Genese der Subjektivität: Zur Bedeutung der Kritischen Psychologie für die materialistische Pädagogik 3760906982

Seit dem Erscheinen von Klaus Holzkamps „Sinnlicher Erkenntnis" (1973) hat die Kritische Psychologie eine außerorde

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Genese der Subjektivität: Zur Bedeutung der Kritischen Psychologie für die materialistische Pädagogik
 3760906982

Table of contents :
Einleitung: Die „materialistische Dialektik" als Prozeß 9
Kapitel 1: Bürgerliche Quellen und marxistisch
fundierte Vorläufer der Kritischen Psychologie 19
1.1. Zur Herausbildung der Psychologie als Einzelwissenschaft
in Deutschland (Herbart, Wundt) 20
1.2. Die Psychoanalyse und das Problem unterdrückter
individueller Subjektivität 33
1.3. Das naturalisierte und isolierte Individuum als
impliziter Gegenstand der positivistischen i
Psychologie und die logischen Stufen ihrer Kritik 44
1.4. Wissenschafdicher Humanismus und Konkrete
Psychologie: Der Ansatz von Politzer und Seve 58
1.5. Tätigkeit, Sprache und Bewußtsein in der kulturhistorischen Schule der sowjetischen Psychologie
(Wygotski, Leontjew, Galperin) 69
Kapitel 2: Die Herausarbeitung
der konkret-allgemeinen Grunalagen
der Kritischen Psychologie 84
2.1. Die Naturgeschichte des Psychischen 85
2.1.1. Der Übergang von der funktionellen zur psychischen
Widerspiegelung im psycho-physischen Übergangsfeld 86
2.1.2. Innere Ausdifferenzierung des Psychischen und
Entstehung tierischer Sozial- und Kommunikationsstruktureh 91
2.1.3. Individuelle Entwicklungs- und Lernfähigkeit bei Tieren 100
2.1.4. Die Entstehung des Bewußtseins im Tier-Mensch-
Übergangsfeld 106
2.2. Der gesellschaftliche Mensch in der menschlichen
Gesellschaft 118
2.2.1. Menschliche Natur und menschliches Wesen als
Grundlagen der Ontogenese 119
2.2.2. Dimensionen der Ontogenese 4 133
2.3. Rahmenbedingungen der Individualitätsformen in
vorkapitalistischen Gesellschaftsformationen 165
2.4. Persönlichkeitsentwicklung in der bürgerlichen
Klassengesellschaft 1772.4.1. Psychische Entwicklung unter den Bedingungen
kapitalistischer Entfremdung
2.4.2. Arbeiterbewegung und Persönlichkeitsentfaltung
2.5. Exkurs: Zu den methodischen Grundlagen der
Kritischen Psychologie
2.5.1. Die logischen Elemente der historischen Methode
2.5.2. Die allgemeine Funktion von Daten und ihre
Bedeutung für die Kategorialanalyse
2.5.3. Biologische Evolutionsstufen und Verallgemeinerungen
2.5.4. Von der Kategorialanalyse zur theoretisch-aktualempirischen Analyse der Ontogenese in der
bürgerlichen Klassengesellschaft
Kapitel 3 : Zum Verhältnis von materialistischer
Pädagogik und Kritischer Psychologie
3.1. Bildung und Persönlichkeit
3.1.1. Humanität, Arbeit und Bildung
3.1.2. Bildung und die logischen Stufen der Ontogenese
3.2. Aneignung und Lernen
3.2.1. Galperins Theorie der etappenweisen Bildung
geistiger Operationen *
3.2.2. Auf dem Weg zu einer kritisch-psychologischen
Theorie des Lernens
3.3. Subjektentwicklung und -einschränkung in der
Klassenerziehung
3.3.1. Die objektive Trennung von kapitalistischer
Produktion und Erziehung und deren allgemeine
subjektive Folgen
3.3.2. Individuelle Anthropogenese und einige Aspekte
der Kindererziehung heute
3.3.3. Zwischen Protest und Resignation. Zur gegenwärtigen
psychischen Lage der Jugend in der BRD
3.4. Menschliche Subjektivität und Behinderung/psychische
Krankheit
3.4.1. Logische Stufen der Ontogenese und kategoriale
Bestimmung von Behinderung/psychischer Krankheit
3.4.2. Prinzipien des pädagogisch-therapeutischen Verfahrens
Literaturverzeichnis

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Karl-Heinz Braun

Genese der

Subjektivität Zur Bedeutung

der Kritischen Psychologie für die materialistische Pädagogik

Studien

zur Kritischen Psychologie Pahl-Rugenstein

Seit dem Erscheinen von Klaus H o l z k a m p s „ S i n n l i c h e r E r k e n n t n i s " (1973) hat die Kritische Psychologie eine außerordentliche Entwicklung durchgemacht. In der Buchreihe „Studien zur Kritischen P s y c h o l o g i e " sind inzwischen mehr als 30 Bände erschienen, in den „ T e x t e n zur Kritischen P s y c h o l o g i e " elf, im „ F o r u m Kritische P s y c h o l o g i e " neun Bände. Außerhalb dieser Reihen sind zahlreiche weitere Arbeiten veröffentlicht worden. 1977 und 1979 haben zwei internationale Kongresse Kritische Psychologie in M a r burg stattgefunden. Alle diese Fakten können als Indiz dafür gelten, daß die Kritische Psychologie einen Forschungsansatz erarbeitet hat, der der p s y c h o logischen Wissenschaft neue Wege weist. M i t der rapiden Wissenschaftsentwicklung und der Fülle der Publikationen erwachsen nun aber auch Schwierigkeiten: a) N u r wenigen gelingt es n o c h , den jeweils aktuellen Stand kritisch-psychologischer Theoriebildung zu verarbeiten und in ein adäquates Verhältnis zu früheren Auffassungen zu stellen. b) Wissenschaftsfortschritte sind immer mit inneren Ausdifferenzierungen verbunden, die als solche zur Kenntnis genommen werden müssen, um jede F o r m des Eklektizismus zu vermeiden und den Erkenntnisfortschritt optimal zu gestalten. c) Beide Schwierigkeiten vergrößern sich für jene, die nicht selbst im Rahmen der psychologischen Wissenschaften arbeiten, aber für ihre eigne Disziplin Verfahren und Resultate der Kritischen Psychologie nutzen wollen. Das gilt besonders für Pädagogen, die an der Erforschung psychischer Entwicklungen in pädagogischen Prozessen interessiert sind. D e r vorliegende Band bietet einen Beitrag zur L ö s u n g dieser drei P r o b l e m e . Er stellt dadurch die gründlichste und aktuellste Einführung in die Kritische Psychologie dar, zu der man heute greifen kann.

Studien zur Kritischen Psychologie Pahl-Rugenstein

Studien zur Kritischen Psychologie Band 31

Studien zur Kritischen Psychologie Herausgegeben von Karl-Heinz Braun und Klaus Holzkamp Band 31

In der gleichen Reihe Band 1-2 Klaus Holzkamp/Karl-Heinz Braun (Hrsg.) Kritische Psychologie Bericht über den I. Kongreß Kritische Psychologie in Marburg vom 13. bis 15. Mai 1977 Band 4 Karl-Heinz Braun Einführung in die Politische Psychologie Band 12 Karl-Heinz Braun Kritik des Freudo-Marxismus Band 22 Karl-Heinz Braun u. a. (Hrsg.) Kapitalistische Krise, Arbeiterbewußtsein, Persönlichkeitsentwicklung Vom gleichen Autor Karl-Heinz Braun (Hrsg.) Materialistische Pädagogik Beiträge zu ihren Grunalagen und Gegenstandsbereichen

Karl-Heinz Braun Genese der Subjektivität Zur Bedeutung der Kritischen Psychologie für die materialistische Pädagogik

Studien zur Kritischen Psychologie Pahl-Rugenstein

In Freundschaft gewidmet Violetta und Walter Hollitscher

© 1982 by Pahl-Rugenstein Verlag, Köln Alle Rechte vorbehalten Herstellung: Plambeck & Co Druck und Verlag GmbH, 4040 Neuss CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Braun, Karl-Heinz: Genese der Subjektivität: zur Bedeutung d. Krit. Psychologie für d. materialist. Pädagogik/Karl-Heinz Braun. - Köln: Pahl-Rugenstein, 1982 (Studien zur Kritischen Psychologie; Bd. 31) ISBN 3-7609-0698-2 NE: GT

Zur Reihe »Studien zur Kritischen Psychologie«

Die Kritische Psychologie, entstanden als spezifische Konzeption materialistischer psychologischer Forschung und Praxis am Psychologischen Institut der Freien Universität in West-Berlin, findet immer weitere Verbreitung im In- und Ausland. Dabei kommt es naturgemäß zu Differenzierungen hinsichtlich bestimmter Auffassungen über die theoretischen Konzepte, methodischen Vorgehens weisen und die praktische Umsetzung der Kritischen Psychologie - innerhalb eines Gesamtrahmens des theoretischen Konsenses. Ein Beleg dafür, wie weit der Differenzierungsprozeß bereits vorangeschritten ist und wie fruchtbar die dabei entstandenen Diskussionen sein können, ist die Mannigfaltigkeit der Positionen auf dem Ersten Kongreß Kritische Psychologie in Marburg (mit dessen Dokumentation diese Reihe begann). Die Reihe »Studien zur Kritischen Psychologie" trägt dieser neuen Situation Rechnung. Sie ergänzt die Reihe »Texte zur Kritischen Psychologie« im Campus Verlag, in welcher durch Arbeiten aus dem Psychologischen Institut der FU die systematische Entwicklung der Kritischen Psychologie i. e. S. samt ihren wissenschaftstheoretischen Fundamenten und praktischen Anwendungen in regelmäßigen Veröffentlichungen zugänglich gemacht wird. In den »Studien« sollen Resultate und Diskussionsbeiträge aus verschiedenen Arbeitszusammenhängen und Orten (auch aus dem Psychologischen Institut der FU) veröffentlicht werden, und zwar nicht nur grundsätzliche Beiträge, sondern auch solche, die zu wichtigen Einzelfragen und aktuellen Problemen Stellung nehmen, politische Konsequenzen aufzeigen, in laufende Kontroversen eingreifen, Erfahrungen aus verschiedenen Praxisfeldern einbringen etc. Neben Monographien werden auch Sammelpublikationen verschiedener Autoren zu bestimmten Themen, Aufsatzsammlungen und Arbeitsberichte von Projektgruppen erscheinen. Die »Studien« bieten den Wissenschaftlern und Praktikern, die im engeren oder weiteren Problembereich der Kritischen Psychologie tätig sind, eine Möglichkeit, ihre Arbeiten nicht mehr verstreut und in sach-

fremden Zusammenhängen zu veröffentlichen, sondern in einer trotz der angestrebten Mannigfaltigkeit in der Grundtendenz - der Förderung fortschrittlicher Psychologie im Rahmen der demokratischen Bewegung - einheitlichen Reihe von ausgewiesener wissenschaftlicher Qualität, die bekannt werden und sich durchsetzen wird. Den interessierten Lesern bieten die »Studien« auf diese Weise eine zusätzliche Orientierung darüber, wo relevante Beiträge zur wissenschaftlich, berufspraktisch und politisch immer wichtiger werdenden Arbeitsrichtung der Kritischen Psychologie zu finden sind. Karl-Heinz Braun

Klaus Holzkamp

Inhalt Einleitung: Die „materialistische Dialektik" als Prozeß

9

Kapitel 1: Bürgerliche Quellen und marxistisch fundierte Vorläufer der Kritischen Psychologie

19

1.1. Zur Herausbildung der Psychologie als Einzelwissenschaft in Deutschland (Herbart, Wundt)

20

1.2. Die Psychoanalyse und das Problem unterdrückter individueller Subjektivität

33

1.3. Das naturalisierte und isolierte Individuum als impliziter Gegenstand der positivistischen i Psychologie und die logischen Stufen ihrer Kritik

44

1.4. Wissenschafdicher Humanismus und Konkrete Psychologie: Der Ansatz von Politzer und Seve

58

1.5. Tätigkeit, Sprache und Bewußtsein in der kulturhistorischen Schule der sowjetischen Psychologie (Wygotski, Leontjew, Galperin)

69

Kapitel 2: Die Herausarbeitung der konkret-allgemeinen Grunalagen der Kritischen Psychologie

84

2.1. Die Naturgeschichte des Psychischen 2.1.1. Der Übergang von der funktionellen zur psychischen Widerspiegelung im psycho-physischen Übergangsfeld 2.1.2. Innere Ausdifferenzierung des Psychischen und Entstehung tierischer Sozial- und Kommunikationsstruktureh 2.1.3. Individuelle Entwicklungs- und Lernfähigkeit bei Tieren 2.1.4. Die Entstehung des Bewußtseins im Tier-MenschÜbergangsfeld 2.2. Der gesellschaftliche Mensch in der menschlichen Gesellschaft 2.2.1. Menschliche Natur und menschliches Wesen als Grundlagen der Ontogenese 2.2.2. Dimensionen der Ontogenese 4

85

119 133

2.3. Rahmenbedingungen der Individualitätsformen in vorkapitalistischen Gesellschaftsformationen

165

2.4. Persönlichkeitsentwicklung in der bürgerlichen Klassengesellschaft

177

86 91 100 106 118

2.4.1. Psychische Entwicklung unter den Bedingungen kapitalistischer Entfremdung 2.4.2. Arbeiterbewegung und Persönlichkeitsentfaltung 2.5. Exkurs: Zu den methodischen Grundlagen der Kritischen Psychologie 2.5.1. Die logischen Elemente der historischen Methode 2.5.2. Die allgemeine Funktion von Daten und ihre Bedeutung für die Kategorialanalyse 2.5.3. Biologische Evolutionsstufen und Verallgemeinerungen 2.5.4. Von der Kategorialanalyse zur theoretisch-aktualempirischen Analyse der Ontogenese in der bürgerlichen Klassengesellschaft

Kapitel 3 : Zum Verhältnis von materialistischer Pädagogik und Kritischer Psychologie 3.1. Bildung und Persönlichkeit 3.1.1. Humanität, Arbeit und Bildung 3.1.2. Bildung und die logischen Stufen der Ontogenese 3.2. Aneignung und Lernen 3.2.1. Galperins Theorie der etappenweisen Bildung geistiger Operationen * 3.2.2. Auf dem Weg zu einer kritisch-psychologischen Theorie des Lernens 3.3. Subjektentwicklung und -einschränkung in der Klassenerziehung 3.3.1. Die objektive Trennung von kapitalistischer Produktion und Erziehung und deren allgemeine subjektive Folgen 3.3.2. Individuelle Anthropogenese und einige Aspekte der Kindererziehung heute 3.3.3. Zwischen Protest und Resignation. Zur gegenwärtigen psychischen Lage der Jugend in der BRD 3.4. Menschliche Subjektivität und Behinderung/psychische Krankheit 3.4.1. Logische Stufen der Ontogenese und kategoriale Bestimmung von Behinderung/psychischer Krankheit 3.4.2. Prinzipien des pädagogisch-therapeutischen Verfahrens Literaturverzeichnis

"Die mir gestellte Frage, weshalb ein Intellektueller ein Marxist sein solle, kommt eigentlich der Frage gleich, weshalb ein Intellektueller intelligent sein soll. Ist doch 'Intelligenz - kurz gesagt - die Fähigkeit, 'sich in gegebenen und daraus ergebenden neuen Situationen zurechtzufinden! Anders gewendet heißt das: die Fähigkeit, richtig zu diagnostizieren, zu prognostizieren, zu handeln. Dazu eben befähigt der Marxismus WALTER

EINLEITUNG:

DIE

"MATERIALISTISCHE

HOLLITSCHER

DIALEKTIK"

Die Kritische Psychologie als eine spezifische

ALS

PROZESS

Ausprägüngs-

f o r m m a r x i s t i s c h e n D e n k e n s ist w i s s e n s c h a f t s g e s c h i c h t l i c h

be-

trachtet eine außerordentlich junge Disziplin: Die ersten v o r b e r e i t e n d e n A r b e i t e n e n t s t a n d e n z w i s c h e n 1968 und 1971 u n d d a s e r s t e k r i t i s c h - p s y c h o l o g i s c h e B u c h , d i e " S i n n l i c h e Erkenntnis" von Klaus Holzkamp erschien 1973. Zugleich aber hat d i e K r i t i s c h e P s y c h o l o g i e *ab d i e s e m Z e i t p u n k t e i n e

außeror-

d e n t l i c h r a s c h e E n t w i c k l u n g v o r z u w e i s e n : In d e r B u c h r e i h e "Texte zur K r i t i s c h e n P s y c h o l o g i e " e r s c h i e n e n b i s zum Frühjahr 1982 11 A r b e i t e n (z.T. a l s D o p p e l b ä n d e ) , in d e n zur K r i t i s c h e n P s y c h o l o g i e "

30 B ä n d e u n d v o m " F o r u m K r i t i s c h e P s y c h o l o g i e " neun Bände vor

"Studien

z w i s c h e n 1977 u n d F r ü h j a h r

1982

liegen z.Z.

(darüber h i n a u s e r s c h i e n e n z a h l r e i c h e A r b e i -

ten a u c h a u ß e r h a l b d i e s e r b e i d e n B u c h r e i h e n b z w . in a n d e r e n Z e i t s c h r i f t e n ) . F e r n e r f a n d e n im M a i 1977 u n d M a i 1979 z w e i i n t e r n a t i o n a l e K o n g r e s s e K r i t i s c h e P s y c h o l o g i e in M a r b u r g statt. - Alle diese Fakten dürfen zumindest als Indiz dafür gewertet w e r d e n , daß die Kritische Psychologie hier einen Ansatz subjektwissenschaftlicher Forschung erarbeitet hat, d e r d e r p s y c h o l o g i s c h e n W i s s e n s c h a f t n e u e W e g e zu w e i s e n in d e r L a g e i s t . D i e s e p o s i t i v e E i n s c h ä t z u n g i s t n i c h t n u r

,

- 10 ein Element des Selbstverständnisses der Kritischen

Psy-

c h o l o g i e , sondern findet sich auch bei Wissenschaftlern, die selbst nicht Vertreter der Kritischen Psychologie So sagte z.B. der einem positivistischen Ansatz

t e t e T h e o H e r r m a n n 1980 in e i n e m I n t e r v i e w m i t d e r schrift "psychologie heute"

sind.

verpflichZeit-

u.a.:

" I c h h a b e d e n E i n d r u c k , d a ß d i e d e u t s c h e (gemeint ist d i e b u n d e s r e p u b l i k a n i s c h e ; K . - H . B . ) P s y c h o l o g i e in b e s t i m m t e n Bereichen nicht nur'internationales Niveau erreicht hat, s o n d e r n daß sie t e i l w e i s e a u c h f ü h r e n d sein k ö n n t e , w e n n sie m e h r a l s b i s h e r d e n M u t a u f b r ä c h t e , P r o b l e m e s e l b s t zu f o r m u l i e r e n u n d d i e s e P r o b l e m e auf d e r B a s i s d e r e i g e nen Traditionen aufzuarbeiten, statt allzu oft angelsächsischen Interessen, Problemformulierungen und Problemlösungsm ö d e n h i n t e r h e r z u j a g e n . I r o n i s c h e r w e i s e e r w a r t e n zum B e i s p i e l v i e l e A m e r i k a n e r von- u n s g a r k e i n e n a c h g e m a c h t e , k l e i n e r e a m e r i k a n i s c h e P s y c h o l o g i e . Sie sind v i e l m e h r i n t e r e s siert, dort nicht vertretene Positionen, wie etwa die von Klaus Holzkamp und seiner Schule, kennenzulernen." (Herrmann, 1980, S.67f) Eine derart rapide Wissenschaftsentwicklung

und e i n e s o l c h e

Fülle von Publikationen bringt nun aber auch eine Reihe von P r o b l e m e n h e r v o r , b e s o n d e r s d r e i S c h w i e r i g k e i t e n : a) N u r w e n i g e n g e l i n g t e s zur Z e i t d e n j e w e i l s a k t u e l l e n S t a n d krit i s c h - p s y c h o l o g i s c h e r T h e o r i e b i l d u n g zu v e r a r b e i t e n u n d in e i n a d ä q u a t e s V e r h ä l t n i s zu f r ü h e r e n A u f f a s s u n g e n zu stell e n . - b) W i s s e n s c h a f t s f o r t s c h r i t t e

s i n d immer a u c h m i t

(u.U. n u r t e m p o r ä r e n ) i n n e r e n A u s d i f f e r e n z i e r u n g e n d e n , die aber - bei Anerkenntnis der gemeinsamen

verbun-

Grundlagen

- a l s s o l c h e a u c h zur K e n n t n i s g e n o m m e n w e r d e n m ü s s e n , u m jede F o r m d e s E k l e k t i z i s m u s zu v e r m e i d e n u n d den f o r t s c h r i t t o p t i m a l zu g e s t a l t e n . D i e s e

Erkenntnis-

Ausdifferenzierungen

werden aber häufig nicht angemessen berücksichtigt. c) B e i d e P r o b l e m e v e r s c h ä r f e n sich n o c h m a l s für j e n e , d i e s e l b s t n i c h t im R a h m e n d e r p s y c h o l o g i s c h e n

Wissenschaften

a r b e i t e n , s o n d e r n d i e für i h r e e i g e n e D i s z i p l i n d i e Forschungsverfahren und -resultate der Kritischen

Psychologie

f r u c h t b a r m a c h e n w o l l e n . D i e s g i l t b e s o n d e r s für d i e V e r t r e ter d e r p ä d a g o g i s c h e n W i s s e n s c h a f t e n , d i e v o n d e r S a c h e h e r in b e s o n d e r e r W e i s e a u f d i e E r f o r s c h u n g p s y c h i s c h e r l u n g e n in p ä d a g o g i s c h e n P r o z e s s e n v e r w i e s e n

Entwick-

sind.

D e r v o r l i e g e n d e B a n d w i l l e i n e n B e i t r a g l e i s t e n zur L ö s u n g b e s o n d e r s d i e s e r d r e i P r o b l e m k r e i s e , i n d e m er d e n g e g e n w ä r tigen Erkenntnisstand der Kritischen Psychologie

geschlos-

sen d a r s t e l l t , i n d e m er d i ö D i f f e r e n z e n zu a n d e r e n m a r x i -

s t i s c h f u n d i e r t e n b z w . n i c h t - m a r x i s t i s c h e n A n s ä t z e n anal y s i e r t u n d i n d e m er e i n i g e B e z u g s e b e n e n z w i s c h e n d e r K r i tischen Psychologie und der materialistischen

Pädagogik

herausarbeitet. Um aber die Gesamtanlage dieses Buches r i c h t i g zu v e r s t e h e n , ist es n o t w e n d i g , s i c h g r u n d s ä t z lich d e n P r o z e ß c h a r a k t e r m a r x i s t i s c h e n D e n k e n s zu v e r g e genwärtigen. In s e i n e m k u r z e n , b e r ü h m t g e w o r d e n e n A u f s a t z ü b e r d i e

"Drei

Quellen und drei Bestandteile des Marxismus" aus dem Jahre 1913 l e g t e L e n i n u . a . s e i n e A u f f a s s u n g ü b e r d e n P r ö z e ß c h a rakter marxistischen Denkens d a r . Er stellte zunächst klar: "Die G e s c h i c h t e d e r P h i l o s o p h i e u n d d i e G e s c h i c h t e d e r Soz i a l w i s s e n s c h a f t z e i g e n m i t a l l e r D e u t l i c h k e i t , daß d e r M a r x i s m u s n i c h t s e n t h ä l t , w a s s e i n e m 'Sektierertum'- im S i n n e irgendeiner abgekapselten, verknöcherten Lehre ähnlich w ä r e , die abseits von der Heerstraße der Entwicklung der Weltzivil i s a t i o n e n t s t a n d e n i s t . Im G e g e n t e i l : Die g a n z e G e n i a l i t ä t M a r x ' b e s t e h t g e r a d e d a r i n , d a ß er auf d i e F r a g e n A n t w o r t gegeben h a t , die das fortgeschrittene Denken der Menschheit bereits gestellt h a t t e . Seine Lehre entstand als direkte und unmittelbare Fortsetzung der Lehren der größten Vertreter der Philosophie, der politischen Ökonomie und des Sozialismus (Lenin, L W 1 9 , S.3) Dabei ist das Kernstück dieser "Wissenschaft neuen Typs" "materialistische

die

Dialektik".

"Die w i c h t i g s t e d i e s e r E r r u n g e n s c h a f t e n i s t d i e D i a l e k t i k , d . h . d i e L e h r e v o n d e r E n t w i c k l u n g in ihrer v o l l s t ä n d i g s t e n , tiefstgehenden und von Einseitigkeit freiesten Gestalt, die Lehre von der Relativität des menschlichen W i s s e n s , das uns eine Widerspiegelung der sich ewig entwickelnden Materie gibt...Marx, der den philosophischen Materialismus vertiefte u n d e n t w i c k e l t e , f ü h r t e ihn zu E n d e u n d d e h n t e d e s s e n Erk e n n t n i s d e r N a t u r auf d i e E r k e n n t n i s d e r m e n s c h l i c h e n G e sellschaft aus. Der historische Materialismus von Marx war eine gewaltige Errungenschaft des wissenschaftlichen Denkens. D a s C h a o s u n d d i e W i l l k ü r , d i e b i s d a h i n in d e n A n s c h a u u n g e n ü b e r G e s c h i c h t e u n d P o l i t i k g e h e r r s c h t h a t t e n , w u r d e n v o n einer erstaunlich einheitlichen und harmonischen wissenschaftlichen Theorie a b g e l ö s t , die zeigt, wie sich aus einer Form des gesellschaftlichen Lebens, als Folge des Wachsens der Produktivkräfte, eine andere, höhere Form entwickelt ~ wie zum B e i s p i e l a u s d e m F e u d a l i s m u s d e r K a p i t a l i s m u s h e r v o r g e h t , (ebd., S.4f) Die hier vorgenommene Charakterisierung des Marxismus

durch

Lenin versteht man nur dann r i c h t i g , wenn man zweierlei bed e n k t : a) In d e n M a r x i s m u s g e h e n s e l b s t v e r s t ä n d l i c h n o c h m e h r Q u e l l e n ein a l s n u r d i e k l a s s i s c h e d e u t s c h e P h i l o s o p h i e , d i e e n g l i s c h e p o l i t i s c h e Ö k o n o m i e u n d d e r französische" w i s s e n schaftliche Sozialismus?

sie a l l e r d i n g s b i l d e n d i e e n t s c h e i -

denden Quellen der neuen wissenschaftlichen Lehre. -

- 12 b) Zwar i s t d e r M a r x i s m u s e i n e u m f a s s e n d e T h e o r i e d e r T o t a l i t ä t d e r W i r k l i c h k e i t in i h r e n D i m e n s i o n e n " N a t u r " , "Ges e l l s c h a f t " u n d " D e n k e n " , a b e r er i s t n i c h t d i e a l l s e i t i g e ("vollständige") Widerspiegelung dieser

Realitätsondern

e r b e a n s p r u c h t s e i n e m S e l b s t v e r s t ä n d n i s n a c h "nur" d i e Erfassung der entscheidenden Momente dieser Realität; diese ist g e w ä h r l e i s t e t d u r c h d i e P h i l o s o p h i e , d i e p o l i t i s c h e Ökonomie und die politische T h e o r i e , und aus diesem Grunde der Marxismus seinem Wesen nach durch eine tät gekennzeichnet

ist

Polidisziplinari-

(vgl. O i s e r m a n n , 1 9 7 8 , S . 9 1 ) . B e z o g e n auf

den Prozeßcharakter der "materialistischen Dialektik"

bedeu-

t e t d i e s z u n ä c h s t , daß d e r M a r x i s m u s sich i n ' s e i n e n d r e i Bes t a n d t e i l e n s e l b s t w e i t e r e n t w i c k e l n m u ß , u m zu e i n e r angemessenen

stets

(oder v o r s i c h t i g e r : i m m e r a n g e m e s s e n e r e n ) Lö*-

sung der p h i l o s o p h i s c h e n , ökonomischen und politischen

Pro-

b l e m e b e i z u t r a g e n . D i e s e r f o r d e r t a u c h e i n e sich s t e t s w i e derholende Aufarbeitung und Wiederdurcharbeitung

seiner

Q u e l l e n . - F e r n e r b e d e u t e t d i e s , d a ß e s für e i n e

tendenziell

allseitige Widerspiegelung der Wirklichkeit -

neben der po-

litischen Ökonomie und dem wissenschaftlichen

Sozialismus,

die beide aus der produktiven "Anwendung" der

"materialisti-

s c h e n D i a l e k t i k " a u f d i e A n a l y s e d e r W i r t s c h a f t b z w . d e r Politik resultieren - neuer Einzelwissenschaften b e d a r f , die zwar nicht Bestandteile des Marxismus sind, die aber dennoch auf v e r b i n d l i c h e W e i s e m i t ihm v e r b u n d e n s i n d . D a b e i k o m m t der Beziehung dieser neuen materialistischen

Einzelwissen-

s c h a f t e n zur P h i l o s o p h i e i n s o f e r n e i n e b e s o n d e r e

Stellung

z u , w e i l sie d u r c h d i e m a t e r i a l i s t i s c h e D i a l e k t i k

begründet

w e r d e n ; e s h a n d e l t sich d a b e i i m m e r a u c h u m m a r x i s t i s c h dierte

fun-

(nicht: m a r x i s t i s c h e ) E i n z e l w i s s e n s c h a f t e n , w e i l d e r

interdisziplinären Beziehung zwischen den neuen

Einzelwissen-

schaften und der politischen Ökonomie b z w . dem wissenschaftl i c h e n S o z i a l i s m u s ein b e s o n d e r e r u n d h e r a u s g e h o b e n e r l e n w e r t - ü b e r d i e o h n e h i n g e n e r e l l zu f o r d e r n d e

Stel-

Interdiszi~

plinarität hinaus - zukommt; wir werden diese These besond e r s in K a p . 2 n o c h m a l s a u s f ü h r l i c h e r a u f n e h m e n u n d

deutlich

m a c h e n , w i e s i c h d i e s e s p e z i e l l e I n t e r d i s z i p l i n a r i t ä t in B e zug auf d i e P s y c h o l o g i e u . E . zu g e s t a l t e n h a t . I n s g e s a m t findet somit die allseitige Widerspiegelung der Wirklichk e i t i h r e n s y s t e m a t i s c h e n A u s d r u c k im

interdisziplinären

- 13 System der Wissenschaften der materialistischen

Dialektik/

dessen "Herzstück" der Marxismus darstellt. Zugleich d i e s e E i n z e l w i s s e n s c h a f t e n in e i g e n s t ä n d i g e n

stehen

Traditionsli-

nien, besitzen also auch eigene Quellen, deren kritische V e r a r b e i t u n g s o w o h l für d i e e n t s p r e c h e n d e

Einzelwissenschaft

w i e a u c h für d i e a n d e r e n E i n z e l w i s s e n s c h a f t e n , s p e z i e l l a b e r für d i e P h i l o s o p h i e v o n B e d e u t u n g s i n d . - N i c h t z u l e t z t v e r weist der Prozeßcharakter des Denkens, die

"materialistische

Dialektik" als kategoriales und theoretisches System auf den P r o z e ß c h a r a k t e r d e r W i r k l i c h k e i t , a l s o auf d i e m a t e r i a l i s t i sche D i a l e k t i k a l s R e a l p r o z e ß . 1

S i e v e r w e i s t d a r a u f , daß d i e

Entstehung dieses neuen Typs von Wissenschaft innerhalb der bürgerlichen Gesellschaft nur - wie vermittelt auch immer als Ausdruck des gesellschaftlichen Antagonismus von Lohnarbeit und Kapital begriffen werden kann. Die Arbeiterklasse u n d b e s o n d e r s d i e A r b e i t e r b e w e g u n g ist s o m i t n a c h m a r x i s t i s c h e r E i n s i c h t n i c h t m e h r n u r O b j e k t d e r W i s s e n s c h a f t , sie ist auch und primär

(im B ü n d n i s m i t d e r sich ihr a n s c h l i e -

ßenden Intelligenz) auch Träger und Subjekt dieser materialistischen Wissenschaft, besonders natürlich des Marxismus und seiner drei Bestandteile. Insofern bilden Realprozeß Theorieprozeß selbst nochmals eine prozessierende

also eine Einheit mit Widersprüchen, besonders denen s c h e n V e r g a n g e n h e i t , G e g e n w a r t u n d Zukunft? schreibt Sandkühler

1

und

Einheit, zwi-

in d i e s e m S i n n e

(1980, S.214f):

In d i e s e m S i n n e s c h r e i b t S a n d k ü h l e r ü b e r d a s Viesen d e r m a t e r i a l i s t i s c h e n D i a l e k t i k : "Die m a t e r i a l i s t i s c h e D i a lektik ist gegenüber Idealismus und Metaphysik unverwechselbar und wahr durch die Erkenntnis und Anerkennung - d e s P r i m a t s d e r M a t e r i e u n d d e r M a t e r i a l i t ä t a l s Signum der Einheit der Welt - d e r D i a l e k t i k n i c h t n u r a l s k a t e g o r i a l e n S y s t e m s , sondern als Prinzip des Werdens und der Veränderung der gesamten materiellen und ideellen Wirklichkeit, des S e i n s in N a t u r u n d G e s e l l s c h a f t w i e d e s B e w u ß t s e i n s - der Natur als geschichtlich veränderter materieller Basis der Produktion und Reproduktion des Lebens - der geschichtlichen Selbsterzeugung des Menschen durch d i e i n d i v i d u e l l - g e s e l l s c h a f t l i c h e A r b e i t an u n d in d e r Natur." (Sandkühler,1973, S.84; vgl. hierzu auch ausführlich v . H a a r e n , 1 9 8 2 , K a p . II)

"Der M a r x i s m u s (und d i e d u r c h ihn b e g r ü n d e t e n E i n z e l w i s s e n schaf t e n ; K . - H . B . ) h a t d i e s e W i d e r s p r ü c h l i c h k e i t n i c h t a u f g e h o b e n . A b e r w e i l e r sie e r k a n n t h a t , m u ß er d a s a k k u m u l i e r t e W i s s e n , w e l c h e s e r in a l l g e m e i n e n G e s e t z e s a u s s a g e n ü b e r l i e fert, m i t dem Entwicklungsstand der Praxis und mit der möglichen Zukunft konfrontieren, um nicht aufzuhören, Marxism u s zu s e i n . In d i e s e r K o n f r o n t a t i o n e n t w i c k e l t er s i c h w e i ter. Die Probleme der Selbstkritik, der Orthodoxie, des Dogmatismus wie der Sicherung des theoretischen Bestandes sind Merkmale seiner Existenz. Einerseits läßt der Dogmatismus d i e P r o z e s s u a l i t ä t d e s M a r x i s m u s g e r i n n e n u n d zum S t i l l s t a n d kommen; Kanonisierung tritt an die Stelle der inneren theoretischen D y n a m i k , und die Enthistorisierung der 'Wissenschaft der Geschichte' löscht die Dialektik a u s . Auf der anderen Seite e r f ü l l t d e r M a r x i s m u s seine soziale und politische Funkt i o n n i c h t in a k t u a l i s t i s c h e r A b h ä n g i g k e i t v o m e i n z e l n e n T e i l s c h r i t t in d e r B e w e g u n g . Er f o r m u l i e r t s e i n W i s s e n n i c h t in einer unendlichen Summe immer neuartiger Situationen, - die keine Entwicklungstendenz oder Entwicklungsgesetzmäßigkeit aufwiesen ohne Kontinuität und Evolution. Die materialistis c h e D i a l e k t i k i s t T h e o r i e d e r E v o l u t i o n , a b e r in d e r q u a l i tativ neuen Form als Theorie des Zusammenhangs evolutionärer und revolutionärer Bewegungstypen. Anti-Dogmatismus besteht d e s h a l b n i c h t in d e r h i s t o r i z i s t i s c h e n V e r f l ü c h t i g u n g d e s G e s e t z e s w i s s e n s in d i e b l o ß e W a h r n e h m u n g d e r k o n k r e t e n A n f o r d e r u n gen des Augenblicks. Zeitlichkeit der Theorie heißt Geschichtlichkeit der Erkenntnis." Die prozessierende Einheit von Real- und Theorieprozeß - d a s k l a n g s c h o n an - in d e r p o l i t i s c h - i d e o l o g i s c h e n

findet Funktion

materialistischer Wissenschaft ihren spezifischen und komprim i e r t e s t e n A u s d r u c k . W e n n w i r h i e r I d e o l o g i e im w e i t e n S i n n e des Wortes als ideellen Ausdruck der Gesamtheit der gesellschaftlichen Anschauungen einer Klasse unter den

Bedingungen

gesellschaftlicher Antagonismen verstehen, dann übt diese ideologische Funktion jede Wissenschaftsrichtung objektiv a u s , g l e i c h g ü l t i g o b sie d e r e i n z e l n e W i s s e n s c h a f t l e r n u n r e f l e k tiert oder nicht; zugleich bildet diese ideologische

Funktion

n i c h t p e r se e i n e n G e g e n s a t z zur E r k e n n t n i s f u n k t i o n d e r W i s s e n s c h a f t , d e n n d i e u m f a s s e n d e W i r k l i c h k e i t s e r k e n n t n i s h a t ihr F u n d a m e n t in d e r t i e f g r e i f e n d e n G e s e l l s c h a f t s v e r ä n d e r u n g .

So

s e h r m a n n u n m i t R e c h t d a v o n a u s g e h e n k a n n u n d m u ß , d a ß es s i c h b e i m M a r x i s m u s b z w . d e n d u r c h ihn b e g r ü n d e t e n

Einzelwis-

senschaften sowohl um Wissenschaft wie auch um Ideologie hand e l t , sie a l s o e i n e w i s s e n s c h a f t l i c h e I d e o l o g i e

darstellen,

so sehr m u ß m a n a b e r b e a c h t e n , daß sich diesye E i n h e i t n i c h t problemlos herstellt. Dies wird schlaglichtartig deutlich beim Problem der Fehlideologisierungen. Hierzu schreibt Hollitscher (1971, S . 3 7 9 ) : "Allerdings ist es im Zuge der ideologischen

Klassenkämpfe

- 15 a u c h zu e r n s t e n u n d v e r u r t e i l e n s w e r t e n F e h l g r i f f e n in d e r E i n s c h ä t z u n g b e s t i m m t e r I d e e n g e k o m m e n : Sie w u r d e n d e r ' g e g n e r i s c h e n I d e o l o g i e ' z u g e r e c h n e t , o b g l e i c h sie w e d e r klassenbedingt waren noch ohne Entstellung dem Gegner dienlich sein k o n n t e n . S o l c h e f ä l s c h l i c h e n * I d e o l o g i s i e r u n g e n ' ( ' F e h l i d e o l o g i s i e r u n g e n ' a l s o ) l i e g e n w e d e r im S i n n e d e s M a r x i s m u s n o c h im I n t e r e s s e d e r M a r x i s t e n . . . S o sind g e w i s se n a t u r w i s s e n s c h a f t l i c h e T h e o r i e n v o n w e l t a n s c h a u l i c h e r Bedeutung wegen dieser Bedeutung als klassenbedingt hingestellt w o r d e n . Angesichts des weltanschaulichen Mißbrauchs, der von gegnerischer Seite m i t ihnen getrieben worden w a r , w u r d e n sie a l s 'Teil d e r g e g n e r i s c h e n I d e o l o g i e ' d i f f a m i e r t und mit Mitteln des ideologischen Klassenkampfes angefochten ." Und Hollitscher fährt fort: "Erst die konkrete Analyse jedes einzelnen Falles erweist die Zusammenhänge zwischen den gesellschaftlichen Entste-. hungsbedingungen und der 'Gegenständlichkeit', d . h . der sachlichen Gegenstandsangemessenheit der betreffenden Ideen, Methoden und Einrichtungen." (ebd., S.381) Während m i t dem Namen von Lenin gerade die Weiterentwicklung d e r B e s t a n d t e i l e d e s M a r x i s m u s s e l b e r v e r b u n d e n ist - u n d zwar e i n e r s e i t s a u f g r u n d n e u e r E r k e n n t n i s s e

(z.B. in d e n d a -

maligen Naturwissenschaften, speziell der Physik) und andererseits aufgrund gesellschaftlicher Entwicklungen Ubergangs vom Konkurrenzkapitalismus

(z.B. d e s

zum Imperialismus oder

d e r O k t o b e r r e v o l u t i o n ) , h a t im w e s e n t l i c h e n e r s t n a c h L e n i n (wenn m a n z . B . v o n d e n k u n s t t h e o r e t i s c h e n A r b e i t e n

Plecha-

n o w s e i n m a l a b s i e h t ; v g l . P l e c h a n o w , 1975) d e r V e r s u c h e i n g e setzt, Einzelwissenschaften innerhalb des Systems der mater i a l i s t i s c h e n D i a l e k t i k u n d a u ß e r h a l b d e s M a r x i s m u s zu s c h a f f e n ; d i e s e n P r o z e ß k a n n m a n z . B . sehr g u t an E i s l e r s A u f s a t z s a m m l u n g " M a t e r i a l i e n zu e i n e r D i a l e k t i k d e r M u s i k "

ablesen,

d e r A r b e i t e n a u s d e n J a h r e n 1 9 2 6 - 1962 e n t h ä l t . E i n M o m e n t dieses Prozesses ist auch die Begründung einer

Psychologie

d u r c h d i e m a t e r i a l i s t i s c h e D i a l e k t i k , w i e sie T h e m a v o n K a p . 1. u . 2 . d i e s e s B u c h e s i s t . U m d i e s e n P r o z e ß , b e z o g e n auf d i e K r i t i s c h e P s y c h o l o g i e a n g e m e s s e n zu r e k o n s t r u i e r e n *

behandeln

wir zunächst die

(vgl. K a p .

1.1./1.2.)

2

2

(allgemeinen) bürgerlichen Quellen

u n d g e h e n d a n n in K a p . 1 . 3 .

d e r so z e n t r a l e n F r a g e

Sofern man den Begriff der "bürgerlichen Wissenschaft" bzw. der "bürgerlichen Ideologie" als wissenschaftlicha n a l y t i s c h e n v e r w e n d e t (und so w i r d er in d i e s e m B u c h v e r w e n d e t ) , d a n n b e s a g t er a l l g e m e i n , daß es sich h i e r um eine objektive Gedankenform handelt, die nach Genese, S t r u k t u r und F u n k t i o n d e r b ü r g e r l i c h e n G e s e l l s c h a f t adä q u a t i s t ; d . h . m i t d i e s e r G e s a m t b e z e i c h n u n g ist z u n ä c h s t

- 16 n a c h , w i e d e n n d i e b ü r g e r l i c h e n Q u e l l e n in e i n e m m a t e r i a listischen Konzept aufgehoben werden können; denn man muß einerseits vermeiden, daß Nicht-Aufgehobenes - quasi bürg e r l i c h e " R e s t b e s t ä n d e " - in d a s n e u e K o n z e p t e i n g e h e n , und man muß andererseits vermeiden, daß

Aufhebenswertes

" ü b e r B o r d g e w o r f e n " w i r d . In d e n K a p . 1 . 4 . / 1 . 5 . e r s c h l i e ß e n sich dann neue Dimensionen des Prozeßcharakters

"materiali-

stischer Dialektik": daß nämlich die F r a g e , wie eine psychologische Wissenschaft durch die "materialistische

Dialektik"

zu b e g r ü n d e n i s t , s e l b s t n o c h m a l s u m s t r i t t e n s e i n k a n n u n d somit innere Kontroversen auszulösen vermag

(innermarxistisch

w i r d h i e r in j e n e m w e i t e n S i n n e v e r s t a n d e n a l s K o n t r o v e r s e n innerhalb des Marxismus selber, aber auch innerhalb der marx i s t i s c h f u n d i e r t e n E i n z e l w i s s e n s c h a f t e n ) . W ä h r e n d in K a p . 1.4./1.5. nur die verschiedenen Positionen dargestellt werd e n , w i r d in K a p . 2 . d i e K o n t r o v e r s e a u s g e t r a g e n : N a c h d e r stufenweisen Rekonstruktion der Herausarbeitung des kritischpsychologischen Konzeptes menschlicher Subjektivität werden d a n n e i n e r s e i t s d i e k o n t r o v e r s e n M o m e n t e im H i n b l i c k auf d i e anderen materialistischen Psychologiekonzeptionen

benannt

und andererseits deutlich g e m a c h t , daß es auch unter

denen,

d i e im R a h m e n d e r K r i t i s c h e n P s y c h o l o g i e a r b e i t e n , z a h l r e i che wissenschaftliche "Meinungsverschiedenheiten" aber durch die Darstellung der verschiedenen

gibt. Um

Positionen

n i c h t i n s U n v e r b i n d l i c h e a b z u g l e i t e n , w i r d in j e d e m U n t e r a b schnitt zunächst dargestellt, wie sich dem Verfasser

gegen-

wärtig aufgrund der vorliegenden Literatur bzw. zahlreicher interner Diskussionen die Sachlage inhaltlich

darstellt^

noch nichts über den konkreten Wahrheitsgehalt einzelner Positionen ausgesagt, der sich erst über eine gagenstandsangemessene Analyse und spezifische logische Stufen der K r i t i k (wie w i r s i e in K a p . 1 . 3 . d a r s t e l l e n ) e r s c h l i e ß t (vgl. d a z u a u c h B r a u n , 1 9 7 9 , S . 2 0 3 , A n m . 2 ) . 3

Bei der positiven Darstellung der Kritischen Psychologie beziehen wir uns neben der jeweils genannten Literatur a u c h auf u m f a n g r e i c h e V o r a r b e i t e n v o n K l a u s H o l z k a m p zu seinem neuen Buch "Geschichtlichkeit des Psychischen. K a t e g o r i a l e G r u n d l e g u n g d e r P s y c h o l o g i e " , d e n e n in d e n internen Diskussionen eine zentrale Stellung zukommt.

- 17 u n d w i e v o n d o r t a u s d i e a n d e r e n A u f f a s s u n g e n u n d A n s ä t z e zu b e w e r t e n s i n d . A n d e r s g e s a g t : In K a p . 2 . g e h t e s u m e i n e a n g e messene Darstellung des Verhältnisses von

Erkenntnissicherung

und Erkenntnisfortschritt, und dies bedeutet, daß man weder im N a m e n . d e r E r k e n n t n i s s i c h e r u n g d e n

Erkenntnisfortschritt

d e r K r i t i s c h e n P s y c h o l o g i e l i q u i d i e r e n darf

(das R e s u l t a t

wäre Dogmatismus), noch unter der Fahne des

Erkenntnisfort-

schritts die Erkenntnissicherung

"überrennen" und damit dem

R e l a t i v i s m u s und cler U n v e r b i n d l i c h k e i t T ü r u n d T o r ö f f n e n d a r f . Zwar m u ß d i e K r i t i s c h e P s y c h o l o g i e w i e jede W i s s e n s c h a f t o f f e n sein - a b e r d o c h i m m e r n u r n a c h v o r n e ! Im d r i t t e n K a p i t e l ä u ß e r t sich d e r P r o z e ß c h a r a k t e r

darin,

daß h i e r d i e s p e z i f i s c h e i n t e r d i s z i p l i n ä r e B e z i e h u n g schen materialistischer Pädagogik und Psychologie

zwi-

themati-

siert w i r d . Unter inhaltichem A s p e k t betrachtet stellt sich d a s V e r h ä l t n i s d e s z w e i t e n zum d r i t t e n K a p i t e l so d a r : In K a p . 2 . w e r d e n jene G r u n d l a g e n d e r K r i t i s c h e n

Psychologie

herausgearbeitet, die die Voraussetzung dafür sind, daß d i e S u b j e k t i v i t ä t im p ä d a g o g i s c h e n P r o z e ß ü b e r h a u p t e r ^ f o r s c h t w e r d e n k a n n . In K a p . 3 . w i r d d a n n d i e s e r P r o z e ß s e l b s t b e h a n d e l t u n d so d e u t l i c h g e m a c h t , w i e d i e K r i t i * sehe P s y c h o l o g i e zur E r k l ä r u n g d e r

Persönlichkeitsentwick-

l u n g e n im K o n t e x t p ä d a g o g i s c h e r V e r h ä l t n i s s e b e i t r a g e n

4

4 kann.

A u c h C h r i s t i a n N i e m e y e r h a t in s e i n e r D i s s e r t a t i o n "Zur T h e o r i e u n d P r a x i s d e r K r i t i s c h e n P s y c h o l o g i e " (vgl. N i e m e y e r , 1979; e i n e s e h r k o m p r i m i e r t e Z u s a m m e n f a s s u n g s e i n e r A u f f a s s u n g e n f i n d e t s i c h a u c h in N i e m e y e r , 1 9 8 0 a ) d i e F r a ge n a c h d e r B e d e u t u n g d e r K r i t i s c h e n P s y c h o l o g i e für d i e e r z i e h u n g s w i s s e n s c h a f t l i c h e T h e o r i e b i l d u n g u n d P r a x i s ins Z e n t r u m d e s E r k e n n t n i s i n t e r e s s e s g e s t e l l t ; so w e n n er f r a g t : "Was v e r a n l a ß t e H O L Z K A M P A n f a n g der 7Oer J a h r e d a z u , sich v o n s e i n e n b ü r g e r l i c h e n ( t r a d i t i o n e l l e n ) F o r schungstraditionen loszusagen, um eine kritisch-emanzipat o r i s c h e , m a t e r i a l i s t i s c h e P s y c h o l o g i e zu b e g r ü n d e n ? . . . Welche Handlungsanweisungen resultieren aus einem A n s a t z , d e m i m m e r w i e d e r v o r g e h a l t e n w u r d e , daß er s i c h zu lange u n d zu g r ü n d l i c h im T i e r - M e n s c h - Ü b e r g a n g s f e l d o r i e n t i e r e ? G e r a d e d i e l e t z t e F r a g e i s t für d e n V e r f a s s e r , d e r v o n H a u s a u s P ä d a g o g e b z w . S o z i a l p ä d a g o g e i s t , sehr w i c h t i g g e w e s e n , u n d sie e r f ä h r t in T e i l III u n d IV d i e s e r A r b e i t einen umfassenden Beantwortungsversuch." (Niemeyer, 1979, S.II) Zwar m ü s s e n w i r im R a h m e n d i e s e s B u c h e s auf e i n e ausführliche Diskussion der Auffassungen Niemeyers verz i c h t e n , w i r w e r d e n a l l e r d i n g s an e i n i g e n z e n t r a l e n S t e l len d e u t l i c h m a c h e n , daß sich s e i n e A n a l y s e u n d d i e u n s r i ge in a l l e n r e l e v a n t e n P r o b l e m k o m p l e x e n q u a l i t a t i v u n t e r - • scheiden.

- Im G a n g d e r D a r s t e l l u n g e n d i e s e s K a p i t e l s w i r d a b e r a u c h deutlich w e r d e n , w o gegenwärtig die Grenzen der Kritischen Psychologie liegen: Daß es nämlich noch nicht möglich inhaltlich und methodisch hinreichend abgesicherte

ist,

Aussagen

ü b e r d i e o n t o g e n e t i s c h e n E n t w i c k l u n g e n im K o n t e x t p ä d a g o g i s c h e r P r o z e s s e zu m a c h e n . A u s d i e s e m G r u n d e h a t d i e s e s K a p i t e l d e n s p e z i e l l e n A n s p r u c h , a u f d e r B a s i s d e s in K a p . 2 . entfalteten Konzepts menschlicher Subjektivität

einerseits

e i n e S t r a t e g i e zur E r f o r s c h u n g p s y c h i s c h e r E n t w i c k l u n g e n p ä d a g o g i s c h e n P r o z e s s e n zu b e g r ü n d e n u n d z u m a n d e r e n Reihe von diesbezüglichen, fundierten Hypothesen

in

eine

vorzulegen,

d i e im G a n g d e r w e i t e r e n w i s s e n s c h a f t l i c h e n A r b e i t zu p r ü fen sind. Damit soll auch deutlich w e r d e n , worin der gegenwärtige und worin der mögliche und zukünftige Beitrag der K r i t i s c h e n P s y c h o l o g i e .zur m a t e r i a l i s t i s c h e n P ä d a g o g i k b e steht.

Ich d a n k e K l a u s H o l z k a m p , W o l f g a n g K l a f k i u n d K o n s t a n z e W e t z e l für v i e l f ä l t i g e H i l f e u n d M a r b u r g , im A p r i l

1982

Unterstützung. KARL-HEINZ

BRÄUN

- 19 -

Kapitell

Bürgerliche Quellen und marxistisch fundierte Vorläufer der Kritischen Psychologie D e n M a r x i s m u s a l s P r o z e ß zu b e g r e i f e n , b e d e u t e t im Z u s a m m e n h a n g d i e s e s B u c h e s z u n ä c h s t e i n m a l d r e i e r l e i : a) D i e E n t s t e r h u n g d e r P s y c h o l o g i e a l s E i n z e l w i s s e n s c h a f t zu r e f l e k t i e r e n , d.h. der Frage nach den Gründen ihrer historischen

Herausbil-

dung wie der Berechtigung ihres Gegenstandes nachzugehen. Dab e i muß auch das Problem eine Rolle spielen, ob ihrem Gegenstand eine sozialhistorische universelle Berechtigung

zukommt

o d e r o b sie n u r f ü r e i n e b e s t i m m t e h i s t o r i s c h e S p a n n e e i n e n e i g e n e n G e g e n s t a n d b e s i t z t . - b) D i e P s y c h o l o g i e e n t s t e h t h i storisch als bürgerliche Psychologie und hat als solche eine Vielzahl von theoretischen Konzeptionen hervorgebracht und eine fast unübersehbare Fülle empirischen Materials tet. Daran kann auch eine marxistisch fundierte

erarbei-

Psychologie

nicht vorbeigehen. Das Ziel muß somit sein, die bürgerliche Psychologie

(im S i n n e e i n e r " Q u e l l e " ) in d e r m a r x i s t i s c h

fun-

d i e r t e n P s y c h o l o g i e a u f z u h e b e n , s i c h m i t ifcr a l s o n a c h d e m G r u n d s a t z d e r p r i n z i p i e l l e n K r i t i k u n d der r e l a t i v e n W ü r d i g u n g a u s e i n a n d e r z u s e t z e n . D a d i e s in s e i n e r g a n z e n B r e i t e an d i e ser S t e l l e u n m ö g l i c h i s t , b e s c h r ä n k e n w i r u n s h i e r auf

jene

b ü r g e r l i c h e n A n s ä t z e , d i e im Z u s a m m e n h a n g m i t d e r H e r a u s b i l dung und Entwicklung der Kritischen Psychologie

tatsächlich

d i e F u n k t i o n feiner Q u e l l e h a t t e n . - c) D i e K r i t i s c h e

Psycho-

l o g i e i s t (wie s c h o n a n g e m e r k t ) k e i n e s w e g s d a s e i n z i g e K o n zept einer marxistisch fundierten Psychologie, vielmehr

ist

sie - a u c h i n t e r n a t i o n a l g e s e h e n - d a s n e u e s t e . D a m i t g i l t e s a u c h zu k l ä r e n , in w e l c h e m V e r h ä l t n i s jene m a r x i s t i s c h

fundier-

ten A n s ä t z e , d i e V o r l ä u f e r d e r K r i t i s c h e n . P s y c h o l o g i e s i n d , zu d i e s e r s e l b s t s t e h e n . D i e s e F r a g e h a t j e t z t i n s o f e r n e i n e Zuspitzung erfahren, als Steigerwald die Frage gestellt h a t , ob die Kritische Psychologie denn überhaupt Psychologie sei oder

- 20 o b sie n i c h t b e s s e r a l s P e r s ö n l i c h k e i t s t h e o r i e

zu b e g r e i f e n

sei

(vgl. S t e i g e r w a l d , 1 9 8 1 a , S . 1 5 2 ) . A u s d i e s e n Ü b e r l e g u n g e n f o l g t z w i n g e n d , d a ß e s in d i e s e m K a p i tel nicht darum gehen k a n n , die verschiedenen theoretischen Ansätze auch nur annähernd aus ihren gesellschaftlichen l u n g s b e d i n g u n g e n zu e r k l ä r e n ; s e l b s t e i n e a n n ä h e r n d

Entwick-

theorieim-

manente Darstellung ist hier nicht m ö g l i c h . Beides ist aber auch nicht n ö t i g , da es hier lediglich darum g e h t , die verschied e n e n A n s ä t z e u n t e r d e m A s p e k t zu a n a l y s i e r e n , w a s sie ü b e r d e n Gegenstand der Psychologie und seine

Erforschung aussagen und

w i e sie d i e s b e g r ü n d e n . ( Z u r G e s c h i c h t e d e r P s y c h o l o g i e

generell

w i e zu s p e z i e l l e n A u s p r ä g u n g e n l i e g e n a u s m a r x i s t i s c h e r e i n e R e i h e v o n A r b e i t e n v o r , d i e in d e n j e w e i l i g e n

Sicht

Abschnitten

genannt werden.)

1.1.

ZUR IN

HERAUSBILDUNG DEUTSCHLAND

DER (HERBART,

PSYCHOLOGIE

ALS

EINZELWISSENSCHAFT

WUNDT)

Jede Form von menschlichem Orientierungswissen, von Weltbild u n d W e l t a n s c h a u u n g , v o r a l l e m , w e n n sie in s y s t e m a t i s c h e r G e stalt als Sozialphilosophie oder Sozialwissenschaft

auftritt,

m a c h t in d i e s e r o d e r j e n e r W e i s e , i m p l i z i t o d e r e x p l i z i t , A u s s a g e n ü b e r d a s W e s e n d e s M e n s c h e n , s e i n V e r h ä l t n i s zur N a t u r , zu d e n M i t m e n s c h e n , zu d e n g e s e l l s c h a f t l i c h e n

Gesetzmäßigkei-

ten. Von solcherart Reflexionen des Verhältnisses von

Indivi-

duum und Gesellschaft sind aber deutlich jene wissenschaftlic h e n P r o z e s s e zu u n t e r s c h e i d e n , d i e e i n e e i g e n s t ä n d i g e

theore-

tische und empirische Analyse dieses Verhältnisses zum Gegenstand h a b e n 1 ; insofern hat die Psychologie eine "lange Vergang e n h e i t " , aber bisher eine "kurze Geschichte" 1979,S.16). Diese einzelwissenschaftliche

(vgl. E c k a r d t ,

Verselbständigung

beginnt - gesellschaftsgeschichtlich gesehen - erst mit dem Ü b e r g a n g v o m F e u d a l i s m u s z u m K a p i t a l i s m u s u n d z e i g t s i c h zun ä c h s t in v e r m i t t e l t e r F o r m a l s p r a k t i s c h e s P r o b l e m b e i d e r

1

W i r o r i e n t i e r e n u n s in d i e s e m A b s c h n i t t b e s o n d e r s a n J a e g e r / S t a e u b e l e (1977;1978) u n d J a e g e r ( 1 9 7 7 ) .

- 21 R e a l i s i e r u n g jener A n f o r d e r u n g e n , d i e d i e k a p i t a l i s t i s c h e G e s e l l s c h a f t an d i e n e u e a u s z u b e u t e n d e K l a s s e , d a s P r o l e t a r i a t , d . h . an d i e e i n z e l n e p r o l e t a r i s c h e

Persönlichkeit,

s t e l l t . D i e s e R e a l i s i e r u n g s p r o b l e m e h a b e n z u n ä c h s t zu zahlr e i c h e n s t a a t l i c h e n u n d p r i v a t e n L ö s u n g s v e r s u c h e n in G e s t a l t (um e i n i g e r e l e v a n t e B e i s p i e l e zu n e n n e n ) v o n W a i s e n - u n d Z u c h t h ä u s e r n , A r b e i t s h ä u s e r n , H e i m e r z i e h u n g s s c h u l e n u n d spez i e l l e n S c h u l e n für g e i s t i g B e h i n d e r t e u s w . g e f ü h r t

(vgl.

N o w i c k i , 1 9 7 3 , S . 6 2 f f ; J a n t z e n , 1 9 7 4 , S/45ff? d e r s . , 1 9 8 2 b , S . 5 1 f f ) . S i e f i n d e n a b e r a u c h i h r e n N i e d e r s c h l a g in j e n e n Organen der literarischen bürgerlichen Öffentlichkeit, die sich s p e z i e l l m i t d i e s e m F r a g e n k o m p l e x b e s c h ä f t i g t e n . Gen a n n t seien h i e r a u s d e m B e r e i c h d e r a l l g e m e i n e n A n t h r o p o logie und Psychologie die "Allgemeine Revision des gesamten Schul- und Erziehungswesens von einer Gesellschaft praktischer Erzieher" lenkunde"

( 1 7 8 5 - 1 7 9 1 ) , d a s " M a g a z i n zur E r f a h r u n g s s e e -

( 1 7 8 3 - 1 7 9 3 ) , d a s " A r c h i v für d i e P h y s i o l o g i e "

1 7 9 5 ) , d i e " Z e i t s c h r i f t für A n t h r o p o l o g i e " d a s " M a g a z i n für S e e l e n k u n d e "

(ab 1 8 3 0 ) ; a u s d e m m e h r p ä d a -

g o g i s c h - t h e r a p e u t i s c h e n B e r e i c h sind zu n e n n e n d a s für d i e p s y c h i s c h e H e i l k u n d e "

(ab

(1823-1826) u n d "Magazin

(1805-1806), die "Beiträge

B e f ö r d e r u n g e i n e r K u r m e t h o d e auf p s y c h i s c h e m W e g e " u n d d i e " Z e i t s c h r i f t für p s y c h i s c h e Ä r z t e "

zur

(1808-1810)

(1818-1823)

(vgl.

Jaeger/Staeuble, 1978, S.69ff). D i e e r s t e V e r a l l g e m e i n e r u n g u n d S y s t e m a t i s i e r u n g d e r in diesen O r g a n e n d i s k u t i e r t e n G r u n d - u n d S p e z i a l f r a g e n Johann Friedrich Herbart Arbeiten Pestalozzis

gelingt

( 1 7 7 6 - 1 8 4 1 ) , d e r - im A n s c h l u ß an

(vgl. J a e g e r / S t a e u b l e , 1 9 7 7 , S . 6 3 f f ;

d i e s . , 1 9 7 8 , S . 1 3 4 f f ; K l a f k i , 1 9 6 4 , S . 1 5 f f , 131f) - b e s o n d e r s in s e i n e m " L e h r b u c h d e r P s y c h o l o g i e "

( I . A u f l . 181^? 2 . A u f l .

1834 - n a c h d i e s e r w i r d in f o l g e n d e m z i t i e r t ) u n d in "Psychologie als Wissenschaft" eine umfassende Theorie der psychischen Entwicklung des Menschen vorgelegt h a t t e . Sein Ausgangspunkt lautete: " I n n e r e W a h r n e h m u n g , U m g a n g m i t M e n s c h e n auf v e r s c h i e d e n e n Bildungsstufen, die Beobachtungen des Erziehers und Staatsmannes, die Darstellungen der Reisenden, Geschichtsschreiber, D i c h t e r u n d M o r a l i s t e n , e n d l i c h E r f a h r u n g e n an I r r e n , K r a n k e n und T h i e r e n , geben den Stoff der Psychologie. Sie soll diesen Stoff nicht bloss sammeln, sondern das Ganze der innern Erfahr u n g becjreifljichjmachen? w ä h r e n d d a s s e l b e in A n s e h u n g d e r ä u s s e r n ,

- 22 mit) R a u m b e S t i m m u n g e n b e h a f t e t e n E r f a h r u n g zu l e i s t e n d e r Naturphilosophie obliegt. Wie die beiden Erfahrungskreise vers c h i e d e n u n d d o c h v e r b u n d e n s i n d , so a u c h d i e b e i d e n , W i s s e n s c h a f t e n . S i e h ä n g e n in A n s e h u n g d e r G r u n d b e g r i f f e g e m e i n s c h a f t l i c h v o n d e r a l l g e m e i n e n M e t a p h y s i k a b ; j e d o c h h a t zur letztern die Psychologie das e i g e n t ü m l i c h e Verhältniss, d a s s in ihr m a n c h e F r a g e n , d i e b e i G e l e g e n h e i t d e r M e t a p h y * sik s i c h e r h e b e n , u n d d o r t z u r ü c k g e l e g t w e r d e n m ü s s e n , zur Beantwortung g e l a n g e n . " ( H e r b a r t , 1 8 5 0 a , S.6) Den verschiedenen inneren Strebungen der menschlichen

Per-

sönlichkeit liegen letztlich das V o r s t e l l e n , das Fühlen und das Begehren als psychische Hauptkräfte zugrunde, wobei dem Vorstellen der Vorrang gegenüber den anderen Kräften

einge-

räumt w i r d . Da Herbart Vorstellungen als "Elemente" b z w . Kombination von Elementen und die "Prozesse"

der.Vorstellungs-

bildung nach Analogie von Naturvörgängen begreift, bedarf es zur A n a l y s e d e r g e n e t i s c h e n E n t w i c k l u n g , d e r B e w e g u n g v o m N i e d e r e n zum H ö h e r e n

(vgl. e b d , S . 8 ) m e t h o d i s c h

insbesondere

der Mathematik. "Die P s y c h o l o g i e d a r f m i t d e n M e n s c h e n n i c h t e x p e r i m e n t i r e n u n d k ü n s t l i c h e W e r k z e u g e g i e b t e s f ü r sie n i c h t . D e s t o sorgf ä l t i g e r w i r d d i e H ü l f e d e r R e c h n u n g zu b e n u t z e n s e i n . I s t e r s t h i e d u r c h für d i e G r u n d b e g r i f f e d i e w i s s e n s c h a f t l i c h e Bestimmtheit gewonnen: dann beginnt das Geschäft des Zurückf ü h r e n s . " ( e b d . , S.9) Als inhaltlicher Ausgangspunkt ist bei Herbart zentral, daß e r e i n e r s e i t s d e u t l i c h a n e r k e n n t , daß d e r M e n s c h a u c h ein T e i l d e r N a t u r i s t u n d daß d a h e r d e r P h y s i o l o g i e in d e r Erforschung des Leib-Seele-Verhältnisses eine wichtige

Rolle

z u k o m m t ; d a b e i l e h n t H e r b a r t z u g l e i c h d e r e n A n s p r u c h auf u n i verselle Analyse der individuellen Lebenstätigkeit ab

kategorisch

(vgl. H e r b a r t , 1 8 5 0 c , S . 6 2 f f , 4 0 8 f f ) . A n d e r e r s e i t s - u n d zum

Teil daraus folgend - wendet er sich gegen die

Vermögenspsy-

c h o l o g i s c h e A u f f a s s u n g , d a ß d e r M e n s c h sich n a c h d e r G e b u r t quasi nicht mehr verändere und betont die Herausbildung der individuellen der

" S u b j e k t i v i t ä t " in d e r A u s e i n a n d e r s e t z u n g

mit

Gesellschaft.

"Der Mensch des Seelenlehrers ist der gesellschaftliche, der g e b i l d e t e M e n s c h , d e r auf d e r H ö h e d e r g a n z e n , b i s h e r a b g e l a u f e n e n , G e s c h i c h t e s e i n e s G e s c h l e c h t s s t e h t . In d i e s e m f i n det sich das Mannigfaltige sichtbar b e i s a m m e n , welches unter dem Namen der Geistesvermögen als ein allgemeines Erbtheil der Menschheit angesehen w i r d . " ( H e r b a r t , 1 8 5 0 a , S.39) Damit stellt sich letztlich die F r a g e , wie der Aufbau dieses GeistesVermögens erfolgt, von welchen Gesetzmäßigkeiten

seine

Herausbildung bestimmt w i r d . Wie seine Vorstellungen von der

- 23 Mathematisierung der Psychologie schon andeuteten, begreift er d i e s e G e s e t z m ä ß i g k e i t e n in d e u t l i c h e r A n a l o g i e zur P h y s i k u n d T e c h n i k ; er s p r i c h t v o n d e r S t a t i k u n d d e r D y n a m i k d e s Geistes

(vgl. e b d . , S . 1 7 f f ) ä h n l i c h w i e er v o n d e r S t a t i k u n d

Dynamik des Staates spricht

(vgl. H e r b a r t ,

1850c,S.3lff,

40ff).Die einzelnen Bewußtseinsakte bilden dabei eine Einheit; bleiben also nicht voneinander

isoliert.

"Alle V o r s t e l l u n g e n w ü r d e n n u r E i n e n A c t der E i n e n S e e l e a u s m a c h e n , w e n n sie s i c h n i c h t i h r e r G e g e n s ä t z e w e g e n h e m m t e n , u n d sie m a c h e n w i r k l i c h n u r E i n e n A c t a u s , in w i e f e r n sie n i c h t d u r c h i r g e n d w e l c h e H e m m u n g e n in e i n V i e l e s g e s p a l t e n s i n d . ' V o r s t e l l u n g e n auf d e r S c h w e l l e d e s B e w u s s t s e i n s k ö n n e n m i t and e r e n n i c h t in V e r b i n d u n g t r e t e n , d e n n sie s i n d g a n z u n d g a r in ein S t r e b e n w i d e r b e s t i m m t e a n d e r e v e r w a n d e l t u n d d a d u r c h g l e i c h s a m i s o l i r t . A b e r im B e w u s s t s e i n v e r k n ü p f e n sich d i e V o r s t e l l u n g e n auf z w e i e r l e i W e i s e : e r s t l i c h c o m p l i c i r e n sich d i e n i c h t e n t g e g e n g e s e t z t e n (wie T o n u n d F a r b e ) , so w e i t sie u n g e hemmt zusammentreffen; zweitens verschmelzen die entgegenges e t z t e n , so w e i t sie im Z u s a m m e n t r e f f e n w e d e r v o n z u f ä l l i g e r fremder, noch von der unvermeidlichen gegenseitigen Hemmung leiden. Die Complicationen können vollkommen sein, die Vers c h m e l z u n g e n sind i h r e r N a t u r n a c h a l l e m a l u n v o l l k o m m e n . " (Herbart,1850a,S.21f) H i e r m i t i s t z u g l e i c h d a r a u f h i n g e w i e s e n , daß V o r s t e l l u n g e n d a n n d i e S c h w e l l e ins B e w u ß t s e i n zu ü b e r s c h r e i t e n

nur

vermögen,

w e n n sie s t a r k g e n u g ?ind - w o b e i d e r e n S t ä r k e m a t h e m a t i s c h erfaßt werden kann Zweiter

(vgl. e b d . , S . 1 8 f . ; d e r s . , 1 8 5 0 b , E r s t e r u n d

Abschnitt).

Auf die bisher dargestellte Weise könnten die

gesellschaftli-

chen Bedingtheiten der psychischen Prozesse jedoch noch gar n i c h t e r f a ß t w e r d e n , d e n n b i s h e r h a n d e l t es s i c h u m r e i n innerpsychische Prozesse. Die gesellschaftliche Dimension der I n d i v i d u a l e n t w i c k l u n g w i r d e r s t in d e m M o m e n t t h e m a t i s c h , w i e d i e s e i n n e r e n P r o z e s s e m i t d e n ä u ß e r e n P r o z e s s e n in e i n e n Zusammenhang gestellt werden. Dazu sagt Herbart

(1850a,S.88f)i

"Das ä u s s e r e H a n d e l n , w e l c h e s d e m M e n s c h e n s e i n e G e d a n k e n v e r körpert, aber zugleich vielfach entstellt gegenüber treten lässt, spannt unaufhörlich Begierde, Beobachtung und Beurtheil u n g ; e s v e r w a n d e l t , i n d e m e s g e l i n g t o d e r m i s s l i n g t , d a s Beg e h r e n in e n t s c h l o s s e n e s W o l l e n o d e r in b l o s s e n W u n s c h , b e g l e i t e t v o n L u s t o d e r U n l u s t , w o d u r c h zur h a b i t u e l l e n S t i m m u n g d e s Menschen der Grund gelegt wird. Führen neue Lebenslagen neue A n l ä s s e zum H a n d e l n h e r b e i : so e r s c h e i n t d e r M e n s c h o f t auf einmal verwandelt ... Das bestimmteste Gepräge giebt dem Menschen s e i n ä u s s e r e s H a n d e l n a l s d a n n , w e n n e s A r b e i t , b e s o n d e r s wenn es Berufsarbeit oder doch tägliche Beschäftigung wird. H i e r a b e r z e i g t sich a u c h a u f s d e u t l i c h s t e d e r U n t e r s c h i e d und die Zusammenwirkung zwischen der herrschenden Vorstellungsm a s s e , d i e w ä h r e n d d e r A r b e i t im B e w u s s t s e i n g l e i c h m ä s s i g v e s t e h t , d e r a b l a u f e n d e n R e i h e , v o n w e l c h e r jede e i n z e l n e T h ä t i g -

- 24 k e i t im e i n z e l n e n A u g e n b l i c k e a b h ä n g t , u n d d e r e m p i r i s c h e n A u f f a s s u n g d e s s e n , was v g e t h a n w o r d e n , w o d u r c h d e r P u n c t , b i s zu w e l c h e m d a s W e r k v o r r ü c k t e , b e s t i m m t ist." Wir sehen, daß mit der Einführung der Kategorie "äußeres Handeln" n i c h t nur allgemein die Gesellschaftlichkeit der - von H e r b a r t w e i t g e h e n d a l s g e i s t i g e r P r o z e ß v e r s t a n d e n e n t indiv i d u e l l e n E n t w i c k l u n g ins B l i c k f e l d k o m m t , s o n d e r n daß so zum einen eine konkrete Analyse der verschiedenen

Berufstätigkei-

ten u n d i h r e r p s y c h i s c h e n A n f o r d e r u n g e n m ö g l i c h w i r d , u n d daß zum anderen - und dies ist noch wichtiger - der

(gesellschaft-

l i c h e m W a n d e l u n t e r l i e g e n d e ) I n h a l t d e r - im P r i n z i p verstandenen - psychischen Mechanismen deutlich

formal

hervortritt.

Damit wird aber auch die Frage der gesellschaftlichen s c h i e d e " d e r M e n s c h e n zu e i n e m T h e m a d e r

"Unter-

Psychologie.

"Nun f i n d e t s i c h j e d e r M e n s c h an i r g e n d e i n e m P l a t z e in d e r G e s e l l s c h a f t . E r g e h ö r t e n t w e d e r zu d e n D i e n e n d e n , o d e r zu d e n g e m e i n e n F r e i e n , o d e r zu den. A n g e s e h e n e n , o d e r e r s t e h t an d e r S p i t z e ? ... w e l c h e B e s t i m m u n g e n m a n c h e r M o d i f i c a t i o n e n f ä h i g s i n d , d i e j e d e r für s i c h s e l b s t a u f s u c h e n k a n n . H i e v o n h ä n g t der äussere Umriss seines Gefühlszustandes a b . Er ist nämlich b i s a u f e i n e n g e w i s s e n G r a d e i n g e t a u c h t in d i e a l l g e m e i n e g e s e l l s c h a f t l i c h e H e m m u n g . G e w i s s e H o f f n u n g e n s i n d ihm a b g e s c h n i t t e n , und Aussichten versperrt? hiedurch ist die Möglichkeit sol e h e r G e f ü h l e , w i e sie a u s d e n g a n z g e h e m m t e n , d e m n a c h für ihn so g u t a l s n i c h t v o r h a n d e n e n V o r s t e l l u n g e n , h ä t t e n e n t s t e h e n können, aufgehoben. Der ganz Arme kennt nicht die Gefühle des R e i c h e n a l s solchen? e r i s t f r e i v o n d e n S o r g e n d e r G ü t e r v e r waltung? der Unwissende weiss nichts vom literarischen Ehrgeize? d e m B a u e r n k a n n n i c h t d i e E m p f i n d l i c h k e i t d e s A n g e s e h e n e n für die Kränkungen der Ehre beiwohnen." (Herbart,1850c,S.81) Zwar sieht Herbart eine gewisse gesellschaftliche und damit auch individuelle D y n a m i k , aber letztlich scheint ihm eine solche oder doch zumindest eine ganz ähnliche

hierarchische

S t r u k t u r i e r u n g d e r G e s e l l s c h a f t u n ü b e r w i n d b a r - u n d im P r i n zip a u c h w ü n s c h e n s w e r t

(vgl.ebd.,S.40ff,bes.42f).

Die gesellschaftliche Entwicklung nach der Erarbeitung

dieses

Entwurfes einer wissenschaftlichen Psychologie durch Herbart ist: z u n ä c h s t g e p r ä g t d u r c h d i e r e a l e H e r a u s b i l d u n g d e r A r b e i t e r k l a s s e a l s T e i l d e r in D e u t s c h l a n d z ä h e n , w i d e r s p r ü c h l i c h e n und schleppenden Durchsetzung der kapitalistischen w e i s e . D a m i t verbunden ist eine immer deutlichere

ProduktionsHerausbildung

politischer Konstellationen zwischen dem Feudaladel, der Bourgeoisie und der Arbeiterklasse

(als d e n H a u p t k l a s s e n ) . D i e p o -

l i t i s c h e n K l a s s e n b e w e g u n g e n f a n d e n in d e r R e v o l u t i o n v o n 49 e i n e n e r s t e n H ö h e p u n k t - u n d d i e F o r t s c h r i t t s k r ä f t e

1848/

darin

ihre temporäre, aber lange nachwirkende N i e d e r l a g e . Durch diese

- 25 h i e r n u r in E r i n n e r u n g g e r u f e n e - g e s e l l s c h a f t l i c h e lung d i f f e r e n z i e r t e n sich a u c h für d i e P s y c h o l o g i e

Entwickspezifi-

s c h e F r a g e s t e l l u n g e n h e r a u s : Im S i n n e e i n e r A k z e n t s e t z u n g lassen sich ökonomische und politische Dimensionen

unterschei-

den: Relativ gleichrangig standen solche Fragen hinter der Diskussion um die Reform des Ausbildungswesens: hier ging es nicht nur um die Klärung d e s s e n , was und wieviel die Kinder und Jug e n d l i c h e n l e r n e n s o l l t e n , d a m i t sie d e n A n f o r d e r u n g e n d e s A r b e i t s p r o z e s s e s g e r e c h t w u r d e n , s o n d e r n es g i n g a u c h u m d i e "pädagogische Verhinderung" des Entstehens "revolutionärer be" b z w . d a r u m , d i e s e r ü c k g ä n g i g zu m a c h e n

Umtrie-

(vgl. T i t z e , 1 9 7 3 ,

K a p . V u . VI; die wichtigsten. Dokumente finden sich bei Michael/ S c h e p p , 1 9 7 3 / 7 4 , B d . 1 , T e i l III) . - In d e n A u s e i n a n d e r s e t z u n g e n

um

die Medizin- und Psychiatriereform einerseits und um die Strafjustiz und die forensische Psychologie andererseits

spielten

ökonomische Fragen insofern eine R o l l e , als es um die Herstellung b z w . u n d b e s o n d e r s u m d e n E r h a l t d e r A r b e i t s f ä h i g k e i t u n d -bereitschaft der Lohnabhängigen ging. Die politische

Dimension

b e s t a n d b e s o n d e r s in d e r a l l g e m e i n - h u m a n i t ä r b e g r ü n d e t e n , d e m o kratischen Forderung nach Verhinderung körperlicher und psychischer Fehlentwicklungen b z w . der Kriminalität durch de tiefgreifende gesellschaftliche Reformen

entsprechen-

(vgl. J a e g e r / S t a e u b -

l e , 1 9 7 8 , S . 2 0 3 f f , 2 4 3 f f , 2 5 7 f f ) . - E i n e b e s o n d e r e B e d e u t u n g für d i e Psychologie hatten die verschiedenen physiologischen

Forschungen,

d i e zwar zu e i n e m b e t r ä c h t l i c h e n T e i l d u r c h d i e A n f o r d e r u n g e n des industriellen Produktionsprozesses

(der u n t e r

schen Bedingungen immer zugleich Ausbeutungsprozeß

kapitalistiist) b e d i n g t

w a r e n , d e n e n a b e r z u g l e i c h e i n e g r o ß e B e d e u t u n g für d i e theoretische Entwicklung

inner-

zukam.

"Während HERBART und BENEKE das Programm einer naturwissenschaftlich betriebenen Psychologie aufgestellt und LANGE und LOTZE eine engere Verbindung von Psychologie und Physiologie gefordert h a t t e n , begann m i t diesen Physiologen die experimentelle Untersuchung von Sinnesleistungen. Diese naturwiss e n s c h a f t l i c h - p h y s i o l o g i s c h e U n t e r s u c h u n g d e r F u n k t i o n e n informationsverarbeitender Systeme war recht eigentlich die Wegbereitung der modernen Psychologie...".(Hiebsch,1979,S.24; v g l . Jaeger/Staeuble,1978,S.293ff) D i e s e h i e r n o t w e n d i g e r w e i s e n u r s e h r s u m m a r i s c h g e n a n n t e n Entw i c k l u n g e n h a t t e n e i n e r s e i t s d i e p o s i t i v e K o n s e q u e n z , daß - in toto betrachtet - immer mehr Aspekte der individuellen t ä t i g k e i t in i h r e r n a t ü r l i c h e n u n d g e s e l l s c h a f t l i c h e n

LebensBedingt-

h e i t t e n d e n z i e l l t h e m a t i s i e r t und zum T e i l e r k a n n t w u r d e n ; sie

- 26 h a t t e a b e r a n d e r e r s e i t s d i e n e g a t i v e K o n s e q u e n z , daß d a s h o h e theoretische Integrationsniveau, welches Herbarts

psychologi-

schen Entwurf,ausgezeichnet h a t t e , immer mehr zerstört wurde u n d es zu e i n e r f o l g e n d s c h w e r e n Z e r s p l i t t e r u n g d e r E i n z e l a s pekte k a m . Der Prozeß der Spezialisierung der

psychologischen

Forschung wurde mit ihrer zunehmenden Desintegration (vgl.

"erkauft"

Jaeger/Staeuble,1978,S.280,311).

In d i e s e m Z u s a m m e n h a n g w ä r e in Z u k u n f t f o l g e n d e Ü b e r l e g u n g

zu

überprüfen: Der genannte Desintegrationsprozeß wird noch von e i n e m a n d e r e n P r o z e ß b e g l e i t e t , d e r z w a r e r s t n a c h c a . 1870/ 71 zum D u r c h b r u c h k o m m t , a b e r s i c h s c h o n v o r h e r a n d e u t e t : d e r s c h r i t t w e i s e Z e r f a l l e i n e s auf d i e T o t a l i t ä t d e r W i r k l i c h k e i t g e r i c h t e t e n e i n h e i t l i c h e n b ü r g e r l i c h e n W e l t b i l d e s und* W i s s e n schaf t s s y s t e m s , w i e e s b e s o n d e r s H e g e l a l s H ö h e p u n k t b ü r g e r l i chen Denkens vertreten hatte. Die nachhegelianische

bürgerli-

che E n t w i c k l u n g n i c h t n u r d e r P h i l o s o p h i e , , s o n d e r n a u c h d e r Soziologie, der Ökonomie, der Kulturwissenschaften

i s t in i h r e m

e n t s e h e i d e n d e n , h i e r a l l e i n zur D e b a t t e s t e h e n d e n A s p e k t e i n e Destruktion des Anspruchs bürgerlicher Vernunft

(vgl. B u h r /

Steigerwald,1981,S.9ff);. Lukacs,1962,S,91ff,363ff,508ff,512ff). D i e s b e d e u t e t für d i e P s y c h o l o g i e : N o c h b e v o r sie sich a l s E i n zelwissenschaft v o l l herausbilden konnte - und das konnte aufgrund der konkret-historischen Bedingungen nur heißen:

bevor

sich die bürgerliche Psychologie v o l l herausbilden k o n n t e , war das bürgerliche Wissenschaftssystem und die bürgerliche Weltanschauung bereits von deutlicher innerer Korrosion g e p r ä g t . Genau dadurch konnte die erste "optische Täuschung"

entstehen,

a l s w e n n e s P s y c h o l o g i e p e r se n u r a l s v o n d e n a n d e r e n

Sozial-

w i s s e n s c h a f t e n a b g e k o p p e l t e u n d a l l e n f a l l s m i t ihr n a c h t r ä g l i c h verklammerte Einzelwissenschaft geben könnte

(es s e i a l l e r d i n g s

darauf h i n g e w i e s e n , daß es immer wieder Tendenzen g a b , die k o p p e l u n g " v o n P s y c h o l o g i e u n d P h i l o s o p h i e zu v e r h i n d e r n r ü c k g ä n g i g zu m a c h e n , w o b e i sich d i e s e T e n d e n z e n a b e r

"Ent-

bzw.

letztlich

n i c h t durchsetzen k o n n t e n ) . Dabei verschärft sich der genannte Widerspruch nochmals aufgrund der T a t s a c h e , daß noch bevor die Psychologie als Einzelwissenschaft sich konsolidieren

konnte,

auf der allgemein wissenschaftlichen Ebene bereits der Marxismus- e n t s t a n d e n w a r , a l s o d a m i t auf t h e o r e t i s c h e r E b e n e sich d e r gesellschaftliche Antagonismus von Lohnarbeit und kapital auch als Antagonismus von alternativen Wissenschaftskonzeptionen

wi-

27 d e r s p i e g e l t e . D a - w i e in d e r E i n l e i t u n g e r l ä u t e r t - d i e P s y c h o l o g i e k e i n B e s t a n d t e i l d e s M a r x i s m u s ^ s e l b s t i s t , k o n n t e so a u c h d i e z w e i t e " o p t i s c h e T ä u s c h u n g " e n t s t e h e n , daß n ä m l i c h P s y c h o l o g i e immer n u r b ü r g e r l i c h e P s y c h o l o g i e sein k a n n . g e s a g t : d i e s e Ü b e r l e g u n g e n w ä r e n in d e n w e i t e r e n

(Wie

theoriege-

s c h i c h t l i c h e n A r b e i t e n im D e t a i l zu ü b e r p r ü f e n . ) In d i e s e r d u r c h den E n t w i c k l u n g s s t a n d d e r P s y c h o l o g i e , d e s bürgerlichen Denkens und der Herausbildung des Marxismus bestimmten Theoriesituation entwickelte Wilhelm Wundt

(1832-1920)

sein K o n z e p t , w e l c h e s d e n K o n s t i t u i e r u n g s p r o z e ß d e r

Psychologie

a l s E i n z e l w i s s e n s c h a f t a b s c h l o ß . E r s c h ä t z t e 1918 d i e W i r k u n g e n s e i n e r 1863 e r s t m a l i g e r s c h i e n e n e n " V o r l e s u n g e n ü b e r d i e M e n s c h e n - u n d T i e r s e e l e " so e i n : " M o c h t e s i c h a u c h d i e s e s B u c h in d e n z w e i B ä n d e n s e i n e r e r s t e n . A u f l a g e , die die experimentelle, tierische und Völkerpsychologie mit einem Male umfassen wollten, einzelne Freunde erworben h a b e n , d i e w i s s e n s c h a f t l i c h e W e l t im g a n z e n s t a n d d i e s e m V e r s u c h k ü h l u n d a b l e h n e n d g e g e n ü b e r . U n t e r den P h i l o s o p h e n g l a u b ten n a m e n t l i c h d i e H e r b a r t i a n e r , m i t d e r v e r m e i n t l i c h e x a k t e n P s y c h o l o g i e i h r e s M e i s t e r s s e i auf d i e s e m G e b i e t d i e W i s s e n s c h a f t a b g e s c h l o s s e n . D i e N i c h t h e r b a r t i a n e r a b e r u n d m i t ihnen die große Schar der Vertreter der Geistes- und-Naturwissenschaften, allen voran die Physiologen, hielten die Psychologie ü b e r h a u p t f ü r ein f r a g w ü r d i g e s D i n g , d a , s o w e i t m a n P s y c h o l o g i e für d e n H a u s g e b r a u c h n ö t i g h a b e , j e d e m s e i n e e i g e n e L e b e n s ^ e r f a h r u n g d a s E r f o r d e r l i c h e zur V e r f ü g u n g stelle." ( W u n d t , 1 9 1 9 , S.IIIf) D i e s e p o l e m i s c h e K r i t i k an den H e r b a r t i a n e r n i s t n i c h t zu v e r w e c h s e l n m i t W u n d t s M e i n u n g ü b e r H e r b a r t s e l b s t . W i r w o l l e n an d i e s e r S t e l l e e i n e l ä n g e r e P a s s a g e z i t i e r e n , w e i l sie e i n e r seits eine präzise Kennzeichnung von Herbarts Psychologie dars t e l l t , u n d w e i l sie zum a n d e r e n W u n d t s e i g e n e n B e i t r a g zur K o n stituierung der Psychologie andeutet; Wundt

schreibt:

" B e i H e r b a r t t r i t t u n s ... n o c h e i n m a l d e r B e g r i f f d e r e i n f a c h e n S e e l e n s u b s t a n z , d e n D e s c a r t e s in d i e n e u e r e P h i l o s o p h i e e i n g e f ü h r t , u n d d i e s m a l in s e i n e r f o l g e r i c h t i g s t e n A u s b i l d u n g , e n t g e g e n , zugleich beeinflußt durch die Grundanschauungen der Leibn i z s c h e n M o n a d e n l e h r e . Um so d e u t l i c h e r g e w i n n t m a n b e i dijesem l e t z t e n s p e k u l a t i v e n P s y c h o l o g e n d e n E i n d r u c k , daß a l l e jene V e r s u c h e , a u s d e m B e g r i f f e i n e r e i n f a c h e n S e e l e u n d ihrer B e z i e h u n g e n zu a n d e r e n , s e i e s v o n ihr v e r s c h i e d e n e n , s e i e s ihr ähnlichen Wesen die Tatsachen des seelischen Lebens abzuleiten, e i n f r u c h t l o s e s B e m ü h e n s i n d . W a s h ä t t e ein M a n n w i e H e r b a r t , a u s g e r ü s t e t w i e w e n i g a n d e r e m i t d e r G a b e d e r Z e r g l i e d e r u n g inn e r e r W a h r n e h m u n g e n , d e r P s y c h o l o g i e für b l e i b e n d e D i e n s t e leisten k ö n n e n , w e n n e r n i c h t d e n b e s t e n T e i l s e i n e s S c h a r f s i n n s auf d i e E r f i n d u n g e i n e r v ö l l i g i m a g i n ä r e n M e c h a n i k d e r V o r s t e l l u n g e n v e r s c h w e n d e t h ä t t e , zu d e r ihn sein m e t a p h y s i s c h e r Seel e n b e g r i f f v e r f ü h r t e ! W a s b l e i b e n d in H e r b a r t s p s y c h o l o g i s c h e n

- 28 A r b e i t e n i s t , v e r d a n k t er s e i n e r s c h a r f e n B e o b a c h t u n g s g a b e des wirklichen Geschehens; was unhaltbar und verfehlt ist, stammt von seinem metaphysischen Seelenbegriff und den Hilfsa n n a h m e n h e r , zu d e n e n e r d u r c h d i e s e n v e r a n l a ß t w u r d e ." (ebd.,S.4; vgl.ebd.,S.546) Nun geht auch W u n d t davon a u s , daß die Seele der Gegenstand der Psychologie sei, also die innere Erfahrung, das eigene Empfinden, F ü h l e n , Denken und W o l l e n . Aber dies kann nur dann streng wissenschaftlich erforscht w e r d e n , wenn die Psychologie e i n e E r f a h r u n g s w i s s e n s c h a f t w i r d , s i c h a l s o in i h r e n

theoreti-

schen Überlegungen auf die empirische Wirklichkeit der

seeli-

s c h e n V o r g ä n g e s e l b s t b e z i e h t (vgl. e b d . , S . 8 f ) . D i e s b e d e u t e t : "Auf d e m h e u t i g e n S t a n d p u n k t d e r W i s s e n s c h a f t g i b t e s d a h e r in Wahrheit nur noch zwei Arten wissenschaftlicher Psychologie: die experimentelle Psychologie und die Völkerpsychologie." (ebd., S.11) Diese Unterscheidung ist nicht willkürlich gesetzt, sondern sie b e r u h t auf e i n e m s p e z i f i s c h e n V e r s t ä n d n i s d e r

gesellschaft-

l i c h e n D e t e r m i n i e r t h e i t p s y c h i s c h e r P r o z e s s e , d . h . sie r e s u l tiert aus einer Einschätzung einer isoliert auf das bezogenen

Individuum

Psychologie.

"Darum reicht die Möglichkeit der Anwendung der experimentellen M e t h o d e in d e r P s y c h o l o g i e (womit h i e r d i e k o n t r o l l i e r t e S e l b s t beobachtung zumeist geschulter Versuchspersonen gemeint ist; K . - H . B . ) g e n a u so w e i t , w i e d a s i n d i v i d u e l l e B e w u ß t s e i n ü b e r haupt r e i c h t . Grenzen sind ihr erpt da g e s e t z t , wo durch das Zusammenleben der Menschen geistige Vorgänge und Erzeugnisse eigener A r t entstehen, d i e , wie die Sprache, die mythologischen Vorstellungen, die Sitten, der experimentellen Einwir- ; k u n g u n z u g ä n g l i c h s i n d . " ( e b d . , S . 1 1 ) ; v g l . d e r s . , 1 9 1 1 , S.4 u . 10) U n d in e i n e m a n d e r e n K o n t e x t s c h r e i b t W u n d t - d i e s

präzisierend:

D i e e x p e r i m e n t e l l e M e t h o d e i s t " d u r c h d i e N o t w e n d i g k e i t , d i e typischen Verlaufsformen des psychischen Geschehens unter verhältn i s m ä ß i g e i n f a c h e n B e d i n g u n g e n zu b e o b a c h t e n , im w e s e n t l i c h e n auf d i e A n a l y s e r e l a t i v e i n f a c h e r B e w u ß t s e i n s v o r g ä n g e a n g e w i e sen ... D i e z u s a m m e n g e s e t z t e n p s y c h i s c h e n B i l d u n g e n , d i e n i c h t 5 o d e r n u r in g e w i s s e n ä u ß e r e n u n d n e b e n s ä c h l i c h e n E i g e n s c h a f t e n dem Experiment zugänglich sind, fordern analytische Hilfsmittel von ähnlicher objektiver Sicherheit; und das unter den verwickeltsten Kulturbedingungen stehende individuelle Bewußtsein verlangt nach O b j e k t e n , die als die einfacheren Vorstufen jenes letzten Entwicklungszustandes betrachtet werden können. Beidemal b e s t e h e n d i e u n s v e r f ü g b a r e n H i l f s m i t t e l in d e n G e i s t e s e r z e u g n i s sen von allgemeingültigem W e r t e , die durch die naturgesetzliche A r t ihrer Entstehung dem w ä c h s e l v o l l e n , unberechenbaren Spiel i n d i v i d u e l l e r p e r s ö n l i c h e r E i n g r i f f e e n t z o g e n sind." ( W u n d t , 1 9 1 1 , S . 35) B e t r a c h t e n w i r n u n z u n ä c h s t W u n d t s A u f f a s s u n g e n zur

Individual-

p s y c h o l o g i e . Im Zentrum steht,der synthetische, also vermittels Analysen ausdifferenzierte Begriff des

Bewußtseins.

- 29 "Der B e g r i f f d e s B e w u ß t s e i n s h a t ... k e i n e a n d e r e B e d e u t u n g a l s d i e , d a ß er auf d i e s e n Z u s a m m e n h a n g der g l e i c h z e i t i g e n u n d a u f e i n a n d e r f o l g e n d e n s e e l i s c h e n V o r g ä n g e h i n w e i s t ; und d a s P r o b l e m d e s B e w u ß t s e i n s b e s t e h t d a r i n , n a c h z u w e i s e n , in welche Beziehungen die einzelnen Erscheinungen zueinander t r e t e n , u m in d i e s e n V e r b i n d u n g e n u n d B e z i e h u n g e n d a s G a n z e u n s e r e s ] s e e l i s c h e n L e b e n s zu b i l d e n . " ( W u n d t , 1 9 1 1 , S . 2 6 7 ) Als solches umfaßt es besonders die Vorstellungen und Empfind u n g e n , d i e R e i z e u n d d e r e n p s y c h o l o g i s c h e D e u t u n g , d a s Gefühlsleben und dabei besonders das Verhältnis von Wunsch, Wille und M o t i v , sowie d i e v e r s c h i e d e n e n D i m e n s i o n e n d e r duellen

indivi-

Denktätigkeit.

Ein wichtiges Problem der wissenschaftlichen Psychologie

gene-

r e l l f i n d e t sich a u c h b e i W u n d t , d a s L e i b - S e e l e - P r o b l e m , d i e F r a g e n a c h d e m V e r h ä l t n i s v o n p s y c h i s c h e n und p h y s i s c h e n P r o z e s s e n . A u s g e s c h l o s s e n * i s t f ü r ihn s o w o h l e i n e m e c h a n i s t i sche R e d u k t i o n d e r P s y c h e a u f d i e P h y s i s , a l s a u c h e i n e s p i r i tualistische Ablösung des Psychischen vom

Physischen.

"Eine solche Beziehung kann nicht anders denn als ein Parallelgehen zweier miteinander verbundener, aber vermöge der Unverg l e i c h b a r k e i t ihrer G l i e d e r n i e m a l s d i r e k t i n e i n a n d e r e i n g r e i f e n d e r K a u s a l r e i h e n a n g e s e h e n w e r d e n . Ich h a b e d i e s e s P r i n z i p ... a l s d a s d e s p s y c h o - p h y s i s c h e n P a r a l l e l i s m u s b e z e i c h n e t . " (Wundt,1919,S.550) U n d w e n i g s p ä t e r v e r d e u t l i c h t er d a s G e m e i n t e

nochmals:

"Der G e d a n k e d e r E i n h e i t d e s P h y s i s c h e n und P s y c h i s c h e n in d e r A n w e n d u n g auf u n s e r S e e l e n l e b e n ist ... n u r d a n n b c r c c h t i g t , w e n n m a n d i e s e E i n h e i t im u m g e k e h r t e n S i n n e d e r m e t a p h y s i s c h e n D e u t u n g d e s P r i n z i p s v e r s t e h t , n ä m l i c h jeden d i e s e r B e g r i f f e a l s e i n e S e i t e d e s G a n z e n b e t r a c h t e t , b e i der v o n der a n d e r e n a l s e i n e r in e n t g e g e n g e s e t z t e m S i n n e a u s g e f ü h r t e n B e g r i f f s b i l dung abstrahiert w i r d . Physisches und Psychisches ergänzen sich, g e r a d e w e i l sie im w i r k l i c h e n L e b e n z u s a m m e n g e h ö r e n , a b e r k e i n e s v o n ihnen in u n s e r e r e m p i r i s c h e n B e t r a c h t u n g d e r D i n g e auf d a s andere zurückgeführt werden k a n n , "(ebd., S.556; v g l . ders.,1911, S.7f u . 9) Wenden wir uns nun dem zweiten Element des Wundtschen

Systems

zu, der Völkerpsychologie. Wie bereits erläutert, resultiert ihre N o t w e n d i g k e i t e i n e r s e i t s a u s d e r K o m p l e x i t ä t d e r

indivi-

duellen Denktätigkeit und andererseits aus der Tatsache der gesellschaftlichen Determiniertheit der individuellen

Kogni-

tion d u r c h d i e v e r o b j e k t i v i e r t e n F o r m e n der m e n s c h l i c h e n k e n n t n i s . Ihr H a u p t g e g e n s t a n d

ist d i e innere B e z i e h u n g

Er-

zwischen

S p r a c h e , M y t h o s und S i t t e . "Wie sehr a u c h d e r S p r a c h e a l s d e m n o t w e n d i g e n H i l f s m i t t e l g e m e i n s a m e n D e n k e n s d e r V o r r a n g g e b ü h r t , so t r ä g t sie d o c h A n f a n g an d i e S p u r e n d e s M y t h u s an s i c h ; und d i e S i t t e a l s d e s H a n d e l n s ist so s e h r A u s d r u c k s f o r m d e r d i e G e m e i n s c h a f t

des von Norm be-

- 30 s e e l e n d e n V o r s t e l l u n g e n u n d G e f ü h l e , daß s i e im V e r h ä l t n i s zu d e n a n d e r e n G e b i e t e n d i e B e d e u t u n g e i n e s S y m p t o m s g e w i n n t , o h n e d a s j e n e so w e n i g sich d e n k e n l a s s e h , w i e e t w a im indirviduellen Seelenleben Gefühle und Triebe ohne äußere Willenshandlungen (Wundt, 1911, S.37) D i e A n a l y s e d i e s e s Z u s a m m e n h a n g s h a t W u n d t s e l b s t in e i n e r Sehr umfassenden, vierbändigen Studie

(Engelmann-Ausgabe)

ge-

l e i s t e t . H i e r i s t n i c h t n u r d e r u m f a s s e n d e C h a r a k t e r d e r Fragestellung von Bedeutung, sondern auch das bereits recht weitg e h e n d e h i s t o r i s c h e , auf E n t w i c k l u n g s g e s e t z e z i e l e n d e nisinteresse. Die einzelnen Persönlichkeiten

Erkennt-

leben

"nur in a l l e m d e m w i r k l i c h f o r t , w a s v o n d e r G e m e i n s c h a f t aufg e n o m m e n u n d w e i t e r e n t w i c k e l t w i r d , so d a ß j e n e r U n t e r s c h i e d zwischen vorgeschichtlichen ("primitiven";K.-H.B.) und geschichtlichen Völkern schließlich mehr als ein durch die Entwicklung der geschichtlichen Erinnerung und ihrer Hilfsmittel bedingter Grad - als ein Wesensunterschied ist". Die Geschichte vermehrt d i e m e n s c h l i c h e n " K r ä f t e in s t e i g e n d e m M a ß e , i n d e m sie n e b e n d e r u n m i t t e l b a r e n A u s b r e i t u n g d u r c h d i e im K o n t a k t d e r G e n e r a tionen eintretende Kumulation der Wirkungen fernewirkende Kräfte s c h a f f t , d i e j e d e n Z e i t p u n k t d e r s p ä t e r e n G e s c h i c h t e zu ein e m B r e n n p u n k t m a c h e n k ö n n e n , in d e m sich d i e S t r a h l e n s a m m e l n , die zeitlich wie räumlich ins Unabsehbare reichen . "(ebd., S.15) M i t Wundt endet die Etappe der Herausbildung der Psychologie

als

E i n z e l w i s s e n s c h a f t in D e u t s c h l a n d , e i n e E n t w i c k l u n g , d i e i h r e n e r s t e n H ö h e p u n k t in d e m s y s t e m a t i s c h e n , w e n n a u c h n o c h w e i t g e h e n d s p e k u l a t i v e n K o n z e p t v o n H e r b a r t h a t t e u n d d i e in W u n d t

jenen

Autor fand, der den starken inneren Differenzierungsprozeß

der

P s y c h o l o g i e w i e d e r u m zu v e r e i n h e i t l i c h e n in d e r L a g e w a r . D a s R e s u l t a t d i e s e r E n t w i c k l u n g c h a r a k t e r i s i e r t H i e b s c h in d r e i f a cher Weise: "Was nun den Gegenstand der neuen Wissenschaft b e t r i f f t , muß u n t e r d e m h i e r z u e r s t zu b e n e n n e n d e n A s p e k t d i e L o s l ö s u n g v o m metaphysischen und theologischen Seelenbegriff genannt werden. In d e r T a t w i r d - u n d d i e s v o r a l l e m b e i W U N D T - d i e K o n z e p t i o n d e r i m m a t e r i e l l e n S e e l e n s u b s t a n z , w i e sie d i e i d e a l i s t i s c h e P h i losophie tradiert hatte, verlassen... Auch der zweite Aspekt des G e g e n s t a n d s p r o b l e m s , d i e A n t w o r t auf d i e F r a g e n a c h d e r H e r k u n f t der psychischen Phänomene, kann gegenüber den vorangegangenen philosophischen Spekulationen als eine progressive Möglichkeit mit idealistischen bzw. agnöstizistischen Fallstricken angesehen werden. Das Paradigma dafür scheint mir der prinzipielle Ansatz d e r P s y c h o p h y s i k zu s e i n , b e i d e m d i e E m p f i n d u n g a u s d r ü c k l i c h a l s ein R e s u l t a t d e r E i n w i r k u n g p h y s i k a l i s c h e r E n e r g i e auf e i n S i n n e s o r g a n a n g e n o m m e n w i r d . D a s i s t o h n e Z w e i f e l e i n im e r k e n n t n i s t h e o r e t i s c h e n S i n n e m a t e r i a l i s t i s c h e r A n s a t z , o h n e daß s i c h d a r a u s e i n e W u r z e l d e r W i d e r s p i e g e l u n g s t h e o r i e a b l e s e n l i e ß e ... Auch was den dritten A s p e k t des Gegenstandsproblems - die Frage n a c h d e m T r ä g e r d e r p s y c h i s c h e n E r s c h e i n u n g e n - a n g e h t , so v e r w e i s t s c h o n d e r B e g r i f f d e r p h y s i o l o g i s c h e n P s y c h o l o g i e u n d ihre H e r k u n f t a u s d e r P h y s i o l o g i e d e u t l i c h auf d i e Ü b e r w i n d u n g d e r

#

- 31 metaphysischen Denkweise . "(Hiebsch, 1979, S.26f)

2

W e n n w i r d e m n u n a l s v i e r t e n A s p e k t d e n d e r E i n s i c h t in d i e - a l l e r d i n g s n o c h w e i t g e h e n d i d e e l l b z w . (im p h i l o s o p h i s c h e n Sinne) idealistisch verstandene - Gesellschaftlichkeit der p s y c h i s c h e n P r o z e s s e h i n z u f ü g e n , w i e sie in d e r

tatsächlich

nicht unproblematischen Trennung von experimenteller l o g i e und V ö l k e r p s y c h o l o g i e b e i W u n d t zum A u s d r u c k d a n n i s t d a m i t z u g l e i c h s c h o n e i n T e i l der

Psycho-

kommt,

innermarxistischen

Kontroverse gekennzeichnet: Während Holzkamp diesen m . E . richtigen, vorwärtsweisenden Gedanken bei Wundt deutlich heraushebt

(vgl. H o l z k a m p , 1 9 8 0 a , S . 1 5 8 f , 1 5 9 f f ) , h a l t e n ihn H i e b s c h ,

Sprung und Eckardt

für e i n e n R ü c k s c h r i t t

(vgl. E c k a r d t ,

S.19; Hiebsch, 1979, S.22; Sprung, 1979, S.79ff); eine

1979,

"Mittel-

position" nehmen ein Meischner/Eschler, 1979, S . 9 0 f f , bes. S.97; e i n e v i e r t e P o s i t i o n v e r t r i t t P o l i t z e r : er r e d u z i e r t W u n d t s W e r k auf d i e e x p e r i m e n t e l l e P s y c h o l o g i e u n d p o l e m i s i e r t w e g e n d i e s e s R e d u k t i o n i s m u s g e g e n ihn

(vgl. P o l i t z e r , 1 9 7 4 , S . 3 9 f ;

ders.,1978, S.33,192).

2

Die von Jaeger/Staeuble aufgrund ihrer historischen Analyse g e w o n n e n e G e g e n s t a n d s b e s t i m m u n g ist i n s o f e r n v o r s i c h t i g e r , w e i l sie g e n a u e r a l s H i e b s c h d i e T a t s a c h e r e f l e k t i e r t , daß d i e P s y c h o l o g i e s i c h a l s b ü r g e r l i c h e P s y c h o l o g i e k o n s t i t u i e r t e ; sie i s t in g e w i s s e r W e i s e a u c h v a g e r , a l s e i n e g e naue inhaltliche Charakterisierung des Gegenstandes der Psychologie - aufgrund wohl auch einer unzureichenden Analyse d e r k a t e g o r i a l e n E n t w i c k l u n g d e r P s y c h o l o g i e - n i c h t so r e c h t g e l i n g e n w i l l . J a e g e r / S t a e u b l e (1978,S.322) s c h r e i b e n : "Da d i e I n d i v i d u a l i t ä t s f o r m e n n i c h t s a n d e r e s s i n d a l s d i e W i r k u n g s w e i s e n d e r g e s e l l s c h a f t l i c h e n V e r h ä l t n i s s e , w i e sie als objektive Handlungsanforderungen den Individuen entgegentreten, wären begriffliche Bestimmungen der gesellschaftl i c h e n V e r h ä l t n i s s e n o t w e n d i g z u m A u s g a n g s p u n k t jeder A n a l y se zu m a c h e n , v o n d e m h e r e r s t d i e t h e o r e t i s c h e P r ä z i s i e r u n g der Individualitätsformen möglich ist. Für die Untersuchung ihrer R e a l i s i e r u n g s w e i s e n r e i c h e n a b e r d i e b e r e i t s e n t w i c k e l ten F o r m b e s t i m m u n g e n d e r k a p i t a l i s t i s c h e n P r o d u k t i o n s w e i s e nicht aus. Die Realisierungsweise oder Aneignungsweise der g e s e l l s c h a f t l i c h e n I n d i v i d u a l i t ä t s f o r m e n ist v e r m i t t e l t d u r c h i n s t i t u t i o n e l l e F o r m e n g e s e l l s c h a f t l i c h e n L e b e n s , d i e s i c h in der Kritik der politischen Ökonomie nicht schon ausgearbeitet vorfinden... Die angedeutete Möglichkeit einer Gegenstandsbes t i m m u n g d e r P s y c h o l o g i e W ü r d e a l s o ein A u f b r e c h e n d e r G r e n zen h e r k ö m m l i c h e n p s y c h o l o g i s c h e n D e n k e n s n i c h t n u r im S i n n e i n e r E r w e i t e r u n g , s o n d e r n im S i n n e i n e r g r u n d l e g e n d e n Umstrukturierung erfordern und notwendig die Bereichsbestimmung e n v o n ' N a c h b a r d i s z i p l i n e n ' in d i e s e n U m s t r u k t u r i e r u n g s p r o zeß e i n b e z i e h e n . E m p i r i s c h e S u b j e k t i v i t ä t w ä r e n i c h t m e h r d e r Ausgangspunkt, sondern der Endpunkt einer wissenschaftlichen Konkretisierung der Erkenntnis des ReproduktionsZusammenhangs der bürgerlichen Gesellschaft."

- 32 Bei dieser Kontroverse geht es letztlich darum, inwieweit durch Experimente gewonnene aktualempirische Daten'zur

Stüt-

z u n g b z w . W i d e r l e g u n g t h e o r e t i s c h e r A u f f a s s u n g e n d i e n e n könn e n . Die Skepsis der Kritischen Psychologie gegenüber dem Erk e n n t n i s w e r t v o n E x p e r i m e n t e n in d e r P s y c h o l o g i e s c h l ä g t s i c h in d e r t h e o r i e g e s c h i c h t l i c h e n B e w e r t u n g d a r i n n i e d e r , daß

sie

W u n d t s " V ö l k e r p s y c h o l o g i e " u n d s e i n e K r i t i k an d e r e x p e r i m e n tellen Erforschung des menschlichen Denkens höher bewertet als dies Eckardt,

Hiebsch und Sprung tun

(wir g e h e n auf d i e s e s

M e t h o d e n p r o b l e m in K a p . 2.5 n ä h e r e i n ) . W i r h a t t e n u n s m a n g e l s e n t s p r e c h e n d e r A n a l y s e n auf d i e H e r a u s b i l d u n g d e r P s y c h o l o g i e in D e u t s c h l a n d b e s c h r ä n k t .

Zweierlei

muß hinsichtlich einer möglichen Verallgemeinerung gesagt werd e n : a) A u c h d a s l ü c k e n h a f t v o r h a n d e n e M a t e r i a l l e g t d i e V e r m u t u n g n a h e , d a ß g a n z ä h n l i c h e P r o z e s s e - w e n n a u c h z . T . in and e r e n h i s t o r i s c h e n Z e i t r ä u m e n - in a l l e n k a p i t a l i s t i s c h e n

Län-

dern stattgefunden haben und daß heute evidente Resultat

zeitig

t e n , daß fast jede Universität über Psychologische

Institute

o d e r L e h r s t ü h l e v e r f ü g t . - b ) D i e E n t w i c k l u n g in D e u t s c h l a n d hatte auch starke Außenwirkungen, ist also Bestandteil einer i n t e r n a t i o n a l e n H e r a u s b i l d u n g d e r Psychologie; a l s E i n z e l w i s s e n s c h a f t . I n s o f e r n d ü r f t e d i e E n t w i c k l u n g in D e u t s c h l a n d unsere Überlegungen paradigmatischen Charakter haben

und

(vgl.

Galperin, 1980, S.27ff; Jaeger/Staeuble, 1978, S.54ff,93ff,204ff)

- 33 -

1.2.

DIE

PSYCHOANALYSE

INDIVIDUELLER

UND

DAS

PROBLEM

UNTERDRÜCKTER

SUBJEKTIVITÄT

Wenn man die Auseinandersetzungen um die traditionelle

Psycho-

l o g i e in d e r z w e i t e n H ä l f t e d e r s e c h z i g e r J a h r e in d e r B R D u n d W e s t b e r l i n b e t r a c h t e t , so f ä l l t s e h r s c h n e l l a u f , d a ß v o n d e n jenigen, die sich um eine konstruktive Kritik b e m ü h t e n , die P s y c h o a n a l y s e in h o h e m M a ß e a l s A l t e r n a t i v e zur p o s i t i v i s t i schen favorisiert w u r d e . A l s Beleg sei aus einem Beitrag von Irmingard Staeuble

zitiert:

"Als a v a n c i e r t e s t e r A n s a t z i s t h i e r d i e D i s k u s s i o n a n z u f ü h r e n , d i e in d e n 2 0 e r J a h r e n z w i s c h e n M a r x i s t e n u n d P s y c h o a n a l y t i k e r n geführt wurde...Die behandelte akademische Frage: Wie Psychoanalyse als Wissenschaft mit wissenschaftlichem Marxismus vereinbar sei, kann uns dennoch als mehr denn nur akademisches Problem interessieren." (Staeuble, 1970, S.135) Notwendig wären allerdings Veränderungen der

Psychoanalyse

selbst, denn: Eine "Psychoanalyse, die wirklich aufklärerisch wirken wollte, hätte...ihr limitiertes gesellschaftliches Verständnis auszuw e i t e n . S i e d ü r f t e b e i m E r k l ä r e n p s y c h i s c h e r P h ä n o m e n e sich n i c h t m i t d e m R e k u r s auf M i l i e u e i n f l ü s s e b e s c h n e i d e n , s o n d e r n hätte diese Oberflächenstruktur der Gesellschaft wiederum auf ihre m a t e r i e l l e n . . . G r u n d l a g e n zu b e z i e h e n . D a n n k ö n n t e sie d e u t l i c h m a c h e n , w e l c h e p s y c h i s c h e n S c h ä d e n so l a n g e i r r e p a rabel bleiben, wie die gesellschaftliche Basis nicht geändert wird und mit solchem Ausweis selbst als Agens von Veränderung wirken."(ebd.,S.136) N u n k l i n g t h i e r z w a r a n , d a ß d i e P s y c h o a n a l y s e in i h r e r vorhandenen, d . h . "orthodoxen" F o r m nicht allen Ansprüchen

einer

kritischen Gesellschaftstheorie gerecht werden k a n n , aber denn o c h s o l l sie d i e B a s i s d e r K r i t i s c h e n P s y c h o l o g i e b i l d e n . D i e se H i n w e n d u n g zur P s y c h o a n a l y s e h a t t e ihre o b e r f l ä c h l i c h e n

Grün-

de zum e i n e n d a r i n , daß d i e P s y c h o a n a l y s e e i n e n z e n t r a l e n B e standteil der Kritischen Theorie der Frankfurter Schule ausmachte u n d d a ß d i e s e b e i m A n n ä h e r u n g s p r o z e ß b e s t i m m t e r G r u p p e n d e r I n t e l l i g e n z an d e n M a r x i s m u s in d e r d a m a l i g e n Z e i t e i n e w i c h t i ge Rolle spielte. D . h . über die Kritische Theorie lernten größere Teile der engagierten Intelligenz die sozialkritischen ze d e r P s y c h o a n a l y s e e r s t m a l s k e n n e n

Ansät-

(etwa B e r n f e l d , R e i c h ,

Fromm), dessen Hauptvertreter während des deutschen im E x i l l e b t e n . Zu d i e s e n G r ü n d e n für d a s v e r s t ä r k t e

Faschismus Interesse

an d e r P s y c h o a n a l y s e g e h ö r t e a b e r a n d e r e r s e i t s a u c h d i e u n l e u g b a r e T a t s a c h e , daß - b e s o n d e r s u n t e r d e n S t u d e n t e n - w e n i g K e n n t -

- 34 nisse der Gesamtentwicklung der bürgerlichen Psychologie handen waren

vor-

( p o l e m i s c h : w i e s o i m m e r n u r "Marx u n d F r e u d " , w a r -

u m n i c h t z . B . a u c h d i e F r a g e "Marx u n d W u n d t " , z u m a l e s ber e i t s e i n e D i s k u s s i o n ü b e r "Marx u n d K i e r k e g a a r d " g a b ? ) u n d daß insbesondere die vorhandenen marxistisch fundierten Ansätze praktisch unbekannt w a r e n . Doch dem Kern des Problems kommt man nur dann n ä h e r , wenn man sich - als

Zwischenschritt

- v e r g e g e n w ä r t i g t , d a ß d i e P s y c h o a n a l y s e , b e s o n d e r s in i h r e r Entwicklung nach Freud, von konservativen Momenten

dominiert

w a r , ja d a ß sie in G e s t a l t v o n C . G . J u n g s o g a r V e r t r e t e r

fand,

d i e o f f e n d e n d e u t s c h e n F a s c h i s m u s u n t e r s t ü t z t e n . A u c h Fürstenau z.B. hat deutlich g e s e h e n , daß die Psychoanalyse n e s w e g s p e r se f o r t s c h r i t t l i c h i s t , so w e n n e r

kei-

feststellt,

"daß d i e p o l i t i s c h e n Z i e l s e t z u n g e n u n d W e r t v o r s t e l l u n g e n d e r Psychoanalyse innerhalb der psychoanalytischen wissenschaftlichen Diskussion selber kontrovers sind, und zwar ebenso k o n t r o v e r s w i e im g e s e l l s c h a f t l i c h e n L e b e n u n d in d e r K u l t u r . D a s ist z w a r g e g e n w ä r t i g d u r c h d a s Ü b e r g e w i c h t s o g e n a n n t e r n e o m a r x i s t i s c h e r u n d l i n k s l i b e r a l e r B e i t r ä g e für d e n o b e r flächlichen Betrachter ziemlich verdeckt, aber nichtsdestoweniger bei gründlicher Nachforschung offensichtlich." (Fürstenau, 1977, S.V65); erinnert sei hier auch an die frühe Problematisierung ser T e n d e n z e n d e r P s y c h o a n a l y s e d u r c h G o t t s c h a l c h

gewis-

(vgl. G o t t -

s c h a l c h , 1 9 6 3 ) . S o w i c h t i g n u n d i e s e V e r g e g e n w ä r t i g u n g d e r gesellschaftlichen Eingebundenheit einer Theorie, hier der Psyc h o a n a l y s e , a l s Z w i s c h e n s c h r i t t i s t , so w e n i g s a g t sie e t w a s über die theoretische Substanz der Theorie, hier den Beitrag d e r P s y c h o a n a l y s e zur G e g e n s t a n d s b e s t i m m u n g d e r

Psychologie,

a u s , u n d so w e n i g e r k l ä r t s i e a l l e i n b e r e i t s d i e A t t r a k t i v i tät dieser psychologischen Richtung. Von den Marxisten und den m a r x i s t i s c h o r i e n t i e r t e n P s y c h o l o g e n i s t im l e t z t e n

Jahrzehnt

- b e s o n d e r s in B e z u g auf d i e P s y c h o a n a l y s e - d i e s e s P r o b l e m s t ä r k e r b e t o n t w o r d e n . In d i e s e m S i n n e s c h r e i b t e t w a S e v e (1977b,S.16): "Daß d i e V e r b i n d u n g z w i s c h e n F R E U D S K e r n g e d a n k e n u n d d e m k o n s e r v a t i v e n G e b r a u c h , d e r d a v o n in g r ö ß t e m M a ß e g e m a c h t w i r d , n i c h t z u f ä l l i g u n d r e i n ä u ß e r l i c h , s o n d e r n im G e g e n t e i l s e h r e n g i s t , z e i g t sich in a l l e m ... A b e r h a t ein s e h r e n g e r Zusammenhang zwischen einem wissenschaftlichen Kern und einer i d e o l o g i s c h e n S c h a l e j e m a l s u n t e r s a g t , a n . d e r e n T r e n n u n g zu arbeiten? Wenn ja, wäre die ganze MARXSCHE Arbeit an der Dialektik HEGELS vergebens gewesen. Die Geschichte des Denkens, die Geschichte der Wissenschaften ist sehr reich an Beispielen f ü r f r u c h t b a r e E n t d e c k u n g e n , d i e s e l b s t i n n e r h a l b v o n irref ü h r e n d e n , ja r e a k t i o n ä r e n I d e o l o g i e n z u s t a n d e k a m e n - m e h r n o c h : für E n t d e c k u n g e n , d i e d e r a r t i g e I d e o l o g i e n m i t u n t e r

- 35 nötig hatten, gleichsam als Katalysator." In d i e s e m S i n n e w o l l e n w i r an d i e s e r S t e l l e d e r F r a g e n a c h gehen, welches Verständnis die Psychoanalyse von ihrem eigen e n G e g e n s t a n d hat? d a m i t w ä r e d a n n a u c h e i n T e i l d e r o b i g e n F r a g e zu b e a n t w o r t e n , w a s d i e A t t r a k t i v i t ä t d e r für so v i e l e k r i t i s c h e S o z i a l w i s s e n s c h a f t l i c h e r Sieben Aspekte können herausgehoben

Psychoanalyse 3 ausmacht.

werden:

1.) D u r c h d i e T r i e b t h e o r i e r e f l e k t i e r t d i e P s y c h o a n a l y s e d i e b i o l o g i s c h e n G r u n d l a g e n d e r I n d i v i d u a l e n t w i c k l u n g , o h n e daß s i e d a m i t d i e p s y c h i s c h e n P r o z e s s e auf d i e s o m a t i s c h e n

redu-

z i e r t . In d i e s e m S i n n e s c h r i e b F r e u d : "Die M a c h t d e s E s d r ü c k t d i e e i g e n t l i c h e L e b e n s a b s i c h t d e s Einzelwesens a u s . Sie besteht d a r i n , seine mitgebrachten Bed ü r f n i s s e zu b e f r i e d i g e n . . . D i e K r ä f t e , d i e w i r h i n t e r d e n B e dürfnisspannungen des Es annehmen, heissen wir Triebe. Sie r e p r ä s e n t i e r e n d i e k ö r p e r l i c h e n A n f o r d e r u n g e n ah d a s S e e l e n l e b e n . O b w o h l l e t z t e U r s a c h e j e d e r A k t i v i t ä t , s i n d sie k o n servativer Natur; aus jedem Zustand, den ein Wesen erreicht h a t , geht ein Bestreben hervor, diesen Zustand wiederherzus t e l l e n , s o b a l d er v e r l a s s e n w o r d e n i ä t . " ( F r e u d , G W X V I I , S . 70)

3

E s i s t s e l b s t v e r s t ä n d l i c h , daß d i e P s y c h o a n a l y s e d u r c h ihre s e h r w e i t v e r z w e i g t e E n t w i c k l u n g schon b e i F r e u d selb e r , wie auch und besonders nach F r e u d , zu einer Vielzahl Auffassungen geführt h a t . Insofern ist der tdivergierender B e g r i f f "die" P s y c h o a n a l y s e e i n e A b s t r a k t i o n v o n d i e s e n Differenzen, allerdings insofern eine berechtigte Abstrakt i o n , w e i l e s - a u c h im S e l b s t v e r s t ä n d n i s d e r P s y c h o a n a l y tiker - einen bestimmten gemeinsamen Bezugsrahmen gibt. U n d n u r d i e s e r s o l l in d e n f o l g e n d e n P u n k t e n e r f a ß t w e r d e n , w o b e i n i c h t a l l e P u n k t e auf a l l e K o n z e p t i o n e n z u t r e f f e n b z w . n i c h t a l l e P u n k t e in a l l e n K o n z e p t i o n e n d a s g l e i c h e G e w i c h t h a b e n . - E i n e n g u t e n E i n b l i c k in d i e i n t e r n a t i o nale Entwicklung der Psychoanalyse bis Ende der fünfziger J a h r e v e r m i t t e l t W y s s (vgl. W y s s , 1961 ); d i e S t u d i e v o n Fages berücksichtigt darüber hinaus auch die neuen Ansätze ( b e s o n d e r s in F r a n k r e i c h ) , i g n o r i e r t a l l e r d i n g s w e i t g e h e n d d i e b u n d e s r e p u b l i k a n i s c h e n E n t w i c k l u n g e n (vgl. F a g e s , 1 9 8 1 ) ; m a r x i s t i s c h e A n a l y s e n zur E n t w i c k l u n g d e r P s y c h o a n a l y s e f i n d e n s i c h b e i B r a u n u n d F r i e d r i c h (vgl. B r a u n , 1 9 8 2 c ; F r i e d r i c h , 1 9 7 7 ) . - Zur V e r d e u t l i c h u n g s e i h e r v o r g e h o b e n , d a ß e s u n s an d i e s e r S t e l l e n i c h t u m e i n e A u f h e b u n g der relevanten psychologischen Einzelerkenntnisse geht, wie d i e s in a n d e r e n S t u d i e n d e r K r i t i s c h e n P s y c h o l o g i e g e s c h e h e n ist (vgl. B r a u n , 1 9 7 9 a ; B r a u n / S c h i n d l e r / W e t z e l , 1 9 7 9 ; H . O s t e r k a m p , 1 9 7 6 , K a p . 5); v i e l m e h r s o l l e n d i e s e Ü b e r l e g u n g e n h i e r in s p e z i f i s c h e r W e i s e f o r t g e s e t z t w e r d e n , i n d e m g e k l ä r t w i r d , w e l c h e n B e i t r a g d i e P s y c h o a n a l y s e zum G e g e n s t a n d s v e r s t ä n d n i s der Psychologie geleistet hat und leistet.

- 36 In d i e s e r A u f f a s s u n g l i e g t i n s o f e r n e i n m a t e r i a l i s t i s c h e r A s p e k t , als die Existenz von bewußtseinsunabhängigen

Pro-

zessen anerkannt w i r d , ohne daß damit natürlich schon die Frage hinreichend geklärt w ä r e , wie Psychisches und Somatisches zusammenwirken. Diese Problematik hat die

Psychoanaly

se (wie - w a s w i r s c h o n s a h e n - d i e P s y c h o l o g i e

überhaupt)

v o n d e n A n f ä n g e n b i s in d i e G e g e n w a r t b e s c h ä f t i g t , u n d b e i F r e u d h e i ß t es d a z u : "Von d e m , w a s w i r u n s e r e P s y c h e ( S e e l e n l e b e n ) n e n n e n , i s t uns zweierlei bekannt, erstens das körperliche Organ und Schauplatz desselben, das Gehirn (Nervensystem), andererseits unsere Bewußtseinsakte, die unmittelbar gegeben sind und uns durch keinerlei Beschreibung näher gebracht werden k ö n n e n . A l l e s dazwischen ist uns u n b e k a n n t , eine direkte Beziehung zwischen beiden Endpunkten unseres Wissens ist n i c h t g e g e b e n . W e n n sie b e s t ü n d e , w ü r d e s i e h ö c h s t e n s e i n e genaue Lokalisation der Bewusstseinsvorgänge liefern und für d e r e n V e r s t ä n d n i s riichts l e i s t e n . " ( e b d . , S . 67) 2.) S c h o n im T r i e b b e g r i f f s e l b s t i s t ein d y n a m i s c h e s

Moment

a n g e l e g t , a l s o d i e E i n s i c h t in d i e V e r ä n d e r b a r k e i t d e s i n d i viduellen Lebens, der Lebenstätigkeiten, Lebensinhalte Lebensziele. Diese Dynamik hat zwei entscheidende

und

Dimensio-

n e n : a) S i e b e s t e h t z u n ä c h s t in e i n e m s p e z i f i s c h e n

Innen-

Außen-Verhältnis: "Die E r f a h r u n g z e i g t . . . , d a ß . . . B e f r i e d i g u n g s s i t u a t i o n e n n u r mit Hilfe der Außenwelt hergestellt werden können. Damit tritt der der Außenwelt zugewendete Anteil des E s , das Ich, in F u n k t i o n . . . E s e n t f a l t e t s e i n e T ä t i g k e i t n u n n a c h z w e i R i c h t u n g e n . E i n e r s e i t s b e o b a c h t e t e s m i t H i l f e s e i n e s Sinn e s o r g a n s , des B e w u ß t s e i n s s y s t e m s , die A u ß e n w e l t , um den g ü n s t i g e n M o m e n t für s c h a d l o s e B e f r i e d i g u n g zu e r h a s c h e n , a n d e r e r s e i t s b e e i n f l u ß t e s d a s E s , z ü g e l t d e s s e n 'Leidenschaften' , v e r a n l a ß t die T r i e b e , ihre Befriedigung aufzus c h i e b e n , j a , w e n n e s a l s n o t w e n d i g e r k a n n t w i r d , ihre Ziele zu m o d i f i z i e r e n , o d e r s i e g e g e n E n t s c h ä d i g u n g a u f z u g e b e n (Freud, G W X I V , S.227f) Hieraus ergeben sich zahlreiche innere Konflikte und Widers p r ü c h e , d i e in d i e s e r o d e r j e n e r W e i s e zu L ö s u n g e n

drängen

u n d s o m i t V e r ä n d e r u n g e n in d e r p s y c h i s c h e n S t r u k t u r h e r v o r r u f e n . - b) Da a b e r - w i e a u s d e r z i t i e r t e n S t e l l e h e r v o r geht - ein grundsätzlicher Widerspruch zwischen dem bedürftigten Individuum und der versagenden Gesellschaft

besteht,

muß das Individuum diesen Konflikt verarbeiten. Dadurch ent stehen verschiedenartige psychische

Qualitäten.

"Wir h a b e n . . . d e n p s y c h i s c h e n V o r g ä n g e n d r e i Q u a l i t ä t e n z u g e s c h r i e b e n , sie s i n d e n t w e d e r b e w u s s t , v o r b e w u s s t o d e r u n b e wusst. Die Scheidung zwischen den drei Klassen von Inhalt e n , welche diese Qualitäten t r a g e n , ist weder eine absolu-

- 37 te n o c h e i n e p e r m a n e n t e . D a s w a s v o r b e w u s s t i s t , w i r d . . . o h n e unser Zutun b e w u s s t , das Unbewusste kann durch unsere Bemühungen bewusst gemacht werden, wobei wir die Empfindung haben dürfen, dass wir oft sehr starke Widerstände überwinden." (Freud, G W X V I I , S.82) Daraus resultieren wiederum eine Vielzahl abgeleiteter Widersprüche und Konfliktkonstellationen, die das einzelne

Indivi-

d u u m p r ä g e n , d i e sein S e l b s t v e r s t ä n d n i s b e s t i m m e n u n d d i e ihm permanent die Aufgabe einer "Durcharbeitung" und

"Aufarbeitung"

stellen. 3.) D i e P s y c h o a n a l y s e i s t i n s o f e r n e i n e h i s t o r i s c h e W i s s e n s c h a f t , a l s sie s o w o h l in B e z u g auf d i e G e s e l l s c h a f t a l s a u c h auf d i e I n d i v i d u e n d e m E n t w i c k l u n g s g e d a n k e n e i n e n Platz einräumt

relevanten

(auch w e n n sie ihn n i c h t k o n s e q u e n t a l s P r o z e ß

v o m N i e d e r e n zum H ö h e r e n f a ß t ) . D i e s k o m m t b e z o g e n auf d i e soz i a l e E n t w i c k l u n g in d e r k u l t u r h i s t o r i s c h e n A n a l y s e zum A u s drück, die Freud selbst noch begründet hatte und die besonders in d e r R i c h t u n g d e r E t h n o p s y c h o a n a l y s e ihre Ausdrucksform fanden

komprimierteste

(vgl. G ö r l i c h , 1 9 8 0 , S . 2 6 f f ) . D e r e n G e -

g e n s t a n d b e s t i m m t P a r i n so: "Psychoanalytiker sehen Gefügigkeit und andauernde Apathie mit Recht als tiefverwurzelte Charakterzüge an. Die Geschichte j e d o c h l e h r t u n s , d a ß sie b e i v i e l e n , w e n n n i c h t a l l e n A n gehörigen eines Volkes plötzlich verschwinden und anderen Leb e n s e i n s t e l l u n g e n w e i c h e n k ö n n e n . G e n a u auf d i e s e s K r ä f t e s p i e l h a t d i e E t h n o p s y c h o a n a l y s e ihr g l e i c h s a m m i k r o s k o p i s c h e s U n t e r s u c h u n g s i n s t r u m e n t zu r i c h t e n . U n t e r u n e r t r ä g l i c h e n , u n h a l t b a r gewordenen gesellschaftlichen Verhältnissen tritt die Frage, wie das menschliche Verhalten eigentlich bestimmt w i r d , unabweisbar und deutlich h e r v o r . Sie ist immer v o r h a n d e n . Sie ist e s , d i e d e r v e r g l e i c h e n d e n P s y c h o a n a l y s e ein l e g i t i m e s Interesse sichert."(Parin, 1977, S.94) Z w a r sind i n d i v i d u e l l e E n t w i c k l u n g e n in g e s e l l s c h a f t l i c h e

Wand-

l u n g e n e i n g e l a g e r t , sie s i n d ä b e r n i c h t auf d i e s e zu b e s c h r ä n k e n , s o n d e r n d i e O n t o g e s e b e s i t z t - w i e s c h o n in P k t . 2 . a n g e klungen - selbst Prozeßcharakter, wobei der allgemeine

Stellen-

w e r t b e s t i m m t e r P h a s e n , b e s o n d e r s d e r S e x u a l e n t w i c k l u n g , in d e n verschiedenen Ansätzen differierend eingeschätzt w i r d . Zugleich haben herausragende persönliche Erfahrungen, besonders t r a u m a t i s c h e r A r t , e i n e je i n d i v i d u u m s s p e z i f i s c h e

solche

Bedeutung.

4.) D i e u n b e s t r e i t b a r e T a t s a c h e , d a ß p s y c h o a n a l y t i s c h e s

Denken

s e i t c a . 15 J a h r e n a u c h in d e r B R D , in d e n U S A z . B . s c h o n v i e l l ä n g e r in e i n e m h o h e n G r a d e M a s s e n v e r b r e i t u n g g e f u n d e n h a t (wenn a u c h h ä u f i g in t r i v i a l i s i e r t e r u n d e n t s t e l l t e r

Form,

- 38 man denke hier etwa an bestimmte Kriminalromane und -filme) v e r w e i s t a u f i h r e A l l t a g s o r i e n t i e r t h e i t . E s g e l i n g t ihr g a n z im G e g e n s a t z zur s p ä t e r d a r z u s t e l l e n d e n

positivisti-

s c h e n P s y c h o l o g i e - in e i n e m h o h e n M a ß e b e s t i m m t e r e a l e Lebensprobleme der Menschen

(in k a p i t a l i s t i s c h e n L ä n d e r n )

t h e m a t i s i e r e n u n d in e i n e r e a l t i v s y s t e m a t i s c h e

zu

Interpreta-

tion e i n z u f ü g e n . Es ist dies wesentlich die Erfahrung der Beschädigung individueller

Subjektivität.

"Das am weitesten reichende Ziel des psychoanalytischen Verfahrens ist Sinnfindung oder Wahrheitsfindung...Der Zustand der Unwahrheit oder, schlicht, der Lüge erscheint zuweilen gegenüber der bitteren Wahrheit als geringeres Übel. Doch das m i t der Unwahrheit verbundene Leiden und die dahinter verborgene Unerfülltheit des Lebens und seiner Möglichkeiten rechtfertigen, daß m i t Hilfe der Psychoanalyse der 'Wahrheitsgehalt' eines innerseelischen Konfliktes ebenso rückhaltlos erforscht wird wie der einer zwischenmenschlic h e n Be z i e h u n g . ( K u t t e r , 19 7 7 a , S . 16) So gesehen ist diese Alltagsorientiertheit

Leidensorientiert-

h e i t , u n d sie k a n n d a z u f ü h r e n , d a ß d i e s c h e i n b a r

privaten,

aber doch nur privatisierten Ängste, Hoffnungen und Wünsche zu e i n e r ö f f e n t l i c h e n A n g e l e g e n h e i t w e r d e n , d a ß d i e V e r e i n zelung des Leidenden aufgehoben w i r d , indem das massenhafte L e i d e n zu e i n e m E l e m e n t d e s M a s s e n b e w u ß t s e i n s 5.) D a m i t i s t s c h o n e i n e w e i t e r e D i m e n s i o n d e r

wird. Psychoanalyse

a n g e d e u t e t , n ä m l i c h ihr B e i t r a g zu e i n e m p s y c h o l o g i s c h e n

und

in g e w i s s e r W e i s e a u c h s o z i a l e n V e r s t ä n d n i s d e r T h e r a p i e p s y c h i s c h e n L e i d e n s . W ä h r e n d d i e s zur Z e i t v o n F r e u d w e s e n t l i c h Kritik an der medizinisch orientierten

Psychiatriebedeutete,die

psychische Krankheiten wesentlich aus somatischen Ursachen zu e r k l ä r e n b e a b s i c h t i g t e , b e d e u t e t d i e s heutfe b e s o n d e r s A b l e h nung von rein oberflächlich-technokratischen V e r f a h r e n . Dieser a k t u e l l r e l e v a n t e A s p e k t i s t g e r a d e in d e r K o n t r o v e r s e m i t der Verhaltenstherapie herausgestellt worden

(vgl. E b e -

renz, 1974; F ü r s t e n a u , 1 9 7 2 , S.34ff). Dabei kann das explizit p s y c h o l o g i s c h e Z i e l d e r p s y c h o a n a l y t i s c h e n T h e r a p i e in v e r schiedener Weise beschrieben w e r d e n , etwa als: "Wiederherstellung der Genuß- und Leistungsfähigkeit; oder: w o E s w a r , s o l l Ich w e r d e n , d . h . d e r H e r r s c h a f t s b e r e i c h d e s Ichs, damit des Bewußtseins, soll erweitert w e r d e n , und die b l i n d e U n t e r w o r f e n h e i t u n t e r E s (die T r i e b w e l t ) , Ü b e r - I c h (verinnerlichte verbietende und gebietende Repräsentanzen) und Realität soll sich zugunsten eines größeren Verfügungspotentials der bewußten Vermittlungsfunktionen des Ich vermindern. Oder noch anders formuliert: Regressiv unbewußte

- 39 (und d a s h e i ß t i m m e r : auf i n f a n t i l e P o s i t i o n e n f i x i e r t g e b l i e b e n e ) P o t e n t i a l e s o l l e n zu e i n e r r e i f e r e n , e r w a c h s e n e r e n G e s t a l t p r o g r e d i e r e n , so d a ß r e i f e z w i s c h e n m e n s c h l i c h e B e z i e h u n g s f o r m e n g e l e b t w e r d e n k ö n n e n . " (Kltiwer, 1 9 7 4 , S . 7 2 ) Dabei bietet ein solches psychologisches Verständnis der Psychopathologie immer auch die prinzipielle

Möglichkeit,

p r o p h y l a k t i s c h e K o n z e p t i o n e n zu e r a r b e i t e n . 6.) D i e E i n s i c h t , d a ß T h e o r i e n u n d W e l t a n s c h a u u n g e n

nicht

"vom H i m m e l f a l l e n " , d a ß sie v o n M e n s c h e n u n t e r b e s t i m m t e n und bestimmbaren gesellschaftlichen Verhältnissen

hervorge-

b r a c h t u n d r e z i p i e r t werden,, s c h l ä g t s i c h in d e r P s y c h o a n a l y s e n i e d e r a l s A n e r k e n n u n g d e s i n d i v i d u e l l e n S u b j e k t s im P r o z e ß d e r T h e o r i e p r o d u k t i o n u n d - r e z e p t i o n , w o b e i d i e s al-, lerdings spezifiziert wird hinsichtlich der F r a g e , wie man die Psychoanalyse überhaupt erlernen und verstehen

kann.

Diese Frage bestimmt ein breites Feld der psychoanalytischen D i s k u s s i o n in V e r g a n g e n h e i t u n d G e g e n w a r t . E i n relat i v e r K o n s e n s s c h e i n t d a r i n zu b e s t e h e n , daß zur A u f n a h m e psychoanalytischer Einsichten eine bestimmte psychische reitschaft notwendig

Be-

ist.

"Seit langem ist psychoanalytisch g e k l ä r t , daß die Wirkung der Lektüre theoretischer psychoanalytisdher Werke davon abhängig ist, wie stark jeweils durch den intellektuellk o g n i t i v e n G e h a l t d e s T e x t e s täie A f f e k t - u n d T r i e b a b w e h r struktur des Lesers betroffen wird...Für die Wirkungschance theoretischer psychoanalytischer Literatur bedeutet das: Sie hängt...im wesentlichen vom'Grad der unbewußten Konflikthaftigkeit (Gestörtheit) des Lesers a b . Nach klinischer psyc h o a n a l y t i s c h e r E r f a h r u n g sind n u r w e n i g e M e n s c h e n u n s e r e r G e s e l l s c h a f t so g l ü c k l i c h s o z i a l i s a t i o n s m ä ß i g k o n s t e l l i e r t , d a ß sie w e i t g e h e n d f r e i v o n u n b e w u ß t e n K o n f l i k t e n l e b e n . D e s h a l b ist in d e n m e i s t e n F ä l l e n e i n e A n a l y s e d e r e i g e n e n Person e r f o r d e r l i c h , u m d e n B e t r e f f e n d e n i n s t a n d zu s e t z e n , psychoanalytische theoretische Literatur angemessen aufzun e h m e n u n d zu v e r a r b e i t e n . " ( F ü r s t e n a u , 1 9 7 7 , S . 1 5 0 ) . D i e s i m p l i z i e r t a u c h , d a ß d i e P s y c h o a n a l y s e jede A r t v o n Laienanalyse ablehnt

(schon F r e u d h a t d i e s e m a s s i v k r i t i -

s i e r t ) u n d d a m i t e i n d e u t i g d i e A u f f a s s u n g v e r t r i t t , daß n u r durch Lehranalyse und entsprechendestheoretisches

Studium

ausgebildete Menschen sinnvoll Psychotherapie machen

können.

7.) D e r n u n zu b e h a n d e l n d e P u n k t i s t d e r s c h w i e r i g s t e : e s geht nämlich um die kritische Funktion der

Psychoanalyse.

A u f d i e s e w i r d in d e r L i t e r a t u r v i e l f ä l t i g h i n g e w i e s e n u n d a u c h in u n s e r e r " K u r z d a r s t e l l u n g " d e r P s y c h o a n a l y s e eine ganze Reihe von Aspekten der Unterdrückung

sind

menschlicher

- 40 S u b j e k t i v i t ä t b e n a n n t w o r d e n , w o r a u s m a n in g e w i s s e r W e i s e schlußfolgern k a n n , daß es eigentlich darum gehen m ü ß t e , d i e s e u n t e r d r ü c k e n d e n B e d i n g u n g e n zu v e r ä n d e r n

(wenn n i c h t

gar abzuschaffen). Da diese Frage des "kritischen

Poten-

t i a l s " d e r P s y c h o a n a l y s e g e r a d e in B e z u g auf d i e V e r m i t t lungsversuche von Marxismus und Psychoanalyse

andererseits

v o n B e d e u t u n g i s t , w o l l e n w i r an d i e s e r S t e l l e a u f v i e r innerpsychoanalytische Differenzierungen

eingehen:

a) B e i F r e u d s e l b s t i s t d e r A u s g a n g s p u n k t für d i e K r i t i k die Unterdrückung der Bedürfnisse durch die Kultur. " W ä h r e n d d i e M e n s c h h e i t in d e r B e h e r r s c h u n g d e r N a t u r ständige Fortschritte gemacht hat und noch größere erwarten darf i s t e i n ä h n l i c h e r F o r t s c h r i t t in d e r R e g e l u n g d e r m e n s c h l i chen Angelegenheiten nicht sicher festzustellen...Es scheint v i e l m e h r , daß sich jede Kultur auf Zwang und Triebverzicht a u f b a u e n muß? e s s c h e i n t n i c h t e i n m a l g e s i c h e r t , d a ß b e i m Aufhören des Zwanges die M e h r z a h l der menschlichen Indiv i d u e n b e r e i t s e i n w i r d , d i e A r b e i t s l e i s t u n g a u f sich zu n e h m e n , d e r e n e s zur G e w i n n u n g n e u e r L e b e n s g ü t e r b e d a r f . . . E s wird entscheidend, ob und w i e w e i t es g e l i n g t , die Last der d e n M e n s c h e n a u f e r l e g t e n T r i e b o p f e r zu v e r r i n g e r n , sie m i t d e n n o t w e n d i g v e r b l e i b e n d e n zu v e r s ö h n e n u n d d a f ü r zu entschädigen." (Freud, G W X I V , S.327f) Freud h ä l t zwar einen gewissen Triebverzicht für immer notw e n d i g , aber die von ihm analysierten Formen und Qualitäten d e r T r i e b u n t e r d r ü c k u n g h ä l t e r f ü r u n b e r e c h t i g t u n d w i l l sie d a h e r ü b e r w i n d e n . - b ) In d e u t l i c h e r K r i t i k an F r e u d s ralismus" und an seinem "scientistischen nis"

(vgl. B i n s w a n g e r , 1 9 5 7 , S . 2 1 6 , 2 1 8 )

"Natu-

Selbstmißverständ-

hat Binswanger die

P s y c h o a n a l y s e - im A n s c h l u ß a n H e i d e g g e r

(vgl. e b d . , S . 2 1 6 )

- in e i n e m d a s e i n s a n a l y t i s c h e n K o n t e x t i n t e r p r e t i e r t u n d integriert. "Das Wesen der P s y c h o a n a l y s e , nicht nur ihre R i c h t i g k e i t , s o n d e r n i h r e W a h r h e i t , i s t a b e r g e r a d e zu s u c h e n im W e s e n d e s s e n , w a s d i e s e m W i s s e n - u n d Belurrschenwollen a l s B e d i n gung seiner Möglichkeit zugrunde liegt, ein ehrfürchtiger Respekt nämlich vor der Unergründlichkeit des Seins als Natur und eine unbeugsame Größe und ungetrübte Reinheit des 'Herzens'...Freud hat m i t seiner Lehre vom Unbewußten, von d e r ' u n b e w u ß t e n I n t e n t i o n a l i t ä t ' , d e n M e n s c h e n d e r W e l t und die W e l t dem Menschen nähergebracht. Er hat g e z e i g t , daß w i r n i c h t n u r m i t u n s e r e m B e w u ß t s e i n , s o n d e r n a u c h 'unbew ü ß t ' in d e r W e l t s i n d , W e l t h a b e n u n d ü b e r W e l t v e r f ü g e n . V o r F r e u d l e b t e n w i r in e i n e r s i c h e r u m g r e n z t e n W e l t d e s Bewußtseins. Er aber h a t den Frieden dieser W e l t gestört, indem er uns zeigte, wie beschränkt diese W e l t ist und wie w e n i g M a c h t w i r ü b e r sie h a b e n . " ( e b d . , S . 2 2 4 f ) H i e r s e t z t d i e K r i t i k an d e r

(angeblichen)

des Menschen a n , seine individuellen und

Selbsttäuschung

gesellschaftlichen

- 41 L e b e n s b e d i n g u n g e n s e l b s t b e s t i m m e n zu k ö n n e n ; d u r c h d i e Psychoanalyse soll deutlich gemacht w e r d e n , wie beschränkt dieses L e b e n i s t und w i e o h n m ä c h t i g d i e M e n s c h e n s i n d . c) A u c h L a c a n w ä h l t H e i d e g g e r a l s A u s g a n g s p u n k t s e i n e r Ü b e r legungen

(vgl. L a c a n , 1 9 7 5 , S . 9 ) , a b e r e r w e n d e t d i e P r o b l e m a -

tik d e u t l i c h e r ins S p r a c h t h e o r e t i s c h e . F ü r ihn l i e g t d i e k r i t i s c h e S u b s t a n z d e r P s y c h o a n a l y s e in d e r E r m ö g l i c h u n g d e r S u b j e k t w e r d u n g d e s I n d i v i d u u m s , d i e für ihn g l e i c h b e d e u t e n d

ist

m i t d e m U b e r g a n g v o m l e e r e n zum e r f ü l l t e n S p r e c h e n . D a z u b e d a r f e s a b e r d e s Z u g a n g s zum U n b e w u ß t e n , w e l c h e s s e l b s t w i e die Sprache strukturiert

ist.

"Das U n b e w u ß t e i s t e i n B e g r i f f , e n t s t a n d e n auf d e r S p u r jen e s T u n s , d a s d a s S u b j e k t k o n s t i t u i e r t . . . D a s U n b e w u ß t e ist n i c h t so g e a r t e t , d a ß e s in d e r p s y c h i s c h e n R e a l i t ä t a l l e s d a s u m f a s s e n w ü r d e , w a s n i c h t m i t d e m A t t r i b u t (oder d e r Eigenschaft) des Bewußtseins ausgestattet ist...Das Gewicht, das wir der Sprache als Ursache des Subjekts beimessen, z w i n g t u n s zu p r ä z i s i e r e n : D e r I r r t u m b l ü h t , w o v e r s u c h t w i r d , d e n e r s t g e n a n n t e n B e g r i f f auf E r s c h e i n u n g e n e i n z u s c h r ä n k e n , d i e sich d e r H o m o n y m i e v e r d a n k e n u n d d a h e r ad libitum aneinandergereiht werden können. Es ist undenkbar, wie der Begriff von diesen Erscheinungen aus wiederherges t e l l t w e r d e n k ö n n t e . . . D a s U n b e w u ß t e i s t d a s , w a s w i r sag e n , w e n n w i r h ö r e n w o l l e n , w a s F r e u d in s e i n e n T h e s e n v o r trägt." ( L a c a n , 1 9 7 5 , S . 2 0 7 f ) Lacan geht also davon

aus,

"daß d i e P s y c h o a n a l y t i k e r a m B e g r i f f d e s U n b e w u ß t e n t e i l h a b e n , da sie seine Adressaten s i n d . Wir können daher von nun an n i c h t l ä n g e r u n s e r n D i s k u r s ü b e r s U n b e w u ß t e v o n d e r T h e se a u s s c h l i e ß e n , d i e e r a u s s a g t : d a ß d i e G e g e n w a r t d e s U n b e w u ß t e n , d i e im O r t d e s A n d e r n i h r e s i t u a t i v e B e s t i m m u n g find e t , in j e d e m D i s k u r s , in s e i n e n A u s s a g e n , z u s u c h e n ist." (ebd., S . 2 1 2 ) P s y c h o a n a l y s e b e s t e h t h i e r a l s o in d e r A n e r k e n n u n g d e s A b g e t r e n n t s e i n s d e s I n d i v i d u u m s v o m U n b e w u ß t e n u n d z u g l e i c h in der Möglichkeit, durch die Psychoanalyse diese Trennung wied e r zu ü b e r w i n d e n . - d) I n s b e s o n d e r e H a b e r m a s h a t a u c h a m h e r m e n e u t i s c h e n M o m e n t d e r P s y c h o a n a l y s e a n g e s e t z t , w o b e i er - stärker als Binswanger und Lacan - die

gesellschaftliche

E i n g e b u n d e n h e i t d e r K o m m u n i k a t i o n b e t o n t . F ü r ihn i s t d i e Psychoanalyse das Paradigma einer herrschaftsfreien

selbst-

reflexiven Kommunikation. Denn nach ihrem Verständnis "sind d i e S y m p t o m e A n z e i c h e n e i n e r s p e z i f i s c h e n S e l b s t e n t fremdung des betroffenen Subjekts. An den Bruchstellen des Textes hat sich die Gewalt einer vom Selbst hervorgebrachten, gleichwohl ichfremden Interpretation durchgesetzt. W e i l d i e S y m b o l e , w e l c h e d i e u n t e r d r ü c k t e n B e d ü r f n i s s e interpretieren, aus der öffentlichen Kömmunikation ausgeschlossen sind, ist die Kommunikation des sprechenden und

- 42 handelnden Subjekts m i t sich selber unterbrochen." toas, 1 9 6 8 , S . 2 7 8 )

(Haber-

Diese Störung der Kommunikation hat gesellschaftliche

Ursa-

c h e n u n d Folgen 1 . " D i e H e r r s c h a f t d e r g e s e l l s c h a f t l i c h e n N o r m e n b e r u h t auf einer A b w e h r , d i e , solange sie sich unbewußten Mechanism e n u n d n i c h t e i n e r b e w u ß t e n K o n t r o l l e v e r d a n k t , ihrerseits Ersatzbefriedigungen erzwingt und Symptome hervorbringt. Den institutionell verfestigten und undurchsichtigen Charakter gewinnen sie gerade durch den kollektiv neurotischen, den verdeckten Zwang, der den manifesten Z w a n g d e r o f f e n e n S a n k t i o n e n e r s e t z t . " (ebd., S . 3 3 8 ) Indem diese Zusammenhänge aufgedeckt w e r d e n , indem diese Zwänge schrittweise rückgängig gemacht werden und Selbstreflexion ermöglicht w i r d , wird theoretische und praktische Kritik an der bürgerlichen Herrschaft

geübt.

Wir haben dieser Frage nach dem Kritikpotential der Psychoanalyse solch

einen

großen Raum gegeben, weil deutlich

w e r d e n m u ß , d a ß d i e P s y c h o a n a l y s e n i c h t p e r se " K r i t i k v o n links" übt: W i e die zitierten Stellen b e i Binswanger und Lacan paradigmatisch deutlich machen sollten, kann muß) die konstatierte

(und w i e i m m e r k o n k r e t

(nicht

inhaltlich

gefaßte) Differenz zwischen Menschenmöglichem und Menschenwirklichem auch konservativ und reaktionär gewendet werden, nämlich immer d a n n , wenn die gesellschaftlichen

Ursachen

dieser Differenz aus dem Blick geraten und damit das Menschenm ö g l i c h e im S i n n e d e s A n s t r e b e n s w e r t e n n i c h t G e g e n s t a n d w i r k lich wissenschaftlicher Reflexion

ist.

F a s s e n w i r u n s e r e Ü b e r l e g u n g e n zur P s y c h o a n a l y s e

zusammen:

Nach ihrer Auffassung muß die Psychologie die biologischen Grundlagen der individuellen Entwicklung anerkennen und muß zugleich über ein dynamisches und

gesellschaftlich-histori-

s c h e s P e r s ö n l i c h k e i t s v e r s t ä n d n i s v e r f ü g e n , sie s o l l a l l t a g s orientiert

(leidensorientiert)

sein und hat das

individuelle

S u b j e k t im E r k e n n t n i s p r o z e ß a n z u e r k e n n e n : d a m i t i s t

insge-

samt ein psychologisches Verständnis von Pathologie und Therapie verbunden; nicht zuletzt h a t sich Psychologie

gegenüber

d e n b e s t e h e n d e n , u n t e r d r ü c k e n d e n V e r h ä l t n i s s e n k r i t i s c h zu verhalten. W i r w o l l e n an d i e s e r S t e l l e auf e i n P r o b l e m h i n w e i s e n k ö n n e n e s a u s P l a t z m a n g e l an d i e s e r S t e l l e n i c h t

(wir

entfalten),

- 43 w e l c h e s in d e r z u k ü n f t i g e n m a r x i s t i s c h e n F o r s c h u n g zur P s y choanalyse stärker berücksichtigt werden sollte: Wie die aktuelle innermarxistische Kontroverse über die

immer theore-.

tischen und ideologischen Quellen der Freudschen Psychoana- • lyse im e n g e r e n S i n n e e n t s c h i e d e n w e r d e n m a g

(vgl. G e d ö , 1 9 7 8 ,

S.78ff; H o l l i t s c h e r , 1 9 8 0 , S.132ff; K ä t z e l , 1 9 7 7 , S.67ff; Steig e r w a l d , 1 9 8 0 , S . 1 2 7 f f ) , so i s t b e r e i t s j e t z t e i n d e u t i g g e k l ä r t , daß d i e P s y c h o a n a l y s e in i h r e r G e s a m t e n t w i c k l u n g

ein

Bestandteil der Lebensphilosophie ist, die selbst wiederum neben dem Positivismus

(in a l l e n s e i n e n V a r i a n t e n ) d e r w e -

sentlichste Bestandteil des geistigen Lebens unter den Bedingungen der allgemeinen Krise des Kapitalismus

ist.

"Die L e b e n s p h i l o s o p h i e u n d d e r P o s i t i v i s m u s d u r c h d r i n g e n d i e politischen, historischen, ökonomischen u s w . Formen der bürg e r l i c h e n A p o l o g i e , u n d s i e w e r d e n in d i e s e n a u c h r e p r o d u z i e r t ; jene F o r m e n sind a b e r k e i n e s w e g s n u r S c h l u ß f o l g e r u n g e n a u s d e n philosophischen Lehren der positivistischen und lebensphilosophischen Schulen. Es gibt meistens auch eine gewisse Diskrepanz zwischen den politischen, historischen, ökonomischen u s w . Ideologien der allgemeinen Krise und den Lehren dieser Schulen (was u n t e r a n d e r e m b e i d e n K r i s e n s i t u a t i o n e n d e r s p ä t b ü r g e r l i c h e n P h i l o s o p h i e m i t w i r k t ) . D e n n o c h sind d i e p o l i t i s c h e n , h i s t o r i s c h e n , ö k o n o m i s c h e n u s w . I d e o l o g i e n an d e n f u n d a m e n t a l e n Inhalt der Richtungen der Lebensphilosophie und des Positivism u s g e b u n d e n , d e n sie auf ihre W e i s e a u s w e i t e n o d e r b e g r e n z e n , modifizieren und umgestalten, dessen spezifische Formen, die gelegentlich von jenen der philosophischen Schulen abweichen, sie e n t w i c k e l n . " ( G e d ö , 1 9 7 8 , S . 5 5 f ) Z u g l e i c h s t e h e n a b e r L e b e n s p h i l o s o p h i e und P o s i t i v i s m u s

in

keinem nur gegensätzlichen Verhältnis zueinander, sondern a u c h in d e m d e r w e c h s e l s e i t i g e n

Ergänzung.

"Diese Zusammengehörigkeit der lebensphilosophischen Tendenz und der positivistischen Einstellung ist letztlich dem bürgerlich-apologetischen Bewußtsein immanent. Die Feststellung d e r o b e r f l ä c h l i c h e n E r s c h e i n u n g e n , d i e B e s c h r e i b u n g d e s isolierten, verdinglichten Scheins und seine unvermittelte Untero r d n u n g u n t e r ein ü b e r g e s c h i c h t l i c h e s A b s t r a k t - A l l g e m e i n e s d a s h e i ß t d e r l a t e n t e P o s i t i v i s m u s - w e r d e n im p h i l o s o p h i s c h e n Bewußtsein notwendigerweise durch das Erlebnis des Mysteriums der verdinglichten Verhältnisse und der sozial belebten und b e s e e l t e n D i n g e e r g ä n z t u n d m i t d i e s e m v e r k n ü p f t . " (ebd., S . 6 1 f ; vgl. dazu auch S e v e , 1 9 6 2 , S.167f, 234ff,255f) Vor dem Hintergrund dieser allgemeinen Tendenzen

betrachtet;

s c h e i n t e s n u n f ü r d i e P s y c h o a n a l y s e c h a r a k t e r i s t i s c h zu s e i n , daß sie g e g e n ü b e r d e m P o s i t i v i s m u s r e l a t i v r e s i s t e n t g e b l i e b e n i s t . Zwar g i b t es in d e r S o z i o l o g i e

(z.B. b e i P a r s o n s )

tionsver,suche z w i s c h e n p o s i t i v i s t i s c h e r

(hier

Kombina-

strukturell-funk-

t i o n a l i s t i s c h e r ) S o z i o l o g i e u n d P s y c h o a n a l y s e , a b e r sie t r a n s -

- 44 f o r m i e r e n d i e P s y c h o a n a l y s e n i c h t in i h r e m W e s e n . W a s d i e P s y c h o a n a l y s e a l s E i n z e l w i s s e n s c h a f t b e t r i f f t , so l i e g t n u r der Versuch von Rapaport vor

(vgl. R a p a p o r t , 1 9 7 0 , b e s . K a p .

II u . IX? z u r P s y c h o a n a l y s e - i n t e r n e n E i n s c h ä t z u n g d i e s e s A n s a t z e s v g l . a u c h H e i n z / D a h m e r , 1 9 7 8 , S . 1 2 7 f , 136ff) , d i e Psychoanalyse einem positivistischen Wissenschaftskonzept

zu

u n t e r w e r f e n . I n s o f e r n k a n n m a n w a h r s c h e i n l i c h m i t R e c h t sag e n , daß vermittels der Auseinandersetzungen m i t der Psychoanalyse

(vgl. H . - O s t e r k a m p , 1 9 7 6 , K a p . 5? B r a u n , 1979a) d e r e i n -

zelwissenschaftlich-psychologische

Gehalt der

Lebensphiloso-

p h i e für d i e K r i t i s c h e P s y c h o l o g i e a u f h e b b a r w i r d . In d i e s e m Sinne gehört die Psychoanalyse als Teil des

lebensphilosophi-

s c h e n D e n k e n s zu d e n b ü r g e r l i c h e n Q u e l l e n d e r K r i t i s c h e n chologie

Psy-

(wie g e s a g t : d i e s e Ü b e r l e g u n g w ä r e im G a n g d e r w e i -

t e r e n t h e o r i e g e s c h i c h t l i c h e n A r b e i t e n g e n a u e r zu p r ü f e n ) .

1.3.

DAS

NATURALISIERTE

IMPLIZITER CHOLOGIE

UND

GEGENSTAND UND

DIE

ISOLIERTE DER

LOGISCHEN

INDIVIDUUM

ALS

'POSITIVISTISCHEN STUFEN

IHRER

PSYKRITIK

Die Analyse der frühen Kritiken der entstehenden

Kritischen

P s y c h o l o g i e an d e r p o s i t i v i s t i s c h e n P s y c h o l o g i e s i n d im G a n g u n s e r e r A r g u m e n t a t i o n v o n d o p p e l t e m I n t e r e s s e : a) D i e K r i t i sche Psychologie ist n i c h t durch eine marxistisch

fundierte

Auseinandersetzung mit der Psychoanalyse entstanden, sondern im R a h m e n d e r A u s e i n a n d e r s e t z u n g m i t der. p o s i t i v i s t i s c h e n chologie. Holzkamp

(wie a u c h K e i l e r ) w a r e n V e r t r e t e r

Wissenschaftsrichtung

Psy-

dieser

(vgl. H o l z k a m p , 1 9 6 8 ? K e i l e r , 1 9 7 0 ) , b e -

vor er durch eine schrittweise Entfaltung seiner Kritik

zum

Marxisten bzw. Kritischen Psychologen wurde. Seine biograp h i s c h - w i s s e n s c h a f t l i c h e E n t w i c k l u n g s t e h t Leben gehalten

(ausreichendes Essen und T r i n k e n , keine übermäßi-

ge Kälte usw.), aber es wird nicht als perspektivisches S u b j e k t b e h a n d e l t ; m a n d e n k e h i e r zur V e r a n s c h a u l i c h u n g z . B . an d e n H o s p i t a l i s m u s o d e r a u c h z . B . a n b e s t i m m t e p s y chische Entwicklungen von Heimkindern. Unter solchen Lebensb e d i n g u n g e n i s t d a s K l e i n k i n d d e n m a n i f e s t e n H a n d l u n g e n urid A b s i c h t e n d e r E r w a c h s e n e n n u r a u s g e l i e f e r t , es k a n n d i e Int e n t i o n e n d e r E r w a c h s e n e n n i c h t in s e i n e e i g e n e U m w e l t v e r f ü gung einbeziehen

(also d e n e n t s c h e i d e n d e n

Entwicklungswider-

spruch dieser Stufe nicht realisieren). Die objektive Lage d e r E l t e r n in i h r e r K l a s s e n - u n d S c h i c h t e n s p e z i f i k h a t für ä*® Kinder ab dieser Stufe hier insofern eine vermittelte F o l g e , a l s d i e M ö g l i c h k e i t e n d e r E l t e r n zur R e a l i s i e r u n g der Individualitätsform des Lohnarbeiters bedeutsam eingeschränkt sind, und aus diesen sozialen

Deklassierungspro-

zessen psychische Verunsicherungen und Isolation der Eltern r e s u l t i e r e n , d i e d a n n u n t e r b e s t i m m t e n B e d i n g u n g e n e i n e rad i k a l e E i n s c h r ä n k u n g i h r e s V e r h ä l t n i s s e s zu den K i n d e r n zur Folge haben können. Der immer wieder empirisch herausge* s t e l l t e Z u s a m m e n h a n g z w i s c h e n A r m u t / D e k l a s s i e r u n g u n d Behinderung

(vgl. h i e r z u w i e a u c h f ü r d i e f o l g e n d e n o n t o g e -

netischen Stufen Jantzen, 1974, S.111ff; ders., 1977, S.101ff) d ü r f t e in d i e s e m p s y c h o l o g i s c h e n P r o z e ß e i n e w e s e n t l i c h e Erklärung finden. Zugleich - dies folgt allgemein aus unserem e n t w i c k l u n g s l o g i s c h e n A n s a t z - sind q u a l i t a t i v e

Störungen

auf d i e s e r l o g i s c h sehr f r ü h e n S t u f e b e s o n d e r s

gravierend,

w e l l das Erreichen weiterer Stufen der Ontogenese

dadurch

zumindest außerordentlich erschwert, wenn nicht gar unmöglich gemacht w i r d . - Die Analysen von Feuser

(z.B. 1979,

S . 1 8 0 f f , 1 9 5 f f ; d e r s . , 1 9 8 0 , S . 8 1 f f ) l a s s e n v e r m u t e n , daß be-

l

- 303 s t i m m t e A r t e n d e s A u t i s m u s g e r a d e auf q u a l i t a t i v e

Störun-

g e n in d i e s e r S t u f e z u r ü c k z u f ü h r e n

sind.

Die dritte logische Stufe, die der

Zweck-Mittel-Verkehrung,

d i e z u g l e i c h d e n e r s t e n q u a l i t a t i v e n S c h r i t t in d e r O n t o g e nese m a r k i e r t , ist immer dann g e s t ö r t , wenn das Kind wenig Möglichkeiten hat, gemeinsam mit anderen Menschen

(beson-

d e r s m i t K i n d e r n ) a k t i v zu w e r d e n . U n t e r s o l c h e n B e d i n g u n g e n l^ernt d a s K i n d n i c h t g e m e i n s a m m i t a n d e r e n

(wie i m m e r

a u c h b e g r e n z t ) v e r ä n d e r n d a u f d i e U m w e l t E i n f l u ß zu n e h m e n . E s h a t a l s o w e n i g M ö g l i c h k e i t e n , a n d e r e M e n s c h e n in d e r gerne i n s a m e n T ä t i g k e i t k e n n e n z u l e r n e n u n d so a u c h s e l b s t e i n e n t s p r e c h e n d e s V e r h ä l t n i s zu d i e s e n M e n s c h e n zu e n t w i c k e l n . Unter solchen Bedingungen wird notwendigerweise die Sprachentwicklung schon auf ihrem primär

lautlich-kommunikativen

Niveau eingeschränkt, wird sich ferner weder eine

sozialin-

tentionale Sozialkoordination herausbilden noch die Fähigk e i t zum U m g a n g m i t e i n f a c h e n G e b r a u c h s g e g e n s t ä n d e n mit Spielzeug. Sowohl bestimmte gravierende rungen

oder

Verhaltensstö-

(z.B. a u f g r u n d r e i n " e g o i s t i s c h e r " A b s i c h t e n ) w i e

auch geistige Behinderungen dürften

(sofern d i e S t u f e d e r

Sozialintentionalität wenigstens einigermaßen

realisiert

w u r d e ) auf E i n s c h r ä n k u n g e n d i e s e r S t u f e z u r ü c k z u f ü h r e n

sein

N i c h t z u l e t z t e n t s t e h e n auf d i e s e r S t u f e a u c h e m o t i o n a l e S t ö r u n g e n , w e n n d i e E l t e r n d e n K i n d e r n d e n p r o d u k t i v e n Um-, weltausgriff durch offene oder indirekte Gewalt versagen' b z w . d a s K i n d p s y c h i s c h so m a n i p u l i e r e n , d a ß e s lig" a u f d e r S t u f e d e r S o z i a l i n t e n t i o n a l i t ä t

"freiwil-

verbleibt.

Insofern müssen auch die Unterstützungsaktivitäten der Elt e r n im P r i n z i p f ü r d a s K i n d zwar n o t w e n d i g , a b e r u n e i n s i c h t i g u n d w i l l k ü r l i c h s e i n , d e n n e s k a n n sie n i c h t auf ihre p r a k t i s c h e B e r e c h t i g u n g h i n b e f r a g e n . S o b l e i b e n d i e Unterstützungsaktivitäten und damit generell die Aktivitäten im Z u s a m m e n h a n g m i t d e r V e r w e n d u n g v o n M i t t e l n für b e stimmte Zwecke außerhalb der individuellen

Verfügungsmög-

lichkeiten. Auf diese Weise muß sich aber auch eine generelle Konfliktscheu und Angstbereitschaft gegenüber neuen und "fremden" Anforderungen und Menschen herausbilden, was sich s p ä t e r z . B . a l s e m o t i o n a l b e g r ü n d e t e L e r n s t ö r u n g n i e derschlagen kapn S.32ff).

(vgl. h i e r i n s g e s a m t a u c h J a n t z e n , 1 9 7 7 ,

- 304 Mit der vierten Stufe, der Einbeziehung der gesellschaftlichen Vermitteltheit

(der " G e s c h i c h t e " ) w i r d d i e

individuel-

le A n t h r o p o g e n e s e d u r c h d e n z w e i t e n q u a l i t a t i v e n

Schritt

abgeschlossen. Hier werden bei positiver Entwicklung die V o r a u s s e t z u n g e n für d i e A n e i g n u n g s z e n t r i e r t h e i t

geschaf-

f e n , d i e u n t e r u n s e r e n B e d i n g u n g e n im w e s e n t l i c h e n

biogra-

p h i s c h m i t d e r i n d i v i d u e l l e n S c h u l z e i t z u s a m m e n f ä l l t . Im n e g a t i v e n F a l l e b e d e u t e t d i e s , daß q u a l i t a t i v e

Übergangs-

s c h w i e r i g k e i t e n v o n d e r V o r s c h u l z e i t zur S c h u l z e i t a u s q u a l i t a t i v e n E i n s c h r ä n k u n g e n s p ä t e s t e n s auf d i e s e r

logischen

S t u f e zu e r k l ä r e n s i n d . D i e s b e d e u t e t z . B . auf d e r E b e n e d e r S p r a c h e n t w i c k l u n g , d a ß d i e S p r a c h e n i c h t in i h r e m Symbolgehalt

(somit a l s T r ä g e r v e r a l l g e m e i n e r t e r

Erfahrungen,

von Wissen) aufgenommen, sondern auch weiterhin primär als reines Kommunikationsmittel angesehen wird

(was d a n n d i e

Aneignung der Schriftsprache außerordentlich

erschweren

m u ß ) . D i e s i m p l i z i e r t e t w a für d i e k o g n i t i v e

Entwicklung

e i n e w e i t g e h e n d e R e d u z i e r u n g auf d a s u n m i t t e l b a r W a h r n e h m b a r e ; d i e g e s e l l s c h a f t l i c h e V e r m i t e l t h e i t ist d a n n w e d e r k o g n i t i v n o c h l e b e n s p r a k t i s c h ein " P r o b l e m " . D i e e m o t i o n a le E n t w i c k l u n g w i r d h i e r b e s o n d e r s d a d u r c h g e s t ö r t , d a ß es an j e g l i c h e r A n s t r e n g u n g s - u n d R i s i k o b e r e i t s c h a f t

fehlt,

nur solche Tätigkeiten und Anforderungen realisiert werden, die eine unmittelbare Belohnung v e r s p r e c h e n . Das

"Verspielt-

sein" v o n K i n d e r n ü b e r d i e o n t o g e n e t i s c h n o t w e n d i g e

Etappe

hinaus dürfte wesentlich darauf zurückzuführen sein, daß d i e v e r m i t t e l t e L e b e n s w e l t für d i e K i n d e r

emotional-subjek-

t i v w e i t g e h e n d b e d e u t u n g s l o s i s t , sie s o m i t r e i n a u f funktionalen

(nicht p r o d u k t o r i e n t i e r t e n ) L u s t g e w i n n "aus sind"

und daher der Übergang von der Funktionszentriertheit Inhaltszentriertheit nicht

(oder n u r u n z u r e i c h e n d )

zur

gelingt.

Insgesamt betrachtet realisiert das Kind nicht die von den Erwachsenen geforderten und vertretenen

allgemein-menschli-

chen Entwicklungsnotwendigkeiten, wobei dies u . a . darauf

zu-

rückgeführt werden k a n n , daß es durch die konkreten Anforder u n g e n d e r E r w a c h s e n e n p e r m a n e n t ü b e r f o r d e r t w i r d o d e r daß die Erwachsenen ein derartiges Selbständigwerden des Kindes durch Entzug der praktischen Unterstützung und der emotionalen A b s i c h e r u n g " b e a n t w o r t e n " , b e s s e r : Die hier

bestrafen.

(hypothetisch) skizzierten Störungen der

individuel--

- 305 len Anthropogenese sind,zwar nach Auffassungen der Kritischen Psychologie gesellschaftlich verursacht durch bestimmte Aspekte der kapitalistischen sowie deren innere schichtenmäßige

Klassenverhältnisse

Ausdifferenzierung,

aber vom Standpunkt der betroffenen Kinder erscheinen

sie

w a h r s c h e i n l i c h in v o l l e m U m f a n g w e d e r a l s f o r m a t i o n s -

noch

als klassen- und schichtenspezifisch. D . h . diese

Störungen

k ö n n e n w a h r s c h e i n l i c h in ä h n l i c h e r W e i s e in d e n v e r s c h i e d e nen Klassen und Schichten der bürgerlichen Gesellschaft wie a u c h in a n d e r e n , b e s o n d e r s n a t ü r l i c h v o r b ü r g e r l i c h e n schaftsformationen auftreten

Gesell-

(diese H y p o t h e s e w i r d a b e r n o c h

s e h r g e n a u zu p r ü f e n s e i n ) ; z u g l e i c h b e d e u t e n d i e s e S t ö r u n g e n e i n e q u a l i t a t i v e E i n s c h r ä n k u n g d e r M ö g l i c h k e i t e n zur individuellen Vergesellschaftung, die mit der fünften

Stufe,

der Aneignungszentriertheit, e i n s e t z t . J e t z t sind die Einschränkungen nicht nur objektiv-gesellschaftlich,

sondern

auch subjektiv-individuell formations- und klassen-

und

schichtenspezifisch b e d i n g t . Zugleich lassen sich aus der Kategorialanalyse selbst jetzt fast keine genaueren

inhalt-

lichen Angaben über den Charakter möglicher Störungen mehr m a c h e n . E i n a l l g e m e i n e s P r o b l e m a b e r i s t z . B . d a r i n zu sehen, daß Kinder b z w . J u g e n d l i c h e , die an den gesellschaftlich organisierten schulischen Aneignungs- und Lernprozessen nicht teilhaben können

(oder w o l l e n ) , v o n d i e s e n

in d e r R e g e l a u s g e s c h l o s s e n w e r d e n u n d d a m i t s p e z i e l l e n F o r men der gesellschaftlichen Erziehung, abgetrennt von der allgemeinen Schulversorgung, unterworfen werden

(z.B. in d i e

S o n d e r s c h u l e ü b e r w i e s e n w e r d e n ) . D i e s i s t für d a s I n d i v i duum nie ein rein nur formaler A k t

(z.B.: es g e h t in e i n e

a n d e r e S c h u l e ) , s o n d e r n i m m e r a u c h e i n e A b t r e n n u n g v o n jenen gesellschaftlichen Lebensprozessen, interpersonalen

Be-

ziehungen und der Entfaltung von Lebensperspektiven, die die anderen Kinder unter vergleichbaren sozialen

Bedingungen

haben. D . h . die schulischen Selektionsprozesse werden hier für d i e b e t r e f f e n d e n J u g e n d l i c h e n zu p s y c h i s c h e n

Isolations-

prozessen. Dabei können gerade auf dieser logischen Stufe vielerlei bisher noch "verdeckte", logisch frühere Entwickl u n g s e i n s c h r ä n k u n g e n v o l l " a u f b r e c h e n " u n d "zu T a g e

treten".

Zugleich entsteht hier bei den Jugendlichen häufig die Tendenz,auf "kindliche" Verhaltensweisen zurückzufallen. Insge-

- 306 s a m t h a n d e l t e s sich h i e r u m e i n e r e g r e s s i v e W e n d u n g d e s r e a l e n W i d e r s p r u c h s , daß d i e J u g e n d l i c h e n e i n e r s e i t s einer bestimmten disziplinierten Lebensführung fen w e r d e n

zwar

unterwor-

(sie z . B l . S c h u l - A r b e i t e n m a c h e n m ü s s e n ) , a b e r

z u g l e i c h v o n e i n e r V e r f ü g u n g z u m i n d e s t ü b e r ihre a l l t ä g lichen Belange ausgeschlossen sind. Die regressive, widers p r u c h s v e r ä u ß e r n d e T e n d e n z w i r d n o t w e n d i g e r w e i s e n o c h dad u r c h g e s t ä r k t , daß z . B . v i e l e " S o n d e r s c h ü l e r " b e i uns nur sehr reduzierte Berufs- und

gegenwärtig

Lebensperspektive

haben. Selbst wenn ein Individuum die bisherigen logischen

Stufen

der Ontogenese ohne qualitative Störungen und Einschränkungen "durchlaufen" hat und somit die sechste Stufe, die Verg e g e n s t ä n d l i c h u n g s z e n t r i e r t h e i t , e r r e i c h e n k o n n t e , so i s t d i e s k e i n e s w e g s e i n e " l e b e n s l a n g e G a r a n t i e " für d i e S i c h e rung der individuellen relativen Handlungsfähigkeit. Vielmehr kann es sowohl aufgrund der Kumulation negativer

"äuße-

rer" g e s e l l s c h a f t l i c h e r B e d i n g u n g e n W i e a u c h a u f g r u n d e i n e r s c h l e i c h e n d e n , sich l a n g s a m , a b e r s t e t i g d u r c h s e t z e n d e n T e n d e n z zur r e g r e s s i v e n p s y c h i s c h e n K o n f l i k t a b w e h r

(man d e n k e

h i e r z . B . a n d i e B i o g r a p h i e v o n A l k o h o l i k e r n ) sehr w o h l dazu k o m m e n , d a ß I n d i v i d u e n d i e s e r e l a t i v e

Handlungsfähigkeit

e i n b ü ß e n u n d sich so P e r s ö n l i c h k e i t s s t ö r u n g e n

durchsetzen.

D i e s g i l t b e s o n d e r s in K r i s e n s i t u a t i o n e n , w o sich u . U . für den einzelnen Lohnabhängigen die notwendige Lohnhöhe

nicht

m i t der realen Lohnhöhe deckt (z.B.'aufgrund der Arbeitsmarktpolitik, von Inflation oder Einschränkungen

staatli-

cher Sozialleistungen u.ä.) und der einzelne sozialen Dek l a s s i e r u n g s p r o z e s s e n a u s g e s e t z t i s t (vgl. h i e r z u a l l g e m e i n Danckwerts, 1978, K a p . 1. u . 4.1./4.2.). Die Betroffenen

sind

d e m p s y c h i s c h e n P r o b l e m d r u c k d a n n n i c h t m e h r g e w a c h s e n , sie "brechen zusammen". Zusammenbruch der

Handlungsfähigkeit

b e d e u t e t i m m e r a u c h , daß d e r b e t r e f f e n d e E r w a c h s e n e d i e I n - , dividualitätsform des kapitalistischen Lohnarbeiters

nicht

m e h r r e a l i s i e r e n k a n n , d a ß er a u s d e m g e s e l l s c h a f t l i c h e n

Sy-

stem d e r A r b e i t " h e r a u s f ä l l t " u n d s o w o h l seine s o z i a l e Existenz w i e a u c h s e i n e p s y c h i s c h e H a n d l u n g s f ä h i g k e i t d u r c h and e r e , fremde Menschen gesichert werden m u ß . Es ist evident, d a ß u n t e r d e r a r t i g e n B e d i n g u n g e n E l t e r n ihren K i n d e r n d i e für deren individuelle Anthropogenese notwendigen

Bedingun-

- 30.7 gen n i c h t sichern können - w o m i t sich der "Kreis" Argumentation

unserer

schließt.

Wir schließen damit unsere hypothetischen,

"gedanken-expe-

riraentellen" Ü b e r l e g u n g e n zur B e h i n d e r u n g / p s y c h i s c h e n

Krank-

h e i t a b u n d h o f f e n , z u m i n d e s t v e r d e u t l i c h t zu h a b e n , in w e l c h e r R i c h t u n g d i e z u k ü n f t i g e n e i n z e l t h e o r e t i s c h e n u n d individualempirischen Forschungen gehen sollten. Sofern sich diese Richtungsbestimmung als angemessen erweisen könnte es u . U . auch sinnvoll sein, zwischen

sollte,

Behinderung

u n d p s y c h i s c h e r K r a n k h e i t w i e f o l g t zu u n t e r s c h e i d e n : Behinder\mg wäre als kategoriale Bestimmung jener qualitat i v e n P e r s ö n l i c h k e i t s s t ö r u n g e n a u f z u f a s s e n , d i e s i c h innerhalb der ersten vier logischen Stufen der Ontogenese, also der individuellen Anthropogenese herausbilden;

demgegenüber

wäre psychische Krankheit als kategoriale Fassung von qualitativen Störungen der Persönlichkeitsentwicklung auf dem Niveau der individuellen Vergesellschaftung anzusehen. Selbstv e r s t ä n d l i c h w ä r e d i e s e U n t e r s c h e i d u n g n u r r e l a t i v , n u r im S i n n e e i n e r S c h w e r p u n k t - u n d A k z e n t s e t z u n g zu v e r s t e h e n . S i e hätte allerdings - wenn sie sich bewähren sollte - den Vorteil, die Kooperationsbeziehung zwischen

kritisch-psycholo-

gischer T h e o r i e , psychopathologischen Störungen und dem päd a g o g i s c h e n V e r s t ä n d n i s v o n B e h i n d e r u n g im K o n t e x t d e r m a t e r i a l i s t i s c h e n B e h i n d e r t e n p ä d a g o g i k d e u t l i c h e r zu m a c h e n ; w i r w e r d e n d i e b e i d e n B e g r i f f e im n ä c h s t e n

Unterabschnitt

h y p o t h e t i s c h in d i e s e m S i n n e v e r w e n d e n . Wie schon mehrfach angekündigt, sollen an dieser

Stelle

nochmals die zu^diesen Überlegungen kontroversen Auffäs- ' sungen von Jantzen diskutiert w e r d e n . Vorab sei aber klargestellt, daß die materialistische Behindertenpädagogik d e r B R D u n d in W e s t b e r l i n 'den A r b e i t e n v o n W o l f g a n g

in

Jantzen

d i e e n t s c h e i d e n d e n I m p u l s e v e r d a n k t ; in n e u e s t e r Z e i t w e r d e n s i e d u r c h d i e B e i t r ä g e v o n F e u s e r in r e l e v a n t e r W e i s e ergänzt und weitergeführt). Dabei liegt die Hauptstärke der Analysen von Jantzen u.E. darin, die

Gesellschaftlichkeit

der Behinderung nicht nur behauptet, sondern

differenziert

n a c h g e w i e s e n zu h a b e n . B e d e n k e n m ü s s e n a l l e r d i n g s g e g e n d a s psychologische Verständnis von Behinderung und psychischer Erkrankung erhoben werden. Wie schon oben kritisiert

(vgl.

K a p . 3 . 1 . 2 . ) sind J a n t z e n s A u f f a s s u n g e n ü b e r d i e O n t o g e n e s e

- 308 in l e t z t e r I n s t a n z f o r m a l i s t i s c h ; u n d d i e s e r P o r m a l i s m u s dies der Haupteinwand - schlägt sich auch beim Verständnis der gestörten Aneignungsprozesse nieder. Als Quellen der I s o l a t i o n n e n n t er a) z e n t r a l e u n d d e z e n t r a l e W a h r n e h m u n g s s t ö r u n g e n ; b) z e n t r a l e S t ö r u n g e n in d e n B l ö c k e n für K o o r d i nation, Informationsaufnahme, -Verarbeitung und -speicherung, P l a n u n g , I n t e n t i o n u n d V e r i f i k a t i o n ; c) z e n t r a l e u n d d e z e n t r a l e m o t o r i s c h e S t ö r u n g e n ; d) i n a d ä q u a t e O b j e k t e , M a s c h i n e n , B e z i e h u n g e n zu a n d e r e n M e n s c h e n ; e) t o x i s c h e , i n f e k t i ö s e u n d traumatische Störungen des Organismus

(vgl. J a n t z e n , 1 9 7 9 ,

A b b . 3 , S.44 u n d d i e A u s f ü h r u n g e n d a z u e b d . , S . 4 5 f f ) . B e i d e r S t r u k t u r d e s g e s t ö r t e n Aneignungsprozes'ses b e n e n n t e r auf der Seite der ideellen und materiellen

(operativen)

Abbild-

s t r u k t u r f ü n f P r o b l e m k r e i s e : a) O p e r a t i v e A b b i l d s t r u k t u r

in-

a d ä q u a t e r A b b i l d s y s t e m e ; b) K o n f l i k t - s u b j e k t i v e W e r t u n g der nicht möglichen produktiven Bedürfnisbefriedigung als Mangel, H i n d e r n i s , B e d r o h u n g ; c) n e g a t i v e E m o t i o n e n u n d a s s o z i a t i v e s D e n k e n ; d) S t r e s s ; e) P s y c h o r e a k t i v e u n d v e g e t a t i v e somatische) Reaktionsbildungen

(psycho-

(vgl. e b d . , A b b . 4 , S . 4 9 u n d d a -

zu d i e A u s f ü h r u n g e n in e b d . , S . 5 3 f f ) . - N u n ist e s u n b e s t r e i t b a r , daß m i t diesen systematisierungen reale Aspekte von Behinderung/psychischer Krankheit angesprochen sind. Das Problem liegt aber d a r i n , daß insgesamt sehr unklar b l e i b t , welche entwicklungsnotwendigen Stufen der Ontogenese durch welche A r t v o n S t ö r u n g e n e i g e n t l i c h n i c h t v o l l z o g e n o d e r n u r sehr u n z u r e i c h e n d v o l l z o g e n w e r d e n . A b e r e r s t e i n e E i n s i c h t in diese entwicklungslogischen Stufen erlaubte eine

integrative

Gesamtsieht aller Störungsphänomene und damit eine che kategoriale, einzeltheoretische und

inhaltli-

individualempirische

Erfassung von Behinderung/psychischer Krankheit. Oder anders f o r m u l i e r t : W e i l J a n t z e n k e i n K o n z e p t zur E r f a s s u n g d e r Entwicklungslogik der Ontogenese entfaltet

(vgl. K a p . 3 . 1 . 2 . ) ,

m u ß e r - r e l a t i v z w a n g s l ä u f i g - auf e i n

Innen-Außen-Konzept

zurückgreifen, mit dem dann das Verhältnis von

Individuum

u n d G e s e l l s c h a f t e r f a ß t w e r d e n s o l l (bzw. P e r s ö n l i c h k e i t s störungen als Störungen dieses Innen-Außen-Verhältnisses faßt werden). Man verkennt aber den individuellen

ge-

Vergesell-

s c h a f t u n g s p r o z e ß in s e i n e m W e s e n , w e n n m a n ihn a l s e i n e n solc h e n P r o z e ß "von a u ß e n n a c h innen" b e t r a c h t e t , d e n n e s b l e i b t so v ö l l i g u n k l a r , ü b e r w e l c h e M ö g l i c h k e i t e n zur

individuellen

- 309 V e r g e s e l l s c h a f t u n g d a s I n d i v i d u u m im P r i n z i p v e r f ü g t u n d w i e d i e s e M ö g l i c h k e i t e n u n t e r b e s t i m m t e n B e d i n g u n g e n in i h r e r Verwirklichung radikal eingeschränkt bzw. behindert werden. ' Eine inhaltliche Vorstellung vom Charakter der Behinderung/ psychischer Krankheit muß vielmehr u.E. vom dargelegten Verh ä l t n i s d e r h i s t o r i s c h e n A n t h r o p o g e n e s e u n d d e n l o g i s c h e n Stufen d e r O n t o g e n e s e a u s g e h e n u n d so d a s W e s e n zu e r f a s s e n suchen. - Mehr am Rande sei v e r m e r k t , daß es wahrscheinlich

auch

nicht sinnvoll ist, von einer "Individualitätsform der Behind e r t e n " zu s p r e c h e n

(vgl. J a n t z e n , 1 9 7 9 , S . 9 6 f f ; ä h n l i c h

spricht Schindler, 1980, S.87ff von einer

falsch

"Individualitätsform

der Arbeitslosen"), denn gemäß dem ganzen Wesen des Prozesses h a n d e l t es' s i c h h i e r u m e i n S c h e i t e r n d e r R e a l i s i e r u n g g e s e l l schaftlich notwendiger Aktivitäten einer

Individualitätsform,

nicht aber um die Realisierung von anderen notwendigen

3.4.2.

gesellschaftlich

Aktivitäten.

PRINZIPIEN

DES

PÄDAGOGISCH-THERAPEUTISCHEN

VERFAHREN$

12

Jedes Verständnis von Behinderung und psychischer Krankheit impliziert selbstverständlich bestimmte Vorstellungen davon, wie diese aufgehoben werden können, wie umgekehrt die Erfahrung praktischer Aufhebung von Behinderung und psychischer K r a n k h e i t i m m e r zum t h e o r e t i s c h e n V e r s t ä n d n i s d i e s e r P r o b l e m e b e i t r ä g t . Die spezielle Aufgabe therapeutischen Handelns bes t e h t n u n in d e r A n w e n d u n g , " a l l g e m e i n e r e r E r k e n n t n i s s e zur A b zur A b l e i t u n g d e r p s y c h i s c h e n S t ö r u n g e n d e s j e w e i l s i n d i v i d u e l len K l i e n t e n a u s d e n b e s o n d e r e n L e b e n s b e d i n g u n g e n , in d i e h i n ein e r s i c h e n t w i c k e l t e u n d u n t e r d e n e n er s e i n e E x i s t e n z e r halten und sein Dasein bewältigen m u ß ; das Therapieziel ist dabei generell gesehen immer die Befähigung des Klienten 12

Die gesamten folgenden Überlegungen - besonders die Hera u s a r b e i t u n g v o n E i n z e l p r i n z i p i e n - sind d e r V e r s u c h , d i e bisherige Systematisierung der pädagogisch-therapeutischen E r f a h r u n g e n d e r K r i t i s c h e n P s y c h o l o g i e w e i t e r z u f ü h r e n (vgl. zu d e n f r ü h e r e n V e r s u c h e n B r a u n 1 9 7 9 d , S . 3 1 f f ; d e r s . , 1 9 8 0 a , S.142ff); einen Überblick über Stand und aktuelle Kontroversen vermittelt das "Forum Kritische Psychologie", Bd.7 m i t d e m S c h w e r p u n k t " T h e r a p i e " . Dal?ei v e r w e n d e n w i r im folgenden die Begriffe "Therapie" b z w . "psychologische Therapie" und "pädagogisch-therapeutisches Verfahren" synonym.

- 310 zum Erreichen des optimalen Grades der Kontrolle über seine eigenen Lebensbedingungen, gesellschaftlichen Integration und bewußten Lebensführung und Selbstentwicklung gemäß gesells c h a f t l i c h e n u n d i n d i v i d u e l l e n L e b e n s n o t w e n d i g k e i t e n in v o l l e r Realisierung und Erweiterung gegebener Handlungsräume..." (Holzkamp/H.-Osterkamp, 1977, S.160? alle Sperrungen entfernt; K.-H.B.) Das bedeutet: Der Therapeut muß dazu beitragen, daß der Betroffene die ontogenetischen Entwicklungsnotwendigkeiten

in

optimaler Weise realisiert. Damit ihm dies g e l i n g t , müssen zwei G r u n d f o r d e r u n g e n e r f ü l l t w e r d e n : a) H a u p t i n h a l t der Therapie muß die

(zumeist aktuelle) außertherapeutische

benspraxis des Klienten m i t ihren objektiven und Voraussetzungen sein. Denn die angestrebte

Le-

subjektiven

(erstmalige

oder

erneute) soziale Integration des Individuums kann nur außerh a l b 4er Therapie stattfinden. Zugleich sind die

relevanten

Erfahrungen des Scheiterns bei der Realisierung der Anforderungen der Individualitätsform eben auch

außertherapeutische

E r l e b n i s s e , d i e in d i e T h e r a p i e " h i n e i n g e t r a g e n " w e r d e n m ü s s e n . - b) D a s V e r h ä l t n i s v o n T h e r a p e u t und K l i e n t m u ß pädagogisch-therapeutisches

"Bündnis" als eine

ein

spezifische

Ausprägungsform interpersonaler Subjektbeziehungen

sein bzw.

dies der Tendenz nach werden. Inhalt dieser sozialen

Bezie-

hung ist das gemeinsame Ziel, die psychische Störung des Klienten zu ü b e r w i n d e n . D u r c h diese Beziehung soll der K l i e n t für seine eigene Entwicklung dadurch neue Perspektiven

ent-

wickeln, daß qualitative Einschränkungen bei der Verwirklichung

(früherer) ontogenetischer Stufen überwunden und neue

Entwicklungsstufen erreicht w e r d e n . Hierzu muß sich der Klient der permanenten Unterstützung

seiner

berechtigten

Interessen und Bedürfnisse durch den Therapeuten

sicher

sein. Dadurch erfährt er emotionale Abgesichertheit, kann schrittweise seine Konfliktabwehr und Risikoangst

abbauen

und Konfliktverarbeitungsfähigkeiten

erwerben. Da dieses

Kooperationsverhältnis

zunächst ein

"ungleichgewichtiges"

ist, soll es durch die

(Wieder-)Herstellung der

Handlungsfähigkeit und sozialen Integration des

psychischen Klienten

so schnell wie möglich "überflüssig" gemacht werden;

es

soll also ein Entwicklungsniveau erreicht werden, wo der Klient nicht mehr spezieller

therapeutisch-pädagogischer

Unterstützungsmaßnahmen bedarf, sondern individuelle wicklungsschwierigkeiten

im Rahmen seiner

Ent-

interpersonalen

- 311 B e z i e h u n g e n zu " b e a r b e i t e n " u n d zu ü b e r w i n d e n g e l e r n t h a t . U m d i e s e b e i d e n G r u n d p r i n z i p i e n zu v e r w i r k l i c h e n , b e d a r f der Therapeut Informationen über den Klienten auf

folgen-

d e n " E b e n e n " : a) ü b e r d i e o b j e k t i v e S t e l l u n g d e s K l i e n t e n im g e s e l l s c h a f t l i c h e n S y s t e m d e r P r o d u k t i o n u n d R e p r o d u k t i o n , a l s o d a r ü b e r , w e l c h e r I n d i v i d u a l i t ä t s f o r m er potentiell)

(u.U.

" a n g e h ö r t " ; b) ü b e r d i e b e s o n d e r e F o r m d e r R e a -

lisierung b z w . Nicht-Realisierung der klassen-, schichtenu n d s t a n d o r t s p e z i f i s c h e n A n f o r d e r u n g e n in e i n e r b e s t i m m t e n Gestaltung des individuellen Alltags

(wobei h i e r b e s o n d e r s

der regulatorische Aspekt des Alltags von Bedeutung c) ü b e r d i e o b j e k t i v v o r h a n d e n e n p e r s o n a l e n

ist);

Fähigkelten,

Kenntnisse, Bedürfnisse und Motivationen, d.h. darüber, auf w e l c h e r o n t o g e n e t i s c h e n E n t w i c k l u n g s s t u f e s i c h d e r Klient befindet und welches daher die nächsten

Entwick-

l u n g s s c h r i t t e u n d E n t w i c k l u n g s s t u f e n sind? d) u n d n i c h t z u l e t z t b e d a r f er d e r I n f o r m a t i o n ü b e r d i e

subjektlv-emo-

tionale Befindlichkeit und Selbsteinschätzung des Klienten, die auch stets mit einer bestimmten Weltsicht verbunden

ist.

- W ä h r e n d d i e "Ebene" a) r e l a t i v k o n s t a n t i s t , b i l d e n d i e "Ebenen" b - d

im R a h m e n d e r T h e r a p i e e i n e p r o z e s s i e r e n d e

E i n h e i t . Z u g l e i c h w i r k e n in d i e s e m P r o z e ß s o w o h l p ä d a g o g i s c h - t h e r a p e u t i s c h e wie. a u c h d i a g n o s t i s c h e M o m e n t e

(wobei

aber der Charakter der diagnostischen Tätigkeit für die Kri13 t i s c h e P s y c h o l o g i e g e g e n w ä r t i g n o c h r e l a t i v u n g e k l ä r t ist) . Die Logik des Gesamtprozesses wird durch die konkreten ontogenetischen Entwicklungsnotwendigkeiten

bestimmt.

D i e b e i d e n G r u n d p r i n z i p i e n l a s s e n s i c h n u n in s i e b e n E i n z e l p r i n z i p i e n a u s d i f f e r e n z i e r e n . D a b e i s e i a b e r an d i e s e r S t e l le (um j e g l i c h e s M i ß v e r s t ä n d n i s zu v e r m e i d e n ) darauf hingewiesen, daß es sich b e i diesen

ausdrücklich

Einzelprinzipien

um Bestimmungsmomente des pädagogisch-therapeutischen

Pro-

z e s s e s h a n d e l t (wenn m a n so w i l l u m s e i n e " D e t e r m i n a n t e n " ) * d i e w e d e r e t w a s m i t " T e c h n i k e n " zu t u n h a b e n n o c h in i r g e n d einer Weise als "Phasen" mißverstanden werben dürfen 13

.

E i n e n w i c h t i g e n n e u e r e n B e i t r a g zur E r a r b e i t u n g e i n e r s o l c h e n D i a g n o s t i k h a t P r o b s t (1981) g e l i e f e r t , w o b e i e r f r ü h e r e Ü b e r l e g u n g e n w e i t e r g e f ü h r t h a t (vgl. P r o b s t , 1979a).

- 312 Z u g l e i c h s e i d a r a u f h i n g e w i e s e n , d a ß e t w a b e i s c h w e r e n Beh i n d e r u n g e n n i c h t v o n A n f a n g an a l l e d i e s e P r i n z i p i e n

glei-

c h e r m a ß e n v e r w i r k l i c h t w e r d e n k ö n n e n , s o n d e r n e r s t im G a n g des Prozesses. Diese Prinzipien 1.

PRINZIP:

ANSETZEN

AN

DER

sind:

SUBJEKTIVEN

Der Förderung des Klienten durch die

BEFINDLICHKEIT

(Höher-)Entwicklung

seiner Handlungs- und Lernbereitschaft steht als psychische Folge der sozialen Isoliertheit die allgemeine emotionale Befindlichkeit der eigenen Ohnmacht und der gesellschaftlichen " A n m a c h t " entgegen, also die weitgehend

"be-

w u ß t l o s e " u n d " b l i n d e " , d a m i t a u c h h i l f l o s e R e a k t i o n auf die klassen-, schichten- und standortspezifischen rungen

(wie sie s i c h a u s d e n g e s e l l s c h a f t l i c h e n

Anforde-

Individua-

litätsformen jeweils ergeben). Zumeist ist dies m i t einer deutlichen "Privatisierung" der eigenen Probleme verbunden ("nur m i r g e h t e s so s c h l e c h t " ; "nur ich k a n n d a s a l l e s nicht" usw.). Diese emotionale Befindlichkeit, die vor dem Hintergrund der objektiven Notwendigkeiten und der personalen Fähigkeiten, Fertigkeiten u s w . betrachtet werden m u ß , bedarf deshalb einer genauen Analyse, weil nur eine konkrete K l ä r u n g d e r p s y c h i s c h e n K o n f l i k t l a g e n E i n s i c h t e n ü b e r die einzelnen positiven und negativen Wertungen

erlaubt

und damit zugleich Hinweise darauf gibt, welche Ansatzp u n k t e für d a s E r g r e i f e n v o n v o r w ä r t s w e i s e n d e n

Handlungs-

alternativen bestehen. Eine besondere Zugangsförm hierzu s i n d u . U . T a g t r ä u m e , d i e zwar e i n e r s e i t s i h r e m g a n z e n W e sen n a c h i l l u s i o n ä r s i n d

(also n i c h t - r e a l i s i e r b a r e

Ziel-

setzungen enthalten), die aber andererseits zugleich ein M o m e n t v o n E i n s i c h t in d i e U n z u l ä n g l i c h k e i t d e r g e g e n w ä r tigen Alltagssituation und den Wunsch nach ihrer Veränder u n g zum A u s d r u c k b r i n g e n . W i e w e i t w i r k l i c h e T r ä u m e , w e n n a u c h in " v e r s c h l ü s s e l t e r " , " v e r d e c k t e r " F o r m s o l c h e E i n s i c h ten u n d W ü n s c h e e b e n f a l l s zum A u s d r u c k b r i n g e n u n d w i e d i e s e d a n n u . U . zu i n t e r p r e t i e r e n u n d in d e n

pädagogisch-therapeu-

t i s c h e n P r o z e ß zu i n t e g r i e r e n w ä r e n ) d a s i s t b e i m

gegenwärti-

gen Stand der Kritischen Psychologie noch eine offene F r a g e .

- 313 2.

PRINZIP:

ERMUTIGUNG

ZU

PSYCHISCHEN

WIDERSTANDSHANDLUNGEN

Man wird es praktisch ausschließen d ü r f e n , daß es eine wirklich t o t a l e , v o l l s t ä n d i g e p s y c h i s c h e A n p a s s u n g e i n e s M e n s c h e n an k o n k r e t e , b e l a s t e n d e A l l t a g s b e d i n g u n g e n g i b t ; v i e l m e h r

las-

sen s i c h s t e t s M o m e n t e d e s e i g e n e n W i d e r s t a n d e s g e g e n d i e s e psychische Anpassung und Selbstmanipulation ausmachen, und diese positiven emotionalen Wertungen und Widerstandstendenzen m ü s s e n v o m T h e r a p e u t e n a u f g e g r i f f e n u n d d e r e n p r a k t i s c h e Umsetzung muß unterstützt w e r d e n . Dies ist deshalb so w i c h t i g , w e i l n u r d u r c h d a s i n d i v i d u e l l e E i n t r e t e n für d i e e i g e n e n Interessen und Bedürfnisse

(dies i s t h i e r n o c h in e i n e m sehr

elementaren, keineswegs schon politischen Sinne gemeint) die K o n f l i k t e u n d i h r e U r s a c h e n für d e n B e t r o f f e n e n

schrittweise

d e u t l i c h w e r d e n k ö n n e n u n d e r n u r so s u b j e k t i v e r f a h r e n

kann,

w i e u n d w a r u m er s i c h so " f ü g s a m " v e r h ä l t . E r s t w e n n d i e s w i e r u d i m e n t ä r e s a n f a n g s a u c h sein m a g - d e m e i n z e l n e n d e u t l i c h w i r d u n d er z u g l e i c h e r f ä h r t

(wiederum u . U . a\if e i n e m

n o c h sehr r u d i m e n t ä r e n N i v e a u ) , d a ß e i n a k t i v e s E i n t r a t e n für d i e e i g e n e n B e d ü r f n i s s e e i n e n e r h ö h t e n L e b e n s g e n u ß

er-

m ö g l i c h e n , erst dann kann es g e l i n g e n , die "inneren", psychischen Entwicklungsblockaden

schrittweise und immer mehr

zu ü b e r w i n d e n , a l s o e i n e p r o d u k t i v e

Entwicklungsmotivation

zu s c h a f f e n . - A n d i e s e m P r i n z i p w i r d m a n a u c h in F ä l l e n schwerster Behinderungen

(z.B. b e i m A u t i s m u s )

festhalten

m ü s s e n , weil ohne eine positive Förderung der Entwicklungsmotivation eine schrittweise Herstellung der keit unmöglich 3.

PRINZIP:

Handlungsfähig-

ist.

ÜBERFÜHRUNG SCHAFT

IN

DER EINE

UND

KENNTNISSE;

MIT

PÄDAGOGISCHEN

EMOTIONALEN ENTFALTUNG

ENTWICKLUNGSBEREITPERSONALER

VERKNÜPFUNG

VON

FÄHIGKEITEN THERAPEUTISCHEN

"MASSNAHMEN"

Das Ohnmachtsgefühl, das mangelnde Selbstwertgefühl des Klienten "fällt nicht vom Himmel", ist nicht "einfach d a " , sondern e s h a n d e l t s i c h h i e r m e i s t e n s u m d i e in g e w i s s e r H i n s i c h t durchaus realistische emotiohale Widerspiegelung realer Unf ä h i g k e i t e n d e s K l i e n t e n ; d . h . e r i s t n i c h t (oder n u r s e h r u n z u r e i c h e n d ) in d e r L a g e , r e l e v a n t e B e i t r ä g e zur e i g e n e n gesellschaftlichen LebensSicherung

"beizusteuern". Deshalb

k a n n s i c h T h e r a p i e n i c h t auf d i e " B e h a n d l u n g " d e r E m o t i o n e n

- 314 b e s c h r ä n k e n , s o n d e r n in ihr m ü s s e n j e n e K e n n t n i s s e u n d Fähigkeiten vermittelt werden, die die Diskrepanz den gesellschaftlichen Anforderungen der

zwischen

Individualitäts-.

form und den personalen Fähigkeiten u s w . schrittweise überwinden helfen. Nur wenn dies gelingt, kann tatsächlich stabile Entwicklungsmotivation herausgebildet werden sich e n t w i c k e l n , d i e e s e r l a u b t , d e n e i g e n e n

jene

bzw.

Entwicklungs-

s t i l l s t a n d q u a l i t a t i v zu ü b e r w i n d e n . Die Notwendigkeit einer solchen Verknüpfung von

therapeuti-

schen m i t pädagogischen Maßnahmen wird besonders evident bei S t ö r u n g e n in d e r i n d i v i d u e l l e n A n t h r o p o g e n e s e , d e n n b e i v i e len F o r m e n d e r B e h i n d e r u n g m ü s s e n s e l b s t e l e m e n t a r e

"Kultur-

t e c h n i k e n " u . ä . e r l e r n t w e r d e n . J e d e r V e r s u c h , d a r a u f zu v e r - ' z i e h t e n u n d d i e s e A u f g a b e an d i e P ä d a g o g e n

"abzuschieben",

k ä m e d e m V e r s u c h g l e i c h , d e n B e t r o f f e n e n H i l f e zu v e r s p r e c h e n , o h n e d a f ü r d a s N o t w e n d i g e zu l e i s t e n . A n d e r s g e s a g t : N u r w e n n diese Verknüpfung stattfindet, kann die emotionale l u n g s b e r e i t s c h a f t für d e n B e t r o f f e n e n a u c h e i n e

Entwick-

lebensprak-

tische Bedeutung erlangen, nur dann können aus positiven "Stimmungen" lebenspraktische Perspektiven werden. 4.

PRINZIP:

UNTERSTÜTZUNG SOZIALEN

BEI

DER

UMSTRUKTURIERUNG

DER

BEZIEHUNGEN

Aus der Gesamtheit unserer theoretischen Überlegungen daß e s e i n e n z w i n g e n d e n Z u s a m m e n h a n g z w i s c h e n

folgt*

individuellem

Fähigkeits-, Denk- und Motivationsniveau einerseits und dem Charakter der interpersonalen Beziehungen andererseits Soll der Klient somit seine Handlungsfähigkeit und Integration

(zurück-)gewinnen, dann müssen seine

gibt.

soziale

sozialen

B e z i e h u n g e n a u c h v e r ä n d e r t w e r d e n . D i e s k a n n e i n e r s e i t s dad u r c h g e s c h e h e n , d a ß d i e b e s t e h e n d e n B e z i e h u n g e n so v e r ä n dert w e r d e n , daß dadurch neue Handlungsräume geschaffen werd e n , die dann vom Klienten auch "offensiv" genutzt werden. E s k a n n a b e r a u c h d a z u k o m m e n , daß d i e b e s t e h e n d e n

sozialen

B e z i e h u n g e n s i c h als n i c h t e n t w i c k l u n g s f ä h i g e r w e i s e n ; d a n n müssen diese Beziehungen abgebrochen w e r d e n , wenn der zukünftige Entwicklungsfortschritt gesichert werden soll. Die Entscheidung darüber muß selbstverständlich vom Betroffenen s e l b s t g e f ä l l t w e r d e n u n d e r w i r d sie n u r d a n n in e i n e r v o r wärtsweisenden Weise fällen, also die damit stets verbundenen

- 315. tiefen emotionalen Verunsicherungen

"in K a u f n e h m e n " , w e n n

er einerseits den erhöhten Befriedigungswert eines

"neuen"

L e b e n s a n t i z i p i e r e n k a n n u n d w e n n e r a n d e r e r s e i t s in d e r Therapie, beim Therapeuten, genügend emotionalen und prakt i s c h e n R ü c k h a l t f i n d e t . F ü r d e n F a l l , daß d i e b e s t e h e n d e n H a n d l u n g s r ä u m e g e n e r e l l zu e i n g e s c h r ä n k t s i n d

(man d e n k e

hier z.B. an Menschen, die von weitreichenden sozialen Dek l a s s i e r u n g s p r o z e s s e n b e t r o f f e n s i n d ) m u ß d e r T h e r a p e u t gem e i n s a m m i t d e n K l i e n t e n u n d in o b j e k t i v e r

Übereinstimmung

mit deren Interessen und m i t deren subjektiver aktiv w e r d e n , d . h . den Versuch m a c h e n , die

Zustimmung

Lebensbedingungen

d e s K l i e n t e n zu v e r ä n d e r n . D i e s k a n n in d e r R e g e l n i c h t a l l e i n durch den Therapeuten und den Klienten geschehen, sondern dazu b e d ü r f e n s i e a n d e r e r M e n s c h e n , d i e sie b e i d e r Artikulation und Durchsetzung dieser dann

Erarbeitung,

verallgemeinerten

Interessen unterstützen. Die Verknüpfung von

therapeutischer,

sozialpädagogischer und politischer Arbeit ist also

(besonders

bei Behinderungen) eine immanente Konsequenz aus den Anforder u n g e n d e r T h e r a p i e s e l b s t . D a r a u s f o l g t a b e r a u c h , daß e s aufgrund sehr ungünstiger objektiver Bedingungen und entsprechender konkreter politischer Kräfteverhältnisse dazu kommen k a n n , daß eine Therapie scheitert, ohne daß dies dem therapeutischen Konzept selbst anzulasten

ist.

Ohne nun ein Plädoyer für eine "unpolitische Therapie" halten

zu

(diese g i b t e s o h n e h i n n i c h t ) , s o l l t e n d i e s e Ü b e r -

l e g u n g e n a u c h n i c h t in d e m S i n n e v e r s t a n d e n w e r d e n , d a ß m a n d i e P o l i t i s i e r u n g d e s K l i e n t e n zum z e n t r a l e n K r i t e r i u m

für

d e n T h e r a p i e e r f o l g e r k l ä r t . V i e l m e h r i s t e s so (nicht n u r t?ei d e n m e i s t e n B e h i n d e r u n g e n , s o n d e r n a u c h b e i d e r p s y c h i schen Krankheit), daß bereits Umstrukturierungen

bestimmter

regulatorischer Momente des Alltags relevante psychische

Fort-

s c h r i t t e e r m ö g l i c h e n . A u s d i e s e m G r u n d e w i r d a u c h in d e r R e g e l die Umstrukturierung der Familienverhältnisse ein wichtiges M o m e n t d e r T h e r a p i e sein?

zu d e n M ö g l i c h k e i t e n u n d G r e n z e n

einer familientherapeutischen Orientierung schreibt Ole Dreier (1980a, S . 2 3 7 ) : " U n t e r d e n g e g e n w ä r t i g e n B e d i n g u n g e n r i c h t e n d i e M e n s c h e n ihr e A n s p r ü c h e an L e b e n s e n t f a l t u n g e b e n o f t auf d a s F a m i l i e n l e b e n . Die objektiven Widersprüche, Unverträglichkeiten-und Beschränkungen, die aus dem gesellschaftlichen Leben dör Menschen insgesamt herrühren, treten daher oft als solche des Familienl e b e n s in E r s c h e i n u n g . I h r e B e a r b e i t u n g k a n n d a n n u n m i t t e l b a r

- 316 h i e r v o n a u s g e h e n , d a d i e P r o b l e m e h i e r an d e r O b e r f l ä c h e liegen...Bei einer konkreten, mit der einzelnen Familie v o r g e n o m m e n e n V e r a r b e i t u n g d i e s e s W i d e r s p r u c h e s (zwischen Anspruch und Wirklichkeit?K.-H.B.) und seines Hintergrund e s l a s s e n s i c h . . , V e r s c h i e b u n g e n a u f d e c k e n u n d d i e in ihr wirksamen Kräfte treffender auf die objektive Struktur der gesamten realen Lebensbedingungen richten." Damit ist auch deutlich gesagt, daß die drei vorher

genann-

ten P r i n z i p i e n n u r d a n n w i r k l i c h s i n n v o l l r e a l i s i e r t w e r d e n k ö n n e n , w e n n sie v o m S t a n d p u n k t d e r G e s a m t p e r s ö n l i c h k e i t

des

B e t r o f f e n e n a u s b e t r a c h t e t w e r d e n , a l s o b e s o n d e r s s e i n e r interpersonalen Beziehungen. Zugleich bietet die Familie durch i h r e in d e r b ü r g e r l i c h e n G e s e l l s c h a f t v e r s t ä r k t e

Orientierung

auf d a s " S u b j e k t i v e " e i n e n g u t e n A u s g a n g s - u n d A n s a t z p u n k t zur V e r ä n d e r u n g d e r i n t e r p e r s o n a l e n B e z i e h u n g e n . D i e B e a r b e i tung der Familienbeziehungen

(oder a u c h v o n

Partnerschaftsbe-

ziehungen) w e i s t somit zwingend über sich selbst h i n a u s , bes o n d e r s auf d i e A r b e i t s b e d i n g u n g e n u n d ihre p s y c h i s c h e n F o l gen? h i e r i s t d i e P s y c h o t h e r a p i e a l s o a u f d i e A r b e i t s p s y c h o l o g i e v e r w i e s e n . D i e s b e d e u t e t a b e r a u c h , daß j e d e t h e r a p e u t i s c h e Redftktion auf d a s " S u b j e k t i v e " u n d auf d i e F a m i l i e die. e m o t i o n a l e V a g h e i t u n d U n s i c h e r h e i t f ö r d e r n m u ß , s t a t t sie schrittweise dur$h tendenzielle Realisierung der Einheit von O b j e k t i v e m u n d S u b j e k t i v e m in d e r i n d i v i d u e l l e n

Lebenspraxis

zu ü b e r w i n d e n . 5. PRINZIP:

AUFARBEITUNG

DER

LEBENSGESCHICHTE



Ob die Aufarbeitung der eigenen Lebensgeschichte ein unabdingbares Moment jeder Therapie i s t , darf aktuell zumindest als u m s t r i t t e n g e l t e n . S o f e r n sie .ßich a b e r a l s s i n n v o l l e r w e i s t zur b e s s e r e n B e w ä l t i g u n g d e r a k t u e l l e n u n d z u k ü n f t i g e n A n f o r d e r u n g e n u n d K o n f l i k t e , m u ß sie d e r H e r a u s a r b e i t u n g d e r b i o graphischen Ursprungsstellen der qualitativen Störungen ontogenetischer Entwicklungsnotwendigkeiten und damit auch der psychischen Konfliktabwehrtendenzen dienen. Diese Aufarbeitung der eigenen Biographie kann nur vor dem Hintergrund

der

je o b j e k t i v e n , k o n k r e t e n g e s e l l s c h a f t l i c h e n B e d i n g u n g e n g e l i n g e n u n d w i r d e s in d e r R e g e l n o t w e n d i g m a c h e n , daß d e r Therapeut verallgemeinertes Wissen über Ursprung, Verlaufsund Erscheinungsformen von Behinderung und psychischer

Krank-

h e i t in d i e B e a r b e i t u n g " e i n f l i e ß e n " l ä ß t (vgl. zu d e m "wie" d i e s e r V e r m i t t l u n g d i e Ü b e r l e g u n g e n in K a p . 2 . 5 . 4 . 1 . ) . M i t d e r

- 317 A u f a r b e i t u n g d e r k e b e n s g e s c h i c h t e s o l l t e in d e r R e g e l d i e T h e r a p i e n i c h t b e g o n n e n w e r d e n , w e i l s i c h so g e r a d e d i e schon vorhandene "Innenwendung" und Selbstisolation

noch-

m a l s , jetzt therapeutisch "unterstützt", verstärkt; es sollte dies vielmehr erst dann geschehen, wenn der Klient bereits reale Entwicklungsfortschritte vollzogen hat, d.h. seine aktuelle Realitätskontrolle bereits verbessern te und er vom "Standpunkt" dieser Weiterentwicklung

konnauch

s e i n e e i g e n e L e b e n s g e s c h i c h t e in e i n e m " n e u e n L i c h t "

sieht

u n d sie j e t z t - w e n n a u c h v i e l l e i c h t e r s t in b e s t i m m t e n M o m e n t e n - p o s i t i v e m o t i o n a l n e u zu b e w e r t e n v e r m a g ; m e t a p h o risch ausgedrückt: Nur wer auf einem Berg steht, überblickt einen längeren, gegebenenfalls verschlungenen W e g . - Allerdings ist der konkrete Stellenwert dieses Prinzips vom Charakter und von der Tiefe der psychischen Krankheit 6.

PRINZIP:

ZUVERLÄSSIGKEIT SCHAUBARKEIT

DES DER

THERAPEUTEN

UND

abhängig. DURCH-

THERAPIE

Alle bisher genannten Prinzipien lassen sich

selbstverständ-

lich n u r d a n n v e r w i r k l i c h e n , w e n n z w i s c h e n T h e r a p e u t u n d Klient eine tendenzielle und schließlich reale

subjekthafte

B e z i e h u n g a u f g e b a u t w i r d . In d e r T h e r a p i e e r f ä h r t d e r K l i e n t (häufig z u m e r s t e n M a l ) q u a s i u n t e r S o n d e r b e d i n g u n g e n , w i e eine inhaltsreiche und emotional befriedigende soziale Beziehung aufgebaut werden kann. Dies bedeutet besonders die Überwindung des inhaltslosen Subjektivismus und des Irration a l i s m u s in d e n z w i s c h e n m e n s c h l i c h e n B e z i e h u n g e n . D a s k a n n nur dann geschehen, wenn die Bedürfnisse des Klienten vom Therapeuten erkannt und anerkannt werden und deren Befriedigung unterstützt w i r d . Dazu bedarf es der offenen und u . U . auch öffentlichen Parteinahme für die Interessen des Klienten. Entzieht sich der Therapeut d e m , weil er selbst diese Konflikte objektiv - und u.U. auch subjektiv eingestanden n i c h t zu v e r a r b e i t e n v e r m a g , d a n n k o m m t es zur p ä d a g o g i s c h therapeutisch hervorgerufenen Entwicklungseinschränkung

beim

Klienten. Anders gesagt: Der Therapeut wird nur dann wirklich zuverlässig und die Therapie durchschaubar s e i n , wenn er selbst zum A u f b a u s u b j e k t h a f t e r B e z i e h u n g e n f ä h i g i s t . D i e s e F ä h i g keit muß also als personale Grundvoraussetzung einer

solchen

Therapie verstanden werden. - Damit werden von Seiten des The-

- 318 rapeuten günstige Entwicklungsmöglichkeiten als Rahmenbed i n g u n g e n d e r T h e r a p i e g e s e t z t . D i e ö e sind für d e n K l i e n t e n i n s o f e r n e i n A n g e b o t , d a ß er sie n i c h t i m m e r s c h o n v o l l realisieren muß und trotzdem seine Selbstisolation und Handlungunfähigkeit überwinden

kann..

S o f e r n m a n d i e Ü b e r l e g u n g e n zum 4 . P r i n z i p u n d zu d i e s e m

6.

P r i n z i p g e m e i n s a m b e t r a c h t e t , d ü r f t e d e u t l i c h w e r d e n , daß e i n r e l e v a n t e r A n t e i l p s y c h i s c h e r E r k r a n k u n g e n auf s t a r k b e s c h r ä n k t e n H a n d l u n g s r ä u m e n b e r u h t u n d daß e b e n d i e s e B e s c h r ä n kungen schrittweise zurückgedrängt werden müssen. Dies bedeut e t a b e r a u c h , daß h i e r in d e r R e g e l - v e r m i t t e l t o d e r d i r e k t "" P o l i t i s c h e P r o b l e m e zu e i n e m T e i l a s p e k t d e s

therapeutischen

Handelns w e r d e n . Dessen muß sich der Therapeut weitgehend, der K l i e n t in d e n für s e i n e k o n k r e t e B i o g r a p h i e r e l e v a n t e n D i m e n sionen bewußt sein. Zugespitzt formuliert: Der Therapeut selbst muß ein fortschrittlicher politischer Mensch

sein,

a b e r s e i n K l i e n t m u ß d u r c h d i e T h e r a p i e n i c h t z w i n g e n d in seiner politischen Bewußtwerdung

(im e n g e r e n S i n n e d e s W o r -

tes) g e f ö r d e r t w e r d e n . 7. PRINZIP:

ORGANISIERUNG ARBEIT

IN

DER EINER

PÄDAGOGISCH-THERAPEUTISCHEN DEMOKRATISCH-STRUKTURIERTEN

INSTITUTION

Wenn wir auch b e i der Therapie von der exemplarischen vanz des optimalen Einzelfalles ausgehen

Rele-

(vgl. K a p . 2 . 5 . 3 . ) ,

d a n n ist m i t d e r R e d e v o n " d e m K l i e n t e n " u n d "dem T h e r a p e u ten" n i c h t g e m e i n t , d a ß e s sich h i e r j e w e i l s n u r u m e i n e n Klienten und einen Therapeuten handeln m u ß . Vielmehr wird m a n - g e r a d e in F ä l l e n v o n B e h i n d e r u n g - d a v o n a u s g e h e n d ü r f e n , daß o f t Gruppentherapien und die Einbeziehung mehrerer Therapeuten sinnvoll ist. Träger der pädagogisch-therapeutischen Kompetenz ist dann auch nicht mehr der einzelne Therapeut, sondern die pädagogisch-therapeutische

Arbeits-

s t r u k t u r , zu d e r u . a . d i e S u p e r v i s i o n in d e r k l e i n e n T h e r a p e u t e n g r u p p e - sie d i e n t p r i m ä r d e r d i r e k t e n

fallbezogenen

D i s k u s s i o n d e r A r b e i t - u n d d i e S u p e r v i s i o n im g r ö ß e r e n Rahm e n g e h ö r t - sie d i e n t h a u p t s ä c h l i c h d e r k o n z e p t i o n e l l e n A r beit und der Erörterung besonders komplizierter "Fälle"- zählt. Im R a h m e n d e r t h e r a p e u t i s c h e n K o o p e r a t i o n h a t a b e r a u c h d i e Diagnostik sowie die Information und Dokumentation eine große

- 319 Bedeutung.

14

Weitere Bedingungen lassen sich schwer

verallgemeinern,

w e i l e s in e r h e b l i c h e m M a ß e v o m C h a r a k t e r u n d d e m k o n k r e ten A u f t r a g d e r I n s t i t u t i o n a b h ä n g t , w i e d i e schen Aktivitäten

therapeuti-

(im w e i t e r e n S i n n e d e s W o r t e s ) zu orga-.

nisieren sind; z.B. gibt es zwischen einer

"ambulanten"

pädagogisch-therapeutischen Arbeit und einer

"stationären"

s c h o n r e l e v a n t e U n t e r s c h i e d e , g a n z zu s c h w e i g e n v o n d e r A r b e i t z . B . in s o z i a l p ä d a g o g i s c h e n E i n r i c h t u n g e n . A l s a l l g e m e i n e s O r i e n t i e r u n g s p r i n z i p d a r f a b e r a n g e s e h e n w e r d e n , daß e i n e B e s c h r ä n k u n g d e r P s y c h o l o g e n a u f ihre p ä d a g o g i s c h - t h e rapeutische Arbeit letztlich selbstisolierend wirken muß;

14

Zur B e d e u t u n g d e r i n d i v i d u e l l e n A b s i c h e r u n g f o r t s c h r i t t l i c h e r B e r u f s p r a x i s d u r c h e i n e (hier w e i t v e r s t a n d e n e ) therapeutische Arbeitsstruktur h a t Holzkamp auf dem Koll o q u i u m d e s W e s t b e r l i n e r L e g a s t h e n i e - Z e n t r u m s (vgl. H o l z k a m p u . a . , 19te0) u . a . a u f g e f ü h r t ; " W e n n m a n so e t w a s w i e m a t e r i a l i s t i s c h e P s y c h o l o g i e u n d die dahinter stehenden politischen Implikationen realis i e r t , d a n n i s t d a ö ja a u c h e i n e b e s t i m m t e A r t v o n E n t wicklung der politischen Praxis und der eigenen Lebensf ü h r u n g in R i c h t u n g a u f e i n e k o l l e k t i v e B e w ä l t i g u n g v o n P r o b l e m e n . In v i e l e n F ä l l e n i s t d i e s a b e r n i c h t v o l l realisiert. Sondern man bleibt immer noch das Individuum u n d i s t d a m i t j e t z t w i r k l i c h m i t d e m A n s p r u c h (dieses p ä dagogisch» therapeutischen Verfahrens;K.-H.B.) überfordert ...Das h e i ß t : D i e s e r A n s p r u c h i s t n u r r e a l i s i e r b a r d u r c h eine kollektive Form des Sich-gegenseitig-Schützens, des Sich-Absicherns, des Sich-Rückkoppelns, der Diskussionsm ö g l i c h k e i t auf e i n e r w i r k l i c h e n K o n s e n s b a s i s , w o d i e Grundlagen, die Interessen, abgeklärt sind...Wir reden ...schon seit ewigen Zeiten, daß wir eine Organisation unserer ehemaligen Mitarbeiter und Studenten machen wollen, und quakein davon immer wieder und machen immer wieder große Ansätze, und haben es nicht geschafft. Wir müssen e r r e i c h e n , d a ß d i e K o l l e g e n , u n t e r d e n e n w i r k l i c h e r Konsens über die materialistische Grundlage der eigenen Arbeit besteht, kontinuierlich verbunden bleiben...Und dann brauchen wir vor allen Dingen eine Weiterbildung, u n t e r E i n b e z i e h u n g d e r L e u t e , d i e n i c h t in d i e s e n a b s o l u t e n Z w ä n g e n s t e h e n . . . , d i e d a n n in i h r e r A r b e i t , w o sie m e h r F r e i h e i t h a b e n , . . . E u r e D i n g e w e i t e r t r e i b e n k ö n n e n , d i e E u c h (den " P r a k t i k e r n " ; K . - H . B . ) w i e d e r n ü t z e n . D a s a l l e s k a n n ja n u r l a u f e n , w e n n e s in i r g e n d e i n e r F o r m o r g a n i s a t o r i s c h v e r a n k e r t ist." ( H o l z k a m p , D i s k u s s i o n s b e i t r a g , in: d e r s . u . a . , 1 9 8 0 , S . 1 5 2 f )

- 320 vielmehr kommt es darauf a n , m i t möglichst vielen Betroffenen und p ä d a g o g i s c h , psychologisch und therapeutisch Tätigen, aber auch mit fortschrittlichen Institutionen und sozialen Bewegungen

gesellschaftlichen (besonders m i t d e n

Gewerkschaften) zusammenzuarbeiten. Diese

Zusammenarbeit

h a t besonders für die Verhinderung von Behinderung und psyc h i s c h e r K r a n k h e i t e i n e g a n z e n t s c h e i d e n d e B e d e u t u n g , insofern es darum g e h t , entsprechende allgemeine und

spezielle

F o r d e r u n g e n g e m e i n s a m zu e r a r b e i t e n , zu a r t i k u l i e r e n u n d durchzusetzen

(in d i e s e m Z u s a m m e n h a n g d ü r f t e a u c h d e r A u f -

arbeitung der Erfahrungen der "Demokratischen

Psychiatrie"

in I t a l i e n e i n e r e l e v a n t e B e d e u t u n g z u k o m m e n ; v g l . h i e r z u e t w a J a n t z e n , 1 9 8 0 , T e i l 2; f e r n e r P r o b s t u . a . , 1 9 8 1 , u n d d i e B e i t r ä g e d e r M a r b u r g e r V o r l e s u n g s r e i h e " P s y c h i a t r i e " , in: F e u s e r / J a n t z e n , 1982; v g l . e r g ä n z e n d a u s

sozialpädagogischer

Sicht Danckwerts, 1978, Kap. 4.3./4.4. und Schneider, 1977, Kap. V . u . VI.) .

15

1 5

Gegenüber dem kritisch-psychologischen Verständnis von Psychopathologie und Behinderung sind von Ahlberg/Schmidt k r i t i s c h e A n m e r k u n g e n g e m a c h t w o r d e n : "Wir s t i m m e n m i t H O L Z K A M P - O S T E R K A M P d a r i n ü b e r e i n , daß es in d e r T h e r a p i e d a r u m g e h t , d i e P e r s o n e n zu b e f ä h i g e n , g e s e l l s c h a f t l i c h e W i d e r s p r ü c h e zu lösen u n d p r o g r e s s i v e V e r ä n d e r u n g e n v o r z u b e r e i t e n u n d d u r c h z u f ü h r e n . D a s k a n n j e d o c h für ein I n d i v i d u u m , d a s in d i e s e m a r b e i t s t e i l i g e n P r o z e ß e i n e b e s t i m m t e P o s i t i o n e i n n i m m t , b e d e u t e n , d a ß es a u c h in d e r L a g e s e i n m u ß , eine Zeit mit den ungelösten, historisch noch nicht l ö s b a r e n W i d e r s p r ü c h e n zu l e b e n u n d d e r e n l a n g f r i s t i g e L ö sung v o r z u b e r e i t e n , u m zur Z i e l e r r e i c h u n g e i n e r g e s e l l schaftlichen Entwicklung beizutragen. Damit soll keinesfalls von einem passiven Individuum die Rede sein, das die gesellschaftlichen Entwicklungen abwartet. Es geht vielmehr darum, unter den gegebenen gesellschaftlichen Beding u n g e n a l l e s M ö g l i c h e für e i n e p r o g r e s s i v e V e r ä n d e r u n g d e r U m w e l t zu tun." ( A h l b e r g / S c h m i d t , 1 9 8 0 , S . 1 5 7 ) D i e s e K r i t i k ist n u n z u m i n d e s t u n g e n a u , d e n n e s i s t v o n d e r K r i t i s c h e n Psychologie immer darauf hingewiesen w o r d e n , daß - sofern Ziele jetzt n i c h t erreichbar sind - Zwischenziele aufgestellt und verfolgt werden müssen, die die längerfristige Realisierung des eigentlichen Zieles ermöglichen. Sofern Ahlberg/Schmidt dies m e i n e n , ist ihnen zuzustimmen - allein d a n n i s t d a s k e i n e K r i t i k an d e r K r i t i s c h e n P s y c h o l o g i e ; w e n n sie d i e s a b e r n i c h t m e i n e n , s o n d e r n d e r A n s i c h t s i n d , daß d a s I n d i v i d u u m b e s t i m m t e , j e t z t n o c h n i c h t g r u n d s ä t z lich v e r ä n d e r b a r e B e d i n g u n g e n z u m i n d e s t e i n e Z e i t l a n g "aushalten" m u ß , dann läuft das doch und gewiß gegen die Abs i c h t d e r A u t o r e n auf d i e K o n z e p t i o n e i n e s " p a s s i v e n Indi-*v i d u u m s " (weil e b e n n u r s e h r b e g r e n z t a k t i v e n I n d i v i d u u m s ) h i n a u s - u n d d e m w ü r d e d i e K r i t i s c h e P s y c h o l o g i e d a n n in der Tat widersprechen.

- 321 Wir können jetzt zum Abschluß dieses Buches uns nochmals d i e G e s a m t a r g u m e n t a t i o n v e r d e u t l i c h e n : W i r h a t t e n in d e r Einleitung den Anspruch formuliert, hier eine Strategie zur E r f o r s c h u n g p s y c h i s c h e r E n t w i c k l u n g e n in p ä d a g o g i s c h e n Prozessen aus der Sicht der Kritischen Psychologie l e g e n . D a z u w u r d e n in K a p i t e l 1 v e r s c h i e d e n e

vorzu-

psychologi-

sche A n s ä t z e m a r x i s t i s c h e r u n d n i c h t - m a r x i s t i s c h e r A r t d a r g e s t e l l t , d i e in B e z u g a u f d i e K r i t i s c h e P s y c h o l o g i e d e n Charakter von "bürgerlichen Quellen" bzw. von

"marxistisch

f u n d i e r t e n V o r l ä u f e r n " a u s ü b t e n . D a b e i k a m d e m K a p . 1 . 3 . insofern ein zentraler Stellenwert z u , als hier Kriterien dafür herausgearbeitet w u r d e n , wie einerseits marxistisch

fun-

d i e r t e A n s ä t z e ' v o n b ü r g e r l i c h e n A n s ä t z e n zu u n t e r s c h e i d e n s i n d u n d in w e l c h e m V e r h ä l t n i s a n d e r e r s e i t s

prinzipielle

Kritik und relative Würdigung bürgerlicher Ansätze durch d i e K r i t i s c h e P s y c h o l o g i e s t e h e n . F e r n e r w u r d e n g e r a d e in K a p . 1.4. die philosophischen und

allgemein-theoretischen

Voraussetzungen und Rahmenbedingungen marxistisch

fundier-

t e r A n s ä t z e in d e r P s y c h o l o g i e e r ö r t e r t . - D a b e i h a b e n d i e in K a p . 1 . 3 . / 1 . 4 . v o r g e t r a g e n e n Ü b e r l e g u n g e n u . E . in B e z u g auf die Pädagogik einen paradigmatischen Charakter lich der marxistisch begründeten Kritik einer Einzelwissenschaft bzw. hinsichtlich der me einer marxistisch fundierten

hinsicht-

bürgerlichen

Begründungsproble-

Einzelwissenschaft.

In K a p i t e l 2 h a b e n w i r d a n n a u s f ü h r l i c h d a r g e s t e l l t , w e l c h e A u f f a s s u n g e n d i e K r i t i s c h e P s y c h o l o g i e zur N a t u r g e s c h i c h t e des Psychischen, die Spezifika menschlicher

Subjektivität

und das Verhältnis von Sozialgeschichte und menschlicher Subjektivität vertritt. Besonders durch die

Rekonstruktion

der Herausarbeitung des kritisch-psychologischen

Ansatzes

wie auch durch die Analyse der relevanten Kontroversen wurde

- unter Einbeziehung der Auseinandersetzung m i t den an-

deren marxistisch fundierten Ansätzen

(vgl. K a p . 1 . 4 . / 1 . 5 . )

deutlich gemacht, worin die Spezifik der Kritischen

Psycho-

logie gegenüber anderen marxistisch fundierten Ansätzen besteht. Diese kann - global betrachtet - darin gesehen werden, daß hier durch eine konsequente und allseitige sierung der historischen Herangehensweise eine Konzeption vorgelegt w u r d e , die jede A r t von

Reali-

integrative

Vereinseitigung,

f a l s c h e r I d e n t i f i z i e r u n g u n d E n t g e g e n s e t z u n g im V e r h ä l t n i s

- 322 von Natürlichkeit/ Gesellschaftlichkeit und

Subjektivität

des konkreten Individuums vermeidet und zugleich die Formationsbestlmmtheit der individuellen Lebenspraxis deutlich betont. - Durch Heraushebung dieser Spezifik

sollte

a u c h d e m a k t u e l l e n M i ß s t a n d a b g e h o l f e n W ö r d e n , d a ß in zahlreichen Veröffentlichungen der Kritischen Psychologie

selbst

wie auch aus ihrem Umkreis b z w . innerhalb pädagogischer Arbeiten Begriffe, Teilargumentationen und empirische

Befunde

aus unterschiedlichen marxistisch fundierten Ansätzen

"bruch-

los" a n e i n a n d e r g e f ü g t w e r d e n , o h n e d a ß d i e r e l a t i v e V e r s c h i e denheit dieser Konzepte reflektiert w ü r d e . Insofern ist dies e s z w e i t e K a p i t e l a u c h a l s P l ä d o y e r für a r g u m e n t a t i v e

Strin-

g e n z u n d t h e o r e t i s c h e S t r e n g e zu w e r t e n . In K a p i t e l 3 s i n d w i r d a n n i n s o f e r n ü b e r d i e e i n f a c h e B e g r ü n d u n g e i n e r F o r s c h u n g s s t r a t e g i e h i n a u s g e g a n g e n , a l s w i r ber e i t s e i n e R e i h e v o n H y p o t h e s e n zum V e r s t ä n d n i s

ontogeneti-

s c h e r E n t w i c k l u n g e n in p ä d a g o g i s c h e n P r o z e s s e n v o r g e l e g t h a ben. Den Kern dieser - noch hypothetischen - Überlegungen bilden die logischen Stufen der O n t o g e n e s e . Sie erlauben es auf d e r t h e o r e t i s c h e n G r u n d l a g e n e b e n e d e n p s y c h o l o g i s c h e n A s p e k t d e r B i l d u n g s p r o b l e m a t i k zu e r f a s s e n u n d z u g l e i c h V o r s t e l l u n g e n zu ü b e r w i n d e n , d i e d a s k o n k r e t e I n d i v i d u u m a l s e i ne tabula rasa betrachten b z w . die die gesellschaftliche Bedingtheit des individuellen Lebens nur als ein dem

Individuum

äußerliches Moment ansehen. Damit wird einerseits die Möglichk e i t e r ö f f n e t , p s y c h i s c h e E n t w i c k l u n g e n in p ä d a g o g i s c h e n zessen tatsächlich mit den Mitteln der psychologischen s c h a f t zu e r ö r t e r n

(und d i e s e n i c h t d u r c h

Pro-

Wissen-

philosophisch-per-

s ö n l i c h k e i t s t h e o r e t i s c h e b z w . s o z i o l o g i s c h e A n a l y s e n zu ers e t z e n ) . Z u g l e i c h w i r d d a m i t i n s o f e r n e i n s p e z i f i s c h e r Beit r a g zur E r f a s s u n g d e r G e s e t z m ä ß i g k e i t e n p ä d a g o g i s c h e r Prozesse geleistet, als die entscheidenden ontogenetischen wicklungswidersprüche und Entwicklungsnotwendigkeiten

Ent-

aufge-

d e c k t w e r d e n . W ä h r e n d d i e s in K a p . 3 . 1 . 2 . n o c h auf d e r a l l g e m e i n - m e n s c h l i c h e n E b e n e g e s c h i e h t , w e r d e n in K a p . 3 . 3 . 2 . / 3 . 3 . 3 . eine ganze Reihe - von ebenfalls noch hypothetischen - Überleg u n g e n v o r g e t r a g e n , d i e e i n e n E i n b l i c k g e b e n in d i e F o r m a t i o n s - , Klassen- und Schichtenspezifik dieser ontogenetischen

Entwick-

lungswidersprüche und Entwicklungsnotwendigkeiten unter den Bedingungen der bürgerlichen Gesellschaft und ihrer Erziehungs-

- 323 institutionell. - W ä h r e n d in K a p . 3 . 2 . 2 . s c h o n v e r s u c h t w u r d e in U m r i s s e n d e u t l i c h zu m a c h e n , w i e e i n e

kritisch-psy-

chologische Lerntheorie den Ansatz von Galperin

aufnimmt

und weiterentwickelt, l ä ß t sich bezüglich des Problemkreises B e h i n d e r u n g / p s y c h i s c h e K r a n k h e i t d a r i n e i n e n e u e Pers p e k t i v e s e h e n , daß auf d e r B a s i s d e s K o n z e p t e s d e r logischen Stufen der Ontogenese ein begründetes

Klassifikations-

system von Behinderungen und psychischen Krankheiten

erarbei-

tet werden kann, das einerseits die Vermittlungsprozesse schen spezifischen gesellschaftlichen Bedingungen und

zwi-

indivi-

duellen Entwicklungseinschränkungen deutlich m a c h t und das es andererseits erlaubt, die pädagogisch-therapeutische

Unter-

s t ü t z u n g s - u n d A b s i c h e r u n g s a k t i v i t ä t e n ü b e r d i e in K a p . 3 . 4 . 2 . genannten Determinanten hinaus hinsichtlich bestimmter d e r u n g e n u n d p s y c h i s c h e n K r a n k h e i t e n zu

Behin-

spezifizieren.

D a H y p o t h e s e n n i c h t a l s u n v e r b i n d l i c h e A n n a h m e n zu b e t r a c h t e n sind, sondern als das Bemühen v o m Bereich relativ

gesicherten

Wissens aus begründete Vermutungen über noch nicht hinreichend e r f o r s c h t e P r o z e s s e zu f o r m u l i e r e n b e t r a c h t e t w e r d e n m ü s s e n , w u r d e in d i e s e m K a p i t e l u . E . d a s v o r h a n d e n e

Erkenntnispoten-

tial der Kritischen Psychologie voll ausgeschöpft, und für d i e w e i t e r e A r b e i t n e u e I m p u l s e g e s e t z t . ^ D i e

zugleich

spürbaren

Grenzen dieses Kapitels sind somit u . E . primär Grenzen des gegenwärtigen Forschungsstandes, dessen eingestandene

Mängel

p e r s p e k t i v i s c h n u r in k o o p e r a t i v e r F o r s c h u n g s a r b e i t v o n K r i t i s c h e n P s y c h o l o g e n u n d m a t e r i a l i s t i s c h e n P ä d a g o g e n zu ü b e r -

16 D i e s k a n n m a n u . E . n i c h t in g l e i c h e r W e i s e v o n d e n A r b e i ten C h r i s t i a n N i e m e y e r s s a g e n : D e n n ihm m i ß l i n g t e s n i c h t n u r , die wirkliche Spezifik der Kritischen Psychologie hera u s z u a r b e i t e n (worauf w i r b e r e i t s h i n g e w i e s e n h a b e n ) , sondern er reduziert den inhaltlichen Bezug von Psychologie und Pädagogik auf Fragen der Behinderung und psychischen K r a n k h e i t (vgl. N i e m e y e r , 1 9 7 9 , T e i l III) u n d b e s c h r ä n k t seine Überlegungen zum Verhältnis von "Sozialpädagogische Met a t h e o r i e u n d K r i t i s c h e P s y c h o l o g i e " im K e r n a u f d i e E r ö r terung methodischer Probleme (vgl. e b d . , T e i l IV; wesentliche Resultate dieses Teils der Dissertation sind auch eing e g a n g e n in N i e m e y e r , 1 9 8 0 b , S . 2 9 0 f f ) . Z w a r s i n d d i e d o r t •von N i e m e y e r g e ä u ß e r t e n Ü b e r l e g u n g e n e i n e r g e n a u e r e n D i s kussion w e r t , aber damit ist das schon jetzt bestehende Erk e n n t n i s p o t e n t i a l d e r K r i t i s c h e n P s y c h o l o g i e für d i e m a t e rialistische Pädagogik u.E. bei weitem nicht ausgeschöpft.

- 324 w i n d e n s e i n w i r d . E s w u r d e d a h e r im R a h m e n d i e s e s K a p i t e l s b e r e i t s an e i n i g e n r e l e v a n t e n P u n k t e n v e r s u c h t d e u t l i c h zu m a c h e n , in w e l c h e r R i c h t u n g d i e z u k ü n f t i g e

wissenschaftli-

che Arbeit hier gehen sollte. Allgemein betrachtet d a h e r in d e r j e t z t »folgenden E n t w i c k l u n g s e t a p p e

sollten

folgende

P r o b l e m k r e i s e im V o r d e r g r u n d s t e h e n : a) D i s k u s s i o n d e r log i s c h e n S t u f e n d e r O n t o g e n e s e und ihre

einzeltheoretische

und individualempirische Uberprüfung und Weiterentwicklung? b ) die k o n s t r u k t i v e A u s e i n a n d e r s e t z u n g m i t a n d e r e n m a r x i stisch fundierten Konzeptionen einer Pädagogischen logie

Psycho-

(hier w ä r e zu d e n k e n z . B . an K o s s a k o w s k i u . a . , 1977;

K o s s a k o w s k i / L o m p s c h e r * 1975; P e t r o w s k i u * a . , 1977; a b e r a u c h an P e t r o w s k i , 1981); c) d i e A u s e i n a n d e r s e t z u n g m i t b e d e u t s a men bürgerlichen Ansätzen

(besonders d e m v o n P i a g e t )

dem Grundsatz der prinzipiellen Kritik und relativen

nach Wür-

d i g u n g . - S o f e r n es d e n K r i t i s c h e n P s y c h o l o g e n und m a t e r i a listischen Pädagogen gelingt, diese dreifache

Aufgabenstel-

lung in d e n n ä c h s t e n J a h r e n zu b e w ä l t i g e n , d ü f t e d a s für beide Wissenschaftsdisziplinen schritten

führen.

zu r e l e v a n t e n

Erkenntnisfort-

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Herausgegeben von Karl-Heinz Braun und Klaus Holzkamp

Klaus Holzkamp

Gesellschaftlichkeit des Individuums

Aufsätze 1974-1977 Studien zur Kritischen Psychologie, Band 3 264 Seiten, DM 15,Zentrales Thema dieser Aufsatzsammlung Klaus Holzkamps, des Begründers deri Kritischen Psychologie, ist die Alternative der Ausgeliefertheit der Individuen an die aktuellen Daseinsumstände oder der subjekthaft-aktiven Mitgestaltung ihrer gesellschaftlichen Lebensbedingungen unter bürgerlichen Klassenvernältnissen. Dabei wird die inhaltliche Entfaltung der kritisch-psychologischen Subjektivitätskonzeption gegenüber bürgerlichen und marxistisch gemeinten Positionen zur Geltung gebracht.

Karl-Heinz Braun

Einführung in die Politische Psychologie

Studien zur Kritischen Psychologie, Band 4 179 Seiten, DM 15,-

Dieses Buch begreift als eigentlichen Gegenstand der Politischen Psychologie das Verhältnis von objektiven Bedingungen, gesellschaftlichen Subjekten und individuellem Subjekt im politischen Uberbau der Gesellschaft. Es geht damit besonders der Frage nach, von welchen Bedingungen es abhängt, daß sich unter denBedingungen von Klassengesellschaften Angehörige der arbeitenden Klassen den gesellschaftlichen Emanzipationsbewegungen anschließen und so ihre Persönlichkeit historisch optimal entwickeln. Die Anlage des Buches ermöglicht einerseits Soziälwissenschaftlern und Philosophen einen Einblick in die Kritische Psychologie, andererseits kann es von Psychologen auch als Einführung in den Marxismus gelesen werden.

Pahl-Rugenstein

Walter Friedrich u. a.

Zur Kritik des Behaviorismus

Mit einer Einleitung von Wolfgang Maiers Studien zur Kritischen Psychologie, Band 8 350 Seiten, DM 15,-

Der Behaviorismus gehört heute zu den einflußreichsten Strömungen der bürgerlichen Wissenschaft und bildet, wenngleich in der Psychologie entstanden, aas Fundament vieler anderer Einzeldisziplinen. In fächübergreifender und theoriegeschichtlich orientierter Analyse, die auch auf die verschiedensten inneren Differenzierungen eingeht, weisen die Autoren überzeugend nach, daß der Behaviorismus durch die Entsubjektivierung des menschlichen Individuums den eigentlichen Gegenstand der Psychologie, die konkrete Persönlichkeit, inhaltlich wie methodisch grundsätzlich verkennt. Michael Jäger u.a.

Subjektivität als Methodenproblem

Beiträge zur Kritik der Wissenschaftstheorie und Methodologie der bürgerlichen Wissenschaft Studien zur Kritischen Psychologie, Band 9 244 Seiten, DM 15,Den Beiträgen dieses Sammelbandes liegt der Gedanke zugrunde, daß die Auseinandersetzung mit der bürgerlichen Psychologie auf verschiedenen Ebenen geführt werden muß: Ihre Wissenschaftstheorie ist darauf zu prüfen, inwieweit sie dem psychologischen Gegenstand gerecht wird; ihre Methodologie muß auf ihre impliziten Annahmen über den psychologischen Gegenstand hin befragt werden; ihr wissenschaftstheoretischer Anspruch (gekennzeichnet durch die Dominanz der formalen Logik) muß konfrontiert werden mit dem methodologischen Anspruch (gekennzeichnet durch die Dominanz der Mathematik); die kritische Selbstreflektion der bürgerlichen Psychologen muß auf ihre Tagweite hin analysiert werden. Indem sich die Autoren allen diesen Fragen widmen, setzen sie aie inhaltlichen Kritiken an der bürgerlichen Psychologie auf methodischer Ebene fort. Wolfgang Jantzen

Behindertenpädagogik - Persönlichkeitstheorie - Therapie Studien zur Kritischen Psychologie, Band 10 200 Seiten, DM 15,-

Die hier gesammelten Aufsätze von Wolfgang Jantzen reichen von dem Versuch einer begrifflichen Fassung der Behindertenproblematik über Probleme einer materialistischen Therapiekonzeption und der entsprechenden Ausbildung von Pädagogen und Psychologen bis hin zur Erbe-Umwelt-Debatte in der Begabungsforschung und den psychischen Folgen der Jugendarbeitslosigkeit. Dabei zielt der Autor stets auf eine Integration von materialistischer Gesellschaftstheorie und Psychologie im Sinne einer synthetischen Humanwissenschaft, wobei die Arbeiten von Lucien Seve hier besonders intensiv aufgenommen werden.

Pahl-Rugenstein

Walter Friedrieh

Zur Kritik bürgerlicher Begabungstheorien Studien zur Kritischen Psychologie, Band 11 208 Seiten, DM 15,-

Seit der „Tendenzwende" in der Bildungspolitik ist in der „wissenschaftlichen" Literatur und der veröffehtichteri Meinung wieder viel von „Begabungen" zu hören. Diesefs Buch von Friedrich kann nun überzeugend nachweisen, daß Begabungstheorien ein konstantes Moment konservativer und reaktionärer Politik waren und sind. Sie fußen auf sozialdarwinistischen und lebensphilosophischen Auffassungen und sind ein typisches Produkt imperalistischer Politik. In den historisch orientierten Kapiteln werden die Traditionslinien der Begabungstheorien von der Weimarer Republik über den deutschen Faschismus bis zur Restaurationsära Adenauers und die aktuellen Tendenzen in der BRD nachgezeichnet. In den systematischen Kapiteln setzt sich Friedrich mit dem Erbe-Umweltproblem generell auseinander. Karl-Heinz Braun

Kritik des Freudo-Marxismus

Studien zur Kritischen Psychologie, Band 12 179 Seiten, DM 15,Die Kontroverse zwischen Marxismus und Psychoanalyse verlief von marxistischer Seite aus bisher sehr unbefriedigend, weil die richtige philosophische und allgemein gesellschaftstheoretische Kritik nicht für die eigentlich psychologische Fragestellung konkretisiert und spezifiziert werden konnte. Braun macht deutlich, daß auf der Grundlage des kritisch-psychologischen Konzepts menschlicher Subjektivität dieser Mangel grundsätzlich überwunden werden kann, daß es möglich ist, die Psychoanalyse dialektisch aufzuheben. Dieser Nachweis wird durch eine genaue Analyse älterer (Bernfeld, Reich, Fromm, Marcuse) und auch neuerer Vermittlungsversuche (Lorenzer, Krovoza, Negt, Horn) erbracht. Bernhard Wilhelmer

Lernen als Handlung

Psychologie des Lernens zum Nutzen gewerkschaftlicher Bildungsarbeit Studien zur Kritischen Psychologie, Band 15 358 Seiten, DM 18,Diese umfangreiche Studie setzt an der Theorie der etappenweisen Ausbildung geistiger Operationen von Galperin und an ihren Umsetzungsversuchen in der Schulpraxis an. Werner zeigt ihre Fruchtbarkeit in der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit. Dies geschieht dadurch, daß zunächst einige relevante historische Aspekte der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit analysiert werden, im nächsten Schritt wird die Theorie Galperins ausführlich und zum Teil kritisch dargestellt. In einem wichtigen dritten Schritt stellt Werner einen praktischen Anwendungsversuch detailliert dar: die Bilanzanalyse von Aktiengesellschaften in der BRD. Dieses Buch hilft, die gewerkschaftliche Bildungsarbeit theoretisch besser zu verstehen und praktisch besser zu gestalten.

Pahl-Rugenstein

Daniii Elkonin

Psychologie des Spiels

Studien zur Kritischen Psychologie, Band 25 472 Seiten, DM 2 0 , ,

Mit diesem Werk bilanziert Elkonin seine fast vierzigjährigen Forschungen zur Bedeutung des Spiels in der Ontogenese. Er befaßt sich mit der Relevanz dieser Fragestellung für die Begründung und Entfaltung der kulturhistorischen Schule der sowjetischen Psychologie und trägt grundsätzliche Überlegungen vor zur kindlichen Entwicklungsstufe der Ontogenese und zur Bedeutung der verschiedenen Spielarten (Kooperationsformen und Merkmale des Spielzeugs) für die kindliche Persönlichkeitsentwicklung. Die grundsätzlichen Überlegungen werden durch Analysen zur Sozialgeschichte des Spiels ergänzt und durch die ausführliche Darlegung experimenteller Befunde erläutert. Konstanze Wetzel

Gewerkschaftsbewegung und Persönlichkeitsentwicklung

Mit Vorworten von Klaus Holzkamp und Reinhard Kühnl Studien zur Kritischen Psychologie, Band 26 237 Seiten, DM 18,Die Autorin versucht, das kritisch-psychologische Konzept menschlicher Subjektivität nicht auf dem allgemeinen Abstraktionsniveau „bürgerliche Gesellschaft" zu belassen, sondern für die psychische Entwicklung der Lohnabhängigen im gegenwärtigen staatsmonopolistischen Kapitalismus zu konkretisieren. Dazu werden die allgemeinen wie speziellen Auffassungen der Kritischen Psychologie in einen systematischen Bezug zu den aktuellen ökonomischen Krisenprozessen, den gesellschaftlichen Klassenbewegungen und den jeweils wirksam werdenden regressiven und progressiven Momenten der individuellen Entwicklung gestellt. Auf diese Weise gelingt es der Autorin, der Kritischen Psychologie neue Entwicklungsperspektiven zu eröffnen: hinsichtlich der weiteren interdisziplinären Arbeit und in der Verdeutlichung des Beitrages der Kritischen Psychologie für die konkrete Analyse der Geschichte der Arbeiterbewegung. Artur Petrowski

Psychologie im pädagogischen Alltag

Ein Leitfaden für Eltern und Erzieher Studien zur Kritischen Psychologie, Band 27 Dieses Buch nimmt seinen Ausgangspunkt von den Fragen des Alltags, die sich den Eltern und Erziehern in ihrer tagtäglichen erzieherischen Arbeit stellen.. Diese werden artikuliert, in systematisierender Weise aufgenommen und durch Einbeziehung und Darstellung der wissenschaftlichen Forschungen sowohl theoretisch überzeugend wie auch praktisch wirksam gelöst. Diesem Ziel entspricht auch die Darstellungsweise: In fiktiven Gesprächen werden die Alltagssorgen der Eltern und Erzieher aufgeworfen, zum Teil durch literarische und autobiographische Zeugnisse ergänzt und verdichtet, erst dann werden die relevanten wissenschafdichen Einsichten zwanglos integriert.

Pahl-Rugenstein