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German Pages [686] Year 2020
Table of contents :
Zum Buch
Über den Autor
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Die Staatsverträge
Verträge aus dem späten 3. Jh.
Fest datierte Verträge aus dem 2. Jh.
Ungenau datierte Verträge aus der 1. Hälft e des 2. Jhs.
Ungenau datierte Verträge aus dem ganzen 2. Jh.
Verträge aus dem 1. Jh.
Verzeichnis der Editionen
Register
DIE STAATSVERTRÄGE DES ALTERTUMS
VESTIGIA Vierter Band
BEITRÄGE ZUR ALTEN GESCHICHTE BAND 72
Die Verträge
The Greek and Latin Inscription der griechisch-römischen Welt Ankara (Ancyra) v. Chr. bis von of ca. 200 zum Beginn der Kaiserzeit
Vol. II Late Roman, Byzantine and other texts
Edited by Stephen Mitchell and David French
VERLAG C.H.BECK
DIE STAATSVERTRÄGE DES ALTERTUMS VIERTER BAND
KOMMISSION FÜR ALTE GESCHICHTE UND EPIGRAPHIK DES DEUTSCHEN ARCHÄOLOGISCHEN INSTITUTS
DIE STAATSVERTRÄGE DES ALTERTUMS Vierter Band Die Verträge der griechisch-römischen Welt von ca. 200 v. Chr. bis zum Beginn der Kaiserzeit Bearbeitet von
R. Malcolm Errington unter redaktioneller Mitarbeit von
Isabelle Mossong
VERLAG C. H. BECK
1. Auflage. 2020 © Verlag C.H.Beck oHG, München 2020 ISBN Buch 978 3 406 02696 6 ISBN eBook 978 3 406 76799 9
Die STAATSVERTRÄGE DES ALTERTUMS werden von der Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik des Deutschen Archäologischen Instituts herausgegeben: www.dainst.org/standort/muenchen
Die gedruckte Ausgabe dieses Titels erhalten Sie im Buchhandel sowie versandkostenfrei auf unserer Website www.chbeck.de. Dort finden Sie auch unser gesamtes Programm und viele weitere Informationen.
Zum Buch Band IV des von der Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik des DAI herausgegebenen Handbuchs der Staatsverträge des Altertums bietet eine vollständige Sammlung der griechischen und lateinischen Originalquellen zu allen überlieferten Staatsverträgen des 2. und 1. Jh. v. Chr. Sämtliche literarischen bzw. epigraphischen Texte werden außerdem in neuen deutschen Übersetzungen geboten, die dem Nutzer den unmittelbaren Zugang zu den antiken Quellen erleichtern sollen. Die Verträge sind darüber hinaus jeweils mit erläuternden Sachkommentaren versehen. Namen-, Sach- und Wortregister ermöglichen die direkte Erschließung der historischen Inhalte. Damit bietet der Band ein wichtiges Instrument für die künftige Bearbeitung der Geschichte der zwischenstaatlichen Beziehungen in einer der bedeutendsten Epochen des Altertums, in welcher Rom zur bestimmenden Macht des Mittelmeerraumes aufstieg.
Über den Autor R. Malcolm Errington ist emeritierter Professor für Alte Geschichte an der PhilippsUniversität Marburg. Langjähriger Arbeitsschwerpunkt ist die Geschichte der Beziehungen zwischen der römischen Republik und den späthellenistischen griechischen Staaten, ein Thema – neben anderen –, für welches das vorliegende Buch eine eingehende kommentierte Quellensammlung bietet. Er ist Ordentliches Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts und lebt in Berlin.
VORWORT
Die griechischen Poleis und der populus Romanus haben früh angefangen, ihre auswärtigen Beziehungen zu verrechtlichen und die so entstandenen zweiseitigen Verträge unter den Schutz der Götter zu stellen. In der hellenistischen Zeit war dies ein weitverbreitetes Phänomen. Es erfolgte durch Eide sowie die Aufstellung eines Textes, auf Bronze oder Stein geschrieben, innerhalb der wichtigsten Heiligtümer der beiden Vertragspartner, gelegentlich zusätzlich in auswärtigen Heiligtümern. Historiker, wie etwa Thukydides oder Polybios, die das politische Geschehen beschrieben, berichten auch regelmäßig über die einschlägigen Verträge. Die Bedeutung dieser Vereinbarungen als Quellen für die Beurteilung der jeweiligen Außenpolitik bzw. der Modalitäten des zwischenstaatlichen Rechtswesens rechtfertigt also den Versuch, diese sogenannten Staatsverträge zu sammeln und der wissenschaftlichen Auswertung zur Verfügung zu stellen. Die in diesem Band gesammelten Verträge aus dem späten 3. bis ins 1. Jh. v. Chr. sind sehr verschiedenartig. Gemeinsam haben sie aber als Vertragspartner Gemeinwesen, die sich wegen ihrer auf Dauer angelegten Existenz gegenseitig als formal gleichberechtigte – selbst bei großen tatsächlichen Machtunterschieden –, rechtsfähige Partner anerkannten; dies im Gegensatz zu durch einen Volksbeschluss oder senatus consultum an eine andere Gemeinde einseitig verliehenen Privilegien. Ein weiteres wichtiges Kriterium für den Vertragscharakter und für die Aufnahme in die Sammlung ist der explizit belegte oder mit höchster Wahrscheinlichkeit anzunehmende gegenseitige Wunsch, die jeweilige vertragliche Vereinbarung unter den Schutz der jeweils zuständigen Schutzgötter der Partnerstaaten zu stellen. Vertragspartner sind also Poleis oder polisähnliche Gemeinwesen, Könige, griechische Bundesstaaten und der populus Romanus. Der Zweck einer derartigen vertraglichen Vereinbarung war entweder die Beilegung von Streitigkeiten (ob es sich um große Kriege, wie Roms Auseinandersetzungen mit Philipp V. oder Antiochos III., oder um lokale Grenzstreitigkeiten, wie vielfach und insbesondere in Kreta, handelte), die vorsorgliche gegenseitige Gewährung von Beistand im Hinblick auf künftige Gefahren (wie bei den meisten Verträgen griechischer Poleis mit Rom) oder die Vereinbarung von rechtlichen Vorgehensweisen bei privaten Streitigkeiten zwischen Bürgern verschiedener griechischer Gemeinwesen (symbola). Die zwei größten Gruppen von Texten in dieser Sammlung sind Verträge zwischen kretischen Poleis und Verträge, bei denen Rom einer der Vertragspartner war. Was Kreta angeht, entsteht der Eindruck, dass, trotz aller immer wieder nachgewiesenen militärischen Einsatzbereitschaft, die großen konkurrierenden Poleis zunehmend bereit wurden, ihre Streitigkeiten durch dauerhafte vertragliche Vereinbarungen zu regeln – nicht zuletzt in der zweiten Hälfte des 2.
VI
Vorwort
Jahrhunderts unter dem heilsamen Druck aus Rom. Was Rom angeht, ist hier nicht der Ort, die Ernsthaftigkeit und Wirksamkeit der – wohl nach italischem Muster – standardisierten Bündnisverträge mit griechischen Poleis und anderen östlichen Gemeinwesen im Detail zu diskutieren. Indes entsteht der Eindruck aus der Sammlung, dass im 2. Jahrhundert und bis zum Ersten Mithridatischen Krieg die Bündnisverträge mit griechischen Staaten ein ähnliches Netzwerk an brauchbaren verrechtlichten Beziehungen darstellen, wie es ein Jahrhundert früher in Italien entstanden war, und dass erst das Desaster des Anfangserfolges von Mithridates die Unzulänglichkeit des stückweise entstandenen und auf vielen gegenseitigen Verträgen beruhenden Herrschaftssystems erkennen ließ. Die hier vorgelegte Sammlung soll im Allgemeinen dazu dienen, moderne Vorstellungen über die Entstehung der römischen Herrschaft im Osten zu vertiefen und zu präzisieren. Vorliegender Band IV der Staatsverträge des Altertums unterscheidet sich von seinen vor ca. 50 Jahren erschienenen Vorgängern auf mehrfache Weise. Am auffälligsten ist wohl die Aufnahme von Verträgen, deren Existenz nur aus Hinweisen in den Quellen bekannt ist, ohne dass eine spezifische Bedingung überliefert ist. Dies schien mir aus Gründen der Nutzung der Sammlung vorwiegend durch Historiker vorteilhaft zu sein, wobei mir die Gefahr klar ist, dass Beispiele dieser Kategorie übersehen worden sein können. Der zweite große Unterschied ist die Aufnahme von Übersetzungen für alle zitierten antiken Quellentexte. Alle Übersetzungen sind neu und stammen von mir, für die Inschriften habe ich allerdings eventuell vorhandene Übersetzungen konsultiert und, wenn die erfolgte Anlehnung eng ist, dies auch vermerkt. Die Funktion der Übersetzungen ist, dem Benutzer zu helfen, den Inhalt des griechischen oder lateinischen Textes einschließlich eventueller Ergänzungen zu erschließen; die Übersetzung ist also eine Art Interpretation, die eine Inhaltsangabe bei den Kommentierungen weitgehend überflüssig machen will. Deswegen werden in den Übersetzungen keine Versuche unternommen, den Textstatus oder die Satzstruktur abzubilden: Nur auf den Inhalt kommt es an, und die Übersetzungen sollen für wissenschaftliche Zwecke nicht verwendet werden, ohne den dazugehörigen Text zu vergleichen. Die gedruckten Texte stammen aus epigraphischen Standardcorpora oder Neueditionen bzw. aus gängigen Textausgaben für die literarischen Quellen, jeweils möglichst unter Berücksichtigung von späteren Einwänden, Einsichten und Verbesserungsvorschlägen. Bei den epigraphischen Texten wird nicht angestrebt, Editionen und Literatur vollständig zu erfassen. Es werden keine robertschen «genetischen» Lemmata erstellt. Zitiert wird jeweils nach dem einschlägigen regionalen Standardkorpus, wenn vorhanden; andere Textsammlungen, die im allgemeinen Gebrauch sind, werden jeweils nach pragmatischen Gesichtspunkten zum Nutzen der Leserschaft angegeben. Bei den nur in der literarischen Überlieferung nachgewiesenen Verträgen ist manchmal eine längere Reihe von subsidiären Erwähnungen erhalten, wobei spätere Autoren nur sel-
Vorwort
VII
ten Anspruch auf Eigenständigkeit erheben können. In diesen Fällen wird zwischen den Hauptquellen und den vollständigkeitshalber auch aufgenommenen «Nebenquellen», die kleiner gedruckt werden, unterschieden. Im Hinblick auf die zitierte wissenschaftliche Sekundärliteratur werden nur Beiträge mit einem unmittelbaren bzw. expliziten Bezug zum jeweiligen Vertrag angeführt. Nicht angeführte ältere oder allgemeine Abhandlungen lassen sich über die zitierten Beiträge leicht erschließen. Mehr war nicht zu leisten, sollte das Werk in diesem Leben einmal fertig werden. Die Reihenfolge der angeführten Verträge ist grob chronologisch. Da sich aber die große Mehrheit der epigraphisch überlieferten Fälle nicht genau datieren lässt, sind chronologische Gruppierungen nach den jeweils anzunehmenden Zeitansätzen vorgenommen worden, ohne dass eine doch nicht endgültig erreichbare chronologische Sicherheit intendiert oder vorgetäuscht würde. Datierungskriterien werden, wenn nötig, jeweils im Kommentar erörtert. Einzelne Verträge lassen sich außerdem über die Inhaltsliste bzw. die Namensregister finden. Zu danken habe ich den Mitarbeitern der Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik, insbesondere Isabelle Mossong, die unter der sachkundigen Leitung von Christof Schuler das Projekt vorangebracht und durch ihre redaktionelle Feinarbeit druckfertig gemacht hat. Unterstützt wurde sie dabei von Michael Hahn, Johannes Heinisch, Lennart Lundgreen, Simon Raith und Jack W. G. Schropp, die sich außerdem um die Erstellung der Register verdient gemacht haben. Bei der mehrjährigen Entstehung des Manuskripts stand mir stets meine Frau Luise bei, die mit ihrer kritischen Durchsicht unzähliger Entwürfe mannigfache Verbesserungen struktureller und inhaltlicher Art beisteuerte und die Fertigstellung des Manuskripts erst ermöglichte. Für alle noch vorhandenen Unzulänglichkeiten bin ich selbstverständlich selbst verantwortlich. Die Hauptteile des Manuskripts wurden im J. 2015 abgeschlossen. Seitdem erschienene Texte und Literatur konnten nur ansatzweise berücksichtigt werden. Berlin, im Frühjahr 2019
R. Malcolm Errington
INHALTSVERZEICHNIS
Vorwort
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Abkürzungsverzeichnis
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. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XVII
Die Staatsverträge Verträge aus dem späten 3. Jh. 601 602 603 604 605 606 607 608 609 610
Teos – Kyrbissos (sympoliteia). Spätes 3. Jh. v. Chr. . . . . . . . . . . Rom – Pharos (Bündnis). 3.–2. Jh. v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . Hierapytna – Lyttos (Bündnis). Ca. 205 v. Chr. . . . . . . . . . . . . Gortyn – Hierapytna – Priansos (Bündnis). Ca. 205 v. Chr. . . . . . Hierapytna – Priansos (isopoliteia). Ca. 205 v. Chr. . . . . . . . . . Hierapytna – unbekannte Stadt I (isopoliteia?). Nach ca. 205 v. Chr. Temnos – Teos (isopoliteia). 3.–2. Jh. v. Chr. . . . . . . . . . . . . . Attalos I. – Malla (Bündnis). Ca. 200 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . Attalos I. – Lato (Bündnis). Ca. 200 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . Chersonasos – Rhodos (Bündnis). Ca. 200 v. Chr. . . . . . . . . . .
1 5 8 11 18 26 27 30 34 35
Fest datierte Verträge aus dem 2. Jh. 611 612 613 614 615
Karthago – Massanissa (Friedensverträge). Ca. 200 bis 150 v. Chr. Rom – Massalia (Bündnis). Vor 196 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . Rom – Aitolien (Kriegspartnerschaft). 200 v. Chr. und folgende Jahre Rom – Byzantion (Bündnis). Ca. 200 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . Tragalassos – Arykanda – unbekannter Staat (Bündnis). Ca. 200–189 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 616 Achaiischer Bund – Attalos I. und Rhodos (Vertragserneuerung). Vor 198 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 617 Rom – Philipp V. (Friedensvertrag). 198–196 v. Chr. . . . . . . . . . 618 Rom – Nabis von Sparta I («Feldherrnvertrag»). 197 v. Chr. . . . . 619 Antiochos III. – Euromos/Philippoi (Bündnis). 197 v. Chr. . . . . . 620 Antiochos III. – Perinthos (Bündnis). Ca. 196 v. Chr. . . . . . . . . 621 Rom – Nabis von Sparta II (Friedensvertrag). 195 v. Chr. . . . . . . 622 Antiochos III. – Ptolemaios V. (Ehevertrag?). 194/193 v. Chr. . . . . 623 Achaiischer Bund – Rom (Bündnis). 192/191 v. Chr. . . . . . . . . . 624 Rom – Akarnanien (Bündnis). Vor 191 v. Chr. (?) . . . . . . . . . . 625 Achaiischer Bund – Eumenes II. (Bündniserneuerung). 191/190; 187 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 626 Rom – Antiochos III. (Friedensvertrag). 189/188 v. Chr. . . . . . . .
36 38 40 45 46 48 49 67 69 71 72 76 78 80 81 83
X
627 628 629 630 631 632 633 634 635 636 637 638 639 640 641 642 643 644 645 646 647 648 649 650 651 652 653 654 655 656 657 658 659 660 661 662 663 664
Inhaltsverzeichnis
Myania – Hypnia (sympoliteia). Nach 189 v. Chr. . . . . . . . . . . . Rom – Ambrakia (Friedensbedingungen). 189 v. Chr. . . . . . . . . Rom – Ariarathes IV. von Kappadokien (Bündnis). 189 v. Chr. . . . Rom – Amynandros von Athamania (Bündnis). Ca. 189 v. Chr. . . Aitolischer Bund – Rom (Friedensvertrag). 188 v. Chr. . . . . . . . Rom – Kibyra (Bündnis/Erneuerungsvertrag). 188/174 v. Chr. . . . Eumenes II. – Mithridates von Armenien (Bündnis). Ca. 188 v. Chr. (?) Rom – Alabanda (Bündnis?). Ca. 188 v. Chr. (?) . . . . . . . . . . . Rom – Herakleia Pontica (Bündnis). Nach 188 v. Chr. . . . . . . . . Achaia – Boiotia (symbolon). Vor 187/186 v. Chr. . . . . . . . . . . . Achaier – Ptolemaier (Erneuerungsversuch). 187/186 v. Chr. . . . . Milet – Pidasa (sympoliteia). Ca. 188/187 v. Chr. . . . . . . . . . . . Pharnakes I. von Pontos – Galater (Bündnis?). Ca. 185 v. Chr. . . . Herakleia am Latmos und Milet – Rhodos (Bündnisse). Vor ca. 184 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Frieden innerhalb des Kretischen Koinon. 184 v. Chr. . . . . . . . . Achaia – Sparta (vorläufige Vereinbarung). 184/183 v. Chr. . . . . . Philipp V. – Scordisci (Bündnis). 184/183 v. Chr. . . . . . . . . . . . Milet – Herakleia am Latmos (isopoliteia). Ca. 184 v. Chr. . . . . . Milet – Magnesia am Maiandros (Friedensvertrag). Ca. 184 v. Chr. Eumenes II. – Kretisches Koinon (Bündnis). 183 v. Chr. . . . . . . . Neueingliederung Messenes in den Achaiischen Bund. 182 v. Chr. Eumenes II. – Pharnakes I. von Pontos (Friedensvertrag). 180/179 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pharnakes I. – Chersonesos Taurica (Bündnis). 180/179 v. Chr. . . . Philipp V. – Bastarner (Bündnis). 179 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . Rom – Keltiberer I (Friedensverträge). 179/178 v. Chr. . . . . . . . . Rom – Perseus (Bündnis). 179 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . . . Steiris – Medeon (sympoliteia). Nach 182 v. Chr. . . . . . . . . . . . Rom – Antiochos IV. (Bündnis). 173 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . Perseus – Boiotischer Bund (Bündnis). 173 v. Chr. . . . . . . . . . . Kydonia – Apollonia (isopoliteia). Vor 170/169 v. Chr. . . . . . . . . Rom – Lampsakos (Bündnis). 170 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . Perseus – Molosser (Bündnis). 170 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . Perseus – Genthios (Bündnis). 169/168 v. Chr. . . . . . . . . . . . . Samos – Antiocheia am Maiandros (isopoliteia und Bündnis). Vor ca. 167 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Antiocheia am Maiandros – unbekannte Stadt (sympoliteia). Kurz nach 167 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rom – Lykischer Bund (Bündnis). Kurz nach 167 v. Chr. (?) . . . . Plarasa/Aphrodisias – Kibyra – Tabai (Bündnis). Ca. 167 v. Chr. . . Rom – Maroneia (Bündnis). Ca. 167 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . .
97 101 102 104 106 122 128 129 132 133 134 139 145 146 146 149 151 152 164 172 174 175 180 184 186 188 193 198 200 203 204 206 207 215 216 220 222 225
Inhaltsverzeichnis
665 666 667 668 668a 668b 669 670 671 672 673 674 675 676 677 678 679 680 681 682 683 684 685 686 687 688 689 690 691
Ambrakia – Charadros (Grenzregelung). Kurz nach 167 v. Chr. . . Rom – Prousias II. (Bündnis). Vor 166 v. Chr. . . . . . . . . . . . . Rom – Rhodos (Bündnis). 164, 51, 48 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . Boubon – unbekannte Städte (Bündnis). Nach 167 v. Chr. . . . . . Moagetes, Kibyra, Boubon und Balboura (Beeidete Vereinbarung). Ca. Mitte 2. Jh. v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kibyra – Apollonia Salbake (Bündnis). Ca. Mitte 2. Jh. v. Chr. . . . . Troizen – Arsinoe (Beilegung eines Nachbarschaftsstreits). 164–146 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rom – Ariarathes V. (Vertragserneuerung). Ca. 163 v. Chr. . . . . . Antiochos V. – Ioudas Makkabaios (Friedensvertrag). 162/161 v. Chr. Rom – Ioudaier (Bündnis). 161‒104 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . Drymaier – Oitaier (Vereinbarung über die Rückzahlung eines Darlehens). 161/160 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mithridates IV. Philopator Philadelphos – Rom (Bündnis). Ca. 160 v. Chr. oder früher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lykischer Bund – Termessos bei Oinoanda (Streitbeilegung mit Grenzziehung). Ca. 160 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rom – Kallatis (Bündnis). Ca. 160 oder ca. 106–101 v. Chr. . . . . . Attalos II. – Ariarathes V. – Mithridates IV. von Pontos (Bündnis). Vor 155 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Athen – Oropos (Friedensvereinbarung). 155 v. Chr. . . . . . . . . . Attalos II. – Prousias II. (Friedensvertrag). 154 v. Chr. . . . . . . . . Ptolemaios VI. Philometor – Ptolemaios VIII. Euergetes II. (Friedensvereinbarung). 154 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ionathan Makkabaios – Demetrios I. (Bündnisverhandlungen). 152 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ionathan Makkabaios – Alexandros Balas (Bündnisangebot). 152 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rom – Okilis (deditio). 152 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rom (M. Atilius) – Lusitaner (Waffenstillstandsvereinbarung). 152 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rom – Keltiberer II (deditio und Friedensvertrag). 151 v. Chr. . . . Rom (L. Licinius Lucullus) – Kauka (Friedensverhandlungen). 151 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rom (L. Licinius Lucullus) – Interkatia (Friedensvertrag). 151 v. Chr. Nikomedes II.? – Axos (Bündnis?). 149‒127 v. Chr. . . . . . . . . . . Akraiphiai – Boioter (Schiedsgerichtsvereinbarung). 171 – ca. 140 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rom (Q. Fabius Servilianus) – Viriathus (Friedensvertrag). 140 v. Chr. Rom (Q. Pompeius) – Termestiner und Numantiner (Friedensvertrag). 140/139 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
XI
229 237 239 248 250 253 255 259 260 264 277 280 282 288 291 292 293 295 296 298 300 300 301 304 305 307 307 310 311
XII
Inhaltsverzeichnis
692 Hierapytna – Itanos I (Vereinbarung unbekannten Inhalts). 140 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 693 Rom – Lusitaner (deditio). 139 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . . . 694 Rom (C. Hostilius Mancinus) – Numantiner (Friedensvertrag). 137 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 695 Rom (D. Iunius Brutus) – Talabriga (deditio). 136 v. Chr. . . . . . . 696 Mithridates V. Euergetes von Pontos – Rom (Bündnis). Vor 133 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 697 Rom – Methymna (Bündnis). Vor 133 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . 698 Rom – Metropolis (Bündnis). 133 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . 699 Rom – Sardeis (Bündnis). Ca. 133 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . 700 Antiochos VII. Sidetes – Hyrkanos I. (Friedensvertrag). 132/131 v. Chr. 701 Delphi – Lokrer (symbolon). Ca. 130 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . 702 Rom – Pergamon (Bündnis). Vor 129 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . 703 Rom – Elaia (Bündnis). Um 129 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . . 704 Mithridates VI. Eupator von Pontos – Rom (Bündnis). Ca. 120 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 705 Dionysische Technitai Athens – Technitai des Isthmos und Nemeas. (Vereinbarungen wegen Delphi). 118/117 v. Chr. . . . . . . . . . . . 706 Lato – Olous I (Friedensvereinbarungen unter Vermittlung von Knosos). 118‒113 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 707 Rom – Epidauros (Bündnis). 115/114 oder 112/111 v. Chr. . . . . . . . 708 Hierapytna – Lato (Bündnis, isopoliteia und Grenzziehung). 111/110 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 709 Lyttos – Olous I (Bündnis mit isopoliteia). Vor/im J. 111/110 v. Chr. . . 710 Rom – Leptis Magna (Bündnis). 111 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . 711 Rom – Iugurtha I (Friedensversuch). 111 v. Chr. . . . . . . . . . . . 712 Rom – Iugurtha II (Friedensvertrag). 110 v. Chr. . . . . . . . . . . . 713 Lato – Olous II (Bündnis mit isopoliteia). Ca. 110/109 v. Chr. . . . . 714 Iugurtha – Bocchus von Mauretanien (Bündnis). 108 v. Chr. . . . . 715 Rom – Bocchus von Mauretanien (Bündnis). 105 v. Chr. . . . . . . 716 Rom – Astypalaia (Bündniserneuerung). 105 v. Chr. . . . . . . . . . 717 Ptolemaios IX. Soter II. (Lathyros) – Alexandros Iannaios (Bündnis). 105 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 718 Rom (L. Caesius) – populus Seanoc[orum] (Regelungen nach deditio). 104 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 719 Nikomedes III. von Bithynien – Mithridates VI. von Pontos (Bündnis). Ca. 104 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Inhaltsverzeichnis
XIII
Ungenau datierte Verträge aus der 1. Hälfte des 2. Jhs. 720 721 722 723 724 725 726 727 728 729 730 731 732
Nesiotenbund (Gründung). Nach 200 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . Antiochos III. – Ilion? (Bündnis). 190er Jahre . . . . . . . . . . . . Alipheira – Heraia (symbolon). Nach ca. 200 v. Chr. . . . . . . . . . Gortyn – Lappa (Bündnis). Ca. 200‒189 v. Chr. . . . . . . . . . . . Gortyn – Sybrita (Bündnis). Ca. 200‒189 v. Chr. . . . . . . . . . . . Rhodos – Lesbos (Bündnis). Nach 189 v. Chr. (?) . . . . . . . . . . Rhodos – Melanippion (Bündnis). Nach 188 v. Chr. . . . . . . . . . Rom – Cenomaner (Bündnis). Vor 187 v. Chr. (?) . . . . . . . . . . Delphi – Nachbarstaaten (symbola). Nach ca. 180 v. Chr. . . . . . . Rom – Epeiros (Bündnis). Vor 171 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . Rom – Thrakische Stämme (Bündnisse). Vor 171 v. Chr. . . . . . . Kydonia – Pergamon (Bündnis). Vor 170/169 v. Chr. . . . . . . . . . Delphi – Nachbarn unter aitolischer Herrschaft (symbola). Vor 167 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 733 Gortyn – Knosos I (Friedensvertrag). Ca. 168 v. Chr. . . . . . . . . 734 Gortyn – Knosos II (Verträge wegen Rhaukos). Ca. 167/166 v. Chr. 735 Gortyn – Knosos III (Vereinbarung wegen Apollonia). Nach 167/166 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 736 Achaiischer Bund – Tenos (symbolon). 2. Jh., vor ca. 166 v. Chr. . . 737 Itanos – Praisos (Friedensvereinbarung). Ca. 164/163 v. Chr. (?) . . 738 Achaia – Athen (symbolon). Vor 158 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . 739 Rom – Ptolemaios VIII. (VII.) Euergetes II. (Bündnis). Vor 155 v. Chr. 740 Keramos – Stratonikeia (sympoliteia); Keramos – Rhodos (symmachia). Mitte 2. Jh. v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 741 Rom – Magnesia am Maiandros (Bündnis). 1. Hälfte 2. Jh. v. Chr. . 742 Unbekannte Städte (Friedensvertrag). Frühes 2. Jh. v. Chr. . . . . . 743 Rom – Priene (Bündnis). 1. Hälfte 2. Jh. v. Chr. . . . . . . . . . . . . 744 Istros – Thrakerführer Zoltes (Sicherheitsvereinbarungen). Anfang 2. Jh. v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 745 Lyttos – unbekannte Stadt (Kydonia oder Apollonia) (isopoliteia). Frühes 2. Jh. v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 746 Gortyn – unbekannte Stadt (Bündnis). Frühes 2. Jh. v. Chr. . . . . 747 Aptera – Eleutherna (Bündnis). Frühes 2. Jh. v. Chr. . . . . . . . . . 747a Aptera – Hierapytna (Bündnis). Spätes 3./frühes 2. Jh. v. Chr. . . . 748 Eleutherna – Lato (isopoliteia). Frühes 2. Jh. v. Chr. . . . . . . . . . 749 Gortyn – Elyros (Bündnis). Frühes 2. Jh. v. Chr. . . . . . . . . . . . 750 Athen – eine westkretische Stadt (asylia). Frühes 2. Jh. v. Chr. . . .
398 399 400 401 403 404 406 408 409 411 413 416 417 419 422 424 426 427 428 429 430 434 435 436 438 440 442 443 445 447 449 450
XIV
Inhaltsverzeichnis
Ungenau datierte Verträge aus dem ganzen 2. Jh. 751 752 753 754 755 756 757 758 759 760 761 762 763 764 765 766 767 768 769 770 771 772 773 774 775 776 777 778 779 780 781 782 783 784
Boioter – Phoker (Bündnis). Nach 196 v. Chr. . . . . . . . . . . . . Hierapytna – Praisos (Grenzziehung). Vor 145 v. Chr. . . . . . . . . Rom – Narthakion (Bündnis). Vor ca. 140 v. Chr. . . . . . . . . . . Rom – Melitaia (Bündnis). Vor ca. 140 v. Chr. . . . . . . . . . . . . Rom – Samos (Bündnis). Vor 135 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . Rom – Athen (Bündnis). Vor 122 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . Lato – Olous III, Gortyn – Olous, Lato – Knosos (Bündnisse). Vor 116/115 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hierapytna – Itanos II (symbola und Bündnis). Kurz vor 112/111 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rom – Hierapytna (Bündnis). Vor 112 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . Lyttos – Lato (Bündnis). Vor 111/110 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . Rom – Contoniatus (Bündnis). Vor ca. 110 v. Chr. . . . . . . . . . . Antiochos VIII. Grypos oder Antiochos IX. Kyzikenos – Ptolemaios IX. (X.) Alexandros (Friedensvertrag?). Vor 109 v. Chr. Rom – ptolemaiische und seleukidische Könige (Bündnisse). Vor 100 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rom – Dentheleter (Bündnis). Nach 167 v. Chr. . . . . . . . . . . . Rom – Stratonikeia (Bündnis). Vor 81 v. Chr. (2. Jh. v. Chr. ?) . . . Rom – Tabai (Bündnis). Vor ca. 80 v. Chr. (2. Jh. v. Chr. ?) . . . . . Rom – Thasos (Bündnis). Vor 80 v. Chr. (2. Jh. v. Chr. ?) . . . . . . Amyzon von Petra – Herakleia am Latmos (Bündnis). 2. Hälfte 2. Jh. v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hermione – Troizen (und Rom?) (Bündnis). 2. Hälfte 2. Jh. v. Chr. (?) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thronion – Skarpheia (Grenzvertrag). Ende 2. Jh. v. Chr. . . . . . . Xanthos – Myra (isopoliteia). Ca. 150‒100 v. Chr. . . . . . . . . . . . Hierapytna – Knosos (Bündnis). Nach 145 v. Chr. (?) . . . . . . . . Lyttos – Olous II (Bündnis). 2. Jh. v. Chr., letztes Viertel . . . . . . Hyampolis – unbekannte Stadt (symbolon). 2. Jh. v. Chr. . . . . . . Hierapytna – unbekannte Stadt II (isopoliteia). 2. Jh. v. Chr. . . . . Magnesia am Maiandros – Samos (isopoliteia). 2. Hälfte 2. Jh. v. Chr. Istros – Apollonia (Bündnis). 2. Jh. v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . Rom – Tanagra (Bündnis?). 2. Jh. v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . Größeres Termessos – Adada (Bündnis). 2. Jh. v. Chr. . . . . . . . . Paros – Allaria (isopoliteia). 2. Jh. v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . Temnos – Klazomenai (Rechtshilfevertrag). 2. Jh. v. Chr. . . . . . . Milet – Priene (Rechtshilfevertrag). 2. Jh. v. Chr. . . . . . . . . . . . Lesbischer Bund (Gründungsvertrag). 2. Jh. v. Chr. . . . . . . . . . Thessaler – Perrhaiber (symbolon). 2. Jh. v. Chr. . . . . . . . . . . .
451 453 454 455 456 457 459 460 461 462 464 464 467 468 469 470 471 472 474 475 479 482 484 486 487 489 490 491 492 494 497 501 504 508
Inhaltsverzeichnis
785 Chorsiai – Thisbe (symbolon). Nach 171 v. Chr. (?) . . . . . . . . . . 786 Rom – Issa (Bündnis). 2. Jh. v. Chr. (?) . . . . . . . . . . . . . . . .
XV
509 512
Verträge aus dem 1. Jh. 787 788 789 790 791 792 793 794 795 796 797 798 799 800 801 802 803 804 805 806 807 808 809 810 811 812 813 814 815 816
Ephesos – Sardeis (Friedens- und Isopolitievertrag). 98 oder 94 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rom – Thyrrheion (Bündnis). 94 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . Mithridates VI. Eupator – Tigranes (Bündnis). Ca. 90/89 v. Chr. . Achaier, Sparta und Boiotia – Archelaos (Bündnis). 88 v. Chr. . . . Rom – Mithridates VI. (Frieden von Dardanos). 85 v. Chr. . . . . . Sulla – Italiker (Absicherungsvertrag). 82 v. Chr. . . . . . . . . . . . Rom – Gades (Vertragserneuerung). 78 v. Chr. . . . . . . . . . . . . Abkommen der Mitglieder des Ilischen Bundes (Vereinbarung wegen der Panathenaia). 77 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rom – Hiempsal II. (Bündnis). 75 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . Mithridates VI. Eupator – Sertorius (Bündnis). 75/74 v. Chr. . . . . Rom – Kretisches Koinon (Bündnis). Vor 72 v. Chr. . . . . . . . . . Rom – Amisos (Bündnis). Nach 70 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . Rom – Termessos (Bündnis). Vor ca. 68 v. Chr. . . . . . . . . . . . Rom – Partherreich (Bündnis). 69 und 66 v. Chr. . . . . . . . . . . Aristoboulos II. – Hyrkanos II. (Friedensvertrag). Ca. 67 v. Chr. . . Rom – Tyros (Bündnis). Ca. 64 v. Chr. (?) . . . . . . . . . . . . . . Rom – Pharnakes von Bosporos (Bündnis). 63 v. Chr. . . . . . . . . Rom – Ptolemaios XII. Auletes (Bündnis). 59 v. Chr. . . . . . . . . Rom – Helvetier (Bündnis). 58/57 v. Chr. (?) . . . . . . . . . . . . . Rom – Iapyden (Bündnis). 57 v. Chr. (?) . . . . . . . . . . . . . . . . Rom – Insubrier (Bündnis). Nach 194 und vor 56 v. Chr. . . . . . . Rom – Hyrkanos II. (erfolglose Verhandlungen). 47 v. Chr. . . . . Rom – Lykien (Bündnis). 46 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rom – Mytilene (Bündnis). 46 und 25 v. Chr. . . . . . . . . . . . . Rom – Knidos (Bündnis). 45 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rom – Aphrodisias (Bündnis). 39 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . Rom (M. Antonius) – Antiochos von Kommagene (Friedensvertrag). 38 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rom (M. Antonius) – Pharnabazos von Iberien und Zober von Albanien (Bündnis). 36 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rom (M. Antonius) – Artavasdes von Medien (Bündnis). 35/33 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Chersonesos Taurica – König Rhoimetalkes (Bündnis). Augusteische Zeit (?) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
516 525 527 528 529 534 535 535 539 540 543 545 549 550 554 555 557 558 559 560 561 561 563 573 579 582 585 588 588 590
XVI
Inhaltsverzeichnis
Verzeichnis der Editionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
593
Register I. Namenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Sachregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Griechische und lateinische Wörter der Vertragssprache IV. Quellenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
595 622 633 645
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ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
AE Ager, Interstate Arbitrations Agora Aymard, Premiers rapports Ancient Roman Statutes
BCH BE Bernhardt, Imperium und Eleutheria Briscoe, Commentary Cabanes, Épire Canali de Rossi, Ambascerie Chaniotis, Verträge CIG CIL Crawford, Roman Statutes Dahlheim, Völkerrecht
Daux, Chronologie Delphique Dreyer, Nobilitätsherrschaft Ferrary, Traités et domination
FD FIRA FgrHist
L’Année épigraphique: revue des publications épigraphiques relatives à l’antiquité romaine, 1888–. Ager, S. L., Interstate Arbitrations in the Greek World: 337–90 B.C., Berkeley 1996. The Athenian Agora, Princeton, NJ 1953–. Aymard, A., Les premiers rapports de Rome et de la confédération achaïenne (198–189 avant J.C.), Bordeaux 1938. Johnson, A. Ch./Coleman-Norton, P. R./Bourne, F. C., Ancient Roman Statutes. A Translation with Introduction, Commentary, Glossary and Index, Austin 1961. Bulletin de correspondance hellénique. Bulletin épigraphique, veröffentlicht in Revue des Études Grecques (REG). Bernhardt, R., Imperium und Eleutheria. Die römische Politik gegenüber den freien Städten des griechischen Ostens, Hamburg 1971. Briscoe, J., A Commentary on Livy, 4 Bde., Oxford 1973– 2012. Cabanes, P., L’Épire de la mort de Pyrrhos à la conquête romaine (272–167 av. J.C.), Paris 1976. Canali de Rossi, F., Le ambascerie dal mondo greco a Roma in età repubblicana, Rom 1997. Chaniotis, A., Die Verträge zwischen kretischen Poleis in der hellenistischen Zeit, Stuttgart 1996. Böckh, A./Röhl, H. (Hrsg.), Corpus Inscriptionum Graecarum I–IV, Berlin 1828–1877. Corpus Inscriptionum Latinarum, Berlin 1862–. Crawford, M. H. (Hrsg.), Roman Statutes, 2 Bde., London 1996. Dahlheim, W., Struktur und Entwicklung des römischen Völkerrechts im dritten und zweiten Jahrhundert v. Chr. (Vestigia 8), München 1968. Daux, G., Chronologie Delphique (Fouilles de Delphes 3, 7), Paris 1943. Dreyer, B., Die römische Nobilitätsherrschaft und Antiochos III: 205 bis 188 v. Chr., Hennef 2007. Ferrary, J.-L., Traités et domination romaine dans le monde hellénique, in: L. Canfora u. a. (Hrsg.), I trattati nel mondo antico, Rom 1990, 217–235. Fouilles de Delphes. Riccobono, S./Arangio Ruiz, V. (Hrsg.), Fontes iuris romani anteiustiniani, Florenz 21941. Fragmente der griechischen Historiker.
XVIII
Gauthier, Symbola
Abkürzungsverzeichnis
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Abkürzungsverzeichnis
IK Lampsakos
IK Metropolis
IK Nordkarien IK Priene
IK Smyrna
ILLRP ILS I. Magnesia I. Milet I 3 I. Milet VI IosPE
I. Olympia I. Pergamon I. Perinthos
I. Priene ISE
ISM I. Thrac. Aeg.
Kallet-Marx, Hegemony
XIX
Frisch, P. (Hrsg.), Die Inschriften von Lampsakos (Inschriften griechischer Städte aus Kleinasien 6), Bonn 1978. Dreyer, B./Engelmann, H. (Hrsg.), Die Inschriften von Metropolis 1: Die Dekrete für Apollonios: Städtische Politik unter den Attaliden und im Konflikt zwischen Aristonikos und Rom (Inschriften griechischer Städte aus Kleinasien 63), Bonn 2003. Blümel, W. (Hrsg.), Inschriften aus Nordkarien (Inschriften griechischer Städte aus Kleinasien 71), Bonn 2018. Blümel, W./Merkelbach, R., Die Inschriften von Priene (Inschriften griechischer Städte aus Kleinasien 69), Bonn 2014. Petzl, G. (Hrsg.), Die Inschriften von Smyrna (Inschriften griechischer Städte aus Kleinasien 23–24), Bonn 1982– 1990. Degrassi, A. (Hrsg.), Inscriptiones Latinae Liberae Rei Publicae, 2 Bde., Florenz 1957–1963. Dessau, H. (Hrsg.), Inscriptiones Latinae Selectae, 3 Bde., Berlin 1892–1916. Kern, O. (Hrsg.), Die Inschriften von Magnesia am Maeander, Berlin 1900. Rehm, A. (Hrsg.), Das Delphinion in Milet, Berlin 1904. Herrmann, P. u. a. (Hrsg.), Die Inschriften von Milet, Berlin 1997–2017. Latyšev, V. V. (Hrsg.), Inscriptiones antiquae Orae Septentrionalis Ponti Euxini Graecae et Latinae, St. Petersburg 1901. Dittenberger, W./Purgold, K. (Hrsg.), Die Inschriften von Olympia, Berlin 1896. Fränkel, M. (Hrsg.), Die Inschriften von Pergamon, Berlin 1890–1895. Sayar, M. (Hrsg.), Perinthos-Herakleia (Marmara Ereğlisi), Geschichte, Testimonien, griechische und lateinische Inschriften, Wien 1998. Hiller von Gaertringen, F. (Hrsg.), Die Inschriften von Priene, Berlin 1906. Moretti, L./Canali de Rossi, F. (Hrsg.), Iscrizioni storiche ellenistiche: Testo critico, traduzione e commento, 3 Bde., Florenz 1967–2008. Pippidi, D. M./Avram, A. (Hrsg.), Inscriptiones Scythiae Minoris Graecae et Latinae, 3 Bde., Bukarest 1980–1999. Loukopoulou, L. D. u. a. (Hrsg.), Επιγραφές της Θράκης του Αιγαίου: μεταξύ των ποταιμών Νέστου και Ἐβρου (νομοι Ξάνθης, Ροδόπης και Ἐβρου), Athen 2005. Kallet-Marx, R. M., Hegemony to Empire. The Development of the Roman Imperium in the East from 148 to 62 B. C., Berkeley u. a. 1995.
XX
Abkürzungsverzeichnis
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Meloni, Perseo Michel, Recueil Migeotte, Emprunt
Muttelsee, Kreta OGIS OMS Paul, Commentary RE REG Reynolds, Aphrodisias and Rome
Richardson, Hispaniae Rigsby, Provincia Robert, Fouilles Rousset, De Lycie en Cabalide
Schürer, History SEG
Abkürzungsverzeichnis
SGDI
XXI
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601 Teos – Kyrbissos (sympoliteia) Spätes 3. Jh. v. Chr.
Block aus dunkelblauem Marmor; b. 0,40 m, h. 0,61 m, d. 0,125 m; Buchstaben 0,005–0,007 m. 5 Fundort: Teos. Ed.: J. u. L. Robert, Une inscription grecque de Téos en Ionie. L’union de Téos et Kyrbissos, Journal des Savants (1976), 153–235 = OMS VII 297–379 (mit Photos vom Abklatsch); SEG 26, 1306. Lit.: Erwähnt in StV III Nr. 575; F. Sokolowski, On the Decree of Teos Concerning 10 the Appointment of the «phrourarchos», ZPE 38 (1980), 103–106; A. J. Graham, Abdera and Teos, JHS 112 (1992), 44–73, hier 56–59; M. Sartre, Conclusions, in: J.-Ch. Couvenhes/H.-L. Fernoux (Hrsg.), Les cités grecques et la guerre en Asie Mineure à l’époque hellénistique, Tours 2004, 249–255, hier 252; W. Mack, Communal interests and Polis identity under negotiation. Documents Depicting Sym- 15 polities between Cities Great and Small, Topoi 18,1 (2013), 87–116, hier 104–106 (4. Teos and Kyrbissos [SEG 26, 1306]). Üb.: HGIÜ II Nr. 351 (deutsch); J. u. L. Robert, a. a. O. (französisch).
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τὸ χωρίον μὴ παραδῶ[ι τ]ῶι φρουράρχω[ι] τῶ[ι] ὑπὸ τῆς πόλεως ἀποσ[τελ]λομένωι ἀεὶ καθ’ ἑκάστην τετράμη[νο]ν, φ[ε]ύγειν τε αὐτὸν ἀραιὸν ἐκ Τέω καὶ ἐξ Ἀβδήρων καὶ ἐκ τῆς χώρας καὶ τῆς Τηΐων καὶ τῆς Ἀβδηρ[ι]τῶν καὶ τὰ ὄντα αὐτοῦ δη[μό]σια ε[ἶ]ναι, καὶ ὃς ἂν ἀποκτείνηι αὐτὸν μ[ὴ] μιαρὸς ἔστω· ἐὰν δὲ μαχόμενος [ἀποθάνηι, ὑπάρχ]ε[ι]ν αὐτοῦ δημόσια τὰ ὄντα· τῶι δὲ καταρχθέντι φ[ρο]υρ[άρχωι μὴ ἔστω] ἀποσπᾶσθαι· διδόναι δὲ αὐτῶι τὸμ μισθὸν τὸν [ἐκ τῶν νόμων ἑκάστης τε]τραμήνου τοὺς ταμ[ίας ἐ]πάναγκον ὅταν πορεύηται [εἰ]ς τὸ [χωρίον· μ]ισθὸν δὲ εἶναι τῶ[ι μὲν] φρουράρχωι τεσσέρας δραχμ[ὰς] ἀ[λεξ]ανδρε[ίας], τῶν δὲ φρουρῶ[ν] ἑκάστωι δραχμὴν ἀλε[ξ]ανδρ[είαν μίαν· ἐὰν δ]έ τις [ἀ]τάκτηι ἢ μὴ πε[ι][θ]άρχηι τοῦ φρουράρχο[υ], ἐ[ξε]ῖναι [τῶι φρ]ουράρχωι καὶ καταδεῖν κα[ὶ] ἀπόμισθον ποιῆσαι· ἐχέτω δὲ τῶν φρ[ου]ρῶν [ἕκα]στος ἀσπίδα κα[ὶ] δόρυ καὶ μάχαιραν καὶ περικεφαλαίαν· [τὸν] δὲ φρούραρχον [καὶ] τοὺς φρουροὺς πρὶ[ν] ἀποστέλλ[ε]σθαι ὀ[μνύν]αι [ἐν] τῆι ἀγορᾶι ἦ μὴν ἀποδώσειν καὶ δ[ι]αφυλάξειν τῆι π[όλει] τὸ χωρίον· ἐπομνύναι δ[ὲ] [τ]ὸν νόμιμον ὅρκον· ὁρκισάντων δὲ αὐτ[οὺς οἵ τε σ]τρατηγοὶ καὶ οἱ τιμ[οῦ][χ]οι· ὀμνύτωσαν δὲ καὶ ὅσοι Α .ΤΩΝ ‒ ‒ ‒ca. 14‒ ‒ ‒ ΙΟΝΤΙ ἀρεστ‒ ‒ . Σ . τῶν φρουρῶν τῶν ὑπαρχόντ[ων . .ca. 4. . ]ΛΥ‒ ‒ca. 8–10‒ ‒ ὡς? δὲ καὶ οἱ ἐν τ[ῆι] [πό]λει ὤμοσαν· παρέχεσθαι δὲ καὶ . . ΡΑ ‒ ‒ca. 7‒ ΤΕ ἐν τῶι χωρίωι· τὸ[ν δὲ] [ὅ]ρκον εἶναι τῶμ μὲν ἐ[ν] τῆ[ι] πόλει οἰκούντων τόνδε· οὐ κατασκάψω [Κυρ]βισσὸν οὐδ’ ἑτέρωι ἐπιτρέ[ψ]ω [κ]α[τ]ὰ δύναμιν τὴν ἐμὴν οὐδ’ ἐγ[κ]α[ταλ]είψω τῶμ πολιτῶν τῶν ἐγ Κ[υρβισσῶι κ]ατοικούντων οὐθένα· ταῦ[τα οὖ]ν ἀληθῆ ναὶ μὰ Δία κ[αὶ Ἥλιογ καὶ Ποσειδῶ κ]αὶ Ἀπόλλω καὶ Ἀθηνᾶ[ν] [καὶ θεο]ὺς πάντας καὶ πάσας καί [μ]ο[ι εὐ]ο[ρκ]οῦντι μὲν εὖ εἴη, ἐ[πι][ορκοῦντι] δὲ κακῶς· τῶν δὲ ἐγ Κυρβ[ι]σσ[ῶι] κατοικούντων· οὐ[κ] [ἐγ]καταλί[ψω τ]ὸμ φρούραρχο[ν] τὸν ἐκ τῆς πόλεως ὑπὸ τοῦ δήμου ἀ[ποστελ]λόμενον καὶ διαφυλάξω [τ]ὸ χω[ρί]ον τῆι πόλει καὶ ἂν [εἰδῶ] [τινα] ἐπιβουλεύοντα τῶι χωρίωι ἢ τῶι φρου[ρ]άρχωι δηλώσω τῆ[ι] [πόλει] καὶ τῶι φρουράρχ[ω]ι καὶ οὐκ [ἐπ]ιτρέψω κατὰ δύναμιν τὴν [ἐ][μὴν] καὶ ὅ τι ἂν ὁ φρούραρχος παραγ[γε]ίληι ποιήσω ὅσα εἰς φυλ[ακ]ὴ[ν] [τοῦ χω]ρίου καὶ τῆς χώρας [ναὶ μὰ Δί]α καὶ Ἥλιογ καὶ Ποσειδῶ καὶ [Ἀ][πόλλω κ]αὶ Ἀθηνᾶν καὶ θεοὺς π[ά]ντας καὶ π[άσ]ας καί [μοι ε]ὐορκοῦ[ντι] [μὲν ε]ὖ εἴη, ἐπιορκοῦντι δὲ κακ[ῶ]ς· ὁρκισάτωσαν δὲ [ο]ἱ στρατη[γοὶ] [καὶ οἱ τι]μοῦχοι τοὺς πολίτας ἐν τῆι ἀγορᾶι ταύρωι καὶ κρίωι [καὶ κά][πρωι· ὁρκί]σαι δὲ καὶ τοὺς ἐγ Κυρβισσῶι κατοικοῦντας ‒ ‒ca. 8‒ ‒ . . . . . ΣΤΑ· τὰ δὲ ὅρκια παρασχέσθαι τοὺς ταμίας· τοὺ[ς] δὲ ὀμό[σαντας τῶμ] πολιτῶν τῶν ἐγ Κυρβισσῶι ἀναγράψαι εἰς λεύκω[μα ‒ ‒] [‒ ‒ca. 9‒ ‒ κ]αὶ εἰς τὸ βουλευτήριον· ἀναγράψαι δὲ καὶ τὸ ψήφισμα [τόδε] [τοὺς τιμούχ]ους εἰσ[τή]λας δύο καὶ ἀνα[θ]εῖναι τὴμ μὲ[ν μίαν . .ca. 4–5. .] ‒ ‒ ‒ca. 10‒ ‒ ‒ν. ἐν τῇ ἀγορᾶι, τὴν δὲ εἰς [τὸ ἱ]ερὸν τ‒ ‒ ‒ca. 9–10‒ ‒ ‒ vacat
6–7 Sokolowski ‖ 17 Sokolowski ‖ 27 Sokolowski.
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… auf vorteilhafte Weise; die Bürger in der Stadt sollen schwören, Kyrbissos nicht zu zerstören und, soweit es in ihren Kräften liegt, niemandem anderen zu gestatten, das zu tun, sowie keinen der Bürger, die in Kyrbissos wohnen, im Stich zu lassen. Die Einwohner von Kyrbissos sollen schwören, (5) den Garnisonskommandanten, der vom demos entsandt wird, nicht im Stich zu lassen und die Festung für die Stadt zu schützen und zu erhalten. Sollte jemand nicht schwören, soll der demos gegen ihn eine Strafe beschließen, wie gegen einen, der Unrecht tut. Man soll einen Garnisonskommandanten für Kyrbissos für eine Amtszeit von jeweils vier Monaten bestimmen, der nicht jünger als dreißig Jahre ist und dem ein unbelastetes Vermögen an Land und Haus im Wert von vier Talenten gehört. (10) Jeder Bürger ist berechtigt, mitzubestimmen, nachdem er einen Eid in der Volksversammlung geleistet hat. Der Eid lautet: «Ich werde als Garnisonskommandant für Kyrbissos den Mann bestimmen, der mir am ehesten geeignet erscheint, sich auf die beste und effektivste Weise um den Schutz der Festung zu kümmern und die Festung für die Stadt zu schützen und zu erhalten, bei Apollon … wenn ich den Eid halte, möge es mir gut ergehen, wenn ich ihn breche, schlecht.» (15) Man darf denselben Mann fünf Jahre lang nicht erneut zum Garnisonskommandanten bestimmen; damit wir wissen, wer Garnisonskommandant gewesen ist und (wer sonst in Frage kommt), sollen die timouchoi [«Ehrenamtsinhaber», eine hohe Behörde in Teos] die Namen auf eine geweißte Tafel aufschreiben und sie im Ratsgebäude [bouleuterion] deponieren. Der Garnisonskommandant soll nicht weniger als 20 Bürger als Schutztruppe sowie drei Hunde zur Verfügung haben; die Hunde soll die Stadt kaufen und dem Garnisonskommandanten übergeben; für den Unterhalt der Hunde soll der Garnisonskommandant aufkommen. (20) Falls jemand die Festung übernimmt, aber sie an den von der Stadt jeweils für vier Monate bestimmten Garnisonskommandanten nicht weitergibt, dann soll man ihn als Verfluchten aus Teos und aus Abdera sowie aus den Territorien der Teier und der Abderiten vertreiben und sein Vermögen ist einzuziehen; wer ihn tötet, soll nicht als mit Blut befleckt gelten; (25) sollte er im Kampf umkommen, gilt sein Vermögen als eingezogen. Dem ernannten Garnisonskommandanten ist es nicht gestattet, seinen Posten zu verlassen; die Schatzmeister [tamiai] sollen ihm den gesetzmäßigen Sold jeweils für die vier Monate, wie vorgeschrieben, in dem Moment, in dem er zur Festung aufbricht, geben. Der Sold für den Garnisonskommandanten beträgt vier Alexander-Drachmen, für jeden Wehrsoldaten eine Alexander-Drachme [d. h. pro Tag]. (30) Sollte sich jemand disziplinlos verhalten oder dem Garnisonskommandanten nicht gehorchen, soll es dem Garnisonskommandanten gestattet sein, ihn in Fesseln zu legen und ohne Soldzahlung zu entlassen. Jeder Wehrsoldat soll einen Schild, einen Speer, ein Schwert sowie einen Helm besitzen. Der Garnisonskommandant und die Schutzsoldaten sollen vor ihrer Absendung auf der agora schwören, (35) die Festung in jedem Fall zurückzugeben und sie für die Stadt zu schützen und zu erhalten; sie sollen auch
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den gesetzlich vorgeschriebenen Eid schwören. Vereidigen sollen sie die strategoi [«Generäle»] sowie die timouchoi. Alle diejenigen sollen schwören, die … der vorhandenen Schutzsoldaten … wie auch diejenigen in der Stadt schwören; man soll auch zur Verfügung stellen … auf der Festung. (40) Der Eid der Stadtbewohner lautet folgendermaßen: «Ich werde Kyrbissos nicht zerstören und, soweit es in meinen Kräften liegt, niemandem anderen gestatten, dies zu tun, und ich werde keinen der Bürger, die in Kyrbissos wohnen, im Stich lassen. Dies ist wahr, bei Zeus und Helios und Poseidon und Apollon und Athena sowie allen anderen Göttern und Göttinnen; wenn ich den Eid halte, möge es mir gut ergehen, wenn ich ihn breche, schlecht.» (45) Eid der Bewohner in Kyrbissos: «Ich werde den Garnisonskommandanten, der aus der Stadt vom demos entsandt wird, nicht im Stich lassen und ich werde die Festung für die Stadt schützen und erhalten; sollte ich erkennen, dass jemand einen Anschlag auf die Festung oder den Garnisonskommandanten vorbereitet, werde ich es der Stadt und dem Garnisonskommandanten anzeigen und es, soweit es in meinen Kräften liegt, nicht zulassen, (50) und was auch immer der Garnisonskommandant anordnet, werde ich tun zum Schutz der Festung und des Territoriums, bei Zeus und Helios und Poseidon und Apollon und Athena sowie allen anderen Göttern und Göttinnen; wenn ich den Eid halte, möge es mir gut ergehen, wenn ich ihn breche, schlecht.» Die strategoi und die timouchoi sollen die Bürger auf der agora bei einem Stier-, Widder- und Eberopfer vereidigen; (55) die Bewohner von Kyrbissos sollen vereidigen … die Opfertiere sollen die Schatzmeister bereitstellen. Die Namen der Bürger in Kyrbissos, die den Eid geschworen haben, soll man auf eine geweißte Tafel aufschreiben … in das Ratsgebäude. Die timouchoi sollen auch diesen Beschluss auf zwei Stelen aufschreiben lassen und die eine aufstellen … auf der agora, die andere in den Tempelbezirk von …
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Durch diese Urkunde wird eine Sympolitie zwischen Teos und dem sonst unbekannten, aber offensichtlich benachbarten Ort Kyrbissos, der im erhaltenen Teil der Urkunde immer nur als «Festung» (χωρίον) bezeichnet wird, begrün- 30 det. Kyrbissos bleibt als Siedlungsplatz bestehen, die Einwohner werden Bürger von Teos (Z. 3–4, 45: τῶμ πολιτῶν τῶν ἐγ Κ[υρβισσῶι κ]ατοικούντων), und nach der vorgesehenen Vereidigung werden ihre Namen öffentlich aufgeschrieben (Z. 56–57: τοὺ[ς] δὲ ὀμό[σαντας τῶμ] πολιτῶν τῶν ἐγ Κυρβισσῶι ἀναγράψαι εἰς λεύκω[μα-]). Der Ort gilt künftig aber nur als eine zu Teos gehörige bewohnte 35 Festung (Z. 12–13, 21, 28: τὸ χωρίον). Unter welchen Bedingungen bzw. auf wessen Initiative die Sympolitie eingeleitet wurde, geht aus dem erhaltenen Text nicht hervor. Da sich aber Teos die Absicherung der Festung etwas Mühe und Geld kosten ließ, die Regelungen als eigenen Volksbeschluss (Z. 58: ψήφισμα) verfasste und sich um die Veröffentlichung kümmerte sowie deren Kosten trug, dürfte dort 40 das Hauptinteresse zu suchen sein.
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Die erhaltenen Teile der Urkunde sind der Schluss des Textes. Sie befassen sich mit Regelungen für die Sicherheit der neu eingegliederten Festung Kyrbissos sowie mit der Publikation des psephisma, von dem zwei Ausfertigungen, einmal in Teos, einmal wohl in Kyrbissos, veröffentlicht werden sollten (Z. 58–60). Das Dokument dürfte ursprünglich viel länger gewesen sein und eine ganze Palette von Regelungen enthalten haben, welche die Eingliederung der Bewohner von Kyrbissos in die Bürgerschaft von Teos ordneten (vgl. den vollständigen Text Milet – Pidasa, 638). Dass das Dokument Vertragscharakter besitzt, geht aus der Festlegung von gegenseitigen Eiden sowie den Bestimmungen zum gegenseitigen Vereidigungsverfahren (Z. 40 ff.) hervor. Datiert wird der Stein nur nach den Buchstabenformen sowie der Orthographie ins späte 3. Jh. (J. u. L. Robert, a. a. O. 156–160), er dürfte vielleicht etwas älter sein als das Dossier bezüglich des Besuchs von Antiochos III. in Teos ca. 204 v. Chr. (SEG 41, 1003). Aus der Fülle der Details, die von den Roberts mit gewohnter Akribie kommentiert worden sind, ist hier besonders hervorzuheben, dass die Stadt Teos ihre eigenen Bürger, keine Söldner, als Besatzung und Besatzungskommandanten in der Festung vorsah (Z. 7–10, 19, 27–30). Die (Neu-)Bürger, die weiterhin in Kyrbissos leben sollten, werden verpflichtet, die gestellte Garnison voll zu unterstützen (Z. 4–5, 45–53). Bemerkenswert ist auch die Klausel, die vorsah, dass ein unbotmäßiger Besatzungskommandant sowohl in Teos als auch in der teischen Kolonie Abdera verflucht sein und als vogelfrei gelten soll (Z. 20–26). Das besondere Verhältnis zwischen den zwei Poleis lässt sich zwar nicht genau definieren, war aber zur Zeit der Vereinbarung mit Kyrbissos im späten 3. Jh. offensichtlich besonders eng (vgl. dazu Graham, a. a. O.).
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Stele aus Kalkstein, links abgebrochen; b. 0,245 m, h. 0,73 m, d. 0,12 m. Buchstaben 0,01 m. 30 Fundort: Starigrad, Hvar. Ed.: L. Robert, Inscriptions hellénistiques de Dalmatie, Hellenica 11/12 (1960), 505–541 (Photos: Tafeln XV, XVI); SEG 23, 489. Lit.: J. Bousquet, Inscription hellénistique de Dalmatie, BCH 85 (1961), 589–600; J. u. L. Robert, BE, REG 76 (1963), 142–147, Nr. 129; P. Derow, Pharos and Rome, 35 ZPE 88 (1991), 261–270; A. Coppola, Demetrio di Faro: Un protagonista dimenticato, Rom 1993, 123–127; Habicht, Athen 187–188; A. M. Eckstein, Pharos and the Question of Roman Treaties of Alliance Overseas in the Third Century B.C.E., CPh 94 (1999), 395–418.
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Z. 3–10 [ἐπειδὴ Ῥωμαίων ἡ σύγκλ]ητος καὶ ὁ δῆμος, φί[λοι ὑπάρχοντες καὶ εὖνοι] τῇ πόλει τῇ Φαρίων 5 [ἀπὸ προγόνων, ἀπoδεδωκότες] ἡμῖν τήν τε πόλιν [ἡμετέραν καὶ τοὺς πατρί]ους νόμους καὶ χώρας ἣ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ca. 20‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ τῇ νήσωι ἔδωκεν ἡμῖν [‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ca. 16‒ ‒ ‒ ‒ τεσσ]αράκοντα καὶ τὴν συμμα[χίαν ἀνενεώσαντο, καὶ ἄλλ]α φιλάνθρωπα ἐποιήσαν10 [το ἡμῖν, δεδόχθαι τῶι δή]μωι κ.τ.λ.
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6 Errington, ἡμῶν Bousquet, SEG ‖ 6–7 ἥ | [τις ὑπῆρχεν τῇ πόλει ἐν] Robert ‖ 8 [τὴν 10 κάρπωσιν (?) εἰς ἔτη τεσσ]αράκοντα Bousquet, SEG ‖ 8–10 Bousquet, SEG, συμμα|[χίαν καὶ φίλιαν καὶ τἆλλ]α φιλάνθρωπα ἐποιήσαν|[κύρια] Robert.
Der römische Senat und das Volk sind seit alters Freunde der Stadt der Pharier und ihr gegenüber wohlwollend gestimmt. Nachdem sie uns unsere Stadt und die väterlichen Gesetze und den Teil des Landes, welcher … auf der Insel, wiederge- 15 geben haben, gaben sie uns auch … vierzig, und sie erneuerten das Bündnis und sie leisteten uns andere Wohltaten. Deswegen beschloss der demos … In diesem Dekret wenden sich die Pharier an ihre Mutterstadt Paros, die gebeten wird, nach einer nicht näher spezifizierten Katastrophe Hilfe zu leisten (Z. 14–15: εἰς τὸ βοηθῆσαι εἰς ἐπα|[νόρθωσιν τῆς πόλεως]). Begründet wird das Dekret aber in erster Linie durch den hier zitierten Auszug: Das Argument lautet, die Römer hätten ihren Teil zu den Hilfsmaßnahmen beigetragen, indem sie die rechtliche Existenz der Stadt Pharos wiederhergestellt hätten. Jetzt sollten auch die Parier ihre Solidarität durch konkrete Leistungen zeigen. Unter den (immateriellen) römischen Leistungen wird die Erneuerung des Bündnisses besonders hervorgehoben (Z. 8–9). Diese Deutung beruht zwar auf einer Ergänzung Bousquets, die aber im Gegensatz zur ed. pr. von Robert, der die epigraphisch nicht belegte Reihenfolge συμμα[χίαν καὶ φίλιαν vorschlug, eine häufig belegte, übliche Wendung ergänzt. Allerdings geht auch Roberts Ergänzung davon aus, dass im Text zwei Zeitstufen impliziert sind: 1) die Zeit der katastrophalen Ereignisse, welche zum Appell an Paros führten und welche auch die Römer irgendwie betrafen – d. h. die Entstehungszeit der Inschrift –, und 2) die Zeit des ursprünglichen Abschlusses des nunmehr erneuerten Bündnisses. Das einzige Datierungskriterium bieten die Buchstabenformen sowie die Orthographie, die Robert bewogen, die Inschrift ins 2. Jh. zu setzen. Die maßgebliche Rolle, die Rom für die Pharier bei der Begründung ihres Appells an die Parier spielt, passt auch historisch ausgezeichnet in diese Zeit. Derow, der die wichtige Verbesserung Bousquets in Z. 9 nicht zur Kenntnis nimmt, versucht die Inschrift in Zusammenhang mit den illyrischen Kriegen des 3. Jhs. zu setzen. Er nimmt dabei einen von Robert wegen der Buchstabenformen verworfenen Ansatz wieder auf und argumentiert, dass die Stadt nach dem Ers-
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ten Illyrischen Krieg (also um 228) den ursprünglichen Vertrag erhielt und die Katastrophe, um deren Überwindung es in der Inschrift geht, jene von Polybios (iii 19.12) und Appian (Ill. 8 [24]) erwähnte Zerstörung der Stadt durch L. Aemilius Paullus im J. 219 war. Die Erneuerung des Bündnisses wäre dann eine großzügige Geste des römischen Senates an die nach der Flucht des Demetrios von Pharos wiederauferstandene demokratische Gemeinde Pharos. Der Vorschlag wurde zwar u. a. von Coppola und von Habicht (vgl. auch ders. in: Polybius. The Histories, Volume I: Books 1–2. Translated by W. R. Paton. Revised by F. W. Walbank, Christian Habicht. Loeb Classical Library 128. Cambridge, Ma., 2010, ad iii 19.12 Anm.) akzeptiert, obwohl er schon von Robert wohl zurecht verworfen worden war. Auch Eckstein, der die Textverbesserung Bousquets ebenfalls nicht kennt, erwägt das Jahr 219/218 als Datierung für die Inschrift, wobei er allerdings der symmachia nicht einmal Vertragscharakter zuerkennen will. Dies ist aber viel zu früh für eine Vertragserneuerung. Neben dem epigraphisch-technischen Argument spricht gegen eine so kurze Zwischenzeit auch die Feststellung (Z. 3–5), dass die Römer «seit alters» ([ἀπὸ προγόνων]) Freundschaft mit Pharos gepflegt hätten – vorausgesetzt, diese naheliegende Ergänzung trifft zu. Der ganze Duktus des Textes führt auf eine spätere Zeit: Die argumentative Verwendung des Hinweises auf die alte und gerade erneuerte römische Zuneigung passt viel besser ins 2. Jh., als Rom die einzig verbliebene Großmacht im Mittelmeerraum war, als in die Zeit vor dem Zweiten Punischen Krieg. Ein Teil des Vorschlags von Derow könnte vielleicht gerettet werden, wenn der erste Vertragsabschluss nach dem Zweiten Illyrischen Krieg (also nach 219) stattgefunden hätte. Die Gewährung des Vertrages, nicht dessen Erneuerung, wäre dann jene großzügige Geste des römischen Senates an die wiederauferstandene demokratische Gemeinde Pharos, die Derow für 219/218 – allerdings ohne Unterstützung der Quellen (Polyb. iii 19.12) – vermutet. Die aktuelle Katastrophe, welche die Inschrift veranlasste, ist dann eher in anderem Kontext, z. B. im Rahmen der römischen Flottentätigkeit in illyrischen Gewässern gegen Genthios während des Dritten Makedonischen Krieges oder im Zusammenhang mit einem sonst unbekannten Ereignis des 2. Jh., anzusetzen (so Robert, a. a. O.). Über den Inhalt des Vertrages wird nichts überliefert. Es ist aber davon auszugehen, dass die aus anderen Verträgen mit griechischen Städten bekannten Klauseln in Bezug auf gegenseitige Hilfe sowie das Verbot, Feinden des Vertragspartners Hilfe zu leisten, auch hier Bestandteil der Vereinbarungen waren. Ob ein ursprünglich nach der gewaltigen Niederlage des Demetrios von Pharos während des Zweiten Illyrischen Krieges abgeschlossener «Gnadenvertrag» mit der nunmehr selbstständigen Stadt die «maiestas-Klausel» enthielt, ist zu überlegen, lässt sich aber nicht klären.
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603 Hierapytna – Lyttos
603 Hierapytna – Lyttos (Bündnis) Ca. 205 v. Chr.
Unterer Teil einer opisthographen Stele aus blaugrauem Kalkstein, in zwei Teile gebrochen; b. 0,73 m, h. 1,065 m, d. 0,085–0,09 m. Buchstaben 0,007–0,012 m. 5 Auf der Vorderseite der Vertrag StV III Nr. 551, Rhodos – Hierapytna (I. Cret. III iii 3A); unter diesem Vertrag ein Beschluss zugunsten von Magnesia am Maiandros (I. Cret. III iii 3C). Fundort: Portogruaro (offensichtlich verschleppt), vermauert in einem Haus, der untere Teil jetzt im Archäologischen Museum Venedig (Inv.-Nr. 53), oberer Teil 10 verschollen. Ed.: I. Cret. III iii 3B (mit Photo); Chaniotis, Verträge Nr. 26. Üb.: Chaniotis, a. a. O. (deutsch). ‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ἑρπ]όντων δὲ οἱ Ἱεραπύτνιοι τοῖς Λυττίοις ἐς τὰ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ [‒ ‒ ‒ ‒ ‒ οἱ δὲ] Λύττιοι τοῖς Ἱεραπυτνίοις ἐς τὰν εὐάμερον τὰν [‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ὁ δὲ κόσμος τῶν] [Ἱεραπυτνί]ων ἑρπέτω Λυττοῖ ἐς τὸ ἀρχεῖον· κατὰ ταὐτὰ δὲ καὶ ὁ τῶ[ν Λυττίων κόσμος ἑρπέτω ἐν Ἱεραπύτναι ἐς] τὸ ἀρχ[εῖον]. αἰ δὲ οἱ κόσμοι ἐλλίποιεν τὰν θυσίαν τὰν ἠγραμμέναν, αἴ κα μή τι πόλε[μος κωλύσηι, ἀποτεισάν]15 των ὁ κόσμος ἕκαστος ἀργυρίω στατῆρας ἑκατόν, οἱ μὲν Ἱεραπύτνιοι τοῖς Λυττίοις τᾶι πόλει, οἱ δὲ Λύττιοι τοῖς Ἱεραπυτνίοις τᾶι πόλει. ὅ τι δέ κα δόξηι ταῖς πόλεσιν ἐξελε ̑ν ἢ ἐνθέμεν, ὅ τι μὲν ἐξέλοιμεν μήτε ἔνθινον μήτε ἔνορκον ἦμεν, ὅ τι δὲ ἐγγράψαιμεν ἔνθινόν τε ἦμεν καὶ ἔνορκον. εἰ δέ τί κα θεῶν ἱλέων ὄντων λάβωμεν ἀπὸ τῶν πολεμίων, λαγχανόντων κατὰ τὸ τέλος ἑκάτεροι. μὴ ἐξέστω δὲ ἰδίαι μήτε πόλεμον ἐχφέρεσθαι χωρὶς μήτε εἰρήναν τίθεσθαι, αἴ κα μὴ ἀμφοτέροις δόξηι. αἰ δέ τινές κα ἰδίαι ἐξενέγκωνται, 10 αὐτοὶ καὶ διαπολεμόντων, καὶ μὴ ἔνορκοι ἔστων οἱ μὴ συμπολεμόντες. στασάντων δὲ τὰς στάλας ἑκάτεροι ἐν τοῖς ἰδίοις ἱεροῖς, οἱ μὲν Ἱεραπύτνιοι Ὠλεροῖ ἐν τῶι ἱερῶι, τὰν δὲ ἐν Ἀπόλλωνι, οἱ δὲ Λύττιοι ἐν τῶι ἱερῶι τ[ῶ Ἀπό]λλωνος καὶ ἐμ πόλει ἐν Ἀθαναίαι· στασάντων δὲ καὶ κοινὰν στάλαν ἐν Γόρτυνι ἐν τῶι ἱερῶι τῶ ‒ ‒ ‒ ‒ι. ὅρκος Λυκτίων· ὀμνύω τὰν Ἑστίαν καὶ Ζῆνα Ὀράτριον καὶ Ἀθαναίαν Ὠλερίαν καὶ Ζῆνα
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Μον[νίτιον καὶ Ἥ]ραν καὶ Ἀθαναίαν Πολιάδα καὶ Ἀπόλλωνα Πύτιον καὶ Λατὼ καὶ Ἄρεα καὶ Ἀφροδίταν καὶ Κωρῆ15 τας [καὶ Νύμφα]ς καὶ θεὸς πάντας καὶ πάσας· ἦ μὰν ἐγὼ συμμαχησῶ τοῖς Ἱεραπυτνίοις τὸν πάντα χρόνον ἁπλ[όω]ς καὶ ἀδόλως καὶ τὸν αὐτὸν φίλον καὶ ἐχθρὸν ἑξῶ καὶ πολεμησῶ ἀπὸ χώρας υἷ κα καὶ ὁ Ἱεραπύτνιος καὶ τὸ δίκαιον δωσῶ καὶ ἐμμενῶ ἐν τοῖς συνκειμένοις, ἐμμενόντων καὶ τῶν Ἱεραπυτνίων. ἐπιορκόντι μὲν ἦμεν τὸς θεὸς ἐμμανίας καὶ γίνεσθαι πάντα τὰ ὑπεναντία, εὐορκῶσι δὲ τὸς θεὸς ἱλέος ἦμεν καὶ γίνεσθαι πολλ⟦λ⟧ὰ κἀγαθά. vac. ὅρκος Ἱεραπυτνίων· ὀμνύω τὰν Ἑστίαν καὶ Ζῆνα Ὀράτριον καὶ Ἀθαναίαν Ὠλερίαν καὶ 20 Ζῆνα Μοννίτιον καὶ Ἥραν καὶ Ἀθαναίαν Πολιάδα καὶ Ἀπόλλωνα Πύτιον καὶ Λατὼ καὶ Ἄρεα καὶ Ἀφροδίταν καὶ Κωρῆτας καὶ Νύμφας καὶ θεὸς πάντας καὶ πάσας· ἦ μὰν ἐγὼ συμμαχησῶ τοῖς Λυκτίοις τὸν πάντα χρόνον ἁπλόως καὶ ἀδόλως καὶ τὸν αὐτὸν φίλον καὶ ἐχθρὸν ἑξῶ καὶ πολεμησῶ ἀπὸ χώρας υἷ κα καὶ ὁ Λύττιος καὶ τὸ δίκαιον δωσῶ καὶ ἐμμενῶ ἐν τοῖς συνκειμένοις, ἐμμενόντων καὶ τῶν Λυκτίων. ἐπιορκόντι μὲν τὸς θεὸς ἐμμανίας ἦμεν καὶ γίνεσθαι πάντα τὰ ὑπεναντία, εὐορκῶσι δὲ τὸς θε25 [ὸ]ς [ἱλέος] ἦμεν καὶ γίνεσθαι πολλὰ κἀγαθά. … beiwohnen sollen die Hierapytnier bei den Lyttiern den [Festlichkeiten …] und die Lyttier bei den Hierapytniern den Festlichkeiten … Das Kollegium der kosmoi der Hierapytnier soll in Lyttos in den Amtssitz kommen, gleichermaßen soll das Kollegium der kosmoi der Lyttier in Hierapytna in den Amtssitz kommen. Falls die kosmoi versäumen sollten, das vorgeschriebene Opfer darzubringen, es sei denn, ein Krieg hindere sie daran, (5) soll jeder kosmos hundert Silberstatere bezahlen, die Hierapytnier an die Lyttier für die Stadtkasse, die Lyttier an die Hierapytnier für die Stadtkasse. Sollten die Städte beschließen, etwas zu streichen oder hinzuzufügen, wird das, was wir streichen möchten, weder von den Göttern noch durch Eidesleistung geschützt sein; das, was wir hinzuschreiben, soll von den Göttern und durch Eidesleistung geschützt sein. Sollten wir dank der Gnade der Götter von den Feinden Beute machen, dann sollen beide Vertragspartner je nach der Stärke ihrer Beteiligung ihren Anteil durch ein Losverfahren erhalten. Es ist den Vertragspartnern nicht gestattet, getrennt für sich alleine Krieg zu führen oder Frieden zu schließen, wenn nicht beide das beschließen; wenn aber ein Vertragspartner doch alleine Krieg führen sollte, (10) dann soll er ihn auch alleine zu Ende führen, und diejenigen, die nicht mitmachen, gelten nicht als eidesbrüchig. Jeder Vertragspartner soll
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Stelen aufstellen in seinen eigenen Heiligtümern, die Hierapytnier im Heiligtum in Oleros sowie im Apollonheiligtum, die Lyttier im Heiligtum des Apollon sowie im Athenaheiligtum in der Stadt; eine gemeinsame Stele sollen sie in Gortyn aufstellen im Heiligtum … Eid der Lyttier: «Ich schwöre bei Hestia und Zeus Oratrios und Athena Oleria und Zeus Monnitios und Hera und Athena Polias und Apollon Pythios und Leto und Ares und Aphrodite und den Koureten (15) und den Nymphen sowie allen Göttern und Göttinnen: Ich werde Verbündeter der Hierapytnier sein für alle Zeit, ehrlich und aufrichtig, und ich werde denselben als Freund und als Feind betrachten und ich werde von meinem Land aus Krieg führen, wie auch der Hierapytnier es tut, und ich werde den Rechtsweg einhalten und ich werde das Vereinbarte aufrechterhalten, solange die Hierapytnier das auch tun. Wenn ich den Eid breche, mögen die Götter wütend sein und alles möge gegen meine Wünsche geschehen; wenn ich den Eid halte, mögen die Götter gnädig sein und mir viele gute Dinge gelingen.» Eid der Hierapytnier: «Ich schwöre bei Hestia und Zeus Oratrios und Athena Oleria und (20) Zeus Monnitios und Hera und Athena Polias und Apollon Pythios und Leto und Ares und Aphrodite und den Koureten und den Nymphen sowie allen Göttern und Göttinnen: Ich werde Verbündeter der Lyttier sein für alle Zeit, ehrlich und aufrichtig, und ich werde denselben als Freund und als Feind betrachten und ich werde von meinem Land aus Krieg führen, wie auch der Lyttier es tut, und ich werde den Rechtsweg einhalten [oder: «mich zum Prozess stellen» (Chaniotis), vgl. Kommentar unten] und ich werde das Vereinbarte aufrechterhalten, solange die Lyttier das auch tun. Wenn ich den Eid breche, mögen die Götter wütend sein und alles möge gegen meine Wünsche geschehen; wenn ich den Eid halte, mögen die Götter gnädig sein und mir viele gute Dinge gelingen.»
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Erhalten ist nur der Schlussteil des Vertragstextes sowie die wörtlich identischen Eide, woraus eine formale Gleichstellung der Vertragspartner zu schließen ist. Die erhaltenen Bestimmungen sind bis auf eine eher vertragstechnischer Art: Sie gelten der Rolle der jeweiligen kosmoi unter Androhung von Strafen (Z. 5–6), der 30 Möglichkeit, den Vertrag zu ändern oder zu ergänzen (Z. 6–7), sowie den Publikationsbestimmungen – es sollen fünf Exemplare öffentlich aufgestellt werden, in jeder der Partnerstädte zwei sowie eines in Gortyn (Z. 10–12). Aus dieser letzten Bestimmung kann geschlossen werden, dass zur Zeit des Vertragsabschlusses die beiderseitigen Beziehungen zu Gortyn gut waren. Die Aufnahme der Klausel zur 35 Aufteilung der Beute bei gemeinsamen Kriegsunternehmungen bzw. das Verbot von kriegerischen Alleingängen (Z. 7–10) an dieser späten Stelle des Vertragstextes, wo es sonst nur um eher formale Fragen geht, lässt vermuten, dass diese Regelungen nachträglich eingefügt wurden, nachdem der Haupttext fertiggeschrieben war – zunächst also vergessen worden waren, ob vom Steinmetz selbst oder bei 40 der Erstellung seiner Vorlage.
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Das Bündnis wurde nach dem Vertrag von Hierapytna mit Rhodos (I. Cret. III iii 3A; StV III Nr. 551), der die Vorderseite des Steins ausfüllt, und vor dem nachfolgenden Beschluss Hierapytnas zugunsten von Magnesia am Maiandros (I. Cret. III iii 3C) aufgeschrieben. Der Vertrag mit Rhodos datiert ins Jahr 205/204 (so P. Brûlé, La Piraterie Crétoise Hellénistique, Paris 1978, 51–54; vgl. Chaniotis, Verträge 245; Wiemer, Krieg, Handel und Piraterie 156; anders [201/200?] StV III Nr. 551). Einer der magnetischen Gesandten, Theodotos, hielt sich ca. 206 im Zusammenhang mit der magnetischen Anerkennungskampagne für Artemis Leukophryene (I. Magnesia 50) auf Kreta auf. Vorausgesetzt, dass alle drei Texte zeitnah aufgeschrieben wurden, gehört unser Text höchstwahrscheinlich ebenfalls in die Zeit um 205/204, also in den Zusammenhang des sogenannten Ersten Kretischen Krieges (dazu zuletzt Wiemer, Krieg, Handel und Piraterie 143 f.). Ob der Vertrag noch im J. 111/110 in Kraft war, als sich Hierapytna und Lato vertraglich verbanden und auf «die Freundschaft und das Bündnis der Lyttier und der Hierapytnier» Bezug nahmen (708 Z. 68–69), wie Chaniotis, Verträge 245 erwägt, muss unsicher bleiben. Aus den überlieferten Klauseln ist ein Detail besonders anzusprechen: Z. 8–9 ἰδίαι: Es kann sich hier nicht um irgendwelche «Privatkriege» handeln, sondern, wie Chaniotis richtig ausgeführt hat, um Einzelinitiativen der Vertragspartner. Die Klausel scheint aber den anvisierten Tatbestand nur verkürzt wiederzugeben. Wie sie im Text steht, suggeriert sie ein Verbot des kriegerischen Alleingangs; das Verbot des Alleingangs kann aber eigentlich nur für den Friedensabschluss bei gemeinsamer Kriegführung gelten, denn die nächste Klausel regelt gerade den Fall des kriegerischen Alleingangs. In diesem Fall lag keine causa foederis vor.
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Ca. 205 v. Chr.
A, B: Opisthographe Stele, rechts abgebrochen; b. 0,23 m, h. 1,36 m, d. 0,135 m. Buchstaben 0,005–0,012 m. Fundort: Venedig (von Hierapytna verschleppt), jetzt Museo Archeologico Nazio- 30 nale Venedig (Inv.-Nr. 244). Ed.: R. von Bergmann, De inscriptione Cretensi inedita. Festschrift des Gymnasiums zu Brandenburg, Berlin 1860, 1–13; H. Voretsch, Über kretische Staatsverträge. Ein Beitrag zur griechischen Altertumskunde. Festschrift des Friedrich-Wilhelms-Gymnasiums zu Posen, Posen 1870; I. Cret. IV 174 (mit Photo); Chaniotis, 35 Verträge Nr. 27; SEG 53, 947; SGDI 5024. C: Zwei anpassende Fragmente aus Porosstein; b. (Fragment 1) 0,78 m, b. (Fragment 2) 0,79, h. 0,71m, d. (Fragment 1) 0,475 m, d. (Fragment 2) 0,48 m. Buchstaben ca. 0,022 m.
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Fundort: Metropolis (aus Gortyn). Lit.: Ch. Kritzas, Nuova copia da Gortina del trattato fra Gortinii, Hierapytnii e Priansii, in: M. L. Lazzarini/G. Molisani/S. Panciera (Hrsg.), Epigraphica. Atti delle Giornate di Studio di Roma e di Atene in memoria di Margherita Guarducci (1902–1999), Rom 2003, 107–125 (mit Photo); SEG 53, 942. 5 Üb.: Chaniotis, a. a. O. (deutsch [A, B]). Anmerkung zum Text: C bietet in 26 Zeilen das gortynische Exemplar der ersten 19 Zeilen von A, das hier zugrundegelegt wird. Die beiden Exemplare lassen sich gegenseitig ergänzen. Um einen Komposittext anzubieten, werden Buchstaben, die in A erhalten sind, aber in C fehlen, kursiv gesetzt; unterstrichen sind 10 in C erhaltene Buchstaben, die in A fehlen. Ergänzungen von Buchstaben, die in beiden Exemplaren fehlen, werden wie üblich in eckige Klammern ohne weiteren Vermerk gesetzt. Die einzigen erheblichen Abweichungen der zwei Exemplare sind das Fehlen der Anrufung des Gottes in Z. 1 von C sowie die Auslassung von C, Z. 20–24 in A, Z. 16 (hier eingefügt). Dabei wird die Zeilennummerierung 15 etwas gestört. Beim Übergang von Seite A zu Seite B hat der Steinmetz A, Z. 62 als B1 (hier 63) wiederholt. Α [θεὸς ἀγαθ]ός. [ἀγαθᾶι θύχαι καὶ ἐπὶ σωτηρίαι. ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒] ..ΜΜΕΝ….Σ….ΙΚ[‒ ‒ ‒ κορμιόντων τῶν σὺν . . άνδρωι τῶι ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ω] νύμω, ἐν δ’ Ἱεραπύτναι ἐπ[ὶ τᾶς ἀρχηίας τῶν σὺν ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒τῶι Μέντο]ρος κορμιόντων, ἐν Πριανσι[οῖ δὲ ἐπὶ τῶν . . σικαρτιδᾶν κορμιόντων] 5 [τ]ῶν σὺν Αἰσίμωι τῶι Ἅβρα[κος· τάδε ὤμοσαν οἱ Γορτύνιοι καὶ οἱ Ἱερα][π]ύτνιοι τοῖς Πριανσιεῦσιν κ[αὶ οἱ Πριανσιέες τοῖς Γορτυνίοις καὶ το][ῖ]ς Ἱεραπυτνίοις· συμμαχη[σῆν ἀλλάλοις τὸν ἅπαντα χρόνον ἁπ]λόως καὶ ἀδόλως, καὶ ἑψ[ῆθθαι τοῖς Γορτυνίοις τοὺς Πριανσιέας καὶ τοῖς Ἱεραπυτνί][ο]ις καὶ πολέμω καὶ ἱρήνας ὁπ[ῦι κα παρκαλίωντι καὶ πολεμησῆν ἀ]10 [πὸ] χώρας ὧι κα καὶ ὁ Γορτύν[ιος καὶ ὁ Ἱεραπύτνιος· τὸνς δὲ Γορτυνί][ο]ς καὶ τὸνς Ἱεραπυτνίος [μήτ’ αὐτὸνς ἀδικησῆν τὸνς Πριανσιέανς] [μ]ητὲ ἄλ[λοι]ς ἐπιτραψῆν, κ[αὶ τὰν χώραν ἃν ὡρίξαντο οἱ Γορτύ][ν]ιοι πορτὶ τὸνς Πριανσιέα[ς μήτ’ αὐτοὶ ἀφαιλησῆθαι μήτ’ ἄλλοις] ἐπιτραψῆν. αἰ δέ τίς κα ἀ[φαιλῆται ἢ πολεμῆι τοῖς Πριανσιεῦσι, βα]15 θησίοντι οἵ τε Γορτύνιοι κὠι [Ἱεραπύτνιοι τοῖς Πριανσιεῦσι ἀδόλως κα][ὶ] ἀπροφασίστως καὶ κατὰ [γᾶν καὶ κατὰ θάλαθθαν. κατὰ τὰ αὐτὰ δὲ καἴ τίς κα πολεμῆι 16a τοῖς Γορτυνίοις ἢ τοῖς Ἱεραπυτνίοις βοαθησάντων Πριανσιέες ἀδόλως καὶ 16b ἀπροφασίστως καὶ κατὰ γῆν καὶ κατὰ θάλαθθαν· ὦροι τᾶς χώρ][α]ς· ἀπὸ θαλάθθας ἐς Πορώ[ναν ποταμὸν . .ca. 6. . ΝΔΑΙ . Ν. .ο] [λο]κώνος δηράδα καὶ κατὰ Τ[‒ ‒ ‒ ‒ Ε . .νειον κἠπὶ Σ. ΕΤ‒ ‒ ‒ ‒] .ΥΛΙΕΙΟΝ ἐς τὰν δηράδα κἠς Κ.[‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ τ]20 ὸ Ταντάλιον ἇι οἱ ὧροι ἐντι Ε[‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ κα]-
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τὰ τὸν ῥόον ἐς τὸν ΜΙΞΑΥ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ἇι οἱ ὧροι κίαται κα[ὶ] ἐς κεφα[λὰν ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ Ττηνὸ][ς] τῶ Βιδατάω κἐς τὰνς ΑΝΤΡΙ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ [ἐς(?)] τὰν βωίαν ΟΠΥΚΟΠΠΑΝ καὶ Κ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ..ΔΑΙΕΑ χἇι ὁ ποταμὸς ὁ ΠΑΝΔ[‒ ‒ ‒ ‒ ῥεῖ καὶ κατὰ ποταμὸν τὸν(?)‒ ‒ ‒ ‒ ] .. καὶ ποταμὸν τὸν Τηλεφίλα[ν‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ καὶ ποτα][μ]ὸν τὸν Φαρανγίταν κἠς Τ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ .ἐς τὸς φοίνικανς τὸν[ς ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ] .ΧΑ.ΜΑΚΡΟΣ ἐς τὰν ὁδὸν τὰ[ν ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ] [τᾶ]ς περικάτω χώρας, τὰν Ἱαρ[απυτνίων χώραν ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ἀπὸ θα][λά]σσας ἄμ ποταμὸν ΑΓΚΑΙΑ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ [τὰ]ν Βιαννίαν. τὰν δὲ χώραν Τ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ..τῶν Πριανσιέων. ἐξέστω. ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ [ὥσ]περ καὶ ἐς τᾶν ἰδίαν πόλιν, τέ[λη καταβάλλονσι. ἐξαγωγὰν δ’ ἦμεν τῶι τε Γορτυνί][ω]ι καὶ τῶι Ἱα[ρ]απυτνίωι καὶ Π[ριανσιεῖ ἐξ ἑκατέρας πόλιος κατὰ γᾶν] [μὲ]ν ἀτελεί, κατὰ θάλαθθαν δὲ [καταβάλλονσι τέλη κατὰ τὸς νόμος] [τὸς ἐκατέρωθι κει]μένος. θύ[εν δὲ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ .ΟΙΒ‒ ‒ ‒ ‒ ‒καὶ θίασον συν[‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ἐς τὰ] [Π]ύθια σ[υν]έρπεν θίασον ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ .ττέθθω καὶ κοινενότω Ν[‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ἀναγιγνώσκειν δὲ τὸν] [κ]όρμον ἑκατέρωθι τὰ ἐν τᾶι στ[άλαι τᾶιδε γεγραμμένα‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒] [τὸ]ς τούτων δρομ… ὁ ἐν τῶ[ι‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒] ..ΛΟΣΘΙΟ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ΑΙ[‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ αἰ δέ] [κα] μὴ κατ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ Τ….ΕΠΕ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ es fehlen ca. 30 Zeilen ‒ ‒ ‒ ‒ΤΩ…. τῶ ἀδικ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ..κλαρώντων ….ΠΩΝ[‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒‒ ‒ ‒ ‒ ‒ τὰ δὲ κριθέντ(?)][α κ]ύρια ἔστω. τὸ δὲ συνκυρ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ..Ι τὸ ἐπικριτήριον ἐν ἁμέραις ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ [ἐ]πικριτήριον ἐν ἁμέραις πέν[τε(?) ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒αἰ] [δέ] κα μὴ ἰθθόντι ἢ ἰθθάντες Α‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ .τάδδ’ ἀπογρόφονσι τὰν δίκ[αν ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒] .εν κατὰ τὸ διάγραμμα τῶν Κ[ρηταιέων ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒] [δι]αγράμματος ἐξ ἡμίνας. ὁ δ[ὲ κόρμος αἴ κα ἕρπηι ἐς τὸ πρυτανεῖ][ο]ν ἐχέτω τὸ ἡμάτιον ἀμφανῶ κ[ὠ Γορτύνιος κὠ Ἱαραπύτνιος Πριανσοῖ κὠ] [Π]ριανσιεὺς Γόρτυνι . ὅρκος Π[ριανσιέων Γορτυνίοις καὶ Ἱαραπυτνίοις]· [ὀμ]νύω τὰν Ἱστίαν καὶ Ττῆνα [Βιδάταν καὶ Ττῆνα Ἀγοραῖον καὶ Ττῆνα] [Σκ]ύλιον καὶ Ττῆνα Ὀράτριον κ[αὶ Ἥραν καὶ Ἀθαναίαν Πολιάδα καὶ Ἀθα][ν]αίαν Ὠλερίαν καὶ Ἀπόλλων[α Πύθιον καὶ Λατὼ κἄρτεμιν κἄρεα καὶ Ἀ]-
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[θυί]αν Βινατίαν καὶ θιὸς πάντ[ας καὶ πάνσας. ἦ μὰν συμμαχησῆν τοῖς Γορτυνίοις ] [ἐς τὸν ἅ]παντα χρόνον ἁπλό[ως κἀδόλως καὶ ἑψῆθθαι τοῖς] {[ἐς τὸν ἅπαντα χρόνον ἁπλόως] κἀ[δόλ]ως καὶ ἑψῆθθαι τοῖς} [Γορτυνίοις καὶ τοῖς Ἱαραπυτνίοις καὶ] πολέμω καὶ ἱρήνας ὁπῦι κα [παρακαλίωντι αὐτοί, πολεμίοντες] ἀπὸ χώρας ὧι κα κὠ Γορτύν[ι][ος καὶ ὁ Ἱαραπύτνιος καὶ πάντα τἄλ]λα καθεξῆν τὰ ἐν τᾶι σ[υν][θήκαι τᾶιδε γεγραμμένα. ταῦτα δὲ εἰ] μὲν εὐορκίοιμεν, ἱλέος ἦμ[εν] [ἁμῖν τὸς θιὸς πάντας καὶ πάνσας τὸς ὠμό]σαμεν· εἰ δ’ ἐπιορκίοιμεν, μή[τε] [ἁμῖν γᾶν μήτε δένδρεα καρπὸς φέρεν μ]ήτε γυναῖκας τίκτεν κατὰ φ[ύ][σιν τῶι τε πολέμωι νικσθαι καὶ κα]κίστωι ὀλέθρωι ἐξόλλυσ[θαι] [αὐτοί τε καὶ γενεά, οἱ δὲ θεοὶ μήτε εὔνοι(?) μή]τε χἴλεοι ἁμῖν εἶεν. ὅ[ρ]κος Γ[ορ][τυνίων καὶ Ἱαραπυτνίων τοῖς Πριανσιεῦσιν]· ὀμνύω τὰν Ἱστίαν καὶ Τ[τῆ][να Βιδάταν καὶ Ττῆνα Ἀγοραῖον καὶ Τ]τῆνα Σκύλιον καὶ Ττῆνα [Ὀρά][τριον καὶ Ἥραν καὶ Ἀθαναίαν Πολιάδα] καὶ Ἀθαναίαν Ὠλερίαν κα[ὶ Ἀ][πόλλωνα Πύθιον καὶ Λατὼ κἄρτεμιν κἄρε]α κἀφροδίταν καὶ Ἑρμᾶν Δα[κύ][τιον καὶ Κωρῆτας καὶ Νύμφανς καὶ Ἐλεύ]θυιαν Βινατίαν καὶ θιὸς [πάντας καὶ] [πάνσας· συμμαχησῆν τοῖς Πριανσιεῦσι]ν τὸν ἅπαντα χρόνον [ἁπλόως κἀδόλως]. [τὰν δὲ χώραν, ἃν ἔχοντες τὰν συνθήκαν ἔθε]ντο, οὔτ’ αὐτοὶ ἀφαιλ[ησόμεθα] [οὔτ’ ἄλλοις ἐπιτραψῶμεν. αἰ δέ κα ἄλλος τις] ἀφαιλῆται ἢ πολεμ[ῆι τοῖς] [Πριανσιεῦσιν, βοαθησίοντι οἵ τε Γορτύνι]οι καὶ οἱ Ἱαραπύτνιοι τ[οῖς] [Πριανσιεῦσιν κατὰ τὸ δυνατόν, καὶ πάντα τ]ἄλλα καθεξῆν τὰ ἐν [τᾶι συν][θήκαι τᾶιδε γεγραμμένα. εἰ μὲν εὐορκίοιμεν, ἱλέ]ονς ἦμεν τὸς πά[ντας] [θιὸς οὓς ὠμόσαμεν· εἰ δ’ ἐπιορκίοιμεν, μήτε ἁμῖν] γᾶν μήτε δέν[δρεα καρ][πὸς φέρεν μήτε γυναῖκας τίκτεν κατὰ φύσιν] τῶι τε πο[λέμωι] [νικσθαι καὶ κακίστωι ὀλέθρωι ἐξόλλυσθαι α]ὐτοί [τε καὶ γενιά], [οἱ δὲ θεοὶ μήτε εὔνοι μήτε ἵλεοι ἁμῖν εἶε]ν Δ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒
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46–49 [οἱ δὲ κόσμοι πρόδικον] | [ἐπι]κλαρώντ[ω]ν [ἐξ]έσ[τ]ω κ[αὶ τῷ βωλομένῳ ἑλέσθαι ἄλλον πρόδικον] | [τῶν] Πρια[ν]σιέω[ν· δεῖ δ]ὲ συνκυ[ρῶν τὸν ἕτερον· ἐξέστω δὲ καὶ 30 ἐπικαλέσα] | [σθα]ι τὸ ἐπικριτήριον ἐν ἁμέραις [δέκα(?)· ἱθθάντων δὲ παρ’ ἑκατέροις οἱ κόσμοι] | 50 [τὸ ἐ]πικριτήριον ἐν ἁμέραις πε[ντήκοντα(?), ἀφ’ ἇς κα ἁμέρας ἀπενεχθῆι ἁ δίκα ·] | [αἰ δέ] κα μὴ ἱθθ[ᾶ]ντι ἢ ἱθθάντες ἀ[δικῶντι, ἀποτεισάντων στατήρας πεντήκοντα(?)] | [τοῖς] τάδδ’ ἀπογρόφονσι τὰν δί[καν ἐπὶ τῶν κόσμων· τὰν δὲ διεξαγωγὰν τᾶν δικᾶν] | [ἦμ]εν κατὰ τὸ διάγραμμα τῶν [ἀδικημάτων· διεξάγεν δὲ τὰς δίκας ἔξοι τῶ] | [δι]- 35 αγράμματος ἐξῆμ[ε]ν, ἃς ὁ [νόμος παραχρῆμα κρίνεν κελεύει· ἐν δὲ τᾷ δίκᾳ] | 55 [παρ]εχέτω τὸ ἠμάτιον ἃμ φανῶ[ντι ὁ Γορτύνιος κὠ Ἱεραπύτνιος Πριανσοῖ,] | [ὁ δὲ Π]ριανσιεὺς Γόρτυνι Voretsch ‖ 72 ff. ὀμνύω τὰν Ἰστίαν καὶ Τ[τῆ]|[να Βιδάταν ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ καὶ Τ]τῆνα Σκύλιον καὶ Ττῆνα [Ὀρά]|[τριον καὶ Ἤραν ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ καὶ Ἀθαναίαν Ὠλερίαν κα[ὶ Ἀ]| 75 [πόλλωνα Πύθιον καὶ Λατὼ κἄρτεμιν κἄρε]α 40 κἀφροδίταν καὶ Ἑρμᾶν κα[ὶ Κύρ]|[βαντας καὶ Κωρῆτας καὶ Νύμφας καὶ Ἰλίθ]υιαν Βινατίαν καὶ θιὸς [πάν]|[τας καὶ πάνσας· ἦ μὰν ἐγὼ συμμαχησῆν ἐς] τὸν ἅπαντα χρόνον [ἁπλό]|[ως καὶ ἀδόλως τοῖς Πριανσιεῦσιν, οὐδέ] τ[ε] οὔτ’ αὐτοὶ ἀφαιλ[ήσε]|[σθαι τᾶς χώρας οὔτ’
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ἄλλοις ἐπιτραψῆν· αἰ δέ τίς κ’] ἀφαιλῆται ἢ πολεμ[ήσηι] | 80 [τοῖς Πριανσιεῦσι, βοαθησίοντι οἵ τε Γορτύνι]οι καὶ οἱ Ἱαραπύτνιοι π[αν]|[τὶ σθένει κατὰ τὸ δυνατόν· ὀμνύω δὲ καὶ πάντα τ]ἄλλα καθεξῆν τὰ ἐν [τᾶι] | [συνθήκαι τᾶιδε γεγραμμένα. ἐπιορκίονσι μὲν ἐμμ]ανία[ς] ἦμεν τὸς πά[ντας] | [θιὸς καὶ τὰν θάλασσαν μὴ πλωτὰν ἦμεν καὶ μήτε] γᾶν μήτε δέν[δρεα] | [καρπὸς φέρεν, μήτε γυναῖκας τίκτεν κατὰ φύσιν] τῶι τε πο[λέμωι] | 85 [μὴ σῶοι νέεσθαι, 5 καὶ κακίστωι ὀλέθρωι ἐξόλλυσθαι α]ὐτοί [τε καὶ χρήια τὰ] | [ἁμά· εὐορκίονσι δὲ ἁμὶν τὸς θεὸς ἱλέος ἦμεν καὶ πολλ]ὰ δ[όμεν ἀγαθά] Bergmann.
Gott sei gut. Auf gutes Gelingen und für die Sicherheit. … als in Gortyn die kosmoi, die zusammen mit …–andros, Sohn des …, im Amt waren, amtierten, in Hierapytna während der Amtszeit der kosmoi, die zusammen mit …, Sohn des Mentor, amtierten, als in Priansos die kosmoi aus der Phyle -sikortidai, (5) die zusammen mit Aisimos, Sohn des Habrax, im Amt waren, amtierten, beschworen die Gortynier und die Hierapytnier gegenüber den Priansiern und die Priansier gegenüber den Gortyniern und den Hierapytniern folgende Vereinbarung: Sie sollen füreinander Bundesgenossen sein auf alle Zeit, ehrlich und aufrichtig; die Priansier werden den Gortyniern und den Hierapytniern in Krieg und in Frieden Folge leisten, wohin sie sie auch immer auffordern mögen, und sie werden Krieg von ihrem Territorium aus führen, (10) wo auch immer der Gortynier und der Hierapytnier auch Krieg führen. Die Gortynier und die Hierapytnier werden den Priansiern weder selbst Schaden zufügen noch anderen das erlauben; das Territorium, dessen Grenzen die Gortynier gegenüber den Priansiern festgelegt haben, werden sie weder selbst wegnehmen noch anderen das erlauben. Sollte jemand es doch wegnehmen oder gegen die Priansier Krieg führen, (15) dann werden die Gortynier und die Hierapytnier den Priansiern Hilfe leisten, aufrichtig und bereitwillig, sowohl zu Land als zu Wasser. Dasselbe gilt auch, sollte jemand gegen die Gortynier und die Hierapytnier Krieg führen. Dann werden die Priansier aufrichtig und bereitwillig, sowohl zu Land als zu Wasser Hilfe leisten. Grenzen des Landes. [Es folgte bis Z. 33 eine genaue Beschreibung der erwähnten Grenzen, die aber wegen des schlechten Zustandes des Textes nicht sinnvoll in Übersetzung wiedergegeben werden kann. In Z. 33 beginnt ein neuer Sinnabschnitt mit einer Bestimmung, die wahrscheinlich mit Einfuhr zu tun hat, welche den Vertragsteilnehmern in den Partnerstädten erlaubt sein soll (Z. 34–37):] … genau wie in die eigene Stadt unter Entrichtung von Gebühren. Dem Gortynier und dem Hierapytnier sowie dem Prianser soll die Ausfuhr von jeder Stadt aus erlaubt sein, auf dem Landweg ohne Steuern, auf dem Seeweg unter Entrichtung der von der jeweiligen Stadt gesetzlich festgelegten Gebühren. [Danach ist der Text bis Z. 54 wieder so fragmentarisch, dass nur Sinnfetzen erkennbar sind. Z. 37–40 behandeln einige religiöse Angelegenheiten, Opfer (Z. 37: θύ[εν]), die Beschickung von Pythischen Spielen (Z. 38–39: Πύθια) sowie die Verlesung des auf die Stele aufgeschriebenen Vertragstextes durch den jeweiligen kosmos (Z. 40–41). Nach dem kompletten Verlust von ca. 30 Zeilen geht
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es um nicht näher bestimmbare Rechtsfragen bzw. Rechtsverfahren (Z. 46: τῶ ἀδικ-; Z. 49: τὸ ἐπικριτήριον; Z. 53: τὸ διάγραμμα τῶν Κ[ρηταιέων, wobei das Kretische Koinon gemeint sein dürfte). Erst ab Z. 54 ist eine den Sinn wiederherstellende Ergänzung gelungen, sodass wieder übersetzt werden kann:] Sollte der kosmos ins prytaneion kommen, (55) und zwar der Gortynier und der Hierapytnier in Priansos oder der Priansier in Gortyn oder Hierapytna, dann soll er ein deutlich erkennbares (?) Gewand tragen. Eid der Priansier gegenüber den Gortyniern und den Hierapytniern: «Ich schwöre bei Hestia und Zeus Idatas und Zeus Agoraios und Zeus Stylios und Zeus Oratrios sowie Hera und Athena Polias und Athena Oleria und Apollon Pythios und Leto und Artemis und Ares und (60) Aphrodite und Hermes Dakytios und den Koureten und den Nymphen und Eleuthyia Inatia sowie allen Göttern und Göttinnen. Wahrlich werden wir den Gortyniern und den Hierapytniern für alle Zeit Bundesgenossen sein, und zwar ehrlich und aufrichtig, und wir werden den Gortyniern und den Hierapytniern in Krieg und in Frieden Folge leisten, wozu sie auch immer (65) auffordern mögen, und wir werden von unserem Territorium aus Krieg führen, wo auch immer der Gortynier und der Hierapytnier Krieg führen, und alles andere, das in diesem Vertragswerk festgehalten wird, werden wir aufrechterhalten. Wenn wir diesen geschworenen Eid halten, mögen uns alle Götter und Göttinnen, bei denen wir schworen, gnädig sein; wenn wir den Eid brechen, mögen unser Boden und unsere Bäume keine Früchte tragen, mögen unsere Frauen keine natürlichen Geburten erleben, (70) mögen wir im Krieg besiegt werden und der schlimmsten Verderbnis verfallen sein, wir selbst sowie unsere Nachkommen, und mögen die Götter weder wohlwollend noch gnädig sein.» Eid der Gortynier und der Hierapytnier gegenüber den Priansiern: «Ich schwöre bei Hestia und Zeus Idatas und Zeus Agoraios und Zeus Stylios und Zeus Oratrios sowie Hera und Athena Polias und Athena Oleria und (75) Apollon Pythios und Leto und Artemis und Ares und Aphrodite und Hermes Dakytios und den Koureten und den Nymphen und Eleuthyia Inatia sowie allen Göttern und Göttinnen. Wir werden den Priansiern auf alle Zeit Bundesgenossen sein, und zwar ehrlich und aufrichtig. Das Territorium, das sie besaßen, als sie den Vertrag machten, werden wir selbst nicht wegnehmen und anderen das auch nicht erlauben. Sollte jemand anderes es aber doch wegnehmen oder die Priansier bekriegen, (80) werden die Gortynier und die Hierapytnier nach ihren Möglichkeiten zu Hilfe kommen und alle anderen Bestimmungen, die in diesem Vertragswerk festgehalten werden, aufrechterhalten. Wenn wir diesen geschworenen Eid halten, mögen uns alle Götter und Göttinnen, bei denen wir schworen, gnädig sein; wenn wir den Eid brechen, mögen unser Boden und unsere Bäume keine Früchte tragen, mögen unsere Frauen keine natürlichen Geburten erleben, mögen wir im Krieg (85) besiegt werden und der schlimmsten Verderbnis verfallen sein, wir selbst sowie unsere Nachkommen, und mögen die Götter weder wohlwollend noch gnädig sein.»
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Der Vertrag setzt ein gemeinsames Vorgehen von Gortyn und Hierapytna gegenüber Priansos voraus, das Folge eines nicht mehr erhaltenen, aber in 605, Z. 7–8 erwähnten Vertrages zwischen den beiden Städten sein dürfte. Die Ausgangslage war offensichtlich ein Grenzstreit zwischen Gortyn und Priansos (Priansos und Hierapytna hatten keine gemeinsame Grenze), der im Vertrag beigelegt wird. Ob Hierapytna sich an der Auseinandersetzung beteiligt hatte oder vielleicht eher (im Hinblick auf den wohl nur kurze Zeit später erfolgten Isopolitievertrag zwischen Hierapytna und Priansos 605) als Schlichter tätig gewesen war, lässt sich nicht feststellen. Klar ist nur, dass die beiden regionalen Großmächte die in der Folge der Auseinandersetzung vereinbarten und im vorliegenden Vertragswerk schriftlich (Z. 17–33) festgehaltenen Grenzen sowie die Unversehrtheit des Territoriums der Priansier garantierten (Z. 10–15, Z. 73–81). Für diese Schutzleistung mussten sich die Priansier gemäß ihrer offenbar schwachen Lage verpflichten, den Gortyniern und den Hierapytniern Heeresfolge zu leisten. Die Unbedingtheit dieser Verpflichtung der Priansier lässt sich aus den Unterschieden bei den Eiden erkennen: Die Priansier verpflichten sich, allgemeine Heeresfolge zu leisten, wann auch immer die Vertragspartner dazu aufrufen (Z. 63–66); die Hierapytnier und Gortynier werden aber nur dann militärisch tätig, wenn Priansos angegriffen wird – und das, sofern die Textergänzung stimmt, auch nur «nach ihren Möglichkeiten» (Z. 81: κατὰ τὸ δυνατόν). Diese Einschränkung gilt nicht für Priansos. Die Bestimmung galt allerdings nur bei gemeinsamen Unternehmungen von Gortyniern und Hierapytniern, da in 605, Z. 53–58 besondere Regelungen für gemeinsame Feldzüge von Hierapytniern und Priansiern vorgesehen werden. Andere Teile der Vereinbarung lassen sich wegen der schlechten Überlieferung schwerer deuten. Gegenseitige Vergünstigungen bezüglich Einfuhr und Ausfuhr (Z. 33–37) sowie einige gemeinsame religiöse Handlungen (Z. 37–40) sind erkennbar; in den auf Z. 45 folgenden ca. 30 fehlenden Zeilen des Textes dürften mehrere sonstige gegenseitige Vereinbarungen getroffen worden sein. Sie sind in den beiden Eiden global als «alle anderen Bestimmungen, die in diesem Vertragswerk festgehalten werden» (Z. 66–67, 81–82: πάντα τ]ἄλλα τὰ ἐν [τᾶι συνθήκαι τᾶιδε γεγραμμένα]) zusammengefasst. Dazu gehörten gewiss die im Detail nicht mehr wiederherstellbaren Rechtsvorschriften, die im Zusammenhang mit der Auslegung des Vertrages oder mit eventuell im Rahmen des Vertrages zu erwartenden privatrechtlichen Streitigkeiten angewendet werden sollten; darunter wird ein diagramma des Kretischen Koinon erwähnt (Z. 46–54). Das Datum des Vertrages lässt sich nur ungefähr feststellen. Die Ähnlichkeit der Schrift mit jener des Vertrags zwischen Hierapytna und Rhodos (StV III Nr. 551) macht eine Zeit gegen Ende des 3. Jhs. wahrscheinlich. Der Vertrag wird außerdem im Isopolitievertrag zwischen Hierapytna und Priansos (605 Z. 8–10) als schon vorhanden vorausgesetzt, was auf etwa dieselbe Zeit hinweist.
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605 Hierapytna – Priansos (isopoliteia) Ca. 205 v. Chr.
Stele aus graublauem Kalkstein; b. 0,43 m, h. 1,57 m, d. 0,20 m. Buchstaben 0,008 m ‒0,01 m. 5 Fundort: unbekannt, jetzt in Oxford. Ed.: CIG II 2556; I. Cret. III iii 4; Chaniotis, Verträge Nr. 28; Michel, Recueil 16; P. Cauer, Delectus Inscriptionum Graecarum propter Dialectum memorabilium, Leipzig 21883, 119; SGDI 5040. Lit.: Gauthier, Symbola 316 f.; Ager, Interstate Arbitrations Nr. 67 (Z. 47–53; 57–74); 10 A. Magnetto, Gli arbitrati interstatali greci II, Pisa 1997 Nr. 72 (Z. 47–53; 57–74); Guizzi, Hierapytna 340–356 (Z. 12–30); Ch. Chandezon, L’élevage en Grèce (fin Ve – fin Ier s. a.C.). L’apport des sources épigraphiques, Bordeaux 2003, 45; A. Giovannini, Les relations entre états dans la Grèce antique, Stuttgart 2007, Nr. C 16. Üb.: HGIÜ III Nr. 450; Chaniotis, a. a. O. (beide deutsch); Giovannini, a. a. O. 15 (französisch).
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[θ] ε ὸ ς ἀ γ α θ [ό ς]. ἀγαθᾶι τύχαι καὶ ἐπὶ σωτηρίαι. ἐπὶ κόσμ[ων ἐν μὲν] Ἱεραπύτναι τῶν σὺν Ἐνίπαντι τῶ Ἑρμαίω μ[ηνὸς] Ἱμαλίω, ἐν δὲ Πριανσιοῖ ἐπὶ κόσμων τῶν σὺ[ν Νέωνι τῶ] Χιμάρω καὶ μηνὸς Δρομήιω. vac. τάδε συνέθε[ντο καὶ συνευ]δόκησαν ἀλλάλοις Ἱεραπύτνιοι καὶ Πριάνσιοι [ἐμμένον]τες ἐν ταῖς προϋπαρχώσαις στάλαις ἰδίαι τε [τᾶι κειμέναι] Γορτυνίοις καὶ Ἱεραπυτνίοις καὶ τᾶι κατὰ κοινὸν [Γορτυνίοις] καὶ Ἱεραπυτνίοις καὶ Πριανσίοις καὶ ἐν τᾶι φιλίαι [καὶ συμμα]χίαι καὶ ὅρκοις τοῖς προγεγονόσι ἐν ταύταις τ[αῖς πόλεσιν] καὶ ἐπὶ τᾶι χώραι ἇι ἑκάτεροι ἔχοντες καὶ κρατόν[τες τὰν συν]θήκαν ἔθεντο ἐς τὸν πάντα χρόνον. vac. Ἱεραπυτν[ίοις] καὶ Πριανσίος ἦμεν παρ’ ἀλλάλοις ἰσοπολιτείαν καὶ ἐπιγαμίας καὶ ἔνκτησιν καὶ μετοχὰν καὶ θείων καὶ ἀνθρωπίνων πάντων, ὅσοι κα ἔωντι ἔμφυλοι παρ’ ἑκατέροις, καὶ πωλόντας καὶ ὠνωμένος καὶ δανείζοντας καὶ δανειζομένος καὶ τἄλλα πάντα συναλάσσοντας κυρίος ἦμεν κατὰ τὸς ὑπάρχοντας παρ’ ἑκατέροις νόμος. vac. ἐξέστω δὲ τῶι τε Ἱεραπυτνίωι σπείρεν ἐν τᾶι Πριανσίαι καὶ τῶι Πριανσιεῖ ἐν τᾶι Ἱεραπυτνίαι διδῶσι τὰ τέλεα καθάπερ οἱ ἄλλοι πολῖται κατὰ τὸς νόμος τὸς ἑκατερῆ κειμένος. vac. εἰ δέ τί κα ὁ Ἱεραπύτνιος ὑπέχθηται ἐς Πριανσ{ι}ὸν ἢ ὁ Πριανσιεὺς ἐς Ἱεράπυτναν ὁτιοῦν, ἀτελέα ἔστω καὶ ἐσαγομένωι καὶ
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ἐξαγομένωι αὐτὰ καὶ τούτων τὸς καρπὸς καὶ κατὰ γᾶν καὶ κατὰ θάλασσαν· ὧν δέ κα ἀποδῶται κατὰ θάλασσαν ἐώσας ἐξαγωγᾶς τῶν ὑπεχθεσίμων ἀποδότω τὰ τέλεα κατὰ τὸς νόμος τὸς ἑκατερῆ κειμένος. vac. κατὰ ταὐτὰ δὲ καὶ εἴ τίς κα νέμ[ηι ἀτε]λὴς ἔστω· αἰ δέ κα σίνηται ἀποτεισάτω τὰ ἐπιτίμια [ὁ] σι[νό]μενος κατὰ τὸς νόμος τὸς ἑκατερῆ κειμένος. πρειγήια δὲ ὧ [κ]α χρείαν ἔχηι πορηίω, παρεχόντων οἱ μὲν Ἱεραπύτνιοι κόσμοι τοῖς Πριανσιεῦσι, οἱ δὲ Πριανσιές κόσμοι τοῖς Ἱεραπυτνίοις· αἰ δὲ μὴ παρισχαῖεν, ἀποτεισάντων οἱ ἐπίδαμοι τῶν κόσμων τᾶι πρειγείαι στατῆρας δέκα. ὁ δὲ κόσμος ὁ τῶν Ἱεραπυτνίων ἑρπέτω ἐν Πριανσιοῖ ἐς τὸ ἀρχεῖον καὶ ἐν ἐκκλησίαι καθήσθω μετὰ τῶν κόσμων, ὡσαύτως δὲ καὶ ὁ τῶν Πριανσιέων κόσμος ἑρπέτω ἐν Ἱεραπύτναι ἐς τὸ ἀρχεῖον καὶ ἐν ἐκκλησίαι καθήσθω μετὰ τῶν κόσμων. ἐν δὲ τοῖς Ἡραίοις καὶ ἐν ταῖς ἄλλαις ἑορταῖς οἱ παρατυγχάνοντες ἑρπόντων παρ’ ἀλλάλος ἐς ἀνδρήιον καθὼς καὶ οἱ ἄλλοι πολῖται. ἀναγινωσκόντων δὲ τὰν στάλαν κατ’ ἐνιαυτὸν οἱ τόκ’ ἀεὶ κοσμόντες παρ’ ἑκατέροις ἐν τοῖς Ὑπερβώιοις καὶ προπαραγγελόντων ἀλλάλοις πρὸ ἁμερᾶν δέκα ἤ κα μέλλωντι ἀναγινώσκεν· ὁποῖοι δέ κα μὴ ἀναγνῶντι ἢ μὴ παραγγήλωντι ἀποτεισάντων οἱ αἴτιοι τούτων στατῆρας ἑκατόν, οἱ μὲν Ἱεραπύτνιοι κόσμοι τῶν Πριανσιέων τᾶι πόλει, οἱ δὲ Πριανσιέες Ἱεραπυτνίων τᾶ πόλει. vac. αἰ δέ τις ἀδικοίη τὰ συνκείμενα κοινᾶι διαλύων ἢ κόσμος ἢ ἰδιώτας, ἐξέστω τῶι βωλομένωι δικάξασθαι ἐπὶ τῶ κοινῶ δικαστηρίω τίμαμα ἐπιγραψάμενον τᾶς δίκας κατὰ τὸ ἀδίκημα ὅ κά τις ἀδικῆσηι· καὶ εἴ κα νικάσηι, λαβέτω τὸ τρίτον μέρος τᾶς δίκας ὁ δικαξάμενος, τὸ δὲ λοιπὸν ἔστω τᾶν πόλεων. αἰ δέ τι θεῶν βωλομένων ἕλοιμεν ἀγαθὸν ἀπὸ τῶν πολεμίων, ἢ κοινᾶι ἐξοδούσαντες ἢ ἰδίαι τινὲς παρ’ ἑκατέρων ἢ κατὰ γᾶν ἢ κατὰ θάλασσαν, λανχανόντων ἑκάτεροι κατὰ τὸς ἄνδρας τὸς ἕρποντας καὶ τὰς δεκάτας λαμβανόντων ἑκάτεροι ἐς τὰν ἰδίαν πόλιν. ὑπὲρ δὲ τῶν προγεγονότων παρ’ ἑκατέροις ἀδικημάτων ἀφ’ ὧ τὸ κοινοδίκιον ἀπέλιπε χρόνω, ποιησάσθων τὰν διεξαγωγὰν οἱ σὺν Ἐνίπαντι καὶ Νέωνι κό[σ]μοι ἐν ὧι κα κοινᾶι δόξηι δικαστηρίῳ ἀμφοτέραις ταῖς πόλεσι ἐπ’ αὐτῶν κοσμόντων καὶ τὸς ἐγγύος καταστασάντων ὑπὲρ τούτων ἀφ’ ἇς κα ἁμέρας ἁ στάλα τεθῆι ἐμ μηνί. ὑπὲρ δὲ τῶν ὕστερον ἐγγινομένων ἀδικημάτων προδίκωι μὲν χρήσθων καθὼς τὸ διάγραμμα ἔχει· περὶ δὲ τῶ
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Gott sei gut! Auf gutes Gelingen und zum Heil. Im Amtsjahr der kosmoi, die in Hierapytna zusammen mit Enipas, Sohn des Hermaios, amtierten, im Monat Himalios, in Priansos im Amtsjahr der kosmoi, die zusammen mit Neon, Sohn des Chimaros, amtierten, im Monat Dromeios. (5) Folgende Vereinbarung haben Hierapytnier und Priansier untereinander ausgehandelt und gutgeheißen, unter Aufrechterhaltung der schon vorhandenen und auf Stelen veröffentlichten Verträge, nämlich des separaten Vertrags zwischen Gortyniern und Hierapytniern sowie des gemeinsamen Vertrags zwischen Gortyniern, Hierapytniern und Priansiern; aufrechterhalten werden auch die Freundschaft und (10) das Bündnis sowie die Eide, die schon galten in diesen Städten, sowie Dinge in Bezug auf das Territorium, das jeder der beiden Vertragspartner hielt und besaß, während sie diesen Vertrag auf alle Zeiten vereinbarten. Zwischen Hierapytniern und Priansiern soll isopoliteia bestehen sowie das Recht auf Eheschließungen, auf den Erwerb von Grund und Boden sowie auf Beteiligung an allen religiösen und profanen Tätigkeiten, (15) soweit sie bei der jeweiligen Stadt in einer Phyle eingetragen sind. Ferner dürfen sie verkaufen und kaufen, Darlehen gewähren und aufnehmen sowie alle anderen Arten von Geschäften vertraglich abschließen gemäß den in der jeweiligen Stadt geltenden Gesetzen. Dem Hierapytnier soll es gestattet sein, im Territorium der Priansier und dem Priansier (20) im Territorium der Hierapytnier Ackerbau zu betreiben unter der Bedingung, dass sie die Steuern genauso wie die anderen Bürger gemäß den geltenden Gesetzen der jeweiligen Stadt entrichten.
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Sollte der Hierapytnier etwas nach Priansos in Sicherheit bringen oder der Priansier etwas nach Hierapytna, dann sollen sie sowohl bei der Einfuhr als auch bei der Ausfuhr zollfrei sein, die Gegenstände selbst sowie deren Ertrag, unabhängig davon, ob dies auf dem Landweg oder (25) auf dem Seeweg erfolgt. Wenn er aber etwas von den in Sicherheit gebrachten Sachen verkauft und die Ausfuhr auf dem Seeweg erfolgt, dann soll er die Zölle gemäß den in der jeweiligen Stadt geltenden Gesetzen entrichten. Ähnlich soll es sich verhalten, wenn jemand eine Herde weidet: Er soll abgabenfrei sein, aber wenn er Schaden anrichtet, soll der Verursacher des Schadens eine Ausgleichszahlung leisten gemäß den in der jeweiligen Stadt geltenden Gesetzen. (30) Sollte eine Gesandtschaft (zwischen den Vertragspartnern) Transportmittel brauchen, dann sollen sie die kosmoi in Hierapytna den Priansiern und die kosmoi in Priansos den Hierapytniern bereitstellen; falls sie sie nicht bereitstellen, dann sollen die anwesenden kosmoi der Gesandtschaft zehn Statere auszahlen. In Priansos soll der kosmos [gemeint ist wohl jedes einzelne Mitglied des Kollegiums der kosmoi] der Hierapytnier (35) zum Magistratskollegium Zutritt haben und in der Volksversammlung zusammen mit den kosmoi Platz nehmen; genauso soll der kosmos der Priansier in Hierapytna zum Magistratskollegium Zutritt haben und in der Volksversammlung zusammen mit den kosmoi Platz nehmen. Bei den Heraia und bei den anderen Festen sollen jeweils die Anwesenden aus der Partnerstadt zum Männerhaus Zutritt haben, (40) genauso wie die anderen Bürger. Jedes Jahr beim Fest der Hyperboia sollen in den beiden Städten die jeweils amtierenden kosmoi die Vertragsstele verlesen, und sie sollen dies zehn Tage, bevor sie den Vortrag zu veranstalten beabsichtigen, einander ankündigen. Sollten sie den Vortrag nicht halten oder nicht ankündigen, (45) dann sollen die Schuldigen hundert Statere zahlen, nämlich die kosmoi der Hierapytnier an die Stadt der Priansier, die Priansier an die Stadt der Hierapytnier. Sollte sich jemand ins Unrecht setzen, indem er das gemeinschaftlich Vereinbarte abschwächt, ob kosmos oder Privatmann, dann soll es jedermann gestattet sein, ihn vor dem gemeinsamen Gericht anzuklagen, (50) wobei er für den Prozess eine Strafe schriftlich zu beantragen hat, die im Verhältnis zum Unrecht, das einer verursacht haben soll, steht. Sollte der Kläger obsiegen, soll er den dritten Teil des Strafgeldes erhalten, den Rest erhalten die beiden Städte. Wenn wir dank der Gnade der Götter von den Feinden etwas Gutes an Beute nehmen sollten, sowohl wenn wir zum gemeinsam beschlossenen Feldzug ausrücken oder nur einige Privatmänner (55) aus den beiden Städten beteiligt sind, sowohl zu Land oder zu Wasser, dann sollen beide Vertragspartner durch Losverfahren, je nach Anzahl der ausrückenden Männer, ihren Anteil erhalten, wobei die Beteiligten der beiden Städte jeweils einen Zehnten an die eigene Stadt abführen sollen. Im Hinblick auf die vorangegangenen Vergehen bei den beiden Städten seit der Zeit nach der Aufgabe des koinodikion (60) sollen die kosmoi, die zusammen mit
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Enipas und Neon amtieren, eine Lösung vor einem Gericht herbeiführen, dem beide Städte zustimmen, und zwar während der Amtszeit ebendieser kosmoi; die Bürgen für diese Fälle sollen sie innerhalb eines Monates von dem Tag an gerechnet, an dem die Vertragsstele errichtet wird, bestimmen. Im Hinblick auf künftige Vergehen sollen sie (65) von einem prodikos [sc. einem Schiedsmann] Gebrauch machen, wie das diagramma vorsieht. Im Hinblick auf das Gericht sollen die jährlich bei den beiden Städten eingesetzten kosmoi eine Stadt bestimmen, die von beiden Vertragspartnern akzeptiert wird, von welcher der Schiedsspruch gefällt wird; sie sollen Bürgen innerhalb von zwei Monaten nach dem Tag ihres Amtsantritts bestimmen, und diese Fälle sollen sie während ihrer eigenen Amtszeit zum Abschluss bringen, wie das gemeinsam vereinbarte symbolon es vorsieht. Sollten die kosmoi nicht handeln, wie es vorgeschrieben ist, soll jeder von ihnen fünfzig Statere zahlen, die kosmoi von Hierapytna an die Stadt der Priansier, die kosmoi von Priansos an die Stadt der Hierapytnier. (75) Wenn die beiden Städte nach ordentlicher Beratung beschließen sollten, zum gemeinsamen Vorteil etwas [sc. am Vertrag] zu korrigieren, soll die Korrektur gültig sein. Die in den beiden Städten amtierenden kosmoi sollen schon während ihrer eigenen Amtszeit Stelen aufstellen, die Hierapytnier im Heiligtum der Athena Polias und die Priansier (80) im Heiligtum der Athena Polias. Diejenigen, die die Stelen nicht wie vorgeschrieben aufstellen, sollen dieselbe Strafe zahlen, wie sie für die Gerichtsverfahren vorgeschrieben wird. Der Vertrag ist der besterhaltene Isopolitievertrag aus Kreta, vergleichbar im Umfang mit dem späteren, noch längeren und detaillierteren Vertrag zwischen Herakleia am Latmos und Milet (644). Wie dort im Detail ausgeführt wird, dürfte auch hier die Verwirklichung der politischen Rechte in der Partnerstadt über ein allerdings nicht näher ausgeführtes Meldeverfahren erfolgt sein, während die sonstigen explizit erwähnten gegenseitigen Rechte (Z. 13–14) für alle registrierten Vollbürger (ἔμφυλοι) der Partnerstadt galten (so auch Gawantka, Isopolitie 31; Chaniotis, Verträge 259). Genau datieren lässt sich dieser Vertrag nicht; er ist aber auf jeden Fall später zustande gekommen als die Bündnisverträge Gortyn – Hierapytna – Priansos (604) sowie Gortyn – Hierapytna (Chaniotis, Verträge Nr. 24), auf die explizit Bezug genommen wird (Z. 8–9) und die ins späte 3. Jh. anzusetzen sind. Vorliegender Vertrag vertieft die interpersonellen Beziehungen auf Basis der isopoliteia zwischen den zwei schon mit Gortyn sowie miteinander verbundenen Städten – vgl. auch das schon vorhandene Abkommen über den Handelsverkehr (symbolon, Z. 71). Eine Zeit während oder kurz nach dem Ersten Kretischen Krieg (also: nach ca. 205) ist demnach am wahrscheinlichsten. In dieser Zeit scheint man jedenfalls auf Kreta zunehmenden Wert auf die Verrechtlichung zwischenstaatlicher Beziehungen gelegt zu haben.
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Zu einzelnen Klauseln: Z. 11: Der Vertrag erkannte explizit die geltenden Grenzen an, welche im vorhergehenden Bündnisvertrag der zwei Städte mit Gortyn (604) genau geregelt wurden. Die in diesem Text aufgeführten Wirtschaftsklauseln wären bei einem umstrittenen Grenzverlauf weitgehend sinnlos (vgl. 737). Z. 18–21: σπείρειν bedeutet die Bestellung von Äckern (höchstwahrscheinlich im Getreideanbau), und die Bestimmung gilt hier für gepachtetes Land im Territorium der Partnerstadt – sonst hätten die Bauern von ihrem Recht auf enktesis Gebrauch machen können; offenbar ist dabei gleichgültig, ob es sich um öffentliches oder privates Land handelte (so auch Guizzi, Hierapytna 343 f., anders Chandezon, a. a. O. 172, der nur an «terres publiques» denkt). Der logische Sinn der Erwähnung der Vergünstigung an dieser Stelle ist, dass abgeschlossene Pachtverträge mit Bürgern der Partnerstadt Rechtskraft und Rechtsschutz in der Stadt des Verpächters erhielten, solange der Pächter sich an die dort geltenden Gesetze hielt. Es geht also hier, wie bei den anderen Wirtschaftsklauseln, hauptsächlich um die Rechtssicherheit von Verträgen, welche die Stadt oder einzelne Bürger mit Bürgern der Partnerstadt abgeschlossen hatten. Hinzu kam eventuell ein gegenseitiges Interesse an der optimalen Nutzung des Ackerlandes. Z. 21–27: Die übliche Bedeutung von ὑπεκτίθημι ist «in Sicherheit bringen» (LSJ s. v., so die Übersetzung oben). Guizzi, Hierapytna 351 unter Berufung auf Boeckh erwägt nicht im Krieg weggebrachte Raub- oder Handelsgüter, da im Text Krieg nicht explizit erwähnt wird. Krieg scheint aber im Verbum selbst implizit zu sein. Z. 27–30: Ein deutlicher Beleg für das steuerfreie Weiderecht der jeweiligen Bürger (Guizzi, Hierapytna 346 f.; anders Chaniotis, Verträge 259 f., der meint, die den Isopoliten gewährte Steuerfreiheit gelte nur für sie, und damit dem allgemeinen Tenor der Gleichstellung widerspricht). Z. 30–33: Diese einmalige Klausel ist öfter missverstanden worden. πορεῖον (Z. 30) heißt konkret «Transportmittel» – d. h. Pferde, Esel, Wagen usw. (so auch Chaniotis, Verträge 260). Unklar bleibt aber der Grund, warum die kosmoi der Empfängerstadt diese Leistung zu erbringen hätten; auch der Grund für die Zahlung der zehn Statere durch die anwesenden kosmoi wird nicht erklärt – für eine Versäumnisstrafe für die kosmoi wäre der Betrag eine sehr geringe Summe (vgl. die sonst genannten Strafsummen: 100 Statere Z. 44–45; 50 Statere Z. 72–73, Z. 81–83). Eine Erklärung lässt sich aus einer Konkretisierung der vorgesehenen Situation gewinnen. Zunächst muss daran festgehalten werden, dass die Klausel nicht für jede Gesandtschaft zwischen den Partnerstädten, sondern nur für besondere Fälle gedacht war (πρειγήια δὲ ὧ [κ]α χρείαν ἔχηι πορηίω). Da nur in diesen Ausnahmefällen die kosmoi der Empfängerstadt tätig werden sollen, können solche Fälle nur dort entstanden sein. Das vorgesehene Szenario scheint also folgendes zu sein: Aus welchen Gründen auch immer standen die für die Anreise eingesetzten (und von der entsendenden Stadt bezahlten) Tiere nicht mehr zur
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Verfügung; vorstellbar ist z. B. Verletzung, Diebstahl o. ä. Deswegen sollten die kosmoi der jeweiligen Empfängerstadt Ersatztiere zur Verfügung stellen. Für den Fall, dass sie es nicht taten, weil nicht alle oder keine ausreichende Zahl der amtierenden kosmoi anwesend waren, um die für die Bereitstellung von Tieren notwendigen Ausgaben zu bewilligen, und die Gesandten sich selbst mit Ersatztieren versorgen mussten, erhielten sie von den noch anwesenden kosmoi zehn Statere. Diese Annahme erklärt die besondere Betonung der Ausnahmetätigkeit der anwesenden kosmoi (οἱ ἐπίδαμοι τῶν κόσμων). Die zehn Statere sind also keine Versäumnisstrafe, sondern eine im Vertrag schon im Voraus genehmigte Notzahlung für besondere und vielleicht nicht zu seltene Fälle. Z. 34–47: Hier werden die für Isopolitieverträge besonders wichtigen sozialrechtlichen Beziehungen angesprochen, die den Vertrag mit Leben füllen sollten: die Teilnahme an Festen (wobei man hier einfach davon ausgeht, dass die Bürger sich normalerweise zu Festzeiten ohne besondere Einladung gegenseitig besuchen und dann jeweils als Mitbürger behandelt werden) und insbesondere das jährliche Verlesen des Textes der Vertragsstele beim Fest der Hyperboia. Dieses Fest scheint deswegen gewählt worden zu sein, weil es mit der Aufnahme der Epheben in die Bürgerschaft zusammenfällt (so Chaniotis, Verträge 125 f.). Nur für dieses wichtige zwischenstaatliche Ereignis, das lediglich aus Kreta bekannt ist, galt eine mindestens zehntägige Vorankündigungsfrist für die Partnerstadt. Man legte also besonderen Wert auf die regelmäßige Bekräftigung der festgelegten Privilegierungen und erinnerte jedes Jahr daran, indem man sich in den Heiligtümern, wo die Stelen aufgerichtet waren, versammelte und den Text ins Gedächtnis der Anwesenden rief bzw. den Neubürgern zur Kenntnis brachte (vgl. auch 604, 708, 713, 724, 772). Dieses Verfahren scheint insbesondere ein Phänomen des späteren 3. und des 2. Jhs. zu sein (nur StV III Nr. 511 könnte, muss aber nicht, wesentlich früher sein), als man zunehmenden Wert auf die dauerhafte Verrechtlichung zwischenstaatlicher Beziehungen legte. Z. 47–53: ἐπὶ τῶ κοινῶ δικαστηρίω. Der gemeinsame Gerichtshof, der über angebliche Vertragsverletzungen zu befinden hatte, besteht prima facie aus Richtern aus beiden Partnerstädten, wobei das Heranziehen von fremden Richtern nicht ausgeschlossen werden kann, denn die Zusammensetzung war offenbar in einem anderen Dokument festgelegt worden. Die Formulierung des Vertrags hinsichtlich der Aufteilung der Strafgelder scheint einmalig zu sein. Beide Städte (τῶν πόλεων) sind zu beteiligen, da man anscheinend davon ausging, dass eine Vertragsverletzung beide Vertragspartner betraf. So erklärt sich die Dreiteilung des Strafgeldes, ein Drittel an den Ankläger, je ein Drittel an die beiden Städte. Chaniotis, Verträge 147, sieht das anders und übersetzt «an die Stadt, die geschädigt worden war» (so auch Ager, Interstate Arbitrations 180). Allerdings steht in jedem der von Chaniotis zitierten Fälle der Empfänger im Singular und die Texte sind so beschädigt, dass der genaue Textzusammenhang nicht voll rekonstruierbar ist. Der Plural und die Dreiteilung des Strafgeldes bleiben bei dieser Deutung unerklärt.
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Z. 53–58: In diesen Zeilen lässt der Ausdruck τινὲς παρ’ ἐκατέρων den Gegensatz κοινᾶι – ἰδίαι nur als öffentlich – privat deuten (so auch Chaniotis, Verträge 261), obwohl in anderen Fällen (e.g. 603 Z. 8–10) eine ähnliche Wendung eindeutig in Bezug auf die Vertragspartner «gemeinsam – getrennt» heißt (anders: Gauthier, Symbola 321; P. Perlman, Krētes aei lēistai? The Marginalization of Crete in Greek Thought and the Role of Piracy in the Outbreak of the First Cretan War, in: V. Gabrielsen u. a. (Hrsg.), Hellenistic Rhodes: Politics, Culture and Society, Aarhus 1999, 132–161, hier 161 Anm. 47, widersprochen von Chaniotis SEG 49, 1252). Die Klausel, die vorsieht, dass je ein Zehntel der Kriegsbeute an die Stadtkassen geht, scheint in dieser Form einmalig zu sein. Die Modalitäten der Aufteilung werden aber nicht weiter ausgeführt (vgl. aber Chaniotis, Verträge 261). Z. 58–74: Zwei verschiedene Rechtsverfahren werden hier angesprochen, einmal für «Altfälle», die seit der Aufgabe des koinodikion entstanden waren, zweitens für künftige Fälle, die nach dem Abschluss des Vertrages aufkommen würden. Über das koinodikion ist viel geschrieben worden, ohne dass Sicherheit besteht: Die Schwächen bzw. die Unbelegbarkeit bisheriger Interpretationen, ob als Organ des Kretischen Koinon oder als enger gefasstes zwischenstaatliches Instrument, sind von Ager aufgezeigt worden (S. L. Ager, Hellenistic Crete and ΚΟΙΝΟΔΙΚΙΟΝ, JHS 114 (1994), 1–18, vgl. auch dies., Interstate Arbitrations 180); eine 1999 angekündigte, aber bis 2019 noch nicht veröffentlichte Inschrift aus Chersonesos (vgl. SEG 49, 1217) soll eine Entscheidung zu Gunsten des Koinon ermöglichen. Für diesen Vertrag ist die Frage allerdings unerheblich, da es hier nur um die nach Vertragsschluss anzuwendenden Verfahren geht. Der Text macht keine explizite Aussage darüber, ob die angesprochenen Fälle öffentliche oder private Angelegenheiten bzw. Auseinandersetzungen zwischen den Bürgern einer Stadt und den Behörden der Partnerstadt waren. Am ehesten ist anzunehmen, dass alle Arten vorgesehen waren (vgl. Ager, Interstate Arbitrations 179), wobei die explizite Erwähnung eines σύμβολον (Z. 71) als Rechtsbasis darauf hinzuweisen scheint, dass man vorwiegend an irgendwie geartete privatrechtliche Streitigkeiten gedacht hatte. Man wird auf jeden Fall zu unterscheiden haben zwischen Verstößen gegen den Vertrag, für die ein eigenes Verfahren vorgesehen war und die dementsprechend im Vertragstext getrennt behandelt werden (Z. 47–53), und eher privaten Streitigkeiten aus anderen Anlässen, die nach der Aufarbeitung der Altfälle gemäß dem διάγραμμα und dem σύμβολον zu entscheiden waren. Die «Altfälle» sollen von einem von beiden Städten vereinbarten Gerichtshof (ἐν ὧι κα κοινᾶι δόξηι δικαστηρίῳ, Z. 61) ohne nähere Präzisierung entschieden werden: D. h. jeder Vorschlag für die Besetzung wäre in Ordnung, solange beide Städte ihn guthießen. Für künftige Fälle wird die Prozedur im Vertrag genau geregelt: Zunächst war ein nicht näher spezifizierter Schlichter (πρόδικος) einzuschalten, «wie das diagramma vorsieht» (Z. 64–65: καθὼς τὸ διάγραμμα ἔχει). Das diagramma war offenbar eine Art gemeinsamer Verfahrensregelung, die vielleicht im Rahmen des Kretischen Koinon entstanden war, aber auch ohne Exis-
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tenz des Koinon als politisches Organ weiterhin Anwendung fand (Chaniotis, Verträge 143 f.; Ager, Interstate Arbitrations 181). Falls der Schlichter scheitern sollte, wurde als Gerichtshof jedes Jahr eine dritte Stadt (eine ἔκκλητος πόλις) von den Behörden bestimmt, die den beiden Städten genehm war und die endgültige Entscheidung (ἐπικριτήριον) zu treffen hatte. Die Rechtsbasis für diese 5 Tätigkeit ergab sich aus einem schon existierenden privatrechtlichen Abkommen (Z. 71: σύμβολον).
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Fragment einer Kalksteintafel; b. 0,32 m, h. 0,37 m, d. 0,21 m. Buchstaben 0,015 m. Fundort: Hierapytna, jetzt verschollen. Ed.: I. Cret. III iii 6; Chaniotis, Verträge Nr. 35. [ἐπὶ κόσμων ἐν μὲν Ἱεραπύτναι τῶν σὺν ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒] μηνὸς [‒ ‒ ‒ ‒ ‒, ἐν δὲ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ τῶν σὺν ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒, μηνὸς‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒] τάδε ἔδ[οξ]εν τ[οῖς Ἱεραπυτνίοις καὶ τοῖς ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ τ]ὰν συνθήκαν κοσμ[‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ἦμεν ἰσοπολιτείαν καὶ ἐπιγαμίαν καὶ ἔγκτησιν ἰδίαι(?)] καὶ δαμοσίαι τοῖς [Ἱεραπυτνίοις(?)‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ καὶ] 5 τοῖς . . . . . οις κ[αὶ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ καὶ μετοχὰν καὶ θίνων καὶ] ἀν[θρωπ]ίνων [πάντων. ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒] τοῖς Ἱεραπυτν[ίοις ἐν ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒] ΣΤΟΝΤΑΝΑΝ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ δὲ δαμόσια Α‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ 10 . οσύναι αὐτοῖς ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ τὰ δεδομένα Τ[‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ κα]θὼς ἀπὸ τᾶς Α[‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ὅπως] δὲ αἱ θυσίαι τ[ελῶνται κατὰ τὰ πάτρια(?) ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ λαμβάνειν(?)] τὸν ἱερέα ἀρ[γύριον(?) ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒] 15 ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ΣΙ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒
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Dieses Fragment lässt keine kontinuierliche Übersetzung zu. Nach dem Urteil von Guarducci (I. Cret.), die den Stein kannte, ist der Text ins 2. Jh. zu datieren. Chaniotis, der den Stein nicht wiederfand, erwägt ein Datum am Ende des 3. Jh., vielleicht um 205. 35 Dass es sich um einen Vertrag handelt, geht aus Z. 3 (συνθήκαν) hervor; dass es um isopoliteia geht, lässt sich aus der sehr wahrscheinlichen Ergänzung in Z. 5–6
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[καὶ μετοχὰν καὶ θίνων καὶ] ἀν[θρωπ]ίνων [πάντων] («Teilnahme an allen religiösen und menschlichen Angelegenheiten») erschließen; in Z. 12–13 [ὅπως] δὲ αἱ θυσίαι τ[ελῶνται] scheint es sich um von beiden Vertragspartnern gemeinsam durchzuführende Opfer zu handeln. Um welche Partnerstadt der Hierapytnier es sich handelt, lässt sich nicht mit 5 Sicherheit erschließen. Guarducci meinte in Z. 5 nach τοῖς Spuren eines Rho zu sehen («littera P in lapide fuisse videtur»), was sie aber nicht in ihren Text aufnahm. Chaniotis möchte, darauf basierend, ein B daraus machen und erwägt Biannos als Partnerstadt.
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3.–2. Jh. v. Chr.
Block aus weißem Marmor mit teilweise erhaltenem Profil unten; b. 0,51 m, h. 0,68 m, d. ca. 0,23 m. Buchstaben 0,009–0,012 m. Fundort: Teos. 15 Ed.: P. Herrmann, Die Stadt Temnos und ihre auswärtigen Beziehungen in hellenistischer Zeit, Ist. Mitt. 29 (1979), 239–271, hier 242–243, Nr. I mit Photo Tafel 67,2; SEG 29, 1149. Lit.: J. u. L. Robert, BE, REG 93 (1980), 445–446, Nr. 437; F. J. Piejko, Textual Supplements to the New Inscriptions Concerning Temnos, Ist. Mitt. 36 (1986), 95–97, 20 hier 95; H. Kotsidou, Τιμὴ καὶ δόξα. Ehrungen für hellenistische Herrscher im griechischen Mutterland und in Kleinasien unter besonderer Berücksichtigung der archäologischen Denkmäler, Berlin 2000, Nr. 230. Üb.: Herrmann, a. a. O. (deutsch); Kotsidou, a. a. O. (deutsch).
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‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒ . . .6. . . ΝΑΥ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ΙΝΕΧΕ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ [πρε]σβευταὶ ἐδείχθησαν Σάτυ[ρος Ζωΐλου, . .4. . θε][μις] Λυσίου, Ἡρογείτων Ἀθηναίο[υ. ‒ ‒ ] [διε]γνώσθη τοῦ αὐτοῦ μηνὸς ἕκτη[ι . . 6–8. . , γνώμη τι][μού]χων· ἐπειδὴ Τηΐων φίλων καὶ εὐνό[ων ὄντων καὶ συγ][γεν]ῶν τοῦ ἡμετέρου δήμου καὶ πολλ[ὰς ἐπιδείξεις πε][ποι]ημένων τῆς πρὸς τὴν πόλιν ἡμῶν ε[ὐνοίας ἐψήφισται] [ὁ δ]ῆμος εἰσκηρύσεσθαι τὸν δῆμον τὸν Τη[ΐων εἰς προεδρίαν] [κα]ὶ στεφανοῦσθαι χρυσῶι στεφάνωι ἐν τοῖς ἀ[γῶσιν οὓς ἐ][πι]τελεῖ ὁ δῆμος τῶι τε Διονύσωι καὶ τοῖς βασιλ[ε]ῦ[σιν, προνε]νόηκεν δὲ καὶ περὶ τῶν ἄλλων φιλαν[θ]ρώπων, κα[λῶς δὲ] ἔχον ἐστὶν κἀκόλουθον τοῖς προεψηφ[ισμ]ένο[ις ε]ἶν[αι πολι]τείαν Τηΐοις παρ’ ἡμῖν· δεδόχθαι τῆι βο[υλῆι] καὶ τῶ[ι δήμωι εἶ]-
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ναι πολιτείαν Τηΐοις ἐν Τήμνωι ἐφ’ ἴση[ι κ]αὶ ὁμοίαι [καὶ μετουσί]αν πάντων ὧν καὶ τοῖς ἄλλοις πολίταις μέτεστιν, εἶνα[ι] δὲ καὶ γῆς καὶ οἰκίας ἔγκτησιν καὶ ἐπιγ[α]μίαν πα[ρ’] ἡμῖν [Τηΐ]οις καὶ δίκας προδίκους καὶ ἐὰν βούληται ὁ Τήϊος ἐπικλ[η]ροῦσθαι ἐπὶ φυλὴν ἐπικληρωθῆναι αὐτὸν ὑπὸ τῶν τιμο[ύ]χων· ἵνα δὲ καὶ Τήϊοι εἰδήσωσιν τὴν τοῦ δήμου πρὸς αὐτοὺς εὔνοιαν, ἀποστεῖλαι δὲ κα πρεσβευτὰς τοὺς ἐ[πε]λευσομένους ἐπὶ τὴν ἐκκλησίαν καὶ παρακαλέσοντ[ας] καὶ Τηΐους τὴν αὐτὴν αἵρεσιν ἔχειν πρὸς τὴν ἡμετέρα[ν] πόλιν. πρεσβευταὶ ἐδείχθησαν Σάτυρος Ζωΐλου, . .4. . θεμις Λυσίου, Ἡρογείτων Ἀθηναίου.
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1 τὴ]ν αὐ[τὴν αἵρεσ]ιν ἔχε[ιν] Herrmann; ἔχε[ιν πρὸς ἡμᾶς] Piejko ‖ 4 ἕκτη[ι ἀπιόντος] ? Herrmann, ἕκτη[ι ἐπὶ δέκα] Piejko ‖ 7 [ἐψηφίσατο] Piejko ‖ 10–11 Robert, [διανε]|νόηκεν Herrmann.
… als Gesandte wurden benannt Satyros, Sohn des Zoilos, …themis, Sohn des Lysias, Herogeiton, Sohn des Athenaios. Beschlossen im selben Monat am 6. … Antrag der timouchoi [«Ehrenamtsinhaber», oberste Behörde in Temnos]: (5) Da unser demos den Beschluss gefasst hat, den demos der Teier, weil sie unserem demos durch Freundschaft, Wohlwollen und Verwandtschaft verbunden sind und viele Beweise ihrer guten Gesinnung unserer Stadt gegenüber erbracht haben, an den Agonen, die der demos für Dionysos und für die Könige veranstaltet, durch Heroldsruf auf einen Ehrenplatz einzuladen und durch einen goldenen Kranz zu ehren; (10) da er außerdem Überlegungen im Hinblick auf andere Privilegien angestellt und da es angebracht ist und in Übereinstimmung steht mit den vorher gefassten Beschlüssen, dass die Teier bei uns das Bürgerrecht erhalten, mögen Rat und Volk Folgendes beschließen: Die Teier sollen in Temnos Bürgerrecht zu gleichen Bedingungen haben und Teilhabe an allem, (15) an dem auch die anderen Bürger teilhaben; sie sollen auch das Recht auf Erwerb von Land und Gebäuden haben, das Recht zur Eheschließung bei uns, beschleunigte Behandlung bei Prozessen und, wenn der Teier in eine Phyle eingelost werden will, soll die Einlosung durch die timouchoi erfolgen. Damit die Teier von der wohlwollenden Gesinnung unseres demos ihnen gegenüber auch Kenntnis erhalten, (20) soll man außerdem Gesandte entsenden, die vor ihrer Volksversammlung auftreten und die Teier auffordern, die gleiche Einstellung auch unserer Stadt gegenüber zu hegen. Als Gesandte wurden ernannt: Satyros, Sohn des Zoilos, ‒themis, Sohn des Lysias, Herogeiton, Sohn des Athenaios. (nach P. Herrmann)
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Dieses Textfragment ist Teil eines Dossiers von Dokumenten, die eine Isopolitie durch den Austausch und die gemeinsame Publikation von Volksbeschlüssen begründen, wodurch der Vorgang einen vertragsähnlichen Charakter erhielt. Es handelt sich hier um den letzten von mindestens drei Beschlüssen der Tem- 40
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nitai, eben die Z. 7 und Z. 12 erwähnten früheren psephismata; da der erhaltene Text mit der Benennung derselben temnischen Gesandten, die im erhaltenen Beschluss benannt sind, einsetzt (Z. 2–3, vgl. Z. 23–24), wird man hier das Ende eines der früheren diesbezüglichen Beschlüsse der Temnitai erkennen können. Völlig verloren ist aber der maßgebliche Beschluss der Teier, welcher wegen des Fundortes des Steins in Teos dem ganzen Dossier vorangestellt gewesen sein dürfte, wie in anderen ähnlich gelagerten Fällen (vgl. StV III Nrr. 537, 539). Die Liste der im erhaltenen Beschluss konkret gewährten Privilegien ist knapp, konventionell und ohne Besonderheit, auch ohne Details über die praktische Handhabung der Isopolitie. Zur zeitlichen Einordnung des Textes bietet die Inschrift neben den Buchstabenformen, die auf das späte 3. oder das frühe 2. Jh. hinweisen, die Erwähnung eines Festes für Dionysos und «die Könige» (Z. 10). Zur Zeit der Isopolitie müssten beide Städte demselben Herrschaftsbereich angehört haben. Von der geographischen Lage der Stadt Temnos her sowie wegen des schon im frühen 3. Jh. abgeschlossenen Isopolitievertrags mit Pergamon (StV III Nr. 555) und der Tatsache, dass nach Polybios (v 77.4) im J. 218 Attalos I. Temnos von Achaios zurückgewonnen hat, würde man eher an das pergamenische Königshaus denken. Die Partnerstadt Teos war von ca. 204 (SEG 41, 1003) bis 190 (Liv. xxxvii 27.3; 9–28.3) jedoch Teil des seleukidischen Herrschaftsgebiets, für Temnos ist ein ähnliches Schicksal nicht bekannt. Wenn mit dem Begriff «die Könige» gleichzeitig regierende Könige gemeint sein sollten, dann käme wohl nur die Zeit der seleukidischen Herrschaft in Frage, und man müsste annehmen, dass auch Temnos zu den zeitweilig von Antiochos III. wiedereroberten kleinasiatischen Städten gehörte. Die Feierlichkeiten für «die Könige», die dem Dionysosfest angegliedert worden waren, hatten dann Antiochos III. und seinem von 209 bis 193 mitregierenden Sohn Antiochos gegolten. Wenn es sich aber um Pergamener handelte, dann regierten «die Könige» nicht gleichzeitig, sondern nacheinander. In diesem Fall wäre der Text ins 2. Jh. zu datieren, und die Könige wären Attalos I. und Eumenes II., eventuell auch noch Attalos II. Eine Datierung nach der Vertreibung der Seleukiden aus Kleinasien wäre für diesen Fall anzunehmen. Der Zeitraum nach 188, als Teos auf jeden Fall pergamenisch geworden war (C. B. Welles, Royal Correspondence in the Hellenistic Period. A Study in Greek Epigraphy, New Haven 1934, Nr. 53), scheint also der wahrscheinlichste Ansatz für diesen Vertrag zu sein.
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608 Attalos I. – Malla (Bündnis) Ca. 200 v. Chr.
Opisthographe Stele aus weißem Marmor, oben gebrochen, sonst vollständig, unten Zapfen; b. 0,34 m, h. 0,39 m, d. 0,07 m. Buchstaben 0,01 m. 5 Fundort: Christos (Malla), jetzt Museum Herakleion (Inv.-Nr. 311). Ed.: P. Ducrey/H. Van Effenterre, Traités attalides avec des cités crétoises, Kretika Chronika 21 (1969), 278–300 Nr. 2, mit Photos; P. Ducrey, Nouvelles remarques sur deux traités attalides avec des cités crétoises, BCH 94 (1970), 637–659, hier 638 f. Nr. 2, mit guten Photos 640 f.; R. E. Allen, The Attalid Kingdom. A Consti- 10 tutional History, Oxford 1983, 209 Nr. 3. Lit.: G. Daux, Sur une clause du traité conclu entre le roi Attale Ier de Pergame et la cité de Malla (Crète), RHDFE 49 (1971), 373–385; S. Kreuter, Außenbeziehungen kretischer Gemeinden zu den hellenistischen Staaten im 3. und 2. Jh. v. Chr., München 1992, 91–99; Wiemer, Krieg, Handel und Piraterie 173. 15 Üb.: HGIÜ III Nr. 437 (deutsch); Ducrey/Van Effenterre, a. a. O. (französisch).
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‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ca. 26‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ΩΣΑΤ-Α‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ca. 23‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒Σ εἶναι ΑΓΩ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ca. 20‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ΙΕΑΕΣΕΙΝΤΑΚ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ca. 17‒ ‒ ‒ ‒ τὸ]ν ὑπογεγρανμένον [ὅρκον ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ἐ]ὰν δέ τι τῶν γεγρανμέν[ων κοινῆι ἐν] τῆι ὁμολογίαι Μαλλαῖοι μὴ π[οιήσω]ντι, ἔνοχοι ἔστωσαν τῶι παρησπ[ο]νδηκέναι καὶ λελύκεν τασυνθήκας. {κα} κατὰ ταὐτὰ δὲ καὶ ἐὰν Μαλλαῖοι χρείαν ἔ[χ]οντες συνμαχίας πένπωσι πρὸς βασιλέα Ἄτταλον, ἀποστελλέτω βασιλεὺς Ἄτ[τ]αλος ἄνδρας τριακοσίους καὶ ἡγεμόνα[ς] [ἐ]π’ αὐ[τῶ]ν, ἐὰν δὲ μὴ ἐκποιῆι τὸ πλῆθος τοῦτ[ο] διά τινας καιρούς, ὅσους ἂν ἐνδέχηται, ἐ[ὰ]ν μὴ ἐπ’ Ἱεραπυτνίους ἢ Πριανσίους ἢ Ἀρκάδας παρκαλῶσιν· οὗτοι δὲ ὑπεξαιρήσθων ὑπὸ βασιλέος Ἀττάλου. τοῖς δὲ πενπομένοις πορεῖα μὲν παρεχέτω βασιλεὺς Ἄτταλος καὶ τὰ ὀψώνια καὶ τὰ δέοντα ἐν τῶ πλοῶι. {οτα} ὅταν δὲ παραγένωνται πρὸς Μαλλαίους, τ[ρ]ε[φ]έτωσαν τὴν συνμαχίαν αὐτοί, παρέχ[ο]ντες τῆς ἡμερᾶς ἑκάστωι ἀνδρὶ δραχμὰν
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αἰγιναῖαν, τῶν δ’ ἡγεμόνων ἑκάστωι δραχμὰς δύο καὶ κατὰ σῶμα χοίνικα ἀττ[ικ]ήν, ἐὰν μὴ ἐν πολεμίαι ὦσιν, οὗ ἔσται σῖτον λανβάνειν. παραμενέτωσαν δὲ οἱ ἀποσταλέντες ἕως ἂν Μαλλαῖοι χρείαν ἔχωσι. ὅταν δὲ ἀπολύωσιν τοὺ(ς) συνμάχος πρὸς βασιλέα Ἄ[τ]ταλον τὰ πορεῖα δότωσαν αὐτοὶ ΣΥΝΑ‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ὁ][μο]λόγημ[εν ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ εἰ μὴ παραβ][α]ίνοντας ὁμολογί[αν, ἤτω ἐξώλης τε καὶ] πανώλης καὶ αὐ[τὸ]ς [καὶ γυνὴ καὶ τέκν]α καὶ πατρὶς καὶ οἱ βασι[λέως φίλοι. ἐὰ]ν δὲ καὶ ἐνμένοντι ἐν τ[ο]ῖς [ὁμολογημένοι][ς], εἶναι καὶ βίον εὐδαίμονα [αὐτῶι καὶ] γυναικὶ καὶ τέκνοις καὶ πατρίδι καὶ τοῖς [φ]ίλος. ὅ[ρκ]ος βασιλέως Ἀττάλου· ὀμνύω Δί[α], Γῆν, Ἥλιον, Ποσειδῶ, Δήμητρα, Ἄρη, Ἀθηνᾶν Ἀρείαν καὶ τὴν Ταυροπόλον καὶ τοὺ ἄλλους θεοὺς πάντας καὶ πάσας· ἐνμένειν ἐν τῆι φιλίαι καὶ τῆι συνμαχίαι καὶ τ[οῖ]ς μολογημένοις πρὸς Μαλλαίους εἰς τὸν πάντα χρόνον καὶ πρὸς αὐτοὺς καὶ τοὺς ἐγγόνους καὶ οὐθὲν παραβήσεσθαι τῶν ὁμολογημένων. εὐορκοῦντι μὲν μοι εὖ ἔξη[ν, ἐ]φιουρκοῦντι δὲ τἀναντία. ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒vac.
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A 5–6 Daux, Ν‒|‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ΝΙΙ ed. pr.
A … den unten aufgeschriebenen Eid. … (5) Wenn die Mallaier irgendeine der unten aufgeschriebenen Bedingungen nicht einhalten, … dann sind sie des Ver- 30 tragsbruchs schuldig und sie haben den Vertrag aufgelöst. Auf dieselbe Weise, wenn die Mallaier (10) Hilfssoldaten brauchen, sollen sie zum König Attalos senden und König Attalos soll dreihundert Soldaten sowie Offiziere für sie schicken – wenn er diese Zahl wegen bestimmter Krisenumstände nicht voll erreichen kann, so viele wie möglich – (15) solange die Mallaier sie nicht gegen die Hierapytnier, 35 die Priansier oder die Arkades anfordern. Diese Städte werden von König Attalos ausgenommen. König Attalos wird den Transport für die entsandten Soldaten sowie deren Sold und das, was sonst für die Überfahrt notwendig ist, stellen. (20) Wenn sie in Malla ankommen, werden die Mallaier selbst die Hilfssoldaten unterhalten, und zwar geben sie für jeden Mann eine aiginetische Drachme pro 40 Tag, für die Offiziere zwei Drachmen sowie pro Mann einen attischen choinix
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Getreide, (25) es sei denn, sie befinden sich im Feindesland, wo man Getreide rauben kann. Die entsandten Soldaten sollen bleiben, solange die Mallaier sie brauchen. Wenn die Mallaier sie zu König Attalos entlassen, dann stellen die Mallaier ihnen den Transport. … B «… Vereinbarungen … solange die Mallaier den Vertrag nicht brechen, soll 5 er vernichtet und zerstört sein, er selbst und seine Frau und seine Kinder und seine Heimat sowie die Freunde des Königs; (5) wenn sie [sc. die pergamenischen Hilfstruppen (?)] aber die Vereinbarungen einhalten, dann soll es ihm ein reiches Leben geben, für ihn selbst sowie für seine Frau, seine Kinder, seine Heimat und seine Freunde». Eid des Königs Attalos: «Ich schwöre bei Zeus, Ge, Helios, 10 Poseidon, Demeter, Ares, (10) Athena Areia, der Tauropolos sowie bei allen anderen Göttern und Göttinnen, in der Freundschaft und der Bundesgenossenschaft sowie bei den mit den Mallaiern gemachten Vereinbarungen zu verbleiben auf alle Zeit, gegenüber ihnen selbst sowie (15) gegenüber ihren Nachkommen, und keine der vereinbarten Bedingungen zu verletzen. Wenn ich den Eid halte, möge 15 es mir gut gehen, wenn ich ihn breche, das Gegenteil.» Erhalten von diesem historisch wichtigen Bündnisvertrag ist nur der untere Teil der Stele, auf welcher die Mallaier ihr Exemplar des Vertragstextes veröffentlichten. Es fehlen deswegen alle allgemeinen Bestimmungen, sämtliche Klauseln in Bezug auf die Vertragsverpflichtungen der Mallaier sowie deren Eid. Der Vertrag ist dennoch ein wichtiger Beleg für die Beziehungen zwischen Attalos I. und kretischen Städten zu einer Zeit, wohl gegen Ende des 3. Jhs., als Kreta zunehmende Aufmerksamkeit unter den großen und den mittleren griechischen Mächten erweckte. Der Text lässt, wie auch im noch besser erhaltenen etwa zeitgleichen Vertrag zwischen Rhodos und Hierapytna (StV III Nr. 551), ahnen, dass es den nicht-kretischen Staaten nicht nur darum ging, kretische Söldner anwerben zu dürfen. Hier sind die Bestimmungen für eine eventuelle pergamenische Tätigkeit auf der Insel so detailliert beschrieben, dass es schwierig ist, nur eine rein formale Gleichstellung der Vertragspartner (vgl. A Z. 9: κατὰ ταὐτά) ohne Wirkungsabsicht anzunehmen. Die Bedingungen waren also echt, und der etwa zeitgleiche Κρητικὸς πόλεμος bildet wohl den konkreten Rahmen für den Vertrag (vgl. Wiemer, a. a. O. 143–176). Dies war aber nicht der einzige und auch nicht der erste pergamenische Vertrag mit einer kretischen Stadt: Schon zur Zeit der Vertragsschließung mit Malla existierten freundliche, wohl auch vertraglich geregelte Beziehungen mit Hierapytna, Priansos und Arkades (vgl. A Z. 15–16), und kurz danach wurde ein Vertrag mit Lato (hier 609) abgeschlossen, sodass eine relativ umfangreiche diplomatische Tätigkeit Pergamons im südöstlichen Kreta um diese Zeit zu fassen ist. Vielleicht erstreckt sie sich auch darüber hinaus, wenn das Ehrendekret aus Aptera für einen König Attalos (I. Cret. II iii 4C), dem unter anderem auch das Recht auf Söldnerwerbung eingeräumt wird, Attalos I. gilt. Dass Aptera allerdings nicht
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zu den in A Z. 15–16 angeführten Ausnahmen für die gemeinsame Kriegführung von Malla und Pergamon gehört, heißt wohl, dass auch diese Beziehung zeitlich nach dem Vertrag mit Malla anzusetzen ist. Das genaue Datum des Vertrags lässt sich nicht feststellen. Die letzten Jahre des 3. Jhs., als Pergamon und Rhodos wegen ihrer Gegnerschaft zu Philipp V. zunehmend auf Kooperation angewiesen waren und der Κρητικὸς πόλεμος begonnen hatte, bieten wohl den allgemeinen politischen Rahmen für den Vertrag. Auf jeden Fall ist er lange genug vor 197, das Todesjahr Attalos’ I., zu datieren, um Attalos’ Vertrag mit Lato sowie eventuell das Ehrendekret von Aptera auch noch vor 197 unterzubringen. Im erhaltenen Teil A der Urkunde geht es nur um den Fall, dass Malla Hilfe von Attalos anfordert, und um die Aufzeichnung der Bedingungen dafür. Eine bestimmte Anzahl von Hilfssoldaten (300) sowie Offiziere, um sie zu befehligen, waren vorgesehen (Z. 10–13). Die anschließende Formulierung des Textes (Z. 13–14: ἐὰν δὲ μὴ ἐκποιῆι τὸ πλῆθος τοῦτ[ο] διά τινας καιρούς, ὅσους ἂν ἐνδέχηται) ist schwierig zu interpretieren. Ducrey und Van Effenterre, gefolgt von Kreuter und HGIÜ, entschieden sich für die Bedeutung: «wenn diese Zahl wegen bestimmter Krisenumstände nicht ausreichen sollte, so viele er konnte», was aber impliziert, dass die «bestimmten Krisenumstände» (διά τινας καιρούς) kretische Umstände, die Malla betrafen, sind und dass in diesem Falle Attalos mehr als die vorgesehenen 300, also eine unbegrenzte Zahl, eben «so viele er konnte» schicken sollte (und dafür die vorgesehenen Transportkosten übernehmen musste). Diese Interpretation scheint ohne Parallele zu sein, sie ist außerdem widersprüchlich, denn Attalos sollte ohnehin nur dann, wenn der Vertragsfall eintrat – d. h. unter Krisenumständen (Z. 9–10: ἐὰν Μαλλαῖοι χρείαν ἔ[χ]|οντες συνμαχίας) – tätig werden. Besser also ist die Übersetzung: «wenn er diese Zahl wegen bestimmter Krisenumstände nicht voll erreichen kann, so viele wie möglich» (hier ἐκποιεῖν im normalen Sinne von «make complete» [LSJ s. v. III]). In diesem Fall sind die besonderen Krisenumstände Attalos’ Verhinderungsgründe. Diese Deutung entspricht genau der ähnlichen, aber dort eindeutiger formulierten Klausel im zeitgenössischen Vertrag zwischen Rhodos und Hierapytna (StV III Nr. 551, Z. 20–22: εἰ δέ κα | πόλεμος περιέχηι Ἱεραπυτνίους, ἀποστελλόντων ὅσους κα{τα} δυ|νατὸν ἦι αὐτοῖς). Seite B enthält zwei Eide, wobei nur der Eid des Attalos vollständig erhalten ist (Z. 8–18). Ein Problem besteht in der Bestimmung des Eidesleistenden beim fragmentarischen Eid, der kaum von den Mallaiern oder einem Vertreter der Mallaier geleistet worden sein kann, denn der erhaltene Teil ist in der 3. Person formuliert und sieht anscheinend für den Fall des Eidbruches Konsequenzen nicht nur für die in der dritten Person angesprochene Person selbst und ihre Verwandschaft vor, sondern auch für ihre Heimat sowie für die Freunde des Königs (Z. 4: πατρὶς καὶ οἱ βασι[λέως φίλοι]). Zwei Interpretationsmöglichkeiten scheinen gegeben zu sein: 1) Es handelt sich doch um den Eid der Mallaier, die ihrem Vertragspartner
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Attalos Drohungen aussprechen, etwa für den Fall, dass er seinen Verpflichtungen nicht nachkommt, während die Mallaier ihre doch einhalten (so ed. pr.). Eine solche Verfluchung des Vertragspartners in einem Vertragseid wäre ohne Parallele und ist an sich unwahrscheinlich. 2) Es handelt sich um eine Eidesformel für den Eid, welchen der (zur Zeit der Vertragsschließung unbekannte) Anführer 5 der königlichen Hilfstruppen nach Ankunft in Malla beim jeweiligen Einsatz für die Mallaier zu leisten hatte. Im konkreten Fall wäre der Eid dann gewiss in der ersten Person geleistet worden, wobei es nicht ausgeschlossen ist, dass dies hier tatsächlich im verlorenen Teil des Textes so ausgeführt wurde. Die in der dritten Person Singular bedrohte Person wäre dann König Attalos als Auftraggeber der 10 eventuell vertragsbrüchigen Hilfstruppen. In diesem Fall, der die wahrscheinlichste Lösung zu sein scheint, ist der Eid der Mallaier völlig verloren.
609 Attalos I. – Lato (Bündnis) Ca. 200 v. Chr.
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Fragment einer Stele, oben und an beiden Seiten gebrochen; b. 0,195 m, h. 0,20 m, d. 0,085 m. Buchstaben des 3./2. Jhs. 0,008 m. Fundort: Hagios Nikolaos (Lato), jetzt dort im Museum (Inv.-Nr. 203). Ed.: N. Platon, Ἐπιγραφαὶ ἐκ Κρήτης, Kretika Chronika 7 (1953), 436–445; P. Ducrey/H. Van Effenterre, Traités attalides avec des cités crétoises, Kretika Chro- 20 nika 21 (1969), 278–300 Nr. 1; P. Ducrey, Nouvelles remarques sur deux traités attalides avec des cités crétoises, BCH 94 (1970), 637–659, hier 637 f. Nr. 1. Üb.: Ducrey/Van Effenterre, a. a. O. (französisch).
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‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒Ι Α Μ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ [ὀμν]ύομεν vac.Δῖα [Γῆν Ἥλιον Ποσειδῶ Δήμητρα Ἄρη] [Ἀθ]ηνᾶν Ἀρείαν κα[ὶ τὴν Ταυροπόλον καὶ τοὺς] [ἄ]λλους θεοὺς π[άντας καὶ πάσας· ἦ μὴν ἐμενο][ῦ]μεν ἐν τῆι φιλίαι [καὶ συμμαχίαι ἣν πεπο][ι]ήμεθα πρὸς βασι[λέα Ἄτταλον καὶ τοὺς] ἐκγόνους αὐτοῦ κ[αὶ οὔτε τούτων τι παραβησό]μεθα, ἐμμένοντος [καὶ βασιλέως Ἀττάλου] καὶ τῶν ἐκγόνων αὐ[τοῦ ἐν τοῖς ὡμολογημέ]νοις, οὔτε ἄλλωι ἐπι[τρέψομεν παραβαινοῦν]τι, εἰς δύναμιν τὴν α[ὑτῶν· εὐορκοῦσι μὲ]ν ἡμῖν γίνοιτο πολλ[ὰ κἀγαθά, ἐπιορκοῦσι δ’ ἦ]μεν τἀναντία.
6 βασι[λέα Εὐμένη Platon ‖ 8 [Εὐμένου] Platon ‖ 10–11 ἐπιχειροῦν|τι] Platon.
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«Wir schwören bei Zeus, Ge, Helios, Poseidon, Demeter, Ares, Athena Areia sowie der Tauropolos und allen anderen Göttern und Göttinnen. Wir werden in der Freundschaft und der Allianz, die wir mit König Attalos und seinen Nachkommen geschlossen haben, beharren und wir werden keine Klausel brechen, solange König Attalos und seine Nachkommen die Vereinbarung aufrechterhal- 5 ten, und wir werden es niemandem erlauben, diese Vereinbarung zu brechen, soweit es in unserer Kraft liegt. Wenn wir den Eid halten, möge uns Vieles und Gutes geschehen, wenn wir den Eid brechen, das Gegenteil.» Der erste Herausgeber sah im König dieses Vertrags Eumenes II. Die Entdeckung des Vertrages zwischen Attalos I. und Malla (608) ließ es aber wahrscheinlich 10 erscheinen, obwohl in Z. 6 nur die Buchstaben βασι‒ erhalten sind, dass auch Lato zu den kretischen Städten gehörte, die mit Attalos I. während der letzten Jahre des 3. Jhs. freundschaftlich und vertraglich verbunden waren. Dazu passen auch die Formen der Buchstaben. Zum Datum kann nur festgestellt werden, dass der Vertrag später als jener mit Malla abgeschlossen worden sein muss, denn Lato 15 gehörte im Vertrag mit Malla nicht zu jenen kretischen Städten, die bei kriegerischem Einsatz geschont werden sollten (608 a) Z. 15–16). Da nur der Eid der Latier auf dem Stein erhalten ist, lässt sich nichts über eventuelle Parallelen zum Vertrag mit Malla sagen.
610 Chersonasos – Rhodos (Bündnis)
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Fragment einer Marmorstele; b. 0,24 m, h. 0,15 m, d. 0,115 m. Buchstaben 0,01 m. Fundort: Kutuluphari, Kreta, jetzt Museum von Herakleion. Ed.: A. Chaniotis, Vier kretische Staatsverträge. Verträge zwischen Aptera und 25 Kydonia, einer ostkretischen Stadt und Melos, Olus und Lyttos, Chersonesos und Rhodos, Chiron 21 (1991), 241–264, hier 258–260 Nr. 4 (SEG 41, 768), ersetzt I. Cret. I vii 1; vgl. S. Marinatos, Ενατη και Δεκατη Αρχαιολογική Περιφέρεια Κρήτης, Archaiologikon Deltion 15 (1933–35), Parartema 49–83, hier 74 Nr. 6 (Photo Abb. 38). 30 Lit.: Wiemer, Krieg, Handel und Piraterie 173 f. ‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒ [ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ἄλλωι δὲ κατὰ] [Ῥοδίων ξ]εν[ολόγιον μηθενὶ διδόντων] [παρ]ευρέσει μ[ηδεμιᾶι, μηδὲ στρατευ]έσθω{ν} μηθεὶς Χ[ερσονασίων κατὰ Ῥοδ]ίων παρευρέσει μ[ηδεμιᾶι, ἢ ἐνεχ]-
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611 Karthago – Massanissa 5
έσθω τοῖς πιτιμίοις [καθάπερ εἰ ἐπὶ τὰν] [Χ]ερσονασίων πόλιν ἐσ[τρατεύετο χω][ρὶς] ἢ [ὅσ]οι πρὸ τᾶσδε τ[ᾶς συνθήκας] [ἐξεστρατεύκαντι ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒] ‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒
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… und sie [sc. die Chersonasier] sollen niemandem unter keinerlei Vorwand die Möglichkeit einräumen, Söldner gegen die Rhodier zu rekrutieren; und kein Chersonasier soll gegen die Rhodier unter keinerlei Vorwand ins Feld ziehen; wenn doch, soll er denselben Strafen unterliegen, als wenn er gegen die Stadt der Chersonasier ins Feld gezogen wäre, ausgenommen diejenigen, die schon vor 10 diesem Vertrag gekämpft haben … Chaniotis erkannte in diesem kleinen Vertragsfragment einen Paralleltext zu den rhodischen Verträgen mit Hierapytna (StV III Nr. 551) und mit Olous (ebd. 552) und ergänzte den Text nach diesen Vorbildern. Wenn er Recht hat, ist es wahrscheinlich, dass der Vertrag auch in denselben politischen Zusammenhang 15 gehört wie die beiden anderen Verträge, d. h. am ehesten in den Rahmen der durch den sogenannten Kretikos Polemos, der um 204/203 zu Ende ging, verursachten politischen Unsicherheiten sowie der rhodischen Bemühungen gegen kretische Seeräuber. Die Formen der Buchstaben, die in das 3./2. Jh. datiert werden, entsprechen diesem Ansatz. Es ist deswegen auch anzunehmen, dass andere 20 Klauseln, die sich in den besser erhaltenen Paralleltexten finden, auch hier vorhanden waren, insbesondere (wie Chaniotis wahrscheinlich gemacht hat) die gegenseitige Hilfeleistung für den Kriegsfall, die Rekrutierung von Söldnern durch die Rhodier oder eine Verpflichtung der Chersonasier, den Rhodiern im Kampf gegen Piraten beizustehen. Für die Rhodier dürfte neben anderen Bestim- 25 mungen, welche u. a. die Chersonasier als potentielle Gegner ausschalteten, die ungestörte Benutzung des günstigen Hafens von Chersonasos den attraktivsten Aspekt des neuen Vertragsverhältnisses dargestellt haben.
611 Karthago – Massanissa (Friedensverträge)
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Ca. 200 bis 150 v. Chr.
1. Appian, Libyke 67 (303): οὕτω μὲν τὴν γῆν ἀπετέμετο Καρχηδονίων ὁ Μασσανάσσης, καὶ συνθῆκαι Καρχηδονίοις καὶ πρὸς τόνδε ἐγένοντο, αἳ διέμειναν ἐς ἔτη πεντήκοντα, ἐν οἷς μάλιστα ἡ Καρχηδὼν εἰρηνεύουσα ὁμαλῶς ἐς μέγα δυνάμεως καὶ εὐανδρίας ἦλθεν ἔκ τε πεδίων εὐκαρπίας καὶ θαλάσσης εὐκαιρίας. 35
611 Karthago – Massanissa
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Auf diese Weise schnitt Massanissa sich ein Stück des Landes der Karthager ab, und die Karthager schlossen einen Vertrag mit ihm, der etwa fünfzig Jahre hielt. Während dieser Zeit lebte Karthago dauerhaft in Frieden und erlebte großes Wachstum an Macht und Bevölkerung wegen der Fruchtbarkeit des Ackerlandes 5 und der vorteilhaften Lage am Meer. 2. Appian, Libyke 72 (329): ὅπερ οἱ Καρχηδόνιοι μαθόντες ἐδέοντο τοῦ Σκιπίωνος πρὸς Μασσανάσσην σφᾶς συναλλάξαι. ὃ δὲ συνήγαγε μὲν αὐτούς, γιγνομένων δὲ προκλήσεων οἱ Καρχηδόνιοι τῷ Μασσανάσσῃ τὴν μὲν περὶ τὸ Ἐμπόριον γῆν ἔλεγον μεθήσειν καὶ ἀργυρίου τάλαντα δώσειν διακόσια αὐτίκα καὶ ὀκτακόσια σὺν χρόνῳ, τοὺς δ’ αὐτομόλους αἰτοῦντος οὐχ ὑπέστησαν οὐδ’ ἀκοῦσαι, ἀλλ’ 10 ἄπρακτοι διεκρίθησαν. Als die Karthager das erfuhren, verlangten sie von Scipio, dass er für sie einen Vertrag mit Massanissa vermittle. Er brachte sie zusammen und Vorschläge wurden unterbreitet: Die Karthager boten Massanissa an, ihm das Land um das Emporion zu überlassen und 200 Talente Silber sofort sowie 800 auf Raten zu 15 zahlen; als er aber die Deserteure verlangte, wollten sie nicht einmal zuhören. So gingen sie unverrichteter Dinge auseinander. 3. Appian, Libyke 73 (335): καὶ τὸ ὑπόλοιπον οὐδεμίαν σφίσιν ἐλπίδα σωτηρίας ὁρῶντες τοὺς αὐτομόλους ὑπέστησαν ἐκδοῦναι τῷ Μασσανάσσῃ καὶ πεντακισχίλια ἀργυρίου τάλαντα πεντήκοντα ἔτεσιν ἐσενεγκεῖν τούς τε φυγάδας σφῶν 20 καταδέξασθαι παρὰ τὸ ὅρκιον καὶ αὐτοὶ διὰ μιᾶς πύλης τοὺς ἐχθροὺς καθ’ ἕνα διεξελθεῖν σὺν χιτωνίσκῳ μόνῳ. Als der Rest keine Hoffnung mehr auf Entkommen sah, willigten sie in die Übergabe der Deserteure an Massanissa ein und die Zahlung von 5000 Talenten über 50 Jahre; auch ihre eigenen Verbannten würden sie zurücknehmen, obwohl 25 sie dabei gegen ihren Eid verstießen. Außerdem sollte jeder einzelne Mann durch ein einziges Tor und nur mit einem Hemd bekleidet durch die Reihen der Feinde passieren. Lit.: A. E. Astin, Scipio Aemilianus, Oxford 1967, 49–51; W. Huß, Geschichte der Karthager, München 1985, 429–435. 30 Der oben 1) erwähnte Vertrag, der etwa ins J. 200 v. Chr. zu datieren ist, kam nach Vermittlung der Römer zustande, die grundsätzlich Massanissa bevorzugten. Appian sagt nichts über den Inhalt des Vertrags, impliziert aber wegen der Stellung in seinem Narrativ, dass er den territorialen Status quo nach der Befriedigung von Massanissas unmittelbaren Begehrlichkeiten festschrieb. Wenn er aber 35 sagt, dass der Vertrag Karthago fünfzig Jahre Frieden gewährleistete, kann er dies nur, weil er die regelmäßigen Provokationen Massanissas ignoriert. Diese waren immer durch römische Vermittler zugunsten des Massanissa entschärft worden
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(vgl. Huß, a. a. O. 429 f.), spitzten sich aber in den späteren 150er Jahren zu und führten zur Stärkung derjenigen karthagischen Gruppierungen, die Widerstand leisten wollten. Etwa im J. 151 wurden ca. 40 führende numidische Sympathisanten aus Karthago verbannt, die sich in der Folge an Massanissa wandten (App. Lib. 70 [316–318]). Dies geschah, nachdem die letzten karthagischen Geiseln aus 5 Rom zurückgekehrt und die letzten Reparationszahlungen aus dem Hannibalkrieg geleistet worden waren. Wohl im Frühling 150 kam es zu einer offenen Feldschlacht zwischen dem karthagischen Heer und den Truppen Massanissas, in der die Karthager das Nachsehen hatten. P. Scipio Aemilianus machte gerade einen Besuch bei Massanissa, 10 als die Schlacht stattfand, und versuchte auf Bitten der Karthager zu vermitteln (oben 2). Als dieser Versuch an der Frage der Rückgabe der Überläufer scheiterte, ging der Krieg weiter. Das karthagische Heer wurde aber bald in seinem Lager eingeschlossen und musste nach einiger Zeit kapitulieren. Die Bedingungen für den Frieden waren dann selbstverständlich noch schlechter als beim ers- 15 ten Versuch (oben 3), und selbst diese hielt auf numidischer Seite Massanissas Sohn Gulussa nicht ein, indem er die angeschlagenen karthagischen Entkommenen mit seiner Kavallerie angriff und viele von ihnen tötete (App. Lib. 73 [336– 337]). Ein dauerhafter Frieden kam bekanntlich nicht mehr zustande.
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Vor 196 v. Chr.
Aus zwei Fragmenten bestehende Tafel aus weißem Marmor; a) b. 0,535–0,545 m, h. 0,67 m, d. 0,095–0,10 m; b) b. 0,545–0,56 m, h. 0,67 m, d. 0,10–11 m. Buchstabengröße nicht ermittelbar. 25 Fundort: Gelibolu, wohl aus Lampsakos. Ed.: Syll.3 591; IK Lampsakos Nr. 4; IGR IV, 179; Michel, Recueil 529. Üb.: HGIÜ III Nr. 458 (deutsch); R. K. Sherk, Rome and the Greek East, Cambridge 1984, Nr. 5 (englisch); M. Austin, The Hellenistic World from Alexander to the Roman Conquest: A Selection of Ancient Sources in Translation, Cambridge 30 22006, 355 Nr. 197 (englisch); ISE I 188 (italienisch). Lit.: Holleaux, Études V, 141–155; Walbank, HCP I 169; Dahlheim, Völkerrecht 140; Gruen, HWCR 65 f.; J.-L. Ferrary, Philhellénisme et impérialisme: aspects idéologiques de la conquête romaine du monde hellénique, de la seconde guerre de Macédoine à la guerre contre Mithridate, Rom 1988, 133–141; O. Curty, Les 35 parentés légendaires entre cités grecques: catalogue raisonné des inscriptions contenant le terme syngeneia et analyse critique, Genf 1995, Nr. 55.
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1. Z. 23–27: – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – ἐπιβάλλειν γὰρ αὐτ[οῖς] [ἀεὶ προίσ]τασθαι τῶν τῆι πόλει συμφερόντων διά τε [τὴν ὑ]25 [πάρχουσαν] ἡμῖν πρὸς αὐτοὺς συγγένειαν, ἣν καὶ ἀπο ‒ ‒ ‒ [‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒κ]αὶ διὰ τὸ Μασσαλιήτας εἶναι ἡμῖν ἀδελφ[οὺς] [οἵ εἰσι φί]λοι καὶ σύμμαχοι τοῦ δήμου τοῦ Ῥωμαίων·
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Denn es gehöre sich für sie [sc. die Römer], dass sie sich immer um die Interessen der Stadt [sc. Lampsakos] kümmern, wegen unserer bestehenden Verwandtschaft mit ihnen, welche auch … und wegen der Tatsache, dass die Massalioten, die Freunde und Bundesgenossen des römischen Volkes sind, unsere Brüder sind. 10 2. Z. 49–54: – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – διακομ[ισθεὶς δὲ 50 [εἰς Ῥώμην μετὰ τ]ῶν συμπρεσβευτῶν καὶ τῶν συναποστ[αλέντων] [αὐτῶι ἐκ Μασσα]λίας καὶ χρηματίσας τῆι συγκλήτωι μετ[ὰ τούτων] [τῶν δηλωσάν]των τὴν εὔνοιαν καὶ τὴν αἵρεσιν ἣν ἔχ[οντες δια][τελοῦσι πρὸς αὐ]τοὺς καὶ ἀνανεωσαμένων τὴν ὑπάρχο[υσαν συμ][μαχίαν πρὸς] αὐτούς– – – –
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51–52 μετ’ αὐτῶν δι]|[ήκουσε δηλωσάν]των Holleaux ‖ 53–54 τὴν ὑπάρχο[υσαν αὑ]|[τοῖς φιλίαν πρὸς αὐ]τούς Holleaux.
Er fuhr nach Rom zusammen mit seinen Mitgesandten und den mit ihm von 20 Massalia mitgeschickten Männern und verhandelte zusammen mit ihnen [d. h. den Massalioten] mit dem Senat, wobei sie ihre gute Gesinnung und die positive Haltung darlegten, die sie immer ihnen [sc. den Römern] gegenüber pflegten, und wobei sie ihre bestehende Allianz [oder: «Freundschaft» nach der Holleauxschen Ergänzung] mit ihnen erneuerten… 25 Diese zwei Textauszüge stammen aus dem Ehrenbeschluss der Stadt Lampsakos für ihren Bürger Hegesias aus der Zeit nach 196. Während des Zweiten Makedonischen Krieges hatte er verschiedene diplomatische Missionen durchgeführt. Seine wichtigste Reise führte ihn nach Rom in der Begleitung von Gesandten aus der «Bruderstadt» (Z. 26) Massalia – beide Städte galten als Kolonien von Pho- 30 kaia (vgl. Just. xxxvii 1.1; xliii 3.4; Curty, a. a. O.). Das primäre Ziel dieser Mission war, römische Hilfe gegen die potentielle Bedrohung durch Antiochos III. zu erreichen, und Hegesias hoffte, diese eher zu erhalten, wenn er die Unterstützung der Massalioten mobilisierte, die hier explizit als «Freunde und Bundesgenossen» der Römer gekennzeichnet werden (Z. 27). Die Lampsakener waren also 35 davon überzeugt, dass das massaliotische Verhältnis zu Rom keine bloße Formalität war, denn es rechtfertigte Hegesias’ aufwendige Reise dorthin; es wurde deswegen in oben 1), einem Auszug aus dem Bericht über seine Begegnung mit
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L. Quinctius Flamininus in Griechenland, auf ebendiese formale Beziehung hingewiesen. Die dort beanspruchte Verwandtschaft der Lampsakener mit Rom liegt allerdings auf einer anderen, weniger effektiven Ebene: Sie bezieht sich offensichtlich auf Roms mythischen Ursprung aus Troja und Lampsakos’ Mitgliedschaft im ‹Ilischen Bund›. Oben 2) referiert über den gemeinsamen Auftritt des Hegesias und der massaliotischen Gesandten, die ihn im J. 196 nach Rom begleiteten, vor dem Senat. Da der Stein an einer kritischen Stelle (Z. 53–54) beschädigt ist, bleibt unsicher, was genau die massaliotischen Gesandten in Rom «erneuerten». Da aber aus oben 1) explizit hervorgeht, dass die Massalioten als Bundesgenossen der Römer galten, gibt es keinen Grund, die Ergänzung von Lolling (Mittheilungen aus Kleinasien, AM 6 [1881], 95–105, hier 96), die hier abgedruckt ist, prinzipiell für unmöglich zu halten. Aber selbst wenn Holleaux mit seinem Ergänzungsvorschlag zur Stelle Recht haben sollte, besteht kein Zweifel daran, dass Massalia zur Zeit der Mission des Hegesias bereits einen Bündnisvertrag mit Rom besaß (oben 1). Der genaue Zeitpunkt lässt sich leider nicht ermitteln, aber man wird ihn nicht später als beim Ausbruch des Hannibalischen Krieges ansetzen wollen, und er könnte erheblich älter sein. Justinus, der wahrscheinlich eine lokale Tradition aus seiner narbonnensischen Quelle Pompeius Trogus wiedergibt, berichtet sogar von einem foedus aequo iure schon nach der gallischen Invasion von 387 (xliii 5.10, vgl. ibd. 5.3, rhetorisch stark übertrieben: prope ab initio conditae urbis). Ob er Recht hat, kann nicht nachgeprüft werden. Die Inschrift aus Lampsakos aus den Jahren kurz nach 196 bietet aber einen sicheren terminus ante quem. Über den Inhalt kann nur vermutet werden, dass der Vertrag den diplomatischen Gepflogenheiten der Zeit entsprach, wobei gegenseitiger militärischer Beistand den wichtigsten Bestandteil ausgemacht haben dürfte.
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I Erste Kontakte: 200 v. Chr. 30 1. Livius xxxi 31.20: nunc et nos deum benignitate Punico perfecto bello totis viribus nostris in Macedoniam incubuimus, et vobis restituendi vos in amicitiam societatemque nostram fortuna oblata est, nisi perire cum Philippo quam vincere cum Romanis mavultis. (Aus der Rede des L. Furius Purpurio:) «Jetzt, nachdem mit der Gnade der Göt- 35 ter der Punische Krieg beendet worden ist, sind wir mit allen unseren Kräften in Makedonien eingefallen; Euch hat das Schicksal die Chance dargeboten, die Freundschaft und das Bündnis mit uns wiederherzustellen, es sei denn, ihr wollt lieber mit Philipp untergehen als mit den Römern siegen.»
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2. Livius xxxi 32.3–5: deliberationis eius, cuius ipse maturitatem expectandam putaret, tempus ita iam nunc statui posse: cum legibus cautum esset, ne de pace belloque nisi in Panaetolico et Pylaico concilio ageretur, decernerent extemplo, (4) ut praetor sine fraude, cum de bello et pace agere velit, advocet concilium, et quod tum referatur decernaturque, ut perinde ius ratumque , ac si in Panaetolico aut Pylaico consilio actum esset. (5) dimissis ita suspensa re legatis egregie consultum genti aiebat: nam utrius partis melior fortuna belli esset, ad eius societatem inclinaturos. haec in concilio Aetolorum acta. (Referat über die Rede des Aitolers Damokritos:) Der Zeitpunkt für jene Beratung, aus welcher, wie er selbst meinte, eine reife Entscheidung zu erwarten sei, konnte schon jetzt festgelegt werden. Obwohl es nach der Verfassung verboten war, außerhalb der Panaitolischen und der Pylaiischen Ratsversammlungen über Frieden und Krieg zu verhandeln, sollten sie sofort beschließen: (4) dass der strategos, wenn er über Krieg und Frieden verhandeln wolle, sofort eine Ratssitzung einberufen solle, und dass, was dort beantragt und beschlossen würde, genauso als rechtmäßig und gültig gelten solle, als ob es in einer Panaitolischen oder Pylaiischen Versammlung beschlossen worden wäre. (5) Als die Ratsmitglieder auseinandergegangen waren, nachdem die Entscheidung auf diese Weise verschoben worden war, sagte er, das sei im besten Interesse des Volkes geschehen: Denn sie würden zum Bündnis mit derjenigen Kriegspartei neigen, die im Krieg den Vorteil habe. So wurde in der Ratsversammlung der Aitoler gehandelt.
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3. Livius xxxi 40.9–41.1: Aetolos Damocritus praetor, qui morae ad decernendum bellum ad Naupactum [auctor] fuerat, idem proximo concilio ad arma conciverat post famam equestris ad Ottolobum pugnae Dardanorum et Pleurati cum Illyriis transitum in Macedoniam, ad hoc classis Romanae adventum Oreum et super cir- 25 cumfusas tot Macedoniae gentes maritimam quoque instantem obsidionem. (41.1) hae causae Damocritum Aetolosque restituerant Romanis. Damokritos, strategos der Aitoler, der bei Naupaktos für die Verschiebung der Kriegserklärung verantwortlich war, machte bei der nächsten Ratsversammlung Stimmung für den Krieg, nachdem er von der Reiterschlacht der Dardaner bei 30 Ottolobos sowie vom Angriff des Pleuratos mit seinen Illyrern auf Makedonien Nachricht erhalten hatte. Hinzu kam die Nachricht über die Ankunft der römischen Flotte bei Oreos, sodass neben den Angriffen auf so viele makedonische Stämme auch eine Seeblockade drohte. (41.1) Diese Gründe hatten Damokritos und die Aitoler zurück in das römische Lager gebracht. 35 II Debatte über den Inhalt eines Vertrages: 197 v. Chr. 1. Polybios xviii 38.3–9: τούτων δὲ ῥηθέντων οἱ μὲν ἄλλοι πάντες ἀπεσιώπησαν, ὁ δὲ τῶν Αἰτωλῶν Φαινέας «Τί οὖν ἡμῖν οὐκ ἀποδίδως, Φίλιππε» ἔφη «Λάρισαν τὴν Κρεμαστήν, Φάρσαλον, Θήβας τὰς Φθίας, Ἐχῖνον». (4) ὁ μὲν οὖν Φίλιππος ἐκέλευε παραλαμβάνειν αὐτούς, ὁ δὲ Τίτος τῶν μὲν ἄλλων οὐκ ἔφη δεῖν οὐδεμίαν, 40
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Θήβας δὲ μόνον τὰς Φθίας· (5) Θηβαίους γὰρ ἐγγίσαντος αὐτοῦ μετὰ τῆς δυνάμεως καὶ παρακαλοῦντος σφᾶς εἰς τὴν Ῥωμαίων πίστιν οὐ βουληθῆναι· διὸ νῦν, κατὰ πόλεμον ὑποχειρίων ὄντων, ἔχειν ἐξουσίαν ἔφη βουλεύεσθαι περὶ αὐτῶν ὡς ἂν προαιρῆται. (6) τῶν δὲ περὶ τὸν Φαινέαν ἀγανακτούντων, καὶ λεγόντων ὅτι δέον αὐτοὺς εἴη, πρῶτον μέν, καθότι συνεπολέμησαν νῦν, κομίζεσθαι τὰς πόλεις τὰς πρότερον μεθ’ αὑτῶν συμπολιτευομένας, (7) ἔπειτα κατὰ τὴν ἐξ ἀρχῆς συμμαχίαν, καθ’ ἣν ἔδει τῶν κατὰ πόλεμον ἑλόντων τὰ μὲν ἔπιπλα Ῥωμαίων εἶναι, τὰς δὲ πόλεις Αἰτωλῶν, ὁ Τίτος ἀγνοεῖν αὐτοὺς ἔφη κατ’ ἀμφότερα. (8) τήν τε γὰρ συμμαχίαν λελύσθαι, καθ’ ὃν καιρὸν τὰς διαλύσεις ἐποιήσαντο πρὸς Φίλιππον ἐγκαταλείποντες Ῥωμαίους, εἴ τε καὶ μένειν ἔτι τὴν συμμαχίαν, (9) δεῖν αὐτοὺς κομίζεσθαι καὶ παραλαμβάνειν, οὐκ εἴ τινες ἐθελοντὴν σφᾶς εἰς τὴν Ῥωμαίων πίστιν ἐνεχείρισαν, ὅπερ αἱ κατὰ Θετταλίαν πόλεις ἅπασαι πεποιήκασι νῦν, ἀλλ’ εἴ τινες κατὰ κράτος ἑάλωσαν. Als er das gesagt hatte, schwiegen alle anderen, aber Phaineas, der aitolische Vertreter, sagte: «Warum denn, Philipp, gibst du uns nicht Larisa Kremaste, Pharsalos, das Phthiotische Theben und Echinos zurück?» (4) Philipp forderte ihn auf, sie zu nehmen, aber Flamininus widersprach und sagte, sie sollten nur das Phthiotische Theben nehmen und keine der anderen Städte, (5) denn die Thebaner, als er mit dem Heer herankam und sie aufforderte, sich den Römern zu ergeben, hätten sich geweigert; jetzt also, nachdem sie im Krieg erobert worden waren, hätte er die Macht, über sie zu entscheiden, wie er es für richtig hielt. (6) Phaineas wurde daraufhin wütend und sagte, sie sollten die Städte zurückerhalten, die früher Mitglieder ihres Bundes gewesen waren, erstens, weil sie mitgekämpft hätten, (7) zweitens, weil gemäß dem ursprünglichen Bündnisvertrag von den Sachen, die während des Krieges erobert wurden, die Römer die beweglichen Dinge, die Aitoler die Städte erhalten sollten. Flamininus erwiderte, die Aitoler irrten sich in beiderlei Hinsicht. (8) Denn der Bündnisvertrag sei erloschen in dem Augenblick, als sie die Römer im Stich gelassen und Frieden mit Philipp geschlossen hätten, und selbst dann, wenn er weiterbestehen sollte, würden sie solche Städte nicht erhalten, die sich den Römern freiwillig anvertrauten, wie alle thessalischen Städte es jetzt getan hätten, sondern nur diejenigen, die mit Gewalt erobert wurden.
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Vgl. Livius xxxiii 13.5–12: quamquam vel inimicissimis omnibus praeclusisse vocem videbatur, Phaeneas tamen Aetolus cunctis tacentibus (6) «quid? nobis» inquit, «Philippe, reddisne tandem Pharsalum et Larisam Cremasten et Echinum et Thebas Phthias?» (7) cum Philippus nihil morari diceret, quo minus reciperent, disceptatio inter imperatorem Roma- 35 num et Aetolos orta est de Thebis; (8) nam eas populi Romani iure belli factas esse Quinctius dicebat, quod integris rebus, exercitu ab se admoto, vocati in amicitiam, cum potestas libera desciscendi ab rege esset, regiam societatem Romanae praeposuissent; (9) Phaeneas et pro societate belli, quae ante bellum habuissent, restitui Aetolis aecum censebat et ita in foedere primo cautum esse, (10) ut belli praeda rerum, quae ferri agique possent Romanos, ager 40 urbesque captae Aetolos sequerentur. (11) «vos» inquit, «ipsi», Quinctius, «societatis istius leges rupistis, quo tempore relictis nobis cum Philippo pacem fecistis. quae si maneret, cap-
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tarum tamen urbium illa lex foret; Thessaliae civitates sua voluntate in dicionem nostram venerunt.» Obwohl es wegen ihm [sc. Philipp] allen, selbst seinen größten Feinden, die Sprache verschlagen zu haben schien, sprach dennoch der Aitoler Phaineas, während alle schwiegen: (6) «Also, Philipp, gibst du uns endlich Pharsalos, Larisa Kremaste sowie Echinos und das Phthiotische Theben zurück?» (7) Als Philipp sagte, nichts verhindere, dass sie sie zurückerhielten, entstand eine Auseinandersetzung zwischen dem römischen General und den Aitolern wegen Theben. (8) Denn Quinctius behauptete, nach dem Kriegsrecht gehöre dies dem römischen Volk, da, als alles noch unentschieden war und das Heer von ihm gegen die Stadt in Bewegung gesetzt worden war, sie aufgerufen waren, sich Rom anzuschließen; und obwohl ihnen die freie Wahl zustand, vom König abzufallen, bevorzugten sie doch das Bündnis mit dem König gegenüber jenem mit den Römern. (9) Phaineas war aber der Meinung, dass es gemäß den Bedingungen des Kriegsbündnisses, das sie schon vor dem Krieg besaßen, richtig sei, es den Aitolern zurückzugeben, da im ersten Vertrag vorgesehen gewesen sei, (10) dass an Kriegsbeute die Römer das, was getragen oder getrieben werden konnte, erhielten, dass aber erobertes Land und Städte den Aitolern zufallen sollten. (11) «Ihr selbst», sagte darauf Quinctius, «habt die Regelungen jenes Bündnisses gebrochen, damals als Ihr uns im Stich gelassen und Frieden mit Philipp geschlossen habt. Aber selbst dann, wenn die Klausel immer noch gültig gewesen wäre, wäre sie nur für eroberte Städte anwendbar; die thessalischen Städte kamen aber freiwillig zu uns über.»
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2. Polybios xviii 47.8–9: οἱ γὰρ Αἰτωλοὶ περί τε τῆς Φαρσάλου μεγάλην ἐποιοῦντο φιλοτιμίαν, φάσκοντες αὑτῶν δεῖν ὑπάρχειν κατὰ τὰς ἐξ ἀρχῆς συνθήκας, ὁμοίως δὲ καὶ περὶ Λευκάδος. (9) οἱ δ’ ἐν τῷ συνεδρίῳ περὶ μὲν τούτων τῶν πόλεων ὑπερέθεντο τοῖς Αἰτωλοῖς τὸ διαβούλιον πάλιν ἐπὶ τὴν σύγκλητον, τοὺς δὲ Φωκέας καὶ τοὺς Λοκροὺς συνεχώρησαν αὐτοῖς ἔχειν, καθάπερ εἶχον καὶ 25 πρότερον. Bezüglich Pharsalos zeigten die Aitoler große Besitzgier. Sie behaupteten, es solle ihnen nach den Bestimmungen des ursprünglichen Vertrags gehören, und das Gleiche gelte für Leukas. (9) Die legati verwiesen die Entscheidung über diese Städte bezüglich der Aitoler wieder an den Senat; sie stimmten aber zu, dass sie 30 die Phoker und Lokrer besitzen, wie es früher der Fall war. Vgl. Livius xxxiii 34.7: Aetolos de Pharsalo et Leucade postulantes, ut ex foedere sibi restituerentur, ad senatum reiecerunt. Aitolische Forderungen nach Pharsalos und Leukas, dass sie vertragsgemäß zurückge35 geben werden sollten, verwiesen sie an den Senat.
3. Livius xxxiii 49.8: Aetolorum quoque eodem tempore alienati ab societate Romana animi sunt, quorum legatos Pharsalum et Leucadem et quasdam alias civitates ex primo foedere repetentis senatus ad T. Quinctium reiecit. Zur selben Zeit wandte sich die Stimmung der Aitoler vom Bündnis mit den Römern ab, da, als ihre Gesandten Pharsalos und Leukas und einige andere Städte 40 gemäß dem ersten Bündnisvertrag verlangten, der Senat sie an Titus Quinctius [Flamininus] verwies.
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Lit.: Walbank, HCP II ad locc.; Dreyer, Nobilitätsherrschaft 156–158. Die Bedingungen, unter denen der aitolische Bund sich im Zweiten Makedonischen Krieg an Rom anschloss, werden nirgendwo beschrieben. Livius, der für die erste Begegnung zwischen Aitolern und Römern Polybios folgt, beschränkt sich auf eine Darstellung der Debatte im aitolischen Bundesrat bei Naupaktos im Herbst 200. Implizit ist durch seine Formulierung in der Rede des L. Furius Purpurio (oben I 1: restituendi vos in amicitiam societatemque nostram [«die Wiederherstellung der Freundschaft und des Bündnisses»]) angedeutet, dass die Aitoler daran denken konnten, es seien auch die Bedingungen des Vertrags von 212/211 (StV III Nr. 536) gemeint, denn sie waren für die Aitoler ausgesprochen günstig gewesen. Dennoch wurde in Naupaktos auf Anraten des strategos Damokritos mit Hinweis auf die aitolische Bundesverfassung keine Entscheidung getroffen. Nach Livius (oben I 2) hatten die Motive dafür jedoch nichts mit den anvisierten Bedingungen zu tun – sie spielen in seinem Bericht keinerlei Rolle –, sondern mit der rein pragmatischen Überlegung, vor dem Eintritt in den Krieg wolle man erst sicher sein, dass man auf der Seite des Siegers stehe. Konsequent war dann die Entscheidung einige Wochen später (oben I 3), sich nach einigen makedonischen Niederlagen doch noch den Römern anzuschließen. Von Detailverhandlungen ist auch hier keine Rede. Inwieweit Polybios’ eigene anti-aitolische Haltung für die Färbung dieser livianischen Darstellung verantwortlich ist, kann nicht mehr ermittelt werden; aus den Streitigkeiten, die im J. 197 unter den siegreichen Bundesgenossen wegen der Verteilung der Beute entstanden (oben II 1), geht allerdings eindeutig hervor, dass keine genauen Vertragsbedingungen für die erneute aitolische Beteiligung am Krieg festgelegt worden waren, dass aber die Aitoler bis in die Zeit nach dem Sieg bei Kynoskephalai in der Illusion gelassen wurden, sie kämpften tatsächlich wieder unter den 212/211 festgelegten, für sie vorteilhaften Bedingungen. Anders ist die Auseinandersetzung zwischen Phaineas und Flamininus über die thessalischen Städte nicht zu verstehen (oben II 1).1 Die Frage, ob die nur hier erwähnte Klausel des ersten Vertrages, dass nur mit Gewalt eroberte Städte aitolisch werden sollten (oben II 1 [8]), im inschriftlichen Vertragstext wiederhergestellt werden kann, ist bei StV III Nr. 536 ausführlich erörtert worden. Kritisch für die Beurteilung der Situation in den Jahren nach 200 ist jedoch nicht diese Klausel, sondern die Aussage des Flamininus, dass für ihn der Vertrag von 212/211 seit dem aitolischen Separatfrieden mit Philipp im J. 206, der von den Römern als Vertragsbruch angesehen wurde, nicht mehr gültig war. Dass diese Auffassung nicht nur von Flamininus spontan konstruiert, sondern vom Senat sowie den
1 Livius hat in der Parallelpassage übrigens seine polybianische Vorlage im Hinblick auf das Phthiotische Theben missverstanden.
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senatorischen legati geteilt wurde, belegt die Diskussion über das Schicksal von Pharsalos und Leukas (oben II 2; 3), in der die Aitoler explizit auf den alten Bündnisvertrag pochten, während die Römer die Entscheidung als eine rein politischer Art betrachteten. Als Ergebnis dieser Analyse ist also zu schließen, dass im J. 199 die Aitoler auf Seiten Roms in den Krieg gezogen waren, ohne erneute Ver- 5 tragsverhandlungen geführt zu haben, und dass die römischen Kommandeure, allen voran Flamininus, die Aitoler bis zum Sieg in dem Glauben ließen, dass sie bereit waren, den Vertragsbruch von 206 stillschweigend zu übersehen. Es gab also für den Zweiten Makedonischen Krieg keinen neuen Vertrag zwischen Rom und dem aitolischen Bund. 10
614 Rom – Byzantion (Bündnis) Ca. 200 v. Chr.
Tacitus, Ann. xii 62: at Byzantii data dicendi copia, cum magnitudinem onerum apud senatum deprecarentur, cuncta repetivere. (2) orsi a foedere, quod nobiscum icerant, qua tempestate bellavimus adversus regem Macedonum, cui ut degeneri Pseudophilippi vocabulum impositum, missas posthac copias in Antiochum, Persen, Aristonicum, et piratico bello adiutum Antonium memorabant, quaeque Sullae aut Lucullo aut Pompeio obtulissent, mox recentia in Caesares merita, quando ea loca insiderent quae transmeantibus terra marique ducibus exercitibusque, simul vehendo commeatu opportuna forent. Die Byzantier aber trugen alle ihre Verdienste vor, als sie die Gelegenheit zum Vortrag erhielten, um wegen der Schwere ihrer Belastung vor dem Senat zu protestieren. (2) Sie begannen mit dem Vertrag, den sie mit uns geschlossen hatten zu der Zeit, als wir gegen jenen König der Makedonen Krieg führten, dem man als illegitimen Herrscher den Beinamen «Pseudophilipp» gegeben hatte; sie erinnerten an die Streitkräfte, welche sie später gegen Antiochos, Perseus und Aristonikos geschickt hatten, sowie an ihre Unterstützung für Antonius im Piratenkrieg und an die Hilfe, welche sie Sulla, Lucullus und Pompeius geleistet hatten, außerdem an ihre neuerlichen Verdienste gegenüber den Cäsaren. Der Grund für ihre Belastung war, dass sie jene Gegend bewohnten, die für den Durchmarsch von Generälen und ihren Heeren, zu Land und zur See, besonders günstig lag; das galt auch für den Transport von Nachschub.
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Lit.: W. Henze, De civitatibus liberis, quae fuerunt in provinciis populi Romani, Berlin 1892, 62; Bernhardt, Imperium und Eleutheria 72 f.; E. Grzybek, Roms 35 Bündnis mit Byzanz (Tac. Ann. 12,62), MH 37 (1980), 50–59; Gruen, HWCR 22 Anm. 50; Canali di Rossi, Ambascerie Nr. 148.
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615 Tragalassos – Arykanda – unbekannter Staat
Tacitus’ Angabe, wonach die Byzantier in ihrem Beschwerdevortrag in Rom im J. 53 n. Chr. unter ihren historischen Leistungen für Rom an erster Stelle ihr altes foedus nannten, ist interpretationsbedürftig und nicht unumstritten. Denn die Aussage, dass sie das foedus anlässlich des Krieges gegen den makedonischen König «Pseudophilippus» (Andriskos) erhielten, widerspricht der Angabe des Diodor (xxxii 15.6) aus Polybios, dass die Byzantier den Andriskos sogar aufnahmen und deswegen von Rom bestraft wurden. Außerdem galt für Rom Andriskos nur als Prätendent (hier: ut degeneri), niemals als makedonischer König. Die plausibelste Lösung des Problems ist die Annahme einer falschen Angabe im taciteischen Text, verursacht entweder durch Tacitus selbst, durch die Byzantier oder – eher unwahrscheinlich – durch die spätere Aufnahme eines fehlerhaften Scholions in den Text. Der genannte makedonische König wäre demnach Philipp V. (so Henze und Grzybek, a. a. O.). Dann passt die Reihenfolge der von den Byzantiern angeführten Leistungen – vgl. insbesondere den Ausdruck missas posthac copias, der die chronologische Einordnung der Auflistung deutlich macht. Diese kann aber nur dann korrekt sein, wenn mit dem genannten König Philipp V. gemeint ist. Der Vertrag kam also wahrscheinlich im Rahmen des Zweiten Makedonischen Krieges zustande und bildete die rechtliche Basis für die Beteiligung der Stadt an den folgenden von den byzantischen Gesandten aufgezählten römischen Kriegen. Er war also keine lediglich auf die Dauer des Krieges gegen Philipp beschränkte Kriegsallianz, sondern ein auf langfristige Zusammenarbeit ausgerichteter Bündnisvertrag.
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Fragment einer Kalksteinplatte, linker Rand erhalten, sonst rundum abgebrochen; b. 0,25 m, h. 0,24 m. Buchstaben 0,01 m. Fundort: Arykanda. Ed.: IK Arykanda 1; SEG 44, 1148; verbesserter Text von Chr. Schuler, Verträge zwischen kleinen Poleis in hellenistischer Zeit: Die Symmachie zwischen Ary- 30 kanda und Tragalassos, in: V. Cojocaru/Chr. Schuler (Hrsg.), Die Außenbeziehungen pontischer und kleinasiatischer Städte in hellenistischer und römischer Zeit, Stuttgart 2014, 275–303. Lit.: M. Wörrle, Ein Weihaltar aus Kilepe/Yeşilköy, in: F. Blakolmer (Hrsg.), Fremde Zeiten. Festschrift Jürgen Borchardt zum sechzigsten Geburtstag am 25. Februar 35 1996 dargebracht von Kollegen, Schülern und Freunden, Wien 1996, 153–160; SEG 46, 1704; M. Wörrle, Epigraphische Forschungen zur Geschichte Lykiens X: Limyra in seleukidischer Hand, Chiron 41 (2011), 377–416, hier 386 f.
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‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒ ‒ ‒ Βουλων‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒αρου, Δαίδαλο ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ .. Καλλικράτου, Οβρο‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ [ἐπ]ὶ τοῖσδε προσέθεντ[ο Τραγαλασσεῖς καὶ ὁ πο][λ]εμάρχης Ἀρυκανδέων [καὶ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ τοῖς ὅρ][κ]οις, ἐφ’ ὧι ὑπάρξει Τραγαλασσε[ῦσι ἀτέλεια πάν][τ]ων καὶ τἆλλα φιλάνθρωπα, ὅσα κ[αὶ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒] συγκεχώρηται νομίζοντες Τραγα[λασσεῖς τὸν αὐ]τὸν φίλον καὶ πολέμιον, ὃν ἂν καὶ Ἀρυκ[ανδεῖς νομίζω]σι· ὑπάρξι δὲ καὶ τοῖς ἐξ αὐτῶν στρα[τευομένοις] ἐν Συρίαι, ἐὰν ἐπανέλθωσιν, τὰ αὐτὰ [φιλάνθρω]πα· ἔστωσαν δὲ πρόξενοι καὶ ἀδελφοὶ κ[αὶ σύμμα]χοι Τραγαλασσεῖς Ἀρυκανδέων καὶ τ[ῶν ὑπ’ αὐ]τοὺς τεταγμένων κωμῶν καὶ τῶ[ν ἄλλων ‒ ‒ca. 8–10‒ ‒] [.2.]σωνται· ἐὰν δέ τισιν συ[μμαχ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒] ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ΕΝ.2–3. ΙΟΙΝΕΤ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒
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3 Ende ἐπὶ τοῖς] ed. pr. ‖ 5 [καὶ τῶν βασιλέων? Errington ‖ 5–6 ὅρ]|[κ]οις Wörrle ‖ 7 κ[αὶ ὑπὸ τῶν βασιλέων]? Errington ‖ 10 Schuler, στρα[τιώταις τοῖς ed. pr. 20
Z. 4–15: … Unter diesen Bedingungen sind den Eiden beigetreten die Tragalasser und der polemarches der Arykander sowie … damit den Tragalassern Steuerfreiheit auf alle Dinge sowie die anderen Vergünstigungen zustehen, welche auch … [? dem Hauptvertragspartner] gewährt worden sind, da die Tragalasser denselben als Freund und Feind betrachten wie die Arykander. Auch den von ihnen 25 stammenden Soldaten in Syrien stehen dieselben Vergünstigungen zu, sollten sie zurückkehren. Die Tragalasser sollen proxenoi und Brüder und Verbündete der Arykander sowie der ihnen unterstellten Dörfer und anderer sein … Wenn einem der Bundesgenossen … S. Şahin (zu IK Arykanda 1) verstand diesen Text als eine sympoliteia-Vereinba- 30 rung zwischen Arykanda und Tragalassos, aber Wörrle (a. a. O.) hat gezeigt, dass der erhaltene Text keinerlei Hinweis auf eine sympoliteia enthält. Stattdessen bezeugt er den Beitritt der Tragalasser zu einer schon existierenden symmachia, die Arykanda mit einem dritten Staat abgeschlossen hatte, dessen Name aber nicht erhalten ist. 35 Die Umstände könnten, wie Şahin dargelegt hat, in den Folgen der Übernahme des zuvor zum ptolemaiischen Herrschaftsbereich gehörenden Lykien durch Antiochos III. im J. 197 zu suchen sein (Porphyrios [FgrHist 260] Frg. 46). Arykanda wird explizit erwähnt als damals von Antiochos’ Sohn Mithridates
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616 Achaiischer Bund – Attalos I. und Rhodos
eingenommen (Agatharchides [FgrHist 86] Frg. 16). Die konkreten Vergünstigungen (φιλάνθρωπα), die im Text angesprochen werden und an welchen auch die Tragalasser teilnehmen wollten und nach ihrem Beitritt durften, bestanden wohl aus steuerlichen Erleichterungen gegenüber der ptolemaiischen Zeit, wie die Agatharchides-Stelle für Arykanda angibt, d. h. sie sind eher königliche Maßnahmen, obwohl – worauf Schuler (a. a. O. 289) hinweist – φιλάνθρωπα von Poleis gewährt werden konnten. Die «Soldaten in Syrien» sind entweder ehemalige ptolemaiische Truppen, die nunmehr von Antiochos III. nach Panion übernommen wurden und deswegen, wie ihre Landsleute zuhause, nach der Eroberung Lykiens von dem Seleukidenherrscher gleichbehandelt wurden (so Wörrle und Schuler), oder Lykier, die nach der Eroberung, aber vor diesem Vertrag für Antiochos’ Heer angeworben wurden (Lykier kämpften in der Schlacht bei Magnesia: Liv. xxxviii 40.14; Appian, Syr. 32 (161), und wohl auch früher). Diese Umstände lassen vermuten, dass die dritte Vertragspartei, deren Name verloren ist, kein anderer als König Antiochos III. selbst war, obwohl eine solche Textrekonstruktion technische Probleme bietet und demnach unsicher bleiben muss (Textvorschläge im Apparat). Deswegen argumentiert Schuler (a. a. O. 289–290) für eine dritte Polis und trennt den Text von den Hinweisen der literarischen Überlieferung. Beachtenswert ist die einmalige Formulierung in Z. 4–5, dass neben den Tragalassern (nur) der polemarches der Arykander (zusammen mit einem Vertreter des dritten Staates, der in der Lücke gestanden haben muss) an den Eiden teilnimmt. Auch die Bestimmung in Z. 12, dass wegen des Vertrages die Tragalasser nunmehr nicht nur proxenoi und Bundesgenossen, sondern auch «Brüder» der Arykander zu sein hätten (vgl. Schuler a. a. O. 290–293), ist ungewöhnlich.
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Livius xxxii 23.1–2: ceteri populi Achaeorum, cum sententias perrogarentur, societatem cum 1 Rhodiis praesenti decreto confirmarunt; cum Roma- 30 nis, quia iniussu populi non poterat rata esse, in id tempus, quo Romam mitti legati possent, dilata est. 1
edd.vett. cum Romanis ac Rhodiis B; cum Rhodiis recc.
Die anderen achaiischen Städte bestätigten, als sie nach ihrem Votum gefragt wurden, mit einem sofortigen Beschluss das Bündnis mit den 35 Rhodiern. Ein Bündnis mit den Römern, da es ohne einen Beschluss des römischen Volkes nicht zustande kommen konnte, wurde verschoben, bis Gesandte nach Rom geschickt werden konnten.
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Lit.: Aymard, Premiers rapports 98; R. M. Errington, Philopoemen, Oxford 1969, 280 f.; Briscoe, Commentary XXXI‒XXXIII, 211 f.; Walbank, HCP III 92. Wenn die allgemein akzeptierte Textemendation korrekt ist – cum Romanis (B) ist auf jeden Fall widersprüchlich und deswegen unmöglich –, dann hatte Attalos I. schon vor den Ereignissen des J. 198 einen Vertrag mit dem achaiischen Bund 5 geschlossen, der wegen des aktuellen Krieges gegen Philipp V. nunmehr bestätigt wurde. Dies ist wohl «das Bündnis mit seinem Vater» (τὴν συμμαχίαν τὴν πατρικήν), das Eumenes II. im J. 187, zehn Jahre nach dem Tod des Attalos, erneuerte (Polyb. xxii 7.8). Ohne die Textemendation wird man mit Aymard, Premiers rapports 374 den ersten Abschluss des achaiischen Vertrags mit Attalos ins J. 10 198 setzen müssen. Der Vertrag war noch im J. 190 in Kraft (Polyb. xxi 3 b). Für Rhodos ist die Livius-Stelle eindeutig: Hier handelte es sich auf jeden Fall um die Erneuerung eines existierenden Vertrages. Anscheinend wegen dieser Bündnisverträge mit Attalos und mit Rhodos und nicht wegen eines förmlichen Vertrages mit Rom, der zu dieser Zeit wegen technischer Schwierigkeiten nicht zustande 15 kommen konnte, nahmen die Achaier am Krieg gegen Philipp teil. Es kann höchstens Absprachen mit den römischen Feldherren gegeben haben. Genaue Vertragsbedingungen sind nicht bekannt, gegenseitige militärische Hilfeleistung dürfte aber den wesentlichen Aspekt dargestellt haben (vgl. Polyb. xxi 3 b).
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198–196 v. Chr.
Ι Konferenz von Nikaia: Herbst 198 1. Livius xxxii 32.5; 9: mora, cur non extemplo oppugnaretur, ea fuit, quod caduceator ab rege venerat locum ac tempus petens colloquio … (9) in sinu Maliaco 25 prope Nicaeam litus elegere. eo rex ab Demetriade cum quinque lembis et una nave rostrata venit. Eine Verzögerung des unmittelbaren Angriffs trat ein, weil ein Emissär vom König mit der Bitte um Ort und Zeit für ein Gespräch gekommen war. … (9) Sie wählten den Strand am Malischen Golf in der Nähe von Nikaia. Dorthin kam der 30 König mit fünf kleineren Booten und einem Kriegsschiff. 2. Polybios xviii 1.13–2.6: κελεύειν γὰρ αὐτὸν ἐκ μὲν τῆς Ἑλλάδος ἁπάσης ἐκχωρεῖν, ἀποδόντα τοὺς αἰχμαλώτους καὶ τοὺς αὐτομόλους ἑκάστοις οὓς ἔχει, (14) τοὺς δὲ κατὰ τὴν Ἰλλυρίδα τόπους παραδοῦναι Ῥωμαίοις, ὧν γέγονε κύριος μετὰ τὰς ἐν Ἠπείρῳ διαλύσεις· ὁμοίως δὲ καὶ Πτολεμαίῳ τὰς πόλεις ἀποκαταστῆσαι 35 πάσας, ἃς παρῄρηται μετὰ τὸν Πτολεμαίου τοῦ Φιλοπάτορος θάνατον. (2.1) ταῦτα δ’ εἰπὼν ὁ Τίτος αὐτὸς μὲν ἐπέσχε, πρὸς δὲ τοὺς ἄλλους ἐπιστραφεὶς ἐκέλευε
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λέγειν ἅπερ ἑκάστοις αὐτῶν οἱ πέμψαντες εἴησαν ἐντεταλμένοι. (2) πρῶτος δὲ Διονυσόδωρος ὁ παρ’ Ἀττάλου μεταλαβὼν τὸν λόγον τάς τε ναῦς ἔφη δεῖν αὐτὸν ἀποδοῦναι τὰς τοῦ βασιλέως τὰς γενομένας αἰχμαλώτους ἐν τῇ περὶ Χίον ναυμαχίᾳ καὶ τοὺς ἅμα ταύταις ἄνδρας, ἀποκαταστῆσαι δὲ καὶ τὸ τῆς Ἀφροδίτης ἱερὸν ἀκέραιον καὶ τὸ Νικηφόριον, ἃ κατέφθειρε. (3) μετὰ δὲ τοῦτον ὁ τῶν Ῥοδίων ναύαρχος Ἀκεσίμβροτος τῆς μὲν Περαίας ἐκέλευεν ἐκχωρεῖν τὸν Φίλιππον, ἧς αὐτῶν παρῄρηται, τὰς δὲ φρουρὰς ἐξάγειν ἐξ Ἰασοῦ καὶ Βαργυλίων καὶ τῆς Εὐρωμέων πόλεως, (4) ἀποκαταστῆσαι δὲ καὶ Περινθίους εἰς τὴν Βυζαντίων συμπολιτείαν, παραχωρεῖν δὲ καὶ Σηστοῦ καὶ Ἀβύδου καὶ τῶν ἐμπορίων καὶ λιμένων τῶν κατὰ τὴν Ἀσίαν ἁπάντων. (5) ἐπὶ δὲ τοῖς Ῥοδίοις Ἀχαιοὶ Κόρινθον ἀπῄτουν καὶ τὴν τῶν Ἀργείων πόλιν ἀβλαβῆ. (6) μετὰ δὲ τούτους Αἰτωλοὶ πρῶτον μὲν τῆς Ἑλλάδος ἁπάσης ἐκέλευον ἐξίστασθαι, καθάπερ καὶ Ῥωμαῖοι, δεύτερον αὑτοῖς ἀποκαθιστάναι τὰς πόλεις ἀβλαβεῖς τὰς πρότερον μετασχούσας τῆς τῶν Αἰτωλῶν συμπολιτείας. Er [sc. Flamininus] verlangte, dass Philipp ganz Griechenland räume sowie die Gefangenen und Überläufer, die er festhielt, an ihre jeweiligen Staaten zurückgebe; (14) die Gegenden in Illyrien, derer er sich nach dem Frieden in Epeiros bemächtigt hatte, solle er den Römern übergeben und gleichermaßen Ptolemaios alle Städte zurückgeben, die er nach dem Tode des Ptolemaios Philopator eingenommen hatte. (2.1) Nach der Nennung dieser Bedingungen beeendete er seine Rede, wandte sich an die anderen Delegierten und forderte sie auf zu erläutern, was diejenigen, die sie beauftragt und entsandt hatten, forderten. (2) Als Erster sprach Dionysodoros, der Vertreter des Attalos. Er forderte die Rückgabe jener Schiffe des Königs sowie deren Besatzungen, die Philipp während der Schlacht bei Chios erbeutet hatte; außerdem solle er den Tempel der Aphrodite und das Nikephorion, die er zerstört hatte, wiederherstellen. (3) Nach ihm sprach der rhodische Admiral Akesimbrotos. Er verlangte von Philipp die Räumung der Peraia, die er von ihnen eingenommen hatte, sowie den Abzug seiner Besatzungen aus Iasos, Bargylia und der Stadt der Euromaier; (4) die Perinthier solle er in ihren Bürgerrechtsverband mit den Byzantiern zurückversetzen sowie Sestos, Abydos und alle Handelsplätze und Häfen in Asia räumen. (5) Auf die Rhodier folgten die Achaier, die Korinth und Argos unversehrt zurückforderten. (6) Nach den Achaiern verlangten die Aitoler als Erstes, wie die Römer es getan, dass er sich aus ganz Griechenland zurückziehe, und zweitens, dass er ihnen jene Städte, die früher Mitglieder des aitolischen Bundes gewesen waren, unversehrt zurückgebe.
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Vgl. Livius xxxii 33.3–8: deducenda ex omnibus Graeciae civitatibus regi praesidia esse, captivos et transfugas sociis populi Romani reddendos, restituenda Romanis ea Illyrici loca, quae post pacem in Epiro factam occupasset, (4) Ptolomaeo Aegypti regi reddendas urbes, quas post Philopatoris Ptolomaei mortem occupavisset. suas populique Romani condiciones 40 has esse; ceterum et socium audiri postulata verum esse. (5) Attali regis legatus naves cap-
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tivosque, quae ad Chium navali proelio capta essent, et Nicephorium Venerisque templum, quae spoliasset evastassetque, pro incorruptis restitui; (6) Rhodii Peraeam – regio est continentis adversus insulam, vetustae eorum dicionis – repetebant postulabantque praesidia deduci ab Iaso et a Bargyliis et Euromensium urbe et in Hellesponto Sesto atque Abydo, (7) et Perinthum Byzantiis in antiqui formulam iuris restitui, et liberari omnia Asiae emporia portusque. (8) Achaei Corinthum et Argos repetebant. praetor Aetolorum Phaeneas cum eadem fere, quae Romani, ut Graecia decederetur, postulasset, redderenturque Aetolis urbes, quae quondam iuris ac dicionis eorum fuissent … Aus allen griechischen Städten müsse der König seine Besatzungen abziehen; Gefangene und Überläufer seien den Bundesgenossen des römischen Volkes zurückzugeben; den Römern seien jene Gegenden des Illyricum, welche er nach dem Frieden, der in Epeiros geschlossen woren war, erobert hatte, wiederzugeben; (4) Ptolemaios, dem König Ägyptens, seien jene Städte, die er nach dem Tode des Ptolemaios Philopator erobert hatte, zurückzugeben. Dies seien seine Bedingungen und die des römischen Volkes. Und es gehöre sich auch, dass die Forderungen der Bundesgenossen gehört werden. (5) Der Vertreter des Königs Attalos verlangte die Rückgabe der Schiffe und der Gefangenen, die bei der Seeschlacht von Chios erbeutet worden waren, außerdem noch, dass das Nikephorion und der Aphroditetempel, die er ausgeraubt und zerstört hatte, wiederhergestellt werden. (6) Die Rhodier forderten die Rückgabe der Peraia – dies ist Teil des Festlandes gegenüber der Insel, ein alter Besitz der Rhodier – und sie verlangten, seine Besatzungen seien aus Iasos, Bargylia und der Stadt der Euromaier sowie am Hellespont aus Sestos und Abydos abzuziehen; (7) Perinthos sei für die Byzantier in den alten Rechtsstatus wiedereinzusetzen und alle Handelsplätze und Häfen in Asia zu befreien. (8) Die Achaier forderten die Rückgabe von Korinth und Argos, und der aitolische strategos Phaineas fügte hinzu, obwohl er fast dasselbe verlangte wie die Römer, nämlich dass er sich aus Griechenland zurückziehe, dass den Aitolern jene Städte, die einmal ihnen gehört hatten, zurückzugeben seien …
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3. Polybios xviii 6.3–4 (Rede Philipps): οὐ μὴν ἀλλὰ σοῦ κελεύοντος Ῥοδίοις μὲν ἀποδίδωμι τὴν Περαίαν, Ἀττάλῳ δὲ τὰς ναῦς καὶ τοὺς ἄνδρας τοὺς διασῳζομένους. (4) τὴν δὲ τοῦ Νικηφορίου καταφθορὰν καὶ τοῦ τῆς Ἀφροδίτης τεμένους ἄλλως μὲν οὐκ εἰμὶ δυνατὸς ἀποκαταστῆσαι, φυτὰ δὲ καὶ κηπουροὺς πέμψω τοὺς 30 φροντιοῦντας θεραπείας τοῦ τόπου καὶ τῆς αὐξήσεως τῶν ἐκκοπέντων δένδρων. «Dennoch gebe ich, weil Du es verlangst, den Rhodiern die Peraia zurück sowie Attalos die Schiffe und die Männer, die noch leben. (4) Die Zerstörung des Nikephorion und des Tempelbezirks der Aphrodite kann ich allerdings nicht rückgängig machen, ich werde aber Pflanzen und Gärtner schicken, die sich um die Pflege 35 des Ortes sowie um Ersatz für die gefällten Bäume kümmern werden.» Vgl. Livius xxxii 34.8–9 (Rede Philipps): … Romanorum autem honoris causa Peraean Rhodiis et naves Attalo cum captivis, qui comparebunt, restituam. nam quod ad Nicephorium Venerisque templi restitutionem attinet, quid restitui ea postulantibus respondeam, nisi, quo uno modo silvae lucique caesi restitui possunt, curam impensamque sationis me 40 praestaturum … «Aus Respekt vor den Römern werde ich den Rhodiern die Peraia und Attalos die Schiffe zusammen mit den Gefangenen, die noch da sein sollten, zurückgeben. Nun, was das Nikephorion und die Wiederherstellung des Tempels der Aphrodite angeht, was soll
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ich denjenigen erwidern, die die Wiederherstellung verlangen, außer dass – und nur so können Wälder und Haine wiederhergestellt werden – ich die Fürsorge und die Kosten für eine Neubepflanzung übernehme?»
4. Polybios xviii 8.8–10: ἔφη δ’ οὖν ὁ Τίτος μετὰ τὸ χωρισθῆναι τὸν Φίλιππον, διασαφῶν τοῖς ἄλλοις τὰ παρὰ τοῦ βασιλέως, (9) Αἰτωλοῖς μὲν ἀποδοῦναι Φάρ- 5 σαλον καὶ Λάρισαν, Θήβας δ’ οὐκ ἀποδιδόναι, Ῥοδίοις δὲ τῆς μὲν Περαίας παραχωρεῖν, Ἰασοῦ δὲ καὶ Βαργυλίων οὐκ ἐκχωρεῖν· Ἀχαιοῖς δὲ παραδιδόναι τὸν Κόρινθον καὶ τὴν τῶν Ἀργείων πόλιν. (10) Ῥωμαίοις δὲ τὰ κατὰ τὴν Ἰλλυρίδα φάναι παραδώσειν καὶ τοὺς αἰχμαλώτους πάντας, Ἀττάλῳ δὲ τάς τε ναῦς ἀπο10 καταστήσειν καὶ τῶν ἀνδρῶν τῶν ἐν ταῖς ναυμαχίαις ἁλόντων ὅσοι περίεισι. Nachdem sie auseinandergegangen waren, erklärte Flamininus den anderen das Angebot des Königs. Er sagte, Philipp sei bereit, (9) den Aitolern Pharsalos und Larisa, nicht aber Theben zurückzugeben; zugunsten der Rhodier würde er die Peraia räumen, aber nicht Iasos und Bargylia; den Achaiern würde er Korinth und Argos zurückgeben. (10) Den Römern würde er die illyrischen Territorien 15 sowie alle Kriegsgefangenen übergeben, Attalos würde er seine Schiffe sowie die Männer, die er in den Seeschlachten gefangengenommen hatte, soweit sie noch lebten, zurückgeben. Vgl. Livius xxxii 35.9–11: Quinctius haec rettulit ad socios: Romanis eum cedere tota Illyrici ora, perfugas remittere ac si qui sint captivi; (10) Attalo naves et cum iis captos nava- 20 lis socios, Rhodiis regionem, quam Peraean vocant, reddere, Iaso et Bargyliis non cessurum; (11) Aetolis Pharsalum Larisamque reddere, Thebas non reddere; Achaeis non Argis modo sed etiam Corintho cessurum. Flamininus berichtete folgendermaßen an die Bundesgenossen über Philipps Angebot: Er sei bereit, die ganze Küste des Illyricum zugunsten der Römer zu räumen und Überläu- 25 fer sowie eventuelle Kriegsgefangene zurückzuschicken; (10) an Attalos gebe er die Schiffe und die mit ihnen gefangengenommenen bundesgenössischen Mannschaften, den Rhodiern die Gegend, die sie Peraia nennen, zurück, doch von Iasos und Bargylia werde er sich nicht zurückziehen; (11) den Aitolern gebe er Pharsalos und Larisa zurück, Theben aber nicht; zugunsten der Achaier werde er sich nicht nur von Argos, sondern auch von 30 Korinth zurückziehen.
5. Polybios xviii 10.1–2; 4–5: ταχὺ δὲ συγκαταθεμένων ἁπάντων διὰ τὸ θεωρεῖν τὸν Τίτον οὐκ ἀλλότριον ὄντα τῆς ἐπὶ τὴν σύγκλητον ἀναφορᾶς, (2) ἔδοξε συγχωρεῖν τῷ Φιλίππῳ πρεσβεύειν εἰς τὴν Ῥώμην, ὁμοίως δὲ καὶ παρ’ αὑτῶν πέμπειν ἑκάστους πρεσβευτὰς τοὺς διαλεχθησομένους τῇ συγκλήτῳ καὶ κατηγορήσοντας 35 τοῦ Φιλίππου. … (4) δοὺς γὰρ ἀνοχὰς διμήνους αὐτῷ τὴν μὲν πρεσβείαν τὴν εἰς τὴν Ῥώμην ἐν τούτῳ τῷ χρόνῳ συντελεῖν ἐπέταξε, τὰς δὲ φρουρὰς ἐξάγειν παραχρῆμα τὰς ἐκ τῆς Φωκίδος καὶ Λοκρίδος ἐκέλευσε. Alle stimmten schnell zu, als sie sahen, dass Flamininus nicht abgeneigt war, die Angelegenheit an den Senat zu verweisen, (2) und sie entschieden sich, Phil- 40 ipp zu gestatten, Gesandte nach Rom zu schicken, aber auch dass jeder von ihnen
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eigene Gesandte schicken würde, um ihre Gesichtspunkte dem Senat vorzutragen und Philipp dort anzuklagen. … (4) Flamininus gewährte Philipp einen zweimonatigen Waffenstillstand und ordnete an, dass er innerhalb dieses Zeitraumes seine Gesandtschaft nach Rom abzuschließen hatte, und er verlangte außerdem, dass er seine Besatzungen sofort aus Phokis und Lokris abziehe. 5 Vgl. Livius xxxii 36.8–9: in hanc sententiam et ceteri sociorum principes concesserunt; indutiisque datis in duos menses, et ipsos mittere singulos legatos ad senatum edocendum, ne fraude regis caperetur, placuit. (9) additum indutiarum pacto, ut regia praesidia Phocide ac Locride extemplo deducerentur. Auch die anderen Führer der Bundesgenossen schlossen sich dieser Meinung an. Ein 10 Waffenstillstand für zwei Monate wurde gewährt, und es wurde vereinbart, dass sie selbst je einen Gesandten schicken sollten, um den Senat zu informieren, damit die Senatoren nicht von Philipps Verdrehungen der Wahrheit eingenommen würden. (9) Zur Waffenstillstandsvereinbarung wurde hinzugefügt, dass die königlichen Besatzungen von Phokis 15 und Lokris sofort abgezogen werden sollten. Justinus xxx 3.8–10: dehinc cum expositae condiciones pacis a Romanis essent, repetere sua et Attalus et Rhodii et Achaei et Aetoli coepere. (9) contra Philippus adduci se posse, ut Romanis pareat, concedebat. … (10) ad postremum tamen petente eo indutiae duorum mensium datae, ut pax, quae in Macedonia non conveniebat, Romae a senatu peteretur. Daraufhin, als die Friedensbedingungen von den Römern erläutert worden waren, fin- 20 gen Attalos, die Rhodier, die Aitoler und die Achaier an, ihre Forderungen zu stellen. (9) Philipp räumte ein, er könne dazu gebracht werden, den Römern nachzugeben. … (10) Letztendlich wurde auf seine Bitte hin ein Waffenstillstand von zwei Monaten gewährt, damit der Frieden, der in Makedonien nicht zustande gekommen war, vom Senat erbeten 25 werden konnte. Appian, Makedonike 8: Φλαμινῖνος αὖθις συνῆλθεν ἐς λόγους Φιλίππῳ κατὰ τὸν Μηλιέα κόλπον, ἔνθα κατηγορούντων τοῦ Φιλίππου Ῥοδίων καὶ Αἰτωλῶν καὶ Ἀμυνάνδρου τοῦ Ἀθαμᾶνος ἐκέλευσε Φίλιππον ἐξάγειν τὰς φρουρὰς ἐκ Φωκίδος καὶ πρέσβεις ἐς Ῥώμην ἀμφοτέρους ἀποστεῖλαι. Flamininus kam wieder mit Philipp für Gespräche am Malischen Golf zusammen. Als 30 die Rhodier und Attalos und Amynander, der Athamane, Philipp dort anklagten, befahl er, dass Philipp seine Besatzungen aus Phokis abziehe und dass beide Parteien Gesandte nach Rom schickten. Plutarch, Flamininus 5.6: ἐπεὶ δὲ καὶ Φιλίππῳ δοκοῦντι συμβατικῶς ἔχειν εἰς ταὐτὸν ἐλθὼν προὔτεινεν εἰρήνην καὶ φιλίαν ἐπὶ τῷ τοὺς Ἕλληνας αὐτονόμους ἐᾶν καὶ τὰς φρου- 35 ρὰς ἀπαλλάττειν. ὁ δὲ οὐκ ἐδέξατο. Als Philipp den Eindruck machte, verhandlungsbereit zu sein, ging er [sc. Flamininus] zu ihm und bot Frieden und Freundschaft an unter der Bedingung, dass er die Griechen selbstständig sein ließe und seine Besatzungen abziehe. Er lehnte aber ab. Zonaras ix 16: εἶτα δείσας ὁ Φίλιππος μὴ πολλαὶ πόλεις ἁλῶσιν. ὑπὲρ εἰρήνης πρὸς τὸν 40 ὕπατον ἐπεκηρυκεύσατο. καὶ ὃς ἐδέξατο τοὺς λόγους αὐτοῦ, καὶ συνῆλθον αὐτοὶ καὶ οἱ σύμμαχοι, ἐπράχθη δ’ οὐδὲν ἢ ὅτι πρέσβεις ἐς Ῥώμην πέμψαι τῷ Φιλίππῳ ἐπετράπη.
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Dann fürchtete Philipp, dass viele Städte eingenommen würden, und schickte einen Herold an den Konsul wegen des Friedens. Er akzeptierte das Gesprächsangebot, und sie und die Bundesgenossen trafen zusammen. Es wurde aber nichts vereinbart, außer dass er Philipp auftrug, Gesandte nach Rom zu schicken.
II Rom: Winter 198/197 1. Polybios xviii 11.3–4; 9; 12–12.1: τὰ μὲν οὖν ἄλλα παραπλήσια τοῖς καὶ πρὸς αὐτὸν τὸν βασιλέα πρότερον εἰρημένοις ἦν· (4) τοῦτο δ’ ἐπιμελῶς ἐντίκτειν ἐπειρῶντο τῇ συγκλήτῳ πάντες, διότι τῆς Χαλκίδος καὶ τοῦ Κορίνθου καὶ τῆς Δημητριάδος ὑπὸ τῷ Μακεδόνι ταττομένων οὐχ οἷόν τε τοὺς Ἕλληνας ἔννοιαν λαβεῖν ἐλευθερίας. … (9) διόπερ ἠξίουν τὴν σύγκλητον ἢ τούτων τῶν πόλεων ἀναγκάσαι τὸν Φίλιππον ἐκχωρεῖν ἢ μένειν ἐπὶ τῶν ὑποκειμένων καὶ πολεμεῖν ἐρρωμένως πρὸς αὐτόν. … (12) οἱ μὲν οὖν παρὰ τῶν Ἑλλήνων πρέσβεις ταῦτα καὶ τούτοις παραπλήσια διελέχθησαν, οἱ δὲ παρὰ τοῦ Φιλίππου παρεσκευάσαντο μὲν ὡς ἐπὶ πλεῖον ποιησόμενοι τοὺς λόγους, ἐν ἀρχαῖς δ’ εὐθέως ἐκωλύθησαν· (13) ἐρωτηθέντες γὰρ εἰ παραχωροῦσι Χαλκίδος καὶ Κορίνθου καὶ Δημητριάδος, ἀπεῖπαν μηδεμίαν ἔχειν περὶ τούτων ἐντολήν. (14) oὗτοι μὲν οὖν ἐπιτμηθέντες οὕτως κατέπαυσαν τὸν λόγον. (12.1) ἡ δὲ σύγκλητος … τὸν δὲ πρὸς τὸν Φίλιππον πόλεμον ἐψηφίσατο κατάμονον εἶναι, δοῦσα τῷ Τίτῳ τὴν ἐπιτροπὴν ὑπὲρ τῶν Ἑλληνικῶν. Im Allgemeinen entsprachen ihre Ausführungen denjenigen, die sie gegenüber dem König selbst gemacht hatten, (4) aber alle versuchten dem Senat insbesondere dies klarzumachen, dass, solange Chalkis und Korinth und Demetrias unter der makedonischen Herrschaft standen, die Griechen keinen Gedanken an Freiheit hegen konnten. … (9) Deswegen forderten sie, dass der Senat Philipp dazu zwinge, diese Städte zu räumen oder es beim status quo zu lassen und ihn mit aller Kraft zu bekämpfen. … (12) Die griechischen Gesandten machten also diese und ähnliche Ausführungen, und Philipps Gesandte hatten sich darauf vorbereitet, eine ausführliche Antwort zu geben, wurden aber gleich am Anfang daran gehindert. Gefragt, ob sie Chalkis, Korinth und Demetrias aufgeben würden, antworteten sie, sie hätten keine diesbezüglichen Instruktionen. So unterbrochen, hörten sie auf zu reden. (12.1) Der Senat … beschloss, den Krieg gegen Philipp fortzusetzen und übertrug Flamininus die Zuständigkeit für griechische Angelegenheiten.
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Vgl. Livius xxxii 37.1–5: ut ventum Romam est, prius sociorum legati quam regis auditi sunt. cetera eorum oratio conviciis regis consumpta est; (2) moverunt maxime senatum 35 demonstrando maris terrarumque regionis eius situm, ut omnibus appararet, (3) si Demetriadem in Thessalia, Chalcidem in Euboea, Corinthum in Achaia rex teneret, non posse liberam Graeciam esse … . (5) legati deinde regis intromissi; quibus longiorem exorsis orationem brevis interrogatio, cessurusne iis tribus urbibus esset, sermonem incidit, cum mandati sibi de iis nominatim negarent quicquam. sic infecta pace regii dimissi; Quinctio liberum 40 arbitrium pacis ac belli permissum.
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Als sie nach Rom kamen, wurden die Gesandten der Bundesgenossen vor jenen des Königs gehört. Ein großer Teil ihrer Reden erschöpfte sich in Beschwerden gegen den König. (2) Sie beeinflussten den Senat vor allem durch ihre Ausführungen über die geographische Lage des Meeres und des Landes jener Gegend, sodass allen deutlich wurde, dass, solange der König (die Städte) Demetrias in Thessalien, Chalkis auf Euboia sowie 5 Korinth in Achaia hielt, Griechenland nicht frei sein konnte … . (5) Die Gesandten des Königs wurden daraufhin hereingeführt. Als sie gerade zu langen Ausführungen ansetzten, schnitt ihnen eine kurze Frage – ob Philipp bereit sei, sich von diesen drei Städten zurückzuziehen – ihren Redefluss ab, da sie behaupteten, darüber keinerlei spezifische Instruktionen zu haben. Die königlichen Gesandten wurden daraufhin entlassen, Frieden 10 war nicht zustande gekommen. Flamininus wurde volle Entscheidungsfreiheit bezüglich Frieden und Krieg gewährt. Appian, Makedonike 8.2–3: γενομένων δὲ τούτων οἱ μὲν Ἕλληνες ἐν τῇ βουλῇ τῇ Ῥωμαίων ἠξίουν τὸν Φίλιππον ἐξαγαγεῖν ἐκ τῆς Ἑλλάδος τὰς τρεῖς φρουράς … τὴν μὲν ἐν Χαλκίδι Βοιωτοῖς καὶ Εὐβοεῦσι καὶ Λοκροῖς ἐπικειμένην, τὴν δὲ ἐν Κορίνθῳ καθάπερ 15 [ἐν] πύλαις τὴν Πελοπόννησον ἀποκλείουσαν καὶ τρίτην ἐν Δημητριάδι τὴν Αἰτωλοῖς καὶ Μάγνησιν ἐφεδρεύουσαν. (3) ἡ δὲ βουλὴ τοὺς Φιλίππου πρέσβεις ἤρετο, τί φρονοίη περὶ τῶνδε φρουρῶν ὁ βασιλεύς, ἀποκριναμένων δὲ ἀγνοεῖν, Φλαμινῖνον ἔφη κρινεῖν καὶ πράξειν, ὅ τι ἂν δίκαιον ἡγῆται. οὕτω μὲν οἱ πρέσβεις ἐκ Ῥώμης ἐπανῄεσαν, Φλαμινῖνος 20 δὲ καὶ Φίλιππος ἐς οὐδὲν συμβαίνοντες ἀλλήλοις αὖθις ἐς πόλεμον καθίσταντο. Unter diesen Umständen forderten die Griechen im römischen Senat, dass Philipp seine drei Besatzungen von Griechenland abziehe, nämlich jene in Chalkis, welche die Boioter, die Euboier sowie die Lokrer bedrückte, jene in Korinth, welche die Peloponnes wie mit einem Tor abschloss, die dritte in Demetrias, welche Aitoler und Magnesier bedrohte. (3) Der Senat fragte die Gesandten Philipps, was der König im Hinblick auf diese Besatzun- 25 gen vorhatte. Als sie antworteten, sie wüssten es nicht, erklärte der Senat, Flamininus solle entscheiden und tun, was er für richtig hielt. So kehrten die Gesandten aus Rom zurück, und Flamininus und Philipp, da sie keine Vereinbarung getroffen hatten, standen einander wieder im Krieg gegenüber.
III Verhandlungen nach der Schlacht von Kynoskephalai: Sommer 196 30 1. Polybios xviii 34.4–5: τοιαύτης δ’ οὔσης δυσχρηστίας ἐν ἀμφοτέροις, ἧκον πρεσβευταὶ μετά τινας ἡμέρας παρὰ τοῦ Φιλίππου Δημοσθένης καὶ Κυκλιάδας καὶ Λιμναῖος. (5) πρὸς οὓς κοινολογηθεὶς ὁ Τίτος ἐπὶ πλεῖον μετὰ τῶν χιλιάρχων πεντεκαιδεχημέρους ἀνοχὰς ἐποιήσατο παραχρῆμα, συνετάξατο δὲ καὶ συμπο35 ρεύεσθαι τῷ Φιλίππῳ κοινολογησόμενος ὑπὲρ τῶν καθεστώτων ἐν ταύταις. Während diese gespannten Verhältnisse zwischen den beiden [sc. Flamininus und den Aitolern] herrschten, kamen nach einigen Tagen Gesandte von Philipp: es waren Demosthenes, Kykliadas und Limnaios. (5) Flamininus verhandelte mit ihnen für längere Zeit in der Anwesenheit der Militärtribunen und gewährte sofort einen Waffenstillstand von fünfzehn Tagen. Er vereinbarte außerdem, dass 40 er innerhalb dieser Zeit zu Philipp fahren würde, um über die Gesamtsituation zu verhandeln.
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Vgl. Appian, Makedonike 9.1: ἡττηθεὶς πάλιν ὁ Φίλιππος περὶ συμβάσεων ἐπεκηρυκεύετο πρὸς Φλαμινῖνον. ὃ δ’ αὖθις αὐτῷ συνελθεῖν ἐς λόγους συνεχώρει … Als Philipp wieder geschlagen worden war, schickte er Unterhändler wegen eines Vertrages zu Flamininus. Er stimmte zu, wieder mit ihm zu verhandeln …
2. Polybios xviii 36.1: ὁ δὲ Τίτος ταξάμενος ἡμέραν πρὸς τὸν Φίλιππον τοῖς 5 μὲν συμμάχοις ἔγραψε παραχρῆμα, διασαφῶν πότε δεήσει παρεῖναι πρὸς τὸν σύλλογον, αὐτὸς δὲ μετά τινας ἡμέρας ἧκε πρὸς τὴν εἰσβολὴν τῶν Τεμπῶν εἰς τὸν ταχθέντα χρόνον. Nachdem Flamininus einen Tag für Philipp festgelegt hatte, schrieb er an die Bundesgenossen und erklärte ihnen, wann sie zum Treffen zu erscheinen hatten. Er 10 selbst kam nach einigen Tagen zur vereinbarten Zeit zum Eingang des Tempetales. Vgl. Livius xxxiii 12.1: indutiae quindecim dierum datae hosti erant et cum ipso rege constitutum conloquium; cuius priusquam tempus veniret, in consilium advocavit socios; rettulit, quas leges pacis placeret dici. Ein Waffenstillstand von fünfzehn Tagen wurde dem Feind gewährt und Verhandlun- 15 gen mit dem König selbst wurden vereinbart. Bevor die festgelegte Zeit kam, rief er die Bundesgenossen zur Beratung zusammen. Er sagt ihnen, es sei zu erörtern, welche Friedensbedingungen ihnen gefallen würden. Appian, Makedonike 9.1: … συνθέμενος δὲ χωρίον, οἷ τὸν Φίλιππον ἐπελθεῖν ἔδει, τοὺς 20 συμμάχους ἐκέλευε γνώμην προαποφήνασθαι κατὰ πόλεις … Nachdem er den Ort vereinbart hatte, wohin Philipp kommen solle, forderte er die Bundesgenossen auf, ihre Meinungen, nach Städten geordnet, vorab zu äußern.
3a. Polybios xviii 37.4: καὶ μὴν οὐδ’ αὐτὸς οὐδέποτε ταύτην ἐσχηκέναι τὴν αἵρεσιν, ὅτι δεῖ πολεμεῖν πρὸς τὸν Φίλιππον ἀδιαλύτως· ἀλλ’ εἴπερ ἐβουλήθη ποιεῖν τὰ παρακαλούμενα πρὸ τῆς μάχης, ἑτοίμως ἂν διαλελύσθαι πρὸς αὐτόν. 25 Er selbst hatte niemals die Politik vertreten, man müsse Philipp unerbittlich bekriegen. Wenn Philipp willens gewesen wäre, die vor der Schlacht gestellten Forderungen zu erfüllen, wäre er bereit gewesen, mit ihm einen Friedensvertrag zu schließen. 3b. ibd. 8–10 (Rede des Flamininus): ἀλλὰ μὴν καὶ τοῖς Ἕλλησι ταπεινωθῆναι 30 μὲν ἐπὶ πολὺ συμφέρει τὴν Μακεδόνων ἀρχήν, ἀρθῆναί γε μὴν οὐδαμῶς. (9) τάχα γὰρ αὐτοὺς πεῖραν λήψεσθαι τῆς Θρᾳκῶν καὶ Γαλατῶν παρανομίας· τοῦτο γὰρ ἤδη καὶ πλεονάκις γεγονέναι. (10) καθόλου δ’ αὐτὸς μὲν ἔφη καὶ τοὺς παρόντας Ῥωμαίων κρίνειν, ἐὰν Φίλιππος ὑπομένῃ πάντα ποιεῖν τὰ πρότερον ὑπὸ τῶν συμμάχων ἐπιταττόμενα, διδόναι τὴν εἰρήνην αὐτῷ, προσλαβόντας καὶ τὴν τῆς 35 συγκλήτου γνώμην· «Es ist zwar im Interesse der Griechen, dass der Herrschaftsbereich der Makedonen weitgehend geschmälert, aber nicht, dass er aufgehoben wird.» (9) Sonst würden sie nämlich bald die Verbrechen der Thraker und der Galater erleben,
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denn dies sei schon vielmals geschehen. (10) Insgesamt, sagte er, er und die anwesenden Römer seien der Meinung, dass, wenn Philipp versprechen sollte, alle Forderungen, die schon vorher von den Bundesgenossen erhoben worden waren, zu erfüllen, man ihm den Frieden gewähren solle, unter Berücksichtigung der 5 Meinung des Senates. Vgl. Livius xxxiii 12.8–11: cum Philippo quotiens ventum in conloqium? nec umquam, ut cederet regno, actum esse. an, quia victus proelio foret, inexpiabile bellum factum? (9) cum armato hoste infestis animis concurri debere; adversus victos mitissimum quemque animum maximum habere. (10) libertati Graeciae videri graves Macedonum reges; si regnum gensque tollatur, Thracas, Illyrios, Gallos deinde, gentes feras et indomitas, in Macedoniam se et in 10 Graeciam effusuros. (11) ne proxima quaeque amoliendo maioribus gravioribusque aditum ad se facerent. Wie oft habe es Gespräche mit Philipp gegeben? Kein einziges Mal sei es darum gegangen, ihn abzusetzen. Sei deswegen, weil er in der Schlacht geschlagen worden sei, der Krieg unversöhnlich geworden? (9) Einem bewaffneten Feind müsse man zwar mit 15 kampfbereitem Geist begegnen, doch gegenüber dem Besiegten sei das Wichtigste, einen versöhnlichen Geist zu haben. (10) Die Könige der Makedonen waren für die Freiheit der Griechen offensichtlich bedrohlich; wenn aber das Königreich und das Volk aufgehoben würden, dann würden Thraker, Illyrer und Galater, wilde und ungezähmte Völker, nach Makedonien und nach Griechenland hineinströmen. (11) Wenn man eine nähere 20 Gefahr beseitige, solle man nicht den Zugang für größere und schwerwiegendere Gefahren schaffen. Appian, Makedonike 9.2 (Rede des Flamininus): ὅθεν ἐγὼ δοκιμάζω τὴν μὲν ἀρχὴν ἐᾶν τῶν Μακεδόνων προπολεμεῖν ὑμῶν πρὸς τοὺς βαρβάρους … «Deswegen bin ich der Meinung, man solle dem Reich der Makedonen erlauben, Euch 25 als Vorkämpfer gegen die Barbaren zu dienen.»
4. Polybios xviii 38.1–2: τῇ δ’ ὑστεραίᾳ παραγενομένου τοῦ βασιλέως, καὶ τῇ τρίτῃ πάντων εἰς τὸν σύλλογον ἁθροισθέντων, εἰσελθὼν ὁ Φίλιππος εὐστόχως καὶ συνετῶς ὑπετέμετο τὰς πάντων ὁρμάς· (2) ἔφη γὰρ τὰ μὲν πρότερον ὑπὸ Ῥωμαίων καὶ τῶν συμμάχων ἐπιταττόμενα πάντα συγχωρεῖν καὶ ποιήσειν, περὶ 30 τῶν λοιπῶν διδόναι τῇ συγκλήτῳ τὴν ἐπιτροπήν. Am nächsten Tag erschien der König und am übernächsten versammelten sich alle zur Konferenz. Philipp trat so geschickt und vernünftig auf, dass er den extremen Forderungen aller den Boden entzog. (2) Denn er sagte, er akzeptiere alle früher von den Römern und ihren Bundesgenossen erhobenen Forderungen und 35 werde sie erfüllen; in Bezug auf die restlichen Streitpunkte überlasse er dem Senat die Entscheidung. Vgl. Livius xxxiii 13.3–4: ibi Philippus perquam prudenter iis sine quibus pax impetrari non poterat sua potius voluntate omissis quam altercando extorquerentur, quae priore conloquio aut imperata a Romanis aut postulata ab sociis essent, omnia se concedere, de ceteris 40 senatui permissurum dixit.
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Dort verhielt sich Philipp ausgesprochen klug. Er gab freiwillig alle Streitpunkte auf, ohne deren Erfüllung kein Frieden zu haben war, statt erst nach Disputen dazu gezwungen zu sein. Er sagte, er akzeptiere alle Forderungen, die bei den früheren Verhandlungen von den Römern befohlen oder von den Bundesgenossen erhoben worden waren; über die 5 restlichen Streitpunkte überlasse er dem Senat die Entscheidung.
5. Polybios xviii 39.3–7: τὸ δὲ συνέχον ἦν τῆς ὁρμῆς τῆς τοῦ Τίτου πρὸς τὰς διαλύσεις, ἐπυνθάνετο τὸν Ἀντίοχον ἀπὸ Συρίας ῆχθαι μετὰ δυνάμεως, ποιούμενον τὴν ὁρμὴν ἐπὶ τὴν Εὐρώπην. (4) διόπερ ἠγωνία μὴ ταύτης ὁ Φίλιππος τῆς ἐλπίδος ἀντιλαμβανόμενος ἐπὶ τὸ πολιοφυλακεῖν ὁρμήσῃ καὶ τρίβειν τὸν πόλεμον, εἶθ’ ἑτέρου παραγενηθέντος ὑπάτου τὸ κεφάλαιον τῶν πράξεων εἰς ἐκεῖνον ἀνακλασθῇ. (5) διὸ συνεχωρήθη τῷ βασιλεῖ, καθάπερ ἠξίου, λαβόντα τετραμήνους ἀνοχὰς παραχρῆμα μὲν δοῦναι τῷ Τίτῳ τὰ διακόσια τάλαντα καὶ Δημήτριον τὸν υἱὸν εἰς ὁμηρείαν καί τινας ἑτέρους τῶν φίλων, περὶ δὲ τῶν ὅλων πέμπειν εἰς τὴν Ῥώμην καὶ διδόναι τῇ συγκλήτῳ τὴν ἐπιτροπήν. (6) καὶ τότε μὲν ἐχωρίσθησαν πιστωσάμενοι περὶ τῶν ὅλων πρὸς ἀλλήλους, ἐφ’ ᾧ Τίτον, ἐὰν μὴ συντελῆται τὰ κατὰ τὰς διαλύσεις, ἀποδοῦναι Φιλίππῳ τὰ διακόσια τάλαντα καὶ τοὺς ὁμήρους· (7) μετὰ δὲ ταῦτα πάντες ἔπεμπον εἰς τὴν Ῥώμην, οἱ μὲν συνεργοῦντες, οἱ δ’ ἀντιπράττοντες τῇ διαλύσει. Die wesentliche Antriebskraft für Titus’ [Flamininus’] Wunsch nach Frieden war die Information, dass Antiochos mit einem Heer aus Syrien zu einen Vorstoß auf Europa aufgebrochen war. (4) Deswegen hatte er Angst, dass Philipp, nachdem er daraus Hoffnung geschöpft hatte, sich in seine Städte zurückziehen und so den Krieg in die Länge ziehen könnte. Wenn ein anderer Konsul kommen sollte, dann würde der wichtigste Teil seiner eigenen Verdienste auf diesen übergehen. (5) Aus diesem Grund gewährte er dem König seinen Wunsch nach einem viermonatigen Waffenstillstand unter der Bedingung, dass er Titus [Flamininus] sofort die zweihundert Talente gäbe sowie als Geiseln seinen Sohn Demetrios und einige andere seiner Freunde stelle; wegen der ganzen Angelegenheit solle er nach Rom senden und dem Senat die Entscheidung übertragen. (6) Dann gingen sie auseinander, nachdem sie gegenseitig Eide wegen der ganzen Vereinbarung geschworen hatten, wobei Titus [Flamininus] versicherte, dass, wenn der Frieden nicht zustande kommen sollte, er Philipp die zweihundert Talente und die Geiseln zurückgeben werde. (7) Danach entsandten alle Beteiligten Gesandte nach Rom, einige arbeiteten für den Frieden, andere dagegen.
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Vgl. Livius xxxiii 13.14–15: cum Philippo ita convenit, ut Demetrium filium et quosdam 35 ex amicorum numero obsides et ducenta talenta daret, de ceteris Romam mitteret legatos; ad eam rem quattuor mensum indutiae essent. (15) si pax non impetrata ab senatu foret, obsides pecuniamque reddi Philippo receptum est, causa Romano imperatori non alia maior fuisse dicitur maturandae pacis, quam quod Antiochum bellum transitumque in Europam 40 moliri constabat. Mit Philipp wurde vereinbart, dass er als Geiseln seinen Sohn Demetrios und einige seiner Freunde sowie zweihundert Talente gebe, wegen anderer offener Fragen würde
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er Gesandte nach Rom schicken; für diesen Zweck gebe es einen viermonatigen Waffenstillstand. (15) Sollte Frieden vom Senat nicht zu bekommen sein, wurde vereinbart, die Geiseln und das Geld seien Philipp zurückzugeben. Für den römischen General – so wurde gesagt – war kein Grund für den beschleunigten Friedensprozess wichtiger, als die 5 Erkenntnis, dass Antiochos Krieg und einen Übergang nach Europa beabsichtigte. Appian, Makedonike 9.2 (Rede des Flamininus): ἐγὼ δοκιμάζω … Φίλιππον δὲ ἐκστῆναι τοῖς Ἕλλησιν ὧν πρότερον ἀντέλεγε χωρίων, καὶ Ῥωμαίοις ἐς τὴν τοῦ πολέμου δαπάνην ἐσενεγκεῖν τάλαντα διακόσια ὅμηρά τε δοῦναι τὰ ἀξιολογώτατα καὶ τὸν υἱὸν αὐτοῦ Δημήτριον, μέχρι δὲ ταῦθ’ ἡ σύγκλητος ἐπικυρώσει, τετραμήνους ἀνοχὰς γενέσθαι. «Ich meine, … dass Philipp sich zugunsten der Griechen aus jenen Plätzen zurückzie- 10 hen müsse, die er bislang verweigert hat; den Römern soll er als Beitrag zu den Kriegskosten zweihundert Talente zahlen, darüber hinaus seien vornehme Geiseln, darunter sein Sohn Demetrios, zu stellen. Bis der Senat diese Bedingungen bestätigt, soll ein viermonatiger Waffenstillstand gelten.» Plutarch, Flamininus 9.5: ταῦτα τῶν Αἰτωλῶν λεγόντων καὶ διαταραττόντων τοὺς 15 συμμάχους, αὐτὸς ὁ Φίλιππος ἐλθὼν πρὸς τὰς διαλύσεις ἀνεῖλε τὴν ὑποψίαν, ἐπιτρέψας τῷ Τίτῳ καὶ Ῥωμαίοις τὰ καθ’ αὑτόν. καὶ οὕτω καταλύεται τὸν πόλεμον ὁ Τίτος, καὶ τὴν μὲν Μακεδονικὴν ἀπέδωκεν αὐτῷ βασιλείαν, τῆς δ’ Ἑλλάδος προσέταξεν ἀποστῆναι, χιλίοις δὲ ταλάντοις ἐζημίωσε, τὰς δὲ ναῦς πάσας παρείλετο πλὴν δέκα, τῶν δὲ παίδων 20 τὸν ἕτερον, Δημήτριον, ὁμηρεύσοντα λαβὼν εἰς Ῥώμην ἀπέστειλεν … Als die Aitoler dies behaupteten und die Bundesgenossen verwirrten, kam Philipp zu den Friedensgesprächen und zerstreute jeden Verdacht. Denn er vertraute sich selbst und seine Angelegenheiten Titus [Flamininus] und dem römischen Senat an. Auf diese Weise beendete Titus [Flamininus] den Krieg und gab ihm sein Königreich zurück. Er ordnete an, er solle sich von Griechenland fernhalten, und er belegte ihn mit einer Geldstrafe von 25 tausend Talenten und konfiszierte alle Schiffe bis auf zehn. Er nahm seinen jüngeren Sohn Demetrios als Geisel und schickte ihn nach Rom. Zonaras ix 16: ἡττηθεῖς οὖν ὁ Φίλιππος καὶ φυγών, εἶτα μαθὼν τήν τε Λάρισσαν καὶ τὰς περὶ αὐτὴν πόλεις τὰ τοῦ νικήσαντος ᾑρημένας, ἐπεκηρυκεύσατο τῷ Φλαμινίνῳ. καὶ ὃς ἐσπείσατο, χρήματά τε τοῦ Φιλίππου δόντος καὶ ὁμήρους ἄλλους τε καὶ τὸν οἰκεῖον υἱὸν 30 Δημήτριον, καὶ πρέσβεις ὑπὲρ τῆς εἰρήνης εἰς τὴν Ῥώμην ἐκπέμψαντος. Philipp war also besiegt und flüchtig und erfuhr ferner, dass Larisa und die anderen Städte in der Umgebung die Seite des Siegers gewählt hätten. Daraufhin nahm er diplomatischen Kontakt mit Flamininus auf. Flamininus vereinbarte einen Waffenstillstand, während Philipp Geld gab und Geiseln stellte, darunter seinen eigenen Sohn Demetrios, und 35 Gesandte wegen des Friedens nach Rom schickte.
IV Die in Rom beschlossenen Friedensbedingungen 1. Polybios xviii 42.4–5: οὐ μὴν ἀλλ’ ὅ γε δῆμος κατὰ τὴν τοῦ Τίτου προαίρεσιν ἐπεκύρωσε τὰς διαλύσεις. (5) ὧν ἐπιτελεσθεισῶν εὐθέως ἡ σύγκλητος ἄνδρας δέκα καταστήσασα τῶν ἐπιφανῶν ἐξέπεμψε τοὺς χειριοῦντας τὰ κατὰ τὴν 40 Ἑλλάδα μετὰ τοῦ Τίτου καὶ βεβαιώσοντας τοῖς Ἕλλησι τὴν ἐλευθερίαν. Aber das Volk bestätigte die Friedensbedingungen gemäß der Politik des Titus [Flamininus]. (5) Sobald das erfolgt war, bestimmte der Senat zehn seiner vor-
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nehmsten Mitglieder, um die Angelegenheiten der Griechen zusammen mit Titus [Flamininus] zu regeln sowie den Griechen ihre Freiheit zu befestigen. 2. Livius xxxiii 24.5–7: brevi post legati et ab T. Quinctio et ab rege Philippo venerunt. Macedones deducti extra urbem in villam publicam, ibique eis locus et lautia praebita et ad aedem Bellonae senatus datus. (6) ibi haud multa verba facta, cum 5 Macedones, quodcumque senatus censuisset, id regem facturum esse dicerent. (7) decem legati more maiorum, quorum ex consilio T. Quinctius imperator leges pacis Philippo daret, decreti … Kurz danach kamen Gesandte von T. Quinctius [Flamininus] sowie von König Philipp an. Die Makedonen wurden in die villa publica außerhalb der Stadt 10 gebracht und dort wurde ihnen Unterkunft und Bewirtung gewährt; eine Senatssitzung wurde für sie in den Tempel der Bellona einberufen. (6) Dort wurde nicht viel diskutiert, da die Makedonen mitteilten, der König werde alles tun, was der Senat für nötig halte. (7) Zehn legati wurden nach althergebrachter Praxis daraufhin bestimmt; nach Beratung mit ihnen sollte der General T. Quinctius [Flamini- 15 nus] dem Philipp die Bedingungen für den Frieden stellen … 3. Polybios xviii 44: κατὰ τὸν καιρὸν τοῦτον ἧκον ἐκ τῆς Ῥώμης οἱ δέκα, δι’ ὧν ἔμελλε χειρίζεσθαι τὰ κατὰ τοὺς Ἕλληνας, κομίζοντες τὸ τῆς συγκλήτου τὸ περὶ τῆς πρὸς Φίλιππον εἰρήνης. (2) ἦν δὲ τὰ συνέχοντα τοῦ δόγματος ταῦτα, τοὺς μὲν ἄλλους Ἕλληνας πάντας, τούς τε κατὰ τὴν Ἀσίαν καὶ κατὰ τὴν Εὐρώπην, ἐλευθέρους ὑπάρχειν καὶ νόμοις χρῆσθαι τοῖς ἰδίοις· (3) τοὺς δὲ ταττομένους ὑπὸ Φίλιππον καὶ τὰς πόλεις τὰς ἐμφρούρους παραδοῦναι Φίλιππον Ῥωμαίοις πρὸ τῆς τῶν Ἰσθμίων πανηγύρεως, (4) Εὔρωμον δὲ καὶ Πήδασα καὶ Βαργύλια καὶ τὴν Ἰασέων πόλιν, ὁμοίως Ἄβυδον, Θάσον, Μύριναν, Πέρινθον, ἐλευθέρας ἀφεῖναι τὰς φρουρὰς ἐξ αὐτῶν μεταστησάμενον· (5) περὶ δὲ τῆς τῶν Κιανῶν ἐλευθερώσεως Τίτον γράψαι πρὸς Προυσίαν κατὰ τὸ δόγμα τῆς συγκλήτου· (6) τὰ δ’ αἰχμάλωτα καὶ τοὺς αὐτομόλους ἅπαντας ἀποκαταστῆσαι Φίλιππον Ῥωμαίοις ἐν τοῖς αὐτοῖς χρόνοις, ὁμοίως δὲ καὶ τὰς καταφράκτους ναῦς πλὴν πέντε σκαφῶν καὶ τῆς ἑκκαιδεκήρους· (7) δοῦναι δὲ καὶ χίλια τάλαντα, τούτων τὰ μὲν ἡμίση παραυτίκα, τὰ δ’ ἡμίση κατὰ φόρους ἐν ἔτεσι δέκα. Um diese Zeit kamen die zehn legati aus Rom, die die Angelegenheiten der Griechen regeln sollten, und sie brachten das senatus consultum bezüglich des Friedens mit Philipp mit. (2) Der wesentliche Inhalt war folgender: [a] Alle anderen Griechen [sc. die Philipp nicht untertänig waren] sowohl in Asia als in Europa sollten frei sein und ihre eigenen Gesetze anwenden dürfen; [b] (3) diejenigen, die Philipp untertänig waren, sowie die mit seinen Besatzungen besetzten Städte solle Philipp den Römern vor den Isthmischen Spielen übergeben; [c] (4) Euromos und Pidasa und Bargylia sowie die Stadt Iasos und auch Abydos, Thasos, Myrina und Perinthos waren nach Abzug der Besatzungen zu
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befreien; (5) über die Befreiung von Kios würde Flamininus an Prousias gemäß dem senatus consultum schreiben; [d] (6) Gefangene und alle Überläufer solle Philipp den Römern im selben Zeitraum ausliefern, [e] gleichermaßen solle er die gedeckten Schiffe mit Ausnahme von fünf klei- 5 neren Booten sowie des «Sechzehners» übergeben. [f] (7) Zahlen solle er tausend Talente, davon die Hälfte sofort, den Rest in Raten über zehn Jahre. 4. Livius xxxiii 30: paucos post dies decem legati ab Roma venerunt, quorum ex consilio pax data Philippo in has leges est, (2) ut omnes Graecorum civitates, quae in Europa quaeque in Asia essent, libertatem ac suas haberent leges; quae earum sub dicione Philippi fuissent, praesidia ex iis Philippus deduceret vacuasque traderet Romanis ante Isthmiorum tempus; (3) deduceret et ex iis, qui in Asia essent, Euromo Pedasisque et Bargyliis et Iaso et Myrina et Abydo et Thaso et Perintho: (4) eas quoque enim placere liberas esse; de Cianorum libertate Quinctium Prusiae, Bithyniorum regi, scribere, quid senatui et decem legatis placuisset; (5) captivos transfugasque reddere Philippum Romanis et navis omnis tectas tradere praeter quinque et regiam unam inhabilis prope magnitudinis, quam sedecim versus remorum agebant; (6) ne plus quinque milia armatorum haberet neve elephantum ullum; bellum extra Macedoniae fines ne iniussu senatus gereret; (7) mille talentum daret populo Romano, dimidium praesens, dimidium pensionibus decem annorum. (8) Valerius Antias quaternum milium pondo argenti vectigal in decem annos impositum regi tradit; Claudius in annos triginta quaterna milia pondo et ducena, praesens viginti milia pondo. (9) idem nominatim adiectum scribit, ne cum Eumene Attali filio – novus is tum rex erat – bellum gereret. In haec obsides accepti, inter quos Demetrius Philippi filius. Wenige Tage danach kamen die zehn legati aus Rom an, aus deren Beratungen Philipp die Friedensbedingungen diktiert wurden und zwar, [a] (2) dass alle griechischen Städte, sowohl in Europa als in Asien, ihre Freiheit und eigene Gesetze haben sollen; [b] welche von ihnen Philipp untertänig seien, aus denen solle Philipp seine Besatzungen abziehen und die evakuierten Städte vor den Isthmischen Spielen an die Römer übergeben; [c] (3) auch aus den Städten in Asia solle er die Besatzungen abziehen, nämlich aus Euromos, Pedasa, Bargylia, Iasos und Myrina sowie aus Abydos, Thasos und Perinthos, (4) denn es war entschieden worden, auch sie hätten frei zu sein; im Hinblick auf die Freiheit von Kios würde Flamininus an Prusias, den König der Bithynier, schreiben, was der Senat und die zehn legati entschieden hätten; [d] (5) Kriegsgefangene und Überläufer solle Philipp den Römern überstellen [e] sowie alle gedeckten Schiffe außer fünf und das königliche Schiff, das wegen seiner Größe praktisch manövrierunfähig war, denn sechzehn Ruderbänke waren nötig, um es zu bewegen.
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[h] (6) Er solle nicht mehr als fünftausend Soldaten unterhalten [i] und keinen Elephanten besitzen; [j] Krieg außerhalb der Grenzen Makedoniens dürfe er ohne Genehmigung des Senates nicht führen; [f] (7) er solle tausend Talente an das römische Volk zahlen, die Hälfte sofort, 5 die Hälfte in zehn Jahresraten. (8) Valerius Antias gibt an, es seien ihm viertausend Pfund Tribut über zehn Jahre auferlegt worden; Claudius [Quadrigarius] nennt viertausendzweihundert Pfund über dreißig Jahre sowie sofort zwanzigtausend. [g] (9) Derselbe schreibt, es sei ausdrücklich hinzugefügt worden, dass er gegen Eumenes, Sohn des Attalos – neu war er damals als König –, keinen Krieg 10 führen dürfe. [k] (10) Als Garantie für die Erfüllung dieser Bedingungen wurden Geiseln genommen, unter ihnen Demetrius, Philipps Sohn. Vgl. Appian, Makedonike 9.3: δεξαμένου δὲ πάντα τοῦ Φιλίππου τὴν μὲν εἰρήνην ἡ βουλὴ μαθοῦσα ἐπεκύρωσεν, τὰς δὲ προτάσεις τὰς Φλαμινίνου σμικρύνασα καὶ φαυλίσασα ἐκέλευσε τὰς πόλεις, ὅσαι ἦσαν Ἑλληνίδες ὑπὸ Φιλίππῳ, πάσας ἐλευθέρας εἶναι καὶ τὰς φρουρὰς ἀπ’ αὐτῶν Φίλιππον ἐξαγαγεῖν πρὸ τῶν ἐπιόντων Ἰσθμίων, ναῦς τε ὅσας ἔχει, χωρὶς ἑξήρους μιᾶς καὶ σκαφῶν πέντε καταφράκτων, παραδοῦναι τῷ Φλαμινίνῳ καὶ ἀργυρίου τάλαντα Ῥωμαίοις ἐσενεγκεῖν πεντακόσια μὲν αὐτίκα, πεντακόσια δὲ ἔτεσι δέκα, ἑκάστου τὸ μέρος ἔτους ἐς Ῥώμην ἀναφέροντα, ἀποδοῦναι δὲ καὶ αἰχμάλωτα καὶ αὐτόμολα αὐτῶν, ὅσα ἔχοι. τάδε μὲν ἡ βουλὴ προσέθηκεν, καὶ Φίλιππος ἐδέξατο ἅπαντα. Philipp akzeptierte alle Bedingungen, und als der Senat vom Frieden Kenntnis erhielt, bestätigte er ihn. Die Detailvorschläge des Flamininus aber hielt er für inadäquat und schlecht; er ordnete an, [a] dass alle griechischen Städte, die Philipp untertänig waren, frei zu sein hätten, und [b] dass Philipp vor den kommenden Isthmischen Spielen seine Besatzungen abzuziehen habe; [e] alle Schiffe, die er besaß, bis auf ein «Sechser» und fünf kleinere gedeckte Boote solle er Flamininus übergeben und den Römern [f] fünfhundert Talente Silber sofort zahlen sowie fünfhundert innerhalb von zehn Jahren, wobei er jedes Jahr die fällige Rate nach Rom zu bringen habe. [d] Außerdem solle er alle Gefangenen und Überläufer ausliefern. Das waren die Auflagen des Senates und Philipp akzeptierte sie alle.
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Justinus xxx 4.17: fractus itaque bello Philippus pace a Flaminino consule petita nomen quidem regium retinuit, sed omnibus Graeciae urbibus, velut regni membris extra terminos antiquae possessionis, amissis solam Macedoniam retinuit. Philipp war also im Krieg gebrochen und ersuchte vom Konsul Flamininus den Frie- 35 den. Er behielt zwar den Titel ‹König›, aber verlor alle griechischen Städte, welche wie Glieder seines Reiches außerhalb der Grenzen seines traditionellen Besitzes waren, und behielt nur Makedonien. Zonaras ix 16: οὕτω μὲν οὖν ὁ Μακεδονικὸς ἐλέλυτο πόλεμος, καὶ οἱ ἐν τῇ Ῥώμῃ τῷ Φιλίππῳ ἑτοιμότατα συνηλλάγησαν ἐπὶ τῷ τοὺς αἰχμαλώτους καὶ τοὺς αὐτομόλους 40 ἀποδοῦναι καὶ τοὺς ἐλέφαντας τάς τε τριήρεις πλὴν πέντε καὶ τῆς στρατηγίδος αὐτῆς οὔσης ἑκκαιδεκήρους, καὶ χρήματα τὰ μὲν αὐτίκα δοῦναι, τὰ δὲ καὶ ἐν τάξεσί τισι, καὶ μόνης τῆς Μακεδονίας βασιλεύειν, μὴ πλείους τ’ ἔχειν στρατιώτας τῶν πεντακισχιλίων,
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μήτε πόλεμον ἔξω τῆς ἑαυτοῦ χώρας ποιεῖσθαί τινι. τὰς γὰρ ἄλλας πόλεις τάς τε ἐν τῇ Ἀσίᾳ καὶ ἐν τῇ Εὐρώπῃ τὰς πρὶν δουλευούσας αὐτῷ ἐλευθέρας ἀφῆκαν. Auf diese Weise wurde der Makedonische Krieg beendet und die in Rom versöhnten sich bereitwillig mit Philipp unter folgenden Bedingungen: [d] er solle die Gefangenen und die Überläufer ausliefern sowie [i] die Elephanten und [e] die Triremen bis auf fünf 5 und das Kommandantenschiff, das ein ‹Sechzehner› war; [f] Geld solle er auch zahlen, teils sofort, teils in Raten, und nur über Makedonien herrschen. [h] Mehr als fünftausend Soldaten durfte er nicht unterhalten und [j] keinen Krieg außerhalb seines eigenen Territoriums führen, denn [a] alle anderen Städte sowohl in Asia als in Europa, welche früher von 10 ihm beherrscht worden waren, entließen sie in die Freiheit.
5. Polybios xviii 48.3–5: πρὸς δὲ τὸν Ἀντίοχον ὥρμησαν Πόπλιος Οὐίλλιος καὶ Λεύκιος Τερέντιος, οἱ δὲ περὶ Γνάιον τὸν Κορνήλιον πρὸς τὸν βασιλέα Φίλιππον. (4) ᾧ καὶ συμμίξαντες πρὸς τοῖς Τέμπεσι περί τε τῶν ἄλλων διελέχθησαν ὑπὲρ ὧν εἶχον τὰς ἐντολάς, καὶ συνεβούλευον αὐτῷ πρεσβευτὰς πέμπειν εἰς τὴν Ῥώμην ὑπὲρ συμμαχίας, ἵνα μὴ δοκῇ τοῖς καιροῖς ἐφεδρεύων ἀποκαραδοκεῖν τὴν 15 Ἀντιόχου παρουσίαν. (5) τοῦ δὲ βασιλέως συγκαταθεμένου τοῖς ὑποδεικνυμένοις, εὐθέως ἀπ’ ἐκείνου χωρισθέντες … Zu Antiochos reisten Publius Villius [Tappulus] und Lucius Terentius [Massaliota], während Gnaeus Cornelius [Lentulus] zu Philipp fuhr. Sie trafen sich am Tempetal und besprachen alle Angelegenheiten, über welche er Instruktionen 20 hatte. Darüber hinaus empfahl er ihm, Gesandte nach Rom wegen eines Bündnisvertrages zu schicken, damit nicht der Eindruck entstehe, dass er nur auf günstige Gelegenheiten wie die Anwesenheit des Antiochos warte. Der König stimmte dem Vorschlag zu, und die Römer verabschiedeten sich sofort. Vgl. Livius xxxiii 35.1–6: dimisso conventu decem legati, partiti munia inter se, ad liberandas suae quisque regionis civitates discesserunt … P. Villius et L. Terentius ad regem Antiochum, Cn. Cornelius ad Philippum. (3) qui de minoribus rebus editis mandatis percunctatus, si consilium non utile solum sed etiam salutare admittere auribus posset, (4) cum rex gratias quoque se acturum diceret, si quid, quod in rem suam esset, expromeret, (5) magno opere ei suasit, quoniam pacem impetrasset, ad societatem amicitiamque petendam mitteret Romam legatos, ne, (6) si quid Antiochus moveret, expectasse et temporum opportunitates captasse ad rebellandum videri posset. ad Tempe Thessalica Philippus est conventus. Nach der Auflösung der Konferenz gingen die legati nach Aufteilung der Aufgaben jeder in seine Gegend, um die Städte zu befreien… P. Villius [Tappulus] und L. Terentius [Massaliota] gingen zu Antiochos, Cn. Cornelius [Lentulus] zu Philipp. (3) Nachdem er kleinere Aufgaben, die ihm zugeteilt worden waren, erledigt hatte, fragte er, ob Philipp einen Ratschlag anhören könne, der nicht nur brauchbar, sondern auch sehr nützlich sei. (4) Als der König erwiderte, er sei dankbar dafür, wenn er etwas vorzuschlagen habe, das seine Lage verbessern würde, (5) legte er mit großem Nachdruck dar, dass, nachdem Philipp Frieden erhalten hatte, er Gesandte nach Rom schicken solle, um Freundschaft und Allianz zu erbitten, damit – sollte Antiochos etwas anstellen – er nicht den Eindruck erwecke, dass er bloß auf eine Gelegenheit zum Aufstand warte. Das Treffen mit Philipp fand beim thessalischen Tempe statt.
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6. Syll.3 591 Z. 64–68; IK Lampsakos Nr. 4, Z. 63–67 (Auszug aus dem Dekret der Lampsakener für Hegesias): καὶ ἐγ[λιπαρησάν|των τῶν πρεσβ]εύτων ὅπως συμπεριηληφθῶμεν [ἐν ταῖς | συνθήκαις] ταῖς γενομέναις Ῥωμαίοις πρὸς τὸμ [β]α[σιλέα, αὐ|τὴ μὲν συμπερι]έλαβεν ἡμᾶς ἐν ταῖς συνθήκαις πρ[ὸς τὸμ βα|σιλέα, 5 καθό]τι καὶ αὐτο[ὶ] γράφουσιν … Die Gesandten baten, dass wir [sc. die Lampsakener] mit aufgenommen werden im Vertrag, der zwischen den Römern und dem König zustande gekommen war, und der Senat nahm uns auf im Vertrag mit dem König, wie sie selbst schreiben … Lit.: Täubler, Imperium 228–230; G. De Sanctis, Storia dei Romani, Biblioteca di 10 scienze moderne IV,1, Mailand 1923, 95 Anm. 185; Holleaux, Études V, 29–120; Walbank, HCP II ad locc.; Dahlheim, Völkerrecht 83–98; Briscoe, Commentary XXXI‒XXXIII ad locc. I Livius’ Bericht über diese Verhandlungen beruht ausschließlich auf Polybios, wie die Parallelpassagen (oben 2, 3, 4, 5) zeigen, hat also keinen selbstständigen Quellenwert. Das Fragment Polybios xviii 1 setzt aber erst mit der korrespondierenden Livius-Stelle xxxii 32.9 (oben 1) ein, weswegen Livius’ Aussage über die Initiative für die Verhandlungen keine Entsprechung bei Polybios hat, aber auch auf ihn als Vorlage zurückgehen muss. Die späteren von Livius oder Polybios direkt abhängigen Quellen (oben 5) bieten der inneren Ökonomie ihrer Werke entsprechend nur verkürzte Darstellungen. Warum Appian Amynandros von Athamanien hier als Ankläger besonders hervorhebt, was weder bei Polybios noch bei Livius eine Entsprechung hat, lässt sich nicht mehr ermitteln. Die Szene ist wohl eine eigene Inferenz aus der von Polybios (xviii 10.7) und Livius (xxxii 36.10) besonders hervorgehobenen Beteiligung des Amynandros an der alliierten Gesandtschaft nach Rom. In der Sache selbst zeichneten sich schon in den ersten Verhandlungen bei Nikaia im Herbst 198 die römischen Grundforderungen an Philipp ab, die 197/196 durch den Senat im Friedensvertrag sowie im darauf fußenden senatus consultum einen detaillierten Niederschlag fanden (oben IV 3, 4). Die Klauseln des senatus consultum [a], [b], [c] und [d] sind hier im Ansatz schon vorhanden (oben 2), [a] wurde sogar schon im Frühsommer 198 bei den Gesprächen an der Aoos formuliert (Liv. xxxii 10.3, vgl. Diod. xxviii 11). Bemerkenswert sind zwei Forderungen, die später nicht wieder erwähnt werden: i) die Wiederherstellung des ptolemaiischen Besitzes und ii) die pergamenischen Forderungen nach Rückgabe der in der Schlacht bei Chios erbeuteten Schiffe und deren Mannschaften sowie nach Reparatur der von Philipp zerstörten Heiligtümer. Philipp versprach zwar ii) zu erfüllen (3), ob er es je tat, ist aber unbekannt. i) betrifft vor allem die ptolemaiischen Plätze in der Nordägäis, insbesondere Ainos (Liv. xxxi 16.6) und Maroneia, aber auch Samos (Polyb. xvi 2.9; App. Mak. 4), die Philipp in den letz-
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ten Jahren eingenommen hatte. Diese Forderung wurde im senatus consultum nicht explizit wiederholt, d. h. sie wurde diskret fallengelassen; die Städte wurden zwar durch die allgemeine Freiheitsklausel befreit (Polyb. xviii 48.2; Liv. xxxiii 20.12), es wird aber nirgends gesagt, dass sie wieder ptolemaiisch wurden. II Auch hier gibt es keinen Grund anzunehmen, dass Livius nicht der Darstellung 5 des Polybios folgte. Die Verhandlungen in Rom im Winter 198/197 standen für Philipp unter keinem guten Stern, denn sobald der Senat sich entschieden hatte, Flamininus in Griechenland nicht abzulösen (Polyb. xviii 11.2; Liv. xxxii 28.8), strebte Rom keine Verhandlungslösung mehr an. Deswegen blieb der Senat kompromisslos in der Frage der großen Garnisonsstädte («die Fesseln Griechenlands» 10 [Polyb. xviii 11.5]) und zeigte kein Interesse daran, andere Fragen zu erörtern. III Für diese Verhandlungen bleibt Polybios die Quelle, aus der alle späteren Darstellungen schöpfen. Abweichungen sind nur der Verkürzung bzw. der rhetorischen Gestaltung durch die späteren Autoren zuzuschreiben. Gleich nach der Schlacht bei Kynoskephalai brachen unter den römischen Bun- 15 desgenossen Meinungsverschiedenheiten aus, die insbesondere die Aitoler betrafen (oben 1) und bei den förmlichen Vorverhandlungen unter den Alliierten für schwere Missstimmung sorgten (oben 2, 3). Zum ersten Mal wurde nämlich das politische Ziel des Flamininus deutlich formuliert: Ein territorial eingeschränktes Makedonien mit Philipp als König sollte als strategisches Bollwerk gegen die 20 nicht-griechischen Stämme des Balkans erhalten bleiben. Über die bislang von den Bundesgenossen in den Verhandlungen erhobenen Forderungen wollte Flamininus deswegen nicht hinausgehen (oben 3). Philipp akzeptierte ohne Widerstand alle bisher erhobenen Forderungen (oben 4), woraufhin nach gegenseitiger Gewährung von Sicherheiten Gesandte nach Rom entsandt wurden (oben 4, 5). 25 IV Nach Ankunft der Gesandten wurde Rom wieder der Ort, wo Entscheidungen getroffen wurden. Philipp blieb keine Wahl, er erteilte seinen Unterhändlern entsprechende Vollmachten (oben 1, 2), und das Volk akzeptierte die Friedensbedingungen, die ihm der Senat durch Flamininus vorlegte. Für diese Ereignisse benutzte Livius wieder Polybios, ergänzte seinen Bericht aber explizit mit Details, 30 die er von den römischen Annalisten Valerius Antias und Claudius Quadrigarius übernahm (oben 4: xxxiii 30.8). Appian folgt Polybios weitgehend, konstruiert aber aus dem von Polyb. xviii 42.3 berichteten Widerstand des M. Claudius Marcellus grundsätzliche senatorische Bedenken gegen Flamininus’ Vorschläge. Diese Episode dürfte seine eigene Idee sein, ebenso wie sein Missverständnis des 35 «Sechzehners», aus welchem er ein «Sechser» macht. Zonaras orientiert sich an Cassius Dio und folgt dementsprechend der livianischen Fassung. Die Friedensbedingungen dürften den Forderungen, die von den Bundesgenossen vor der Schlacht erhoben worden waren, entsprochen haben, sind aber
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nicht explizit überliefert. Das darauffolgende senatus consultum (oben 3), das die zehn legati nach Griechenland brachten und das von Livius als der eigentliche Vertragsinhalt dargestellt wird (oben 4), umfasste neben einigen Detailbestimmungen auch allgemeine Prinzipien, die von den legati in Zusammenarbeit mit Flamininus im Detail umgesetzt werden sollten (oben 1, 2). Polybios will nur den wesentlichen Inhalt des senatus consultum wiedergeben, wobei die Klauseln [a] – [d] nur eine Präzisierung einiger vor der Schlacht erhobener Forderungen darstellen. Hinzugekommen – ob von Flamininus vorgeschlagen oder im Senat ergänzt – sind die Klauseln [e] und [f]. Polybios erwähnt nicht, dass Demetrios als Geisel gestellt wurde, was Livius (oben 4, Klausel [k]) anführt. Da Demetrios schon seit dem Waffenstillstand nach der Schlacht als Geisel diente (oben III 5), dürfte diese Bedingung keine Erwähnung im senatus consultum gefunden haben, dessen Hauptfunktion es war, den legati Instruktionen zu geben. Sie war aber wohl eine Klausel des Vertrages. Bei den anderen Klauseln – [h] die Begrenzung von Philipps Streitmächten, [i] das Verbot, Elephanten zu halten, [j] das Verbot, Krieg außerhalb der Grenzen Makedoniens ohne Genehmigung des römischen Senates zu führen, sowie [g] das Verbot von Krieg gegen Eumenes –, welche Livius aus den Berichten der römischen Annalisten zusätzlich zu Polybios bringt, gibt es keinen Grund, sie für authentisch zu halten: Diese Klauseln sind allesamt unwahrscheinlich bzw. absurd, insbesondere [i], da Makedonien seit Ptolemaios Keraunos keinen Elephanten besessen hatte; dies und die Zusatzklauseln [h] und [j] dürften von den Annalisten aus dem Vertrag mit Karthago (Polyb. xv 18.3–4, StV III Nr. 548) kopiert worden sein, wobei die annalistische Tradition in Bezug auf den Dritten Makedonischen Krieg wieder auf diese Bestimmung zurückgriff (Liv. xlii 25.4, vgl. 651); auch Klausel [g] aus Claudius Quadrigarius sowie andere für den Vertrag mit Philipp nicht einschlägige Zusätze des Valerius Antias dürften spätere Erfindungen sein. Vgl. Holleaux, Études V, 104–120.
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Dieser Friedensvertrag war kein Bündnisvertrag. Dies geht deutlich aus der Empfehlung des Cn. Cornelius Lentulus an Philipp hervor (oben IV 5), in Rom über 30 Freundschaft und Allianz Verhandlungen zu führen. Er dürfte aber eine Liste der dazugehörigen («beigeschriebenen») Bundesgenossen enthalten haben. Dies geht aus der Ehreninschrift für Hegesias aus Lampsakos hervor, der in Rom anwesend war, als der Frieden geschlossen wurde, und mit Hilfe der massaliotischen Gesandten die Aufnahme von Lampsakos in das Vertragswerk erreichen konnte 35 (oben IV 6). In dieser Hinsicht ist der Vertrag vergleichbar mit dem Frieden von Phoinike (Liv. xxix 12.14, vgl. StV III Nr. 543) und dem Friedensvertrag zwischen Pharnakes von Pontos und Eumenes II. (Polyb. xxv 2.12–13, 648).
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618 Rom – Nabis von Sparta I («Feldherrnvertrag») 197 v. Chr.
1a. Livius xxxii 39.10: inde ubi de condicionibus amicitiae coeptum agi est, Romanus duas postulare res, unam, ut bellum cum Achaeis finiret, alteram, ut adversus 5 Philippum mitteret secum auxilia. Danach, als sie anfingen, über die Bedingungen der Freundschaft zu verhandeln, verlangte der Römer zwei Dinge: erstens, dass er seinen Krieg mit den Achaiern beenden solle, und zweitens, dass er ihm gegen Philipp Hilfstruppen mitschicken solle. 10 1b. Livius xxxii 40.4: de colloquio discessum sescentis Cretensibus ab tyranno datis Romano indutiisque inter Nicostratum, praetorem Achaeorum, et Lacedaemoniorum tyrannum in quattuor menses factis. Nach den Gesprächen gingen sie auseinander; sechshundert Kreter wurden dem Römer vom Tyrannen übergeben und es wurde zwischen Nikostratos, dem 15 strategos der Achaier, und dem Tyrannen der Lakedaimonier ein Waffenstillstand für vier Monate vereinbart. 2. Livius xxxiv 31.5 (Rede des Nabis): cum me ipse respexi, eum esse spero, cui et publice, sicut ceteris Lacedaemoniis, vobiscum vetustissimum foedus sit et meo nomine privatim amicitia ac societas, nuper Philippi bello renovata. 20 «Wenn ich mich selbst anschaue, hoffe ich, jener Mann zu sein, der öffentlich, wie die anderen Lakedaimonier, ein sehr altes foedus mit Euch hat und in dessen Namen Freundschaft und Bündnis, neulich gerade während des Krieges gegen Philipp, persönlich erneuert worden sind.» Vgl. ibd. 8 (Rede des Nabis): tempus autem eo me liberat, quod, cum iam Argos haberem, 25 societas mihi vobiscum convenit, et, ut vobis mitterem ad bellum auxilia, non, ut Argis praesidium deducerem, pepigistis. «Die Zeit befreit mich allerdings von diesem Vorwurf, weil mein Bündnis mit Euch zustande kam, während ich noch Argos besaß, und Ihr vereinbartet, dass ich Euch Hilfs30 truppen für den Krieg schicke, nicht, dass ich die Besatzung aus Argos abziehe.» Ibd. 12–13 (Rede des Nabis): de nomine hoc respondere possum, me, qualiscumque sum, eundem esse, qui fui, cum tu ipse mecum, T. Quincti, societatem pepigisti. Tum me regem appelari a vobis memini, nunc tyrannum vocari video. «Über diesen Titel kann ich nur antworten, dass ich derselbe Mann bin, der ich war, als Du selbst, T. Quinctius, mit mir das Bündnis abschlossest. Damals, erinnere ich mich, 35 wurde ich von Euch als ‹König› angeredet, jetzt aber erlebe ich, dass ich ‹Tyrann› genannt werde.»
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Ibd. 15 (Rede des Nabis): iam feceram haec, qualiacumque sunt, cum societatem mecum pepigistis et auxilia in bello adversus Philippum accepistis. «Ich hatte diese Dinge – wie man sie auch immer beurteilt – schon getan, als Ihr mit mir das Bündnis vereinbartet und Hilfstruppen für den Krieg gegen Philipp annahmt.»
3. Livius xxxiv 32.1–2: ad haec imperator Romanus: «amicitia et societas nobis 5 nulla tecum, sed cum Pelope, rege Lacedaemoniorum iusto et legitimo, facta est, (2) cuius ius tyranni quoque, qui postea per vim tenuerunt Lacedaemone imperium, quia nos bella nunc Punica, nunc Gallica, nunc alia ex aliis occupaverant, usurparunt, sicut tu quoque hoc Macedonico bello fecisti.» Darauf antwortete der römische Kommandeur: «Mit Dir haben wir keine 10 Freundschaft und kein Bündnis geschlossen, sondern mit Pelops, dem rechtmäßigen und legitimen König der Lakedaimonier. Seine Rechte usurpierten die Tyrannen, die später die Herrschaft in Lakedaimon mit Gewalt hielten, genau wie auch Du es während des makedonischen Krieges getan hast, weil uns Kriege – jener mit den Karthagern, jener mit den Galliern und auch sonstige Verwick- 15 lungen – beschäftigten.» Lit.: Aymard, Premiers rapports 144 f.; E. Badian, Foreign Clientelae (264 – 70 B.C.), Oxford 1958, 57 f.; Dahlheim, Völkerrecht 221–229; J.-G. Texier, Nabis, Paris 1975, 63–66; S. Dimitriev, The Greek Slogan of Freedom and Early Roman Politics 20 in Greece, Oxford 2011, 202–206. Im Frühjahr 197, während des Zweiten Makedonischen Krieges, fand bei Argos eine Begegnung zwischen dem römischen Kommandeur T. Quinctius Flamininus, Attalos von Pergamon sowie dem achaiischen strategos und dem spartanischen Herrscher Nabis (den die Achaier Tyrannen nannten) statt. Das Ergebnis war die Vereinbarung (condiciones amicitiae), dass Nabis seine Kriegsmaßnah- 25 men gegen die Achaier beende und den Römern Soldaten zur Verfügung stelle (oben 1a, 1b). Zwei Jahre später führte Flamininus alliierte Kontingente gegen «den Tyrannen» Nabis, und die strittigen Punkte werden in der Form einer verbalen Auseinandersetzung dargestellt, deren sachlicher Inhalt, auf welchen es hier ankommt, 30 Livius von seiner Quelle Polybios übernommen haben dürfte. Ob diese mündliche Auseinandersetzung wirklich stattgefunden hat oder sie nur eine literarische Erfindung ist, um die jeweiligen Gesichtspunkte nach der Autorenanalyse herauszustellen, lässt sich nicht feststellen. Die Rechtsfrage, um die es ging, dürfte aber historisch sein. Nach Livius behauptete Nabis, dass seine amicitia und societas im 35 J. 197 zwar von ihm persönlich erneuert worden waren, dass aber deren Basis ein alter Vertrag (vetustissimum foedus) war, der für alle Lakedaimonier galt (oben 2). Flamininus’ Gegenrede (oben 3) stellte das foedus zwar nicht in Abrede, jedoch bestritt er, jetzt aus einer Position der Stärke, Nabis’ Legitimität als Herrscher: Er
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argumentiert also recht sophistisch, dass die im J. 197 getroffene – von Livius explizit als condiciones amicitiae bezeichnete – Vereinbarung überhaupt keine amicitia war, denn das alte foedus war mit dem damals legitimen Herrscher Pelops geschlossen worden, und Nabis als «Tyrann» besäße nicht einmal den notwendigen Status und die Legitimität, um es zu erneuern. Das von Flamininus unbestrittene foedus mit Pelops kann also nur im Rahmen der Erweiterung des Aitolervertrags von 212/211 zustande gekommen sein (Liv. xxvi 24.9, vgl. StV III Nr. 536). Wenn Livius’ von Polybios beeinflusste Analyse der Situation, unabhängig von der literarischen Form der Reden, in etwa richtig ist, haben wir es mit einer höchst politischen Deutung der Rechtslage zu tun, die eine nähere Parallele in Flamininus’ bewusst irreführender Behandlung der Aitoler während des Zweiten Makedonischen Krieges findet (613). Im J. 197, als der Krieg gegen die Makedonen noch tobte, schloss sich Nabis an Rom an und akzeptierte Flamininus’ Bedingungen für die amicitia. Nach den von Livius in Bezug auf das J. 195 formulierten Überlegungen ging Nabis im J. 197 davon aus, dass er dadurch das alte foedus erneuert und die daraus hervorgehende amicitia und societas wiederbelebt hatte. Im J. 197, während des Krieges gegen die Makedonen, hatte ihn Flamininus dies zunächst offenbar glauben lassen und hatte auch keine Bedenken, seine 600 kretischen Söldner als Hilfstruppen zu akzeptieren. Erst nachdem Philipp besiegt worden war, kam der neue Streit mit Nabis auf (der zunächst nur ein Streit zwischen dem achaiischen Bund und Sparta war), und erst dann behauptete Flamininus, Rom hätte mit Nabis niemals amicitia und societas gehabt. Das heißt, dass der im J. 197 von Nabis als «Erneuerung» aufgefasste Vertrag nur von Flamininus persönlich (als «Feldherrnvertrag») zu verantworten und vom Senat niemals bestätigt worden war. Nur so konnte Flamininus die Existenz des Vertrages abstreiten. Nach Lage der Dinge wird man diese Auffassung des mächtigen Siegers als berechtigt ansehen müssen, aber gleichzeitig feststellen können, dass siegreiche Römer Rechtsfragen nur als einen Aspekt ihrer von eigenem Interesse gesteuerten internationalen Handlungen betrachteten.
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197 v. Chr.
Block aus weißem Marmor mit vier Rosetten oben, unten gebrochen; b. 0,49 m, h. 0,19 m. Buchstaben 0,01 m. Fundort: Euromos, jetzt im Museum von Milas. 35 Ed.: R. M. Errington, Antiochos III., Zeuxis und Euromos, EA 8 (1986), 1–8. (Photo) (BE 1987, 294; SEG 36, 973; J. Ma, Antiochos III and the Cities of Western Asia Minor, Oxford 1999, Appendix Nr. 29); IK Nordkarien 104. Üb.: HGIÜ III 452; IK Nordkarien 104 (Blümel) (beide deutsch).
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βασιλευόντων Ἀντιόχου καὶ Ἀντιόχου τοῦ υἱοῦ ε ιʹ καὶ ρʹ Γορπιαίου· ἐπὶ τοῖσδε συνέθεντο Ζεῦξίς τε ὁ ἀπολελειμμένος ὑπὸ τοῦ βασιλέως Ἀντιόχου ἐπὶ τῶν ἐπιτάδε τοῦ Ταύρου πραγμάτωγ καὶ Φιλιππεῖς διὰ τῶν ἀποσταλέντωμ πρεσβευτῶμ παρὰ τῆς πόλεως Ἀνδρονόμου Σωτάδου Ἀντιόχου Χένωνος ἐφ’ ὧι ἔσονται Φιλιππεῖς φίλοι καὶ σύμμαχοι Ἀντιό[χ]ου τε τοῦ βασιλέως καὶ τῶν ἐκγόνων αὐτοῦ [κ]αὶ συντηρήσουσιν τήν τε φιλίαγ καὶ συμμαχί[αν] εἰς ἅπαντα τὸγ χρόνον ἀδόλως καὶ ἀπ[ρο]φ[ασί][στως ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒] ‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒
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Es regierten Antiochos und Antiochos, der Sohn; im Jahre 115, im Monat Gorpiaios. Folgendes Abkommen vereinbarten Zeuxis, der vom König Antiochos für die 15 Staatsangelegenheiten diesseits des Tauros Zurückgelassene, und die Philippeis, vertreten durch ihre Gesandten Andronomos, Sotades, Antiochos und Chenon. Die Philippeis werden Freunde und Bundesgenossen des Königs Antiochos und seiner Nachkommen und werden die Freundschaft und Allianz für alle Zeiten aufrichtig und bereitwillig aufrechterhalten … 20 Euromos wurde nach der Eroberung durch Philipp V. im Jahre 201 in Philippoi umbenannt und bis nach der Schlacht bei Kynoskephalai im Sommer (ca. Juni/ Juli) 197 besetzt gehalten. Im Hochsommer dieses Jahres (Gorpiaios [Z. 2] entspricht August/September), also sehr kurz nach dem Eintreffen der Nachricht über den für Philipp negativen Ausgang der Schlacht, ging eine vier Mann starke Abordnung der Bürger von Philippoi/Euromos nach Sardeis (Z. 5–7) und konferierte mit Zeuxis, dem kleinasiatischen Statthalter des Antiochos III., wegen eines Bündnisses und des Anschlusses der Stadt an Antiochos. Dies kann kaum ohne die Einwilligung des noch amtierenden makedonischen Ortskommandanten erfolgt sein, sodass der Eindruck einer Kooperation zwischen den Makedonen und Antiochos entstehen könnte (vgl. Polyb. xviii 48.3). Vielleicht waren Pedasa und Iasos, die zusammen mit Euromos und Bargylia im senatus consultum vom Winter 197/196 als zu befreiende Städte in Kleinasien namentlich erwähnt werden (Polyb. xviii 44.4), auch diesen Weg gegangen; als nach den Isthmischen Spielen im Herbst 196 P. Cornelius Lentulus in Kleinasien eintraf, um die von Philipp besetzt gehaltenen Städte zu befreien, erwähnt Polybios nur die Befreiung von Bargylia (xviii 48.1). Euromos/Philippoi und wohl auch die beiden anderen Städte (vgl. Polyb. xviii 47.1) waren schon mit Antiochos verbunden. Leider ist von den Vertragsbedingungen – bis auf die erhaltenen Allgemeinplätze der Z. 8–12 – nichts bekannt, da sie auf einem anderen, nicht wiedergefundenen Stein aufgezeichnet waren.
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620 Antiochos III. – Perinthos (Bündnis) Ca. 196 v. Chr.
Zwei nicht zusammenpassende Fragmente, a) und b); besser vielleicht die Reihenfolge b)-a), wie SEG. Frag. a): b. 0,19 m, h. 0,33 m, d. 0,05 m. Buchstaben 0,01– 5 0,015 m; Frag. b): b. 0,18 m, h. 0,47 m, d. nicht messbar. Buchstaben 0,008–0,012 m. Fundort: Perinthos (Marmara Ereğlisi). Ed.: I. Perinthos 3; SEG 48, 908; J. Ma, Antiochos III and the Cities of Western Asia Minor, Oxford 1999, Appendix Nr. 35. Lit.: M. H. Sayar, Von Kilikien bis Thrakien: Neue Erkenntnisse zur Politik Antio- 10 chos’ III. zwischen 197–195 v. Chr. anhand von zwei neugefundenen Inschriften, in: A. Bresson (Hrsg.), Les cités d’Asie Mineure occidentale au IIe siècle a. C., Bordeaux 2001, 227–234, hier 231–234. a)
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. . . vestigia litterarum ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ΔΙΕΛ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ς στρα[τ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒] ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ vac. ὅρκος [Περινθίων(?) ὀμνύω Δια‒ ‒ ‒] [‒ ‒ ‒ Ποσ]ειδῶ Ἄρ[εα, Ἀθην]ᾶν [Ἀρείαν? καὶ θεοὺς] [πάντας κα]ὶ πάσας καὶ τὴν Τα[υροπόλον συμμαχήσω? τοῖς] [βασι]λεῦσιν Ἀντιόχωι καὶ [Ἀντιόχωι τῶι] [υἱῶι κ]αὶ τοῖς τούτων ἐκγό[νοις ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒] [ὀμοσάτω]σαν οἱ βασιλεῖς οἱ ΤΟ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ΩΝ καὶ ὀμόσωσιν Περίν[θιοι(?) ‒ ‒ ‒] [‒ ‒ ‒τὴ]ν συμμαχίαν ἀπὸ ΤΟ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ἐποήσαντο ΤΗ[‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ συμμα]χίαν εἰς τὸν ἅπα[ντα χρόνον ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ πρὸς] βασιλέα Ἀντίοχο[ν καὶ Ἀντίοχον τὸν υἱὸν ‒ ‒ ‒] ΜΟΥ καὶ βασιλέως ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ΤΟΣ Περινθου ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ΟΥ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒
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Die Inschrift ist zu stark zerstört, um eine kontinuierliche Übersetzung zu ermöglichen. Unklar ist die Reihenfolge der Fragmente. Dass es sich aber um einen Bündnisvertrag (Z. a 11: [τὴ]ν συμμαχίαν; Z. b 1–2: [συμμα]χίαν εἰς τὸν 35 ἅπα[ντα χρόνον]) zwischen Antiochos III. (erwähnt wahrscheinlich zusammen mit seinem Sohn Antiochos in Z. a 7–8, b 3) und Perinthos, wo der Stein gefunden wurde, handelt, dürfte ziemlich sicher sein. Der Vertrag bietet also ein Zeug-
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nis für Antiochos’ Umgang mit den von Philipp V. besetzten und 196 von Rom «befreiten» (Polyb. xviii 44.4) griechischen Städten in Thrakien während seines Versuchs, das Reich des Lysimachos wiederzuerobern. Wann genau dieser Vertrag zustande kam, kann nicht präzise bestimmt werden, aber die Zeit, als Antiochos sich um den Wiederaufbau von Lysimacheia kümmerte – also vom 5 Ende des J. 197 an –, dürfte am ehesten in Frage kommen. In diesem Fall würde Perinthos einen direkten Parallelfall zu Euromos darstellen (619), das auch von Philipp besetzt war und von Rom befreit werden sollte, aber schon unmittelbar nach Kynoskephalai (und Monate vor der anvisierten römischen Befreiung) einen Bündnisvertrag mit Antiochos geschlossen hatte. 10
621 Rom – Nabis von Sparta II (Friedensvertrag) 195 v. Chr.
1. Livius xxxiv 35: inde Quinctius adhibitis legatis tantum tribunisque militum condiciones, (2) in quas pax cum tyranno fieret, has conscripsit: sex mensium indutiae ut essent Nabidi Romanisque et Eumeni regi et Rhodiis; legatos extemplo mitterent Romam T. Quinctius et Nabis, ut pax [ex] auctoritate senatus confirmaretur; (3) et qua die scriptae condiciones pacis editae Nabidi forent, ea dies ut indutiarum principium esset, et ut ex ea die intra decimum diem ab Argis ceterisque oppidis, quae in Argivorum agro essent, praesidia omnia deducerentur vacuaque et libera traderentur Romanis, (4) et ne quod inde mancipium regium publicumve aut privatum educeretur, si qua ante educta forent, dominis recte restituerentur; (5) naves, quas civitatibus maritimis ademisset, redderet neve ipse navem ullam praeter duos lembos, qui non plus quam sedecim remis agerentur, haberet; (6) perfugas et captivos omnibus sociis populi Romani civitatibus redderet et Messeniis omnia, quae comparerent quaeque domini cognossent; (7) exulibus quoque Lacedaemoniis liberos coniuges restitueret, quae earum viros sequi voluissent, invita ne qua exulis comes esset; (8) mercennariorum militum Nabidis, qui aut in civitates suas aut ad Romanos transissent, iis res suae omnes recte redderentur; (9) in Creta insula ne quam urbem haberet; quas habuisset, redderet Romanis; ne quam societatem cum ullo Cretensium aut quoquam alio institueret neu bellum gereret; (10) civitatibus omnibus, quasque [et] ipse restituisset quaeque se suaque in fidem ac dicionem populi Romani tradidissent, omnia praesidia deduceret seque ipse suosque ab iis abstineret; (11) ne quod oppidum neu quod castellum in suo alienove agro conderet; obsides, ea ita futura, daret quinque, quos imperatori Romano placuisset, et filium in iis suum, et talenta centum argenti in praesenti et quinquaginta talenta in singulos annos per annos octo. Danach schrieb Quinctius [Flamininus] unter Hinzuziehung allein der legati und der tribuni militum die folgenden Bedingungen (2) für einen Frieden mit dem Tyrannen auf:
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[a] Es solle einen Waffenstillstand für sechs Monate zwischen Nabis und den Römern, König Eumenes und den Rhodiern geben. T. Quinctius [Flamininus] und Nabis sollten sofort Gesandte nach Rom schicken, damit der Frieden mit der Ermächtigung des Senates bestätigt werde. [b] (3) Der Tag, an dem Nabis die Bedingungen für den Frieden in schriftlicher Form übergeben würden, solle als Beginn des Waffenstillstandes gelten; von diesem Tag an gerechnet sollten alle Besatzungen innerhalb von zehn Tagen von Argos sowie den anderen Städten der Argolis abgezogen und die Städte ohne Besatzung und frei von fremdem Einfluss den Römern übergeben werden. [c] (4) Kein Sklave, ob aus königlichem, öffentlichem oder privatem Besitz, solle weggeführt werden; sollten irgendwelche schon weggeführt worden sein, sollten sie ihren rechtmäßigen Besitzern zurückgegeben werden. [d] (5) Schiffe, die er [sc. Nabis] den Küstenstädten weggenommen hatte, solle er zurückgeben, und er selbst solle kein Schiff besitzen außer zwei lembi, die mit nicht mehr als sechzehn Rudern bewegt werden. [e] (6) Alle Flüchtlinge und Gefangenen solle er allen mit den Römern alliierten Städten zurückgeben, den Messeniern aber alles, was noch vorhanden war und was die Besitzer identifizieren konnten. [f] (7) Auch den Flüchtlingen aus Sparta solle er ihre Kinder und Ehefrauen zurückgeben, solange sie bereit waren, ihren Ehemännern zu folgen, aber keine solle gegen ihren Willen Begleiterin eines Flüchtlings werden. [g] (8) Den Söldnern des Nabis, die entweder nach Hause gegangen oder zu den Römern übergewechselt waren, solle ihr ganzes Hab und Gut rechtmäßig wiedergegeben werden. [h] (9) Auf der Insel Kreta solle Nabis keine Stadt besitzen; diejenigen, die er doch besaß, solle er den Römern übergeben. Auch keine Allianz mit irgendeinem der Kreter oder überhaupt einem anderen Volk solle er abschließen und außerdem keinen Krieg führen. [i] (10) Von allen Städten, die er selbst zurückgegeben hatte oder die sich und die Ihrigen den Römern ergeben hatten, solle er alle Besatzungen abziehen und künftig sich selbst und seine Leute von ihnen fernhalten. [j] (11) Er solle keine Stadt oder Burg auf seinem oder auf fremdem Gebiet gründen; [k] er solle fünf Geiseln stellen, die dem römischen Kommandeur adäquat erschienen, unter ihnen seinen Sohn, um die Einhaltung der Bedingungen zu garantieren; [l] außerdem solle er sofort hundert Talente Silber sowie acht Jahre lang jedes Jahr fünfzig weitere zahlen.
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2. Livius xxxiv 40.2–4: his comminationibus compulsus tyrannus Pythagoram rursus oratorem misit; quem Quinctius primo aspernatus excedere castris iussit, 40 dein suppliciter orantem advolutumque genibus tandem audivit. (3) prima oratio
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fuit omnia permittentis arbitrio Romanorum; (4) dein cum ea velut vana et sine effectu nihil proficeret, eo deducta est res, ut iis condicionibus, quae ex scripto paucis ante diebus editae erant, indutiae fierent, pecuniaque et obsides accepti. Von diesen Bedrohungen gezwungen, schickte der Tyrann wieder einmal Pythagoras als Unterhändler. Zunächst lehnte ihn Quinctius [Flamininus] ver- 5 ächtlich ab und befahl ihm, das Lager zu verlassen. Als er dann aber vor ihm auf die Knie fiel und flehentlich bat, hörte er ihm schließlich zu. (3) Seine erste Äußerung war, dass er alles der Entscheidung der Römer überlasse. (4) Danach aber, weil dies die Sache nicht voranbrachte, da es nur Gerede war und unkonkret wirkte, führten Verhandlungen zu dem Ergebnis, dass auf der Basis der Bedin- 10 gungen, die wenige Tage zuvor in schriftlicher Form übergeben worden waren, ein Waffenstillstand erfolgen solle. Das Geld und die Geiseln wurden in Empfang genommen. Vgl. Diodoros xxviii 13: ὅτι οἱ παρὰ Νάβιδος καὶ Φλαμινίου πεμφθέντες εἰς Ῥώμην πρεσβευταὶ περὶ τῶν συνθηκῶν ἐπεὶ διελέχθησαν τῇ συγκλήτῷ περὶ ὧν τὰς ἐντολὰς εἶχον, 15 ἔδοξε τῇ γερουσίᾳ βεβαιοῦν τὰς ὁμολογίας καὶ τὰς φρουρὰς τὰς ἐκ τῆς Ἑλλάδος καὶ τὰς στρατιὰς ἀπάγειν. Die Gesandten, die von Nabis und Flamininus wegen des Friedensvertrages nach Rom entsandt worden waren, sprachen vor dem Senat über die Angelegenheit, mit der sie beauftragt worden waren. Daraufhin beschloss der Senat, die Vereinbarung zu bestätigen 20 und die römischen Garnisonen und die Heere aus Griechenland abzuziehen.
3. Livius xxxv 13.2–3: Achaeis omnium maritimorum Laconum tuendorum a T. Quinctio cura mandata erat. itaque extemplo et ad tyrannum legatos miserunt, (3) qui admonerent foederis Romani denuntiarentque ne pacem quam tantopere petisset turbaret … 25 Den Achaiern war von T. Quinctius [Flamininus] die Verantwortung für die Sicherheit aller lakonischen Küstenbewohner übertragen worden. Deswegen entsandten sie sofort Gesandte zum Tyrannen, (3) um ihn an die Bedingungen des römischen Vertrages zu erinnern und ihn davor zu warnen, den Frieden, den er sehnlichst gesucht hatte, zu stören … 30 Lit.: Aymard, Premiers rapports 229–247; B. Shimron, Late Sparta, New York 1972, 92 f.; J.-G. Texier, Nabis, Paris 1975, 84–88; P. Cartledge/A. Spawforth, Hellenistic and Roman Sparta, London 1989, 74 f. Der Krieg gegen den spartanischen König/Tyrannen Nabis, den Flamininus im J. 195 unter maßgeblicher Beteiligung seiner griechischen Bundesgenossen führte, 35 ging mit diesem Friedensvertrag, der von Livius nach der Vorlage des Polybios überliefert wurde, zu Ende. Für die Achaier war das Hauptziel des Krieges, Argos aus dem Machtbereich des Nabis zu lösen, aber sie wollten den spartanischen Unruhestifter bei dieser Gelegenheit allgemein in die Schranken weisen. Die
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Bedingungen, die Flamininus und seine römischen Stabsoffiziere – allerdings ohne Beteiligung der griechischen Bundesgenossen (oben 1) – Nabis diktierten, zeigen aber, dass die Römer keinen Wert darauf legten, Nabis abzusetzen, was die Achaier mit Sicherheit gerne getan hätten (oben 1). Die führende Rolle der Römer wird durch mehrere Klauseln belegt: durch die Bestimmung, dass der Senat dem Vertrag zustimmen musste [a], sowie durch jene, dass Argos und die anderen argolischen Städte den Römern – nicht den Achaiern, die ein primäres Interesse daran hatten – übergeben werden sollten [b]; auch die von Nabis aufzugebenden kretischen Städte sollten die Römer erhalten [g], ebenso die Geiseln [k] und wohl auch das Geld [l]. Die römischen Bedingungen waren insgesamt recht hart und provozierten zunächst den Widerstand der Nutznießer der spartanischen «Revolution» in Sparta, die Nabis unterstützten. Sparta wäre tatsächlich so weit geschwächt worden, dass es nicht wieder zur allgemeinen Bedrohung für die besitzenden Klassen auf der Peloponnes hätte werden können. Erst nach einem weiteren Waffengang wurde den Verantwortlichen in Sparta klar, dass sie keine Alternative hatten, als die von den Römern gestellten Bedingungen zu akzeptieren (oben 2). Dass Flamininus diese dennoch nicht weiter verschärfte, belegt eindrücklich seinen Unwillen, Sparta völlig zu demontieren. Es ging also um den Abbau der Bedrohungen, die für Achaia von Sparta ausgingen, aber auch darum, den Griechen allgemein zu zeigen, dass nach dem Sieg über Philipp V. der römische Einfluss in Griechenland maßgeblich war. Zunächst wurde Argos «befreit» – d. h. die Kontrolle über die Stadt wurde von den Römern in die Hände der traditionell eher achaierfreundlichen besitzenden Klasse zurückgegeben. Aller spartanische Einfluss sollte ausgeschaltet werden; Nabis’ sozio-politische «Reformen» sollten soweit möglich zurückgenommen werden, insbesondere sollten von ihm befreite Sklaven an ihre Besitzer zurückgegeben werden [c]. Anscheinend durften auch ehemalige königliche Sklaven (mancipia regia) aus Sparta, die – wohl von Nabis befreit – in Argos eingesetzt worden waren, nicht von ihm abgezogen werden. Was aus ihnen werden sollte, wird nicht festgehalten. Wichtiger für Sparta war allerdings der Verlust der meisten lakonischen Küstenstädte (der ehemaligen Periökenstädte), die sich während der Kriegshandlungen den Römern ergeben hatten [i]. Damit verlor Sparta nicht nur den strategisch wichtigen Zugang zum Meer, sondern gleichzeitig auch den Zugriff auf viele Menschen, die in den Heeren gedient und vor allem die spartanische Flotte gestellt hatten. Die Küstenstädte erhielten nun ihre von Nabis beanspruchten Schiffe für ihre eigenen Zwecke zurück [d]; sie wurden dem achaiischen Bund als Aufsichtsinstanz unterstellt, wobei Nabis’ Vertrag mit Rom die allgemeine Geschäftsgrundlage blieb, wie die achaiische Berufung darauf anlässlich der Bedrohung durch Antiochos III. im J. 193 belegt (oben 3). Nabis scheint dennoch Zugang zum Meer für die zwei ihm zugestandenen kleinen lembi behalten haben [d]. Der genaue Ort ist jedoch nicht bekannt.
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622 Antiochos III. – Ptolemaios V.
Alle auswärtigen Beziehungen herrschaftlicher Art wurden gekappt [h] – [j]; es ist zwar unsicher, ob Nabis wirklich kretische Städte besessen hatte, wie Livius schreibt, dass er aber dort enge Beziehungen unterhielt und Söldner anwerben konnte, ist sicher (vgl. Liv. xxxii 40.4, vgl. 618); als Ergebnis dieser Klausel war also seine Söldnertruppe, soweit noch vorhanden, nicht mehr zu unterhalten 5 (implizit in [h]). Auch wurde ein Versuch unternommen, einige der Auswüchse des «Reformprogramms» des Nabis, die dazu geführt hatten, dass es überall auf der Peloponnes Flüchtlinge in großer Zahl gab, zurückzunehmen bzw. das Schicksal der Flüchtlinge zu erleichtern [e], [f]. Livius schreibt von «dem Sohn» des Nabis, der unter den Geiseln zu sein hatte. Dabei handelte es sich offenbar 10 um den ältesten von mehreren Söhnen (vgl. Liv. xxxii 38.3), Armenas (Liv. xxxiv 52.9), der im Triumphzug des Flamininus mitgeführt wurde und kurz danach in Italien starb (Polyb. xxi 3.4). 622 Antiochos III. – Ptolemaios V. (Ehevertrag?)
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1. Polybios xviii 51.10: τὰ δὲ πρὸς Πτολεμαῖον αὐτὸς ἔφη διεξάξειν εὐδοκουμένως ἐκείνῳ· κρίνειν γὰρ οὐ φιλίαν μόνον, ἀλλὰ καὶ μετὰ τῆς φιλίας ἀναγκαιότητα συντίθεσθαι πρὸς αὐτόν. Im Hinblick auf seine Beziehungen zu Ptolemaios, sagte er, er werde sie auf 20 eine ihm genehme Weise regeln, denn er dachte daran, nicht nur Freundschaft, sondern zusammen mit der Freundschaft auch eine familiäre Beziehung mit ihm zu vereinbaren. Vgl. Diodoros xxviii 12: τὰ δὲ πρὸς Πτολεμαῖον αὐτὸς φροντίζειν ὅπως μηδεμιᾶς 25 ἀμφισβητήσεως τυγχάνῃ· δώσειν γὰρ αὐτῷ τὴν θυγατέρα γυναῖκα. Im Hinblick auf seine Beziehungen zu Ptolemaios hatte er einen Plan, um jedweden Disput zu meiden. Denn er werde ihm seine Tochter zur Ehefrau geben.
2. Appian, Syriake 5 (18): ἤδη δὲ τὸν πρὸς Ῥωμαίους πόλεμον ἐγνωκὼς ἀποκαλύπτειν ἐπιγαμίαις τοὺς ἐγγὺς βασιλέας προκατελάμβανε καὶ Πτολεμαίῳ μὲν εἰς Αἴγυπτον ἔστελλε Κλεοπάτραν τὴν Σύραν ἐπίκλησιν, προῖκα Συρίαν τὴν Κοίλην 30 ἐπιδιδούς, ἣν αὐτὸς ἀφῄρητο τοῦ Πτολεμαίου, θεραπεύων ἤδη τὸ μειράκιον, ἵν’ ἐν τῷ πολέμῳ τῷ πρὸς Ῥωμαίους ἀτρεμῇ· Sobald er sich entschieden hatte, seine kriegerischen Absichten gegen die Römer offenzulegen, gewann er für sich im Voraus die benachbarten Könige durch Eheverbindungen. Nach Ägypten sandte er dem Ptolemaios seine Toch- 35 ter Kleopatra, genannt ‹die Syrerin›, und als Mitgift gab er Koile Syria, welches er selbst Ptolemaios abgenommen hatte; so bemühte er sich um den jungen Mann, damit er im Krieg gegen die Römer Ruhe hielt.
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Vgl. Livius xxxv 13.4: Antiochus rex, ea hieme Raphiae in Phoenice Ptolemaeo regi Aegypti filia in matrimonium data … König Antiochos, nachdem er in jenem Winter bei Raphia in Phoinikien dem Ptolemaios seine Tochter zur Ehefrau gegeben hatte … Iosephos, Archaiologia xii 154–155: μετὰ δὲ ταῦτα φιλίαν καὶ σπονδὰς πρὸς τὸν 5 Πτολεμαῖον Ἀντίοχος ἐποιήσατο καὶ δίδωσιν αὐτῷ τὴν θυγατέρα Κλεοπάτραν πρὸς γάμον, παραχωρήσας αὐτῷ τῆς Κοίλης Συρίας καὶ Σαμαρείας καὶ Ἰουδαίας καὶ Φοινίκης φερνῆς ὀνόματι. (155) καὶ διαιρεθέντων εἰς ἀμφοτέρους τοὺς βασιλέας τῶν φόρων … Danach schloss Antiochos Freundschaft und Allianz mit Ptolemaios und gab ihm seine Tochter Kleopatra zur Ehefrau. Als Mitgift übertrug er ihm Koile Syria, Samareia, Ioudaia 10 und Phoinike. (155) Nachdem die Tribute zwischen den zwei königlichen Herrschern [sc. Ptolemaios und Kleopatra] aufgeteilt waren … Polybios xxviii 20.9: ἐπὶ δὲ πᾶσιν ἐξαρνούμενος τὴν ὁμολογίαν, ἣν ἔφασαν οἱ κατὰ τὴν Ἀλεξάνδρειαν γενέσθαι Πτολεμαίῳ τῷ νεωστὶ μετηλλαχότι πρὸς Ἀντίοχον τὸν ἐκείνου πατέρα, (δι)ότι δεῖ λαβεῖν αὐτὸν ἐν φερνῇ Κοίλην Συρίαν, ὅτ’ ἐλάμβανε Κλεοπάτραν τὴν 15 τοῦ νῦν βασιλεύοντος μητέρα. … er [sc. Antiochos IV.] leugnete völlig die Vereinbarung, von der die Alexandriner behaupteten, dass sie zwischen dem kürzlich verstorbenen Ptolemaios und Antiochos, seinem Vater, geschlossen worden sei, nämlich, dass Ptolemaios als Mitgift Koile Syria zu erhalten habe, weil er Kleopatra, die Mutter des jetzt regierenden Königs, zur Ehefrau 20 genommen habe.
Lit.: Walbank, HCP II und III, ad locc.; K. Brodersen, Appians Antiochike (Syriake 1,1 – 44,232); Text und Kommentar nebst einem Anhang: Plethons SyriakeExzerpt, München 1991, 92 f.; Huß, Ägypten 514 f. Schon im J. 196 beim Treffen mit den römischen Gesandten in Lysimacheia kündigte Antiochos nach dem Bericht des Polybios die beabsichtigte familiäre Beziehung zwischen ihm und Ptolemaios V. an (oben 1; Diodors fast wortgleicher Bericht ist von Polybios übernommen). Drei Jahre später (194/193) wurde die Eheschließung zwischen Kleopatra, «der Syrerin», und Ptolemaios vollzogen (Datum bei Liv. xxxv 13.4, oben 2, vgl. auch Hieronymus, in Dan. 11.17–19 [FgrHist 260 Frg.*47]). Ob dies, wie Appian (oben 2) behauptet, in bewusster Vorbereitung auf einen Krieg gegen Rom erfolgte, lässt sich nicht bestätigen. Auch der Inhalt des Ehevertrags bleibt unsicher. Das Ziel war nach Appian, dass Ptolemaios sich ruhig verhielt: Es scheint also eine Neutralitätsklausel gemeint zu sein. Auf jeden Fall dürfte die von Appian und noch detailreicher von Iosephos angegebene strategische Länderübertragung (wobei Iosephos nur von den Einkünften [τῶν φόρων] schreibt) nicht eine historische Tatsache, sondern ein Stück ptolemaiischer Propaganda, vielleicht aus der Zeit des Sechsten Syrischen Krieges, sein. Dass Antiochos IV. diese damals in Alexandria behauptete Vereinbarung und die damit verbundenen ptolemaiischen Ansprüche ablehnte, berichtet Polybios (oben 2).
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623 Achaiischer Bund – Rom (Bündnis) 192/191 v. Chr.
1. Livius xxxii 23.1–2: ceteri populi Achaeorum, cum sententias perrogarentur, societatem cum 1 Rhodiis praesenti decreto confirmarunt; (2) cum 5 Romanis, quia iniussu populi non poterat rata esse, in id tempus, quo Romam mitti legati possent, dilata est. 1
edd.vett. cum Romanis ac Rhodiis B; cum Rhodiis recc.
Die anderen achaiischen Städte, als sie nach ihrem Votum gefragt wurden, bestätigten mit einem sofortigen Beschluss das Bündnis mit den 10 Rhodiern. (2) Ein Bündnis mit den Römern, da es ohne einen Beschluss des römischen Volkes nicht zustande kommen konnte, wurde verschoben, bis Gesandte nach Rom geschickt werden konnten. 2. Polybios xviii 42.6–7: ἐποιήσαντο δὲ λόγους ἐν τῇ συγκλήτῳ καὶ περὶ τῆς συμμαχίας οἱ παρὰ τῶν Ἀχαιῶν πρέσβεις, οἱ περὶ Δαμόξενον τὸν Αἰγιέα· (7) 15 γενομένης δ’ ἀντιρρήσεως κατὰ τὸ παρὸν διὰ τὸ κατὰ πρόσωπον Ἠλείους μὲν ἀμφισβητεῖν τοῖς Ἀχαιοῖς ὑπὲρ τῆς Τριφυλίας, Μεσσηνίους δ’ ὑπὲρ Ἀσίνης καὶ Πύλου, συμμάχους τότε Ῥωμαίων ὑπάρχοντας, Αἰτωλοὺς δὲ περὶ τῆς Ἡραιῶν πόλεως, ὑπέρθεσιν ἔλαβε τὸ διαβούλιον ἐπὶ τοὺς δέκα. Die achaiischen Gesandten unter der Führung von Damoxenos aus Aigion 20 sprachen im Senat auch über den Bündnisvertrag. (7) Da es gegenwärtig aber Widerspruch gab auf Grund der aktuellen Streitigkeiten mit den Eleiern wegen Triphylia und mit den Messeniern wegen Asine und Pylos – sie waren damals römische Bundesgenossen – sowie mit den Aitolern wegen Heraia, wurde die Erörterung auf die zehn legati übertragen. 25 3. Livius xxxv 48.8: eum tamen, quamquam ab ultimis orientis terminis ad liberandam Graeciam veniat, nihil postulare ab Achaeis, in quo fides eorum adversus Romanos, priores socios atque amicos, laedatur: non enim ut secum adversus eos arma capiant, sed ut neutri parti sese coniungant petere. Er [sc. Antiochos III.] aber, obwohl er von den entferntesten Ländern des 30 Ostens komme, um Griechenland zu befreien, verlange von den Achaiern nichts, wodurch ihre Treue gegenüber den Römern, ihren bevorzugten Bundesgenossen und Freunden, Schaden nehmen könne; denn er bitte nicht darum, dass sie mit ihm zu den Waffen gegen sie greifen, sondern dass sie sich neutral verhalten. 4. Livius xxxv 50.2: nulla enim disceptatio nec dubitatio fuit, quin omnes eosdem 35 genti Achaeorum hostes et amicos, quos populus Romanus censuisset, iudicarent, bellumque et Antiocho et Aetolis nuntiari iuberent.
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Es gab keinerlei Disput und keinen Zweifel darüber, dass sie sich entscheiden würden, alle diejenigen für Feinde und Freunde der achaiischen Nation zu halten, die das römische Volk für Feinde und Freunde hielt, und dass sie anordnen würden, Krieg gegen Antiochos und die Aitoler zu erklären. 5. Livius xxxix 37.9–10 (Rede des Lykortas): scio ego, Ap. Claudi, hanc oratio- 5 nem, qua sum adhuc usus, neque sociorum apud socios neque liberae gentis esse, sed vere servorum disceptantium apud dominos. (10) nam si non vana illa vox praeconis fuit, qua liberos esse omnium primos Achaeos iussistis, si foedus ratum est, si societas et amicitia ex aequo observatur … «Ich weiß, Appius Claudius, dass der Inhalt dieser Rede, die ich bis jetzt gehal- 10 ten habe, weder eines Bundesgenossen gegenüber einem Bundesgenossen noch eines freien Volkes würdig ist, sondern wahrhaftig von Sklaven ist, die vor ihrem Herrn streiten. (10) Denn wenn jene Verkündung des Heroldes nicht leeres Gerede war, wodurch Ihr die Achaier als Erste von allen frei zu werden anordnetet, wenn der Bündnisvertrag gültig sein soll und wenn das Bündnis und die 15 Freundschaft gleichberechtigt aufrechterhalten werden …» 6. Polybios xxiii 4.11–12: οἱ δὲ περὶ τὸν Τίτον βουλόμενοι καὶ τοὺς Ἀχαιοὺς εἰς τὴν ὁμολογίαν ἐμπλέξαι, προσεκαλέσαντο τοὺς περὶ Ξέναρχον. (12) οὗτοι γὰρ ἐπρέσβευον τότε παρὰ τῶν Ἀχαιῶν, ἅμα μὲν ἀνανεούμενοι τὴν συμμαχίαν, ἅμα δὲ τῇ τῶν Λακεδαιμονίων διαφορᾷ προσεδρεύοντες. 20 Flamininus und seine Freunde wollten damals auch die Achaier in die Vereinbarung einbinden und riefen die Gesandten unter der Leitung des Xenarchos herein. (12) Diese waren nämlich damals von den Achaiern als Gesandte entsandt worden, um gleichzeitig das Bündnis zu erneuern und wegen der Auseinandersetzung mit Sparta dabeizusitzen. 25 Lit.: Aymard, Premiers rapports 98; E. Badian, The Treaty between Rome and the Achaean League, JRS 42 (1952), 76–80; Walbank, HCP III 92; 219 f.; R. M. Errington, Philopoemen, Oxford 1969, 115; Briscoe, Commentary XXXI‒XXXIII, 211 f.; Ferrary, Traités et domination 222 f. Die Achaier warteten relativ lange auf die Gewährung eines Bündnisvertrages mit 30 Rom. Im J. 198 (oben 1) konnte aus technischen Gründen kein Vertrag zustande kommen, und als nach Kynoskephalai die Angelegenheit in Rom vor dem Senat angesprochen wurde, scheiterten die Verhandlungen wegen Unsicherheiten hinsichtlich der territorialen Zusammensetzung des Bundes in der unmittelbaren Folge des Rückzugs Philipps aus der Peloponnes. Diese umstrittenen Fragen soll- 35 ten zuerst von den 10 legati geklärt werden (oben 2). Dies gelang, der Vertrag ließ dennoch auf sich warten.
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624 Rom – Akarnanien
Wann genau der Vertrag endlich gewährt wurde, bleibt allerdings unklar. Aus der Formulierung des Livius (oben 3) in Bezug auf Antiochos’ Versuch im Herbst 192, die Achaier zu Neutralität zu überreden, lässt sich schließen, dass damals kein formaler langfristiger Bündnisvertrag vorlag, da dieser die Achaier verpflichtet hätte, dieselben Feinde und Freunde wie die Römer zu haben (oben 4), 5 sodass eine Neutralität ohne Vertragsbruch prinzipiell ausgeschlossen gewesen wäre. Auf der anderen Seite ist der Vertrag mit Sicherheit vor 184 geschlossen worden, denn in Livius’ Bericht über Lykortas’ Rede vor Appius Claudius wird der Vertrag explizit erwähnt, und zumindest diese Einzelheit der Rede dürfte zuverlässig sein, da Livius’ Bericht auf die Ausführungen des Lykortas-Sohnes 10 Polybios zurückgeht (oben 5). Im folgenden Winter 184/183 waren die achaiischen Delegierten unter Xenarchos in Rom sogar bemüht, eine formale Bestätigung («Erneuerung») des existierenden Vertrages zu erwirken (oben 6). Ein Zeitpunkt für den Vertragsabschluss zwischen Herbst 192 und Sommer 184 steht also fest, und Badian (a. a. O.) hat gute Argumente dafür gebracht, dass der Ver- 15 trag im Winter 192/191 als Belohnung für die Loyalität, die die Achaier im Konflikt mit Antiochos von Anfang an gezeigt hatten – und darüber hinaus, um sie in ihrer lobenswerten Haltung zu bestärken – gewährt wurde.
624 Rom – Akarnanien (Bündnis)
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Vor 191 v. Chr. (?)
1. Livius xxxvi 12.1–2: per eosdem dies legati regis Medionem venerunt; quibus auditis cum in contione, quidnam respondendum regi esset, consultaretur, (2) et alii manendum in Romana societate, alii non aspernandam amicitiam regis censerent … Während jener Tage kamen Gesandte des Königs [sc. Antiochos] nach Medion. 25 Man hörte sie an, und als in der Versammlung darüber beraten wurde, was dem König zu antworten sei, (2) meinten einige, man müsse beim Bündnis mit Rom bleiben, andere aber, dass die Freundschaft des Königs nicht abzulehnen sei … 2. Ibd. 8: dato enim haud perplexo responso, nullam se novam societatem nisi ex auctoritate imperatorum Romanorum accepturos … 30 Es wurde eine eindeutige Antwort gegeben, dass sie ohne die Autorisierung der Römer kein neues Bündnis eingehen würden … Vgl. ibd. 10: [Cn. Octavius] Leucadem venit implevitque spei socios M’. Acilium consulem iam cum legionibus mare traiecisse et in Thessalia castra Romana esse. [Cn. Octavius] kam nach Leukas und erfüllte die Bundesgenossen mit der Hoffnung, 35 dass der Konsul M’. Acilius mit seinen Legionen das Meer schon überquert habe und dass ein römisches Lager in Thessalien sei.
625 Achaiischer Bund – Eumenes II.
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Lit.: Hammond/Walbank, Macedonia, 604 Nr. 7; O. Dany, Akarnanien im Hellenismus: Geschichte und Völkerrecht in Nordwestgriechenland, München 1999, 186. Livius scheint (oben 1) auf ein Bündnis zwischen Rom und Akarnanien Bezug zu nehmen. Er unterscheidet zwischen der societas mit Rom und der von einigen Medioniern angestrebten amicitia mit Antiochos III., wobei die Positionen der Parteien sich gegenseitig ausschlossen. Es war den Leuten in Medion klar, dass amicitia mit Antiochos III. (wie auch immer rechtlich ausgestaltet) eine Verletzung der societas mit Rom zur Folge hätte. Im übrigen lag die Zuständigkeit nicht bei den einzelnen Städten, sondern bei den Bundesorganen (vgl. Liv. ibd. 3). Obwohl Livius’ Gebrauch von termini technici schwankend und unpräzise sein kann, gibt es hier keinen guten Grund, die Existenz eines Bündnisvertrages mit Rom anzuzweifeln. Für Thyrrheion (oben 2) ist der Bericht noch klarer. Dort wurde deutlich ausgeführt, dass das, was in Medion von deren Befürwortern als amicitia mit Antiochos bezeichnet wurde, Mitarbeit am Krieg gegen Rom bedeutete und deswegen gleich als societas angesprochen wurde. Die Thyrrheier (nach Livius) handelten also vertragsgemäß: Ohne römische Autorisierung (auctoritas) würden sie keine neue Bündnisverpflichtung (societas) eingehen. Der Hinweis auf römische auctoritas kann also ohne Weiteres auf die römische Auslegung einer Freund-Feind-Klausel in einem Vertragswerk anspielen, wofür genügend Beispiele bekannt sind. Im Bezug auf Akarnanien ist Livius’ Sprache also konsequent; die beiden Stellen lassen sich am besten verstehen, wenn eine Bündnisverpflichtung existierte. Es gibt demnach keinen zwingenden Grund, Livius’ Angabe zu bezweifeln, dass im J. 191 Akarnanien ein formales Bündnis mit Rom besaß. Unter welchen Umständen ein solches Bündnis hätte abgeschlossen werden können, bleibt unsicher. Aber die römische Entscheidung im J. 196, Leukas an Akarnanien statt an den aitolischen Bund zu geben (Liv. xxxiii 49.8, vgl. Polyb. xviii 7.8), lässt auf ein gutes Verhältnis im Rahmen der Neuorganisation Griechenlands durch Flamininus schließen, das irgendwann vor dem J. 191 zu einem formalen Bündnis führte.
625 Achaiischer Bund – Eumenes II. (Bündniserneuerung)
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191/190; 187 v. Chr.
1. Polybios xxi 3b. 1: … πρεσβείας παραγενομένης εἰς Ἀχαΐαν παρ’ Εὐμένους τοῦ βασιλέως ὑπὲρ συμμαχίας, ἁθροισθέντες εἰς ἐκκλησίαν οἱ πολλοὶ τῶν Ἀχαιῶν τήν τε συμμαχίαν ἐπεκύρωσαν καὶ νεανίσκους ἐξαπέστειλαν, πεζοὺς μὲν χιλίους 35 ἱππεῖς δ’ ἑκατόν, ὧν ἡγεῖτο Διοφάνης ὁ Μεγαλοπολίτης. … es erschien in Achaia eine Gesandtschaft von König Eumenes wegen des Bündnisses. Die Achaier versammelten sich in einer Volksversammlung, wo sie
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625 Achaiischer Bund – Eumenes II.
das Bündnis bestätigten und Soldaten – tausend Fußsoldaten sowie hundert Reiter – unter der Führung des Diophanes aus Megalopolis entsandten. Vgl. Livius xxxvii 20.1–2: per eosdem forte dies Elaeam ex Achaia mille pedites cum centum equitibus, Diophane omnibus iis copiis praeposito, accesserunt, quos egressos navibus obviam missi ab Attalo nocte Pergamum deduxerunt. (2) veterani omnes et periti belli erant, 5 et ipse dux Philopoemenis, summi tum omnium Graecorum imperatoris, discipulus. Um etwa jene Zeit kamen aus Achaia nach Elaia tausend Fußsoldaten mit hundert Reitern unter dem Gesamtkommando des Diophanes. Männer, die von Attalos geschickt worden waren, um sich mit ihnen zu treffen, als sie von den Schiffen herunterkamen, geleiteten sie in der Nacht nach Pergamon. (2) Sie waren alle Veteranen und Kriegser- 10 fahrene, und der Kommandant selbst war Schüler von Philopoimen, dem damals besten General aller Griechen. Appian, Syriake 26 (125): ἧκον δὲ καὶ παρὰ τῶν Ἀχαιῶν Εὐμένει σύμμαχοι χίλιοι πεζοὶ καὶ ἱππεῖς ἑκατὸν ἐπίλεκτοι, ὧν Διοφάνης ὁ στρατηγός … Von den Achaiern kamen zu Eumenes als Hilfstruppen tausend Fußsoldaten und hun- 15 dert auserlesene Reiter; Diophanes war ihr General …
2. Polybios xxii 7.8: μετὰ δὲ τούτους εἰσῆλθον οἱ παρ’ Εὐμένους πρέσβεις καὶ τήν τε συμμαχίαν τὴν πατρικὴν ἀνενεώσαντο καὶ τὴν ὑπὲρ τῶν χρημάτων ἐπαγγελίαν διεσάφησαν τοῖς πολλοῖς. Nach diesen traten die Gesandten von Eumenes ein; sie erneuerten das seit 20 seines Vaters Zeiten bestehende Bündnis und klärten das Volk auf über sein Versprechen wegen des Geldes. Lit.: Aymard, Premiers rapports 373 f.; R. M. Errington, Philopoemen, Oxford 1989, 280 f.; Walbank, HCP III 92 f.; 188 f. Das im J. 191/190 erneuerte Bündnis fußt anscheinend auf einem Abkommen mit 25 Eumenes’ Vater Attalos (vgl. oben 2: τὴν συμμαχίαν τὴν πατρικήν), das schon vor 198 abgeschlossen worden war und eine militärische Kooperation gegen Philipp V. vorsah (vgl. 616). Die Erneuerung im J. 191/190 (oben 1) stand in unmittelbarer Beziehung zum römischen Krieg gegen Antiochos III., dem um dieselbe Zeit der achaiische Bund den Krieg erklärte, und sah eine aktive Beteiligung von achaii- 30 schen Truppen in Kleinasien vor. Die zweite Erneuerung im J. 187 (oben 2) stand im Zusammenhang mit der Neuordnung der griechischen Welt nach den rezenten Niederlagen des Antiochos sowie des aitolischen Bundes. Präzise Bedingungen sind unbekannt, aber gegenseitige Hilfeleistungen waren mit einiger Sicherheit weiterhin Teil der Vereinbarungen. Auch Geldzahlungen des Eumenes 35 spielten eine Rolle (oben 2).
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626 Rom – Antiochos III. (Friedensvertrag) 189/188 v. Chr.
I Friedensverhandlungen vor der Schlacht bei Magnesia 1. Polybios xxi 14.1–3; 7–8: ὁ δ’ Ἡρακλείδης, μετά τινας ἡμέρας παραγενομένου τοῦ Ποπλίου, κληθεὶς πρὸς τὸ συνέδριον εἰς ἔντευξιν διελέγετο περὶ ὧν εἶχε τὰς ἐντολάς, (2) φάσκων τῆς τε τῶν Λαμψακηνῶν καὶ Σμυρναίων, ἔτι δὲ τῆς τῶν Ἀλεξανδρέων πόλεως ἐκχωρεῖν τὸν Ἀντίοχον, ὁμοίως δὲ καὶ τῶν κατὰ τὴν Αἰολίδα καὶ τὴν Ἰωνίαν, ὅσαι τυγχάνουσιν ᾑρημέναι τὰ Ῥωμαίων· (3) πρὸς δὲ τούτοις τὴν ἡμίσειαν ἀναδέχεσθαι τῆς γεγενημένης αὐτοῖς δαπάνης εἰς τὸν ἐνεστῶτα πόλεμον. … (7) ῥηθέντων δὲ τούτων, ἔδοξε τῷ συνεδρίῳ τὸν στρατηγὸν ἀποκριθῆναι διότι τῆς μὲν δαπάνης οὐ τὴν ἡμίσειαν, ἀλλὰ πᾶσαν δίκαιόν ἐστιν Ἀντίοχον ἀποδοῦναι· φῦναι γὰρ τὸν πόλεμον ἐξ ἀρχῆς οὐ δι’ αὑτούς, ἀλλὰ δι’ ἐκεῖνον· (8) τῶν δὲ πόλεων μὴ τὰς κατὰ τὴν Αἰολίδα καὶ τὴν Ἰωνίαν μόνον ἐλευθεροῦν, ἀλλὰ πάσης τῆς ἐπὶ τάδε τοῦ Ταύρου δυναστείας ἐκχωρεῖν. Als einige Tage später Publius Scipio eintraf, wurde Herakleides zum Gespräch ins konsularische consilium gebeten und trug auftragsgemäß sein Angebot vor, (2) dass Antiochos aus Lampsakos und Smyrna sowie aus Alexandria Troas abziehen würde und gleichfalls aus jenen Städten in Ionien und der Aiolis, welche die römische Seite gewählt hatten. (3) Darüber hinaus würde er die Hälfte der ihnen entstandenen Kosten für den Krieg übernehmen. … (7) Nach seinen Ausführungen beschloss das consilium, dass der Konsul folgendermaßen antworten sollte: Es sei gerecht, dass Antiochos nicht bloß die Hälfte, sondern die ganzen Kriegskosten übernehme, denn der Krieg sei von Anfang an auf seine Initiative, nicht auf römische, entstanden; (8) er müsse nicht nur die Städte in Ionien und in der Aiolis freilassen, sondern aus allen ihm untertänigen Gebieten diesseits des Tauros abziehen.
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Vgl. Livius xxxvii 35: advocato frequenti consilio legati verba sunt audita. (2) is, multis ante legationibus ultro citroque nequiquam de pace missis, eam ipsam fiduciam impetrandi sibi esse dixit, quod priores legati nihil impetrassent: Zmyrnam enim et Lampsacum et Alex- 30 andriam Troadem et Lysimachiam in Europa iactatas in illis disceptationibus esse; (3) quarum Lysimachia iam cessisse regem, ne quid habere eum in Europa dicerent; eas quae in Asia sint civitates tradere paratum esse, et si quas alias Romani, quod suarum partium fuerint, vindicare ab imperio regio velint; (4) impensae quoque in bellum factae partem dimidiam regem praestaturum populo Romano. (5) Hae condiciones erant pacis … (7) ea, quae legato 35 magna ad pacem impetrandam videbantur, parva Romanis visa: (8) nam et impensam, quae in bellum facta esset, omnem praestare regem aequum censebant, (9) cuius culpa bellum excitatum esset, et non Ionia modo atque Aeolide deduci debere regia praesidia, (10) sed sicut Graecia omnis liberata esset, ita, quae in Asia sint, omnes liberari urbes; id aliter fieri non 40 posse, quam ut cis Taurum montem possessione Asiae Antiochus cedat.
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Ein volles consilium wurde einberufen, wo die Ausführungen des Gesandten angehört wurden. (2) Er sagte, er habe Zuversicht, dass er einen Frieden erreiche, obwohl schon viele Gesandtschaften wegen Frieden umsonst hin und her geschickt worden waren, gerade weil die früheren Gesandtschaften ihr Ziel nicht erreicht hätten. Denn bei jenen Verhandlungen seien Smyrna, Lampsakos, Alexandria Troas und Lysimacheia in Europa 5 die Zankäpfel gewesen. (3) Von diesen Städten habe sich nun der König schon aus Lysimacheia zurückgezogen, sodass sie nicht behaupten könnten, er hielte etwas in Europa; was die Städte in Asia anginge, sei er bereit, sie zu übergeben und auch andere, wenn die Römer sie vom Königreich beanspruchen wollten, weil sie ihrer Partei angehörten. (4) Von den Ausgaben für den Krieg würde der König dem römischen Volk die Hälfte erstatten. 10 (5) Dies waren seine Bedingungen für den Frieden … (7) Was dem Gesandten als großer Beitrag zur Erlangung des Friedens erschien, schien den Römern unbedeutend. (8) Denn sie waren der Meinung, dass es richtig wäre, wenn der König die ganzen Kosten, die für den Krieg geleistet worden waren, übernähme, (9) denn der Krieg wäre durch seine Schuld entfacht worden; außerdem sollte er die königlichen Besatzungen nicht nur aus Ionien, 15 sondern auch aus der Aiolis abziehen, (10) und wie ganz Griechenland befreit worden sei, so seien alle Städte in Asia zu befreien. Das könne nicht anders geschehen, als wenn Antiochos aus seinen Besitzungen in Asia dieseits des Tauros abziehe. Diodoros xxix 7: ὁ Ἀντίοχος πυθόμενος τοὺς Ῥωμαίους εἰς τὴν Ἀσίαν διαβεβηκέναι πρεσβευτὴν ἐξέπεμψε πρὸς τὸν ὕπατον Ἡρακλείδην τὸν Βυζάντιον περὶ διαλύσεων, ἀπο- 20 διδοὺς μὲν τὴν ἡμίσειαν τῆς δαπάνης, διδοὺς δὲ Λάμψακον καὶ Σμύρναν καὶ Ἀλεξάνδρειαν, δι’ ἃς ὁ πόλεμος ἐδόκει κεκινῆσθαι. αὗται γὰρ αἱ πόλεις πρῶται τῶν κατὰ τὴν Ἀσίαν Ἑλλήνων ἐπεπρεσβεύκεισαν πρὸς τὴν σύγκλητον παρακαλοῦσαι περὶ τῆς ἐλευθερίας αὑτῶν. Antiochos erfuhr, dass die Römer nach Asien übergesetzt hatten und schickte den Byzantier Herakleides als Gesandten zum Konsul wegen Friedensverhandlungen: Er über- 25 nehme die Hälfte der Kosten, er übergebe Lampsakos, Smyrna und Alexandria, wegen welcher der Krieg vermeintlich ausgebrochen sei. Denn diese Städte waren die ersten der Griechen in Asia, die an den Senat Gesandte geschickt hatten, um Hilfe wegen ihrer Freiheit zu erbitten. Appian, Syriake 29 (143–144; 147): ὁ δ’ ἐκπλαγεὶς ἐβαρυθύμει καὶ τὰ ἴδια αὑτοῦ ἁμαρτήματα ἐς τὸ δαιμόνιον ἀνατιθεὶς Ἡρακλείδην τὸν Βυζάντιον ἔπεμπεν ἐς τοὺς Σκιπίωνας ἐπὶ διαλύσει τοῦ πολέμου, Σμύρναν τε καὶ Ἀλεξάνδρειαν αὐτοῖς διδοὺς τὴν ἐπὶ Γρανίκῳ καὶ Λάμψακον, δι’ ἃς ἦρξεν αὐτοῖς ὁ πόλεμος, καὶ τὸ ἥμισυ τῆς δαπάνης τοῦδε τοῦ πολέμου. (144) ἐνετέλλετο δέ, εἰ δέοι, καὶ τῶν Ἰάδων πόλεων δοῦναι καὶ τῶν Αἰολίδων, ὅσαι τὰ Ῥωμαίων ἐν τῷδε τῷ ἀγῶνι εἵλοντο, καὶ εἴ τι ἄλλο αἰτοῖεν οἱ Σκιπίωνες … (147) κοινῇ μὲν οὖν οἱ Σκιπίωνες τῷ Ἡρακλείδῃ τήνδε ἔδοσαν τὴν ἀπόκρισιν· ἐὰν ὁ Ἀντίοχος εἰρήνης δέηται, μὴ τῶν Ἰάδων μηδὲ τῶν Αἰολίδων αὐτὸν ἐκστῆναι πόλεων, ἀλλὰ πάσης τῆς ἐπὶ τάδε Ταύρου καὶ τὴν δαπάνην τοῦ πολέμου πᾶσαν ἐσενεγκεῖν, δι’ αὐτὸν γενομένου. Er [sc. Antiochos] war erschrocken und deprimiert; er betrachtete seine eigenen Fehler als schicksalsbedingt und schickte den Byzantier Herakleides zu den Scipionen wegen Friedensverhandlungen: er gebe ihnen Smyrna und Alexandria am Granikos und Lampsakos, wegen derer der Krieg angefangen hatte, sowie die Hälfte der Kosten des Krieges. (144) Herakleides war auch befugt, wenn nötig, diejenigen der ionischen und aiolischen Städte, die in dieser Auseinandersetzung die römische Seite gewählt hatten, aufzugeben sowie wenn die Scipionen etwas anderes fordern mochten … (147) Die Scipionen gaben Herakleides gemeinsam diese Antwort: Wenn Antiochos Frieden wolle, müsse er nicht
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nur aus den ionischen und aiolischen Städten abziehen, sondern aus dem ganzen Land diesseits des Tauros, und außerdem die ganzen Kosten des Krieges, der durch ihn entstanden war, tragen. Justinus xxxi 7.8: Post haec leges pacis dicuntur: ut Asia Romanis cederet, contentus Syriae regno esset, naves universas, captivos et transfugas traderet sumptumque omnem belli Roma- 5 nis restitueret. Danach wurden die Friedensbedingungen ausgesprochen: Er solle aus Asia zugunsten der Römer abziehen und sich mit seinem Königreich Syria zufriedengeben; alle Schiffe sowie die Gefangenen und Überläufer solle er übergeben und den Römern die ganzen 10 Kosten des Krieges erstatten.
II Verhandlungen nach der Schlacht bei Magnesia 1. Polybios xxi 17: ὁ δὲ προειρημένος ἀνὴρ οὔτε νικήσαντας ἔφη Ῥωμαίους οὐδέποτε γενέσθαι βαρυτέρους, . (2) διὸ καὶ νῦν αὐτοῖς τὴν αὐτὴν ἀπόκρισιν δοθήσεσθαι παρὰ Ῥωμαίων, ἣν καὶ πρότερον ἔλαβον, ὅτε πρὸ τῆς μάχης παρεγενήθησαν ἐπὶ τὸν Ἑλλήσποντον. (3) δεῖν γὰρ αὐτοὺς ἔκ τε τῆς Εὐρώπης ἐκχωρεῖν καὶ τῆς ἐπὶ τάδε τοῦ Ταύρου πάσης. (4) πρὸς δὲ τούτοις Εὐβοϊκὰ τάλαντ’ ἐπιδοῦναι μύρια καὶ πεντακισχίλια Ῥωμαίοις ἀντὶ τῆς εἰς τὸν πόλεμον δαπάνης. (5) τούτων δὲ πεντακόσια μὲν παραχρῆμα, δισχίλια δὲ καὶ πεντακόσια πάλιν, ἐπειδὰν ὁ δῆμος κυρώσῃ τὰς διαλύσεις, τὰ δὲ λοιπὰ τελεῖν ἐν ἔτεσι δώδεκα, διδόντα καθ’ ἕκαστον ἔτος χίλια τάλαντα. (6) ἀποδοῦναι δὲ καὶ Εὐμένει τετρακόσια τάλαντα προσοφειλόμενα καὶ τὸν ἐλλείποντα σῖτον κατὰ τὰς πρὸς τὸν πατέρα συνθήκας. (7) σὺν δὲ τούτοις Ἀννίβαν ἐκδοῦναι τὸν Καρχηδόνιον καὶ Θόαντα τὸν Αἰτωλὸν καὶ Μνασίλοχον Ἀκαρνᾶνα καὶ Φίλωνα καὶ Εὐβουλίδαν τοὺς Χαλκιδέας. (8) πίστιν δὲ τούτων ὁμήρους εἴκοσι δοῦναι παραχρῆμα τὸν Ἀντίοχον τοὺς παραγραφέντας. (9) ταῦτα μὲν οὖν ὁ Πόπλιος ἀπεφήναθ’ ὑπὲρ παντὸς τοῦ συνεδρίου. συγκαταθεμένων δὲ τῶν περὶ τὸν Ἀντίπατρον καὶ Ζεῦξιν, ἔδοξε πᾶσιν ἐξαποστεῖλαι πρεσβευτὰς εἰς τὴν Ῥώμην τοὺς παρακαλέσοντας τὴν σύγκλητον καὶ τὸν δῆμον ἐπικυρῶσαι τὰς συνθήκας. Er führte aus, dass die Römer nach einem Sieg niemals strenger, nach einer Niederlage niemals bescheidener würden als vorher. (2) Deswegen erhielten die Unterhändler von den Römern dieselbe Antwort, die sie früher erhalten hatten, als man sich am Hellespont vor der Schlacht traf: [c] [d] (3) Sie müssten aus Europa sowie aus ganz Asia diesseits des Tauros abziehen. [s] (4) Zudem seien 15.000 euboiische Talente als Ersatz für die Kriegskosten zu zahlen, (5) von diesen fünfhundert sofort, 2500 wiederum, sobald das römische Volk die Friedensbedingungen bestätigt hatte, und der Rest aufgeteilt über zwölf Jahre, pro Jahr tausend Talente. [t] (6) Auch Eumenes seien die vierhundert Talente, die man ihm noch schuldete, zu zahlen sowie das noch fehlende Getreide gemäß dem Vertrag mit seinem Vater.
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[j] (7) Neben diesen Dingen seien Hannibal, der Karthager, und Thoas, der Aitoler, sowie Mnasilochos, der Akarnane, und die Chalkidier Philon und Euboulides auszuliefern. [u] (8) Als Garant seines guten Willens solle Antiochos unverzüglich zwanzig 5 namentlich genannte Geiseln stellen. (9) Dies waren die Bedingungen, die Publius Scipio als Beauftragter des ganzen consilium mitteilte. Als Zeuxis und Antipatros zustimmten, gab es allgemeines Einvernehmen, Gesandte nach Rom zu schicken, um den Senat und das Volk aufzufordern, die Vertragsbedingungen zu bestätigen. Vgl. Livius xxxvii 45.10; 13–17; 19: iam antequam legati venirent, decretum erat, quid responderetur. respondere Africanum placuit. is in hunc modum locutus fertur: … (13) postquam traiecimus Hellespontum, priusquam castra regia, priusquam aciem videremus, cum communis Mars et incertus belli eventus esset, de pace vobis agentibus quas pares paribus ferebamus condiciones, easdem nunc victores victis ferimus: (14) Europa abstinete; Asia omni, quae cis Taurum montem est, decedite. pro impensis deinde in bellum factis quindecim milia talentum Euboicorum dabitis, quingenta praesentia, duo milia et quingenta, cum senatus populusque Romanus pacem comprobaverint; (15) deinde talentum per duodecim annos. Eumeni quoque reddi quadringenta talenta et quod frumenti reliquum ex eo, quod patri debitum est, placet. (16) haec cum pepigerimus, facturos vos ut pro certo habeamus, erit quidem aliquod pignus, si obsides viginti nostro arbitratu dabitis; sed numquam satis liquebit nobis ibi pacem esse populo Romano, ubi Hannbal erit; eum ante omnia deposcimus. (17) Thoantem quoque Aetolum, concitorem Aetolici belli, qui et illorum fiducia vos et vestra illos in nos armavit, dedetis et cum eo Mnasilochum Acarnana et Chalcidensis Philonem et Eubulidam … (19) cum iis mandatis ab rege missi erant legati, ut omnem pacis condicionem acciperent; itaque Romam mitti legatos placuit. Schon vor der Ankunft der Gesandten hatte man beschlossen, was die Antwort sein sollte. Africanus sollte die Antwort vortragen. Er soll folgendermaßen gesprochen haben: «… (13) Nachdem wir den Hellespont überquert hatten und bevor wir das königliche Lager oder die Schlachtlinie gesehen hatten, zu einer Zeit, als der Kriegsgott Mars auf beiden Seiten stand und der Ausgang des Krieges unsicher war, legten wir als Gleiche gegenüber Gleichen unsere Bedingungen fest, als Ihr wegen Frieden verhandeltet. Dieselben Bedingungen legen wir jetzt als Sieger gegenüber Besiegten fest: (14) [c] Lasst die Hände von Europa; [d] zieht aus der ganzen Asia, die diesseits des Tauros liegt, ab. [s] Ihr werdet für die entstandenen Kosten des Krieges 15.000 euboiische Talente zahlen, 500 sofort, 2500 sobald der Senat und das römische Volk den Frieden bestätigt haben; danach 1000 Talente jährlich für zwölf Jahre. (15) [t] Eumenes sind 400 Talente zu erstatten sowie der Rest des Getreides, das seinem Vater geschuldet war. (16) [u] Wenn wir diese Vereinbarung festgemacht haben, um sicher sein zu können, dass Ihr sie einhaltet, wird eine gewisse Sicherheit gegeben, wenn Ihr 20 Geiseln nach unserer Wahl stellt, aber niemals wird es uns ausreichend deutlich, dass dort für das römische Volk Frieden herrscht, wo Hannibal sein wird: [j] Vor allem verlangen wir ihn. (17) Auch den Aitoler Thoas, den Anstifter des aitolischen Krieges, der wegen deren Zuversicht Euch und wegen Eurer Zuversicht jene zum Kampf gegen uns rüstete, werdet Ihr ausliefern, und mit ihm den Akarnanen Mnasilochos sowie die Chalkidier Philon und Eubulidas.» … (19) Die Gesandten waren vom König mit dem Auftrag entsandt worden, jedwede
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Friedensbedingung zu akzeptieren; deswegen wurde beschlossen, Gesandte nach Rom zu schicken. Diodoros xxix 10: ὁ δὲ ὕπατος διατηρῶν τὴν πάτριον τῆς Ῥώμης ἐπιείκειαν καὶ παρακληθεὶς ὑπὸ τοῦ ἀδελφοῦ Ποπλίου συνεχώρησε τὴν εἰρήνην ἐπὶ τοῖσδε· ἐκχωρῆσαι τὸν βασιλέα τοῖς Ῥωμαίοις τῆς τε Εὐρώπης καὶ τῆς ἐπὶ τάδε τοῦ Ταύρου χώρας καὶ τῶν 5 ἐν αὐτῇ πόλεων καὶ ἐθνῶν· παραχωρῆσαι δὲ τῶν τε ἐλεφάντων καὶ μακρῶν νηῶν, καὶ τὰς δαπάνας τὰς γεγενημένας εἰς τὸν πόλεμον ἀποδοῦναι, ὧν ἦν ἡ διατίμησις ταλάντων Εὐβοϊκῶν μυρίων πεντακισχιλίων· ἐκδότους δὲ παραδοῦναι τόν τε Καρχηδόνιον Ἀννίβαν καὶ τὸν Αἰτωλὸν Θόαντα καί τινας ἑτέρους, καὶ ὁμήρους εἴκοσι, οὓς ἂν ἀπογράψωσι Ῥωμαῖοι. ὁ δὲ πάντα προσδεξάμενος διὰ τὴν τῆς εἰρήνης ἐπιθυμίαν ἀπελύθη τοῦ πολέμου. 10 Der Konsul bewahrte den traditionellen Anstand Roms und nach Aufforderung seines Bruders Publius vereinbarte er Frieden unter folgenden Bedingungen: [c], [d] Der König hatte zugunsten der Römer aus Europa sowie aus dem Land diesseits des Tauros mit den dort befindlichen Städten und Völkern abzuziehen. [k], [l] Seine Elephanten und Kriegsschiffe musste er aufgeben und [s] die Kosten, welche für den Krieg entstanden waren, 15 zahlen; die Schätzung belief sich auf 15.000 euboiische Talente. [j] Er musste den Karthager Hannibal ausliefern sowie den Aitoler Thoas und einige andere Männer [u] und 20 Geiseln, welche die Römer bestimmten, stellen. Er akzeptierte alle diese Bedingungen wegen seines Verlangens nach Frieden und war so vom Krieg erlöst. Appian, Syriake 38–39 (196–200) (Rede des Scipio): ἀλλ’ οὐχ ὑβρίζομεν ταῖς εὐπραξίαις οὐδ’ ἐπιβαροῦμεν τοῖς ἑτέρων ἀτυχήμασι. (197) δίδομεν δέ, ὅσα καὶ πρότερον αὐτῷ προυτείνομεν, μικρὰ ἄττα προσθέντες, ὅσα καὶ ἡμῖν ἔσται χρήσιμα καὶ αὐτῷ λυσιτελῆ πρὸς τὸ μέλλον ἐς ἀσφάλειαν, ἀπέχεσθαι μὲν αὐτὸν τῆς Εὐρώπης ὅλης καὶ Ἀσίας τῆς ἐπὶ τάδε τοῦ Ταύρου (καὶ τούτοις ὅροι τεθήσονται), (198) παραδοῦναι δ’ ἐλέφαντας, ὅσους ἔχει, καὶ ναῦς, ὅσας ἂν ἐπιτάξωμεν, ἔς τε λοιπὸν ἐλέφαντας μὲν οὐκ ἔχειν, ναῦς δέ, ὅσας ἂν ὁρίσωμεν, δοῦναι δὲ καὶ εἴκοσιν ὅμηρα, ἃ ἂν ὁ στρατηγὸς ἐπιγράψῃ, καὶ χρήματα ἐς τὴν τοῦδε τοῦ πολέμου δαπάνην, δι’ αὐτὸν γενομένου, τάλαντα Εὐβοϊκὰ αὐτίκα μὲν ἤδη πεντακόσια καί, ὅταν τάσδε τὰς σπονδὰς ἡ σύγκλητος ἐπιψηφίσῃ, δισχίλια καὶ πεντακόσια, δώδεκα δ’ ἔτεσιν ἄλλοις ἕτερα μύρια καὶ δισχίλια, τὸ μέρος ἑκάστου ἔτους ἀναφέροντα ἐς Ῥώμην· (199) ἀποδοῦναι δ’ ἡμῖν αἰχμάλωτα καὶ αὐτόμολα πάντα καὶ Εὐμένει, ὅσα λοιπὰ τῆς πρὸς Ἄτταλον, τὸν Εὐμένους πατέρα, συνθήκης ἔχει. ταῦτα Ἀντιόχῳ πράττοντι ἀδόλως δίδομεν εἰρήνην τε καὶ φιλίαν, ὅταν ἡ σύγκλητος ἐπιψηφίσῃ. (200) τοσάδε προύτεινεν ὁ Σκιπίων, καὶ πάντα ἐδέχοντο οἱ πρέσβεις … ἐς δὲ τὴν Ῥώμην οἵ τε Σκιπίωνες καὶ ὁ Ἀντίοχος πρέσβεις ἔπεμπον, καὶ ἡ βουλὴ τοῖς ἐγνωσμένοις συνετίθεντο. «Aber wir missbrauchen nicht unsere eigenen Erfolge, wir belasten nicht weiter die Misserfolge Anderer. (197) Wir gewähren – mit einigen kleineren Zusätzen – dieselben Bedingungen, welche wir ihm schon früher anboten, die für uns vorteilhaft und für ihn wegen seiner Sicherheit förderlich sind. [c], [d] Er soll sich von ganz Europa und von Asia diesseits des Tauros fernhalten (die Grenzen werden noch festgelegt). (198) [k], [l] Alle Elephanten, die er besitzt, sind abzugeben sowie eine Anzahl Schiffe, die wir anordnen; für die Zukunft sind keine Elephanten zu halten und nur eine Anzahl von Schiffen, die wir festlegen. [u] 20 Geiseln, die der Konsul bestimmt, soll Antiochos stellen [s] und als Geld für die Kosten des durch ihn entstandenen Krieges 500 euboiische Talente sofort und 2.500, sobald der Senat diesen Vertrag bestätigt; für weitere zwölf Jahre weitere 12.000 Talente, die Rate für jedes Jahr nach Rom abzuliefern. (199) [i] Uns soll er Kriegsgefangene und alle Überläufer zurückgeben, [t] und Eumenes ist alles zu erstatten,
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was aus dem Vertrag mit seinem Vater Attalos übrig bleibt. Sollte Antiochos diese Bedingungen aufrichtig erfüllen, gewähren wir Frieden und Freundschaft, wenn der Senat den Vertrag bestätigt.» (200) Diese Bedingungen bot Scipio an, und die Gesandten akzeptierten sie alle … Nach Rom schickten die Scipionen und Antiochos Gesandte, und der Senat 5 bestätigte ihre Entscheidungen. Justinus xxxi 8.8: Antiocho pacem petenti nihil ad superiores condiciones additum … Als Antiochos um Frieden bat, wurde den früheren Bedingungen nichts hinzugefügt … Zonaras ix 20: οὔκουν οὐδὲ ἐπέταξαν τῷ Ἀντιόχῳ πλέον οὐδὲν ἢ ὅσα καὶ πρὸ τῆς μάχης ᾔτουν. διὸ καὶ Γναῖος Μάλλιος ὁ τὴν ἀρχὴν σφῶν διαδεξάμενος οὐκ ἠρκέσθη τοῖς συγκειμένοις, ἀλλὰ πλείω αὐτὸν ἀπῄτησε, πρὸς δὲ καὶ ὁμήρους δοῦναι ἐκέλευσεν ἄλλους 10 τε καὶ τὸν υἱὸν Ἀντίοχον, καὶ τοὺς αὐτομόλους πάντας ἐκδοῦναι, ἐν οἷς καὶ ὁ Ἀννίβας ἦν. καὶ ὁ Ἀντίοχος καὶ ἄκων πρὸς ἅπαντα ἐπειθάρχησεν. Deswegen erlegten sie Antiochos nicht mehr als das auf, was sie schon vor der Schlacht verlangt hatten. Aus diesem Grund war Cn. Manlius [Vulso], der das Amt von ihnen übernahm, mit der Vereinbarung nicht zufrieden, sondern er verlangte vom König mehr. 15 In Bezug auf das Stellen von Geiseln verlangte er andere und insbesondere seinen Sohn Antiochos; alle Überläufer, unter welchen sich auch Hannibal befand, waren auszuliefern. Antiochos gehorchte zwar widerwillig, aber doch vollständig.
III Ausführung des Zwischenvertrags 1. Polybios xxi 41. 8: πρὸς δὲ τὸν Ἀντιόχου πρεσβευτὴν συνετάξατο μετὰ τῆς 20 δυνάμεως ἥξειν ἐπὶ τοὺς τῆς Παμφυλίας ὅρους, τά τε δισχίλια τάλαντα καὶ πεντακόσια κομιούμενος καὶ τὸν σῖτον ὃν ἔδει δοῦναι τοῖς στρατιώταις αὐτοῦ πρὸ τῶν συνθηκῶν κατὰ τὰς πρὸς Λεύκιον ὁμολογίας. Mit dem Gesandten des Antiochos vereinbarte er [sc. Cn. Manlius Vulso], mit seinem Heer an die Grenzen Pamphyliens zu kommen, um die 2.500 Talente 25 sowie das Getreide zu holen, das Antiochos gemäß seiner Vereinbarung mit Lucius [Scipio] den römischen Soldaten vor dem Friedensschluss zur Verfügung zu stellen verpflichtet war. Vgl. Livius xxxviii 37.7: Antiochi legati pecuniam in Pamphyliam frumentumque ex pacto 30 cum L. Scipione foedere iussi advehere; eo se cum exercitu venturum. Antiochos’ Gesandten wurde befohlen, das Geld und das Getreide gemäß dem Vertrag mit L. Scipio nach Pamphylien zu bringen. Dorthin werde er mit dem Heer kommen.
IV Die endgültigen Vertragsbedingungen 1. Polybios xxi 43: ἦν δὲ τοιαύτη τις ἡ τῶν κατὰ μέρος διάταξις· φιλίαν ὑπάρχειν Ἀντιόχῳ καὶ Ῥωμαίοις εἰς ἅπαντα τὸν χρόνον ποιοῦντι τὰ κατὰ τὰς συνθήκας. 35 (2) μὴ διιέναι βασιλέα Ἀντίοχον καὶ τοὺς ὑποταττομένους διὰ τῆς αὑτῶν χώρας ἐπὶ Ῥωμαίους καὶ τοὺς συμμάχους πολεμίους μηδὲ χορηγεῖν αὐτοῖς μηδέν· (3) ὁμοίως δὲ καὶ Ῥωμαίους καὶ τοὺς συμμάχους ἐπ’ Ἀντίοχον καὶ τοὺς ὑπ’ ἐκεῖνον ταττομένους. (4) μὴ πολεμῆσαι δὲ Ἀντίοχον τοῖς ἐπὶ ταῖς νήσοις μηδὲ τοῖς κατὰ τὴν Εὐρώπην. (5) ἐκχωρείτω δὲ πόλεων καὶ χώρας … [vgl. Liv. xxxviii 38.4 40
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unten]. (6) μὴ ἐξαγέτω μηδὲν πλὴν τῶν ὅπλων ὧν φέρουσιν οἱ στρατιῶται· εἰ δέ τι τυγχάνουσιν ἀπενηνεγμένοι, καθιστάτωσαν πάλιν εἰς τὰς αὐτὰς πόλεις. (7) μηδ’ ὑποδεχέσθωσαν τοὺς ἐκ τῆς Εὐμένους τοῦ βασιλέως μήτε στρατιώτας μήτ’ ἄλλον μηδένα. (8) εἰ δέ τινες ἐξ ὧν ἀπολαμβάνουσιν οἱ Ῥωμαῖοι πόλεων μετὰ δυνάμεώς εἰσιν Ἀντιόχου, τούτους εἰς Ἀπάμειαν ἀποκαταστησάτωσαν. (9) τοῖς δὲ Ῥωμαίοις καὶ τοῖς συμμάχοις εἴ τινες εἶεν , εἶναι τὴν ἐξουσίαν καὶ μένειν, εἰ βούλονται, καὶ ἀποτρέχειν. (10) τοὺς δὲ δούλους Ῥωμαίων καὶ τῶν συμμάχων ἀποδότω Ἀντίοχος καὶ οἱ ὑπ’ αὐτὸν ταττόμενοι, καὶ τοὺς ἁλόντας καὶ τοὺς αὐτομολήσαντας, καὶ εἴ τινα αἰχμάλωτόν ποθεν εἰλήφασιν. (11) ἀποδότω δὲ Ἀντίοχος, ἐὰν ᾖ δυνατὸν αὐτῷ, καὶ Ἀννίβαν Ἀμίλκου Καρχηδόνιον καὶ Μνασίλοχον Ἀκαρνᾶνα Αἰτωλόν, Εὐβουλίδαν καὶ Φίλωνα Χαλκιδεῖς, καὶ τῶν Αἰτωλῶν ὅσοι κοινὰς εἰλήφασιν ἀρχάς, (12) καὶ τοὺς ἐλέφαντας τοὺς ἐν Ἀπαμείᾳ πάντας, καὶ μηκέτι ἄλλους ἐχέτω. (13) ἀποδότω δὲ καὶ τὰς ναῦς τὰς μακρὰς καὶ τὰ ἐκ τούτων ἄρμενα καὶ τὰ σκεύη, καὶ μηκέτι ἐχέτω πλὴν δέκα ἀφράκτων μηδὲ τριάκοντα κωπῶν ἐχέτω ἐλαυνόμενον, μηδ’ αὐτὰ πολέμου ἕνεκεν, αὐτὸς κατάρχει. (14) μηδὲ πλείτωσαν ἐπὶ τάδε τοῦ Καλυκάδνου ἀκρωτηρίου, εἰ μὴ φόρους ἢ πρέσβεις ἢ ὁμήρους ἄγοιεν. (15) μὴ ἐξέστω δὲ Ἀντιόχῳ μηδὲ ξενολογεῖν ἐκ τῆς ὑπὸ Ῥωμαίους ταττομένης μηδ’ ὑποδέχεσθαι τοὺς φεύγοντας. (16) ὅσαι δὲ οἰκίαι Ῥοδίων ἢ τῶν συμμάχων ἦσαν ἐν τῇ ὑπὸ βασιλέα Ἀντίοχον ταττομένῃ ταύτας εἶναι Ῥοδίων, ὡς καὶ πρὸ τοῦ ἐξενεγκεῖν. (17) καὶ εἴ τι χρῆμα ὀφείλετ’ αὐτοῖς, ὁμοίως ἔστω πράξιμον· καὶ εἴ τι ἀπελήφθη ἀπ’ αὐτῶν, ἀναζητηθὲν ἀποδοθήτω. ἀτελῆ δὲ ὁμοίως καὶ πρὸ τοῦ πολέμου τὰ πρὸς τοὺς Ῥοδίους ὑπαρχέτω. (18) εἰ δέ τινας τῶν πόλεων, ἃς ἀποδοῦναι δεῖ Ἀντίοχον, ἑτέροις δέδωκεν Ἀντίοχος, ἐξαγέτω καὶ ἐκ τούτων τὰς φρουρὰς καὶ τοὺς ἄνδρας. ἐὰν δέ τινες ὕστερον ἀποτρέχειν βούλωνται, μὴ προσδεχέσθω. (19) ἀργυρίου δὲ δότω Ἀντίοχος Ἀττικοῦ Ῥωμαίοις ἀρίστου τάλαντα μύρια δισχίλια ἐν ἔτεσι δώδεκα, διδοὺς καθ’ ἕκαστον ἔτος χίλια· μὴ ἔλαττον δ’ ἑλκέτω τὸ τάλαντον λιτρῶν Ῥωμαϊκῶν ὀγδοήκοντα· καὶ μοδίους σίτου πεντηκοντακισμυρίους καὶ τετρακισμυρίους. (20) τριακόσια πεντήκοντα ἐν ἔτεσι τοῖς πρώτοις πέντε, κατὰ τὸ ἔτος, τῷ ἐπιβαλλομένῳ … καιρῷ, καὶ τοῖς Ῥωμαίοις ἀποδίδωσι, (21) καὶ τοῦ σίτου, καθὼς ἐτίμησεν ὁ βασιλεὺς Ἀντίοχος, τάλαντα ἑκατὸν εἴκοσιν ἑπτὰ καὶ δραχμὰς χιλίας διακοσίας ὀκτώ· ἃ συνεχώρησεν Εὐμένης λαβεῖν, γάζαν εὐαρεστουμένην ἑαυτῷ. (22) ὁμήρους δὲ διδότω Ἀντίοχος, δι’ ἐτῶν τριῶν ἄλλους ἀνταποστέλλων, μὴ νεωτέρους ἐτῶν ὀκτωκαίδεκα μηδὲ πρεσβυτέρους τετταράκοντα πέντε. (23) ἐὰν δέ τι διαφωνήσῃ τῶν ἀποδιδομένων χρημάτων, τῷ ἐχομένῳ ἔτει ἀποδότωσαν. (24) ἂν δέ τινες τῶν πόλεων ἢ τῶν ἐθνῶν, πρὸς ἃ γέγραπται μὴ πολεμεῖν Ἀντίοχον, πρότεροι ἐκφέρωσι πόλεμον, ἐξέστω πολεμεῖν Ἀντιόχῳ. (25) τῶν δὲ ἐθνῶν καὶ πόλεων τούτων μὴ ἐχέτω τὴν κυρίαν αὐτὸς μηδ’ εἰς φιλίαν προσαγέσθω. (26) περὶ δὲ τῶν ἀδικημάτων τῶν πρὸς ἀλλήλους γινομένων εἰς κρίσιν προκαλείσθωσαν. (27) ἐὰν δέ τι θέλωσι πρὸς τὰς συνθήκας ἀμφότεροι κοινῷ δόγματι προστεθῆναι ἢ ἀφαιρεθῆναι ἀπ’ αὐτῶν, ἐξέστω.
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13 McDonald-Walbank; καταφράκτων μηδὲ τριακοντόκωπον ἐχέτω ἐλαυνόμενον, μηδ’ αὐτὸ πολέμου ἕνεκεν αὐτὸς κατάρχει MSS; αὐτὸς κατάρχει Ursinus; μηδὲ τριάκοντα κωπῶν ἐχέτω ἐλαυνόμενον, μηδέ μονήρη πολέμων ἕνεκεν BüttnerWobst.
Die Details dieser Verfügung waren folgende: Freundschaft zwischen Antiochos und den Römern soll es geben für alle Zeit, solange er die Bedingungen des Vertrages erfüllt. [a] (2) König Antiochos und seine Untertanen werden nicht zulassen, dass römische Feinde ihr Territorium gegen die Römer und ihre Bundesgenossen durchqueren, und sie werden sie auch nicht versorgen; [b] (3) gleichermaßen werden sich die Römer und ihre Bundesgenossen gegenüber Antiochos und seinen Untertanen verhalten. [c] (4) Antiochos wird weder auf den Inseln noch in Europa Krieg führen. [d] (5) Er wird sich zurückziehen von allen Städten und Territorien … [vgl. Liv. xxxviii 38.4 unten]; [e] (6) von allen diesen Orten wird er nichts wegführen mit der Ausnahme der Waffen, die seine Soldaten tragen; sollten sie schon etwas weggenommen haben, werden sie es an dieselben Städte zurückgeben. [f] (7) Sie nehmen aus dem Reich des Königs Eumenes weder Soldaten noch andere Personen auf. [g] (8) Sollte es im Heer des Antiochos Personen geben, die aus Städten stammen, die die Römer übernehmen, wird man sie nach Apameia zurückbringen. [h] (9) Sollte es Personen aus dem Reich des Antiochos geben, die sich bei den Römern oder ihren Bundesgenossen aufhalten, soll es ihnen erlaubt sein, je nach Wunsch, zu bleiben oder fortzugehen. [i] (10) Antiochos und seine Untertanen sollen die Sklaven der Römer und ihrer Bundesgenossen zurückgeben, auch die Gefangenen und die Überläufer sowie eventuelle Kriegsgefangene. [j] (11) Antiochos soll, wenn er es kann, Hannibal, Sohn des Hamilkar, den Karthager, sowie Mnasilochos, den Akarnanen, und Thoas, den Aitoler, und Euboulidas und Philon aus Chalkis übergeben sowie alle Aitoler, die öffentliche Ämter bekleidet haben, [k] (12) und alle Elephanten, die sich in Apameia befinden, und er darf für die Zukunft keine weiteren halten. [l] (13) Er soll auch die Kriegsschiffe sowie die dazugehörige Takelage und Ausrüstung übergeben und darf nur zehn ungedeckte Schiffe behalten, von welchen keines mit mehr als dreißig Rudern angetrieben wird, und auch diese nicht einsetzen für einen Krieg, den er selbst angefangen hat. [m] (14) Sie sollen auch nicht diesseits des Kalykadnos und des Sarpedonischen Vorgebirges segeln, es sei denn, sie bringen Tributgeld, Gesandte oder Geiseln.
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[n] (15) Antiochos soll es nicht erlaubt sein, aus den Römern unterstehenden Gebieten Söldner anzuwerben, auch Flüchtlinge von dort darf er nicht aufnehmen. [o] (16) Alle Häuser im Reich des Antiochos, die den Rhodiern und deren Bundesgenossen gehört haben, sollen den Rhodiern gehören, wie vor dem Ausbruch des Krieges. [p] (17) Sollte es Schulden geben, dürfen sie sie eintreiben, und wenn etwas weggenommen worden ist, soll es gesucht und erstattet werden; [q] Einfuhren nach Rhodos sollen wie vor dem Krieg zollfrei sein. [r] (18) Sollte Antiochos Städte, die er aufgeben muss, an andere verschenkt haben, soll er auch aus diesen seine Soldaten und sonstigen Männer abziehen; sollten einige nachher zu ihm übergehen wollen, darf er sie nicht aufnehmen. [s] (19) Antiochos soll den Römern innerhalb von zwölf Jahren 12.000 Talente des besten attischen Silbers zahlen, pro Jahr 1000 Talente, wobei das Talent nicht weniger als 80 römische Pfund wiegen darf; außerdem soll er 540.000 modii Getreide liefern. [t] (20) Dem König Eumenes soll er 350 Talente innerhalb der nächsten fünf Jahre zahlen, 70 pro Jahr, die Zahlung soll zur gleichen Zeit erfolgen wie die Zahlung an die Römer, (21) und statt des Weizens, nach der Umrechnung des Antiochos selbst, 127 Talente und 1208 Drachmen; Eumenes hat eingewilligt, diese Summe als eine ihn befriedigende Zahlung zu betrachten. [u] (22) Antiochos soll zwanzig Geiseln stellen und sie jedes dritte Jahr austauschen; sie sollen nicht jünger als achtzehn und nicht älter als fünfundvierzig Jahre sein. [v] (23) Sollte es Diskrepanzen bei den Zahlungen geben, soll er das Fehlende im folgenden Jahr bezahlen. [w] (24) Sollten irgendwelche Städte oder Stämme, gegen welche Antiochos die Kriegführung verboten ist, gegen ihn als Aggressoren Krieg führen, soll es ihm erlaubt sein, auch Krieg zu führen. [x] (25) Über diese Städte und Stämme darf er keine Herrschaft ausüben, sie auch nicht in seine Freundschaft aufnehmen. [y] (26) Fälle von Vertragsverletzungen sollen einem Tribunal vorgelegt werden. [z] (28) Wenn beide Parteien gemeinsam übereinkommen, diesen Bedingungen Bestimmungen hinzuzufügen oder zu entfernen, soll das erlaubt sein.
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Vgl. Livius xxxviii 38: ibi ex decem legatorum sententia foedus in haec verba fere cum 35 Antiocho conscriptum est: (2) amicitia regi Antiocho cum populo Romano his legibus et condicionibus esto: ne quem exercitum, qui cum populo Romano sociisve bellum gesturus erit, rex per fines regni sui eorumve, qui sub dicione eius erunt, transire sinito, neu commeatu neu qua alia ope iuvato; (3) idem Romani sociique Antiocho et iis, qui sub imperio eius erunt, praestent. belli gerendi ius Antiocho ne esto cum iis, qui insulas colunt, neve in Europam 40 transeundi. (4) excedito urbibus agris vicis castellis cis Taurum montem usque ad Tanain amnem, et ea valle Tauri usque ad iuga, qua in Lycaoniam vergit. (5) ne qua arma
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efferto ex iis oppidis agris castellisque, quibus excedat; si qua extulit, quo quaeque oportebit, recte restituito. (6) ne militem neu quem alium ex regno Eumenis recipito. si qui earum urbium cives, quae regno abscedunt, cum rege Antiocho intraque fines regni eius sunt, Apameam omnes ante diem certam redeunto; (7) qui ex regno Antiochi apud Romanos sociosque sunt, iis ius abeundi manendique esto; servos seu fugitivos seu bello captos, seu quis liber captus aut transfuga erit, reddito Romanis sociisque. (8) elephantos tradito omnis neque alios parato. tradito et naves longas armamentaque earum, neu plures quam decem naves actuarias, quarum nulla plus quam triginta remis agatur, habeto, neve minores belli causa quod ipse illaturus erit. (9) ne navigato citra Calycadnum neu Sarpedonium promunturia, extra quam si qua navis pecuniam stipendium aut legatos aut obsides portabit. (10) milites mercede conducendi ex iis gentibus, quae sub dicione populi Romani sunt, Antiocho regi ius ne esto, ne voluntarios quidem recipiendi. (11) Rhodiorum sociorumve quae aedes aedificiaque intra fines regni Antiochi sunt, quo iure ante bellum fuerunt, eo Rhodiorum sociorumve sunto; (12) si quae pecuniae debentur, earum exactio esto; si quid ablatum est, id conquirendi cognoscendi repetendique item ius esto. si quas urbes, quas tradi oportet, ii tenent, quibus Antiochus dedit, et ex iis praesidia deducito, utique recte tradantur, curato. (13) argenti probi talenta Attica duodecim milia dato intra duodecim annos pensionibus aequis – talentum ne minus pondo octoginta Romanis ponderibus pendat – et tritici quingenta quadraginta milia modium. (14) Eumeni regi talenta trecenta quinquaginta intra quinquennium dato, et pro frumento, quod aestimatione fit, talenta centum viginti septem. (15) obsides Romanis viginti dato et triennio mutato, ne minores octonum denum annorum neu maiores quinum quadragenum. (16) si qui sociorum populi Romani ultro bellum inferent Antiocho, vim vi arcendi ius esto, dum ne quam urbem aut belli iure teneat aut in amicitiam accipiat. (17) controversias inter se iure ac iudicio disceptanto, aut, si utrisque placebit, bello. (18) de Hannibale Poeno et Aetolo Thoante et Mnasilocho Acarnane et Chalcidensibus Eubulida et Philone dedendis in hoc quoque foedere adscriptum est, et ut, si quid postea addi demi mutarive placuisset, ut id salvo foedere fieret. 8 McDonald-Walbank, alii alia. Dort wurde gemäß der Entscheidung der zehn legati ein Vertrag mit Antiochos mit etwa diesem Wortlaut aufgesetzt. (2) Freundschaft soll sein zwischen König Antiochos und dem römischen Volk unter Einhaltung dieser Bestimmungen und Bedingungen: [a] Der König wird es nicht zulassen, dass irgendein Heer, das Krieg gegen das römische Volk oder seine Bundesgenossen führen will, sein Land oder das derjenigen, die unter seiner Herrschaft sein werden, durchquert; er wird es auch nicht mit Lebensmitteln oder anderen Hilfsgütern unterstützen. [b] (3) Das Gleiche werden die Römer und ihre Bundesgenossen für Antiochos und für jene, die unter seiner Macht sein werden, leisten. [c] Antiochos hat kein Recht, Krieg zu führen gegen jene, die die Inseln bewohnen, und darf auch nicht nach Europa übersetzen. [d] (4) Er soll aus den Städten, Ländereien, Dörfern und Burgen diesseits des Taurosgebirges bis zum Fluss Tanais, sowie aus dem Taurostal bis hin zum Bergrücken, wo es nach Lykaonien hinneigt, abziehen. [e] (5) Aus jenen Städten, Ländereien und Burgen, die er verlässt, darf er nichts außer Waffen wegbringen. Sollte er schon Sachen weggebracht haben, soll er sie ordnungsgemäß dorthin zurückbringen, wo sie hingehören. [f] (6) Er darf keinen Soldaten oder jemanden anderen aus dem Reich des Eumenes aufnehmen.
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[g] Wenn sich Bürger jener Städte, welche sich vom Reich trennen, zusammen mit König Antiochos und innerhalb seines Reiches befinden, sollen sie alle bis zu einem festgelegten Termin nach Apameia zurückkehren. [h] Diejenigen aus dem Reich des Antiochos, die sich bei den Römern und ihren Bundesgenossen befinden, sollen das Recht haben, wegzugehen oder zu bleiben. [i] Er soll Sklaven, ob entlaufene oder im Krieg gefangengenommene, oder freie Männer, die gefangengenommen oder übergelaufen sind, den Römern und ihren Bundesgenossen zurückgeben. [k] (8) Er soll alle Elephanten übergeben und keine anderen halten. [l] Er soll seine Kriegsschiffe und deren Ausrüstung übergeben und er soll nicht mehr als zehn Schnellboote besitzen, von welchen keines von mehr als dreißig Rudern betrieben wird; auch kleinere darf er nicht halten für einen Krieg, den er selbst anfangen wird. [m] (9) Diesseits der Vorgebirge Kalykadnos und Sarpedon darf er nicht segeln, es sei denn ein Schiff bringt Tributgeld oder Gesandte oder Geiseln. [n] (10) Antiochos hat kein Recht, Söldner aus jenen Völkern, die der römischen Herrschaft unterstehen, zu rekrutieren, und er darf auch nicht Freiwillige aufnehmen. [o] (11) Häuser und sonstige Gebäude der Rhodier oder ihrer Bundesgenossen, welche innerhalb des Reiches des Antiochos stehen, sollen den Rhodiern oder ihren Bundesgenossen mit demselben Rechtsstatus wie vor dem Krieg gehören. [p] (12) Sollten Gelder geschuldet werden, sollen sie eingetrieben werden können; sollte etwas weggenommen worden sein, besteht das Recht, es aufzuspüren, förmlich anzuerkennen und zurückzuholen. [r] Sollte es Städte geben, welche übergeben werden sollten, welche aber Leute halten, die Antiochos mit ihnen beschenkte, soll er seine Besatzungen abziehen und dafür sorgen, dass sie vertragsgemäß übergeben werden. [s] (13) Er soll 12.000 attische Talente von geprüftem Silber innerhalb von zwölf Jahren in gleichen Jahresraten – das Talent darf nicht weniger als 80 römische Pfund wiegen – sowie 540.000 modii Weizen abgeben. [t] (14) König Eumenes soll er 350 Talente innerhalb von fünf Jahren zahlen sowie als Ersatz für Getreide, nach seiner Einschätzung, 127 Talente. [u] (15) Den Römern soll er zwanzig Geiseln stellen und sie im Dreijahresrhythmus auswechseln; sie dürfen nicht jünger als achtzehn und nicht älter als fünfundvierzig sein. [w] (16) Sollten Bundesgenossen des römischen Volkes als Aggressoren Krieg gegen Antiochos führen, soll er das Recht haben, sich zu verteidigen, wobei [x] er keine Stadt nach Kriegsrecht besitzen oder in seine Freundschaft aufnehmen darf. [y] (17) Die Vertragsparteien sollen Streitigkeiten durch Recht und vor Gericht austragen oder, wenn beide es wollen, durch Krieg. [j] (18) Es wurde auch in diesem Vertrag eine Klausel aufgenommen wegen der Auslieferung des Karthagers Hannibal, des Aitolers Thoas, des Akarnanen Mnasilochos sowie der Chalkidier Eubulidas und Philon. [z] Auch, dass, wenn man später etwas hinzufügen, tilgen oder ändern wollte, dass das ohne den Vertrag zu verletzen geschehen könnte.
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Appian, Syriake 39 (201–203): καὶ ἐγράφοντο συνθῆκαι τοὺς Σκιπίωνος λόγους βεβαιοῦσαί τε καὶ περὶ τῶν ἀορίστων ἐπιλέγουσαι καὶ βραχέα ἄττα προσεπιλαμβάνουσαι, ὅρον μὲν Ἀντιόχῳ τῆς ἀρχῆς εἶναι δύο ἄκρας, Καλύκαδνόν τε καὶ Σαρπηδόνιον, καὶ τάσδε μὴ 45 παραπλεῖν Ἀντίοχον ἐπὶ πολέμῳ, ναῦς δὲ καταφράκτους ἔχειν δυώδεκα μόνας, αἷς ἐς τοὺς ὑπηκόους πολέμου κατάρχειν· πολεμούμενον δὲ καὶ πλέοσι χρῆσθαι· (202) μηδένα
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δ’ ἐκ τῆς Ῥωμαίων ξενολογεῖν μηδὲ φυγάδας ἐξ αὐτῆς ὑποδέχεσθαι καὶ τὰ ὅμηρα διὰ τριετίας ἐναλλάσσειν, χωρίς γε τοῦ παιδὸς Ἀντιόχου. (203) ταῦτα συγγραψάμενοί τε καὶ ἐς τὸ Καπιτώλιον ἐς δέλτους χαλκᾶς ἀναθέντες, οὗ καὶ τὰς ἄλλας συνθήκας ἀνατιθέασιν, ἔπεμπον ἀντίγραφα Μαλλίῳ Βούλσωνι τῷ διαδεδεγμένῳ τὴν Σκιπίωνος στρατηγίαν. Ein Vertrag wurde entworfen, der die Ausführungen von Scipio bestätigte, das berück- 5 sichtigte, was unbestimmt war, und einige wenige Zusätze hinzufügte. [m] Für Antiochos bestand die Grenze seines Reiches aus zwei Vorgebirgen, Kalykadnos und Sarpedon: Darüber hinaus durfte Antiochos zu Kriegszwecken nicht segeln; [l] von gedeckten Schiffen durfte er nur zwölf halten, mit welchen er Krieg gegen seine Untertanen anfangen konnte; wenn er angegriffen würde, durfte er mehr haben. [n] (202) Aus dem römischen Macht- 10 bereich durfte er keinen Söldner anwerben, auch keine Flüchtlinge von dort aufnehmen und [u] er sollte die Geiseln nach drei Jahren austauschen mit der Ausnahme des Sohnes des Antiochos. (203) Diese Bedingungen schrieben sie auf eherne Tafeln und stellten sie auf dem Kapitol auf, wo sie auch die anderen Verträge aufstellten; sie schickten Kopien an 15 Manlius Vulso, den Nachfolger des Scipio als General. Memnon von Herakleia (FgrHist 434) Frg. 1.18.9: μετ’ οὐ πολὺ δὲ πάλιν εἰς μάχην Ἀντίοχος Ῥωμαίοις κατέστη, καὶ ἀνὰ κράτος ἡττηθεὶς ἐπὶ συνθήκαις διελύσατο τὴν ἔχθραν, αἳ καὶ τῆς Ἀσίας αὐτὸν ἁπάσης ἀπεῖργον, καὶ τοὺς ἐλέφαντας καὶ τῶν νηῶν συναφῃροῦντο τὸν στόλον, τῆς Κομμαγηνῆς αὐτῷ καὶ τῆς Ἰουδαίας εἰς ἀρχὴν ὑπολειπομένων. Kurz danach fand wieder eine Schlacht zwischen Antiochos und den Römern statt. 20 Gewaltig geschlagen, löste er seine Feindschaft mit einem Vertrag auf, der [d] ihn aus ganz Asia aussperrte und [k] ihm seine Elephanten sowie [l] seine Flotte wegnahm; übrig blieb ihm für seine Herrschaft Kommagene und Ioudaia.
V Beeidigung des Vertrags 1. Polybios xxi 42.9–10: παραγενόμενος δ’ εἰς τὴν Ἀπάμειαν καὶ καταλαβὼν τόν 25 τε βασιλέα καὶ τοὺς δέκα, συνήδρευεν περὶ τῶν πραγμάτων. (10) ἔδοξεν οὖν αὐτοῖς κυρῶσαι πρῶτον τὰ πρὸς Ἀντίοχον ὅρκια καὶ τὰς συνθήκας, ὑπὲρ ὧν οὐδὲν ἂν δέοι πλείω διατίθεσθαι λόγον, ἀλλ’ ἐξ αὐτῶν τῶν ἐγγράπτων ποιεῖσθαι τὰς διαλήψεις. Als er [sc. Manlius Vulso] in Apameia eintraf und die zehn legati und den König [sc. Eumenes] vorfand, berieten sie über die Lage. (10) Sie entschieden 30 sich als Erstes, die Eide und den Vertrag mit Antiochos zu validieren, über den keine weitere Ausführung nötig ist, denn man kann aus dem Wortlaut des Textes sich selbst eine Meinung bilden (vgl. IV oben). 2. Polybios xxi 44: τμηθέντων δὲ τῶν ὁρκίων ἐπὶ τούτοις, εὐθέως ὁ στρατηγὸς Κόιντον Μινύκιον Θέρμον καὶ Λεύκιον τὸν ἀδελφόν, ἄρτι κεκομικότα τὰ 35 χρήματα παρὰ τῶν Ὀροανδέων, (2) εἰς Συρίαν ἐξαπέστειλε, συντάξας κομίζεσθαι τοὺς ὅρκους παρὰ τοῦ βασιλέως καὶ διαβεβαιώσασθαι τὰ κατὰ μέρος ὑπὲρ τῶν συνθηκῶν. (3) πρὸς δὲ Κόιντον Φάβιον τὸν ἐπὶ τοῦ ναυτικοῦ στρατηγὸν ἐξέπεμψε γραμματοφόρους, κελεύων πάλιν πλεῖν αὐτὸν εἰς Πάταρα καὶ παραλαβόντα τὰς 40 ὑπαρχούσας αὐτόθι ναῦς διαπρῆσαι. Als die Eide auf diese Bedingungen geschworen waren, schickte der General Quintus Minucius Thermus und seinen eigenen Bruder Lucius, der vor Kurzem
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das Geld von den Oroandern gebracht hatte, (2) nach Syrien mit dem Auftrag, den Eid bei Antiochos abzunehmen und sich bestätigen zu lassen, dass alle Detailbedingungen des Vertrages erfüllt würden. (3) Boten schickte er auch an den Flottenkommandanten Quintus Fabius [Labeo], mit dem Befehl, wieder nach Patara 5 zu segeln und die dort liegenden Schiffe zu übernehmen und zu verbrennen. Vgl. Livius xxxviii 39.1–2: consul in hoc foedus iuravit; ab rege qui exigerent iusiurandum, profecti Q. Minucius Thermus et L. Manlius, qui tum forte ab Oroandis rediit. (2) et Q. Fabio Labeoni, qui classi praeerat, scripsit, ut Patara extemplo proficisceretur, quaeque ibi naves regiae essent, concideret cremaretque. Der Konsul schwor auf diesen Vertrag. Q. Minucius Thermus und L. Manlius, der zufäl- 10 lig gerade von den Oroandern zurückgekehrt war, fuhren hin, um dem König den Eid abzunehmen. (2) Er schrieb auch an den Flottenkommandanten Q. Fabius Labeo, dass er unverzüglich nach Patara fahren und alle königlichen Schiffe, die dort lagen, zerstören und verbrennen sollte. Appian, Syriake 39 (204–205): ὃ δ’ ὤμνυ τοῖς Ἀντιόχου πρέσβεσι περὶ Ἀπάμειαν τῆς 15 Φρυγίας καὶ ὁ Ἀντίοχος ἐπὶ τοῦτο πεμφθέντι Θέρμῳ χιλιάρχῳ. (205) τοῦτο μὲν δὴ Ἀντιόχῳ τῷ Μεγάλῳ τοῦ πρὸς Ῥωμαίους πολέμου τέλος ἦν. Er schwor den Eid vor den Gesandten des Antiochos bei Apameia in Phrygien, und Antiochos schwor vor dem Tribunen Thermus, der für diese Aufgabe dorthin entsandt worden war. (205) Das war für Antiochos den Großen das Ende des Krieges gegen die 20 Römer.
Lit.: A. H. McDonald, The Treaty of Apamea (188 B.C.), JRS 57, 1967, 1–8; A. H. McDonald/F. W. Walbank, The Treaty of Apamea (188 B.C.): The Naval Clauses, JRS 59 (1969), 30–39; Walbank, HCP III ad locc.; Gruen, HWCR 639–643; Briscoe, Commentary ad locc.; Dreyer, Nobilitätsherrschaft 340–362; B. Stasse, 25 Le traité d’Apamée chez Polybe. Questions de forme, Cahiers Glotz 20 (2009), 249–263. I Die Verhandlungen fanden unmittelbar nach dem römischen Übergang nach Asien im Herbst 190 statt. Alle Quellen für diese Episode gehen auf Polybios’ Bericht zurück, jeweils mit einer leicht veränderten literarischen Gestaltung, mit 30 der Ausnahme von Justinus, der wegen der massiven Verkürzung seiner Darstellung Bedingungen, die erst später formuliert wurden, schon hier anführt. Es handelt sich ausschließlich um die Bedingungen [d] und [s], die im endgültigen Vertrag (vgl. IV unten) durchgesetzt wurden. Das Diodorfragment gibt nur das Angebot des Antiochos wieder; Appian präzisiert, als geborener Alexandriner, 35 das von Antiochos aufzugebende Alexandria mit dem Zusatz «am Granikos». Das Beharren der Römer auf ihren schon hier formulierten Grundbedingungen, dass Antiochos die Gesamtkosten des Krieges tragen sollte und dass er ganz Kleinasien diesseits des Tauros aufgeben musste – eventuell eine von Eumenes 40 und/oder Rhodos vorgeschlagene Forderung – ist bemerkenswert.
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II Grundsätzlich gehen alle Berichte auch hier auf Polybios’ Vorlage zurück. Livius wählt zwar die Form der direkten Rede, folgt aber seiner Vorlage ansonsten ganz eng. Appian und Diodor führen weitere Details an (Appian: Bedingungen [k], [l] und [i]; Diodor: Bedingungen [k] und [l]), die nach Polybios dem Vertragsentwurf erst in Rom hinzugefügt wurden; auch die Reihenfolge der auf- 5 gelisteten Klauseln ist, bis auf die Kernbedingungen [c] und [d], anders. Entweder benutzten beide Autoren eine Zwischenquelle, die diesen Fehler schon gemacht hatte, oder Diodor verursachte die Kontamination selbst, weil er den späteren Vollvertrag nicht wiedergeben wollte, und Appian (mit einer gewissen Eigenwilligkeit) folgte ihm, oder die Kontamination geht auf beide jeweils selbst- 10 ständig zurück. III Für dieses Zwischenspiel folgt Livius Polybios’ Vorlage ohne Zusätze oder wesentliche Abweichungen. IV Livius folgt Polybios, nur dann von seiner Vorlage abweichend, wenn er einmal die Reihenfolge der Klauseln ändert (Herausstreichen von Klausel [j], um sie am Ende wieder einzufügen), Klausel [q] auslässt, Klausel [t] durch das Weglassen der Drachmenzahl verkürzt oder gelegentlich eine Klausel missversteht: In Klausel [m] weiß Livius nicht, dass der Kalykadnos ein Fluss ist und interpretiert ihn als ein Vorgebirge; in Klausel [n] übersetzt er φεύγοντας (Flüchtlinge) fälschlich mit voluntarios (Freiwillige); Klausel [y] ergänzt er mit dem widersprüchlichen aut si utrisque placebit, bello. Auf Grund der allgemeinen Nähe zum Polybiostext ist es jedoch möglich, durch einen Vergleich mit Livius einige korrupte Stellen oder Lücken in Ersterem zumindest sinngemäß zu ergänzen, insbesondere bei der Klausel [d], wobei die Identifikation des Flusses Tanais der Forschung viel Mühe bereitet (vgl. Briscoe, Commentary und Walbank, HCP III, ad loc.). Es handelt sich gewiss nicht um den Don, der auch Tanais hieß, sondern es liegt wohl ein sonst nicht belegter Name für den oberen Kalykadnos, den heutigen Göksu (so McDonald, JRS 57), vor. Die alte Emendation «Halyn», die auf Budé zurückgeht, ergibt keinen historischen Sinn. Appians Angaben beschränken sich auf eine beliebige Auswahl von Klauseln. Wie Livius, dessen Tradition er offenbar folgt, hat auch Appian in Klausel [m] den Kalykadnos als Vorgebirge interpretiert; in Klausel [l] bringt er die gedeckten (statt der ungedeckten) Schiffe wie die offenbar korrupten Polybioshandschriften (denen hier aber der Liviustext widerspricht) sowie eine eigenwillige Ergänzung für den Fall eines Verteidigungskrieges [w], die keine Entsprechung bei Polybios oder Livius hat und Appian selbst oder seiner Zwischenquelle zuzuschreiben sein dürfte; dasselbe gilt für den Zusatz zu Klausel [u], dass der Sohn des Antiochos nicht wie die anderen Geiseln nach drei Jahren ausgetauscht werden solle, was zwar der späteren Praxis entsprach, aber als Vertragsklausel weder von Polybios noch von Livius erwähnt wird. Memnons Fragment stammt aus Photios’ Referat
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des memnonschen Werkes. Die Feststellung, dass nur Kommagene und Ioudaia übrigblieben, ist zwar falsch, dürfte aber der Verkürzung der Wiedergabe zuzuschreiben sein. Zu einzelnen Klauseln: 5 [a]: vgl. z. B. Polyb. xxi 32.3 mit Walbank, HCP III ad loc.; 631. [i]: vgl. z. B. Polyb. xxi 32.5 mit Walbank, HCP III ad loc.; 631. [j]: Kein anderer erhaltener römischer Vertrag enthält eine solche Klausel. Vielleicht hat Livius diese Bedingung deswegen außerhalb des Vertrags dargestellt. Die Sache selbst lässt sich allerdings vielfach nachweisen (Walbank, HCP III 158). 10 [k]: vgl. Polyb. xv 18.3 für eine ähnliche Klausel im Vertrag mit Karthago 202/201, StV III Nr. 548. [m]: vgl. Polyb. ii 13.3 (StV III Nr. 500). [o], [p], [q]: Klauseln, die in den Vorverhandlungen allesamt nicht vorgesehen waren, wohl deswegen, weil die Rhodier keinen Anteil daran hatten. Sie sind 15 offenbar alle dem Entwurf in Rom hinzugefügt worden. [s]: Silber wird sowohl nach Qualität (Reinheit) als auch nach Gewicht bestimmt. V Die Bedeutung der Eidesleistung für die Gültigkeit des Vertrags wird dadurch 20 untermauert, dass sowohl Polybios als auch Livius und Appian diese Details festhalten. 627 Myania – Hypnia (sympoliteia) Nach 189 v. Chr.
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Zwei Kalksteinfragmente, (a) Inv. 7089: b. 0,10 m, h. 0,165 m, d. 0,06 m; (b) Inv. 6365: b. 0,64 m, h. 0,40 m, d. 0,24 m. Buchstaben 0,006m. Text in mindestens drei Kolumnen, Kolumnenabstand 0,017 m; Kolumnenbreite jeweils 0,27 m. Fundort: Delphi. Ed.: SEG 23, 305 nach J. Bousquet, Convention entre Myania et Hypnia, BCH 89 30 (1965), 665–681 (Photos); IG IX 12, 3, 748; vgl. FD III 4, 352; Ager, Interstate Arbitrations 89; Ch. Chandezon, L’élevage en Grèce (fin Ve–fin Ier s. a.C.). L’apport des sources épigraphiques, Bordeaux 2003, 15; A. Jacquemin/D. Mulliez/G. Rougemont (Hrsg.), Choix d’inscriptions de Delphes, traduites et commentées (Études épigraphiques 5), Athen 2012, 121. 35 Üb.: H. H. Schmitt, Überlegungen zur Sympolitie, in: G. Thür (Hrsg.), Symposion 1993: Vorträge zur griechischen und hellenistischen Rechtsgeschichte, Köln 1994, 39–44 (deutsch); Chandezon, a. a. O. (Teile von Kol. II und III, französisch); Jacquemin, A./Mulliez, D./Rougemont, G., a. a. O. (französisch).
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Kol. I ‒ ‒ ‒ΝΟΔ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ΑΝΑΠΟΔ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ [τ]οῦ λόγου ỊỊ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ . . χος τοῖς ἐν το‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ . . ρας, ὁ δὲ ἄρχω[ν‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ κ] [λαρ]ωσάτο δικασ[τήριον‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒] . . . ἀνδρῶν πε[ντ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒] . . λαχόντες‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ . . ΤΑΤΩΝ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ [. . ε]ι δέ τις κ[α‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒] . .5. . .ΗΤ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ Kol. II ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ỌỊ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ 16 [‒ ‒ ‒ ‒ ‒ κ]αθὼς τοῖς Ὑπνι[έοις ‒ ‒12‒ ‒] ỊΛ‒ ‒ ‒αίου δόμε[ν ‒ ‒ ‒13–14‒ ‒] Ị ἐν Ὑπνίαι τᾶς χώρ[ας τα]ύτας δικαστήριον δότω ἁ πόλις . .3–4. ων τῶν ἀπολ[ει]πόντων ἐξ Ὑπνίας [κὰτ] τὸ μέρος καθὼς καὶ τᾶν θυσιᾶν μετ[έ]χοντι. vac. κὰτ ταὐτὰ δὲ καὶ τὰν ἄσπορον ν[ε]μόντων. κὰτ ταὐτὰ δὲ καὶ τὰς πρεσβείας, εἴ τοίς κα ἀποστέλλωντι, ἀποστελλόντων. vac. ἀρχὸν ἐξ Ὑπνίας κὰτ τὸ μέρος ἑλέσσθ[ων]. vac. εἰ δὲ μὴ διοικέοι τὰ τῶν πολίων ποθελέσσθων ἀρχὸν ἐξ Ὑπνίας κὰτ τὸ μέρος. vac. τοὶ δὲ ἄρχοντες τοὶ ἐν Ὑπνίαι κατα[γραφό]ντων τοὺς στρατιώτας τοὺς ἐν Ὑπνίαι. vac. ἐπεί κα πορεύωνται πορευέσσθων κὰτ τὸ μέρος καθὼς καὶ τᾶν θυσιᾶν με[τεχ]οντι. vac. σίταρχον δὲ λα[μ]βανόντων κὰτ τὸ μέρος. vac. τὸν δὲ ἰατρὸν καὶ τοὺς ἄλλους δαμοσιεργοὺς ἐν Ὑπνίαι καταστᾶ[σα]ι, τῶν αὐτῶν μισσθῶν καθὼς καὶ πρότερον Ὑπνιεῖς καθίσσταν vac. καθισστάντων ἀ[μ]φότεροι. vac. χωροφυλακεόντων δὲ τοὶ Μυανεῖς τὰν Μυα[νιάδα] vac. τοὶ Ὑπνιεῖς τὰν Ὑπνιάδα vac. τὰς σκοπιὰς καὶ τὰ ὅρια κοινᾶι ἀμφό[τ]εροι. vac. τὸν δὲ στατῆρα μὴ ἐμφερόντων το[ὶ ἐν] Ὑπνίαι χωροφυλακέοντες μηδὲ τοὶ ἐμ Μ[υανία]ι. vac. πρόβατα· vac. ἑκατ[ερ– –11–12– – –]
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Kol. III ‒ ‒ ‒ ‒ν τᾶι προτέραι τας ‒ ‒ ‒13‒ ‒ ‒ ἑκατέρας. vac. εἰ δέ τις τῶν προβατέων τ[ῶν χ]ρησαμένων τὰ πρόβατα ποτᾶγοι πρὸ τᾶ[ς λ]ώτιος λωτίξας ἀπαγέτω· vac. ὅσοι δέ κα τῶ[ν πρ]οβατέων μὴ χρήσ[ω]νται τᾶι χώραι λω[τίζ]οντες τὰς πόκας νέμοντες ἐν τᾶι χώραι [α]ὐλιζόντω ἁμέρας δέκα. vac. εἰ δέ τί κα τῶν δι[ο]ρθωμάτων τῶν ὕστερον ποτιφερομένων τᾶς Πανκλέος ἀρχᾶς ἀμφίλλογον γίνηται, ἐπικριθέντων ἐν Αἰσχριωνι Ἀρχεστ[ρά]τωι Φυσκέοις vac. Κρατίνωι Τριτεῖ vac. Κ . . . . μωι Δαμοκλεῖ Ἀρισστομάχωι Χα[λειέοι]ς· vac. κρινόντων δὲ μὴ ἔλασσον τριῶ[ν]. vac. τῶν] δὲ λόγων τῶν κατὰ μῆνα τιθεμέν[ων vac. ἐ]πεί κα λάβηι ὁ ἐγ Μυανίας βούλαρχο[ς παρ]ὰ τῶν ἐξ Ὑπνίας ἀρχείων τὰ ἀντίγ[ραφα κα]ὶ συνθῆι ἐν τὰ κιβώτια ἐπιβαλλέτω τ[ὸν δα]κτύλιον ὁ ἐγ Μυανίας καὶ Ὑπνίας βούλ[αρχο]ς· vac. κὰτ ταὐτὰ δὲ καὶ τοὶ ἐξ Ὑπνίας βούλα[ρχοι] ἐπεί κα λάβωντι τὰ ἀντίγραφα παρὰ τοῦ [ἐγ Μυ]ανίας βουλάρχου καὶ συνθέωντι ἐν τὸ κιβ[ώτιο]ν συνεπιβαλλέτω τὸν δακτύλιον ὁ ἐγ [Μυ]ανίας καὶ ἐξ Ὑπνίας βούλαρχο[ς ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒]ν τοὶ ἐξ Ὑπνίας ἐμ Μυανίαν [‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ὁ δὲ] νόμος καὶ τὸ ψάφισμα τὸ τῶ[ν ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒]
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Kol. I lässt keine zusammenhängende Übersetzung zu. Kol. II Z. 4–28: … in Hypnia soll die Stadt einen Gerichtshof für dieses Territorium einrichten … die von Hypnia Zurückgelassenen gemäß dem gleichen Proporz, nach dem sie an Opfern teilnehmen. Nach den gleichen Prinzipien sol- 30 len sie das unbebaute Land beweiden. Nach den gleichen Prinzipien sollen sie Gesandte entsenden, wenn sie welche zu entsenden haben. Den Archon sollen sie aus Hypnia nach dem vereinbarten Proporz wählen. Sollte er die Geschäfte der Städte nicht führen (können), sollen sie einen Archon aus Hypnia nach dem Proporz nachwählen. Die Amtsträger in Hypnia sollen die Soldaten in Hypnia aus- 35 heben. Sollten sie in Marsch gesetzt werden, dann sollen sie nach dem gleichen Proporz, nach welchem sie an den Opfern teilnehmen, marschieren. Den sitarchos [«Getreidebeauftragter»] sollen sie nach dem Proporz bestimmen. Der Arzt und die anderen städtischen Bediensteten in Hypnia sind zu beschäftigen und zwar mit dem gleichen Sold, wie die Hypnier sie früher beschäftigten; die bei- 40 den Städte sollen sie einsetzen. Die Myaneis sollen für den Schutz der Myanias
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verantwortlich sein, die Hypnieis für den der Hypnias, und beide gemeinsam für die Wachplätze zum Spähen und die Berge. Die Landschützer in Hypnia sowie in Myania sollen die Stater-Steuer nicht zahlen … Kleinvieh … Kol. III Z. 2–23: Sollte einer der Hirten, die die chora bisher benutzten, seine Herde vor der Scherung dorthin treiben, dann soll er sie nach der Scherung wie- 5 der entfernen. Wer von den Hirten die chora nicht benutzt, darf während der Scherung der Felle für zehn Tage in der chora lagern und seine Herde dort weiden. Sollte es Streit geben hinsichtlich der Änderungen, welche nach dem Amtsjahr des Pankles durchgesetzt wurden, sollen sie geschlichtet werden von Aischrion und Archestratos, den Physkiern, Kratinos aus Tritaia sowie K…, Damokles und 10 Aristomedes aus Chaleion, wobei nicht weniger als drei von diesen Männern beteiligt sein sollen. Die monatlich vorgelegten Abrechnungen: Wenn der boularchos [«Ratsbeauftragter»] in Myania die Abschriften der Amtsträger in Hypnia erhält, soll er sie in die Archivkiste zusammenlegen und der boularchos von Myania und Hypnia soll seinen Siegelring darauf drücken. Auf dieselbe Weise soll 15 dem boularchos aus Hypnia, wenn er die Abschriften vom boularchos in Myania erhält und sie in die Archivkiste zusammenlegt, der boularchos von Myania und Hypnia seinen Siegelring darauf drücken … Dieser Vertrag zwischen den zwei benachbarten kleinen westlokrischen Poleis dürfte zeitlich und ursächlich mit der Zurückdrängung des aitolischen Bundes nach dem Antiochos-Krieg im Zusammenhang stehen. Die neuen Machtverhältnisse stellten die bisher im Bund organisierten Poleis vor neue organisatorische Herausforderungen; die Aufstellung des Vertrags in Delphi kann wohl nur nach dem Ende der aitolischen Kontrolle über das Heiligtum im J. 189 erfolgt sein. Wesentlicher Inhalt des Vertrags ist eine Art sympoliteia, ohne dass eines der Siedlungsgebiete aufgegeben worden wäre. Die öffentlichen Funktionen in der neu entstandenen Großgemeinde wurden nach einem vereinbarten Proporz verteilt; die zugrundegelegten Prinzipien und Regelungen sind allerdings mit dem zerstörten Teil des Textes verloren gegangen. Die neue Gesamtgemeinde erhielt einen Oberbürgermeister (ἀρχός, Kol. II Z. 11), einen Getreidebeauftragten (σίταρχος, Kol. II Z. 18) und einen Ratsbeauftragten (βούλαρχος, Kol. III Z. 18, 22–23), während die einzelnen Teilgemeinden ihre eigenen bisherigen Amtsträger behielten (Kol. II Z. 14, Kol. III Z. 15, 19); der Arzt und die städtischen Bediensteten, die die Hypnier bislang eingestellt hatten, wurden von der neuen Gesamtgemeinde übernommen (Kol. II Z. 19–23). Jede der Teilgemeinden blieb für die Sicherheit ihres bisherigen Polisgebietes zuständig (Kol. II Z. 23–25), aber vorgesehen waren auch gemeinsame militärische Unternehmungen (Kol. II Z. 14–18) sowie gemeinsame Grenzpatrouillen (Kol. II Z. 25–26). Beide Teilgemeinden hatten ein eigenes Finanzsystem, doch wurden Abschriften der Abrechnungen monatlich ausgetauscht und vom boularchos der Gesamtgemeinde archiviert. Es ist anzunehmen, dass diese ständige Kont-
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rolle darauf zielte zu verhindern, dass eine der Teilgemeinden unbemerkt zu Lasten des neuen Gesamtstaates Schulden machen konnte. Wichtig bei der Zusammenlegung der zwei Poleis war die Absprache über die Verwendung von bestimmten Landesteilen, die einfach «chora» genannt werden (Kol. III Z. 2–8). Bousquet interpretiert sie aus seiner Kenntnis der Gegend als ein 5 etwa 500 m hoch gelegenes Gebiet an den Grenzen der beiden ehemaligen Poleis, das von beiden in unterschiedlichem Umfang genutzt wurde, in dem es aber nur in begrenztem Maße Frühlingsfutter für die Herden gab. Deswegen bedurfte es bei der Einrichtung der sympoliteia einer genauen Regelung für die Hirten beider Teilgemeinden. 10
628 Rom – Ambrakia (Friedensbedingungen) 189 v. Chr.
1. Polybios xxi 29.14–15: οἱ μὲν γὰρ Ἀμβρακιῶται πεισθέντες ὑπὸ τοῦ βασιλέως ἐπέτρεψαν τὰ καθ’ αὑτοὺς τῷ στρατηγῷ τῶν Ῥωμαίων καὶ παρέδωκαν τὴν πόλιν 15 ἐφ’ ᾧ τοὺς Αἰτωλοὺς ὑποσπόνδους ἀπελθεῖν· τοῦτο γὰρ ὑφείλοντο πρῶτον, τηροῦντες τὴν πρὸς τοὺς συμμάχους πίστιν. Die Ambrakioten wurden vom König [sc. Amynander von Athamania] überredet, sich dem römischen Kommandanten zu ergeben, und sie übergaben ihm ihre Stadt unter der Bedingung, dass die Aitoler im Schutz des Abkommens abziehen 20 durften; denn dies war die erste Bedingung, die sie durchgesetzt hatten, und so konnten sie ihre Treue gegenüber ihren Bundesgenossen bewahren. Vgl. Livius xxxviii 9.9 : Ambracienses prius pacti, ut Aetolorum auxiliares sine fraude emitterent, aperuerunt portas. Nachdem die Ambrakioten zuerst vereinbart hatten, dass die aitolischen Hilfstruppen 25 ohne Täuschung abziehen durften, öffneten sie die Stadttore.
2. Livius xxxviii 44.3–6: … et referente Aemilio senatus consultum factum est, (4) ut Ambraciensibus suae res omnes redderentur; in libertate essent ac legibus suis uterentur; portoria, quae vellent, terra marique caperent, dum eorum immunes Romani ac socii nominis Latini essent; (5) signa aliaque ornamenta, quae que- 30 rerentur ex aedibus sacris sublata esse, de iis, cum M. Fulvius Romam revertisset, placere ad collegium pontificum referri, et quod ii censuissent, fieri. neque his contentus consul fuit, sed postea per infrequentiam adiecit senatus consultum, Ambraciam vi captam esse non videri. … auf Antrag des Aemilius wurde ein senatus consultum verabschiedet, dass 35 den Ambrakioten alle ihre Sachen zurückgegeben werden sollten; sie sollten in Freiheit leben und ihre eigenen Gesetze anwenden; Zollgebühren sollten sie
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629 Rom – Ariarathes IV. von Kappadokien
sowohl auf dem Land als auch auf dem Seeweg erheben dürfen, solange Römer und latinische Bundesgenossen befreit seien; bezüglich der Statuen und anderer Ausschmückungen, welche, wie sie sich beschwerten, von ihren heiligen Gebäuden entfernt worden wären, wurde entschieden, wenn M. Fulvius nach Rom zurückgekehrt sei, die Angelegenheit an die pontifices zu verweisen und deren Entscheidung 5 zu akzeptieren. Mit diesem Beschluss war der Konsul jedoch nicht zufrieden, und später in einer schwach besetzten Sitzung ließ er ein senatus consultum verabschieden, dass Ambrakia nicht als mit Gewalt eingenommen gesehen werde. Lit.: Dahlheim, Völkerrecht 7 f. Anm. 9; Walbank, HCP III ad loc.; Briscoe, Commentary ad loc.; Cabanes, Épire 253 f.; Hammond, Epirus 143–149, 624–625. 10 Die Belagerung von Ambrakia durch den Konsul M. Fulvius Nobilior im J. 189 brachte den Wendepunkt im Widerstand der Aitoler gegen Rom. Sobald sich die ehemals epeirotische Stadt ergab, war auch der Krieg der Aitoler zu Ende (oben 1, vgl. 631). Details der unmittelbaren Friedensbedingungen in Bezug auf Ambrakia werden nicht überliefert, aber zwei Jahre danach, als die Ambrakioten sich 15 wegen Plünderungen in Rom beschwerten und auf Grund von Streitigkeiten in der römischen Führungsschicht, insbesondere zwischen Fulvius und dem Konsul von 187, M. Aemilius Lepidus, Unterstützung erhielten, wurde Fulvius’ Behandlung von Ambrakia zu einem Streitpunkt. Aus diesem Streit ging das senatus consultum (oben 2) hervor, das Ambrakia für eine freie Stadt erklärte, solange Römer 20 und latinische Bundesgenossen Zollfreiheit genossen; später wurde es durch die Erklärung im zusätzlichen senatus consultum ergänzt, dass die Stadt anscheinend nicht erobert worden war. Die senatus consulta ersetzten offensichtlich einen Kapitulationsvertrag, den Fulvius nicht vorgelegt hatte, da er trotz der deditio behauptete, die Stadt erobert zu haben, um Grund für einen Triumph zu haben. 25 Die Stadt blieb also frei, aber ohne Vertrag, Mitglied weder des aitolischen noch des epeirotischen Bundes.
629 Rom – Ariarathes IV. von Kappadokien (Bündnis) 189 v. Chr.
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1. Polybios xxxi 3.1–3: ὅτι παρεγένοντο κατὰ τὸν αὐτὸν καιρὸν παρ’ Ἀριαράθου τοῦ νεωστὶ διαδεδεγμένου τὴν Καππαδοκῶν βασιλείαν πρέσβεις, ἀνανεωσόμενοι τήν τε φιλίαν καὶ συμμαχίαν τὴν προϋπάρχουσαν, (2) καὶ καθόλου παρακαλέσοντες τὴν σύγκλητον ἀποδέξασθαι τὴν τοῦ βασιλέως εὔνοιαν καὶ προθυμίαν, ἣν ἔχει καὶ κοινῇ καὶ κατ’ ἰδίαν πρὸς ἅπαντας Ῥωμαίους. (3) ἡ δὲ σύγκλητος διακούσασα 35 τῶν λόγων τήν τε φιλίαν ἀνενεώσατο καὶ τὴν συμμαχίαν καὶ καθόλου τὴν ὅλην αἵρεσιν ἀποδεξαμένη τοῦ βασιλέως φιλανθρώπως ἐγενήθη.
629 Rom – Ariarathes IV. von Kappadokien
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Um dieselbe Zeit erschienen Gesandte von Ariarathes, der kurz zuvor die Königsherrschaft der Kappadoker übernommen hatte, um die schon vorhandene Freundschaft und das Bündnis zu erneuern. (2) Insgesamt forderten sie den Senat auf, das Wohlwollen und den Eifer, welche der König sowohl persönlich als auch als Vertreter seines Volkes gegenüber den Römern hegte, anzuerkennen. (3) 5 Der Senat hörte sich ihren Vortrag an und erneuerte die Freundschaft und das Bündnis und billigte überhaupt die ganze Haltung des Königs und war freundlich gestimmt. Vgl. Diodoros xxxi 19.8 (aus Photios): ἀνενεώσατο δ’ οὗτος καὶ τὴν πρὸς Ῥωμαίους φιλίαν τε καὶ συμμαχίαν. 10 Dieser erneuerte auch die Freundschaft und das Bündnis gegenüber den Römern. Polybios xxxii 10.4: ἀπεστάλκει δὲ καὶ Ὀροφέρνης πρεσβευτὰς τοὺς περὶ Τιμόθεον καὶ Διογένην, στέφανον τε κομίζοντες τῇ Ῥώμῃ καὶ τὴν φιλίαν καὶ τὴν συμμαχίαν ἀνανεωσομένους … Auch Orophernes schickte Gesandte, nämlich Timotheos und Diogenes; sie brachten 15 einen Kranz für Roma und wollten die Freundschaft und das Bündnis erneuern …
2. Strabo xii 2.11 (C 540): συνέβη δέ, ἡνίκα πρῶτον Ῥωμαῖοι τὰ κατὰ τὴν Ἀσίαν διῴκουν, νικήσαντες Ἀντίοχον, καὶ φιλίας καὶ συμμαχίας ἐποιοῦντο πρός τε τὰ ἔθνη καὶ τοὺς βασιλέας, τοῖς μὲν ἄλλοις βασιλεῦσιν αὐτοῖς καθ’ ἑαυτοὺς δοθῆναι 20 τὴν τιμὴν ταύτην, τῷ δὲ Καππάδοκι καὶ αὐτῷ δὲ τῷ ἔθνει κοινῇ. Und es geschah, als die Römer nach ihrem Sieg über Antiochos zum ersten Mal asiatische Angelegenheiten in die Hand nahmen, dass sie Freundschaften und Bündnisse mit den Völkern und Königen eingingen; den anderen Königen wurde diese Ehre nur persönlich gewährt, dem Kappadoker aber ihm selbst 25 gemeinsam mit seinem Volk. Vgl. Festus, Breviarium 11.4: Cappadoces primum societatem nostram sub Apafrace rege petierunt. Die Kappadoker suchten zum ersten Mal unter König Apafraces [sc. Ariarathes] ein Bündnis mit uns.
3. Polybios xxi 45 (aus der Suda): Μάλιος ὁ ἀνθύπατος τριακόσια τάλαντα 30 πραξάμενος παρ’ Ἀριαράθου φίλον αὐτὸν ἐποιήσατο Ῥωμαίων. Der Prokonsul Manlius [Text: ‹Malios›] trieb 300 Talente von Ariarathes ein und machte ihn zum Freund der Römer. Vgl. Livius xxxviii 39.6: et Ariarathes rex parte dimidia pecuniae imperatae beneficio Eume35 nis, cui desponderat per eos dies filiam, remissa in amicitiam est acceptus. Und König Ariarathes, nachdem ihm dank der Fürsprache des Eumenes, mit dem er um diese Zeit seine Tochter verlobt hatte, die Hälfte des verlangten Strafgeldes erlassen worden war, wurde in die Freundschaft aufgenommen.
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630 Rom – Amynandros von Athamania
Lit.: A. Heuss, Die völkerrechtlichen Grundlagen der römischen Außenpolitik in republikanischer Zeit, Leipzig 1933, 26; Walbank, HCP III 469. Es ist umstritten, ob es einen Vertrag zwischen Rom und Ariarathes IV. gegeben hat. Das Polybios-Fragment aus der Suda und in seiner Folge Livius sprechen in Bezug auf das Jahr 189 nur von der Entstehung einer «Freundschaft» (oben 3). Dennoch wird man mit einem Vertrag rechnen müssen, denn als Ariarathes V. kurz nach seinem Herrschaftsantritt im J. 163 Gesandte nach Rom schickte, war sein Ziel, «die Freundschaft und das Bündnis» zu erneuern, und der Senat kam der Bitte nach. Auch Orophernes bat im Streit mit Ariarathes V. im J. 157 um die Erneuerung der Freundschaft und des Bündnisses (oben 1). Strabos Zusammenfassung der frühen römischen Beziehungen zu den kleinasiatischen Völkern und Königen (oben 2) stellt die besondere Stellung von Kappadokien heraus, weil hier die Freundschaft und das Bündnis nicht nur dem König persönlich, sondern auch dem gesamten Volk – d. h. über die Regierungszeit des einzelnen Herrschers hinaus – galten. Die Quellen scheinen eindeutig zu sein und es besteht kein Grund anzunehmen, dass Ariarathes IV. «nur» ein amicus ohne foedus und dass hier – wie gelegentlich in der späten Republik – φιλία καὶ συμμαχία «ein reiner Pleonasmus» gewesen sei, «dem für diese Zeit keine besondere rechtliche Bedeutung zukommt» (Heuss, a. a. O. 26 Anm. 1).
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630 Rom – Amynandros von Athamania (Bündnis) Ca. 189 v. Chr.
Polybios xxi 25.1: Ἀμύνανδρος ὁ τῶν Ἀθαμάνων βασιλεύς, δοκῶν ἤδη τὴν ἀρχὴν ἀνειληφθέναι βεβαίως, εἰς Ῥώμην ἐξέπεμψε πρεσβευτὰς καὶ πρὸς τοὺς 25 Σκιπίωνας εἰς τὴν Ἀσίαν – ἔτι γὰρ ἦσαν περὶ τοὺς κατὰ τὴν Ἔφεσον τόπους – τὰ μὲν ἀπολογούμενος τῷ δοκεῖν δι’ Αἰτωλῶν πεποιῆσθαι τὴν κάθοδον, τὰ δὲ καταγορῶν τοῦ Φιλίππου, τὸ δὲ πολὺ παρακαλῶν προσδέξασθαι πάλιν αὐτὸν εἰς τὴν συμμαχίαν. Als Amynandros, der König der Athamanen, glaubte, er habe sein Land fest 30 zurückerhalten, schickte er Gesandte nach Rom sowie an die Scipionen nach Asia – sie hielten sich immer noch in der Gegend um Ephesos auf –, um sich für den Eindruck zu entschuldigen, dass er mit Hilfe der Aitoler zurückgekehrt sei; er brachte außerdem Klagen gegen Philipp vor und forderte sie auf, ihn wieder in ihre Allianz aufzunehmen. 35
630 Rom – Amynandros von Athamania
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Vgl. Livius xxxviii 3.1–2: Amynander recuperato regno legatos et Romam ad senatum et ad Scipiones in Asiam, Ephesi post magnum cum Antiocho proelium morantes, misit. Pacem petebat excusabatque sese, quod per Aetolos recuperasset paternum regnum; Philippum incusabat. Amynandros schickte, nachdem er sein Land zurückerhalten hatte, Gesandte sowohl 5 nach Rom an den Senat als auch an die Scipionen in Asia, die nach der großen Schlacht gegen Antiochos in Ephesos weilten. Er bat um Frieden und entschuldigte sich, dass er sein väterliches Reich durch die Aitoler zurückerhalten hatte; er beschwerte sich auch wegen Philipp.
Lit.: Walbank, HCP III ad loc. Im J. 189 bat Amynandros von Athamania um seine Wiederaufnahme in die römische Allianz (συμμαχία), nachdem er sich im J. 192 in der Hoffnung, Vorteile gegenüber Philipp V. zu erlangen, Antiochos III. angeschlossen hatte (Liv. xxxv 37.5–8). Beim Ausbruch des Zweiten Makedonischen Krieges im J. 199 hatte er sich aus demselben Grund Rom angeschlossen und während des Krieges das Vertrauen des T. Quinctius Flamininus gewonnen, sodass er nach der Konferenz bei Nikaia (198) sogar im Auftrag des Flamininus nach Rom entsandt wurde (Polyb. xviii 10.7). Nach der Schlacht bei Kynoskephalai, an der er als römischer Bundesgenosse mit 1200 Soldaten teilnahm (Liv. xxxiii 3.10), durfte er die während des Krieges auf Kosten der Makedonen eroberten Ortschaften behalten (Polyb. xviii 47.13). Für diese mehrjährige vertrauenswürdige Zusammenarbeit lassen sich keine Aussagen über die formalrechtliche Beziehung zwischen Amynandros und Rom treffen. Vordergründig könnte man aus Polybios’ Bericht zum J. 189 schließen, dass es sich bei der erbetenen Rückkehr in die römische Allianz um die Wiederaufnahme eines einmal geschlossenen, aber von Amynandros zwischenzeitlich verletzten Kooperationsvertrages handelte. Livius’ Übersetzung pacem petebat schließt dies nicht aus, denn Frieden nach einer beendeten Feindschaft wurde meistens vertraglich geregelt. Eine zeitgleiche Parallele bieten die Aitoler, mit welchen Amynandros in der letzten Zeit kooperiert hatte (631), oder aber Ambrakia (628), das von Fulvius nach der Kapitulation ohne Vertrag gelassen worden war, aber in Rom doch noch ein günstiges senatus consultum erwirken konnte, das den fehlenden Vertrag ersetzte und die Stadt als frei anerkannte. Diese Fälle legen die Annahme nahe, dass, selbst wenn die frühere Kooperation mit Flamininus weniger formalisiert worden war, Amynandros jetzt einen Vertrag nach dem aitolischen Muster hätte erhalten können. Er war auf jeden Fall kurz danach in der Lage, zwischen den Ambrakioten und M. Fulvius zu vermitteln (Polyb. xxi 29).
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631 Aitolischer Bund – Rom
631 Aitolischer Bund – Rom (Friedensvertrag) 188 v. Chr.
I Erste Verhandlungen: Frühsommer 191 v. Chr. 1. Polybios xx 9.1–6; 10–12; 10.1–5; 11–12: οἱ περὶ τὸν Φαινέαν τὸν τῶν Αἰτωλῶν στρατηγὸν μετὰ τὸ γενέσθαι τὴν Ἡράκλειαν ὑποχείριον τοῖς Ῥωμαίοις, ὁρῶντες τὸν περιεστῶτα καιρὸν τὴν Αἰτωλίαν καὶ λαμβάνοντες πρὸ ὀφθαλμῶν τὰ συμβησόμενα ταῖς ἄλλαις πόλεσιν, ἔκριναν διαπέμπεσθαι πρὸς τὸν Μάνιον ὑπὲρ ἀνοχῶν καὶ διαλύσεως. (2) ταῦτα δὲ διαλαβόντες ἐξαπέστειλαν Ἀρχέδαμον καὶ Πανταλέοντα καὶ Χάλεπον· (3) οἳ συμμίξαντες τῷ στρατηγῷ τῶν Ῥωμαίων προέθεντο μὲν καὶ πλείους ποιεῖσθαι λόγους, μεσολαβηθέντες δὲ κατὰ τὴν ἔντευξιν ἐκωλύθησαν. (4) ὁ γὰρ Μάνιος κατὰ μὲν τὸ παρὸν οὐκ ἔφασκεν εὐκαιρεῖν, περισπώμενος ὑπὸ τῆς τῶν ἐκ τῆς Ἡρακλείας λαφύρων οἰκονομίας· (5) δεχημέρους δὲ ποιησάμενος ἀνοχὰς ἐκπέμψειν ἔφη μετ’ αὐτῶν Λεύκιον, πρὸς ὃν ἐκέλευε λέγειν ὑπὲρ ὧν ἂν δέοιντο. (6) γενομένων δὲ τῶν ἀνοχῶν, καὶ τοῦ Λευκίου συνελθόντος εἰς τὴν Ὑπάταν, ἐγένοντο λόγοι καὶ πλείους ὑπὲρ τῶν ἐνεστώτων … (10) οἱ δ’ Αἰτωλοὶ καὶ πλείω λόγον ποιησάμενοι περὶ τῶν ὑποπιπτόντων ἔκριναν ἐπιτρέπειν τὰ ὅλα Μανίῳ, δόντες αὑτοὺς εἰς τὴν Ῥωμαίων πίστιν, (11) οὐκ εἰδότες τίνα δύναμιν ἔχει τοῦτο, τῷ δὲ τῆς πίστεως ὀνόματι πλανηθέντες, ὡς ἂν διὰ τοῦτο τελειοτέρου σφίσιν ἐλέους ὑπάρξοντος. (12) παρὰ Ῥωμαίοις ἰσοδυναμεῖ τό τ’ εἰς τὴν πίστιν αὑτὸν ἐγχειρίσαι καὶ τὸ τὴν ἐπιτροπὴν δοῦναι περὶ αὑτοῦ τῷ κρατοῦντι. (10.1) πλὴν ταῦτα κρίναντες ἐξέπεμψαν ἅμα τῷ Λευκίῳ τοὺς περὶ Φαινέαν διασαφήσοντας τὰ δεδογμένα τῷ Μανίῳ κατὰ σπουδήν· (2) οἳ καὶ συμμίξαντες τῷ στρατηγῷ καὶ πάλιν ὁμοίως δικαιολογηθέντες ὑπὲρ αὑτῶν, ἐπὶ καταστροφῆς εἶπαν διότι κέκριται τοῖς Αἰτωλοῖς σφᾶς αὐτοὺς ἐγχειρίζειν εἰς τὴν Ῥωμαίων πίστιν. (3) ὁ δὲ Μάνιος μεταλαβών «Οὐκοῦν οὕτως ἔχει ταῦτα,» φησίν, «ὦ ἄνδρες Αἰτωλοί;» (4) τῶν δὲ κατανευσάντων, «Τοιγαροῦν πρῶτον μὲν δεήσει μηδένα διαβαίνειν ὑμῶν εἰς τὴν Ἀσίαν, μήτε κατ’ ἰδίαν μήτε μετὰ κοινοῦ δόγματος, (5) δεύτερον Δικαίαρχον ἔκδοτον δοῦναι καὶ Μενέστρατον τὸν Ἠπειρώτην,» ὃς ἐτύγχανε τότε παραβεβοηθηκὼς εἰς Ναύπακτον, «σὺν δὲ τούτοις Ἀμύνανδρον τὸν βασιλέα καὶ τῶν Ἀθαμάνων τοὺς ἅμα τούτῳ συναποχωρήσαντας πρὸς αὐτούς.» … (11) τοῦ δὲ συγχωρήσαντος ἤρξατο λέγειν ὁ Φαινέας· ἔφη γὰρ αὑτὸν καὶ τοὺς ἀποκλήτους ποιήσειν τὰ προσταττόμενα, προσδεῖσθαι δὲ καὶ τῶν πολλῶν, εἰ μέλλει κυρωθῆναι τὰ παραγγελλόμενα. (12) τοῦ δὲ Μανίου φήσαντος αὐτὸν ὀρθῶς λέγειν, ἠξίου πάλιν ἀνοχὰς αὑτοῖς δοθῆναι δεχημέρους. συγχωρηθέντος δὲ καὶ τούτου, τότε μὲν ἐπὶ τούτοις ἐχωρίσθησαν· Nach der römischen Eroberung von Herakleia betrachteten der aitolische strategos Phaineas und seine Berater die Gefahren, die Aitolien bevorstanden, und vergegenwärtigten sich, was den anderen Städten geschehen würde. Des-
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wegen entschieden sie sich, Gesandte an Manius [Glabrio] wegen eines Waffenstillstands und eines Friedensvertrages zu schicken; (2) nach der Entscheidung entsandten sie Archedamos, Pantaleon und Chalepos. (3) Als diese mit dem römischen Konsul zusammentrafen, hatten sie vor, lange Reden zu halten, wurden aber abgeschnitten und daran gehindert. (4) Denn Manius [Glabrio] teilte ihnen mit, er habe im Moment keine Zeit, da er mit der Verwaltung der Beute aus Herakleia zu tun habe; (5) er gewährte aber einen Waffenstillstand von 10 Tagen und sagte, er werde Lucius [Valerius Flaccus] mit ihnen zurückschicken, und sie sollten ihm sagen, was sie wollten. (6) Der Waffenstillstand kam also zustande, Lucius ging mit nach Hypata und es wurde über die Lage der Dinge viel geredet. … (10) Nach längerer Beratung über ihre Situation entschieden sich die Aitoler, die ganze Angelegenheit Manius [Glabrio] anzuvertrauen, und so ergaben sie sich an die Treue [fides] der Römer, (11) obwohl sie nicht wussten, was das genau hieß, denn sie waren vom Wort ‹Treue› verwirrt, als ob sie dadurch eine vollständigere Verzeihung erlangen würden. (12) Bei den Römern aber bedeutet ‹sich an die Treue ergeben› die bedingungslose Kapitulation an den Sieger [deditio]. (10.1) Dennoch entsandten sie nach dieser Entscheidung eine Delegation um Phaineas zusammen mit Lucius, um Manius [Glabrio] dies sofort zu erklären. (2) Beim Treffen mit dem General versuchten sie sich wieder zu rechtfertigen, aber am Ende führten sie aus, dass die Aitoler sich entschieden hätten, sich an die Treue der Römer zu ergeben. (3) Als Manius [Glabrio] sie fragte, «Ist es wirklich so, Ihr Aitoler?» (4) stimmten sie zu, worauf er fortfuhr: «Also, erstens darf keiner von Euch nach Asien übersetzen, weder privat noch im öffentlichen Auftrag; (5) zweitens werdet Ihr Dikaiarchos und Menestratos den Epeiroten ausliefern,» – der Letztgenannte hatte ihnen in der letzten Zeit bei Naupaktos geholfen – «auch König Amynandros und jene Athamanen, die mit ihm zusammen mit Euch kämpften.» … (11) Als Manius [Glabrio] einwilligte, fing Phaineas an zu reden. Er sagte, er und die Apokletoi [der aitolische Bundesrat] würden tun, was verlangte wurde, aber ein Beschluss des Volkes sei nötig, um das Verlangte zu bestätigen. (12) Als Manius [Glabrio] diese Aussage akzeptierte, verlangte Phaineas wieder einen Waffenstillstand von zehn Tagen. Manius [Glabrio] gewährte dies, und unter diesen Bedingungen gingen sie auseinander.
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Vgl. Livius xxxvi 27.1–4; 27.8–28.4; 6–8: ceterum Heraclea capta fregit tandem animos Aetolorum, (2) et paucos post dies, quam ad bellum renovandum acciendumque regem in Asiam miserant legatos, abiectis belli consiliis pacis petendae oratores ad consulem mise- 35 runt. (3) quos dicere exorsos consul interfatus, cum alia sibi praevertenda esse dixisset, redire Hypatam eos datis dierum decem indutiis et L. Valerio Flacco cum iis misso iussit eique, quae secum acturi fuissent, exponere, et si qua vellent alia. (4) Hypatam ut est ventum, principes Aetolorum apud Flaccum concilium habuerunt consultantes, quonam agendum modo apud consulem foret. … (8) haec una via omnibus ad salutem visa est, ut in fidem se permitterent 40 Romanorum; ita enim et illis violandi supplices verecundiam se imposituros, et ipsos nihilo minus suae potestatis fore, si quid melius fortuna ostendisset. (28.1) postquam ad consulem
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ventum est, Phaeneas legationis princeps longam orationem et varie ad mitigandam iram victoris compositam ita ad extremum finivit, ut diceret Aetolos se suaque omnia fidei populi Romani permittere. (2) id consul ubi audivit, «etiam atque etiam videte», inquit, «Aetoli, ut ita permittatis.» tum decretum Phaeneas, in quo id diserte scriptum erat, ostendit. (3) «quando ergo», inquit «ita permittitis, postulo, ut mihi Dicaearchum civem vestrum et Menestam Epirotam» – Naupactum is cum praesidio ingressus ad defectionem compulerat – «et Amynandrum cum principibus Athamanum, quorum consilio ab nobis defecistis, sine mora dedatis.» … (6) tum fracta Phaeneae ferocia Aetolisque aliis est, et tandem cuius condicionis essent senserunt, (7) et Phaeneas se quidem et qui adsint Aetolorum scire facienda esse, quae imperentur, dixit, sed ad decernenda ea concilio Aetolorum opus esse; ad id petere ut decem dierum indutias daret. (8) petente Flacco pro Aetolis indutiae datae, et Hypatam reditum est. Die Eroberung von Herakleia brach endlich den Kampfesmut der Aitoler, (2) und wenige Tage nachdem sie Gesandte nach Asien entsandt hatten, um den Krieg wiederaufzunehmen und den König herbeizurufen, verwarfen sie ihre Kriegspläne und schickten Unterhändler wegen Friedensverhandlungen zum Konsul. (3) Der Konsul unterbrach sie, als sie zu reden anfingen, und nachdem er gesagt hatte, er müsse andere Dinge vorziehen, forderte er sie auf, nach Hypata zurückzugehen unter Gewährung eines zehntägigen Waffenstillstandes, und sie sollten L. Valerius Flaccus, der als Begleitung mit ihnen entsandt wurde, ausführen, was sie mit ihm hätten verhandeln wollen, und auch, was sie sonst wollten. (4) Als sie nach Hypata kamen, hielten die führenden Aitoler mit Flaccus eine Beratung darüber ab, wie sie vor dem Konsul verhandeln sollten. … (8) Dies schien ihnen der einzige Weg zur Rettung zu sein, dass sie sich an die Treue der Römer ergaben; denn so würden sie jenen Scham vor der Misshandlung von Bittstellern auferlegen und dennoch selbst eigenmächtig sein, falls das Glück ihnen etwas besseres böte. (28.1) Nachdem sie zum Konsul gekommen waren, fing Phaineas, der Delegationsleiter, mit einer langen Rede an, die konzipiert war, um den Zorn des Siegers zu mildern, und er endete damit, dass er sagte, die Aitoler ergäben sich und alle ihre Besitzungen an die Treue des römischen Volkes. (2) Als der Konsul das hörte, sagte er: «Seht doch nochmal gut nach, Aitoler, ob Ihr Euch so ergebt.» Daraufhin zeigte Phaineas den Beschluss, wo dies explizit geschrieben war. (3) «Also, da Ihr Euch doch ergebt, verlange ich, dass Ihr Euren Bürger Dikaiarchos sowie Menestas den Epiroten» – er war in Naupaktos mit einer Besatzung eingedrungen und hatte die Stadt zum Aufstand gezwungen – «sowie Amynander samt den führenden Männern der Athamanen, nach dessen Rat Ihr Euch von uns abgesetzt habt, unverzüglich übergebt.» … (6) Da war der trotzige Mut des Phaineas und der anderen Aitoler gebrochen, und sie verstanden endlich, in welchem Zustand sie sich befanden. (7) Phaineas sagte, er und die anderen anwesenden Aitoler wüssten zwar, dass die Anordnungen auszuführen seien, aber es bedürfe einer Ratsversammlung der Aitoler, um sie zu beschließen; für diesen Zweck bitte er, dass der Konsul einen zehntägigen Waffenstillstand gewähre. (8) Auf die Bitte des Flaccus zugunsten der Aitoler hin wurde ein Waffenstillstand gewährt und man begab sich nach Hypata zurück.
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II Flamininus interveniert. Erste Gesandtschaft nach Rom: Herbst/ Winter 191/190 v. Chr. 1. Livius xxxvi 35.5–6 (Rede des Flamininus): mittite oratores ad consulem, qui indutias tanti temporis petant, ut mittere legatos Romam possitis, per quos senatui de vobis permittatis; ego apud consulem deprecator defensorque vobis adero. (6) ita, 45
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ut censuerat Quinctius, fecerunt, nec aspernatus est consul legationem; indutiisque in diem certam datis, qua legatio renuntiari ab Roma posset, soluta obsidio est et exercitus in Phocidem missus. «Schickt Unterhändler an den Konsul, die einen Waffenstillstand für die Zeit erbitten, die Ihr braucht, um Gesandte nach Rom zu schicken, durch die Ihr den 5 Senat über Euch entscheiden lassen sollt; ich werde selbst beim Konsul in Eurem Interesse als Fürsprecher und Verteidiger dabeisein.» (6) Sie machten es so, wie Quinctius [Flamininus] empfahl, und der Konsul wies die Gesandten nicht zurück. Ein Waffenstillstand wurde für eine bestimmte Frist eingeräumt, innerhalb welcher die Gesandtschaft sich aus Rom zurückmelden konnte, die Belage- 10 rung [von Naupaktos] wurde aufgehoben und das Heer nach Phokis geschickt. 2. Polybios xxi 2.3–6: μετὰ δὲ ταῦτα τοὺς παρὰ τῶν Αἰτωλῶν πρέσβεις καὶ τοὺς παρὰ τοῦ Μανίου προσῆγον τῇ συγκλήτῳ. (4) γενομένων δὲ πλειόνων παρ’ ἀμφοῖν λόγων, ἔδοξε τῷ συνεδρίῳ δύο προτείνειν γνώμας τοῖς Αἰτωλοῖς, ἢ διδόναι τὴν ἐπιτροπὴν περὶ πάντων τῶν καθ’ αὑτοὺς ἢ χίλια τάλαντα παραχρῆμα 15 δοῦναι καὶ τὸν αὐτὸν ἐχθρὸν καὶ φίλον νομίζειν Ῥωμαίοις. (5) τῶν δ’ Αἰτωλῶν ἀξιούντων διασαφῆσαι ῥητῶς ἐπὶ τίσι δεῖ διδόναι τὴν ἐπιτροπήν, οὐ προσδέχεται τὴν διαστολὴν ἡ σύγκλητος. (6) διὸ καὶ τούτοις γέγονε κατάμονος ὁ πόλεμος. Danach führten sie die Gesandten der Aitoler sowie die Vertreter des Manius [Glabrio] in den Senat ein. (4) Nachdem beide Seiten ausführlich gesprochen 20 hatten, beschloss der Senat, den Aitolern zwei Möglichkeiten anzubieten: Entweder sie gäben die Verfügungsgewalt über alle ihre Angelegenheiten auf oder sie zahlten sofort tausend Talente und hielten dieselben als Freunde und Feinde wie die Römer. (5) Als die Aitoler eine klare Aussage darüber erhalten wollten, über welche Angelegenheiten sie die Verfügungsgewalt abgeben sollten, verwei- 25 gerte der Senat eine genaue Auskunft. (6) Aus diesem Grund dauerte der Kriegszustand an. 3. Livius xxxvii 1.1; 5–6: L. Cornelio Scipione C. Laelio consulibus nulla prius secundum religiones acta in senatu res est quam de Aetolis. et legati eorum institerunt, quia brevem indutiarum diem habebant, et ab T. Quinctio, qui tum Romam 30 ex Graecia redierat, adiuti sunt. … (5) per aliquot dies cum certatum esset, postremo neque dari neque negari pacem placuit; duae condiciones iis latae sunt: vel senatui liberum arbitrium de se permitterent, vel mille talentum darent eosdemque amicos atque inimicos haberent. (6) exprimere cupientibus, quarum rerum in se arbitrium senatui permitterent, nihil certi responsum est. ita infecta pace dimissi urbe eodem 35 die, Italia intra quindecim dies excedere iussi. Im Konsulat von L. Cornelius Scipio und C. Laelius wurde im Senat unter Einhaltung der religiösen Vorschriften vor der Sache der Aitoler nichts behandelt. Ihre Gesandten drängten darauf, weil sie nur eine kurze Zeit des Waffenstillstands hatten, und sie wurden auch von T. Quinctius [Flamininus], der damals 40
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aus Griechenland zurückgekehrt war, unterstützt. … (5) Als mehrere Tage lang gestritten worden war, fiel die Entscheidung schließlich weder für noch gegen die Gewährung von Frieden. Zwei Alternativen wurden ihnen angeboten: Entweder sie gewährten dem Senat die freie Verfügungsgewalt über sich oder sie zahlten tausend Talente und hätten dieselben als Freunde und Feinde. (6) Als sie eine 5 präzise Aussage verlangten, über welche Dinge sie dem Senat die freie Verfügungsgewalt einräumen sollten, erhielten sie keine genaue Auskunft. So kam kein Frieden zustande und sie wurden aus der Stadt am selben Tag ausgewiesen, mit der Auflage, Italien innerhalb von 15 Tagen zu verlassen. Vgl. Diodoros xxix 4: τοῖς Αἰτωλοῖς διαπρεσβευσαμένοις περὶ διαλύσεων ἐδογμάτισεν 10 ἡ σύγκλητος ἢ τὰ καθ’ ἑαυτοὺς ἐπιτρέπειν Ῥωμαίοις ἢ χίλια τάλαντα ἀργυρίου δοῦναι παραχρῆμα Ῥωμαίοις. οἱ δὲ διὰ τὴν ἀποτομίαν τῆς ἀποκρίσεως οὐ προσδεξάμενοι τὰ προσταττόμενα εἰς φόβους καὶ μεγάλους κινδύνους ἐνέπεσον· Als die Aitoler eine Gesandtschaft wegen eines Friedensvertrags schickten, beschloss der Senat, dass sie entweder ihre eigenen Angelegenheiten dem Senat anvertrauen oder 15 den Römern sofort tausend Talente Silber zahlen sollten. Wegen der Härte der Antwort akzeptierten sie die Bedingungen nicht und gerieten in Angst und große Gefahr. Zonaras ix 19: ἐν τούτῳ δὲ Ναύπακτον ὁ Γλαβρίων τῶν Αἰτωλῶν οὖσαν ἐπολιόρκει· οὕς ἐλθὼν ὁ Φλαμίνιος ἔπεισε σπείσασθαι, γνωρίμως αὐτοῖς ἔχων. καὶ πρέσβεις εἰς τὴν Ῥώμην 20 ἐκεῖνοί τε καὶ οἱ Ἠπειρῶται ἐστάλκασι. Inzwischen belagerte Glabrio Naupaktos, das den Aitolern gehörte. Flaminius [sc. Flamininus] kam dorthin und überredete sie, einen Waffenstillstand zu vereinbaren, da er ihnen gut bekannt war. Sie und die Epeiroten schickten Gesandte nach Rom.
III Erneute Verhandlungen: Sommer 190 v. Chr. Polybios xxi 4.1–2; 12–14; 5.1–2; 4–13: πολιορκουμένων τῶν Ἀμφισσέων ὑπὸ Μανίου τοῦ Ῥωμαίων στρατηγοῦ, κατὰ τὸν καιρὸν τοῦτον ὁ τῶν Ἀθηναίων δῆμος, πυνθανόμενος τήν τε τῶν Ἀμφισσέων ταλαιπωρίαν καὶ τὴν τοῦ Ποπλίου παρουσίαν, ἐξαπέστειλε πρεσβευτὰς τοὺς περὶ τὸν Ἐχέδημον, (2) ἐντειλάμενος ἅμα μὲν ἀσπάσασθαι τοὺς περὶ τὸν Λεύκιον καὶ Πόπλιον, ἅμα δὲ καταπειράζειν τῆς πρὸς Αἰτωλοὺς διαλύσεως. … (12) ἐπεὶ δέ, πυθομένων τῶν Αἰτωλῶν ἐπὶ τίσι δεῖ ποιεῖσθαι τὴν εἰρήνην, ὁ Λεύκιος διεσάφησεν διότι δυεῖν προκειμένων αὐτοῖς αἵρεσις ὑπάρχει – (13) δεῖν γὰρ ἢ τὴν ἐπιτροπὴν διδόναι περὶ πάντων τῶν καθ’ αὑτοὺς ἢ χίλια τάλαντα παραχρῆμα καὶ τὸν αὐτὸν ἐχθρὸν αἱρεῖσθαι καὶ φίλον Ῥωμαίοις – (14) ἐδυσχρήστησαν μὲν οἱ παρόντες τῶν Αἰτωλῶν ὡς ἔνι μάλιστα διὰ τὸ μὴ γίνεσθαι τὴν ἀπόφασιν ἀκόλουθον τῇ προγενομένῃ λαλιᾷ, πλὴν ἐπανοίσειν ἔφασαν ὑπὲρ τῶν ἐπιταττομένων τοῖς Αἰτωλοῖς. (5.1) οὗτοι μὲν οὖν ἐπανῄεσαν βουλευσόμενοι περὶ τῶν προειρημένων· (2) οἱ περὶ τὸν Ἐχέδημον συμμίξαντες τοῖς ἀποκλήτοις ἐβουλεύοντο περὶ τῶν προειρημένων … (4) διόπερ ἀπορούμενοι καὶ δυσχρηστούμενοι περὶ ταῦτα πάλιν ἐξέπεμπον τοὺς αὐτοὺς δεησομένους ἢ τῶν χρημάτων ἀφελεῖν, ἵνα δύνωνται τελεῖν, ἢ τῆς ἐπιτροπῆς ἐκτὸς ποιῆσαι τοὺς πολιτικοὺς ἄνδρας καὶ τὰς γυναῖκας.
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(5) οἳ καὶ συμμίξαντες τοῖς περὶ τὸν Πόπλιον διεσάφουν τὰ δεδογμένα. (6) τοῦ δὲ Λευκίου φήσαντος ἐπὶ τούτοις ἔχειν παρὰ τῆς συγκλήτου τὴν ἐξουσίαν, ἐφ’ οἷς ἀρτίως εἶπεν, οὗτοι μὲν αὖθις ἐπανῆλθον, (7) οἱ δὲ περὶ τὸν Ἐχέδημον ἐπακολουθήσαντες εἰς τὴν Ὑπάταν συνεβούλευσαν τοῖς Αἰτωλοῖς, ἐπεὶ τὰ τῆς διαλύσεως ἐμποδίζοιτο κατὰ τὸ παρόν, ἀνοχὰς αἰτησαμένους καὶ τῶν ἐνεστώτων κακῶν ὑπέρθεσιν ποιησαμένους πρεσβεύειν πρὸς τὴν σύγκλητον, κἂν μὲν ἐπιτυγχάνωσι περὶ τῶν ἀξιουμένων· (8) εἰ δὲ μή, τοῖς καιροῖς ἐφεδρεύειν. (9) χείρω μὲν γὰρ ἀδύνατον γενέσθαι τῶν ὑποκειμένων τὰ περὶ σφᾶς, βελτίω γε μὴν οὐκ ἀδύνατον διὰ πολλὰς αἰτίας. (10) φανέντων δὲ καλῶς λέγειν τῶν περὶ τὸν Ἐχέδημον, ἔδοξε πρεσβεύειν τοῖς Αἰτωλοῖς ὑπὲρ τῶν ἀνοχῶν. (11) ἀφικόμενοι δὲ πρὸς τὸν Λεύκιον ἐδέοντο συγχωρηθῆναι σφίσι κατὰ τὸ παρὸν ἑξαμήνους ἀνοχάς, ἵνα πρεσβεύσωσι πρὸς τὴν σύγκλητον. (12) ὁ δὲ Πόπλιος, πάλαι πρὸς τὰς κατὰ τὴν Ἀσίαν πράξεις παρωρμημένος, ταχέως ἔπεισε τὸν ἀδελφὸν ὑπακοῦσαι τοῖς ἀξιουμένοις. (13) γραφεισῶν δὲ τῶν ὁμολογιῶν, ὁ μὲν Μάνιος, λύσας τὴν πολιορκίαν καὶ παραδοὺς ἅπαν τὸ στράτευμα καὶ τὰς χορηγίας τοῖς περὶ τὸν Λεύκιον, εὐθέως ἀπηλλάττετο μετὰ τῶν χιλιάρχων εἰς τὴν Ῥώμην. Um die Zeit, als Amphissa vom römischen General Manius [Glabrio] belagert wurde, erfuhr das athenische Volk vom Schicksal der Amphissaier sowie von der Ankunft des Publius [Scipio] und schickte Gesandte unter der Leitung des Echedemos (2) mit dem Auftrag, die Scipionen zu grüßen sowie Möglichkeiten für einen Weg zum Frieden für die Aitoler auszuloten. … (12) Die Aitoler fragten, unter welchen Bedingungen sie Frieden erreichen könnten, und Lucius [Scipio] führte aus, dass sie die Wahl zwischen zwei Alternativen hätten: (13) Sie könnten entweder die Verfügungsgewalt über alle ihre Angelegenheiten den Römern überlassen oder tausend Talente sofort bezahlen und dieselben als Feinde und Freunde wie die Römer haben. (14) Daraufhin waren die anwesenden Aitoler niedergeschlagen, da diese Aussage auf keine Weise den vorausgegangenen Gesprächen entsprach; dennoch sagten sie, sie würden den Aitolern die Bedingungen vorlegen. (5.1) Die Unterhändler kehrten also heim, um über die Verhandlungen zu beraten; (2) Echedemos und die Athener trafen sich auch mit den aitolischen Ratsmitgliedern und diskutierten über die Verhandlungen … (4) Ihre Situation schien ausweglos und sie waren niedergeschlagen wegen ihrer Lage; deswegen schickten sie wieder dieselben Gesandten mit der Bitte, entweder die Summe zu reduzieren, damit sie sie bezahlen konnten, oder die Bürger, sowohl Männer als Frauen, aus der geforderten vollständigen Verfügungsgewalt herauszunehmen. (5) Sie trafen sich mit Publius [Scipio] und teilten das Beschlossene mit; (6) Lucius [Scipio] führte aber aus, die Bedingungen, die er neulich erläutert habe, entsprächen seinem Auftrag vom Senat, woraufhin sie wieder zurückkehrten. (7) Echedemos begleitete sie nach Hypata und riet den Aitolern, dass sie, weil die auferlegten Bedingungen dem Frieden im Moment entgegenstanden, um einen Waffenstillstand bitten sollten, um eine Entlastung für den augenblickli-
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chen üblen Zustand zu schaffen und eine Gesandtschaft an den Senat zu entsenden; wenn sie erreichten, was sie hofften, sei das gut, (8) wenn nicht, müssten sie auf bessere Verhältnisse hoffen. (9) Denn ihre Situation könne nicht schlechter werden, als sie im Augenblick sei, und es gebe viele Gründe, warum eine Verbesserung nicht unmöglich sei. (10) Echedemos’ Rat schien richtig zu sein, 5 und die Aitoler beschlossen, eine Gesandtschaft wegen des Waffenstillstandes zu schicken. (11) Sie erreichten Lucius [Scipio] und baten um die Gewährung eines Waffenstillstandes für sechs Monate, damit sie eine Gesandtschaft an den Senat schicken könnten. (12) Publius [Scipio], der schon länger darauf gewartet hatte, die asiatischen Angelegenheiten anzupacken, überredete schnell seinen 10 Bruder, auf die Bittenden zu hören. (13) Die Vereinbarung wurde also getroffen, und Manius [Glabrio] hob die Belagerung auf. Er übertrug sein Heer und die Vorräte an Lucius [Scipio] und kehrte zusammen mit seinen Tribunen nach Rom zurück. Vgl. Livius xxxvii 6.4–7.7: consul sex milia fere passuum inde posuit castra, eo legati Athenienses primum ad P. Scipionem praegressum agmen … deinde ad consulem venerunt, deprecantes pro Aetolis. … (6) celeriter auctoribus Atheniensibus frequens ab Hypata legatio Aetolorum venit. … (7) perfecta videbatur res, cum aditus consul idem illud responsum rettulit quo fugati ab senatu erant. eo tamquam novo cum icti Aetoli essent … referre ad suos dixerunt velle. (7.1) reditum inde Hypatam est, nec consilium expediebatur … (2) redire itaque eosdem legatos ad consulem et Africanum iusserunt et petere, ut, si dare vere pacem, non tantum ostendere, frustrantes spem miserorum, vellent, aut ex summa pecuniae demerent aut permissionem extra civium corpora fieri iuberent. (3) nihil impetratum ut mutaret consul; et ea quoque irrita legatio dimissa est. (4) secuti et Athenienses sunt; et princeps legationis eorum Echedemus fatigatos tot repulsis Aetolos et complorantis inutili lamentatione fortunam gentis ad spem revocavit auctor indutias sex mensium petendi, ut legatos mittere Romam possent: (5) dilationem nihil ad praesentia mala, quippe quae ultima essent, adiecturam; levari per multos casus tempore interposito praesentis clades posse. (6) auctore Echedemo idem missi; prius P. Scipione convento, per eum indutias temporis eius, quod petebant, ab consule impetraverunt. Der Konsul schlug sein Lager fast sechs Meilen von dort entfernt auf, und dorthin kamen athenische Gesandte, zunächst zu Publius Scipio, der dem Heer vorausgegangen war …, dann zum Konsul und hielten ein Plädoyer für die Aitoler … (6) Auf Veranlassung der Athener kam dann eine große Delegation der Aitoler aus Hypata … (7) Die Sache schien abgeschlossen zu sein, als man an den Konsul selbst herantrat und er dieselbe Antwort gab, mit der sie schon vom Senat abgewiesen worden waren. Nachdem die Aitoler von diesem neuen Schlag getroffen waren, sagten sie, sie wollten die Sache an ihre Bürger überweisen. (7.1) Sie gingen nach Hypata zurück, aber ein Beschluss ließ sich nicht leicht zustande bringen … (2) Also ordneten sie an, dass dieselben Gesandten zum Konsul und zu Africanus zurückkehren und darum bitten sollten, dass, wenn sie wirklich Frieden gewähren und ihn nicht bloß vortäuschen und die Hoffnungen armer Menschen vereiteln wollten, sie entweder etwas von der Geldsumme abziehen oder die Übergabe ohne die Personen der Bürger vollziehen sollten. (3) Es wurde nichts erreicht, dass der Konsul seine Haltung geändert hätte, und auch diese Gesandtschaft wurde ohne Ergebnis entlassen. (4) Die Athener begleiteten sie, und der Delegationsleiter Echedemos machte den
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Aitolern Hoffnung, die von so vielen Abweisungen ermattet waren und sich in nutzloser Klage über das Schicksal ihres Volkes ergingen. Er machte den Vorschlag, sie sollten um einen Waffenstillstand von sechs Monaten bitten, sodass sie Gesandte nach Rom schicken könnten; (5) der Aufschub könne nichts Schlimmeres zu ihrem augenblicklichen Leid hinzufügen, denn es könne nicht schlimmer werden. Auf verschiedenen Wegen könne aber 5 wegen einer zeitlichen Verschiebung die augenblickliche missliche Lage gemildert werden. (6) Auf Vorschlag des Echedemos wurden dieselben Männer entsandt. Man traf sich mit Publius Scipio, und durch seine Vermittlung erhielten sie vom Konsul einen Waffenstillstand für die Frist, um die sie baten. Appian, Syriake 23 (109): Πούπλιος δὲ Σκιπίων, ἀφικόμενος ἐς Αἰτωλίαν μετὰ τοῦ ὑπάτου 10 καὶ τὸν Μανίου στρατὸν παραλαβών, τὰς μὲν ἐν Αἰτωλίᾳ πολιορκίας ὑπερεῖδεν ὡς μικρὸν ἔργον καὶ τοῖς Αἰτωλοῖς δεομένοις ἐπέτρεψεν αὖθις ἐς Ῥώμην πρεσβεῦσαι περὶ σφῶν. Publius Scipio, als er zusammen mit dem Konsul nach Aitolien kam und das Heer des Manius [Glabrio] übernahm, verachtete die Belagerungen in Aitolien als eine bloße Trivialität und erlaubte den Aitolern auf ihre Bitte hin, Gesandte nach Rom in eigener Sache 15 zu schicken.
IV Erneute vergebliche Verhandlungen in Rom: 190 v. Chr. Livius xxxvii 49.4; 7–8: interrogati ab uno senatore, permitterentne arbitrium de se populo Romano, deinde ab altero, habiturine eosdem quos populus Romanus socios et hostis essent, nihil ad ea respondentes egredi templo iussi sunt … (7) senatus consultum in M’. Acilii sententiam, qui Antiochum Aetolosque devicerat, factum est, ut Aetoli eo die iuberentur proficisci ab urbe et intra quintum decimum diem Italia excedere. (8) A. Terentius Varro ad custodiendum iter eorum missus, denuntiatumque, si qua deinde legatio ex Aetolis, nisi permissu imperatoris, qui eam provinciam obtineret, et cum legato Romano venisset Romam, pro hostibus omnis futuros. Ita dimissi Aetoli. Sie [sc. die aitolischen Gesandten] wurden von einem Senator gefragt, ob sie dem römischen Volk die Verfügungsgewalt über sich überlassen, von einem anderen Senator, ob sie dieselben Freunde und Feinde wie das römische Volk haben wollten, und als sie auf diese Fragen keine Antwort gaben, wurden sie aufgefordert, den Tempel zu verlassen … (7) Ein senatus consultum wurde auf Antrag des Manius Acilius, der Antiochos und die Aitoler besiegt hatte, verabschiedet, dass die Aitoler aufgefordert würden, die Stadt sofort und Italien innerhalb von 15 Tagen zu verlassen. (8) Aulus Terentius Varro wurde mitgeschickt, um ihren Weg zu sichern, und es wurde mitgeteilt, dass, sollte künftig eine Gesandtschaft von den Aitolern ohne die Genehmigung des Generals, der jene Provinz innehabe, und ohne Begleitung durch einen römischen legatus nach Rom kommen, sie als Feinde behandelt würden. Mit diesem Ergebnis wurden die Aitoler verabschiedet.
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Vgl. Diodoros xxix 9: ἐν τῇ Ῥώμῃ πρὸ τῆς κατὰ τὸν Ἀντίοχον ἥττης εἰσαχθέντων εἰς τὴν σύγκλητον τῶν ἐξ Αἰτωλίας πρεσβευτῶν καὶ περὶ μὲν τῶν ἰδίων ἁμαρτημάτων 40 οὐδὲν διαλεχθέντων, αὐτὰ δὲ τὰ τοῖς Αἰτωλοῖς καλῶς πρὸς τοὺς Ῥωμαίους πραχθέντα
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διεξιόντων, ἀναστάς τις τῶν ἐκ τοῦ συνεδρίου τοὺς πρέσβεις ἠρώτησεν εἰ παραδιδόασιν ἑαυτοὺς Αἰτωλοὶ εἰς τὴν πίστιν τῶν Ῥωμαίων. ἀποσιωπησάντων δὲ τῶν πρέσβεων, ἡ σύγκλητος ὑπολαβοῦσα τοὺς Αἰτωλοὺς ἀντέχειν ταῖς κατὰ τὸν Ἀντίοχον ἐλπίσιν ἀπράκτους ἀπέστειλεν εἰς τὴν Ἑλλάδα. In Rom wurden schon vor der Niederlage des Antiochos Gesandte aus Aitolien in den 5 Senat geführt. Über ihre eigenen Verfehlungen sagten sie nichts, aber sie führten die Verdienste der Aitoler für die Römer an. Einer der Senatoren stand auf und fragte die Gesandten, ob die Aitoler sich an die Treue der Römer ergäben. Als die Gesandten schwiegen, nahm der Senat an, dass die Aitoler an ihren Hoffnungen auf Antiochos festhielten und 10 schickte sie unverrichteter Dinge nach Griechenland zurück. Zonaras ix 21: οἱ δ’ Αἰτωλοὶ πρέσβεις τὸ δεύτερον ὑπὲρ εἰρήνης ἐς τὴν Ῥώμην πέμψαντες αὐτοὶ αὖθις ἐνεωτέριζον. διὸ οἱ Ῥωμαῖοι τούς τε πρέσβεις εὐθὺς ἀπεπέμψαντο καὶ Μάρκῳ Φουλουίῳ τὴν Ἑλλάδα ἀνέθεντο. Die Aitoler, nachdem sie zum zweiten Mal Gesandte nach Rom wegen Friedensverhandlungen geschickt hatten, waren dabei, wieder den Aufstand zu erproben. Deswegen 15 schickten die Römer die Gesandten sofort wieder zurück und vertrauten Marcus Fulvius [Nobilior] Griechenland an.
V Der Durchbruch: Sommer 189 v. Chr. Livius xxxviii 8.1–3; 7–10: cum in hoc statu ad Ambraciam res esset, legati ab Aetolis Phaeneas et Damoteles cum liberis mandatis decreto gentis ad consulem venerunt. nam praetor eorum, cum alia parte Ambraciam oppugnari cerneret, (2) alia infestam oram navibus hostium esse, alia Amphilochos Dolopiam a Macedonibus vastari, nec Aetolos ad tria simul diversa bella occursantis sufficere, convocato concilio Aetoliae principes, quid agendum esset, consuluit. (3) omnium eo sententiae decurrererunt, ut pax, si posset, aequis, si minus, tolerandis condicionibus peteretur … (7) ad ea consul respondit magis saepe quam vere umquam Aetolos pacem petere. imitarentur Antiochum in petenda pace, quem in bellum traxissent; (8) non paucis urbibus eum, de quarum libertate certatum sit, sed omni Asia cis Taurum montem, opimo regno, excessisse. (9) Aetolos nisi inermes de pace agentes non auditurum se; (10) arma illis prius equosque omnis tradendos esse, deinde mille talentum argenti populo Romano dandum, cuius summae dimidium praesens numeretur, si pacem habere vellent. ad ea adiecturum etiam in foedus esse, ut eosdem quos populus Romanus amicos atque hostis habeant. Als die Lage in Ambrakia so stand, kamen von den Aitolern gemäß einem Beschluss des Volkes Phaineas und Damoteles als bevollmächtigte Verhandlungsführer zum Konsul. Ihr strategos nämlich hatte erkannt, als er die Lage betrachtete – auf der einen Seite die Belagerung von Ambrakia, (2) auf der anderen die Besetzung der Küste durch feindliche Schiffe, hinzu noch die Verwüstung von Amphilochia und Dolopia durch die Makedonen –, dass die Aitoler nicht ausreichend Kräfte besaßen, um gleichzeitig drei unterschiedliche Kriege zu führen. Er berief eine Sitzung des Staatsrates ein und konsultierte die führenden Aitoler über das weitere Vorgehen. (3) Alle Meinungen liefen darauf hinaus, dass Frie-
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den, wenn möglich, zu gerechten Bedingungen gesucht werden solle, und wenn das nicht zu erreichen sei, dann zumindest auf Grund erträglicher Bedingungen … (7) Der Konsul anwortetete, die Aitoler würden Frieden eher oft als wahrhaftig suchen. Sie sollten Antiochos, den sie in den Krieg hineingezogen hätten, hinsichtlich dem Streben nach Frieden nachahmen; (8) er habe nämlich nicht 5 bloß ein paar Städte, um deren Freiheit gestritten wurde, aufgegeben, sondern ganz Asia dieseits des Tauros, einen äußerst einträglichen Reichsteil. (9) Er selbst werde den Aitolern sowieso nicht zuhören, es sei denn, sie verhandelten ohne Waffen um den Frieden; (10) ihre Waffen und alle Pferde seien also als Erste auszuliefern, dann seien tausend Talente Silber dem römischen Volk zu zahlen, von 10 welcher Summe die Hälfte sofort ausgezahlt werden müsste, wenn sie Frieden haben wollten. Hinzu sei dann in den Vertrag die Klausel aufzunehmen, dass sie dieselben Freunde und Feinde wie das römische Volk haben sollten. VI Endgültige Verhandlungen und Friedensbedingungen: 189 v. Chr. 1. Polybios xxi 30.1–5: ὁ δὲ Μάρκος συγκατέθετο τοῖς Αἰτωλοῖς ἐπὶ τούτῳ ποιήσασθαι τὰς διαλύσεις, (2) ὥστε διακόσια μὲν Εὐβοϊκὰ τάλαντα παραχρῆμα λαβεῖν, τριακόσια δ’ ἐν ἔτεσιν ἕξ, πεντήκοντα καθ’ ἕκαστον ἔτος· (3) ἀποκατασταθῆναι δὲ καὶ τοὺς αὐτομόλους Ῥωμαίοις ἅπαντας τοὺς παρ’ αὐτοῖς ὄντας ἐν ἓξ μησὶ χωρὶς λύτρων· (4) πόλιν δὲ μηδεμίαν ἔχειν ἐν τῇ συμπολιτείᾳ μηδὲ μετὰ ταῦτα προσλαβέσθαι τούτων, ὅσαι μετὰ τὴν Λευκίου Κορνηλίου διάβασιν ἑάλωσαν ὑπὸ Ῥωμαίων ἢ φιλίαν ἐποιήσαντο πρὸς Ῥωμαίους· (5) Κεφαλληνίους δὲ πάντας ἐκσπόνδους εἶναι τούτων τῶν συνθηκῶν. Marcus [Fulvius Nobilior] vereinbarte mit den Aitolern den Frieden unter folgenden Bedingungen: (2) Die Römer sollten sofort zweihundert euboiische Talente erhalten sowie dreihundert innerhalb von sechs Jahren, fünfzig jedes Jahr; (3) die Kriegsgefangenen und alle Überläufer, die sie in ihrer Gewalt hätten, seien innerhalb von sechs Monaten ohne Lösegeld an die Römer auszuliefern; (4) die Aitoler dürften keine Stadt in ihrem Bund behalten und auch keine in der Zukunft aufnehmen, die nach der Überfahrt von Lucius Cornelius [Scipio] nach Griechenland von den Römern eingenommen worden war oder die Freundschaft mit ihnen geschlossen hatte; alle Kephallenier seien von diesem Vertrag ausgeschlossen.
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Vgl. Livius xxxviii 9.9–10: dein : quingenta Euboica ut darent talenta, ex quibus ducenta praesentia, trecenta per annos sex pensionibus aequis; captivos perfugasque redderent Romanis; (10) urbem ne quam formulae sui iuris facerent, quae 35 post id tempus, quo T. Quinctius traiecisset in Graeciam, aut vi capta ab Romanis esset aut voluntate in amicitiam venisset; Cephallenia insula ut extra ius foederis esset. Daraufhin wurden den Aitolern die Friedensbedingungen diktiert: Sie sollten 500 euboiische Talente zahlen, davon 200 sofort, 300 über sechs Jahre in gleichen Jahresraten; sie sollten den Römern Kriegsgefangene und Überläufer ausliefern; (10) keine Stadt sollten 40 sie in ihre staatliche Rechtsform aufnehmen, welche, nachdem T. Quinctius [Flamininus]
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nach Griechenland übergesetzt hatte, entweder von den Römern mit Gewalt eingenommen worden oder freiwillig in ihre Freundschaft eingetreten war; die Insel Kephallenia sei außerhalb des Rechtsrahmens des Vertrags.
2. Polybios xxi 30.13; 15–16: ἐκεῖ δὲ συμμιξάντων αὐτῷ τῶν περὶ τὸν Δαμοτέλην καὶ διασαφούντων ὅτι δέδοκται τοῖς Αἰτωλοῖς βεβαιοῦν τὰς δι’ ἑαυτῶν γεγενη- 5 μένας ὁμολογίας, διεχωρίσθησαν, Αἰτωλοὶ μὲν εἰς τὴν οἰκείαν, Μάρκος δ’ εἰς τὴν Ἀμβρακίαν … (15) οἱ δ’ Αἰτωλοὶ προχειρισάμενοι Φαινέαν καὶ Νίκανδρον πρεσβευτὰς ἐξέπεμψαν εἰς τὴν Ῥώμην περὶ τῆς εἰρήνης· (16) ἁπλῶς γὰρ οὐδὲν ἦν κύριον τῶν προειρημένων, εἰ μὴ καὶ τῷ δήμῳ δόξαι τῷ τῶν Ῥωμαίων. Dort [bei Argos Amphilochikon] trafen sich die Unterhändler unter der Füh- 10 rung von Damoteles mit ihm [sc. Fulvius Nobilior] und teilten mit, dass die Aitoler beschlossen hätten, die Friedensbedingungen, die er vereinbart hatte, zu akzeptieren; daraufhin gingen sie auseinander, die Aitoler nach Hause, Marcus [Fulvius] nach Ambrakia … (15) Die Aitoler wählten Phaineas und Nikandros als Gesandte nach Rom wegen des Friedens, (16) denn gar nichts von den Verein- 15 barungen hätte Gültigkeit, wenn es nicht auch vom römischen Volk beschlossen worden wäre. Vgl. Livius xxxviii 10.1–2: eo tandem legati Aetoli mirante consule, quod morarentur, venerunt. (2) inde, postquam approbasse pacem concilium Aetolorum accepit, iussis proficisci Romam ad senatum permissoque, ut et Rhodii et Athenienses deprecatores irent, dato, 20 qui simul cum iis proficisceretur, C. Valerio fratre ipse in Cephalleniam traiecit. Dorthin kamen endlich die aitolischen Unterhändler, wobei der Konsul sich über die Verzögerung wunderte. (2) Als er dann erfuhr, dass der Staatsrat der Aitoler die Friedensbedingungen gutgeheißen hatte, wurden sie aufgefordert, nach Rom zum Senat zu fahren. Er stimmte auch zu, dass Rhodier und Athener als Fürsprecher mitfuhren, und bestimmte 25 seinen Bruder C. Valerius, um sie zu begleiten. Es selbst setzte nach Kephallenia über.
3. Polybios xxi 32: δόξαντος δὲ τῷ συνεδρίῳ, καὶ τοῦ δήμου συνεπιψηφίσαντος, ἐκυρώθη τὰ κατὰ τὰς διαλύσεις. τὰ δὲ κατὰ μέρος ἦν τῶν συνθηκῶν ταῦτα. (2) ὁ δῆμος ὁ τῶν Αἰτωλῶν τὴν ἀρχὴν καὶ τὴν δυναστείαν τοῦ δήμου τῶν Ῥωμαίων … (3) μὴ διιέτω διὰ τῆς χώρας καὶ τῶν πόλεων ἐπὶ Ῥωμαίους ἢ 30 τοὺς συμμάχους καὶ φίλους αὐτῶν, μηδὲ χορηγείτω μηδὲν δημοσίᾳ βουλῇ. (4) … καὶ ἐὰν πολεμῶσιν πρός τινας Ῥωμαῖοι, πολεμείτω πρὸς αὐτοὺς ὁ δῆμος ὁ τῶν Αἰτωλῶν. (5) τοὺς δὲ δραπέτας, τοὺς αἰχμαλώτους πάντας τοὺς Ῥωμαίων καὶ τῶν συμμάχων ἀποδότωσαν Αἰτωλοί, (6) χωρὶς τῶν ὅσοι κατὰ πόλεμον ἁλόντες εἰς τὴν ἰδίαν ἀπῆλθον καὶ πάλιν ἑάλωσαν, καὶ χωρὶς 35 τῶν ὅσοι πολέμιοι Ῥωμαίων ἐγένοντο, καθ’ ὃν καιρὸν Αἰτωλοὶ μετὰ Ῥωμαίων συνεπολέμουν, ἡμέραις ἑκατὸν ἀφ’ ἧς ἂν τὰ ὅρκια τελεσθῇ, τῷ ἄρχοντι τῷ ἐν Κερκύρᾳ· (7) ἐὰν δὲ μὴ εὑρεθῶσίν τινες ἐν τῷ χρόνῳ τούτῳ, ὅταν ἐμφανεῖς γένωνται, τότε ἀποδότωσαν χωρὶς δόλου· καὶ τούτοις μετὰ ὅρκια μὴ ἔστω ἐπάνοδος εἰς τὴν Αἰτωλίαν. (8) δότωσαν δὲ Αἰτωλοὶ ἀργυρίου μὴ χείρονος 40
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Ἀττικοῦ παραχρῆμα μὲν τάλαντα Εὐβοϊκὰ διακόσια τῷ στρατηγῷ τῷ ἐν τῇ Ἑλλάδι, ἀντὶ τρίτου μέρους τοῦ ἀργυρίου χρυσίον, ἐὰν βούλωνται, διδόντες, τῶν δέκα μνῶν ἀργυρίου χρυσίου μνᾶν διδόντες, (9) ἀφ’ ἧς ἂν ἡμέρας τὰ ὅρκια τμηθῇ ἐν ἔτεσι τοῖς πρώτοις ἓξ κατὰ ἔτος ἕκαστον τάλαντα πεντήκοντα· καὶ τὰ χρήματα καθιστάτωσαν ἐν Ῥώμῃ. (10) δότωσαν Αἰτωλοὶ ὁμήρους τῷ στρατηγῷ τετταράκοντα, μὴ νεωτέρους ἐτῶν δώδεκα μηδὲ πρεσβυτέρους τετταράκοντα, εἰς ἔτη ἕξ, οὓς ἂν Ῥωμαῖοι προκρίνωσιν, χωρὶς στρατηγοῦ καὶ ἱππάρχου καὶ δημοσίου γραμματέως καὶ τῶν ὡμηρευκότων ἐν Ῥώμῃ. καὶ τὰ ὅμηρα καθιστάτωσαν εἰς Ῥώμην· (11) ἐὰν δέ τις ἀποθάνῃ τῶν ὁμήρων, ἄλλον ἀντικαθιστάτωσαν. (12) περὶ δὲ Κεφαλληνίας μὴ ἔστω ἐν ταῖς συνθήκαις. (13) ὅσαι χῶραι καὶ πόλεις καὶ ἄνδρες, οἷς οὗτοι ἐχρῶντο, ἐπὶ Λευκίου Κοϊντίου καὶ Γναΐου Δομετίου στρατηγῶν ἢ ὕστερον ἑάλωσαν ἢ εἰς φιλίαν ἦλθον Ῥωμαίοις, τούτων τῶν πόλεων καὶ τῶν ἐν ταύταις μηδένα προσλαβέτωσαν Αἰτωλοί. (14) ἡ δὲ πόλις καὶ ἡ χώρα ἡ τῶν Οἰνιαδῶν Ἀκαρνάνων ἔστω. (15) τμηθέντων δὲ τῶν ὁρκίων ἐπὶ τούτοις συνετετέλεστο τὰ τῆς εἰρήνης. καὶ τὰ μὲν κατὰ τοὺς Αἰτωλοὺς καὶ καθόλου τοὺς Ἕλληνας τοιαύτην ἔσχε τὴν ἐπιγραφήν. Der Senat verabschiedete ein senatus consultum und das Volk stimmte zu, und die Friedensbedingungen wurden bestätigt. Die Detailbestimmungen des Vertrags waren folgende: (2) [a] Das Volk der Aitoler wird den Machtbereich und die Herrschaft des römischen Volkes … [vgl. Livius xxxviii 11.2, unten] (3) [b] Sie werden nicht zulassen, dass Feinde durch ihr Land und ihre Städte ziehen gegen die Römer sowie ihre Bundesgenossen und Freunde, und sie werden sie nicht mit öffentlicher Zustimmung versorgen. (4) [c] Wenn die Römer gegen wen auch immer Krieg führen sollten, wird das Volk der Aitoler auch gegen sie Krieg führen. (5) [d] Die Aitoler werden alle Überläufer, Flüchtlinge und Kriegsgefangene der Römer und ihrer Bundesgenossen ausliefern (6) mit der Ausnahme derjenigen, die einmal im Krieg gefangen wurden, nach Hause gingen und dann wieder gefangengenommen wurden, und mit der Ausnahme derjenigen, die während der Zeit, als die Aitoler mit den Römern gemeinsam Krieg führten, Feinde der Römer waren; alle sind innerhalb von hundert Tagen nach dem Schwur der Eide an den zuständigen Amtsträger in Kerkyra auszuliefern; (7) wenn aber einige innerhalb dieser Frist nicht gefunden werden, sind sie, wann auch immer sie gefunden werden, ohne Betrug auszuliefern; diese Leute dürfen nach dem Schwur der Eide nicht nach Aitolien zurückgehen. (8) [e] Die Aitoler werden in Silber, das nicht schlechter als attisch sein darf, sofort 200 euboiische Talente an den General in Griechenland zahlen; ein Drittel der Summe dürfen sie in Gold zahlen, wenn sie wollen, mit der Umrechnung eine Mna Gold gleicht zehn Mnai Silber; (9) während der ersten sechs Jahre nach dem Tag, an dem die Eide geschworen werden, sind jedes Jahr 50 Talente zu bezahlen, die Gelder in Rom einzuzahlen.
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(10) [f] Die Aitoler werden dem General vierzig von den Römern ausgewählte Geiseln stellen, die nicht jünger als zwölf und nicht älter als vierzig sein dürfen, um für sechs Jahre zu dienen; ausgeschlossen sind der strategos, der Kavalleriekommandant (hipparchos), der Amtsschreiber sowie diejenigen, die schon in Rom als Geiseln gedient haben. Die Geiseln werden in Rom übergeben; (11) sollte 5 einer von ihnen sterben, werden sie einen anderen als Ersatz stellen. (12) [g] Kephallenia wird aus dem Vertrag ausgeschlossen. (13) [h] Territorien, Städte und Männer, die früher den Aitolern gehörten, aber während des Konsulats des Lucius Quinctius [Flamininus] und Gnaeus Domitius [Ahenobarbus] oder später von den Römern eingenommen wurden oder in ihre 10 Freundschaft eintraten, von diesen Städten sowie deren Bevölkerung dürfen die Aitoler keine aufnehmen. (14) [i] Die Stadt und das Territorium von Oiniadai gehören den Akarnanen. (15) Nachdem die Eide geschworen waren, wurden die Friedensbedingungen in Kraft gesetzt. Solcher Art war das Schriftstück, das die Angelegenheiten der 15 Aitoler und überhaupt der Griechen zum Abschluss führte. Vgl. Livius xxxviii 11.1–9: diu iactati Aetoli tandem, ut condiciones pacis convenirent, effecerunt. fuerunt autem hae: (2) «imperium maiestatemque populi Romani gens Aetolorum conservato sine dolo malo; ne quem exercitum, qui adversus socios amicosque eorum ducetur, per fines suos transire sinito, neve ulla ope iuvato; (3) hostis eosdem habeto quos populus Romanus, armaque in eos ferto, bellumque pariter gerito; (4) perfugas fugitivos captivos reddito Romanis sociisque, praeterquam si qui capti, cum domos redissent, iterum capti sunt, aut si qui eo tempore ex iis capti sunt, qui tum hostes erant Romanis, cum intra praesidia Romana Aetoli essent; (5) aliorum qui comparebunt intra dies centum Corcyraeorum magistratibus sine dolo malo tradantur; qui non comparebunt, quando quisque eorum primum inventus erit, reddatur; (6) obsides quadraginta arbitratu consulis Romanis dato ne minores duodecim annorum neu maiores quadraginta, (7) obses ne esto praetor, praefectus equitum, scriba publicus, neu quis, qui ante obses fuit apud Romanos; Cephallania extra pacis leges esto.» (8) de pecuniae summa, quam penderent, pensionibusque eius nihil ex eo, quod cum consule convenerat mutatum; pro argento si aurum dare mallent, darent, convenit, dum pro argenteis decem aureus unus valeret. (9) «quae urbes, qui agri, qui homines Aetolorum iuris aliquando fuerunt, qui eorum T. Quinctio Cn. Domitio consulibus postve eos consules aut armis subacti aut voluntate in dicionem populi Romani venerunt, ne quem eorum Aetoli recepisse velint; Oeniadae cum urbe agrisque Acarnanum sunto.» his legibus foedus ictum cum Aetolis est. Nach langem Hin und Her erreichten die Aitoler endlich, dass Friedensbedingungen vereinbart wurden. Sie lauteten folgendermaßen: (2) [a] Das Volk der Aitoler wird die Befehlsgewalt und die Hoheit des römischen Volkes ohne böse Absicht achten. [b] Es wird nicht zulassen, dass irgendein Heer, das gegen ihre Bundesgenossen und Freunde herangeführt wird, durch ihre Länder zieht, und es mit keiner Hilfe unterstützen. (3) [c] Es wird dieselben Feinde haben wie das römische Volk, es wird Waffen gegen sie führen und es wird ebenso Krieg führen. (4) [d] Überläufer, Flüchtlinge und Kriegsgefangene wird es den Römern und ihren Bundesgenossen abliefern mit der Ausnahme derjenigen, die nach einer Gefangennahme
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nach Hause zurückgekehrt waren und dann wieder gefangengenommen wurden, oder – falls es solche gibt – diejenigen, die schon damals Feinde der Römer waren, als die Aitoler innerhalb der römischen Schutztruppe waren. (5) Von denen wären jene, derer man innerhalb von 100 Tagen habhaft sei, ohne Betrug an die Amtsträger der Kerkyraier auszuliefern; von denjenigen, derer man nicht habhaft sei, sollte jeder, sobald er gefunden sei, übergeben werden. (6) [f] Es soll den Römern vierzig Geiseln nach Auswahl des Konsuls stellen, die nicht jünger als zwölf und nicht älter als vierzig sein dürfen; (7) keine Geisel darf strategos, Kavalleriekommandant, öffentlicher Schreiber oder jemand sein, der schon früher als Geisel bei den Römern diente. [g] Kephallenia soll außerhalb der Bestimmungen des Friedensvertrags sein. (8) [e] Über die Geldsumme, die sie zu zahlen hatten, sowie über die Ratenzahlungen wurde gegenüber dem, was mit dem Konsul vereinbart worden war, nichts geändert; es wurde vereinbart, dass, wenn sie statt Silber Gold zahlen wollten, sie das dürften, wobei für zehn Silberstücke ein Goldstück galt. (9) [h] Im Hinblick auf Städte, Länder und Männer, die einmal dem aitolischen Bund angehört hatten, die aber im Konsulat von T. Quinctius [Flamininus] und Cn. Domitius [Ahenobarbus] und danach entweder durch gewaltsame Unterwerfung oder freiwillig unter die Herrschaft des römischen Volkes kamen, dürften die Aitoler keine von ihnen zurückzuerhalten versuchen. [i] Oineadai samt Stadt und Territorium sollte den Akarnanen gehören. Unter diesen Bedingungen wurde der Vertrag mit den Aitolern abgeschlossen.
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Zonaras ix 21: ὁμολογησάντων δ’ αὐτῶν καὶ οἱ Αἰτωλοὶ μετεβάλοντο· καὶ διεπράξαντο ἀνοχήν, εἶτα καὶ εἰρήνην παρὰ τοῦ δήμου, πολλὰ μὲν χρήματα, πολλοὺς δὲ καὶ ὁμήρους 25 δόντες. Als sie die Vereinbarung trafen, änderten auch die Aitoler ihre Meinung. Sie verabredeten einen Waffenstillstand, dann erhielten sie vom römischen Volk Frieden, wobei sie viel Geld zahlten und viele Geiseln stellten.
Lit.: Walbank, HCP III ad locc.; Briscoe, Commentary ad locc.; Ferrary, Traités et domination 226–229; Dreyer, Nobilitätsherrschaft 180–198; A. Giovannini, Réha- 30 biliter Tite-Live: la clause de majesté dans le traité de 189 entre Rome et les Étoliens, Cahiers Glotz 19 (2008), 27–33. I Phaineas, der aitolische strategos für 192/191, bemühte sich nach der Niederlage Antiochos’ III. bei Thermopylai etwa im April 191 sowie unter dem Eindruck der fortdauernden römischen Angriffe auf aitolische Städte in der Nähe – insbe- 35 sondere Herakleia in Trachis und Lamia – um Frieden mit den Römern, obwohl gleichzeitig Thoas, Nikandros und andere als Boten zu Antiochos in Ephesos entsandt worden waren (Liv. xxxvi 26.1–6). Zum ersten Mal begegneten die Aitoler der römischen Auffassung der deditio in fidem als bedingungslose Kapitulation, wobei die zuerst von Glabrio genannten Bedingungen (oben 1, Polyb. xx 10.4–5) 40 keinesfalls als endgültig betrachtet werden konnten. Die berühmte Szene, in der Glabrio durch Anlegen von Sklavenketten an die aitolischen Verhandlungsführer auf drastische Weise zu demonstrieren versuchte, was deditio bedeutete bzw.
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bedeuten könnte (Polyb. xx 10.6–10), führte zum Abbruch der Verhandlungen. Die aitolische Volksversammlung stimmte den Verhandlungsergebnissen offenbar nicht zu und der Krieg wurde fortgesetzt. Livius’ Bericht folgt Polybios’ etwas verkürzt, aber ohne Zusatz aus einer anderen Quelle. II Die erneute Initiative zum Frieden ging von Flamininus aus, der während der 5 Belagerung von Naupaktos mit Phaineas und anderen Aitolern Gespräche führte und weitere Verhandlungen empfahl. Livius (oben 1) scheint den Inhalt einer verlorenen Polybiosstelle wiederzugeben. Der kurze Bericht über die anschließenden Verhandlungen in Rom während des folgenden Winters (oben 2) konkretisiert zwar die römischen Forderungen, belegt aber auch das Scheitern von 10 der aitolischen Seite auf Grund der Unwägbarkeit der ersten Alternative («sie gäben die Verfügungsgewalt über alle ihre Angelegenheiten auf» [διδόναι τὴν ἐπιτροπὴν περὶ πάντων τῶν καθ’ αὑτούς]), die der Senat nicht gleich präzisieren wollte. Livius (oben 3) scheint einen vollständigeren Polybiostext als das erhaltene Fragment besessen zu haben, denn er erwähnt den Beistand von Flamininus 15 sowie die Ausweisung der Aitoler aus der Stadt und aus Italien, die im Polybiosfragment fehlen. Diodor und Zonaras folgen derselben Tradition, die sie jeweils selbst verkürzt haben. III Eine Wende zeichnete sich ab, als der Konsul L. Scipio mit P. Scipio als legatus etwa im April 190 Griechenland erreichte und den Hardliner Glabrio ablöste. Die 20 Scipionen hatten andere Prioritäten als den mühsamen aitolischen Krieg fortzusetzen und willigen bald in den aitolischen Wunsch nach einem erneuten Waffenstillstand ein, um weitere Verhandlungen in Rom zu ermöglichen, obwohl sie selbst keine besseren Bedingungen in Aussicht stellen konnten, als diejenigen, die der Senat im Winter zuvor entworfen hatte (Polyb. xxi 4.13). Besonders hilfreich 25 scheint bei den Verhandlungen die Vermittlertätigkeit der athenischen Delegation unter Echedemos gewesen zu sein, die bei Polybios eine entscheidende Rolle spielt. Livius folgt Polybios. IV Die Anwesenheit des Glabrio im Senat, als die aitolische Delegation erneut um Frieden nachsuchte, führte wieder zum Scheitern der Verhandlungen, denn 30 dessen Äußerungen boten dem Senat keinen Anlass, die Haltung des Vorjahres zu ändern, und die aitolische Delegation war nicht befugt, den Bedingungen zuzustimmen. Livius (xxxvii 49.4; 7–8, oben iv) folgt einem verlorenen Passus des Polybios, dessen Angaben von Diodor selbstständig verkürzt worden sind. V Die kritischen Faktoren, die endlich zu ernsthaften Friedensbemühungen 35 führten, waren die endgültige Niederlage des Antiochos III. bei Magnesia am Ende des Jahres 190 sowie die Fortsetzung des aitolischen Krieges unter der Führung des Konsuls von 189, M. Fulvius Nobilior, der nunmehr Ambrakia bela-
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gerte. Während der Belagerung beauftragten die Aitoler ihre Verhandlungsführer Phaineas und Damoteles, Frieden unter allen Umständen zu erlangen, wobei sie zunächst nichts Günstigeres erreichten als die Gesandten in Rom im vorangegangenen Jahr. Livius folgt dem verlorenen Bericht des Polybios. VI Erst nach der Kapitulation von Ambrakia wurden die Verhandlungen konkreter und verliefen für die Aitoler etwas günstiger. Jetzt wagten es der Konsul und sein consilium, die vom Senat unter dem Einfluss des Glabrio festgehaltene Härte etwas aufzuweichen – bedeutender Fürsprecher für die Aitoler war der Halbbruder mütterlicherseits des Konsuls, C. Valerius, dessen Vater M. Valerius Laevinus den ersten Bündnisvertrag mit den Aitolern 212/211 ausgehandelt hatte (Liv. xxxviii 9.8). Das Entgegenkommen bezog sich vor allem auf die Halbierung der Reparationszahlungen (oben 1). Die Aitoler akzeptierten die vorläufigen Bedingungen und schickten den erfahrenen Phaineas, diesmal zusammen mit Nikandros, nach Rom in der Hoffnung, bei der detaillierten Ausgestaltung des endgültigen Friedensvertrages keine erneuten Verschlechterungen hinnehmen zu müssen (oben 2). Daraufhin wurde der Vertragstext aufgesetzt und von den römischen comitia angenommen. Im Hinblick auf den in Rom verabschiedeten Vertragstext (oben 3) dürfte Polybios Zugang zum römischen Original gehabt haben. Livius hatte das nicht und übersetzt Polybios’ griechische Übersetzung zurück ins Lateinische, was eine gewisse Unsicherheit hinsichtlich der von ihm verwendeten termini technici verursacht (so Walbank, a. a. O. 131 f.; anders Giovannini, a. a. O., der für die Priorität des Liviustextes plädiert, vgl. unten zu [a]). Ansonsten sind einige inhaltliche Parallelen zum zeitlich nahen Vertrag mit Antiochos III. (626) nicht zu übersehen, wenn auch zugleich Detailbestimmungen mutatis mutandis variieren (vgl. Klauseln [b], [d], [e], [f] mit 626 [a], [i], [s], [u]).
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Zu den einzelnen Klauseln: [a] Leider ist der Polybiostext (oben VI 3, 32.2) unvollständig überliefert, sodass nicht mehr festzustellen ist, welche griechischen Begriffe Livius (oben VI 3, 11.2) übersetzte. Wenn Livius’ Wortwahl dem üblichen Vertragstext des frühen 2. Jahr- 30 hunderts entspräche, dann wäre die Stelle der früheste Beleg für die Verpflichtung eines fremden Staates, die maiestas des römischen Volkes aufrechtzuerhalten. Nicht ganz auszuschließen ist jedoch, dass Livius bei seiner Übersetzung die zeitgenössische Terminologie der späten Republik und nicht des 2. Jhs. verwendet. In diesem Fall läge der erste bekannte Versuch vor, die inhaltliche Aussage der spä- 35 teren Standardformulierung in Worte zu fassen. Vgl. Ferrary, a. a. O. [b] Ein frühes Beispiel: StV II Nr. 192, Z. 18–20 (Thuk. v 47.5); auch 626 (Antiochos III.). [c] Polybios’ Text (oben VI 3, 32.4) weist eine Lücke auf, deren ursprünglichen Inhalt Livius (oben VI 3, 11.3) mit hostis eosdem habeto quos populus Roma- 40
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nus wiedergibt, was dem ganzen Verlauf der Vorverhandlungen (oben II 2, 3, III [4.13], IV, V) entspricht und demnach auch in der Textlücke bei Polybios gestanden haben dürfte. Die Klausel ist häufig belegt (vgl. StV II, III, IV Register s. v. φίλος). [d] Polybios’ Text muss wieder sinngemäß nach Livius ergänzt werden. Die Klausel ist in römischen Verträgen häufig belegt: z. B. StV III Nrr. 479, 488, 493; hier 626. Der archon auf Kerkyra, ob Römer oder Kerkyraier, ist nicht weiter bestimmbar: Es handelt sich eher um einen römischen Amtsträger, etwa einen Flottenpräfekten – warum sollen Kerkyraier römische Gefangene u.s.w. erhalten? –, aber Livius wählt die kerkyraiischen Magistrate. [e] Vgl. 626 [s]. [f] Warum die Zahl der Geiseln und ihr Alter von denen im zeitgenössischen Antiochosvertrag (626 [v]) abweichen, ist nicht zu ermitteln. Möglicherweise wurde die dezentrale Struktur des aitolischen Bundes mitberücksichtigt, sodass die Mehrheit der Poleis auch jeweils als einzelne Gemeinden getroffen werden sollte, um die Effektivität der Maßnahme zu erhöhen. Das niedrigere Mindestalter der Geiseln legt nahe, an bekannte Kinder der führenden Politiker zu denken. [g] Die Klausel entspricht dem Vorvertrag (oben VI 1). Kephallenia sollte den Aitolern künftig nicht zur Verfügung stehen. [h] Gegenüber dem Vorvertrag (oben VI 1), in dem als Zeitpunkt die Ankunft der Scipionen (ca. April 190) genannt wurde, ist es hier der Ausbruch des Krieges im Konsulat von L. Quinctius Flamininus (Livius ad loc. schreibt versehentlich T. Quinctio) und Cn. Domitius Ahenobarbus im J. 192. Dies hatte u. a. zur Folge, dass Lamia und Herakleia nicht mehr aitolisch waren. [i] Oiniadai, das seit dem 4. Jh. von den Aitolern begehrt und immer wieder okkupiert wurde und seit 211 wieder kontinuierlich aitolisch war (Polyb. ix 39.2; Liv. xxvi 24.15), gehört fortan den römischen Freunden, den Akarnanen.
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A. Zwei Antenblöcke aus Kalkstein, die Inschrift auf der Stirnseite. a) b. 0,59 m, h. 0,43 m, d. 0,74 m; b) b. 0,59 m, h. 0,44 m, d. 0,74 m. Buchstaben 0,05 m. Fundort: Kibyra (Gölhisar). Ed.: a) Meier, Kibyra Nr. 1.1.2, 14–15; b) IK Kibyra 1 (mit Photo eines Abklatsches); 35 OGIS 762; Canali de Rossi, Ambascerie Nr. 301; Meier, a. a. O. Nr. 1.1.2, 15. Üb.: a) Meier, a. a. O. 21 ff.; b) HGIÜ III 477.
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a)
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ἐπὶ στρατηγῶν ὑπ[άτων Σπου]ρίου Ποστομ[ίο]υ Αὔλλου υἱοῦ Κοίνκτου Μ[ουκίου Κοί]νκτου υἱοῦ, κατὰ πόλιν δὲ στρατηγοῦ Μαάρκου Φουρίου Γαίου υἱοῦ, μηνὸς Δεκεμβρίου· ἐν δὲ Κιβύραι ἔτους ἑπτὰ καὶ δεκάτου, ἱεροῦ Γορπιαίου· πρεσβευσάντων Μοαγέτου Ιαγοου τοῦ Οργλου καὶ Παπου Τροκονδα τοῦ Ολουσιος καὶ Μοαγέτου Ογωλιος τοῦ Μοου καὶ Τληπολέμου Μίκου τοῦ Μοξισφου ἀνδρῶν καλῶν τε καὶ ἀγαθῶν καὶ ἀξίων τῆς ἑαυτῶν πατρίδος ἀνενεώσαντο τὴν προγεγενημένην πρὸς ἀλήλους φιλίαν τε καὶ συμμαχίαν ἐπὶ στρατηγῶν ὑπάτων Μαάρκου Ὀαλερίου Μαάρκου υἱοῦ Γαίου Λειβίου Μαάρκου υἱοῦ· καὶ ἔστωσαν αὗται αἱ συνθήκαι τῶι τε δήμωι τῶν Ῥωμαίων καὶ δήμωι Κιβυρατῶν· συμμαχία καὶ φιλία καλὴ ἔστω κατὰ γὴν καὶ κατὰ θάλασσαν εἰς τὸν ἅ[παν]τα χρόνον· πόλεμος δὲ μὴ ἔστω· ὁ [δῆμος ὁ Κιβυρατῶ]ν τοὺς πολεμίο[υς κ]αὶ ὑπεναντίους τ[οῦ δήμου τ]ῶν Ῥωμαίων διὰ [τῆς ἰδ]ίας χώρας καὶ ἧ[ς ἂν αὐτὸς ἐπάρχηι μὴ δ]ιιέ[τω] ‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒ [‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ἐξῆι τῶι δή][μ]ωι τῶι [Ῥ]ωμα[ί]ω[ν] π[οι]εῖν. [ἐ]ὰν δέ [τ]ις πρότερος πόλεμον ἐπιφέρηι τῶι δήμωι τῶι Ῥωμαίων ἢ τὰς συνθήκας παραβῇ, τότε ὁ δῆμος ὁ τῶν Κιβυρατῶν τῶ[ι] δήμωι τῶι Ῥωμαίων βοηθείτω κατὰ τὸ εὔκαιρον, vac. ὃ [ἂ]ν ἐκ τῶν συνθηκῶν καὶ ὅρκων ἐξῆι Κιβυρατῶν τῶι δήμωι ποιεῖν. καὶ ἐάν τι πρὸς ταύτας τὰς συνθήκας ὁ δῆμος ὁ Ῥωμαίων καὶ ὁ δῆμος ὁ Κιβυρατῶν κοινῆι βουλῆι προσθεῖναι ἢ ἐξελεῖν βούλωνται, κοινῆι βουλῆι δημοσίαι ἑκατέρων θελόντων ἐξ vac. έστω. ἃ δ[ὲ] ἂν προστιθῶσιν ἐν ταῖς vac. συνθήκαις, ἐνέστ[ω] ἐν ταῖς συνθήκαις, ἃ δὲ ἂν ἀφέλ[ω]σιν τῶν συνθ[η]κῶν, ἐκτὸς ἔστω. ταύτας δὲ τὰς συνθήκας εἰς χ[άλ]κωμα ἀναγραψάτωσαν καὶ ἀναθέτωσαν ἐμ μ[ὲν] Ῥώμηι ἐν τῶι ἱερῶι τοῦ Διὸς τοῦ Καπετωλίου, ἐν δὲ [Κιβύραι] ἐπὶ τῆς βάσεως τῆς Ῥώμης, ἣν ἐψηφίσαντο χρυσ[ῆν].
b1. [μ]έ[ν]ειν Dittenberger, ἔ[χ]ειν Heberdey.
B. Fünf Blöcke aus Marmor, wohl von der Basis der Roma. (b) Rechteckiger Block aus hellem Marmor mit grob abgearbeitetem Profil oben (9 cm) an der Schau-
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seite (b. 0,88 m; h. 0,25 m; d. 0,94 m). Auf der Schauseite zwei Kolumnen (b, 0,44/0,38 m) mit vier Zeilen griechischer Inschrift (Buchstaben 0,02–0,022 m) etwa zur Hälfte erhalten; Kolumnenabstand 0,09 m. Standspuren auf der grob geglätteten Oberseite. (c) Deckplatte rechts: Flach-rechteckiger Block aus hellem Marmor mit grob abgearbeitetem Profil (h. 0,10–0,11 m) oben an der Schauseite 5 (b. 0,86 m; h. 0,24 m; d. 0,93 m). Auf der Schauseite eine Kolumne mit vier Zeilen griechischer Inschrift links zur Hälfte erhalten (b. 0,41–0,42 m). (d) Mit 17 Zeilen griechischer Inschrift (Buchstaben 0,022 m) versehener Orthostat aus rötlich geädertem Marmor (b. 0,855 m; h. 0,61–0,62 m; d. 0,29 m). (e) Fußplatte Mitte links: Rechteckiger, gedrungener Block aus hellem Marmor mit grob abgearbei- 10 tetem Profil (h. 0,13 m) unten (b. 0,83 m; h. 0,28–0,29 m; d. 0,58–0,60 m). Auf der Schauseite rechts eine Kolumne mit vier Zeilen griechischer Inschrift (b. 0,41 m; Buchstaben 0,02–0,022 m); Abstand zur Kolumne links (lateinisch, s. u.) 0,12 m. (f) Fußplatte Mitte rechts: Rechteckiger, gedrungener Block aus hellem Marmor mit grob abgearbeitetem Profil (h. 0,135 m) unten (b. 0,85 m; h. 0,28 m; d. 0,71 m). 15 Auf der Schauseite zwei Kolumnen (b. 0,43/0,36 m) mit vier bzw. zwei Zeilen griechischer Inschrift, jeweils zur Hälfte erhalten; Kolumnenabstand 0,06 m. Fundort: Kibyra, in der spätantiken Mauer. Ed.: Meier, a. a. O. Nr. 1.1.1, 13–14. Text in zwei Spalten. Spalte links: [ἐπὶ στρατηγῶν ὑπάτω]ν Σπουρίου Ποστομίου Αὔλου [υἱοῦ Κοίνκτου Μουκίου] Κοίνκτου υἱοῦ, κατὰ πόλιν [δὲ στρατηγοῦ Μαάρκ]ου Φ[[ρ]]ουρίου Γαίου υἱοῦ, μηνὸς [Δεκεμβρίου· ἐν δὲ Κιβύρ]αι ἔτους ἑπτὰ καὶ δεκ[ά]του, 5 ἱεροῦ Γορπιαίου· πρεσβευσά[ντων Μ]οαγέτου Ιαγοου τοῦ Οργλου καὶ Παπου Τροκον[δα το]ῦ Ολουσιος καὶ Μοαγέτου Ογωλλιος τοῦ Μ[οου κ]αὶ Τληπολέμου Μίκου τοῦ Μοξισφου ἀνδρῶν καλῶν τε καὶ ἀγαθῶν καὶ ἀξίων τῆς ἑαυτῶν πατρίδος ἀνενεώσαντο τὴν προγεγε[ν]ημένην πρὸς ἀλ10 λήλους φιλίαν τε καὶ συμμαχίαν ἐπὶ στρατηγῶν ὑπάτων Μαάρκου Ὀαλερίου Μαάρκου υἱοῦ Γαίου Λειβίου Μαάρκου υἱοῦ· καὶ ἔστωσαν αὗται αἱ συνθήκαι τῶι τε δήμωι τῶν Ῥωμαίων καὶ δήμωι τῶν Κιβυρατῶν· συμμαχία καὶ φιλία καλὴ ἔστω κατὰ γὴν καὶ κατὰ θάλασσαν εἰς τὸν ἅπαντα χρό15 νον· πόλεμος δὲ μὴ ἔστω· ὁ δῆμος ὁ Κιβυρατῶν τοὺς πολεμίους καὶ ὑπεναντίους τοῦ δήμου τῶν Ῥωμαίων διὰ τῆς ἰδίας χώρας καὶ ἧς ἂν αὐτὸς ἐπάρχηι μὴ διιέτω δημοσίαι βουλῆι δόλωι πονηρῶι, ὥστε τῶι δήμωι τῶι Ῥωμαίων καὶ τοῖς ὑπὸ Ῥωμαίους τασσο[μ]ένοις πόλεμον ἐπι20 φέρειν μήτε αὐτοὺς σίτωι μ[ήτ]ε ὅπλοις μηδὲ χρήμασ[ιν] μηδὲ ναυσὶν χορηγείτωσαν [μηδ]ὲ στρατιώτας ἀφιέτ[ω]-
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σαν δημοσίαι βουλῆι δ[όλωι πο]νηρῶι· ὁ δῆμος ὁ τῶν Ῥωμαίων τοὺς πολεμίους καὶ ὑπεναντίους τοῦ δήμου τοῦ Κιβυρατῶν διὰ τῆς ἰδίας χώρας καὶ ἧς ἂν αὐτοὶ ἐπάρχωσιν μὴ διιέτωσαν δημ[οσ]ίαι βουλῇ δόλωι πονηρῶι,
Spalte rechts: ὥστε τῶι δήμωι τῶι Κιβυρατῶν καὶ τοῖς ὑπ’ αὐτὸν τασσομένοις πόλεμον ἐπιφέρειν μήτε αὐτοὺς σίτωι μήτε ὅπλοις μήτε χρήμασ[ι]ν μήτε ναυσὶν χορηγείτωσα[ν] μηδ[ὲ στρα]τιώτας διιέτωσαν δημοσίαι βουλῆι 30 [δόλωι πονηρῶι· ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ es fehlen etwa 16 Zeilen [‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ μὲν Ῥώμηι ἐν τῶι ἱερῶι] 47 τοῦ Διὸς τοῦ Κα[πε]τωλ[ίου, ἐν δὲ Κιβύραι ἐπὶ τῆς] βάσεως τῆς Ῥώμης, ἣ[ν ἐψηφίσαντο χρυσῆν.]
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C. 15 Ed.: Meier, a. a. O. Nr. 1.1.1, 10. Block a), Orthostat aus Marmor, dessen Vorderseite und linke Langseite sorgfältig geglättet und poliert sind; Anathyrose auf der Oberseite; rechte Langseite bossiert und nur sehr grob bearbeitet (b. 0,21 m; h. 0,61 m; d. 0,91 m). Auf der schmalen Schauseite der linke Rand der 24 Zeilen umfassenden lateinischen Inschrift, 20 jeweils zwischen 4 und 8 Buchstaben erhalten (Buchstaben 0,015–0,02 m). (e) vgl. oben. Auf der Schauseite links eine Kolumne mit sieben Zeilen einer lateinischen Inschrift (b. 0,30 m). Sorgfältige, fein apizierte Buchstaben. Text und Ergänzungen von Meier, a. a. O. Nr. 1.1.1, 10.
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––––––––––––––––––––––––––––––––––– inter eo[s et poplum Romanum – – – – – – – – – M. Ualeriod M. f.] C. Liuiod [M. f. cos. haec leges suntod poplo Romano ac poplo] Cibura[tai. ameicitia ac societas duona estod terrad maridque] sempiter[na. duelom ne estod. poplus Ciburates] hostis a[duorsariosue popli Romani per suum] agrum [qua ipse imperat ne transire sinitod comoinid] consili[od dolod malod, quo poplo Romano quibusue sub] imperio[d eius erunt duelom facerent, neiue] eos fru[mentod neiue armis neiue pequniad neiue] naui[bus adiouantod neiue milites mittuntod comoinid] consili[od dolod malod. poplus Romanus hostis] aduors[ariosue popli Ciburatai per suum agrum] ⹂q⹃ua ips[e imperat comoinid consiliod] dolod ma[lod ne transire sinitod, quo poplo]
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Cibura[tai quibusue sub imperiod eius erunt duelom facerent, ⟨neiue eos frumentod⟩] neiue a[rmis neiue pequniad neiue nauibus adiouantod neiue] milite[s mittuntod comoinid consiliod dolod malod. sei quis] ⹂d⹃ uelom [prior faxit poplo Ciburatai aut aduorsum hasce leges faxit,] 5 tom popl[us Romanus poplo Ciburatai auxsiliatod, utei oportunom] eret, quo[d ex legibus iuribusque iurandis foideris poplo Romano] licebet f[acere. sei quis duelom prior faxit poplo Romano] aut ad[uorsum hasce leges faxit, tom poplus Ciburates poplo] Roman[o auxsiliatod, utei oportunom eret, quod ex legibus ⟨iuribusque 10 iurandis⟩] fo⟨i⟩deris [poplo Ciburatai licebet facere. sei quid ad hasce] [leges poplus Romanus ac poplus] Ciburates comoinid [consiliod adere eximereue uelint] comoinid consiliod [poplicod utriusque uoluntate liceto]d. quod adideront id 15 [legibus inestod, quod eximeront id l]egibus ex⟨e⟩stod. hasce [leges in tabolam ahenam scribun]tod et posnuntod Romai [in Capitoliod, posnetod Ciburai pop]lus Ciburates ad vac. [basim Romai quam auream decreue]ront. vac.
Da beide griechischen Textexemplare als Übersetzung des lateinischen Textes ursprünglich wortgleich waren, wird das jeweils am vollständigsten erhaltene Exemplar für die hiesige Übersetzung herangezogen, d. h. für den Anfang Exemplar B, für das Ende Exemplar A, Fragment (b). Konsuln waren Spurius Postumius A. f. [Albinus] und Quintus Mucius Q. f. [Scaevola]; praetor urbanus war Marcus Furius C. f., im Monat Dezember. In Kibyra war es das 17. Jahr, (5) im heiligen Monat Gorpiaios. Gesandte waren Moagetes, Sohn des Iagoas und Enkel des Orglos, Papes, Sohn des Trokondas und Enkel des Olouses, Moagetes, Sohn des Ogollis und Enkel des Moas, Tlepolemos, Sohn des Mikos und Enkel des Moxisphos, exzellente Männer und ihrer Heimat würdig. Sie erneuerten die (10) schon unter den Konsuln Marcus Valerius M. f. [Messalla] und Gaius Livius M. f. [Salinator] geschaffene gegenseitige Freundschaft und Bundesgenossenschaft. Es wurden folgende Vertragsbedingungen zwischen dem römischen Volk und dem demos der Kibyraten etabliert: Es sollen Bundesgenossenschaft und treue Freundschaft zu Land und zu Wasser für alle Zeit bestehen. (15) Krieg darf nicht sein. Der demos der Kibyraten soll den Feinden und den Kriegsgegnern des römischen Volkes nicht gestatten, durch das eigene Land oder durch das Land, das er selbst gegebenenfalls beherrscht, mit öffentlicher Zustimmung und in böser Absicht durchzuziehen, wenn sie das Ziel verfolgen, Krieg gegen das römische Volk und die den Römern Unterstellten zu führen. (20) Die Kibyraten sollen sie mit öffentlicher Zustimmung und in böser Absicht weder mit Getreide noch mit Waf-
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fen noch mit Schiffen noch mit Geld versorgen und keine Soldaten schicken. Das römische Volk soll den Feinden und Kriegsgegnern des demos der Kibyraten nicht gestatten, durch sein eigenes Land oder durch das Land, welches das römische Volk gegebenenfalls beherrscht, mit öffentlicher Zustimmung und in böser Absicht (25) durchzuziehen, wenn sie das Ziel verfolgen, Krieg gegen den 5 demos der Kibyraten sowie die ihm Unterstellten zu führen. Die Römer sollen sie mit öffentlicher Zustimmung und in böser Absicht weder mit Getreide noch mit Waffen noch mit Schiffen noch mit Geld versorgen, und keine Soldaten schicken … A (b) … ist dem römischen Volk gestattet zu tun. Wenn jemand einen Angriffs- 10 krieg gegen das römische Volk führt oder den Vertrag verletzt, dann soll der demos der Kibyraten dem römischen Volk nach seinen Möglichkeiten helfen, was dem demos der Kibyraten gemäß dem Vertrag und den Eiden gestattet ist zu tun. Und wenn das römische Volk und der demos der Kibyraten diesem Vertrag durch einen gemeinsamen Beschluss etwas hinzufügen oder aus ihm tilgen wol- 15 len, dann soll es erlaubt sein, wenn beide ihren Wunsch durch einen gemeinsamen öffentlichen Beschluss bestätigen. Was sie dem Vertrag hinzufügen, gilt als Bestandteil des Vertrags, was sie aus dem Vertrag tilgen, soll als getilgt gelten. Diesen Vertrag sollen sie auf eine eherne Tafel aufschreiben und in Rom im Heiligtum des Jupiter Capitolinus aufstellen, in Kibyra auf der Basis der vergoldeten 20 Romastatue, welche sie beschlossen haben. Vom römischen Vertrag mit Kibyra waren bis vor Kurzem nur die letzten Zeilen des Exemplars A (oben A, b) bekannt, das Datum deswegen unsicher. Erst seit den Neufunden – ausführlich dazu Meier, a. a. O 20 ff. – ist nicht nur das Datum des ursprünglichen Vertrags sicher (oben A, a Z. 11–12, B Z. 10–11: Konsulat von M. Valerius Messalla und C. Livius Salinator, 188 v. Chr.), sondern auch die Tatsache, dass vierzehn Jahre später, im J. 174, eine kibyratische Gesandtschaft nach Rom fuhr und im Frühherbst (Gorpiaios: A, a Z. 4–5, B Z. 5) den Vertrag «erneuerte». Die Gründe werden nicht genannt, dürften aber im Zusammenhang mit den regionalen Spannungen bezüglich der rhodischen Herrschaft in Lykien und Karien stehen. Erst nach der Bestätigung des Vertrags in Rom wurden die jetzt bekannt gewordenen Inschriften mit den zwei Exemplaren des Vertragstextes angefertigt. Vom publizierten Text des Vertrags von 188 ist keine Spur gefunden worden. Entweder war die damalige Publikation, wie im Text vorgesehen (A, b Z. 12–15), auf Bronzetafeln tatsächlich erfolgt, mit dem Ergebnis, dass sie verschwunden sind; oder die Errichtung der damals schon beschlossenen vergoldeten Roma-Statue verzögerte sich so lange, dass man den Vertragstext erst dann im Zusammenhang mit der erfolgten Erneuerung – und zwar dann auf Stein – aufschrieb. Auf jeden Fall wurde der Text von 174, wie jetzt bekannt ist, in Kibyra zweimal aufgeschrieben, einmal auf die Basis der nunmehr geschaffenen Roma-
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633 Eumenes II. – Mithridates von Armenien
Statue (oben Exemplar B), einmal auf die Ante eines Tempels (oben Exemplar A). Spätestens jetzt wurde auch der lateinische Urtext (oben C) auf der Basis der Roma mitveröffentlicht. Damit ist der Vertrag aus Kibyra das früheste epigraphisch erhaltene Exemplar eines römischen Bündnisvertrages mit einem östlichen Staat, gehört er doch in den Zusammenhang mit der Neuordnung Kleinasiens nach der Vertreibung von Antiochos III. Das Verhältnis zu Kibyra muss zur Zeit der Vertragsschließung also gut gewesen sein. Drei Jahre vor dem Vertragsabschluss im J. 188 hatten die Kibyraten Anlass gehabt, eine neue staatliche Jahreszählung zu beginnen, die im J. 174 das 17. Jahr zeichnete (oben A,a Z. 4; B Z. 4). Der Anlass dürfte ein Großereignis, das den Staat stark betraf, gewesen sein, wofür um die Zeit nur die Erlangung der Freiheit von Antiochos III. und der Anschluss an Rom im Herbst 190, als die Scipionen nach Kleinasien kamen, in Frage zu kommen scheint. Obwohl der damalige Herrscher Moagetes, den Polybios mit starker negativer Färbung «Tyrann» nennt, im J. 189 eine schroffe Begegnung mit Manlius Vulso erleben musste, behauptete er, schon Freund der Römer zu sein (Polyb. xxi 34.3). Letztendlich überredete er Vulso, ihn bzw. seinen Staat «in die Freundschaft aufzunehmen» (Polyb., ibd. 13: προσδέξασθαι πρὸς τὴν φιλίαν). Dies dürfte also den unmittelbaren Anlass für den im nächsten Jahr erfolgten Abschluss des Vertrages in Rom geliefert haben. Als Danksagung für eine als positiv empfundene römische Vorentscheidung wurde ein Romakult eingerichtet und ein Beschluss gefasst, eine vergoldete Statue der Göttin zu schaffen. Dieser Beschluss lag schon vor, als der Vertrag in Rom ausgehandelt wurde (oben A, b Z. 15; B 47–48). Im Vertrag ist allerdings von Moagetes keine Rede. Der Vertrag selbst zeigt keine sachliche Abweichung von den sonst epigraphisch bekannten Bündnisverträgen aus dem 2. Jh. (vgl. hier 664 [Maroneia], 676 [Kallatis], 697 [Methymna], 716 [Astypalaia], 788 [Thyrrheion]). Dass dieses Verfahren als ein dem italischen Vertragswesen ähnlicher Vorgang, also als ein verdecktes Herrschaftsinstrument anzusehen ist, braucht allerdings wegen der gewaltigen Machtunterschiede der Vertragspartner keine weitere Erörterung.
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633 Eumenes II. – Mithridates von Armenien (Bündnis) Ca. 188 v. Chr. (?)
Polybios xxv 2.11: ἐπεγράφη δὲ καὶ Μιθριδάτῃ τῷ τῆς Ἀρμενίας σατράπῃ τριακόσια τάλαντα, διότι παραβὰς τὰς πρὸς Εὐμένη συνθήκας ἐπολέμησεν Ἀριαράθῃ. 35 Mithridates, dem Satrap von Armenien, wurde eine Strafzahlung von 300 Talenten festgeschrieben, weil er den Vertrag mit Eumenes verletzt hatte, indem er Ariarathes bekriegte.
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Anlässlich der Friedensverhandlungen zwischen Pharnakes und Eumenes II. im J. 179 (648) berichtet Polybios an dieser Stelle von einer Strafe für Mithridates, den er «Satrap» von (Klein-)Armenien nennt. Er hatte sich an Pharnakes’ Aggressionen gegen Kappadokien beteiligt, so seinen Vertrag mit Eumenes gebrochen und war deswegen von den Friedensbedingungen negativ berührt. Ob der Begriff «Satrap» hier eine untergeordnete Stellung andeutet oder von Polybios eher untechnisch als «nicht-königlicher Herrscher» gebraucht wird, muss zwar unsicher bleiben, Mithridates hatte aber auf jeden Fall zu einer Zeit erheblich vor 179 einen eigenen Vertrag mit Eumenes abgeschlossen. Die Vereinbarung kann nicht, wie Walbank, HCP III ad loc. erwägt, nur eine sonst unbekannte Klausel des Friedensvertrags von Apameia sein, denn sie war explizit «mit Eumenes» abgeschlossen worden. Ob dieser Mithridates jener war, der schon im J. 212 als Neffe Antiochos’ III. für die Herrschaft in Armenien in Erwägung gezogen wurde (Polyb. viii 23), lässt sich nicht entscheiden (dazu Walbank, HCP II ad loc.). Am wahrscheinlichsten gehört der Vertrag mit Mithridates aber doch in den politischen Gesamtzusammenhang der Neuordnung Kleinasiens infolge des Friedens von Apameia im J. 188. Damals rettete Eumenes II. Ariarathes von Kappadokien in seinen Machtbereich hinüber und vermählte sich mit dessen Tochter Stratonike (Liv. xxxviii 39.6; Strab. xiii 4.2 [C 624]). Der Vertrag mit Mithridates hatte offenbar zum Ziel, die Sicherheit von Kappadokien vor einem Angriff aus Armenien zu garantieren. Nach dem Rückzug des Antiochos III. und der nunmehr entstandenen Freundschaft mit Kappadokien hatte Eumenes auf jeden Fall ein lebendiges Interesse daran, Armenien in sein entstehendes Sicherheitssystem für das erweiterte pergamenische Reich, das ihm von den Römern übertragen worden war, einzubinden. Über die Nicht-Angriffsklausel in Bezug auf Kappadokien hinaus ist aber nichts über den Vertrag bekannt.
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Marmortafel, Maße nicht überliefert. Fundort: Alabanda. Ed.: Ch. Diehl/G. Cousin, Inscriptions d’Alabanda en Carie, BCH 10 (1886), 299– 306; M. Holleaux, Epigraphica, REG 11 (1898), 250–278, hier 258–266. Lit.: H. Willrich, Alabanda und Rom zur Zeit des ersten Krieges gegen Mithri- 35 dates, Hermes 34 (1899), 305–311; Ch. Marek, Karien im Ersten Mithradatischen Krieg, in: P. Kneissl/V. Losemann (Hrsg.), Alte Geschichte und Wissenschaftsgeschichte. Festschrift für Karl Christ zum 65. Geburtstag, Darmstadt 1988, 285– 308, hier 294–297; F. Canali de Rossi, Morte di un ambasciatore di Alabanda,
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634 Rom – Alabanda
Scienze dell’Antichità 6–7 (1992–93), 35–40; Canali de Rossi, Ambascerie Nr. 266: Z. 1–25, Nr. 282: Z. 25–50; R. M. Errington, Alabanda und Rom im 2. Jh. v. Chr., EA 43 (2010), 125–130. Üb.: ISE I 169 (italienisch). Z. 1–34 ‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒ [ ‒ ‒ φιλοδο]ξεῖν, π[ρεσβευτὴς δὲ πλεονάκις] [αἱρ]εθεὶς ὑπὸ τοῦ δήμου [πρὸς τὰς ‒ ‒] [π]όλεις ἀπροφασίστως ὑπήκουε [τοῖς ἀξιουμένοις καὶ τὰς] πρεσβείας ἐκτενῶς καὶ ἐνδόξως ἀ[ναδεχόμενος ὅσον ἐφ’ ἑαυ]5 τῶι διετέλει, καὶ ὁσάκις ποτὲ τῶι δήμωι χρεία ἐ[ξέβαι]νεν ἐπισυναχθῆναι χρήματα ἐξ ἐπαγγελίας κ[αὶ] ἄλλην τινὰ παρασκευὴν γενέσθαι πρὸς τὴν τῆ[ς πό]λεως σωτηρίαν ἐν ἅπασιν πρωταγωνιστῶν ἐφαί[νε]το, καθ’ ἰδίαν τε τῶν πολιτῶν ἑκάστωι προσεφ[έρε]10 το φιλανθρώπως, τινὰς δὲ καὶ τῶν πολιτῶν ἐ[πὶ ξέ]νης δουλεύοντας ἀπέσωισεν, σπεύδοντός τε [τοῦ] δήμου τὴν ὑπάρχουσαν πρὸς Ῥωμαίους οἰκ[ειό]τητα καὶ φιλίαν ἀνανεώσασθαι καὶ τὰς χρείας [ἃς] παρέσχηται εἰς τὰ στρατόπεδα αὐτῶν ἐκφαν[εῖς] 15 γενέσθαι πρὸς αὐτοὺς καὶ ποιήσασθαι συμμαχ[ίαν,] καὶ περὶ τούτων δόξαντος πρεσβείαν ἐξαποσ[τα]λῆναι πρὸς τὴν σ[ύγ]κλητον, θεωρῶν τὴν χρεί[αν οὖ]σαν ἀναγκαίαν καὶ πρὸς τὴν τῆς πατρίδος ἀσφά[λειαν] καὶ σωτηρίαν ἀ[ν]ήκουσαν, παρακληθεὶς ὑπὸ τοῦ δή[μου] 20 προθύμως ὑπ[ή]κουσεν οὐθένα κίνδυνον ὑφιδόμεν[ος] καθ’ αὑτόν, ἀποδημήσας τε κατώρθωσεν τὰ κατὰ τὴ[ν πρεσ]βείαν συμφερόντως τῆι πατρίδι, περὶ ὧν καὶ ὁ δῆμο[ς παρα]γενομένου αὐτοῦ ἐπ[ιγν]οὺς τὰ πεπραγμένα καὶ [τὴν κα]λοκαγαθίαν ἀπεδέξατό τε τὴν προαίρεσιν αὐτο[ῦ μετὰ] 25 πάσης εὐνοίας καὶ ἐτίμησεν αὐτὸν εἰκόνι χαλκ[ῆι· ὕστερόν] τε τοῦ δήμου [π]ρο[ε]λομένου πέμψαι πρεσβευτ[ὰς πρὸς] Ῥωμαίους πε[ρὶ τ]ῶν φόρων, ἀπαράκλητον ἑαυτ[ὸν παρε]σκεύασεν, παραθείς τε τῆι Ῥωμαίων συγκλή[τωι τὰ ὑ]πάρχοντα τῆι πόλει δίκαια καὶ ἀναστραφε[ὶς ἐν τού]30 τοῖς ἐνδό[ξ]ω[ς] καὶ προσκαρτερήσας φιλο[τίμως ἔλα]βεν δόγμα περὶ τῆς ἀφορολογησίας συμφέρ[ον ὂν τῆι πό]λει· καὶ ἐπισταλεὶς πρὸ[ς] τὸ[ν] βασιλέα περὶ τῶν ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ τῶν δὲ με[γ]ίστ[ω]ν ἀγαθῶν αἴτιος γενόμεν[ος, ἀ]πεξέλιπε τὸν βίο[ν] ἐ[ν τ]ῆι πρεσβείαι· κ.τ.λ.
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… vom demos wurde er häufig als Gesandter zu den … Städten gewählt, und er erfüllte seine Aufträge bereitwillig und nahm die Gesandtschaften eifrig und ehrenhaft an, soweit es in seinen Kräften lag. (5) Wann auch immer dem demos eine Notsituation entstand, erschien er bei allem als der Erste, der Geldspenden ankündigte oder der gewährleistete, dass irgendwelche andere notwendige Ausrüstung für das Wohl der Stadt zustande kam. Auch privat begegnete er jedem der Bürger (10) auf freundliche Weise und einige Bürger, die in der Fremde versklavt worden waren, rettete er. Als der demos sich bemühte, die vorhandene Vertrautheit und Freundschaft mit den Römern zu erneuern und sie auf die Erfüllung der Bedürfnisse ihres Heeres, die der demos geleistet hatte, (15) aufmerksam zu machen sowie ein Bündnis zu schließen, und als der demos beschloss, mit diesen Anliegen eine Gesandtschaft an den Senat zu schicken, erkannte er [sc. der geehrte Pyrra-], dass die Angelegenheit dringend war und dass sie die Sicherheit und das Wohl des Vaterlandes betraf. Vom demos berufen, (20) fügte er sich bereitwillig und scheute keine persönliche Gefahr. In der Fremde erledigte er die Angelegenheiten der Gesandtschaft auf eine für das Vaterland vorteilhafte Weise. Nach seiner Rückkehr erkannte der demos seine Verdienste um diese Dinge sowie seine Vortrefflichkeit an und billigte sein Verhalten (25) mit jedem Wohlwollen und ehrte ihn mit einem ehernen Standbild. Später, als der demos daranging, Gesandte zu den Römern bezüglich der Abgaben zu schicken, stellte er sich, ohne angesprochen worden zu sein, zur Verfügung, und er legte dem römischen Senat die alten Vorrechte der Stadt dar. In dieser Angelegenheit benahm er sich (30) ehrlich und beharrte eifrig auf seinem Standpunkt, sodass er ein für die Stadt vorteilhaftes senatus consultum bezüglich der Abgabenfreiheit erhielt. Zum König wegen der … entsandt, erreichte er die größten Vorteile, ließ aber sein Leben während der Gesandtschaft.
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Das Dokument wird hier vollständigkeitshalber aufgenommen, denn es bleibt unklar, ob das angestrebte Bündnis (Z. 15) überhaupt zustande kam. Der im Dekret geehrte Gesandte Pyrra- (der unvollständig erhaltene Name wird nur in Z. 41 erwähnt) erhielt zwar nach seiner Rückkehr aus Rom eine Bronzesta- 30 tue, die Beschreibung seiner Leistung aber bleibt sehr konventionell und unpräzise – Z. 21–22 κατώρθωσεν τὰ κατὰ τὴ[ν πρεσ]βείαν συμφερόντως τῆι πατρίδι –, was wohl nicht zu erwarten wäre, wenn die Gesandtschaft einen vollen Erfolg erzielt hätte. Falls er dennoch erfolgreich gewesen sein sollte und wie angestrebt (Z. 11–15) neben der Erneuerung der Freundschaft auch einen Bündnisvertrag 35 abschließen konnte, dann dürfte der Vertrag im Wesentlichen den Normen der Zeit entsprochen haben, d. h. er wird ein der Form nach auf Gegenseitigkeit beruhender Bündnisvertrag gewesen sein. Das Datum des Gesuchs bleibt ebenfalls umstritten. Am wahrscheinlichsten ist ein Ansatz im Rahmen der Verhandlungen um den Frieden von Apameia, 40 als nach Polybios (xxi 18.2) fast alle griechischen Städte in Rom vorstellig wur-
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den; die zu erneuernde Freundschaft (Z. 13) geht offensichtlich auf die 190er Jahre zurück und wird durch die Übergabe eines zurückeroberten Forts durch Cn. Manlius Vulso, den Konsul des Jahres 189, an Alabanda belegt (Liv. xxxviii 13.2–4). Etwa um diese Zeit gründete Alabanda auch einen Tempel der Göttin Roma, der als herausragende Danksagung aufzufassen ist und auf den später hingewiesen werden konnte (Liv. xliii 6.5). Die in Z. 13–14 erwähnten militärischen Dienste dürften dann im Rahmen des Krieges gegen Antiochos III. geleistet worden sein. Auch später konnten die Alabander ihre Ansichten selbst dann, wenn sie keinen Vertrag hatten, zumindest partiell in Rom durchsetzen, als im Streit um irgendwelche Abgaben Pyrra- wieder nach Rom ging und das senatus consultum bezüglich Abgabenfreiheit erwirkte (Z. 27–28). Die Abgaben dürften rhodische sein, woraus man schließen könnte, dass der Status Alabandas innerhalb des den Rhodiern zugesprochenen Raumes, wie bei den Lykiern, zunächst umstritten war. In diesem Fall wird der in Z. 32 erwähnte namenlose König Eumenes II. oder Attalos II. sein, hier namenlos, weil er der einzige König war, der für Alabanda – eventuell in den 160er oder 150er Jahren nach dem Rückzug der Rhodier – von Relevanz war, und jeder Alabander wusste, um wen es sich handelte. Der andere mögliche – aber m. E. weniger wahrscheinliche – Ansatz (Willrich und Marek) datiert die Tätigkeit des Pyrra- in die Zeit des Ersten Mithridatischen Krieges. Das Bündnisgesuch wird in die Zeit Sullas gesetzt und der namenlose König mit Mithridates VI. identifiziert. Dagegen spricht, dass zur Zeit Sullas neue Verträge nicht üblich waren – alle bekannten von Sulla bevorzugt behandelten Städte waren längst Verbündete, wohl aus der vorprovinzialen Zeit, und erhielten bloß eine Bestätigung ihres privilegierten Status; auch bleibt unklar, wieso nach dem Frieden von Dardanos eine karische Stadt überhaupt von Mithridates «große Vorteile» hätte erzielen können.
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Memnon von Herakleia (Photios Bib. 224, 219b = FgrHist 434, Frg. 1.18.10): ἡ 30 δὲ τῶν Ἡρακλεωτῶν πόλις πρὸς τοὺς ἐκπεμπομένους παρὰ τῶν Ῥωμαίων τῶν στρατηγῶν διαδόχους τὰ αὐτά τε διεπρεσβεύετο, καὶ ταῖς ὁμοίαις ἀντεδεξιοῦντο εὐνοίαις καὶ φιλοφρονήσεσι. καὶ τέλος συνθῆκαι προῆλθον Ῥωμαίοις τε καὶ Ἡρακλεώταις, μὴ φίλους εἶναι μόνον ἀλλὰ καὶ συμμάχους ἀλλήλοις, καθ’ ὧν τε καὶ ὑπὲρ ὧν δεηθεῖεν ἑκάτεροι. καὶ χαλκοῖ πίνακες δύο τὰς ὁμολογίας ἴσους καὶ 35 ὁμοίας ἔφερον, ὧν ὁ μὲν παρὰ Ῥωμαίοις ἐν τῷ κατὰ τὸ Καπιτώλιον ἱερῷ τοῦ Διὸς καθηλώθη, ὁ δὲ κατὰ τὴν Ἡράκλειαν, καὶ αὐτὸς ἐν τῷ τοῦ Διὸς ἱερῷ. Die Stadt der Herakleoten machte die gleichen diplomatischen Aufwartungen bei den Nachfolgern der römischen Generäle [sc. der Scipionen], und sie wurden
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mit ähnlicher Zuneigung und Liebenswürdigkeit empfangen. Schließlich ging daraus ein Vertrag zwischen den Römern und den Herakleoten hervor, wobei sie nicht nur Freunde, sondern auch Bundesgenossen füreinander wurden, gegen wen und für wen auch immer jeder Partner Hilfe bräuchte. Zwei eherne Tafeln trugen den Text der gleichen und gleichberechtigten Vereinbarung. Eine wurde 5 bei den Römern im Tempel des Zeus [sc. Jupiter] auf dem Kapitol aufgenagelt, die andere in Herakleia, ebenfalls im Tempel des Zeus. Lit.: M. Janke, Historische Untersuchungen zu Memnon von Herakleia Kap. 18–40 (FgrHist 434), Würzburg 1963, 27–31; Gruen, HWCR II 735–737; KalletMarx, Hegemony 186 f. 10 Herakleia Pontica nahm erst dann Kontakt mit den Römern auf, als die Scipionen im J. 190 nach Kleinasien übersetzten. Memnon berichtet von freundlichen diplomatischen Aufwartungen und auch von einem Brief des P. Scipio während des Antiochos-Krieges. Seine Quelle war offensichtlich bemüht, das Verhältnis zwischen den beiden Staaten von Anfang an stets als gut darzustellen (Frg. 15 1.18.1–8). Irgendwann nach dem Frieden von Apameia erhielt Herakleia das foedus aequum, von dem hier die Rede ist. Das Fragment gehört nach Photios’ Angabe (Bib. 224, 229b = FgrHist 434, Frg. 1.19) in das 14. Buch von Memnons Geschichte, das mit dem römischen Krieg gegen Antiochos III. und dem Frieden von Apameia endete. Deswegen ist, trotz der vagen zeitlichen Angabe – καὶ 20 τέλος συνθῆκαι προῆλθον – die wohl auf den Exzerptor Photios zurückgeht und ohne Weiteres einen späteren Ansatz zuließe, vorsichtig anzunehmen, dass der Abschluss des Vertrages in die frühen 180er Jahre zu datieren ist.
636 Achaia – Boiotia (symbolon)
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Vor 187/186 v. Chr.
Polybios xxii 4.10–12: οἱ δ’ Ἀχαιοὶ τοῦ μὲν στρατοπέδων ποιεῖσθαι τὴν ἔφοδον ἀπέσχον, πρεσβευτὰς δὲ προεχειρίσαντο πέμπειν τοὺς παρακαλέσοντας τοὺς Βοιωτοὺς τοῖς λεγομένοις ὑπὸ τῶν Ῥωμαίων πειθαρχεῖν καὶ τὴν δικαιοδοσίαν, καθάπερ καὶ τὴν ἐν αὐτοῖς, οὕτω καὶ τὴν πρὸς αὐτοὺς ἐπὶ τέλος ἀγαγεῖν. 30 (11) συνέβαινε γὰρ καὶ τὰ πρὸς τούτους συναλλάγματα παρέλκεσθαι πολὺν ἤδη χρόνον. (12) ὧν διακούσαντες οἱ Βοιωτοί, στρατηγοῦντος Ἱππίου παρ’ αὐτοῖς, παραχρῆμα μὲν ὑπέσχοντο ποιήσειν τὰ παρακαλούμενα, μετ’ ὀλίγον δὲ πάντων ὠλιγώρησαν. Die Achaier verzichteten auf eine militärische Intervention und bevorzug- 35 ten es, Gesandte an die Boioter zu schicken, die sie aufforderten, den römischen Forderungen nachzukommen. Gleichzeitig verlangten sie, dass eine geordnete
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Rechtsprechung, wie unter den Boiotern selbst schon geschehen, auch Rechtsstreitigkeiten mit den Achaiern zu Ende führen sollte. (11) Derartige Verfahren waren nämlich schon seit langer Zeit verschleppt worden. (12) Als die Boioter diese Forderungen hörten – Hippias war bei ihnen der amtierende strategos –, versprachen sie, den Aufforderungen sofort nachzukommen, aber nach kurzer 5 Zeit vernachlässigten sie alle. Lit.: Gauthier, Symbola 217 Anm. 27; Walbank, HCP III 180 f. Dieser Bericht setzt ein symbolon zwischen Achaia und Boiotia zum Zweck der Regelung von privatrechtlichen Streitigkeiten zwischen den jeweiligen Bürgern voraus, denn das Wort δικαιοδοσία scheint ein terminus technicus für das Wirk- 10 samwerden eines symbolon zu sein (Gauthier, a. a. O.). Wie bei den meisten symbola, die nur dann in Quellen erwähnt werden, wenn sie wirksam werden sollten, gibt es auch hier keinerlei Möglichkeit festzustellen, wann oder unter welchen Bedingungen das achaiisch-boiotische symbolon ursprünglich vereinbart worden war. Da aber über dessen Ineffektivität bzw. Nicht-Anwendung, die schon längere 15 Zeit gedauert hatte, geklagt wird, muss der Abschluss noch weiter zurückliegen. Der als schon behoben erwähnte innerboiotische Rechtsstau, der als paralleles Beispiel angeführt wird, soll nach Polybios fast 25 Jahre gedauert haben (ibd. 4.2). Der Abschluss des symbolon dürfte also auf das 3. Jh. zurückgehen.
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187/186 v. Chr.
1. Polybios xxii 3.5–6: κατὰ δὲ τὸν καιρὸν τοῦτον ἧκε καὶ παρὰ Πτολεμαίου πρεσβευτὴς Δημήτριος Ἀθηναῖος, ἀνανεωσόμενος τὴν προϋπάρχουσαν συμμαχίαν τῷ βασιλεῖ πρὸς τὸ ἔθνος τῶν Ἀχαιῶν. (6) προθύμως ἀναδεξαμένων τὴν 25 ἀνανέωσιν, κατεστάθησαν πρεσβευταὶ πρὸς Πτολεμαῖον Λυκόρτας ὁ παρ’ ἡμῶν πατὴρ καὶ Θεοδωρίδας καὶ Ῥωσιτέλης Σικυώνιοι χάριν τοῦ δοῦναι τοὺς ὅρκους ὑπὲρ τῶν Ἀχαιῶν καὶ λαβεῖν παρὰ τοῦ βασιλέως. Um diese Zeit kam auch der Athener Demetrios als Gesandter des Ptolemaios, um den existierenden Bündnisvertrag zwischen dem König und dem achaiischen 30 Bund zu erneuern. (6) Sie [sc. die Achaier] nahmen die Erneuerung mit Begeisterung an, und als Gesandte zu Ptolemaios wurden mein Vater Lykortas sowie die Sikyonier Theodoridas und Rhositeles bestellt, um den Eid im Namen der Achaier zu leisten und vom König abzunehmen. 2. Polybios xxii 7.1–2: κατὰ τὴν Πελοπόννησον ὡς μέν, ἔτι Φιλοποίμενος στρα- 35 τηγοῦντος, εἴς τε τὴν Ῥώμην ἐξαπέστειλε πρεσβευτὰς τὸ τῶν Ἀχαιῶν ἔθνος
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ὑπὲρ τῆς Λακεδαιμονίων πόλεως πρός τε τὸν βασιλέα Πτολεμαῖον τοὺς ἀνανεωσομένους τὴν προϋπάρχουσαν αὐτῷ συμμαχίαν, ἐδηλώσαμεν, φησὶν ὁ Πολύβιος. (2) κατὰ δὲ τὸν ἐνεστῶτα χρόνον, Ἀρισταίνου στρατηγοῦντος, οἵ τε παρὰ Πτολεμαίου τοῦ βασιλέως , ἐν Μεγάλῃ πόλει τῆς συνόδου τῶν 5 Ἀχαιῶν ὑπαρχούσης· «Ich habe schon dargestellt», sagt Polybios, «dass in der Peloponnes, als Philopoimen noch amtierender strategos war [188/187 v. Chr.], der achaiische Bund Gesandte nach Rom wegen Sparta und zu Ptolemaios entsandte, um den vorhandenen Bündnisvertrag zu erneuern. (2) Um die jetzige Zeit, als Aristainos amtierender strategos war [186/185 v. Chr.], kamen die Gesandten von Ptolemaios 10 zurück, als die achaiische Bundesversammlung (synhodos) gerade in Megalopolis tagte.» 3. Polybios xxii 9.1–12: ἐπὶ δὲ τοῖς προειρημένοις εἰσήχθη τὸ περὶ Πτολεμαίου διαβούλιον (2) ἐν ᾧ προκληθέντων τῶν ἀποσταλέντων πρεσβευτῶν ὑπὸ τῶν Ἀχαιῶν πρὸς Πτολεμαῖον, προελθὼν Λυκόρτας μετὰ τῶν πρεσβευτῶν ἀπελογίσατο πρῶτον μὲν τίνα τρόπον καὶ δοῖεν καὶ λάβοιεν τοὺς ὅρκους ὑπὲρ τῆς συμμαχίας, (3) εἶτα ότι κομίζοιεν δωρεὰν κοινῇ τοῖς Ἀχαιοῖς ἑξακισχίλια μὲν ὅπλα χαλκᾶ πελταστικά, διακόσια δὲ τάλαντα νομίσματος ἐπισήμου χαλκοῦ· (4) πρὸς δὲ τούτοις ἐπῄνεσε τὸν βασιλέα καὶ βραχέα περὶ τῆς εὐνοίας αὐτοῦ καὶ προθυμίας τῆς εἰς τὸ ἔθνος εἰπὼν κατέστρεψε τὸν λόγον. (5) ἐφ’ οἷς ἀναστὰς ὁ τῶν Ἀχαιῶν στρατηγὸς Ἀρίσταινος ἤρετο τόν τε παρὰ τοῦ Πτολεμαίου πρεσβευτὴν καὶ τοὺς ἐξαπεσταλμένους ὑπὸ τῶν Ἀχαιῶν ἐπὶ τὴν ἀνανέωσιν, ποίαν ἧκε συμμαχίαν ἀνανεωσάμενος. (6) οὐδενὸς δ’ ἀποκρινομένου, πάντων δὲ διαλαλούντων πρὸς ἀλλήλους, πλῆρες ἦν τὸ βουλευτήριον ἀπορίας. (7) ἦν δὲ τὸ ποιοῦν τὴν ἀλογίαν τοιοῦτον. οὐσῶν καὶ πλειόνων συμμαχιῶν τοῖς Ἀχαιοῖς πρὸς τὴν Πτολεμαίου βασιλείαν, καὶ τούτων ἐχουσῶν μεγάλας διαφορὰς κατὰ τὰς τῶν καιρῶν περιστάσεις, (8) οὔθ’ ὁ παρὰ τοῦ Πτολεμαίου πρεσβευτὴς οὐδεμίαν ἐποιήσατο διαστολήν, ὅτ’ ἀνενεοῦτο, καθολικῶς δὲ περὶ τοῦ πράγματος ἐλάλησεν, οὔθ’ οἱ πεμφθέντες πρέσβεις, (9) ἀλλ’ ὡς μιᾶς ὑπαρχούσης αὐτοί τε τοὺς ὅρκους ἔδοσαν καὶ παρὰ τοῦ βασιλέως ἔλαβον. (10) ὅθεν προφερομένου τοῦ στρατηγοῦ πάσας τὰς συμμαχίας καὶ κατὰ μέρος ἐν ἑκάστῃ διαστελλομένου, μεγάλης οὔσης διαφορᾶς, ἐζήτει τὸ πλῆθος εἰδέναι ποίαν ἀνανεοῖτο συμμαχίαν. (11) οὐ δυναμένου δὲ λόγον ὑποσχεῖν οὔτε τοῦ Φιλοποίμενος, ὃς ἐποιήσατο στρατηγῶν τὴν ἀνανέωσιν, οὔτε τῶν περὶ τὸν Λυκόρταν τῶν πρεσβευσάντων εἰς τὴν Ἀλεξάνδρειαν, (12) οὗτοι μὲν ἐσχεδιακότες ἐφαίνοντο τοῖς κοινοῖς πράγμασιν, ὁ δ’ Ἀρίσταινος μεγάλην ἐφείλκετο φαντασίαν ὡς μόνος εἰδὼς τί λέγει, καὶ τέλος οὐκ εἴασε κυρωθῆναι τὸ διαβούλιον, ἀλλ’ εἰς ὑπέρθεσιν ἤγαγε τὴν προειρημένην ἀλογίαν. Nach dieser Diskussion wurde die Beratung über Ptolemaios eröffnet. (2) Dazu wurden die Gesandten, die von den Achaiern zu Ptolemaios entsandt worden waren, hereingerufen. Lykortas kam mit seinen Mitgesandten nach vorne
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und berichtete zunächst, wie sie die Eide wegen des Bündnisvertrages geschworen und abgenommen hatten; (3) dann führte er aus, dass sie als öffentliches Geschenk an die Achaier sechshundert bronzene Peltastenschilde sowie zweihundert Talente in geprägten Bronzemünzen mitgebracht hatten. (4) Darüber hinaus lobte er den König und beendete seine Ausführungen mit der kurzen Erwähnung seines Wohlwollens und seiner Zuneigung dem Bund gegenüber. (5) Daraufhin stand der achaiische strategos Aristainos auf und fragte den Gesandten des Ptolemaios sowie die von den Achaiern wegen der Vertragserneuerung entsandten Männer, welchen Bündnisvertrag er zu erneuern gekommen sei. (6) Als niemand darauf antwortete und alle miteinander tuschelten, war das Ratsgebäude voller Ratlosigkeit. (7) Der Grund für das Durcheinander war folgender: Es gab nämlich mehrere Bündnisverträge zwischen dem achaiischen Bund und dem Königreich der Ptolemaier, und sie hatten große Unterschiede wegen der unterschiedlichen Umstände und Zeiten, unter welchen sie abgeschlossen worden waren. (8) Aber weder der Gesandte des Ptolemaios, als er die Erneuerung vornahm und ganz allgemein über die Angelegenheit sprach, noch die achaiischen Gesandten nahmen eine Differenzierung vor. (9) Als sie den Eid schworen und des Königs Eid abnahmen, taten sie so, als ob es nur einen Vertrag gebe. (10) Als der strategos alle Verträge durchging und im Detail die jeweiligen Unterschiede, die sehr groß waren, herausstellte, verlangte die Versammlung deswegen zu wissen, welchen Vertrag sie erneuern sollte. (11) Da weder Philopoimen, der als strategos die Erneuerung betrieben hatte, noch die Gesandten, die mit Lykortas nach Alexandria gefahren waren, in der Lage waren, eine Erklärung zu geben, (12) machten sie den Eindruck, sie hätten die Angelegenheiten des Staates leichtfertig gehandhabt; andererseits erwarb Aristainos den Ruf, dass er allein wusste, worüber er redete. Am Ende ließ er keine Abstimmung über die Vorlage zu, sondern vertagte die Entscheidung wegen des oben erwähnten ungeklärten Inhalts der Vorlage.
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4. Polybios xxiv 6.4: κατέστησαν δὲ τὸν μὲν Λυκόρταν διὰ τὸ κατὰ τὸν καιρόν, καθ’ ὃν ἐποιεῖτο τὴν ἀνανέωσιν τῆς συμμαχίας ὁ Πτολεμαῖος, στρατηγοῦντα 30 τότε συνεργῆσαι φιλοτίμως αὐτῷ … Sie bestellten Lykortas aus dem Grund, weil er zur Zeit, als Ptolemaios die Erneuerung des Bündnisvertrages vollzog, amtierender strategos war und sich um dessen Interessen besonders kümmerte … 5a. Polybios xxix 23.1–3: κατὰ τὴν Πελοπόννησον ἔτι κατὰ χειμῶνα πρεσβείας 35 παραγενομένης παρὰ τῶν βασιλέων ἀμφοτέρων περὶ βοηθείας, ἐγενήθη διαβούλια καὶ πλείω, πολλὴν ἔχοντα φιλοτιμίαν. (2) τοῖς μὲν γὰρ περὶ τὸν Καλλικράτην καὶ Διοφάνην καὶ σὺν τούτοις Ὑπέρβατον οὐκ ἤρεσκε διδόναι βοήθειαν, (3) τοῖς δὲ περὶ τὸν Ἄρχωνα καὶ Λυκόρταν καὶ Πολύβιον ἤρεσκε τὸ διδόναι τοῖς βασιλεῦσι κατὰ τὴν ὑπάρχουσαν συμμαχίαν. 40
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Auf der Peloponnes erschien noch während des Winters [169/168 v. Chr.] eine Gesandtschaft von den beiden Königen mit der Bitte um Hilfe; es fanden mehrere hitzige Debatten statt. (2) Kallikrates, Diophanes und zusammen mit ihnen Hyperbatos gefiel die Entsendung von Hilfstruppen nicht, (3) während Archon, Lykortas und Polybios sie gemäß dem vorhandenen Bündnisvertrag befürwor- 5 teten. 5b. Polybios xxix 23.8: τῶν δὲ πρεσβευτῶν παραγενομένων, τῆς συνόδου τῶν Ἀχαιῶν οὔσης ἐν Κορίνθῳ, καὶ τά τε φιλάνθρωπα πρὸς τὴν βασιλείαν ἀνανεωσαμένων ὄντα μεγάλα καὶ τὴν περίστασιν τῶν βασιλέων ὑπὸ τὴν ὄψιν ἀγόντων καὶ δεομένων σφίσι βοηθεῖν … 10 Als die Gesandten ankamen, tagte gerade die achaiische Bundesversammlung (synhodos) in Korinth; sie erneuerten das gute Verhältnis zum Königreich, das recht eng war, führten die gefährliche Situation der Könige vor Augen und baten sie um Hilfe … 5c. Polybios xxix 24.4: διὸ παρεκάλουν τοὺς Ἀχαιούς, ὑποδεικνύοντες τὸ 15 μέγεθος τῆς περιστάσεως, ἐν ᾗ συνέβαινε τότε τὴν βασιλείαν ὑπάρχειν, μὴ παριδεῖν τὸν καιρόν, ἀλλὰ μνημονεύοντας τῶν ὁμολογιῶν καὶ τῶν εὐεργεσιῶν, μάλιστα δὲ τῶν ὅρκων, ἐμπεδοῦν τὰς συνθήκας. Deswegen forderten sie die Achaier auf, die gefährliche Lage nicht zu übersehen und den Vertrag zu verwirklichen; sie zeigten die Größe der Gefahr auf, in 20 der sich das Königreich befand, und erinnerten an die Vereinbarungen und die erbrachten Wohltaten, insbesondere aber an die Eide. Lit.: R. M. Errington, Philopoemen, Oxford 1969, 163–165; Walbank, HCP III ad locc.; Huß, Ägypten 517–520. Ptolemaios V. Epiphanes, der seit 203 in Alexandria herrschte, hatte offenbar 25 schon mindestens einen Vertrag mit dem achaiischen Bund abgeschlossen. Wenn im J. 187/186 eine «Erneuerung» wünschenswert war, dann dürfte der ursprüngliche Vertrag wesentlich früher geschlossen worden sein, vielleicht sogar noch zur Zeit Ptolemaios’ IV., der sowohl im Bundesgenossenkrieg (Polyb. v 100.9) als auch im Ersten Makedonischen Krieg (Polyb. x 25.1; xi 4.1–6) zu vermitteln ver- 30 sucht hatte. Es gab allerdings eine ganze Anzahl von Verträgen zwischen Achaia und Ägypten, die zu verschiedenen Zeiten abgeschlossen worden waren (vgl. oben 3) und die grundsätzliche Freundschaft zwischen den beiden Staaten seit der Neugründung des Bundes im J. 281/280 zur Regierungszeit des Ptolemaios II. Philadelphos auf unterschiedliche Weise verrechtlicht hatten. 35 Die im J. 187/186 versammelten Achaier legten offenbar keinen Wert darauf zu erfahren, welchen Inhalt der zu erneuernde Vertrag besaß, denn das Erneuerungsverfahren verlief auf beiden Seiten harmonisch und ohne Detailerörterung,
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praktisch also als eine reine Geste der Freundschaft. Die aufwendige Eideszeremonie in Alexandria verlief offenbar gleichermaßen ohne Detailerörterung, denn als die Gesandten zurückkehrten und ihren Tätigkeitsbericht vortrugen, stellten sie sich ahnungslos gegenüber der berechtigten Frage des nunmehr amtierenden strategos Aristainos [186/185], welchen der früheren Verträge sie denn erneuert hätten. Bei der Eideszeremonie in Alexandria hatte der zu beeidende Vertragstext also nicht einmal vorgelegen. Wie Polybios mit Recht ausführt, war dies eine schwere Blamage für seinen Vater, aber auch eine Peinlichkeit für den Gesamtstaat, da die Achaier von Ptolemaios V. anlässlich des Gesandtenbesuchs von Lykortas und seinen Kollegen in Alexandria großzügig beschenkt worden waren – ausgerechnet zu einer Zeit, als sie andererseits große Bedenken gegen die Annahme von Geschenken seitens Eumenes’ II. von Pergamon (625) und Seleukos’ IV. (Polyb. xxii 7.4; 9.13) erhoben. Dennoch erhielt die Vertragserneuerung schließlich Rechtskraft; die formelle Erneuerung wurde von Lykortas durchgesetzt, als er selbst strategos war (oben 4). Ob das in seiner belegten strategia im J. 185/184 oder in einer sonst nicht belegten strategia im J. 182/181 erfolgte, ist nicht bekannt (vgl. Errington, a. a. O.; Walbank, a. a. O. 258 f.). Es steht fest, dass Lykortas im J. 181/180 zusammen mit Polybios und dem jüngeren Aratos von Sikyon als Dankesbotschafter nach Alexandria bestellt wurde, um das neueste ptolemaiische Geschenk von zehn Kriegsschiffen zu übernehmen, als die Nachricht vom Ableben Ptolemaios’ V. eintraf und das Unternehmen beendete (Polyb. xxiv 6). Über die vertraglich vereinbarten gegenseitigen Leistungen verliert Polybios kein Wort, erstaunlicherweise auch dann nicht, als sich die beiden Nachfolger des Ptolemaios V. Epiphanes, die Brüder Ptolemaios VI. Philometor und Ptolemaios VIII. Euergetes II., anlässlich der Bedrohung durch Antiochos IV. in einer gemeinsamen Aktion im Winter 169/168 an die Achaier wandten und um militärische Hilfe baten (oben 5a). Es entstand zwar eine Debatte, die jedoch lediglich die Frage behandelte, ob es gerade jetzt, da sich die achaiischen Freunde und Bundesgenossen, die Römer, mitten im Entscheidungskrieg mit Perseus von Makedonien befanden, opportun war, ein größeres Kontingent Truppen – die Rede war von 200 Reitern und 1000 Infanteristen (Polyb. xxix 24.8) – nach Ägypten zu schicken; die römische Politik zielte sowieso darauf, Frieden zwischen Antiochos und den Ptolemaierbrüdern auf diplomatischem Weg zu erzielen (Polyb. xxix 25.2–3). Für den Vertrag ist wichtig anzumerken, dass er bei den Verhandlungen über die Militärhilfe so gut wie keine Rolle spielte, obwohl Lykortas der Meinung war, dass er gerade für einen entsprechenden Fall galt (oben 5a) und während der Debatte erneut darauf hinwies (oben 5b), allerdings nur als ein Argument unter anderen. Daraus kann zweierlei geschlossen werden: (1) Der von Lykortas erwähnte und von ihm erneuerte Vertrag, den Polybios explizit als symmachia bezeichnete, wurde zwar, trotz des Todes des «Erneuerers» Ptolemaios V., als gül-
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tig angesehen, aber dennoch (2) erwuchs aus ihm keine unabweisbare Verpflichtung, einander militärisch zu Hilfe zu kommen. Die Argumente von Kallikrates und seinen Parteigängern, die jede Hilfeleistung ablehnten, lassen vermuten, dass der Vertrag eine Klausel wie im Vertrag zwischen Pharnakes und Chersonesos (649 Z. 26–28) enthielt und Unternehmungen gegen die Interessen der Römer 5 im Rahmen des Vertrages verbot oder zumindest irgendeine Abschwächung der absoluten Hilfeverpflichtung, wie etwa bei Rhodos – Hierapytna (StV III Nr. 551), wenn eine Partei selbst in einen anderen Krieg verwickelt war (Z. 20–22; 72–73). Auf jeden Fall spielten Rechtsargumente in der Debatte keine entscheidende Rolle: Bei Kallikrates blockierte Rücksicht auf Rom die Hilfe, bei Lykortas 10 waren es eher moralische Verpflichtungen aus vergangener ptolemaiischer Großzügigkeit, die dafür sprachen (Polyb. xxix 24.12–16). In dieser Richtung verliefen offenbar auch die Ausführungen der ptolemaiischen Gesandten, die zwar an die Eide und den Vertrag im Allgemeinen erinnerten, aber nur als einige Argumente unter anderen und zudem eher als eine moralische, nicht als eine im Vertrags- 15 recht verankerte Verpflichtung (oben 5c).
638 Milet – Pidasa (sympoliteia) Ca. 188/187 v. Chr.
Stele aus weißem Marmor, oben Profil von 0,075 m. Oben bleiben 0,04 m, unten 20 0,385 m unbeschrieben. Schriftfläche: b. 0,685 m, h. 1,64 m, d. ca. 0,15 m. Buchstaben 0,012 m. Fundort: Milet, Delphinion (Inv.-Nr. 657). Ed.: I. Milet I 3, 149; vgl. I. Milet VI 1, Tafel 10 (Photo); F. G. Maier, Griechische Mauerbauinschriften Bd. 1, Heidelberg 1959, 74. 25 Lit.: I. Milet VI 1, S. 184 f. (Herrmann); Ph. Gauthier, Les Pidaséens entrent en sympolitie avec les Milésiens: la procédure et les modalités institutionelles, in: A. Bresson/R. Descat (Hrsg.), Les cités d’Asie Mineure occidentale au IIe siècle a.C., Bordeaux 2001, 117–127; L. Migeotte, Le traité entre Milet et Pidasa (Delphinion 149): les clauses financières, ebd. 129–135; Ch. Chandezon, L’élevage en Grèce (fin Ve– 30 fin Ier s. a.C.). L’apport des sources épigraphiques, Bordeaux 2003, 224–228 Nr. 57. Üb.: HGIÜ III 470; I. Milet VI 1, S. 184 f. (Herrmann) (beide deutsch); M. Sartre, L’Anatolie hellénistique: de l’Égée au Caucase (334–31 av. J.-C.), Paris 2003, 185 f. (französisch). ἀγαθῆι τύχηι. ἐπὶ στεφανηφόρου Πασικλείους μηνὸς Ἀνθεστηριῶνος τάδε ὡμολόγησαν καὶ συνέθεντο Μιλήσιοι καὶ Πιδασεῖς, ὑπὲρ μὲν τοῦ δήμου τοῦ Μιλησίων οἱ πρυτάνεις καὶ οἱ εἱρημένοι ἐπὶ τῆι φυλακῆι καὶ οἱ ἀποδει-
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χθέντες σύνεδροι Μιννίων Λεωδάμαντος, Θεογένης Λεωδάμαντος, Πολύξενος Μελησίππου, Μενέστρατος Ἀναξίλεω, Ἡρώιδης Ζήνωνος, Ἀντίγονος Ἑκαταίου, Μύρμηξ Ἑκαταίου, Ἡρώιδης Μιννίωνος, Φιλίσκος Λυσιμάχου, Δημήτριος Ἀρτέμωνος, ὑπὲρ δὲ τοῦ δήμου τοῦ Πιδασέων οἱ πεμφθέντες ὑφ’ αὐτῶν αὐτοκράτορες πρεσβευταὶ Μενέξενος Ἀριστέου, Δημήτριος Πολίτου, Ἀρτέμων Μενίππου, Μέλανθος Πολίτου, Ἑρμίας Πολίτου, Μελάνθιος Πολίτου, Μενεσθεὺς Ἀριστέου, Αἴσων Ἑρμίου, Πολίτης Ἑρμίου, Πολίτης Μενίππου· εἶναι Πιδασεῖς Μιλησίων πολίτας καὶ τέκνα καὶ γυναῖκας, ὅσαι ἂν ὦσιν φύσει Πιδασίδες ἢ πόλεως Ἑλληνίδος πολίτιδες· παραδοῦναι δὲ ἐπὶ τὸ βουλευτήριον τῶν ὀνομάτων ἀναγραφὴν τοὺς αἱρεθέντας ὑπὸ Μιλησίων ἄνδρας καὶ μετεῖναι τοῖς ὀμόσασιν καὶ ἀνενεχθεῖσιν ἱερῶν καὶ ἀρχείων καὶ τῶν ἄλλων, ὧν καὶ τοῖς λοιποῖς μέτεστι Μιλησίοις· πέμπειν δὲ Μιλησίους εἰς Πίδασα τὸν λαχόντα τῶν πολιτῶν φρούραρχον καὶ φρουρούς, ὅσους ἂν ἱκανοὺς εἶναι φαίνηται, καὶ προνοεῖν, ὅπως τὰ τείχη ἐπισκευάζηται καὶ κατὰ χώραν μένηι, καὶ τῆς φυλακῆς ἐπιμελεῖσθαι, καθότι ἂν κρίνωσι συμφέρειν. τῶν δὲ ἐκφορίων τῶν γινομένω[ν] ἐν τῆι χώραι τῆι Πιδασέων τὸ μὲν ἔλαιον εἶναι ἐπιτελὲς τῶν τελῶν, ὧν καὶ Μιλήσιοι τιθέασιν. τῶν δὲ ἄλλων τελεῖν χαλκοῦν ἐφ’ ἔτη πέντε ἄρχοντος στεφανηφόρου Φιλίδου, καὶ τῶν κτηνῶν τῶν ἱσταμένω[ν] ἐν τῆι Πιδασίδι, ὅσα ἐστὶν Πιδασέων τῶν ἐμ Πιδάσοις κατοικούντων καὶ ζμηνῶν τὸ ἴσον [ἐ]φ’ ἔτη τρία ἄρχοντος τοῦ αὐτοῦ στεφανηφόρου, διελθόντος δὲ τοῦ προειρημένου χρόνου τελεῖν εἰς Μίλητον Πιδασεῖς τὰ αὐτὰ τέλη, καθότι ἂν καὶ οἱ λοιποὶ Μιλήσιοι τελωνῶνται. δοῦναι δὲ τὸν δῆμον τὸν Μιλησίων Πιδασεῦσιν τοῖς κατωικηκόσιν καὶ ἐνμεμενηκόσιν μέχρι τοῦ νῦν χρόνου ἐμ Πιδάσοις ἢ τῆι χώραι τῆι Πιδασέων οἰκσεις εἰς κλινῶν λόγον τριακοσίων καὶ ἐνενήκοντα. νέμεσθαι δὲ Πιδασεῖς τάς τε ὑπαρχούσας ἱερὰς κτήσεις καὶ δημοσίας καὶ ἄν τινες ἄλλαι προσγίνωνται τοῖς θεοῖς ἢ τῶι δήμωι πέντε μὲν ἔτη ἄρχοντος στεφανηφόρου Φιλίδου τελοῦντας τῶν ἐκφορίων χαλκοῦ[ν], διελθόντος δὲ τοῦ προειρημένου χρόνου τὰ ἴσα τέλη, ὅσα καὶ Μιλήσ[ιοι] φέρουσιν. τοῦ δὲ ἐν τοῖς ἱεροῖς ὄρεσιν τοῖς περιωρισμένοις γινομένο[υ] σίτου τελεῖν αὐτοὺς διελθόντων τῶν πέντε ἐτῶν ἑκατοστὴν εἰς τὸν ἀεὶ χρόνον. εἶναι δὲ Πιδασέων τοὺς προσγραφησομένους ἀτελεῖς λειτουργιῶν ἐφ’ ἔτη δέκα ἄρχοντος στεφανηφόρου Φιλίδου. ἐγδικῆσαι δὲ τὸν δῆμον τὸμ Μιλησίων καὶ περὶ τῆς χώρας τῆς ἀποκαθεσταμένης αὐτοῖς ὑπὸ τῶν στρατηγῶν, ἐάν τις γίν[η]ται διάκρισις. συγκεχωρῆσθαι δὲ Πιδασέων τοῖς προσγραφησομένοις πρὸς τὸ πολίτευμα καὶ ἐνεκτημένοις ἐν τῆι Εὐρωμίδι εἰσάγειν ἀπὸ τοῦ γεινομένου οἰνικοῦ γενήματος ἐν ταῖς ἰδίαις κτήσεσιν ἕως πλείστων μετρητῶν χιλίων ἀπὸ μηνὸς Ποσιδεῶνος τοῦ ἐπὶ Φιλίδου τελοῦσιν ἐλ-
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λιμένιον χαλκοῦν εἰς τὸν ἀεὶ χρόνον ἀπογραψαμένων ἐπὶ τὸ τῆς βουλῆς ἀρχεῖον τῶν ἐνεκτημένων ἐν τῆι Εὐρωμίδι. κατασκευάσαι δὲ Μιλησίους ὁδὸν ἐκ τῆς Πιδασίδος ζυγίοις πορευτὴν εἰς Ἰωνίαν πόλιν. μετέχειν δὲ Πιδασέων καὶ τοὺς πεπολιτογραφημένους πρότερον τῶν αὐτῶν πᾶσ[ιν] Πιδασεῦσιν πλὴν {πλὴν} τῆς ἀτελείας τῶν λειτουργιῶν. ὑπάρχειν δ[ὲ] καὶ τἆλλα τὰ κατακεχωρισμένα ἐν τῶι ψηφίσματι τῶι γραφέντι περὶ τῶ[ν] ἀνηκόντων εἰς τὴν συμπολιτείαν κύρια καὶ συντελεῖσθαι αὐτά, καθό[τι] συγκεχώρηται προσφερομένων Πιδασέων πόλιν τε καὶ χώραν καὶ τὰ[ς] [ἐ]κ τούτων προσόδους. ὁρκισάτω δὲ ὁ στεφανηφόρος μετὰ τοῦ ἱεροκήρυκος [τ]ούς τε ἥκοντας ἐκ Πιδασέων πρεσβευτὰς καὶ τοὺς πρυτάνεις καὶ τοὺ[ς] εἱρημένους ἐπὶ τῆι φυλακῆι καὶ τοὺς κεχειροτονημένους συνέδρους τὸν ὅρκον τόνδε· ἐμμενῶ τοῖς ὡμολογημένοις καὶ ἀναγεγραμμένοις [εἰς] τὸν ἀεὶ χρόνον καὶ οὐ παραβήσομαι τέχνηι οὐδεμιᾶι οὐδὲ μηχανῆι οὐδὲ ἄ[λλ]ωι παραβαίνοντι τὴν συνθήκην ἐπιτρέψω, καὶ ἐὰν τινα ἄλλον πυν[θά]νωμαι αἱρούμενον παραβαίνειν τὰς ὁμολογίας, οὐκ ἐπιτρέψω κατὰ δύναμιν τὴν ἐμήν, ἀλλὰ δηλώσω τῆι βουλῆι καὶ τῶι δήμωι. ταῦτα ἀληθῆ, νὴ τὴν Ἑστίαν τὴμ Βουλαίαν καὶ τοὺς ἄλλους θεούς. καί μοι εὐορκοῦντι μὲν εὖ εἴη, εἰ δὲ ἐφιορκοίην, ἐξώλης εἴην καὶ αὐτὸς καὶ τἀμά. ὀμόσαι δὲ ἐμ Πιδάσοις καὶ τοὺς ἄλλους Πιδασεῖς τοὺς ὄντας ἐπιδήμους καὶ ἐν ἡλικίαι ὑπάρχοντας τὸν αὐτὸν ὅρκον προσομνύντας καὶ τοὺς κατέχοντας αὐτῶν τὴν πόλιν θεούς. ὁπότεροι δὲ ἂν μὴ ἐμμίνωσιν τοῖς ἐν τῆιδε τῆι συνθήκηι κατακεχωρισμένοις, ἀδίκους τε εἶναι αὐτοὺς τῶν θεῶν, οὓς ὀμωμόκασιν, καὶ ἀποτεῖσαι τοὺς μὴ ἐμμείναντας τοῖς ἐμμείνασιν τάλαντα τριάκοντα.
[Die Absätze der Übersetzung entsprechen der Aufteilung des Textes durch Rehm (I. Milet i 3, 149).] § 1 (Z. 1–10) Auf gutes Gelingen! Im Jahr des stephanephoros Pasikles, im Monat Anthesterion, trafen die Milesier und die Pidaseer folgende Übereinkunft und Vertragsregelung. Beteiligt waren für das Volk der Milesier die Prytanen, die gewählten Sicherheitsbeauftragten und die ernannten synhedroi [Kommissionsmitglieder] Minnion, Sohn des Leodamas, Theogenes, Sohn des Leodamas, Polyxenos, Sohn des Melesippos, Menestratos, Sohn des Anaxileos, Herodes, Sohn des Zenon, Antigonos, Sohn des Hekataios, Myrmex, Sohn des Hekataios, Herodes, Sohn des Minnion, Philiskos, Sohn des Lysimachos, Demetrios, Sohn des Artemon; für das Volk der Pidaseer waren beteiligt die von ihnen entsandten bevollmächtigten Gesandten Menexenos, Sohn des Aristeas, Demetrios, Sohn des Polites, Artemon, Sohn des Menippos, Melanthos, Sohn des Polites, Hermias, Sohn des Polites, Melanthios, Sohn des Polites, Menestheus, Sohn des Aristeas, Aison, Sohn des Hermias, Polites, Sohn des Hermias, Polites, Sohn des Menippos. § 2 (Z. 10–15) Die Pidaseer sollen Bürger der Milesier sein, auch ihre Kinder und ihre Frauen, soweit sie Pidaseerinnen von Geburt oder Bürgerinnen einer
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griechischen Stadt sind. Die von den Milesiern ausgewählten Männer sollen eine Namensliste an das Ratsgebäude abgeben und zu denjenigen gehören, die geschworen haben und an Kulthandlungen und Ämtern und den anderen Dingen beteiligt sind, an denen auch die übrigen Milesier teilnahmeberechtigt sind. § 3 (Z. 15–18) Die Milesier sollen den aus den Bürgern ausgelosten Festungskommandanten und eine ausreichende Zahl an Besatzungstruppen nach Pidasa schicken. Sie sollen zusehen, dass die Mauern repariert werden und an ihrem Platz feststehen; sie sollen sich auch um die Bewachung kümmern, wie sie es für angebracht halten. § 4 (Z. 18–25) Von den Erträgen aus dem Territorium der Pidaseer soll das Öl dem Steuersatz unterworfen werden, den auch die Milesier zu zahlen haben. Für die übrigen Erzeugnisse sollen sie für fünf Jahre, beginnend mit dem Jahr des stephanephoros Philidas, eine Kupfermünze entrichten; für das im Gebiet von Pidasa stehende Vieh, soweit es den in Pidasa wohnenden Pidaseern gehört, sowie für die Bienenstöcke den gleichen Betrag für drei Jahre, beginnend mit demselben stephanephoros-Jahr. Nach Ablauf der genannten Fristen sollen die Pidaseer an Milet dieselben Steuern zahlen, welche auch die übrigen Milesier zahlen. § 5 (Z. 25–28) Das Volk der Milesier soll den Pidaseern, die in Pidasa oder auf dem Territorium der Pidaseer gewohnt haben und bis jetzt dort geblieben sind, Behausungen mit bis zu 390 Betten zur Verfügung stellen. § 6 (Z. 28–35) Die Pidaseer sollen die vorhandenen heiligen und öffentlichen Besitzungen und solche, die den Göttern oder dem Volk zufallen mögen, für fünf Jahre nutzen, beginnend mit dem Jahr des stephanephoros Philidas, wenn sie für die Produkte eine Kupfermünze zahlen; nach Ablauf der genannten Zeit sollen sie aber die gleichen Steuern entrichten, wie sie auch die Milesier zahlen. Für das im eingegrenzten Gebiet der heiligen Berge produzierte Getreide sollen sie nach Ablauf der fünf Jahre für alle Zeit eine Steuer von 1 % zahlen. § 7 (Z. 35–37) Diejenigen Pidaseer, die in die milesische Bürgerschaft eingetragen werden, sollen für zehn Jahre, beginnend mit dem Jahr des stephanephoros Philidas, von Pflichtdiensten befreit sein. § 8 (Z. 37–39) Das Volk der Milesier soll auch die Rechtsvertretung bezüglich des ihnen [sc. den Pidaseern] durch die strategoi [sc. die römischen legati] rückerstatteten Landes übernehmen, sollte es zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung kommen. § 9 (Z. 39–45) Denjenigen Pidaseern, die in die Bürgerschaft eingetragen werden und die im Gebiet von Euromos Landbesitz haben, soll gestattet sein, von der auf ihren eigenen Besitzungen erzielten Weinernte Wein bis zu einer Höchstmenge von 1.000 Metreten einzuführen. Dies gilt vom Monat Posideon im Amtsjahr des Philidas an für alle Zeit, solange sie als Hafenzoll eine Kupfermünze zahlen und die Grundbesitzer in der Euromis im Rathaus registriert sind. Die Milesier sollen einen für Gespanne befahrbaren Weg aus dem Gebiet von Pidasa nach Ioniapolis anlegen.
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§ 10 (Z. 45–47) Auch diejenigen Pidaseer, die schon früher eingebürgert wurden, sollen an denselben Rechten wie alle Pidaseer teilhaben mit Ausnahme der Befreiung von den Pflichtdiensten. § 11 (Z. 47–51) Auch alles weitere, was in dem Volksbeschluss festgehalten wurde, der bezüglich der Angelegenheiten der Sympolitie verfasst wurde, soll gültig sein und verwirklicht werden, so wie es vereinbart wurde, als die Pidaseer ihre Stadt und ihr Territorium sowie die daraus hervorgehenden Einkünfte einbrachten. § 12 (Z. 51–63) Der stephanephoros zusammen mit dem Opferherold soll den aus Pidasa gekommenen Gesandten sowie den Prytanen, den Sicherheitsbeauftragten und den gewählten Kommissionsmitgliedern den folgenden Eid abnehmen: «Ich werde an den Vereinbarungen und aufgeschriebenen Bestimmungen für alle Zeit festhalten und werde sie nicht übertreten, durch keine List und durch keine Machenschaft. Ich werde keinem anderen die Übertretung des Vertrages erlauben, und wenn ich erfahre, dass jemand anderer die Absicht hat, die Vereinbarungen zu übertreten, werde ich es, soweit es in meinen Kräften steht, nicht zulassen, sondern werde es dem Rat und dem Volk anzeigen. Dies soll wahr sein, bei Hestia Boulaia und bei den anderen Göttern. Wenn ich den Eid halte, möge es mir wohl ergehen, wenn ich ihn aber breche, mögen ich selbst und das Meinige zugrunde gehen». Denselben Eid sollen in Pidasa auch die übrigen Pidaseer schwören, die anwesend und volljährig sind, wobei sie in die Schwurformel auch die Schutzgötter ihrer Stadt hinzunehmen sollen. § 13 (Z. 63–66) Vertragspartner, die nicht an den in diesem Vertrag festgelegten Bestimmungen festhalten, sollen gegenüber den Göttern, bei denen sie geschworen haben, selbst im Unrecht stehen, und die nicht am Vertrag Festhaltenden sollen den an ihm Festhaltenden dreißig Talente Strafe zahlen. (nach P. Herrmann)
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Datiert wird der Vertrag nach dem milesischen stephanephoros Pasikles (Z. 1), der in der großen stephanephoros-Liste (I. Milet I 3, 124 [190/189]) nicht vorkommt und deswegen danach angesetzt werden muss. Er ist der unmittelbare Vorgänger von Philidas (Z. 21, 31, 37, 42), der im Vertrag mit Herakleia (I. Milet I 3, 30 150, 640 und 644) als stephanephoros zwei Jahre vor dem stephanephoros-Jahr des Menandros, in dem der Vertrag zustande kam, erwähnt wird; deswegen ist der Herakleia-Vertrag drei Jahre nach dem Vertrag mit Pidasa anzusetzen (vgl. Kommentar zu 644); da aber der Herakleia-Vertrag spätestens im Frühjahr 181 (Amtsjahr 182/181) zustande kam, ergibt sich eine Spanne von 189/188 (Anthes- 35 terion = ca. Januar 188) bis 185/184 (ca. Januar 184) für den Pidasa-Vertrag. Aus allgemeinen Erwägungen möchte ich aber einen Punkt eher früher als später in diesem Zeitfenster wählen, damit der Vertrag in den Rahmen der unmittelbaren Auswirkungen der Neuordnung Kleinasiens durch die zehn römischen legati (vgl. Z. 37–39) anlässlich des Friedens von Apameia (626) gesetzt werden kann. 40
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Das vorhandene Dokument ist der eigentliche Vertragstext mit den Eiden (Z. 51–52), dem die Verhandlungen sowie ein milesischer Volksbeschluss (Z. 47–48) vorausgingen (vgl. Gauthier, a. a. O. 129 f., der Rehms Auffassung [I. Milet I 3, 149, S. 231 (355)], dass unser Dokument nur über den Volksbeschluss hinausgehende Regelungen enthält, widerlegt). Beim einige Jahre später aufgesetzten Paralleltext aus Herakleia (644) wird auch der vorausgegangene Volksbeschluss mitaufgezeichnet, was bei Pidasa nicht der Fall ist. Wie dort, ging die Initiative auch hier nicht von den Milesiern aus, da die Pidaseer bevollmächtigte Verhandlungsbeauftragte nach Milet entsandten (Z. 7–10); auf milesischer Seite waren an den Verhandlungen neben der für den Zweck besonders bestimmten Sonderkommission der synhedroi die üblichen hohen Amtsträger beteiligt (vgl. H. Müller, Milesische Volksbeschlüsse. Eine Untersuchung zur Verfassungsgeschichte der Stadt Milet in hellenistischer Zeit, Göttingen 1976, 20–28; 54). Einige Verhandlungsergebnisse wurden offenbar gleich in einem milesischen Volksbeschluss festgehalten. Sie wurden in den Vertragstext nicht wieder ausführlich aufgenommen, sondern dort nur mit Hinweis auf den Beschluss in ihrer fortdauernden Gültigkeit bekräftigt (Z. 47–51). Dass wie im Fall von Herakleia und wie bei der Integration der Kreter im 3. Jh. (I. Milet I 3, 36 a, b, 37 c) ein Orakel in Didyma eingeholt und öffentliche Opfer dargebracht wurden, ist zwar anzunehmen, geht aber aus dem Text nicht explizit hervor. Die Gründe für das Ersuchen der Pidaseer dürften in der zweiten Klausel der Vereinbarung liegen (Z. 15–16), die der programmatischen Erklärung, dass die Pidaseer milesische Bürger werden sollten (Z. 10–15), unmittelbar folgt. Hier wird festgelegt, dass Milet die künftige Verantwortung für die Sicherheit von Pidasa in eigener Regie übernimmt. Gegen wen dieses dringende Sicherheitsbedürfnis gerichtet war, wird nicht explizit ausgeführt, doch kommt am ehesten der unmittelbare Nachbar Herakleia am Latmos in Frage. Pidasa hatte kurz zuvor, wohl anlässlich der Neuordnung Kleinasiens durch die Römer, Land zurückerhalten, das zuvor – vielleicht durch Zeuxis, als Herakleia seleukidisch wurde (so M. Wörrle, Inschriften von Herakleia am Latmos I. Antiochos III., Zeuxis und Herakleia, Chiron 18 [1988], 421–476, hier 445 Anm. 92) – weggenommen worden war (Z. 37–38; zu den στρατηγοί als römische legati vgl. Gauthier, a. a. O. 123 mit Belegstellen, insbesondere Robert, Fouilles Nr. 22, Z. 7: [πρὸς τ]οὺς στρατηγοὺς πρεσβεύων). Erwartet wurde, dass – wie in einigen anderen Fällen – diese Entscheidung nicht ohne Disput akzeptiert werden würde, wobei die Milesier dann die Rechtsvertretung übernehmen würden. Wenn dies der Fall sein sollte, dann war es nicht der einzige Streit, den die Milesier mit Herakleia in den 180er Jahren ausfochten (vgl. Kommentar zu 644). Der Vertrag sah vor, dass ein Teil der Pidaseer nach Milet übersiedeln sollte (Z. 25–28). Dass die Zahl der zur Verfügung gestellten Schlafplätze (390) der tatsächlich ermittelten Zahl der Umsiedlungswilligen entsprach, ist anzunehmen, aber unbewiesen. Allerdings geht aus Z. 45–47 eindeutig hervor, dass es auch eine
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signifikante Gruppe von ehemaligen Pidaseern gab, die schon früher als Einzelne in Milet eingebürgert worden waren und die jetzt bis auf die zeitweilige Befreiung von den Leitourgien den Neueingebürgerten gleichgestellt wurden. Es muss aber nach wie vor eine Anzahl von Pidaseern gegeben haben, die zwar als milesische Bürger eingetragen wurden, jedoch weiterhin in Pidasa (oder im Territorium von 5 Pidasa) residierten und den Boden dort bestellten; andernfalls wären die steuerlichen Übergangsbestimmungen (Z. 18–25; 25–35; 39–44) sowie der Wegebau nach Ioniapolis (Z. 44–45) nicht sinnvoll gewesen. Die Pidaseer scheinen auch einen Rest an kommunaler Zusammengehörigkeit beibehalten zu haben, ohne dass sie als gesonderte Gruppe in Milet langfristig 10 eine besondere Behandlung erfuhren, denn es scheint aus Z. 28–35 hervorzugehen, dass der öffentliche Besitz oder der Tempelbesitz der Pidaseer nicht nur von Milet unangetastet blieb (bis auf die Besteuerung, die jetzt von Milet statt von Pidasa vorgenommen wurde), sondern sich zumindest theoretisch auch weiter vermehren konnte. Was das genau bedeutete und wie das im Detail gehandhabt 15 wurde, bleibt allerdings unbekannt. Der ganze Text macht aber deutlich, dass es ein Anliegen der Milesier war, dem Übergang der Pidaseer in den milesischen Staat keinen Stein in den Weg zu legen. Ein vergleichbarer Text aus dem späten 3. Jh. findet sich unter 601.
639 Pharnakes I. von Pontos – Galater (Bündnis?)
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Ca. 185 v. Chr.
Polybios xxv 2.4: ὅσαι γεγόνασιν πρότερον συνθῆκαι Φαρνάκῃ πρὸς Γαλάτας, ἀκύρους ὑπάρχειν. Frühere Verträge zwischen Pharnakes und Galatern sollen ungültig sein. 25 Lit.: Walbank, HCP III ad loc.; S. Mitchell, Anatolia. Land, Men, and Gods in Asia Minor Bd.1: The Celts in Anatolia and the Impact of Roman Rule, Oxford 1993, 25. Im Rahmen der Friedensverhandlungen zwischen Pharnakes und Eumenes im J. 179 (648) wurde diese Klausel aufgenommen. Während des Krieges zwischen den beiden Königreichen hatten mindestens zwei galatische Fürsten, Kassigna- 30 tos und Gaizatorix, zeitweise auf der Seite des Pharnakes gekämpft, ohne dass ein Vertrag erwähnt wird (Polyb. xxiv 14.6: ᾑρημένοι τὰ Φαρνάκου). Erst bei den Friedensbedingungen wird von einem oder mehreren Verträgen gesprochen, die jetzt ungültig werden sollten. Über den Inhalt wird man nur spekulieren können, aber eine Vereinbarung über Söldnerwerbung liegt sehr nahe. Den terminus post 35 quem für die Datierung legt die Übernahme der Herrschaft durch Pharnakes um 185 fest.
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640 Herakleia am Latmos und Milet – Rhodos (Bündnisse) Vor ca. 184 v. Chr.
Auszug aus einer Inschrift aus Milet (644 q. v. für Formalien). Ed.: I. Milet I 3, 150, Z. 34–36. Lit.: Wiemer, Krieg, Handel und Piraterie 253.
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εἶναι πολίτας Μιλησίους Ἡρακλεωτῶν καὶ Ἡρακλεώτας Μιλησίων, ὑπάρχειν δὲ αὐτοῖς εἰς ἅπαντα τὸν χρόνον τὸν αὐτὸν ἐχθρὸν καὶ φίλον, μηθὲν ὑπεναντίον πρασσόντων τῶν δή- 10 μων τῆι πρὸς Ῥοδίους συμμαχίαι.
Die Milesier sollen Bürger der Herakleoten sein und die Herakleoten Bürger der Milesier. Sie sollen für alle Zeit denselben als Feind und denselben als Freund haben, wobei beide Völker nichts tun, was dem Bündnis mit den Rhodiern zuwiderläuft. 15 Das Bündnis mit den Rhodiern, auf welches in diesem Passus des sympoliteiaVertrags zwischen Milet und Herakleia (644) Rücksicht genommen wird, existierte offensichtlich schon vor der vereinbarten sympoliteia. Ob es sich um zwei verschiedene Bündnisverträge handelte, einer für jeden der sympoliteia-Partner, oder nur um ein Dokument, das ab dem Zeitpunkt der sympoliteia für alle Bürger 20 der neuen Gesamtgemeinde zu gelten hatte, lässt sich nicht feststellen. Auch der Zeitpunkt dieses Bündnis ist unklar. Allerdings ist die grundsätzliche Rücksichtnahme in diesem Vertrag allein auf das Verhältnis zu den Rhodiern mit Sicherheit ein Ausdruck der Bedeutung, welche die Rhodier nach 188 dank der römischen Gunst südlich des Maianders erlangt hatten, ob der oder die ursprünglichen Ver- 25 träge früher bestanden hatten oder nicht.
641 Frieden innerhalb des Kretischen Koinon 184 v. Chr.
Polybios xxii 15.1–6: κατὰ τὴν Κρήτην, κοσμοῦντος ἐν Γορτύνῃ Κύδα τοῦ 30 Ἀντάλκους, κατὰ πάντα τρόπον ἐλαττούμενοι Γορτύνιοι τοὺς Κνωσίους, ἀποτεμόμενοι τῆς χώρας αὐτῶν τὸ μὲν καλούμενον Λυκάστιον προσένειμαν Ῥαυκίοις, τὸ Διατόνιον Λυττίοις. (2) κατὰ δὲ τὸν καιρὸν τοῦτον παραγενομένων πρεσβευτῶν ἐκ τῆς Ῥώμης εἰς τὴν Κρήτην τῶν περὶ τὸν Ἄππιον χάριν τοῦ δια-
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λῦσαι τὰς ἐνεστώσας αὐτοῖς πρὸς ἀλλήλους διαφοράς, καὶ ποιησαμένων λόγους ὑπὲρ τούτων τῇ Κνωσίων καὶ Γορτυνίων, πεισθέντες οἱ Κρηταιεῖς ἐπέτρεψαν τὰ καθ’ αὑτοὺς τοῖς περὶ τὸν Ἄππιον. (3) οἱ δὲ Κνωσίοις μὲν ἀποκατέστησαν τὴν χώραν, Κυδωνιάταις δὲ προσέταξαν τοὺς μὲν ὁμήρους ἀπολαβεῖν, οὓς ἐγκατέλειπον δόντες τοῖς περὶ Χαρμίωνα πρότερον, τὴν δὲ Φαλάσαρναν ἀφεῖναι 5 μηδὲν ἐξ αὐτῆς νοσφισαμένους. (4) περὶ δὲ τῶν κατὰ κοινοδίκιον1 συνεχώρησαν αὐτοῖς βουλομένοις μὲν ἐξεῖναι μετέχειν, (5) μὴ βουλομένοις δὲ καὶ τοῦτ’ ἐξεῖναι, (6) πάσης ἀπεχομένοις τῆς ἄλλης Κρήτης αὐτοῖς τε καὶ τοῖς ἐκ Φαλασάρνης φυγάσιν … ἀπέκτειναν τοὺς περὶ Μενοίτιον, ἐπιφανεστάτους ὄντας τῶν πολιτῶν. 1
Boeckh, κοινοδίκαιον Mss.
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In Kreta, als Kydas, Sohn des Antalkas, in Gortyn kosmos war, erniedrigten die Gortynier auf jede Weise die Knosier. Sie schnitten von ihrem Territorium das sogenannte Lykastion ab und übertrugen es den Rhaukiern, auch das Diatonion übertrugen sie den Lyttiern. (2) Um diese Zeit waren römische Gesandte unter der Leitung von Appius [Claudius Pulcher] nach Kreta gekommen, um die unter- 15 einander entstandenen Differenzen zu schlichten. Sie besprachen die Probleme in Knosos und in Gortyn, und die Mitglieder des Kretischen Koinon ließen sich überreden, Appius und seinen Kollegen ihre Angelegenheiten anzuvertrauen. (3) Sie erstatteten den Knosiern das Territorium zurück. Den Kydoniaten trugen sie auf, die Geiseln zurückzunehmen, die sie zu einer früheren Zeit dem Charmion 20 überlassen hatten, und Phalasarna freizugeben und nichts von dort zu entfernen. (4) In Bezug auf die Angelegenheiten des koinodikion gestatteten sie ihnen, wenn sie wollten, daran teilzunehmen, wenn sie nicht wollten, das auch zu tun, solange sie und die Flüchtlinge aus Phalasarna sich vom restlichen Kreta fernhielten. Die … töteten Menoitios und seine Anhänger, die die angesehensten Bürger 25 waren. Lit.: I. Milet I 3, 201 ff.; Walbank, HCP III ad loc.; S. L. Ager, Hellenistic Crete and ΚΟΙΝΟΔΙΚΙΟΝ, JHS 114 (1994), 1–18; Chaniotis, Verträge Nr. 40. Die immer wieder aufflammenden Kriege zwischen Knosos und Gortyn, den zwei führenden Mitgliedern des Kretischen Koinon, erreichten um die Mitte der 30 180er Jahre einen weiteren Höhepunkt. Auch im Westen der Insel waren ernste Streitigkeiten zwischen Kydonia und Phalasarna ausgebrochen, die Polybios anlässlich deren Beilegung erwähnt. Diese Unruhen veranlassten die im J. 184 auf der Peloponnes tätigen römischen legati unter der Leitung des Appius Claudius Pulcher (vgl. T. R. S. Broughton, The Magistrates of the Roman Republic, 35 Bd. 1, New York 1951 ad ann.), auf die Insel zu fahren und eine römische Schlichtung durchzusetzen. Das Ergebnis wird von Polybios festgehalten und wirkte sich zumindest kurzfristig positiv aus, da es Eumenes II. im folgenden Jahr wagte, mit zahlreichen Mitgliedern des Koinon einen Vertrag abzuschließen, wobei weder Kydonia noch Phalasarna in der Liste der kretischen Teilnehmer aufgeführt wer- 40
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den (646 mit Kommentar). Man wird also vorsichtig schließen können, dass die beiden Gemeinden von der ihnen von den Römern eingeräumten Möglichkeit, am koinodikion – ein Wort, das hier das Koinon als Rechtsinstanz zu kennzeichnen scheint – nicht teilnehmen zu müssen (oben § 4), Gebrauch machten. Inwieweit es zu einer beeideten vertraglichen Annahme der römischen Entscheidungen durch die kretischen Städte kam, lässt sich aus Polybios’ Bericht nicht entscheiden. Mit diesem von den Römern herbeigeführten Frieden hat Chaniotis (a. a. O.), auf einer in der Forschung mehrfach akzeptierten Vermutung Rehms (vgl. zuletzt Ager, a. a. O. 17) fußend, je einen Beschluss von Knosos und Gortyn in Zusammenhang gebracht, die in Magnesia am Maiandros gefunden wurden und u. a. eine löbliche Schlichtungstätigkeit von Magnesia während eines Krieges zwischen Gortyn und Knosos belegen (I. Magnesia 65 a = I. Cret. IV 176 und I. Magnesia 65 b = I. Cret. I viii 9). Eine Verbindung dieser Inschriften mit den Ereignissen der 180er Jahre ist aber unmöglich, denn die Magneten ließen die zwei kretischen Beschlüsse, obwohl sie mit Artemis nichts zu tun haben, unter die das Fest der Artemis Leukophryene anerkennenden Beschlüsse der griechischen Staaten auf die Wände der Weststoa der Agora schreiben, und sie wurden nicht später als die anderen Texte aufgeschrieben. Dies kann nicht bloß zufällig erfolgt sein. Die Wand wurde nach dem Eingang der von den magnetischen Gesandtschaften um 208 gesammelten Beschlüsse, vielleicht während der frühen 190er Jahre, einheitlich in einem Zug gestaltet (so I. Magnesia, p. 11–12). Der Sinn der Veröffentlichung der zwei Beschlüsse an gerade dieser Stelle dürfte also darin liegen, dass sie von den magnetischen Gesandten, die im J. 208 in der Angelegenheit der Artemis unterwegs waren, als dokumentarische Belege für bisherige gute Beziehungen der Magneten zu den führenden kretischen Städten sowie als Anregung, die gute Beziehung durch Anerkennung des Festes weiter zu vertiefen (so I. Magnesia ad Nr. 65, vgl. auch K. J. Rigsby, Asylia: Territorial Inviolability in the Hellenistic World, Berkeley u. a. 1996, 264 Anm. 84), vorgelegt wurden. Insofern sind sie in die Gruppe der Belegdokumente einzuordnen, wie die teilweise erhaltenen Inschriften I. Magnesia 17; 20–21. Ein zusätzlicher Hinweis darauf, dass die zwei Beschlüsse integral zur Leukophryene-Initiative gehörten, lässt sich auch aus der unmittelbar folgenden verkürzten Erwähnung gewinnen, dass die Eleuthernaier ebenfalls einen entsprechenden Beschluss verfasst hätten (I. Magnesia 65 b Z. 34–36). Dieser Hinweis kann sich aber nicht auf die Belegdokumente beziehen, sondern muss auf einen sonst voranstehend aufgeschriebenen Beschluss Bezug nehmen. Die Beschlüsse von Knosos und Gortyn sind also in die Reihenfolge der Anerkennungsbeschlüsse hineingeschoben worden und gehören zu den anderen Dokumenten. Ob das heißt, dass sie vom Steinmetz an die falsche Stelle gesetzt wurden, wie Kern (I. Magnesia 65) vermutete, oder ob sie in unmittelbarem Zusammenhang mit vorangehenden, aber verlorenen Beschlüssen standen, muss nach Lage
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des Befundes unsicher bleiben. Die Ereignisse, die dort dargestellt werden, müssen aber auf jeden Fall vor 208 stattgefunden haben.
642 Achaia – Sparta (vorläufige Vereinbarung) 184/183 v. Chr.
1. Polybios xxiii 4.8–15: ἐφ’ οἷς γενομένων λόγων πλειόνων, ὑπὲρ μὲν τοῦ καταπορεύεσθαι τοὺς πεφευγότας καὶ τεθανατωμένους καὶ περὶ τοῦ μένειν τὴν πόλιν μετὰ τῶν Ἀχαιῶν ἐγένετο πᾶσι σύμφωνον, (9) περὶ δὲ τῶν κτήσεων, πότερον δεῖ τὸ τάλαντον εἰς ἑκάστους τοὺς φυγὰδας ἐκ τῶν ἰδίων ἐκλέξασθαι … περὶ τούτων διημφισβήτουν πρὸς ἀλλήλους. (10) ἵνα δὲ μὴ πάλιν ἐξ ἀκεραίου περὶ πάντων ἀντιλέγοιεν, ἔγγραπτον ὑπὲρ τῶν ὁμολογουμένων …, ἐφ’ ὃ πάντες ἐπεβάλοντο τὰς ἰδίας σφραγῖδας. (11) οἱ δὲ περὶ τὸν Τίτον βουλόμενοι καὶ τοὺς Ἀχαιοὺς εἰς τὴν ὁμολογίαν ἐμπλέξαι, προσεκαλέσαντο τοὺς περὶ Ξέναρχον. (12) οὗτοι γὰρ ἐπρέσβευον τότε παρὰ τῶν Ἀχαιῶν, ἅμα μὲν ἀνανεούμενοι τὴν συμμαχίαν, ἅμα δὲ τῇ τῶν Λακεδαιμονίων διαφορᾷ προσεδρεύοντες. (13) καὶ παρὰ τὴν προσδοκίαν ἐρωτώμενοι περὶ τῶν γραφομένων, εἰ συνευδοκοῦσιν, οὐκ οἶδ’ ὅπως εἰς ἀπορίαν ἐνέπεσον. (14) δυσηρεστοῦντο μὲν γὰρ τῇ καθόδῳ τῶν φυγάδων καὶ τῶν τεθανατωμένων διὰ τὸ γίνεσθαι παρὰ τὰ τῶν Ἀχαιῶν δόγματα καὶ παρὰ τὴν στήλην, εὐδοκοῦντο δὲ τοῖς ὅλοις τῷ γράφεσθαι διότι τὴν πόλιν τῶν Λακεδαιμονίων πολιτεύειν μετὰ τῶν Ἀχαιῶν. (15) καὶ πέρας τὰ μὲν ἀπορούμενοι, τὰ δὲ καταπληττόμενοι τοὺς ἄνδρας, ἐπεβάλοντο τὴν σφραγῖδα. Nachdem viele Argumente ausgetauscht worden waren, gab es einen allgemeinen Konsens über die Rückkehr der Verbannten und der zum Tode Verurteilten sowie über den Verbleib der Stadt im achaiischen Bund; (9) über die Frage des Vermögens – ob ein Talent des eigenen Vermögens an jeden der Flüchtlinge ausgeteilt werden sollte – … gab es aber Meinungsverschiedenheiten. (10) Damit sie nicht alle strittigen Punkte erneut diskutieren mussten, wurde ein Protokoll der schon vereinbarten Angelegenheiten angefertigt, auf welches alle ihre eigenen Siegel setzten. Titus [Flamininus] und seine Kollegen wollten auch die Achaier in die Vereinbarung einbinden und riefen deswegen Xenarchos und seine Mitgesandten hinzu. Denn diese Männer waren von den Achaiern als Gesandte wegen der Erneuerung des Vertrags (nach Rom) entsandt worden, und sie sollten gleichzeitig auf unterschiedliche Haltungen unter den Lakedaimoniern achten. (13) Sie waren also überrascht, als sie wegen der schriftlich festgehaltenen Punkte gefragt wurden, ob sie zustimmen wollten, und sie fielen in eine gewisse Ratlosigkeit. (14) Sie waren zwar unzufrieden wegen der Rückkehr der Verbannten und der zum Tode Verurteilten, da dies den Beschlüssen der Achaier sowie dem Text der Stele widersprach, sie waren aber insgesamt zufrieden mit der Bestimmung, dass die Stadt der Lakedaimonier weiterhin Mitglied des achaiischen Bundes bleiben
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sollte. (15) Am Ende aber, teils aus Unsicherheit, teils weil sie eingeschüchtert wurden, setzen sie ihr Siegel dazu. 2. Pausanias vii 9.5: ἀντιπρεσβευσαμένων δὲ καὶ Ἀχαιῶν Λακεδαιμονίοις καὶ λόγων ῥηθέντων ὑπὸ ἀμφοτέρων ἐπὶ τῆς βουλῆς, τοὺς αὐτοὺς ἀποστέλλουσιν αὖθις οἱ Ῥωμαῖοι Λακεδαιμονίοις γενέσθαι καὶ Ἀχαιοῖς δικαστάς,Ἄππιον καὶ ὅσοι σὺν ἐκείνῳ πρότερον ἐς τὴν Ἑλλάδα ἀφίκοντο. οἱ δὲ τούς τε ἐκβληθέντας ὑπὸ Ἀχαιῶν κατάγουσιν ἐς Σπάρτην καὶ ὅσων πρὸ κρίσεως ἀπελθόντων κατέγνωστο ὑπὸ τῶν Ἀχαιῶν ἀδικεῖν, καὶ τὰ ἐπὶ τούτοις τιμήματα ἔλυσαν· καὶ συντελείας μὲν Λακεδαιμονίους ἐς τὸ Ἀχαϊκὸν οὐκ ἀφιᾶσι, περὶ δὲ τῇ ἑκάστου ψυχῇ ξενικά σφισι διδόασιν εἶναι δικαστήρια, ὅσα δὲ ἄλλα ἐγκλήματα, λαμβάνειν τε αὐτοὺς καὶ ἐν τῷ Ἀχαϊκῷ ὑπέχειν τὰς κρίσεις. ἐτειχίσθη δὲ καὶ ἐξ ἀρχῆς αὖθις Σπαρτιάταις ὁ κύκλος τοῦ ἄστεως. Die Achaier schickten eine Gesandtschaft, um den Lakedaimoniern zu widersprechen, und nachdem viele Reden von beiden Seiten vor dem Senat gehalten worden waren, entsandten die Römer wieder dieselben Männer als Richter für die Lakedaimonier und die Achaier, nämlich Appius [Claudius Pulcher] und die Kollegen, die mit ihm zusammen schon früher nach Griechenland gekommen waren. Sie führten diejenigen, die von den Achaiern ausgestoßen waren, nach Sparta zurück und erließen denjenigen die Strafen, die vor ihrem Prozess ins Exil gegangen und dennoch verurteilt worden waren. Die Mitgliedschaft der Lakedaimonier im achaiischen Bund lösten sie nicht auf, aber für Kapitalfälle legten sie fest, dass fremde Gerichte zuständig zu sein hätten; alle anderen Prozesse sollten aber innerhalb des achaiischen Bundes stattfinden. Die Ummauerung der Stadt Sparta wurde von Grund auf wiederhergestellt.
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Vgl. Livius xxxix 48.2–4: Lacedaemonii deinde introducti sunt. multae et parvae discep- 25 tationes iactabantur: sed quae maxime rem continerent, erant, utrum restituerentur, quos Achaei damnaverant, necne; (3) inique an iure occidissent, quos [vertebatur] occiderant et utrum manerent in Achaico concilio Lacedaemonii, an, ut ante fuerat, secretum eius unius in Peloponneso civitatis ius esset. (4) restitui iudiciaque facta tolli placuit, Lacedaemonem manere in Achaico concilio scribique id decretum et consignari a Lacedaemoniis et Achaeis. 30 Dann wurden die Lakedaimonier hereingeführt. Viele auch triviale Beschwerden wurden geäußert. Die Kernfragen aber waren, ob diejenigen, die die Achaier verurteilt hatten, zurückgeführt werden sollten oder nicht; (3) [es wurde hin und her gewälzt] ob sie diejenigen, die sie getötet hatten, zu Recht oder zu Unrecht getötet hätten; und ob die Lakedaimonier im achaiischen Bund bleiben sollten oder ob sie, wie es früher der Fall war, als 35 einziger Staat auf der Peloponnes einen Sonderstatus haben sollten. Es wurde beschlossen, dass die Flüchtlinge zurückgeführt und die Verurteilungen aufgehoben werden, dass aber die Lakedaimonier im achaiischen Bund bleiben sollen; die Entscheidung war schriftlich zu fassen und von den Lakedaimoniern und den Achaiern zu besiegeln.
Lit.: R. M. Errington, Philopoemen, Oxford 1969, 179–182; B. Shimron, Late 40 Sparta, New York 1972, 109; Walbank, HCP III ad loc.; Gruen, HWCR 489–491.
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Es ist zweifelhaft, ob hier von einem Staatsvertrag im vollen Sinne gesprochen werden kann. Doch wegen der Beteiligung von Vertretern sowohl der verschiedenen Gruppen der Lakedaimonier (nach Paus. vii 9.4 sind sie von Appius Claudius Pulcher im Sommer 184 explizit ermuntert worden, nach Rom zu kommen) sowie der Achaier an der von den Römern im Winter 184/183 vermittelten Vereinbarung, die auch schriftlich fixiert und besiegelt wurde (oben 1 sowie 2 vgl.), ist ein zwischenstaatliches Element auf jeden Fall vorhanden. Pausanias, der den vollständigen Text des Polybios zur Verfügung hatte (aber trotzdem die Vermittlung in Griechenland und nicht in Rom stattfinden lässt), schreibt (oben 2) in seinem stark verkürzten Bericht von einer römischen Entscheidung – für ihn sind die vermittelnden Römer sogar Richter –, die den streitenden Griechen aufgezwungen war. Hier reflektiert er aber vielleicht eher die Zustände seiner eigenen Zeit als seine polybianische Vorlage, denn das Polybios-Fragment selbst und Livius’ kürzerer Bericht, der vom vollen Text des Polybios stammt, hinterlassen den Eindruck einer akzeptierten und besiegelten Vereinbarung. Dennoch bleibt die Frage, ob ein offizielles achaiisches Organ die von Xenarchos und seinen Mitgesandten besiegelte Vereinbarung (oben 1) jemals förmlich akzeptiert oder nur zur Kenntnis genommen hat. Auf jeden Fall wurde sie aber in Kraft gesetzt, was eine förmliche Akzeptanz vielleicht nahelegt, und trug dazu bei, im Laufe der nächsten Jahre in Sparta eine gewisse Ruhe wiederherzustellen.
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643 Philipp V. – Scordisci (Bündnis) 184/183 v. Chr.
Justinus xxxii 3.5: nam et Gallos Scordiscos ad belli societatem perpulerat, fecissetque Romanis grave bellum, nisi decessisset. 25 Denn er [sc. Philipp V.] trieb die keltischen Scordisci zu einem Kriegsbündnis, und er hätte den Römern einen ernsten Krieg beschert, wenn er nicht gestorben wäre. Lit.: Hammond/Walbank, Macedonia, 468. Im Rahmen seiner Balkanpolitik nahm Philipp V. in den 180er Jahren auch Kon- 30 takt zu den Scordisci auf, die in der Gegend um Belgrad lebten (Just. ibd. 8) und als Kelten galten. Die römische Interpretation von Philipps Balkanpolitik war, dass alles, was er tat, gegen Rom gerichtet war, wie selbst in diesem kurzen Satz deutlich wird. Dass es zu einem irgendwie gearteten Bündnis mit den Scordisci kam, ist kaum zu bezweifeln. Es richtete sich aber viel eher gegen die Dardaner als 35 gegen die Römer (vgl. den Vertrag mit den Bastarnern, 650).
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644 Milet – Herakleia am Latmos
644 Milet – Herakleia am Latmos (isopoliteia) Ca. 184 v. Chr.
Stele aus bläulichem Marmor; b. unten 0,76 m, oben 0,85 m, h. 3,015 m; Schriftfläche: 2,76 m, d. 0,22–0,28 m. Buchstaben 0,012 m, mit willkürlichen Schwan- 5 kungen. Fundort: Milet, Delphinion. Ed.: I. Milet I 3, 150; Syll.3 633. Lit.: I. Milet VI 1, S. 185–189 (Herrmann); Ager, Interstate Arbitrations Nr. 108; Ch. Chandezon, L’élevage en Grèce (fin Ve–fin Ier s. a.C.). L’apport des sources 10 épigraphiques, Bordeaux 2003, 228–231 Nr. 58; E. M. Harris, Two Notes on Legal Inscriptions, ZPE 167, 2008, 81–84 (zu Z. 65–66). Üb.: HGIÜ III Nr. 469; I. Milet VI 1, 185–189 (Herrmann) (beide deutsch). ἐπὶ στεφανηφόρου Μεν[ά]νδρου Ταυρεῶνος. ἔδοξε τῶι δήμωι· γνώμη πρυτάνεων καὶ τῶν ᾑρημένων ἐπὶ τῆι φυλακῆι καὶ τῶν ἀποδειχθέντων συνέδρων Μι[νν]ίωνος τοῦ Λεωδάμαντος, Ἀντικράτου τοῦ Πυθωνύμου, Πρωταγόρου τοῦ Ἡγελόχου, Θεογέ[ν]ου τοῦ Λεωδάμαντος, Μενε5 κράτου τοῦ Ἀντιφάνου, Ἀρτεμιδώρου τοῦ Δημητρίου, Θεοκυλίδου τοῦ Καλλιτέλου, Ἀσκληπιοδώρου τοῦ Κυδίμου, Πυθίωνος τοῦ Ποσειδωνίου, Εἰρηνίου τοῦ Εἰρηνίου· οἱ πρυτάνεις καὶ οἱ εἱρημένοι ἐπὶ τῆι φυλακῆι καὶ οἱ αἱρεθέντες σύνεδροι Μιννίων Λεωδάμαντος, Ἀντικράτης Πυθωνύμου, Πρωταγόρας Ἡγελόχου, Θε[ο]γένης Λεωδάμαντος, Μενεκράτης Ἀντιφάνου, Ἀρτεμίδωρος Δημητρίου, Θευκυλίδης Καλλιτέλου, Ἀσκληπιόδωρος 10 Κυδίμου, Πυθίων Ποσειδωνίου, Εἰρηνίας Εἰρηνίου εἶπαν· vac. ἐπειδὴ Ἡρακλε-ῶται φίλοι καὶ ἀστυγείτονες τῆς πόλε ὑπάρχοντες ψήφισμα καὶ πρεσβευτὰς ἀποστείλαντες ἠξίωσαν τὸν δῆμον συνθέσθαι πρὸς αὑτοὺς ὑπὲρ τῆς ἰσοπολιτείας καὶ τῶν ἄλλων φιλανθρώπων, καὶ οἱ πεμφθέντες ὑπ’ αὐτῶν Θεόδωρος Αἰνέου, Ἀρχέδημος Δελφίνου, Μαίων Ὑψικλείους ἐπελθόντες ἐπί τε τοὺς ἄρχοντας καὶ τὴν βουλὴν καὶ τὴν ἐκκλησίαν
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σαμένου τὴν ὑπὲρ τούτων ἀναφορὰν ἐπὶ τὸ μαντεῖον τὸ ἐν Διδύμοις ὁ [θ]εὸς χρησμὸν ἐξήνεικεν ἀποφαινόμενος ἄμεινον ἡμῖν ἔσεσθαι συνθεμένοις πρὸς Ἡρακλεώτας, vac. δεδόχθαι Μιλησίοις· ὅπως ἕκαστα συντελεσθῆι μετὰ τῆς τῶν θεῶν εὐμενείας συμφερόντως ἀμφοτέραις ταῖς πόλεσιν καθηγουμένης τῆς τοῦ Ἀπόλλωνος συμβουλίας, τὸμ μὲν προφήτην μετὰ τοῦ ταμίου τοῦ πα[ρεδ]ρεύοντος ἐν τῶι ἱερῶι θυσίας ποιήσασθαι καὶ προσόδους ἱερῶν τῶι τε Ἀπόλλωνι τῶι Διδυμεῖ καὶ Ἀρτέμιδι καὶ Λητοῖ καὶ Ἀθηνᾷ καὶ τῶι Διῒ τῶι Σωτῆρι, ὁμοίως δὲ καὶ τὸν στεφανηφόρον μετὰ τῶν προσεταίρων τῶι Ἀπόλλωνι τῶι Δελφινίωι, τοὺς δὲ πρυτάνεις καὶ τοὺς ᾑρημένους ἐπὶ τῆι φυλακῆι μετὰ τοῦ ἱέρεω καὶ τοῦ ἱεροκήρυκος τῆι Ἑστίαι τῆι Βουλαίαι ἐπευχομένους συνενεικεῖν τὰ δεδογμένα τῶι τε δήμωι τῶι Μιλησίων καὶ τῶι Ἡρακλεωτῶν· συνκεῖσθαι δὲ πρὸς Ἡρακλεώτας συνθήκην τήνδε· ἀγαθῆι τύχηι· ἐπὶ στεφανηφόρου ἐν μὲν Μιλήτωι Μενάνδρου τοῦ Μαίωνος μηνὸς Ταυρεῶνος, ἐν Ἡρακλείαι δὲ ἐπὶ τοῦ θεοῦ τοῦ τεσσερεσκαιδεκάτου τοῦ μετὰ Δημήτριον μηνὸς Γαμηλιῶνος τάδε συνέθεντο καὶ ὡμολόγησαν Μιλήσ[ιο]ι καὶ Ἡρακλεῶται συνγραψαμένων μὲν ὑπὲρ Μιλησίων τῶν τε πρυτάνεων καὶ τῶν ᾑρημένων ἐπὶ τῆι φυλακῆι καὶ τῶν ἀποδειχθέντων συνέδρων Μιννίωνος τοῦ Λεωδάμαντος, Ἀντικράτου τοῦ Πυθωνύμου, Πρωταγόρου τοῦ Ἡγελόχου, Θεογένου τοῦ Λεωδάμαντος, Μενεκράτου τοῦ Ἀντιφάνου, Ἀρτεμιδώρου τοῦ Δημητρίου, Θευκυλίδου τοῦ Καλλιτέλου, Ἀσκληπιοδώρου τοῦ Κυδίμου, Πυθίωνος τοῦ Ποσειδωνίου, Εἰρηνίου τοῦ Εἰρηνίου, ὑπὲρ δὲ Ἡρακλεωτῶν τῶν ἀποσταλέντων Θεώρου τοῦ Αἰνέου, Ἀρχεδήμου τοῦ Δελφίνου, Μαίωνος τοῦ Ὑψικλους· εἶναι πολίτας Μιλησίους Ἡρακλεωτῶν καὶ Ἡρακλεώτας Μιλησίων, ὑπάρχειν δὲ αὐτοῖς εἰς ἅπαντα τὸν χρόνον τὸν αὐτὸν ἐχθρὸν καὶ φίλον, μηθὲν ὑπεναντίον πρασσόντων τῶν δή-
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μων τῆι πρὸς Ῥοδίους συμμαχίαι. εἶναι δὲ καὶ ἀμνηστίαν ὡς ἑκατέροις τῶν προγεγενημένων ἐγκλημάτων κατὰ πόλεμον καὶ ἰδίαι καὶ δημοσίαι, πλὴν εἰ περί τινων ἐγκλημάτων δίκαι ὑπάρχουσιν γεγραμμέναι ἢ δικαστήριον κατέγνωκεν καὶ εἰ κατά τινων ἀπαγωγαὶ γεγόνασιν ὑπὸ ἀρχόντων ἐπὶ δημοσίοις ἀδικήμασιν. ἐὰν δέ τις ἴῃ πολέμιος ἐπὶ πόλιν ἢ χώραν ἢ φρούρια τὰ Μιλησίων ἢ τὰς προσόδους αὐτῶν καταλύῃ τὰς Μιλησίων, βοηθεῖν Ἡρακλεώτας Μιλησίοις παντὶ σθένει· κατὰ ταὐτὰ δὲ καὶ ἐάν τις ἴῃ πολέμιος ἐπὶ τὴν Ἡρακλεωτῶν πόλιν ἢ χώραν ἢ φρούρια ἢ τὰς προσόδους αὐτῶν καταλύῃ, βοηθεῖν Μιλησίους Ἡρακλεώταις παντὶ σθένει. vac. τοὺς δὲ βουλομένους Ἡρακλεωτῶν μετέχειν τῆς ἐμ Μιλήτωι πολ[ι]τείας καὶ ἱερῶν καὶ ἀρχείων καὶ τῶν λοιπῶν, ὧν καὶ τοῖς ἄλλοις μέτεστι Μιλησί{ων}οις, ἀπογράφεσθαι ἀν’ ἕκαστον ἔτος πρός τε τοὺς πρυτάνεις καὶ τοὺς ᾑρημένους ἐπὶ τῆι φυλακῆι τά τε αὑτῶν ὀνόματα καὶ ἧς ἂν ὦσιν φυλῆς καί, εἴ τισιν ὑπάρχουσιν γυναῖκες καὶ τέκνα, καὶ τὰ τούτων ὁμοίως ὀνόματα, ποιουμένους τὴν ἀπογραφὴν ἐν τῶι μηνὶ τῶι Ἀνθεστηριῶνι. γίνεσθαι δὲ αὐτῶν καὶ τὴν ἐπικλήρωσιν ἐν τῶι αὐτῶι μηνὶ ὑπό τε τῶν πρυτάνεω[ν] καὶ τῶν ᾑρημένων ἐπὶ τῆι φυλακῆι, ἐπικληρουμένων αὐτῶν πρὸς μέρος ἐφ’ ἑκάστην φυλήν· εἶναι δὲ αὐτοῖς τῶν μὲν λοιπῶν πάντων παραχρῆμα τὴν μετουσίαν, φρο[υ]ραρχίας δὲ καὶ φυλακῆς τῆς κατὰ πόλιν καὶ φρουρικῆς μετεῖναι αὐτοῖς διελθόντων ἐτῶν δέκα, ἀφ’ οὗ ἂν ἕκαστοι ἐπικληρωθῶσιν· τὰ δὲ ἄλλα τὰ περὶ τὸν κλῆρον τὸν ἐν ἀρχαιρεσ[ί]αις ὑπάρχειν κατὰ τὸν βουλευτικὸν νόμον. vvv εἶναι δὲ καὶ Μιλησίων τοῖς βουλομένοις ἐν Ἡρακλείαι πολιτεύεσθαι τὴν ἀπογραφὴν ποιησαμένοις πρὸς τοὺς ἐν Ἡρακλείᾳ πρυτάνεις ἐμ μηνι Θεσμοφοριῶνι· ἀπογραφέσθωσαν δὲ καὶ οὗτοι καὶ ἧς ἂν ὦσιν φυλῆς· ὅσοις δ’ ἂν ὑπάρχωσιν γυναῖκες καὶ τέκνα, ἀπογράφειν αὐτοὺς καὶ τὰ τούτων ὀνόματα, τοὺς δὲ πρυτάνεις ποιεῖσ-
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θαι αὐτῶν τὴν ἐπικλήρωσιν ὁμοίως ἐν τῶι αὐτῶι μηνί. vv εἰ δέ τινες Ἡρακλεωτῶν μὴ ὠικήκασιν μήτε ἐν τῆι ἑαυτῶν πατρίδι μήτε ἐμ Μιλήτωι ἕως μηνὸς Ἀρτεμισιῶνος τοῦ ἐπὶ τοῦ θεοῦ τοῦ μετὰ Φιλίδαν, μὴ εἶναι αὐτοῖς προσγραφῆναι πρὸς τὸ πολίτευμα τὸ Μιλησίων, ἐὰν μὴ πρότερον οἰκήσιν Ἡράκλεαν ἢ μετοικήσωσιν ἐμ Μιλήτῳ ἔτη πέντε. vac. ὁμοίως δὲ καὶ εἴ τινες Μιλησίων μὴ ὠικήκασιν μήτε ἐν τῆι ἑαυτῶν πατρίδι μήτε ἐν Ἡρακλείαι ἕως τοῦ προειρημένου χρόνου, μὴ εἶναι προσγραφῆναι τούτοις ἐν Ἡρακλείαι, ἐὰν μὴ πρότερον οἰκήσωσιν ἐν Μιλήτωι ἢ ἐν Ἡρακλείαι ἔτη πέντε. vv καὶ ἐάν τινες ὕστερον πολιτογραφηθῶσιν ἐμ Μιλήτωι ἢ ἐν Ἡρακλείαι, τούτοι[ς] μετεῖναι τῆς παρ’ ἑκατέροις πολιτείας οἰκήσασιν πρότερον ἐν ἧι ἂν π[όλ]ει προσγραφῶσιν ἔτη{ι} δέκα. vac. ἐὰν δέ τινες παρὰ τήνδε συνθήκην μετέχωσι τῆς πολιτείας, εἶναι αὐτοὺς ὑπε[υ]θύνους ἐμ Μιλήτωι μὲν τῆι τῆς ξενίας δίκῃ καὶ τῆι ἐν μολποῖς ἐνστάσει, ἐν Ἡρακλείαι δὲ τῆι τῆς ξενίας δίκηι. vac. ἐὰν δέ τις Μιλησίων ἢ τῶν κατοικούντων ἐμ Μιλήτωι βούληται διὰ πόλεμον ἀποσκευάζεσθαί τι τῶν ἰδίων ἢ μεθιστάνειν εἰς τὴν Ἡρακλεωτῶν πόλιν ἢ χώραν ἢ διάγειν διὰ τῆς πόλεως ἢ τῆς χώρας τῆς Ἡρακλεωτῶν, εἶναι αὐτὸν ἀτελῆ πάντων τῶν προειρημένων. ὁμοίως δὲ καί, ἐάν τις Ἡρακλεωτῶν ἢ τῶν κατοικούντων ἐν Ἡρακλείαι προαιρῆται διὰ πόλεμον ἀποσκευάζεσθαί τι τῶν ἰδίων ἢ μεθιστάνειν εἰς τὴν πόλιν τὴν Μιλησίων ἢ χώραν ἢ διάγειν διὰ τῆς πόλεως ἢ τῆς χώρας τῆς Μιλησίων, εἶναι αὐτὸν ἀτελῆ. vac. κατὰ ταὐτὰ καὶ ἐάν τινες τῶν ἐκτημένων ἐν τῆι Μιλησίων χώραι ἢ γεωργούντων διάγωσιν κτήνη ἐκ τῆς Μιλησίων χώρας εἰς τὴν Μιλησίαν διὰ τῆς Ἡρακλεωτῶν χώρας ἢ πόλεως, ὡς μὲν Μιλήσιοι ἄγουσιν, ἀπὸ στεφανηφόρου Μενάνδρου καὶ μηνὸς Μεταγειτνιῶνος, ὡς δὲ Ἡρακλεῶται ἄγουσιν, ἀπὸ στεφανηφόρου τοῦ μετὰ θεὸν τεσσερεσκαιδέκατον τὸν μετὰ Δημήτριον, εἶναι αὐτοὺς ἀτελεῖς πιστωσαμένους ὅρκωι, διότι ἐπὶ κτήσει ποιοῦνται τὴν διαγωγή[ν].
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περὶ δὲ τοῦ μέρους τῆς χώρας τῆς ὀρεινῆς τῆς ἀμφισβητουμένης, ἣν Μιλήσιοι μὲν ἀποφαίνο[υ]σιν εἶναι τῆς Μυησίας ἱερὰν ὑπάρχουσαν τοῦ Ἀπόλλωνος τοῦ Τερβινθέως, καὶ ἣν εἶναί φασιν τῆς Τηΐας καὶ τῶν κεκτημένων ἐγ Κυσσήλει,Ἡρακλεῶται δὲ τῆς Κισαρίδος καὶ τῆς πρὸς τῶι Κυκλωπείωι καὶ τῆς δημοσίας καὶ ἱερᾶς, vac. ὁμοίως δὲ καὶ περὶ τοῦ τόπου ἐν ὧι τὸ {τε} πλινθούλκιόν ἐστιν, καὶ τοῦ συνεχοῦς τούτωι τόπου, ὃμ Μιλήσιοι μὲν ἀποφαίνουσιν τῆς Ἰωνοπολίτιδος, Ἡρακλεῶται δὲ τῆς ἑαυτῶν, συναινέσαι Μιλησίους καὶ Ἡρακλεώτας πόιν ἐλευθέραν καὶ δημοκρατουμένην, ἐξ ἧς λήψονται δικαστάς, ὅσους ἂν κοινῇ φαίνηται, οἵτινες ἐπὶ τοὺς τόπους παραγενόμενοι ποιήσονται τὴν ὑπὲρ τῶν ἀμφισβητουμένων κρίσιν, ἑκάτερον ἐν τῶι ἐνιαυτῶι τῶι μετὰ στεφανηφόρον Μένανδρον. εἰ δέ τινά ἐστιν ἐν τοῖς τόποις τούτοις ἐγκάρπια, μεσειδιωθήτω ἕως κρίσεως. ὅσα δ’ ἂν οἰκ[η]τικὰ σώματα ἀποδράντα ἐκ Μιλήτου εἰς Ἡράκλειαν ἢ ἐξ Ἡρακλείας εἰς Μίλητον ἀναχθῆ[ι] πρὸς τοὺς ἐν ἑκατέραι τῶν πόλεων ὀροφύλακας ἀπὸ τοῦ ἐνιαυτοῦ τοῦ μετὰ στεφανηφόρον Μένανδρον, τοὺς μὲν ἐμ Μιλήτωι τὴν ὠνὴν ἔχοντας τοῦ τέλους ἐμφανίζειν περὶ τῶν ἀνηγμένων σωμάτων τοῖς πρυτάνεσι κα τοῖς εἱρημένοις ἐπὶ τῆι φυλακῆι ἐν ἡμέραις δέκα, ἀφ’ ἧς ἂν ἕκαστον ἀναχθῆι, τοὺς δὲ πέμπειν γράμματα πρὸς τοὺς ἐν Ἡρακλείαι προστάτας διασαφοῦντας τὰ κατὰ μέρος, τοὺς δὲ ἐν Ἡρακλείαι τὸ ὀροφυλακικὸν τέλος ἔχοντας δηλοῦν περὶ τούτων τοῖς προστάταις ἐν τῶι ἴσωι χρόνωι, τοὺς δὲ γράφειν ὁμοίως ἐπιστολὴν εἰς Μίλητον πρὸς τοὺς πρυτάνεις καὶ τοὺς ᾑρημένους ἐπ[ὶ] τῆι φυλακῆι. τοῖς δὲ κυρίοις τῶν ἀνδραπόδων τῶν ἐξ ἑκατέρας πόλεως εἶναι τὴν κομιδὴν ἀποδοῦσιν τοῖς ὀροφύλαξιν ἀναγώγιον μὲν τοῦ σώματος δραχμὰς Ῥοδίας παλαιὰς δεκαδύο, τροφῆς δὲ ὀβολὸν ἡμέρας ἑκάστης ἔσχατον ἐν μησὶν τεσσεράσιν, ἀφ’ οὗ ἂν
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ἡ ἐπιστολὴ γραφῇ πρὸς τοὺς ἄρχοντας. εἰ δὲ μή, πρόσθετα εἶναι τοῖς ὀροφύλαξιν. ποι100 ήσασθαι δὲ καὶ τοὺς ἀνατάκτας τοὺς ἐμ Μιλήτωι τὴν πρᾶσιν τοῦ τέλους τῆς πορθμίδος τῆς εἰς τὸν Ἰωνοπολιτικὸν κόλπον, ἐφ’ ὧι οἱ πριάμενοι τὴν ὠνὴν τὴν εἰς τὸν ἐνιαυτὸν τὸν μετὰ στεφανηφόρον Μένανδρον πράξουσιν Ἡρακλεωτῶν καὶ τῶν κατοικούντων παρ’ αὐτοῖς καὶ τῶν οἰκετῶν τοὺς διαπλέοντας ἐξ Ἰωνίας πόλεως εἰς Μίλητον ἢ ἐκ Μιλήτου εἰς Ἰωνίαν πόλιν, ὅσον καὶ Μιλήσιοι διδόασιν. ὁμοίως δὲ καὶ οἱ πορθμεῖς λήψονται, ὅσον 105 καὶ παρὰ Μιλησίων λαμβάνουσιν. ὅπως δὲ ἕκαστα πραχθῇ συμφερόντως ἀμφοτέραις ταῖς πόλεσιν, ἑλέσθω μὲν ὁ δῆμος ὁ Μιλησίων ἄνδρας τρεῖς μετὰ τὸ κυρωθῆναι τὸ ψήφισμα καὶ τὴν συνθήκην, οἱ δὲ ἀποδειχθέντες ὁρκισάτωσαν μετὰ τοῦ ἱεροκήρυκος τοὺς πρεσβευτὰς τοὺς ἥκοτας παρὰ Ἡρακλεωτῶν καὶ εἰς Ἡράκλειαν παραγενόμενοι τὸν δῆμον· ὁ δὲ ὅρκος ἔστω ὅδε· vac. ἐμμενῶ τοῖς ὡμολογημένοις εἰς τὸν ἀεὶ χρόνον καὶ 110 οὐ παραβήσομαι τέχνῃ οὐδεμιᾶι οὐδὲ μηχανῆι οὐδὲ ἄλλωι παραβαίνοντι τὴν συνθήκην ἐπιτρέψ, καὶ ἐάν τινα ἄλλον πυνθάνωμαι παραβαίνοντα τὰς ὁμολογίας, οὐκ ἐπιτρέψω κατὰ δύναμιν τὴν ἐμήν, ἀλλὰ δηλώσω τῆι βουλῇ καὶ τῶι δήμωι ταῦτα ἀληθῆ, νὴ τὸ[ν] Ἀπόλλωνα τὸν Διδυμέ καὶ τὴν Ἑστίαν τὴν Βουλαίαν καὶ τὸν Δία καὶ τὴν Ἀθηνᾶν καὶ τοὺς ἄλλους θεούς. καί μοι εὐορκοῦντι μὲν εὖ εἴη, εἰ δ’ ἐφιορκοίην, ἐξώλης εἴην καὶ αὐτὸς 115 καὶ τἀμά. vac. οἱ δὲ Ἡρακλεωτῶν πρεσβευταὶ ὁρκισάτωσαν τούς τε πρυτάνεις καὶ τοὺς ᾑρημένους ἐπὶ τῆι φυλακῆι καὶ τοὺς συνέδρους τοὺς μετὰ τούτων συνγραψαμένους τὴν συνθήκην καὶ τὸν δῆμον τὸν Μιλησίων τὸν προειρημένον ὅρκον. τὰ δὲ συνγεγραμμένα περὶ τούτων ἀναγράψαι ἑκάτερον τῶν δήμων εἰστήλην λιθίνην κα[ὶ] ἀναθεῖναι Μιλησίους μὲν ἐν τῶι ἱερῶι τοῦ Ἀπόλλωνος τοῦ Δελφινίου, Ἡρακλεώτας δὲ ἐν
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τῶι ἱερῶι τῆς Ἀθηνᾶς. ἐὰν δέ τι κοινῇ φαίνηται ταῖς πόλεσιν διορθοῦσθαι τῆσδε τῆς συνθήκης, ἐξεῖναι αὐταῖς ποιεῖσθαι τὴν διόρθωσιν διαπρεσβευσαμένων τῶν δήμων πρὸς ἑαυτούς. vac. ὁπότεροι δ’ ἂν μὴ ἐμμείνωσιν τοῖς ἐν τῆι συνθήκηι κατα- 5 κεχωρισμένοις, ἄδικοί τε ἔστωσαν τῶν θεῶν, οὓς ὤμοσαν, καὶ ἀποτεισάτωσαν οἱ μὴ ἐμμείναντες τοῖς ἐμμείνασιν τάλαντα πεντήκοντα. vac. ᾑρέθησαν δὲ καὶ ἄνδρες οἱ ὁρκιοῦντες 10 125 τοὺς πρεσβευτὰς τοὺς παρὰ Ἡρακλεωτῶν καὶ Ἡρακλεώτας Αὐτοκλῆς Ποσειδωνίου, Θεογένης Λεωδάμαντος, Πασικλῆς Φιλίδου. 120
[Die Absätze der Übersetzung entsprechen der Aufteilung des Textes durch Rehm in I. Milet I 3, 150.] Im Jahr des stephanephoros Menandros, im Monat Taureon. § 1 (Z. 2–10) Beschluss des Volkes; Beschlussvorlage der Prytanen, der Sicherheitsbeauftragten und der ernannten synhedroi [Kommissionsmitglieder]: Minnion, Sohn des Leodamas, Antikrates, Sohn des Pythonymos, Protagoras, Sohn des Hegelochos, Theogenes, Sohn des Leodamas, Menekrates, (5) Sohn des Antiphanes, Artemidoros, Sohn des Demetrios, Theokylides, Sohn des Kalliteles, Asklepiodoros, Sohn des Kydimos, Pythion, Sohn des Poseidonios, Eirenias, Sohn des Eirenias. Die Prytanen, die Sicherheitsbeauftragten und die gewählten synhedroi [Namensliste wie oben] stellten folgenden Antrag: § 2 (Z. 10–25) Die Herakleoten sind Freunde und Nachbarn unserer Stadt und haben einen Volksbeschluss und Gesandte geschickt und ihren Wunsch zum Ausdruck gebracht, unser Volk möge mit ihnen eine Übereinkunft über die Isopolitie und die anderen Vergünstigungen abschließen. Ihre Abgesandten, Theodoros, Sohn des Aineas, Archedemos, Sohn des Delphinos, Maion, Sohn des Hypsikles, traten vor den Amtsträgern, dem Rat und der Volksversammlung auf (15) und legten die Detailbedingungen dar, unter denen sie die Vereinbarung wünschten. Daraufhin wandte sich das Volk an das Orakel in Didyma, und der Gott erteilte einen Orakelspruch, in dem er deutlich machte, daß es für uns vorteilhaft wäre, wenn wir einen Vertrag mit den Herakleoten schlössen. Da das alles so ist, mögen die Milesier Folgendes beschließen: Damit alles mit dem Wohlwollen der Götter zum Vorteil beider Städte vollzogen wird, indem der Ratschlag Apollons uns leitet, soll der Prophet (20) zusammen mit dem Schatzmeister, der im Heiligtum tätig ist, Opfer darbringen sowie die Prozession der Opfertiere für Apollon Didymeus, Artemis, Leto, Athena und Zeus Soter durchführen. In gleicher Weise sollen der stephanephoros zusammen mit seinen Amtskollegen für Apollon Delphinios sowie die Prytanen und Sicher-
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heitsbeauftragten zusammen mit dem Priester und dem Opferherold für Hestia Boulaia opfern. Alle sollen dabei im Gebet die Bitte äußern, das Beschlossene möge für das Volk der Milesier und für das Volk der Herakleoten von Vorteil sein. § 3 (Z. 25–33) Folgender Vertrag soll mit den Herakleoten geschlossen werden. Auf gutes Gelingen! Im Jahr, in dem in Milet Menandros, Sohn des Maion, stephanephoros war, im Monat Taureon, und in Herakleia im Jahr, in dem der Gott zum 14. Mal nach Demetrios stephanephoros war, im Monat Gamelion, haben Milesier und Herakleoten in gegenseitiger Übereinstimmung Folgendes vereinbart. Für die Milesier waren an der Vertragsgestaltung beteiligt die Prytanen, die Sicherheitsbeauftragten und die dafür gewählten synhedroi [Namensliste wie in § 1], für die Herakleoten die Abgesandten [Namensliste wie in § 2]. § 4 (Z. 34–36) Die Milesier sollen Bürger der Herakleoten sein und die Herakleoten Bürger der Milesier. (35) Sie sollen für alle Zeit denselben als Feind und denselben als Freund haben, wobei beide Völker nichts tun, was dem Bündnis mit den Rhodiern widerspricht. § 5 (Z. 36–38) Es soll für beide Seiten auch eine Amnestie gelten hinsichtlich der vorher erhobenen Klagepunkte aus der Zeit des Krieges, sowohl privater als auch öffentlicher Natur. Ausgenommen sind Fälle, wo schriftlich eingereichte Klagen vorliegen oder ein Gericht bereits befunden hat oder Personen von den Amtsträgern wegen Verstößen gegen die Gemeindeordnung verhaftet worden sind. § 6 (Z. 39–43) Wenn ein Feind die Stadt (40) oder das Territorium oder die Festungen der Milesier angreifen oder die Einkunftsquellen der Milesier vernichten sollte, sollen die Herakleoten den Milesiern mit aller Kraft Hilfe leisten. Ebenso, wenn ein Feind die Stadt oder das Territorium oder die Festungen der Herakleoten angreifen oder ihre Einkunftsquellen vernichten sollte, sollen die Milesier den Herakleoten mit aller Kraft Hilfe leisten. § 7 (Z. 43–67) Diejenigen Herakleoten, die am Bürgerrecht in Milet sowie an den Sakralhandlungen, Ämtern und den übrigen Dingen teilhaben wollen, an denen auch die anderen Milesier teilhaben, (45) sollen einmal in jedem Jahr die Gelegenheit haben, bei den Prytanen und den Sicherheitsbeauftragten ihre eigenen Namen und die Phyle, der sie [sc. in Herakleia] angehören und, soweit sie Frauen und Kinder haben, in gleicher Weise deren Namen eintragen zu lassen; sie sollen die Eintragung im Monat Anthesterion vornehmen. Im selben Monat soll von den Prytanen und den Sicherheitsbeauftragten deren Einlosung vorgenommen werden, wobei sie der Reihe nach in jede Phyle verlost werden. (50) An allen anderen Dingen sollen sie sofort teilhaben können, aber am Amt des Kommandanten einer Festung oder am Wachdienst in der Stadt und in den Festungen können sie erst nach Ablauf von zehn Jahren, vom Zeitpunkt ihrer Einlosung an gerechnet, beteiligt werden. Alles Übrige hinsichtlich des Losverfahrens bei den Wahlen der Amtsträger soll nach dem Ratsherrengesetz ablaufen. Auch Milesier, die es wollen, sollen das Recht haben, in Herakleia das Bürgerrecht zu erhalten,
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insofern sie sich im Monat (55) Thesmophorion bei den Prytanen in Herakleia eintragen lassen; sie selbst und die Phyle, der sie [sc. in Milet] angehören, sollen eingetragen werden. Soweit sie Frauen und Kinder haben, soll man sie samt deren Namen eintragen. Die Prytanen sollen ihre Einlosung in gleicher Weise [sc. wie in Milet] im selben Monat vornehmen. Herakleoten, die bis zum Monat Artemision im Jahr, in dem der Gott stephanephoros nach Philidas war, weder in ihrer Vaterstadt noch in Milet gewohnt haben, soll es nicht erlaubt sein, sich in die Bürgerschaft von Milet eintragen zu lassen, bevor (60) sie fünf Jahre lang in Herakleia oder in Milet als angemeldete Fremde [metoikoi] gewohnt haben. In gleicher Weise soll es Milesiern, die bis zum oben angegebenen Zeitpunkt weder in ihrer Vaterstadt noch in Herakleia gewohnt haben, nicht erlaubt sein, sich in Herakleia als Bürger eintragen zu lassen, bevor sie fünf Jahre in Milet oder in Herakleia gewohnt haben. Personen, die später in Milet oder in Herakleia eingebürgert worden sind, soll Teilhabe am Bürgerrecht der jeweils anderen Stadt gewährt werden, wenn sie vorher in der Stadt, in der sie eingebürgert worden sind, zehn Jahre gewohnt haben. (65) Sollten Personen entgegen dieser Vereinbarung am Bürgerrecht teilnehmen, sollen sie sich in Milet in einem Prozess wegen Anmaßung des Bürgerrechts, den die molpoi [‹Sänger›, Amtsträger mit Verantwortung für die Aufsicht über die Bürgerlisten] anstreben müssen, verantworten, in Herakleia in einem Prozess wegen Anmaßung des Bürgerrechts. § 8 (Z. 67–72) Wenn einer der Milesier oder der in Milet Wohnenden wegen eines Krieges etwas von seinem Eigentum in die Stadt oder das Territorium der Herakleoten fortschaffen oder auslagern oder durch die Stadt oder das Territorium der Herakleoten hindurchtransportieren will, soll er abgabenfrei sein für alles Vorgenannte. (70) In gleicher Weise, wenn einer der Herakleoten oder der in Herakleia Wohnenden es vorzieht, wegen eines Krieges etwas von seinem Eigentum in die Stadt oder das Territorium der Milesier fortzuschaffen oder auszulagern oder durch die Stadt oder das Territorium der Milesier hindurchzutransportieren, soll auch er von Abgaben befreit sein. § 9 (Z. 72–77) Dasselbe gilt auch für Personen, die im Territorium der Milesier Grundbesitz haben oder Landwirtschaft betreiben, wenn sie Vieh vom Territorium der Milesier aus durch das Land oder die Stadt der Herakleoten und zurück auf milesisches Gebiet treiben. Auch sie sollen abgabenfrei sein. Dies gilt nach dem milesischen Kalender (75) vom Monat Metageitnion im Jahr des stephanephoros Menandros an, nach dem herakleotischen Kalender vom Jahr des stephanephoros, der auf die 14. Stephanephorie des Gottes nach Demetrios folgt, an, unter der Voraussetzung, dass sie durch Eid bekräftigt haben, dass sie den Transit als Eigentümer [d. h. ohne Verkaufsabsicht] vornehmen. § 10 (Z. 78–87) Bezüglich des Teiles des umstrittenen Berglandes, das nach Darlegung der Milesier zum Territorium von Myous gehört und dem Apollon Terbintheus geweiht ist, und das nach ihrer Aussage (80) Besitz der Frau aus Teos (?) und der Grundeigentümer in Kysselis ist, aber nach Meinung der Herakle-
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oten zur Kisaris und zu dem am Kyklopeion gelegenen Land und zum öffentlichen Land und zum Tempelland gehört; und in gleicher Weise bezüglich des Platzes, wo sich die Ziegelei befindet, und des unmittelbar angrenzenden Platzes, von dem die Milesier behaupten, dass er zum Territorium von Ioniapolis, die Herakleoten aber, dass er zu ihrem eigenen Territorium gehört: Bezüglich dieser Gebiete sollen sich die Milesier und die Herakleoten auf eine freie und demokratisch verfasste Stadt einigen, aus der sie Schiedsmänner nehmen, so viele sie unter sich vereinbaren, (85) die nach einem Lokaltermin ihren Schiedsspruch über die umstrittenen Gebiete fällen werden, für beide Fälle in dem auf den stephanephoros Menandros folgenden Jahr. Wenn sich in diesen Gebieten ungeerntete Feldfrüchte befinden, sollen sie bis zum Ergehen des Schiedsspruches unter einen Treuhänder gestellt werden. § 11 (Z. 87–99) Über alle Sklaven, die aus Milet nach Herakleia bzw. aus Herakleia nach Milet entlaufen und an die jeweils zuständigen Gebirgswächter überstellt worden sind: Beginnend mit dem Jahr nach dem (90) stephanephoros Menandros sollen in Milet diejenigen, die die Steuereintreibung gekauft haben, Meldung über die überstellten Sklaven innerhalb von zehn Tagen nach deren jeweiliger Überstellung an die Prytanen und die Sicherheitsbeauftragten erstatten; diese sollen den prostatai [Vorstehern] in Herakleia ein Schreiben mit einer Darlegung aller Einzelheiten zuleiten. In Herakleia sollen diejenigen, die die Eintreibung der Gebirgssteuer innehaben, innerhalb derselben Frist Meldung über solche Sklaven an die prostatai erstatten, und diese (95) sollen in gleicher Weise einen Brief nach Milet an die Prytanen und die Sicherheitsbeauftragten schreiben. Den Herren der Sklaven aus den beiden Städten soll die Rückführung zustehen, wenn sie den Gebirgswächtern ein Rückführungsentgelt von 12 rhodischen Drachmen alter Währung pro Sklave und für ihre Ernährung einen Obol je Tag spätestens innerhalb von vier Monaten nach der Abfassung des Briefes an die Amtsträger gezahlt haben. Wenn nicht gezahlt wird, fallen die Sklaven den Gebirgswächtern zu. § 12 (Z. 100–105) Die anataktai [die für den Etat zuständige Behörde] in Milet sollen die Verpachtung der Steuer auf den Fährdienst von Ioniapolis nach Milet oder von Milet nach Ioniapolis unter der Auflage vornehmen, dass die Steuerpächter für das auf den stephanephoros Menandros folgende Jahr von den Herakleoten oder den bei ihnen Wohnenden sowie ihren Sklaven nur so viel an Steuer eintreiben, wie auch die Milesier zahlen. In gleicher Weise sollen auch die Fährleute nur so viel an Fahrgeld nehmen, wie sie auch von den Milesiern nehmen. § 13 (Z. 105–117) Damit alles zum Vorteil der beiden Städte getan wird, soll das Volk von Milet nach der Ratifizierung des Volksbeschlusses und des Vertrages drei Männer wählen. Die Gewählten sollen zusammen mit dem Opferherold die von den Herakleoten gekommenen Gesandten vereidigen; sie sollen auch nach Herakleia fahren und dort das Volk vereidigen. Der Eid soll folgendermaßen lauten: «Ich werde für alle Zeit an den Vereinbarungen festhalten (110) und werde sie nicht übertreten, durch keine List und durch keine Machenschaft. Ich werde kei-
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nem anderen die Übertretung des Vertrages erlauben, und wenn ich erfahre, dass jemand anderer das Abkommen übertritt, werde ich, soweit es in meinen Kräften steht, es nicht zulassen, sondern werde es dem Rat und dem Volk anzeigen. Dies soll wahr sein, bei Apollon Didymeus, Hestia Boulaia, Zeus, Athena und den anderen Göttern. Wenn ich den Eid halte, möge es mir wohl ergehen, wenn ich ihn aber breche, mögen ich selbst (115) und das Meinige zu Grunde gehen.» Die Gesandten der Herakleoten sollen den Prytanen, den Sicherheitsbeauftragten und den mit ihnen an der Abfassung des Vertrages beteiligten synhedroi sowie dem Volk der Milesier den oben aufgeführten Eid abnehmen. § 14 (Z. 117–120) Die einschlägigen Schriftstücke soll jedes der beiden Völker auf einer steinernen Stele aufzeichnen, welche die Milesier im Heiligtum des Apollon Delphinios, die Herakleoten im Heiligtum der Athena aufstellen. § 15 (Z. 120–122) Wenn es den Städten gemeinsam gut erscheint, etwas an diesem Vertrag zu verbessern, soll es ihnen gestattet sein, eine Verbesserung vorzunehmen, nachdem die Völker sich durch Gesandtschaften verständigt haben. § 16 (Z. 122–124) Vertragspartner, die nicht an den im Vertrag festgelegten Bestimmungen festhalten, sollen gegenüber den Göttern, bei denen sie geschworen haben, selbst im Unrecht stehen, und die nicht am Vertrag Festhaltenden sollen denen, die an ihm festhalten, 50 Talente zahlen. § 17 (Z. 124–126) Gewählt wurden folgende Männer, die den Gesandten der Herakleoten und den Herakleoten den Eid abnehmen sollen: Autokles, Sohn des Poseidonios, Theogenes, Sohn des Leodamas, Pasikles, Sohn des Philidas. (nach P. Herrmann) Datiert wird der Vertrag durch die Eponyme beider Städte (Z. 25–27). Da der zuständige milesische stephanephoros Menandros in der großen Stephanephorenliste I. Milet I 3, 124, die im J. 190/189 endet, nicht vorkommt, ist der Vertrag nach 190/189 anzusetzen. Er muss aber mindestens vier Jahre später zustande gekommen sein, weil drei weitere bekannte stephanephoroi (Philidas und «der Gott nach Philidas» [θεὸς μετὰ Φιλίδαν Z. 58–59] sowie Pasikles als unmittelbarer Vorgänger von Philidas [I. Milet I 3, 149 (638) Z. 1; vgl. Z. 21]), die in der großen Liste ebenfalls nicht vorkommen, auch vor Menandros amtiert haben müssen. Wörrle (Die Inschriften von Herakleia am Latmos I. Antiochos III., Zeuxis und Herakleia, Chiron 18 [1988], 421–476, hier 429 f.) hat deutlich gemacht, dass die bekannten herakleotischen stephanephoroi einen terminus ante quem für den Vertrag von März/April 181 zwingend erfordern. Der Vertrag ist demnach zwischen Frühjahr (Monat Taureon Z. 1; 26) 185 und Frühjahr 181 zustande gekommen. Um methodische Extreme zu vermeiden und um den politischen Zusammenhang mit den Auswirkungen der Neuordnung Kleinasiens nach dem Apameia-Vertrag (626) nicht zu verlieren, ist er wohl eher früher als später im Zeitfenster anzusetzen. Das vorliegende Dokument ist ein Volksbeschluss der Milesier, in den der Isopolitievertrag (Z. 25: συνθήκην) in vollem Wortlaut integriert ist. Die Begrün-
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dung des Beschlusses beleuchtet auch das Zustandekommen des Vertrags. Die Initiative lag bei den Herakleoten, die zuerst selbst einen Volksbeschluss verabschiedeten, den ihre namentlich genannten Gesandten nach Milet mitbrachten, wo sie die Vorstellungen der Herakleoten «vor den Amtsträgern, dem Rat und der Volksversammlung» vortrugen (Z. 10–15). Bevor die Milesier ihren eigenen Beschluss verabschiedeten, fragten sie bei Apollon in Didyma an. Erst nachdem sie dort eine positive Antwort erhalten hatten (Z. 15–17; 18), wurde die gemeinsam erarbeitete Beschlussvorlage der ständigen milesischen Amtsträger und der ad hoc ernannten Kommission der synhedroi sowie der Gesandten der Herakleoten (Z. 1–6; 6–10 vgl. dazu H. Müller, Milesische Volksbeschlüsse. Eine Untersuchung zur Verfassungsgeschichte der Stadt Milet in hellenistischer Zeit, Göttingen 1976, 20–28; 54) in die Volksversammlung in Milet eingebracht. Sie öffnet feierlich mit Bestimmungen über die Darbringung von Opfern sowie die Durchführung von Prozessionen zur Ehre der Götter des milesischen Pantheons durch die ordentlichen Amtsträger (die ad hoc ernannten synhedroi als außerordentliche Funktionsträger spielen hier keine Rolle), bevor der erarbeitete Vertragstext im Wortlaut angeführt wird (Z. 25–126). Anlass zum Vertrag war die Beendigung eines Streits zwischen den Vertragspartnern wegen bestimmter Ländereien, die sogar zu kriegerischen Handlungen geführt hatten (Z. 37: κατὰ πόλεμον) und jetzt Anlass zu einer Schlichtung durch Schiedsmänner aus einer «freien und demokratisch verfassten» Stadt gaben (Z. 78–87). Die umstrittenen Ländereien befanden sich im Bergland (Z. 78: τῆς χώρας ὀρεινῆς) am Rande des Gebietes von Myous (Z. 79), d. h. nördlich des Golfes von Ioniapolis (heute: Bafasee) sowie in der Nähe von Ioniapolis selbst (Z. 81–83), d. h. südlich des Golfes. Ob Letzteres etwas mit dem im Pidasa-Vertrag (638 Z. 37–39) erwähnten Territorium zu tun hatte, das den Pidaseern im J. 188 von den römischen legati zugesprochen wurde und für das Milet im Vertrag die formale Verantwortung für den Fall eines Streits übernahm, bleibt unsicher. Ersteres gehört gewiss zu dem Territorium, das Milet von den legati zugesprochen wurde (Polyb. xxi 46.5), aber offenbar von Herakleia ebenfalls beansprucht worden war; nach der Beilegung des Streits zwischen Milet und Herakleia ging es später wohl um benachbartes ehemaliges myountisches Gebiet im Krieg gegen Magnesia und Priene (vgl. Kommentar zu 645). Auffallend ist die herausragende Bedeutung der Rhodier für beide Vertragspartner. Beide sollen «nichts tun, was dem Bündnis mit den Rhodiern zuwiderläuft» (Z. 34–36). Anzunehmen ist, dass die Rhodier, wie auch im Falle des Krieges gegen Magnesia und Priene, einen Beitrag zur Beilegung des Konfliktes geleistet hatten, woraus das genannte Bündnis mit beiden Vertragspartnern – ob es sich um ein gemeinsames Bündnis oder um jeweils ein eigenes Bündnis handelt, lässt sich nicht ermitteln – hervorgegangen sein könnte (vgl. 638). In diesem Fall wird man bei der neutral angesprochenen «freien und demokratisch verfassten Stadt» auch an die Rhodier zu denken haben, ohne dass andere
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Möglichkeiten auszuschließen wären. Hinzu kommt, dass im Vertrag nach rhodischen Münzen gerechnet wird: die Gebirgswächter erhalten für jeden entlaufenen und in ihre Hände überstellten Sklaven 12 rhodische Drachmen «alter Währung» (Z. 97–98) – d. h. nicht die neuen nach 188 gerade eingeführten sogenannten Plinthophoren, sondern die bewährten alten Münzen, die in Kleinasien weiterhin populär blieben (vgl. L. Robert, Études de numismatique grecque, Paris 1959, 173–176; Rousset, De Lycie en Cabalide 65–72). Der Vertrag zwischen Milet und Herakleia ist der besterhaltene Isopolitievertrag aus der Antike. Teilweise vergleichbar sind die Bestimmungen in StV III Nr. 537 (Milet – Seleukeia/Tralleis) von 218/217 sowie in StV III Nr. 539 (Milet – Mylasa) von 215/214, wobei in beiden Fällen die Form des Dokumentes anders ist: Die vertraglichen Bestimmungen wurden dort als an den Partner verliehene Vergünstigungen jeweils in Volksbeschlüssen festgehalten, die ausgetauscht wurden, und nicht wie hier in einem förmlich beeideten Vertragstext (vgl. auch 607 Temnos – Teos). Dennoch zeigt ein Vergleich der jeweils aufgeführten Prozeduren und Bedingungen, dass in Milet bei solchen Handlungen dieselben Grundsätze über einen längeren Zeitraum hinweg beibehalten wurden, allerdings mit einer deutlichen Tendenz, immer detailliertere Regelungen zu vereinbaren. Diese Tendenz, die im Vertrag mit Herakleia den Höhepunkt erreichte, war zweifellos der Erfahrung aus lückenhaften Regelungen in der Vergangenheit bzw. der Berücksichtigung von regelungsbedürftigen lokalen Bedingungen, wie hier den Bestimmungen zur Sklavenflucht (Z. 87–99) sowie zum Fährdienst am Golf (Z. 99–105), zuzuschreiben.
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Ca. 184 v. Chr.
Vier Bruchstücke einer Stele aus bläulichem Marmor, Inv. 682 a und b, 664, 681. Von Rehm zusammengefügt (Abbildung I. Milet I 3, S. 341); Inv. 682a, b, 684: b. oben ca. 0,54 m, unten 0,63 m, h. mit Profil bis Z. 53: 1,37 m, d. 0,16 m; Inv. 681: b. 0,50 m, h. 0,39 m. Buchstaben oben 0,011 m, unten 0,007 m; Überschrift 0,017 m. 30 Fundort: Milet, Delphinion. Ed.: I. Milet I 3, 148 (Rehm); Syll.3 588. Lit.: F. Mezger, Inscriptio Milesiaca de pace inter Milesios et Magnetes facta, München 1913; L. Robert, Philologie et géographie, Anatolia 4 (1959), 1–26, hier 15–24 (zu Z. 34) = OMS III 1423–1448, hier 1437–1446; SEG 34, 1172; M. Wörrle, 35 Die Inschriften von Herakleia am Latmos I. Antiochos III., Zeuxis und Herakleia, Chiron 18 (1988), 421–476, hier 432 (zu Z. 90); R. M. Errington, The Peace Treaty between Miletus and Magnesia (I. Milet 148), Chiron 19 (1989), 279–288; SEG 37, 983; I. Milet VI 1, S. 182–184 (Herrmann); A. Bielman, Retour à la liberté. Libéra-
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tion et sauvetage des prisonniers en Grèce ancienne, Paris 1994, 295 f., 301 f.; Ager, Interstate Arbitrations 109; M. Tentori Montalto, Unterschrift und Datierung des Epigramms des Hyssaldomos aus Mylasa, ZPE 212 (2019), 76–82. Üb.: I. Milet VI 1, S. 182–184 (Herrmann, deutsch).
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vac. συνθῆκαι Μ[ιλ]ησίων καὶ Μαγ[νήτων]. ἀγαθῆι τύχηι· ἐπὶ τοῖσδε συ[νε]λύθησαν Μάγνητες καὶ Μιλή[σιοι] συνλυσάντων αὐτοὺς τῶν π[αρα]γεγενημένων πρεσβευτῶν κα[ὶ] [κ]αταστησάντων εἰς τὴν ἐξ ἀρχ[ῆς φι]λίαν ἀπὸ μὲν τῶν πόλεων· Ῥ[ο][δ]ίων Φιλοστράτου τοῦ Ἀ[γάθ]ω[νος, . . .].α τοῦ Σωσικράτους, καθ’ ὑοθεσί[αν δὲ] [Β]άτωνος, Νικοστράτου [τοῦ Τ]εισύλου, Ἀ[θ]ηναίων Ἀλεξίωνος τοῦ Σπευσίππου Ἀζην[ιέω]ς, Θεο[κ]λείους [το]ῦ Δεξιθέου Φυλασίου, Θεοπό[μ][π]ου τοῦ Δημοκλείους ἐκ [Κο]λωνων, Κνιδ[ίων Π]τολεμαίου τοῦ Χέρ[σωνος], [Ἀρ]χεστράτου το[ῦ Ἀ]ρχιδάμου, [Μυ]νδίων – – – 12 – – – ευς, Ἡγέμο[ν]ο[ς τοῦ – – –] [ά]ρχου, Σαμίων Θεομνήστου το[ῦ] Ἀλέξο[υ, ‒ ‒ ‒ ‒ τοῦ – ‒ ‒ ‒ ‒], [Σ]τησαγόρου τοῦ Θεσαλοῦ, Ἁλικαρνα[σσέων ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ τοῦ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒], [Θ]εομνήστου τοῦ Ἱεροκλείους, Παυσα[νίου τοῦ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ][ν]ίων Διονυσικλείους τοῦ Ὀλυμπίχο[υ, ‒ ‒ ‒ ‒ τοῦ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒][. ]έων Ἀπολλωνίου τοῦ Νυσίου, Ἰάσο[νος τοῦ Διονυσίου], [Ὑ]σσαλδώμου τοῦ Εἰρηναίου, Τηΐω[ν ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒] [Ἀ]ντιπάτρου τοῦ Νυμφοδώρου, Κυζι[κηνῶν ‒ ‒ ‒ ‒ ‒] [τ]οῦ Ἀντικράτου, Ἀχαιοῦ τοῦ Συννόμο[υ, ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ τοῦ ‒ ‒ ‒ ‒], ἀπὸ δὲ τοῦ κοινοῦ τῶν Ἀχαιῶν Δα‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ἀπὸ Μεγάλης πόλεως Φρασιαρίδα το[ῦ ‒ ‒ ‒ ‒, ἀπ’ Ἀντιγο][ν]είας Διοκλείου Ἀγησιλόχου, ἀπὸ Πατ[ρῶν ‒ ‒ ‒ ‒ τοῦ] Σελεύκου, Ἀριστείδου τοῦ [‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ καὶ τῶν ἐπὶ τὴν] [σύ]νθεσιν ἀποσταλέντων παρὰ [μὲν Μαγνήτων ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒] [τ]οῦ Διοσκουρίδου, Ἐπικράτου τοῦ Δι[οκλείους, Πυθοδότ]ου τοῦ Χαρισίου, Πυθοκλείους τοῦ Ἡγησ[ίππου, Δ]ημητρίου τοῦ Εὐμήδου[ς], [παρὰ] δὲ Μιλησίων Θεογ[ένους] τοῦ Λεωδάμαντος, Ἀλεξάνδ[ρου τοῦ Δημητρίου, Δαμ]ασίου τοῦ Γλαυκίππου, Ἀντιγόνου το[ῦ] [Ἑκαταίο]υ, Ἀρτεμιδώρου τοῦ Ἡροδότου· εἶναι εἰς ἅπαντα τὸ[ν] [χρ]όνον εἰρήνην καὶ φιλίαν Μάγνησι καὶ Μιλησίοις· τῆς δὲ χώρ[ας] [τ]ῆς περαίας, ὑπὲρ ἧς διεφέροντο Μάγνητες καὶ Μιλήσιο[ι, ὅ][ρ]ον ὑπάρχειν αὐτοῖς τὸν Ὕβανδον ποταμὸν καὶ ἀπὸ το[ῦ] [πο]ταμοῦ τούτου τὴμ μὲν ὑπεράνω πᾶσαν εἶναι Μαγνήτων, τὴ[ν δ’] [ὑπ]οκάτω πᾶσαν ἕως θαλάσσης εἶναι Μιλησίων· καταπῆ[ξαι] [δὲ] πέτρους καὶ στῆσαι ἐπ’ αὐτῶν στήλας ἑκατέρους παρὰ [τὸ ῥεῖ][θρο]ν τοῦ ποταμοῦ ἐν τοῖς αὑτῶν μέρεσιν, καθότι ἐπέγνωσαν [ἐπὶ]
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35 [το]ὺς τόπους παραγενόμενοι οἱ ἀπεσταλμένοι ἐπὶ τὰς συνλύ[σεις]
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[πρ]εσβευταί, καὶ εἶναι αὐτοῖς ὅρον διὰ παντὸς τό τε νῦν ὑπάρχ[ον] [ῥεῖ]θρον τοῦ ποταμοῦ τοῦ Ὑβάνδου καὶ τοὺς παρατεθέντας π[έτ]ρους καὶ τὰς ἐπ’ αὐτῶν στήλας· ἵνα δὲ ὦσιν ἀσφαλεῖς αἱ σ[υνλύ][σει]ς καὶ διαμένηι ἡ εἰρήνη καὶ φιλία εἰς τὸν ἀεὶ χρόνον ἀμφοτέραι[ς] [τ]αῖς πόλεσιν, μὴ εἶναι μήτε Μάγνησιν τὴν Μιλησίων χώραν μ[ή][τ]ε τὴν περαίαν μήτε ἄλλην μηδεμίαν μηδὲ φρούριον, μήτε Μιλησίο[ις] [τὴ]ν Μαγνήτων χώραν μήτε τὴν περαίαν μήτε ἄλλην μηδεμίαν μηδ[ὲ] [φρ]ούριον παρὰ μηθενὸς λαβεῖν μήτε δι’ αὑτῶν μήτε δι’ ἑτέρων μήτ ἐγ κτ[ήσει] [μή]τε ἐν δόσει μήτε ἐν ἀναθέσει μήτε καθιερώσει μήτε κατ’ ἄλλον τρόπ[ον μη][θέ]να μηδὲ κατὰ παρεύρεσιν μηδεμίαν· εἰ δὲ μή, ἄκυρον εἶναι τὴγ γενομέν[ην] [δ]όσιν ἢ ἀνάθεσιν ἢ καθιέρωσιν ἢ κτῆσιν ἢ ἐάν τις γένηται παρεύρεσι[ς ἢ] τρό[πο]ς τισποτεοῦν ἢ δι’ αὐτῶν ἢ δι’ ἑτέρων. τοῖς δὲ ἔχουσιν σῦλον ἢ κατὰ Μαγ[νή]των ἢ κατὰ Μιλησίων μηδὲ ἑτέραμ πόλιν ὁρμητήρια παρέχειν μηδ’ ὑπ[ο][δ]έχεσθαι μηθὲν τῶν λαμβανομένων τ[ρ]όπωι μηθενὶ μηδὲ παρευ[ρέ][σ]ει μηδεμιᾶι· ἐὰν δέ τινα τῶν ἀπ[εσ]κευασμένων ἢ μεθεσταμένω[ν] ἐν τῶι συνστάντι πολέμωι βούλωνται μετάγειν ἢ Μάγνητες διὰ τῆς Μ[ι]λησίων χώρας ἢ Μιλήσιοι διὰ τῆς Μαγνήτων, εἶναι αὐτοὺς ἀτελεῖς, ἐὰμ μετάγωσιν μετὰ μῆνας δύο ἀπὸ τοῦ χρόνου τοῦ τῆς συνθήκη[ς]. ὅσα δ’ ἂν κατὰ πόλεμον ἀποσκευάζωνται ἢ μεθιστάνωσιν ἢ Μάγνητ[ες] εἰς τὴν Μιλησίων ἢ Μιλήσιοι εἰς τὴν Μαγνήτων ἢ οἱ κατοικοῦντες ἐν [ἑ][κ]ατέ[ρ]ᾳ τῶν πόλεων ἢ διάγωσιν, [ἵν]α ἀποκαθιστάνωσιν εἰς τὴν ἰδίαν, ε[ἶ][ν]α[ι] ταῦτα ἀτελῆ καὶ προνοεῖν [ὑ]πὲρ αὐτῶν τοὺς ἄρχοντας τοὺς ἐν ἑκα[τέ]ραι τῶν πόλεων. εἶναι δὲ τὴν αὐτὴν εἰρήνην καὶ Πριηνεῦσι τοῖς συνμα[χή]σασι Μάγνησιν καὶ Ἡρακλεώταις τοῖς συνμαχήσασι Μιλησίοις.vv ὁπό[σ]οι δὲ στρατηγ[έ]ται ἢ ἐστρατηγήκασιν ἢ ἥγηνται ἢ συνηργήκασιν ἡιτινιοῦ[ν] [π]όλει τῶν προγεγραμμένων ἢ συνμεμαχήκασιν τρόπωι ὁτωιοῦν, ὑπάρχει[ν] πᾶσ[ι] τούτοις ἄδειαν καὶ ἀμνηστίαν, ὧν πεπράχασιν ἐν τῶι πολέμωι, καὶ μὴ ὑπ[έ][χ]ειν αὐτοὺς ἔγκλημα μήτε δημοσίαι μήτε ἰδίαι περὶ μηθενὸς τῶν προγεγονότων ἕως τοῦ τῆς συνθήκης χρόνου. ὁπόσα δὲ αἰχμάλωτα σώματα πολ[ι]τικὰ εἰλημμένα ἐν τῶι πολέμωι ἐστὶν ἢ ἐμ Μαγνησίαι ἢ ἐμ Μιλήτωι ἢ ἐν Ἡρακλέαι ἢ ἐν δημοσίωι, ἀποδοῦναι ἑκάστημ πόλιν τὸν ἴσον [ἀρ]ιθμὸν δι[ὰ] τῶν πρεσβειῶν τῶν ἀπεσταλμένων ἐπὶ τὰς συνλύσεις· τοὺς δὲ ὑπεράγοντας αἰχμαλώτους τοὺς Μιλησίων χαριζόμενος ὁ δῆμος ὁ Μαγνήτων ἔδωκεν [ἄ][ν]ευ λύτρου Ῥοδίοις· τοὺς δὲ ὄντας αἰχμαλώτους παρὰ τοῖς ἰδιώταις Μαγν[ή]των ἢ Πριηνέων ἢ Μιλησίων ἢ Ἡρακλεωτῶν ἐκλυτροῦσθαι Μάγνητας μέ[ν], [ὅ]σοι ἂν ὦσιν Μιλησίων ἢ Ἡρακλεωτῶν ἐμ Μαγ[νη]σ[ί]αι ἢ Πριήνῃ, Μιλησίους δ[έ], [ὅσοι] ἂν ὦσιν Μαγνήτων ἢ Πριηνέων ἐμ Μιλήτωι καὶ ἐν Ἡρακλέαι· ἀναπέμ-
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[πειν δὲ τοῖς ἥκουσ]ιν πρε[σβευταῖς ξένια] τοὺς ἄρχοντας τοὺς ἐν τ[αῖς] [πόλεσιν ἑκάσταις ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒] . . . . υ . . . . α κατὰ τῶν [. .] ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ες πρὸς τοὺ[ς ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒] [– – – 11 – – – εἰ]ς τὸ [ἱερὸν? ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒] [κυρωθεισῶν δὲ] τῶν συνθηκῶν ο[ἱ μὲν παρὰ Μαγνήτων ἀπεσταλμένοι πρεσβευταὶ] [παραγενόμεν]οι εἰς Μίλητον ὁρκισάτ[ωσαν τὸν δῆμον τὸν Μιλησίων· οἱ δὲ παρὰ] [Μιλησίων ἀπεσ]ταλμένοι ἐπὶ τὴν σύνθεσιν [παραγενόμενοι εἰς Μαγνησίαν ὁρκισά][τωσαν τὸν δῆμο]ν τὸν Μαγνήτων· ὅρκια δὲ πα[ρεχέτωσαν Μάγνητες μὲν Μιλησί][οις, Μιλήσιοι δὲ] Μάγνησιν· ὀμνύτωσαν δὲ ἱερὰ κα[ίοντες τὸν ὅρκον τὸν ὑπογε][γραμμένον· ὅρκο]ς Μαγνήτων· ὀμνύω τὴν Ἄρτεμιν [τὴν Λευκοφρυηνὴν καὶ τοὺς] [ἄλλους θεοὺς πά]ντας καὶ πάσας διαφυλάξειν τὰς συν[θήκας καὶ ἐμμενεῖν τοῖς] [δεδογμένοις καὶ] μὴ μνησικακήσειν περὶ μηθενὸς τῶν προ[γεγονότων· εὐορ][κοῦντι μὲν εὖ εἶνα]ι, ἐφιορκοῦντι δὲ τἀναντία. ὅρκος Μιλησίων· ὀμν[ύω τὸν Ἀπόλλω][να τὸν Διδυμέα καὶ] τοὺς ἄλλους θεοὺς πάντας καὶ πάσας διαφυλάξειν τὰ[ς] [συνθήκας καὶ ἐμ]μενεῖν τοῖς δεδογμένοις καὶ μὴ μνησικακήσειν περὶ μηθε[νὸς τῶν προγεγο]νότων· εὐορκοῦντι μὲν εὖ εἶναι, ἐφιορκοῦντι δὲ τἀναντία. [ἄρχειν δὲ τῆς συν]θήκης, ὡς μὲν Μιλήσιοι ἄγουσιν, στεφανηφόρον θεὸν τὸν με[‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒κ]αὶ μῆνα Πυανοψιῶνα καὶ ἕκτην ἐπὶ δέκα, ὡς δὲ Μάγνητες [ἄγουσιν, στεφαν]ηφόρον Ἀριστέα καὶ μῆνα Ἁγνεῶνα καὶ πέμπτη ἐπὶ δέκα. [δοῦναι δὲ τῶν συ]νθηκῶν ἀντίγραφον ἐσφραγισμένον τοῖς παρὰ Ῥοδίων [πρεσβευταῖς, ὅπ]ως διατηρῆται καὶ ἐν τῆι Ῥοδίων πόλει ἕως τοῦ ἀντιγρα[φῆναι εἰς τὰς στή]λας.
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12 Ende Καυ] Rehm ‖ 13–14 Μυλα|ς] Rehm, Ἰα|ς] Robert ‖ 18 [μοξένου τοῦ Rehm ‖ 32 ἀπο]κάτω Rehm ‖ 90 [τ’ Ἀπολλώνιον Rehm, [τα Μενάλκην Wörrle.
[Die Absätze der Übersetzung entsprechen der Aufteilung des Texts durch Rehm, 30 I. Milet I 3, 148]. Vertrag der Milesier und der Magneten. § 1 (Z. 2–27) Auf gutes Gelingen! Auf folgende Bedingungen haben sich die Magneten und die Milesier geeinigt, nachdem die vor Ort anwesenden Delegierten sie versöhnt und wieder zur ursprünglichen Freundschaft gebracht haben. Sie 35 kamen aus den folgenden Städten: (5) Aus Rhodos Philostratos, Sohn des Agathon, …, Sohn des Sosikrates und Adoptivsohn des Baton, Nikostratos, Sohn des Teisilas; aus Athen Alexion, Sohn des Speusippos aus dem Demos Azenia, Theokles, Sohn des Dexitheos aus dem Demos Phyle, Theopompos, Sohn des Demokles aus dem Demos Kolonai; aus Knidos Ptolemaios, Sohn des Cherson, 40
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Archestratos, Sohn des Archidamos; aus Myndos …, Hegemon, Sohn des … -archos; (10) aus Samos Theomnestos, Sohn des Alexas, …, Stesagoras, Sohn des Thessalos; aus Halikarnassos …, Theomnestos, Sohn des Hierokles, Pausanias, Sohn des …; aus … Dionysikles, Sohn des Olympichos, …; aus Mylasa [oder Iasos] Apollonios, Sohn des Nysias, Iason, Sohn des Dionysios, (15) Hyssaldomos, Sohn des Eirenaios; aus Teos …, Antipatros, Sohn des Nymphodoros; aus Kyzikos …, Sohn des Antikrates, Achaios, Sohn des Synnomos, …; vom achaiischen Bund D…; aus Megalopolis, Phrasiaridas, Sohn des …; aus Antigoneia (20) Diokles, Sohn des Agesilochos; aus Patrai …, Sohn des Seleukos, Aristides, Sohn des …, sowie die für den Vertrag entsandten Verhandlungsführer der Magneten …, Sohn des Dioskorides, Epikrates, Sohn des Diokles, Pythodotos, Sohn des Charisios, Pythokles, Sohn des Hegesippos, Demetrios, Sohn des Eumedes, (25) und von den Milesiern Theogenes, Sohn des Leodamas, Alexandros, Sohn des Demetrios, Damasias, Sohn des Glaukippos, Antigonos, Sohn des Hekataios, Artemidoros, Sohn des Herodotos. § 2 (Z. 27–28) Für alle Zeit soll Friede und Freundschaft bestehen zwischen den Magneten und den Milesiern. § 3 (Z. 28–38) Die Grenze des jenseits der Bucht gelegenen Landes, um das sich die Magneten und die Milesier stritten, (30) soll für sie der Fluss Hybandos bilden; das ganze oberhalb dieses Flusses gelegene Land soll den Magneten gehören, das ganze unterhalb gelegene Land bis zum Meer hin soll den Milesiern gehören. Beide Staaten sollen Steinblöcke befestigen und auf ihnen Stelen errichten entlang des Flusslaufs jeweils in ihren eigenen Abschnitten, wie die zur Konfliktbeilegung entsandten Delegierten entschieden, (35) als sie die Örtlichkeiten aufsuchten. Ihre Grenze soll durchgängig der jetzige Flusslauf des Hybandos sein und die an ihm befestigten Steinblöcke und die darauf befindlichen Stelen. § 4 (Z. 38–47) Damit die Friedensbedingungen abgesichert sind und der Friede und die Freundschaft für beide Städte für alle Zeit fortdauern, (40) soll es Magneten verboten sein, milesisches Land – ob das jenseits der Bucht gelegene oder sonstiges Land – oder eine Festung in Besitz zu nehmen; Milesiern soll es verboten sein, magnetisches Land – ob das jenseits der Bucht gelegene oder sonstiges Land – oder eine Festung in Besitz zu nehmen. Dies darf von niemandem, weder von den Vertragspartnern selbst noch von anderen, weder durch Kauf, Schenkung, Widmung oder Weihung noch auf andere Weise (45) unter keinerlei Vorwand gemacht werden. Wenn dieses Verbot missachtet wird, dann soll die erfolgte Schenkung oder Widmung oder Weihung oder der Kauf, oder wenn irgendein Vorwand dargebracht wurde oder eine wie auch immer geartete Methode erfunden worden ist, ob durch den Vertragspartner selbst oder durch andere, ungültig sein. § 5 (Z. 47–50) Personen, die ein Repressalienrecht gegenüber Magneten oder Milesiern haben, soll die jeweilige Partnerstadt keine Basis bieten und auch nichts an beschlagnahmten Gütern aufnehmen, auf keine Weise und unter keinem Vorwand.
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§ 6 (Z. 50–53) Wenn Magneten etwas an Gütern, die während des Krieges fortgeschafft oder ausgelagert wurden, durch das milesische Territorium bzw. wenn Milesier solche Güter durch das magnetische Territorium bringen wollen, sollen sie abgabenfrei sein, solange sie den Transport erst zwei Monate nach dem Zeitpunkt des Vertragsabschlusses durchführen. § 7 (Z. 54–58) Was an Gütern zur Zeit eines Krieges Magneten (55) auf milesisches Territorium oder Milesier auf magnetisches Territorium oder die in jeder der beiden Städte Ansässigen fortschaffen oder auslagern oder hindurchtransportieren, um es in ihr eigenes Gebiet zurückzubringen, soll abgabenfrei sein; die Amtsträger in jeder der beiden Städte sollen sich darum kümmern. § 8 (Z. 58–59) Die gleichen Friedensbedingungen sollen für die Priener als Verbündete der Magneten sowie für die Herakleoten als Verbündete der Milesier gelten. § 9 (Z. 60–64) Für Kommandeure, die für eine der oben genannten Städte als Strategen, Anführer oder Helfer tätig waren oder auf irgendeine Weise mitgekämpft haben, für alle diese sollen Straflosigkeit und Amnestie gelten bezüglich dessen, was sie im Krieg gemacht haben, und sie sollen keinerlei Anklage, weder öffentlich noch privat, bezüglich einer der vorher und bis zur Zeit des Vertragsabschlusses begangenen Taten unterliegen. § 10 (Z. 64–74) Diejenigen Bürger, (65) die im Krieg gefangengenommen wurden und die in Magnesia, Milet, Herakleia oder Priene von Staats wegen festgehalten werden, soll jede Stadt mittels der zur Konfliktbeilegung entsandten Delegierten in gleicher Anzahl zurückgeben. Die überzähligen milesischen Gefangenen hat das Volk von Magnesia als Zeichen des guten Willens ohne Lösegeld den Rhodiern übergeben. Von denjenigen gefangenen (70) Magneten, Prienern, Milesiern oder Herakleoten, die sich in privater Hand befinden, sollen die Magneten jene Milesier oder Herakleoten, die sich in Magnesia oder Priene befinden, auslösen und gleichfalls die Milesier jene Magneten oder Priener, die sich in Milet und Herakleia befinden. Die Amtsträger in jeder dieser Städte sollen den zu ihnen gekommenen Gesandten Gastgeschenke zukommen lassen … [Zwei Zeilen sind verloren.] § 11 (Z. 77–88) Nach Ratifizierung des Vertrages sollen die von den Magneten entsandten Delegierten nach Milet gehen und dem Volk der Milesier den Eid abnehmen. Die von den Milesiern zum Vertragsabschluss entsandten Delegierten sollen nach Magnesia gehen (80) und dem Volk der Magneten den Eid abnehmen. Die Opfertiere für die Eidesleistung sollen die Magneten den Milesiern und die Milesier den Magneten bereitstellen. Sie sollen vor brennenden Opfern den folgenden Eid schwören. Eid der Magneten: «Ich schwöre bei Artemis Leukophryene und bei allen Göttern und Göttinnen, den Vertrag zu wahren und an dem Beschlossenen festzuhalten und bezüglich keines der vorangegangenen Ereignisse nachtragend zu sein. (85) Wenn ich den Eid halte, möge es mir wohl ergehen, wenn ich ihn breche, das Gegenteil.» Eid der Milesier: «Ich schwöre bei Apollon Didymeus und bei allen anderen Göttern und Göttinnen, den Vertrag zu
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wahren und an dem Beschlossenen festzuhalten und bezüglich keines der vorangegangenen Ereignisse nachtragend zu sein. Wenn ich den Eid halte, möge es mir wohl ergehen, wenn ich ihn breche, das Gegenteil.» § 12 (Z. 89–94) Beginnen soll der Vertrag nach dem milesischen Kalender, als der Gott stephanephoros nach … war, (90) am 16. des Monats Pyanopsion, nach 5 dem magnetischen Kalender, als Aristeus stephanephoros war, am 15. des Monats Hagneon. Eine versiegelte Abschrift dieses Vertrages soll man den Gesandten der Rhodier übergeben, damit sie auch in der Stadt Rhodos bis zur Aufzeichnung auf den Stelen aufbewahrt wird. (nach P. Herrmann) Die Datierung dieses Friedensvertrages ist umstritten. Seit der Erstveröffentlichung wurde er in den Herbst (Pyanopsion, Z. 90) des Jahres 196 gesetzt und der fehlende Name des stephanephoros in Z. 90 mit einem Namen aus der großen stephanephoros-Liste (I. Milet I 3, 124), entweder Ἀπολλώνιον (so Rehm) oder Μενάλκην (so Wörrle, a. a. O. und ders., Der Friede zwischen Milet und Magnesia. Methodische Probleme einer Communis opinio, Chiron 34 [2004], 45–58), ergänzt. Historische Beobachtungen führten Errington (a. a. O.) allerdings zu einer Datierung in die 180er Jahre nach dem Frieden von Apameia und dem Ende der großen stephanephoros-Liste im Jahr 190/189. Diese Datierung wurde vielfach akzeptiert und ist durch Wörrles Replik (Chiron [2004]) nicht gegenstandslos geworden. Es ist grundsätzlich unwahrscheinlich, dass ein bedeutender lokaler Krieg, an dem vier der größten Städte der Region beteiligt waren, nur durch die Vermittlung von Rhodos sowie von mehreren anderen selbstständigen Städten der Gegend und des griechischen Mutterlandes, aber ohne Beteiligung Antiochos’ III. oder seines regionalen Stellvertreters Zeuxis (oder eines ptolemaiischen Vertreters) zu Ende gehen konnte – insbesondere zu einer Zeit, als der Seleukide die dominierende Macht in der Region geworden war und die Römer gerade dabei waren, im Rahmen der von ihnen verfügten Räumung Kleinasiens durch Philipp V. ihr Interesse an dieser Region zu entdecken. Man würde außerdem erwarten, dass ein bedeutender lokaler Krieg zu einer solch kritischen Zeit einen Niederschlag bei Polybios gefunden hätte, zumal der achaiische Bund sowie ein Vertreter seiner Heimatstadt Megalopolis (Z. 19) neben Vertretern der Bundesmitglieder Antigoneia-Mantineia und Patrai beteiligt waren. Die 180er Jahre andererseits, für welche der Polybios-Text nur äußerst lückenhaft erhalten ist, bieten einen weitaus wahrscheinlicheren Rahmen. Die im Text deutlich erscheinende Bedeutung von Rhodos als maßgeblichem ersten Friedensvermittler (Z. 4–6; 92–94) sowie als Abwickler der Kriegsgefangenenfrage (Z. 68–69) passt hervorragend in die Zeit, in der Rhodos nach dem Frieden von Apameia als von Rom anerkannte Großmacht südlich des Maiandros auftrat und die anderen kleineren Städte der Gegend ohne die Schutzmächte Antiochos III. oder Ptolemaios V. selbstständig tätig werden konnten. Nach der Beilegung eines Konfliktes wegen bestimmter Bergregionen am Latmos hatten sich Milet und
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Herakleia kurz nach 186/185 zudem in einem Isopolitievertrag u. a. verpflichtet, «für alle Zeit denselben als Feind und denselben als Freund» zu haben (I. Milet I 3, 150 [644] Z. 5). Die Allianz der beiden Städte gegen Magnesia im Krieg zwischen Milet und Magnesia lässt sich also leicht erklären, wenn der Krieg nach dem Isopolitievertrag stattfand. Gegenstand des Vertrages ist die Beilegung eines Krieges, der wegen des Territoriums von Myous geführt worden war. Myous war schon milesisches Gebiet, als die Milesier im J. 234/233 ihre kretischen Söldner dort ansiedelten (I. Milet I 3, 33), wurde aber 201 von Philipp V. den Magneten zugesprochen (Polyb. xvi 24.9). Ein Teil davon, der als «heiliges Land» bezeichnet wird, wurde den Milesiern allerdings im Frieden von Apameia von den Römern rückerstattet (Polyb. xxi 46.5). Das Gebiet wurde aber auch von den Herakleoten beansprucht. Nach dem Weggang der römischen legati kam es zwischen den beiden Nachbarn zum Krieg, wobei dies einer der Streitpunkte war, der noch als ungeregelt galt, als der Isopolitievertrag zwischen Milet und Herakleia kurz nach 186/185 geschlossen wurde (I. Milet I 3, 150 [644] Z. 78–79). Wörrle (Chiron [2004]) vertritt die Meinung, dass diese Rückgabe den schon existierenden milesischen Besitz von Myous voraussetzt, doch geht aus Polybios weder hervor, dass die Rückgabe wirklich erfolgt war, noch, dass die Milesier alles von den Römern erhielten, was sie beim Gespräch mit den legati als Wünsche vorgetragen hatten. Aber selbst wenn das der Fall gewesen wäre, ergäbe sich daraus keine sichere Datierung für den Krieg mit Magnesia, denn wir wissen nicht, wer ihn begann: Er hätte genauso gut von den Magneten als Versuch, den Milesiern ihren Besitz streitig zu machen, begonnen werden können wie von den Milesiern wegen des magnetischen Besitzes. Der Streit mit Herakleia um das «heilige Land» zeigt außerdem, dass zu dieser Zeit eine römische Entscheidung nicht automatisch vor Ort akzeptiert wurde. Die Vermittler des Vertrages zwischen Magnesia und Milet legten nach einer Ortsbesichtigung den augenblicklichen Verlauf des Flusses Hybandos als Grenze zwischen den Ansprüchen der streitenden Parteien fest (Z. 28–29; zur Lokalisierung vgl. Wörrle, Chiron [2004] 47 f.). Dies sollte durch Stelen, welche auf befestigten Steinsockeln auf dem weichen Schwemmland standen, markiert werden. Auf diese Weise wurden bei der Entscheidung der Schlichter die immer wieder wechselnden Flussläufe im Maiandrosdelta berücksichtigt; die Stelen blieben als Grenzmarkierungen unabhängig von einem sich eventuell ändernden Wasserlauf des Hybandos an ihrem Platz stehen. Besonders bemerkenswert an diesem Text ist die Beteiligung vieler Einzelstädte unter der Führung von Rhodos, die meisten davon aus dem kleinasiatischen Raum, aber auch Athens als «Mutterstadt» der Ionier sowie mehrerer Vertreter des achaiischen Bundes. Die Beteiligung weder eines Seleukiden noch des Ptolemaios noch Roms fällt besonders auf und ist erst nach dem Frieden von Apameia zu erklären. Aktiv am Krieg beteiligt waren auch Priene (auf der Seite von Magnesia) und Herakleia (auf der Seite von Milet), für die dann gleicher-
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maßen die Friedensbedingungen galten (Z. 58–59). Bemerkenswert ist die allgemeine Amnestie für alle militärischen Führungskräfte aus den vier beteiligten Städten wegen während des Krieges und bis zum Abschluss des Friedensvertrages begangener Kriegstaten (Z. 59–64). Während des Krieges scheinen Magnesia und Priene die Oberhand gewonnen zu haben – zumindest hatten sie mehr 5 Kriegsgefangene gemacht als ihre Gegner, wobei die Magneten die überzählige Zahl an milesischen Kriegsgefangenen in einer großzügigen Geste ohne Lösegeld an Rhodos auslieferten (Z. 67–69). Kriegsgefangene, die sich in privater Hand befanden, d. h. als Sklaven, sollten nach der Herstellung von Austauschmodalitäten gegen Lösegeldzahlungen freikommen (Z. 69–72, dazu Bielman, a. a. O.). Die 10 anderen Klauseln des Vertrages sind selbsterklärend.
646 Eumenes II. – Kretisches Koinon (Bündnis) 183 v. Chr.
Zwei Blöcke einer Stele aus Kalkstein: (a) unten abgebrochen, b. 0,767–0,78 m, h. 15 0,699 m; (b) besteht aus zwei passenden Fragmenten, links und unten abgebrochen: linkes Fragment: b. 0,36 m, h. 0,22 m; rechtes Fragment: b. 0,28 m, h. 0,41 m. Buchstaben 0,01–0,02 m. Museum Chania (Inv.-Nr. 85). Fundort: Gortyn, Tempel des Apollon Pythios. Ed.: I. Cret. IV 179 (Photo); Syll.3 627; A. J. Reinach, Les mercenaires et les colo- 20 nies militaires de Pergame (suite), Revue Archéologique 13 (1909), 363–377, hier 372 Anm. 5; (a) F. Halbherr, Relazione sugli scavi del tempio di Apollo Pythio in Gortyna, Monumenti Antichi 1 (1889), 9–76, hier 37–39; Michel, Recueil 26; (b) G. De Sanctis, Nuovi studii e scoperte in Gortyna. Iscrizioni, Monumenti Antichi 18 (1907), 297–347, hier 309 f. 25 (a)
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ἀγαθῆι τύχηι. ἐπὶ τοῖσδε συνέθεντο τὴμ φιλίαν καὶ συμαχίαν ἑαυτοῖς τε καὶ ἐκγόνοις εἰς ἅπαντα τὸν χρόνον vac. βασιλεὺς Εὐμένης καὶ Κρηταιέων vac. Γορτύνιοι, Κνώσιοι, Φαίστιοι, Λύττιοι, Ῥαύκιοι, Ἱεραπύτνιοι, Ἐλευθερναῖοι, Ἀπταραῖοι, Πολυρρήνιοι, Συβρίτιοι, Λαππαῖοι, Ἄξιοι, Πριανσιέες, Ἀλλαριῶται, Ἀρ30 [κ]άδες, Κεραῗται, Πραίσιοι, Λάτιοι, Βιάννιοι, Μαλλαῖοι, Ἐρώνιοι, Χερ[σ]ονάσιοι, Ἀπολλωνιᾶται, Ἐλύριοι, Ὑρτακίνιοι, Ἐλτυναιεῖς, Ἀνω[πο]λῖται, Ἠραδήννιοι, Ἰστρώνιοι, Ταρραῖοι, [[‒ ‒ ‒ ‒ ‒]]ιοι, ὡς μὲν [βα]σιλεὺς Εὐμένης ἄγει, ἔτους vac. τετάρτου καὶ δεκάτου, μηνὸς [Π]ανήμου, ὡς δὲ Κρηταεῖς κοσμούν ἐν Γόρτυνι τῶν σὺν Σα35 ‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒
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‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ενα [ὅσα] βασιλεὺς Εὐμένης ὡμολόγησεν· καὶ [ἂν χρείαν] ἔχωσι π[ρὸ]ς τοὺς συνισταμένους πολέμους [ἢ συμμάχ]ων ἢ σίτου ἢ ὅπλ[ω] ἢ βελῶ[ν], συναντιλήψεσθαι [τούτων χἰ]ππεῖς ἀποστέλλειν οἷς τ[ὰ ὀ]ψώνια δώσειν [ὅ]σον [ἂν χρόνον] τὴγ χρείαν παρέχωντα[ι]· τῶν δ’ ἐπὶ τὴν βοήθε[ι][αν συλλεγ]ομένων οἱ μὲν θέλοντες πρὸς βασιλέα Εὐμέ[νη καὶ ἐκ]γόνους αὐτοῦ ὑπήκοοι ἔστωσαν τούτων καθ’ ὁ[μολογίαν ὡς ἂ]ν οὗτοι π[ρο]στά[ξωσι]ν, οἱ δ’ εἰς Κρήτην τῶν ἡγου[μένων τῶν Κρητα]ιέων· ὅσοι δ’ [ἂν ἀ]πειθῶσι τῶμ παραγ[γελλομένων ὑπὸ] βασιλέ[ως Εὐμένους] κ[αὶ] τῶν ἐκγόνων [καὶ τῶν ἡγουμένων τῶν Κρηταιέων, ἀπο]τινέτωσαν ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ε[ι]ς τῆς βοηθείας [‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ δραχμ]ὰς τριακοσί[ας ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒]θω [‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ἀ]πολυθῶσι [‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ βοη]θεια ‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒
Z. 1–21 (a) Auf gutes Gelingen! Unter diesen Bedingungen vereinbarten Freundschaft und Bündnis für sich und die Nachkommen für alle Zeiten König Eumenes und die folgenden Mitglieder des Kretischen Koinon: Gortynier, Knosier, Phaistier, Lyttier, Rhaukier, Hierapytnier, Eleuthernaier, Apteraier, Polyrrhenier, (5) Sybritier, Lappaier, Axier, Priansier, Allariotai, Arkader, Keraiter, Praisier, Latier, Biannier, Mallaier, Eronier, Chersonasier, Apolloniater, Elyrioi, Hyrtakinier, Eltynaier, Anopoliter, Eradennier, Istrionier, Tarraier, …-ier, nach König Eumenes’ Zeitrechnung im 14. Jahr, im Monat (10) Panemos, und nach Zeitrechnung der Kreter, als in Gortyn die kosmoi unter der Führung von Sa… im Amt waren … (b) … was König Eumenes vereinbarte; und wovon sie immer nötig haben mögen für die anstehenden Kriege, ob Bundesgenossen oder Getreide oder Schilde oder Speere, von allem wird er mitbesorgen und Reiter stellen, denen Spesen zu gewähren sind, für so lange, (15) wie sie sie nötig haben. Die Freiwilligen unter denjenigen, die zur Hilfe an König Eumenes und seine Nachkommen entsandt werden, stehen unter deren Befehl, wie … sie befehlen, diejenigen nach Kreta unter dem Befehl der Heerführer des Kretischen Koinon. Wer sich (20) den Befehlen des König Eumenes und seiner Nachkommen bzw. der Heerführer des Kretischen Koinon widersetzt, soll zahlen … der Hilfeleistung … dreihundert Drachmen … entlassen werden … Hilfe …
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Der Vertrag wird nach dem 14. Regierungsjahr Eumenes’ II. (Z. 9), umgerechnet auf Juni 183, genau datiert. Er ist demnach in der unmittelbaren Folge der Wiederherstellung des Friedens innerhalb des Kretischen Koinon als Folge des Besuchs des Appius Claudius Pulcher im J. 184 (641) abgeschlossen worden. Lei- 40
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der ist viel Text verloren, doch aus Fragment (b) geht deutlich hervor, dass es sich u. a. um gegenseitige militärische Hilfe handelte, wie auch die kretischen Verträge Attalos’ I. vorsahen (608, 609). Der Vertragsabschluss dürfte Eumenes Söldner für potentielle Kriege in Kleinasien garantiert haben, wo er nach dem Frieden von Apameia eine stabilisierende Rolle zu spielen hatte und wo 5 gerade um die Zeit des Vertragsabschlusses besondere Gefahr durch Prousias von Bithynien, Pharnakes von Pontos sowie durch die Galater drohte (vgl. 648). Aber auch in Kreta gab es Spannungen. Kydonia, Phalasarna u. a. fehlen in der Liste der beteiligten kretischen Städte. Der Vorschlag Reinachs, basierend auf einer nunmehr veralteten Lesung des Steins (Reinach, a. a. O. 363–377, hier 374, 10 noch von Walbank, HCP III 348 erwogen), dass es die Kydoniaten waren, deren Name später in Z. 8 getilgt wurde, eventuell wegen ihres Angriffs auf die Apolloniaten (656), scheitert daran, dass der Name Κυδωνιᾶται nicht zu den auf dem Stein erhaltenen Buchstabenresten ‒]ιοι passt. Die Tatsache, dass alle kretischen Beteiligten sich einzeln auflisten ließen, deutet aber an, dass die zentralen Ein- 15 richtungen des Koinon noch nicht die notwendige Stabilität erreicht hatten, um bei einem Vertrag mit militärischer Ausrichtung auf die Mitgliederliste verzichten zu können.
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182 v. Chr.
Polybios xxiii 17.1–2: οἱ Μεσσήνιοι διὰ τὴν αὑτῶν ἄγνοιαν εἰς τὴν ἐσχάτην παραγενόμενοι διάθεσιν ἀποκατέστησαν εἰς τὴν ἐξ ἀρχῆς κατάστασιν τῆς συμπολιτείας διὰ τὴν Λυκόρτα καὶ τῶν Ἀχαιῶν μεγαλοψυχίαν. (2) ἡ δ’ Ἀβία καὶ Θουρία καὶ Φαραὶ κατὰ τὸν καιρὸν τοῦτον ἀπὸ μὲν τῆς Μεσσήνης ἐχωρίσθησαν, 25 ἰδίᾳ θέμεναι στήλην ἑκάστη μετεῖχεν τῆς κοινῆς συμπολιτείας. Die Messenier, die durch ihre eigene Dummheit in extreme Schwierigkeiten gekommen waren, erlangten durch die Großzügigkeit des Lykortas und der Achaier ihren ursprünglichen Status innerhalb des Bundes zurück. Abia, Thouria und Pharai wurden allerdings um diese Zeit von Messene abgetrennt, und jede 30 Stadt errichtete für sich eine Beitrittsstele und nahm am gemeinsamen Bundesleben teil. Lit.: R. M. Errington, Philopoemen, Oxford 1969, 189–196; Walbank, HCP III 249–250; C. Grandjean, Les Messéniens de 370/369 au Ier siècle de notre ère. Monnayages et Histoire. BCH Supplément 44, Paris 2003, 227 f.; Ager, Interstate 35 Arbitrations Nr. 116 (I. Olympia 46); N. Luraghi/A. Magnetto, The Controversy between Megalopolis and Messene in a New Inscription from Messene, Chiron 42 (2012), 509–550.
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Die Abspaltungsbewegungen der Messenier vom achaiischen Bund, die von Deinokrates angeführt worden waren, erreichten einen Höhepunkt im J. 183, als die Messenier bewaffneten Widerstand gegenüber den achaiischen Behörden vorbereiteten. Der alte Philopoimen war strategos des Bundes im J. 183/182 und wurde im Frühjahr 182 während der Auseinandersetzungen mit den Messeniern von Deinokrates gefangengenommen; er starb noch in der Gefangenschaft (Liv. xxxix 50; Plut. Philopoimen 19–20). Sein Nachfolger Lykortas, Polybios’ Vater, beendete den Aufstand, bestrafte die Verantwortlichen z. T. mit der Todesstrafe und brachte die restlichen Messenier zurück in den Bund. Die einzige überlieferte Bedingung für die Wiedereingliederung ist die hier erwähnte Abspaltung einiger kleinerer messenischer Küstenstädte, die dann als selbstständige Mitglieder dem Bund beitraten. Sie waren wohl während des Aufstandes den Achaiern loyal geblieben. Die erwähnten Stelen, die die neuen Bundesmitglieder aufstellten, dürften die Vertragsbedingungen bezüglich ihres Beitritts festgehalten haben. Megalopolis versuchte zwar, sich einige umstrittene Grenzgebiete während der Neueingliederungsphase anzueignen; auch zwischen Thouria und Messene gab es eine Auseinandersetzung wegen der neu zu ziehenden Grenzen. Beide Dispute wurden aber letztendlich durch normale innerachaiische Schlichtungsmaßnahmen beigelegt und das Ergebnis auf Inschriften veröffentlicht, einmal in Olympia (I. Olympia 46), einmal in Messene selbst (Luraghi/Magnetto, a. a. O.). Der Text zeigt, dass Messene nach der Neueingliederung zumindest in dieser Hinsicht nicht majorisiert oder unfair behandelt wurde, sondern – wie Polybios schreibt – wieder als vollberechtigtes Mitglied des Bundes galt.
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1. Polybios xxiv 5.1: γενομένων συνθηκῶν πρὸς ἀλλήλους Φαρνάκου καὶ Ἀττάλου καὶ τῶν λοιπῶν, ἅπαντες μετὰ τῶν οἰκείων δυνάμεων ἀνεχώρησαν εἰς τὴν οἰκείαν. Nachdem Frieden miteinander zustande gekommen war zwischen Pharnakes 30 und Attalos und den anderen, gingen alle mit ihren eigenen Streitkräften in ihre eigenen Länder. 2. Polybios xxiv 15.7–12: οἱ δὲ Ῥωμαῖοι πρὸς τὸν Φαρνάκην συμμίξαντες πρῶτον μὲν ἠξίουν αὐτὸν εἰς λόγους ἐλθεῖν τοῖς περὶ τὸν Εὐμένη· μάλιστα γὰρ ἂν οὕτω τυχεῖν τὰ πράγματα διεξαγωγῆς. (8) τοῦ δὲ πρὸς τοῦτο τὸ μέρος 35 ἀντιβαίνοντος καὶ τέλος ἀπειπαμένου, δῆλον μὲν εὐθέως ἦν τοῦτο καὶ Ῥωμαίοις ὅτι καταγινώσκει προφανῶς ἑαυτοῦ καὶ διαπιστεῖ τοῖς σφετέροις πράγμασι· (9) πάντῃ δὲ πάντως βουλόμενοι λῦσαι τὸν πόλεμον προσεκαρτέρουν, ἕως
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οὗ συνεχώρησε πέμψειν αὐτοκράτορας ἐπὶ θάλατταν τοὺς συνθησομένους τὴν εἰρήνην, ἐφ’ οἷς ἂν οἱ πρεσβευταὶ κελεύσωσιν. (10) ἀφικομένων τῶν πρεσβέων, καὶ συνελθόντων ὁμοῦ τῶν τε Ῥωμαίων καὶ τῶν περὶ Εὐμένη, καὶ τούτων μὲν εἰς ἅπαν ἑτοίμως συγκαταβαινόντων χάριν τοῦ συντελεσθῆναι τὴν εἰρήνην, (11) τῶν δὲ παρὰ τοῦ Φαρνάκου πρὸς πᾶν διαφερομένων καὶ τοῖς ὁμολογηθεῖσιν οὐκ ἐμμενόντων, ἀλλ’ αἰεί τι προσεπιζητούντων καὶ μεταμελομένων, ταχέως τοῖς Ῥωμαίοις ἐγένετο δῆλον ὅτι ματαιοπονοῦσιν. οὐ γὰρ οἷος τ’ ἦν συγκαταβαίνειν ὁ Φαρνάκης εἰς τὰς διαλύσεις. (12) ὅθεν ἀπράκτου γενομένης τῆς κοινολογίας, καὶ τῶν Ῥωμαίων ἀπαλλαγέντων ἐκ τοῦ Περγάμου, καὶ τῶν παρὰ τοῦ Φαρνάκου πρεσβέων ἀπολυθέντων εἰς τὴν οἰκείαν, ὁ μὲν πόλεμος ἐγεγένητο κατάμονος, οἱ δὲ περὶ τὸν Εὐμένη πάλιν ἐγίνοντο περὶ τὰς εἰς τοῦτον παρασκευάς. Die Römer trafen sich mit Pharnakes und verlangten, dass er mit Eumenes in Verhandlungen trete, denn so würde die Angelegenheit am ehesten eine Lösung finden. (8) Als er gegen diese Vorgehensweise opponierte und sich am Ende einfach weigerte, wurde es plötzlich auch den Römern deutlich, dass er sich selbst klar verurteilte und seinem eigenen Vorhaben misstraute. (9) Sie aber wollten unbedingt den Krieg beenden und setzten ihn unter Druck, bis er einwilligte, Bevollmächtigte auf dem Seeweg nach Pergamon zu entsenden, die den Frieden, unter den Bedingungen, welche die römischen legati anordneten, vereinbaren sollten. (10) Als die Gesandten ankamen, trafen sie sich mit den Römern sowie mit Eumenes und seinen Beratern. Letztere waren bereit, in jedem Punkt nachzugeben, um einen Frieden zustande zu bringen, (11) aber Pharnakes’ Gesandte waren in allen Fragen anderer Meinung; sie hielten sich nicht an schon vereinbarte Abmachungen, brachten immer wieder neue Forderungen vor und änderten ihre Verhandlungsposition, sodass den Römern schnell klar wurde, dass sie ihre Zeit vergeudeten. Pharnakes war einfach nicht willens, Frieden zu vereinbaren. (12) Da die Verhandlungen unfruchtbar waren, verließen die Römer Pergamon und die Gesandten des Pharnakes kehrten nach Hause zurück. Der Krieg wurde zum Dauerzustand, und Eumenes widmete sich wieder seinen Vorbereitungsmaßnahmen.
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3. Polybios xxv 2: ὁ Φαρνάκης, ἐξαπιναίου καὶ βαρείας αὐτῷ τῆς ἐφόδου γενομένης, ἕτοιμος ἦν πρὸς πᾶν τὸ προτεινόμενον· πρέσβεις γὰρ ἐξαπέστειλε πρὸς Εὐμένη καὶ Ἀριαράθην. (2) τῶν δὲ περὶ Εὐμένη καὶ Ἀριαράθην προσδεξαμένων τοὺς λόγους καὶ παραχρῆμα συνεξαποστειλάντων πρεσβευτὰς παρ’ αὑτῶν πρὸς 35 τὸν Φαρνάκην, καὶ τούτου γενομένου πλεονάκις παρ’ ἑκατέρων, ἐκυρώθησαν αἱ διαλύσεις ἐπὶ τούτοις· (3) εἰρήνην ὑπάρχειν Εὐμένει καὶ Προυσίᾳ καὶ Ἀριαράθῃ πρὸς Φαρνάκην καὶ Μιθριδάτην εἰς τὸν πάντα χρόνον. (4) Γαλατίας μὴ ἐπιβαίνειν Φαρνάκην κατὰ μηδένα τρόπον. ὅσαι γεγόνασιν πρότερον συνθῆκαι Φαρνάκῃ πρὸς Γαλάτας, ἀκύρους ὑπάρχειν. (5) ὁμοίως Παφλαγονίας ἐκχωρεῖν, 40 ἀποκαταστήσαντα τοὺς οἰκήτορας, οὓς πρότερον ἐξαγηόχει, σὺν δὲ τούτοις
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ὅπλα καὶ βέλη καὶ τὰς ἄλλας παρασκευάς. (6) ἀποδοῦναι δὲ καὶ Ἀριαράθῃ τῶν τε χωρίων ὅσα παρῄρητο μετὰ τῆς προϋπαρχούσης κατασκευῆς καὶ τοὺς ὁμήρους. (7) ἀποδοῦναι δὲ καὶ Τήϊον παρὰ τὸν Πόντον, ὃν μετά τινα χρόνον Εὐμένης ἔδωκε Προυσίᾳ πεισθεὶς μετὰ μεγάλης χάριτος. (8) ἐγράφη δὲ καὶ τοὺς αἰχμαλώτους ἀποκαταστῆσαι Φαρνάκην χωρὶς λύτρων καὶ τοὺς αὐτομόλους ἅπαντας· (9) πρὸς δὲ τούτοις τῶν χρημάτων καὶ τῆς γάζης, ἧς ἀπήνεγκε παρὰ Μορζίου καὶ Ἀριαράθου, ἀποδοῦναι τοῖς προειρημένοις βασιλεῦσιν ἐνακόσια τάλαντα, (10) καὶ τοῖς περὶ τὸν Εὐμένη τριακόσια προσθεῖναι τῆς εἰς τὸν πόλεμον δαπάνης. (11) ἐπεγράφη δὲ καὶ Μιθριδάτῃ τῷ τῆς Ἀρμενίας σατράπῃ τριακόσια τάλαντα, διότι παραβὰς τὰς πρὸς Εὐμένη συνθήκας ἐπολέμησεν Ἀριαράθῃ. (12) περιελήφθησαν δὲ ταῖς συνθήκαις τῶν μὲν κατὰ τὴν Ἀσίαν δυναστῶν Ἀρταξίας ὁ τῆς πλείστης Ἀρμενίας ἄρχων καὶ Ἀκουσίλοχος, (13) τῶν δὲ κατὰ τὴν Εὐρώπην Γάταλος ὁ Σαρμάτης, τῶν δ’ αὐτονομουμένων Ἡρακλεῶται, Μεσημβριανοί, Χερρονησῖται, σὺν δὲ τούτοις Κυζικηνοί. (14) περὶ δὲ τῶν ὁμήρων τελευταῖον ἐγράφη πόσους δεήσει καὶ τίνας δοῦναι τὸν Φαρνάκην· ὧν καὶ παραγενηθέντων ἐξ αὐτῆς ἀνέζευξαν αἱ δυνάμεις. (15) καὶ τοῦ μὲν Εὐμένει καὶ Ἀριαράθῃ πρὸς Φαρνάκην συστάντος πολέμου τοιοῦτον ἀπέβη τὸ τέλος. Somit war Pharnakes, als ihm ein unerwarteter und schwerer Angriff passiert war, bereit, auf jedes Angebot einzugehen. Er entsandte Gesandte zu Eumenes und Ariarathes. (2) Eumenes und Ariarathes hörten sich an, was er mitzuteilen hatte, und entsandten sofort ihrerseits Gesandte zu Pharnakes. Nachdem dieses Hin und Her mehrmals erfolgt war, wurden folgende Friedensbedingungen vereinbart: [a] (3) Frieden soll sein für alle Zeit zwischen Eumenes, Prousias und Ariarathes auf der einen Seite und Pharnakes und Mithridates auf der anderen Seite. [b] (4) Pharnakes soll unter keinen Umständen Galatien angreifen. Frühere Verträge zwischen Pharnakes und den Galatern sollen ungültig sein. [c] (5) Gleichermaßen soll er sich aus Paphlagonien zurückziehen; er soll die Bewohner, die er früher vertrieben hat, zurückführen und mit ihnen ihre Waffen und Geschosse und sonstiges Kriegsmaterial. [d] [6] Dem Ariarathes soll er die geraubten Territorien zurückgeben zusammen mit der damals vorhandenen Ausstattung und den Geiseln. [e] (7) Tieion am Pontos soll er zurückgeben (eine Stadt, die Eumenes, veranlasst durch seine große Dankbarkeit, kurze Zeit später Prousias geschenkt hat). [f] (8) Es wurde auch schriftlich festgehalten, dass Pharnakes Kriegsgefangene ohne Lösegeld sowie alle Überläufer zurückgeben soll. [g] (9) Zusätzlich soll er vom Geld und den Schätzen, die er von Morzios und Ariarathes geraubt hat, 900 Talente an die erwähnten Könige zahlen. [h] (10) An Eumenes soll er 300 Talente wegen der Kriegskosten übergeben. [i] (11) Es wurde auch eine Strafzahlung von 300 Talenten für Mithridates, den Satrapen von Armenien, schriftlich festgehalten, weil er den Vertrag mit Eumenes verletzte, als er Ariarathes bekriegte.
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[j] (12) Als Parteien zum Vertrag wurden auch aufgenommen: von den Dynasten in Asia Artaxias, der den größten Teil Armeniens beherrschte, sowie Akousilochos; (13) von den europäischen Dynasten der Sarmate Gatalos; von den selbstständigen Städten die Herakleotai [sc. am Pontos], die Mesembrianoi, die 5 Chersonesitai und außerdem die Kyzikener. [k] (14) Als letzte Klausel wurde schriftlich festgehalten, wie viele und welche Geiseln Pharnakes zu stellen hatte. Als sie eintrafen, zogen die Heere sofort ab. (15) Auf diese Weise endete der Krieg der Bundesgenossen Eumenes und Ariarathes gegen Pharnakes. Lit.: Walbank, HCP III ad locc.; H. Heinen, Mithridates VI. Eupator, Chersonesos 10 und die Skythenkönige, in: A. Coşkun (Hrsg.), Roms auswärtige Freunde in der späten Republik und im frühen Prinzipat, Göttingen 2005, 31–54, hier 42–47. Im J. 183 eroberte Pharnakes von Pontos Sinope. Damit begann eine Expansion, die nicht nur Rhodos als «Mutterstadt» von Sinope, sondern auch Eumenes, Ariarathes von Kappadokien und (ab 182) Prousias II. von Bithynien alarmierte. Der römische Senat wurde informiert und entsandte legati (Polyb. xxiii 9.1–3). Der Krieg breitete sich jedoch trotz römischer Vermittlungsversuche aus (Polyb. xxiv 1.3, vom J. 182/181), und Ariarathes wurde angegriffen. Auch pergamenische Streitkräfte unter der Führung des Attalos beteiligten sich aktiv an den Kampfhandlungen, bis gegen Ende 181 ein Waffenstillstand vereinbart wurde; ob er durch römische Vermittlung zustande kam – römische legati waren auf jeden Fall vor Ort (Polyb. xxiv 1.3) –, wird nicht gesagt (oben 1). Polybios spricht zwar von συνθηκαί, womit aber kein endgültiger Friedensvertrag gemeint sein kann, denn als Eumenes’ Brüder Attalos und Athenaios in Rom persönlich Bericht erstatteten, baten sie um weitere römische Vermittlung, und neue römische legati wurden entsandt (Polyb. xxiv 5.2–8). Sie trafen während des Jahres 180 ein, nachdem Pharnakes den Krieg im Winter mit einem Angriff auf Galatien wieder eröffnet hatte. Bis die legati vor Ort waren, standen die pergamenisch-kappadokischen Truppen bereits auf pontischem Boden. Eumenes und Ariarathes beugten sich nur ungern dem Wunsch der legati, dass sie für erfolgreiche Verhandlungen ihre Truppen zurückziehen sollten. Daraufhin fand die unbefriedigende Begegnung der legati mit Pharnakes statt, von der Polybios (oben 2) berichtet. Pharnakes hatte durch den erzwungenen Rückzug seiner Gegner anscheinend Mut gefasst und lehnte ernsthafte Verhandlungen mit ihnen ab. Ein Jahr später erzeugte ein plötzlicher und heftiger Angriff der Alliierten, an dem anscheinend auch Prousias II. von Bithynien teilnahm, echte Verhandlungsbereitschaft bei Pharnakes. Der Vertrag, dessen Bedingungen Polybios festhält (oben 3), kam offenbar ohne direkte römische Beteiligung zustande. Da aber der konstantinische Polybios-Epitomator, dem wir unseren Text verdanken, dieses Textfragment in seine Sammlung der fremden Gesandtschaften nach Rom ein-
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gliederte (obwohl der erhaltene Text selbst davon nichts erwähnt), dürften die Partner zum Abschluss des Friedensvertrags doch Gesandte nach Rom entsandt haben (vgl. 649). Man wird also annehmen können, dass mindestens die im Jahr zuvor unter römischer Beteiligung diskutierten Forderungen jetzt von maßgeblicher Bedeutung waren. Zu den einzelnen Klauseln: [a] Prousias II., der im J. 182 seinem Vater als Herrscher in Bithynien folgte, hatte sich offensichtlich auch aktiv am Krieg beteiligt. Etwas später erhielt er durch Eumenes «aus Dankbarkeit» das von Pharnakes geräumte Tieion [e], wohl wegen seiner militärischen Hilfe. Mithridates scheint eine andere Person zu sein als jener Mithridates, der als «Satrap von Armenien» [i] gekennzeichnet wird; es handelt sich wohl (nach B. Niese, Geschichte der griechischen und makedonischen Staaten, Bd. III, Gotha 1903, 78 Anm. 2) um den Bruder und Nachfolger von Pharnakes, der anscheinend mitregierte (vgl. 674). [b] Galatien hatte unter dem Krieg ziemlich gelitten und die Stammesführer waren offenbar gespalten (Polyb. xxiv 14.1–6). Jetzt sollte Galatien im Lager der Pergamener bleiben. Die hier erwähnten früheren Verträge dürften mit einzelnen Stammesführern, eventuell wegen Söldnerwerbung, abgeschlossen worden sein. [c]–[e] Wiederherstellung des territorialen status ante bellum durch Verzicht auf alle Eroberungen. [f]–[h] Pharnakes soll keinen Gewinn aus Menschenhandel machen und darüber hinaus Reparationen für den von ihm verursachten Schaden leisten. Morzios war ein Kleinkönig in Paphlagonien mit der Hauptstadt Gangra (Strab. xii 3.41 [C 562], vgl. Liv. xxxviii 26.4). [i] Mithridates aus Westarmenien («Kleinarmenien») hatte vielleicht im Rahmen der Neuordnung Kleinasiens nach dem Frieden von Apameia einen Vertrag mit Eumenes geschlossen, welcher auch die Unversehrtheit von Kappadokien vorsah (633). Da er offenbar Kappadokien angegriffen hatte, litt auch er, ohne mitverhandeln zu können, unter den von Pharnakes vereinbarten Friedensbedingungen. [j] Die Mitaufnahme von interessierten, aber nicht direkt beteiligten Staaten in Friedensverträge ist relativ selten belegt. Das bekannteste Beispiel ist der Frieden von Phoinike im J. 205 (StV III Nr. 543), zu dem Livius eine nicht unumstrittene Liste von foederi adscripti bietet. Der Grund für die Aufnahme der hier aufgelisteten einzelnen Staaten ist allerdings nicht mehr zu eruieren; bemerkenswert ist auf jeden Fall die Beteiligung der Schwarzmeeranrainer Gatalos sowie der Städte Herakleia, Mesembria und Chersonesos (vgl. dazu 649); Akousilochos ist sonst nicht bekannt.
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649 Pharnakes I. – Chersonesos Taurica (Bündnis) 180/179 v. Chr.
Marmortafel, oben abgebrochen; b. 0,32–0,36 m, h. 0,47 m, d. 0,06–0,072 m. Buchstaben 0,007–0,011 m. Fundort: Chersonesos Taurica. Ed.: IosPE I2 402. Lit.: Magie, Roman Rule 1090 Anm. 45; Walbank, HCP III 20; S. M. Burstein, The Aftermath of the Peace of Apamea. Rome and the Pontic War, AJAH 5 (1980), 21–30; B. C. McGing, The Kings of Pontus: Some Problems of Identity and Date, RhM 129 (1986), 251 f.; W. Leschhorn, Antike Ären. Zeitrechnung, Politik und Geschichte im Schwarzmeerraum und in Kleinasien nördlich des Tauros, Stuttgart 1993, 79–86; S. Tracy, Inscriptiones Delicae: IG xi 713 and IG xi 1056, AM 107 (1992), 303–314, hier 307–314; S. Saprykin, Heracleia Pontica and Tauric Chersonnesus before Roman Domination, Amsterdam 1997, 238–255; H. Heinen, Mithridates VI. Eupator, Chersonesos und die Skythenkönige, in: A. Coşkun (Hrsg.), Roms auswärtige Freunde in der späten Republik und im frühen Prinzipat, Göttingen 2005, 31–54; J. M. Højte, The Date of the Alliance between Chersonesos and Pharnakes (IosPE I2, 402) and its Implications, in: V. F. Stolba/L. Hannestad (Hrsg.), Chronologies of the Black Sea Area in the Period c. 400–100 B.C., Aarhus 2005, 137–152; J.-L. Ferrary, L’essor de la puissance romaine dans la zone pontique, in: A. Bresson/A. Ivantchik/J.-L. Ferrary (Hrsg.), Une koinè pontique. Cités grecques, sociétés indigènes et empires mondiaux sur le littoral nord de la mer Noire (VIIe s. a. C.–IIIe s. p. C.), Bordeaux 2007, 319; Chr. Müller, D’Olbia à Tanaïs. Territoires et réseaux d’échanges dans la mer noire septentrionale aux époques classique et hellénistique, Bordeaux 2010, 93–95; R. M. Errington, Rom und das schwarze Meer im 2. Jh. v. Chr., in: V. Cojocaru/Chr. Schuler (Hrsg.), Die Außenbeziehungen pontischer und kleinasiatischer Städte in hellenistischer und römischer Zeit, Stuttgart 2014, 37–44; A. Avram, Sur la date du traité entre Pharnace et Chersonèse Taurique, in: J.-C. Couvenhes, La symmachie comme pratique du droit international dans le monde grec, DHA Supplement 16 (2016), 213–238. Üb.: HGIÜ III Nr. 483 (deutsch); S. M. Burstein, The Hellenistic Age from the Battle of Ipsos to the Death of Kleopatra VII, Cambridge 1985 (englisch), 101; Müller, a. a. O. 380 f. (französisch). [‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ἀλλὰ] [συνδιαφυλαξοῦμεν τὰν αὐτοῦ βασ]ιλεία[ν] [κατὰ τὸ δυνατόν, ἐμμένοντ]ος ἐν τᾶι ποθ’ ἁ[μὲς] [φιλίαι, τάν τε ποτὶ Ῥω]μαίους φιλίαν διαφυλά[σ][σοντος καὶ μηδὲ]ν ἐναντίον αὐτοῖς πράσ-
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[σοντος· ε]ὐορκοῦσι μὲν ἁμῖν εὖ εἴη, ἐπιορκοῦ[σι δὲ τἀ]ναντία. ὁ δὲ ὅρκος οὗτος συνετε[λέ]σθη μηνὸς Ἡρακλείου πεντεκαιδεκάτα[ι], βασιλεύοντος Ἀπολλοδώρου τοῦ Ἡρογείτου, γραμματεύοντος Ἡροδότου τοῦ Ἡροδότου. vac. ὅρκος, ὃν ὤμοσε βασιλεὺς Φαρνάκης πρεσβευσάντων παρ’ αὐτὸν Μάτριος καὶ Ἡρακλε[ί]ου· ὀμνύω Δία, Γῆν, Ἥλιον, θεοὺς Ὀλυμπίους πάντας καὶ πάσας· φίλος ἔσομαι Χερσονησίταις διὰ παντός, καὶ ἂν οἱ παρακείμενοι βάρβαροι στρατεύωσιν ἐπὶ Χερσόνησον ἢ τὴν κρατουμένην ὑπὸ Χερσονησιτῶν χώραν ἢ ἀδικῶσιν Χερσονησίτας, καὶ ἐπικαλῶνταί με, βοηθήσω αὐτοῖς, καθὼς ἂν ᾖ μοι καιρός, καὶ οὐκ ἐπιβουλεύσω Χερσονησίταις κατ’ οὐδένα τρόπον, οὐδὲ στρατεύσω ἐπὶ Χερσόνησον, οὐδὲ ὅπλα ἐναντία θήσομαι Χερσονησίταις, οὐδὲ πράξω κατὰ Χερσονησιτῶν ὃ μέλλει βλάπτειν τὸν δῆμον τὸν Χερσονησιτῶν, ἀλλὰ συνδιαφυλάξω τὴν δημοκρατίαν κατὰ τὸ δυνατόν, ἐμμενόντων ἐν τῆι πρὸς ἐμὲ φιλίαι καὶ τὸν αὐτὸν ὅρκον ὀμοσάντων, τήν τε πρὸς Ῥωμαίους φιλίαν διαφυλασσόντων καὶ μηδὲν ἐναντίον αὐτοῖς πρασσόντων. εὐορκοῦντι μὲν εὖ εἴη, ἐπιορκοῦντι δὲ τἀναντία. ὁ δὲ ὅρκος οὗτος συνετελέσθη ἐν τῶι ἑβδόμωι καὶ πεντηκοστῶι καὶ ἑκατοστῶι ἔτει, μηνὸς Δαισίου, καθὼς βασιλεὺς Φαρνάκ[ης] vac. ἄγει. vac.
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« … aber wir werden sein Königtum, soweit möglich, mitschützen, solange er die Freundschaft uns gegenüber bewahrt und die Freundschaft mit den Römern auf- 30 rechterhält und nichts gegen ihre Interessen anstellt. (5) Wenn wir den Eid halten, möge es uns gut gehen, wenn wir ihn brechen, das Gegenteil.» Dieser Eid wurde geleistet am fünfzehnten des Monats Herakleios in dem Jahr, als Apollodoros, Sohn des Herogeites, basileus und Herodotos, Sohn des Herodotos, Stadtschreiber waren. (10) Diesen Eid schwor König Pharnakes, als die Gesandten 35 Matris und Herakleios zu ihm gingen: «Ich schwöre bei Zeus, Ge, Helios sowie bei allen olympischen Göttern und Göttinnen: Den Chersonesitern werde ich Freund für alle Zeit sein, und wenn die umliegenden Barbaren (15) Chersonesos oder das Land, das von den Chersonesitern beherrscht wird, angreifen sollten oder den Chersonesitern Gewalt antun und die Chersonesiter mich bitten, werde 40 ich ihnen Hilfe leisten, wenn die Umstände es erlauben, und ich werde unter kei-
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nen Umständen gegen die Chersonesiter Pläne schmieden oder gegen Chersonesos Krieg führen (20) oder gegen sie Waffen bereitstellen und ich werde nichts tun gegen die Chersonesiter, was dem demos der Chersonesiter schaden könnte, aber ich werde die Demokratie schützen, soweit es in meiner Macht liegt, solange sie bei der Freundschaft mir gegenüber bleiben (25) und denselben Eid schwören 5 und ihre Freundschaft gegenüber den Römern aufrechterhalten und nichts gegen ihre Interessen unternehmen. Wenn ich den Eid halte, möge es mir gut gehen, wenn ich ihn breche, das Gegenteil.» Dieser Eid wurde geleistet (30) im 157. Jahr, im Monat Daisios, wie König Pharnakes die Zeit rechnet. Das Datum des Vertrags, «im 157. Jahr, wie Pharnakes die Zeit rechnet», war lange umstritten, denn die Anwendung der spätestens seit Mithridates VI. gebräuchlichen pontischen Ära mit Anfang 297 (dazu Leschhorn, a. a. O. 79–86) würde auf 141/140 führen, also auf eine Zeit, die weit nach dem spätestmöglichen Datum für den Tod des Pharnakes liegt. Die pontische Ära kommt also nicht in Frage. Deswegen suchte man nach einem anderen plausiblen Anfangstermin für die hier angewandte Ära. R. C. Loeper (Khersonesskie nadpisi, Izvestija Imperatorskoj arkheologiceskoj kommissii 45 [1912], 23–70) kam auf den Staatsgründer, Mithridates von Kios, dessen Regierungsbeginn von Diodor (xvi 90.2) in das athenische Archontat des Phrynichos (337/336) gesetzt wird. Dementsprechend wurde der Vertrag ins J. 180/179 datiert. Es muss allerdings berücksichtigt werden, dass die Zusammenführung nicht-attischer Ereignisse unter die athenischen Archonten zumindest für diese Zeit wahrscheinlich Diodor selbst zuzuschreiben ist und deswegen nur einen chronologischen Annäherungwert besitzt. Avram (a. a. O, 224–226) mutmaßt eine Ära von Sinope, welche im J. 336 begann und welche Pharnakes nach seiner Eroberung der Stadt im J. 183 (Polyb. xxiii 9.2) verwendete; das Anfangsjahr dieser Stadtära ist aber nicht belegt. Polybios bietet eine negative Bewertung des Pharnakes unter dem Jahr 171/170 (xxvii 17: ὅτι Φαρνάκης πάντων τῶν πρὸ τοῦ βασιλέων ἐγένετο παρανομώτατος, «Pharnakes war der gesetzloseste von allen vor ihm regierenden Königen»). Das Fragment ist ohne Kontext überliefert, aber solche allgemeinen Wertungen bietet Polybios meistens zum Tod von Personen. So verstanden es auch die frühen Herausgeber des Vertragstextes, bis auf Delos eine athenische Ehrung für Pharnakes und seine Frau Nysa (Tochter Antiochos’ III.) aus dem Archontat des Tychandros gefunden wurde (OGIS 771 = IG XI 4, 1056). Da dieser Archon damals ins Jahr 160/159 gesetzt wurde (vgl. B. D. Meritt, Athenian Archons 347/6–48/7 B.C., Historia 26 [1977], 161–191, hier 183), musste man annehmen, dass Polyb. xxvii 17 im Jahr 171/170 Pharnakes aus anderen, uns unbekannten Gründen negativ bewertete, da er zur Zeit der athenischen Ehrung mit Sicherheit noch lebte (so etwa Walbank, HCP III ad loc.). Damit schien es nicht mehr zwingend, den Beginn der Ära, die Pharnakes zur Zeit des Vertrages mit Chersonesos verwendete, schon 337/336 anzusetzen. Deswegen argumentierte Burstein, dass die Ära, die hier in
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Frage kam, die seleukidische Ära war (mit Anfang ca. September 312). Den Vertrag mit Chersonesos setzte er ins J. 155, obwohl es kein weiteres sicheres Beispiel für die Verwendung der seleukidischen Ära in Pontos gibt. Ära-Angaben im 1. Jh. rechnen dort nicht nach der seleukidischen Ära. Bursteins Ansatz wurde von McGing und Leschhorn sowie Ferrary und Müller akzeptiert.2 Der athenische Archon Tychandros und mit ihm die Ehrung für Pharnakes und Nysa gehören aber, wie S. Tracy nachgewiesen hat, nicht ins J. 160/159, sondern ins J. 196/195 (weder von Ferrary noch von Müller zur Kenntnis genommen). Die wertende Polybiosstelle xxvii 17 kann problemlos Polybios’ normaler Praxis entsprechen und ist demnach als Todesanzeige anzusehen. Pharnakes starb also im J. 171/170, und der Vertrag mit Chersonesos muss vorher angesetzt werden. Im Vertrag selbst, von welchem nur die geleisteten Eide erhalten sind, ist die auffallendste Klausel die Verpflichtung, die Freundschaft mit den Römern aufrechtzuerhalten und nichts gegen sie zu unternehmen (Z. 3–5; 26–28). Diese Klausel bietet einen chronologischen Hinweis, denn sie macht am ehesten einen Sinn nach dem Friedensvertrag zwischen Pharnakes und Eumenes II. von Pergamon sowie Ariarathes von Kappadokien, wo die Chersonesitai u. a. dem Friedensvertrag «beigeschrieben» wurden (Polyb. xxv 2, 648, vgl. Errington, a. a. O.). Durch diese Friedensverhandlungen mit römischer Beteiligung dürfte die «Romfreundschaft» des Pharnakes (und vielleicht auch jene der Chersonesitai) erst begründet worden sein. Das absolute Datum des Friedensvertrages mit Eumenes ist innerhalb enger Grenzen fixiert. Er fiel entweder in Polybios’ Ol. 149,4 = 181/180 oder in Ol. 150,1 = 180/179, in die Büttner-Wobst das Fragment 25.2 in seiner Textausgabe des Polybios setzte (dazu aber Walbank, HCP III 20). Der Vertrag mit Chersonesos wurde im Monat Daisios, also etwa im Mai, beeidet (Z. 31). Wenn Diodor den Regierungsbeginn des Mithridates von Kios korrekt angesetzt hat, dann begann die zugrunde liegende Ärarechnung während des attischen Jahres 337/336. Daisios des 157. Jahres entspräche dann ca. Mai 180. Falls
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2 Es gibt aus dem späteren 2. Jh. überhaupt nur zwei weitere Belege für eine Äradatierung im pontischen Raum, beide aus der Regierungszeit des Mithridates V. Euergetes: Eine 30 Inschrift aus Abonouteichos (Th. Reinach, A stele from Abonouteichos, NC [1905], 113–119, hier 113 f.) ehrt Mithridates V. im Ärenjahr 161, und eine verschollene Münze desselben Königs datiert nach der Ärenzahl 173 (dazu W. Leschhorn, Antike Ären. Zeitrechnung, Politik und Geschichte im Schwarzmeerraum und in Kleinasien nördlich des Tauros, Stuttgart 1993, 78). Beide können nur dann denselben rechnerischen Ausgangspunkt wie Pharnakes’ Vertrag 35 mit Chersonesos haben, wenn die verwendete Ära die seleukidische war, aber zugleich können beide problemlos nach der später in Pontos verwendeten Äradatierung mit Beginn 297 erklärt werden (161 = 137/136, 173 = 125/124) und so fallen sie mitten in die Regierungszeit des Mithridates V. Euergetes. Damit gibt es keinen Grund anzunehmen, dass die seleukidische Ära je in Pontos in Gebrauch gewesen ist. Daraus folgt, dass es nicht Mithridates VI. Eupator 40 war, der diese Ära in Pontos einführte, sondern wohl sein Vater Mithridates V. Die Gründe für den Wechsel bleiben allerdings nach wie vor unbekannt.
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650 Philipp V. – Bastarner
Diodor den Regierungsanfang des Mithridates von Kios ins falsche Archontenjahr gesetzt hat, dann wären sowohl der Friedensvertrag mit Eumenes als auch der Vertrag mit Chersonesos ein Jahr später, d. h. während Polybios’ Ol. 150,1 = 180/179 zustande gekommen. Der Vertrag mit Chersonesos, der Tochterstadt von Herakleia Pontica (das übrigens auch dem Friedensvertrag mit Eumenes «beigeschrieben» war [Polyb. xxv 2.13]), ist der früheste erhaltene Beleg für konkrete Interessen eines pontischen Königs auf der Krim und für seine Bereitschaft, dort militärisch als Schutzmacht tätig zu werden. Auffällig ist, dass er auch schwört, die Demokratie – d. h. die augenblickliche Regierungsform, welche die Vertragsverhandlungen zu verantworten hatte – in Chersonesos zu schützen. Die Chersonesitai hatten offensichtlich Bedenken gegen die Annäherung von Pharnakes gehabt, wie übrigens die ganze Liste der durch den Eid verbotenen Tätigkeiten nahelegt. Gleichzeitig belegt der Vertrag eine erstaunlich frühe amicitia mit Rom. Sowohl Pharnakes als auch Chersonesos beanspruchen für sich, römische Freunde zu sein, und schwören, römische Interessen nicht zu verletzen. Diese Klausel ist nur dann politisch weiterführend, wenn sie auch den Römern bekannt gemacht wurde, wobei man vermuten könnte, dass sie aufgenommen wurde, um eventuelle Bedenken römischer Senatoren zu besänftigen. Vielleicht kam auch dieser Vertrag durch römische Vermittlung zustande.
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650 Philipp V. – Bastarner (Bündnis) 179 v. Chr.
1a. Livius xxxix 35. 4: … missis ad accolas Histri fluminis barbaros, ut in Italiam irrumperent, sollicitandos. 25 Es wurden Männer zu den an der Donau lebenden Barbaren geschickt, um sie zu ermuntern, Italien anzugreifen. 1b. Livius xl 5.10: redierant forte, quos miserat in Bastarnas ad arcessenda auxilia, adduxerantque inde nobiles iuvenes et regii quosdam generis, quorum unus sororem suam in matrimonium Philippi filio pollicebatur; erexeratque consociatio gen- 30 tis eius animum regis. Die Männer, die er zu den Bastarnern geschickt hatte, um Hilfe zu holen, waren zufällig um die Zeit zurückgekehrt, und sie hatten von dort adlige junge Männer und einige Mitglieder des königlichen Geschlechts mitgebracht; einer von ihnen versprach seine Schwester in die Ehe mit einem der Söhne Philipps. Die Verbin- 35 dung mit diesem Stamm hatte Philipps Stimmung gehoben. 2. Livius xl 57.4–5: compositum autem sic fuerat, transitum per Thraciam tutum et commeatus Bastarnis ut Philippus praestaret. id ut facere posset, regionum principes
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donis coluerat, fide sua obligata pacato agmine transituros Bastarnas. (5) Dardanorum gentem delere propositum erat inque eorum agro sedes dare Bastarnis. Es war so vereinbart worden, dass Philipp den Bastarnern einen sicheren Durchzug durch Thrakien gewähren sowie Reiseproviant zukommen lassen würde. Damit er das ermöglichen könne, hatte er die führenden Männer der 5 Region beschenkt und sich dafür verbürgt, dass die Bastarner friedlich durchziehen würden. Sein Vorhaben war, das Volk der Dardaner zu vernichten und auf ihrem Lande den Bastarnern Siedlungsplätze zu geben. Lit.: F. W. Walbank, Philip V of Macedon, Cambridge 1940, 246; 254; Meloni, Perseo 35 f.; Hammond/Walbank, Macedonia 468 f.; Briscoe, Commentary ad locc. 10 Im Rahmen seiner Balkanpolitik nach dem Rückzug der Römer aus Griechenland 188 nahm Philipp V. Kontakt mit den meisten im Binnenland lebenden Stämmen auf (vgl. 643). Die Bastarner – ein germanischer Stamm von der Nordseite der unteren Donau – sollten eine besondere Rolle spielen. Schon um 184/183 wurden förmliche Beziehungen angestrebt, die – nach der unwahrscheinlichen römischen Deutung, die unsere Quellen wiedergeben – direkt gegen Rom gerichtet waren (oben 1a). Ca. 182 kamen die makedonischen Gesandten nach Pella zurück und die Bastarner boten u. a. eine Eheverbindung zwischen einem der Söhne Philipps und einer bastarnischen Prinzessin an. Philipp betrachtete dies als eine vertragliche Bindung zwischen ihm und den Bastarnern (oben 1b: consociatio gentis eius), wobei auch ein militärisches Element in Verbindung mit einem Umsiedlungsprojekt für die Bastarner vereinbart wurde. Sie sollten mit Kind und Kegel nach Dardania kommen, wo sie die Dardaner, traditionelle Feinde der Makedonen, vertreiben und ersetzen sollten (oben 1b). Ob dieses ehrgeizige Programm schriftlich oder nur per Handschlag verabredet wurde, lässt sich nicht mehr feststellen. Philipp betrachtete die Verbindung auf jeden Fall als vertraglich feststehend und wirkte auf die thrakischen Stämme, die auf der Anmarschstraße der Bastarner lebten, ein, damit der Durchzug möglichst reibungslos erfolgen konnte (oben 2). Der Plan scheiterte aber, als Philipp im J. 179 plötzlich starb, gerade als die Bastarner schließlich unterwegs waren (Liv. xl 57.2–3). Damit waren der Vertrag sowie die Ehe des Perseus mit der bastarnischen Prinzessin offenbar hinfällig (vgl. Liv. xlii 5.4), da er schon 178 die Seleukidin Laodike heiratete (Liv. xlii 12.3; Polyb. xxv 4.8). Philipps Tod hatte chaotische Folgen. Die Bastarner spalteten sich: Eine Gruppe – angeblich 30.000 Personen – setzte den Marsch nach Dardania, wie mit Philipp vereinbart, fort, während der Rest in Richtung untere Donau zurückkehrte (Liv. xl 58.7–8). Perseus kooperierte aber nicht mit den Bastarnern, obwohl die Dardaner sich diesbezüglich sogar in Rom beschwerten, und 175/174 gelang es den Dardanern, die eingedrungenen Bastarner zu vertreiben (Liv. xli 19.5–11).
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Erst im Rahmen von Perseus’ Kriegsvorbereitungen gegen Rom werden die Bastarner in den Quellen wieder erwähnt, doch spielte der vorhergehende Vertrag mit Philipp keine explizite Rolle mehr, es sei denn, er hatte sonst unbekannte Klauseln in Bezug auf Söldnerwerbung beinhaltet. Jetzt handelte es sich auf jeden Fall um reine Söldnerwerbung, und als Perseus den verlangten Sold nicht zahlen 5 wollte, zogen die Bastarner wieder ab (Liv. xlvi 26.1–27.3). Von einem längerfristigen Vertrag gibt es hier also keine Spur.
651 Rom – Keltiberer I (Friedensverträge) 179/178 v. Chr.
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1. Appian, Iberike 43 (179): τοὺς δὲ ἀπόρους συνῴκιζε καὶ γῆν αὐτοῖς διεμέτρει καὶ πᾶσιν ἔθετο τοῖς τῇδε συνθήκας ἀκριβεῖς, καθ’ ἃ Ῥωμαίων ἔσονται φίλοι· ὅρκους τε ὤμοσεν αὐτοῖς καὶ ἔλαβεν, ἐπιποθήτους ἐν τοῖς ὕστερον πολέμοις πολλάκις γενομένους. δι’ ἃ καὶ ἐν Ἰβηρίᾳ καὶ ἐν Ῥώμῃ διώνυμος ἐγένετο ὁ Γράκχος καὶ ἐθριάμβευσε λαμπρῶς. 15 Die Mittellosen siedelte er zusammen an und teilte ihnen Land zu, und für alle dortigen setzte er detaillierte Verträge auf, gemäß denen sie Freunde der Römer werden sollten. Er schwor ihnen gegenüber Eide und nahm ihnen Eide ab, die sehr oft in den späteren Kriegen mit Sehnsucht vermisst wurden. Deswegen wurde Gracchus sowohl in Iberia als auch in Rom berühmt, und er feierte einen 20 glänzenden Triumph. 2a. Polybios xxxv 2.15: τέλος δ’ ἦν τῶν λόγων· εἰ μέν τι δεῖ ῥητὸν πρόστιμον ὑπομένειν τῆς ἀγνοίας, ἀναδέχεσθαι τοῦτ’ ἔφασαν, τελεσθέντος δὲ τοῦ προστάγματος ἐπανάγειν ἠξίουν ἐπὶ τὰς κατὰ Τεβέριον ὁμολογίας αὐτοῖς γενομένας πρὸς τὴν σύγκλητον. 25 Dies war das Fazit ihrer Ausführungen: Wenn es nötig sei, eine bestimmte Strafe für ihr Fehlverhalten zu ertragen, sagten sie, würden sie das akzeptieren; aber sie verlangten, dass, wenn die befohlene Maßnahme einmal vollzogen worden sei, die Vereinbarungen, die sie zur Amtszeit des Tiberius mit dem Senat 30 geschlossen hatten, wieder in Kraft gesetzt würden. Vgl. Livius xl 50.5: inde debellatum, veramque pacem, non fluxa, ut ante, fide Celtiberos fecisse. Von diesem Zeitpunkt an war der Krieg beendet, und die Keltiberer schlossen einen echten Frieden, nicht, wie früher, einen mit schwankender Treue.
2b. Plutarch, Tiberius Gracchus 5.3: … καὶ μεμνημένοι τοῦ πατρὸς Τιβερίου, 35 ὃς πολεμήσας Ἴβηρσι καὶ πόλλους καταστρεψάμενος εἰρήνην ἔθετο πρὸς τοὺς Νομαντίνους καὶ ταύτην ἐμπεδοῦντα τὸν δῆμον ὀρθῶς καὶ δικαίως ἀεὶ παρέσχεν.
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… und sie erinnerten sich an seinen Vater Tiberius, der zwar Krieg gegen die Iberer führte und viele niederkämpfte, der aber Frieden mit den Numantinern schuf; diesen betrachtete er immer mit Aufrichtigkeit und Gerechtigkeit als einen verbindlichen für das römische Volk. 3a. Diodoros xxxi 39: ἡ δὲ σύγκλητος ὑποπτεύσασα τὴν ἐπὶ πλεῖον αὐτῶν ἰσχὺν 5 ἐξαπέστειλε τοὺς κωλύσοντας κατὰ τὰς συνθήκας, ἐν αἷς ἦν σὺν ἄλλοις πλείοσι γεγραμμένον μηδὲ κτίζειν πόλιν ἐξουσίαν ἔχειν Κελτίβηρας ἄνευ Ῥωμαίων. Der Senat fand ihre erstarkende Macht verdächtig und schickte Gesandte, die das erneute Erstarken gemäß dem Vertrag verhindern sollten, da im Vertrag neben vielen anderen Dingen festgeschrieben worden war, dass die Keltiberer 10 ohne Rücksprache mit den Römern keine Befugnis besaßen, eine Stadt zu gründen. 3b. Appian, Iberike 44 (180–182): ἔτεσιν δὲ οὐ πόλλοις ὕστερον πόλεμος ἄλλος ἠγέρθη περὶ Ἰβηρίαν χαλεπὸς ἐκ τοιᾶσδε προφάσεως. Σεγήδη πόλις ἐστὶ Κελτιβήρων τῶν Βελλῶν λεγομένων μεγάλη τε καὶ δυνατὴ καὶ ἐς τὰς Σεμπρωνίου 15 Γράκχου συνθήκας ἐνεγέγραπτο. (181) αὕτη τὰς βραχυτέρας πόλεις ἀνῴκιζεν ἐς αὐτὴν καὶ τεῖχος ἐς τεσσαράκοντα σταδίους κύκλῳ περιεβάλετο Τίτθους τε ὅμορον γένος ἄλλο συνηνάγκαζεν ἐς ταῦτα. (182) ἡ δὲ σύγκλητος πυθομένη τό τε τεῖχος ἀπηγόρευε τειχίζειν καὶ φόρους ᾔτει τοὺς ὁρισθέντας ἐπὶ Γράκχου στρατεύεσθαί τε Ῥωμαίοις προσέτασσε· καὶ γὰρ τοῦθ’ αἱ Γράκχου συνθῆκαι ἐκέλευον. 20 Wenige Jahre später brach ein neuer schwerer Krieg in Iberia aus folgendem Anlass aus. Segede ist eine Stadt, die dem keltiberischen Stamm der Beller gehört; sie ist eine große und mächtige Stadt, die in den Vertrag des Sempronius Gracchus aufgenommen worden war. (181) Diese Stadt siedelte die schwächeren Städte zu sich um und baute eine 40 Stadien lange Umfassungsmauer; auch die Titther, 25 einen anderen Stamm aus der Nachbarschaft, setzte sie unter Druck, dorthin umzusiedeln. (182) Als der Senat davon erfuhr, verbot er den Mauerbau, verlangte die Steuerzahlungen, die im Vertrag des Gracchus festgesetzt waren, und ordnete an, die Bewohner sollten zusammen mit den Römern Militärdienst tun, denn auch das legte der gracchische Vertrag fest. 30
Lit.: Simon, Spanien 11 f.; Walbank, HCP III 640; Richardson, Hispaniae 101–103; 112–116; ders., The Romans in Spain. A History of Spain, Oxford u. a. 1996, 58; 70 f. Die Amtszeit des Praetors Tiberius Sempronius Gracchus (cos. 177, 163) in Hispania Citerior in den Jahren 180–178 prägte das Verhältnis zwischen den Römern und den keltiberischen Stämmen, mit denen er vorwiegend zu tun hatte, für eine 35 Generation. Nach einer Zeit der aktiven Kriegführung, die nach Livius (Per. xli) mit einer deditio der besiegten Keltiberer zu Ende ging, schloss er Verträge ab, die neue Maßstäbe setzten und sein persönliches Ansehen in Spanien so weit steigen
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ließen, dass sein Sohn Tiberius Sempronius Gracchus (tr. pl. 133) noch vierzig Jahre später, als er in Iberia tätig war, davon profitieren konnte (oben 2b). Die Quellen zu den Verträgen sind im Detail allerdings recht ungenau. Appian (oben 1) sagt zwar, die Verträge waren «detailliert» (συνθήκας ἀκριβεῖς) und durch gegenseitige Eide gesichert; aber weder die eigentlichen keltiberischen Vertragspartner noch inhaltliche Bestimmungen werden genauer beschrieben – ob einzelne Städte, Stämme mit ihren Stammesführern oder möglicherweise auch noch andere Personen auf iberischer Seite tätig wurden, wird global mit dem Begriff «alle» (πᾶσιν) abgehandelt. Unklar bleibt auch, ob die von Appian erwähnte Ansiedlung von mittellosen Menschen und die Verteilung von Land an die jeweiligen Personen Teil der Verträge mit den Keltiberern waren oder vielleicht eher im Rahmen der Gründung seiner Namensstadt Gracchuris (Liv., Per. xli) erfolgten, die Appian aber gar nicht erwähnt. Erst im Rahmen des erneuten Kriegsausbruchs im J. 154 werden weitere Details zu den gracchischen Vertragsbedingungen überliefert. Eine Klausel betraf eine Absprache mit Rom über die Anlage neuer Siedlungen oder den Ausbau (Ummauerung) von schon existierenden Siedlungen (oben 3a, b). Offenbar wurde auch die Besteuerung geregelt, ohne dass Details bekannt sind, sowie – wie bei Personen, die als römische amici gelten wollten, zu erwarten – Fragen des Militärdienstes für die Römer (oben 3b). Die Verträge wurden nach der Beeidigung vor Ort auch in Rom ratifiziert (oben 2a, b; 3b). Was die Identifizierung der iberischen Vertragspartner angeht, haben wir es im J. 154 mit drei keltiberischen Stämmen zu tun, den Bellern, den Titthern sowie den Arevacern. Die Beller und Titther waren im J. 178 auf jeden Fall Vertragspartner (oben 3b). Für die Arevacer ist das durch die Ausführungen ihrer Vertreter in Rom, die Polybios referiert, ebenfalls belegt (oben 2a). Anzunehmen ist dies auch für den vierten keltiberischen Stamm, die Lusonen, die im J. 154 aber nicht erwähnt werden. Ob die Stämme nach den gracchischen Verträgen alle den gleichen Status gegenüber Rom hatten oder etwa die Arevacer auch nach Gracchus größere Eigenständigkeit als die anderen Stämme wahrten, wie Simon (a. a. O.) aus Ereignissen des keltiberischen Krieges der 150er Jahre folgern will, lassen die Quellen nicht eindeutig entscheiden.
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1. Polybios xxv 3.1: Περσεὺς ἀνανεωσάμενος τὴν φιλίαν τὴν πρὸς Ῥωμαίους εὐθέως ἑλληνοκοπεῖν ἐπεβάλετο … Nachdem Perseus die Freundschaft mit den Römern erneuert hatte, machte er Anstalten, die Griechen zu umschmeicheln.
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2. Livius xl 58.9: Perseus potitus regno interfici Antigonum iussit; et dum firmaret res, legatos Romam ad amicitiam paternam renovandam petendumque, ut rex ab senatu appellaretur, misit. Perseus übernahm das Königreich und befahl, Antigonos zu töten. Während er seine Angelegenheiten sicherte, schickte er Gesandte nach Rom, um die Freund- 5 schaft seines Vaters zu erneuern und um zu bitten, er möge vom Senat «König» genannt werden. Vgl. Diodoros xxix 30: Περσεὺς τὴν αὐτὴν ἔχων προαίρεσιν τῷ πατρὶ καὶ ταύτην σπεύδων ὑπὸ Ῥωμαίων ἀγνοεῖσθαι, πρεσβευτὰς ἀπέστειλεν εἰς Ῥώμην τοὺς ἀνανεωσομένους τὴν πατρικὴν φιλίαν. ἡ δὲ σύγκλητος τὰ πλεῖστα τῶν πραγμάτων αἰσθανομένη τὴν φιλίαν 10 ὅμως ἀνενεώσατο, τὸν ἐξαπατῶντα ὁμοίως ἐξαπατῶσα. Perseus verfolgte dieselbe Politik wie sein Vater, und da er bemüht war, dass dies von den Römern nicht erkannt wurde, schickte er Gesandte nach Rom, um die Freundschaft seines Vaters zu erneuern. Der Senat aber wusste von den meisten seiner Machenschaften, 15 erneuerte dennoch die Freundschaft und betrog so den Betrüger. Zonaras ix 22: καὶ οἱ Ῥωμαῖοι ταύτην τε αὐτῷ ἐβεβαίωσαν καὶ τὴν πατρῴαν φιλίαν ἀνενεώσαντο. Die Römer bestätigten ihm dies [sc. sein Königtum] und erneuerten die väterliche Freundschaft. Livius xli 24.6 (Rede des Achaiers Archon): ac scimus Persea regno accepto regem a populo 20 Romano appellatum. Wir wissen auch, dass nach der Thronfolge Perseus vom römischen Volk als «König» angesprochen wurde.
3. Polybios xxvii 4.4–5: καὶ μετά τινας ἡμέρας ἐπελθόντες ἐπὶ τὴν βουλὴν παρεκάλουν τοὺς Ῥοδίους κατὰ μὲν τὸ παρὸν ἡσυχίαν ἔχειν, ἀποθεωροῦντας τὸ 25 γινόμενον· ἐὰν δὲ Ῥωμαῖοι παρὰ τὰς συνθήκας ἐγχειρῶσι τὰς χεῖρας ἐπιβάλλειν τῷ Περσεῖ καὶ Μακεδόσιν, πειρᾶσθαι διαλύειν. Nach einigen Tagen traten sie [sc. Perseus’ Gesandte] vor den Rat und forderten die Rhodier auf, im Moment Ruhe zu bewahren und die Entwicklung der Dinge zu beobachten. Sollten die Römer aber entgegen dem Vertrag ihre Hände 30 gegen Perseus und die Makedonen erheben, sollten die Rhodier versuchen, die Lage zu entschärfen. Vgl. Livius xlii 46.3: apud Rhodios legati adiecerunt confidere pacem futuram; auctoribus enim Marcio atque Atilio missos Romam legatos. Si pergerent Romani contra foedus movere 35 bellum, tum omni gratia, omni spe nitendum fore Rhodiis, ut reconcilient pacem. Vor den Rhodiern führten die Gesandten aus, dass sie zuversichtlich seien, dass es Frieden geben werde; denn auf Vorschlag von Marcius [Philippus] und Atilius [Serranus] seien Gesandte nach Rom geschickt worden. Falls die Römer allerdings gegen den Vertrag weiterhin den Krieg vorantrieben, dann wäre es nötig, sich mit aller Dankbarkeit und 40 jeder Hoffnung auf die Rhodier zu verlassen, dass sie den Frieden wiederherstellen.
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4a–d. Livius-Stellen aus der polybianischen Überlieferung: 4a. Livius xli 19.6: senatus nec liberavit eius culpae regem neque arguit; moneri eum tantum modo iussit, ut etiam atque etiam curaret, ut sanctum habere foedus, quod ei cum Romanis esset, videri posset. Der Senat sprach den König weder von diesem Vorwurf frei noch beschul- 5 digte er ihn; er ordnete aber an, ihn zu ermahnen, ständig dafür Sorge zu tragen, dass man deutlich sehe, dass er den Vertrag, den er mit den Römern besitze, heilig halte. 4b. Livius xlii 40.3–4 (Rede des Q. Marcius Philippus im J. 172): sed cum aut verbis castigandus aut armis sit, qui foedus rumpit, sicut bellum adversus te alii quam 10 mihi mandatum malim, ita orationis acerbitatem adversus hospitem, utcumque est, subibo, sicut medici, cum salutis causa tristiora remedia adhibent. (4) ex quo regnum adeptus es, unam rem te, quae facienda fuerit, senatus fecisse censet, quod legatos Romam ad renovandum iudicat potius quam cum renovatum esset, violandum. (Es folgen Beispiele für Perseus’ ‹Vertragsbrüche›.) 15 4 lacuna Briscoe; foedus miseris, quod tamen ipsum tibi non fuisse renovandum Sigonius
«Derjenige, der einen Vertrag bricht, ist entweder mit Worten oder mit Waffen zu bestrafen. Ich würde es zwar bevorzugen, dass jemand anderem als mir die Kriegführung gegen dich anvertraut wird, doch nehme ich die Peinlichkeit einer kritischen Rede gegen einen Gastfreund auf mich, wie auch immer es ist, genauso 20 wie die Ärzte es tun, wenn sie wegen der Heilung bittere Medizin anwenden. (4) Seitdem Du das Königtum übernahmst, hast Du eine Tat getan, die Du nach Meinung des Senates hättest unbedingt tun sollen und zwar, dass Du Gesandte nach Rom geschickt hast, um den Vertrag zu erneuern … urteilt eher, dass, wenn er schon erneuert worden war, ihn zu verletzen.» 25 4c. Livius xlii 41.9–10 (Antwort des Perseus): et haec quidem mihi tamquam causam dicenti reo obiecta sunt; illa tamquam regi et quae de foedere quod mihi est vobiscum, disceptationem habeant. (10) Nam si est in foedere ita scriptum, ut ne si bellum quidem quis inferat, tueri me regnumque meum liceat, mihi fatendum est, quod me armis adversus Abrupolin, socium populi Romani, defenderim, foedus 30 violatum esse. «Diese Vorwürfe sind mir gemacht worden, als ob ich mich als Angeklagter vor Gericht zu verteidigen hätte. Jene anderen sind aber für einen König angemessen und betreffen Meinungsunterschiede wegen der Auslegung des Vertrages, den ich mit Euch habe. (10) Denn wenn im Vertrag festgehalten wird, dass 35 ich mich und mein Reich nicht verteidigen darf, selbst dann, wenn jemand Krieg gegen uns führt, dann muss ich zugeben, dass ich, weil ich mich mit Waffen gegen Abroupolis, einen Freund und Bundesgenossen des römischen Volkes, verteidigt habe, den Vertrag gebrochen habe.»
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Vgl. Pausanias vii 10.6: Περσεὶ τῷ Φιλίππου πρὸς Ῥωμαίους ἄγοντι εἰρήνην κατὰ συνθήκας, ἃς ὁ πατήρ οἱ Φίλιππος ἐποιήσατο, ἐπῆλθεν ὑπερβῆναι τοὺς ὅρκους καὶ ἐπί τε Σαπαίων τὸν βασιλέα Ἀβρούπολιν στράτευμα ἀγαγὼν ἐποίησεν ἀναστάτους Ῥωμαίων συμμάχους ὄντας. Perseus, Sohn des Philipp, während er Frieden gegenüber den Römern gemäß dem 5 Vertrag, den sein Vater Philipp für ihn gemacht hatte, aufrechterhielt, kam es in den Sinn, seine Eide zu brechen, und er führte ein Heer gegen die Sapaier und Abroupolis, den König der Sapaier, und vertrieb sie, obwohl sie römische Bundesgenossen waren.
4d. Livius xlii 62.5 (Perseus’ Ratgeber im J. 171): mitteret ad consulem, qui foedus in easdem leges renovarent, quibus Philippus pater eius pacem ab T. Quinctio vic- 10 tore accepisset. Er sollte jemanden zum Konsul schicken, um den Vertrag mit denselben rechtlichen Bedingungen, unter denen sein Vater Philipp den Frieden vom Sieger T. Quinctius [Flamininus] erhalten hatte, zu erneuern. 4e–f. Livius-Stellen aus der ‹annalistischen Überlieferung›: 15 4e. i) Livius xlii 25.4 (Bericht der römischen legati vor dem Senat): suae orationis summam fuisse: foedus cum Philippo ictum se, cum ipso eo post mortem patris renovatum, in quo diserte prohiberi eum extra fines arma efferre, prohiberi socios populi Romani lacessere bello. Das Fazit ihrer Rede war: Der Vertrag sei mit Philipp geschlossen und mit ihm 20 selbst [sc. Perseus] nach dem Tode seines Vaters erneuert worden. Es wurde dort explizit festgehalten, dass ihm verboten war, Streitkräfte aus seinen Grenzen hinauszuführen; außerdem war ihm verboten, Bundesgenossen des römischen Volkes mit Krieg herauszufordern. ii) Ibd. 7: pro his iniuriis satisfieri senatum aecum censere, reddique sibi res soci- 25 isque suis, quas contra ius foederis habeat. Wegen dieser Verletzungen meinte der Senat, es sei gerechtfertigt, die Besitztümer, die er gegen das Vertragsrecht behielt, ihnen [sc. den Römern] und ihren Bundesgenossen zurückzugeben. iii) Ibd. 10: tum ita sibi scriptum traditum esse: foedus cum patre ictum ad se nihil 30 pertinere; id se renovari, non quia probaret, sed quia in nova possessione regni patienda omnia essent, passum. Dann wurde ihnen [sc. den römischen Gesandten] von ihm folgendes Schriftstück überreicht: Der Vertrag mit seinem Vater ging ihn nicht an; er hatte ihn zwar erneuert, aber nicht weil er ihn für gut hielt, sondern er hatte ihn geduldet, 35 da kurz nach der Übernahme des Königtums alles zu dulden war. 4 f. Livius xlii 30.10–11: felixque populo Romano esset, centuriatis comitiis primo die ferre ad populum consules iusserunt,
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ut, quod Perseus Philippi filius, Macedonum rex, adversus foedus cum patre Philippo ictum et secum post mortem eius renovatum sociis populi Romani arma intulisset … (11) ut, nisi de iis rebus satisfecisset, bellum cum eo iniretur. Aus dem Wunsch heraus, dass die Sache für das römische Volk gut, gesegnet und erfolgreich ausgehen möge, beauftragten die Senatoren die Konsuln, diese 5 Beschlussvorlage dem in den Centuriatscomitien versammelten Volk am erstmöglichen Tag vorzulegen: weil Perseus, Sohn des Philipp, König der Makedonen, entgegen dem Vertrag, der mit seinem Vater Philipp geschlossen und mit ihm selbst nach dessen Tode erneuert worden war, militärische Operationen gegen Bundesgenossen der Römer durchgeführt hatte …, (11) dass, wenn er wegen dieser Ange- 10 legenheiten keine Genugtuung leiste, Krieg gegen ihn einzuleiten sei. 4g. Livius xliv 16.5: is pacis semper auctor regi fuerat, monueratque sicut pater eius Philippus institutum usque ad ultimum vitae diem servarat cotidie bis in die foederis icti cum Romanis perlegendi, ut eum morem, si non semper, crebro tamen usurparet. 15 Er [sc. der Makedone Onesimos] war beim König immer Mahner für den Frieden gewesen. Er hatte ihn daran erinnert, wie sein Vater Philipp bis zum letzten Tag seines Lebens die Gewohnheit aufrechterhalten hatte, jeden Tag zweimal den mit den Römern geschlossenen Vertrag durchzulesen. Er ermahnte ihn, diese Sitte, wenn auch nicht ständig, so doch zumindest öfter zu übernehmen. 20 5. Appian, Makedonike 11.5–6 (Rede von Perseus’ Gesandten): πρὸς δὲ ὑμᾶς, ὦ ἄνδρες Ῥωμαῖοι, ὑπὲρ τῆς εἰρήνης ἐπρέσβευσε καὶ τὰς συνθήκας ἔναγχος ἀνεκαίνισεν. (6) ἀλλὰ Ἀβρούπολιν ἐξέβαλε τῆς ἀρχῆς. ἐπιδραμόντα γε τοῖς ἡμετέροις ἀμυνόμενος. καὶ τοῦτ’ αὐτὸς ὑμῖν ἐδήλωσε Περσεύς, καὶ τὰς συνθήκας αὐτῷ μετὰ τοῦτο ἀνενεώσασθε, οὔπω διαβάλλοντος Εὐμένους. τὸ μὲν δὴ περὶ 25 Ἀβρούπολιν καὶ πρεσβύτερόν ἐστι τῶν συνθηκῶν καὶ παρ’ ὑμῖν, ὅτε συντίθεσθε, δίκαιον ἐφάνη. «An Euch, Römer, schickte er eine Gesandtschaft wegen des Friedens und erneuerte in der letzten Zeit den Vertrag. (6) Aber er vertrieb Abroupolis aus seinem Reich. Doch nur, weil er sich gegen dessen Angriff auf unser Land vertei- 30 digte. Das hat Perseus Euch auch mitgeteilt, und Ihr habt den Vertrag nachher mit ihm erneuert, als Eumenes ihn noch nicht verleumdet hatte. Die Sache mit Abroupolis war also älter als der Vertrag, und als Ihr ihn vereinbart habt, schien es Euch gerechtfertigt zu sein.» Lit.: Meloni, Perseo 68 ff.; Walbank, HCP III 275; Hammond/Walbank, Macedo- 35 nia, 492 f.; Briscoe, Commentary ad locc. Sowohl die polybianische als auch die annalistische Tradition gehen davon aus, dass Perseus einen Vertrag mit Rom besaß, den er während der 170er Jahre nach
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der parteiischen Meinung der römischen Unterhändler sowie des Senates mehrmals brach. Dieser Vertrag, den sowohl Polybios (oben 1) als auch Livius (oben 2) in ihren Berichten anlässlich Perseus’ Machtübernahme im J. 179 mit Blick auf das Wesentliche als «Freundschaftserneuerung» bezeichnen, war eine Fortsetzung des Vertrages, den die Römer mit Philipp V. geschlossen hatten; später machen beide Autoren deutlich, dass es sich auch um eine Vertragserneuerung handelte (oben 4). Appian datiert die Erneuerung sogar ausdrücklich nach der Auseinandersetzung mit Abroupolis, aber vor den verleumderischen Vorwürfen des Eumenes (oben 5). Die Bedingungen des erneuerten Vertrages sind nicht im Detail bekannt, waren aber auf jeden Fall nicht identisch mit dem Friedensvertrag zwischen Philipp und Flamininus aus dem J. 196. Im J. 171 empfehlen Perseus’ Ratgeber dem König, den Römern die Bedingungen des väterlichen Friedensvertrages als Friedensangebot zu unterbreiten (oben 4d). Die damals gültigen Vertragsbedingungen waren demnach günstiger als die ursprünglichen Friedensbedingungen, die offenbar irgendwann nach 196 zu Philipps Gunsten geändert worden waren. Es waren also die verbesserten Bedingungen, die Perseus «erneuerte». Aus dem Streit über die Bewertung des abgewehrten Angriffs des römischen Freundes, des thrakischen Fürsten Abroupolis, wird man vielleicht eine Vertragsklausel bezüglich gemeinsamer Freunde und Feinde erschließen können, die bei den kriegstreibenden Römern des Jahres 171 zu einer perseusfeindlichen Auslegung seiner Auseinandersetzung mit Abroupolis führte (oben 4c, vgl. 4e i]). Ob es die nur einmal erwähnte Klausel (oben 4e i]), die es sowohl Philipp als auch dem Vertragserneuerer Perseus angeblich verbot, überhaupt Streitkräfte außerhalb seines Landes zu führen, in dieser absoluten Form jemals gegeben hat – es handelt sich bei der Quelle lediglich um den Bericht über eine angebliche Rede, und zwar aus der annalistischen Überlieferung –, wird zweifelhaft bleiben. Die Rede ist deutlich auf Abroupolis bezogen und die Darstellung der referierten Klausel so perseusfeindlich, dass sie in dieser Form nicht glaubwürdig ist. Dass aber ein Angriffskrieg seitens der Makedonen im Vertrag explizit ausgeschlossen war, dürfte richtig sein und den Ausgangspunkt für Livius’ Darstellung geboten haben.
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Stele aus bläulichem Marmor, opisthograph; b. 0,31 m, h. 1,24 m, d. 0,43 m. Fundort: Steiris, bei der Kapelle des Heiligen Nikolaos. Ed.: M. Beaudouin, Convention entre deux villes de Phocide, BCH 5 (1881), 42–54, hier 42; IG IX 1, 32; Syll.3 647; Michel, Recueil 24.
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Üb.: HGIÜ III Nr. 472 (deutsch); Beaudouin, a. a. O. (französisch). Lit.: F. Salviat/C. Vatin, Inscriptions de Grèce centrale, Paris 1971, Nr. 5 (Photo von Seite B, 79); J. McInerney, The Folds of Parnassos. Land and Ethnicity in Ancient Phokis, Austin 1999, 253–255. Α
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[θ]εὸς τύχαν ἀγα[θ]άν. στραταγέοντος [τ]ῶν Φωκέων Ζευξίου, [μ]ηνὸς ἑβδόμου, ὁμολο[γ][ί]α τᾷ πόλει Στειρίων καὶ [τᾷ] πόλει Μεδεωνίων· συ[ν][ε]πολίτευσαν Στείριοι κα[ὶ] [Μ]εδεώνιοι ἔχοντες ἱερά, πό[λι]ν, χώραν, λιμένας, πάντα [ἐ]λεύθερα, ἐπὶ τοῖσδε· εἶμεν [τ]οὺς Μεδεωνίους πάντας [Σ]τιρίους ἴσους καὶ ὁμοίους, καὶ συνεκλησιάζειν καὶ συναρχοστατεῖσθαι μετὰ τᾶς [πό]λιος τᾶς Στιρίων, καὶ δικά[ζ]ειν τὰς δίκας τὰς ἐπὶ πόλι[ο]ς πάσας τοὺς ἐνικομένους [τ]αῖς ἁλικίαις. ἱστάνθω δὲ κα[ὶ] [ἱ]εροταμίαν ἐκ τῶν Μεδεω[ν]ίων ἕνα, τὸν θυσέοντα τὰς θυσίας τὰς πατρίους Μεδεων[ί]οις, ὅσαι ἐντὶ ἐν τῷ πολιτικῷ νόμ[ῳ], [μ]ετὰ τῶν ἀρχόντων τῶν στα[θ]έντων ἐν Στίρι. λανβανέτω [δ]ὲ ὁ ἱεροταμίας ἀργ[ο]ύριον ὃ τοὶ [ἄ]ρχοντες ἐλάμβανον ἡμι[μ]ναῖον, καὶ τῶν χοῶν τὸ ἐπ[ι][β]αλὸν τῶι ἱεροταμίαι. συνδι[κ]άξει δὲ ὁ ἱεροταμίας μετὰ [τ]ῶν ἀρχόντων τὰς δίκας ἃς [τ]οὶ ἄρχοντες δικάζοντι, καὶ [κ]λαρωσῖ τὰ δικαστήρια, ἅ κα δέῃ κλαρώειν, μετὰ τῶν ἀ[ρ]χόντων. μὴ ἔστω δὲ ἐπάναγ[κ]ες λειτουργεῖν τοὺς Μεδεωνίους ἐν Στίρι τὰς ἀρχάς, ὅσοι γεγένηνται ἐν Μεδεῶνι ἄρ-
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χοντες, ξενοδίκαι, πρακτῆρες, δαμιουργοί, ἱερεῖς, ἱεράρχαι, καὶ τᾶν γυναικῶν ὅσαι ἱερητεύκατι, εἰ μή τις ἑκὼν ὑπομένοι. ἱστάνθων δὲ ἐκ τῶν ἀλειτουργήτων τῶν Μεδεωνίων καὶ ἐκ τῶν Στιρίων, δαμιουρ[γ]εόντων δὲ καὶ τὰ ἐν Μεδε[ῶνι ἱ]ερά, καθὼς ὁ πολιτικὸς νόμος κελεύει. καὶ τὰν χ[ώ][ραν] τὰν Μεδεωνίαν εἶμεν [π]ᾶσαν Στιρίαν καὶ τὰν Στιρίαν Μεδεωνίαν κοινὰν π[ᾶ][σα]ν. κοινωνεόντω δὲ οἱ Μεδε[ώ]νιοι τᾶν θυσιᾶν τᾶν ἐν Στί[ρι] πασᾶν, καὶ τοὶ {τοὶ} Στίριοι τᾶν ἐν Μεδεῶνι πασᾶν. μὴ ἐξέστω δὲ ἀποπολιτεύσασται τοὺ[ς] Μεδεωνίους ἀπὸ τῶν Στιρί[ων] μηδὲ τοὺς Στιρίους ἀπὸ [τ]ῶν Μεδε[ωνί]ων· ὁπότεροι [δ]έ κα μὴ ἐμμείνωντι ἐν τοῖ[ς] γεγραμμένοις, ἀποτεισάντων τοῖς ἐμμεινά[ν]τοις ἀργυρίου τάλαντα δέκα καὶ ὑπόδικοι ἐόντων. [ἀνα][γ]ραψάντων δὲ τὰν ὁμ[ο]λογίαν ἐν στάλαν καὶ ἀν[αθέ]ντων ἐν τὸ ἱερὸν τᾶς Ἀ[θάν]ας. θέστων δὲ τὰν ὁμο[λογί]αν καὶ παρὰ ἰδιώταν ἐσ[φρα]γισμέναν. ἁ ὁμολογία π[αρὰ] Θράσωνα Λιλαιέα. μάρ[τυ]ρες· Θράσων Δαματρίου Ἐλατεύς, Εὐπαλίδας Θράσωνος Λιλαιεύς, Τιμοκράτης Ἐπινίκου Τιθορρεύς. δόντων δὲ τοὶ Στίριοι τᾷ φατρίᾳ τῶν Μεδεωνίων ἐν ἐτέοις τεττάροις
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ἀργυρίου μνᾶς πέντε κα[ὶ] [τ]όπον τὰν καλειμέναν Δα[μα]τρείαν. Α 25 Salviat/Vatin, ἀρέσμιον ed pr. et al. ‖ Β 1 Salviat/Vatin, [‒ ‒ ‒ ‒π]οιεόντων ed. pr. et al.
(A) Gott möge gutes Gelingen gewähren. Als Zeuxias strategos der Phoker war, im siebten Monat des Jahres; Vereinbarung (5) zwischen der Polis der Steirier und der Polis der Medeonier. Die Steirier und die Medeonier vereinbarten eine sympoliteia mit gemeinsamem Besitz der Heiligtümer, der Stadt, des Stadtterritoriums, der Häfen – sämtlich unbelastet – unter folgenden Bedingungen: (10) Alle Medeonier sollen gleiche und gleichberechtigte Steirier sein, sie sollen an gemeinsamen Volksversammlungen teilnehmen und Amtsträger bestellen (15) gemeinsam mit den Steiriern; diejenigen, die das entsprechende Alter erreicht haben, sollen alle Prozesse, die in der Zuständigkeit der Polis liegen, mitentscheiden. Aus den Medeoniern sollen sie einen Mann als hierotamias [Heiligtumsverwalter] bestellen, (20) der die althergebrachten Opfer der Medeonier, soweit sie im Bürgergesetz [oder: Polisgesetz] aufgeführt werden, zusammen mit den in Steiris bestellten archontes vollbringen. (25) Der hierotamias soll das Geld erhalten, das die archontes erhielten, und zwar eine halbe Mna [50 Drachmen], sowie von den Trankopfern den Anteil, der dem hierotamias zusteht. Mitentscheiden wird der hierotamias zusammen mit (30) den archontes Rechtsstreitigkeiten, welche die archontes zu entscheiden haben, und falls Gerichtshöfe durch das Los zu besetzen sind, wird er sie zusammen mit den archontes auslosen. Es besteht keine Notwendigkeit, dass (35) diejenigen Medeonier in Steiris Ämter bekleiden, die schon in Medeon Archonten, Fremdenrichter, prakteres [Einzugsbeauftragte], damiourgoi, Priester, Heiligtumsverwalter gewesen sind, oder (40) Frauen, die schon Priesterinnen waren, es sei denn, jemand unterzieht sich freiwillig der Aufgabe. Amtsträger sollen sie bestellen aus denjenigen der Medeonier, die bislang nicht gedient haben sowie aus den Steiriern, und diese sollen auch (45) die religiösen Angelegenheiten in Medeon handhaben, wie es das Bürgergesetz [oder: Polisgesetz] vorschreibt. Das Territorium von Medeon soll ganz steirisch sein und das von Steiris (50) medeonisch, alles gemeinsamer Besitz. Die Medeonier sind an allen Opfern, die in Steiris vollzogen werden, zu beteiligen und die Steirier an allen Opfern in Medeon. Es ist nicht gestattet, (55) dass sich die Medeonier von den Steiriern oder die Steirier von den Medeoniern politisch trennen. Sollte sich eine Seite nicht an die aufgeschriebenen Bedingungen halten, (60) soll sie den Vereinbarungstreuen zehn Talente Silber zahlen und sich vor Gericht verantworten. (B) Die Vereinbarung sollen sie auf eine Stele aufschreiben und sie im Heiligtum der Athena aufstellen. (5) Sie sollen ein versiegeltes Exemplar der Vereinbarung bei einer Privatperson hinterlegen. Die Vereinbarung wurde bei Thrason von
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Lilaia hinterlegt. Zeugen waren: Thrason, Sohn des Damatrios, aus Elateia, Eupalidas, Sohn des Thrason, aus Lilaia, Timokrates, Sohn des Epinikos, aus Tithorea. Der Phratrie der Medeonier sollen die Steirier (15) innerhalb von vier Jahren fünf Mnai Silber [500 Drachmen] und als Tagungsplatz die sogenannte Damatria 5 zur Verfügung stellen. Das Dokument gehört sachlich und zeitlich in den Rahmen der post-aitolischen Neuordnung Zentralgriechenlands nach 188. Da im Vertrag vorgesehen wird, dass Medeon zu einer Phratrie der Polis Steiris herabgestuft wird (Z. B 14), muß die sympoliteia nach dem letzten Beleg für die eigenständige Polis Medeon zustande gekommen sein. Dieser stammt aus Delphi aus dem Jahr des Archon Demosthenes, Sohn des Archelaos (182/181: SGDI 2057; 2101). Die sympoliteia erfolgte innerhalb der politischen Struktur des nach 196 (vielleicht auch erst nach 188) wiedererstandenen phokischen Bundes (Z. A 2–3). Bürger aus anderen phokischen Städten (Lilaia, Elateia, Tithorea) waren am Zustandekommen der Vereinbarung beteiligt und werden als Zeugen namentlich aufgeführt (Z. B 7–13). Diese Tatsache lässt vermuten, dass auch die Bundesorgane der Phoker in irgendeiner Form beteiligt waren. Die Festlegung Z. 15–17, dass die neuen und alten Bürger gleichberechtigt jene Rechtsfälle, welche in die Zuständigkeit der Polis fielen (τὰς ἐπὶ πόλι[ο]ς), zu entscheiden hätten, setzt andere Fälle voraus, die in eine andere Zuständigkeit fielen, und das kann nur der Bund gewesen sein. Unter diesen Umständen kann man nicht ausschließen, dass das Athenaheiligtum, in dem die Stele aufgestellt werden sollte (Z. B 1–5), das zentrale Bundesheiligtum der Athena Kranaia bei Elateia war (so McInerney). Dagegen spricht allerdings der Fundort des Steins bei Steiris. Die zwei Städte waren unmittelbare Nachbarn (vgl. insbesondere P. Amandry, Chronique des Fouilles 1940–1941, «Phocide», BCH 64/65 [1940/41], 272– 274). Medeon lag an der Küste beim heutigen Haghioi Theodoroi (in der Nähe des modernen Aluminiumwerkes), Steiris im Binnenland beim heutigen Palaiochori. Beide Gemeinden besaßen also konkrete Interessen an der sympoliteia, welche den Medeoniern ungehinderten (wenn auch beschwerlichen) Zugang zu ihrem Hinterland, den Steiriern Zugang zum Meer (vgl. Z. A 9) gewährleistete (vgl. McInerney, a. a. O. 319 f., 325 f.). Das kleinere Medeon geht als politische Gemeinde vollständig in der neuen sympolitisierten Polis Steiris auf, wobei die kommunalen Rechte der Medeonier adäquat berücksichtigt werden. Eine gleichberechtigte politische Behandlung mit Sonderregelungen für nicht übertragbare religiöse Angelegenheiten bildet den Grundsatz der Vereinbarung. Ein Detail bietet Interpretationsschwierigkeiten. In Z. A 22 und 45–47 ist von einem πολιτικὸς νόμος die Rede, was als «Bürgergesetz» oder «Polisgesetz» übersetzt werden kann. Der Begriff scheint ein epigraphisches hapax legomenon zu sein, dessen Inhalt sich nur aus dem Zusammenhang erschließen lässt. An den beiden Stellen handelt es sich um religiöse Pflichthandlungen der Medeonier,
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die fortdauern, obwohl mit dem Vollzug der sympoliteia die Medeonier aufhören, eine selbstständige Polisgemeinde zu sein. Der πολιτικὸς νόμος war also entweder ein längst existierendes Gesetz der erloschenen Gemeinde Medeon, in welchem gewisse Bürgerpflichten in Bezug auf religiöse Angelegenheiten, aber vielleicht auch in Bezug auf andere Dinge, aufgelistet wurden. Oder es war ein 5 Gesetz der neuen Gesamtgemeinde Steiris(-Medeon), das anlässlich der sympoliteia erlassen worden war und untergeordnete Details der Zusammenlegung der zwei Gemeinden regelte, u. a. die noch aufrechtzuerhaltenden religiösen Angelegenheiten der Medeonier, welche in die formale Vereinbarung nicht explizit aufgenommen wurden. Es fehlen z. B. auch Detailbestimmungen über Bevölke- 10 rungsbewegungen (Besitzrechte der neuen Bürger in der jeweiligen Stadt, Regelungen über eventuell laufende Rechtsstreitigkeiten zwischen neuen und alten Bürgern usw.), welche in anderen sympoliteia-Vereinbarungen geregelt wurden und wohl auch hier irgendwie geregelt worden sein müssen (vgl. insbesondere Milet – Pidasa 638). 15
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1. Livius xlii 6.6–10: et Antiocho rege sub idem tempus legati venerunt; quorum princeps Apollonius in senatum introductus multis iustisque causis regem excusavit, quod stipendium serius quam ad diem praestaret; (7) id se omne advexisse, ne cuius nisi temporis gratia regi fieret. (8) donum praeterea afferre, vasa aurea quingentum pondo. Petere regem, ut, quae cum patre suo societas atque amicitia fuisset, ea secum renovaretur, imperaretque sibi populus Romanus, quae bono fidelique socio regi essent imperanda; se nullo usquam cessaturum officio. (9) ea merita in senatus fuisse, cum Romae esset, eam comitatem iuventutis, ut pro rege, non pro obside omnibus ordinibus fuerit. (10) legatis benigne responsum, et societatem renovare cum Antiocho, quae cum patre eius fuerat, A. Atilius praetor urbanus iussus. Auch von König Antiochos kamen Gesandte um dieselbe Zeit; ihr Anführer, Apollonius, wurde in den Senat geführt und er entschuldigte mit vielen nachvollziehbaren Argumenten, dass der König die Reparationsrate später als vorgeschrieben zahle; (7) er selbst bringe alles mit, damit für den König keine weitere Gunst als die zeitliche Verschiebung erbeten werde. (8) Außerdem bringe er als Geschenk goldene Gefäße mit einem Gewicht von 500 Pfund. Der König bitte darum, das Bündnis und die Freundschaft, die mit seinem Vater bestanden hätten, mit ihm zu erneuern, und das römische Volk möge ihm anordnen, was man einem König, der ein guter und treuer Bundesgenosse sei, anordnen möchte; er werde sich keinem Dienst entziehen. (9) Als er in Rom gewesen sei, habe er sol-
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che Verdienste des Senats um ihn selbst erfahren und heiteren Umgang mit den jungen Männern genossen, sodass er für alle Stände als König, nicht als Geisel gegolten habe. (10) Den Gesandten wurde freundlich geantwortet, und der praetor urbanus, A. Atilius, wurde angewiesen, den Bündnisvertrag, der mit dessen 5 Vater bestanden hatte, mit Antiochos zu erneuern. 2a. Polybios xxxiii 18.7: πρῶτον μὲν οὖν ὁ νεανίσκος ἐποιήσατό τινας μετρίους λόγους, ἠξίου δὲ Ῥωμαίους μνησθῆναι τῆς πρὸς τὸν Ἀντίοχον τὸν αὑτοῦ πατέρα φιλίας καὶ συμμαχίας, μάλιστα δὲ συγκατασκευάζειν αὑτῷ τήν βασιλείαν· Zuerst machte der junge Mann [sc. Alexandros Balas] einige angemessene Ausführungen, er finde es richtig, wenn sich die Römer an die Freundschaft und 10 das Bündnis mit seinem Vater Antiochos erinnern würden, und insbesondere, wenn sie ihm helfen würden, die Königsherrschaft zu erlangen … 2b. Ibd. 12–13 (Auszug aus einem senatus consultum): Ἀλέξανδρος καὶ Λαοδίκη, βασιλέως υἱοί, φίλου καὶ συμμάχου ἡμετέρου γεγενημένου, ἐπελθόντες ἐπὶ τὴν σύγκλητον λόγους ἐποιήσαντο· … 15 «Alexandros und Laodike, die Kinder eines Königs, der unser Freund und Bundesgenosse geworden war, kamen in den Senat und hielten einen Vortrag …» Lit.: O. Mørkholm, Antiochos IV of Syria, Kopenhagen 1966, 64 f.; E. Paltiel, The Treaty of Apamea and the Later Seleucids, Antichthon 13 (1979), 30–41, hier 30 f.; Gruen, HWCR 648 f.; Walbank, HCP III ad loc.; P. F. Mittag, Antiochos IV. Epi- 20 phanes. Eine politische Biographie, Berlin 2006, 99 f.; Briscoe, Commentary ad loc. Livius’ Bericht (oben 1) über die Gesandtschaft des Apollonios nach Rom bezieht sich auf das Jahr 173, als Antiochos IV. seit mehr als einem Jahr als König und Nachfolger seines Bruders Seleukos IV. im Seleukidenreich herrschte. Die Zah- 25 lung, die Apollonios tätigte, war die letzte Rate der Reparationen, die der Frieden von Apameia (626) vorschrieb und die eigentlich schon von Seleukos IV. im J. 177 hätte überwiesen werden müssen. Daher rührt Antiochos’ Bitte um Verzeihung wegen der verzögerten Zahlung. Er bat gleichzeitig um die Fortsetzung des Vertrages mit seinem Vater Antiochos III., der neben einer Reihe von spezifi- 30 schen und zeitlich begrenzten Bedingungen, die es zu erfüllen galt, Freundschaft für alle Zeit mit den Römern vorsah. Man wird davon ausgehen können, dass Seleukos IV. als Rechtsnachfolger Antiochos’ III. auch die Vertragsbedingungen – selbst wenn es Verzögerungen bei der Ratenzahlung gegeben hatte – im Prinzip erfüllt hatte; ob auch er den Vertrag mit seinem Vater förmlich erneuerte und die 35 dort festgelegten Bedingungen förmlich anerkannte oder ob die Anerkennung wegen seiner Beteiligung an der Herrschaft seines Vaters automatisch vorausgesetzt war, wissen wir nicht. Im J. 173 war die letzte Reparationsrate in jedem Fall
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bezahlt, und Antiochos IV. hatte als neuer König ein dringendes Interesse daran, sein Verhältnis zu Rom rechtlich zu ordnen. Seine Berufung auf den Vertrag mit seinem Vater lässt aber vielleicht darauf schließen, dass Seleukos den Vertrag doch nicht förmlich erneuert hatte. Durch die Vertragserneuerung, die der praetor urbanus A. Atilius [Serranus; praetor 192, 173, consul 170] im Anschluss vor- 5 nahm, trat Antiochos als Rechtsnachfolger seines Vaters und seines Bruders in die in Apameia vereinbarten Bedingungen (von welchen allerdings inzwischen mehrere schon erfüllt bzw. erledigt waren) ein. Es handelt sich also keinesfalls, wie Gruen, HWCR 648 meinte, um ein «conventional amicitiam renovare» – falls es so etwas zu dieser Zeit überhaupt gab –, denn Inhalt der amicitia war 10 von Beginn an die Fortsetzung des bestehenden Vertrags. Briscoe behauptet in der Folge Gruens entgegen den Angaben aus den Quellen, dass nur die amicitia erneuert wurde. Die Bedeutung des Vertrages von Apameia für das Verhältnis zwischen späteren Seleukiden und Rom geht auch aus dem Anliegen, das Alexandros Balas, der 15 an die Freundschaft und das Bündnis Antiochos’ IV. erinnerte, im J. 153 in Rom vortrug (oben 2a), sowie aus dem von Polybios zitierten senatus consultum (oben 2b), in dem Antiochos IV. explizit als Freund und Bundesgenosse angesprochen wird, hervor. Der Bezugsrahmen kann nur die Vertragserneuerung im J. 173 sein.
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1a. Polybios xxvii 1.7–8: κατὰ δὲ τὸν καιρὸν τοῦτον ἐν ταῖς Θήβαις συνέβαινε ταραχὰς εἶναι καὶ στάσεις. (8) οἱ μὲν γὰρ ἔφασαν δεῖν διδόναι τὴν πόλιν εἰς τὴν Ῥωμαίων πίστιν, οἱ δὲ Κορωνεῖς καὶ Ἁλιάρτιοι συνδεδραμηκότες εἰς τὰς Θήβας 25 ἀκμὴν ἀντεποιοῦντο τῶν πραγμάτων καὶ μένειν ἔφασαν δεῖν ἐν τῇ πρὸς τὸν Περσέα συμμαχίᾳ. Um diese Zeit gab es in Theben Unruhen und Bürgerkrieg. (8) Die einen meinten, man müsse die Stadt in die fides der Römer übergeben; die Leute aus Koroneia und Haliartos strömten jedoch nach Theben und beanspruchten Einfluss auf 30 die Politik des Staates; sie verlangten, man solle beim Bündnis mit Perseus bleiben. 1b. Livius xlii 46.7: ab Rhodo redeuntes Boeotiae quoque civitates, Thebas et Coronaeam et Haliartum, adierunt, quibus expressum invitis existimabatur, ut relicta regia societate Romanis adiungerentur. Auf dem Rückweg von Rhodos besuchten sie [sc. die römischen legati] auch 35 boiotische Städte – Theben, Koroneia und Haliartos –, von denen man meinte, dass sie nur unter Druck und gegen ihren Willen das Bündnis mit dem König aufgegeben und sich den Römern angeschlossen hätten.
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2. Livius xlii 12.5–6 (Rede des Eumenes in Rom): Boeotorum gentem, captatam Philippo, numquam ad scribendum amicitiae foedus adduci potuisse; (6) tribus nunc locis cum Perseo foedus incisum litteris esse, uno Thebis, altero ad Dium,1 augustissimo et celeberrumo in templo, tertio Delphis. 1
ad Sidenum Ms.; ad Delium Madwig; ad Dium Pandermalis.
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«Das boiotische Volk, schon von Philipp umworben, konnte niemals dazu gebracht werden, einen Freundschaftsvertrag [sc. mit Rom] aufzusetzen; (6) gerade jetzt sei der Text des Vertrages mit Perseus an drei Orten eingraviert worden, einmal in Theben, einmal in Dion an dem sehr erhabenen und berühmten Tempel und einmal in Delphi.» 10 Vgl. SEG 48, 786 aus Dion: συμμαχία βασιλέως | Περσέως καὶ Βοιωτῶν. Bündnis des Königs Perseus und der Boioter.
3. Livius xlii 38.5: Boeotis exprobratum, societatem eos cum Perseo iunxisse. Den Boiotern wurde vorgeworfen, sie hätten einen Bündnisvertrag mit Per15 seus geschlossen. 4. Livius xlii 40.6 (Rede des Marcius Philippus): cum Boeotis, sociis nostris, secretam tibi ipsi societatem, quam non licebat, iureiurando pepigisti. «Du hast zwischen den Boiotern, unseren Bundesgenossen, und dir selbst insgeheim ein Bündnis geschaffen und beeidigt, was unzulässig war.» 5. Livius xlii 42.4 (Rede des Perseus): Aetolis et Byzantiis praesidia misimus et 20 cum Boeotis amicitiam fecimus. «Den Aitolern und Byzantiern schickten wir Schutzgarnisonen, und mit den Boiotern schufen wir Freundschaft.» Vgl. Appian, Makedonike 11.7 (Rede makedonischer Gesandter): Βυζαντίοις δὲ καὶ 25 Αἰτωλοῖς καὶ Βοιωτοῖς οὐ καθ’ ὑμῶν, ἀλλὰ καθ’ ἑτέρων συνεμάχησεν. «Er verbündete sich mit den Byzantiern und den Aitolern und den Boiotern nicht gegen Euch, sondern gegen andere.»
6. Livius xlii 43.5–6: ibi iam motus coeperat esse discedentibus a societate communis concilii Boeotorum quibusdam populis, ex quo renuntiatum erat respondisse legatos appariturum, quibus populis proprie societatem cum rege iungi displicuisset. 30 (6) primi a Chaeronia legati, deinde a Thebis in ipso itinere occurrerunt, adfirmantes non interfuisse se, quo societas ea decreta esset, concilio. Dort fingen schon Unruhen an, als einige Städte von der Mitwirkung am gemeinsamen Bund der Boioter ausschieden. Dies begann, als bekannt wurde, dass die legati erwidert hätten, es werde schon klar werden, welchen Städten es 35 eigentlich nicht gefiel, dass mit dem König ein Bündnis geschlossen worden war.
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(6) Als Erste trafen sich mit ihnen Gesandte aus Chaironeia, danach welche aus Theben, als sie noch unterwegs waren. Sie bekräftigten, dass sie [sc. Vertreter von Chaironeia und Theben] bei der Sitzung des Bundes, auf der das Bündnis beschlossen worden war, nicht anwesend gewesen seien. 7. Livius xlv 31.15: duo securi percussi viri insignes, Andronicus, Andronici filius, 5 Aetolus, quod patrem secutus arma contra populum Romanum tulisset, et Neo Thebanus, quo auctore societatem cum Perseo iunxerant. Zwei prominente Männer wurden mit der Axt erschlagen, Andronikos, Sohn des Andronikos, der Aitoler, weil er in die Fußstapfen seines Vaters trat und Krieg gegen das römische Volk führte, sowie der Thebaner Neon, unter dessen Anstif- 10 tung sie den Vertrag mit Perseus geschlossen hatten. Lit.: Meloni, Perseo 145–150; J. Deininger, Der politische Widerstand gegen Rom in Griechenland, 217 – 86 v. Chr., Berlin 1971, 153–159; Walbank, HCP III ad loc.; Gruen, HWCR 404 f.; Briscoe, Commentary ad locc. Die Datierung dieses Vertrages ergibt sich aus seiner Nicht-Erwähnung in den von Livius nach polybianischen Vorlagen überlieferten Reden von Kallikrates und Archon vor der achaiischen Volksversammlung im Spätsommer/Herbst 174 (Liv. xli 23.6–24.18, vgl. Deininger, a. a. O. 153 Anm. 2). Als Eumenes jedoch im Winter 172/171 vor dem Senat auftrat, waren Stelen mit dem Vertragstext schon in drei bedeutenden Heiligtümern aufgestellt (ein Fragment des Exemplars aus Dion ist dort gefunden worden) und weitgehend bekannt (oben 2). Der Vertrag war also keineswegs ein Geheimnis, wie Livius den Römer Marcius Philippus später behaupten lässt (oben 4); für Eumenes diente der Vertrag jedoch zur Stimmungsmache gegen Perseus. Er wurde also zwischen Herbst 174 und Sommer 172 geschlossen. Innerhalb des boiotischen Bundes gab es diesbezüglich von Anfang an keine einheitliche Meinung (oben 1a, b). Obwohl die Sitzungen des Bundes in Theben stattfanden, konnten einige thebanische Vertreter – nachdem die Angelegenheit besonders heikel geworden war – im J. 171 sogar behaupten, sie hätten an der kritischen Sitzung nicht teilgenommen (oben 6). Über die vereinbarten Bedingungen liegen keine direkten Informationen vor; nach Livius behauptete Perseus, dass er nur «Freundschaft» (amicitia) geschlossen hätte, was wohl heißt, dass keine unmittelbare militärische Zusammenarbeit vorgesehen war: Ein Kontrast zu den im gleichen Halbsatz erwähnten Aitolern und Byzantiern, bei denen Garnisonen eingesetzt worden waren, scheint von Livius beabsichtigt zu sein; Appian bietet zwar eine andere Nuance, die jedoch sein eigener Beitrag sein dürfte (oben 5). Dennoch wurde der Vertrag im spannungsgeladenen Klima vor dem Ausbruch des Dritten Makedonischen Krieges (oben 3, 4, 6) zu einem ernsten Streitpunkt sowohl innerhalb des Bundes (oben 1a) als auch wegen des Vorwurfs der Illoya-
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lität gegenüber den Römern. Die Auseinandersetzungen führten schließlich zur Auflösung des Bundes (Polyb. xxvii 2.10; Liv. xlii 44.6, vgl. R. Étienne/D. Knoepfler, Hyettos de Béotie, BCH Suppl. III [1976], 342–347). Nach dem Krieg wurde der für verantwortlich gehaltene Politiker Neon ent5 hauptet (oben 7). 656 Kydonia – Apollonia (isopoliteia) Vor 170/169 v. Chr.
Polybios xxviii 14: οἱ Κυδωνιᾶται κατὰ τὸν καιρὸν τοῦτον ἐποίησαν πρᾶγμα δεινὸν καὶ παράσπονδον ὁμολογουμένως. (2) καίπερ πολλῶν τοιούτων γενομένων κατὰ τὴν Κρήτην, ὅμως ἔδοξεν ὑπεραίρειν τὴν συνήθειαν τὸ τότε γενόμενον. (3) ὑπαρχούσης γὰρ αὐτοῖς οὐ μόνον φιλίας, ἀλλὰ συμπολιτείας πρὸς Ἀπολλωνιάτας καὶ καθόλου κοινωνίας πάντων τῶν ἐν ἀνθρώποις νομιζομένων δικαίων, καὶ περὶ τούτων κειμένης ἐνόρκου συνθήκης παρὰ τὸν Δία τὸν Ἰδαῖον, (4) παρασπονδήσαντες τοὺς Ἀπολλωνιάτας κατελάβοντο τὴν πόλιν καὶ τοὺς μὲν ἄνδρας κατέσφαξαν, τὰ δὲ ὑπάρχοντα διήρπασαν, τὰς γυναῖκας καὶ τὰ τέκνα καὶ τὴν πόλιν καὶ τὴν χώραν διανειμάμενοι κατεῖχον. Um diese Zeit verübten die Kydoniaten eine furchtbare Tat, die allgemein als verbrecherisch galt. (2) Denn obwohl viele derartige Dinge in Kreta geschahen, schien dennoch das damalige Ereignis das übliche Maß an Horror zu übersteigen. (3) Denn obwohl sie nicht nur eine Staatsfreundschaft, sondern auch eine sympoliteia mit den Apolloniaten besaßen und sie mit ihnen überhaupt alle Rechte, die es unter Menschen gibt, teilten – darüber war im Heiligtum des Zeus Idaios ein geschworener Vertrag deponiert –, (4) brachen sie den Vertrag mit den Apolloniaten und nahmen ihre Stadt ein. Die Männer brachten sie um, deren Besitz raubten sie. Die Frauen und Kinder sowie die Stadt und das Territorium teilten sie unter sich auf und behielten sie.
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Vgl. Diodoros xxx 13: οἱ Κυδωνιᾶται ἐπετελέσαντο πρᾶξιν ἔκνομον καὶ τελέως ἀλλοτριωτάτην τῶν Ἑλληνικῶν νομίμων· ἐν εἰρήνῃ γὰρ ὡς φίλοι πιστευόμενοι καταλαβόντες τὴν τῶν Ἀπολλωνιατῶν πόλιν, τοὺς μὲν ἄνδρας ἡβηδὸν ἀνεῖλον, τέκνα δὲ καὶ 30 γυναῖκας διανειμάμενοι κατεῖχον τὴν πόλιν. Die Kydoniaten vollbrachten eine gesetzlose Tat, die völlig außerhalb der griechischen Handlungsnormen lag. Denn mitten im Frieden, obwohl sie vertraute Freunde waren, nahmen sie die Stadt der Apolloniaten ein, töteten die erwachsenen Männer, teilten die 35 Kinder und Frauen unter sich auf und behielten die Stadt.
Lit.: Walbank, HCP III 348 f.; Chaniotis, Verträge Nr. 41. Polybios berichtet als einzige Quelle – Diodor ist von ihm abhängig – unter dem Jahr 170/169 über die Zerstörung von Apollonia durch Kydonia. Das Ereignis
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war für ihn umso schrecklicher, da die Städte miteinander vertraglich verbunden waren. Polybios schreibt von einer sympoliteia – einem Zusammenschluss der Bürgerschaften mit gemeinsamen Institutionen –, die aber auf Kreta bislang unbekannt ist, wogegen isopoliteia häufig vorkommt. Da die beiden Städte weit über 100 km voneinander entfernt lagen (vorausgesetzt, dass Apollonia bei dem modernen Ort Ἁγία Πελαγία lag, wie Chaniotis und der Barrington Atlas angeben), ist wohl die allgemeine Annahme berechtigt, dass Polybios’ sympoliteia in Wirklichkeit eine isopoliteia war. Polybios wusste selbstverständlich von dem Unterschied (vgl. xvi 26.9), stellte das Verhältnis wegen seiner Empörung über den Vertragsbruch aber wohl enger dar, als es tatsächlich war. Auch sonst benutzt er das Wort συμπολιτεύομαι aus rhetorischen Gründen eher untechnisch (z. B. ii 46.2; xviii 3.12). Da isopoliteia auf Kreta im 2. Jh. weit verbreitet war, lässt sich kein festes Datum für den Abschluss des Vertrages ermitteln. Nach Parallelfällen aus Kreta ist davon auszugehen, dass die «Freundschaft» auch ein Bündnis beinhaltete und die isopoliteia das Recht von Einzelpersonen festlegte, unter bestimmten Bedingungen an staatlichen und religiösen Institutionen und Handlungen in der Partnerstadt teilzunehmen. Da sich Kydonia im J. 170/169 im Krieg mit Gortyn befand (vgl. 731), ließe sich ein Sachzusammenhang mit der Zerstörung von Apollonia durch Kydonia annehmen, denn Apollonia war schon vor 168, als Gortyn und Knosos einen Friedensvertrag abschlossen, von Gortyn übernommen worden (vgl. 733 mit Kommentar). Details werden nicht überliefert.
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Livius xliii 6.7–10: hoc Lampsaceni, octoginta pondo coronam adferentes, petebant, (8) commemorantes discessisse se a Perseo, postquam Romanus exercitus in Macedoniam venisset, cum sub dicione Persei et ante Philippi fuissent. (9) pro eo et quod imperatoribus Romanis omnia praestitissent, id se tantum orare, ut in amicitiam populi Romani reciperentur, et, si pax cum Perseo fieret, exciperentur, ne in 30 regiam potestatem reciderent. ceteris legatis comiter responsum; Lampsacenos in sociorum formulam referre Q. Maenius praetor iussus. Munera omnibus in singulos binum milium aeris data. Dies erbaten auch die Lampsakener, die einen 80 Pfund schweren Goldkranz mitbrachten. (8) Sie erinnerten daran, dass sie sich von Perseus abge- 35 wandt hätten, nachdem das römische Heer nach Makedonien gekommen sei, obwohl sie unter Perseus’ und davor unter Philipps Hoheit gestanden hätten. (9) Wegen dieses Schritts und weil sie den römischen Feldherren alles zur Verfügung gestellt hätten, bäten sie nur darum, dass sie in die Freundschaft des
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römischen Volkes aufgenommen würden, und dass sie, sollte es einen Frieden mit Perseus geben, besonders genannt würden, sodass sie nicht in die Macht des Königs zurückfielen. Den anderen Gesandten wurde höflich geantwortet; die Lampsakener solle der Praetor Q. Maenius in das Verzeichnis der Bundesgenossen eintragen. Als Gastgeschenke wurden allen Gesandten jeweils zwei- 5 tausend Asse gegeben. Lit.: Th. Mommsen, Römisches Staatsrecht 3, 1, Leipzig3 1887–1888, 593 Anm. 2; Briscoe, Commentary ad loc.; A. Zack, Der personenrechtliche Status der amici, socii und amici et socii und die formula amicorum und formula sociorum, GFA 16 (2013), 63–113, hier 89–90. 10 Im Frühjahr 170 erschienen Gesandte aus mehreren griechischen Staaten vor dem Senat, darunter auch Gesandte aus Lampsakos. Anlass der Reise war eine Bitte der Stadt, förmlich unter die Freunde Roms aufgenommen zu werden. Lampsakos hatte sich schon während des Zweiten Makedonischen Krieges mit einem Gesuch nach Unterstützung gegen Antiochos III. an Rom gewandt und war unter den römischen Mitstreitern im Friedensvertrag mit Philipp V. besonders erwähnt worden (vgl. 612, 617 IV 6 mit Kommentar). Die Stadt wurde danach neben Smyrna Teil der römischen Propagandaoffensive gegen Antiochos, aber es ist unbekannt, was mit ihr nach dem Frieden von Apameia geschah. Wenn Livius’ Bericht zuverlässig sein sollte, war Lampsakos in der Zwischenzeit unter das Protektorat der makedonischen Könige geraten, was beim Ausbruch des römischen Krieges gegen Perseus im J. 171 als potentiell besonders ungünstig erschien. Nach Livius’ Bericht baten die Lampsakener um amicitia und – wie schon im Vertrag mit Philipp – um die besondere Erwähnung als römische Freunde in einem möglichen Friedensvertrag mit Perseus. Die Gesandten erreichten den Eintrag in die Liste der socii (formula sociorum), was wahrscheinlich voraussetzt, dass die Gemeinde einen Bündnisvertrag erhielt, wie etwas später z. B. Maroneia (664). Dieser Vorgang kann unterschiedlich gedeutet werden, je nach Bewertung der Tragweite der Begriffe amicitia und societas. Entweder erhielten die Lampsakener mehr als sie verlangten, indem ihr Verhältnis mit Rom über ihre Wünsche hinaus (amicitia) durch einen Vertrag (societas) geregelt wurde; oder – wahrscheinlicher –, da die Begriffe inhaltlich und in der Praxis so nah aneinander liegen, dass sie in verkürzter Form auf den einen oder anderen Teil des Begriffspaares reduzierbar sind (hier auf den Sozialbegriff amicitia, auf den es im Wesentlichen ankam), so haben die Lampsakener zwar lediglich um die formale Aufnahme unter Roms amici gebeten, aber wenn die Begriffsverkürzung auf amicitia nicht bloß Livius’ Beitrag ist, werden sie wohl gewusst haben, dass sie, wenn ihnen diese Bitte gewährt würde, voraussichtlich einen Vertrag erhalten und fortan zu den römischen Bundesgenossen zählen würden.
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658 Perseus – Molosser
658 Perseus – Molosser (Bündnis) 170 v. Chr.
Polybios xxx 6.8–7.2: τρίτη δὲ καὶ τῶν συνεπισπασαμένων καὶ μεταρριψάντων τὰ πολιτεύματα πρὸς τὴν Περσέως συμμαχίαν. (7.1) πῶς οὖν ἕκαστοι τούτων 5 ἐχείρισαν τὰ καθ’ αὑτοὺς σκοπεῖν πάρεστιν. (2) μετέρριψαν πρὸς Περσέα τὸ τῶν Μολοττῶν ἔθνος Ἀντίνους καὶ Θεόδοτος καὶ Κέφαλος μετ’ αὐτῶν. Die dritte Gruppe besteht aus denjenigen, die in der Lage waren, ihre Staaten zu überreden und in die Allianz mit Perseus hineinzubringen. (7.1) Nun ist zu betrachten, wie jede dieser Gruppen ihre eigene Situation handhabte. (2) Anti- 10 nous, Theodotos und Kephalos brachten mit sich den Stamm der Molosser auf die Seite des Perseus. Vgl. Livius xlv 26.5: Antinous et Theodotus principes eius civitatis erant, insignes et favore Persei et odio adversus Romanos, iidem universae genti auctores desciscendi ab Ro15 manis. Antinous und Theodotus waren die führenden Männer jenes Staates, bekannt sowohl für ihre Zuneigung zu Perseus als auch für ihren Hass gegen die Römer. Dieselben waren die Verantwortlichen dafür, dass der ganze Staat sich von den Römern lossagte.
Lit.: Cabanes, Épire 288 ff.; Hammond, Epirus 627–629; Hammond/Walbank, Macedonia 519 ff. 20 Als der Dritte Makedonische Krieg ausbrach, war das epeirotische koinon wohl seit längerem Bundesgenosse Roms (729). Teils wegen Zwistigkeiten unter den führenden epeirotischen Politikern, die sich – wie zur selben Zeit in Achaia und in Aitolien – über das angemessene Verhalten gegenüber dem Bundesgenossen Rom stritten (vgl. Polyb. xxvii 15; Diod. xxx 5), teils wegen unterschiedlicher 25 Meinungen über die römischen Erfolgsaussichten (vgl. Cabanes, a. a. O. 293–297) spaltete sich die Führung des koinon. Noch im Winter 172/171 schickte das koinon auf Bitten der Römer hin vertragskonform 400 Soldaten, um die Orestai, die sich gerade von Makedonien abgesetzt hatten, zu schützen (Liv. xlii 38.1). Die Molosser ließen sich aber im J. 170 unter der Führung von Kephalos, Antinous und 30 Theodotos zum Anschluss an Perseus überreden. Polybios erwähnt diese Entscheidung nur in zwei «moralisierenden» Passagen (oben sowie xxvii.15, wo es aber nur um Kephalos geht), sagt dabei jedoch nichts über den Inhalt der getroffenen Vereinbarung. Sie dürfte nach Lage der Dinge allerdings vorwiegend militärische Unterstützung sowie Beteiligung an den even- 35 tuellen Früchten des Sieges vorgesehen haben. Ob sie wie bei den Boiotern (655) die Form eines geschriebenen und formell beeideten Vertrages erhielt, lässt sich aber nicht ermitteln.
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Die Entscheidung der Molosser sowie einiger anderer epeirotischer Teilstämme (vgl. Cabanes, a. a. O. 295 f.) zum Vertragsbruch gegenüber Rom war ein Desaster, welches das epeirotische koinon als politische Organisation endgültig zerstörte. Der kurzsichtige Anschluss an Perseus, als der Krieg mit Rom schon im Gange war, sowie der kurz danach zusammen mit ihm verlorene Krieg brach- 5 ten nicht nur für die abtrünnigen Führer den frühzeitigen Tod (Liv. xlv 26.5–10), sondern auch die von L. Anicius im J. 167 durchgeführte Verwüstung und Ausplünderung jener vorwiegend molossischen Gebiete, die sich im J. 170 Perseus angeschlossen hatten (Liv. xlv 34.1–6).
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1. Livius xliii 18.3: … solum infestum esse Macedoniae latus quod ab Illyrico pateret cernens, neque ipsis quietis Illyriis et aditum praebentibus Romano, si domuisset proximos Illyriorum, Gentium quoque regem iam diu dubium in societatem perlici 15 posse … … er [sc. Perseus] erkannte, dass nur die von Illyricum her offenstehende Flanke Makedoniens gefährdet war – zumal die nicht gerade ruhigen Illyrier dabei waren, dem Römer einen Zugang zu gewähren – und dass er, sollte er die näheren Illyrier gezähmt haben, auch den schon lange unsicheren König Genthios in 20 ein Bündnis hineinlocken könnte … 2a. Polybios xxviii 8.1–6: Περσεὺς πρὸς Γένθιον τὸν βασιλέα ἀπέστειλε πρεσβευτὰς Πλευρᾶτόν τε τὸν Ἰλλυριόν, ὄντα φυγάδα παρ’ αὐτῷ, καὶ τὸν Βεροιαῖον Ἀδαῖον, (2) δοὺς ἐντολὰς διασαφεῖν τὰ πεπραγμένα κατὰ τὸν πόλεμον πρός τε Ῥωμαίους αὐτῷ καὶ πρὸς Δαρδανίους, ἔτι δὲ καὶ πρὸς Ἠπειρώτας καὶ πρὸς 25 Ἰλλυρίους κατὰ τὸ παρόν, καὶ παρακαλεῖν αὐτὸν πρὸς τὴν τούτου καὶ Μακεδόνων φιλίαν καὶ συμμαχίαν. (3) οἳ καὶ ποιησάμενοι τὴν πορείαν ὑπὲρ τὸ Σκάρδον ὄρος διὰ τῆς Ἐρήμου καλουμένης Ἰλλυρίδος, ἣν οὐ πολλοῖς χρόνοις ἀνώτερον ἀνάστατον ἐποίησαν Μακεδόνες εἰς τὸ δυσέργους ποιῆσαι τοῖς Δαρδανεῦσι τὰς εἰς τὴν Ἰλλυρίδα εἰσβολάς· (4) πλὴν οἵ γε περὶ τὸν Ἀδαῖον 30 διὰ τούτων τῶν τόπων μετὰ πολλῆς κακοπαθείας ἦλθον εἰς Σκόδραν καὶ πυθόμενοι τὸν Γένθιον ἐν Λίσσῳ διατρίβειν διεπέμψαντο πρὸς αὐτόν. (5) τοῦ δὲ ταχέως αὐτοὺς μεταπεμψαμένου, συμμίξαντες διελέγοντο περὶ ὧν εἶχον τὰς ἐντολάς. (6) ὁ δὲ Γένθιος οὐκ ἐδόκει μὲν ἀλλότριος εἶναι τῆς πρὸς τὸν Περσέα φιλίας, ἐσκήπτετο δὲ τοῦ μὴ παραχρῆμα συγκατατίθεσθαι τοῖς ἀξιουμένοις τὴν 35 ἀχορηγησίαν καὶ μὴ δύνασθαι χωρὶς χρημάτων ἀναδέξασθαι τὸν πρὸς Ῥωμαίους πόλεμον.
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Perseus schickte zu König Genthios als Gesandte den Illyrier Pleuratos, der bei ihm im Exil lebte, und Adaios aus Beroia. (2) Er gab ihnen Instruktionen, Genthios über den Verlauf seines Krieges gegen die Römer und die Dardaner sowie – im Moment – gegen die Epeiroten und Illyrier aufzuklären. Sie sollten ihn zudem auffordern, Freundschaft und Bündnis mit ihm und den Makedonen 5 zu schließen. (3) Sie machten sich auf den Weg über das Skardos-Gebirge und durch das sogenannte Wüstenillyrien, welches nicht lange vorher die Makedonen entvölkert hatten, um den Dardanern ihre Angriffe auf Illyrien und Makedonien zu erschweren. (4) Nun durchquerten Adaios und seine Männer nur mit größter Mühe diese Gebiete, aber sie erreichten doch Skodra. Dort erfuhren sie, 10 dass Genthios sich in Lissos aufhielt, und schickten Nachricht zu ihm. (5) Er ließ sie sofort kommen, und sie trafen sich und redeten über ihren Auftrag. (6) Genthios schien gegenüber der Freundschaft mit Perseus nicht abgeneigt zu sein, führte aber zur Entschuldigung dafür, dass er nicht sofort zustimmen konnte, seinen Mangel an Kriegsmaterialien an sowie die Tatsache, dass er Krieg gegen die 15 Römer ohne Geld nicht anfangen konnte. 2b. Polybios xxviii 8.9–10: παραγενομένων δ’ αὐτῶν, ἀκούσας τὰ παρὰ τοῦ Γενθίου πάλιν ἐξ αὐτῆς ἔπεμπε τὸν Ἀδαῖον καὶ σὺν τούτῳ τὸν Γλαυκίαν, ἕνα τῶν σωματοφυλάκων, καὶ τρίτον τὸν Ἰλλυριὸν διὰ τὸ τὴν διάλεκτον εἰδέναι τὴν Ἰλλυρίδα, (10) δοὺς ἐντολὰς τὰς αὐτὰς, ὥσπερ οὐ κυρίως τοῦ Γενθίου 20 διασεσαφηκότος τίνος προσδεῖται καὶ τίνος γενομένου δύναται συγκαταβαίνειν εἰς τὰ παρακαλούμενα. Als sie angekommen waren, hörte er [sc. Perseus] die Antwort des Genthios an und schickte Adaios und mit ihm Glaukias, einen der somatophylakes [Leibwächter], und als dritten den Illyrier, weil er die illyrische Sprache verstand, sofort 25 zurück. Er gab ihnen dieselben Instruktionen, als ob Genthios nicht schon deutlich gemacht habe, was ihm fehle und was geschehen müsse, damit es ihm möglich sei, der Aufforderung nachzukommen. 2c. Polybios xxviii 9.1–3: κατὰ τὸν καιρὸν τοῦτον ἧκον οἱ πρὸς τὸν Γένθιον ἀποσταλέντες πρέσβεις οὔτ’ ᾠκονομηκότες πλεῖον οὐδὲν τῶν πρότερον οὔτ’ 30 ἀναγγέλλοντες, (2) διὰ τὸ τὸν Γένθιον μένειν ἐπὶ τῆς αὐτῆς αἱρέσεως, ὄντα μὲν ἕτοιμον τῷ Περσεῖ κοινωνεῖν τῶν αὐτῶν πραγμάτων, χρημάτων δὲ φάσκοντα χρείαν ἔχειν. (3) ὧν ὁ Περσεὺς παρακούσας πάλιν ἔπεμπε τοὺς περὶ τὸν Ἱππίαν βεβαιωσομένους ὑπὲρ τῶν ὁμολογιῶν, τὸ συνέχον παραλιπών, φάσκων ἐξιγμένον … εὐνοοῦντα ποιήσειν τὸν Γένθιον. 35 Um diese Zeit kamen die Gesandten, die zu Genthios geschickt worden waren, zurück, ohne dass sie mehr als früher erreicht oder etwas Neues zu berichten hatten, (2) weil Genthios auf demselben Standpunkt beharrte, dass er zwar bereit sei, mit Perseus gemeinsame Sache zu machen, aber sagte, dass er dafür Geld brauche. (3) Perseus hörte ihnen kaum zu, schickte aber erneut eine Gruppe um Hip- 40
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pias zu Genthios, um feste Bedingungen für die Vereinbarung zu treffen. Das Wesentliche ließ er aber beiseite und sagte, wenn es klappen würde …, würde er Genthios wohlgesonnen machen. Vgl. Livius xliii 19.13–20.3: Stuberram inde victor revertens ad Gentium legatos Pleuratum Illyrium, exulantem apud se, et Adaeum Macedonem a Beroea mittit; (14) iis mandat, ut exponerent aestatis eius hiemisque acta sua adversus Romanos Dardanosque; adicerent recentia in Illyrico hibernae expeditionis opera; hortarentur Gentium in amicitiam secum et cum Macedonibus iungendam. (20.1) hi transgressi iugum Scordi montis, per Illyrici solitudines, quas de industria populando Macedones fecerant, ne transitus faciles Dardanis in Illyricum aut Macedoniam essent, Scodram labore ingenti tandem pervenerunt. (2) Lissi rex Gentius erat. eo acciti legati, qui mandata exponentes benigne auditi sunt; responsum sine effectu tulerunt, voluntatem sibi non deesse ad bellandum cum Romanis; ceterum ad conandum id, quod velit, pecuniam maxime deesse. (3) haec Stuberram rettulere regi tum maxime captivos ex Illyrico vendenti. extemplo iidem legati, addito Glaucia ex numero custodum corporis, remittuntur sine mentione pecuniae, qua una barbarus inops inpelli ad bellum poterat. Perseus kehrte siegreich nach Stuberra zurück und schickte den Illyrier Pleuratos, der bei ihm in Exil lebte, und den Makedonen Adaios aus Beroia als Gesandte zu Genthios. (14) Er trug ihnen auf, dass sie seine Taten dieses Sommers und Winters gegen die Römer und Dardaner herausstellen sollten; hinzufügen sollten sie auch die neuerlichen Errungenschaften des Winterfeldzuges in Illyricum; sie sollten Genthios auffordern, Freundschaft mit ihm und den Makedonen zu schließen. (20.1) Sie überquerten den Grat des Berges Skordos und gingen durch die Wüste des Illyricum, welche die Makedonen absichtlich durch Verwüstungen geschaffen hatten, damit die Dardaner keinen leichten Übergang nach Illyricum oder Makedonien hätten. Mit großer Mühe erreichten sie schließlich Skodra. (2) König Genthios war aber in Lissos. Dorthin eilten die Gesandten, die einen freundlichen Empfang erlebten, als sie ihren Auftrag erklärten. Sie erhielten aber eine unzweckmäßige Antwort: Der Wille zum Krieg gegen die Römer fehle ihm zwar nicht, aber um den Versuch zu machen, seinen Willen zu verwirklichen, fehle ihm vor allem das Geld. (3) Diese Antwort teilten sie dem König mit, als sie nach Stuberra zurückkehrten, wo er hauptsächlich mit dem Verkauf der Gefangenen aus Illyricum beschäftigt war. Sofort wurden dieselben Gesandten, zusätzlich auch Glaukias aus dem Korps der Leibwächter, zurückgeschickt, aber ohne Geld zu erwähnen, womit allein der mittellose Barbar zum Krieg angetrieben werden konnte.
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Diodoros xxx 9.1–2: ὁ Περσεὺς διεπέμπετο πρὸς Γέντιον τὸν τῶν Ἰλλυριῶν βασιλέα μέγιστον ὄντα τῶν τότε δυναστῶν περὶ κοινοπραγίας. τοῦ δὲ φήσαντος ἐθέλειν μὲν 35 πολεμεῖν πρὸς Ῥωμαίους, ἀπορεῖν δὲ χρημάτων, πάλιν διεπέμπετο πρὸς αὐτὸν ἐθελοκωφῶν περὶ τῶν χρημάτων. τὴν δὲ αὐτὴν λαβὼν ἀπόκρισιν τὸ τρίτον ἀπέστειλε, νοῶν μὲν τὴν τοῦ Γεντίου διάνοιαν, οὐ προσποιούμενος δέ, ἔφησε κατὰ νοῦν γενομένων αὐτοῖς τῶν πραγμάτων τὰ εὐδοκοῦντα ποίησειν. (2) ὁ Περσεὺς οὐδέπω βουλόμενος προέσθαι χρήματα, πάλιν ἐξέπεμψε πρεσβευτὰς πρὸς Γέντιον, παρασιωπῶν μὲν περὶ τοῦ δώσειν 40 παραυτίκα χρήματα, μετὰ δὲ τὴν τῶν πραγμάτων συντέλειαν μεγάλας ὑποφαίνων ἐλπίδας. Perseus schickte Gesandte zu Genthios, dem König der Illyrier und dem Mächtigsten der damaligen Dynasten, wegen einer Zusammenarbeit. Als jener sagte, er sei willens, Krieg gegen die Römer zu führen, es fehle ihm aber an Geld, schickte Perseus wieder zu 45
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ihm, tat aber so, als ob er die Geldfrage nicht gehört habe. Als er dieselbe Antwort erhielt, schickte er zum dritten Mal, und obwohl er wusste, was Genthios im Sinne hatte, stellte er sich, als ob das nicht so war, und ließ sagen, dass er, wenn ihr Unternehmen erfolgreich sei, ihn zufriedenstellen würde. (2) Perseus war keinewegs bereit, Gelder im Voraus zu zahlen, schickte aber wieder Gesandte zu Genthios; er schwieg über die sofortige 5 Zahlung von Geld, ließ aber Hoffnungen auf Großes nach Abschluss ihres Unternehmens aufkommen.
3. Polybios xxix 3.1–6: παραγενομένων πρὸ τοῦ χειμῶνος τῶν περὶ τὸν Ἱππίαν, οὓς ἀπεστάλκει πρεσβευτὰς ὁ Περσεὺς πρὸς Γένθιον ὑπὲρ τῆς συμμαχίας, (2) καὶ διασαφούντων ὅτι πρόθυμος ὁ βασιλεύς ἐστιν ἀναδέχεσθαι τὸν πρὸς Ῥωμαίους πόλεμον, ἐὰν αὐτῷ δοθῇ τριακόσια τάλαντα καὶ πίστεις αἱ προσήκουσαι περὶ τῶν ὅλων, (3) πυθόμενος ταῦτα καὶ κρίνων ἀναγκαίαν εἶναι τὴν Γενθίου κοινοπραγίαν προεχειρίσατο Πάνταυχον, ἕνα τῶν πρώτων φίλων, καὶ τοῦτον ἐξαπέστειλε, δοὺς ἐντολὰς (4) πρῶτον μὲν ὁμολογήσαντα περὶ τῶν χρημάτων ὅρκους καὶ δοῦναι καὶ λαβεῖν ὑπὲρ τῆς συμμαχίας, εἶτα τοὺς ὁμήρους ἐξ αὐτῆς κἀκεῖνον πέμπειν, οὕς ἂν δοκῇ Πανταύχῳ, καὶ παρ’ αὐτοῦ λαμβάνειν οὓς ἂν ἀποφήνῃ Γένθιος διὰ τῶν ἐγγράπτων, πρὸς δὲ τούτοις διατάξασθαι περὶ τῆς κομιδῆς τῶν τριακοσίων ταλάντων. (5) ὁ δὲ Πάνταυχος ἐξ αὐτῆς ποιησάμενος τὴν ὁρμὴν καὶ παραγενόμενος εἰς Μετέωνα τῆς Λαβεάτιδος κἀνταῦθα συμμίξας τῷ Γενθίῳ ταχέως παρεστήσατο τὸν νεανίσκον πρὸς τὸ κοινωνεῖν τῷ Περσεῖ τῶν αὐτῶν ἐλπίδων. (6) τμηθέντων δὲ τῶν ὁρκίων ὑπὲρ τῆς συμμαχίας καὶ καταγραφέντων, εὐθέως ὁ Γένθιος ἅμα τοὺς ὁμήρους ἔπεμπε τοὺς ὑπὸ τοῦ Πανταύχου καταγραφέντας καὶ σὺν τούτοις Ὀλυμπίωνα παραληψόμενον τοὺς ὅρκους καὶ τοὺς ὁμήρους παρὰ τοῦ Περσέως, ἑτέρους δὲ τοὺς περὶ τῶν χρημάτων ἕξοντας τὴν ἐπιμέλειαν. Vor dem Winter kehrte Hippias’ Delegation, die Perseus wegen des Bündnisses zu Genthios geschickt hatte, zurück. (2) Sie berichteten, der König sei bereit, den Krieg gegen die Römer aufzunehmen, wenn man ihm 300 Talente und geeignete Bürgschaften wegen der ganzen Angelegenheit gebe. (3) Perseus hielt die Mitwirkung des Genthios für unentbehrlich, und als er von dieser Sachlage erfuhr, beauftragte er Pantauchos, einen seiner «Ersten Freunde», und schickte ihn mit der Anweisung los, (4) zunächst die Geldsumme zu vereinbaren und dann Eide wegen des Bündnisses zu tauschen. Danach solle Genthios sofort Geiseln, die Pantauchos geeignet erschienen, stellen, und von Perseus solle er Geiseln erhalten, die er schriftlich nannte; darüber hinaus sollten Vorkehrungen wegen des Transports der 300 Talente getroffen werden. (5) Pantauchos machte sich sofort auf den Weg und kam nach Meteon in der Labeatis, wo er Genthios traf; er überredete den jungen Mann schnell, sich gemeinsame Hoffnungen mit Perseus zu machen. (6) Eide wurden anlässlich des Bündnisses geschworen und die Bedingungen schriftlich festgehalten. Gleich danach schickte Genthios die Geiseln, die Pantauchos aufgelistet hatte, und zusammen mit ihnen Olympion, der von Perseus die Eide abnehmen und die Geiseln in Empfang nehmen sollte; auch andere Männer sandte er mit, die sich um das Geld kümmern würden.
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Vgl. Livius xliv 23.1–6: dum haec in Italia geruntur, Perseus quod iam inchoatum perficere, quia inpensa pecuniae facienda erat, non inducebat in animum, ut Gentium Illyriorum regem sibi adiungeret, (2) hoc, postquam intrasse saltum Romanos et adesse discrimen ultimum belli animadvertit, non ultra differendum ratus, cum Hippiam legatum trecenta argenti talenta pactus esset, ita ut obsides ultro citroque darentur, Pantauchum misit ex fidissimis amicis ad ea perficienda. (3) Meteone Labeatidis terrae Pantauchus regi Illyrio occurrit; ibi et iusiurandum ab rege et obsides accepit. missus et a Gentio est legatus nomine Olympio, qui iusiurandum a Perseo obsidesque exigeret. (4) cum eodem ad pecuniam accipiendam missi sunt. Während in Italien diese Ereignisse stattfanden, kam Perseus zu der Überzeugung, dass er nicht länger das unvollendete Projekt, Genthios, den König der Illyrier, für sich zu gewinnen, verschieben sollte, wozu er sich, weil es nur mit einer Geldzahlung zu verwirklichen war, bislang nicht hatte durchringen können. (2) Nachdem er erfahren hatte, dass die Römer an den Pass heranmarschiert waren und dass die entscheidende Schlacht bevorstand, schickte er Pantauchos, einen seiner vertrautesten Freunde, um die Sache zu vollenden, da er durch seinen Gesandten Hippias die Zahlung von 300 Talenten schon vereinbart hatte. (3) Pantauchos traf sich mit dem illyrischen König bei Meteon in der Region Labeatis; dort nahm er dem König den Eid ab und erhielt Geiseln. Von Genthios wurde ein Gesandter namens Olympion geschickt, um von Perseus den Eid abzunehmen und Geiseln zu verlangen. (4) Mit demselben wurden auch andere mitgeschickt, um das Geld in Empfang zu nehmen.
4. Polybios xxix 4.4–7: ὁ δὲ Περσεύς, παραγενομένων εἰς τὴν Μακεδονίαν τῶν πρεσβευτῶν παρὰ τοῦ Γενθίου καὶ τῶν ὁμηρευόντων, ὁρμήσας ἀπὸ τῆς περὶ τὸν Ἐλπειὸν ποταμὸν παρεμβολῆς μετὰ πάντων τῶν ἱππέων ἀπήντα τοῖς προειρημένοις εἰς τὸ Δῖον, (5) καὶ συμμίξας πρῶτον μὲν ἀπέδωκε τοὺς ὅρκους ὑπὲρ τῆς συμμαχίας ἐναντίον πάντων ἱππέων· πάνυ γὰρ ἐβούλετο σαφῶς εἰδέναι τοὺς Μακεδόνας τὴν τοῦ Γενθίου κοινοπραγίαν, ἐλπίζων εὐθαρσεστέρους αὐτοὺς ὑπάρξειν, προσγενομένης ταύτης τῆς ῥοπῆς. (6) ἔπειτα δὲ τοὺς ὁμήρους παρελάμβανε καὶ παρεδίδου τοὺς ἑαυτοῦ τοῖς περὶ Ὀλυμπίωνα. ὧν ἦσαν ἐπιφανέστατοι Λιμναῖος ὁ Πολεμοκράτους καὶ Βάλακρος ὁ Πανταύχου. (7) μετὰ δὲ ταῦτα τοὺς μὲν ἐπὶ τὰ χρήματα παρόντας εἰς Πέλλαν ἐξέπεμπεν, ὡς ἐκεῖ παραληψομένους … Nachdem die Gesandten und die Geiseln von Genthios in Makedonien angekommen waren, brach Perseus zusammen mit der ganzen Kavallerie von seinem Lager beim Fluss Elpeios auf und traf sich mit den schon erwähnten Personen bei Dion. (5) Nach dem Zusammentreffen leistete er zunächst vor der versammelten Kavallerie die Eide wegen des Bündnisses, denn es war ihm ein wichtiges Anliegen, dass die Makedonen klare Kenntnis von der Mitwirkung des Genthios erhielten. Er hoffte, sie würden wegen dieser Verstärkung noch zuversichtlicher werden. (6) Dann übernahm er die Geiseln und übergab seine eigenen an Olympion. Die vornehmsten waren Limnaios, Sohn des Polemokrates, und Balakros, Sohn des Pantauchos. (7) Danach sandte er die Männer, die wegen des Geldes gekommen waren, nach Pella, damit es dort in Empfang genommen werde …
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Vgl. Livius xliv 23.7–9: venientibus Illyriis Perseus ab Elpeo amni ex castris cum omni equitatu profectus ad Dium occurrit. (8) ibi ea, quae convenerant, circumfuso agmine equitum facta, quos adesse foederi sanciendo cum Gentio societatis volebat rex, aliquantum eam rem ratus animorum iis adiecturam. (9) et obsides in conspectu omnium dati acceptique; et 5 Pellam ad thensauros regios missis, qui pecuniam acciperent … Als die Illyrier ankamen, brach Perseus mit der ganzen Kavallerie von seinem Lager beim Fluss Elpeus auf und begab sich nach Dion. (8) Dort wurden die Bestimmungen, die vereinbart waren, in Anwesenheit der versammelten Kavallerie, deren Anwesenheit bei der Feier zur Verwirklichung des Bündnisvertrages mit Genthios einem Wunsch des Königs entsprach, feierlich bestätigt. Denn er dachte, die Angelegenheit werde ihnen 10 zusätzlichen Mut verschaffen. (9) Auch die Geiseln wurden vor den Augen aller Anwesenden ausgetauscht, und die Männer, die das Geld in Empfang nehmen sollten, nach Pella zum königlichen Schatzhaus geschickt …
5a. Livius xliv 27.8–12: eadem avaritia Gentium regem sibi alienavit. nam cum trecenta talenta Pellae missis a Gentio numerasset, signare eos pecuniam passus ; inde decem talenta ad Pantauchum missa, eaque praesentia dari regi iussit; reliquam pecuniam signatam Illyriorum signo portantibus suis praecepit, parvis itineribus veherent, (10) dein cum ad finem Macedoniae ventum esset, subsisterent ibi ac nuntios ab se opperirentur. (11) Gentius exigua parte pecuniae accepta cum adsidue Pantaucho ad lacessendos hostili facto Romanos stimularetur, M. Perpernam et L. Petilium legatos, qui tum forte ad eum venerant, in custodiam coniecit. (12) hoc audito Perseus contraxisse eum necessitatem ratus ad bellandum utique cum Romanis, ad revocandum, qui pecuniam portabat, misit, velut nihil aliud agens, quam ut quanta maxima posset praeda ex se victo Romanis reservaretur. Derselbe Geiz entfremdete auch den König Genthios von ihm. Denn als er den Männern, die von Genthios geschickt worden waren, die dreihundert Talente auszahlte, erlaubte er ihnen, das Geld zu prägen [oder: die Behältnisse zu versiegeln]. (9) Von dieser Summe schickte er zehn Talente an Pantauchos und befahl ihm, dem König diese gleich zu übergeben. Die restliche Summe, mit dem illyrischen Prägestempel [oder: Siegel] versehen, wurde von seinen eigenen Leuten transportiert, und er ordnete an, sie sollten es in kurzen Tagesmärschen voranbringen, (10) und wenn sie an die makedonische Grenze gelangten, sollten sie dort halten und auf Boten von ihm warten. (11) Genthios erhielt also nur einen winzigen Teil des Geldes, wurde aber andauernd von Pantauchos gedrängt, die Römer durch einen feindlichen Akt zu provozieren. So warf er die Gesandten M. Perperna und L. Petilius, die damals zufällig zu ihm gekommen waren, ins Gefängnis. (12) Als Perseus das hörte, dachte er, jetzt sei Genthios sowieso zur Kriegführung gegen die Römer gezwungen, und schickte Boten, um den Überbringer des Geldes zurückzurufen, als ob er nichts anderes tun wollte, als den Römern so viel Beute wie möglich für die Zeit nach seiner Niederlage zu reservieren. 5b. Livius xliv 46.8: et gaza regia in eo loco erat; sed tum nihil praeter trecenta talenta quae missa Gentio regi, deinde retenta fuerant, inventum est.
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Das königliche Schatzhaus war auch dort, aber damals wurde nichts gefunden, bis auf die dreihundert Talente, die an König Genthios geschickt, aber dann zurückgehalten worden waren. Vgl. Plutarch, Aemilius Paulus 13.1–2: οὐ γὰρ μόνον ἀπέπεμψε τοὺς Γαλάτας ψευσάμενος, ἀλλὰ καὶ Γένθιον ἐπάρας τὸν Ἰλλυριὸν ἐπὶ τριακοσίοις ταλάντοις συνεφάψασθαι τοῦ πολέμου τὰ μὲν χρήματα τοῖς παρ’ αὐτοῦ πεμφθεῖσι προὔθηκεν ἠριθμημένα καὶ κατασημήνασθαι παρέσχεν· ὡς δὲ πεισθεὶς ἔχειν ἅ ᾔτησεν ὁ Γένθιος ἔργον ἀσεβὲς καὶ δεινὸν ἔδρασε (πρέσβεις γὰρ ἐλθόντας Ῥωμαίων πρὸς αὐτὸν συνέλαβε καὶ κατέδησεν), (2) ἡγούμενος ὁ Περσεὺς οὐδὲν ἔτι δεῖσθαι τῶν χρημάτων τὴν ἐκπολέμωσιν, ἄλυτα τοῦ Γενθίου προδεδωκότος ἔχθρας ἐνέχυρα καὶ διὰ τηλικαύτης ἀδικίας ἐμβεβληκότος ἑαυτὸν εἰς τὸν πόλεμον, ἀπεστέρησε τὸν κακοδαίμονα τῶν τριακοσίων ταλάντων … Er betrog nicht nur die Gallier und schickte sie weg, sondern auch Genthios, den Illyrier, den er mit 300 Talenten zur Teilnahme am Krieg anstiftete. Das abgezählte Geld zeigte er den von Genthios entsandten Leuten und ließ es zu, dass sie es versiegelten. Als Genthios dann, überzeugt, dass er erhalten habe, was er verlangte, eine abscheuliche und furchtbare Tat beging – römische Gesandte, die zu ihm gekommen waren, verhaftete er und sperrte sie ein –, war Perseus der Meinung, dass seine Kriegsbereitschaft kein Geld nötig habe, da Genthios unauslöschliche Belege für seinen Hass gegeben und wegen solch einer Gewalttat sich selbst in den Krieg hineinmanövriert hatte. Deswegen enthielt er dem Unglücksraben die 300 Talente vor …
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Αppian, Makedonike 18: Γένθιος, βασιλεὺς Ἰλλυριῶν, ἑνὸς ἔθνους προσοίκου Μακεδόσι, Περσεῖ συμμαχῶν ἐπὶ τριακοσίοις ταλάντοις, ὧν τι καὶ προειλήφει, ἐσέβαλλεν ἐς τὴν ὑπὸ Ῥωμαίοις Ἰλλυρίδα καὶ πρέσβεις περὶ τούτων πρὸς αὐτὸν ἐλθόντας Περπένναν καὶ Πετίλιον ἔδησεν. ὧν ὁ Περσεὺς αἰσθόμενος οὐκέτι τὰ λοιπὰ τῶν χρημάτων ἔπεμπεν, ὡς 25 ἤδη καὶ δι’ αὑτὸν Ῥωμαίοις πεπολεμωμένου. Genthios, der König der Illyrier, eines Nachbarstammes der Makedonen, hatte sich wegen einer Zahlung von 300 Talenten zum Bündnispartner des Perseus machen lassen. Er erhielt etwas von dem Geld, griff den unter römischer Herrschaft stehenden Teil Illyriens an und verhaftete die römischen Gesandten Perpenna und Petilius, die wegen dieser Sache zu ihm gekommen waren. Als Perseus davon erfuhr, schickte er den Rest der 300 30 Talente nicht, da Genthios sich durch seine eigene Tat zum Kriegsteilnehmer gemacht hatte. Appian, Illyrike 9 (25): Ῥωμαῖοι Μακεδόσιν ἐπολέμουν, καὶ Περσεὺς ἦν ἤδη Μακεδόνων βασιλεὺς μετὰ Φιλίππον· Περσεῖ δὲ Γένθιος, Ἰλλυριῶν ἑτέρων βασιλεύς, ἐπὶ χρήμασι συνεμάχει καὶ ἐς τοὺς Ῥωμαίων Ἰλλυριοὺς ἐνέβαλε καὶ πρέσβεις Ῥωμαίων πρὸς αὐτὸν 35 ἐλθόντας ἔδησεν, αἰτιώμενος οὐ πρέσβεις ἀλλὰ κατασκόπους ἐλθεῖν. Die Römer führten Krieg gegen die Makedonen und Perseus war nach Philipp schon König der Makedonen. Genthios, der König der anderen Illyrier, war für Geld Bundesgenosse des Perseus geworden; er griff die römischen Illyrier an und verhaftete römische Gesandte, die zu ihm gekommen waren; er beschuldigte sie, sie seien nicht als Gesandte, 40 sondern als Spione gekommen. Cassius Dio xx Frag. 66.1: ἐπειδὴ γὰρ τά τε Ῥωμαίων ὑπεδίδου καὶ τὰ ἐκείνου ἐπηύξετο, κατεφρόνησεν ὡς οὐδὲν ἔτι τῶν συμμαχικῶν δεόμενος, ἀλλ’ ἤτοι καὶ προῖκα οἱ αὐτῶν
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βοηθησόντων, ἢ καὶ καθ’ ἑαυτὸν κρατήσων, καὶ οὔτε τῷ Εὐμενεῖ οὔτε τῷ Γεντίῳ τὰ χρήματα ἃ ὑπέσχητο ἀπέδωκε, νομίσας οἰκείαν αὐτοὺς αἰτίαν ἔχθρας πρὸς Ῥωμαίους ἔχειν. Denn als das römische Kriegsglück nachließ und sein eigenes aufblühte, verachtete er seine Bundesgenossen und meinte, er brauche sie nicht; sie sollten ihm entweder umsonst Beistand leisten oder er würde allein siegen. Deswegen zahlte er weder Eumenes noch 5 Genthios das Geld, das er versprochen hatte, da er meinte, sie hätten eigene Gründe zum Hass gegen die Römer.
Lit.: Meloni, Perseo 92–94, 277 f.; Walbank, HCP III ad locc.; Hammond/Walbank, Macedonia 524, 530, 534 f.; Briscoe, Commentary ad locc. Aus naheliegenden strategischen Gründen, die Livius nach einer verlorenen Polybios-Stelle angibt (oben 1), war Genthios, der König der illyrischen Ardiaioi, ein wichtiger potentieller Bundesgenosse des Perseus für die bevorstehende Auseinandersetzung mit Rom, die im Herbst 170 bereits begonnen hatte. Mehrere makedonische Gesandtschaften bemühten sich im Anschluss um Genthios. Die erste, die Polybios erwähnt (oben 2a), dürfte im Winter oder zeitigen Frühjahr 169 stattgefunden haben. Dieselben Gesandten, mit der Hinzunahme des somatophylax Glaukias, wurden nach ihrer Rückkehr sofort mit den gleichen Forderungen zurückgeschickt, wie Polybios mit einer kritischen Bemerkung mitteilt (oben 2b). Die dritte Gesandtschaft unter Hippias (oben 2c) war die erste, die über konkrete Bedingungen verhandelte – Genthios wollte 300 Talente für seine Mitwirkung am Krieg. Diese Gesandtschaft war vor dem Winter 169/168 nach Makedonien zurückgekehrt (oben 3: πρὸ τοῦ χειμῶνος). Die Parallelstellen zu 2a, b, c aus Livius und Diodor referieren nur Polybios’ Angaben und bieten keine darüber hinausgehenden Informationen. Die Verhandlungen hatten sich also insgesamt über mehrere Monate hingezogen, und jedes Mal war der Verhandlungsführer ein noch ranghöherer Makedone: zuerst Adaios aus Beroia, dessen Status nicht vermerkt wird, dann der somatophylax Glaukias, zuletzt Hippias, auch er aus Beroia, der von Liv. xlii 39.7 und xliv 45.2 als princeps amicus bezeichnet wird, womit er Polybios’ (hier verlorenen) terminus technicus πρῶτος φίλος («Erster Freund») wiedergibt. Erst als der Krieg in die entscheidende Phase zu gehen drohte, unterbreitete Hippias dem Genthios ein konkretes Angebot. Diese Haltung des Perseus ruft Polybios’ Unverständnis hervor (xxviii 9.2–8). Für die detaillierte Abwicklung der Vereinbarung wurde ein anderer «Erster Freund», Pantauchos, beauftragt (oben 3; Livius verkürzt Polybios hier massiv). Es kam tatsächlich zum Austausch von Eiden, von Perseus theatralisch vor der versammelten Kavallerie in Dion gestaltet; der Sohn des Pantauchos gehörte zu den von Perseus gestellten Geiseln (oben 4; Livius verkürzt auch hier). Trotz der umfangreichen Berichte über die Diplomatie wird wenig über den Inhalt des von beiden Seiten mit Eiden besiegelten Vertrages bekannt. Nur die Zahlung von 300 Talenten, zu der sich Perseus schließlich als Preis für Genthios’ Eintritt in den Krieg vertraglich verpflichtet hatte, spielt eine Rolle. Nach Livius,
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der den verlorenen Polybiostext wiedergibt (oben 1), war der Hauptzweck der Beteiligung des Genthios am Krieg, die römische Kommunikation mit Italien zu erschweren. Wie sich diese Beteiligung im schriftlich festgehaltenen Vertragswerk niederschlug, ist allerdings völlig unbekannt. Weil eventuell vorgesehene Nachkriegsgewinne nicht zustande kamen, wurden die weiteren Bedingungen 5 vielleicht auch niemals historiographisch festgehalten. Auf jeden Fall hatte Polybios sie nicht für wichtig genug gehalten, um sie in sein Werk aufzunehmen. Nur die skurrile Geschichte über die 300 Talente – welche die Römer nach der Schlacht von Pydna in Pella noch vorfanden (oben 5b) – interessierte die späteren Autoren (oben 5a, mit den Nebenüberlieferungen). Nur Appian versucht, die 10 Anwesenheit der festgenommenen römischen Gesandten bei Genthios als Protest gegen Genthios’ Angriff auf die römischen Freunde in Illyrien zu motivieren. Ob er hier Polybios besser wiedergibt als Livius, der nur tum forte schreibt, oder der Zusatz sein eigener Beitrag ist, lässt sich nicht feststellen.
660 Samos – Antiocheia am Maiandros (isopoliteia und Bündnis)
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Vor ca. 167 v. Chr.
Auszug aus einer Inschrift aus Samos (vgl. 661 für Details des Steins). Ed.: Ch. Habicht, Samische Volksbeschlüsse der hellenistischen Zeit, AM 72 (1957), 152–274, hier 242–252 Nr. 65 (Photo Tafel 136); IG XII 6, 1, 6 (Photo Tafel XXXIII). 20 Lit.: vgl. 661 und O. Curty, Les parentés légendaires entre cités grecques: catalogue raisonné des inscriptions contenant le terme syngeneia et analyse critique, Genf 1995, Nr. 29. ὅπως [δ᾽ οὖν πᾶσιν] [ἐμ]φανῆ ποιῶμεν ἣν ἔχομεν εὔνοιαν διὰ παντὸς πρὸς Ἀντιοχεῖς τ[οὺς πρὸς 25 τῶι] 20 [Μ]αιάνδρωι συνγενεῖς καὶ φίλους καὶ εὔ[ν]ους καὶ ἰσοπολίτας καὶ συμ[μάχους ὑπάρ]χοντας ἡμῶν κ.τ.λ. Wir wollen nun allen deutlich machen, welches gute Verhältnis wir stets gegen- 30 über den Antiocheiern am Maiandros pflegen, (20) die Verwandte und Freunde und wohlwollende Nachbarn sind, und mit denen wir isopoliteia haben und Bündnispartner sind. Das Vertragsverhältnis zwischen Samos und Antiocheia am Maiandros wird in diesem samischen Volksbeschluss nur beiläufig erwähnt. Mit dem Beschluss 35 kamen die Samier einer Bitte der Antiocheier nach, den Text einer von ihnen ca.
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661 Antiocheia am Maiandros – unbekannte Stadt
167 v. Chr. durchgeführten sympoliteia mit einer unbekannten Nachbargemeinde (661) im samischen Heraheiligtum veröffentlichen zu dürfen. Das Verhältnis zwischen den beiden Städten war, wie hier beschrieben, zur Zeit des antiocheiischen sympoliteia-Abschlusses über den erwähnten Vertrag hinaus recht nah, aber ab wann die Samier, die bis 201 dem ptolemaiischen Machtbereich ange- 5 hörten, ein solch enges Verhältnis mit einer seleukidischen Gründung (frühestens von Antiochos I. gegründet: vgl. G. M. Cohen, The Hellenistic Settlements in Europe, the Islands, and Asia Minor, Berkeley u. a. 1995, 250–253) pflegen konnten, ist unsicher – vielleicht erst nach dem Frieden von Apameia. Über die genauen Bestimmungen des Vertrags lässt sich über die Tatsache der isopoliteia 10 und des Bündnisses hinaus nichts sagen.
661 Antiocheia am Maiandros – unbekannte Stadt (sympoliteia) Kurz nach 167 v. Chr.
Fragment einer Stele aus hellem Marmor, rechts unten ein größeres Stück ausge- 15 brochen; b. oben 0,495 m, unten 0,25 m; h. 0,44 m, rechts 0,30 m; d. 0,12–0,145 m. Buchstaben 0,008–0,009 m. Fundort: Samos, Heraion. Ed.: Ch. Habicht, Samische Volksbeschlüsse der hellenistischen Zeit, AM 72 (1957), 152–274, hier 242–252 Nr. 65 (Photo Tafel 136); IG XII 6, 1, 6 (Photo Tafel XXXIII). 20 Lit.: Ch. P. Jones, Diotrephes of Antioch, Chiron 13 (1983), 369–380, hier 378 f.; R. M. Errington, Θεὰ ῾Ρώμη und römischer Einfluss südlich des Mäander, Chiron 17 (1987), 97–118, hier 103 f. Üb.: IG XII 6, 1, 6 online (deutsch).
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10 ἔδοξεν τῶι δήμωι, γνώμη πρυτάνεων· ὑπὲρ ὧν οἱ στρατηγοὶ τὴν ἐκλησίαν ‒ ‒ca. 8‒ ‒
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.αν καὶ πελθόντες οἱ παρ’ Ἀντιοχέων τῶν πρὸς τῶι Μαιάνδρωι πρεσβευτα[ί, ἐκ μὲν τῶν] ἄλλων πολιτῶν, καθότι γράφουσιν, Ἐπίνικος Ἱκεσίου φύσει δὲ Πάτρωνος, ἐκ [δὲ τῶν προσ]ωρικότων τὴν χώραν τῆι πόλει Λεοντίσκος Ὀρέστου, τό τε ψήφισμα ἀπέδω[καν καὶ τὴν] [σ]υνθήκην καὶ παρακαλοῦσιν ἡμᾶς ἀποδεξαμένους τὰ ἐψηφισμένα κατατά[ξαι ἐν τοῖς] [π]αρ’ ἡμῖν δημοσίοις γράμμασιν, συνχωρῆσαι δὲ καὶ τόπον ἐν τῶι τῆς Ἥ[ρας ἱερῶι, ἐν] [ὧ]ι ἀνατεθήσεται ὑπὸ τῶν πρεσβευτῶν στήλη λευκοῦ λίθου, εἰς ἥν ἀν[αγραφήσε][τ]αι τό τε ψήφισμα καὶ ἡ συνθήκη, ὅπως καθιερωθῇ καὶ ὑπάρχῃ ταῦτα κύρ[ια εἰς τὸν ἀεὶ] [χ]ρόνον, εἰδότας ὅτι ταῦτα ποιήσαντες χαριούμεθα τῶι δήμωι· ὅπως [δ᾽οὖν πᾶσιν] [ἐμ]φανῆ ποιῶμεν ἣν ἔχομεν εὔνοιαν διὰ παντὸς πρὸς Ἀντιοχεῖς τ[οὺς πρὸς τῶι] [Μ]αιάνδρωι συνγενεῖς καὶ φίλους καὶ εὔ[ν]ους καὶ ἰσοπολίτας καὶ συμ[μάχους ὑπάρ]χοντας ἡμῶν, εὐχαρίστως δὲ διακειμένους καὶ πρὸς Ῥωμαίους τ[οὺς κοινοὺς] εὐεργέτας πάντων· vac. τύχηι ἀγαθῇ καὶ ἐπὶ σωτηρίᾳ τῶν δήμων, δ[εδόχθαι τῶι] δήμωι· συνήδεσθαι μὲν Ἀντιχεῦσιν ἐπὶ τῶι γεγονότι προσορισμῶ[ι τῆς χώρας] καὶ ἐπὶ τῶι διὰ τῆς τῶν προσόδων ἐπαυξήσεως δυνατωτέρους [α]ὐτ[οὺς γεγονέναι] εἴς τε τὰ Ῥωμαίων ἐξυπηρετεῖν φιλ[οδόξως καὶ τοῖς ἀεὶ εὐεργετεῖν προαιρου]μένοις εὐχαρίστως ἀπαντᾶν ἐν παν[τὶ καιρῶι, ἀναγράψαι δὲ καὶ τό τε ψήφισμα καὶ] τὴν γεγονυῖαν συνθήκην τὸν γραμ[ματέα τῆς βουλῆς, καθότι οἱ πρεσβευταὶ παρακα][λ]οῦσιν, καὶ εἰς τὰ παρ’ ἡμῖν δημόσια γ[ράμματα κατατάξαι, ὅπως πᾶσιν ᾖι φανε][ρ]ὸς ὁ δῆμος πρὸ πλείστου τιθέμ[ενος τὴν πρὸς τοὺς συνγενεῖς καὶ φίλους εὔνοιαν,] [ἣ]ν οὐδέποτε διαλέλοιπεν Ἀντι[οχεῦσιν παρεχόμενος ἐν τοῖς πρότερον χρόνοις καλῶς] [κ]αὶ συμφερόντως vac. καὶ νῦν δὲ ΤΗ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ca. 3 ca. 36 . . ουσεν, μεθ’ ἧς ἐπέβαλλεν εὐνοία[ς ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒] .ca. 4. Ν ὃν τρόπον καὶ οἱ πρεσβευ[ταὶ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ca. 36‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒] [‒ ‒ ‒ ‒ Διον]υσίοις ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ca. 50‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒
8 εἰς ἀεί?] Habicht; vacat Hallof (IG); [αὐτοῖς] Errington.
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Z. 2–31: … nach Antiocheia am Maiandros … von Diokles und seinen Kollegen; der Beschluss und der Vertrag sollen geweiht werden und auf alle Zeit gültig sein. Niemandem soll es (5) gestattet sein, diese zu übertreten oder einen Antrag zu stellen, eine Ankündigung zu machen, eine schriftliche Eingabe einzureichen oder ein Gesetz zu machen mit dem Ziel, etwas von den aufgeschriebenen Bestimmungen außer Kraft zu setzen. Wenn jemand doch gegen dieses Verbot handeln sollte, soll er verflucht sein und als Strafe zwanzigtausend Drachmen zahlen, die der Göttin Roma heilig sein sollen; nichtsdestotrotz sollen der Beschluss und der Vertrag gültig sein und die Landschaft Antiochis soll ihnen gehören. Antwort der Samier. Zur Amtszeit des Theodotos, im Monat Lenaion … (10) Beschluss des Volkes, Vorlage der Prytanen. Die strategoi unterrichteten die Volksversammlung über die Angelegenheit, wegen der die Gesandten der Antiocheier am Maiandros auftraten – seitens «der anderen Bürger», wie sie schreiben, war es Epinikos, Sohn des Hikesios, natürlicher Sohn des Patron, und seitens derjenigen, die der Stadt ihr Territorium eingegliedert haben, war es Leontiskos, Sohn des Orestes. Sie übergaben den Beschluss und den Vertrag und baten uns, die Urkunden in Empfang zu nehmen und sie (15) unter unseren öffentlichen Urkunden zu archivieren. Darüber hinaus baten sie um die Gewährung eines Platzes im Heiligtum der Hera, wo eine Stele aus weißem Marmor, auf die der Beschluss und der Vertrag aufgezeichnet werden sollen, von den Gesandten aufgestellt werden soll, damit sie geweiht und auf alle Zeit gültig bleiben; wenn wir das täten, wüssten wir, dass wir dem Volk eine Freude machen würden. Wir wollen nun allen deutlich machen, welch gutes Verhältnis wir stets gegenüber den Antiocheiern am Maiandros pflegen, (20) die Verwandte und Freunde und wohlwollende Nachbarn sind, und mit denen wir isopoliteia haben und Bündnispartner sind, die sich außerdem dankbar verhalten gegenüber den Römern, den gemeinsamen Wohltätern aller Menschen: Auf gutes Gelingen und zum Wohle der beiden Städte: Das Volk möge beschließen: Die Antiocheier zu beglückwünschen zu der vollzogenen Erweiterung der Grenzen ihres Territoriums und zu der wegen der Vermehrung ihrer Einkünfte gestiegenen Fähigkeit, (25) die Interessen der Römer – und dabei ihren eigenen guten Ruf – zu fördern sowie sich in jeder Situation dankbar zu verhalten gegenüber jenen, die sich vorgenommen haben, immer wieder Wohltaten zu vollbringen. Der Ratsschreiber soll den Beschluss sowie den abgeschlossenen Vertrag aufschreiben, wie die Gesandten es erbaten, und unter unseren öffentlichen Urkunden archivieren, damit allen deutlich wird, dass unser demos höchsten Wert auf ein gutes Verhältnis zu Verwandten und Freunden legt, das er (30) in der vorangegangenen Zeit niemals aufgehört hat, gegenüber den Antiocheiern zu gegenseitigem Nutzen und Vorteil zu bezeugen. (nach K. Hallof [IG online])
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Der erhaltene Teil der Inschrift besteht aus zwei Dokumenten: Z. 1–8 umfassen 40 das Ende eines Dossiers, das aus einem Volksbeschluss der Stadt Antiocheia am
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Maiandros sowie einem Staatsvertrag zwischen Antiocheia und einer unbekannten Nachbarstadt besteht, wobei der Vertrag, wie im Falle desjenigen zwischen Milet und Herakleia (644), u. U. in das psephisma integriert gewesen ist. Z. 9–34 enthalten den Text eines Volksbeschlusses der Samier, der als Antwort auf eine Bitte der Antiocheier gekennzeichnet wird (Z. 9: ἀπόκριμα Σαμίων). Von dem eigentlichen Vertrag zwischen Antiocheia und der unbekannten Stadt ist leider nur das Verbot von Änderungen erhalten (Z. 3–7). Aus der ausdrücklichen Erwähnung des Gebietes namens Antiochis sowie der Festlegung, dass es unter allen Umständen bei Antiocheia bleiben müsse (Z. 8), kann man jedoch schließen, dass zumindest einige Klauseln des Vertrages die Festlegung von territorialen Grenzen bzw. städtischen Besitzansprüchen regelten. Diese Annahme wird durch die unterschiedliche Bezeichnung der Gesandten aus Antiocheia bestätigt – der eine gilt als Vertreter von «denjenigen, die der Stadt ihr Territorium eingegliedert haben» (Z. 12–13: ἐκ [δὲ τῶν προσω]ρικότων τὴν χώραν τῆι πόλει), der andere als Vertreter «der anderen Bürger» (Z. 11–12: [ἐκ μὲν τῶν ἄ]λλων πολιτῶν). Außerdem werden im Volksbeschluss der Samier die Antiocheier beglückwünscht «zu der vollzogenen Erweiterung der Grenzen ihres Territoriums und zu der wegen der Vermehrung ihrer Einkünfte gestiegenen Fähigkeit, die Interessen der Römer – und dabei ihren eigenen guten Ruf – zu fördern sowie sich in jeder Situation dankbar zu verhalten gegenüber jenen, die sich vorgenommen haben, immer wieder Wohltaten zu vollbringen» (Z. 24–26). Es hat also offensichtlich eine lokale Neugliederung des Territoriums der beiden Vertragspartner gegeben, wobei man – da die Partnergemeinde von den Samiern überhaupt nicht namentlich erwähnt wird – an eine schon vollzogene vollständige politische Integration der Partnerstadt in die Polis Antiocheia (sympoliteia) denken muss. Der Beschluss der Samier referiert zunächst die Bitte der Antiocheier, den Text des Vertrages und ihres psephisma in Samos im öffentlichen Archiv deponieren sowie im Heraheiligtum veröffentlichen zu dürfen (Z. 11–18). Das Ansinnen wurde ihnen gewährt: Der erste Teil der Inschrift ist ebendieser Text. Die Publikation auf Samos dürfte allerdings nur eine von mehreren Publikationen gewesen sein: Zumindest in Antiocheia selbst wird es ein veröffentlichtes Exemplar des Einigungsvertrages gegeben haben. Weder die Partnerstadt Antiocheias noch die genaue Zeit der Vertragsschließung – der samische Eponym Theodotos (Z. 9) kann nicht datiert werden – sind bekannt. Die Inschrift kann nach den Buchstabenformen etwa der Mitte des 2. Jhs. v. Chr. zugeordnet werden (so Habicht), die überaus positive, sogar überschwängliche mehrmalige Erwähnung der Römer im samischen Beschluss passt besonders gut in die Zeit unmittelbar nach dem Dritten Makedonischen Krieg und der darauf folgenden Neuordnung der staatlichen Besitzverhältnisse in Nordkarien nach dem von Rom erzwungenen Rückzug der Rhodier. Man könnte erwägen, ob nicht römische legati am Zustandekommen des Vertrages beteiligt
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waren, da das für eine Übertretung der beschlossenen Regelungen vorgesehene Bußgeld von 20.000 Drachmen an den Kult der Göttin Roma in Antiocheia zu zahlen war (Z. 7) und ein Roma-Kult zu dieser Zeit eine als positiv empfundene römische Hilfeleistung wie die Vermittlung der sympoliteia für Antiocheia vor5 aussetzt.
662 Rom – Lykischer Bund (Bündnis) Kurz nach 167 v. Chr. (?)
Bruchstück eines Kalksteinblocks; b. max. 0,39 m, h. max. 0,40 m. Buchstaben 0,012 m. 10 Fundort: Tyberissos. Ed.: Chr. Schuler, Ein Vertrag zwischen Rom und Lykien aus Tyberissos, in: ders. (Hrsg.), Griechische Epigraphik in Lykien. Eine Zwischenbilanz. (Ergänzungsbände zu den TAM, 25), Wien 2007, 51–80 (Photo Tafel II); SEG 57, 1664. ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ΣΕ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ Ε[.3–4.]ΕΙΟ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ΠΟΛ[.4–5.]ΑΙΣ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ [‒ ‒ ‒ ‒ τῶι δήμωι τῶν Ῥωμαίων πρὸς τ]ὰς ἐν Λυκίαι πό[λεις καὶ πρὸς τὸν δῆμον τῶν Λυκίων ‒ ‒ ‒ ‒ εἰρήνη καὶ φιλία καὶ] 5 [συμμαχία καλὴ ἔστω καὶ κατὰ γῆν καὶ κατὰ] θάλασσαν εἰς τὸν ἅπαν[τα χρόνον, πόλεμος δὲ μὴ ἔστω. ὁ δῆμος ὁ Λυκίων τοὺς πολεμίους καὶ ὑπεναν][τίους τοῦ δήμου τῶν Ῥωμαίων διὰ τῆς ἰδίας χ]ώρας καὶ ἧς ἂν α[ὐτοὶ κρατῶσιν μὴ διιέτωσιν δημοσίαι βουλῆι δόλωι πονηρῶι, ὥστε τῶι δήμωι τῶν] [ Ῥωμαίων καὶ τοῖς ὑπ’ αὐτοὺς τασσομένοις π]όλεμον ἐπιφέρωσιν μήτ[ε αὐτοὺς ὅπλοις μήτε χρήμασιν μήτε ναυσὶν χορηγείτωσαν δημοσίαι] [βουλῆι δόλωι πονηρῶι. ὁ δῆμος ὁ Ῥωμαίων] τοὺς πολεμίους καὶ ὑπεν[αντίους τοῦ δήμου τοῦ Λυκίων διὰ τῆς ἰδίας χώρας καὶ ἧς ἂν αὐτοὶ κρα][τῶσιν μὴ διιέτωσαν δημοσίαι βουλῆι δόλωι] πονηρῶι ὥστε τῶι δήμωι τῶ[ν Λυκίων καὶ τοῖς ὑπ’ αὐτοὺς τασσομένοις πόλεμον ἐπιφέρωσιν] 10 [μήτε αὐτοὺς ὅπλοις μήτε χρήμασιν μήτε να]υσὶν χορηγείτωσαν δημοσία[ι βουλῆι δόλωι πονηρῶι. ἐὰν δέ τις πρότερος πόλεμον ἐπιφέρηι] [τῶι δήμωι τῶι Λυκίων ὁ δῆμος ὁ Ῥωμαίων] τῶι δήμωι τῶν Λυκίων βοιηθε[ίτω κατὰ τὸ εὔκαιρον· ἐὰν δέ τις πρότερος πόλεμον ἐπιφέρηι τῶι δήμωι] [τῶι Ῥωμαίων ὁ δῆμος ὁ Λυκίων τῶι δήμωι] τῶν Ῥωμαίων βοιηθείτω κατὰ [τὸ εὔκαιρον, ὃ ἂν ἐκ τῶν συνθηκῶν καὶ ὅρκων τῶι δήμωι τῶν] [Ῥωμαίων καὶ τῶι δήμωι τῶν Λυκίων ποιεῖν ἐ]ξιῆι. vac. ἐὰν δέ τι πρὸς [τ]αύ[τ]ας τὰς [συνθήκας προσθεῖναι ἢ ἀφελεῖν βούλωνται, κοι][νῆι βουλῆι ἑκατέρων θελόντων ἐξέστω· ἃ δὲ] ἂν προστεθῆι ἐν ταῖς συνθήκαι[ς, ἐνέστω ἐν ταῖς συνθήκαις, ἃ δὲ ἂν ἀφαιρεθῆι ἐκτὸς ἔστω. ἐπρεσ]-
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15 [βεύσαντο ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ca. 30‒ ‒ ‒ ‒ ‒ κατὰ] δὲ υἱοθεσίαν Μενίτου, ΛΕ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒
[ταύτας τὰς συνθήκας εἰς χάλκωμα ἀναγρά]ψαι καὶ ἀναθεῖναι ἐν Ῥώμηι ἐν τῶ[ι τοῦ Διὸς τοῦ Καπετωλίου ἱερῶι, ἐν δἐ Λυκίαι ἐν τε Ξάνθωι ἐν] [τῶι τῆς Λητοῦς ἱερῶι καὶ ἐν Πατάροις ἐν τῶ]ι τοῦ – –ca. 8– – Ἀπόλλωνος ἱε[ρῶι vac.?
Z. 4–16: … dem römischen Volk gegenüber den Städten in Lykien sowie dem demos der Lykier … sollen Frieden, Freundschaft und treue (5) Bundesgenossenschaft zu Land und zu Wasser für alle Zeit bestehen. Krieg soll nicht sein. Der demos der Lykier soll den Feinden und den Gegnern des römischen Volkes nicht gestatten, durch sein eigenes Territorium oder durch das Territorium, welches es selbst gegebenenfalls beherrscht, mit öffentlicher Zustimmung und in böser Absicht durchzuziehen, wenn sie das Ziel verfolgen, Krieg gegen das römische Volk und die den Römern Unterstellten zu führen. Die Lykier sollen sie mit öffentlicher Zustimmung und in böser Absicht weder mit Waffen noch mit Geld noch mit Schiffen versorgen. Das römische Volk soll den Feinden und Gegnern des demos der Lykier nicht gestatten, durch sein eigenes Territorium oder durch das Territorium, welches das römische Volk gegebenenfalls beherrscht, mit öffentlicher Zustimmung und in böser Absicht durchzuziehen, wenn sie das Ziel verfolgen, Krieg gegen den demos der Lykier sowie die den Lykiern Unterstellten zu führen. Die Römer sollen sie mit öffentlicher Zustimmung und in böser Absicht weder mit Waffen noch mit Geld noch mit Schiffen versorgen. (10) Sollte jemand einen Angriffskrieg gegen den demos der Lykier führen, dann soll das römische Volk dem demos der Lykier gemäß seinen Möglichkeiten Hilfe leisten. Sollte jemand einen Angriffskrieg gegen das Volk der Römer führen, dann soll der demos der Lykier dem römischen Volk gemäß seinen Möglichkeiten Hilfe leisten, wie es auch immer gemäß den Verträgen und den Eiden dem römischen Volk sowie dem demos der Lykier gestattet sein mochte. Wenn sie diesem Bündnisvertrag etwas hinzufügen oder aus ihm etwas tilgen wollen, soll das nach gemeinsamer Beratung und auf Wunsch beider Vertragspartner erlaubt sein; das, was sie dem Vertrag hinzufügen, soll Bestandteil des Vertrages sein, und das, was sie eventuell tilgen, soll aufhören, Bestandteil des Vertrages zu sein. Gesandte (15) waren … Adoptivsohn des Menites … Diesen Bündnisvertrag sollen sie auf eherne Tafeln aufschreiben und Exemplare sollen in Rom im Tempel des Jupiter Capitolinus, in Lykien in Xanthos im Tempel der Leto und in Patara im Tempel des Apollon aufgestellt werden.
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Nach der Form der Buchstaben gehört der Vertrag ins 2. oder 1. Jh. v. Chr. Der Textstruktur nach handelt es sich um ein sogenanntes foedus aequum ohne Spezialklauseln, wie es z. B. im Vertrag mit Maroneia (664) belegt ist, dessen Bestimmungen bei der Textergänzung herangezogen wurden. Er dürfte in etwa denselben Zeitraum gehören. Die Lykier wurden im J. 167 durch eine römische 40
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Verfügung von der rhodischen Herrschaft befreit. Vermutlich aus diesem Grund stifteten sie eine Weihung auf dem Kapitol virtutis benevolentiae beneficii causa (ILS 31; ILLRP 174). Der Vorgang lässt sich nicht präzise datieren, dürfte aber wegen der Wortwahl vor dem Vertrag anzusetzen sein. In einem zweiten undatierten Text aus Rom bezeichneten die Lykier den populus Romanus als cognatum amicum socium (ILS 32; ILLRP 175), was eine Datierung nach dem Vertragsabschluss nahelegt. Während des Ersten Mithridatischen Krieges unterstützten die Lykier die Römer und wurden neben anderen griechischen Staaten, die sich «entweder wegen eines Vertrages (συμμαχίας ἀμειβόμενοι) oder wegen ihres Eifers (διὰ προθυμίαν)» engagiert hatten, nach dem Krieg von Sulla als freie amici anerkannt (App. Mith. 61 [250]). Von einem Vertragsabschluss oder einer Vertragserneuerung zur Zeit Sullas ist jedoch keine Rede. Die Lykier gehörten wie die Rhodier eher zu den Staaten, die sich wegen eines vorhandenen Vertrages gegen Mithridates engagiert hatten. Alle Staaten, die Rom loyal geblieben waren, wurden einfach pauschal (weiterhin) als liberi amici anerkannt, welchen rechtlichen Status sie auch immer sonst hatten, ob sie mit oder ohne Vertrag waren. Der Erste Mithridatische Krieg liefert also einen terminus ante quem für den Vertrag, den ich allerdings eher ins 2. Jh. in die Zeit nach der Befreiung von der rhodischen Herrschaft setzen möchte. Anzumerken ist der unpassende Gebrauch von «demos» für das Lykische koinon, das eigentlich keinen demos hatte. Es ist schlicht eine Übersetzung von populus, wie für die Römer selbst und vielleicht in Rom gemacht, nach dem Modell anderer Verträge mit griechischen Poleis, ohne die Besonderheit des Vertragspartners zu berücksichtigen (vgl. aber 809, wo korrekterweise vom koinon die Rede ist).
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Marmoraltar; b. 0,55 m, h. 1,09 m, d. 0,44 m. Buchstaben 0,025 m. Fundort: Aphrodisias, sekundär verbaut in der Nordparodos des Theaters (Inv.- 30 Nr. 69). Ed.: Reynolds, Aphrodisias and Rome 1 (Photo Tafel I 1); IK Kibyra 2. Lit.: I. H. M. Hendriks, Rez. J. Reynolds, Aphrodisias and Rome, EA 3 (1984), 33–35; S. Mitchell, Rez. J. Reynolds, Aphrodisias and Rome, CR 34 (1984), 291– 297; R. M. Errington, Θεὰ Ῥώμη und römischer Einfluss südlich des Mäander, 35 Chiron 17 (1987), 97–118; G. Thériault, Le culte d’homonoia dans les cités grecques, Lyon 1996, 82–85. Üb.: HGIÜ III Nr. 478; IK Kibyra 2 (beide deutsch).
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Διῒ Φιλίωι καὶ Ὁμονοίαι κα[ὶ] Θεᾶι Ῥώμηι οἱ δῆμοι οἵ τε [vac.] Πλαρασέων καὶ Ἀφροδισ[ι]έων καὶ ὁ Κιβυρατῶν καὶ ὁ Ταβηνῶν ποιησάμενοι καὶ ὅρκι[α] καθ’ ἱερῶν νεοκαύτων καὶ σφ[ά][για] ὑπὲρ τῆς πρὸς ἀλλήλους ο[ὐσ][ῆς] συμμαχίας καὶ ὁμονοίας [αἰ]ωνίου καὶ ἀδελφότητος κα[ὶ] [ὑ]πὲρ τοῦ μηθὲν ὑεναντίον [π]ράξειν μήτε Ῥωμαίοις μήτ[ε] αὑτοῖς καὶ μήτε τινὰ γράψαι, μ[ή]τε εἰπεῖν, μήτε εἰσαγγεῖλα[ι, μή]τε ἀναγράψαι κατὰ τῶν ἐν το[ῖς] ὅρκοις ἀναγεγραμμένων [vac.?] τὸν δὲ πράξαντά τι κατὰ τούτ[ων] ἐξώλη εἶναι, καὶ αὐτόν, καὶ γε[νε]άν, καὶ ἔνοχον εἶναι θανάτῳ, καὶ [εὐ]θύνεσθαι ὑπὸ τοῦ βουλομέν[ου] καὶ κατὰ τὰς κοινὰς συνθήκα[ς,] ἀγαθὰ δὲ ἀλλήλοις ὅσα ἂν δ[υ]νατὸν ἦι συνπράξειν ἀπροφασί[σ]τως καὶ τὰ συνωμολογημένα τη[ρ][ή]σειν vac. .
7–8 ο[ὐσ|ῆς] Hendriks, φ[ύσ]|[ει] ed. pr. ‖ 18–19 κατ[ευ]|θύνεσθαι Rigsby
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Dem Zeus Philios und der Homonoia sowie der Thea Rhome haben der demos der Plaraser und Aphrodisier sowie der demos der Kibyrater und der demos der Tabener diesen Altar geweiht. Sie schworen Eide über frischgebrannten Opfern und machten Blutopfer wegen des jetzt bestehenden Bündnisses miteinander und der ewigen Eintracht und der Brüderschaft sowie wegen der Verpflichtung, nichts 30 gegen die Interessen der Römer oder einander zu unternehmen und nichts zu schreiben oder zu beantragen oder einzubringen oder aufzuschreiben gegen die in den Eiden festgeschriebenen Vereinbarungen. Wer gegen diese Vereinbarungen verstößt, soll zugrundegehen, er und seine Sippe, und er soll der Todesstrafe verfallen und von jedermann anklagbar sein gemäß dem gemeinsamen Vertrag. 35 Sie werden auch gemeinsam und bereitwillig daraufhin wirken, einander so viel Nutzen wie möglich zu verschaffen und die Vereinbarungen einzuhalten. Das Dokument als Ganzes lässt sich in keine normierte Urkundenkategorie einordnen. Der unmittelbaren Form nach handelt es sich um eine Weihung an
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663 Plarasa/Aphrodisias – Kibyra – Tabai
Zeus Philios, Homonoia und Thea Rhome durch die demoi von Plarasa-Aphrodisias, Kibyra und Tabai. Der Altar, auf dem die Inschrift angebracht ist und der in Aphrodisias gefunden wurde, ist als Weihgegenstand anzusehen. Der Text der Inschrift, dessen Funktion es ist, die Weihung zu begründen, bietet nur ein Kurzreferat des wesentlichen Inhalts der schon vorher geschworenen Eide, welche auch die detaillierten Bestimmungen des Vertrages beinhalteten (Z. 15). Bei unserem Text handelt es sich also nicht um die genauen Vertragsbestimmungen und auch nicht um die Texte der Eide, die anlässlich des Abschlusses des Bündnisses unter den Vertragspartnern ausgetauscht und sicherlich in der ersten Person geleistet wurden. Sie dürften in einem anderen Dokument festgehalten und veröffentlicht worden sein. Die in der Weihung genannten Götter werden als gemeinsam akzeptierte Schutzgötter für die Vereinbarung eingesetzt. Das Bündnis der drei karischen Nachbarstädte wird im Referat über die Eide durch die Absicht zu ewiger Eintracht (Z. 8–9: ὁμονοίας [αἰ]ωνίου) und Brüderschaft (Z. 9: ἀδελφότητος) ergänzt. Sollte die Ergänzung der ed. pr. zu Z. 7–8 (φ[ύσει]) stimmen, dann wird sogar das Bündnis als «natürlich» bezeichnet. Angespielt wird sicherlich auf die engen nachbarschaftlichen Beziehungen. Insgesamt wirkt das Dokument allerdings nicht nur formal, sondern auch hinsichtlich der Sprache und der Konstruktion etwas unbeholfen, was nicht überraschen dürfte, da die Inschrift die früheste erhaltene öffentliche Urkunde der kurz zuvor vereinigten karischen Stadt Plarasa-Aphrodisias nach dem synoikismos ist. Historisch am interessantesten ist der Bezug zu Rom. Nicht nur gehört die Thea Rhome zu den Schutzgöttern (Z. 2), sondern der Vertrag verpflichtete die Vertragspartner auch explizit, nichts gegen die Interessen der Römer zu unternehmen (Z. 10–11). Eine solche Klausel zugunsten eines dritten, nicht direkt beteiligten Staates scheint sonst nur dann vorzukommen, wenn die betreffende Macht einen wesentlichen Beitrag zum Zustandekommen des Vertrags geleistet hat, so etwa 644 (Milet und Herakleia) zugunsten von Rhodos oder 649 (Pharnakes und Chersonesos) zugunsten von Rom. Vermutlich war Rom demnach auch an diesem Vertrag beteiligt. Diese Überlegung hat Auswirkungen auf die Frage der Datierung. Die wahrscheinlichste Zeit für einen solchen Bündnisvertrag unter römischer Vermittlung sind die 160er Jahre nach der römischen Befreiung Kariens von der seit 188 bestehenden rhodischen Herrschaft. Auch die gemeinsame Akzeptanz der Thea Rhome unter den Schutzgöttern für den Vertrag (Z. 2) legt nahe, dass alle drei Vertragspartner den Römern zum Dank verpflichtet waren. Kibyra besaß seit dem Frieden von Apameia einen eigenen Vertrag mit Rom (632). Bei Tabai, das in einer Weihung auf dem Kapitol φίλος καὶ σύμμαχος Ῥω[μαί]ων genannt wird (IGUR 10), ist leider nicht feststellbar, wann dieser Status gewährt wurde, da der Text der Weihung anscheinend nach dem Tempelbrand im Juli 83 v. Chr. neu aufgeschrieben wurde (vgl. 766). Es wird also unsicher bleiben, ob man eine Parallele zum benachbarten Kibyra annehmen darf, oder vielleicht eher (vgl.
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Errington, a. a. O. 105 f.) der Hypothese zuneigt, dass im Rahmen der Neuordnung Kariens sowie der Nachbargebiete nach dem von Rom erzwungenen Ende der rhodischen Herrschaft römische legati dafür sorgten, dass römische Interessen von den befreiten Städten berücksichtigt wurden (vgl. auch Antiocheia am Maiandros, 661). Das wahrscheinlichste Datum für den vorliegenden Vertrag ist 5 also die Zeit kurz nach 168.
664 Rom – Maroneia (Bündnis) Ca. 167 v. Chr.
Stele aus lokalem Stein; b. 0,66 m, h. 1,14 m, d. 0,13 m. Buchstaben 0,015–0,017 m. Fundort: Maroneia. Ed.: D. Triantaphyllos, Συμμαχία Ῥωμαίων καὶ Μαρωνιτῶν, Thrakike Epeteris 4 (1983), 419–449 (Photo 1) (SEG 35, 823; SEG 37, 611); K. Clinton, Maroneia and Rome: Two Decrees of Maroneia from Samothrace, Chiron 33 (2003), 379–418, hier 408 f. (Teilphoto 417 Fig. 7); SEG 53, 658; AE 2003, 1558; I. Thrac. Aeg. E168 (Photo Tafel 40). Lit.: Gruen, HWCR II 738 f.; L. D. Loukopoulou, Provinciae Macedoniae finis orientalis: The Establishment of the Eastern Frontier, in: M. B. Hatzopoulos/L. D. Loukopoulou (Hrsg.), Two Studies in Ancient Macedonian Topography, Athen 1987, 61–110, hier 101–110 (Photo Tafel XXI); R. M. Errington, Θεὰ Ῥώμη und römischer Einfluss südlich des Mäander, Chiron 17 (1987), 97–118, hier 109; J. Stern, Le traité d’alliance entre Rome et Maronée, BCH 111 (1987), 501–509; Ferrary, Traités et domination 222–224; P. Derow, Pharos and Rome, ZPE 88 (1991), 261–270, hier 269 f.; Kallet-Marx, Hegemony 187 f.; F. Canali de Rossi, Lucio Silla e Maronea: per una strategia dei trattati fra Roma e le città greche, in: Atti dell’XI Congresso Internazionale di Epigrafia Greca e Latina, Rom 1999, 317–324; P. Sánchez, «On a souvent besoin d’un plus petit que soi»: le rôle des alliés de moindre importance dans la construction de l’empire romain au IIe siècle av. J.-C., Cahiers Glotz 20 (2009), 233–247, hier 236–239.
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[ἱ]ερέω[ς Διονύσου τοῦ δεῖνος τοῦ δεῖνος], πρεσβε[υσάντων τοῦ δεῖνος τοῦ δεῖνος], Ἐπιγόνου το[ῦ δεῖνος, τοῦ δεῖνος τοῦ δεῖνος], Μητροφάνου το[ῦ δεῖνος, τοῦ δεῖνος] τοῦ Ἀθήνεω, Ἀγαθομ[ένους τοῦ δεῖνος], Πυθίωνος τοῦ Ἡραγόρου π[ρὸς τὸν δῆμον τὸν] Ῥωμαίων καὶ τὸν δῆμον τὸν Ἀ[βδηριτῶν καὶ τὸν] Αἰνίων, τοὺς κεκριμένους ὑπὸ Λευκίο[υ εἶναι] ἐλευθέρους καὶ πολιτευομένους μετ’ [αὑ]-
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τῶν· φιλία καὶ συμμαχία καλὴ ἔστω καὶ κατὰ γῆν καὶ κατὰ θάλασσαν εἰς τὸν ἅπαντα χρόνον πόλεμος δὲ μὴ ἔστω· ὁ δῆμος ὁ τῶν Μαρων[ι]τῶν τοὺς πολεμίους καὶ ἀντιπολεμίους τοῦ δήμου τοῦ Ῥωμαίων διὰ τῆς ἰδίας χώρας καὶ ἧς [ἂν] αὐτοὶ κρατῶσιν μὴ διιέτωσαν δημοσίαι βο[υ]λῆι δόλωι πονηρῶι, ὥστε τῶι δήμωι τῶι Ῥωμαίων καὶ τοῖς ὑπ’ αὐτοὺς τασσομένοις πόλεμον ἐκφέρωσιν, μήτε αὐτοὺς σίτωι μήτε ὅπλοις μήτε ναυσὶν μήτε χρήμασιν χορηγείτωσαν δημοσί[αι] βουλῆι δόλωι πονηρῶι, ὥστε τῶι δήμωι τῶι Ῥωμαίων πόλεμον ἐκφέρωσιν· ὁ δῆμος ὁ τῶν Ῥωμαίων τοὺς πολεμίους καὶ ἀντιπολεμίους τοῦ δήμου τοῦ Μαρωνιτῶν διὰ τῆς ἰδίας χώρας καὶ ἧς ἂν αὐτοὶ κρατῶσιν μὴ διιέτωσαν δημοσίαι βουλῆι δόλωι πονηρῶι, ὥστε τῶι δήμωι τῶι Μαρωνιτῶν καὶ τοῖς ὑπ’ αὐτοὺς τασσομένοις πόλεμον ἐκφέρωσιν· μήτε αὐτοὺς σίτωι μήτε ὅπλοις μήτε ναυσὶν μήτε χρήμασιν χορηγείτωσαν δημοσίαι βουλῆι δόλωι πονηρῶι τοῦ δήμου τοῦ Ῥωμαίων, ὥστε τῶι δήμωι τῶι Μαρωνιτῶν πόλεμον ἐκφέρωσιν· ἐάν τις πρότερος ἐκφέρηι τῶι δήμωι τῶν Ῥωμαίων ἢ τοῖς ὑπὸ Ῥωμαίους τασσομένοις τότε ὁ δῆμος ὁ τῶν Μαρωνιτῶν τῶι δήμωι τῶν Ῥωμαίων κατὰ τὸ εὔκαιρον βοηθείτω· ἐάν τις πρότερος πόλεμον ἐκφέρηι τῶι δήμωι τῶν Μαρωνιτῶν ἢ τοῖς ὑπὸ Μαρωνίτας τασσομένοις, τότε ὁ δῆμος ὁ τῶν Ῥωμαίων τῶι δήμωι τῶι Μαρωνιτῶν κατὰ τὸ εὔκαιρον βοηθείτω· ἐάν τι πρὸς ταύτην τὴν συμμαχίαν προσθεῖναι ἢ ἐξελεῖν ὁ δῆμος ὁ τῶν Ῥωμαίων καὶ ὁ δῆμος ὁ τῶν Μαρωνιτῶν βούλωνται, κοινῇ βουλῆι ἑκατέρων βουλομένων ἐξέστω καὶ ὃ ἂν προσθῶσιν, τοῦτο ἐν τῆι συμαχίαι ἐνέστω, ὃ δὲ ἐὰν ἐξέλωσιν, τοῦτο ἐν τῆι συμμαχίαι μὴ ἐνέστω. ταύτην τὴν συμμαχίαν γραφῆναι εἰς χάλκωμα καὶ ἀνατεθῆναι ἐ μὲν Ῥώμῃ ἐν τῷ Καπετωλίῳ ἐν δὲ Μαρωνείαι ἐν τῶι Διονυσίωι.
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6 Ἡραγόρου· π[ρὸς Canali de Rossi ‖ 7 Μ[αρωνιτῶν Triantaphyllos ‖ 8 Errington, Λευ- 35 κίο[υ Παύλου Triantaphyllos, SEG, ἑξῆς vel αἰεί Hatzopoulos-Loukopoulou, Αἰμιλίου Stern, Σύλλα Canali de Rossi.
… als Priester des Dionysos … die Gesandte waren …, Sohn des …, Epigonos, Sohn des …, …, Metrophanes, Sohn des …, …, Sohn des Atheneus, Agathomenes, Sohn des …, Pythion, Sohn des Heragoras, die zum Volk der Römer gin- 40 gen und zum demos der Abderiten (?) sowie zum demos der Ainier, über die von
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Lucius [sc. Aemilius Paullus] entschieden wurde, dass sie frei und selbstregierend sein sollten. (10) Es sollen Freundschaft und treue Bundesgenossenschaft zu Land und zu Wasser für alle Zeit bestehen. Krieg darf nicht sein. Der demos der Maroniten soll den Feinden und den Kriegsgegnern des römischen Volkes nicht gestatten, durch das eigene Land oder durch das Land, (15) das er selbst gegebenenfalls beherrscht, mit öffentlicher Zustimmung und in böser Absicht durchzuziehen, wenn sie das Ziel verfolgen, Krieg gegen das römische Volk und die den Römern Unterstellten zu führen. Die Maroniten sollen sie mit öffentlicher Zustimmung und in böser Absicht weder mit Getreide noch mit Waffen noch mit Schiffen noch mit Geld versorgen, (20) wenn sie das Ziel verfolgen, Krieg gegen das römische Volk zu führen. Das römische Volk soll den Feinden und Kriegsgegnern des demos der Maroniten nicht gestatten, durch sein eigenes Land oder durch das Land, welches das römische Volk gegebenenfalls beherrscht, mit öffentlicher Zustimmung und in böser Absicht durchzuziehen, (25) wenn sie das Ziel verfolgen, Krieg gegen den demos der Maroniten sowie die ihm Unterstellten zu führen. Die Römer sollen sie mit öffentlicher Zustimmung und in böser Absicht weder mit Getreide noch mit Waffen noch mit Schiffen noch mit Geld versorgen, wenn sie das Ziel verfolgen, Krieg gegen den demos der Maroniten zu führen. (30) Sollte jemand einen Angriffskrieg gegen das Volk der Römer oder gegen die ihnen Unterstellten führen, dann soll der demos der Maroniten dem römischen Volk gemäß seinen Möglichkeiten Hilfe leisten. Sollte jemand einen Angriffskrieg gegen den demos der Maroniten oder die ihm Unterstellten führen, (35) dann soll das römische Volk dem demos der Maroniten gemäß seinen Möglichkeiten Hilfe leisten. Wenn das römische Volk oder der demos der Maroniten diesem Bündnisvertrag etwas hinzufügen oder aus ihm etwas tilgen wollen, soll das nach gemeinsamer Beratung und auf Wunsch beider Vertragspartner erlaubt sein; das, was sie dem Vertrag hinzufügen, (40) soll Bestandteil des Vertrages sein, und das, was sie eventuell tilgen, soll aufhören, Bestandteil des Vertrages zu sein. Diesen Bündnisvertrag sollen sie auf eherne Tafeln aufschreiben und ein Exemplar soll in Rom auf dem Kapitol aufgestellt werden, ein zweites in Maroneia im Heiligtum des Dionysos.
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Der Vertrag mit Maroneia ist nach dem Aitolervertrag von 212/211 und dem Kibyra-Vertrag von 188 einer der ersten inschriftlich erhaltenen Verträge Roms mit einer griechischen Stadt. Da der Vertragstext etwas unvermittelt in Z. 10 35 der Inschrift beginnt und am Ende des Steins, wo einige leere Zeilen stehen, mit Sicherheit zu Ende geht, kann ausgeschlossen werden, dass der Text mitten in einem Dekret vollständig zitiert wurde. Es stellt sich also die Frage des Verhältnisses der ersten Zeilen der Inschrift (Z. 1–9) zum Vertragstext. Man wird wohl davon auszugehen haben, dass die im Genitivus absolutus aufgezählten 40 Gesandten, die nach Rom gingen, diejenigen waren, die den Vertragstext von
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Rom nach Hause brachten; wenn die oben gegebene Textstruktur korrekt ist, haben sie gleichzeitig weitere wichtige Mitteilungen nach Abdera (?) und nach Ainos gebracht. Die von Canali de Rossi und Clinton favorisierte Punktuation, die einen neuen Satz mit Z. 6 π[ρός beginnen lässt, scheint mir an der fehlenden Erwähnung der Ainier im Vertragstext selbst sowie an der am Photo nicht nachvollziehbaren Lesung Μαρ[ in Ζ. 7 zu scheitern. Da die Namen der Gesandten ziemlich am Anfang des Dokumentes stehen, wird man ihre Nennung als Teil einer längeren Überschrift zu denken haben: etwa φιλία καὶ συμμαχία πρὸς Ῥωμαίους (vgl. Rom – Thyrrheion, 788) gefolgt von einer Datierung durch den maronitischen Eponymen mit ἐπί, wozu auch der Priester des Dionysos in Z. 1 gehören dürfte. Das genaue Datum im Präskript ist verloren. Die Buchstabenformen weisen auf eine Zeit um die Mitte des 2. Jhs. Das passt gut zur Annahme, dass der Λεύκιος, der für die Befreiung der genannten Städte zuständig war (Z. 8), der für diesen Raum bedeutendste Λεύκιος des 2. Jhs. war, der Konsul L. Aemilius Paullus. Da es schwierig, wenn nicht geradezu unmöglich ist, in der kurzen Lücke in Z. 8 Αἰμιλίου unterzubringen (so Stern und seine Nachfolger), ergänze ich einfach εἶναι. Dennoch wird man davon ausgehen können, dass das Datum des Vertrages unmittelbar nach 168/167 anzusetzen ist, da Polybios über die senatorische Freiheitserklärung von Ainos und Maroneia in ebendiesem Winter berichtet (xxx 3.7). Abdera, Ainos und Maroneia waren von der neueingerichteten πρώτη μέρις Makedoniens explizit ausgeschlossen (Diod. xxxi 8.8; Liv. xlv 29.5– 6, beide aus Polybios). Darüber hinaus berichtet ein Dekret von Maroneia aus claudischer Zeit davon, dass die Stadt in der ersten Zeit der römischen Herrschaft in diesem Raum «Freund und Bundesgenosse» der Römer geworden (Clinton, a. a. O. 381, Z. 8–9: εὐθέως ἅμα τ(ῇ) τῆς ἡγεμονίας αὐτῶν συνστάσει φίλος καὶ σ[ύμμαχος γε]νόμενος) und dass dieser Status durch einen Vertrag besiegelt worden sei (Z. 12–13: ἀνθ’ὧν σύμμαχος μὲν καὶ φίλος ὑπ[ὸ τῆς συνκλή]του διὰ τῶν δογμάτων καὶ ἐνσύνθηκος καὶ ἔνσπονδος ἐκρίθη). Damit dürften andere Zeitansätze für den Vertrag (wie bei Gruen oder Canali de Rossi) auszuschließen sein. Insbesondere um 167 findet eine vertragliche Regelung des künftigen Verhältnisses der drei selbstständigen Städte zu Rom einen historisch nachvollziehbaren Platz, denn um den Besitz von Ainos und Maroneia hatte es einen jahrelangen Streit zwischen Makedonien und Pergamon gegeben, der erst von Rom durch die Freiheitserklärung für die Städte beendet wurde. Dass Maroneia um diese Zeit einen Vertrag erhielt, kann aufgrund der Inschrift m. E. als sicher gelten; dass die anderen beiden gleichzeitig befreiten Städte auch um die gleiche Zeit Verträge ähnlichen Musters erhielten, die in irgendeiner Form Gegenstand des Besuches der maronitischen Gesandten in diesen Städten waren, lässt sich aus der Tatsache erschließen, dass der Besuch der Gesandten in den befreiten Nachbarstädten parallel zu ihrem Besuch in Rom auf der maronitischen Bündnisstele erwähnt wird.
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Die inhaltlichen Bestimmungen des Maroneia-Vertrags sind im Wesentlichen schon im Kibyra-Vertrag vorhanden und wiederholen sich in späteren Verträgen mit griechischen Vertragspartnern mit lediglich geringen Abweichungen (vgl. insbesondere die Vertragserneuerung mit Astypalaia [716]). Die Phrase κατὰ τὸ εὔκαιρον (Z. 33, 36) als Einschränkung des gegenseitigen Hilfsgebots 5 kommt sonst jedoch nur in den frühen Verträgen mit Kibyra (632), Methymna (697) sowie dem Lykischen Bund (662) vor. Auch die Phrase ἑκατέρων βουλομένων (Z. 39) findet nur im Vertrag mit Kibyra eine volle Parallele (dort b) Z. 9 ἑκατέρων θελόντων, vgl. Methymna Z. 18–19 δημοσίᾳ βουλῇ ἑκατέρων [θελόντων]). 10
665 Ambrakia – Charadros (Grenzregelung) Kurz nach 167 v. Chr.
Zwei große und ein winziges Fragment einer Stele aus weißem Kalkstein mit Akroteria; Frag. (a): b. 0,67 m, h. 0,955 m, davon die Inschrift 0,59 m, d. 0,15 m; Frag. (b): b. 0,55 m, h. 0,55 m, d. 0,15 m. Buchstaben 0,008–0,014 m. Fundort: Arta (Ambrakia) im Tempel des Apollon Soter. Ed.: P. Cabanes/J. Andréou, Le règlement frontalier entre les cités d’Ambracie et de Charadros, BCH 109 (1985), 499–544; P. Cabanes, Le règlement frontalier entre les cités d’Ambracie et de Charadros: Compléments, BCH 109 (1985), 753– 757, Photos von (a): 500, 504, 754, Photo von (b): 503, 756, Zeichnung (a) und (b): 507; danach SEG 35, 665; P. Charneux/J. Tréheux, Sur le règlement frontalier entre Ambracie et Charadros, BCH 112 (1988), 359–373; danach SEG 35, 1845; vgl. auch SEG 44, 462; SEG 47, 797; SEG 49, 635. Lit.: Ch. Habicht, Zum Vertrag zwischen Ambrakia und Charadros, ZPE 62 (1986), 190–192 (zum Datum); V. Karatzeni, Το ιερόν όρος και το επιφανές όρος Κράνεια της Αμβρακίας, in: ΦΗΓΟΣ: Τιμητικός τόμος για τον καθηγητή Σωτήρη Δάκαρη, Ioannina 1994, 289–299; V. Karatzeni, Τοπογραφικά της χώρας των Αμβρακιωτών, in: Ἀφιέρωμα στον N. G. L. Hammond, Thessaloniki 1997, 233–250; F. Salviat, Convention entre Ambracie et Charadros. Le tracé de la frontière, in: ebd. 393–406; I. Andréou, Τα ομόλογα των Αμβρακιωτών και η ιστορική τοπογραφία της νοτιοανατολικής Ηπείρου, Archaiologikon Deltion 51/52 (1996/1997), Meletai 141–172. Üb.: Cabanes/Andréou, a. a. O. 509–511 (französisch).
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(a) [ἐ]πὶ γραμ[ματιστ]ᾶ Διοφάνεος τοῦ Δαιμάχου, ἐν δὲ Χαράδροι πολιταρχοῦν- 35 τος Μενάν[δρου] [τ]οῦ Μη[τροφάνεος, μη]νὸς ὡς ἑκάτεροι ἄγοντι Φοινικαίου, τάδε συνέθεντο καὶ ἐποιήσαν[το]
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[ὁ]μόλογ[α σύμβο]λα, καθὼς ἔδοξε ταῖ τε βουλαῖ καὶ ταῖ ἐκκλησίαι τῶν Ἀμβρακιωτᾶ[ν], [ὡ]σαύτ[ως δὲ καὶ ἔ]δοξε ταῖ βουλαῖ καὶ ταῖ ἐκκλησίαι τῶν Χαραδριτᾶν, τὰ γραφέντα ὑπὸ [Ἀμ]5 [βρ]ακι[ωτᾶν μὲν διὰ] τοῦ τε γραμματιστᾶ Διοφάνεος τοῦ Δαιμάχου καὶ τῶν ποτικατεσ[τα]μέ[νων ‒ ‒ ‒ τοῦ] Δαιμάχου, Λεοντίωνος τοῦ Λέοντος, Ἀριστομήδεος τοῦ Δαμαινέτου, ‒ ‒ ‒ ‒ Αἰσχρίωνος τοῦ Αἴσχρωνος, Σωκράτεος τοῦ Σωδάμου, Στρατονίκου [τοῦ ‒ ‒ ‒, ‒ ‒ ‒ ]τοῦ Φιλομήλου, Ἀκηράτου τοῦ Πυθοδώρου, Ἀριστοβίου τοῦ Αὐτολύκου, ‒ ‒ ‒, ‒ ‒ ‒, Μνασιλαίδα τοῦ Ἀρατθίωνος, Λάμπωνος τοῦ Λέοντος, Λυκίσκου τοῦ 10 ‒ ‒ ‒, ‒ ‒ ‒νος τοῦ Σώτωνος, Λαμίσκου τοῦ Ἀριστάρχου, Χαιρέα τοῦ Αἰσωπίδα, Φιλάν[δρου τοῦ ‒ ‒ ‒]ς, Ἀριστομήδεος τοῦ Δαμίωνος, Λυσίωνος τοῦ Ζωίλου, Σώτωνος τοῦ Λα[μίσκου, ‒ ‒ ‒ τοῦ Σώ]τωνος, Διοκλέος τοῦ Ἀλεξιάδα, Μενάνδρου τοῦ Κράτωνος· ὑπὸ δὲ τῶν Χα[ραδριτᾶν διὰ τοῦ πο]λειτάρχα Μενάνδρου τοῦ Μητροφάνεος καὶ τῶν ποτικατεσταμένων ‒ ‒ ‒, ‒ ‒ ‒νος, Νικάνδρου τοῦ Λαμίσκου, Βοίσκου τοῦ Χάροπος, Ἀνικάτου Δαμοίτα τῶν 15 [δὲ Ὀρραιτᾶν ‒ ‒7–8‒ ‒ τ]οῦ Κάλλωνος, Νικάνορος τοῦ Χύτρωνος, Μενελάου τοῦ Ἀλεξιμάχου, Λα‒ ‒ ‒ ἐπὶ το]ῖσδε ὥστε εἶμεν ὅρια τᾶς χώρας τοῖς Ἀμβρακιώταις καὶ Χαραδρεί[ταις, ἑκάτεραι αἱ πόλεις ἔκριν]αν· καὶ ἀπομετρηθέντος πλέθρου, ἀπὸ τᾶς γωνίας τᾶς πρώτας τοῦ τείχεος [τοῦ φρουρίου ‒ ‒ ‒ μετὰ τὰς παγὰς τὰς] Ἡρακλείας, εἰς τὸ ποτ’ Ὄρραον μέρος καὶ τεθέντος τέρμονος, ἀπὸ τούτου [τοῦ τέρμονος κατ’ εὐθὺ ἐπὶ τὰς πηγὰ]ς τοῦ Ἄφα τὰς ποτ’ Ὄρραον, καὶ πάλιν ἀπὸ τᾶς ἄλλας γωνίας τᾶς ἄνω τοῦ 20 [τείχεος τοῦ φρουρίου, ἀπομετρηθέντο]ς πλέθρου εἰς τὸ ποτ’ Ὄρραον μέρος παρ’ ὅλον τὸ τεῖχος, καὶ τεθέν[τος ὡσαύτως τέρμονος, ἀπὸ τούτου τοῦ τέ]ρμονος κατ’ εὐθὺ ἐπὶ τὸ ἄκρον τοῦ ὄρεος τοῦ καλουμένου Καλα‒ ‒ ‒ καὶ πορευθέντων ποτὶ τὸν τέρμονα τὸν ἐ]πὶ τοῦ ἄκρου καὶ μετρηθέντος πόσα κα στάδια ἀπέχῃ ἀπὸ [τᾶς πύλας (?) τοῦ τείχεος τᾶς πόλιος τῶν Ἀμβρα]κιωτᾶν κατὰ τὸ ἔγγιστα καὶ ἀπὸ τούτου τοῦ τέρμονος κατ’ αὐ[θι μετρηθέντος πόσα κα στάδια ᾖ κατὰ τὰ ἔγγιστα] ὡς ὕδωρ κρίνει μέχρι ποτὶ τὰ συνόρια τὰ ποτ’ Ὀρραείτας τὰ ποτ’ Ἀ-
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25 [μβρακιώτας τὰ ποτ’ ‒ ‒ ‒ διὰ τοῦ ‒ ‒ ‒] καὶ τοῦ Οἰστρέου· ἀπὸ τῶν συνορίων
τῶν ποτ’ Ὀρραείτας ἀπὸ [τῶν Ἀμβρακιωτᾶν, ‒ ‒ ‒ πορευομ]ένων εἰς Ἀμβρακίαν Ἀμβρακιωτᾶν πάντα εἶμεν καὶ ἀπὸ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ πε]ριεχομένου τοῦ τε Ἡρακλείου καὶ τοῦ ἐν τούτωι φρουρίου [Ἀμβρακιωτᾶν πάντα εἶμεν· καὶ ἀπὸ ‒ ‒ ‒]είας πορευομένων εἰς Ἀμβρακίαν Ἀμβρακιωτᾶν [πάντα εἶμεν καὶ ἀπὸ τῶν παγῶν τῶν ποτ’ Ὄρραον ὁ ποταμὸς] κοινὸς ἔστω, τὰ δὲ ποτὶ δυσμὰς ἁλίου ἀπὸ τῶν ἀ30 ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ τῶν τερ]μονων τῶν παρὰ τὸ φρούριον πορευομένων εἰς Ὄρραον Χα[ραδριτᾶν πάντα εἶμεν·‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒]σαθῆμεν ὅπει κα ἑκατέροις δόξῃ καὶ εἰ τί κα ἄλλο δῇ γε[ωμετρεῖν ? γεωμέτραν καταστᾶσαι ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ τᾶ]ς χώρας τᾶς διασαφουμένας καὶ μὴ ἔχειν ἐξουσί[αν μήτε τοὺς Χαραδρείτας μήτε τοὺς Ἀμβρ]α[κιώτ]ας μήτε ἄλλον ὑπὲρ τούτους μηθένα μή[δε ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ περὶ ταύτας τᾶς χώρ]ας καταγορῆσαι μήδε ἐπικαλέσασθαι μη35 [θένα ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒]ας ταύτας ἢ ὡς ἐπάνω γέγραπται κυρίους [εἶμεν ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ]τε τῶν γεγραμμένων τι μὴ ἐπιτελὲς [‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒]μένων ὁμολόγων ἐγράφη καὶ ἐσφρα[γίσθη ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒]νος ἀρχὰς Ῥωμαϊκὰς ἢ ἄλλο τι πά[σχειν ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ κ]υριείαν τᾶς χώρας ἢ ἐπιβαλ40 [λεῖν ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒]λεσθέντων τῶν κατα‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ιαλλου εἴτε δ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ τὸ γρ]απτὸν ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒π‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒
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(b) ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ΝΝ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ 30 ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ατρια κο‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ται καὶ ὁμοί[ως ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒] ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒τω εἰ δὲ οἱ Χαραδρ[ῖται ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒] 5 ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒τοι ἐπὶ Μενάνδρου κα[ὶ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒] ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ν τοῦ ἄλλως πὼς ταῦτα ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ 35 ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒αν ταῖ πόλει τῶν Ἀμβρακι[ωτᾶν ‒ ‒ ‒ ‒] ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ παρὰ τὰ γεγραμένα καὶ ἁ πόλις [τῶν Χαραδρι][τᾶν ‒ ‒ ‒ ‒ ποιουμέν]ων τὰν πρᾶξιν τῶν Ἀμβρακιωτᾶν καὶ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ 10 [‒ ‒ ‒ ‒ ὡς ἐπάνω γέγραπ]ται κυρίους εἶμεν Ἀμβρακιώτας κατὰ τ[ὰ γεγρα][μένα ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒]αικων τινὶ τὰς καρπείας τᾶς χώρας ἃς ἔχο[ντι ‒ ‒] 40 ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ἐξουσίαν δὲ ἐχόντω οἱ Χ]αραδρῖται ἐγδιδόμεν τὰν ἰδίαν χώραν ξένοις [ποθ’ οὓς]
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[ἐντι σύμβολα τοῖς τε Ἀμβρακιώταις καὶ Χαραδρίται]ς, ἄλλοι δὲ μηθενί· εἰ δὲ μή, ὀφιλησούντι ταῖ πόλ[ει τῶν] [Ἀμβρακιωτᾶν τάλαντα δέκα, ποιουμένων τὰν πρ]ᾶξιν τῶν Ἀμβρακιωτᾶν καθὼς ἐπάνω γέγραπται ὡσα[ύ][τως δὲ καὶ ἐξουσίαν ἐχόντω οἱ Ἀμβρακιῶται ἐγδιδ]όμεν τὰν χώραν ποθ’ οὓς ἐντὶ σύμβολα τοῖς τε Χαραδρί[ταις καὶ Ἀμβρακιώταις, ἄλλοι δὲ μηδενί, ἢ πράκτ]ειμοι ἐόντω τοῖς Χαραδρίταις ποτὶ ἀργυρίου τάλαντα δέ[κα, ποιουμένων τὰν πρᾶξιν τῶν Χαραδριτᾶν καθὼ]ς ἐπάνω γέγραπται, μὴ ἐξουσίαν δὲ ἐχόντω μήτε οἱ [Χαραδρῖται μήτε οἱ Ἀμβρακιώται ἀντιποιεῖ]σθαι μηδεμιᾶς χώρας, κατὰ μηδεμίαν παρεύρεσιν, ἀλλὰ [ἐμμενόντω ἐν τοῖς γεγραμμένοις ἐν τοῖ γρα]πτοῖ καὶ ὑπὸ τᾶν σταλᾶν ἀποδειχθεῖσι ὁρίοις· ὁπότεροι δέ [κα μὴ ἐμμείνωντι πράκτειμοι ἐόντω οἱ μὴ ἐμμ]είναντες τοῖς ἐνμείνασι ποτὶ τάλαντα τριάκοντα, ποιου[μένων τὰν πράξιν τῶν ἐμμεινάντων κατ]ὰ τῶν μὴ ἐμμεινάντων, καθὼς ἐπάνω γέγραπται· vac. [εἰ δέ τί κα διαφέρωνται ἁ πόλις τῶ]ν Ἀμβρακιωτᾶν καὶ ἁ πόλις τῶν Χαραδριτᾶν, ἐν τοῖ μετὰ Διο[φάνην τοῦ Δαιμάχου μηνὶ Ἀ]ρτεμισίοι ταῖ τριακάδι, καταστασάντω ἑκάτεροι παρ’ αὐτῶν ἄν[δρας τερμαστὰς τρεῖς? οὕστινα]ς διασαφούντω ποτ’ αὐτοσαυτοὺς οἱ ἄρχοντες οἱ παρ’ ἑκατέραν [τᾶν πόλεων· οἱ δὲ κατα]σταθέντες, συμπορευθέντες ποτ’ αὐτοσαυτοὺς τοῦ Ψυδρέος μη[νὸς ὡς Χαραδρῖται καὶ Ἀμβρακι]ῶται ἄγοντι, ἐπιπορευέσθωσαν ἐπὶ τὰν χώραν ἀρξάμενοι ἀπὸ τᾶν [γωνιᾶν τοῦ τείχεος, καθὼς ἐ]ν τοῖ γραπτοῖ περιώρισται κα[ὶ] τιθέντω ὅρους καθὼς τὸ γραπτὸν κελεύ[ει καὶ ὅπει κα ἑκατέροις δόξῃ ε]ὐκαιρὸν εἶμεν καὶ μετρούντω τά τε ἀπὸ τοῦ τείχεος τᾶς πόλιος τῶν [Ἀμβρακιωτᾶν ὥστε πορευ]θῆμεν ποτὶ τὸν ἐπὶ τοῦ ἄκρου τέρμονα καὶ εἴ τί κα ἄλλο δῇ μετρεῖν [ἀπὸ τούτου τοῦ τέρμονος] ἀπέχον ἑκάστα τεκμαιρόμενοι καὶ τοῖς τόποις γραφόντω συμφώνως ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ωντι ποτὶ τὰ συνόρια ἅ ἐστι ποτ’ Ὀρραίτας τοῖς Ἀμβρακιώταις· παρε[χόντω δὲ οἱ Ἀμβρακιῶται τὴν] εἰς τοὺς τέρμονας δαπάναν καὶ τοῖ γεωμέτραι· ἇς δέ κα ἀνενεν[κῶντι οἱ τερμασταὶ ἀναγραψάντω ἑκά]τεραι αἱ πόλεις εἰστάλας καὶ τοῦτο τὸ γραπτὸν καὶ ἀναθέντω ἑκά-
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[τεραι αἱ πόλεις ἐν τοῖς εἰθισμένοις (?) ἱερ]οῖς· ὁμοίως δὲ καὶ ἀποστειλάντω πρεσβείας ἑκάτεραι αἱ πόλεις [κομιούσας τὸ γραπτὸν ὅ κα] διατάξωνται ποθ’ αὑτοὺς οἱ τερμάσται εἴς τε Ἆλιν καὶ Λα[ρίσαν· οἱ δὲ ἀποσταλέντες πρεσ]βευταὶ στασάντω στάλας χαλκέας ἔν τε τῶι ερῶι τοῦ Διὸς [τοῦ Ὀλυμπίου (?) ἐν Ἆλι καὶ τοῦ Ἀπ]όλλωνος τοῦ Κερδοίου ἐν Λαρίσαι γεγραμμένας ὁμογράφους [ταῖς ἐν τε Ἀμβρακίαι καὶ ἐν Χαρά]δρωι· ὁμοίως δὲ καταθέντω ἀντίγραφα εἰς τὰ γραμματοφυ[λακεῖα τῶν πόλεων καὶ τὰν] εἰς τὰς στάλας καὶ ἀναγραφὰς δαπάναν δότω ἁ πόλις τῶν Ἀμβρα[κιωτᾶν· καὶ εἴ τι τῶν ἐν ταύτ]αι ταῖ γνῶμαι γεγραμμένων εἴτε οἱ Ἀμβρακιῶται εἴτε οἱ Χαρα[δρῖται μὴ ποιήσοντι πράκτειμοι ἐόντω] τοῖς ποιήσασι ποτ’ ἀργυρίου τάλαντα τριάκοντα ποιουμέ[νων τὰν πρᾶξιν τῶν ποιησάντων καὶ ἐμ]μεινάντων κατὰ τῶν μὴ ποιησάντων μηδὲ ἐμμεινάντ[ων]· [ὁμοσάντω δὲ οἱ πρεβευτ]αὶ καὶ περὶ τούτων πάντων ὅτι ἐμμενοῦντι οἵ τε [Ἀμβρακιῶται] [καὶ οἱ Χαραδρῖται ἐντὸς τῶν ὅ]ρων οἳ καταγεγραμμένοι ἐν τοῖ γραπτοῖ τῶν [τερμαστῶν ἐντι]· [ Ὅρκος· ὀμνύω τὸν Ἀπόλλωνα τὸν Σ]ωτῆρα καὶ τοὺς ἄλλους θεοὺς πάντ[ας καὶ πάσας διαφυλάξειν τὰ] [γεγραμμένα ὑπὸ τᾶς πόλ]ιος τῶν Ἀμβρακιωτᾶν καὶ ὑπὸ τᾶς π[όλιος τῶν Χαραδριτᾶν] ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ὁμολόγους τοῖς τε Ἀμβρακιώταις [καὶ τοῖς Χαραδρίταις] ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ π]αραδώσω οὐθὲν περὶ αὐτῶν ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ἐξου]σίαν καὶ μὴ καθὼς [ἐπάνω γέγραπται ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ τ]ούτους ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒
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(a) 18 τῶν Ἀμβρακιωτᾶν ἐπὶ ‒ ‒ ‒ ed. pr. ‖ 19 ὄχθα]ς Charneux/Tréheux ‖ 22 καὶ τεθέντος τέρμονος ἐ]πὶ ed. pr. ‖ 23–24 Andréou, κατ’ αὐ|[τὸν τὸν τρόπον ed. pr. ‖ 28 Ἡρακλ]είας oder [Κορων]είας ed. pr. ‖ 29–30 Ἀ|[μβρακιωτᾶν συνορίων ed. pr. ‖ 31 [σ]ταθῆμεν (?) Mihailov ‖ (b) 2-3 ποτὶ ἀργυρίου τάλαντ]α τριάκο[ντα, ποιουμένων τᾶν πρᾶξιν τῶν ‒ ‒ κατὰ τῶν ‒ ‒, καθὼς ἐπάνω γέγραπ]ται Charneux/Tréheux ‖ 5 [‒ ‒ ἐν τõι ἐνιαυτõι] τõι 35 Charneux/Tréheux ‖ 11 τῶν ἀρχῶν (τῶν) Ῥωμ]αϊκῶν Cabanes ‖ 13 τοῖς τε Ἀμβρακιώταις καὶ Ὀρραίται]ς Charneux/Tréheux ‖ 15–16 τοῖς τε Χαραδρί|[ταις καὶ Ὀρραίταις Charneux/Tréheux ‖ 34 τόπ]οις (?) Charneux/Tréheux.
(a) Als Diophanes, Sohn des Daimachos, Schreiber war und in Charadros Menandros, Sohn des Metrophanes, Politarch war, im Monat Phoinikaios, wie die 40 beiden Städte die Zeit rechnen, wurde dieser Vertrag geschlossen und die ver-
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einbarten Rechtssätze aufgestellt, so wie der Rat und die Volksversammlung der Ambrakioten sie beschlossen und gleichermaßen so, wie der Rat und die Volksversammlung der Charadriten sie beschlossen. Die Schriftsätze wurden aufgesetzt seitens der Ambrakioten (5) durch den Schreiber Diophanes, Sohn des Daimachos, sowie die Beigeordneten [es folgt bis Z. 12 eine z. T. unvollständige Namensliste von 22 Männern], seitens der Charadriten durch den Politarch Menandros, Sohn des Metrophanes, sowie die Beigeordneten [es folgt bis Z. 15 eine z. T. unvollständige Namensliste von 8 Männern]. Die beiden Städte urteilten, dass die Grenzen der Ambrakioten und der Charadriten folgendermaßen bestimmt seien: Nach der Abmessung von einem plethron [ca. 30 m] von der ersten Ecke der Mauer der Festung … nach den herakleiischen Quellen in die Richtung auf das Gebiet zu Orraon hin. Dort wurde ein Grenzstein gesetzt. Von diesem Grenzstein in einer geraden Linie auf die Quellen der Apha hin in Richtung auf Orraon und wieder von der anderen Ecke oberhalb (20) der Mauer der Festung nach der Abmessung eines plethron in die Richtung auf Orraon entlang der ganzen Mauer hin wurde gleichfalls ein Grenzstein gesetzt. Von diesem Grenzstein in gerader Linie auf den Gipfel des sogenannten Kala… Berges … wenn man auf den Grenzstein auf dem Gipfel zugeht, und abmessend wie viele Stadien es sei entfernt vom Tor (?) der Mauer der Stadt der Ambrakioten auf dem kürzesten Weg und von diesem Grenzstein wiederum abmessend, wie viele Stadien liegen, wie das Wasser fließt bis hin zur gemeinsamen Grenze der Orraiten (25) und den Ambrakioten … und des Oistreos. Von den gemeinsamen Grenzen der Orraiten und der Ambrakioten … wenn man nach Ambrakia geht, soll alles den Ambrakioten gehören, und von … einschließlich des Herakleion und der Festung darin soll das alles den Ambrakioten gehören. Von … wenn man nach Ambrakia geht, soll alles den Ambrakioten gehören; von den Quellen in Richtung auf Orraon soll der Fluss beiden gehören. Die Gebiete zum Westen hin von den … (30) dem Grenzstein neben der Festung, wenn man nach Orraon geht, soll alles den Charadriten gehören. [Z. 31 – (b) 21 umfassen allgemeine Bestimmungen, die aber erst ab Z. (b) 12 so weit erhalten sind, dass eine Übersetzung sinnvoll ist. Es handelt sich vielleicht um Regelungen für Landvermessung (Z. 31–32) und für die Beilegung von Streitigkeiten (Z. 34–35); römische Amtsträger spielten auch eine Rolle (Z. 38)]. (b) (12) Die Charadriten sollen das Recht haben, ihren eigenen Boden an Fremde zu verpachten, mit denen Privatrechtsverträge (symbola) mit den Ambrakioten und Charadriten vorliegen, aber an niemanden sonst. Wenn sie diese Bedingung nicht einhalten, werden sie der Stadt der Ambrakioten 10 Talente schulden und die Ambrakioten führen die Vollstreckung durch, wie oben schriftlich festgelegt ist. (15) Gleichfalls haben die Ambrakioten das Recht, ihren Boden zu verpachten an Leute, mit denen symbola mit den Charadriten und Ambrakioten vorliegen, aber an niemanden sonst, oder sie werden schuldpflichtig gegenüber den Charadriten in der Höhe von 10 Talenten Silber, und
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die Charadriten führen die Vollstreckung durch, wie oben schriftlich festgelegt ist. Weder die Charadriten noch die Ambrakioten haben das Recht, irgendein Grundstück zu beanspruchen, unter keinem Vorwand, sondern sie sollen an dem, was in dem Schriftstück aufgeschrieben ist, und an den von den Stelen dargestellten Grenzen festhalten. Sollte einer der beiden Vertragspartner (20) die Vereinbarung nicht einhalten, dann sollen die Nicht-Einhaltenden gegenüber den Einhaltenden schuldpflichtig in der Höhe von 30 Talenten sein, und die Einhaltenden sollen die Vollstreckung gegen die Nicht-Einhaltenden durchführen, wie oben festgelegt ist. Sollte es zwischen der Stadt der Ambrakioten und der Stadt der Charadriten Meinungsverschiedenheiten geben, dann soll im Monat Artemision im Jahr nach dem Amtsjahr des Diophanes, Sohn des Daimachos, jede von ihnen aus dem Kreis ihrer Bürger drei (?) Männer als Grenzzieher bestimmen, deren Namen die Amtsträger jeder der Städte gegenseitig bekanntgeben. (25) Die so bestimmten Männer sollen persönlich während des Monats Psydeus, wie die Kalender der Charadriten und der Ambrakioten die Zeit rechnen, zusammenkommen und ins Gelände gehen. Sie sollen anfangen von den Mauerecken, so wie im Schriftstück die Grenzen festgelegt sind, und sie sollen Grenzsteine setzen, so wie das Schriftstück es vorschreibt, wo es beiden Seiten günstig erscheinen möge; sie sollen das Gelände von der Stadtmauer der Ambrakioten so vermessen, dass man direkt auf die Grenzmarkierung auf dem Gipfel zugeht; und wenn es nötig sein sollte, (30) von dieser Markierung aus noch etwas anderes zu vermessen, sollen sie sich über jenen Einzelfall eine fundierte Meinung bilden und für jeden Ort ein einvernehmliches Protokoll vorlegen … an die Grenzgebiete, die für die Ambrakioten gegen die Orraitai liegen. Die Ambrakioten sollen die Kosten für die Grenzmarkierungen sowie für den Feldmesser tragen. Wenn die Grenzzieher ihren Bericht vorlegen, sollen beide Städte auch dieses Schriftstück auf Stelen aufschreiben und in den üblichen Heiligtümern [oder: an den üblichen Stellen] aufstellen. Auch sollen die beiden Städte auf gleiche Weise Gesandte aussenden, (35) die das Schriftstück, welches die Grenzzieher für sie ausgestellt haben, nach Elis und nach Larisa bringen. Die ausgeschickten Gesandten sollen eherne Stelen aufstellen, in Elis im Heiligtum des Zeus (Olympios?), in Larisa im Heiligtum des Apollon Kerdoios, beschrieben mit genauen Kopien der Stelen in Ambrakia und Charadros. Gleichermaßen sollen sie Abschriften in den Archiven der Städte deponieren. Die Kosten für die Stelen und die Beschriftung trägt die Stadt der Ambrakioten. (40) Sollten entweder die Ambrakioten oder die Charadriten etwas, das in diesem Entschluss festgeschrieben ist, nicht machen, sollen sie gegenüber denjenigen, die ihre Verpflichtungen erfüllen, schuldpflichtig sein in der Höhe von 30 Talenten Silber, und diejenigen, die ihre Verpflichtung erfüllen und an der Vereinbarung festhalten, führen die Vollstreckung gegen die Verweigerer und Vertragsbrüchigen durch. Die Gesandten sollen über alle diese Dinge schwö-
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ren, dass die Ambrakioten und die Charadriten innerhalb der Grenzen, die im Schriftstück der Grenzzieher niedergeschrieben sind, bleiben werden. (45) Eid: «Ich schwöre bei Apollon Soter und allen anderen Göttern und Göttinnen das, was von der Stadt der Ambrakioten und von der Stadt der Charadriten schriftlich festgelegt wurde, zu bewahren … Vereinbarungen der Ambrakioten und der 5 Charadriten … Ich werde nichts über sie verraten … .» Wegen der Erwähnung römischer Amtsträger (Z. [a] 38, vgl. [b] 11 Apparat) sowie aus prosopographischen Gründen (Habicht, a. a. O.) wird diese vertragliche Regelung von Grenzen in die 160er Jahre, relativ kurz nach dem Dritten Makedonischen Krieg, zu datieren sein. Die Neuregelung dürfte eine unmittelbare Folge des Krieges und der damit einhergehenden Verwüstung von Epeiros durch die Truppen des Aemilius Paullus gewesen sein. Ambrakia war von den Ereignissen allerdings nicht direkt betroffen, da die Stadt, seit 187 von Rom als frei anerkannt (vgl. 628), den Römern als Operationsbasis während des Krieges diente (Liv. xlii 67.9–10; xliii 22.3; xliv 1.1–4). Trotz dieser Belastungen, die u. a. eine Bitte um finanzielle Hilfe an den Thessalischen Bund zur Folge hatten (C. Habicht, Ambrakia und der Thessalische Bund zur Zeit des Perseuskrieges, in: V. Milojcic/D. Theocharis [Hrsg.], Demetrias I, Bonn 1976, 175–180, hier 178 f. [SEG 26, 688]), war Ambrakia in der Lage, die Kosten für die Grenzregelung zu übernehmen (Z. [b] 32). Charadros, das von der Verwüstung von Epeiros ebenfalls nicht betroffen war, hatte sich erst während des Krieges vom Epeirotischen Bund gelöst. Erst die neugewonnene Selbstständigkeit erlaubte der Stadt die eigenständige Aushandlung von Verträgen. Die Rolle der Römer ist wegen des schlechten Zustandes der entsprechenden Textteile nicht genau zu ermitteln. Dennoch wird die friedliche Regelung der Grenzangelegenheit nach der Plünderung der Molossergebiete wohl auf römische Anregung erfolgt sein. Auch andere Streitigkeiten, an denen Ambrakia beteiligt war, wurden um diese Zeit bereinigt. Etwa im Juni 166 wurden Athener in Streitigkeiten mit den Akarnanen eingeschaltet (IG II2 951, add. et corr. 669; Ager, Interstate Arbitrations Nr. 132); ein Streit mit Athamania wurde nach einer römischen Intervention durch Schlichter aus Kerkyra beigelegt – der Text ist allerdings nicht genau zu datieren (IG IX 12, 4, 796; Ager, Interstate Arbitrations Nr. 131). Der vorliegende Vertrag wird von den demokratischen Organen (boule und ekklesia) beider Städte beschlossen. Die Rolle der Orraiten im Vertrag ist weitgehend passiv. Die Orraiten bildeten keine Polis, sondern waren eine Bevölkerungsgruppe, die in die der Molosser integriert (cf. Cabanes, Épire 589–591 Nr. 76 Z. 18) und deswegen von der römischen Verwüstung der Molossergebiete mitgetroffen war. Sie werden hier allerdings nur im Rahmen einer geographischen Bestimmung genannt (Z. [a] 18, 19, 20, 24, 25, 29, 30; [b] 31), nicht als Teilnehmer am Vertrag. Deswegen ist der diesbezügliche Ergänzungsvorschlag von Charneux/Tréheux für Z. [b] 13 und 16 abzulehnen (vgl. Textapparat). Die Textab-
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schnitte über den Grenzverlauf (Z. [a] 16–31) sind so unvollständig, dass der Sinn nicht immer erkennbar ist. Auch die Übersetzung muss deshalb etwas ungenau bleiben. Der eingehendste Versuch, daraus einen Sinn zu machen, ist jener von Andréou (a. a. O. [1996/1997]). Vertragsrechtlich interessant ist die Klausel in Z. (b) 12–17, dass für die Verpachtung von Gemeindeland nur solche Nicht-Bürger als Pächter in Frage kommen sollen, die aus Städten stammen, die symbola mit den Vertragspartnern abgeschlossen haben, d. h. die auf Grund der symbola in den beiden Partnerstädten rechtsfähig sind. Der Hauptgrund für diese Regelung dürfte sein, dass es sich im Wesentlichen um Marginalland im Grenzgebiet (ἐσχατίαι) handelte, auf dem aber der Nachbar, nunmehr Vertragspartner, auch von der Tätigkeit der Pächter – ob es sich um Hirten mit ihrem Vieh oder Köhler, Holzfäller o. ä. handelte – in der Praxis betroffen sein konnte (cf. Charneux/Tréheux, a. a. O. 369 f.). Die Aufstellung von Vertragstexten in bedeutenden fremden Heiligtümern ist eine gut bekannte Praxis. Auch die Beziehungen der Staaten Nordwestgriechenlands zu Elis und Olympia sind alt und gut belegt. Die Wahl von Larisa ist allerdings auffallend und lässt sich nur durch die seit der Neugründung des Thessalischen Bundes zunehmende Bedeutung des örtlichen Apollonheiligtums sowie durch die guten Beziehungen, die Ambrakia zum Thessalischen Bund pflegte (SEG 26, 688), erklären. Auffallend bleibt die Nicht-Berücksichtigung von Dodona, die sich am ehesten durch die kurz zuvor erfolgte römische Plünderung der Molossergebiete erklären lässt.
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1. Livius xlv 44.8–10: tertio post die senatum adiit; gratulatus victoriam est; merita sua in eo bello commemoravit; petiit, ut votum sibi solvere, Romae in Capitolio decem maiores hostias et Praeneste unam Fortunae, liceret – (9) ea vota pro victoria populi Romani esse – et ut societas secum renovaretur agerque sibi de rege Antiocho captus, quem nulli datum populo Romano Galli possiderent, dare- 30 tur. filium postremo Nicomedem senatui commendavit. omnium, qui in Macedonia imperatores fuerant, favore est adiutus. (10) itaque cetera, quae petebat, concessa, de agro responsum est legatos ad rem inspiciendam missuros. Am dritten Tag danach betrat er den Senat. Er gratulierte zum Sieg und erinnerte an seine eigenen Verdienste in jenem Krieg. Er bat darum, ihm zu erlau- 35 ben, ein heiliges Versprechen einzulösen, nämlich in Rom auf dem Kapitol zehn größere Opfertiere und in Praeneste eines an die Fortuna darzubringen – (9) die Versprechen galten für den Fall eines römischen Sieges –, und dass das Bündnis mit ihm erneuert werde; darüber hinaus bat er, dass ihm ein gewisser Landstrich
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666 Rom – Prousias II.
übertragen werde. Er war dem König Antiochos weggenommen aber durch das römische Volk niemandem zugewiesen worden; jetzt hielten ihn die Galater besetzt. Seinen Sohn Nikomedes empfahl er schließlich dem Senat. Die Zuneigung aller Senatoren, die in Makedonia als Generäle gedient hatten, kam ihm zugute. (10) Und so wurden ihm die anderen Dinge, um welche er gebeten hatte, 5 gewährt, aber wegen des Landstrichs war die Antwort, sie würden legati schicken, um sich die Sache anzusehen. 2. Polybios xxxiii 12.4–5: ὁ δὲ Προυσίας ἔνια μὲν τῶν προσταττομένων προσεδέχετο, τοῖς δὲ πλείστοις ἀντέλεγε. (5) διόπερ οἱ Ῥωμαῖοι προσκόψαντες αὐτῷ τήν τε φιλίαν ἀπείπαντο καὶ τὴν συμμαχίαν, καὶ πάντες ἐξ αὐτῆς ἀπηλάττοντο 10 πάλιν ὡς τὸν Ἄτταλον. Prousias akzeptierte einige der Forderungen, die meisten aber lehnte er ab. (5) Deswegen waren die Römer erzürnt und kündigten ihm die Freundschaft und die Allianz, und alle gingen sofort wieder weg zu Attalos. 3. Diodoros xxxvi 3.1–2: κατὰ τὴν ἐπὶ τοὺς Κίμβρους τοῦ Μαρίου στρατείαν 15 ἔδωκεν ἡ σύγκλητος ἐξουσίαν τῷ Μαρίῳ ἐκ τῶν πέραν θαλάττης ἐθνῶν μεταπέμπεσθαι συμμαχίαν. ὁ μὲν οὖν Μάριος ἐξέπεμψε πρὸς Νικομήδην τὸν τῆς Βιθυνίας βασιλέα περὶ βοηθείας· ὁ δὲ ἀπόκρισιν ἔδωκε τοὺς πλείους τῶν Βιθυνῶν ὑπὸ τῶν δημοσιωνῶν διαρπαγέντας δουλεύειν ἐν ταῖς ἐπαρχίαις. (2) τῆς δὲ συγκλήτου ψηφισαμένης ὅπως μηδεὶς σύμμαχος ἐλεύθερος ἐν ἐπαρχίᾳ δουλεύῃ … 20 Während Marius’ Feldzug gegen die Kimbern erteilte der Senat Marius die Befugnis, Hilfstruppen von den überseeischen Völkern anzufordern. Daraufhin schickte Marius zu Nikomedes, dem König von Bithynien, und bat um Unterstützung. Er antwortete aber, die meisten Bithynier seien von den publicani in die Sklaverei in den römischen Provinzen geraubt worden. (2) Daraufhin beschloss 25 der Senat, dass kein freier Bundesgenosse in einer Provinz als Sklave dienen dürfe … Lit.: Walbank, HCP III ad loc.; Briscoe, Commentary ad loc. Wann Prousias II. seinen Vertrag mit Rom, den er im J. 166 erneuern konnte (oben 1), zum ersten Mal erhalten hatte, lässt sich nicht endgültig entscheiden. 30 Es kommen aber nur zwei Zeitpunkte in Frage: 1) nach 191, als Scipio während der Auseinandersetzungen mit Antiochos III. um Prousias’ Vater, Prousias I., warb (Polyb. xxi 11.1–2). In diesem Fall hätte Prousias II. das Bündnis geerbt und fortgesetzt, vielleicht sogar schon einmal erneuert. Oder 2) ca. 182 nach dem Herrschaftsantritt Prousias’ II., als der König zusammen mit den Römerfreun- 35 den Eumenes II. und Ariarathes gegen Pharnakes von Pontos kämpfte und am anschließenden Frieden, um den sich die Römer sehr bemüht hatten, beteiligt war (Polyb. xxv 2.3, 648).
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Die «Erneuerung» im J. 166 war, wie immer bei solchen Handlungen, eine Bestätigung des Status als persona grata. Dies war in der schwierigen Zeit nach dem Dritten Makedonischen Krieg umso wichtiger, als der lange bevorzugte Nachbar Eumenes II. gerade in Ungnade gefallen war. Livius bietet aus einer annalistischen Quelle mehr Details als das erhaltene Fragment aus Polybios (Polyb. xxx 18), der lediglich seine tiefe Abneigung gegen Prousias zeigt, aber darüber hinaus nichts Konkretes bietet. Den Verlust der römischen Gnade im J. 154 hatte Prousias durch seine Hartnäckigkeit im Krieg gegen Attalos und seine unvernünftige Ablehnung römischer Vermittlungsversuche selbst verschuldet (oben 2). Dennoch scheint sein Enkel Nikomedes III. im J. 103 einen Vertrag mit Rom gehabt zu haben, wenn wir die Wortwahl Diodors (oben 3: μηδεὶς σύμμαχος ἐλεύθερος) ernst nehmen dürfen. Ob es sich um eine Fortsetzung des alten Vertrages oder eine Wiederbelebung (eventuell unter dem Romfreund Nikomedes II.) handelt, lässt sich nicht sagen. Obwohl über den Inhalt des Vertrages mit Prousias nichts überliefert wird, scheint er kriegerische Auseinandersetzungen mit anderen römischen Bundesgenossen – hier Pergamon – auf jeden Fall nicht ausgeschlossen zu haben. Die Handhabe für römische Vermittlungsversuche war offenbar vertraglich nicht abgesichert, da Polybios die römische Aufkündigung der Freundschaft sowie des Vertrages als eine aus Verärgerung provozierte, rein politische Tat darstellt (wobei auch Polybios’ eigene Abneigung gegen Prousias bei der Darstellung eine Rolle spielen könnte). Die genauen Vertragsbedingungen scheinen aber für die Vermittlungstätigkeit nicht relevant gewesen zu sein. Falls der Vertrag mit Nikomedes II./III. denselben Inhalt hatte bzw. eine Wiederbelebung des Vertrages mit Prousias war, sah er auch militärische Hilfe für Rom vor, die aber vielleicht auch auf Gegenseitigkeit beruhte (oben 3). Es spricht also nichts dagegen, dass das Bündnis die Standardform von Verträgen mit überseeischen Bundesgenossen hatte, die in der Regel gegenseitige militärische Hilfe sowie ein Verbot, Feinde des Partners zu fördern, beinhalteten.
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I. Erste Versuche 167 v. Chr. Polybios xxx 5.4–10; 16: διὸ καὶ παραχρῆμα ψηφισάμενοι τῇ Ῥώμῃ στέφανον ἀπὸ μυρίων χρυσῶν καὶ καταστήσαντες πρεσβευτὴν ἅμα καὶ ναύαρχον 35 Θεαίδητον ἐξέπεμπον θερείας ἀρχομένης ἄγοντα τὸν στέφανον καὶ μετὰ τούτου τοὺς περὶ Ῥοδοφῶντα, πειρασομένους κατὰ πάντα τρόπον συμμαχίαν συνθέσθαι πρὸς Ῥωμαίους. (5) τοῦτο δ’ ἐποίησαν βουλόμενοι διὰ τοῦ ψηφίσματος καὶ πρεσβείας ἀποτυχεῖν, ἐὰν ἄλλως δόξῃ Ῥωμαίοις, δι’ αὑτῆς δὲ τῆς
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τοῦ ναυάρχου προαιρέσεως τὴν κατάπειραν ποιήσασθαι· τὴν γὰρ ἐξουσίαν εἶχε ταύτην ὁ ναύαρχος ἐκ τῶν νόμων. (6) οὕτως γὰρ ἦν πραγματικὸν τὸ πολίτευμα τῶν Ῥοδίων ὡς σχεδὸν ἔτη τετταράκοντα πρὸς τοῖς ἑκατὸν κεκοινηκὼς ὁ δῆμος Ῥωμαίοις τῶν ἐπιφανεστάτων καὶ καλλίστων ἔργων οὐκ ἐπεποίητο πρὸς αὐτοὺς συμμαχίαν. (7) τίνος δὲ χάριν οὕτως ἐχείριζον οἱ Ῥόδιοι τὰ καθ’ αὑτοὺς οὐκ ἄξιον παραλιπεῖν. (8) βουλόμενοι γὰρ μηδένα τῶν ἐν ταῖς ὑπεροχαῖς καὶ δυναστείαις ἀπελπίζειν τὴν ἐξ αὑτῶν ἐπικουρίαν καὶ συμμαχίαν, οὐκ ἐβούλοντο συνδυάζειν οὐδὲ προκαταλαμβάνειν σφᾶς αὐτοὺς ὅρκοις καὶ συνθήκαις, ἀλλ’ ἀκέραιοι διαμένοντες κερδαίνειν τὰς ἐξ ἑκάστων ἐλπίδας. (9) τότε δὲ μεγάλην ἐποιοῦντο φιλοτιμίαν, βουλόμενοι ταύτης τῆς τιμῆς τυχεῖν παρὰ Ῥωμαίων, οὐ κατεπειγόμενοι συμμαχίας οὐδ’ ἀγωνιῶντες ἁπλῶς οὐδένα κατὰ τὸ παρὸν πλὴν αὐτῶν τῶν Ῥωμαίων, (10) ἀλλὰ βουλόμενοι κατὰ τὴν ὑπέρθεσιν τῆς ἐπιβολῆς ἀφαιρεῖσθαι τὰς ὑπονοίας τῶν δυσχερές τι διανοουμένων περὶ τῆς πόλεως … (16) τοῦ δὲ περὶ τῶν Λυκίων καὶ Καρῶν δόγματος αὐτοῖς προσπεσόντος, πάλιν ἀπεσοβήθησαν ταῖς διανοίαις, δείσαντες μή ποτε μάταιος μὲν αὐτοῖς ἡ τοῦ στεφάνου δόσις γέγονε, μάταιοι δ’ αἱ περὶ τῆς συμμαχίας ἐλπίδες. Aus diesem Grund beschlossen sie sofort einen Kranz für Rom im Wert von 20.000 Goldstateren. Sie bestimmten als Gesandten und gleichzeitig als nauarchos [Admiral] Theaidetos, und am Anfang des Sommers entsandten sie ihn als Überbringer des Kranzes zusammen mit einer Delegation unter der Leitung von Rhodophon. Sie sollten auf jede Weise versuchen, ein Bündnis mit den Römern zu schließen. (5) Die Rhodier handelten so, weil sie nicht auf Grund ihres Beschlusses oder der Gesandtschaft scheitern wollten, falls die Römer ihr Ansinnen ablehnten, sondern in dem Falle den Versuch machen wollten, ihr Ziel über das persönliche Ansehen des nauarchos zu erreichen. Der nauarchos hatte nämlich diese Befugnis [sc. Verträge zu schließen] nach den Gesetzen. (6) Die rhodische Staatsführung war so geschickt gewesen, dass der demos, obwohl er seit fast 140 Jahren zusammen mit den Römern an den prominentesten und glorreichsten Taten teilgenommen hatte, mit ihnen keinen Bündnisvertrag abgeschlossen hatte. (7) Warum die Rhodier ihre Politik so handhabten, soll nicht verschwiegen werden. (8) Sie wollten nämlich, dass keiner der Potentaten und Dynasten die Hoffnung auf ihre Hilfe und ein Bündnis mit ihnen verlieren sollte; deswegen wollten sie keine feste Zweierbeziehung eingehen und sich mit Eiden und Verträgen binden, sondern ungebunden bleiben und aus den Hoffnungen von jeder Seite Profit schlagen. (9) Zu dieser Zeit aber zeigten sie großen Eifer, denn sie wollten gerade diese Ehre von den Römern erhalten. Sie standen zwar nicht unter dem Druck irgendwelcher Bedrohung, für die sie den Bündnisvertrag brauchten, denn sie fürchteten im Moment einfach keine Macht außer den Römern selbst, (10) aber sie wollten durch das Beharren auf ihrem Vorhaben [sc. den Bündnisvertrag zu erhalten] die Verdächtigungen derjenigen [sc. Römer], die der Stadt Böses wollten, zerstreuen … (16) Als das senatus consultum bezüglich der Lykier und Karer bei ihnen einging, waren sie wieder entmutigt, denn sie fürchteten,
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dass die Gabe des Kranzes erfolglos sei, erfolglos auch ihre Hoffnungen auf den Bündnisvertrag. Vgl. Livius xlv 25.7–10: itaque extemplo coronam viginti milium aurorum decreverunt; Theodotum, praefectum classis, in eam legationem miserunt. societatem ab Romanis ita volebant peti, ut nullum de ea re scitum populi fieret aut litteris mandaretur, quod, nisi impetrarent, maior a repulsa ignominia esset. (8) praefecti classis id unius erat ius, ut agere de ea re sine rogatione ulla perlata posset, nam ita per tot annos in amicitia fuerant, ut sociali foedere se cum Romanis non inligarent, ob nullam aliam causam, quam ne spem regibus absciderent auxilii sui, si quid opus esset, neu sibi ipsis fructus ex benignitate et fortuna eorum percipiendi. (10) tunc utique petenda societas videbatur, non quae tutiores eos ab aliis faceret – nec enim timebant quemquem praeter Romanos – sed quae ipsis Romanis minus suspectos. Deswegen beschlossen sie sofort einen Kranz im Wert von 20.000 Goldstücken; den Admiral Theodotus schickten sie auf diese Gesandtschaft. Sie wollten nämlich, dass um das Bündnis auf eine Weise gebeten wurde, ohne dass ein Volksbeschluss zustande kam oder etwas schriftlich festgehalten wurde. Denn wenn sie das Bündnis nicht bekämen, wäre die Schande wegen der Ablehnung umso größer. (8) Dem Admiral nämlich alleine stand das Recht zu, über diese Angelegenheit ohne Volksbeschluss zu verhandeln. Denn sie waren so über so viele Jahre in einem Freundschaftsverhältnis gewesen, dass sie sich durch einen Bündnisvertrag nicht gebunden hatten, aus keinem anderen Grund, als dass sie den Königen, falls es erforderlich wäre, die Hoffnung auf ihre Hilfe nicht abschneiden und auch sich selbst den Früchten von deren Großzügigkeit und Kriegsglück nicht verschließen wollten. (10) Damals schien aber das Ersuchen um einen Bündnisvertrag auf jeden Fall notwendig zu sein, allerdings nicht weil er sie gegenüber anderen sicherer gemacht hätte – sie fürchteten sich nämlich vor niemandem außer den Römern –, sondern weil er sie bei den Römern weniger verdächtig machte. Cassius Dio xx Frag. 68.2–3: οἱ αὐτοὶ πρεσβευσάμενοι πρὸς αὐτοὺς πολλάκις, ὥς που καὶ ἐδέοντό τινος, οὐδὲν ἔτ’ αὐτοῖς προσέφερον ὧνπερ καὶ πρότερον, ἀλλ’ ὅσα ἐς τὸ παραιτήσασθαι μὴ μνησικακεῖν σφισιν αὐτοὺς χρήσιμα ἐξ ὧν ὑπούργησάν ποτε αὐτοῖς λαβεῖν ἐδύναντο, μόνα ἔλεγον, (3) καὶ τήν γε πρόσρησιν τῆς συμμαχίας τῆς πρὸς αὐτοὺς μὴ προσδεχόμενοι πρόσθεν, ἵνα ὡς καὶ μετατάξασθαί ποτε ἀπ’ αὐτῶν ἐκ τοῦ μηδεμίαν ἔνορκον ἀνάγκην φιλίας ἔχειν δυνάμενοι φοβεροί τε αὐτοῖς ὦσι καὶ πρὸς τῶν ἀεὶ πολεμούντων σφίσιν ἐπιθεραπεύωνται, τότε καὶ πάνυ προσθέσθαι ἐσπουδάζον, τήν τε παρὰ τῶν Ῥωμαίων εὔνοιαν ἅμα βεβαιούμενοι καὶ τιμὴν ἐκ τούτου καὶ παρὰ τῶν ἄλλων θηρώμενοι. Dieselben Leute [sc. die Rhodier], obwohl sie öfters Gesandte zu ihnen [sc. den Römern] geschickt hatten, wann auch immer sie etwas wollten, brachten nichts von ihren früheren Ansprüchen vor, sondern erwähnten nur Fälle, wo sie ihnen geholfen hatten und aus welchen sie eventuell Nutzen ziehen konnten, um deren Missgunst abzuwehren. (3) Sie strebten auch den Titel eines Bundesgenossen an, welchen sie früher nicht angenommen hatten. Denn sie hatten sich die Möglichkeit offenlassen wollen, sich einmal von ihnen abzuwenden, auf Grund der Tatsache, dass sie keinen aus einem Eid entstandenen Zwang zu Freundschaft spürten, und ihnen auf diese Weise Furcht einzuflößen; auch wollten sie von den immer wieder mit den Römern kriegführenden Mächten umworben werden. Jetzt aber begehrten sie, auf deren Seite zu stehen und gleichzeitig den guten Willen der Römer zu befestigen und daraus Ansehen von den anderen zu erhaschen.
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Zonaras ix 24: οἱ δέ γε Ῥόδιοι, μετὰ φρονήματος πρῴην τοῖς Ῥωμαίοις προσφερόμενοι, τότε μὴ μνησικακεῖν αὐτοῖς ἠξίουν, καὶ σύμμαχοι πρόσθεν αὐτῶν καλεῖσθαι μὴ προσδεχόμενοι, τότε καὶ πάνυ τούτου τυχεῖν ἐσπούδαζον· καὶ ἔτυχον τῆς σπουδῆς, ἀλλ’ ὀψέ. Die Rhodier, die sich früher mit Hochmut gegenüber den Römern aufgeführt hatten, baten damals darum, sie mögen ihnen nicht missgünstig sein; und obwohl sie es früher 5 nicht akzeptiert hatten, Bundesgenossen genannt zu werden, begehrten sie jetzt, diesen Titel zu erlangen. Sie erhielten, was sie anstrebten, aber ganz spät.
II. Rom, 167/166. 1. Polybios xxx 19.16–17: οἷς ἅπασιν οἰκείως ἀπήντησε καὶ φιλανθρώπως πλὴν τῶν Ῥόδιων. (17) τούτους δὲ παρέπεμπε ποικίλας ἐμφάσεις ποιοῦσα περὶ τοῦ 10 μέλλοντος. Diesen allen [sc. den griechischen Gesandten] antwortete der Senat freundlich und entgegenkommend, außer den Rhodiern. Diese behandelte er mit Verachtung und speiste sie mit mehrdeutigen Äußerungen über die Zukunft ab. 2. Polybios xxx 21.1–2: κατὰ τὸν καιρὸν τοῦτον Θεαίδητος εἰσελθὼν εἰς τὴν 15 σύγκλητον λόγους μὲν ἐποιήσατο περὶ τῆς συμμαχίας· (2) ὑπερθεμένης δὲ τῆς συγκλήτου τὸ διαβούλιον, οὗτος μὲν μετήλλαξε τὸν βίον κατὰ φύσιν· ἔτη γὰρ εἶχε πλείω τῶν ὀγδοήκοντα. Um diese Zeit trat Theaidetos vor den Senat und sprach über den Bündnisvertrag. (2) Während der Senat die Beratung darüber vertagte, starb Theaidetos eines 20 natürlichen Todes, denn er war mehr als 80 Jahre alt. III. Rhodos und Rom, Sommer 166. Polybios xxx 23.2–4: οἱ δὲ Ῥόδιοι κομισάμενοι τὰ περὶ τῶν Καυνίων καὶ θεωροῦντες οὐ καταλήγουσαν τὴν ὀργὴν τῶν Ῥωμαίων, ἐπειδὴ περὶ πάντων ἀκολούθως ταῖς ἀποκρίσεσιν ἐπειθάρχησαν, εὐθέως τοὺς περὶ Ἀριστοτέλην πρεσβευτὰς καταστήσαντες ἐξέπεμπον εἰς τὴν Ῥώμην, δόντες ἐντολὰς πειράζειν πάλιν περὶ τῆς συμμαχίας. (3) οἳ καὶ παραγενηθέντες εἰς τὴν Ῥώμην θερείας ἀκμαζούσης εἰσῆλθον εἰς τὴν σύγκλητον καὶ παραυτίκα περὶ τοῦ πεπειθαρχηκέναι τὸν δῆμον τοῖς ἐπιταττομένοις διεσάφουν καὶ παρεκάλουν ὑπὲρ τῆς συμμαχίας, πολλοὺς καὶ ποικίλους διαθέμενοι λόγους. (4) ἡ δὲ σύγκλητος ἔδωκεν ἀπόκρισιν, ἐν ᾗ τὴν μὲν φιλίαν παρεσιώπησε, περὶ δὲ τῆς συμμαχίας οὐκ ἔφη καθήκειν αὑτῇ τοῦτο συγχωρεῖν Ῥοδίοις κατὰ τὸ παρόν. Als die Rhodier die Nachricht über die Kaunier erhalten hatten, waren sie sich bewusst, dass der Zorn der Römer nicht nachgelassen hatte, obwohl sie in allen Fällen den Antworten aus Rom gehorcht hatten. Sie bestellten sofort Gesandte unter der Leitung des Aristoteles und entsandten sie nach Rom. Ihr Auftrag war, einen weiteren Versuch zu machen in Bezug auf den Bündnisvertrag. (3) Die Gesandten kamen im Hochsommer in Rom an und traten vor den Senat. Sie führten ohne Umschweife aus, dass der demos allen Anordnungen gefolgt sei, und baten inständig um die Gewährung eines Bündnisvertrages, wofür sie
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viele unterschiedliche Argumente vorbrachten. (4) Der Senat erteilte aber eine Antwort, in welcher das Wort «Freundschaft» nicht vorkam, und bezüglich des Bündnisvertrages hieß es, dass es dem Senat im Augenblick nicht geeignet schien, ihn den Rhodiern zu gewähren. IV. Rom, Frühjahr 164. Polybios xxx 31.16–20 (Rede des Astymedes): διόπερ, ὦ ἄνδρες, ἀπολωλεκὼς ὁ δῆμος τὰς προσόδους, τὴν παρρησίαν, τὴν ἰσολογίαν, ὑπὲρ ὧν τὸν πρὸ τοῦ χρόνον πᾶν ἀναδεχόμενος διατετέλεκεν, (17) ἀξιοῖ καὶ δεῖται πάντων ὑμῶν, ἱκανὰς ἔχων πληγάς, λήξαντας τῆς ὀργῆς διαλυθῆναι καὶ συνθέσθαι τὴν συμμαχίαν, ἵνα γένηται τοῦτο συμφανὲς ἅπασιν ὅτι τὴν μὲν ὀργὴν ἀποτέθεισθε τὴν πρὸς Ῥοδίους, ἀνακεχωρήκατε δ’ ἐπὶ τὴν ἐξ ἀρχῆς αἵρεσιν καὶ φιλίαν. (18) τούτου γὰρ χρείαν ἔχει νῦν ὁ δῆμος, οὐ τῆς διὰ τῶν ὅπλων καὶ στρατιωτῶν συμμαχίας. ταῦτα μὲν οὖν καὶ τούτοις παραπλήσια διαλεχθεὶς Ἀστυμήδης ἐδόκει πρεπόντως τοῖς καιροῖς πεποιῆσθαι τοὺς λόγους· (19) πλεῖστά γε μὴν συνήργησαν τοῖς Ῥοδίοις πρὸς τὸ τυχεῖν τῆς συμμαχίας οἱ περὶ τὸν Τεβέριον ἄρτι παραγεγονότες. (20) οὗτοι γὰρ ἀπομαρτυρήσαντες πρῶτον μὲν πᾶσιν τοῖς τῆς συγκλήτου δόγμασι πεπειθαρχηκέναι τοὺς Ῥοδίους, ἔπειτα πάντες τοὺς αἰτίους τῆς ἀλλοτριότητος κατακεκρίσθαι θανάτου παρ’ αὐτοῖς, ἥττησαν τοὺς ἀντιλέγοντας· καὶ ἐποιήσαντο τὴν πρὸς Ῥωμαίους συμμαχίαν. «Deshalb, meine Herren, hat der demos seine Einkünfte, seine Offenheit, seine Gleichberechtigung, eingebüßt – alles Dinge, für welche er in früheren Zeiten immer wieder jede Bürde auf sich genommen hat. (17) Er findet es also richtig und bittet Euch alle inständig, nachdem er genügend Schläge eingesteckt hat, dass Ihr Euren Zorn jetzt besänftigt und mit uns vertragseinig seid und einen Bündnisvertrag abschließt, sodass es allen klar wird, dass Ihr Euren Zorn gegenüber den Rhodiern abgelegt habt und zur ursprünglichen freundschaftlichen Haltung zurückgekehrt seid. (18) Dieses Zeichen nämlich hat der demos jetzt nötig, nicht den Beistand mit Waffen und Soldaten.» Dies und Ähnliches führte Astymedes aus, und man war der Meinung, er habe den Umständen entsprechend geredet. (19) Die meiste Unterstützung für den rhodischen Wunsch nach einem Bündnisvertrag bekamen sie von einer Gruppe von Senatoren um Tiberius [Gracchus], die sie in der letzten Zeit besucht hatten. (20) Sie versicherten zunächst, dass die Rhodier allen senatus consulta entsprochen hätten, dann, dass sie alle für die Entfremdung Verantwortlichen bei sich zum Tode verurteilt hätten. Mit diesen Ausführungen setzten sie ihre Meinung gegen diejenigen, die einen Vertrag ablehnten, durch. Daraufhin schlossen sie den Bündnisvertrag mit den Römern. Vgl. Livius, Periocha xlvi: societas cum Rhodiis deprecantibus iuncta est. Ein Bündnis wurde mit den Rhodiern auf ihre dringenden Bitten hin geschlossen. Zonaras, vgl. oben I, ad ann. 167.
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V. Vertragserneuerung 51 v. Chr. Cicero, ad fam. xii 15.2 (Brief des P. Cornelius Lentulus Spinther an den Senat, Juni 43 v. Chr.): interim cum per insulas in Asiam naviganti mihi nuntiatum esset classem Dolabellae in Lycia esse Rhodiosque navis compluris instructas et paratas in aqua habere, cum iis navibus, quas aut mecum adduxeram aut comparaverat Patiscus proquaestore, homo mihi cum familiaritate tum etiam sensibus in re publica coniunctissimus, Rhodum deverti confisus auctoritate vestra senatusque consulto quo hostem Dolabellam iudicaratis, foedere quoque quod cum iis M. Marcello, Ser. Sulpicio coss. renovatum erat, quo iuraverant Rhodii eosdem hostis se habituros quos senatus populusque R. Quae res nos vehementer fefellit; tantum enim afuit ut illorum praesidio nostram firmaremus classem, ut etiam a Rhodiis urbe, portu, statione quae extra urbem est, commeatu, aqua denique prohiberentur nostri milites, nos vix ipsi singulis cum navigiolis reciperemur. In der Zwischenzeit, als ich durch die Inseln in Richtung Asia segelte, wurde mir mitgeteilt, dass Dolabellas Flotte in Lykien sei und dass die Rhodier mehrere Schiffe ausgerüstet und schon einsatzbereit auf dem Wasser hätten. Mit den Schiffen, welche ich mit mir führte oder welche der Proquaestor Patiscus – ein mir wegen Freundschaft und staatsmännischer Gesinnung sehr verbundener Mensch – herbeigeschafft hatte, drehte ich nach Rhodos ab im Vertrauen auf Eure Autorität und auf das senatus consultum, in welchem Ihr Dolabella zum Staatsfeind erklärt habt, sowie auf das Bündnis, das im Konsulat von M. Marcellus und Ser. Sulpicius [51 v. Chr.] erneuert worden war, in welchem die Rhodier schworen, dieselben Feinde zu haben wie der Senat und das römische Volk. Diese Sache enttäuschte uns aber gewaltig. Denn weit davon, dass wir unsere Flotte mit ihrer Unterstützung verstärken könnten, hielten die Rhodier unsere Soldaten von der Stadt, dem Hafen und der Anlegestelle, die außerhalb der Stadt liegt, sowie von Marschproviant und sogar von frischem Wasser fern. Wir selbst wurden jeweils kaum mit einem einzelnen Beiboot empfangen.
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VI. 48 v. Chr. 1. Appian, b. c. iv 66 (280–281): καὶ τάδε πράσσοντες ἔπεμπόν τινας ἐς Μύνδον 30 ὅμως, οἳ τὸν Κάσσιον ἠξίουν μήτε Ῥόδου καταφρονεῖν, πόλεως ἀμυνομένης ἀεὶ τοὺς καταφρονήσαντας, μήτε συνθηκῶν, αἳ Ῥοδίοις εἰσὶ καὶ Ῥωμαίοις, ὅπλα μὴ φέρειν ἐπὶ ἀλλήλους· εἰ δέ τι περὶ συμμαχίας ἐπιμέμφοιτο, ἐθέλειν παρὰ τῆς Ῥωμαίων βουλῆς πυθέσθαι, καὶ κελευούσης ἔφασαν συμμαχήσειν. (281) οἱ μὲν δὴ τοιάδε μάλιστα ἔλεγον, ὁ δὲ τὰ μὲν ἄλλα τὸν πόλεμον ἀντὶ λόγων ἔφη κρινεῖν, 35 τὰς δὲ συνθήκας κελεύειν ὅπλα μὴ φέρειν ἐπ’ ἀλλήλους, καὶ ἐπενηνοχέναι Ῥοδίους Κασσίῳ, Δολοβέλλᾳ συμμαχοῦντες, κελεύειν δὲ ἀλλήλους συμμαχεῖν, Κασσίῳ δὲ δεομένῳ εἰρωνεύεσθαι τὰ περὶ τῆς Ῥωμαίων βουλῆς, φευγούσης καὶ ἁλωμένης ἐν τῷ παρόντι διὰ τοὺς ἐν ἄστει τυράννους, οἳ δώσουσι μὲν αὐτοὶ δίκας, δώσουσι δὲ καὶ Ῥόδιοι τὰ ἐκείνων προτιμῶντες, ἢν μὴ θᾶσσον ἀνέχωνται 40 τῶν κελευομένων.
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Obwohl sie dies taten, schickten sie dennoch Männer nach Myndos, die Cassius aufforderten, Rhodos nicht zu unterschätzen, denn die Stadt habe sich immer gegen diejenigen, die sie unterschätzt hätten, erfolgreich verteidigt; auch den vorhandenen Vertrag zwischen den Rhodiern und den Römern, der vorsah, dass sie nicht gegeneinander Krieg führen durften, solle er nicht missachten. Falls er 5 sich wegen mangelnden Beistandes beschweren sollte, möge er sich an den römischen Senat wenden, und wenn der Senat es anordnen sollte, würden sie Beistand leisten. (281) Solche Ausführungen machten die Rhodier. Cassius erwiderte, dass nicht Argumente, sondern der Krieg alles andere entscheiden werde, aber was den Vertrag mit dem Verbot, gegeneinander Krieg zu führen, angehe, den hätten 10 die Rhodier schon gegenüber Cassius gebrochen, indem sie Dolabella Beistand leisteten. Der Vertrag sah vor, dass sie einander Beistand leisteten, aber als Cassius dies forderte, spotteten sie über den römischen Senat, der momentan entweder auf der Flucht oder Geisel der Usurpatoren in der Stadt war. Sie würden ihre Strafe erhalten, wie auch die Rhodier, die deren Sache bevorzugten, wenn sie 15 nicht schleunigst seinen Forderungen nachkämen. 2. Appian, b. c. iv 68 (289–290) (Rede des Rhodiers Archelaos, Lehrer des Cassius): θέους δ’ ὠμόσατε, ὅτε ἡμῖν ἔναγκος διὰ Γαΐου Καίσαρος συντίθεσθε καὶ σπονδὰς ἐπὶ τοῖς ὅρκοις ἐσπένδετε καὶ δεξιὰς ἐτίθεσθε. αἳ καὶ παρὰ πολεμίοις ἰσχύουσιν, οὐ παρὰ φίλοις καὶ τροφεῦσιν; (290) φείδου δὲ ἐπὶ τοῖς θεοῖς καὶ δόξης 20 τῆς κατὰ ἀνθρώπους· ὡς οὐδέν ἐστι συνθηκῶν παραβάσεως μᾶλλον, ὃ τοὺς ἁμαρτάνοντας ἀπίστους ἐς ἅπαντα ποιεῖ καὶ φίλοις καὶ πολεμίοις. «Bei den Göttern habt Ihr geschworen, als Ihr neulich mit uns durch C. Caesar den Vertrag gemacht und Trankopfer anlässlich der Beeidigung dargebracht sowie die rechte Hand gegeben habt. Was sogar unter Feinden gilt, soll das nicht 25 unter Freunden und Erziehern gelten? (290) Hab acht vor den Göttern, aber auch um deinen Ruf bei den Menschen, denn es gibt nichts Schlimmeres als den Bruch eines Vertrages, was die Schuldigen in jeder Hinsicht, sowohl bei Freunden als bei Feinden, unglaubwürdig macht.» 3. Appian, b. c. iv 70 (296–299) (Rede des Cassius): οἳ δ’ ἀντὶ τοιούτων ἔργων 30 καὶ λογισμῶν συνθήκας ἡμῖν προφέρετε, γενομένας μὲν ὑμῖν καὶ τάσδε πρὸς Γαίον Καίσαρα, τῆσδε τῆς μοναρχίας ἡγεμόνα· λέγουσι δ’ ὅμως αἱ συνθῆκαι Ῥωμαίους καὶ Ῥοδίους ἐν ταῖς χρείαις ἀλλήλοις ἀμύνειν. (297) ἀμύνατε οὖν ἐς τὰ μέγιστα κινδυνεύουσι Ῥωμαίοις. Κάσσιος ὑμῖν ἐστιν ὁ τὰς συνθήκας τάσδε προφέρων καὶ ἐπὶ συμμαχίαν καλῶν, Ῥωμαῖος ἀνὴρ καὶ Ῥωμαίων στρατηγός, ὥς 35 φησι τὸ ψήφισμα τῆς βουλῆς, ἐν ᾧ πάντας ὑπακούειν ἡμῖν ἔταξε τοὺς τοῦ Ἰονίου πέραν. (298) τὰ δ’ αὐτὰ καὶ Βροῦτος ὑμῖν προτείνει ψηφίσματα καὶ Πομπήιος, τὴν θάλασσαν ὑπὸ τῆς βουλῆς ἐπιτετραμμένος, τὰς δ’ ἱκετείας ἐπὶ τοῖς ψηφίσμασι καὶ οἵδε πάντες, ὅσοι φεύγουσιν ἀπὸ τῆς βουλῆς, οἳ μὲν ἐς ἐμὲ καὶ Βροῦτον, οἳ δ’ ἐς Πομπήιον. (299) ἔστι δὲ δή που τὸ συγκείμενον, Ῥωμαίοις Ῥοδίους βοηθεῖν, 40
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κἂν καθ’ ἕνα χρῄζουσιν. εἰ δὲ οὔτε στρατηγοὺς ἡμᾶς οὔτε Ῥωμαίους ἔτι, ἀλλὰ φυγάδας ἢ ξένους ἢ κατακρίτους, ὡς οἱ προγράψαντες λέγουσιν, ἡγεῖσθε, οὐ πρὸς ἡμᾶς ἐστιν ὑμῖν ἔτι, ἀλλὰ πρὸς Ῥωμαίους, ὦ Ῥόδιοι, τὰ συγκείμενα· ἡμεῖς δὲ ξένοι καὶ ἀλλότριοι τῶν συνθηκῶν ὄντες πολεμῆσομεν ὑμῖν, ἢν μὴ ἐς πάντα κατακούητε. «Statt solcher Taten und Argumente führt Ihr den Vertrag an, der zwischen Euch und C. Caesar, dem Gründer dieser Monarchie, gemacht wurde. Allerdings legt dieser Vertrag fest, dass in Notsituationen Römer und Rhodier einander Beistand zu leisten haben. (297) Also, helft den Römern in der Stunde ihrer höchsten Not! Es ist nun Cassius, der Euch diesen Vertrag vor Augen führt und Euch zum Beistand auffordert, ein Römer und römischer General, dem, wie das senatus consultum festlegte, alle Menschen jenseits der Adria zu gehorchen hätten. (298) Dieselben senatus consulta haben Brutus und Pompeius, dem das Kommando zur See vom Senat übertragen worden ist, angeführt. Zusätzlich zu den senatus consulta kommen die dringenden Bitten derjenigen aus dem Senat, die geflüchtet sind, einige zu mir und Brutus, andere zu Pompeius. (299) Es ist vereinbart worden, dass Rhodier Römern zu helfen haben, selbst wenn es um Hilfe für eine Einzelperson geht. Wenn Ihr uns aber nicht als Generäle oder überhaupt als Römer, sondern als Flüchtlinge, Fremde oder Verurteilte betrachtet, wie die Verfasser der Proskriptionslisten behaupten, dann, Rhodier, habt Ihr doch keinen Vertrag mit uns, sondern eben mit den Römern. In diesem Falle sind wir Fremde und frei von vertraglichen Bindungen, und wir werden Euch bekriegen, wenn Ihr uns nicht in jeder Hinsicht gehorcht.»
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Lit.: Täubler, Imperium, 204–210; H. H. Schmitt, Rom und Rhodos, München 1957, 151 ff.; Walbank, HCP III ad locc.; Ferrary, Traités et domination 229–231; 25 Wiemer, Krieg, Handel und Piraterie 317 f.; Briscoe, Commentary ad loc. I. Der rhodische Vermittlungsversuch zwischen Rom und dem Makedonenkönig Perseus, der nur Tage vor der entscheidenden Schlacht bei Pydna im Frühsommer 168 stattfand, galt in Rom als feindlicher Akt. Die schockierten Rhodier verurteilten daraufhin ihre führenden Politiker zum Tode – etwas 30 scheinheilig, denn die Volksversammlung hatte sie vollinhaltlich unterstützt – und bemühten sich um Schadensbegrenzung in Rom, wo im Senat während des Winters 168/167 sogar über Kriegsmaßnahmen gegen die Rhodier debattiert wurde (Gell. vi 3.1–7). Nachdem sich die Argumente Catos gegen den Krieg durchgesetzt hatten, fuhren einige der anwesenden rhodischen Gesandten mit 35 ihrem Bericht erleichtert nach Hause. Dort wurde beschlossen, einen teuren Kranz nach Rom zu schicken und einen Versuch zu unternehmen, ein formales Bündnis mit Rom zu schließen. An diesem Zeitpunkt setzt Polybios’ Bericht ein (oben I 1). Während die neuen Gesandten unterwegs waren, erreichte Rhodos die Nachricht über das senatus consultum, das die im J. 188 unter rhodi- 40
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sche Herrschaft gestellten Lykier und Karer nunmehr für unabhängig erklärte (§ 16). Bezüglich dieser Ereignisse sind alle späteren Autoren direkt oder indirekt von Polybios abhängig. Die anti-rhodische Tendenz, die von Livius eingeführt wird, wird bei Cassius Dio noch stärker. Eine annalistische Tradition als Parallelüberlieferung zu Polybios ist nicht auszuschließen. Die leichten Veränderungen unter Beibehaltung der Erzählstruktur insbesondere bei den Motiven der Rhodier kann man Livius und dann Cassius Dio und Zonaras jedoch auch selbst zuschreiben. II. Zwei kurze Polybiosfragmente behandeln die Weigerung des Senates im Winter 167/166, auf die rhodischen Wünsche einzugehen, und melden den Tod des Gesandten Theaidetos während seines Romaufenthaltes. III. Etwa zeitgleich mit der Abweisung des von Theaidetos vorgebrachten Anliegens wurde eine Beschwerde von Flüchtlingen aus den karischen Städten Kaunos und Stratonikeia gegen Rhodos im Senat behandelt. Daraufhin forderte der Senat die Rhodier auf, ihre Besatzungstruppen von dort zurückzuziehen (Polyb. xxx 21.3). Obwohl die beiden Städte nicht zum römischen Territorialgeschenk an Rhodos aus dem J. 188 gehörten, folgten die Rhodier doch der römischen Aufforderung und entsandten im Sommer 166 sofort eine neue Delegation nach Rom wegen des Bündnisses, die aber wiederum ohne Erfolg blieb. IV. Erst zwei Jahre später hatten die Rhodier Erfolg und erhielten den erwünschten Vertrag, nachdem sie die ersten Auswirkungen des von Rom geschaffenen Freihafens Delos (Polyb. xxx 31.10) gespürt hatten und eine von Ti. Sempronius Gracchus geleitete römische Delegation die Insel besucht und im Senat darüber Bericht erstattet hatte. Allerdings ist der letzte Halbsatz in § 20, der diese Tatsache festhält – καὶ ἐποιήσαντο τὴν πρὸς Ῥωμαίους συμμαχίαν –, wegen des unvermittelten Subjektwechsels eher dem Exzerptor des Textfragmentes als Polybios selbst zuzuschreiben (so Walbank, a. a. O.). V. Über den Inhalt des Vertrages existiert wegen des fragmentarischen Charakters des Polybiostextes keine direkte Überlieferung. Erst über ein Jahrhundert später, als im J. 51 v. Chr. der Vertrag «erneuert» wurde, hören wir von der Klausel, dass die Rhodier sich verpflichtet hatten, dieselben Feinde wie der Senat und das römische Volk zu haben (iuraverant Rhodii eosdem hostis se habituros quos senatus populusque R.). Da davon auszugehen ist, dass es zwischen 164 und 51 wegen der anhaltend guten Beziehungen keinen Grund gegeben hatte, die Vertragsbedingungen für Rhodos zu verschlechtern, muss diese Klausel schon 164 im Vertragstext gestanden haben (so Wiemer, a. a. O. 325–328). Sie bedeutet rhodischen Verzicht auf unabhängige Kriegführung, solange römische Kriegsinteressen tangiert waren. Der Grund für die Vertragserneuerung – immer nur eine förmliche Bestätigung von schon existierenden guten Beziehungen – im J. 51 ist nicht bekannt. Sie ist nur beiläufig aus dem Brief, den P. Cornelius Lentulus Spinther im J. 43 an den Senat schrieb und der in die ciceronische Briefsammlung ad Familiares aufgenommen wurde, bekannt.
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VI. Der Vertrag spielte ebenso eine Rolle im Bürgerkrieg nach Caesars Ermordung, als die Caesarmörder die Kräfte des Reiches im Osten zu sammeln versuchten. Anlässlich der Auseinandersetzung des Cassius mit Rhodos im J. 43, über die Appian ausführlich berichtet, wird eine gegenseitige Beistandsklausel sowie die Verpflichtung, nicht gegeneinander Krieg zu führen, besonders herausgestellt (oben VI 1). Hinzu kommt ein Hinweis darauf, dass ein Vertrag mit Caesar vorlag, der die erwähnte Beistandsklausel enthielt (oben VI 2, 3). Die Argumente, die Appian (oben VI 3) Cassius in den Mund legt, beziehen sich auf die Frage, ob Cassius legitimiert war, das römische Volk zu repräsentieren, und somit vertragsgemäß Hilfe beanspruchen durfte. Inwieweit der Vertrag mit Caesar auch in anderen Punkten vom alten Vertrag, der erst drei Jahre zuvor im J. 51 erneuert worden war, abwich, kann kaum ermittelt werden. Der gegenseitige Verzicht auf Krieg dürfte auf jeden Fall auch im ursprünglichen Vertrag enthalten gewesen sein, die gegenseitige Beistandsklausel, die meistens einen Vorbehalt – etwa «nach Möglichkeit» – beinhaltete, scheint möglicherweise jedoch mit der Klausel, dieselben Feinde und Freunde zu haben, zu kollidieren und die Rhodier etwas besser zu stellen – also in dieser Hinsicht formal gleich und ohne bedingungslosen Zwang zur Kooperation. Aus der Gesamtsituation des Spätsommers 48 heraus, in der Caesar dringend alle Hilfe brauchte, die er erhalten konnte, könnte man sehr wohl an eine Verbesserung der Vertragssituation für Rhodos denken und hier den Zeitpunkt ansetzen, an dem die Pflicht, dieselben Feinde und Freunde zu haben, durch die Beistandsklausel ersetzt wurde. Man wird dann allerdings annehmen müssen, dass Lentulus Spinther von dem von Caesar «verbesserten» Vertrag nichts wusste (oder absichtlich aus Eigeninteresse nicht darauf zu sprechen kam), während es (nach Appian) die Rhodier selbst waren, die Cassius über die Existenz des mit Caesar abgeschlossenen Vertrags informierten (oben VI 2, 3). Es ist demnach wohl anzunehmen, dass Caesar im J. 48 bei seinem Besuch auf Rhodos auf dem Weg nach Alexandria den verbesserten Vertrag in Aussicht stellte, worauf die Rhodier ihm zehn Schiffe zur Verfügung stellten (Caes., b. c. iii 106.1; [Caes.], b. Alex. 1.1; 11.1; 13.5–15; 25.3–6; App., b. c. ii 89 [373–374]; [Caes.], b. Afr. 20.1). Der Vertrag dürfte dann nach Caesars Rückkehr nach Rom, wie im Falle von Knidos (811), förmlich verabschiedet worden sein. In der Praxis dürfte es sich nur um eine kosmetische Änderung gehandelt haben.
668 Boubon – unbekannte Städte (Bündnis) Nach 167 v. Chr.
Kalksteinblock, rundum gebrochen; b. ca. 0,24 m, h. ca. 0,12 m. Buchstaben 0,008–0,010 m. Fundort: Boubon, jetzt Museum Burdur.
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Ed.: N. P. Milner, A Hellenistic Treaty from Boubon, in: Chr. Schuler (Hrsg.), Griechische Epigraphik in Lykien. Eine Zwischenbilanz (Ergänzungsbände zu den TAM, 25), Wien 2007, 157–164 (Photo Tafel XXI Abb. 52).; R. M. Errington, A Hellenistic Treaty from Boubon, EA 43 (2010), 131–134.
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‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒Σ . . Ο‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ [‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ πρὸ]ς Οἰνοά[νδοις ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒] [‒ ‒ca. 8‒ ‒ βοιη]θοῦντες τοῖς κ[οινοῖς πράγμασιν, ἀγω][νιζόμενοι καὶ] λόγῳ καὶ ἔργοις καὶ ὅπλ[οις, σπουδῆς καὶ] [φιλοτιμίας μ]ηθὲν ἐλλίποντες κατὰ δύνα[μιν τὴν ἑαυτ][ῶν καὶ διατηρο]ῦντες καὶ τὴν πρὸς Ῥωμαίους το[ὺς κοι][νοὺς σωτῆρας] καὶ εὐεργέτας εὔνοιάν τε καὶ συνμα[χίαν], [μηθὲν ὑπεναντ]ίον πράσοντες τοῖς ἐκεῖνων δόγμ[ασιν]. [ὀμνύτωσαν δ’ αἱ διαλ]λασ[σό]μεναι τρεῖς πόλεις δι’ ἐντόμ[ων] [νεοκαύτων ‒ ‒ca. 7‒ τὸν ὅρκο]ν τὸν ὑπογεγ[ραμμένον]
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3 εὐσε]βοῦντες τοῖς κ[αιροῖς βοιηθήσομεν, ἀγω]- ed. pr. ‖ 5–6 κατὰ δύνα[μιν τὴν ἡμῶν | 15 αὐτῶν, ed. pr. ‖ 9 [ὀμοῦνται ed. pr. ‖ 10–11 τοὺς ὅρκο]ὺς τὸν ὑπογεγ[ραμμένον | τρόπον – – –] ed. pr.
… gegenüber Oinoanda … werden sie die gemeinsamen Angelegenheiten fördern, mit Wort und Tat und mit Waffen werden sie mitstreiten und nichts an Eifer und Ehrgeiz, jede nach den eigenen Kräften, fehlen lassen, wobei sie auch 20 das Wohlwollen und das Bündnis mit den Römern, den allgemeinen Erlösern und Wohltätern, aufrechterhalten und nichts gegen ihre senatus consulta tun werden. Es sollen die drei versöhnten Städte den unten aufgeschriebenen Eid über frisch verbrannten Opfern schwören. Der fragmentarische und etwas unsicher zu rekonstruierende Text scheint eine 25 vertragliche Vereinbarung zu sein, an der vor allem drei bisher zerstrittene, aber neuerdings versöhnte Städte (Z. 9) beteiligt waren. Welche Städte das waren, lässt sich nicht mit letzter Sicherheit klären. Auf jeden Fall gehörte aber die Stadt Boubon, in der der Stein gefunden wurde, dazu. Ob Oinoanda (Z. 2) zu den drei versöhnten Städten gehörte oder eher als eine irgendwie vom Vertrag betroffene und 30 zu berücksichtigende Nachbarstadt erwähnt wird, bleibt unsicher. Auf jeden Fall ist wohl an das Umfeld der kibyratischen Tetrapolis zu denken, wobei dann als weitere zwei «versöhnte» Städte als erste Kibyra und Balboura in Frage kämen (vgl. Strab. xiii 4.17 [C 631]). Einen zeitlichen Anhaltspunkt für den Vertrag bietet die Erwähnung des 35 Bündnisses mit Rom (Z. 7) sowie der nicht weiter spezifizierten senatus consulta (Z. 8). Bislang war von den Mitgliedern der Tetrapolis nur bezüglich Kibyra bekannt, dass ein Bündnis mit Rom bestand (632). Es sollten aber offensichtlich alle drei schwörenden Städte die aufgeführten Verpflichtungen eingehen, sodass
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668a Moagetes, Kibyra, Boubon und Balboura
wir schließen müssen – weil nur ein Bündnisvertrag (Z. 6–7 τὴν πρὸς Ῥωμαίους το[ὺς κοι]|[νοὺς σωτῆρας] καὶ εὐεργέτας εὔνοιάν τε καὶ συνμα[χίαν]) erwähnt wird –, dass der zur Zeit des neuen Vertrages schon vorhandene kibyratische Vertrag mit Rom stillschweigend auf die anderen Städte der Tetrapolis übertragen wurde und dass die erwähnten senatus consulta sonstige wichtige Grundbedin- 5 gungen – vielleicht Grenzziehungen, wie dies öfter belegt ist – regelten. Auf jeden Fall kommt also am ehesten eine Zeit nach dem rhodischen Rückzug im J. 167 aus der im J. 188 erweiterten Peraia in Frage, obwohl ein Zusammenhang mit dem im J. 174 erneuerten Vertrag mit Kibyra (vgl. 632) nicht ausgeschlossen werden kann. Möglicherweise wurde das vorliegende Dokument demnach im Rahmen der 10 Gründung der Tetrapolis vereinbart. Zunächst wurden Kibyra, Boubon und Balboura untereinander versöhnt – eventuell unter römischer Vermittlung – und dann wurde unter Berücksichtigung der Interessen von Oinoanda die vorliegende Vereinbarung sozusagen als Gründungsvertrag der Tetrapolis getroffen.
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Ca. Mitte 2. Jh. v. Chr.
Anpassende Fragmente einer Kalksteinstele, unten mit Randleiste und den Resten eines Zapfens, der zur Einlassung in eine Basis dient. Oben und rechts gebrochen (a). Linke Schmalseite (b) erhalten. Rückseite grob gepickt (h. 0,405–0,425 m; b. 20 0,255 m; d. 0,13 m; Buchstaben ca. 0,005 m. Aufgrund der porös-faserigen Struktur des Kalksteines ist ein Großteil des Textes sowohl auf der Schau- (a) als auch auf der Schmalseite (b) kaum zu lesen. Unregelmäßige Buchstabenformen mit verkleinerten Rundbuchstaben. Fundort: Kibyra (Gölhisar). 25 Ed.: Meier, Kibyra Nr. 3 (mit Photos Abb. 11 [Vorderseite], 12 [linke Schmalseite]). (a)
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– – – – – – – – – – – – – – – – – – –ΟΝΚΑ– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – Βαλβ[ουρ– – – – – – – – – – – – – – – – – –] [– – – – – – – – Βουβ]ωνέως τοῦ προγεγ[– – – – – – – – – – – – – – –] [– – – – – – – – –]Ι Κιβυράταις καὶ Βουβω[νεῦσιν – – – – – – – – – –] 30 ΕΥΕ– – – – – – – – – ἐνκλήματα ἢ συναλ[λάγματα – – – – – – – – – –] [– – – – – – – – – π]όλεις ἀποδεδομένοι Σ– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – ΔΥΣΙΝ ἢ ἀτελεί[α]ς καὶ ἐγ[κτήσεως (?) – – – – – – –] – – – – – – – – –ΚΗΙ καὶ εἰσά[γ]ου vac. σιν καὶ ἐ[ξάγουσιν – – – – – – –] – – – – – – ΟΑΦΟΥ [ἐὰ]ν εἰς τὴν ἰδίαν χρ[ῆσιν (?) – – – – – – – – – –] 35 [– – – – – – οἱ] λοι[π]οὶ πλημελ[οῦντ]ες (?) πρε[σβευ– – – – – – – – –] – – – – – – – – καὶ παρὰ Μοαγέτου πάση[ν – – – – – – – – – – – – – – –] – – – – – – – ΟΣΔΕ[.ca. 2.]ΔΡ[.ca. 2–3.] ἐὰν [οἱ] Συμβρεῖ[ς – – – – – – – – –]
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– – – – – – – [.ca. 3.] σύλ[λυ]σις ἐάν [εἰ]ς χρεας – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –Α– –ΑΙΣ τάς τε αὐτῶν ἀποσκε[υὰς – – – – – – – – – – – –] [– – – – – ἐν τ]ῆι πόλει καὶ ἀγορὰν τὴν ὑπάρ[χουσαν – – – – – – – – – –] [– – – – – ποι]εῖν οὐδεμ[ίαν] πρόφασιν παρὰ Φ– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – θήσεται δὲ Μοαγέτης vac.? – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – ἐκ τῆς ἀποσκευῆς κατὰ δύνα[μιν– – – – – – – – – – – – –] – – – – – – – – – θυ[σί]ας vac.? Ἀθηνᾶι αὐτοῖς ΚΑ– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – ΑΠΟ – – – – – – – – – – Γ θυσία[ς (?) – – – – – – – – – – –] [ἀ]πὸ Κιβυρ[α]τῶν Σ– – – – – – – – συνήθ[ειαν – – – – – – – – – – – – – ] – –Σ καὶ Κιβυρᾶ[ται] – – – – – – – – – . . ΣΧ– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –ΟΟΣ Μοα[γέτ– – – – –]Η περὶ δὲ ΠΥ – – – – – – – – – – – – ΩΣΙΝ Συμβ[ρ]εῖς [.ca. 2–3. Μ]οαγέτου κατὰ – – – – – – – – – – – – – – – – – Ξ– – –ΟΔ– – – – – – –ΛΧΣ– – – – – τοῦ Μοαγέτ[ου – – – – – – – – – – – –] Ω– – – – – – –ΕΣΩΣΙ– – – – – – – – – –ΣΑΟΥΗΓΕM– – – – – – – – – – – – Ο – – – – – – – – – – – – – – – – – –Συμβρέων – – – – – – – – – – – – – – – – – – –ΟΙ– –Σ– – – – – – – –ΔΕΡ[ca. 2]Σ[1]ΗΝ ὑπάρχε[ιν – – – – – – – – – – – –] – – – – – – – – –ΣΣΥ– – – – – – – – – – – – ΛΟΓ[.]ΟΥ– – – – – – – – – – – – – ΑΛ – – – – – – – – – – – ΜΙΣΤ– – – – – – – –Ε πρὸς – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – Τ αἰτιαθέντ[α – – – – – – –]Π– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –ΟΜΟ[.ca. 2.]ΣΑΣ καὶ ο[ἱ ἄν]δρες – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – Α– – – – – – –Α εἰς τ[ὸν] πάν[τα χρόνον – –] – – – – – – – – – – – – – – – – – –· ἐὰν [.ca. 2.]ΡΑ[.ca. 2.]ΑΝΤ– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – Ν Κιβυρᾶται [κ]αὶ ΜΕ– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –Σ [? ἐκεχ]ε[ι]ρίας ὁμοίως – – – – – – – – – – – – ΑΡΕ[1] Συμ[βρ]ε– – – – – – – – – – – – – Σ – – – – ΣΑΝΕΟ– – – – – – – – – – – – –Λ– – –Σ[.ca. 2.]ΧΟΝvac.? [ὅ]ρκος Μοαγέτ[ου] καὶ Κιβυρατῶν [κα]ὶ Βουβωνέων [κα]ὶ Βαλβουρέων· [ὀμ]νύο[με]ν Δία, Γ[ῆν,] Ἥλιον, Ποσ[ειδῶ, Δή][μη]τρα, Ἀπόλλωνα, Ἑρμῆν, Ἄρη, Ἀθηνᾶν [Ἀ]ρε[ίαν] καὶ τ[ὴν Ταυροπό]λ[ο]ν καὶ Ἀρτέμ[ιδα Ἐ][φεσί]αν καὶ Περγα[ίαν] [κ]αὶ Δία Κερα[ύνιο]ν [καὶ] [τ]οὺς ἄλλους θε[οὺς] [π]άν[τ]ας καὶ π[άσας] [ἐμ]μενεῖν ἐν
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τῆι ὁμολογία[ι]· εἰ [δὲ μὴ – – – – –] καὶ ΣΥ ––––––––––––––– 9 Τ[αυροπό-] Meier.
Der fragmentarische Zustand der Inschrift lässt bis auf die ersten Zeilen des 5 Eides, keine kontinuierliche Übersetzung zu: Eid des Moagetes, der Kibyraten, der Balboureer und der Bouboneer: Wir schwören bei Zeus, Ge, Helios, Poseidon, Demeter, Apollon, Hermes, Ares, Athena Areia und der Tauropolos und Artemis von Ephesos sowie von Perge, und Zeus Keraunios und allen Göttern und Göttinnen, der Vereinbarung treu zu 10 bleiben. Wenn wir aber nicht … und … (nach L. Meier) Aus dem Eid geht hervor, dass es sich hier um eine vertragliche Vereinbarung ([b], Z. 16: τῆι ὁμολογία[ι]) zwischen den drei erwähnten Städten sowie einem gewissen Moagetes handelt, wobei die Inhalte der Vereinbarung nur bruchstückhaft zu ermitteln sind. Aus der Erwähnung der ἐνκλήματα ἢ συναλ[λάγματα ([a], Z. 5) lässt sich schließen, dass laufende private Rechtsstreitigkeiten zwischen Bürgern der Vertragspartner anlässlich des Vertrages auf geregelter Weise beigelegt werden sollten; auch Regelungen bezüglich Steuerfreiheit und eventuell Landbesitz ([a], Z. 7: ἀτελεί[α]ς καὶ ἐγ[κτήσεως] [?]) sowie Einfuhr und Ausfuhr ([a], Z. 8: καὶ εἰσά[γ]ουσιν καὶ ἐ[ξάγουσιν]) mit besonderer Berücksichtigung des privaten Nutzens ([a], Z. 9: [ἐὰ]ν εἰς τὴν ἰδίαν χρ[ῆσιν [?]) werden angeführt. Außerdem werden irgendwelche nicht näher bestimmte Fehltritte ([a], Z. 10: οἱ] λοι[π]οὶ πλημελ[οῦντ]ες [?]) anscheinend erwähnt und einer Regelung zugeführt. In den Zeilen [a], 12 ff. werden Angelegenheiten der Stadt Symbra mehrmals erwähnt (Z. 12, 24, 27, 37), obwohl Symbra nicht Vertragspartner gewesen ist. Moagetes scheint hier besonders impliziert zu sein (Z. 17, 23, 24, 25). Die Erwähnung einer Sondervereinbarung ([a], Z. 13: σύλ[λυ]σις) und die zweimalige Nennung von ἀποσκευή ([a], Z. 14, 18) lässt schließen, dass es sich um eventuell geraubte Gegenstände handelt, weswegen Streit mit der sonst am Vertrag nicht beteiligten Stadt ausgebrochen war. Dieser wurde dann im Rahmen der Verhandlungen, die zur hiesigen Vereinbarung führten, beigelegt. Symbra war zwar nicht unmittelbarer Nachbar eines der Vertragspartner (vgl. Meier, a. a. O. 71), doch hat es offenbar in der unmittelbaren Vergangenheit mit ihr Streit (vielleicht insbesondere mit Moagetes) gegeben, dessen Beilegung Bedingung für die vorhandene Vereinbarung war. Die historische Einordnung des Vertrages ist besonders schwierig. Nach der Form der Buchstaben gehört er in die erste Hälfte des 2. Jh. v. Chr. Der erhaltene Text bietet aber keinerlei Hinweis, dass Rom beteiligt war oder irgendeine Rolle gespielt hat. Roma gehört auch nicht zu den Schwurgöttern (vgl. hier 663). Am ehesten kommt die in Lykien und Karien besonders verworrene Zeit nach
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dem erzwungenen Rückzug der Rhodier im J. 167 in Frage. Das macht die Identifikation des hier beteiligten Moagetes mit dem Moagetes, der in der großen Ehreninschrift für Orthagoras aus Araxa (SEG 18, 570) als Räuberhauptmann eine ausgesprochen aggressive Rolle spielt (so Meier, a. a. O. 70 ff.), wahrscheinlich. Damit öffnet sich auch die theoretische Möglichkeit, dass wir es hier mit 5 der Gründung einer Art Vorstufe der Kibyratischen Tetrapolis zu tun haben (so Meier, a. a. O. 73). In diesem Falle würden irgendwann danach die drei hier beteiligten Städte, samt Moagetes, um Termessos Minor (Oinoanda) ergänzt worden sein, um die Tetrapolis zu bilden (vgl. oben, Kommentar zu 668).
668b Kibyra – Apollonia Salbake (Bündnis)
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Ca. Mitte 2. Jh. v. Chr.
Fragment einer Stele aus rötlich geädertem, bläulichem Marmor, der an den Adern zum Ausbrechen neigt. Rechte Schmalseite erhalten und sorgfältig geglättet; Rückseite grob gepickt (h. 0,19 m–0,21 m; b. max. 0,33 m; d. 0,11 m); Zeilen- 15 abstand (0,011 m–0,005 m) und Buchstabenhöhe (0,006 m–0,002 m) nehmen stark ab und geben dem Text gegen Ende hin einen sehr gedrängten Charakter. Unregelmäßige, leicht apizierte Buchstabenformen mit gelegentlich verkleinerten Rundbuchstaben. Fundort: Kibyra (Gölhisar). 20 Ed.: Meier, Kibyra Nr. 2 (mit Photo Abb. 10). – – – – – – – – – – – – – – – –ΟΥΦAIE– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –Σ τοῦ Ἀρίστου ΑΤ– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – Θεοφίλου Θεοφίλου τοῦ – – – – – – – – – – – – – [– – – – – – – – – – – – –]που Ακαννου το[ῦ] ΥΖΗI– – – – – – – – – – – – – 25 5 – – – – – – – – – – – – – καὶ γραμματέως Πολίτου – – – – – – – – – – – – – – [– – – –· ἐπειδὴ Ἀ]πολλωνιᾶται, ὑπάρχοντες φίλοι καὶ [εὔνους καὶ] [– – – – – καὶ σ]υγγενεῖς καὶ συνθύται καὶ ἰσοπολῖται διὰ π[ρο][γόνων τοῦ δ]ήμου, πέμψαντες ψήφισμά τε καὶ πρεσβ[ευ]τὰς [Μαρσύ]αν Πολίτου καὶ Διονύσιον Ἰατροκλείους περὶ συνθέσεω[ς], 30 10 [παρ]εκάλουν θέσθαι συνθήκην καθ’ ὁμολογίαν περὶ συμμαχία[ς] [ὅπως] ὑπάρξει ταῖς πόλεσιν εἰς τὸν ἀεὶ χρόνον· τάδε συνέθεντο [οἱ ἐξαποσταλ]έντες συνθηκογράφοι ὑπὸ Κιβυρατῶν Πονασλημης Παπου τοῦ [– – – – – Πον]ασλημου, Παπης Μοαγέτου τοῦ Παπου Οργλου, Ἱέρων Μορ[κιδα τοῦ Δ]αιττιος τοῦ Σιλαμοου καὶ γραμματες Κιδδουνις Πιγωλ35 15 [λιος τοῦ – – –]ου Πιγωλλιος μετὰ τῶν ἐξαποσταλέντων συνθηκογρά[φων ὑπὸ] τοῦ δήμου τοῦ Ἀπολλωνιατῶν Μαρσύου τοῦ Πολίτου, Διο[νυσίου τοῦ] Ἰατροκλείους· Ἀγαθῆι τύχηι ὑπάρχειν Κιβυράταις καὶ
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668b Kibyra - Apollonia Salbake
[Ἀπολλωνιάταις τ]ὰ διὰ τῶν προγόνων παραδεδομένα τίμια καὶ φιλάν[θρωπα – – – – – – – – – – – – – – – καὶ τ]ὴν συμμαχίαν εἶναι πρὸς ἀλλήλους βεβαίως 20 [– – – εἰς τὸν ἀεὶ χρόνον – – – – – – – – – τὸν αὐτὸν ἐ]χ[θ]ρὸν καὶ τὸν αὐτὸν φίλον ἡγουμένοις· ἐὰν 5 [δέ τις – – – – – (e. g.) ἐπὶ τὴν πόλιν ἢ τὴν χώραν στρατεύηται τὴν τ]ῶν Ἀπολλωνιατῶν ἢ τὴν δημοκρα[τίαν καταλύηι – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – βοηθείτω] ὁ δῆμος ὁ Κιβ[υρατῶν τοῖς Ἀπολλωνιάταις – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – 10 – – – –]ΑΙ· ἐὰ[ν] [δέ τις – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –] 23 Errington, [υρατῶν Ἀπολλωνιάταις Meier.
Z. 6 ff. Die Apolloniaten, die von Alters her Freunde und uns wohlgesonnen und Verwandte sowie Opfergenossen und Isopolitai des demos sind, haben einen Beschluss der Volksversammlung sowie als Gesandten Marsyas, Sohn des Polites, und Dionysios, Sohn des Iatrokles, wegen einer Vereinbarung geschickt. (10) Sie forderten uns auf, einen Vertrag wegen eines Bündnisses zu vereinbaren, damit es den Städten auf alle Zeit Bestand haben wird. Folgende Bedingungen vereinbarten die für die Ausarbeitung des Vertrages von den Kibyraten entsandten Unterhändler (synthekographoi) Ponaslemes, Sohn des Papes, … und Urenkel des Ponaslemes, Papes, Sohn des Moagetes, Enkel des Papes und Urenkel des Orglos, Hieron, Sohn des Morkidas, Enkel des Daittis und Urenkel des Silamoas, und der Sekretär Kiddounis, Sohn des Pigollis, … und Urenkel des Pigollis, (15) zusammen mit den für die Ausarbeitung des Vertrages vom demos der Apolloniaten entsandten Unterhändlern (synthekographoi) Marsyas, Sohn des Polites, und Dionysios, Sohn des Iatrokles. Zum guten Gelingen! Den Kibyraten und den Apolloniaten sollen die von Alters her überkommenen Ehren und Privilegien … sowie das Bündnis miteinander für alle Zeit Bestand haben … (20) wobei sie den Selben als Feind und den Selben als Freund betrachten … Sollte jemand gegen die Stadt oder das Territorium der Apolloniaten militärisch vorgehen oder die Demokratie auflösen … soll der demos der Kibyraten den Apolloniaten zur Hilfe kommen; sollte jemand …
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Die Vertragspartner der Kibyraten werden im Text nur als Apolloniaten bezeichnet, was eine gewisse Unsicherheit bei der Identifikation verursacht, doch hat 35 Meier (a. a. O. 51) sehr wahrscheinlich gemacht, dass es sich um Apollonia am Salbake (am heutigen Babadağ) handelt. Form der Urkunde ist ein Beschluss der Volksversammlung von Kibyra. Die nur fragmentarisch erhaltenen Namen in den ersten fünf Zeilen dürften jene der zur Zeit der Verabschiedung amtierenden
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und mit Nennung des jeweiligen Amtes (vgl. Z. 5 καὶ γραμματέως Πολίτου) aufgeführten Amtsträger sein. Das in der Urkunde zu regelnde Verhältnis, das auf Initiative der Apolloniaten zustande kam (Z. 8–10), vertiefte und formalisierte schon existierende relativ enge soziale und religiöse Verhältnisse, die u. a. eine isopoliteia (Z. 7) umfassten. Hier geht es um etwas Weiterreichendes, um einen Beistandsvertrag (Z. 10: symmachia), also: um eine formale Erweiterung der existierenden sozialen und religiösen Beziehungen um eine militärische Komponente. Nach dem Auftritt der Gesandten von Apollonia in Kibyra wurde dort ein ad hoc bestellter Ausschuss eingesetzt mit der Bezeichnung synthekographoi, der zusammen mit den Gesandten aus Apollonia, die jetzt auch synthekographoi genannt werden (Z. 15), die Vertragsdetails auszuarbeiten hatte (Z. 12–17). Das Ergebnis dieser Beratungen (Z. 17 ff.) wurde dann als Beschluss der Volksversammlung in Kibyra – eben diese vorhandene Urkunde – festgehalten. Eine Paralleldokumentation dürfte von der Volksversammlung der Apolloniaten beschlossen worden sein. Obwohl das Dokument nach Schriftbild und Fundumständen (vgl. Meier, a. a. O. 57–60) nicht näher als zur 1. Hälfte des 2. Jh. v. Chr. datiert werden kann, dürfte die Zeit nach dem im J. 167 von Rom forcierten rhodischen Abzug aus den karischen Besitzungen am ehesten für einen militärischen Beistandsvertrag in Frage kommen.
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1. Exemplar: Mehrere Fragmente einer großen Stele; a) b. max. 0,2 m, h. max. 0,515 m, d. 0,12 m; b) b. 0,13 m, h. 0,19 m, d. 0,09 m. 25 Fundort: Epidauros. 2. Exemplar: Stele; b. 0,44 m, h. 0,45 m, d. 0,11 m. Fundort: Troizen. Ed.: IG IV 12, 76–77; A. Nikitsky, ANEPIBASIA, Hermes 38 (1903), 406–413; W. Peek, Inschriften aus dem Asklepieion von Epidauros, Berlin 1969, Nr. 31 30 (Z. 30–46); Ager, Interstate Arbitrations Nr. 138 (mit falscher Zeilenlänge Z. 1–29); K. Harter-Uibopuu, Das zwischenstaatliche Schiedsverfahren im achäischen Koinon. Zur friedlichen Streitbeilegung nach den epigraphischen Quellen, Köln 1998, Nr. 12 (ohne Ergänzungen Z. 1–29); C. Carusi, Nuova edizione della homologia fra Trezene e Arsinoe (IG IV 752, IG IV2 76 + 77), in: B. Virgilio 35 (Hrsg.), Studi Ellenistici, XVI, Pisa 2005, 79–139. Zugrunde gelegt ist das Exemplar aus Epidauros; unterstrichen sind Textteile, die auf der Inschrift aus Troizen vollständig erhalten sind.
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‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒ [‒ ‒ ‒ ‒ ἐν Τροζᾶνι ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ca. 28‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ τ]οῦ γʹ Νίκωνος, ἐν Ἀρσι[νόαι ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ca. 28‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒] Ἀθάναι Φειδοστράτου [‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ca. 33‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ἁ] ὁμολογία Τροζανίων [καὶ Ἀρσινοέων ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ca. 22‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒] εἰς ἅπαντα τὸν χρόνον,vac. [‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ca. 30‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ βασιλέος] Πτολεμαίου πρεσ[βευτᾶν ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ca. 26‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ π]ερὶ τᾶς χώρας τᾶς καλουμέ[νας ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ca. 24‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ Χερσο]νάσου καὶ Πραξωνείου, καὶ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ca. 30‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ τὸν καὶ Στενίταν κοινὰ εἶμε[ν]. ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ca. 34‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ λιθίνας καὶ τᾶς ξυλίναςvac. ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ca. 34‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ς καὶ τᾶς καταγωγᾶς καὶ πα[ραγωγᾶς ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ca. 24‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒μη]θεὶς κωλυέτω τοὺς πριαμέ[νους ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ca. 28‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ κ]αὶ καταγωγᾶς καὶ παραγωγᾶς [‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ca. 24‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ τοὺς ἄγ]οντας, μηδὲ ἄλλο μηθὲν πράσ[σειν ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ca. 26‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒] ἐ[ρ]γασίαν μηδὲ τὸν τὸν χάρακα [‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ca. 20‒ ‒ ‒ ‒ εἰ δὲ μή, ἁ μ]ὲν πόλις μυρίας δραχμὰς καὶ [‒ ‒ ‒ ‒ ‒ca. 15‒ ‒ ‒ ‒ ὁ ἰδιώτας δὲ] χιλίας δραχμὰς καὶ ὅ τι βασιλίδιvac. [‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ca. 28‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ δικ]άζεσθαι μετὰ τᾶς Χερσονάσου [‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ca. 18‒ ‒ ‒ ‒ ‒ τὰν καλουμέ]ναν Διαστενῖτιν ἀπό τε τοῦ κατὰvac. [‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ca. 24‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ τὰν] ὁρισθεῖσαν, καθὼς εὐδόκησάν πο[‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ca. 20‒ ‒ ‒ ‒ ‒ τὸν χάρα]κα τὸν ἐπὶ τοῦ Στενίτα. τὸν δὲvac. [‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ca. 24‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ κα]ὶ τὰν ἐκτὸς τοῦ χάρακος χώρανvac. [‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ca. 21‒ ‒ ‒ ‒ ‒ τοῦ χάρ]ακος ἐπὶ τὸν λευκὸν Ἑρμᾶν τὸν ποτ[ὶ] ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ca. 24‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ κοινὰν εἶμεν στάλαις ὁρισθεῖσαν,vac. [‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ca. 16‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ τῶν Πραξω]νείων καὶ τᾶς κοινᾶς χώρας κοινά.vac. ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ca. 25‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ χώραι τὰς κτήσεις βεβαίας εἶμεν.vac. ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ca. 26‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ἀπὸ τοῦ χάρακος ἐπὶ τὸν λευκὸνvac. [Ἑρμᾶν· ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ca. 23‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒]αν καὶ τὰς ἁλὰς καὶ τὸ λιμένιονvac. ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ca. 26‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ δίδ[οσ]θαι δὲ ἐξαγωγὰν κατ’ ἐνιαυ[τόν, ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ca. 26‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒] ἀτελέων ἐργαζομενᾶν τᾶν ἁλᾶν [‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ca. 27‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ κ]α ἕληται ὁ ἐγδεξάμενος τὰς ἁλὰς [‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ca. 22‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ἐν τῶι] καλουμένωι Στενίται καὶ τοὺςvac. ‒ ‒ λι ‒ ‒ ‒ κατὰ πα[‒ ‒ca .6‒ ‒ στ]άλαις ὁρισθέντα. ἐξουσία δ’ ἔστω τὰν κοινὰν χώραν ‒ ‒ ‒ca. 12‒ ‒ ‒ ὅσα δὲ π[ολ]έμαρχοι ἢ δαμιοργοὶvac. ἢ ἄλλος τις ἀπὸ κοινοῦ ‒ ‒ ‒ca. 10‒ ‒ς εἴτε ἐκ τᾶς χώρας εἴτε ἐν τᾶι πό‒ λει ἀποπέπραγε κε[‒ ‒ ‒ca. 10‒ ‒ ‒ ‒ ἔ]ξω τᾶν χωρᾶν, ἀπότομα εἶμεν, καὶvac. μὴ δικάξασ[θ]αι μηθέν[α περὶ τούτων τῶν χ]ρημ[άτ]ων· εἰ δὲ δικαξεῖται,vac. ἅ τε δίκα ἀτελὴς [ἔστω καὶ ἀποτεισάτω, εἰ μὲν ἰδιώτα]ς, χιλίας δραχμάς, εἰ δὲ πόλις, μυρ[ίας. περὶ δὲ τᾶς κοινᾶς χώρας καὶ περὶ] τᾶς ἐπικαρπιᾶς τᾶν ἐκ τᾶς χώρα[ς καὶ περὶ τᾶν ποθόδων τᾶν ἐκ τῶν θυννείων τᾶν γ]ενομε[νᾶν] ἐν τοῖς ἔμπροσθε[ν χρόνοις μὴ δικάξασθαι μηθένα· εἰ δ]ὲ δικάξαιτο, ἀποτ[ει]σάτω, εἰ μὲν ἰδιώτα[ς, χιλίας δραχμάς, εἰ δὲ πόλις, μυρί]ας, καὶ ἁ δίκα ἀτελ[ὴς]
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ἔστω. περὶ δὲ τ[ῶν ἐρρυσιασμένων ὑπὸ τᾶς πόλιος χωρίων κα]ὶ [οἰκ]ιᾶν ἢ ἀγμένων ἀπὸ τᾶς χώρα[ς ἐν ταῖς ἀνεπιβασίαις ἀπὸ τᾶν κοιν]ᾶν ποθόδων [τᾶν]vac. ἐκvac. τῶν θυννεί[ων ἐπιλυθῆμεν τοὺς ἐρρυσιασμένους] στάσι ἀν’ ὅ κα φέ45 ρηι ὁ λόγος ὁ [τ]α[μία Φιλοκλέος, καὶ τοῖς σώμασι τοῖς ἀπο]πραχθεῖσινvac. ὑπὸ τῶν πολ[εμάρχων Ἀρτεμιδώρωι, Πύρρωι, Θεοδότωι ἑ]κάστωιvac. 5 δραχμὰς δι[ακοσίας ἇν Τροζάνιοι νομίζοντι, καὶ τὰ χωρία κα]ὶ τὰς οἰκία[ς], ὅσα ἐστὶ ἐ[ρρυτιασμένα ὑπὸ τᾶς πόλιος, ἀποδόμεν τοῖς ἐρρυ]τιασμέν[οις], ἐπιλύσαν[τας ἀπὸ τᾶγ κοινᾶν ποθόδων τοῖς πεπεμμένοις τι τ]ῶν ἐρρυσ[ι]50 {σι}ασμέν[ων ὑπὸ τᾶς πόλιος. τὰς δ’ ἐπιγαμίας καὶ τὰς ἐγκτάσει]ς ὑπάρχε[ιν] ἑκατέ[ροις ποτ’ ἀλλάλους εἰς ἅπαντα τὸν χρόνον. ὅπως δὲ τὰ συμ]φωνηθ[έν]- 10 [τα κύρια ἦι, ἀποστειλάντω πρεσβείαν ἑκάτεροι εἰς Ἀθάνας καὶ ἀξ]ιούντ[ω] [δόμεν αὐτοῖς ἄνδρας τρεῖς, οἵτινες παραγενόμενοι τὰ γεγονότα αὐτοῖ]ς ὁμ[ό][λογα ἐπικρίναντες ἀναθησοῦνται ἐν στάλαις εἰς τὰ ἱερὰ τό τε ἐγ Καλαυρεί]αι τ[οῦ] 55 [Ποσειδᾶνος καὶ τὸ ἐν Ἐπιδαύρωι τοῦ Ἀσκλαπιοῦ καὶ τὸ ἐν Ἀθάναις ἐν ἀκροπό]- 15 [λει τᾶς Ἀθάνας. ὅπως δὲ καὶ τὸ λοιπὸν ἐννόμως ἑκάτεραι αἱ πόλεις ἀμφοτέ][ραις μὲν πα‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒] Z. 35–57: … es soll niemand klagen, wenn es aber doch zur Klage kommt, soll der Prozess nicht durchführbar sein und er soll bezahlen, wenn es ein Privatmann ist, 1000 Drachmen, wenn es eine Polis ist, 10.000. Im Hinblick auf das gemeinsame Land und die Einkünfte aus dem Thunfischfang, (40) die früher erzielt wurden, soll keiner klagen. Wenn einer aber doch klagt, soll er zahlen, wenn es ein Privatmann ist, 1000 Drachmen, wenn es eine Polis ist, 10.000, und der Prozess soll nicht durchführbar sein. Im Hinblick auf diejenigen Ländereien oder Häuser, die einer Beschlagnahmung durch die Polis unterworfen waren, oder diejenigen Sachen, die weggeschafft wurden von dem Land während der Zeiten, als es keine Beziehungen gab: Aus den gemeinsamen Einkünften aus dem Thunfischfang sollen diejenigen kompensiert werden, die einer Beschlagnahmung unterworfen waren, (45) gemäß der Aufstellung des tamias Philokles. Auch den durch die Polemarchen Artemidoros, Pyrrhos und Theodotos zurückgeforderten Sklaven sollen je 200 Drachmen gezahlt werden, wenn die Troizenier es beschließen. Die Ländereien und die Häuser, die von der Polis beschlagnahmt worden sind, soll man denjenigen, die der Beschlagnahmung unterworfen waren, zurückgeben, wobei diejenigen, die von der Polis beschlagnahmte Güter besitzen, aus den gemeinsamen Einkünften eine Entschädigung erhalten. (50) Das Recht zur Eheschließung [epigamie] und zum Grundbesitz [enktesis] soll von jedem der beiden dem anderen gegenüber für alle Zeiten gewährt werden. Damit das Vereinbarte gültig wird, sollen beide eine Gesandtschaft nach Athen entsenden und bitten, dass sie ihnen drei Männer zur Verfügung stellen, die kommen und die zustande gekommene Vereinbarung prüfend bestätigen. Sie sollen sie auf Stelen aufstellen in die Heiligtümer des Poseidon in Kalaureia, (55) des
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Asklepios in Epidauros sowie in Athen im Tempel der Athena auf der Akropolis. Damit auch für die Zukunft beide Städte beiden gesetzmäßig … (nach K. Harter-Uibopuu) Diese Vereinbarung (Z. 3: ὁμολογία) beendete eine Zeit der Spannungen zwischen zwei Nachbarstädten in der Argolis, Troizen, Mitglied des achaiischen Bundes, und Methana/Arsinoe, das dem ptolemaiischen Reich gehörte. Das ungefähre Datum ergibt sich aus der Erwähnung eines (Königs) Ptolemaios (Z. 5) sowie aus dem ptolemaiischen Namen der Stadt Methana, Arsinoe (Z. 1); das Dokument stammt also aus der Zeit der ptolemaiischen Herrschaft über Methana. Die Buchstabenformen erlauben einen Ansatz in die Zeit des VI. Ptolemaiers. Die Inschriften sind erst nach und nach als Teile eines Textes betrachtet worden, wobei die entscheidenden Erkenntnisse zwei Personen zuzuschreiben sind: A. Nikitsky, der zuerst erkannte, dass die Inschriften aus Troizen und Epidauros zwei Exemplare desselben Textes bieten, und W. Peek, der durch eine Zusammenfügung der Fragmente die Zeilenlänge des epidaurischen Textes feststellte. Bislang veröffentlichte Ergänzungen der ersten 29 Zeilen in den IG sowie – von dort übernommen – bei Ager sind deswegen hinfällig. Hier wird, wie bei Harter-Uibopuu und Carusi (a. a. O.), weitestgehend auf Ergänzungen dieses Teils der Inschrift verzichtet; aus den erhaltenen Textteilen in Z. 1–35 lässt sich keine zusammenhängende Übersetzung anfertigen. Troizen war zwar zur Zeit der Vereinbarung Mitglied des achaiischen Bundes, scheint aber in dieser Angelegenheit selbstständig gehandelt zu haben; zumindest in den erhaltenen Teilen des Textes wird überhaupt kein Bundesorgan erwähnt. Der Streit, den die Vereinbarung beendete, hatte offensichtlich mit dem Isthmos zur Halbinsel Methana (Z. 6–7: [π]ερὶ τᾶς χώρας τᾶς καλουμέ|[νας ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ca. 24‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ Χερσο]νάσου καὶ Πραξωνείου; Z. 8: Στενίταν, Z. 20: Στενίτα, vgl. Z. 18: Διαστενῖτιν) zu tun. Der Streit entzündete sich an der Ausbeutung von Stein- und Holzvorkommen (Z. 9: λιθίνας καὶ τᾶς ξυλίνας) sowie an Transportmöglichkeiten (Z. 10, 12: καταγωγᾶς καὶ παραγωγᾶς), Salzgärten (Z. 27: τὰς ἁλάς vgl. Ζ. 29, 30), Hafengebühren (Z. 27: τὸ λιμένιον) und Thunfischfang (Z. 39, 43–44: ἐκ τῶν θυννείων). Es war offensichtlich auch zu Angriffen mit gegenseitigen Plünderungen gekommen (Z. 44, 48, 49), die dazu führten, dass offiziöse Kontakte völlig unterbrochen worden waren (Z. 43: ἐν ταῖς ἀνεπιβασίαις), wobei die privatrechtlichen Beziehungen im Hinblick auf Eheschließungen bzw. Bodenbesitzrechte anscheinend besonders betroffen waren (Z. 50: Wiederherstellung von epigamia und enktesis auf alle Zeiten). Die Rückgabe der von der Stadt Troizen eingezogenen Güter oder die Erstattung von daraus hervorgehenden Verlusten bildeten einen bedeutenden Teil der vereinbarten Regelungen (Z. 42–44). Um den zwischen den beiden Städten geschlossenen Vertrag vor klagebereiten Bürgern zu schützen, wurde der Klageweg unter Androhung von hohen Geldstrafen explizit ausgeschlossen (Z. 35–38, 40–42).
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Maßgeblichen Anteil an der Beendigung des Streites scheint eine Intervention von ptolemaiischen Unterhändlern (Z. 5: Πτολεμαίου πρεσ[βευτ-) gehabt zu haben, doch war es den beiden städtischen Vertragspartnern wichtig, auch Athener – und eben gerade nicht ein Mitglied des achaiischen Bundes – einzuschalten, damit sie mit ihrem unparteiischen Urteil die schon fertig ausgehandelte Verein- 5 barung überprüften (Z. 53–54: τὰ γεγονότα αὐτοῖς ὁμόλογα ἐπικρίναντες) und für tragfähig erklärten (zu ἐπίκρισις vgl. Harter-Uibopuu, a. a. O. 107), bevor der Text in den drei bedeutenden überregionalen Heiligtümern, in Kalaureia, Epidauros und Athen, veröffentlicht werden sollte. Der Stein aus Troizen zeigt aber, dass die Vereinbarung auch – wie zu erwarten – in den betroffenen Orten dauer- 10 haft publik gemacht worden ist.
670 Rom – Ariarathes V. (Vertragserneuerung) Ca. 163 v. Chr.
1. Polybios xxxi 3.1–3: παρεγένοντο κατὰ τὸν αὐτὸν καιρὸν παρ’ Ἀριαράθου τοῦ 15 νεωστὶ διαδεδεγμένου τὴν Καππαδοκῶν βασιλείαν πρέσβεις, ἀνανεωσόμενοι τήν τε φιλίαν καὶ συμμαχίαν τὴν προϋπάρχουσαν, (2) καὶ καθόλου παρακαλέσοντες τὴν σύγκλητον ἀποδέξασθαι τὴν τοῦ βασιλεως εὔνοιαν καὶ προθυμίαν, ἣν ἔχει καὶ κοινῇ καὶ κατ’ ἰδίαν πρὸς ἅπαντας Ῥωμαίους. (3) ἡ δὲ σύγκλητος διακούσασα τῶν λόγων τήν τε φιλίαν ἀνενεώσατο καὶ τὴν συμμαχίαν καὶ καθόλου τὴν ὅλην 20 αἵρεσιν ἀποδεξαμένη τοῦ βασιλέως φιλανθρώπως ἐγενήθη. Um dieselbe Zeit erschienen Gesandte von Ariarathes, der vor Kurzem die Königsherrschaft der Kappadoker übernommen hatte, um die vorhandene Freundschaft und das Bündnis zu erneuern. (2) Im Allgemeinen forderten sie den Senat auf, das Wohlwollen und den Eifer, die der König sowohl persönlich als auch als 25 Vertreter seines Volkes gegenüber den Römern besaßen, anzuerkennen. (3) Der Senat hörte sich ihren Vortrag an, erneuerte die Freundschaft und das Bündnis, billigte überhaupt die ganze Haltung des Königs und war freundlich gestimmt. 2. Diodoros xxxi 19.8 (aus Photios): ἀνενεώσατο δ’ οὗτος καὶ τὴν πρὸς Ῥωμαίους φιλίαν τε καὶ συμμαχίαν. 30 Dieser Mann erneuerte auch die Freundschaft und das Bündnis mit den Römern. 3. Polybios xxxii 10.4: ἀπεστάλκει δὲ καὶ Ὀροφέρνης πρεσβευτὰς τοὺς περὶ Τιμόθεον καὶ Διογένην, στέφανον τε κομίζοντες τῇ Ῥώμῃ καὶ τὴν φιλίαν καὶ τὴν συμμαχίαν ἀνανεωσομένους … Auch Orophernes schickte Gesandte unter der Leitung von Timotheos und 35 Diogenes; sie brachten einen Kranz für die Roma und sollten die Freundschaft und das Bündnis erneuern …
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Lit.: Walbank, HCP III ad locc.; Ch. Habicht, The Seleucids and their Rivals, in: CAH VIII2 (1989), 324–387, hier 350–361. Der von Ariarathes V. im J. 163 erneuerte Vertrag mit Rom stammt aus der Zeit seines Vaters Ariarathes IV. und wurde wahrscheinlich um 189 im Rahmen des Friedens von Apameia geschlossen (vgl. 629). Polybios spricht eindeutig von der 5 Erneuerung der Freundschaft und des Vertrages, und er wiederholt diese Formulierung in Bezug auf das Jahr 157, als nach der Vertreibung von Ariarathes dessen Nachfolger Orophernes um dieselbe Vergünstigung bat (oben 3). Die ebenfalls eindeutige Aussage des Diodor in Bezug auf Ariarathes (oben 2) geht auf Polybios zurück und hat keinen selbstständigen Quellenwert. Es gibt jedoch keinen guten 10 Grund, Polybios’ zweimalige Angabe als leere Formel abzutun (so aber Walbank, a. a. O.).
671 Antiochos V. – Ioudas Makkabaios (Friedensvertrag) 162/161 v. Chr.
1. I. Makkabaier 6.55–61: καὶ ἤκουσεν Λυσίας ὅτι Φίλιππος, ὃν κατέστησεν ὁ βασιλεὺς Ἀντίοχος ἔτι ζῶντος αὐτοῦ ἐκθρέψαι Ἀντίοχον τὸν υἱὸν αὐτοῦ εἰς τὸ βασιλεῦσαι αὐτόν, (56) ἀπέστρεψεν ἀπὸ τῆς Περσίδος καὶ Μηδίας καὶ αἱ δυνάμεις αἱ πορευθεῖσαι μετὰ τοῦ βασιλέως μετ’ αὐτοῦ, καὶ ὅτι ζητεῖ παραλαβεῖν τὰ τῶν πραγμάτων. (57) καὶ κατέσπευδεν καὶ ἐπένευσεν τοῦ ἀπελθεῖν καὶ εἶπεν πρὸς τὸν βασιλέα καὶ τοὺς ἡγεμόνας τῆς δυνάμεως καὶ τοὺς ἄνδρας· ἐκλείπομεν καθ’ ἡμέραν, καὶ ἡ τροφὴ ἡμῖν ὀλίγη, καὶ ὁ τόπος οὗ παρεμβάλλομέν ἐστιν ὀχυρός, καὶ ἐπίκειται ἡμῖν τὰ τῆς βασιλείας· (58) νῦν οὖν δῶμεν δεξιὰς τοῖς ἀνθρώποις τούτοις καὶ ποιήσωμεν μετ’ αὐτῶν εἰρήνην καὶ μετὰ παντὸς ἔθνους αὐτῶν (59) καὶ στήσωμεν αὐτοῖς τοῦ πορεύεσθαι τοῖς νομίμοις αὐτῶν ὡς τὸ πρότερον· χάριν γὰρ τῶν νομίμων αὐτῶν, ὧν διεσκεδάσαμεν, ὠργίσθησαν καὶ ἐποίησαν ταῦτα πάντα. (60) καὶ ἤρεσεν ὁ λόγος ἐναντίον τοῦ βασιλέως καὶ τῶν ἀρχόντων, καὶ ἀπέστειλεν πρὸς αὐτοὺς εἰρηνεῦσαι, καὶ ἐπεδέξαντο. (61) καὶ ὤμοσεν αὐτοῖς ὁ βασιλεὺς καὶ οἱ ἄρχοντες· ἐπὶ τούτοις ἐξῆλθον ἐκ τοῦ ὀχυρώματος. Lysias hörte, dass Philippos, den König Antiochos [sc. IV. Epiphanes] zu seinen Lebzeiten für die Ausbildung seines Sohnes Antiochos [V.] in den königlichen Regierungsgeschäften bestellt hatte, (56) von Persis und Media weggegangen war – zusammen mit ihm auch die Streitkräfte, die mit dem König dorthin gekommen waren – und dass er anstrebte, den Staat zu übernehmen. (57) Er [sc. Lysias] hatte es dann eilig und neigte dazu abzuziehen und sagte dem König und den Heeresoffizieren und den Männern: «Wir werden täglich schwächer und unsere Lebensmittelvorräte sind gering; der Ort, den wir belagern, ist stark und die Staatsgeschäfte des Königreichs bedrängen uns. (58) Jetzt also sollten wir die-
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sen Menschen die rechte Hand ausstrecken und mit ihnen und ihrem gesamten Volk Frieden schließen. (59) Außerdem sollten wir ihnen gewähren, nach den eigenen Gesetzen, wie früher, zu leben; denn wegen ihrer Gesetze, die wir ablehnten, sind sie wütend geworden und haben das alles gemacht.» (60) Diese Rede gefiel dem König und seinen Funktionären, und er sandte zu ihnen, um Frieden 5 zu schließen, und sie nahmen das Angebot an. (61) Der König und seine Funktionäre schworen ihnen gegenüber einen Eid. Unter diesen Bedingungen verließen sie [sc. die Ioudaier] den befestigten Tempel. Vgl. Iosephos, Archaiologia xii 379–382: Λυσίας δὲ ὁ στρατηγὸς καὶ ὁ βασιλεύς, ἐπεὶ Φίλιππος αὐτοῖς ἀπὸ τῆς Περσίδος ἥκων ἐδηλώθη τὰ πράγματα εἰς αὐτὸν κατασκευάζειν, εἶχον μὲν ὥστε τὴν πολιορκίαν ἀφέντες ὁρμᾶν ἐπὶ τὸν Φίλιππον, οὐ μὴν τοῦτο ποιῆσαι φανερὸν τοῖς στρατιώταις καὶ τοῖς ἡγεμόσιν ἔγνωσαν, (380) ἀλλ’ ἐκέλευσεν τὸν Λυσίαν ὁ βασιλεὺς αὐτῷ τε καὶ τοῖς ἡγεμόσιν ἐν κοινῷ διαλεχθῆναι μηδὲν μὲν τῶν περὶ Φίλιππον ἐμφανίζοντα, τὴν δὲ πολιορκίαν ὅτι χρονιωτάτη γένοιτ’ ἂν δηλοῦντα, καὶ τὴν ὀχυρότητα τοῦ χωρίου, καὶ ὅτι τὰ τῆς τροφῆς αὐτοῖς ἤδη ἐπιλείποι, καὶ ὡς πολλὰ δεῖ καταστῆσαι τῶν ἐν τῇ βασιλείᾳ πραγμάτων, (381) καὶ ὡς δοκεῖ πολὺ κρεῖττον εἶναι σπονδὰς ποιησαμένους πρὸς τοὺς πολιορκουμένους καὶ φιλίαν πρὸς ὅλον αὐτῶν τὸ ἔθνος ἐπιτρέψαντας αὐτοῖς χρῆσθαι τοῖς πατρίοις νόμοις, ὧν ἀφαιρεθέντες νῦν ἐξεπολεμώθησαν, χωρεῖν ἐπὶ τὰ οἰκεῖα. ταῦτα τοῦ Λυσίου φήσαντος ἠρέσθη τό τε στράτευμα καὶ οἱ ἡγεμόνες τῇ γνώμῃ. (382) καὶ πέμψας ὁ βασιλεὺς πρὸς τὸν Ἰούδαν καὶ τοὺς σὺν αὐτῷ πολιορκουμένους εἰρήνην τε ἐπηγγείλατο καὶ συγχωρεῖν τοῖς πατρίοις νόμοις χρωμένους ζῆν. οἱ δὲ ἀσμένως δεξάμενοι τοὺς λόγους λαβόντες ὅρκους τε καὶ πίστεις ἐξῆλθον ἐκ τοῦ ἱεροῦ. Als der General Lysias und der König benachrichtigt wurden, dass Philippos gegen sie aus Persis unterwegs war, um die Regierungsgeschäfte an sich zu reißen, waren sie entschlossen, die Belagerung aufzugeben und gegen Philippos vorzugehen. Sie entschieden sich allerdings, dies den Soldaten und den Offizieren nicht offen zu sagen, (380) sondern der König befahl Lysias, ihm und den Offizieren eine öffentliche Rede zu halten, aber über Philippos nichts zu sagen. Stattdessen sollte er ausführen, dass die Belagerung sehr viel Zeit beanspruchen würde, denn der Ort war sehr stark befestigt, dass ihnen außerdem die Lebensmittelvorräte schon zur Neige gingen und dass es darüber hinaus notwendig sei, viele Angelegenheiten im Reich in Ordnung zu bringen. (381) Er sollte weiterhin sagen, dass es viel vorteilhafter erschien, einen Friedensvertrag mit den Belagerten zu machen und Freundschaft mit ihrem ganzen Volk zu schließen, indem man ihnen gestattete, ihren herkömmlichen Gesetzen, wegen deren Verlust sie nämlich den jetzigen Krieg begonnen hatten, zu folgen und nach Hause zu gehen. Als Lysias das gesagt hatte, freuten sich das Heer und die Offiziere über seine Meinung. (382) Der König schickte zu Ioudas und den mit ihm Belagerten und versprach Frieden sowie die Gewährung der Lebensführung gemäß den herkömmlichen Gesetzen. Jene nahmen das Angebot gern an, und nachdem sie Eide und Versicherungen erhalten hatten, zogen sie aus dem Tempelbezirk ab.
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2. II. Makkabaier 11.13–15; 22–26: οὐκ ἄνους δὲ ὑπάρχων πρὸς ἑαυτὸν ἀντι- 40 βάλλων τὸ γεγονὸς περὶ αὐτὸν ἐλάττωμα καὶ συννοήσας ἀνικήτους εἶναι τοὺς Ἑβραίους τοῦ δυναμένου θεοῦ συμμαχοῦντος αὐτοῖς (14) προσαποστείλας ἔπεισεν συλλύεσθαι ἐπὶ πᾶσι τοῖς δικαίοις, καὶ διότι καὶ τὸν βασιλέα πείσει φίλον αὐτοῖς ἀναγκάζων γενέσθαι. (15) ἐπένευσεν δὲ ὁ Μακκαβαῖος ἐπὶ πᾶσιν,
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οἷς ὁ Λυσίας παρεκάλει, τοῦ συμφέροντος φροντίζων· ὅσα γὰρ ὁ Μακκαβαῖος ἐπέδωκεν τῷ Λυσίᾳ διὰ γραπτῶν περὶ τῶν Ἰουδαίων, συνεχώρησεν ὁ βασιλεύς. [Es folgen vier Dokumente, von denen aber nur eines für den Frieden von 162/161 relevant ist, vgl. Kommentar unten.] (22) ἡ δὲ τοῦ βασιλέως ἐπιστολὴ περιεῖχεν οὕτως· Βασιλεὺς Ἀντίοχος τῷ ἀδελφῷ Λυσίᾳ χαίρειν. (23) τοῦ πατρὸς ἡμῶν εἰς θεοὺς μεταστάντος βουλόμενοι τοὺς ἐκ τῆς βασιλείας ἀταράχους ὄντας γενέσθαι πρὸς τὴν τῶν ἰδίων ἐπιμέλειαν (24) ἀκηκοότες τοὺς Ἰουδαίους μὴ συνευδοκοῦντας τῇ τοῦ πατρὸς ἐπὶ τὰ Ἑλληνικὰ μεταθέσει, ἀλλὰ τὴν ἑαυτῶν ἀγωγὴν αἱρετίζοντας ἀξιοῦντας συγχωρηθῆναι αὐτοῖς τὰ νόμιμα, (25) αἱρούμενοι οὖν καὶ τοῦτο τὸ ἔθνος ἐκτὸς ταραχῆς εἶναι κρίνομεν τό τε ἱερὸν ἀποκατασταθῆναι αὐτοῖς καὶ πολιτεύεσθαι κατὰ τὰ ἐπὶ τῶν προγόνων αὐτῶν ἔθη. (26) εὖ οὖν ποιήσεις διαπεμψάμενος πρὸς αὐτοὺς καὶ δοὺς δεξιάς, ὅπως εἰδότες τὴν ἡμετέραν προαίρεσιν εὔθυμοί τε ὦσιν καὶ ἡδέως διαγίνωνται πρὸς τῇ τῶν ἰδίων ἀντιλήμψει. Da er [sc. Lysias] nicht unverständig war, machte er sich Gedanken über die Niederlage, die ihm widerfahren war. Er erkannte, dass die Hebraier dank der Hilfe des mächtigen Gottes unbesiegbar waren, (14) und er sandte zu ihnen und überredete sie, Frieden zu schließen unter insgesamt fairen Bedingungen; auch den König [sc. Antiochos V.] wollte er unter Druck setzen und ihn überreden, mit ihnen Freundschaft zu schließen. (15) Der Makkabaier akzeptierte in Anbetracht der Vorteile alle Bedingungen, die Lysias stellte; und alle Forderungen, die der Makkabaier dem Lysias wegen der Ioudaier schriftlich überreichte, akzeptierte der König. … (22) Der Brief des Königs lautete folgendermaßen: «König Antiochos grüßt seinen Bruder Lysias. (23) Nachdem unser Vater zu den Göttern übergegangen ist, wollen wir, dass die Menschen aus unserem Reich sich ungestört um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern können. Wir haben gehört, dass die Ioudaier mit dem von meinem Vater betriebenen Wandel zum griechischen Lebensstil nicht einverstanden sind, sondern ihren eigenen Lebenswandel bevorzugen und deswegen verlangen, dass ihnen ihre herkömmliche Lebensweise zugestanden wird. Da es den Prinzipien unseres Handelns entspricht, dass auch dieses Volk ohne Aufruhr lebt, entscheiden wir, ihnen den Tempel zurückzugeben und das Recht zu gewähren, nach den Sitten ihrer Vorfahren zusammenzuleben. Du wirst also richtig handeln, wenn Du zu ihnen schickst und die rechte Hand ausstreckst, damit, wenn sie unsere Handlungsprinzipien kennenlernen, sie wohlgesonnen seien und sich freudig ihren eigenen Angelegenheiten widmen.»
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Lit.: Ch. Habicht, Royal Documents in Maccabees II, HSCP 80 (1976), 1–18, hier 7–17; ders., Jüdische Schriften aus hellenistischer Zeit. Historische und legendarische Erzählungen, 3,2. Makkabäerbuch, Bd.1.3, Gütersloh 1976; B. Bar-Kochva, Judas Maccabaeus: The Jewish Struggle against the Seleucids, New York 1989, 291–346. 40
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Während Antiochos IV. im J. 164 nach Persis aufbrach und dort starb, gingen die lodernden Auseinandersetzungen mit den Makkabaiern weiter. Im J. 162 versuchte der Regent Lysias erneut, das Problem militärisch zu lösen. Im Verlauf der Kampagne belagerte er die Ioudaier unter Ioudas Makkabaios im befestigten Tempelbezirk in Jerusalem. Erst als Philippos mit dem anderen seleukidischen Heer aus dem heutigen Iran einen Putschversuch in Antiocheia unternahm, wurde mit den Ioudaiern verhandelt. Der Friedensvertrag, um den es hier geht, war demnach aus der Not geboren. Der politische Hintergrund wird nur von I. Makk. und im Anschluss von Iosephos (oben 1) überliefert. Antiochos wird zwar von I. Makk. (6.62–63, vgl. Ios., Arch. xii 383) sofort des Eidbruches bezichtigt, da er die starken Verteidigungsmauern um den Tempel schleifen ließ, bevor das seleukidische Heer abzog, aber das Wesentliche an dem Vertrag, die Rücknahme der Zwangsmaßnahmen gegen den ioudaiischen Lebensstil, die Antiochos IV. verfügt hatte, blieb unangetastet in Kraft. Darüber sind sich I. Makk. und II. Makk. einig (oben 1, 2). Umstritten ist die Zugehörigkeit des «Antiochosbriefes» an Lysias im II. Makkabaierbuch (oben 2) zu diesem Zusammenhang. Er wird im Rahmen einer Dokumentensammlung überliefert, die zwar in den Erzählzusammenhang des Friedens von 162 gehört, aber im Gegensatz zu den restlichen drei dort überlieferten Dokumenten, die in das letzte Lebensjahr Antiochos’ IV. genau datiert sind – also mit dem Frieden von 162 in keinem direkten Zusammenhang stehen –, trägt er kein Datum. Aus diesem widersprüchlichen Überlieferungszusammenhang sowie aus der Tatsache, dass der Brief des Antiochos V. keine eindeutige Erwähnung von unmittelbar bevorstehenden militärischen Unternehmungen enthält, könnte man schließen, dass er kurz nach der Thronbesteigung als eine Art philanthropa-Maßnahme – solche sind aus dem ptolemaiischen Ägypten gut bekannt – verfasst wurde (so Habicht, a. a. O.). Dagegen spricht allerdings der Bericht in I. Makk. über die Umstände der Vertragsschließung im J. 162, aus dem eindeutig hervorgeht, dass die Freigabe der Anwendung der ioudaiischen Gesetze erst nach den Kämpfen erfolgte (so BarKochva, a. a. O. 520–523). Entweder war also der Brief, falls er, wie die anderen drei Dokumente, im J. 164 geschrieben worden war, nicht umgesetzt worden und so ohne Wirkung geblieben, oder er gehörte – was wahrscheinlicher ist – als einziges der in II. Makk. 11 überlieferten Dokumente tatsächlich in den Zusammenhang des aus der Notlage geborenen Politikwechsels vom J. 162. Die Vorgänge, die zum Vertragabschluss im J. 162 führten, müssen demnach formal erheblich komplizierter gewesen sein, als I. Makk. sie erzählt. Dies wird auch in den Einführungssätzen zur Dokumentensammlung in II. Makk. angedeutet (oben 2). Der unmittelbare Anlass für die Verhandlungen, die zum Vertragsabschluss führten, war allerdings eine militärische Niederlage des Lysias; auch hier liegt also eine verkürzte Darstellung vor. Der Brief zeigt, dass die üblichen bürokratischen Regeln des Seleukidenreichs eingehalten wurden und dass die veröffentlichte königliche Äußerung an Lysias –
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die Lysias selbst formuliert haben dürfte – die unbestrittene Zwangslage der königlichen Truppen vor Jerusalem absichtlich verschleierte. Die grundlegende Wende in der seleukidischen Politik gegenüber den aufständischen Ioudaiern wird deswegen offiziell als eine aus wohlüberlegten Prinzipien hervorgegangene gnädige Maßnahme des jungen Königs dargestellt. Über die Gewährung des tra- 5 ditionellen Lebensstils hinaus ist keine weitere Vertragsklausel bekannt.
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I. 161 v. Chr. 1. I. Makkabaier 8.17–30: καὶ ἐπελέξατο Ἰούδας τὸν Εὐπόλεμον υἱὸν Ἰωάννου τοῦ Ἀκκὼς καὶ Ἰάσονα υἱὸν Ἐλεαζάρου καὶ ἀπέστειλεν αὐτοὺς εἰς Ῥώμην στῆσαι φιλίαν καὶ συμμαχίαν (18) καὶ τοῦ ἆραι τὸν ζυγὸν ἀπ’ αὐτῶν, ὅτι εἶδον τὴν βασιλείαν τῶν Ἑλλήνων καταδουλουμένους τὸν Ἰσραὴλ δουλείᾳ. (19) καὶ ἐπορεύθησαν εἰς Ῥώμην, καὶ ἡ ὁδὸς πολλὴ σφόδρα, καὶ εἰσήλθοσαν εἰς τὸ βουλευτήριον καὶ ἀπεκρίθησαν καὶ εἶπον· (20) Ἰούδας ὁ καὶ Μακκαβαῖος καὶ οἱ ἀδελφοὶ αὐτοῦ καὶ τὸ πλῆθος τῶν Ἰουδαίων ἀπέστειλαν ἡμᾶς πρὸς ὑμᾶς στῆσαι μεθ’ ὑμῶν συμμαχίαν καὶ εἰρήνην καὶ γραφῆναι ἡμᾶς συμμάχους καὶ φίλους ὑμῶν. (21) καὶ ἤρεσεν ὁ λόγος ἐνώπιον αὐτῶν. (22) καὶ τοῦτο τὸ ἀντίγραφον τῆς ἐπιστολῆς, ἧς ἀντέγραψαν ἐπὶ δέλτοις χαλκαῖς καὶ ἀπέστειλαν εἰς Ἰερουσαλὴμ εἶναι παρ’ αὐτοῖς ἐκεῖ μνημόσυνον εἰρήνης καὶ συμμαχίας. (23) καλῶς γένοιτο Ῥωμαίοις καὶ τῷ ἔθνει Ἰουδαίων ἐν τῇ θαλάσσῃ καὶ ἐπὶ τῆς ξηρᾶς εἰς τὸν αἰῶνα, καὶ ῥομφαία καὶ ἐχθρὸς μακρυνθείη ἀπ’ αὐτῶν. (24) ἐὰν δὲ ἐνστῇ πόλεμος Ῥώμῃ προτέρᾳ ἢ πᾶσιν τοῖς συμμάχοις αὐτῶν ἐν πάσῃ τῇ κυριείᾳ αὐτῶν, (25) συμμαχήσει τὸ ἔθνος τῶν Ἰουδαίων, ὡς ἂν ὁ καιρὸς ὑπογράφῃ αὐτοῖς, καρδίᾳ πλήρει· (26) καὶ τοῖς πολεμοῦσιν οὐ δώσουσιν οὐδὲ ἐπαρκέσουσιν σῖτον, ὅπλα, ἀργύριον, πλοῖα, ὡς ἔδοξεν Ῥώμῃ· καὶ φυλάξονται τὰ φυλάγματα αὐτῶν οὐθὲν λαβόντες. (27) κατὰ τὰ αὐτὰ δὲ ἐὰν ἔθνει Ἰουδαίων συμβῇ προτέροις πόλεμος, συμμαχήσουσιν οἱ Ῥωμαῖοι ἐκ ψυχῆς, ὡς ἂν αὐτοῖς ὁ καιρὸς ὑπογράφῃ· (28) καὶ τοῖς συμμαχοῦσιν οὐ δοθήσεται σῖτος, ὅπλα, ἀργύριον, πλοῖα, ὡς ἔδοξεν Ῥώμῃ· καὶ φυλάξονται τὰ φυλάγματα ταῦτα καὶ οὐ μετὰ δόλου. (29) κατὰ τοὺς λόγους τούτους οὕτως ἔστησαν Ῥωμαῖοι τῷ δήμῳ τῶν Ἰουδαίων. (30) ἐὰν δὲ μετὰ τοὺς λόγους τούτους βουλεύσωνται οὗτοι καὶ οὗτοι προσθεῖναι ἢ ἀφελεῖν, ποιήσονται ἐξ αἱρέσεως αὐτῶν, καὶ ὃ ἂν προσθῶσιν ἢ ἀφέλωσιν, ἔσται κύρια. Ioudas wählte den Eupolemos, Sohn des Ioannes, Enkel des Akkos, und Iason, Sohn des Eleazaros, aus und entsandte sie nach Rom, um Freundschaft und ein Bündnis zu schließen. (18) Ihr Ziel war auch, das Joch von ihnen [sc. den Ioudaiern] zu heben, weil er erkannte, dass das Königreich der Griechen Israel mit Sklaverei knechtete. (19) Sie reisten nach Rom und der Weg war äußerst lang; sie
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traten in das Senatsgebäude ein und gaben Rede und Antwort und trugen vor: (20) «Ioudas, der auch Makkabaios genannt wird, und seine Brüder und die Versammlung der Ioudaier entsandten uns zu Euch, um mit Euch Bündnis und Frieden zu schließen sowie als Eure Bundesgenossen und Freunde eingetragen zu werden.» (21) Die Rede gefiel ihnen. (22) Folgendes ist die Abschrift des Briefes, den sie auf Bronzetafeln schrieben und nach Jerusalem schickten, damit er bei ihnen ein Denkmal des Friedens und des Bündnisses sei. (23) «Wohlergehen möge es den Römern und dem Volksstamm der Ioudaier zur See und zu Lande auf ewige Zeit, und Schwert und Feind bleibe von ihnen fern! (24) Wenn ein Angriffskrieg gegen Rom oder alle ihre Bundesgenossen in ihrem ganzen Machtbereich entstehen sollte, (25) wird der Volksstamm der Ioudaier Bündnishilfe leisten, wie es ihnen die Zeitumstände erlauben mögen, mit vollem Herzen; (26) den Kriegführenden [sc. den Angreifern] werden sie Getreide, Waffen, Geld oder Schiffe weder geben noch gewähren, wie es Rom richtig erschien, und sie werden ihre Verpflichtungen ohne etwas dafür zu erhalten einhalten. (27) Ebenso wenn gegen den Volkstamm der Ioudaier ein Angriffskrieg entstehen sollte, werden die Römer mit Herz und Seele Bündnishilfe leisten, wie es ihnen die Zeitumstände erlauben mögen; (28) den Mitkämpfern [Textfehler für «Kriegführenden», sc. Angreifern, wie (26)] werden Getreide, Waffen, Geld oder Schiffe nicht gegeben, wie es Rom richtig erschien, und sie werden ihre Verpflichtungen einhalten, und zwar ohne List. (29) Auf Grund dieser Bestimmungen schlossen die Römer den Vertrag mit dem Volk der Ioudaier. (30) Wenn aber nach diesen Bestimmungen diese oder jene etwas hinzufügen oder streichen möchten, so werden sie es nach dem Willen beider Vertragspartner tun, und das, was sie hinzufügen oder streichen, wird gültig.»
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2. Iosephos, Archaiologia xii 415–419: πέμψας οὖν εἰς τὴν Ῥώμην τῶν αὐτοῦ φίλων Εὐπόλεμον τὸν Ἰωάννου υἱὸν καὶ Ἰάσονα τὸν Ἐλεαζάρου παρεκάλει δι’ αὐτῶν συμμάχους εἶναι καὶ φίλους, καὶ Δημητρίῳ γράψαι, ὅπως μὴ πολεμῇ τοὺς Ἰουδαίους. (416) ἐλθόντας δὲ εἰς τὴν Ῥώμην τοὺς παρὰ τοῦ Ἰούδα πρεσβευτὰς ἡ σύγκλητος δέχεται καὶ διαλεχθεῖσα περὶ ὧν ἐπέμφθησαν τὴν συμμαχίαν ἐπινεύει. 30 ποιήσασα δὲ περὶ τούτου δόγμα τὸ μὲν ἀντίγραφον εἰς τὴν Ἰουδαίαν ἀπέστειλεν, αὐτὸ δ’εἰς τὸ Καπετώλιον εἰς χαλκᾶς ἐγγράψαντες δέλτους ἀνέθεσαν. (417) ἦν δὲ τοιοῦτον· δόγμα συγκλήτου περὶ συμμαχίας καὶ εὐνοίας τῆς πρὸς τὸ ἔθνος τὸ Ἰουδαίων. μηδένα τῶν ὑποτεταγμένων Ῥωμαίοις πολεμεῖν τῷ Ἰουδαίων ἔθνει μηδὲ τοῖς πολεμοῦσι χορηγεῖν ἢ σῖτον ἢ πλοῖα ἢ χρήματα. (418) ἐὰν δὲ ἐπίωσί 35 τινες Ἰουδαίοις, βοηθεῖν Ῥωμαίους αὐτοῖς κατὰ τὸ δυνατόν, καὶ πάλιν, ἂν τῇ Ῥωμαίων ἐπίωσίν τινες, Ἰουδαίους αὐτοῖς συμμαχεῖν. ἂν δέ τι πρὸς ταύτην τὴν συμμαχίαν θελήσῃ τὸ τῶν Ἰουδαίων ἔθνος ἢ προσθεῖναι ἢ ἀφελεῖν, τοῦτο κοινῇ γινέσθω γνώμῃ τοῦ δήμου τοῦ Ῥωμαίων, ὃ δ’ ἂν προστεθῇ τοῦτ’ εἶναι κύριον. (419) ἐγράφη τὸ δόγμα ὑπὸ Εὐπολέμου τοῦ Ἰωάννου παιδὸς καὶ ὑπὸ Ἰάσονος 40 τοῦ Ἐλεαζάρου ἐπ’ ἀρχιερέως μὲν τοῦ ἔθνους Ἰούδα, στρατηγοῦ δὲ Σίμωνος
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τοῦ ἀδελφοῦ αὐτοῦ. καὶ τὴν μὲν πρώτην Ῥωμαίοις πρὸς Ἰουδαίους φιλίαν καὶ συμμαχίαν οὕτως συνέβη γενέσθαι. Er sandte also nach Rom zwei seiner Freunde, Eupolemos, Sohn des Ioannes, und Iason, Sohn des Eleazaros, und forderte die Römer durch die beiden auf, Bundesgenossen und Freunde zu sein und Demetrios zu schreiben, dass er nicht gegen die Ioudaier Krieg führen solle. (416) In Rom angekommen, wurden die Gesandten des Ioudas vom Senat empfangen, und er debattierte über ihr Anliegen und befürwortete das Bündnis. Über diese Sache verfassten sie ein senatus consultum und schickten eine Abschrift nach Ioudaia; das Original ließen sie auf Bronzetafeln eingravieren und weihten es auf dem Kapitol. (417) Es lautete folgendermaßen: «Senatus consultum wegen des Bündnisses und Wohlwollens gegenüber dem Volksstamm der Ioudaier. Kein Untertan der Römer darf Krieg gegen den Volksstamm der Ioudaier führen, und den Kriegführenden weder Getreide noch Schiffe noch Geld zur Verfügung stellen. (418) Sollten irgendwelche Leute die Ioudaier angreifen, werden die Römer, soweit sie können, Hilfe leisten, und wiederum, sollten irgendwelche Leute das Land der Römer angreifen, werden die Ioudaier ihnen Bündnishilfe gewähren. Sollte der Volksstamm der Ioudaier diesem Bündnisvertrag etwas hinzufügen oder tilgen wollen, darf dies nach einer gemeinsamen Willensbildung mit dem römischen Volk geschehen, und die hinzugefügte Bestimmung soll gültig sein.» (419) Das senatus consultum wurde aufgeschrieben von Eupolemos, Sohn des Ioannes, und von Iason, Sohn des Eleazaros, als Ioudas Hohepriester des Volkstammes war und Simon, sein Bruder, General. Auf diese Weise kam der erste Freundschafts- und Bündnisvertrag der Römer mit den Ioudaiern zustande.
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3. II. Makkabaier 4.11: καὶ τὰ κείμενα τοῖς Ἰουδαίοις φιλάνθρωπα βασιλικὰ διὰ Ἰωάννου τοῦ πατρὸς Εὐπολέμου τοῦ ποιησαμένου τὴν πρεσβείαν ὑπὲρ φιλίας 25 καὶ συμμαχίας πρὸς τοὺς Ῥωμαίους παρώσας καὶ τὰς μὲν νομίμους καταλύων πολιτείας παρανόμους ἐθισμοὺς ἐκαίνιζεν. Die für die Ioudaier bestehenden königlichen Vergünstigungen, die von Ioannes, dem Vater des Eupolemos, der die Gesandtschaft nach Rom wegen der Freundschaft und des Bündnisses mit den Römern durchgeführt hatte, gewon- 30 nen worden waren, stieß er [sc. Iason] zur Seite, hob die Verfassung gemäß dem Gesetz auf und führte neue gesetzeswidrige Bräuche ein. 4. Iosephos, Archaiologia xiv 233: Γάϊος Φάννιος Γαΐου υἱὸς στρατηγὸς ὕπατος Κῴων ἄρχουσι χαίρειν. βούλομαι ὑμᾶς εἰδέναι, ὅτι πρέσβεις Ἰουδαίων μοι προσῆλθον ἀξιοῦντες λαβεῖν τὰ συγκλήτου δόγματα τὰ περὶ αὐτῶν γεγονότα. 35 ὑποτέτακται δὲ τὰ δεδογμένα. ὑμᾶς οὖν θέλω φροντίσαι καὶ προνοῆσαι τῶν ἀνθρώπων κατὰ τὸ τῆς συγκλήτου δόγμα, ὅπως διὰ τῆς ὑμετέρας χώρας εἰς τὴν οἰκείαν ἀσφαλῶς ἀνακομισθῶσιν. «C. Fannius C. f., Konsul, grüßt die Amtsträger der Koer. Ich möchte Euch davon in Kenntnis setzen, dass Gesandte der Ioudaier bei mir vorstellig waren mit 40
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dem Wunsch, die sie betreffenden senatus consulta zu erhalten. Die Beschlüsse sind beigefügt. Ich möchte also, dass Ihr Euch um sie kümmert und gemäß dem senatus consultum für diese Männer Sorge tragt, dass sie in Sicherheit durch Euer Land nach Hause zurückfahren.» 5. Justinus xxxvi 3.9: a Demetrio cum descivissent, amicitia Romanorum petita 5 primi omnium ex Orientalibus libertatem acceperunt, facile tunc Romanis de alieno largientibus. Als sie sich von Demetrios abgesetzt hatten, suchten sie die Freundschaft der Römer, und als erstes aller östlichen Völker erhielten sie die Freiheit; damals verschenkten die Römer großzügig anderer Leute Besitz. 10 II. 144/143 v. Chr. 1. I. Makkabaier 12.1–4: καὶ εἶδεν Ἰωνάθαν ὅτι ὁ καιρὸς αὐτῷ συνεργεῖ, καὶ ἐπελέξατο ἄνδρας καὶ ἀπέστειλεν εἰς Ῥώμην στῆσαι καὶ ἀνανεώσασθαι τὴν πρὸς αὐτοὺς φιλίαν. (2) καὶ πρὸς Σπαρτιάτας καὶ τόπους ἑτέρους ἀπέστειλεν ἐπιστολὰς κατὰ τὰ αὐτά. (3) καὶ ἐπορεύθησαν εἰς Ῥώμην καὶ εἰσῆλθον εἰς τὸ βουλευτήριον 15 καὶ εἶπον· Ἰωνάθαν ὁ ἀρχιερεὺς καὶ τὸ ἔθνος τῶν Ἰουδαίων ἀπέστειλεν ἡμᾶς ἀνανεώσασθαι τὴν φιλίαν ἑαυτοῖς καὶ τὴν συμμαχίαν κατὰ τὸ πρότερον. (4) καὶ ἔδωκαν ἐπιστολὰς αὐτοῖς πρὸς αὐτοὺς κατὰ τόπον, ὅπως προπέμπωσιν αὐτοὺς εἰς γῆν Ἰούδα μετ’ εἰρήνης. Ionathan erkannte, dass die Zeitumstände ihm zuarbeiteten, und so wählte 20 er Männer aus und entsandte sie nach Rom, um die Freundschaft zu bestätigen und zu erneuern. (2) Auch an die Spartaner und an andere Orte schickte er Briefe desselben Inhalts. (3) Sie reisten nach Rom und traten in das Senatsgebäude ein und trugen ihr Anliegen vor: «Ionathan, der Hohepriester, und der Volksstamm der Ioudaier entsandten uns, um ihre Freundschaft und das 25 Bündnis wie früher zu erneuern.» (4) Sie [sc. die Senatoren] gaben ihnen Briefe an die zuständigen Leute in jedem Ort, dass sie ihnen sicheres Geleit ins Land Iouda gewährten. 2. Iosephos, Archaiologia xiii 163–165: ὁρῶν οὖν, ὅτι πάντ’ αὐτῷ κατὰ νοῦν προνοίᾳ θεοῦ χωρεῖ, πρὸς Ῥωμαίους πρεσβευτὰς ἀπέστειλεν, ἀνανεώσασθαι 30 βουλόμενος τὴν γενομένην τῷ ἔθνει πρὸς αὐτοὺς ἔμπροσθεν φιλίαν. (164) τοῖς δ’ αὐτοῖς πρεσβευταῖς ἐπέστειλεν ἀπὸ τῆς Ῥώμης ἀναστρέφουσιν πρὸς τοὺς Σπαρτιάτας ἀφικέσθαι καὶ τὴν πρὸς αὐτοὺς ὑπομνῆσαι φιλίαν καὶ συγγένειαν. οἱ δ’ ὡς ἦλθον εἰς τὴν Ῥώμην παρελθόντες εἰς τὴν βουλὴν αὐτῶν καὶ τὰ παρὰ Ἰωνάθου τοῦ ἀρχιερέως εἰπόντες, ὡς πέμψειεν αὐτοὺς ἐπὶ τῇ τῆς συμμαχίας 35 βεβαιώσει, (165) τῆς βουλῆς ἐπικυρωσάσης τὰ πρότερον αὐτῇ περὶ τῆς Ἰουδαίων φιλίας ἐγνωσμένα καὶ δούσης ἐπιστολὰς πρὸς ἅπαντας τοὺς βασιλεῖς τῆς Ἀσίας καὶ Εὐρώπης καὶ τῶν πόλεων ἄρχοντας αὐτοῖς κομίζειν, ὅπως ἀσφαλοῦς τῆς εἰς τὴν οἰκείαν κομιδῆς δι’ αὐτῶν τύχωσιν, …
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Als er sah, dass ihm alle seine Unternehmungen dank der Fürsorge Gottes gelangen, schickte er Gesandte an die Römer, da er die seinem Volksstamm früher von ihnen gewährte Freundschaft erneuern wollte. (164) Denselben Gesandten trug er auf, auf dem Rückweg von Rom zu den Spartanern zu fahren und dort an ihre Freundschaft und Verwandtschaft zu erinnern. Als sie nach Rom kamen, 5 traten sie vor den Senat und trugen das Anliegen des Hohepriesters Ionathan vor: Er habe sie wegen der Bestätigung des Bündnisses entsandt. (165) Der Senat bestätigte die früheren Beschlüsse wegen der Freundschaft mit den Ioudaiern und gab ihnen Briefe an alle Könige in Asia und Europa sowie an die Amtsträger in den Städten mit, damit sie durch sie eine sichere Rückkehr nach Hause erfuh- 10 ren … III. Nach 142 v. Chr. 1. I. Makkabaier 14.24: μετὰ ταῦτα ἀπέστειλεν Σίμων τὸν Νουμήνιον εἰς Ῥώμην ἔχοντα ἀσπίδα χρυσῆν μεγάλην ὁλκὴν μνῶν χιλίων εἰς τὸ στῆσαι πρὸς αὐτοὺς τὴν συμμαχίαν. 15 Nachher entsandte Simon den Noumenios nach Rom mit einem großen goldenen Schild, von Gewicht 1000 Mnai, um das Bündnis mit ihnen zu bestätigen. 2. I. Makkabaier 14.16–19: καὶ ἠκούσθη ἐν Ῥώμῃ ὅτι ἀπέθανεν Ἰωνάθαν καὶ ἕως Σπάρτης, καὶ ἐλυπήθησαν σφόδρα. (17) ὡς δὲ ἤκουσαν ὅτι Σίμων ὁ ἀδελφὸς αὐτοῦ γέγονεν ἀρχιερεὺς ἀντ’ αὐτοῦ καὶ αὐτὸς ἐπικρατεῖ τῆς χώρας καὶ τῶν 20 πόλεων τῶν ἐν αὐτῇ, (18) ἔγραψεν πρὸς αὐτὸν δέλτοις χαλκαῖς τοῦ ἀνανεώσασθαι πρὸς αὐτὸν φιλίαν καὶ συμμαχίαν, ἣν ἔστησαν πρὸς Ἰούδαν καὶ Ἰωνάθαν τοὺς ἀδελφοὺς αὐτοῦ. (19) καὶ ἀνεγνώσθησαν ἐνώπιον τῆς ἐκκλησίας ἐν Ἰερουσαλήμ. Es wurde in Rom und bis nach Sparta bekannt, dass Ionathan tot war, und sie trauerten sehr. (17) Als sie hörten, dass Simon, sein Bruder, an seiner Stelle Hohe- 25 priester geworden war, und dass er das Land und die Städte darin beherrschte, (18) schrieben sie ihm auf Bronzetafeln wegen der Erneuerung der Freundschaft und des Bündnisses mit ihm, die sie mit seinen Brüdern Ioudas und Ionathan geschlossen hatten. (19) Sie wurden vor dem versammelten Volk in Jerusalem vorgelesen. 30 3. I. Makkabaier 15.15–24: καὶ ἦλθεν Νουμήνιος καὶ οἱ παρ’ αὐτοῦ ἐκ Ῥώμης ἔχοντες ἐπιστολὰς τοῖς βασιλεῦσιν καὶ ταῖς χώραις, ἐν αἷς ἐγέγραπτο τάδε· (16) Λεύκιος ὕπατος Ῥωμαίων Πτολεμαίῳ βασιλεῖ χαίρειν. (17) οἱ πρεσβευταὶ τῶν Ἰουδαίων ἦλθον πρὸς ἡμᾶς φίλοι ἡμῶν καὶ σύμμαχοι ἀνανεούμενοι τὴν ἐξ ἀρχῆς φιλίαν καὶ συμμαχίαν ἀπεσταλμένοι ἀπὸ Σίμωνος τοῦ ἀρχιερέως καὶ 35 τοῦ δήμου τῶν Ἰουδαίων, (18) ἤνεγκαν δὲ ἀσπίδα χρυσῆν ἀπὸ μνῶν χιλίων. (19) ἤρεσεν οὖν ἡμῖν γράψαι τοῖς βασιλεῦσιν καὶ ταῖς χώραις ὅπως μὴ ἐκζητήσωσιν αὐτοῖς κακὰ καὶ μὴ πολεμήσωσιν αὐτοὺς καὶ τὰς πόλεις αὐτῶν καὶ τὴν χώραν αὐτῶν καὶ ἵνα μὴ συμμαχῶσιν τοῖς πολεμοῦσιν πρὸς αὐτούς. (20) ἔδοξεν δὲ ἡμῖν
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δέξασθαι τὴν ἀσπίδα παρ’ αὐτῶν. (21) εἴ τινες οὖν λοιμοὶ διαπεφεύγασιν ἐκ τῆς χώρας αὐτῶν πρὸς ὑμᾶς, παράδοτε αὐτοὺς Σίμωνι τῷ ἀρχιερεῖ, ὅπως ἐκδικήσῃ αὐτοὺς κατὰ τὸν νόμον αὐτῶν. (22) καὶ ταὐτὰ ἔγραψεν Δημητρίῳ τῷ βασιλεῖ καὶ Ἀττάλῳ καὶ Ἀριαράθῃ καὶ Ἀρσάκῃ (23) καὶ εἰς πάσας τὰς χώρας καὶ Σαμψάμῃ καὶ Σπαρτιάταις καὶ εἰς Δῆλον καὶ εἰς Μύνδον καὶ εἰς Σικυῶνα καὶ εἰς τὴν Καρίαν καὶ εἰς Σάμον καὶ εἰς τὴν Παμφυλίαν καὶ εἰς Λυκίαν καὶ εἰς Ἁλικαρνασσὸν καὶ εἰς Ῥόδον καὶ εἰς Φασηλίδα καὶ εἰς Κῶ καὶ εἰς Σίδην καὶ εἰς Ἄραδον καὶ Γόρτυναν καὶ Κνίδον καὶ Κύπρον καὶ Κυρήνην. (24) τὸ δὲ ἀντίγραφον τούτων ἔγραψαν Σίμωνι τῷ ἀρχιερεῖ. Noumenius und seine Mitgesandten kamen von Rom mit Briefen an die Könige und an die Länder, in denen Folgendes geschrieben stand. (16) «Lucius, Konsul der Römer, grüßt König Ptolemaios. (17) Die Gesandten der Ioudaier kamen zu uns als unsere Freunde und Bundesgenossen, um die ursprüngliche Freundschaft und das Bündnis zu erneuern; sie wurden entsandt von Simon, dem Hohepriester, und dem Volk der Ioudaier (18) und sie brachten einen goldenen Schild im Wert von 1000 Mnai mit. (19) Es gefiel uns also, an die Könige und die Länder zu schreiben, dass sie nicht danach trachten sollten, ihnen Schaden zuzufügen, und dass sie keinen Krieg gegen sie oder ihre Städte und Territorien führen sollten und auch keine Bündnishilfe für diejenigen, die gegen sie Krieg führen, leisten sollten. (20) Wir beschlossen, den Schild anzunehmen. (21) Falls üble Menschen aus ihrem Land zu Euch geflohen sein sollten, liefert sie an Simon, den Hohepriester, aus, damit er sie gemäß ihrem Gesetz richten kann.» (22) Dasselbe schrieb er auch an den König Demetrios und Attalos und Ariarathes und Arsakes (23) und an alle Länder und an Sampsame und die Spartaner und nach Delos und nach Myndos und nach Sikyon und nach Karien und nach Samos und nach Pamphylien und nach Lykien und nach Halikarnassos und nach Rhodos und nach Phaselis und nach Kos und nach Side und nach Arados und Gortyn und Knidos und Kypros und Kyrene. (24) Die Kopie dieser Briefe schrieben sie an Simon, den Hohepriester.
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4. Iosephos, Archaiologia xiv 145–148: Λεύκιος Οὐαλέριος Λευκίου υἱὸς 30 στρατηγὸς συνεβουλεύσατο τῇ συγκλήτῳ εἴδοις Δεκεμβρίαις ἐν τῷ τῆς Ὁμονοίας ναῷ. γραφομένῳ τῷ δόγματι παρῆσαν Λούκιος Κωπώνιος Λευκίου υἱὸς Κολλίνα καὶ Παπείριος Κυρίνα. (146) περὶ ὧν Ἀλέξανδρος Ἰάσονος καὶ Νουμήνιος Ἀντιόχου καὶ Ἀλέξανδρος Δωροθέου Ἰουδαίων πρεσβευταί, ἄνδρες ἀγαθοὶ καὶ σύμμαχοι διελέχθησαν ἀνανεούμενοι τὰς προϋπηργμένας πρὸς Ῥωμαίους χάριτας 35 καὶ τὴν φιλίαν, (147) καὶ ἀσπίδα χρυσῆν σύμβολον τῆς συμμαχίας γενομένην ἀνήνεγκαν ἀπὸ χρυσῶν μυριάδων πέντε, καὶ γράμματ’ αὐτοῖς ἠξίωσαν δοθῆναι πρός τε τὰς αὐτονομουμένας πόλεις καὶ πρὸς βασιλεῖς ὑπὲρ τοῦ τὴν χώραν αὐτῶν καὶ τοὺς λιμένας ἀδείας τυγχάνειν καὶ μηδὲν ἀδικεῖσθαι, (148) ἔδοξεν συνθέσθαι φιλίαν καὶ χάριτας πρὸς αὐτούς, καὶ ὅσων ἐδεήθησαν τυχεῖν ταῦτ’ 40 αὐτοῖς παρασχεῖν καὶ τὴν κομισθεῖσαν ἀσπίδα προσδέξασθαι.
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L. Valerius L. f., Praetor, verhandelte mit dem Senat an den Iden des Dezember [13. Dezember] im Tempel der Concordia. Beim Schreiben des senatus consultum waren anwesend L. Coponius L. f. aus der Tribus Collina und Papirius aus der Tribus Quirina. (146) In Bezug auf die Angelegenheiten, die Alexandros, Sohn des Iason, Noumenios, Sohn des Antiochos, und Alexandros, Sohn 5 des Dorotheos, Gesandte der Ioudaier, gute Männer und unsere Bundesgenossen, vortrugen, nämlich dass sie den schon vorhandenen guten Willen gegenüber den Römern und die Freundschaft zu erneuern wünschten. (147) Und als Zeichen des Bündnisses brachten sie einen goldenen Schild im Wert von 50.000 chrysoi [sc. Goldstateren] mit: Sie baten außerdem darum, dass ihnen 10 Schreiben an die selbstverwaltenden Städte sowie an die Könige gegeben werden, wegen der Gewährung des ungestörten Besitzes ihres Landes und der Häfen, und damit ihnen kein Schaden zugefügt wird. (148) Es wurde beschlossen, die Freundschaft und den guten Willen ihnen gegenüber zu bestätigen und das, was sie sich wünschten, zu gewähren und den mitgebrachten Schild anzu- 15 nehmen. Vgl. Iosephos, Archaiologia xiii 227: κρατήσας δὲ διὰ πάσης τῶν πολεμίων ἐν εἰρήνῃ τὸν λοιπὸν διήγαγεν χρόνον, ποιησάμενος καὶ αὐτὸς πρὸς Ῥωμαίους συμμαχίαν. Nachdem er [sc. Simon] die Feinde überall besiegt hatte, verbrachte er seine restliche 20 Zeit in Frieden; er schloss auch ein Bündnis mit den Römern. I. Makkabaier 14.40: ἤκουσεν γὰρ ὅτι προσηγόρευνται οἱ Ἰουδαῖοι ὑπὸ Ῥωμαίων φίλοι καὶ σύμμαχοι καὶ ἀδελφοί, καὶ ὅτι ἀπήντησαν τοῖς πρεσβευταῖς Σίμωνος ἐνδόξως, … Er [sc. Demetrios] hörte, dass die Ioudaier von den Römern als Freunde und Bundesgenossen und Brüder angesprochen wurden, und dass sie [sc. die Römer] den Gesandten 25 Simons mit Ehre begegneten …
IV. Nach 129 v. Chr. Iosephos, Archaiologia xiii 259–266: Ὑρκανὸς δὲ ὁ ἀρχιερεὺς ἀνανεώσασθαι τὴν πρὸς Ῥωμαίους φιλίαν βουλόμενος πέμπει πρὸς αὐτοὺς πρεσβείαν. καὶ ἡ σύγκλητος δεξαμένη τὰ παρ’ αὐτοῦ γράμματα ποιεῖται πρὸς αὐτὸν φιλίαν τούτῳ τῷ τρόπῳ· (260) Φάννιος Μάρκου υἱὸς στρατηγὸς βουλὴν συνήγαγεν πρὸ ὀκτὼ 30 εἰδῶν Φεβρουαρίων ἐν Κομιτίῳ παρόντος Λουκίου Μαλλίου Λουκίου υἱοῦ Μενηνία καὶ Γαΐου Σεμπρωνίου Γαίου υἱοῦ Φαλέρνα· περὶ ὧν ἐπρέσβευσε Σίμων Δοσιθέου καὶ Ἀπολλώνιος Ἀλεξάνδρου καὶ Διόδωρος Ἰάσονος ἄνδρες καλοὶ καὶ ἀγαθοὶ πεμφθέντες ὑπὸ δήμου τοῦ Ἰουδαίων, (261) οἳ καὶ διελέχθησαν περὶ φιλίας τῆς ὑπαρχούσης τούτοις καὶ συμμαχίας πρὸς Ῥωμαίους καὶ τῶν δημοσίων 35 πραγμάτων, ὅπως τε Ἰόππη καὶ λιμένες καὶ Γάζαρα καὶ Πηγαὶ καὶ ὅσας πόλεις αὐτῶν ἄλλας καὶ χωρία πολεμῶν ἔλαβεν Ἀντίοχος παρὰ τὸ τῆς συγκλήτου δόγμα ταῦτα ἀποκατασταθῇ, (262) ἵνα τε τοῖς στρατιώταις τοῖς βασιλικοῖς μὴ ἐξῇ διὰ τῆς χώρας τῆς αὐτῶν καὶ τῶν ὑπηκόων αὐτῶν διέρχεσθαι, καὶ ὅπως τὰ κατὰ τὸν πόλεμον ἐκεῖνον ψηφισθέντα ὑπὸ Ἀντιόχου παρὰ τὸ τῆς συγκλήτου 40
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δόγμα ἄκυρα γένηται, (263) ἵνα τε πρέσβεις πέμψαντες ἀποδοθῆναί τε αὐτοῖς ποιήσωσι τὰ ὑπ’ Ἀντιόχου ἀφαιρεθέντα καὶ τὴν χώραν διατιμήσωνται τὴν ἐν τῷ πολέμῳ διεφθαρμένην, ὅπως τε αὐτοῖς πρός τε βασιλεῖς καὶ δήμους ἐλευθέρους γράμματα δῶσιν εἰς ἀσφάλειαν τῆς εἰς οἶκον ἐπανόδου. (264) ἔδοξεν οὖν περὶ τούτων ταῦτα· ἀνανεώσασθαι φιλίαν καὶ συμμαχίαν πρὸς ἄνδρας ἀγαθοὺς καὶ 5 ὑπὸ δήμου πεμφθέντας ἀγαθοῦ καὶ φίλου. (265) περὶ μέντοι τῶν γραμμάτων ἀπεκρίναντο βουλεύσεσθαι, ὅταν ἀπὸ τῶν ἰδίων ἡ σύγκλητος εὐσχολήσῃ, σπουδάσειν τε τοῦ λοιποῦ μηδὲν εἰς αὐτοὺς ἀδίκημα τοιοῦτο γενήσεσθαι, δοῦναί τε αὐτοῖς τὸν στρατηγὸν Φάννιον χρήματα ἐκ τοῦ δημοσίου, ὅπως ἂν εἰς τὴν οἰκείαν ἐπανέλθοιεν. (266) Φάννιος μὲν οὖν οὕτως ἀποπέμπει τοὺς τῶν Ἰουδαίων 10 πρέσβεις χρήματά δοὺς αὐτοῖς ἐκ τοῦ δημοσίου καὶ δόγμα συγκλήτου πρὸς τοὺς διαπέμψοντας καὶ ἀσφαλῆ παρεξομένους τὴν οἴκαδε παρουσίαν. 260 Μαλλίου Niese, Μαννίου codd.; Μενηνία Manutius, Μεντίνα codd., Τρομεντίνα Ritschl; Γαίου ed. pr., πενναίου codd.
Der Hohepriester Hyrkanos schickte Gesandte an die Römer, weil er die Freundschaft mit ihnen erneuern wollte. Der Senat empfing sein Schreiben und schloss Freundschaft mit ihm auf folgende Weise (260). «Fannius M. f., Praetor, leitete die Sitzung des Senates am 8. (Tag) vor den Iden des Februar [6. Februar] in den Comitia; anwesend [sc. bei der schriftlichen Fassung des senatus consultum] waren L. Mallius L. f. aus der Tribus Menenia und C. Sempronius C. (?) f. aus der Tribus Falerna. Gegenstand war das Anliegen der Gesandten des ioudaiischen Volkes, Simon, Sohn des Dositheos, und Apollonios, Sohn des Alexandros, sowie Diodoros, Sohn des Iason, guter und edler Männer. (261) Sie referierten über die existierende Freundschaft und das Bündnis zwischen ihnen und den Römern und über die öffentlichen Belange ihres Staates, insbesondere über ihr Anliegen, dass Ioppa und die Häfen und Gazara und Pegai sowie die anderen ihrer Städte und Ortschaften, die Antiochos im Krieg entgegen dem senatus consultum eingenommen hatte, zurückgegeben werden sollten (262), damit es den königlichen Soldaten nicht mehr möglich sei, durch ihr Land und das ihrer Untertanen zu ziehen. Auch äußerten sie den Wunsch, dass das, was während jenes Krieges entgegen dem senatus consultum von Antiochos verfügt worden war, rückgängig gemacht werde (263) und dass die Römer Gesandte schicken sollten, um zu bewerkstelligen, dass die von Antiochos geraubten Ländereien zurückgegeben würden, und um den Wert des Landes, das im Krieg verwüstet worden war, zu schätzen. Sie wünschten auch, dass sie [sc. die Senatoren] ihnen Briefe an Könige and freie Städte wegen ihrer sicheren Rückkehr nach Hause geben. (264) Folgendes wurde über diese Dinge beschlossen: die Freundschaft und das Bündnis mit guten Männern, die von einem guten und befreundeten Volk entsandt wurden, ist zu erneuern.» (265). Bezüglich der schriftlich eingereichten Anliegen antworteten sie allerdings, dass sie erst dann darüber beraten würden, wenn der Senat nach der Behandlung interner Angelegenheiten Zeit habe; sie würden sich aber künf-
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tig Mühe geben, dass ihnen [sc. den Ioudaiern] kein derartiger Schaden geschehe; der Praetor Fannius würde ihnen aus der Staatskasse Geld geben, damit sie nach Hause kämen. (266) Fannius entließ nun also die Gesandten der Ioudaier. Er gab ihnen Geld aus der Staatskasse sowie das senatus consultum für diejenigen, die sie 5 befördern und für ihre sichere Rückkehr nach Hause Sorge tragen würden. V. 107–104 v. Chr. Iosephos, Archaiologia xiv 247–250: ψήφισμα Περγαμηνῶν. ἐπὶ πρυτάνεως Κρατίππου μηνὸς Δαισίου πρώτῃ γνώμη στρατηγῶν. ἐπεὶ Ῥωμαῖοι κατακολουθοῦντες τῇ τῶν προγόνων ἀγωγῇ τοὺς ὑπὲρ τῆς κοινῆς ἁπάντων ἀνθρώπων ἀσφαλείας κινδύνους ἀναδέ