohnung a u f , und begleiteten mich auf meinen Wanderungen. Oestlicli von der Stadt erheben sich, unweit des Meeres, spitz zulaufende Berge, deren Gipfel mit Bäumen bewachsen sind. Die Seiten steigen unterhalb allmählig a n , und sind mit blasiger L a v a und Augit balligem Porphyrschiefer bedeckt, deren Trümmer von der steilern obern Hälfte hiuunterrollten. Ich schätze die Höhe dieser Berge auf 6000 bis 7000 Fufs. Nach Herrn

61 v. K o t z e b u e ' s Messung ist der ansehnlichste Berg auf Mowee, 10014 Fufs über das Meer erhoben. An dein Tage nach meiner Ankunft wurde in Hrn. R i c h a r d ' s Begleitung die erste Exc ursion unternommen. Wir gingen nach N. W . N. über Flachland, durch eia trockenes Flufsbett, welches sich aus den Bergen herabwindet, zu dem Dörfchen Kanaperre, und von dort durch das Thal Eipopo in die Berge. Bis zu dem Dorf breitet sich Gerölle von Porphyrschiefer und Lava aus; bei Kanaperre steht olivinhaltiger Basalt an, der in Platten abgesondert ist. Er begrenzt auch das E i p o p o - T h a l zu beiden Seilen; hat dort zwei Faden mächtige, horizontale Bänke, die oberhalb verwittert und porphyrartig, in der Tiefe fest und dicht sind. Zwischen dem Fels und Basen liegt rolher L e h m . Der Rückweg führte an den Bergen vorbei. Wir fanden einen allen Krater, der von basaltischer L a v a , in gewölbten Bänken, eingefal'st, von S . W . nach N . O . s e i n e Längenerstreckung hat. Ain dritten Tage gingen wir längs dem Küstensaum nach S. Das L a n d ist hier mit Cocospalmen und Brodfrucht-Bäuinen zahlreicher besetzt, als in irgend einer andern Gegend der Insel. Das Gerölle fand ich dem früher beschriebenen ähnlich. E s kündigte auch hier den Basalt, als herrschende Felsart an. Nach ein Paar englischen Meilen öffnete sich gegen N. O. das Thal Kaliowai, welches die Insel quer durchschneidet. Ein kleiner Bach nimmt fast ein Viertel der Sohle ein, die sich aber bald sehr verengt, indem von beiden Seiten die hohen steilen Felsen gegeneinander rücken, so dafs das Thal zuletzt einem Spalt gleicht. Das Gestein ist durchweg B a salt, dessen Platten sich gegen W . S . W . neigen. Der Gang auf dem durch Regen erweichten L e h m boden war so beschwerlich, dafs wir uns entschliefsen mufsten umzukehren, ehe wir auf der Nordost-Seite das

62 Meer gesehen hatten. Auf dem Rückwege fand ich B a salt mit eingesprengtem Eisenkies. Er verlor sich bald, und das Gestein nahm den vorigen Character wieder an. Der vierte Tag w a r zu einer Fahrt nach dem groIseren und höheren Theii von Mowee bestimmt; doch Herr B e k l e y wollte oder konnte nicht länger verweilen ; w i r gingen also nach Owhyliee unter Segel. Schwan eher W i n d hielt uns zwei Täge in der See auf; am Morgen des dritten Tages lag Owhyhee in seiner ganzen Pracht vor uns. Owhyhee,

W i r näherten uns kurz vor Sonnenaufgang der Insel. Im Vorgrunde lag der WorroraY, hinter ihm zur Rechten der Mauna Roah, zur Linken der Mauna Keah. Ihre Gipfel leuchteten w i e Gold über dem Dunkel das die Insel einhüllte. Als aber die Sonne hinter dein Mauna Roah erschien, schwand das reitzende Bild in Nebelduft. Der Worrorai, uns um vieles näher als die übrigen Berge, schien der höhere. Er ist ein einzelner Pic, mit zerrissenem Gipfel, und trägt deutlich das Gepräge eines Vulcans. Vor ungeiähr 30 Jahren warf er zum letzten Mal Feuer aus. Mauna Roah steigt allmählig von N. O. nach S. W . zu einer aufserordentlichen Höhe a n , und senkt sich eben so sanft au£ der andern Seite herab. Seine Länge mag viele Meilen betragen, denn er gleicht eher einem Gebirgszuge als einem einzelnen Berge. Mauna Keah ist dem Worrorai ähnlich, überall steil und mit Zerrissenem Gipfel. Auffallend ist, dafs man auf der Insel den Mauna Keah durchgängig für den höheren Berg hält, da doch mehrere Messungen das Gegentheil bezeugen. Herr v. K o t z e b u e , dessen Bestimmung die genauste seyn mögte, giebt dem M. Roah 14899 Fufs, dem M. Keah 13080 Fufs Höhe über dem Meer. Mir

63 schienen, von der See ans, beide Berge gleich hoch zu seyu, aber der Keah war der bei weitem entferntere. Gegen Abend fuhren wir ans Land. Kairüa, der Sitz des Gouverneurs von Owliyhee, liegt an der W e s t seile der Insel, hart ain Puls des Worro/ai', auf einem Lavastrom, der von ihm ins Meer geflossen ist. Südlich von hier isl die Bucht Karakakua, wo bekanntlich C o o k das Ende seiner tliatenreichen Laufbahn fand. In Kairua begab ich mich sogleich zum Gouverneur* einem Eingebornen, den die Eugländer Ma s t e r A d a i n a nennen. Seine "Wohnung war ein zweistöckiges, hölzernes Haus, welches Nordamerikaner ihm für 5000 Thaler erbauten. Es hat in jedem Stock vier Zimmer. Wohnhaus, Nebengebäude und Hofraum sind von einer Mauer umgeben, die mit Kanonen von sehr verschiedenem Kaliber besetzt ist» Das alte Morrai, vor welchem noch die ungeschlachten Götzenbilder stehen, ist in ein Pulver-Magazin umgewandelt. In einem benachbarten steinernen Hause war die Leiche T a m e a h m e a h ' s beigesetzt. Ich fand A d a m s in dem Hofraum, unter zwei I*atidanus - Bäumen sitzend. Hinter ihm standen acht junge Männer, bis auf den Schurz, und eine weifse Tappa, — ein Tuch welches von der einen Schulter herabhing, — Unbekleidet. Ein weifser Strohhut deckte den Kopf. Jeden Augenblick seines Winks gewärtig, schienen sie Adjutanten-Dienste zu verrichten. A d a m s , grofs und dick, das Gesicht von Blattern zerrissen, die Augenränder roth, war Europäisch gekleidet. Nachdem er den in der Landessprache geschriebenen Empfehlungsbrief seiner Schwester, der Königin-Mutter, Fii (Fisch), den ich aus Hanaruru brachte, gelesen, und meinen Wunsch, den Mauna Roah zu besteigen, vernommen halte, sagte er in gutem Englisch: „Zwar sind acht Tage nöthig um den Berg zu ersteigen, doch kann man mit einiger Anstrengung den

64 W e g auch in sechs Tagen zurücklegen." Höchstens so lange wollte B e k l e y die Abreise verzögern. Arn andern Morgen sollten Führer und Provision in einem Boot an Bord geschickt werden, damit ich zu Wasser einen Theil des W e gGs zurücklegen konnte. Nach diesen B e rathungen wurde ich mit Rum und W e i n bewirthet, und von dem Herrn Gouverneur aufgefordert ihn zu portraitiren, was i c h , mit dem Mangel an Kunstfertigkeit mich entschuldigend, ablehnte. Man führte mich zu der Frau Gouverneurin. Auf einer Matte ausgestreckt, liefs Madame sich eben Rücken und Seiten von zwei Dienern kneten, als ich eintrat. W i e alle vornehme Frauen auf den Sandwich-Inseln, halte auch sie einen Umfang, von dem der, welcher solche Ungeheuer noch nicht sah, sich keine Vorstellung machen kann. Sie war so herablassend, mir nach dem Aroha (guten Tag) die Pfeife, aus der sie rauchte, anzubieten; diese wurde mir aber schon nach wenigen Zügen von einem Diener aus dem Munde genommen, und im Kreise umhergereicht. Ich stattete hierauf den beiden Missionären, Herrn T h o s t e r und B i s c h o p , meinen Besuch ab. Die freundlichen Männer bedauerten, dafs ich nicht eine W o c h e später nach O w hyhee gekommen war, weil sie dann Zeit gehabt hätten, mich auf meiner Reise zu begleiten. Das Anerbieten, bei ihnen zu wohnen, konnte ich nicht annehmen, weil ich noch mancherlei auf dem Schiff zu besorgen hatte, und den Steuermann desselben, Mr. H a l l , welcher der .Landessprache mächtig w a r , bereden wollte, mich auf den Mauna Roah zu begleiten, wozu er sich auch geneigt zeigte. W i r fnhren am andern Lande geschickten Boot a b ; Karakakua zur Seite. An Landungsplatz brachen sich Gewalt. Unser Steuermann

Morgen früh in dem vom hielten S . S. O., und liefsen unserem südlich gelegenen die W o g e n mit furchtbarer hielt ruhig in die Brandung

65 hinein. Die erste Welle rjfs den Balancier lofs, sogleich Sprang ein Kannaka ins Wasser und band ihn wieder an. Eine kurze Zeit tanzte das Boot auf den Wellen, ohne fortzurücken, dann befahl der Steuermann zu rudern, denn er wufste dafs jetzt eine kleinere Welle kommen, und das Boot bis an den felsigen Vorsprang der Küste führen 'würde. Ich ergriff Hammer und Tasche, und war zuerst auf der Klippe, von der ich ans L a n d eilte, ehe die höchsten Wogen mich erreichten. Die Bootsleute ruderten sogleich rückwärts, und nun stürzte eine hohe Wassermasse gegen die Küste und überschüttete die ganze Wand. Von meinem Standpunct konnte ich deutlich das Spiel der Wogen mit dem Canot beobachten. Oft war der ganze Kiel der vordem Hälfte sichtbar, und das Hintertheil tief im W a s s e r , dann verschwand das Fahrzeug gänzlich zwischen den hohen Wellen. Doch, wurde Alles glücklich ausgeschifft. Auf die Eingebornen am Ufer machte das gefahrliche Schauspiel gar keinen Eindruck; diese Art zu landen schien ganz gewöhnlich zu seyn. Die Felswand besteht aus L a v a . W i r stiegen rasch weiter gegen O., zu einem Ausläufer des Worrorai, der schwarze, schlackige B a s a l t - L a v a enthält, worin Olivin liegt. Die schwer beladenen Begleiter konnten kaum folgen, weil ihre nackten Füfse auf den spitzigen Steinen sehr litten. Vier Uhr Nachmittags hatten wir die höchste Stelle auf jenem Ausläufer erreicht. Die Leute konnten, der Ermüdung wegen, nicht weiter, und nölhigten uns hier zu übernachten. Wir hatten bereits die Region der baumartigen Farrenkräuter unter uns, und es begann die Region der hohen Laubhölzer. Der nackte Gipfel des WorroraT lag in N, von unserm Standorte, von dem ihn eine weite, sanft ansteigende, mit W a l d bewachsene Ebene schied. Das Meer, obgleich entfernt, schien zu unsem Füfsen zu liegen, M o w e e , Ranay und Morotoi E

66 •waren deutlich zu grauer Ferne. Die Trinkwasser mul'ste Worrorai' und seine

erkenhen; Woähoo zeigte sich-In Nacht war sternhell aber kalt. Das weit hergebracht werden, indem der Umgebung ah Quellen arm sind.

Als wir am andern Morgen unsere Wanderung fortsetzen wollten, erklärten unsere Führer, sie würden nicht einen Schritt weiter gehen. Im Fall wir allein das E r steigen des Mauna Roah wagen wollten, so würden sie tins den W e g hinauf beschreiben, und uns hier erwarten. Geldanerbietungen und Drohungen waren umsonst; gelassen erwiederten sie: dafs wir zu Hause bestraft werden, wissen w i r ; aber es ist das besser, als auf dem Berge zu erfrieren und sich die Füfse wund zu laufen. Da keine Vorstellung half, sollten mich die Leute w e nigstens auf den Gipfel des Worrorai bringen > den ich in einem Tage zu erreichen hoffte, aber sie versicherten, gewifs grundlos, es führe von unserem Standpunct kein W e g dorthin. S o inufsten wir denn, höchst verdriei'slich iiber die Hartnäckigkeit, welche, unser Vorhaben yerei-' telte, dem Mauna Hoali eher noch den Rücken kelu'en, als wir ihn in der Kälie gesehen halten. Dafs man in Kairua die Leute ins Gefängnifs steckte, machte nichts gut. A u f dem Rückwege kamen wir bei Ivarakakua über einen Lavastrom, der gegen 500 Faden breit war. Die unerwartet schnelle Endschaft unserer Reise erfreute allein Herrn B e k l e y , der gleich am andern Tage in See zu gehen beschlofs. Ich benutzte die noch übrige Zeit, mich in der Umgegend von Kairua umzusehen. Der Lavastrom, auf welchem Kairua liegt, ist breiter als der bei Karakakua, und, bis auf einzelne Cocos-' Pflanzungen, durchaus nackt und dürr. Erst in der h a K ben Höhe des Worrorai beginnt der W a l d , und zieht sich bis in die Nähe des entblüfsten Gipfels hinan. Die Lava hat an mehreren Orten Höhlen, die oberhalb zerrissen zu seyn pflegen Dem Strom zur Seite und in

67 i h m , liegen grofse Massen basaltischer L a v a , -welche O l i vin und Augit-Ivrystalle einschliefst, A d a m s liefs in der L a v a nach Quellen graben, "well gutes T r i n k w a s s e r vierzehn englische Meilen weit geholt werden mutete. gegangen,

Man w a r bereits 1 0 Faden in die Tiefe

ohne W a s s e r zu erhalten,

und die Felsstücke

w e l c h e zu T a g e gefördert wurden, zeigten sich noch eben so blasig w i e an der Oberfläche. Beim

Abschiede

von

den Missionären

erfuhr

dafs oberhalb K a i r u a , in geringer Entfernung Ort,

eine merkwürdige Hohle sich befände,

ich,

von

dem

die tief in

den B e r g hineingeht, und einen Ausgang zum Meer h a ben soll.

H e r r B i s c h o p hatte die Gefälligkeit, mich, mit

Laternen versehen, dorthin zu begleilen.

D e r Zugang ist

so niedrig, dafs w i r hindurch kriechen ipufsten. langt in eine G r o t t e ,

die etwa

anfänglich abschüssig, weiterhin horizontal ist. Boden liegen grofse Stücken L a v a , hängen L a v a - S t a l a c t i t e n herab.

Man g e -

1 0 Fufs hoch und breit, A u f dem

und \on der D e c k e

I m Hintergrunde

sich die D e c k e nochmals, und dann tritt

senkt

man in einen

1 5 0 Schritt langen, 2 0 Fufs hohen, gewölbten Saal.

Bo-

den und Decke, init vveifsem Kieselsinter überzogen, sind g l a t t ; die W ä n d e , durch Hervorragungen der L a v a , rauh. Ein Paar Maal wechseln,

auf ähnliche W e i s e , W e i l u n -

gen und Engen, dann gelangt man an einen unterirdischen S e e , der Meerwasser enthält, uud, w o w i r ihn sahen, 1;Fufs tief war.

Zur Zeit

der Fluth

kann

er hier

nicht

durchwatet werden, und auch jetzt inufsten die Eingebornen,

welche nus begleiteten und

einiger Entfernung

von

ins W a s s e r gingen,

uns schon schwimmen.

in

Bald

•verloren w i r sie und ihre L i c h t e r aus dem Gesicht, und hörten nur noch ihr lautes Gebrüll wiederhaben. Höhle soll

drei englische

Meilen lang seyn.

Die

Den S e e

fanden w i r 6 4 3 Schritt von dem Eingange entfernt,

und

68 nach der Messung eines Matrosen mit der L o g g - L e i n e , beträgt die Strecke 1 5 0 0 0 Fufs englisch. Bald nachdem ich in Woahoo angelangt w a r , verliefs unser Schiff die Insel. Es kehrte aber im Jahr 1825, auf der Heimreise, nochmals dorthin zurück; verweilte jedoch nicht so lange, dafs ich meine Untersuchungen hätte fortsetzen können; ich ergänze sie demnach durch die Kachrichten über Owhyhee, welche ich der gefälligen Mittheilung des Missionär, Hrn. S t e w a r t , verdanke, und füge die Nachricht von einem Naturereignifs hinzu, das sich während unseres letzten Aufenthalts auf W o a h o o zutrug.

Lord B y r o n der auf der Fregatte Blonde die Leichname des in England verstorbenen Königs der SandwichInseln

und seiner Gemahlin,

nach Owhyhee

gebracht

hatte, unternahm dort in zahlreicher Begleitung der E i n gebornen, mehrere Reisen in das Innere der Insel.

Von

den damals gemachten Entdeckungen theille Herr S t e w a r t mir folgende mit.

Auf der Nordseite der Insel ist

ein Lavastrom, im Hinabstürzen von einer 150 Fufs hohen Wand, erstarrt, so dafs man zwischen ihm und der Felswand durchgehen kann.

E l f Tagereisen von Knirua

fand sich ein thätiger Vulcan.

Sein oberer Kraterrand

hält 10 englische Meilen im Umfange, trägt einiges Gebüsch, ist 6 0 0 Fufs über dem ersten Absatz, innerhalb des Kraters, und 1 4 0 0 Fufs über dessen Boden erhoben, der gegen 2 J englische Meilen im Umfange haben mag. Die W ä n d e des Kraters sind rother F e l s ; Seite mit Schwefel überzogen.

an der einen

Die Lava des Bodens,

obgleich verhärtet, war sehr heifs.

Aus ihm erheben

sich 16 Kegel, der gröfste etwa 150 Fufs hoch, und alle speien Feuer.

In

der Nacht welche Lord B y r o n

und

69 Herr S t e w a r t am Rande des Vulcans zubrachten, fand eine neue Eruption Statt.

Woahoo am löten September 1825, Nachmittags. Die Luft -war rein, nur an den Bergen hingen Regen"Wolken; da glaubten wir, die w i r am Lande waren, m e h rere Salutschüsse, welche, stärker und schwächer, schnell auf einander folgten, zu vernehmen. Herr v. K o t z e b u e hörte auf seinem Schiff etwa zehn solcher Schüsse, die ihm von zwei Schilfen, das eine ü b e r , das andere unter dem W i n d e zu kommen schienen, denn der Schall w a r ein um das andere Mal schwächer. Bald nachher erfuhren wir, dafs, während dieser Explosionen, an mehreren Orten Steine aus der Luft gefallen waren. Ich besuchte die Stelle, w o eins der grüfseren Stücke gefunden wurde. Es hatte in den harten Lehmboden ein Loch, etwa 10 Zoll tief, geschlagen. Eine Feuerkugel oder ein anderes Meteor w a r nirgends gesehen worden, obgleich Eingeborne nicht weit von dem Ort standen, w o die Steine niederfielen. Aufser zahlreichen kleineren S l ü k ken, sah ich nur z w e i die gegen 3 Pfund schwer waren. Letztere haben einen schwarzen, schlackigen Ueberzug, der den kleinen fehlt, oder an ihnen nur stellenweise erhalten i s t ; ein Zeichen dafs sie Trümmer grüfserer Stücke sind. W i e die meisten, bisher bekannt gewordenen Aerolithen, bestehen auch diese aus eiuer feinkörnigen, hellgrauen Masse, mit braunen Flecken von Eiseuocher, der gediegenes Eisen umgiebt. Aehnliche Rostadern durchziehen die Masse; gelbliche, metallisch glänzende Pünktchen, die fein eingesprengter Eisenkies zu seyn scheinen, finden sich in Menge. Die übrigen B e s t a n d t e i l e wird die, demnächst bekannt zu machende chemische Zerlegung nachweisen.

70 L

U

Z

O

D.

I m November 1825 lief unser Schiff in die ManillaBay ein. Die Insel Luzon erscheint aus der Ferne hoch und mit spitzigen Bergen besetzt. Gegen die M a n i l l a - B a y verflachen sie sich. Die Einfahrt in diese wird von B e r gen begrenzt, an deren Fufs mehrere Dörfer liegen. I h nen folgt das Städtchen Cavite, und etwa 2 0 Werst nördlicher die Hauptstadt Manilla, beide auf einer weiten Ebene gelegen, deren Hintergrund von Höhen begrenzt wird. Die Ebene besteht durchgängig aus Trafs mit B i i n stein und vulcaniscliein Tuff, der grau, weich und stark verwittert ist. Samiulliche Häuser in beiden Städten sind aus letzterem erbaut. Den Trafsgrund deckt eine Schicht schwarzer Dammerde, die mit üppigem Grase und Bäumen bewachsen ist. Die Flüsse, fast alle unbedeutend^ haben tief eingeschnittene Betten. Der Vulcan von Taal.

Nach langem Harren erhielt ich endlich

von dein

General-Capitain Erlaubnifs und Pässe zur Reise in das Innere der Insel. Vulcans von Taal. nach S.

Ich begann mit der Untersuchung des Der W e g führt von Cavite gerade

Von dem Dorfe Terra alla bis St. Cruce de

Malabon reitet man längs einem Flufsbette, in ganz ebenem L a n d e , w o nur Trafs ansteht.

"Von S . Cruce bis

Indan läuft der W e g S . W . bergan.

Auch hier dasselbe

Gestein, nur grobkörniger.

Schilfgras, so hoch dafs es

dem Reiter zu Pferde über den Kopf reicht, bedeckt das Land.

Aus dem Grase ragen Bambubäuine hervor.

Indan mag schon 500 Fufs über dem Meere liegen. Die Luft ist hier reiner, die Nächte sind kühl.

An bei-

den Seiten des Dorfes üiefsen aus S. kommende Bache, deren Ufer ebenfalls aus

vulcanischem Trafs

bestehen.

71 In dem Bette fand sich Gerolle von verschiedenen vulcanischen Steinalten. Eine Grotte, in schwarzer", verwitterter Lava-Schlacke, enthielt von dieser eingeschlossene Basaltmassen und grofse Stücke verkohlten Holzes» Von Iudan ritten wir gerade nach S. Die Gegend gleicht der zwischen St. Cruce und Indan. Ohne gebahnten W e g waren wir drei Stunden lang durch das einförmige Land gezogen, da öffnete sich plötzlich ein weiter Thalkessel, und wir hielten an seinem 600 Fufs hohen Rande. Seinen Umkreis schätze ich fünf deutsche Meilen. Er ist waldig, und wurde auf der uns gegen^ über liegenden Seite von hohen Bergen begrenzt. In der Tiefe, gegen N. O., ein See mit mehreren schwarzen Inseln, auf deren gröfsten, in S. S.W., der rauchende Vulcan von Taal sich erhebt. Durch eine Senkung des Bekkenrandes erblickt man das Meer, in welches ein Bach den See ableitet. Gefesselt durch das herrliche Gemälde, safs ich lange unbeweglich auf meinem Pferde; meine Begleiter meinten, das Ziel der Reise sey hier erreicht, und waren sehf überrascht, als ich nach dem Wege fragte, auf welchem wir hinunter gelangen könnten. Ich mufste sie zwingen mir ihn zu zeigen. Anfänglich folgten wir dem Beckenrande, und gelangten in einen Urwald mit Bäumen von außerordentlichem Umfange, dann ging es plötzlich abwärts. Der Weg war sehr steil, die Pferde glitten stellenweise, fast sitzend, hinunter, und da wir endlich ge-* nüthigt waren, der zunehmenden Steilheit wegen, zu Fufs zu gehen, sanken wir bis über die Knöchel in den vom früheren Regen tief erweichten Thonboden. Fast nach vier Stunden langten wir beim See an, und nahmen in einigen benachbarten Hütten Quartier. Da sieh nur ein ganz kleines Boot fand, in welchem blofs ein Mensch riatz hatte, hofften meine Führer aufs Neue mich zur Rückkehr bewegen zu können^ schafften indefs doch Rath,

72 als ich nach dem sechs Stunden entfernten Dorfe Taal reiten wollte.

Sie fanden es besser, einen Soldaten hin-

zuschicken , der uns ein gröfseres Boot bringen sollte. Ich gab ihm meinen Pafs mit, und am andern Morgen konnte ich mich zur Insel übersetzen lassen. suchten die Begleiter meinen Entschlufs,

Auch hier

den Vulcan zu

besteigen, schwankend zu machen, indem sie versicherten, der Kraterrand sey unterwaschen, so dafs man sich ihm nicht nähern könne.

Die Furcht vor der nachfol-

genden Strafe w e n n sie mich verliefsen, nöthigte sie, mir zu folgen. Die Insel auf welcher der Vulcan sich befindet, b e steht aus Lava, die stark verwittert ist, so dafs der Fufs Eindrücke zurückliifst.

Die Seiten des Berges sind in

allen Richtungen tief gefurcht. ehe wir hinaufkamen.

Es dauerte daher lange

Ein schmaler Felskamm zwischen

zwei tiefen Schluchten, diente als Steig.

Er führte an

einen Abgrund, zu tief Und jäh, um ihn zu durchklettern. "Wir mufsteu auf Umwegen zum Gipfel zu gelangen suchen,

was uns endlich, nicht ohne grofse Anstrengung,

glückte.

Um, im Fall einer Unterwaschung

der innem

Kraterwand, vor dem Hineinstürzen möglichst gesichert zu seyn, mufsten die Führer, einander die Hände reichend, eine Kette bilden, deren vorderes Glied ich selbst war.

S o schritten wir langsam und bedächtig weiter.

Oben angelangt, fand sich aber keine Spur von der geschilderten Gefahr, und nun gestanden meine Begleiter, dafs keiner von ihnen jemals an dem Vulcan, geschweige denn auf ihm gewesen, obgleich ihr Geburtsort an dem Ufer des Sees liegt. von abgehalten,

Abergläubische Furcht hatte sie da-

und

auch ihre vorigen

Bemühungen,

mich zur Rückkehr zu bewegen, veranlafst. Der Krater ist rund, vielleicht eine Werst im Durchmesser.

Der Haupt-Lavastrom war nach S. S . W . ge-

flossen,

doch

sind Wände des Kraters nirgends ganz

73 durchbrochen, ISO Fufs hoch.

und an der niedrigsten Stelle w o h l noch Aus

dein Boden des Kraters erheben

sich, last in der Milte,

z w e i Aschenkegel, mit einigen

dreifsig rauchenden Oeffnungen.

Auf z w e i Seiten u m -

giebt verwitterter Lavagrund, auf den beiden andern S e i ten gelbes Schwefelwasser

die K e g e l .

A n dem nördli-

chen Fufs des einen, rauchte der Pfuhl ununterbrochen, und in dem Augenblick da ich den Kraterrand erreichte, fand eine schwache Eruption Statt.

E s stiegen nämlich

unter Brausen und Rauch Aschenblasen auf, ähnlich den Blasen einer siedenden Lauge.

Solcher Ausbrüche w a -

ren z w e i innerhalb 2 0 Minuten.

In den Krater selbst

konnte ich nicht gelangen; denn die W a n d , w e l c h e den trocknen Theil seines Bodens begrenzt,

ist

senkrecht,

und unter der andern minder steilen Seite liegt, hart an ihrem Fufs, der Schwefelpfuhl.

V o n der Sonne beschie-

nen schillerte derselbe w i e G o l d ,

und seine Umgebung,

die schwarze Lava, erhöhte noch den Glanz. Ein zweiter hoher Kegelberg mit einem Krater, liegt an dem Nordost-Ende der I n s e l , die überall nackt und schwarz, nur an ihrem Ufer einige Baume hat.

Rehe

graseten hier. Auf der Rückkehr aus dem w e i t e n Becken erkannte ich, beim Ersteigen seiner steilen Thalseiten, in dem anstehenden Gestein die Felsarten v o n Cavite und Manilla wieder. Eine schwere Krankheit, die mich bald nachher befiel, raubte mir Zeit und Kräfte, u m der Insel Luzon fortzusetzen.

die Untersuchung